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Chemical Übiaiy
Chemisch-teehnische
Untersuchungsmethoden.
Mit Benntzung der fröheren
Ton Dr. Friedrich Böckmann bearbeiteten AuflaKen,
und unter Mitwirkimg ton
E. ntiii, F. BvHlala, Tk. BMkarl, O. BOttehar, C. CoHsUr, K. DIsterMi, K. DUmmlv, A. Ck«rte,
Cn.EabaahraolMr, F. Flioktr, F. Fnak, H. Fraadaibarg, E. Qildan«l*t*r, R. Qialiin, O. QaHniaH,
E.Hm>»^ W.H*nb«r«, O.Halda, W. Jttlal, H.K»lil*r, PkKnlliag, K.B.Lahii»Bi, J. UwkwKMh,
C. J.Uibw, E- O. ■. Upp-uu, E. Hirekwilil, J. Mi*Mir, J. Plultr, O. PfaiHar, O. Pufakl, H. Rnah,
O. »eblaHig, C. Bohaah, Q. Bshlla, L-Tlaliaat, K.WiBdiwh, l-W.WIikl*r
herausgegeben von
Hr. Qeorg Iinnge,
Profeaaor der lecholKbeu Chemie am EidgeuasslacheD Polytechnllmm in Zürich.
Mit 119 TextabbilduDgen und 3 Tareln.
fmm/t*, vMMbuUg tHm£—ri*U1t und vrmuhrt* Außmg».
BerÜD.
Verlag von Julius Springer.
Alle Rechte, Insbesondere das der
Übersetzung in fremde Sprachen, Torbehalten.
UniTeraitAis- Buchdruckerei von OueiaT Schade {Otio Francke) in Berlia N.
Vorwort zum dritten Bande.
Auch, in diesem Bande sind, größtenteils infolge des Hin-
scbeidens früherer Mitarbeiter, mehrere große Abschnitte ganz
neu bearbeitet worden; so „Öle, Fette und Wachse" von Herrn
Dr. J. Ijewkowitsch; „Spezielle Methoden der Ol- und Fett-
industrie" von demselben; „Kautschuk und Kautschukwaren"
von Herren Dr. Fritz Frank und Dr. Eduard Marckwald;
;,Bier" von Herrn Prof. Dr. C. J. Lintner. Aber auch sämtliche
übrigen Abschnitte wurden einer gründlichen Durcharbeit
unterzogen, wobei einige derselben, insbesondere „Mineralöle",
„Schmiermittel", „Organische Farbstoffe" und „Gespinnstfasern",
beträchtliche Erweiterungen erfahren mußten. Selbstverständlich
sind auch alle übrigen Teile des Buches bis auf die Gegenwart
ergänzt -worden.
Zürich, Juli 1905.
G. Lunge.
141708
Inhaltsverzeichnis.
Seite
üienlöle* (Rohpatrokum, Benzin, Louchtöl, Braunkohlenteer, Asphalt,
Paraffin u. s. w.) Von Prof. Dr. D. Holde 1
Literatumachweis 1
Abkürzungen technischer Ausdrücke 2
Nomenklatur der Derivate des russischen Erdöls 3
A. Rohpetroleum 4
Allgemeines 4. I. Chemische Zusammensetzung 5. II. Spe-
zifisches Gewicht 6. m. Bestimmung des Wassergehalts 6.
IV. Bestimmung der mechanischen Verunreinigungen 8.
V. Bestimmung der Aasbeute an Benzin, Leuchtpetroleum,
Schmieröl etc. a) für den Fabrikbetrieb 8, b) für zoll- und
handelstechnische Zwecke 9, 1. älterer Apparat von Engler 10,
2. der zur Zeit amtlich vorgeschriebene Apparat 11. VI. Die
Entflammbarkeit 12. VII. Asphaltgehalt 13, a) qualitativer
Nachweis 13, b) quantitative Bestimmung 13. VIII. Paraffin-
gehalt, Bestimmung nach Holde 15. IX. Verdampfungswärme
von Erdölfraktionen 16. X. Ichthyol 18.
B. Benzin 19
Allgemeines 19. I. Spezifisches Gewicht 20. H. Einfache
Verdampfungsprobe 20. IH. Fraktionierte Destillation
a) zur Fabrikskontrolle 20, b) für zollamtliche Zwecke 21. IV. Ent-
flammbarkeit 21. V. Prüfung auf aromatische Kohlen-
wasserstoffe 23. VI. Nachweis von Terpentinöl und Kienöl
23. VU. Raffinationsgrad 24. VUI. Löslichkeit in abso-
lutem Alkohol 24.
C. Leuohtpetroleum 24
I. Äußere Erscheinungen 24. Farbe 24. a) Kolorimeter von
Stamm er 25, b) von Wilson 25. c) Russische Vorschriften 27.
Tabellen zur Farbenvergleichung mit Lösungen von Kaliumchromat
28. n. Spezifisches Gewicht 30. IIL Viskosität und Er-
starrungspunkt 30. IV. Flammpunkt 31. a) Petroleumprober
Yl Inhalts verzeichDis.
Seite
von Abel 31. b) Proben damit auf Entflammbarkeit 32. c) Wieder-
holung des Probens 33. d) Berechnung für Barometerdruck 34.
Beispiel 34. Allgemeine Bemerkungen 35. Tabelle für Umrechnung
auf normalen Barometerstand 36. V. Brennpunkt 37. VI. Frak-
tionierte Destillation 37, im Apparate von Engler 37.
VII. Prüfung des Raffinationsgrades, a) Ermittelung des
Schwefelgehaltes 38, nach Heußler, Kißling und Engler 38.
b) Säuerangsprobe 40. c) Säurebestimmung 41. d) Gegenwart
• naphthensaurer und sulfosaurer Salze 41. e) Aschengehalt 41.
f) Brechen 42. VIII. Gehalt an Karbüren 42. IX. Brenn-
probe und Leuchtwertbestimmung 42. Versuchslampen 42.
Einstellung der Flamraenhöhe 43. Lichtstärke 43. Verbrauch an
Petroleum 43. Lichteinheit 43. Praktische Brennversuche 44.
X. Löslichkeit in absolutem Alkohol 44.
D. Putzöle aus Rohpetroleum 44
E. Gasöle aus Rohpetroleum 45
Allgemeines 45. Vergasungsofen von Wernecke 46. Beschreibuog
eines praktischen Vergasungsversuches 48.
F. Transformatorenöle 49
Q. Heizöle (Masut, Astatki) 51
H. Paraffinmassen aus Rohpetroleum 52
I. Teer- und pechartige DestillationsrOokstände (Petroleum teer,
Petroleumasphalt, Petroleumpech) 54
Prüfung auf Zähigkeit 54. Schmelzpunkt 55. Spezifisches Gewicht 56.
Nachweis fremder Teere, Peche und Asphalte in Erdölpechen 56.
Erkennung von sogen. Fettpechen 56. Säure-, Ester- und Versei-
fungszahlen von Erdolrückständen und Fettpechen 58, Kupfergehalt
59. Nachweis von Holzteer und Steinkohlenteer oder -Pech 59.
Nachweis von Naturasphalt in Erdölpechen 61. Asphaltpulver and
Asphaltsteine 61. Bestimmung des Bitumen gehalts 61.
K. Abfälle der Raffination von Mineralölen 62
Säureharze 62. Neutrale pechartige Stoffe 63. Abfallsäuren 63. Ab-
falllaugen 65. Seifenöle 65.
L. Pieenfraktion 65
M. Koks 65
N. Permanente Qase 66
O. Bitumen und Teer aus Braunkohle 66
I. Schwelversuche zur Bestimmung der Teerausbeute 67. II. Prü-
fung des Höhte ers aus Braunkohle 68. III. Prüfung der aus
Braunkohlen- und Schieferteer erhaltenen öligen Destillate 70.
IV. Paraffin massen, -schuppen und fertiges Paraffin aus Braun-
kohlenteer 72. Shukoffs Schmelzpunktapparat 72. V. Fertige
Paraffinkerzen 74. VI. Kompositionskerzen 74. VII. Mon-
tanwachs 75.
Inhaltsverzeichnis. YU
Seite
P. 8oM«ferteer 76
Q. Torfl«tr '. 77
R. Erdwachs (Ozokerit, Geresin) 78
üntersnetaiuig der SehmiermltteL Von Prof. Dr. D. H o 1 d e 81
Aufzählung and Charakteristik 81. a) Mineralschmieröle 81. Klassen
derselben 82. b) Fette Öle 82. c) Mischungen von fetten ölen und
Mineralölen 83. d) Konsistente Fette 83. e) Emulgierbare sogen,
wasserlösliche Mineralöle 83. f) Kautschuköle 84. g) Nichtölige
Schmiermittel 84.
A. Mineralöle 84
I. Äußere Erscheinungen 84. Farbe 84. Konsistenz 85. Mecha-
nische Verunreinigungen 85. IL Spezifisches Gewicht 85.
Normal-Ölaräometer 86. Kleine Aräometer 87. Pyknometer 87.
Tabelle der spezifischen Gewichte verschiedener Öle 88. Alkohol-
schwimmmethode 88. III. Ausdehnungskoeffizienten 89.
lY. Zähflüssigkeit 92. Viskosimeter von Engler 92. Vor-
schriften für Benutzung des einfachen Engler sehen Apparates 93.
Änderungen der Zähflüssigkeit von ölen 96. Abkürzung der Ver-
suche 97. Vierfacher Apparat von Märten s 97. Arbeit mit
kleineren Flüssigkeitsvolamen 99. Versuche bei sehr hohen Wärme-
graden 100. V. Verhalten in der Kälte 101. Einfaches Rea-
gensglas-Verfahren 102. Zahlenmäßige Vergleichuug dos Fließ-
vermögens in der Kälte 103. VI. Verdampf barkeit und Ent-
flammbarkeit 106. Verdampf barkeit lü7. Flammpunktsbe-
stimmnng 109. Pensky-Martensscher Apparat 109. Abelscher
Petroleumprober 111. Versuch im offenen Tiegel 111. Unter-
schiede zwischen den in verschiedener Weise bestimmten Flamm-
punkten 113. Brennpunktsbestimmung 113. Destillationsprobe
und Siedepanktsbestimmung 114. VII. Optische Prüfungen 114.
Optische Drehung 114. Brechungskoeffizient 114. Chemische
Prüfungen. VIII. Säuregehalt und freies Alkali 115, bei
hellfarbigen Ölen 115, bei dunkelfarbigen Ölen 116. Qualitative
Prüfung auf freie Mineralsäuren 117. Säurebestimmung bei ge-
erbten Mineralölen 117, in Mischungen mit Fetten und fetten
ölen 118. IX. Gehalt an Harz 119. Unverseif bare Anteile des
Kolophoniums 122. X. Verharzungsvermögen in dünner
Schicht 123. XI. Angriffsvermögen auf Lagermetalle 123.
XII. Gehalt an Wasser 124. XIII. Gehalt an Asche 125.
XIV. Gehalt an Seife 126. XV. Gehalt an fettem Öl 127.
Ermittelung der Art des fetten Öles 129. XVI. Gehalt an fremden
unverseifbaren Ölen und Teeren 129. Harzöle 129. Re-
aktionen 129. Quantitativer Nachweis 130. i Verdampf barkeit 132.
Teere 132. XVII. Gehalt an Kautschuk 132. XVUI. Gehalt
an Entscheinungsmitteln und Parfümierungsstoffen 133.
VXII InhaltsyerKeichnis.
Seite
XIX. Gehalt an Leim 184, XX. an suspendierten Stoffen 135,
XXI. an gelöstem Asphalt und Paraffin 135. XXII. Gehalt
an Ceresin 136. XXIII. Raffinationsgrad 136.
B. Fette öle 136
C. Mitohungen von fetten Ölen und Mineralölen 137
D. Vatelin 137
E. Kontistente Sohmiermittel 138
I. Äußere Erscheinungen 139. II. Tropfpunkt 139. Bestimmung
nach Pohl 139, nach Finkener 140, nach Ubbelohde 140.
ni. Qualitative Vorprüfung 142. IV. Quantitative Bestimmungen
143, von freien Fettsäuren 143, von Seife 144, von Neutralfett und
Mineralöl 145, von Wasser 145, von Glyzerin 146, freiem Kalk 146,
fremden Verunreinigungen 146. Beispiele 147.
F. Sogen, watterlösllche oder emulglerbare Mineralöle 147
Allgemeines 147. Prüfung der Zusammensetzung 148. Flüchtige
Stoffe 148. Freie organische Säure 148. Unverseifte Neutral-
stoffe 148. Seife 149. Fettschwefelsäuren oder oxydierte Harz-
säuren 149. Beispiel 149.
öle, Fette und Wachse. Von Dr. J. Lewkowitsch 151
Systematik für Öle, Fette und Wachse 151.
Untersuchung der öle, Fette und Wachse 152
A. Phytikalitche Methoden 152
Bestimmung des spezifischen Gewichtes 153. Pyknometer von Sprengel
153. Bestimmung des Schmelz- und Erstarrungspunktes 154. Be-
stimmung des Brechungsvermögens 155. Butterrefraktometer 156.
Viskosität 161. Löslichkeit 161. Optisches Drehungsvermögen 161.
B. Chemltohe Methoden 162
J. Quantitative Methoden 162. a) Konstanten 163. 1. Be-
stimmung der Verseifungszahl (K Otts torfer zahl) 163. 2. Jodzahl
164, Hü bische Methode 165, Wijssche Methode 166. 3. Rei-
chertsche (Reichert-Meißl, Reichert-Wollny) Zahl 167.
4. Hohn ersehe Zahl 169. 5. Acetylzahl 170. b) Variable 172.
1. Säurezahl 172. 2. Glyzerinbestimmung 173. 3. Unverseifbares
175. II. Qualitative Methoden 176. Obsolete Proben 176.
1. Sauerstoffabsorption 176. 2. Hexabromidprobe 178. 3. Farben-
reaktionen 179. Baudouinsche Reaktion 180. Halphensche
Reaktion 180. Becchische Reaktion 180. Salpetersäurereaktion
181. Liebermann-Storchsche Reaktion 181. Schwefelsäure-
reaktion 181.
C. Untertuehung der FettsSuren 181
1. Neutralisationszahl und mittleres Molekulargewicht 182. 2. Be-
stimmung der Laktone (Anhydride) 183. 3. Trennung der ge-
sättigten von den ungesättigten Fettsäuren 184. 4. Untersuchang
Inhaltsyerzeichnis. XX
Seite
der gesättigten Fettsäuren 186. Arachinsäure 186. Stearinsäure 187.
5. Bestimmung der Ölsäure, Linolsäure, Linolensäure 188. 6. Be-
stimmung der oxydierten Fettsäuren 189.
D. Unfortuohttng des Unverseifbaren 190
1. Untersuchung der natürlich vorkommenden unverseifbaren Sub-
stanzen a) in Ölen und Fetten 190, Phytosterin-Acetatprobe 191,
b) in Wachsen 192, Konstaaten in unverseifbaren Substanzen
(Paraffin, Cetylalkohol, Phytosterin, Wachsalkohole) 193. 2. Auf-
findung und Bestimmung beigemischter unverseifbarer Substanzen
(Mineralöle, Harzöl, Teeröl) 193. Tabellen für die Konstanten und
Variablen von Fetten, Ölen und Wachsen, sowie ihrer Fett-
säuren 195.
S^^elle Methoden der Öl- und Fetündastrie. VonDr. J. Lewkowitsch 204
I. Ölsaaten, Ölkuchen, Rohfette 204
Extraktionsapparate von Soxhlet 204.
II. Spelseaie, Speisefette 205
1. Butter 206. Untersuchung von Butterfett 206. Nachv^ois vonKokos-
Dußöl nach Polenske 206. 2. Margarine 209. 3. Schweine-
fett; Kunstschmalz; Schmalzsurrogate 209. 4. Schoko-
ladenfette, Kakaobuttersurrogate 210.
III. WollSle, Wollspioktfle, Wollschmalzöle 210
IV. Lithographenfirnisse. Polymerisierte Leinöle 211
V. „Gekochtes" Leinöl, Leinölfirnis, Firnisöie 212
„Gekochtes« Öl 212. Leinöl 213. Eintrocknungsprobe 213. Er-
hitzungsprobe 213. Sikkative 214, lösliche 215. Leinöl-
firnis 216.
VI. Leinölfarben und LacIce 217
Leinölfarben 217. Öllacke (fette Lacke) 217. Öllacke,
Emailfarben 220.
VII. Oxydierte öle 220
1. Oxydierte Öle aus halbtrocknenden vegetabilischen Ölen,
Tranen und flussigen Wachsen 220. 2. Oxydierte öle
aus trocknenden Ölen 221. Linoleum 221.
VilL Vulkanisierte öle, Kautsohuksurrogate, Faktis 222
IX. Sulfonierte öle, TUrkiscbrotöl • . 222
X. Kerzenindustrie 226
1. Stearinkerzen 225. A. Prüfung der Rohmaterialien 225. Talg-
titer nach Dalican 225. Andere Methoden 226. Farbe 228.
Gehalt an freien Fettsäuren 228. B. Untersuchung der Zwischen-
und Endprodukte 229. Saponifikatstearin 229. Destillatiousstearin
229. Verfölschungsmittel des Stearins 280. Ölsäure des Handels
(OleiD, Elain) 230. 2. Paraffinkerzen 231. Rohparaffin 23L
Endprodukt 232. Bestimmung d«s Schmelzpunktes 232. Bestim-
X Inhaltsverzeichnis.
Seite
mung des Stearin Säuregehalts 233. 3. Wallratkerzen 235.
4. Wachskerzen, Bienenwachskerzen 235. Säurezahl 236.
Verseifungszahl 236. Nachweis von Glyzeriden 237, von Stearin-
säure 238, von Harz 238, von Ceresin oder Paraffin 238, von
Camaubawachs 239. 5. Ceresin 239. Tropfpunkt 240. Nach-
weis von Paraffin 240, von Kolophonium 240.
XI. Seife 240
Natronseifen 241. Abarten derselben 242. Kaliseifen 242. Bei-
mischungen bezw. Vermischungen 243. Fettrohmaterial 243. Unter-
suchung und Bewertung von Handelsseifen 243. Probe-
nahme 243. Bestimmung der Fettmasse und des Gesamtalkalis 244.
Gebundenes Alkali, freies kaustisches Alkali und alkalische Salze.
Freie Fettsäuren 246. Wasser 247. Untersuchung der Fettmasse
248. 1. Harzsäuren 248, 2. Neutralfett 249, 3. Unverneifbares 250.
In Alkohol unlösliche Substanzen 250. Andere in Seife vor-
kommende Substanzen 252. Glyzerin 252. Zucker 252. Karbol-
säure 253. Metallseifen 253.
XII. Qlyzerin 254
1. Rohglyzerin 254. Saponifikationsrohgiyzerin 254. Destillation s-
rohgljzerin 255. Seifenlaugenglyzerin 256. 2. Destillations-
glyzerine, Dynamitglyzerine 256. Nitrierungsprobe 257.
3. Chemisch reines Glyzerin 259. Spezifische Gewichte wäß-
riger Lösungen von chemisch reinem Glyzerin 259. Spezifisches
Gewicht und Brechungsindex wäßriger Glyzerinlösungen 261. Diffe-
renzen zwischen den Brechungsindices von wäßrigen Glyzerin-
lösungen und reinem Wasser 262. Oxydationsmethoden 262.
Verunreinigungen des Glyzerins 263.
Die Untersachan^ der Harze, Balsame und Oammlharze. Von Dr.
Karl Dieterich 265
Allgemeines 2()5. Charakterisierung der Untersuchungsmethoden 266.
Quantitative Proben 267.
I. Methoden 268
Abkürzungen 269. Definitionen 269. a) Säurezahl, 1. durch direkte
Titration 270, 2. durch Rücktitration 271, 3. durch Bestimmung
der flüchtigen Säuren 271. b) Esterzahl 272. c) Verseifungszahl 272,
1. auf heißem Wege 272, 2. auf kaltem Wege 272. d) Wasser-
gehalt 273. e) Aschegehalt 273. f) Alkohollöslicher Anteil 274.
Extraktionsverfahren 274. Osmoseverfahren 274. g'^ Alkoholunlös-
licher Anteil 275. h) Die von anderen Lösungsmitteln aufge-
nommenen Anteile 275. i) Spezifisches Gewicht 276. k) Spezielle
Bestimmungen von Cinnamein, aromatischen Bestandteilen und Harz-
estern im Perubalsam 276. 1) Identitätsreaktionen 277. m) Acetyl-
zahl 277. Carbonylzahl 278. Methylzahl 279. n) Untersuchungen
der Harzsäuren und Harzalkohole 278. o) Qualitative Reaktionen.
Inhaltsverzeichnis. XI
Seiie
II. €lr«»zwerte und Anforderungen 279
A. Balsame 279. Gopaivabalsam (1. Maracaibo 279, 2. Para 280,
3. Ostindicum 280). Perabalsam 280. B. Harze 280. Bernstein
280. Benzoe (1. Siam, 2. Sumatra) 281. Kolophonium 281.
Zanzibar 281. Dammar 282. Guajakharz 283. Mastix 283.
Resina Pini 284. Sandarak 284. Stjrax 284. Terpentin 284.
C. Gummiharze 285. Ammoniacum 285. Galbanum 285.
Mvrrha 286. Olibanum 286. Stinkasant 287.
Drogen md galenlsehe Präparate« Von Dr. Karl Dieterich 288
Allgemeines 288.
I. Drogen 289
Katecha (Gambir) 289. Katechu (Pegu) 290. Kolanüsse 290. Opium
292. Mutterkorn 293. Senfsamen 294. Vegetabilien: A. Blätter
296. Tollkirschenblätter, Atropinbestimmung 296. Fingerhutblätter,
Digitoxinbestimmung 296. Kokablätter 298. B. Blüten 299.
C. Früchte, Fenchel 299. D. Kräuter 299. E. Rinden, China-
rinde 300. F. Wurzeln 302. Tollkirschenwurzel 302. Brech-
wurzel 303. G. Wurzelstöcke 303. Hydrastiswurzel 303.
II. Qalenische Präparate 304
Reagenspapier 304. Senfpapier und Senfleinwand 305. Kautschuk-
pflaster 305. Pflaster 305. Fluidextrakte 306. Extractum Golae
307. Extractum Hjdrastis 308. Extractum Aconiti, Belladonnae,
Hjoscyami, Strychni 309. Opiumextrakt 310. Apfelsaures Eisen-
extrakt 310. Tinkturen 310. Fingerhuttinktur 313. Opiuratinktur
313. Strychnostinktur 314. Salben und Pasten 315. Grenz-
werte 315.
Kantschvl; und Kantsehukwaren« Von Dr. Fritz Frank und Dr. Eduard
Marckwald 317
A. Rohkautachuk und vulkanisierter Kautschuk 317
Definition von Kautschuk 317. Polypren 317. Fremde Bestandteile
des Röhkautschuks 318. Kautschukharz 318. Bestimmung des-
selben 318. Wertbestimmung von Rohkautschuk 319.
Methode von Schneider 319, von Fendler 321. Nitrositmethode
von Harries 321. Eiweißgehalt 323. Vulkanisierter Kaut-
schuk 323. Hartgummi (Ebonit; 324. Bestimmung des Schwefels
in Weich- oder Hartgummi 324. Patentgummi 325.
B. Die fUr die Kautschukindustrie aufier Kautschuk in Betraclit
kommenden Rolistoife 325
Aufzählung derselben 326. Faktis 326. Weißer Faktis 3*27.
Brauner Faktis 327. Wertbestimmung der Faktissorten 328. Zu-
sammenstellung der Analyse 329. Asphalt 329. Pech 329.
Benzol und Solventnaphtha 330. Schieferöl 330. Benzin
330. Regenerierter Kautschuk 330. Organische Färb-
Xn Inhaltsverzeichnis.
Seite
Stoffe 331. Stoffe für Gummierung and Zwischenlagen 331.
Schwefel 331. Schwefelchlorür 331. Goldschwefel 332.
Zinnober 333.
C. Die analytisohan Methoden der Untersuchung von Kautschuk-
waren und ihre Ausführung im einzelnen 333
Allgemeines 333. Ausfubrungsweise der verbreitenden und einzelnen
Arbeiten 334. Herstellang eines Durchschnitts musters 334.
Trocknen der Durchschnittsprobe 334. As c he n bestimm ung und
qualitative Analyse der mineralischen Bestandteile 335.
Quantitative Bestimmung des Gesamtschwefels und der
mineralischen Einzelbestandteile 336. Bestimmung von
Chlor 339. An Metall gebundener Schwefel 339. Kohlen-
säure 340. Extraktion der Muster mit Lösungsmitteln 341.
Behandlung des Musters mit alkoholischem Kali (Fak tis bestimm ung)
341. Bestimmung von Kuß, organischer, bisher nicht ge-
nannter Füllmittel etc. 343. Bestimmung der nicht aceton-
löslichen Harze in Hartgummi waren 344. Direkte Bestimmung
des Kautschuks in Kautschukwaren 344. Ausführung der
Gesamtanalyse 347. Analysengang nach Henriques 348.
Analysengang nach C. 0. Weber 349. Analysengang für Gummi-
schuhe 350. Analysengang für Hartgummi 351. Besprechung der
Tabellen 352. Zerlegung des Extraktes in einzelne Bestandteile 352.
Interpretation der Analysenwerte 355. Spezifisches Gewicht von
Kautschuk und Kautschukwaren 359.
D. Die Prüfung von Kautschulcwaren und ihr Verhalten gegen mecha-
nische und chemische Einwiricungen etc 360
Verhalten zu verdünnten Säuren 360, gegen fette öle 361, beim Er-
wärmen an der Luft 361, beim Behandeln mit überhitztem Wasser-
dampf 361. Tragmodul 361. Vergleichende Festigkeitsprüfung 362.
Verhalten gegen hohen Druck 363, gegen Stoßwirkung 363.
Isolierfähigkeit und Durchschlagsfestigkeit 363.
Anhang. Guttapercha und Baiata 363
a) Guttapercha 363. Eigenschaften 363. Untersuchung 364.
b) Baiata 367.
Itherlflohe öle. Von Dr. E. Gildemeister 368
Allgemeines über deren physikalische und chemische Untersuchung 368.
Feststellung der physikalischen Konstanten 369
Spezifisches Gewicht 369. Optisches Drehungsvermögen 369. Lös-
lichkeit 369. Erstarrungspunkt 370. Fraktionierte Destillation 371.
Chemische Untersuchungsmethoden 372
Bestimmung des Gehalts an Estern durch Verseifen 372. Bestimmung
des Gehalts an freien Alkoholen durch Acetylieren 373. Aldehyd-
bestimmung durch die Bisulfitbestimmung von Schimmel 373.
Inhaltsverzeichnis. ^m
Seite
Phenolbestimmang 374. Nachweis von Spiritus 875. Nachweis
▼on fettem Öl 375, von Mineralöl 376, von Terpentinöl 376.
Konstanten und Eigenschaften einer Anzalil der für Handel und In-
dustrie wiolitigeren ätherischen öle 377
Anisöl 377. Bayöl 377. Bergamottöl 377. Bittermandelöl 378.
Eucalyptus -Globulusöl 379. Fenchelöl 379. Geraniumöl 379.
Kassiaöl 379. Kummelöl 380. Lavendelöl 380. Lemongrasöl 380.
Linalocöl 380. Muskatnußöl 380. Nelkenöl 380. Orangenblutenöl
(Neroliöl) 382. Palmarosaöl 382. Patchouliöl 382. PfeflFerminzöl
382. Pomeranzenöl 383. Rosenöl 383. Rosmarinöl 383. Sandel-
holzöl 383. Sassafrasöl 384. Senföl, echtes 384. Senföl, künst-
liches 384. Spiköl 385. Stemanisöl 385. Terpentinöl 385.
Thjmianöl 386. Zimtöl 386. Zitronenöl 386. Zitronellöl 386.
t
KoMoffe, Erzen^rnlsse and Hllfeprodiikte der Zaokerfabrikation, Von
Prof. Dr. Edmund 0. von Lippmann 387
I. Die ZucIcerrUbe 387
Durchschnittsprobe 387. Zerkleinerung derselben 389. A. Be-
stimmung des Zuckergehaltes 389. Normalgewicht 389.
Polarisationsapparate 390. Zuckerbestimmung im Saft 391, in der
Rübe 391. Alkoholische Extraktion 391. Digestionsmethoden 394,
warme alkoholische Digestion 395, kalte wässrige Digestion 396.
Samenzucht 397. Massenuntersuchung der Rüben 397. B. Be-
stimmung des Mark- bezw. Saftgehaltes 399. Bestimmung
des Markes 400. Trockenschränke 400. C. Bestimmung des
Invertzuckers 401. Allgemeines über Invertzuckerbestimmung
401. Fehlin gsche Lösung 402. a) Gewichtsanalytische Be-
stimmung geringer Mengen Invertzucker neben Rohrzucker
402. Tabelle zur Berechnung des Prozentgehaltes an Invertzucker
bei Gegenwart von Rohrzucker aus dem gefundenen Kupfer bei
Anwendung von 10 g Substanz 405, desgl. für 5 g Substanz 405.
b) Gewichtsanalytische Bestimmung größerer Mengen Invert-
zucker neben Rohrzucker 406, Tabelle dafür 407. c) Gewichts-
analytische Inversionsmethode (Bestimmung des Gesamtzuckers)
408, Tabelle dafür 409. d) Maßanalytische Bestimmung des
Invertzuckers 410. Ciaassen s Methode zur Bestimmung des In-
Tertzuckergeh altes der Rüben 411. D. Zuckerrübensamen 412.
II. RObentafte, Dilnnsafte und die bei der Saftarbelt in Betraclit
icommenden Produicte 413
1. Rübensaft, Dünnsaft 413. Konservierung 413. A.Bestimmung
des spezifischen Gewichtes 414. Saccharometer von Balling
und Brix. Tabelle zum Vergleich von Gewichtsprozenten oder
Graden nach Brix, spezifischem Gewicht und Baumegraden für 17Vs^
416. Umrechnung für andere Temperaturen 422. Andere Methoden
424. B. Bestimmung des Zuckergehaltes. 1. Gewichts-
XiY Inhal tsyerzeichnis.
Seite
methode 424. 2. Meßmethode (Polarisation) 425. Tabelle fär Ge-
brauch des Soleil-Scheible r sehen Polarisationsinstramentes
nach Schmitz 426, nach Neu mann 432. C. Bestimmung des
Wasser- und NichtZuckergehaltes 433. Reinheitsquotient 433.
D. Bestimmung des Aschengehaltes 435. £. Bestimmung des
Invertzuckergehaltes 436. F. Bestimmung der Alka li tat 437.
G. Bestimmung der Farbe 438. 2. Absußwässer etc. 439.
3. Ausgelaugte Schnitzel 440. 4. Preßschlamm,
Scheideschlamm 441.
III. Dicktafte, Sirupe 442
A. Bestimmung des spezifischen Gewichtes 442. B. Bestimmung
des Zuckergehaltes 442. Tabellen zur Berechnung der Inver-
sion spolarisation 444. C. Bestimmung des Wasser- und Nicht-
Zuckergehaltes 446. D. Bestimmudg des Aschengehaltes
446. £. Bestimmung des Invertzuckers 446. F. Bestimmung
der Raffinose (auch neben Invertzucker) 446. G. Bestimmung
der Farbe 449. H. Bestimmung der Alkali tat 450.
IV. FOllmatten 450
A. Bestimmung der Trockensubstanz, bezw. des spezifischen
Gewichtes 450. B. Bestimmung des Zuckergehaltes 451.
C. Bestimmung der Raffinose 451. D. Bestimmung des In-
vertzuckers 451. £. Bestimmung des Wassergehaltes 452.
F. Bestimmung des Aschengehaltes 452. G. Bestimmung der
Alkali tat 452. H. Bestimmung der Farbe 452. Bestimmung
des Gehaltes an Krjstallen 452.
V. Zucker (Rohzucker, raffinierter Zucker, Nachprodukte) . 453
A. Bestimmung des Zuckergehaltes 453. B. Bestimmung des
Wasser- und Nicht Zuckergehaltes 453. C. Bestimmung des
Aschengehaltes 453. D. Bestimmung des Invertzuckers 454.
£. Bestimmung der Raffinose 454. F. Bestimmung der Farbe
454. G. Bestimmung der Alk alität 454. H. Prüfung auf schwef-
lige Säure 456. I. Bestimmung des Gehaltes an Krjstallen 461,
K. Berechnung des Rendements 457.
VI. Melasse, Abläufe 458
A. Bestimmung des spezifischen Gewichts 458. B. Bestimmung
des Zuckergehaltes 460. C. Bestimmung des Wasser- bezw.
NichtZuckergehaltes 461. D. Bestimmung des Aschenge-
haltes 461. £. Bestimmung des Invertzuckers 461. F. Be-
stimmung der Raffinose 462. G. Bestimmung der Farbe 462.
H. Bestimmung der Alkalität 462.
VII. Produkte der Verarbeitung von Melasse 462
A. Kalksaccharat und dessen Abfalllauge 462. 1. Kalksaccharat 462.
2. Abfalllaugo 462. B. Strontianit und Produkte des Stron-
tianverfahrens 465. 1. Strontianit 465. 2. Glühmasse und
Inhaltsverzeichnis. XY
Seite
Rüekstände 466. 3. Weißes Salz, braunes Salz, Schleudersalz
und Saccharat 467. 4. Schlempekohle 468. C. Osmosewässer
470. D. Melassenfutter 471.
VIII. HilfMtofre 473
A. Knochenkohle 473. Scheiblers Kohlensäurebestimmungs-
apparat 474. B. Strontianit 477. C. Kalkstein 477.
D. Scheidekalk 478. E. Wasser 478. F. Soda, Ätz-
natron, Salzsäure, Schwefelsäure 478. G. 1. Saturations-
gase 478. 2. Kesselgase 480.
IX. Produkte der Rohrzuokerinduttrie 481
Einfluß der Temperatur auf polarimetrische Bestimmungen 481. 1. Das
Zuckerrohr 482. 2. Fabrikationsprodukte 484. Polarisation
485. Reinheitsquotient 487. Reduzierender Zucker 488. Tabelle
zur Bestimmung des Invertzuckers 490. Spezialverfahren 493.
Stirke. Von Prof. Dr. C. von Eckenbrecher 494
A. Untartoehung des Rohmaterialt 494
1. Bestimmung des Stärkemehls durch Auswaschen 495, 2. auf
chemischem Wege 496. Inversion nach Baumert und Boden
496. 3. Bestimmung des Stärkewertes durch Ermittelung des
spezifischen Gewichts (bei Kartoffeln) 498.
B. Unteraaohung der Stirke 505
Mikroskopische Unterscheidung 507. Bestimmung des Wasserge-
gehaltes 511, nach Scheibler 511, nach Saare 512, mit Blochs
Fekulometer 514, nach Hoff mann 515. Prüfung auf Säure 515.
Bestimmung der Klebfahigkeit 516. Verunreinigungen und Ver-
fälschungen der Stärke 516.
C. Uniertuchung der Abfallprodukte 517
PüIpe 517.
D. Uatersuehung der Hllftrobttoffe 518
Spiritu. Von Dr. A. Ebertz 519
I. Uatersuehung dei Wattere 519
II. Untertuohuag der Rohmaterialien 520
A. Stärkemehl halt ige Stoffe, a) Bestimmung des Stärkemehls
520, durch Inversion mit Salzsäure 520, unter Anwendung von
Diastase 521, unter Mitwirkung von Hochdruck nach Rein ke 521.
Vorbereitung der Materialien 522. b) Bestimmung sonstiger Be-
standteile 523. B. Zuckerhaltige Rohmaterialien 523.
1. Zuckerrüben 523. 2. Melasse 523. Bestimmung des Zuckers
523, der Gärfahigkeit 524. C. Seltenere Rohstoffe 525.
IN. Untersuohuag der zur Maixbereltung dienenden Materialien
(tpeziell der Qerste) und des Malzet 526
A. Getreide 526. B. Grünmalz 527. 1. Verflüssigende und ver-
XYI Inhaltsverzeichnis.
Seite
zuckernde Kraft des Malzes 528. 2. Bestimmung der Säure 530.
3. Bestimmung des Wassers 631. C. Darrmalz 531.
IV. Untersuohung d«r Maitohen 532
A. Verzuckerte (süße) Maische 532. a) Qualitative Prüfung
mittels Jodlösung 532, auf unaufgeschlossene Stärke und Zer-
kleinerung des Materials 533. b) Quantitative Prüfung auf unauf-
geschlossene Stärke 533. Saccharometrische Prüfung 534. Be-
stimmung von Maltose und Dextrin 536. Bestimmung der Säure
537. B. Vergorene (reife) Maische 538. a) Qualitative
Prüfung auf Diastase 538, mit dem Mikroskop 539. b) Quantitative
Prüfung 539. Saccharometrische Prüfung auf den Vergärungsgrad
539. Bestimmung von Maltose und Dextrin 541, von Säure 542,
von Alkohol 542. Trebergehait 543. Stickstoffgehalt und Stick-
stoffumsatz 543. C. Vergorene Melassenmaischen 543.
V. Untersuchung det Hefengutt und der reifen Hefe 544
Mikroskopische Untersuchung 545. HefezähluDg 545.
VI. Prefihefe 546
Reinheit 546. Stärkegehalt 547. Beimischung von Bierhiefe 547.
Gärkraft 548, nach Meißl 548, nach Hajduck 549.
Vil. Untertuohung des Lutters und der Sohiempe 550
VIII. Alkoholometrie 550
IX. Untersuchung des Rohspiritus und des rektifizierten Spiritus auf
Reinheit 551
X. Untersuchung der Denaturierungsmittel 551
Holzgeist 551. Pyridinbasen 553. Tieröl 553. Terpentinöl, Äther,
Schellacklösung, Kampfer, technisch reiner Methylalkohol 554.
Benzol, Petroleumbenzin 555. Chloroform, Jodoform, Rizinusöl,
Natronlauge, Lavendelöl 556. Rosmarin öl 557.
XI. Anleitung zur PrUfung des Fuselöls 557
XII. Methoden zur Bestimmung der Zuckerarten 558
Bereitung der Lösungen 558. 1. Bestimmung der Dextrose 559.
2. Bestimmung der Maltose 560. 3. Bestimmung des Invert-
zuckers nach Meißl 560. 4. Bestimmung der Lävulose 561.
Branntwein and Liköre. Von Dr. G. Schule 562
Allgemeines 562. Probenahme 562. Sinnenprüfung 563. Bestimmung
des spez. Gewichtes 563, des Alkohols 563, des Extraktes
und der Asche 565, der freien Säuren 566. (Gesamtsäure 566.
Bestimmung der einzelnen flüchtigen Säuren: Caprinsäure 566,
Ameisensäure 566, Buttersäure 567, Blausäure 567). Bestimmung
des Zuckers 568, gewichtsanalylisch 568, durch Polarisation 569,
bei Gegenwart von Invertzucker 569. Dextrin 570. Bestimmung
des Glyzerins 570. Künstliche Süßstoffe 571. Bestimmung des
Fuselöls 571. Apparat von Rose 571. Destillation 572. Be-
Inhaltsverzeichnis. XVII
Seite
Stimmung des Alkohols im Destillat 572. Verdünnung des Brannt-
weins auf einen Alkoholgehalt von 24,7 Gewichtsprozent 573.
Tabelle I dafür 574. Ausschütteln des verdünnten Branntweins
mit Chloroform 574. Berechnung der Menge des Fuselöls 575.
Tabelle 11 für Verdünnung des Branntweins 576. Einstellung des
Chloroforms 578. Anreicherung des Fuselöls 579. Verfahren von
Beckmann und Brüggemann 579. Bestimmung der Ester
580. Prüfung auf Aldehyd 580, auf Furfurol 580. Fremde
Farbstoffe und schädliche Bitterstoffe 581. Nachweis von
Bitterstoffen 582. Nachweis von Denaturierungsmitteln 582
(Pyridin 582, Methylalkohol 583), von renaturiertem Alkohol 584.
Branntweinschärfen und Essenzen 584. Ätherische öle 585.
Untersuchung der einzelnen Branntweinsorten 585. Beur-
teilung 587.
fiBdg. Von Dr. G. Schule -589
AUgemeines 589. Probenahme 589. Sinnenprüfung 590. Bestim-
mung der Gesamts&ure 590. Prüfung auf fremde Säuren 591.
Qualitative Prüfung auf freie Mineralsäuren 591, auf fremde
freie organische Säuren 591. Quantitative Bestimmung der
Säuren 592. Bestimmung des spezifischen Gewichtes, des Alkohols
592, des Extraktes, der Mineralstoffe 593. Prüfung auf Schwer-
metalle, Aldehyd, scharfschmeckende Pflanzenstoffe, Konservierungs-
mittel 593. Farbstoffe, Weinstein, Kali und Phosphorsäure,
Glyzerin, Dextrin, Proteinstoffe etc. 594. Ermittelung der Ab-
stammung des Essigs 594. Beurteilung 595.
Essigessenz 596
Bestimmung der Essigsäure 596. Prüfung auf freie Mineralsäuren,
Metalle, Empyreuma 596. Beurteilung 597.
nie Untersnohnniir ^^ Weines. Von Prof. Dr. Karl Windisch . . . . 598
Vorbemerkung 599.
I. Die Untersuchung des Weines 599
A. Vorschriften für die Probenahme und Bemerkungen allgemeinen In/ialts 599
Trübungen des Weines 600.
B. Ausführung der Untersuchungen 601
a) Die vom Bundesrat vorgeschriebenen Untersuchungen
601. Bestimmung des spezifischen Gewichts 601, des Alko-
hols 601, des Gehaltes an Extraktstoffen 602, der Mineral-
bestandteile 605, der Schwefelsäure in Rotweinen 605, der
freien Säuren (Gesamtsäure) 606, der flüchtigen Säuren 606,
der nichtflüchtigen Säuren 607, des Glyzerins: a) in Weinen
mit weniger als 2 g Zucker in 100 ccm 607, b) in zuckerreicheren
Weinen 608, des Zuckers 609. Bestimmung des Invertzuckers
610, des Kohrzuckers 611. Polarisation 613. Nachweis des
unreinen Stärkezuckers durch Polarisation 614. Nachweis
Uniersuchiingen. 5. Atiil. ITI. H
xvixi InhaltsverzeichDis.
Seite
fremder Farbstoffe in Rotweinen 616. Teerfai'bstoffe 616.
Pflanzenfarbstoffe 617. Bestimmung der Gesamt -Wein stein sänre
618, der freien Weinstein säure 619, des Weinsteins 619, der
Schwefelsäure in Weißweinen 621, der schwefligen Säure
621, des Saccharins 623, der Salizylsäure 624. Nachweis
Yon Gummi und Dextrin 624. Bestimmung des Gerbstoffs
625, des Chlors 626, der Phosphorsäure 626, der Salpetersäure 627,
von Baryum, Strontium und Kupfer 628.
b) Untersnchungsverfähren, für welche der Bundesrat
keine Vorschriften erlassen hat 628. Nachweis fremder
Farbstoffe in Weißweinen (Karamel 628, Teerfarbstoffe 629).
Bestimmung der Bernsteinsäure 629, der Milchsäure 630,
der Apfelsäure 633, der Zitronensäure 634, der fluchtigen
Ester, einzelner Fettsäuren, der Aldehyde 636, der Dextrose
und Läyulose in Mosten und Süßweinen 636. Nachweis von
Mannit, Lakritzensaft, Dulcin 638, von Abrastol 639.
Bestimmung des Stickstoffs 640. Nachweis und Bestimmung
der Borsäure 640, von Fluorverbindungen 641, von Schwefel-
wasserstoff 642, von Kalk, Magnesia und anderen Minerai-
bestandteilen 643.
II. Beurteilung des Weinet auf Qnind der chemitohen Untertuehung 643
A. Unter Zugrundelegung des Weingesetzes von 1901 644
Zusatz von Alkohol zum Wein 644. Gezuckerter Wein 645.
Tresterwein (petiotisierter Wein) 649. Hefenwein 650. Rosinen-
wein 650. Zusatz von Saccharin etc. 650, von Säuren oder
säurehaltigen Körpern 650, von Bukett Stoffen 652, von Obst-
most und Obstwein 653, von Gummi, Dextrin etc. 653, von
Alaun und dergl., Baryum- und Strontiumverbindungen, Borsäure,
Fluorverbindungen, Glyzerin 654, von Kermesbeeren, Magnesium-
verbindungen, Salizylsäure 655, von Oxalsäure, unreinem Sprit,
St&rkezucker, Teerfarbstoffen, Wismutverbindungen, Schwefel-
säure 656.
B. Beurteilung des Weines aufserhalb des Rahmens des Weingesetzes von 1901 657
Flüchtige Säuren 657. Schweflige Säure, Chlor bezw. Kochsalz 658.
Phosphorsäure, Mannit, Abrastol, Konservierungsmittel, Farb-
stoffe 659. Stickstoffgehalt 659. Schwefelwasserstoff, Kalk, Kali,
Natron 660.
C. Beurteilung der Sü/sweine 660
Anhang 663
Obst- und Beerenweine 663. Schaumweine 663. Alkohol-
tafel nach Windisch 664. Extrakttafel 665.
Bier. Von Prof. Dr. C. J. Lintner 668
Definition, Herstellung 668.
Inhaltsverzeichnis. ^[^
Seite
Rohmaterialien 669
'Wasser 669. Hopfen 670. Sorten 670. Untersuchung 671.
_ Scliwefelaiig 672. Hopfengerbstoff 672. Hopfenharze 673. Bitter-
stoffe 673. Asche 674. Konservierungsmittel 674. Gerste 674.
HestiininuDg des Gewichtes 674. Sortierung 675. Keimfähigkeit
675- Spelzengewicht, Mehligkeit, Wassergehalt, Stickstoff 676.
StäLrkemehl 677. Extraktgehalt 677. Mineralstoffe 677. Schwefe-
lang 678. Malz 678. Sorten 678. Mechanische Untersuchung
678. Chemische Analyse 679. Extraktbestimmung, Saccharometer-
tabelle nach B alling 681. Zuckergehalt 684. Farbe 685. Farb-
malz 685. Betriebswürze 686.
Bier 686
Spezifisches Gewicht 686. Alkoholgehalt 686. Extraktgehalt 687.
Vergärungsgrad 687. Maltose, Dextrin, Stick stoffgehalt, Säuren
688. Kohlensäurebestimmung 689. Asche, Farbe, Glyzerin 689.
Konservierungsmittel. Schweflige Säure 689. Salizylsäure,
Boreäure, Fluor 690. Verfälschung 690. Neutralisation 690.
Hopfensnrrogate, Zuckerkouleur 691. SüBholz 691. Süßstoffe 692
(Saccharin 692, Bulcin 692). Trübungen 693.
Anhang 693
Treber 693. Brauerpech 694.
rnftennehnng gr^rbsäiirehaltlirer Pflanzenstoffe. Von Prof. Dr.C.Councler 698
Vorbemerkungen über Gerbstoffbestimmungen 698. Hautpulver 699.
A. Xltere Methoden der Qerbttoffbettimmung 700
I. Löwenthalscbe Methode, verbessert durch von Schroeder
700. Prinzip 700. Chemikalien 701. Ausführung der Titrierung
701. Titerstellung der Chamäleonlösung 702. Gang der Gerbstoff-
analyse 703. Extraktionsapparate 708. Apparat von v. Schroeder
und Koch 703. Unsicherheit der Methode von Löwenthal 705.
U. Aräometrische (Spindel-) Methode 706. III. Anhang.
Bestimmung der Feuchtigkeit 707, der zuckerähnlichen Stoffe 707.
B. Neueetee vereinbartet, gewichttanalytisohet Verfahren der
Oerbatoffbettimmung naeh den BesohlUtten der Internationalen
Konferenz der Chemllcer für Lederindustrie 708
I. Probenahme 708. IL Vorbereitung der Proben für die
Analyse 709. III. Herstellung des Auszuges 710. Auflösung
von Extrakten 711. Filtrierkerzen 711. Ausziehen fester Gerb-
materialien (Rinden u. s. w.) 713. IV. Bestimmung der
^Gerbenden Stoffe" und „Nichtgerbstoffe" u. s. w. 714.
1. GesamtlösUches 714. 2. Nichtgerbstoffe 714. Procters Glocken-
filter 715. Amerikanische Schüttelmethode 716. 3. Hautpulver
717. 4. Feuchtigkeit 718. 5. Analysenbericht 718.
Inbaltsverzeichnis.
Seit»
Leder. Von Dr. Johannes Paeßler 719
I. Hilftttoffo der Gerberei 719
Wasser 719. Atzkalk 720. Schwefelnatrium 720. Schwefelarsenver-
bindungen 721.
II. Qerbmateriallen und Qerbeextrakie 721
Extrakte 721. Talg (ünschlitt) 722. Japantalg (Fischtalg) 722.
Tran 722. Seelöwentran 726. Vaselinöle, Mineralöle 726. Moellon,
Degras 726. Alaun und schwefelsaure Tonerde 731. Konservierte
Eidotter (Faßeier) 731.
III. Kontrolle beim Qerbereibetriebe 732
Brühenmesser 732. Gerbstoff bestimmung in Brühen 733. Säurebe-
stimmung in Gerbebrühen 733 (1. nach Procter 734, 2. nach
Kohnstein und Simand 734, 3. nach Koch 735, 4. nach
Simand 736).
IV. Untertuohung von Leder 737
Probenahme 737. Untersuchung des lohgaren Leders 738. Be-
stimmung des Wassers 738, der Asche 739, des Fettgehaltes 739,
des Auswaschverlustes 739, der Hautsubstanz und des gebundenen
Gerbstoffs 740, des Zuckers 742, von Schwefelsäure und Kalk 743,
des spezifischen Gewichtes 745. Art der Gerbung 745. Prüfung
auf Durchgerb ung (Essigsäureprobe) 745, auf Haltbarkeit 746, auf
Wasseraufnahme 746. Sämischleder 747. Chromgares Leder
747. Bestimmung von Wasser 747, von Asche 747, von Chrom-
oxyd 747, von Tonerde 748, von Schwefelsäure und Alkalien 748,
von Chlor 748, des Fettes und des freien Schwefels 749, der
Hauteubstanz 749.
Papier. Von Prof. W. Herzberg 750
Bestimmung des Aschengehaltes 750. Aschen wage von Reim an n
750. Mikroskopische Prüfung der im Papier enthaltenen
Faserstoffe 751. Vorbereitung des Papiers 752. Holzschliff 753.
Jute, Holzzellulose, Strohzellulose, Espartozellulose, Leinen 754.
Hanf, Baumwolle 755. Beurteilung des Verholzungs grade s
der Zellulose 756. Verfahren nach Dr. Klemm 756. Makrosko-
pische Bestimmung des Holzschliffes 757. Bestimmung der Leim -
festigkeit 758. Vergilbung 759. Literatur 760. Papier-
prüfungsanstalten 761.
Hute. Von Direktor Oswald Schluttig 762
1. Übertioht 762
Tintensort^n 762. 1. Übersicht nach der Beschaffenheit 763.
A. Die Tinte ist eine Suspension 763. B. Die Tinte ist eine
Trübung 763. 2. Übersicht nach dem Zwecke 765.
A. Tinten, deren Schriftzüge nicht vervielfältigt werden sollen
765. B. Kopiertinten 765. Normaltinten. Grundsätze für
Inhaltsverzeichnis.
Seite
amtliche Tintenprüfung 766. Klassifizierung 766. Verwendungs-
art 767. Vorschriften bei Ausschreibungen 767. Jetzige Eisen-
gallu Stinten 768. Bestandteile 768. Chemische Ursache des
Kachdnnkelns 769.
II. PrOfting 771
1. Qualitative Untersuchung 771. Streifenmethode 772. Dia-
gnostische Reaktionen 775. 2. Prüfung der Normaltinten
783. A. Tinten der Klasse I oder Eisengallustinten 783. 1. Prüfung
auf Schwarzwerden oder Nachdunkeln der Schriftzüge 783.
2. Prüfung auf Haltbarkeit im Glase 787. 3. Prüfung auf
Leichtflüssigkeit, Durchschlagkraft und Klebrigkeit 790. B. Tinten
der Klasse n 791. 3. Prüfung auf Kopierfähigkeit von Tinten
791. 4. Identitätsnachweis 792. 5. Tinten-Normalien 793.
tegaalflche Prftparate. Von Dr. J. Meßner 794
Acetaldehyd 794. Acetanilid 796. Aceton 797. Ameisen-
B&are798. Amylacetat 799. Amylnitrit 800. Athyläther
801. Äthylbromid 803. Athylbutyrat 804. Atropin 806.
Atropinsulfat 806. Benzaldehyd 807. Benzoesäure 810.
Brenzkatechin 812. Bromoform 813. Chinin 813. Chinin-
sulfat HI 814. Chininhydrochlorid 816. Chloralhydrat 817.
Chloroform 818. Essigäther 819. Essigsäure 820. Tech-
nisches Calciumacetat 821. Volumgewicht der Essigsäure 822.
Formaldehyd 824. Gallussäure 825. Gelatine 826. Hydro-
chinon 827. Jodoform 828. Kampfer 829. Kasein 830.
Kokainhydrochlorid 831. Methylalkohol (Holzgeist) 832.
Milchsäure 885. Morphin 837. a-Naphthol 839. /}-Naph-
thol839. Oxalsäure 840. Paraldehyd 841. Phenacetin 842.
Phtalsäure 843. Pyrogallol 844. Resorcin 845. Saccharin
846. Salizylsäure 848. Salol850. Santonin850. Schwefel-
kohlenstoff 851. Strychnin 851. Strychninnitrat 852. Sul-
f anilsäure 852. Sulfonal853. Tannin 854. Traubenzucker
855. Thymol 857. Vanillin 858. Zimtsäure 860. Zitronen-
säure 860.
IM« Weinslnreiiidiistiie. Von Dr. Hermann Hasch 862
Rohmaterialien 862. A. Untersuchung der Rohmaterialien
863. 1. Bitartratbestimmung 864. 2. Gesamtweinsäurebestimmung
865. 3. Andere Bestimmungen 869. B. Betriebskontrolle 870.
C. Endprodukte 872. Weinsäure, Weinstein, Seignettesalz 872.
Brecfaweinstein 873. Neutrales Kaliumtartrat etc. 873.
IMe ZltroiieiisftwrelU»rlkatioii. Von Dr. Hermann Rasch 874
L Rohmaterial. Zitronensaft 874. II. Betriebskontrolle 876.
in. Endprodukte 876.
XXII Inhaltsyerzeichnis.
Seite
OrguilB€he Farbstoffe. Von Prof. Dr. R. Gnehm 878
I. Künstliche organische Farbstoffe 878
Erste Abteilung. Die in der Teerfarbenfabrikation zur Verwendung kommen-
den Rohprodukte und Halbfabrikate 878
A. Rohprodukte aus dem Steinkohle nteer 878
1. Benzol 878. 2. Toluol 881. 3. Xylol 881. 4. Naphthalin 882.
5. Anthracen 882. 6. Nitrobenzol 883. 7. Nitrotoluol 884.
8. Nitronaphthalin 885. 9. Dinitrobenzol 885. 10. Dinitrotoluol
885. 11. Anilinöl886. a) Anilin 886. b) Toluidin 888. c) Xylidin
889. Technische Anilinöle 890. Blauanilin 892. Rotanilin 894.
Bestimmung von Anilin in Gegenwart kleiner Mengen von Toluidin
und umgekehrt 897. Fuchsinechappes 899. Technische Toluidine
899. Paratoluidin neben Orthotoluidin 900. 12. Xylidin 903.
13. Pseudocumidin 903. 14. Methyl anilin 904. 15. Äthyl-
anilin 907. 16. Diphenylamin 909. 17. Methyldiphenylamin 909.
18. Naphthylamin 910. 19. Naphthylphenylamin 912. 20. Phe-
nylendiamin 912. 21. Benzidin, Tolidin, Dianisidin 913. 22. Nitr-
anilin 915. 23. Phenol (Karbolsäure) 916. 24. Kresol 916.
25. Naphthole 917. 26. Resorcin 920. 27. Sulfanilsäure 921.
28. Naphthionsänre 922. 29. Benzylchlorid 925. 30. Benzal-
chlorid (Benzylenchlorid) 926. 31. Benzotrichlorid (Phenylchloro-
form) 926. 32. Benzaldehyd (Bittermandelöl) 926. 33. Benzoe-
säure 927. 34. Salizylsäure 928. 35. Gallussäure 928. Tannin 929.
36. Phtalsäure und Phtalsäureanhvdrid 929. 37. Anthrachinon 930.
B. Sonstige Rohprodukte 931
1. Methylalkohol 931. 2. Ghlormethyl 932. 3. Brommethyl 932.
4. Jodmethyl 932. 5. Bromäthyl 933. 6. Jodäthyl 933.
7. Essigsäure 933. Tabelle der Erstarrungspunkte 983.
8. Oxalsäure 935. 9. Formaldehyd 935. Eigenschaften 935.
Qualitative Reaktiouen auf Formaldehyd 936. Quantitative Be-
stimmung wäßriger Formaldehydlösungen 938. Bestimmung von
Methylalkohol in Formaldehyd 948. 10. Phosgen 953. 11. Jod
954. 12. Brom 954. 13. Wasserstoffsuperoxyd 955. 14. Zink-
staub 955. 15. Ghlorzink 957. 16. Eisenchlorid 958. 17. Blei-
superoxyd 958. 18. Zinnchlorür (Zinnsalz) 959. 19. Zinnchlorid
960. 20. Arsensäure %1. 21. Rauchende Schwefelsäure 962.
22. Phosphoroxychlorid 962. 23. Ammoniakflüssigkeit 963.
24. Natriumnitrit 963. 25. Kaliumbichromat 965. 26. Natrium-
bichromat 965. 27. Schwefel natrium 965. 28. Wasserglas %6.
Zweite Abteilung, Die Farbstoffe %9
Allgemeines 969. Art der Untersuchungen 969. Beschaffenheit
der Farbstoffe 969. Art der Fixierung der Farbstoffe 970. Quali-
tative orientierende Prüfung 971. Probefärben 972. Ein-
richtungen dafür 972. Regeln für die Ausführung vergleichender
Inhal tsverzeichnis. XXIU
Seite
Färbeyersache 973. Material für Färbungen 975. Ausfahrung der
ProbeHirbuDg 975. Ausi&rbnngen auf Seide 978, auf Wolle 979,
auf Baom wolle 980. Beizen mit Tonerde 980, mit Chrom 980.
DmckTersoche 981. Echtheitsproben 982. Wasserechtheit 982.
Seifen- bezw. Waschechtheit 983. Walkechtheit 984. Alkaliechtheit
984. Bleichechtheit 985. Reibechtheit 985. Schweißechtheit 985.
Bögelechtheit 986. Dekatierechtheit 986. Lichtechtheit 986.
Kolorimetrie 988.
ZusaniMeiittellung der wichtigeren HandeisfarbttofTe 989
I. Nitrokörper 989
Pikrinsäure 989. Martiusgelb 989. Naphtholgelb S 990. Aurantia 990.
II. Azofarbstoffe 991
Allgemeines 991. Bestimmungsmetboden 991. 1. Amidoazover-
bindungen. Amidoazobenzol 992. Chrysoidin 992. Vesuvin 992.
Säuregelb 993. Diphenylaminorange 993. Azogelb, Orange III,
Orseilleersatz V, Apollorot 994. WolMolett S 995. 2. Oxy-
azcverbindungen. Tropäoün Y, Tropäolin 0, Phenoflavin,
Keuphosphin 995. Tanninorange, Orange I, Orange II 996.
Azarin, Croceinorange, Echtrot, Brillantechtrot, Litholrot, Azo-
rubin S 997, Crocein 3 B X, Brillantscharlach, Eosamin B, Guinea-
Karmin B 998. Ponceau G, R etc., Palatinscharlach, Goccinin,
Pbenetolrot, Bordeaux, Amaranth, Orange G, Neu-Coccein, Woll-
scharlach, Azobordeaux, Azocochenille 999. Ponceau 6 R, Brillant-
sulfonrot, Echtsnlfonviolett 1000. 3. Azofarbstoffe aus Kar-
bonsäuren. Alizaringelb GG und R 1000. Prager Alizaringelb G,
Persischgelb, Flavazol, Chromgelb GG, Beizengelb, Grumpsall
Yellow,- Diamantgelb G 1001. Anthracengelb, Grenat en päte,
Alizaringelb 1002. 4. Dioxynaphthalinfarbstoffe. Azofuchsine,
Azosäureviolett, Rot G und R f&r Seide, Azosäurekarmin R 1003.
Roxamin, Chromazonrot und -blau, Chromotrop färben, Viktoria-
yiolett, Azosäureblau B, Diamantschwarz PV 1004. 5. Amido-
naphtholfarbstoffe. Lanacylfarben, Lanafuchsin 1005. 6. Tetr-
azofarbstoffe. Biebricher Scharlach 1005. Crocein-Scharlach 3 B
1006. Tuchrot, Walkorange, Azoschwarz 1007. Patentschwarz,
Chrompatentschwarz, Diaminogenschwarz und -blau 1008. Azo-
säareschwarz, Schwarz für Wolle, Nerolschwarz, Wolischwarz,
Halbwollschwarz 1009. Diamantschwarz, Dianil schwarz, Kupfer-
blau, Kupferschwarz, Toluylenschwarz, Halbwollschwarz B und T,
Palatinschwarz IVB, Janusfarben 1010. 7. Tetrazo färb Stoffe
aas Benzidin und seinen Analogen. Chrysamin, Chryso-
phenin 1011. Pyram in orange. Weitere braune bis gelbe BaumwoU-
farbstoffe 1012. Kongorot, Benzopurpurin, Deltapui*puriu, Diamin-
rot 1013. Anthracenrot, Saliciniot, St. Denis-Rot, Andere rote
Baumwollfarben 1014. Benzorot, Braun SDP, Kongo-Korinth,
Benzoazurin, Diaminblau, Diaminreinblau 1016. Trisulfonviolett,
TTTV Inhaltsyerzeichnis.
Seite
Trisulfonblau 1017. DiaminBchwarz, Andere violette, blaue,
schwarze Baamwollfarben 1018. Sambesi-Indigoblau, Rosanthrene,
Sulfonazurin, Sulfonsäureblau 1020. 8. Polyazo färb Stoffe.
Benzoschwarzblau 1020. Benzoschwarz, Direktschwarz, Chlor-
aminschwarz , Benzograa, Benzoindigblau 1021. Toledoblau,
Acetylenblau, Indigenblau, Direktindonblau 1022. MeLogenblau,
Ghloraminblau, Azokoriath, Dianiinbronze 1023. Benzolive, Di-
phenjlgelb, Diphenylcitronin, Mekonggelb, Chrombenzobraan 1024.
Trisulfonbraan, Oxydiaminorange, Diamingrün, Benzodunkelgrün
1025. ChloramiDgrün, Polypheny) schwarz, Direkttiefschwarz 1026.
Direktblauschwarz , Plutoschwarz, Karbidschwarz, Ebenschwarz
1027. Dunkelblau, Diazoblau, Kolumbiaschwarz, Toluylenbraun etc.
1028. Azofarbstoffe, welche sich für das Zwoibadver-
fahren eignen 1029. Diaminnitrazolbraun, Benzonitrolbraun
1029. 8. A zoxy 8 tiibenfarb Stoffe. Sonnengelb 1030.
III. Thiazolfarbstoffe 103O
Primulin 1030. Chromin, Thioflavin 1031. Chloramingelb, Oxy-
phenin, Chloraminorange, Mimosa, Thiazolgelb (Clay tongelb),
Oriolgelb 1032. Alkalibraun etc., Thiamingelb , Nitrophenin,
Kurkuphenin, Dianilgel b 1033. Erika, Salmrot, Geranin, Atlas-
rot etc. 1034.
IV. Pyrazolonfarbstoffe 1030
Tartrazin, Hydrazingelb etc. 1034.
V. Diphenyl- und Triphenylmethanfarbstoffe 1085
1. Diphenylmethanfarbstoffe. Auramin, Pyronin 1035. 2. Tri-
phenylmethanfarbstoffe. Malachitgrün 1035. Brillantgrun,
Neusolidgrün, Setocyanin 1036. Setoglaucin, Lichtgrün, Guinea-
grün, Patentblau 1037. Neupatentblau, Cyanol, Erioglaucin 1038.
Echtgrün, Cbromgrün, Chromviolett, Ketonblau, Azogrün, Ros-
anilin 1039. Fuchsin, Neufuchsin, Säurefuchsin, Methylviolett
1041. Benzyl violett, Kry stall violett, Athylviolett, Hofmanns
Violett, Methylgrün 1042. Rotviolett, Säureviolett, Formylviolett,
Alkaliviolett 1043. Echtwollblau, Neublau, Eriocyanin, Anilinblan
1044. Spritblau, Alkaliblau 1045. Wasscrblau, Diphenyl aminblau
1046. Helvetiablau 1047. 3. Diphenylnaphthylmethanfarb-
stoffe 1047. Viktoriablau, Säureblau 1047. Säureviolett, Woll-
grün 1048. Naphthalingrün, BrillantwalkgrQn 1049. 4. Rosol-
säurefarbstoffe. Gelbes Korallin, Aurin 1049. Rotes Korallin,
Chromviolett 1050. 5. P htaleine. Aurotin, Fluorescein 1050.
Chry solin. Eosin 1051. Spriteosin, Dinitrodibromfluorescein, Tetra-
jodfluorescein 1052. Phloxin, Cyanosin, Rose bengale, Cyklamin,
Rhodamin 1053. SoUdsäureeosin , Violamin, Gallein, Cörulein
1054.
VI. Oxychinone und Chinonoxime 1055
1. Anthracenfarbstoffe 1055. Alizarin 1055. Anthrapurpurin
Inhal tsverzeichnis. XXV
Seite
1057. # Flavoparparin 1057. Parpurin 1058. Anthragallol 1059.
Alizarinoraoge 1059. Alizaringelb, -marron, -orange, -rot, -bordeauz,
-cjanin 1060. Alizarinviridin, -cyaningrun, -cjanschwarz, -reinblau
1061. Alizarinsaphirol, -irisol, -astrol, Antbracenblau, Säure-
alizarinblau und -grün 1062. Alizarinblau, Alizaringrun 1063.
Alizarinindigblau, -schwarz, Indanthren 1064. 2. Naphthalin-
farbstoffe. Naphthazarin, Alizarindunkelgrün, Echtschwarz
1065. 8. Chinonoxime. Dinitroresorcin 1065. Gambin,
£l8&B6ergrun, Naphtholgrün 1066.
VII. Chinonimidfarbstoffe 1066
1. Indophenol 1066. 2. Thiazine. Methylenblau 1067. Gen-
tianin, Äthylen blau etc., Thiokarmin, Indochromogen, Indochromin
1068. Methylengrün 1069. 3. Oxazime und 0 x a z o n e. Capri-
blau, Brillantkresylblau 1069. Meldolablau, Muscarin, Nilblau,
Nenmethylenblau, Metaminblau 1070. Fluoreszierendes Blau, Ali-
zaringrün, Gallocyanin, Prune 1071. Delphinblau, Gallaminblau,
(3orrein, Cölestinblau, Phenocyanin 1072. Gallazin, Grallanilgrün
Indalizarin 1073.
VIII. Azinfarbstoffe 1073
1. Eurhodine. Neutralviolett, Neutralrot 1073. 2. Safran ine.
Safranin, Fnchsia etc.. Seidengrau 1074. Indoin, Naphthindon etc.,
Manvein, Indazin 1075. Magdalarot, Walkblau, Baslerblau, Azo-
grun etc. 1076. 3. Aposafranine. Indulinscharlach, Azo-
karmin, Diphenylblau 1077. 4. Induline 1077. Paraphenylen-
blau, Toluylenblau 1078. 5. Chinoxalinfarbstoffe. Flav-
indulin 1079.
IX. Chinolinfarbstoffe 1079
Cjanin, Chinolinrot, Flayanilin, Chinolingelb 1079.
X. Akridinfarbstoffe 1079
Akridingelb, Akridinorange 1079. Benzoflavin, Phosphin 1080.
Ledergelb, Grenadin, Rheonia 1081.
XI. Oxyketonfarbstoffe 1081
Gallacetophenon, Alizaringelb, Gralloflavin 1081. Resoflavin 1082.
XIL Indigofarbstoffe 1082
Propiolsänre, Indigosalz, Indophor, Indigorein 1082.
XlII. Schwefelfarbstoffe (Sulfinfarben) 1083
Cachou de Layal, Noir Vidal, Thiokatechin 1083. Italienischgelb,
Thionalbraun, Thionschwarz und -grün, Melanogenblau, Kryogen-
braun und -blau 1084. Solidgrau, Sulfoschwarz, Immedialblau,
-schwarz etc., Katigenbrann 1085. Eclipsblau etc., Anthrachinon-
schwarz 1086.
AllgeineliMr Qang fUr di« ohemltehe Untersuchung von Farbstoffen 1087
Tabellen über die wichtigsten Reaktionen der im Handel vor-
kommenden Farbstoffe 1090
XXVI lohaltsverzeichnis.
Seite
Schwarze, violette und blaue Farben 1090. Gelbe und orange
Farben 1116. Grüne Farben 1124. Rote Farben 1126. Braune
Farben 1140. Reaktionen von Schwefelfarbstoffcn 1146. Unter-
suchung von schwarzgefärbter Baumwolle 1147.
Spektrotkopitohe Untersuchung der Farbstoffe 1148
Spektroskope 1148. Fraunhofer sehe Linien 1148. Spektrosko-
pische Methode von Formänek 1149. Photoskopie von Heer-
mann 1152.
n. In der Natur vorkommende organische Farbstoffe 1155
1. Blaue Farben 1155
Indigo 1155. Handelssorten 1155. 1. Asiatischer Indigo 1155.
2. Afrikanischer Indigo 1156. 3. Amerikanischer Indigo 1157.
Bestandteile des Indigos 1157. Indigblau 1157. Indigopräparate
1158. Indigkarmin 1158. Indigopurpur und -violett 1159. Wert-
prüfung des Indigos 1159, durch Probeförben 1160. Kolori-
metrische Prüfung 1162. Indigotinbestimmung 1164. Extraktions.-
methode 1165. Bestimmung des Indigos in Substanz auf der
Faser 1166. Analyse von synthetischem Indigo 1167. Reduktions-
(Küpen-) Methoden 1168. Zinkküpo 1169. Hydrosulfitküpe nach
Rawson 1169. Yanadinküpe 1170. Hydrosulfitküpe nach
Wanger in und Vorländer 1172. Oxydationsmethoden 1176.
Permanganatmethoden 1176. Kritik dieser Methoden 1179. Chlor-
probe 1182. Wertbestimmung der Hydrosulfitlösung 1182. Be-
stimmung des Indigos auf der Faser 1182. ' Erkennung von Unter-
sätzen von Blau- oder Sandelholz 1184. Nachweis von Indigo
auf Wolle 1185. Blauholz 1185. Blauholzextrakt und Farb-
holzoxtrakte überhaupt 1186. Wertbestimmung 1187. Ver-
fälschungen 1190. Präparate aus Blauholz oder Biauholzextrakt:
Hematine, Indigoersatz, Direktschwarz 1192. Neudruckschwarz
1194. Allgemeines über Wertbestimmung der Farbholzextrakte
1194. Orseillepräparate 1197. Herkunft 1197. Bestimmung
des Gehaltes an Flechtensäuren 1197. Orseille im Teig, Orseille-
extrakt, Französischer Purpur 1198. Persio 1199. Wertbestim-
niung 1199. Verfälschungen 1200.
2. Qelbe Farben 1201
Quercitron 1201. Flavin, Quercetin 1202. Gelbholz 1203.
Morin 1203. Santiago-Neugelb 1204. Patentfustin 1204.
Wau 1204. Gelbbeeron (Kreuzbeeren) 1204. Orlean 1205.
Schüttgolb 1205.
3. Rote Farben 1206
Cochenille 1206. Kuchen Cochenille 1206. Karminlack 1207.
Karmin 1207. Cochenille ammoniacale 1207. Verfälschungen der
Cochenille 1207. Wertbestimmung der Cochenille 1207. Lac-
Dyel210. Rotholz (Brasilienholz) 1210. Krapp 1212. Safflor
Inhaltsverzeiclmis. XXVII
Seile
1212. . Drachenblut, Katechu, Gambir, Präpariertes
Katecha 1213. Kino 1214. Kastanienextrakt 1214.
PrMuiip der Gespinstfasern nnd der AppretnrmltteL Von Prof. Dr.
R. Gnehm 1216
L Die bei der Prüfung der Qespinttfasern angewendeten wichti-
geren Reagentien und Operationen 1216
Jodlösung und Schwe/elsäuremischung 1215. Chlorzinkjod 1216.
Reagentien auf verholzte Fasern 1216. Kupferoxydammoniak 1217.
Ammoniakalische Nickellösung 1217. Schulzesches Gemisch
zur Trennung von Faserböndeln 1218. Herstellung von dänuen
Querschnitten 1218.
II. Cliemisehe Prttfung der Qetpinttfatem 1219
Tabellen von Herzfeld über das Verhalten der Fasern gegen
Reagentien 1219. A. Unterscheidung der tierischen von
der vegetabilischen Faser 1221. B. Unterscheidung
einzelner Fasern voneinander 1223. 1. Wolle von Seide
1228. 2. Baumwolle von Leinenfaser 1223. 3. Jute von Leinen
and Hanf 1226. Pinchons Untersuchungstabelle für alle Textil-
fasem 1226. 4. Quantitative Trennung von Baumwolle und Wolle
1227. 6. Quantitative Trennung von Seide, Wolle und Baum-
wolle 1227. C. Untersuchung von beschwerter Seide
1228. Quantitative Chargenbestimmung für Schwarz 1234. Be-
stimmung des Decreusage der Seide 1230. D. DioPrüfungder
Kunstwolle 1236.
III. Milcroslcopitohe PrOfung der Qetpinttfatem 1287
IV. Seidenbaumwoile und kOnttliohe Seide 1239
Seidenbaumwolle (mercerisierte Baumwolle) 1239. Künst-
liche Seide. Chardonnetseide, Lehnerseide 1240. Pauly-Seide
(Glanzstoff) 1241. Übersicht der zur Unterscheidung von Natur-
nnd Kunstseide dienenden Reaktionen 1242. Vanduraseide 1244.
Untert ochang der Appreturmittei 1244
Namenregister 1249
Sichregister 126Ö
Mineralöle.
(Rohpetrolenm, Benzm, Leachtöl, BrannkoUenteer,
Asplialt, Paraffin n. s. w.)
Von
Prol Dr. D. Holde,
Abteil. -VorBfeher am KgL Mataxialprüfunj^amt eu Gr.-Liehterfelde W.
literatnniiaterlal.
Abkfinnmg im Text
R. Benedikt and F.Ulzer, Analyse der Fette
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Berlin Benedikt-Ulzer
J. Lewkowitsch, Chemical Technology and
Analysis of Oils, Fats and Wazes, 1904,
Verlag Maomillan & Co., London Lewkowitsch, Analysis
Mitteilnngen a. d. Egl. Materialprüfungsamt
(Abteüang 6 für Olprüfung), Verl. J. Springer,
Berlin Mitteilungen
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C. Engler, Die deutschen Erdöle, Verhandl.
des Vereins für Gewerbefleiß, 1887 . . . . Engler, Gewerbefleiß
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öle nnd deren Verbreitung, Verhandl. des
Vereins für Gewerbefleiß, 1887 Krämer u. Böttcher, Ge-
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Seheithaner, Fabrikation der Mineralöle
und des Paraffins aus Schwelkohle etc.,
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Veith, Industrie der Mineralöle, 1892. . .
Aisinman, Taschenbuch für die Mineralöl-
Industrie. Verl. J. Springer, Berlin.
Hospratt, Technische Chemie, Bd. 19:
1. Scheithauer, Mineralöle und Paraffln Muspratt-Scheithauer
2. C. Engler u. H. East, Petroleum . . . Muspratt-Engleru.East
JJwämrwncbxxngen. 6. Aufl. m. 1
Scheithauer, Mineralöle
Veith, Mineralöle
2 Mineralöle.
AbkOnuni: im Text
Berlinerblaa, Erdwachs, Verlag F. Vieweg &
Sohn, Brannschweig Berlinerblaa, Erdwachs
Höfer, Das Erdöl ond seine Verwandten
(Handbuch der Chem. Technologie t. Bolley) Höfer, Erdöl
Holde, Untersuchung der Schmiermittel
u. 8. w., Verlag J. Springer, Berlin . . . . Holde, Schmiermittel
Beschlüsse der Kommission 9 (Mineralöle
u. s. w. betreffend) des Deutschen Verbandes
für die Materialprüfung der Technik .... Verbands-Beschlüsse
Vorschriften der russischen Regierung nach
Einvernehmen mit der kaiserl. Russ. Techn. Ge-
sellsch. in Baku, betreffend Nomenklatur und
Prüfung Yon russischen Erdölprodukten . . Russische Vorschriften
Chem. Revue über die Fett- und Harz-
industrie Chem. Revue
Hippoljt Köhler, Chemie u. Technologie
der natürlichen und künstlichen As-
phalte, 1904 Hippol. Köhler, Asphalt.
Berichte der Deutschen chem. Gesellschaft Ber.
Zeitschrift für angewandte Chemie . . . Angew. Chemie
des Vereinsdeutscheringenieure Ztschr. Ver. d. Ing.
für analytische Chemie .... Analyt. Chemie
Dinglers Polytechn. Journal . . . . . . Dinglers Journ.
Chemiker-Zeitung, Köthen Chem.-Ztg.
AbMrzimgeii technischer Ausdrucke.
Spez. Zähigkeit nach Engler bestimmt (Vis-
kosität, Flüssigkeitsgrad) = fe
Erstarrungspunkt = ep
Siedepunkt = Kp
Schmelzpunkt = Schm.
Tropfpunkt = Tr
Flammpunkt (= Entflammungspunkt) . . = fp
Brennpunkt (= Entzündungspunkt) . . . = zp
Brechungskoeffizient = Br
Ausdehnungskoeffizient = er
Alle Temperaturen sind in Celsius -Grad ausgedrückt.
Die spez. Gewichte sind, wenn keine anderen Angaben gemacht werden,
bei + 15^, bezogen auf Wasser von +4® angegeben.
Nomenklfttar.
Nomenklatur der Derivate des rassischen ErdOls.
Die nachfolgende Nomenklatur, neuerdings aufgestellt Yon der
nissiscben Regierung nach Einvernehmen mit der Kaiserlich Tech-
nischen Gesellschaft in Baku, sei dem Kapitel „Mineralöle u. s. w/
Torangeschickt, weil sie, wenn auch nur für russische Erdölprodukte
gültig Tind in einzelnen Punkten auf die dortigen Handelsbedürfioisse
zugesclinitten, dennoch eine wertvolle Unterlage fiir manche andere
FäUe ist.
1. Kohpetroleum, wenn fp 70^ nicht übersteigt. Liegt fp da-
rüber hinaus, so ist es in die Kategorie 20 (Heizöle) einzureihen^).
Leiehte Derivate:
2. Petroleumäther und Rigolen, spez. Gew. unter 0,700,
destillieren bis 80^;
3. Leichtes Benzin, spez. Gew. 0,700 bis 0,717, enthaltend bis
zu 5 Proz. bei einer Temperatur von über 100® C. destillierender Sub-
stanzen ;
4- Schweres Benzin, spez. Gew. 0,717 bis 0,730, destilliert bei
einer Temperatur bis zu 100°, enthält weniger (?) als 5 Proz. Substanzen,
die über 100® destillieren;
5. Ligroin, spez. Gew. 0,730 bis 0,750;
6. Putz öl, spez. Gew. 0,750 bis 0,770.
Lampenöle:
7. Meteor, spez. Gew. 0,806 bis 0,810, fp 28® und darüber
(Apparat Abel-Pensky), Farbe 1 bis 2;
8. Testefas, spez. Gew. 0,820 bis 0,823, ^ 38® und darüber,
Farbe 1 bis 2;
9. Kerosin, spez. Gew. 0,815 bis 0,826, fp 28® und darüber,
Farbe 2,5;
10. Astralin, spez. Gew. 0,823 bis 0,835, fp 40 bis 45®,
Farbe 2,5;
11. Pyronaphtha, spez. Gew. 0,855 bis 0,865, fp bis 98® und
darüber, gefärbt;
'} In Deutschland würde z. B. ein Rohöl, welches wie z. B. schweres
Wietzer Rohöl fp über 70^ hat, zur Zeit niemals als Heizöl benatzt werden,
weil es gegenüber den hier gebrauchten festen Brennstoffen viel zu wertvoll ist;
es würde also nicht in Kategorie 20 (Heizöle), sondern in Kategorie 1 fallen.
1»
4 Minenlöle.
12. Gasöl, spez. Gew. 0,865 bis 0,885, fp 98^;
13. Solaröl, lichtes, spez. Gew. 0,885 bis 0,895, ^ 138» (Pensky-
Martens).
Se]i]iiier51e:
14. Vaselinöl, spez. Gew. 0,885 bis 0,895, fp 130®.
15. Spindelschmieröl, spez. Gew. 0,895 bis 0,900, fp 150 bis
185^ fe Engler bei -t- 50« 2,4 bis 2,9;
16. Maschinenschmieröl, spez. Gew. 0,905 bis 0,910, fp 185
bis 215°, fe 6 bis 7,5 bei + 50°, gefriert bei — 10°;
17. Zjlinderschmieröl, spez. Gew. 0,911 bis 0,920, ^210 bis
245®, fe 12,5 bei 50», gefriert bei 5«;
18. Viskosin (Valvolin), spez. Gew. von 0,925 bis 0,935, fp 290
bis 310°, fe bei 100« C. = 5 ;
19. Mazut zur Ölfabrikation, spez. Gew. 0,908 bis 0,916,
^ 160® und darüber, fe bei 50® 6 bis 10.
Heintoffe:
20. Mazut, als Rückstand des Petroleums gesammelt, spez. Gew.
0,895 bis 0,935 und darüber, ^ bei 270® und darüber.
Rohpetrolenm, Petroleum,
Mineralöle, Paraffin, Asphalt nnd Brannkohlenteer.
A. Rohpetrolenm.
Das der Erde entquillende Rohpetroleum ist gewöhnlich dunkel,
bräunlich bis schwarz gefärbt, vereinzelt konmien auch hellere Arten
(hellgelb bis rötlichbraun) Yor. Die in Deutschland gewonnenen Rohöle
sind tief braunschwarz und yerhältnismäßig dickflüssig; die im Elsaß
gewonnenen eignen sich zur Herstellung Yon Benzin, LeuchtÖl, leicht
erstarrenden Schmierölen, Putzölen, Gasölen und Asphalt; in neuerer Zeit
wird auch aus ihnen Paraffin gewonnen. Die hannoverschen, hauptsächlich
die schweren Wietzer Ole eignen sich zur Herstellung von Schmierölen,
während ParaMn aus ihnen nicht zu gewinnen ist. Wie russisches Rohöl,
das Hauptrohmaterial für die Gewinnung der leichteren und schwereren
Maschinenöle, so enthalten auch die allerdings weit asphaltreicheren
Wietzer Ole nur minimale Mengen Benzin. Das amerikanische und gewisse
Provenienzen galizisches und rumänisches Rohöl bilden das Hauptmaterial
GhemiBche Zasammensetzung des Rohpetroleams. 5
für die Herstellung yon gutem Eerzenparaffin aus Erdöl, von Leucht-
petroleum und für Petroleumbenzin. Die aus diesen Rohölen hergestellten
Schmieröle haben im allgemeinen einen höheren (nahe bei 0^ liegenden)
Erstarrungspunkt als russische Öle. Einige galizische Öle, z. B. das-
jenige Yon Grosno, liefern ebenfalls bei tiefliegendem Erstarrungspunkt,
guter Viskosität und hohem Flammpunkt beliebte Schmieröle f(ir Maschinen,
Eisenbahnwagen etc. Für Dampfzjlinderschmierung haben sich die sehr
schwerflüssigen oder salbenartigen amerikanischen Zylinderöle in erster
Linie bewährt (siehe „ Mineralschmieröle ^ S. 80 ff.). Aus Rohpetroleum
werden femer Motorentreiböle, Transformatorenöle, Asphalt, Elektroden-
koke u. s. w. gewonnen.
I. Chemische Zasammensetzniig.
Die rohen Erdöle sämtlicher Länder bestehen — im Gegensatz
zum Steinkohlenteer — Torwiegend aus verschieden hoch siedenden
Kohlenwasserstoffen nicht aromatischer Natur, welche sich zum größeren
Teil nicht in konz. Schwefelsäure als Sulfosäure lösen. In geringer Menge
finden sich, allerdings auch aromatische Kohlenwasserstoffe — Benzol und
höhere Homologe — in yerschiedenen Erdölen. Die chemische Natur der
viskosen Schmierölanteile der Rohpetrole ist noch unaufgeklärt. Die
übrigen Anteile der Erdöle, d. h. das Benzin, Leuchtpetroleum, Gasöl und
Paraffin, bestehen bei amerikanischem, d. h. pennsylvanischem Erdöl vor-
wiegend aus Kohlenwasserstoffen der Methanreihe CnHsn-|-2) bei russi-
schem Erdöl aus sog. Naphthenen. Letztere sind als Polymethylene, z. B.
CH j — C£[j — CHj — CHj — CHj \ CHj — GHj — CHj — CHj — CH^ — CH j
au&ufassen und werden als Penta-, Hexamethylen, Methylhexamethylen
u. s. w. bezeichnet. Die Derivate des Hexamethylens sind als hydrierte
Benzole bezw. Homologe des hydrierten Benzols anzusehen. In den
deutschen, galizischen und rumänischen Erdölen finden sich je nach dem
besonderen Fundort Ole, in welchen mehr Kohlenwasserstoffe der Methan-
gmppe vorherrschen und solche, in denen die Naphthene überwiegen.
In galizischen und rumänischen Ölen finden sich auch merkliche Mengen
Earbüre. Als Nebenbestandteile finden sich in manchen Rohölen (beson-
ders reichlich im Texasöl) von der Verwesung der marinen Tierreste, dem
wahrscheinlichen ürsprungsmaterial des Erdöls, herrührende Pyridinbasen,
femer merkaptan- und sulfidartig gebundener Schwefel (letzterer besonders
reichlich im Ohiorohöl), Sauerstoff- und schwefelhaltiger Asphalt. Das
schivere hannoversche Erdöl von Wietze ist, wie oben erwähnt, reich
an Asphalt. Engler u. Jezioranski (Ber. 1895, 2501) zeigten, daß die
über 200^ siedenden Anteile von galizischem, russischem (Bibi-Eybat)
g Mineralöle.
und Pechelbronner Rohöl sich fast völlig in konz. Schwefelsäure lösen
und einen den Kohlenstoffgehalt der Olefine (bei letzteren durchschnitt-
lich 85,7) nicht unerheblich übertreffenden Kohlenstoffgehalt (von durch-
schnittlich 87 Proz.) besitzen; sie dürften daher nicht unbeträchtlicbe
Mengen noch wasserstoffärmerer Kohlenwasserstoffe enthalten. Bei penn-
sylvanischem Erdöl lösten sich allerdings von den über 200^ siedenden
Anteilen nur 35 Proz. in konz, Schwefelsäure. Die Elementaranalyse
der erwähnten Rohöle ergab nach den genannten Autoren folgende Zahlen :
o/o C % H % O
Galizien 86,18 13,82 —
Baku 86,21 13,49 0,30
Elsaß 85,38 12,68 1,94
Pennsylvanien . . . 86,10 13,90 —
Die unter 200^ siedenden Anteile enthalten vorwiegend gesättigte
Kohlenwasserstoffe der Methanreihe und Naphthene. Im übrigen schwankt
der Kohlenstoffgehalt der Roherdöle verschiedener Herkunft von 79,5 bis
88,7, der Wasserstoffgehalt von 9,6 — 14,8, der Sauerstoffgehalt von 0,1 bis
6,9, der Stickstoffgehalt von 0,02 — 1,1, der Schwefelgehalt von 0,01 bis
2,2 Proz.
n. Spezifisches Gewicht und Aasdehnnngskoeffizient.
Das spez. Gew. schwankt bei Roherdölen zwischen 0,816 (Pennsyl-
vanien) und 0,955 (Wietze), Bakuöl hat spez. Gew. = 0,882, Ohioöl 0,887,
ostgalizisches Ol 0,870. C. Engler fand bei einem Rohöl spez. Gew. fast 1,0.
Der Ausdehnungskoeffizient a beträgt bei pennsylvanischem Öl
0,000840, bei russischem Öl 0,000817, bei Wietzer Öl 0,000647; er fällt
also mit steigendem spez. Gewicht.
Erdöl von spez. Gew. ax 100 000
Kanada 0,828 843
Schwab Weiler
Wcstgalizien
Wallachei .
0,829 843
0,861 858
0,885 775
0,901 748 .
Die Bestinunung des spez. Gewichtes und der Ausdehnungs-
koeffizienten von Rohölen erfolgt nach dem unter Schmiermittel S. 84
bezw. 89 beschriebenen Verfahren.
III« Bestimmung des Wassergehalts.
a) Nach Nettel (Ghem.-Ztg. 28, 867) werden je 100 ccm Rohöl
und Leichtbenzin (Benzol dürfte aus dem unter b) genannten Grunde
oft das bessere Lösungsmittel sein) im Scheidetrichter gemischt und
Wassergehalt des Rohpetroleums.
5 Min. lang mit 50 ccm YjqN.- Lösung Salzsäure geschüttelt. Nach
y,8tündigem Stehen des Gemisches im HeiBluftbade bei 65^ titriert man
einen aliquoten Teil der ölfrei abgelassenen (evtl. filtrierten) sauren
Schiebt, z. B. 25 ccm, mit Yjq N.- Alkalilösung. Aus der Veränderung des
Titers der Salzsäure kann man alsdann auf den Wassergehalt des Rohöls
achliefien.
Beispiel: Angewandt 50 ccm Vio ^- ~ Lösung H Gl und 100 ccm
RohöL In 50 ccm HCl = 50 . 0,0365 g HCl = 1,825 g HCl.
Nach dem Durchschütteln mit HCl gefunden
auf 25 ccm Salzsäure 20 ccm YioN.-Lösung EHO
oder - 50 - - 40 - Vio " ^HO
d.h. in 50 - - 1,460g HCl.
Hiemach würden die anfanglich in 50 ccm saurer Lösung enthaltenen
1,825 g HCl jetzt in - ' * — = 62,5 ccm saure Lösung enthalten sein,
d. h. es sind denmach in 100 ccm Rohöl 12,5 ccm Wasser enthalten ge-
wesen, welche die 50 ccm Yjq N.-Säure um 12,5 ccm verdünnt haben.
Vorstehendes Verfahren ist nur sehr begrenzt anwendbar, nämlich
nur, wenn die Salzsäure nicht in erheblicher Weise auf Bestandteile des
Rohpetroleums, z. B. Salze etc. lösend oder chemish einwirkt und hier-
durch Titeränderung erleidet.
b) Man schüttelt eine gemessene Menge Rohöl, z. B. 200 ccm, in
einem Y, — 1 1 fassenden, konischen, unten eng ausgezogenen imd in ^lo ^^^
geteilten, mit Glasstopfen yerschließbaren GefäB mit der doppelten oder
4-fachen Meoge Benzol heiß durch, läßt heiß absitzen und
liest den Wassergehalt am schmalen Ende ab. Dieses
Verfahren ist nicht immer gangbar, weil einige Rohöle
selbst in Verdünnung und beim Erwärmen leicht Emul-
sionen an der Trennungsschicht bilden. Petroleumbenzin
kann bei asphaltreichen Ölen nicht zum Verdünnen statt
Benzol benutzt werden, weil es Asphalt ausfallt.
c) Sicherer kommt man zum Ziel, wenn man eine
gewogene oder gemessene Menge (100 — 300 ccm) Rohöl
unter Vorlegung eines graduierten, unten eng ausgezogenen
Zylinders (Fig. 1) destilliert, bis kein Wasser mehr
übergeht. Die Menge des Wassers kann, nach Abstoßen
der an der oberen Wandung des Zylinders haftenden
Wassertropfen, direkt in der Vorlage abgelesen werden.
d) In schweren, benzinfreien und petroleumarmen
Bohölen, z. B. Solchen von Wietze, läßt sich der Wassergehalt auch aus
den Gewichts Verlusten, welche eine gewogene, nicht entwässerte und eine
Pifrl.
^^eeno
ccftt^
g }£iieralö1e.
dnrch SchUttels mit Chlorcalci'uin und nachheriges Filtrieren entwässerte
Probe Rohöl beim Erhitzen auf dem Wasserbade bis zum Verschwinden
des Schaumes erleiden, ermitteln; der Wasaergehalt ist auf lOO g
Substanz umzurechnen. Rohöle können nicht wie Schmieröle direkt in
den Glasschalen abgewogen werden, in denen sie zur Bestimmung der
Gewichtsverluste erhitzt werden; sie sind vielmehr, zur Vermeidung von
Verdampftings Verlusten beim Wägen, aus verschlosBenen
^s-i- Wägegläschen, in deren Hals kleine Pipetten einge-
schliffen sind (Fig. 'S), zu entnehmen. Stark wasser-
haltiges Rohöl ist mit gewogenen Mengen eines wasser-
freien Schmieröls zu verdünnen.
rv. Beetimmiuig der mecbanlBcheD
Teronreiiiigiuigeii.
5 — 10 g durchgeschütteltes öl werden in 100 bis
500 com Benzol gelöst. Die über Nacht der Ruhe
überlassene Lösung wird durch ein gewogenes Filter
filtriert. Nach Auswaschung und Trocknung des Fil-
ters bei 105" wird die Menge der zurückgebliebenen
mechanischen Verunreinigungen ermittelt. Im Ol sus-
pendierte Pech- oder Asphaltteile werden hierbei nicht mitbestimmt, da
sie im Benzol löslich sind; deren Bestimmung siehe S. 13.
V. Beetimmnag der Aasbeate an Benzin, Leadt^etroleam,
SchmierQI etc.
a) FUr den FiibrUAetrieb. Die Anordnungen der Lab Ora-
toriums destillationen werden je nach Bedürfnis der einzelnen Fabriken,
der Art des Rohmaterials, der im groBen angewandten Destillation
(Cracking- oder Wasserdampfdestillation etc.) verschieden getroffen, wie
man auch je nach der Destillation sart, der Hübe der Dephlegmatoren etc.
aus demselben Rohöl sehr verschiedene Mengen Benzin, Petroleum etc.
erhalten kann. Es empfiehlt sich, für den Laboratoriums versuch aus
Glasretorten oder Metall retorten '/, oder 1 kg Öl, anfänglich unter Vor-
lage eines Wasserkühlers, später unter Luftkühlung, zu destillieren, die
in bestimmten Abständen aufgefangenen Destillate (bis 150" Benzin) zu
messen oder zu wiegen und auf ihre Eigenschaften zu prüfen (s. Ab-
schnitt B-D und Schmiermittel S. 80ff.). Die über 300" siedenden Schmier-
Olanteile werden am zweckmäßigsten auch bei der Probedestillation mit
tlberbitztem Wasserdampf, nötigenfalls, z. B. bei schweren deutschen Ölen,
unterstützt durch Vakuum von 300 — 400 mm, übei^etrieben. Die Eigen-
BectiimnnDg der Auibaate aua Robpetroleniu. 9
sch&ften der Destillat« werden gewöhnlich nach erfolgter Raffination mit
1— 8"/o konzentoierter Schwefetsäore ermittelt.
Beim Nachw&achen der mit Schwefelsäure raffinierten Mineralöle
mit Laugen und Wasser zeigen sich oft störende Emulsionen, welche im
Laboratorium, wo die Öle gewöhnlich im Scheidetrichter gewaschen
werden, schwierig zu überwinden sind. Die Waschungen müssen bei
schweren Ölen heiß und unter starkem Schütteln erfolgen, damit sich
das öl möglichst gut von der Waschflüssigkeit trennt. Für solche
Arbeiten eignet sich der Scheidetrichtei schlecht, während sie sich in
dem nebenan skizzierten GefaB bequem durch&hren lassen. Der Apparat
(Fig. 3) besUht aus dem WaschgeföB o,
welcbes mit Ablaflhahn d') versehen ist, ^'' '
der aus Aluminium oder gut gekühltem ,- ^^—
GUs gearbeiteten Dampfschlange b und ^^VS 'auairür
dem gläsernen, zum Rühren der Flüssig-
keiten durch ein Wasserstrahlgebläse
dienenden Luftzuführungsrohr c. Erfor-
derlichenfalls ist, wenn man auch mit
Saure in dem Apparat raffinieren will,
seitlich unten am Gefäfi noch ein Ab-
ladhahn anzubringen, um das Öl von
den Säureharzen zu trennen. Auch
kann man das Gefäß oben, um Ver-
spritzen zu vermeiden, mit einem Deckel
Tersehen, durch welchen Dampf- und
LuftzuTührungsrohr hindurchgehen, in-
dessen sind schon bei der offenen Form
des Apparates, wenn nicht zu hoch auf-
gefüllt wird, Verspritzungen nicht zu
befOrchten. Das Trocknen der gewa-
schenen Öle kann wie in der Praxis ^^Jljyd'
unter Durchleiten yon Luft durch das Tj^Y^
stärker erhitzte Öl erfolgen. I — I
b) FOr xoU- und AondeMecAmisch« Zwecke. Da die verschie-
denen Laboratoriumsdestülationsapparrte (s. auch Singer, Chem. Rev.
1896, S. 93) bei demselben Roberdöl gajia erheblich abweichende Aus-
beatezahlen geben können, so wurden für die Kontrolle des Verkehrs
mit Rohölen, insbesondere für zoll technische Abfertigungen, einheitlich
'} Der zweit« Glashalm d' kann daza dienen, die beim Ablassen durcb den
«bcrco Hahn dorchgegangenen kleinen Mengen öl von dem Rest der Waseh-
Bü»gk«t 10 trennen.
10
Uineralöle.
konstruierte Apparate rorgescb rieben, welche auch zur fraktionierten
Destillation des Rohbenzins, des Leuchtpetroleuma etc. benutzt werden.
1. Der ältere für diese Zwecke benutzte und für handels-
technische Unterauebungen aucb jetzt noch gebraucbte Apparat ist an
nacbfolgender Stelle skizziert (Fig. 4). Rohr b ist aus Kupfer und dient zum
Kühlen der schweren Destillate, für leichte Destillate unter 200° benutzt
man besser einen Liebigachen tilaskühler. Die mit Wasser gekühlte
Bürette c dient zum Auffangen der Destillate. Statt der Bürette kann
man die Destillate auch in 6 je Ton 0,2 zu 0,2 com graduierte 25 ccm
fassende Reagens gl äs er, welche in einem Stativ (S. 103, Fig. 35) im
Wasserbad von Zimmerwärme stehen, der Reihe nach laufen lassen.
Die zu destillierenden ötproben müssen durch Behandeln mit Chlor-
calcium von solchen Mengen Wasser befreit sein, welche heftiges StoBen
der Masse veranlassen.
Bestimmung der Aosbeute aas Rohpetroleum. H
Nach Englers Vorschrift werden 100 ccm Ol in den Destillierkolben
eingefüllt. Diese Menge ist jedoch nur für Petroleum und solche Rohöle
anzuwenden, bei denen rechtzeitig so viel Öl üb er destilliert, daß die Aus-
dehnmig der schweren Öle nicht störend wirkt. Bei hochsiedenden Ölen,
z. B. Astatkirückständen und Schmierölen, muß entweder der Kolben
weni^tens 140 ccm fassen, da sonst das ins Sieden geratene Öl infolge
der starken Ausdehnung leicht übersteigt oder es sind nur 80 oder
W ccm Ol anzuwenden. Als Siedepunkt gilt diejenige Temperatur, bei
welcher die ersten Tropfen Destillat vom Kühlerende abfallen.
Während der Destillation sollen bei Rohölen und Petroleum nach
Engler pro Minute 2,25 ccm übergehen; gleichzeitig soll man beim
jedesmaligen Erreichen eines Fraktionspunktes den Brenner fortnehmen,
das Thermometer um mindestens 20^ C. sinken lassen und bis zum
Fraktionspunkt so lange wieder erhitzen, als noch merkliche Mengen
(6 Tropfen) übergehen. Die erste Bedingimg läßt sich indessen bei
Innehaltung der zuletzt genannten nicht in allen Teilen der Destillation
befolgen; man wird sich daher gegen Schluß der Destillation mit lang-
samerem Tempo begnügen. Bei Rohölen und Petroleum
werden die Fraktionen bis 150® (Benzine),
von 1500—3000 (Leuchtölfraktion),
über 300» (Schmieröle)
ermittelt.
Von manchen Fabriken, z. B. solchen, welche Petroleum galizischen
Ursprungs verarbeiten, werden 150 — 275® C. als Grenzen für die Petro-
leomfraktion benutzt, weil diese die Fraktion besser charakterisieren.
Man muß also bei Beurteilung der Ausbeuten der Destillationsprobe
auch die Provenienz berücksichtigen.
2. Der zur Zeit amtlich vorgeschriebene Apparat für zoll-
technische Prüfungen ist in den Fig. 5 — 7 abgebildet (s. a. Centralblatt für
das Deutsche Reich 1898, S. 279 und „Mitteilungen" 1899, Heft 1).
Sämtliche Teile des Apparates mit Ausnahme des Meßkolbens und
der Bürette sind in Metall gearbeitet und in den Abmessungen genau
fixiert. Im Destillierkölbchen A werden mittels regulierbaren Brenners,
unter Mäßigung der Temperatur durch die zwischengeschobenen Bleche und
Drahtnetze, 100 ccm Ol (Rohbenzin, Rohpetroleum etc.) so destilliert, daß
bis 150<> die Temperatur von 120<> an etwa 4°, von 150— 300^ 8 — 10°
in der Min. steigt. Bei 320^, im Dampf gemessen (der Nullpunkt des
Thermometers schneidet genau mit der oberen Eorkfläche ab), wird die
Destillation abgebrochen. Die Destillate werden in D gekühlt und in der
Bürette E aufgefangen. Die bis 150^ siedenden Teile gelten als Benzin.
Bei der Prüfung von Schmierölen wird nur bis 300° destilliert.
Als Schmieröl werden die Öle dann deklariert, wenn bis 300® nichts
12
Mineralöle.
übergeht oder bei einem spez. Gew. eines Rohöls von > 830 bis 300®
weniger als 70 Vol.-Proz. übergehen, anderenfalls wird das Öl als Leuclit-
petroleum deklariert. Rohpetroleum von den vorbezeichneteD Eigen-
schaften des Schmieröls wird nur dann mit dem Schmierölzoll von
10 Mk. nach No. 29 b des Zolltarifs belegt, wenn es über 50^ entflammt
(Abel) und höheres spez. Gew. als 885 bei 15° hat, oder wenn bei der
fraktionierten Destillation von 150 bis 320° weniger als 40 Vol.-Proz.
übergehen.
Fig. 6 und 7.
Fig. 6.
— fOOccm^
fOO
0.
. fOO
/•^
Als Benzin, Ligroin, Petroläther werden nach Anm. 2 und 3 zu
No. 29 des Zolltarifs diejenigen Mineralöle zollfrei eingelassen, welche
wenigstens 90 Proz. unter 150° siedende Teile enthalten.
Der Apparat liefert gut vergleichbare Zahlen, die aber naturgemäß
von den xmter 1 erhaltenen bei der gleichen Olsorte erheblich abweichen.
VI. Die Entflammbarkeit
Die Rohpetrole sind je nach Herkunft verschieden hoch entzünd-
lich, meistens nahe bei 0°. Einzelne benzinreichere Öle, z. B. javanisches
Rohöl, amerikanisches Ol etc., entflammen bedeutend tiefer, benzinfreie
Öle, z. B. schwere hannoversche Öle, entflammen erst zwischen 70 und
80°. Man bestimmt den Flammpimkt mittels des Ab eischen oder des
Pensky sehen Probers (S. 22 u. 31). Für die zollamtliche Ermittlung
Asphaltgeh< des Rohpetroleams. X3
des Flammpunktes (Grenze 50^) gelten die S. 281 und 282 des Central-
blatts für das Deutsche Reich 1898 gegebenen ergänzenden Vorschriften
(s. a. Petroleum S. 35).
Vn. Asphaltgehalt.
Zuweilen ist eine Orientierung darüber erwünscht, inwieweit ein
Rohpetroleum asphaltreich ist. Man benutze die nachfolgenden, vom Ref.
ausgearbeiteten Methoden, berücksichtige jedoch, daß die hiemach durch
Benzin ausgefällten Mengen harter Asphaltstoffe, bezw. die durch Alkohol
in ätherischer Lösung ausgefällten weicheren Asphaltstoffe nicht absolute
Werte, sondern nur relative Vergleichs werte darstellen. Ein tunlichst
leicht siedendes Benzin wird darum zur Ausfallung der Asphaltstoffe
gewählt, weil die Löslichkeit der letzteren mit fallenden Siedegrenzen
des Benzins abnimmt.
a) Qualitativer Nachweis.
Etwa 0,5 ccm Öl werden im Reagensglas mit bis 50^ G. siedendem
Petroleumbenzin geschüttelt und die Lösung der Ruhe überlassen. Bei
Gegenwart von Asphalt (d. i. bei fast allen dunkel gefärbten Ölen) zeigen
sich entweder unmittelbar nach dem Schütteln oder nach längerem
Stehen (eventuell bis zu 1 Tag) dunkle Flocken, welche beim Abfiltrieren
auf dem Filter asphaltartiges Aussehen zeigen, auf dem Wasserbad nicht
Bchmelzbare Massen darstellen imd sich im frisch gefällten Zustande
durch ihre Löslichkeit in Benzol als Asphalt charakterisieren.
Löst man etwa 0,5 ccm Öl in 5 ccm Äther und fügt 7 ccm Alkohol
hinzu, so fallen die in Benzin unlöslichen harten Asphaltstoffe mit den
weicheren Asphaltstoffen zusammen als flockiger, in Benzol löslicher
Niederschlag aus, welcher sich in der Regel zu einer zähen, an den
Wandungen des Gefäßes sich ablagernden Masse zusammenballt.
b) Quantitative Bestimmung.
1. In Benzin unlöslicher harter Asphalt. 2 — 5 g Öl werden
in einer farblosen 1 1-Glasflasche mit etwa 300 — 500 ccm Benzin tüchtig
geschüttelt. Bei asphaltarmen Ölen sind 5 — 20 ccm Öl und entsprechend
mehr Benzin anzuwenden. (Bei Prüfung der Asphaltmenge nach den von
den Eisenbahnen vorgeschriebenen Bedingungen sind auf je 1 ccm Öl
40 ccm Benzin vom spez. Gew. 0,70 anzuwenden.) Nach wenigstens ein-
tägigem Stehen wird der Hauptteil der Lösung durch ein kleines Falten-
filter dekantiert. Dann wird die Hauptmenge des Niederschlages auf
di8 Filter gebracht und unter Nachspülung der Flasche mit reinem
Benzin so lange gewaschen, bis das Filtrat keinen öligen Yerdampfungs-
14 Mineralöle.
rückstand mehr gibt. Hierauf wird der Asphalt Yom Filter durch
heißes Benzol abgelöst; die in einen Kolben gespülte Lösung wird durch
Destillation von der Hauptmenge des Benzols befreit und dann in eine
tarierte Schale gespült, welche nach Verdampfung des Benzolrestes und
Trocknen bei etwa 100^ C. gewogen wird. Durch diese Behandlung ist
man sicher, nur asphaltartige Stoffe, nicht aber auch fremde, durch
Petroleumbenzin aus den Ölen niedergeschlagene Verunreinigungen zur
Wägung zu bringen. (Letztere können natürlich bei Anwendung eines
gewogenen Filters besonders ermittelt werden.)
Der Asphalt ist baldtunlichst nach der Auswaschung mit Benzin
Yom Filter mittels heißen Benzols abzulösen, da bei längerem Stehen
der Niederschläge in einigen Fällen bedeutend schwerere Löslichkeit in
Benzol bemerkt wird. Für vergleichende Versuche ist aus den oben an-
geführten Gründen stets das gleiche Benzin zu benutzen. Will man den
Gehalt an suspendiertem Asphalt bestimmen, so ist der Asphaltgehalt
nach Torstehender Methode sowohl im ursprünglichen Ol als in dem bei
Zimmerwärme filtrierten Ol zu bestimmen. Die Differenz beider Be-
stimmungen gibt den Gehalt an suspendiertem Asphalt.
Die bei Terschiedenen Rohölen gefundenen Asphaltmengen ent-
sprechen etwa den Beobachtungen, welche Engler*) bei Feststellung des
Kokerückstandes Ton Mineralölen yerschiedener Herkunft gemacht hat.
2. In Alkoholäther (1:2) unlösliche weichere Asphalt-
Stoffe. Etwa 5 g des Öles werden bei H- Ib^ im 25-fachen Vol. Äther
gelöst und in dieser Lösung mit dem 12 V3- fachen Vol. 96 -gewich ts-
proz entigem Alkohol unter langsamem Eintropfen aus Bürette und stän-
digem Schütteln versetzt. Nach 5-stünd. Stehen bei 15® filtriert man
durch Faltenfilter, wäscht mit Alkoholäther (1 : 2) aus, bis nicht mehr
ölige Stoffe, sondern höchstens Spuren pechartiger Bestandteile in das
Filtrat übergehen. Das ausgewaschene Asphaltpech, welches noch Paraffin
(bei Zylinderölen erd wachs artig) enthalten kann, löst man in Benzol; man
dampft die Lösung ein und kocht den Rückstand so lange mit je 30 com
96-proz. Alkohol aus, bis die Auszüge nach dem Erkalten keine Paraffin-
niederschläge mehr geben. Dann trocknet man den Rückstand bei 105® C.
74 St. und wiegt nach dem Erkalten.
3. In Amylalkohol unlöslicher Asphalt. Nach D.R.P. 124980
von Daeschner dient Amylalkohol zur Entfernung von Asphalt aus
asphaltreichen Residuen. Man kann z. B. 18 Proz. Asphalt, der aber
bedeutend weicher ist als der nach 1. und 2. gefällte, aus Wietzer Re-
siduum mit Amylalkohol ausfallen. Gewiß wird es auch möglich sein,
diese Reaktion analytisch zu verwerten, indessen ist auf die Schwierig-
1) Gewerbefleiß 1887.
Paraffingehalt des Rohpetroleums.
15
keit der Auflösung Ton Zylinderölen in Amylalkohol hinzuweisen. Zur
allgemeineren analytischen Verwendung bedarf das Verfahren daher noch
genaueren Studiums.
Vm. Paraffingehalt
wird für zollamtliche Zwecke nach der Methode des Ref. mit folgenden
Modifikationen bestimmt:
Von 100 g Eohpetroleum werden in tubulierter Glasretorte alle bis
300° (Thermometer im Dampf) übergehenden Teile rasch abdestilliert.
Man legt eine neue gewogene Vorlage (ohne Kühler) vor, treibt sämt-
liche Öle bis zur yoUständigen Verkokung des Rückstandes ohne Thermo-
meter über und bestimmt durch Wiederwägung der Vorlage das 6e-
samtgewicht des überdestillierten schweren Öles. Alsdann wird in diesem
der Paraffingehalt in nachstehend beschriebener Weise bestimmt. (Aus
dem Paraffingehalte des Schweröldestillats wird durch Umrechnung der
Paraffingehalt in 100 g des zur Untersuchung verwendeten Rohpetroleums
erhalten. Enthält das untersuchte 01 mehr als 8 Gewichtsprozente
Paraffin, so ist es nach den zollamtlichen Vorschriften nicht als Rohöl,
sondern als Schmieröl zu yerzollen.)
Man löst 5 — 10 g der Substanz bei Zimmerwärme in einem Ge-
misch von 1 TL abs. Alkohol und 1 Tl. Äthyl äther bis zur klaren
Lösung auf, fugt alsdann unter beständiger Abkühlung bis auf — 20® G.
gerade so viel des Gemisches von Al-
kohol und Äther zu, bis eben alle Öligen Fig. s.
Teile bei — 20® gelöst und nur Paraffin-
flocken sichtbar sind. Letztere werden
dann auf einem durch Eältemischimg
von Viehsalz und Eis (—21®) gekühl-
ten Trichter (siehe Fig. 8) von der
ätherisch -alkoholischen Lösung durch
Filtration unter Absaugen getrennt, von
etwa noch anhaftendem Ol durcbWaschen
mit entsprechend stark gekühltem Al-
koholäther befreit imd dann mit heißem
Benzin in eine tarierte Glasschale ge-
spült. Nach vorsichtigem Verdampfen
des Benzins auf dem Wasserbade, bis
der Benzingeruch verschwunden ist, wird die Schale sorgfältig außen
^getrocknet. Ergibt sich nach dem Abkühlen der Schale, daß das
Paraffin von harter Beschaffenheit ist, so wird es im Trockenschrank
V4 Stande bei 105® erhitzt und nach Abkühlung im Exslkkator gewogen.
Handelt es sich aber um weicheres, unter 45® schmelzendes Paraffin, so
. ^ /Sautffftumfte
Iß Ifioenlöle.
wird dieses zweckmäßig bei etwa 50** im Yakanmexmkkator einige Stunden
getrocknet, beyor es gewogen wird.
Auf sorgfältige Auswaschimg des gefällten Paraffins bis eben zu
dem Punkte, wo etwa 5 ccm des Filtrats nach dem Yerdampfen des
Alkoholäthers keinen oder einen bei Zimmerwärme festen Rückstand
geben, ist zu achten.
Sind feste Paraffinmassen zu prüfen, so wägt man 0,5 — 1,0 g ab
und löst in 10 — 20 ccm Alkoholäther (siehe a. S. 53).
Zu den gefundenen Paraffinmengen addiert man in Rücksicht auf
eine gewisse geringe Löslichkeit des Paraffins im Alkoholäther 0,2 Proz.
bei Töllig flüssigen Ölen, 0,4 Proz. bei solchen Ölen, die schon bei +15^
Abscheidungen zeigen, imd 1 Proz. bei festen Massen.
Das Verfahren zeigt die im Destillat wirklich Torhandeneo Paraffin-
gehalte bei Berücksichtigung vorstehend angeführter Kautelen nur inso-
weit an, als härtere zur Kerzenfabrikation geeignete Paraffine in Frage
kommen. Weichere, erheblich unter 50^ schmelzende Paraffine werden
nicht Yöllig ausgefallt, sondern bleiben bei — 20° in nicht unerheblichen
Mengen in alkoholisch-ätherischer Lösung; sie können aber durch noch-
maliges Auflösen des eingedampften Filtrats und Wiederauflösen in
wenig Alkoholäther (2:1) zum größten Teil bei —20 bis — 21<> aus-
gefallt werden. Bei der Destillation des Rohöls, wie sie übrigens nur
für dunkle Öle nach obiger Vorschrift nötig ist, wird auch ein geringer
Teil (bei 5 Proz. Paraffin können dies z. B. 0,5 Proz. sein) zersetzt und
im Destillat nicht wiedergefunden. Diese Fehlerquelle macht sich um
so mehr bemerkbar, je höher der Paraffingehalt des Rohöls ist.
IX. Yerdampfluigswärme von Erdölfraktioneiu
Die Bestimmung dieser Eonstante wird bei der Einrichtung des
Destillationsbetriebes für Feststellung der Heizanlagen, der Eühlergrößen
und der Kühlwassermengen nötig, wenn nicht, wie es meistens der Fall
ist; erfahrungsgemäß gearbeitet wird.
Zur Bestimmung dient der Apparat von t. Syniewski (Fig. 9).
Die im Kolben A entwickelten Dämpfe gelangen durch ab nach
dem Raum c und Yon dort unter dem Glockenstopfen z hinweg nach
dem Kalorimeter B^ bezw. der in das Wasser des Kalorimeters einge-
tauchten Glasschlange, in welcher sie verdichtet werden. Vor Eintritt
der Dämpfe in das Kalorimeter hält man dieses durch Stopfen z so
lange geschlossen, bis sich in c keine Dämpfe mehr yerdichten. Die
Terdichteten Dämpfe fließen durch Rohr d ab. Sobald durch c nur noch
unverdichtete Dämpfe streichen, läßt man diese unter Anschluß des
Kühlers / so lange noch durch c streichen, bis eine bestimmte Anfangs-
Verdampfangsw&rme des Rohpetroleams.
17
temperatur erreicht ist. Bann läßt man sie unter Lüftung von z in das
Schlangenrohr e des Kalorimeters treten, wo sie durch 1150 g Wasser Ter-
dichtet werden. Die Temperaturen des Wassers und der Dämpfe werden
durch die Thermometer T und t gemessen. Man läßt die Dämpfe aus A
Fig. 9.
80 lange in das Kalorimeter übergehen, bis die Temperatur in c um 20^
steigt, so daß man also die in Interrallen von 20° übergehenden Frak-
tionen prüft. Dann wird der Zutritt zum Kalorimeter mittels z ver-
schlossen, der ganze Destillationsapparat vom Kalorimeter entfernt und
TJnterBUchiiiig^eiu 5. Aufl. m. 2
2 g Mineralöle.
die Menge der überdestillierten Fraktion durcli Wägimg des Schlangen-
rohres ermittelt. Man gibt in den Destillationskolben zu Anfang des
Versuches 40 ccm der zu prüfenden Fraktion; die überdestillierten Frak-
tionen werden nach erfolgter Wägung und Messung der Temperatur des
Kalorimeters für die Bestimmung der spezifischen Wärme reserviert.
X. Ichthyol.
Beffriffserklärung. Unter „Ichthyol^ versteht man im allgemeinen
ein aus schwefelreichem Kohöl, welches durch Destillation von bitumi-
nösem Seefelder Schiefer (Tirol) etc. gewonnen wird, durch Sulfurieren
und Neutralisieren mit Ammoniak oder Soda erhaltenes wasserlösliches
Ol, welches imter dem Namen Ammonium sulfoichthyolicum u. s. w. in
den Handel kommt und bis zum Jahre 1900 wohl ausschließlich von
der Hamburger Ichthyolgesellschaft Cordes, Hermann u. Co. herge-
stellt wurde. (Lüdy, Chem.-Ztg. 27, 984 und Pharm. Centralh. 1903, 795.)
Das Ichthyol dient vielseitigen therapeutischen Zwecken, z. B. bei Rheu-
matismus, Hautekzemen, Entzündungen u. s. w., mit gutem Erfolg. In den
letzten Jahren sind verschiedene Konkurrenzprodukte unter dem Namen
„Ichthyopon** u. s. w. in den Handel gekommen. Der Name Ichthyol ist
von Schröter, welcher zuerst 1883 ein Patent zur Herstellung von
Ichthyol genommen hat, deshalb gewählt, weil sich in dem Schiefer,
aus welchem das Rohöl durch Destillation gewonnen wird, Abdrücke
von Fischen finden fyBi^ = Fisch, Oleum =• Öl).
Eigenschaften des BohöU. Das zur Darstellung des Ichthyols
dienende Rohöl ist durchsichtig, braungelb, hat 0,865 spez. Gew. und siedet
zwischen 100 und 255°. Die verschiedenen Fraktionen riechen nach Mer-
kaptanen, erinnern aber auch im Geruch an Petroleum. Verdünnte Säuren
entziehen dem Ol geringe Mengen N-haltiger Basen, die nach Dippel-
schem Ol riechen. Die Dämpfe färben konz. H2SO4 violett bis blau.
Elementaranalyse : 77,25—77,94 Proz. C, 10,5 Proz. H, 10,7 Proz. S
und 1,1 Proz. N. Alkoholisches Kali und Natriumamalgam entziehen
dem Ol keinen S. (Bau mann und Schotten durch Pharm. Centralh.
1883, 477.) Nach Schröter enthält das Rohöl nur 2,5 Proz. S; dieser
steigt erst durch die Sulfurierung auf 10 Proz. (Pharm. Centralh. 1883,
113). Es scheint hiemach, als ob Baumann und Schotten, auf deren
Prüfung sich auch die nachstehenden Angaben beziehen, ein anderes Ol
als Schröter geprüft haben.
Eigenschaften deß Ichthyols* Das Ichthyol löst sich in Wasser
klar mit brauner Farbe unter Fluoreszenz auf; stärkere Säuren fällen
aus der Lösung ein Harz, das eine in Wasser lösliche, stickstofffreie
organische Säure ist und aus der Lösung wieder durch Mineralsäuren
Ichthyol. Benzin. 19
abgeschieden wird. Das Ichthyol ist nach Bau mann und Schotten
auch stäckstofErei. Offenbar haben Baumann und Schotten also nur
das Natrium sulfoichthyolicum geprüft, denn sie stellten auch als Formel
^ss ^36 ^^ ^ ^6 ^^^' Schwefel fanden sie hiemach 15,73 Proz. Der
Schwefel scheint z. T. als Sulfogruppe, z. T. nach Art des Merkaptan-
Schwefels oder der organischen Sulfide direkt in Verbindung mit G zu
stehen. Da die Sulfosäuren als solche keine Wirkung auf den tierischen
Organismus ausüben, hat die therapeutische Anwendung des Ichthyols
insbesondere mit dem an C gebundenen S zu rechnen, während die
Solfogmppe nur die Wasserlöslichkeit und leichte Resorbierbarkeit des
Präparats bedingt.
Prüfung des Ichthyols. Nach den Bestinmiungen der deutschen
Pharmakologenkommission 1886 soll sich das Ichthyol in Wasser oder
in einem Gemisch von gleichen Teilen Weingeist und Äther klar auflösen.
Nach den Angaben Yon Lüdy finden sich als Verunreinigungen Ammo-
niumsolfat und kleine Olmengen (Pharm. Centralh. 1903, 797).
B. Benslm.
Unter „Benzin^ oder „Naphtha" versteht man in der Erdöl-
industrie im allgemeinen die bis 150° 0. siedenden Teile des Rohpetro-
leums. Das „Rohbenzin^, wie es beim ersten Übertreiben der Benzin-
&aktionen des Rohpetroleums gewonnen wird, enthält gewöhnlich noch er-
hebliche Mengen mit übergerissener, über 150^0. siedender Teile, von denen
es durch Redestillation befreit werden muß. Rohbenzin, sowie fertiges
Benzin müssen daher im Laboratorium zwecks Feststellung ihres Wertes
unter tunlichster Dephlegmation der Dämpfe fraktioniert destilliert werden.
Die oben erwähnte, zu 150° festgesetzte obere Siedegrenze der Benzin- oder
Naphthafraktion ist nicht für jede Fabrik bindend; in Wirklichkeit können
vielfach Abweichungen in den Siedegrenzen der Benzinfraktionen bei
Terschiedenen Fabriken vorkommen.
£s empfiehlt sich, die häufig ohne jede Einheitlichkeit benutzten
Ausdrücke Petroleumäther, Ligroin, Gasoline u. s. w. durch die einheit-
liche Bezeichnung „Benzin^ unter Angabe der Siedegrenzen zu ersetzen,
oder für die genannten Produkte einheitliche Siedegrenzen zu yerein-
baren (s. S. 3).
Ein groBer Wert wird femer auf einen reinen, möglichst schwachen
Geruch, besonders bei Benzinen für Automobile u. s. w., und auf wasser-
helle Farbe gelegt. Der unreine Geruch von ungenügend raffinierter
Naphtha wird nach neueren Patenten durch geringe Zusätze von Ter-
pentinöl oder Kienöl unter gleichzeitiger Behandlung mit Alkali ver-
deckt. Diese Zusätze geben sich nach S. 23 zu erkennen.
2»
20 Mineralöle.
I. SpeziflBches Gewicht
ist mit Mohr scher Wage, amtlich geeichten Aräometern für leichte
Mineralöle u. s.w. bei +15® C. zu bestinunen (s. Schmieröle S. 84);
es dient hauptsächlich als Identitätsprobe.
Bei Bestimmimg des spez. Gew. sind zur Umrechnung der bei der
jeweiligen Temperatur beobachteten Zahlen auf die bei Normaltemperatur
(15®) geltenden folgende, von D. Mendel eje ff festgestellten Gewichts-
korrekturen in Anwendung zu bringen:
Für spe«. Gew. Korr. pro !• Warme
von 0,700—0,720 0,000820
. 0,720—0,740 0,000 810
- 0,740—0,760 0,000 800
- 0,760—0,780 0,000 790
- 0,780—0,800 0,000 780
IL Einfache Verdampfongsprobe.
Das gewöhnliche, unter 100° siedende Benzin (spez. Gew. 0,70 bis
0,71) darf beim Verdunsten auf schwach erhitztem Wasserbade im Uhr-
glas keinen Rückstand hinterlassen. Auf Papier darf es beim Ver-
dunsten keinen Fettfleck hinterlassen. Geben beide vorstehende Proben
ein negatives Ergebnis, so ist die Gegenwart von schweren Ölen aus-
geschlossen.
HI. Fraktionierte Destillatioii.
Bei den meisten Automobilen und anderen Motoren, welche durch
Benzin betrieben werden, wird dieses vor Eintritt in den Explosionsraum
in einer besonderen Kammer verdampft. Das hier benutzte Benzin soll
tunlichst gar keine, höchstens aber 5 Proz. über 100^ siedende Anteile
enthalten, da sonst, besonders bei Fahrten in starker Winterkälte, leicht
empfindliche Versager vorkommen. Daher ist die Destillationsprobe
— übrigens auch für Extraktionsbenzine — eine wichtige Prüfung.
a) JFahrikskantroUdesHIUtH&n für Bohbensein* Bei Ausführung
der fraktionierten Destillation des Benzins hat sich nach Singer^)
ein Dephlegmator von nebenstehender Form (Fig. 10) bewährt, welcher
eine Kombination der Prinzipien der Dephlegmatoren von Gans und
Glinsky-Le Bei für Benzindestillation darstellt. Dieser Dephlegmator
wird auf das 100 bezw. 200 ccm fassende Destillationskölbchen auf-
gesetzt. Ein Thermometer wird so eingefügt, daß die Quecksilberkugel
*) Chem. Revue 1897, S. 109.
Eotflaminbarkeit dea Beimiis. 21
mit dem Abzugsrohr für die Dämpfe abschlieSt. Dann werden imter
Anfügung eines Wasaerkühlers auf dem nebenan skizzierten Sicherheits-
sandbad (siebe Fig. 11 und 12) — Fig 12 zeigt im Vertilcal schnitt eine
Sandbadschale mit halbkugelfSrmiger Vertiefung in der Mitte zur Auf-
nahme von Rundkolben — die bis 50 — 100 — 120 — 150" siedenden Destil-
late bestimmt. Bei sehr genauen Versuchen ist eine nochmalige Destfl-
Ution, sog. RedestUlfttion, erforderlich.
b) FrataUmilerte DeatOlaUon für xottamOtche Zwecke. Diese
CntersuchuDg wird nach dem auf S. 11 beschriebenen Verfahren aua-
ceführt. Die zollamtlicbe Klassifizierung des Ma-
terials ist S. 12 beschrieben. Der Umstand, daS
als Benzin noch ein Material zugelassen ist, ^
bU 10 Pr«z. Über 150" C. siedende Teile enthält,
beweist, dafl auch Rohbenzin als „Benzin" behandelt wird.
IV. Eitflammbarkeit
Petroleumbenzin entflammt, soweit es sich nicht um ungewöhnlich
hoch {100—150") siedendes Öl handelt, bei Annäherung einer Zünd-
flunme bedeutend unter 0". Der Flammpunkt wird im Abelschen
Petrolenmgefafi (s. Fig. 13) bestimmt.
Das mit Deckel versehene Geföß a des Abelschen Petroleum-
probere wird in den zylindrische d, mit Alkohol gefüllten, etwa 60 mm
22
Mineralöle.
Fi;. 18.
hohen und 90 mm weiten Blechtopf b gestellt, dieser wird in einem
70 mm hohen und 160 mm weiten, gleichfalls mit Alkohol gefüllten,
emaillierten und mit Filz umwickelten Eisentopf c abgekühlt. Bas zu
prüfende Benzin wird im Ab eischen Prober bis zur Füllmarke auf-
gefüllt, worauf durch Einfüllen von fester Kohlensäure in die Gefafie b
und e eine nach Bedarf mehr oder weniger starke Abkühlimg (bis zu
— 60^ C.) des Benzins herbeigeführt wird. Der ganze Apparat wird
zur Abhaltung von Erwärmung mit Handtüchern umwickelt.
Die Zündvorrichtung wird erst kurz vor Beginn des Probens ein-
gesetzt, um Einfrieren des Petroleums im Docht der Zündflamme und
Verlöschen der letzteren während der Versuche zu verhüten. Auch der
Federwerkmechanismus, welcher das Ein-
tauchen des Zündflämmchens bewirkt,
funktioniert bei der starken Abkühlimg
nur mangelhaft und maQ öfters durch
Andrehen des auf dem Deckel sitzenden
Aufzugsknopfs während des Versuchs
imterstützt werden. Im übrigen wird
auf Entflammbarkeit von 7a° zu 7a° ^
gleicher Weise wie bei der Petroleum-
prüfung geprobt. Hierzu wird dasGeßlß a
aus dem Kältebade herausgenommen und
mit einem Handtuch umwickelt. So ist
vermieden, daß die aus c fortwährend ent-
weichende Kohlensäure die Zündflamme
zimi Verlöschen bringt. Die Prüfung beginnt bei — 50 oder — 60®.
Die Flammpunkte werden, sowohl was Barometerstand als Kor-
rektur für den herausragenden Alkoholfaden des Thermometers anbetrifft,
unkorrigiert bestimmt. Das Gleiche gilt für die Brennpunkte, zu deren
Bestinmiung einfach nach eingetretenem Entflammen des Benzins der
Deckel des Petroleumprobers abgenommen wird. Nach schneller Wieder-
einfügung eines an einem Stativ eingespannten Kältethermometers in
das Benzin wird von 7,° zu Y,® ein Lötrohrflämmchen an die Ober-
fläche des Benzins geführt und derjenige Punkt als Brennpunkt auf-
gezeichnet, bei welchem bei Annäherung des Flämmchens ein fort-
dauerndes Brennen der Benzinoberfläche stattfindet.
Die Flammpunkte und Brennpunkte einiger Benzine verschiedener
Siedegrenzen wurden wie folgt ermittelt (Holde, Mitteilungen 1899,
S. 70) :
Siedepunkte des Benzins 60— 60« 60—78» 70-88» 80—100« 80—115» 100-150»
Flammpunkt unter- 58» —39» —45» —22» —22» -h 10»
Zündpunkt — —84» —42» — —19» +16»
Nachweis fremder Bestandteile im Benzin. 23
Die Unterschiede zwischen Flammpunkt und Brennpunkt sind,
ine man sieht, bei Benzinen bedeutend kleiner als bei höher siedenden
Erdölprodukten, z. B. dem Schmieröl (s. dieses).
Zum Vergleich sei angegeben, daß absoluter Alkohol im Abel-
Apparat bei + 12° bei 768 mm Druck, Benzol bei 710—713 mm Druck
bei — 8*^ entflammt.
y. PrOfüng auf aromatische Kohlenwasserstoffe.
a) Qualitativ. Eine kleine Messerspitze fein zerstoßenen, von
anorganischen Stoffen freien Asphalts, welcher durch längeres Aus-
waschen mit Petroleumbenzin vom spez. Gew. 0,70 — 0,71 von seinen
leicht löslichen Teilen befreit ist, wird auf einem kleinen Filter mit dem
zu prüfenden Benzin übergössen. Ist das ablaufende, in einem Keagens-
glas aufgefangene Benzin farblos, so kann es als frei von Benzolzusätzen etc.
angesehen werden; läuft es gelb oder braun gefärbt durch, so ist die An-
wesenheit von Benzol oder Toluol anzunehmen. Die Probe beruht auf
dem Lösungsvermögen des Benzols für Asphalt und gestattet, 5 — 10 Proz.
Benzol im Petroleumbenzin nachzuweisen.
b) Quantitativer Nachweis (Krämer und Böttcher, Gewerbe-
fleiß). Gründet sich auf die Absorption der aromatischen Kohlenwasser-
stoffe und Athylene durch Schwefelsäure vom spez. Gew. 1,84 bei 15® G.,
bereitet durch Mischung von 80 Yol. konz. und 20 Vol. rauch. Säure.
Der benutzte Apparat besteht aus einem etwa 75 ccm fassenden
starkwandigen Kölbchen, dessen etwa 50 cm langer Hals in Yjq ccm ge-
teilt ist. Je 25 ccm Benzin (oder Petroleum) und Säure werden im
Kölbchen Y4 Stunde lang kräftig durchgeschüttelt. Nach Verlauf von
90 Min. füllt man mit konz. Schwefelsäure soweit auf, daß die obere
Ölschicht in die Bohre gedrängt wird, und liest dann nach einer Stunde
so oft ab, bis keine Zunahme der indifferenten Kohlenwasserstoffe mehr
stattfindet. Aus der Differenz zwischen dem ursprünglichen und jetzigen
Yolumen erhält man durch einfache Rechnung die Volumenprozentzahlen
der absorbirten Kohlenwasserstoffe. Bei einem Gehalt von über 13 Proz.
an schweren Kohlenwasserstoffen wird das Verfahren ungenau.
YL Nachweis yon TerpenÜnöl und KienöL
Läßt man in reines Petröleumbenzin (oder auch solches, das Benzol
und dessen Homologe enthält) im Reagensglas Bromdampf fließen, so
iarbt sich beim Schütteln des Benzins dieses sofort rotgelb, während
Terpentinöl oder KienÖl wegen ihres Gehaltes an imgesättigten Terpenen
sofort das Brom, ohne gefärbt zu werden, absorbieren. Diese Reaktion
24 Mineralöle.
läßt sich nach den Erfahrungen des Ref. leicht zum Nachweis der ge-
nannten Terpenöle in Benzin verwenden.
Auch durch Zugahe eines Tropfens Wal ler-H tibi scher Jodlösung
zu einigen ccm des Probeöls lassen sich nach Versuchen des Ref. Ter-
pentinöl, Kienöl u. s. w. auch in kleinen Mengen nachweisen. Reines
Benzin wird durch die Jodlösung rosa gefärbt, und die Färbung bleibt
mindestens 7^ St. unvermindert stark, während sie bei Zusatz von Ter-
pentinöl oder Kienöl bald verschwindet oder wesentlich schwächer wird.
Nach 5 Min. langem Schütteln ist sie bei Gegenwart der letzgenannten Ole
ganz verschwimden. Die Probe gestattet auch bequem, qualitativ selbst
sehr kleine Mengen ungesättigte Fettsäuren (Ölsäure, Linolsäure u. s. w.),
in gesättigten Säuren wie Palmitinsäure, Stearinsäure u. s. w. nachzuweisen.
Quantitativ wird Terpentinöl durch Bestimmung der Bromzahl
ermittelt. Terpentinöl siedet zwischen 155 und 162® zu 75 — 80 Proz.,
und giebt sich hierdurch wie durch Bromzahl 2,15 — 2,3 und spez. Gew.
0,865 — 0,875 in den entsprechenden Fraktionen zu erkennen. Benzin
hat Bromzahl 0, spez. Gew. höchstens 0,750.
Vll. Rafflnations^ad.
Rohbenzin kann schwach gelblich gefärbt sein, fertiges Benzin muß
absolut farblos sein und darf weder beim Schütteln mit konz. Schwefel-
säure diese färben noch beim Kochen mit Wasser irgend welche sauren
Bestandteile oder sonstige Verunreinigungen an letzteres abgeben.
Vlll. Löslichkeit in absolutem Alkohol.
Die Benzinfraktionen sind in abs. Alkohol völlig löslich.
ۥ lieuebtpetroleniii.
I. Äufiere Erscheinmigeii.
Ein gutes Leuchtpetroleum soll vollständig klar, durchsichtig und
höchstens schwach gelblich gefärbt sein. Teurere Qualitäten wie z. B.
Water White sind wasserhell. Dem Sonnenlicht ausgesetzt, büfien indessen
alle Petroleumsorten in Bezug auf Farbqualität ein, sie werden gelber,
ohne daß mit dieser Veränderung eine erhebliche Verringerung der Licht-
stärke verbunden zu sein braucht (Mitteilungen 1903, 52). Auf den
Petroleummärkten wird das Petroleum nach der Farbe gehandelt. Die
Farbmesser von Stammer, Schmidt und Haensch und Wilson-
Ludolph gestatten bestimmte Normalzahlen für die Farbe zu ermitteln.
Bei erstgenannten beiden Apparaten wird diejenige Schichtendicke er-
mittelt, bei welcher das Petroleum gleich gefärbt erscheint wie eine Normal-
Lenchtpetroleam: Farbe.
25
Fig. 14.
Fig. 15.
glasplatte ron bestimmter Dicke und Färbung, bei dem Ludolph sehen
Kolorimeter wird die Farbe ein und derselben Schiebt des zu prüfenden
PetroJeums mit verschiedenen Farbglastjpen yerglichen.
So ei^bt z. B. die Ablesung
am Stamm ersehen Erdölkolori-
meter folgende Schichtenhöhen fiir
die üblichen Handelsmarken:
Standard White 50 mm
Prime White 86,5 -
Superfine White 199,5 -
Water White 300—320 -
a) 8Uiminer9eh€8 Kolorit
meier» Die Konstruktion des von
Schmidt und Haensch, Berlin,
gebauten und in Baku viel be-
nutzten Stamm ersehen Eolori-
meters ergibt sich aus Fig. 14
und 15. z ist das feststehende
Rohr, welches oben mit Farbglas-
platte versehen ist, c ist ein ver-
schiebbarer, mit dem zu prüfen-
den Petroleum beschickter Zylin-
der, in welchen die Bohre t je
nach dem Stand des Zylinders c
Terschieden hoch eintaucht. Durch
m
Ofiiimgen im Boden von z und c
gelangt das Licht über Spiegel p
durch zwei Prismen nach Oku-
lar 0. Die Schichtenhöhe des
Petroleums, gemessen an der Tei-
lung m, wird so lange variiert,
bis Übereinstimmung der Farbe
in beiden Röhren eintritt. Die
Vorschriften für die Benutzung des
Apparates werden vom Verfertiger
des Instruments auf Wunsch mit-
geliefert (siehe auch C. Engler,
Dingler, 2M, S. 287).
b) Beim Kdariineier van WÜsan^) sind an dem um einen be-
igen Winkel drehbaren Deckel eines Holzkastens zwei Messing-
') Za beziehen von W. Ladolph, Bremerhaven.
26
Mineralöle.
röhren b angebracht, in welchen sich die zur Au&ahme des Petroleums
und der Farbgläser dienenden Glasröhren befinden (Fig. 16 und 17).
Beide Röhren können durch dicht anschraubbare Glasdeckel geschlossen
werden. Ein am unteren Ende des Brettes befestigter Spiegel sendet
das reflektierte Licht durch die Röhren und Prismen ähnlich wie beim
Stamm er sehen Eolorimeter in das Okular. Jedem Apparat wird ein
Satz von yier Gläsern beigegeben, die, geordnet nach Helligkeit, je
einer Farbenmarke für die Kerosine des Handels: Water "White (hellstes
Glas), Superfine White, Prime White, Standard White (dunkelstes Glas)
entsprechen sollen.
Fig. 17.
Fig. 16. ^
Zur Bestimmung des Farbentones füllt man eine Röhre mit dem
Probepetroieum und befestigt das Rohr am Brett; erscheint jetzt im
Okular die eine Hälfte des Gesichtsfeldes gelb gefärbt, so wird in die
oberhalb des Deckels an der zweiten leeren Röhre befindliche Halbring-
hülse das eine oder das andere der farbigen Gläser gelegt, bis der
zweite Halbkreis im Okular mit dem ersten annähernd gleich gefärbt
erscheint; dasjenige Glas, dessen Einfügung die annähernd gleiche
Färbung der beiden Halbkreise des Gesichtsfeldes bewirkte, kennzeichnet
die Marke des zu prüfenden Kerosins.
In Wirklichkeit entspricht der Farbenton des Kerosins, d. h. seine
Marke, selten genau einem der vier Gläser. Auf den verschiedenen
Märkten schätzt man das Kerosin nur in ganzen Marken. Ist z. B. der
Farbenton eines Kerosins heller als Marke 3 und dunkler als Marke 2,
so wird er mit der Marke 3, also mit der dunkleren Marke, bezeichnet.
In Baku ist die Schätzung der Farbe auch in Bruchteilen von ganzen
Marken üblich. (S. R. Quitka, Arbeiten der Bakuschen Sektion der
„Kaiserlich Russischen Technischen Gesellschaft** 1889 — 1891.)
Der Farbenton des in Baku fabrizierten Kerosins liegt meistens
zwischen Marke 2 und 3; die Bruchteile der Farbmarke werden wie
folgt ermittelt:
Leuchtpetroleam: Farbe. 27
Ist zur Srzielung gleicher Färbung beider Halbkreise im Gesichts-
felde des Okulars auf die mit Kerosin gefüllte Röhre das Glas 2 M
aofzulegeii und auf die leere Röhre das Glas 3 M, so entspricht das
Kerosin der Marke 27]. Je nachdem das Kerosin bei dieser Probe
dunkler oder heller als 3 M erscheint, wird es mit M 2% oder 2Y4 be-
zeichnet. Mit M 2% wird das Petroleum auch bezeichnet, wenn auf die
gefällte Röhre M 1 und auf die leere Röhre M 3 zur Erzielung yon
Farbengleichheit gelegt wird.
Für die Marken des Wilson sehen Apparates wurden beim Yer-
gleich mit dem Apparate von Stamm er folgende Höhen der Kerosin-
säulen gefunden:
Standard White
= 4 M
50 mm
-
= 3% .
68
Prime White
== 3 -
86,5 -
-
23/, -
115 -
-
- 27, -
143 -
-
- 2% -
172
Superfine White
— 2 -
199
-
= 1% -
255 -
Water White
= 1
310 -
Die hier angegebenen ganzen Marken wurden auf dem Wege des
Tersuchs ermittelt, die Bruchteile yon Marken dagegen durch Berechnung.
e) Nach den „JßuggUchen Vorschriften^^ gibt die Farbe eines
Leuchterdöles keine Anhaltspunkte zur richtigen Beurteilung des Reini-
gungsgrades oder der Fähigkeit desselben, in den allgemein Terwendeten
Lampen ruBfrei, geruchlos und mit nicht fallender Flamme zu brennen;
die kolorimetrische Untersuchung der Leuchtöle ist deshalb in dem 1897
TeroffentUchten Erlafi des russischen Finanzministeriums nicht obligatorisch
behandelt; da jedoch im Handel das Petroleum oft nach der Farbe be-
urteilt wird, und um Willkürlichkeiten bei Feststellung der Farben-
iQtensität zu vermeiden, sind die amtlichen Organe angewiesen, auf Ver-
langen der Parteien die Leuchtöle auch in Bezug auf Farbe zu unter-
suchen und entsprechende Zertifikate auszustellen. Die Normalgläser
der Terschiedenen Kolorimeter weichen, wie auch in den offiziellen
russischen Vorschriften hervorgehoben ist, oft in Bezug auf Farbstärke
und Schattierung voneinander ab; um trotz dieser Unterschiede ver-
gleichbare Resultate zu erhalten, wurden seitens der Bakuer Abteilung
der Kaiserlich Russischen Technischen Gesellschaft die Färbungsgrade der
handelsüblichen Sorten von amerikanischem Petroleum durch verschieden
konzentrierte Lösungen von Kaliumchromat in angesäuertem Wasser ver-
anschaulicht (s. nachf. Tabelle I).
28
Minenldle.
Beseicbnung
der HandeUmailc«!!
w w
Su W
P w
s w
6 M
1,0
1.1
1,8
1,4
1,6
1,6
1,7
1,8
1,9
2,0
2,1
2,2
2,25
2,3
2,4
2.6
2,6
2,7
2,75
2,8
2,9
8,0
3,1
3,2
3,3
8,4
3,5
3,6
8,7
3,8
3,9
4,0
4.1
4,2
4,3
4,4
4.5
4,6
4,7
4,8
4,9
5,0
TMb.1.
Prosealgvbalt an KjCiO«
der gleich eeärbten Löeunc
bei einer Dicke der Schiebt
Ton 404,6 mm
0,000272
0,000309
0,000346
•0,000384
0,000421
0,000458
0,000495
0,000532
0,000570
0,000607
0,000644
0,000886
0,001 129
0,001220
0,001371
0,001 614
0,001856
0,002098
0,002341
0,002462
0,002583
0,002826
0,003068
0,003 325
0,003581
0,003838
0,004 094
0,004351
0,004608
0,004864
0,005 121
0,005 877
0,005634
0,006334
0,007 034
0,007 734
0,008434
0,009134
0,009 833
0,010 533
0,011 233
0,011 933
0,012 633
Beobachtete Dicke der
Sdkicht d. untersuchten
Flüanc^eit in mm
957,9
843,2
753,1
680,3
618,9
568,4
526,4
489,8
557,1
429,3
404,6
294,1
280,8
208,5
191,1
161,4
140,4
124,2
111,3
105,8
100,9
92,2
84,9
78,4
72,8
67,9
63,6
59,9
56,5
53,5
50,9
48,5
464^
41,4
37,0
33,7
30,9
28,5
26,5
24,7
23,2
21,9
20,6
Leuchtpetroleam: Farbe. 29
IHircli A.l>8tirfung der Prozentgehalte an K^CrO^ um je Yio ^®^
^^ehaltsd^iffeireiiz z^weier aufeinander folgender Normalfarblösungen, also
zwisclieii d.exi dem Water White- und Superfine White-Petroleum ent-
sprechenden Xiösungen um je 0,000037 Proz. KjCr04, zwischen den dem
Superfine Wliite- und dem Prime White-Petroleum entsprechenden
Losungen mn je 0,000242 Proz. K^CrO^ etc., gelangte man zu einer
ganzen Farbslcala. Die Farbe eines jeden, untersuchten Petroleums läßt
sich nun nacb. dieser Farbskala zahlenmäßig ausdrücken; das Vergleichen
der Farben geschieht in einem Stamm ersehen Kolorimeter. Es wird
darin die IDicke der Schicht des untersuchten Leuchtöles gemessen, bei
welcher seine Farbe der Farbe einer 404,6 mm dicken Schicht des
Superfine ArVhite-Petroleums oder der Farbe eines geeigneten Glases
entspricht; aus der Tabelle ist alsdann zu entnehmen, welche Handels-
marke dem untersuchten Produkt zukommt. Als Vergleichseinheit wurde
deshalb das schwach gefärbte Superfine White-Petroleum gewählt, weil
dadurch der Einfluß der Schattierungen der gelben Grimdfarbe bedeutend
Terringert -wird. Nur diejenigen Petrole, deren Farbe heller als diejenige
des Superfine White-Petroleums ist, werden, da die Kolorimeter eine
Vei^rößerung der Dicke der beobachteten Schicht über 404,6 mm meisten-
teils nicht zulassen, mit der Farbe des Water White-Petroleums, bezw.
des diesem Petroleum entsprechenden Glases verglichen.
Bei Vergleichung mit einem dem Water White-Petroleum ent-
sprechenden Glase ist aber nachfolgende Tabelle II zu benutzen:
Tab. IL
Beobachtete Dicke der
Schicht d. unterauchten
Flüssigkeit in mm
404,6
356,2
318,1
286,6
261,4
240,3
222,3
206,9
193,1
181,3
170,9
Insofern die Gläser der Kolorimeter bei Vergleichung mit den
Ealiumcfaromatlösungen irgend welche Farbabweichungen aufweisen
iK>l]ten, müssen, um mit solchen Gläsern doch die untersuchten Leuchtöle
Beaeichniixig:
- HandelBmarken
Prosentgehalt an K, Cr O4
der g^leich gefärbten Lösimg
bei einer Dicke der Schicht
von 404,6 mm
ww.
1,0
0,000 272
1,1
0,000309
1,2
0,000 346
1,3
0,000 384
1,4
0,000 421
1,5
0,000 458
1,6
0,000 495
1,7
0,000 532
1,8
0,000 570
1,9
0,000 607
SaW.
2,0
0,000 644
30 Mineralöle.
richtig klassifizieren zu können, in den dritten Spalten der Tabellen die
Zahlen für jedes Glas entsprechend korrigiert werden. Mit der Yor-
nähme derartiger Korrekturen wurde das Bakuer technische Komitee
beauftragt. Die Buchstaben WW, SuW, PW, SW, GM bezeichnen die
üblichen Handelsmarken Water White, SuperfLne White, Prime White,
Standard White, Good Merchantable.
EL SpeElflsches Gewicht
wird, wenn genügende Mengen Material zur Verfügung stehen, mit
den YOn der Kaiserlichen Normaleichungskommission geeichten Aräo-
metern, anderenfalls mittels Pyknometer u. s. w. (siehe Schmieröl) bei
+ 15 ° C, auf Wasser von 4 ° C. bezogen, entsprechend der Teilung der
amtlich geeichten Aräometer, ermittelt.
Zur Umrechnimg der bei jeweiliger Temperatur beobachteten Zahlen
auf die bei Normaltemperatur (15^) geltenden sind folgende Ton
D. Mendelejeff festgestellte Gewichtskorrekturen in Anwendung zu
bringen:
Tab. UL
Für spes. Oewichte Korr. pro 1® Warme
von 0,760—0,780 0,000 790
- 0,780-0,800 0,000780
- 0,800—0,810 0,000770
- 0,810—0,820 0,000760
- 0,820—0,830 0,000 750
- 0,830—0,840 0,000 740
- 0,840—0,850 0,000720
- 0,850—0,860 0,000 710
Das, spez. Gewicht von Petroleum erleidet bei längerem Stehen
des Öles, selbst in verschlossenen Flaschen, durch Polymerisierung merk-
liche Erhöhungen (C. Engler, Ber. 1900).
III. Viskosität (spezifische Zähigkeit) und Erstarrangi^piiiikt.
Ein gutes Petroleum soll im Engl er- Apparat (s. S. 92) nicht mehr
als 1,1 spezifische Zähigkeit bei 20^ C. zeigen, damit es leicht im
Docht aufsteigt.
Petroleum, welches, im Freien benutzt, der Kälte ausgesetzt ist,
soll auch bei tiefen Temperaturen völlig flüssig dem Docht zufließen; es
mufl alsdann z. B. bei — 10^ klarflüssig bleiben.
Diese Prüfung wird auf dem S. 101 unter „Schmiermittel" be-
schriebenen Apparat ausgeführt, indem man nach Anstellung eines Vor-
Lenchtpetroleum: Flammpankt. 31
Tersachs Proben je 1 Stunde auf die in Frage kommende Temperatur
unter Yermeidung Ton Bewegung abkühlt. Es ist darauf zu achten,
daB nur frische, d. h. nicht schon vor dem Versuch abgekühlte Proben
benutzt werden, da man alsdann leicht zu etwas wechselnden Ergebnissen
kommt. Abgesehen hiervon ist noch bei genauer Prüfung der Erstar-
rungspunkt des Rückstandes zu bestimmen, welcher beim Abdestillieren
des Petroleums bis 300° erhalten wird.
Amerikanisches Petroleum zeigt, wenn es nicht sorgfältig destilliert
wurde, schon bei — 10® krystallinische Paraffinausscheidungen, während
rassisches Petroleum stets noch bei — 20 ° klar bleibt.
IV. Der Flammpunkt
kennzeichnet die Feuergefahrlichkeit eines Petroleimis. Die früher zur
Flammpunktsbestimmung benutzten offenen Prober sind der verschiedenen
ihnen anhaftenden Fehlerquellen wegen (S. 113) durch die geschlossenen
Prober ersetzt, in Deutschland z.B. durch den Abel sehen Petroleumprober.
a) Sesehreibung des Ablachen JPetrolewmprobers. Dieser
(Fig. 18) besteht aus einem Wasserbad W] welches zur langsamen Er-
wärmung des Petroleums dient, einem Gefäß zur Aufnahme des Petro-
leums G und dem YerschluBdeckel, welcher ein Thermometer und die
ZündTorrichtung trägt. Letztere wird durch ein besonderes Triebwerk
in Bewegung gesetzt.
Der Deckel des Wasserbehälters W trägt Fülltrichter C und Ab-
laufrohr, sowie ein Thermometer t^.
Das in die Mitte des Wasserbehälters W eingelötete Eupfergefaß
bildet einen von Wasser umgebenen Hohlraum und hat einen mit Hart-
ganmiiring bekleideten Rand. In den Hohlraum wird ein innen verzinn-
tes Gefäß, nachdem es bis zur Marke h^ mit dem zu prüfenden Petroleum
gefallt ist, eingesenkt. Der Deckel von Gefäß G trägt außer Thermo-
meter /| den flach aufliegenden 5, welcher durch das Triebwerk T in
bestimmtem Tempo bewegt werden kann. Sowohl der Deckel als auch
der Schieber sind mit mehreren entsprechenden Durchbrechimgen ver-
sehen, welche in der einen Endlage des Schiebers verdeckt, in der
anderen geöSaet sind.
Zum Aufziehen des Triebwerks wird Schraube b so weit nach
rechts gedreht, bis ein Widerstand das Weiterdrehen verhindert. Drückt
man dann den Hebel h herunter, so dreht das Triebwerk selbsttätig den
Schieber. Hierbei senkt sich das kleine, um eine horizontale Achse
drehbare Lämpchen a derart, daß es bei völliger ö&ung der Durch-
brechungen der Deckelplatte mit der eine kleine Zündflamme tragenden
Dochthülse d durch die größte Ö&ung hindurch in den mit Lufb und
32 Mineralöle.
Petroleumdämpfen gefüllten oberen Teil des Fetroleumgeföfies 2 Sekunden
lang eintaucht.
b) Das Profren auf Et^lammbarkett. Das in d&s Gefäfi G
mittels Pipette gefüllte Petroleum wird, da das Proben mit der Zünd-
flamme je nacb dem berrsclieaden Barameterstand bei verschiedene b
Flg. IB.
Temperaturen beginnt, vor Beginn des Versuchs auf 2" unter dem
frühesten Begiuu des Probens abgekühlt. Uies kann direkt im GetaB G
geschehen, bevor dieses in das erwärmte Wasserbad W vorsichtig ein-
gelenkt wird; das Petroleum darf die Wände des Gefäßes oberhalb der
Auffüllmarke nicht benetzen.
Leachtpetroldum: Flammpankt. 33
Tab. IT.
Bei einem Barometerstande Begi^ dS i^bens
iron 685 bis einschließlich 695 nun bei -j- 14,0 ^ C.
von mehr als 695 - - 705 - - 14,5
- 705 - - 715 - - 15,0
- 715 - - 725 - - 15,5
- 725 - - 735 - - 16,0
- 735 - - 745 - - 16,0
- 745 - - 755 - - 16,5
- 755 - - 765 - - 17,0
- 765 - - 775 - - 17,0
- 775 - - 785 - - 17,5
Das ^Eintauchen des Zündflänunchens, welches durch Anzünden
eines mit Petroleum gespeisten Wattedochts des Zünders de erzeugt
wird, erfolgt durch Ad drehen des Triebrads b und Drücken gegen den
Auslösungshebel A, nachdem das Bad 54 — 55^ erreicht hat und die
Spiritusflamme L gelöscht ist, von Y^^ zu Y,^. Die Zündflanmie soll so
groß sein wie die auf dem Gefaßdeckel befindliche weiße Perle.
Das Zündflämmchen wird sich besonders in der Nähe des Ent-
öammungspunktes durch eine Art YOn Lichtschleier etwas vergröBem,
doch bezeichnet erst das blitzartige Auftreten einer größeren blauen
Flaimne^ welche sich über die ganze freie Fläche des Petroleums aus-
dehnt, das Ende des Versuchs und zwar auch dann, wenn das in vielen
Fällen durch die Entflammung verursachte Erlöschen des Zündflämmchens
nicht eintritt.
Derjenige am Thermometer ii abgelesene Wärmegrad, bei welchem
die ZündTorrichtung zum letzten Male, d. h. mit deutlicher Entflammungs-
wirkung in Bewegung gesetzt wurde, ist der Flammpunkt.
€) Wiederholung des Prcbens* Nach Beendigung des ersten
Probens ist dieses in der beschriebenen Weise mit einer anderen Portion
desselben Petroleums zu wiederholen. Zuvor läßt man den erwärmten
Gefaßdeckel abkühlen, währenddessen man das Petroleumgefaß zu ent-
leeren, im Wasser abzukühlen, auszutrocknen und frisch zu beschicken hat.
Auch Thermometer und Gefäßdeckel sind vor der Neubeschickung
des Petroleumgefaßes sorgfältig mit Fließpapier zu trocknen, insbesondere
sind auch alle etwa den Deckel- oder den Schieb er ö&ungen noch an-
liaftenden Petroleumspuren zu entfernen.
Vor der Einsetzung des Gefäßes in den Wasserbehälter wird das
Wasserbad mittels der Spirituslampe wieder auf -t- 55 ° 0. erwärmt.
Weicht der wiederholt ermittelte Flammpunkt nicht mehr als 0,5®
Ton dem zuerst gefundenen ab, so ist der Mittelwert beider Zahlen der
Untenochuiiseii. 6. Aufl. lEL 3
34 Mineralöle.
scheinbare Flammpunkt, d. h. derjenige Wärmegrad, bei welchem unter
dem jeweiligen Barometerstande die Entflammung eintritt.
Beträgt die Abweichung des zweiten Ergebnisses yon dem ersten
1 ° oder mehr, so ist die Prüfung zu wiederholen. Wenn alsdann zwischen
den drei Ergebnissen sich größere Unterschiede als 1 y, ^ nicht vorfinden,
so ist der Durchschnittswert aus allen drei Ergebnissen als scheinbarer
Entflammungspunkt zu betrachten.
d) Berechnung des auf 760 mm Barameierdruck bezogenen
Flammpunkte nach Tab. V (S. 36). Jedes im Handel befindliche
Leuchtpetroleum mufi in Deutschland den Minimalflammpunkt von 21^ bei
760 mm haben. Diesem Punkt entsprechen natürlich bei niederem Baro-
meterstand gemäß Tab. Y niedere, bei höherem Barometerstand höhere
Flammpunkte. Man findet diese für jeden Druck maßgebenden Flamm-
punkte, wenn man in der betreffenden Spalte, z.B. bei 740mm Druck
auf 20,3^, auf diejenige Zahl in der vertikalen Reihe heruntergeht,
welche in der gleichen Horizontalreihe steht, in welcher sich die Zahl 21 **
der Spalte 760 mm Druck befindet. Für 740 mm ist also 20,3, für 770 mm
21,4 der maßgebende, d. h. 21^ bei 760 mm entsprechende Flammpunkt.
Für die Temperatur von 15,5 — 25,9° C. kann man den für den
Normalbarometerstand gültigen Entflammungspunkt aus nachstehender
Tabelle V berechnen (für höhere, bezw. niedrigere Temperaturen als die
in der Tabelle berücksichtigten findet man die Korrekturen durch Inter-
polieren).
Hierzu sucht man zunächst in der dem jeweiligen Barometerstande
entsprechenden Spalte der Umrechnungstabelle diejenige Gradangabe,
welche dem beobachteten Entflammimgspunkbe am nächsten kommt. In
der Zeile, in welcher die hiernach gefundene Gradangabe steht, geht
man bis zu derjenigen Spalte, welche oben mit 760 überschrieben ist
(der Spalte der fettgedruckten Zahlen). Die Zahl, bei welcher jene
Zeile und diese Spalte zusammentreffen, zeigt den gewünschten, auf
den Normalbarometerstand umgerechneten Entflammungspunkt an.
Beispiel.
Der Barometerstand betrage 742 mm. Da eine besondere Spalte
für 742 mm in der Tabelle nicht vorhanden ist, so kommt die mit
740 mm überschriebene Spalte für die gemäß No. 4 auszuführende Er-
mittelung des maßgebenden Entflammungspunktes in Betracht; man findet
den letzteren zu 20,3° G.
Es sei nun beim ersten Proben die Entflammung erfolgt, als das
Thermometer t^ den Wärmegrad 19,0° C. anzeigte, das erste Proben habe
also, unter Berücksichtigung des dem Prober eigentümlichen Fehlers, als
Entflammungspimkt ergeben 19,0° C. ;
Leachtpetroleum: Flammpunkt. 35
das zweite Proben habe Entflammung bei der Thermometeranzeige
20,9^ C. und demnach als Entflammungspunkt ergeben . 20,5° C;
das hiemach erforderte dritte Proben habe endlich Entflammung bei
der Thermometeranzeige 19,5° C. und demnach als Entflanmiungs-
punkt ergeben 19,5° C.
Man erhält als Durchschnittswert für den Entflammungspunkt 19,67° C;
derselbe wird abgerundet auf 19,7° C.
Dieser Wert ist niedriger als der vorher ermittelte maßgebende
Entflammungspunkt; das untersuchte Petroleum imterliegt somit den
Beschränkungen des § 1 der Verordnung vom 24. Febr. 1882.
In der mit 740 überschriebenen Spalte findet man sodann als dem
abgerundeten Durcbschnittswert am nächsten kommend .... 19,8,
ferner findet man in der Zeile, in welcher diese Zahl steht, und in der
mit 760 überschriebenen Spalte die fettgedruckte Zahl .... 20,5.
Die letztere ist somit der auf den Normalbarometerstand umge-
rechnete Entflammungspunkt des tmtersuchten Petroleums.
Für Petroleumsorten, welche über 50° entflammen, mufl höher er-
hitztes, ev. siedendes Wasser als Bad benutzt werden. Bei Ölen mit
einer zwischen 60 und 80° liegenden Entflammungstemperatur wird der
Luftraum zwischen Wasserbad und Petroleumbehälter mit einem Mineral-
maschinenöl gefüllt. Das Wasserbad wird alsdann etwa 15° über den
Toraussichtlichen, durch einen Vorversuch annähernd ermittelten Flamm-
punkt des Petroleums gebracht. In Euflland ist nach Verordnung des
Finanzministeriums vom März 1897 für sämtliche aus dem Baku- oder
Batamgebiet versandten Petroleumsorten mit unter 85° liegendem Flamm-
punkt der Abel sehe, für höher entflanmibare Petroleumsorten der
Pensky-Martenssche Prober zur Prüfung vorgeschrieben.
In Deutschland ist zwar Mindesttest für Leuchtpetroleum 21°, wie
oben erwähnt, indessen werden vielfach, wie auch die Lieferungsbe-
dingungen von Behörden zeigen, höher entzündliche Öle verlangt.
Petroleum russischer Herkunft wie Nobel- oder Meteorpetroleum hat
übrigens, weil es von einem benzinärmeren und kohlenstoffreicheren Roh-
petroleum (N'aphthenen) abstammt als pennsylvanisches Ol, stets höheren
Flammpunlct (über 30°) als das gewöhnliche amerikanische Standard-
Petroleum. Es ist femer nicht, wie vielfach angenommen wird, zu
schlieBen, daß die im Ab eischen Prober verhältnismäßig niedrig, z. B.
bei 2V, entflammbaren Öle unter anderen Verhältnissen, z. B. aus-
geschüttet auf einem Stoff etc., bei Näherung einer Flamme schon bei
deijenigen Temperatur brennen, bei welcher sie im Abel -Prober auf-
^^Qunen. In letzterem sind die Bedingungen für das Entflammen beim
Nähern einer Zündflamme bedeutend günstiger als bei offener Aus-
breitung des Petroleums, wie ja auch in den offenen Probem das
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Leachtpetroleum: Brennpankt. Destillation. 37
Petroleum wesentlich höher entflammt als im geschlossenen Apparat.
SchlieBlich ist, abgesehen von Yorstehender Tatsache, zu berücksichtigen,
daß der eigentliche Brennpunkt ohnehin noch mehrere Grade höher liegt
als der im Ab eischen oder offenen Prober bestimmte Flammpunkt.
y. Brennpunkt.
Die Bestimmimg des Brennpunktes, d. i. derjenigen Temperatur,
bei welcher auf Annäherung einer Zündflamme an das Petroleum dessen
Oberfläche kontinuierlich brennt, kann im offenen Ab eischen Prober er-
folgen. Zu diesem Zweck arbeitet man entweder von Tomherein mit
offenem Gefäß, indem man ein an einem Stativ befestigtes Thermometer
in das Petroleum eintaucht und Ton Grad zu Grad ein Zündflämmchen
der Oberfläche auf 1 — 2 Sek. nähert, ohne letztere zu berühren, oder
man nimmt den Deckel des Ab eischen Probers unmittelbar nach Ein-
tritt des £ntflammens ab und prüft dann mit einem Lötrohrflämmchen
weiter. Irgendwie längeres Verweilen des Zündflämmchens an der Ober-
fläche ist vor Beginn des Brennens sorgfaltig zu vermeiden.
Sofern der Flammpunkt genügend hoch liegt, hat die Kenntnis des
Brennpunktes sowohl beim Petroleum als auch bei den übrigen Mineral-
ölen überhaupt wenig Interesse. Es empflehlt sich daher, diese Bestim-
mung nur bei besonderen, die Feuergefahrlichkeit betreffenden Fragen,
z. B. bei auffallig niedrig liegendem Flammpunkt, zur Orientierung
heranzuziehen.
VI. Fraktionierte Destillation.
Diese Prüfung gibt den wertvollsten Aufschlufl über die Zusammen-
setzung und die wirkliche Güte eines Leuchtpetroleums. Sie wird mit
dem S. 10 beschriebenen gläsernen Engl ersehen Destillierapparat aus-
geführt. Ein eben noch brauchbares Leuchtpetroleum soll höchstens zu
10 Proz. unter 150® und höchstens zu 15 Proz. über 300® destillieren,
also mindestens 75 Proz. Herzfraktion enthalten. Der Destillationsbeginn
soll nicht unter 110® liegen. Erhebliche Mengen über 300® siedender
Teile bewirken schlechteres Brennen des Petroleums, insbesondere, wenn
die Brennversuche auf längere Dauer ausgedehnt werden. Bessere Sorten
Leuchtöl enthalten wenigstens 90 Proz. Herzfraktion und höchstens
5 Proz. über 300® siedende Teile.
Die Beschlüsse bezüglich der Destillation sind folgende:
Aufzufangen sind bei der Destillation die bis 150®, 150 — 200®,
200—250®, 250—275® und 275—300® siedenden Anteile. Der über 300®
siedende Anteil ist aus der Differenz zu bestimmen.
„Siedebeginn" ist derjenige Punkt, bei welchem der erste Tropfen
Destillat vom Kühlerende des Engl ersehen Apparates abfällt.
SS IGnendöle.
Als Endpunkt einer Fraktion gilt derjenige Punkt, bei dem
nach wiederholtem Erhitzen auf den Fraktionapunkt höchstens 6 Tropfen
aus dem Eühlrobr ablaufen.
Im allgemeinen genügt die TolumetriBche Fraktionierung, nur in
besonderen Fällen ist Gewichtsbestimmung der Destillate erwünscht.
Die zu messenden Destillate sind natürlich auf Zimmerwärme ab-
zukühlen.
Außer der Ermittelung der über 300" siedenden Anteile ist die
Bestimmung des undestillJerbaren Rückstandes im allgemeinen ent-
behrlich.
Vn. Pr&fiiDg des Ramnationsgrades.
a) Ermittelung des Sehwef^ehaUea. Seit der Verarbeitung des
im Bohzustand stark schwefelhaltigen Ohiopetroleums auf Leuchtöl bat
man bei der Prüfung des Petroleums auch die Bestimmung des Schwefels
beachtet, da ein erheblicher Schwefel gehalt unangenehmen Geruch und
Luftverschlechterung beim Brennen des Petroleums veraolaßt.
Die Schwefelbe Stimmung nach Carius ist für die vorliegenden
Zwecke ungeeignet, da selbst bei schlechten Petroleumsorten der Schwefel-
gebalt einige Zehntelprozente nicht übersteigt, und die anzuwendenden
zu großen Öl- und Salpetersäuremengen leicht Sprengungen des Glas-
rohrs bewirken würden.
Geeigneter für diese Bestimmungen ist das in Anlehnung an Aliens
Vorschlag TOn Heussler, Eissling und Engler bearbeitete Verfahren,
welches auch in ähnlicher Form zur Schwefelbestimmung im Leucht-
gas benutzt wird. Das hier beschrie-
Flg. IB. bene Verfahren Fig. 19 ist das von
C. Engler modifizierte (Chem.-Ztg.
1896, 197); es beruht auf der Ver-
brennung des Petroleums auf kleiner
Lampe, Absaugen der Verbrennungs-
gase und Absorption derselben von
einer durch Lufteinleiten entfärbten,
^ unterbromigsaures Kali enthaltenden
Lösung von Brom in Kalilauge oder
Ealiumkarbonat (5 Proz.), Fällung
und Bestimmung der gebildeten
Schwefelsäure als Baryumsulfat. Der
kleine Petroleumbehälter A ist mit
Docht und Dochthülse versehen. Der Lampenzylinder B setzt sich
in der angeschmolzenen Röhre b bis zum Boden des Absorptions-
behälters C fort, welcher mit ausgesiebten, etwa erbsengroßen Glas-
Leachtpetroleam : Schwefelgehalt. 39
Stückchen und der Absorptionslösung gefallt ist. Am Halse von C be-
findet sich das mit Aspirator zu verbindende Saugrohr c; das Rohr ü sitzt
luftdicht mittels Korken in C. Lampenzylinder B ist auf den Hals
Ton A mittels Korken aufgesetzt, in welch letzterem die Metall-
kapsel d so befestigt ist, daß die durch die beiden Röhrchen eingesaugte
Luft sich in dem ringförmigen Raum derselben verbreitet xmd durch das
oben aufgelegte Drahtnetz oder durchlochte Metallsieb gleichmäßig ver-
teilt zur Flamme tritt. Der kleine Petroleumbehälter faßt ca. 100 ccm
Ol und hat absichtlich breiten Querschnitt erhalten, damit während des
Brennens das Niveau des Öles nicht zu sehr wechselt und gleichmäßiges
Brennen stattfindet. Der Abstand des Flämmchens vom Boden be-
tragt 9 cm.
Die Absorptionsflüssigkeit oxydiert die schweflige Säure der Ver-
brennungsgase ausgezeichnet, ist leicht vollkommen schwefelfrei zu er-
halten und bietet nicht mehr die Gefahr, durch Bildung von Brom-
dämpfen Kautschuk etc. anzugreifen; die Gase kommen ohnehin vor ihrer
Absorption nur mit Glas in Berührung. 20 ccm der Flüssigkeit genügen
zur Beschickung des Absorptionsglases.
Die Arbeit mit dem Apparate ist sehr einfach: Man füllt den Be-
hälter mit dem Ol, wägt, zündet den Docht an, setzt den Zylinder über
nnd saugt die Luft gerade so rasch hindurch, daß das Olflämmchen,
ohne zu rußen, brennt. Zu heftiges Saugen bewirkt leicht Fortreißen der
Absorptionsflüssigkeit. Der Sicherheit halber kann zwischen Absorptions-
glas und Aspirator noch ein leeres Fläschchen eingeschaltet werden.
Da in Laboratoriumsräumen die Luft schon oft schwefelhaltig ist,
zumal wenn man Gas brennt, so verbindet man in solchen Fällen die
beiden Zuleitungsröhrchen bei d mittels eines T-Röhrchens mit einer
Luftzuleitangsröhre, die mit dem Freien kommuniziert, so daß nur reine
Luft eingeführt wird. In 5 Stunden, wobei eine besondere Aufsicht un-
nötig ist, verbrennen 10 — 12 g Öl, eine genügende Menge für alle Petrole,
die nicht einen abnorm niedrigen Schwefelgehalt aufweisen. Nach be-
endigtem Versuch wird der Ölbehälter zurückgewogen, dadurch der Öl-
verbrauch bestinmit und die Flüssigkeit aus dem Absorptionsgefäß durch
O&en des Hahns abgelassen, zum Ausspülen wieder ca. 20 ccm Wasser
eingegeben, Luft durchgesaugt und wieder abgelassen, welche Operation
noch ein- oder zweimal wiederholt wird. Man erhält so zusammen
höchstens 100 ccm Flüssigkeit, die nur ca. 1 g Kalisalz enthält. In
dieser wird man die Schwefelsäure in gewöhnlicher Weise als Baryum-
MÜfat bestimmen. Es kann nun sofort wieder frische Absorptionsflüssig-
keit eingesaugt und eine neue Bestimmung ausgeführt werden. Dabei
ist es nicht nötig, die Zylinderröhre Bh aus dem Gefäße C herauszu-
nehmen.
40 Mineralöle.
F. Fischer (Zsch. angew. Chem. 1897, S. 302) hat ein dem obigen
Verfahren ähnliches zur Schwefelbestimmung in Solaröl etc. yorgeschlagen,
bei dem die Yerbrennungsgase in einem schräg auf der Lampe ruhenden.
Alli huschen Kühler ohne Benutzung einer Luftsaugeyorrichtung abge-
kült werden.
Ein gutes Leuchtpetroleum soll nicht über 0,02 Proz. Schwefel ent-
halten. Die Ton Engler u. a. vor einigen Jahren geprüften Leucht-
petroleumsorten, auch solche aus Ohiopetroleum, welches jetzt sehr toII-
kommen entschwefelt wird, entsprachen diesen Bedingungen.
Heussler und Dennstedt (Angew. Chemie 1904 H. 9) weisen auf
den G-ehalt an Ätherschwefelsäuren im Petroleum, herrührend von dem
Raffinieren des Petroleums mit Schwefelsäure, hin und halten die Äther-
schwefelsäuren für die Ursachen der Dochtverkohlung, indem diese Säuren
beim Verbrennen Schwefelsäure geben.
b) Säuerungsprobe. Ein gut raffiniertes Petroleum darf, mit
Schwefelsäure vom spez. Gew. 1,73 geschüttelt, die Säure höchstens sehr
schwach gelblich färben.
Nach dem von der Bakuer Abteil, der Kaiserl. Russ. Techn. Gres.
empfohlenen Verfahren schüttelt man .100 Vol. des nicht über 32° warmen
Petroleums im Glaszylinder (mit eingeriebenem Stöpsel) mit 40 Vol. der
Säure 2 Min. lang, läßt die Säure in einem Scheidetrichter niederfallen
und zieht dieselbe nachher in ein Gläschen ab, um dort ihre Farbe mit
der Farbe einer gleich dicken Schicht von Flüssigkeiten bestimmten
Färbimgsgrades mit bloßem Auge zu vergleichen. Die Normalfarb-
ilüssigkeiten, verschieden konzentrierte Lösungen von Bismarckbraun in
Wasser, werden so hergestellt, daß man zunächst 0,5 g des Azofarb-
stoffs in 1 1 Wasser löst und dann 10 Typen bereitet. Die lichteste
Marke entsteht durch Vermischen von 1 Tl. obiger Lösung mit 99 Tl.
Wasser, enthält also 0,0005 Proz. Bismarckbraun, Marke 2 enthält
2 Tl. der Grundlösung und 98 Tl. Wasser, bezw. 0,001 Proz. Farbstoff
etc.; die dimkelste Marke 10 endlich besteht aus 10 Tl. der Grund-
lösung und 90 Tl. Wasser, hat also einen Farbstoffgehalt von 0,005 Proz.
Je nach der Farbstofflösungsmarke nun, welcher die Farbe des Säure-
auszuges entspricht, wird der RaMnationsgrad des Petroleums mit der-
selben Zahl bezeichnet. Die Lösungen von Bismarckbraun in Wasser
sind ziemlich unveränderlich, wenn man sie in geschlossenen Gefäßen
aufbewahrt.
Es wurde weiter konstatiert, daß die Reinigung eines gewöhnlichen
Petroleumdestillates mit 0,50 Proz. Schwefelsäure von 66® Be. genügt,
um ein der Marke 2 entsprechendes Petroleum zu erhalten, und daß
man bei Erhöhung der zum Raffinieren verwendeten Schwefelsäuremenge
bis auf 0,75 Proz. die Marke des Petroleums verbessert; eine Weiter-
Leachtpetrolenm: Raffinationsproben. 41
TergröBerong des Säurezusatzes bleibt dagegen wirkungslos. Bei der
Untersnchung yerschiedener Handelspetrole zeigte sich, daß die meisten
Produkte bei der Prüfung mittels der von der Kommission vorgeschlagenen
Säureprobe den ersten 8 Marken entsprachen ; es wurde also die Marke 8
als Grenzzahl angenonunen, und es sollen Petrole, welche einen dunkleren
Säureauszug ergeben als der, welcher diese Marke entspricht, fiir nicht
marktfähig betrachtet werden.
c) SäurebeaUtnnmng* In neutralisiertem Alkoholäther gelöst,
muß das Petroleum (100 ccm) bei Gegenwart von Phenolphthalein auf
Zusatz der ersten Tropfen Yjq N. alkoholischer Natronlauge sofort Rot-
farbung geben.
d) Gegenwart naphtheneaurer und etUfosawrer Salze wird
durch die sog. Natronprobe qualitativ festgestellt. Diese Probe beruht
darauf, daß die genannten im Petroleum gelösten Salze, welche die
Brennfahigkeit imgünstig beeinflussen, durch Schütteln des Petroleums
mit verdünnter Lauge in die alkalische Lösung gehen imd in dieser
Losung durch Mineralsäuren ausgeschieden werden; sie wird, wie folgt,
ausgeführt: 300 ccm Petroleum werden mit 18 ccm Natronlauge von
2*^ Be. (spez. Gew. 1,014) in einem Y, Liter-Eolben mit eingeschliffenem
Glasstöpsel im Wasserbad auf etwa 70^ erwärmt und dann 1 Min.
tüchtig durchgeschüttelt. Dann wird die abgesetzte Lauge im Scheide-
trichter abgetrennt und nach völliger Klärung eventuell durch Filtration
in 2 Portionen in Reagensgläser geteilt. Dann wird zur einen Portion
aus einer Tropfflasche konz. Salzsäure so lange zugetropft, bis Lackmus-
papier oder Methjlorange eben rot gefärbt wird. Alsdann setzt man zu
der zweiten Portion des Laugenauszuges die gleiche Zahl Tropfen Salz-
säure und beobachtet sofort nach dem Ansäuern, ohne daß man irgend
welche Zeit verstreichen läßt, ob durch die Flüssigkeit hindurch Petit-
druck noch deutlich Icisbar ist. Ist dieses der Fall, so ist die Probe frei
Ton nennenswerten Mengen der genannten Salze, im anderen Fall ist der
Aschengehalt des Petroleums nach d) zu ermitteln. Denn nicht immer
ist ein ungünstiger Ausfall der Natronprobe ein Beweis für das Vor-
handensein jener Salze. Durch längere Belichtung unter Lufteinwirkung
wird Petroleum schon so sauer, daß es einen imgünstigcn Ausfall der
Natronprobe gibt.
e) Zwr EmUUeking dee AschengehaUa destilliert man in einer
Retorte, durch deren Tubus man allmählich mittels Scheidetrichters das
Petroleum zugibt, */, oder 1 Liter Petroleum, bis schließlich noch 10 ccm
Petroleum zurückbleiben. Diese bringt man in eine tarierte Platinschale,
spult mit Benzin nach und verdampft bezw. verascht den in der Schale
verbleibenden Rückstand. Gute Petroleumsorten enthalten höchstens
2 mg Asche pro Liter.
42 Mmeralöle.
t) Das sog» Brechen des JPehroieutns wird bisweilen bei längerem
Stehen desselben beobachtet und beruht auf der Anwesenheit schwefel-
sauren Natriums oder sulfosaurer Salze, welche durch Filtration abge-
trennt werden und alsdann näher zu prüfen sind.
YUI. Gehalt an Karbflren.
Nach 6. Krämer und Böttcher imd neueren Versuchen von
M. Weger (Chem. Industr. 1905, S. 24) ist der nach S. 23 bestimmte
Gehalt an ungesättigten bezw. in konz. Schwefelsäure löslichen Kohlen-
wasserstoffen ein wichtiger Maßstab für die Beurteilung der Güte eines
Leuchtöls. Die genannten Kohlenwasserstoffe bewirken insbesondere
Rotfarbung der Flanmie und finden sich am reichlichsten in galizischem
und rumänischem Erdöl.
IX. Brennprobe und Leaclitwertbestiiiimiing.
Man stellt die Brennversuche zweckmäßig auf einem Bunsenschen
Photometer mit Lummer-Brodhun scher Prismenablesung an, wie solches
von der Vereinigung der Gas- und Wasserfachmänner Deutschlands offi-
ziell zur Prüfung des Leuchtgases Torgeschrieben ist. Für die Aus-
führung der Petroleumprüfungen ist folgendes zu beachten*):
1. Die Konstruktion der Lampe, auf welcher das Petroleum
brennt, beeinflußt die Leuchtkraft und Brennfähigkeit des Materials.
Insbesondere beeinflussen Art der Luftzuführung, Höhe der Zylinder-
einschnürung über dem Brennerrand imd sonstige Zylinderform, die Art
des Dochtes etc. in mehr oder weniger erheblichem Maße das Ergebnis.
Man muß daher tunlichst beim Brennversuch die für die praktische Be-
nutzung des zu prüfenden Petroleums in Frage konmiende Lampen-
konstruktion wählen, insbesondere aber bei yergleichenden Bestimmungen
die zu prüfenden Petroleumsorten stets auf der gleichen Lampenart
brennen. Der zu benutzende neue Docht muß Yor der Prüfung 20 Stunden
in dem Petroleum gelegen haben.
An den Versuchslampen sind immer möglichst weite Olreser-
voire anzubringen, damit der Höhenunterschied zwischen Brennerrand
und Olniveau sich während des Brennens möglichst wenig ändert.
Als Versuchslampe dient im allgemeinen ein 14 mm-
Rundbrenner. Für Ole, welche zur yollkommenen Verbrennung einer
größeren Luftzufuhr bedürfen, wie z. B. naphthenreiche russische, gali-
*) S. a. Eger, „Die Destillationsprodukte des Erdöls in ihrer Verwendung
als Leuchtöl**, Chem. Revue 1899, S. 81, sowie Abschnitt „Lichtmessung** S. 651,
11. Bd., Böckmann-Lunge und vorläufige Deutsche Verbands -Beschlüsse 1904.
Lenchtpetroleom: Brennprobe und Leachtwert 43
zische Öle u. s. w., sind vorteilhaft Kosmosbrenner (Schuster & Beer)
XQ verwenden.
2. Einstellung der Flammenhöhe. £inige Petroleumsorten,
insbesondere das russische Nobelpetroleum, bedürfen zur vollen Ent-
f&Itung ihres Brennwertes zu Anfang des Brennens der Einstellung einer
niederen Flammenhöhe. In den ersten 5 Minuten ist die Höhe der
Flamme etwa bis zur Einschnürung des Zylinders zu stellen, dann er-
folgt langsames Höherstellen in der ersten Viertelstunde bis zur größt-
möglichen Höhe, d. h. bis bei weiterem Höherstellen Zucken der Flamme
oder Rußen eintritt. Die Einschnürungshöhe am Zylinder ist so zu
wählen, oder der Zylinder ist so zu stellen, daß bei voll entwickelter
Flamme das Maximum der Leuchtkraft erzielt wird.
3. Die Messungen der Lichtstärke beginnen erst nach Ein-
stellung der vollen Flammenhöhe und mehrstündigem Brennen (2 oder
3 Stunden). Bei genauen Ermittelungen werden sie nach 4, 5, 6 oder
mehr Stunden wiederholt.
Die mangelhafte Brennfähigkeit mancher Petroleumsorten, insbe-
sondere solcher mit hohem Gehalt an über 270^ siedenden Teilen, zeigt
sich gewöhnlich erst bei längerem Brennen. Die Lichtstärke nimmt bei
derartig mangelhaften Petroleumsorten nach mehreren Stunden Brennens
erheblich ab.
Nach Vornahme der einzelnen Messungen soll man die Flammen-
höhe nicht wieder auf das ursprüngliche Höhenmaß einstellen, nur
V4 Stande vor der ersten Messung ist sie noch einmal auf ursprüngliche
Höhe einzustellen.
4. Den Verbrauch an Petroleum stellt man im allgemeinen
durch Wägung des Petroleumbassins vor imd nach Beendigung des
Brennversuchs, nur bei genauer Bestimmung nach jeder photometrischen
Messung, fest. Man gibt außer der mittleren Lichtstärke und dem Ge-
samtverbrauch auch den Verbrauch pro Kerzenstunde an und beobachtet
gleichzeitig die Höhe und das Gewicht der verkohlten Dochtschicht.
Beobachtungen über Entwicklung von Geruch durch das brennende Petro-
leum werden gleichfalls notiert.
5. Bei besonders eingehender Prüfung eines Petroleums ist
durch eine Destillationsprobe desjenigen Teils des Petroleums, welches
nach dem Verbrennen der Hälfte des Öls in der Lampe zurückbleibt,
noch ein Urteil über die gleichmäßige Zusammensetzung des 01s vor
und nach dem Brennen herbeizuführen.
6. Als Lichteinheit dient bei den Brennversuchen die Hefner-
Alteneck-Amylacetatlampe, deren Flanmie bis zur vorgeschriebenen Höhe
eingestellt wird. Der Arbeitsraum ist sorgfältig zu ventilieren, wenn die
Lichtemission dieser Lampe nicht schwanken soll. Wo elektrischer
44 Mmeralöle.
Strom und die erforderlichen Meßapparate yorhanden sind, benutzt man
als Normale eine elektrische Glühlampe, deren Eerzenstärke yon Zeit zu
Zeit mit der Hefiierlampe verglichen wird.
7. Ohne praktische Brennversuche können physikalische und
chemische Prüfungen — bei normalen Siedegrenzen des Petroleums —
nur dann Aufschluß über den Brennwert geben, wenn die Herkunft des
Petroleums zweifellos feststeht.
8. Beispiele: Auf einem Stobwasserbrenner (14 mm) zeigte
amerikanisches Whater White-Petroleum nach der 1. Stunde 18,8, nach
der 3. Stunde Brennens 18,7 He&erkerzen Lichtstärke. Für kaukasi-
sches Nobelpetroleum waren die entsprechenden Lichtstärken 14,9 und
14,7 HK.
Auf einem Patent-Reform-Rundbrenner zeigte Whater White 21,7
bezw. 21,3 HK. und Nobelpetroleum 18,2 bezw. 18,2 HK. Der Yer-
brauch war pro Stunde und HK. für Whater White beim Stobwasser-
brenner 2,81, beim Patent-Reformbrenner 2,71, für Nobelpetroleum 3,24
bezw. 2,90. Zu beachten ist aber, daß Whater White wesentlich teurer
ist als Nobelpetroleum und daß dieses mehr mit dem gewöhnlichen
amerikanischen Standard-Petroleum in Wettbewerb tritt.
X. Ltfslichkeit in absolutem Alkohol.
Bas Leuchtpetroleum ist im doppelten Volumen absolutem Alkohol,
meistens auch in noch geringeren Mengen' Alkohol bei Zimmerwärme leicht
löslich. Nach Aisinman^) mischen sich sogar sämtliche Erdölfraktionen
bis zum spez. Gew. 0,835, d. i. fast die meisten Leuchtpetroleumsorten,
in jedem Verhältnis mit absolutem Alkohol.
D. PutsSle aus Rohpetroleum.
Als Putzöle werden in der Regel entweder die etwa zwischen 100
imd 150° oder die etwa zwischen 200 und 250° siedenden, in den wert-
volleren Produkten (Leuchtöl, Schmieröl) nicht unterzubringenden Teile
des Rohpetroleums benutzt, indessen finden Abweichungen von den an-
geführten Siedegrenzen nach oben imd unten in einer nicht unerheblichen
Zahl YOn Fällen statt. Unter den ersteren benzinartigen Produkten
finden sich z. B. öfter Produkte, welche, wie das gewöhnliche Petroleum-
benzin, schon bei 70° zu sieden beginnen. Entsprechend ihren Siede-
grenzen sind die Putzöle entweder in allen Verhältnissen in absolutem
Alkohol oder nur im doppelten Volumen Alkohol löslich. Solche Pro-
*) Dingler 1895, Bd. 297, Heft 2 und Chem. Revue 1897, Heft 12 u. 13.
Patzöle und G^Öle aas Rohpetroleom. 45
dnkte, welche der Schmierölgrenze nahe stehen, sind zum geringen Teil
in 2 Volumen absolutem Alkohol unlöslich.
Je nach den Bedürfiiissen der einzelnen Betriebe, dem besonderen
Verwendungszweck, werden verschiedene Anforderungen an den Grad
der Feuergefährlichkeit, die Farbe etc. gestellt. Verfälschungen mit
anderen Ölen kommen bei der Billigkeit der Putzöle kaum in Frage
und würden im übrigen, wie imter „Benzin", „Schmieröl" etc. be-
schrieben, gegebenenfalls nachzuweisen sein. Die spez. Gewichte der
Putzdle werden wie diejenigen der übrigen Petroleumprodukte mittels
amtlich geeichter Aräometer bestimmt. Die Flammpunkte werden, je
nachdeni leichter oder schwerer brennbare Produkte vorliegen, mit dem
Ab eischen oder dem unter Schmieröl beschriebenen Pensky-Martens-
sehen Prober bestimmt. Etwaige andere zur Identitätsprüfung, in Rück-
sicht auf bestimmte Lief erungs Vorschriften oder Vorschriften für den
Transport vorzunehmende Prüfungen werden gleichfalls nach den bei den
übrigen Mineralölen üblichen Methoden ausgeführt. Hierher gehören
Bestimmungen des Brennpunktes, des Flüssigkeitsgrades u. s. w. Die
Flammpunkte der über 200° siedenden Putzöle, welche wohl am häu-
figsten vorkommen, liegen, je nach der Höhe der Siedegrenzen, zwischen
70 und 155® im Pensky- Apparat (vereinzelt bei 38°), in der Mehrzahl
jedenfalls unter 100° und zwischen 80 und 162° im offenen Tiegel. Von
12 zu statistischen Erhebungen über die Feuergefahrlichkeit geprüften
Putzölen siedeten nur 2 unter 100°. Die Flammpunkte dieser Ole lagen
natürlich weit unter 0°.
IL OssUe aas Sohpetrolenni.
Die zur Gaserzeugung dienenden Gasöle werden durch Zersetzung
in glühenden Retorten auf Olgas verarbeitet; sie sind nicht nur aus
dem Rohpetroleum, sondern auch aus dem, letzterem verwandten Braun-
kohlenteer und Schieferölteer zu gewinnen. Sie sind hell- bis braun-
gelbe, sehr dünnflüssige Öle, welche auf der Grenze zwischen Leucht-
petroleum und Schmieröl stehen, also etwa zwischen 200 und 300° 0.
sieden. Im doppelten Volumen Alkohol sind sie meist zum größeren
Teil bei Zimmerwärme löslich. Die vereinzelter vorkommenden, nie-
driger siedenden Gasöle sind wie Petroleum im doppelten Volumen Al-
kohol leicht löslich.
Spezifisches Gewicht, Siedegrenzen, Flammpunkt. dieser Ole werden
zur allgemeinen Information über den Charakter der Ole oder für Iden-
titätskontrolle nach den früher beschriebenen Methoden bestimmt. Der
Wert der Gasöle wird in erster Linie, da die Prüfung auf Verfälschungen
kaom in Frage kommt, nach ihrem Vergasungswert, d. h. Gasausbeute
46 Mineralöle«
und Lichtstärke des gewonnenen Gases, beurteilt. Zu diesem Zwecke
dienen kleine Versuchsgasanstalten, deren Einrichtung freilich mit nicht
unerheblichen Kosten yerknüpft und daher nur für größere Fabriken und
andere mit großen Mitteln ausgestattete Institute in Frage kommt. Um
auch mit kleineren Mitteln im Laboratorium den Yergasungswert eines
Gasöles bestimmen zu können, hat Wem ecke vor einigen Jahren einen
Laboratoriumsapparat für die genannten Zwecke konstruiert, bei welchem
die Gas- und Teerausbeute von 100 ccm Ol bestimmt wird. Dieser
Apparat (s. Fig. 20) ist von Helfers*) ausprobiert und sehr zweck-
entsprechend befunden worden. Das Urteil von Helfers ist von ein-
zelnen Praktikern der Mineralölindustrie, z. B. Eisenlohr bestätigt
worden. Andere namhafte Techniker dieser Industrie halten den Appa-
rat jedoch für ungeeignet, weil die auf ihm festgestellten Gas- und Teer-
ausbeuten sowie die Qualitäten des erhaltenen Gases den im Großbetrieb
erhaltenen Ergebnissen nicht parallel laufen. Es sind mithin noch
weitere Urteile, insbesondere Publikationen über die Brauchbarkeit des
Apparates abzuwarten.
Die Handhabung des Apparates ist folgende:
Das zu prüfende Ol wird in den Hofmannschen Fülltrichter ge-
geben imd gelangt von dort durch den Glaszylinder t imd das U-Rohr h
nach der Vergasungsretorte g. Zur Ermittelung der vergasten Olmenge
wird die Füllvorrichtung nihk vor und nach dem Versuch gewogen.
Retorte g imd Teerabscheider oo^ werden gleichfalls zur Bestimmung
der Koks- und Teermenge vor und nach dem Versuch gewogen. Um
eine tropfenweise Zufuhr des Öls zu den heißen Retortenwandungen zu
ermöglichen, ist in k das mittels Schraube zu regulierende Nadelventil
angebracht.
Nach Anheizung der im Ofen a befindlichen Retorte durch den
Brenner d auf Rotglut wird die Nadel zunächst so weit als angängig
zurückgeschraubt. Die Olfüllung ist durch Drehen des Glasstabes im
Fülltrichter so zu bemessen, daß das Ol im Zylinder i stets in der Nähe
der Nullmarke schwankt imd während des Versuchs 10 — 30 Tropfen Ol
per Minute vergasen. Die Tropfenzahl ist nach der Beschaffenheit des
Öles zu bemessen; sie wird bestimmt, während sich der Zylinder t bis
zur Nullmarke mit Ol füllt. Während der Vergasung sind Schwankungen
in der Tropfenzahl und Heizung tunlichst zu vermeiden.
Die Oltropfen gelangen vor Eintritt in den Retortenraum zunächst
auf die Verteilungsglocke m, von welcher aus sie auf die rotglühenden
Retortenwände herabfließen. Die entstehenden Gase und Teerdämpfe
gelangen durch das Abzugsrohr / nach dem Teerabscheider o Oj, und
') Angew. Chem. 1896, S. 451.
Grasöle aas Rohpefxoleum.
47
Fig. 10.
^^
/•
M6|
A.
ZN^
48 Mineralöle.
durch q nach dem Kondensationsrohr r. Die Gase ziehen von hier nach
dem Gasometer, welcher zur Sammlimg und Messung des entwickelten
Gases dient.
Verstopfungen des Abzugsrohrs / der Retorte machen sich durch
Steigerung des Drucks am Olniyeau im Füllzylinder % bemerkbar, sie
werden durch den Schaber n ohne Unterbrechung des Versuche beseitigt.
Die Vergasung ist normal, wenn das entweichende Gas braun und der
Teer dunkel gefärbt sind; weiBe Farbe des Gases und hellbraune Farbe
des Teers deuten auf imvoUkommene Verbrennung hin.
Der Lichtwert des Gases, berechnet auf eine mittlere Gasausbeute
Ton 50 cbm und 100 kg Ol, ergibt sich aus folgender Formel, in der
A die Gasausbeute, C den Kokerückstand, T die Teermenge von 100 kg
Ol und L die beim Photometrieren beobachtete Lichtstärke des Gases
darstellt:
(A — 50) (C -h T)
Lm = L +
100
Bei Benutzung einer Hefherkerze lautet die auf Vereinskerzen be-
zogene Formel, da eine VK. = 1,2 HK. ist:
L T , (A-50)(C + T)
Die Formel gilt nur für normale Vergasung; hat also Destillation
stattgefunden und ist dadurch die Gasausbeute unter 45 cbm gesunken,
oder ist die letztere durch zu weitgreifende Zersetzung zu hoch gestiegen,
so ist die Formel ungültig.
Beschreibung eines praktischen Vergasungsversuches
mit Mineralölen.
Die Vergasung wurde in einem eingemauerten Normal-Olgasofen
genau den Vorschriften des Konsumenten entsprechend durchgeführt.
Die Gasretorten waren mit Le Chatelierschen Thermoelementen
ausgestattet, damit während des ganzen Ganges der Vergasimg die Tem-
peratur beobachtet werden konnte.
Der Ofen und die Leitungen waren durch eine Vorvergasung mit
Braunkohlenöl in allen Teilen auf Gleichgewicht eingestellt und wurden
während des Vergasens der Probe so lange mit dem aus dem zu prü-
fenden Mineralöl hergestellten Gas durchgespült, bis sicher nur dieses
Gas in allen Leitungen vorhanden war.
Das Olquantum soll im allgemeinen zu einer gleichmäßigen Ver-
gasung während wenigstens 60 Minuten reichen. Im vorliegenden Fall
reichte es nur zu einer Versuchsdauer von 40 Minuten. Gasmengen,
Transformatorenöle. 49
Temperaturen und Olzulaufsgeschwindigkeit wurden von 10 zu 10 Mi-
nuten gemessen.
Den Verlauf der Beobachtungen und das Verhalten eines aus Höh-
petroleum hergestellten normalen Gasöls ergibt nachfolgende Niederschrift
der Feststellungen bei einem Vergasungsversuch:
Temperaturen der ] Grenzwerte 670 — 690®
oberen Retorte J Mittelwert 680®
Temperatur es der 1 Grenzwerte 740 — 750®
unteren Retorte / Mittelwert 745®
Versachsdaaer in Minuten 40
Vergaste Ölmengen i. kg 12,91
Erzeugte Gasmenge in m' (gemessen an der Gasuhr) .... 7,70
Erzeugte Teermenge in der Zeit i. kg (im Teerabscheider ge-
wogen) 4,45
Gasölverbraach pro 1 Stunde i. kg 19,37
Gaserzeugung pro 1 Stunde i. m^ 11,55
Aus 100 kg Ol werden mithin erhalten:
Gas i. m» 59,64
Gas i. kg 84,47
Das Gas hat im Brenner No. 60 (d. i. bei stündlichem Gas- \
Terbranch = 85 L) eine Lichtstärke von Hefnerein- 11,3
heiten H£. (4 Messungen in Abständen von je 10 Minuten) J
Mithin entspricht das Ol bis auf den Teergehalt den Anforderungen
der Preußischen Bahnverwaltungen (Lichtstärke und Gasausbeute sind
^ogar höher).
Über Gasöle aus Braunkohlenteer und Schieferteer siehe S. 70.
F. Traiisfoniiatoren51e.
(Literatur: Holde, Mitteilungen 1904, S. 147.)
Die Transformatoren der elektrischen Kraftanlagen werden vielfach
zur Vermeidung des Überschlagens von Funken zwischen den Draht-
Wicklungen, wie dies leicht bei feuchter Luft eintreten kann, in be-
deckten Behältern vollständig in Ol eingestellt. Die Olfüllung solcher
Behälter beträgt oft mehrere Kubikmeter.
Das für Transformatoren benutzte Öl muß sorgfältig von Wasser
^d .Mineralsäuren befreit sein, damit es gut isoliert und das Kupfer
*üwie die Baumwollumspinnung nicht angreift. Auch muß es möglichst
wenig verdampf bar sein, da es sich in den Transformatoren bis auf
etwa 80° erhitzt und bei ziemlich großer Oberfläche benutzt wird. Ein-
i^lne Werke verlangen z. B. Flammpunkte über 160° (offener Tiegel)
l'Qtersttchungen. 5. Aufl. HI. 4
50 Mineralöle.
von Transformatorenölen. Bei mehrstündiger Erhitzung auf 100^ soll das
Ol keine Zersetzungen oder Niederschläge an den kalten Wandungen
zeigen, es soll aber in der Winterkälte, welcher der Transformator aus*
gesetzt ist ( — 15^), bequem flüssig sein.
Meistens wird schweres Harzöl, wohl weil es billiger als Mineralöl
ist, als Transformatorenöl benutzt; indessen werden auch die hoch-
siedenden destillierten Ole des Rohpetroleums, d. s. Mineralschmieröle
(deren nähere Beschreibung s. unter „Schmiermittel", S. 81) neuerdings
für den vorliegenden Zweck nicht nur benutzt, sondern auch von nam-
hafter Seite als besser geeignet bezeichnet. Ein Mineralöl vom fe. = 9,8,
spez. Gew. =0,8825, fp. Pensky = 185°, das nach 5-stündiger Erwär-
mung auf 100° im Apparat von Holde (s. S. 107) 0,06 Proz., nach 2-stün-
diger Erwärmung auf etwa 170° nur 1 Proz. Yerdampfungsverlust gibt,
hat sich z. B. als typisches Transformatorenöl nach den Feststellungen der
Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft zu Berlin bewährt. Nach Mittei-
lungen anderer Elektrizitätswerke sollen die für Transformatoren be-
nutzten Mineralöle eine Zähigkeit kleiner als 8 bei 20° (Engler) haben.
Da aber in Wirklichkeit weit zähflüssigere Harzöle zur Transformatoren-
füllung benutzt werden und auch die als Transformatorenöle angebotenen
Mineralöle meistens wesentlich zähflüssiger sind, so dürfte jene Angabe
doch cum grano salis zu betrachten sein. Wahrscheinlich wird die
Zähigkeit leichter Maschinenöle oder Spindelöle, 8 — 20 bei 4-20*^
(Engler), genügen.
Gerade die bisher noch häufig benutzten Harzöle zeigen erheblich
stärkere Verdampfbarkeit bei 100° und 170° als zähflüssige und selbst
leichtflüssige Mineralöle. Bei 100° zeigen nämlich schwere Harzöle nach
5 -stündiger Erhitzung 0,4 — 0,8 Proz., Mineralöle (fe. =6 — 44) nur 0,05
bis 0,10 Proz. Verdampfungsverlust. Bei 2-8tündigem Erhitzen auf 170°
(Anilinbad) verdampfen von schweren Harzölen 5,6 — 7,4 Proz., von
Mineralölen (fe. = 10 — 44) nur 0,5 — 1 Proz. Noch leichtflüssigere Mineral-
öle zeigen stärkere Verdampfung. Weit stärker verdampfen bei 100°
die sehr leichtflüssigen Braunkohlenteeröle; sie erscheinen daher für vor-
liegenden Zweck nicht sehr geeignet. Bei Verwendung von Harzölen
soll wegen ihrer leichten Verdampfbarkeit darauf geachtet werden, daß
die Transformatoren nicht warm werden.
Die Übereinstimmung von Wiederholimgsversuchen ist bei Ver-
dampfungsversuchen nach dem S. 107 beschriebenen Verfahren bei gleichen
Materialien befriedigend. Sämtliche hellen Mineralschmieröle, nicht aber
die Harzöle, genügen bezüglich Flammpunkt und Verdampfbarkeit den
an Transformatoren öle gestellten Anforderungen (fp. > 160° im offenen
Tiegel). Die Verdampfbarkeit soll nach 5 -stündigem Erwärmen des
Öles auf 100° 0,1 Proz. nicht überschreiten.
Heizöle. 51
Zwischen der Höhe des Flammpunktes, des Brennpunktes und der
Größe der Yerdampfbarkeit bei 100^ bestehen nicht ganz regelmäßige
Beziehungen. Mit wachsendem Flammpunkt (offener Tiegel) und Brenn-
pimkt nimmt die Verdampfungsmenge in der Regel ab, während für den
Pens ky- Apparat, welcher schon geringe Dampfmengen empfindlich an-
zeigt, diese Beziehung nur in der geringeren Zahl der Fälle zutrifft.
AuBer für Transformatoren werden sog. „Schalteröle** zur elek-
trischen Isolierung, insbesondere Verhütung der Funkenbildung bei
Schaltern für Einschaltung sehr hoch gespannter Ströme benutzt. Für
diese Zwecke müssen Töllig wasser- und säurefreie und insbesondere
»ehr schwer verdampfbare, also erst bei starker Erhitzung entflammbare
Öle, am besten flüssige Zylinderöle, benutzt werden.
Die elektrische Prüfung des Transformatorenöls auf seine Brauch-
barkeit als Isolationsmaterial ^) erfolgt nicht durch Bestimmung seines
Isolations Widerstandes, sondern durch Messung der Spannung, die not-
wendig ist^ damit eine Olsäule bestimmter Länge durchgeschlagen wird.
In einem mit dem Probeöl gefüllten Gefäß von 200 ccm Inhalt und 3 cm
Durchmesser wird eine Funkenstrecke angeordnet, und es wird die Span-
nung gemessen, bei welcher Funken überspringen. Die Tauchtiefe der
Fiinkenstrecke muß bei den Yersuchen immer dieselbe sein; die Funken-
kugeln sollen glatt poliert sein. Wasser- oder Luftblasen und kleine
Fasern beeinflussen in hohem Grade das Meßresultat.
G. Heisöle (Masut, Astatkl).
(Literatur: Zaloziecki-Lidow, Naphtha 1904, No. 21/22.)
WäSBergehaU, Wird, wie unter Rohöl beschrieben, entweder durch
Verdünnen mit Benzin oder durch Destillieren von 100 g oder 100 ccm
Masut nach Hinzufügen von 20 — 30 ccm entwässertem Benzin und Auf-
fangen der bis 150® abdestillierten Fraktion in einer in 7,© ccm geteilten
Bürette bestimmt. Die Wassermenge wird Tolumetrisch bestimmt. Oder
laaa bestimmt das Wasser nach S. 7, indem man die Differenz der
Gewichtsverluste ermittelt, welche eine mit Chlorcalcium entwässerte und
^ine nicht entwässerte Probe beim Erhitzen auf dem Wasserbad erleiden.
Ftüchüge Bestandteile* Werden durch Destillation im Engler-
kolben nach S. 10 ermittelt. Es werden die bis 100°, von 100— 150®,
150—250® und 250— 300® siedenden Anteile ermittelt. Sind beträcht-
liche Mengen der Fraktion 100 — 150° vorhanden, so ist schweres Benzin
Llgroin), das in Rußland bei der Erdöldestillation in beträchtlichen
Mengen abfällt und dem Heizmasut zugefügt wird, darin enthalten.
*) Eiektr. Anzeiger durch Organ für den Öl- und Fetthandel, No. 54 vom
IB. iagast 1904.
4*
52 Mineralöle.
Eine größere Menge der Fraktion 250 — 300*^ deutet auf Zugabe von
Solaröldestillat hin oder auf Rückstände, deren Destillation bei der
Kerosinfraktion abgebrochen wurde.
Ftammpunkt» Wird im Pensky-Martens -Apparat bestimmt.
Durchschnittlich ist fp. bei russischem Masut für Heizzwecke 88^ beim
spez. Gew. 0,900/912 (Maximum 105°, Minimum 77^).
Zähigkeit» Wird nach Engler bestimmt und beträgt für Bakuer
Masut gewöhnlich 6 — 10 bei 50^. Der mit Destillationsrückständen,
Goudron, Säureteer u. s. w. vermischte Masut ist zähflüssiger.
Spezifisches C^ewicht ist wenig charakteristisch, schwankt je nach
Herkunft, z. B. für Grosny-Masut von 0,943—0,952.
ErsUirrungsteniperatur ist bisweilen in Rücksicht auf die Speisung
der Brenner bei niederen Temperaturen zu ermitteln (s. S. 101). Die
gewöhnlichen Bakuer Rückstände sind paraffinfrei bezw. paraffinarm
und erstarren daher bei ziemlich starker Abkühlung noch nicht. Durch
minderwertige Zusätze kann aber diese Eigenschaft verändert werden.
SchwefelgehaJU wird, sofern er beträchtlich ist, wegen der Ver-
brennung zu schwefliger Säure als schädlich angesehen. Die Bestimmung
geschieht nach Eschka (s. S. 248 Bd. II) oder durch Yerbrennen mit
Natriumsuperoxyd nach Lidow. Zu letzterem Zweck werden etwa 5 g
Substanz in 25 g Äther gelöst. Die Lösung wird im Mörser mit 10 g
gestoßenem Glas, ausgeglühter Kieselsäure oder mit Ton gemischt. 2 g
dieser Mischung, entsprechend 0,667 g Masut, werden mit 13 g Na, Og
innig gemischt, in eine Bombe gegeben und elektrisch gezündet. Im
Reaktionsprodukt wird der Schwefel als Ba SO4 bestimmt (s. auch S. 70).
Sand» Wird nach Auflösen von lOQ ccm Masut in Benzin oder
Benzol (s. unter Rohöl, S. 8) im Rückstand bestinmit.
Asche. Wird durch Verbrennen von 30 — 40 g Masut in einer ge-
räumigen Platinschale ermittelt.
Hehswertm Wird bei genauer Bestimmung in der Berthelot-
Kröker- oder Mahl ersehen Bombe, bei weniger scharfen Bestimmungen
mittels Elementaranalyse (s. S. 252 Bd. I) ermittelt.
SüuregehaU beträgt bei Masut gewöhnlich 1 — 3, berechnet als
Säurezahl, und wird nach S. 116 ermittelt.
Schwefelsäure und Alkalien werden im wäßrigen Auszuge in
bekannter Weise ermittelt.
•
H. ParafAnmasBen ans Bohpetrolemn.
Unter „Paraffinmassen", „Paraffinschuppen " etc. versteht man feste,
meist schuppige und mehr oder weniger stark durch noch anhaftendes
Öl gefärbte Massen von Paraffin, welche aus den paraffinreichen Destii-
Paraffinmassen aus Rohpetroleam. 53
lateB des Rohpetroleums oder Braunkohlenteers und anderer bituminöser
Körper, zumeist nach Abpressen der Hauptmenge des mitgeführten Öles,
gewonnen werden und das nächste Rohmaterial für die Herstellung des
Kerzenparaffins darstellen. Die Paraffinmassen werden entweder an Ort
und Stelle ihrer Gewinnung auf reines Paraffin und Kerzen verarbeitet
oder an andere Fabriken zur Verarbeitung auf diese Stoffe verkauft.
In kaltem absoluten Alkohol sind sie nur in minimalen Mengen löslich.
Die zur Kerzenfabrikation dienenden Paraffinmassen schmelzen
nahe bei 50^; es kommen aber auch weichere, bis nahe bei 30^ schmel-
zende Paraffinmassen, sog. Weichparaffinmassen, in den Handel. Diese
werden durch kaltes Abpressen der leichteren Die erhalten und dienen
zu Imprägnierungszwecken oder, sofern sie nicht zu niedrig schmelzen,
als Zusätze zu hartem Kerzenparaffin. (Über Schmelzpunkt und Er-
starrungspunkt von Paraffinmassen s. S. 72.)
Die technische Untersuchung der Hartparaffinmassen ist im Ab-
schnitt „Kerzenmaterialien^ beschrieben. Hier mag nur kurz erwähnt
werden, dafi sich zur Untersuchung dieser Stoffe auf ihren Gehalt an
wirklichem Paraffin sowohl das Verfahren von Zaloziecki als dasjenige
des Ref. (s. „Mitteilungen" 1898, S. 97) in gleich befriedigender Weise
bewährt haben. Nach ersterem Verfahren werden die Paraffinmassen in
Amylalkohol gelöst imd durch Äthylalkohol von 75° Tr. gefallt. Zur
ünt^^rsuchung nach letzterem Verfahren werden 0,5 — 1 g Substanz im
20 — 25 mm weiten Reagensglas in Äthyläther unter Vermeidung von
ÄtherüberschuB gelöst. In der Lösung wird mit der gleichen Menge
absei. Alkohol bei — 20 bis — 21° in der S. 15 beschriebenen Weise
das Paraffin gefällt. Bei zu breiiger Beschaffenheit wird der Masse
zwecks besserer Filtration noch etwas Alkohol äther zugesetzt. Im Filtrat
der ersten Fällung ist stets nach Abdampfen des Lösungsmittels noch-
mals der Paraffingehalt zu ermitteln.
Für Weichparaffinmassen, welche mehr als Abfallprodukte anzu-
»chea sind, gibt das Verfahren nur angenäherte Vergleichswerte, da die
Wf ichparaffine noch bei — 20° in Alkoholäther erheblich löslich sind.
Aufier dem Gehalt an Paraffin ist in den Paraffinmassen noch
•iin etwaiger Gehalt an mechanischen Verunreinigungen, Wasser oder
^ erfälschungen nach den anderweitig beschriebenen Verfahren fest-
zustellen.
Bie goBfertigen Kerzenparaffine werden nach den unter Kerzen-
materialien beschriebenen Methoden geprüft. Hinzuzufügen wäre, daB
man einen Gehalt an Weichparaffin sowohl in diesen Massen als auch
^ den fertigen Kerzen vergleichsweise, nachdem man die Stearinsäure
^urcb Ausschütteln mit Alkali entfernt hat, durch fraktioniertes Fällen
<ler härteren Paraffine durch 94-proz. Alkohol in ätherischer Lösung bei
54 Mineralöle.
-+-20<* nach Holde ermitteln kann (Mitteilungen 1902, S. 241). Hier-
nach werden 2 g stearinsäurefreies Paraffin im Meßzylinder in 20 oder
30 ccm Äther gelöst und mit 30 bezw. 40 ccm Alkohol bei + 20^ gefällt.
Es werden dann die Mengen und Schm. des gefällten und gelösten
Paraffins bestimmt.
Sonstige Prüfungen von Eerzenparaffin auf Biegeprobe, Harz u. s. w.
8. S. 74.
J. Teer- und pechartise DestillationsrftckstEnde*
(Petroleumteer, Petroleumasphalt, Petroleumpech.)
Außer den Yorgenannten Ölen und Paraffinmassen aus Rohpetro-
leum kommen noch ^dunkle Rückstände der Dampfdestillation Ton Roh-
petroleum in den Handel, welche zur Asphaltherstellung, Verarbeitung
auf dunkle Schmieröle oder Wagenfette, Walzenschmieren etc. dienen:
als Schmiermittel sind die Rückstände geeignet, sofern sie noch teer-
artig dickflüssig sind, wie z. B. die Marke „Cyklop-Zylinderöl*', oder,
sofern sie beim Erhitzen auf dem Wasserbad flüssig werden und bei
der Krack-Destillation noch erhebliche Mengen Schmieröl teile (über
50 Proz.) abgeben. Die Untersuchung dieser Rückstände, welche unter
der Bezeichnung „Erdölpech" oder „Erdölasphalt** in den Handel ge-
langen, kommt vielfach in Rücksicht auf die Verzollung in Frage.
Diejenigen Rückstände nämlich, welche dunkle Farbe und zugleich
höhere Dichte als 1,(X) besitzen, also nach einstündiger Eintauchung in
Wasser von 15^ untersinken und aus dem Engl er sehen Viskosimeter.
bei einviertelstündigem Erwärmen auf 45" nicht oder nur tropfenweise
oder so ausflieflen, daß der AusfluBstrahl nach 10 Sekunden aufhört, sind
zollfrei zu belassen, alle anderen dagegen als Mineralöle nach Maßgabe
der Vorschriften mit 10 Mk. zu verzollen. Letztere Rückstände geben
bei der Destillation, wie oben angedeutet, noch erhebliche Mengen
Schmieröldestillate. Deshalb dienen sie auch, in dünneren Schmierölen
aufgelöst, zur Herstellung ganz brauchbarer Eisenbahnöle.
I. Die Prüfung der Zähigkeit
Pechartige Rückstände sind zur Prüfung im Engl er sehen Apparat
bei 45® wegen der diesen Versuchen anhaftenden Fehlerquellen \md großen
Unbequemlichkeiten wenig geeignet. Man wird daher die zolltechnische
Prüfung unter Hinzuziehung zuverlässiger, bequem auszuführender Schmelz-
proben und des spez. Gew. (s. unter II. und III.) auf sicherere Grundlagen
stellen müssen. Löslichkeit in Benzol, einfache Destillationsprobe über
freier Flamme in einer Glasretorte und Bestimmung der Art und Menge
Teer- und pechartige Destillationsräckstände. 55
der Destillate geben neben den genannten einfachen physikalischen Proben
geeignete Handhaben zur Kennzeichnung des technischen Wertes der
pechartigen firdölrückstände.
U. Schmelzpnnktsbestimmniig.
Für die Beurteilung der Verwendbarkeit eines Erdölpechs oder
Erdölasphalts, wie auch verwandter Rückstände der Destillation TOn
Teeren, Fetten ist die Kenntnis des Schmelz- oder Erweichungspunktes
Ton Wichtigkeit; je höher dieser Schmelzpunkt liegt, um so weniger wird
das Pech als Schmiermittel für Hei^walzenflächen und zur Herstellung von
gewissen Lacken oder als Bauasphalt geeignet sein. Es braucht nicht
besonders hervorgehoben zu werden (s. Hippol. Köhler, Asphalte),
wie vielfach die Anforderungen, je nach den besonderen Verwendungs-
zwecken, hier wechseln. Von den neueren, zur Schmelzpunktsbestimmung
Ton Pechen vorgeschlagenen Verfahren hat sich das von G. Kraemer
und G. Sarnow vorgeschlagene (Chem. Industrie 1903, No. 3) wegen
seiner leichten Handhabung und guten Übereinstimmung bei Wieder-
bolungsversuchen gut bewährt (Beschreibung s. Bd. II, S. 743). Von
einer größeren Zahl von Erdölpechen verschiedener Herkunft (russische,
deutsche, galizische) zeigten nach Versuchen von F.Schwarz diejenigen,
welche sich bei Zimmerwärme noch mit dem Glasstab etwas bewegen
ließen, den Schm. 25 — 40^, die übrigen gänzlich starren Proben zeigten
den Schm. über 40 '^ bis zu 80^. Das Kraemer-Sarnowsche Verfahren
liefert zwar scharf begrenzte Zahlen, aber diese weichen naturgemäß von
den nach anderen Verfahren, z. B. der gewöhnlichen Kapillarmethode,
erhaltenen oft sehr ab, wie nachfolgende, von Kraemer und Sarnow
ermittelte Zahlen zeigen.
Schm. nach in der
Kraemer-Samow Kapillare
Ceresin (?) 52° 47— 53°
Bienenwachs .... 55,5® 61,5 — 63,5°
Paraffin 46 » 45— 48°
Kolophonium .... 67 — 67,5® ganz unscharf
Asphalt, gereinigt (hart) 51,5 — 52®
Asphalt B, glashart . . 82®
Petroleumrückstand aus
Elsasser Erdöl 105®
Ein von Jenö Kovacz konstruierter, dem gleichen Zweck dienender
Apparat sei hier noch erwähnt*).
^) Über Asphalt, sein Vorkommen u. s. w. Budapester Kongreß des Inter-
natioiiftlea Verbandes für die Materialprüfimgen der Technik.
56 Minerftlöle.
Nach Kovacz, welcher nach seinem Verfahren für Asphalt 'von
Dalmatien 97 o, für Trinidadasphalt 93,5 <>, für Tatarosasphalt II40, für
Normalasphalt 105^ Tropfyunkt fand, soll ein Asphalt für Asphaltienin^-
zwecke nicht unterhalb 80^, für Fahrstraßenbeläge nicht unterhalb 105^
abtropfen. Die nach Kraemer und Sarnow erhaltenen Zahlen liefen
erheblich niedriger als diejenigen von Kovdcz.
ni. Spezifisches Gewicht
Zur spez. Gewichtsbestimmung läßt sich mit Vorteil das S. 88 be-
schriebene Verfahren für kleine Substanzmengen benutzen. Will msLa
nur ermitteln, ob das spez. Gew. eines Asphaltes oberhalb oder xmter-
halb 1,0 liegt, so läßt man einen Tropfen der in größerer Menge gut
durchgeschmolzenen, aber nicht überhitzten Asphaltmasse in ein mit
"Wasser von -f- 15*^ gefülltes Becherglas fallen und beobachtet, ob der
1 Stunde im Wasser verweilende Tropfen zu Boden fallt oder schwimmt.
Luftbläschen müssen sorgfältig mit Feder entfernt werden.
IV. Nachweis fremder Teere, Peche und Asphalte
in Erdölpechen.
a) Erkennung von sog» Fettpechen» Ebenso wie die teer- und
pechartigen Fetroleumrückstände dienen die bei der Destillation der
Kerzenfettsäuren (Stearin-, Palmitin- und Ölsäure), des Wollfettes,
des Palmöls u. s. w. im Großbetriebe verbleibenden Rückstände (Stearin-
pech, Wollfettpech u. s. w.) gleichfalls zur Gewinnung von Heißwalzen-
schmieren, Kabelisolierstoffen u. s. w. Sie sind schwarzbraun bis tief-
schwarz gefärbt und, je nachdem sie mehr oder weniger stark abdestil-
liert wurden, weich, zähe oder pechartig hart. Die weicheren und
zäheren Produkte lassen sich durch den in ihnen immer noch enthaltenen
Gehalt an Fettsäuren und Estern bequem von den weichen und harten
Pechen der Erdöldestillation, die höchstens minimale Mengen Naphthen-
säuren oder anderer organischer Säuren enthalten, unterscheiden. Im
übrigen enthalten sie die bei der Destillation der Fettstoffe sich immer
bildenden, hochsiedenden Kohlenwasserstoffe neben asphaltartigen, sauer-
stoffhaltigen Körpern in angereicherter Menge.
Die im Großbetrieb stark abdestillierten, pechartig harten Rück-
stände der Destillation resultieren aus solchen Verarbeitungen, bei denen
die Beschaffenheit der Destiiliergefäße und sonstige fabrikatorische Ge-
sichtspunkte die tunlichst vollständige Abtreibung aller Fett- und Fett-
säurereste aus den Rückständen zweckdienlich erscheinen lassen. Wegen
ihres minimalen Gehaltes an Fettsäuren und Estern sind sie nur nach
Teer- und pechartige Destillationsrackst&Dde. 57
den unter 2. — 4. beschriebenen oder ähnlichen Methoden sicher Ton
den Erdölrückständen zu unterscheiden.
1, Verhalten der Fettpeche beim Destillieren. Beim
Destiilieren geben die Fettpeche ein Gemisch Yon festen und flüssigen
KohleowasserstofFen, welche Fettsäuren nur in äuBerst geringer Menge
enthalten').
Aus den Destillaten dieser Peche sind reichliche Mengen rein
weites Eerzenparaffin (14 — 17 Proz.) nach dem Alkoholätheryerfahren
Ton £ngler-Holde abzuscheiden. Nachfolgende Elementaranalysen
einzeker solcher Destillate zeigen die Zusammensetzung der festen
Paraffine und der, zum großen Teil ungesättigten Krackdestillaten aus
Erdölpechen entsprechenden, flüssigen Destillatanteile.
Elementaranalysen von Destillaten aus Fettpechen.
Proa. c
Paraffin aus dem Destillat eines
harten Wollpechs 85,02
Paraffin aus dem Destillat eines 1 85,37
Gemisches harter Fettpeche j 84,51
Flüssiges, TOn Fettsäuren und
festem Paraffin befreites Destil-
lat aus hartem Wollpech . . 85,89 13,07 98,96
Die spez. Gew. der über freier Flamme abgetriebenen. Destillate
der Fettpeche liegen, entsprechend ihrem chemischen Charakter, weit
unter 1, wie bei den in gleicher Weise erhaltenen Destillaten von Erdöl-
und Braunkohlenteerpechen, sie lassen demnach diese Peche bequem von
den Steinkohlenteerpechen, deren Destillate aromatischen Charakter, ein
spez. Gew. > 1,0 haben, in Alkohol leicht bezw. bei schwacher Erwär-
mung TöUig löslich sind, unterscheiden.
2. Unterscheidung harter Fettpeche von Petroleum- und
ßraunkohlenteerpechen durch Säure- und Esterzahl. Die in
bestimmter Weise bereiteten alkoholisch-ätherischen Extrakte der harten
Fettpeche enthalten trotz der geringfügigen, in den harten Pechen ent-
haltenen Fettsäure- und Estermengen diese beiden Körpergruppen der-
artig angereichert, daß die in den Extrakten bestimmten und auf diese
berechneten Säure- und Esterzahlen ganz erheblich höher ausfallen als
die entsprechend gewonnenen Zahlen der Extrakte von Erdölrückständen.
In diesen Zahlen ist mithin ein gutes Kriterium für beide Sorten von
Fetten gegeben.
?roa. H
Proz. C + H
14,3
99,32
14,89
100,26
14,93
99,44
*) S. a. Donaths Versache mit fettreichem Pecb, Chemiker-Ztg. 1893, 1788.
58
Mineralöle.
Tab. Tl.
Säure-, Ester- und Verseifungszahlen von Erdölrückständen
und harten Fettpechen, sowie von Extrakten dieser Peche.
Ursprüngliches Pech
Alkohoiather-Eztrakt
Säurezahl
Esterzahl
Yerseifungszahl . .
Harte
Erdöl-
Harte
Erdöl-
Fetipeche
rückstAnde
Fettpeche
rfickstande
f 0,2
0,1
(1,9)
0,6
1,0
0,3
9,3
0,7
2,4
0,3
8,6
0,9
2,9
1,2
11,9
3,0
[ 4,0
23,5
f 2,0
1,2
16,3
5,9
1,4
1,5
12,8
5,0
2,9
1,4
9,4
3,4
4,8
1,4
16,4
3,5
r 2,2
1,3
18,2
6,5
2,4
1,8
22,1
5,7
4,3
1,7
18,0
4,3
8,3
2,6
28,3
6,5
t
1,1
Die eingeschlagene Yersuchsausführung zur Bestimmung der Säure-
und Esterzahl gestaltet sich, wie folgt:
Etwa 20 g fein gepulvertes Pech werden in 80 ccm Äther, event.
durch Kochen am Rückflußkühler, so weit als möglich gelöst, die Haupt-
menge der neutralen, nicht säure- und esterartigen, schwarzen Bestand-
teile wird dann mit 100 ccm absolutem oder 80 ccm 96-proz. Alkohol
gefällt, und nach einigem Stehen wird der Niederschlag imter Nach-
waschen mit Alkohol-Ather (1 : 1) filtriert.
In dem eingedampften gewogenen Filtrat werden unter Wieder-
auflösen in Äther und Hinzufügen von wenig Alkohol Säure- und Ester-
zahl, erstere unter Titration mit Yjq N. alkoholischer Lauge, letztere nach
Eindampfen der Lösung, Y4- stündigem Kochen mit 25 ccm Yj N. alkoholi-
scher Lauge und 25 ccm Benzol und Rücktitration des überschüssigen
Alkalis mit Salzsäure bestimmt. Als Indikator wird eine alkoholische
2-proz. Lösung von Alkaliblau 6b von Meister, Lucius & Brüning
benutzt, die auf Zusatz von Säureüberschuß die dunklen Lösungen blau,
bei Alkaliüberschuß rot färbt. Diese Farbenübergänge sind aber nur
beim Schütteln der Lösungen im Glaskolben und Beobachten der an den
Wandungen ablaufenden Flüssigkeit, bezw. beim Umgießen eines Teiles
der Lösung in ein Reagensglas und Schütteln scharf zu erkennen.
Teer- and pechartige DestiUationsrückst&nde. 59
3. Die Säuregehalte der Destillate yon Fett- und Erdöl-
pechen. Die gewöhnlichen weichen Fettpeche geben beim Destillieren
aber freier Flamme im Kolben noch groBe Mengen Fettsäuren ab, die
besonders im ersten Teil der Destillate angereichert sind. Auch bei den
harten Pechen sind aber noch bemerkenswerte Mengen Fettsäure in den
ganz zuerst aufgefangenen Destillaten festzustellen (Tabelle), und mit
gegen 300^ erhitztem Wasserdampf können noch stark fettsaure Destillate
aus diesen Fettpechen erhalten werden (Tabelle). Angesichts der bekannt-
lich minimalen Säuremengen (Säurezahl <. 1) der entsprechend gewonnenen
Erdöl- und Braimkohlen-Pechdestillate ist auch in dem Säuregehalt des
ersten Teiles der mit oder ohne Wasserdampf erhaltenen Destillate ein
gutes Kriterium der Fettpeche gegenüber den Erdölpechen gegeben.
Tab. yn.
Säarezahl der Krackdestillate verschiedener Peche.
Fraktion I Fraktion II Fraktion III
(etwa >/4 des (etwa ^/s des (etwa V4 des
OesamtdeBtUlats) GetamtdettiUatB) OesamtdeBtillats)
5.2 1,1 0,08
5.3 0,95 0,6
0,4 0,4 0,3
0,1 0,2 0,4
0,2 0,6 0,6
Hartes Wollpech . . .
Gemisch barter Fettpeche
Hartes Erdölpech . . .
Braonkohlenteerpech . .
firaunkohlenteerpech II .
Tab. Tin.
Säurezahl der Wasserdampfdestillate Yon Fettpechen.
Fraktion I
Fraktion II
Fraktion TTT
Hartes Pechgemisch
14,6
13,7
13,4
Weiches Wollpech
34,8
37,8
7,0
4. Kupfergehalt der Fettpeche. Wohl fast alle Fettpeche
«Qthalten Kupferseifen, wenn auch nur in minimalen Mengen. Das
Kupfer rührt augenscheinlich Ton den kupfernen, zur Fettdestillation
verwendeten Destillationsblasen her. Die Erdölpeche sind sämtlich
kupferfrei; bekanntermaßen wird Erdöl nur in schmiedeeisernen oder
gußeisernen Blasen destilliert.
b) NoiChweis von HcHateer und Steinkohlenteerf bezw» JBotz^
ker^ und Sieinkohlenteerpech. Holzteer ist durch seinen charakte-
ristischen Kreosotgeruch und seine fast Yöllige Löslichkeit in kaltem
absoluten Alkohol, sowie in Eisessig kenntlich. Etwa zugesetzte fremde
Teere oder Peche wie Erdöl- oder Fettpech u. s. w. bleiben bei der Be-
Wdlung mit Alkohol zum großen Teil ungelöst.
60 Mineralöle.
Ein wäßriger Auszug des Holzteers reagiert sauer und gibt mit
einem Tropfen Eisenchlorid eine anfangs grüne, später braun-grüne
Färbung. Die ersten Destillate des Holzteers bilden wäßrige, sauer
reagierende Flüssigkeiten. Die öligen Destillate riechen mehr oder
weniger kreosotartig, sind in Alkohol leicht löslich und werden durch
Erwärmen mit konz. HsS04 in wasserlösliche Verbindungen übergeführt.
Holzteerpech soll sich nach E. Donath imd B. Margosches
(Chem. Ind. 1904, 224) durch seine große Schwerlöslichkeit in kaltem
Tetrachlorkohlenstoff von allen übrigen Pechen unterscheiden.
Steinkohlenteer imd Steinkohlenpech, Ton denen ersterer sich schon
durch den bekannten Kreosotgeruch yerrät, enthalten erhebliche Mengen
freien Kohlenstoff (Teer im Mittel 21 Proz., Pech bedeutend mehr).
Hierdurch unterscheiden sie sich von allen übrigen nicht bis zur Ver-
kokung destillierten Pechen, die in Benzol ganz oder bis auf geringfügige
Mengen löslich sind.
An Alkohol geben Holzteer- und Steinkohlenpech beträchtliche
Mengen löslicher Teile vom spez. Gew. > 1 ab*); die Destillate des
Steinkohlenteers sind in Alkohol leicht löslich und werden beim Er-
wärmen mit konz. Schwefelsäure in wasserlösliche Verbindungen (Sulfo-
säuren) übergeführt. Die über 200® siedenden Anteile haben spez. Gew.
> 1, während die Destillate von Erdöl-, Braunkohlenteer- und Fett-
pechen sämtlich spez. Gew. unter 1 haben, in Alkohol schwer löslich und
durch konz. Schwefelsäure zum erheblichen Teil nicht sulfurierbar sind.
In Mischung mit anderen Pechen sind Steiükohlenteer bezw. -Pech
durch vorgenannte Eigenschaften, sicher femer durch die nachstehend
beschriebene Anthrachinonprobe nachzuweisen.
Ein Teil des über 300° siedenden öligen Destillats, eventuell die
schon erstarrten Anteile desselben (diese sind durch Behandeln mit wenig
absol. Alkohol leicht von den flüssigen zu trennen) werden nach Luck
(Anal. Chem. Bd. 16, S. 61) oxydiert, das gewonnene Anthrachinon wird
als solches durch die Liebermannsche Reaktion (Ann. Ghem. Pharm.
Bd. 212, S. 65), bestehend in intensiver Rotfärbung beim Kochen mit
Zinkstaub und Natronlauge, gekennzeichnet. Nach dem Filtrieren tritt
allmähliche Entfärbung an der Luft ein.
Zur Ausführung der Oxydation wird 1 g der zu oxydierenden Sub-
stanz in 45 ccm Eisessig gelöst, die siedende Lösung wird im Laufe von
2 St. tropfenweise mit einer Lösung von 15 g Chromsäure in 10 ccm
') Auch G. Lunge und Krepelka (Chem.-Ztg. 1903) haben Beiträge zum
Nachweis von Steinkohlenteerpech in Erdölpechen geliefert| welche sich auf die
erhöhten spez. Gewichte, Jodzahlen u. s. w. der Chloroformauszüge bei Gegenwart
von Steinkohlenteerpech beziehen.
Erdölpeche. 61
Eisessig und 10 ccm Wasser versetzt. Nach beendetem Zulaufen kocht
man ooch zwei Stunden, läßt erkalten, versetzt mit 400 ccm kaltem
Wasser und saugt das ausfallende Anthrachinon ab.
Bei geringem Gehalt an Steinkohlenpech wird entsprechend mehr
Ausgangsmaterial und Oxydationsmittel verwendet.
c) Der Nachtveia von yaturttsphaU in Erdölpechen kommt wegen
des höheren Wertes des ersteren kaimi in Frage und ist bekanntlich
auch kaum mit Sicherheit zu erbringen. Naturasphalte enthalten in der
Kegel 2 — 10 Proz. Schwefel, während viele Petroleumpeche, welche aus
ächwefelfreiem oder Schwefel armem Rohöl erhalten wurden, schwefelfrei
sind oder nur minimale Mengen Schwefel enthalten. Es kann somit bei
bekannter Herkunft des zu untersuchenden Petroleumpechs unter Um-
standen aus dem Gehalt an Schwefel auf die An- oder Abwesenheit von
Xaturasphalt geschlossen werden. Zu berücksichtigen ist aber hierbei,
daß auch Petroleumpech, Steinkohlen teerpech u. s. w. durch Kochen mit
Schwefel in zur Asphaltherstellung geeignetere Produkte übergeführt wer-
den, und daB in diesen Fällen natürlich der Schwefelgehalt noch weniger
aussagt. — Endlich ist zu bemerken, daß, abgesehen von der wechselnden
Zusammensetzung der Petroleumpeche und der natürlichen Asphalte,
welche man im allgemeinen als natürliche Yerdunstungs- und Oxydations-
produkte des Rohöls auffaßt, eine strenge Scheidung von Naturasphalt
and Eunstasphalt schon nach der ursprünglichen Gewinnung einzelner
Produkte nicht vorzunehmen ist.
An einzelnen Orten, z. B. in Dema und Tataros in Südungam, wird
ein „Naturasphalt" genannter Asphalt dadurch gewonnen, daß ein mit
weichem Bitumen getränkter sog. Asphaltsand durch Auskochen mit
heißem Wasser in Sand und geschmolzenes Bitumen getrennt und dieses
nach dem Abschöpfen und Entwässern durch Destillation ia Schmieröl
.und einen härteren, als Bau- und Straßenasphalt benutzten Asphalt ge-
trennt wird. Dieser „Naturasphalt'' ist also ein Destillationsrückstand.
V. Die üntersuchuDg von Asphaltpnlvern und Asphaltsteinen.
Als Surrogat für „Naturasphalt" finden sich Petroleumpeche und
andere Rückstände der Destillation bituminöser Stoffe auch mit ton- und
magnesiahaltigem Kalkstein gemischt, und es ist in diesen teils gepulvert,
t«ils in festen Stücken zur Prüfung gelangenden Steinen der Gehalt an
* Bitumen^ und die Natur des letzteren zu ermitteln.
a) Zur BeeUmtnung de» BUwmengehaUes werden zwei Proben
je nach der Bitumenmenge 2 bis 5 g) des feingepulverten lufttrocknen
Materials im Erlenmeyerkolben mit 100 bis 200 ccm Benzol am Rück-
flußkühler gekocht. Die abgekühlte Lösung läßt man im schräg ge-
52 Mineralöle.
stellten Erlenmeyerkolben über Nacht stehen und gießt die geklärte
Hauptmenge der Lösung am nächsten Morgen in einen zweiten schräg:
zu stellenden Kolben klar ab. Diese Lösung läßt man nochmals stehen,
gießt auf den Rückstand im ersten Kolben frisches Benzol und gibt die
geklärte Lösung noch am selben Tage zur Hauptmenge der Bitumen-
lösung in Kolben 1. Aus letzterem dekantiert man nach nochmaligem
Stehen über Nacht vom eventl. abgesetzten Niederschlag ab und destil-
liert alsdann das Benzol ab. Der Rückstand der Benzol Verdampfung
wird in tarierter Schale nach dem Trocknen bei 105° gewogen. Zu
dieser Bitumenmenge kommt noch dasjenige Bitumen, welches nach Zer-
setzung des unlöslichen hauptsächlich anorganischen Rückstandes mit
einigen Tropfen Salzsäure durch Benzol extrahiert wurde. Von dem
gefundenen Bitumen wird noch die in demselben ermittelte Aschenmenge
abgezogen. Das lösliche Bitumen wird nach S. 56 — 61 auf seinen Ur-
sprung geprüft.
Die löslichen Bitumina enthalten in der Regel noch 2 — 8 Proz.
Asche, die teils auf Kalk, teils auf gelöste asphaltinsaure Salze zurück-
zuführen ist.
Nach manchen Autoren löst Chloroform noch besser als Benzol
das Bitumen, daher kann auch, wenn dieser Fall zutrifft (was ich bisher
nicht beobachtete) Chloroform zur Lösung benutzt werden. Insbesondere
ist aber außer dem löslichen Bitumen noch das unlösliche, nur durch
Glühen zerstörbare Bitumen in dem durch Salzsäure zersetzten, einge-
dampften und gewogenen, benzolunlöslichen Rückstand zu bestimmen.
b) Kohlensaurer Kalk etc. Von dem in Benzol bezw. Chloro-
form unlöslichen gewogenen Rückstand wird im aliquoten Teil die
Kohlensäure titrimetrisch oder nach Finkener bestimmt und aus diesem
Wert und an der Hand der Magnesia- und Kalkmengen etc. der Gehalt
an CaCOj, MgCOs ^* s.w. berechnet.
Außer den in Salzsäure löslichen Stoffen wird die in Salzsäure
nach mehrfachem Eindampfen unlösliche Gangart bestimmt.
K* Abfälle der Raffination von Erdölen und anderen
Mineralölen.
I. Säureharze.
Beim Raffinieren der hochsiedenden Öle mit konz. und rauchender
Schwefelsäure, insbesondere beim Abscheiden des Asphalts aus dunklen
Residuen, werden mehr oder weniger beträchtliche Mengen braunschwarzer
harziger Stoffe ausgeschieden. Von diesen sogen. Säureharzen lösen sich
einzelne, z. B. die bei der Herstellung weißer Vaselinöle erhaltenen, als
Säurebarze. Abfallsäaren etc. g3
Sulfosänren in Wasser mit dunkler Farbe auf und können zur Her-
Stellung wasserlöslicher Ole benutzt werden. Andere, z. £. die bei der
Raffination Ton Wagenölen (Residuen) in Mengen bis zu 30 Proz. er-
haltenen pechartigen Abfälle sind in Wasser nicht löslich; sie werden
nach dem Auskochen der freien Säure mit Wasser oder Abstumpfen mit
Kalk entweder in dünneren Abfallölen aufgelöst, auf den Destillations-
k^'.sseln yerheizt oder durch Destillation über freier Flamme wiederum
auf Ol verarbeitet oder als Surrogat für Peche und Asphalt benutzt.
Solche Abfälle sind bei einem spez. Gew. > 1 zollfrei; ihre Prüfung
erstreckt sich außer auf spez. Gew. eventuell auf wasserlösliche Anteile,
Gehalt an neutralen Pechstoffen, Asq)ie u. s. w.
Sulfosäuren werden von freier Schwefelsäure dadurch getrennt, daß
sie, mit Barjumchlorid behandelt, lösliche Baryumsalze geben. Um Sulfo-
säuren neben der freien Schwefelsäure zu bestimmen, wird die zu
prüfende Lösung (auf 200 oder 500 ccm zu verdünnen) in zwei aliquote
Hälften geteilt. In der einen wird mit Viq oder 7« Normal-Lauge unter
Zusatz von Phenolphtalein die Gesamtsäure titriert, in der anderen Hälfte
wird mit Bayrumchlorid die freie Schwefelsäure gefällt und als BaSO^
gewogen. Der Gehalt an Sulfosänren wird in Äquivalenten KOH oder SOg
au9{;edrückt.
U. Neutrale pechartige Stoffe.
Solche Stoffe, welche unmittelbar als Pech oder Asphalt für Lacke,
Dichtungen u. s. w. zu benutzen sind, werden nach dem Patent von
C. Daeschner, D.R.P. 124980, Kl. 23b bei der Raffination dunkler
Residuen durch Fuselöl (Amylalkohol) erhalten. Die Prüfung dieser Stoffe
erstreckt sich vornehmlich auf die Bestimmung des Schmelzpunktes nach
S. 743, Bd. II. Andere Prüfungen, z. B. auf Aschengehalt, fremde Zusätze
u. 8. w., werden nach Bedarf nach den S. 56 — 62 gegebenen Anweisungen
vorgenommen.
in. AbfaUsäuren.
Neben den unter I. beschriebenen Säureharzen fallen selbstverständ-
lich auch unreine verdünnte oder stärkere Säuren (Schwefelsäure, Sulfo-
?äure) bei der Raffination der Erdöle mit Säuren ab. Diese Säuren sind
öfter noch stark mit Säureharzen beladen, so daß gelegentlich in Rück-
sicht auf die Frachttarifierung Streitigkeiten entstehen, ob die Säure als
Abfallharz oder Abfallsäure anzusprechen ist. Über solche Fälle ent-
scheidet die Bestimmung der freien Säure, der Sulfosänren, des Wassers
und des neutralen in Benzol löslichen Harzes.
Bie Abfallsäuren werden, sofern sie nicht ebenso, wie dies auch
mit den Abfallharzen hie und da noch geschieht, durch Vergraben be-
g4 Mineralöle.
seitigt werden, entweder durch Konzentration und mechanische Reinigung
auf Schwefelsäure oder durch Behandeln mit Kupfer- und Eisenabfalien
auf Vitriolsalze verarbeitet (die regenerierte Schwefelsäure wird wieder
zur Raffination benutzt). In beiden Fällen ist für die Bewertung der
Säure der Gehalt an freier Schwefelsäure (nach dem oben angegebenen
Schema zu ermitteln) maßgebend.
Beispiel.
Bei einer als Abfallharz deklarierten Abfallsäure der
Mineralölverarbeitung ist die richtige Deklaration zu er-
mitteln. Die Probe zeigte folgendes Verhalten;
1. Äußere Erscheinungen. Zähflüssig, schwarz, mit feinen
schwarzen Teilchen durchsetzt, nach schwefliger Säure riechend.
2. Wasserunlösliche Pechstoffe. 5 g Abfallsäure wurden mit
50 ccm Wasser versetzt, ausgeschiedene pechartige Anteile wurden mit
heißem Wasser mineralsäurefrei gewaschen, mit heißem Benzol behandelt
und vom Benzol durch Abdampfen befreit. Extrakt nach Trocknen bei
105° braunschwarz, asphaltartig = 19,3 Proz. ; benzolunlöslich 0,1 Proz.,
von gleichem Aussehen wie Benzollösliches, enthielt Spuren Asche.
3. Freie Schwefelsäure. Von imlöslichen Pechstoffen befreite
wässrige Flüssigkeit mit Waschwässem vereinigt, zu 1 1 aufgefüllt;
50 ccm bei Gegenwart verdünnter Salzsäure heiß mit Chlorbaryum gefällt.
(Barytsalze von Sulfosäuren fallen aus salzsaurer Lösung nicht aus.)
Gehalt der ursprünglichen Probe an freier Schwefelsäure zu 58 Proz.
ermittelt.
4. Sulfosäuren. 20 ccm der nach 3. hergestellten wässerigen
Lösung mit Yjq N. -Natronlauge bei Gegenwart von Phenolphtalein titriert.
Gefunden, auf ursprüngliche Probe bezogen = 60,2 Proz. freie Säure
einschließlich Sulfosäuren, her. als Schwefelsäure.
Da nach 3. nur 58 Proz. Schwefelsäure zugegen, entfallen die
übrigen 2,2 Proz. auf Sulfosäuren, deren Molekulargewicht und wirk-
liche Menge, weil für die vorliegende Frage belanglos, nicht ermittelt
wurden.
5. Wasser. Wasser in erheblicher Menge qualitativ durch Destil-
lation der ursprünglichen Probe bis 120^ nachgewiesen. Übergetrieben ==
14 Proz. einer wässrigen Flüssigkeit (Wasser und schweflige Säure).
Jedenfalls ist mehr als 14 Proz. Wasser in der Probe zugegen, da ein
Teil des Wassers von der Schwefelsäure zurückgehalten wird.
6. Sonstige Bestandteile. Nach Eindampfen von 100 ccm der
nach 3. erhaltenen Lösung und Abrauchen der Schwefelsäure blieben
neben geringfügigen Mengen organischer Stoffe etwa 1 Proz. (auf ursprüng-
liche Probe bezogen) Eisenoxyd zurück.
Picenfraktioo. Koks. ß5
7. Zusammenfassung der Ergebnisse. Die Probe ist kein
Säareharz, sondern eine Abfallsäure der Mineralölverarbeitung, die etwa
58 Proz. wasserfreie Schwefelsäure, etwa 19 Proz. wasserunlösliche Säure-
karze, sowie Wasser und wasserlösliche Verunreinigungen enthielt.
IV. Abfalllaagen.
Die beim Auslaugen der gesäuerten Ole erhaltenen Abfalllaugen
werden entweder beseitigt, oder, sofern dies bei genügend großem Be-
trieb lohnend erscheint, durch Kalzinierung regeneriert. In einigen
Fabriken werden aus diesen Laugen, welche neben freiem Alkali und
Salzen Ton Erdölsäuren bisweilen beträchtliche Mengen unverändertes
Öl gelöst und emulgiert enthalten, durch Versetzen mit Mineralsäure,
sog. dunkelfarbige Seifenöle abgeschieden, welche anderen Ölen, z. B.
Schmierölen für Wagen u. s. w., zugesetzt werden.
Die Prüfung von Abfalllaugen wird sich zwecks Feststellung der
Terarbeitungsfahigkeit auf Alkalität, Gehalt an neutralen Seifen, eventL
auch auf Ausbeute an Seifenölen nach dem Versetzen mit Mineralsäure
zu erstrecken haben. Die hierzu erforderlichen chemischen Operationen
sind einfach imd auch z. T. bezw. in ähnlicher Weise anderweitig (s. unter
Seifen Bd. III) beschrieben, so da£ hier ein näheres Eingehen auf diese
Prüfungen nicht erforderlich erscheint.
V. Seifenöle.
In diesen ist der Gehalt an freier organischer Säure (s. S. 118) und
etwaiger Gehalt an Alkali zu bestimmen.
li. Pieenfraktioii.
Gegen Schluß der Destillation mancher Erdöle, nämlich wenn die
als Gasöl, Schmieröl oder Paraffinmasse u. s. w. verwertbaren Haupt-
produkte abdestilliert sind, gehen äußerst zähe braunrote, leicht er-
starrende Massen über, welche einen nennenswerten Nutzwert im Vergleich
in den eben genannten Stoffen zur Zeit nicht haben und daher gewöhn-
lich nur unter den Destillationskesseln verbrannt werden. Eine technische
Untersuchung zur Bewertung dieser, Picen, Kracken und ähnliche stark
QQgesättigte Kohlenwasserstoffe enthaltenden Massen erfolgte bisher noch
nicht.
WL Kok».
Wenn die Erdöldestillation soweit getrieben wird, daß selbst bei
stärkster Unterstützung durch freies Feuer keine Destillate mehr über-
gehen — häufig wird nur bis auf Pech abgetrieben — so hinterbleibt
Untaraachungen. 6. Aufl. in. 5
QQ Mineralöle.
ein wegen seines geringen Aschengehaltes als Elektrodenmaterial für
Bogenlicht sehr geschätzter Koks.
Bezüglich der Untersuchung dieses Materials ist auf die ent-
sprechenden Kapitel unter Brennstoffuntersuchung zu verweisen.
Um Pemtanente Oase.
Bei allen Destillationen von Mineralöl im GroBbetrieb bilden sich
permanente Gase. Diese werden in größeren Betrieben zuweilen dadurch
nutzbar gemacht, daß man sie unter Einschaltung von Wasserverschlüssen
zum Schutz gegen Eückschlagen des Feuers in die Feuerung xmter den
Destillationskesseln leitet.
Sofern in einzelnen Fällen aus betriebstechnischen Gründen eine
Untersuchung dieser Gase, welche hauptsächlich gesättigte und ungesättigte
Kohlenwasserstoffe enthalten dürften, nötig wird, geschieht dies nach den
anderweitig (Bd. II, S. 576 ff.) beschriebenen gasanaljtischen Verfahren.
O. Bitamen imd Teer ans BrannkoUe.
(Literatur: Scheithauer-Muspratt, Paraffin und Mineralöle.)
Während das Rohpetroleum fertig gebildet in der Erde vorkommt,
werden Braunkohlenteer, Schiefer-, Torfteer, Asphaltöl etc. erst durch
trockne Destillation, gelegentlich auch durch Wasserdampfdestillation,
aus den genannten festen bituminösen Stoffen gewonnen. Der Rohteer
aus Braunkohle, Schiefer und Torf wird in ähnlicher Weise wie das
Rohpetroleum auf Leuchtöl (Solaröl), Putzöl, Gasöl, insbesondere aber
auf Paraf&n und Abfallprodukte verarbeitet. Das Gasöl stellt beim
Braunkohlenteer 40 — 50 Proz. der gesamten Teerverarbeitung dar. Das
wertvollste Produkt der Braunkohlenteerverarbeitung ist das Paraffin.
Aus einigen Sorten Braunkohle wird in den letzten Jahren, nach-
dem die älteren Versuche zur direkten Extraktion des Bitumens durch
Lösungsmittel sich als unwirtschaftlich erwiesen haben,' nach dem
neueren Verfahren von E. v. Boyen und Modifikationen von F. Frank u. a.
durch Extraktion mit Benzin, Benzol und dgl. direkt sog. rohes Montan-
wachs gewonnen, welches durch geeignete Raffination auf sehr hoch
schmelzendes Kerzenmaterial verarbeitet wird. Bisher sind im Vergleich
zu der durch trockne Destillation, sog. Schwelung, gewonnenen Bitumen-
menge nur untergeordnete Mengen Montanwachs durch Extraktion her-
gestellt worden, indessen ist neuerdings ein Aufschwung dieser noch
jungen Industrie zu bemerken, weshalb auch der Untersuchung der hier-
her gehörenden Produkte (s. S. 75) einige Aufmerksamkeit schon jetzt
zu widmen ist.
Teeraasbeute aus Braunkohle. g7
Der durch Schwelung erhaltene, mehr vaselinartige Teer ist sowohl
in qualitatiYer wie in quantitativer Hinsicht sehr erheblich von dem
durch Extraktion aus der Braunkohle erhaltenen Montanwachs ver-
schieden. Die Teerausbeute ist, weil auch das unlösliche Bitumen beim
Schwelen zersetzt wird, in der Kegel höher, während selbstredend das
hochschmelzende, ohne Zersetzung zu erhaltende Montanwachs bedeutend
höherwertig ist als der Teer, bezw. das aus diesem durch Destillation
imd spätere Reinigung gewonnene Paraffin.
L Schwelversnche zur Feststellung der Teerausbente
werden bei deutscher Braunkohle in Thüringen, der schottischen Boghead-
kohle, bituminösem Schiefer (z. B. in Messel bei Darmstadt und in Schott-
land) ausgeführt. Bei Schwelung der Braunkohle wird als Nebenprodukt
auch die Eoksmenge ermittelt. Da sich gleichzeitig beim Schwelen der
Kohle Wasser in erheblichen Mengen, sowie Schwelgase bilden, so werden
auch die Mengen der letzteren beiden Stoffe festgestellt.
Die Schwelkohle bildet in dem Zustande, wie sie aus der Erde
gefördert wird, eine mehr oder weniger plastische, zuweilen auch
schmierige, sich fettig anfühlende Masse von braunschwarzer Farbe.
Im trocknen Zustande ist sie im Gegensatz zu der dunkelbraunen bis
schwarzen Feuerkohle gelb bis gelbbraun gefärbt. Die besten Sorten
Scbwelkohle hieBen früher Pyropissit; sie kommen zur Zeit nicht mehr vor,
ihre Teerausbeute betrug 64 — 66 Proz. Eine jetzt noch als gut geltende
Schwelkohle gibt nach Scheithauer 10 Proz. Teer, 52 Proz. Wasser,
32 Proz. Koks und 6 Proz. Gas und Verlust. Der schottische Schieferton
in Broxburn gibt 12 Proz. Teer, 8 Proz. Wasser, 9 Proz. Koks, 4 Proz.
Gas und 67 Proz. Asche, der Schwelschiefer von Messel bei Darmstadt
liefert 6—10 Proz. Teer, 40—45 Proz. Wasser und 40—50 Proz. Rückstand.
Torf, welcher geologisch als eine Vorstufe der Braunkohle anzu-
sehen ist, liefert 2 — 6 Proz. Teer.
Bituminöser Asphalt von Hannover liefert 29 — 34 Proz. Teer.
Zur Ermittelung der Teerausbeute vorstehend genannter Bitumina
genügt nicht etwa eine Extraktion mit flüchtigen Lösungsmitteln, sondern
es muß vielmehr eine trockne Destillation in nachfolgender Weise aus-
geführt werden:
In einer tarierten, 150 — 200 ccm fassenden Retorte von der in
Flg. 21 skizzierten Form aus schwer schmelzbarem Kaliglas, welche mit
einer tnbulierten, in Wasser gekühlten tarierten Vorlage b verbunden ist,
▼erden 20 — 50 g der zerkleinerten Kohle anfänglich mit kleinerer, später
mit größerer Flamme so lange erhitzt, bis keine Dämpfe mehr über-
gehen. In dem einen Tubus der Vorlage befindet sich ein kleines
5*
68
Mineralöle.
Gasentbindungsrohr. Bei normal geführter, 4 — 6 Stunden dauernder
Schwelung dürfen die entweichenden Gase entweder gamicht oder nur
vorübergehend mit kleiner Flamme bei Annäherung einer Zündflamine
brennen. Das Destillat, bestehend aus weü^lich bis gelblich gefärbtem
trüben Wasser und Teer, wird gewogen. Der in dem Retortenhals
kondensierte Teer wird durch Aufschmelzen in die Vorlage gebracht.
Durch Einstellen der Vorlage in heißes Wasser und Einfüllen YOn heiBenoi
Wasser in die Vorlage wird bewirkt, daß der Teer oben schwimmt. Nach
dem Abkühlen wird der erstarrte Teer durchstochen, das Wasser abge-
gossen und die Vorlage mit dem an der Luft getrockneten Teer gewogen,
nachdem der Rest des anhaftenden Wassers mit Fließpapier entfernt
wurde. Sicherer arbeitet man nach den Erfahrungen des Ref., wenn man
nach Torsichtigem Abgießen des Wassers den Teer durch Ausschütteln der
Vorlage mit Benzol auszieht und im Auszug den Teergehalt bestimmt.
Fig. n.
Geringe Mengen Ton Wasser entfernt man durch Beigabe von wenig
absol. Alkohol und Verdampfung des letzteren. Die Analysenangaben
enthalten den Wassergehalt und die Teerausbeute, bezogen auf den
bestimmten Wassergehalt von 55 Proz. (Grubenfeuchtigkeit). Die so ge-
wonnene theoretische Ausbeute wird noch auf den Großbetrieb um-
gerechnet, wofür man je nach den Betriebs Verhältnissen 60 — 70 Proz. der
theoretischen Ausbeute annimmt. Der im Großbetrieb erhaltene Teer
enthält weniger saure Körper und ist leichter.
IL Prüfong des Rohteers ans Brannkohle.
Der Braunkohlenteer ist bei Zimmerwärme butterartig fest, gelblich-
braun bis dunkelbraun und riecht kreosotartig, z. T. auch nach Schwefel-
wasserstoflF, welcher sich bei der Teerdestillation oft in erheblicher
Menge bildet. Er wird bei mäßiger Erwärmung leichtflüssig, da er keine
viskosen Schmierölanteile enthält, sein ep liegt je nach Zusammensetzung
zwischen 4- 15 imd + 30®. Der Teer beginnt gegen 80° , bisweilen
Rohte«r ans Braankohle. g9
aach erst gegen 100^ zu sieden. Die Hauptmenge der Destillate geht
»wischen 250** und 350^, bei einigen Teeren zwischen 250 und 300° über.
Bezuglich der chemischen Zusammensetzung ist bei genaueren
technischen Untersuchungen zu berücksichtigen, daß der Rohteer als
Hauptbestandteile gesättigte und ungesättigte Kohlenwasserstoffe enthält.
Erstere bilden die größere Menge und finden sich Tom Heptan CfHi«
bis zum festen Heptakosan C^Hj« vor; der immerhin noch starke Gehalt
des Braunkohlenteers an ungesättigten Kohlenwasserstoffen bewirkt, daß
Braonkohlenteeröle, auch die leichter schmelzenden Paraffine, erheblich
mehr Jod (erstere bis zu 70 Proz., Paraffin bis zu 9 Proz.) absorbieren als
Öle aus Rohpetroleum. Auch die Schieferöle und in noch höherem Maße
die Torföle absorbieren mehr Jod als Destillate des Rohpetroleums, und
alle Torgenannten Öle aus Braunkohlen-, Schiefer- und Torfteer reagieren
daher mit rauchender Salpetersäure und mit Schwefelsäure unter wesent-
lich stärkerer Temperaturerhöhung als die nur schwach reagierenden Öle
aas Bohpetroleum. In geringeren, aber immerhin noch bemerkenswerten
Mengen finden sich im Braunkohlenteer Phenole und Kresole, aroma-
tische Kohlenwasserstoffe wie Benzol und dessen Homologe, Naphthalin
(0,1—0,2 Proz.), Chrysen CigH,j und Picen C^^B-^^, Femer sind in kleinen,
die Gewinnung allerdings nicht lohnenden Mengen Aldehyde, Ketone,
Pyridinbasen von C5H5N aufwärts bis zum Parvolin C9H3N, auch
Chinolin und Schwefelverbindungen wie Schwefelwasserstoff, Schwefel-
kohlenstoff, Thiophen C^ H^ S und Merkaptane gefunden worden.
Für die technische Bewertung des Teers kommen in erster Linie
folgende Punkte in Betracht.
a) SpesU/Uchea €fewMU» Schwankt je nach Ausgangsmaterial
iwischen 0,820 und 0,950 (bei Steinkohlen- imd Buchenholzteer ist es
>1); wird in bekannter Weise (s. S. 85 ff.) mit Pyknometer oder Aräo-
meter festgestellt. Nach Scheithauer wird das spez. Gew. bei 35^ R.
bestimmt. Die wertvollen Teile des Teers, Kohlenwasserstofföle und
Paraffin, erniedrigen, die minderwertigen Kreosotstoffe und basischen An-
teile erhöhen das spez. Gewicht.
b) ErsUM/rrungapuhkU ep liegt um so höher, je höher der
Paraffingehalt des Teers ist; zur Prüfung taucht man die Quecksilber-
kugel eines Thermometers in den geschmolzenen, auf 60-^70^ erhitzten
Teer und läßt nach dem Herausziehen des Thermometergefäßes dieses,
gegen Luftzug geschützt, abkühlen. Die Temperatur, bei welcher der
Tropfen am Quecksilbergefäß erstarrt, ist die Erstarrungstemperatur.
e) Die DeatUkMUansprobef die wichtigste Prüfung zur Bewertung
des Bohteers, läßt die Ausbeute an leichtem Rohöl und an Parafünmasse
erkennen. Man destilliert etwa 200 g Teer in einer Retorte, fängt zunächst
das Destillat bis zu demjenigen Punkt, wo ein Tropfen auf Eis erstarrt.
70 Mineralöle.
als „leichtes Rohöl", das weitere Destillat bis zu dem Punkt, wo gelb-
lichrote harzige Massen (Picene) übergehen, als „Paraffinmasse" auf.
Die rötlichen, Picen enthaltenden Teile werden getrennt aufgefangen.
Der gewogene Destillationsrückstand stellt den Koks dar; die Ge-
wichtsdifferenz der anfanglichen Teermenge und der übrigen gewo-
genen Produkte ergibt die Menge der Gase und Verluste. Bei ge-
nauer Prüfung bestimmt man die Destillate nach Temperaturinteryallen
(bis 150®, bis 250° u. s. w.) unter gleichzeitiger Beobachtung ihres Ver-
haltens auf Eis.
ni. Prttfting der ans BrannkoUen- und Sdiieferteer
erhaltenen öligen Destillate.
Die durch Destillation des Teers, Rektifikation und Abpressen der
ParafQnmassen erhaltenen Öle (Benzin, SolarÖl, Paraffinöl, Gasöl etc.)
werden fast in gleicher Weise wie die entsprechenden Produkte aus Roh-
petroleum (s. S. 19 und ff.) geprüft.
Für Gasöl aus Braunkohlenteer kommen noch folgende Punkte
in Betracht:
a) Der KreosotgehaU soll bei gutem Gasöl nur minimal sein. Die
Bestimmung erfolgt durch 5 Min. langes Schütteln yon je 100 ccm Öl
imd Natronlauge TOn 6° Be. Die Volumenverminderung des Öles ergibt
den Kreosotgehalt.
b) Der SchwefeigeJuMU kann nach S. 38 oder nach Graefe (Angew.
Chemie 1904, S. 619) durch Verbrennung in Sauerstoff ermittelt werden;
in ersterem Fall wird yon schweren Ölen eine gewogene Menge in
schwefelfreiem Leuchtöl gelöst.
e) QehaU an in konz. SfchwefeUäure löMchen sog. schweren
KoMenwoMerstoffen wird nach S. 23 ermittelt. Eisenlohr ermittelt
deren Menge durch mehrfaches Ausschütteln von 300 g Ol mit je 10%
konz. Schwefelsäure bis zu dem Punkte, wo das Ol keine Gewichtsab-
nahme mehr erleidet.
d) DestUlationsprobe. Für die Beurteilung eines Gasöls nach den
Siedegrenzen ist zu berücksichtigen, daß ein Gasöl um so höherwertig
angesehen wird, je geringer die Grenzen sind, innerhalb deren es siedet.
Zweckmäßig ist es, die Siedegrenzen zu ermitteln, innerhalb welcher
80 Proz. des Öls übergehen. (Vorläufige Deutsche Verbands -Beschlüsse
1904.) Wie Kreosot und ein hoher Gehalt an ungesättigten Kohlen-
wasserstoffen, so beeinträchtigt auch ein Gehalt an schwereren, über
300^ siedenden Ölen den Vergasungswert, es ist daher durch einen
Destillationsversuch die Menge dieser Öle bei der Prüfung der Gasöle
festzustellen.
Destillate aus Braonkohlen- oder Schieferteer. 71
Die Siedeanalyse wird im Englerkolben (S. 10) vorgenommen,
ermittelt werden die Destillate in Abständen der Siedegrenze von je 50^.
Wichtig ist zu bestimmen, nach wie viel Destillatprozenten das Destillat
auf £is erstarrt, weil sich danach entscheidet, ob das Destillat noch auf
Paraffin verarbeitet werden kann. (Vorläufige Deutsche Verbands -Be-
schlüsse^ 1904).
e) I>er CMutU an Weichparafflnen, welche sich in dem haupt-
sächlich aus leichteren Ölen bestehenden Gasöl finden, hat (Eisenloh r,
Angew. Chem. 1897, S. 300 und 332, und 1898, S. 549) eine besondere
Bedeutung in Eücksicht auf den Yergasungswert dieser Ole. Nach
£isenloh.rs Versuchen, welche auf dem bereits beschriebenen Apparat
▼on Wem ecke ausgeführt sind, ist — ceteris paribus — der Vergasungs-
wert um so höher, je mehr Weichparafßne zugegen sind. Die von
Eisen lehr angeregte quantitative Bestimmung der Weichparaffine im
Gasöl bedarf aber noch eingehender Durcharbeitung.
AuBer der Methode des Ref. hat sich, besonders für praktische
Zwecke, nach Scheithauer das Verfahren von Zaloziecki bewährt.
Man löst bei Ausübung letzteren Verfahrens etwa 5 g Öl in der zehn-
fachen Menge Amylalkohol, fällt mit der gleichen Menge nahezu absol.
Alkohol bei 0^ das Paraffin aus und filtriert es bei dieser Temperatur.
f) Der JPlamfnpunkt wird in einzelnen Fällen zur Orientierung
bestimmt (s. Schmieröle).
g) IHe BesHfntnung des Vergasungswertes nach Wernecke-
Helfers, sowie der übrigen Punkte, welche ein summarisches Urteil
über die Brauchbarkeit der Gasöle liefert, ist S. 45 u. £F. beschrieben.
Von den Schieferölen liefern die schottischen eine größere Gas-
ausbeute als die französischen, erstere 54 — 58, letztere 43 — 44 cbm (Jas
auf 100 kg Öl, die Messeischen Schieferöle liefern 57 — 58 cbm Gas mit
10,5 Hefher-Kerzen, 35 kg Teer und 4,6 kg Koks. Diese Angaben haben
nur Vergleichswert für gleichartige Anlage und Vergasung. Der Apparat
TOn Wern ecke -Helfers hat sich auch in der Braunkohl enteerindustrie
nicht allgemeiner eingeführt, weil die mit demselben erhaltenen Ergebnisse
wegen ihrer oft geringen Übereinstimmung mit denjenigen des Groß-
betriebs in der Versuchsgasanstalt nicht genügend praktischen Vergleichs-
wert haben. £isenlohr hält nach eingehenden neueren Versuchen den
Apparat indes für durchaus geeignet zur Bestimmung des Vergasungs-
wertes und hat auch recht gute Übereinstimmung mit den Ergebnissen
der Versuchsgasanstalten erzielt (briefliche Mitteilung an den Ref.).
h) Auch Farbe, Leuchtwert und KäUebeständigkeit von Leuchtöl-
ond Gasöldestillaten aus Braunkohlenteer u. s. w. werden gelegentlich
oach den S. 24 u. ff. beschriebenen Verfahren bestimmt.
72 Mineralöle.
rv. ParafflnmasBen, -schuppen und fertiges Paraffin aus
Braunkohlenteer.
a) ParafflnbesHnMUung. Für ungefähre Ermittelungen wird die
Rohparaffinmasse auf 2 — 3^ abgekühlt und zwischen Filtrierpapier oder
Leinewand gepreßt. Von dem abgepreßten und gewogenen Paraffin wird
der Schmelzpunkt bestimmt.
Die genaue Bestimmung des Paraffins in diesen Massen geschieht
ebenso wie in den Paraffinschuppen nach S. 53.
Weichparaffinschuppen aus Braunkohlenteer, welche nicht mehr als
14 Proz. Öl enthalten, werden nach Eisenlohr (s. oben), wie folgt, auf
Paraffingehalt geprüft.
0,5 g Substanz werden in 100 ccm abs. Alkohol gelöst; zur Lösung
werden 25 ccm Wasser zugegeben, und die Masse wird auf — 18 bis — 20*^
abgekühlt. Das Paraffin wird in der S. 15 beschriebenen Filtriervorrieh-
tung unter Anwendung der Saugpumpe filtriert und mit auf — 18^ ab-
gekühltem Alkohol Ton 80^ Tr. ausgewaschen, bis sich das Filtrat auf
Wasserzusatz nicht mehr trübt. Das ParafiGln wird nach Trocknung im
Yakuumexsikkator bei 35 — 40^ bis zur Gewichtskonstanz gewogen. Die
Gewichtskonstanz ist in 6 — 8 Stunden erreicht.
Nach Scheithauer hat sich auch das Verfahren von Zaloziecki
(s. oben) zur Bestimmung des Paraffins in den Schuppen mit der Maß-
gabe bewährt, daß man die Schuppen in dem 15 — 20-fachen Gemisch
Yon Amyl- und Äthylalkohol löst.
Die sonstigen Untersuchungen der Paraffinschuppen und fertigen
Paraffine werden, wie S. 53 und unter „Kerzenmaterialien^ beschrieben,
ausgeführt.
b) Schmelzpunkt und MratarrungapunkL 1. Die Schmelz-
punktsbestimmung im Kapillarröhrchen wird von einzelnen
Fabriken den anderen Methoden gegenüber bevorzugt, weil sie nicht
nur den Endpunkt des Schmelzens, sondern auch den für die tech-
nische Beurteilung wichtigen Beginn des Schmelzens zu beobachten
gestattet.
2. Die bekannte Hallesche Methode ist unpraktischer und
diffizil auszuführen. Als Beginn des Erstarrens gilt hier die Paraffinnetz-
bildung in einem flüssigen Paraffintropfen, welcher auf heißem, sich all-
mählich abkühlenden Wasser schwimmt.
3. Der Shukoffsche Apparat (Chem.-Ztg. 1901, 26, No. 95) hat
sich neuerdings für die Bestimmung des Erstarrungspunktes von Paraffinen
in der Braunkohlenindustrie eingeführt. Dieser Apparat (Fig. 22) ist eine
handlichere Umformung der bekannten Dalican sehen und Finkener-
schen Apparate zur Bestimmung des Erstarrungspunktes von Fetten.
Paraffinmaasen.
78
Fi|:. u.
Als Erstarrungspunkt gilt hier derjenige Wärmegrad, bei welchem
während der Abkühlung des geschmolzenen Paraffins das Thermometer
deutlich längere Zeit stehen bleibt, oder derjenige höchste Wärmegrad^
bis zu welchem das Thermometer von selbst nach einigem Verweilen
aaf einem Punkte ohne äußere Wärmezufuhr steigt.
Bei den, von erheblichen Stearinsäurezusätzen freien Paraf&nmassen
wird immer nur Stehenbleiben, nicht aber von selbst stattfindendes An-
steigen der Temperatur beobachtet.
Nach S hu k off 8 Vorschrift werden 30 — 40 g der zu prüfenden
Kerzenmasse im Gefäß a geschmolzen. Sobald die Temperatur der
Masse auf etwa 5^ oberhalb des Erstarrungspunktes gesunken ist, wird
der Apparat stark und regelmäßig geschüttelt, bis der Inhalt deutlich
trübe und undurchsichtig geworden ist. Dann wird ohne Schütteln
weiter beobachtet, bei welchem Punkt das Thermometer stehen bleibt,
bezw. bis zu welchem höchsten Punkt es nach dem Stehenbleiben
ansteigt.
Die nach dem Shuko ff sehen Verfahren er-
haltenen Ergebnisse zeigen bei Wiederholungsyer-
suchen höchstens Unterschiede von wenigen Zehntel
Graden und stimmen bedeutend besser überein als
die nach der Hall eschen Methode erhaltenen Zahlen.
Bei besseren Paraffinkerzen differieren Beginn und
Endpunkt des Schmelzens im Eapillarrohr um
böchstens 2 — 4^, Anfang des Schmelzens liegt über
50®, Endpunkt zwischen 53 und 55^. Die gerin-
geren Marken beginnen schon bei 47 — 48^ zu
schmelzen. Endpunkt des Schmelzens und Er-
starrungspunkt, nach Hallescher Methode bestinmit,
liegen nahe beieinander, selten gehen die IJnter-
scbiede bis zu 2^. Die nach der Hai leschen
Methode gefundenen Zahlen liegen gewöhnlich etwas
niedriger als die Endpunkte des Schmelzens im
Rapillarrohr und meistens fast genau so hoch wie
die nach Shukoff ermittelten Zahlen.
Gräfe hat gezeigt, daß bei Mischungen von
Montanwachs oder HartparaMn mit minderwertigem
Weichparaffin der Charakter des Materials nur
durch ein Verfahren richtig gekennzeichnet werden kann, welches wie
das Shuko ff sehe die Beobachtung der Erstarrungswärme einschließt.
4. Die Bestimmung des Tropfpunktes (nach Finkener) ist
Dar für zoUtechnische Unterscheidung von Paraffin und Ceresin seitens der
Steaerbehörden yorgeschrieben (Versuchsausführung s. S. 140).
74 Mineralöle.
c) BesHmtnung des Kölaphaniums geschieht wie bei Geresin
unter Auskochen mit 70-proz. Alkohol (s. S. 79).
d) SansUge Zusätze oder Verunreinigungen werden nach den
unter „Mineralschmieröle" beschriebenen Verfahren ermittelt.
y. Fertige Paraffinkerzen.
a) ChhaU an Weiche und Hartparafßn wird nach S. 53 be-
stimmt.
b) Biegeprobe* Diese Probe kennzeichnet die Neigimg der Kerzen
zum Verbiegen, welche vom Gehalt an Weichparaffin abhängig ist; sie
wird so ausgeführt, daß 22 mm lange Kerzen, welche an der Spitze
16 mm, am FuB etwa 18 mm stark sind, an ihrem Kopfende in runde
Löcher eines senkrecht aufgestellten Brettes horizontal eingefügt und
auf Biegung unter dem Eigengewicht geprüft werden.
Der herausragende Teil der Kerze wird 21 cm lang gewählt. Nach
einstündigem Stehen bei 22^ wird die Durchbiegung der Kerzen in mm
ermittelt. Je größer die Durchbiegung in einer Stunde, um so geringer
ist, ceteris paribus, das Material.
Bei Untersuchung anders geformter Kerzen ist das Material in die
für die Biegeprobe angegebene Form zu bringen. Zu diesem Zwecke
wird die (Metall-)Form angewärmt; etwas oberhalb des Erstarrungs-
punktes des Kerzen materials wird die geschmolzene Masse in die Form
eingegossen und diese in Kühlwasser von Zimmertemperatur bis zum
Erstarren der Masse gekühlt.
Die Biegeprobe soll nur mit Kerzen vorgenommen werden, die
sich wenigstens 6 Stunden außerhalb der Form, und dabei mindestens
3 Stunden in dem Raum befinden, in dem die Biegeprobe yorgenommen
wird.
VI. Komposittonskerzen.
a) JD^niHon» Alle Paraffinkerzen enthalten kleine Mengen,
1 — 2 Proz., Stearin, welche zur Erleichterung des Herausbringens der
gegossenen Kerzen aus den Formen zugesetzt werden. Kompositions-
kerzen sind solche Kerzen, die aus wechselnden Mengen Paraffin und
beträchtlichen Mengen Stearin (in der Regel Y3 Stearin) bestehen. Durch
den großen Stearinzusatz yerlieren die Kerzen die Transparenz der Paraffin-
kerze und werden den höherwertigen Stearinkerzen somit auch äußerlich
ähnlicher; Stearinzusatz wird bei der Herstellung ständig kontrolliert,
damit er sich innerhalb der zulässigen Grenzen bewegt. Die untere
Grenze ist durch die bei geringen Stearinzusätzen beginnende Trans-
parenz des Gemisches, die obere durch die Preisdifferenz von Paraffin
imd Stearin bedingt. Nach Krey differiert der Stearingehalt in Spitze
Eompositionskerzen. Montanwachs. 75
und fnB der Kompositions -Kerzen oft um 2 — 3 Proz.; diese Differenz
rührt nach Gräfe (Braunkohle 3, 109) von der in verschiedenen Schicht-
höhen ungleichartigen Temperatur des Kühlwassers her, durch welches
die gegossenen Kerzen zum Erstarren gebracht werden.
Zu Kompositionskerzen wählt man meistens nicht das sehr hoch
schmelzende, sondern eine niedriger, nahe bei 50^ schmelzende Marke
ParaflSn. Ein Zusatz von wesentlich unter 49° schmelzendem Paraffin
ZOT Eompositionskerze gilt als Qualitätsverminderung.
Der Schmelzpunkt der Mischungen von Stearin und Paraffin liegt
entsprechend dem Raoult sehen Gesetz niedriger als der berechnete
mittlere Schmelzpunkt.
b) Alkoholkerzen. In den letzten Jahren kamen auch Paraffin-
kerzen in den Handel, bei denen der äußere Eindruck der weißen Stearin-
kerze durch Alkoholzusatz zu Paraffinkerzen und bei wesentlich ge-
ringerem Stearinzusatz, als dies sonst bei Kompositionskerzen üblich ist,
erreicht wird. Durch allmähliches Verdunsten des Alkohols, insbesondere
beim Brennen, wird die Kerze allmählich durchsichtiger.
e) Prüfwng. Die Prüfung der Kompositionskerzen erstreckt sich
in erster Linie auf den Gehalt an Stearinsäure (einschl. Palmitinsäure),
welche bekanntlich das höherwertige Material ist. Diese Prüfung erfolgt
durch einfache Titrierung des Materials in ätherisch-alkoholischer Lösung
mittels y,„ N. alkoholischer Lauge. Der Gehalt an Ölsäure bezw. Isoöl-
saure (Jodzahl 90,1) ergibt sich aus der Bestimmung der Jodzahl (s. Kap.
Fette, Öle und Wachse). Eine Jodzahl 4,5 würde denmach 5 Proz. Ölsäure
Wzw. IsoÖlsäure entsprechen. Je geringer die Ölsäuremenge, um so besser
- ceteris paribus — das Material.
Vn. Montanwachs.
Durch Extraktion mittels Benzin oder Benzol lassen sich, wie oben
erwähnt, nicht die gesamten in einer Schwelkohle enthaltenen Bitumen-
teile, welche durch Verschwelung zu gewinnen sind, gewinnen. 40 bis
50 Proz. des letzteren, bisweilen auch bis 90 Proz. und darüber ver-
Meiben beim Extrahieren in der Kohle. Der Schmelzpunkt des extra-
Herten Bitumens liegt zwischen 70 und 80**, zuweilen höher, zuweilen
mch bedeutend niedriger. Nach Scheithauer („Das Bitumen der
Braunkohle*', Braunkohle 1904, III Jahrg. 97—98) ist der Schmelzpunkt
des Bitumens nicht nur yon dem benutzten Lösungsmittel, sondern auch
TOQ der Art der Kohle abhängig.
Bas durch Extraktion gewonnene Bitumen besteht nach Unter-
suchungen TOn G. Krämer und Spilker (Ber. 1902, S. 1212) aus Estern
^ochnolekularer Säuren, freien Säuren und schwefelhaltigen Begleit-
76 MiDeralöle.
Stoffen. Hübner (Inauguraldissertation, Halle 1903) fand einen keton-
artigen Körper Cje H39 0 als Bestandteil des Bitumens.
Durch trockne Destillation wird das Bitumen, wie sich aus der
Zusammensetzung des Teers ergibt, in gesättigte, ungesättigte Kohlen-
stoffe, saure und basische Stoffe unter Abscheidung yon Wasser und
Kohlensäure zersetzt.
Ramdohr (D. R. P. 2232) hat zuerst 1869 und 1878 versucht,
durch Behandeln der Schwelkohle mit Dampf Bitumen zu erhalten;
dieses bestand aber aus Teer und festem Bitumen und erforderte zu
kostspielige Verarbeitung. Erst 1897 hat E. v. Bojen (D. R. P. 101373
Tom 1. Juli 1897) nochmals mit besserem Erfolg die Gewinnung Ton
Bitumen aufgenonmien, indem er die grubenfeuchte Braunkohle mit über-
hitztem Wasserdampf oder die getrocknete Kohle mit Extraktionsmitteln
auf Bitumen verarbeitete. Das Bitumen verarbeitete er auf Montanwachs
durch mehrfaches Destillieren mit auf 250^ erhitztem Wasserdampf,
später durch Destillieren im Vakuum. So wurde ein über 80° schmelzen-
des krystallisiertes weiBes Produkt erhalten.
Im Handel ist Montanwachs bisher noch nicht oder nur vereinzelt
in kleinen Mengen aufgetreten, weshalb auch noch nicht besondere
Prüfungsverfahren für dasselbe vereinbart sind.
Das rohe Montanwachs wird man ähnlich wie rohes Erdwachs auf
fremde mechanische Verunreinigungen, Schmelzpunkt u. s. w. prüfen und
fremde Zusätze feststellen, soweit dies nach den bekannten Konstanten
(s. auch unter Kerzenmaterialien Bd. III) möglich ist. Das gereinigte
Produkt wird man auf Schmelz- bezw. Erstarrungspunkt und gleichfalls
auf Gegenwart von Zusätzen prüfen müssen.
P. Scldeferteer.
Der jetzt in Schottland geschwelte Schiefer gibt gegenüber der
früher dort verarbeiteten Bogheadkohle, die bis 35 Proz. Teer lieferte,
nur 8 — 14 Proz. Teer. Der M es seier bituminöse Schiefer gibt 6 bis
10 Proz. Teer. Die Schwelfähigkeit wird in gleicher Weise wie bei
den Kohlen geprüft.
Im großen wird in stehenden kontinuierlich arbeitenden Retortenöfen
der Systeme Henderson und Young-Beilby unter Mitwirkung von
überhitztem Wasserdampf geschwelt. Die hierbei entstehenden
Gase werden mit minderwertigem oder ausgekoktem Schiefer unter den
Retorten verheizt und dienen femer zur Beleuchtung der Arbeitsräume
oder zum Betriebe der Motoren. Das Schwel wasser enthält ca. 0,6 Proz.
Ammoniak und wird dementsprechend auf Ammoniumsulfat verarbeitet.
Die Messeischen Schwelwässer liefern noch Brenzkatechin.
Schieferteer- Torfteer. 77
Der Schieferteer (spezifisches Gewicht 0,850 — 0,900, Schmelz-
punkt sehr schwankend) wird in gleichen oder ähnlichen Blasen wie der
Braonkohlenteer, aber ohne vorherige chemische Reinigung, destilliert,
in Schottland meistens ohne Yakuum, in Messel ausschließlich mit
Yakuuin. Die Unterstützung der Destillation durch Wasserdampf ist bei
^^ mm
Schieferteer unschädlich. Die Oldestillate sind etwa die gleichen wie
beim Braunkohlenteer und werden auch entsprechend yerarbeitet und
geprüft. Die Paraffinkrystallisation geschieht in Messel imter steter Be-
wegung. Überall wird zum Auskrjstallisieren künstliche Abkühlung
durch Eältemaschiaen benutzt.
^. Torfteer«
Die groBe Ausdehnung der Torfmoore hat schon zu zahlreichen
Problemen imd Patenten hinsichtlich einer guten Ausnutzung der Torf-
lager Veranlassung gegeben. Wesentlich ist zunächst die billige und
unabhängig Ton der Witterung zu vollziehende Beseitigung des etwa
90 Proz. betragenden Wassergehalts der Torfinassen unter entsprechender
Herabminderung ihres Volumens. Am vorteilhaftesten hat sich für
diesen Zweck die Schwelerei bewährt, bei der die abziehenden Feuer-
gase gleich den Torf vortrocknen. Der aus den Pressen kommende Torf
bnn nach der Vortrocknung unbeschadet transportiert und in Luft-
schnppen sich selbst überlassen bleiben. Die übrigen auf eine Trocknung
abzielenden Patente sind meistens zu kompliziert und gestatten nicht
eine genügende Verringenmg des Torfvolumens.
Bei der Schwelerei wird der Torf entweder ganz verkokt — der
hh wird dann statt Holzkohle in der Metallurgie benutzt — oder
iialbverkohlt, so daß eine gute Heizkohle entsteht. Als Schwelprodukte
resultieren so 4 oder 2 Proz. Teer, 40 bezw. 36 Proz. Schwelwasser,
21 bezw. 12 Proz. Gase.
Zur Versuchsschwelimg im Laboratorium ist eine gute Durchschnitts-
probe von etwa 0,5 kg aus einer eisernen Retorte zu destillieren. Der
Aschengehalt soll 6 — 8 Proz. nicht übersteigen. 70 Proz. des erhaltenen
Teers werden wie bei der Braunkohle als Ausbeute des Großbetriebes
berechnet.
Der kontinuierlich betriebene Schwelofen ähnelt dem Roll eschen,
l^at aber keine Glocke und wird mit Schwelgas geheitzt. Der zu ver-
schwelende Torf hat 20 — 30 Proz. Wassergehalt. Entsprechend der
oatürlichen Stellung des Torfes zwischen Holz und Kohle enthält das
Schwelwasser hauptsächlich Ammoniak, Methylalkohol und Holzessig.
Der dem Braunkohlenteer ähnliche Torfteer wird auch entsprechend
verarbeitet auf wenig Photogen, Solaröl, Gasöl, Paraf&n und die zu-
78 Mineralöle.
gehörigen Kreosote. Eine neue Torfverkokungsanstalt in HuBland ver-
arbeitete 18 t lufttrocknen Torf in 24 Stunden bei Gewinnung von Xoks
oder 25 t Torf beim Arbeiten auf Heizkohle.
Eine gröBere technische Bedeutung hat der nur in untergeordneten
Mengen bisher erhaltene Torfteer noch nicht gewonnen.
Die chemische Zusammensetzung der Teere aus Schiefer und Torf
ist derjenigen Ton Braunkohlenteer qualitativ sehr ähnlich, weicht aber
in- quantitativer Hinsicht von dieser sehr ab.
R« Erdwachs«
I. Vorkommen, Eigenschaften und Zusammensetzung.
Rohes Erdwachs wird hauptsächlich in Galizien hüttenmännisch
durch Bergbau gefördert. Es stellt im Rohzustand eine schwarze wachs-
artige Masse mit matter Oberfläche von kaum wahrnehmbarem oder
schwach bituminösem Geruch dar. Es schmilzt je nach der Qualität,
dem Gehalt an öligen Beimengungen gegen 60 — 85^ imd ist im Gegensatz
zu Paraffin amorph. Die Hauptmasse des Erdwachses besteht aus hoch-
molekularen gesättigten Kohlenwasserstoffen CnHtn + «, in den Neben-
bestandteilen aus imgesättigten Kohlenwasserstoffen imd gefärbten, oxy-
dierten Stoffen.
n. Reinigung.
Bas rohe Erdwachs, auch Ozokerit genannt, wird in der Regel
mit etwa 20 Proz. konz. Schwefelsäure gereinigt, d. h. von den förbenden
Stoffen befreit, wobei etwa 20 Proz. Wachs verloren gehen. Die saure
Masse wird mittels der kohligen Rückstände der Blutlaugensalzfabrikation
weiter gereinigt, wodurch naturgelbes Wachs erhalten wird. Durch
wiederholte Reinigung, wobei die Rückstände in erwärmten Filterpressen
von dem gereinigten Erdwachs (Geresin) getrennt und die in der Kohle
verbleibenden Ceresinmeugen durch Extraktion mit Benzin gewonnen
werden, erhält man weiße Fabrikate, deren Wert nach der Farbe und
Höhe des Schmelzpunktes beurteilt wird.
m. Die Prüfung auf Ausbeute
beim Raffinieren geschieht nach B. Lach (Chem.-Ztg. 9, 105) durch
Erhitzen von 100 g Rohwachs mit 20 g rauchender Schwefelsäure auf
170 — 180° bis zum Verschwinden der schwefligsauren Dämpfe. In die
Gewichtsabnahme ist, da alsdann die Schwefelsäure aufgebraucht ist, der
Verlust durch Verflüchtigung von Ceresindämpfen eingeschlossen. In die
Erdwachs. 79
heiße Masse' 'werden 10 Proz. Entfärb ungspulyer (Blutlaugensalzrück-
stande, die nahe bei 140® getrocknet wurden) eingerührt. Von der er-
kalteten Masse wird ein aliquoter Teil im Soxhletapparat mit Benzin
extrahiert. Die Menge des Benzinextraktes ergibt die Ausbeute.
IV. Verf älschungen nnd Prttftuig.
Da Erdwachs und Ceresin sehr teuer sind — sie dienen zur Fabrika-
tion Ton Kabeln, Walzenmassen, Luxus- imd feinen Kirchenkerzen u. s. w.
— so werden sie sehr häufig, und zwar meistens mit dem billigeren
Paraffin, verfälscht.
a) €^€nwart van JParaffn ist oft schwer zu erkennen.
1. Bei erheblichen Zusätzen ist Paraffin im Roh wachs durch die
starke Verringerung des Raffinationsverlustes zu erkennen, den das
Material beim Behandeln mit Schwefelsäure erleidet.
2. Da Paraffin in der Regel einen wesentlich niedrigeren Schmelz-
punkt als Ceresin hat, meistens 50 — 54® C, weichere Sorten bis zu 35®,
härtere bis zu 60®, so kann man auch aus dem Schmelzpunkt der zu
untersuchenden Probe bis zu einem gewissen Grade Schlüsse auf grobe
Paraffinzusätze ziehen.
3. Spez. Gewicht von Paraffin (ep. 44—58®) liegt bei 4-15®
zwischen 0,867 und 0,915; der Schmelzpunkt steigt mit dem Gewicht.
Ozokerit vom Schmelzpunkt 56 — 82® hat je nach der Höhe des Schmelz-
punktes spez. Gew. = 0,912 — 0,943. Hiemach lassen sich auch aus dem
spez. Gewicht Schlüsse auf Reinheit ziehen.
b) Zusätze von Kolophonium werden in der Probe durch er-
schöpfendes Auskochen mit 70-proz. Alkohol nachgewiesen; die vereinigten
Auszüge werden nach völligem Erkalten filtriert. Aus der klaren Lösung
wird der Alkohol ab destilliert, der Rückstand wird bei 110 — 115® bis
eben zur Klarflüssigkeit getrocknet und gewogen. Bei gleichzeitiger
Gegenwart von Fettsäuren wird der mit 70-proz. Alkohol erhaltene Aus-
zug nach dem Abdestillieren des Lösungsmittels nach der S. 119 ge-
gebenen Vorschrift weiter verarbeitet.
Auch in Paraffin kann in gleicher Weise Kolophonium bestimmt
werden.
e) Srdälrückstände und Rückstände von der Mineralöldestillation
geben sich im Erdwachs dadurch zu erkennen, daß sie, mit Petroleum-
benzin behandelt, starke Asphaltniederschläge geben, welche in Benzol
löslich sind und, aus Benzollösung abgedampft, einen festen schwarz-
glänzenden Asphaltlack hinterlassen, während rohes Erdwachs sich in
Benzin fast völlig löst, bezw. nur äußerst geringfügigen wenig charakte-
ristischen Rückstand (mechanische Yerunreinigungen) hinterläßt.
gO Mineralöle.
d) MineraUsche Ztuätxe wie Talk, Kaolin, Gips werden nach
dem Veraschen oder Auflösen des Erdwachses in Benzin durch Unter-
suchung des Rückstandes nach den bekannten analytischen Verfahren
qualitativ und quantitativ ermittelt.
e) Zusätze van Stearin, PalmiHn, Japa/nw€Lch8f Talg tc. «• ir.
werden nach den S. 74 — 75 und im Abschnitt „Fette, Öle und Wachse**
beschriebenen Verfahren festgestellt.
f) Schnuizpunkt, Ehratarrungspunktf Tropfpunkt werden, wie
imter Paraffin und S. 139 beschrieben, ermittelt. In der Regel wird bei
Ceresin der Schmelzpunkt im Kapillarrohr, bei rohem Erdwachs und
bei zoll technischen Prüfungen der Tropfpunkt festgestellt.
Untersnchnng der SchmiennitteL
Von
Prof. Br. D. Holde.
Als Sduniermittel werden heutzutage bei Maschinen, Transmis-
sionen, Wagenachsen, Dampf zy lindem, Turbinen etc. folgende Stoffe bezw.
Gruppen Ton Stoffen benutzt:
a> ÄHt^emiächfnieräle. Sie bilden das zur Zeit sowohl des billigen
Preises als a.iich groBer technischer Vorzüge wegen beliebteste Schmier-
material und werden in groBen Mengen aus RuBland und Amerika, zum
geringeren Teil aus Galizien, bezw. Osterreich -Ungarn in Deutschland
eingeflährt, zum kleinen Teil (Y^) werden sie im Inland aus deutschem
Rohöl oder ausländischen Roh- und Halbfabrikaten gewonnen.
Die deutschen Staatsbahnen verbrauchten im Jahre 1903 etwa
20 Millionen kg Schmieröl für Wagenachsen, von denen ein groBer Teil
aus dem an Schmieröl sehr reichen schweren Wietzer Rohöl hergestellt
wurde. Je nach dem Verwendungszweck benutzt man teurere helle,
d. h. raffinierte Öle oder dunkle, z. T. raffinierte oder gar nicht raffinierte
^^ mm
Mineralscbmieröle. Derartige Ole bestehen aus den hochsiedenden (über
300^ destillierenden) Teilen oder den undestillierten dickflüssigen bis
salbenartigen Rückständen des Rohpetroleums. Diese, allen Mineral-
schmierölen eigenartige Zusammensetzung bedingt zwei unerläBliche,
nach Bedürfiiis abzustufende Eigenschaften solcher öle: die schwere
Verdunstbarkeit, sowie dementsprechende Yolumenbeständigkeit und ge-
ringe Feuergefahrlichkeit einerseits und andererseits eine gewisse Zäh-
flüssigkeit, -welche das Öl im Gegensatz zu den leichteren Rohpetroleum-
destillaten (Benzin, Petroleum, Putzöl) je nach dem Verwendungszweck
befähigt, unter den herrschenden Druckyerhältnissen noch eine genügende
Schichtendicke zwischen den aneinander gleitenden Metallflächen zu bilden
imd an den letzteren genügend haften zu bleiben.
Man kann die Mineralschmieröle je nach der Verwendungsweise
in folgende Unterklassen einteilen:
Xjui»T9uthxtngexk. 5. Aufl. in. 6
g2 Untersachung der Schmiermittel.
1. Spindelöle für Spinnereimaschinen, unter sehr geringem
Druck gehende leichtflüssige helle Öle, fe 5 — 12 bei 20°, fp Pensky
160—2000.
2. Eismaschinen- oder Kompressoröle, leichtflüssig, fe bei
200 = 5—7, ep unter -20®, fp Pensky zwischen 140 und 180®.
Biese Öle müssen entsprechend ihrer Verwendimgstemperatur (bis — 20®)
eine sehr tiefliegende Erstarrungsgrenze haben.
3. Leichte Maschinen-, Transmissions-, Motoren- und
Dynamoöle, mäßig zähflüssig, fe bei 20° 13—25, fp Pensky 170 bis
220°. Gasmotorenöle haben ^ Pensky 195 — 220. Das leichte russische
Mineral -Maschinenöl Nobel II hat fe bei 20<» = 12,4, bei 50^ 3,0;
spez. Gew. = 0,900, fp = 170°.
4. Schwere Transmissions- und Maschinenöle, zähflüssig,
fe bei 20^ 25—45, in einzelnen Fällen bis 60, fp Pensky 190—220°.
Die typischen Marken Nobel I, Bakuin u. s. w. haben fe bei 20°
zwischen 41 und 44. .
Die vorgenannten Gruppen von Ölen sind in der Regel raffiniert
und im Reagensglas bräunlichgelb bis braunrot gefärbt, einzelne teurere
Öle der Gruppen a — c sind sogar farblos, einzelne, insbesondere Kom-
pressoröle sind öfter künstlich violettrot gefärbt. Geringere Marken
schwerer Maschinenöle sind im Reagensglase undurchsichtig.
5. Dunkle Eisenbahnwagen- und Lokomotivöle, fe für
Sommeröl bei 20° = 45 — 60, für Winteröl 25—45, ^ Pensky über
140° ep für Sommeröl unter —5°, für Winteröl unter —20°. Vor-
stehende Eigenschaften verlangen die preußischen Staatsbahnen.
6. Dampf Zylinder öle, höchstsiedende Destillationsprodukte von
sehr dickflüssiger bis salbenartiger Beschaffenheit, die entweder bei
Zimmerwärme oder mehrere Grade über 0 zu dünnsalbigen Massen er-
starren; fe beträgt bei 50° = 23 — 45, Heißdampfzylinderöle haben oft
höheren fe, bei 50° z. B. 50 — 60. Sind diese Ole destilliert oder un-
destilliert über Fullererde filtriert, so sind sie von braunroter Farbe und
durchscheinend ; sind sie nicht filtriert und undestilliert, so sind sie grün-
schwarz und undurchsichtig. Bei auffallendem Lichte sind die amerikani-
schen helleren Öle meistens graugrün, die russischen bläulich, fp liegt
je nach der Qualität des Öles zwischen 220 und 315°; bessere Marken
zeigen fp stets über 260°, sehr schwer verdampfbare Heifldampfzylinder-
Öle haben fp im Pensky über 280° bis zu nahezu 300° und darüber.
b) Fette Öle» Von diesen werden hauptsächlich rohes und raffi-
niertes Rüböl, Senfsaatöl, Olivenöle (Baumöl), Rizinusöl,
Klauenfette und Knochenöle, Spermacetiöl, Talg (zur Stopf-
büchsenschmierung bei Dampfzylindem), Palmöl, Wollfett, Tran als
Schmiermittel benutzt. Rohes Rüböl wird in Mischung mit dunklen Mineral-
AufzähloBg der Schmiermittel. g3
ölen zur Schmierung von Lokomotivzylindeni benutzt; in den letzten
Jahren treten indessen auch an Stelle dieser Mischungen reine Mineral-
zrlinderöle, auch solche mit geringen Mengen Knochenölzusatz. Olivenöl
und Rizinusöl werden auf Dampfschiffen, das Rizinusöl insbesondere in
den heißen Gegenden von italienischen Schiffen, da Rizinusöl in Italien
viel gewonnen wird, verwendet. Wollfett wird erst neuerdings und zwar
meistens in Mischimg mit Mineralöl etc. als Schmiermittel in Anwen-
dung gebracht.
e) MiKhungen von fetten Ölen und MineräUSlen werden in
recht großem Maßstabe benutzt (s. auch vorstehend unter b). Geblasene,
sehr dickflüssige Rüböle werden hauptsächlich in Mischung mit Mineral-
maschinenöl zur Schmierung der unter hohem Druck laufenden kalten
Teile der Schiffsmaschinen hoher Pferdekraftzahl verwendet. In kleinen
Mengen (2 — 12 Proz.) sind Zusätze von Klauen- und Knochenfetten zu
dickflüssigen Mineralzylinderölen beliebt.
d) Konsistente JFette. Die sogenannten konsistenten Maschinen-
fette sind in der Regel Aufquellungen von Kalkseifen (ev. gemischt mit
Alialiseifen) in Mineralölen unter Beimischung von kleinen (in der Regel
2—6 Proz.) Mengen Wasser; sie werden in Rücksicht auf Sparsamkeit
und bequeme Handhabung der Schmierung hauptsächlich zur Schmierung
Ton Transmissionen, Leerscheiben, Kurbelzapfen u. s. w. benutzt; ihr
Fließpunkt liegt meistens zwischen 70 und 80^. Auch Mischungen von
Wollfett, Talg, Alkaliseifen u. s. w. kommen in Mischung mit Mineral-
ölen als konsistente Fette in den Handel, femer Mischungen mit Graphit
als Zahnradschmiere, als Fahrradkettenschmiere u. s. w.
Geringwertige Abarten der konsistenten Fette sind die "Wagenfette,
welche zur Schmierung der Radachsen gewöhnlicher Wagen dienen. In
üuien sind öfter neben Kalkseife Harzöl, Braunkohlenteeröl und andere
■* — -
nunderwertige Ole, z. B. Steinkohlenteeröl, femer erhebliche Mengen
feiner sogen, fettiger Magnesiasilikate (Talk, Serpentin u. s. w.), femer
aber auch bei geringeren Marken freier Kalk, Sand, Schwerspat, Gips etc.
wgegen. Zahnrad-, Treibriemen- und Walzenschmieren, die auch zu den
konsistenten Schmieren zu rechnen sind, haben sehr wechselnde Zusam-
mensetzung, s. a. S. 54 „Erdölpeche**.
e> BmuiffieriHire sog* wassenMäUche MineroXMe bestehen aus
fiWgen Auflösungen von Ammoniak- oder Alkaliseifen in hellen Mineral-
<^leD (unter Alkohol- und Benzinzusatz); sie dienen hauptsächlich zur
Schmierung von Werkzeugmaschinen, ferner wegen ihres unter 0® liegen-
den Erstarrungspunktes als Füllflüssigkeit von hydraulischen Pressen und
Önickleitungen, als Einfettungsmittel für Game in der Textilindustrie,
*^8 Sprengöl (z. B. „Westmmit") zur Beseitigung von Straßenstaub. Bei
^^ensprengölen benutzt man als Olgrundlage dunklere billige Ole. Die
g4 Untersuch an g der Schmiermittel.
Eigenschaft der emul gierbaren Ole, beim bloßen Anrühren mit grosen
Mengen Wasser milchige Flüssigkeiten zu geben, welche das Rosten der
zu kühlenden Metallteile verhindern, bedingt ihre Beliebtheit als Werk-
zeugmaschinenöl.
t) Kautschukale, d. s. zwecks Erhöhung der Konsistenz und
Schlüpfrigkeit bereitete Auflösungen von geringen Mengen unvulkani-
siertem Kautschuk in Mineralschmierölen.
g) NichtöUge SchmiermitM werden dort benutzt, wo orga-
nische Schmiermittel durch die bei der Maschine in Betracht kommen-
den chemischen Einflüsse zerstört würden, z. B. wird bei Chlorkom-
pressionszylindem konz. Schwefelsäure, bei Sauerstoffkompressionszylin-
dem wässerige Glyzerinlösung benutzt. In den Schwefligsäure -Eis-
maschinen schmiert die flüssige schweflige Säure Kolben und Zylinder
selbst.
A. MineralSle«
I. Äußere Erscheinangen.
Farbe, Durchsicht, Geruch und Konsistenz geben dem geübten
Beobachter bereits wertvollen Anhalt für die Beurteilung, Klassifizierung
des Materials und den Gang der Untersuchung; sie werden in der Regel
im Reagensglas beobachtet. Der Geruch gibt sich beim Verreiben auf
der Handfläche meistens noch schärfer zu erkennen.
a) Fiirbe* Im Bedarfsfall ist die Farbe in 10 cm weiter Schicht
anzugeben, in welcher die Beobachtung natürlich schärfer ist. Genaue
Messungen der Farbe, wie sie allerdings nur selten bei Maschinenölen
verlangt werden, sind im Kolorimeter von Stamm er auszufuhren (s.
Petroleum S. 25).
Die Farbe variiert je nach dem Reinigungsgrad von wasserhell
(Paraffinum liquidum) über gelb, rötlichgelb u. s. w. bis blutrot im durch-
fallenden Licht. Die nicht mit Entscheinimgsmitteln (Nitronaphthalin,
Anilinfarbstoffen) behandelten hellen Ole fluoreszieren sämtlich, amerika-
nische Ole mit stark grasgrünem, russische Ole mit bläulichem Schimmer.
Ist man bezüglich der Fluoreszenz im Zweifel, so entscheidet die
Farbe eines Tropfens auf schwarzem Glanzpapier; fluoreszierende Ole
erscheinen hierbei schön blau, entscheinte fast ganz schwarz. (Nachweis
von Entscheinungsmitteln s. S. 133.)
Ole, welche erhebliche Mengen Destillationsrückstände enthalteo,
und nicht über Fullererde filtriert wurden, sind undurchsichtig und braun
bis grünschwarz. Hierher gehören die Eisenbahnwagen- und Lokomotiv-
öle, Bergwerks- und sonstige Kleinbahnöle. Wohl sämtliche Maschinen-
öle sind destilliert, also im Reagensglas durchsichtig.
Mineralöle: Äußere Erscheinungen, spezif. Gewicht. g5
Toter den Dampfzylinderölen finden sich im Reagensglas rötlich
durchscheinende Destillate oder durch Filtrieren über Füller- bezw. Florida-
erde (Aluminiummagnesiumhydrosilikat) in gleichem Grade aufgehellte
Rückstände oder endlich unfiltrierte undurchsichtige grün- oder braun-
schwarze Rückstände. Feste, leicht schmelzbare Teilchen, welche sich
LQ dünner Schicht bei Zylinderölen zeigen , rühren entweder von Paraffm,
Pechteilchen oder von Erdwachs her. Letzte];es wird zur künstlichen
Verdickung vereinzelt russischen Zylinderölen beigefügt.
Feine Trübungen in hellen Ölen rühren oft von Wasser her.
b) Kansigtenz. Zur Beurteilung der Konsistenz nach der äußeren
Erscheinung sind folgende Unterschiede festzusetzen:
dünnflüssig oder petroleumartig,
wenig zähflüssig oder spindelöl artig,
mäßig zähflüssig, entsprechend leichten Maschinenölen,
zähflüssig, entsprechend schweren Maschinenölen,
sehr dickflüssig, entsprechend flüssigen Zylinderölen,
salbenartig (dünn- oder dicksalbenartig),
schmalzartig,
butterartig,
talgartig.
Dampfzylinderöle zeigen, infolge von Bewegung imd Temperatur-
schwankungen vor der Prüfung, öfter bedeutende Schwankungen ihrer
Konsistenz; das eine Mal erscheinen sie nicht fließend, das andere Mal
fließend. Um nim eine tunlichst einheitliche Beurteilung der Konsistenz
za erzielen, werden diese Öle im 15 mm weiten Reagensglas 3 cm hoch
aufgefüllt, 10 Minuten im kochenden Wasserbad erwärmt und dann vor
der Prüfung ihrer Konsistenz noch 1 Stunde unter Vermeidung von Be-
wegung im Wasserbad von 20® belassen. Die Prüfung geschieht durch
Neigen des Probeglases.
c) Mechanische Verunreinigungen wie Strohteilchen, Spund-
fasern etc., welche man bei hellen Ölen schon in der Probeflasche oder
beim Umgießen erkennt, lassen sich in dunklen Ölen beim Durchgießen
durch ein feinmaschiges Sieb erkennen. Man bediene sich der ^3 mm Sieb-
maijchenweite. Durch ein solches Sieb gieße man in der Regel wenigstens
250 ccm Öl.
n. Spezifisches Gewicht.
Das spez. Gew. kann bei Mineralölen nur als Kennzeichen für die
Klassifizierung von Mineralölen bestimmter bekannter Herkunft, sowie
als Identitäts- und Vergleichsprobe dienen.
Die Begrenzung desselben in Rücksicht auf den Gebrauchszweck
ist nicht erforderlich. Nur wenn Öle bestimmter Herkunft verlangt
gg Untersuchung der Schmiermittel.
werden, sind zur Klassifizierung bestimmte, nicht zu eng zu i^äblende
Gewichtsgrenzen festzusetzen (Deutsche Verbandsbeschlüsse).
a) yömuxl-'Ölaräinneier» Das spez. Gew. flüssiger Fette, Wachse
und Mineralöle wird bei Yorhandensein genügender Olmengen mit den
amtlich geeichten Normal aräometem für schwere Mineralöle (Normal-
temperatur -+-15*^, Einheit Wasser von 4-4°) bestimmt*). Man füllt
das Ol, nachdem es läugere Zeit im Yersuchsraum gestanden hat, in
5 — 6 cm weite, wenigstens 50 cm hohe Glaszylinder, welche auf einem
mit 3 Stellschrauben versehenen Brett stehen, und läßt die Aräometer
langsam in das Ol hinabgleiten. Die Ablesung erfolgt etwa Y4 Stunde
nach Eintauchen der Spindel, so daß diese sicher die Temperatur des
Öles angenonmien hat. Man liest die der jeweiligen Zimmerwärme ent-
sprechende Öltemperatur, z. B. 17,5 °, am Thermometer der Spindel, und
in der Höhe des ebenen Spiegels der Flüssigkeit das für die Versuchs-
temperatur gültige spez. Gew. des Öles ab. Bei dunklen ölen liest
man das Gewicht am oberen Wulstrande des Öles ab und addiert 0,0015
oder 0,0010 zu dem gefundenen Gewicht, je nachdem die Papierskala
kleiner oder größer als 16 cm ist. Die Spindel muß bei den Ablesungen
frei im Öle schweben.
Die so festgestellten Ablesungen werden dann auf -h 15 ^ (für
Eisenbahnöle beträgt die Normaltemperatur zur Zeit -f-20^) umgerechnet,
indem man für je 1^ Differenz der Versuchstemperatur gegenüber der
Normaltemperatur it 0,00065 Korrektur anbringt, je nachdem die Ver-
suchstemperatur oberhalb oder imterhalb der Normaltemperatur liegt.
Beispiel.
Abgelesenes Gewicht 0,9010 bei 17,5 ^
Korrektur für Niveauablesung . . . + 0,0010
2,5 X 0,00065 Korrektur f. Temperatur -h 0,0016
Spez. Gew. bei Normaltemp. von 15 ^ 0,9036
Nach Mendelejeff sind folgende Korrekturen für die spez. Gew.
bei hochsiedenden russischen Petroleumdestillaten verschiedener Siede-
grenzen anzubringen:
Für Bpes. Gew. Korr. pro l^Wflnue
von 0,860—0,865 0,000700
- 0,865—0,870 0,000692
- 0,870—0,875 • 0,000685
^) Für die Ermittelimgeii der Dichte von amerikanischem Petroleum und
dessen Produkten mit Hilfe des Thermoar&ometers sind die erforderlichen Tafeln
von der Normaleichnngskommission ausgearbeitet. (Verlag von Julius Springer,
Berlin.)
ifineralöle: Spezif. Gewicht.
87
Für apez. Gew.
Yon 0,875—0,880
- 0,880—0,885
- 0,885—0,890
- 0,890—0,895
- 0,895—0,900
- 0,900—0,905
- 0,905—0,910
- 0,910—0,920
Korr. pro 1» Wärme
0,000677
0,000670
0,000660
0,000650
0,000640
0,000630
0,000620
0,000600
ft> ElHne Aräometer* Stehen nur kleine Ölmengen zur Ver-
"^g und genügt eine Genauigkeit bis zur 3. Dezimale, so kann man
die Kleben, etwa 16 cm langen Normalaräometer benutzen, welche in
^^n Sätzen (spez. Gew. 0,64 bis 0,940) von den „Vereinigten Ber-
™*r rabriken für Laboratoriumsbedarf ^ bezogen werden können. Diese
-^^meter sind nicht mit Thermometer versehen, so daß die Öltempe-
^lür besonders gemessen werden muB. Bei Benutzung dieser besonders
^ Betriebskontrolle geeigneten Aräometer wird das Öl in kleine, etwa
^3,5 cm weite und 16 cm hohe Zylinder eingefüllt.
^) JPyknon^eter. Bei kleinen Ölmengen, welche auch zur Bestim-
nmng mit kleinen Aräometern nicht ausreichen, bei dickflüssigen Zylinder-
olen, in welchen das Aräometer zu langsam niedersinkt,
Q^d insbesondere für Versuche, bei denen die festgestellten
^2- Gew. selbst in der 4. Dezimale nur mit geringen
^«^lem (0,0001—0,0004) behaftet sein sollen, benutzt
^^ zur spez. Gewichtsbestimmung Pyknometer vom In-
halt 15-50 ccm mit Steigrohr und Thermometer (Fig. 23).
^e Umrechnung des auf Wasser von 4 ^ bezogenen spez.
w. von Zinmiertemperatut auf die vorgeschriebene Tem-
peratur, geschieht, wie oben angegeben.
Bei kleinen Mengen Öl (wenige ccm), welche auch
rar Füllung kleinerer Pyknometer nicht ausreichen, füllt
Dan das Pyknometer nur bis kurz unter dem Steigrohr-
tt«atz mit Wasser auf, wiegt, füllt hierauf mit Öl und
setzt diLS Thermometer dann so ein, daß nur Öl, aber kein Wasser in
den Hals oder das Steigrohr eindringt. Das Pyknometer wird alsdann
nieder gewogen.
Die im Pyknometer enthaltene Wassermenge Wj wird vom „Wasser-
wert*' des Pyknometers abgezogen; die Differenz ergibt die Menge des
Ton der Olmenge O verdrängten Wassers Wj. ergibt das spez. Gew.
Wj
des Öls bei der Yersuchstemperatur und wird auf -1-15® umgerechnet.
88
Untersachung der Schmiermittel.
Tab. IX.
Spez. Gewichte verschiedener öle bei 4-15^.
Petroleum
Spindelöle,
Paraffinöle etc.
Leichte bis
schwere
Maschinenöle
Zylinderöle
Russische Mineralöle
0,800-0,830 , 0,850—0,900
0,900-0,915
0,909—0,932
(selten bis 0,95)
Amerikanische Mineralöle
0,780-0,800 0,840-0,907 0,875-0,914
Schweres
Harzöl
0,973-0,982
(harzreiches Öl
bis 1,0)
0,883-0,895
Braunkohlen-
teeröl
1,090-1,100
0,893-0,974
Nicht trocknende
yegetabilische
Öle
0,913-0,925
Halbtrocknende
vegetabilische
Öle
Trocknende
vegetabilische
Öle
Klauenfette,
Knochen öle
0,921-0,936 ' 0,923-0,943 0,913-0,917
Flüssige Wachse
z.B.
Spermacetiöl
0,876-0,884
Lebertrane ! Walfischtran Meerschweintran
0,922-0,931 I 0,919—0,930
0,926-0,938
Robbentran
0,915-0,930
Bei Steinkohl enteeröl , Erdölpech u. s. w., welche schwerer als
Wasser sind, verfährt man, wie folgt: Man gießt eine ganz kleine Menge
der nötigenfalls geschmolzenen Substanz auf den Boden des Gefäßes,
wiegt alsdann, füllt das Gefäß mit Wasser ganz voll und wiegt wiederum
nach dem Abtrocknen des gefüllten Gefäßes.
d) IHe Alkohdschtvitnmfnethode. Stehen nur äußerst geringe
Mengen Ol zur Verfügung oder liegen bei Zimmer wärme feste Fette wie
Talg, Walrat etc. zur Prüfung vor, so kann man aucb, aber nur für in
verdünntem Alkohol nicht lösliche Produkte, die sogen. Alkoholschwimm-
methode anwenden.
Zur Ausübung dieser Methode probiert man durch vorsichtiges Ein-
tropfenlassen des Öles bezw. geschmolzenen Fettes in einige Alkohole
Mineralöle: AnadehnongskoeffizienteD. g9
TOn TersdüedeDen spez. Gewichten aus, zwischen welchen Zahlenwerten
das gesuchte apez. Gew. Hegt. Man verändert hierauf bei demjenigen
Alkohol , dessen spez. Gew. demjenigen des Fettes am nächsten lieg;t,
nnter Umrüfaren mit dem Thermometer unter Zusatz sehr verdünnten AI-
kubots bezw. absoluten Alkohols das spez. Gew. so lange, bis ein Tropfen
des Fettes im Alkohol schwebt, d. h. weder an die Oberfläche steigt
noch zu Boden fällt. Das spez. Gew. dieses Alkohols, mittels Pykno-
meter oder Mohrscher Wage ermittelt, zeigt das spez. Gew. des Fettes
an, welches alsdann wie üblich auf Normaltemperatur umzurechnen ist.
Luftbläschen im Fett und im Alkohol sind zu vermeiden.
m. Die AnsdehDiingflkoefflsienten
dienen zur Umrechnung der spez. Gew. auf verschiedene Wärmegrade,
zur Berechnung der Expansionsräume bei Transporten von Ölen u. a. w.
a} JHe Beattmmung Oea Attadehnungakoeffljetenten erfolgt ent-
weder durch Ermittlung der spez. Gewichte bei ver-
schiedenen Temperaturen oder dnrch direkte Ab-
lesung der Ausdehnung in Dilatometem. Letzterem
Zweck dient die Apparatenanordnung (Fig. 24—27)
von Holde, welche die gleichzeitige Prüfung von
8 Ölen und bequemes Konstanthalten der Tem-
peratur in beliebiger Höhe gestattet. Die etwa
30 com fassenden Dilatometer haben Eugelform
und graduierten 0,7 mm weiten Hals von 850 cbmm
Inhalt. Das Anfangsvolumen des Öles
FiK »*- bei Zimmerwärme wird in einem großen
j Waaserbad (2 in einand ergesetzte große
9 Bechergläser, Fig. 25) eingestellt. Spä-
1 ter werden die Dilatometer durch ein
j Dampfwasserbad B (Fig. 26) auf kon-
^ s tanter Temperatur gehalten. Das
Wasserbad B (Fig. 2ß) wird durch das
6 mittels Bunsenbrenner zu erhitzende
Dampfbad A erwärmt. Je nach der
gewünschten Temperatur wird letzteres
mit Äthyläther (Kp. 35«), Bromäthyl (Kp. 38«), Chloroform (Kp. 61«),
Schwefelkohlenstoff, Alkohol u, s. w. beschickt. Zur Verdichtung der
Dämpfe dient der Kühler e. In dem Wasserbad können gleichzeitig
10 an Gummiringen pendelnde Dilatometer nebst einem '/,o Grade an-
zeigenden Normalthermometer Platz haben. Die Öle werden in die
Dilatometer gemäß Fig. 27 mittels kupfernen oder Messingkapillarrohrs
90
Untersuchung der Schmiermittel.
aufgesaugt. Die Bilatometer werden bei gleicher Anordnung durch Ein-
blasen Yon Luft entleert.
Die nach Herausnahme der Kapillare aus dem Dilatometer häufige
imten am Röhrenhals im Öl haftende Luftblase läBt sich meistens durcb.
wiederholtes kurzes Saugen mittels der Kapillare entfernen. Die Glas-
wandung wird von anhaftendem Öl mittels eines unten gewindeartig zu-
geschnittenen und mit kleinem Watte-
pfropf yersehenen Drahts gereinigt.
Die benutzten Dilatometer werden
später mit Äther, imter Anwendung
eines Kapillartrichters, gereinigt; die
Atherreste werden ausgeblasen.
Fig. 27.
Vor der Benutzung müssen die Röhren durch Auswägen mit Queck-
silber bezw. Verschieben eines in die Röhre gebrachten gewogenen
Quecksilberfadens genau kalibriert werden.
Das Quecksilber kann durch Einschieben eines dünnen Glasfadens
in ein Bechergläschen gespült werden, welcher vorher mit dem Glasfaden
gewogen wurde. Aus den erhaltenen Gewichten werden die Volumina
des Quecksilbers bezw. der Röhrenabschnitte berechnet.
Für alle Röhren müssen Korrekturentabellen angefertigt werden.
Der Kugelinhalt bis zur 0-Marke wird durch Auswägung mit Wasser
oder Öl bestimmt; diese Wägungen werden auf den luftleeren Raum
bezogen; nur die Wägungen der Quecksilberfäden in der Röhre brauchen
nicht auf den leeren Raum bezogen zu werden, da die hierdurch be-
dingten Fehler zu geringfügige sind.
Mineralöle: AasdehnungskoeffizienteD. 91
b) Zur Ber&^mung von a dient die Formel
« — (ti — t)V "^ ^
V ist das AnfangsYol. des Öls für die Temperatur t; Vj das Vol. bei
der höheren Temperatur tj und c der AusdehnungskoeMzient des Glases
0,000025. Die hiemach für yerschiedene Temperaturintervalle bestimmten
Ausdehnungskoeffizienten verscliiedener typischer Mineralschmieröle sind
folgende:
e) JHe Werte für a betrugen bei schweren zähflüssigen Mineral-
maschinen- und Wagenölen (spez. Gew. mindestens 0,908) zwischen + 20
und + 78*^: 0,00070—0,00072. Bei denjenigen dieser Öle, welche unter
20® feste Yaselin- oder Pechteilchen suspendiert enthalten, ist zwischen
12 und 20® infolge Schmelzung der festen Teile a höher als bei den
anderen ganz homogen flüssigen ölen, nämlich 0,00075 — 0,00081.
Bei leichtflüssigen, zum Schmieren leichtgehender Teile, z. B. von
Spindeln, kleinen Dynamos u. s. w., benutzten Ölen (spez. Gew. <! 0,905
bei 15^) ist a höher als bei schweren Maschinenölen, nämlich 0,00072
bis 0,00076 zwischen 20 und 78°.
Bei homogen flüssigen Mineralölen steigt a mit steigender Temperatur
langsam, entsprechend dem Verhalten sonstiger homogener Flüssigkeiten.
Bei Ölen, welche leicht schmelzbare Yaselin- oder Pechteile
suspendiert enthalten, sinkt a zunächst mit steigender Tempei^atur bis
zur Yollständigen Verflüssigung aller schmelzbaren Teile; hierauf beginnt
a mit steigender Temperatur wieder zu wachsen.
a ist bei Mineralölen yerschiedener Herkunft, bei sonst gleicher
Zähigkeit, nicht unerheblich yerschieden, was den Unterschieden der
chemischen Zusammensetzung entspricht, femer läßt die erwähnte Ände-
rang Ton a beim Erhitzen der Ole leicht schmelzbare Paraffin- oder
Pechteilchen erkennen.
d) IHe Morrekhir fUr die Umrechnung der apez* G-ewichte
von einer gegebenen Temperatur auf eine höhere oder niedere Temperatur
beträgt bei flüssigen Mineralschmierölen für je 1« 0,00063—0,00072,
oder etwa 0,00065 im Mittel.
Bei Bestimmung des spez. Gew. im Pyknometer bei höheren Wärme-
graden über 30** ist auch noch die Ausdehnung des Pyknometergefäfles
ZQ berücksichtigen.
Die Korrektur für die spez. Gew. der vaselinartigen oder sehr
sdiwer flüssigen Zylinderöle, bei denen a zwischen 0,000777 und 0,000876
gefunden wurde (Mitteil. 1895, Ergänzungsheft V, 23), ist im Mittel zu
0,00075 anzunehmen. Vereinzelt wurden auch niedrigere Werte gefanden.
Für rumänische Erdölresiduen ist nach Singer a 0,00073—0,00079
(Chem. Rev. 1996, S. 298).
92 nnteTBachniig der Scbmiermittel.
IT. Die ZähflttBsigbeit.
Die Zähflüssigkeit der Öle wird jetzt fast allgemein bei technischen
Behörden und in den Mineralöl f ab riken des Festlandes auf dem Engler-
echen Apparat bestimmt, dessen Vorzug in großer Einfacbheit und Über-
sichtlichkeit der Anordnung besteht ■) (Fig. 28—29).
Wie die ersten Viskosimeter TOn Vogel, Colemann, Fischer u. a.,
so gestattet auch der Englersche Apparat nur eine Ordnung der Öle
nach ihrer Zähflüssigkeit durch Ermittlung ihrer Auafluflzeiten aus einem
engen ROhrchen unter bestimmten Fl ieSbe dingungen bei gleicher Anfangs-
HiO
druckhjthe und gleicher Temperatur (Ztsch, d. V. d. Ing. 1885, 8H2).
Ein Mangel des Apparates, dem aber nur dilrch ziemliche Komplikationen
abzuhelfen ist, besteht in der Veränderung der Druckbühe beim Aus-
fliefien des Öles. Diesem Mangel ist z. B. beim Viskosimeter von Nobel-
I) Das Viskosimeter von G.Lunge (s. Bd. II, S. 792] besteht aus eiaeni
D InstrumeDt, bei neluhem die Schnelligkeit des EicsinkaDS d^s
Instnimenls ein Maß für die Z&hflüssiglteit gibt. Dieses InstrumeDt wird bei
rrüfuDgen von Leim, Teer, Zuck erlös un gen u. s.w. benutzt, während bei Sulunierül-
prüfungen das iicere Englersche Viskosimeter bisher uus Gründen der Einheit-
lichkeit beibehalten wurde.
Miaentlöle: ZähAäesigkeit. 93
Lamansky begegnet, indessen erfordert dieser Apparat eine viel um-
ständlichere Bedienung als der Englersche, und er kann nur bei mäflig
starker Erhitzung benutzt werden. Die genaue Bestimmung der inneren
Reibung muß auf besonders für diese Zwecke konstruierten komplizier-
ten Apparstea, z. B. demjenigen TOn J. Traube (Ztschr. d. Vereins
deutsch. Ing. 1887, Mitteil. 1888, Ergänz. III, 20) oder TOn Petroff
fGroBmasD, Die Schmiermittel, £reidels Verl. 1894) erfolgen.
a) ToTBchriften zur Benutzung de» ein/a«Ae» Englertdhen
Apparates. 1, Beschreibung des Apparates, Das AusfluQgefäS A
'Fig. 28) dient zur Au&ahme des Probeöls und wird bei Ausführung
eines Versuchs bis zu den Markenspitzen c mit öl gefüllt, während das
aus Platin bestehende Ausflufi röhrchen a mit dem hölzernen, durch den
Deckel A^ geführten Stift b Terschlossea wird. Durch das mit Leitungs-
wasser oder hochsiedendem Mineralöl zu füllende Erwärmungsbad B wird
die Temperatur des Probeöls reguliert. Der zur Erwärmung dienende
Kranzbrenner ist verBchiebbar. Mittels des Meßkolbens C, welcher bei
200 und 340 com Marken besitzt, wird das ausfließende Ol bezw. Wasser
94 Untersuchung der Schmiermittel.
Die Zähflüssigkeit (gewöhnlich „Flüssigkeitsgrad*' genannt) wird
durch den Quotient aus Ausflußzeit von 200 ccm Ol bei der Versuchs-
temperatur und derjenigen von 200 ccm Wasser bei 20° ausgedrückt.
Eine von Ragosin vorgeschlagene Form des Engler- Apparats,
bei welcher die Gefahr einer Überhitzung des Platinröhrchens durch den
Eranzbrenner ganz vermieden ist, zeigt Fig. 29 a. Die Erhitzung des
Wasserbades erfolgt hier seitlich.
2. Abmessungen des Apparates'): Fehlergrenze
Rohrweite oben 2,90, unten 2,80 mm dz 0,01 mm
Rohrlänge 20 mm ±0,1 „
Höhe d. Markenspitzen über der oberen Ausfluflöfihimg 32 mm d= 0,3 «
Zur Kontrolle dieser Abmessung mißt man gemäfl Fig. 30
die Differenz zwischen dem Volumen des Wassers bei
EinfüUimg bis zu den Markenspitzen und demjenigen,
welches bei Einfüllung bis zur, 52 mm über dem im-
teren Röhrchenende beflndlichen Spitze des metallenen
Normalstiftes a ermittelt wurde. Aus dieser Volum-
differenz ergibt sich der Höhenfehler.
Weite des Gefäßes 105 mm ±1 mm
Höhe des zylindrischen Teils des Gefäßes 24 mm . . . . d= 1 „
Inhalt bis zu den Markenspitzen 240 ccm zb 4 ccm
Die Meßkolben müssen bei 200 und 240 ccm je eine Marke
haben (siehe jedoch S. 99).
Das Viskosimetergefäß muß innen stark vergoldet sein, das Aus-
flußröhrchen muß aus Platin bestehen und glatte Innenwand zeigen. (Wo
in der Regel säurefreie Mineralöle geprüft werden, dürften Messinggefäße
und Messingröhrchen genügen. — Der Ref.).
3. Eichung mit Wasser. Bei Einlieferung des Apparats wird
in nachfolgend beschriebener Weise die Berechnungseinheit, d. h. die Aus-
flußzeit von Wasser, ermittelt; von Zeit zu Zeit
Fig. 30. (etwa alle 6 Monate), insbesondere bei etwaigen
Störungen, wird dieser Wert kontrolliert.
Gefäß und Ausflußröhrchen sind zunächst
sorgfältig mit Alkohol imd Äther «zu reinigen.
Nach Einfügung eines absolut reinen, vorher
nicht mit öl benetzten Verschlußstiftes wird fil-
H triertes destilliertes Wasser von annähernd 20®
in den Apparat genau bis zur Höhe der Marken-
spitzen mittels Meßkolbens eingefüllt und durch Regelung der Bad-
') Mechaniker Behm in Karlsruhe liefert sämtliche Meßinstrumente zur
Kontrolle des Apparats.
Mineralöle: Viskosimeter nach Engler. 95
wärme auf genau 20° erhalten (Badflüssigkeit: Leitungswasser). Hierauf
läBt man ohne Messung der Zeit das ganze Wasser ausfließen, gibt
es sofort wieder in das Gefäß zurück, läßt nach wiederholter Lüftung
des Stiftes etwa 5 — 10 ccm Wasser ausfließen, gibt diese wieder in den
Apparat zurück, füllt nach Herausnahme des Thermometers durch kurzes
schwaches Lüften des Stiftes das Ausflußröhrchen so weit mit Wasser,
daß unten ein Tropfen hängt, und bestimmt alsdann mittels eines genauen,
^5 Sek. anzeigenden Chronoskops bei völlig ruhiger Wasseroberfläche
die Ausflußzeit von 200 ccm Wasser. Der Versuch ist mehrfach zu
wiederholen, indem man in gleicher Weise zunächst wenig Wasser aus-
fließen und das Röhrchen sich mit Wasser füllen läßt. Wenn drei
höchstens 0,4 Sek. von einander abweichende Ergebnisse vorliegen und
die Werte nicht fortschreitend abnehmen, gilt die erste Versuchsreihe
als beendet. Dieselben Versuchsreihen werden nach jedesmaliger vor-
hergehender Reinigung des Apparats so lange wiederholt, bis die Aus-
fiaßzeiten konstant bleiben. Dies ist meistens, wenn die erste Reinigung
sorgfaltig war, schon bei der ersten Wiederholungsreihe der Fall.
Aus den letzten, bis auf höchstens 0,4 — 0,5 Sek. von einander
abweichenden drei Werten der letzten Versuchsreihe wird der mittlere
Eichwert für die Ausflußzeit des Wassers gebildet.
Bei richtig gebauten Apparaten muß die Ausflußzeit zwischen 50 und
52 Sek, liegen.
4. Bestimmung der Ausflußzeit der Ole. Nach sorgfältiger
Reinigung des Apparats und Einfügung des Verschlußstiftes wird das
Ol genau bis zu den Markenspitzen eingefüllt. Bei höheren Wärme-
graden ist in Rücksicht auf die Ausdehnung der Öle die genaue Niveau-
einstellung erst vorzunehmen, nachdem das Probeöl annähernd die Ver-
suchstemperatur erreicht hat. Helle Öle, welche mechanische Verun-
reinigungen enthalten, und alle dunklen Öle sind vor der Einfüllung in
den Apparat durch ein Sieb von 0,3 mn^ Maschenweite zu gießen.
Tor Einfüllung des Öles ist das Bad so anzuheizen, daß das Öl
niöglichst schnell auf die gewünschte Versuchstemperatur kommt. Durch
Rühren des Versuchsöls und des Wassers im Bade mit Thermometern
wird die Ausgleichung der Temperatur gefördert. Auch durch Lüften
de<i Deckels kann man die Temperatur des Öls mäßigen. Im übrigen
i&t die Regulierung der Temperatur Sache der Übung. Bewährt hat
sich z. B. nach Kissling auch die Aufstellung eines besonderen, als
Thennostat ausgebildeten größeren Wasserbehälters, von dem aus das
^of bestimmte Temperatur gehaltene Wasser in konstantem Strom zum
Viskosimeter fließt.
Nachdem die Temperatur des Öles bei zuletzt geschlossenem Ge^ß
konstant geworden ist, setzt man den Meßkolben zentriert unter die
96 Untersuchung der Schmiermittel.
AusfluBöffhung und lüftet nunmehr den Yerschlußstift unter gleichzeitigem
Ingangsetzen des Uhrwerks. Während des Ausfließens sorgt man durch
Erwärmen mit dem Kranzbrenner oder durch Zugießen Ton kaltem
Wasser zum Wasserbad für konstante Temperatur im Ol.
0,05 bis 0,15 Grad ständige Differenz der Badtemperatur gegenüber
der Öltemperatur sind bei 20<>, 0,2° bei 30», 0,4» bei 40°, 0,6° bei 50«>
Yersuchstemperatur zulässig. Ganz kurze Zeit kann die Badtemperatur
auch um größere Beträge nach oben und unten schwanken. Die Differenz
kann bis auf etwa 4 — 5° bei 150® gesteigert werden, wobei natürlich
außen ein Ölbad benutzt werden muß.
Sobald das ausfließende Öl die Marke 200 ccm am Meßkolben er-
reicht hat, wird die Zeit an der Uhr abgelesen, bezw. das Laufwerk ge-
stoppt. Nach völligem Auslaufen des Öls stellt man unter schätzungs-
weiser Berücksichtigung der im Apparat hängen gebliebenen Ölmenge an
dem im Kolben befindlichen Olvolum^en den etwaigen AuffÜllungsfekler
gegenüber der normalen Auffüllungsmenge fest. Bei Versuchen, welche
bei höheren Temperaturen ausgeführt wurden, ist die Yolumenzusammen-
ziehung des ausgelaufenen Öls zu berücksichtigen. Für je 10^ Erwär-
mung dehnen sich 240 ccm Ol um 1,7 ccm aus. Man bringt alsdann
eine Korrektur an, welche auf je 5 Min. Ausflußzeit für 1 ccm Auf-
fdllungsfehler d= 1 Sek. beträgt.
Bei Apparaten mit sauber gearbeiteten Einfüllspitzen ist es bei
einiger Übung zu erreichen, daß die eingefüllte Ölmenge nur mit einem
Maximalfehler Yon dt 2 ccm gegenüber der vorgeschriebenen Auffüllung
behaftet ist. Unter dieser Bedingung kann Ton der Anbringung der
Zeitkorrektur für die Auffüllung abgesehen werden.
Sind nur Bestimmungen bei 1 oder 2 Wärmegraden auszuführen,
so werden für jeden Grad je zwei Bestimmungen ausgeführt, aus welchen
das Mittel gebildet wird. Sonst werden zwischen 20 und 50^ wenigstens
fünf, zwischen 20 und 150^ wenigstens sechs Bestimmungen bei ge-
eigneten Punkten ausgeführt, deren Ergebnisse zu einer Kurve vereinigt
werden; aus letzterer können die Ausflußzeiten für die gewünschten
Wärmegrade entnommen werden. Die Übereinstimmung der nach vor-
stehenden Bestimmungen ausgeführten Yersuche ist eine gute. Bei den unter-
halb 50° ausgeführten Versuchen betragen die Abweichungen der Einzel-
versuche vom Mittel für leichtflüssige und schwerflüssige Ole it 0,5 Proz.,
bei 4- 50° betragen diese Abweichungen für leichtflüssige Öle bis zu
± 0,5 Proz., für schwere Maschinenöle bis zu 1,6 Proz., für Zylinderöle
bis zu 3,5 Proz. Auf verschiedenen Engler-Apparaten gibt das gleiche
Ol bei -f 50° Abweichungen in der Zähflüssigkeit von höchstens 2,5 Proz.
b) Ändertmgen der Zähflüssigkeit vtm Ölen* Einzelne dunkle
Ole, welche feine feste Paraffin- oder Pechteilchen suspendiert ent-
Mineralöle: Z&higkeitsbestimmnng. 97
halten, zeigen bei Zimmerwäime (20^) infolge Ton starken Temperatur-
scbwankungen Tor dem Versuch bis zu 15 Proz. des fe betragende
Schwankungen. Durch vorangehendes Erhitzen finden Erniedrigungen
der Zähigkeit bei 20^ und durch starkes Abkühlen Erhöhungen der
letzteren statt. Bei hellen und dunklen Destillatölen, welche in
dunner Schicht keine festen Paraffin- oder Asphaltteilchen enthielten,
treten die fraglichen Schwankungen nicht auf. Sie dürften meistens
in der durch Erhitzen erfolgten Schmelzung und bei kurzem Abkühlen
auf Zimmerwärme nicht wieder yöllig wiederkehrenden Abscheidung
der festen Teilchen oder in zu langsamer Schmelzung der durch starkes
Abkühlen in yermehrter Menge ausgeschiedenen Paraffin- und Pech-
teile ihre Ursache haben. Bei künstlich mit Paraffin im Überschuß ver-
setzten hellen Ölen wurde letztere Annahme durch Versuche bestätigt.
Die geschilderten Schwankungen sind bei Erzielung vergleichbarer
Zähigkeitswerte gebührend zu berücksichtigen, indem man bei denjenigen
Ölen, welche in dünner Schicht feine feste Teilchen erkennen lassen,
von vornherein die Möglichkeit einer Veränderung der bei 20° be-
stimmten Zähigkeit um db 7 bis 8 Proz. zugibt oder neben der in üblicher
Weise ausgeführten Bestimmimg noch je eine mit dem 10 Min. auf
100® erhitzten und dem vorher auf — 15 '^ abgekühlten Ol vominunt.
Der erstere einfachere Weg wird im allgemeinen, da nur eine beschränkte
Zahl von Ölen die fraglichen Änderungen zeigt, vorgezogen; in besonderen
Fällen, z. B. wenn die gefundenen Werte nahe einer vorgeschriebenen
Grenze liegen, wird man den zweiten Weg wählen.
c) AbkÜTTsung der Versuche und eonsHge Abweichungen von
der gewöhnlichen Versuchsaueführung bei den ZähigkeUsbesthn-
mungen» Für zahlreiche und fortlaufend auszuführende Bestimmungen
bat sich das Bedürfnis ergeben, die gewöhnliche Versuchsanordnung
und Einrichtung des Englerschen Apparats zwecks Zeitersparnis und
Ausführung von Versuchen bei sehr hohen Wärmegraden zu ändern.
Bei aUen Änderungen sind die allgemein vereinbarten Hauptgrund-
lagen des Apparats, d. h. die oben angegebenen Abmessungen für die
einzelnen Apparate, beibehalten worden, so daß die Vergleichbarkeit
der Ergebnisse mit den auf dem gewöhnlichen Apparat bestimmten
gewahrt bleibt.
1. Vierfacher Apparat. Zur gleichzeitigen Prüfung von vier
Ölen dient das vierfache Viskosimeter (Anordnung von A. M arten s), bei
welchem vier Engl ersehe AusfiuBgefafie in einem großen Wasserbade W
vereinigt sind (Fig. 31). Die Temperatur des Bades läßt sich hier
durch das von der Turbine BS getriebene Schaufelrührwerk T, Zufließen-
lassen Ton kaltem Wasser aus E oder Erwärmung des Bades durch
eine kleine Gasflamme bequem und schneller als beim einfachen Zähig-
tTnienuchung^en. 6. Aufl. HL 7
96 Uateraiichuiig der Sehmiermittel.
keitsmesser regeln. Eioe erhebliche Zeitersparnis bietet selbstverständ-
lich die gleichzeitige Prüfung mehrerer öle nebeneinander. Sie Zeit-
ablesung kann an einer einzigen ühr erfolgen, indem man die Ote
nachemander, z. B. in Zeitabständen von 10 zu 10 Sek., ausflieBea läßt
und den Beginn des FlieSens jedesmal notiert. Man benutzt auch hier am
zweckmäfligsten eine ühr mit arretierbarem Sekunden- und Mkiuten-
laufwerk.
Bei 100" lassen sicli unter schneller Erzielung der vorgeschrie-
benen Temperatur die Versuche ausführen, wenn man auf eine Tülle des
Wasserbades ein etwas spitz auslaufendes Depblegmatorrohr aufsetzt,
die übrigen Tüllen des Bades durch Kork verschließt und das im Bade
nur mäßig hoch aufgefüllte Wasser im Sieden erhält.
Für die zentrierte Aufstellung der Kolben unter den Ausfiuß-
Öffnungen ist die Tragplatte am Fuß des .Apparates mit kreisförmigen
Ausschnitten zu versehen.
Mineralöle: Z&higkeitsbestiinmang. 99
2. Abkürzung der Versuche durch Bestimmung der Aus-
fluBzeit kleinerer Flüssigkeitsvolumina bei normaler Auf-
füllung. Einem Hauptübelstand der gewöhnlichen Yersuchsausführung
beim £n gl er- Apparat, der zeitraubenden, in einzelnen Fällen stundenlang
währenden Dauer des AusfiieBens Yon 200 ccm Öl, kann man dadurch
begegnen, daß man die AusfluOzeit kleinerer FlüssigkeitsYolumina be-
stimmt und aus diesen die Yorgeschriebene Ausfluß-
zeit Yon 200 ccm berechnet. Es stehen nämlich die ^^8- **•
Ausflußzeiten kleiner Yolumina, z. B. 50 oder 100 ccm
der Öle zu der Ausflußzeit Yon 200 ccm in einer für
alle de gleichen proportionalen Beziehung, Yoraus-
gesetzt, daß dieOle nicht zu dünnflüssig sind. Man
hat die Ausflußzeiten Yon 50 ccm Öl mit 5, diejenigen
TOD 100 ccm mit 2,35 zu multiplizieren, um die Aus-
flußzeiten Yon 200 ccm zu erhalten. Diese gesetz-
mäßige Beziehung gilt für alle öle, Yon welchen 200 ccm
wenigstens 3 Min. bei der Yersuchstemperatur fließen.
Als Meßgefäße werden die hier abgebildeten Kolben (Fig. 32) benutzt.
In der Regel werden die abgekürzten Versuche nur zur Eontrolle
der unter gewöhulichen Umständen ausgeführten Versuche benutzt, indem
unter Anwendung des größeren Meßkolbens (Fig. 32) zunächst die Aus-
flußzeit Yon 100 ccm und hinterher diejenige Yon 200 ccm notiert wird.
So wird jeder Versuch gewissermaßen in sich kontrolliert.
3. Abkürzung der Versuche durch Bestimmung der Aus-
fluBzeit bei kleiner Anfangsauffüllung, z.B. 45 ccm. Nicht immer
i^hen bei kleiner Anfangsauffüllung zur Viskositätsbestimmung so große
Mengen Öl zur Verfügung, wie sie zu den üblichen und nach Yorstehen-
der Beschreibung abgekürzten Versuchen nötig sind. Dies ist z. B. der
Fall, wenn aus Gemischen das Mineralöl (s. S. 137) zur näheren Prüfung
auf seine Eigenschaften extrahiert wird. Größere Mengen als 40 — 50 g
Mineralöl zu extrahieren, ist mit Umständlichkeiten Yerknüpft, zumal wenn
nur wenige Prozente des Mineralöls in dem Gemisch Yorhanden sind.
Aach in solchen Fällen kann man sich der abgekürzten Viskositäts-
bestimmung bedienen, indem man eine kleinere, Yor dem Versuch auf
^^ erwärmte Ölmenge, z. B. 45 ccm, in den Engl er sehen Apparat
einfüllt und die Ausflußzeit Yon 20 Gcm Öl unter Verwendung geeigneter
Meßzylinder bestimmt. Dm für diesen Fall die Ausflußzeit YOn 200 ccm
Ol ru berechnen,' ist die Fließzeit Yon 20 ccm mit 7,24 zu multiplizieren.
Bas Bad des Apparates bringt man zweckmäßig Yor Einfüllung des
Probeöles gleichfalls auf die erforderliche Versuchstemperatur. Statt
<ier Aasflußzeit Yon 20 ccm und des AufftillungsYolumens Yon 45 ccm
kann man natürlich auch andere Volumina für die Auffüllung und Be-
100
Untenachang der Schmiermittel.
50
60
120 cci
40
50
100 „
3,62
2,79
1,65
Fig. 83.
Stimmung der AusfloBzeit wählen, nachdem man durch YergleichsTersuche
an yerschiedenen Ölen die Umrechnungskoeffizienten für die Ermittelung
der Normalausflußzeit Ton 200 ccm festgestellt hat.
Nach Gans (Chem. Revue 1899, S. 221) betragen die TJmrechniings-
koeffizienten:
bei Anfangsauffüllung 45
und Ausflußmenge 25
für die AusfloBzeit yon 200 ccm 5,55
Was die bei den Versuchen zu wählenden Temperaturen anbetrifft,
so genügt im allgemeinen bei Ölen, welche nicht unter Dampfzutritt
benutzt werden, also Spindel-, Maschinen-, Wagenölen u. s. w., die Be-
stimmung bei 20 und 50^, bei eingehenden Prüfungen außerdem bei
30 und 40 0.
4. Versuche bei sehr hohen Wärmegraden. Der Umstand,
daß Dampfzylinderöle, z. B. in Heißdampfzylindem, oft Temperaturen
bis zu 200^ und darüber ausgesetzt sind, bringt es mit sich, daß bis-
weilen Zähigkeitsbestimmungen bei 180,
200® u. s. w. verlangt werden. (In W^irk-
lichkeit ist die Bestimmung der Zähig-
keit von Zylinderölen bei -|- 50 und
-h 100® auch bei Heißdampfzylinderölen
im allgemeinen ausreichend.) Da der ge-
wöhnliche weichgelötete Engl er sehe Ap-
parat starke Erhitzungen nicht zuläßt
und ein Ölbad für diese starke Erwär-
mung wegen der Belästigung des Beob-
achters durch Dämpfe und wegen der
Schwierigkeit, die Temperatur konstant
zu halten, unzuträglich ist, so ist für
Versuche bei 180®, 200® u. s. w. ein hart-
gelöteter Apparat mit Dampfbad für
Anilin (180®), Nitrobenzol (200®) oder
Naphthalinfüllung zu benutzen (Fig. 33).
Die Siedeflüssigkeiten geben genau kon-
stante Temperatur, indessen liegt die Temperatur des Probeöls wegen der
nicht zu vermeidenden Wärmeausstrahlungen natürlich etwas tiefer als
diejenige des Bades, sie ist auch durch mehr oder weniger starkes Sieden-
lassen des Bades zu regulieren. Bei den erwähnten hohen Temperaturen
sind mit dem Engl ersehen Apparat meßbare Unterschiede in der Zähig-
keit von praktischer Bedeutung bei verschiedenen Zylinderölen kaum
vorhanden.
"^kfkUamalovuffii
aw-Hif
Mineralöle: .Verhalten in der E<e. 101
V. yerhalten in der Kälte.
Um die Konsistenz der Mineralöle in der Kälte einwandjErei fest-
zustellen, sind folgende Punkte zu beachten.
Werden Mineralöle beim Übergang aus dem tropfbar flüssigen in
den salbenartig festen Zustand bewegt, so kann das Gefrieren infolge
Ton Zerstörung der gebildeten netzartigen Paraffin- oder Pechaus-
scheidungen wesentlich yerzögert werden. Bei Prüfung der Erstarrungs-
temperatur der Mineralöle müssen diese also ohne Erschütterung ab-
gekühlt werden.
Die Öle werden auf die Yersuchstemperatur wenigstens eine Stunde
lang abgekühlt, da die festen Paraffinteilchen sich nicht momentan,
sondern langsam abscheiden und das Ol nur langsam die Temperatur
der Umgebung annimmt. Durcb Erhitzen der Öle Tor der
Abkühlung können, infolge physikalischer Umlagerungen im
Ol gelöster Stoffe, oder durch Schmelzungen von Paraffin-
ader Pechteilen im Öl die Gefriergrenzen verschoben werden.
Solche Änderungen können auch eintreten, wenn das er-
hitzte Ol auf Zimmerwärme gebracht und dann wiederholt
auf die in Frage kommende Temperatur abgekühlt wird.
Diese auch bei Transporten und beim Lagern in Frage
kommenden Temperaturschwankungen bewirken, daß einzelne
'^le, ohne weitere Behandlung geprüft, zu verschiedenen
Zeiten ganz erheblich verschiedene Gefriergrenzen zeigen.
Helle Mineralöle sind bisweilen fast völlig klar, wäh-
rend sie bereits gelatinös erstarrt sind.
Bei der Untersuchung ist nun entweder festzustellen,
üb und in welchem Maße das Öl bei einer vorgeschriebenen
Temperatur ( — 5 oder — 15° u. s. w.) flüssig ist, oder es
ist zu ermitteln, wann das Ol die ersten Ausscheidungen
gibt, und wann es schließlich salbenartig fest wird. Da
hierzu ohne ungefähre Kenntnis der Gefriergrenze des Öles
mehrere je einstündige Abkühlungen auf verschiedene Kältegrade er-
forderlich wären, so prüft man zunächst im einfachen Vorversuch (nach
Pig. 34) das Probeöl im Reagensglas in einer Mischung von Eis und
Viehsalz unter zeitweisem Neigen des Glases nach momentanem
Herausnehmen aus der Kältemischung auf Konsistenz und äußere Be-
!^haffenheit.
Um zur genaueren Prüfung bei. je einem Temperaturgrad die Ole
genügend lange abzukühlen, werden diese in gefrierenden Salzlösungen
^on Terschiedener, dem konstant zu haltenden Gefrierpunkt (s. nach-
folgende Übersicht) angepaßter Zusammensetzung abgekühlt. Die Lösungen
K^
102 UnUreachnitg der Schmiennitt«!.
werden durch Mischungen von etwa 1 T. Viehsalz und 2 T. feinge-
stoBenem Eis oder Schnee abgekühlt und zum langsamen Gefrieren
gebracht.
Die Versuche werden, wie folgt, ausgeführt:
a) Btttfiachea BeagensgUu- Verfahren. Bei diesem fttr viele
praktische Zwecke ausreichenden Verfahren wird nur beobachtet, ob
das Öl bei der Versuchstemperatur tropfbarflüssig oder salbenartig
bezw. talgartig erstarrt ist. (Vereuchsvorrichtung Fig. 36/36 von Hof-
meister').
0 g Salz, also
gewöhnliches Eis.
13 T.
Kalisalpeter.
13 T
21
Kalisalpeter
. Kochsalz.
und 3,8 T. Kochsalz.
35,8 T
-8,7"
Chlorbaryum.
22,5 T.
-10»
Chlorkalium
— 14"
20 T. Salmiak.
— 15 bis — 15,4»
25 T. Salmiak.
Die gefrierende Salzlösung befindet sich im emaillierten, 12 cm
breiten Topf a, die zur Abkühlung dienende Mischung von Eis und Salz
im irdenen, mit Filz c umwickelten Topf 6. Die bis zu einer 3 cm hohen
Marke mit Öl gefüllten Reagensgläser werden in das Gestell de/g
(obere Ansicht, Fig. 36) gebracht. Nach einstUndiger Abkühlung der
Proben beobachtet man die Konsistenz der Öle wie bei der Vorprobe.
■) Mitteilungen 1869, S. 24.
Mineralöle: Verhalten in der Kälte. 103
Je Dacbdem ein in das erstarrte Ol hineingebrachter Stab nach Y4-stün-
digem Verweilen im Ol beim Anheben so fest haftet, daß das Glas mit
gehoben wird oder nicht, gilt das Ol als dick- oder dünnsal benartig ^).
Überkältong der gefrierenden Salzlösungen, welche sich wie gefrierendes
Wasser verhalten, yermeidet man durch Abstoßen der gefrorenen Teile
TOD den Wandungen des Topfes und zeitweises Herausnehmen des Topfes
aas der Kältemischung. In letzterem Falle verhält sich die Salzlösung
wie langsam auftauendes Eis. Die Temperatur der Salzlösung wird an
einem genauen Thermometer, auf Yio Grade geschätzt, abgelesen. Die
Viehsalzmischung wird nach Bedarf von Zeit zu Zeit erneuert; dies ist
in der Regel nur bei Gefrierlösungen von — 15® nötig.
Temperaturen von — 20° bis — 21** erhält man bequem
konstant durch Einbringen der Mischung von Eis und Viehsalz in ein
6e^, welches in ein zweites, ebenfalls mit jener Mischung gefülltes
6ef&6 gestellt wird. Bei einiger Übung genügt die schätzungsweise Ent-
nahme der Eis- und Salzmengen zur Erzeugung von — 21° Temperatur-
emiedrigung.
Zar Erzeugung noch tieferer Temperaturen gibt man in das innere,
aus nicht emailliertem Blech bestehende und in das äußere Gefäß Alkohol
and kühlt durch feste Kohlensäure, welche man mittels Spatel in die
beiden Gefäße schaufelt, die zu prüfenden Ole ab ; man kann so genügend
lange Temperaturen von — 25°, — 30° u. s. w. konstant erhalten.
b) Zur zoMetMnäfäigen Vergleichung des FUefsvermögena in der
KäUef wie sie z. B. für die Bewertung der dunklen Eisenbahnöle er-
forderlich ist, bedient man sich des in Fig. 37 — 42 abgebildeten Appa-
rates. Fig. 37 zeigt die von den preußischen Bahnverwaltungen für die
Präfung der Mineralöle nach den Lieferungsbedingungen vorgesehene
Anordnung.
1. Vorbereitung des Öles zum Versuch. Das in der Probe-
iasche gut durchgeschüttelte Ol wird zur Entfernung mechanischer Ver-
unreinigungen durch ein Ys mm-Maschensieb bei Zinmierwärme gegossen.
Zur Berücksichtigung der Einflüsse von Erhitzung auf den Kältepunkt
werden zwei imerhitzte und zwei 10 Min. auf 50° im Wasserbade er-
Utzte Proben geprüft. Bei strengen Anforderungen ist außerdem noch
eine, wie beschrieben, erhitzte und dann, nach einstündiger Abkühlung
bei der Prüfungstemperatur oder bei — 25°, auf Zimmerwärme gebrachte,
Probe zu prüfen, falls die ersten, nicht erhitzten Proben den vorge-
schriebenen Kältepunkt gezeigt haben. Das Erhitzen der Probe erfolgt
zweckmäßig auch bei dem einfacheren Verfahren der Kälteprüfung
') Über die Erwärmung der Proben vor den Versuchen siehe nachstehend
wt«r b) 1.
Unteraachaug der Schmienuitt«!.
'S. 102) direkt im ProberÖfarcheB, d. h. bei dem Torliegenden Apparat
in 6 mm weiten Ü-Rühren (Fig. 40).
2. Die Einbringung der Öle in die
U-Röhren geschieht durch den langen Schenkel
mittels kleiner Pipetten (Fig. 41) , welche mit
Giunmiball zum Aufsaugen des Öles versehen sind,
bis zur 3 cm hoch an jedem
*"'*" **' Schenkel angebrachten 0-
Marke; bei dem kürzeren
Schenkel schließt sich an
diese nach oben hin eine
Millimeterteilung an. Die
Rühren dürfen an der Bie-
gungsstelle nicht verengt
sein, und die Weite der
Rohren darf gegen die vor-
i höchstens um ±0,3 mm abweichen.
'. Abkühlung der Proben in den Gefrierlösungen währt
eine Stunde. Die Oberfläche des Öls befindet sich hierbei wenigstens
1 cm unter der Oberfläche der Salzlösung, Gegen Ende der Abkühlung
wird der Druck im Druckerzeuger hergestellt.
4. Die Einrichtung des Druckerzeugers (Fig. 43). Der oben
durch die Schlauchklemme k und das Wassermanometer n zunächst ahge-
geschriebeneu t
Hinenlöle: Verhalten in der Kälte. 105
scltloasene Trichter a wird, beschvfert durch das Gewicht c, auf das
YTasser im GefäB 6 gesetzt. Hierdurch entsteht in dem Trichter und
dem aaschließenden Luftraum in den Verbindungs schlauchen und Röhren
ein der Niveaudifferenz des Wassers im Trichter und außerhalb des
letzteren' entsprechender Druck, welcher im Manometer gemessen wird.
Die Einstellung des Druckes auf genau 50 mm Wassersäule geschieht
dorcfa Zugiefien toh Wasser in b oder Lüften des Quetschhahnes t, wo-
bei Qiietscfahahn l geöffnet ist.
Fig. *».
5. Die Prüfung der abgekühlten Proben geschieht, wie folgt:
Die langen Schenkel der Ü-Röhren werden, während sich letztere noch
ün Kältebad befinden, mit dem Druckerzeuger durch die Schläuche und
den Zehnwegehahn e verbunden; vorher wird der Quetschhahn / von dem
Schlauch des ZweiwegeatUcks abgezogen, damit das Zusammenpressen
der Luft während des Aufsetzens der Schläuche vermieden wird. Nach
vollständiger Herstellung der Verbindungen der U-Rohren mit dem Uruck-
erzeuger werden die nicht benutzten Verbindungaschläuche am Zehnwege-
hahn durch Glasstäbe, das kurze Schlauchende des Zweiwegstücks durch
den Quetschhahn l verschlossen. Hierauf läQt man den Druck 1 Min.
luiganf die öle einwirken, ind«m man unter Beobachtung einer Sekunden-
106 Untenachung der Scbmiermittel.
uhr den Quetschhalm k lüftet. Alsdann wird durch schnelles Abziehen
des Quetschhahnes / der gewöhnliche Luftdruck in der gesamten Luft-
leitung hergestellt. Die TJ-Röhrchen/ werden aus der Eältelösung heraus-
gezogen; der an der Skala am kürzeren Schenkel beobachtete
Aufstieg, welcher auch nach dem AbflieBen des Öles durch die zurück-
bleibende Benetzung der Wände zu erkennen ist, gibt das MaB für das
Flie&yermögen der Ole.
VI. Verdampfbarkeit and Entflammbarkeit.
Die Mineralschmieröle, d. h. die am höchsten siedenden Destil-
lationsprodukte oder Residuen des Rohpetroleums, sollen erst bei starker
Erhitzung verdampfbar sein. Es ist bisher üblich gewesen, den ver-
hältnismäBig einfach zu bestimmenden Entflammungspunkt als Yergleichs-
maßstab für die Verdampfbarkeit der Ole zu bestimmen; man bedient
sich hier je nach dem Zweck der Prüfung offener oder geschlossener
Prober. Die Qualitäten von Maschinenölen, insbesondere aber diejenigen
Yon Dampfzylinderölen werden daher erfahrungsgemäß — ceteris pari-
bus — nach der Höhe der Flammpunkte beurteilt.
Der Flammpunkt kann aber immer nur einen sicheren Schluß auf
den Grad der Verdampfbarkeit eines Schmieröls gestatten, wenn er
ojberhalb der festgesetzten Minimalgrenze liegt. In Zweifelsfallen muß
man entweder einen Destill ationsversuch im Eng 1er sehen Kolben zur
Ermittlung der Gegenwart von Petroleum oder benzinartigen Ölen oder
bei Abwesenheit dieser Öle einen direkten Verdampfungsversuch im
offenen Gefäß unter Bestimmung der Verdampfungsmenge zur Beurteilung
der Qualität anstellen^). Die Destillation im Engl ersehen Kolben
würde für die von leichten Ölen freien Schmieröle wegen der Zersetzung
der letzteren zwecklos sein. Praktisch werden die direkten Bestim-
mungen der Verdampfbarkeit fast nur für Dampfzylinder-, Heißdampf-
maschinen- oder Dampfturbinenöle herangezogen (s. a. Transformatoren-
Öle S. 50). Bei Beurteilung der Verdampfbarkeit und natürlich auch der
Feuergefährlichkeit der Mineralöle nach ihrem Flammpunkt muß man,
was leider nicht immer geschieht, die oft sehr großen, weiter unten er-
') Die Festsetzung einer Minimalgrenze für den Flammpunkt ist
für Eisenbabnöle, MaschiDenöle, Zylinderöle u. s. w. erwünscht, am das Schmieröl
in einfacher Weise als frei yon leichtflüchtigen Ölen und nicht feaerge&hrlich za
kennzeichnen, femer zum Identitäts-Nachweis, und weil der Flammpunkt bis zu
einem gewissen Grade mit wesentlichen Eigenschaften der Öle zusammenhängt
Die Höhe dieser Grenzen ist für die verschiedenen Sorten yon ölen nach
Maßgabe der besonderen Betriebsbedürfnisse festzusetzen (Deutsche Verbands-
Beschlüsse).
Mineralöle: Verdampfbarkeit 107
mm
örterten ünterscbiede berücksichtigen, welche ein und dasselbe Ol bei
der Prüfbng im offenen und geschlossenen Prober ergibt.
Außer dem Flammpunkt wird zur Charakterisierung der Verdampf-
barkeit oder Feuergefährlichkeit auch der Brennpunkt, d. i. diejenige
Temperatur, bei welcher auf Annäherung einer Zündflamme die Ober-
Oäche ruhig fortbrennt, herangezogen. Dieser Punkt gilt sogar gegen-
über der Flammpunktsprüfimg einigen Autoren als schärferer Maßstab für
die Verdampfbarkeit der Schmieröle.
a) VerdampfbarkeU. Handelt es sich um genaue Ermittelung
der bei bestimmten Temperaturen verdampfenden Olmengen, wie sie
natürlich bei der Flammpunkts- oder Brennpunktsbestimmung nicht er-
mittelt werden können, so 'kann man sich der in Fig. 43 und 44 darge-
stellten Vorrichtungen Ton Holde^) bedienen. Dieser Apparat dient
zur Feststellung der bei mehrstündigem Frhitzen von Transformatoren-
ölen, Heißdampfzylinderölen u. s. w. auf konstante Temperaturen von
100», 170^ 190® oder 310® entweichenden Dampfmengen.
Der in den Vereinigten Staaten zur Prüfung der Entflammbarkeit
TOD Ölen gebräuchliche New York State Board of Health tester ist
gleichzeitig für die Bestinunung der Verdampfungsmengen der Öle unter
bestimmten Bedingungen vorgesehen. Zu diesem Zweck wird das äußere
Bad des Probers mit Wasser gefällt, nachdem das tarierte Olgefäß in
gleicher Weise wie zur Flammpunktsbestimmung mit Öl gefüllt und dann
wieder gewogen wurde. Darauf soll das Ol in 10 — 15 Min. in dem zum
Kochen erhitzten Wasserbad auf 208—210® F. d. i. etwa 98,5® C. erwärmt,
5 Standen auf dieser Temperatur erhalten und hierauf schnell auf etwa
10® F. d. i. 5,5 ®C. abgekühlt werden. Der Gewichtsverlust eines Maschinen-
öles soll alsdann nicht mehr als 0,1 Proz. betragen. Zur Prüfung der Ver-
dampfbarkeit von ölen bei starker Erhitzung scheint der Apparat nicht
eingerichtet zu sein.
Bei dem Apparat von Holde wird das in seinen Abmessungen
genau festgelegte Olgefaß des Pensky sehen Flammpunktprüfers benutzt.
Die Erhitzung geschieht, je nachdem 1 oder 2 Olproben gleichzeitig ge-
proft werden sollen, durch die Dämpfe siedender Flüssigkeiten in dem
kartgelöteten einfachen Apparat (Fig. 43) oder in dem Doppelapparat
(Fig. 44). Im Dampfbad A werden durch den Brenner ^, je nach der
gewünschten Versuchstemperatur, wäßrige Kochsalzlösung oder Toluol
(Kp = 111), Nitrobenzol (Kp = 209) oder Anthracen (Kp = 351) zum
Sieden gebracht. Zur Verflüssigung der Dämpfe dient ein Wasserkühler
oder ein 1 cm weites, 1,5 m langes Dephlegmatorrohr D, In der einen
Tülle sitzt Thermometer t.
') Apparat 2 ist von der Firma Paul Altmann, Berlin NW., Luisen -
i^n^ 47» geliefert worden.
108
UntersachuDg der Schmiermitl«!.
Durch das Sicherheitsbad C, in welches durch eise schmale ÖfihuDg
der Brenner eingepaßt ist, ist die Gefahr des Anbrennens der Dämpfe
d£r SiedeQüssigkeit fast ausgeschlossen. Der Brenner wird nach Beiseite-
schieben der Klappe K angezündet.
In die kleinen Kessel B kommt als Wärmeübertrager fOr die £r-
hUzung der einzuhängenden Penskyschen Ölgeßifie entweder Glyzerin
(für Versuche bei 100") oder hochentflammbares Dampfzylinderöl (fp
hoher als 300° im Pen skj- Apparat) für Versuche bei 300 und 300".
FiC-M.
Das zu prüfende Öl wird bis zur Auffiillmarke, d. h. in 3,ö cm hober
Schicht in den Penskjschen Tiegel eingefüllt. Der Tiegel wird in das
Glyzerin- bezw. Ölbad erst eingesetzt, wenn das Thermometer im Dampf-
bad schon einige Minuten den Siedepunkt des eingefüllten Kürpers zeigt.
Das zu prüfende Öl im Tiegel nimmt, wegen eigner "Wärmeabgabe
und derjenigen des Zwischenbades nach aufien, nicht ganz die Temperatur
des Dampfbades an. In siedender Salzlösung (Siedetemperatur etwa
1070) wurde ein in den Tiegel gebrachtes Öl aahezii 100", in Nitrobenzol-
dämpfen nur 133—195", in Anthracendämpfen 305—310" heiß. Um
diese Erwärmung in jedem Fall messen zu könneo, bringt man in je
Mineralöle: Flammpunktsbestimmung. 109
eine der zu prüfenden Olproben ein Thermometer und wischt zum Schluß
der Versuche die am Thermometer nach dem Herausnehmen anhaftende
Oimenge mit einem Stückchen Fließpapier ab, welches letztere zu Anfang
gemeinschaftlich mit dem ölgefüllten Tiegel gewogen werden muß. Der
am
nach dem Versuch in Wasser abgekühlte Tiegel wird mit Olinhalt und
ölhaltigem Fließpapier nach Abtrocknen der Außenwandungen und nach
wenigstens Y,-stündigem Verbleiben im Exsikkator gewogen.
b) IHe FtamfnpunktsbesUfntnung. 1. Pensky-Martensscher
Apparat. (Querschnitt Fig. 45 a, Grundriß des Deckels 45 b.) Der
Apparat') gestattet wegen der Art der Erhitzung, der Führung der Zünd-
flamme und der Beobachtung der Entflammung ein sicheres Arbeiten,
während bei den offenen Probem diese Vorzüge wegfallen und auch die
ungestörte Dampf ansammlung über der Oberfläche der Öle leicht gestört
wird, wenn man nicht in einem zugfreien Raum arbeitet. Ein gewisser
Vorzug des Pensky sehen Probers ist femer die Vergleichbarkeit der
Ergebnisse mit den auf den Ab eischen Probern gewonnenen Resultaten,
insoweit es sich um niedriger entflammbare Ole handelt. Eigentümlich
ist diesem Prober seine in einzelnen Fällen sehr große Empfindlichkeit.
Es drucken nämlich bereits sehr geringe Mengen leichtflüchtiger Dämpfe,
welche im offenen Tiegel ungehindert und unbeobachtet entweichen, den
fp im Pensky- Apparat oft überaus stark herab.
Zur Ausführung der Versuche wird die Ölprobe im Gefäß E bis
ZOT 34 mm hohen Marke M aufgefülUt und durch den Dreibrenner er-
hitzt. Das Gefäß E ruht, durch eine Luftschicht getrennt, in dem Eisen-
körper H^ welcher durch den Messingmantel L vor zu starker Wärme-
abgabe geschützt wird*). Sobald das durch den Dreibrenner erhitzte öl
etwa 100** erreicht hat, wird beständig der Handrührer J bewegt. Von
120® an wird unter fortgesetzter Bewegung des Rührers das durch
Gas oder Rüböl gespeiste Zündflämmchen z durch Drehung des Griffes G
zunächst von 2® zu 2° und später, wenn das Zündflämmchen beim Ein-
tauchen größer erscheint, von Grad zu Grad so lange in den Dampfraum
des Gefäßes E getaucht, bis deutliches Aufflammen der Dämpfe in dem
dunklen Dampfraum eintritt. Die hierbei am Thermometer t abge-
lesene Temperatur, bei welcher die Korrektur für den herausragenden
Qaecksilberfaden und die Fehler des Thermometers zu berücksichtigen
sind, ist der fy. Dem Aufflammen folgt zuweilen vollständiges Verlöschen
des Zündflämmchens. Beim Wiedereintauchen des Zündflämmchens braucht
sich das Aufflammen nicht zu wiederholen, da sich erst durch weiteres
0 Verfertiger Sommer & Range, Berlin SW. 48, Wilhelm straße 122.
') Als zweckmäßig far die Handhabung des Apparates hat sich die Um-
kUiduog des Messingmantels mit Asbest erwiesen.
110
üntenachung der Schmiermittel.
Erwärmen neue entflammbare Dampfmengen ansammeln. Zur Beobachtung
wählt man zweckmäßig einen Platz mit gedämpfter Beleuchtung.
Die Temperatur darf, sorgfältiges Rühren vorausgesetzt, während
der Erhitzung auf 120° noch 6 — 10*>, von 20° unterhalb der Ent-
flammungstemperatur an nur 4 — 6** in 1 Minute steigen. Unter diesen
Bedingungen wird zu lange Yersuchsdaüer und Überhitzung des 01s
vermieden.
Fig. 45.
kBbmitderZimi.
Sollte der Flammpunkt, was bei Schmierölen selten vorkommt,
unter 120® liegen, so muß von 80® an gerührt und von 100® an das
Zündflämmchen unter fortgesetzter Bewegung des Rührwerks eingetaucht
werden. Dem Yerlöschen des Zündflämmchens beim Eintauchen begegnet
Mineralöle: Flammpunktsbestimmung. XI 1
das neben der einzutauchenden Zündflamme angebrachte Sicherheits-
fl&mmchen S,
Die erhaltenen Flammpunkte dürfen bei Wiederholungsversuchen
mit Ölen im allgemeinen nur um höchstens 3^ differieren; gewöhnlich
liegen die Differenzen zwischen 0® und 2^. In der Regel genügen daher
zur Mittelbildung 2 Wiederholungsversuche, nur in Zweifelsfällen ist ein
dritter oder yierter Versuch auszufuhren.
Wesentlich höher können die Unterschiede in den Wiederholungs-
Tersochen bei Gemischen mit yiel fettem Ol oder reinen fetten Ölen
ausfallen, weil die Fette beim Erhitzen sich ungleichmäßig zersetzen und
Terschiedene Mengen brennbarer Gase bei Wiederholungsversuchen ent-
wickeln.
01. welches einmal zum Versuch benutzt wurde, ist nicht immer
als einwandfrei für Wiederholungsyersuche anzusehen, da sich der Flamm-
punkt durch Abgabe Ton Dämpfen etwas erhöht haben kann.
Die Thermometer zum Apparat sind so zu prüfen, daß sie während
der Prüfung bis zur Hülse, entsprechend ihrer Benutzung in diesem
Apparat, in das Temperaturbad eintauchen. Die unter diesen Umständen
gemachten Fehlerangaben ersparen alsdann später die jedesmalige Be-
rechnung der Korrektur für den herausragenden Faden. Man benutzt
zweckmäßig die gleichen Thermometer für die Prüfung im offenen Tiegel
und liest so stets unmittelbar korrigierte Flammpunkte am Thermometer ab.
Wasserhaltige Ole werden nur dann auf dem Penskv sehen Apparat
geprüft, wenn während der Prüfung die Zündflamme nicht häufig erlischt,
anderenfalls sind sie vor den Versuchen durch Chlorcalcium und nach-
heriges Filtrieren zu entwässern. Das durch den Wasserdampf herbei-
geführte Verlöschen der Zündflamme ist mit dem nach dem Aufflammen
beim fjp öfter stattfindenden Verlöschen nicht zu verwechseln.
2. Im Abelschen Petroleumprober. Es kommt ausnahmsweise
Tor, daß Schmieröle mit Petroleum versetzt sind, bezw. so niedrig ent-
flammen, daß der fp nicht mehr auf dem Pensky- Apparat bestimmt werden
kann. In diesem Falle wird der dem Pen sky sehen Apparat ähnliche
Abel sehe Petroleumprober benutzt. Bei Schmierölprüfungen braucht
der Barometerstand nicht berücksichtigt zu werden.
3. Im offenen Tiegel. Diese Bestimmung wurde gewöhnlich
früher unter Erhitzen des Tiegels auf flacher Sandbadschale vorgenommen
und ist heute noch unter Anwendung einiger Modifikationen bei den
preußischen Eisenbahnverwaltungen, hauptsächlich wegen der Einfachheit
und Billigkeit der Versuchsvorrichtung, im Gebrauch. Ferner werden
Prüfungen von Mineralölen im offenen Tiegel in Mineralölfabriken zur
>chnellen Betriebskontrolle über den Verlauf der Destillation und auch
im Ölhandel wegen der vorstehend erwähnten Vorzüge vielfach ausgeführt.
112
UntersachuDg der Schmiennittel.
Fig. 4«.
Die bei den preußischen Bahnen maßgebenden Vorschriften für die
Flammpunktsbestimmung seien nach den Lieferungsbedingungen an der
Hand der Fig. 46 mitgeteilt.
a ist ein zylindrischer, glasierter, 4 cm hoher und 4 cm im Lichten
weiter Porzellantiegel zur Aufnahme des Öles; die halbkugelförmige,
18 cm breite Blechschale wird 1,5 cm hoch mit feinem Sand gefüllt; die
Skala des Thermometers reicht von lOO
bis 200^; g stellt ein Zündrohr mit Gummi-
schlauch dar.
Der Tiegel wird bis auf 1 cm vom
Rand mit Ol gefüllt und auf den Sand
gesetzt, nicht in diesen eingehüllt. Die
Quecksilberbime des Thermometers muß
vollständig vom Ol umspült werden. Die
Blechschale schützt die Oloberfläche wäh-
rend der Prüfung vor nachteiligen Luft-
strömungen.
Fig. 47.
^Tu'/'
'm/
's..
e
^%=="
m7!?F,
Von 100° ab wird langsam erhitzt, so daß Überhitzung ver-
mieden wird. Hat das Ol den Wärmegrad, bei welchem geprüft werden
soll (120°), erreicht, so führt man die 10 mm lange Zündflamme, indem
man das Zündrohr auf dem Rande der Blechschale gleiten läßt, langsam
und gleichmäßig in wagerechter Richtung über den Tiegel a in der Ebene
seine^ Randes einmal hin und her^), so daß die Flamme sich jedesmal
4 Sekunden über dem Tiegel befindet und von den etwa sich entwickeln-
den Dämpfen bestrichen wird, ohne daß die Flamme das zu prüfende
Öl oder den Rand des Tiegels berührt. Bis zur Erwärmung auf 145°
wird von 5 zu 5°, von 145° an aufwärts von Grad zu Grad geprüft.
*) Die Flamme selbst soll hierbei vertikal gemäß Fig. 47 in den Tiegel
eiotaachen und von der Oloberfläche 4 mm entfernt bleiben. (Der Ref.)
Mineralöle: Flammpunktsbestimmang. J13
Die Erwärmung soll so lange fortgesetzt werden, bis bei Annäherung
des Flämmchens ein yorübergehendes Aufflammen über der Öloberfläcbe
oder eine durch schwachen Schall wahrnehmbare Verpuffung eintritt.
Der beschriebene Apparat gestattet nur die Prüfung mäßig hoch
entflammbarer Öle. Schon gegen 200** ist es schwer, den auf dem
Sandbade ruhenden Tiegel so zu erhitzen, daß ein stetiger Temperatur-
anstieg im Öl stattfindet, über 200° bleibt das Thermometer gewöhnlich
stehen, wenn nicht mit Dreibrenner erhitzt wird. Aber auch mit letzterem
Brenner gelingt es nicht, wenn der Tiegel nicht in das Sandbad ein-
gehüllt wird, hoch entflammbare Zylinderöle auf ihre Entflammungs-
temperatur zu erhitzen.
Es ist femer oft nicht leicht, den Temperaturanstieg so zu regeln,
daß er nicht weniger als 2 ° imd nicht mehr als 5 ° in der Minute be-
trägt. Ist letztere Bedingung nicht erfüllt, so fallen die erhaltenen
Flammpunkte zu hoch oder zu niedrig aus.
Unterschiede zwischen den im Pensky-Martensschen Apparat
und im offenen Tiegel bestimmten Flammpunkten.
Da die aus den Mineralölen entwickelten Dämpfe bei der Prüfung
im offenen Tiegel durch die Luftströmungen von der Oberfläche des Öles
mehr fortgeführt werden, als in dem nur vorübergehend wenig geöffneten
Pensky-Martens sehen Prober, so fallen die im ersteren gefandenen
Flammpunkte durchweg höher aus, als im Pensky sehen Apparat. Bei
nonnal zusammengesetzten Mineralschmierölen schwanken die Differenzen
je nach der Höhe des fp zwischen 5 und 40**. Bei solchen Ölen aber,
welche geringe Mengen leicht flüchtiger und im geschlossenen Gefäß sehr
früh entzündlicher, z. B. benzin- bis petroleumartiger Öle enthalten,
finden sich weit höhere, unter Umständen mehr als 140® imd darüber
betragende Differenzen. So wird beispielsweise der fp einzelner im
Pensky sehen Apparat bei 180°, im Tiegel nahe bei 200® ent-
flammender Mineralöle durch Zusatz von 0,5 Proz. Benzin, welche die
Zähigkeit um 8 Proz. verringern, im Pensky- Apparat auf unter 80®
herabgedrückt, während im offenen Tiegel gar keine Veränderung des
ursprunglichen fp bemerkbar ist. Andere niedriger entflammbare Ole
(zwischen 160 und 180® im offenen Tiegel) zeigen auch im offenen
Tiegel nach Zusatz von 0,5 Proz. Benzin starke Herabsetzung des fp.
Angaben über den Flammpunkt von Schmierölen können also nur dann
verglichen werden, wenn der benutzte Apparat genannt ist.
e) Die BrennptmkMpeMtnfnung. Erfolgt zweckmäßig im Anschluß
«i die Ermittelung des ^ im Tiegel (flache Sandbadschale, Fig. 48). Die
Temperatur wird stetig um 2 — 5® pro Min. bis zum Brennpunkt ge-
steigert. Die horizontal geführte Zündflamme darf nur 1—2 Sek. bei
Untersuchungen. 5. Aufl. III. g
114 Untersuchung der Schmiermittel.
der Prüfung dem Ol genähert werden und dieses nicht berühren, da durch
Uberhitzung des Öles zu niedrige Zahlen erhalten werden.
d) DesHUatiansprobe und SiedepunktabesHtnniung. Kommen
bei Mineralschmierölen hauptsächlich zum Nachweis von Petroleum-
destillaten, z. B. bei Untersuchungen über die Zolltarifierung von Mineral-
schmierölen, in Betracht. Für bloßen Petroleumnachweis
Fig. 48. genügt die Engl ersehe Fraktionierung (S. 10). Beginnt
das Produkt unter 150^ zu sieden, so ist Leuchtpetroleum
zugegen. Die Menge des letzteren läßt sich nur annähernd
durch Abdestillier en bis 800^ bestimmen.
Die zolltechnische Untersuchung und Tarifierung von Schmierölen,
Rohölen etc. auf Grund der Destillationsprobe geschieht mittels des
S. 12 beschriebenen Apparates und nach den daselbst mitgeteilten
Anleitungen.
VIL Optische Prüfungen.
a) Optische I>rehung. Wird zur Auffindimg, bezw. Bestätigung
einer schon anderweitig festgestellten Verfälschung durch Harzöl, zum
Nachweis der Identität verschiedener Proben etc. festgestellt. Für diese
Prüfung kann z. B. ein Laurentscher Halbschattenapparat von Schmidt
und Haensch, Berlin, benutzt werden. Wegen der Schwierigkeit der
Beobachtung der Farben gl eichheit der immerhin noch etwas dunkel
erscheinenden Mineralöle ist die Benutzung eines Landolt sehen Polari-
sationsapparates mit 3-fach geteiltem Gesichtsfeld für diese Untersuchungen
vorzuziehen. (Siehe Kapitel Zucker.)
Mineralöle zeigen Drehungen von 0 bis 1,2^, vereinzelt bis H- 3,1.
Harzöle von +30 bis 44^ (nach Demski-Morawski bis 50®).
Von fetten Ölen haben nur Sesamöl und Rizinusöl stärkere
Drehung, nämlich ersteres +3,1 bis 9**, letzteres + 40,7 bis 43".
Von stark gefärbten Ölen, deren breitere Schichten von dem
schwachen Natriumlicht nicht hinreichend durchdrungen werden, kanA
man den Ablenkungswinkel in der Weise bestimmen, daß man die Ole
entweder in geeignetem Verhältnis in einem wasserhellen indifferenten
Mineralöl oder in einem indifferenten Lösungsmittel, wie Petroleum-
benzin, Benzol etc., löst und den Ablenkungswinkel der so hergestellten
Flüssigkeit bestimmt. Die Berechnung der spezifischen Drehung des
ursprünglichen Öles [«(]d ergibt sich nach folgender Formel:
1(V . a
M°= l.p.d-
In dieser Formel bedeuten a den abgelesenen Ablenkungswinkel,
1 die Länge der Flüssigkeitsschicht, d das spez. Gew. der Lösung, p den
Prozentgchalt an dem zu prüfenden Öl.
Mineralöle: Säuregehalt und freies Alkali. X15
b) Brechungskoe/jfizient. Wird bei der Mineralschmierölprüfung
hauptsächlich zur Kennzeichnung Yon Harzölen in Mineralölen bestimmt.
Man bedient sich hierzu des Abb eschen Refraktometers (S. 156), dessen
Beschreibung als bekannt Torauszusetzen ist. Die erforderlichen Versuche
sind nach der dem Instrument beigegebenen Vorschrift in wenigen Minuten
auszufuhren.
Hochsiedende Harzöle haben Br 1,530 — 1,550, Mineralschmieröle
1,490^1,500, Olivenöle 1,469—1,470, Rüböle 1,472—1,474, Klauenfette
1,467—1,470 bei 18^ C.
Chemische Prttftangen.
YIII. Säuregehalt und freies Alkali.
In hellen, raffinierten Mineralölen findet sich in der Regel keine
freie Säure oder höchstens Spuren (bis 0,03 Proz. als SO3 berechnet)
Tor. In dunklen Ölen steigt der Säuregehalt bis zu 0,3 Proz., ausnahms-
weise auch wohl bis 0,5 Proz., wenn Abfallöle (s. S. 65) mitverarbeitet
sind. In der Regel beträgt aber der Säuregehalt der dunklen Ole auch
Dicht mehr als 0,15 Proz., als SO3 berechnet. Da ein etwaiger Säuregehalt
bei Mineralschmierölen auf harzartige Körper oder Naphthenkarbonsäuren
zurückzuführen ist, deren Molekulargewicht schwankend ist, so wählt
man als Einheit Schwefel Säureanhydrid oder Säurezahl. Am meisten
eingeführt ist bisher bei Schmierölen die Einheit SO3. Die neueren
Deutschen Verbands-Beschlüsse schlagen als Einheit „Säurezahl" vor.
Von der Raffination herrührende freie Schwefelsäure oder freies
Alkali konunen nur ganz ausnahmsweise in Schmierölen vor; sie werden
durch Ausschütteln mit heilem Wasser qualitativ oder quantitativ in
bekannter Weise nachgewiesen *). Die auf einfacher Titration der ätherisch-
alkoholischen Lösungen der Öle oder der alkoholischen Auszüge der
Säure beruhenden quantitativen Bestimmungen werden, je nachdem die
Lösung des Öles den Farbenumschlag des Indikators zu beobachten ge-
stattet oder nicht, nach a) oder b) ausgeführt.
a) Versiichaausfahrung bei hellfarbigen Ölen. 10 ccm Ol werden
mit etwa 150 ccm eines genau neutralisierten Gemisches von 2 Tl. absol.
Alkohol und 1 Tl. Äther in einen Erlenmeyerkolben gespült, welcher
l>ereits mit einer kleinen Menge des kurz vorher neutralisierten Alkohol-
äthers beschickt ist. Nach Zusatz von 1 ccm l-proz. alkoholischer
Phenolphtaleinlüsung läßt man aus der Bürette alkoholische Natronlauge,
von welcher 1 ccm 0,004 g SO3 entspricht, so lange hinzufließen, bis die
durchgeschüttelte Flüssigkeit eben rot bleibt.
1) 8. Bd. I, Maßanalyse.
8'
WQ Untersuckang der Schmiermittel.
Die Bürette ist derartig graduiert, daß die Prozentgehalte an
freier Säure, berechnet als Schwefelsäureanliydrid oder Säurezahl, un-
mittelbar abzulesen sind. Die Einteilung beruht auf folgender Rechnung.
Beträgt die zur Neutralisation der angewandten 10 ccm Ol erfor-
derliche Menge Natronlauge x ccm bei einem Säuregehalt des Öles
von 1,0 Proz. (als SO3 ber.), so muß — ' ' ' = 1 sein, wenn 0,004
die 1 ccm Natronlauge entsprechende Menge Schwefelsäureanliydrid ist
mm
und 0,915 als durchschnittliches spez. Gew. der Ole angenommen wird.
Hiemach berechnet sich x = 22,9 ccm. Diesen Inhalt muß der 1 Proz.
Säuregehalt entsprechende Raum der Bürette haben; letzterer ist nun
in 7,Q und 7ioo ^^oz. SO3 geteilt, so daß man 7iooo P^'oz. schätzen kann.
Ole, welche weniger als 0,01 Proz. Säure enthalten, werden als säurefrei
bezeichnet.
Bei Übertragung der in der Fettanalyse üblichen Einheit „Säure-
zahl** auf die Teilung der Bürette berechnet sich der Raum für die
22 9
Säurezahl 14 auf 22,9, also für die Säurezahl 1 auf — fj— = 1,64 ccm.
b) Versuchsausführung bei dunkelfa/rbigen Ölen. 20 ccm Ol
werden in einem mit Glasstopfen Terschlossenen Meßzylinder mit 40 ccm
neutralisiertem abs. Alkohol gehörig (bei dicken Ölen unter Erwärmung)
durchgeschüttelt. Nach über Nacht erfolgter Trennung der Flüssig-
keiten werden 20 ccm Alkohol abgegossen und mit 7,q N.-Lauge unter
Benutzung oben beschriebener Bürette titriert. Beträgt der gefundene
Säuregehalt über 0,03 Proz., so muß noch mehrfach nach Abgießen des in
dem Zylinder yerbliebenen Alkoholrestes mit 40 ccm Alkohol geschüttelt
und von neuem titriert werden. Die Summe der bei sämtlichen Titrierungen
gefundenen Säuregehalte entspricht der Yorhandenen Säuremenge.
Man kann auch, wo zt 0,01 Proz. Fehlergrenze erlaubt ist, statt
mehrere Ausschüttelungen vorzunehmen, die nachfolgenden für bestimmte
Werte des Säuregehaltes der 1. Ausschüttelung empirisch ermittelten
Korrekturen für die 2. und 3. Ausschüttelung in Rechnung bringen.
1. Aus- 1
gchütteiung 0,015—0,025 bis 0,033 bis 0,069 bis 0,089 bis 0,099 bis 0,115 bis 0,145
Proz. 80g J
zu addieren '
für 2. und S.
AU8-
Bchüttelung
• 0,005 0,010 0,015 0,020 0,025 0,030 0,035
Auch für den vorliegenden Fall ist die Rechnung die gleiche wie
oben, da die verbrauchten Kubikzentimeter Natronlauge wiederum nur
zur Titrierung von 10 ccm Ol, nämlich der Hälfte des im ganzen ange-
wandten Öles, benutzt wurden.
Mineralöle: freie S&nre. 1X7
Bei direkten Titrationen dunkler alkoholisch- ätherischer Pech-
extrakte hat sich auch der von De Negri und 6. Fabris zuerst für
die Fettanalyse Torgeschlagene Indikator Alkaliblau 6b Yon Meister,
Lucius u. Brüning bewährt. Man wird daher versuchen, diesen in
saurer Lösung blauen, in alkalischer Lösung roten Indikator auch zur
direkten Titration der freien Säure in dunklen Mineralölen zu benutzen.
In diesem Fall kann also das einfachere, unter a) beschriebene Titrations-
verfahren angewendet werden.
c) Zur qualitativen ^Prüfung auf freie Mineralsäure — es
kommt höchstens Schwefelsäure in Betracht — werden etwa 100 ccm Ol
heiB mit der gleichen bis doppelten Menge destillierten Wassers im
Kolben stark durchgeschüttelt, bis genügend feine Verteilung des Öles
im Wasser stattgefunden hat. Dann überläßt man die Flüssigkeiten der
Ruhe, pipettiert nach Trennung der Flüssigkeiten 20 — 30 ccm Wasser
ab. filtriert es durch ein gewöhnliches Filter und prüft es nach yoU-
standiger Klärung mit einigen Tropfen Methylorange (Lösung von 0,3 g
Methjlorange in 1 Liter Wasser). Bei Gegenwart von Mineralsäure
tritt Rotfarbung ein. Freies Alkali würde in entsprechender Weise
durch Phenolphtalein nachzuweisen sein. (Einen anderen aliquoten Teil
des wäßrigen Auszuges, 50 — 100 ccm, kann man zur Bestimmung der
in Wasser löslichen festen Stoffe, wie Leim, Seife, Salz etc., benutzen,
siehe S. 134.)
Mineralöle, denen zum Zwecke der Verdickung Alkaliseife zugesetzt
i>t, geben beim Schütteln mit Wasser milchige bleibende Emulsionen;
diese zeigen infolge der Zersetzung der Seife in saures Salz und freies
Alkali mit Phenolphtalein alkalische Reaktion und kommen daher zur
Prüfung auf freie Mineralsäure nicht in Betracht.
d) SäurebeMnMnung bei hünsGich gefärbten Ölen* 1. In
Mineralölen. Helle Mineralöle, z. B. Eismaschinenöle, werden bisweilen
durch künstliche Farbstoffe rot geförbt. In solchen Ölen verdeckt die künst-
liche Färbung den Farbenumschlag des Phenolphtaleins beim Titrieren,
and es ist der Gehalt an organischer Säure in üblicher Weise durch
Titration der Alkoholätherlösung des Öles bezw. des alkoholischen Aus-
zuges meistens nicht ohne weiteres bestimmbar. Es sind dann yielmehr
andere, z. B. die nachfolgend beschriebenen Modifikationen zu benutzen,
▼Ott denen a — y nur bei Abwesenheit von Seife im Ol anwendbar sind.
a) Ist der Farbstoff in verdünnter Salzsäure löslich, so schüttelt
man eine Petrolätherlösung des Öles erschöpfend mit verdünnter Salz-
säure aus, entfernt die Mineralsäure durch Auswaschen mit Wasser und
titriert die farbstoMreie Öllösung wie üblich.
Liegen in Säuren schwer lösliche Farbstoffe vor, so verfährt man
folgendermaßen:
Xlg Untersachimg der Schmiermittel.
ß) Das Ol wird mit Zinn und Salzsäure, nötigenfalls unter Erwärmen,
behandelt, wobei der Farbstoff zur Leukobase bezw. farblosen Spaltungs-
produkten reduziert wird. Das nun nicht mehr gefärbte Ol wird mit
Petroläther aufgenommen und nach Wegwaschung der Mineralsäure in
üblicher Weise titriert.
f) Eine Petrolätherlösung des Öles wird mit gemessenen Mengen
Yio N. alkoholischer Natronlauge (Alkohol 50-proz.) stark durchgeschüttelt.
Dann wird ohne vorheriges Abtrennen der Laugenschicht, bei Gegenwart
von Phenolphtalein, mit Salzsäure bis zur Farblosigkeit der Laugen-
schicht titriert. Aus dem Verbrauch an Salzsäure kann die zum Binden
der Säure im Ol erforderliche Laugenmenge berechnet werden.
In beiden Fällen empfiehlt es sich, falls man geringen Säuregehalt
vermutet, etwa 50 — 100 ccm Ol anzuwenden, um die durch Einwirkung von
Kohlensäure und Luftsauerstoff bedingten Fehler möglichst zu verringern.
8) Liegen in Alkohol nicht leicht lösliche Farbstoffe vor, so kommt
man bisweilen durch ein- bezw. mehrmaliges Ausschütteln des Öles in der
Wärme mit 80-proz. Alkohol, in dem die Säuren sich lösen, und Titrieren
des nicht oder sehr schwach gefärbten alkoholischen Auszuges zum Ziele.
Bei seifenhaltigen gefärbten Ölen ist, wenn die Verfahren 1—3
verwendet werden, die Seife erst abzuscheiden, was in manchen Fällen
durch Behandeln mit Benzin oder wasserfreiem Aceton gelingen wird;
andernfalls ist nach einem der Verfahren y und 8 zu prüfen.
Mineralsäure ist in allen bezeichneten Fällen durch Versetzen des
wäßrigen Auszugs mit Methylorange in üblicher Weise nachzuweisen
bezw. zu titrieren, da sich die in Frage kommenden Farbstoffe in Wasser
nicht lösen.
2. In Mischungen mit Fetten und fetten Ölen. Prüfung
erfolgt wie bei Mineralölen. Verfahren ß ist jedoch nicht anwendbar, da
durch Einwirkung konz. Salzsäure freie Fettsäure durch Zersetzung von
Neutralfett gebildet werden kann.
Feste Fette können bisweilen von dem Farbstoff durch eines der
bekannten Fettlösungsmittel befreit werden.
In einem dunkelblauschwarzen Lederfett, das aus verschiedenen
Wachsen, Terpentinöl und einem Nigrosinfarbstoff bestand, wurde z. B.
die freie Säure folgendermaßen ermittelt:
5 g Fett wurden mit Benzin ausgekocht, die Lösung w^urde kalt
filtriert (in der Hitze war der Farbstoff merklich löslich); der Rückstand
wurde noch mehrfach in gleicher Weise behandelt. Die Hauptfarbstoff-
menge blieb so ungelöst; aus der noch sehr schwach gefärbten Lösung
wurde der Farbstoff völlig durch mehrfaches Ausschütteln mit verd. Salz-
säure ausgezogen; dann wurde die Salzsäure ausgewaschen und die
Benzinlösung titriert.
Mineralöle: Gehalt an Harz. 119
IX. Gehalt an Harz.
a) QuaUtfMver Nachweis* Ein Gehalt an Kolophonium verrät
sich in Mineralölen durch den entsprechend erhöhten Säuregehalt. Eine
Säurezahl von 14, entsprechend 1 Proz. SO3, entspricht etwa 9 Proz.
Kolophonium, -welches hauptsächlich Abietinsäure (amerikanisches Harz)
oder die dieser isomere Pimarsäure (französisches Harz) enthält und,
je nach dem Gehalt an Nebenbestandteilen, die Säurezahl 146 — 170, die
Jodzahl 100—125, die Verseifungszahl 167—194 besitzt.
Zur Abscheidung des Harzes mu£ man das Ol wiederholt mit
Terdünnter Natronlauge, unter Zusatz von Petroläther, stark schütteln,
aas der alkalischen Schicht das Harz durch Mineralsäure ausfällen und
durch seine äuBere Erscheinung, spez. Gew. und die Morawskische
Farbenreaktion kennzeichnen. Die geringen, sich auch in zusatzfreien
Mineralölen findenden Mengen harziger Substanz (bei hellen Ölen neu-
tral, bei dunklen Ölen sauer reagierend) geben nicht die Morawski-
Reaktion.
Auch durch Extraktion mit 70-proz. Alkohol kann man, allerdings
nur anvollständig, das Harz ausziehen. Sollte etwa abgeschiedenes Harz
bei einem gleichzeitig gefundenen erheblichen Säuregehalt (bei hellen
Ölen Säurezahl über 0,3, bei dunklen Ölen über 4) die Morawskische
Reaktion, d. i. Yiolettfarbung nach Auflösen in 1 ccm Essigsäureanhydrid
auf Zusatz von 1 Tropfen Schwefelsäure vom spez. Gew. 1,530, geben,
so ist ein Zusatz von Kolophonium nachgewiesen.
b) QuatUUaHve BesUmvnung. Geschieht bei Abwesenheit von
fettem Ol und Fettsäuren durch Ausziehen mit Lauge und Wägung der
aus dem alkalischen Auszug mit Säure abgeschiedenen Harzsäure. Bei
gleichzeitiger Gegenwart von Kolophonium, Fettsäuren und fettem Ol in
Mineralölen muB das Kolophonium nebst den Fettsäuren des fetten
Öles aus der mit alkoholischem Kali hergestellten Seifenlösung des Ge-
misches abgeschieden und durch Veresterung nach Twitchell und
Überführung in die Silbersalze nach Gladding von den Fettsäuren des
verseifbaren Fettes getrennt werden.
Die Menge der abzuwägenden Probe wird derart bemessen, daß
das Gewicht der später abzuscheidenden Harzsäuren und Fettsäuren etwa
0 g beträgt. Die Probe wird unter Zusatz von thiophenfreiem Benzol
verseift. Aus der Seifenlösung werden die imverseif baren Stoffe durch
Petroläther nach Spitz und Honig ausgezogen. Die verbleibende alka-
lische Lösung von Harz- und Fettseifen wird eingedampft, der Rück-
stand mit Wasser aufgenommen und mit Salzsäure zersetzt. Die abge-
sdiiedenen Fettsäuren werden durch Äther ausgezogen; die saure Lösung
neutralisiert man, dampft auf etwa 25 ccm ein, säuert mit verdünnter
J20 Untersuchuog der Schmiermittel.
Salzsäure an und äthert erschöpfend aus. Aus den gesamten ätherischen
Auszügen wird das Lösungsmittel ab destilliert.
1. Veresterung. Die zurückgebliebenen Fettsäuren löst man in
50 ccm absol. Alkohol und verestert sie durch 1 — 2 -stund. Einleiten
eines mäßig starken Stromes von trockenem Salzsäuregas bei einer
-h 10° nicht übersteigenden Temperatur bis zur Sättigung (Kühlung
durch. Eiswasser!). Die Harzsäuren bleiben hierbei unverestert. Nach
beendeter Veresterung läßt man das Kölbchen noch 7, St. bei Zimmer-
wärme stehen, spült den Inhalt mit der fünffachen Menge Wasser in
einen großen Erlenmeyerkolben und kocht etwa ^j^ Stunde am Rück-
ilußkühler.
2. Entfernung der Salzsäure. Die erkaltete Flüssigkeit
schüttelt man im Scheidetrichter erst mit 100 ccm, dann noch einige Male
mit je 50 ccm Äthyläther ^) aus, bis keine färbenden Bestandteile mehr
ausgezogen werden, dampft die wäßrige Flüssigkeit nach Yorherigem
Neutralisieren mit Alkali auf etwa 50 ccm ein, säuert an und schüttelt
mehrfach mit je 25 ccm Äther bis zum Farblos werden der Ätherschicht
aus, um die leichter löslichen Bestandteile des Kolophoniums noch zu
gewinnen.
3. Auslaugen der Harz säuren. Die vereinigten ätherischen
Auszüge werden mit etwa 50 ccm Kalilauge (10 g Kali, 10 g Alkohol.
100 ccm Wasser) ausgeschüttelt. Die zwischen Äther und Kalilauge auf-
tretende braune, in Wasser lösliche Zwischenschicht läßt man mit der
Kalilauge ab. Sie enthält einen erheblichen Teil der Harzseifen, die
in der Lauge schwer löslich sind. Alsdann wird die Ätherschicht zu-
nächst mit Wasser gut gewaschen^), weil in diesem die Harzseifen gut
löslich sind, hierauf noch zweimal mit je 10 ccm Kalilauge und schließ-
lich wieder mit Wasser ausgeschüttelt, bis letzteres farblos bleibt. Die
vereinigten wäßrig-alkalischen Auszüge werden mit 50 ccm Äther behufs
Entfernung mechanisch anhaftender Esteranteile geschüttelt. Die ab-
gehobene Ätherschicht schüttelt man nochmals mit 5 ccm Kalilauge durch
und vereinigt letztere mit der Hauptmenge der alkalischen Auszüge.
4. Zersetzung der Harzseifen. Die vereinigten alkalischen
Auszüge säuert man an und schüttelt bis zur Erschöpfung mit je 50 ccm
Äther aus. Die saure Lösung wird neutralisiert, möglichst weit ein-
') Im Äther sich abscheidende dunkle Oxysauren löst man nach dem Ab-
lassen des Äthers in wenig Alkohol und fügt die entstandene Losung der Ather-
lösung zu.
') Diese Waschung muß in einigen Fällen, z. B. bei Gegenwart von Tran-
säuren und viel Kolophonium, ziemlich häufig wiederholt werden, bis das Wasser
farblos ist.
Mineralöle: Bestimmung von Harz. 121
gedampft, angesäuert und wieder mit Äther ausgezogen. Die gesamten
Ätherauszüge werden vereinigt, mit 20 ccm Wasser gewaschen und dann
vom Lösungsmittel durch Abdestillieren befreit. Die so erhaltenen, noch
durch einige oder mehr Proz. nicht veresterte Fettsäuren verunreinigten
Harzsäuren werden nach Abdampfen der Atherreste in tarierter Glas-
schale auf dem Wasserbad, nötigenfalls unter Zugabe von wenig absol.
Alkohol zur Entfernung von Wasser, gewogen *) (Gewicht a).
5. Entfernung der noch unveresterten Fettsäuren durch
Behandeln nach Gladding. Zur weiteren Verarbeitung werden etwa
0,4—0,6 g der so erhaltenen Säuren (Gewicht b) in einem mit einge-
geschliffenem Glasstopfen versehenen, 100 ccm fassenden Meßzylinder in
20 ccm 95-proz. Alkohol gelöst. Hat man weniger Säuren erhalten, so
werden die nachfolgend angegebenen Mengenverhältnisse der Alkohol-
äthermischung dementsprechend geändert. Bei größeren Mengen der
Säuren löst man das gesamte erhaltene Produkt in soviel 95- proz.
Alkohol, daß 20 ccm der Lösung, die dann zur weiteren Untersuchung
mittels Pipette entnonmien werden, etwa 0,5 g Säure enthalten.
Die, wie eben beschrieben, hergestellte Lösung wird in einem 100 ccm
fassenden Meßzylinder mit einem Tropfen Phenolphtaleinlösung (bei sehr
dunklen Lösungen ninunt man zwei bis drei Tropfen Alkaliblau 6 b)
und soviel Tropfen einer konz. wäßrigen Natronlauge (1 Tl. Na OH,
2 Tl. HjO) unter lebhaftem Bewegen der Flüssigkeit versetzt, daß die
Flüssigkeit eben alkalisch reagiert. Den lose verschlossenen Zylinder
erwärmt man kurze Zeit im Wasserbade. Hierauf läßt man abkühlen,
bringt mit Äther auf 100 ccm, schüttelt durch, fügt 1 g gepulvertes und
getrocknetes Silbemitrat hinzu und schüttelt 15 — 20 Minuten behufs
tberfOhrung der Säuren in die Silbersalze. Hat sich der aus fettsaurem
Silberoxyd bestehende Niederschlag gut abgesetzt (nötigenfalls über Nacht
stehen lassen!), so zieht man mit einer Pipette etwa 70 ccm der Flüssig-
keit in einen zweiten 100 ccm-Zylinder ab, wenn nötig unter Zuhilfe-
nahme eines Faltenfilters. Diesen Teil schüttelt man mit 20 ccm ver-
dünnter Salzsäure (1 Tl. konz. Salzsäure, 2 Tl. Wasser) gut durch, hebt
die Ätherschicht ab und schüttelt die wäßrige Flüssigkeit noch zweimal
mit je 20 ccm Äther aus.
Die vereinigten ätherischen Auszüge werden mit etwa 20 ccm Wasser
zur Entfernung der Salzsäure durchgeschüttelt, vom Wasser getrennt, in
ein Kölbchen filtriert und von der Hauptmenge des Äthers durch Destil-
lation befreit. Der Rückstand, etwa 10 ccm, wird in ein gewogenes
Schälchen gespült und eingedampft, endlich durch kurzes Erhitzen auf
0 Bas Überkriechen der ätherischen Harzlösung ISßt sich am besten durch
Einstellen der gewogenen Glasschale in eine zweite zylindrische Schale vermeiden.
X22 Untersachung der Schmiermittel.
110 — 115^5 bis er eben klarflüssig geworden, von Feuchtigkeit und an-
haftendem Lösungsmittel befreit.
Das Gewicht c des Rückstandes rechnet man auf die gesamte zum
61 ad dingschen Prozeß verwendete Säuremenge b um, d. h. es sind bei
Verwendung von 70 ccm Alkoholätherlösung für vorstehende Versuche
in 100 ccm
d = — ijT: — g Harzsäuren
vorhanden gewesen. Der so gefundene Wert d ergibt den Gehalt an
Harzsäuren in den nach Twitchell erhaltenen Säuremengen, sowie in
der ursprünglich angewandten Probemenge entweder unmittelbar oder
durch einfache Umrechnimg.
Aus d ergibt sich die Prozentmenge e an Harzsäuren in der ursprüng-
lich angewandten Substanz, wie folgt:
dlOO
e =
Von der erhaltenen Menge Harzsäure e, die immer noch geringe
Menge Fettsäure enthält, ist als mittlere Korrektur 0,4 Proz. in Abzug
zu bringen.
Unverseifbare Anteile des Kolophoniums.
Der unverseifbare Anteil des Kolophoniums wird, wenn die wie
vorstehend ermittelte Harzmenge unter 20 Proz. beträgt, durch die Kor-
rektur + 8 Proz., auf die gefundenen Harzmengen bezogen, berück-
sichtigt.
Sind also nach Vorstehendem e — 0,4 Proz. Harzsäuren gefunden,
so berechnet sich der mittlere Harzgehalt f nach folgender Gleichung:
100 (e — 0,4)
f =
Q9
Bei Gegenwart von über 20 Proz. Harz empfiehlt es sich, die un-
verseif baren Stoflfe direkt zu bestimmen; hierzu wird die nach S. 120
erhaltene ätherische Lösung der Ester nach völliger Beseitigung der Harz-
säuren mit 25 ccm normaler alkoholischer Kalilauge verseift. Die Seifen-
lösung wird mit 150 ccm Wasser versetzt und mit je 150 ccm Äther
zweimal ausgezogen. Die Hauptmenge des Äthers wird abdestilliert,
der Rest bei Zimmerwärme (bei höherer Temperatur gehen flüchtige
Stoflfe fort) abgedunstet. Der hinterbleibende ölige Rückstand enthält
nur noch geringe Mengen saurer Seife. Diese wird durch Behandeln
mit wenig alkoholischem Kali, langsames Verdampfen des Alkohols und
Aufnehmen mit Petroläther entfernt. Das Gewicht des so gereinigten
Mineralöle: Verharzungs- und Angriffsvennögen. 123
unYerseifbaren Rückstandes wird auf 100 Tl. der angewandten Sub-
stanzmenge berechnet und zu der gefundenen Menge der Harzsäuren
e — 0,4 hinzugezählt.
X. Yerharzungsvermögen in dünner Schicht.
Helle Mineralschmieröle verharzen in dünner Schicht weder bei
Zimmerwärme noch bei Lagerschalenwärme (25 — 50°) noch bei 100**.
Dunkle Öle, welche erhebliche Mengen Residuen enthalten, zeigen
nach sehr langem Stehen bei Zimmerwärme sehr geringe Verharzung;
bei höheren Wärmegraden (50 — 100°) findet merkliche Verdickung, bei
sehr pechreichen Ölen sogar völlige Verharzung statt, indem die
flüssigen Kohlenwasserstoffe sich zum größeren Teil verflüchtigen, zum
geringeren Teil oxydieren und die vorhandenen Pech- und Asphaltstoffe
im Rückstand angereichert werden.
Zur Ausführung der Verharzungsprobe, welche allerdings im allge-
meinen bei Mineralölen entbehrt werden kann, breitet man 1 Tropfen Ol
auf einer Glasplatte (5x10 cm) aus, erhitzt während der zur Verfügung
stehenden Zeit Maschinenöle bis etwa 50°, Dampfzylinderöle bis etwa
100® und beobachtet von Zeit zu Zeit, etwa täglich einmal, nach dem
Erkalten die Konsistenz der Olschicht.
XL Angriffsvermögen auf Lagermetalle.
a) Maschinen^ und Wagenöle. Bas Angriffsvermögen der Mi-
neralöle auf Lagermetalle ist", sofern nicht säurehaltiges fettes Ol zu-
gegen ist, bei den in Frage kommenden Temperaturen gleich Null oder
verschwindend gering. Kommt nichtsdestoweniger eine nähere Prüfung
dieser Eigenschaft in Frage, z. B. bei vergleichenden Prüfungen mit säure-
haltigen Ölen, so werden gewogene, blank geschmirgelte Platten der in
Frage kommenden Metalle, 30x30 oder 50x50 mm, möglichst lange
mit dem zu prüfenden Ol in Glas- oder Porzellanschalen, vor Staub ge-
schätzt, bei 50® im Luftbade erhitzt. Von Zeit zu Zeit werden die
äußere Veränderung der Platten und die Gewichtsveränderung nach vor-
angegangener Reinigung mit Fließpapier und Äther ermittelt.
b) I>ainpfzyUnder6le. Auch bei Gegenwart von gespanntem
Dampf greifen die Schmieröle die in Frage kommenden Metalle nur
merklich an, wenn in ihnen erhebliche Mengen fettes Ol zugegen sind,
welche durch den gespannten Dampf allmählich ganz in freie Fettsäuren
und Glyzerin zersetzt werden. Die Prüfung des Angriffs Vermögens braucht
daher nur bei fetthaltigen Dampfzylinderölen, und zwar wie folgt, aus-
geführt zu werden.
124
Untersachong der Schmiermittel.
Fig. 49.
25 — 30 g Ol werden in einer auf einem kupfernen Dreifuß ruhenden
und lose mit einem Kupferblech bedeckten Achatschale a (Fig. 49) mit
einer quadratischen, 30 mm breiten, blank geschmirgelten Gußeisenplatte,
welche vorher gewogen wurde, in einem Autoklaven ^4 je sechs Stunden
lang der Einwirkung des hochgespannten Dampfes ausgesetzt. Der
Autoklav (Fig. 50), bis zur halben Höhe mit Wasser gefüllt, wird na<.'h
gehörigem Verschluß anfänglich durch einen Dreibrenner, später mit
Einbrenner erhitzt. Das Manometer c mit selbsttätiger Regulierung des
Druckes hält die Dampfspannung auf der durch die Anfangseinstellung
des Zeigers gegebenen Höhe (z. B. 10 Atm.). Die in die Gaszufiihrung
eingeschaltete Weckeruhr A mit selbsttätiger Hahnschließung unterbricht
zu einer bestinmiten Zeit, z. B. nach
sechsstd. Einwirkung des Dampfes,
durch Abschließung von Gashahn a
die weitere Erhitzung (s. Fig. 50;.
Nach Abkühlung des Autoklaven
wird die Platte mit Fließpapier und
Äther gereinigt und gewogen. Die
Gewichtsabnahme gibt das Maß für
die Zerstörung der Platte. In dem
zurückgebliebenen Ol kann nach Be-
darf die Menge der entstandenen
freien Fettsäuren, insoweit dieselbe
nicht an das Metall gebunden wurde,
bestimmt werden. Die Zeitdauer der
Versuche erstreckt sich auf 4 bis 6 oder, wenn bis dahin kein merk-
licher Angriff des Metalls stattgefunden hat, auf 10-stündige Erhitzung.
-^^^"^^"JHU — -^ // Thermameier
\
c
^°^
1"
1
J
XII. Gehalt an Wasser.
a) QuaUtaUve Prüfung. Die Gegenwart von Wasser verrät j^ich
in hellfarbigen Ölen in der Regel durch mehr oder weniger starke
Trübung, wenn die Probe vorher durchgeschüttelt worden war. Nach
längerem Erhitzen auf dem Wasserbade verschwindet die Trübung und
kehrt nach dem Erkalten nicht wieder. Zur näheren Prüfung werden
etwa 3 — 4 ccm des Öles im Reagensglas, dessen Wände vollständig nut
dem Ol benetzt sind, mittels eines kleinen Bades von Paraffinum liquidum
unter Umrühren mit dem Thermometer bis 160° (bei Dampfzylinder-
ölen bis 180°) erhitzt. Wasserhaltige Öle zeigen hierbei in der Regel
Emulsionsbildung an den benetzten Wandungen des Reagensglases,
Schäumen und Stoßen. Nur bei Gegenwart von Spuren Wasser bleil>t
die eine oder die andere Erscheinung aus.
lÜDerslöle: Wasser- nad Äschegehalt. 125
h) QttanUUUtve BeaUmmung. In einer 6 — 10 cm weiten Glae-
schtle werden 10—12 g des du retiges chüttelten Öles (von wasserreichen Ölen
3—5 g, gehörig gemiacht mit 10 — 15 g des durch Schütteln mit Chlor-
(•alciuin uod Filtration entwässerten Öles) so l&nge auf stark kochendem
Wasserbade erhitzt, bis beim Rühren mit Glasstab der Schaum an der
Oberäicbe verschwunden ist. Die vorher emporsteigenden Wasserdampf-
blischeo werden mit dem Stabende an den Wandungen der Schale zer-
dnickt Gleichzeitig mit dem ursprünglichen Ol wird eine in etwa
jieicher Menge abgewogene, entwässerte Probe des Öles bis zum Ver-
sthwinden des Schaumes in der ersten Probe erhitzt. Aus der nach
'iem Erkalten der Schalen festgestellten Gewichtsabnahme des ursprüng-
lidien Öles, abzüglich der Gewichtsabnahme der gleichen Menge des
•TiU-äMerten Öles, er^bt sich der Prozentgehalt an Wasser im ursprüng-
lichen 01. Bei den schwer verdampfbaren M in eraldampfzy linde rölen
bno von der Vornahme des blinden Versuchs Abstand genommen
"t^rden.
XIO. Gehalt an Asche
«ird durch TOrsichtiges Abbrennen und Einäschern von 10 — 20 g Öl
l^stimmt.
126 Untersachnng der Schmiermittel.
XIV. Gehalt an Seife.
Manchen Mineralölen wird zum Zwecke der Verdickung Alkali-
seife oder Erdalkaliseife in geringen Prozentsätzen beigegeben.
a) QualUaMver Niichweia. Ein Gehalt an Alkaliseife macht
sich beim Schütteln des Öles mit Wasser durch Bildung weißer, schleimiger
Emulsionen bemerkbar. Von den durch anderweitige Ursachen veran-
laßten weißen Trübungen, welche z. B. beim Schütteln schleimhaltiger Ole
mit Wasser in letzterem entstehen können, unterscheiden sich jene
feinen Emulsionen dadurch, daß sie infolge von Dissoziation der Seife
alkoholische Phenolphtaleinlösung schwach röten und beim Behandeln
mit Mineralsäure infolge Zersetzung der Seifen sofort zerstört werden.
In der salzsauren Lösung kann man obendrein die Gegenwart Ton
Kalium bezw. Natrium nachweisen. Ist Ammoniakseife zugegen ge-
wesen, so verrät sich diese im ursprünglichen Ol durch ihre spontan
eintretende Zersetzlichkeit in Ammoniak und Fettsäure imd den damit
verbundenen Geruch nach Ammoniak (s. a. S. 147). Kalk-, Tonerdeseife
etc. lassen sich durch qualitative Prüfung des salzsauren Auszuges des
Öls auf Kalk und Tonerde nachweisen.
b) QuantUaHver Nachweis. Dieser Nachweis kann durch Be-
stimmung des Gehalts an Basenbestandteil im salzsauren Auszug einer
gewogenen Menge des Öles, noch schneller aber in nachfolgender Weise
geschehen :
Das Prinzip des Verfahrens beruht darauf, daß beim Schütteln
einer gewogenen Olmenge mit einem kleinen Überschuß an Mineral-
säure die im Ol vorhandene Seife in eine äquivalente Menge Fettsäure
zersetzt wird und nach Auswaschen der Mineralsäure mit Wasser der ur-
sprüngliche Säuregehalt des Öles sich um einen der zersetzten Seifen-
menge entsprechenden Betrag erhöht. Ermittelt man alsdann in der
salzsauren Lösung qualitativ die Art der Seifenbasis und das Molekular-
gewicht der Säuren, welche aus der mit Lauge titrierten Lösung der
freien und ursprünglich gebundenen Fettsäuren abgeschieden wurden, so
sind die Grundlagen für die Berechnung des Gehalts an Seife aus der
Zunahme an Fettsäure nach S. 144 gegeben.
Zur Ausführung vorstehender Methode werden 10 ccm Ol mit 40
bis 60 ccm Äther in einen Scheidetrichter gespült. Die ätherische
Lösung wird im Scheidetrichter mit so viel verdünnter Salzsäure stark
geschüttelt, daß die nach dem Schütteln niederfallende wäßrige Schicht
sauer reagiert. Hierauf läßt man die salzsaure untere Schicht ab und
wäscht wiederholt mit Wasser bis zum Verschwinden der sauren Re-
aktion in der unteren Flüssigkeitsschicht. Zur Vermeidung etwaiger
Emulsionen vergrößert man entweder den Ätherzusatz oder setzt eine
Mineralöle: Gehalt an Seife und fettem öl. 127
konzentrierte Chlomatriamlösung zu der Flüssigkeit im Scheidetrichter.
Auch durch langsames Zufließenlassen von wenig Alkohol unter Ver-
meidung Ton Schütteln kann die klare Trennung der Flüssigkeiten be-
schleunigt werden. Endlich kann man auch dem Auftreten YOn Emulsionen
durch Benutzung Yon heißem Petroleumbenzin statt Äther und Waschen
der Benzinlösung mit heißem Wjasser begegnen. Nach völligem Aus-
waschen der ätherischen Lösung wird bei hellen Ölen in der ätherischen
Jschicht unter Zusatz von etwas Alkohol in üblicher Weise (s. S. 115)
der Säuregehalt direkt bestimmt. Bei dunklen Ölen wird die äthe-
rische Fettlösung in einen Erlenmeyerkolben gespült und in diesem
durch Destillation von Äther befreit. Der Rückstand wird mit 20 ccm
heißen Alkohols in einen Zylinder gebracht und nach erfolgter Trennung
der öligen und alkoholischen Schicht in letzterer der Gehalt an freier
Säure bestimmt*). In beiden Fällen, d. h. sowohl bei hellen als bei
dunklen Ölen kann man bei Benutzung der in % SO3 geteilten Bürette
und vorstehender Versuchsausführung direkt den Gesamt- Prozentgehalt
an freier Fettsäure, bestehend aus der im ursprünglichen Ol enthaltenen
Fettsäure und der durch Zersetzung von vorhandener Seife abgeschiedenen
Fettsäure, ablesen. Der aus der Differenz ermittelte Säuregehalt wird
in der oben erläuterten Weise der Berechnung des Gehalts an Seife zu
Grande gelegt, nachdem man sich vorher durch qualitative Prüfung des
Salzsäuren Auszugs des Öles über die Natur der Seifenbasis orientiert hat.
XV. Gehalt an fettem Ol.
a) QwuUÜaÜv* Zum qualitativen Nachweis von fetten Ölen in
flüssigen bezw. leicht schmelzbaren Schmierölen dient die Beobachtung
der Seifenbildung beim Erhitzen der Ole mit Natrium bezw. Natrium-
bydrat. Es empfiehlt sich, je eine Probe Öl von 3 — 4 ccm im Reagens-
s;las mit Natrium bezw. Natriumhydroxyd eine Viertelstunde im Paraffin-
bad (helle Öle auf etwa 230®, dunkle Öle und Zylinderöle auf etwa
20Ö") zu erhitzen.
Enthält ein helles, flüssiges Mineralöl wenigstens 7^ Proz., ein
dunkles, flüssiges Mineralöl wenigstens 2 Proz. fettes Ol, so wird man
immer bei je einer der beiden mit Natrium resp. Natriumhydrat erhitzten
Proben nach dem Erkalten Gelatinieren oder Auftreten von Seifen-
schaum an der Oberfläche oder beide Erscheinungen nebeneinander be-
obachten. Enthält ein Zyiinderöl wenigstens 1 Proz. fettes Ol, so wird
man an der Oberfläche der mit Natrium bezw. mit Natriumhydroxyd
*) 8. jedoch S. 117 oben über Verwendung von Alkaliblau.
128 Untersachang der Schmiermittel.
erhitzten Proben nach dem Erkalten flockigen, reichlich mit Blasen
durchsetzten Seifenschaum beobachten.
Als Paraffinbad kann man einen innen emaillierten eisernen Topf
benutzen. Von dem Kontroll versuch mit Natrium kann man absehen,
wenn, wie es häufig der Fall ist, die Möglichkeit, bis zu 1 bezw. 2 Proz.
herab Zusätze von fettem Ol nachzuweisen, genügt.
b) QuanUiaUver Nof^weiB» Geschieht entweder nach Spitz und
Honig durch Verseifen von 7 — 10 g Öl mit 25 ccm Vi N. alkoh. Lauge
und Ausziehen des Mineralöls mit Petroläther, wobei die Menge des
fetten Öles durch Bifferenzbestimmung unter Abzug der gefundenen
Menge von freier Fettsäure imd Mineralöl ermittelt wird, oder durch
Ermittelung der Yerseifiingszahl , wenn angenäherte Zahlen genügen.
Zur Bestimmung der letzteren kocht man, je nachdem wenig oder viel
fettes Ol vermutet wird, 2 — 10 g des zu prüfenden Öles mit 25 ccm
Y, N alkoholischer Kalilauge, bei dickeren Ölen oder Mengen über
4 g mit 25 ccm Yj N alkoholischer Lauge unter Zusatz der gleicheo
Menge Benzol, Ya Stunde am Rückfiußkühler und titriert dann zurück.
Man ist bei dieser Verseifungsart sicher, vollständige Verseifung der vor-
handenen Fette herbeizuführen, während dies bei der sonst üblichen Ver-
seifung ohne Zusatz eines Lösungsmittels nicht immer der Fall ist. Für die
als Zusätze in Frage kommenden fetten Öle kann man 185 als mittleren
Wert der Verseifimgszahl, für die Mineralöle die Verseifungszahl 0 an-
nehmen. Findet ncian also die Verseifungszahl 92,5, so beträgt der Ge-
halt an fettem Öl 50 Proz., findet man die Zahl 18,5, so sind 10 Proz.
fettes Ol zugegen. Von der gefundenen Verseifungszahl müssen die
Anzahl mg KOH natürlich in Abzug gebracht werden, welche zur Neu-
tralisation etwa vorhandener freier Säure im Öl dienen, wenn nur die
Menge des vorhandenen Neutralfettes, nicht des gesamten fetten Öles
bestimmt werden soll.
Für genauere Bestimmungen läßt sich auch durch Abscheidung
der Fettsäuren nach dem unter c) beschriebenen Verfahren und Ermitte-
lung des Molekulargewichts der letzteren der Gehalt an fettem Öl be-
recbnen.
Liegt ein Zusatz von Wollfett vor, das sich gewöhnlich bereits
durch seinen Geruch und Verdickung des Mineralöls verrät, so ist die
Verseifungszahl dieses Fettes (im Mittel 105) der Berechnung des Ge-
haltes an verseifbarem Fett zu Grunde zu legen.
Da man femer bei der oben erwähnten gewichtsanalytischen Be-
stimmung nach Spitz und Honig bei Gegenwart von Wollfett auch die
in letzterem enthaltenen höheren unverseifbaren Alkohole mit dem ab-
geschiedenen Mineralöl zusammen erhält, so ist eine Trennimg des
letzteren von den Alkoholen durch zweistündigss Kochen gleicher Ge-
Mineralöle: Gehalt an fremden Ölen. 129
wichtsteile der Mischung von Mineralöl und höheren Alkoholen einer-
seits und Essigsäureanhydrid andererseits am RückfluBkühler erforder*
lieh. Hierbei gehen die Alkohole als Ester in die saure Lösung und
werden unter mehrfachem Auswaschen mit einigen Kubikzentimetern
Essigsäureanhydrid im Scheidetrichter vom Mineralöl nach dem Abkühlen
der Flüssigkeiten getrennt. Einige Prozente (3 — 5) der MineralQkubstanz
gehen hierbei mit in Lösung und sind entsprechend in Rechnung zu
ziehen. Da femer im Wollfett selbst auch geringe wechselnde Mengen
TOD Kohlenwasserstoffen vorhanden sind imd es fraglich erscheint, ob
die Verseilung des Wollfettes beim Kochen mit alkoholischem Kali ganz
ToUständig ist, so liefert die quantitative Bestimmung des Wollfettes
immer nur Annäherungswerte.
c) ErmUäung der Art des fetten Öles* Für diesen Zweck wird
die nach Spitz und Honig gewonnene, die Fettsäuren des verseif baren
Fettes enthaltende Seifenlauge nach völliger Erschöpfung durch Petroleum-
benzin im Scheidetrichter mit Mineralsäure unter Zusatz von Petroläther
zersetzt, wobei die Fettsäuren in petrolätherische Lösung gehen und nach
Verdunstung des Petroläthers rein zu erhalten sind. Unlösliche Oxy-
sänren scheiden sich in der Trennungsschicht der sauren und petrol-
atherischen Lösung oder an der Wandung des Scheidetrichters ab; sie
werden durch Abgießen oder Filtration der Lösung und spätere Auf-
lösung in absolutem Alkohol isoliert. Die übrigen Fettsäuren werden
nach genügender Trocknung auf Jodzahl, Molekulargewicht imd Schmelz-
punkt geprüft. Aus den Eigenschaften der Fettsäuren wird nach den
unter „Fette, Öle und Wachse^ gegebenen Anleitungen auf die Natur des
dem Mineralöl zugesetzten fetten Öles geschlossen.
XYI. Grelialt an fremden nnverseifbaren ölen.
(Harzöle und Destillate aus Steinkohlen-, Braunkohlen-, Buchenholzteer.)
a) Harzöle* 1. Allgemeines. Bei der Destillation des Kolo-
phoniums unter direkter Erhitzung erhält man neben leichtflüchtigem dünn-
fiössigen Harzspiritus oder Pinolin über 300^ siedendes schweres Harzöl.
fiohes Harzöl enthält neben wechselnden Mengen (bis zu 30 Proz.)
abergerissenen sauren Harzes Kohlenwasserstoffe, nach Bruhn und
Tschirch (Chem.-Ztg. 1900; 1105 und Arch. f. Pharm. 1903, 523—545)
Hiuptsächlich hydrierte Ketene.
Rohes und gereinigtes Harzöl dienen zur Herstellung von Wagen-
fetten, als Transformatorenöl zum Isolieren, zum Verschneiden von
Schmierölen und Firnissen, zur Herstellung von wasserlöslichen Ölen.
2. Farbenreaktionen. Beim Schütteln gleicher Vol. (etwa 5 ccm)
Ol and Schwefelsäure, spez. Gew. 1,6 wird die Säure rot gefärbt.
üaiersttchtoifen. 5. Aufl. HL 9
J30 Untersuchusg der Schmiermittel.
Mittels dieser Reaktion kann man bis zu 1 Proz. Harzöl meistens er-
kennen. In neuerer Zeit sollen indessen sebr sorgßlltig raffinierte Harz-
öle in den Verkehr kommen, welche die Reaktion schwach oder gar-
nicht geben.
Je 1 ccm Öl und Acetanhydrid, kräftig durchgeschüttelt, geben auf
Zusatz ypn einem Tropfen Schwefelsäure spez. Gew. 1,53 zur Essigsäure-
anhydridlösung bei Gegenwart von Harzöl Yiolettfarbung. (Storch-
Lieb ermann sehe Reaktion.) Diese Reaktion ist schärfer als erstere,
wird aber auch von Harz veranlaßt. Neben freiem Harz wird Harzöl
nach 2 bis 7 sowie durch den Geruch nachgewiesen.
3. Löslichkeit in Alkohol und Aceton. Harzöl ist im doppel-
ten Vol. absol. Alkohol zu 50 — 100 Proz., Mineralschmieröle sind zu
2 — 15 Proz., sehr leichte bis zu 35 Proz. löslich. Mit Aceton ist Harzöl
in jedem Verhältnis mischbar, Mineralschmieröl gebraucht das Mehr-
fache seines Volumens zur Lösung.
4. Brechungsexponent, nach Abbe ermittelt, beträgt für Harzöle
bei etwa 18° 1,535—1,550, bei Mineralschmierölen 1,490—1,507.
5. Optisches Drehungsver mögen. Mineralöle drehen sehr
wenig, Ojj beträgt höchstens •+■ 3,1 (M. A. Rakuzin, Chem.-Ztg. 1904,
574), oft ist oLjy fast 0, bei Harzölen dagegen -h 30 bis 4- 50®.
6. Spez. Gewicht beträgt bei Harzölen 0,97 — 1,00, bei Mineral-
schmierölen 0,84—0,93, in der Regel 0,880—0,915 bei 4- 15°.
7. Jodzahl beträgt bei Harzölen 43—48 (Benedikt-Ulzer, 265),
bei Mineralölen meistens unter 6, selten über 14; bei Grackdestillaten
aus Mineralöl liegt sie bedeutend höher, z. B. bis gegen 70.
Liegt auf Grund der unter 2 angegebenen Farbenreaktionen begründe-
ter Verdacht auf Harzöl in einem Schmieröl yor, so ermittelt man noch die
unter 3 — 7 geDannten Eigenschaften, nötigenfalls auch an dem in absol.
Alkohol löslichen Teil des zu prüfenden 01s. Dieser Auszug muB natürlich
die fraglichen Eigenschaften des Harzöls noch ausgeprägter zeigen.
8. Quantitativer Nachweis von Harzöl in Mischung mit
Mineralöl. Nach Storch werden 10 g Öl (fettfreies) mit der fünf-
fachen Menge 96-proz. Alkohol leicht erwärmt und geschüttelt. Die
abgegossene gekühlte Lösung wird, nachdem man das im Kolben zurück-
gebliebene Mineralöl mit wenig 96-proz. Alkohol gewaschen hat, in
einen tarierten Erlenmeyerkolben gebracht und dort vom Alkohol
durch Erhitzen im Wasserbad befreit. Der Rückstand (A) wird gewogen
und dann mit der zehnfachen Menge Alkohol behandelt. Das in Lösung
gehende Harzöl wird nach dem Verdunsten des Lösungsmittels gewogen (B).
Das inB noch gelöste Mineralöl berechnet sich, wie folgt: Sind zum Lösen
der 10 g Substanz a, zum Lösen von A im ganzen b g Alkohol ver-
braucht, so lösen a — b g A.lkohol A — B g Mineralöl, also lösen b g
Mineralöle: Gremische fon Mineralöl und Harzöl. 131
Alkohol -^ y~ . b g Mineralöl; diese Menge ist von dem Gewicht B
abzuziehen, um die richtige Menge Harzöl zu erhalten.
9. Qualitativer Nachweis von schwerem Mineralöl in
Mischung mit Harzöl. Da Mineralöl keine irgendwie ausgeprägten
Reaktionen hat und die in gewöhnlicher Weise ermittelten Löslichkeits-
Terbältnisse kleinere Mengen Mineralöl (unter 15 Proz.) nicht scharf er-
kennen lassen, so muB man sich zur sicheren Erkennung kleiner Mineral-
ölmengen des nachfolgenden Verfahrens bedienen, welches vom Bef.
ausgearbeitet ist und sich auf die verschiedene Löslichkeit von Harzöl
und Mineralöl in Alkohol und auf die verschiedenen Brechungskoeffizienten
beider Ole gründet. 10 ccm Ol werden in 90 ccm 96-proz. Alkohol im
Scbüttelmeßzylinder bei Zimmerwärme gelöst. Die Auflösung muß in
einzelnen Fällen durch kräftiges Schütteln unterstützt werden. Das
Verbleiben ungelöster Spuren ist für den weiteren Gang der Prüfung
ohne Bedeutung (Fall 1).
Bleiben beträchtliche Mengen Öl ungelöst (Fall 2), so ist ohne
weiteres der Verdacht auf Gegenwart größerer Mengen Mineralöl gegeben.
Gewißheit hierüber verschafft man sich nach genügendem Absitzenlassen
der Mischung (über Nacht) durch Untersuchung des abgesetzten und mit
wenig 96-pro^. Alkohol abgespülten Öles auf Brechungskoefßzient. Bei
Gegenwart von Mineralöl beträgt dieser weniger als 1,5330 bei etwa
18^ Man kann aber hier in Zweifelsfällen das ausgeschiedene Ol wie
nach Fall 1 weiter behandeln und prüfen.
Im Fall 1 wird die alkoholische Lösung mit kleinen Mengen
Wasser, bis zum Eintritt einer starken milchigen Trübung, versetzt.
Nach längerem Stehen (erforderlichenfalls über Nacht) wird die klare
alkoholische Lösung von der niedergefallenen Olmenge A, die aber
uidkt mehr als 1 ccm einnehmen darf, abgegossen. Der am Ol dann noch
haften gebliebene Rest alkoholischer Lösung wird mit einigen ccm
96-proz. Alkohol abgespült, worauf der zurückgebliebene Olrest im
Scbüttelzylinder in 20 ccm 96-proz. Alkohol bei Zimmerwärme gelöst
wird. Aus dieser Lösung werden wiederum durch Wasserzusatz und
darauf folgendes Stehenlassen wenige Öltröpfchen B (höchstens 0,1 ccm)
abgeschieden, durch Abspülen mit Alkohol von anhaftender Lösung be-
freit und durch Waschen mit heißem absoluten Alkohol in ein kleines
Glasschälchen gebracht. Nach Verdampfen des Alkohols und Abkühlen
der zortickbleibenden Öltröpfchen auf Zimmerwärme wird dessen Brechungs*
koeffizient bestimmt.
Liegt dieser unter 1,5330, so ist Mineralöl zugegen gewesen.
Der zu den Versuchen benutzte 96-proz. Alkohol muß gewichts-
prozentig sein.
9*
132 Uotersachang de^ Schmiermittel.
10. DieVerdampfbarkeit der schweren Harzöle ist beim Er-
hitzen auf 100® und 180° wesentlich höher als diejenige der Mineral-
sclimieröle, auch der leichtflüssigen Spindelöle. Ganz entsprechend ist
auch die Entflammbarkeit der Harzöle niedriger als bei den Mineral-
schmierölen.
Verdampfun
gsverluste
inP
roz.
Flammp
unkt ^C.
nach 5-8tüzid.
nach 8-stünd.
Erhitzen auf
Erhitzen auf
Penzky
Offener Tiegel
100 0
170«
0,4 —0,8
5,6 7,4
109—146
148—162
0,05—0,10
0,5—1,8
177—203
(1 öl 121)
189 213
0,06—0,13
0,6 1,05
188—195
(1 öl 1S6
1 Öl 189)
205 221
Schwere Harzöle
Mineralspindelöle
Mineralmaschinenöle
b) SUinkoMenteeröle. Biese Öle sind, soweit sie als Zusatz zu
Mineralölen in Frage kommen, die schweren durch Abpressung des
Anthracens erhaltenen dunklen Öle, vom spez. Gew. über 1,0. In Alkohol
sind sie völlig bei Zimmerwärme löslich, ihr Geruch ist meistens charak-
teristisch kreosotartig, konz. Schwefelsäure löst sie beim Erwärmen im
Wasserbad zu wasserlöslichen Verbindungen auf. Vorstehende Eigen-
Schäften ermöglichen die Erkennung dieser Ole in Mineralölen mit hin-
reichender Genauigkeit.
e) Hochsiedende BraunkoMenteeräie (s. S. 70) haben meistens
etwas kreosotartigen Geruch, schwankendes spez. Gew. (0,89 — 0,97) und
sind, bei Zimmerwärme mit dem doppelten Volumen Alkohol geschüttelt
zu 22—62 Proz. löslich. Ihre Viskosität bei 20^ (Engler) ist meistens
sehr gering (1,6 — 3,0), ausnahmsweise kommen auch dickere Öle vor
(bis 30). Der Nachweis der Braunkohlenteeröle in Mineralölen läßt sich
nach Vorstehendem nicht immer mit genügender Sicherheit erbringen.
d) Buchenhdzieer&l verrät sich durch seinen durchdringenden
charakteristischen Geruch; sein spez. Gew. liegt nahe bei 1, in Alkohol
absol. ist es wie Steinkohlenteeröl völlig löslich. Das Ol wie seine
Destillate mischen sich nicht mit fetten Ölen oder mit Mineralölen.
XVn. Gehalt an Kantschak.
Um Mineralölen dickflüssigere Beschaffenheit zu geben, setzt man
denselben bisweilen in geeigneter Weise Kautschuk zu. Der Kautschuk
verrät sich in der Regel durch die Eigentümlichkeit des Öles, beim Auf-
nehmen mit Glasstab oder, zwischen den Fingern gedrückt, beim Ent-
fernen, der Finger von einander dünne Fäden zu ziehen. Qualitativ und
annähernd quantitativ kann man den Kautschuk durch Fällen mittels
absol. Alkohols in ätherischer Lösung des Öls nachweisen. Der Kautschuk
\
\
Minenlöle: Geh. an Eaatschnk a. an Entscheinangs- a. Parfumierongsmitteln. 133
ist sofern er sich im TöUig homogenen, gelösten Zustand im Ol befindet,
als unschädlicher Zusatz, der nicht metallangreifend oder yerharzend
wirkt, anzusehen. Ein mit Kautschuk versetztes Öl besitzt eine gröfiere
Schlüpfrigkeit und ein größeres AdhäsionsYermögen als das entsprechende
mm ^^ ____
kaotschukfreie Ol. Zu hober Kautschukzusatz erhöht die innere Reibung
des Öles über Gebühr und ist darum als schädlich anzusehen. Solche
Ole haben auch zum Teil klumpige Beschaffenheit, kommen aber heute
kaum noch in den Handel.
Verfahren zur genauen quantitativen Bestimmung von Kautschuk in
Olen sind noch nicht ausgebildet worden. Gegebenenfalls sind solche
Verfahren unter Benutzung der Fällbarkeit der reinen Kautschuksubstanz
in Äther oder Petroläther durch Alkohol, oder unter Heranziehung der
C. Harriesschen bezw. C. O. Web ersehen acetonunlöslichen Additions-
produkte, welche Kautschuk mit salpetriger Säure oder Untersalpetersäure
gibt, auszubilden.
Xvill. Gehalt an Entscheürnngsmitteln
und ParfILmiemiiggBtoffeii.
Zur Beseitigung der Fluoreszenz von Mineralölen dient gewöhnlich
Nitronaphthalin CiqHjNO^, zur Beseitigung unliebsamen oder charakte-
ristischen Fettgeruches Nitrobenzol CgHsNO,. Letzteres ist an seinem
bittennandelölartigen Geruch leicht zu erkennen. Gelbe Anilinfarben
werden gleichfalls zur Yerdeckung der Fluoreszenz benutzt, verraten sich
aber schon durch ihre augenfällige gelbe Färbung. Die mit Nitro-
naphthalin entscheinten Mineralöle dunkeln beim Stehen nach.
Das fast geruchlose Nitronaphthalin wird, wie folgt, nachgewiesen:
a) Varprobe: Kocht man 1 — 2 ccm Mineralöl etwa 1 — 2 Min.
im Reagensglas mit 2 — 3 ccm konz. alkoholischem Kali (etwa doppelt
normal), so erhält man gelbe bis braungelbe Lösungen, ebenso verhalten
sich Mischungen mit fetten ölen, nur Trane, geben gelbrote bis blutrote
Färbungen.
Die mit Nitronaphthalin, Nitrobenzol versetzten Öle und Fette
geben nach kurzem Kochen (7a — V/^ Min.) mit alkoholischer Kalilauge
(infolge von Reduktion zu.Azokörpern) blutrote bis violettrote Färbung;
hierbei werden insbesondere die an der Glaswand über der Flüssigkeit
haftenden Tröpfchen der gekochten Mischung sofort rotviolett gefärbt,
wenn man die entsprechende Stelle der Außenwand des Gläschens vor-
übergehend mit der Gasflamme bestreicht.
Zur Abscheidung der Nitrokörper, speziell des Nitronaphthalins,
dient folgen.de Reaktion:
b) Hauptprobe: Wird bei positivem Ausfall der Yorprobe aus-
geführt und beruht auf der gänzlichen Reduktion des Nitronaphthalins
134 Untenndiang der Schmiermittel.
durch naszierenden Wasserstoff zu a-Naphthjlamin. Einige ccm des Öles
werden im Erlenmeyerkolben 5 — 10 Min. durch Erhitzen mit Zinn
und Salzsäure reduziert. Durch Einbringen eines Platindrahtes in die
kochende Säure wird die Gasentwicklung stetiger. Die salzsaure Lösung,
welche bei vorheriger Anwesenheit von Nitronaphthalin im Ol neben
Zinnchlorür salzsaures Naphthylamin in Lösung enthält, wird mittels
Scheidetrichters TOn der Fettschicht sorgfältig getrennt, von emulgierten
Olteilchen durch Filtration befreit und dann in einem zweiten Scheide-
trichter mit so viel Kali* oder Natronlauge versetzt, daß das gefällte
Zinnhydroxyd wieder gelöst wird. Nach dem Abkühlen wird die Lösung,
welche nunmehr das durch Kalilauge in Freiheit gesetzte a-Naphthylamin
enthält und dessen deutlichen Geruch zeigt, mit 10 — 20 ccm Atber
tüchtig durchgeschüttelt. a-Naphthylamin geht in den Äther über und
erteilt diesem eine violette Färbung mit Fluoreszenzerscheinung. Die
ätherische Lösung wird nach dem Ablassen der wäßrigen alkalischen
Lösung in einer Glasschale eingedampft. Bei Gegenwart von a-Naph-
thylamin bleibt letzteres als violett gefärbtes, stark riechendes Produkt
zurück. Behandelt man dieses mit wenigen Tropfen Salzsäure, so er-
hält man teilweise gelöstes, teilweise ungelöstes salzsaures Salz, welches
jedoch nach dem völligen Verdampfen der Salzsäure mit Wasser eine
klare Lösung gibt, in welcher Eisenchlorid einen starken azurblauen
Niederschlag hervorruft. Dieser Niederschlag nimmt, abfiltriert, alsbald
eine purpurrote Färbung an, während das Filtrat eine schöne violette
Färbung zeigt.
XIX. Gehalt an Leim nnd anderen wasserUsIichen Snbstansen.
Tierischer Leim, von schlecht geleimten Fässern in das Ol über-
gehend, findet sich nur gelegentlich in den Ölen in sehr geringen Mengen
und wird wie folgt erkannt:
100 g Ol werden mit siedend heißem Wasser im Erlenmeyer-
kolben gehörig durchgeschüttelt. Nach Trennung der wäßrigen und
öligen Schicht wird von ersterer, welche Leim und etwa vorhandene
Alkaliseifen aufnimmt, ein aliquoter Teil, z. B. 60 ccm, filtriert, in einem
Meßzylinder aufgefangen und dann in einer gewogenen Glasschale auf
dem Wasserbade zur Trockne eingedampft. Der Rückstand wird, so-
fern derselbe überhaupt als eine zu beachtende Menge Substanz erscheint,
und nach der äußeren Beschaffenheit und dem Geruch beim Erhitzen
die Gegenwart von Leim vermutet werden kann, 2 — 3 mal mit 5 — 8 ccm
heißem absol. Alkohol, welcher vorhandene Alkaliseifen löst^ Leim aber
ungelöst läßt, extrahiert. Ein etwa zurückgebliebener Leimrückstand
wird nötigenfalls nach Verdampfung des Alkoholrestes gewogen, er
Mineralöle: Saspendierte Stoffe, Asphalt etc. 135
gibt beim Erhitzen auf dem Platinblech den charakteristischen Geruch
nach stickstoffhaltiger organischer Substanz. In 1 — 2 ccm Wasser gelöst,
gibt der Rückstand mit konz. Gerbsäurelösung gelblichweiBen Nieder-
schlag oder Trübung. Auch Alkohol fällt naturgemäß aus der wäßrigen
Lösung den Leim aus.
Schwefelsaures Natron, welches zuweilen Trübewerden oder das
sog. gBrechen^ der Mineralöle veranlaßt, kann im wäßrigen Auszug durch
Barjumchlorid etc. nachgewiesen werden.
XX. Suspendierte Stoffe.
a) ZufQXUge mechamisehe Verunreinigungen. Sind bei hellen
Ölen mit bloßem Auge, bei dunklen ölen nach dem Durchsieben durch
7} mm-Maschensieb und Abspülen des letzteren durch Äther zu erkennen.
Zur quantitativen Ermittlung werden 5 — 10 g gut durchgeschütteltes
Öl im Glaszylinder in 100 ccm Benzin*) gelöst. Die Lösung wird nach
Stehen über Nacht durch ein gewogenes Filter gegossen. Letzteres wird
mit Benzin unter Nachspülung des Glaszylinders so lange gewaschen,
bis die Auswaschlösung nach dem Verdunsten des Benzins auf dem
Wasserbad keinen Rückstand mehr gibt. Der Rückstand auf dem Filter
wird alsdann bei 105^ getrocknet und gewogen.
b) AsphaU und JPechtelle (benzollöslich) können sich in dunklen
Ölen neben benzolunlöslichen mechanischen Verunreinigungen suspendiert
finden, um sie zu kennzeichnen, muß man den Asphaltgehalt nach S. 13
im bei Zimmerwärme filtrierten und nicht filtrierten Ol bestimmen. Aus
der Differenz ergibt sich die Menge des suspendierten Asphalts. Li
analoger Weise können die in Alkoholäther unlöslichen, im Ol suspen-
dierten Pechstoffe bestimmt werden (s. S. 14).
e) VaseUn, Paraffin, Seife etc. AuBer den genannten Stoffen können
in Mineralölen noch Vaselin- und Paraffinteilchen, Eisenseifen u. s. w.
suspendiert sein. Man stillt die Natur dieser Stoffe nach deni Ab-
filtrieren fest. Z. B. hinterläßt der Filterrückstand, wenn er Eisenseife ent-
hält, beim Verbrennen Rückstand von Eisenoxyd, durch Salzsäure läßt sich
die Fettsäure abspalten u. s. w. Über die Zusammensetzung aller nicht
zufalligen Verunreinigungen muß TOn Fall zu Fall entschieden werden.
XXL Crelöster Asphalt nnd gelöstes Paraffin
sind als natürliche Bestandteile von Schmierölen zu betrachten. Die
dunklen Öle sind z. B. Auflösungen der in den Rohölen enthaltenen und
') Dunkle öle werden zur Vermeidung von Asphaltabscheidong in Benzol
gelöst, nshe S. 7.
136 Untenachimg der Schmiermittel.
bei der Destillation gebildeten AsphaltstofiFe in hochsiedenden Kohlen-
wasserstoffen. Die genannten Stoffe werden nur in ganz besonderen
Fällen Interesse verdienen; ihre Bestimmung geschieht, wie unter ,,Roh-
petroleum^ beschrieben.
XXn. Gehalt an Ceresin.
Den bei Zimmerwärme flüssigen Dampfzylinderölen werden bis-
weilen zur Erzielung salbenartiger Konsistenz geringe Mengen Ceresin
beigegeben; der Ceresinzusatz verrät sich bei nicht zu dunklen Ölen
durch Auftreten eines hellweiBen Niederschlags nach Zusatz von 3 T.
Alkohol zu 4 T. der ätherischen Lösung des Öles. Der weiBe Nieder-
schlag ist leicht abzuflltrieren, durch Waschen mit Alkoholäther zu
reinigen und schmilzt in der Regel zwischen 66 und 71^. Zur quanti-
tativen Bestimmung muB durch wiederholtes Fällen des Ceresins bei
verschiedenen Temperaturen über 0® versucht werden, die Hauptmengen
des Ceresins, ähnlich wie^ bei der Paraf&nbestimmung abzuscheiden;
die Ausarbeitung eines besonderen Yeirfahrens für diesen Zweck steht
noch aus.
XXUI. Der Raffinationsgrad.
Dieser wird meistens durch die schon früher beschriebenen Prü-
fungen auf Säure, Alkali u. s. w. genügend gekennzeichnet. Ein gut ge-
reinigtes Schmieröldestillat soll femer klar durchsichtig sein, bei längerem
Stehen und Temperaturwechsel keine Abscheidungen bilden und weder
Wasser noch Harzteilchen, Natriumsulfat oder gelöste Erdölseifen ent-
halten. Die zum Nachweis der letzteren eingeführten Laugenproben sind
von fachkimdigen Technikern der Erdölindustrie z. T. wenig anerkannt.
Nach Lissenko und Stepanow soll sich folgende Laugenprobe
bewährt haben:
5 ccm ly^-proz. wäfiriger Natronlauge werden mit 10 ccm Ol bei etwa
800 c. 2—3 Min. stark geschüttelt. Die Mischung bleibt 2—3 Stimden
in Wasser von 70° stehen. Als Beweis für die imgenügende Raffination
gilt die Bildung eines Seifenhäutchens, davon herrührend, dafi die im Ol
befindliche freie Naphthasäure neutralisiert wird, und die in verdünntem
Alkali unlösliche Seife sich ausscheidet.
B. Fette Ole.
Soweit es sich um die Beurteilung der fetten Öle zu Schmierzwecken
handelt, ist hauptsächlich die Prüfung dieser Öle auf Reinheit heranzu-
ziehen. Dieses Gebiet ist im Kapitel „Öle, Fette und Wachse" ausführlich
behandelt. In vereinzelten Fällen ist es, z. B. bei Prüfung auf den Grad
Fette Öle. MischuDgeo von fetten ölen a. Mineralölen. Vaselin. 137
der Feuergefahrlichkeit, auf Konsistenz, Gefriervermögen etc., erforder-
lich, einige der unter A. „Mineralschmieröle'' beschriebenen Verfahren
heranzuziehen.
Die Konsistenz in der Kälte wird bei fetten ölen nach dem S. 102
beschriebenen einfacheren Verfahren im Reagensglas bestimmt. Man
kühlt zwei Proben, eine Yon Zeit zu Zeit mit Glasstab bewegte imd
eine in Ruhe befindliche, wenigstens 4 St. auf die in Frage kommende
VersQchstemperatur ab. Einzelne zur Uberkältung neigende Ole, wie
Rüböl, Senfbl etc., bedürfen aber oft 8 — lO-stündiger, ja eintägiger Ab-
kühlung auf ihren Gefrierpunkt, bis Erstarren eintritt. Die zeitweise
Bewegung der abgekühlten Öle mit Glasstab befördert die Erstarrungs-
erscheinungen. Rüböle, welche nach 4-stündiger Abkühlung auf 0^ mit
Glasstab noch klarflüssig sind, werden oft erst nach 8 — 10 St., vereinzelt
erst nach eintägiger Abkühlung auf 0^ ganz starr.
Die Zähigkeit der fetten Öle variiert weit weniger als diejenige
der Mineralöle; so haben Rüböle, Baumöle, flüssige Klauen- und Ejiochen-
öle fe nach Engler bei 20° 11 — 15, halbtrocknende Öle (Sesamöl,
Cottonöl etc.) 9,3 — 10,4 und trocknende Öle 6,8 — 8,3. Eine Ausnahme
machen Rizinusöl mit fe 139 — 140 und die ihm verwandten Öle. Sper-
macetiöle haben fe 5,6 — 7,1.
Bezüglich der Ermittlung des Flammpunktes von fetten Ölen
ist auf deren Zersetzlichkeit bei starkem Erhitzen hinzuweisen. In
der Regel liegen die Flammpimkte der fetten Öle bedeutend höher
als 200».
€. Miichimi^eii Ton fetten Alen und MineralSlen.
Die Untersuchung dieser Mischungen geschieht in der Hauptsache
nach den im Abschnitt A. „Mineralschmieröle^ beschriebenen Unter-
suchnngsmethoden. Handelt es sich darum, aus derartigen Gemischen
das vorhandene Mineralöl und fette Öl abzuscheiden und auf seine Eigen-
schaften zu prüfen, so sind neben den allgemeineren Prüfungsverfahren
insbesondere die S. 128 u. 129 beschriebenen Methoden heranzuziehen.
B. Taselin.
Yaselin,' d. h. ein aus Mineralölen hergestelltes schmalzartiges
Produkt, wird entweder aus amerikanischem Rohöl durch langsames Ver-
dunstenlassen der leichtflüchtigen Anteile und Raffination des Rückstandes
durch Säure oder Bleicherde gewonnen (Chesebrough Vaselin), oder es
▼ird durch Auflösen von Paraf&n und Ceresin in farblosen Parafflnölen
J38 Untersuchung der SchmiermitteL
erhalten (Deutsches Vaselin oder künstliches Vaselin). Das Vaselin
wird zwar hauptsächlich zu kosmetischen und dermatologischen Zwecken
benutzt, indessen findet es auch hier imd da als Schmiermittel und Rost-
schutzmittel Verwendung. Die Prüfung erstreckt sich auf Säuregehalt
und Abwesenheit fremder Zusätze und kann in gleicher oder ganz ähn-
licher Weise, wie dies schon in den Torangehenden Abschnitten unter
„Mineralöle** etc. beschrieben ist, durchgeführt werden. Das spez. Grew.
wird meistens bei 100° mit der hydrostatischen Wage, deren Senk-
körper ein bis 100° reichendes Thermometer hat, oder mit dem
Sprengeischen Pyknometer bestimmt (s. S. 153). Die Benutzung dieser
Apparate darf als bekannt vorausgesetzt werden. Das spez. Gew. eines
Chesebrough Vaselin wurde zu 0,845, dasjenige eines deutschen Vaselins
zu 0,827 bei 100° ermittelt.
El. Konsistente Sehmiermittel.
Ein allgemein gültiger Prüfungsgang läßt sich nicht ohne weitere^
für alle konsistenten Schmiermittel aufstellen. Vielmehr erweisen sich
bei der Mannigfaltigkeit der Zusammensetzung dieser Materialien und
der an sie gestellten Anforderungen oft von einander abweichende Prüfungs-
wege als recht zweckdienlich. Einzelne dieser Produkte, deren Zu-
sammensetzung schon S. 83 gestreift wurde, schmelzen bereits bei 60 bis
65°, andere erst weit über 100°.
Bei Prüfung konsistenter Fette kommen hauptsächlich folgende
Punkte in Frage:
I. Äußere Erscheinungen;
II. Tropfpunkt;
III. Qualitative Vorprüfung auf Zusammensetzung;
IV. Quantitative Bestimmungen;
a) Freie Fettsäure;
b) Gehalt an Seife;
c) Unverseif bares Fett (Mineralöl, Harzöl, Wollfett etc.);
d) Wasser;
e) Nebenbestandteile wie Glyzerin, welches in geringen Mengen
ständiger Begleiter konsistenter Fette ist und von der
Verseifung bei Herstellung der Fette herrührt, Nitrobenzol
und Nitronaphthalin (zum Parfümieren bezw. Entscheinen
der Mineralöle benutzt) sind nur bei ganz ausführlichen
Analysen zu bestimmen;
f) Freier Kalk, von unvollkommener Verseifung herrührend:
g) Fremde Verunreinigungen und Zusätze.
Konsisteiite Schmiermittel: Äußere ErBcheinongen. Tropfpunkt. 139
I. Äußere Erscheinungen.
Biese geben unter umständen schon einen guten Anhalt für die
Qoaütätsbeurteilung. £in gut durchgearbeitetes Maschinen- oder Wagen-
fett moB an allen Stellen in Bezug auf Konsistenz und in der Farbe
tonlichst gleichartig sein; es soll schmalz- bis butterartige Konsistenz
zeigen. Der Gerach läBt oft Zusätze von Harzöl, Teeröl, Nitrobenzol etc.
Terraten. Hellgelbe bis höchstens bräunlich- oder rotgelbe Fette werden
im allgemeinen den dunkleren Fetten gegenüber bevorzugt.
n. Tropf^nnkt.
Der Schmelzpunkt der konsistenten Fette wird — ceteris paribus —
im Handel zur Beurteilung der Güte in erster Linie herangezogen. Von
einem scharfen Schmelzpunkt kann bei derartigen Produkten überhaupt
kaom gesprochen werden. Beim Schmelzen dieser Fette findet zunächst
ein Erweichen der Oberfläche statt, und schließlich gelangt nur, bei sehr
boch schmelzenden Fetten erst nach Abdunsten eines Teils des Wassers,
der mit Seife mehr o^er weniger beladene eigentliche Fettbestandteil
der Masse zum Schmelzen.
Die üblichen Verfahren zur Trop^unktsbestimmung seien im nach-
btehenden beschrieben. Am meisten zu empfehlen ist hiernach dasjenige
Ton übbelohde.
a) D^hUÜon. Der sog. Tropfyunkt wird statt des Erstarrungs-
ponktes oder Schmelzpunktes für gewisse Fälle nicht nur bei Maschinen-
fetten, sondern auch zur Bewertung yon anderen Fetten, Paraffinen,
Ceresinen u. s. w. bestimmt. Nach dem modifizierten Pohl sehen Yer-
fihren oder nach Finkener wird er so ermittelt, daß die Queck-
siiberkngel eines Thermometers (Pohl), oder das Ende eines
Glasstabes (Finkener) in die zu prüfende Substanz getaucht
imd anter allmählicher Erhitzung derjenige Punkt ermittelt
^d, bei welchem entweder die Quecksilberkugel sichtbar
wird (Pohl) oder unter freier allmählicher Erhitzung der Pa-
raffin- oder Fettmasse im Luftbade das erste Abtropfen stattfin-
det (modifiziertes Pohlsches und Finken er sches Verfahren).
h) l^iMs Verfahren. Bei dem für konsistente Ma-
^^enfette modifizierten Pohl sehen Yerfahren wird die
Hasse auf das Thermometergefaß entweder durch kurzes Ein-
tauchen des Thermometers in die geschmolzene Masse, oder,
^e dies z. B. bei den meisten konsistenten Fetten erforder-
^ch ist, durch Aufstreichen der Masse bei Zimmerwärme aufgetragen.
^>s Thermometer wird im 15 — 20 mm weiten Reagensglas mittels Kork
Fig:. 51.
f
Cb
\40 UnteiBDchuiig der Schmiermittel.
befestigt (Fig, 51) und durch ein Wasserbad (Becherglas) langs&m erhitzt.
Fehle rquellen sind die unbestimmte Form der Thermometerkngel, die
unbestimmte Menge der Fettmasse, die Schnelligkeit der Temperatur-
en Fink^iera Verfahren. Einige der genannten Fehlerquellen
sind bei dem zolltechnischen Finkenerschen Verfahren zur Unter-
scheidung von Ceresin und Paraffin vermieden. Bei diesem Verfahrea
wird das Ende eines 3 mm starken, unten eben abgeschliffenen Glasstabs
zweimal hintereinander im Abstand von 3 Min. je 1 Sek. lang senkrecht
10 mm tief in die auf siedendem Wasserbade geschmolzene Masse ein-
getaucht. Dann werden die Stäbchen in einem 3 «n
^' weiten Reagenarohr gemäß Fig. 52 aufgehängt, Thermct-
meterkugel und Stäbchenende sind gleich hoch und weil
von der Rohrwand entfernt. Die Erhitzung des Olas-
rohrs erfolgt in einem gröGeren Wasserbade (Becber-
glas von 2 1 Inh.) und wird um 1" pro Min. gesteigert
Auch diese Methode gibt bei sorgfältiger Beobschtuitg
der Vorschrift noch Abweichungen der Wieder hol ungs-
versuche mit Ceresin und F%raffiu bis zu 1,5", ^ei^
einzelt sogar bis zu 5", weil nicht immer gleich groSe
Mengen Ceresiu etc. durch das beschriebene Eintaucb-
Tcrfahren aufgetragen werden kOnnen').
d) Vbbdohdea Verfahren. Dbbelohde defi-
niert den wahren Tropfpunkt als denjenigen scharf
bestimmten Wärmegrad, bei dem ein Tropfen der lu
prüfenden Masse unter seinem Eigengewicht von einer
gleichmäBig erwärmten Masse abfällt, ohne daB Menge
©oder Gewicht der aufgetragenen Masse (bei Terschiedenen
Versuchen) die Hohe des Trop^unktes beeindusseo.
Diesen Punkt kann man, allerdings umständlich, mitteU
des Finkenerschen Verfahrens nach folgender Erwägung bestimmen.
Gröfiere imd kleinere Auftragungsmengen beeinflussen die Tropfeo
in zweierlei Weise. Bei relativ kleiner Auftragungsmenge mufi die ge-
schmolzene Masse durch fortschreitende Erhitzung erst eine sehr geringe
innere Reibung erlangen, d. h. sehr leicht flüssig werden, also verhältai«-
mäfiig hoch erwärmt werden, damit ein genügend großer Tropfen ent-
stehen und abfallen kann. In diesem Falle wird ein zu hoher TropC-
punkt beobachtet, wie Versuche ohne weiteres zeigen.
Bei großer Auftragungsmenge veranlaßt das hohe Gewicht der
teilweise geschmolzenen noch breiigen Masse bei verhältnismäßig niedere'
') Holde, Mitteilungen 1899.
KonsiBtente Schmiennttt«]: Tropfpuitkt.
141
Temperatur Abfallen eines ziemlich großen Tropfens ungenügend ge-
schmolzener Masse. Der Tropfpunkt liegt in diesem Falle also zu niedrig.
In beiden Fällen ist der Tropfen groB im Verliältnis
Auftragungsmenge
irAofbragungsmenge, der Quotient —
Tropfenmenge
relativ klein. Dem wahren Tropfpunkt, welcher zwischen
beiden Fällen liegt, kommt man näher, wenn man, ron
dem ersten bezw. zweiten extremen Falle ausgehend, die
Aoftrsgungsmenge immer vergr&Bert bezw. verkleinert.
In beiden Keihen werden dann die Quotienten immer
gröfler and nähern sich einem Höhepunkt, bei dem die
eine Reihe in die andere übergeht. Dieser Höhepunkt ist
demnach der durch die Masse unbeeinfluBtc wahre Tropf-
pnnkt; seine Ermittlung nach vor stehendem Verfahren
würde aber für jede Substanz zahlreiche Wägungen der
Tropfenmaase erfordern, bt also zu mühsam. Uan er-
mittelt ihn in kürzester Zeit auf dem Apparat von übbe-
lohde, bei dem die Fehler der bisherigen Bestimmungen,
die Unsicherheit der Auftragungsmengen, sowie der Ein-
fluß des Temperatu^efällea und der versf^edenen Wärme-
ktpazität beeeltlgt sind.
Der Apparat') (Fig. 63) besteht aus dem mit der
irlindrischen Metallhalse b fest verbundenen Einschlufi-
thermometer a und der Glashülse e. Die Hülse b besitzt
bei c eine kleine Offiiung; ihr nnterer federnder Teil trägt
die tylindrische geschliffene 10 mm lange, an der unteren
Offiiong 3 mm weite Glashülse e.
Das Thermometergefäfi ist gleich weit von den
Wandungen der Hülse entfemt, deren oberer Rand sich
etwa 2 mm über dem ThermometergefäS befindet.
Das abgenommene gläserne GefäB e wird mit der
iD präfenden Masse durch Hineindrücken oder Hinein-
jtreicheo gefüllt, die überschüssige Masse wird unten und
obea glatt abgestrichen und der Apparat parallel seiner
■\chse eingeführt. Feste Massen (Paraffin, Ceresin u. s. w.),
««Iche beim Einstecken des Apparates leicht Zerbrechen
*ersala3sen kOnnten, werden geschmolzen in das mit der
Ueioen Öffnung auf eine Glasplatte gestellte Gefäß ge-
pwsen; noch ehe sie völlig erstarrt sind, wird von oben
■) Der Apparat wird v
pfiebn.
1 der Firma U. I
, Berliu, JohaDsiestr. 14,
X42 Untersachung der Schmiermittel.
her der Apparat aufgesteckt. Die Glashülse e muß so tief in die
Metallhülse hineingreifen, wie die drei Sperrstäbchen gestatten. Der
Apparat wird dann in einem etwa 4 cm weiten Reagensrohr, durch
Kork befestigt und durch ein Wasserbad (Becherglas von 3 1 Inhalt auf
Asbestdrahtnetz) wie bei Finkeners Verfahren erhitzt. Der Tempe-
raturanstieg im Wasserbad wird bei Berechnung des wirklichen Tropf-
punktes berücksichtigt. Diejenige Temperatur, bei welcher der erste
Tropfen abfallt, ist, falls nicht äußerst langsam, z. B. 0,1^ Anstieg pro
Minute, erhitzt wird, wegen des Temperaturgefälles vom äußeren Rand der
Fettmasse bis zur Thermometerkugel nur als scheinbarer Tropfpunkt
anzusehen. Dieses Gefälle wächst naturgemäß mit der Schnelligkeit des
£rhitzens; es beträgt z. B., wie Versuche zeigten, bei 1° Temperatur-
anstieg pro Min. 0,5®, bei 2^ Temperaturanstieg 1® u. s. w.
Aus der Differenz zweier Tropfpunkte, welche bei verschiedenen
Temperaturanstiegen erhalten wurden, läßt sich der wirkliche Tropf-
punkt, wie folgt, berechnen:
Ist der scheinbare Tropfpunkt eines Paraffins bei 1° pro Min.
Temperaturanstieg zu 47,5°, bei 2® zu 47,0° gefunden worden, so beträgt
pro 1° Temperaturanstieg die Differenz zwischen Temperatur des Fettes
und der Thermometerkugel 0,5°. Man würde also bei unendlich kleinem
Temperaturanstieg den wirklichen Tropfpunkt zu 47,5 + 0,5 finden.
Die Korrektur von 0,5° bei 1° Temperaturanstieg ist durch Ver-
suche bestätigt worden, sie gilt für konsistente Fette, Paraffin, Ceresin,
Talg u. s. w.
Beispiel.
Scheinbarer Tropfpunkt gefunden 60,5®
Temperaturanstieg im Wasserbad 2° pro Min.
Korrektur für 2° Temperaturanstieg 1,0°
Wirklicher Tropfpunkt "61^'^
m
III. Qualitative Vorprttfang auf Zusammensetzang.
Löst sich das Fett, was nur selten vorkommt, in Benzin oder
Äther klar auf und hinterläßt es beim Yerbrennen auf dem Platinblech
keinen Aschenrückstand, so sind nur reine Fettbestandteile, ev. auch
Zusätze von Harz und Ceresin zugegen, welche nach den anderweitig
(S. 119 u. 128) gegebenen Anweisungen nachgewiesen werden. Beträcht-
liche Mengen von Wasser verursachen in der Benzinlösung eine Trübung,
welche auf Zusatz von absolutem Alkohol verschwindet. Bei völliger
Löslichkeit des Fettes in Benzin wird das Fett dann in üblicher Weise,
wie unter „Fette, Öle und Wachse" und Mineralschmierölen beschrieben,
untersucht.
Eonsistente Schmiermittel: Quantitative Bestimmung. 143
Ist das Fett, wie das bei Wagenfetten, koD eisten ten Maschinen-
fetten und ähnlichen seifenhaltigen Produkten der Fall ist, in Benzin
zam Teil unlöslich, so wird eine Probe des Fettes in einem Gemisch
Ton 90 Yol. Benzin und 10 Yol. abs. Alkohol heiß gelöst. Die Lösung
wird kurze Zeit der Ruhe überlassen und dann warm filtriert. In
Losung sind Fett, Seife, Mineralöl, im Rückstand etwaige Verunreini-
gungen von freiem Kalk, kohlensaurem Kalk, sowie etwaige Zusätze
Ton Schwerspat, Kieselgur, Graphit etc., die nach den bekannten ana-
lytischen Yerfahren untersucht werden.
Bei typischen konsistenten Fetten erfolgt die quantitative Bestim-
mung der Hauptbestandteile \md Yerunreinigungen alsdann in folgender
Weise:
lY. Quantitative Bestimnumgen.
a) i^Vete Fettsäure* Diese Bestimmung erfolgt, nachdem man
sich durch Ausschütteln des Fettes mit heißem Wasser von der Ab-
wesenheit freier Mineralsäure überzeugt bezw. letztere, falls sie vor-
handen, in bekannter Weise durch Titration ermittelt hat, nach J. Marcus -
son in folgender Weise:
5 — 10 g Fett (auf der Handwage abgewogen) werden in etwa 50 ccm
eines neutralisierten Gemisches von 90 Yol. Benzin (spez. Gew. 0,70)
und 10 Yol. abs. Alkohol kurze Zeit am Rückflußkühler erhitzt. Nicht
künstlich beschwerte Fette lösen sich ganz oder fast vollkommen auf;
Ungelöstes wird auf gehärtetem Filter warm abflltriert und ausgewaschen.
Man setzt zur Lösung 30 ccm neutralisierten, 50-proz. Alkohol hinzu
ond titriert unter häufigem Durchschütteln und mehrfachem Erwärmen
mit y,Q N.-Natronlauge bei Gegenwart von Phenolphtalein, bis die untere
alkoholische Schicht rosa gefärbt bleibt. Die beiden Schichten trennen
sich in der Wärme sehr leicht. Die an der Bürette abgelesene Laugen-
menge gibt das Alkaliäquivalent für die in der abgewogenen Fettmenge
enthalten gewesene freie Fettsäuremenge. (Bei einer Einwage von 9,15 g
Fett und Benutzung der nach % SO3 oder Säurezahlen eingeteilten Bürette
kann man bei der Titration unmittelbar die Säure zahl des Fettes an der
Bürette ablesen.) Wesentlich ist bei der beschriebenen Arbeitsweise die
Verwendung des verdünnten Alkohols. Arbeitet man mit 96-proz. Al-
kohol in Mischung mit Benzin oder Äther, wie beim üblichen Verfahren
zur Sänrebestimmung in hellen Schmierölen, so erhält man oft ungenauen
Farbeniunschlag und imbefriedigende Ergebnisse. Die Natronlauge bleibt
nämlich bei der Bindung der freien Säure nicht stehen, sondern zersetzt
seUiefilich auch Kalkseife. Die entstehenden basischen Stoffe (Ätzkalk
bezw. basische Seifen) rufen nur bei Gegenwart von Wasser den Farben-
^"i^lag des Phenolphtaleins scharf hervor.
J44 Untersuchung der Schmiermittel.
Vorstehend beschriebenes Verfahren ist aber nur brauchbar, wenn
in dem Fett nicht noch andere, durch Natronlauge angreifbare Sub-
stanzen nicht saurer Natur sind. Z. £. wird Zinkchlorid, welches in
Lötfetten gefunden wurde, durch Natronlauge in die Zinkate übergeführt.
Man muB in diesem Fall das Zinkchlorid erst durch Wasser aus dem
in Bflsnzin und Alkohol gelösten Fett ausziehen, bevor man die Säure-
bestimmung macht. Ohne Beachtung dieses Punktes werden natürlich
in sonst säurefreien, zinkchloridhaltigen Fetten durch direkte Titration
mit Lauge enorme Mengen Fettsäure gefunden. £s wird sich im all-
gemeinen bei Prüfung von Fetten auf freie Säure inuner eine vorangehende
Feststellung der Basen empfehlen.
h) Geh€iU an Seife* Die gesamte nach a) erhaltene Flüssigkeit
wird heiß mit überschüssiger, verdünnter Salzsäure behufs Zersetzung
der Seife durchgeschüttelt. Die salzsaure Schicht^), wird abgegossen.
Nach Auswaschung der Mineralsäure wird die Benzinlösung unter Zusatz
von 20 ccm abs. Alkohol und Phenolphtalein titriert. Die ermittelte
Säurezahl stellt die nach a) ermittelte freie Säure zuzüglich der in
Form von Seife gefundenen Säure dar. Durch Abzug des nach a) er-
haltenen Wertes erhält man also die als Seife vorhanden gewesene Fett-
säure. Zur Berechnung des Seifengehaltes ist in dem heiß hergestellten
salzsauren Auszug des Fettes die Natur der Seifenbasi^ (gewöhnlich
Kalk) und das Molekulargewicht M der an die Basis gebundenen Fett-
säure zu bestimmen.
Hierzu wird die titrierte Benzinlösung des mit Salzsäure zersetzten
Fettes mit so viel Wasser versetzt, daß der Alkohol etwa 50-proz. ist,
und mit 50-proz. Alkohol ausgeschüttelt. Aus der alkoholischen, durch
wiederholtes Schütteln mit Petroleumäther gereinigten Seifenlösung werden
in bekannter Weise die Fettsäuren abgeschieden, deren Molekulargewicht
dann durch Titration bestimmt wird.
Beispiel. Ist das Molekulargewicht M der Fettsäuren 300, die
Menge der in 1 g Fett als Seife enthaltenen Fettsäure, als Säurezahl
berechnet, S = 30, und ist die Seifenbasis Kalk, so berechnet sich der
Seifengehalt x in 100 g Fett nach der Gleichung
Kalkseife
X : S = (40 -+- 2 (M — 1)) X 100 : 112,3,
in welcher 40 das Atomgewicht von Calcium, und 112,3 = 2 Mol. KOH,
entsprechend 1 Mol. Kalkseife, darstellt.
*) Diese Schicht ist bisweilen durch organische Farbstoffe, welche zum
Färben des Fettes zugesetzt waren, stark rot gefärbt. In diesem Falle wird die
Ausschüttelung mit Salzsäure so oft wiederholt, bis der Auszug farblos erscheint.
Bei ungeförbten Fetten genügt zweimaliges Ausschütteln.
Koiuisteiite Schmiemiittel: Wassergehalt 145
x: 30 =100.638:112,3.
X = 17,0 g Kalkseife in 100 g Fett.
Für Natronseife wäre die Gleichung
Natronseife
X : S = (23 + M — l) X 100 : 56,15
iniuwenden, in der 23 das Atomgewicht des Natriums ist.
e) UwverseifieB und unveraeifbares FeU bezw* Öl TNeutralfett
and Mineralöl). Aus der nach b) Yon Seifen befreiten Benzinlösung
wild Benzin abdestilliert, Rückstand = Neutralfett + Mineralöl gewogen.
Durch Bestimmung der Yerseifungszabl des Rückstandes wird der Gehalt
an Terseif barem Fett festgestellt (yergl. S. 128) und auf die ursprüngliche
Menge konsistentes Fett umgerechnet.
Will man die Eigenschaften des von verseifbarem Fett freien
Mineralöls bestimmen, so ist noch Trennung nach Spitz und Honig
fS. 128 und Holde, Schmiermittel, S. 119) erforderlich.
ä) Be&U/mimung des Wasäers* Das ältere Verfahren, nach dem
eine gewogene Menge Fett, mit Alkohol verrührt, bis zum Verschwinden
des Schaumes erwärmt imd nach dem Erkalten gewogen wurde, gibt nur
bei Abwesenheit leicht flüchtiger ölanteile brauchbare Werte. Allgemeiner
hat sich folgendes von Marcusson vorgescblagenes Verfahren bewährt:
100 g Fett werden in einem weithalsigen, oben mit Asbest um-
wickelten Erlenmeyerkolben von 1 1 Inhalt mit 100 ccm Toluol unter
Zusatz einiger Bimssteinstückchen durch ein Sicherheitsölbad nach Bau-
mann erhitzt. Die Destillation beginnt, falls das Fett nicht sehr geringen
Wassergehalt aufweist, schon erheblich unter 100^; bei Gegenwart von
5 Proz. Wasser im Fett lag der Siedebeginn meist bei etwa 85^. Das durch
einen kurzen Kühler verdichtete Destillat wird in einem 100 ccm fassenden,
oach unten zu yerengten Meßzylinder (s. S. 7) aufgefangen. Es trennt sich
schnell in eine untere Wasser- und eine obere Toluolschicht. Nachdem
die Hauptmenge des Wassers übergegangen ist, werden durch das höher
siedende Toluol die letzten, noch im Erlenmeyerkolben beflndlichen
Wasserteilchen übergetrieben. Man destilliert, bis die Tropfen voU-
konunen klar übergehen. Sollten zum Schluß noch kleine Wasser-
bläschen im Kühler haften, so spült man mit etwas Toluol nach. Die
Destillation geht auch bei Gegenwart Ton yerhältnismäßig viel Wasser
nihig Ton statten. Der Wassergehalt kann an der unteren Teilung des
Meßzylinders nach völliger Klärung des Destillates durch Erwärmen im
^'ssserbade direkt in Prozenten abgelesen werden.
Die nach diesem Verfahren ermittelten Wassergehalte lagen bei
6 konsistenten Fetten zwischen 1 und 6,3 Proz. Die Unterschiede in
den WiederholungsYersuchen betragen für das gleiche Fett in der Regel
Uültnudinngan. S. Aufl. TU. 10
146 Untenachung der Schmiermittel.
0 — 0,2 Proz., höchstens 0,35 Proz. Bei dem älteren Verfahren wurden
die Wassermengen um 0,5 — 2,2 Proz., vereinzelt um noch größere Werte
zu hoch gefunden.
e) Glyzerin» Das Glyzerin spielt in den konsistenten Fetten nur
die Rolle eines in geringer Menge (0,5 — 2 Proz.) yorkommenden Neben-
bestandteils, entstanden durch Verseifung des zugesetzten Fettes; es ist
nur in Ausnahmefallen zu bestimmen.
Die gewöhnliche Bestimmung des Glyzerins beruht auf der Oxy-
dation desselben durch Permanganat in alkalischer Lösung zu Oxalsäure
(s. unter „Ole, Fette und Wachse**) und wird bei konsistenten Fetten,
wie folgt, ausgeführt:
Die nach b) durch Zersetzen von 10 g Fett mit vcrd. Salzsäure
erhaltene salzsaure Flüssigkeit gießt man zur völligen KJärung durch
ein doppeltes Filter, wäscht nach, neutralisiert mit Kalilauge und setzt
noch 10 g Ätzkali in 300 ccm Wasser hinzu. Dann läßt man in der
Kälte unter Umschütteln so viel einer 5 -proz. Permanganatlösung zu-
fließen, bis die Flüssigkeit nicht mehr grün, sondern blau oder schwärz-
lich geförbt ist. Nach 7,- stündigem Stehen wird unter Vermeidung eines
größeren Überschusses Wasserstoffsuperoxyd zugesetzt, bis die über dem
Niederschlage stehende Flüssigkeit farblos geworden ist. Man füllt in
einem Literkolben bis zur Marke auf, filtriert 500 ccm ab, erhitzt sie
zur Zerstörung des Wasserstoffsuperoxyds y. Stunde zum Kochen, läßt
auf etwa 60° abkühlen und titriert die Oxalsäure unter Zusatz von
Schwefelsäure mit */iq N.-Permanganatlösung.
2 Mol. Permanganat entsprechen 1 Mol. Glyzerin.
f) Freier Kalk. Geringe Mengen freier Kalk finden sich, von
der Herstellung herrührend, in vielen konsistenten Fetten.
Vorprobe auf freien Kalk: Einige g Fett werden mit phenolphta-
leinhaltigem 80-proz. Alkohol gekocht. Rotfärbung rührt gewöhnlich
von Atzkalk her, selten von freiem Alkali.
Bestimmung: 10 g Fett werden mit 50 ccm Benzol und 5 ccm
Alkohol Yi Stunde am Rückflußkühler erwärmt; das Ungelöste wird filtriert
und mit heißem Benzolalkohol völlig ausgewaschen. In dem fett- und
seifenfreien Rückstand wird Ätzkalk in bekannter Weise bestimmt.
g) Fremde Verunreinigungen und Zusätze. Beschwerungs-
mittel, wie Gips, Schwerspat, Stärkemehl, Talk, ebenso etwa zugesetzter
Graphit oder Ruß, bleiben bei der unter f) beschriebenen Behandlung
mit Benzolalkohol ungelöst und sind als solche nach bekannten Methoden
leicht zu kennzeichnen.
In Benzolalkohol lösliche Fremdstoffe werden nach Abdestillieren
des Lösungsmittels und Zersetzen der Kalkseife mit verdünnter Salz-
säure ^emäß den Angabou auf S. 115 u. ff. ermittelt.
Wasserlöaliche oder emulgierbare Mineralöle. 247
y. Beispiele.
a) IHe Tnypfpunkte der meisten Fette liegen zwischen 75 und
^'^% in seltenen Fällen liegt der Tropfpunkt niedriger und selten höher.
Das Fließen der Fette an der Thermometerkugel beginnt gewöhnlich
1 — 3°, seltener schon 5^ imterhalb des Abtropfpunktes. In neuerer Zeit
kommen konsistente Fette mit über 98^, sogar solche mit über 120^
liegendem Tropfpunkt in den Handel.
b) €MumU an FeUsäure ist meistens nahezu 0.
c) €tehaU an Seife bewegt sich bei den typischen konsistenten
Fetten innerhalb 10 und 23 Proz., am häufigsten liegt der Seifengehalt
zwischen 12 und 16 Proz.
d) €tehaU an Wasser liegt bei konsistenten Fetten gewöhnlich
zwischen 2 und 6 Proz., selten unterhalb und oberhalb dieser Grenzen.
e) GehaU an verseifbarem NeutrtUfeU liegt in der Kegel
zwischen 1 und 5 Proz.
f) Mineraläl ist meistens in Mengen von 75 bis 81 Proz. vor-
handen«
F. Soc* urasserldsliehe oder emalsierbare Mimeraldle.
Allgemeines.
Die sog. wasserlöslichen Mineralöle, welche entweder mit Wasser
haltbare Emulsionen oder klare bezw. annähernd klare Lösungen bilden,
haben neuerdings große Bedeutung erlangt. Sie werden hergestellt
darch Auflösen der Ammoniak-, Eali- oder Natronseifen von Ölsäuren,
Fettschwefelsäuren, Harzsäuren, Naphthensäuren in Mineralölen, häufig
unter gleichzeitigem Zusatz von Anmioniak, Benzin oder Alkohol, in
«einzelnen Fällen (bei den Bolegschen Ölen D.R.P. 122451) unter gleich-
zeitiger Oxydation mit Luftsauerstoff. Die in Wasser klar oder fast
TöUig klar löslichen Ole sind als Auflösungen von Mineralölen in Seifen-
lö>Qngen aufzufassen.
Verwendet werden die Ole oder deren wässerige Emulsionen bezw.
Auflösungen zu Bohr-, Fräs-, Schneide- und Polierarbeiten (die bisher
für den gleichen Zweck yielfach verwendeten, aber nicht' so bequem zu
bereitenden Seifenlösungen lassen Stahl und Goßeisen eher rosten), zum
Einfetten der Wolle vor dem Verspinnen, zum Behandeln von Tuchstoffen
in der Textilindustrie, zum Sprengen von Straßen behufs Bindung des
Straßenstaubes u. s. w.
10'
J48 Untersuchang der Schmiermittel.
Prttfuns der Zusammensetzung.
a) GehaU an flüchUgen Stoffen (Wasser, Alkohol, Benzin). Man
yersucht, durch Destillation einer größeren Olmenge (etwa 100 g) im
Destillierkolben von wenigstens 200 ccm Inhalt die leicht flüchtigen
Stoffe überzutreiben. Gelingt dies wegen zu starken Schäumens nicht,
so zersetzt man die yorhandenen Seifen erst durch tropfenweise Zugabe
von Salzsäure aus einer Bürette, bis man mit Methylorange Rotfarbung
bekommt, und destilliert alsdann über. Die Destillate fängt man im
Meßzylinder auf.
Sind die Destillate noch trübe, so sind sie mit gemessenen Mengen
Salzsäure eben zu neutralisieren. Man liest nach dem Stehen des im
Meßzylinder aufgefangenen Destillats etwaige Benzin- und Wassermengen
unter Berücksichtigung des mit der Salzsäure zugesetzten Wassers ab.
Alkohol wird durch nochmaliges Fraktionieren des im unteren Teil des
Meßzylinders befindlichen Destillats angereichert und kann durch die
Jodoformreaktion qualitativ nachgewiesen werden.
b) Freie argcMiache Säure* 1. Bei Abwesenheit yon Ammo-
niak (durch den Geruch beim Erhitzen leicht kenntlich) wird die freie
Säure in üblicher Weise durch Titration mit Yjq N. alkoholischer Natron-
lauge bestimmt.
2. Bei Gegenwart Ton Ammoniakseife sättigt die Natronlauge
nicht nur die freie Säure, sondern sie zersetzt bei weiterem Zusatz auch
die Torhandene Ammoniakseife. Der Farben Umschlag mit Phenol phtalein
tritt also nicht nach Abbindung der freien Säure, sondern erst nach
völliger Zersetzung der Anmioniakseife ein, und der Verbrauch an Alkali
entspricht der vorhanden gewesenen freien Säure zuzüglich der an Am-
moniak gebundenen. Um letztere zu ermitteln, bestimmt man in den
bekannten Destilliervorrichtungen (geräumiger Erlenmeyerkolben mit Beit-
meyerschem Aufsatz) den Ammoniakgehalt des Öles durch Erhitzen von
20 bis 30 g Öl mit konzentrierter Natronlauge, Auffangen des übergehen-
den Ammoniaks in Yjq N.-Schwefelsäure und Zurücktitrieren der letzteren
mit 7io N.-Natronlauge.
Sind außer Ammoniak keine anderen Basen zugegen, so läßt sich
das Ammoniak auch durch einfache Titration einer wässerigen Emulsion
des Öles mif Yj, N.-Salzsäure bei Gegenwart von Methylorange be-
stimmen. Die der gefundenen Ammoniakmenge entsprechende Saure,
berechnet als Säurezah], zieht man von dem durch direkte Titration des
Öles gefundenen, ebenso berechneten Säuregehalt ab. Die Differenz ist
freie Säure.
e) Unveraeifte Neutralatoffe werden aus dem mit Benzin und
7io N. alkoholischer Natronlauge (Alkohol 50-proz.) geschüttelten Öl nach
Wasserlösliche oder emulgierbare Mineralöle. 149
Spitz und Honig (S. 128) quantitativ ausgezogen. Das in der Benzin-
lösnng yerbleibende Neutralöl wird in üblicher Weise (S. 127 — 130) auf
Menge und Art von vorhandenem fetten Öl, Mineralöl, Harzöl u. s. w.
geprüft.
d) SeifengehaJU.
1. Den Seifengehalt der wasserlöslichen Ole kann man, wenn nur
gewöhnliche einbasische Fett- oder Naphthensäuren und nicht Fett-
schwefelsauren oder oxydierte Harzsäuren (Bolegsche Ole) als Grundlage
der die Wasserlöslichkeit bedingenden Seifen dienen, ähnlich wie unter
Miaeralflchnderölen und koosistenten Fetten (S. 126 und 144) beschrieben,
ermitteln. Zu diesem Zweck werden die gewogenen Gesamtfettsäuren,
welche aus dem nach c) erhaltenen alkalischen Auszug nach Zersetzimg
mit Mineralsäure in üblicher Weise gewonnen werden und die Summen
der ursprünglicb im freien Zustand und an Alkali gebunden gewesenen
Fettsäuren darstellen, titriert; man muB von diesem Gesamtbetrag den
nach b) ermittelten Gehalt an freier Säure abziehen und nach der Formel
NatroMeife
x: S = 100 (23 4- M — 1) : 56,15
den Seifengehalt berechnen. Sofern neben Alkaliseife Ammoniakseife
vorhanden ist, welche gleichfalls nach b) bestimmt wurde, ist diese na-
türlich mit zu berücksichtigen.
2. Bei Gegenwart von Fettschwefelsäuren oder oxydierten
Harzsäuren als Seifengrundlage läßt die bloße Titration nach dl
nicht die Menge des ursprünglich in den Seifen dieser Säuren gebunden
gewesenen Alkalis bestimmt erkennen, weil jene Säuren Alkali doppelt,
niimlidi in der Carboxjl- imd in der Sulfogruppe zu binden ver-
mögen und die in den Bolegschen Ölen sich findenden oxydierten Harz-
säoren auch erheblich mehr Alkali au&ehmen, als einer 1 -basischen
oder 1-atomigen Säure entspricht. Man muß in diesem Fall neben der
Menge der an Alkali im ursprünglichen Ol gebunden gewesenen Fett-
saore F. die sich aus der Differenz der nach dl ermittelten Gesamt-
fettsäure imd der ursprünglich vorhanden gewesenen freien Fettsäure
ergibt, das gesamte an Fettsäure gebundene Alkali A durch Yeraschung
und Umrechnung der erhaltenen Karbonate auf das Metall berechnen.
Ans diesem wird alsdann durch Addition von A zu Fg die ursprünglich
Torhanden gewesene Seifenmenge berechnet.
Beispiel für d2:
Die als freie Fettsäure vorhanden gewesene Säure Ff entspreche
emer Säurezahl S = 10.
Die freien und an Basen gebunden gewesenen Fettsäuren, welche
nach c abgeschieden worden waren, und insgesamt 15 g wiegen, ent-
sprechen zusammen einer Säurezahl S] = 30.
X50 UntersachaDg der Schmiermittel.
Dann entfallen auf die freie Säure ^ = 5 g i"id auf F,
mithin 10 g.
Sind femer 2 g Alkali, als Metall berechnet, gefunden worden, so
sind etwa 10 + 2g=12g Seife vorhanden gewesen.
Um sich darüber zu entscheiden, ob man das einfachere titri-
metrische Verfahren d, oder das etwas kompliziertere gewichtsanalytische
Verfahren d^ anwendet, ist es natürlich erforderlich, die abgeschiedenen
Fettsäuren als Ölsäure, Harzsäure oder Fettschwefelsäure vor Ausführung
des einen oder anderen Verfahrens zu kennzeichnen.
Hierbei ist zu beachten, daß Ölsäure flüssig ist, spez. Grew. < 1,
Jodzahl 90 und Molekulargewicht 282 hat.
Fettschwefelsäuren haben hohen Schwefelgehalt, scheiden sich, so-
fern sie in größerer Menge Torhanden sind, beim Ansäuern ihrer Lösung
mit Mineralsäuren als schwere Ole am Boden ab und bilden für sich
ohne Basenzusatz haltbare Emulsionen.
Harzsäuren sind harzartig zähe oder sehr dickflüssig klebrig und
haben spez. Gew. >- 1.
In einem mit Wasser emulgierbaren, sog. wasserlöslichen, in
Wirklichkeit aber nicht yöUig löslichen Ol, welches als Bohröl benutzt
wurde, wurden 78 Proz. Mineral Schmieröl (hell), 9,8 Proz. Gesamtfett-
säure, hiervon 9,1 Proz. an Basen gebunden und 0,8 Proz. freie Fett-
säure, sowie 11,1 Proz. unter 100^ siedende Bestandteile (Benzin und
Alkohol) gefunden.
Ole^ Fette nnd Wachse«
Von
Dr. J. Lewkowltseh.
Systematik der Öle, Fette luid Wachse.
Die Öle, Fette und Wachse, welche das Rohmaterial der Fett- und
Ölindustrieen bilden, finden sich in den Pflanzen und Tieren fertig ge-
bildet vor. Chemisch unterscheiden sich die öle und Fette von den
Wachsen dadurch, daß erstere Glyzerinester der Fettsäuren darstellen,
während letztere als Fettsäureester einwertiger Alkohole anzusehen sind.
Hiemach ist es leicht, auf chemischem Wege Ole und Fette yon Wachsen
und zwar durch den Nachweis von Glyzerin zu unterscheiden. In der
Natur kommen anscheinend nur die Triglyzeride TOr; die Mono- und
Diglyzeride treten als Produkte einer sekundären Reaktion, die wir als
eine natürliche Hydrolyse ansehen können, auf. Uns interessieren hier
nur die Triglyzeride. Da die natürlichen öle und Fette ein kom-
pliziertes Gewirr der yerschiedensten Triglyzeride darstellen, und zwar
nicht nur der einfachen Triglyzeride — die also nur die Radikale
einer einzigen Fettsäure enthalten — , sondern auch der gemischten
Triglyzeride, in welchen die Säureradikale verschiedener Fettsäuren an
einen Glyzerinrest gebunden sind, so ist an eine erschöpfende Analyse,
wie sie etwa in der Mineralanalyse angewendet wird, nicht zu denken.
Dies ist aber auch nicht erforderlich, da wir bei Zugrundelegung eines
systematischen Untersuchungsganges in den meisten Fällen im stände
:«ind, ein gegebenes Ol, Fett oder Wachs zu identifizieren und fest-
zustellen, was in der technischen Analyse von größter Wichtigkeit ist,
ob die Probe rein oder verfälscht ist.
£s ist auch möglich, mit Hilfe der unten beschriebenen Methoden
ein Gemisch von zwei oder mehreren Ölen und Fetten zu identifizieren
und annähernd die Mengenverhältnisse der einzelnen Öle und Fette fest-
zQStellen. Je größer die Anzahl der Komponenten eines Gemisches ist,
tun so schwieriger wird natürlich die Untersuchung. Wenn man jedoch
152 Öle, Fette und Wachse«
auf streng logischer Basis vorgeht und die unten beschriebenen Methoden
in geeigneter Weise kombiniert, ist es in vielen Fällen möglich, mit einer
für technische Zwecke hinreichenden Genauigkeit die Zusanmiensetzung
eines anfanglich unentwirrbar erscheinenden Gemisches zu ermitteln.
Da sämtlichen Ölen und Fetten als gemeinsamer Bestandteil das
Glyzerin zukonunt, so kann eine Verschiedenheit der einzelnen Glyzeride
nur auf einer Verschiedenheit der Fettsäuren beruhen, wenn wir vorläulig
von den feineren, bisher noch unerforschten unterschieden abseben, die
durch die Isomerieverhältnisse der gemischten Glyzeride bedingt werden.
Hieraus folgt, daß neben der Prüfung der Öle und F^tte selbst die Unter-
suchung der Fettsäuren eine wichtige Rolle spielen muß.
Bei den Wachsen, deren alkoholischer Bestandteil, im Gegensatz
zu Glyzerin, im Wasser unlöslich ist, hat die Untersuchung des alkoho-
lischen Anteiles erhöhte Wichtigkeit. In der Praxis wird der alkoho-
lische Bestandteil mit dem Namen „Unverseifbares^ bezeichnet, obwohl
dieser Ausdruck — im Gegensatz zu Verseifbarem — nicht nur die
Alkohole, sondern aucb nicht verseif bare Öle, wie Mineralöle, Harzöle,
Teeröle, einschließt. Streng genonmien sind nur die Fettsäuren selbst
völlig verseif bar, d. h. überführbar in Seifen. Da aber Glyzerin,
welches an sich „imverseifbar^ ist, in Wasser löslich ist (im Gegensatz
zu den Alkoholen der Wachse und zu den Mineralölen etc.), werden im
technischen Sinne auch die Glyzeride selbst als vollständig verseifbar
bezeichnet.
£ine sachgemäße Untersuchung wird sich daher zunächst auf die
Öle, Fette und Wachse selbst, dann auf die Untersuchung der Fett-
säuren und schließlich auf die Prüfung des Unverseifbaren erstrecken.
••
Untersnchnng der Ole, Fette und Wachse.
Die Untersuchung der natürlichen Öle und Fette wird mittels
physikalischer und chemischer Methoden ausgeführt.
A. Physikalische Methoden.
Vorläufige Anhaltspunkte gewähren die Farbe, die Konsistenz
imd auch der Geruch und Geschmack. Die Farbe gibt besonders
bei den festen Fetten eine Andeutung für die vorläufige Erkennung
einiger Individuen, wie z. B. von Palmöl und Sheabutter. Die Kon-
sistenz bei gewöhnlicher Temperatur verhilft zu einer raschen Beur-
teilung, ob eine Probe zu den flüssigen Fetten (Ölen) oder festen Fetten
Bestimmtuig des spezifischen Gewichtes. 153
gehurt, Geruch und Gescbmack geben nur dem Geübten geeignete
Fingerzeige; sie erfordern Allerdings eine Erfahrung, die dem Handels-
chemiker nicht immer zur Verfügung steht, deren Erwerbung aber nicht
dtingend genug angeraten werden kann.
Ton größerer Wichtigkeit sind die Bestimmung des spezifischen
Gewichtes, des Schmelz- und Erstarrungspunktes (namentlich der Fett-
sinren) und des Brechungsexponenten. Nur untergeordnetere Bedeutung
haben die Bestimmung der Viskosität, des optischen DrehungsvermOgens
uod die LösHehkeitsbeetimmuiig.
1. Bestlnuniing des spezlflscben C^wlclites.
Das spezifische Gkwicht der flüssigen Öle und Wachse wird mittels
Aräometers, Pyknometers oder der bydrostatiscben Wage bestimmt. Es
ist tatsam, die Bestimmong bei der Normaltemperatur TOn 15** G. (oder,
wie es zumeist in England und Amerika geschieht, bei 15,5<' {== 60" F.])
aagznführen, da die meisten der in der Literatur
veizeichneten Beobachtongen bei dieser Temperatur Pig.6*.
gemacht worden sind und somit als Verglelchs-
naterial herangezogen werden kOnnen. Ist es
jedoch unmttglicb, bei dieser Temperatur die Be-
stuomung auszuführen, so bringt mau für je l'*
«ne Korrektur Ton ± 0,00064 an. Häufig wird
die Bestimmung bei höheren Temperaturen aus-
gefabrt, z. B. bei dem Siedepunkte des Wassers.
In solchen F&Uen benütze man das Sprengelsche
Pyknometer (Fig. M). Man füllt das Sprengelsche
Rohr mit dem Fette, indem man das Ansatzrohr b
in das Ol taucht und mittels eines an a ange-
setzten Gummischlauches einsaugt. Man hängt
dann das Rohr so tief als möglich in ein mit
Wasser gerilltes Becherglas ein, das über der
Flunme sum Sieden erhitzt wird. Das Ol dehnt
»ch im Sprengeischen Rohr in der Richtung
des geringsten Widerstandes nach a aus, so daS
das SütenrOhrchen a immer voll bleibt. Befindet sich der Flüssig-
keitsmeniskus jenseits m, so ninmit man den Überschufl mittels eines
FiltrierpapierrOl leben s bei o ab. Ist etwa zu wenig Öl in dem Rohre,
K bringt man einen Tropfen des Fettes mittels eines Glasstabes an a,
vodorch etwas Flüssigkeit in das Rohr durch KapUlarattraktion einge-
saugt wird. Das spezifische Gewicht der Substanz bezieht man auf
Wasser von der gleichen Temperatur; hierzu wiederholt man den Ver-
154 Öle, Fette and Wachse.
such mit Wasser. Jedenfalls ist aber bei allen spezifischen Gewichts-
bestimmungen genau anzugeben, auf welche Wassertemperatur sich das
spezifische Gewicht bezieht.
Bei festen Fetten wird gewöhnlich das spezifische Gewicht bei
100^ in der eben beschriebenen Weise bestimmt. Bei Bienenwachs Ter-
fahrt man meistens in folgender Weise: Man schmilzt das Wachs auf
einem Uhrglase (auf dem Wasserbade), läßt allmählich erstarren and
schneidet kleine Stücke aus der Masse heraus. Diese werden mit einem
nassen Pinsel behufs Entfernung von Luftblasen abgestrichen und sorg-
faltig mittels einer Pinzette in verdünnten Alkohol gebracht, der durch
Zusatz von Wasser oder Alkohol, je nach Erfordernis, auf eine solche
Dichte gebracht wird, daß die Wachsstücke gerade darin schwimmen.
Man filtriert den Alkohol ab und bestimmt sein spezifisches Gewicht,
welches nun das spezifische Gewicht des Wachses ist.
Im allgemeinen läßt sich aus der spezifischen Gewichtsbestimmang
geringe Information über die Natur einer vorliegenden Probe gewinnen.
Man ist jedoch im stände, einerseits die flüssigen Wachse an ihrem
niedrigen spezifischen Gewichte und andererseits Rizinusöl an seinem
hohen spezifischen Gewichte zu erkennen. Die spezifische Gewichtszahl
liefert auch häufig Fingerzeige für das Vorliegen einer Verfälschung oder
dient als Bestätigung von Schlüssen, die aus den unten zu beschreiben-
den Methoden hergeleitet werden können. In den unten (S. 196 ff.) fol-
genden Tabellen finden sich die spezifischen Gewichte der am häufigsten
vorkommenden Ole, Fette und Wachse verzeichnet.
2« Bestimmansr cles Sclmielz- und Erstamingrspunktes«
Die Fette und Wachse haben keinen scharfen Schmelzpunkt, wie
er bei reinen chemischen Substanzen im Kapillarrohr beobachtet wird.
Daher schmelzen auch die Fette, wenn man sie in der üblichen Weise
im Eapillarrohr untersucht, innerhalb mehrerer Grade, indem zunächst
ein Erweichen eintritt, dann ein Schmelzen am Rande, wobei die Sub-
stanz durchscheinend wird, bis sie zuletzt vollständig geschmolzen er-
scheint. Infolgedessen herrscht eine gewisse Unsicherheit darüber, welche
Temperatur als Schmelzpunkt anzunehmen ist. Einige Chemiker be-
zeichnen als Schmelzpunkt diejenige Temperatur, bei welcher das Fett
erweicht, so dafi es durch den hydrostatischen Druck des Wassers in
die Höhe getrieben wird, wenn es in eiuem beiderseits offenen Röhrchen
in Wasser eingesenkt wird. Andere wieder betrachten diejenige Tem-
peratur als Schmelzpunkt, bei welcher das Fett so weit erweicht ist,
daß es von einer in das zuvor geschmolzene Fett eingetauchten Qaeck-
silberthermometerkugel gerade abtropft. Da im Handel verschiedene
Bestimmoog des Schmelzpunktes. 155
Methoden noch gebräuchlich sind, ist es durchaus erforderlich,
stets anzugeben, nach welcher Methode die Schmelzpunkts-
bestimmung ausgeführt worden ist.
£s muß femer noch beachtet werden, daB eine frisch ge-
schmolzene Probe nicht den richtigen Schmelzpunkt, anzeigt und daß
es durchaus erforderlich ist, eine Probe 24 Stunden nach dem Schmelzen
ruhen zu lassen, ehe der Schmelzpunkt bestimmt wird.
Die folgenden Methoden sind noch bei Eontraktabschlüssen im
Gebrauch:
Die Po hl sehe Methode besteht darin, daß man die Kugel eines
Thermometers in die geschmolzene Substanz eintaucht, so daß sie
ein» dünnen Überzug auf dem Glase bildet. Das Thermometer wird
alsdann nach 1 — 2 Tagen in einem weiten Reagensglase mittels eines
Korkens so befestigt, daß die Kugel 1,25 cm vom Boden absteht. Das
Reagensglas wird in einem Wasserbade erhitzt und diejenige Tempe-
ratur als Schmelzpunkt angesehen, bei welcher sich ein Tropfen unten
am Thermometer ansammelt.
£ine bessere Methode ist die von Redwood eingeführte, die in
der folgenden Form bei genügend festen Fetten gute Resultate gibt.
Man bringt ein etwas größeres Stück des nicht kurz zuvor ge-
schmolzenen Fettes auf die Oberfläche blanken Quecksilbers, welches
in einer Schale über einem Becherglase langsam erwärmt wird. Die-
jenige Temperatur, bei welcher das Fett sich auf der Quecksilberober-
fläche ausbreitet, wird als der Schmelzpunkt angesehen.
Die Schmelzpunktsbestimmung im Kapillarrohr wird
häufig angewandt. Da in diesem die oben erwähnten Erscheinungen
des Erweichens, Durchscheinendwerdens und schließlichen Schmelzens
deutlich wahrnehmbar sind, so wird gewöhnlich der Anfangspunkt und
Endpunkt des Schmelzens angegeben.
Die Schmelzpunktsbestimmung ist nur von Bedeutung bei „Winter-
ölen*' und Schokoladefetten.
Yon yiel größerer Bedeutung ist der Erstarrungspunkt der
Fettsäuren oder, wie er im Handel genannt wird, der „Titer". Hierzu
müssen zunächst die Fettsäuren dargestellt und nach der im nächsten
Kapitel (vergl. S. 226) ausführlich zu beschreibenden Methode untersucht
werden.
3. Bestimmangr des Brechungsveriuö^ens*
Die Bestimmung des Brechungsvermögens, welches durch die Ein-
führung des Oleorefraktometers von Amagat u. Jean, und besonders
durch die Konstruktion des Z ei 6 sehen Butterrefraktometers außer-
ordentlich erleichtert worden ist, bildet eine der einfachsten und wich-
156 öle, Fette und Wachse.
tigsten Yorproben bei der Untersuchung der Ole und Fette, namentlich
aber bei der Untersuchung des Butterfettes und des Schweineschmalzes.
Ben unberechtigten Einwänden älterer Beobachter gegen die Zuverlässig-
keit der refraktometrischen Methode ist dank der leichten und raschen
Ausführbarkeit der Untersuchung mittels des Butterrefraktometers, wie
viele Veröffentlichungen beweisen, eine Überschätzung gefolgt, vor welcher
hier ausdrücklich gewarnt werden muB. Namentlich sind vielfach bei
der Untersuchung des Butterfettes Schlüsse gezogen worden, welche
einer Berechtigung entbehren. Mittels eines Blickes durch das Instrument
ist man im stände, zu entscheiden, ob ein Butterfett eine grobe Ver-
fälschung erlitten hat. Wenn jedoch nur wenig abweichende Zahlen
oder selbst sogenannte „Normalzahlen^ erhalten werden, so ist dies noch
kein Beweis für die Reinheit eines Butterfettes, denn es lassen sich
leicht Gemische von Margarine und KokosnuBöl herstellen, die den
Brechimgsexponenten eines normalen Butterfettes zeigen. Selbst wenn
außerhalb der Normalzahlen fallende Werte erhalten werden, so liegt
hierin noch nicht der Beweis für eine Verfälschung, da an sogenannten
abnormen Buttersorten leicht refraktometrische Zahlen erhalten werden,
die von den Normen beträchtlich abweichen. Es ist daher der
refraktometrischen Beobachtung nur der Wert einer — allerdings sehr
wichtigen — Vorprobe zuzumessen. Es wäre völlig falsch, auf Grund
dieser Methode allein Ole und Fette identifizieren zu wollen.
Im allgemeinen besteht eine gewisse Korrelation zwischen den
Brechungsexponenten und der Jodzahl, wie aus den S. 196 ff. gegebenen
Tabellen, in welcher die refraktometrischen Konstanten der wichtigsten
Öle imd Fette zusammengestellt sind, ersichtlich ist.
Die Beschreibung des Butterrefraktometers in der jetzt üblichen
Form und des Arbeitens mit demselben sei nach den „Offiziellen Be-
stinmiungen über die chemische Untersuchung von Butter, Margarinefett,
Schweineschmalz etc.^ ausführlich wiedergegeben.
„Die wesentlichen Teile des Butterrefraktometers sind zwei Glas-
prismen, die in den zwei Metallgehäusen A und B enthalten sind. Je
eine Fläche der beiden Glasprismen liegt frei. Das Gehäuse B ist um
die Achse C drehbar, so daß die beiden freien Glasflächen der Prismen
aufeinander gelegt und voneinander entfernt werden können. Die
beiden Metallgehäuse sind hohl; läfit man warmes Wasser hindurch-
fließen, so werden die Glasprismen erwärmt. An das innere Ge-
häuse ist eine Metallhülse für ein Thermometer M angesetzt, dessen
Quecksilbergefaß bis in das Gehäuse reicht. K ist ein Femrohr, in dem
eine von 0 bis 100 eingeteilte Skala angebracht ist; J ist ein Queck-
silberspiegel , mit Hilfe dessen die Prismen und die Skala beleuchtet
werden.
Refraktometer. 157
Zur Erzeugung des für die Butterprüfung erforderlichen -warmen
Wassers kann die in Fig. 56 gezeichnete Heizvorrichtung dienen. Der
auflache Heizkessel ist mit einem gewöhnlichen Thermometer T| und
önem sogenannten Thermoregulator Si mit Gasbrenner B^ Yersehen. Der
Rohrstutzen Ai steht durch einen Gummischlauch mit einem Ya ^^^ 1 m
höher stehenden Gefäße C| mit kaltem Wasser (z. B. einer Glasflasche)
inTerbindung; der Gummischlauch trägt einen Schraubenquetschhahn Jf?i .
Vor Anheizung des Kessels läBt man ihn durch OfiEaen des Quetsch-
bahns E^ voll Wasser flieBen, schließt dann den Quetschhahn, verbindet
das Schlauchstück Gi mit der Gasleitung und entzündet die Flamme
bei ^1 . Durch Drehen an der Schraube P^ reguliert man den Gaszufluß
zu dem Brenner B^ ein- für allemal in der Weise, daß die Temperatur
des Wassers in dem Kessel 40 bis 45^ C. beträgt. An Stelle der hier
beschriebenen Heizvorrichtung können auch andere £inrichtungen yer-
wendet werden, welche eine möglichst gleichbleibende Temperatur des
Heizwassers gewährleisten. Falls eine Gasleitung nicht zur Verfügung
steht, behilffc man sich in der Weise, daß man das hochstehende Gefäß C^
mit Wasser Ton etwa 45® füllt, dasselbe durch einen Schlauch unmittel-
bar mit dem Schlauchstücke D des Refraktometers verbindet und das
warme Wasser durch das Prismengehäuse fließen läßt. Wenn die Tem-
peratur des Wassers in dem hochstehenden Gefäße Cj bis auf 40® ge-
sunken ist, muß es wieder auf die Temperatur von 45® gebracht werden.
Dem Refraktometer werden zwei Thermometer beigegeben; das
eine ist ein gewöhnliches, die Wärmegrade anzeigendes Thermometer,
das andere hat eine besondere, eigens für die Prüfung von Butter bezw.
Ton Schweineschmalz eingerichtete Finteilung. An Stelle der Wärme-
grade sind auf letzterem diejenigen höchsten Refraktometerzahlen auf-
gezeichnet, welche normales Butterfett bezw. Schweineschmalz erfahrungs-
gemäß bei den betreffenden Temperaturen zeigt. Da die Refraktometer-
zahlen der Fette bei steigender Temperatur kleiner werden, so nehmen
die Gradzahlen des besonderen Thermometers, im Gegensatze zu den
gewöhnlichen Thermometern, von oben nach unten zu.
a) Aufstellung des Refraktometers in Verbindung mit der
Heiz Vorrichtung.
Man hebt das Instrument aus dem zugehörigen Kasten heraus,
wobei man nicht das Femrohr, sondern die Fußplatte anfaßt, und stellt
^ 80 auf, daß man bequem in das Femrohr hineinschauen kann. Zur
Beleuchtung dient das durch das Fenster einfallende Tageslicht oder
das Licht einer Lampe.
Man verbindet das an dem Prismen gehäuse des Refraktometers
(Fig. 55) angebrachte Schlauchstück mit dem Rohrstutzen Z)| des Heiz-
158 Öle, Fett« UDd Wachse.
kesBels; gleichzeitig schiebt man über das an der MetallhüUe des
Refraktometers angebrachte Schlauchstück einen Gummi schlauch , den
man zu einem tiefer stehenden leeren Gefäß oder einem Wassentblaaf-
becken leitet. Man Öffnet hierauf den Schrauhenquetschhahn £, und
läßt aus dem Gefäfie C, (Fig. 56) Wasser in den Heizkessel Hießen.
FiB-M.
Dadurch wird warmes Wasser durch den Rohrstutzen und mittels des
Guromischlauchs durch das Schlauchstück D in das Prismen gebäuse fi,
von hier aus durch den io der Fig. 55 gezeichneten Schlauch nach dem
Prismengehäuse gedrängt und fließt durch die Metallhalse des Thermo-
meters, den Stutzen und den daran angebrachten Schlauch ab. Die
beiden Glasprismeu und da,s QuecksilbergefäS des Thermometers werden
durch das warme Wasser erwärmt.
Durch geeignete Stellung de.-i (^uetschhahns regelt mau den
zu dem Heizkessel so, daß das aus E austretende Wasser
Refraktometer.
159
Fig. 5«.
a
id.
nur in schwachem Strahle ausfließt und daß bei Verwendung des ge-
wöhnlichen Thermometers dieses möglichst nahe eine Temperatur von
40*^ anzeigt.
b) Aufbringen des Öles oder Fettes auf die Prismenfläche
und Ablesung der Kefraktometerzahl.
Man öfEhet das Prismengehäuse des Refraktometers, indem man den
Stift F (Fig. 55) etwa eine halbe
Umdrehung nach rechts dreht, bis
Anschlag erfolgt; dann läßt sich die
eine Hälfte des Gehäuses zur Seite
legen. Die Stütze H hält B in der
in Abbildung 55 dargestellten Lage
fest. Man richtet das Instrument mit
der linken Hand so weit auf, daß
die freiliegende Fläche des Glas-
prismas B annähernd horizontal liegt,
bringt mit Hilfe eines kleineu Glas-
!>tabs drei Tropfen des filtrierten Öles
■oder Butterfetts etc.) auf die Pris-
menfläche, Terteilt das geschmolzene
Fet^ mit dem Glasstäbchen so, daß
die ganze Glasfläche davon benetzt
ist, and schließt dann das Prismen-
Gehäuse wieder. Man drückt zu dem
Zwecke den Teil ^ an ^4 an und
führt den Stift durch Drehung nach
Hnks wieder in seine anfangliche
Lage zurück; dadurch wird der Teil B
am Zurückfallen verhindert und zu-
gleich ein dichtes Aufeinanderliegen
der beiden Prismen flächen bewirkt.
Das Instrument stellt man dann
wieder auf seine Bodenplatte und
:<ibt dem Spiegel eine solche Stellung,
daß die Grenzlinie zwischen dem
hellen und dunklen Teile des Ge-
r^ichtsfeldes deutlich zu sehen ist,
wobei nötigenfalls der ganze Apparat ;;^,^.^.^^;^■^^(;,w^^^l;^^■ /.;v..v.v'A'-w^v^ty-". .v.w;v..
etwas verschoben oder gedreht wer-
den muß. Femer stellt man den oberen ausziehbaren Teil des Fern-
rohrs so ein, daß man die Skala scharf sieht.
■iZ>
Ä-
160 Öle, Fette und Wachse.
Nach dem Aufbringen des geschmolzenen Fettes auf die Prismen-
flache wartet man etwa 3 Minuten und liest dann in dem Fernrohr ab.
an welchem Teilstriche der Skala die Grenzlinie zwischen dem hellen
und dunklen Teile des Gesichtsfeldes liegt; liegt sie zwischen zwei Teil-
strichen, so werden die Bruchteile durch Abschätzen ermittelt. Sofort
hinterher liest man das Thermometer ab.
1. Bei Verwendung des gewöhnlichen Thermometers sind die
abgelesenen Refraktometerzablen in der Weise auf die Normaltemperator
Ton 40^ umzurechnen, daß für jeden Temperaturgrad, den das Thermo-
meter über 40° zeigt, 0,55 Teilstriche zu der abgelesenen Refrakto-
meterzahl zuzuzählen sind, während für jeden Temperaturgrad, den das
Thermometer unter 40** zeigt, 0,55 Teilstriche von der abgelesenen
Refraktometerzahl abzuziehen sind.
2. Bei Verwendung des Thermometers mit besonderer Ein-
teilung zieht man die an dem Thermometer abgelesene Refraktometer-
zahl ab und gibt den Unterschied mit dem zugehörigen Vorzeichen an.
Wurde z. B. im Femrohre die Refraktometerzahl 44,5, am Thermometer
aber 46,7° abgelesen, so ist die RefraktometerdifPerenz des Fettes
44,5 — 46,7 = — 2,2.
c) Reinigung des Refraktometers.
Nach jedem Versuche müssen die Oberflächen der Prismen und
deren Metallfassungen sorgfaltig von dem Fette gereinigt werden. Dies
geschieht durch Abreiben mit weicher Leinwand oder weichem Filtrier-
papier, wenn nötig, unter Benutzung von etwas Äther.
d) Prüfung der Refraktometerskala auf richtige
Einstellung.
Vor dem erstmaligen Gebrauch und späterhin von Zeit zu Zeil
ist das Refraktometer daraufhin zu prüfen, ob nicht eine Verschiebung
der Skala stattgefunden hat. Hierzu bedient man sich der dem Apparate
beigegebenen Normalflüssigkeit*). Man schraubt das zu dem Refrakto-
meter gehörige gewöhnliche Thermometer auf, läßt Wasser von Zimmer-
temperatur durch das Prismengehäuse fließen (man heizt also in diesem
Falle die Heizvorrichtung nicht an), bestimmt in der vorher beschriebenen
Weise die Refraktometerzahl der Normalflüssigkeit und liest gleichzeitig
den Stand des Thermometers ab. Wenn die Skala richtig eingestellt
ist, muß die Normalflüssigkeit bei verschiedenen Temperaturen folgende
Refraktometerzahlen zeigen:
') Diese ist von der Firma Carl Zeiß in Jena zu beziehen.
BrechiingsYerm 5gen.
161
Sei einer
Skalen-
Bei einer
Skalen-
Temperatur von
teile
Temperatur von
teile
250 c.
71,2
160 C.
76,7
240 -
71,8
150 -
77,3
230 -
72,4
140 -
77,9
220 -
73,0
130 -
78,6
210 .
73,6
120 -
79,2
200 .
74,3
11^ •-
79,8
190 -
74,9
100 -
80,4
180 .
75,5
90 -
81,0
170 -
76,1
80 -
81,6
Weiclit die Refraktometerzahl bei der Versuchstemperatur von der
in der Tabelle angegebenen Zahl ab, so ist die Skala bei der seitlichen
kleinen Öffnung mit Hilfe des dem Instrumente beigegebenen ührschlüssels
wieder richtig einzustellen."
I>ie Skalenteile des Refraktometers entsprechen folgenden Brechungs-
exponenten :
Differenz
0,0080
0,0077
0,0075
0,0072
0,0069
0,0066
0,0064
0,0060
0,0057
0,0055
Die dazwischen liegenden Werte sind durch Interpolation leicht zu
bereclmen.
4. Die Bestimmangr der Viskosität
wird in einem der bekannten Yiskosimeter ausgeführt, und zwar ist in
Deutschland das Engl ersehe Yiskosimeter allgemein eingeführt, während
in England der Redwoodsche und in Amerika der Sayboltsche Apparat
im Gebrauch sind. Betreffs der Beschreibung dieser Apparate und der
Ausfahrung der Bestimmungen vergl. S. 92 ff. Von Wichtigkeit ist diese
Bestimmung nur bei denjenigen Ölen, die zu Schmierzwecken dienen, wie
z. B. Rüböle, geblasene Öle.
Untervacliuiigen. 6. Aufl. IH. 11
Skalenteile
Brechungsezponent
0
1,4220
10
1,4300
20
1,4377
30
1,4452
40
1,4524
50
1,4593
60
1,4659
70
1,4723
80
1,4783
90
1,4840
100
1,4895
162 öl^' P^^^ "^^ Wachse.
5. lidsliclikeltsbestiminiinsren
sind von nur untergeordneter Bedeutung, da fast sämtliche Fette in den
üblichen Lösungsmitteln leicht löslich sind. Nur Rizinusöl bildet eine
Ausnahme infolge seiner Löslichkeit in Alkohol imd seiner Schwerlös-
lichkeit in Petroleumkohlenwasserstoffen. Diese Ausnahmestellung kann
zur Identifizierung des Rizinusöles imd zur Unterscheidung desselben von
anderen Ölen herangezogen werden.
6. Das optische DrehangrsTermdgren
wird in der Handelsanalyse nur selten bestimmt. Tatsächlich dürfte es
gegenwärtig nur zur Identifizierung von Stillingiaöl und Chaumugraöl be-
nutzt werden, sowie auch zur Bestätigung des Vorhandenseins von Harz-
ölen in fetten Ölen.
B. Cheiilsehe Ketlioden.
Die hauptsächlichsten chemischen Methoden, die in der technischen
Analyse angewendet werden, bezwecken die Ermittelung gewisser Zahlen-
werte, die von der Natur der in den Ölen und Fetten sowie auch in
Wachsen vorkommenden Fettsäuren abhängen. Da diese Zahlen ein
Maß der vorhandenen Mengen einzelner Fettsäuren oder Fettsäuregruppen
bieten, ohne jedoch ihre absolute Menge anzugeben, so sind diese Me-
thoden mit dem passenden Namen quantitative Reaktionen belegt worden.
Außer diesen quantitativen Reaktionen besitzen wir noch eine An-
zahl von Prüfungsmethoden, die ich unter dem Namen „qualitative Me-
thoden^ zusammenfasse.
L Quantitative Methoden.
Die Zahlenwerte, die mittels der quantitativen Methoden ermittelt
werden, teile ich in zwei Klassen ein*).
a) Konstanten, d. h. diejenigen Zahlen, die für die Natur eines
Öles, Fettes oder Wachses charakteristisch sind und daher zur Identi-
fizierung einer gegebenen Probe dienen.
b) Variabel e, d. h. diejenigen Zahlen, welche ein Mittel liefern,
die Qualität eines Produktes zu beurteilen, da diese Zahlen von der
Art der Reinigung des Rohproduktes, dem Alter, der Ranzidität und
anderen Umständen abhängen.
*) Vgl. Lewkowitscb, Chemische Technologie and Analyse der Öle, Fette
und Wachse. Braunschweig 1905. Bd. I, S. 244.
Verseifdngszahl. X63
Eine Mittelstellung zwischen diesen beiden Klassen nimmt die
Acetjlzahl ein, indem sie bald als Konstante, bald als Yariabele anzu-
sehen ist.
») Konstfinten.
Die folgenden Konstanten, in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit auf-
gezählt, werden hier betrachtet werden.
1. Die Yerseifungszahl.
2. Die Jodzahl.
3. Die Reichertsche (Reichert-Meifilsche, Reichert-
Wollnysche) Zahl.
4. Die H ebner sehe Zahl.
!• Bestiinniimsr der Yerseifkmgrszahl.
Die Yerseifungszahl (Köttstorferzahl) gibt die Anzahl
von Milligrammen Kalihjdrat an, welche für die Yerseifung
Ton 1 g Fett oder Wachs erforderlich ist.
Die Yerseifungszahl wird in der folgenden Weise bestimmt: Man
wägt in einem 150 — 200 ccm fassenden Kolben aus gutem Glase 1,5 — 2,0 g
des filtrierten Fettes oder Wachses ab und setzt 25 ccm einer annähernd
halbnormalen alkoholischen Kalilauge zu. Die Lauge wird am besten
mittels einer Yollpipette abgemessen, welche man stets, sowohl beim
wirklichen Yersuche als auch beim blinden Yersuche, in gleicher Weise
auslaufen läßt. Man verbindet den Kolben mit einem Kühlrohr oder
einem Rückflußkühler und erwärmt auf dem kochenden Wasserbade oder
über einem kleinen Flämmchen, so daß der Alkohol in leichtes Sieden
gerat. Y^on Zeit zu Zeit schwenkt man den Kolbeninhalt um, solange
noch am Boden eine Olschicht bemerkbar ist. Nach einer halben Stunde
ist in den weitaus meisten Fällen die Yerseifung beendet; nur bei den
Wachsen (s. Seite 236) ist es erforderlich, mindestens eine Stunde lang
über der freien Flanmie zu kochen. (Je stärker der Alkohol, der zur Dar-
stellung der alkoholischen Kalilauge benutzt wurde, ist, desto rascher
findet die Yerseifung statt. £s ist nicht ratsam, schwächeren Alkohol als
96-proz. zu Terwenden.) Alsdann wird 1 ccm einer einprozentigen alko-
hoüschen Phenolphtaleinlösung zugesetzt und der Überschuß des Kalis mit
halbnormaler Salzsäurelösung zurücktitriert. Gleichzeitig stellt man einen
blinden Yersuch in genau derselben Weise mit 25 ccm der alkoholischen
Kalilösung an. Die Differenz der in den beiden Yersuchen verbrauchten
?fäure entspricht der von den Fettsäuren gebundenen Menge Kalihydrats.
Beispiel.
1,6775 g Schweinefett wurden mit 25 ccm einer alkoholischen Kalilauge
reneift, welche 24,6 ccm halbnormaler Salzsäure entsprachen. Zum Zorucktitrieren
11*
134 Öle, Fette und Wachse.
wurden 12,95 ccm halbnormaler Salzsäure, also zur Sättigung der Fettsäuren
24,60 — 12,95 = 11,65 ccm verbraucht.
Daher wurden verbraucht
11,65 X 0,0561
2
also für 1 g Schweinefett
326,78
= 326,78 mg KOH,
1,6775 = 1^« "•« ^<^«-
Die Verseif ungszahl der Probe ist daher 194,8.
Die von Henriques vorgeschlagene „kalte Verseifung" ist nur
bei der Untersuchung von „Faktis" der oben beschriebenen Methode
vorzuziehen. Es sei dahei' auf den Abschnitt „Kautschuk" verwiesen.
Die Verseifungzahlen der meisten Ole und Fette liegen in der
Nähe von 195 und das mittlere Molekulargewicht der darin vorkonmienden
Fettsäuren (s. S. 183) ist daher etwa 276. Die Öle der Rübölgruppe
zeichnen sich jedoch durch eine niedrigere Verseifungszahl — etwa 175
mm ^^ •
— aus, da diese Ole beträchtliche Mengen von Erucasäure enthalten,
deren Molekulargewicht 338 ist. Andererseits haben Ole und Fette,
welche eine beträchtlichere Menge TOn niedrigen Fettsäuren enthalten,
eine höhere Verseifungszahl als 195. So liegt die Verseifungszahl des
Butterfettes bei 227, während die Verseifungszahlen der zur Kokosnuß-
ölgruppe gehörenden Fette sogar bis 240 — 260 ansteigen.
Die Verseifungszahlen der Wachse liegen bei weitem niedriger als
die der Ole imd Fette, und zwar zumeist zwischen 80 und 136. Es ist
also möglich, durch Bestimmung der Verseifungszahl allein zunächst die
Wachse (flüssige und feste), ferner die Öle der Rübölgruppe, sowie auch
Butterfett und die zur EokosnuBölgruppe gehörenden Ole zu erkennen.
Dies gilt natürlich nur unter der Voraussetzung, daß die zur Untersuchung
vorliegenden Proben vemachlässigenswerte Mengen un verseif barer Öle ent-
halten, da letztere natürlich die Verseifungszahl herabdrücken.
Über den Einfluß freier Fettsäuren in einem Fette auf die Ver-
seifungszahl vergl. Lewkowitsch, Chemische Technologie und Analyse
der Öle, Fette und Wachse. Bd. I, S. 253.
2. Bestlmmunsr der «Todzahl.
Die Jodzahl gibt die Menge von Jodchlorid, ausgedrückt
in Prozenten von Jod, an, welche ein Fett oder Wachs zu ab-
sorbieren vermag. Die Jodzahl ist ein Maß der vorhandenen ung^
sättigten Fettsäuren, da diese Säuren, sowohl in der Form ihrer Glyzeride
als auch freier Fettsäuren, für jedes Paar doppelt gebimdener Kohlen-
stoffatome 1 Molekül Jodchlorid, entsprechend 2 Atomen Jod, zu *^'
sorbieren imstande sind.
Jodzahl. 155
Die Bestiinmimg der Jodzahl ist von t. Hübl in die Fettanaljse
eingeiulirt worden und wird entweder in der ursprünglich von ihm vor-
geschriebenen Weise oder nach der Wijs sehen Modifikation ausgeführt.
Auf Grand mehrjähriger Erfahrung kann ich die letztere Methode als
die schnellere und zuverlässigere empfehlen. Da jedoch die Wijs sehe
Methode sich noch nicht so rasch eingebürgert hat, als sie tatsächlich
verdient, sollen hier beide Methoden beschrieben werden.
HiMsche Methode* Man bringt 0,15 — 0,18 g eines trocknenden
Öles oder eines Öles der Seetiere, 0,2 — 0,3 g eines halbtrocknenden
Öles, 0,3 — 0,4 g eines nichttrocknenden Öles und 0,8 — 1,0 eines festen
Fettes in eine 500 — 800 ccm haltende, mit einem gutschUeßenden Stopfen
versehene Glasflasche. Das Abwägen geschieht am besten in einem Wäge-
gläschen, dessen Kork mit einer Bürettenspitze versehen ist, so daß man
eine bestimmte Anzahl Tropfen des Öles oder des zuvor geschmolzenen
Fettes mit Hilfe eines angesetzten Gummischlauches herausnehmen kann.
Einige Übung gestattet, an der Anzahl der Tropfen das Gewicht bis auf
Zentigramme im voraus zu erkennen. Man setzt nun 10 ccm reinen Chloro-
fonns (oder Ghlorkohlenstoffs) hinzu, bringt die Substanz, wenn erforder-
lich, dorch leichtes £rwärmen in Lösung und setzt aus einer Yollpipette
25 ccm einer Jodchloridlösung hinzu, die, wie folgt, bereitet wird: 25 g
reinen Jods einerseits und 30 g Quecksilberchlorids andererseits werden
in je 500 ccm 95-proz. Alkohols gelöst. Diese Lösungen werden getrennt
aofbewahrt; die für einen Versuch erforderliche Menge muß 24 Stunden
zuvor durch Vermischen gleicher Volumina hergestellt werden. Das
Gemisch darf nicht sofort benutzt werden, da die Jodchlorid-
losnng unmittelbar nach der Bereitung ihren Titer rasch ändert.
Obwohl selbst nach 24-stündigem Stehen das Gemisch seinen Titer
langsam verändert, bleibt er doch während der Dauer des Versuches
hinreichend konstant.
Um etwaigen Verlust von Jod durch Verflüchtigung zu vermeiden,
i>t es ratsam den Glasstopfen mit einer konzentrierten Kaliumjodidlösung
anzufeuchten. Beim Umschwenken muß man eine klare Lösung erhalten,
sonst muß mehr Chloroform zugesetzt werden. Man stellt alsdann die
Flasche an einen vor Licht geschützten Ort. Gleichzeitig wird ein
«blinder Versuch** angesetzt, in welchem genau dieselbe Menge Chloro-
form (oder Chlorkohlenstoff) und Jodchloridlösung zur Verwendung
kommt; diese Lösung dient zur Titerstellung. Nach etwa 2 Stunden
muß die Flüssigkeit noch eine tiefbraune Farbe haben, andernfalls enthält
*ie zu wenig Jod und eine weitere Quantität von 25 ccm der Jodchlorid-
lösung muß zugesetzt werden. Während dieser ersten beiden Stunden
wird die Hauptmenge des Jodchlorids absorbiert; . alsdann wird die
Kt^ktion träger. Sie darf jedoch nicht als beendet betrachtet werden
166 öle, Fette und Wachse.
vor Ablauf von 6 — 8 Stunden bei festen Fetten und nicbttrocknenden
Ölen, und von 12 — 18 Stunden bei trocknenden Ölen und Ölen der
Seetiere. Bei halbtrocknenden Ölen gestatte man 8 — 10 Stunden für
Vollendung der Reaktion.
Nach Verlauf der erforderlichen Anzahl von Stunden setzt man
20 ccm einer 10-proz. Ealiumjodidlösung hinzu, schüttelt um und fügt
400 ccm Wasser hinzu. Sollte sich hierbei ein roter Niederschlag von
Quecksilberjodid ausscheiden, so muß man mehr Ealiumjodidlösung
hinzusetzen. Der ÜberschuB des freien Jods wird nun zurücktitriert
durch Einlaufenlassen einer genau titrierten, etwa y,o N.-Natriumthio-
sulfatlösung, deren Titer nach der Volhard sehen Methode mittels
Ealiumbichromat (vergl. Bd. I, Seite 139) bestimmt worden ist, wobei man
den Flascheninhalt durch Umschwenken in rotierende Bewegung versetzt,
so daß das freie Jod, welches in der Ghloroformscliicht gelöst ist, wieder
in die wäßrige Lösung übergeht. Wenn die anfangs tiefbraune Farbe
verblaßt ist, setzt man einige Tropfen Stärkelösung hinzu und bringt die
Titration zu Ende. In genau derselben Weise wird das Jod in dem
blinden Versuche gemessen. Die Differenz zwischen den beiden Resul-
taten entspricht der Menge des absorbierten Jodchlorids, welches auf
Prozente Jod umgerechnet wird*).
Beispiel.
0,3394 g Schweinefett wurden mit 25 ccm Jodchloridlösung versetzt, die
im „blinden Versuche" 60,9 ccm einer NatriomsalfatlösuDg verbrauchte, von
welcher 16,45 ccm genau 0,2 g Jod äquivalent waren. Zum Rücktitrieren des
Jodüberschusses wurden verbraucht 39,6 ccm ThiosulfatlÖsung; daher entspricht
die absorbierte Menge von Jod: 60,9 — 39,6 = 21,3 ccm ThiosulfatlÖsung. Da
16,45 ccm ThiosulfatlÖsung 0,2 g Jod entsprechen, so sind \ ' = 0,2589 g
lb,4o
Jod absorbiert worden. Daher absorbieren 100 g Schweinefett ^ noaoA ^^
76,28 g Jod. Die Jodzahl der Probe ist daher 76,28.
Betreffs der Theorie der komplizierten Vorgänge, die sich in der
Hüb Ischen Jodchloridlösung abspielen, muß auf Lewkowitsch: Che-
mische Technologie und Analyse der Ole, Fette und Wachse, Bd. I,
S. 268 ff., verwiesen werden.
Wijssche Methode* Man löst einerseits 9,4 g Jodchlorid und
andererseits 7,2 g Jod in Eisessig auf dem Wasserbade auf, wobei man
^) Zur raschen Berechnung bediene man sich der Tabelle II S. 31 meines
„Laboratoriumbuchs für die Fett- und Ölindustrie, Braunschweig 1902, in welchem
02
die Logarithmen der Quotienten =,^r-, — , zusammengestellt sind.
Jodzahl. 167
dafür Sorge trägt, daß keine Feuchtigkeit aus der Luft angezogen wird.
(Der Eisessig muB rein sein und darf beim Erhitzen mit Ealiumbichromat
und konzentrierter Schwefelsäure keinen Stich ins Grüne geben.) Die
beiden Lösungen werden in einen Literkolben gegossen und bis zur
Marke mit Eisessig aufgefüllt.
In einem Laboratorium, in welchem viele Jodzahlbestimmungen aus-
geführt werden, ist es billiger, 13 g Jod in einem Liter Eisessig aufzulösen,
den Titer der Lösung mittels Thiosulfat genau zu bestimmen und alsdann
gewaschenes und getrocknetes Chlorgas durch die Lösung zu leiten, bis
der Titer sich gerade verdoppelt hat. Einige Übung zeigt schon durch
den Farbenumscblag der Lösung genau den Zeitpunkt an, wann alles
Jod in Jodchlorid übergeführt ist.
Die Jodzahl wird in genau derselben Weise, wie oben beschrieben,
mit Hilfe der Wijsscben Lösimg bestimmt. Statt Chloroform wende
man jedoch Tetrachlorkoblenstoff an, da ersteres häufig Alkohol enthält.
Die Wijssche Lösimg kann sofort benutzt werden und hält sich monate-
lang unverändert, so daß es nicht stets nötig ist, einen blinden Versuch
anzustellen. Diese Lösung gewährt auch noch den weiteren eminenten
Vorteil, daß man die Lösung bei festen Fetten und nicht trocknen-
den Ölen nur Yj Stunde, bei halb trocknenden Ölen nur etwa eme
Stunde imd bei trocknenden Ölen etwa 2 Stunden einwirken zu lassen
braucht.
Die Jodzahl ist eine der wichtigsten Konstanten in der Fettanalyse,
da sich sämtliche Öle, Fette und Wachse innerhalb der in den unten-
stehenden Tabellen angegebenen Klassen in eine natürliche Reihenfolge
nach der Größe der Jodzahl bringen lassen, wie ein Blick auf die Ta-
bellen S. 196—203 zeigt.
3. Bestlmmnng der Beichertsclien (Beicliert-MeliSlsclieii,
Beichert-Wollnysclien) Zahl.
Die Reichertsche (Reichert- Meißische, Reichert- Woll-
nysche) Zahl gibt die Anzahl von Kubikzentimeter Y^o N.-Kali-
lauge an, die zur Neutralisation desjenigen Anteiles der lös-
lichen flüchtigen Fettsäuren erforderlich ist, die man aus 2,5 g
(oder 5 g) Fett nach dem Reichertschen Destillationsverfahren
erhält.
Reichert, der diese Methode in die Fettanalyse einführte, be-
nutzte 2,5 g Fett; nach Meißl, sowie Wollny, werden jedoch in den
jetzt zumeist üblichen Bestimmungen 5 g Fett verwendet. Die Reichert-
Meißlsche oder die Reichert-Wollnysche Zahl ist jedoch nicht das
Zweifache der Reichert-Zahl, wie häufig angenommen wird. Es ist
168
öle, Fette and Wachse.
erforderlich, stets genau anzugeben, nach welcher Methode man bei der
Analyse vorgeht, da die Zahlen je nach der Arbeitsmethode etwas
schwanken. Im allgemeinen kann jedoch gesagt werden, daB die
Reichert- Meißische Zahl oder Reichert- Wollnysche Zahl das
2,2-fache der Reichert- Zahl ist.
Die Einzelheiten des folgenden Verfahrens (Analyst 1900, S. 309)
sind von einem Komitee des englischen Regierungslaboratoriums und
der Society of Public Analysts festgesetzt worden. Es sei deshalb in
dieser Form beschrieben, und zwar besonders aus dem Grunde, weil es
bei den — in Aussicht stehenden — internationalen Vereinbarungen
betreffs der Butteranalyse zu allgemeiner Anwendung gelangen wird.
Fig. 67.
Meicheri-WoUnysches Verfahren» Man bringt 5 g des filtrierten
Fettes in einen 300 ccm haltenden Kolben von der in der Figur 57
gezeigten Form. Man setzt alsdann 2 ccm einer Natriumhydratlösung
(die durch Auflösen von reinem 98-proz. Natriumhydrat in der gleichen
Menge von Wasser dargestellt und imter möglichem Ausschluß von
Kohlensäure der Luft aufbewahrt wird) und 10 ccm etwa 92-proz. Al-
kohol hinzu und erhitzt das Gemisch unter einem RückfluBkühler etwa
15 Minuten lang im siedenden Wasserbade. Der Alkohol wird nun
durch Erhitzen des Kolbens auf dem Wasserbade abgedimstet, bis die
Seife trocken geworden ist. Man setzt dann 100 ccm heißes Wasser,
welches mindestens 10 Minuten lang zuvor im Sieden erhalten wurde,
zu und erwärmt den Kolben, bis die Seife sich gelöst hat. Man trägt
nun 40 ccm N. -Schwefelsäure und drei bis vier erbsengroße Bimsstein-
stückchen ein und verbindet sofort den Kolben mittels des Kugelrohres
Reichertsche Zahl. 169
mit dem Kübler. Man erwärmt den Kolben auf einer Asbestplatte von
12 cm Durchmesser, die in der Mitte einen Ausschnitt von 5 cm trägt,
zunächst über einer kleinen Flamme, um die Fettsäuren zu schmelzen.
Wenn letztere klar sind, verstärkt man die Wärmezufuhr und destilliert
so, daß innerhalb 30 (28 — 32) Minuten genau 110 ccm in den Meßkolben
übergehen. Das Destillat wird umgeschüttelt, 100 ccm werden abfiltriert,
mit 0,5 ccm einer alkoholischen Lösung von Phenolphtalein (1 g in
100 ccm) versetzt und das Filtrat mit 7,o N.-Alkalilauge (oder Baryt-
lauge) titriert. In genau derselben Weise wird ein „blinder Versuch"
mit denselben Reagenzien durchgeführt. Die hierbei verbrauchte Menge
von Y,Q N.-Alkali darf nicht 0,3 ccm überschreiten. Die beim wirklichen
Versuche verbrauchte Menge von Yio N.-Alkalilösung wird um die beim
blinden Versuche benutzte Menge vermindert und mit 1,1 multipliziert.
Die so gefundene Zahl ist die Reichert-Wollnysche Zahl, mit
welcher die Reich er t-Me iß Ische Zahl nahezu identisch ist. Die
Reichert-Meißlsche Zahl der meisten Ole und Fette, nämlich der-
jenigen, deren Verseifungszahl unter 200 liegt, beträgt weniger als 0,5.
Alle Ole und Fette, deren Verseifungszahl 200 überschreitet, haben über
1,0 liegende Reichert-Wollnysche Zahlen.
Die Reichert-Meißlsche Zahl liefert wichtige Aufschlüsse über
die Natur eines vorliegenden Öles oder Fettes. So ist Butterfett durch
eine Reichert-Wollnysche Zahl von 27 — 29, die Fette der Kokosnußöl-
gmppe durch eine Reichert-Wollnysche Zahl von 5 — 8, sowie endlich
Delphintran und Meerschweintran durch Reichert-Meißlsche Zahlen
von 47 — 120 charakterisiert (vergl. die S. 196 — 203 gegebenen Tabellen).
Da das Leffmann-Beamsche Verseifungs verfahren noch vielfach
(z. B. im deutschen Reichsgesundheitsamte) zur Anwendung gelangt, sei
es hier beschrieben:
Man löst 100 g Natriumhydrat in 100 ccm Wasser und vermischt
20 ccm dieser Lösung mit 180 ccm reinen konzentrierten Glyzerins.
20 ccm dieser Glyzerin-Alkalilösung werden mit 5 g des filtrierten Fettes
in einen Erlenmeyerkolben gebracht und 2 — 3 Minuten über freiem Feuer
erhitzt, bis das Wasser verjagt ist und die Flüssigkeit klar geworden
ist. Im übrigen verfahrt man, wie oben beschrieben.
4. Bestlmmnngr der Hehnerschen Zahl.
Die Hehnersche Zahl gibt die Summe der in einem Fette
enthaltenen unlöslichen Fettsäuren und des Unverseifbaren
in Prozenten an. Man wägt 3 — 4 g des filtrierten Fettes in eine Por-
zellanschale von etwa 13 cm Durchmesser genau ab, setzt 50 ccm starken
Alkohol und 1 — 2 g festes Kalihydrat hinzu und erwärmt unter fort-
170 öle, Fette und Wachse.
währendem Umrühren auf dem Wasserbade, bis eine klare Lösung er-
halten wird. Nach etwa 15 Minuten ist die Verseif ung beendet. Man kann
sich dadurch davon überzeugen, daß man einen Tropfen destillierten
Wassers hinzusetzt, wodurch keine Trübung eintreten darf, andernfalls
muß länger erhitzt werden. Man erwärmt, bis der Alkohol verdampft ist
und die Seifenlösung dick geworden ist. Hierauf setzt man 100 — 150 ccm
heißes Wasser hinzu, säuert mit verdünnter Schwefelsäure an und erwärmt,
bis die freigemachten Fettsäuren als eine klare Olschicht auf der Oberfläche
schwimmen. Alsdann filtriert man durch ein bei 100^ getrocknetes und
gewogenes Filter von etwa 10 cm Durchmesser mit der Vorsicht, daß
man das Filter zunächst mit heißem Wasser halb voll füllt. Man bringt
Flüssigkeit auf das Filter und hält dasselbe bis zur Beendigung der
Operation halb voll. Man wäscht die Fettsäuren auf dem Filter mit
siedendem Wasser, bis einige ccm des Filtrates empfindliche Lackmus-
tinktur nicht mehr röten. Bei Fetten, die zur Kokosnußölgruppe ge-
hören, sind manchmal 2 — 3 Liter Waschwasser erforderlich. Ist das
Waschen beendet, so senkt man den Trichter samt Filter in kaltes
Wasser ein, so daß die Flüssigkeit auf dem Filter und das Wasser das
gleiche Niveau einnehmen. Hierbei erstarren zumeist die Fettsäuren.
Man läßt das Wasser abtropfen, bringt das Filter in ein gewogenes
Bechergläschen und trocknet bei 100^ während zweier Stunden. Man
wägt, trocknet nochmals eine Stunde lang und wägt wieder. Die Differenz
zwischen den beiden Wägungen beträgt meist nur 1 mg; völlige Eonstanz
kann nicht erwartet werden, da zwei Fehlerquellen, die sich jedoch meist
kompensieren, hierbei auftreten. Einerseits werden ungesättigte Fett-
säuren oxydiert, andrerseits verflüchtigt sich ein geringer Teil.
Die H ebner sehe Zahl der meisten Fette liegt bei 95; nur die-
jenigen Fette, welche hohe Reichert sehe Zahlen geben, haben weit
unter 95 Proz. liegende Werte. Da somit eine Korrelation zwischen der
Hehnerschen Zahl und der Reichertschen Zahl besteht, so lieferte
erstere keine weitere Auskunft, als sie bereits durch die Verseifungs- und
R ei chert-Meiß Ischen Zahlen erhalten worden ist. Durch die Ein-
führung der beiden letztgenannten Methoden hat die H ebner sehe Zahl
sehr viel an Bedeutung eingebüßt, und ihre Bestimmung kann daher
meist imterlassen werden. Bei den Wachsen führt offenbar die
H ebner sehe Zahl zu über 100 Proz. liegenden Werten, da ja auch die
Alkohole in Wasser unlöslich sind.
Bestimmung^ der Acetylzahl.
Die Acetylzahl gibt die Anzahl von Milligrammen Kali-
hydrat an, die zur Neutralisation der bei der Verseifung
Acetylzahl. 171
eines Grammes acetylierten Fettes oder Wachses gebildeten
Essigsäure erforderlich ist.
Die Bestimmung der Acetylzahl der Ole und Fette beruht auf dem
Prinzipe, daß Glyzeride, welche hydroxylierte Fettsäuren enthalten, beim
Erhitzen mit Essigsäureanhydrid für jede vorhandene alkoholische
Hydroxylgruppe eine Acetylgruppe aufnehmen. Der chemische Umsatz
besteht also darin, daß das Wasserstoffatom der alkoholischen Hydroxyl-
gruppe (oder -gruppen) durch das Radikal der Essigsäure ersetzt wird.
Die Bestimmung der Acetylzahl wird in der von Lewko witsch
angegebenen Form, wie folgt, ausgeführt: 10 g Ol werden mit der doppelten
Menge von Essigsäureanhydrid ein bis zwei Stunden in einem Kolben
am Rückflußkühler erhitzt. Die Lösung wird dann in ein Becherglas
von 1000 ccm Inhalt gegossen, mit 500 bis 600 ccm kochenden Wassers
vermischt und eine halbe Stunde lang erhitzt, während ein langsamer
Kohlensäurestrom durch die Flüssigkeit streicht. Hierdurch wird das
Stoßen der Flüssigkeit verhindert. Man läßt dann das Gemisch sich in
zwei Schichten scheiden, das Wasser wird abgehebert und die Olschicht
dreimal in derselben Weise mit Wasser ausgekocht. Die letzten Spuren
von Essigsäure werden auf diese Weise entfernt, was durch Prüfung von
Lackmuspapier festgestellt wird. Zu langes Waschen verursacht merkbare
Dissoziation des acetylierten Produktes und führt zu einer zu niedrigen
Acetylzahl. Das acetylierte Produkt wird hierauf durch ein trockenes
Filter im Trockenschrank filtriert.
Etwa 5 g des acetylierten Produktes werden dann durch Kochen
mit einer genau abgemessenen Menge alkoholischer Kalilauge verseift, wie
unter „Bestimmung der Verseifungszahl" S. 163 beschrieben. Der Alkohol
wird abgedunstet, die Seife in Wasser gelöst und so viel Normalschwefel-
säure zugesetzt, als der angewandten alkoholischen Kalilauge entspricht.
Durch vorsichtiges Erwärmen scheiden sich die Fettsäuren als eine Ol-
schicht ab, die mm abfiltriert und mit siedendem Wasser gewaschen
wird, bis da« Waschwasser nicht mehr sauer reagiert. Das Filtrat wird
nun mit Yio N.-Alkali titriert. Die Anzahl der verbrauchten Kubikzenti-
meter wird mit 56,1 multipliziert und durch das Gewicht der Substanz
dividiert. Triglyzeride, welche keine hydroxylierten und keine löslichen
Fettsäuren enthalten, haben keine Acetylzahl; Triglyzeride der hydroxy-
lierten Fettsäuren liefern die von der Theorie verlangten Zahlen, daher
ist iü diesem Falle die Acetylzahl eine Konstante.
Bei Triglyzeriden, welche neben hydroxylierten auch noch lösliche
Fettsäuren enthalten, würde die wie oben bestimmte Acetylzahl die lös-
lichen Fettsäuren einschliefien. Yon der in diesem Falle erhaltenen
scheinbaren Acetylzahl muß die zur Sättigung der löslichen Fettsäuren
verbrauchte Alkalimenge (welche in einem „blinden** Versuche ermittelt
172 öle, Fette und Wachse.
werden muß) abgezogen werden, um die wahre Acetylzahl zu erhalten.
Auch hier ist die wahre Acetylzahl eine Konstante.
In den natürlichen Ölen und Fetten jedoch, welche variierende
Mengen freier Fettsäuren und daher auch yariierende Mengen von Mono-
glyzeriden und Diglyzeriden enthalten, ist die Acetylzahl eine Variable,
da ihre Größe außer von der Anwesenheit der hydroxylierten Säuren
auch noch von der Menge der Monoglyzeride und Diglyzeride abhängt.
Femer enthalten die natürlichen Ole und Fette geringe Mengen freier
Alkohole, welche ebenfalls ihre Quota zur Acetylzahl beitragen. Da
auch oxydierte Säuren (s. unten S. 189) Acetylzahlen liefern, wird
die Acetylzahl wahrscheinlich ein Maß der Ranzidität liefern können
(vergl. Lewkowitsch: Chemische Technologie und Analyse der Ole,
Fette und Wachse Bd. I, S. 301).
b) Tariabele.
Die folgenden Variabelen werden hier betrachtet werden.
1. Die Säurezahl.
2. Der Glyzeringehalt.
3. Das Unverseifbare.
1. BestimmunsT der Sfturezahl.
Die Säurezahl gibt die Anzahl von Milligrammen Eali-
hydrat an, welche erforderlich sind, um die freien Fettsäuren
in 1 g Fett oder Wachs zu neutralisieren.
Die Säurezahl ist daher ein Maß der freien Fettsäuren in einem
Fette oder Wachse. Behufs Bestimmung der Säurezahl vermischt man
eine genau abgewogene Menge — nicht weniger als 5 g — mit neutralem
oder neutralisiertem Alkohol oder löst sie in einem Gemische von Al-
kohol und Äther und titriert mit wäßriger oder alkoholischer Kali-
lauge oder Natronlauge unter Verwendung von Phenolphtalein als In-
dikator. Die Berechnung der Säurezahl ist einfach, wie das folgende
Beispiel zeigt.
Beispiel.
Zur Neutralisation der freien Fettsäuren ia 6,508 g Talg waren 3,5 ccm
Vio N.-Kalihydrat erforderlich. Es wurden also verbraucht 3,5x5,61 mg KOH
Die f ür 1 g erforderliche Menge ist daher = * g e^i — = 3,01.
Häufig wird die Säurezahl in Prozenten Ölsäure ausgedrückt; es
ist alsdann hinreichend genau, die Hälfte der Säurezahl als Prozente
freier Fettsäuren anzugeben.
S&urezahl.
173
Ältere Berechnungsweisen beziehen sich auf Schwefel säureanhydrid
und „Säuregrade^. Unter „Säuregrade^ yerstand man die Anzahl ccm
Normalalkalilauge, die zur Neutralisation Ton 100 g Fett verbraucht
werden. Die folgende Tabelle gestattet eine rasche Umrechnung einer
Ausdrucksform in die anderen.
Säuresahl
1
1,9867
14
0,56
In Prozenten
ÖlsAure 1 SOg
0,5036
1
7,042
0,2817
0,0714
0,142
1
0,04
Sfluregrad
1,7867
3,5468
25
1
In der Fettliteratur wird die Säurezahl noch gar zu häufig als
„Konstante^ bezeichnet. Dies muB als TöUig irreführend bezeichnet
werden, weil die Säurezahlen der natürlichen Ole und Fette und yielleicht
auch der Wachse von der Reinheit der Probe, von ihrem Alter, dem
Betrage der bereits erlittenen Hydrolyse und der stattgefundenen Oxy-
dation abhängen. Die Säurezahl kann daher bei jedem Fette zwischen
0 und dem Maximum von etwa 190 liegen; letztere Zahl würde alsdann
100 Proz. freier Fettsäuren repräsentieren, welche Zahl ich tatsächlich
bei sehr altem Palmöle gefimden habe.
Ebenso irreführend ist die in der Fettliteratur als „Konstante^ an-
geführte „Atherzahl'' oder „EsterzahP, welche sich aus der Differenz der
Yerseifungszahl und der Säurezahl ergibt.
2. Besttmmnng des Glyaserinsrehaltes.
Wenn die natürlichen Ole und Fette neutrale Triglyzeride wären,
so könnte man aus der Yerseifungszahl die Menge des Glyzerins nach
der folgenden Gleichung:
C, Hs (0R)3 + 3 KOH = Cj H« O3 + 3 KOR
berechnen. In diesem Falle würde der Glyzeringehalt als eine „Eon-
staute^ anzusehen sein. Da jedoch die meisten natürlichen Ole und
Fette freie Fettsäuren, also wahrscheinlich auch Mono- und Diglyzeride,
enthalten, schwankt auch der Glyzeringehalt, so daß er als eine Yariabele
angesehen werden muß.
Die Bestimmung des Glyzerins in Ölen oder Fetten wird am besten
nach dem Acet in verfahren ausgeführt, da das bei der Yerseifung
eines Fettes erhaltene Glyzerin stets organische Yerunreinigungcn ent-
hält, welche bei Anwendung der Oxydationsmethoden (mittels Per-
manganat oder Bichromat) zu zu hohen Yerseifungszahlen führen.
174 Öle, Fette und Wachse.
Für die Ausführung des Acetinverfahrens ist es erforderlich, zu-
nächst das Rohglyzerin darzustellen. Zu diesem Zwecke verseift man
20 g der Probe mit alkoholischem Kali (wie unter Bestinmiung der
Hehn ersehen Zahl S. 169 beschrieben) und verjagt den Alkohol auf dem
Wasserbade. Die Seife wird in Wasser gelöst und mit Schwefelsäure
zersetzt, so daß die sich abscheidenden Fettsäuren abfiltriert werden
können. Das Filtrat wird mit einem Überschuß von Baryumkarbonat
behandelt imd auf dem Wasserbade bis zur Vertreibung der Hauptmenge
des Wassers eingedunstet. Der Rückstand wird nun mit einem Gemisch
von Äther und Alkohol (1 : 3) ausgezogen, die Hauptmenge des Ather-
Alkohols auf dem Wasserbade durch vorsichtiges Erwärmen verjagt und
der Rückstand in einem Exikkator getrocknet und gewogen. Es ist
nicht erforderlich, bis zum konstanten Gewicht zu trocknen, da das
Glyzerin in dem so erhaltenen Rohglyzerin nach dem Acetinverfabren
genau bestimmt wird.
Dieses Verfahren beruht auf der vollständigen Überführung des
Glyzerins beim Kochen mit Essigsäureanhydrid in Triacetin, welches
alsdann mit Natriumhydrat verseift wird. Die hierbei abgespaltene
Essigsäure liefert mithin ein genaues Maß des Glyzerins. Das wie oben
erhaltene Rohglyzerin wird mit 8 — lOccm Essigsäureanhydrid und mit
4 g wasserfreiem Natriumacetat in einem Rundkolben von etwa 100 ccm
Inhalt 1% Stunden am Rückflußkühler zum Sieden erhitzt. Man läßt
nun ein wenig abkühlen, gießt durch das Eühlrohr 50 ccm warmes Wasser
und löst das Acetin durch Umschwenken auf. Falls erforderlich, mag
der Kolbeninhalt schwach erwärmt werden, darf aber nicht zum Kochen
gebracht werden, da Triacetin mit Wasserdämpfen flüchtig ist. Man
filtriert nun von einem flockigen Niederschlage in einen weithalsigen
Kolben von etwa 500 — 600 ccm Inhalt ab und läßt auf die gewöhnliche
Temperatur erkalten. Man setzt Phenolphtalein zu und neutralisiert
die freie Essigsäure mit einer etwa 2-proz. Natronlauge. Während die
Natronlauge einläuft, muß die Lösung fortwährend umgeschwenkt
werden, so daß das Alkali selbst an der Einfallstelle nicht im Über-
schuß vorhanden sein kann. Die Neutralität ist erreicht, wenn die
schwach gelbliche Färbung der Lösung gerade in Rötlich-Gelb umschlägt.
Man hüte sich, soviel Natronlauge zuzusetzen, daß die Lösung rot wird.
Ist dies etwa eingetreten, so ist der Neutralitätspunkt bereits über-
schritten, und der Versuch muß verworfen werden. Der Farbenumschlag
ist bei einiger Übung leicht zu treffen. Man setzt nun genau 25 ccm
«iner etwa 10-proz. Natronlauge, deren Gehalt mittels Normalsäure in
einem „blinden Versuche" ermittelt wird, hinzu und kocht die Lösung
eine Viertelstunde lang. Alsdann titriert man den Überschuß der Natron-
lauge in dem wirklichen Versuche, wie auch die Gesamtmenge der Natron-
ün vereeif bares. 175
lauge in dem ^blinden Versuche". Die Differenz gibt die für die Ver-
seifung des Triacetins erforderliche Alkalimenge an.
Beispiel.
Abgewogen 1,5064 g Robgljzerin. Zum Rücktitrieren der zugesetzten
25 ccm Natronlauge, welche in dem „blinden Versuche^ 53,0 ccm Normalsalzsäure
erforderte, seien 14,7 ccm Normalsalzsäure gebraucht worden. Zur Verseif ung des
Triacetins sind also 53,0 — 14,7 = 38,3 ccm verbraucht worden. Da 1 ccm Normal-
0092
sabssäure — ^—^ — = 0,03067 g Glyzerin entspricht, enthielt das Rohgljzerin
0,03067 X 38,3 = 1,1746 g Glyzerin (= 77,97 Proz. Glyzerin). Die in Arbeit
genommenen 20 g Fett lieferten daher = 1,1746 g Glyzerin oder 5,87 Proz.
Glyzerin.
3« BestimmunsT des Unverseifbaren.
Unter dem Ausdrucke „TJnverscifbares** müssen alle diejenigen
Substanzen verstanden werden, die in Wasser unlöslich sind oder mit
kaustischen Alkalien keine löslichen Seifen bilden. Die natürlichen
Ole und Fette enthalten stets geringe Mengen von Unverseifbarem,
dessen Bestimmung für die Reinheit eines Fettes von Wichtigkeit ist.
Das Unverseifbare virird in Substanz abgeschieden, und zu diesem
Zwecke muß daher das Fett zunächst verseift werden. Es ist zweck-
mäßig, die Bestimmung des Unverseifbaren mit der der Verseifungs-
zahl zu vereinigen, wobei jedoch zu beachten ist, daß in Anbetracht der
meist sehr geringen Menge von Unverseifbarem man nicht weniger als
5 g Substanz in Arbeit nehmen soll. Man verfährt, wie folgt: 5 g der
Probe werden mit 25 ccm alkoholischer Natronlauge, welche 80 g Natron-
hydrat im Liter enthält, in einer Porzellanschale auf dem Wasserbade
verseift und zur Trockne eingedampft. Die Seife wird in 50 ccm heißem
Wasser aufgelöst, in einen Scheidetrichter von etwa 200 ccm Inhalt über-
geführt imd mit 20 — 30 ccm Wasser nachgespült. Nach dem Abkühlen
fügt man etwa 50 ccm Äther hinzu und schüttelt tüchtig durch. Sollten
sich die Schichten nicht trennen, so setzt man ein wenig Alkohol oder
auch starke Natronlauge hinzu. Die klare Seifenlösimg wird in einen
zweiten Trichter übergeführt und noch einmal mit Äther ausgeschüttelt.
Die ätherischen Lösungen werden vereinigt, . mit einer geringen Menge
Wasser gewaschen und in einen gewogenen Kolben übergeführt. Man
verjagt den Äther auf dem Wasserbade, trocknet bei 100° und wiegt. Bei
den meisten Ölen und Fetten ist Äther dem Petroleumäther vorzu-
ziehen.
Die hier beschriebene Methode kann nicht zur Bestimmung des
unverseifbaren Anteiles in Bienenwachs, Kamaubawachs und anderen
festen Wachsen angewendet werden, da nicht nur die Alkohole in dem
176 01^9 Fette und Wachse.
kalten Äther schwer löslich sind, sondern auch, weil die Alkalisalze der
Fettsäuren in Wasser oder selbst yerdünntem Alkohol nicht leicht lös-
lich sind. In diesen Fällen ist es ratsam, die Seifenlösung nach Zusatz
YOn Phenolphtalein mit Essigsäure zu neutralisieren und mit Baryum-
Chlorid oder Bleiacetat auszufällen. Der Niederschlag wird dann ge-
waschen, getrocknet, mit Sand verrieben und in einem Soxhletapparat
mit Petroleumäther, der keinen über 80^ siedenden Bestandteil enthalten
darf, ausgezogen.
Das Unverseifbare der vegetabilischen Ole und Fette besteht haupt-
sächlich aus Phytosterin, das Unverseifbare der animalischen Fette
aus Cholesterin. Die weitere Untersuchung des Unverseifbaren wird
erforderlich, wenn es sich darum handelt, vegetabilische Fette in ani-
malischen Fetten nachzuweisen. (Siehe weiter unten S. 190 — 193).
n. Qualitative Metiioden.
Die hier aufzuführenden qualitativen Methoden liefern häufig
wichtige Winke für die Beurteilung und müssen zur Ergänzung der
quantitativen Reaktionen herangezogen werden, wenn letztere unzwei-
deutigen Aufschluß zu liefern nicht imstande sind. Eine Anzahl von
qualitativen Methoden sind durch die Ausbildung der Jodzahl bestim-
mungsmethode überflüssig geworden, so die Elaidinprobe, Chlor-
schwefelprobe, und auch die Thermalreaktionen mit Schwefel-
säure, Brom und Chlorschwefel. Es werden daher nur die folgenden
Methoden betrachtet werden:
1. Sauerstoffabsorptionsmethode.
2. Die Hexabromidpröbe.
3. Farbenreaktionen.
1. Sauerstoffabsorptionsmethode.
Die Sauerstoffaufnahme aus der Luft ist von großer Wichtigkeit
für die Beurteilung der Feuergefährlichkeit der Ole, wenn sie in fein
verteiltem Zustande auf organischen Faserstoffen ausgebreitet sind (vergl.
„W oll öle" S. 211). Hauptsächlich wird jedoch die SauerstoffaufDahme
bei der Untersuchung der trocknenden Ole bestimmt. Die hierzu dienenden
Methoden sind meist „praktische" Proben; diese werden im nächsten
Kapitel (vergl. unten S. 214) beschrieben werden.
Wenn eine bequeme Methode zur genauen Bestimmung der während
des Trocknens aufgenommenen Sauerstoffmenge bekannt wäre, so würde
man imstande sein, die Bestimmung der Trockenfähigkeit oder, wie man
Sauerstoffabsorption. } 7 7
es auch nennen könnte, der ^jSsuerstofiFzahl", unter die quantitativen
Methoden einzureihen. Quantitative Bestimmungen sind von älteren
Beobachtern in sehr unsystematischer Weise angestellt worden, indem
solch wichtigen Faktoren wie der Temperatur, dem Einfluß des Lichtes,
der Feuchtigkeit der Atmosphäre, Dicke der ausgesetzten Schicht und
Alter des Öles ungenügende Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Da das Trocknen eines Öles eine ziemlich lange Zeitdauer er-
fordert, so hat man versucht, die Sauerstoffaufnahme zu beschleunigen,
indem man den Ölen fein verteiltes Bleipulver (im sogenannten mole-
kularen Zustande) (L i v a c h e) oder fein verteiltes Kupfer (H ü b 1 ,
Lippert) zusetzte. Das Bleipulver wird durch Ausfallen eines Bleisalzes
mittels Zink dargestellt. Der Niederschlag wird in rascher Aufeinander-
folge mit Wasser, Alkohol und Äther gewaschen und schließlich im
Vakuum getrocknet. Die Liva che sehe Probe wird, wie folgt, ausgeführt:
1 g Bleipulver wird auf einem ziemlich großen Uhrglase, in dünner
Schicht ausgebreitet, abgewogen, worauf man auf dasselbe aus einer
Pipette 6 bis 7 g (nicht mehr) des zu untersuchenden Öles tropfen läßt,
mit der Vorsicht, daß man jeden Tropfen auf eine besondere Stelle des
Bleipulvers (oder Kupferpulvers) fallen läßt und Sorge dafür trägt, daß
die Tropfen nicht ineinander fließen. Man läßt alsdann das Uhrglas bei
gewöhnlicher Temperatur, dem Lichte ausgesetzt, stehen. Leinöl erreicht
das Maximum der Sauerstoffabsorption innerhalb weniger Tage, während
unter anderen Bedingungen dasselbe Resultat erst nach längerer Zeit
erreicht wird. Livache gibt an, daß trocknende Öle ihre Maximalsauer-
stoffabsorption nach 18 Stunden oder in einzelnen Fällen nach 3 Tagen
erreichen, während nicht trocknende Öle eine Gewichtszunahme erst
nach 4 bis 5 Tagen anzeigen. Weger verwirft Livache s Methode und
schlägt vor, größere Bleimengen anzuwenden, so daß für je 0,2 g Öl
mindestens 2 g Blei benutzt werden. Aber selbst in diesem Falle waren
die Kesultate nicht zufriedenstellend.
Weger und auch Lippert haben ein systematisches Studium der
Trockenfahigkeit der Öle imternommen, indem sie die Öle in äußerst
dünnen Schichten auf Glasplatten der Einwirkung der Atmosphäre aus-
setzten. £s wurde dabei festgestellt, daß Glasplatten durch kein anderes
leichteres Material ersetzt werden dürfen. (So wurden z. B. Zelluloid-
platteo, Gelatineplatten und selbst Ebonitplatten als völlig unbrauchbar
befunden. Glimmerplatten erwiesen sich zwar dienlich, doch werden
sie zu leicht beschädigt; selbst dünne Metallplatten haben den Nach-
teil, daß sie zu leicht verbogen werden.) Bei Anstellung des Ver-
suches sind folgende Kautelen zu beachten: Die Glasplatte muß ganz
rein sein (frei von Staub) und das Öl muß mit größter Sorgfalt in einer
gleichmäßig dünnen Schicht ausgebreitet werden. Ist die Schicht von
Untenuchungen. 5. Aufl. Tu. 12
178 Öle, Fette und Wachse.
ungleicher Dicke, so kann an einer Stelle noch eine Zunahme eintreten,
während an einer anderen Stelle bereits eine Gewichtsabnahme statt-
findet. Eine Reihe von Versuchen zeigte, daB, je dünner die Olschicht
ist, desto rascher der Sauerstoff bei Beginn des Versuches absorbiert
wird, jedoch nach 24 Stunden ein Gleichgewichtszustand einzutreten
scheint. Je dicker die Schicht ist, desto geringer ist die Gewichts-
zunahme. Ist aber die Schicht gar zu dünn, so werden unzuverlässige
Resultate erhalten. Die besten Bedingungen für die Sauerstoffabsorption
scheinen gegeben zu sein, wenn die Olschicht so dünn ist, daß je
0,0005 g pro Quadratzentimeter der Glasplatte angewandt worden sind.
Offenbar ist diese Methode äußerst schwerfällig und hängt von
der Genauigkeit ab, mit welcher Dezimilligramme gewogen werden
können; außerdem liefert sie nicht absolute Zahlen und kann nur als
Anhalt bei vergleichenden Versuchen benutzt werden. Wenn es sich nur
darum handelt, zwischen trocknenden, halbtrocknenden und nichttrock-
nenden Ölen zu unterscheiden, dann ist die „ Jodzahl ^ (S. 164) nicht nur die
am leichtesten auszuführende Vorprobe, sondern sie bietet auch den Vor-
teil, daß sie gleichzeitig quantitative Resultate liefert. £s sei jedoch be-
sonderer Nachdruck daraufgelegt, daß die Jodzahl nicht als gleichbedeutend
mit der Trockenfähigkeit angesehen werden darf, denn die Fischöle und
Leberöle assimilieren etwa ebensoviel Jod, wie die am besten trocknenden
Ole, und doch absorbieren sie viel weniger Sauerstoff. Femer unter-
scheiden sie sich noch dadurch wesentlich von letzteren, daß sie nicht
wie Leinöl eine Haut bilden. Fischöle und Leberöle werden jedoch am
besten von den trocknenden Ölen durch die zunächst zu beschreibende
Hexabromidprobe unterschieden (vgl. S. 188).
2. Hexabromidprobe«
Auf Grund der Hazuraschen Untersuchungen über die Brom-
produkte der ungesättigten Säuren haben Hehner und Mitchell die
folgende Methode ausgearbeitet. 1 — 2 g eines Öles werden in 40 ccm
Äther, unter Zusatz einiger ccm Fisessig, aufgelöst. Die Lösung wird
in einem verkorkten Kolben auf 5^ abgekühlt. Hierauf wird Brom
tropfenweise zugesetzt, bis die braune Färbung nicht mehr verschwindet.
Man läßt drei Stunden lang stehen, filtriert die Flüssigkeit durch ein
Asbestfilterrohr imd wäscht viermal nacheinander mit je 10 ccm Äther,
der auf 0® abgekühlt ist, aus. Schließlich wird der Rückstand bis zum
konstanten Gewicht getrocknet.
In der folgenden Tabelle stelle ich die von Ilehner und Mitchell,
von mir selbst und von meinen Assistenten Walker und Warburton
gefundenen Zahlen zusammen.
Hezabromidprobe.
179
Tab. I.
Öl
HexabromidaujBbeute
von Glyzeriden
Proz.
Beobachter
LeiDöl (Jodzahl 181) . .
Leinöl (Jodzahl 186,4) . .
Leinöl (Jodzahl 190,4) . .
Leinöl
Tangöl
Tangöl 1. Probe ....
Tangöl 2. Probe ....
Candlenußöl
Walnoßöl
Mohnöl
Maisöl
BaumwoUsamenöl . . .
BaamwoUsamenöl . . .
Paranoßöl
Mandelöl
Olivenöl
Japanfischöl
Fischöl, deodorisiert . .
Dorschleberöl
Dorschleberöl
Dorschleberöl, Neufundland
Haifischleberöl ....
Haifischleberöl ....
Robbentran
Walfischtran
Walfischtran
Walratöl
Walratöl
23,14; 23.52
24,17
37,72
23,86—25,8
0
0
0,38; 0,39
8,21; 7,28
1,42—1,9
0
0
0
0
0
0
0
21,14; 22,07
49,01; 52,28
42,9
35,33; 38,76
32,68; 30,62
22
21,22; 19,08
27,54; 27,92
25
15,54; 16,14
2,61; 2,42
3,72; 3,69
nach 48- standigem
Stehen
Walker und Warburton
LewkoiB^itsch
Hehner und Mitchell
^ ^ ^
Walker und Warburton
Hehner und Mitchell
Lewkowitsch
Hehner und Mitchell
Walker und Warburton
Hehner und Mitchell
Walker und Warburton
Hehner und Mitchell
W^alker und Warburton
Hehner und Mitchell
Walker und Warburton
Die Hexabromidprobe ist vorzüglich geeignet zur Untersuchung
von trocknenden Ölen. No^h besser wendet man diese Methode bei der
Untersuchung der Fettsäuren an, da man auf diese Weise einen Anhalt
zur Unterscheidung zwischen vegetabilischen trocknenden Ölen und Ölen
der Seetiere gewinnt (vgl. unten S. 188).
3« Farbenreaktionen.
Yon den in außerordentlich großer Zahl in Vorschlag gebrachten
Farbenreaktionen haben sich nur die folgenden nützlich erwiesen, wie
12 •
IgO 01^9 Fette und Wachse.
ich durch ausgedehnte Untersuchungen festgestellt habe (Joum. Soc.
Chem. Ind. 1894, 617')). Die folgenden Reaktionen können als zuverlässig
empfohlen werden:
1. Die Baudouin sehe Reaktion. Diese ursprünglich von C am oin
eingeführte Reaktion zeigt die Anwesenheit von Sesamöl an, indem
ein in diesem Öle vorhandener Körper mit Salzsäure und Rohrzucker
eine höchst charakteristische rote Farbe gibt. Da Rohrzucker unter der
Einwirkung der Salzsäure LäYulose und Furfiirol liefert, haben Yilla-
vecchia und Fabris die folgende Form vorgeschlagen: — Man setzt zu
0,1 ccm einer alkoholischen Furfurollösung (ein Volumen farbloses Für-
furol in 100 Yolumen absoluten Alkohols) 10 ccm des zu untersuchenden
Öles und 10 ccm Salzsäure vom spez. Gew. 1,19, schüttelt kräftig durch
und läßt absitzen. Wenn die Probe auch weniger als 1 Proz. Sesamöl
enthält, zeigt die untere wäßrige Schicht eine deutlich karmoisinrote
Farbe an. Sollten etwa in dem Fette Farbstoffe vorhanden sein, welche
mit Salzsäure allein eine Färbung geben, so sind diese vorher durch
Durchschütteln der Probe mit konzentrierter Salzsäure zu entfernen.
Die Empfindlichkeit dieser Reaktion ist so groß und so zuverlässig,
daß sie zum Nachweis von Margarine (die gesetzlich einen Zusatz von
I 10 Proz. Sesamöl enthalten muß) dienen kann.
2. Die Halphen'sche Reaktion. Diese Reaktion zeigt Baum-
wollsamenöl an. Man erwärmt gleiche Volumina Ol, Amylalkohol und
Schwefelkohlenstoff, der 1 Proz. Schwefelblumen in Lösung enthält, in
einem Reagensglase im Wasserbade oder Kochsalzbade 15 — 30 Minuten
lang. Bei Gegenwart von Baumwollsamenöl tritt eine charakteristische
rote Färbung ein. Es muß jedoch vor einer Überschätzung dieser Probe
gewarnt werden, da einerseits Baumwollsamenöl, welches auf 180 bis
250^ erhitzt worden ist, diese Reaktion nicht mehr anzeigt, andererseits
aber der farbgebende Körper beim Füttern mit Baumwollsamenkuchen
oder Baumwollsamen in das Milchfett der Kühe und auch in Schweine-
fett übergeht. Es sei hinzugefügt, daß auch Kapoköl imd Baobaböl
diese Reaktion geben.
3. Die Bechische Reaktion (Silbernitratprobe). Diese Re-
aktion für Baumwollsamenöl ist weniger zuverlässig als die Halphen-
sche Probe. Am sichersten wird sie in der folgenden von Tortelli und
Ruggeri vorgeschlagenen Form ausgeführt: — Man stellt aus 5 g der
zu untersuchenden Probe die flüssigen Fettsäuren des Öles dar (vergl.
weiter unten S. 186), löst in 10 ccm 95 -proz. Alkohol, setzt 1 ccm
einer 5-proz. Silbemitratlösung hinzu und erwärmt im Wasserbade auf
') Vergl. auch Lewko witsch, Chemische Technologie und Analyse der Öle,
Fette und Wachse, Bd. I, S. 357 ff.
Farbenreaktionen. 181
70 — 80°. Bei Gegenwart von Baumwollsamenöl wird das Silbemitrat
sofort reduziert, während andere Öle eine geraume Zeit unverändert bleiben.
4. Die Salpetersäurereaktion gibt in vielen Fällen vorläufige
Auskunft über die Gegenwart von Baumwollsamenöl. Man schüttelt
einige ccm der Probe mit dem gleichen Volumen Salpetersäure vom spez.
Gew. 1,375 durch imd läBt einige Zeit lang, bis zu 24 Stunden, stehen. Bei
Anwesenheit von Baumwollsamenöl bemerkt man eine kaffeebraune
Färbung, welche, wie ich gefunden, selbst von erhitztem Baumwoll-
samenöl und dessen Fettsäuren (die also nicht mehr die Halphensche
Reaktion anzeigen) geliefert wird.
Die drei letztgenannten Farbenreaktionen für den Nachweis von
Baumwollsamenöl dürfen nur mit größter Vorsicht angewendet werden
und können besten Falles nur als Vorproben oder als Bestätigungsproben
dienen.
5. Die Liebermann-Storch-Reaktion. Diese Farbenreaktion
ist für den Nachweis von Harzsäuren außerordentlich zuverlässig. Man
löst 1 — 2 ccm der Probe in Essigsäureanhydrid imter mäßigem Er-
wärmen auf; nach dem Abkühlen läßt man einen Tropfen Schwefelsäure
vom spez. Gew. 1,53 (dargestellt durch Vermischen von 34,7 ccm kon-
zentrierter Schwefelsäure imd 35,7 ccm Wasser) einlaufen. Bei Anwesen-
heit von Harzsäuren tritt eine schön violettrote, bald wieder ver-
schwindende Farbe auf. Auch Cholesterin gibt eine ähnliche Färbung.
Vermutet man die Anwesenheit des letzteren, so muß die Harzsäure
von dem unverseifbaren Cholesterin getrennt werden. Cholesterin wird
am besten, wie weiter unten beschrieben, nachgewiesen.
6. Die Schwefelsäurereaktion. Sämtliche in der älteren Lite-
ratur aufgeführten Farbenreaktionen mit Schwefelsäure sind unzuverlässig,
mit Ausnahme der Reaktion für die Erkennung von Leberölen. Man
löst 1 Tropfen Ol in 20 Tropfen Schwefelkohlenstoff und setzt einen
Tropfen konzentrierter Schwefelsäure hinzu. Wenn Leberöle vorhanden
sind, entsteht eine violettblaue Farbe, die bald in Rot und Braun übergeht.
Die Färbung scheint nicht nur durch Cholesterin, sondern auch durch
„Lipochrome" hervorgerufen zu werden.
C. Untersnehiiiig der Fettsäuren.
Falls die voranstehenden Methoden ausreichende Information für
die Identifizierung eines Fettes nicht geliefert haben, muß man die freien
Fettsäuren untersuchen. Hierzu dienen zunächst die physikalischen Me-
thoden, so Bestimmung des Erstarrungspunktes (Titers) (vergl. S. 226
unter Eerzenmaterial und Tabellen S. 196 — 203. Im besonderen aber
182 öle, Fette und Wachse.
benutzt man die folgenden chemischen Methoden, welche den oben be-
schriebenen quantitativen Reaktionen zum Teil nachgebildet sind^).
1. Bestimmung der Neutralisationszahl, aus welcher das
mittlere Molekulargewicht abgeleitet werden kann.
2. Bestimmung der Laktone (Anhydride).
3. Trennung der gesättigten Fettsäuren von ungesättigten
Fettsäuren.
4. Untersuchung der gesättigten Fettsäuren.
5. Bestimmimg der Ölsäure, Linolsäure und Linolensäure.
6. Bestimmung der „oxydierten" Fettsäuren.
Die freien Fettsäuren werden in der unter „Bestimmung der Hehn er-
sehen Zahl" (S. 169) beschriebenen Weise dargestellt. Nur bei denjenigen
Ölen und Fetten, deren Yerseifungszahl über 200 liegt, ist auf die lös-
lichen (flüchtigen) Fettsäuren Rücksicht zu nehmen.
1. Bestimmiinsr der NeutralLiationszahl und des
mittleren Molekolargrewlchts.
Die Neutralisationszahl gibt die Anzahl von Milli-
grammen Kaliumhydrat an, die zur Sättigung TOn 1 g der
Fettsäuren erforderlich sind.
Die Bestimmung der Neutralisationszahl wird in genau derselben
Weise ausgeführt, wie unter „Säurezahl" (S. 172) beschrieben, jedoch
unter Benutzung von wäßriger Normallauge. Es ist nicht ratsam,
weniger als 5 g zu benutzen. Ein Schlufi auf die ungefähre Zusammen-
setzung eines Fettsäuregemisches läßt sich aus folgender Tabelle gewinnen
(vergl. auch die S. 19ß ff. gegebenen Tabellen).
Aus der so gefundenen Neutralisationszahl wird das mittlere Mole-
kulargewicht, wie folgt, berechnet: Bezeichnet man mit M das mittlere
Grammmolekulargewicht der Fettsäure, so müssen M Gramme der Theorie
nach durch 56,1 g KOH gesättigt werden. Ist n die Anzabl Gramme
Kaliumhydrat, die in dem Versuche 1 g Fettsäuren gesättigt haben, so
56 1
folgt aus der Proportion M : 56,1 = 1 : n, daß M = — ^— ist. n wird
gefunden durch Multiplikation der Anzahl der für 1 g Fettsäuren ver-
brauchten ccm Normalkalilauge mit 0,0561. Ist diese Anzahl a, so ist
n = a X 0,0561 . Durch Einsetzen in die obige Gleichung erhält man
56,1 1000
M
a X 0,0561 a
*) Betreffs fernerer Methoden vergl. Lewkowitsch, Chemische Techno-
logie und Analyse der Öle, Fette und Wachse, Bd. I, Kapitel VIII.
Neatralisationszahlen der Fettsäuren.
183
Tab. IL
Neutralisationszahlen der Fettsäuren.
SAure
Formel
Molekular-
Neutralisations-
gewicht
zahl
C,H,0,
60
935,0
C,H,0,
88
637,5
CeHjjOj
116
483,6
CgHißO,
144
389,6
CioHjoOj
172
326,2
C|jHj4 0,
200
280,5
CuHjgO,
228
246,1
CisHaa^j
256
219,1
CijHj^Oj
270
207,7
CigHjgO,
284
197,5
CigH^O,
282
198,9
CisHsjOj
280
200,4
G|gH,oOs
278
198,2
C18HJ4O3
298
188,3
CioHioOj
812
179,8
CmH4,0,
338
166,0
Cje^sjO,
396
141,7
CsoHßoOj
452
124,1
CigHjßOj
300
187,0
CigHjfiO^
316
177,6
CigH^Oj
332
169,0
CigHseOß
348
161,2
CjgHjgOg
380
147,6
Essigsäure
Buttersäure
Capronsäure . . . .
Caprylsäure
Caprinsäure
Laurinsäure
Mjristiusäure . . . .
Palmitinsäure . . . .
Daturinsäure . . . .
Stearinsäure
Ölsäure
Linolsäure
Linolensäure . . . .
Rizinolsäure
Arachinsäure ....
Erucasäure
Cerotinsäure . . . .
Melissinsäure . . . .
(H7dr)oxystearinsäure
Di(hydr)ox)rstearinsäure .
Tri(hydr)oxy8tearinsäure
Sativinsäure . . . .
Linusinsäure . . . .
2. Bestimmung der Laktone (Anliydride).
Wenn die freien Fettsäuren statt, wie unter „Bestimmung der Neu-
tralisationszahl'^ S. 182 beschrieben, mit einem Überschuß von alko-
holischem Kali gekocht werden (wie bei der Bestimmung der „Ver-
seifungszahl^ S. 163), so sollte sich derselbe Wert ergeben, oder mit
anderen Worten ausgedrückt: Die Verseifungszahl der Fettsäuren sollte
identisch sein mit ihrer Neutralisationszahl. (Voraussetzung ist hierbei,
daß die Menge des Unverseifbaren vemachlässigenswert ist.) Falls jedoch
die Fettsäuren Laktone oder Anhydride enthalten, so wird die Ver-
seifungszahl größer als die Neutralisationszahl sein. Die Differenz ergibt
ein Maß der Laktone oder Anhydride. Die Bestimmung derselben ist
namentlich bei der Untersuchung von Kerzenmaterial von Bedeutung
(siehe nächstes Kapitel).
Ig4 Ö^®} F®^^ ^<^ Wachse.
3. Trennungr der gresättigrten Fettsäuren von den
unsres&ttigrten Fettsäuren.
Die beste — obwohl immer noch unvollkommene — Trennungs-
methode beruht auf der Löslichkeit der Bleisalze der ungesättigten
Fettsäuren in Äther, während die Bleisalze der festen Fettsäuren fast
unlöslich sind. Diese Methode wird am zuverlässigsten in der folgen-
den, in meinem Laboratorium durchgearbeiteten Form ausgeführt, welche
auf einer Kombination der von Muter u. de Koninck und von Lane
gegebenen Modifikationen des ursprünglich von Yarrentrapp an-
gegebenen Verfahrens beruht.
3 — 4 g der Fettsäuren werden in der üblichen Weise in einem
300 ccm- Kolben mit 50 ccm etwa Y^- normaler, wäßriger Kalilauge
neutralisiert. (Man kann auch von dem ursprünglichen Fette ausgehen,
wobei man natürlich mit alkoholischer Kalilauge kocht, um erst zu ver-
seifen. Nach Zusatz von Phenolphtalein wird alsdann die Lösung mit
Essigsäure schwach angesäuert und schließlich mit alkoholischer Kali-
lauge bis zur Neutralität versetzt.) Die Lösung wird mit Wasser auf
etwa 100 ccm aufgefüllt. Alsdann verdünnt man in einem Becherglase
30 ccm einer 10-proz. Bleiacetatlösung mit 150 ccm Wasser und bringt
zum Sieden und gießt die siedend heiße Lösung in die Seifenlösung
unter fortwährendem Umschütteln, damit die ausgeschiedenen Bleiseifen
sich an die Kolbenwand anlegen. Man füllt den Kolben mit heißem
Wasser bis zum Halse und läßt abkühlen. Nachdem sich die Flüssig-
keit geklärt hat, wird sie, wenn nötig, durch ein Filter abgegossen.
Die Bleiseifen werden sorgfaltig mit heißem Wasser gewaschen, wobei
man die Vorsicht gebraucht, die heißen Lösungen vor dem Filtrieren
abzukühlen, damit die erkalteten Bleiseifen an den Kolbenwänden an-
hängen. Die letzten Spuren Wassers werden mittels eines Filtrierpapier-
röllchens entfernt. Es ist nicht ratsam, die Bleisalze zu trocknen, da
sie, besonders wenn Fettsäuren trocknender Ole vorliegen, Sauerstoff
aus der Luft anziehen. Man übergießt die Bleisalze mit 150 ccm Äther,
verkorkt den Kolben und schüttelt gut durch, so daß die Masse zer-
teilt wird. Der Kolben wird dann mit einem Rückflußkühler ver-
bunden und auf dem Wasserbade unter häufigem Umschütteln erwärmt.
Die Bleisalze der flüssigen Säuren lösen sich leicht im heißen Äther,
gleichzeitig gehen aber auch gewisse Mengen gesättigter Säuren in die
Lösung über. Wenn sich die ungelösten Seifen auf dem Boden des
Kolbens als feines Pulver abscheiden, hört man mit dem Erwärmen auf.
Wird die Arbeit rasch ausgeführt und unnötiges Aussetzen an die Luft
vermieden, ist es nicht nötig, die Operation in einer Wasserstoff- oder
Kohlenstoffatmosphäre vorzunehmen. Man läßt die ätherische Lösung
Gesättigte and ungesättigte Fettsäuren.
185
Tab. HL
Säure
Tiglinsäure
Hypogäasäure
Physetolemsäure
Lycopodiulhsäure
( Asellinsäure ?) .
Ölsäure
Elaidinsänre
Isoöls&nre
Raptnsänre
Döglingsäure )
Jekoleinsäure /
Erucasäure
Brassidinsäure
Isoerucasäure
Lin Ölsäure
Taririnsänre
Hirseölsäure
Telfairasäure
Eläomargarinsäure
Linolensäure
Isolinolensäure
Jecorinsäure
Isansäure . . .
Therapinsäure .
Rizinolsäure
Isorizinolsäure
Rizinelaldinsäure
Rizinsäure
Gemischte Triglyzeride
MjristopalmitooleTn
Oleodipalmitin . .
Oleodimargarin
Oleopalmitostearin
Oleodistearin . .
Elaidodistearin . .
Dioleostearin . .
Formel
Jod7.ah1i)
der
Fettsäure
Ci4H,eOj
254,00
128,28
112,39
Ci^HmO,
100,00
CitH,,0,
94,78
C18HJ4O2
90,0T
CisHjeOj
85,81
C,»H,,0,
75,15
Ci8H,,0|
181,42
CisUmO,
274.10
461,82
387,78
Ci«H,40,
85,23
—
—
Jodsahl des
Mono- I Di- I Tri-
g:lyieride8 | glyzerides ' glyserides
145,98
93,38
84,67
198,43
112,39
100,00
225,44
120,57
106,42
77,44
90,07
95,25
74,27
85,81
90,50
71,85
81,93
86,20
68,65
78,39
82,29
61,65
69,40
72,43
143,50
164,93
173,58
216,47
345,57
302,38
68,28
249,02 ; 262,15
409,67
350,34
77,91
436,67
369,90
81,76
31,59
30,53
29,53
29,53
28,60
28,60
58,00
0 Bas Atomgewicht des Jods ist mit 127 eingesetzt.
Igg öle, Fette und Wachse.
abkühlen und filtriert durch ein mit einem Uhrglase bedecktes Falten
filter in einen Scheidetrichter. Die ungelösten Seifen werden durch
3- bis 4 -maliges Auswaschen des Kolbens mit Äther auf das Filter
gebracht, wobei man jedesmal 30 — 40 ccm Äther anwendet. Das äthe-
rische Filtrat wird nun mit verdünnter Salzsäure durchgeschüttelt, um
die Bleiseifen zu zersetzen, wobei die Fettsäuren sofort in den Äther
übergehen. Man zieht das ausgeschiedene Bleichlorid und die wäßrige
Lösung ab und wäscht die Ätherschicht, bis die Waschwässer säurefrei
sind. Schließlich wird die Ätherlösung durch ein kleines Faltenfilter in
einen gewöhnlichen Kolben filtriert. Bestehen die flüssigen Fettsäuren
vorwiegend aus Ölsäure, so kann der Äther auf dem Wasserbade ver-
dampft werden und der Rückstand im Wasserschrank bis zur Gewichts-
konstanz getrocknet werden. Yermutet man jedoch stärker ungesättigte
Fettsäuren (Leinöl, Maisöl), so muß die ätherische Lösung in einem
Strome trockenen Wasserstoffes oder trockener Kohlensäure abdestilliert
werden. Auf dem Filter finden sich die Seifen der gesättigten Fett-
säuren, welch letztere ebenfalls durch Zersetzen mit Salzsäure ge-
wonnen werden können.
Es sei jedoch ausdrücklich betont, daß diese Trennungsmethode
keine völlig genaue ist und daß daher die festen Fettsäuren stets noch
ungesättigte Fettsäuren enthalten (deren Menge man annähernd durch
Bestimmung der Jodzahl ermitteln kann). Auch die ätherische Lösung
der Bleisalze enthält gesättigte Fettsäuren, namentlich die der flüchtigen
Fettsäuren. Immerhin gibt diese Methode hinreichend genaue Resultate
für die gewöhnlichen Zwecke des Handelsanalytikers. Es ist ratsam,
die Jodzahl der flüssigen Fettsäuren zu bestimmen, da sich aus der-
selben wertvolle Schlüsse auf die Zusammensetzung der Fette ziehen
lassen, wenn man die vorstehende Tabelle III (S. 185) zu Rate zieht.
(Vergl. auch unter No. 5 S. 188.)
4. UntersuchunsT der sresättisrten Fettsäuren.
Von den festen Fettsäuren können gegenwärtig mit annähernder
Genauigkeit nur bestimmt werden: Arachinsäure und Stearinsäure.
Aracfiinsüure* Die Bestimmung derselben ist erforderlich für die
Erkennung des Erdnußöls oder der Gemische von Ölen, die Erdnußöl
enthalten. Man löst die festen Fettsäuren, die aus 10 g Ol erhalten worden
sind, in 50 ccm heißem, 90-proz. Alkohol. Falls Arachinsäure vorhanden
ist, erhält man beim Abkühlen der alkoholischen Lösung eine krystal-
linische Masse, die aus „roher Arachinsäure", d. h. einem Gemische von
Arachinsäure und Lignocerinsäure, besteht. Die Krystalle werden ab-
filtriert und auf dem Filter zunächst mit einer abgemessenen Menge
Gesättigte Fettsäuren. Ig7
90-proz. Alkohol, dann mit 70-proz. Alkohol gewaschen. Letzterer löst
nur geringe Mengen auf. Die Krystalle auf dem Filter werden schließ-
lich mit siedendem absoluten Alkohol gewaschen und das Filtrat in
einer Porzellanschale oder einem Kolben aufgefangen. Der Alkohol wird
abgedunstet und die getrockneten Erystalle zur Wägung gebracht. Zu
dem so erhaltenen Gewichte roher Arachinsäure addiert man die von
dem angewandten 90-proz. Alkohol gelöste Menge, indem man der Rech-
nung zu Grunde legt, daß 100 ccm bei 15 « 0,022 oder bei 20® 0,045 g
roher Arachinsäure auflösen. Schließlich bestimmt man den Schmelz-
punkt der rohen Arachinsäure, der zwischen 71 — 72° liegen sollte.
(Betreffs einer von Tortelliu. Ruggeri angegebenen Modifikation
und deren Kritik vergl. Lewkowitsch, Chemische Technologie etc.,
Bd. II, S. 174.)
Stearinsäure. Die Bestimmung der Stearinsäure beruht auf dem
von David angegebenen Prinzipe, daß beim Behandeln mit einer bei 0°
gesättigten alkoholischen Lösung von reiner Stearinsäure alle niedrigeren
festen Fettsäuren sowie auch die ungesättigten Säuren in Lösung gehen,
während Stearinsäure ungelöst bleibt. Bei der Ausführung geht man
entweder von den gesättigten (vergl. S. 186) oder den gesamten Fett-
säuren eines Fettes aus. Es sei jedoch bemerkt, daß etwa vorhandene
Arachinsäure zunächst entfernt werden muß, da sie sonst zusammen mit
Stearinsäure gefunden werden würde. Hehner u. Mitchell haben
dieses Prinzip zu einer in vielen Fällen brauchbaren Methode ausgebildet.
Man bereitet die Stearinsäurelösung durch Auflösen von 3 g reiner
Stearinsäure in 1000 ccm Alkohol vom spez. Gew. 0,8183 in einer Stöpsel-
fiasche. Die Flasche läßt man im Eisschrank über Nacht stehen, als-
dann hebert man die Mutterlauge, ohne die Flasche aus dem Eiswasser
herauszunehmen, ab. Hierzu bedient man sich eines zu einem kleinen
Trichter erweiterten Rohres, welches in die alkoholische Lösung ein-
taucht; das Trichterchen ist mit feinem Linnen überbunden, um die ab-
geschiedenen Stearinkrystalle zurückzuhalten. Das Trichterrohr ist
zweimal rechtwinklig gebogen und an eine Saugflasche angepaßt, so daß
die klare Flüssigkeit mit Hilfe einer Filterpumpe rasch abgezogen
werden kann.
0,5 — 1,0 g fester Fettsäuren — oder, falls die Fettsäuren flüssig sind,
5 g — werden in einem Kolben genau abgewogen und in 100 ccm der
oben beschriebenen Stearinsäurelösung aufgelöst. Der Kolben wird über
Nacht in Eiswasser stehen gelassen. Am nächsten Tage wird die Flüssig-
keit umgeschüttelt, während der Kolben sich noch im Eiswasser befindet,
damit sich die Krystalle absetzen, und dann noch etwa Y, Stunde lang
im Eiswasser stehen gelassen. Die alkoholische Lösung wird, wie oben
beschrieben, abfiltriert und der im Kolben zurückbleibende Niederschlag
188 Öle, Fette und Wachse.
dreimal hintereinander mit je 10 ccm der auf 0^ abgekühlten alkoholischen
Stearinsäurelösung gewaschen. Schließlich werden die am Trichterchen
haftenden Krystalle mit heiBem Alkohol in den Kolben gespült. Der
Alkohol wird abgedunstet, der Rückstand bei 100^ getrocknet, und ge-
wogen und auf reine Stearinsäure berechnet. Der Schmelzpunkt der
Krystalle darf nur wenig unter 68,5^ liegen. Für die durch die Stearin-
säurelösung eingeführte Menge Stearinsäure ist eine Korrektion von
0,005 g anzubringen.
5. Bestimmniisr der Ölsäure, liinolsäure, liinolensfture«
Aus der Jodzahl der flüssigen Fettsäuren erhält man einen vor-
läufigen Anhalt, welche Fettsäuren zu berücksichtigen sind. Bei dem
gegenwärtigen Stande unserer Kenntnis wird man hauptsächlich auf
Ölsäure, Linolsäure und Linolensäure zu fahnden haben. Liegt die Jod-
zahl bei etwa 90, so hat man es mit praktisch reiner Ölsäure zu tun;
liegt jedoch die Jodzahl viel höher, so muß man die Anwesenheit von
Linolsäure und Linolensäure in Betracht ziehen. Die Anwesenheit von
Linolensäure wird durch die Hexabromidprobe festgestellt und ihre
Menge auch annähernd quantitativ ermittelt. Hierzu verfahrt man wie
folgt (Hehner u. Mitchell, Analyst 1898, 13):
0,3 g der Fettsäuren werden in Eisessig gelöst und die Lösung in
einem verkorkten Kolben auf 5° abgekühlt. Nun wird Brom tropfen-
weise zugesetzt, bis die braune Farbe nicht mehr verschwindet. Man
läßt drei Stunden lang stehen, damit das Brom vollständig absorbiert
werde, filtriert durch ein Asbestfilter und wäscht den Niederschlag nach-
einander mit je 5 ccm abgekühltem Eisessig, Alkohol, Äther. Der
Rückstand auf dem Filter wird in einem Wassertrockenschrank bis zum
konstanten Gewicht getrocknet; der Schmelzpunkt des Rückstandes
soll zwischen 175 — 180® liegen^). In dem Filtrate kann man die Linol-
säure unter Zuziehung einer von Farnsteiner gegebenen Methode an-
nähernd als Tetrabromid bestimmen, indem man das in der Lösung
vermutlich vorhandene Gemisch von Olsäuredibromid und Linolsäure-
tetrabromid durch Verdampfen des Lösungsmittels gewinnt und mit
heißem Petroleumäther (der zwischen 35 — 67,5® siedet) behandelt. Beim
Erkalten scheidet sich das Linolsäuretetrabromid größtenteils ab, wäh-
rend Olsäuredibromid in Lösung bleibt. Die abfiltrierten Krystalle müssen
bei etwa 112® schmelzen.
Die folgende Tabelle enthält eine Anzahl von Bestimmungen, die
in meinem Laboratorium ausgeführt wurden.
') Die Hexabromide der Öle der Seetiere schwärzen sich bei 200^, ohne
jedoch zuvor zu schmelzen.
Oxydierte Fettsäuren.
189
Ol
Hexabromidausbeuten
Pro«.
Leinöl (Jodzahl 181)
- ( - 184)
- , flfiseige Sftoren (Jodzahl 208)
Gandlennßöl
Stillingiaöl
Safloröl
Japanfischöl
Deodorisiertes Fischöl
Dorschleberöl, Norwegen
Dorschleberöl, Neafondland . . . .
Haifischleberöl
Robbentran
Walfischtran
Walratöl
29,06; 29,34
31,31; 30,44; 30,80
34,9
11,53; 11,23; 12,63
25,78
1,65; 0,65
23,04;
38,42;
29,86;
39,1;
12,68;
19,83;
12^;
23,32
39,27
30,36
37,76
15,08
19,93
12,44
2,05
Betre£fs fernerer Einzelheiten muß auf Lewkowitsch, Chemische
Technologie der Ole, Fette und Wachse, Bd. I, S. 398 verwiesen werden.
6« Besttirnnung der oxydierten Fettsfturen«
Mit dem Namen „oxydierte^ Fettsäuren habe ich diejenige Klasse
von Fettsäuren belegt, die sich in oxydierten Ölen und Fetten finden
und sich durch ihre Unlöslichkeit in Petroleumäther von anderen Fett-
säuren unterscheiden. Die „oxydierten" Fettsäuren werden nach Fahrions
Methode bestimmt. 4 — 5 g des oxydierten Fettes oder Öles werden in
der üblichen Weise mit alkoholischem Kali verseift. Der Alkohol wird
abgedunstet, die Seife in heifiem Wasser aufgelöst, in einen Scheide-
trichter übergeführt und mit Salzsäure zersetzt. Nach dem Abkühlen
wird die Flüssigkeit mit Petroleumäther (der unter 80** siedet) durch-
geschüttelt und dann stehen gelassen, bis sie sich ganz in zwei Schichten
geschieden hat. Die unlöslichen oxydierten Fettsäuren haften an den
Wänden des Scheidetrichters oder bilden Klumpen unter der Petroleum-
ätherschicht. Die wäfirige Lösung wird abgezogen, die Petroleumäther-
schicht abgegossen und die oxydierten Säuren nochmals mit Petroleumäther
durchgeschüttelt, um okkludierte Fettsäuren auszuwaschen. Falls die
Menge der oxydierten Fettsäuren groß ist, ist es ratsam, sie in Kalilauge
zu lösen, die Seife mittels Salzsäure zu zersetzen und wie oben mit
Petroleumäther auszuschütteln. Die zurückgebliebenen oxydierten Säuren
werden in warmem Alkohol aufgelöst, die Lösung in eine tarierte Schale
gebracht, der Alkohol abgedunstet und der Rückstand bis zur Gewichts-
konstanz getrocknet.
190 Öle, Fette und Wachse.
D. IJiitersachaiig des ünverseif baren.
Das Unverseifbare, welches, wie oben (S. 175) beschrieben, in Sub-
stanz isoliert worden ist, kann sofort weiter untersucht werden. Wenn
keine Verfälschung mit Mineralöl, Harzöl oder Teeröl stattgefunden hat,
wird die Menge des Unverseifbaren nur gering sein, da die in Ölen und
Fetten natürlich vorkommenden unverseifbaren Substanzen zumeist
weniger als 1 Proz. betragen. Bei den Wachsen ist jedoch, wie bereits
oben ausgeführt, die Menge des Unverseifbaren beträchtlich — bis zu
50 Proz. Die üntersuchimg des Unverseifbaren zerfällt daher in
'1. die Untersuchung der natürlich vorkommenden unverseifbaren
Substanzen ;
2. Auffindung und Bestimmung beigemischter unverseifbarer Sub-
stanzen.
1. Untersuchungr der natürlicb vorkommeDden unverseifbaren
Substanzen.
a) In Ölen und Fetten.
Das Unverseifbare in natürlichen Ölen und Fetten besteht auBer
geringen Mengen von Farbstoffen, harzartigen Substanzen oder Eiweiß-
körpem entweder aus Cholesterin oder Phytosterin. Da, wie oben ge-
zeigt, Cholesterin für animalische Ole und Fette, Phytosterin für vege-
tabilische Ole und Fette charakteristisch ist, so gibt die Untersuchung
des Unverseifbaren ein Mittel an die Hand, zwischen animalischen
und vegetabilischen Produkten zu unterscheiden. Liegt ein
Gemisch animalischer und vegetabilischer Fette vor, so erhält man ein
Gemisch beider Alkohole.
Man löst das Unverseifbare in einer möglichst geringen Menge
absoluten Alkohols auf (Bömer, Zsch. f. Unters, d. Nahrungs- u. Genuß-
mittel 1898, S. 544) und stellt zum Krystallisieren hin. Sind nur ge-
ringe Mengen von Farbstoffen und harzartigen Substanzen zugegen, so
erhält man in der Regel wohlausgebildete Krystalle; andernfalls löst
man das Unverseifbare in 95 -proz. Alkohol auf und entfernt die Farb-
stoffe durch Behandeln mit Tierkohle in der Wärme. Dann dunstet
man das Filtrat zur Trockene ein, nimmt den Rückstand mit absolutem
Alkohol auf und läßt krystallisieren. Die aus der Mutterlauge heraus-
genommenen Krystalle werden nun unter dem Mikroskop untersucht.
W^enn entweder Cholesterin oder Phytosterin allein vorhanden ist, dann
kann man zumeist deren charakteristische Krystallformen, wie sie in
Fig. 58 u. 59 gezeigt sind, beobachten. Sind jedoch Cholesterin und
UntersuchuDg des Unverseif baren.
191
Phytosterin zugleich yorhanden, so liefert die mikroskopische Unter-
suchung sehr unsichere Resultate. Bömer zeigte, daß Mischformen er-
halten werden (Fig. 60), während ich in meiner eigenen Praxis häufig beim
Umkrjstallisieren von Cholesterin und Phytosterin nicht die Mischformen,
sondern die Krjstallformen beider Alkohole nebeneinander liegend fand.
(Vergl. femer Lewkowitsch, Chemische Technologie und Analyse der
Öle, Fette und Wachse, Bd. 1, S. 407.)
Fig. 58.
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Fig. 60.
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Die Unsicherheit der mikroskopischen Untersuchungsmethode wird
jedoch durch die von Bömer ausgearbeitete Phytosterin-Acetat-
probe beseitigt. Die alkoholische Lösung, aus welcher sich die Krystalle
ausgeschieden haben, wird auf dem Wasserbade zur Trockene verdampft
und in einer kleinen Schale kurze Zeit mit 2 — 3 ccm Essigsäureanhydrid
über einer kleinen Flamme erhitzt, wobei man die Schale mit einem
Uhrglase bedeckt hält. Das Uhrglas wird dann abgenommen und der
Überschuß des Essigsäureanhydrids auf dem Wasserbade verdampft.
Der Rückstand wird nun mit einer möglichst geringen Menge absoluten
192 01^9 ^'^^^ u°<^ Wachse.
Alkohols erwärmt und die Masse zum Krystallisieren hingestellt. Um
sofortiges Erstarren oder Krystallisieren zu yerhindem, werden einige
ccm Alkohol zugesetzt. Die auskrystallisierten Acetate werden auf
einem kleinen Filter gesammelt und mit etwas 95-proz. Alkohol ge-
waschen. Man bringt nim die Acetate in die Schale zurück, löst in
5 — 10 ccm absoluten Alkohols und läßt wieder krystallisieren. Die
Krystalle werden abfiltriert und der Schmelzpunkt bestimmt. Da
Cholesterinacetat bei 114,3 — 114,8° (korr.) schmilzt, während die aus
verschiedenen Ölen und Fetten erhaltenen Phytosterinacetate zwischen
125,6 — 137° (korr.) schmelzen, so kann schon aus dem Schmelzpunkte
der zweiten Krystallisation ein vorläufiger SchluB gezogen werden, ob
nur Cholesterin oder nur Phytosterin vorliegt. In zweifelhaften Fällen
ist es erforderlich, noch mehrmals umzukrystallisieren. Ist der Schmelz-
punkt der fünften Krystallisation unter 116° gefunden worden, so ist
die Abwesenheit von Phytosterin mit Sicherheit erwiesen.
b) In W^achsen.
Da die Wachse beträchtliche Mengen von höheren, in Wasser un-
löslichen Alkoholen enthalten, die eine rasche Yerseifung verhindern, ist
es am besten, mit doppelt normaler alkoholischer Kalilauge unter Druck,
oder einfacher mittels Natriumalkoholats, zu verseifen. Eine systema-
tische Untersuchung des in Wachsen enthaltenen Unverseif baren ist mit
Schwierigkeiten verbunden und wird daher in der Handelsanalyse nur
selten auszuführen sein. Der Leser sei daher hier auf Kap. IX der
„Chemischen Technologie und Analyse der Ole, Fette und Wachse" von
J. Lewkowitsch und auf die folgende Tabelle IV verwiesen.
Die Schmelzpunktsbestimmung des Unverseif baren kann einen vor-
läufigen Anhalt über die Natur der vorliegenden Substanzen geben. Das
Yerhalten gegen Essigsäureanhydrid gestattet, mit Sicherheit zwischen
Alkoholen imd Kohlenwasserstoffen zu unterscheiden. Man kocht das
Gemisch der unverseifbaren Substanzen mit der doppelten Menge von
Essigsäureanhydrid kurze Zeit unter einem Rückflußkühler und beob-
achtet das Aussehen der noch heißen Lösung. Hat sich alles gelöst, so
sind aliphatische Alkohole oder Cholesterin und Phytosterin vorhanden,
die in ihre Acetate übergeführt worden sind. Schwimmt jedoch auf
der heißen Essigsäureanhydridlösung ein ungelöstes Ol, so ist Paraffin
oder Ceresin vorhanden. Die aliphatischen Alkohole bleiben zumeist
auch in dem erkalteten Essigsäureanhydrid gelöst. Scheidet sich jedoch
beim Erkalten aus der Lösung ein Krystallbrei aus, so kann man
auf da& Vorhandensein von Cholesterin und Phytosterin schließen, ob-
wohl die Anwesenheit höherer aliphatischer Alkohole nicht ausge-
schlossen ist.
Untersuchung des Unverseifbaren.
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Untenuchtuigen. 5. Aufl. III.
13
194 Öle, Fette und Wachse.
2« AufiCLndunfiT und Bestimmangr beisremischter anverseifbarer
Substanzen.
Das Yorhandensein beigemischter unyerseif barer Substanzen in
Ölen und Fetten "wird schon an einer abnorm niedrigen Yerseifungs-
zahl erkannt. Feste imverseifbare Substanzen, wie Paraffin und Ceresin,
werden bei Abwesenheit von Wachsen durch ihren Aggregatzustand und
Schmelzpunkt identifiziert. Zumeist, besonders bei flüssigen Fetten,
besteht etwa beigemischtes Unverseifbares aus flüssigen Substanzen,
welche einer der drei folgenden Gruppen angehören:
a) Mineralöle,
b) Harzöle,
c) Teeröle.
Alle drei Klassen von Ölen finden sich kaum nebeneinander vor. Wir
brauchen daher nur das gleichzeitige Yorhandensein von Mineralöl und
Harzöl, oder Harzöl und Teeröl ins Auge zu fassen.
£s sei hierbei bemerkt, daß ein gewisser Prozentsatz von Mineral-
ölen nicht immer als Yerfälschung anzusehen ist, da häufig (bei Brenn-
ölen oder Schmierölen) den fetten Ölen Mineralöl eingestandenermaßen
zugemischt wird. Um die Natur des isolierten, unverseif baren Öles
näher kennen zu lernen, wird eine zur Untersuchung hinreichende Menge
dargestellt und zunächst das spezifische Gewicht bestimmt. Da die in Frage
kommenden Mineralöle ein spez. Gew. von 0,84 — 0,92, die Harzöle das
spez. Gew. von 0,96 — 1,01 haben, während die Teeröle ein über 1,01
liegendes spez. Gew. zeigen, so kann das spezifische Gewicht, falls nur
ein Öl vorliegt, einen Anhalt geben. Liegt ein Gemisch von Mineralöl
und Harzöl vor, so gewährt die Lieb ermann- Storchsche Reaktion
das sicherste Mittel, Harzöl qualitativ nachzuweisen. Hierzu wird
1 — 2 ccm des unverseif baren Öles in einem Probierrohre unter leichtem
Erwärmen mit Essigsäureanhjdrid durchgeschüttelt. Nach dem Abkühlen
zieht man die untere Schicht mittels einer fein ausgezogenen Pipette ab
und prüft die Lösung, wie oben (S. 181, 5) beschrieben. Bei Anwesenheit
von Harzöl tritt eine prächtig violette, unbeständige Farbe auf. (Es ist
zu beachten, daß Cholesterin eine ähnliche Farbenreaktion gibt.) Das
Yorhandensein von Harzöl kann auch durch Bestimmung des optischen
Drehungsvermögens konstatiert werden, da Mineralöle die Ebene des
polarisierten Lichtes nur sehr wenig ablenken, während Harzöle ein
sehr starkes Drehungsvermögen zeigen. (Es darf jedoch nicht übersehen
werden, daß auch die bei der Destillation des Wollfettes entstehenden
Kohlenwasserstoffe, wie Lewkowitsch zuerst nachgewiesen hat, optisch
aktiv sind.)
Mineralöle, Harzöle, Teeröle. 195
Die quantitative Bestimmung YOn Harzöl in Mineralöl wird am besten
mittels der Yal entaschen Methode ausgeführt. 10 ccm Eisessig lösen bei
50° 0,2833—0,6849 g oder 2,6—6,5 Proz. Mineralöl, während Yon Harzöl
1,7788 g oder 16,9 Proz. gelöst werden. Man vermischt 2 ccm des Un-
yerseifbaren in einem Reagensglase mit 10 ccm Eisessig und hält das
lose mittels eines Korkens verschlossene Rohr 5 Minuten im Wasserbade,
wobei man häufig durchschüttelt. Alsdann wird durch ein angefeuchtetes
Filter filtriert und der mittlere Anteil des Filtrates aufgefangen. Ein
Teil desselben wird genau abgewogen und die darin enthaltene Essig-
säure durch Titrieren bestimmt. Der Unterschied zwischen dem Prozent-
gehalt der angewandten Säure und der nun gefundenen Menge gibt die
Menge des ungelösten Öles an (vergl. Lewkowitsch, Techn. der Ole
und Fette, Bd. II, S. 536).
Liegt ein Gemisch von Mineralöl und Teeröl vor, so wird die
Anwesenheit des letzteren mit Hilfe von Salpetersäure vom spez. Gew. 1,45
nachgewiesen. Teeröle geben eine durch beträchtliche Temperatur-
erhöhung charakterisierte Reaktion, während reine Mineralöle sich nur
leicht dabei erwärmen»
Mit Hilfe der nachstehenden Tabellen V — IX*), die nach einem nahezu
natürlichen Systeme angeordnet sind, wird es nicht schwer fallen, unter
Einhaltung der Reihenfolge der im Vorangehenden beschriebenen ünter-
suchungsmethoden eine vorliegende Probe eines einzigen Individuums in
dem Systeme aufzufinden. Eine Reihe von Beispielen, welche als An-
leitung zur Untersuchung komplizierterer Probleme dienen können, finden
sich in Kap. XI der „Chemischen Technologie und Analyse der Ole,
Fette und Wachse" von J. Lewkowitsch zusanmiengestellt. Man ver-
gleiche auch die im folgenden Abschnitte erwähnten speziellen Methoden.
') Vollständigere Tabellen finden sich in Lewkowitsch: Laboratoriams-
buch für die Fett- und Ölindustrie. Braonschweig, 1902.
13'
196
öle, Fette und Wachse.
Tab. T.
Vegeta
bilische
Kons
t a n t e n
m^
^*—
Beleherl-
UalOalicbs
Speifflaehes
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(R.) oder
Relehert-
FtttteAnree
+ UoTer
•
•
öl
Oewlebt
ponkt
ponkt
labl
lahl
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•
D
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(R.-M.)Bahl
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OC.
•C.
KOH
Pros.
VwN.-KOH
Pros.
mg
ecm
Leinöl
15
0-9815-0*9345
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— 80
188-.195
171-201
•
95-5
s
TungÖl^Chinesisch.
16
0-9360-0*9482
anter
^_
198
160-166
9S-S
o
(Japan.) HoIböI
-17
Candlenußöl
15*5
0*9856
—
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198^
163*7
^^^
»5-5
S
(Bankulnufiöl)
bei -18
Hanföl
15
0*9855-0*9880
-87
—
198*5
148
..
—
^^
Walnußöl
15
0*9850-0*9860
-87-6
—
196
145
..
95-4
H
Safloröl
15*5
0*9851-0*9880
—
—
186-8-198 8
189*8-149-9
1-54 (R.-M.)
95-87
Mohnöl
15
0*9840-0*9870
-18
—
195
133-143
0
95-8
Sonnenblumenöl
15
0*9840-0'9858
-18-5
—
198-6
119-186
__
• 95
'
>
Leindotieröl peut-
•ches SeeamÖI)
15
0*9800-0*9860
-18
—
188
185-148
—
—
Sojabohnenöl
15
0-9848—0*9870
- B
—
198-7
181*7
—
95-5
s.
KOrbiakemöl
15
0-9887
-15-6
—
188*4
128-130
96-S
Maisöl
15-5
0*9818-0*9855
-10 bis
— SO
—
188-198
118—185
4-5 (R-M.)
9S— 96
.-3
S
6 .
Kapoköl
18
0*9199
^^m
—
181
116
_
94-9
BaumwollsamenÖl
1?
0*9880-0*9850
—
3 bis 4
198-195
100-110
95—9«
A
et
OB
1
Sesamöl
15
0*9880-0-9887
- 5
—
189—198
108-108
1*8 (R.-M.)
95-7
•o
>
1
Bucheckemöl
15
0*9800-0-9285
-17
— —
191-196
104-111
,
95-8
%
ParanuBöl
15
0-9180-0-9185
0bis4
—
198-4
106-8
^m
—
s
n
Curcasöl, Purgier-
15-5
0*9804
- 8
—
198-8
98-110
0-6 (R.-M .)
95-S
£■
nuBöl
1
Crotonöl
15
0-9600
-16
810-816.
108-104
18 -13*6
690
k
(R.-M.)
'
RaTieonöl
155
0*9183-0*9217
- 8
—
174-179
101-188
—~
—
H
HederichÖl
15
0*9175
- 8
—
174
105
—
—
«
Ruböl (Colza)
15-5
0-9188-0-9168
-2bU
in
—
170-179
94-108
0-3
95-1
1
Schwarzsenföl
15
0*916-0-980
-17
^_^
174
96-110
95-1
3
^
WeiBsenföl
15-5
0*914-0-916
-8 bis
— 16
—
170-174
98-97
—
96*2
•9
Rettigöl
15
0*9176
-lObU
-17*5
__
173-178
93-86
0*83 (R-M.)
95-9
Jambaöl
15
0*9164
- 10 bli
1«
—
178*8
95-4
—
—
•
>
Kirichkernöl
15
0-9884
- 19 bis
-80
-14
—
193-195
110-114
—
—
2
80 <
Aprikosenkemöl
15*5
0-9195
^..
192*5
96-108
0
95*4
Pflaumenkemöl
15
0*9160-0*9195
-5 bis -6
191*5
98*3-100*8
—
—
o
Pfirsicbkemöl
15
0-918-0-9816
unter
— 20
—
198-5
98-109
—
—
O
(4
Mandelöl
15
0-9175—0*9195
-10 bis
— 80
—
191
98-97
—
962
« /
Arachisöl
15
0-9170-0*9809
-8bU0
0
190-196
83-100
, 1
95*8
l.
(Erdnußöl)
2
1
Haselnußöl
15
0-9146-0-9170
-17
—
198
83-90
0-99 (R.-M.)
96«
Olivenöl
16
0*916—0*918
-6 bis 8
—
186-196
79-88
08
96
OliTenkemöl
15
0'9184-0*9191
—
—
183
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__
"^
O .
Benöl
16
0-9180-0-9198
0
—
82
—
—
Traubenkemöl
15
0-936
- 10 bis
— 18
178-5
96
0-46 (B.>M.)
98-18
2 o«
Rizinusöl
16'5
0-9600-0-9679
- 10 bis
-18
—
188-186
83-86
1-4
—
1
2i
Vegetabilische öle.
197
Ol
e.
Tab. y.
Variab ele
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17-21
197
179-182
190-201
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1-4546
—
—
—
—
7-6-12
0<44
—
—
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—
—
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—
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—
20-21
—
—
-
—
—
—
—
—
—
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—
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—
—
—
—
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—
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—
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—
—
11-8
0*81
—
—
18
—
22-24
201-6
124-184
154'8
60
1-4631
— 1 —
—
—
—
—
—
—
14-13
—
18-20
—
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—
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1 ___
—
—
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_
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24
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28
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—
—
25
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—
—
—
—
—
—
24-5
—
28-29
197
—
—
—
—
—
—
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8-76
1-7 -20*6
1-85-2-86
—
^^
16-14
—
18-20
198-4
119*5
140-144
—
—
—
—
—
—
—
—
0*9162
24-23
—
29
191
108
—
—
—
25
67-6-69-4
^—
7-6—18
0
0*78-1-64
15*5
0*9206 bla
0*9219
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32-35
35-88
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111-115
147-161
60
1*4460
25
68
""*
—
0*93 bis
66(1)
0*95-1-82
—
—
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2004
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129-136
60
1-4461
—
—
—
—
—
—
—
—
17
—
23-24
—
114
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
32-25
—
29
—
108
—
—
—
25 1 65
40 1 56-5
—
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0*7-8*5
0*5-0*58
—
—
26*5 bis
25-7
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—
105*1
—
—
—
27
77-5
—
19-82
—
0-55
—
—
16*7
19
—
201
1115
—
—
—
20
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—
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1*45-1*66
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.^
__
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—
_
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—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
25
68
—
14*7
1-4—18-2
0*58-1
100
0*8758
16
12-13
16-19
186
99-103
121-126
60
1-4991
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—
—
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7*85
—
—
—
15*5
—
16
—
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—
—
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—
—
5*4
—
—
—
—
—
15-16
—
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—
—
40
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—
—
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—
—
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15-13
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—
—
—
—
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—
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—
—
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—
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—
—
—
—
—
—
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105-128
60
1-4461
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—
—
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—
—
19-20
—
22-24
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—
—
25
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—
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—
—
—
16-9
—
—
—
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24
187-4
99
—
—
—
25
78
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—
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1
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(KärpetCl)
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(Körperül)
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(Kinnbackenei)
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180-5-170
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—
—
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—
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—
—
—
—
—
—
—
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Spezielle Methoden der öl- und
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Von
Dr. J* Lewkowltseh.
I. Ölsaaten, Ölkuchen, Rohfette etc.
Zur Bestimmung des Fettgehaltes der Rohmaterialien der Öl-
und Fettindustrie werden dieselben in möglichst fein zerkleinertem
Zustand mit Äther, Petroläther oder ähnlichen Lösungsmitteln extrahiert.
Das Zerkleinern der harten Ölsaaten kann durch Quetschen im Porzellan-
mörser geschehen, den man, um bereits ausgeflossenes Fett nicht zu yer-
lieren, nachher mit dem Extraktionsmittel ausspült., Auch mittels einer
gewöhnlichen Kaffeemühle lassen sich Ölsaaten gut vermählen, doch sind
dabei Yerluste an Ol nicht ganz zu vermeiden. Eine kleioe Labora-
toriumsmühle, deren Dimensionen es erlauben, sie mitsamt der in ihr
gemahlenen Probe in den Extraktionsapparat zu bringen, hat Max
Lehmann (Ghem.-Ztg. 1894, 412) konstruiert. Ist der Feuchtigkeits-
gehalt der Substanzen ein beträchtlicher, so werden dieselben, wo dies
ohne Veränderung des Fettes angängig ist, zuvor im Trockenschrank ge-
trocknet. Ist aber eine Oxydation oder der Verlust flüchtiger Anteile
hierbei zu befürchten, so gelingt die Extraktion des Fettes auch aus
den feuchten Substanzen bei Verwendung von Petroläther (vollkommen
unterhalb 80° siedend). Äthyläther, Schwefelkohlenstoff oder Chloroform
sind nur bei trocknen Substanzen zu verwenden.
Von den vielen vorgeschlagenen Extraktionsapparaten erfreut sich
derjenige von Soxhlet weitester Verbreitung; er ist in Figur 61
abgebildet. Man füllt eine gewogene Menge (20 — 50 g) der Substanz
in eine Hülse aus Filtrierpapier, die man entweder fertig beziehen
oder durch Rollen des Papiers um ein zylindrisches Holzstück selbst
herstellen kann. Alsdann verbindet man das Rohr B mit einem Kölbchen
*) Behufs weiterer Information über die hier behandelten Gegenstände vergl.
Lewko witsch, Chemische Technologie und Analyse der öle, Fette und Wachse.
Braonschweig 1905.
Speiseöle, Speisefette.
205
Fis:. 61.
Fig. 6%.
Yon 100 — 200 ccm Inhalt, gieBt das Extraktionsmittel bei Ä auf, bis
es durch den Heber D abfließt, gibt noch eine 'weitere kleine Menge
hinzu, verbindet A mit einem Rückflußkühler und erwärmt das Kölbchen
auf dem Wasserbade.
Bei Anwendung dieser Form des Extraktors ist man stets im
Zweifel, wann die Extraktion beendet ist, und sie dauert daher meist
länger als erforderlich, so daß Zeit und auch Lösungsmittel verloren
werden. Daher bedient man sich mit Vorteil der von Lewko witsch
(Joum. Chem. Soc. 1889, 360) angegebenen, durch Figur 62 erläuterten
Form des Soxhletschen Apparates; nach gewissen Zeit-
intervallen wird eine Probe in ein IJhrglas entnommen
und auf etwaigen Fettgehalt durch Ver-
dunstenlassen geprüft
Ist die Extraktion beendet, so hört
man mit dem Erwärmen auf, destilliert
den Inhalt des Eölbchens auf dem Wasser-
bade ab, trocknet und wägt. Da Athyl-
äther aus feuchten Substanzen nicht nur
beträchtliche Mengen Wasser, sondern auch
Nichtfette zu lösen vermag, so tut man
gut, bei Verwendung desselben nach dem
Abdestillieren das Fett nochmals mit
Petroläther aufzunehmen.
Das Trocknen kann in der Weise
geschehen, daß man das Kölbchen einige
Stunden in einen auf 100 — 105® geheizten Trocken-
kästen legt. Bei trocknenden Ölen erhitzt man das-
selbe in einem. Olbade auf diese Temperatur und läßt
mit Hilfe eines doppelt durchbohrten Korks einen langsamen Strom
trockener Kohlensäure oder Wasserstoffs über die Oberfläche des ge-
schmolzenen Fettes streichen. Die Natur des extrahierten Fettes wird nach
den im vorigen Kapitel besprochenen Methoden bestimmt. Bei Ölsaaten
und Ölkuchen lehrt eine genaue mikroskopische Betrachtung deren Her-
kimft, Reinheit etc. kennen. Es muß in dieser Hinsicht auf Spezial-
werke, wie J. König, Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich
wichtiger Stoffe, S. 244 und 278 ff. verwiesen werden.
II. Speiseöle, Speisefette.
Die Untersuchung der Speiseöle wird nach den im vorigen Kapitel
angegebenen Methoden ausgeführt. Zumeist handelt es sich darum, in
Tafelölen, die unter dem Namen Olivenöl verkauft werden, Baumwollen-
206 Spezielle Methoden der Öl- und Fettindustrie.
samenöl und Erdnußöl nachzuweisen. Von Wichtigkeit ist die Bestimmung
der Säurezahl, obwohl auf Grund einer etwas hohen (über 2 liegenden)
Säurezahl allein eine Probe nicht verurteilt werden sollte. Ausschlag-
gebend muB vielmehr stets die Schmackhaftigkeit sein. Von den Speise-
fetten seien hier kurz die folgenden besprochen:
!• Sutter. Hier kann nur die Untersuchung des Butterfettes be-
handelt werden. Zunächst wird das Butter fett durch Schmelzen der
Probe und Abgießen des geschmolzenen, klar abgeschiedenen Fettes durch
ein trocknes Faltenfilter dargestellt. Als Vorprobe dient die Refrakto-
meteranzeige (S. 155). Von Wichtigkeit ist die Bestimmung der Reichert-
Wollny sehen Zahl (S. 167), die bei einer normalen Butter oberhalb 24
liegen sollte. Ist eine niedrigere Zahl beobachtet worden, so ist der Ver-
dacht einer Fälschung mit anderen tierischen Fetten oder mit pflanzlichen
Fetten begründet, falls nicht etwa eine „anormale" Butter vorliegt.
Erstere werden meist in der Form von Margarine der Butter einverleibt.
War die benutzte Margarine mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Sesam-
ölgehalt hergestellt worden, so gibt der positive Ausfall derBaudouin-
schen Reaktion (S. 180) den nötigen Fingerzeig; anderenfalls muß man die
Bestimmung des spezifischen Gewichtes, der Verseifungszahl etc. als weitere
Kennzeichen heranziehen (vergl. Lewkowitsch, Ghem. Tech. u. Analys.
Bd. II, S. 441), sowie auch, da Margarine zumeist pfianzliche Fette ent-
hält, die Phytosterinacetatprobe ausführen.
Mit Hilfe der letztgenannten Probe werden pflanzliche Fette am
raschesten erkannt. Von Wichtigkeit ist der Nachweis geringer Mengen
von Kokosnußöl in Butterfett. Hierfür bediene man sich der Polenske-
schen Methode (Arbeit, a. d. Kaiserl. Gesimdheitsamte 1904, 543), die
mangels besserer Methoden als eine Ergänzung der Phytosterinacetat-
probe anzusehen ist.
Man verseift 5 g des filtrierten Butterfettes nach dem Leffmann-
Be am sehen Verfahren mit 20 g Glyzerin imd 2 ccm Natronlauge (bereitet
aus gleichen Teilen Natronhydrat und Wasser) in einem 300 ccm-Kolben
durch Erhitzen über freiem Feuer. Die Lösung läßt man bis unter 100**
abkühlen, setzt 90 ccm Wasser hinzu und löst die Seife durch Erwärmen
auf dem Wasserbade bei etwa 50®. Die Lösung soll klar und fast
farblos sein. Falls eine braune Lösung erhalten wird, muß der Versuch
verworfen werden. Zu der heißen Seifenlösimg setzt man 50 ccm ver-
dünnter Schwefelsäure (25 ccm reiner konzentrierter Schwefelsäure in
1,000 ccm Wasser) und etwas gepulverten Bimsstein hinzu. Der Kolben
wird unmittelbar darauf an dem Kühler befestigt. Der zu verwendende
Apparat muß genau in allen Einzelheiten den in Fig. 63 gegebenen
Dimensionen entsprechen. Die Wärmezufuhr muß so gehandhabt werden,
daß innerhalb 19 bis 20 Minuten 110 ccm abdestilliert werden. Der
Butter.
207
Fig. 63.
KühlwasserzufluB ist derart zu regulieren, daß das Destillat nicht bei
einer höheren Temperatur als 20 bis 23° in den 110 ccm-Kolben abtropft.
Sobald 110 ccm überdestilliert sind, wird der 110 com -Kolben entfernt
und durch einen Maßzylinder von 20 ccm Inhalt ersetzt.
Das Destillat darf nicht durchgeschüttelt werden. Man senkt den
Kolben fast vollständig in Wasser yon 15° ein; nach etwa 5 Minuten
wird der Hals des Kolbens leicht erschüttert, so daß die an der Ober-
fläche schwimmenden Oltropfen an die Wandungen des Halses gebracht
werden. Nach etwa weiteren 10 Minuten beobachtet man die Kon-
sistenz der unlöslichen Säuren und konstatiert,
ob sie eine feste oder halbfeste Masse oder
ölige Tropfen bilden. Der Kolbeninhalt wird
dann durchgemischt, indem man den ver-
schlossenen Kolben vier- oder fünfinal um-
kehrt, energisches Durchschütteln jedoch ver-
meidet. 100 ccm werden durch ein Filter von
8 ccm Durchmesser abflltriert und mit Y,q N.-
Kalilauge titriert, genau so, wie bei dem
Reichert sehen Verfahren S. 167. Um die
lösliche Säure vollständig zu entfernen, wird
das Filter dreimal hintereinander mit je 15 ccm
Wasser gewaschen, die nacheinander durch
das Kühlrohr, den Maßzylinder von 20 ccm
Inhalt und den 110 ccm-Kolben hindurch-
gespült worden waren. Das Kühlrohr, der
Maßzjlinder und der 110 ccm-Kolben werden
dann in derselben Weise dreimal hintereinan-
der mit je 15 ccm neutralisiertem 90-proz.
Alkohol gewaschen, wobei man die Wasch-
fiüssigkeit gut ablaufen läßt, ehe eine neue Quantität auf das Filter ge-
bracht wird. Das alkoholische Filtrat wird schließlich mit 7,oN.- Alkali
titriert. In der folgenden Tabelle I ist eine Anzahl der von Polenske
veröffentlichten Werte für reine Butterfette und dieselben Butterfette
mit Zusätzen von 10, 15 und 20 Proz. Kokosnußöl wiedergegeben. (Einst-
weilen ist der von Polenske eingeführte Ausdruck „neue Butterzahl"
von mir vermieden worden.)
Polenske beansprucht, mit Hilfe dieser Tabelle in annähernd
quantitativer Weise die einer verfälschten Butter zugemischte Menge
von Kokosnußöl bestimmen zu können, indem er sich auf die aus den
angegebenen Zahlen ableitbare Forderung stützt, daß die für die Neu-
tralisation der unlöslichen Fettsäuren erforderliche Menge von Alkali
durch Zusatz von 1 Proz. Kokosnußöl um 0,1 ccm erhöht wird.
208
Spezielle Methoden der Ol- und Fettindostrie.
Tab. L
Anzahl ccm Vio^*~KOH, die erforderlich sind für die Neutralisation der
-^ • c?
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Dasselbe
Dasselbe
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Reines I
iutterfett
Butterfett, mit
Butterfett, mit
Butterfett, mit
^ ^* • w^^A ^^^ »m
10 Proz.
KokoB-
l5Proz.
Koko(-
SOProz
Kokos-
nuBöl versetzt
nußöl versetzt
nufiöl versetzt
1
19,9
1,36
18,7
2,4
18,1
2,9
17,6
3,3
2
21,1
1,4
19,7
2,3
19,2
3,0
18,5
3,6
8
22,5
1,5
21,0
2,6
20,4
2,9
19,8
3,6
4
23,3
1,6
22,0
2,5
21,5
8,1
21,0
8.7
6
23,4
1,6
22,8
2,4
21,7
3,1
21,2
3,7
6
28»6
1,7
22,5
2,5
21,9
3,3
21,4
4,0
7
24,5
1,6
28,3
2,5
22,4
3,1
21,7
3,7
8
24,7
1,7
23,8
2,9
22,9
8,5
22,1
8,9
9
24,8
1,7
23,5
2,7
22,7
3,2
10
24,8
1,6
23,4
2,5
22,8
3,0
22,1
8,6
11
25,0
1,8
23,0
2,7
23,8
8,1
21,8
8,6
12
25,1
1,6
23,5
2,5
23,1
3,0
22,5
8.8
13
25,2
1,6
23,4
2.6
22,9
3,0
22,3
8,7
14
25,3
1,8
24,0
2,9
23,5
3,5
22,6
4,1
15
25,4
1,9
24,2
3,0
23,7
3,6
22,6
4,1
16
26,6
1,7
24,1
2,7
23,3
3,1
22,7
8,7
17
25,4
1,7
23,8
2,6
28,0
8,1
18
26,2
1,9
25,0
8,1
24,2
3,6
23,6
4,0
19
26,5
1,9
25,0
2,9
24,1
8,5
23,2
4,1
20
26,6
1,8
25,4
2,9
24,6
3,8
28,9
8,8
2i
26,7
2,0
25,2
3,2
24,5
3,6
23,7
4,2
22
26,8
2,0
24,8
3,0
24,2
3,4
28,5
4,0
23
26,9
2,1
25,2
2,9
24,1
3,6
23,2
4,2
24
26,9
1,9
24,9
2,9
24,0
8,3
23,3
4.0
25
27,5
1.9
25,7
2,7
24,9
8,8
24,0
8,9
26
27,8
2,2
26,0
3.1
25,0
3,7
—
27
28,2
2,3
26,1
8,1
25,1
8,8
24,5
4,4
28
28,4
2,3
26,5
3,5
25,7
4,0
25,1
4,5
29
28,8
2,2
26,8
3,3
26,0
8,9
—
80
28,8
2,5
27,1
3,5
26,3
4,0
25,4
4,7
31
29,4
2,6
27,6
3,8
26,9
4.2
—
32
29,6
2,8
27,5
3,8
26,2
4,2
25,5
4,9
33
29,5
2,5
27,4
3,5
26,6
4,1
25,4
4,7
34
30,1
3,0
27,8
3,8
26,9
4,4
26,2
6,0
Margarine. Schweinefett. 209
Ein Beispiel möge die Berechnungsweise erklären: Angenommen, eine
Probe Yon Butterfett ergab die Eeichert-MeiBl-Zahl 24,5 und erforderte
für die Neutralisation der unlöslichen flüchtigen Fettsäuren 3,0 ccm Dezi-
normalalkali. Die unlöslichen flüchtigen Fettsäuren waren yon flüssiger
Konsistenz. Gemäß der Tabelle I yerlangt ein reines Butterfett yon der
Reichert-Meißl-Zahl 24,5 nur 1,6 ccm Dezinormalalkali für die Neu-
tralisation der unlöslichen flüchtigen Fettsäuren; daher war ein Über-
schuB yon 3,0 — 1,6 = 1,4 für die Neutralisation der imlöslichen flüch-
tigen Fettsäuren erforderlich; die yorliegende Probe muß daher als mit
Kokosnußöl yerfälscht angesehen werden. Da je 0,1 ccm als 1 Proz. zu-
gesetzten Kokosnußöles entsprechend angenommen wurde, so würde die
Probe 14 Proz. Kokosnußöl enthalten. Beispiele 15 und 22 der yor-
stehenden Tabelle (24,2, 3,0 und 24,8, 3,0) deuten auf einen Zusatz yon
10 Proz. Kokosnußöl hin. Die Probe, welche diese Zahlen lieferte,
enthielt tatsächlich 10 Proz. Kokosnußöl. (Eine auf demselben Prinzipe
beruhende, nur in der Ausführung abweichende Methode ist yon Müntz imd
Coudon [Annal. de l'Inst. Nation. Agronom. 1904] beschrieben worden.)
^« Marga/rine* Die Untersuchung des Margarine fett es erstreckt
sich zunächst auf den Nachweis des gesetzlich yorgeschriebenen Sesamöl-
zusatzes mittels der B au douin sehen Reaktion (S. 180) und die Be-
stimmung der Reichert-Wollnyschen Zahl. War die gesetzlich yor-
geschriebene Milchmenge bei der Darstellung der Margarine nicht über-
schritten worden, so darf die Reich ert-Wollny sehe Zahl nicht höher
als 2 sein. Dies ist jedoch nur der Fall, wenn die Margarine kein
Kokosnußöl enthielt. Seitdem aber letzteres in der Margarinefabrikation
yerwendet wird, muß erforderlichen Falles die Reichert sehe Methode
durch die Polen ske sehe ergänzt werden.
3. Schweinefett; Kungtschnmlz; Schnudasurrogate. Die Prü-
fung des Schweinefettes auf Reinheit und der Nachweis yon Surrogaten
gehören zu den wichtigsten Aufgaben der Speisefettuntersuehung. Man
beobachte zunächst die Refraktion im Butterrefraktometer und bestimme
die Jodzahl des Fettes, sowie der flüssigen Fettsäuren. Geben diese
Anlaß zu einem Verdachte, so fahnde man auf die Anwesenheit yon
yegetabilischen ölen und Fetten mittels der Phytosterinacetatprobe
(S. 191). Vermutet man Kokosnußöl oder Palmkernöl, so bestimme
man die Reichert-Meißlsche (Reiehert-Wollnysehe) Zahl (S. 167),
sowie auch zur Bestätigung das Verhältnis der löslichen flüchtigen Säuren
zu den unlöslichen flüchtigen Fettsäuren (Polenskes Methode S. 208).
Der Nachweis yon Talg oder Rindsstearin ist ein schwierigeres
Problem, betreffs dessen auf die Monographie „Schweinefett^ in Lewko-
witsch, Chemische Technologie und Analyse der Ole, Fette u. Wachse,
Bd. II, S. 380 yerwiesen werden muß.
Untersuchung^en. 6. Aufl. HL 14
210 Spezielle Methoden der öl- and Fettindustrie.
4» Schokoladen fetUf KakaobiMersurrogate. Unter ersterem
Namen fasse ich alle diejenigen Fette zusammen, die zur Fabrikation
billiger Schokolade als Ersatz der teuren Kakaobutter dienen. Zumeist
fsind dies „EokosnuBölstearin^ und ,,Palmkem8tearin^, die an ihrer niedrigen
Jodzahl und hohen Yerseifungszahl, sowie an der Reichert-Me iß Ischen
Zahl erkannt werden. Yon Wichtigkeit für die Bewertung ist die Be-
stimmung des Schmelzpunktes des Fettes sowie der Titertest der Fett-
säuren.
m. WoUöle, Wollspicköle, WoUsdimälzöle.
Unter diesen Handelsnamen Tersteht man Öle, die zum Einfetten
— Schmälzen — der Wollfaser vor dem Spinnen und Weben benutzt
werden. Diese Öle sind entweder reine fette Öle (Olivenöl, Schmalzöl,
Ochsenklauenöl) oder Ölsäure oder Gemische derselben mit imverseif-
baren Ölen (Mineralöle, WoUfettkohlen Wasserstoffe).
Der Wert dieser Öle hängt ab von der Leichtigkeit, mit der sie beim
Walken von der Faser entfernt werden, sowie ferner von ihrer Feuer-
geföhrlichkeit.
Der quantitative Nachweis des ünver seifbaren (S. 175) gewährt
einen Anhalt. Dieser wird auch von den Feuerversicherungsgesellschaften
verlangt, da je höher der Grehalt an Unverseifbarem, desto höher die
Versicherungsprämie bemessen wird.
Die Feuergefährlichkeit wird durch Bestinmiung des Flammpunktes
(S. 31 u. 109) ermittelt; außerdem wird besonders bei reinen fetten Ölen
imd reinen Fettsäuren in Mackeys „Cloth Oil Tester" das Verhalten des
Öles gegen Baumwollfaser bei etwas höherer Temperatur untersucht.
Dieser Apparat*) (Fig 78) besteht wesentlich aus einem zylin-
drischen Wasserbade, das mittels eines Deckels, in dem ein Thermo-
meter befestigt ist, verschlossen wird. Der Deckel trägt außerdem zwei
Röhren A und J5, durch welche Luft in der Richtung der Pfeile zu-
geführt und abgeführt wird. In dem Wasserbade steht ein Drahtnetz-
zylinder C, in welchen ein Baumwollpfropfen (Watte), der mit dem zu
untersuchenden Wollöle getränkt ist, eingesetzt wird. Man wägt 7 g
reiner Baumwolle ab imd durchfeuchtet sie mit 14 g des zu unter-
suchenden Öles in einer ilachen Porzellanschale. Dies muß sorgfaltig ge-
schehen, damit das Ol gleichmäßig verteilt ist. Man verfährt am besten
so, daß man die Watte vollständig zerzupft und sorgfältig mit dem Öle
tränkt, denn der Erfolg des Versuches hängt in hohem Maße von der
gleichförmigen Verteilung ab. Die geölte Watte wird in den Zylinder C
gebracht, während man das Thermometer festhält, so daß die Watte um
^) Erhältlich von Reynolds and Branson, Leeds.
Wollöle, LithogntpheufirniMe. 211
den Quecksilberkörper hentm eingepackt wird. Dos Wasser im Dampf-
mantel wird nun in wallendes Sieden gebracht, der Zylinder in das Bad
eingesetzt, der Deckel Ober das Thermometer geschoben und mittels
der Klaznmer D in seiner Lage festgehalten. Nach Verlauf einer Stunde,
während welcher das Wasser in heftigem Kochen erhalten wird, beob-
achtet man die Temperatur. Es ist erforderlich, Feuchtigkeit' sorgfilltig
auszuscUieSen.
Wenn nach Verlauf einer Stunde das Thermometer eine höhere
Temperatur als 100" anzeigt, so mvS das Öl als feuergefährlich an-
gesehen werden. Bei sehr geföhrlichen Ölen steigt die Temperatur
innerhalb 4& Minuten rasch auf 300*'. Falls die Temperatur bis über
150" ansteigt, ist es ratsam, das Thermometer herauszuziehen, da die
eingefettete Baumwolle sich leicht entzündet.
Fig.M.
Da die beschriebene Methode nur Vergleichs werte liefert, müssen
die angegebenen Vorschriften genau befolgt werden. Ehe man einen
Versuch ausführt, ist es ratsam, reines OlivenOl und Baumwollsamenöl
als Repräsentanten je eines gefahrlosen und gefährlichen Öles zu prüfen.
IV. Lithographenflnüsse. — Polymerisierte LeinSle.
Die Lithographenfimisse werden durch Erhitzen von trocknenden
Ölen — hauptsächlich Leinöl — auf hohe Temperaturen unter Luftaus-
schluB erhalten. Je höher das öl erhitzt wird, um so weitgreifesdere
Polymerisation tritt ein. Die Bestimmung der Jodzahl gibt keinen
genügenden Anhalt für die Beurteilung dieser Öle. Nach Lewkowitsch
(Analyst 1904, 2) führt die Ermittelung der Hexabromidausbeute (S. 179)
14»
212
Spezielle Methoden der öl- und Fettindustrie.
zu sichereren Resultaten. . Denn während rohes Leinöl 24 — 30 Proz. an
Hexabromiden liefert, fällt deren Ausbeute in stark polymerisierten Ölen
bis auf 0.
Für die Untersuchung geben übrigens die in der folgenden Tabelle
enthaltenen Werte geeignete Anhaltspunkte.
«
Polymerisierte Leinöle. — Lithographenfirnisse (Lewkowitsch).
OD
Yerseifungs-
zahl
2
Ol
N
o
» i
Proz.
q
1
J Oxydierte
g Fettsäuren
•
BD
Proz.
tl
Proz.
OQ
1
<
Jodzahl
der
Fettsäuren
9 S
sS
Proz.
Leinöl, roh . . .
Leinöl, auf 310»
erhitzt ....
Dünner Firnis I .
- n .
Mittelfimis I . .
II . .
Dicköl I . . . .
. It . . . .
Gebrannter Firnis
0,9308
0,9354
0,%76
0,9691
0,9693
0,9703
0,9720
0,9747
0,9912
189,6
193,0
194,4
190,5
190,0
193,7
178,6
186,4
176,3
107,7
125,3
121,9
126,6
109,4
118,6
102,69
24,17
8,44
0,17
2,0
0,95
0,0
0,24
0,0
0,0
94,75
94,8
93,8
94,68
95,6
93,53
4,17
0,34
1,48
1,53
6,36
0,36
9,12
1,76
0,13
0,57
1,8
1,45
0,25
1,14
9,71
9,17
6,09
5,12
6,6
1,66
114,74
13,53
1
39,31
32;31
y. „Gekochtes^' Leinöl, LelnMflniis, Finiisöle.
Der Ausdruck „gekochtes ** Ol rührt von dem beinahe schon ver-
alteten Verfahren her, Leinöl nach Zusatz einer geringen Menge ge-
eigneter Metallsalze oder Metalloxyde — Sikkative, Trockenstoffe —
über freiem Feuer bis auf 210 — 260° zu erhitzen. Gegenwärtig wird die
Hauptmenge der Firnisse durch Erhitzen von Leinöl mit Sikkativen auf
150** C. (mittels gespannten Dampfes) hergestellt, wobei durch Rühren ein
inniges Vermischen zwischen Ol und Sikkativ stattfindet. Je nach der
Beschaffenheit und der Menge des Sikkatives und der Zeitdauer des Er-
hitzens erhält man „hell gekochte" Öle (pale boiled oils) oder „doppelt
gekochte" Ole (double boiled oils). (Betreffs der Theorie des Vorganges
sowie weiterer Einzelheiten und der Darstellung von Firnissen bei ge-
wohnlicher Temperatur vergl. Lewkowitsch, Ghem. Technol. der Ole etc.,
Bd. II, S. 567.)
In der Technik ist — wenigstens gegenwärtig — Leinöl das einzige
trocknende vegetabilische Ol, welches zur Fimisbereitung dient.
Die Untersuchung der Rohmaterialien der Fimisindustrie zerfallt
in die Untersuchung
Leinöl. 213
1. des Leinöles,
2. der Sikkatiye.
LetnÖlm Das spez. Gew. soll nicht unter 0,930 liegen. Die Jod-
zahl soll möglichst hoch, mindestens aber 170 sein; je höher, desto
besser. AoBerdem muß das Öl frei von Yerfalschungsmitteln wie Fisch-
ölen (Hexabromidprobe) , Harzölen, Mineralölen und von Harzsäuren
(Kolophonium) sein.
Als wichtiges Moment bei der Wertbestimmung eines als rein be-
fundenen Leinöles dient die Zeitdauer, innerhalb welcher es eintrocknet.
Neben der Feststellung der Zeit, die ein Leinöl braucht, um zu einer
elastischen Haut einzutrocknen, wird noch vielfach der Handelswert eines
Leinöles, das zur Firnis- (oder Lack-) Fabrikation dienen soll, durch die
Menge von Sauerstoff ermittelt, die es absorbiert. Liyaches Methode,
sowie auch die Glasplattenmethode (vergl. S. 177) mag wohl für
quantitative Bestimmungen benutzt werden, doch, besondere Fälle aus-
genommen, geben diese Methoden nur geringen Aufschluß. Von weit
größerer Wichtigkeit ist es, die Zeit, die zum Austrocknen erforderlich
ist, sowie auch die Beschaffenheit der elastischen Haut festzustellen.
Dies geschieht nach der in der Praxis üblichen Weise. Es erfordert
jedoch viel praktische Erfahrung, um die Qualität eines Öles mittels der
Trockenprobe zu beurteilen. In einem gegebenen Falle wird daher der
Analytiker eine zu untersuchende Probe mit einem als rein und gut
trocknend bekannten Öle vergleichen, indem er nebeneinander eine An-
zahl Glasplatten aufstellt, auf die man eine dünne Schicht von Öl mittels
eines Spatels (nicht mittels eines Pinsels) aufstreicht. Ein gutes
Leinöl soll in weniger als drei Tagen trocknen; es darf alsdann beim
Betupfen mit den Fingern nicht klebrig sein und soll eine zusammen-
hängende elastische Haut geben. (Ole, die beträchtliche Mengen von
ünverseifbarem oder von fremden Ölen enthalten, verraten sich schon
bei dieser Probe, da ihre Anwesenheit die Bildung einer guten elastischen
Haut verhindert.)
Eine wichtige Probe für die Beurteilung der Brauchbarkeit eines
Leinöles für die Zwecke der Firnis- (und Lack-) Fabrikation besteht
dann, daß man das Öl in einem Reagensglase erhitzt, bis es zu kochen
beginnt. Gutes Öl bleibt hierbei klar (meist wird das öl durch das
Erhitzen etwas heller gefärbt) ; wenn sich eine schleimartige Masse ^) am
Boden des Probierrohres abscheidet, so ist das Öl als untauglich anzu-
sehen. Bei Ölen geringer Qualität zieht sich die Abscheidung („mucilage^,
„spawn") froschlaichartig durch die gesamte Masse des Öles hindurch.
Derartige „brechende^ Öle sind in diesem Zustande für die Farben- und
^) Dies wird in der Praxis als „Brechen^ des Öles bezeichnet.
214 Spezielle Methoden der öl- und Fettindustrie.
Lackfabrikation unbrauchbar. Frischgeschlagenes (^junges^) Leinöl
schäumt beim Erhitzen, während alte „gelagerte^ Ole, aus denen sich
Wasser und Schleimstoffe abgesetzt haben, nicht schäumen. Da letztere
am geeignetsten zur Firnis- (und Lack-) Bereitung sind, erklärt sich die
Vorliebe der Fabrikanten für „gelagertes" Leinöl. Die oben erwähnte
Schleimmasse besteht, wie Thompson gezeigt hat, etwa zur Hälfte aus
Phosphaten (und Sulfaten) des Calciums und Magnesiums, welche beim
Ausscheiden organische Verunreinigungen mitreißen.
SikkaUve (vergl. Weger, Zsch. f. angew. Chem. 1896, 531; 1897,
401, 542, 560). Bei den älteren Verfahren der Fimisbereitung wurden
nur die Oxyde des Bleies und Mangans wie Massicot, Mennige, Braun-
stein als Trockenstoffe benutzt. Zink-, Kupfer- und Eisensalze haben
nicht die Fähigkeit, den Ölen die gewünschten Eigenschaften zu ver-
leihen. In den letzten Jahren sind auch Manganacetat, Manganoxalat
und Manganborat zur Verwendung gelangt. Da Kolophonium aus der
Luft Sauerstoff anzuziehen im stände ist, sind auch die Metallsalze der
Harzsäuren als Sikkatiye in Autiiahme gekommen. Die Metallsalze der
Harzsäuren werden entweder durch „Fällung** ihrer Natronseifenlösungen
mittels Metallsalzen, wie z. B. Natriumresinat mittels Mangansulfat, dar-
gestellt, oder sie werden synthetisch durch Zusammenschmelzen eines
Metalloxydes mit Kolophonium bereitet. Daher unterscheidet man im
Handel „gefällte** Sikkatiye und „geschmolzene** Sikkatiye. Durch
„Schmelzen** oder „Fällen** des Kolophoniums mit einem Gemisch von
Mangan- und Bleisalzen erhält man „geschmolzene** oder „gefällte**
Mangan-Bleisikkative. Eine einfache Methode, „gefällte** Sikkative von
„geschmolzenen** Sikkativen zu unterscheiden, ist durch die Wasser-
bestimmung gegeben. Nur die „gefällten** Sikkative enthalten beträcht-
liche Mengen von Wasser (bis zu 6 Proz.). Von Wichtigkeit ist noch
der Feinheitsgrad. Die fernere Wertbestimmung dieser Sikkative wird
nach den Methoden der Mineralanalyse ausgeführt.
Eine weitere Entwicklung in der Industrie der Trockenstoffe ist
in der Verwendung der Metallsalze der Leinölfettsäuren zu erblicken.
Diese Salze werden entweder dargestellt durch Fällen von Seifenlösungen
(die durch Verseif ung von Leinöl mit Natronlauge erhalten werden) mit
Metallsalzen oder durch Zusammenschmelzen der Fettsäuren mit Oxyden.
So erhält man „gefälltes** Manganlinoleat und Bleilinoleat oder die ent-
sprechenden „geschmolzenen** Salze. Die aus Leinölfettsäuren und Kolo-
phonium dargestellten Salze sind in Terpentinöl, Äther, Chloroform und
in Leinöl löslich imd werden daher als „lösliche Sikkative** bezeichnet.
Lösungen derartiger Sikkative in Leinöl oder Terpentinöl oder in einem
Gemisch beider sind im Handel unter Phantasienamen wie „flüssiges
Sikkativ**, „Terebene** u. s. w. erhältlich.
Sikkative. 215
Die Bewertung der löslichen Sikkatiye kiann nicht auf den Metall-
gehalt basiert werden, wie er sich durch Einäschern ergibt, da suspen-
dierte Oxyde, die also nicht chemisch an Fettsäuren oder Harzsäuren
gebunden sind, nicht nur für den Fimisfabrikanten wertlos, sondern sogar
schädlich sind, indem sie den Firnis trübe machen. Zur Yorprobe be-
handle man den Trockenstoff mit organischen Lösungsmitteln. Ein gutes
Sikkatiy muB sich yoUständig in Äther oder, falls ein Bleiresinat yor-
liegt, in Chloroform und in Terpentinöl lösen. (Terpentinöl löst auch
Bleiresinat in der Wärme, doch das gelöste Sikkatiy scheidet sich beim
Erkalten aus.)
Bei der analytischen Untersuchung eines löslichen Trockenstoffes
wird der organische Bestandteil zunächst in einem Porzellantiegel y er-
brannt und das Blei, Mangan u. s. w. in der Asche bestimmt. Das
Gewicht der Asche allein Hefert nicht immer brauchbare Resultate,
da die „ geschmolzenen*' Sikkatiye oft Sand u. s. w. enthalten. Außer
Blei und Mangan sollte auch das Calcium in der Asche bestimmt werden.
(Calciumresinat ist ein zulässiger Bestandteil eines Sikkatiy s.) Ein
frischer Anteil der Probe wird dann mit Äther, Chloroform oder Terpen-
tinöl extrahiert. Man filtriert die Lösung, dampft das Lösungsmittel ab
und äschert den Rückstand ein. In der Asche wird das Blei oder (und)
Mangan quantitatiy ermittelt; die Differenz zwischen dem in diesem Ver-
suche und dem ersten Yersuche gefundenen Blei oder (und) Mangan ist
als das in dem Trockenstoffe yorhandene Blei oder (und) Mangan anzu-
sehen. Das Resultat kann durch Bestimmung des gelösten Metalls in
einem aliquoten Teile der Lösung kontrolliert werden. Falls ein Resinat
yorliegt, muB das aufgelöste Blei durch Differenz bestimmt werden, da
sich Chloroform aus dem Resinate angeblich nur bei Rotglühhitze gänz-
lich entfernen lassen soll, wobei sich gleichzeitig ein Teil des Bleichlorids
yerflüchtigt.
Die Bestimmung und Untersuchung der Fettsäuren imd Harzsäuren
(yergl. S. 248) ist yon geringerer Bedeutung; sie kann jedoch ausgeführt
werden, indem man die ätherische Lösung mit einer Mineralsäure zer-
setzt. Es sei aber ausdrücklich bemerkt, daß die chemische Unter-
suchung keine genügenden Anhaltspimkte bietet, auf Grund deren man
sich eine Ansicht über die Wirkung des Trockenstoffes bilden könnte.
Die Farbe des darzustellenden Firnisses, seine Trockenfahigkeit und
andere Bedingungen sind für die Wahl imd Menge des Trockenstoffes
maßgebend.
Die chemische Untersuchung der fertigen Firnisse (Firnisöle)
erstreckt sich auf den Nachweis yon Verfälschungsmitteln wie Fischöle,
andere yegetabilische Ole als Leinöl, Mineralöle, Harzöle und Eolo-
phonium. Ole, die mittels flüssiger Sikkatiye dargestellt wurden, dürfen
216
Spezielle Methoden der öl- und Fettindiutrie.
legitimerweise geringe Mengen Ton Terpentinöl enthalten. Die söge-
nannten „Patentfimisse^ sind meistens yerfalschte Ole.
JjehMflmiB wird Ton rohem Leinöl durch das höhere spezi-
fische Gewicht — über 0,94 — unterschieden, femer durch das Vor-
handensein eines Sikkativs, so daß beim Einäschern ein Rückstand
bleibt. Leinölfirnis wird häufig mit rohem Leinöl vermischt, da Leinöl-
firnis, allein verwendet, in manchen Fällen einen „harten^, leicht sprin-
genden Überzug liefert; daher ist eine Methode fiir die Auffindung von
rohem Leinöl in Leinölfirnis von geringer technischer Bedeutung, es sei
denn, daß Leinöl und Firnis verschieden hoch besteuert werden.
Finkener empfiehlt für den zollamtlichen Nachweb die folgende Me-
thode, mittels welcher 25 Proz. Fimisöl iu rohem Leinöl nachgewiesen
werden können. Die folgenden Reagenzien sind erforderlich: Eine
20-proz. Ammoniaklösung imd eine Lösung, die 100 g Bleiacetat imd
32 g Glyzerin in 120 ccm Wasser enthält. Man vermischt 1 com der
Ammoniaklösung mit 5 ccm der Bleilösung, setzt 12 ccm der Probe zu,
schüttelt das Gemisch kräftig durch imd erhitzt dann drei Minuten lang
auf 100^. Beim Erkalten bilden sieb zwei Schichten. Bei reinem Leinöl
ist die untere Schicht klar, während bei Anwesenheit von Fimisöl die
untere Schicht eine weiche gelatinöse Masse bildet.
Die beste Methode für den Nachweis und die annähernde Bestimmung
von rohem Leinöl in Firnissen, die bei erhöhter Temperatur dargestellt
worden sind, ist die Hexabromidprobe S. 178 (Lewkowitsch, Analyst.
1904, S. 2). Die folgende Tabelle wird bei derselben sich dienlich erweisen.
Hexabromide
Spesifischea
Jodzahl
auB den
Gewicht
Olyseriden
Proz.
LeinÖL roh
0,9308
186,4
24,17
hell gekochtes Fimisöl . .
0,9429
171,0
20,97
doppelt gekochtes Fimisöl
0,9449
169,96
13,03
ozonisiertes Fimisöl . . .
0,9310
180,1
36,26-36,34
" ^ * • • •
0,9388
171,2
25,73
- . . .
0,9483
169,7
30,19
Die Menge der oxydierten Säuren (S. 189) in Fimisölen soll nur
wenige Prozente betragen.
Es sei bemerkt, daß infolge der Anwesenheit von Metallen in ge-
kochten Ölen die Jodzahl zu hoch gefunden werden muB, wenn nicht
das Metall zuvor durch Behandlung mit Mineralsäuren entfernt worden
ist. Die Höhe des Fehlers, der auf diese Weise begangen werden kann,
ist durch die in der nachstehenden Tabelle enthaltenen Zahlen aus-
gedrückt.
Leinölfarben und Lacke. 217
Fmusöl aus
Ursprüngliches
Pimisöl
Nach Abtrennung
des Metalles.
Leinöl
173,3
177,2
169,7
171,1
Die Bewertung eines gekochten Öles, das frei von Yerfälschungs-
mitteln befunden wurde, muß auf praktische Versuche basiert werden,
indem man das Ol in eüier dünnen Schicht auf Glasplatten der Atmo-
sphäre aussetzt, wie dies S. 214 beschrieben worden ist. Das Fimisöl
wird entweder in seinem Originalzustande oder nach dem Verreiben mit
Pigmenten, wie sie bei der Darstellung von Ölfarben benutzt werden,
der Luft ausgesetzt. Man verreibt hierzu eine gewogene oder abge-
messene Menge des Fimisöles aufs innigste mit einer gewogenen Menge
von Pigment auf einer Glasplatte, breitet die Masse in einer dünnen
Schicht aus und setzt sie der Luft aus, neben einer auf genau dieselbe
Weise zubereiteten Farbe, für welche ein Fimisöl von bekannter Güte
benutzt wurde. Zur richtigen Beurteilimg ist jedoch praktische Erfahrung
auf diesem Gebiete imerläßlich.
Leinölfmis wird in ausgedehntem MaBe zur Darstellimg von
Leinölfarben und Lacken benutzt.
VI. Leintflfarben lud Lacke.
Die Untersuchung der Leinölfarben bietet keine Schwierigkeiten
dar. Die zu untersuchende Farbe wird mit Äther durchgeschüttelt, eine
Mineralsäure zugesetzt, um die Metallseife zu zersetzen und das Metall
in Lösung zu bringen, falls es in Säure löslich ist. Die ätherische Lö-
sung wird von der wäßrigen Lösung und etwa ungelöstem Niederschlage
getrennt. Nach dem Verjagen des Äthers kann das zurückbleibende Ol
weiter untersucht werden. Die Mineralbestandteile werden nach den
bekannten Methoden der Mineralanalyse untersucht.
Die ÖiUu^ce, auch fffeUe lAick&* genannt, beistehen aus einem
Gemisch von Leinölfirnis mit verschiedenen Lackharzen und Terpentinöl^).
Die Darstellung derselben wird als ein sehr wertvolles Geheimnis
betrachtet. Die ,,Eunst^ des Fabrikanten liegt in der Auswahl geeig-
neter Lackharze und in der Vorbereitung derselben für das Auflösen in
Ol. Die meisten Lackharze müssen einer Vorbehandlung durch Erhitzen
auf über 300® unterworfen werden. Hierbei schmelzen sie und erleiden
eine gewisse Zersetzung, während Ölige Bestandteile überdestillieren. Da-
') Die „flüchtigen*' Lacke stellen einfache Auflösungen von Harzen (Lack-
harzen) in Alkohol, Terpentinöl, Fuselöl etc. dar. Die chemisch-technische Unter-
suchung derselben fallt außerhalb des Rahmens dieses Kapitels.
218 Spezielle Methoden der öl- and Fettindastrie.
durch verlieren die Lackharze etwa 5 bis 25 Proz. an Gewicht. In der
Technik werden die geschmolzenen Harze in der Wärme in einem trock-
nenden Öle oder in Fimisöl aufgelöst. Im ersteren Falle wird das Öl
nach Zusatz geeigneter Sikkative „gekocht^. Das so erhaltene Produkt
wird „Lacköl'' („Yamisli Oil^) genannt. Man läßt das Lacköl stehen,
damit sich der „Satz^ ausscheidet, oder filtriert durch eine Filterpresse.
Schließlich wird zur Herstellung der käuflichen Lacke das „Lacköl^ mit
Terpentinöl verdünnt.
Das geeignetste Öl und tatsächlich das einzige, welches zur Dar-
stellung der besten Öllacke verwendet wird, ist Leinöl. Eine große
Anzahl von Patenten ist für die Fabrikation von Leinölsurrogaten ge-
nommen worden, indem man das Leinöl durch Tungöl oder ein Gemisch
von Leinöl mit Tungöl zu ersetzen suchte. In den meisten so dar-
gestellten Produkten, die ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, waren
die teuren Harzlacke durch Kolophonium ersetzt.
Auch das Terpentinöl wird häufig durch billigere Kohlenwasser-
stoffe ersetzt, insbesondere durch Petroleumkohlenwasserstoffe von dem-
selben Siedepunkte.
Eine vollständige chemische Untersuchung der Lacköle ist bei
dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnis ein äußerst schwieriges
Problem. Während man das angewandte fette Ol mehr oder weniger
leicht identifizieren kann, ist es in manchen Fällen vollständig unmög-
lich, das Harz durch chemische Mittel allein zu erkennen, und eine
beträchtliche praktische Erfahrung ist nötig, um die rein chemischen
Methoden richtig zu deuten und zu ergänzen.
Bei der chemischen Untersuchung eines Lacköles wird zunächst
das flüchtige Lösungsmittel entfernt. Dies geschieht durch Behandlung
von 100 g des Lacköles in einem Dampfstrome, bis kein flüchtiges Ol
mehr mit den Dämpfen übergeht. Die Untersuchung des flüchtigen Öles
ist verhältnismäßig einfach; das spezifische Gewicht, der Siedepunkt und
die Jodzahl der Probe liefern die nötigen Anhaltspunkte. Die Jodzahl
echten amerikanischen Terpentinöles liegt zwischen 370 und 400.
Der in dem Kolben zurückgebliebene Rückstand wird hierauf von
Wasser befreit. Man ermittelt die nach dem Verseifen erhaltene Glyzerin-
menge und gelangt so annähernd zu der Menge des fetten Öles. Die
Trennung der Lackharze von dem Fimisöle kann nicht immer in be-
friedigender Weise ausgeführt werden. Die üblichen Charakteristika
(Konstanten und Yariabelen) der Harze liefern nicht immer genügende
Information, da beim Erhitzen auf etwa 300^ die chemische Zusammen-
setzung der Lackharze völlig verändert wird. Die in der Tabelle (S. 220)
gegebenen Zahlen (Lewkowitsch, Analyst 1901, 37) können bei der
chemischen Untersuchung von OUacken geeignete Anhaltspunkte liefern.
ÖUacke.
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220 Spezielle Methoden der Öl- und Fettindustrie.
Die Untersuchung der Asche zeigt an, welches Metall oder welche
Metalle in den Sikkativen enthalten waren. Beträchtliche Mengen von
Kalk in der Asche weisen auf Zusatz von Harzkalk (Calciumresinat) hin,
welcher häufig in gar zu groBer Menge zugefügt wird, um dem eingetrock-
neten Lacke eine scheinbar größere Härte und hohen Glanz zu verleihen.
Die chemische Untersuchung muß durch „praktische^ Proben
ergänzt werden. Die praktische Untersuchung eines Lacköles auf Brauch-
barkeit und Trockenfähigkeit wird in ähnlicher Weise, wie oben unter
Leinölfirnis beschrieben, ausgeführt. Der Einfluß der Atmosphärilien
(Feuchtigkeit, Licht u. s. w.) kann nur durch praktische Untersuchung der
Lacke selbst oder Gemische derselben mit Pigmenten beobachtet werden.
ÖlUuske. Xhnaüfarben* Öllacke oder Emailfarben >) ist ein tech-
nischer Name für Gemische von Lackölen mit Pigmenten, wie Zink-
oxyd, Bleioxyd, Eisenoxyd u. s. w. Behufs chemischer Untersuchung
müssen die für Leinölfarben und Lacköle gegebenen Methoden kom-
biniert werden.
VIL Oxydierte Öle.
Unter „oxydierten Ölen" verstehe ich alle diejenigen Öle, welche
beim Aussetzen an die Luft Sauerstoff aufgenommen haben oder künst-
lich durch Erhitzen („Blasen") in einem Strome von Luft oder Sauer-
stoffgas oxydiert worden sind.
Es ist zweckmäßig, die oxydierten Ole in 2 Gruppen einzuteilen:
1. Oxydierte öle, erh<lloh aus halbtrocknenden
vesretabiliflclien ölen» Tranen und flüssisren Waclmen.
Diese Ole (im Handel „geblasene Ole" [„blown oils"], „verdickte
Ole" [„thickened oils"], „lösliches Rizinusöl" [„soluble castor oil"] ge-
nannt) werden durch Behandeln vegetabilischer halbtrocknender Ole,
Trane oder flüssiger Wachse mit einem Luftstrome bei etwas erhöhter
Temperatur erhalten.
Hierbei nehmen die Ole an Dichte und Viskosität zu; sie nähern
sich somit in ihren Eigenschaften dem Rizinusöl, unterscheiden sich
jedoch von demselben dadurch, daß sie mit Mineralölen mischbar bleiben.
Aus diesem Grunde ist ihnen der Handelsname „lösliches Rizinusöl"
beigelegt worden. Sie unterscheiden sich femer von Rizinusöl durch
ihre Schwerlöslichkeit in Alkohol. Die auffallendste chemische Ver-
änderung, welche die Ole durch das „Blasen" erleiden, besteht darin,
daß eine beträchtliche Menge von löslichen Fettsäuren und oxydierten
^) Nicht za verwechseln mit den Emailfarben der Keramik.
Oxydierte öle. 221
Fettsäuren gebildet wird. Daher zeichnen sich diese Öle durch hohe
Yerseifiingszahlen und beträchtliche Reichert-MeiBlsche Zahlen aus.
Aufierdem besitzen diese Öle hohe Acetjlzahlen.
Ausführliche Tabellen, welche die Charakteristika von ,,geblasenen^
Ölen auffuhren, finden sich in Lewko witsch, „Chemische Technologie
und Analyse der Öle, Fette und Wachse«, Bd. II, S. 580—587.
Die geblasenen Ole finden technische Anwendung als Schmieröle
und zwar meist im Gemisch mit Mineralölen, fetten Ölen und Harzölen.
2. Oxydierte öle, erh&Itlicli aus trocknenden ölen.
Wenn trocknende vegetabilische öle der Atmosphäre oder einem
Luft- oder SauerstofPstrome bei etwas erhöhter Temperatur ausgesetzt
werden, so schreitet die Bildung der oxydierten Säuren viel rascher
vorwärts, als dies bei den halbtrocknenden Ölen der Fall ist. Von
dieser Eigenschaft wird bei den Anstrichfarben und Öllacken aus-
gedehnte Anwendung gemacht, indem das vegetabilische Öl — vor-
nehmlich Leinöl — schliefilich zu einer festen Masse eintrocknet, die
einen zusammenhängenden Überzug auf der Oberfläche des Gegenstandes
bildet, auf den die Farbe oder der Öllack aufgestrichen worden ist.
Die chemische Yeränderung, welche stattfindet, wenn ein vegetabi-
lisches Öl zu einer festen elastischen Haut eintrocknet, ist nur sehr
unvollständig erforscht. Der Vorgang scheint jedoch derselbe zu sein,
ob rohes Leinöl aus der Atmosphäre Sauerstoff absorbiert oder ob das
Trocknen dadurch beschleunigt wird, daB man das Öl zuerst in ein
„gekochtes Öl** überführt oder ob das rohe Leinöl nach Zusatz von
Sikkativen in einem Sauerstoffstrome bei erhöhter Temperatur be-
handelt wird.
Es ist wahrscheinlich, daß im ersten Stadium die Linolensäuren
(des Leinöls) angegriffen werden; die Jodzahlen nehmen ab und die
Menge der oxydierten Fettsäuren nimmt zu. Wenn die Oxydation des
Leinöls weitergeführt wird, also bis das Leinöl die Maximalmenge an
Sauerstoff aufgenommen hat, erhält man eine gelatinöse feste Masse, die
als „festes Leinöl^, „oxydiertes Leinöl^ (Linoxyn) bekannt ist.
Das feste Leinöl wird im großen Maßstabe zur Fabrikation von
lAnolewm verwendet, indem man das feste Ol mit verschiedenen
Lackharzen, geraspeltem Kork und Beschwerungsmitteln vermengt. Die
so erhaltene Masse heifit Linoleumzement. Sie wird auf eia Jute-
gewebe mittels Walzen aufgepreßt und schließlich bei einer Temperatur
von etwa 20** „reifen" gelassen.
Die Bewertung des Linoleums beruht fast ausschließlich auf prak-
tischen Proben. Die chemische üntersuchimg besteht in der Bestimmung
222 Spezielle Methoden der öl- und Fettindustrie.
der Asche und dem Behandeln der zerkleinerten Masse mit Äther.
Eine beträchtliche Menge von Leinöl im Extrakt neben Harzen würde
anzeigen, daß das Ol nicht genügend lange mit Sauerstoff behandelt
wurde. Die von den Königl. Technischen Versuchsanstalten (Burchart z
1899, 286) angewendeten Untersuchungsmethoden umfassen die Be-
stimmung des spezifischen Gewichtes, die Bestimmung des absoluten
Gewichtes pro Quadratzentimeter, der Dicke, Dauerhaftigkeit, Biegever-
suche über Domen von 10 — 45 mm Durchmesser, Zugfestigkeit, Dehn-
barkeit, Durchlässigkeit gegen Wasser und Verhalten gegen verdünnte
Säuren, Alkalien und Petroleum. Diese Methoden sind von Ingle (Joum.
Soc. Chem. Ind. 1904, 1197) einer abfälligen Kritik unterzogen worden.
Vni. Yolkanisierte Öle, Kaatschnksiirrogate, Faktis.
Siehe den Abschnitt „Kautschuk und Guttapercha^.
IX. Snlfonierte Öle, Tttrkischrotöle.
Türkisch rotöle sind dicke ölige, dunkelgelbe Flüssigkeiten, die
beim Drucken und Färben der Baumwolle Verwendung foiden. Die Rolle,
die sie bei der Fixierung der Farbstoffe spielen, ist noch nicht völlig
aufgeklärt. Das echte Türkischrotöl bereitet man durch Einwirkung von
konzentrierter Schwefelsäure auf Rizinusöl. Das so entstehende Ol wird
isoliert durch Abziehen der Säureschicht, Waschen mit Glaubersalz-
lösung imd partielles Neutralisieren desselben mit kaustischer Soda
oder Anmioniak, bis das Produkt mit wenig Wasser eine völlig klare
Lösimg gibt.
Der in Wasser lösliche Teil des gewaschenen Einwirkimgsproduk-
tes von Schwefelsäure auf Rizinusöl enthält vorwiegend Rizinolschwefel-
säure, die durch Kochen mit verdünnten Säuren leicht in Schwefelsäure
und Rizinolsäure gespalten wird. Der wasserunlösliche Teil enthält
Rizinolsäure und Anhydride derselben, sowie unverändertes freies Ol
(Neutralfett). Die Prüfung des Türkischrotöls zerfällt in die Vorprüfung,
deren wesentlicher Teil die Probefarbung ist, und in die Bestimmung
der chemischen Konstanten.
Vorprüfung. Türkischrotöl muß mit 10 Volumen Wasser eine
vollkommene Emulsion geben, aus der sich erst nach längerem Stehen
Oltröpfchen ausscheiden dürfen. Man vergleicht die Emulsion mit einer
auf genau dieselbe Weise aus einem als gut bekannten Die hergestellten
Emulsion. Ist ein Überschuß von Alkali vorhanden, so muß dieses vor-
her durch tropfenweisen Zusatz verdünnter Essigsäure abgestumpft sein.
Die Emulsion muß gegen Lackmus schwachsauer reagieren. In Ammoniak
Türkischrotöle. 223
m
soll sich ein gutes Ol in jeder Konzentration annähernd klar lösen,
höchstens darf bei starker Verdünnung eine leichte Trübung eintreten.
Zur Probefarbung verdünnt man das zu prüfende Ol sowie ein als
Type dienendes, als gut bekanntes Muster mit 15 — 20 Teilen Wasser
und tränkt gleich große Stücke desselben Baumwollstoffs auf ganz gleiche
Art mit den beiden yerdünnten Ölen. Alsdann trocknet man die Stoffe,
beizt sie mit Tonerde an und färbt mit Alizarin aus. Neuerdings bevor-
zugen Praktiker zur Beurteilung das Ausfarben mit Paranitranilinrot.
Ohne praktische Erfahrungen dürfte ein richtiges Urteil über ein
Türkischrotöl schwer zu fällen sein.
Bestimmung der Konstanten. Der Wert eines Türkischrotöls
ist in erster Linie abhängig von dem Gehalt an Gesamt fett, das ist
von der Summe unlöslicher Fettsäuren und des Neutralfettes, die bei
der Zersetzung des 01s beim Kochen mit verdünnten Säuren entstehen.
Man bestimmt das Gesamtfett, wie folgt:
Man tariert eine kleine Porzellanschale (tiefe Form) von 100 bis
150 ccm Inhalt mit Glasstab, wiegt alsdann 3 — 4 g Türkischrotöl ein
und rührt mit 20 ccm Wasser an, das man allmählich hinzufügt. Trübt
sich hierbei die Flüssigkeit, so versetzt man sie mit einem Tropfen
Phenolphtalein und darauf mit Ammoniak bis zur bleibenden Rotfärbung,
w^odurch eine klare Lösung erhalten wird. Nun setzt man 30 ccm ver-
dünnte Schwefelsäure (1 : 4), sowie 5 — 8 g Hartparaffin hinzu und erhitzt
so lange zum schwachen Sieden, bis sich die Olschicht klar abgeschieden
hat. Man läßt dann erkalten, hebt den erstarrten Fettkuchen samt dem
Glasstabe ab und verföhrt, wie weiter unten (S. 244) unter Seifenanalyse
angegeben ist, imd wägt. Vom erhaltenen Gewicht wird natürlich das
Gewicht des Hartparaffins abgezogen.
Die folgende abgekürzte Methode, die von F ins 1er herrührt und
von Breindl empfohlen worden ist, wird häufig in der Fabrikpraxis
angewendet: 30 g der Probe werden genau abgewogen imd mit etwa
70 ccm heißen Wassers in einen etwa 200 ccm fassenden Kolben, dessen
Hals IQ Y5 oder Yiq ccm eingeteilt ist, gespült. Man setzt 25 ccm
Schwefelsäure vom spez. Gew. 1,563 (52^ Be) hinzu und erhitzt das
Gemisch imter häufigem ümschütteln zum Kochen, bis die Fettmasse
eine klare, durchsichtige Schicht bildet. Man fügt alsdann eine heiße
gesättigte Lösung von Kochsalz oder Glaubersalz vorsichtig hinzu, um
die Fettschicht vollständig in den Hals des Kolbens überzuführen. Nach
etwa halbstündigem Stehen wird das Volumen der Fettmasse abgelesen.
Die Anzahl der Kubikzentimeter, mit 3,33 multipliziert, entspricht der
Totalfettmenge in Prozenten. Da jedoch das spezifische Gewicht der
Fettmasse niedriger ist als 1 (meist 0,945), muß eine entsprechende
Korrektion angebracht werden.
224 Spezielle Methoden der Öl- und Fettindiutrie.
•
Die 80 erhaltene Totalfettmenge beträgt weniger als das im Wasser
aufgelöste sulfonierte Öl, und zwar um die beim Kochen mit Salzsäure
abgespaltene Menge Yon Schwefelsäure.
AuBer dem Gesamtfett werden noch a) das Neutralfett, b) die
sulfonierten Fettsäuren, c) die Alkalien (Ammoniak und Natron),
d) Schwefelsäure bestimmt.
a) Neutralfett. 30 g der Probe werden in 50 ccm Wasser gelöst,
mit 20 ccm Ammoniak und 30 ccm Glyzerin versetzt und 2 — 3 mal mit
je 100 ccm Äther ausgeschüttelt. Die vereinigten Ätherextrakte werden
mit Wasser gewaschen, der Äther aus einem gewogenen Kölbchen ab-
destilliert und der Rückstand in demselben bei 100^ getrocknet und gewogen.
b) Sulfonierte Fettsäuren. 4 g der Probe werden in einem
Erlenmeyerkolben mit 30 ccm verdünnter Salzsäure (1 : 5) 40 Minuten
lang unter häufigem Schütteln gekocht. Nach dem Abkühlen wird die
Flüssigkeit in einen Scheidetrichter übergeführt und mit Äther aus-
geschüttelt. Die wässerige Schicht wird abgezogen, und die ätherische
Schicht mit Wasser gewaschen. Die Waschwässer werden mit der
wässerigen Hauptlösung vereinigt und die Schwefelsäure durch Ausfällen
mit Baryumchlorid bestimmt. Yon der so erhaltenen Quantität wird
die nach d) (s. unten) gefundene Menge abgezogen und die Differenz auf
Eizinolsäure berechnet. 80 Tle. SO3 entsprechen 378 Tln. Rizinolschwefel-
säure, Cjg H33 0^ . 0 . SO3 H.
c) Ammoniak oder Natriumhydrat. 7 bis 10 g der Probe
werden in etwas Äther gelöst und viermal mit je 5 ccm verdünnter
Schwefelsäure (1 : 6) ausgeschüttelt.
Zur Bestimmung des Ammoniaks wird die saure Flüssigkeit mit
Kalilauge in bekannter Weise destilliert und das Ammoniak in einer
genau abgemessenen Menge von Normalsäure aufgefangen.
Zur Bestimmung des Natriumhydrates wird die saure Flüssigkeit
in einer Platinschale auf dem Wasserbade eingedampft, der Überschuß
der Schwefelsäure durch Erhitzen auf dem Sandbade verjagt, der Rück-
stand mit Ammoniumsulfat vermischt, geglüht und das zurückbleibende
Natriumsulfat gewogen.
d) Schwefelsäure. Die in der Form von Ammonium- oder
Natriumsulfat vorhandene Schwefelsäure wird bestimmt, indem man eine
gewogene Menge der Probe in Äther auflöst und mehrmals mit einigen
Kubikzentimetern konzentrierter Kochsalzlösimg, welche frei von Sulfat
ist, ausschüttelt. Die Waschwässer werden vereint, verdünnt, filtriert
und das Filtrat mit Baryumchlorid gefällt.
Falls man die Natur der bei der Darstellimg des Türkischrotöles
benutzten Ole ermitteln will, muß die Acetylzahl der Gesamtfettmenge
bestimmt werden.
Kerzenindustrie. 225
Liegt die Acetylzahl bei 125 oder darüber, so ist reines Rizinusöl
angewandt worden; falls anderes Material gebraucht wurde, wird eine
niedrigere Acetylzahl gefunden werden.
X. Kersenindnstrle.
Die einst blühende Industrie der Talglichter ist so gut wie aus-
gestorben. Heute kommen im Handel hauptsächlich yor 1. Stearinkerzen,
zumeist mit größeren oder geringeren Zusätzen von Paraffin, 2. Paraf&n-
kerzen, stets mit geringen Zusätzen von „Stearin^, 3. Walratkerzen,
4. Wachskerzen (Bienenwachskerzen). Ceresin findet direkt keine Ver-
wendung als Kerzenmaterial; da es jedoch in der Nachtlichterindustrie
in ausgedehntem MaBe gebraucht wird, muB es hier ebenfalls besprochen
werden.
1« Stearinkerzen«
Als Material zur Herstellung der Stearinkerzenmasse (des tech-
nischen „Stearins^ oder der technischen Stearinsäure) kommen in erster
Linie Rinds- und Hammeltalg, Enochenfett und Palmöl in Betracht.
Von geringerer Bedeutung sind einige feste Pflanzenfette, wie chinesischer
Talg, Malabar-Talg, Shea-Butter etc. In den Kerzenfabriken werden die
festen Fette in drei Teile zerlegt, in das „Stearin" genannte Gemenge
der festen Fettsäuren, das eigentliche Kerzenmaterial, in Olein oder
Elain, die technische Ölsäure, die in der Fabrikation von Seifen oder
als Wollspicköl u. s. w. Verwendung findet, und in Glyzerin. Die
Spaltung der Fette in freie Fettsäuren und Glyzerin findet nach
folgenden Verfahren statt: 1. durch Behandeln mit Wasser unter
hohem Druck, 2. durch Kalk- oder Magnesiaverseifung, 3. durch Hydro-
lyse mittels konzentrierter Schwefelsäure, 4. durch Kombination der
Veifahren 2 und 3, und 5. durch Hydrolyse mittels des Twitchel Ischen
Reagenses. Die nach diesen verschiedenen Verfahren gewonnenen und
durch Pressen von den flüssigen Säuren be&eiten festen Fettsäuren sind
nicht gleichwertig, denn während sie bei der Wasser-, Kalk- und Magnesia-
Terseifung lediglich aus den in den Fetten ursprünglich yorhandenen
Säuren (hauptsächlich Palmitin- und Stearinsäure) bestehen, bildet sich
bei der Behandlung mit konzentrierter Schwefelsäure aus einem Teile
der Ölsäure feste, als Kerzenmaterial yerwendbare IsoÖlsäure und festes
Stearolakton.
A. Prüfung der Rohmaterialien.
Für die Wertbestimmung der Fette, die zur Kerzenfabrikation
Verwendung finden, sind maßgebend der Gehalt an Wasser imd
Nichtfetten und hauptsächlich der Erstarrungspunkt der Fett-
Untennichimgeii. 5. Aufl. IQ. 15
226 Spezielle Methoden der öl- and Fettindastrie.
säuren und die Farbe. In vielen Fällen empfiehlt sich noch die Be-
stimmung des Unverseifbaren, der freien Säuren, des Ölsäure-
gehalts und der zu erzielenden Ausbeute an Glyzerin.. Über alle
diese einzelnen Bestimmungen ist das Nähere in der Hauptsache bereits
im vorigen Kapitel angegeben. Zur Ergänzung sei hier noch folgendes
zugefügt.
1. Fette, die große Mengen unverseif barer Substanzen ent-
halten — z. B. manche Sojrten von Shea-Butter, die 15 Proz. Unverseif-
bares liefern — sind zur Kerzenfabrikation ungeeignet. Ein geringer
Gehalt an unverseifbaren Substanzen, wie bei £jiochenfetten, ist für die
Qualität des Kerzenmaterials nicht störend.
2. Der Erstarrungspunkt der Fettsäuren, nach Dalicans
Vorschlag kurzweg „Talgtiter" genannt, dient als wichtigstes Kriterium
bei der Beurteilimg der Kerzen-Kohmaterialien. Je höher der Titer liegt,
desto wertvoller ist das Material. Da es bei der Bestimmung des Titers,
nach dem die Talge meist gehandelt werden, auf peinlichste Innehaltung
der vereinbarten Arbeitsmethode ankommt, imi Differenzen von selbst
Zehntel-Graden zu vermeiden, so sei die Titerb estimmungsmethode hier
ausführlicher geschildert.
Die von Dalican vorgeschlagene Methode ist in England, Frank-
reich und den Vereinigten Staaten für die Untersuchung und Bewertung
von Handelsfetten adoptiert worden. Wie ich aus meiner eigenen Er-
fahrung bestätigen kann, gibt diese Methode verläßliche imd bei Wieder-
holung der Beobachtungen konstante Resultate, vorausgesetzt, daß die
Bestimmung stets unter genau denselben Bedingxmgen ausgeführt wird.
100 g der Probe werden durch Erwärmen mit 80 ccm wäßriger Kalium-
hydratlösung vom spez. Gew. 1,4 und 80 ccm starkem Alkohol in einer
Porzellanschale auf dem Wasserbade verseift, die mittels Schwefelsäure
abgeschiedenen Fettsäuren von Wasser befreit und schließlich durch ein
trockenes Faltenfilter in eine Porzellanschale filtriert. Die Fettsäuren
werden alsdann unter einem Exsikkator erstarren gelassen und über
Nacht aufbewahrt. Am folgenden Tage wird die Fettsubstanz in einem
Luftbade oder über freier Flamme vorsichtig geschmolzen imd so viel
davon in ein 16 cm langes und 3,5 cm weites Reagensglas gegossen,
als notwendig ist, um das Kohr mehr als zur Hälfte zu füllen. Das
Reagensglas wird dann in dem Halse einer 10 cm weiten und 13 cm
hohen Flasche mittels eines Korkens befestigt und ein genaues, in
Vio Grade eingeteiltes Thermometer so in die Fettsäuren eingesenkt, daß
das Quecksilbergefäß sich in der Mitte der Fettmasse befindet. Man
läßt dann langsam erkalten. Sobald man am Boden des Reagens-
glases einige Kristalle beobachtet, wird die Masse mittels des Thermo-
meters umgerührt, und zwar erst dreimal von rechts nach links und
Stearinkerzen.
227
dann dreimal von links nach rechts. Darauf wird rasch mit dem Thermo-
meter umgerührt, unter Beobachtung der Vorsicht, daB die Gefaßwände
nicht von dem Thermometer berührt werden, so daß alle erstarrten
Partikelchen, sowie sie entstehen, in die Masse gut verrührt werden.
Die Fettsäuren werden alsdann durch ihre ganze Masse hindurch trübe.
Jetzt wird die Temperatur genau beobachtet. Erst fallt die Tem-
peratur, dann steigt sie plötzlich einige Zehntel Grade, erreicht ein
Maximum und bleibt dabei kurze Zeit stehen, worauf sie wieder
fallt. Dieser Temperaturgrad wird der „Titer" oder Erstarrungs-
punkt genannt.
Finkener (Mitt. Königl. Techn. Versuchsanstalt 1889, S. 27; 1890,
S. 153) verwendet größere Quantitäten von Fettsäuren in kleinen birnen-
förmigen Flaschen von etwa 50 mm Durchmesser. Um die rasche Ab-
kühlung zu verhindern, bringt er die mit den ge-
Fig- 66. schmolzenen Fettsäuren gefüllten Gefäße in eine Holz-
kiste. (Fig. 65, ,, Schilderhaus''.) Dieser Apparat ist
bei den deutschen Zollbehörden als offizieller Apparat
adoptiert worden.
In Österreich wird im Han- pig. «6.
delsgeb rauche das von Wolfbauer ^^ -.^- — .^-
(Mitteü. des k. k. Technol. Ge- J? V\ |
werbemuseums 1894, No. 1 — 4) ^
vorgeschlagene Verfahren ange-
wendet. Wolfbauer trocknet die
Fettsäuren (aus 120 g) 2 Stunden
lang bei 100® und verfährt im
übrigen genau nach dem eben be-
schriebenen Verfahren.
Shukoff (Chem. Revue 1899,
11) hat einen Apparat konstruiert,
mittels dessen es möglich ist, kleine Vs^
persönliche Fehler zu vermeiden.
£s ist wahrscheinlich, daß dieser Apparat, auf dem Kontinente wenigstens,
(in der Paraffinkerzenindustrie) als Normalapparat adoptiert werden wird.
Dieser Apparat besteht aus einem Gefäß, das von einem Dewarschen
Vakuummantel umgeben ist. Hierdurch wird ein zu rasches Abkühlen
der Fettsäure an den Wänden vermieden. Die Maße des Apparats gibt
die Fig. 66 an. Man gießt 30 — 40 g geschmolzene Fettsäuren in das innere
Grefäß, schließt dasselbe mit einem Kork, der eiu in Y5 Grade geteiltes
Thermometer trägt, und wartet, bis die Temperatur auf etwa 5^ ober-
halb des zu erwartenden Erstarrungspunktes gefallen ist. Hierauf schüttelt
man stark und regelmäßig von oben nach unten und hört damit erst auf,
15 •
*— «JCT/^ «
■Scnh-
Li,
228 SpezieUe Methoden der Öl- and Fettindustiie.
wenn der Inhalt deutlich trüb und undurchsichtig geworden ist. Jetzt
beobachtet man das Thermometer imd notiert den höchsten Stand, den
die Quecksilbersäule erreicht.
Später zeigte Shukoff (Chem.-Ztg. 1901, 99), daß der Vakuum-
mantel nicht unumgänglich notwendig ist und daß gleich gute Resultate
erhalten werden, wenn ein 279 — 3 cm weites, mit einem Thermometer
versehenes Reagensrohr mittels eines Korkens in einer weithalsigen Flasche
befestigt wird (vgl. S. 73).
Titerteste der Fettsäuren sind in den Tabellen VII u. VIII (S. 196 ff.)
des voranstehenden Kapitels angeführt.
3. Die Farbe dient als wichtiges Merkmal bei der Bewertung des
Talges. Die überseeischen Talge, die zumeist auf dem englischen Markte
gehandelt werden, werden daher unter solchen Namen wie „good colour^,
„off colour**, „no colour" etc. gekauft.
4. Der Gehalt an freien Fettsäuren ist bei frischen tierischen
Fetten ein ziemlich geringer. Überseeische Talge enthalten häufig
20 Proz. und mehr freie Fettsäuren. In Palmölen steigt die Prozentzahl
der Fettsäuren noch weit höher. Die Menge der freien Fettsäuren wird
durch Bestimmung der Säurezahl ermittelt (S. 172).
5. Die zu erwartende Ausbeute fester Fettsäuren aus Talg
durch Kalkverseifung kann mit Hilfe einer von Dalican empirisch be-
stimmten Tabelle ^) festgestellt werden. Es empfiehlt sich, für jede Fett-
gattung eine besondere Tabelle sich selbst anzufertigen, in der Weise,
daß aus den festen und flüssigen Fettsäuren, wie sie aus dem gleichen
Fette technisch gewonnen sind, Mischungen von bekanntem Gehalt her-
gestellt und deren Titer bestimmt werden. Für Kerzenmaterial mittels
Schwefelsäureverseifiing ist selbstredend Dalican s Tabelle nicht zu ver-
wenden und es muß daher für diese Methode eine besondere Tabelle')
angefertigt werden. Genauere Resultate erhält man bei den Ver-
seifungsmethoden mittels Wasser imd Kalk (oder Magnesia) durch Be-
Stimmung der Jodzahl und Berechnung derselben auf Ölsäure. Bei
dem Kerzenmaterial, das mittels des Schwefelsäureverseifungsverfahrens
oder mittels des gemischten Veifahrens erhalten wird, ist diese Me-
thode jedoch nicht mehr zulässig, da IsoÖlsäure ebenfalls Jod ab-
sorbiert.
6. Die Ausbeute an Glyzerin wird direkt nach der oben (S. 174)
beschriebenen Methode ermittelt. Zumeist ist diese Bestimmimg jedoch
überflüssig, indem man rund 10 Proz. Ausbeute für ein neutrales Fett
*) Vergl. Lewkowitsch, Ghem. Technologie o. Analyse der Öle, Fette und
Wachse, Bd. II, S. 398.
>) Ibid. Bd. n, S. 628.
Stearinkerzen. 229
annimmt und für je 10 Proz. freier Fettsäuren 1 Proz. Glyzerin in Ab-
zug bringt (vergl. Tabelle 5, „Laboratoriumsbuch ftir die Fett- und Öl-
industrie", Braunschweig 1902).
B. Untersuchung der Zwischen- und Endprodukte.
Um den Gang der Verseif ung sowohl bei der Autoklavenarbeit
als auch bei der Spaltung mit Schwefelsäure zu kontrollieren, bestimmt
man Yon Zeit zu Zeit die Menge des noch unzersetzten Neutralfettes.
Man zieht hierzu eine gute Durchschnittsprobe, kocht dieselbe bei der
Schwefelsäureyerseifung mit Wasser, bei der Kalk- und Magnesiayerseifung
mit dünner Schwefel- oder Salzsäure gut aus, läßt erkalten, hebt den
Fettkuchen ab und wäscht denselben säurefrei. Alsdann bestimmt man
in ihm die Säure- und die Yerseifungszahl. Ist z. B. die Verseifimgs-
zahl einer Probe autoklavierten Talges k = 203 und die Säurezahl
a = 162,2, dann entspricht die Differenz k — a = 203,0 — 162,2 = 40,8
dem in der Probe vorhandenen Neutralfette. Da die Yerseifungszahl
eines neutrales Talges rund 195 ist, so haben wir die Proportion
195 : 100 = 40,8 : x; x = 20,92.
Der Prozentgehalt des neutralen Fettes in der Probe ist daher
20,92 und die Prozentzahl der freien Fettsäuren 100 — 20,92 = 79,08.
Die Zwischenprodukte werden nach den Erstarrungspunkten
und der Jodzahl (mit der oben gegebenen Einschränkung) bewertet.
Von den Endprodukten werden im Handel die bei der Wasser-,
Kalk- imd Magnesiayerseifung erhaltenen als Saponifikat- oder Saponi-
fikationsprodukte, diejenigen der übrigen Yerseifungsmethoden, die stets
zur Reinigung mit überhitztem Dampf destilliert werden müssen, als
Destillat- oder Destillationsprodukte bezeichnet. Man spricht daher Yon
Saponifikat- resp. Destillat-Stearin, -Olein und -Glyzerin.
Die Bewertung des „Saponifikatstearins^ beruht auf der Höhe
des Erstarrungspunktes. Je höher dieser ist, desto wertvoller ist das Kerzen-
material. Eine definitive Jodzahl zeigt die Menge der in den PreB-
kuchen zurückgebliebenen Ölsäure an. Eine ausgesprochene Differenz
zwischen der Neutralisations- und der Yerseifungszahl entspricht der
Menge des Neutralfettes, das der Yerseifung entgangen ist und nicht mit
der Ölsäure ausgepreßt wurde. Für Handelszwecke ist es nur selten
erforderlich, die Mengen der Palmitinsäure imd Stearinsäure einzeln zu
bestinuuen.
Das „Destillationsstearin^ wird ebenfalls nach seinem Er-
starrungspunkte, welcher gewöhnlich niedriger als der des Yerseifungs-
stearins ist, bewertet. Die Jodzahl eines Destillationsstearins bildet ein
Maß der vorhandenen Menge von IsoÖlsäure; die Differenz zwischen Neu-
230 Spezielle Methoden der Öl- and Fettindastrie.
tralisations- und Yerseifungszahl gibt ein Maß des yorhandenen Stearo-
laktones an.
Eine yoUständige üntersucliung des Bestillationsstearins umfaßt
daher die Bestimmung der Jodzahl, der Neutralisationszahl und der
Yerseifungszahl und die direkte Bestimmung der Stearinsäure. Die Pal-
mitinsäure wird alsdann durch Differenz gefunden. Es ist daher mög-
lich, vermittelst der Jodzahl zwischen „Verseifuugsstearin** und „Destil-
lationsstearin" zu imterscheiden. Die Jodzahl des erstgenannten Produktes
überschreitet selten wenige Einheiten, während Destillationsstearine Jod-
zahlen liefern, die meist zwischen 15 und 30 liegen.
Eine beträchtliche Menge von Neutralfett findet sich im Kerzen-
material, welches für diejenigen „Eompositionskerzen" verwendet wird,
die aus einem Gemische von Stearin und Kokosnußstearin bestehen.
Verlangt man eine genaue Bestimmung des Neutralfettes, so verseift
man am besten 50 g der Probe und bestimmt darin die Glyzerinmenge.
Yerfälschungs mittel des „Stearins" sind Kohlenwasserstoffe (Pa-
raffin, Geresin), destilliertes Wollfettstearin, sowie auch Kamaubawachs,
das manchmal zugesetzt wird, um den Erstarrungspunkt des Kerzen-
materiales zu erhöhen.
Die Anwesenheit dieser Substanzen gibt sich durch die Bestimmung
des Unverseifbaren zu erkennen. Die Untersuchung des Unverseifbaren
wird nach den im vorangehenden Kapitel beschriebenen Methoden aus-
geführt. Auf diese Weise können Paraffin, Ceresin, sowie auch Kamauba-
wachs nachgewiesen werden. Die Anwesenheit von Cholesterin deutet
auf einen Zusatz von „destilliertem Wollfettstearin" hin.
Kerzen, die fast vollständig aus Stearin bestehen, werden haupt-
sächlich in heißen Ländern gebraucht, da Kerzen, die neben Stearin
auch noch viel Paraffin enthalten, infolge ihrer niedrigen Schmelzpunkte
sich leicht biegen und tropfen.
In gemäßigten Zonen werden Kerzen gewöhnlich aus Gemischen
von Stearin und Paraffin dargestellt.
Die Ölsäure des Handels, „Olein", „Elain", ist ein Nebenprodukt
und wird, wie oben bereits angedeutet ist, in zwei Qualitäten — „Saponi-
fikationsolein" und „Destillationsolein" — auf den Markt gebracht.
Das „Saponifikationsolein" ist gewöhnlich dunkel gefärbt,
imd falls es nicht durch künstliche Abkühlung von „Stearin" befreit
worden ist, enthält es gewöhnlich beträchtliche Mengen fester Fett-
säuren. Daher liegt die Jodzahl eines „Oleins" weit unter 90. Alles Neu-«
tralfett, welches im Autoklavenprozeß der Hydrolyse entgangen ist, findet
sich in diesem „Olein"; daher ist seine Yerseifungszahl höher als seine
Neutralisationszahl. Alles in dem ursprünglichen Fette enthaltene Un-
verseif bare findet sich ebenfalls im „Olein".
Paraffinkerzen. 231
Das „Destillationsolein", welches durch Schwefelsäureverseifung
oder nach dem ^gemischten Verfahren^ erhalten worden ist, ist ein
Destillationsprodukt und stellt daher ein helles durchsichtiges Öl dar.
Es enthält gewöhnlich geringe Mengen fester Fettsäuren, so daß die Jod-
zahl eines fachgemäß fabrizierten Destillationsoleins aus Talg zwischen
80—86 liegt.
Ehe das Destill ationsYerfahren der Fettsäuren seine gegenwärtige
YoUkommenheit erreicht hatte, enthielten die destillierten Oleine be-
trächtliche Mengen Ton Kohlenwasserstoffen, die sich durch Zersetzung
des in der Destillationsblase hinterbliebenen Neutralfettes gebildet hatten
und zugleich mit der Ölsäure überdestillierten. Daher war es früher
möglich, Destillationsolein yon Saponifikationsolein durch die Anwesen-
heit Ton Kohlenwasserstoffen . in ersteren zu unterscheiden. Gegen-
wärtig Yollziehen sich jedoch die Fabrikationsprozesse in einer so toU-
kommenen Weise, daß die Destillationsoleine des Handels praktisch frei
Ton Zersetzungsprodukten sind.
Das weitere Nebenprodukt „Glyzerin^ wird unten ausführlich
besprochen werden.
2. Paraffinkerisen (s. a. S. 72 ff.).
Die chemische Zusammensetzung des Paraffins ist noch nicht völlig
bekannt. Sie variiert je nach dem Ursprünge. Das amerikanische
Paraffin mag als hauptsächlich aus einem Gemische von Kohlenwasser-
stoffen, der Äthanreihe bestehend angesehen werden. Das in der säch-
sisch-thüringischen Braimkohlenindustrie dargestellte Paraffin enthält
einige Prozente von Olefinen; daher schwanken auch die Jodzahlen der
im Handel erhältlichen Paraffine. Paraffin, welches aus Petroleum
erhalten wird, darf nicht als identisch angesehen werden mit dem
ParaMn, das mittels trockener Destillation erhalten worden ist. In der
Regel ist das durch trockene Destillation dargestellte Paraffin in seiner
technischen Verwendbarkeit dem Petroleumparaffin überlegen.
Das schottische Rohparaffin ist im Handel unter dem Namen
„Schuppen^ („scale") bekannt. Dieses Rohparaffin enthält wechselnde
Mengen von Verunreinigungen, Schmutz, Wasser und Kohlenwasserstoffen
von niedrigem Schmelzpunkte, die hauptsächlich aus „Weichparaffin^
bestehen. Letzteres wird, da es für den Kerzenfabrikanten wertlos ist,
im Handel (England) als „Öl" bezeichnet.
Es besteht keine feste Trennungslinie zwischen den festen Kohlen-
wasserstoffen und dem „Öle'', da das Hartparaffin allmählich durch
Weichparaffin oder niedriger schmelzende Paraffine hindurch in „Öl"
übergeht. Die Menge des Öles, das im Fabrikbetriebe ausgepreßt wird,
hängt natürlich von einer Reihe von Bedingungen ab, wie Temperatur,
232 Spezielle Methoden der Öl- und Fettindostrie.
Druck, Zeitdauer, während welcher der Druck auf der Masse lastet, u. s. w.
Es ist daher leicht ersichtlich, dafi eine Laboratoriumsprobe zur Bestim-
mung Yon „Öl*' eine etwas willkürliche sein muB.
Aus diesem Grunde werden die Untersuchungsmethoden zwischen
Verkäufer und Käufer in den Lieferungsbedingungen niedergelegt.
Das Endprodukt der schottischen Paraffinölindustrie wird, falls
der Schmelzpunkt unter 48^ (= IIS^ F.) liegt, als „Weichparaffin*'
Terkauft. Paraffinwachs von einem oberhalb 120° F. = 48,9° C. liegenden
Schmelzpunkte wird „Hartparaffin** genannt. Das Kerzenmaterial,
welches in der sächsisch-thüringischen Industrie erzeugt wird, hat in
der Regel einen Schmelzpunkt von 53 — 56° C; Material von niedri-
gerem Schmelzpunkte (50 — 52° C.) oder höherem Schmelzpunkte wird
nur selten fabriziert.
Außer Farbe, Durchsichtigkeit und auch Geruch ist das wichtigste
Kriterium bei der Beurteilung von Paraffin die Bestimmung des Schmelz-
punktes. Der Schmelzpunkt und Erstarrungspimkt fallen beim Paraffin
zusammen. Eine einheitliche Methode, den Erstarrungspunkt des Paraffins
zu bestimmen, ist bis jetzt noch nicht vereinbart worden, daher findet
man im Handel 3 Methoden. Diese sind als 1. deutsche Probe (Hallenser
Vorschrift), 2. englische Probe (English test), 3. amerikanische Probe
(American test) bekannt.
Deutsche Probe. „Ein kleines, mit Wasser gefülltes Becherglas
von ungeföhr 7 cm Höhe und 4 cm Durchmesser wird bis ungefähr 70° C.
erwärmt, und auf das erwärmte Wasser ein kleines Stückchen des zu
imtersuchenden Paraffins geworfen, so groB, daß es nach dem Zusammen-
schmelzen ein rundes Auge von etwa 6 mm Durchmesser bildet. Sobald
dies flüssig, wird in das Wasser ein Celsiussches Thermometer (zu be-
ziehen von Ferd. Dehne oder von Jul. Herm. Schmidt in Halle a. S.)
von der durch den „Verein für Mineralölindustrie ^ festgestellten Ein-
richtung so tief eingetaucht, daß das längliche Quecksilbergefaß des
Thermometers ganz von Wasser bedeckt wird. In dem Augenblicke,
wo sich auf dem Paraffinauge ein Häutchen bildet, wird der Erstarrungs-
punkt an der Skala des Thermometers abgelesen. Während dieser Ope-
ration muß das Becherglas durch eine Umgebung von Glastafeln sorg-
fältig vor Zugluft geschützt werden und darf der Hauch des Mundes
beim Beobachten der Skala das Paraffinauge nicht treffen.''
Englische Probe. Ein Reagensglas von etwa 1 Zoll Durch-
messer wird etwa 2 Zoll hoch mit dem geschmolzenen Paraffin angefüllt.
Ein kleines Thermometer wird eingesenkt und die Masse langsam um-
gerührt, so daß Reagensglas und Inhalt langsam abkühlen. Diejenige
Temperatur, bei welcher das Thermometer für kurze Zeit stationär bleibt,
wird als Schmelzpunkt angesehen. Es sei hierzu bemerkt, daß Paraffin
Paraffinkerzen. 233
sich nicht wie ein Fettsäuregemisch verhält, welches beim Erstarren
eine plötzliche Temperaturerhöhung erleidet. Bei Paraf&n bleibt die
Quecksilbersäule des Thermometers etwa eine halbe Minute lang stationär,
jedoch findet kein Ansteigen der Quecksilbersäule statt; darauf fällt das
Quecksilber allmählich.
Amerikanische Methode. Der Schmelzpunkt wird, wie folgt,
bestimmt: Eine Menge YOn Paraffin, die hinreichend ist, eine runde
Schale von 3% Zoll im Durchmesser drei Viertel voll zu füllen, wird
geschmolzen. Ein Thermometer mit rundem Quecksilbergefaß wird dann
in die geschmolzene Masse eingesenkt, so daß die Kugel sich nur zu
drei Viertel im Paraffin befindet. Man läBt nun das Paraffin langsam
abkühlen und notiert diejenige Temperatur, bei welcher die ersten An-
zeichen einer Haut, die von der Gefäßwandung bis zum Thermometer
sich hinzieht, auftreten, als Schmelzpimkt.
Es ist klar, daß die Schmelzpunktsbestimmung nach der deutschen
und amerikanischen Methode zu sehr unsicheren Resultaten führen muß.
Es wäre am zweckmäßigsten, die englische Methode zu adoptieren. Mit
Bezug auf die deutsche Methode sei erwähnt, daß die Fabrikanten
von Braunkohlenparaffin wahrscheinlich die Shukoffsche Methode
(S. 72 u. 227) annehmen werden. L. Weinstein hat gezeigt, daß
Schmelzpunktsbestimmungen im Eapillarrohr zu übereinstinmienden Re-
sultaten führen.
Kerzen, die ausschließlich aus Paraffin hergestellt werden, sind
zu weich und biegen sich zu leicht; daher ist es erforderlich, dem
Paraffin, das zur Kerzenfabrikation dient, 5 — 15 Proz. „Stearin^ zu-
zusetzen.
Es ist bereits oben angedeutet worden (S. 225), daß „Stearin^ mit
verschiedenen Mengen von Paraffinwachs versetzt wird. Der Schmelz-
punkt eines Gemisches von „Stearin^ und Paraffin kann nicht aus den
Schmelzpunkten der Komponenten berechnet werden. Es ist daher für
die Betriebskontrolle eif orderlich, daß jeder Fabrikschemiker für sich
eine Tabelle für das von ihm verarbeitete Material konstruiere.
Eine derartige empirische Tabelle ist die folgende, von Scheit-
hauer für Gemische von thüringischem Paraffin und „Stearin^ angegebene
Tabelle (S. 234).
Der Stearinsäuregehalt in Paraffinkerzen wird bestimmt durch
Auflösen von 5 — 10 g der Probe in Petroleumäther oder Äther, Zusatz
einiger Kubikzentimeter Alkohol und Titration mit Normalalkali unter
Anwendung von Phenolphtalein als Indikator. Die Anzahl der Kubik-
zentimeter verbrauchten Alkalis wird mit 0,284 multipliziert und durch
das in Arbeit genommene Gewicht dividiert.
234
Spezielle Methoden der öl- und Feltindastrie.
Paraffin
Schmelspunkt
Btearins&ure toid
Schmelcpunkt 54<* G.
Schmebspunkt der
lÜBchung:
ProE.
OC.
Pro».
OC.
90,0
10,0
86,5
66,6
33,3
86,5
33,8
66,6
89,0
45,75
10,0
90,0
51,75
90,0
10,0
36,5
66,6
33,3
37,5
38,3
66,6
85,5
47,0
10,0
90,0
52,0
90,0
10,0
89,75
66,6
83,8
40,75
33,3
66,6
40,5
47,5
10,0
90,0
52,0
90,0
10,0
44,0
66,6
38,8
45,0
88,3
6G,6
40,75
48,0
10,0
90,0
52,5
90,0
10,0
47,5
66,6
33,3
48,5
38,8
66,6
45,0
47,75
10,0
90,0
52,5
90,0
,
10,0
49,0
66,6
38,3
50,0
33,3
66,6
47,0
47,5
10,0
90,0
52,5
90,0
10,0
58,0
66,6
38,3
54,0
88,8
66,6
49,0
47,0
10,0
90,0
52,5
90,0
10,0
56,5
66,6
38,3
56,5
83,3
66,6
52,0
47,5
10,0
90,0
52,5
WalratkerzeD. Bienenwachs. 235
3. Walratkerssen.
Walratkerzen werden aus raMniertem Walrat dargestellt. Sie
werden immer noch als Beleuchtungsmittel gebraucht, obwohl sie zum
größten Teile durch die billigeren Stearin- und Parafünkerzen verdrängt
worden sind. Bis vor kurzem wurden die Walratkerzen ausschließlich
als Norm für die photometrischen Messungen in England verwendet.
Aus Walrat allein können Kerzen nicht dargestellt werden, da das
Material zu spröde ist; daher wird dem Walrat Bienenwachs, Talg,
„Stearin^, Paraffin und Geresin zugemischt. Die für photometrische
Zwecke in England benutzten Standardwalratkerzen dürfen nur einen
Zusatz besten luftgebleichten weißen Bienenwachses vom Schmelzpunkte
62^ enthalten. Kein anderes Material darf verwendet werden, und die
erlaubte Menge von Bienenwachs muß zwischen 3 — 4,5 Proz. liegen.
Der Walrat selbt muß einen zwischen 45^ und 46^ liegenden Schmelz-
punkt haben.
Die in der Tabelle IX, S. 202 angegebenen Konstanten des Walrats
gestatten, Yerfölschungen mit den genannten Materialien nachzuweisen.
4. Wachskersseii» Bienenwachskerzen.
Die Wachskerzen sollten stets aus reinem Bienenwachs gefertigt
sein; für die Kirchenlichter Rußlands (für die ein sehr bedeutender
Teil der ganzen Wachsproduktion Yerwendung findet) ist dies sogar
gesetzliche Bestimmung. Trotzdem sind unverfälschte Wachskerzen im
Handel kaum anzutreffen. Die gebräuchlicbsten Zusätze sind Stearin-
säure, Talg und Harz, vor allem aber Ceresin und Paraffin. Wachs-
arten des Pflanzenreichs, wie Kamaubawachs, machen Bienenwachskerzen
praktisch wertlos. Bienenwachs enthält keine Glyzeride, sondern neben
freien hochmolekularen Pettsäuren (viel Cerotin- imd wenig Melissinsäure)
hauptsächlich Myricin (Palmitinsäure-Myricylester), Myricyl- und Ceryl-
alkohol, daneben noch kleine Mengen Kohlenwasserstoffe und ungesättigte
Säuren. Das rohe Wachs ist in der Regel gelb bis rotbräunUch gefärbt.
Es besitzt den angenehmen Geruch des Honigs, eine feinkörnige Struktur
und ist bei mittlerer Temperatur knetbar, bei niedriger spröde. Es ent-
hält stets eingebettete Pollenkömer, die den Nachweis von Rohwachs
mittels des Mikroskops leicht machen. Durch mehrmaliges Umschmelzen
mit heißem Wasser gereinigt und durch Einwirkung der Sonne oder durch
chemische Agentien gebleicht verliert das Rohwachs seinen Farbstoff und
bildet das weiße Wachs, das rein weiß oder schwach gelblich gefärbt,
geruch- und geschmacklos, spröde und schwerer ist als gelbes Wachs,
auch zumeist einen glatten Bruch zeigt.
236 Spezielle Methoden der Öl- und Fettindustrie.
Die wichtigsten Konstanten des Bienenwachses sind in Tabelle IX,
S. 202, angegeben worden. Es sei jedoch bemerkt, daß diese Zahlen
nicht für indische Wachse gelten, welche abnorme Zahlen liefern (vergl.
Lewkowitsch, Chemische Technologie und Analyse der Öle, Fette imd
Wachse, Bd. II, S. 756).
Über die Eeinheit einer Wachssorte geben der Schmelzpunkt, das
spez. Gewicht und die Löslichkeit in Chloroform vorläufigen AufschluB.
Auch die Jodzahl, die bei reinem gelben Wachs 9 — 11 beträgt,
während sie für weißes Wachs niedriger liegt (rund 4), kann in Zweifels-
fällen herangezogen werden.
Die wichtigsten Charakteristika der Wachsanalyse sind jedoch die
Säure- und die Yerseifimgszahl. Die Säurezahl des gelben Wachses liegt
bei 18 — 22 (zumeist 19 — 20), die Verseifungszahl bei 88 — 99, daher die
Differenz *) der Verseifungszahl und Säurezahl zwischen 69 — 78. Da die
höheren imd niedrigeren Zahlen häufig zusammen vorkommen, so schwankt
_ _ . Verseifungszahl — Säurezahl -tt , i i -r,- i i . , i,,
der Quotient ^r^ r^ , „Hüb Ische Verhältniszahl",
in engen Grenzen, nämlich zwischen 3,6 — 3,8. Für weißes Wachs sind
die Grenzen etwas weiter zu stecken, nämlich für die
Säurezahl 19,7 — 24,00
Verseifungszahl 93,5 —107,00
Hübische Verhältniszahl 2,96— 3,97.
Die Bestimmungsmethode der Verseifungszahl ist im allgemeinen
dieselbe wie bei den Fetten (S. 163). Sie wird nur dadurch etwas modi-
fiziert, daß sowohl die Ester des reinen Bienenwachses als auch vor aHem
die üblichsten Verfälschungsmittel desselben (Paraffin imd Ceresin) in
Alkohol fast unlöslich sind. Indem diese die löslichen Teile umhüllen
imd der Einwirkung des Alkalis entziehen, können leicht falsche Re-
sultate erhalten werden.
Zur Bestimmung der Säurezahl werden 3 — 5 g Wachs mit
25 ccm 95-proz. Alkohol einige Zeit erwärmt und dann die freie Säure
unter Zusatz von Phenolphtalein mit alkoholischer Y^ N. -Alkalilauge
titriert. Die Verseifungszahl bestimmt man in einer frischen
Menge von etwa 1,5 — 2 g mit 25 ccm Yj N.-Kalilauge, die mit Alkohol
von mindestens 96 Proz. hergestellt war. Das Kochen muß mindestens
eine Stunde lang (auf dem Drahtnetze) unterhalten werden, da sonst die
Verseifung nicht vollständig ist.
Handelt es sich lediglich darum, die Reinheit eines Bienen-
wachses zu konstatieren, so kann man sich darauf beschränken, die
^) Diese Differenz wurde von Hübl als „Ä.therzahl'' bezeichnet; aas
Zweckmäßigkeitsgründen wurde dieser Ausdruck von mir vermieden.
Biesenwachs.
237
Säure- und Verseifungszalil zu bestimmen. Geben diese normale Werte,
so bestimmt man noch das spez. Gewicht und prüft qualitativ auf Ceresin
und Paraf6iL nach der Weinwurm sehen Methode (s. unten S. 238). Sind
letztere Kohlenwasserstoffe abwesend und liegt das spez. Gewicht in den
oben angegebenen Grenzen, so kann die Probe rein sein. Zur Sicherheit
bestimmt man noch den Schmelzpunkt und eventl. auch die Jodzahl.
Folgende Tabelle enthält die Konstanten reinen Bienenwachses
und dessen üblichster Yerfälschungsmittel (Durchschnittswerte):
Sflurezahl
VeneifungB-
zahl
Verhaitnis-
sahl
Bienenwachs, gelbes ....
weißes ....
Eamaubawachs
Chinesisches (Insekten-) Wachs
Japanwachs
Myrtenwachs
Wahat
Talg- und Preßtalg
Stearinsäare (technisch) . . .
Kolophonium
Paraffin and Ceresin ^) . . .
19-21
19,7-24
2
0
20
3
3
4—10
200
130—164,6
0
91—97
93,5—107
80
80,4
227
208
133
195
200
146,8-194
0
3,62-3,84
2,96-3,97
39
10,8
68,3
43,3
18,5-48
0,126-0,191
0
Aus diesen Zahlen lassen sich folgende Schlüsse ziehen: Liegt die
Yerseifungszahl eines Wachsmusters unter 92 und ist die Yerhältniszahl
zugleich die des reinen Wachses, so ist Para^n oder Ceresin beigemengt.
Ist die Yerhältniszahl größer als 3,8, so sind Yerfälschungen mit
Talg, Japanwachs, Walrat oder fremden Wachsarten wahrscheinlich.
Liegt zugleich die Säurezahl tmter 20, so ist Japanwachs ausgeschlossen.
Eine zu kleine Yerhältniszahl (hohe Säurezahl) läßt auf Zusatz von
Stearinsäure oder Harz (Kolophonium) schließen. Zugleich aber zeigen
die mitgeteilten Zahlen, daß kompliziertere Fälschungen unter gleich-
zeitigem Zusatz mehrerer Surrogate möglich sind, die auf diese Weise
nicht erkannt werden. So würde ein Gemisch von 37ya Proz. Japan-
wachs, 6Ys Proz. Stearinsäure und 56 Proz. Ceresin, das also überhaupt
kein Wachs enthält, ganz normale Zahlen ergeben. In solchen Fällen
verrät sich indessen die Fälschung nicht nur an den äußeren Eigenschaften
(Bruch, Geschmack), sondern auch durch folgende Prüfungsmethoden:
Nachweis von Glyzeriden. Bienenwachs enthält keine Gly-
zeride. Yerseift man 20 g der Probe und prüft auf Glyzerin, so ist bei
^) Käufliches Paraffin und Ceresin sind nicht immer völlig säurefrei.
238 Spezielle Methoden der öl- und j^ettindustrie.
positivem Ausfall auf die Gegenwart von Fetten (Japanwachs, Talg) zu
schlieBen.
Nachweis von Stearinsäure. Die Stearinsäure ist in Alkohol
leichter löslich als die im Wachse frei vorkommende Cerotinsäure.
Kocht man daher 1 g Wachs mit 10 ccm Alkohol von 80 Vol. -Prozent,
läßt erkalten, filtriert und setzt zum Filtrat Wasser, so trübt sich die
Flüssigkeit nur sehr wenig, falls das Wachs rein ist, während sich vor-
handene Stearinsäure in Flocken abscheidet. Es wird auf diese Weise
noch der Zusatz von 1 Proz. Stearinsäure erkannt.
£s ist jedoch zu beachten, daß, falls Kolophonium gleichzeitig
vorhanden ist, auch dieses aufgelöst wird und mit Wasser eine Emulsion
gibt. (Betreffs einer von Buchner vorgeschlagenen imd von Berg kriti-
sierten Methode, vergl. Lewkowitsch, Chem. Technologie u. Analyse
der Öle, Fette und Wachse, Bd. II, S. 489.)
Nachweis von Harz. Mit Harz versetztes Wachs gibt sich leicht
durch seinen Geschmack und seine Klebrigkeit zu erkennen. Es hängt
sich, im Gegensatz zu reinem Wachs, beim Kauen an die Zähne. Zum
Nachweise von Harz bedient man sich der Reaktion von Liebermann-
Storch (S. 181), zur quantitativen Bestimmung der Methode von
Twitchell (S. 248).
Nachweis von Geresin und Paraffin. Weinwurms Probe.
Man verseift 5 g Wachs mit 25 ccm alkoholischer 7, N.- Alkalilauge, ver-
dunstet den Alkohol, setzt dann 20 ccm konzentriertes Glyzerin hinzu
und erwärmt weiter, bis alles gelöst ist. Fügt man jetzt ca. 100 ccm
kochendes Wasser hinzu, so erhält man bei echtem Bienenwachs eine
mehr oder weniger klare, durchsichtige bis durchscheinende Lösung.
Legt man ein mit normaler Lettemgröße bedrucktes Papier unter das
Gefäß, so muß die Schrift vollkommen lesbar sein. Sind dagegen dem
Wachs mindestens 5 Proz. Geresin oder Parafön beigemengt, so erhält
man eine trübe Lösung oder einen stärkeren Niederschlag, der ein Lesen
nicht zuläßt. Ist die Trübung gering, so ist die Anwesenheit von etwa
3 Proz. Geresin möglich. Um diese nachzuweisen, stellt man eine zweite
Probe an und fügt vor der Yerseifung dem Wachs 3 Proz. Geresin zu.
Erhält man jetzt eine starke Trübung, so waren schon vorher kleine
Mengen fremder Kohlenwasserstoffe zugegen, wird die Trübung nicht
wesentlich stärker, so ist deren Gegenwart nicht anzimehmen. Bei An-
wesenheit von 8 Proz. erhält man schon einen Niederschlag.
Es ist jedoch hierbei zu beachten, daß diese Probe nur als Yor-
probe dienen darf. Auch zeigt eine Trübung nicht ausschließlich Paraffin
und Geresin an, da (wie ich gefunden habe) ein mit 50 Proz. Karnauba-
wachs oder Insektenwachs versetztes Bienenwachs eine ebenso starke
Trübung gibt wie ein mit 5 Proz. Paraffin verfälschtes Bienenwachs.
Ceresin. 239
Zur quantitativen Bestimmung des Ceresins oder Paraffins benutzt
man die zuverlässige Methode von A. und P. Buisine (Monit. scientif.
1890, 1134). Man schmilzt 2 — 10 g Wachs in einem kleinen Porzellan-
tiegel, fügt das gleiche Gewicht feingepulverten Ätzkalis hinzu und rührt
um. Die beim Erkalten entstandene harte Masse wird pulverisiert und
mit 3 Teilen Kalikalk auf 1 Teil Wachs innig gemischt. Der Ealikalk
wird aus 1 Teü Ealihydrat und 2 Teilen Kalk bereitet. Das Gemisch
wird in eine Proberöhre oder in ein bimförmiges Kölbchen gebracht und
dieses im Quecksilberbade erhitzt, wobei man die Temperatur 2 Stunden
lang auf 250^ erhält. Das Bad besteht aus einem eisernen Gefäße mit
luftdicht aufzusetzendem Deckel, welcher drei Öffnungen enthält: in die
eine wird das Kölbchen, in die zweite ein Thermometer mittels Korkes
eingesetzt, während die dritte ein langes Eisenrohr zur Verdichtung der
Quecksilberdämpfe trägt. Die Schmelze wird nach dem Erkalten gepulvert,
mit trocknem Äther extrahiert, der Auszug filtriert, abdestilliert und der
Rückstand, wenn nötig, nach nochmaligem Lösen in Äther und Filtrieren
getrocknet und gewogen. Der KohlenwasserstofFgehalt des gelben Bienen-
wachses schwankt zwischen 12,5 und 14,5 Proz.^); ein Zusatz von 3 bis
5 Proz, Ceresin oder Paraffin läßt sich schon mit Sicherheit erkennen.
Erkennung von Karnaubawachs. Ein Zusatz von Karnauba-
wachs erhöht das spez. Gewicht und den Schmelzpunkt der Probe. In
Chloroform ist Karnaubawachs nicht vollständig löslich, im Gegensatz
zu reinem gelben Wachs. Auch die Wein wurm sehe Probe dient als
gute Vorprobe. Der einwandsfreie Nachweis und etwa gar die quantitative
Feststellung des Zusatzes ist ein schwieriges Problem und kann nur durch
eine eingehende Untersuchung der freien wie der gebundenen Fettsäuren
gelöst werden. Das gleiche gilt von der Erkennung des Insekten-
wachses.
5. Ceresin (s. a. S. 78).
Ceresin ist das aus dem Ozokerit (Erdwachs) durch Raffination
erhaltene Produkt. Der Ozokerit ist ein bituminöses Naturprodukt, das
sich meist in der Nähe von Petroleumfimdorten an vielen Punkten der
Erde vorfindet. Die ergiebigsten Lagerstätten finden sich zur Zeit in
Galizien. Das gereinigte Ceresin variiert in der Farbe von dunklem
Orangengelb bis zum fast reinen Weifi, Es hat das spezifische Gewicht
0,918—0,922, schmilzt (höher als Paraffin) bei 61—780 C, zeigt musche-
ligen Bruch und ist nicht krjstallinisch. Keine Muster sind geruchlos. Es
vnrd verfälscht mit Paraffin und mit Kolophonium. Auch Zusätze von
Karnaubawachs, zur Erhöhimg des Schmelzpunktes, kommen vor.
') Kürzlich fanden Hett und Ahrens sogar bis za 17,35 Proz. Kohlen-
wasserstoffe.
240 Spezielle Methoden der öl- und Fettandastrie.
Der Schmelzpunkt des Ceresins wird durch einen beträchtlichen
Paraf&nzusatz bedeutend herabgedrückt. Für zollamtliche Zwecke ist
daher zum Nachweis Ton Paraffin die Bestimmung des „Tropfpunktes^
vorgeschrieben. Es ist dies diejenige Temperatur, bei welcher ein an einem
Glasstab von 3 mm Dicke hängender Tropfen der zu imtersuchenden
Masse beim langsamen Erwärmen in einem nicht luftdicht verschlossenen,
30 mm weiten, 50 mm hohen Reagensglas abfällt. Für die Feststellung
des Trop^imktes ist das Reagensglas zu vier Fünfteln in Wasser ein-
zutauchen, dessen Temperatur von Minute zu Minute um 1 ^ C. steigen
soll. Neben dem Glasstab ist das Thermometer in der Weise anzu-
bringen, daß die Eugel in gleicher Höhe mit dem Tropfen 20 mm vom
Boden des Glases absteht, und daß Glasstab und Thermometer sich
gleich weit von den Wandungen des Glases befinden. Die Größe des
Tropfens ist bei der Herstellung durch etwa 10 mm tiefes Eintauchen
des Stabes in die auf einem Wasserbade schmelzende Masse so zu be-
messen, daß der erstarrende Tropfen unter der ebenen Endfläche des
Stabes nahezu eine Halbkugel bildet. Diese Yorschrift ist von Holde
(Mitteil, der k. techn. Yersuchsanst. zu Berlin 1899, 103) als unzuver-
lässig bezeichnet worden. Im Handelsgebrauche ist noch vielfach die
Schmelzpunktsbestünmimg nach der Pohl sehen Methode üblich.
Zum Nachweis von Paraffin in Ceresin findet sich folgendes Ver-
fahren angegeben: Man erwärmt die Probe mit Alkohol, läßt erkalten,
filtriert und läßt einige Tfopfen des Filtrats auf dem Uhrglas verdunsten.
Paraffin soll sich unter dem Mikroskop durch die krystallinische Natur
des Yerdunstungsrückstandes zu erkennen geben. Das Verfahren ist
aber unzuverlässig, und Paraffinzusätze sind mit Sicherheit in Ge-
mischen bisher nicht erkennbar.
Bei Anwesenheit von Kolophonium zeigt das Ceresin eine Säure-
zahl. Zwar kommen unverfälschte Handelsprodukte vor, die von der Raffi-
nation mit Schwefelsäure her einen kleinen Säuregehalt aufweisen (Säure-
zahl bis 4), doch rentieren sich Verfälschungen mit Harz nur bei Zusätzen,
die weit höher sind, als es diesen Zahlen entspricht. Kolophonium läßt
sich im Alkoholauszug wie S. 238 beschrieben nachweisen und be-
stimmen.
XL Seife.
Chemisch gesprochen, sind Seifen Salze der Fettsäuren. Wir unter-
scheiden Salze der Alkalimetalle einerseits und Salze der Erdalkali-
und Schwermetalle andererseits. In der Technik wird jedoch der Aus-
druck Seife gewöhnlich nur auf die Alkalisalze der nichtflüchtigen Fett-
säuren angewendet. Je nachdem die Base Natron oder Kali ist, unter-
scheiden wir zwischen harten Seifen — Natronseifen — und weichen
Seife. 241
Seifen — Kaliseifen (Schmierseifen). Diese Seifen werden auch lösliche
Seifen genannt.
Die Salze der Erdalkali- und Schwermetalle werden als Metall-
seifen, wasserunlösliche Seifen bezeichnet (s. unten).
Die Nainnmaeifen werden im groBen nach zwei Verfahren dar-
gestellt: 1. nach dem sogen, kalten Verfahren, 2. nach dem Eochver-
fahren (heiBen Verfahren).
Zur Fabrikation nach dem ersten Verfahren, wozu starke kaustische
Soda benutzt werden muB, eignen sich vorzugsweise die zur KokosnuBöl-
gruppe gehörenden Pflanzenfette. Mit Hilfe dieser Fette lassen sich
auch andere Fette, die durch konzentrierte Natronlauge nicht leicht an-
gegriffen werden (wie Olivenöl, Talg, Schweinefett) in der Kälte in Seife
überführen. Die so resultierenden „kaltgerührten^ Seifen enthalten natür-
lich das gesamte Glyzerin, sowie auch alle in der Natronlauge etwa
vorhandenen fremden Salze (und häufig auch freies Alkali und sogar
auch un verseiftes Fett).
Theoretisch hat eine aus KokOsnuBöl oder Palmkemöl bereitete
Seife die folgende Zusammensetzung:
Fettsäureanhydride . . . . 54,50 Proz.
Natriumoxyd (Na, 0) 8,86 -
Wasser und Glyzerin (Diflf.) . . . 36,64 -
100,00 Proz.
Diesen Seifen werden häufig noch „FüllungsmitteP einverleibt.
Die nach dem zweiten Verfahren (Kochverfahren) hergestellten
Seifen werden entweder aus den verschiedensten Gemischen neutraler Öle
und Fette durch Kochen mit Natronlauge oder aus den im groBen dar-
gestellten „Fettsäuren^ durch Kochen mit Natriumkarbonat und Natron-
lauge gewonnen. Der hierbei erhaltene „Seifenleim" wird mit Kochsalz
ausgesalzen, der „Kern*' wieder verleimt und durch geeignete „Abrich-
tung" in „Kernseife" übergeführt, die beim Abkühlen zu einer festen
Masse erstarrt, so daB sie in die bekannten Seifenriegel geschnitten
werden kann. Das Glyzerin der Neutralfette geht dabei in die „Unter-
lauge". Eine solche Seife kann nicht mit einem höheren Gehalte an
Fettsäuren als 63 — 64 Proz. hergestellt werden. Die theoretische Zu-
sammensetzung derselben ist, unter Annahme des mittleren Molekular-
gewichtes der Fettsäuren von 275, die folgende:
Fettsäureanhydride 61,80 Proz.
Natriumoxyd 7,21
Wasser 30,99 -
Will man Seifen mit einem geringeren Gehalte an Wasser — wie
bei der Fabrikation der pilierten Seifen (Toiletteseifen) — darstellen,
Untersuchungen. 5. Aufl. IIL 16
242 Spezielle Methoden der Öl- und Fettindustrie.
80 muß die Kernseife zuvor durch T-rocknen von einem Teile des
Wassers („Konstitutionswasser") befreit werden. Will man umgekehrt
Seifen mit höherem Wassergehalt herstellen, so werden der Kernseife
Lösungen von Wasserglas, Soda, Glaubersalz, Kochsalz etc. entweder in
der Seifenpfanne selbst einverleibt oder auch in besonderen Misch-
apparaten zugesetzt. Diese „gestreckten" oder „geschliffenen" Seifen
sind die billigen Haushaltungsseifen, deren Fettsäuregehalt durch die
Füllung sogar bis auf 12 — 16 Proz. herabgedrückt werden kann.
Weitere Abarten der Natronseifen sind 1. Transparentseifen,
die entweder durch Auflösen von Kernseifen in Alkohol, Abdestillieren
des Alkohols und Formen des gelatinösen Rückstandes dargestellt
werden und hohe Prozentgehalte an Fettsäuren aufweisen, oder (billige)
gefüllte, durch Zusatz von Zuckerlösung transparent gemachte Seifen
sind, 2. Seifenpulver, Waschpulver, „Fettlaugenmehl", die
durch Vermählen von Natronseifen mit Soda hergestellt werden.
Die Kiüiseifen (Schmierseifen) werden durch Kochen der Neutral-
fette oder der technischen „Fettsäuren" mit Kalilauge, resp. Pottasche
und Kalilauge dargestellt. Ein Aussalzen findet bei der Fabrikation dieser
Seifen nicht statt, daher verbleibt in den Schmierseifen — wie in den
kaltgerührten harten Seifen — alles aus dem Neutralfette erhältliche
Glyzerin, sowie der Überschuß des Alkalis, der Pottasche und alle etwa
zugesetzten „Füllungen". Normale Schmierseifen können in der Seifen-
pfanne nicht mit einem höheren Fettsäuregehalte als etwa 40 Proz. dar-
gestellt werden. Daher ist die theoretische Zusammensetzung einer
Schmierseife, unter der Annahme des mittleren Molekulargewichtes der
Fettsäuren von 275, die folgende:
Fettsäureanhydride 38,700 Proz.
Kaliumoxyd (K^ 0) 6,843 -
Wasser und Glyzerin (Diff.) . . 54,457
100,000 Proz.
Auch die Kaliseifen werden häufig „gefüllt", so daß der Fettsäure-
gehalt der Handelsprodukte bis auf 25 Proz. und weniger sinkt.
Die Anzahl von Substanzen, die zugestandenermaßen den Seifen
einverleibt werden, um ihnen irgend eine (wirklich oder angeblich) wert-
volle Eigenschaft zu verleihen, ist nahezu Legion. Es muß in jedem
einzelnen Falle dem Analytiker die Entscheidung darüber überlassen
werden, ob Petroleum, Paraffin, Teeröl, Schwefel u. s. w. als Verftllschungs-
mittel anzusehen sind oder nicht.
Bei dem gegenwärtigen Stande der Seifenindustrie und im Hin-
blick auf die vom Publikum gestellten Anforderungen ist es schwer zu
sagen, was eine Verfälschung konstituiert.
Seife. 243
Harz (Kolophonium) ist ein legitimes Ersatzmittel der Fettsäuren,
da die Alkalisalze der Harzsäuren Waschkraft besitzen. Daher wird
Harzsäure, die man beim Zersetzen einer Seife mit Mineralsäure erhält,
gewöhnlich als Fettsäure angerechnet.
Silikat und Borat besitzen ebenfalls Waschkraft; diese Sub-
stanzen müssen aber als auf der Grenzlinie zwischen legitimen Bestand-
teilen und Verfälschungen stehend angesehen werden.
Farbstoffe in Seifen dürfen nicht als unerlaubte Zusätze be-
trachtet werden, da im Handel geerbte Seifen verlangt werden. Vor-
ausgesetzt, daß der Farbstoff unschädlich ist, darf daher kein Wider-
spruch gegen denselben erhoben werden. Der Analytiker wird höchstens
zu untersuchen haben, ob ein Farbstoff giftige Metalle enthält oder nicht.
Ätherische Öle in Seifen sind gegenwärtig nahezu ein not-
wendiger Bestandteil geworden. Die Menge derselben ist natürlich
zumeist gering und beansprucht nur selten die Aufmerksamkeit des
Analytikers.
Ein Zweifel darüber, daB eine Verfälschung stattgefunden hat,
kann jedoch dann nicht obwalten, wenn man Füllmittel oder „Beschwe-
rungsmittel^ in einer Seife gefunden hat. Unter diese Kategorie fallen
Stärke, Ton, Talk, Sand u. s. w. Der in einer als „Sandseife" verkauften
Seife gefundene Sand kann natürlich nicht als Verfalschungsmittel an-
gesehen werden.
Das FeUroInnaieri€d der Seifenfabrikation — die Neutralfette und
die Fettsäuren — werden nach den im varigen Kapitel angegebenen
Methoden untersucht. In den technischen „Fettsäuren" wird die Menge
des Neutralfettes imd der Fettsäuren bestimmt (vergl. S. 229).
Im folgenden sind die zuverlässigsten Methoden (unter Weglassung
einer großen Anzahl von Vorschlägen) für die Untersuchung und JBe-
weriufig van Handeisseifen angegeben. Ich habe keinen Versuch ge-
macht, einen vollständigen Gang einer Seifenanalyse, welche die Er-
mittelung aller Substanzen, die möglicherweise vorhanden sein können,
einschließt, zu geben, da ein solches Vorgehen nur sehr wenig Wert
haben würde.
Beim Probenehmen muß große Umsicht geübt werden, wenn
schwere Irrtümer in der Wasserbestimmung vermieden werden sollen.
Beim Aussetzen an die Luft trocknet Seife an der Oberfläche, und so-
bald sich eine trockene Schicht („Rinde") an den Außenflächen einer
harten Seife gebildet hat, wird das Innere gegen Wasserverlust durch
Verdunstung geschützt. Bei harten Seifen müssen daher die zur Analyse
bestimmten Proben aus der Mitte des Seifenstückes entnommen werden,
indem man die Rinde wegschneidet; wieviel weggeschnitten werden muß,
kann meistens diirch Besichtigung der Probe entschieden werden, da ein
16»
244 Spezielle Methoden der Öl- und Fettindnstrie.
TransTersalschnitt zeigt, bis zu welcher Tiefe das Trocknen stattgefunden
hat. Vorschläge, eine Probe mittels eines Korkbohrers zu nehmen oder
durch Transyersalschnitte ein Stück herauszuschneiden, um eine „Durch-
schnittsprobe'' zu erhalten, führen zu falschen Resultaten. Wenn die zu
untersuchende Probe frisch ist, also mindestens 30 Proz. Wasser enthält,
dann wägt man eine etwas größere Menge ziemlich rasch ab (da Seife
an die trockene Luft einer Wage leicht Wasser abgibt). Aus demselben
Grunde soll auch die Probe Yor dem Abwägen nicht in Scheiben ge-
schnitten werden; dies ist höchstens zulässig, wenn eine pilierte Seife
oder eine ausgetrocknete Seife Yorliegt.
In solchen Fällen müssen die wohlbekannten Hilfsmittel zur Ver-
hinderung eines Wasserverlustes während des Wagens angewandt werden.
Ahnliche Vorsicht muB beim Probeziehen einer Schmierseife beob-
achtet werden. Das Muster muß aus der Mitte entnommen werden.
a) Bestimmung der Fettmasse und des Gesamtalkalis.
£ine rasche und für die Zwecke der Handelsanalyse genügend
genaue Methode ist die folgende: Man wägt 5 — 10 g der Probe (oder
50 g auf einer Zentigramme angebenden Wage) genau ab und löst in heißem
Wasser in einem Becherglase oder einer Porzellanschale durch langsames
£rwärmen, wobei man beständig mit einem Glasstabe durchrührt, um
das Anbacken der Seife am Boden des Gefäßes zu verhindern. Nach
Zusatz einiger Tropfen Methylorange wird mit einem Überschusse titrierter
Schwefelsäure (oder, falls die Chloride und Sulfate bestimmt werden
sollen, verdünnter Salpetersäure) unter fortwährendem Rühren erwärmt,
bis die abgeschiedenen Fettsäuren sich verflüssigt haben, etwa 5 g (oder
20 g für 50 g Seife) trocknen Bienenwachses oder Paraffins ^) werden
zugesetzt imd wieder erhitzt, bis das Gemisch der Fettsäuren und des
Wachses sich über der wäßrigen Lösung als eine klare, durchsichtige
Olschicht, frei von festen Partikelchen, abgeschieden hat. Man spült
den Glasstab mit siedendem Wasser ab, erhitzt, bis die Fettsubstanz
sich wieder zu einer Masse vereinigt hat, entfernt das Gefäß von der
Wärmequelle und läßt erstarren. Ein etwaiger weißer Niederschlag am
Boden des Gefäßes deutet auf die Anwesenheit von Silikat oder von
Füllungsmitteln hin, die in Mineralsäuren imlöslich sind.
Der erstarrte Fettkuchen wird mittels eines Platinspatels abge-
nommen, mit kaltem Wasser abgespült und auf Filtrierpapier gebracht.
Etwaige geringe Fettmengen, die an der Gefaßwandung anhängen,
werden sorgfältig abgekratzt und mit der Hauptmasse vereinigt. Man
^) Wenn man weiß, daß die Fettsäuren zu einer harten Masse erstarren,
kann der Zusatz von Wachs u. s. w. natürlich unterbleiben.
Seife. 245
trocknet den Kuchen mit Filtrierpapier und bringt ihn auf das zuvor
benutzte XJhrglas, mit der unteren Seite nach oben, läBt in einem Ex-
sikkator trocknen und wägt. (Für die Betriebskontrolle, wozu am besten
50 g angewendet werden, ist es hinreichend genau, unmittelbar nach dem
Trocknen mit Filtrierpapier zu wägen ; man muß nur dafür Sorge tragen,
daß alles Wasser, welches sich etwa in den Höhlungen des Kuchens
befindet, entfernt wird.) Sollte der Kuchen etwa Höhlungen enthalten,
welche Wasser und sogar Säure einschließen, was nur dann eintritt,
wenn die Masse nicht genügend lange erhitzt worden ist, dann schmelze
man den Kuchen in einer Porzellanschale über Wasser, lasse erstarren
und verfahre, wie zuvor beschrieben.
Von dem so gefii^idenen Gewichte wird das Gewicht des Wachses
oder Paraffins abgezogen, die Differenz als Fettmasse berechnet
und, wenn keine weitere Untersuchung nötig ist, gewöhnlich als
Fettsäure betrachtet; dies ist jedoch nur dann richtig, wenn man sich
von der Abwesenheit von Neutralfett, Wachs und Unverseifbarem
überzeugt hat. Harzsäure rechnet man als Fettsäure an, es sei
denn, daß die Harzsäuren besonders bestimmt werden sollen. Die saure
Flüssigkeit wird filtriert, der Überschuß der Säure mit Normalalkali
zurücktitriert und somit das Gesamtalkali gefanden.
Etwaige lösliche Fettsäuren, die in der Seife vorhanden sind,
gehen zum Teil in die saure Flüssigkeit über; in der Regel können
dieselben vollständig vernachlässigt werden, es sei denn, daß Kokos-
nußöl- oder Palmkemölseifen vorliegen. In solchen Fällen ist es am
besten, mit konzentrierten Lösungen zu arbeiten oder, falls es zulässig
ist, Kochsalz zuzusetzen, welches das Lösen der Hauptmenge der lös-
lichen Säuren verhindert, so daß der gelöst gebliebene Anteil vernach-
lässigt werden kann. Ist große Genauigkeit erforderlich, so zersetze
man die Seife unter Äther und bringe dadurch die Fettsäuren so, wie
sie sich abscheiden, in ätherische Lösung. Weniger genau ist es, die
wäßrige Lösung bis zur Neutralität gegen Methylorange zu titrieren,
darauf Phenolphtalein zuzusetzen und wiederum mit Y^q Normalalkali
zu titrieren. In solchen Fällen berechnet man das bei der zweiten
Titration verbrauchte Alkali etwa auf Caprylsäure, Cg Hjg Oj, vom Mole-
kulargewicht 144 und addiert die so gefundene Menge zur Hauptmasse
der Fettsäuren.
Eine beträchtliche Anzahl von Methoden ist von verschiedenen
Chemikern vorgeschlagen worden, angeblich um größere Genauigkeit zu
erzielen. Meiner Ansicht nach komplizieren sie jedoch nur die Analyse,
ohne irgendwelche Yorteile zu bieten.
Wenn durch eine eingehendere Untersuchung die Abwesenheit von
Neutralfett, Wachs und Unverseifbarem (S. 250) erwiesen worden ist,
246 Spezielle Methoden der Öl- and Fettindastiie.
dann wird die Fettmasse als Fettsäure angerechnet. Sie wird in einer
Yollständigen Seifenanaljse mit 0,9675 multiplizirt, um sie auf Anhydrid
umzurechnen.
Je höher die Prozentzahl der Fettsäuren ist, um so mehr
wirkliche Seife enthält die Probe. £in Vergleich der Analysen-
resultate mit den oben gegebenen theoretischen Zusammensetzimgen von
Seifen wird bei der Bewertung einer Probe die geeignete Anleitung geben.
b) Gebundenes Alkali, freies kaustisches Alkali und
alkalische Salze. Freie Fettsäuren.
Das Gesamtalkali ist die Summe der einzelnen Mengen von Alkali,
die in der Seife Torhanden sind, als 1. Alkali an Fettsäuren und Harz-
säuren gebunden: „Gebundenes Alkali^, 2. freies kaustisches Alkali,
3. Alkali als Karbonat, Silikat oder Borat.
1. Das gebundene Alkali wird gewöhnlich durch Differenz
gefunden, indem man die Summen der Alkalimengen, die imter 2. und 3.
ermittelt wurden, von der wie oben flir das Gesamtalkali gefundenen
Menge abzieht. Dieses gebundene Alkali kann jedoch auch direkt be-
stimmt werden, indem man die alkoholische Lösung der Seife (2.), nach-
dem man sie gegen Phenolphtalein neutral gemacht hat, nach Zusatz von
Methylorange titriert. Dieses mag zur Kontrolle ausgeführt werden,
oder um die Bestimmung des Alkalis, welches als Karbonat, Silikat
oder Borat vorhanden ist, zu umgehen, da letztere Menge dann offenbar
durch Differenz gefunden werden kann.
2. Freies kaustisches Alkali. Man stellt zuerst eine Vor-
probe an, indem man einen Tropfen alkoholischer Phenolphtaleinlösung
auf eine frische Schnittfläche der Seife fallen läßt. £ine rote Färbung
weist auf die Anwesenheit von freiem Natronhydrat hin; falls die Seife
feucht ist, kann die rote Färbung auch durch Karbonat, Silikat oder
Borat hervorgerufen sein. Ist die Seife ausgetrocknet, so bringen die
genannten alkalischen Salze keine Rötung hervor. Um das freie kau-
stische Alkali von alkalischen Salzen zu trennen, wird ein Teil der Probe
in absolutem Alkohol gelöst imd filtriert. Die alkalischen Salze bleiben
auf dem Filter, so daß das alkoholische Filtrat nunmehr mit Phenol-
phtalein geprüft werden kann.
Sachgemäß fabrizierte Seifen sollten kein freies kaustisches Alkali
enthalten; insbesondere gilt dies von Toiletteseifen. Da große Sorgfalt
und Erfahrung beim „Abrichten" erforderlich sind, wenn eine Seife
praktisch kein freies Alkali enthalten soll, so findet man in den meisten
gewöhnlichen Handelsseifen, namentlich Haushaltungsseifen, einen Über-
schuß an freiem kaustischen Alkali. Ist diese Menge sehr gering, so
wird die kaustische Soda beim Aussetzen an die Luft in Karbonat ver-
Seife. 247
wandelt, so daß in manchen Fällen kein freies kaustisches Alkali gefunden
wird, insbesondere, wenn man nur die äußeren Schichten der Seife prüft.
Freies kaustisches Alkali wird quantitativ bestimmt (Hope,
Chem. News. 1881, 219), indem man 10 — 30 g der Probe in heißem, ab-
solutem Alkohol in einem lose verschlossenen Kolben (um Anziehen von
Feuchtigkeit aus der Luft zu yerhindern) auflöst. Stark wasserhaltige
Seifen müssen zunächst teilweise von Wasser befreit werden, wobei man
Zutritt von Luft (Kohlensäure) auszuschließen hat. Die heiße Lösung
wird rasch filtriert, wobei man Sorge dafür trägt, daß sich die Seife
nicht als gelatinöse Masse auf dem Filter ausscheide. Wenn die Ope-
ration mit Umsicht ausgeführt wird, so kann man eines Heißwasser-
trichters vollständig entraten. Das Filter wird mit absolutem Alkohol
gewaschen und das Filtrat in einem enghalsigen Kolben aufgefangen.
Man setzt nun Phenolphtalein zu und titriert die Lösung mit Yiq Nor-
malsalzsäure. In manchen Fällen wird die alkoholische Seifenlösung
sich gegen Phenolphtalein sauer verhalten. Die saure Reaktion mag
dem Vorhandensein eines sauren Salzes (Distearat, Dipalmitat, Dioleat)
infolge fehlerhafter „Abrichtung^ zuzuschreiben sein, oder auch dem
Umstände, daß der fertigen Seife Fettsäuren zugesetzt wurden, in der
Absicht, freies Alkali zu neutralisieren. Die Menge von Yjq Normal-
alkali, die erforderlich ist, um die Lösung zu neutralisieren, wird als
freie Fettsäure angesehen und auf Ölsäure berechnet.
3. Der auf dem Filter zurückgebliebene Rückstand enthält Kar-
bonat, Silikat und Borat, mit welchen andere unlösliche Substanzen, die
als Füllmittel zugesetzt waren, wie Stärke, Talk, Farbstoff u. s. w., ver-
mischt sein können. (Betreffs einer vollständigen Untersuchung dieses
Niederschlages vergl. S. 250.) Zur Bestimmung des in den alkalischen
Salzen enthaltenen Alkalis wird der Niederschlag auf einem Filter mit
kaltem Wasser gewaschen (vergl. e) 1.). Das Alkali im Filtrat wird
durch Titrieren mit Normalsäure nach Zusatz von Methjlorange ermittelt.
Die Säure wird auf Na, 0 umgerechnet.
c) Bestimmung von Wasser.
Die direkte Bestimmung des Wassers in einer Seife ist in der
Regel eine unnötige Operation. Bei Kernseifen genügt es für alle prak-
tischen Zwecke, die Fettsäuren auf Anhydride zu berechnen und die
Menge von Alkali, die in den verschiedenen Formen gefunden wurde,
hinzuzuaddieren. Das Wasser wird dann durch Differenz gefunden.
Die direkte Bestimmung von Wasser wird daher nur in Ausnahme-
fallen vorgenommen. Hierzu bringt man die Seife in dünnen Spänen in
eine Porzellanschale, wägt mit einem Glasstabe, so daß von Zeit zu Zeit
die trockene Haut, welche das Entweichen von Wasser aus den inneren
248 Spezielle Methoden der öl- und Fettmdastrie.
Schichten yerhindert, durchbrochen werden kann. Dies ist besonders
erforderlich bei stark gefüllten Seifen,
Für die Bewertung einer Seifenprobe genügen meistens die unter
a) bis c) angegebenen Bestimmungen. Weitergehende Untersuchungen
erstrecken sich auf die Prüfung der Fettmasse und den Nachweis und
die Bestimmung anderer Bestandteile der Probe.
d) Untersuchung der Fettmasse.
Falls bei der Abscheidung der Fettmasse kein Wachs u. s. w. an-
gewendet wurde, so kann dieselbe sofort für die weitergehende Unter-
suchung in Arbeit genommen werden. Die Fettmasse kann außer Fett-
säuren enthalten: 1. Harzsäuren, 2. Neutralfett, 3. Unverseifbares.
1. Harz säuren. Diese werden nach Twitchells Verfahren be-
stimmt, da Lewkowitsch nachgewiesen hat, daß die älteren von
Barfoed und Gladding u. s. w. vorgeschlagenen Methoden und deren.
Modifikationen zu unzuverlässigen Resultaten führen.
Twitchells Verfahren beruht auf der Eigenschaft der aliphati-
schen Säuren, bei Behandlung mit Salzsäuregas in alkoholischer Lösung
in Ester übergeführt zu werden, während Kolophonium bei derselben
Behandlung nur eine sehr geringe Veränderung erleidet, indem sich
Abietinsäure aus der Lösung ausscheidet.
2 — 3 g des Gemisches von Fettsäuren und Harzsäuren werden in
einem Kolben genau abgewogen und in der zehnfachen Menge absoluten
Alkohols (90-proz. Alkohol darf nicht benutzt werden, da sonst die
Umwandlimg der Fettsäuren in Äthylester nicht vollständig ist) aufgelöst.
Der Kolben wird in kaltes Wasser eingesenkt und durch die Flüssigkeit
ein Strom trockenen Salzsäuregases durchgeleitet. Nach etwa dreiviertel
Stunden, wenn das Gas unabsorbiert durch die Lösung streicht, wird
die Operation als beendet angesehen. Um möglichst vollständige Esteri-
fizierung zu erzielen, läßt man den Kolben eine Stunde lang stehen.
Während dieser Zeit steigen die Athylester und die Harzsäuren als eine
ölige Schicht an die Oberfläche. Man verdünnt alsdann den Kolben-
inhalt mit 5 Vol. Wasser und erhitzt, bis die wäßrige Lösung klar
geworden ist. Die Analyse kann nun entweder a) volumetrisch oder b)
gravimetrisch zu Ende geführt werden.
a) Volumetrisches Verfahren. Der Inhalt des Kolbens wird
in einen Scheidetrichter übergeführt und der Kolben mehrmals mit Äther
nachgespült. Nachdem man gut durchgeschüttelt hat, wird die saure
Lösung abgezogen und die rückständige ätherische Lösung, welche die
Athylester der Fettsäuren und die Harzsäuren enthält, mit Wasser
gewaschen, bis die Salzsäure völlig entfernt ist. Man gibt nun 50 ccm
Seife. 249
Alkohol zur Lösung und titriert mit Normalkalilauge oder Natronlauge
unter Anwendung von Phenolphtalein als Indikator. Die Harzsäuren
Terbinden sich sofort mit dem Alkali, während die Athylester fast un-
Terändert bleiben. Man nimmt 346 als das Yerbindungsgewicht des
Harzes an; dann gibt die verbrauchte Anzahl Kubikzentimeter Normal-
alkalis mit 0,346 multipliziert die Menge des Harzes in der Probe an.
b) Grayimetrisches Verfahren. Der Eolbeninhalt wird mit
etwas Petroleumäther, der unter 80^ siedet, yermischt imd in einen
Scheidetrichter übergeführt; der Kolben wird mit Petroleumäther nach-
gewaschen. Die Petroleumätherschicht soll etwa 50 ccm betragen. Nach
dem Durchschütteln zieht man die saure Lösung ab, wäscht die Petroleum-
ätherlösung einmal mit Wasser, zieht das Wasser ab und gibt dann in
den Scheidetrichter 50 ccm einer wäßrigen Kalilauge, die 0,5 g Kali-
hydrat imd 5 ccm Alkohol enthält. Die Harzsäuren werden durch die
verdünnte Ätzkalilösung unter Bildung von Seifen ausgezogen, während
die im Petroleumäther gelösten Äthjlester auf der Oberfläche schwimmen.
Man zieht die Seifenlösung ab, zersetzt sie mit Salzsäure und bringt
die abgeschiedenen Harzsäuren entweder in Substanz auf ein Filter, oder,
was Torzuziehen ist, man extrahiert sie mit Äther und wägt nach dem
Yerdampfen des Äthers. Der Rückstand gibt die in der Probe ent-
haltenen Mengen Harz an.
Von allen bisher für die Bestimmung von Harzsäuren vorge-
schlagenen Methoden liefert die Twitchellsche Methode die besten
Resultate. Sie dürfen jedoch nicht als streng genau betrachtet werden;
wie Lewko witsch (Joum. Soc. Ohem. Ind. 1893, 504) in einer aus-
führlichen Untersuchung über das volumetrische und gravimetrische Ver-
fahren bewiesen hat, geben dieselben nur angenäherte Resultate.
Kürzlich wurde eine Kombination der 6 ladding sehen Methode
mit der Twitchellschen von Holde (Mitt. a. d. Königl. Techn. Ver-
suchsanst. 1902, 41) vorgeschlagen. Da jedoch die hierbei anzubringenden
Korrektionen mir etwas willkürlich erscheinen, muß auf die Original-
abhandlung verwiesen werden.
2. Neutral fett. Eine richtig angefertigte Seife wird nur selten
unverseiftes Fett enthalten. Falls neutrale Fettsubstanzen der fertigen
Seife absichtlich zugesetzt worden' sind, wie z. B. bei den „überfetteten^
Seifen (Zusatz von Olivenöl oder — bei gewissen Toiletteseifen —
Wollwachs), so werden dieselben zusammen mit etwa vorhandenem ün-
verseifbarem erhalten werden. Dieses Neutralfett muß dann von dem
TJnverseifbaren getrennt werden.
Das Neutralfett plus Un verseif bares kann direkt aus der Seifen-
probe erhalten werden, indem man eine gewogene Menge in Wasser oder
Alkohol auflöst, mit Normalkalilauge nach Zusatz von Phenolphtalein
250 Spezielle Methoden der Öl- und Fettindustrie.
titriert, um etwa Yorhandene freie Fettsäuren zu neutralisieren, und die
Seifenlösung, wie S. 175 beschrieben, extrahiert.
Der Rückstand der ätherischen Lösung besteht aus Neutralfett
plus üny erseif barem. Die Trennung der beiden Bestandteile wird
durch Verseifen der Masse bewirkt, worauf dann wiederum mit Äther
extrahiert wird.
Falls Uny erseif bares nicht vorhanden ist, so besteht die Haupt-
menge des Atherrückstandes aus Neutralfett; im Nichtfalle wird das
Neutralfett durch Differenz gefunden oder kann auch direkt gefunden
werden durch Isolierung der Fettsäuren imd Umrechnung ihrer Menge
auf Glyzeride.
Eine Komplikation tritt ein, wenn die Seife Wollwachs enthält.
Vermutet man letzteres, so muß der Atherrückstand mit verdünntem
alkoholischen Kali auf dem Wasserbade verseift werden, um so min-
destens einen Teil des Wollwachses in der Form von Unverseifbarem
zu erhalten.
3. ünverseifbares. Das Un verseif bare wird zusammen mit
dem Neutralfett, wie beschrieben, bestimmt. Falls kein Neutralfett ge-
funden wurde, so ist der gesamte Ätherrückstand als ünverseifbares
anzusehen. Dasselbe wird nach der S. 194 beschriebenen Methode
untersucht.
Außer den S. 194 angegebenen Substanzen muß auch die Anwesen-
heit von Vaselin, Petroleumkohlenwasserstoffe, Naphthalin, Petroleum,
Wollfettkohlenwasserstoffen u. s. w. ins Auge gefaßt werden.
Die Untersuchung der Fettsäuren selbst (nach dem Abscheiden
der Harzsäuren, des Neutralfettes und des Unverseif baren) wird nach
den im vorigen Kapitel beschriebenen Methoden ausgeführt.
e) In Alkohol unlösliche Substanzen.
Die Bestimmung aller derjenigen Substanzen, die in Alkohol un-
löslich sind, wird zweckgemäß mit der Ermittelung des freien kausti-
schen Alkalis (S. 246) verbunden, indem man das Unlösliche auf einem
bei 100^ getrockneten und tarierten Filter sammelt und nach dem
Trocknen bei 100«» wägt.
Gute Seifen geben meist einen vernachlässigens werten Rückstand.
Nur die nach dem „Alkohol verfahren" dargestellten Toiletteseifen sind
ganz frei von unlöslichen Substanzen.
Der auf dem Filter verbliebene Rückstand kann bestehen aus:
1. Wasserlöslichen Substanzen, wie Chlorid, Sulfat, Karbonat,
Silikat und Borat der Alkalimetalle.
2. Wasserunlöslichen mineralischen Substanzen, wie Farbstoffen,
„FüUungs"- und „Beschwerungs"- Mitteln, wie Specksteinpulver u. s. w.
Seife. 251
3. Organischen Substanzen, insbesondere Stärke, Dextrin, Gelatine
(Carrageenschleim) .
1. Wasserlösliche Substanzen. Der auf dem Filter ver-
bliebene Kückstand wird mit kaltem Wasser gewaschen, damit etwa
vorhandene Gelatine nicht aufgelöst werde. Die Anwesenheit von Silikat
wird bereits bei der Bestimmung der Fettmasse, d. h. bei der Zersetzung
der Seife mittels Säure, siehe oben unter a), bemerkt worden sein. Die
Sieseisäure kann, vorausgesetzt, daß keine anderen wasserunlöslichen
Substanzen vorhanden sind, an dieser Stelle bestimmt werden, indem
man das Filtrat mit Salzsäure ansäuert, nachdem man das Gesamtalkali
mittels Titration bestimmt hat (siehe b) 3.), und in der üblichen Weise
zur Trockne eindampft. Das Filtrat von der abgeschiedenen Kieselsäure
kann dann auf Borsäure untersucht werden.
Falls Borsäure abwesend ist, kann Karbonat imd Silikat aus dem
bei der Titration gefundenen Alkali und der durch Wiegen ermittelten
Kieselsäure gefunden werden. Falls auch Borsäure vorhanden ist, und
die Menge derselben bestimmt werden soll, teilt man die wäßrige Lösung
am besten in drei Teile. Im ersten Teile bestimmt man die Kohlen-
säure, in dem zweiten Teile die Kieselsäure und in dem dritten Teile
das Gesamtalkali durch Titration.
Chloride und Sulfate werden am besten in aliquoten Anteilen
der sauren Flüssigkeit, die man nach dem Abscheiden der Fettmasse,
wie unter a) beschrieben, erhalten hat, bestimmt. £s sei wiederholt,
daß in diesem Falle Salpetersäure zur Zersetzung der Seifen angewendet
werden muß.
2. Der wasserunlösliche Anteil wird eingeäschert, um orga-
nische Substanzen zu verbrennen, und der Rückstand gewogen. Die
Asche wird in der üblichen Weise qualitativ und quantitativ untersucht.
3. Organische Substanzen. Die mikroskopische Untersuchung
des gesamten in Alkohol unlöslichen Rückstandes kann wertwolle Finger-
zeige liefern. Stärke kann auf diese Weise nachgewiesen werden.
Die mikroskopische Untersuchung mag durch die Jodprobe bestätigt
werden. Falls die quantitative Bestimmung erforderlich ist, wird die
Stärke in Glukose (Stärkezucker) übergeführt, indem man den alkohol-
unlöslichen Rückstand auf dem Filter mit kaltem Wasser wäscht, um
die wasserlöslichen Substanzen imd Dextrin zu entfernen, und darauf
mit verdüimter Schwefelsäure kocht, wobei man das verdampfende Wasser
ersetzt. Die Flüssigkeit wird dann mit Kaliumkarbonat neutralisiert,
filtriert und der Stärkezucker durch Titrieren mit Fehl in gscher Lösimg
in der üblichen Weise bestimmt.
Dextrin ist gleichzeitig mit den löslichen Salzen mittels kalten
Wassers entfernt worden. Das Dextrin wird bestimmt durch Ausfällen
252 Speziolle Methoden der Öl- und Fettindastrie.
mit Alkohol. Dies geschieht am besten in einem mit einem Olasstabe
gewogenen kleinen Becberglase. Die Flüssigkeit -wird energisch durch-
gerührt, so daB alles Dextrin sich an den Seitenwänden des Becher-
glases absetzt. Man gießt dann die wäßrige Flüssigkeit ab, wäscht das
Dextrin mit Alkohol und bestimmt durch Wiegen des Becherglases nach
dem Trocknen bei 100°.
Gelatine wird durch Waschen des alkoholunlöslichen Rückstandes
mit heißem Wasser entfernt. Das Filtrat wird alsdann mittels Gerb-
säure geprüft.
f) Andere in Seife vorkommende Substanzen.
1. Glyzerin. Die geringen Mengen Glyzerins, welche in harten,
nach dem Kochverfahren dargestellten Seifen zurückbleiben, können mit
Genauigkeit nur unter Anwendung einer großen Seifenmenge bestimmt
werden. Beim Zersetzen der Seife mit Mineralsäure geht das Glyzerin
in die wäßrige Lösung über; diese wird nach der unter „Bestimmung von
Glyzerin in Seifenlaugen^ (S. 256) zu beschreibenden Methode analysiert.
Aus der Menge von Glyzerin kann man erschließen, ob eine harte Seife
nach dem kalten Verfahren dargestellt worden ist. In diesem Falle werden
etwa 5 Proz. Glyzerin gefunden. Das Fehlen von Glyzerin in einer
Schmierseife beweist, daß dieselbe aus Fettsäuren dargestellt worden ist.
Beträchtliche Mengen Glyzerin werden manchen Toiletteseifen in
der Piliermaschine zugesetzt. Glyzerin muß dank seinen kosmetischen
Eigenschaften als wertvoller Bestandteil einer Seife angesehen werden.
Man bestimmt das Glyzerin durch Lösen der Seife in Wasser, Abscheiden
der Fettmasse mittels einer Mineralsäure und Abfiltrieren. Das Filtrat
wird mit Baryumkarbonat neutralisiert und zur Sirupkonsistenz ein-
gedampft; der Rückstand wird alsdann mit einem aus 3 Tln. 95-proz.
Alkohols und 1 Tl. Äther bestehenden Gemische ausgezogen. Die alko-
holische Lösung wird filtriert, auf dem Wasserbade bis auf eine geringe
Menge eingedampft und schließlich unter einem Exsikkator getrocknet.
Das Glyzerin wird in dem so erhaltenen Rohglyzerin nach dem Acetin-
verfahren (S. 174) bestimmt.
Falls in einer Seife auch Zucker vorhanden sein sollte, wie z. B.
in billigen Transparentseifen, muß der Zucker zunächst entfernt werden.
2. Zucker findet sich in beträchtlichen Mengen — bis zu 25 Proz.
und mehr — in billigen Transparentseifen. Die Bestimmung des Rohr-
zuckers wird am besten dadurch ausgeführt, daß man das in a) erhaltene
Filtrat oder einen aliquoten Teil desselben mit verdünnter Schwefel-
säure kocht, um den Zucker zu invertieren, darauf die Lösung alkalisch
macht und mit Fehlingscher Lösung erhitzt, nachdem man reichlich ver-
dünnt hat, um eine Oxydation des Glyzerins zu vermeiden. Das abge-
Seife. 253
schiedene Eupferoxydul wird in der üblichen Weise bestimmt und auf
Rohrzucker berechnet. Falls eine beträchtliche Menge Ton Zucker vor-
handen ist, kann derselbe polarimetrisch bestinunt werden.
Kommen Glyzerin und Zucker gleichzeitig vor, so wird die Trennung
nach Donath imd Mayrhofer (Zsch. f. analyt. Chem. 20, 383) dadurch
ausgeführt, daß man der Lösung eine Menge gelöschten Kalkes zusetzt, die
hinreicht, den Zucker zu binden, darauf eine gleiche Menge gewaschenen
und geglühten Sandes zumischt, bis zur Sirupkonsistenz eindampft, den
Rückstand nach dem Abkühlen pulvert und in einem verschlossenen
Kolben mit 80 — 100 ccm eines Gemisches gleicher Volumina Alkohols und
Äthers extrahiert. Die Lösung soll nun nur Glyzerin, frei von Zucker,
enthalten. Das Glyzerin wird dann, wie unter 1. beschrieben, bestimmt.
3. Karbolsäure. Die Bestimmung von „Karbolsäure^ (Phenol
und Kresole) in Karbolseifen wird mit hinreichender Genauigkeit nach
dem folgenden Verfahren ausgeführt (Lewkowitsch):
Man wägt eine größere Menge der Probe (etwa 100 g) ab, löst in
heißem Wasser und setzt so viel Natronlauge zu, daß die Lösung
stark alkalisch wird. Man scheidet alsdann die Seife durch Zusatz von
Kochsalz aus, filtriert den „Kem^ ab und wäscht die Seife mit Koch-
salzlösung. Die Lösung, welche nun das Phenol imd die Kresole als
Natriumsalze enthält, wird eingedampft und etwa gelöste Seife durch
erneuten Zusatz von Kochsalz ausgefällt. Man filtriert wiederum, dampft
auf eine geringe Menge ein, bringt die Lösung in einen graduierten
Stöpselzylinder von 50 — 100 ccm Inhalt, setzt so viel Salz zu, daß etwas
ungelöst bleibt, und säuert mit Schwefelsäure an. Man liest das Volumen
der abgeschiedenen Phenole ab imd setzt die Anzahl Kubikzentimeter
als ebensoviel Gramme in die Rechnung ein.
Ist größere Genauigkeit erforderlich, so bringt man die abge-
schiedenen Phenole in ätherische Lösimg, dampft den Äther ab und
bestimmt die Menge des Phenols und der Kresole nach den Bd. II,
S. 772 fF. beschriebenen Methoden.
Die MeUiXUeifen sind entweder Salze der Fettsäuren oder der
Harzsäuren oder ein Gemisch beider, wie z. B. die S. 204 beschriebenen
Sikkative. Zu dieser Klasse von Seifen gehören auch die Bleipflaster
(hauptsächlich Bleioleat), Aluminiumoleat, das zum Verdicken von
Schmierölen verwendet wird, Kalkseifen, die zur Herstellung „kon-
sistenter Fette" dienen, Magnesiumoleat, dessen petrolätherische Lösung
in der „chemischen Wäsche" von Seidenstoffen zur Verhütung elektrischer
Funken dient, und endlich die Zink-, Eisen-, Chrom- und Kupfer-
seifen, die als Rostschutzmittel bei den Anstrichfarben Verwendung finden.
Behufs analytischer Untersuchung werden die Metallseifen mittels
«iner geeigneten Mineralsäure (Salzsäure, Schwefelsäure, Salpetersäure)
254 Spezielle Methoden der Öl- und Fettindustrie.
zersetzt, wodurch man die Fettsäuren (und Harzsäuren) als eine ölige
Schicht, oder, falls man die Salze unter Äther zersetzt (was in vielen
Fällen das geeignetste Verfahren ist), in ätherischer Lösung erhält. Das
Metall geht in die saure Lösung über; die abgeschiedenen Fettsäuren
(und Harzsäuren) werden, wie bereits oben beschrieben, untersucht.
Xn. Glyzerin.
Die im Handel erhältlichen Gljzerine teilt man ein in: 1. Roh-
glyzerin, 2. destilliertes Glyzerin, Dynamitglyzerin, 3. chemisch reines
Glyzerin.
1. Rohgrlyzerin«
Je nach der Herkunft werden im Handel 3 Sorten von Rohglyzerin
unterschieden, a) Saponifikationsrohglyzerin, b) Destillationsrohglyzerin,
c) Seifenlaugenrohglyzerin, Laugenrohglyzerin, Seifenrohglyzerin.
a) Saponifikationsrohglyzerin.
Dieses Glyzerin entstammt dem Autoklavenverfahren (siehe S. 225).
Es wird bis auf das apez. Gewicht 1,240 — 1,242 eingedampft und wird
als „28° Be Saponifikationsrohglyzerin** oder „Kerzenrohglyzerin" ver-
kauft. Es hat einen rein süßen Geschmack und variiert in der Farbe
von hellgelb bis dunkelbraun. Mit Bleiessig gibt es nur einen schwachen
Niederschlag; mit Salzsäure soll es kaum eine Trübung geben. Die
Bewertung dieses Glyzerins umfaßt die Bestimmung der Asche, welche
0,3 — 0,5 Proz. nicht überschreiten soll, die Bestimmung des reinen
Glyzerins und der organischen Verunreinigungen. *
Das Reinglyzerin wird am besten nach der Acetinmethode bestimmt
(s. S. 174). Von den Oxydationsmethoden ist nur die (H ebner sehe
Modifikation der) Bichromatmethode zu empfehlen. Wie Lewkowitsch
(Analyst. 1903, 104) gezeigt hat, wird jedoch nach letzterer Methode
und zwar namentlich bei unreinem Glyzerin der Prozentgehalt zumeist
zu hoch gefunden.
Da jedoch die Bichromatmethode noch vielfach in der Handels-
analyse angewendet wird, sei sie hier beschrieben. Die folgenden Nor-
mallösungen sind erforderlich. 1. Eine Lösung von Kaliumbichromat,
74,86 g Crj O7 Kg pro Liter enthaltend ^). Der wirkliche Oxydationswert
der Lösung muß durch Titrieren mit einer bekannten Lösung von Ferro-
*) H ebner empfiehlt, 150 com konzentrierter Schwefelsäure zuzusetzen,
ehe man auf 1000 ccm auffüllt Ich halte es jedoch für besser, die nicht an-
gesäuerte Bichromatlösung vorrätig zu halten und die Schwefelsäure erst bei
Ausführung des Versuches zuzusetzen.
Glyzerin. 255
Sulfat oder reinem Ferroammoniumsulfat oder reinem Eisendraht be-
stimmt werden. 2. Lösimg von Ferroammoniumsulfat, etwa 240 g pro
Liter enthaltend. 3. Eine Bichromatlösung, die durch Verdünnen von
100 ccm der Lösung 1. auf ein Liter hergestellt ist. Die Lösung 2. wird
genau auf die starke Bichromatlösung eingestellt, von welcher 1 ccm
0,01 g Glyzerin entspricht. Etwa 1,5 g Rohglyzerin werden in einem
100 ccm-Kolben genau abgewogen, mit etwas Wasser verdünnt, Silber-
oxyd zugesetzt (oder etwas Kupfersulfat und Kalilauge) und nach kurzem
Stehen mit einigen Tropfen Bleiacetat versetzt und auf 100 ccm auf-
gefüllt. Man filtriert, bringt 25 ccm dieser Lösung in ein mittels
Bichromatlösung und konzentrierter Schwefelsäure gereinigtes Becherglas
imd setzt 40 ccm der konzentrierten Kaliumbichromatlösimg zu. Da die
Bichromatlösung notwendigerweise eine konzentrierte ist, so muB nicht
nur das Abmessen mit größter Sorgfalt ausgeführt werden, sondern auch
die Temperatur der Lösung muß genau beobachtet werden. H ebner
gibt an, daß die konzentrierte Bichromatlösung sich um 0,05 Proz. per
Grad ausdehnt. Ich vermeide Korrektionen, indem ich die Lösungen
bei der Normaltemperatur in einem großen Wasserbade halte, bis die
Titration beendet ist.
Man setzt nun 25 ccm konzentrierter Schwefelsäure zu, bedeckt
das Becherglas mit einem Uhrglase und hält es 2 Stunden lang im sie-
denden Wasser. Der Überschuß des Bichromates wird dann mit einem
Überschuß von Ferroammoniumsulfatlösung reduziert und der Überschuß
des letzteren schließlich mit verdünnter Bichromatlösung zurücktitriert,
wobei Kaliumferricyanid als Indikator dient.
Der Prozentgehalt der Handelsmuster schwankt in der Regel
zwischen 85 — 90 Proz. Organische Verunreinigungen werden
quantitativ bestimmt, indem man einige g in einer Platinschale im
Trockenofen langsam auf 160° erhitzt. Schnelles Erhitzen führt zur
Bildung von Polyglyzerinen, die den Rückstand zu hoch erscheinen
lassen. Man verfährt am besten in der Weise, daß man von Zeit zu
Zeit das Glyzerin in der Platinschale mit einigen Tropfen Wassers be-
feuchtet, so daß sich das Glyzerin mit den Wasserdämpfen verflüchtigen
kann. Man trocknet bis zur Gewichtskonstanz. Die nun gefundene
Menge besteht aus der Summe der Asche und organischen Verunreini-
gungen. Durch Verglühen findet man die Asche und zieht deren Ge-
wicht von dem gefundenen Gesamtgehalte ab.
b) Destillationsrohglyzerin.
Dieses Rohglyzerin wird aus den sauren Wässern erhalten, die
beim Säurevers eifungsverfahren erhalten werden. Es wird ebenfalls auf
das spezifische Gewicht 1,240 — 1,242 eingedampft, hat gewöhnlich eine
256 Spezielle Methoden der Öl- und Fettindustrie.
hellgelbe Farbe und einen scharfen adstringierenden Geschmack und
riecht beim Yerreiben auf der Handfläche unangenehm. Es enthält in
der Regel 84 — 86 Proz. Reinglyzerin. Der Aschengehalt liegt gewöhn-
lich zwischen 2 — 3,5 Proz. Der Prozentgehalt an Glyzerin wird sicherer
nach dem Acetinverfahren als nach dem Oxydationsverfahren bestimmt.
Mit Bleiessig gibt dieses Rohglyzerin einen starken Niederschlag; auf
Zusatz von Salzsäure tritt meist eine starke Trübung ein (Fettsäuren).
c) Seifenlaugenglyzerin, Laugenglyzerin,
Seifenrohglyzerin.
Dieses Glyzerin wird aus den Unterlaugen der Seifenfabriken ge-
wonnen. Das spezifische Gewicht der Handelsmuster soll nicht unter 1,3
liegen, der Gehalt an Reinglyzerin soll im Minimum 80 Proz. betragen; der
Gehalt an Salzen soll das Maximum von 10 Va Proz. nicht überschreiten.
Der Prozentgehalt an Reinglyzerin wird auch hier sicherer nach
der Acetinmethode als nach der Bichromatmethode (S. 254) ermittelt.
Zur Bestimmung der Asche werden 3 — 5 g in einer Platinschale
über einem kleinen Brenner langsam verraucht. Die Schale wird erst
dann etwas stärker erhitzt, wenn das meiste Glyzerin verjagt ist und
ein voluminöser kohliger Rückstand in der Schale verbleibt. Man ver-
kohlt alle organische Substanz, wobei sich jedoch kein Kochsalz ver-
flüchtigen darf. Die verkohlte Masse wird mit Wasser erschöpft und das
Filtrat in der Platinschale auf dem Wasserbade eingedampft. Der Rück-
stand, der weiß sein muß, wird erhitzt (nicht über 400**, um Verflüchtigung
von Natriumchlorid zu vermeiden) und gewogen. Die Kohle kann in der
Regel vernachlässigt werden. Vizern empfiehlt, auch den Kohlenstoff zu
verbrennen; dies mag notwendig sein, wenn die Probe Kalk enthält.
Rohglyzerine, welche Sulfate und Thiosulfate enthalten, sind für
den Raffineur fast wertlos, daher ist der qualitative Nachweis dieser
Substanzen von Wichtigkeit.
2. DestiUationssrlyzerlne, Dsmamltsrlyzerine (vgl. Bd. II, S. 480).
Diese Glyzerine werden aus den oben beschriebenen Rohglyzerinen
durch Destillation erhalten.
Die destillierten Glyzerine variieren in der Farbe von gelb bis
nahezu weiß. Ihr Glyzeringehalt schwankt je nach dem spez. Gewichte,
das meist zwischen 1,220 — 1,260 liegt. Der Gehalt an Reinglyzerin
kann annähernd mittels des spezifischen Gewichts gefunden werden
(vergl. Tab. S. 259). Da jedoch diese Glyzerine geringe Mengen von Asche
enthalten, so muß bei genauen Bestimmungen das Reinglyzerin nach
der Acetin- oder Bichromatmethode oder nach der Permanganatmethode
Glyzerin. 257
(s. S. 263) bestimmt werden. Aucli hier führen die Oxydationsmethoden
leicht zu zu hohen Hesultaten. Als Dynamitglyzerin wird im Handel
diejenige Qualität des destillierten Glyzerins bezeichnet, die ein spezifisches
Gewicht von 1,261 und darüber hat. Die Farbe variiert zwischen tiefgelb
bis hellstrohgelb. Die Qualitätsprüfung des Dynamitglyzerins unterliegt
besonderen Yereinbarungen zwischen Verkäufer und Käufer. Aus einer
großen Zahl von Kaufsspezifikationen stelle ich die folgenden zusammen:
a) Spezifisches Gewicht. Dieses darf nicht weniger als 1,261
bei 15,5^ betragen.
b) Kalk, Magnesium und Tonerde müssen abwesend sein.
c) Chloride dürfen nur in Spuren vorhanden sein. 1 ccm Glyzerin
mit 2 ccm Wasser verdünnt darf auf Zusatz von Silbemitrat keine stark
milchige Trübung geben.
d) Arsen. Nur Spuren sind zulässig. Da die Gutzeitsche Methode
(S. 264) zu scharf ist, wird folgende Methode angewandt: Das zu unter-
suchende Glyzerin wird mit einer sehr geringen Menge von Ammoniak
gerade alkalisch gemacht und nun Silbemitrat zugesetzt. Eine milchige
Trübimg darf nicht bemerkbar sein. Man muB sich vor einem Überschuß
an Ammoniak hüten, da arsenigsaures Silber in Ammoniak löslich ist.
e) Organische Fremdstoffe. 1 ccm der Probe wird mit 2 ccm
Wasser verdünnt xmd mit einigen Tropfen einer 10-proz. Silbemitrat-
lösung versetzt. Innerhalb 10 Minuten darf sich die Lösung weder
schwärzen noch bräunen.
f) Gesamtrückstand. Dieser wird, wie oben beschrieben (S. 255),
bestimmt.
g) Freie Säuren. Das Glyzerin darf blaues Lackmuspapier nicht
röten. Flüchtige Fettsäuren werden am schnellsten an dem Fruchtäther-
geruch erkannt, der sich beim Erhitzen der Probe mit Alkohol und reiner
konzentrierter Schwefelsäure bemerkbar macht. 1 ccm mit 2 ccm Wasser
verdünnt darf auf Zusatz von starker Salzsäure keine Trübung geben.
h) Nitrierungs- und Scheidungsprobe (Lewkowitsch,
Chem.-Ztg. 1895, S. 1423). Ein Handelsmuster kann sich in den voran-
gehenden Proben vollkommen stichhaltig erweisen und trotzdem für die Fa-
brikation von Nitroglyzerin untauglich sein. Die Brauchbarkeit muß daher
durch die folgende Methode, die dem Verfahren im Großen nachgebildet ist,
besonders konstatiert werden. 375 g eines Salpetersäure-Schwefelsäure-
gemisches (bereitet durch Mischen eines Gewichtsteiles rauchender Sal-
petersäure vom spez. Gewicht 1,5 mit zwei Gewichtsteilen reiner kon-
zentrierter Schwefelsäure vom spez. Gewicht 1,845), das man zuvor in
einem verschlossenen Gefäße erkalten läßt, werden in einem Becherglase
von etwa 500 ccm Inhalt abgewogen; ein Thermometer, welches während
der Nitrierung als Rührer dient, wird hineiQgestellt und das Becherglas
Untersuchungen. 5. Aufl. HL 17
258 Spezielle Methoden der Öl- und Fettindastrie.
in ein geräumiges, mit kaltem Wasser gefülltes Geföß gebracht. In
letzterem zirkuliert durch einen starken Gummischlauch, der sorgfaltig
an die Wandung des Eühlgefäßes gelegt wird, ein Strom kalten Wassers,
80 daß das Kühlwasser über den Rand des Gefäßes hinwegläuft. Es
ist dringend darauf zu achten, daß der Gummischlauch sicher am Leitungs-
hahn befestigt ist, wenn die Nitrierung in der Nähe des letzten aus-
geführt wird, da es leicht vorkommen kann, daß infolge eines plötzlichen
Druckwechsels im Wasserleitungsrohre der Gunmiischlauch abgeschleudert
wird. Spritzt dann etwas Wasser in das Nitriergefaß, dann kann die
Temperatur leicht bis zum Explosionspunkte steigen. Es ist daher auch
am sichersten, ein dünnwandiges Becherglas zu benutzen, das man im
Momente der Gefahr mit dem Thermometer rasch durchstoßen kann.
Wenn die Temperatur des Säuregemisches auf etwa 12 — 15® C.
gefallen ist, läßt man 50 g des zu untersuchenden Dynamitgljzerins, das
man zuvor in einem mit Ausguß versehenen Becherglase abgewogen
hat, tropfenweise in die Säure fallen unter fortwährendem Umrühren
mit dem Thermometer, dessen Stand nach Zusatz jedes einzelnen
Tropfens beobachtet wird. Da diese Operation nicht ungefährlich ist,
ist es für den ungeübten vielleicht iEtm besten, sich die Einzelheiten
zeigen zu lassen. Ist dies nicht möglich, dann verfahrt man langsam,
genau wie beschrieben, d. h. man rühre fortwährend um, damit auch
nicht eine lokale Erwärmung eintrete, imd setze nie einen weiteren
Tropfen Glyzerins zu, ehe nicht die Temperatur unter 25® C. gefallen
ist. Die Temperatur von 30® C. darf nie überschritten werden. (Wer
Übung hat, wird natürlich viel schneller operieren.)
Ist alles Glyzerin in die Säure eingetragen, so wird noch weiter
gerührt, bis die Temperatur auf 15® G. gefallen ist, und alsdann das
Gemisch von Nitroglyzerin und Säuren in einen vollkommen trockenen
Scheidetrichter übergeführt. Man geht am sichersten so vor, daß man
den Scheidetrichter vorher mit konzentrierter Schwefelsäure ausspült.
Wenn das Glyzerin gut war, so scheidet sich das Nitroglyzerin
rasch über dem Säuregemisch als eine ölige, etwas trübe Schicht aus.
Je schneller die Scheidung in zwei, durch eine scharfe Grenzlinie markierte
Schichten stattfindet, um so besser ist das Glyzerin. Wenn Schleier oder
Flocken im Nitroglyzerin schweben, oder wenn die Scheidung nicht inner-
halb 5 bis 10 Minuten erfolgt, oder gar, wenn die Scheidungslinie un-
deutlich ist infolge einer wolkigen Zwischenschicht, dann ist das Glyzerin
für die Zwecke der Dynaniitfabrikation unbrauchbar.
Wenn ein sehr schlechtes Glyzerin vorliegt, dann kann man über-
haupt keine Scheidungsgrenze erkennen, und das Nitroglyzerin erscheint
wie von einem Zellengewebe durchsetzt, das erst nach vielen Stunden
niederfällt. Ein solches Muster ist natürlich zu verwerfen.
Glyzerin.
259
Infolge der mit der Ausführung dieser Probe verbundenen Gefahr
haben die Handelschemiker allmählich auf Herabsetzung der in Arbeit
zu nehmenden Menge gedrängt und manche Analytiker nehmen nur
15 g für die Eintrage. Diese Menge sollte jedoch als die niedrigst zu-
lässige angesehen werden, da die durch die Nitrierprobe gelieferten An-
gaben völlig unzuverlässig werden, wenn man nur 10 g Glyzerin in Arbeit
nimmt.
3« Chemisch reines Glyaserin.
Dieses Glyzerin stellt die reinste Handelssorte dar und soll, ab-
gesehen von einem etwaigen Wassergehalt, die chemisch reine Substanz
G3 Hg O3 repräsentieren. Im Handel unterscheidet man
chemisch reines Glyzerin vom spez. Gew. 1,24 '
- 1,25
- - - 1,26.
Der Prozentgehalt wird am raschesten durch Bestimmung des
spez. Gew. ermittelt, wobei man sich der folgenden Tabelle bedient:
Spezifische Gewichte wässeriger Lösungen
chemisch reinen Glyzerins.
Lenz
Strohmer
Ger
lach
Nicol
Glyzerin
Spes. Oew.
Spez. Oew.
Spez. Gew.
Spez. Gew.
^pez. Gew.
m
bei 12-14« C,
bei 17^0 C,
bei 150 C,
bei 200 C,
bei 200 c,
passer bei
Wasser bei
Wasser bei
Wasser bei
Wasser bei
Proz.
120 C = 1
17,50 C = 1
150 C = 1
200 C = 1
200 C = 1
100
1,2691
1,262
1,2653
1,2620
1,26348
d9
1,2664
1,259
1,2628
1,2594
1,26091
d8
1,2687
1,257
1,2602
1,2568
1,25832
97
1,2610
1,254
1,2577
1,2542
1,25572
96
1,2584
1,252
1,2552
1,2516
1,25312
95
1,2557
1,249
. 1,2526
1,2490
1,25052
94
1,2531
1,246
1,2501
1,2464
1,24790
93
1,2504
1,244
1,2476
1,2438
.1,24526
92
1,2478
1,241
1,2451
1,2412
1,24259
91
1,2451
1,239
1,2425
1,2386
1,23990
90
1,2425
1,236
1,2400
1,2360
1,23720
89
1,2898
1,233
1,2373
1,2333
1,23449
88
1,2372
1,231
1,2346
1,2306
1,23178
87
1,2345
1,228
1,2319
1,2279
1,22907
86
1,2318
1,226
1,2292
1,2252 ^
1,22636
85
1,2292
1,223
1,2265
1,2225
1,22365
84
1,2265
1,220
1,2238
1,2198
1,22094
83
1,2238
1,218
1,2211
1,2171
1,21823
82
1,2212
1,215
1,2184
1,2144
1,21552
17'
260
Spezielle Ifethoden der Ol- and Fettindostrie.
Lenz
Strohmer
Gerlach
Nicol
Glyzerin
Spes. Oew.
Spes. Gew.
Spes. Oew.
Spes. Oew.
Spez. Gtow.
bei 12—14« 0.
bei 17^0 c,
bei 15« C,
bei 20« C,
bei 20« C,
Wasser bei
Wasser bei
Wasser bei
Wasser bei
Wasser bei
Proz.
12» C = 1
17^0 c = 1
15«C = 1
20«C = 1
20«C = 1
81
1,2185
1,213
1,2167
1,2117
1,21281
80
1,2159
1,210
1,2130
1,2090
1,21010
79
1,2122
1,207
1,2102
1,2063
1,20739
78
1,2106
1,204
1,2074
1,2036
1,20468
77
1,2079
1,202
1,2046
1,2009
1,20197
76
1,2042
1,199
1,2018
1,1982
1,19925
76
1,2016
1,196
1,1990
1,1965
1,19653
74
1,1999
1,193
1,1962
1,1928
1,19381
73
1,1973
1,190
1,1984
1,1901
1,19109
72
1,1946
1,188
1,1906
1,1874
1,18837
71
1,1918
1,185
1,1878
1,1847
1,18565
70
1,1889
1,182
1,1860
1,1820
1,18293
69
1,1858
1,179
—
1,18020
68
1,1826
1,176
1,17747
67
1,1795
1,173
—
1,17474
66
1,1764
1,170
— ^
1,17201
66
1,1733
1,167
1,1711
1,1685
1,16928
64
1,1702
1,163
—
—
1,16654
68
1,1671
1,160
—
1,16380
62
1,1640
1,157
1,16107
61
1,1610
1,154
1,15834
60
1,1582
1,161
1,1570
1,1560
1,15561
69
1,1566
1,149
—
1,16288
58
1,1530
1,146
—
1,16015
67
1,1506
1,144
—
—
1,14742
56
1,1480
1,142
—
1,14469
55
1,1466
1,140 1
1,1430
1,1415
1,14196
54
1,1430
1,187
M^^
—
1,13923
53
1,1403
1,136
—
1,13650
62
1,1375
1,133
—
.^^
1,13377
51
1,1348
1,130
1,13104
50
1,1320
1,128
1,1290
1,1280
1,12881
45
1,1183
1,1155
1,1145
1,11469
40
1,1046
—
1,1020
1,1010
1,10118
35
1,0907
—
1,0885
1,0875
1,08786
30
1,0771
1,0760
1,0740
1,07469
26
1,0635
1,0620
1,0610
1,06166
20
1,0498
1,0490
1,0480
1,04884
15
1,0374
—
—
1,03622
10
1,0245
1,0245
1,0235
1,02391
5
1,0123
—
—
—
1,01184
0
1,0000
1,0000
1,0000
1,00000
Glyzerin.
261
Bei der Bestimmung des spezitischen Gewichtes der konzentriertesten
Glyzerine ist darauf zu achten, daß das Glyzerin frei Yon Luftblasen ist.
Um diese zu vermeiden, erwärmt man das Glyzerin am besten in einer
verkorkten Flasche in heißem Wasser, bis alle Luftblasen nach oben ge-
stiegen sind. Es wird alsdann in der Flasche bis auf die Normal-
temperatur abkühlen gelassen und vorsichtig in ein Pyknometer eingefüllt,
indem man es an der Wandung herablaufen läßt.
Auch der Brechungsexponent kann zur Gehaltsbestimmung heran-
gezogen werden. Hierzu genügen schon einige Tropfen. Die folgende
Tabelle gibt die von Lenz ermittelten Werte an:
Tabelle über das spezifische Gewicht and den Brechangsindex
w&ßriger Glyzerinlösangen.
Wasserfreies
Glyzerin
1
i o
o
c. 2
K
'S ö
1 5
Wasserfreies
. Glyzerin
i «
Q, M
OD »^
5
1 ^
Wasserfreies
Glyzerin
VI
CO ^
H
t-sS
Wasserfreies
Glyzerin
spez. Gew.
bei
12—14» C.
H
1 -
100 1-2691
1-4758
74
1-1999
1-4380
49
1-1293
1-3993
24
1-0608
1-3639
d9
1-2664
1-4744
73
1-1973
1-4366
48
11265
1-3979
23
1-0680
1-3626
98
1-2637
1-4729
72
1-1945
1-4352
47
1-1238
1-3964
22
1-0553
1*3612
97
1-2610
1-4715
71
1-1918
1-4337
46
11210
1-3950
21
1-0525
1-3599
%
1-2584
1-4700
70
1-1889
1-4321
45
1-1183
1-3935
20
1-0498
1-3585
95 i 1-2557
1-4686
69
11858
1-4304
44
1-1155
1-3921
19
1-0471
13572
94 1-2581
1-4671
68
1-1826
1-4286
43
1-1127
1-3906
18
10446
1-3559
93
1-2504
1-4667
67
11795
1-4267
42
1-1100
1-3890
17
1-0422
1-3546
92
1-2478
1-4642
66
1-1764
1-4249
41
11072
1-3875
16
10398
1-3533
91
1-2451
1-4628
65
1-1733
1-4281
40
11045
1-3860
15
10374
1-3520
90
1-2425
14613
64
11702
1-4213
39
11017
1-3844
14
1-0349
1-3507
89
1-2898
1-4598
63
1-1671
1-4195
38
10989
1-3829
13
1-0332
1-3494
88 1-2372
1-4584
62
1-1640
1-4176
37
1-0962
1-3813
12
1-0297
1-3480
87 1-2345
1-4569
61
11610
1-4158
36
1-0934
1-3798
11
10271
1-3467
86 1-2318
1-4555
60
1-1582
1-4140
35
10907
1-3785
10
1-0245
1-3454
85
1-2292
1-4540
59
1-1556
1-4126
34
10880
1-3772
9
1-0221
1-3442
84
1-2265
1-4525
58
1-1530
1-4114
33
10852
1-3758
8
1-0196
1-3430
83 i 1-2238
1-4511
57
11505
1-4102
32
1-0825
1-3745
7
10172
1-8417
82
1-2212 1-4496
56
1-1480
1-4091
31
1-0798
1-3732
6
1-0147
1-3405
81
1-2185 1-4482
55
1-1455
1-4079
30
1-0771
1-3719
5
1-0123
1-3392
80 1-2159
1-4467
54
1-1430
1-4065
29
1-0744
1-3706
4
10098
1-3380
79 1-2122
1-4453
53
11403
1-4051
28
1-0716
1-3692
3
1-0074
1-3367
78
1-2106
1-4438
52
1-1375
1-4036
27
1-0689
1-3679
2
1-0049
1-3355
77 1-2079
1-4424
51
1-1348
1-4022
26
10663
1-3666
1
1-0025
1-3342
76
1-2042
1-4409
50
1-1320
1-4007
25
1-0636
1-3652
0
10000
1-3330
75
1-2016
1-4395
262
Spezielle Methoden der öl- und Fettindüstrie.
Da genaue Bestimmungen die Innehaltung der angegebenen Normal-
temperatur voraussetzen, so schlägt Lenz vor, direkt hintereinander die
Refraktion der betreffenden Glyzerinlösung und diejenige von reinem
Wasser derselben Temperatur zu beobachten. Man macht sich so von
dem EinfluB der Temperatur und zugleich auch von kleinen Schwankungen
in der Justierung des Index unabhängig. Die Differenzen finden sich
mit den ihnen entsprechenden Prozentgehalten der Glyzerinlösungen in
der folgenden Tabelle zusammengestellt:
Tabelle über die Differenzen zwischen den Brechungsindices
wäßriger GlyzeriDlösungen und reinen Wassers. Nach Lenz.
*
11
Gew.-Proz.
Glyzerin
p«
Gew.-Proz.
Glyzerin
1 s
Gew.-Proz.
Glyzerin
1 -
o ^
Gew.-Proz.
Glyzerin
01424
100
01046
74
00645
48
0-0288
22
01410
99
01032
73
0-0630
47
0-0275
21
01395
98
01018
72
0-0616
46
0*0261
20
01381
97
01003
71
00601
45
0*0238
19
0*1366
96
00987
70
00587
44
0-0225
18
01352
95
00970
69
0-0572
43
00212
17
01337
94
0-0952
68
00556
42
00199
16
01323
93
00933
67
0-0641
41
00186
15
0-1308
92
00915
66
00526
40
00173
14
01294
91
00897
65
00510
39
0-0160
13
0-1279
90
00889
64
0-0495
38
0-0146
12
01264
89
00861
63
00479
37
00133
11
01250
88
00842
62
0*0464
36
00120
10
01235
87
0-0824
61
00451
35
00108
9
01221
86
0-0806
60
0*0438
34
0-00%
8
0-1206
85
0-0792
59
00424
33
0-0083
7
01191
84
0-0780
58
00411
32
0-0071
6
0-1177
83
00768
57
00398
31
00058
5
01162
82
0-0757
56
00385
30
00046
4
01148
81
00745
55
00372
29
0*0033
3
0-1133
80
00731
54
00358
28
0-0021
2
01119
79
0-0717
53
00345
27
0-0008
1
01104
78
0-0702
52
00332
26
00000
0
0-1090
77
0-0688
51
0*0318
25
0-1075
76
00663
50
00315
24
01061
75
00659
49
0*0302
28
Wenn verdünnte Lösungen chemisch reinen Glyzerins vorliegen,
dann ist es am sichersten, die Oxydationsmethoden mittels Bichromats
Glyzerin. 263
oder Permanganats anzuwenden. Letztere wird in der von Benedikt
und Zsigmondy (Ghem.-Ztg. 1885, 975) angegebenen Modifikation der
Wanklyn und Fox sehen Methode ausgeführt. Diese beruht auf der
Yollständigen Oxydation des Glyzerins in kalter, stark alkalischer
Lösung zu Oxalsäure nach der Gleichung:
C,H«0, + 60 = C,H,04-I-C0,4-8H,0.
0,2 bis 0,8 g hoch -konzentriertes Glyzerin oder eine dieser Menge
entsprechende Quantität verdünnten Glyzerins (annähernd aus dem spez.
Gew. berechnet) werden in einen geräumigen Kolben gebracht, auf etwa
250 ccm mit Wasser verdünnt und mit 10 g festen Kalihydrats versetzt,
worauf man bei gewöhnlicher Temperatur eine 5-proz. Lösung von
Kaliimipermanganat so lange zusetzt, bis die Flüssigkeit nicht mehr
grün, sondern blau oder schwärzlich gefärbt ist. Statt dessen kann man
auch feingepulvertes Permanganat eintragen. Sodann erhitzt man zum
Kochen, wobei sich Manganperoxydhydrat ausscheidet und die Flüssig-
keit rot wird. Man setzt tropfenweise eine Lösung von schwefliger
Säure oder Natriumsulflt zu, bis die Flüssigkeit sich gerade entfärbt.
Man filtriert durch ein glattes Filter von solcher Größe, daß es mindestens
die Hälfte der ganzen Flüssigkeit auf einmal aufnimmt, imd wäscht sorg-
faltig mit heißem Wasser aus. Die letzten Waschwässer sind häufig
durch etwas Manganperoxydhydrat getrübt; diese Trübung verschwindet
aber bei dem nun folgenden Ansäuern mit £ssigsäure, indem die nun
in Freiheit gesetzte schweflige Säure zur Wirkung gelangt. Man erhitzt
zum Sieden und fallt mit 10 ccm einer 10-proz. Lösung von Calcium-
chlorid. Der Niederschlag von oxalsaurem Kalk wird auf die übliche
Weise weiter behandelt und die Oxalsäure nach obiger Gleichung auf
Glyzerin umgerechnet.
Der Gehalt an Asche plus Polygly zerinen darf höchstens
0,03 Proz. betragen; der Aschengehalt selbst soll 0,01 Proz. nicht über-
steigen.
Akrolein (wie auch andere reduzierende Substanzen) wird am
besten dadurch nachgewiesen, daß man einige Tropfen Silbemitratlösung
zur verdünnten Lösung des Glyzerins zufügt imd 24 Stunden bei gewöhn-
licher Temperatur stehen läßt. Noch empfindlicher wird die Probe bei
Anwendung einer anmioniakalischen Silberlösung.
Flüchtige Fettsäuren werden beim Erhitzen des Glyzerins mit
Alkohol und konzentrierter Schwefelsäure durch den bei deren Gegen-
wart auftretenden Ananasgeruch der Athylester der Fettsäuren erkannt.
Zucker wird polarimetrisch nachgewiesen.
Arsen soll vollständig fehlen. Eine rasche und äußerst empfind-
liche Probe für den Nachweis von Arsen ist die Gutzeitsche. Man
bringt 2 ccm des Glyzerins in ein hohes Reagensglas und setzt arsen-
264 Spezielle Methoden der Öl- ond Fettindastrie.
freies Zink und einige Kubikzentimeter reinster rerdünnter Schwefel-
säure zu. Man bedeckt das Reagenzglas mit einer dicht schließenden
Kappe Yon Filtrierpapier, zwei bis drei Lagen dick, deren innerste
Lage zuvor mit Hilfe eines Glasstabes mit einer &0-proz. Lösung Ton
Silbemitrat angefeuchtet worden ist. Falls Arsen vorhanden ist, ent-
wickelt sich Arsenwasserstoff. Nach 10 Minuten langem Stehen nimmt
man die Papierkappe ab. Auf der innersten Papierlage darf kein
tiefgelber Fleck bemerkbar sein. Nur eine ganz schwache gelbe Fär-
bung mag erlaubt sein. Diese Probe ist so außerordentlich empfindlich,
daß es durchaus unerläßlich ist, einen blinden Versuch unter Verwen-
dung derselben Reagenzien zu machen. Die Silbemitratprobe ist fast
zu empfindlich (obwohl Handelsglyzerine angetroffen werden, die nach
10 Minuten keine Färbung geben) und ist deshalb durch weniger
empfindliche Proben ersetzt worden. Ein Glyzerin mag als praktisch
frei von Arsen angesehen werden, wenn man in der Gutzeitschen Probe
die Silbemitratlösung durch eine konzentrierte Lösung von Quecksilber-
chlorid ersetzt imd nach 10 Minuten keine gelbe Färbung erhält.
Falls man Quecksilberchlorid benutzt, kann man auch Salzsäure statt
Schwefelsäure anwenden. Beim Prüfen mit Silbemitrat vermeide man
Salzsäure, da leicht Salzsäuregas abgegeben wird, wenn etwa die
Flüssigkeit zu heiß wird. Natürlich kann auch die Marsh sehe Probe
benutzt werden (vgl. „Detection and Determination of Arsenic". Abdruck
aus Joum. Soc. Ghem. Ind., Ejre and Spottiswoode, London 1901 ; femer
Bd. I S. 377).
Die Untersnchnng
der Harze, Balsame und Onmmiharze.
Von
Dr. Karl Dteterlch-Helfenberg,
Direktor der chemischen Fabrik Helfenberg Akt.-Ghes. rorm. E. Dieterich.
Unter Balsamen, Harzen und Gummiharzen yersteben wir yer-
schieden zusammengesetzte Gemische, welche als Sekrete meist nicht
einheimischer Pflanzeu teils technische, teils medizinische Verwendung
finden; sie werden gewöhnlich auf so irrationelle, ja sogar oft rohe
Art und ViTeise gewonnen, daß das, was wir als Balsame, Harze oder
Gummiharze in unsere Hände bekommen, TöUig umgestaltete, jedenfalls
gänzlich andere Produkte sind, als wie sie im Stammbaum selbst vor-
handen sind. Da, wie schon gesagt, die meisten der Harzlieferanten
nicht einheimisch sind, so ist es nur bei wenigen Harzkörpem bisher
gelungen, authentische Proben Yom Stammbaum selbst zu erlangen. Es
liegt ja klar auf der Hand, daß bei dem weiten Weg, den die Harz-
körper zu machen haben, bei den vielen Händen, durch welche sie
gehen, bei ihrer gänzlich veränderten, inkonstanten Zusammensetzung
gerade die üntersuchimg authentisch reiner, vom Stammbaum direkt
entnommener Proben von hohem Wert, ja für die Beurteilung und für
die Wertbestimmung von grundlegender Bedeutimg sein muß. Die aus
authentisch echten Harzkörpem erhaltenen Analysenresultate haben —
so beim Perubalsam — zu einem gewissen Abschluß geführt, haben
aber auch andererseits gezeigt, daß die Handelsprodukte nur in den
wenigsten Fällen den echten Harzkörperu entsprechen, und daß man
nicht erwarten oder fordern soll, daß die Handelsprodukte den Normal-
produkten entsprechen müßten. Derartige Forderimgen wären mit einer
Boykottierung fast aller Handelssorten gleichbedeutend. Wenn wir somit
den Handelsprodukten a priori gewisse Schwankungen zubilligen müssen,
wenn wir nicht wie bei Fetten und Ölen gut übereinstimmende Zahlen
erwarten dürfen, so müssen wir doch — leider — konstatieren, daß die
266 ^® Untersachoiig der Harze, Balsame und Gammiharze.
bisher erhaltenen Analjsenresultate der Harzkörper nicht allein schwanken,
sondern im allgemeinen sogar oft direkt widersprechende sind. Es ist
aus diesen Gründen also nicht möglich, wenigstens jetzt noch nicht,
oder doch noch nicht in allen Fällen, an dieser Stelle durchaus sichere
Methoden und durchaus zuverlässige und gerechte Grenzwerte und Anfor-
derungen aufzustellen; die Zukunft und weitere gründliche Prüfungen
ganz reiner Produkte werden uns aber gewiß zu dem Ziele fuhren,
welches die Analyse der Fette imd Ole schon zum Teil erreicht hat.
So wenig im chemischen Sinn die Fette und Ole als wohlcharakterisierte
Körper und die Harze als veränderliche Gemische meist amorpher, noch
teils unbekannter Körper gemein haben, so sehr ist man bestrebt ge-
wesen, die TJntersuchungsmethoden der ersteren auf letztere zu über-
tragen. Im allgemeinen darf man nach K. Bieterich wohl folgende
Punkte für die schlechte Übereinstimmung der Werte — von den quali-
tativen Proben gar nicht zu reden — verantwortlich machen:
1. Das Fehlen einheitlicher, rationeller Methoden unter Festlegung
allgemein gültiger Ausführungsvorschriften.
2. Die geringe Individualisierung der Methoden ohne Berücksich-
tigung der neueren Harzchemie.
3. Die Verwendung von Extrakten an Stelle der unveränderten
Naturdroge.
4. Das Fehlen von Untersuchungen über authentisch reine, direkt
vom Stammbaum entnommene Harzprodukte als Grundlage für
die Wertbestinunung. (Bisher sind nur wenige derartiger
authentisch echter Harzkörper — Perubalsam, Styrax und
einige andere — untersucht worden.)
Man darf zur Verbesserung der Harzanalyse, wie K. Dieterich
wiederholt ausgeführt hat, folgende Punkte als Leitsätze aufstellen:
1. Die Verwendung der Naturdroge zur Analyse.
2. Die Feststellung einheitlicher Vorschriften zur Ausführung
rationeller Methoden.
3. Die Individualisierung dieser Methoden auf Grund der neusten
Harzchemie.
4. Bevorzugung quantitativer Methoden vor qualitativen, besonders
Farbenreaktionen.
5. Festlegung von Grenznormalwerten auf Grund von Unter-
suchungen authentisch reiner, vom Stammbaum direkt ent-
nommener Proben.
Eine kritische Sichtung der bisher vorhandenen Resultate, eine
Lösung der teilweise vorhandenen Widersprüche, genau präzisierte Me-
thoden und Grenzwerte und Anforderungen können natürlich in einer
Untersachungsmethoden. 267
kurzen AbbandluBg, wie durch die yorliegende, schon in Rücksicht auf
den beschränkten Platz nicht gegeben werden; die richtige Anwendung
der Methoden, die Beurteilung und Nutzanwendung der bisher erhaltenen
Werte und Erfahrungen muB selbstredend einem speziellen ausführlichen
Handbuch der Analyse der Harze ^) vorbehalten bleiben. Das, was an
dieser Stelle wiedergegeben werden soll, macht nur darauf Anspruch,
ein Überblick und Grundriß der Analyse der Harze zu sein, um auch
den in der Analyse der Harze Unerfahrenen die Punkte an die Hand
zu geben, welche erst unter Benutzung eines ausführlichen Leitfadens
über die Harzanalyse zur einigermaßen einwandfreien Beurteilung dieser
Rohprodukte führen können; auch konnten, schon in Rücksicht auf den
Platz, nur die gebräuchlichsten und wichtigsten Balsame, Harze und
Gummiharze aufgenonmien werden.
In Bezug auf die Einteilung der Harzprodukte sind die Abteilungen
„Balsame, Harze und Gummiharze'' beibehalten worden, trotzdem schon
mehrfach der Versuch anderer Einteilungen (nach chemischen Gesichts-
punkten) versucht worden ist. Die. obige Scheidung erscheint vorläufig
— besonders für die Technik und Handel — noch die praktischste.
Die Untersuchung der Harze findet sowohl auf qualitativem, wie
auf quantitativem* Wege statt. Während vor Jahren fast nur qualitative
Proben, Farbenreaktionen etc. zur Identifizierung — hierin hat sich
Hirsch söhn ein großes Verdienst erworben — xmd Beurteilung heran-
gezogen wurden, verfugen wir heute schon über eine stattliche Anzahl
von quantitativen Prüfungen, die bekanntlich zum großen Teil schon in
das neue deutsche Arzneibuch und andere Pharmakopoen übergegangen
sind. Von diesen quantitativen Prüfungen verdienen besonders die von
Fetten und Ölen auf die Harze übertragenen Bestimmungen der Säure-,
Ester- und Verseifungszahl Erwähnung; das Verdienst, diese Prüfungen
auf die Harze übertragen zu haben, gebührt A. Eremel, mit diesem
fast gleichzeitig von Schmidt und Erban, Williams, Mills,
£. Dieterich, Gehe & Co. imd später Beckurts und Brüche,
K. Dieterich u. a. m. Während man diesen von den Fetten über-
tragenen Bestimmungen wirklichen Wert zumessen muß, sind die Jod-
Bromzahlen der Harze von nur relativem Wert. In neuester Zeit sind
die Methyl-, Garbonyl-, Acetylzahlen (Methylzahlen nach Gregor-
Bamberger, Carbonylzahlen nach Kitt, Acetylzahlen nach E. Die-
terich) und die Untersuchung der Harzalkohole und Harzsäuren (nach
K. Dieterich) noch als Fortschritt resp. Bereicherung der vorhandenen
quantitativen Methoden hervorzuheben.
') Dr. E. Dieterich, „Analyse der Harze, Balsame and Gummiharze nebst
ihrer Chemie und Pharmakognosie*^, Julius Springer, Berlin 1900.
268 ^^^ Untersachong der Harze, Balsame und Gummiharze.
Daß auf die Entwicklung der Harzanalyse auch die Fortschritte
der Harzchemie — speziell die wertvollen Arbeiten von A. Tschirch*)
und seinen Schülern — einen großen Einfluß gehabt haben und stets haben
werden, ist nicht zu verkennen. Die Fortschritte der Harzanalyse haben
auch neuerdings nach der Richtung hin Würdigung und Förderung er-
fahren, daß das neue deutsche Arzneibuch, lY. Ausgabe, die Balsame
und Harze zum großen Teil „quantitativ^ prüfen läßt, d. h. jene modernen
Methoden anwendet, die die Identität und Wertbestimmung nicht allein
wie früher und jetzt noch die meisten anderen Arzneibücher auf quali-
tativem Weg, sondern quantitativ durch Bestimmung der Säure-, Yer-
seifungs- und anderer Zahlen durchfuhren lassen.
Nach dem heutigen Stand der Harzanalyse werden im allgemeinen
folgende quantitative Bestimmimgen durchgeführt:
Bestimmung der:
a) Säurezahl nach verschiedenen Methoden,
b) Esterzahl durch Berechnung,
c) Yerseifungszahl, resp. Harzzahl nach verschiedenen Me-
thoden,
d) des Wassergehaltes,
e) der Asche,
f) des alkohollöslichen Anteils,
g) des alkoholunlöslichen Anteils,
h) der von anderen Lösungsmitteln aufgenommenen Anteile,
i) des spez. Gewichtes.
Hierzu kommen noch die:
k) speziellen Bestimmungen, wie die des Cinnameins und
Harzesters im Perubalsam,
1) die Identitätsreaktionen, z. Teil mit a) b) c) und o) zu-
sammenfallend,
m) Acetyl-, Carbonyl- und Methylzahlen,
n) Untersuchung der Harzsäuren und Harzalkohole,
o) qualitativen Reaktionen.
I. Hethoden.
Es sei vorausgeschickt, daß für die verschiedenen Methoden und
Arten der Säurezahl-, Esterzahl- und Yerseifangszahlbestimmungen von
K. Dieterich gewisse, schon in der Fettanalyse teilweise allgemein
*) Prof. Dr. A. Tschirch, „Harze und Harzbehälter". Verlag von
Gebr. Bomträger. Berlin 1900.
Definition der Methoden. 269
gültige Abkürzungen vorgeschlagen worden sind (yergl. dessen „Analyse
der Harze", Julius Springer, Berlin 1900, S. 37 u. 53), welche sofort
die angewendete Methode erkennen lassen.
Folgende Abkürzungen werden bei den Methoden und Grenzwerten
systematisch durchgeführt:
Abkürzung : Bedeuiting :
S.-Z. d. = Säurezahl direkt bestimmt
S.-Z. ind. = Säurezahl durch Rücktitration bestimmt.
S -Z. f. = Säurezahl der flüchtigen Anteile.
E.-Z. = Esterzahl.
y.-Z. h. = Verseifongszahl auf heißem Weg erhalten.
V.-Z. k. = Verseifongszahl auf kaltem Weg erhalten.
H.-Z. = Harzzahl.
G.-V.-Z. = Gesamtverseifongszahl.
G.-Z. = Gummizahl.
A-Z. = Acetylzahl (resp. A.-S.-Z., A.-E.-Z., A.-V.-Z.).
G.-Z. = Carbonylzahl.
M.-Z. = Methylzahl.
Biese Abkürzungen, wie sie zuerst in der K. Dieterichschen
Analyse der Harze durchgeführt sind, haben in der Literatur bereits,
wie die letztjährigen Arbeiten über die Harze -von Tschirch und seinen
Schülern zeigen (Archiy d. Pharmacie), Eingang gefunden; sie sollen
auch hier, weil sie sofort die Methode erkennen lassen, dem Allgemein-
gebrauch nochmals anempfohlen werden.
Endlich erübrigt es noch, zum Verständnis vorauszuschicken die:
Definition
der
1. Säurezahl (direkt und indirekt): Die Anzahl Milligramme
KOH, welche die freie Säure von 1 g Harz bei der direkten oder der
Rücktitration zu binden vermag (vgl. S. 172).
2. Säurezahl der flüchtigen Anteile: Die Anzahl Milligramme KOH,
welche 500 g Destillat von 0,5 g Gummiharz (Anmioniacum, Galbanum),
mit Wasserdämpfen abdestilliert, zu binden vermögen (vgl. S. 167).
3. Yerseifungszahl (heiß und kalt): Die Anzahl Milligramme
KOH, welche 1 g Harz bei der Verseifung auf kaltem oder heißem
Wege zu binden vermag (vgl. S. 163).
4. Harzzahl: Die Anzahl Milligramme KOH, welche 1 g ge-
wisser Harze und Gummiharze bei der kalten fraktionierten Verseifung
mit nur alkoholischer Lauge zu binden vermag.
5. Gesamt-Verseifungszahl (fraktionierte Verseifung): Die An-
zahl Milligramme KOH, welche 1 g gewisser Harze und Gummiharze
270 ^^® Untersachung der Harze, Balsame und Gummiharze.
bei der kalten fraktionierten YerBeifimg mit alkoholischer und wässeriger
Lange nacheinander behandelt in summa zu binden vermag.
6. Gummizahl: Die Differenz von Gesamtverseifungs- und
Harzzahl.
7. Esterzahl: Die Differenz von Verseifungs- und Säurezahl.
8. Acetylzahl: Die Differenz von Acetylverseifungs- und Acetyl-
säurezahl (vgl. S. 170).
9. Garbonylzahl: Die Prozente Garbonylsauerstoff der an-
gewandten Substanz.
10. Methyl zahl: Die Menge Methyl, welche 1 g Harz ergibt.
Im speziellen lassen sich je nach Beschaffenheit des Untersuchungs-
materials — vergl. die Beispiele — für die einzelnen Bestimmungen der
Kennzahlen folgende Ausführungsvorschriften aufstellen, wobei zu be-
merken ist, daß für die größte Zahl der Harzkörper mehrere Methoden
bisher angewendet worden sind.
a) SäaresahL
1. Bwrch direkte TUraUan (S.-Z. d.y) nach E. Eremel:
a) der vollständigen Lösung des löslichen Harzkörpers in Alkohol,
Ghloroform etc.
Ausführung: 1 g des betreffenden Balsams, Harzes etc. wird in
dem geeigneten Lösimgsmittel resp. in einer Mischung derselben gelöst
und unter Zusatz von Phenolphtalein und alkoholischer y, N.- oder
Yto N.-Kalilauge bis zur Rotfarbung titriert.
Beisp.: Fast alle Harzkörper, für welche besondere Methoden nicht
ausgearbeitet worden.
ß) nach Herstellung eines alkoholischen Extraktes bei nur teil-
weise löslichen Harzkörpem und Titration der alkoholischen Extrakt-
lösung.
Ausführung: Man verfährt genau so wie bei a), nur nimmt man
eine alkoholische Lösung des Extraktes und berechnet nach der Titration
auf 1 g Rohprodukt.
Beisp.: Gummiharze, Benzoe, Styrax etc.
f) nach Herstellung eines wässerig-alkoholischen Auszuges bei nur
teilweise löslichen Harzkörpem imd direkter Titration des Auszuges.
Ausführung: Man erschöpft durch Kochen 1 g des fein zer-
riebenen Materials mit 30 ccm Wasser durcb Erhitzen am Kückfluß-
kühler und durch darauffolgenden Zusatz von 50 ccm starken Alkohols
(96-proz.) und nochmaliges Kochen am Rückflußkühler — 15 Minuten
^) Vergl. die Abkürzungen auf der vorigen Seite.
S&urezahl. 271
für jede Extraktion — , läBt erkalten und titriert, ohne zu filtrieren,
mit alkoholischer Y, N.-Kalilauge und Phenolphtalein bis zur Rotfärbung.
Beisp.: Myrrha, Bdelliam, Opoponax, Sagapen etc.
2. nuTch BückMraUan (S.-Z. ind.) nach K. Dieterich:
a) bei völlig oder fast völlig löslichen — esterfreien — Harzen,
wobei die Lauge gleichzeitig die Säure bindet und das Harz löst.
Ausführung: 1 g des betreffenden esterfreien, fein zerriebenen
Harzes wird mit 25 ccm alkoholischer Y, N.-Kalilauge und 50 ccm Benzin
(bei Copal Benzol) übergössen, in einer Glasstöpselflasche 24 Stunden —
jedenfalls bis zur vollständigen Lösung oder bis eine weitere Lösung
nicht mehr stattfindet — stehen gelassen imd mit Ya N. -Schwefelsäure
und Phenolphtalein zurücktitriert.
Beisp.: Kolophon, Dammor, Sandarak, Mastix, Guajak, Copal etc.
ß) bei nur teilweise löslichen — esterhaltigen, aber schwer ver-
seifbaren — Harzkörpem, wobei die Lauge die Säure bindet und die
sauren Anteile herauslöst.
Ausführung: 1 g des betreffenden esterhaltigen, schwer verseif-
baren Harzes — vorher fein zerrieben — wird mit 10 ccm alkoholischer
Ys N.- und 10 ccm wässeriger Y» N.-Kalilauge übergössen, in einer Glas-
stöpselfiasche 24 Stunden stehen gelassen und dann unter Zusatz von
500 ccm Wasser zurücktitriert.
Beisp.: Asa foetida, Olibanum.
y) bei nur teilweise löslichen — esterhaltigen — Harzkörpem
unter Verwendung eines wässerig-alkoholischen Auszugs.
Ausführung: 1 g des betreffenden, fein zerriebenen Harzkörpers
kocht man am Rückflufikühler 15 Minuten mit 50 ccm Wasser, fugt
dann 100 ccm starken Alkohol hinzu, kocht nochmals 15 Minuten xmd
läßt erkalten. Man ergänzt die Flüssigkeit inkl. angew. Substanz auf
150 g, versetzt 75 g des Filtrats (= 0,5 g Substanz) mit 10 ccm alkoho-
lischer Ys N.-Ealilauge, läfit genau 5 Minuten in einem Eölbchen stehen
und titriert dann mit Ya N. -Schwefelsäure und Phenolphtalein zurück.
Beisp.: Ammoniacam, Galbanan, Gutti.
8) bei fast ganz löslichen, esterhaltigen, aber leicht verseifbaren
Harzen unter Verwendung des Naturproduktes, keiner Lösung, Auszugs
u. s. w.
Ausführung: Man nimmt nur 10 ccm Ya ^-"^^^^^^^^^^^^^ Lauge,
läßt aber genau 5 Minuten stehen imd verwendet das fein zerriebene
Naturprodukt, kein Extrakt oder Auszug etc.
Beisp.: Benzoe.
3. Durch Besümvnung der fiüchUgen Säuren. (Bei Gummiharzen
mit viel ätherischem Öl.) (S.-Z. f.)
Ausführung: 0,5 g des Harzproduktes übergießt man in einem
272 ^i® UntenachoDg der Harze, Balsame und Gummiharze.
Kolben mit etwas Wasser und leitet nun beiBe Dämpfe durcb. Der
erstere Kolben wird in einem Sandbad zur Verhütung zu starker Wasser-
dampf-Kondensation erhitzt. Die Vorlage beschickt man mit 40 ccm
wässeriger Y, N.-Kalilauge und taucht das aus dem Kühler konmiende
Rohr in dieselbe ein. Man zieht genau 500 ccm über, spült das
Destillationsrohr von oben her und unten gut mit destilliertem Wasser
ab und titriert unter Zusatz von Phenolphtalein zurück. In diesem
Falle gibt die Säurezahl die Anzahl Milligramme KOH an, welche
500 ccm Destillat, TOn 0,5 g Harzkörper abdestilliert, zu binden vermögen.
Beisp.: Ammoniacam, Galbanam.
b) Bsterzahl. (E.-Z.)
Stets indirekt zu bestimmen durch Berechnung und zwar durch
Subtraktion der Verseifungszahl von der Säurezahl, mit Ausnahme der
Fälle, wo die Säurezahl nach a) 3 bestimmt wird und wo Harz- und
Gesamtverseifungszahl vorhanden ist; in diesen Fällen läßt sich die
Esterzahl nicht berechnen.
c) Terseifüngnisalil.
JE. Auf heifaem Wege (V.-Z. h.):
a) der Lösung vollständig löslicher Harzkörper.
Ausführung: lg des betreffenden Harzkörpers wird gelöst und
mit 25 — 30 ccm 7a N. alkoholischer Kalilauge am Rückflußkühler 7, Stunde
im Dampfbad im Sieden erhalten und nach Verdünnung durch Alkohol
mit Yj N. -Schwefelsäure und Phenolphtalein zurücktitriert.
Beisp.: Fast alle Balsame und Harze, für welche spezielle Methoden
noch nicht aasgearbeitet sind.
ß) der alkoholischen Lösung eines vorher mit Alkohol dargestellten
Extraktes von nur teilweise oder schwer löslichen Harzkörpem.
Ausführung: Man verfährt genau so wie bei a), nur nimmt man
eine alkoholische Lösung des Extraktes imd berechnet auf 1 g Roh-
produkt, nicht Extrakt.
Beisp.: Gummiharze, Benzoe, Styrax.
;') wie a), nur verwendet man die Rohdroge nach vorherigem
Wasserzusatz zur Lösung der gummösen Teile.
Beisp.: Mjrrha.
2. Auf kaUem Wege (V.-Z. k.); nach K. Dieterich;
a) nut nur alkoholischer Lauge und Benzin „V.-Z. auf kaltem
Wege", bei völlig löslichen Harzen.
Ausführung: 1 g des betreffenden Harzkörpers versetzt man
in einer Glasstöpselflasche von 500 ccm Inhalt mit 50 ccm Benzin (spez.
Verseifongszahl. Wasser. Asche. 273
Gew. 0,700 bei 15° C.) und 50 ccm alkoholischer V,N. -Kalilauge, läßt
24 Stunden in Zimmertemperatur stehen und titriert dann mit V^ N.-
Schwefelsäure zurück; eventuell (bei Perubalsam) sind ca. 300 ccm Wasser
Yorher hinzuzufügen, um die am Boden ausgeschiedenen Salze zu lösen.
Beisp.: Perabalsam, Kopaivabalsam, Benzoe, Styrax cl s. w.
ß) mit alkoholischer und wässeriger Lauge unter jedesmaligem
Zusatz Ton Benzin nacheinander: „Fraktionierte Yerseifiing^ inkl. „Harz-
zahl^ und „Gummizahl^ bei unvollständig löslichen Harzkörpem.
Ausführung: Zweimal je 1 g des betreffenden Harzkörpers zer-
reibt man und übergießt mit je 50 ccm Petroleumbenzin (0,700 spez.
Gew. bei 15^ C), dann fügt man je 25 ccm alkoholische 7, N.-Kalilauge
zu und läßt in Zimmertemperatur unter häufigem Umschwenken in zwei
Glasstöpselflaschen vod 1 Liter Inhalt 24 Stunden verschlossen stehen.
Die eine Probe titriert man nun unter Zusatz von 500 ccm Wasser und
unter Umschwenken nach Verlauf dieser Zeit mit Y, N. -Schwefelsäure
und Phenolphtalein zurück. Diese Zahl ist die „HarzzahP. (H.-Z.)
Die zweite Probe behandelt man weiter, und zwar setzt man noch 25 ccm
wässerige Ya N.-Ealilauge und 75 ccm Wasser zu und läßt unter häufigem
Umschütteln noch 24 Stimden stehen. Man verdünnt dann mit 500 ccm
Wasser imd titriert mit Ya N. -Schwefelsäure und Phenolphtalein unter
Umschwenken zurück. Diese Zahl ist die „Gesamtverseifungszahl"
(6.-V.-Z.). Die Differenz von G.-V.-Z. und H.-Z. ist die „Gummi -
zahl«. (G.-Z.)
Beisp.: Ammoniacnm, Galbanum, Gutti.
d) Wamersretaalt.
(Verlust bei 100^ C.)
Ausführung: 2 — 3 g des betreffenden Harzkörpers werden bei
100^ C. im Trockenschrank so lange erhitzt, bis konstantes Gewicht ein-
getreten ist. Bei Harzen mit ätherischem Öl ist der Verlust nicht allein
auf das Wasser, sondern auch auf die flüchtigen Substanzen zurückzu-
führen und dann richtiger als „Verlust bei 100^ C.« zu bezeichnen.
Beisp.: Bei allen Harzkörpem mit Ausoabme der eigentlichen Balsame.
e) Aisch^ebalt.
Ausführung: Die bei der Bestimmung des Wassergehaltes er-
haltenen Rückstände werden vorsichtig verascht.
Beisp.: Bei fast allen Harzkörpem.
Untersuchungen. 5. Aufl. m. 18
\
274 ^^^ Untersuchung der Harze, Balsame und Gummiharze.
f) AlkohoUÖBlicher AnteUi)«
1. Im EaetraMUnksapparat.
Ausführung: 10 g des betreffenden Harzes oder Gummiharzes
werden entweder mit Sand gleichmäßig gemischt und in einer Patrone
im Soxhlet mit 90- resp. 96-proz. Alkohol extrahiert, oder aber man löst
am RückfluBkühler mit heißem Alkohol, bringt alles auf ein tariertes
Filter imd wäscht mit heißem Alkohol nach. Die Filtrate werden ver-
dampft imd der Rückstand bei 100^ C. bis zum konstanten Gewicht ge-
trocknet. Beim Verdampfen der alkoholischen Filtrate ist es, van das
Überkriechen zu vermeiden, nötig, die Schale in eine zweite Schale mit
Wasser zu setzen und letztere als Wasserbad zu benutzen. Der Alkohol
steigt auf diese Weise nie höher als bis zum Niveau des äußeren
Wassers. Bei allen Harzkörpem mit ätherischem Öl — z. B. Gummi-
harzen — empfiehlt es sich, nicht den alkohollöslichen, sondern -unlös-
lichen Anteil zu bestinmien und aus diesem den ersteren zu berechnen.
Auf diese Weise kommen auch die sonst verloren gehenden flüchtigen
BestandteUe mit zur Bestimmung.
2. Durch Oan^ageverfdh/ren nach E. Dieterich.
Ausführung: Die betreffenden Harze werden in kleinen Mengen,
wie bisher, in zerriebenem Zustande (1 — 2 g) abgewogen und in eine
gewogene, aus gewöhnlichem Filtrierpapier hergestellte Patrone oder in
ein gefaltetes kleines Filter hineingebracht und, um das Zusammenbacken
auf alle Fälle zu vermeiden, event. etwas feines Glaspulver oder ge-
reinigter Sand hinzugefügt und das Ganze in ein Gazesäckchen ein-
gebunden. Das so beschickte, zum Ausziehen fertige Harz wird mit
dem Inhalt der Patrone oder des Filters und der Gaze in den Trocken-
Apparat gebracht imd nach einigen Stunden nochmals genau gewogen.
Diese fertigen Säckchen hängt man nun in gewöhnliche Weithalsflaschen
oder Bechergläser ein und zwar so, daß das Säckchen zur Hälfte in die
Extraktionsflüssigkeit eintaucht, das auszuziehende Harz also vollkommen
überdeckt ist, unter der Vorsichtsmaßregel, daß die Flüssigkeit nicht
von oben in das Filter und Säckchen einfließen kann. Wenn man sich
eine Reihe derartiger Fläschchen aufstellt und die Säckchen an einer
darüber gelegten Stange oder einem Glasstab aufhängt, so können auf
diese Weise 20 oder mehr Extraktionen auf einmal ausgeführt werden
und zwar ohne Anwendung von Wärme, bei gewöhnlicher Zimmer-
temperatur und unter Benutzung nicht nur der Tages-, sondern auch
der Nachtstunden. Die Hauptsache ist nun die, daß bei diesem Ver-
') In Rücksicht auf die meist vorhandenen fluchtigen Anteile ist es richtiger,
den löslichen Anteil zu berechnen, und nur den unlöslichen zu bestimmen.
Dies geht am besten vermittelst des Osmoseverfahrens. Vergl. Helfenberger
Annalen 1902 S. 38 ff.
Löslichkeit in Alkohol etc. 275
fahren eigentlich, nicht der lösliche, sondern der unlösliche Bestandteil
bestimmt wird; der lösliche Anteil wird dann indirekt berechnet. Wenn
man die fertigen Säckchen nun eingehängt hat, so sieht man darauf,
daß der Rand des Glases möglichst mit einem Pappdeckel bedeckt ist,
durch welchen der Bindfaden als Träger des Säckchens hindurch geht,
um einem Verdunsten möglichst vorzubeugen. Nach zwei- bis drei-
maligem Erneuern des Lösungsmittels in 1 — 2 Tagen wird mit der Spritz-
fiasche das Säckchen auf das genaueste abgespült und auch von oben
her nochmals der Inhalt nachgewaschen. Die yom Säckchen ablaufenden
Tropfen dürfen, auf dem Ührglas verdunstet, keinen Rückstand mehr
hinterlassen. Das Säckchen wird dann erst in den Exsikkator gebracht
und möglichst unter Abschluß der Luft und zu großer Wärme bei
50 — 60° C. getrocknet. Es tritt sonst bei einzelnen Harzen event. der
Fall ein, daß durch die Oxydation das Gewicht wieder steigt. Man
nimmt dann den niedrigsten Stand des Gewichtes als den maßgebenden
an und berechnet aus diesem den unlöslichen Rückstand.
Beisp.: Bei fast allen in Alkohol teilweise löslichen Harzen.
Sr) Alkoholnnldslieher Anteil 0«
Ausführung: Die auf dem Filter resp. in der Patrone beim Aus-
ziehen mit Alkohol bei f ) verbleibenden Rückstände werden ebenfalls bei
100° C. bis zum konstanten Gewicht getrocknet und gewogen. Eventuell
ist — s. o. — der alkohollösliche Anteil hieraus zu berechnen.
Beisp.: Bei fast allen in Alkohol teilweise löslichen Harzen.
Vergl. hierzu: Osmoseverfahren K. Dieterich, Helfenberger An-
nalen 1902.
li) Die von anderen liösnngrsmitteln aniOgrenonimenen Anteile.
Ausführung: Man verfährt genau so wie oben sub f) und g),
nur nimmt man Äther, Benzin, Petroläther, Chloroform resp.
dasjenige Lösungsmittel, welches die in demselben löslichen Anteile
aufnehmen soll. Auch kann der unlösliche Rückstand wie sub g) be-
stinmit werden. Ton Körpern mit flüchtigen Substanzen gilt auch hier
das sub f) und g) am Schluß Gesagte. In Bezug auf Bestimmung der
löslichen und imlöslichen Anteile durch das Osmose verfahren vergl.
K. Dieterich, Helfenberger Annalen 1902 S. 33 ff. und oben sub f).
Beisp.: Bei fast allen ia obigen Lösungsmitteln nur teilweise löslichen
Harzen.
^) In Rücksicht auf die meist vorhandenen flüchtigen Anteile ist es richtiger,
den löslichen Anteil zu berechnen und nur deo unlöslichen zu bestimmen.
Dies geht am besten vermittelst des Osmoseverfahreus. Vergl. Helfenberger
Annalen 1902 S. 38 ff.
18*
276 ^^® Untersachimg der Harze, Balsame und Gummiharze.
1) Spezifisches Gtewicht bei 15® C.
JE. Bei JP%Ü8gigheUen.
Ausführung: Das spez. Gew. des betr. Balsams wird nach der alt-
bekannten Methode mit der M o hr -We s tp h a 1 sehen Wage direkt bestimmt.
Beisp.: Balsame wie Mekka-, Kopaiva-, Perubalsam.
2» Bei fegten HiMrxMrpem.
Ausführung: Man formt sich durch Erwärmen oder Schmelzen
wie bei der Bestimmung des spez. Gew. des Wachses einen kleinen
Kegel des Harzes — wobei zu vermeiden ist, daß Luft hineinkommt —
und verfahrt dann folgendermaßen unter Benutzung der Mohr sehen
Senkwage. Man läßt das Wägeschälchen außerhalb des in einem
Becherglas befindlichen Wassers von 15*^ C. hängen, so daß nur der unter-
halb des Schälchens befestigte Bügel eintaucht, bringt den Harzkegel auf
das Schälchen und stellt durch Reiter das Gleichgewicht her. Ersetzt man
nun den Harzkörper durch Gewichte, so erhält man das Gewicht desselben
in der Luft (= p) ; klemmt man hierauf den Harzkegel in den im Wasser
befindlichen Bügel und bestimmt den Auftrieb (= v), so erhält man das
spez. Gew. direkt durch Division nach der bekannten Formel
V
Auch kann man sich mit Vorteil des Aero-Pyknonieters bedienen
oder — wie bei Eolophoniimi — gewisser Salzlösungen von bekanntem
Gehalt»).
k) Spezielle Bestünnmnigrei^f
wie die des Cinnameins und der aromatisolien Bestandteile
nnd der Harzester im Pernbalsam.
Ausführung (nach K. Dieterich):
a) Die praktische Ausführung der Cinnameinbestimmung schließt
sich direkt an diejenige des ätherunlöslichen Anteils an. Die ätherische
Lösung, welche als Filtrat von der Bestimmung des ätherunlöslichen
Anteils resultiert, wird in einem Scheidetrichter einmal mit 20 ccm
einer 2-proz. Natronlauge ausgeschüttelt und sorgföltig getrennt. Zur
Lösung des Harzesters genügt es auch vollständig, einmal auszuschütteln.
Die ätherische, gelbe Lösung überläßt man der Selbstverdunstung und
stellt, wenn kein Äther mehr wahrzunehmen ist, 12 Stunden in den
Exsikkator. Man wägt nun das erste Mal und nach nochmaligem
12-stündigen Stehen zum zweiten Mal. Das Mittel beider Zahlen, wie
sie die Wägungen nach 12 und 24 Stunden ergeben, ist als Gehalt an
Cinnamein und aromatischen Stoffen anzugeben. Da diese Zahlen außer
^) E. Dieterich, Analyse der Harze, p. 118.
Spezielle Bestimmuiigeii. 277
Cinnamein noch die anderen aromatischen Teile angeben, liegen sie
höher als nach folgender Methode:
ß) Man ver^Oirt wie bei a), nur schüttelt man (nach Thoms) die
Lösung des Balsams zweimal mit je 20 ccm 2-proz. Lauge aus, wäscht
zweimal mit Wasser nach und tjrocknet das ätherische Extrakt 7^ Stunde
auf dem Dampfbad. Diese Methode liefert etwas niedrigere Zahlen als a).
Außerdem die Ausführung zur Cinnameinbestimmung nach der Yor-
Schrift des Deutschen Arzneibuchs lY. Ausgabe.
f) Die praktische Ausführung der Harzesterbestimmung schließt
sich direkt an die des Cinnameins an:
Ausführung: Zur Bestimmung des Harzesters (Zimtsäureperuresi-
notannolester) fallt man die von der ätherischen Flüssigkeit getrennte
braune alkalische Harzlösung mit verdünnter Salzsäure aus, filtriert durch
ein gewogenes Filter imd wäscht unter Yerwendimg der Saugpumpe bis
zum Ausbleiben der Ghlorreaktion aus. Das bei 80^ C. bis zum kon-
stiinten Gewicht getrocknete Harz wird auf Prozente berechnet angegeben.
Außerdem ist das Yerhältnis Yom Harzester zum Cinnamein zu berechnen.
B e i 8 p. : PerabalBam.
1) Identitfttsreaktlonen«
Diese werden entweder durch die Bestimmung der S.-Z., E.-Z.
und Y.-Z. bewerkstelligt oder auf qualitativem Wege durch das physi-
kalische und sonstige chemische Yerhalten gegen Lösungsmittel und
Reagentien; eventuell für die offizinellen Balsame und Harze unter Zu-
grundlegung der Yorschriften des Deutschen Arzneibuchs lY. Ausgabe.
m) Aoetyl-y Carbonyl- und Metliylzalileii.
1. AeetylxaM. (A.-Z.)
Ausführung: Die Acetylierung selbst wird so vorgenonmien,
daß das betreffende Harz mit einem Überschuß von Essigsäureanhydrid
und etwas wasserfreiem Natriumacetat am Rückflußkühler bis zur völligen
Lösung gekocht wird. Wo die Lösung nicht ganz erfolgt, wird so lange
erwärmt, als sichtbar noch eine Abnahme der unlöslichen Produkte er-
folgt. Die Lösung selbst wird in Wasser eingegossen, das ausgeschiedene
Produkt gesammelt und so lange mit heißem Wasser ausgezogen und
ausgekocht, bis alle freie Essigsäure vollständig entfernt ist. Ebenso
werden die linlöslichen Rückstände von Dammar und Kopal behandelt.
Die erhaltenen Acetylprodukte werden dann wie gewöhnliche Harze be-
handelt, d. h. in Alkohol gelöst und durch direkte Titration die Säure-
zahl bestimmt. Die Yerseifungszahl wird durch Kochen des Acetyl-
produktes mit alkoholischer 7^ N.-Lauge — 7, Stunde am Rückfluß-
278 ^^® Untersuchnng der Harze, Balsame und Gammiliarze.
kühler — festgestellt und durch Subtraktion dieser Acetyl-Säorezahl von
der Acetyl-Verseifimgszahl die eigentliche „Acetjl- (Ester-) Zahl" erhalten.
Beisp.: Terpentin, Kolophon, Sandarak, Dammar, Kopal etc.
2. CarbonylaoM* (C.-Z.) nach Kitt:
Ausführung: Zur Bestimmung der Carbonylzahl verfahrt man
so, daß man die zu untersuchende Substanz mit essigsaurem Natron
und einer genau gemessenen Menge salzsaurem Phenylhydrazin in Ter-
dünnter alkoholischer Lösung erwärmt. Der Überschuß und die an der
Reaktion nicht beteiligte Menge des Hydrazinsalzes wird zurückgemessen,
indem man durch Oxydation mit Fehlingscher Lösung den Stickstoff
abspaltet und im Meßrohr auffangt. Die Carbonylzahl — die Prozente
Carbonylsauerstoff der angew. Substanz — ergibt sich aus der Formel:
Proz.: 0=V — Vo — ^-0 , wobei V — Vo die Differenz der auf 0
oder 760 mm reduzierten Stickstoffvolumina bedeutet und S das Gewicht
der angewendeten Substanz in g bezeichnet.
Beisp.: Sandarak, Elemi, Eolophoniom, Eopal, Akaroid etc.
S. Meth/yUsoM. (M.-Z.) nach Gregor:
Ausführung: Im allgemeinen beruht die Methode auf dem
Z eis eischen Verfahren, indem vermittelst Jodwasserstoffsäure die vor-
handenen Methoxylgruppen als Methyljodid abgespalten werden. Letzteres
wird wieder durch Silbemitrat als Jodsilber bestimmt und berechnet.
Ausführliche Methode: Österreichische Chem.-Ztg. 1898, No. 8 imd 9.
Beisp.: Fast alle Harze.
n) UntersuchunsT der Harzs&aren and Haroalkohole
(nach K. Dieterich):
Ausführung: Die Verseifimgsprodukte der Harzkörper, wie sie
genau nach obigen Yerseifungsmethoden (c 1 u. 2) erhalten werden, werden
mit Säure zersetzt, ausgewaschen und dann getrocknet. Die so erhalte-
nen Resinotannole einerseits — bei esterhaltigen Harzen — und Harz-
säuren andererseits — bei esterfreien Harzen — werden qualitativ und
quantitativ untersucht, d. h. ihre Lösungsverhältnisse, Säure-, Ester-,
Yerseifungszahlen bestimmt.
Beisp.: Balsame, Benzoe, Kolophon, Dammar, Eopal etc.
o) Qualitative Reaktionen.
Die wichtigsten qualitativen Reaktionen, wie die vielen gebräuch-
lichen auf Eolophon, die verschiedenen bei den Balsamen, die auf
Galbanum im Ammoniacum, die gebräuchlichsten des Arzneibuchs,
werden in der zweiten Abteilung bei den Grenzwerten und Anforderungen,
soweit zweckentsprechend, mit aufgeführt.
Anforderangen an Balsame.
279
II. Orenswerte und Anfbrderimgeii.
Es sei vorausgeschickt, daß die hier angeführten „Grenzwerte^
das repräsentieren, was die zahlreichen Untersuchungen yon Williams,
Kremel, Yon Schmidt und Erban, Gehe & Co., Beckurts und
Brüche, E. Dieterich, E. Dieterich u. a. m. im Laufe der Jahre er-
geben haben. Diese Grenzwerte*) — abgerundet angegeben — sollen
keine durchaus sicheren Anhaltspunkte für die Reinheit und Güte der
Harzprodukte darstellen, sondern nur zeigen, in welchen Grenzen sich
nach den verschiedenen Methoden die jetzt gebräuchlichen Eonstanten
bewegen. Die Löslichkeitsverhältnisse entsprechen nach dem heutigen
Stand und den jetzigen Erfahrungen den Ajif orderungen, welche man mit
einiger Sicherheit an die betreffenden Harzkörper zu stellen berechtigt
ist. Von den zahlreichen Harzkörpem konnten an diesem Platz, schon
in Rücksicht auf letzteren, natürlich nur die gebräuchlichsten und
wichtigsten Balsame, Harze imd Gummiharze Platz finden. Es sei fär
eingehende spezielle Untersuchungen nochmals auf das Buch verwiesen,
welches augenblicklich als das einzige Werk über die Analyse der Harze
existiert, nämlich auf: „Die Analyse der Harze, Balsame und Gummi-
harze^ von Dr. E. Dieter ich. (Verlag von Julius Springer in Berlin.)
A. Balsame«
KoiMtvabalBam.
1» Maracaibo»
S.-Z.d.») (nach al«)»)
E.-Z. ( - b ) .
V.-Z. h. ( - cla) .
V..Z.k. ( - c2«) .
Spez. Grdw
Methylzahl (nach m3)
Lösl]
Lchkeit:
75 —100
Äther
'
0,5 8
Chloroform
voll-
80 —100
Petrol&ther
ständig
80-90
Terpentinöl
löslich
0,96— 0,99
Schwefelkohlenstoff
0
Alkohol 90 7o
1 nur
teilweise
Essigäther
löslich
Präfang nach dem Deutschen Arzneibach IV, s. d.
0 ^^^- hierzu „Über die Herkonft und die Veränderlichkeit technisch
and medizinisch wichtiger Harzprodukte''. Ghem.. Revue 1904, Heft 5, p. 96 ff.
^ Betreffs dieser Bezeichnungen siehe S. 270.
') Die Buchstaben and Zahlen bedeuten die in Abteilang I: Methoden an-
gegebenen Aasfuhrongsbestimmangen, die zwar schon aas den Abkürzungen
S.'Z. d., S.-Z. ind. etc. ersichtlich, aber der Bequemlichkeit wegen noch extra
hinzugesetzt worden sind.
280
Die Untersachong der Harze, Balsame and Gummiharze.
2» JPara»
S.-Z. d. (nach a 1 a) .
E.-Z. ( - b ) .
V.-Z. h. ( - c 1 «) .
V.-Z. k. ( - c2a).
Spez. Gew
25
0,5
30
30
-65
—8
—70
—60
0,91— 0,99
3* OMndicum (Goijunbalsam).
S.-Z. d. (nach a 1 a)
E.-Z. ( - b )
V.-Z. h. ( - c 1 «)
V.-Z. k. ( - c 2 «)
Spez. Gew
5
1
8
10
-20
—15
-20
—25
0,955— 0,980
Perubalsam.
S.-Z..d.
E.-Z.
V.-Z. h.
V.-Z. k.
Ginnamein
Ginnamein
Harzester
V.-Z. h. vom
Ginnamein (
Spez. Gew. .
(nach
ala)
( -
b )
( -
cla)
( -
c2(t)
( -
m8 )
( -
k« )
( -
kß )
( -
ky )
cla)
40
140
220
240
14,4
65
60
19
- 80
-200
—260
-270
- 22,1B
-77%
- 61 %
-28.0/^
240
1,138— 1,148
Prüfung nach dem Deutschen Arzneibuch IV, s. d.
Löslichkeit:
Äther
Ghloroform
Benzol
Texpentinol
Alkohol 90 %
Essigätiier
Petroläther
SchwefelkohlenstofiF
vollständig
löslich
nur
teilweise
löslich
Löslichkeit:
Alkohol 90 %
Ghloroform
Essigäther
Benzol
Terpentinöl
Äther
Petroläther
Schwefelkohlenstoff
vollständig
löslich
nur
teilweise
löslich
Löslichkeit:
Ghloroform 1 vollständig
Essigäther J löslich
Alkohol 90 7o fast ganz löslich
Äther 92— 98% löslich
Benzol 94—98% loBlich
Petroläther 66—68% löslich
Terpentinöl 85—89% löslich
Schwefelkohlenstoff 86—88%
löslich
Bernstein.
S.-Z.d. (nachal/J)15 —35
E.-Z. ( - b ) 71 — 91
V.-Z.h.( - c 1/9) 86 —145
Wassergehalt . . 1 %
Aschegehalt . . 0,2— 0,3 7o
B. Harse.
Löslichkeit:
g^eschmolsen
naturell
Alkohol . . .
fast unlöslich
fast unlöslich
Äther ....
teilweise löslich
-
Methylalkohol
fast unlöslich
-
Amylalkohol .
teilweise löslich
-
Benzol . . .
fast ganz löslich
-
Petroläther
fast unlöslich
-
Aceton . . .
-
unlöslich
Eisessig . . .
teilweise löslich
-
Chloroform
-
•
O02 ....
fast ganz löslich
teilw. löslich
Terpentinöl .
- _
-
Anfordenmgen an Harze.
281
Eopal ist die hauptsächlichste Verwechslung des Bernsteins; ersterer ist in
Eajeputöl löslich, letzterer unlöslich. Beim Verbrennen schwärzt der Bernstein
feuchtes Bleizuckerpapier, Kopal nicht. Vertuschungen und Kunstprodukte aus
Eolophon etc. sind durch die Löslichkeit in Alkohol und die hohen Säurezahlen
erkenntlich.
Benzol«
S.-Z. d. (nach a 1 ^) 120 —170
S.-Z. ind. (
E.-Z, (
V-Z.h. (
V.-Z. k. (
Aschegehalt
a2<f) 140 -170
b ) 35 —75
c 1 ^) 170 —210
c2a) 220 -240
.... 0,2- 1,5%
IL-Z. (nach m 3) . . 28,5— 43,5
Soll bis auf geringe Rückstände
(höchstens 5% Pflanzenteile) in Alkohol
löslich sein.
Prüfung nach dem Deutschen Arznei-
buch, s. d.
2. Sumatnu
S.-Z. d.
S.-Z. ind.
E.-Z.
V.-Z. h.
V.-Z. k.
Wassergehalt
nach a 1 /))
- a2<f)
- b )
- cl/J)
- c2a)
95 —190
100 -130
30 -175
155 —270
180 —230
4 - 9%
Aschegehalt 0,2— 1,5%
M.-Z. (nach m 3) ... 13 — 25,5
Die Sumatrabenzoe soll mindestens
70^80% in Alkohol lösUche AnteUe
haben.
Kolophonimn.
S.-Z. d. (nach a 1 «) . . .145 —180
S.-Z. ind. ( - a 2 «) . . . 145 —185
Spez.Gew 1,045- 1,085
Wassergehalt 0,0 — 0,5%
Aschegehalt 0,02 — 1,2 %
f S.-Z. 155,82 —155,84
Acetyl- (nach m 1) | E.-Z. 92,12 — 95,37
l V.-Z. 251,21 -274,94
C.-Z. ( - m2) . . . . 0,34—0,56
IL-Z. ( - m3) . . . . 0
In Essigsäure gelöst, gibt das Kolophonium
mit Schwefelsäure eine schöne rote Farben-
reaktion.
Löslichkeit
Alkohol
Terpentinöl
Ätherische öle
Aceton
Äther
Chloroform
Methyklkohol
Amylalkohol
Essigäther
Benzol
Schwefelkohlenstoff
Benzin
Petroleum \ teilweise löslich
Petroläther
▼oU-
ständig
löslich
Prüfung nach dem Deutschen Arzneibuch FV, s. d.
Kopal (Zanzibar).
S.-Z. d. (nach a 1 a) 35 —95
S.-Z. ind. ( - a2a) 60 —65
Wassergehalt 0,5 — 2,5 %
Aschegehalt 0,25— 2,0%
282
Die Untersuchung der Harze, Balsame und Gummiharze.
Acetyl- (nach m 1}
Acetyl- ( - ml)
G.-Z. (nach m 2) . ,
S.-Z 77,71
E.-Z 126,58
V.-Z 203,29
S.-Z 210,10-221,14
E.-Z 84,80—111,17
V.-Z 203,94—231,27
0,61
Löslichkeit:
Alkohol
Äther
Methylalkohol
Amylalkohol
Benzol
Petroläther
Aceton
Eisessig
Chloroform
Schwefelkohlenstoff
Terpentinöl
Kajeputöl
80 % ige GhlonJhjdratlösung .
natOrllcher
unlöslich
teilweise löslich
unlöslich
wenig löslich
teilweise löslich
unlöslich
teilweise löslich
unlöslich
teilweise löslich
Yöllig löslich
ganz unlöslich
vom löslichen Anteil
vom unlöslichen AnteU
gOBchälier
fast löslich
teilweise löslich
unlöslich
teilweise löslich
fast ganz löslich
unlöslich
fast löslich
teilweise löslich
fast löslich
yöllig löslich
ganz unlöslich
Danunar.
S.-Z.-d. (nach ala) 20 — 36
S.-Z. ind. ( - a 2 a) 20 — 30
Wassergehalt 0,1—1%
Aschegehalt 0,01— 0,1%
r S.-Z 60,52— 61,80
Acetyl- (nach m 1) { E.-Z 81,56— 83,06
l V.-Z 132,08—134,86
Prüfung nach dem Deutschen Arzneibuch FV, s. d.
Löslichkeit (durch Osmoseyerfahren bestimmt):
a) ungeschmolzen:
Es blieben % unlösliche Anteile
Benzol . . .
Benzin . . .
Petrol&ther .
Petroleum
Terpentinöl .
Spiritus 96%
Äther . . .
1,00
2,39
8,71
25,28
1,57
16,47
2,00
b) geschmolzen:
Es blieben % unlösliche Anteile
Benzol . . .
Benzin . . .
Petroläther .
Petroleum
Terpentinöl .
Spiritus 96%
Äther . . .
0,00
0,00
13,46
27,36
0,00
17,56
0,00
Anforderungen an Harze.
283
a) angeschmolzen:
Es blieben % unlösliche Anteile
b) geschmolzen:
Es blieben % unlösliche Anteile
Chloroform . . . .
Spiritus 90 Vo • • •
Aceton
Amylalkohol . . .
Methylalkohol . .
Schwefelkohlenstoff
Benzin
Terpentinöl
Petroläther
Spiritus 96%
Spiritus % 7o
Äther
Chloroform
Äther
Spiritus 90%
Äther
Benzin
}
1
1
1
ana p.
ana p.
ana p.
ana p.
ana p.
0,00
20,88
14,29
29,38
21,20
0,00
1,20
4,01
7,79
0,00
2,06
Chloroform . . . .
Spiritus 90 % . . .
Aceton
Amylalkohol . . .
Methylalkohol . .
Schwefelkohlenstoff
Benzin
Terpentinöl
Petroläther
Spiritus %%
Spiritus 96%
Äther
Äther
Chloroform
Spiritus
Äther
Benzin
1
)
1
ana p.
ana p.
ana p.
an
ana p,
0,Ö0
21,77
11,46
9.01
21,89
0,00
0,00
1,11
6,76
0,00
2,76
Gui^aklian«
S.-Z. d. (nach a 1 a) . . .
S.-Z. ind. ( - a 2 er) . . .
Aschegehalt
S.-Z.
Acetyl- (nach ml)
E.-Z.
V.-Z.
M.-Z. ( - m3)
. 20- 46
. 70— 92
. 2- 10%
. 13- 23
. 120—160
. 163—193
. 73— 84
Löslichkeit:
Alkohol mindestens 80%
3 — 5 -
0,06—10 -
22 -91 -
20 -90 -
löslich
Mastix (levantinisches).
S.-Z. d. (nach a 1 a) . . . 60 —70
S.-Z. ind. ( - a2a). . . 44 —66
Wassergehalt 0,9— 1,6%
Aschegehalt 0,1— 0,2%
M.-Z. (nach m3) 0—1,9
Wasser
Petroläther
Äther
Benzol
Schwefel-
kohlenstoff 12 —37 -
Chloralhydratlösung 60 u. 80%ige :
fast völlig löslich
Löslichkeit:
Alkohol teilweise lösUch
Äther löslich
Methylalkohol teilweise löslich
Amylalkohol löslich
Benzol löslich
Petrol&ther unlöslich
Aceton teilweise löslich
Eisessig
Chloroform teilweise löslich
Schwefelkohlenstoff wenig löslich
Terpentinöl teilweise löslich
Chloralhydratlösung 60 u. 80%ige:
teilweise löslich
284
Die Untersachong der Harze, Balsame und Gammiharze.
Beslna PinL
S.-Z. d. (nach a 1 a)
E.-Z. ( . b )
V.-Z. h. ( - c 1 ff)
Verlust bei 100<> C. .
Aschegehalt ....
Acetyl- (nach m 1)
100 —160
10—30
150 —190
5 - 12,6%
IVo
S.-Z. 155,27—158,48
E.-Z. 64,38— 75,48
V.-Z. 222,86-280,75
Sandarak*
S.-Z. d. (nach a 1 a) . .
S.-Z. iftd. ( - a 2 a) . .
Wassergehalt
Aschegehalt
S.-Z.
Acetyl- (nach m 1)
C.-Z. (nach m 2)
95 —155
130 —160
0,04- 0,2%
0,1 - 2o/o
166 —170
74 — 82
V.-Z. 239 -252
. . 0,43— 0,74
E.-Z.
Styrax.
S.-Z. d. (nach a 1 /9)
S.-Z. d. ( - a 1 a)
E.-Z. ( - b )
V.-Z. h. ( - clß)
V.-Z. k. ( - c 2 «)
Wassergehalt . . .
Aschegehalt ....
M.-Z. (nach m3) . .
35 -180
35—75
70 —185
130 -250
100 —190
5 - 40%
0,0- 1,5%
3,6- 4,5
Prüfung nach dem Deutschen
Löslichkeit:
Alkohol 90% Tollständig löslich
Chloroform
Essigäther
Benzol
Schwefelkohlenstoff vollst, löslich
Äther fast YoUständig löslich
Terpentinöl teilweise löslich
Petroläther
Löslichkeit:
Absoluter Alkohol vollst, löslich
Äther
Amylalkohol
Methylalkohol teilweise löslich
Aceton völlig löslich
Chloroform teilweise löslich
Äther, öle
Benzol fast unlöslich
Eisessig teilweise löslich
Schwefelkohlenstoff fast unlöslich
Chloralhydratlösung 60% ige so
gut wie unlöslich
Löslichkeit:
Alkohol fast vollständig löslich
Essigäther teilweise löslich
Chloroform
Äther
Benzol
Terpentinöl
Schwefelkohlenstoff teilw. löslich
Petroläther
Arzneibuch IV, s. d.
Terpentin.
JL etewöhfMcher Terpentin.
S.-Z. d. (nach ala) . . 110 —145
E.-Z. ( - b ) . . 2—60
V.-Z. h. ( - c 1 «) . . 108 —180
S.-Z. 123 -126
Acetyl- (nach m 1) E.-Z. 62—96
J V.-Z. 187 -217
C.-Z. (nach m 2) ... 0,28— 0,57
Dieser Terpentin erhärtet mit
Kalkhydrat.
Löslichkeit:
Alkohol 90% vollständig löslich
Äther
Chloroform
Essigäther
Benzol
Terpentinöl
Schwefelkohlenstoff fast vollst, lösl.
Petroläther teilweise löslich
Anforderungen an Gummiharze.
285
2.
Lärchen-TerpenHn.
S.-Z. d. (nach a 1 a) . .
65—100
£.-Z. ( •> b ) . . .
0— 56
V.-Z. h. ( - c 1 «) . .
85 130
O.'iU« 1
70- 72
Acelyl- (nach m 1)
izi.-Z. ,
109-119
[ V.-Z. .
179-191
Dieses Terpentin erhärtet mit
Ealkhydrat nicht
Löslichkeit:
Alkohol lösUch
Äther
Methylalkohol -
Amylalkohol
Benzol
Petrol&ther fiast ganz löslich
Aceton löslich
Eisessig
Chloroform -
Essigäther
SchwefelkoUenstoff fast ganz lösl.
Terpentinöl yöllig löslich
Prüfung nach dem Deutschen Arzneibuch IV, s. d.
S.-Z. d.
S.-Z. f.
S.-Z. ind.
R-Z.
V.-Z. h.
G.-V.-Z.
H.-Z
Verlust bei 100« C
Aschegehalt . . .
M.-Z. (nach m3) .
O.
A mTnoniacmn«
nach a 1 /9) . . . 55 —135
a3 )
a2y)
b )
cl/J)
c2/J)
100 -200
80 —105
60 —100
145 —236
99 —155
145 —162
2,0- 150/0
1 - 10%
8,6— 11
Prüfung nach dem Deutschen
Löslichkeit:
In allen indifferenten Lösungs-
mitteln nur teilweise löslich. Al-
kohol nimmt bis 90 7o9 Wasser bis
20% &^« Soll frei sein yon Gal-
banum nach folgender Probe:
6 g des möglichst fein zer-
riebenen Ammoniakgnmmi kocht
man in einem Schälchen mit 15 g
starker Salzsäure (1,19 spez. Gew.)
eine Viertelstunde lang und filtriert
dann durch ein doppeltes — vor-
her genäßtes — Filter. Das blanke
Filtrat übersättigt man vorsichtig
mit Ammoniak. Bei Anwesenheit
von Galbanum zeigt dieses so be-
handelte Filtrat im auffallenden
Licht die charakteristische blaue
Fluoreszenz des Umbelliferons.
Arzneibuch IV, s. d.
Gatbannm.
»
Löslichkeit:
S.-Z. d. (nach a 1 /}}... . 5—70
Wie bei Ammoniacum. Soll
S.-Z. f. ( - a3 )
. 7^-115
nicht über 10 % Asche haben.
S.-Z. ind. ( - a 2 y)
. 20- 70
E.-Z. ( . b )
. 60-180
V.-Z. h. C - cl^)
. 75-245
G.-V.-Z. ( - c2^).
107-123
H-Z.
115-136
1- 81 %
Verlust bei 100« C. .
Aschegehalt
1- 30%
M.-Z. (nach m 3} . . .
3,7
Prüfung nach dem Deutschen Arzneibuch IV, s. d.
286
Die Untersuchung der Harze, Balsame und Gummiharze.
Myrrha*
S.-Z. d. (nach a 1 ^)
S.-Z. d. ( - a 1 y)
E.-Z. ( - 6 )
V.-Z. h. ( . cl/9)
V.-Z.h. ( - cly)
Aschegehalt ....
M.-Z. (nach mS) . .
60—70
20—30
95 —145
159 —216
220 —230
1 - lOo/o
3,6- 4,6
Löslichkeit:
In allen indifferenten Lösungs-
mitteln nur teilweise löslich. An
Wasser soll sie im höchsten Fall
50%, an Alkohol im niedrigsten
Fall 50 % abgeben. Soll nicht
über 8% Asche haben.
S.-Z. d.
S.-Z. ind.
E.-Z.
V.-Z. h.
V.-Z. h.
C-Z.
Olibanuin.
nach a 1 /}) 45
a2/J)
b )
cl/J)
cly)
m2 )
m3 )
30
6
65
110
- 60
- 50
- 60
—120
—120
0,36
5,3—
6,4
Löslichkeit (nach Osmoseverfahren) :
a) ungeschmolzen:
LÖBungsmiitel
unlösliche
Anteile
b) geschmolzen:
Lösungsmittel
unlösliche
Anteile
Benzol
Benzin
Petrol&ther . . .
Petroleum ....
Terpentinöl . . .
Spiritus 96% • •
Äther
Chloroform . . .
Spiritus 90 % . .
Äther
Amylalkohol . . .
Methylalkohol . .
Schwefelkohlenstoff
Benzin
Terpentinöl
Spiritus %%
Petroläther
Spiritus 96 %
Äther
Äther
Chloroform
Spiritus 90 7o
Äther
Beuzin
\ ana p. .
I ana p. .
I aHa p. .
I ana p. .
ana p. .
22,52
28,82
82,54
31,79
22,82
21,81
23,72
22,28
24,51
22,87
28,73
24,25
25,45
26,22
22,57
24,91
24,39
23,72
Benzol
Benzio
Petroläther . . . .
Petroleum
Terpentinöl . . . .
Spiritus 96% . . .
Äther
Chloroform . . . .
Spiritus 90% . . .
Aceton
Methylalkohol . . .
Schwefelkohlenstoff .
Terpentinöl
Benzin
Spiritus 96 7o
Petroläther
Spiritus 96%
Äther
Äther
Chloroform
Spiritus 90%
Äther
Benzin
[ ana p.
I anap.
[ ana p.
> ana p.
ana p.
25,21
29,25
29,33
88,06
27,78
28,25
26,83
27,48
28,44
27,46
26,87
28,05
29,18
27,65
26,79
26,76
27,49
Anforderungen an Gammiharze.
287
S.->Z. d.
S.-Z. ind.
E.-Z.
V.-Z. h.
V.-Z. h.
Aschegehalt . .
M.-Z. (nach mS)
C.-Z. ( - m2)
Stinkasant,
nach al/))
- a2/J)
- b )
- cly)
10 -
- 86
68 -
- 76
80 -
-120
120 -
-185
120 -
-185
1,6-
- 10%
6,9-
- 18
0,20
Lösliohkeit:
Wie bei Galbanum. Soll nicht
über 10% Asche haben.
Prüfung nach dem Deutschen Arzneibuch IV, s. d.
Drogen nnd galenische Präparate.
Von
Dr. Karl Dieterleh-Helfenberg,
Direktor der chemischen Fabrik Helfenberg Akt-Ges. Torm. E. Dieterich.
Wie bekannt, bezeichnet man als ^eigentliche Drogen ^)^ alle die-
jenigen Rohprodukte, welche getrocknete Pflanzenteile oder Pflanzen-
extrakte darstellen und als Ausgangsmaterial verschiedener wichtiger,
jetzt in der Technik und in der Großindustrie hergestellter pharmazeu-
tisch-medizinischer Zubereitungen und Präparate dienen. Dafl die Drogen
nur mehr als sekundäre, ja tertiäre und quartäre Produkte in die Hände
der Fabrikanten kommen, liegt in den bei der Gewinnung stets statt-
findenden, zum Teil unbeabsichtigten, zum Teil beabsichtigten chemischen
Vorgängen*). Die weitere Folge hiervon ist, dafl die Drogen stets —
schon in Rücksicht auf die verschiedene Bodenbeschaffenheit — wechselnd
zusammengesetzt, und somit XJntersuchungsmethoden für ihre Zusammen-
setzung und Wertbestimmung notwendig geworden sind. Ebenso wie bei
den Harzen, so sind auch hier die durch die Untersuchungsmethoden
resultierenden Werte nur durch Grenzzahlen nach oben und unten aus-
zudrücken. Wenn auch die Pharmakochemie groBe Fortschritte zu ver-
zeichnen hat, so sind wir doch bei vielen Drogen noch nicht einmal so
weit, ihre Bestandteile — wirksame und unwirksame — zu kennen,
geschweige ihre wirksamen Prinzipien quantitativ bestimmen zu können.
Selbst dort, wo wir, wie bei den alkaloidhaltigen Drogen, die Alkaloide
kennen und quantitativ bestimmen können, mufl bedacht und in Erwägung
gezogen werden, daß ein gewisser Gehalt z. B. an Alkaloid noch keine
alleinige Gewährleistimg für die gute Beschaffenheit und Reinheit der
Droge ist. Ebenso ist es bei den galenischen Präparaten, speziell den
Extrakten und Tinkturen. Ausgeschlossen wurden an dieser Stelle die
') Die Schreibweise „Droge^, nicht „Drogae' ist die einzig richtige; vergl.
Note 2.
*) Vergl. hierzu K. Dieterich, „Über die chemischen Vorgänge bei der
Gewinnang der Drogen*", Helfenberger Annalen 18%, S. 9—20.
Katechu. 289
Drogen im „weiteren Sinn^ (nicht pflanzlichen Ursprungs) und die
Drogen und Präparate, welche im Deutschen Arzneibuch eine ausführ-
liche quantitative Prüfung erfahren, so daß auch die Beurteilung der-
selben Yom pharmazeutisch -technischen Standpunkt als mit ersterem
übereinstimmend bezeichnet werden kann. Weiterhin wurden von Drogen
im weiteren Sinn (richtiger als Rohstoffe zu bezeichnen) die Fette, öle,
Wachse, Parafßne, Ceresine ausgeschlossen, da dieselben in diesem Werk
an anderer Stelle ausführlich behandelt sind.
Von den zahlreichen Drogen, welche heute technisch im Großbetrieb
yerarbeitet werden, konnten natürlich in Rücksicht auf den Platz nur
die wichtigsten aufgenommen werden. Die bisher erhaltenen Grenz-
werte und Anforderungen entsprechen den Erfahrungen, welche in zahl-
reichen Werken der pharmazeutischen Chemie und Pharmakochemie
niedergelegt sind^).
I. "Drogen.
Katecha (Gambir)
(nach K. Dieterich).
a) Identitätsreaktion. Versetzt man 3 g Gambir mit 25 ccm
wäßriger Normalkalilauge, 100 ccm Wasser und 50 ccm Benzin yom
spez. Gew. 0,700 bei 15^ C. und schüttelt einige Male im Scheidetrichter
um, so zeigt nach Trennung beider Schichten das Benzin im auffallenden
Lichte eine mit der Einwirkungsdauer der Lauge zunehmende intensiy
grüne Fluoreszenz (Gambir-Fluorescin).
Versetzt man die verdünnte weingeistige Lösung mit Eisen chlorid-
lösung, so tritt eine intensiv grüne länger bleibende Färbung ein.
b) Pflanzenrückstände. Kocht man 20 Teile Gambir mit
200 Teilen Weingeist aus, so darf der bei 100° C. getrocknete Rück-
stand nicht mehr als 3 Teile = 15 Proz. betragen.
c) Aschebestimmung. 1 g Gambir verascht man vorsichtig und
glüht so lange, bis nach dem Erkalten im Exsikkator konstantes Gewicht
eingetreten ist. Die Asche darf 5 Proz. nicht überschreiten.
Grenzwerte: Pflanzliche Rückstände: höchstens 15 Proz.
Asche: - 5 - .
Anforderungen: Soll obige sub a) angegebene Reaktion zeigen
und obigen Grenzwerten entsprechen.
^) Eugen Dieterich,!. Dezennium d. Helfenberger Annalen (JuL Springer).
Karl Dieterich, Helfenberger Annalen 1896 u. 97, iveiterhin 1900,
1901, 1902 und 1908 (Julius Springer).
E. Schmidt, Pharmaz. Chemie, III. Aufl. (Fr. Vieweg & Sohn).
H. Beckurts, AnalytiBche Chemie f. Apoth. (Ferd. Enke).
UnterBuchungen. 6. Aufl. IIL 19
290 Drogen and galenische Pr&pante.
Katecbu (Pegra)
(nach EL Dieterich).
a) Identitätsreaktion. Versetzt man Pegu-Eatechu in verdünnter
weingeistiger Lösung mit Eisenchloridlösung, so tritt eine rasch in braun
übergehende Grünfarbung und ein mit Alkalien blauyiolett werdender
Niederschlag auf.
Die Fluoreszenzreaktion des Gambir zeigt Pegu-Eatechu nicht.
b) Pflanzenrückstände. Die Pflanzenrückstände, nach dem oben
unter Gambir angegebenen Verfahren bestimmt, dürfen 15 Proz. nicht
übersteigen.
c) Aschebestimmung. Wie oben unter Gambir angegeben, aus-
geführt, gebe Pegu-Eatechu nicht mehr als 4 Proz. Asche.
Grenzwerte: Pflanzliche Rückstände: höchstens 15 Proz.
Asche: - 4 -
Anforderungen: Soll die Gambirreaktion nicht geben, im übrigen
obigen Grenzwerten entsprechen.
Nuces Oolae — KolantUse
(nach E. Dieterich).
a) Gesamtalkaloid. 10 g der fein geraspelten Droge, die man
mit etwas Wasser gleichmäßig befeuchtet hat, mischt man mit 10 g un-
gelöschtem Ealk (gekörnt) und bringt die Mischung in eine Patrone.
Diese wird im Soxhletschen Apparat Yi Stunde ausgezogen — jeden-
falls nur so lange, als noch das Chloroform klar abläuft, — dann mit
Chloroform nachgespült und die Chloroformlösung nicht gänzlich, sondern
nur annähernd zur Trockne gebracht. Diesen Rückstand nimmt man
unter sehr gelindem £rwärmen mit 20 ccm Normalsalzsäure auf und
filtriert die Lösung amter sorgfältigem Nachwaschen des Filters und des
Schälchens, in dem die Lösung vorgenommen wurde, in einen Scheide-
trichter von 100 ccm Inhalt. Den Inhalt des Scheidetrichters macht man
stark ammoniakalisch, läßt eine Viertelstunde unter öfterem ümschütteln
stehen und schüttelt dreimal mit je 20 ccm Chloroform aus. Die Chloro-
formlösung verdunstet man am besten im Erlenmeyer oder in einer Erj-
stallisierschale (letztere ist dann zur Vermeidung des Überkriechens in
eine Schale mit heißem Wasser, nicht auf den direkten Dampf zu setzen)
und trocknet das Eoffein, das jetzt völlig weiß ist, bis zum konstanten
Gewicht. Durch Multiplikation mit 10 erhält man die Prozente an Ge-
samtalkaloid.
b) Freies und gebundenes Alkaloid und Fett. 10 g der fein
geraspelten „trocknen" Droge mischt man, ohne vorherige Anfeuchtung,
Kolanasse. 291
mit 10 g grobem Sandpulver (yorher gereinigt) und extrahiert im Soxhlet-
apparat 2 Stunden. Diese Ghloroformlösung verdunstet man, trocknet
bis zum konstanten Gewicht und notiert dann das Gesamtgewicht yon
Fett und freiem Koffein. Die erhaltene Mischung yon Fett und freiem
Koffein kocht man mit heißem Wasser aus, filtriert die Lösung und
wäscht das Filter sorgfaltig nach. Die wäßrige Lösung verdampft man,
nimmt das Rohkoffein, wie oben bei der Gesamtalkaloidbestimmung,
zur Reinigung mit 20 ccm Normalsalzsäure auf, filtriert die Lösung, ver-
seift mit Ammoniak und schüttelt nach Y^-stündigem Stehen dreimal mit
Chloroform aus. Man verdampft dann die Lösung und trocknet den
Rückstand bis znm konstanten Gewicht. Durch Multiplikation mit 10
erhält man die Prozente an freiem Koffein. Subtrahiert man die ge-
fundene Menge des freien Koffeins von obiger Gesamtmenge von Koffein
und Fett, so erhält man die Menge des vorhandenen Fettes.
Zieht man die Menge des freien Koffeins von der des Gesamt-
alkaloides ab, so erhält man das gebundene Koffein.
c) Wassergehalt. 5 g der fein geraspelten Droge trocknet man
im Platinschälchen bei 100^ C. bis zum konstanten Gewicht aus.
d) Aschebestimmung. Die obigen zur Wasserbestimmung ver-
wendeten 5 g der Droge verascht man, glüht so lange, bis nach dem
Erkalten im Exsikkator gleichbleibendes Gewicht eingetreten ist.
e) Identität. 20 g des fraglichen Pulvers mischt man mit 10 g
Magnesia usta, befeuchtet mit Spiritus dilutus und zieht das Ganze mit
100 g Spiritus dilutus durch Digestion bei geringer Wärme aus, am
besten durch Stehenlassen im warmen Zimmer innerhalb 12 Stunden;
man preßt dann ab, filtriert und bringt das Filtrat in ein weißes Glas,
dessen Breite mindestens 10 cm beträgt. In dieser dicken Schicht zeigt
die Flüssigkeit eine blaugrüne, an Kurkumatinktur erinnernde
Fluoreszenz. Diese Reaktion gibt nur un geröstetes Kolapulver.
Grenzwerte: Gesamtalkaloid: 1,0 — 2,0 Proz.
Freies Alkaloid: 0,106—0,778 -
Gebundenes Alkaloid: 0,788—1,282 -
Fett: 0,324—1,298 -
Wassergehalt: 9,49—13,57 -
Asche : 2,79—5,46
Anforderungen: Soll obigen Grenzwerten entsprechen und mög-
lichst viel Gesamtalkaloid — nicht unter 1 Proz. — haben; auf dieses
soll sich mehr gebundenes, wie freies verteilen.
Hierzu ist zu bemerken, daß nach G ad am er das Koffein in nur
sehr lockerer Bindung vorhanden ist und freies und gebundenes Koffein
erst wahrscheinlich beim Trockenprozeß entsteht; die bedeutend kürzere
19*
292 Drogen und galenische Präparate.
Kell ersehe Methode oder die nach Siedler (Berichte d. Deutsch, pharm.
Gesellschaft 1898, S. 18) mit ammoniakalischem Chloroform geben alle
kein so reines Koffein, genügen aber für eine Rohanalyse.
Opium
(nach £. Dieterich).
a) Wassergehalt. Man trocknet 2 g Opium im Trockenschrank
bei 100^ C. bis zum konstanten Gewicht.
b) Aschebestimmung. Man verascht das getrocknete Opium
und glüht bis zum konstanten Gewicht.
c) Morphinbestimmung. 6 g feines Opiumpulyer reibt man mit
6 g Wasser an, verdünnt, spült die Mischung mit Wasser in ein gewogenes
Kölbchen und bringt den Inhalt durch weiteren Wasserzusatz auf 54 g
Gesamtgewicht.
Man läfit imter Öfterem Schütteln nur y^ Stunde lang stehen und
filtriert dann durch ein Faltenfilter von 10 cm Durchmesser.
42 g des Filtrates versetzt man mit 2 g einer Mischung aus 17 g
Ammoniakflüssigkeit und 83 g Wasser, mischt gut durch Schwenken (nicht
Schütteln) und filtriert sofort durch ein bereitgehaltenes Faltenfilter von
10 cm Durchmesser.
36 g dieses Filtrates mischt man in einem genau gewogenen Kölb-
chen durch Schwenken/mit 10 g Essigäther, fügt 4 g der obigen ver-
dünnten Ammoniakflüssigkeit hinzu, verkorkt das Kölbchen und schüttelt
10 Minuten lang recht kräftig.
Um die durch das Schütteln gebildete Emulsion zu trennen, fügt
man dann sofort 10 g Essigäther hinzu, gießt die Essigätherschicht vor-
sichtig und soweit wie möglich ab, fugt nochmals 10 g Essigäther hinzu
und wiederholt das Abgiefien. Man bringt nun den Inhalt des Kölb-
chens mit der geringen überstehenden Essigätherschicht und ohne Rück-
sicht auf die im Kölbchen verbleibenden Krystalle auf ein glattes Filter
von 8 cm Durchmesser und spült Kölbchen und Filter zweimal mit 5 g
essigäthergesättigtem Wasser nach.
Nachdem man das Kölbchen gut hat austropfen lassen und das
Filter ebenfalls vollständig abgelaufen ist, trocknet man beide bei 100^ C,
bringt den Filterinhalt mittels Pinsels in das Kölbchen imd setzt das
Trocknen bis zum gleichbleibenden Gewicht fort.
d) Mikroskopische Prüfung insbesondere auf Stärke.
e) Prüfung nach dem Deutschen Arzneibuch IV mit der
Erweiterung, das erhaltene Morphin sowohl titrimetrisch wie gewichts-
analytisch zu bestinunen.
Opium. Mutterkorn. 293
Grenzwerte: Wassergehalt: 7,35 — 24,13 Proz.
Asche: 3,55—5,49
wäßriges Extrakt: 45—45,25 -
Morphin: 9,98—15,82 -
Anforderungen: Soll nicht unter 10 Proz. Morphin haben, sonst
dem Arzneibuch entsprechen.
über seltene Opiumsorten und ihre analytische Untersuchung (über
100 Sorten) vergl. die ausfahrliche Arbeit von E. Dieterich, I. De-
zenniimi der Helfenberger Annalen S. 191 u. ff.
über die Morphinbestimmungsmethode von Loof vergl. Apoth.-
Ztg. 1896, No. 22.
Seeale eomutam — Mutterkorn«
a) Extraktbestimmung. 10 g der fein zerstoßenen Droge über-
schüttet man mit 100 ccm Wasser, läßt 24 Stunden verschlossen stehen
und filtriert. 20 ccm des klaren Filtrats dampft man in einem tarierten
Porzellanschälchen zur Trockne ein und trocknet bei 100® C. bis zum
konstanten Gewicht. Das erhaltene Gewicht des trockenen Extrakts
mit 50 multipliziert gibt den Gehalt der Droge an trockenem, mit Wasser
bereiteten Extrakt in Prozenten an.
b) Alkaloidbestimmung (nach C. C. Keller). 25 g trockenes
Mutterkompulver bringt man in ein unten mit Watte verschlossenes Ex-
traktionsrohr, bedeckt es mit einem Wattebäuschchen und extrahiert mit
Petroläther. Wenn der Petroläther nichts mehr aufiiimmt, trocknet man
das Drogenpulver bei gelinder Wärme völlig aus, bringt es in ein
tariertes, trockenes Medizinglas von 250 ccm Inhalt, übergießt es mit
100 g Äther und nach 10 Minuten mit einer Magnesiamilch, welche man
durch Anschütteln von 1,0 g gebrannter Magnesia mit 20 ccm Wasser
im Reagensglas bereitet hat. Das Ganze schüttelt man anhaltend und
kräftig, bis sich das Mutterkorn zusammenballt und die Lösung klar
wird. Das XJmschütteln wird während einer halben Stunde öfters wieder-
holt, worauf man 80 g = 20 g Droge der ätherischen Lösung abgießt.
In einem Scheidetrichter schüttelt man diese Lösung dreimal mit 25,
15 und 10 ccm Ya'P^oz. Salzsäure aus. Sollte das dreimalige Aus-
schütteln noch nicht genügt haben, so schüttelt man noch ein oder zwei-
mal mit 10 ccm Y^-proz. Salzsäure aus. Die saure Lösimg wird mit
dem gleichen Yolumen Äther und überschüssigem Ammoniak geschüttelt
und dieses Ausschütteln noch zweimal mit weniger Äther wiederholt.
Den Äther destilliert man aus einem gewogenen Kolben ab, nimmt den
Rückstand noch zweimal mit wenig Äther auf, läßt denselben weg-
kochen, trocknet bis zxim konstanten Gewicht und wägt.
294 Drogen und galenische Präparate.
Grenzwerte: Extrakt: 12,50—17,84 Proz.
Alkaloid: 0,1—0,34
Anforderungen: Soll nicht ranzig riechen und möglichst hohen
Extraktgehalt und Alkaloidgehalt haben.
Seinen sinapls — Senftamen
(nach der von E. Dieterich modifizierten E. Dieterichschen Methode).
a) Senfölbestimmung. 5 g Senfsamen zerquetscht man sorg-
fältig in einem Mörser, spült mit 100 com Wasser in einen etwa 200 ccm
fassenden Rundkolben, verschlieBt den Kolben gut imd stellt 2 Stunden
bei 20 — 25^ G. zurück. Man setzt dann 10 g Spiritus hinzu, verbindet
mit einem Liebigschen Kühler, legt einen etwa 200 ccm fassenden Kolben
mit 30 ccm Ammoniakflüssigkeit vor und destilliert, indem man das
Kühlerrohr eintauchen läBt, ohne Olzusatz 50 — 60 ccm über. Gleich-
zeitig verschließt man den Kolben mit einem doppelt durchbohrten
Stopfen und führt ein zweites Rohr in ein zweites Kölbchen mit Am-
moniakflüssigkeit. Auf diese Weise sind jegliche Verluste ausgeschlossen.
Den Kühler spült man mit etwas Wasser nach und versetzt das Destillat
mit überschüssiger Silbemitratlösung. Das Zusammenballen des Schwefel-
silbers beschleunigt man durch Umschwenken und Erwärmen im Wasser-
bade. Nachdem sich der Niederschlag gut abgesetzt hat, sammelt man
ihn durch Filtrieren der heißen Flüssigkeit auf einem vorher mit Am-
moniak, heißem Wasser, Alkohol und Äther nacheinander gewaschenen
Filter, wäscht denselben mit heißem Wasser lege artis aus, verdrängt
die wäßrige Flüssigkeit mit starkem Alkohol imd diesen wieder mit Äther.
Der so behandelte Niederschlag trocknet rasch und leicht bei ca. 80° C.
und wird bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Das so erhaltene Ag, S
gibt mit 0,4311 multipliziert die Menge Senföl, welche die angewandten
5 g Senfsamen geliefert hatten. Hat man Senföl, so löst man dasselbe
in Alkohol auf, führt es in Thiosinamin über und verfahrt dann wie oben.
Je nachdem man nun den Schwefel oder das Isosulfocyanalljl bestimmen
will, berechnet man auf ersteres oder wie oben auf letzteres*).
Auch kann man das Senföl direkt in Silberlösung leiten und dann
das überschüssige Silber mit Rbodanammonium zurücktitrieren (nach
Gadamer)*).
Grenzwerte (nach K. Dieterich) siehe nebenstehende Tabelle.
Vom indischen Senf sind 0,6 Proz. ätherisches Senföl die unterste
zulässige Grenze.
') Vergl. Zar Wertbestimmung des Senfsamens und der Senfpr¶te
Ph. Ztg. 1900, No. 79.
«) Vergl. Archiv d. Pharm. 1899, S. 100 and 1899, S. 185.
Senfsamen.
295
Handelssorte
Eömnng nnd
äußere
Beschaffenheit
Verlust
bei
100» =
Wasger-
gehalt
ProB.
Asche
der
glänzen
Kömer
Proz.
Fettes Öl
= inPe-
troiather
lösliche
Anteile
Proz.
In
Petrol-
ather
unlöslich
Proz.
Asche
der ent-
fetteten
Kömer
Proz.
Äthe-
risches
Öl
Proz.
1. Deutscher Senf . .
2. Türkischer Senf
3.
do.
4. Holländischer Senf
5. Sizilianischer Senf
6. Englischer Senf
7.
do.
8. Italienischer Senf .
9. Kalifornischer Senf .
10. Indischer Braimsenf
von 1899
11. Indischer Braunsenf
von 1900
12. Prank, Spielart des in-
dischen Senfs . . .
13. Rassischer Senf . .
14. Sarepta-Senf (Spielart
des russischen) . .
15. Gardal (Konsiersenf )
(Spielart des russischen)
16. Rumänischer Senf . .
17. Rassische Senf kuchen
(darch Pressen vom
fetten Öl befreit) . . .
mittelgroßkömig
sehr kleinkörnig
do.
kleinkörnig
mittelgroßkömig
do.
do.
do.
do.
großkömig
. do.
kleinkörnig
großkörnig
do.
sehr großkömig
mittelgroßkömig
gepreßte Stücke,
wie die Bitter-
mandelkuchen
9,012
8,046
7,046
7,402
7,882
7,370
6,795
6,312
5,448
6,065
6,416
7,894
7,274
8,137
7,547
9,012
5,221
5,294
5,917
8,0051 6,019
4,040
4,277
4,592
4,758
4,506
7,635
7,195
5,384
4,434
3,777
3,558
3,920
14,031
27,776
30,740
29,820
27,744
33,028
26,584
29,480
35,636
38,600
40,320
37,888
36,040
31,656
38,628
24,388
32,550
11,580
62,766
61,060
62,820
64,244
59,364
65,524
63,116
58,060
54,876
54,524
55.840
57,480
60,412
54,516
67,560
80,092
5,124
4,864
6,520
5,412
3,956
4,200
4,420
4,160
4,243
5,077
5,995
4,715
4,015
3,584
3,477
4,250
8,459
1,174
1,192
1,242
1,319
1,160
1,190
1,302
1,304
1,362
1,378
0,812
0,845
1,031
1,042
1,139
1,161
1,335
1,347
0,855
0,861
0,916
0,943
0,776
0,800
0,854
0,862
0,980
0,992
0,697
0,778
0,091
0,093
0,715
0,720
1,362
1,373
Grenzwerte (von 1—16) .
Durchschnitte (von 1—16)
5,448
3,777
24,388
54,516
3,477
- 9,012
-7,635
-40,320
67,500
6,520
7,730
5,706
32,354
61,038
4j997
0,09
— 1,378
0,734
296 Drogen und galenische Pr¶te.
Vegetabilien.
A. Bl&tter.
Die allgemeine Methode, nach welcher man die Blätter untersucht,
ist die, daß man das durch Wasser lösliche Extrakt feststellt. Man
yerfährt folgendermaBen:
I. Extraktgehalt. 10 g fein zerschnittene Blätter übergießt man
in einem gewogenen Becherglase mit 100 g siedendem Wasser und läßt
24 Stunden in Berührung. Nachdem man das yerdampfte Wasser er-
gänzt hat, filtriert man. 20 ccm Filtrat = 2 g Droge dampft man zur
Trockne ein und trocknet so lange bei 100^ C, bis konstantes Gewicht
eingetreten ist; man berechnet dann auf Prozente.
II. Prüfung nach dem Arzneibuch. Bei denjenigen Blättern,
welche offizinell sind, führt man auch diese Prüfung aus.
Etwas anders in der Ausführung gestaltet sich die üntersuchimg von
Folia Bella'donnae, Gocae, Digitalis, Sennae und Folia Trifoliü
FcUa JMladonnas — TcUkirwhenbläUer.
Atropinbestimmung (nach C. C. Keller).
25 g gepulverte Belladonnablätter bringt man in ein yerschließ-
bares Glas von 150 ccm Inhalt, übergießt mit 100 g Äther und 25 g
Chloroform, fügt nach 15 Minuten 10 g Ammoniakflüssigkeit hinzu und
schüttelt mehrmals kräftig durch. Nach einer halben Stunde fügt man
50 g Wasser hinzu und bewirkt die Abscheidung der Droge durch an-
haltendes kräftiges Schütteln. Darauf gießt man 100 g des klaren Äther-
Chloroformauszuges (= 20 g Belladonnablätter) ab und schüttelt in einem
Scheidetrichter zuerst mit 50, dann noch einmal mit 25 ccm verdünnter
Salzsäure (Y^-proz.) aus. Die saure wäßrige Lösung wird wieder in
einen Scheidetrichter gebracht, mit Anamoniak alkalisch gemacht und
zweimal mit je 40 ccm einer Mischung von 3 Teilen Chloroform und
2 Teilen Äther ausgeschüttelt. Die Chloroform -Ätherlösung wird in
einem Erlenmejerkolben von Äther und Chloroform befreit, der Rück-
stand in Weingeist gelöst, die Lösung mit 75 ccm Yiq ^-'^alzsäure ver-
setzt und mit Eochenilletinktur imd 7,oü N.- Kalilauge zurücktitriert.
1 ccm V,o N.-Salzsäure = 0,0280 Atropin.
Grenzwerte: Trocknes, wäßriges Extrakt: 23,90—32,90 Proz.
Atropin: bis 0,4
FöUa IHgUoMs — FingerhvOblätter.
Digitoxinbestimmung (nach C. C. Keller).
Man erschöpft die Digitalisblätter vollkommen mit Weingeist von
70 Proz. im Extraktionsapparat oder durch Perkolation; die völlig ein-
getretene Erschöpfung wird dadurch konstatiert, daß man 3 — 4 ccm des
Blatter. 297
Ferkolates verdunstet, den Rückstand mit ca. 3 ccm Wasser und zwei
Tropfen yerdünnter Salzsäure aufnimmt und das Filtrat mit Tannin-
lösung versetzt; es darf keine nennenswerte Trübung eintreten.
Das ganze Perkolat wird nunmehr in einer Porzellanschale im
Wasserbade unter fleißigem Rühren auf ca. 25 g eingedampft, um den
Alkohol zu entfernen. Der Rückstand wird mit Wasser aufgenommen,
in ein Glas von 250 g Inhalt gespült und das Gesamtgewicht auf 222 g
gebracht; zu dieser trüben Extraktlösxmg setzt man 25 g Bleiessig,
worauf ein reichlicher Niederschlag entsteht. Man bewirkt durch sanftes
Umschwenken gleichmäßige Mischung, vermeide aber heftiges Schütteln,
da sonst starke Schaumbildung eintritt, welche die nachfolgende Filtration
bedeutend erschwert. Der sehr voluminöse Niederschlag wiegt ausge-
waschen imd getrocknet doch nur ca. 7 g, so daß 12 g der Flüssigkeit
1 g Digitalis entsprechen. Man gibt die dickliche Mischung auf ein
Filter von ca. 18 cm Durchmesser und läßt 132 g abfließen; zu dem
klaren, blaßgelb gefärbten Fil träte gibt man eine Lösung von 5 g
Natriumsulfat in 7 g Wasser, um das überschüssige Blei auszufällen.
Nimmt man die Fällung in einem Erlenmeyerkolben vor, den man nach
einiger Zeit in schiefe Lage bringt, so setzt sich das Bleisulfat im Winkel
der Eolbenwandungen ab, so daß man nach Verlauf von 4 — 5 Stunden
130 g der Flüssigkeit (entsprechend 10 g Digitalis) vollkommen klar ab-
gießen und das mißliche Abflltrieren und Auswaschen des Niederschlages
umgehen kann. Die Flüssigkeit bringt man in Scheidetrichter und setzt
2 ccm Ammoniak (10 Proz.) hinzu, worauf eine etwas dunklere Färbung
eintritt, doch muß die Lösung absolut klar bleiben, der Bleigehalt dem-
nach bis auf minimale Spuren entfernt sein, da sich sonst beim Aus-
schütteln Emulsionsbildung eiustellen würde. Man schüttelt nunmehr
4 — 5 mal mit je 30 ccm Chloroform aus. Die vereinigten, wenig trüben
Ausschüttelungen gießt man durch ein doppeltes, mit Chloroform ge-
tränktes Faltenfllter von 8 — 9 cm Durchmesser, wodurch die Flüssigkeit
krystallklar erhalten wird. Das Chloroform wird im Wasserbade aus
einem tarierten Erlenmeyerkölbchen abdestilliert, wobei das Digitoxin
als gelber Firnis zurückbleibt. Schüttelt man es nicht aus alkalischer,
sondern aus saurer Lösung aus, so erhält man das Digitoxin in viel
weniger reinem Zustande.
Das Roh-Digitoxin enthält geringe Mengen von Fett und nament-
lich die Riechstoffe der Digitalis und bedarf daher einer Reinigung.
Man löst den Rückstand in 3 g Chloroform und setzt 7 g Äther und
50 g Fetroläther hinzu, worauf das Digitoxin in weißen Flocken aus-
fallt, die sich rasch absetzen, während die Flüssigkeit durch kräftiges
Schütteln vollkommen klar wird. Um den Niederschlag zur Wägung zu
bringen, kann auf verschiedene Weise vorgegangen werden.
298 Drogen und galeuische Präpftrate.
Man sammelt den Niederschlag auf einem kleinen Falten£lter imd
spült Eölbchen und Filter mit etwas Petroläther nach, wobei man das
Trichterchen mit einem Uhrglase bedeckt hält. Nachdem der Petrol-
äther abgeflossen, setzt man den Trichter wieder auf das Kölbchen, an
dessen Wandungen ein Teil des Digitoxins haften geblieben ist, und
bringt den noch feuchten Filterinhalt wieder in Lösung, indem man ihn
mit heiBem absoluten Alkohol übergiefit. Die alkoholische Lösung wird
yerdunstet, der Rückstand mit ca. 5 ccm Äther übergössen, den man im
Wasserbade wegkochen läßt, wobei der Firnis teilweise in krystallinische
Form übergeht. Der Rückstand wird im Wasserbade getrocknet und
gewogen.
Ein anderer Modus ist folgender: Man bringt das Kölbchen mit
dem ausgefällten Digitoxin in schiefe Stellung und läßt es einige
Stunden ruhig stehen, bis sich die Flöckchen gut abgesetzt haben,
worauf der Petroläther, soweit es ohne Verlust irgend möglich ist, ab-
gegossen wird. Der im Kölbchen verbleibende Rest wird gewogen xmd
hierauf bei gelinder Wärme verdunstet; am besten indem man vermittelst
eines kleinen Handgebläses einen warmen Luftstrom in das Kölbchen
führt. Man hüte sich davor, das Kölbchen auf ein heißes Wasserbad
zu stellen, weil sonst der Inhalt mit explosiver Heftigkeit heraus-
geschleudert würde. Das Digitoxin hinterbleibt als weißes Pulver und
kann nun gewogen werden, wobei jedoch eine Korrektur anzubringen
ist. Angenommen, das Roh-Digitoxin wog 0,062 g, das gereinigte 0,048 g,
der abgegossene Petroläther 50 g, der zum Verdunsten gebrachte Rest
10 g, so enthielt letzterer noch 0,0028 g verunreinigende Sto£Pe. Das
gereinigte Digitoxin berechnet sich daher zu 0,048 — 0,0028 = 0,0452 g
oder 0,452 Proz.
Grenzwerte: Digitoxingehal t : 0,26 — 0,62 Proz .
Trockenes, wäßriges Extrakt bis 40
FcUa Cocae — KokaUäUer.
Kokainbestimmung (nach G. G. Keller).
12 g gepulverte Kokablätter übergießt man in einem verschließ-
baren 150 g- Glas mit 120 g Äther, fügt nach 15 Minuten 10 ccm Am*
moniak hinzu und schüttelt öfters kräftig um. Nach einer halben
Stunde gibt man 20 ccm Wasser hinzu und bewirkt die Abscheidung
der Droge durch anhaltendes kräftiges Schütteln. Darauf gießt man
100 g der dunkelgrünen ätherischen Lösung (= 10 g Blätter) ab und
läßt sie kurze Zeit stehen; hierbei scheidet sich eine geringe Menge
des feinsten Drogenpulvers mit Wassertröpfchen am Boden des Glases
ab; die klare Lösung bringt man nun in einen Scheidetrichter und
schüttelt sie zuerst mit 50, dann noch einmal mit 25 ccm verdünnter
Vt-proz. Salzsäure aus. Die saure, wäßrige Lösung wird im Scheide-
Blüten, Früchte, Kräuter. 299
trichter mit Ammoniak alkalisch gemacht und 2 mal mit je 40 ccm Äther
ausgeschüttelt. Die klare, ätherische Lösung wird in einem tarierten
Kölbchen abdestilliert und der Rückstand im Wasserbade getrocknet
und gewogen.
Grenzwerte: ca. 1 Proz. Kokain.
B. Blüten.
Im allgemeinen bestimmt man bei den Blüten das alkoholische
Extrakt nach folgender Methode.
I. Alkoholisches Extrakt. 10 g der zerriebenen Blüten über-
gießt man in einem gewogenen Becherglase mit 100 ccm eines Gemisches
aus 1 Teil Alkohol und 2 Teilen Wasser und stellt das Gesamtgewicht
fest. Man läßt unter öfterem Umrühren 24 Stunden stehen, ergänzt den
etwa verdunsteten Alkohol, läßt absitzen und filtriert durch ein trockenes
Filter. 20 ccm des Filtrats = 2 g Droge dampft man in einem gewogenen
Schälchen ein und trocknet bei 100^ bis zum konstanten Gewicht.
II. Prüfung nach dem Arzneibuch für die offizineilen Blüten.
O. Früchte.
JFructus FöenieuU — Fem^ul.
Ätherisches Ol (nach K. Dieterich). 10 g der fein zer-
stoßenen Früchte destilliert man so lange mit Wasserdämpfen, bis das
aus dem Destillationsrohr kommende Wasser keinen Geruch mehr zeigt
(ca. 500 ccm). Das Destillat übersättigt man mit Kochsalz und läßt
24 Stunden stehen. Das so ausgeschiedene Ol wird mit 50 ccm Äther
durch Ausschütteln im Scheidetrichter gelöst und der Äther vor der
Verdunstung über ein wenig scharf getrocknetes Kochsalz filtriert. Man
spült mit 20 ccm Äther nach und überläßt der Selbstverdunstung, indem
man das Becherglas mit einem mit kleinen Löchern versehenen Filter-
papier überbindet. Nachdem der Äther völlig verdunstet ist, trocknet
man noch 12 Stunden im Exsikkator und wägt.
Grenzwerte: ätherisches Ol: 3,0 — 4,0 Proz.
Anforderungen: Soll dem Arzneibuch entsprechen und möglichst
viel ätherisches Ol, nicht unter 3 Proz., haben.
D. Kräuter.
Die allgemeine Vorschrift zur Untersuchung der Kräuter ist die, daß
man entweder das alkoholische Extrakt, wie imter „Blüten^ beschrieben,
oder das wäßrige Extrakt, wie unter „Blätter^ beschrieben, bestimmt.
Im Einzelfall verfahrt man bei allen Kräutern, soweit sie zur
Extraktbereitung benutzt werden sollen, unter möglichster Anlehnung an
die entsprechenden Extraktvorschriften.
300 Drogen und galenische Präparate.
Die Grenzwerte der Kräuter (nach E. Dieterich):
Herba Absinthii: Trocknes, alkoholisches Extrakt: 20 — 25 Proz.
Herba Hyoscyami: Feuchtigkeit: 9,4 — 14,00
Trocknes, wäßriges Extrakt: 24—31
Alkaloid: 0,105—0,188 -
Herba Cardui benedicti: Trockn. wäßriges Extrakt: 18 — 21,5
E. Binden.
Cartex Chinae — €h4n€Mrinde.
a) Wäßriges Extrakt. 10 g fein gepulverte Rinde übergießt
man in einem Becherglase mit 100 g kaltem Wasser und läßt unter
öfterem Umrühren 24 Stunden stehen. Man läßt absitzen, filtriert und
dampft 20 g Filtrat = 2 g Rinde ein und trocknet bis zum konstanten
Gewicht.
b) Alkoholisches Extrakt. Man verfahrt wie sub a), nur daß
man verdünnten Alkohol nimmt.
c) Alkaloidbestimmung. Nach dem deutschen Arzneibuch.
Man schüttelt 20 g feines Chinarindenpulyer wiederholt kräftig mit
10 ccm Ammoniakflüssigkeit, 20 ccm Weingeist, 170 ccm Äther und gießt
nach einem Tage 100 ccm klar ab. Nach Zusatz von 3 ccm N.-Salz-
säure und 27 ccm Wasser entfernt man den Äther und Weingeist durch
Destillation und fügt nötigenfalls noch so viel N.-Salzsäure zu, als er-
forderlich ist, um die Lösung anzusäuern. Hierauf werde dieselbe filtriert
und in der Kälte mit 3,5 ccm oder so viel N.-Kalilauge imter Umrühren
vermischt, bis Phenolphtaleinlösung gerötet wird. Der auf einem Filter
gesammelte Niederschlag werde nach und nach mit wenig Wasser aus-
gewaschen, bis die abfließenden Tropfen Phenolphtaleinlösung nicht
mehr röten. Nach dem Abtropfen preßt man die Alkaloide gelinde
zwischen Filtrierpapier, trocknet sie zunächst über Schwefelsäure und
schließlich im Wasserbade vollkommen aus.
Alkaloidbestimmung (nach W. Lenz). 10 g Rindenpulver
werden in einem Eochkolben von etwa 300 ccm mit einer Lösung von
20 g Chloralhydrat in 12,5 ccm Wasser gleichmäßig durchfeuchtet, über
Nacht stehengelassen. Die Rinde schwillt hierbei stark auf und die
Mischung bildet am anderen Tage eine ziemlich zähe Masse. Letztere
wird mit etwa 150 ccm Spiritus dilutus und 2 g Salzsäure versetzt, eine
halbe Stunde im Wasserbade erhitzt, durch einen lockeren Glaswollebausch
abfiltriert und der Rückstand auf diesem Filter unter Anwendung der
Saugpumpe mit Spiritus dilutus, welchem einige Tropfen Salzsäure zu-
gesetzt sind, erschöpft. Die alles Alkaloid enthaltende Lösung wird
Rinden. 301
zur Konsistenz eines Sirups abgedampft, dann vorsichtig und sehr all-
mählich mit einigen Tropfen Salzsäure imd wenig Wasser durchgearbeitet.
Man setzt ganz allmählich Wasser zu, und zwar nur so viel, bis die
Menge des hierdurch abgeschiedenen Harzes sich nicht weiter vermehrt.
Es ist hierbei darauf zu achten, daß das Harz sich in feinen Flocken,
nicht klumpig abscheidet, weil in letzterem Falle Alkaloid mechanisch
eingeschlossen und der ferneren Bestimmung entzogen werden kann.
Die Alkaloidlösung wird nun von dem flockig abgeschiedenen Harze
durch ein Glaswollefilter mit Hilfe der Saugpumpe abfiltriert, der gehörig
abgesogene nnd ausgewaschene Rückstand nochmals mit einigen Tropfen
Salzsäure imd Wasser durchgearbeitet, nochmals abfiltriert und ausge-
waschen. Durch Verwendung bestimmter Anteile läßt sich natürlich
jedes Auswaschen umgehen und das Verfahren abkürzen.
Die filtrierte saure Alkaloidlösung wird im Scheidetrichter mit
Natronlauge alkalisch gemacht, sogleich dreimal hintereinander mit je
100, 50 und 50 ccm Chloroform (welche zur Erschöpfung gewöhnlich ge-
nügen) gut ausgeschüttelt und die vereinigten Chloroformauszüge durch
Schütteln mit Wasser, welches 2 Proz. Salzsäure enthält, von ihrem
Alkaloidgehalt befreit. Es genügen hierzu 100, 50 und 50 ccm sauren
Wassers und einmaliges Nachwaschen mit 50 ccm reinen Wassers. Die
vereinigten sauren Lösungen versetzt man im Scheidetrichter mit 100 ccm
Äther, alsdann mit Natronlauge im Überschuß, schüttelt, trennt sofort
nach Scheidung der Flüssigkeiten die Ätherschicht ab und
wiederholt das Durchschütteln mit je 50 ccm Äther, bis letzterer nichts
mehr löst, was nach zweimaliger Wiederholung der Fall zu sein pflegt.
Dieses Ausschütteln mit Äther muß gewandt und rasch ausgeführt
werden, damit sich kein in .Äther schwer lösliches Alkaloid abscheiden
kann. Die vereinigten klaren ätherischen Auszüge werden abdestilliert,
der Rückstand bei 100^ getrocknet imd gewogen.
Die Verfahren von Hauben sack siehe Schweiz. Ap. V. Festschrift
1893, S. 115, Hielbig siehe Ap.-Ztg. 1896, S. 147, Ekroos und Keller
siehe Archiv der Pharm. 1898, Heft 5, S. 328 f.
Grenzwerte: Trockn. alkoholisches Extraxt: 34,0 — 39,5 Proz.
Trockn. wäßriges Extrakt: 11,1—26,0 -
Alkaloide: nicht imter 5
Anforderungen: Soll obigen Grenzwerten und dem deutschen
Arzneibuch entsprechen.
Alle anderen Rinden, welche zur Bereitung von Extrakten benutzt
werden sollen, untersucht man unter möglichster Anlehnimg an die ent-
sprechenden Extraktvorschriften in ähnlicher Weise. Vergl. hierzu auch:
„Über die systematische Vegetabilienuntersuchung^, Helfenberger Annalen
1903 p. 187 ff.
302 Drogen und galenische Pr¶te.
Die Grenzwerte der Rinden:
Gort. Frangulae: Trockn. alkoholisches Extrakt: 15 — 18,6 Proz.
Trockn. wäBriges Extrakt: 14,90—16,5 -
Gort. Ginnamomi Geyl.: Trockn. alkohol. Extrakt: 12,6 -
Gort. Ginnamomi Sin.: Trockn. alkohol. Extrakt: 7 — 10
Gort. Granati rad.: Trockn. alkohol. Extrakt: 9 — 14
F. Worseln.
Im allgemeinen lautet die Yorschrift, je nachdem wäßriges oder
alkoholisches Extrakt bestinmit wird, so:
I. Wäßriges Extrakt. 10 g fein gepulverte Wurzel über-
gießt man in einem Becherglas mit 100 g kaltem Wasser und läßt
unter öfterem Umrühren 24 Stunden stehen. Man filtriert durch ein
trockenes Filter. 20 ccm Filtrat = 2 g Wurzel dampft man in einem
gewogenen Schälchen ein und trocknet bei 100^ bis zum konstanten
Gewicht.
Die zweite allgemeine Methode ist die Bestimmung des alkoho-
lischen Extrakts. Man verfahrt folgendermaßen:
II. Alkoholisches Extrakt. Man benutzt ein Gemisch aus
gleichen Teilen Alkohol und Wasser und verföhrt wie bei der Bestim-
mung des wäßrigen Extrakts. Nach dieser Methode, eventuell nach
dem deutschen Arzneibuch untersucht man Rad. Rh ei (2 Teile Alkohol,
3 Teile Wasser), Rad. Senegae (gleiche Teile Alkohol und Wasser)*)
und Rad. Yalerianae (gleiche Teile Alkohol und Wasser).
Spezielle Methoden sind folgende:
B€uUx BMadannae — TcUhirachenwu/rxel»
Alkaloidbestimmung (nach G. G. Keller). 12 g trockenes
Belladonnawurzelpulver bringt man in ein Medizinglas und übergießt
mit 90 g Äther und 30 g Ghloroform und mazeriert unter öfterem Um-
schütteln während 10 Minuten, darauf setzt man 10 g Ammoniak (10-proz.)
hinzu und mazeriert unter öfterem Umschütteln eine halbe Stunde lang.
Hierauf setzt man 15 g Wasser hinzu, schüttelt während einiger Minuten
kräftig durch, bis sich das Drogenpulver zusammengeballt hat, und gießt
100 g klar ab. Die abgegossene Flüssigkeit wird dreimal mit Salzsäure
(1-proz.) ausgeschüttelt. Darauf wird wieder mit Ammoniak alkalisch ge-
macht und mit Ghloroformäther ausgeschüttelt, im gewogenen Kölbchen
eingedampft und gewogen.
Darauf wird der Rückstand in wenig Alkohol gelöst, mit Wasser ver-
dünnt und mit 7,oN.-HCl oder H3SO4 unter Verwendung von Häma-
toxylin als Indikator titriert. 1 ccm YiqN.- Säure = 0,0289 g Atropin.
') Vergl. hierzu Helfenberger Annalen 1903 p. 184 ff.
Waizeln. Wnrzelstocke. 303
Grenzwerte: Wäßriges Extrakt: 20,0 —23,33 Proz.
Alkaloid: 0,63— 0,70 -
Anforderungen: Soll nicht unter 0,5 Proz. Alkaloid haben.
jßadioc IpectuswMnhas — BrechwurzeL
a) Prüfung nach dem deutschen Arzneibuch.
b) Emetinbestimmungen (nach G.G. Keller). 12 g Ipecacuanha-
pulver werden im Extraktionsrohr entfettet, mittels Äther in ein tariertes
Medizinglas von 200 ccm Inhalt gespült, der Äther auf 90 g ergänzt
und 30 g Ghloroform zugesetzt. Nach 5 Minuten gibt man 10 ccm
10-proz. Ammoniak hinzu und schüttelt die Mischung während einer
halben Stunde wiederholt kräftig um; dann setzt man 10 ccm Wasser
hinzu und schüttelt 3 Minuten kräftig. 100 g der klaren Lösung = 10 g
Droge gießt man ab, destilliert Äther und Ghloroform ab, behandelt
den Rückstand zur Beseitigung des Ghloroforms zweimal mit kleinen
Mengen Äther, trocknet im Wasserbade, wiegt imd titriert. 1 ccm Yk, N.-
Säure = 0,0254 g Emetin.
Grenzwerte: Alkaloid: 0,97 — 3,20 Proz.
Anforderungen: Soll nicht unter 1 Proz. Alkaloid haben und
dem deutschen Arzneibuch entsprechen.
Grenzwerte:
Radix Althaeae: Trockn. alkohol. Extrakt: 23,5 Proz.
Radix Graminis: Trockn. wäßriges Extrakt: 22,5—32,39 -
Radix Taraxaci: Trockn. wäßriges Extrakt: 18,9—32,05 -
Radix Valerianae: Trockn. alkohol. Extrakt: 17,0—23,0
G. Wnrzelstocke.
Für die Wurzelstöcke gut dasselbe wie für die Wurzeln. Man be-
stimmt entweder — je nachdem es die Extraktvorschrift verlangt —
das wäßrige oder das alkoholische Extrakt, und zwar genau so, wie es
bei den Wurzeln angegeben ist. Eventuell ist die Prüfung nach dem
deutschen Arzneibuch vorzunehmen.
Alkoholisches Extrakt bestimmt man bei Rhizoma Galami.
Bh4zafna Hydrcuüs — HydrasHswwrzel.
a) Alkoholisches Extrakt. Man verfährt, wie unter „Wurzeln**
als allgemeine Methode angegeben.
b) Hydrastinbestimmung (nach G. G. Keller). Man führt
dieselbe mit 12 g der Droge so aus wie bei der Brechwurzel, statt
120 Ather-Ghloroform nimmt man dasselbe Gewicht Äther, dann 10 ccm
10-proz. Ammoniak und 15 ccm Wasser. 100 g der klaren Flüssigkeit
= 10 g Droge werden mit 7rP^z* Salzsäure ausgeschüttelt tmd so weiter
verfahren, wie unter „Seeale comutum" angegeben.
304 Drogeo und galenische Pr&p&rate.
Da sich das Hydrastin nicht titrieren läßt, wird dasselbe nur ge-
wogen.
Grenzwerte: Alkoholisches Extrakt: 20,04 — 28 Proz.
Hydrastin: 1,26—2,34 -
Anforderungen: Soll nicht unter 20 Proz. Extrakt und nicht
unter 1 Proz. Hydrastin haben.
II. Oalenlselie Präparate.
Nachdem die Herstellung der galenischen Präparate ein Zweig der
Großindustrie geworden ist, haben sich auch für diese TJntersuchungs-
methoden herausgebildet, und zwar deshalb, weil die hierzu verwendeten
Rohmaterialien und Drogen — wie im vorigen Abschnitt gezeigt wurde —
nicht nur großen Schwankungen unterworfen sind, sondern weil sie
auch im Handel in so minderwertiger Form kursieren, daß logischer-
weise die daraus hergestellten galenischen Präparate minderwertig sein
müssen. Wenn auch die üntersuchungsmethoden der galenischen Prä-
parate, beispielsweise der Tinkturen und Extrakte, noch nicht als ab-
geschlossen gelten können, so haben wir doch — abgesehen von den
Forderungen des deutschen Arzneibuches — eine ziemliche Anzahl von
Methoden, welche uns wohl in Stand setzen, über die betreffenden Prä-
parate, ihre Güte und die dazu verwendeten Drogen ein einigermaßen
brauchbares Urteil zu fallen.
Ghartae — Papiere.
Charta explarataria — B/eagenapapier (nach E. Die te rieh).
Empfindlichkeit. Man stellt sich 8 Schwefelsäureverdün-
nungen her, welche 1 Teil SO3 in 5, 10, 20, 30, 40, 50, 60 bezw.
80 tausend Teilen Wasser und 8 Ammoniakverdünnungen, welche in
demselben Verhältnis NHj enthalten. Von den mit Filtrierpapier her-
gestellten Reagenspapieren taucht man je einen Streifen einmal der
Reihe nach in die SOs- bezw. NHg-Lösungen ein imd beobachtet, nüt
welcher Lösung noch ein Farbenumschlag eintritt.
Die mit Postpapieren hergestellten Papiere prüft man durch Be-
tupfen mit den genannten Lösungen.
Grenzwerte: Kongorotpapier: 1 : 5000 — 1 : 10000 SOj.
Kurkumapapier: 1 : 5000—1 : 10000 NH,.
Lackmus blau: 1 : 10000—1 : 40000 SO3.
rot : 1 : 10000—1 : 30000 NH3.
Anforderungen: Die Papiere sollen obigen Grenzwerten ent-
sprechen.
Papiere. Pflaster. 3()5
Charia Hnapiaata und Idnteutn Sinapis — Senfi^pier und
Senflelnwcmd (nach K. Bieterich).
a) Senfmehlmenge. Man löst durch vorsichtiges Schaben mit
einem Messer das Senfmehl yon 100 qcm ab und wägt.
b) Senfölbestimmung. Nachdem man das Senfimehl gewogen
hat, bringt man es in ein Kölbchen von etwa 100 ccm Inhalt, übergießt
es mit 50 ccm Wasser von 20 — 25® C. und läßt das gut verschlossene
Kölbchen unter öfterem Umschwenken 10 Minuten bei derselben Tem-
peratur stehen. Hierauf verfahrt man genau so, wie unter Semen
Sinapis, Abt. Drogen, S. 294 angegeben ist.
I. Grobes Mehl.
Grenzwerte: Grobes Senfmehl auf 100 qcm: 2,016 — 4,551 g
Senföl auf Mehl berechnet: 0,89—1,57 Proz.
II. Feines Mehl.
Feines Senfmehl auf 100 qcm: 1,50—2,991 g
Senföl auf Mehl berechnet: 0,80—1,44 Proz.
III. Leinwand.
Senfinehl auf 100 qcm: 2,1—2,711 g
Senföl auf Mehl berechnet: 1,11—1,21 Proz.
Anforderungen: Soll obigen Grenzwerten und dem D. A. IV ent-
sprechen.
Die Prüfung des Deutschen Arzneibuches lY stützt sich auf die
G ad am ersehe Methode und ist nach dieser auszuführen.
Collemplastra — Kautschukpflaster.
Die in der Medizin jetzt am meisten gebräuchlichen Kautschuk-
pflaster müssen in erster Linie auf ihren Gehalt an Kautschuk unter-
sucht werden.
Bestimmung des Kautschuks: Siehe K. Dieterich, „Über
die quantitative Bestimmung von Kautschuk in K.-Pflastem", Pharm.
Ztg. 1903, No. 78, weiterhin Helfenberger Annalen 1903.
Emplastra — Pflaster«
Die allgemeine Methode ist die, daß man den Wassergehalt bestimmt.
a) Wassergehalt. Man trocknet 1 g in einem gewogenen Por-
zellanschäl chen, das möglichst flach gewählt wird, im Trockenschrank
bei 100® C. bis zum konstanten Gewicht.
Die auch verschiedentlich durchgeführten Glyzerinbestimmungen
sind so unsicher, daß erst noch eine zuverlässige Methode abgewartet
Untenuchungen. 5. Aufl. m. 20
306 Drogen und galenische Präparate.
werden muß, bevor man aus der — beispielsweise mit Alkohol — er-
haltenen Glyzerinmenge Schlüsse zu ziehen berechtigt ist.
Grenzwerte (nach E. Dieterich).
Pro». WaBser
£mpl. adhaesivum 1,2 — 4,40
mite 1,57—4,50
nigrum 2,20
Ammoniaci 10,05
Cerussae 0,80—3,77
consolidans 4,75 — 5,55
fuscum 0,30—2,90
Hydrargyri 1,05—1,25
- Lithargyri 0,75—3,20
comp. 1,50 — 3,50
- rubrum 2,05—2,95
oxycroceum o£F. 3,07 — 5,80
venale 4,60—6,50
Picis irritans 8,52
saponatum ») 3,10—7,80
rubrum 4,65—7,00
stomachale 3,60 — 4,70
Im allgemeinen ist die Forderung zu stellen, daß die Pflaster,
besonders das Bleipflaster, möglichst wasserfrei seien, da ein zu hoher
Gehalt an Wasser in den mit Harzen etc. gemischten Pflastern Zer-
setzung der Harzseifen und Fettseifen hervorruft.
Extraeta fluida — Fluidextrakte.
Man zieht nach der allgemeinen Untersuchungsmethode folgende
Punkte in Betracht:
a) Identitätsnachweis. Siehe Helfenberger Annalen 1891,
Seite 50—80.
b) Spezifisches Gewicht bei 15^ C.
c) Trockenrückstand bei 100° C. 5 g dampft man in einem
ausgeglühten und gewogenen Platinschäl chen ein und trocknet bei 100° C.
bis zum gleichbleibenden Gewicht.
d) Asche. Den Trockenrückstand verascht man.
e) Prüfung nach dem Arzneibuch IV. Diese wird bei denen,
welche offizinell sind, ausgeführt.
*) Dem Empl. sapoDatiim wird, um die Farbe des Arzneibuches zu erzielen,
Wasser besonders zugesetzt.
Fluidextrakte. 397
Die spezifischen Gewichte und Trockenrückstände resp. die bisher
erhaltenen Grenzwerte, ebenso die Identitätsreaktionen finden sich yer-
einigt im I. Dezennium der Helfenberger Annalen von E. Dieterich,
und zwar S. 334—346 und 275—301. Eine spezielle Methode ist fttr
Kolafluidextrakt und Hydrastisfluidextrakt nötig.
ISxtractain Colae flaidum aus ungrerösteten Nüssen.
(Nach K. Dieterich.)
a) Gesamtalkaloid. 20 g des Kolafluidextraktes dampft man
bis zur Sirupkonsistenz oder so lange ein, bis aller Alkohol entfernt
ist, und verreibt den Rückstand mit 10 g oder so viel ungelöschtem
Kalk, daß eine krümelige Masse entsteht, die sich quantitativ in den
Soxhlet, resp. die hierzu nötige Patrone überfuhren läßt. Man extrahiert
mit Chloroform 7* Stunde — jedenfalls nur so lange, als die Chloroform-
lösung klar abläuft — , spült mit Chloroform nach und bringt die Lösung
nicht gänzlich, sondern nur annähernd zur Trockne. Diesen Rückstand
nimmt man unter sehr schwachem Erwärmen mit 20 ccm Normalsalzsäure
auf und filtriert unter sorgfältigem Nachwaschen des Filters und des
Kölbchens, in dem die Lösung vorgenommen wurde, in einen Scheide-
trichter von 100 ccm Fassungsvermögen. Den Inhalt dieses Scheide-
trichters macht man stark ammoniakalisch, läßt eine Yiertelsttmde unter
öfterem Schütteln stehen und schüttelt nun dreimal mit je 20 ccm Chloro-
form aus. Die Chloroformlösung verdunstet man — am besten im Erlen-
mejer oder einer Krystallisierschale (letztere ist dann zur Vermeidung
des Überkriechens in eine Schale mit kochendem Wasser, nicht direkt
auf den Dampf zu setzen) — und trocknet das Koffein bis zum kon-
stanten Gewicht. Durch Multiplikation mit 5 erhält man die Prozente
an „Gesamtalkaloid^.
b) Freies und gebundenes Alkaioid. 20 g des Kolafluid-
extraktes dampft man zur Sirupdicke ein, bis aller Alkohol entfernt ist,
und verreibt den Rückstand mit so viel gereinigtem Sandpulver, daß
eine krümelige Masse entsteht, die sich quantitativ in den Soxhlet, resp.
die hierzu nötige Patrone überführen läßt.
Man extrahiert nun 2 Stunden mit Chloroform und verdunstet die
Chloroformlösnng. Den gefärbten Rückstand nimmt man im Kölbchen
unter gelindem Erwärmen mit 20 ccm Normalsalzsäure auf imd spült
die Lösung auf ein Filter, wäscht Kolben und Filter nach und bringt
die Flüssigkeit in einen Scheidetrichter von 100 ccm Inhalt. Man macht
nun stark ammoniakalisch imd schüttelt dreimal mit je 20 ccm Chloro-
form aus. Die Chloroformlösung verdunstet man, wie oben unter „Be-
stimmung des Gesamtalkaloids'' angegeben, und trocknet bis zum kon-
stanten Gericht. Durch Multiplikation mit 5 erhält man die Prozente
20*
nach bekannter Methode.
308 Drogen und galenische Präparate.
an „freiem Koffein^. Durch Subtraktion des freien Koffeins vom
Gesamtalkaloid erhält man das „gebundene Koffein^.
Die Reinigung des Koffeins ist überhaupt nur mit Säure deshalb
möglich, weil manche Fluidextrakte Glyzerin enthalten, von welchem
das Koffein nur durch Säure und nicht durch Wasser oder Alkohol
getrennt werden kann.
c) Asche
d) Spezifisches Gewicht
e) Trockenrtickstand bei lOO^ C.
f) Identifizierung. Die Identifizierung des Kolafluidextraktes
bewerkstelligt man entweder aus dem erhaltenen Alkaloidrückstand oder
aus dem Extrakt selbst. Entweder identifiziert man die aus dem
Extrakt nach obiger Methode erhaltenen Alkaloi drückstände durch die
Purpurfarbung mit Ghlorwasser und Ammoniak, wobei bekanntlich
Amalinsäure = Tetramethylalloxanthin gebildet wird, oder man dampft
20 g Extrakt ein, reibt mit Ammoniak an und schüttelt mit Äther
aus. Der verdunstete Äther hinterläßt einen allerdings unreinen
Rückstand, der aber auch die Amalinsäurereaktion mit obigen Rea-
gentien zeigt.
Grenzwerte: Gesamtkoffein: 0,95 — 1,5 Proz.
Freies Koffein: 0,110—0,810 -
Gebundenes Koffein: 0,03—1,019 -
Spez. Gew. bei 15 « C. 0,974—0,976
Trockenrückstand : 14,0—17,0 Proz.
Asche: 1,04—1,42 -
Anforderungen: Soll aus den wirksameren ungebrannten Nüssen
hergestellt sein, was sich aus obigen Zahlen ergibt.
Extractum Hydrastis canad. fluldum — Hydrastisfluideztrakt.
a) AI kaloidbe Stimmung (nach Beckurts). Man versetzt zur
Bestimmung des Hydrastins 10 ccm des Fluidextraktes mit 20 ccm Blei-
essig und verdünnt mit Wasser auf 100 ccm. 50 ccm des Filtrates
werden mit 10 ccm verdünnter Schwefelsäure versetzt, wieder mit Wasser
auf 100 ccm verdünnt imd filtriert. 50 ccm Filtrat = 2,5 ccm Fluid-
extrakt werden auf dem Wasserbade vom Weingeiste befreit, der Rück-
stand wird mit Ammoniak bis zur alkalischen Reaktion versetzt und
dreimal mit Äther ausgeschüttelt. Von den vereinigten ätherischen Aus-
schüttelungen wird der Äther abdestilliert, der Rückstand mit 5 ccm
Vio N.-Salzsäure aufgenommen, einige Minuten erwärmt, filtriert und das
Filter mit Wasser nachgewaschen. Im Filtrat wird die überschüssige
Säure mit Vioo N.- Alkali und mit Cochenillelösung zurücktitriert. (Die
Extrakte. 309
angew. 5 ccm y,o N.-Salzsäure sind = 50 ccm Yiqq N.-HCl zu setzen.)
1 ccm Vioo N.-Salzsäure = 0,00383 Hydrastin.
Grenzwerte: 1,5 — 2,5 Proz. Hydrastin.
b) Alkaloidbestimmung nach dem D. A. lY. Dasselbe ver-
langt mindestens 2 Proz. Alkaloid.
Extraeta spissa et sleea — DIeke und troekene Extrakte«
Die allgemeine Methode, diese Extrakte zu untersuchen, ist nach
E. Dieter ich folgende:
a) Identitätsreaktionen. Siehe Helfenberger Annalen 1891,
Seite 50—80.
b) Verlust bei 100® C. 2 g trocknet man in einem ausgeglühten
und gewogenen Schälchen aus Platin bei 100® G. bis zum konstanten
Gewicht.
c) Asche. Das getrocknete Extrakt verascht man.
d) Prüfung nach dem Arzneibuch lY. Man führt diese bei
denen, welche offizineil sind, aus.
Sämtliche Grenzwerte ersehe man aus: E. Dieterich, I. De-
zennium der Helfenberger Annalen S. 302 — 333.
Sämtliche Identitätsreaktionen: I. Dezennium der Helfen-
berger Annalen S. 270—333.
Spezielle Methoden wendet man an für die narkotischen Extrakte:
Exira45iufn AcmUUf BeUiidannae, Hyasoyami, Strychni (nach
E. Dieterich).
a) Identitätsreaktionen. Siehe Helfenberger Annalen 1891,
Seite 50—80.
b) Alkaloidbestimmung. Yon der „dicken^ Form des Akonit-,
Belladonna- und Bilsenkrautextraktes löst man 2 g in 3 ccm
destilliertem Wasser, von der „trockenen" reibt man 2 g mit 4 ccm
Wasser an. Bei Brechnußextrakt löst man 1 g in 3 ccm Wasser.
Die Lösung mischt man, ohne stark zu drücken, mit 10 g grobgepul-
vertem reinen Calciumoxyd (GaO aus Marmor), füllt die krümelige
Mischung sofort in den Bartheischen Extraktionsapparat und extrahiert
sofort 3/4 — 1 Stunde mit Äther. Will man den Soxhletschen oder
einen ähnlichen Apparat benutzen, so hat man das Gemisch sofort in
eine entsprechende Hülse zu füllen und sofort zu extrahieren. Yorher
bringt man aber unter die Patrone einen dichten, mindestens 2 cm
hohen Wattepfropfen. Nachdem die Extraktion beendet ist, bringt man
den Auszug in eine tiefe Porzellanschale von 10 — 12 cm Durchmesser,
spült das Extraktionskölbchen mit einigen Tropfen Alkohol und etwas
Äther nach und läßt den Äther, nachdem man noch 3 — 5 Tropfen Wasser
hinzugesetzt hat, auf dem Wasserbade verdunsten. Den Rückstand löst
310 Drogen and galenische Präparate.
man in möglichst wenig (etwa 0,5 — 1 ccm) Alkohol und setzt der
Lösung 2 — 3 ccm Wasser hinzu. Nachdem man die Mischung dann noch
mit 1 — 2 Tropfen Hämatoxylinlösung (1 : 100 Alkohol) versetzt hat,
titriert man mit y,oQ N.- bezw. bei £xtr actum Strychni mit 7^ N.-
Schwefelsäure.
Wegen der Alkalität des Glases ist eine Titration in Glasge^ißen
zu yermeideu.
Es entsprechen 1 ccm 7,^0 N.-H, SO4 = 0,00289 Atropin,
= 0,00289 Hyoscyamin,
= 0,00533 Akonitin;
1 ccm 7^N.-HaS04 = 0,0182 Strychnin u. Brucin
(zu gleichen Teilen).
Grenzwerte: siehe £. Dieterich, I. Dezennium der Hlfbg. An-
nalen, Seite 311, 314, 315, 326, 331, 332.
c) Alkaloidbestimmung nach dem D. A. lY bei Extr. Bella-
donnae, Hyoscyami und Strychni. Dasselbe verlangt bei Extr. Bella-
donnae mindestens 1,52 Proz., bei Extr. Hyoscyami mindestens 0,76 Proz.,
bei Extr. Strychni mindestens 17,47 Proz.
Eacira4Siutn OpU — Opiwmexirakt (nach E. Dieterich).
a) Alkaloidbestimmung. Man löst 3 g in 40 g Wasser, ver-
mischt, aber unter Vermeidung unnötigen Schütteins, mit 2 ccm Normal-
Ammoniak und filtriert sofort durch ein bereitgehaltenes Faltenfilter von
10 cm Durchmesser. 30 g des Filtrats = 2,0 Opiumextrakt behandelt
man weiter, wie unter Opium (siehe Drogen) angegeben wurde.
Die gefundene Morphinzahl entspricht 2,0 Opiumextrakt und gibt
mit 30 multipliziert die Morphinprozente des respektiven Opiums.
b) Alkaloidbesimmung nach dem D. A. IV. Dasselbe ver-
langt 17,11—19,97 Proz. Morphin.
c) Identitätsnachweis. Siehe allgemeine Methode.
d) Verlust bei lOO^C.
e) Asche.
Grenzwerte: siehe I. Dezennium S. 328.
JExtractutn Ferri pomaU — Apfdsaures EisenextrakU
a) Aschebestimmung. 2 g Extrakt verascht man in einem Tiegel,
glüht bis konstantes Gewicht eingetreten ist, und wägt.
b) Verlust bei lOO^C.
c) Eisenbestimmung (nach K. Dieterich). Man löst die Asche
in 5 — 10 ccm Salzsäure, kocht mit einigen Tropfen Salpetersäure und ver-
dünnt auf 100 ccm. Die Lösung filtriert man durch ein trockenes Filter.
50 ccm des Filtrats versetzt man mit Ammoniak in geringem Über-
schuß und erhitzt die Mischung so lange, bis sich alles Eisen abgeschie-
Tinkturen. 311
den hat. Den Niederschlag sammelt man auf einem Filter Ton bekanntem
Aschengehalt, wäscht mit heiBem Wasser aus, trocknet, glüht und wägt
nach dem Erkalten. Das Gewicht des gefundenen Eisenoxyds mit 0,7
multipliziert ergibt das Eisen.
Oder man berechnet nach dem Ansatz:
160 Fe, O3 : 112 Fe^ = gef. Menge Fe, Oj : x
Grenzwerte: Verlust bei lOO^C: 20— 30 Proz.
Asche: 9—25 -
Fe: 6— 7 -
Extrakte mit mehr als 7,5 Proz. Fe sind unhaltbar,
d) Eisenbestimmung nach dem D. A. IV. Dasselbe yerlangt
mindestens 5,04 Proz. Fe.
Tinctnrae — Tinkturen«
Die allgemeine Methode, nach der man Tinkturen untersucht,
ist folgende:
a) Spezifisches Gewicht bei 15° C.
b) Trockenrückstand bei 100° C. 10 g dampft man in einem
gewogenen Porzellanschälchen ein und trocknet bei 100° C. bis zum
gleichbleibenden Gewicht.
c) Säure zahl (nach K. Dieterich). 1 g Tinktur vermischt
man mit 200 ccm 90 -proz. Spiritus und titriert mit alkoholischer
7to N.-Kali-lauge und Phenolphthalein bis zur Rotfärbung. Die An-
zahl der verbrauchten ccm K OH mit 5,616 multipliziert ergibt die
Säurezahl.
d) Verseifungszahl (nach K. Dieterich). 3 g der betreffenden
Tinktur versetzt man mit 20 ccm alkoholischer 7, N.-Kalilauge, kocht
offen eine Stunde auf dem Dampfbad und dampft zur Trockne ein.
Den Rückstand nimmt man mit 500 ccm Wasser auf und titriert mit
Y, N.- Schwefelsäure und Phenolphtalein zurück. Bei stark gefärbten
Lösungen verdünnt man auf 1 Liter.
Eine Filtration ist nicht vorzunehmen.
Die Anzahl der gebundenen ccm K OH mit 28,08 multipliziert gibt
die Verseifungszahl.
Man berechnet auf 3 g, nicht auf 1 g.
e) Prüfung nach dem D. A. IV. Man führt dieselbe bei denen,
welche offizinell sind, aus.
Die für die Beurteilung der Tinkturen sehr brauchbare Eapillar-
analyse von Kunz-Krause kann nur erwähnt werden, da es bisher
nicht gelungen ist, farbige Reproduktionen der Bänder herzustellen.
312
Drogen und galenische Präparate.
Grenzwerte.
Säxirezahlen
Yerseifungs-
Trocken-
No.
Tinctara
nach
zahlen nach
riickstand
K. Dieterich
K. Dieterich
Pro«.
1
Absinthii D. A. IV
8-40- 8-96
2800- 68-10
2-22— 3-21
2
Aconita D. A. IV . . . .
3-36- 3-62
43-31- 46-39
1-45 3-12
3
Aloes D. A. rV
2Ö-40-25-67
117-60-162-00
8-60-15-87
4
composita D. A. IV
5-32- 8-40
43-40- 65-80
2-80— 3-80
5
amara D. A. IV ....
6-72 700
56-00 - 58-80
3-96— 5-81
6
Amicae D. A. IV . . . .
8-96- 9-62
26-00 37-80
1-05- 2-24
7
duplex
9-80— 12-23
36-40- 61-60
2-25- 4-31
8
aromatica D. A. IV . . .
3-64 6-72
19-60- 32-20
1-56— 2-15
9
Asae foetidae PL G. IE .
7-00 9-52
46-20- 50-00
6-54 10-32
10
Aurantii D. A. IV .
9-24— 10-36
82-60 104-30
6-52- 8-26
11
Benzoes officin. D. A. IV
31-63-3304
129-20-185-80
13-48-16-93
12
Yenalis ....
19-88 25-48
7000-128-60
10-18—15-87
13
Cannabis indicae Ph. G. TT
5-18 5-46
2100- 2800
3-45 4-82
14
Cantharidnm D. A. IV . .
4-48- 6-16
18-40- 23-80
115 2-85
15
Capsici D. A.IV . . . .
5-32- 5-88
18-20 22-40
102 1-87
16
Cascarülae Ph. G. I . . .
4-48- 616
16-80- 32-80
1-37 2-24
17
Catechu D. A. IV . . . .
2212-22-68
79-80 8200
7-31 11-52
18
Chinae D. A.IV ....
9-24-11-76
72-80- 81-20
4-59- 6-90
19
composita D. A. IV
9-52-10-92
57-40 72-80
4-46— 6-91
20
Ghinoidini
30-24-3108
89-60 95-20
8-88-1201
21
Cinnamomi Geylanici . .
5-74 6-14
3500 36-40
1-56— 1-87
22
D.A.IV . .
4-20 4-76
18-20- 23-80
1-62 2-47
23
Colchici D. A. IV . . . .
3-92- 4-48
1540— 26-60
1-07 2-06
24
Golocynthidis D. A. IV .
3-36- 400
18-20- 2000
1-60- 2-65
25
Digitalis D.A. IV ....
7-28-10-33
28-00- 44-80
1-93- 3-24
26
aetherea Ph. G. I
4-76- 7-56
26-60— 33-30
1-38— 2-16
27
Euphorbii Ph. G. I . . .
4-06 616
22-40- 30 80
430- 4-90
28
Ferri acetici Rademacheri
71-68-86-80
190-80-238-00
—
29
chlorati aetherea D. A.
IV
700- 7-56
95-20-100-80
30
composita ....
3-36 5-88
8-40 26-60
15-50-18-50
31
pomata D. A. IV .
17-64-18-48
95-20 108-80
5-33— 7-90
32
fumalis
1904 19-60
70-00- 72-00
—
33
duplex
32-62-33-00
126-00 128-00
34
Gallarum D. A. IV . . .
36-40-38'36
22400-266-00
11-76-16-12
36
Galangae
6-58- 7-28
30-80- 36-40
2K)3 2-58
36
Gentianae D. A. IV . . .
5-50 7-56
56-00- 64-40
5-26- 8-36
37
Guajaci Ph. G. I . . . .
22-40-23-80
58-80 63-00
12-81 16-91
38
ammoniata . . .
29-68-30-80
61-60- 63-00
15.33—15-41
39
Hellebori viridis Ph. G. I
5-32— 616
23-80- 2800
1-75— 2-12
40
Ipecacuanhae Ph. G. II
4-48 5-18
21-00- 25-20
1-41— 1-98
Tinkturen.
313
Saurezahlen
Veraeifungfl-
Trocken-
No.
Tinctura
Aach
sahlen nach
riickstand
K. Dieterich
K. Dieterich
ProB.
41
Lobeliae D. A. IV
5-60— 5-88
26-60 30-80
1-21 1-91
42
Macidis Ph. G. I . . . .
4-76 5-04
23-80- 26-60
1-46 3-15
43
Myrrhae D. A. IV . . . .
5-88 - 7-28
40-60- 71-40
4-11— 7-19
44
Opü benzolca D. A. IV .
14-00--1600
30-80- 47-60
6-35- 6-59
45
crocata D. A. IV . .
1400-17-08
58-80— 89-60
4-78 6-92
46
- mmplez D. A. IV . .
6-72-17-08
49-00— 65-80
4-00 5-81
47
Pimpinellae D. A. IV . .
4-20 616
88-50- 43-30
2-79 4-41
48
Pini composita Ph. G. I .
8-68- 8-96
37-80- 47-60
3-24— 4-99
49
Ratanhiae D. A. IV . . .
2-80— 6-88
72-80- 81-20
5-92— 7-14
60
Resinae Jalapae Ph. G. I
4-48- 6-88
60-40— 53-20
7.49— 8-67
61
Rhei aquosa D. A. IV . .
4-20- 616
1960- 32-20
4-49 5-50
52
- Yinosa D. A. IV . .
8-96 9-24
110-60 -254-80
1400-21-50
53
Scillae D. A. IV ....
6-58— 8-40
19-60- 21-00
8-16-14-21
54
- kaUna Ph. G. I . .
3-92- 4-48
5-60- 700
1-51 2-14
55
Seealis comuti Ph. G. I .
4-20 4-48
11-20- 15-40
0-86- 2-20
56
Spilanthis comp. Ph. G. I
9-80-12-32
43-40- 51-80
3-89- 5-13
57
Strophanthi D. A. IV . .
2-21 3-92
12-60- 19-60
115- 206
58
Strychni D. A. IV . . .
3-64— 6-16
14-00- 25-80
0-85- 1-58
59
Valerianae D. A. IV . . .
2-52 5-88
33 60- 51-80
3-82— 5-83
60
aetherea D. A.
IV.
4-48 5-88
18-20 25-20
106- 2-34
61
VanUlae Ph. G. I . . .
8-40 8-68
50 40- 58-80
3-85— 4-63
62
Veratri D. A. IV . . .
3-92 4-20
25-20 3220
1.35— 2-10
63
Zingiberis D. A. IV . .
2-80- 5-60
12-60- 21-00
0-73 1-27
Für Tinct. Digitalis, Opii und Stryclini machen sich folgende spezielle
Bestimmungen nötig:
TincU DigUaUs — :FingerhuMhktur.
Digitoxinbestimmung (nach C. C. Keller).
Man dampft 200 g Tinktur im Wasserbad auf ca. 20 g ein, nimmt
den Rückstand mit Wasser auf, yerdünnt auf 222 g und Yerfährt, wie
bei Folia Digitalis angegeben.
Grenzwerte: Digitoxingehalt: 0,013 — 0,039 Proz.
Tinctura Opü aimplex und crocata — einfache und safran-
haUige OpiunMnktur.
Morphingehalt (nach E. Dieterich).
50,0 Opiumtinktur (simplex oder crocata) dampft man in tarierter
Schale auf dem Wasserbad auf 15,0 g ein, yerdünnt mit Wasser bis zimi
Gewicht von 38,0 g, versetzt diese mit 2 ccm N.-Ammoniak, mischt durch
einmaliges Schütteln und filtriert sofort durch ein bereit gehaltenes
Faltenfilter von 10 cm Durchmesser. 32 g dieses Filtrates = 40 g Tinktur
behandelt man nun weiter, wie unter Opium angegeben wurde. Das
314 Drogen und galenische Pr¶te.
Gewicht des Morphins mit 2,5 multipliziert ergibt den Morphingehalt
der Tinktur nach Prozenten, mit 26,5 multipliziert erhalten wir die
Morphinprozente des betre£fenden Opiums.
vxrenz werter crocata: simpIex:
Spez. Gew. bei 150C. 0,980— 0,984; 0,974— 0,978
S.-Z.: 14,0 —17,08; 6,72 —17,08
V.-Z.: 58,80 —89,60; 49,0 —65,80
Trockenrückstand: 4,78 — 6,92 Proz.; 4,0 — 5,81 Proz.
Alkaloid: nicht unter 1 - nicht unter 1 -
Anforderungen: Sollen obigen Grenzwerten imd dem Arznei-
buch IV entsprechen.
Tinctura Strychni — BrechnusMnktur.
a) Alkaloidbestimmung (nach £. Dieterich).
50 g dampft man in einer Porzellanschgile zur Trockne. Den Rück-
stand behandelt man folgendermaßen: Man löst ihn in 3 ccm Wasser,
die Lösung mischt man, ohne stark zu drücken, mit 10 g grobgepulvertem
reinen Calciumoxyd (Ca 0 aus Marmor), füllt die krümelige Mischung
sofort in den Bartheischen Extraktionsapparat und extrahiert sofort
^4 — 1 Stunde mit Äther. Will man den Soxhletschen oder einen ähn-
lichen Apparat benutzen, so hat man das Gemisch sofort in eine ent-
sprechende Hülse zu füllen und sofort zu extrahieren. Vorher bringt
man aber unter die Patrone einen dichten, mindestens 2 cm hohen
Wattepfropfen. Nachdem die Extraktion beendet ist, bringt man den
Auszug in eine tiefe Porzellanschale von 10 — 12 cm Durchmesser, spült
das Extraktionskölbchen mit einigen Tropfen Alkohol und etwas Äther
nach und läßt den Äther, nachdem man noch 3 — 5 Tropfen Wasser zu-
gesetzt hat, auf dem Wasserbade verdunsten. Den Rückstand löst man
in möglichst wenig (etwa 0,5 — 1 ccm) Alkohol und setzt der Lösung
2 — 3 ccm Wasser hinzu. Nachdem man die Mischung dann noch mit
1 — 2 Tropfen Hämatoxylinlösung (1 : 100 Alkohol) versetzt hat, titriert
man mit 7,0 N.-Schwefelsäure.
Wegen der Alkalität des Glases ist eine Titration in Glasgefaßen
zu vermeiden.
1 ccm Yjq N.-Schwefelsäure entspricht 0,0182 g Alkaloid (Brucin
und Strychnin zu gleichen Teilen).
Grenzwerte:
Spez. Gew. bei 15^0: 0,896— 0,909
S.-Z.: 3,64 — 6,16
V.-Z.: 14,0 —25,80
Trockenrückstand : 0,85 — 1,58 Proz.
Alkaloid: 0,17 — 0,32 -
Salben and Pasten. 3] 5
b) Alkaloidbestimmung nach dem D. A. IV.
Anforderungen: Soll obigen Grenzwerten und dem D. A. IV ent-
sprechen.
Ungruenta et Pastae — Salben und Pasten
(nach £. Dieterich).
Mikrometrische Messung.
Man befreit eine möglichst geringe Menge der zu untersuchenden
Salbe mit Petroläther auf dem Objektträger vom Fett.
Die zurückbleibende Substanz bettet man in flüssiges Paraffin und
verteilt durch gelindes Reiben mit dem Deckgläschen möglichst fein.
Man bringt das Präparat unter ein Mikroskop und stellt die Maximal-
größe der einzelnen Teilchen fest. Zum Messen bedient man sich eines
Okularmikrometers 5 mm = 100 Teilstrichen bei 590-facher Vergrößerung.
1 Teilstrich = 0,00135 mm = 1,35 /x.
Bei Vngueniutn Hydrargyri cinereutn bestimmt man außer der
Maximalgröße der Quecksilberkugeln noch den
Quecksilbergehalt. Nach dem D.A.IV sollen 3 g graue Queck-
silbersalbe nach Entfernung des Fettes durch Äther nahezu 1 g Queck-
silber hinterlassen. Besser nimmt man etwas mehr, 5 — 10 g Salbe in
Arbeit und übergießt dieselbe in einem kleinen gewogenen Becherglase
(v. 100 — 150 ccm Inhalt) mit ungefähr 30 g Äther. Unter Umschwenken
und eventuellem gelinden Erwärmen löst man das Fett, läßt recht gut
absetzen und gießt die ätherische Fettlösung vorsichtig von dem Queck-
silberschlamm ab. Man wiederholt diese Behandlung nochmals mit
weniger Äther und gibt nach dem nochmaligen Abgießen 1 — 2 ccm Sol.
Stanni chlorati hinzu. Durch gelindes Erwärmen findet ein schnelles
und vollständiges Zusammenfließen der Quecksilberkügelchen stat. Nach
dem Auswaschen des Zinnsalzes mit Wasser, dann mit etwas Alkohol und
Äther kann man bei 30 — 40^ C. trocknen oder auch das Becherglas mit
einem sauberen Tuche auswischen und sofort zur Wägung bringen. Nach
dieser Methode ist man sicher, das Quecksilber frei von jeglichen Ver-
unreinigungen zu erhalten und die Bestimmung geht schnellstens zu
erledigen.
Grenzwerte.
Maximal-
l^röße in ii
Unirn^ntiim: Acidi borici D. A. IV . . . .
concentratum
salicjlici
Bismati sabnitr. conceDtratum
Cerussae D. A. IV
263-25
25110
206-55
87-75
43-20
316
Drogen and galenische Präparate.
Pasta:
Cerussae concenträtum
Ghrjsarobini concenträtum ....
Hydrargjrri albam D. A. IV . . . .
concenträtum
cinereum D. A. IV . . .
durum ....
rubrum
concenträtum . .
Jodoformii concenträtum
Minii rubrum concenträtum ....
Resorcini concenträtum
sulfuratum
concenträtum
compositum concenträtum
Tartan stibiati
WilkinsoDÜ
Zinci D. A. IV
concenträtum
salicylica m. gelb. Vasel.
m. weißer Vasel.
Zinci
- mit Loretin ....
Maximal-
große in jt
37-80
13230
4100
64-80
25-65
20-25
40-50
80-00
216-00
6000
160-65
95-85
76-95
128-25
67-20
103-95
33-75
6-75
20-25
43-20
36-45
101-25
Diese Grenzen sollen gut verriebene Salben im allgemeinen nicht
wesentlich überschreiten.
Mit diesen Methoden sind diejenigen für die galenischen Präparate
und für die Drogen bei weitem nicht erschöpft. Bei dem beschränkten
Platz haben jedoch nur die wichtigsten Methoden und die notwendigsten
Momente zur Beurteilung Platz finden können.
Eantschnk und Kantschnkwaren.
Von
Dr. Fritz Frank und Dr. Eduard Xarekwald in Berlin.
A. Robkantschnk nnd ynlkaiiisierter Kantschnk.
Als KautscHuk bezeichnet man die festen Massen, die aus den
Milchsäften verschiedener Pflanzen durch chemische oder mechanische
Mittel gewonnen sind. Die Kautschuk liefernden Pflanzen gehören zu-
meist den Familien der Euphorbiaceen, Asklepiadeen und Apocynaceen
an. Ihre Heimat befindet sich teils in Süd- und Zentralamerika, teils
in Afrika, teils endlich in Hinterindien und auf den angrenzenden Inseln.
Man kennt eine grofle Anzahl verschiedener Kautschuksorten, die nicht
nur der Herkunft und dem Äufleren nach sich wesentlich voneinander
unterscheiden, sondern die auch in ihrem physikalischen und chemischen
Yerhalten mancherlei Abweichungen imtereinander zeigen. Das allen
Kautschukarten Gemeinsame und deren Wert Bedingende ist die Kaut-
schuksubstanz. Diese, nach einem Vorschlage von Weber Polypren
genannt, gehört chemisch in die Eeihe der aliphatischen Terpene, ist also
ein Kohlenwasserstoff (CioHje) x— . Sie unterscheidet sich bei den
Handelssorten verschiedener Provenienz wahrscheinlich durch die mole-
kulare Struktur und den Grad der Polymerisation, wodurch die tatsächlich
vorhandene Mannigfaltigkeit bei prozentisch gleicher Zusammensetzung
erklärlich wird. Neben der verschiedenen Struktur und Größe des
Moleküls wird die erhebliche Verschiedenheit der Rohkautschuksorten
durch Fremdkörper bedingt, die entweder dem Milchsaft selbst ent-
stammen oder, sei es aus Unkenntnis, sei es in betrügerischer Absicht,
bei der Gewinnung hinzugefügt worden sind. Auch können solche Fremd-
körper durch chemische Veränderungen, welche die Rohware beim Lagern
und Transport erleidet, entstanden sein. Wenn im folgenden also schlecht-
weg von „dem Kautschuk" die Rede ist, so darf nicht vergessen werden,
daB unter diesem Namen eine ganze Reihe chemisch zwar nahe ver-
wandter, aber keineswegs immer identischer Körper zusammengefaßt
werden.
318 Kautschuk und Kautschukwaren.
Die Erkennung und Bewertung der einzelnen Rolikautschuksorten,
deren Preise sich oft um das Mehrfache Toneinander unterscheiden, ist
dem Fachmann durch mancherlei Merkmale ermöglicht, wie Farbe, Ge-
ruch, Elastizität, äußere Form u. s. w.^). Auf diese Hilfsmittel kann an
dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, zumal die auf solche
Kennzeichen begründete Beurteilung der Rohprodukte nicht als analytische
Methode zu bezeichnen ist.
Jeder Rohkautschuk enthält, wie bereits erwähnt, in Mengen, die
nicht nur für die verschiedenen Handelssorten, sondern selbst für ver-
schiedene Muster derselben Varietät stark wechseln, einerseits Wasser,
andererseits anorganische und organische Verunreinigungen (Sand, Steine,
Lehm, Rinde, Blätter, wasserlösliche Substanzen etc.). Diese Verun-
reinigungen werden dem Kautschuk im Laufe der fabrikatorischen
Reinigung zum größten Teil entzogen, und ihre Gesamtsumme pflegt als
Wasch- oder Walzenverlust bezeichnet zu werden. Es hat absolut
keinen Wert, an kleinen Mustern (einigen Grammen) einer Kautschuk-
partie den Wasser- oder Aschengehalt dieser letzteren mit den üblichen
Hilfsmitteln des Laboratoriums bestimmen zu wollen, da die Verteilung
der Verunreinigungen in einer bestimmten größeren Partie eine höchst
unregelmäßige und die Herstellung eines zuverlässigen kleinen Durch-
schnittsmusters vollständig unmöglich ist. Will man den Waschverlust
bestimmen, so muß man vielmehr von einem gewogenen Durchscbnitts-
muster von wenigstens 100 — 250 g ausgehen und dieses in ganz derselben
Weise, wie es in der Technik geschieht, zwischen zwei kleinen Wasch-
walzen mit Wasser behandeln. Jeder gewaschene Rohkautschuk ent-
hält neben der eigentlichen Kautschuksubstanz noch in wechselnder
Menge organische sauerstoffhaltige Körper, deren Natur bisher noch wenig
aufgeklärt ist. Es sind dies die sogenannten „Kautschukharze".
Eine Kautschuksorte ist im allgemeinen um so wertvoller, je geringer
der Gehalt an Kautschukharzen ist. Im Gegensatz zur eigentlichen
Kautschuksubstaiiz sind die Kautschukharze in Alkohol und in Aceton
löslich. Man bestinmit sie daher am einfachsten, indem man 5 g der
in kleine Stücke zerschnittenen, gewaschenen und getrockneten Probe
im Zuntzschen Extraktionsapparat bis zur Erschöpfung (3 — 4 Stimden
lang) mit Aceton extrahiert. Die Probe wird am besten in eine mög-
lichst dünne Platte ausgezogen, diese ganz oder in schmale Stücke ge-
schnitten auf einem Batiststreifen ausgebreitet, ein zweites Stoffstück
') Vergl. Henriques, Der Kautschuk und seine Quellen. Verlag von
Steinkopf u. Springer, Dresden 1899.
Marckwald U.Frank, Herkommen und Chemie des Kautschuks. Verlag
von Steinkopf u. Springer, Dresden 1904.
Rohkaatschak. 3X9
darüber gelegt und über einen Glasstab aufgerollt (Fig. 67). Wenn eine
Laboratoriumswalze nicht zur Verfügung steht, so empfiehlt sich doch
auf jeden Fall die Anwendung des Batiststreifens. Der ungelöst ge-
bliebene Kautschuk wird vom anhaftenden Lösungsmittel durch Trocknen
bei 60 — 80®, am besten im Wasserstoffstrome, befreit. Der Gewichtsverlust
entspricht dem Harzgehalte. Guter Kautschuk haftet nach dem Trocknen
nicht am Stoff.
Fig. 67.
^^^^^^S;^S^^^
Folgende kleine Tabelle enthält den durchschnittlichen Harzgehalt
einiger (vorher gewaschener) wichtiger Kautschuksorten.
Parakautschuk (1,0—4,5) ... im Mittel 2,0 Proz.
Ceara scraps - - 2,1 -
I Rio Sheet - - 8,3 -
Columbia - - 5,0
Congo - - 3,7 -
Lagos - - 4,5
Sierra Leone (4,0—7,0) ... - - 6,0 -
Kassai, rot - - 3,3
Java - - 4,0
Bomeo - - 2,2 -
Ceylon . * - - 3,2 -
III Bomeo - - 10,0 -
In der Technik werden dem Kautschuk die Harze nicht entzogen,
sondern das harzhaltige Produkt wird direkt verarbeitet. Die Bestimmung
des Harzgehaltes erfolgt also nur, um ein Maß für die relative Güte
des gereinigten Materials zu erhalten. Sie wird bisher von den Fabrikanten
— sehr mit Unrecht — nur selten vorgenommen.
Neben der Bestimmung des Harzes ist die Wasserbestimmung
wichtig. Dieselbe wird am besten im Wasserstoff- oder Kohlensäure-
strom, wie unter Abschnitt C näher beschrieben, ausgeführt. Ebenso ist
die Aschenbestimmung von Wert (Ausführung S. 335).
Fiknr die WertbeMtnmung von MohkatUschuk sind einige wert-
volle Methoden zu nennen, welche ein sicheres Bild auch für den
mit den Verhältnissen nicht vollauf vertrauten Chemiker geben , wenn
sie auch nicht als absolut einwandsfreie Analysenmethoden gelten dürfen
und für die Interpretation Erfahrung nötig ist. Die wichtigste dieser
Arbeitsweisen stammt von Schneider (Gummi-Ztg. 1903, XVII, S. 874).
320 Kautschuk und Kautschukwaren.
Wir wenden sie mit geringer Abänderung der Originalmitteilung in
folgender Weise an: 2 — 4, jedenfalls in keinem Fall über 5 g des
rohen oder gewaschenen Kautscbukmusters werden in 30 ccm Chloro-
form aufquellen gelassen und dann allmählich weitere 270 ccm des
gleichen Lösungsmittels unter Umrühren hinzugefügt. Bas Gemisch
wird auf dem Wasserbade erwärmt, wobei der gröBte Teil des Kautschuks
glatt in Lösung geht. Nur die mechanischen Yerunreinigungen und einige
in ihrer Zusammensetzung nicht genau bekannte, sauerstoffhaltige, kaut-
schukartige Produkte bleiben ungelöst. Die letzteren befinden sich in
stark aufgequollenem Zustand in der Lösung, so daß sie nicht inuner
mit Sicherheit als ungelöste Substanz erkannt werden können. Die
Lösung bezw. Mischung wird durch feine Seidengaze vom Rückstand ge-
trennt und der letztere sorgfältig gewaschen, getrocknet und zur Wägung
gebracht. Das Filtrat oder ein gewogener bezw. gemessener Teil desselben
wird auf 60° erwärmt und unter fortwährendem Umrühren Alkohol
tropfenweise hinzugefügt, so daß die von jedem Tropfen bewirkte Fällung
sich immer wieder auflöst. Sobald eine bleibende gelinde Trübung ein-
getreten ist, wird mit dem Alkoholzusatze aufgehört. Die anfanglich
geringe Trübung ergibt nach kurzer Zeit eine reichliche, flockige Fällung.
Das ausgefällte Produkt wird wieder auf feiner Seidengaze gesammelt,
mit Alkohol gewaschen, schnell vom Filter abgenommen, im Wasserstoff-
strom getrocknet und zur Wägung gebracht. Es stellt den technich
wertvollsten Anteil des Gesamtkautschuks dar und wird nach Schneider
als a-Eautschuk bezeichnet. Das Filtrat wird nunmehr mit etwa 500 ccm
Alkohol versetzt, wodurch eine zweite Fällung, der yd-Eautschuk, nieder-
geschlagen wird. Er wird in gleicher Weise wie vorher gesammelt
und gewogen. Das nunmehr verbleibende Filtrat wird zur Trockne ge-
dampft und der Rückstand wiederholt mit absolutem Alkohol ausgekocht,
wobei als unlöslich der ^'-Eautschuk zurückbleibt, während die Harze
zum großen Teil in Lösung gehen.
Der zuerst ausfallende a-Eautschuk ist der bei weitem zäheste
und beste Anteil. Der /9-Eautschuk ist weicher und der /'-Eautschuk
in noch höherem Maße klebend und weich. Man kann daher aus dem
Gehalt an a-Eautschuk, bezw. aus dem Verhältnis, in welchem die drei
Sorten in der Rohware enthalten sind, einen Schluß auf den Wert der-
selben ziehen. Noch nicht mit Sicherheit festgestellt ist, ob die mit
Chloroform nur stark aufquellende, nicht aber lösliche Substanz, welche
bei der angegebenen Ausführung der Schneid ersehen Wertbestimmungs-
methode als Nicht -Eautschuk ausgeschieden wird, in allen Fällen auch
wirklich wertlos ist. Sie ist häufig von hoher Zähigkeit, so daß sie
doch wohl nur dann als den Eautschuk verschlechternd angesehen werden
darf, wenn sie in besonders großer Menge vorhanden ist. Im letzteren
Bestunmang des Kautschuks als Nitrosit 321
Falle yermindert sie allerdings den Wert des gewaschenen Produktes,
weil sie bei der Verarbeitung der Rohware auf den Waschwalzen
schmierig wird. Diese Substanz ist stets sauerstoffhaltig und wird als
ein Zersetzungsprodukt der eigentlichen Eautschuksubstanz angesehen.
Eine ähnliche Methode hat Feudi er (Gummi-Ztg. 1904, XIX, S. 41)
Yorgescblagen. Aus der Arbeit Fendlers kommt für die wirkliche
Wertbestimmung folgendes in Betracht : £twa 3 g getrockneter Kaut-
schuk werden in 97 g Benzol unter häufigem Umschütteln gelöst, durch
Glaswolle abfiltriert und der Filterrückstand sorgfältig mit Benzol ge-
waschen. Dieser enthält, wie bei der Schneid ersehen Methode, die
nicht YoUwertigen sauerstoffhaltigen Verbindungen und die mechanischen
Verunreinigungen. Das Filtrat enthält die Kautschuksubstanz und das
Kautschukharz. Es wird gewogen oder gemessen und ein aliquoter Teil
desselben in die anderthalbfache Gewichtsmenge absoluten Alkohols
unter Schütteln eingetragen. Das Ausfallende wird auf Glaswolle ge-
sammelt, getrocknet und als Eautschuksubstanz zur Wägung gebracht.
Biese Bestimmung kann nur dann einen Wert haben, wenn das Trocknen
im Strom eines indifferenten Gases oder im Vakuum statthat. Ein
Fehler derselben liegt auch darin, daß leicht etwas Eautschukharz bei
der Fällung mit niedergerissen wird, imd es ist daher erforderlich, den
Alkohol und die Lösung vor dem Vermischen auf 50 — 60" zu erwärmen.
Unter Berücksichtigung aller Vorsichtsmaßregeln kann diese Methode da
empfohlen werden, wo es sich um die Erlangung von Vergleichswerten
handelt.
Kautächuksubsianz als NUraHL Erwähnt werden muß auch
noch eine Methode zur Bestimmung der Eautschuksubstanz in rohen
oder gewaschenen Eautschuken, welche darauf beruht, das Eautschuk-
terpen in ein Nitrosit überzufuhren. Dieses Verfahren, das sich auf
Forschungen von C. Harries (Ber. der Deutschen Ghem. Ges. XXXVI,
S. 1937) gründet, ist durch geringe Änderungen von Feudi er (Gummi-
Ztg. XVIII, 1904, S. 848) für den allgemeinen analytischen Gebrauch
verwendbar gemacht worden. Nach den Arbeiten von Harries entsteht
durch Einleiten von vollkommen trockenem Salpetrigsäuregas in eine
wasserfreie, benzolische Lösung von Eautschuk ein Nitrosit von an-
nähernd konstanter prozentischer Zusammensetzung, CgoH9QNeO]4. Da
es jedoch noch nicht mit hinreichender Sicherheit festgestellt ist, daß
die Zusanunensetzung in jedem Fall der genannten Formel entspricht,
80 ist die Methode nicht als einwandsfrei zu betrachten. Doch muß sie
der Vollständigkeit wegen hier aufgeführt werden.
Ausführung der Methode: 1 g Eautschuk wird durch Fällen
oder Extrahieren entharzt, im Wasserstoffstrom getrocknet, in 75 bis
100 ccm wasserfreien Benzols gelöst und von den suspendierten sauer-
Unienuchung^en. 5. Aufl. m. 21
322
Kantschnk und Kautschakwaren.
Fig. 68.
Stoff haltigen Anteilen durch Filtration über Glaswolle oder Seidengaze
getrennt. In die Lösung leitet man 2 Stunden lang einen flotten Strom
Ton Salpetrigsäuregas ein, welches am einfachsten aus Stärke und
Salpetersäure in bekannter Weise entwickelt und in einem Turm mit
Phosphorsäure -Anhydrid oder glasiger Phosphorsäure in Stangen sorg-
faltig getrocknet wird. Das ausgeschiedene gelbe Nitrosit wird nach
Beendigung der Reaktion noch eine Stunde lang im Benzol stehen ge-
lassen, das Benzol abfiltriert imd das Nitrosit mit Benzol oder Petrol-
äther sorgfaltig gewaschen. Da es gewöhnlich in dem Gefäß, in dem
es sich gebildet hat, fest an der Wandung haften bleibt, so ist es meist
leicht, das ganze Produkt in demselben zu behalten. Der event. dennoch
auf das Filter gekonmiene Anteil wird nach dem Trocknen in das Glas
gestäubt. Das Glas mit Substanz wird im Yakuumexsikkator oder bei
60^ im Trockenschrank getrocknet und hiemach gewogen. Den trockenen
Inhalt des Becherglases übergieBt man
mit 50 ccm Aceton, digeriert auf dem
Wasserbade und filtriert die entstandene
klare rotgelbe Lösung durch ein getrock-
netes und gewogenes Filter von den
mechanischen Verunreinigungen ab. Der
event. verbleibende Rückstand wird mit
dem Becherglase und Filter gewogen. Aus
der Differenz zwischen der ersten und der
jetzigen Wägung abzüglich des Filterge-
wichtes ergibt sich dann die Menge des ge-
bildeten Nitrosits. Die Differenz zwischen
ungelöstem Rückstand und Glas ist die
Menge der mechanischen Venmreinigungen. Aus der gefundenen Menge
Nitrosit wird der Gehalt der Probe an Kautschuksubstanz nach der
folgenden Formel berechnet:
(^80^30 NgQul . Q^^ jj^^ ^ ggf Nitrosit : x- (Kautschuk)
289 : 136 = gef. Nitrosit : x-.
Sehr empfehlenswert ist es, für die Einwirkung des Salpetrigsäure-
gases das von Weber (Fig. 68) angegebene Gefäfi zu verwenden und zur
besseren Ausnutzung des Gases 3 — 4 solcher Flaschen hintereinander zu
schalten. Die Verbindungen zwischen den Gefäßen müssen Glasschliffe
sein, die bei allen Gefäßen gleich bemessen sind, um die Reihenfolge
verändern und so schnelle vollkommene Sättigung erreichen zu können.
Bisher ist die von Schneider empfohlene Methode noch
immer die zuverlässigste, besonders wenn man noch die empfohlene
Valkanisierter Kaatschuk. 323
Vorsicht gebraucht, die in dem Chloroform nur suspendierten bezw.
aufgequollenen, sauerstoffhaltigen Körper durch Filtration abzuscheiden,
bevor man die eigentliche Eautschuksubstanz fitllt.
Für die Bewertung von Rohkautschuksorten ist häufig auch die
Bestimmung des EiweiBgehaltes von Wichtigkeit. Dies ist besonders
dann der Fall, wenn es sich um die Lagerfähigkeit weicher Rohware,
bezw. um Yerbesserungen an solchen Kautschuken handelt, die durch
den EiweiBgehalt leicht dem Verderben ausgesetzt sind. (Bei größerem
Eiweiße und Wassergehalte kann durch eintretende Fäulnis leicht eine
Tollkommene Entwertung des Kautschuks herbeigeführt werden.) Die in
den gebräuchlichen Kautschuklösungsmitteln unlösliche Eiweißsubstanz
findet sich, wenn eine der obigen Bestimmungsmethoden der Kautschuk-
substanz angewendet wird, in den Anteilen, die bei der Filtration der
ersten Mischung zurückbleiben. Sie kann in diesen Anteilen oder auch
in der gewaschenen Probe selbst qualitativ durch die bekannten
Reaktionen und quantitativ annähernd durch die Stickstoffbestimmung
nachKjeldahl bestimmt werden.
Der gereinigte Rohkautschuk ist eine amorphe, plastische Substanz
vom spez. Gewicht 0,92 — 0,96, lichtgelber bis dunkelbrauner Farbe imd
großer Elastizität, die zwischen etwa + 4 und 50^ C. sich ziemlich gleich
bleibt. Bei niedrigerer Temperatur wird er hart, bei höherer weich und
klebrig; in beiden Fällen wird der ursprüngliche Zustand nur sehr
allmählich wieder erreicht. Frische Kautschukflächen haben die Fähig-
keit, bei geringem Drucke aneinander zu kleben, so daß die vereinigten
Stücke ein Ganzes bilden.
Der Kautschuk geht leicht mit Schwefel eine additioneile Ver-
bindung ein. Das Reaktionsprodukt ist die für die Kautschuktechnik
wichtigste Substanz, der geschwefelte, sogenannte vtUkanisierte Kaut^
sehuk* Die Verfahren, die diese Reaktion bewirken, bezeichnet man
als „Vulkanisation^, und zwar werden Heiß- und Kaltvulkanisation
unterschieden. Bei der Heißvulkanisation wird Kautschuk mit mehr oder
weniger Schwefel gemischt, längere oder kürzere Zeit auf Temperaturen
erhitzt, die für den gewünschten Zweck erprobt sind. Bei der Kalt-
vulkanisation wird der zu vulkanisierende Kautschuk durch eine dünne
Lösung von Schwefelchlorür (S^Cl^) in der Kälte hindurchgeführt. Die
bei der Reaktion entstehenden Substanzen sind Weichgummi, wenn sie
relativ wenig chemisch gebundenen Schwefel enthalten. Dies ist der
Fall, wenn sie nur kurze Zeit auf Temperaturen von 120 — 135° oder
ganz kurze Zeit hindurch auf 170 — 180*^ erwärmt worden sind (Dunlop-
Fahrradreifen). Dem Weichgummi ist die Feder- und Zugelastizität des
Rohkautschuks in erhöhtem Maße eigen, aber nicht nur innerhalb der
oben erwähnten Temperaturgrenzen, sondern von sehr niedrigen Wärme-
21 •
324 Kautschuk und Kantschukwaren.
graden an bis zu Temperaturen (über 200°), bei denen die totale Zer-
setzung des Eautschukmoieküls beginnt. Die Fähigkeit, aneinander zu
kleben und äuBerer Formveränderung leicht nachzugeben, besitzt der
Weichgummi nicht mehr.
Behandelt man Kautschuk längere Zeit mit viel überschüssigem
Schwefel bei niederer (120— 135 ») oder höherer Temperatur (150— 160^),
so entsteht der Hartgummi (Ebonit), ein verhältnismäßig fester Körper,
der keine Zug-, sondern nur noch eine gewisse Federelastizität besitzt.
Während Rohkautschuk in Chloroform, SchwefelkohlenstofE', Benzolen,
Petroläther, Benzin und ähnlichen Lösungsmitteln und Äther mehr oder
weniger leicht löslich ist, ist die Löslichkeit seiner Schwefelverbindungen
um so geringer, je höher der Yulkanisationsgrad ist. Der vulkanisierte
Kautschuk wird überhaupt von chemischen Reagentien nur sehr schwer
und meist nur imter völliger Zersetzung angegriffen.
Die chemische Analyse von reinem Weich- oder Hartgummi, von
Gemischen also, die lediglich aus Schwefel und Kautschuk bestehen,
beschränkt sich neben einer eventuellen Aschenbestimmung auf die Be-
stimmung des Gesamt- und des chemisch gebundenen Schwefels. Weich-
oder Hartgummi enthält nämlich neben dem chemisch gebundenen stets
wechselnde Mengen freien Schwefels. Da dieser letztere in Aceton sich
völlig löst, so kann man ihn auf dieselbe Weise entfernen, wie es S. 318
für die sog. Kautschukharze beschrieben worden ist. Der Gewichts-
verlust nach der Behandlung mit Aceton im Extraktionsapparat ergibt
hier die Summe von Kautschukharzen und freiem Schwefel, die Differenz
im Schwefelgehalt der ursprünglichen imd der extrahierten Substanz den
freien Schwefel allein. Hierbei muß aber bemerkt werden, daß in vielen
Fällen der in Aceton lösliche Anteil des Kautschuks nach der Vulkanisation
gestiegen ist. Über die Ausführung der Schwefelbestimmung selbst etc.
s. den 3. Abschnitt.
Weichgummi enthält 2 — 10 Proz. Schwefel in chemischer Bindung^
während beim Hartgummi der Gehalt an gebundenem Schwefel 25 — 34 Proz.
beträgt. Es lassen sich indessen auch Zwischenglieder innerhalb dieser
beiden Grenzen herstellen.
Das als zweites genannte Yulkanisationsverfahren vermittelst
Schwefelchlorür geht, wie gesagt, in der Kälte vor sich. Bei demselben
tritt Schwefel imd Chlor mit dem Kautschukmolekül in chemische
Bindung. Da diese Vereinigung momentan beim Zusammenbringen er-
folgt und der dann entstandene kalt vulkanisierte Kautschuk späteren
Formveränderungen nicht mehr zugänglich ist, so ist es nur möglich,
fertiggeformte Gegenstände zu chlorosulfieren. Da ferner der flüssige
Chlorschwefel hierbei nur die Oberflächenschichten anzugreifen, nicht
aber tief einzudringen vermag, so können lediglich Gegenstände von
Rohstoffe der Kaatschakindustrie. 325
geringer Dicke nach diesem Verfahren vulkanisiert werden. Zu den
kalt vulkanisierten Produkten gehört in erster Linie der sog. Patent-
gummi. Unter diesem Namen werden speziell Platten verstanden, die
aus kompakten Blöcken auf mechanischem Wege geschnitten (nicht
gewalzt) worden sind. Aber auch gewalzte Platten und wasserdichte
Stoffe werden häufig kalt vidkanisiert. Charakteristisch für den Patent-
gummi war früher die feine, gleichmäßige Riefelung, die von der Ein-
wirkung des Schneidemessers herrührte. Heute wird diese häufig auch
künstlich durch Einpressen der gewalzten Platten in Gewebe erzielt.
Eine weitere Art, Kautschuk zu vulkanisieren, ist unbekannt. Wenn
sich oft Angaben darüber finden, daß auch Schwefelmetalle (Goldschwefel,
Schwefelalkalien oder gar Schwefelblei) die Vulkanisation zu bewirken
vermögen, so beruht das auf einem Irrtum. Lediglich der in diesen
Verbindungen eventl. enthaltene freie Schwefel wirkt vulkanisierend,
während die Sulfide selbst nur als Füll- oder Färbemittel anzusehen
sind. Wahrscheinlich spielen die Sulfide, besonders Bleisulfid (vergl.
C. 0. Weber, Gummi-Ztg. 1905, XIX, 272), jedoch als Eontaktsubstanzen
beim Vulkanisationsprozeß eine wichtige Rolle. In manchen Fällen
(Mitteilung von C. 0. Weber) sollen sie zur Einleitung der Vulkanisation
unerläßlich sein.
B. Die für die Kantschnkiiidastrie aufier Kautschuk in Betracht
kommenden Rohstoffe.
Nachdem im vorhergehenden Abschnitt über den- Rohkautschuk
und seine Wertbestimmung das Nötige gesagt worden ist, soll in diesem
Teil, bevor auf die eigentliche Analyse der Kautschuk waren, bezw.
Mischungen eingegangen wird, noch über andere in der Kautschuk-
industrie verwendete Rohstoffe berichtet werden.
Die Kautschukwaren, die zu den verschiedensten Gebrauchszwecken
in großen Mengen in den Handel gebracht werden, bestehen nur in den
seltensten Fällen aus reinem vulkanisierten Kautschuk. In erster Linie
waren es Rücksichten auf die verschiedenen Verwendungsarten, welche
dazu führten, mannigfache Beimengungen anorganischer wie organischer
Natur den Rohkautschuken bei der Verarbeitung zuzufügen. Bann aber
trat ebensosehr das Bestreben hervor, dutch derartige Fremdkörper
Verbilligungen und zuweilen auch Täuschungen hervorzurufen.
(Es ist daher wichtig, bei der Beurteilung der analytischen Daten
besonders darauf Rücksicht zu nehmen, zu welchem Zweck die Zusätze
gemacht wurden, und festzustellen, ob diese Zusätze dem gewünschten
Zwecke entsprechen oder doch indifferent sind, oder ob sie als direkte
Schädlinge angesprochen werden müssen. Jedenfalls verändern die Bei-
326
Kautschuk ood Kaatschnkwaren.
mengungen den Wert und die Eigenschaften der Kautschuk-waren in den
weitesten Grenzen.)
Kaum eine Verbindung der anorganischen und organischen Chemie
ist nicht bereits auf ihre Verwendbarkeit für die Zwecke der Kautschuk-
fabrikation geprüft worden. Wenn auch der Gebrauch vieler wieder
rasch verlassen wurde, so sind doch noch eine groBe Menge übrig
geblieben, die sich teils häufig, teils vereinzelt in Kautschukwaren finden.
Die wichtigsten sind:
Anorganische Füll- und Befestigungsstoffe:
Aluminium,
Eisen,
Zink,
Messing,
Bleioxyd,
Mennige,
Bleiweiß,
Schwefelblei,
Bleisulfat,
Bleichromat (Chrom-
gelb),
Zinkoxyd,
Schwefelzink,
Lithopon,
Faktis, weifi,
Faktis, braun,
Fette Öle,
Lanolin,
Kolophonium,
Weich- und Hartharze,
Harzöle,
Schwerspat,
Goldschwefel,
Zinnober,
Eisenoxyde,
Atzkalk,
Kreide,
Schwefelcalcium,
Gips, wasserfrei,
Gips, wasserhaltig,
Magnesia,
Magnesiumkarbonat,
Magnesium-
Aluminiumsilikate,
(Infusorienerde,
Organische Füllstoffe:
CeresLn,
Paraffin,
Wachs,
Asphalt (Bitumen),
Weichpech (Teer),
Kien- und Lampenrufi,
Stärke,
Kieselgur,
Talite,
Floridaerde,
Meerschaum,
Asbest,
Talkum,)
Ton (verschieden
gefärbt),
Glimmer,
Glas,
Bimssteinpulver,
Anorganische Farb-
stoffe.
Dextrin,
Kartoffelmehl,
Faserstoffe(Zellulose),
Altgummi,
Regenerierter Gummi,
Viskose,
Organische Farbstoffe.
Da außerdem meist eine ganze Reihe dieser so verschiedenartigen
und zum Teil selbst wieder kompliziert zusammengesetzten Substanzen
gleichzeitige Verwendung bei der Herstellung eines Musters fiinden, so
begreift es sich, daß für den Analytiker die Untersuchung der Kautschuk-
waren noch immer ein sehr schwieriges und wenig betretenes Feld
bildet.
FcikbU. Von den organischen Füllmitteln der Gummi waren spielen
die bedeutendste Rolle die sogenannten Kautschuksurrogate oder Faktices.
Faktie. 327
Man benutzt zwei Sorten von derartigen Surrogaten, den sogenannten
weiBen Faktis und den braunen, bezw. schwarzen.
Weifäer FakUs* Die ersteren Sorten, yon hellgelber bis fast
weißer Farbe, sind lockere krümelige, elastische Massen, die beim Be-
handeln von fetten Ölen, vor allem von Rüböl und Cottonöl, mit Schwefel-
chlorür erhalten werden. Zu den besonders geschätzten französischen
weiBen Faktissorten wird vielfach Rizinusöl verwendet. Neuerdings
kommen diese Produkte häufig in schön gefärbter Ware zur Verwendung.
Für diesen letzteren Zweck werden die Ole, vor der Einwirkung von
Schwefelchlorür, durch öllösliche organische FarbstojQFe mehr oder weniger
stark gefärbt. Solche Lösungen werden im Verhältnis 1 : 100 bis 1 : 300,
je nach der Ausgiebigkeit des angewandten Farbstoffes, hergestellt.
Der chemische Vorgang bei der Bildung fester Produkte der fraglichen
Art aus fetten Ölen ist etwa der gleiche, wie bei der Vulkanisation des
Kautschuks durch Schwefelchlorür. Es lagert sich Chlor und Schwefel
direkt dem Ol -Molekül, resp. den in diesem vorhandenen ungesättigten
Glyzeriden an. Die so gebildeten festen Produkte enthalten 6 — 8 Proz.
Schwefel und äquivalente Mengen Chlor, was der absoluten Gewichtsmenge
Schwefel annähernd gleichkommt. Soweit sie vollkommen mit Schwefel-
chlorür gesättigt sind, sind sie in den organischen Lösungsmitteln ohne
Zersetzung nicht löslich. Behandelt man sie indessen mit alkoholischem
Kali oder Natron in der Kälte oder Wärme, so verhalten sie sich genau wie
die nicht chlorosulfieiten Glyzeride und lösen sich unter Bildung von
wasserlöslichen Seifen auf. Bei dieser Seifenbildung wird das Chlor fast
quantitativ abgespalten, während der Schwefel unverändert an die
Fettsäure gebunden bleibt. Wird daher aus dieser Seife die Faktis-
säure wieder abgespalten, so enthält letztere den gesamten Schwefel,
der in dieser Fettsäure quantitativ bestimmt werden kann. Das Chlor
ist überhaupt im Faktis äußerst labil. Auch beim heißen Vulkanisieren
von Gummimischungen, die solche weißen Faktices enthalten, wird es zum
größten Teil, wohl in Form von Salzsäure, abgespalten. Weißer Faktis
wirkt daher in Mischungen, die für die heiße Vulkanisation bestimmt
sind, stets schädlich. Werden derartige Mischungen, wie es leider
häufig geschieht, z. B. für Stoffgummierungen verwendet, die heiß vul-
kanisiert werden sollen, so kann das abgespaltene Chlor eine Zerstörung
des Stoffes herbeiführen, jedenfalls aber bewirkt es stets eine Lockerung
des Gewebes.
Brauner FakHs. Im Gegensatz zu den beschriebenen Verbindungen
enthalten die braunen und schwarzen Faktices kein Chlor. Sie werden
durch Erhitzen von fetten Ölen — ursprünglichen oder oxydierten — mit
Schwefel auf höhere Temperatur hergestellt, sind also, wie die weißen
Faktices mit dem kaltvulkanisierten, mit dem heißvulkanisierten Kautschuk
328 Kautschuk und Kautschukwaren.
yergleichbar. Sie kommen zumeist in Form von rot- bis gelbbraunen
und schwarzen, ziemlich elastischen Platten oder Stücken, aber auch als
gemahlenes Pulver in den Handel und zeigen einen stark wechselnden
Schwefelgehalt. Neben Mustern mit 15 — 18 Proz. Schwefel kommen
auch solche mit 4 — 6 Proz. vor. Auch diese sonst schwerlöslichen
Körper lösen sitsh unter Bildung geschwefelter fettsaurer Salze in al-
koholischem Alkali. Nicht alle im Handel befindlichen Faktices bestehen
aber lediglich aus chlorosulfierten oder oxydierten fetten Ölen. Viele
Sorten enthalten noch anorganische Bestandteile, andere wieder unver-
seifbare (Paraffinkohlenwasserstoffe) Ole und die meisten nicht sulfierte
fette Ole.
Auf die Wertbestimmung der Faktis-Sorten ist ein großes
Gewicht zu legen, weil ungenügend geschwefelte Produkte oder solche,
welche aus schlecht gekochten Ölen durch spätere Schwefelung ge-
macht worden sind, beim Lagern der damit hergestellten Gummiwaren
grofie Schädigungen hervorrufen können. Wichtig ist in erster Linie,
dafi die Faktices nicht schmierig, sondern krümelig sind. Von einem
guten Faktis darf man verlangen, daß er nicht mehr wie 1 Proz. freien
Schwefel enthält, daß sein Aschengehalt nicht über 3 Proz. liegt und daß
er nicht mehr wie 5 Proz. Mineralöl enthält, es sei denn, daß dieser
Gehalt an Paraffinkohlenwasserstoffen genau bekannt oder angegeben
ist. So weiß jeder Konsument genau, daß die als Para fran^ais be-
zeichnete gelbbraune Ware 15 bis 20 Proz. festes Paraffin enthält, und
nimmt darauf bei der Verwendung Rücksicht. Der freie Schwefel, freies
fettes Ol etc. imd Mineralöl, bezw. Paraffinkohlenwasserstoffe werden
zusammen durch Extraktion mit Aceton im Soxhlet- oder Zuntz-Extrak-
tionsapparat bestimmt und zur Wägung gebracht. Die Mineralöle, bezw.
die Paraffinkohlenwasserstoffe allein werden nach dem Verseifen in der
üblichen Weise nach der Methode von Spitz u. Honig bestimmt (vergl.
Band III, S. 128). Die Bestimmung des gesamten Chlor- und Schwefel-
gehaltes im weißen und des Schwefels im braunen Faktis, ebenso wie
die Bestimmungen des chemisch gebundenen Schwefels im Rückstand des
Acetonextraktes werden in der gleichen Weise ausgeführt, wie dies bei
der Kautschukanalysc ausführlich beschrieben wird (vergl. S. 336 — 340).
Die Bestimmung nach Gar ins ist in keinem Fall anwendbar. Will man
gleichzeitig Chlor imd Schwefel in einer Probe bestimmen, so fügt man bei
der Zersetzung der abgewogenen Proben im Schäl chen oder Becherglase
durch Salpetersäure gleich etwas Silbemitrat hinzu, wodurch die frei-
werdende Salzsäure sogleich gebunden wird. Die Bestimmung der Asche
wird in gewöhnlicher Weise, bezw. schneller nach der für die Aschen-
bestimmung in Kautschukwaren weiter unten S. 335 angegebenen Methode
ausgeführt.
Ges. Substanz dient zur Be-
stimmung und qualit. Unter-
suchung der Asche und zur
S chwef elbestimmr iig.
Bestimmimg von organischeD Rohstoffen. 329
Zusammenstellung der Analyse.
a) Ausführung. 1. Extraktion von 2 g mit Aceton bis zur
Erschöpfung:
In Losung gehen; freier Schwefel, freie fette öle, Mineralöl und
Paraffinkohlenwasserstoffe, organ. Farbstoffe etc.
Ungelöst bleiben: Aschenbestandteile,
Geschwefelte und
chlorgeschwefelte
fette Ole,
mm
Oxydierte fette Ole.
2. Im Ausgangsmaterial.
Bestimmung des ges. Schwefels,
Bestimmung der ges. Asche,
Bestimmung der Mineralöle n^h Spitz und Honig (S. 128).
b) Interpretation. Gehalt an Mineralölen und Paraffinkohlen-
wasserstoffen, Asche, gesamtem und gebundenem Schwefel ergibt sich
direkt aus den analytischen Daten. Berechnet wird der freie Schwefel
aus der Differenz des gesamten und des gebundenen Schwefels, das freie
fette Öl aus der Differenz des gefällten Acetonextraktes minus der
Simime aus Mineralöl und freiem Schwefel.
Andere organische Rohstoffe: Neben Faktis sind Yon anderen
organischen Füllmitteln die wichtigsten: Asphalt, Teer, Pech, Mineral-
öl, Paraffin, Ceresin, Wachs, fette Öle ziemlich häufig, besonders bei
Mischungen mit regeneriertem Kautschuk und Harzölen, selten Harz und
Lanolin. Über die Untersuchung dieser Bestandteile ist das Nötige
unter den betreffenden Abschnitten dieses Werkes zu finden. Für die
verwandten Teere, Peche, Öle etc. ist die wichtigste Bedingung voll-
kommene Wasserfreiheit. Im einzelnen ist folgendes besonders
bemerkenswert:
AspIuUiL Der zu Gummimischimgen verwendete Asphalt soll in
jedem Fall ein reines Naturprodukt und aus dem Gestein durch Aus-
saigerung oder Extraktion gewonnen sein. Am geeignetsten sind die-
jenigen Bitumina, deren Erweichungspunkt nach der Methode von
Krämer und Sarnow (vergl. Band II, S. 743 ff) nicht unter 30—350 0.
liegt. Besonders wertvoll sind die selteneren Sorten, die um 50^0.
erweichen und einen hohen Gehalt an chemisch gebundenem Schwefel
aufweisen (Einzelheiten der Untersuchung s. Bd. III, S. 61). Zu bemerken
ist, daß sich ein Teil des Asphaltes in Aceton löst.
Pech* Das in der Gummischuhfabrikation in großer Menge ver-
wendete Steinkohlenteerpech wird gewöhnlich in den Gummifabriken
selbst durch Einkochen von Teer dargestellt. Sein Erweichungspunkt
liegt selten unter 52^0., und der Gehalt an koksartigen Bestandteilen
330 Kautschuk und Eautschakwaren.
ist durch die Art des Kochens sehr hoch (15 — 35 Proz.). Da dieser •
Koks häufig hart ist, so ist nach Möglichkeit darauf zu halten, daß der
Rohteer, welcher zur Darstellung des Peches verwendet wird, wenig
Koks enthält, und daß seine Weiterbildung durch Vermeidung der Über-
hitzung der Kesselwände hintenangehalten wird. (Über die Bestimmung
des Koksgehaltes s. Band. II, S. 730.) Bei der Untersuchungsmethode
der Kautschukwaren kommt dieser Koke stets als Ruß mit in die
Analysenberechnung und ist von diesem nicht zu trennen. Ebenso geht
ein Teil des Teeres mit in das Acetonextrakt, da sich der Teer in
diesem Lösungsmittel zum großen Teil löst. Eine genaue Pechbestimmung
in Kautschukwaren ist deshalb nicht ausfuhrbar.
JBenzal und Sdventnaphtfuu Die Steinkohlenteerdestillate sind
hervorragend gute Lösungsmittel für Kautschuk. Für die Verwendung
bei der Gummifabrikation kommen nur sehr reine Produkte in Frage,
weil sie in den damit dargestellten Waren keinen Geruch hinterlassen
dürfen. Man muß an dieselben die höchsten Anforderungen auf Reinheit
stellen. (Einzelheiten über die üntersuchungsmethoden s. Bd. II, S. 746 ff.)
Die zweckdienlichsten Produkte der Steinkohlenteerdestillate sind die
gut gewaschenen Benzol- und Xylolfraktionen. Die Xylolfraktion, welche
als Solventnaphtha für die Kautschukindustrie im Handel ist, soll zu
95 Proz. bis 140» sieden. (Einzelnes Gummi-Ztg. 1903, XVII, S. 793.)
Schdeferöl (Shale Oil). Das besonders in England mannigfach
gebrauchte leichte Schieferöl soll für den vorliegenden Zweck keine
über 140^ siedenden Anteile haben. Der Siedebeginn kann um 80®
ungefähr liegen. Es ist ein Produkt, welches Benzol, Paraffin und
Naphthenkohlenwasserstoffe in bisher nicht bestimmten Anteilen enthält.
Benzin, Die für Lösezwecke bisher noch immer am meisten
verwandte Flüssigkeit ist das Benzin aus Petroleum. Außer zum Lösen
dient es zum Verdünnen des Schwefel chlorürs für die Zwecke der
Kaltvulkanisation, ist hier etwas geringwertiger wie Benzol und steht
hinter Schwefelkohlenstoff erheblich zurück. Bei Auswahl der Benzine
ist sehr darauf zu achten, daß sie weder zu niedrig noch zu hoch
sieden. Im erster en Fall erleidet man durch die zu große Flüchtigkeit
unverhältnismäßige Verluste; auch ist die Lösefähigkeit der niedrig
siedenden Anteile für Kautschuk eine geringere, was für die Herstellung
wasserdichter Stoffe und nahtloser Kautschukwaren von Belang ist. Ein
zu hoher Siedepunkt hat aber noch viel schlinmiere Folgen. Die höher
siedenden Anteile erteilen den Stoffen einen unangenehmen, nur sehr
schwer aus ihnen wieder zu entfernenden Geruch. Man wählt deshalb
die zu 95 Proz. von 100 — 140^ siedenden Anteile aus.
Megenerierier KatUschuk» Ein in größter Menge zur Verwendung
kommendes Produkt ist der regenerierte Kautschuk. Seine Untersuchung
Anorganische Rohstoffe« 331
ist für die Bewertung der Kautschukwaren von größter Bedeutung, da
seine äuBeren Eigenschaften ein durchaus trügerisches Bild geben.
Festgestellt werden muß in erster Linie der Aschengehalt und die
Menge und Art des in Aceton löslichen Anteiles. Auch der Faktis geht
durch die meisten Regenerations Vorgänge zum großen Teil in eine in
Aceton lösliche Form über. Freier Schwefel soll nicht oder doch
nicht in erheblicher Menge vorhanden sein oder aber sein Gehalt genau
angegeben werden, um ihn in Rechnung ziehen zu können. Ein nur
durch Zusatz von viel Miueralöl, von ParaffinkohlenwasserstofPen oder
Harzöl wieder plastisch gemachter Altgummi ist schon durch diese Zu-
sätze minderwertig und wird es noch mehr dadurch, daß in solchen
Waren stets auf den wirklichen Kautschukgehalt viel Asche kommt.
Das spezifische Gewicht kann einen Ajihalt, aber keine endgültige Wert-
bestimmung geben.
Die argtmiachen JFarbsioffe» In Frage kommen die Lackfarb-
sto£fe und die wasserunlöslichen, aber in Öl, bezw. Kohlenwasserstoff
löslichen Farbstoffe für kalt zu vulkanisierende Waren. Die Untersuchung
derselben erstreckt sich auf den Aschengehalt, während ihre Identifizierung
in das Gebiet der Farbenchemie fallt. Die zuverlässigsten Methoden
sind die spektralanalytischen (siehe die Spezial werke von Formanek,
„Spektral analytische Untersuchung der Farbstoffe^ und von Eder und
Valenta, Wien, „Beiträge zur Photochemie, Spektralanalyse etc."; vergl.
auch Band II, S. 828 ff. und den Abschnitt „Organische Farbstoffe" in
Bd. III).
Die Stoffe, welche zur Gummierung und als Zwischenlagen zur
Verwendung kommen, . sollen frei von Appretur sein und die gefärbten
keine Kupfersalze als Beizen enthalten. Es ist nötig, sie hierauf zu
prüfen, weil beim Vorhandensein solcher Beizen die Gummierung, be-
sonders bei längerem Lagern, Schaden nimmt.
SchwefeL Einer der wichtigsten Rohstoffe ist der Schwefel. Über
seine Untersuchung s. Bd. I, S. 265 ff. Die hauptsächlichsten Anforderungen,
die für die Kautschukfabrikation an denselben gestellt werden müssen,
sind die vollkommene Freiheit von Feuchtigkeit und von Säure, sowie
ein hoher Grad von Feinheit.
Sch/wefelchlarür» Um eine reguläre, kalte Vulkanisation zu er-
zielen, muß der verwendete Chlorschwefel möglichst rein sein. Ist
Schwefelchlorid (SCI3), oder, was dasselbe sagen will, ein Überschuß
von Chlor in ihm vorhanden, so erhält man rissige, spröde (verbrannte)
Oberflächen, während freier Schwefel, der sich in unreiner Ware oft in
großen Mengen findet, ein baldiges Ausblühen und Grauwerden der
Kautschukflächen bewirkt. Immerhin ist der letztere weniger gefährlich
und kann ein überschüssiger Schwefelgehalt von 3 — 5 Proz. noch geduldet
332 Kautschuk und Kantschukwaren.
werden. Die Analyse des Schwefelchlorürs wird nach Weber folgender-
maßen ausgeführt:
Eine kleine, gut schließende Flasche mit Schwefelchlorür wird
gewogen, dann 20. — 30 g daraus in eine etwa zur Hälfte mit Wasser
gefüllte Literflasche abgegossen und der Rest zurückgewogen. Die Liter-
flasche wird nun mit aufgesetztem Stopfen so lange geschüttelt, bis keine
öligen Tropfen mehr sichtbar sind, dann kurze Zeit auf dem kochenden
Wasserbad erhitzt, nunmehr für jedes Gramm zersetztes Ghlorür 1 com
Salpetersäure (spez. Gew. 1,42) hinzugefügt, tüchtig geschüttelt und erkalten
gelassen. Hierauf füllt man zur Marke auf, filtriert durch ein trockenes
Faltenfllter und bestimmt in einem aliquoten Teil das Ghlor gewichts- oder
maßanalytisch. Aus dem Ghlorgehalt wird der Gehalt an S^ Gl^ berechnet,
ebenso ein etwaiger Überschuß an Schwefel oder Chlor (als SClj).
Gcidachwefel» Das technische Schwefelantimon (Goldschwefel)
enthält stets mehr oder weniger große Mengen freien Schwefels. Selbst
reinster technischer Goldschwefel enthält ca. 8 Proz. Schwefel, dessen
Bildung im Lauf seiner Herstellung nicht zu vermeiden ist. Außerdem
Terkaufen aber die Fabrikanten eine gro^e Reihe von Sorten Gold-
schwefel, die sich durch die Menge des ihnen mechanisch beigefügten
Schwefels (20, 30, 50 Proz. etc.) unterscheiden und deren Schwefelgehalt
meist den Käufern garantiert wird. Zur Bestinmiung des freien Schwefels
extrahiert man eine im Exsikkator getrocknete, gewogene Probe im
Soxhlet-Apparat mit Schwefelkohlenstofif, trocknet den Rückstand, wägt
und bestimmt den Schwefel aus der Differenz. Das Verhältnis des an
Antimon gebundenen Schwefels zum Metall wechselt in den Handels-
waren sehr, wie folgende Analysen zeigen mögen.
A -n C Ti F ^^uies Fabrikat Ton
Henriquea dargestellt
SiOa 2,85 — 0,60 1,56 — _ —
CaSO^ 15,45 3,38 6,55 14,33 _ — —
Freier S . . . . 17,10 8,55 11,06 24,00 40,06 8,10 8,80
Sb ..... . 44,03 61,28 53,54 41,53 40,30 58,24 58,84
an Sb gebundener S 19,97 27,57 27,91 18,30 19,09 33,47 32,36
— SbaSs . . . . 16,54 21,84 43,18 13,64 20,45 66,66 58,14
= 4- Sbj S3 . . . 47,46 67,01 38,27 46,19 38,94 25,05 33,06
Die Ausführung der Analyse geschieht in folgender Weise: Es
wird Yj g der Probe mit konzentrierter Salpetersäure zweimal eingedampft
imd dann mit Soda-Salpeter geschmolzen. Die Schmelze wird mit ver-
dünnter Salzsäure unter Zusatz von Weinsäure gelöst, zu 100 ccm auf-
gefüllt und im aliquoten Teile das Antimon als Schwefelantimon, der
Schwefel als Baryumsulfat gefällt.
Untersachong von Kautschakwaren. 333
Der freie Schwefel wird durch Extraktion von 1 — 2 g Substanz
mit Schwefelkohlenstoff im Soxhlet-Apparat und Differenzwägung be-
stimmt. Bei den besseren Sorten entspricht die Durchschnittszusammen-
setzimg des vom freien Schwefel befreiten Goldschwefels etwa der
Formel SbaS4.
Zinnober^ Der Zinnober wird zur Herstellung des Zahngummis
(Eautschukmasse für Zahnärzte) in einer Reihe von verschiedenen Nuancen
verkauft, die alle, soweit es sich um reelle Waren handelt, aus reinem
Zinnober bestehen, der nur z. T. mit kleinen Mengen wasserunlöslicher
Anilinfarbe gefärbt ist. Durch Extraktion dieser Waren mit Äther be-
stinmit man den Gehalt an organischem Farbstoff. Die Entscheidung
darüber, welches Farb-Individuum vorliegt, fällt ins Gebiet der Farben-
chemie. Es scheinen meist Azofarbstoffe und Eosine zur Verwendung
zu kommen.
IHe l>eckkrafi der anarganUchtn Farbstoffe erkennt man am
besten durch Anreiben derselben mit Ol auf einer reinen und trockenen
Glasscheibe. Die erzielten Mischungen müssen voll gefärbt und nicht
durchscheinend sein.
An die nicht erwähnten organischen und anorganischen Füll- und
Hilfsmittel werden keine besonderen Anforderungen gestellt.
C. Die analytischen Methoden der Untersuchnng von Kantschnk-
waren nnd ihre AnsfÜhrong im einzelnen.
Henriques war es, welcher zuerst die Kautschukanalyse mit den
Hilfsmitteln logischer chemischer .Erkenntnis angriff imd ihr so Gestalt
gab. Die grundlegenden und weiter die ausführenden Arbeiten finden
sich in den Jahrgängen 1892 — 1900 der Chemiker- und Gummizeitung.
Den analytischen Arbeiten von Henriques reihen sich in erster Linie
die von C. O.Weber an.
Unter Berücksichtigung der in den vorhergehenden Abschnitten
beschriebenen Eigenschaften des Kautschuks, der Befestigungs-, Füll-
und Yerbilligungsmittel ist aus den Arbeiten der genannten Forscber
und einigen neueren die im folgenden beschriebene Methode entwickelt
worden, die es ermöglicht, die Zusammensetzung einer Kautschukware
mit ziemlicher Sicherheit festzustellen. Da die mannigfachen Zusätze
meist unrein und von verschiedenartiger Beschaffenheit sind, ist es in
der Regel allerdings nicht möglich, diese Zusätze ihrer Art nach voll-
kommen festzulegen. Es können vielmehr nur ihre einzelnen Kompo-
nenten auf analytischem Wege ermittelt werden. Femer ist es bisher
nur in wenigen Fällen angängig, aus der chemischen Analyse sichere
Schlüsse auf die Herkunft des Rohkautschuks zu ziehen.
334 Kaatschak and KautschukwareD«
Die AasfiUuningrsweise
der vorbereitenden und einzelnen Arbeiten«
!• HersteUung eines DurchächnUtgnmsiers» Bei der Fabrikation
von Kautschukwaren wird zunächst der Rohkautschuk mit Schwefel und
den übrigen Zusatzmitteln auf den sogenannten Mischwalzen zusammen-
geknetet. Diese Arbeitsweise macht es begreiflich, dafi die technischen
Artikel keineswegs immer ein in sich völlig homogenes Material dar-
stellen. Soll die Analyse deshalb die durchschnittliche Zusammensetzung
der Waren ergeben, so ist die sorgfältige Herstellung eines Durchschnitts-
musters aus nicht zu kleinen Materialproben erste Bedingung. Für diese
•
Zwecke führe man die letzteren, wenn irgend tunlich, in ein möglichst
feines Pulver über. Dieses wird am sichersten dadurch erreicht, daß
man das zu untersuchende Muster, unter Verwendung einer groben Eisen-
raspel, gut zerkleinert.
Bei Hartgummiartikeln und bei kompakten Weichgummiwaren ge-
lingt das sehr leicht. Aber auch dünnere Weichgummiplatten, Röhren etc.
bieten meist keine Schwierigkeiten, wenn man sie zu dickeren Rollen
wickelt, fest zusammenbindet und nun in der Querrichtung raspelt.
Lediglich unvulkanisierte Muster, sehr weiche Patentgummis, Kautschuk-
stoffe und dergl. lassen sich nicht pulverisieren. Man knetet diese,
wenn angängig, gut durch und schneidet alsdann Streifen in der Richtung
der diagonalen und der Mittellinien heraus, die gut gemischt werden.
Es ist von verschiedenen Seiten vorgeschlagen worden, für diese Zer-
kleinerung und für die Darstellung des Durchschnittsmusters kleine
Mahl- oder Waschwalzen anzuwenden, .um einmal von größeren Mengen
einen gleichmäßigen Durchschnitt erzielen zu können und dieselben
gleichzeitig zu zerreißen. Wir möchten diese Art der Darstellung des
Durchschnittsmusters nicht empfehlen, weil, besonders bei den vulkani-
sierten Waren, durch das starke Arbeiten der Walzen eine Depolymeri-
sation des Kautschuk-Moleküls Platz greifen kann, wodurch die Löslich-
keitsverhältnisse und dadurch die Analvsen-Resultate nachträglich be-
einflußt werden können.
2. Iku Trocknen der IkurchschnUtsprobe* Das Trocknen der
Proben ist eine Operation, welche beim Gang der Analyse sich oft
wiederholt und auf die besondere Sorgfalt verwendet werden muß. Am
besten ist es, die Muster in Porzellanschiffchen abzuwägen, solche zu
mehreren in ein weites Glasrohr zu bringen und im Wasserstoff oder
Kohlensäurestrom bei einer Temperatur von 80 — 95® zu trocknen. Bei
dieser Arbeitsweise ist keinerlei Zersetzung zu befürchten. Trocknet man
im luftverdünnten Raum, so muß man die Vorsicht gebrauchen, vor dem
Offnen des Gefäßes ganz abkühlen zu lassen und anstatt Luft am besten
Aschenbestimmcmg. 335
ein indifferentes Gas in dasselbe hineinzulassen. Letztere Arbeitsweise
ermöglicht zwar- die Anwendung einer niedrigen Temperatur, hat aber
sonst mancherlei Nachteile. Die vielfach verwendete Trocknung im
Leuchtgasstrome ist zwar sehr einfach und kann wohl für oberflächliche
technische Untersuchungen herangezogen werden, in keinem Fall aber
ist sie für eine genaue Analyse verwendbar, weil der Kautschuk in jedem
Fall erhebliche Mengen der Kohlenwasserstoffe aus dem Gase zurückhält.
Die Trocknung an der Luft im Trockenschrank bei 100 bis 105^ 0. end-
lich hat den Nachteil, daß die, besonders bei gefüllten vulkanisierten
Waren leicht eintretende Oxydation des Kautschuks nicht vermieden
werden kann. Wohl die meisten Differenzen, welche, besonders bei den
wissenschaftlichen Arbeiten auf diesem Gebiete, bei der Eiementaranalyse
erhalten wurden, sind auf eine ungeeignete Trocknung zurückzuführen.
3» AgchenbeMnMnunff und quaUUMve Anatyse der nUneraU^
9chen Bestandteile» Der Aschengehalt wurde früher als wichtigste
Konstante einer jeden Kautschukanalyse angesehen. Natürlich gibt er
stets annähernde Werte für die Summe der vorhandenen anorganischen
Bestandteile. Dennoch können sich immerhin Differenzen von mehreren
Prozenten ergeben, da bei der Yeraschung Karbonate und Sulfate mehr
oder weniger weit zersetzt, Oxyde geschwefelt werden und flüchtige
Metallverbindungen entweichen. Die trotzdem bei beschwerten Waren
als erste Bestimmung stets auszuführende Yeraschung kann daher nicht
als absolut maßgebend angesehen werden; sie dient indessen einerseits
zur Kontrolle der anorganischen Einzelbestimmungen, andererseits ist
sie notwendig für die später zu besprechende Berechnung des Faktis-
gehalts nach Henriques. Zur Ausführung der Aschenbestimmung
werden etwa 0,5 g der Durchschnittsprobe in einem flachen, außen un-
glasierten Porzellanschälcben von ca. 5 cm Durchmesser, unter Anwen-
dung folgender Yorsichtsmaßregeln, erhitzt. Asbest- oder Blechscheiben
werden mit runden Ausschnitten von B — 4 cm Durchmesser versehen,
und in diese die Schale hineingesetzt. Es wird nun mit kleiner Flamme
langsam der Kautschuk und die organische Substanz wegsublimiert, ohne
daß das Abziehende Feuer fängt. Es gelingt so in den meisten Fällen,
nur mit geringer Rußabscheidung, oder gänzlich ohne eine solche, die
organische Substanz zu verjagen. Wird in gewöhnlicher Weise die Yer-
aschung ausgeführt, so entsteht stets in größeren Mengen Ruß, welcher
erst durch längeres Glühen zu entfernen ist. Durch die im letzteren
Falle erforderliche höhere Temperatur wird die Genauigkeit der Aschen-
bestimmung herabgemindert und viel Zeit verloren. Bei sorgfältiger
Ausführung dauert eine Aschenbestinunung nicht länger wie 10 — 20 Min.
und erfordert nur mäßige Temperatur, bei der eine Zersetzung des Kar-
bonats z. B. ausgeschlossen ist. Die Asche wird abgewogen und zur
336 Kautschuk und Kautschukwaren.
Ausfuhrung der qualitativen Untersuchung nach dem üblichen Analysen-
gang benutzt.
Bei unbeschwerten Kautschukwaren ergibt die Aschenbestimmung
den geauen Gehalt an mineralischen Verunreinigungen, die selbst bei gut
gewaschenen Rohkautschuken mehrere Zehntel Prozente, ja bei einzelnen
Sorten mehrere ganze Prozente zu betragen pflegen.
4* Quantitative JBeMtnmung des CfesamtachwefeU und der
nUneraUgchen Bünzeibeetandteile (Zsch. f. angew. Chemie 1899, 802).
Diese Bestimmungen sind gegen früher etwas vereinfacht und geben wir
dieselben in den bei uns und anderswo üblichen Ausfuhrungsformen an.
a) Ca. 1 g der zerkleinerten Burchschnittsprobe wird in einem
kleinen Philippsbecher mit AusguB abgewogen und sofort mit 15 — 20 ccm
konzentrierter, reiner Salpetersäure vom spez. Gewicht 1,4 übergössen.
Nach kurzem Stehen wird der Becher, welcher mit einem durchlochten
Uhrglas bedeckt ist, auf ein kaltes Wasserbad gesetzt und dieses langsam
angewärmt. Die eintretende Reaktion ist in keinem Falle so stark, daß
ein Spritzen stattfindet. Nach etwa einer Stunde ist die Reaktion vor-
über. Die Mischung wird noch heiß in die bekannte, außen unglasierte
Aschenschale von ca. 5 cm Durchmesser hineingegossen und auf dem
Wasserbade abgedampft. Man beläßt den kleinen Glasstab, an dem
man die Mischung aus dem Becher in die Schale gegossen hat, in der
letzteren während der ganzen später folgenden Behandlung. Den Philipps-
becher spült man mit konzentrierter oder rauchender Säure nach. £s
ist empfehlenswert, nach Yerjagung der angewendeten Salpetersäure
den Schalenrückstand nochmals zweimal mit je 3 ccm rauchender
Salpetersäure zu behandeln. Ist derselbe hiemach bis zu zähester Sirup-
konsistenz eingedickt, so verrührt man ihn. in der Wärme sorgfaltig mit
einem feinpulverigen Gemisch aus reiner Soda und Salpeter (i. V. 5:3)
zu einem gleichmäßigen, anscheinend trockenen Pulver und überstreut
dieses noch genügend mit dem Salzgemisch. £s folgt dann der zweite
Teil der Operation, die Schmelze, die im Anfang sehr vorsichtig und
unter ganz allmählicher Steigerung der Temperatur vorgenommen werden
muß, um plötzliche Yerpuffungen zu vermeiden. Man setzt hierzu das
Schmelzschälchen etwa 5 cm über eine ganz kleine leuchtende Bunsen-
flamme, die dann langsam höher geschraubt wird, und überdeckt das
erste re noch mit einem zweiten Schälchen derselben Form (Hohlseite
nach unten). Vom Deckschälchen wischt man von Zeit zu Zeit das
anfänglich destillierende Wasser ab, damit nicht etwa ein Tropfen zurück-
fällt und so eine plötzliche Reaktion herbeiführt. Tritt dennoch einmal
eine Verpuffung ein, so bleiben weggeschleuderte Teilchen in der Deck-
schale, wo sie später für sich mit Soda-Salpeter geschmolzen werden.
Unter normalen Yerhältnissen aber schwärzt sich die Masse allmählich
Bestimmong des Schwefels in Kautschukwaren. 337
an den Rändern und kann dann kräftiger geschmolzen werden, während
in der Deckschale sich nur braune, schwefelfreie Destillationsprodukte
festsetzen. Dauer der Schmelze, die man gegen Schluß, nach Abnahme
der Deckschale, durch Rühren des mit der Tiegelzange gefaßten Glas-
stäbchens beschleunigt, ly^ — ^Vs Stunden.
Die Schälchen werden mit einer dünnen Innenglasur für diesen
Zweck Yon der Firma Haldenwanger, Charlottenburg, besonders her-
gestellt. Zu empfehlen ist es, die Schmelze in den Schalen nicht ganz
kalt werden zu lassen, sondern sie über ganz kleiner Flamme mäßig
abzukühlen und noch warm mit siedendem Wasser die Krusten zur
Lösung zu bringen. Nachdem die Schälchen einige Male ausgespritzt
sind, pflegen sie rein zu sein, und es gelingt sehr leicht, die Alkali-
sulfate Yon den Karbonaten und Oxyden der Metalle imd Erden zu
trennen. Der nicht in Lösung gehende Schaleninhalt wird zu dem
Zweck auf einem kleinen Filter gesammelt und solange mit siedendem
Wasser ausgewaschen, bis das ablaufende Filtrat keiae Schwefelsäure-
reaktion mehr- gibt.
Nur falls größere Mengen Kieselsäure yorhanden sind, worüber
die qualitative Analyse der Asche bereits Auskunft gegeben hat, kann
ein Teil derselben gelöst sein. Man dampft alsdann das mit Salzsäure
angesäuerte Filtrat zur Trockne, macht so die Kieselsäure in bekannter
Weise unlöslich und flltriert ein zweites Mal. Im Filtrat befindet sich
jetzt der gesamte Schwefel in Form von Schwefelsäure; er wird in
üblicher Art als schwefelsaurer Baryt gefällt und bestimmt. Da ziem-
lich viel Nitrate zugegen sind, darf man nicht versäumen, das gefällte
Baryumsulfat zur Entfernung von etwa mitgefallenem Baryumnitrat mit
heißer Salzsäure auszuwaschen. Bei Hartgummi waren oder bei Weich-
gummiwaren, die mit großen Mengen von Sulfaten beschwert sind, empfiehlt
es sich, nur einen aliquoten Teil des Filtrates zur Schwefelbestimmung
zu benutzen.
Auf den Filtern gesammelt hat man, wie bereits erwähnt, alle in
den Kautschukwaren vorhandenen mineralischen Bestandteile in Form
der Oxyde oder Karbonate, also in leicht löslichem Zustand ^). Man
wäscht die Filter daher direkt mit heißer verdüimter Salzsäure aus, wo-
bei die Kieselsäure allein ungelöst zurückbleibt, und verwendet die salz-
saure Lösung zur quantitativen Bestimmung der übrigen Metalloxyde
nach den allgemein bekannten Methoden.
') Sehr geringe Mengen Blei, Kalk und Antimon werden mitunter im alkar
liflchen Filtrat der Schmelze gefunden. Ihre Vemachl&ssigung fahrt keine irgend-
wie ins Gewicht fallende Ungenauigkeit herbei, höchstens empfiehlt es sich, in
der Mutterlauge von der S-Bestimmung In Lösung gegangenes Antimon mit HgS
za fÜLllen.
Untersuchunsen- 5. Aufl. HL 22
338 Kautschuk und Kautschuk waren.
Einzig Quecksilberverbindungen würden bei dieser Art des Arbeitens
yerloren gehen. Da Zinnober in feineren roten Gummiwaren nicht selten
Yorkonunt — so in fast allen Zahngummis, in dem hartgummiartigen
Stabilit und in yielen anderen roten Gummiwaren — , so muß man hier
die Schmelze yermeiden und die Quecksilberbestimmung in einer ge-
sonderten Probe vornehmen. Diese zersetzt man lediglich durch Sal-
petersäure, unter schließlicher Beigabe von etwas Salzsäure, verdünnt
nach dem Verdampfen der überschüssigen Säure direkt mit Wasser,
filtriert und fällt das Metall mit Schwefelwasserstoff.
b) Ein anderes bewährtes Verfahren zur Schwefelbestimmung
ist das folgende: Die etwa 1 g betragende Kautschukprobe wird
direkt in dem Aschenschälchen abgewogen und mit 2 — 3 ccm kon-
zentrierter Salpetersäure 1 Stunde hindurch bei Zimmertemperatur
unter dem Abzüge stehen gelassen. Hiemach wird das Schälchen auf
das kalte Wasserbad gesetzt und das letztere langsam angeheizt. Eine
starke Reaktion ist kaum zu befürchten und uns jedenfalls nicht ein
einziges Mal vorgekommen. Ist die zunächst zugegebene Säure verjagt,
so werden 5 ccm rauchender Salpetersäure hinzugegeben und, wie oben,
weiter behandelt.
c) Erwähnt werden soll noch die Gar ins -Methode. Nach dieser
werden 0,5 g bis maximal 1 g der Kautschukprobe in einem Wiege-
röhrchen abgewogen und in ein Einschmelzrol^r gebracht, das vorher
mit 15 ccm eines Gemisches aus gleichen Teilen konzentrierter und
rauchender Salpetersäure beschickt worden ist. Das zugeschmolzene
Rohr wird durch ein Schutzrohr gesichert und nunmehr die Salpeter-
säure zur Kautschukprobe fließen gelassen. Bei vorsichtigem Experimen-
tieren ist das Verfahren brauchbar. Bei sehr niedrig vulkanisierten und
faktishaltigen Produkten können leicht erhebliche Explosionen auftreten.
Das Rohr wird in der gleichen Weise weiter behandelt, wie dies bei
der Carius-Methode üblich ist. Die nach beendetem Aufschluß aus dem
Rohr gespülte Masse kann jedoch nicht direkt zur Schwefelsäurebestim-
mung verwendet werden, weil in ihr Metalle und Erden, soweit sie als
Sulfate vorhanden waren, nicht aufgeschlossen sind imd, soweit sie als
Oxyde zugegen waren, in Lösung gingen oder in Sulfate übergeführt
wurden. Die gesamte Menge wird daher im Schälchen zur Trockne
gedampft und mit Soda-Pottasche-Gemisch in bekannter Weise durch
Glühen aufgeschlossen. Die Schmelze wird behandelt wie die unter 4. a)
erhaltene und dient zur Bestimmung der mineralischen Anteile und des
Schwefels als Schwefelsäure.
d) Endlich soll noch auf das sogen, v. Koneksche Rapid-
verfahren hingewiesen werden, welches darauf beruht, daß die Kaut»
schukprobe in einem Natriumsuperoxydzündsatz zersetzt wird. Die
Bestimmong von Chlor, Metallschwefel. 339
genaue Beschreibung des Verfahrens würde zu weit führen und soll es
genügen, auf die Arbeit von P. Alexander, Gunimi-Ztg. 1904 (XVIII)
S. 729 ff. zu verweisen, in der speziell auch die von Pennock und
Morton angegebene titrimetrische Methode zur Bestimmung des Schwefels
empfohlen und beschrieben wird.
6, BeaHnunung van CfUor. Chlor ist in Eautschukwaren ledig-
lich in organischer Bindung vorhanden. Zur quantitativen Chlorbestim-
mung wird die Substanz (1 g) vorsichtig mit Soda-Salpetergemisch ver-
schmolzen. Ein Verlust an Halogen ist dabei nicht zu befürchten. Die
Schmelze wird in Wasser gelöst, filtriert, mit Salpetersäure angesäuert,
mit einem Überschuß von Silbemitrat versetzt und nun entweder dieser
UberschuB nach Volhard mit Vio N.-Rhodanlös\mg zurücktitriert oder
aber das ausgeMlte Chlorsilber gewichtsanaljtisch bestimmt. Man über-
zeuge sich vorher stets, daß das angewendete Soda-Salpetergemisch nicht
nur chlor-, sondern auch chloratfrei ist, daß also eine Probe desselben
auch nach längerem Schmelzen keine Chlorreaktion zeigt.
Aus der Chlorbestimmung kann folgendes gefolgert werden:
Bei unvulkanisierten Waren weist ein Chlorgehalt auf die An-
wesenheit von weißem Faktis hin. Da dieser 6 — 8 Proz. Chlor enthält,
läßt sich der ungefähre Faktisgehalt schon hier aus der gefundenen
Ghlormenge annähernd berechnen. Bei heiß vulkanisierten Waren deutet
ein Chlorgehalt ebenfalls auf weißen Faktis, denn Chloride kommen in
den Gummiwaren nicht vor. Wie aber bereits erwähnt, geht bei der
HeiBvulkanisation das meiste Chlor der Surrogate verloren, so daß die
dann noch vorhandene Menge nicht auf die Größe des Faktisgehaltes
schließen läßt. Bei kalt vulkanisierten, surrogatfreien Waren ergibt sich
aus dem Chlorgehalt die Menge des chemisch gebundenen Chlorschwefels,
da dieser sich, wie oben dargelegt ist, dem Eautschukmolekül glatt an-
addiert. Sind zugleich in diesen Waren Surrogate nachgewiesen, so
kann ein Teil des Chlors dem weißen Faktis angehören. In diesem
Fall sind ebenfalls Chlor imd Schwefel in etwa äquivalenter Menge vor-
handen, während bei Anwesenheit von braunem Faktis wesentlich mehr
Schwefel als Chlor vorhanden sein würde. In kalt vulkanisierten
Mischungen von Kautschuk und weitem Faktis kann man aus dem
Gehalt an mit Kautschuk ^verbundenem Schwefel annähernd den Chlor-
gehalt berechnen, der auf das Vulkanisierungsmittel entfällt. Der Rest
des Gesamtchlorgehaltes gehört dem Faktis an.
6. An MetaUe gebundener Schwefd» In anorganischer Bindung
kann Schwefel vorhanden sein:
a) In Form von Sulfiden. Durch Auskochen der Substanz mit
Salzsäure bis zum Verschwinden des Schwefelwasserstoffgeruches werden
diese zersetzt. Man filtriert hierauf, wäscht mit Wasser aus, trocknet,
22»
340 Kautschuk und Kautschukwaren.
wägt und bestimmt den Schwefel der so erhaltenen Substanz. Der
Suliidschwefel ergibt sich aus der Differenz vom Gesamtschwefel. Diese
Bestimmung ist aber in vielen Fällen überflüssig. Bleisulfid, das sich
häufig vorfindet, ist kaum je als solches den Mischungen zugefügt
worden. Es entsteht vielmehr zumeist erst im Laufe der Vulkanisation
aus Bleioxyden ^) , die für dunkle Gummi waren häufige Verwendung
finden. Den Schwefel gehalt von Goldschwefel (Schwefelantimon, das
für rote Giunmiwaren vielfach Verwendung findet) kann man aus dem
Antimongehalte berechnen, unter der annähernd zutreffenden Annahme,
daß der technische Goldschwefel die mittlere Zusammensetzung Sb2S4
zeigt (siehe S. B82). Quecksilber ist nur in Form von Zinnober Hg S
vorhanden. Aus einem eventl. ermittelten Quecksilbergehalte wird des-
halb der Sulfidschwefel direkt berechnet.
b) In Form von Sulfaten. Von Sulfaten kommen eigentlich nur
Baryum- und Galciumsulfat als Füllmittel von Eautschukwaren vor.
Wurden Baryumverbindungen gefunden und erhält man beim Auskochen
einer Probe der Substanz mit verdünnter Salzsäure keinen Baryt in
Lösung, so ist dieser in Sulfatform vorhanden. Der zugehörige Schwefel
läßt sich mithin aus dem Baryumgehalt berechnen. Die an Calcium
gebundene Schwefelsäure bestimmt man durch vollständiges Auskochen
einer gewogenen Probe mit Salzsäure und Fällen der Schwefelsäure im
Filtrat als Baryumsulfat.
7* Kohlenaüure. Zu den häufigsten Beschwerungen der Gummi-
waren gehören Karbonate, vor allem Kreide, aber auch Blei-, Zink- und
Magnesiumkarbonat. Da neben diesen auch die entsprechenden Oxyde
zum Füllen verwendet werden, so muß eine direkte Kohlensäurebestim*
mung häufig ausgeführt werden. Man benutzt hierzu am besten den
bekannten Geißlerschen Apparat, dessen Vorlagen mit wenig Schwefel-
säure oder besser noch mit Glaswolle und Schwefelsäure beschickt
sind. 1 g der Probe wird am besten mit verdünnter Phosphorsäure
oder auch mit Salzsäure zersetzt und die Kohlensäure durch den Ge-
wichtsverlust bestimmt. Da auf diese Weise aus Sulfiden (Bleisulfid,
Goldschwefel etc.) Schwefelwasserstoff entweichen könnte, so wird die
Substanz mit Kupfersulfatlösung überschichtet und der letzteren ca.
50-proz. Alkohol zugefügt, um so die Benetzung der Fläche zu erhöhen.
Läßt man nunmehr die Säure einfließen, so wird der gesamte etwa ent-
stehende Schwefelwasserstoff von der Kupferlösung gebunden. Die
Kesultate sind recht genaue, aber nur da, wo ein fein zerriebenes Kaut-
schukmuster zur Verfügung steht. Bei unvulkanisierten Mustern und
') Bleioxyd ist das einzige Metalloxyd, welches bei der Vulkanisations-
temperatur in Sulfid übergeführt wird.
Faktisbestimmimg.
341
Fig. 69.
überall da, wo kein Pulver, sondern nur geschnittene Stückchen zur
Analyse yorliegen, yersagt die Methode, da die Säure nicht imstande
ist, in das Innere der Stückchen, auch wenn sie noch so klein ge-
schnitten sind, einzudringen. In diesem Fall wird nach dem Yon
C. 0. Weber (Chem.-Ztg. 1894, 1065) angegebenen Verfahren das Kaut-
schukmuster zuerst durch Kochen mit Nitrobenzol Yom Kautschuk ganz
oder doch zum größten Teil befreit und nach dem Auswaschen, Trocknen
und Wägen in einem aliquoten Teil der jetzt zergangenen und fein-
pulverig gewordenen Substanz nach der oben angegebenen Methode die
Kohlensäure bestimmt.
8. Die ExtrtOeHon der Mutter tnit LOeungenUtteln. Eine der
am häufigsten wiederkehrenden Arbeiten ist die Extraktion der Probe
mit organischen Solventien. Die Ausführung
geschieht bei Verwendung einheitlich sieden-
der Lösungsmittel im Zuntzschen, sonst im ge-
wöhnlichen Soxhlet- Extraktionsapparat. Als
Siedegefäß dient am besten der weithalsige
Erlenmeyer- (Philippsbecher) oder der Soxhlet-
Kolben. Es werden zweckmäßig 6 solcher Ap-
parate an einer Kühlerbatterie yereinigt, wie es
die nebenstehende Skizze zeigt (Fig. 69).
Pulyerig zerkleinertes Material wird in eine
Soxhlet-Hülse gebracht, in schmalen Streifen ge-
schnittenes auf Batist, wie auf S. 319 skizziert,
ausgebreitet und der zusammengefaltete Stoff
über einen Glasstab aufgerollt. Die Extraktionen
dauern 4 — 8 Stunden und die Beendigung der-
selben wird durch Verdampfung einer kleinen
Probe Flüssigkeit aus dem Extraktor kontrol-
liert. Das Lösungsmittel wird abgedampft, der
Rückstand getrocknet und gewogen. Die Be-
stimmung kann durch Wägung des getrockneten
Extraktionsrückstandes kontrolliert werden.
9* IHe BefuMndking des Musters nUt
aikohoUschem Kali (FaJcUsbesHmmung).
Aus den beschriebenen Eigenschaften des Faktis
ergibt sich, daß seine Bestimmung in der Gummiware, bezw. Mischung,
durch Behandlung mit alkoholischem Kali erfolgen muß. Etwa 5 g des
rohen oder bereits mit Aceton extrahierten Musters werden mit 25 ccm
halbnormaler Alkalilauge 4 Stunden am Rückflußkühler gekocht, wozu
am besten gleichfalls ein Philippsbecher yerwendet wird. Der von dem
Lösungsmittel durch Abdestillieren getrennte Rückstand wird vollkommen
342 Kautschuk und Eautschukwaren.
Tom Alkohol befreit und mit siedendem Wasser bis zur Entfernung des
Faktis behandelt. Der nicht mehr alkalisch reagierende Rückstand wird
auf gewogenem Filter oder im gewogenen Gläschen getrocknet. Die
Differenz zwischen den Wägungen vor und nach der Alkalibehandlung
ist die für die Faktisbestimmung einzusetzende Zahl.
Wird zur Verseifung ein frisches Muster angewendet, so wird aus
demselben bei dieser Behandlung alles entfernt, was verseif bar und als
Seife, bezw. Salz in Wasser löslich ist, und die Summe aller verseifbaren
Anteile wird als Faktisgruppe zur Wägung gebracht. (£s gehören hierhin
der wirkliche Faktis, die oxydierten Öle, freie fette Öle, Harzsäure,
bezw. Spaltungsprodukte der Harze und ein Teil des freien Schwefels.)
Bei Verwendung eines vorher mit Aceton behandelten Musters sind die
Anteile schon geschieden und man erhält in Lösung nur die Seifen des
Faktis und des oxydierten Öles, da die anderen Anteile bereits in
Aceton gelöst worden sind. In keinem Fall findet man also die Menge
des wirklich verwendeten Faktis und muß daher besonders bei Anwen-
dung der Verseifiing auf das Rohmuster eine Berechnung des Faktis-
gehaltes eintreten lassen. Eine solche ist durch experimentelle Ver-
gleiche von Henriques festgelegt und bei derselben alles Nötige be-
rücksichtigt. Hierzu gehört auch die Einwirkung der Lauge und des
Waschwassers auf die anorganischen Beschwerungsmittel. Es werden
z. B. Goldschwefel, Zinkoxyd, Calciumsulfat dadurch verändert oder
gelöst.
9a) FakUs in unvulkaniHerten Mischungen. Bei un vul-
kanisierten Mischungen greift das alkoholische Kali nur äußerlich
an. Es muß daher der Behandlung mit Alkali eine Quellung, bezw.
Lösung vorausgehen. Zu diesem Zweck verfährt man, wie folgt:
5 g der Substanz werden in einem Erlenmeyerkolben mit 25 com
Benzol übergössen, 1 Stunde am Rückflußkühler im siedenden Wasser-
bade erhitzt und dann über Nacht stehen gelassen. Die Masse hat sich
jetzt in einen dicken Kautschukleim verwandelt, der dem Angriff des
Alkali kein Hindernis mehr entgegensetzt. Demgemäß wird sie am
nächsten Morgen wieder erwärmt, 25 ccm alkoholisches '/, N.-Alkali
zugesetzt und 4 Stimden am Rückflußkühler gekocht. Alsdann wird
der Alkohol und das Benzol im Wasserbad völlig ab destilliert. Aus
der zurückbleibenden Masse wird die gebildete Seife, wie üblich, durch
Kochen und Kneten mit heißem Wasser ausgewaschen.
9 h) ModiflkaMan der FakMbesHvMnung. Bei aschereichen
und faktisarmen Kautschukwaren birgt der vorher geschilderte Analysen-
gang immerhin einige Unsicherheiten in sich. Einesteils ist die Gesamt-
abnahme durch Alkali eine verhältnismäßig so geringe, daß kleine Ver-
suchsfehler übermäßig ins Gewicht fallen, andrerseits ergibt die Differenz
Verschiedene Bestimmungen in Kautschakwaren. 343
der Aschenbestimmimg in der ursprünglichen und in der extrahierten
Substanz nicht immer ganz zuverlässige Zahlen. Besonders ist dies der
Fall, wenn Sulfate oder Sulfide zugegen sind. Alsdann wird ein Teil
des auf diese fallenden Schwefels durch das Alkali gelöst und mithin
fälschlich auf Rechnung des freien und des Faktisschwefels gesetzt. Um
diese Fehlerquelle zu umgehen, empfiehlt es sich^ bei aschereichen Waren
stets folgende Vorbehandlung einzuschalten.
5 g Substanz werden mit verdünnter Salzsäure ausgekocht, abfiltriert
und die Operation so oft wiederholt, als noch anorganische Anteile in
Lösung gehen. Schließlich wird mit kochendem Wasser ausgewaschen,
getrocknet und gewogen. Erst die so von der Hauptmenge der löslichen
anorganischen Bestandteile befreite und getrocknete Substanz wird dann
mit alkoholischem Alkali weiterbehandelt. In ihr ist jetzt der Gehalt
an Surrogaten bedeutend angereichert und es ist nicht zu befürchten,
daß die Alkalibehandlung den noch bleibenden Aschengehalt weiter
modifiziert.
lO* Bestimmung van Mufs, organischer, bisher nicht genannter
FitUmUiei etc» Zur Erkennung und Bestimmung von Ruß, Stärke, Mehl,
Dextrin, Faserstoffen und der mineralischen Anteile ist es erforderlich,
auch die Kautschuksubstanz in Lösung zu bringen. Dies kann geschehen
durch ein Lösungsmittel, dessen Siedepunkt so hoch liegt, daß beim Er-
hitzen mit ihm das Eautschukmolekül zu löslichen Substanzen abgebaut
wird. Weber hat für diesen Zweck das Nitrobenzol imd Nitronaphthalin
eingeführt. Wir verwenden mit Erfolg auch manchmal Anilin, bei dem
die erforderliche Kochdauer zwar eine längere ist, aber schließlich eine
dünnere und leicht filtrierbare Lösung entsteht. Bei dem Kochprozeß
werden die unlöslichen Kohlenhydrate gleichzeitig in wasserlösliches
Dextrin oder gar Zucker übergeführt. Die Methode hat mancherlei
Mängel und wird nur selten ausgeführt. Sie liefert bei Schuhen und
Weichgummiwaren häufig befriedigende Resultate. Gut vulkanisierten
Parakautschuk auf diesem Wege vollkommen in Lösung zu bringen,
gelang uns bisher in keinem Falle.
Ausführung. Das mit Aceton und alkoholischem Kali bereits
behandelte Muster, oder besser das zerkleinerte Ausgangsmaterial, wird
mit der 50-fachen Menge Nitrobenzol, Nitronaphthalin oder Anilin bis
zur Zerstörung des Kautschukmoleküls gekocht. Hierzu sind bei Weich-
gummiwaren und unvulkanisierten Mischungen mindestens 2 Stunden er-
forderlich. Die entstandene Lösung ist, wenn Anilin verwendet worden
ist, meist dünnflüssig, während sie bei Nitrobenzol und Nitronaphthalin
häufig gelatinös erstarrt. Bei Verwendung von Anilin geben wir, nach
dem Abkühlen auf 70° 0., das gleiche Volumen Essigäther hinzu, lassen
weiter abkühlen imd filtrieren dann sofort. Die Filtration verläuft leicht
344 Kautschuk und Eautschukwaren.
und schnell, weil eine dünnflüssige Lösung Yorliegt, und das Ungelöste
sich gut absetzt. Bei Anwendung von Nitrobenzol wird nach den An-
gaben Webers mit dem doppelten Volumen Äther oder Benzin verdünnt.
Letzteres ist entschieden vorzuziehen, oder an seiner Stelle Essigäther
zu verwenden. Das Arbeiten mit Nitrobenzol und Nitronaphthalin ist an
sich wenig erfreulich und wird es im vorliegenden Falle dadurch noch
mehr, daß die Lösungen sehr schwer filtrieren.
Der Filterrückstand wird mit Essigäther oder Benzin gewaschen,
getrocknet und in der bekannten Weise gewogen. Mit Wasser werden
dann die in Dextrin übergeführten Substanzen herausgewaschen und aus
der Differenz durch Wägung bestimmt. Rtiß und Faserstoffe werden
durch Veraschung bestimmmt. Vor und nach der Veraschung muß eine
Kohlensäurebestimmung ausgeführt und der bei der Veraschung einge-
tretene Kohlensäure Verlust in Rechnung gesetzt werden, d. h. der beim
Verglühen entstandene Kohlensäureverlust wird von dem Gesamtglüh-
verlust in Abzug gebracht.
Für genaue Kohlensäure- und Sulfidbestimmungen ist der Rückstand
besonders geeignet.
11» Die BesHtnmwng der nicht cuseionlöMehen Hturze in
Ha/rtgummiwaren. Für Hartgummiwaren kommt noch eine Anzahl
von Hartharzen zur Verwendung, die in Aceton nicht oder nur teilweise
löslich sind. Für die Lösung dieser schlägt Weber (The Chemistry of
India Rubber, London, Charles Griffin & Co., 1902) Epichlorhydrin vor.
Er gibt folgende Löslichkeitstabelle S. 259:
in Aceton
in Epichlorhydrin
Kopal . . ,
teilweise löslich
löslich
Dammar . .
.
-
Mastix . .
,
t
Sandarak .
löslich
teilweise löslich
Schellack .
. . unlöslich
löslich
Es wird daher, um auch diese Substanzen von Kautschuk und
den mineralischen Bestandteilen zu trennen, nach der Extraktion mit
Aceton mit Epichlorhydrin extrahiert.
12. Direkte Beatimtnung des Kautachtike in Kautschukwaren»
Von C. 0. Weber ist eine Methode zur direkten Bestimmung des
Kautschuks in den vulkanisierten Kautschukwaren neuerdings angegeben
worden (Gummi-Ztg. XVII, 1902, S. 207). Sie beruht auf der von diesem
Forscher gefundenen Darstellung des Dinitrokautschuks CioHjßNjO^ (Ber.
d. Deutsch. Chem. Ges. XXXV, S. 1949). Obgleich die Methode an ge-
sicherter Basis dadurch verloren hat, daß es nicht möglich war, den
Dinitrokautschuk aus reinem Rohgunmii darzustellen (P. Alexander,
Bestimmung des Kautschuks in Kautschukwaren.
345
Ang. Chemie u. C. Harri es, Ber. d. Deutsch. Chem. Ges.), soll sie dennoch
hier angegeben werden. Der Grund dafür ist, daß sie bei vulkanisierten
^aren in manchen Fällen ein sehr gutes Hilfsmittel bildet und dann der
entstandene Körper eine dem Dinitrokautschuk entsprechende Zusammen-
setzung zu haben scheint. Vielleicht gelingt es noch durch weitere
wissenschaftliche Bearbeitung dieser Methode, die Entstehung eines
gleichmäßig zusanmiengesetzten Körpers sicher herbeizuführen und so
das Verfahren zu einem allgemein verwendbaren zu machen. Wichtig
ist femer, daß es gelingt, mit dieser Substanz den gesamten an Kaut-
schuk gebundenen Schwefel, wenigstens bei den Weichgummiwaren, zu
isolieren und so mit Sicherheit diesen in vielen Fällen wichtigen Faktor
bestinmien zu können. Die Web ersehe Methode ist von Alexander
(Gummi-Ztg. XVIII, 1904, S. 789 ff.) für die Analyse allgemein ver-
wendbar gemacht worden. Für die Ausführung des Verfahrens dient
der nebenstehend skizzierte Apparat (Fig. 70).
Fig. 70.
Zur Bestimmung selbst werden in den Zersetzungskolben A, B^ C
etc. je 0,5 — 1 g der entharzten und vom Faktis befreiten, zerkleinerten
Probe noiit soviel alkoholfreiem Chloroform oder vollkommen wasser-
freiem Benzol übergössen, daß das Einleitungsrohr m gerade in die
Flüssigkeit eintaucht. Die Zersetzungskölbchen werden durch Glas-
schliffe imtereinander verbunden und 3 — 4 solcher KoUben hintereinander
geschaltet. Jetzt wird das eiserne Rohr L, welches auf einem flachen
Fletscherbrenner liegt und mit 70 — 100 g trockenem Bleinitrat beschickt
ist, erhitzt. Aus dem Bleinitrat entwickeln sich Gase, welche etwa die
346 Kautschak und Eautschakwaren.
Zusammensetzung 2 Ng 0^ -h Oj haben. Sie gehen durch den Trocken-
turm P, welcher mit Phosphorsäureanhydrid oder glasiger Phosphor-
säure in Stangen beschickt ist, und werden so vollkommen getrocknet.
Es wird jetzt dafür gesorgt, daß das Gas in schnellem Strom die Zer-
setzungskolben passiert. Das Stickstoffdioxyd tritt mit dem Kautschuk
in Reaktion und addiert sich, während das Kautschukmolekül gleich-
zeitig depolymerisiert wird. Alsdann ist die gesamte Kautschukmasse
in dem ersten Kölbchen in eine gelbe, harte Masse y erwandelt. Jetzt
wird, um das Gas gut auszunutzen, die Reihenfolge der Kolben so ge-
ändert, daß immer der schon am meisten gesättigte Kolben an das Ende
der Batterie gestellt wird. Ist die Kautschukmasse in allen Zersetzungs-
kolben sicher in das Binitroprodukt verwandelt, was dadurch erkannt
wird, daß die Flüssigkeit eine tiefrote Färbung angenommen hat und
die Kautschukprobe in eine harte, gleichmäßig gelb rote Masse überge-
gangen ist, so wird die Entwickelung des Gases unterbrochen. Hierbei
ist darauf zu achten, daß kein Zurücksteigen der Flüssigkeit von einem
Kolben in den andern stattfindet. Nach etwa einer Stunde wird das über-
flüssige Stickstoffdioxyd durch einen trocknen Luftstrom entfernt und dann
das Lösimgsmittel von den gelben Krusten vorsichtig durch ein Filter abge-
gossen. Der Filterrückstand und das im Gefäß Gebliebene werden an
der Luft oder im Trockenschrank bei 60^ vorsichtig getrocknet und in
Aceton gelöst. Die Lösung geht in den meisten Fällen schnell von
statten, erfordert jedoch manchmal ein 1 — ly^-stündiges Kochen auf dem
mäßig geheizten Wasserbade. Sind fein suspendierte Substanzen, wie
Zinnober und ähnliches vorhanden, so ist es vorteilhaft, zur Lösung eine
Spur Rhodanammonium hinzuzusetzen. Die rotgelbe Acetonlösung wird
abfiltriert und in einem kleinen, weithalsigen Erlenmeyerkolben bis
auf etwa 15 ccm konzentriert. Dann wird diese Lösung in die zehnfache
Menge einer 6-proz. wässrigen Salmiaklösung eingegossen und das
Kölbchen mit wenig Aceton sorgfältig nachgespült. Das Reaktions-
produkt scheidet sich jetzt gelb bis rotgelb aus der wässrigen Mischung
ab und ist in vielen Fällen gleich fest, in manchen zunächst flüssig.
Es wird dann jedoch stets in wenigen Stunden fest und kann auf ge-
wogenem Filter gesammelt werden. Nunmehr wird im Exsikkator oder
vorsichtig bei 60° getrocknet und zur Wägung gebracht. Wie bereits
gesagt, enthält es noch die gesamte Menge des an Kautschuk gebundenen
Schwefels und event. das gebimdene Chlor. Schwefel und Chlor werden
in dem gewonnenen Dinitroprodukt nach den angegebenen Methoden
bestimmt und von dem vorher bestimmten Gesamtgewicht in Abzug ge-
bracht. Aus dem Rest wird die Kautschukmeuge berechnet unter Zu-
grundelegimg der obigen Formel Cjq H,6 Ng O4 = 228.
Die Berechnungsform ist die folgende:
Attsfuhrong der Gesamtanalyse. 347
Cio H,e N, 0, (228) : C,oH,e (136) = gef. C,o H,« N, 0, : x-
Doch kann auch der Ansatz
Gef. CioHie N, O4 : x = 10 : 6
gewählt werden. Der geringe Fehler, der im letzteren Falle gemacht
wird, kommt nicht in Betracht.
Die Ausfuhrung der Gesamtanalyse.
Nachdem im vorhergehenden die Eigenschaften und die aus den-
selben sich ergebenden Bestimmungsmethoden für die einzelnen in den
Kautschukwaren Yorkommenden Substanzen beschrieben sind, sollen im
nachfolgenden nur noch der Gang der Analyse, Einzelheiten der Aus-
fuhrung derselben und die Interpretation der gefundenen Werte erörtert
werden.
Der Analysengang beruht darauf, daß die Mischungen durch Sol-
Tentien oder chemische Umsetzungen in verschiedene Gruppen zerlegt
werden, \md läßt sich daher am klarsten in Tabellen übersehen. Die-
selben können von verschiedenen Gesichtspunkten aus geordnet werden.
Wir folgen dabei den Angaben von Henriques und Weber und be-
nutzten, besonders für Tabelle 2 — 4, die von Weber gegebenen Tafeln.
In diese brachten wir die Daten mit hinein, die sich aus der Anwen-
dung der Methoden ergeben haben.
Tabdie I enthält die alte, bei einfach und kompliziert zusanmien-
gesetzten Waren vielfach bewährte Methode von Henriques. Diese
beruht darauf, daß als erstes chemisches Agens alkoholisches Kali zur
Einwirkimg auf das zu untersuchende Muster konmit. Hierdurch werden
alle verseifbaren Anteile und die Hauptmenge des freien Schwefels zu-
sanmien gewonnen. Dadurch, daß nicht der gesamte freie Schwefel an
Alkali gebunden und in Wasser löslich wird, und daß femer, bei An-
wesenheit von Harz (Kolophonium) und Harzöl, diese letzteren zum
größten Teil mit in Lösung gehen, können nennenswerte Üngenauigkeiten
veranlaßt werden. Aus diesem Grunde ist der von Weber vorge-
schlagene Analysenweg in manchen Fällen mehr empfehlenswert.
Tabeüe II (Weber: The Ghemistry of India Rubber S. 256). Der
Arbeitsgang der Tabelle II ermöglicht eine scharfe Scheidung der Harze,
des freien Schwefels und des Öles von dem geschwefelten und oxydierten
fetten Ol (dem Faktis). Nach Weber wird zuerst alles in Aceton Lös-
liche aus der Probe herausgenonmien, und dann erst der Faktis verseift.
Zur Interpretation der Analysenwerte, ist es häufig nötig, die Arbeits-
weisen der Tabelle I und II nebeneinander auszuführen. In diesen
Fällen muß die Summe der für die Gruppen A und C gefundenen Werte
die gleiche sein.
348
Kautschuk und Kautschukwaren.
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352 Kaatschak und Kautschakwaren.
Tabelle 111 ist eine Erweiterung des Analysenganges der Tabelle II.
Bei Anwendung derselben gelingt auch die Durchführung der Analyse
komplizierter zusammengesetzter Eautschukwaren.
Tabelle IV endlich bezieht sich nur auf Hartkautschuk und berück-
sichtigt die bei der Fabrikation dieses Produktes in Anwendung kommen-
den Fremdkörper. Wir haben in diese noch die Alkalibehandlung mit
aufgenommen, weil sich vielfach brauner Faktis in den Mischungen
findet. Dieser wird wohl nur in seltenen Fällen der Mischung zu-
gesetzt, entsteht aber bei der Vulkanisation aus dem überschüssigen
freien Schwefel und dem zugesetzten fetten Ol.
Zu Tabelle L Die Ausführung der Analyse ergibt sich für Gruppe 1
und 2 aus den hierunter gegebenen Einzelheiten zur Tabelle II, für
die Arbeiten der Gruppe 3 und ihre Unterabteilungen aus den Torbe-
schriebenen einzelnen Ausführungsformen. Die nach diesem Arbeits-
gang ausgeführten Analysen geben bei Mischungen aus Kautschuk, Faktis,
Mineralöl und anorganischen Füllmitteln stets gute Resultate.
Zu Tabelle IL Bei dieser Zusammenstellung «oll die Arbeitsweise,
der Übersichtlichkeit wegen, wiederholt und das Nötige hinzugefügt werden.
Gruppe I. Das vorschriftsmäßig zerkleinerte (siehe Seite 334)
Muster wird in der beschriebenen Weise im Zuntz-Apparat mit Aceton
extrahiert. Der abdestillierte und zur Gewichtskonstanz getrocknete
Extrakt wird gewogen. Er enthält sämtliche vorhandenen Substanzen
der Kolonne A, während der Rückstand B zur Behandlung 2 weitergeht.
Die nur in besonderen Fällen auszuführende Trennung der Bestand-
teile aus Kolonne A, welche gemeinhin bei Angabe der Resultate als
Acetonextrakt bezeichnet werden, ist eine sehr komplizierte. Sie kann
nach 2 Methoden in einigermaßen befriedigender Weise gelöst werden.
Zerlegung der in Kolonne A zusammen bestimmten Sub-
stanzen in die einzelnen Bestandteile:
1. Es wird nach der bekannten Methode von Spitz und Honig
(S. 128) alles Verseifbare mitsamt dem größten Teil des freien Schwefels,
der sich bei dem Verseifen an Alkali bindet, von den un verseifbaren
Anteilen getrennt. Man erhält dann in der Petrolätherlösung die Mineral-
öle und einen Teil der unverseifbaren Anteile der Harze und Harzöle,
während ein anderer Teil sich unlöslich ausscheidet. Die Petroläther-
lösung wird zunächst durch Ab destillieren der Hauptmenge des Lösungs-
mittels eingeengt, der Rest in einem flachen Porzellanschälchen ver-
dunstet und der Rückstand gewogen. Dieser wird dann mit 20 bis
30 Proz. konzentrierter Schwefelsäure auf 180** im Sandbade so lange
erwärmt, bis alle Schwefelsäure verjagt ist. Dann wird, genau wie bei
der Bestimmung von Ceresin im Erdwachs, mit geringen Mengen Ätz-
kalk und Entfärbungspulver gemischt, und die pulverige Masse mit
Aasföhrung der Gesamtanalyse. 353
Petroläther extrahiert. Der Extrakt, welcher zur Wägung gebracht
wird, erhält nur noch die paraffinischen Kohlenwasserstoffe. Meist ge-
lingt es nach den äuBeren Eigenschaften annähernd zu sagen, welcher
Art die zugesetzte Substanz war, da nur weiBes Paraffinöl, Mineralöl,
Paraffin und Geresin in Betracht zu ziehen sind. Die Differenz zwischen
dem Gesamtgewicht der nach Spitz und Honig in den Petroläther
gegangenen Substanzen imd den gefundenen Paraffinkohlenwasserstoffen
sind die unverseiften Anteile der zugesetzten und der Kautschukharze.
In den verseiften Anteilen wird, nach dem Abscheiden der Säuren aus
der Seifenlauge, auf Kolophonium geprüft. Zu diesem Zweck werden
die Säuren mit 65 — 70-proz. Alkohol ausgeschüttelt und im Abdampf-
rückstand des Alkohols durch die Storch sehe Farbenreaktion auf Harz
geprüft (vergl. Band III, S. 130).
2. Ein anderer recht brauchbarer Weg zur Trennung dieser Gruppe
besteht in der eigenartigen Wirkung einer konzentrierten Chloralhydrat-
lösung nach Arbeiten yon Prof. Schaer und R. Manch. Man verfahrt
in folgender Weise:
5 g einer Lösung aus 80 Teilen Chloralhydrat in 20 Teilen Wasser
werden mit dem getrockneten und gewogenen Acetonextrakt vereinigt
und das Gemisch 1 — 2 Stunden bei 50 — 60° imter häufigerem Umrühren
stehen gelassen. In Lösung geht das Harz aus dem Kautschuk und
eventl. vorhandenes Kolophonium. Man trennt die Lösung vom Un-
gelösten durch Filtrieren durch ein ganz kleines Kapidfilterchen, wäscht
einmal mit ganz wenig der ursprünglichen Chloralhydratlösung, dann
mit einer schwächeren Lösung 60 : 40 und schließlich mit 50-proz.
Alkohol nach. Der Rückstand wird nach dem Trocknen mit Aceton
oder Benzol in ein gewogenes Schälchen gespült, wieder getrocknet und
gewogen. Die Differenz zwischen dem ursprünglichen Extrakt und dem
jetzt verbliebenen Rückstand ist in den meisten Fällen das Kautschuk-
harz. Falls Kolophonium bei demselben ist, wird es leicht durch die
bekannte Farbreaktion erkannt. Zur Prüfung auf dasselbe werden die
Harze aus der Chloralhydratlösung durch Verdünnen mit Wasser gefällt,
abfiltriert, getrocknet, dann in Essigsäureanhydrid gelöst und ein Tropfen
Schwefelsäure hinzugefügt. Bei dieser Reaktion wird durch Kautschuk-
harz eine schmutzige, graugrüne Färbung hervorgerufen, während schon
eine kleine Menge von gleichzeitig vorhandenem Kolophonium die be-
kannte, schöne, blaurote Färbung gibt. Die fetten Ole und Mineralöle
werden wieder nach Spitz und Honig getrennt \md es bedarf bei
diesem Arbeitsgang weiter keiner Charakterisierung derselben. Der
freie Schwefel wird stets vom Gesamtextrakt abgezogen, da er sich ja
aus den Bestimmungen des gesamten und gebundenen Schwefels in jedem
Falle ergibt.
Uiit«nuchimK«&. S. Aufl. m. 28
354 Kautschuk iiod Kautschuk waren.
Gruppe 2. Der noch nasse oder oberflächlich getrocknete Rück-
stand B von Gruppe 1 wird zur quantitativen Bestimmung der verseif-
baren geschwefelten Öle benutzt. Die nähere Ausführung ist oben S. 341
beschrieben. In Lösung geht das Extrakt G, das ist der wirkliche
Faktis. Zu seiner näheren Gharakterisierung kann aus der wäßrigen
Seifenlösung die geschwefelte Fettsäure durch Säurezusatz abgeschieden
werden. Liegt reiner Faktis vor, so löst sich die Säure in 90-proz.
Alkohol bei Zimmertemperatur ohne Rückstand auf. Diese abgeschiedene
Fettsäure enthält noch den gesamten an das Gl gebundenen Schwefel
und kann daher zur Bestimmung desselben (nach der auf Seite 336 be-
schriebenen Weise) dienen.
Der Rückstand D. Der nach dem Entfernen der geschwefelten
Öle verbliebene Rückstand enthält im allgemeinen nur die in der
Kolonne D genannten Substanzen, die Kautschuksübstanz , die an die-
selbe gebundenen Schwefel- und Ghlormengen, sowie femer die ge-
samten Mineralbestandteile, soweit sie nicht durch die Vorbehandlung
mit Alkali zersetzt oder gelöst wurden. Im allgemeinen wird in diesem
Rückstand der Kautschuk nicht direkt bestimmt, weil eine einwands-
freie Methode hierfür noch nicht existiert. Ein in manchen Fällen
recht verwendbarer Arbeitsweg ist der von G. G. Weber angegebene.
Nach demselben wird die Kautschuksubstanz mitsamt dem an dieselbe
gebundenen Schwefel in das Stickstofifdioxydadditionsprodukt übergeführt.
Die Darstellung dieses verhältnismäßig leicht zu gewinnenden Körpers
geschieht nach der auf Seite 344 gegebenen Beschreibung. Von dem
Gesamtgewicht der gefundenen Substanz wird der in derselben be-
stimmte Schwefel und das eventl. vorhandene Ghlor in Abzug gebracht.
Der Rest wird nach der angegebenen Formel auf Kautschuk umge-
rechnet.
Im allgemeinen ist es sicherer, den vorhandenen Kautschuk rech-
nerisch zu ermitteln. Man bestimmt zu diesem Zwecke in einem Teil
des Rückstandes D die Asche und in derselben den Schwefel. In einem
andern Teil führt man eine Gesamtschwefelbestimmung aus und findet
aus der Differenz zwischen den Bestimmungen die an Kautschuk ge-
bundene Schwefelmenge. Diese Zahlen setzt man in die weiter unten
gegebene Berechnungsformel ein, oder gibt direkt die Differenz zwischen
Rückstand D minus Asche und gebundenem Schwefel als Kautschuk-
substanz an.
Zu Gruppe 3. Diese gibt diejenigen Substanzen an, welche
direkt in dem Durchschnittsmuster einzeln bestimmt werden müssen.
Über die Ausfühnmg der einzelnen Arbeiten ist alles Erforderliche
oben gesagt. Bei kompliziert zusammengesetzten Substanzen, z. B.
Schuhen etc., wird nach Henri ques die Bestimmung von Pech, Asphalt,
Interpretation der Analjsenwerte. 355
Ruß etc. direkt an dem Ausgangsmaterial ausgeführt. H. verwendet
hier gleichfalls die von Weber vorgeschlagene Methode des Kochens
mit Nitrobenzol oder Nitronaph thalin , an deren Stelle sich, wie aus-
geführt, manchmal Anilin bewährt hat. (Hier liegt ein wohl zu be-
achtender Unterschied zwischen den Arbeiten Webers und Henriques'
vor, indem Weber seinen Abbau weiter verfolgt, ohne besonders Rück-
sicht auf bereits stattgehabte Zersetzung zu nehmen, während Hen-
riques unter Berücksichtigung derselben für diese Untersuchung frisches
Ausgangsmaterial verwendet. Dadurch werden, soweit die Methode
überhaupt Wert hat, die nach H. gefundenen Zahlen genauer; und man
kann auch im Rückstande die Mineralbestandteile in unveränderter Form
erhalten und erkennen. Aus diesen Gründen ist es bei komplizierter
zusammengesetzten Gegenständen empfehlenswert, nicht der großen Ta-
belle Webers zu folgen, sondern Tabelle II und I zu kombinieren.
Dies geschieht so, daß zunächst das Durchschnittsmuster mit Aceton
extrahiert wird. Yon dem ungelöst gebliebenen Rückstand wird ein
Teil mit alkoholischem Kali weiterbehandelt und ein anderer kalt mit
Pyridin ausgeknetet zur Pech- etc. Bestimmung. Ein neuer Teil des
Musters wird nach Henriques durch Nitrobenzol oder Nitronaphthalin
in die Kolonnen E und F der Tabelle I zerlegt. Das Nötige zur weiteren
Zerlegung und Erkennung der Substanzen aus Kolonne E und F ergibt
sich aus dem vorher hierüber auf S. 343 Gesagten.
Zu Tabelle III und Tabelle IV sind Einzelheiten der Arbeits-
ausführung nach dem Gesagten nicht mehr erforderlich.
Interpretation der Analysenwerte.
Die gefundenen Werte geben nur in wenigen Fällen endgültige
Prozentzahlen für den Gehalt der einzelnen Bestandteile in den Mischungen
an. Der Grund hierfür ist der, daß die angewandten Reagentien die
Kautschukmischung in Gruppen und nicht genau in einzelne Substanzen
zerlegen, und daB es wirklich einfach zusammengesetzte Mischungen
kaum gibt. Man muß also entweder nach Webers Vorschlag sich mit
der Angabe der Gruppenergebnisse in einfachen Fällen begnügen oder
zur direkten Bestimmung die komplizierte Zerlegung der Gruppen vor-
nehmen. Wenn man dem Arbeitsgange von Henriques folgt, bezw.
die modifizierte Form der Tabelle II anwendet, so gelingt es häufig,
durch Rechnung nach einer bestimmten Formel aus den gefundenen
Werten den Kautschuk zu ermitteln. Als Faktis würde nach Hen-
riques' Arbeits- und Berechnungsweise allerdings immer der ges. ver-
seifbare Anteil zur Angabe kommen.
23*
356 Kautschak und Kaatschokwaron.
1. Die Berechnung nach Henriques für Kautschuk
und Faktis.
Für diese Berechnung müssen bekannt sein:
a) der Prozentgehalt an Gesamtschwefel,
ß) der Prozentgehalt an Gesamtasche,
y) der Prozentgehalt der in Natronlauge unlöslichen Substanz,
8) der Schwefelgehalt derselben, abzüglich des in der Asche
dieses Anteiles e enthaltenen (in Prozenten der ursprüng-
lichen Substanz berechnet),
e) die Asche derselben (in Prozenten der ursprünglichen Sub-
stanz berechnet).
Aus diesen Zahlen findet man dann den Prozentgehalt x an Kaut-
schuk (+ anderer unlöslicher organischer Substanz) und den Prozent-
gehalt y an gelöster Fettsäure aus Faktis und aus fetten Ölen durch
die Gleichungen:
^^-hJ = 100 — r-^{^-ß)-ioi-8) und x + y = 100-(a-4-Ä
die sich auflösen lassen zu
100
X =
^(r-^-s),
97,
j = 100 — (a + yd -h x).
Yon dem gefundenen Gehalt x an Kautschuk sind noch die in
Aceton löslichen Anteile und die sonst aufgefundenen unlöslichen orga^
nischen Füllstoffe (Zellulose etc.) abzuziehen. Der Rückstand ist dann
die eigentliche Kautschuksubstanz, aber nicht die wirklich ange-
wendete Kautschukmenge. Enthält der Acetonextrakt nur Kautschuk-
harz und Schwefel, so kann das Harz aus der Differenz bestimmt und
der berechneten Kautschuksubstanz zugezählt werden. Der so erhaltene
Wert würde ein annäherndes Maß für die Menge des wirklich ver-
wendeten technischen Kautschuks bilden.
2. Die Berechnung der Werte nach Tabelle II bis IV ohne die
Formel von Henriques.
Für die Berechnung der Prozentzahlen nach der in Tabelle II ge
gebenen Methode ist bei den einfach zusammengesetzten Substanzen die
gegebene Formel von Henriques anwendbar. Besser ist es jedoch, die
') Der weiter oben zu 2,5 Proz. angegebene Faktor für gelösten Kaatsohak.
Interpretation der Analysenwerte. 357
genauen Werte durch Einzelberechnung zu bestimmen. Diese Notwendig
k«it tritt bei Tabelle III imd IV und einer eventl. Kombination von
II und I noch mehr hervor. Die erforderliche Berechnung ergibt sich
aus den gefundenen Gruppendaten, bezw. aus den bei der Zerlegung
der betreffenden Gruppe gefundenen Einzelwerten und läBt sich nicht
in allgemein gültiger Form angeben.
Ein eventl. Gehalt an Pech und Asphalt kann aus den direkt
gefundenen Analysenwerten nicht bestimmt werden, weil sich Anteile
dieser Substanzen stets in verschiedenen Gruppen finden.
Die Menge der Eautschuksubstanz wird indirekt aus der
Differenz berechnet und dabei die Löslichkeit in Alkali meist nicht
berücksichtigt. Falls der Dinitrokautschuk dargestellt wurde, wird die
Kautschuksubstanz auch wohl direkt gefunden.
Der Faktis wird nach Tabelle II u. f. als Extrakt C bezw. E
gefunden, imd kommt so nur diejenige Menge desselben zum Ausdruck,
welche als mit Schwefel oder Chlorschwefel gesättigtes, bezw. voll-
kommen oxydiertes fettes Ol vorliegt. Dieser Wert entspricht auch
wirklich dem Begriff Faktis mehr als derjenige, welcher nach Hen-
riques' Berechnung gefunden wird.
Die mineralischen Bestandteile werden in jedem Fall aus
den analytischen Daten berechnet und geben so eine genauere Wertzahl,
wie die direkte Aschenbestimmung.
Die auf die beschriebene Weise rechnerisch oder direkt ermittelten
Werte lassen folgende Analysenangabe zu:
1. Kautschuksubstanz = Proz.
(eventl. Kautschuk verwendet) Proz.
2. Faktis und fette Ole = Proz.
3. Acetonextrakt = Proz.
4. Mineralöl (Paraffin etc.) Proz.
6. Andere organ. Fremdkörper . . = Proz.
6. Gesamtschwefel Proz.
7. Freier Schwefel = Proz.
8. An Kautschuk gebundener Schwefel = Proz.
9. Mineralische Bestandteile, aus den
Einzelbestimmungen berechnet = Proz.
10. Einzelbestimmungen der minera-
lischen Bestandteile Proz.
Summa 100,00 Proz.
Nach allgemeineren Gesichtspunkten genügen vielfach folgende direkt
ermittelte Angaben:
358 Kaatschak und Kautschukwaren.
1. Asche = Proz.
2. Organ. Nichtkautschuksubstanz . = Proz. *
a) Acetonextrakt • . Proz.
b) Verseifbare Anteile Proz.
c) Organische Fremdkörper Proz.
3. Kautschuksubstanz = Proz.
4. Gesamtschwefel Proz.
a) freier Schwefel . . . . = Proz.
b) an Kautschuk geb. Schwefel = Proz.
Summa 100,00 Proz.
Anliangr zu ۥ
Der Yulkanisationskoeffizient ist eine Zahl, die yielfach, be-
sonders bei dem Vergleich von Kautschukwaren, angegeben wird. Biese
Zahl bezeichnet nach Übereinkimft diejenige Menge Schwefel in Gewichts-
teilen, welche an 100 Gewichtsteile Kautschuksubstanz chemisch gebunden
ist. Sie wird am besten mit einem Ausrufungszeichen versehen und außer-
halb der eigentlichen Analyse aufgeführt.
Analyse von Kautschukstoffen. Die Untersuchung von Kaut-
schukstoffen, d. h. von mit Kautschukmischungen überzogenen Geweben,
bietet von derjenigen kompakter Kautschukgegenstände wenig Unter-
schiede. Einzig die Bestimmung des Gehalts an Grundgewebe verdient
besprochen zu werden. Diese wird nach Thal (Pharm. Zsch. für
Rußland 1897 ; Gummi-Ztg. XIII, 1898, 67 ff.) ebenfalls auf Grund des
von Weber empfohlenen Verfahrens (S. 343), wie folgt, ausgeführt:
5 g des Kautschuk Stoffes werden mit 150 — 200 ccm Nitrobenzol
3 Minuten lang zum Sieden erhitzt. Das Gewebe wird alsdann aus dem
Kolben genommen und zweimal mit je 50 ccm 95 -proz. Alkohol ausge-
waschen, darauf mit warmer verdünnter Salzsäure behandelt, endlich mit
Wasser ausgewaschen, bei 100 — 105° getrocknet und gewogen.
Analyse von Kautschuklösungen und Pasten. Für die Rad-
reifen- und die Stoffindustrie und ganz besonders für die Lederstiefel-
fabrikation etc. finden sich kautschukhaltige Lösungen und Pasten ver-
schiedenster Zusammensetzung im Handel. Ihre Analyse bietet, soweit
die festen Grundsubstanzen in Frage kommen, keine besonderen Schwierig-
keiten. Um die Menge des in ihnen enthaltenen Lösungsmittels zu be-
stimmen, genügt es, da es sich naturgemäß um flüchtige Substanzen handelt,
gewogene Mengen bis zum Verschwinden jeden Geruchs im Trocken-
schrank zu erwärmen und aus der Grewichtsdifferenz die Menge des
Lösungsmittels zu bestimmen. Will man das letztere aber als solches
identifizieren — es handelt sich wohl ausnahmslos um Schwefelkohlen-
stoff, Petroläther, Petroleum oder Benzolkohlenwasserstoffe — so knetet
Spezifisches Gewicht von Kautschuk. 359
man nach Thal (Chem.-Ztg. 1898, 737) eine gewogene Menge in einer
Schale Yorsichtig mehrere Male mit 95-proz. Alkohol aus und fällt aus
den in einen Meßzylinder abgegossenen alkoholischen Lösungen die
Lösungsmittel mit Kochsalzlösung aus. Bald scheiden sich die oben
genannten Körper klar an der Oberfläche ab und können ihrem Volumen
nach gemessen werden. Bestimmt man zugleich das spezifische Gewicht,
so erfahrt man auch die vorhandene Gewichtsmenge. Die Erkennung
der Natur der Lösungsmittel gelingt bei Schwefelkohlenstoff, Äther oder
Petroläther leicht durch Bestimmung der Siedepunkte und der anderen
charakteristischen Eigenschaften. Über die Unterscheidung von Petroleum-
und Benzolkohlenwasserstoffen s. oben Abschn. B. Einfacher ist es, aus
den Lösungen die Solventien durch Wasserdampf auszublasen, man er-
hält dann Destillate, die sich ohne Emulgierung absetzen und leicht der
Art und Menge nach bestimmt werden können. In den Lösungen ist
besonders auf zugesetzte Harze zu fahnden.
Das spezifische Gewicht von Kautschuk und Kautschukwaren.
Diese am häufigsten ausgeführte Bestimmung bedarf in ihrer Aus-
führung kaum der näheren Besprechung. Betont mufi nur werden, daß
die Kautschukwaren selbst in fein verteiltem Zustand enorme Mengen
Luft einzuschliefien pflegen, die ihnen vor der Wägung im Pyknometer
durch längeres Kochen mit Wasser entzogen werden muB. Auch un-
beschwerte Kautschukwaren und Rohkautschuke, die leichter als Wasser
sind, lassen sich am sichersten im Pyknometer mit Wasser bestinmien.
Die Substanz schwimmt dann zwar oben auf, doch können die Stückchen so
grofl genommen werden, daß sie nicht in die Kapillare des Apparates ge-
langen können. Die Wägung kompakter Stücke mit der Mohr sehen Senk-
wage gibt wegen der großen Lufteinschlüsse nur sehr annähernde Werte.
Eine der einfachsten Methoden ist das bekannte Schwinrniverfahren.
Zu seiner Ausführung wird das Kautschukmuster in Wasser gebracht, aus-
gekocht und es werden dann je nachdem, ob es schwerei*oder leichter wie
Wasser ist, indifferente Salze oder Alkohol hinzugefügt, bis die Lösung
das gleiche spezifische Gewicht wie die Probe hat. Es wird dann das
spezifische Gewicht der Lösung bestimmt.
Auf gleicher Grundlage beruht der sehr einfache Apparat^) für die
spezifische Gewichtsbestimmung von Minikes (Gummi-Ztg. XII, 1898,
97). Er besteht aus einem graduierten Reagensglase, das links im
unteren Drittel die Marke 2,00 und darüber die Marken 1,95 — 1,45,
rechts im oberen Drittel 1,50 und absteigend die Marken bis 1,00 trägt.
Für schwei'ere Kaütschukgegenstände füllt man bis zum imtersten Strich
^) Peters & Kost, Berlin.
360 Kaa tschak und Kaatschakwaren.
(2,0) mit einer Ghlorzinklösung Yom spezifischen Gewicht 2,00, bringt ein
Stückchen der zu untersuchenden Probe hinein und setzt nun unter fort-
währendem Schütteln so lange Wasser zu, bis das Eautschukteilchen in
der Mitte der Flüssigkeit schwebt. Es entspricht dann sein spezifisches
Gewicht dem links angegebenen Teilungsstrich. Bei spezifisch leichten
Proben füllt man umgekehrt mit Wasser bis zum Teilstrich rechts 1,00 imd
fugt nun Chlorzinklösung (spez. Gew. 2,00) hinzu, bis wieder die Schwebe-
lage erfolgt. Das spezifische Gewicht der Probe liest man jetzt rechts ab.
D. Die Prtiftiiig der Kaatschakwaren aaf ihr Verhalten gegen
mechanische and chemische Einwirkangen etc.
Die mechanischen und chemischen Prüfungsmethoden werden sich
dem jedesmaligen Gebrauchszwecke der betreffenden Kautschukgegen-
stände anzupassen haben, denn es ist ganz klar, daß Gummipuppen,
Bälle oder Schuhelastiks (Gummifäden) YoUkommen anderen Bedingungen
werden genügen müssen, als Dichtungsmaterialien, Drucks(ihläuche, Iso-
liermaterialien, Hartgummikämme oder Akkumulatorenkästen. Auf alle
solchen speziellen Erfordernissen angepaßten Prüfungsmethoden kann hier
nicht eingegangen werden, es sollen vielmehr nur die allgemeineren und
wichtigeren Erwähnung finden.
1. Verhalten zu verdünnten Säuren. Eine häufig ausgeführte
Prüfung ist die auf Säurebeständigkeit. Diese ist wichtig bei Dichtungs-
aiaterial und Hartgummiwaren.
a) Untersuchung des Verhaltens von Hartgummi, besonders Akku-
mulatorenkästen gegen verdünnte Schwefelsäure, Sie wird am unzer-
kleinerten und zerkleinerten Muster ausgeführt. Am gebräuchlichsten ist
das erstere.
5 g der ganzen Platte oder der geraspelten Probe werden mit
25 ccm 20-proz. Schwefelsäure (spez. Gew. 1,15) übergössen und 48 Stunden
lang im bedeckteir Glase auf 50 — 70^ C. erwärmt. Hierauf filtriert man ab,
wäscht gut aus und trocknet, wie oben angegeben, oder im Trockenschrank,
bei 100 — 105® C. Der Verlust soll nicht mehr wie 4 Proz. betragen.
b) Untersuchung von Dichtungsringen etc. Ein Streifen, welcher
genügend lang ist, um in der weiter unten S. 362 beschriebenen Weise
auf Festigkeit geprüft zu werden, wird in 5-proz. Essigsäure gelegt und
bei Zimmertemperatur 72 Stunden hindurch in derselben belassen. Dann
wird der Streifen abgewaschen und getrocknet, gewogen und im Festig-
keitsprüfer von Schopper*) im Vergleich mit dem unbehandelten Aus-
gangsmaterial geprüft. Ein zweiter 'Streifen wird mit der gleich ver-
^) LooIb Schopper, Leipzig, Amdtstr. 27.
Präfdngdn von Kautsch akwaren. 3g X
dünnten Säure 40 Stunden auf 60 — 70° C. erwärmt, weiter bebandelt
und geprüft, wie bescbrieben.
Die erhaltenen Zahlen geben ein sehr wertvolles BeurteilungsmaB,
wenn man sie in Vergleich zu solchen stellt, welche aus Proben erhalten
wurden, die für den gleichen Verwendungszweck sich bestens bewährt
haben. Da Normalien noch nicht aufgestellt sind, muß diese allgemeine
Angabe an dieser Stelle genügen.
2. Verhalten gegen fette Ole. In gleicher Weise, wie bei 1
beschrieben, wird die Prüfung des Verhaltens gegen fette Öle ausgeführt.
Ein genügend langer gewogener Streifen wird mit Öl übergössen und
72 Stunden hindurch bei Zimmertemperatur (ca. 20° C.) stehen gelassen
oder 40 Stunden hindurch auf 60 — 70° C. erwärmt. In dem so behan-
delten Muster wird die Gewichtszunahme bestimmt und an ihm die
Streckproben ausgeführt. Für Eabel sind hier bereits gewisse Normalien
aufgestellt, indem verlangt wird, daß die Gewichtszunahme nach 4-stün-
digem Liegen in auf 70° C. erwärmtem Ol nicht mehr wie 3 Proz. des
Gesamtgewichtes betragen soll.
3. Verhalten beim Erwärmen an der Luft (trockne Wärme-
probe). Nach dieser von den Marine Verwaltungen verschiedener Länder
eingeführten Probe dürfen Weicbgummiwaren beim Erhitzen auf höhere
Temperatur ihre Weichheit und Elastizität nicht ändern. Nach Lobry
de Bruyn (Chem.-Ztg. 1894, 329) führt man die Probe derart aus, daß
3 g des in dünne Blättchen geschnittenen Artikels 2 Stunden lang auf
135° im vorher erwärmten Ofen erhitzt werden. Der abgekühlte Kaut-
schuk soll seine Eigenschaften unverändert beibehalten haben.
4. Verhalten beim Behandeln mit überhitztem Wasser-
dampf. Auch diese Probe entstammt wohl den Vorschriften der Marine-
verwaltungen. Nach Lobry de Bruyn wird ein beliebiges unzerkleinertes
Stück des Kautschukgegenstandes in einem etwa zwei Drittel mit Wasser
gefüllten Rohr *4 Stunden lang auf 170° erhitzt. Der Kautschuk soll
auch hierbei seine Eigenschaften nicht verändern.
5. Tragmodul. Von Heinzerling und Pahl (Verhandl. z. Be-
förder. d. GewerbefleiBes 1891, 370) ist ein Apparat zur Bestimmung des
Tragmoduls angegeben und eine Berechnung desselben, unter Tragmodul
versteht man die maximale Belastung, bezogen auf den Flächeninhalt
des Querschnitts, bei welcher die Elastizitätsgrenze noch nicht über-
schritten inrd.
A ist ein eisernes Stativ, das unten einen festen Fuß hat; oben
ist dasselbe mit einem Querbalken q versehen, in dessen Ende die
Klemme K hängt. An der Seite des Stativs ist ein Millimeterstab an-
gebracht, der es ermöglicht, die Dehnung, welche der Kautschuk erfährt,
auf einen Millimeter abzulesen. In die zwei Klemmen K und K^ wird
362
Kantschiik und Eaatschokw&ren.
Fig. 71.
ein ö mm breiter Kautschukstreifen eingespannt, dessen Länge so be-
rechnet wird, daß diese nach dem Einspannen in die Klemme genau
20 mm beträgt. Die Wageschale W wird alsdann Ton 100 zu 100 g
belastet und nach 15 Sekunden langer Belastung wird beobachtet, ob
der entlastete Kautschukstreifen wieder auf seine ursprüngliche Länge
zurückgeht. Zur Beobachtung einer verbleibenden Verlängerung und
Feststellung der größten Dehnung ist, um das Ablesen yon der Milli-
. meterskala zu erleichtem, an der un-
teren Klemme Ki der Zeiger Z an-
gebracht. Tritt nach nochmaliger Be-
lastung und Wiederwegnehmen der-
selben eine nach 15 Sekunden noch
bleibende kleine Verlängerung des
Kautschukstreifens ein, so wird dar-
aus der Tragmodul berechnet. Vor
dem Einspannen des Kautschukban-
des wurde durch ein Mikrometer die
Dicke desselben genau gemessen, aus
der Dicke, multipliziert mit der
Breite, der Flächeninhalt berechnet
und dann auf die Einheit yon einem
Quadratmillimeter bezogen.
6. Die vergleichendeFestig-
keitsprüfung. Eine der wichtigsten
Wertbestimmungen für die Kautschuk-
waren wurde bisher bei der Analyse
merkwürdigerweise yollkommen yer-
nachlässigt. Dies ist die Bestimmung
der Belastung, welche nötig ist, um
einen Streifen oder besser einen Ring der zu bewertenden Probe zu zer-
reißen. Da hierzu häufig große Belastungen und Apparate mit einem sehr
großen Ausdehnungsfeld erforderlich sind, so wird besser die Ausdehnung
bei einer bestimmten Belastung und die nach dem Aufhören der Belastung
bleibende Ausdehnung gemessen. Wir können für diese wichtige Bestim-
mungsmethode heute nur allgemeine Angaben machen, weil es noch nicht
gelungen ist, durchweg gültige Normalien für dieselbe festzulegen. Die Be-
stimmung solcher Konstanten ermöglicht es dem Fabrikanten, seine Waren
auf Verwendbarkeit und vielfach auch auf Beständigkeit durch Vergleich
zu prüfen. Den Konsumenten gibt das Ergebnis dieser Prüfung einen
einwandsfreien Wert dafür, ob die Ware für seine Zwecke geeignet ist.
Wir verwenden für die Erlangung solcher Vergleichswerte den Schopper-
schen Patent-Festigkeitsprüfer und bestimmen folgende Werte.
Guttapercha and Balata. 3g3
Ein Vergleichsstreifen von 1 — 5 mm Stärke, 10 — 40 mm Breite und
100 mm Länge wird eingespannt und nun entweder die Ausdehnung bei
Belastung mit einem bestimmten Gewicht gemessen oder festgestellt,
welche Belastung zur Ausdehnung des Streifens auf eine bestimmte
Länge erforderlich ist. Im allgemeinen wird die betreffende Belastung
eine Stunde lang zur Einwirkung gebracht, falls das Muster nicht vorher
reiBt. unmittelbar nach der Entlastung wird die Verlängerung des
Streifens gemessen. Sie wird prozentisch auf die Gesamt-Ausdehnung
berechnet und als Verlängerung nach Aufhebung der Belastung ange-
geben. Nach 6 Stunden wird wieder gemessen und festgestellt, wie weit
der Streifen auf seine ursprüngliche Länge zurückgekehrt ist. Diese
Zahl, in Prozenten der Gesamt -Verlängerung angegeben, wird als bleibende
Ausdehnung bezeichnet.
Da, wie schon gesagt, Vergleichsnormalien fehlen, müssen wir uns
auf diese Angaben beschränken.
7. Verhalten gegen hohen Druck. Für Puffer und andere
Kautschukwaren, für die große Elastizität gefordert wird, verlangt man,
daß die bei großer Belastung eintretende dauernde Deformation eine
möglichst geringe sei. Man prüft solche Gegenstände, indem man sie in
einer hydraulischen Presse kurze Zeit einem möglichst starken Druck
aussetzt. So pressen Heinzerling imd Pahl 5 qcm große Stücke von
ca. 1 mm Dicke eine Minute unter einem Maximaldruck von 4900 kg
und bestimmen bei der hierdurch mehr oder weniger deformierten Eaut-
schukplatte die mittlere Dicke des entstandenen Randes, die Stärke des
Zentrums und die Entfernung der verdickten Ränder voneinander.
8. Verhalten gegen Stoßwirkung. Einem 1 qcm großen Kaut-
schukstück werden mit einem 2 kg schweren Hammer mit 25 cm Fall-
höhe 50 Schläge erteilt. Die Deformationen und ihre Messung sind
denjenigen bei 7. ähnlich.
9. Is.olierfähigkeit und Durchschlagsfestigkeit. Für Kaut-
schukwaren, die als Isoliermaterialien und für andere Zwecke der Elektro-
technik dienen, sind Messungen ihrer diesbezüglichen Eigenschaften von
höchstem Wert. Die hierzu dienenden Apparate näher zu beschreiben,
ist hier nicht der Platz; es sei daher lediglich auf die Wichtigkeit und
Notwendigkeit derartiger Messungen hingewiesen.
Anhang. Guttapercha nnd Balata.
a) QuUapercha* Ein dem Kautschuk verwandter, aber doch
chemisch von ihm verschiedener Stofif ist die Guttapercha. Sie ist das
Gerinnungsprodukt des Milchsaftes einer Reihe von Pflanzen aus der
Familie der Sapotaceen. Früher wurde dieser Latex ausschließlich aus
364 Kautschuk und Kautschukwaren.
dem vorher gefällten Baum gewonnen. Seit längerer Zeit ist man
bestrebt, diese Gewinnungsweise, welche zur vollkommenen Vernichtung
der erreichbaren Wälder geführt hat, durch die Methode der Anzapfung
lebender Bäume zu beseitigen. Das Vorkommen der Guttaperchabäume
beschränkt sich auf die Halbinsel Malakka, auf die Inseln Sumatra,
Bomeo und die Gruppe der Philippinen. Neuerdings sollen im Sudan und
in den deutschen Kolonien Guttapercha liefernde Pflanzen aufgefunden sein.
Neben der aus dem Milchsaft gewonnenen Guttapercha ist die
sogenannte grüne Gutta jetzt vielfach auf dem Markt. Diese ist eine
Guttapercha, welche durch Extraktion oder mechanische Behandlung
der Zweige und Blätter guttaliefemder Pflanzen gewonnen wird. Sie
ist grün durch das gelöste Chlorophyll.
Von dem Kautschuk unterscheidet sich die Guttapercha vor allem
durch die Fähigkeit, bei mäßiger Wärme (unter 70^ C.) weich und
plastisch zu werden. Nach dem Erkalten erstarrt sie unter Beibehaltung
der in der Wärme gegebenen Form, ohne spröde und klebrig zu sein.
Eine fernere chemische Unterscheidung liegt darin, daß die Gutta aus
einer Lösung in Chloroform durch Äther gefallt wird, was bei Kautschuk
meist nicht der Fall ist. Die Elastizität der Gutta ist eine im Verhältnis
zum Kautschuk sehr geringe. Doch ist ihre Isolationsfllhigkeit bedeutend
größer als die des unvulkanisierten Kautschuks.
In der Guttapercha ist die den Wert bedingende Substanz ein
Kohlenwasserstoff, genannt Gutta. Dieser ist ein der Kautschuksubstanz
isomeres Terpen (CjoH,g) x— .
Das Guttaperchaharz ist von verschiedenen Forschem untersucht
und im allgemeinen in zwei Bestandteile, Alban und Fluavil, zerlegt.
Nach den neuesten Forschungen von van Romburgh (Ber. d. Deutsch,
ehem. Gesellsch. XXXVII, 1904, 3440) scheint es, wenigstens für einen
Teil der Guttaperchaharze, sicher, daß sie Ester sind, welche durch
verseifende Mittel in Zimtsäure und cholesterinartige Alkohole zer-
legt werden.
Die rohe Guttapercha des Handels enthält Wasser und Schmutz,
die eigentliche Gutta, sowie organische Bestandteile, die sauerstoffhaltig
sind und auch hier als Harze (s. o.) bezeichnet werden. Die technische
Reinigung geschieht bei der Guttapercha wie beim Kautschuk durch
Waschwalzen oder durch Knetapparate. Für die Reinigung der Gutta-
percha kommt aber auch noch ein chemisches Verfahren zur Verwendung,
welches das Herauslösen der sauerstoffhaltigen, Harz genannten Be-
standteile bewirkt. Dieser chemische Reinigungsvorgang wird als Härte-
prozeß bezeichnet.
2. Die Untersuchung der Guttapercha. Dieselbe erstreckt
sich auf die Bestinmiung von:
Untersachung der Gattapercha. 365
1. Wasser,
2. Asche,
3. mechanischen, organischen Verunreinigungen,
4. Harzbestandteilen,
5. Erweichungspunkt,
6. mechanischen und elektrischen Prüfungen.
Die Ausführung der Bestimmimg 1 und 2 geschieht nach den
unter A bezw. G für Kautschuk gegebenen Methoden.
3. Die Bestimmung der mechanischen, organischen Ver-
unreinigungen. Ca. 1 g des zu untersuchenden Materiales wird in
Chloroform, Toluol oder einem ähnlichen guten Lösungsmittel für Gutta
gelöst. Das ungelöste wird auf einem gewogenen Filterchen gesanmielt,
gut gewaschen, getrocknet imd gewogen. Seine Menge ist der Gehalt
an mechanischer, organischer Verunreinigung.
4. Die Bestimmung des Harzgehaltes. Für die Wertbe-
stimmung der Guttapercha ist die Harzbestimmung ein noch bei weitem
wichtigeres Moment, als füi die Eautschukbewertung. Sie wird hier
auch ganz allgemein ausgeführt. Eine große Anzahl von Beleganalysen
sind in dem wertvollen Buch von E. Ob ach (Die Guttapercha, Steinkopf
und Springer, 1899) niedergelegt. Die einfachste Bestimmungsmethode wäre
die bei der Kautschukuntersuchung unter A angegebene, doch läBt sich
diese bei der Guttapercha auBerordentlich schwer, zum Teil sogar gamicht
anwenden. Der Grund hierfür liegt darin, daß die Oberflächen der
feinen Streifchen zusammenschmelzend ein tieferes Eindringen des Acetons
unmöglich machen. Wir sahen uns daher genötigt, ein anderes Verfahren
auszuarbeiten, und sind zu der folgenden einfachen Methode gekonmien
(Zeitschrift f. ang. Chemie 1902, H. 40.). Die von den mechanischen
Verunreinigungen abflltrierte Lösung, bezw. ein gewogener oder gemessener
Teil derselben wird auf 10 — 15 ccm eingeengt und noch heiß in 75 ccm
siedendes Aceton eingetragen. Das Lösungskölbchen wird mit möglichst
wenig des angewandten Lösungsmittels nachgespült. Sofort beim Ein-
gieBen scheidet sich die Guttasubstanz flockig aus. Die erhaltene Mischung
wird noch 10 Minuten hindurch lebhaft am Rückflußkühler gekocht,^ um
sicher das eventl. mitgerissene Harz wieder in Lösung zu bringen. Jetzt
ballen sich die Flocken fest zusammen, und nach dem Abkühlen der
Mischung kann die Lösung klar abgegossen, bezw. der Kuchen quantitativ
auf ein gewogenes Filterchen gebracht, gewaschen, getrocknet und ge-
wogen werden.
Für die rasche, annähernd genaue Bestimmung der Harze in ge-
reinigter Guttapercha hat Ob ach (a. a. 0. S. 57) ein Verfahren aus-
gearbeitet, das darauf beruht, eine gewogene Menge Material mit einem
bestimmten Volumen an Lösungsmitteln zu überschichten und nach
366 Kautschuk und Kautschuk waren.
längerem Stehen das spezifische Gewicht der entstandenen Lösung zu
bestimmen. Der von Ob ach verwandte Apparat besteht aus zwei mit
Stopfen versehenen Glaszylindern, die durch Röhren kommunizieren.
Der eine wird mit der Guttapercha, der andere mit einer gemessenen
Menge Äther gefüllt. Man drückt dann diesen in den ersten Zylinder
hinüber, wo er längere Zeit über der Guttapercha verweilt. Dann wird
er in den zweiten Zylinder zurückgedrückt und das spezifische Gewicht
direkt mit einer in diesem befindlichen Spindel, die mit Thermometer
versehen ist, abgelesen. Der Apparat steht in einem Holzgehäuse mit
Glasscheiben vom und hinten, auch ist dafür gesorgt, daß kein Äther
verdunsten kann. In für diesen Spezialzweck angefertigten Tabellen
liest man aus dem gefimdenen Gewicht der ätherischen Harzlösung
sofort den Harzgehalt in Prozenten ab.
5. Die Bestimmung des Erweichungspunktes stammt gleich-
falls von Ob ach. Sie wird in folgender Weise ausgeführt. Gleiche
Streifen verschiedener zu untersuchender Sorten, bezw. fertiger Waren
werden in einem Rahmen durch Federn unter Tension erhalten. Der
Apparat steht in einem mit Thermometer versehenen und geheizten
Wasserbade und ist derart eingerichtet, daß in dem Augenblick, in dem
die Feder die weichgewordene Guttapercha wegdrückt, ein elektrisches
'Läutewerk ertönt, worauf man die Temperatur abliest. Auch die Zeit,
die eine geschmolzene Probe gebraucht, um wieder zu erhärten, wird
gemessen.
6. Die außer dem Erweichungspunkt wichtigen mecha-
nischen und physikalischen Prüfungen werden dem Gebrauchs-
zweck entsprechend ausgeführt. Die Methoden sind die gleichen wie
die bei den Kautschukwaren beschriebenen. Vor allem bedürfen die
elektrischen Eigenschaften, der Isolations widerstand, die Induktions-
kapazität und die Druckschlagfestigkeit, genauester Messung nach exakten
Methoden. Gerade hierbei zeigen die verschiedenen Sorten stark von-
einander abweichende Werte. Auf Einzelheiten derselben kann hier
nicht eingegangen werden und muß auf das Spezialwerk von Ob ach
verwiesen werden.
Anhang zur chemischen Analyse der Guttapercha. Eine
von van Romburgh stammende, sehr wertvolle Untersuchungsmethode,
bei der in einer Probe die mechanischen Verunreinigungen, Harz imd
Gutta bestinunt werden, ist die folgende:
1 g der zu untersuchenden Guttapercha wird in einem 100 ccm-
Meßkölbchen mit 80 ccm Chloroform unter zeitweiligem Umschütteln
ca. 1 Stunde am Rückflußkühler im Wasserbade erwärmt. Dann läßt
man erkalten und füllt bis zur Marke mit Chloroform auf. Von der
Mischung . wird die Lösung schnell durch einen zuvor mit Chloroform
Balata. 367
ausgezogenen Wattepfropfen, der in das Rohr eines Trichters gesteckt
ist, abfiltriert. Das Trichterrohr soll ca. 20 cm lang sein und einen
lichten Durchmesser von 3 mm haben. Die ersten 50 ccm des Filtrates
bringt man in einen gewogenen, weithalsigen Erlenmeyerkolben, dessen
Inhalt etwa 200 ccm beträgt. Dann destilliert man das Chloroform ab,
wobei dafür gesorgt wird, daß der Rückstand als gleichmäßige Schicht
an den Wandungen yerteilt ist, und trocknet den in heißes Wasser ge-
stellten Kolben in einem Strom trockener Kohlensäure. Das Gefäß wird
nach dem Abkühlen gewogen. Die Gewichtszunahme des Kolbens gibt
mit 2 multipliziert die Menge der löslichen Substanz. Die Differenz
zwischen dem Gewicht der angewendeten Menge und dem der in Lösung
gegangenen ist die mechanische Verunreinigung. Zur Bestimmung der
Gutta, bezw. des Harzes wird das mit Inhalt gewogene Glaskölbchen
dreimal am Rückflußkühler mit Aceton ausgekocht. Die Acetonlösung
wird jedesmal abgegossen. Beim Kochen und beim Abgießen des Acetons
ist darauf zu achten, daß die Masse sich nicht zu Klumpen zusammen-
ballt, weil dadurch die Extraktion gehindert wird. Den Rückstand löst
man wieder in Chloroform, um nochmals eine fest an der Wandung
hängende dünne Schicht zu haben, und destilliert ab. Hiemach wird
nochmals mit Aceton extrahiert, um sicher zu sein, daß alles Lösliche
auch wirklich herausgenommen ist. Der nun yerbleibende Rückstand
wird im Kohlensäurestrom getrocknet und zur Wägung gebracht. Das
Gelöste ist die Harzsubstanz und das Ungelöste die Gutta. Die Mengen
werden mit 2 multipliziert auf Ausgangsmaterial minus Wasser berechnet.
b) JMlata* Der einzige natürliche Ersatz für Guttapercha ist die
Balata. Sie ist der geronnene Milchsaft eines gleichfalls zu den Sapotaceen
gehörigen großen Baumes Mimusops Balata oder Sapota Müllen. Die
Mimusopeen sind weit verbreitet und kommen in Jamaika, Trinidad,
Venezuela, Guajana, im Gebiet des Amazonenstromes und nach neueren
Berichten auch in imseren afrikanischen Kolonien vor.
Die wertvolle Substanz der Balata ist eine Gutta neben sehr
viel Harz.
Die Untersuchung schließt sich vollkommen den für Guttapercha
gemachten Angaben an. Zu Isolierungszwecken wird unvermischte Balata
ihres niedrigen Erweichungspunktes wegen nicht gebraucht.
In großer Menge dient sie für die Darstellung von Treibriemen.
Ätherische Öle.
Von
Dr. E. GOdemeister in Ifiltitz bei Leipzig.
Die anf den Nachweis von Verfälschungen gerichtete Untersuchung
der ätherischen öle wird teils auf physikalischem, teils auf chemischem
Wege ausgeführt.
Zunächst wird durch Feststellung der physikalischen Eigen-
schaften ermittelt, ob das zu prüfende Ol von normaler BeschafFenheit
ist; dies ist der Fall, wenn sämtliche Konstanten innerhalb der für reine
Öle aufgestellten Grenzwerte liegen, über die Qualität des Öles gibt
in der Regel die chemische Untersuchung Auskunft; auch wird durch
sie die Art und Menge einer etwaigen Verfälschung gefunden.
Zur physikalischen Prüfung gehören die Bestinmiungen des spezi-
fischen Gewichts, des optischen Drehungsvermögens und der Löslichkeit
in Alkohol von verschiedener Stärke, mitunter auch die des Erstarrungs-
punktes, der Siedetemperatur oder des Verdampfungsrückstandes. Die
gebräuchlichen Fälschungsmittel wie Spiritus, fettes Öl, Petroleum,
Terpentinöl, Zedemholzöl etc. werden fast immer eine oder mehrere der
physikalischen Konstanten ändern und dadurch entdeckt werden. So
vermindert beispielsweise Terpentinöl, wenn es Pomeranzenöl zugesetzt
wird, dessen Drehungsvermögen; Zedemholzöl hebt die Löslichkeit des
Lavendelöls in 70-proz. Alkohol auf; die Verfälschung eines jeden
ätherischen Öles mit Spiritus hat die Erniedrigung des spezifischen Ge-
wichts zur Folge; durch Petroleum wird der Erstarrungspunkt des
Stemanisöles heruntergesetzt und die Löslichkeit in 90-proz. Alkohol,
beeinträchtigt, und so fort.
Der physikalischen Untersuchung schlieBt sich die chemische an.
Liegt ein Verdacht auf eine bestimmte Verfälschung vor, so sucht man
das Fälschungsmittel möglichst zu isolieren und zu identifizieren. Selbst
wenn das Öl normal befunden wird, ist häufig noch eine Qualitäts-
bestimmung wünschenswert. Welche der im folgenden beschriebenen
Verfahren anzuwenden sind, hängt von der Zusammensetzung des be-
Feststellung der physikalischen Konstanten. 369
treffenden Öles ab. Einige Öle haben Alkohole, andere Ester, Aldehyde,
Phenole oder Eetone als hauptsächlichste, den Wert bestimmende Be-
standteile, durch deren quantitative Ermittlung man nicht nur Auskunft
über normale oder anormale Beschaffenheit, sondern auch über die
Qualität erhält. So ist von zwei unverfälschten Lavendelölen dasjenige
das bessere, das den höheren Estergehalt besitzt; Eassiaöl wird nach
seinem Aldehydgehalt, Nelkenöl nach seinem Phenolgehalt bewertet.
Feststellung der physikalischen Konstanten.
SpexifiMhe» €fewichL Die Ermittlung des spezifischen Gewichts
geschieht, wenn genügend Untersuchungsmaterial vorhanden ist, am
bequemsten mit einer Senkwage nach Mohr oder Westphal; reicht die
Menge des Öles hierzu nicht aus, so bedient man sich eines Pykno-
meters unter genauer Einhaltung einer Temperatur von +15^ C.
OptUehes IhrehungBvernkögen. Bas Rotationsvermögen der äthe-
rischen Öle kann in jedem für Natriumlicht eingerichteten Polarisations-
apparate ausgeführt werden; besonders zu empfehlen ist der Laurent sehe
Halbschatten apparat. Bei dunklen Ölen benutzt man, um ein Verdünnen
mit einem Lösungsmittel zu umgehen, kurze Beobachtungsröhren von
50 und 20 mm Länge. Man bezeichnet mit aj) den im 100 mm -Rohr
direkt abgelesenen Drehungswinkel, mit {dy^ das nach der Formel (a)iQ
^ -:j — -y- berechnete spezifische Drehungsvermögen*). Hierbei bedeutet
1 die Rohrlänge in Millimetern und d das spez. Gewicht der Flüssig-
keit. Im allgemeinen ist es nicht notwendig, eine bestimmte Temperatur
innezuhalten, nur bei einzelnen Ölen, wie Zitronen- und Pomeranzenöl,
führt man die Bestimmung bei +20^ aus, oder rechnet das bei einem
anderen Wärmegrade erhaltene Resultat auf 20^ um.
lAMcMceU. Zu den gebräuchlichen Löslichkeitsbestimmungen
der ätherischen Öle wird hauptsächlich Alkohol von 70, 80 und 90 Vo-
lumprozenten angewandt. Man fügt zu 1 ccm des in einem graduierten
Meßzylinderchen befindlichen Öles so lange Alkohol von bestimmter
Stärke tropfenweise hinzu, bis Lösung erfolgt. Meist wird die Flüssig-
keit auch dann klar bleiben, wenn weitere Mengen des Lösungsmittels
zugesetzt werden, in einzelnen Fällen tritt aber selbst bei reinen Ölen
später wieder eine opalisierende Trübung ein. Enthält das zu prüfende
öl Petroleum, so scheidet sich dieses nach längerem Stehen an der
Oberfläche der Flüssigkeit in Tropfen ab, während fettes öl sich am
^) Vergl. H. Landolt, Das optische Drehungsvermögen organischer Sab-
Btonzen. 2. Aufl. Braonschweig, 1898.
Untarsuclumgen. 5. Aufl. HE. 24
370 Ätherische Ole.
Boden des GefäBes ansammelt. Zedernholz-, Kopairabalsam-, Gurjim-
balaamöl, sowie auch Terpentinöl sind ziemlich schwer in Alkohol lös-
lich und mAchen Biclt durch diese Eigenschaft bemerkbar, wenn sie
anderen leichter löslichen ölen in betrügerischer Absicht zugesetzt sind.
Eratarmngapumht. Der im Laboratorium von Schimmel & Co.
(Bericht von Schimmel &. Co., Oktober 1898, 49) zur Bestimmung des
Erstarrungspunktes von ätheriscben ölen (z. B. Aaisül, Sternanisöl,
Feuchelöl) benutzte Apparat ist dem bekannten Beckmannschen Apparate
zur Bestimmung des Molekulargewichts aus der Gefrierpunktsemiedri-
gung nachgebildet und hat die aus Fig. 73 er-
ni;. II. sichtliche Form. Das Batterieglas A dient zur
Au&ahme der Kilhlflüssigkeit oder des Kälte-
gemisches. Das in dem Metalldeckel bangende
Glasrohr B bildet einen Luftmantel um das Oe-
frierrohr C und verhindert das vorzeitige Er-
starren des zu prüfenden Öles. Das Gefrier-
rohr C ist oben weiter und wird an der Stelle
enger, v;q es auf dem Rande des Rohres B auf-
liegt. Zur Fixierung von C sind im Rohre ß,
ca. 5 cm unter seinem oberen Ende, drei nach
innen gerichtete Glaseinstälpungen angebracht.
Das in halbe Grade eingeteilte Thermometer
wird in einer Metallscheibe durch drei Federn,
in denen es sich leicht verschieben läAt, fest-
gehalten.
Zur Ausführung der Bestimmung füllt jnan
bei Anis- und Sternanisöl das Batterieglafi mit
kaltem Wasser und Eisstücken, bei Fenchelöl
aber mit einer aus Eis- und Kochsalz herge-
stellten Kältemischung. Dann gießt man in das
Gefrierrohr so viel von dem zu untersuchenden
öle, daS es etwa 5 cm hoch darin steht, und
bringt das Thermometer, das an keiner Stelle die
Wand berühren darf, in die Flüssigkeit Während
des Abkühlens ist das überkaltete Öl vor Erschütterungen, die vorzei-
tiges Erstarren hervorbringen würden, zu schützen. Ist das Thermo-
meter etwa 10° unter dem Erstarrungspunkt, also bei Anis- und Stern-
anisöl auf 6 — 8** gesunken, so sucht man durch Reiben und Kratzen
mit dem Thermometer an der Gefäßwand die Krystallisation einzuleiten.
Sollte das auf diese Weise nicht gelingen, so bringt man ein Kryställchen
von erstarrtem Öl oder etwas festes Auethol in die Flüssigkeit, worauf
das Erstarren unter starker Wärmeentwickelung vor sich geht. Das Fest-
Fraktjoniert« Destillatioii. 37J
werden beschleunigt man durch fortwährendes Rühren mit dem Thermo-
meter, dessen Quecksilberfaden schnell steigt und endlich ein Maximum
erreicht, das man den Erstarrungspunkt des Öles nennt.
Steht ein solcher Apparat nicht zur Verfügung, so kann, wenn die
Menge des zu untersuchenden Ölea nicht zu klein ist, d. h. mindestens
100 g beträgt, die Bestimmung in einer gewöhnlichen Flasche, die durch
Einstellen in ein Eältegemisch abgekühlt wird, ausgeführt werden. Die
Resultate stiounen mit den in dem oben beschriebenen Apparate erhal-
tenen gut überein.
FrtUMonierte DeatUUMon. Die fraktionierte Destillation findet
Anwendung, wenn es sich darum handelt, einen bestimmten Bestandteil
eines Öles zu isolieren oder einzelne Anteile voneinander zu trennen.
Zur wissenschaftlichen Untersuchung
ist eine sehr oit wiederholte Fraktio- *^*^" "'
nierung mit komplizierten Fraktions-
aufsätzen erforderlich, nm eine, mit-
unter' noch recht unvollkommene,
Trennung der verschieden siedenden
Bestandteile herbeizuführen. Bei der
Prüfung auf Verrälschung dient die
fraktionierte Destillation häufig zur
Isolierung von Yerfälschungsmitteln,
wie Alkohol, Petroleum, Terpentinöl
und anderen. Zitronenöl, Rosmarinöl f
und Spikßl werden auf Terpentinöl S
geprüft, indem man von dem Öle 10
oder 50 Proz. abdestilliert, um aus
dem Drehungs vermögen des Destil-
lates eine etwaige Verfälschung zu
ermitteln. Will man hierbei über-
einstimmende Resultate erhalten, so
müssen stets Destillationskölbchen
von gleicher Größe benutzt werden,
in denen die Fraktionierung so ausgeführt wird, dafi das Destillat
Tropfen für Tropfen niederfällt.
Der bei der Prüfung der genannten drei Öle im Laboratorium von
Schimmel & Co. (Bericht von Schimmel & Co., Oktober 1898, 46) an-
gewandte Ladenburgsche Fraktionskolben hat die aus Fig. 73 ersichtliche
Form und Größe.
Die Siedepunktsangaben dieses Abschnittes beziehen sich jauf Be-
stimmungen, bei denen sich der Quecksilberfaden des Thermometers
ganz im Dampf befindet.
24«
372 Ätherische öle.
Chemische üntersuchimgsiiiethodeii.
BeaUmtnung des CfehaUs an Estern durch Verseifen» Die
£8ter der Alkohole Cjo H|g 0 und Ciq H^q 0 gehören wegen ihres Wohl-
geruches zu den wertvollsten Bestandteilen der ätherischen Ole. Linaljl-
acetat ist der Hauptgeruchsträger des Bergamottöls, des Petitgrain- und
des Lavendelöls, Bomylacetat verleiht den Fichtennadel ölen ihr charak-
teristisches Aroma, Menthylacetat findet sich im Pfefferminzöl und so
weiter. Alle diese Ester lassen sich leicht durch alkoholisches Kali
verseifen und quantitativ bestimmen, und zwar in derselben Weise, wie
dies bei der Analyse der Fette gebräuchlich ist.
Man unterscheidet Säurezahl (S.-Z.), Esterzahl (E.-Z.) und Ver-
seifungszahl (Y.-Z.). Die Säurezahl drückt aus, wie viel mg KOH not-
wendig sind, um die in 1 g Öl enthaltene Menge freier Säure zu neu-
tralisieren. Die Esterzahl gibt das zur Yerseifung des in 1 g Ol ent-
haltenen Esters verbrauchte Kali in Milligrammen an. Mit Yerseifungs-
zahl bezeichnet man die Summe von Säurezahl und Esterzahl. Da die
ätherischen Öle gewöhnlich nur sehr wenig freie Säure enthalten, so
kann man diese im allgemeinen vernachlässigen.
Die Yerseifung führt man in einem 100 ccm enthaltenden weithal-
sigen Kölbchen aus Kaliglas aus. Ein etwa 1 m langes, durch eioen
durchbohrten Stopfen gestecktes Glasrohr dient als Rückflu^kühler. In
ein solches Kölbchen wiegt man etwa 2 g Öl auf 1 cg genau ab und
fügt 10 — 20 ccm alkoholische Halbnormal-Kalilauge hinzu. Zuvor hat
man das mit etwas alkoholischer Phenolphtaleinlösung versetzte Öl auf
freie Säure geprüft. Man erhitzt das Kölbchen mit aufgesetztem Kühl-
rohr eine halbe bis eine Stunde auf dem Dampf bade, verdünnt nach
dem Erkalten den Kolbeninhalt mit etwa 50 ccm Wasser und titriert den
Überschuß von Lauge mit Halbnormalschwefelsäure zurück.
Um aus der gefundenen Yerseifungszahl den Gehalt eines 01s an
Linalyl-, Geranyl- oder Bomylacetat (CioH^OCHgCO, Mol.-Gew. 196) zu
196 X Y -Z
berechnen, wendet man folgende Gleichung an: ^' — - = Proz. Ester.
Bei den Essigestem von Alkoholen . der Formel C|o Hj, OCH3 O
(Mol.-Gew. 198) wie Menthol, Citronellol etc. ist der Estergehalt in
T> . . , 198 X Y.-Z.
Prozenten ausgedrückt = — — r^^r •
Um den Gehalt an Alkoholen CjoHigO (Mol.-Gew. 154), CioH»0
(Mol.-Gew. 156) und C15 B.„ 0 (Mol.-Gew. 222) zu. finden, dienen die
Formeln:
154 X Y.-Z. 156 X Y.-Z. 222 x Y.-Z.
560 ' 560 ""^^ 560
BestiinmaDg Ton Alkoholen and Aldehyden. 373
BeaUmtnung des GehaUa an freien Atkohoten durch Acety-
iUren. Die als Ester in ätherischen Ölen Torkommenden Alkohole
CioHigO, C,oH|oO und C,, H^O sind auch häufig im £reien Zustande
anzutreffen, z. B. Borneol, Geraniol, Terpineol, Linalool, ThujyUlkobol,
Ifentbol, Citroaellol, Santalol. Zur quantitativen Bestinunung benutzt
man ihr Verhalten gegen £ssigsäureanh;drid, mit dem sie sieb beim
Erhitzen zu Essigsäureesteni lunsetzen:
C,o H,g 0 + (CH, CO)a 0 = C,o H,j OCH, CO + CH, COOH.
Quantitativ erfolgt diese Umwandlung nur bei Bomeol, Geraniol,
Menthol, Citronellol und Santatol. Linalool und Terpineol werden
jedoch beim Kochen mit Acetanhjdrid teilweise unter
Wasserabspaltung zersetzt. Zur quantitativen Acety- pi^, ^^
lienmg (Bericht von Schimmel i Co., Oktober 1894, 65)
werden 10 — 20 ccm des Öles mit dem gleichen Volu-
men Essigs äureanhydrid unter Zusatz von 1 — 2 g
trocknem Natriumacetat in einem mit eingeschliffenem
Eühlrohr veraehenen EOlbchen (Fig. 74) 1—3 Stunden
im gleichmäßigen Sieden erhalten. Nach dem Erkalten
setzt man zu dem Eolbeninbalt etwas Wasser und
erwärmt '/^ — '/» Stunde auf dem Wasserbade, um das
überschüssige Essigs äureanhydrid zu zersetzen, scheidet
darauf das Öl im Scheidetrichter ab und wäscht so
lange mit Sodalösung und Wasser nach, bis die Re-
aktion neutral ist.
Von dem mit wasserfreiem, schwefelsaurem Natron
getrockneten, acetylierten Öle werden 2 g nach dem
»uf Seite 372 beschriebenen Verfahren verseift. Die
der Verseifungsifthl entsprechende Menge des im ur-
sprünglichen Öle enthaltenen Alkohols berechnet man
nach folgenden Gleichungen:
1, Proz. Alkohol C[oH(jO im ursprünglichen Öle = , ' -.
2. - - C,„H„0 - - - = ,_(^^ 0,042)
i. - . C„H«0 - - - - 3_(axO,042)
In diesen Formeln bezeichnet a die Anzahl der verbrauchten ccm
Normalkalilauge, s die Menge des zur Verseifung verwandten acetylierten
Öles in Graomien.
Mdehydb€0timmang durch die Biautflitnethode von SchimmH
Jt Co, Das Verfahren beruht auf der Eigenschaft einiger Aldehyde, mit
374
Ätherische öle.
Fig. 75.
Natrimnbisulfit wasserlösliche Yerbindungen einzugehen. Schüttelt man
aldehydreiche Ole -wie Kassiaöl, Ceylonzimtöl (Zimtaldehyd) oder
Lemongrasöl (Citral) mit heißer konzentrierter Natriumbisulfitlösung
durch, so geht der gesamte Aldehyd in die wäßrige Lösung, während
die übrigen Anteile des Öles als wasserunlösliche Schicht obenauf
schwimmen. Die Yolumenabnahme, die das Ol bei diesem ProzeB
erlitten hat, entspricht seinem Gehalt an Aldehyd.
Zur Bestimmung (Bericht von Schimmel & Co., Oktober 1890, 12)
verwendet man ein besonderes Glaskölbchen (Eassiakölbchen, Aldehyd-
kölbchen, Fig. 75) von ungefähr 100 ccm Inhalt, das mit einem ca. 13 cm
langen Hals von 8 mm lichter Weite versehen ist, der
in y,o ccm eingeteilt ist. Der Hals faßt etwas über
6 ccm; der Nullpunkt der Skala befindet sich ein
wenig oberhalb der Stelle, wo der Kolben in den Hals
übergeht.
In dieses Eölbchen mißt man mit einer Pipette
genau 10 ccm Ol ab, setzt die gleiche Menge einer un-
gefähr 30-proz. Lösung von Natriumbisulfit (saures
schwefligsaures Natron) hinzu, schüttelt um und setzt
es in ein kochendes Wasserbad. Nachdem das an-
fangs entstehende Gerinnsel flüssig geworden ist, fügt
man nach und nach unter fortwährendem Erwärmen im
Wasserbade und häufigem Umschütteln so viel Bi-
sulfitlösung hinzu, bis das Kölbchen zu stark drei
Vierteln gefüllt ist. Dann erwärmt man noch einige
Zeit im Wasserbade, bis keine festen Partikel chen
mehr in der Flüssigkeit schwimmen, die Salzlösung
mit einem klaren Öl überschichtet und der Geruch
nach Aldehyd verschwunden ist.
Nach dem Erkalten füllt man das Eölbchen mit
Bisulfitlösung auf, so daß das Ol in den Hals steigt
und die untere Grenze der Olschicht genau mit dem Nullpunkte der
Skala auf dem Flaschenhalse abschneidet. Die Anzahl ccm der nicht
aldehydischen Bestandteile liest man auf der Skala ab und findet durch
Subtraktion von 10 den Aldehydgehalt.
Nach diesem Verfahren läßt sich der Gehalt nur bei solchen Ölen
genauer bestimmen, die relativ reich an Aldehyd sind, wie Eassiaöl,
Zimtöl und Lemongrasöl. Ganz unzureichend ist aber diese Bestim-
mimg bei Zitronenöl, das nur geringe Mengen (5 — 8 Proz.) Aldehyde
enthält.
J^henotbesHmmung. Zur annähernd genauen Bestimmung schüttelt
man ein abgemessenes Quantum des zu untersuchenden Öles mit dünner
Nachweis von Spiritus und fettem öl. 375
(höchstens 5-^proz.) Natronlauge aus. Die Volumverminderung des Öles
zeigt dann die Menge der vorhandenen Phenole an. Zu dem Zwecke
•wird eine 60 ccm haltende Bürette bis zu dem den zehnten Kubik-
zentimeter bezeichnenden Teilstrich mit 5-proz» Natronlauge angefüllt.
Dann schichtet man 10 ccm des zu untersuchenden Öls darüber, ver-
schließt die Bürette mit einem gut passenden Kork, schüttelt kräftig um
imd läßt 12 — 24 Stunden stehen. Etwa an den Glaswänden haftende
Olteilchen lOst man durch Klopfen und Drehen der Bürette. Ist die
Laugenschicht klar geworden, so liest, man die Menge der nicht aus
Phenolen bestehenden Bestandteile an der Skala ab.
Statt einer Bürette kann man auch das auf der vorigen Seite ab-
gebildete Kassiakölbchen zu den Phenolbestimmungen benutzen: •
ydchweis van Spiritus» Auf die bei ätherischen Ölen häufig vor-
kommende Verfälschung mit Spiritus wird man zuerst durch die Ernie-
drigung des spezifischen Gewichts aufmerksam.
In Wasser fallende Tropfen eines spiritushaltigen Öles bleiben nicht,
wie es bei reinen Ölen der Fall ist, klar und durchsichtig, sondern sie
erscheinen undurchsichtig und milchig getrübt.
TJm den Alkohol zu trennen und zu identifizieren, erhitzt man das
verdächtige Öl bis zum beginnenden Sieden, fängt die zuerst übergegan-
genen Tropfen in einem ßeagensglase auf und filtriert, um mitüber-
gerissene Öltröpfchen zu entfernen, durch ein mit Wasser angefeuditetes
Pilter. Nachdem das Filtrat mit verdünnter Kalilauge stark alkalisch
gemacht iat, versetzt man es nach dem Erwärmen auf 50 — 60^ bis zur
bleibenden Gelbfärbung mit einer Lösung von Jod in Jodkalium. Bei
Gegenwart von Alkohol scheiden sich nach einiger Zeit auf dem Boden
der Flüssigkeit Kryställchen von Jodoform ab. Zu berücksichtigen ist,
daß auch Aceton, Essigäther sowie niedere Aldehyde unter den gleichen
Bedingungen die Jodoformreaktion geben.
Schüttelt man in einem graduierten Zylinder . ein * abgemessenes
Quantum eines spiritushaltigen Öles mit Wasser durch, so entspricht
die Zunahme der Wasserschicht imgefahr der Menge des anwesenden
Spiritus. Aus dem Wasser kann man den Alkohol durch Destillation
absondern und in der oben beschriebenen Weise kennzeichnen.
Der Alkoholgehalt eines verfälschten Öles läßt sich auch durch
Vergleich der spezifischen Gewichte des Öles, vor und nach dem Aus-
schütteln mit Wasser, ermitteln.
Nachweis van feUem OL Gibt ein ätherisches Ol selbst mit
größeren Mengen 90-proz. Alkohols keine klare Lösung und hinterläßt
es beim Verdunsten auf Schreibpapier einen dauernden Fettfleck, ao
kann man ziemlich sicher auf eine Verfälschung mit fettem Ol schließen.
Hierbei ist zu berücksichtigen, daß besonders die durch Pressung ge-
376 Ätherische Öle.
wonnenen Agrumenöle, z. B. Bergamott-, Zitronen- und PomeranzenÖl,
auf Papier ähnliche dauernde Flecken heryorrufen; diese Ole sind aber
löslich in 90-proz. Alkohol und der Flecken rührt nicht von fettem Öle
her. Zum Nachweis des fetten Öles destilliert man das flüchtige Ol
mit Wasserdampf, den man hindurchleitet, ab oder verdunstet es in
einem Schälchen auf dem Wasserbade. Der Rückstand ist, wenn er
aus Fett besteht, unlöslich in 70- und 90-proz. Alkohol (nur Rizinusöl
ist löslich in 90-proz. Alkohol, unlöslich jedoch in 70-proz.); er ent-
wickelt, wenn er mit Kaliumbisulfat im Reagensrohre erhitzt wird,
stechende Dämpfe von Akrolein, läßt sich mit alkoholischer Kalilauge
verseifen \md liefert eine zwischen 180 und 200 liegende Verseifungszahl.
. Nachweis van MinertMl. Petroleum, Mineralöl oder Mineralöl-
fraktionen sind selbst im stärksten Alkohol so gut wie unlöslich, weshalb
sie in ätherischen Ölen leicht zu entdecken sind. Das anfangs trübe
Gemisch eines mit Mineralöl verfälschten ätherischen Öles mit 90-proz.
Alkohol klärt sich schnell beim Stehen und das abgeschiedene Mineralöl
schwinmit als ölige Schicht auf dem Spiritus. Das mit Alkohol wieder-
holt ausgewaschene Mineralöl wird als solches durch seine Beständigkeit
gegen Kalilauge, sowie gegen konzentrierte Schwefelsäure und Salpeter-
säure erkannt.
Nachweis von TerpenUnäL Die häufigste, bei ätherischen Ölen
beobachtete Verfälschung besteht in einem Zusatz von Terpentinöl. Der
Nachweis wird bei solchen Ölen, die im reinen Zustande kein Pinen —
den Hauptbestandteil des Terpentinöls — enthalten, dadurch geführt,
daß man diesen Kohlenwasserstoff durch oft wiederholte fraktionierte
Destillation isoliert, indem man die um 160^ siedenden Anteile getrennt
aufTängt und durch charakteristische Derivate identifiziert. Hierzu sind
besonders geeignet das Nitrosochlorid und die daraus dargestellten Basen
Pinennitrolbenzylamin oder -piperidin.
Nach der Vorschrift von Wallach (Liebigs Annalen 245 (1888),
251; 253 (1889), 251) werden je 50 g der betreffenden Fraktion, Eis-
essig und Athylnitrit (oder Amylnitrit) durch eine Kältemischung gut
abgekühlt und in das Gemenge nach und nach 15 ccm rohe (33-proz.)
Salzsäure eingetragen. Das Nitrosochlorid scheidet sich bald kristalli-
nisch ab; durch Absaugen mit der Wasserstrahlluftpumpe und Aus-
waschen mit kaltem Alkohol wird es genügend rein erhalten, tun weiter
verarbeitet zu werden. Ein Teil des Nitrosochlorids wird mit Kali-
lauge verseift und in das bei 132^ schmelzende Nitrosopinen (Wallach
und Lorentz, Liebigs Annalen 258 (1891), 198) übergeführt. Zu einem
andern Teile setzt man eine überschüssige alkoholische Lösung von
Benzylamin oder Piperidin (Wallach, Liebigs Annalen 245 (1888), 253;
252 (1889), 130) erwärmt kurze Zeit auf dem Wasserbade und scheidet
Konstanten and Eigenschaften. « 377
das entstandene Nitrolamin durch Zusatz yon Wasser aus; der Schmelz-
punkt des Finennitrolpiperldins liegt bei 118 — 119®, der des Pinennitrol-
benzylamins bei 122—123«.
Bei ätherischen Ölen, die Pinen als natürlichen Bestandteil ent-
halten, wird die Verfälschung mit Terpentinöl durch die Veränderung
der physikalischen Eonstanten, wie spezifisches Gewicht, Löslichkeit und
BrehirngsvermÖgen erkannt. In Bezug auf das optische Verhalten ist
zu beachten, daß es sowohl rechts- wie linksdrehendes Terpentinöl gibt.
Konstanten nnd Blgenschaften einer Anzahl der für Handel nnd
Indastrie wichtigeren ^ ätherischen Öle.
Ani8&l» Aus den Früchten von Pimpinella Anisum L. dgo«^
0,980—0,990; a^ links, bis — 1« 50' (mit Fenchelöl oder Fenchelstea-
ropten versetztes Öl dreht rechts); löslich in ly, — 3 Vol. 90-(Vol.)-proz.
Alkohols; Erstarrungspunkt (siehe S. 370) +17 bis 4-19®. Bei mangel-
hafter Aufbewahrung sinkt der Erstarrungspunkt bis unter 0°; gleich-
zeitig wird das Ol durch Bildung yon Anisaldehyd schwerer als Wasser.
Anethol CjoHiaO . dgso 0,984—0,986; a^ H 0°; n^^o 1,559 bis
1,561; Erstarrungspunkt 21— 22®; Schmelzpunkt 22,5— 23»;' Siedepunkt
(760 mm) 233— 233,5°; löslich in 2—3 Vol. 90-proz. Alkohols.
BayÖl^ Aus den Blättern von Myrcia acris "Wight. dj*
0,965—0,985; a^ links, bis -2°. Meist nicht klar löslich in 90-proz.
Alkohol. Eugenolgehalt 59 — 65 Proz. Die Bestimmung des Eugenols
geschieht auf die unter Nelkenöl angegebene Weise.
JBergamoU&l. Das aus den Fruchtschalen von Citrus Bergamia
Risso gepreßte Öl. . Farbe grün oder gelbbraun; d^o 0,881 — 0,886;
ajy-hS bis 4- 24°; löslich in Va und mehr Vol. 90-proz. Alkohols. Ge-
halt an Linalylacetat (s. S. 372) 35 — 40 Proz; Verdampfungsrückstand
5 — 6 Proz. Zu seiner Bestimmung wägt man etwa 5 g Ol (auf 1 cg
genau) in einem Glasschälchen ab, erwärmt auf dem Wasserbade, bis
das Zurückbleibende den Geruch nach Bergamottöl vollständig verloren
hat, und wägt das vorher tarierte Schälchen nach dem Erkalten mit dem
Bückstande. Dieser beträgt mehr als 6 Proz., wenn fettes Öl zugegen
ist. Rektifiziertes Bergamottöl ist farblos und ist ohne nennenswerten
Rückstand flüchtig.
0 Da es nicht angängig ist, alle ätherischen öle hier aafzufohren, so muß
auf das aosfuhrliche Werk: „Die ätherischen öle" von £. Gildemeister
ond Fr. Hoffmann, Berlin, Julias Springer, 1899 verwiesen werden. Dort
finden sich auch nähere Angaben über Herkunft, Gewinnung, Zusammensetzung,
Handelssorten a. s. w.
378 I Ätherische öle.
SUtertnatuMäl. Aus den vom fetten Öle befreiten bitteren Mandeln
Ton Prunus Amygdalus Stokes oder Aprikosenkernen von Prunus
Armeniaca L. durch Gärung und darauf folgende Destillation.
Blausäurehaltiges Bittermandelöl, d^go 1,045 — 1,070, bei
starkem Blausäuregehalt ist das spezifische Gewicht höher; oj^ inaktiv
oder fast inaktiv; löslich in 1 — 2 Vol. 70-proz. Alkohols.
Blausäurefreies Bittermandelöl, d^so 1,050 — 1,055; Siede-
punkt 179^. Zur Unterscheidung des blausäurefreien Bittermandelöls
von blausäurehaltigem werden 10 — 15 Tropfen des betreffenden 01s mit
2 — 3 Tropfen ca. 30-proz. oder einer entsprechenden Menge verdünnter
Natronlauge durchgeschüttelt. Nach Hinzufügen einiger Tropfen oxyd-
haltiger Ferrosulfatlösung schüttelt man abermals um und säuert mit
verdünnter Salzsäure an, worauf sich der Eisenoxyduloxjdniederschlag löst
und bei Gegenwart von Blausäure die charakteristische blaue Fällung
von Berlinerblau eintritt.
Für die quantitative Blausäurebestimmung in ätherischen Ölen
sind verschiedene maßanalytische Methoden vorgeschlagen worden, die
aber teilweise recht schlechte Resultate liefern. Am meisten bewährt
hat sich das folgende gewichtsanalytische Verfahren: Man wägt ca. 1 g
Ol genau ab, löst es in der 10 — 20 -fachen Menge Alkohols und fügt
10 g chlorfreier alkoholischer Ammoniaklösung zu. Nach kurzem Stehen
setzt man eine wäßrige Lösung von 1 g Silbernitrat hinzu und säuert
mit Salpetersäure an. Nachdem sich die Flüssigkeit geklärt hat, sammelt
man das Cyansilber auf einem getrockneten und gewogenen Filter, wäscht
es sorgfältig mit Wasser aus und trocknet es bei 100® bis zum kon-
stanten Gewicht.
Der so erhaltene Silbemiederschlag enthält die gesamte in dem
öle enthaltene Blausäure, während ohne die vorhergehende Behandlung
mit Ammoniak, durch die das Phenyloxyacetonitril erst aufgeschlossen
wird, nur ein Teil der Blausäure bestimmt würde.
Die Berechnung geschieht nach der Gleichung:
(Ag^CN) : CN H "" 8®^^^«^« ^«^g^ ^g ^N : x.
Nachweis von Chlor. Bei der Darstellung des künstlichen Bitter-
mandelöls oder Benzaldehyds aus Benzylchlorid oder Benzylidenchlorid
gelangen stets größere oder kleinere Mengen gechlorter Produkte hinein.
Da der künstliche Benzaldehyd vielfach zum Verfalschen des echten
Bittermandelöls verwendet wird, so kann man seine Gegenwart durch
den Nachweis von Chlor dartun. Ebenso ist auch der synthetisch dar-
gestellte Zimtaldehyd manchmal chlorhaltig, und die Auffindung von
Chlor im Zimtöl würde eine Verfälschung mit dem künstlichen Aide-
Konstanten und Eigenschaften. 379
hyd beweisen. Es muß jedoch hervorgehoben werden, daß gegenwärtig
auch synthetischer, chlorfreier Benz- und Zimtaldehyd im Handel sind.
Zum Chlomachweis wird ein 5x6 cm großes, fidibusartig zu-
sammengefaltetes Stückchen Filtrierpapier mit dem zu untersuchenden
Öl getränkt und der Überschuß an Öl durch zweimaliges kurzes Schwenken
mit der Hand abgeschleudert. Das so präparierte Papier wird in eine
kleine Porzellanschale, die in einer größeren von etwa 20 cm Durch-
messer steht, gebracht und angezündet. Dann wird schnell ein bereit
gehaltenes, etwa 2 1 fassendes, innen mit destilliertem Wasser befeuchtetes
Becherglas darübergestürzt. Die Yerbrennungsgase schlagen sich an den
feuchten Wänden des Becherglases nieder und werden mit 10 ccm
destillierten Wassers auf ein Filter gespült. Das Filtrat darf nach* Zu-
satz von Silbemitratlösung keine Trübimg, noch viel weniger aber einen
Niederschlag von Chlorsilber geben. Echtes, d. h. auf natürlichem Wege
AUS Mandeln oder Pfirsichkemen destilliertes Ol gibt niemals eine Chlor-
Reaktion.
Diese Prüfungsmethode hat sich als untrüglich erwiesen. Der
Sicherheit wegen mache man bei jeder Begutachtung die Gegenprobe mit
reinem Destillat, da Täuschungen vorkommen können, wenn das Wasser
und die Gefäße nicht vollständig frei von Salzsäurev^rfoindungen sind.
JEucalyptU8''Glolnilusöl. Aus den Blättern von Eucalyptus
Globulus Labill. d^^o 0,910—0,930; «d + 1 bis + Ib»; löslich in
2 — 4 Vol. 70-proz. Alkohols. Auf Verfälschung mit dem minderwertigen
(linksdrehenden), fast ganz aus Phellandren, C,oHie, bestehenden Ole
von Eucalyptus amygdalina Labill. prüft man, indem man in einem
Reagensglase das mit dem doppelten Vol. Petroläther verdünnte öl
mit einer konzentrierten wäßrigen Auflösung von Natriumnitrit versetzt.
Fügt man nun Essigsäure in kleinen Portionen hinzu, so bilden sich bei
Gegenwart von Phellandren flockige Ausscheidungen von Phellandrennitrit.
Eukalyptol. Cineol. CioHjgO. djßo 0,928— 0,930; ajy -{ 0°;
Siedepunkt 176— 177<>; Uj^^o 1,458; Schmelzpunkt — 1°.
Fencheiöl, Aus den Früchten von Foeniculum vulgare Gaertn.
di50 0,965—0,977; oj) -+- 12 bis -f 18^ selten höher; löslich in 5—8 Vol.
80-proz. (event. mit Trübung) und in 1 Vol. 90-proz. Alkohols. Er-
starrungspunkt (siehe S. 370) nicht unterhalb + 5°.
C^eraniufnÖl, Aus den Blättern verschiedener Pelargoniumarten.
(Palmarosaöl wird fälschlich auch als türkisches oder indisches Geraniumöl
bezeichnet.) d^o 0,890—0,907; a^ — 6 bis — 16°. S.-Z. 3—12; E.-Z.
42 — 78; löslich in 3 Vol. 70-proz. Alkohols (event. unter Parafflnab-
scheidung).
KtuHaiU, Chinesisches Zimtöl. Aus den Blättern des chinesischen
Zimtstrauches, Cinnamonum Cassia Bl. d^i^o 1,055 — 1,070; inaktiv
380 Ätherische öle.
oder schwach links oder rechtsdrehend; löslich in 2 — 3 Vol. 70-proz.
Alkohols und mehr, meist mit Opaleszenz. Zimtaldehjdgehalt (s. S. 374)
75 — 90 Proz. Der bei der Destillation in einem mit niedrig angeschmol-
zenem Rohr versehenen Fraktionskölbchen verbleibende Rückstand beträgt
6 — 8, höchstens 10 Proz. £r muB breiartig, darf aber nicht hart und
spröde sein, was der Fall ist, wenn das Öl mit Kolophonium verfälscht
war. Diesen Zusatz kann man auch folgendermaßen nachweisen: Man
setzt zu einer Lösung von 1 Yol. Eassiaöl in 3 Yol. 70-proz. Alkohols
tropfenweise bis zu Y, Vol. einer bei Zimmertemperatur gesättigten, frisch
bereiteten Lösimg von Bleiacetat in 70 -proz. Alkohol hinzu. £in hierbei
entstehender Niederschlag ist auf zugesetztes Kolophonium zurückzuführen.
' KihnmeM, Aus den Früchten von Garum Carvi L. di50
0,907—0,915; «d 4- 70 bis 80°; löslich in 3—10 Vol. 80-proz. oder 1 Vol.
90 -proz. Alkohols.
Carvol. Carvon. CjoHi^O (das Kümmelöl des Deutschen Arznei-
buchs) djgo 0,964— 0,966; aß + 58 bis +60»; löslich in 16— 20 VoL
50-proz. Alkohols bei 20® C. oder in 7, — 2 Vol. 70-proz. Alkohols; Ud^o
1,497—1,500.
LavendeM, Aus den Blüten von Lavandula officinalis Chaix.
di5o 0,883—0,895; aß —3 bis — 9«; löslich in 3 Vol. 70-proz. Alkohols;
Grehalt an Linalylacetat 30 — 40 Proz. und mehr (Bestimmung s. S. 372).
Die steueramtliche Vorschrift zur Untersuchung des als Denatu-
rierungsmittel zu verwendenden Lavendelöls, die jedoch nicht hinreicht,
verfälschte Öle von reinen zu unterscheiden, lautet: Die Dichte des
Lavendelöls soll bei 15® zwischen 0,880 und 0,900 liegen; 10 ccm
Lavendelöl sollen bei 20® in 30 ccm Branntwein von 63 Gewichtsprozent
klar löslich sein.
Z^entangrasäl. Aus dem Kraute von Andropogon citratus
D. C. di50 0,895—0,905; a^ rechts oder links H-1® bis —5®; löslich
in 2 — 3 Vol. 70-proz. Alkohols, bei weiterem Zusatz zuweilen leichte
Trübung. Citralgehalt (bestimmt nach der Bisulfitmethode S. 373)
70—85 Proz.
Citral CioHißO. dij. 0,892—0,895; ajy -\ 0®; ud^o 1,4880 bis
1,4886; Siedepunkt 228—229®.
IdfuUoeÖl. Aus dem Holze verschiedener Arten der Gattung
Bursera, djjo 0,875—0,890; «d — 3 bis —5®; V.-Z. 1—25; löslich in
2 Vol. 70-proz. Alkohols.
Muskatnufsöl, Destillat der Muskatnüsse von Myristica
fragrans Houtt. d^jo 0,870—0,925; äd + 7 bis 4- 30®; löslich in 1 bis
3 Vol. 90-proz. Alkohols.
Nelkenöl, Aus den getrockneten Blütenknospen des Nelkenbaumes,
Eugenia caryophyllata Thunb. djjo 1,044—1,070; ap bis — 1®15';
Konstanten and Eigenschaften. 331
löslich in 1 — 2 Vol. 70-proz. Alkohols. Eugenolgehalt 75 — 90 und
mehr Proz.
Nelkenstielöl wird aus den Nelkenstielen destilliert. dj50
1,040 — 1,065; Drehung und Löslichkeit wie bei Nelkenöl. Eugenolgehalt
85—95 Proz.
Die Bestimmung des Eugenols geschieht entweder mit B-proz.
Natronlauge im Eassiakölbchen (Fig. 75 S. 374) oder nach dem ver-
besserten Thoms sehen Verfahren (Archiv der Pharmarcie 241 (1903) 592),
welches erlaubt, auck das als Ester im Öle enthaltene Eugenol mit zu
>
bestimmen.
5 g Nelkenöl werden mit 20 g Natronlauge (15 -proz.) übergössen
und auf dem Wasserbade Y, Stunde lang erwärmt. Auf der Flüssigkeit
scheidet sich alsbald die Sesquiterpenschicht ab. Der Inhalt des Becher-
glases wird noch warm in einen kleinen Scheidetrichter mit kurzem
Abflußrohr gegeben und die sich gut und bald absetzende warme
Eugenol-Natronlösimg in das Becherglas zurückgegeben. Das im Scheide-
trichter zurückbleibende Sesquiterpen wäscht man zweimal mit je 5 ccm
Natronlauge (15 -proz.) und vereinigt diese mit der Eugenol-Natronlösung.
Hierauf gibt man zu letzterer 6 g Benzoylchlorid und schüttelt
um, wobei sich unter starker Erwärmung die Bildung des Benzoyl-
eugenols sogleich vollzieht. Die letzten Anteile imangegriffenen Benzoyl-
chlorids zerstört man durch kurzes Erwärmen auf dem Wasserbade.
Nach dem Erkalten filtriert man die über dem erstarrten Ester befind-
liche Flüssigkeit ab, spült mit 50 ccm Wasser die etwa auf das Filter
gelangten Kryställchen imd erwärmt, bis der Krystallkuchen wieder öl-
förmig geworden ist. Man läBt nach sanftem ümschütteln abermals er-
kalten, filtriert die überstehende klare Flüssigkeit ab und wäscht in
gleicher Weise noch zweimal mit je 50 ccm Wasser den wieder ge-
schmolzenen Kuchen aus. Das noch feuchte Benzoyleugenol wird sogleich
mit 25 ccm Alkohol von 90 Gewichtsprozent übergössen, auf dem Wasser-
bade unter Umschwenken erwärmt, bis Lösung erfolgt ist; das Um-
schwenken des vom Wasserbade entfernten Becherglases wird solange
fortgesetzt, bis das Benzoyleugenol in kleinkrystallinischer Form aus-
krystallisiert ist. Das ist nach wenigen Minuten der Fall. Man kühlt
sodann auf eine Temperatur von 17® ab, bringt den Niederschlag auf
ein Filter von 9 cm Durchmesser und läßt das Filtrat in einen graduierten
Zylinder laufen. Es können bis gegen 20 ccm desselben mit dem Filtrate
angefüllt werden; man drängt die auf dem. Filter noch im Krystallbrei
vorhandene alkoholische Lösung mit soviel Alkohol von 90 Gewichts-
prozent nach, daß das Filtrat im ganzen 25 ccm beträgt, bringt das
noch feuchte Filter mit dem Niederschlag in, ein Wägegläschen (letzteres
war vorher mit dem Filter bei 101° ausgetrocknet und gewogen) und
382 Ätherisclie Öle.
trocknet bei 101^ bis zum konstanten Gewicht. Von 25 ccm 90-proz.
Alkohols werden bei 17° 0,55 g reines Benzoyleugenol gelöst, welche
Menge dem Befunde hinzugezählt werden muß.
Bezeichnet a die gefundene Menge Benzoesäureester, b die ange-
wandte Menge Nelkenöl (gegen 5 g) und filtriert man 25 ccm alkoholischer
Lösung YOm Ester unter den oben erläuterten Bedingungen ab, so
findet man den Prozentgehalt des Nelkenöls an Eugenol nach der Formel :
4100 (a 4- 0,55)
67. b •
Diese Formel resultiert aus den beiden Gleichungen:
(Benzoyl-
eugenol) (Eugenol)
268 : 164 = (a4-0,55) : Gefundene Menge Eugenol
Eugenol = m:l-.^3^
^ 268
Daher b:i^i.i5±^'^)- = 100 :x
268
_ 1,64 (a 4- 0,55) . 100 _ 4100 (a + 0,55)
268 . b 67 . b
OrangenhUUenöl. Neroliöl. Destillat der Blüten der bitteren
Orange, Citrus Bigaradia Risso. djjo 0,870—0,880; aß + 2^ 30'
bis -h 8^; löslich in 1 — 2 Vol. 80-proz. Alkohols, beim weiteren Zusatz
des Lösungsmittels tritt meist Trübung infolge Ton Paraffinabscheidung
ein; V.-Z. 24—55.
^ahnaroäüMm (Fälschlich auch indisches oder türkisches Geranium-
öl genannt.) Aus dem Kraute Yon Andropogon Schoenanthus L.
<ii5o 0,888 — 0,900; «d schwach rechts oder linksdrehend -h6° bis
— 20 30'; löslich in 1,5— 3 Vol. 70-proz. Alkohols; V.-Z. 14— 46; V.-Z.
nach dem Acetylieren nicht unter 225.
PoMiouUÖl. Aus den Blättern von Pogostemon Patchouli
Pellet. di5o 0,970—0,995; cd —50 bis —68«; löslich in 1 Vol. 90-proz.
Alkohols.
PfeffertninaÖl. Aus dem Kraute von Mentha piperita L. Man
unterscheidet verschiedene Handelssorten, YOn denen das englische,
das amerikanische und das japanische die wichtigsten sind.
Englisches oder Mitcham Pfefferminzöl. di50 0,900 — 0,910;
aj) —22 bis -33°; löslich in 3—5 Vol. 70-proz. Alkohols; Gehalt an
Estermenthol (d. h. Gehalt an vorhandenem veresterten Menthol, be-
rechnet als Menthylacetat, CjoHig OCH3 CO) 4—12 Proz. = V.-Z. 14—41;
Gesamtmenthol (freies -f- verestertes Menthol) 50 — 63 Proz. = V.-Z. nach
dem Acetylieren 164 — 194.
Konstanten and Eigenschaften. 383
Amerikanisches Pfefferminzöl. djso 0,900 — 0,920; «d — 18
bis — 33 '^. Einige Ole lösen sich erst in Yj und mehr Vol. 90-proz.,
andere schon in 4 — 5 Vol. 70*proz. Alkohols. Estermenthol 3 — 10 Proz.
(V.-Z. 10 — 36), Gesamtmenthol 50 — 61 Proz. (V.-Z. nach dem Acetylieren
158—188).
Japanisches Pfefferminzöl. Normales Ol ist eine bei ge-
wöhnlicher Temperatur halbfeste, mit Krystallen von Menthol durchsetzte
Masse. Im Handel finden sich meist Öle, denen ein Teil des Menthols
entzogen ist und die in Bezug auf Dichte, DrehungsvermÖgen und
Mentholgehalt außerordentlich yariieren. Die Unterscheidung der ein-
zelnen Pfefferminzsorten durch die physikalische und chemische Unter-
suchimg ist sehr schwer, immöglich, wenn Gemische verschiedener Öle
vorliegen.
JPameranzenöl, bitter» Aus den Fruchtschalen der bitteren
Pomeranze, Citrus Bigaradia Risso, gepreßtes Ol. di5o 0,854 — 0,856;
ajj -f-90 bis + 93« bei 20« C. Nicht klar löslich in 90-proz. Alkohol.
Abdampfrückstand (siehe imter Bergamottöl) 3 — 5 Proz*
JPomeranxenölf süfa» Aus den Fruchtschalen der süßen Pomeranze
oder Apfelsine, Citrus Aurantium Risso, gepreßtes Ol. d^s© 0,848 bis
0,853; «D +95030' bis + 98° bei 20» C. Nicht klar löslich in 90-proz.
Alkohol. Abdampfrückstand 2 — 4 Proz.
Rosenäl» Aus den Blüten von Rosa damascena Miller. dsQO
0,849—0,862; Cd — l^SO' bis — 3«>. Wegen seines Paraffingehalts gibt
das Öl mit 90-proz. Alkohol keine klaren Lösungen; S.-Z. 0,5 — 3,0;
E.-Z. 8—16; Gesamtgeraniolgehalt (Geraniol + Citronellol) 66—75 Proz.
(siehe S. 373). Erstarrungspunkt (d. h. der Punkt, an dem das Ol beim
langsamen Abkühlen beginnt Stearopten [Paraffin] abzuscheiden) +19
bis +23,50.
Momnarinölf italienisches. Aus den Blüten von Rosmari nus
officinalis L. djjo 0,900—0,920; ajy rechts bis + 15°; löslich in Vs
und mehr Vol. 90-proz. Alkohols. Werden in dem auf Seite 371 be-
schriebenen Kölbchen von 50 ccm Öl 5 ccm langsam abfraktioniert, so
soll das Destillat nach rechts drehen. Dreht es links, so liegt Ver-
fälschung mit französischem Terpentinöl vor.
Die steueramtliche Vorschrift zur Untersuchung des Rosmarinöls
zu Denaturierungszwecken, die aber ganz unzureichend ist, lautet: Die
Dichte soll bei 15® zwischen 0,895 und 0,920 liegen. 10 ccm Rosmarin-
öl sollen sich bei 20® in 100 ccm Branntwein von 73,5 Gewichtsprozent
klar lösen.
Sandeihoiz&l. Aus dem Holze von Santalum album L. d^so
0,975 bis 0,983; a^ —17 bis -20®; löslich in 5 Vol. 70-proz. Alko-
hols, welche Lösung auch bei weiterem Zusatz von 70-proz. Alkohol
384 Ätherische Öle.
nicht getrübt wird; V.-Z. 5 — 20; Santalolgehalt (Bestimmung auf S. 373)
berechnet auf C15 H34 0 mindestens 91 Proz.
8€LSsafr€isÖl. Aus der Wurzel Ton Sassafras officinalis Nees.
di5o 1,070—1,080; «d + 3 bis +4»; löslich in 1—2 Vol. 95-proz.
Alkohols.
Safrol, CioHiaOj. dijo 1,105— 1,107; ajy A 0«: Siedepunkt
2330 (760 mm); np^o 1,536—1,540. Erstarrungspunkt 11 0. Safrol er-
starrt oft sehr schwer, es ist daher die Krystallisation durch Einbringen
eines Safrolkrystalls einzuleiten.
SenfSl, echtes* Aus dem Samen Ton Brassica nigra Eoch und
Br. juncea Hooker. d^go 1,014 — 1,025; ajy H 0°; siedet größten-
teils zwischen 147 u. 153° (760 nun); löslich in jedem Verhältnis in
90- proz. Alkohol.
Senföl, künstliches, dijo 1,020—1,025; a^ H 0^ Siedet
der Hauptmenge nach zwischen 150 u. 153® (760 mm) njj^o 1,527 — 1,529.
Bestimmung des Isosulfocyanallyls im SenfÖl. Ein Ver-
fahren zur quantitativen Bestimmung des Schwefels im Senföl ist von
Gadamer (Archiv, d. Pharm. 237 (1899), 110 u. 372) ausgearbeitet
worden. Das Senföl wird durch Ammoniak in Thiosinamin übergeführt
und dieses durch ammoniakalische Silberlösung in Alljlcyanamid,
Schwefelsilber und Ammoniunmitrat verwandelt:
C3H5 NCS + 3NH3 + 2 Ag NO3 = AgjS + N CNH . C3H5
-I-2NH4NO3.
Zum glatten Verlauf dieser Reaktion ist ein großer Überschuß von
Silbemitrat notwendig. Das nicht verbrauchte Silbemitrat wird mit
Vio N.-Bhodanammoniumlösung zurücktitriert.
Zur Prüfung wird das Senfbl zunächst in Senf Spiritus (Spiritus
sinapis des deutschen Arzneibuches) übergeführt, indem 2 g desselben
mit 98 g Weingeist gemischt werden.
5 com des Senfspiritus (= 4,2 g) werden in einem Meßkolben von
100 ccm Inhalt mit 50 ccm Yio N.-Silberlösung und 10 ccm Ammoniak-
flüssigkeit (spez. Gewicht 0,960) versetzt und wohl verschlossen 24 Stunden
unter öfterem Umschütteln stehen gelassen. Nach dem Auffüllen zur
Marke wird in 50 ccm des klaren Filtrats, nach Zusatz von 6 ccm
Salpetersäure (spez. Gew. 1,153), der Gehalt an überschüssigem Silber-
nitrat durch Titrieren mit Yjq N.-Rhodanammoniumlösung bestimmt. Als
Indikator benutzt man Ferriammoniumsulfat- oder Ferrisulfatlösimg.
Da einem Molekül Allylsenföl (Mol.-Gew. 99) zwei Moleküle Silber-
nitrat (Mol .-Gew. 340) entsprechen, so ist 1 ccm Y^q N.-Silbernitratlösung
(= 0,017 g Ag NO3) 0,00495 g Allylsenföl gleichwertig.
Nach Firbas (Pharm. Post 37 (1904), 33) ist die Umsetzung der
Thiosinaminsilberverbindung bei 24 -stündigem Stehen in der Kälte
Eonstanten und Eigenschaften.
385
niemals Yollständig. Er empfiehlt deshalb Erwärmen im Druckfläschchen
auf 100^, wodurch allein eine völlige Umsetzung erreicht wird.
SpÜQÖL Destillat der Blüten Ton Layandula Spica D. G. di^^^
0,905—0,915; a^ rechts bis 4- 7°; löslich in 1,5 bis 3 Vol. 70-proz.
Alkohols. V.-Z. 5—20.
StemanMH* Aus den Früchten yon Illicium anisatum L. d|5o
0,980 — 0,990; a^ schwach links bis — 2^, selten schwach rechts; löslich in
1,5 — 2,5 Vol. 90-proz. Alkohols; Erstarrungspunkt (siehe Seite 370) 4- 15
bis + 180.
TerpevMnäl. Destillat aus dem Terpentin verschiedener Pinus-
Arten.
Amerikanisches Terpentinöl. dj50 0,865 — 0,870; a^ rechts,
bis -h 15®, sehr selten schwach links; löslich in 5 — 7 Vol. 90-proz.
Alkohols, altes, verharztes öl ist leichter löslich. Bei der Destillation
gehen von 155— 163<> 85 Proz. über.
Französisches Terpentinöl, d^o 0,865— 0,876; aj) — 20 bis
— 40^. Die sonstigen Eigenschaften sind dieselben wie die des ameri-
kanischen Öles.
Kienöl ist ein Produkt der trockenen Destillation der Kiefem-
wurzeln und kenntlich an seinem unangenehm brenzlichen Geruch. 6,^^^
0,862—0,875; «d +14 bis -4-24^; es siedet zwischen 160 u. 180^
Um Petroleum in Terpentinöl quantitativ zu be-
stimmen, läßt man nach Burton (Ghem. Gentralbl. 1890,
I, 882) zu 100 ccm des verfälschten Öles, das sich in
einem geräumigen, mit RückfluBkühler versehenen Kol-
ben befindet, aus einem Tropftrichter langsam und unter
guter Kühlung 300 ccm rauchender Salpetersäure zu-
tropfen, wäscht das Reaktionsprodukt mit heißem Wasser
aus und wiegt das übrigbleibende Petroleum.
Zu dieser Bestimmungsmethode hat H. Herzfeld
(Ghem. Gentralbl. 1903, I, 258) einen kleinen Apparat
(Fig. 75 a) konstruiert, der es ermöglicht, die Menge
des von der Salpetersäure nicht angegriffenen Mineral-
öls unmittelbar abzulesen.
Später schlägt Herzfeld (Ghem. Gentralbl. 1904,
I, 548) vor, statt der Salpetersäure rauchende Schwefel-
säure zu verwenden. Man läßt 10 ccm des zu prüfen-
den Terpentinöls langsam unter mäßiger Kühlung in
40 ccm konzentrierter Schwefelsäure eintropfen. Nach 10 — 12 Stunden
scheiden sich 8 — 9 Proz. des angewandten Terpentinöls ab. Nun läßt
man die untere dunkelbraune Schicht ablaufen und schüttelt das zurück-
bleibende Ol nochmals mit 3 — 4 ccm rauchender Schwefelsäure. Nach
TJntenuchiingeiL 5. Aufl. in. 25
Fig. 75 a.
CCMi
J0
386 Ätherische öle.
mehrstündigem Stehen scheiden sich nur noch 0,1 — 0,2 «cm Öl ab, während
bei Gegenwart von Mineralöl das Volumen entsprechend größer ist.
Die Refraktion ist nach Herzfeld ebenfalls sehr brauchbar zur
Prüfung des Terpentinöls. Normales Öl zeigt im Z ei ß sehen Butterrefrakto-
meter bei 15° C. 68 — 72°, selten bis 75°. Die Refraktion der einzelnen
Fraktionen Ton reinem Terpentinöl weicht wenig Yoneinander und von
der des ursprünglichen Öles ab, während selbst kleine Beimengungen
hierin Änderungen verursachen.
Thymianöl. Aus dem frischen, blühenden Kraute von Thymus
vulgaris L. di5o 0,900 — 0,915; aj) schwach links, Phenolgehalt (Thymol
und Karvakrol) 20 — 30 Proz. (Bestimmung siehe S. 374); löslich in 1 bis
2 Vol. 80-proz. Alkohols.
Thymol, CioHi^O. d^so 1,028; krystalLLsiertes Thymol sinkt im
Wasser unter, schwinmit aber im geschmolzenen Zustande darauf;
Schmelzpunkt 50—51°. Siedepunkt 228—230°; leicht löslich in Alkohol,
Äther, Chloroform und den wäßrigen Lösungen kaustischer Alkalien,
sehr wenig (1 : 1100) in reinem Wasser.
ZinMlf Ceylon. Aus der Rinde von Cinnamomum zeylanicum
Breyne. d^jo 1,023—1,040; a^ links bis —1°; löslich in 2— 3 Vol.
70-proz. Alkohols; Aldehydgehalt, bestimmt nach der Bisulfitmethode
(Seite 373)^ 65—75 Proz.
2SitronenM* Aus den Fruchtschalen von Citrus Limonum Risse
durch Pressen dargestelltes Öl. digo 0,857—0,861; ajy -h 58 bis + 65°
bei 20° C; trübe in 90-proz., klar in absolutem Alkohol löslich. Ver-
dampfungsrückstand (die Bestimmimg ist unter Bergamottöl beschrieben)
2,5 — 3,5 Proz. Von den zahlreichen zur Bestimmung des Citralgehalts
vorgeschlagenen Methoden hat sich keine bewährt.
ZitroneUäl. Aus dem Kraute von Andropogon Nardus L.
Man unterscheidet das geringere Ceylon- und das wertvollere Javaöl.
Ceylon-Zitronellöl. . digo 0,900— 0,920; ap links, bis 21°. Es
soll sich in 1 — 2 Vol. 80-proz. Alkohols klar lösen und auch bei Zusatz
von 10 Vol. des Lösungsmittels eine höchstens opalisierende Lösung
geben, die aber «beim Stehen keine Öltröpfchen abscheiden darf.
(Schimmels Test). Das Ol soll auch nach Zusatz von 5 Proz. russischen
Petroleums diesen Löslichkeitsanf orderungen entprechen (Verschärfter
Schimmels Test). Gehalt an Alkohol CjoHigO (Geraniol H- Citronellol)
mindestens 57 Proz. (die Bestimmung siehe S. 373).
Java-Zitronellöl. dijo 0,886— 0,900; ajy links, bis —5°; löslich
in 1 oder 1,2 Vol. 80-proz. Alkohols. Gehalt an Alkoholen Cjq Hjq 0 meist
über 80 Proz.
Rohstoffe, Erzengnisse und Hilfsprodukte
der ZuckerfabrikationO.
Von
Prof« Dr. Edmnnd 0. von Lippmann in Halle a. d. S.
I. Die Znckerrftbe.
Richtigkeit und praktischer Wert der Untersuchung sind in hohem
Maße von einer sorgfältigen Entnahme wirklich zutreffender Durch-
schnittsproben*) abhängig, besonders da die Rüben ein höchst ungleich-
mäßiges Material darstellen; denn nicht nur sind die Unterschiede im
Zuckergehalte verschiedener, auf demselben Felde gewachsener Rüben
häufig sehr groß, sondern auch in der einzelnen Rübe ist der Zucker
keineswegs gleichmäßig verteilt. Sollen Uurchschnittsproben ganzer
Rüben gesammelt werden, so verwendet man am besten die zur Ermittelung
der „Schmutzprozente" während des Entladens der Wagen oder Waggons
entnommenen Proben, deren Gesamtgewicht stets mindestens einige
*) Vorbemerkung. Aach bei der Neagestaitung dieses, in der vorigen
Auflage unter Mitwirkung von Herrn Dr. Georg Pulvermacher bearbeiteten
Abschnittes lag es nicht in der Absicht des Verfassers, sämtliche vorgeschlagenen
Untersachnngsweisen za besprechen oder za kritisieren, er mußte sich vielmehr
abermals der Hauptsache nach darauf beschränken, die zumeist üblichen und
praktisch genügend bewährten Methoden anzuführen und zu beschreiben, wobei
außerdem in mancher Hinsicht auf die übrigen Teile des vorliegenden Werkes zu
verweisen war. Im ganzen wurde jene Kürze angestrebt, die für Berufschemiker
genügt, und die Anordnung so getroffen, daß jedes prinzipiell wichtige Verfahren
da, wo es zum ersten Male auftaucht, auch gleich erschöpfend abgehandelt wird,
80 daß alles Zugehörige sich an dieser einen Stelle möglichst vereinigt findet. Der
Natur der Sache nach sind Lücken und Irrtümer wohl unausbleiblich, und der Ver-
fasser ersucht die Leser, ihn freundlichst auf solche aufmerksam zu machen. — Herr
Prof. Dr. A. Herzfeld in Berlin hatte die Güte, eine Korrektur dieses Abschnittes
mitzulesen und verschiedene wertvolle Bemerkungen und Zusätze Jboizufügen.
•) Vgl. Ciaassen, Vereinszsch. 18%, S. 98. Korrespondenzbl. 1893, No. 11.
25» .
388 Zackerfabrikation.
Zentner beträgt; infolgedessen ist, da man nicht die ganze Menge auf
einmal verarbeiten kann, eine weitere Auswahl nötig, die unter allen
umständen mit gewissen Willkürlichkeiten verbunden bleibt, ja dem
Wesen der Saclie nach gar nie eine wirklich ganz entsprechende sein kann.
Die ausgewählten Rüben werden gewaschen und in der Regel durch Ab-
schneiden der Köpfe, sowie der dünneren Schwanzteile, von den zur Ver-
arbeitung auf Zucker ungeeigneten Teilen befreit. Gefrorene Rüben
läBt man vor der Untersuchung erst allmählich in einem mäßig warmen
Räume auftauen.
Die Untersuchung bestimmter, z. B. von auswärts eingeschickter
Rübensendungen erfolgt am besten gemäß der hierzu von den öster-
reichischen Chemikern besonders vereinbarten Vorschrift^). Zur Erzie-
lung einer richtigen Durchschnittsprobe sind, falls nur wenige Wurzeln
eingesendet wurden, sämtliche Rüben zu zerkleinem (s. unten); ist eine
größere Anzahl von Rüben vorhanden, so wird von jeder ein ihrer
Größe entsprechender aliquoter Teil (ein Ausschnitt oder Segment der
Länge nach) zur Zerkleinerung gebracht. Zu einer Probe, also zu einer
Zuckerbestimmung sollen höchstens 30 Rüben benutzt werden. Enthält
das eingesandte Muster mehr als 30 Rüben, so wird es in mehrere kleinere
Muster von gleichem Gewichte geteilt, und der arithmetische Durchschnitt
sämtlicher Befunde gilt als Zuckergehalt des Gesamtmusters.
Um gleichartige Musterproben, z. B. zur Versendimg behufs Ana-
lyse durch zwei verschiedene Handelschemiker, zu erhalten, sind die be-
treffenden Rüben nach dem Köpfen imd Putzen jede fiir sich zu wägen
und dann dem Gewichte oder (entsprechend dem Augenscheine) der
Größe nach, imd zwar mit dem niedrigsten (kleinsten) Gewichte be-
ginnend und mit dem höchsten (größten) endend, in eine Reihe zu legen.
Die Rüben 1, 3, 5, 7, 9 u. s. f. bilden die eine, die Rüben 2, 4, 6, 8,
10 u. s. f. die zweite Probe.
Damit auf die eventuelle Austrocknung und die durch sie veränderte
Zusammensetzung der Rüben Rücksicht genommen werden könne, ist
bei Absendung der Proben das Gesamtgewicht der gereinigten Rüben
zu ermitteln und dem untersuchenden Chemiker mitzuteilen.
Viel leichter als von ganzen Rüben läßt sich eine zutreffende
Durchschnittsprobe von den frischen Rübenschnitzeln erhalten. Man
entnimmt diese in möglichst kurzen Zwischenräumen vom Schnitzeltrans-
porteur und sammelt die gleich großen Proben in einem gut verschließ-
baren Gefäße; mechanische (selbsttätige) Probenehmer haben sich zu
diesem Zwecke noch nicht genügend bewährt.
') Jahr- und Adressenbach der Zuckerfabriken und RafEnerien Österreich-
Ungarns. 1904/05, S. 71.
Rubenanalyse. Zackergehalt 389
Rüben sowohl wie Rübenschnitzel müssen zum Zwecke der Unter-
suchung in ausreichender Menge einer weitgehenden Zerkleinerung unter-
worfen werden, bei der jeder Saftverlust zu vermeiden ist. Aus ersteren
wird mit Hilfe der Kiehl eschen Rübenschleifmaschine oder der Rüben-
bohrmaschine von Keil und Dolle*) oder der besonders in Osterreich
sehr verbreiteten Fern er sehen Reibe, aus letzteren durch die ebenfalls
von Eiehle konstruierte Quetschmühle^) ein äuBerst feiner, sog. „unfühl-
barer, geschliffener^ Brei gewonnen; in vorzüglicher Beschaffenheit läßt
sich solcher rasch und billig, und zwar aus allen Materialien, auch
mittels der Yorrichtungen von Herles') und von Pellet*) erhalten. Ein
gröberer, aber gleichmäßig zerteilter Brei, der jedoch für gewisse Zwecke
noch vollständig genügt, wird aus Rüben mittels Handreiben, aus
Schnitzeln mittels der bekannten, neuerdings sehr verbesserten Fleisch-
hackmaschinen erzeugt. Erwähnt sei schließlich noch die von Dehne
in Halberstadt konstruierte Bohrmaschine*), sowie jene von M. Wahr en-
do rf in Oschersleben, die angeblich ohne motorischen, ja selbst ohne
indirekten Handbetrieb (d. h. ohne Schwungrad und Transmission) stets
sehr gleichmäßigen Brei ohne allen Saftverlust ergibt. Alle diese Apparate
sind stets in mechanisch tadellosem Zustande und peinlich rein und sauber
zu erhalten.
Der Brei wird vor dem Gebrauche sorgfaltig durchgemischt und
in mit Deckel verschließbare Gefäße gebracht; die für die Einzelbe-
stimmungen nötigen Mengen sind wegen der geringen Haltbarkeit und
der durch den starken Wassergehalt bedingten leichten Veränderlich-
keit des Breies möglichst schnell hintereinander abzuwägen und die
Gefäße nach jeder Frobeentnahlne wieder zu bedecken.
A. Bestimmung des Zuckergehaltes.
Die zur Zuckerbestimmung abzuwägende Substanzmenge beträgt
gemäß der im Jahre 1900 erlassenen Vorschrift der „Internationalen
Eommission für einheitliche Methoden der Zuckeruntersuchungen'' 26 g^).
Diese Menge ist das „Normalge wicht'' für den in Deutschland und, mit
Ausnahme des offiziellen Frankreich, auch in fast allen anderen Ländern
üblichen Folarisationsapparat von Soleil-Ventzke-Scheibler, dessen
») VereinszscL 1889, S. 584; vgl. auch Frühling, „Anleitung«, 1903, S. 198.
*) Vereinazsch. 1892, S. 281.
«) Zsch. für Zuckerindustrie in Böhmen 1900/81, Bd. 25, S. 209; 1901/02,
Bd. 26, S. 167.
*) Sucrerie indigeoe, 1903, Bd. 62, S. 644.
^) Centralbl. für die Zuckerindustrie der Welt, 1897, S. 65.
•) Vereinszsch. 1900, S. 357.
390 Zuckerfabrikation.
Einrichtung und Gebrauch, namentlich in den verschiedenen, von Schmidt
undHaensch erdachten Modifikationen, als bekannt vorausgesetzt wird^);
der erwähnten internationalen Vorschrift von 1900 zufolge sollen fortan
ausschließlich Halbschattenapparate zur Anwendung gelangen. Der
Hundertpimkt des Saccharimeters wird, nach Interpretation der „Physi-
kalisch-Technischen Reichsanstalt", festgestellt >), indem man bei 20^ C)
im 200 mm -Rohre eine Lösung polarisiert, die bei 20*^ C. in 100 ccm
26 g chemisch reinen Zucker enthält, der mit Messinggewichten von
8.4 Dichte in Luft von 0,0012 Dichte abgewogen wurde (oder 26,016 g
Zucker, falls das Gewicht im luftleeren Raum zu Grunde gelegt wird);
hierbei gilt 1 ccm als Volum von 1 g Wasser bei 4** C, im luftleeren
Räume abgewogen. Jeder Teilstrich der Skala entspricht, wie ersicht-
lich, einer Zuckermenge von 0,26 g in 100 ccm der Lösung; wägt man
also von irgend einem Zucker oder zuckerhaltigen Stoffe 26 g wie ange-
geben ab, löst bei 20® C. zu 100 wahren ccm und bestimmt die Ablenkung
in einem 200 mm langen Rohre bei 20® C, so erhält man ohne weitere
Rechnung den Prozentgehalt der angewandten Substanz an Zucker. —
Um zu richtigen Ablesungen zu gelangen, ist, wie Schönrock ausdrück-
lich hervorhebt^), bei Benützung weifien Lichtes zu berück sichtigen,
daß auch verschiedene weiße Lichtquellen, besonders wenn verschie-
dene Beobachter in Frage kommen, immer noch merkliche Differenzen
bedingen, die erst dann verschwinden, wenn man das Licht durch eine
1.5 cm dicke Schicht von 6-proz. Kaliumbichrom atlösung reinigt.
In der Praxis steht zur Zeit noch vielerorts, namentlich in den
Zuckerfabriken, das sog. „alte" Normalgewicht von 26,048 g in Be-
nützung, das sich nicht auf wahre ccm bezieht, sondern auf Mohr sehe:
26,048 g Zucker (in der Luft abgewogen) drehen, bei 17,5® C. zu 100 ccm
gelöst und in einer Röhre von 200 nmi Länge bei 17,5° C. untersucht, die
Polarisationsebene um 100°, und es entspricht jeder Teilstrich der Skala
einer Zuckermenge von 0,26048 g in 100 ccm der Lösung.
Ein für allemal sei hier sogleich bemerkt, daß nach Herz fei ds
Untersuchimgen (a. a. 0.) genaue und richtige polarimetrische Resultate
') Den käuflichen Apparaten sind überdies stets genaue Gebrauchsan-
weisungen beigegeben. — Über die Kontrolle der Apparate durch Normalquarz-
platten und die großen Fehler, die hierbei Pressungen dieser Platten (und infolge-
dessen auch weehselnde Temperaturen!) veranlassen können, s. Herzfeld, Ver-
einszsch. 1899, 1, und Wie ch mann, ebd., S. 266, über die durch Konstruktion
und Handhabung der Polarimeter ev. bedingten Fehler, deren ErmitteluDg und
Beseitigung, Koy&r, Ö8t.-Ung. Zsch. für Zuckerindustrie 1901, S. 448.
«) Vereinszsch. 1901, S. 542.
») Vereinszsch. 1900, S. 997.
*) Vereinszsch. 1904, S. 521.
Rübenanalyse. Alkoholische Extraktion. 391
nur dann zu erzielen sind, wenn die Temperatur der Polarimeter,
der sämtlichen Geräte und der Arbeitsräume vor Anstellung der
Versuche mindestens drei Stunden lang konstant erhalten
wurde; weicht die Beobachtungstemperatur um mehr als einige Grade C.
von der Justierungstemperatur (20 oder 17,5° C.) ab, so genügt die
bloBe Einstellung des Nullpunktes nicht mehr zur Eontrolle des Appa-
rates, weil sich mit der Temperatur auch der Wert der Skala ändert. In
diesem Falle muß man den Wert der Kontroll quarzplatten (die nicht ein-
gekittet sein dürfen) mittels einer Normallösung chemisch reinen Zuckers
für eine bestimmte (z. B. die in der Regel herrschende) Temperatur fest-
stellen, diese aber dann auch bei allen übrigen Analysen einhalten.
Anderenfalls sind bedeutende und ihrer Größe nach wechselnde
Fehler, die bis ±0,65° betragen können, ganz unvermeidlich.
Die Rübenanalyse durch die Zuckerbestimmung im Safte,
d. h. durch Polarisation des Preßsaftes und Ausrechnung „auf Rübe**
mittels eines „Saftgehaltfaktors" von 0,95, ist, als willkürlich und ganz
imzuverlässig, unbedingt zu verwerfen und durch jene der Zucker-
bestimmung in der Rübe zu ersetzen. Diese erfolgt gegenwärtig,
da die kalte alkoholische Digestion des Rübenbreies nach Stammer^),
wegen ihrer Umständlichkeit und ihrer zahlreichen Fehlerquellen, außer
Gebrauch gekommen ist, hauptsächlich nach vier Methoden: der heißen
alkoholischen Extraktion und Digestion und der heißen und kalten
wäßrigen Digestion. Insoweit imbedingte wissenschaftliche Genauigkeit
gefordert wird, ist auch heute noch die, ursprünglich von Scheibler ^)
angegebene, von SickeP) verbesserte
alkohoUsche ExtraikUon
vorzuziehen, da sie nicht nur, richtige Ausführung vorausgesetzt, auch
stets richtige und genaue Zahlen liefert, sondern auch den wesentlichen
Vorteil bietet, daß man sich jederzeit davon überzeugen kann, ob
alle polarisierende, lösliche Substanz wirklich ausgelaugt ist, eine
Kontrolle, die bei den verschiedenen DigesUansmethoden in gleicher
Weise nicht möglich erscheint.
Der zur Ausführung der alkoholischen Extraktion zumeist in Ge-
brauch stehende Apparat ist der von Sickel abgeänderte Soxhletsche
Heberextraktionsapparat, der in Fig. 76 dargestellt und so allgemein
bekannt ist, daß er einer besonderen Beschreibung an dieser Stelle nicht
bedarf. Sehr zweckmäßig, und in der Handhabung besonders bequem
') Vereinszsch. 1883, S. 206; 1884, S. 73.
') Nene Zeitsch. f. Rübenzuckerindastrie 111, S. 242.
^ Vereinszsch. 1879, S. 692.
392 Zucker&brikktioD.
und sicher, ist der Apparat in etoer ihm von H«rifeld*) gegebenen,
hier ebenfalls abgebildeten Gestalt (Fig. 76a): 1. Zu unterst befindet sich
der Extraktionskolben A, bestehend aus zwei, fast kngelfSnuigea Hälften
Ton je etwa 100 ccm Inhalt; verbunden sind diese durch ein kurzes,
etwa 1 cm weites Rohr, das eine Marke trägt, bis zu der die untere
Hälfte genau 100 ccm faßt (bei t = - ^-l- 2. Der nun folgende Ex-
traktionsapparat B ist der Mfillersche'), der die Entnahme von Proben
der auslaugenden Flüssigkeit durch ein seitlich angebrachtes, Rlr gewOho-
>) Terebezsch. 1901, S. 334; Tgl. auch Baumann, «bd. 1690, S. 68R.
"\ Ztch. f. angew. Chemie 1893, S. 232.
Räbenanalyse. Alkoholische Extraktion. 393
lieh durch einen kleinen Stopfen yerschlossenes Röhrchen gestattet; vor
die innere O&ung des Heberrohres wird ein rondes Drahtnetz Yon
3 cm Durchmesser gelegt. 3. Den AbschluB bildet ein Soxhletscher
&laskühler in der von Richter angefertigten (vom „Institut für Zucker-
industrie", Berlin, Amrumerstraße, zu beziehenden), gedrungenen Form.
Der ganze Apparat steht in einem Wasserbade von solcher Tiefe, daß
das Sieden in A rasch und kräftig genug erfolgt, um alle 3 — 4 Minuten
den Heber in Tätigkeit treten zu lassen.
Von dem Rübenbrei ^) werden 26 g in einer Neusilberschale mit
flacher Schnauze abgewogen und in ihr sogleich ^) mit 3 ccm Bleiessig ^)
und einigen ccm 90-proz. Alkohol (mittels eines Glasstabes) gut ver-
rührt; dieser sofortige Bleiessigzusatz hat nicht nur den Zweck, Nicht-
zuckerstofTe imlöslich an Blei zu binden, sondern wirkt auch auf den
Quellungszustand des Markes in günstiger Weise ein und vermindert
dadurch die Extraktionsdauer. Das Gemenge spült man mit 90-proz.
Alkohol verlustlos in den Extraktionsapparat B, verteilt den Brei in
dessen unterem Teile locker und gleichmäßig und spült den Glasstab
mit Alkohol ab; die Menge des Alkohols ist so zu bemessen, daß sich
schließlich in A etwa 75 ccm Flüssigkeit befinden. Man setzt nun den
Apparat in Gang, . nimmt nach zwei Stunden eine Probe der Auslauge-
flüssigkeit und prüft sie mittels der I hl sehen ^), von Müller und
Ohlmer^) weiter au3gebildeten a-Naphtholreaktion; diese ist, gemäß den
^Beschlüssen ^) der im Dienste der Zuckerindustrie tätigen österreichisch-
ungarischen öffentlichen Chemiker^ am besten in der Art auszuführen,
daß einige Tropfen der Probeflüssigkeit mit destilliertem Wasser in
einem Reagensglase auf 2 ccm verdünnt, mit 2 Tropfen tunlichst frisch-
bereiteter 20-proz. alkoholischer a-Naphthollösung gut durchgeschüttelt
und schließlich mit 10 ccm reiner, salpetersäurefreier, konzentrierter
') Bei Anwendung von geschliffenem Rabenbrei mischt man diesen
zweckmäßiger Weise mit reinen Glasperlen, um eine möglichst gleichmäßige Ver-
teilung des Breies zu bewirken und Bildang von Klumpen za verhindern.
») Wiskirchen, Vereinszsch. 1894, S. 698.
') Der bei allen Untersuchungen zur Verwendung kommende Bleiessig wird
nach den Vorschriften der Pharm, germ. ed. II bereitet. Man verwendet 3 Teile
BLeiacetat, 1 Teil Bleiglätte und 10 Teile Wasser. Das Bleiacetat wird mit der
Bleiglätte verrieben und unter Zusatz von '/^o ^^^^ vorgeschriebehen Menge Wassers
im Wasserbade geschmolzen, bis die anfönglich gelbe Mischung rötlich-weiß ge-
worden ist. Dann wird das restliche Wasser zugefügt, die Flüssigkeit in einem
verschlossenen Gefäße zum Absetzen bei Seite gestellt und endlich filtriert.
Klare, farblose Flüssigkeit vom spez. Gewicht 1,235 — 1,240.
*) Chemikerztg. 9, 231.
»} Deutsche Zuckerindustrie 1892, No. 12.
«) Österr.-Ungar. Zsch. 1897, S. 509; 1901, S. 664.
394 ZnckerfabrikatioD.
Schwefelsäure unterschichtet werden. Zeigt sich ohne weiteres Um-
achütteln an der Grenzschicht ein violetter Farbenring, bo ist noch
extrahierbarer Zucker vorhanden, und die Extraktion ist demnach weiter
fortzusetzen. Sobald kein Zucker mehr nachweisbar bleibt, kühlt man
den Kolben auf 20"* ab, füllt ihn mit 90-proz. Alkohol bis zur Marke
(wobei das Innere der oberen kugelförmigen Hälfte gut abzuspülen
ist) und polarisiert das Filtrat im 200 mm-Rohr. Man erhält so den
Pig. 17.
Zuckergehalt der Rübe in Prozenten. Bei dieser Polarisation, wie bei
der aller alkoholischen Lösungen, ist auf genaue Einhaltung der Nor-
maltemperatur und auf Verwendung völlig klarer, gleichmäSiger, nicht
zur Schlierenbildung neigender Filtrate besonderer Wert zu legen.
Einen Apparat zur gleichzeitigen Ausführung von sechs Zuckerextrak-
tionen zeigt Fig. 77; seine Anordnung bedarf keiner weiteren Erläuterung.
Bei den verschiedenen
Dtgeattonmneithoden
wird die Auslaugung des Zuckers direkt in einem genügend weithalsigen
MeSkolben vorgenommen, und die Polarisation des Filtrates ergibt,
event. nach Anbringung einer Korrektur für den durch das Rübenmark
Rübenanalyse. Digestionsmethoden. 395
eingenommenen Raimi^), unmittelbar den Prozentgehalt der Rübe an
Zucker. Auf Tollständige Entfernung der vom Brei einge-
schlossenen Luft ist hierbei natürlich sorgfältig zu achten,
ebenso sind die allmählich durch zahlreiche Arbeiten festgestellten
richtigen Ausführungsvorschriften^) genauestens einzuhalten,
da sich anderenfalls mannigfache Fehlerquellen geltend machen, die schon
wiederholt bald die eine, bald die andere der Bigestionsmethoden in
den Ruf völliger Ünbrauchbarkeit brachten^).
a) Die warme iUkohöUsehe Digestion nach Rapp-Degener^)
ist, gemäß den Beschlüssen^) der „österreichisch-ungarischen öffentlichen
Chemiker" am besten, wie folgt, auszuführen:
Das doppelte Normalgewicht (52 g) Rübenbrei wird in einer Neu-
silberschale abgewogen und mittels Alkohol von 90 — 92 Vol-Proz. ver-
lustlos in einen auf 201,2 ccm (vergl. Anm. 1) geeichten Kolben mit
trichterförmig erweitertem Halse gespült. Hierauf versetzt man mit
4 ccm Bleiessig, schwenkt mehrmals um und fügt dann noch so viel
90 — 92-proz. Alkohol bei, daß der Kolben zu etwa Ys seines Volumens
gefüllt ist. Dieser wird nun mit einem etwa 50 cm langen, unten schräg
abgeschnittenen Kühlrohre von 10 mm lichter Weite versehen. Den
ganzen Apparat stellt man in ein bereits vorher zum Kochen gebrachtes
Wasserbad ein, und zwar so, daß er eine schräge Lage einnimmt. Nach-
dem der Kolbeninhalt zum Kochen gekommen, erhält man noch 20 Mi-
nuten in ruhigem Sieden, ninmit dann den Apparat aus dem Wasser-
bade, spült Kork und Kühlrohr mit Alkohol ab und füllt, ohne abzu-
kühlen, mit Alkohol bis nahe an die Marke. Hierauf stellt man den
Kolben nochmals in das heiße Wasserbad, bis Blasen im Alkohol auf-
zusteigen beginnen, kühlt dann auf 20^ C. ab und füllt mit Alkohol
genau bis zur Marke auf. Nach kräftigem Durchschütteln wird filtriert
und im 200 mm-Rohre polarisiert ß). Man erhält so direkt die Zucker-
prozente. Stehen keine auf 201,2 ccm geeichten Kolben zur Verfügung, so
') Das Mark yon 26 g Rübenbrei nimmt nach Rapp den Raum von 0,6 ccm
ein. Man füllt entweder zu 100 ccm auf und multipliziert die Polarisation mit 0,994,
oder wendet Meßkolben von 100,6 ccm bezw. 201,2 ccm Inhalt an (s. unten).
*) Vergl. u. a. Kröker, Vereinszsch. 1894, S. 322. Bau mann, Korrespon-
denzblatt 1894, No. 17.
*) Betreffs der alkoholischen Digestion s. z. B. Weisberg, Bull, de l'Assoc.
des Chhnistes, 1899-1900, Bd. XVII, S. 237.
*) Vereinszsch. 1882, S. 786.
*) Österr.-Ungar. Zsch. 1897, S. 509; 1901, S. 664.
') In einigen Laboratorien hält man es für unerläßlich, den mit einem Stopfen
yerschlossenen Kolben unter häufigem Umschütteln zunächst 30 Minuten stehen
zu assen.
396 Zackerfabrikation.
kann man auch 200 ccm-Eolben Terwenden; in diesem Falle sind jedoch,
anstatt 52 g nur 51,8 g Brei zur Untersuchung abzuwägen^).
b) Die von Pellet angegebene warme wüfsrige IHgesHon führt
man auf Grund der oben angegebenen ,, Beschlüsse^, in der Modifikation
Ton Herles, wie folgt, aus^):
Es wird auf je 100 ccm Eolbeninhalt das halbe Normalgewicht
Brei, der auch yon gröberer Beschaffenheit sein darf, abgewogen (am
besten 52 g auf 400 ccm) und mit heißem Wasser, dessen Temperatur
nicht unter 90^ C. sinken darf, in den Kolben gespült; nach Zusatz
Ton Bleiessig (auf je 26 g 4 — 5 ccm) füllt mau mit heiBem Wasser fast
bis zur Marke auf, schüttelt gut durch und läfit den Kolben ruhig stehen ;
nach halbstündiger Digestion wird abgekühlt, zur Marke aufgefüllt, filtriert
und polarisiert. Der verdoppelte Befund, mit 0,994 multipliziert, ergibt
die Zuckerprozente. Diese Multiplikation entfällt, wenn man Kolben be-
nutzt, deren Marke so angebracht ist, daß der Tom Rübenmarke einge-
nommene Raum von Tomherein gebührend berücksichtigt erscheint.
c) Als beste Modifikation der kaUen wüfsrigen IHgeMon Pellets
hat sich die von Fr. Sachs 3) vorgeschlagene bewährt, die eine prak-
tische Verbesserung jener von Kaiser und Lewenberg*) ist. Ein
von Le Docte angegebener Apparat gestattet die schnelle Ausführung
einer großen Anzahl von Rübenanalysen in sehr zweckmäßiger Weise.
Man wägt das Normalgewicht (26 g) feinen Rübenbreies (dargestellt
mittels der Keil -Dolleschen Reibe, die nicht mehr als 250 Um-
drehungen machen soll)^) in einer zylinderförmigen, glattrandigen, mit
flachem Boden versehenen Schale aus verzinntem Kupfer ab, setzt imter
stetem Umrühren ans der eigens konstruierten Pipette 177 ccm Wasser
(inkl. 5 ccm Bleiessig) ^) zu und schüttelt nach Auflegen einer passenden
mit Kautschuk überzogenen und etwas eingefetteten Glasscheibe tüchtig
durch, indem man die Schale mit beiden Händen anfaßt, während die
beiden Daumen den Deckel festhalten. Binnen drei Minuten ist die
Lösung beendet; man filtriert und polarisiert (ev. nach Zusatz von zwei
Tropfen Essigsäure) im 400 mm-Rohr. Herzfeld^) fand es jedoch vor-
teilhafter, zum Zwecke vollständiger Entlüftung vor der Filtration unter
öfterem Rühren und Umschütteln 30 Minuten stehen zu lassen; die Ent-
1) Deutsche Zackerind astrie 1889, S. 531.
') Österr.-Ungar. Zsch. 1897, S. 510; 1901, S. 664.
3) Bull. Ass. Chim. 1896, Bd. XIV, S. 877; Vereinszsch. 1896, S. 865.
*) Deutsche Zuckerindustrie 1893, S. 413.
*) Pellet, Bull. Ass. Chim. 1904, Bd. XXÜ, S. 317.
^) Man kann auch vorher Wasser und Bleiessig im Verhältnis 30 — 35 : 1
mischen.
0 Vereinszsch. 1902, S. 941.
Rübenan&lyse. Digestionsmethoden. 397
luftimg ist besonders wichtig, wenn irgendwie veränderte, oder wenn erfrorene
Rüben vorliegen, und kann dann auch, unter Benutzung einer geeigneten
Leitung, mit Hilfe der Luftpumpen des Fabrikbetriebes geschehen^).
Bei richtiger und sachgemäßer Ausführung liefern die Pell et-
sehen Methoden, namentlich die heiße wäßrige Digestion (nach den
Erfahnmgen von Sachs') sowie von Herzfeld') aber auch die kalte),
gute, mit denen der alkoholischen Methoden (auch der Extraktion) über-
einstimmende Ziffern, mindestens in jener großen Mehrzahl der Fälle,
bei denen es sich um normale, d. h. unter günstigen Umständen ge-
wachsene imd aufbewahrte Rüben handelt; auf unbedingtes, jeden
weiteren Vergleich überflüssig machendes Zusammenfallen der Ergeb-
nisse ist aber, wie Stift ausdrücklich hervorhebt, nicht zu rechnen*).
Liegen unter abnormen Bedingungen gewachsene, geemtete oder kon-
servierte Rüben, oder erkrankte Rüben vor (die keineswegs ohne weiteres
von außen kenntlich sind!), so können jedoch nach Angabe verschiedener
Beobachter die Ergebnisse der Pelletschen sehr erheblich von jenen
der alkoholischen Methoden (besonders der Extraktion) abweichen. Die
regelmäßige Kontrolle mittels der Extraktion bleibt daher vorerst unter
allen Umständen empfehlenswert, besonders dann, wenn die analytischen
Resultate den Betriebsrechnungen zu Grunde gelegt werden sollen.
Handelt es sich um Massenuntersuchungen von Rüben, z. B.
zu Zwecken der Rüben übern ahme oder der SamenzucMf wobei man
häuflg nicht absolut genaue Ergebnisse, sondern nur Grenzwerte fordert
und sich daher mit richtig ermittelten Yergleichswerten begnügt, so ist
die kalte wäßrige Digestionsmethode besonders am Platze. Samenrüben
darf behufs Ermittelung des Zuckergehaltes stets nur ein geringer Anteil
entnommen werden (um Schädigungen ihres späteren Wachstumes aus-
zuschließen); hierzu benutzt man die Samenrüben -Bohrmaschine von
Keil und Dolle. Man verwendet Y4 des Normalgewichtes an Brei und
Pipetten von 44,25 ccm Inhalt und verfährt im übrigen nach c). Die
Polarisationen nimmt man zweckmäßig mittels der außerordentlich prak-
tischen Pelletschen Durchflußröhre') vor.
Eiii sehr handlicher Apparat zur MtusenuntersuchiMig der Rüben-
ist von Krüger^) konstruiert worden und wird von Primavesi in
') Laszewskiy Centralblatt f. d. Zockerindastrie 1904, S. 283. Bull. Ass.
Chim. 1905, Bd. XXII, S. 584; s. hiogegen Pellet, ebd. S. 579 u. 754.
*) Deutsche Zackerindustrie 1901, S. 631.
») VereiDszsch. 1902, S. 941.
*) Österr.-Ungar. Zsch. 1901, S. 411.
*) Veremszsch. 1891, S. 338; 1892, S. 277.
*) Deutsche Zackerindastrie 1896, S. 2434; verbesserte Konstruktion ebd.
1904, S. 1644.
398 Zockerfftbrikatioii.
Magdeburg geliefert. Er (s. Fig. 78) besteht aus einer ^automatischen
Pipette" von 70 — 80 ccm Inbalt, die oben und unten mit Dreiweghäbnen
versehen ist, deren Griffe durch eine Yerbindungsstange von dickem
Drahte gekuppelt sind. Vom unteren Hahne führt eine Itohrleitung in ein
hoch gestelltes Get&S (etwa eine Flasche mit doppelt tubuliertem Boden)
und endigt kurz oberhalb dieses Bodens; vom oberen Hahne der Pipette
fuhrt ein Kobr durch den Boden der Flasche durch und endigt in deren
oberem Drittel, also oberhalb ihrer FUUung. Die Flasche enthält ver-
dünnten Bleiessig (9 : 1). Die Hähne sind mit
^^" '*" ihren Bohrungen so gegeneinander gerichtet, daS
sich bei der abgebildeten Stellung die Pipette
selbsttätig aus der Flasche füllt, indem der obere
Hahn gegen diese zu geOfhet ist; werden aber
die Griffe der gekuppelten Hähne nach unten
gedreht, so wird jene Verbindung abgesperrt, die
über die Pipette hin au »gestiegene Flüssigkeit
flieät durch das seitliche Ansatzrohr des oberen
Hahnes in das mit diisem verbundene U-Rohr
ab, und die Pipette selbst entleert sich durch
den unteren Dreiweghahn.
Eid Drittel der in g ausgedrückten Menge
Wasser'), die die automatische Pipette zu fassen
vermag, bildet das Gewicht des zu jeder Unter-
suchung nötigen Rübenbreies, das also kein all-
gemein feststehendes ist, sondern sich dem Fas-
sungsraume der benutzten Pipette anpaßt. Der
Erttgersche Apparat bedingt keine besondere
Entlüftung der Breimasse und erspart auch die
Anwendung geeichter, zerbrechlicher Glaskolben.
Mit einem Apparate können von geübter Hand
täglich bis 300 Rübenuntersuchungen in zuverlässiger Weise ausgeführt
werden; die Ergebnisse, die auf wissenschaftlichen Wert keinen Anspruch
erheben, stimmen nach Herzfeld (a. a. 0.) mit denen der genauen Ver-
fahren immerhin meist bis auf einige Zehntel fiberein, vorausgesetzt,
daB man vor der Filtration mindestens 30 Minuten unter Öfterem üm-
rahren und Schütteln stehen läßt.
Nach Frühling') wendet man den Krügerschen Apparat am
besten in nebenstehender verbesserter Gestalt an, in der die Pipette,
') Über die Gründe dieser Vorschrift s. dia Origin&larbeit Krügers (S. 14)
oder die jedem Apparat« beigegebene Gebmuchaan Weisung.
') Deutscbe Zuckerindustrie 1904, S. 1545; Apparat und Gebrauchsan-
weisung sind vom Laboratorium Frühling u. Scbulz iu Braunschweig zu bezieben.
BubeOBDalfBe. Markgehalt. 399
statt der älteren, umständlichea und zerbrechlichen Armatur, nur mehr
einen einzigen Glafih&hn besitzt, der jederzeit mit Leichtigkeit gereinigt
nnd wieder eingesetzt werden kann. Jeder Pipette wird ein, ihrer zu-
gehörigen Breimenge (die 6 — 50 g betragen kann) entsprechendes Ge-
wichtsstück beigegeben, und bei Tor-
BchriftsgemäBem Verfahren ergibt die Flg. n.
polarimetrische Ablesung auch hier
unmittelbar den prozentiachen Zucker-
gehalt der Rübe.
B. BestimmunK des Mark-
besvr. Saftgehaltes.
Unter ^Mark" der Rübe ver-
steht die Praxis die in "Wasser unlös-
lichen festen Beatandteile des Rüben-
körpers, die in getrocknetem Zu-
stande zumeist etwa 4 — 5 Proz. vom
Gewichte der Rüben betragen. Man
ermittelt den Markgehalt durch völ-
liges .auslaugen von 30 g möglichst
feiner Wchnitte oder auch feinen
Breies, die in einem Becherglaae mit
ca. 100 ccm Wasser übergössen und
damit unter Umrühren '/, Stunde
stehen gelassen werden. Darauf
saugt man die überstehende Flüssig-
keit ab, am besten mittels der Wasser-
strahlpumpe, indem man in das Be- :
cherglas ein unten trichteriärmig er-
weitertes und an dieser Erweiterung
(15 mm Weite) mit einem eng an-
schlieflenden Pfropfen von Klavierßlz
versehenes Glasrohr eintauchen läBt. " " ~
Sobald der Rückstand im Becher-
glase hinreichend wasserfrei erscheint , gießt man neues Wasser auf
und wiederholt diese Operation so oft, bis keine löslichen Stoffe
mehr an das Wasser abgegeben werden. Schließlich bringt man den
Rückstand auf ein vorher getrocknetes und gewogenes Filter, spült das
Filzfilter vollständig ab, wäscht mit heifiem WasNer, Alkohol und Äther,
trocknet den Filterinhalt anfangs bei mäßiger Temperatur (50 — 60"),
später bei 100 — 105", höchstens bei 110", wägt und verascht. Die
Asche wird von dem Gesamttrockeurückstaud abgezogen und der Rest
400 ZuckerfabrikatioD.
•
als aschenfreies Mark berechnet; die Differenz dieser Zahl gegen 100
ergibt den sogen. ^Saftgehalt^, dem jedoch keineswegs die große Be-
deutung zukommt, die ihm gewohnheitsmäßig noch immer von Vielen
zugeschrieben wird. Denn da die Löslichkeit der „festen Bestandteile''
in hohem Grade von deren Natur, von der Art der auslaugenden Flüssig-
keit, von der Temperatur u. s. f. abhängt, und da femer das Mark nicht
als solches, d. h. wasserfrei, in der Rübe enthalten ist, sondern
als Hydrat, so ist es offenbar, daß die Menge dessen, was man üb-
licher Weise als „Mark" zu bestimmen pflegt, von vielerlei Zufällig-
keiten abhängt und auf die Höhe des tatsächlichen Saftgehaltes der
Rübe keinerlei zuverlässigen Schluß gestattet. Zu Zwecken der Fabri-
kationskontrolle darf man daher nie vom sogen. Saftgehalte ausgehen,
sondern allein vom Zuckergehalte der Rübe selbst.
Die zur Bestimmung des Wassergehaltes aller Rohstoffe und Pro-
dukte der Zuckerfabrikation benutzten Trockenschränke ^) müssen
durch ihre Konstruktion die Gewißheit bieten, daß in ihnen tatsächlich
die von dem Thermometer angezeigte Temperatur herrscht. Lufttrocken-
schränke mit einfachen Wandungen und direkter Erhitzung des Bodens
sind ganz zu verwerfen; anwendbar sind solche mit Doppelwänden und
geeigneter Luftzirkulation. Die Schälchen mit der zu trocknenden Sub-
stanz stehen auf Asbesteinlagen, um jede direkte Wärmeübertragung
auszuschließen. Yöllige Sicherheit gegen Überhitzung gewähren Trocken-
apparate, deren Innenraum durch geeignete, in der Doppelwandung
zirkulierende Flüssigkeitsdämpfe oder Flüssigkeiten (Toluol, Glyzerin . .)
auf der erforderlichen Temperatur gehalten wird. Besonders zu emp-
fehlen ist der Yakuum-Dampftrockenschrank von Baumann und Hörn').
Ganz unentbehrlich sind Yakuumtrockenapparate dann, wenn die zu
imtersuchenden Produkte saurer Natur sind oder wesentliche Mengen
Invertzucker enthalten, weil anderenfalls beim Erhitzen unter Luftzutritt
fortdauernde tiefgreifende Zersetzungen eintreten, und daher überhaupt
keine Gewichtskonstanz zu erreichen ist. Steht ein Yakuumtrocken-
schrank nicht zur Yerfügung, so trocknet man derartige Produkte am
besten unter Zuhilfenahme eines indifferenten Gasstromes (Wasserstoff^
event. auch Kohlensäure), worüber Drenckmann^) und Gees«*) nähere
Angaben gemacht haben, auf die verwiesen sei.
^) Yergl. Soxhlet, Ycreinszsch. 1891, S. 691. Alberti und Hempel,
Deutsche Zackermdustrie 1892, S. 885. Yereinszsch. 1892, S. 856. Yereinszsch.
1893, S. 130 and 445.
») Korrespondenzblatt 1894, No. 18.
«) Centralblatt für die Zuckerindustrie 1897, S. 1107.
*) Ebd. 1904, S. 778.
Rübenanalyse. Bestimmung des Invertzackers. 401
Zur Aufnahme der Substanz dienen zweckmäßig Schalen aus Nickel-
metall, etwa 7 cm weit und 2 cm hoch; für hygroskopische Produkte
müssen sie einen Deckel mit übergreifendem Rande und Grifiknopf besitzen.
Flüssige Produkte werden, um eine Masse mit groBer Oberfläche
zu erhalten, am besten mit etwa 25 g reinem, geglühtem und staubfreiem
Quarzsande unter Zuhilfenahme eines mitgewogenen Glasstäbchens innig
yermischt, - so daß das Ganze ein lockeres, unzusammenhängendes Ge-
menge darstellt. Dünnere Lösungen werden zunächst auf dem Wasser-
bade zur Sirupkonsistenz eingedampft und erst dann unter Zusatz Ton
Sand bis zur Gewichtskonstanz getrocknet.
C. Bestimmung des Invertzuckers.
Bevor die Bestimmung des Invertzuckers in der Rübe beschrieben
werden kann, sind zunächst die üblichen Verfahren zur Invertzucker-
bestimmung in Produkten der Zuckerfabrikation überhaupt allgemein
und in Kürze zu erörtern.
Die Ergebnisse der direkten Polarisation saccharosehaltiger Substanzen
entsprechen bekanntlich nicht mehr dem wahren Gehalte an Rohrzucker,
sobald außer diesem noch andere optisch aktive Substanzen zugegen sind.
Was speziell den Invertzucker betrifft, so ist es zwar bekannt, daß 1 Teil
Invertzucker die optische Wirkung von etwa 0,34 Teilen Rohrzucker auf-
hebt; da dieser Faktor jedoch nicht endgültig feststeht imd außerdem noch
andere Bedenken obwalten*), ist es unzulässig, eine Korrektur derartig
vorzunehmen, daß man etwa unter allen Umständen den nach irgend einer
Weise ermittelten Prozentgehalt an Invertzucker mit 0,34 multipliziert und
den so erhaltenen Betrag zu dem Ergebnisse der direkten Polarisation
hinzu addiert; es wird deshalb stets der direkt festgestellte Invertzucker-
gehalt für sich, also getrennt von der Polarisationsermittelung, angegeben.
Der Nachweis und die Bestimmung des Invertzuckers gründen sich
in der Praxis der Zuckerfabrikation fast inmier auf die Eigenschaft
dieser Zuckerart, aus kochender alkalischer Kupferlösung das Kupfer in
Form von rotem Kupferoxydul auszufallen. Die Reaktion zwischen
Eupferlösung und Invertzucker verläuft jedoch bekanntlich nicht in stets
gleichbleibender Weise, sondern zeigt sich abhängig von der Zusammen-
setzung der Kupferlösung, von der Konzentration der Zuckerlösung, von
dem Mengenverhältnisse beider Lösungen, von der Dauer der Einwirkung,
sowie auch von der ganzen Art und Weise der Versuchsanstellung. Man
muß daher unbedingt zur Erzielung richtiger und vergleichbarer Resul-
tate stets ganz bestimmte, auf Grund fundamentaler Arbeiten ermittelte
Tersuchsbedingungen auf das strengste innehalten.
') Vergl. Lippmann, Chemie der Zackerarten 1904, S. 1420.
Untenuchungen. 6. AufL m. 26
402 Zuckerfabrikation.
Die qualitative Prüfung auf Invertzucker soll unter gleichen
Bedingungen wie die quantitative Bestimmung angestellt werden. Ergibt
sie keine oder eine nicht wägbare Ausscheidung von Kupferoxydul, so
ist die Untersuchung nicht weiter zu verfolgen; anderenfalls wird sie
quantitativ zu Ende geführt. Ist eine quantitative Untersuchimg über-
haupt nicht beabsichtigt, so genügt es, etwa 10 Tropfen einer konzen-
trierten Lösung des zu prüfenden Produktes im Reagensglase mit ca.
15 ccm der Fehlingschen Lösung aufzukochen. Hierbei sind verschiedene
Umstände, die Zersetzungen oder sekundäre Reaktionen bewirken und
daher irreführen könnten, zu beachten^). So hat man u. a. für voll-
ständige Mischung der Zucker- imd der Eupferlösung und gleich-
mäßiges Anwärmen der Mischung Sorge zu tragen; femer darf man
nicht zu lange und zu stark erhitzen.
Die quantitative Bestimmimg geschieht entweder gewichts-
analytisch oder maßanalytisch. Für die erstere Methode sind hinsicht-
lich bestiiomter Mischungsverhältnisse von Rohrzucker mit Invertzucker
Tabellen aufgestellt worden, aus denen die einer gefundenen Menge
Kupfer entsprechende Menge Invertzucker entnommen wird.
Einen besonderen Fall der gewichts analytischen Invertzucker-
bestimmung bildet die Bestimmung des Rohrzuckers durch Inversion
und Gewichtsanalyse; diese wird namentlich dann vorgenommen, wenn
erhebliche Mengen Invertzucker vorhanden sind, die die Genauigkeit
der optischen Analyse stark beeinträchtigen.
Die für Invertzuckerbestinmiungen anzuwendende, nach Soxhlets^)^
Vorschrift bereitete Fehlin gsche Lösung wird, wie folgt, dargestellt:
I. 34,639 g krystallisierter, chemisch reiner Kupfervitriol werden,
mit völlig reinem, destilliertem Wasser zu 500 ccm Flüssigkeit gelöst..
II. 173 g krystallisiertes reinstes Seignettesalz werden in etwa
400 ccm völlig reinen Wassers gelöst, mit 100 ccm einer Natronlauge
versetzt, die 516 g reinstes Natronhydrat im Liter enthält, und zu
500 ccm aufgefüllt.
Zum Gebrauche werden gleiche Volumina der völlig klaren Lö-
sungen I und II gemischt. Die fertige Mischung darf höchstens einige
Tage aufbewahrt werden.
a) Die gewicMeatuüyHsche BesUmmung geringer Mengen
Invertzticker (0,05—1 l?roz*) nfhen Mohrzucker*
Zu diesem Zwecke hat Herzfeld^) eine Tabelle ausgearbeitet, die
aus dem gefundenen Kupfergehalte direkt den prozentischen Invertzucker-
*) Vergl. Lippmann, Chemie der Zuckerarten 1904, S. 1396.
*) Neue Zsch. f. Rübenz.-Ind. 1880, S. 141.
•^) Vereinszsch. 1885, S. 967; 1886, S. 278; 1890, S. 447.
Rübenanalyse. Bestimmung des Invertzackers. 403
gehalt der Substanz ersehen läßt und die Anwendung von 10 g Substanz,
zu 50 ccm gelöst, sowie eine Kochdauer von genau 2 Minuten voraus-
setzt. Die Zuckerlösung muß stets völlig klar sein; von reineren Pro-
dukten löst man 20 g zu 100 ccm und verwendet 50 ccm des Filtrates;
in allen anderen Fällen löst man 25 g der Substanz nebst Bleiessig zu
100 ccm, entbleit 60 ccm des Filtrates mit kohlensaurem Natrium, füllt
zu 75 ccm auf und benutzt 50 ccm dieses Filtrates, die 10 g Substanz
enthalten, zur Analyse.
Die 50 ccm Flüssigkeit werden mit 50 ccm der aus ihren beiden
Bestandteilen frisch bereiteten Fehlin g-Soxhletschen Lösung in einer
Erlenmey ersehen Eochflasche von etwa 300 ccm Inhalt durch Um-
schwenken gründlich vermischt und möglichst rasch (binnen 3 — 4 Min.)
über einem Drahtnetze, das eine Asbestpappe mit kreisförmigem Aus-
schnitte bedeckt, mittels eines kräftigen Dreibrenners zum Sieden erhitzt.
Sowie der Augenblick des Kochens eingetreten ist, den man als erreicht
ansieht, sobald die Blasen von allen Teilen der Flüssigkeit aufzusteigen
beginnen, wird noch genau 2 Minuten mit der kleineren Flamme eines
Einbrenners im Sieden erhalten. Sodann wird sofort mit 100 ccm
kaltem, luftfreiem, destilliertem Wasser verdünnt, um die Flüssigkeit
abzukühlen und so die nachträgliche Abscheidung von Kupferoxydul zu
verhindern, und mittels der Luftpumpe durch ein vorher gewogenes
Soxhletsches Asbest£lter abfiltriert. Dies ist ein starkwandiges Eohr
aus schwer schmelzbarem Glase von etwa 2 cm Weite und 12 — 14 cm
Länge, das an dem einen Ende etwa zur halben Weite konisch aus-
gezogen ist. In die Verengerung bringt man einen mehrfach durch-
löcherten Platinkonus und darüber eine ca. 2 cm hohe, mäßig festgestopfte
Schicht reinsten, besonders präparierten^) Asbestes. Der mit heißem
Wasser ausgewaschene Asbest wird mit Alkohol und dann mit Äther
nachgewaschen und zum Schlüsse unter Durchsaugen von Luft aus-
geglüht und im Exsikkator erkalten gelassen. Bereits benutzte Rohre
werden durch Spülen mit einigen Tropfen rauchender Salpetersäure,
Waschen mit heißem Wasser, Alkohol und Äther, Trocknen und Aus-
glühen wieder gebrauchsfähig gemacht; sobald ihr Gewicht nicht mehr
konstant zu erhalten ist, sind sie durch neue zu ersetzen.
Soll die Filtration beginnen, so setzt man auf das an der Saug-
flasche befestigte Asbestrohr mittels Gummistopfens ein Trichterchen,
befeuchtet zuerst mit Wasser, gießt dann die Reaktionsflüssigkeit auf
und stellt hierauf die Luftpumpe an. Während der ganzen Filtrierzeit
hat man dafür zu sorgen, daß die Flüssigkeit im Asbeströhrchen niemals
völlig abläuft. Den eigentlichen Niederschlag bringt man zweckmäßig
*) Fresenius, Zsch, f. analjt. Chemie 22, S. 552. Vereinzsch. 1897, S. 1077.
26»
404 Zuckerfabrikation.
mit kaltem Wasser auf das, Filter, weil er dami weniger anhaftet, wäscht
ihn erst mit 300 — 400 com siedendem Wasser und sodann mit 20 ccm
absolutem Alkohol aus, trocknet ihn im Trockenschranke bei 130 bis
200^ und erhitzt schliefilich diejenige Stelle des Röhrchens, an der er
über dem Asbest liegt, zum schwachen Glühen, um die Oxydation des
Kupferoxyduls zu Kupferoxyd zu bewirken und um zugleich auch die
zuweilen vorhandenen kleinen Mengen organischer Kupferverbindungen
unbekannter Natur zu zerstören. Das Rohr wird sodann mit einem
Wasserstoffapparate verbunden, und nun das Kupferoxyd durch lang-
sames Erwärmen im Wasserstoffstrome bis zum schwachen Glühen zu
metallischem Kupfer reduziert. Diese Reduktion ist in wenigen Minuten
beendet. Sobald die in ihrem Verlaufe gebildeten Wassertröpfchen ver-
dampft sind, läBt man im Wasserstoffstrome erkalten und wägt das in
einer Drahtschlinge befestigte Rohr sogleich.
Statt über Asbestfilter kann man auch über geeignete Papierfilter
filtrieren; man wäscht zunächst mit kaltem Wasser, darauf mit 300 bis
400 ccm heißem aus, verascht und reduziert in einem mit durchbohrtem
Tondeckel bedeckten Platihtiegel.
Nach Andrlik und Hranicka^), sowie Bruhns^) soll man das
im Tiegel geglühte Kupferoxyd mittels Dämpfen von Methylalkohol (oder
auch von Alkohol) reduzieren. Bezüglich der Einzelheiten dieses, auch
von anderen Forschern bewährt gefundenen Verfahrens^) sei auf die
Originalarbeiten verwiesen.
Es ist auch zulässig, die Reduktion zu metallischem Kupfer zu
unterlassen und das Qxydul durch Glühen in Oxyd überzuführen und
als solches zu wägen. Die Überführung in Oxyd kann im Asbest-
röhrchen selbst ^) geschehen, oder noch einfacher im offenen Platintiegel,
nur ist es erforderlich, hierbei gewisse Vorsichtsmaßregeln ^) zu befolgen.
Zur Benutzung der Tabelle I muß die gefundene Menge Kupferoxyd
natürlich zunächst auf Kupfer umgerechnet werden.
Es sei hier gleich darauf hingewiesen, daß manche Zuckerprodukte,
besonders Sirupe und Melassen, bei Anwendung von 10 g Substanz Ab-
scheidungen grüner Kupferverbindungen geben, wodurch die Bestimmung
des Invertzuckes nach der üblichen Methode unmöglich gemacht wird.
Liegen solche Produkte vor, so führt man die Invertzuckerbestinmiung
mit nur 5 g Substanz, zu 50 ccm gelöst, aus. Die Berechnung geschieht
») Vereinszsch. 1897, S. 1077.
') Centralbl. f. d. Z. 1897, S. 44.
') Siehe Lippmann, Chemie der Zackerarten 1904, S. 595.
*) Farnsteiner, Vereinszsch. 1895, S. 844.
*) Vergl. Lippmann, Chemie der Zackerarten 1904, S. 596 ff.
Rübenanalyse. BestimmuDg des Invertzuckers.
405
Tab. I.
Zar Berechnung des Prozentgehaltes an Invertzucker bei Gegen-
wart von Rohrzucker aus dem gefundenen Kupfer bei Anwendung
von 10 g Substanz').
Cu
Invort-
Cu
Invert-
Cu
Invert-
Cu
Invert-
sucker
zucker
zucker
zucker
mg
Pros.
mg
Proz.
mg
Pro«.
mg
Proz.
50
006
120
0-40
190
0-79
260
1-19
55
007
125
0-43
195
0-82
265
1-21
60
009
130
0-45
200
0-85
270
1-24
65
011
135
0-48
205
0-88
275
1-27
70
014
140
0-51
210
0-90
280
1-80
75
016
145
0-53
215
0-93
285
1-33
80
019
150
0-56
220
0-96
290
1-36
85
0-21
155
0-59
225
0-99
295
1-38
90
0-24
160
0-62
230
1-02
300
141
95
0-27
165
0-65
235
105
305
1-44
100
0-30
170
0-68
240
107
310
1-47
105
032
175
0-71
245
110
315
1-50
110
0-35
180
0-74
250
113
115
1 0-88
185
0-76
255
116
Tab. n.
Tabelle zur Berechnung des Prozentgehaltes an Invertzucker bei
Gegenwart von Saccharose aus dem gefundenen Kupfer für 5 g
Substanz*).
Cu
Invert-
Cu
Invert-
Cu
Invert-
Cu
Invert-
zucker
zucker
zucker
zucker
mg
Proz.
mg
Proz.
mg
Proz.
mg
Proz.
(35)
(004)
110
0-83
185
1-65
260
2-50
40
0-09
115
0-88
190
1-70
265
2-56
45
0-14
120
0-93
195
1-76
270
262
50
0-19
125
0-99
200
1-82
275
2-68
55
0-25
130
104
205
1-87
280
2-74
60
0-30
135
110
210
1-93
285
2-79
65
035
140
115
215
1-98
290
2-85
70
0-40
145
1-21
220
204
295
2-91
75
0-45
150
1-26
225
210
300
2-97
80
0-51
155
1-31
230
2-16
305
3-03
85
0-56
160
1-37
235
2-21
810
3-09
90
061
165
1-42
240
2-27
815
315
95
0-66
.170
1-48
245
2-33
320
3-21
100
0-72
175
1-54
250
2-39
105
0-77
180
1-59
255
244
0 Vereinszsch. 1885, S. 1012.
*) Bau mann, Vereinszsch. 1890, S. 778.
406 Zuckerfabrikation.
nach der Tabelle II von Baumann'), während die Arbeitsweise genau
nach Herzfelds Vorschrift einzuhalten ist.
b) Die gewichtsanalytische BesHmtnung gröfserer Mengen
Invertzucker neben Rohrzucker.
Zu diesem Ende hat zuerst MeissP) eine Faktorentabelle auf-
gestellt, die dann von Hiller 3) zwecks Bestimmung auch größerer
Invertzuckermengen erweitert worden ist. Nach der ursprünglichen Vor-
schrift ermittelt man zunächst die Polarisation des Normalgewichtes der
Substanz, die unter Bleiessigklärung zu 100 ccm Flüssigkeit gelöst ist,
fällt hierauf in einem aliquoten Teile des Filtrates das überschüssige
Blei durch die nötige Menge Natriumkarbonatlösung aus und füllt zu
einem bestimmten Volumen auf; vom Filtrate verwendet man 50 ccm
zur Invertzuckerbestimmung nach der bekannten Methode. Die Ver-
dünnung der Lösung geschieht am besten derartig, daB die zur Invert-
zuckerbestimmung gelangenden 50 ccm 100 — 200 mg Invertzucker ent-
halten, demnach 200 — 400 mg Kupfer liefern.
Die „Ausführungsbestimmungen zum Zuckersteuergesetze, Anlage B^
ermöglichen eine vereinfachte, weniger Umrechnungen erfordernde Aus-
führung dieser Methode, wobei jedoch auf die Bleiessigklärung verzichtet
werden muß. Die anzuwendende Substanzmenge wird, wie folgt, fest-
gestellt: Man löst 10 g des Untersuchungsmateriales zu 100 ccm, bringt
in mehrere Reagensgläser je 5 ccm Fehlingsche Lösung und verschiedene
Mengen der Substanzlösung, nämlich in das erste 8, in das zweite 6, in
das dritte 4 und in das letzte 2 ccm, und kocht auf; dasjenige Reagens-
gläschen, in dem die Fehlingsche Lösung nicht mehr entfärbt wird,
bestimmt die Menge der anzuwendenden Substanz. Ist dies z. B. bei
6 ccm der Substanzlösung der Fall, so wägt man zur Invertzucker-
bestimmung 6 g der Substanz ab, löst in 50 ccm Wasser, versetzt, ohne
vorher mit Bleiessig zu klären, mit 50 ccm Fehl ing scher Lösung, kocht
2 Minuten und verfahrt in bekannter Weise.
Will man die Vereinfachung des Verfahrens beibehalten, auf die
Bleiessigklärung jedoch nicht verzichten, so empfiehlt sich die Anwen-
dung folgender Vorschrift: Man löst 27,5 g des Untersuchungsmateriales
in Wasser, bringt die Lösung in ein 125 ccm-Kölbchen, klärt mit Blei-
essig, füllt mit Wasser bis zur Marke, mischt und filtriert. Von diesem
Filtrate bringt man mittels einer Pipette, je nach dem Ausfalle obiger
Vorprüfung, 80, 60, 40, 20 oder 10 ccm Flüssigkeit (je 17,6, 13,2, 8,8,
4,4, 2,2 g Substanz enthaltend) in einen Meßkolben mit 100 bezw. 110 ccm-
*) Vereinszsch. 1892, S. 825.
») Vereinszsch. 1883, S. 765.
') Vereinszsch. 1889, S. 734.
Rübenanalyse. Bestimmung des Invertzuckers.
407
Marke, fügt Wasser bis zur ersten, Natriumkarbonatlösung (30 Teile
krystallisierter Soda zu 100 Teilen Wasser gelöst) bis zur zweiten
Marke hinzu, mischt und filtriert. 50 ccm dieses Filtrates (je nach
stattgehabter Abmessung 8, 6, 4, 2 oder 1 g Substanz enthaltend) werden
mit 50 ccm Fehlingscher Lösung in bekannter Weise 2 Minuten im
Sieden erhalten und liefern hierbei eine gewisse Kupfermenge Cu.
Die Berechnung geschieht, wie folgt: Es sei P die Polarisation der
Substanz und p ihre zur Invertzuckerbestimmung angewandte Menge,
die Cu g Kupfer ergeben habe. Die in p g enthaltene Menge Invert-
Cu
Zucker beträgt annähernd = —^ und soll mit A bezeichnet werden.
Tab. m.
Tabelle der bei derBestimmung des Invertzuckers neben Rohrzucker
in Rechnung zu stellenden Faktoren^). (Von £. Hiller.)
Invertzucker
auf
Mil]
igramm
Invertzucker =
A
100 Qeftajnt-
BUcker = B
200
175
150
125
100
75
50
100
66-4
55-4
54-5
53-8
532
530
530
90
56-3
55-3
54-4
53-8
53-2
52-9
52-9
80
56-2
55-2
54-3
53-7
532
52-7
52-7
70
56-1
551
54-2
53-7
53-2
52-6
526
60
55-9
550
541
53-6
531
52-5
524
50
55-7
54-9
540
53-5
531
52-3
52-2
40
55-6
54-7
53-8
53-2
52-8
521
51-9
30
55-5
54-5
53-5
52-9
52-5
51-9
51-6
20
55-4
54-3
53-3
52-7
52-2
51-7
51-3
10
54-6
53-6
531
52-6
521
51-6
51-2
9
541
53-6
526
521
51-6
51-2
50-7
8
53-6
531
52-1
51-6
512
50-7
50-3
1
53-6
531
521
51-2
50-7
50-3
49-8
6
531
52-6
51-6
50-7
50-3
49-8
48-9
5
52-6
521
51-2
50-3
49-4
48*9
48-5
4
521
51-2
50-7
49-8
48-9
47-7
469
3
60-7
50-3
49-8
48-9
47-7
46-2
451
2
49-9
48-9
48-5
47-3
45-8
43-3
40-0
1
47-7
47-3
465
45-1
43-3
41-2
38-1
Es ergibt sich dann aus der Proportion:
*) Das Zuckersteuergesetz yom 27. Mai 1896 nebst den Ausführungs-
bestimmungen (Berlin 18%), S. 155. Vergl. Vereinsz. 1889, S. 735.
408 Zuckerfabrikation.
für B diejenige Menge Invertzucker, die in 100 Teilen des Gemisches
Ton Rohrzucker -f- Invertzucker vorhanden ist. Den prozentischen Invert-
zuckergehalt der Substanz findet man mit Hilfe der Formel
Cu
X F = Proz, Invertzucker,
P
in der p die angewandte Menge der Substanz und F einen aus der
Tabelle III zu entnehmenden Faktor bedeutet. Man benutzt dabei die-
jenige Spalte und diejenige Zeile der Tabelle, deren Bezeichnungen den
für A und B gefundenen Werten am nächsten kommen; an dem be-
treffenden Kreuzungspunkte findet sich der gesuchte Faktor F.
Bei sehr invertzuckerreichen Substanzen legt man statt des durch
Polarisation festgestellten, besser den durch Inversion und Gewichts-
analyse (s. den folgenden Abschnitt c) ermittelten Gesamtzuckergehalt
der Berechnung zu Grunde.
c) IHe ffewicfUaanalyMsche Inversionsmethode.
Bei Gegenwart sehr großer Mengen Invertzucker bestimmt man
nach vorangegangener Inversion den Gesamtzuckergehalt als Invert-
zucker (invertierter Rohrzucker 4- ursprünglich vorhandener Invertzucker)
und berechnet aus dem gefundenen Kupfer den Gesamtzucker als Rohr-
zucker. Den durch eine gleichzeitige besondere Bestimmung nach b)
ermittelten Invertzuckergehalt der ursprünglichen Substanz rechnet man
durch Verminderung um Yjq ^) auf Rohrzucker um und zieht diesen Wert
von dem Gesamtzuckergehalte ab; die Differenz ergibt den Gehalt an
Saccharose.
Die von Herzfeld*) ausgearbeitete Tabelle IV macht bei genauer
Innehaltung der Arbeits Vorschrift jede Rechnung überflüssig, indem sie
den der gefundenen Kupfermenge entsprechenden Prozentgehalt an Ge-
samtzucker, als Rohrzucker berechnet, unmittelbar angibt.
Die Untersuchung wird, wie folgt, ausgeführt. Man bedient sich
zur "Oberführung des Rohrzuckers in Invertzucker der H erzfei dschen
Inversionsvorschrift ^), indem man das halbe Normalgewicht (13 g) der
Substanz im 100 ccm-Kölbchen mit 75 ccm Wasser löst, 5 ccm Salzsäure
vom spez. Gew. 1,19 hinzufügt, in einem auf 70° C. erhitzten Wasser-
bade unter Umschwenken auf 67 ° erwärmt, wozu etwa 3 Minuten erfor-
derlich sind, noch genau 5 Minuten auf einer Temperatur von 67 — 70®
') Da 95 Gewichtsteile Rohrzacker bei der Inversion 100 Gewichtsteile
Invertzucker geben, so erhält man den Gehalt an Rohrzucker, wenn man die be-
treffende Menge Invertzucker mit 0,95 multipliziert oder sie um den 20. Teil
verkleinert.
») Vereinszsch. 1896, S. 417.
^) Herzfeld, Vereinszsch. 1898, S. 699; über die Ausführung der Inversion
zu polarimetrischen Zwecken s. weiter unten.
Rübenanaljse. Bestimmang des Inyertzuckers.
409
Tab. IV.
Tabelle zur Berechnang des, dem Torhandenen Invertzucker ent-
sprechenden prozentischen Rohrzuckergehaltes aus der gefundenen
Kupfermenge bei 3 Minuten Kochdauer und Anwendung von 0,1625 g
Substanz*). (Von Herz fei d.)
Kupfer
Rohr-
zucker
Kupfer
Rohr-
zucker
Kupfer
Rohr-
zucker
Kupfer
Rohr-
zucker
mg:
Proz.
mg
Proz.
ms:
Proz.
ms:
Proz.
79
24-57
126
38-87
173
58-68
220
68-87
80
24-87
127
89-18
174
53-95
221
69-20
81
2517
128
39-49
175
54-27
222
69-53
82
25-47
129
39-80
176
54-59
223
69-87
83
25-78
180
4011
177
54-91
224
70-20
84
26-08
131
40-42
178
55-23
225
70-53
85
26-38
132
40-73
179
55-55
226
70-86
86
26-68
138
41-04
180
55-87
227
71-19
87
26-98
134
41-35
181
56-19
228
71-53
88
27-29
135
41-66
182
56-51
229
71-86
89
27-59
136
41-98
183
56-88
280
72-19
90
27-89
187
4229
184
57-15
281
72-52
91
28-19
138
42-60
185
57-47
232
72-85
92
28-50
139
42-91
186
57-79
233
7818
93
28-80
140
43-22
187
5811
234
, 73-51
94
29-10
141
48-58
188
58-43
235
78-85
95
29-40
142
43-85
189
58-75
236
74-18
96
29-71
143
4416
190
5907
237
74-51
97
30-02
144
44-48
191
59-39
238
74-84
98
30-32
145
44 79
192
59-72
289
75-17
99
30*63
146
4510
193
6004
240
75-50
100
3093
147
45-42
194
60-36
241
75-83
101
31-24
148
45-73
195
60-69
242
76-17
102
31-54
149
46-a5
196
6101
243
76-51
103
31-85
150
46-36
197
61-38
244
76-84
104
32-15
151
46-68
198
61-65
245
77-18
105
32-45
152
46-99
199
61-98
246
77-51
106
32-76
153
47-30
200
62-30
247
77-86
107
33-06
154
47-62
201
62-63
248
78-18
108
83-86
155
47-93
202
62-95
249
78-52
109
33-67
156
48-25
203
63-28
250
78-85
110
33-97
157
48-56
204
63-60
251
7919
111
34-27
158
48-88
205
63-93
252
79-53
112
34-58
159
49-19
206
64-26
253
79-88
113
34-88
160
49-50
207
64-58
254
80 22
114
3519
161
49-82
208
64-91
255
80-56
115
35-49
162
5013
209
65-23
256
80-90
116
85-80
163
50-45
210
65-56
257
81-24
117
3610
164
50-76
211
65-89
258
81-59
118
86-41
165
51-08
212
66-22
259
81-93
119
86-71
166
51-40
213
66-55
260
8227
120
87 01
167
51-72
214
66-88
261
82-61
121
37-32
168
52-04
215
67-21
262
82-95
122
37-63
169
52-35
216
67-55
263
83-30
123
37-94
170
52-67
217
67-88
264
83-64
124
38-25
171
52-99
218
68-21
265
83-98
125
38-56
172
53-31
219
68-54
266
84-32
*) Das Zuckersteuergesetz vom 27. Mai 1896 nebst den Ausführungsbestim-
mungen S. 152.
410 ZuckerfabrikatioD.
erhält, dann sofort auf 20^ C. abkühlt und zu 100 ccm auffüllt. 50 ccm
der gut durchgemischten und filtrierten Flüssigkeit werden mit destil-
liertem Wasser zu 1 1 aufgefüllt, und von dieser wiederum gut durch-
gemischten Flüssigkeit 25 ccm (= 0,1625 g der ursprünglichen Substanz)
in einen Erlenmey ersehen Kolben gebracht. Man neutralisiert dann die
vorhandene freie Säure sorgfältig durch allmähliche Zugabe von 25 ccm
einer Lösung, die im Liter 1,7 g wasserfreie Soda enthält, versetzt mit
50 ccm Fehling-Soxhletscher Lösung, erhitzt in bekannter Weise zum
Sieden und erhält darin 3 Minuten lang. Die weitere Behandlung des
ausgeschiedenen Kupferoxydules ist genau dieselbe wie bei a).
Man habe z. B. auf diese Weise 0,162 g Cu und bei der Invert-
zuckerbestimmung nach b) für 4 g Substanz 0,310 g Cu gefunden. Aus
Tabelle IV ergibt sich dann für Cu = 0,162 g der Gesamtzuckergehalt,
als Rohrzucker gerechnet, Z = 50,13 Proz. Aus Tabelle III entnimmt
t:' c«. 1 t 0,310x52,1 ,^, t. t _. 1
man F = 52,1, also I = — j — = 4,04 Prozent Invertzucker.
Der Gehalt an Invertzucker ist, als Rohrzucker gerechnet, in der Zahl
50,13 für den Gesamtzucker mitenthalten, also zur Berechnung der vor-
handenen Saccharose, nach Verminderung um Y^q, vom Gesamtzucker in Ab-
zug zu bringen. Man hat demnach 50,13 — 3,84 = 46,29 Proz. Saccharose.
Nach dieser Methode ^) werden gemäß den Ausführungsbestimmungen
zum Zuckersteuergesetze die Reinheiten (s. weiter unten) derjenigen
Zuckerabläufe ermittelt, die mehr als 2 Proz. Invertzucker enthalten.
Behördlicherseits wird indessen nicht der oben erwähnte Abzug des
Invertzuckers gemacht, sondern der Gesamtzuckergehalt zur Berechnung
des Reinheitsquotienten herangezogen.
d) Die tnafsanalyUache BeMmtnung des Invertzuckers»
Da das Reduktions Verhältnis der Fehling-Soxhletschen Lösung
von der Konzentration abhängig, und jeder gefundene Wert nur für die
betreffende Konzentration gültig ist, bei der er bestimmt wurde, so muB
man, um zu richtigen Resultaten zu gelangen, stets unter annähernd
gleichen Konzentrationsverhältnissen arbeiten. Nach Soxhlet^) erhitzt
man 25 ccm der Kupfervitriollösung nebst 25 ccm der alkalischen Seignette-
salzlösung in einer tiefen Porzellanschale zum Kochen und setzt von
der zu untersuchenden Zuckerlösung langsam portionenweise hinzu, bis
die Flüssigkeit nach 2 Minuten langem Kochen nicht mehr blau erscheint;
nachdem man durch diese Vorprobe den Invertzuckergehalt der Lösung
annähernd festgestellt hat, setzt man ihr so viel Wasser zu, daß sie ein-
*) In neuerer Zeit wird bei steuerlichen Untersuchungen eine Kochdauer
von nur 2 (statt 3) Minuten verlangt; die entsprechend umgerechneten Tabellen
Horzfelds s. Vereinszsch. 1908, S. 538 und 557.
-) Journal f. prakt. Chemie II, 21, S. 227.
RäbenaDaljse. Bestunmung des Invertzuckers. 411
prozentig wird, erhitzt nun wiederum 50 ccm der unverdünnten Fehling-
scben Lösung zum Kochen, fügt von der einprozentigen Lösung so viel
bei, als der Menge entspricht die beim Vorversuche völlige Entfärbung
hervorbrachte, und kocht 2 Minuten lang. Dann filtriert man durch ein
großes Faltenfilter und prüft das Filtrat, falls es nicht ohnehin noch
deutlich blau oder grünlich gefärbt ist, auf Kupfer. Dies geschieht durch
Ansäuern mit Essigsäure und Zusatz einiger Tropfen einer Lösung von
gelbem Blutlaugensalz. Dunkle Rotfärbung zeigt eine größere Menge
Kosafarbung nur Spuren von Kupfer an; verändert sich aber die Farbe
nicht, so virar alles Kupfer reduziert, und somit ein Überschuß der Zucker-
lösung vorhanden. War Kupfer gegenwärtig, so nimmt man zu einem
zweiten Versuche etwas mehr Zuckerlösung, war keines vorhanden, etwas
weniger, und setzt diese Versuche so lange (meist fünf- bis sechsmal) fort,
bis von zwei Versuchen, bei denen die Mengen der Zuckerlösungen nur um
0,1 ccm differieren, der eine ein kupferhaltiges, der andere ein kupferfreies
Filtrat gibt, worauf man deren Mittelwert als Resultat zu betrachten hat.
50 ccm F eh lingscher Lösung entsprechen nach Soxhletin einprozentiger
Lösung bei 2 Minuten Kochdauer: 0,2470 g Invertzucker.
Bei der Untersuchung gefärbter Lösungen kocht man das Filtrat
mit einigen Tropfen der Zuckerlösung eine Minute l^img, läßt dann drei
bis vier Minuten ruhig stehen, gießt die Lösung ab und wischt den Boden
des Gefäßes mittels eines mit weichem Filtrierpapiere umwundenen Glas-
stabes aus; selbst sehr geringe Mengen Kupferoxydul färben hierbei das
Papier rot. — Die Resultate dieses volumetrischen Verfahrens sind min-
destens auf 0,2 Proz. genau.
Um ganz sicher zu gehen, empfiehlt es sich, den Titer der Kupfer-
lösung einer regelmäßigen Kontrolle zu unterwerfen, indem man sich
dazu einer reinen Invertzuckerlösung von genau bekanntem Gehalte
bedient. Zu diesem Zwecke invertiert man in einem 100 ccm-Kölbchen
9,5 g völlig reinen Rohrzucker nach der oben beschriebenen Herzfeld-
schen Inversionsvorschrift; nach dem Auffüllen bis zur Marke und gutem
Durchschütteln bringt man von der nunmehr zehnproz entigen Invert-
zuckerlösung 20 ccm (= 2,0 g Invertzucker) mittels der Pipette in einen
Literkolben, neutralisiert genau mit verdünnter Sodalösung und füllt
zur Marke auf. Man hat so eine 0,2-prozentige Invertzuckerlösimg, mit
der man in oben angegebener Weise titriert.
Auf dem unter d) angegebenen Verfahren -beruht auch die Methode
Claassens^) zur Bestimmung des Invertzuckergeh altes der Rüben.
^) Deutsche Zackerindustrie 1893, S. 337 und Centralblatt für Zucker-
industrie 1896, No. 83.
412 Zackerfabrikation. .
110 g fein gehackte oder gemahlene Schnitzel oder Rübenbrei
werden unter Zusatz von 10 — 15 ccm Bleiessig und 2 g gefällten kohlen-
sauren Kalkes mit Wasser in einem Y^-Literkolben etwa eine Stunde
auf dem Wasserbade digeriert. Nach dem Abkühlen und Auffüllen bis
zur Marke wird der ziemlich klare und nur ganz schwach sauer rea-
gierende Saft abgegossen; 100 ccm davon werden mit soviel Bleiessig,
als zur völligen Klärung gerade nötig ist, und mit Wasser auf 110 ccm
aufgefüllt und filtriert. Von dem Filtrate werden 100 ccm mit Wasser
und der zur Ausfällung des Bleies nötigen Menge Sodalösung auf
200 ccm gebracht und wiederum filtriert; 100 ccm dieses Filtrates, die
nunmehr den reduzierenden Zucker von 10 g Rüben enthalten, dienen
zur Titration mit Fehlingscher Lösung. Zunächst wird der Titer der
Fehlingschen Lösung in der Weise festgestellt, daß man zu 10 ccm,
die zum Sieden erhitzt sind, eine in der oben angegebenen Weise her-
gestellte 0,2-prozentige Invertzuckerlösung, bei Gegenwart von 1,5 g
Rohrzucker (dem durchschnittlichen Gehalte an Rohrzucker in 10 g
Rüben), bis zur völligen, durch die Prüfung mit Blutlau gensalzlösung
angezeigten Reduktion in bekannter Weise hinzufließen läßt.
Zur Ausführung der Untersuchung werden die 100 ccm Flüssigkeit
(s. 0.) mit 10 ccm der Fehlingschen Lösung 2 Minuten im Sieden
erhalten und dann mit der obigen Invertzuckerlösung titriert, bis das
Filtrat bei Prüfung mit Essigsäure und gelbem Blutlaugensalz sich
kupferfrei erweist. Am bequemsten bedient man sich hierzu des von
der Papierfabrik Schleicher und Schüll in Düren angefertigten Tupf-
reaktionspapieres. Die Differenz zwischen den für die Titerstellung und
für die Untersuchung verbrauchten ccm Invertzuckerlösung, mit 0,002
multipliziert, ergibt den Invertzuckergehalt von 10 g Rüben, das Zehn-
fache hiervon den Prozentgehalt.
D. ZuckerrUbensamen.
Die für den Zuckerrübensamenhandel aufgestellten „Magdeburger
Normen*)" enthalten folgende Bestinmiimgen :
Der Rübensamen ist in guter und gesunder Beschaffenheit zu liefern
und muß den folgenden Normen entsprechen.
1. 1 kg Rübensamen soll in 14 Tagen wenigstens 70000 Keime
liefern ;
2. hiervon müssen in 6 Tagen wenigstens 46000 Keime ausge-
trieben sein;
3. von 100 Samenknäulen müssen mindestens 75 gekeimt haben;
») Vereinszsch. 18%, S. 531.
Rübensaft, Dünnsafb. 413
4. der Wassergehalt ist bis einschlieBlich 14 Proz. normal; bis
einschlieBlich 17 Proz. Wassergehalt bleibt die Ware noch
lieferbar; es ist jedoch bei über 14 — 17 Proz. ein dem Gewichte
des Wassers entsprechender Prozentsatz zu vergüten;
5. fremde Bestandteile sind bis einschlieBlich 3 Proz. gestattet;
bis einschließlich 5 Proz. fremder Bestandteile bleibt die Ware
noch lieferbar; es ist aber bei über 3 — 5 Proz. ein dem Gewichte
der fremden Bestandteile entsprechender Prozentsatz zu vergüten;
6. die Verletzung auch nur einer der Normen von 1 bis 5 macht
die Ware zu einer nicht lieferbaren;
7. Differenzen bei Untersuchungen werden endgültig entschieden
durch das Mittel zwischen einer neuen Untersuchung seitens
derjenigen Station, die die bestrittene Untersuchung gemacht,
und einer vom Laboratorium des Vereines für Zuckerindustrie
(Berlin) vorzunehmenden Untersuchung.
Auf die Einzelheiten dieser speziell landwirtschaftlichen Unter-
suchungen kann jedoch an dieser Stelle nicht eingegangen werden; be-
merkt sei, daß die Normen anderer Länder von den oben angeführten
in verschiedenen Punkten abweichen, und daß auch in Deutschland selbst
einige dieser Vorschriften als reformbedürftig angesehen werden.
II. Bftbensftfte, Dfinnsftfte und
die bei der 8af%arbeit in Betracht lieiiimendeii Produkte«
(AbsüBw^ser, ausgelaugte Schnitzel, Preßschlamm.)
1. Rübensaft, Dttnnsaft.
Während es bei Rübensaft längst als imumstöBliche Regel galt,
daß er sofort nach seiner Herstellung auch zu analysieren sei, glaubte
man Saftproben, insbesondere Proben von Diffusionssaft, durch Zusatz
kleiner Mengen Chloroform, Formaldehyd, Schwefelkohlenstoff u. dergl.,
vor allem aber von Sublimat, längere Zeit hindurch unzersetzt er-
halten und so zuverlässige Durchschnittsproben größerer Betriebsab-
schnitte aufsammeln zu können. Daß die, u. a. von Court onne^)
empfohlenen, ganz minimalen Mengen Sublimat (Sublimatpastillen ^) nicht
ausreichend seien, zeigte schon Pell et 3) und riet die Beigabe derartig
zu bemessen, daß ein Rest unzersetzten Sublimates nachweisbar bleibe;
die furchtbare Giftnatur des Sublimates macht indessen die Hand-
habung konzentrierter Lösungen keineswegs unbedenklich, auch erhöht
1) Deutsche Znckerindustrie 1899, S. 1206.
3) Centralblatt f. d. Z.-1. 1896, S. 953.
») Bull. Ass. Chim. 1901, Bd. 19, S. 725.
414 Zuckerfabrikation«
nach Pellet z. B. 1 g Sublimat im 1 die aräometrische Anzeige schon
um 2,15^ Brix, und endlich ist, falls auch der Invertzuckergehalt be-
stimmt werden soll, die Entnahme einer zweiten, Yon Sublimat
freien Parallelprobe erforderlich. Femer wiesen aber Ciaassen ^) und
Herrmann ^) durch eine Reihe eingehender Untersuchungen nach, daß,
ebenso wie die stärksten üblichen Zusätze von Sublimat (0,05 Proz.),
auch jene von Chloroform (0,5 — 1 Proz.), Formaldehyd (0,1 — 0,35 Proz.)
und dergl. Mitteln nicht genügen, um die, unter allen Umständen er-
forderliche völlige Haltbarkeit des Diffusionssaftes, über ganz kurze Zeit
(etwa zwei Stunden) hinaus zu gewährleisten; will man also nicht zu
dem ehemals üblichen Beimischen von Bleiessig zurückgreifen, von dem
man Abstand nahm, weil es Yiq, mindestens aber Yjq Volum betragen
muß und daher eine Berücksichtigung der Yolumenveränderung bedingt,
so ist es allein richtig, Einzelproben zu analysieren. Man entnimmt
diese in entsprechend kurzen Zwischenräumen, wobei Ablaßhähne,
Ventile, Rohre u. s. f. sorgfältigst rein zu halten und ebenso nur
bestens gereinigte Gefäße anzuwenden sind, und schreitet sofort zur
Spindelung und Polarisation; die (am besten kontinuierlich erfolgende)
Ansammlung einer Burchschnittsprobe zwecks Vergleich und Kontrolle
der bloßen Spindelung ist, da hierbei erfahrungsgemäß binnen 4 — 6 Stunden
keine merklichen Veränderungen eintreten, zulässig und empfehlenswert.
A. Bestimmung des spezifischen Gewichtes.
Diese erfolgt, je nach der geforderten Schnelligkeit und Genauigkeit^
mit Hilfe von Aräometern,
unter Anwendung von Pyknometern,
oder mittels der hydrostatischen Wage von Mohr-Westphal.
Die Flüssigkeit muß vorher entlüftet werden, was entweder durch
zeitweiliges Stehenlassen oder schneller durch Evakuieren in einer
Flasche mit Ablaufhahn geschieht. Ein praktischer Entluftungsapparat
ist von Dr. Brumme-Löbejün^) konstruiert worden.
Die in der Praxis der Zuckerfabrikation üblichen Aräometer
sind die Saccharometer von Balling, deren Skala von diesem Forscher
durch Einsenken des Instrumentes in reine Zuckerlösungen von bekannter
Konzentration bestimmt und später von Brix nochmals sorgfaltig fest-
gestellt und berechnet wurde. Die geringen Differenzen dieser beiden
Skalen sind für die Praxis ohne Bedeutung. Bei Untersuchung reiner
Zuckerlösungen geben solche Aräometer direkt die den spezifischen
Gewichten entsprechenden Gewichtsprozente Zucker an. Bei unreinen
') Centralblatt f. d. Z.-1. 1902, Bd. 11, S. 10 u. 100.
») Ebd. 1904, Bd. 12, S. 489 u. 701.
') Österreichische Chemikerzeituug 1898, S. 314.
Rübensaft. Spezifisches Gewicht. 415
Fabrikationsprodukten sind hingegen die „Grade Brix^ natürlich nicht
mit dem vorhandenen reinen Zucker gleichwertig, sondern schlieBen die
gesamte Trockensubstanz, also auch die gelösten Nichtzuckerstoffe mit
ein; da diese jedoch die Dichtigkeit der Lösungen nicht in dem
nämlichen Sinne beeinflussen wie der Zucker, so ergibt in allen solchen
Fällen der Saccharometer nicht den genauen, wahren Gehalt an allen
gelösten Stoffen, d. i. die „wirkliche" Trockensubstanz, sondern nur die
sog. „scheinbare" Trockensubstanz, die von der wirklichen um so mehr
abweicht, je mehr Nichtzucker vorhanden ist.
Was den Zusammenhang zwischen Zuckergehalten und spezifischen
Gewichten wäßriger Lösungen anbelangt, so sind die zur Zeit weitaus
genauesten und den höchsten Anforderungen an Zuverlässigkeit ent-
sprechenden Untersuchungen jene von Plato, Bomke und Harting,
die sich ausfuhrlich in den „Wissenschaftlichen Abhandlungen der k.
Normal-Eichungs-Kommission" (Berlin 1900) niedergelegt finden; 134,
bei 14 bis 26® G. ausgeführte und für t = 15® umgerechnete Haupt-
bestimmungen liegen zwei ausführlichen Tafeln zu Grunde*), die die
wahren Dichten von Zuckerlösungen mit 0,1 bis 70,9, bezw. 100 Proz.
Zuckergehalt angeben, und zwar die erste bei 15®, bezogen auf Wasser
von 15®, die zweite bei 20®, bezogen auf Wasser von 4®. Die letztere
Tabelle*) sollte, da die Normaltemperatur von 20® C. nach internationalen
Beschlüssen für alle zuckeranalytischen Arbeiten vorgeschrieben ist,
eigentlich bei sämtlichen Untersuchungen ausschließlich benützt werden;
in Wirklichkeit hat sie aber vorerst selbst in Deutschland noch so gut
wie keinen Eingang in die Praxis gefunden, teils weil man (angeblich
der Vergleichbarkeit der Resultate wegen) mit großer Zähigkeit an den
alten bei 17,5® C. graduierten Meßgeräten und den zugehörigen Tafeln
festhält, teils weil letztere, in für viele Zwecke erwünschter Weise, auch
den Zusammenhang der spezifischen Gewichte mit den Graden nach
Baume ersichtlich machen. Angaben nach Graden Baume werden aber
für manche Handelsprodukte, z. B. Sirupe, Melassen, eingedickte £nt-
zuckerungsl äugen u. dergl., immer noch verlangt, obwohl die Skala
Baumes eine rein empirische ist imd ihre Grade in keinerlei direktem
Zusammenhange mit dem Zuckergehalte der Lösungen stehen; zudem
unterscheidet man auch noch die „alten" und (die richtiger berechneten,
für Handelszwecke aber weniger gebräuchlichen) „neuen" Grade Baume.
Den herrschenden Verhältnissen und tatsächlichen Bedür&issen
Rechnung tragend, ist an dieser Stelle auf den Abdruck der Plato sehen
Tafel vorerst noch verzichtet worden, und es folgt nachstehend die
>) Vereinszsch. 1900, S. 982, 1005, 1107, 1123.
*) Siehe Lippmaon, Chemie der ZuckerarteD 1904, S. 1071 ff.
416
Zucker fabrikatioD .
derzeit noch fast allgemein gebräuchliche und geforderte, wenngleich
ungenauere Tabelle V von Mategczek*) und Scheibler^):
Tab. y.
Zum Vergleich zwischen Gewichtsprozenten oder Graden nach Brix,
spezifischem Gewicht, und Graden nach Baume, für reine Zucker-
lösungen von 0 bis 95 Prozent (Temperatur: 17,5° Celsius.)
Von Scheibler und Mategczek.
•
M 1^ u
2 b ffl
Orade
IIS
2 !ä s
•
Grade
titgproz.
ir oder
» Brix
Grade
Spesi-
fiBches
Gewicht
Baumö
Spezi-
fisches
Gewicht
BauiD^
Spezi-
fiaoTiAa
Baum6
11 s
■
UoVUOB
Gewicht
neue
alte
5 a **
neue
alte
neue
alte
00
100000
00
0-0
3-9
1-01531
2-2
2-2
7-8
1-03105
4-4
4-3
Ol
1-00038
0-1
Ol
4-0
101570
2-3
2-2
7-9
103146
4-5
4-4
0-2
1-00077
Ol
0-1
4-1
1-011610
2-3
2*3
8-0
1-03187
4-5
4-4
0-3
100116
0-2
0-2
4-2
1-01650
2-4
2-3
8-1
1032-28
4-6
4-5
0-4
100155
0-2
0-2
43
101690
2-4
2-4
8-2
103270
4-6
4-6
0-5
100193
0-3
0-3
4-4
1-01730
2-5
2-4
8-3
103311
4-7
4-6
0-6
100232
0-3
0-3
4-5
101770
2-55
2-5
8-4 103352
4-8
4-7
0-7
100271
0-4
0-4
4-6 1-01810
2-6
2-6
8-5
103393
4-8
4-7
0-8
100310
0-45
0-4
4-7
1-01850
2-7
2-6
8-6
1-03434
4-9
4-8
0-9
100349
0-5
0-5
4-8
1-01890
2-7
2-7
8-7
1-03475
4-9
4-8
10
100388
0-6
0-55
4-9
1-01930
2-8
2-7
8-8
1-03517
50
4-9
11
100427
0-6
0-6
5-0
101970
2-8
2-8
8-9
1-03558
5-0
49
1-2
100466
0-7
0-7
5-1
102010
2-9
2-8
9-0
1-03599
51
5-0
1-3
100505
0-7
0-7
5-2
1-02051
2-95
2-9
9-1
1-03640
5-2
5-0
1-4
1-00544
0-8
0-8
5-3
1-02091
3-0
2-9
9-2
1-03682
5-2
51
1-5
1-00583
0-85
0-8
5-4
1-02131
3-1
3-0
9-3
1-03723
5-3
5-2
1-6
1-006221 0-9
0-9
5-5
102171
3-1
3-0
9-4
1-03765
53
5-2
1-7
1-00662
1-0
0-9
5-6
102211
3-2
3-1
9-5
1-03806
5-4
5-3
1-8
1-00701
1-0
1-0
5-7
1-02252
3-2
3-2
9-6
1-03848
5-4
5-3
1-9
1-00740
1-1
1-05
5-8
102292
3-3
3-2
9-7
1-03889
5-5
5-4
20
1-00779
1-1
1-1
5-9
102333
3-35
3-3
9-8 1-03931
5-55
5-4
2-1
1-00818
1-2
1-2
60
1-02373
3-4
3-3
9-9 1-03972
5-6
55
2-2
100858! 1-2
1-2
6-1
102413
3-5
3-4
100 i 1-04014
5-7
5-5
2-3
1-00897' 1-3
1-3
6-2
1-02454
3-5
3-4
101
1-04055
5-7
5-6
2-4
100936
1-4
1-3
6-3
1-02494
3-6
3-5
10-2
104097
5-8
5-7
2-5
1-00976
1-4
1-4
6-4
1-02535
3-6
3-6
10-3
104139
5-8
5-7
2-6
1-01015 1-5
1-4
65
1-02575
3-7
3-6
10-4
104180
5-9
5-8
2-7
101055 1-5
1-5
6-6
102616
3-7
3-7
10-6
1-04222
5-9
5-8
2-8
1-01094. 1-6
1-55
6-7
102657
3-8
3-7
10-6
104264
6-0
5-9
2-9
101134
1-6
1-6
6-8
102697
3-9
3-8
10-7
104306
6-1
5-9
30
1-01173
1-7
1-7
6-9
102738
3-9
3-8
10-8
1-04348
6-1
6-0
3-1
1-01213
1-8
1-7
7-0
102779
4-0
3-9
10-9
104390
6-2
605
3-2
101252
1-8
1-8
7-1
102819
40
3-9
11-0
104431
6-2
6-1
3-3
1-01292
1-9
1-8
7-2
1-02860
4-1
4-0
11-1
104473
6-3
6-2
3-4
1-01332
1-9
1-9
7-3
102901
4-1
4-1
11-2
1-04515
6-3
6-2
3-5
1-01371
20
1-9
7-4
1-02942
4-2
4-1
11-3
104657
6-4
6-3
3-6
101411
2-0
2-0
7-5 11-02983
4-25
4-2
11-4
1-04599
6-5
6-3
3-7
101451 1 2-1
2-0
7-6 1-03024
4-3
4-2
11-5
1-04641
6-5
6-4
3-8
101491
2-2
2-1
7-7
1-03064
4-4
4-3
11-6
1-04683
66
6-4
») Vereinszsch. 1865, S. 580; 1874, S. 827.
») Vereinszsch. 1870, S. 263; 1874, S. 950; 1877, S. 32.
Vergleichuog der Brixgrade mit spezifischen Gewichten.
Tabelle V (Fortsetzung).
417
§1-2
Grade
tsproz.
oder
Brix
Grade
tsproz.
oder
Brix
Grade
t^«
Spezi-
Baum6
Spezi-
Baume
Spezi-
Baumö
Ji bi a
fisches
Gewicht
j3 b 0
fisches
Gewicht
ji ii o
fisches
Gewicht
lll
i S2 S
St a *"
5nO
neue
alte
u&
neue
alte
c ^ *^
5««
neue
alte
11-7
1-04726
6-6
65
16-6
106827
9-4
9-2
21-6
1-09004
12-1
11-9
11-8
1-04768
6-7
6-55
16-7
1-06871
9-4
9-25
21-6
1-09049
12-1
11-95
11-9
1-04810
6-7
6-6
16-8
1-06914
9-5
9-3
21-7
109095
12-2
120
120
1-04852
68
6-7
16-9
1-06958
9-5
9-4
21-8
1-09140
12-3
12-05
121
1-04894
6-8
6-7
17-0
107002
9-6
9-4
21-9
1-09185 1 12-3
121
12-2
1-04937
6-9
6-8
17-1
1-07046
9-7
9-5
22-0
109231
12-4
12-2
12-3
1-04979
70
6-8
17-2
107090
9-75
9-5
22-1
1-09276
12-5
12-2
12-4
105021
70
6-9
17-3
107133
9-8
9-6
22-2
109321 12-5
12 3
12-5
105064
7-1
6-9
17-4
107177
9-8
9-6
22-3
1-09367 12-6
12-3
12-6
1-05106
7-1
7-0
17-5
107221
9-9
9-7
22-4
109412 12-6
12-4
12-7
1-05149
7-2
7-05
17-6
107265
9-9
9-7
22-5
1-09458 12-7
12-4
12-8
105191
7-2
7-1
17-7
1-07309
100
9-8
22-6
109603
12-7
12-5
12-9
1-05233
7-3
7-2
17-8
1-07353
100
9-9
22-7
109649
12-8
12-55
13-0
1-05276
7-4
7-2
17-9
1-07397
10-1
9-9
22-8
1-09595
12a5
12-6
131
105318
7-4
7-3
180
107441
10-1
10-0
22-9
1-09640
12-9
12-7
13-2
105361
7-5
7-3
181
107485
10-2
10-0
28-0
106686 13-0
12-7
13-3
105404
7-5
7-4
18-2
107530
10-3
10-1
28-1
109732
13-0
12-8
13-4
1-05446
7-6
7-4
18-3
1-07574
10 3
101
23-2
109777
131
12-8
13-5
105489
7-6
7-5
18-4
107618
10-4
10-2
23-3 11-09823
13-1
12-9
13-6
106532
7-7
7-5
18-5
1-07662
10-4
10-2
23-4
1-09869
13-2
12-9
13-7
105574
7-75
7-6
18-6
1-07706
10-5
10-3
23-5
1-09915
13-2
130
13-8
1-05617
7-8
7-65
18-7
107751
10-5
10-35
23-6
109961
13-3
13-0
139
1-05660
7-9
7-7
18-8
1-07796
10-6
10-4
23-7
1-10007
13-3
131
140
105703
7-9
7-8
18-9
1-07839
10-6
10-5
23-8
1-10053
13-4
13-15
141
105746
80
7-8
190
1-07884
10-7
10-5
23-9
1-10099
13-5
13-2
14-2
1-05789
80
7-9
191
1-07928
10-8
10-6
24-0
1-10146
13-5
13-3
14-3
1-05831
8-1
7-9
192
1-07973
10-8
10-6
24-1
1-10191
13-6
13-3
14-4
1-05874
81
8-0
19-3
1-08017
10-9
10-7
24-2
1-10237
13-6
13-4
14-5
1-05917
8-2
8-0
19 4
1-08062
10-9
10-7
24-3
110283
13-7
13-4
14-6
1-05960
8-3
8-1
19-5
1-08106
110
10-8
24-4
1-10329
13-7
13-5
14-7
1-06003
8-3
8-15
19-6
108161
111
10-85
24-5
110375
13-8
13-5
14-8
106047
8-4
8-2
19-7
1-08196
111
10-9
24-6
110421
13-8
13-6
14-9
1-06090
8-4
8-3
19-8
1-08240
11-2
11-0
24-7
110468
13-9
13-6
15-0
106133
8-5
8-3
19-9
1-08286
11-2
11-0
24-8
1-10514
140
13-7
151
1-06176
8-5
8-4
20-0
1-08329
11-3
11-1
24-9
1-10660
140
18-75
15-2
1-06219
8-55
8-4
201
1-08374
11-3
111
26-0
1-10607
141
13-8
1Ö-3
1-06262
8-6
8-5
20-2
1-08419
11-4
11-2
25-1
1-10653
141
13-9
15-4
1-06306
8-7
86
20-3
108464
11-6
11-2
25-2
1-10700
14-2
13-9
15-5
1-06349
8-8
8-6
20-4
108509
11-5
11-3
25-3
110746
14-2
14-0
15-6
1-06392
8-8
8-65
20-5
108563
11-6
11-3
26-4
1-10793
14-3
14-0
15-7
106436
8-9
8-7
20-6
1-08699
11-6
11-4
26-5
1-10839
14-3
14-1
15-8
106479
8-9
8-8-
20-7
108643
11-7
11-45
26-6
1-10886
14-4
14-1
15-9
1-06522
9-0
8-8
20-8
1-08688
11-7
11-5
25-7
110932
145
14-2
160
1-06566
90
8-9
20-9
1-08733
11-8
11-6
25-8
1-10979
14-5
14-2
161
1-06609
9-1
8-9
210
1-08778
11-8
11-6
26-9
1-11026
14-6
14-3
16-2
106653
9-2
90
21-1
1-08824
11-9
11-7
26-0
111072
14-6
14-36
16-3
1066%
9-2
9-0
21-2
1-08869
11-95
11-7
261
111119
14-7
14-4
16-4
106740
9-3
9-1
21-3
1-08914
12K)
11-8
26-2
1-11166
14-7
14-5
16-5
1-06783
9-3
91
21-4
108969
120
11-8
26-3
1-11213
14-8
14-5
Untersuchungen. 5. Aufl. III.
27
418
Zackerfabrikation.
Tabelle V (Fortsetzung).
S ^ u
Grade
tsproz.
oder
Brix
Grade
isproz.
oder
Brix
Grade
Spezi-
Baum^
Spezi-
Baume
Spezi-
Baumö
iS !S o
fiaf^TiAM
Ji a et
fisches
Gewicht
Gewicht
Zucker
Grade
fisches
Gewicht
|5|
^ ^ S
UOWUOB
Gewicht
^ S2 S
neue
alte
neue
alte
neue
alte
26-4
111259
14-85
14-6
31-3
113594
17-6
17-2
36-2
1-16011
20-25
19-9
26-5
111306
14-9
14-6
31-4
113642
17-6
17-3
36-3
1-16061
20-3
19-9
26-6 111353
15.0
14-7
31-5
1-13691
17-7
17-3
36-4
116111
20-4
200
26-7
111400
15-0
14-7
31-6
1-13740
17-7
17-4
36-5
1-16162
20-4
20O
26-8
1-11447
15-1
14-8
31-7
1-13788
17-8
17-4
36-6
1-16212
20-6
20-1
26-9
1-11494
151
14-8
31-8
1-13837
17-8
17-5
36-7 i 1-16262
20-5
20-1
270
111541
15-2
14-9
31-9
1-13885
17-9
17-55
36-8 ,1-16313
20-6
20-2
271
111588
15-2
14-9
32-0
1-13934
17-95
17-6
36-9 1-16363
20-6
20-2
27-2
111635
15-3
150
32-1
113983
180
17-7
37-0 1-16413
20-7
20-3
27-3
111682
15-3
15-1
32-2
114032
180
17-7
37-1 1-16464
20-7
20-36
27-4
1-11729
15-4
151
32-3
114081
18-1
17-8
37-2
1-16614
20-8
20-4
276
1-11776
15-5
15-2
32-4
114129
18-2
17-8
37-3
1-16565
20-9
20-6
27-6
111824
15-5
15-2
32-5
1-14178
18-2
17-9
37-4
1-16616
20-9
20-5
27-7
1-11871
15-6
15-3
32-6
1-14227
18-3
17-9
37-5
1-16666
21-0
20-6
27-8
111918
15-6
15-3
32-7
1-14276
18-3
180
87-6 116717
21-0
206
27-9
1-11965
15-7
15-4
32-8
1-14325
18-4
180
37-7
1-16768
21-1
20-7
28-0
112013
15-7
16-4
32-9
1-14374
18-4
18-1
37-8
116818
2M
20-7
281
112060
15-8
15-5
33-0
1-14423
18-5
1815
37-9
1-16869
21-2
20-8
28-2
112107
15-8
15-55
33-1
1-14472
18-55
18-2
380
1-16920
212
20-8
28-3
1-12155
15-9
15-6
33-2
1-14521
18-6
18-25
381
1-16971
21-3
20-9
28-4
112202
16-0
15-7
33-3
1-14570
18-7
18-3
38-2
1-17022
21-35
20-9
28-5
1-12250
16-0
15-7
33-4
114620
18-7
18-4
38-3
1-17072
21-4
21-0
28-6
1-12297
16-1
15-8
33-5
1-14669
18-8
18-4
38-4
1-17123
21-5
21-05
28-7
1-12346
161
15-8
33-6
1-14718
18-8
18-5
38-5 ;117174
21-5
21-1
28-8
1-12393
16-2
15-9
33-7
1-14767
18-9
18-5
38-6 1-17225
21-6
21-15
28-9
112440
16-2
15-9
33-8 ; 1-14817
18-9
18-6
38-7
1-17276
21-6
21-2
290
1-12488
16-3
16-0
33-9 ,1-14866
19-0
18-6
38-8
1-17327
21-7
21-3
29-1
1-12536
16-3
16-0
34-0 ; 1-14915
19-05
18-7
38-9
117379
21-7
21-3
29-2
1-12583
16-4
161
34-1 ,1-14965
19-1
18-7
39-0
1-17430
21-8
21-4
29-3
1-12631
16-5
16-1
34-2
1-15014
19-2
18-8
39-1
1-17481
21-8
21-4
29-4
112679
16-5
16-2
34-3
1-15064 19-2
18-85
39-2
1-17532 21-9
21-5
29-5
1-12727
16-6
16-25
34-4
1-15113
19-3 ■ 18-9
39-3
1-17583 '21-9
21-5
29-6
1-12775
16-6
16-3
34-5
116163
19-3
18-95
39-4
1-17635 220
21-6
29-7
1-12823
16-7
16-4
34-6
115213
19-4
19-0
39-5
1-17686
2205
21-6
29-8
1-12871
16-7
16-4
34-7
1-15262
19-4
19-1
39-6
1-17737
221
21-7
29-9
1-12919
16-8
16-5
34-8
115312
19-5 ! 19-1
39-7
1-17789
22-2
21-7
300
1-12967
16-8
16-5
34-9
1-15362
19-5 19-2
39-8
1-17840 22-2
21-8
30-1
1-13015
16-9
16-6
350
1-15411
19-6
19-2
39-9
1-17892 • 22-3
21-85
30-2
113063
16-95
16-6
35-1
1-15461
19-65
19-3
40-0 11-17943
22-3
21-9
30-3
113111
170
16-7
35-2
1-15511
19-7
19-3
40-1 117995
224
2-2-0
30-4
113159
17-1
16-7
35-3
1-15561
19-8
19-4
40-2 1-18046 32-4
220
30-5
113207
171
16-8
35-4
1-15611
19-8
19-4
40-3
1-18098 ' 22-5
221
30-6
113255
17-2
16-85
35-5
1-15661
19-9
19-5
40-4
1-18150 , 22-5
22-1
30-7
113304
17-2
16-9
35-6
1-15710
19-9
19-55
40-5
1-18201
22-6
222
30-8
113352
17-3
17-0
35-7
1-15760
20-0 1 19-6
40-6
1-18253
22-6
22-2
30-9
1-13400
17-3
170
35-8
1-15810
20-0 • 19-65
40-7
1-18305
22-7
22-3
31-0
1-13449
17-4
17-1
35-9
1-15861
20-1
19-7
40-8
118357 22-8
22-3
31-1
1-13497
17-45
17-1
360 '1-15911
20-1
19-8
40-9
1-18408
22-8
2-2-4
31-2
1-13545
17-5
17-2
36-1
1-15961
20-2
19-8
41-0
1-18460
22-9
22-4
Vergleichung der Brixgrade mit spezifischen Gewichten.
419
Tabe
lle V (Forteetzung).
S ^ M
Ja opq
Grade
Isproz.
oder
Brix
Grade
!^ »^ M
Grade
Spesi-
Baumö
Spezi-
Baume
Spezi-
Baumö
2 *< <n
fiflches
Gewicht
^ is A
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:^u ^
"fi A#«^Aa
lll
Gewicht
Gewic]
Zucke
Grad«
HB Uta II
Gewicht
neue
alte
neue
alte
neue
alte
41-1
M8512
22-9
22-6
46-0
1-21100
25-6
261
50-9
1-23777
28-2
27-7
41-2
1-18564
230
22-5
461
1-21164
25-6
25-1
610
1-23832
28-2
27-7
41-3
1-18616
23-0
22-6
46-2
1-21208
25-7
25-2
61-1
1-23888
28-8
27-8
41-4
1-18668
231
22-65
46-3
1-21261
26-7
25-2
51-2
1-23943
2836
27-8
41-5
118720
23-1
22-7
46-4
1-21316
26-8
26-3
51-3
1-23999
28-4
27-9
41-6
1-18772
23-2
22-75
46-5
1-21369
25-8
26-35
51-4
1-24055
28-6
27-9
41-7
1-18824
23-25
22-8
46-6
1-21423
25-9
26-4
51-5
1-24111
28-5
28-0
41-8
1-18877
23-3
22-9
46-7
1-21477
25-95
25-46
51-6
1-24166
28-6
280
41-9
118929
23-4
22-9
46-8
1-21631
26-0
26-5
51-7
1-24222
28-6
28-1
420
118981
23-4
23-0
46-9
1-21585
261
25-6
51-8
1-24278
28-7
281
421
1-19033
23-5
23-0
470
1-21639
26-1
266
51-9
124334
28-7
28-2
42-2
1-19086
23-5
231
471
1-21693
26-2
25-7
620
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28-8
28-2
42-3
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23-6
23-1
47-2
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26-2
25-7
521
1-24446
28-8
28-3
42-4
M9190
23-6 23-2
47-3
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26-3
25-8
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28-9
28-3
42-5
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23-7
23-2
47-4
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26-3
25-8
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28-9
28-4
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23-7
23-3
47-5
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26-4
25-9
52-4
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29-0
28-4
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23-3
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26-4
25-9
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29-0
28-5
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238
23-4
47-7
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26-5
26-0
52-6
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29-1
28-5
42-9 ;i-19453
23-9
23-45
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26-5
260
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2915
28-6
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23-5
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26-6
26-1
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28-65
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23-55
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26-6
26-1
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28-7
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241
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26-2
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28-8
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24-2
237
48-3
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26-8
26 3
53-2
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29-4 28-85
43-5
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24-2
23-8
48-4
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26-9
26-35
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29-6
28-9
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24-3
23-8
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26-9
26-4
63-4
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29-5
28-9
43-7
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24-3
23-9
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270
26-45
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29-6
290
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24-4
23-9
48-7
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270
26-5
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29-6
291
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24-4 1 24-0
48-8
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27-1
26-6
53-7
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29-7
29-1
440 1-20033
24-5
240
48-9
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27-1
26-6
53-8
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29-7
29-2
44-1 1-20086 ' 24-55
24-1
490
1-22728
27-2
26-7
53-9
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29-8
29-2
44-2
1-20139
24-6
241
49-1
1-22783
27-2
26-7
54-0
1-26617
29-8
29-3
44-3
1-20192
24-65
24-2
492
1-22838
273
26-8
54-1
1-25673
29-9
29-3
44-4 ! 120245
24-7
24-2
49-3
1-22893
27-3
26-8
64-2
1-25630
29-9
29-4
44-5 11-20299
24-8
24-3
49-4
1-22948
27-4
26-9
64-3
1-25687
30-0
29-4
44-6 1-20352
24-8
24-35
49-5
1-23003
27-4
26-9
54-4
1-25744
30-05
29-5
44-7 :i-2040ö
24-9 24-4
49-6
1-23068
27-6
27-0
54-5
1-25801
30-1
29-5
44-8 1-20458
24-9 24-45
49-7
1-23113
27-6
27-0
54-6
1-25857
30-2
29-6
44-9 ! 1-20512
25-0 ! 24-5
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1-23168
27-6
271
54-7
1-25914
30-2
29-6
450
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25-0
24-6
49-9
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27-7
27-1
54-8
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30-3
29-7
451
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251
24-6
500
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27-7
27-2
54-9
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30-3
29-7
45-2
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26-1
24-7
50-1
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27-8
27-2
650
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30-4
29-8
45-3
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26-2
24-7
50-2
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27-8
27-3
56-1
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24-8
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27-4
55-3
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25-4
24-9
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27-45
55-4
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30-6
30-0
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25-4
24-9
50-6
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28-0
27-5
66-5
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30-6
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46-8
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27-65
65 6
1-26429
30-7
301
45-9
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25-0
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65-7
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30-15
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30-25
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32-8
65-7
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35-9
35-25
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30-3
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1-26716
30-9
30-4
61-0
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33-5
32-9
65-9
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36-0 - 35-35
56-2
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31-0
30-4
61-1
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33-6
32-9
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35-4
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30-5
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38-6
33-0
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35-5
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30-5
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33-7
33-0
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35-5
56-5
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31-2
30-6
61-4
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33-7
331
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35-6
56-6
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31-2
30-6
61-5
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33-8
331
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36-3
35-6
56-7
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31-3
30-7
61-6
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33-8
33-2
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36-3
35-7
56-8
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31-3
30-7
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33-9
33-2
66-6
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36-4
35-7
56-9
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31-4
30-8
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339
33-3
66-7
1-33031
36-4 !35-8
570
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31-4
30-8
61-9
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34-0
33 3
66-8
1-33093 36-5 ! 35-8
57-1
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30-9
62-0
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340
33-4
66-9
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31-5
30-9
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341
33-4
67-0
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35-9
57-3
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31-6
310
62-2
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341
33-5
67-1
1-33278 ! 36-6
36-0
57-4
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31-6
31-0
62-3
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34-2
33-5
67-2
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36-0
57-5
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31-7
311
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342
33-6
67-3
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361
57-6
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31-7
31-1
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34-3
336
67-4 1-33464 '36-8
361
57-7
1-27641
31-8
31-2
62-6 i 1-30536
34-3
33-7
67-5
1-33526 36-85136-2
57-8
1-27699
31-8
31-2
62-7
1-30596
34-4
33-7
67-6
1-33588 36-9
36-2
57-9
1-27758
31-9
31-3
62-8
1-30657
344
33-8
67-7
1-33650 36-95
36-3
580
1-27816
31-9
313
62-9
1-30717
34-5
33-8
67-8
1-33712 37-0
36-3
58-1
1-27874
32-0
314
630
1-30777
34-5
33-9
67-9
1-33774 37-0
36-4
58-2
1-27932
320
31-4
631
1-30837
34-6
83-9
68-0
1-33836 ! 37-1
36-4
58-3 1-27991
321
31-5
63-2
1-30897
34-6
340
68-1
1-33899 37-1
36-5
58-4 1-28049
3215
31-5
63*3
1-30958
34-7
34-0
68-2
1-33961
37-2
365
58-5 1-28107
32-2
31-6
63-4
1-31018
347
341
68-3
1-34053
37-3
36-6
58-6 1-28166
32-3
31-6
63-5
1-31078
34-8
34-1
68-4
1-34085
37-3
36-6
58-7 1-28224 323
31-7
63-6
1-31139
34-85
34-2
68-5
1-34148
37-4
36-7
58-8
1-28283 32-4
31-7
63-7
1-31199
34-9
34-2
68-6
1-34210 37-4
36-7
589
1-28342 32-4
31-8
63-8
1-31260
34-95
34-3
68-7
1-34273
37-5
36-8
59-0
1-28400 32-5
31-85
63-9
1-31320
350
34-3
68-8
1-34335
37-5
36-8
59-1
1-28459 1 32 5
31-9
64-0 1-31381
351
344
68-9 1-34398
37-6
36-9
59-2
1-28518 32-6
31-95
64-1
1-31442
35-1
34-4
69-0 1-34460
37-6
369
59-3
1-28576 I 32-6
32-0
64-2
1-31502
35-2
34-5
69-1
1-34523
37-7
37-0
59-4 1-28635
32-7
3205
64-3
1-31563
35-2
34-5
69-2
1-34585
37-7
37-0
59-5
1-28694
32-7
321
64-4
1-31624
35-3
34-6
69-3
1-34648 37-8
371
59-6
1-28753
32-8
32-15
64-5
1-31684
35-3
34-6
69-4
1-34711 37-8
371
59-7 1-28812
32-8
32-2
64-6
1-31745
35-4
34-7
69-5
1-34774
37-9
37-2
59-8
1-28871
32-9
32-3
64-7
1-31806
35-4
34-7
69-6
1-34836
37-9
37-2
59-9
1-28930
32-9
32-3
64-8
1-31867
35-5
34-8
69-7
1-34899
38-0
37-3
60-0 1-28989
330
32-4
64-9
1-31928
35-5
34-8
69-8
1-34962
38-0
37-8
601 1-29048 33-0
32-4
650
1-31989
35-6
34-9
69 9 1-35025
38-1
37-4
60-2
1-29107 , 381
325
65-1
1-32050
35-6
34-95
70-0 1-35088 381
37-4
60-3
1-29166
331
32-5
65-2
1-32111
35-7
350
70-1
1-35151 38 2
37-5
60-4
1-29225
33-2
32-6
65-3
1-32172
35-7
35-05
70-2
1-35214
38-2
37-6
60-5
1-29284
33-2
32-6
65-4
1-32233
35-8
351
70-3
1-36377
383
37-6
60-6
1-29343
33-3
32-7
65-5
1-32294
35-8
3515
70-4
1-35350
38-3
37-6
Vergloichung der Brixgrade mit spezifischen Gewichten.
421
Tabelle V (Fortsetzung).
^aproz.
oder
Brix
Grade
S ^* M
Grade
Grade
Spezi- 1 Baume
Spezi-
Baumö
04*2 i?
Spezi- -
Baum^
•d h o
fiflttf^hAfl '
2 it ffi
^mä>%%^kta
2 b A
fiachea
Gewicht
l|l
Gewicht
füg. Gewicht
1
1 ._
1^1
1^5
neue
alte
c »H M
neue
alte
|äo
neue
alte
70-5
1-35403
384
37-7
75-4
1-38547
40-8
401
80-3
1-41787
43-2
42-4
70-6 '1-35466
38-4
37-7
75-5
1-38612
40-9
40-1
80-4
1-41854 j 43-3
42-5
70-7 '1-35530
38-5
37-8
75-6
1-38677
409
40-2
80-5
1-41921
43-3
425
70-8 1-35593
38-5
37-8
75-7
1-38743
41-0
40-2
80-6
1-41989
434
42-6
70-9 |l-3Ö656
38-6
37-9
75-8
1-38808
410
40-3
80-7
1-42056
4345
42-6
71-0
1-35720
38-6
37-9
75-9
1-38873
411
40-3
80-8
1-42123
43-5
42-7
71-1
1-35783
38-7
37-9
760
1-38939
411
404
80-9
1-42190
43-55
42-7
71-2
1-35847
38-7 ! 38-0
76-1
1-39004
41-2
40-4
81-0
1-42258
43-6
42-8
71-3
1-35910
38-8
380
76-2
1-39070
41-2
40-5
81-1
1-42325
43-65
42-8
71-4
1-35974
38-8
38-1
76-8
1-39135
41-3
40-5
81-2
1-42393
43-7
42-9
71-5
1-36037
38-9
38-1
76-4
1-39201
41-3
40-6
81-3
1-42460
43-7
429
71-6
1-36101
38-9
38-2
76-5
1-39266
41-4
40-6
81-4
1-42528
43-8
43-0
71-7
1-36164
390
38-2
76-6
1-39332
414 ; 40-7
81-5
1-42595
43-8
48-0
71-8
1-36228
390
38-3
76-7
1-39397
41-5 ' 40-7
81-6
1-42663
43-9
43-1
71-9
1-36292
39-1
38-3
76-8
1-39463
41-5
40-8
81-7
1-42731
43-9
43-1
72-0
1-36355
39-1
38-4
76-9
1-39529
41-6
40-8
81-8
1-42798
44-0
43-2
721
1-36419
39-2
38-4
770
1-39595
41-6
40-8
81-9
1-42866
440
43-2
72-2
1-36483
39-2 1 38-5
77-1
1-39660
41-7
40-9
820
1-42934
44-1
43-2
723
1-36543
39-3
38-5
77-2
1-39726
41-7
40-9
821
1-43002
44-1
43-3
72-4
1-36611
39-3
38-6
77-3
1-39792
41-8
410
82-2
1-43070
44-2
43-3
72-5
1-36675
39-4
38-6
77-4
1-39858
41-8 ! 41-0
82-3
1-43137
44-2
43-4
72-6
1-86739
39-4
38-7
77-5
1-39924
41-9
411
82-4
1-43205
44-3
43-4
72-7
1-36803
89 5
38-7
77-6
139990
41-9 i 41-1
82 5 1-43273
44-3
43-5
72-8
1-36867
39-5
38-8
77-7
1-40056
420
41-2
82-6
1-43341
44-4
43-5
72-9
1-36931
39-6 1 38-8
77-8
1-40122
420
41-2
82-7
1-43409
44-4
43-6
730
1-36995
39-6
38-9
77-9
1-40188
42-1 1 41-3
82-8
1-43478
44-5
43-6
731
1-37059
39-7
38-9
780
1-40254
421
41-3
82-9 1-43546
44-5
43-7
73-2
1-37124
39-7
390
78-1
1-40231
42-2
41-4
83-0
1-43614
44-6
43-7
73-3
1-37188
39-8
39-0
78-2
1-40387
42-2
41-4
83-1
1-43682
44-6
43-8
73-4
1-37252
39-8
39-1
78-3
140453
42-3
41-5
83-2
1-43750
44-7
43-8
73-5
1-37317
39-9
391
78-4
1-40520
42-3
41-5
83-3
1-43819
44-7
43-9
73-6
1-37381
39-9
39-2
785
1-40586
42-4
41-6
83-4
1-43887
44-8
43-9
73-7
1-37446
40-0
39-2
786
1-40652
42-4
41-6
83-5
1-43955
44-8
440
738
1-37510
400
39-3
78-7
1-40719 42-5
41-7
83-6
1-44024
44-9
44-0
73-9
1-37575
40-1
393
78-8
1-40785
42-5
41-7
83-7
1-44092
44-9
441
74-0
1-37639
401
39-4
78-9
1-40852
426
41-8
83-8
1-44161
450
44-1
741
1-37704
40-2
39-4
790
1-40918 42-6
41-8
83-9
1-44229
450
44-2
74-2
1-87768
40-2 39-5 1
79-1
1-40985
42-7
41-9
84-0
1-44298
45-1
44-2
74-3
1-37833
40-3
39-5
79-2
1-41052
42-7
41-9
84-1
1-44367
45-1
44-2
74-4
1-37898
40-3
39-6
79-S
1-41118
42-8
420
842
1-44435
4515
44-3
74-5
1-37962
40-4
39-6
79-4
1-41185
42-8
4S'0
84-3
1-44504
45-2
44-3
74-6
1-38027
40-4
39-7
79-5
1-41252 42-9
421
84-4
1-44573
45-25
44-4
74-7
1-38092
40-5
39-7
79-6
1-41318
42-9
421
84-5
1-44641
453
44-4
74-8
1-38157
40-5
39-8
79-7
1-41385 43-0
42-1
84-6
1-44710
45-35
44-5
749
1-38222
40-6 1 39-8
79 8
141452
430
42-2
84-7
1-44779
45-4
44-5
750
1-38287
40-6 : 39-9
79-9
1-41519
43-1
42-2
84-8
1-44848
45-4
44-6
751.
1-38352
40-7
39-9
80-0
1-41586
431
42-3
84-9
1-44917
45-5
44-6
75-2
1-38417
40-7
400
801
1-41653 1
43-2
42-3
850
1-44986
45-5
44-7
75-3
1-3S482
40-8 ,
400
80-2
1-41720 ,
43-2
42-4
85-1
1-45055
45-6
44-7
422
ZuckerfabrikatioD.
Tabelle V (Forteetzung).
l^-S
Grade
tspros.
oder
Brix
Grade
§5ö
Grade
iifi
Spesi-
Baumö
Spezi-
Baume
Spezi-
Baume
irichi
cker
'ade
fiBches
Gewicht
jd ii 0
n a#^f% A a
2 b o
fiatf*T%Aa
S u <tf
Gewicht
Gewicht
S^S
neue
alte
zi ^ ^
neue
alte
C 4 ^
5äo
neue
alter
85-2
1-45124 45 6
44-8
88-5
1-47426
47-2
46-3
91-8
1-49771
48-8 1 47-8
85-8
1-45193
45-7
44-8
88-6
1-47496
47-3
46-4
91-9
1-49842
489
47-9
86-4
1-45262
45-7
44-9
88-7
1-47567
47-3
46-4
92-0
1-49915
48-9
47-9
855
1-45331
45-8
44-9
88-8
1-47637
47-4
46-5
92-1
1-49987
490
48-0
85-6
1-45401
45-8
450
88-9
1-47708
47-4
46-5
92-2
1-50058
49-0
48-0
85-7
1-45470
45-9
45-0
890
1-47778
47-45
46-5
92-3
1-50130
49-05
481
85-8
1-45539
45-9
450
891
1-47849
47-5
46-6
92-4
1-50202
49-1
481
859
1-45609
46-0
45-1
89-2
1-47920
47-55
46-6
92-5
1-50274
49-15
48-2
86-0
1-45678
46-0
45-1
89-3
1-47991
47-6
46-7
92-6 1-50346
49-2
48-2
86-1 145748
46-1
45-2
89-4
1-48061
47-6
46-7
927
1-50419
49-2
48-3
86-2 ; 1-45817
461
45-2
89-5
1-48132
47-7
46-8
92-8
1-50491
49-3 ' 48-3
86-3 1-45887
46-2
45-3
89-6
1-48203
47-7
46-8
92-9
1-50563
49-3
48*8
86-4
1-45956
46-2
453
89-7
1-48274
47-8
46-9
93-0
1-50635
49-4
48-4
86-5
1-46026
46-3
45-4
89-8
1-48345
47-8
46-9
93-1
1-50707
49-4
48-4
86-6
1-46095
46-3
45-4
89-9
1-48416
47-9
47-0
93-2
1-50779
49-5
48-5
86-7
1-46165
4635
45-5
90-0
1-484^6
47-9
47-0
93-3
1-50852
49-5
48-5
86-8
1-46235
46*4
45-5
90-1
1-48558
480
47-1
93-4
1-50924
49-6
48-6
86-9
1-46304
46-45
45-6
90-2
1-48629
48-0
47-1
93-5
1-50996
49-6
48-6
87-0
1-46374
46-5
45-6
903
1-48700
48-1
47-2
93-6
1-51069
49-6
48-7
871
1-46444
46-55
45-7
90-4
1-48771
48-1
47-2
98-7
1-51141
49-7
48-7
87-2
146514
46-6
457
90-5
1-48842
48-2
47-2
93-8
1-51214
49-7
48-8
87-8
1-46584 46-65
45-8
90-6
1-48913
48-2
47-3
93-9 1-51286
49-8
48-8
87-4
1-46654 46-7
45-8
90-7
1-48985
48-3
47-3
94-0 1-51859
49-8
48-8
87-5
1-46724
46-7
45-8
90-8
1-49056
48-35
47-4
941
1-51431
49-85 48-9
87-6
1-46794
46-8
459
90-9
1-49127
48-4
47-4
94-2
1-51504
49-9 48-9
87-7
1-46864
46-8
45-9
910
1-49199
48-45
475
94-3
1-51577
49-9
49-0
87-8
1-46934
46-9
46-0
91-1
1-49270
48-5
47-5
94-4 1-51649
500
490
87-9
1-47004
469
460
91-2
1-49342
48-5
47-6
94-5
1-51722
500
491
88-0 11-47074
47-0
461
913
1-49413
48-6
47-6
94-6
1-51795
50-1
491
88-1
1-47145
47-0
46-1
91-4
1-49485
48-6
47-7
94-7 1-51868
50-1
49-2
88-2
1-47215
47-1
46-2
91-5
1-49556
48-7
47-7
948 1-51941
50-2
49-2
88-3
1-47285
47-1
46-2
91-6
l-4%28
48-7
47-8
94-9 ! 1-52014
50 2 49-8
88-4
1-47356
47-2
46-3
91-7
1-49700
48-8
47-8
950 1
1-52087
50-3
49-3
Gelangen Zuckerlösungen bei anderer als der Normaltempe-
ratur zur Untersuchung, wie dies in der Praxis (zwecks £rsparung des
langwierigen Abkühlens) sehr oft der Fall ist, so sind die Veränderungen
des Volumens in Berücksichtigung zu ziehen« Auch diese Aufgabe haben
Plato und seine Mitarbeiter auf das gründlichste und mit äußerster Ge-
nauigkeit gelöst (a. a. 0.), und die Yon ihnen aufgestellte Haupttabelle ^)
läßt unmittelbar die auf Wasser von 15^ C. bezogenen Dichten der Zucker-
lösungen Ton 0,1 bis 70 Proz. Gehalt bei Temperaturen von 0 bis 60® C.
*) Vereinszfich. 1900, S. 1110; 1903, S.526; siehe Lippmann, Chemie der
Zuckerarten 1904, S. 1077 fr.
Temperaturkorrektionen för Saccharometergrade.
423
ersehen. Aber auch diese Tafel steht bisher in den Fabriklaboratorien
nicht in Gebrauch, yielmehr korrigiert man die Angaben des Saccharo-
meters entweder gemäß Scheiblers Tabellen (,,Bie Gehaltsermittlung
der Zuckerlösungen durch Bestimmung des spezifischen Gewichtes der-
selben*', Berlin 1891) oder, da diese ursprünglich eine Normaltemperatur
Yon nur 15° C. Toraussetzen, meist nach der Stammer-Sachsschen
Tabelle VI; diese bezieht sich auf die Temperatur t = 17,6°, doch hat
sie Sachs neuerdings auch für t == 20° umgerechnet^).
TabeUe Tl.
Umrechnungstabelle der Saccharometerangabeu bei yerachiedenen
Temperaturen auf solche bei 17,5® G. (Von Sachs.)
Temp.
Orade Brix der Lösunfi:
nach
m9
CelaittB
0
5
10
15
20
25 80
85
40
50
so
70
75
Der abgelesene Betrag istsu yerkleinern um :
0^
0-27
0-30
0-41
0-52
0-62
0-72
0-82
0-92
0-98
111
1-22
1-25
1-29
5
0-23
0-30
0-37
0-44
0-52
0-59
0-65
0-72
0-75
0-80
0-88
0-91
094
10
0-20
0-26
0-29
0-33
0-36
0-39
0-42
0-45
0-48
0-50
0-54
0-58
0-61
11
0-18
023
0-26
0-28
0-31
034
0-36
0-39
0-41
0-43
0-47
050
0-53
12
0-16
0-20
0-22
0-24
0-26
0-29
0-31
0-33
0-34
0-86
0-40
0-42
0-46
13
0-14
018
019
0-21
0-22
0-24
0-26
0-27
0-28
0-29
0-33
0-35
0-39
U
0-12
015
0-16
0-17
0-18
019
0-21
0-22
0-22
0-23
0-26
0-28
0-32
15
0-09
011
012
0-14
014
015
016
017
016
0-17
0-19
0-21
0-25
16
0-06
007
008
009
010
0-10
011
012
0-12
012
0-14
0-16
018
17
0-02
002
003 0-03
003
004
0-04
0-04
0-04
004
005
006
006
Der abgelesene Betrag ist zu Tergröfiern um :
18
0-02
003
0K)3
0O3
0-03
003
003
003
0-08
0-03
0-03
0-03
002
19
0H)6
008
0K)8
009
0-09
0-10
0-10
010
0-10
010
010
008
006
20
011
0-14
0-15
0-17
0-17
018
018
0-18
0-19
0-19
018
015
0-11
21
0-16
0-20
0-22
0-24
0-24
0-25
0-25
0-25
0-26
0-26
0-25
0-22
0-18
22
0-21
0-26
0-29
031
0-31
0-32
0-32
0-32
0-33
0-34
0-32
029
0-26
23
0-27
0-32
0-35
0-37
0-38
0-39
039
0-39
0-40
0-42
0-39
0-36
0-38
24
0-32
0-38
0-41
0-43
0-44
0-46
0-46
0-47
0-47
0-50
0-46
0-43
0-40
25
0-37
0-44
047
0-49
0-51
0-53
0-54
0-55
0-55
0-58
0-54
0-51
048
26
0-43
0-50
0-54
0-56
0-58
0-60
0-61
0*62
0-62
066
062
0-58
0-55
27
0-49
0-57
0-61
0-63
0-65
068
0-68
0-69
0-70
0-74
0-70
0-65
0-62
28
0-56
0-64
0-68
0-70
0-72
0-76
0-76
0-78
0-78
0-82
0-78
0-72
0-70
29
0-63
0-71
0-75
0-78
0-79
0-84
0-84
0-86
0-86
O90
0-86
0-80
0-78
30
0-70
0-78
0-82
0-87
0-87
0-92
0-92
094
0-94
0-98
0-94
088
0-86
35
110
117
1-22
1-24
1-30
1-32
1-33
1-35
1-36
1-39
1-34
1-27
1-25
40
1-50
1-61
1-67
1-71
1-73
1-79
1-79
1-80
1-82
1-83
1-78
1-69
1-65
50
— i
2-65
2-71
2-74
278
2-80
2-80
2-80
2-80
2-79
2-70
2-56
2-51
60
— .
3-87
3-88
3-88
3-88
3-88
3-88
3-88
3-90
3-82
3-70
3-43
3*41
70
—
517
5-18
5-20
514
513
510
5-08
506
4-90
4-72
4-47
4-35
80
— .
— i.
6-62
6-59
6-64
6-46
6-38
630
6-26
606
5-82
5-50
5-33
90
—
-~~
8-26
816
8-06
7-97
7-83
7-71
7-58
7-30
6-96
6-58
6-37
100
—
—
10-01
9-87
9-72
9-56
9-39
9-21
903
8-64
8-22
7-76
7-42
') Lippmann, Chemie der Zuckerarten 1904, S. 1075.
424 ZackerfftbiikatioD.
Der Gebrauch auch dieser Tabelle wird jedoch durch Anwendung
der Volquartz sehen Spindel mit Korrektionsskala*) entbehrlich gemacht.
Hier ist die Anordnung in der Weise getroffen, daß der Quecksilber-
faden des Korrektionsthermometers der Spindel nicht die Temperaturgrade
selbst angibt, die bei den meisten Betriebsuntersuchungen ohne Interesse
sind, sondern gleich die ihnen entsprechenden Korrektionsgrade, um
die also die Anzeige der Spindel zur Rückführung auf die Normaldichte
yermehrt oder vermindert werden muß. Ahnliche Zwecke verfolgt die
Spindel mit beweglicher Skala von VosÄtka*).
Eine sehr genaue Methode zur Bestimmung des spezifischen Ge-
wichtes von Zuckerlösungen, die namentlich mit Vorteil anzuwenden ist,
wenn nur geringe Mengen Material zur Verfügung stehen, beruht auf
dem Gebrauche von Pyknometern. Im allgemeinen bedient man sich
eines tarierten 50 ccm-Kölbchens, das mit der zu untersuchenden Flüssig-
keit genau bis zur Marke gefüllt wird (Temp. 17,5® oder 20® C); das
Gewicht der Flüssigkeit in g, durch 50 dividiert, ergibt dann immittel-
bar deren spezifisches Gewicht. Für sehr genaue Bestimmungen und
besondere Fälle, z. B. für die Untersuchung des spezifischen Gewichtes
von Melassen, dienen Pyknometer anderer Art, die an betreffender Stelle
beschrieben werden sollen.
Die Anwendung der allbekannten Mohr-Westphal sehen Wage
in ihren verschiedenen Formen bietet hinsichtlich der Zuckerlösungen
keinerlei Besonderheiten.
B. Die Bestimmung des Zuckergehaltes.
1. Gewichtsmethode. Man wägt 26 g des Saftes in der Tarier-
schale, spült verlustlos in ein 100 ccm-Kölbchen und fügt Bleiessig^)
hinzu. Dieser Zusatz von Bleiessig bezweckt nicht nur eine Klärung der
Lösung, sondern auch eine Ausfallung optisch aktiver Nichtzuckerstoffe ^).
Im allgemeinen ist der Zusatz dieses Klärmittels so zu bemessen, daß
kein merklicher Überschufi vorhanden bleibt; sobald also eine Probe der
betreffenden Lösung mit einem weiteren Tropfen Bleiessig keine Fällung
mehr ergibt, ist genügend Bleiessig zugesetzt worden; häufig kann schon
der Eintritt schwach alkalischer Reaktion als Kennzeichen hierfür dienen.
Nach Zusatz des Bleiessigs füllt man bis zur Marke auf, mischt, filtriert
und polarisiert.
») Vereinszsch. 1896, S. 392.
') Zeitschr. f. Zackerind, in Böhmen, 1903, Bd. 27, S. 689.
') Zubereitung, wie oben angegeben.
*) Vergl. Ciaassen, Vereinszsch. 1890, S. 380 u. 885.
Bestimmung des Zackergehaltes in Säften. 425
2. Maßmethode. 100 ccm Saft werden in einem Kölbchen, an
dessen Hals sich eine Marke für 100 ccm und eine solche für 110 ccm
befindet, genau bis zur zweiten Marke mit Bleiessig yersetzt, worauf man
durchschüttelt und filtriert^). Die bei der Polarisation des Filtrates im
200 mm -Rohr gefundene Zahl muß um 7jo vergrößert und mit 0,26
multipliziert werden. Man erhält so Volumprozente Zucker, deren Betrag,
durch das spezifische Gewicht dividiert, die Gewichtsprozente Zucker
ergibt.
Für den Fabrikbetrieb hat Schmitz*) besondere Hilfstabellen be-
rechnet, aus denen, unter gleichzeitiger Hinzuziehung der bezüglichen
spezifischen Gewichte, der Zuckergehalt ohne weiteres in Gewichts-
prozenten ersehen werden kann.
Seine Tabelle YII gilt für die MaBmethode, unter Berücksichtigung
der Klärung mit Yjq Volumen Bleiessig und des für yerschiedene Kon-
zentrationen verschiedenen optischen Drehungs Vermögens des Rohrzuckers.
Die Bestimmung des spezifischen Gewichtes läßt sich mit der
Zuckerbestimmung nach der Maßmethode am einfachsten vereinigen,
indem man das Kölbchen vor und nach dem Füllen mit 100 ccm Saft
genau wägt.
Osterreichische Fabriken bedienen sich neuerdings einer von Neu-
mann^) aufgestellten kurzen Tabelle YIII, aus der die Zuckermengen
zu ersehen sind, die den abgelesenen Polarisationsgraden entsprechen;
als durchschnittliche Saftreinheit (s. hierüber weiter unten) ist 90 zu
Grunde gelegt, welche Zahl den heutigen Yerhältnissen besser entspricht,
als die Ziffer 83 von Schmitz; die Ermittelung des spezifischen Ge-
wichtes ist nicht erforderlich. Die Ergebnisse fallen meist um 0,1 Proz.
(und auch darüber) höher aus, als die nach Schmitz, und besitzen
ausreichende Genauigkeit.
') Bei Rübensäften läßt man die durchgemischte Flüssigkeit 10 — 15 Minuten
stehen, ehe man filtriert.
») Vereinszsch. 1880, S. 899.
») Zeitschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1903, Bd. 28, S. 165.
426
ZuckerfabrikatioD .
Tab.
Tafel von
für das Soleil-Scheiblersche Polarisations- Instrument für beobachtete Dichtigkeiten
Mit Vio Bleiessig- Zusatz ').
Pros. Brix von
0-5 bis 12*0
Grade
am
Polari-
Prozente Brix und entsprechendes spe2
:. Gewicht
Zehntel
Pro«.
0-5
10
1-5
20
2-5
3-0
3-5
40
4-5
5-0
Grade
Zucker
meter
10019
1-0089 1-0058
10078 1-0098
101171 10137
10157
1-0177
10197
0-1 •
0-08
10
0-29
0-29
0-29
0-28
0-28
0-28
0-28
0-28
0-28
0-28
0-2
0-06
2
0-57
0-57
0-57
0-57
0-56
0-56
0-56
0-56
0-56
0-8
0-08
8
0-85
0-85
0-85
0-85
0-85
0-85
0-84
0-84
0-84
0-4
011
4
114
1-18
1-13
1-13
118
1-18
112
112
0-5
014
5
1-42
1-42
1-41
1-41
1-41
1-41
1-40
1-40
0-6
0-17
6
170
1-70
1-69
1-69
1-69
1-68
1-68
0-7
019
7
1-98
1-98
1-98
1-97
1-97
1-%
1-96
0-8
0-22
8
226
226
2-26
2-25
2-25
2-24
0-9 0-25
9
2-54
2-54
263
2-53
2-52
10
2-82
2-82
2-81
2-81
2-80
11
3-10
309
8-09
8-08
12
8-88
3-38
3-37
3-86
13
8-66
3-65
3-64
14
8-94
3-98
8-92
15
16
4-21
4-49
4-20
Pros. Brix von
4-48
60 bis 120
17
4-77
18
1
Zehntel
Proz.
19
20
Grade
Zucker
1
1
0-1 0
003
21
1
0-2
006
22
0-8
008
23
1
0-4
011
24
0-5
0-14
26
(H
017
26
1
0-7
0-19
27
1
0-8
0-22
28
0-9
0-25
29
30
1
31
*
32
33
1
34
'
35
36
t
37
1
38
39
») Vereinszeitschrift 1880, S. 899 und 900.
Bestimmung des Zuckergehaltes in Säften durch Polarisation. 427
VIL
M. Schmitz,
und. mit Berücksichtigung des yeranderlichen spez. Drehungsvermögens des Zuckers.
Mit V] 0 Bleiesssig - Z usatz.
Prozente Brix und entsprechendes spea
:. Gewicht
Grade
am
Polari-
ProE. Brix von
125 bis 20*0
5-5
60
6-5
70
7-5
8-0
8-5
90
9-5 1
100
Zehntel
Pro«.
10217
10287
1-0258
1-0278
10298
1-0819
10339
10360 l-038l|
1-0401
meter
Grade
Zucker
0-28
0-28
0-28
0-28
0-28
0-28
0-28
0-28
0-28
0-28
1»
Orio
003
0-56
0-56
056
0-56
0-55
0-55
0-55
055
0-55
0-56
2
0-2
0-05
0-84
0-84
0-84
0'83
0-83
0-83
0-83
0-83
0-83
0-82
3
0-3
0-08
112
112
111
111
111
1-11
1-11
110
MO
1-10
4
0-4
011
1-40
1-40
1-39
1-39
1-39
1-38
1-38
1-38
1-38
1-37
5
0-5
013
1-68
1-67
1-67
1-67
1-66
1-66
1-66
1-66
1-65
1-65
6
0-6
016
1-96
1-95
1-95
1-95
194
194
1-93
1-93
1-93
1-92
7
0-7
0-19
2-24
2-23
2-23
2-22
222
2-22
2-21
2-21
2-20
2-20
8
0-8
0-21
2-52
2-51
2-51
2-50
2-50
2-49
2-49
2-48
2-48
2-47
9
0-9
0-24
2-80
2-79
2-79
2-78
2-78
2-77
2-76
2-76
2-75
2-75
10
3-08
3-07
306
306
305
305
304
303
303
302
11
3-36
3-35
3-84
3-34
3-83
3-32
3-32
3-31
330
3-30
12
3-64
3-63
3-62
3-61
361
3-60
3-59
3-59
3-58
3-67
13
3-92
3-91
3-90
3-89
3-88
3-88
3-87
3-86
3-85
3-85
14
4-19
419
4-47
4-18
4-46
417
4-45
4-16
4-44
4-15
4-43
415
4-42
414
4-41
413
4-40
412
4-40
15
16
4-47
ProE. Brix von
4-76
4-75
502
4-74
5-01
4-73
5-00
4-72
4-99
4-71
4-99
4-70
4-97
4-69
4-97
4-68
4-96
4-67
4-95
17
18
12-5 bis 20-0
503
Zehntel
Grade
Pro«.
Zucker
5-32
5-31
5-58
6-29
5-57
5-28
5-56
5-27
5-55
5-26
5-54
5-25
5-53
5-24
5-52
5-23
5-51
5-22
5-50
19
20
5-86
5-85
5-84
5-83
5-82
5-81
5-79
5-78
5-77
21
0-1«
0-03
618
612
6-11
609
608
607
6-06
6-05
22
0-2
005
6-41
6-40
6-38
6-37
6-36
6-35
6-33
6-32
23
0-3
008
6-67
6-66
6-65
6-64
6-62
6-61
6-60
24
0-4
011
6-94
6-93
6-91
6-90
6-89
6-87
25
0-6
013
7-22
7-20
7-19
717
7-16
7-15
26
0-6
0-16
7-48
7-46
7-45
7-44
742
27
0-7
0-18
7-76
7-74
7-73
7-71
7-70
28
0-8
0-21
802
800
8-28
8-55
9-83
7-99
8-26
8-54
8-81
909
7-97
8-25
8-52
8-80
907
9-35
9-62
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
0-9
0-23
428
Zackerfabrikation.
Tabelle
i Vll
Mit Vio Bleiessig -Zusatz.
Proz. Brix Ton
0*5 bis 12*0
Grade
am
Polari-
Prozente Brix und entsprechendes spez. Grewicht
Zehntel
Pro«.
105
110 11-5
120 12-5
130 13-5
140
14-6
150
Grade
Zucker
meter
10422
10443 1 0464
10485 10506
1-0528 10549
1-0570
1-0592
1-0613
0-1 •
0-03
1«
0-28
0-27
0-27
0-27
0-27
0-27
0-27
1
0-27 , 0-27
0-27
0-2
0-06
2
0-55
065
0-55
0-55
0-54
0-54
0-54
0-54 0-54
0-54
0-3
008
3
0-82
082
0-82
0-82
0-82
0-81
0-81
0-81 0-81
0-81
0-4
011
4
110
110
1-09
109
109
1-09
1-08
108 ; 1-08
1-08
0-6
014
5
1-37
1-37
1-36
1-36
1-36
1-36
1-35
1-35 i 1-35
1-35
0-6
017
6
1-64
1-64
1-64
1-64
1-63
1-63
1-62
1-62
1-62
1-62
0-7
019
7
1-92
1-91
1-91
1-91
1-90
1-90
1-89
1-89
1-89
1-88
0-8
0-22
8
219
219
218
218
2-18
217
217
2-16
2-16
2-15
0-9 1 0-25
9
2-47
2-46
2-46
2-45
245
2-44
2-44
2-43
2-43
2-42
10
2-74
2.74
2-73
2-73
2-72
2-71
2-71
2-70
2-70
2-69
11
302
301
300
3-00
2-99
2-99
2-98
2-97
2-97
2-96
12
3-29
328
3-28
3-27
3-26
3-26
3-25
3-24
324
3-23
13
3-56
3-56
3-55
3-54
3-54
3-53
3-52
351
351
3-50
14
3-84
3-83
3-82
382
3-81
3-80
3-79
3-78
3-78
3-77
15
16
411
4-39
411
4-38
410
4-37
409
4-36
4-08
4-35
407
4-34
406
4-33
4-06
4-33
4-05
4-32
4-04
Proz Brix ▼on
4-31
60 bis 12*0
17
4-66
4-65
4-64
4-63
4-62
4-62
4-61
4-60
4-59
4-58
Zehntel
Grade
Proz.
Zucker
18
4-93
4-93
4-91
4-91
4-90
4-89
4-88
4-87
4-86
4-8a
19
20
5-21
5-49
5-20
5-47
519
5-46
5-18
5-45
517
5-44
516
5-43
5-15
5-42
514
5-41
5-13
5-40
512
5^
0-10
0^
21
5-76
5-75
5-74
5-73
5-71
5-70
5-69
5-68
5-67
5-66
0-2
006
22
6-03
602
601
6-00
5-99
5-97 5-96
5-95
5-94
5-93
0-3
008
23
6-31
6-30
6-28
6-27
6*26
6-24
6-23
6-22 ; 6-21
6-20
0-4
011
24
6-58
657
6-56
6-54
6-53
652
6-50
6-49 6-48
6-46
0-5
014
25
6-86
6-84
6-83
6-82
6-80
6-79
6-78
6-76 675
6-73
0-6
017
26
713
712
7-10
709
7-07
7-06 705 1
703
7-02
7-00
0-7
019
27
7-41
7-39
7-38
7-36
7-35
7-33
7-32
730
7-29
7-27
0-8
022
28
7-68
7-66
7-65
7-63
7-62
7-60
7-59
7-57
7-56
7-54
0-9
0-2Ö
29
7-96
7-94
7-92
7-91 7-89
7-87
7-86
7-84
7-83
7-81
30
8-23
8-21
8-20
8-18
816
815 8-13
8-11
8-10
8-08
31
8-50
849
8-47
8-4Ö
8-44
8-42
8-40
8-39 8 37 1
8-36
32
8-78
8-76
8-74
8-73
8-71
8-69
8-67
8-66
8-64
8-62
33
905
903
902
900
898
8-96 8-94 1
8-93
8-91
8-89
34
933
9-31
9-29
9-27
9-25
9 23
922
9-20
9-18
9-16
35
9-60
9-58
9-56
9-54
9-53
9-51
9-49
9-47
9-45
9-43
36
9-88
9-86
9-84
9-82
9-80
9-78
9-76
9-74
972
9-70
37
1015
1013
1011
1009
10-07
1005 1008 1
lOOl
9-99
9-97
38
10-40
10-38
1036
10-34
10-32
10-30
10-28
10-26
10-24
39
10-68
10-66
10-64
1
10-61
10-59
10-57
10-55
10-53
10-51
Bestimmang des Zackergehaltes in Säften durch Polarisation.
429
(Fortsetzang).
Mit 7,0
Bleiessig -Zasatz.
Pi
16-0
-ozente Brix und entsprechendes spez. Gewicht
Orade
am
Polari-
Proz. Brix von
12-5 bis 20*0
15-5
16-5
17-0
17-5
180
18-5
19-0
19-5
200
Zehntel
Pro«.
10635
1-0657
10678
1-0700
1-0722
10744
10766
1-0788 10811
1-0833
meter
Orade
Zucker
0-27
027
0-27
0-27
0-27
0-27
0-27
0-27
0-27
0-26
1»
Ol«
008
0-54
054
0-54
0-53
0-53
0-53
0-53
0-53
0-53
0-53
2
0-2
005
0-81
0-80
0-80
0-80
080
0-80
0-80
0-79
0-79
0-79
3
0-3
0-08
108
1-07
1-07
1-07
107
106
106
1-06
106
1-06
4
0-4
0-11
1-34
1-34
1-34
1-34
1-33
1-33
1-33
1-32
1-32
1-32
5
05
013
1-61
1-61
1-61
1-60
1-60
1-60
1-59
1-59
1-59
1-58
6
0-6
016
1-88
1-88
1-87
1-87
1-86
1-86
1-86
1-85
1-85
1-85
7
0-7
019
215
215
2-14
214
213
213
2-12
212
2-12
211
8
0-8
0-21
2-42
2-41
2-41
2-40
2-40
2-39
2 39
2-38
2-38
2-37
9
0-9
0-24
2-69
268
2-68
2-67
2-67
2-66
2-65
2-65
2-64
2-64
10
2-95
295
2-94
2-94
2-93
2-92
2-92
291
2-91
2-90
11
3-22
3-22
3-21
3-20
3-20
3-19
3-18
3-18
3-17
3-17
12
3-49
3-49
3-48
3-47
3-46
3-46
3*45
3-44
3-44
3-43
13
3-76
3*75
3-75
3 74
3-7J5
3-72
372
3-71
3-70
3-69
14
403
4-02
4-29
402
4-28
401
4-27
400
4-26
3-99
4-26
3-98
4-25
397
4-24
3-97
4-23
3-96
4-22
15
16
4-30
P^nx TtriT von
4-57
4-56
4-55
4-54
4-53
4-52
4-51
4-50
4-49
M mm ^\
4-48
17
JL a\jaia A.'aA^k ▼ vaa
12-5 bis 200
4-84
4-83
4-82
4-81
4-80
4-79
4*78
4-77
4-76
4-75
18
Zehntel
Grade
ProB.
Zucker
511
510
5-36
5-09
5-35
5-08
5-34
506
5-33
5-05
5-32
504
5-31
5-03
5-30
5-02
5-29
501
5-28
19
20
5-38
5-65
5-63
5-62
5-61
5-60
5-59
5-58
5-56
5-55
5-54
21
0-1»
003
5-91
5-90
5-89
5-88
5-87
5-85
5-84
5-83
5-82
5-80
22
0-2
0-05
6-18
617
616
6-14
613
612
6-11
609
608
607
23
0-3
0-08
6-45
6-44
6-43
6-41
6-40
6-39
6-37
6-36
6-35
6-33
24
0-4
0-11
6-72
6-71
6*69
6-68
6-67
6-65
6-64
6-63
6-61
6-60
25
0-5
018
6-99
6-97
6-96
6-95
6-93
6-92
6-90
6-89
6-88
6-86
26
0-6
0-16
7-26
7-24
7-23
7-21
7-20
.7-18
7-17
715
714
713
27
07
0-18
7-53
7-51
7-50
7-48
7-47
7-45
7-44
7-42
7-40
7-39
28
0-8
0-21
7-80
7-78
7-77
7-75
7-73
7-72
7-70
7-68
7-67
7-65
29
09
0-23
806
8-05
8-03
8-02
800
7-98
7-97
7-95
7-93
7-92
30
8-33
8-32
8-30
8-28
8-27
8-25
8-23
8-21
8-20
818
31
8-60
8-58
8-57
8-55
8-53
8-51
8-50
8-48
8-46
8-45
32
8-87
8-85
8-84
8-82
8-80
8-78
8-76
8-75
8-73
8-71
33
9-14
9-12
9-10
909
907
905
903
901
8-99
8-97
34
9-41
9-39
9-37
9-36
9-34
9-31
930
9-28
9-26
9-24
35
9-68
9-66
9-64
9-62
9-60
9-58
9-56
9-54
9-52
950
36
9-95
9-98
9-91
9-89
9-87
9-85
9-83
9-81
9-79
9-77
37
10-22
10-20
1018
1015
1013
10-11
10-09
1007
1005
1003
38
10-49
10-46
10-44
10-42
10-40
10-38
10-36
10-34
10-32
10-29
39
430
Zackerfabrikation .
Tab(
9lle '
vn
^^ Vio ^o^> Bleiessig -Zusatz.
Pros. Brix Ton
11-5 bis n-b
Orade
am
Polari-
Prozente Brix und entsprechendes spez. Gewicht
Zehntel
ProB.
11-5
120
12-6
13-0
13-5
140
14-5
15-0
16-5
160
16-5
170 : 17-5
Grade
Zucker
meter
1-0404
1-0485
1-0506
1-0528
1-0549
10570
1-0592
10618
1-0635
1-0657
10678
10700 1-07«
40«
10-93
10-91
10-89
10-86
10-84
10-82
10-80
10-78 10-76
10-73
10-71
10^9 10-67
0-10
0-03
41
1118
11-16
11-14
11-12
11-09
1107
11-05
11-03
1100
10-98
10^ 10-94
0-2
005
42
11-46
11-43
11-41
11-39
11-36
11-34
11-32
11-29
11-27
11-25
11-23.11-20
0-3
008
43
11-71
11-68
11-66
11-64
11-61
11-59
11-56
11-54
11-52
11-49111-47
0-4
011
44
11-98
11-95
11-93
11-91
11-88
11-86
11-83
11-81
11-79
11-76 11-74
0-5
013
46
12-26
12-23
12-20
1218
12-16
12-13
12-10
12-08
12-05
12-03:1201
0-6
016
46
12-50 12-47
12-45
12-42
12-40 12-371
12-35
12-32
12-3012-27
0-7
019
47
.12-74
12-72
12-69
1267
12-64
12-61
12-59 12-56; 12-54
0-8
021
48
13-02
12-99
12-97
12-94
1291
12-88
12-86 12-83;i2-81
0-9 0-24
49
'
13-26
13-23
13-21
13-18
1315
13-13 1310 13-üT
60
13-50
13-48
13-45
13-42
1340
13-37
13-34
51
13-78
1375
13-72
13-69
1366
13-64
13^1
52
14-02 13-99
13-96
13-93
13-90
13'^
53
1
14-29 14-26
14-23
1420
14-17
1414
54
65
1
1
1
14-53
14-80
14-60
14-77
14-47
14-74
14-44 14-41
ProK. Brix von
14-71 14-6i5
170 bis 830
56
57
1
1
1
1503
15-30
1600
16-27
14-97 14-94
Zehntel
ProB.
15-24 15-21
Chrade
Zucker
68
1
15-57
15-64116^1 15-48
69
60
1
1
15-81
16-78 15-75
16-0516-01
Ol»
0-03
61
1
16-31 16-2>S
02
006
62
1
16-55
0-3
008
63
i
1
1
1682
0-4
011
64
1
1
1
1
0-5
013
65
1
1
1
0-6
016
66
1
i
1
0-7
018
67
t
'
0-8
0-21
68
1
1
0-9
0-24
69
1
70
1
1
71
72
73
74
1
■
75
i
1
76
77
1
1
78
1
1
1
<
I
79
1
1
80
1
•
1
Bestimmung des Zuckergehaltes in Säften durch Polarisation. 43 1
(Fortsetzung).
Mit Vio ^o^- Bleiessig- Zusatz.
Prozente Brix imd entsprechendes spez. Gewicht
180
1-0744
18-5
1*0766
19-0
1-0788
19-5
1-0811
200
1-0888
20-5
1*0855
210
1*0878
21-5
1-0900
22*0
1*0923
22*5
1-0946
230
1*0969
23*5
1-0992
240
1*1015
Grade
am
Polari-
meter
Proz. Brix von
230 bis 24*0
Zehntel
Grade
Pros.
Zucker
10-64
10-91
1118
11-45
11-71
11-98
1225
12-51
12-78
1305
10*62
10-89
1116
11-42
11-69
10-60
1087
11-13
11-40
11-66
11-96
12-22
12
12-75
18-02
49 12
11-93
12-20
46
12-73
12-99
13-31 13-29
13-58 13-55
13-85 13-82
14*11 1408
14-38
14*35
14-65 14-62
14-91 14-88
15-18 1515
15-45 15*42
15-71 15-68
15-98
16-25
16-52
16*78
17-05
15-95
16*21
16-48
16-75
1701
17-32 17-28
17*55
17-81
13-26
13-52
13*79
1405
14-32
14*59
14-85
15*12
15-38
15*65
1592
1618
16*45
16-71
16-98
17*24
1751
17-78
1804
18-31
10-58
10-85
11-11
11-38
11-64
11*91
12-17
12-44
12-70
12-97
13-23
13-50
13-76
14-03
14-29
14*56
14-82
15-09
15-35
15-62
15-88
16-15
16-41
16*68
16*94
17-21
17-47
17-74
1800
18*27
18-53
10-56
10*82
11-09
11-35
11-62
11-88
12-15
12-41
12-67
12-94
13-20
13-47
13-73
1400
14-26
14-53
14-79
15-06
15*32
15-58
15*85
1611
16-38
16-64
16-91
10-54
10*80
1107
11-33
11-59
11-86
1212
12*39
12-65
12-91
1318
13-44
13-70
13-97
14*23
1450
14-76
15-02
15-29
15-55
15-82
16-08
16-35
16-61
16-87
17-17 1714
17-44
17-70
17-97
18-23
18-50
18-76
19-03
17-40
17-67
17-93
1819
18-46
18-72
18-99
19-25
19-52
19-78
10-52
10*78
11-04
11-31
11-57
11*83
1209
12*36
12-62
12-88
13-15
13-41
13-68
13-94
14*20
14-47
14-73
14-99
15-26
15-52
15-78
16-05
16-31
16-57
16-84
1710
17-37
17*63
17-89
18-16
18-42
18-68
18-95
19-21,
19-48
19-74
20-00
20-27
10-49
10-76
11-02
11-28
11-55
11-81
1207
12-33
12-60
12-86
1312
13-39
13-65
13-91
14-17
14-44
14-70
14-96
15-23
15-49
15-75
1601
16-28
16-54
16-80
1707
17-33
17-59
17-86
1812
1838
18-65
18-91
19-17
19-44
19-70
19-96
20-22
20-49
20-75
10-47
10-74
11-00
11-26
11-52
11-78
1205
12-31
12-57
12-83
1309
1336
1362
13-88
14-14
14-41
14-67
14-93
15-19
15-46
15-72
15-98
16-24
16-51
16 77
1703
17-29
17-56
17-82
18-08
18-35
18-61
18-87
19-13
19-40
1966
19-92
20-18
20-45
20-71
20-97
10*45
10-71
10-97
11-24
11-50
11-76
1202
12-28
12-54
12-81
13-07
13-33
13-59
13-85
14-11
14-38
14-64
14*90
1516
15-42
15-69
15*95
16-21
16-47
16-73
17-00
17-26
17-52
17-78
18-04
18-31
18-57
18-83
19-09
19-35
19*62
19-88
20-14
20-40
20-66
20-93
10-43
10-69
10-95
11-21
11-47
11-73
1200
12-26
12-52
12-78
13-04
13-30
13 56
13-82
1408
1435
14-61
14-87
15-13
15-39
15-65
15-91
16-18
16-44
16-70
10-41
10-67
10-93
11-19
11-45
11-71
11-97
12-23
12-49
12-75
1301
13-27
13-53
13-79
14-06
14-32
14-58
14-84
15-10
1536
15-62
1588
16-14
16-40
16-66
16-96 16-92
17-221 1719
17-48 17-45
17-74 17-71
18-00 17-97
18-27
1853
18-79
19-05
19-31
19-57
19-84
2010
20*36
20-62
20-88
18-23
1849
18-75
1901
19-27
19-53
19-80
20-06
20-32
20-58
20 84
10*38
1065
10-90
11-17
11-42
11-69
11-94
12-21
12-47
12-73
12-99
13-25
13-51
13-77
14-02
14-29
14-55
14-81
15-07
15-33
15-59
15-85
16-11
16-37
16-63
16-89
17-15
17-41
17-67
17-93
18-19
18-45
18-71
18-97
19-23
19-49
19-75
20-01
20-27
20-54
20-80
400
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
67
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
0-1 0
0-2
0-3
0-4
0-5
0-6
0-7
0-8
0-9
0-05
008
0-10
013
0-16
0-18
0-21
0-23
Proz. Brix von
23-5 bis 240
Zehntel
Grade
0-10
0-2
0-3
0-4
0-5
0-6
0-7
0-8
0-9
Proz.
Zucker
0-03
005
0-08
0-10
0-13
016
0-18
0-21
0-23
432
Zuckerfabrikation.
Tab.TUI
von Neumann, für mit Vio ^o^* Bleiessig geklärte Lösungen:
Polari-
sations-
grade
Proz.
Zucker
Polari-
sations-
grade
Proz.
Zucker
Polari-
sations-
grade
Proz.
Zucker
Polari-
sations-
grade
ProB.
Zucker
1
0-29
26
7-22
51
13-75
76
19-90
2
0-57
27
7-48
52
14-01
77
20-14
3
0-86
28
7-75
53
14-26
78
20-37
4
1-14
29
802
54
14-51
79
20-61
5
1-42
30
8-29
55
14-76
80
20-84
6
1-71
31
8-56
56
15.01
. 81
21-07
7
1-99
32
8-82
57
15-26
82
2130
8
2-27
33
9 09
58
15-51
83
21-53
9
2-55
34
9-35
59
15-76
84
21-77
10
2-83
35
9-61
60
16-01
85
22K)1
11
3-11
36
9-87
61
16-26
86
22-25
12
3-39
37
1014
62
16-51
87
22*49
13
3-67
38
10-40
63
16.76
88
22-73
14
3-94
39
10*66
64
1701
89
22-97
15
422
40
10-92
65
17-26
90
23-21
16
4-49
41
11-18
66
17-51
91
23-44
17
4-76
42
11-44
67
17-76
92
23-67
18
504
43
11-70
68
18-00
93
23-90
19
5-31
44
11-96
69
18-24
94
24-13
20
5-59
45
12-22
70
18-48
95
24-36
21
5-86
46
12-48
71
' 18-72
%
24-59
22
618
47
12-74
72
1 18-96
97
24-82
23
6-41
48
12-99
73
1 1919
98
25-05
24
6-68
49
13-24
74
i 19-43
1
99
25-28
25
6-95
50
13-49
75
19-68
100
25-51
Bruchgrade
Abgelesene ganze Grade
1—800
31-650
66—100«
Ol
2
3
4
5
6
7
8
0-9
003
05
08
11
14
16
19
22
0-25
0-03
05
08
10
13
15
18
20
0-23
0-02
05
07
09
12
14
17
19
0-21
Reinheitsqaotient der Rabensäfte. 433
C. Die Bestimmung des Wasser- und NichtZuckergehaltes;
Reinheitsquotient.
Die B rix sehe Spindel gibt, wie schon erwähnt, nur die ,)Schein->
bare" Trockensubstanz an. Zur Ermittelung der „wirklichen** Trocken-
substanz ist es erforderlich, den Gehalt des Saftes an Wasser direkt
zu bestimmen. Man yerfahrt nach S. 400, indem man in das mit Quarz-
sand und einem Glasstäbchen gewogene Nickelschälchen 10 — 20 ccm
Saft bringt, nach abermaliger Wägung gut durchmischt und bei 105 bis
110^ C. bis zur Gewichtskonstanz trocknet.
Die Differenz zwischen Trockensubstanz und Zucker, oder zwischen
100 und der Summe von Zucker 4- Wasser ergibt die Menge des Ge-
samtnichtzuckers.
Unter „Reinheitsquotienten^ versteht man den prozentischen
Zuckergehalt der Trockensubstanz, und die Eeuntnis dieser, von der
jeweiligen Verdünnung unabhängigen Zahl ist für die Beurteilung des
Fabrikations wertes zuckerhaltiger Lösungen sehr wichtig. Dividiert man
die bei der Analyse einer solchen Lösung gefundenen Zuckerprozente
(nach Multiplikation mit 100) durch den scheinbaren Trockensubstanz-
gehalt, so erhält man den scheinbaren Reinheitsquotienten; den wirk-
lichen Reinheitsquotienten berechnet man durch Division mittels des
durch die Wasserbestimmung festgestellten wirklichen Trockensubstanz-
gehaltes.
Was speziell den Reinheitsquotienten der Rübensäfte an-
belangt, so liefert die gebräuchliche Bestimmung der Reinheit des ab-
gepreßten Saftes schon deshalb völlig unzuverlässige Zahlen, weil hier-
bei das nämliche Material, je nach der Intensität und Zeitdauer des
Fressens imd je nach der Art der Herstellung (namentlich Zerkleinerung)
des PreBgutes, außerordentlich verschiedene Resultate ergibt; nur weil
es an einer besseren Methode fehlte, behielt man die erwähnte gewohn-
heitsgemäß bei und übt sie da, wo auf die Ermittlung dieses Quotienten
Wert gelegt wird, meist auch noch gegenwärtig aus. Indessen ist für
solche Fälle fraglos ein von Krause^) ausgearbeitetes Verfahren bei
weitem vorzuziehen. Den schon wiederholt erwähnten „Beschlüssen^
gemäße) hat man es in nachstehender Weise auszuführen:
Man bringt 104,2 g, d. i. das vierfache Normalgewicht, gleich-
mäßigen Rübenbreies (der beliebig fein, aber auch so grob sein darf,
wie ihn ein Handreibeisen von 5 mm Lochweite liefert) in einen Di-
gestionskolben mit Marke bei 402,8 ccm (nach Mohr), spült die Brei-
1) Öst-Ung. Zeitschrift 1899, Bd. 28, S. 486.
*) Ebenda 1901, Bd. 30, S. 671.
UntenuchungeiL 5. AufL IIL 28
434 ZackerfabrikatioD.
reste mit 90^ heißem Wasser in den Kolben nach, füllt ihn za Yi seines
Inhaltes mit heißem Wasser an, bringt ihn sogleich m ein 90® heißes
Wasserbad und läßt 20 Minuten stehen, wobei man zeitweilig dreht
und umschwenkt, um die Luftblasen emporzutreiben. Man schlägt diese
mit ganz wenig Äther nieder (wobei man den Kolben einen Augenblick
aus dem Wasserbade hebt), läßt den mit 90® heißem Wasser bis etwa
1 ccm über die Marke aufgefüllten Kolben noch 10 Minuten ruhig im
90® warmen Wasserbade stehen imd setzt schließlich, wenn nötig, noch
einige Tropfen Äther zu. Nun wird der Kolben nebst eingesetztem
Thermometer (um spätere Korrekturen zu yermeiden) am besten sofort
auf 17,5® abgekühlt, worauf man bis zur Marke anfüllt, gut durch-
schüttelt und durch einen engmaschigen Drahttrichter filtriert (dessen
Spitze mit Baumwolle oder Glaswolle ausgelegt werden kann); das
Filtrat gießt man nochmals vorsichtig auf den im Brahttrichter befind-
lichen Rübenbrei zurück, um die Schaumblasen zu entfernen, beseitigt
deren Reste mit Filtrierpapier, bringt das klare Filtrat in einen 200 bis
300 ccm fassenden Zylinder und spindelt es mit Krauses Spindel^):
diese ist eine Spindel mit Thermometer und Temperaturkorrektion und
enthält in ihrem flachen Stengel zwei Skalen; die eine gibt, wie üblich,
die Brixgrade der yerdünnten Lösung an, die andere (empirisch gra-
duierte) aber reduzierte Brixgrade, die der löslichen (scheinbaren)
Trockensubstanz des ursprünglichen Rübenbreies (auf das Normalgewicht
bezogen) entsprechen. Man liest also direkt die Brixgrade des
ursprünglichen Rübensaftes ab, imd wenn man dann 100 ccm des
Saftes wie gewöhnlich polarisiert, kann man die (scheinbare) Reinheit
der Rübe in gleichmäßig zutreffender Weise berechnen; in dieser Hin-
sicht ist also die Krause sehe Methode der alten Preßsaffcmethode
weitaus überlegen, und ihre Vorzüge treten daher, wie Herr mann
mit Recht hervorhebt'), namentlich dort zu Tage, wo es sich um Fest-
stellung einer sicheren Basis, z. B. für vergleichende Untersuchungen
verschiedener Saftgewinnungsverfahren, handelt. Ob dagegen die Krause-
schen Reinheiten zu den unmittelbar bestimmten Reinheitsquotienten der
Diffiisionssäfte in konstanten, für die Praxis maßgebenden Beziehungen
stehen, erscheint zweifelhaft, wenngleich nach Herrmann') auch hier
in manchen Fällen wertvolle Anhaltspunkte zu ermitteln sind; von vielen
Seiten wird übrigens dem Quotienten des Rübensaftes jede Bedeutung
für die Praxis gänzlich abgesprochen, und daher jede Bemühung,
ihn zu bestimmen, als eine völlig frucht- und zwecklose angesehen. —
') Zu beziehen von H. Kappeller, Wien V, Franzensgasse 13.
>) Bali. Ass. Chim. 1904, Bd. 21, S. 988.
') VereiDszsch. 1903, S. 485; s. auch Sigmond, Öst-Ung. Zeitschrift 1905,
Bd. 34, S. 45.
Aschengehalt in R&bens&fben. 435
Selbstverständlich versagt auch die Krause sehe Methode, sobald Rüben
YOrliegen, zu deren Analyse die heiße wäBrige Digestion unzureichend
erscheint (s. oben).
Der Gebrauch von Koeffiziententabellen zur Umrechnung von
scheinbaren auf wahre Reinheiten mit Hilfe von Durchschnittswerten
ist vorerst noch nicht zu empfehlen, umsomehr, als die betreffenden
Werte je nach den örtlichen Umständen veränderlich zu sein scheinen,
also z. B. für die Produkte jeder "Fabrik erst erfahrungsmäBig neu zu
berechnen und zeitweise auf ihre bleibende Richtigkeit zu kontrol-
lieren sind.
Da die täglich und oft in sehr großer Anzahl vorzunehmenden
Berechnungen des Reinheitsquotienten viel Zeit erfordern, hat man ver-
schiedene Tabellen aufgestellt, die für gegebene Trockensubstanzen und
Zuckergehalte die Reinheiten unmittelbar abzulesen* gestatten. Als
sehr nützlich und für alle Fälle, in denen Multiplikationen und
Divisionen in Frage kommen, gleich gut anwendbar hat sich aber
in der Praxis die ,)Rechentafel System Proell" bewiesen*); diese ebenso
zweckmäßige wie handliche Tafel (in Taschenbuchformat) sollte in keinem
Laboratorium fehlen, da sie bei großer Zeitersparnis völlige Sicherheit
gewährt.
Durch Multiplikation des gefundenen Zuckergehaltes mit dem
scheinbaren, bezw. wirklichen Reinheitsquotienten und Division des Pro-
duktes durch 100 erhält man die sog. „Stammersche Wertzahl"*),
auf die manche Praktiker behufs Beurteilung der Fabrikprodukte auch
jetzt noch zurückgreifen.
D. Die Bestimmung des Aschengehaltes.
Die direkte Bestimmung des Aschengehaltes zuckerhaltiger Flüssig-
keiten ist sehr zeitraubend und umständlich; man muß erst eindampfen,
dann verkohlen, die voluminöse Kohle wiederholt mit Wasser auswaschen,
sie verbrennen und die restliche unlösliche Asche zusammen mit dem
Glührückstande der im Filtrate befindlichen löslichen bestimmen. Man
erhält so die Gesamtasche, die zumeist im wesentlichen aus Karbonaten
besteht.
Die viel raschere und daher allgemein ' angewandte indirekte Me-
thode der Aschenbestimmung ist die Scheibl ersehe Sulfatmethode. Von
Rübensaft, Dünnsaft u. dergl. wägt man hierbei in eineni flachen Platiu-
schälchen eine etwa 2 — 3 g Trockensubstanz enthaltende Menge ab,
bringt zur Trockne, durchfeuchtet vollständig mit reiner konzentrierter
') Berlin 1903, Verlag von Julias Springer.
') Stammer, Lehrbuch d. Zackerfabrikation, 2. Aaf läge, S. 143.
28'
436 Zuckerfabrikation.
Schwefelsäure, erhitzt unter Umrühren mit einem Platindraht schnell
über einem Brenner bis zum Eintritte der Yerkohlung und verascht
hierauf in der Platinmuffel oder im tönernen Muffelofen bei schwacher
Rotglut (etwa 700° C), so daß jedenfalls kein Schmelzen der Asche
eintritt*). Von dem erhaltenen Aschengewichte werden 10 Proz. ab-
gezogen, um 60 (nach Scheiblers ursprünglichen Ermittelungen an
Rohzuckem) dem größeren Molekulargewichte der schwefelsauren Salze
gegenüber dem der anfanglich vorhandenen kohlensauren Rechnung zu
tragen; obwohl diese Zahl (10 Proz.) selbst bei Rohzuckem keinen An-
spruch auf allgemeine Richtigkeit erheben kann, ist sie trotzdem für
sämtliche zuckerhaltige Produkte imd Rohstoffe in ausnahmslosen Ge-
brauch gekommen und bisher auch in diesem verblieben.
Daß man die durch Verbrennung organischer Säuren entstandene
Kohlensäure in d%r „kohlensauren Asche^ als „Asche^ mitrechnet, statt
sie abzuziehen und den organischen Stoffen zuzuaddieren, ist gleichfalls
ein sinnloser, jedoch allgemein üblicher Mißbrauch.
Eine rationellere, von Alberti und HempeP) vorgeschlagene
Veraschungsmethode unter Zusatz von Quarzsand, die alle Beachtung
sowohl für wissenschaftliche Zwecke, als auch für technische Unter-
suchungen verdient, da sie die wirklich vorhandenen anorganischen Be-
standteile zu ermitteln gestattet, hat sich noch nicht in die Praxis ein-
führen können, da der Handel das gewohnte ältere Verfahren verlangt.
Bringt man den Aschengehalt vom Gesamtnichtzucker in Abzug,
so ergibt die Differenz den organischen Nichtzucker; einen Unterschied
zwischen dem gesamten Aschen- imd dem eigentlichen Salzgehalt macht
die Praxis und der Handel nicht.
£. Die Bestimmung des Invertzuckergehaltes.
Man bedient sich hierbei der Ol aas senschen Titriermethode 3),
die auch hier auf den schon weiter oben erörterten Prinzipien beruht.
Es werden 100 ccm des Saftes mit 10 ccm Bleiessig versetzt, durch-
geschüttelt und filtriert, und sodann 55 ccm des Filtrates in einem
250 ccm -Kolben mit einer Lösung von kohlensaurem Natron vorsichtig
entbleit. Hierauf wird zur Marke aufgefüllt, gemischt und filtriert;
dO ccm dieses Filtrates (= 10 ccm des ursprünglichen Saftes) kocht man
mit 10 ccm der Fehlingschen Lösung in bekannter Weise und titriert
mit der 0,2-prQz. Invertzuckerlösung zu Ende. Die Titerstellung der
Fehlingschen Lösung geschieht hier in der Weise, daß 10 ccm mit
') Schrefeld, Vereinszsch. 1897, S. 560; Herzog, ebenda 1899, S.534.
») Vereinszsch. 1891, S. 743.
') Deutsche Zackerindustrie 1893, S. 338.
Bestimmung des Invertzuckers und der Alkalität in Säften. 437
50 ccm einer 1 g reinen Zucker enthaltenden Lösung (entsprechend dem
ungefähren Zuckergehalte von 10 ccm Rohsaffc) versetzt, gekocht und dann
mit der 0,2-proz. Invertzuckerlösung titriert werden. Die Differenz der
bei dieser Titerstellung und der bei der Untersuchung verbrauchten ccm
Inyertzuckerlösung, mit 0,002 multipliziert, ergibt den Invertzuckergehalt
der 10 ccm Saft, und das Zehnfache dieses Betrages den Prozengehalt.
Die titrimetrische Bestimmimg des Invertzuckers in Rübensäften
und Dünnsäften kann annähernd') auch in der Weise erfolgen, daß man
in eine Reihe von Reagensgläsem je 5 ccm Fehling scher Lösung bringt,
dazu der Reihe nach 1, 2, 3 etc. ccm des zu prüfenden Saftes fugt, auf-
kocht und einige Zeit im Sieden erhält, dann sogleich filtriert, das Filtrat
mit Essigsäure stark ansäuert und etwas Ferrocjankaliumlösung zu-
setzt. Jene Proben, in denen noch nicht alles Kupfer durch den
Invertzucker redusiert war, ergeben dann einen braunen Niederschlag
oder eine braune Färbung. Als wirklich verbrauchte Zahl ccm be-
trachtet man das mittlere Ergebnis zweier nächstliegender Versuche,
bei deren einem eben noch Kupfer mittels Ferrocyankalium nachweisbar
war, während bei dem anderen gerade keine Braunfärbung mehr ein-
trat. Zur Berechnimg nimmt man an, daß 5 ccm Fehling-Soxhlet-
scher Lösung 0,02 (genauer 0,023) g Invertzucker entsprechen. Beim
Verbrauche von a ccm Saft hat man
a:0,02 = 100 :x;
folglich X (Prozentgehalt an Invertzucker) = — .
F. Die Bestimmung der Alkalität.
Man bedient sich zur Alkalitätsbestimmung einer y^ N.-Säure, von
der 1 ccm = 0,01 g Ca O entspricht. Bei Anwendung von 10 ccm Saft
gibt dann die Zahl der verbrauchten ccm Säure sofort die gesuchte
Alkalität, der herrschenden Gewohnheit gemäß ausgedrückt in zehntel
Volumprozenten Ätzkalk. Als Indikator benutzt man vielfach noch
emp&idliche Lackmustinktur, deren Haltbarkeit sich durch Zusatz einiger
Kömchen Thymol bedeutend erhöhen läßt, am besten aber jedenfalls
reines Phenolphtalein*); bei vergleichenden Untersuchungen darf man
mit dem Indikator nicht wechseln, da die verschiedenen Indikatoren
bekanntlich keineswegs übereinstimmende Resultate ergeben, und überdies
die Färbung der Säfte die Beobachtung oft noch sehr erschwert.
In Gegenwart von Karbonaten bedient man sich auch des Methyl-
oranges als Indikator, doch ist dieser Stoff, wie auch viele andere Indi-
») Korrespondenzblatt 1892, No. 4.
2) VergL Herzfeld, Vereinszsch. 1893, S. 63L
438 Zackerfabrikation.
katoren, in der Zackerindustrie noch wenig erprobt. Zur Bestimmung
der freien Alkalien in den Rüben- und Zuckerfabriksäften empfiehlt
CortraitO auch Jodstärke als Indikator, die scharf und genau von
Schwarzblau zur Farblosigkeit umschlägt und durch Ammoniak und
Karbonate nicht beeinflußt wird.
Pellet^) rät auf Grund eingehender Versuche, als Indikator aus-
schließlich mit „empfindlicher^ Lackmustinktur imprägniertes, geleimtes
Papier anzuwenden. Die Bereitung der Lackmustinktur sowie die Her-
stellung des Lackmuspapiers sind a. a. 0. ausführlich angegeben; das
„empfindliche^ Lackmuspapier muß mit einem Tropfen Normalnatron-
lauge, der mit hundert Tropfen Wasser verdünnt ist, noch deutlich
reagieren und ist, Pellets ausgebreiteten Erfahnmgen zufolge, unter
allen Umständen, selbst wenn z. B. Säfte zu prüfen sind, die freie schwef-
lige Säure enthalten, sämtlichen sonst vorgeschlagenen Mitteln weitaus
überlegen.
Den Kalkgehalt der Dünnsäfte soll man nach einer schon längst
bekannten, neuerdings wieder von Pellet vorgeschlagenen und von
Wolf^) modifizierten Methode durch Titration mit einer alkoholischen
Seifenlösung bestimmen, von der 1 ccm äquivalent 0,0005 g CaO ist;
zur Anwendung kommen 20 ccm Saft, die mit destilliertem Wasser auf
ca. 150 ccm verdünnt imd unter Zusatz einiger Tropfen Ammoniak mit
der Seifenlösung bis zur Bildung eines 1 cm hohen, in 10 Minuten nicht
verschwindenden Schaumes titriert werden. Das Verfahren ist unzuver-
lässig und gibt bestenfalls vergleichbare Resultate.
Richtige Ergebnisse erhält man am raschesten durch Fällung des
Kalkes mittels Oxalsäuren Ammoniaks und Titration mit Kalium-
permanganat, welches bekannte Verfahren für technische Zwecke stets
ausreichend und dabei schnell genug ausführbar ist; seine nähere Be-
schreibung an dieser Stelle dürfte unnötig sein. — Bemerkt sei aber,
daß beim längeren Stehen der kalkhaltigen, mit Essigsäure und oxal-
saurem Ammonium versetzen Lösung in der Wärme organische Ver^
bindungen mit ausfallen können; dieser Punkt ist zu beachten, da solche
Verbindungen nachher durch das Permanganat mit oxydiert werden.
G. Die Bestimmung der Farbe.
Hierzu bedient man sich des Stamm ersehen oder des verbesserten
Grögerschen^) Farbenmaßes. Da indessen derartige Bestimmungen nur
») Vereinszsch. 1897, S. 31.
*) Sacrerie Beige 1898, Bd. 26, S. 91; Bull. Ass. Chim. 1901, Bd. 18, S. 693.
«) Veremszsch. 1892, S. 691.
*) öst-üng. Zeitschrift 1903, S. 62.
Abs&ßw&Bser. 439
sehr selten gefordert werden, so genüge bezüglich der Einrichtang und
Benutzung dieser Farbenmafie die Hindeutung auf die jedem Apparate
beiliegende Gebrauchsanweisung.
2. Absiifiwftsser etc.
Die Untersuchung der AbsüBwässer beschränkt sich im allgemeinen
auf die Feststellung des Zuckergehaltes. Läßt dessen zu geringe Menge
keine direkte Bestimmung mehr zu, so werden gewöhnlich 500 ccm des
zu untersuchenden Wassers, imter Zusatz einiger Tropfen Natrium-
karbonatlösung oder Kalkmilch, auf dem Wasserbade zu etwa 50 ccm
eingedampft, in ein 100 ccm-Kölbchen gespült, mit etwas Bleiessig ge-
klärt und nach Auffüllen zur Marke, Durchschütteln und Filtrieren
polarisiert. Das Ergebnis der Polarisation wird mit 0,26 multipliziert
imd gibt dann, durch 5 diyidiert, Volumprozente Zucker an.
Wird die genaue Ermittelung des Wasser- und Salzgehaltes ge-
fordert, so dampft man für jede Bestimmung 100 ccm Flüssigkeit auf
dem Wasserbade zu einem geringen Volumen ein und verfährt dann
weiter, wie oben angegeben.
Zur Überwachung der Absüßarbeit in der Fabrik, z. B. bei Filter-
pressen oder Filtern, dienen AbsüBspindeln yon besonderer Einrichtung,
die, weil das Absüßen stets bei etwa 60 — 80® vorgenommen wird, auch
selbst bei einer bestimmten höheren Temperatur justiert sind, also die
Abkühlimg der Flüssigkeit auf die Normaltemperatur entbehrlich machen.
Die Teilung reicht von 0 — 5® Brix, und die Grade sind genügend groß,
um die sichere Ablesung von Zehntelgraden zu ermöglichen. Beliebt
ist auch die Anwendung solcher Absüßspindeln, die, bei der Normal-
temperatur von 17,5® justiert, eine Skala von — 5® Brix bis -1-5® Brix
aufweisen; eine derartige Spindel taucht in reinem Wasser von 17,5® bis
zum Nullpunkte ein, in reinem Wasser von 70® C. bis — 5®, in 5-proz.
Zuckerlösung von 17,5® bis 4-5® tmd in einer ebensolchen Lösung von
70® C. bis zum Nullpunkte.
Die Langen sehe Absüßspindel' läßt die Beendigung des Ab-
süßens bei jeder Temperatur der Flüssigkeit ersehen« Sie enthält ein
von 30 — 70® reichendes Thermometer, und ihre Skala ist derartig ein-
geteilt, daß an jenen Punkten, bis zu denen die Spindel in reinem
Wasser von 30 — 70® C. von Grad zu Grad C. einsinkt, dieselben Zahlen
wie auf der Temperaturskala verzeichnet sind. Bei Anwendung von
reinem Wasser lauten demnach die beiden Ablesungen stets gleich, bei
Absüßwässem wird hingegen der unterschied tun so größer sein, je
höher ihr Gehalt an gelösten Stoffen ist; bei Beginn des Absüßens pflegt
man demnach eine erhebliche Differenz zu beobachten, die sich aber mit
440 Zackerfabrikation.
zunehmender Absüfizeit allmählich yerringert, bis endlich, nach TölligenoL
AbsüBen, beide Ablesungen wieder gleich ausfallen und damit die gänz-
liche Abwesenheit gelöster Stoffe zu erkennen geben.
Die Fallwässer, Kondensations- und Brüden wässer werden in der
Regel nur qualitativ auf Anwesenheit von Zucker mittels der a-Naphthol-
reaktion geprüft (event. nach Filtration und Entfettung mit Petroleumäther).
3. Ausg^laagte SchnitzeL
Für die tägliche Betriebskontrolle begnügen sich noch jetzt viele
Fabriken mit einer von Stammer^) angegebenen Methode: Eine be-
liebige Menge des geschliffenen Breies wird mit wenig Bleiessig ver-
setzt, worauf man gut mischt, filtriert und das Filtrat im 400 mm-Rohre
polarisiert. Durch Multiplikation der Polarisationsgrade mit 0,13 erhält
man die Zuckerprozente des Schnitzelsaftes; das geringe Volumen des
hinzugesetzten Bleiessigs kann vernachlässigt werden. Will man die
Herstellung geschliffenen Breies umgehen, so kann man auch die Polari-
sation des aus den zerkleinerten Schnitzeln ausgepreßten Saftes aus-
führen, da bei den in Betracht konmienden geringen Zuckermengen kleine
Differenzen im Mark- bezw. Saftgehalte keinen merklichen Fehler be-
dingen. Man setzt dem Safte tropfenweise so viel Bleiessig zu, bis der
Niederschlag flockig wird, und filtriert. Die ermittelte Polarisationszahl,
durch 4 dividiert, gibt den Zuckergehalt an.
Selbstverständlich kann ein solches, wegen seiner „Einfachheit^
allerdings sehr beliebtes Verfahren nur den primitivsten Anforderungen
genügen, umsomehr, als schon die zutreffende Probenahme große Schwierig-
keiten bietet. Wo genaue, namentlich zu Zwecken der Verlustberech-
nungen brauchbare Zahlen verlangt werden, empfiehlt es sich daher
nach Ciaassen'), die abgepreßten Schnitte (deren Gewicht auch laufend
festgestellt wird) durch heiße wäßrige Digestion des groben Breies zu
untersuchen und gleichzeitig den Zuckergehalt des Schnitzelpreßwassers
auf bekanntem Wege zu ermitteln; Durchschnittsproben dieses Preß-
wassers verschafft man sich am besten mittels einer der bekannten
Tropfvorrichtungen. Auch nach Skärbloms vergleichenden Unter-
suchungen^) ist die heiße wäßrige Digestion der kleingehackten Schnitte
allen anderen Methoden vorzuziehen; Pellet^) fand die kalte wäßrige
Digestion ebenfalls sehr brauchbar, vorausgesetzt, daß man die Zer-
1) Vereinszsch. 1884, S. 70.
') Ciaasse D, Die Zackerfabrikation, 1904, S. 315.
») Contralblatt f. d. Z. 1903, Bd. 11, S. 1226.
«) Sacrerie indigene 1902, Bd. 60, S. 6; Journ. fabr. de sacre 1904, Bd. 45,
No.44.
Ausgelaugte Schnitzel, Preßschlamm, Scheideschlamm. 441
kleinerung der Schnitte mittels der Presse ^Sans pareil^ yomimmt. Doch
ist es hierbei durchaus erforderlich, genügend große Durchschnitts-
muster herzustellen (etwa 150 g), femer empfiehlt es sich, der stets nur
geringen Polarisationen wegen, Beobachtungsröhren von 600 mm Länge an-
zuwenden.
4. Prefischlamm, Scheideschlamm.
Eine richtige Probenahme ist sehr schwierig und gelingt nach
Glaassen (a, a. 0. S. 316) noch am ehesten in jenen Fabriken, die den
Schlamm mit wenig Wasser zu einem Brei aufzumaischen pflegen; soll
die Analyse der Yerlustberechnung zu Grunde gelegt werden, so wird
das Gewicht des Schlammes am sichersten aus jenem des angewandten
Kalkes berechnet (durch Multiplikation mit 3,5 bezw. 4 für trockenen
bezw. nassen Schlanmi).
Der Zucker kann teils in freiem Zustande, teils an Kalk gebunden
vorhanden sein. Die gut gemischte Durchschnittsprobe wird nach
Scheiblers*) Verfahren untersucht, indem man in einem Teile (5 — 10 g)
die Feuchtigkeit bestimmt, in einem anderen Teile den Zuckerkalk durch
trockene Kohlensäure zerlegt. Hierzu werden 50 g des Schlammes in
einem Kolben von ca. 1 1 Inhalt mit einer bestimmten Menge Wasser
(ca. 250 ccm) gut durchgeschüttelt, worauf man bis zur Zerlegung des
Zuckerkalkes unter fortwährendem XJmschütteln trockene Kohlensäure
einleitet. Man filtriert alsdann durch ein trockenes Faltenfilter und be-
stimmt den Zuckergehalt in 100 ccm des Filtrates nach der Maflmethode.
Bei der Berechnung muß man zu der Menge des Yerdünnungs-
Wassers noch die durch die Wasserbestimmung ermittelte Menge hinzu-
addieren. Enthält der Schlamm z. B. 40 Proz. Wasser und sind zum
Anmaischen der 50 g 250 g Wasser verwendet worden, so hat man im
ganzen 270 g Wasser; die Polarisation ergab 3,0^; man berechnet dann,
wie folgt:
3,0 + 0,3 = 3,3 0 Polarisation;
100 ccm enthalten .3,3 X 0,26 = 0,86 g Zucker, also 270 ccm:
270X0,86 oQo »7 1,.
jg^^ — = 2,32 g Zucker;
demnach enthält der Schlamm 4,64 Proz. Zucker.
Einfacher verfährt man nach der von Stammer beschriebenen und
von Siderskj^) modifizierten Methode, indem man 26 g Schlamm mit
Wasser zu einem feinen Brei anreibt, einige Tropfen Phenolphtalein-
») Vereinszsch. 1884, S. 70.
3) Vereinszsch. 1869, S. 828.
«) Bull. Ass. Chim. 1884, Bd. 2, S. 314.
442 Zackerfabrikation.
lösung zugibt, hierauf tropfenweise und unter fortgesetztem Reiben ein
Gemisch von konzentrierter Essigsäure und Äther hinzufügt, bis Ent-
färbung erreicht ist, das Gemenge nunmehr in ein 100 ccm-Kölbchen
bringt, mit etwas Bleiessig klärt, zur Marke aufftlUt und das Filtrat
polarisiert. Etwa Yorhandener Zuckerkalk wird durch die Essigsäure
zersetzt, während der Äther die sonst oft lästige Schaumentwickelung
hindert oder doch beschränkt*).
HI. Biekslfte, g^lmpe.
A. BesÜmmung des spezifischen Gewichtes.
Die Ermittelung des spezifischen Gewichtes geschieht bei Dick-
Säften und Sirupen mit Hilfe des Pyknometers oder Saccharometers;
über die Beziehungen zwischen spezifischem Gewichte, Graden Brix und
Baume vergl. Tabelle V.
B. Bestimmung des Zuckergehaltes.
Die Untersuchng von Produkten, die nur Kohrzucker, oder neben
Rohrzucker auch noch Invertzucker enthalten, auf chemischem Wege
nach den Kupfermethoden wurde bereits im ersten Abschnitte aus-
führlich erörtert; auf die dort besprochenen Arbeitsmethoden und Ta-
bellen sei verwiesen.
Wenn es sich nur um die Ermittelung der Polarisation handelt,
verfährt man genau nach II. B. 1; stark alkalische Säfte werden vor
der Zugabe des Bleiessigs (1 — 2 ccm) mit einigen Tropfen Essigsäure
neutralisiert.
Die gefundenen Drehungsgrade entsprechen aber (wie schon
oben erwähnt wurde) bei der Analyse solcher Zwischenprodukte
nicht immer dem wahren Rohrzuckergehalte, vielmehr hat man
vielfach auf die Anwesenheit anderer optisch aktiver Körper Rücksicht
zu nehmen, und zwar handelt es sich in der Praxis der Rübenzucker-
fabrikation meistens entweder um die Gegenwart von Invertzucker,
die den wahren Rohrzuckergehalt zu niedrig, oder um jene von
Raffinose, die ihn zu hoch erscheinen läfit. Zur Kontrolle der durch
direkte Polarisation erhaltenen Werte benutzt man in solchen Fällen
die von Clerget^) angegebene, von Herzfeld') modifizierte optische
Inversionsmethode. Die mittels dieser gefundenen Werte für den
^) Zur Untersuchung größerer Schlamm meDgen eignet sich die Zersetzung
mit Ammouianmitrat (s. Frühliog, Anleitung 1903, S. 237).
») Ann. de Chim. et Phys. (3) 26, S. 201.
») Vereinszsch. 1890, S. 165.
Bestimmimg des Zackergehaltes in Dicksaft iind Sirap. 443
ursprünglichen Rohrznckergehalt Z sind völlig genau, falls der Invert-
Zucker noch unverändert (nicht etwa durch Uberhitzung u. s. f. teil-
weise zersetzt) ist, bezw. falls wirklich Raffinose vorliegt und nicht
etwa ein Gemisch anderer sich optisch ähnlich verhaltender Stoffe;
(s. weiter unten). Bei peinlicher Einhaltung der folgenden Arbeits-
vorschnft^) erhält man stets gleichmäßige und sichere Resultate, während
schon die geringste Abweichung erhebliche Fehler bewirken kann.
Bas halbe Normalgewicht (13 g der zuckerhaltigen Substanz) wird
IQ 75 ccm Wasser gelöst und in einem 100 ccm-Kolben mit 5 ccm Salz-
säure vom spez. Gewicht 1,188 (also von 38 Proz., 2,26 g HCl enthaltend)
versetzt; hierauf wird ein genaues (geeichtes oder Normal-) Thermo-
meter eingesenkt, der Kolben in die Mitte eines Wasserbades gesetzt,
das in allen seinen Teilen konstant die Temperatur von 70^ zeigt,
durch entsprechend tiefes Eintauchen und stets gleichmäßiges üm-
schütteln binnen 2 — 3 Minuten auf 67° angewärmt und genau 5 Minuten
bei 67 — 70° erhalten. Dann wird sofort auf 20° abgekühlt, das
Thermometer abgespült, und der Kolben bis zur Marke (100 ccm) auf-
gefüllt. Sind die Lösungen dunkel, so setzt man zur Entfärbung nun-
mehr 1 — 2 g mit Salzsäure völlig extrahierter und geglühter Knochen-
kohle (am besten sogen. Entfärbungskohle') von Flemming in Kalk
a./Rh.) zu, schüttelt kräftig um und filtriert; bei anfänglich ungenügen-
der Entfärbung gießt man die ersten Anteile mehrere Male auf das
Filter zurück. Bas Filtrat bringt man in ein 200 mm-Rohr mit Kühl-
mantel, senkt in dessen Tubus ein in Y|0° geteiltes, auf seine Genauig-
keit geprüftes Normalthermometer ein und leitet durch den Mantel
Wasser von 20°, oder einer nicht weit von 20° abliegenden Temperatur.
Sobald das Thermometer konstante Temperatur anzeigt, wird es entfernt,
worauf man sofort polarisiert. Zur Berechnung dienen nachstehende
Formeln^):
Rohrzucker nach der verbesserten Clergetschen Formel:
Z (Rohrzucker) = ^^,
falls die Inversionspolarisation bei genau 20° C. ausgeführt ist, oder
100 S
Z =
142,66 — ~
>) Vereinszach. 1890, S. 452.
') Auf ihre AbsorptionsAhigkeit für Rohrzucker ist sie durch einen Versach
mit reiner invertierter Zuckerlösang zu prüfen.
') Bezüglich der Ableitung der Formeln sei auf Herzfeld, Vereinszsch.
1890, S. 165 verwiesen.
444
Zackerfabrikation.
falls die Inversionspolarisation bei yon 20^ C. abweichender Temperatur^}
ermittelt wurde. Es bedeutet hierbei S die durch die Inyersion hervor-
gerufene Abnahme der Drehung in Saccharimetergraden, wobei direkte und
Inversions-Polarisation auf das ganze Normalgewicht umzurechnen sind,
und t die Beobachtungstemperatur während der Inyersionspolarisation.
Rohrzucker nach der RaffinoseformeP) (nur in Gegenwart
wirklicher Raffinose anwendbar, siehe weiter unten):
7 /t> V. IN 0,5124 P — I-o
Z (Rohrzucker) = -^ — -^-gg^ — f^.
Es bedeutet hier P die direkte Polarisation und Ijq die auf das
ganze Normalge wicht umgerechnete Inversionspolarisation bei 20°; wurde
die Inversionspolarisation bei einer von 20® abweichenden Temperatur
vorgenommen, so korrigiert man zunächst den beobachteten Wert nach
der Hammers chmidtschen Formel^)
lao = It + 0,0038 . S . (20 — t)
imd setzt diesen in die erstangeführte Formel ein.
Tabelle IX enthält alle für die eben besprochene optische Inver-
sionsmethode erforderlichen Zahlenangaben.
Tab. IX.
Tabellen zur Berechnung der InversionBpolarisation.
A. Temperaturkorrektion nach Hammerschmidt.
1,0 = I^ -h 0-0038 S . (20 — t).
S =
134
132
130
128
126
124
122
120
118
116
114 i 112
110
105
100
95
90
20-t = l
2
3
4
5
6
7
8
9
0-51
102
1-53
2-04
2-55
306
3-56
4-07
4-68
0-50
1-00
1-50
2K)1
2-61
301
3-51
401
4-51
0-49 0-49
0-99 0 97
1-48
1-98
2-47
2-96
3-46
3-95
4-45
1-46
1-95
2-43
2-92
3-40
3-89
4-38
0-48
0-96
1-44
0-47
0-94
1-41
1-92 1-88
2-39 2-36
2-87
3-35
3-83
4-31
2-83
3-30
3-77
4-24
0-46 0-46
0-93091
1-39137
1-851-82
2-32,2-28
2-782-74
0-45
0-90
1-35
1-79
2-24
2-69
0-44
0-88
1-32
1-76
2-20
2-64
0-43,0-43
0-8710-85
1-30 1-28
1-73
2-17
1-70
2-13
0-420-40
0-84.0-80
1-251-20
1-671
2-6012-5Ö
3-253-19 314 3 09 303
3-713-65 3.59 3-53 347
417'410'4-04'3.97i3-90
2-98
3-40
0-38
0-76
1-14
2-092-00
2-612-39
2-932-79
3-348-19
60 1-52
1-90
2-28
2-66
3-04
0-36 0-34
0-72
108
1-44
0-68
1-03
1-87
1-81 1-71
2-17
2-05
2-53 2-39
2-89 2-74
3-83|3-76ß-59|3-42|3-25;3-08
*) Eine RohrzackerlösuDg von 100^ Rechtsdrehnng zeigt nach der völligen
Überfuhrung in Invertzucker eine Linksdrehung von 42,66® bei O^C; diese Links-
drehung nimmt für jeden Grad Celsius bei steigender Temperatur um 0,5® ab.
') Vergl. Creydt, Vereinszsch. 1887, S. 153; Herzfeld und Dammülier,
ebendas. 1888, S. 742; Herzfeld, ebendas. 1890, S. 194.
') Vereinszsch. 1890, S. 200.
Tabellen für Inversionspolarisation.
445
S =
85
80
75
70
65
60
55
50
45
40
35
80
25
20
15
10
20— 1 =
1
2
3
4
5
6
7
8
9
0-32
0-65
097
1-29
1-62
1-94
2-26
2-58
2-91
0-30
0.61
0-91
1-22
1-52
1-82
213
2-43
2-74
0-29
0-57
0-86
1-14
1-43
1-71
200
2-28
2-57
0-27
0-53
0-80
106
1-33
1-60
1-86
213
2-39
0-25
0-49
0-74
0-99
1-24
1-48
1-73
1-98
2-22
0-23|0-210-19
0-46 0-42 0-38
017
034
0-68 0 630-57 0-51
0-91
114
1-37
1-60
1-82
205
0-840-76
1050-95
1-25 114
•461
671
•33
•62
1-88 1-71
0.68
0-86
1-03
1-20
1-37
1-54
015
0-30
0-46
0-61
0-76
0-91
1-06
1-22
1-37
0-18
0-27
0-40
0-53
0-67
0-80
0-93
1-06
1-20
011
0-23
0-34
0-46
0-57
0-68
0-80
0-91
103
0-10
0-19
0-29
0-38
0-48
057
0-67
0-76
0-86
0-08
015
0-23
0-30
0^38
0-46
0-53
0-61
0-68
0-06t)-04
0-11 0-08
0-170-11
0-230-15
0-290-19
0-34'o-23
0-400-27
0-460-30
0-610-34
(y02
004
0-06
0-08
010
011
013
0-15
017
B. Zucker nach Clerget.
100. S
Z =
132-66
0-75380
= 0,75380.8
1
0-7538
6
4-5228
10
7-5380
2
1-5076
7
5-2766
11
8-2918
3
2-2614
8
60304
12
9-0466
4
30152
9
6-7842
13
9-7994
5
3-7690
G. Zucker und Raffinose nach den Formeln:
0-6188 - P — I
so
^ "^ 0-845
0-61396. P — 1-18343. 1«>
0-61396 1-18343
1
0 6140
2
1-2279
3
1-8419
4
2-4568
5
3-0698
6
3-6838
7
4-2977
1
1-1834
2
2-3669
3
3-650B
4
4-7387
5
5-9172
6
71006
7
8-2840
8
9-4674
9
10-6509
10
11-8343
R = — :ror= —
l-8o
= 0-5445. (P-Z)
0-5405
1
0-541
2
1-081
3
1-622
4
2162
5
2-703
6
3243
7
8-784
8
4-324
9
4-865
10
5.405
z =
0-5124 . P — I
so
0-839
= 0-61073 . P — 1-19190 . 1,0
0-61073 1-19190
1
0-6107
2
1-2215
3
1-8322
4
2-4429
5
3-0537
6
3-6644
7
4-2751
8
4-8858
9
5-4966
10
61073
1
11919
2
2-8838
3
3^767
4
4-7676
5
6-9595
6
7-1514
7
8-8433
8
9-5352
9
10-7271
10
11-9190
446 Zackerfabrikation.
Zur Eontrolle der optischen Methode ist es in manchen Fällen^)
nützlich, den Gesamtzuckergehalt der invertierten Lösung mittels Feh-
1 in g scher Lösung zu bestimmen; man fällt hierzu 50 ccm der Polari-
sationsfLüssigkeit zu 1 1 auf, neutralisiert davon 25 ccm (= 0,1625 g
Substanz) mit 25 ccm einer Sodalösung, die 1,7 g wasserfreie Soda im
Liter enthält, \md verfahrt dann weiter, wie S. 410 angegeben wurde.
C. Bestimmung des Wasser- und NichtZuckergehaltes.
3 g des Saftes werden nach S. 400 bis zum konstanten Gewicht ge-
trocknet. Über die Berechnimg des Reinheitsquotienten vergl. auch II. C.
(S. 433).
D. Bestimmung des Aschengehaltes.
Diese wird mit 2 — 3 g des Saftes nach II. B. (S. 435) ausgeführt.
E. Bestimmung des Invertzuckers.
Bei geringeren Mengen verfahrt man nach I. G. a) (S. 402), bei
größeren nach I. C. b) (S. 406), bezw. I. C. c) (S. 408).
F. Bestimmung der Raffinose (auch neben Invertzucker).
Da die Eaffinose nachweislich aus der Rübe stammt, so ist ihre
Anwesenheit in allen Produkten der Zuckerfabrikation möglich.
Größere Mengen von Raffinose werden sich aber, wegen der großen
Löslichkeit dieser Zuckerart, zumeist nur in Endprodukten und Melassen,
hauptsächlich aber in den Produkten der Melassenentzuckerung finden.
Für die Analyse derartiger Produkte ist die Raffiuoseformel ausge-
arbeitet worden, daher ist auch ihre Anwendung zunächst auf
solche Substanzen beschränkt, die, ihrer ganzen Herkunft
nach, sicherlich oder wenigstens sehr wahrscheinlich Raffinose
enthalten. Untersucht man Substanzen anderen Ursprunges nach
dieser Formel, so kann man leicht große Irrtümer begehen, weil
manche Nichtzuckerstoffe, insbesondere gewisse Überhitzungs- und Zer-
setzungsprodukte der Zuckerarten, sich optisch der Raffinose analog
verhalten, also RaMnose prozentweise vortäuschen können, wo gar
keine solche vorhanden ist. Auch wo derartige Stoffe die Raffinose nur
begleiten, wird selbstverständlich die Rafßnoseformel schon unsicher,
ja unter Umständen un anwendbar.
Die optische Raffinosebestimmung erfolgt nach dem Herzfei dschen
Verfahren, und neben dem Werte für Rohrzucker, Z, ergibt sich (s. S. 445)
^) Siehe Lippmann, Chemie der Zuckerarten 1904, S. 1659; Baumaon,
Vereinszsch. 1898, S. 780.
Bestimmung der Raflfinose in Dicksaft und Sirup. 447
p 2
der Wert für wasserfreie Raffinose R = — _ — . Außer der optischen
1,852
Inyersionsmethode nach Glerget-Herzfeld sind noch zur quantitativen
Bestimmung der Raffinose neben Rohrzucker die Extraktionsmethode
yon Scheibler ^) (mittels zuckergesättigten Methylalkohols) und die
Schleimsäuremethode von Creydt*) vorgeschlagen worden. Beide haben
jedoch keinen Eingang in die Praxis gefunden, denn die erstere ist nicht
genügend ausgearbeitet, während die letztere zu viel Zeit erfordert
(3 Tage) und zudem zwar bei Gemischen von reinem Rohrzucker und
reiner Raffinose bis auf einige Y^q- Prozente stimmende Zahlen ergibt,
bei Zuckern, Sirupen oder Melassen des Fabrikbetriebes aber oft zu
großen Differenzen (selbst von einigen ganzen Prozenten) führt. Die
Gegenwart anderer, bei der Oxydation gleichfalls Schleimsäure liefernder
Stoffe z. B. läßt den Betrag an Schleimsäure viel zu hoch erscheinen;
umgekehrt scheidet sich aus sehr unreinen, namentlich an organischen
Substanzen reichen Lösungen die Schleimsäure oft überhaupt nicht ab.
Handelt es sich darum, festzustellen, ob z. B. eine optisch als
Raffinose bestimmte Substanz wirklich solche ist, so kann die Schleim-
säuremethode sehr wertvolle Dienste als Eontrollverfahren leisten; auf
die Einzelheiten derartiger, oft sehr schwieriger Bestimmungen einzu-
gehen, fehlt es jedoch hier an Raum.
Nach der Raffinoseformel können, ihrer Herleitung gemäß, nur
solche Produkte untersucht werden, die ausschließlich Raffinose und
Rohrzucker, jedoch keinen Invertzucker, oder höchstens sehr geringe
und deshalb bei den Berechnungen zu vernachlässigende Mengen des-
selben enthalten. Für den Fall der Anwesenheit größerer Mengen
Invertzucker hat Wortmann^) eine Methode ausgearbeitet, die aus der
direkten Polarisation, der Inversionspolarisation und dem nach Meißl-
Hiller (vergl. I. C. b), S. 406) unmittelbar bestimmten Invertzuckergehalte
die Mengen der genannten drei Bestandteile zu ermitteln gestattet.
Nach Baumann^) wird jedoch bei größerem Invertzuckergehalte die
direkte Polarisation ein zu imsicherer Faktor für die Berechnung, und
es ist deshalb folgende Methode vorzuziehen: Man bestimmt in der
invertierten Flüssigkeit (s. S. 408) nach Herzfelds Methode (mit 0,1625 g
Substanz) den Gesamtzucker mittels Fehling scher Lösung; das hierbei
reduzierte Kupfer rührt her: 1. von dem aus der Saccharose durch
') Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft 18, S. 1409.
*) Yereinszsch. 1887, S. 153; vergl. Lippmann, Chemie der Zackerarten
1904, S. 1662.
») Vereioszsch. 1889, S. 767.
*) Vereinszsch. 1898, S. 779.
448
Zuckelfabrikation.
die Inversion entstandenen und dem ursprünglich bereits Torhandenen
Invertzucker, 2. von den ebenfalls reduzierend wirkenden Inversions-
Produkten der Raf&nose. Neben dieser Ermittelung wird (den oben
gegebenen Vorschriften entsprechend) die Inversionspolansation ausgeführt.
Die Berechnung geschieht dann nach folgenden Formeln:
I.
II.
Z
R
_ 582,98 X Cu — (I xFj)
0,9491 X Fl + 0,3266 x F^
1,054 X I + 0,344 X Z.
In diesen bedeutet:
Z: den Gehalt an Rohrzucker + Invertzucker, letzteren als Rohr-
zucker gerechnet (Gesamtzucker).
R: den Gehalt an wasserfreier Raffinose.
Cu: die insgesamt ausgeschiedene Eupfermenge.
I: die Inversionspolarisation.
F|: den Reduktionsfaktor der invertierten Saccharose.
F^: den Reduktionsfaktor der invertierten Raffinose.
Die Reduktionsfaktoren F| und F, ermittelt man, indem man in
den Tabellen zur Berechnung des Rohrzucker-^), bezw. Raffinosegehaites^)
die gefundene Zahl für Kupfer aufsucht imd sie durch die daneben
stehende Zahl für Zucker, bezw. Raffinose dividiert. Da jedoch die
Reduktionsfaktoren nur langsam abnehmen, so braucht man diese Eon-
stanten nicht für jeden Fall zu berechnen, es genügt vielmehr, wenn
man dies von 10 zu 10 mg Cu tut. Für die hauptsächlich in Betracht
kommenden Eupfermengen von 0,150 — 0,200 g benutzt man die von
Bau mann angegebenen vereinfachten Formeln:
Cu =
0,150
0,160
0,170
0,180
0,190
0,200
Z =
248.1 X Cu
248,4 X Ca
248,7 X Ctt
249.2 X Cq
249,7 X Ca
250,0 X Ca
0,605x1
0,604x1
0,604x1
0,604 X I
0,604X1
0,604x1
R = 1,064 X I -I- 0,344 Z.
Will man auBer dem Gesamtzucker auch die als solche vor-
handene Saccharose bestimmen, so führt man noch eine direkte Invert-
zuckerbestimmung nach Meißl-Hiller (s. S. 406 ff.) aus, wobei man,
zur Berechnung des Hill ersehen Faktors F, statt der direkten Polari-
sation den nach obigen Formeln ermittelten Gesamtzuckergehalt benutzt.
') Vereinszsch. 1888, S. 714; 1890 S. 786.
') Vereinszsch. 1888, S. 741.
Bestimmang des Invertzuckers in S&ften und Simp. 449
Von dem so festgestellten Invertzuckergehalte bringt man dann zur
Umrechnung auf Saccharose Yso ^ Abzug (yergl. die Anmerkung S. 408)
und findet, durch Subtraktion der so erhaltenen Zahl von der des
Gesamtzuckers, den in der Substanz vorhandenen Rohrzucker.
Zur Erläuterung der obigen Formeln diene folgendes Beispiel:
Ein Sirup ergab bei der Untersuchung:
1. Inversionspolarisation: I = — 8,5;
2. Kupfer nach der Inversion, von 0,1625 g Substanz: Cu = 0,184 g;
3. Kupfer vor der Inversion (direkte Invertzuckerbestimmimg) von
2 g Substanz: Cu, = 0,250 g.
Behufs Benutzimg der allgemeinen Formel (S. 448) für den Ge-
samtzucker hätte man aus den entsprechenden Tabellen die Faktoren
F, = ■QÖ~r ^^^^ ^« = -iQf) 2^ entnehmen und einzusetzen; man kann
jedoch auch, ohne einen wesentlichen Fehler zu begehen, die oben (S. 448)
für Cu = 0,180 angegebene vereinfachte Formel anvrenden. Danach ist:
Z = 249,2 X 0,184 — 0,604 x (— 8,5) = 50,98,
R = 1,054 X (— 8,5) 4- 0,344 x 50,98 = 8,58.
Um das Verhältnis von Saccharose (S) zu Invertzucker (I) zu er-
mitteln, setzen wir nach Hill er:
^^ Cu.
100-2^
I = ^ = 6,25
P
also
S + I : I = 50,98 : 6,25 = 100 : 12
S : I = 88 : 12
0,250 X 52,6
I = — 2 — = 6,58.
Hiervon wird behufs Umrechnung auf Saccharose Yjq in Abzug^ge-
bracht, und somit 6,25 vom Gesamtzucker abgezogen.
S = 50,98 — 6,25 = 44,73.
Der untersuchte Sirup enthielt also:
44,73 Proz. Rohrzucker,
6,58 - Invertzucker,
8,58 - Raffinose.
G. Bestimmung der Farbe.
Hierfür gut das unter II. G. (S. 438) Gesagte.
Untertiichungen. 5. Aufl. IIL 29
450 Zackerfabrikation.
H. Bestimmung der Alkalität.
10 ccm des Saftes werden mit destilliertem, vorher neutralisiertem
Wasser verdünnt und mit 7,3 N. -Säure unter Anwendung von Phenol-
phtalein als Indikator titriert. Vergl. H. F. (S. 437).
Der Ealkgehalt wird, je nach der Ealkmenge, in 5 — 15 g des
Saftes nach den Angaben auf S. 438 ermittelt.
IT. fÜllmasBeii.
A. Bestimmung der Trockensubstanz, besw. des
spezifischen Gewichtes.
Eine genaue Ermittelung der Trockensubstanz, bezw. des ihr ent-
sprechenden spezifischen Gewichtes, ist allein durch Austrocknen möglich
(s. unter E.), und dieses ist unerläßlich, wenn die Eenntnis der Trocken-
substanz (bezw. der entsprechenden Brixgrade) der Berechnung der
Reinheit zu Grunde gelegt werden soll, da bei Füllmassen die schein-
baren und wirklichen Reinheiten oft schon sehr erheblich und nicht stets
im gleichen Sinne differieren.
Nach Sachs^) verfahrt man am besten in folgender, stets genau
gleichbleibender Weise : Man löst 78 g der völlig homogenen Füllmasse (das
dreifache Normalge wicht) in 300 ccm Wasser, verrührt 10 ccm der
Lösung mit 12 — 15 g Sand in einem Schäl eben und trocknet zunächst
bei 100^, dann langsam ansteigend bei 100 — 107®, bis nach einigen
Stunden Gewichtskonstanz erreicht ist. Reagiert eine Füllmasse sauer,
was in der Praxis zuweilen vorkommt, so hat man mit einer titrierten
Sodalösung zu neutralisieren und deren (bekannten) Trockensubstanz-
gehalt bei der Berechnung zu berücksichtigen; nach Pellet') kann
man sich mit Vorteil statt der Soda auch des Ammoniaks bedienen.
Ist nur eine annähernd genaue Ermittelung des spezifischen
Gewichtes einer Füllmasse erforderlich (wie oft im Fabrikbetriebe), so
bedient man sich häufig einer pyknometrischen Methode, die ursprünglich
von Sidersky^) speziell für Melasse angegeben wurde. Die Füllmasse
wird hierbei auf dem Wasserbade bis zur Dünnflüssigkeit erwärmt und
in diesem Zustande in das trocken gewogene, vorher entsprechend an-
gewärmte Maßkölbchen (ein oberhalb der Marke abgesprengtes 50 ccm-
Kölbchen) gebracht; man füllt bis etwas ujiterhalb der Marke, kühlt
auf Normaltemperatur (20^ C.) ab und wägt. Sodann überschichtet man
') Sucrerie Beige 1901, Bd. 29, S.313; Österr.-Ungarische Zeit8ch.l901, S.866.
') Sucrerie indigene 1901, Bd. 57, S. 579.
5) Vereinszsch. 1881, S. 192.
Untersuchung der Fallmassen. 451
langsam und sehr vorsichtig, so daß keinerlei Vermischung eintritt, mit
Wasser von 20*^ C. bis zur Marke ; hat man n ccm Wasser verbraucht,
so ist 50 — n das Volumen der ange'wandten Füllmasse, und da man
deren Gewicht ebenfalls ermittelt hat, so läßt sich ihr spezifisches
Gewicht ohne weiteres berechnen. Wie man sieht, ist die Genauigkeit
des Resultates davon abhängig, daß die eingefüllte Masse völlig homogen,
also vor allem frei von Luftblasen ist; dies läßt sich aber nur außer-
ordentlich schwer mit Sicherheit erreichen und erkennen, so daß die
Fehlergrenze dieser so beliebten Methode eine keineswegs enge ist,
namentlich bei auf Korn gekochten Füllmassen.
Für bloß vergleichende Bestimmungen (z. B. zu Zwecken der
täglichen Betriebskontrolle) ist es hinreichend, die Spindelung einer
Lösung von 26 g Füllmasse, zu 100 ccm gelöst, zu ermitteln, oder jedes-
mal eine gewisse größere Menge der Füllmasse (z. B. 200 g) in einem
tarierten Becherglase in warmem Wasser zu lösen, nach dem Abkühlen
auf Normaltemperatur mit einem gleichen Gewichte Wasser zu ver-
dünnen und die Grade Brix dieser Lösung zu bestimmen; man multi-
pliziert das Resultat mit 2 und ersieht das spezifische Gewicht aus
Tabelle V. Da man bei diesem Verfahren den Einfluß der Eontraktions-
verhältnisse vernachlässigt, so sind die Ergebnisse, auch wenn man
stets in genau der nämlichen Weise verfährt, niemals wirklich zu-
verlässige; außerdem erhält man, je nach dem Grade der Verdünnung,
auch beim nämlichen Produkte sehr verschiedene Resultate, es wird
sich z. B. die Reinheit fast immer desto höher ergeben, in je größerer
Verdünnung die scheinbare Trockensubstanz (bezw. die Grade Brix)
ermittelt wurden.
B. Bestimmung des Zuckergehaltes.
Man löst das Normalgewicht der Füllmasse in der Tarierschale
mit warmem Wasser, bringt verlustlos in den 100 ccm-Kolben, kühlt ab,
klärt mit der nötigen Menge Bleiessig und verfährt zur Ausführung der
Polarisation in bekannter Weise; das nämliche gilt für die Ausführung
der Inversionsmethode.
C. Bestimmung der RafQnose.
Biese erfolgt nach III. F. (S. 446).
D. Bestimmung des Invertzuckers.
Man verfährt nach den unter I. C. (S. 400) gegebenen Methoden.
Löst man 44 g der Füllmasse unter Zusatz von Bleiessig zu 200 ccm,
versetzt 100 ccm des Filtrates (entsprechend 22 g Füllmasse) mit 10 ccm
29»
452 Zackerfabrikation.
Sodalösung und verwendet von diesem Filtrate 50 ccm, so entsprechen
diese 50 ccm gerade 10 g der ursprünglichen Substanz. Zur Berechnung
dient dann die Tabelle I.
E. Bestimmung des Wassergehaltes.
Biese erfolgt wie unter lY. A. angegeben. Ben Reinheitsquotienten
berechnet man nach II. G. (S. 438).
F. Bestimmung des Aschengehaltes.
3 g der Füllmasse werden nach Scheiblers Methode verascht.
Vergl. II. B. (S. 435).
G. Bestimmung der Alkalität
Zu dieser dienen 10 g der Füllmasse in reichlich verdünnter Lösung
nach IL F. (S. 437). Bas zuzusetzende destillierte Wasser ist vorher zu
neutralisieren.
Über die Bestimmung des Kalkgehaltes vergl. III. H. (S 450).
H. Bestimmung der Farbe.
Hierfür gilt das unter IL G. (S. 438) Gesagte.
I. Bestimmung des Gehaltes an Krystallen.
Von den verschiedenen indirekten Methoden^) hat, teils infolge der
schwierigen Handhabung, teils wegen der zeitraubenden Arbeitsvor-
Schriften, keine allgemeinen Eingang in die Praxis gefunden. Am an-
gemessensten ist deren Zwecken entschieden die Versuchs Zentrifuge,
da sie Sirup und Krystalle unter denselben Bedingungen zu trennen
gestattet, die auch im Fabrikbetriebe vorliegen, die Krystalle in jeder
gewünschten Reinheit (als Rohzucker oder weisen Krystallzucker) liefert
und eine direkte Wägung ermöglicht; eine passende Zentrifuge (auch
mit elektrischem Antriebe) nach Konstruktion von Brumme in Löbejün,
ist durch die Firma F. Rassmus in Magdeburg in guter Ausführung zu
beziehen.
Statt der Zentrifuge bedienen sich manche Fabriken auch geeigneter
Nutschvorrichtimgen; andere begnügen sich damit, die Krystalle und
den Sirup in stets gleichbleibender Weise durch einfaches Abtropfen
auf Drahtsieben oder in Drahtdüten nach Möglichkeit voneinander zu
trennen.
') Eine Zusammenstellang s. Veremszsch. 1894, S. 892.
Untersuchang des Zackers. 453
T. Zueker*
(Bohmekery rmfitiilerte Zaeker, Naehprodiikte«)
A. Bestimmung des Zuckergehaltes.
Bas Nonnalgewicht der gut durchgemischten Probe (26 g) wird in
der Tarierschale mit warmem ^) Wasser gelöst und in den 100 ccm-Kolben
gebracht. Die Klänmg der abgekühlten Lösung erfolgt bei Rohzuckem
und Nachprodukten mit Bleiessig (bei Erstprodukten etwa 1 ccm, bei
Nachprodukten etwa 2 — 3 ccm; vergl. auch S. 392), bei reinen Zuckern
mit 3 — 5 ccm Tonerdehydratbrei. Dieser wird nach Scheiblers
Vorschrift bereitet, indem man eine nicht zu konzentrierte Lösung von
schwefelsaurer Tonerde oder Alaun mit einem Überschuß von Ammoniak
versetzt, den Niederschlag absitzen läßt imd ihn durch Dekantation,
oder durch Entfernen der überstehenden Flüssigkeit mittels eines Hebers
so lange auswäscht, bis alle Salze und das Ammoniak verschwunden
sind und Lackmuspapier nicht mehr gebläut wird. Den reinen Ton-
erdebrei Terwahrt man in gut Terschließbaren Flaschen und schüttelt
Yor dem Gebrauche stets gründlich um. Nach Baumann*) kann man
sich Tonerdebrei sehr schnell sofort in reinem Zustande darstellen,
indem man mittels des elektrischen Stromes (z. B. jenes einer Beleuch-
tungsanlage) Wasser unter Anwendung von Aluminiumelektroden zersetzt.
Nach der Klärung wird die Zuckerlösung bei 20^ zur Marke auf-
gefüllt und bei 20^ im 200 mm-Rohre polarisiert.
Den wahren Rohrzuckergehalt bei Gegenwart von Raffinose oder
(größeren Mengen) Invertzucker bestimmt man nach der auf S. 446 ff.
ausfuhrlich besprochenen optischen Inversionsmethode.
B. Bestimmung des Wasser- und NichtZuckergehaltes.
10 g des Zuckers werden unter Beobachtung der auf S. 399 gegebenen
Vorschriften bei 105 — 110® C. bis zum konstanten Gewichte getrocknet.
Durch Subtraktion der für Zucker -+- Wasser gefundenen Prozente
von 100 erhält man den Gesamtnichtzucker.
C. Bestimmung des Aschengehaltes.
3 g des Zuckers werden nach der Scheibl ersehen Methode (siehe
S. 435) verascht. Der Gesamtnichtzucker, um den Aschengehalt ver-
mindert, ergibt den organischen Nichtzucker.
') Nach den „Beschlüssen der im Dienste der Österr.-ongarischen Zucker-
indostrie tätigen Chemiker" ist beim Aoflösen künstliche Erwärmung unzulässig.
>) Korrespondenzblatt 1893, No. 10.
454 Zackerfabrikation.
Enthalten Zucker, besonders Nachprodukte, erhebliche Mengen
mechanischer Verunreinigungen, so löst man zur Bestimmung des wirk-
lichen Aschengehaltes ein abgewogenes Quantum in einer bestinmiten
Menge Wasser, filtriert, dampft einen aliquoten Teil des Filtrates in
dem Yeraschimgsschälchen ein und verascht dann unter Zusatz von
Schwefelsäure. Man kann jedoch auch die Lösung durch ein gewogenes
Filter filtrieren und den Rückstand bestimmen.
D. Bestimmung des Invertsuckers.
Diese erfolgt nach den unter I. C. (S. 400 ff.) beschriebenen Me-
thoden; ein Gehalt von weniger als 0,05 Proz. Invertzucker kann nicht
mit Sicherheit bestimmt werden.
In Osterreich-üngarn erfolgt, gemäß den wiederholt angeführten
„Beschlüssen", der qualitative Nachweis von Invertzucker in Roh-
zuckem mittels So Idaini scher Lösung; man löst 10 g des Zuckers in
25 ccm Wasser, versetzt mit 100 ccm der Kupferlösung und kocht
5 Minuten lang auf, vom Beginne des Siedens an gerechnet. Die Sol-
dainische Lösimg wird bereitet, indem man 15 g gefälltes Eupferkarbonat
und 416 g Ealiumbikarbonat in 1400 ccm Wasser löst, oder auch die
entsprechende Menge Kupfervitriol in die Kaliumbikarbonatlösung ein-
trägt >).
E. Bestimmung der RafBnose.
Der Gehalt an Raffinose wird nach erfolgter Inversion (s. S. 446)
aus der S. 447 angegebenen Formel berechnet. Es sei hier nochmals
daran erinnert, daß es nach Herzfeld') geboten ist, die Anwendung
der Raffinoseformel auf solche Zucker zu beschränken, in denen von
vornherein die Anwesenheit von Raffinose mit Grund vermutet werden
kann, also vorzugsweise auf die der Melassenentzuckerung entstammenden
Produkte; femer muß man von einer Bestimmung der Raffinose mittels
der einfachen Inversionsmethode in mehr als 2 Proz. Invertzucker ent-
haltenden Produkten absehen 3) (vergl. S. 447).
F. Bestimmung der Farbe.
Hierfür gilt das unter II. G. (S. 438) Gesagte.
G. Bestimmung der Alkalität
Jeder Rohzucker sollte gegen Phenolphtalein, mindestens aber gegen
Lackmus deutlich alkalisch reagieren, weil im allgemeinen die Halt-
*) Vereinszsch. 1889, S. 933; 1890, S. 792.
«) Vereinszsch. 1890, S. 167.
') Vergl. die Ausfährangsbestimmangen z. Zuckersteaergesetz v. 27. Ifai 1896,
§ 2, Absatz 5 und Anlage B. II.
Untersuchung des Zuckers. 455
barkeit und Lagerfestigkeit neutraler oder gar saurer Zucker eine sehr
geringe ist, und leicht große Verluste entstehen, wenn dergleichen Roh-
zucker längere Zeit aufbewahrt werden müssen.
Die qualitative Prüfung kann geschehen, indem man einige Krystalle
auf rotes Lackmuspapier bringt und mit Wasser befeuchtet, wobei sich
an der Berührungsstelle deutliche Blaufärbung ergeben soll. Schärfer
ist die Prüfimg mittels Phenol phtalein, da viele, mit Lackmus alkalisch
oder noch neutral befundene Rohzucker, mit diesem richtiger charakteri-
sierenden Reagens untersucht, noch sauer erscheinen und so ihre minder-
wertige Beschaffenheit zu erkennen geben. Die quantitative Bestimmung
der Alkalität ist selten erforderlich; vorkommenden Falles titriert man
10 g des Zuckers, in einer reichlichen Menge neutralen Wassers gelöst,
mit der Y» Normalsäure.
Was die besonderen Handelsgebräuche einzelner Länder an-
belangt, so schreiben in Österreich-Ungarn die „Beschlüsse^ '^or*),
Lackmus als Indikator anzuwenden und genau anzugeben, ob der Zucker
alkalisch, sauer oder neutral reagiert. In Deutschland steht zur Zeit
eine zwischen den Zuckerfabrikanten und Zuckerhändlem vereinbarte,
von Herzfeld*) ausgearbeitete Vorschrift in Kraft, zu deren Innehaltung
sich die für den Zuckerhandel tätigen Handelschemiker verpflichtet
haben. Der Wortlaut dieser vielumstrittenen Vorschrift, auf deren
Kritik an dieser Stelle natürlich nicht eingegangen werden kann, ist
nachstehender:
„Zur Ausführung der Alkalitätsbestimmung benötigt man einer Reihe
von Flüssigkeiten, deren Herstellung zimächst beschrieben werden soll.
1. Eine konzentrierte PhenoiphUileifUöming. Die konzentrierte
Pbenolphtaleinlösung wird hergestellt durch Lösen käuflichen Phenol-
phtaleins in 90-proz. Alkohol, und zwar im Verhältnis 1 : 30.
Bei der Untersuchung sollen von dieser Lösung auf je 100 ccm
Flüssigkeit 2 Tropfen genommen werden.
Das käufliche Phenolphtalein ist mehr oder weniger sauer reagierend,
worauf jedoch keinerlei Rücksicht genommen wird. Die Pbenolphtalein-
lösung wird nicht neutral oder schwach alkalisch gemacht.
2. Das Lö9ungsw€t88er* Zur Bereitung des Lösimgswassers wird
eine größere Menge frisch ausgekochten destillierten Wassers mit 7aooo
seines Volumens an Pbenolphtaleinlösung (also z. B. 10 Liter Wasser
mit 5 ccm der Pbenolphtaleinlösung) versetzt und darauf mit Natronlauge
so stark alkalisch gemacht, bis eine anhaltende deutliche Rotfarbung
der Flüssigkeit eintritt. Da diese Rotfärbung nach 1 — 3 Tagen wieder
>) Österr.-Ungar. Zach. 1901, S. 666.
') Vereinszsch. 1902, S. 115.
456 Zackerfabrikation.
verschwindet, soll man immer nur eine für einen solchen Zeitraum aus-
reichende Menge des Lösungswassers herstellen. Dasselbe muß jedoch
immer mehrere Stunden vor dem Gebrauch bereitet worden sein.
S. IHe ^BrobeaAure» Die Probesäure wird so eingestellt, daß
1 com derselben einer Ealkalkalität Yon 0,0001 entspricht. Man stellt
die Lösung mit genügender Genauigkeit her, indem 36 ccm Y| Normal-
schwefelsäure mit Wasser bis zu einem Volumen von 10 Liter yerdünnt
werden.
4. Die Prob€iUiuge. Als Probelauge dient Natronlauge, welche
derartig verdünnt ist, daß, wie bei der Schwefelsäure, 1 ccm einer Kalk-
alkalität von 0,0001 entspricht. Für den vorliegenden Zweck genügt
es, die entsprechend verdünnte Natronlauge gegen die, wie oben ange-
geben, bereitete Probesäure einzustellen.
ö. IHe JilkaUUUtbeeUfnfnung* Für die Prüfung des Rohzuckers
auf Alkalität wägt man sich einerseits 10 g Rohzucker ab, andererseits
mißt man 100 ccm des schwach geröteten Lösungswassers, dessen Be-
reitung unter 2. beschrieben wurde, ab und neutralisiert dasselbe in einer
weißen Porzellanschale zunächst möglichst genau bis zur Farblosigkeit
mit der imter 3. beschriebenen Probesäure. Barauf setzt man so viel
von der Probelauge hinzu, daß die Flüssigkeit wiederum schwach rötlich
gefärbt erscheint.
Die Färbung soll jedoch nur so stark sein, daß sie durch Zusatz
eines Kubikzentimeters der Probesäure wieder zum Verschwinden ge-
bracht werden kann.
Nunmehr werden ohne Verzug die bereits vorher abgewogenen 10 g
Rohzucker in der Flüssigkeit aufgelöst. Bleibt die Rotfärbung des
Wassers beim Lösen des Zuckers bestehen, oder wird sie
stärker, so ist der Zucker alkalisch, verschwindet dieselbe,
so ist er sauer.
In Zweifelsfällen überzeugt man sich durch Titrieren mit Probesäure
oder Probelauge, nach welcher Richtung der Farbenumschlag eintritt.
Bei dunklen Zuckern genügen in der Regel 100 ccm des Lösungs-
wassers nicht, es muß vielmehr so viel Wasser verwendet werden, bis
die Zuckerlösung hell genug erscheint, um die Titration ausfuhren zu
können.
Schließlich sei ausdrücklich bemerkt, daß bei Anwendung dieser
Methode die neutralen Zucker mit zu den alkalischen gerechnet werden.^
H. Prüfung auf schweflige Säure.
Zur Entfärbung oder Reinigung der Rübensäfte wird häufig schwef-
lige Säure benutzt, wobei nicht selten kleinere oder größere Mengen
schwefligsaurer Salze in die Rohzucker übergehen, während zuweilen
Rendement des Rohzuckers. 457
sogar freie Schwefligsäure Yorhanden ist. Wird der Nachweis dieser
Verbindangen verlangt, so löst man 10 g des Zuckers in ca. 30 ccm
Wasser und fügt ein Stückchen chemisch reinen Zinks oder etwas
Magnesiumdraht und 5 ccm chemisch reiner Salzsäure hinzu; bei Gegen-
wart von schwefliger Säure wird dann Schwefelwasserstoff entwickelt,
der sich oft schon durch den Geruch, jedenfalls aber durch die Bräunung
eines mit Bleizuckerlösung befeuchteten Filtrierpapiers zu erkennen
gibt. Nach Davidsen*) löst man 1 — 1,5 g Zucker in ca. 2 ccm sehr
verdünnter Stärkelösung und setzt einige Tropfen Jodsäurelösung hinzu:
auftretende Blaufärbung deutet auf Anwesenheit von schwefliger Säure hin.
Die quantitative Bestimmung der Sulfite nimmt Sachs^) nach
einer etwas abgeänderten Methode Pellets vor. Man versetzt 100 ccm
der 10- bis 15-proz. Lösung mit etwas Essigsäure und einigen cg
Natriumbikarbonat, titriert mit Jodlösung (1 ccm = 0,01 g Jod) unter
Anwendung von Stärkelösung als Indikator und betrachtet (da 127 g
Jod 126 g Na, SO3 entsprechen) die Menge verbrauchten Jodes als gleich
jener der Sulfite; zur Eontrolle stellt man einen Parallel versuch mit
einer bestimmt sulfitfreien Substanz an.
I. Bestimmung des Gehaltes an Krystallen.
Hiefür sind die unter IV. I. (S. 452) beschriebenen Methoden an-
wendbar; die Gleichmäfiigkeit, bezw. Verschiedenheit der Korngrößen
läßt sich mittels Normalsiebsätzen zahlenmäßig feststellen.
K. Berechnung des Rendements.
Unter „Rendement^ oder Raffinationswert versteht man eine Zahl,
die angeben soll, welche Menge an krystallisierter weißer Ware durch
Raffination eines Rohzuckers zu gewinnen oder „auszubringen" sei. Wenn-
gleich es feststeht, daß die Ermittelung des sogen. Rendements sowohl
in wissenschaftlicher wie in praktischer Hinsicht keinerlei Wert besitzt,
so hat der Handel dennoch das sogen. „Aschenrendement" allgemein
angenommen und beibehalten. Man berechnet dieses Rendement, indem
man von der Polarisation den fünffachen Aschengehalt abzieht und da-
bei von der Annahme ausgeht, daß allein der Aschengehalt melassen-
bildend wirke, daß je 1 Tl. Asche 5 Tl. Zucker am Krystallisieren
bindere, und daß die physikalischen Eigenschaften des Rohzuckers, sowie
die Art des Raffinationsprozesses keinen Einfluß auf die Ausbringbarkeit
hätten. Alle diese Voraussetzungen sind allgemein als unrichtig an-
erkannt, und der Handel behält das Aschenrendement nur deshalb bei.
>) Chem.-Ztg. 1887, Repert. S. 204.
») Ö8terr.-Üng. Zach. 1901, S. 866.
458 Zackerfabrikation.
weil Zucker und Asche rasch und ohne allzugroBe Differenzen bestimmt
werden können.
Ein etwa vorhandener Invertzuckergehalt kommt jedoch bei der
Kendementsberechnung ebenfalls in Betracht; die Faktoren, mit denen er
multipliziert und Tom Aschenrendement abgezogen werden soll, stehen
jedoch nicht allerorten gleichmäßig fest und sind überhaupt ebenfalls
rein willkürlich.
Das sogen, ^neue Rendement^, dessen Berechnung erfolgte, indem
man vom Polarisationsbetrage das Produkt (Gesamtnichtzucker X 2,25) in
Abzug brachte, hat sich im Handel nicht behaupten können.
Tl. Heiasse, Ablftnfe«
A. Bestimmung des spezifischen Gewichtes.
Die genaue Ermittelung des spezifischen Gewichtes geschieht mit
Hilfe des Pyknometers. Vor dem Einfüllen in dieses ist es jedoch
erforderlich, die mechanischen Verunreinigungen aller Art aus der Masse
zu entfernen imd sie durch Erwärmen luftfrei und genügend leichtflüssig
zu machen. Man bedient sich zu diesem Zwecke eines durch einen
Glasstab yerschlossenen Trichters, den man mit Melasse beschickt und
in ein geeignetes, mit siedendem Wasser gefülltes Gefäß (Wasserbad)
einhängt; nach einiger Zeit wird die Melasse dünnflüssiger, und die ein-
geschlossenen Luftblasen steigen an die Oberfläche empor, wo sie mit
dem größten Teil der Verunreinigungen einen zähen, dichten Schaum
bilden, während Sandteilchen u. dergl. sich auf dem Boden absetzen.
Nach längstens 30 Minuten hebt man den Trichter yon dem Wasserbade
ab und läßt, nach Entfernung des zuerst auslaufenden Anteiles, die Melasse
in dünnem Strahle in das vorher stark erwärmte Pyknometer fließen.
Um dem Ubelstande der Wasser verdimstimg bei lang andauerndem
Erwärmen stark lufthaltiger Melassen zu begegnen, wird ein verschließ-
barer kupferner Melasseentlufter mit Doppelwandimg und Abflußhahn
empfohlen^), der sich gut bewährt hat.
Bei Anwendung eines 50 ccm-Eölbchens als Pyknometer erfolgt die
Bestimmung des spezifischen Gewichtes nach der bereits auf S. 450 be-
schriebenen Methode von Sidersky. Für den vorliegenden besonderen
Zweck hat Boot^) eine Modifikation vorgeschlagen: Man füllt hierbei
das 50 ccm-Eölbchen nach dem Erkalten nicht mit Wasser, sondern mit
einer Lösung von kohlensaurem Kalium von 35,45 Proz. = 1,400 spez.
Gewicht auf imd wägt. Das gefundene Nettogewicht, mit 2 multipliziert,
') Korrespondenzblatt 1893, No. 9.
») Vereinszsch. 1897, S. 455.
Spezifisches Gewicht der Melasse.
459
Fig. 80.
ergibt unmittelbar das spezifische Gewicht der Melasse, und zwar
desto genauer, je weniger es Yom annähernden Durchschnittswert 1,400
abweicht.
Resultate von fast wissenschaftlicher Genauigkeit liefert die Me-
thode von Genieser*). Sie vermeidet das vorherige Entlüften der
Melasse und die Ungenauigkeit des Abmessens, indem die mäßig an-
gewärmte und mittels Durchseihens durch ein Drahnetz von XJnreinig-
keiten befreite Melasse im Eölbchen selbst entlüftet, und die Menge
des über die Melasse geschichteten Wassers nicht durch Messen,
sondern durch Wägen ermittelt wird. Bas bei der Entlüftung ent-
weichende Wasser kann hierbei offenbar keinen Fehler verursachen,
da das Kölbchen schliefilich wieder mit Wasser gefüllt, und die Ge-
wichtszunahme gegenüber der ursprünglichen, nicht erhitzten Melasse
bestimmt wird.
Baumann^) empfiehlt das Verfahren von Genies er unter An-
wendung eines von ihm angegebenen Pyknometers (Fig. 80)^). Dieses
ist ein zylindrisches Kölbchen von ca. 30 ccm Inhalt, verschlossen mittels
eines durchbohrten Glasstopfens, der oben zu einer
etwa 2 cm langen Kapillarröhre verjüngt ist. Auf
letztere ist eine kleine Glaskappe aufgeschliffen, um
den Inhalt des Pyknometers zu ermitteln, füllt man
es nach Abnahme des Stopfens mit Wasser von 20** C.
und setzt dann den Stopfen ein, wobei das über-
schüssige Wasser herausgedrängt, und die Kapillare
mit Wasser gefüllt wird; eine auf dem Röhrchen be-
findliche kleine Wasserkuppe wischt man glatt ab,
setzt die Glaskappe auf, trocknet ab imd wägt. Nun
füllt man das trockene Gläschen zu 7^ ^^^ Vs ^^^
Melasse (ohne sie vorher entlüftet zu haben), ermittelt
das Gewicht und stellt dann das Kölbchen in ein
siedendes Wasserbad, um die Luftblasen zu ver-
treiben. Die Melasse im Kochsalzbade bis zum
völligen Sieden zu erhitzen, wie Genieser rät, ist wegen der Möglich-
keit eintretender Zersetzungen nicht zu empfehlen. Sobald der Sirup
frei von Luftblasen ist imd nur auf der Oberfläche feinen Schaum zeigt,
kühlt man auf Normaltemperatur ab, füllt mit Wasser von 20® nach,
verschließt das Pyknometer, wie oben angegeben, wägt und berechnet
aus dem Ergebnisse das Volumen der Melasse.
0 Deatsche Zackerindustrie 1890, S. 168.
*) Korrespondenzblatt 1891, No. 1.
') Die Pyknometer können durch das Vereinslaboratorium in Berlin be-
zogen werden.
460 Zackerfabrikation.
Die dem gefundenen spezifischen Gewichte entsprechenden Grade
Brix oder Baume werden aus Tabelle Y entnommen; da der Nichtzucker
der Melasse die Befunde in hohem Grade beeinflußt, so ist die Benutzung
dieser für reine Zuckerlösungen ermittelten Tabelle freilich eine will-
kürliche und rein konventionelle.
Die weniger genaue ^jYerdünnungsmethode'^, wie sie in den Aus-
führungsbestimmungen zum Zuckersteuergesetze (Anlage A. 2 a) Torge-
schrieben und für einige Zwecke auch ausreichend ist, wurde bereits auf
S. 451 beschrieben.
B. Bestimmung des Zuckergehaltes.
a) Zur direkten Polarisation wägt man das halbe Normal-
gewicht (13 g) in der tarierten Neusilber schale ab, verrührt in dieser
mit warmem Wasser und spült in den 100 ccm-Eolben. Zur Klärung
sind ca. 10 ccm Bleiessig erforderlich. Nach dem Auffüllen zur Marke
wird gut durchgeschüttelt, völlig klar filtriert und polarisiert. Das Er-
gebnis ist mit 2 zu multiplizieren.
b) Die Ermittelung des wahren Rohrzuckerhaltes neben Invert-
zucker und Raffinose erfolgt genau in der unter III. B. S. 442 ff. be-
schriebenen Weise nach der optischen Inversionsmethode. Die für die
Berechnung erforderlichen Formeln sind in Tabelle IX enthalten.
Enthalten Melassen (und ähnliche Substanzen) grofie Mengen ge-
wisser Salze, namentlich auch organischer, so kann es vorkommen, daß
die vollständige Inversion gemäß der üblichen Vorschrift binnen fünf
Minuten nicht gelingt; in solchen Fällen erhöht man nach Hinze ^) die
Menge der Salzsäure auf 6 ccm und steigert nach KoydP) die Tem-
peratur auf 75 — 80*^.
Melassen (imd ähnliche Substanzen), die einen hohen Gehalt an
Raffinose besitzen, wie er z. B. den Produkten der Melassenentzuckerung
eigen ist, können in der Regel ohne Entfärbung mittels gereinigter
Knochenkohle oder Blutkohle nicht untersucht werden. Diese Zusätze
bedingen jedoch, nach den Untersuchungen von Reinhardt^) und
Wiske*), infolge gewisser Absorptionserscheinungen*) oft beträchtliche
Differenzen, die einer Korrektur bedürfen: die Fehler werden erfahrungs-
gemäß in einer für praktische Zwecke genügenden Weise ausgeglichen,
wenn man, etwa von 3 Proz. Raffinosegehalt an und unabhängig vom
^) Deatschd Zuckerindastrie 1900, S. 1830.
') Österr.-Üng. Zsch. 1900, S. 403.
') Vereinzsch. 1902, S. 114.
*) VereiDSzsch. 1902, S. 945.
^) Lippmann, Chemie der ZuckerarteD 1904, S. 1660.
Untersachung der Melasse. 461
Zuckergehalte der Lösung, von der nach der Inversion gefundenen Links-
drehung für jedes Prozent RafGuiose 0,1 Proz. absetzt. Angenommen
ist hierbei, daß auf die das halbe Normalgewicht enthaltende Lösimg
3 g reinster Kohle 5 Minuten lang zur Einwirkung gelangten.
Betreffs der Anwendung basischen Bleinitrates als Elärmittel siehe
unten bei „Osmosewasser".
C. Bestimmung des Wasser- bezw. NichtZuckergehaltes.
Die „wirkliche" Trockensubstanz wird mit 2 g Melasse nach den
Angaben auf S. 399 bestinmit. Die Differenz zwischen Trockensubstanz
und Zucker ergibt die Menge des Gesamtnichtzuckers. Über die Be-
rechnung des „wirklichen" und des „scheinbaren" Reinheitsquotienten
vergl. II. C. S. 433.
Nach den „Ausführungsbestimmungen" zum deutschen Zuckersteuer-
gesetze gilt für steueramtliche Zwecke als Quotient der weniger als
2 Proz. Invertzucker enthaltenden Zuckerabläufe diejenige Zahl,
die sich aus der Polarisation und dem nach der Yerdünnungsmethode
(S. 451) ermittelten spez. Gewichte, bezw. den entsprechenden Graden
Brix, berechnet. Enthält der Ablauf 2 Proz. oder mehr Invert-
zucker, so sind die Grade Brix aus dem vermittelst des Pyknometers
festgestellten spez. Gewichte des unverdünnten Ablaufes zu berechnen,
während als Zuckergehalt der durch die gewichtsanalytische Inversions-
methode festgestellte Gesamtzucker (Tab. lY) in Berechnung gezogen
wird. Bei den raffinosehaltigen Abläufen schließlich ist die optische
Inversionsmethode unter Benutzung der Raffinoseformel für die Berech-
nung vorgeschrieben.
D. Bestimmung des Aschengehaltes.
Im allgemeinen wird die Aschenbestimmung mit 2 g Substanz nach
der rasch auszuführenden Sulfatmethode (S. 435) vorgenommen, wobei es
sich in manchen Fällen empfiehlt, nach Zusatz der Schwefelsäure erst
25 — 30 Minuten bei 100 — 130® vorzutrocknen, bevor man die Temperatur
weiter steigert. Zur Erzielung genauer Resultate ist die allerdings zeit-
raubende Karbonatmethode mit ca. 10 g Substanz vorzuziehen.
Wird die Bestimmung einzelner oder aller einzelnen Bestandteile
der Asche verlangt, so sind die bekannten analytischen Trennimgs-
methoden anzuwenden.
E. Bestimmung des Invertzuckers.
Hierfür gelten die unter I. C. S. 400 ff. vorgeschriebenen Methoden,
wobei speziell auf die Anwendung von 5 g Melasse (vergl. S. 405) und
Benutzung der Baumannschen Tabelle (II) hingewiesen sei.
462 Zackerfabrikation.
F. Bestimmung der Raffinose.
Sie erfolgt nach III. F. (S. 447); betreffs der Entförbung siehe
unter B.
G. Bestimmung der Farbe.
Hierüber vergl. IL G. (S. 438).
H. Bestimmung der Alkalität.
Strohmer^) empfiehlt hierfür folgende Methode: Es werden 15
bis 20 g Substanz zu 125 ccm gelöst und von der Lösung, je nach der
Farbe, 25 — 50 ccm mittels eines schmalen Meßzylinders (mit eingeriebenem
Glasstöpsel) abgemessen. Zu dieser Lösung, die im Meßzylinder ver-
bleibt, gibt man 1 — 2 ccm Lackmus tinktur und 1 — 2 ccm Äther (zur
Beseitigung der sich beim Durchmischen bildenden Schaumblasen). Hält
man den verschlossenen Zylinder in wagerechter Lage, imd zwar ober-
halb eines Blattes weißen Papieres und bringt man die Flüssigkeit in
eine wiegende Bewegung, so sieht man, daß die Lösung bei alkalischen
Sirupen blau oder blaugrün, bei dunklen und karamelisierten Melassen
graugrün erscheint. Die Titration geschieht mittels Yio (bei dunklen
Lösungen Y5 oder Y,) Normalsäure. Der Farbenübergang ist ein ganz
deutlicher.
TU. Produkte der Terarbeitmii: Ton Heiasse.
Mit Ausnahme des Osmoseverfahrens beruhen alle Methoden der
Melassenentzuckerung auf der Fällung des Zuckers in Gestalt von Ver-
bindungen mit Metalloxyden. Neben den ^ai^erfahren wird, und
zwar in bei weitem größter Ausdehnung, das ^S^ronManverfahren be-
trieben, während die in neuerer Zeit vorgeschlagenen Baryt- und .Bfei-
verfahren bisher nur vereinzelt Eingang in die Technik gefunden haben.
A. Kalksaccharat nnd dessen AbfaUlauge.
1. Kalksaccharat.
Das bei den Entzuckerungsmethoden der Melasse mittels Kalk
erhaltene Rohprodukt nennt man Melassenkalk, die gereinigten Produkte
heißen Kalksaccharat und Zuckerkalk, bezw. Zuckerkalkmilch. Die Unter-
suchungsmethoden sind für alle diese Produkte die nämlichen.
a) BegUmmung des spezifischen OeuHchtes» Diese kann natür-
lich nur für die Zuckerkalkmilch in Frage kommen und zwar bedient
^) Jahr- and Adressenbuch der Zackerfabriken Österreich-Unganis 1904/19059
Seite 78.
Untersuchoog des Kalksaccharats. 463
man sich der pyknometrischen Methode unter Anwendung eines 50 com-
Eölbchens.
b) Bestimmung des ZuckergehaUes. Man wägt das halbe Nor-
malgewicht des Saccharates bezw. das ganze Normalgewicht der Zucker-
kalkmilch in der Tarierschale ab, spült mit Wasser in einen 100 ccm-
Kolben und fügt einige Tropfen Phenolphtaleinlösung hinzu, wodurch
der Eolbeninhalt rot gefärbt wird. Hierauf gibt man zur Zersetzung
des Saccharates allmählich (am besten tropfenweise) unter stetem Um-
schwenken des £olbens konzentrierte Essigsäure zu, bis die Rotfärbung
verschwunden ist. Ein geringer Überschuß an Essigsäure wird durch
etwas Sodalösung abgestumpft, sodann wird zwecks Klärung etwas Blei-
essig hinzugefügt, zur Marke aufgefüllt, filtriert und polarisiert.
c) BesUm,mung des KalkgehaUes* 5 g des Saccharates oder
10 g der Zuckerkalkmilch werden in einer geräumigen Porzellanschale
mit etwa 150 ccm Wasser verrührt und nach Zusatz einiger Tropfen
Lackmus- oder Phenolphtaleinlösung mit Normalsalzsäure oder Normal-
salpetersäure (nicht Normalschwefelsäure, die Gips ausscheiden würde!)
bis zum Farbenumschlag titriert. 1 ccm der Normalsäure entspricht
0,028 g Kalk (Ca 0).
d) BesUm^mung der BMnheU. Unter Reinheit des Saccharates
versteht man den Zuckergehalt auf 100 Teile der nach Abscheidung des
Kalkes verbleibenden Trockensubstanz. Zu ihrer Ermittelung zerlegt
man eine größere Menge des Saccharates (200 — 300 g) nach Anrühren
mit Yj Liter Wasser durch Kohlensäure, erhitzt auf dem Wasserbade bis
zur Zersetzung des gebildeten doppeltkohlensauren Calciums, filtriert
und dampft das Filtrat — den saturierten Saft — zu einem dünnen
Sirup ein, den man auf Zucker-, Wasser- und Aschengehalt nach den
unter IL (S. 413 ff.) gegebenen Vorschriften untersucht. Da die in derlei
Säften vorhandenen Nichtzuckerstoffe die Angaben der Brixspindeln
erheblich beeinflussen, weichen hier die scheinbaren Reinheiten meist
erheblich von den wahren ab und werden gewöhnlich desto höher be-
fanden, in je größeren Verdünnungen man arbeitet; Vergleichswerte
sind daher nur zu erzielen, wenn man mindestens stets die nämliche
Konzentration einhält.
Bezüglich der Aschenbestinmiung ist zu bemerken, daß diese hier
nach der Karbonatmethode auszuführen ist, und zwar ermittelt man
den in Wasser löslichen Anteil, die Alkaliasche (Karbonate, Chloride
und Sulfate der Alkalien) und den in Wasser unlöslichen Anteil, die
Kalkasche (hauptsächlich kohlensauren Kalk, der durch Zersetzung lös-
licher organischsaurer Kalksalze entstand) : 20 g des Sirups werden in
einer gewogenen PlatLnschale eingetrocknet und bei dunkler Rotglut ver-
kohlt; die Kohle wird mit heißem Wasser extrahiert und vollständig ver-
464
Zackerfabrikation.
brannt (Kalkascbe), während man das farblose Filtrat auf dem Wasserbade
zur Trockne yerdampft und den Rückstand schwach glüht (Alkaliasche).
Für die Berechnung der Resultate diene folgendes Beispiel:
In 100 Teilen Saft
In 100 Teilen
Trockensubstanz
Auf 100 Teile
Zucker kommen
Prozent
Prozent
Prozent
Wasser
73-20
Zucker ... ...
22-80
8510
—
Alkaliasche
Ml
(Reinheits-
Quotient)
414
4-87
Kalkasche
0-52
1*94
2-28
Organ. Nichtzucker . . .
2-37
8-82
10-89
10000
10000
Zwecks Umrechnung auf die Zusammensetzung des ursprünglichen
Saccharates macht man die keineswegs willkürfreie Annahme, daß das
Mengenverhältnis des Zuckers zum ätzkalkfreien Nichtzucker im Zucker-
kalke das nämliche sei wie im saturierten Safte.
2. Abfialllausre.
Die Abfalllauge enthält neben geringen Mengen Zucker den größten
Teil der in der Melasse yorhandenen Salze imd organischen Nichtzucker-
stoffe und findet hauptsächlich als Düngemittel Verwendung. Für die
Betriebskontrolle ist das spezifische Gewicht und der Zuckergehalt zu
ermitteln; die Untersuchung auf Düngewert beschränkt sich meistens
auf die Bestinmiung des Ksli- und des Stick stoffgehaltes.
a) BesHmtnung des speadftachen €kewicMe$. Diese erfolgt durch
Spindelung nach II. A. (S. 463), wobei man jedoch, des Einflusses der
angehäuften Nichtzuckerstoffe wegen, nur Vergleichs werte erhält.
b) BeMfntnung des ZuckergehaUea» Das Normalgewicht (26 g)
der Lauge wird mit Wasser in ein 100 ccm-Kölbchen gespült und nach
Zustaz einiger Tropfen Phenolphtaleinlösung gemäß der unter VII. A. b.
(S. 463) gegebenen Vorschrift behandelt.
c) Be&Ufnmunff des KiUigehaUes» 50 ccm Lauge werden in einer
Platinschale zur Trockne yerdampft und yerascht (s. S. 463); die Asche
wird mit salzsäurehaltigem Wasser aufgenommen und in einen 250 ccm-
Kolben filtriert, worauf man in 50 ccm des bis zur Marke aufgefüllten
und durchgemischten Filtrates nach Ausfällung der Schwefelsäure das
Kali in bekannter Weise bestimmt.
d) BeMnvmung des SHcketoffgehaUes. Diese erfolgt in 25 ccm
der Lauge nach der Methode yon Kjeldahl.
ÜDtersachang des Strontianits. 465
B. Strontianit und Produkte des StrontianTerfahrens.
1« Strontianit (Stückerz und Wascherz).
Dieses Mineral bildet ein wichtiges Ausgangsmaterial für die Her-
stellang der zur Entzuckerung erforderlichen Strontianprodukte und ent-
hält als Hauptbestandteil kohlensaures Strontium (80 — 90Proz.) neben
kohlensaurem Calcium, Eisenoxyd, Tonerde und in Säure unlöslichen
Bestandteilen. Die quantitative Untersuchung wird, wie folgt, ausgeführt.
a) Bestimmung der FeucMigkeitm 10 g der fein gepulverten
Durchschnittsprobe, die mit besonderer Sorgfalt zu entnehmen und zu
bereiten ist, werden bei 110^ C. bis zur Gewichtskonstanz getrocknet.
b) BeMmmung des in Süure UnlöMchen» 10 g Substanz werden
in einem Erlenmeyerschen Kolben mit Wasser übergössen und allmählich
mit konzentrierter Salzsäure oder Salpetersäure zersetzt. Nach Beendigung
der Kohlensäureentwicklung erhitzt man zum Sieden und filtriert über ein
Filter von bekanntem Aschengehalte in einen 500 ccm-Kolben. Das mit
heißem Wasser ausgewaschene Filter wird im Platintiegel verascht.
e) BeMmmung von Eiaenoicyd und Tonerde» Das Filtrat
von b) wird nach dem Erkalten bis zur Marke aufgefüllt und durch-
gemischt. Aus 100 ccm (= 2 g Substanz) werden, eventl. nach voran-
gegangener Oxydation durch Salpetersäure (um sicher zu sein, daß alles
Eisen in der Form von Oxyd vorliegt), Eisenoxyd und Tonerde mittels
Ammoniak abgeschieden und gemeinsam bestimmt, wobei es sich sehr
empfiehlt, den Niederschlag auf dem Filter in verdünnter Salzsäure zu
lösen, und aus der (nunmehr nur wenig Calcium und Strontium ent-
haltenden) Lösung Eisen und Tonerde von neuem zu fällen. Das Filtrat
hiervon samt dem Waschwasser dient zur
d) Trennung und BesHm/m^ung von kohlensawrem StrotiMtM/m
und kohlensaurem, Calcium^ Man versetzt in der Siedehitze mit
einer Lösung von kohlensaurem Ammonium, löst die mit siedendem
Wasser gewaschenen Karbonate auf dem Filter in konzentrierter Salpeter-
säure und fängt das Filtrat in einer Porzellanschale auf. Nach dem
Eintrocknen und einstündigen Erhitzen Äuf 110® C. werden die Nitrate
mit einem Gemenge von gleichen Teilen wasserfreien Alkohols und Äthers
Übergossen, mittels eines Glaspistills fein zerrieben und ca. 12 Stunden
unter Vermeidung von Wasseranziehung stehen gelassen. Hierauf filtriert
man das ungelöst gebliebene Strontiumnitrat auf ein gewogenes Filter,
wäscht mit Ätheralkohol aus, wägt und rechnet das Nitrat auf Karbonat
um (Faktor 0,6973). Zum Filtrate setzt man 20 ccm heißes Wasser, erhitzt
einige Zeit auf dem kochenden Wasserbade, fällt das Calcium mit oxal-
saurem Ammonium als Oxalat oder mit verdünnter Schwefelsäure und
Alkohol als Sulfat und verfahrt in bekannter Weise weiter.
Untersuchungen. 5. Aufl. III. 30
466 ZackerfabrikatioD.
Ist lediglich die Bestimmung des kohlensauren Strontiums (und
Calciums) erforderlich, so läßt sich der Gang der Untersuchung, wie folgt,
vereinfachen: 10 g der Substanz werden mit Wasser in einen 500 ccm-
Kolben gespült und mit konzentrierter Salpetersäure zersetzt, worauf man
zu der zum Sieden erhitzten Flüssigkeit Ammoniak in geringem Überschüsse
fügt und wie imter c) verfährt. Sodann füllt man mit Wasser bis fast zur
Marke imd kühlt den lose verstopften Kolben ab; nach dem Erkalten
wird aufgefüllt, durchgemischt, möglichst schnell durch ein Falt^ifLlter
filtriert, und ein Teil des Filtrates (100 ccm) zur Untersuchung verwendet.
Die jetzt vielfach in der Technik gebrauchten, aus Cölestin dar-
gestellten Karbonate und Hydrate werden im allgemeinen nach den in
diesem Abschnitte besprochenen Methoden, oder, wenn die genaue ße-
Stimmung des als Sulfid, Sulfit und Hjposulfit vorhandenen Strontiums
gewünscht wird, nach dem von W. Feld^) angegebenen Verfahren unter-
sucht.
2. Glühmasse und Rückstände.
a) Qlühnuxsse* Mit dem Namen „Glühmasse^ bezeichnet man
jenes Produkt, das durch Brennen des natürlichen Strontianits oder des
im Betriebe durch Saturation strontianhaltiger Lösungen entfallenden
kohlensauren Strontiums („weiBer" und „brauner*' Schlamm') erhalten
wird. Die Untersuchung der Glühmasse beschränkt sich auf die Fest-
stellung des Gehaltes an Strontiumoxyd; man hat sie, wegen der
geringen Löslichkeit des Strontiumhjdroxydes in kaltem Wasser, stets
in heißer Lösung und möglichst schnell auszuführen: 10 g der gut
gepulverten Durchschnittsprobe werden in einer emaillierten Eisenschale
mit 500 ccm heiBem Wasser übergössen. Nach Feststellung des Gresamt-
gewichtes erhält man einige Minuten unter Umrühren im Sieden, ersetzt
dann das verdampfte Wasser durch Hinzufügung von heiBem Wasser,
mischt, filtriert durch ein trockenes Faltenfilter in ein trockenes GefaB
und titriert 50 ccm des heiBen Filtrates (= 1 g Substanz) unter Zusatz
einiger Tropfen Phenolphtalein mit % N.-Salzsäure oder % N.-Salpeter-
säure. Die Anwendung von 3/4 Normalsäure bezweckt lediglich die
Vereinfachung der Berechnung; 1 ccm Normalsäure entspricht nämlich
0,13265 g krystallisierten Strontiumhydroxydes Sr(OH), + 8H,0. Aus
dem Ansätze
1000 : 132,65 = 750 : x
ergibt sich
X = 99,58,
•) Chem. Ind. Bd. 21, 372.
') Diese Produkte werden feucht mit Sägemehl gemischt, zu Ziegeln ge-
formt, getrocknet and gebrannt.
Produkte des StrontianTerfahrens. 467
80 daß 1 com y^ Normalsäure = 0,09958 g Strontiumhydroxyd ist, wofür
man, ohne einen Fehler zu begehen, 0,1 einsetzen darf. Wendet man
also 10 g der zu titrierenden Substanz an, so geben die verbrauchten com
^4 Normalsäure direkt Prozente krystallisierten Strontiumhydrozydes
an. Bei der Titration der Glühmasse muß man natürlich die gefundenen
Prozente Strontiumhydroxyd auf Strontiumoxyd umrechnen, was mit
Hilfe des Faktors 0,3893 geschieht.
b) JRiiekstände. Der beim „Löschen^ der Glühmasse verbleibende
Rückstand, „I. Rückstand^, wird nochmals zu Ziegeln geformt imd ge-
brannt; beim Löschen hinterläßt er den „II. Rückstand^, der im Betriebe
meist nicht mehr verwendet wird. Die Untersuchung dieses Abfall-
produktes (des feuchten Materiales aus dem Betriebe) auf Strontian
ist für die Feststellung des Strontianverlustes erforderlich; jedoch wird
häufig auch die Bestimmung des in Säure Unlöslichen, des Eisenoxydes
und der Tonerde, sowie des Salkgehaltes verlangt. Die für die einzelnen
Bestimmungen nötigen Mengen sind schnell hintereinander abzuwägen.
d) Bestimmung des Wassergehaltes. Diese erfolgt nach YII. B.
1. a) (S. 465).
ß) Bestimmung des in Säure Unlöslichen. 10 g Substanz
werden mit verdünnter Säure gekocht; das ungelöst Bleibende wird
abfiltriert, mit heißem Wasser ausgewaschen und im Platintiegel verascht.
Das Filtrat dient zur
y) Bestimmung von Eisenoxyd und Tonerde nach VII. B.
1. c) (S. 465).
^) Bestimmung des Strontiumhydroxydes. 20 g der Substanz
werden in einem 500 ccm-Eolben mehrere Minuten lang mit ca. 250 ccm
Wasser gekocht; nach dem Erkalten — wegen des geringen Gehaltes
an Strontiumhydroxyd kann diese Untersuchung in kalter Lösung vor-
genommen werden — füllt man zur Marke auf, mischt und filtriert durch
ein trockenes Faltenfilter. 250 ccm des Filtrates (= 10 g Substanz)
dienen zur Titration mit ^4 Normalsäure (vergl. S. 466).
e) Bestimmung des kohlensauren Strontiums und des
kohlensauren Calciums. 20 g Rückstand werden mit etwas Wasser
in einen 500 ccm-Kolben gespült, mit 25 ccm Essigsäure versetzt und
weiterhin nach S. 466 (vereinfachter Untersuchungsgang) behandelt.
3. Weißes Salz, braimes Salz, Scbleudersalz und Saccharat«
Das „weiße Salz^ entsteht durch Löschen der Glühmasse und liefert
durch seine Einwirkung auf Melasse in heißer Lösung das unlösUche
Strontiumbisaccharat, sowie eine braungefarbte Mutterlauge, aus der
beim Erkalten das „braune Salz^ auskrystallisiert. Das durch Decken
80 •
468 Zackerfabrikation.
mit 10-proz. reiner Hydroxydlösung gereinigte Saccharat zersetzt sich
in der Kälte unter Bildung von krystallisiertem, gelblichbraun gefärbtem
Hydroxyd, das durch Zentrifugieren als „ Schleudersalz " von der
Strontiumhaitigen Zuckerlösung getrennt wird.
Zur Bestimmung des Strontiumhydroxydes in den drei
Salzen werden 10 g in einem 500 ccm-Kolben in siedendem Wasser ge-
löst. Man füllt mit heiBem Wasser bis zur Marke auf, mischt, filtriert
erforderlichen Falles und titriert 50 ccm des heißen Filtrates (= 1 g
Substanz) mit ^4 Normalsäure.
Die Bestimmung des Zuckergehaltes im Schleudersalze (es
enthält meist ca. 3 — 4 Proz. Zucker) wird mit dem halben Normalgewichte,
13 g, nach VIT. A. b) (S. 463) ausgeführt.
Das Saccharat wird in derselben Weise untersucht, wie es beim
Ealksaccharate (S. 463) angegeben worden ist, nur daß man, wie schon
erwähnt, bei der Bestimmung des Stronti angehaltes sich dei' ^4 Normal-
säure bedient.
4« Schlempekohle«
Die braungefarbte Mutterlauge des Strontiansaccharates (s. VII.
B. 3.) (S. 468) liefert nach dem freiwilligen Auskrystallisieren des „braunen
Salzes^ (s. d.) und nach der Saturation mit Kohlensäure („brauner
Schlamm**; vergl. VII. B. 2. S. 466) eine fast strontianfreie Abfalllauge,
die sogen. Schlempelauge, die nicht selten durch Eindampfen und Ver-
brennen auf Schlempekohle verarbeitet wird. Der Handelswert der
letzteren ist durch ihren Gehalt an kohlensaurem Kalium bedingt.
Außer diesem enthält sie hauptsächlich noch kohlensaures Natrium,
Chlorkalium, schwefelsaures Kalium, phosphorsaures Kalium und in
Wasser unlösliche Verunreinigungen (Kohle, Sand und Ton).
Die vollständige Untersuchung solcher Schlempekohlen erfolgt nach
einer bestimmten, handelsüblich gewordenen Methode von Hey er*), deren
Gang nachstehend angegeben werden soll. Bei der Probenahme und
Aufbewahrung ist auf die stark hygroskopischen Eigenschaften der
Schlempekohle Bücksicht zu nehmen.
a) BesHmmung der Feuchtigkeit* 10 g werden bei 110^ bis zur
Gewichtskonstanz getrocknet.
b) Bestimmung des in Wasser TJnlöMchen. 20 g werden im
Erlenmey ersehen Kolben mit ca. 250 ccm Wasser 15 Minuten auf sieden-
dem Wasserbade erhitzt; die Lösung filtriert man heiß durch ein ge-
trocknetes und gewogenes Filter in einen 500 ccm-Kolben und wäscht
') Chem.-Ztg. 1891, Bd. 15, No. 82; vergl. auch Lacombe, Bull. Ass. Chim.
Bd. 17, S. 82.
Schlempekoble des Strontianverfahrens. 469
mit heiBem Wasser yollständig aus. Das Filter wird getrocknet und
gewogen (Kohle, Sand und Ton), hierauf verascht (Sand und Ton).
Das erkaltete, aufgefüllte, gründlich durchgemischte Filtrat dient zu
allen ferneren Bestimmungen.
€) Bestimmung der gesamten AUuMUsalze^), Je 25 ccm der oben
bei b) erhaltenen Lösung (= 1 g Substanz) werden in vier mit kleinen
Glasstäbchen gewogenen flachen Porzeil anschälchen zunächst auf dem
Wasserbade eingetrocknet, worauf man den Rückstand auf einer erhitzten
Asbestplatte unter beständigem Umrühren kalziniert und schliei^lich
über freier Flamme bis zum eben beginnenden Schmelzen glüht. Das
mittlere Gewicht der Glührückstände ergibt die gesamten Alkalisalze.
d) Beettmmung des CMarkaUums. Der Inhalt des ersten Schäl-
chens wird in heißem Wasser gelöst und nach Ansäuern mit Salpeter-
säure durch Silberlösung gefallt oder mit Y^q N.-Silbemitratlösung titriert
(1 8cm = 0,00746 g KCl).
e) SesHmmung des schwefelsauren KaUums* Der Inhalt des
zweiten Schäl chens wird, eventl. nach Oxydation niedrigerer Schwefel-
verbindungen mittels Brom, nach Lösen in heißem Wasser imd Zusatz
von Salzsäure, mit Chlorbaryumlösung gefällt; das Gewicht des schwefel-
sauren Baryums, mit 0,7469 multipliziert, ergibt die in 1 g Schlempe-
kohle vorhandene Menge schwefelsauren Kaliums.
f) Bestimm,v/ng des phosphorsauren Kaliums* Der Inhalt des
dritten Schälchens wird, nach Lösen in heißem Wasser, der allgemein
bekannten Methode folgend, zunächst mit molybdänsaurem Ammonium
gefallt, der ausgewaschene Niederschlag aber in heißem Ammoniakwasser
gelöst, und die Phosphorsäure durch Zusatz von Magnesiamixtur in Form
phosphorsaurer Ammoniakmagnesia ausgeschieden, die man in pyro-
phosphorsaures Magnesium überführt. Das Gewicht des letzteren, mit
1,9078 multipliziert, ergibt den Gehalt an phosphorsaurem Kalium in
1 g Schlempekohle.
g) Bestimmung des kohlensauren Kaliums, Der Inhalt des
vierten Schälchens wird nach Lösen in heißem Wasser in ein 100 ccm-
Kölbchen gespült, nach Übersättigung mit Salzsäure zum Sieden erhitzt
und mit so viel einer Chlorbaryumlösung (in 100 ccm 1,047 g krystallisiertes
Chlorbaryum [0,1 ccm = 0,001 g BaSOJ enthaltend) versetzt, als zur
Ausfallung der nach e) bestimmten Schwefelsäure erforderlich ist, indem
man also für je 1 mg des gefundenen schwefelsauren Baryums 0,1 ccm
der Chlorbaryumlösung hinzufügt. Nach dem Erkalten füllt man mit
0 In Schlempekohlen aus Kolonialmelassen kann nach Pellet zuweilen
freies Alkali vorhanden sein, was bei der Analyse derartiger Produkte berück-
sichtigt werden sollte (Bull. Ass. Chim., Bd. 17, S. 86).
470 Zackerfabrikation.
destilliertem Wasser bis zur Marke auf, mischt, filtriert durch ein
trockenes Filter imd bestimmt in 20 ccm des Filtrates (= 0,2 g Schlempe*
kohle) das Gesamtkali als Kaliumplatinchlorid. Das Gewicht des letzteren,
mit 0,2847 multipliziert, ergibt den Gesamtkaliumgehalt yon 0,2 g
Schlempekohle, als kohlensaures Kalium ausgedrückt. Zur Ermittelung
des wirklichen Gehaltes an kohlensaurem Kalium werden die unter d),
e) und f) gefundenen Prozente yon Chlorkalium, schwefelsaurem Kalium
und phosphorsaurem Kalium durch Multiplikation mit 0,9269, bezw.
0,7932, bezw. 0,9765 auf kohlensaures Kalium umgerechnet und von
den unter g) gefundenen Prozenten abgezogen.
h) BeMm/mung des kohlensauren Natriume. Den Gehalt an
kohlensaurem Natrium erhält man durch Subtraktion der Summe der
Kaliumsalze vom Betrage der imter c) ermittelten Gesamtalkalisalze.
Die Berechnung des Wertes der Schlempekohle auf Grund der,
wie angegeben, ermittelten analytischen Daten erfolgt nach gewissen,
im Handel üblichen, übrigens nicht allerorten übereinstimmenden Methoden,
die jedoch keinerlei wissenschaftliche Grundlagen besitzen, sondern mehr
oder weniger willkürlich sind; es wird deshalb an dieser Stelle nicht
auf sie eingegangen.
C. Osmosewässer.
Die Untersuchung der Osmosewässer umfaßt die Feststellung der
Brix- oder Baumegrade, des Zuckergehaltes und der Reinheit. Die
ersteren werden am besten aus dem spezifischen Gewichte berechnet,
das pyknometrisch nach der für Melasse angegebenen Methode bestimmt
wird; die Fehler infolge Benutzung der für reine Zuckerlösungen gültigen
Tabellen machen sich hier natürlich in noch erhöhtem Grade geltend.
Bei der Ermittelung der direkten Polarisation ist es vorteilhaft,
die Verdünnung so zu wählen, daB 100 ccm der geklärten Lösung dem
halben Normal gewichte entsprechen; als Klärmittel ist hier das basische
Bleinitrat*) ganz besonders zu empfehlen, da es in fast allen Fällen
sofort klare und stark entfärbte Lösungen ergibt. Die Untersuchung
nach der Inversionsmethode geschieht gemäß den a. a. 0. gegebenen
Methoden, jedoch ist bei der Anwendung von Bleinitrat als Klärmittel
an Stelle der Konstante 132,66 die Herlessche Konstante 133,5 in die
Formel einzusetzen, so daß letztere folgendennaßen lautet:
2 ^ lOOS
133,5 '
') Siehe Lippmann, Chemie der Zuckerarten 1904, S. 1391. Die Her-
stelluDg der Herlesschen KlärlösuDg geschieht nach folgender Vorschrift: Blei-
nitratlösung: 1 kg Bleinitrat in 2 1 Wasser gelöst. Lauge: 100 g festes Ätznatron
in 2 1 Wasser gelöst.
Osmosewässer. Melassenfatter. 471
Die Kaffinoseformel Z = — ^ ^ ändert sich bei Klärung
0,839 ^
mittels Bleinitrat, wie folgt:
2 ^ (0,4724 + 0,002 t)F — l^ Q
0,9074 — 0,003 t
Die Bestimmung des Invertzuckers und der Alkalität geschieht
nach den a. a. O. gegebenen Vorschriften.
D. Helassenfütter.
Bestimmte, allgemein angenommene Methoden zur Untersuchung
der höchst mannigfaltig zusammengesetzten Melassenmischfutter liegen
zur Zeit noch nicht vor, und die Sichtung der sehr zahlreichen in dieser
Hinsicht gemachten, oft ganz speziellen Bedürfiüssen entsprungenen Vor-
schläge muB weiterer Erfahrung überlassen bleiben. Die wichtigsten
Bestandteile können am einfachsten in nachstehender Art bestimmt
werden'), wobei auf die ganz besondere Schwierigkeit der Probenahme
ausdrücklich hingewiesen sei:
i. BesUmmung der JFeuchHgkeU* 5 — 10 g der oft sehr hygro-
skopischen Substanz werden im Messingschälchen bei 100 — 105^ bis zur
Gewichtskonstanz getrocknet; da dies selten gelingt, ist das Ergebnis
nur ein annäherndes.
2m BesHfnmting des Zuckergehaltes* Nach dem durch Frühling
in sehr zweckmäßiger "Weise abgeänderten Verfahren von K. Müll er 5)
werden 26 g Substanz in einem Kolben mit soviel kaltem Wasser übergössen,
daß von diesem, einschließlich des vorher festgestellten Wassergehaltes
der Substanz, 200 g vorhanden sind; sobald nach längerem Stehen unter
öfterem Umschütteln völlige Lösung und Auslaugimg erfolgt ist, filtriert
man und polarisiert 50 ccm imter Zugabe von 5 ccm Bleiessig; der be-
rechnete Betrag ist (mit Kücksicht auf die Lösung in 200 ccm) zu ver-
doppeln. Etwa vorhandene größere Mengen Invertzucker sind gesondert
zu ermitteln, wozu man den Extrakt einer geeigneten größeren Menge
Substanz mit dem etwa zehnfachen Wasserquantum benützen kann.
Nach Herzfeld läßt sich mit Vorteil auch in nachstehender Weise
arbeiten: 26 g der Substanz werden im 200 ccm-Kolben mit Wasser und
Bleiessig (mindestens 10 ccm) bei 65 — 70^ 45— 50 Minuten digeriert
') Jahr- u. Adressenbach der Zuckerfabriken Österreich-Ungarns 1904/5, S. 78.
') Vergl, auch Österr.-Ungar. Zsch. 1901, S. 678; Landw. Versuchsstationen
1901, Bd. 56, S. 81.
') Landw. Versuchsstationen, Bd. 47, S. 249.
472 ZuckerfabrikatioD.
und dann wie üblich weiter behandelt; den, durch das Markvolumen
yerursachten Fehler darf man für praktische Zwecke meist vemachlässigen,
oder man bestimmt ihn durch Auflösen Ton 26 g Zucker nebst 26 g aus-
gelaugten Markes zu 200 ccm und korrigiert den Befund mittels der so
gefundenen Zahl in sinngemäßer Weise.
Einem von Scheibler aufgestellten Prinzipe gemäß kann man auch
das halbe Normalgewicht Substanz zu 100 imd zu 200 ccm lösen; aus
den beiden Polarisationen a und b ergibt sich das Volum des Unlös-
a — 2b
liehen zu x = 100 r- » und die Polarisation des halben Normal-
a — b '
. , . ^ -r ^ (100 — x) a
gewichtes für 100 ccm Lösung zu P = -^^ ir^ — .
Nimmt man den Durchschnittsgehalt der Melasse an Zucker zu
48 oder 50 Proz. an, so läßt sich annähernd berechnen, wieviel Melasse
dem Futtermittel zugesetzt worden ist.
Die Extraktionsverfahren, wie sie zuerst Förster^) und Gonner-
mann') vorschlugen, sind in der Praxis trotz ihnen vielfach zuteil
gewordener Verbesserungen nicht beliebt; sie werden als umständlich
imd zeitraubend, bei manchen Arten Futtermischungen auch als schwer
ausfuhrbar und nicht ausreichend bezeichnet.
Ist einem Melassenfutter Leinsamen zugesesetzt, so versagen nach
Hissink-Goes ') alle bisher empfohlenen Methoden der Zuckerbestim-
mung; betreffs des in diesem besonderen Falle einzuschlagenden Weges
muß jedoch auf die Original arbeit verwiesen werden.
S. BesHmtnung des FettgehtUtes. Aus 5 g bei 80^ getrockneter
und fein gemahlener Substanz wird zunächst der Zucker auf einem
kleinen Filter durch sehr allmähliches Aufgeben von insgesamt etwa
100 ccm kaltem Wasser ausgelaugt; das Filter nebst dem Rückstände
trocknet man zuerst vor, sodann bei 95^ völlig fertig, zieht in einem
geeigneten Extraktionsapparate, z. B. in dem ganz vortrefflichen Früh-
lin g sehen ^), 6 — 8 Stunden mit wasserfreiem Äther aus und wägt den
Extraktionskolben erst leer und später nach vollendeter Extraktion,
Verdunstung des Äthers und Trocknung bei 100®.
4» SesUm/mung des SHcksioffg^uUtes» Diese erfolgt in 5 g
Substanz nach der Methode von Kjeldahl. Die gefundenen Prozente
Stickstoff, mit 6,25 multipliziert, ergeben den Gehalt an „Protein"; der
Handel, der die Angabe dieser Zahl fordert, pflegt hierbei immer noch
1) Chem.-Ztg. 1899, No. 19.
*) Deutsche Zuckerindustrie 1899, S. 448.
•) Landw. Versuchsstationen 1904, 60, 125.
*) Zsch. f. angew. Chemie 1900, S. 270.
Knochenkohle. 473
Ton der Annahme auszugehen, daB die Proteinstoffe im Durchschnitt
16 Proz. Stickstoff enthalten., und das Resultat ist daher ein rein kon-
ventionelles, ganz abgesehen davon, daß bekanntermaßen gerade bei
Melassen die „Proteine" nur den kleinsten Teil der stickstoffhaltigen
Substanzen bilden. Auf die zuweilen verlangte Bestimmung der einzelnen
Formen des Stickstoffes, des sogen, verdaulichen Stickstoffes u. s. f.,
gemäß den „Beschlüssen" '), kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen
werden.
Till. Hilfsstoffe.
A. Knochenkohle.
Die Wirkungsweise der Knochenkohle im Betriebe beruht auf ihrer
Fähigkeit, gewisse Bestandteile des Nichtzuckers, namentlich Farbstoffe,
Alkalien, und Ealksalze aus den Säften zu absorbieren; ist diese Ab-
sorptionsfähigkeit erschöpft, so muß die Kohle „wiederbelebt^ werden.
Neue Knochenkohle wird nach ihrem Gehalte an Feuchtigkeit,
an Kohlenstoff und an in Säuren unlöslichen Bestandteilen (Sand und
Ton) bewertet; ersterer soll nicht höher als 7 — 8 Proz., letzterer nur
minimal sein. Fernerhin werden bestimmt: kohlensaures Calcium,
schwefelsaures Calcium, Schwefelcalcium imd die organischen Stoffe.
Knochenkohle des Betriebes wird außerdem auf absorbierten Zucker
untersucht, Knochenkohlen- Abfall, der zur Darstellung von Super-
phosphaten dient, meist nur auf Phosphorsäure.
1. BesUmmung der FeuchUgkeU. 15 — 20 g der sorgfältig ge-
zogenen Burchschnittsprobe werden in einem mit eingeschliffenem Glas-
stopfen versehenen Trockenglase abgewogen und bei 130 — 140° bis zum
konstanten Gewichte getrocknet.
2* BesHfnmung van KohleiMtofff Sand und Tan. 10 g der
feinst gemahlenen Knochenkohle werden in einem Erlenmey ersehen
Kolben mit etwas Wasser und 50 ccm reiner Salzsäure versetzt imd
15 Minuten gekocht; der Rückstand wird auf einem getrockneten und
gewogenen Filter gesammelt, mit heißem Wasser bis zum Verschwinden
der sauren Reaktion ausgewaschen und bei 110° bis zur Gewichts-
konstanz getrocknet. Hierauf verbrennt man das Filter im Platintiegel.
Die Gewichtszunahme des Tiegels stellt den Gehalt an Sand und Ton
dar; sie ergibt, vom Gewichte des Gesamtrückstandes abgezogen, den
Gehalt an Kohlenstoff.
^ BegHfmmung des kohlensauren Calciums. Man führt diese
Analyse in der Regel indirekt, d. h. in Form einer quantitativen Be-
^) Ö8terr.-Üng. Zsch. 1901, S. 673.
474 ZackerfabrikstioiL.
Stimmung der Kohlensäure, aus, deren Betrag man dann auf kohlensaures
Calcium umrechnet.
Die Eohlensäurebestimmung kann mit Hilfe des bekannten 6 eiBl er-
sehen Apparates (aus dem Gewichtsverluste) erfolgen; in den Labora-
torien der Zuckerfabriken ist jedoch fast ausschlieBlich der neben-
stehend abgebildete (s. Fig. 81) Scheibl ersehe Apparat im Grebrauche,
der eine schnelle und hinreichend genaue volumetrische Bestimmung der
Kohlensäure ermöglicht^).
Die Flasche A dient zur Entwickelung der Kohlensäure, die aus
1,7 g fein gemahlener Knochenkohle mit Hilfe verdünnter, in dem Gutta-
perchazylinder iS befindlicher Salzsäure') ausgetrieben wird. Die Kohlen-
säure tritt durch den eingeschliffenen, mit Glasansatz versehenen Stopfen
und den an dem Ansätze befestigten Kautschukschlauch r in eine dünne
Gummiblase K^ die, durch das rechtwinkelige Ajisatzrohr r^ luftdicht
mit r verbunden, sich in der dreifach tubulierten Flasche B befindet.
Diese steht durch das Glasrohr uu mit der graduierten Mefiröhre C,
durch das mit Gummischlauch und Quetschhahn versehene Köhrchen q
mit der äuBeren Luft in Verbindung. Die in 25 „Scheiblersche Grade^
(1 Grad = 4 ccm) und deren Unterabteilungen eingeteilte Mefiröhre C,
kommuniziert durch die imtere Verbindung mit der Gasdruck-Kontroll-
röhre Z), die ihrerseits am unteren Ende eine durch den Quetschhahn p
verschließbare Abflußröhre enthält; letztere führt bis auf den Boden des
zweihalsigen Wasserbehälters E. Mittels Einblasen von Luft durch v
kann man bei geöffnetem Quetschhahn p das in F enthaltene Wasser
nach C und D empordrücken, andrerseits kann dieses durch Öffnen
von p nach E abgelassen werden. Alle Teile des Apparates mit Aus-
nahme von A sind durch Metallfassungen an ein Holzstativ befestigt,
das außerdem noch einen Thermometer zur Beobachtung der Versuchs-
temperatur trägt.
Zur Ausführung der Kohlensäurebestimmung mit Hilfe des eben
beschriebenen Apparates bringt man zunächst den Wasserstand in C auf
den Nullpunkt. Darauf stellt man die Verbindung mit der vollkommen
ausgetrockneten Entwicklungsflasche A her, in die man die abge-
wogene Menge (1,7 g) Knochenkohle, sowie das mit der Salzsäure ge-
füllte Guttaperchagefäß hineingebracht hat. Die durch das Einsetzen
des ein geschliffenen (ringsum eingefetteten) Glasstopfens verursachte
Niveauverschiebung in C und D wird durch einmaliges O&en des
Quetschhahnes q ausgeglichen. Man faßt nun A vorsichtig mit zwei
1) Mindestens ebenso schnell, aber ungleich genauer sind die Bestimmongen
nach der Methode von Lunge und Marchlewski, Bd. I, 8.171, bei der auch
alle Tabellen wegfallen. Vergl. auch I, 674 ff.
*) 2 Vol. konzentrierter Salzsäure und 1 Vol. Wasser.
Bestimmiing der Kohlenature in Knochenkohle. 475
Fingern der rechten Hand unter Vermeidung tob unnötiger Erwärmung
durch die Handfläche und bringt durch Neigung des GefaQes die Salz-
säure langsam zum AusflieSen. Die sich entwickelnde Kohlensäure
drückt das Wasser in C herab und in D empor; durch gleichzeitiges
öffaen von p mit der linken Hand reguliert man den Wasserstand,
während man A fortwährend bewegt und schlieBUch schüttelt, indem
man Sorge trägt, daß von der Flüssigkeit in A nichts durch r nach B
gelangt. Sobald keine Yolumenänderung in C mehr eintritt, wird der
Wasserstand in C und D genau eingestellt und nebst der Temperatur
476 Zuckerfabrikation.
abgelesen. Mittels dieser beiden Zahlen entnimmt man den gesuchten
Prozentgehalt an kohlensaurem Calcium direkt einer Ton
Scheibler berechneten Tabelle, die in der jedem Apparate beigegebenen
Gebrauchsanweisung abgedruckt ist.
Der normale Gehalt der Knochenkohle an kohlensaurem Calcium
beträgt im Mittel 6 — 7 Proz. Während des Betriebes häufen sich Kalk-
salze in der Knochenkohle an, und es muß daher zeitweise deren Ge-
halt an kohlensaurem Calcium auf die normale Menge zurückgeführt
werden (durch die „Wiederbelebung"). Die Feststellung derjenigen Menge
Salzsäure, die zur Lösung des Kalkes erforderlich ist, kann aus einer
ebenfalls von Scheibler berechneten Tabelle entnommen werden.
Hat' man z. B. 8,37 Proz. Calciumkarbonat in einer Knochenkohle
gefunden, so sind 8,37 — 7,00 = 1,37 Proz. durch Salzsäure zu ent-
fernen, um ein „normales Verhältnis", z. B. von 7 Proz., wieder herzu-
stellen. Bei Anwendung einer Salzsäure vom spez. Gew. 1,17 oder
21° Baume ergibt sich aus jener Tabelle:
1,0 Tl. Ca CO3 = 2,1534 Tl. Salzsäure von 21 » Be.
0,3 - - = 0,6460 - - - 21" -
0,07 - - = 0,1507 - - - 210 -
1,37 Tl. CaCOj bedürfen also 2,9501 Tl. Salzsäure von 21 <> Be.,
imd es müssen demnach 100 kg Ejiochenkohle, 8,37 Proz. kohlensaures
Calcium enthaltend, mit 2,95 kg Salzsäure von 21 ° Be. behandelt werden.
4, BesUmmung des schwefelsauren Calciwms, 25 g der fein
gemahlenen lufttrockenen Knochenkohle werden in einem Erlenmey ersehen
Kolben mit Wasser durchfeuchtet und darauf mit 100 ccm reiner Salz-
säure versetzt; nach Beendigung der Kohlensäureentwickelung wird
15 Minuten gekocht, der Gesamtinhalt in einen 250 ccm-Kolben gespült,
nach dem Erkalten zur Marke aufgefüllt, durchgemischt und durch ein
trockenes Filter filtriert. In 200 ccm des Filtrates (= 20 g Knochen-
kohle) fällt man in bekannter Weise die Schwefelsäure mittels Chlor-
baryum und rechnet sodann die Menge des Baryumsulfates durch Multi-
plikation mit dem Faktor 0,5828 auf die des Calciumsulfates um.
Das Entgipsen gebrauchter Knochenkohle geschieht durch Aus-
kochen mit Sodalösung; von dieser wird stets ein Überschuß, meistens
etwa das Doppelte der berechneten Menge, angewendet.
6. BesHtnmung des Schwefeicaiciums, 25 g der fein gemahlenen,
lufttrockenen Knochenkohle werden mit 0,5 — 1 g chlorsaurem Kalium
versetzt, mit heiBem Wasser durchfeuchtet imd dann, wie unter 4. an-
gegeben, behandelt. Von der so ermittelten Gesamtmenge des schwefel-
sauren Baryums wird die unter 4. gefundene Menge abgezogen; der Rest
ergibt durch Multiplikation mit dem Faktor 0,3087 die entsprechende
Menge Schwefelcalcium.
Knochenkohle. Kalkstein. 477
Ist Schwefelcalcium in größeren Mengen zugegen, ^as nur aus-
nahmsweise Yorkommen kann, so ist die Oxydation mit Brom in alka-
lischer Lösung, nach dem Verfahren Ton Rössing^) vorzunehmen.
6» BeMmmung der organischen Stoffe, Die qualitative Prüfung
erfolgt durch Kochen mit verdünnter Natron- oder Kalilauge; es darf
hierbei keine oder nur eine sehr geringe Braunfärbung der Lauge auf-
treten. Quantitative Bestimmungen, die übrigens stets nur Vergleichs-
wert besitzen können, führt man nach Drenckmann^) am besten durch
Titration mit übermangansaurem Kalium aus, etwa in derselben Weise,
wie man die organischen Stoffe im Wasser bestimmt.
7. BeMmn^ung des Zuckergehtdtes der gebrauchten Knochen-
kohle, 100 g der Kohle kocht man 4 — 5 mal gründlich mit Wasser aus ;
die wäßrigen Auszüge werden nach Zusatz einiger Tropfen Sodalösung
auf ein kleines Volumen eingedampft, in ein 100 ccm-Kölbchen gespült
und wie übHch polarisiert.. Der mit 0,26 multiplizierte Drehungsbetrag
ergibt den Prozentgehalt an Zucker in der feuchten Knochenkohle,
der unter gleichzeitiger Ausführung einer Wasserbestimmung auf die
trockene Knochenkohle umgerechnet wird').
8, BesHmmtmg der Phosphorsäure in den Knochenkohlen"
abfäUen, 5 g Substanz werden mit 50 ccm Salpetersäure (spez. Gew. 1,42)
und 50 ccm reiner konzentrierter Schwefelsäure versetzt und eine halbe
Stunde im gelinden Sieden erhalten. Nach dem Erkalten spült man
die gesamte Flüssigkeit in einen 500 ccm-Kolben, füllt zur Marke auf,
mischt und filtriert durch ein trockenes Filter. In 50 ccm des Filtrates
(= 0,5 g Substanz) bestimmt man die Phosphorsäure nach der bekannten
Molybdänmethode. Der Betrag des schließlich erhaltenen pyrophosphor-
sauren Magnesiums, mit den Faktoren 0,6376 bezw. 1,3919 multipliziert,
ergibt die entsprechenden Mengen Phosphorsäure bezw. dreibasisches
Calciumphosphat.
B. Strontiaiiit nod strontiumhaltige Fabrikationsprodiikte.
Diese Produkte sind bereits unter VII. B. (S. 465) abgehandelt
worden.
G. Kalkstein.
Der Kalkstein bildet für die Zuckerfabriken das Rohmaterial für
die Gewinnung des zur' Scheidung erforderlichen Ätzkalkes (Scheide-
kalkes), sowie der zur Saturation nötigen Kohlensäure; auf seine mög-
1) Zsch. f. analyt. Chemie, Bd. 41, S. 610.
») Vereinszsch. 1880, S. 733.
') Der Scheibl ersehe oder ein analoger Extraktionsapparat kann ebenfalls
zur Auslaugung des Zuckers ans der gebrauchten Kohle angewandt werden.
478 Zuckerfabrikation.
lichste Keinheit ist daher groBes Gewicht zu legen, und Steine, die
durch Gips, Ton, Kieselsäure, Alkalien etc. wesentlich verunreinigt sind,
solltcA in Zuckerfabriken keinesfalls Anwendung finden. Ausführliche
Anweisungen über seine Analyse finden sich Bd. I, S. 490 und 673 ff. ^).
D. Scheidekalk (gebrannter Kalk).
Aus der Untersuchung des zur Darstellung des Scheidekalkes be-
nutzten Kalksteines läfit sich die Zusammensetzung des Scheidekalkes
mit genügender Sicherheit ersehen. Ist eine Analyse geboten, so ver-
fahrt man wie bei Kalkstein, wozu jedoch dann noch die Bestimmung
des Ätzkalkes kommt, wie sie Bd. I, S. 491 und 685 beschrieben ist').
Die letztere genügt für sich allein in den meisten Fällen; im Betriebe
wird sogar meist nur mittels des Aräometers der Gehalt an Kalkmilch
gemäß der Tabelle von Blattner (Bd. I, S. 492) festgestellt.
Einen sehr sinnreichen Apparat zur Ermittelung des ablöschbaren
Ätzkalkes im gebrannten Kalk auf kalorimetrischem Wege hat Stiepel
konstruiert»). Vergl. Bd. I, S. 491 u. 686.
E. Wasser.
Für den Betrieb der Zuckerfabriken ist das Wasser um so ge-
eigneter, je weniger gelöste Stoffe es enthält, da diese in den Dampf-
kesseln zur Kesselsteinbildung führen können und auch stets eine Ver-
schlechterung der Säfte bewirken. Die Analyse des Wassers ist Bd. I,
S. 768 ff., diejenige für technische Zwecke I, S. 837 ff. beschrieben.
F. Soda, Ätznatron, Salzsäure, Schwefelsäure.
Hierüber sind die Spezialabschnitte im ersten Bande dieses Werkes
zu vergleichen.
6. Saturationsgas; Kesselgase«
1* Saturationsgas.
Die Untersuchung des durch Brennen des Kalksteins oder des
Strontianits erzeugten Saturationsgases beschränkt sich im allgemeinen
auf den seinen Wirkungswert bedingenden Kohlensäuregehalt, den
man schnell und hinreichend genau mit Hilfe der Stamm ersehen Röhre
(s. Fig. 82) ermittelt. Zur Entnahme des Gases dient ein an der Rohr-
') Über die Bestimmung der Magnesia s. Herzfeld (Vereinszsch. 1896,
S. 204).
') Über eine rasche Bestimmung des Kalkgehaltes s. Herzfeld (Vereinszsch.
J896, S. 501).
3) Vereinszöch. 1901, S. 897.
. SaturaUonagas.
479
leitung zwischen der Pumpe und den SaturationsgefäBea angebrachter
Probehahn, der durch einen Gummischlauch mit der Spitze der Rühre
yerbunden wird. Man lä6t das 6aa einige Zeit durch die in Wasser
eingestellte Röhre streichen, bis alle Luft YoUständig verdrängt ist,
schließt hierauf den Glashahn der Röhre und entfernt den Gummi-
schlauch. Nach dem Einstellen auf den Nullpunkt bringt man von
F^. SS.
unten, am besten mittels eines Gummifingers, rasch ein Stückchen Eali-
hydrat in die Röhre, verschließt diese mit dem Daumen und schüttelt
kräftig um. Beim abermaligen Einstellen der Röhre in das Wasser
tritt dieses an die Stelle der absorbierten Kohlensäure, und die Volum-
verminderung ergibt ohne weiteres den prozentischen Gehalt des unter-
suchten Gases.
Will man aus bestimmten Gründen andere Bestandteile des Satu-
ratioDSgases ermitteln, vor allem einen etwa .zu hohen Sauerstoffgehalt,
480 Zackeifabrikation.
der entweder von zu groBer Luftzufdhr zum Kalkofen oder Yon Undich-
tigkeiten im Saugstrange herrühren kann, so muß man das Gas aus der
betreffenden Zone des Kalkofens oder aus den entsprechenden Stellen
des Saugstranges mittels eines kräftigen Aspirators ansaugen. Zu diesen
Untersuchungen bedient man sich am besten der Hemp eischen Büretten
und Absorptionspipetten (Bd. 1, S. 227 ff. und II, S. 563 ff.). Bezüglich
aller hierher gehörenden Einzelheiten sei auf das Yortreffliche Spezial-
•werk von J. Seyffart*) hingewiesen.
Auf Vorhandensein vor schwefliger Säure im Saturationsgase prüft
man qualitativ meist nur in der Weise, daB man das Gas durch eine
verdünnte Jodstärkelösung oder durch eine verdünnte, mit einer kleinen
Menge chlorsauren Kaliums versetzte Indigolösung hindurchstromen
läßt. Bei Anwesenheit von schwefliger Säure werden beide Flüssigkeiten
allmählich entfärbt^).
Schwefelwasserstoff, der natürlich nur bei Abwesenheit von schwef-
liger Säure vorhanden sein kann, gibt sich durch den Geruch oder durch
Braunfärbung eines mit Bleilösung getränkten Papierstreifens zu erkennen.
Wird mit schwefliger Säure saturiert, so unterbleibt in jenen
Fabriken, die sich verflüssigter Säure bedienen, in der Regel jede Analyse
des Gases; anderenfalls begnügt man sich meist mit einer Bestimmung
in der Stamm ersehen Röhre, die jedoch schon der großen Löslichkeit
der schwefligen Säure in Wasser wegen notwendig ungenau ausfallen
muß und bestenfalls Vergleichswerte liefert.
2. Kesselgrase.
Vergl. über deren Analyse und die Beurteilung der Resultate Bd. I,
S. 214 ff. und 242 ff.
£s sei auch auf diejenigen Apparate hingewiesen, die den jeweiligen
Kohlensäuregehalt der Gase vermittelst eines Zeigers an einer empirisch
graduierten Skala kontinuierlich anzeigen. Hierher gehören u. a. die
Luxsche Gaswage, das Dasymeter von Siegert und Dürr, das Okono-
meter von Arndt 3), der Apparat von Schultze*);. diejenigen Vorrich-
tungen, die sich unmittelbar in die Leitungen einschalten lassen, sind
jenen vorzuziehen, die auf Ansammlung und spätere Analyse größerer
Gasproben hinzielen.
^) Dr. J. Seyffart, Kesselhaus- und Kalkofenkontrolle. 2. Aufl., 1904,
Schal lehn und WoUbrück.
-) Genauere Angaben über die Bestimmung der schwefligen Säure finden
sich auch in den Arbeiten von Buisson, Bull. Ass. Chim., Bd. 15, S. 146 und
Bd. 17, S. 640.
3) Vergl. Seyffart, a. a. 0.
*) Vereinszsch. 1904, S. 914.
Rohrzuckerindastrie. 481
H. Brenn- and Heizstoffe.
Hinsichtlich der YoUständigen Untersuchung der genannten
Materialien und der hier besonders wichtigen Vorschriften für richtige
Probenahme sind die Spezialabschnitte im ersten Bande dieses Werkes
(Bd. I, S. 244 £f.) zu yergleichen. Für die Praxis des Zuckerfabrikbetriebes
kommen meist nur vergleichende Bestimmungen der Feuchtigkeit, der Asche
(I, S. 245 u. 428), sowie des Schwefelgehaltes (I, S. 248 u. 428) in Betracht.
IX. Produkte der Boluriuekerindastrie.
Die üntersuchirngsmethoden für die Ausgangsmaterialien und Pro-
dukte der Rohrzuckerindustrie sind noch auBerordentlich weniger
weit ausgebildet, als die in der Rübenzuckerfabrikation üblichen. £s
fehlt zwar auch über diesen Gegenstand nicht an zahlreichen Arbeiten
(die naturgemäß zumeist in fremdländischen Fachzeitschriften yeröffent-
licht wurden); die Meinungen über die wissenschaftliche Richtigkeit und
praktische Brauchbarkeit vieler der vorgeschlagenen Methoden sind aber
durchaus nicht genügend geklärt. Einheitliche, allgemein anerkannte
Untersuchungsverfahren lassen sich daher noch nicht aufstellen, und sehr
oft handelt es sich nur um Übertragungen der für die Produkte der
Rübenzuckerindustrie ausgearbeiteten Methoden, wobei es aber zweifel-
haft ist und bleibt, mit welchem Grade von Sicherheit sie auf Erzeug-
nisse der Rohrzuckerindustrie angewandt werden können. Die hier zu
gebende Darstellung muß sich demnach darauf beschränken, nur einige
besondere Arbeitsweisen, die als gut imd brauchbar empfohlen werden,
kurz zu besprechen imd auf die Schwierigkeiten hinzuweisen, die sich
auch bei ihnen der Erzielung sicherer Resultate noch entgegenstellen.
Vorausgeschickt sei gleich an dieser Stelle, daß bei allen in
tropischen Gegenden auszuführenden polarimetrischen Be-
stimmungen der Einfluß der Temperatur zu berücksichtigen
ist. Die aus Europa bezogenen, daselbst bei 20® C. mit Normalquarz-
platten eingestellten Polarimeter ergeben nämlich , wie Prinsen-
Geerligs zeigte'), im tropischen Klima bei 30*^ C. zwar noch richtige
Ablesungen für diese Quarzplatten, aber nicht mehr für die äquivalente
Normalmenge Zucker: statt -f- 100® findet man für diese nur + 99,7®,
es besteht also für zb 1® C eine Differenz von zb 0,03®. Zur Korrektur
empfiehlt es sich, da eine Abänderung der optischen Einrichtung um-
ständlich und kostspielig wäre, die Beobachtungsröhren zu verlängern
und statt der üblichen von 100, 200 und 400 mm solche von 100,25,
0 Archiv f. d. Zackerindastrie Javas 1903, Bd. 11, S. 722.
Untenuchungen. 5. Aufl. IIL 31
482 Zuckerfabrikation.
200,50 und 401 mm Länge anzuwenden. Will man eine reclmerische
Korrektur Yomehmen^), so gilt, falls Zucker, Wasser imd Lösung die
Temperatur t aufweisen, die entsprechend abgeänderte Scbönrocksche
Formel Sjq = st -h st 0,000318 (t — 20), oder, wenn Polarimeter und
Kölbchen bei 17,5^ justiert sein sollten, die Formel
817,6 = St + St 0,00032 (t — 17,5).
1. Das Zuckerrohr *)•
Ein gutes Durcbschnittsmuster vom Felde zu ziehen, wie das in
der Praxis häufig verlangt wird, ist außerordentlich schwierig, ja eigent-
lich kaum möglich, denn selbst um nur vergleichbare Resultate zu
ergeben, müßten die einzelnen Proben wenigstens annähernd richtige
Mittel der Rohrqualitäten jedes Feldes darstellen. Am meisten empfiehlt
es sich noch, jeder Parzelle der Yersuchsfläche mindestens dreißig
Stück Zuckerrohr zu entnehmen, indem man beiden Diagonalen entlang
vorgeht; die einzelnen Rohre werden dann der gesamten Länge nach in
zwei Hälften und diese in je vier Teile geteilt, worauf man vom ersten
Rohre das erste und dritte Stück, vom zweiten Rohre das zweite imd
vierte Stück auswählt u. s. f. Diejenige Probe, die schließlich zerkleinert
wird, soll mindestens 8 — 10 kg wiegen.
Auch bei der Probenahme aus Waggon- und Schiffsladungen, die
am besten während des Entladens geschieht, wird man selbst bei pein-
lichster Sorgfalt kaum auf wirklich zutreffende und untereinander über-
einstimmende Ergebnisse rechnen dürfen.
Betreffs der Untersuchung des Rohres ist zu beachten, daß es be-
stimmte Teile des Rohres, die den „mittleren Zuckergehalt^ enthalten,
nicht gibt; der Gehalt an Zucker und auch an Invertzucker variiert
vielmehr je nach der Stellung der Glieder am Rohrstengel und nach
deren anatomischen Eigenschaften.
Was die direkte Bestimmung des Zuckergehaltes im Rohre
anlangt, so ist von den alkoholischen Methoden nur die Extraktion
empfehlenswert, wird jedoch (obwohl sie eine gleichzeitige Bestimmung
der Holzfasertrockensubstanz ermöglicht) nur selten angewandt; un-
brauchbar ist die Stamm er sehe Alkoholbreipolarisation, da es bisher
nicht gelungen ist, aus Rohr den erforderlichen feinen Brei herzustell eu.
Die warme alkoholische Digestion gibt ebenfalls keine genügend zuver-
lässigen Resultate. Bei allen Verfahren, die ein längeres Erwärmen des
oft stark sauren Saftes erfordern, empfiehlt es sich, nach Krüger
>) Archiv für Zuckerindustrie 1904, Bd. 12, S. 832.
') Vergl. Pellet, Etudes sur la canne ä euere. Nancy 1898. — Krüger,
Das Zuckerrohr und seine Kultur. Magdeburg und Wien 1899; bes. S. 167 ff.
Zuckerrohr. 4g3
Calcium- oder Magnesiumkarbonat zuzusetzen, um nachträgliche Ein-
wirkungen der freien Säure auf den Rohrzucker auszuschließen.
Eine Methode und einen Apparat zur direkten Zuckerbestinmiung
durch systematisches Auslaugen mittels heißen Wassers hat
Zamaron^) beschrieben. Die Rohrstücke werden zunächst auf einer
besonderen Maschine ^) (coupe-cannes) zu feinen Schnitzelchen zerkleinert,
die man in einem eisernen Mörser zu Pulpe zerstößt. Man bringt sodann
100 g der gut gemischten, womöglich ganz frisch bereiteten Pulpe
in den siebartig durchlöcherten Metallkorb des Apparates, stellt diesen
in den unten mit einem Ablaßhahne yersehenen Behälter ein, gießt auf
die Pulpe 200 ccm siedendes Wasser, erhält 10 — 12 Minuten im Sieden
und läßt den wäßrigen Auszug durch den Ablaßhahn in einen Liter-
kolben ab, in den man 10 — 15 ccm Bleiessig') von 28° Baume gebracht
hat. Dasselbe Verfahren wiederholt man nun nochmals erst mit 200 ccm
und dann mit 150 ccm Wasser und laugt auf diese Weise etwa sechs-
mal aus, so daß sich schließlich im Literkolben 960 ccm Flüssigkeit
ansanmieln. Nun kühlt man ab, füllt bis zur Marke auf, mischt, filtriert
und polarisiert im 400 mm -Rohre; bei Anwendung des von Schmidt
und Haensch konstruierten Polarisationsapparates ergeben die abge-
lesenen Grade, mit 1,3 multipliziert, den prozentischen Zuckergehalt des
Rohres. Den im Metallkorbe verbliebenen Rückstand kann man mittels
eines dem Apparate beigegebenen Stempels stark auspressen und in dem
Korbe selbst bei 100 — 110® trocknen, wodurch sich (in annähernder
Weise!) die Menge der in 100 g Rohr enthaltenen Holzfaser- Trocken-
substanz ergibt.
Die heiße wäßrige Digestion Pellets wird nach dessen An-
gaben*), wie folgt, ausgeführt:
Man wägt das einfache, doppelte oder dreifache Normalgewicht
des zerkleinerten Rohres ab, bringt die Substanz in einen 100, 200,
bezw. 300 ccm-Kolben, fügt 10, 20 bezw. 30 ccm Bleiessig *) und dann
Wasser bis zur Marke hinzu; eine kleine durchlöcherte Bleischeibe, unter
das Flüssigkeitsniveau des Kölbchens gebracht, yerhindert, daß lufterfüllte
Faserteile an die Oberfläche der Flüssigkeit gelangen. Hierauf erhitzt man
eine Stunde auf dem siedenden Wasserbade imter öfterem Umschütteln,
läßt erkalten, füllt nach Entfernung der Bleischeibe auf imd polarisiert
r
') Ball. Ass. Chim. Bd. 15, S. 74. Vergl. Pellet, Etades aar la canne k
sQcre, S. 75 ff.
») Dapont, Bull. Ass. Chim. Bd. 13, S. 292.
') Über den Ersatz des basischen Bleiessigs durch neutrales Bleiacetat
8. weiter unten.
*) Pellet, Etades sar la canne ä sacre, S. 87.
*) Vergl. die Faßnote auf S. 392.
^ 31»
484 ZackerfabrikatioD.
schließlich das Filtrat im 200 mm -Rohr; das Ergebnis wird bei An-
wendung von 26 g Material und bei Gebrauch des 100 ccm-Eolbens mit
' — = 0,974 multipliziert und ergibt dann den Zuckergehalt
xKaJ
des Rohres in Prozenten. Am besten führt man nebeneinander zwei bis
drei derartige Bestimmungen aus und ninunt deren Mittel.
Die Bestimmung der Trockensubstanz des Zuckerrohres kann
in derselben Weise wie bei der Zuckerrübe (s. S. 399) mittels 10 g Sub-
stanz geschehen, gibt aber (wegen der Langsamkeit und Schwierigkeit,,
mit der das Wasser Yollständig entweicht, und wegen beginnender Zei^
Setzungen) nur sehr ungefähre Resultate und gestattet daher auch
keine zutreffenden Schlüsse auf den Saftgehalt.
Vielfach ersetzt man, wie Krüger^) erwähnt, in der Praxis die
Bestimmung des Zuckergehaltes im Zuckerrohre durch eine Berech-
nung aus dem Zuckergehalte des ausgepreßten Saftes, indem man
Zucker im Preßsafte X Saftgehalt _ _ , t> , -r%.
ansetzt: ttt^t = Zucker des Rohres. Die
Ergebnisse dieser Berechnung sind natürlich in hohem Maße unzuver-
lässig, da der ausgepreßte Teil des Saftes auch hier eine ganz andere
Zusammensetzung zeigt wie der Gesamtsaft, ein bestinmites Verhältnis
beider Zusammensetzungen nicht besteht, und außerdem die Quantität
und Qualität der gewogenen Saftmenge von der Art der Zerkleinerung,
Ton der Höhe und Dauer des Druckes beim Pressen und von der Stellung
und anatomischen Beschaffenheit der betreffenden Rohrglieder abhängt.
Bei Anwendung dieser Preßsaftmethode muß man daher, um wenigstens
einigermaßen vergleichbare Zahlen zu erhalten, stets unter ganz
genau gleichbleibenden Verhältnissen arbeiten und namentlich in stets
gleicher Weise abpressen; empfohlen wird für derlei Bestimmungen eine
von Fontaine') beschriebene Walzenmühle.
Zur Untersuchung von ausgepreßtem Zuckerrohre (Ampas)
— bei dem die Probenahme sehr schwierig ist — finden die beschriebenen
Methoden (besonders das Auslaugen oder Auskochen mit heißem Wasser
und einigen ccm Bleiessig) meistens ebenfalls Anwendung.
2« Fabrikationsprodukte.
Alle Fabrikationsprodukte sollen in möglichst frischem Zu-
stande, also wenn tunlich sogleich nach der Probenahme,
analysiert werden, da der Invertzucker und der leicht zersetzliche orga-
^) ZackenDdustrie- Kaieoder 1899; s. auch Pellet, Sacrerie indigene et
coloniale 1899, Bd. 63, S. 170.
») Bull. Ass. Chim. Bd. 13, S. 291.
Prodakte aus Zackerrohr. 485
nische Nichtzucker sie sehr yeränderlich machen, namentlich wenn sie stark
sauer reagieren; dies gilt besonders auch für fertige Rohrzucker,
die infolge der Acidität oft schon nach, ziemlich kurzer Zeit starke Polari-
sationsrückgänge aufweisen, die teils durch die Säure selbst bedingt sind,
teils (jedoch anscheinend in geringerem Grade) durch Mikroorganismen
verursacht werden. Die Probenahme von solchen Produkten und
namentlich Yon Rohzucker ist eine äußerst schwierige.
Können Säfte oder Sirupe nicht sofort untersucht werden, so sind
konservierende Zusätze unentbehrlich; gut bewährt haben sich auch hier
Pastillen von Sublimat (0,01 g auf 100 ccm), doch kann über die erfor-
derliche Höhe des Zusatzes und über die Dauer der Haltbarkeit nur die
Erfahrung entscheiden. Bleiessig ist nach Pellet^) unter allen Um-
ständen zu vermeiden (s. unten) bezw. durch Bleiacetat (neu-
trales) zu ersetzen.
Die übliche Polarisation der Rohrzuckerprodukte ergibt,
auch wenn (was durchaus nötig ist!) den Einflüssen der Tem-
peratur in der S. 481 erwähnten Weise Rechnung getragen wird, häufig
Zahlen für die Zuckergehalte und die Reinheiten, die mit den Betriebs-
verhältnissen gänzlich unvereinbar sind. Diese Unregelmäßigkeiten werden
nach Prinsen-Geerligs größtenteils durch die Art der Klärung mit
basischem Bleiessig') bedingt, da dieser aus unreinen und namentlich
aus salzhaltigen Lösungen die Fruktose des vorhandenen Invertzuckers
in den Bleiniederschlag mit niederreißt. Während vom Traubenzucker
nur relativ geringe Mengen in diesen mit eingehen, kann die ausgefällte
Fruktose unter Umständen bis 23 Proz. (nach Pellet bei längerer Ein-
wirkungsdauer imd höherer Temperatur sogar 40 — 80, ja binnen fünf
Stunden bei 50° C. sogar 100 Proz.) der Gesamtmenge betragen, wo-
durch natürlich die Polarisationen sehr bedeutend erhöht scheinen. Bei
Mühlensäften und Dünnsäften, die meist ziemlich sauer, und dabei salz-
arm sind, tritt diese Erscheinung weniger deutlich hervor, in steigendem
Maße jedoch bei Kochklären, Sirupen, Nachprodukten und Melassen, die
infolge ihrer dunklen Farbe ohnehin auch einen starken Bleiessigzusatz
erfordern. Wünschenswert wäre es daher jedenfalls, den basischen
Bleiessig ganz zu verwerfen und als Entförbungs- und Klärmittel
ausschließlich neutrales Bleiacetat anzuwenden, wie dies auch
Pellet als allein richtig und unbedingt empfehlenswert befunden hat').
0 Bull. Ass. Chim. Bd. 17, S. 52; s. aber Maxwell, Ghem.-Ztg. 1905,
Ref. S. 87.
*) Prinsen-Geerligs, Archiv f. d. Zuckerindastrie Javas 6, 914; siehe
auch 6, Beilage 272.
*) Journal des fabricants de sucre 1899, Bd. 40, No. 15; Bull. Ass. Chim. Bd. 16,
S. 1007 and S. 1147; ebd. Bd. 22, S. 744; Sncrerie indigene 1904, Bd. 64, S. 67.
486 Zuckerfabrikation.
In der Praxis stößt dieser Ersatz aber noch auf mancherlei Schwierig-
keiten und in der Regel wird der basische Bleiessig als ganz unent-
behrlich bezeichnet, umsomehr, als Bleinitrat meist mindestens nicht
besser wirkt, neutrales Acetat oder Knochenkohle nicht ausreichend
entfärbt, und Zinkstaub von ungenügendem und unsicherem Erfolge ist.
um wenigstens stets vergleichbare Resultate zu erhalten, empfiehlt
Prinsen-Geerligs, man möge das für die Produkte jeder Fabrik zu-
zusetzende Maximum an Bleiessig, das deren Melasse zur Polarisation
genügend entfärbt, feststellen, dann aber diese nämliche Menge auch
bei allen anderen Untersuchungen benützen; jedenfalls müssen aber
sämtliche überhaupt YOrkommenden Analysen in genau gleich-
bleibender Weise ausgeführt werden. Pellet rät hingegen, falls
das neutrale Acetat oder der mit Essigsäure neutralisierte und gegen
empfindliches Lackmuspapier neutral reagierende Bleiessig (in 30-proz.
Lösung) nicht genügend entfärbt, entweder in kürzeren Röhren und
mittels helleren Lichtes (elektrisches Licht, Acetylenlicht) zu polarisieren
oder weitere entfärbende Hilfsmittel, am besten eine kalte Lösung
schwefliger Säure, oder frischbereitetes Chlorwasser*), oder Natrium-
hjpochlorit, oder Chlorkalk und etwas neutrales Bleiacetat anzuwenden
(nicht aber basisches Bleinitrat oder Knochenkohle, die fast stets ein Ab-
sorptionsvermögen für die Zuckerarten besitzt). Die schweflige Säure bietet
noch den Vorteil, gleichzeitig Reste vorhandenen Bleies gänzlich nieder-
zuschlagen, und ist hierzu geeigneter als selbst die besten der anderen zu
diesem Zwecke vorgeschlagenen Mittel, z. B. das Natriumoxalat.
Da die direkte Polarisation der Kolonialprodukte, selbst wenn
durch Ersatz des Bleiessigs durch neutrales Acetat die Ausfallung redu-
zierenden Zuckers und sonstiger reduzierender Stoffe, sowie die Verän-
derung des Drehungsvermögens der reduzierenden Zucker vermieden
wird, doch niemals richtige Resultate geben kann, so haben Pellet
(a. a. 0.) und Tervooren*) vorgeschlagen, alle Produkte, die redu-
zierenden Zucker enthalten, ausschließlich mittels der Inver-
sionsmethode zu untersuchen; ob sich die Praxis diesen Vorschlag
aneignen wird, erscheint jedoch noch fraglich, denn obwohl er gegen-
über den üblichen Methoden zweifellos einen großen Fortschritt bedeutet,
so bietet er doch der Ausführung durch die in vielen tropischen Ländern
allein zu Gebote stehenden Hilfskräfte außerordentliche Schwierigkeiten
dar; auch kann in wissenschaftlicher Hinsicht eingewandt werden, daß
der reduzierende Zucker der Kolonialprodukte fast niemals einheit-
licher Natur ist und deshalb eigentlich die Anwendung keiner der
^) Vorschrift z. Bereitung nach ZamaroD, Ball. Ass. Chim^ 17, 52.
>) Archiv f. d. Zuckerindostrie Javas 1904, 12, 321.
Prodakte aus Zuckerrohr. '487
optischen oder chemischen nur für bestimmte Individuen gültigen
Konstanten völlig gerechtfertigt erscheint.
Was die Bestimmung des Reinheitsquotienten (s. S. 433) an-
langt, so wird von Pellet^) imd ebenso von Prinsen-Geerligs')
darauf hingewiesen, daß bei Rohrzuckersirupen die unterschiede zwischen
den Graden Brix und der wirklichen Trockensubstanz erheblich größer
zu sein pflegen als bei Rübenzuckersirupen, indem die Differenzen, die
bei konstanter Arbeitsweise einer bestimmten Fabrik allerdings auch
ziemlich konstant zu bleiben pflegen, bei Klären und Sirupen ersten
Produktes 1 — 2 Proz., bei jenen des zweiten Produktes 4 — 5 Proz., bei
den Melassen aber 7 — 9 Proz. betragen können. Wenn sich nun auch
diese Unterschiede durch stets genau gleichmäßige Ausführung der Ana-
lysen (in gleicher Verdünnung, bei gleicher Temperatur bezw. unter
Anbringung einer Temperaturkorrektion u. s. f.) bis zu gewissem Grade
ausgleichen lassen, so tut man nach Pellet doch besser, sobald es sich
um die Erlangung zuverlässiger Resultate bandelt, ganz auf die Spinde-
lung (zu der vielfach Brixspindeln mit einer Normaltemperatur vOn
27,5® C. im Gebrauche stehen)*) zu verzichten und eine Wasserbestim-
mung vorzunehmen; der Quotient wäre dann aus dem Ergebnisse der
Inversionspolarisation und dem Resultate der Wasserbestimmung zu
berechnen. Aber auch die Wasserbestimmung in Produkten der
Rohrzuckerindustrie unterliegt außerordentlichen Schwierigkeiten^). Be-
gründet sind diese einerseits in der Anwesenheit des Invertzuckers und
besonders der Fruktose, die sich schon bei 95® zu zersetzen beginnt,
andrerseits in der Natur des organischen Nichtzuckers, der teils selbst
sehr zersetzlich ist, teils auch schon bei der üblichen Trocknungstem-
peratur stetig neue Säuremengen erzeugt, die ihrerseits immer weiteren
Rohrzucker invertieren. Pellet empfiehlt deshalb, erst die mit Am-
moniak neutralisierten Massen zur Trocknung zu bringen und diese
mittels Bimssteinzusatz und höchstens bei 102 — 103® zu bewirken, wo-
bei jedoch Melassen auch nach 5 — 5V9 Stunden immer noch Differenzen
von 1 — 2 mg ergeben. Nach Krüger*) sollten Zuckerrohrprodukte,
besonders aber Zuckerrohrsäffce, jedenfalls nicht oberhalb einer Temperatur
von 90® G. getrocknet werden imd auch dies womöglich nur mit Hilfe
von Filtertrocknem mit Filtrierpapierrollen, deren große Oberflächen
0 Bali. Ass. Chim., 18, 836; 16, 1146.
>) Archiv f. d. Zackerindustrie Javas 1902, 10, 1093.
•) Krüger 1. c.
^) Ganning, Die Bestimmung des Wassers in den Rohrzuckern. Vereins-
zach. 1894, S. 927.
») a. a. 0.
488 Znckerfabrikation.
eine gewogene Menge Saft leicht aufzunehmen und das Wasser rasch
abzugeben geeignet sind.
Trocknen in der Luftleere -wird auch hierbei wohl nicht zu um-
gehen sein, wenn man genauere Resultate erreichen will; für die große
Praxis ist aber die Anwendung von Luftleere meist schon zu kompliziert,
und es haben deshalb einschlägige Verfahren, wie die von Drenck-
mann, von Thorne und Jeffers ^) u. s. f., keine Anwendung gefunden.
Prinsen-Geerligs empfiehlt ^) auf Grund seiner umfassenden Er-
fahrungen, bessere Rohrzucker, etwa von 95 Pol. an, 2 — 3 Stunden bei
103 — 107® zu trocknen, wobei 5 g Substanz genügen; von geringwertigeren
Zuckern, Sirupen, Füllmassen u. dergl. löst man 3 g in möglichst wenig
heißem Wasser, läßt die Lösung durch 2 Filtrierpapierrollen von je 1 m
Länge und 1 cm Höhe aufsaugen und trocknet 4 Stunden bei 105^.
Zur raschen Bestimmung der scheinbaren Reinheit des
(stets nur in klarem und luftfreiem Zustande zu untersuchenden)
Rohsaftes hat Weinberg ein Verfahren angegeben^), das, wie folgt,
auszuführen ist: 1. Aus der abgelesenen Polarisation und den mit einer
bei 17,5® geeichten Spindel bestimmten unkorrigierten Brixgraden
ergibt die Schmitz sehe Tafel (s. oben S. 426) die Prozente Saccharose;
2. Aus diesen und aus den mit einer bei 17,5® geeichten Spindel be-
stimmten und der Temperatur entsprechend korrigierten Brixgraden
berechnet man die Saftreinheit. Bedient man sich einer bei 27,5® 0.
geeichten Spindel, so hat man die Temperaturkorrektion bei 1. abzu-
ziehen, bei 2. aber hinzuzuzählen; die jedesmalige Rechnung wird durch
eine spezielle Tabelle überflüssig gemacht, aus der man die Quotienten
unmittelbar ablesen kann.
Was die Bestinmiung des reduzierenden Zuckers betrifft, so
erwähnt Krüger eine praktisch vielfach übliche, wenngleich wenig genaue
Methode, die darin besteht, daß 5 ccm zuvor verdünnte Fehlingsche
Lösung mit dem mittels Bleiessig geklärten und verdünnten Rohrsafte
bis zur Entfärbung, unter den bei Invertzuckerbestimmungen zu beob-
achtenden Maßregeln, titriert werden. Man stellt hierbei also fest, wie-
viel Saft jedesmal erforderlich ist, um 5 ccm Fehlingsche Lösung
gerade zu entfärben. Da 1 ccm Fehlingscher Lösimg 2,5 mg Invert-
zucker entspricht, so läßt sich aus dem Ergebnisse der Titration leicht
der Invertzuckergehalt des Saftes annähernd berechnen.
^) Sacrerie Beige 1898, S. 499; diese Autoren trocknen bei 50 — 80 mm
Luftleere, im Kohlensäarestrome, und in durch Alkoholdampf auf 65 — 70° er-
wärmten Röhrchen.
*) Archiv f. d. Zuckerindastrie Javas 1902, Bd. 10, S. 1089.
') Archiv f. d. Zuckerindustrie Javas 1900, Bd. 8, 248. — Quotienten-
Tabellen von Volkmann und Maronier, s. Krüger 1. c.
Produkte ans Zuckerrohr. 4g9
Tervooren*) leitet die Zusammensetzung auch sehr invertzucker-
reicher Produkte mit Hilfe zweier Bestimmungen ab: 1. 13 g Substanz
löst man im 100 ccm-Eölbchen, klärt mit 15 ccm Bleiessig, polarisiert
das Filtrat wie üblich und verdoppelt das Resultat; 2. 6 g Substanz
löst man im 250 ccm-Kolben, klärt mit 15 ccm Bleiessig, füllt auf und
filtriert; 50 ccm des Filtrates bringt man in ein 100 ccm-Eölbchen, fällt
Blei- und Kalkyerbindungen mit 4 ccm Striegl er scher Natriumoxalat-
lösung*), füllt auf und filtriert; 50 ccm des Filtrates, 0,6 g Substanz
enthaltend, kocht man 2 Minuten mit F eh ling scher Lösung imd be-
stimmt wie gewöhnlich das metallische Kupfer. Aller weiteren Berech-
nung überhebt eine Tabelle, die auf Grund der Polarisationen (zwischen
10 und 60 liegend) imd der Eupfergewichte (zwischen 100 und 400 mg
liegend) den Gehalt an reduzielrenden Stoffen direkt abzulesen gestattet.
Das Verfahren liefert natürlich (ganz abgesehen von der nach Pellet')
unbedingt verwerflichen Klärung mit Bleiessig) bestenfalls
nur Vergleichswerte, die aber für viele praktische Zwecke genügend
erscheinen.
Eine genauere Methode der Invertzuckerbestimmung in Kolonial-
produkten, die auch auf das Reduktionsvermögen des Rohrzuckers in
Gegenwart von Invertzucker Rücksicht ninmit, hat Winter*) ausge-
arbeitet. Nach dieser kommen auf je 50 ccm Fehling scher Lösung
stets gleich große Mengen Rohrzucker in gleichbleibender Verdünnimg
zur Wirkimg; imi eine solche zu erreichen, ist natürlich eine vorherige
Polarisation erforderlich (s. Tabelle X).
50 ccm Fehling scher Lösimg werden mit 50 ccm des verdünnten
Saftes 2 Minuten gekocht, worauf man das ausgefällte Kupferoxydul ab-
filtriert, auswäscht und, eventuell unter Beihilfe von chlorsaurem Kali,
in titrierter Salzsäure löst. Den Überschuß der Salzsäure titriert man
mit Natronlauge zurück, und aus jener Menge Natronhydrat, die der
zur Lösung des Kupferoxydul es erforderlichen Menge Salzsäure äquiva-
lent ist, kann man (nach Tabelle X) G' ermitteln, dessen Wert, mit
dem entsprechenden Faktor der Tabelle IX multipliziert, die Prozente
des im Safte vorhandenen Invertzuckers ergibt. — Den Ausdruck
Invertzucker x 100 . ^ , , t , t^ ^^. .
p-v- r pnegt man auch als Invertzucker-Koeffizienten
zu bezeichnen und j;>etrachtet ihn als einen wichtigen Vergleichs wert
für die Beschaffenheit der verschiedenen Produkte.
1
) Archiv f. d. Zackerindustrie Javas 1902, Bd. 10, S. 897.
') Lippmann, Chemie der Zackerarten 1904, S. 607.
3) Sacrerie indigene 1904, Bd. 64, S. 67.
*) S. bei Krüger a. a. 0.
490
Zuckerfabrikation.
Tab. X').
Tabelle zur Ermittelung der zu verwendenden Saftmenge und der
in Anwendung kommenden Faktoren bei der Bestimmung des redu-
zierenden Zuckers in Rohrzuckersäften (nach Winter).
Anm.: H Oramm Saft sind nach Zusatz Ton Bleiessig zu 200 ccm zu rerdünnen;
150 ccm des FUtrates werden mit schwefelsaurem Natron versetzt und zu SOO ccm aufgefüllt
filtriert und 50 ccm des letzteren FUtrates mit 50 ccm Fehling scher Lösung 2 Min. gekocht
P = Polarisation des ursprünglichen Saftes; F x G' (s. Tab. XI) = Proz. Glykose.
H
P
F
H
P
F
H
P
F
80-00
100
6-67
5714
14-0
9-33
44-44
18-0
12-00
79-21
1
73
56-74
1
40
44-20
1
07
78-43
2
80
56-34
2
47
43-96
2
13
77-67
3
87
55-94
3
53
43-72
3
20
76-92
4
93
55-55
4
60
43-48
4
27
76-19
5
700
55-17
5
67
43-24
5
33
75-47
6
07
54-79
6
73
43-01
6
40
74-77
7
13
54-42
7
80
42-78
7
47
7407
8
20
5405
8
87
42-55
8
53
73-39
9
27
53-69
9
93
42-33
9
60
72-72
11-0
7-33
53-33
15-0
10-00
42-11
19-0
12-67
72-07
1
40
52-98
1
07
41-89
1
73
71-43
2
47
52-63
2
13
41-67
2
80
70-80
3
53
52-29
3
20
41-45
3
87
70-18
4
60
51-95
4
27
41-24
4
93
69-57
5
67
51-61
5
33
41-03
5
13-00
68-97
6
73
51-28
6
40
40-82
6
07
68-38
7
80
50-95
7
47
40-61
7
13
67-80
8
87
50-63
8
53
40-40
8
20
67-23
9
93
50-31
9
60
40-20
9
27
66-67
12-0
800
50-00
16-0
10-67
40-00
20-0
13-33
66-12
1
07
49-69
1
73
39-80
1
40
65-57
2
13
49-38
2
80
39-60
2
47
6504
3
20
49-08
3
87
39-41
3
53
64-52
4
27
48-78
4
93
39-22
4
60
64-00
5
33
48-48
5
11-00
39-02
5
67
63-49
6
40
4819
6
07
38-83
6
73
62-99
7
47
47-90
7
13
38-64
7
80
62-50
8
53
47-62
8
20
88-46
8
87
6202
9
60
47-34
9
27
38-28
9
93
61-54
13-0
8-67
47-06
170
11-33
88-10
210
14-00
61-07
1
73
46-78
1
40
37-92
1
07
60-61
2
80
46-51
2
46
37-74
2
13
6015
3
87
46-24
3
53
37-56
3
20
59-70
4
93
45-97
4
60
57-38
4
27
59-26
5
9-00
45-71
5
67
37-21
5
33
58-82
6
07
45-45
6
73
37-04
6
40
58-39
7
13
45-20
7
80
36-87
7
47
57-97
• 8
20
44-94
8
87
36-70
8
53
57-55
9
27
44-69
9
93
36-53
9
60
') Krüger, Zucker-Industrie-Kalender 1899.
Prodakte aus Zuckerrohr.
491
TabeUe XI 0*
Tabelle zur Ermittelung von G' aus der, dem Kupferoxydul äqui-
valenten Menge Natronhydrat bei der Bestimmung des reduzieren-
den Zuckers in Rohrzuckersftften (nach Winter).
Anm.: Um den ProEentgehalt eines Saftes an „Qlykose" zu ermitteln, stellt man
nach der Lösung des Kupfezozydtas in SO ccm Salzsflure durch Rücktitrailon den durch
das Kupferozydul bedingten Minderrerbrauch an Na OH fest. In TabeUe XI entspricht Q'
der in 50 ccm der verdünnten Lösung enthaltenen Menge Glykose. Den Prozentgehalt des
ursprünglichen Saftes an Glykose erhält man, indem man die für O' gefundene Zahl mit
dem, neben der Polarisation des Saftes in Tabelle X angegebenen Faktor F multipliziert
Oewichtsanalytisch findet man den Gehalt an Glykose mit Hilfe der Spalte Cu von TabeUe XI.
Cu
G'
Na OH
Cu
G'
Na OH
Cu
G'
Na OH
__
0-070
00269
00885
0-110
00473
01391
71
0274
0898
111
0478
1404
—
72
0279
0911
112
0483
1417
73
0284
0923
113
0488
1429
—
74
0289
0936
114
0493
1442
0035
0-0092
0-0443
75
0294
0949
115
0499
1466
86
0097
0455
76
0299
0961
116
0504
1467
37
0102
0468
77
0304
0974
117
0509
1480
38
0107
0481
78
0309
0987
118
0614
1493
39
0112
0493
79
0314
0999
119
0520
1605
0-040
00117
00506
0-080
00319
01012
0120
00526
0-1618
41
0122
0519
81
0324
1025
121
0531
1531
42
0127
0531
82
0329
1037
122
0536
1643
43
0132
0544
83
0334
1050
123
0542
1556
44
0187
0557
84
0339
1063
124
0548
1569
45
0142
0569
85
0344
1075
125
0554
1582
46
0147
0582
86
0349
1088
126
0559
1694
47
0152
0594
87
0354
1100
127
0564
1606
48
0167
0607
88
0359
1113
128
0570
1619
49
0162
0620
89
0364
1126
129
0576
1632
0-050
00167
0-0682
0090
00370
01138
0130
00581
0-1644
51
0172
0645
91
0375
1161
131
0586
1657
52
0177
0658
92
0380
1164
132
0591
1670
53
0182
0670
93
0385
1176
133
0597
1682
54
0187
0683
94
aS90
1189
134
0603
1695
55
0192
0696
95
0395
1202
135
0608
1708
56
0197
0708
96
0400
1214
136
0613
1720
57
0202
0721
97
0405
1227
137
0618
1733
58
0207
0734
98
0410
1240
138
0624
1746
59
0212
0746
99
0415
1252
139
0630
1758
0-060
0-0218
00759
0100
0-0421
0-1265
0-140
00635
0-1771
61
0223
0772
101
0426
1278
141
0640
1783
62
0228
0784
102
0431
1290
142
0645
1796
63
0233
0797
103
0436
1303
143
0651
1809
64
0238
0810
104
0441
1316
144
0667
1821
65
0243
0822
105
0447
1328
145
0662
1834
66
0248
0835
106
0452
1341
146
0667
1847
67
0253
0847
107
0457
1353
147
0672
1859
68
0258
0860
108
0462
1366
148
0678
1872
69
0263
0873
109
0467
1379
149
0684
1885
') Krüger, Zucker-Industrie-Kalender 1899.
492
Zuckerfabrikation.
Cu
G'
Na OH
Cu
G'
Na OH
Cu
G'
Na OH
O-löO
00689
01897
0-200
0^)970
0-2530
0-250
0-1266
0-3162
151
0694
1910
201 !
0975
2542
251
1271
3175
152
0699 '
1923
202 1
0981
2555
252
1277
3188
153
0705
1935
203 !
0987
2568
253
1283
3200
154
0711
1948
204
0993
2580
254
1289
3213
155
0716
1961
205
0999
2593
255
1295
3226
156
0721
1973
206
1005
2606
256
1300
3238
157
0726
1986
207
1011
2618
257
1306
' 3251
158
0732
1999
208
1017
2631
258
1312
3264
159
0738
2011
209
1023
2644
259
1318
3276
0160
0-0744
0-2024
0-210
01029
0-2656
0-260
0-1324
0-3289
161
0749
2036
211
1035
2669
261
1329
3301
162
0754
2049
212
1041
2682
262
1335
3314
163
0760
2062
213
1047
2694
263
1341
3327
164
0766
2074
214
1053
2707
264
1347
3339
165
0772
2087
215
1059
2720
265
1353
3352
166
0777
2100
216
1065
2732
266
1358
3365
167
0782
2112
217
1071
2745
267
1364
3377
168
0788
2125
218
1077
2758
268
1370
3390
169
0794
2138
219
1083
2770
269
1376
3403
0170
00800
0-2150
0-220
0-1089
0-2783
0-270
01382
0-3415
171
0805
3163
221
1095
2795
271
1387
3428
172
0810
2176
222
1101
2808
272
1393
3441
173
0816
2188
223
1107
2821
273
1399
3453
174
0822
2201
224
1113
2833
274
1405
3466
175
0828
2214
225
1119
2846
275
1411
3479
176
0833
2226
226
1125
2859
276
1416
3491
177
0838
2239
227
1131
2871
277
1422
3504
178
0844
2252
228
1137
2884
278
1428
1 3516
179
0850
2264
229
1143
2897
279
1434
3529
0180
0-0856
0-2277
0-230
0-1149
0-2909
0-280
0-1440
0-3542
181
0861
2289
231
1155
2922
281
1445
3554
182
0866
2302
232
1161
2935
282
1451
3567
183
0872
2315
233
1167
2947
283
1457
3580
184
0878
2327
234
1173
2960
284
1463
3592
185
0884
2340
235
1179
2973
285
1469
3605
186
0889
2353
236
1184
2985
286
1474
3618
187
0894
2365
237
1190
2998
287
1480
3630
188
0900
2378
238
1196
3011
288
1486
3643
189
0906
2391
239
1202
3023
289
1492
3656
0190
0-0912
0-2403
0-240
0-1208
0-3036
0-290
0-1498
0-3668
191
0917
2416
241
1213
3048
291
1503
3681
192
0923
2429
242
1219
3061
292
1509
3694
193
0929
2441
243
1225
3074
293
1515
3706
194
0935
2454
244
1231
3086
294
1521
3719
195
0941
2467
245
1237
3099
295
1527
3732
196
0946
2479
246
1242
3112
2%
1532
3744
197
0952
2492
247
1248
3124
297
1538
3757
198
0958
2505
248
1254
3137
298
1544
3769
199
0%4
2517
249
1260
3150
299
1550
3782
Prodakte aas Zuckerrohr. 493
Allen diesen Methoden gegenüber bleibt nochmals daran zu
erinnern, daß der fälschlich „Glykose^ benannte „reduzierende Zucker^
der Zuckerrohrprodukte niemals einheitlicher Natur ist, sondern
ein Gemisch von Glykose, Invertzucker, deren Zersetzungs- und deren
XJmwandlungsprodukten darstellt; betreffs der mannigfachen Natur und
weiteren Veränderlichkeit dieser Produkte sei auf die Arbeiten von
Lobry de Bruyn und van Ekenstein verwiesen*). Verfahren, die
ein konstantes Drehungs- und Reduktions vermögen des reduzierenden
Zuckers voraussetzen, können daher, der Natur der Sache nach, nie-
mals für jeden Einzelfall wirklich zutreffende Resultate liefern;
es bleibt aber natürlich kein anderes Mittel übrig, als sie trotz dieser
Mängel dennoch anzuwenden und sich mit annähernden und vergleich-
baren Ergebnissen zu begnügen.
Von näherer Erörterung der mancherlei sonstigen analytischen
Spezial -Verfahren, die in der Kolonialzucker-Industrie üblich sind, muß an
dieser Stelle abgesehen werden; ohnehin gehen sie in den verschiedenen,
Rohrzucker- erzeugenden Ländern weit auseinander und sind nicht nur von
lokalen Bedingungen und von den sehr wechselnden Anforderungen ab-
hängig, die seitens der betreffenden Industrie an die Genauigkeit der
chemischen Eontrolle und der Verlustbestimmung gestellt werden, sondern
nicht selten auch von Handelsgebräuchen, steuerlichen Maßregeln der
Mutterländer, fiskalischen Zwecken u. s. f., -kurz von Einflüssen, denen
gegenüber der wissenschaftliche Standpunkt keine oder nur eine neben-
sächliche Rolle zu spielen pflegt.
Eine Zusammenstellung der besten imd praktisch bewährtesten
Methoden, die den Verhältnissen Javas angepaßt ist, — also jener
kolonialen Erzeugungsstätte, deren Zuckerindustrie allgemein als die
vorgeschrittenste und wissenschaftlich höchststehende anerkannt wird —
hat Prinsen-Geerligs herausgegeben; auf diese vorbildliche, für jeden
tropischen Zuckerfabrikanten unentbehrliche Arbeit, die sich im 7. Hefte
der Berichte der westjavanischen Versuchsstation Kagok*) abgedruckt
findet, seien die Interessenten auch anderer Länder ausdrücklich ver-
wiesen*).
») Vereinszsch. 1895, S. 909 u. 1090; 18%, S. 669; 1897, S. 1026.
*) Tegal 1904, bei Boer; s. auch The international Sagar Joomal (Man-
chester 1904), 6, 380.
') Soeben ist noch erschienen: Tervooren, Methoden zur Analyse der
Rohrzuckerprodukte, Bd. I des Handbaches der javanischen Zackerrohrkultur und
Zuckelfabrikation. Amsterdam 1904 (in holländischer Sprache).
stärke.
Von
Prof. Hr. G. Ton Eekenbrecber,
Vorsteher der deutschen Kartoffel-Kultur-Station in BerUn.
Die Fabrikation der Stärke beruht im wesentlichen auf sehr ein-
fachen und rein mechanischen Operationen. Biese bestehen darin, das
Rohmaterial fein zu zerkleinem, um die stärkehaltigen Zellen bloßzu-
legen, aus ihm die Stärke mittels Wassers auszuwaschen, diese absitzen
zu lassen und zu trocknen.
Wo die mechanische Zerkleinerung nicht ausreicht, den Inhalt der
Zellen für das Auswaschen genügend freizulegen, wie bei den Getreide-
kömern, überläBt man die Rohmaterialien entweder einer Gärung, oder
man wendet Chemikalien an (ätzende Alkalien und Säuren, namentlich
schweflige Säure), um hierdurch eine yollkommenere AufschlieBung zu
bewirken.
In der Praxis findet eine regelmäßige analytische Eontrolle des
Fabrikbetriebes nicht statt, so sehr dies zu wünschen wäre. Man be-
gnügt sich im allgemeinen damit, die Rohmaterialien auf ihren Stärke-
gehalt und das fertige Produkt der Handelsware auf seine Reinheit und
den Wassergehalt zu prüfen.
Die Untersuchungen, welche bei der Stärke und der Stärke-
fabrikation in Betracht kommen, beziehen sich 1. auf das Rohmaterial,
2. auf das Fabrikat, 3. auf die Abfallprodukte, und 4. auf die in
der Fabrikation zur Verwendung kommenden Hilfs roh Stoffe.
A. IHe Untenuchitiii: des Rohmaterials.
In Deutschland wird die Stärke vorwiegend aus Kartoffeln und
Weizen gewonnen, weniger ausgedehnt ist die Fabrikation von Mais-
und Reisstärke,
Alle diese Rohstoffe werden für die Zwecke der Fabrikation haupt-
sächlich nur auf ihren Stärkegehalt imtersucht. Bei den Körnerfrüchten
Bestimmimg des Stärkemehls. 495
erstreckt sich die Untersuchung noch auf die Bestimmimg des Wasser-
gehaltes und bei Weizen auf Feststellung der stickstoffhaltigen Sub-
stanzen (Klebergehalt).
Die quantitative Bestimmung der Stärke erfolgt entweder durch
einfaches Auswaschen oder auf chemischen Wege oder endlich (bei der
Kartoffel) durch die Bestimmung des spezifischen Gewichtes.
1. Quantitative Bestimmnng des Stärkemehls durch Auswaschen
des Rohmaterials.
Man weicht eine gewogene Menge des zu untersuchenden Roh-
materials in Wasser ein, zerquetscht dieselbe und wäscht sie, analog
der Fabrikation im großen, über einem Siebe von feiner Gaze, oder in-
dem man sie in ein Tuch einbindet, mit Wasser aus, bis das Wasch-
wasser klar abläuft. Mehl knetet man zu einem Teige an, Kartoffeln
werden fein zerrieben. Die Stärke geht in das Waschwasser, aus welchem
sie sich leicht absetzt. Sie wird durch wiederholtes Dekantieren mit
Wasser ausgewaschen, in ein Schäl chen gebracht, getrocknet und ge-
wogen.
Um die Stärkeausbeute der Kartoffeln direkt zu bestimmen, kon-
struierte Günther (Zsch. f. Spiritusrnd. 1884, S. 93) einen Apparat, in wel-
chem mittels einer Reibetrommel eine gewogene Menge Kartoffeln (250 g)
zerrieben imd ausgewaschen wird. Das die Stärke enthaltende Waschwasser
fließt in einen entsprechend in Grade geteilten Meßzylinder, in welchem
es 6 Stunden lang ruhig stehen bleibt. In dieser Zeit setzt sich die
Stärke ab und man kann nach der angebrachten Skala ohne weiteres
beurteilen, wieviel Prozent Prima-, Sekunda- und Schlammstärke aus
den vorliegenden Kartoffeln gewonnen werden kann.
Genaue Resultate vermag diese rohe Methode des Auswaschens
natürlich nicht zu geben; sie gewährt nur ein ungefähres Urteil über
den Gehalt an Stärke. Man findet z. B. von 21 Proz. Stärkemehl in
Kartoffeln nur 14 — 15 Proz.; der Rest bleibt in den vermöge unvoll-
ständigen Zerreibens unaufgeschlossenen Zellen und auf dem Siebe zurück.
2. Quantitative Bestimmung des Stärkemehls
auf chemischem Wege.
Die chemische Feststellung des Stärkegehaltes in den Rohmaterialien
geschieht entweder durch die direkte Bestimmung der darin enthaltenen
Stärke oder auf indirektem Wege, indem man die Stärke in Trauben-
zucker (Dextrose) umwandelt, dessen Mengen durch Reduktion einer
alkalischen Kupferlösung bestimmt und hieraus den Stärkewert berechnet.
496 Stärke.
Von den Methoden der indirekten Stärkebestinunung sind zur Zeit
die gebräuchlichsten die Yon Reinke, bei welcher die Stärke unter
Anwendung Ton Hochdruck auf die mit Wasser angerührte und mit
Milchsäure versetzte Substanz in lösHche Form übergeführt wird, und
die Yon Märcker und Morgen, welche darauf beruht, daß die zu
untersuchenden, fein gemahlenen Kömer oder getrockneten Kartoffeln
durch Kochen mit Wasser verkleistert und die Kohlehydrate durch
Zusatz von Malzextrakt in Lösung gebracht werden. Die auf die eine
oder die andere Weise hergestellte Lösung wird mit Salzsäure invertiert
und in ihr der gebildete Zucker mit alkalischer Kupferlösung (Fehling-
scher Lösung) entweder gewichtsanalytisch nach Allihn oder maß-
analytisch nach Soxhlet bestimmt.
Bezüglich der Durchführung dieser Untersuchungsmethoden ver-
weisen wir auf den Abschnitt „Spiritus**.
Zu beachten ist, daß bei der nach den angegebenen Methoden aus-
geführten Stärkebestimmung neben der Stärke immer auch die in den
zu untersuchenden Substanzen ursprünglich enthaltenen Mengen von
Zucker und Pentosanen mit bestimmt und als Stärke berechnet werden,
so daß die gefundene Stärkemenge nicht dem wahren Stärkegehalt ent-
spricht, sondern vielmehr den „Stärkewert", d. h. die Menge der in
Dextrose (Pentose) überführbaren Kohlenhydrate, angibt. Um den wahren
Stärkegehalt zu erfahren, muß man deshalb den Gehalt an Zucker und
Pentosanen gesondert bestimmen und in Abzug bringen. Die Zucker-
bestimmung erscheint besonders wichtig bei der Untersuchung von
Kartoffeln auf Stärke, da diese je nach der Reife, nach den Lagerungs-
verhältnissen und nach der Sorte einen sehr verschiedenen Zuckergehalt
aufweisen, der nach Saar es Beobachtungen bis 4 Proz. beträgt. Eine
besondere, ziemlich umständlich auszuführende Methode der Zucker-
bestimmung in Kartoffeln gibt Saare in seiner „Fabrikation der Kartoffel-
stärke", Verlag von Julius Springer, Berlin 1897, S. 489.
Die Bestinmiung der Pentosane wird nach dem Phloroglucid-
verfahren von To Ileus ausgeführt (Zsch. angew. Chemie 1902, S. 477).
Für die direkte Feststellung des Stärkegehaltes in den Roh-
materialien haben G. Baumert und H. Boden (Zsch. angew. Chem. 1900,
S. 1074 u. 1111) eine neue Methode, zunächst zur Bestimmung des
wahren Stärkegehalts der Kartoffel, ausgearbeitet. Die Ausführung der
Stärkebestimmung nach diesem Verfahren geschieht in folgender Weise:
3 g der sehr fein gemahlenen lufttrockenen Kartoffelsubstanz werden
in einem Porzellanbecher ^) mit etwa 50 ccm kaltem Wasser angerührt.
Nachdem man das Gemisch unter gelegentlichem Umrühren 1 Stunde
*) Am besten eignet sich hierza Form No. 0,366 auf Seite 51 des Preis-
verzeichnisses No. V der Königl. Porzellanm&nafaktur in Berlin.
Direkte Bestimmung des Stärkemehls. 497
stehen gelassen hat, gieBt man die Flüssigkeit Tom Bodensatze durch
ein kleines Asbestfilter (Siebplatte 2 — 3 cm Durchmesser) möglichst
Tollstandig ab. Letzteres bringt man mit den darauf befindlichen
Substanzteilchen in den Becher zurück, gibt wiederum 50 ccm Wasser
darauf und erhitzt den mit dem Deckel yerschlossenen Becher im
Soxhl et sehen Dampftopfe 3 Y, Stunden auf annähernd (nicht über)
3 Atmosphären. Nach dem Abkühlen wird der Inhalt des Bechers mit
150 — 200 ccm kochenden Wassers in einen 250 ccm-Eolben gebracht und
10 Minuten gekocht, um die Stärke vollständig zu lösen. Nach dem
Erkalten füllt man bei 15^ zur Marke auf, mischt gut durch und filtriert
durch ein Faltenfilter. 100 ccm des Filtrates werden mit 10 ccm einer
10-proz. Natronlauge versetzt, wobei die Opalisierung der Flüssigkeit
verschwindet und eine klare, beliebig lange haltbare Lösung entsteht.
Von dieser mischt man 25 ccm unter Umrühren mit etwa 100 ccm
94 — 96-proz. Alkohol, setzt, bevor sieb der Niederschlag zusammenballt,
etwa 1 g feinflockigen Asbest hinzu und rührt kräftig, bis der Niederschlag
sich schnell unter Klärung der Flüssigkeit absetzt. Wenn dies nach etws^
1 Minute noch nickt geschehen ist, so tut man unter fortgesetztem Rühren
weitere kleine Mengen Asbest hinzu, bis das Absetzen erfolgt.
Hierauf wird, wie bei der Dextrosebestimmung, durch eine vorher
ausgeglühte Soxbletsche Asbestfilterröhre unter vorsichtiger Benutzung
der Wasserluftpumpe filtriert, indem man zunächst die klare Flüssigkeit
abgieBt, dann den Niederschlag, ohne ihn mit dem Glasstabe zusammen-
zudrücken, mit 80-proz. Alkohol anrührt und ebenfalls in möglichst
lockerem Zustande auf das Filter bringt und auswäscht. Um ein Fest-
saugen des Niederschlages während des Auswaschens zu verhindern, ist
darauf zu achten, daß sich in der Röhre stets Flüssigkeit befindet. Die
letzten Reste des Niederschlages werden am zweckmäßigsten dadurch
aus dem Becherglase entfernt, daß man dies mit der zur Zersetzung des
Stärkenatriums erforderlichen Salzsäure, und zwar mit 3 — 5 ccm 5-proz.
Salzsäure mittels einer Federfahne auswäscht. Die gelöste ' Substanz
wird durch 25 — 30 ccm 94— 96-proz. Alkohol wieder gefällt und auf das
Filter gespült, worauf dies zunächst mit 80-proz. Alkohol, dann mit
absolutem Alkohol und zuletzt mit wasserfreiem Äther ausgewaschen
wird. Nachdem der Äther durch scharfes Absaugen vollständig entfernt
ist, wird das Filter im Luftstrome (im Luft- oder Sandbade) bei 120
bis 130^ bis zum konstanten Gewicht getrocknet und nach dem Erkalten
im Exsikkator gewogen. Darauf erhitzt man das Rohr unter Durch-
leitung eines Luft- oder Sauerstoffstromes vorsichtig in der Richtung
des Stromes mit einer Gasflamme. Hierbei verbrennt die Stärke schnell,
ohne irgendwelchen kohligen Rückstand zu hinterlassen, bei so niedriger
Temperatur, daß der Asbest kaum ins Glühen konmit.
Untersuchungen. 6. Aufl. HL 32
498 Städte.
Bas Rohr wird im Exsikkator erkalten gelassen und darauf durch
Wägung der durch das Glühen entstandene Gewichtsverlust festgestellt.
Dieser ist dann gleich derjenigen Stärkemenge, welche in 25 ccm der
mit Natronlauge versetzten ursprünglichen Stärkelösung enthalten war,
imd gleich der in 0,3 g lufttrockener Substanz enthalten gewesenen
Stärkemenge, wenn man ihn, entsprechend der durch den Zusatz der
Natronlauge entstandenen Verdünnung der Lösung, um 7io erhöht.
Die Umrechnung auf den Prozentgehalt in frischer Substanz erfolgt,
wenn man das Gewicht der frischen Kartoffel mit f^ das der daraus
erhaltenen lufttrockenen Substanz mit 1 und den durch Glühen des
Asbestrohres entstandenen Gewichtsverlust mit v bezeichnet, nach der
Formel:
_ 100 (vXM) 2.
0,3 ' f
Behrend und Wolfs (Zsch. angew. Ghem. 1901, S. 461), welche
dieses Verfahren nachprüften, erzielten damit bei Kartoffeluntersuchungen
sehr genaue Resultate, während sie bei Untersuchungen von Weizen und
Mais zu niedrige Zahlen erhielten. Sie empfehlen für das Filtrieren
etwas weitere Röhrchen (von 20 bis 22 nun lichter Weite) und Ver-
brennen der Stärke im Sauerstoffstrom.
Das von Witte (Zsch. angew. Chem. 1904, S. 65) für die Unter-
suchung von Weizenmehl und Handelsstärke abgeänderte Verfahren von
Baumert und Boden ist nach des Verfassers eigener Ansicht für die
industrielle Praxis zu umständlich und zeitraubend.
3. Bestimniling des Stärkegehaltes (Stärkewertes) durch Ermitteliuig
des spezifischen Gewichtes (bei Kartofl^eln).
Für den Stärkefabrikanten ist es nicht möglich, immer die mecha-
nische oder die chemische Analyse zur Beurteilung der zu verarbeitenden
Materialien anzuwenden, weil beide zu viel Zeit in Anspruch nehmen.
Bei den Körnerfrüchten muB es ihm oft genügen, die Bruchfläche, Maß
und Gewicht der Kömer in Betracht zu ziehen; für die Kartoffeln aber
steht ihm noch eine andere, schnell auszuführende Untersuchungsmethode
zur Verfügung, die genügend genaue Resultate ergibt, nämlich diejenige,
welche auf der Bestimmung des spezifischen Gewichtes beruht.
Das ziemlich hohe spezifische Gewicht des Stärkemehles und der
Umstand, daß die Trockensubstanz der Kartoffel zum weitaus größten
Teil aus Stärkemehl besteht, brachte zuerst Berg auf den Gedanken,
es müsse zwischen dem spezifischen Gewichte und dem Stärkegehalt der
Kartoffeln ein bestimmtes Verhältnis bestehen. £r fand seine Vermutung
bestätigt und stellte eine Gleichung auf, durch welche man aus dem
Bestunmong des Stärkegehaltes dnrch spez. Gewicht.
499
ermittelten spezifischen Gewichte den Stärkegehalt der Kartoffeln be-
rechnen konnte. Die durch seine Methode erhaltenen Resultate waren
aber sehr wenig genau, weil er die seiner Berechnung zu Grunde gelegten
Stärkemehlbestinmiungen durch einfaches Auswaschen Yorgenonunen hatte.
Später wurde die Methode durch Lüdersdorff, Balling und Holde-
fleifi, welche die Stärkebestimmungen auf chemischem Wege genauer
ausführten, verbessert. Dann waren es Märcker, Behrend und
Morgen, welche unter Anwendimg der inzwischen yervoUkommneten
Stärkebestimmungsmethoden die Frage yon neuem einer Bearbeitung
unterzogen. Sie untersuchten eine groBe Anzahl yerschiedener Kartoffeln
(144 Sorten) auf ihren Trockensubstanzgehalt, Stärkegehalt und das
spezifische Gewicht imd berechneten daraus eine Tabelle, indem sie die
mittlere Differenz zwischen Stärkemehl- und Trocken substanzgehalt, die
sich als 5,752 Proz. ergab, zu Grunde legten. Diese Tabelle ist nach
Märckers Handbuch der Spiritusfabrikation folgende:
Bestimmung des Prozent-Trocken- and Stärkegehaltes derKartoffeln
aus dem spezifischen Gewicht nach Behrend, Märcker and Morgen.
1^
td ^
1 «
00
JIg
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Stärkemehl
Proz.
a
9
li
9 Ö>
w
o m z
Stärkemehl
Proz.
SpezifischeB
Gewicht
d ^
Stärkemehl
Proz.
SpezifischeB
Gewicht
Stärkemehl
Proi.
1080
19-7
13-9
1100
240
18-2
1120
28-3
22-5
1-140
32-5 26-7
081
19-9
141
101
24-2
18-4
121
28-5
22-7
141
32-8
27-0
082
201
14-3
102
24-4
18-6
122
28-7
22-9
142
330
27-2
083
20-3
14-5
103
24-6
18-8
123
28-9
231
143
33-2
27-4
084
20*5
14-7
104
24-8
19-0
124
29-1
23-3
144
33-4
27-6
085
20-7
14-9
105
250
19-2
125
29-3
23-5
145
33-6
27-8
086
20-9
151
106
25-2
19-4
126
29-5
23-7
146
33-8
28-0
087
21-2
15-4
107
25-5
19-7
127
29-8
240
147
341
28-3
088
21-4
15-6
108
25-7
19-9
128
30-0
24-2
148
34-3
28-5
089
21-6
15-8
109
25-9
20-1
129
30*2
24-4
149
34-5
28-7
1-090
21-8
160
1110
26-1
20-3
1130
30-4
24-6
1150
34-7
28-9
091
220
16-2
111
26-3
20-5
131
30-6
24-8
151
34-9
29-1
092
22-2
164
112
26-5
20-7
132
30-8
250
152
351
29-3
093
22-4
16-6
113
26-7
20-9
133
31-0
25-2
153
35-4
29-6
094
22-7
16-9
114
26-9
211
134
31-3
25-5
154
35-6
29-8
095
22-9
17-1
115
27-2
21-4
135
31-5
25-7
155
35-8
30H)
096
231
17-3
116
27-4
21-6
136
31-7
25-9
156
360
30-2
097
23-3
17-5
117
27-6
21-8
137
31-9
261
157
36.2
30-4
098
23-5
17-7
118
27-8
22-0
138
321
26-3
158
36-4
30-6
099
23-7
17-9
119
28-0
22-2
139
32-3
26-5
159
36-6
30-8
32'
500 Stärke.
Da einerseits in den Kartoffeln immer lufterfÜUte Hohlräume in
wechselnden Mengen vorkommen, die einen Einflofi auf die Höhe des
spezifischen Gewichts ausüben, andrerseits die für die Aufstellung obiger
Tabelle verwendeten Stärkebestimmungen nach einer keineswegs als
vorwurfsfrei anzusehenden Methode ausgeführt wurden, so ist nach
Märcker (Hdb. d. Spiritus-Fabrikation, 8. Aufl., S. 148) die Fehlergrenze
der Schätzung des Stärkegehalts der Kartoffel nach dem spezifischen
Gewicht keine kleine, imd man darf höchstens hoffen, den Stärkegehalt
auf d= 1 Proz. genau danach zu finden; d. h. eine Kartoffel, die nach
dem spezifischen Gewicht zu 23 Proz. Stärke eingeschätzt wird, kann in
Wirklichkeit 22 oder 24 Proz. enthalten, ja man darf sich nicht wundem,
wenn in einzelnen Fällen Abweichungen von =h 2 Proz. imd gelegentlich
sogar darüber vorkommen.
Bei der Benutzung der Tabelle, die eigentlich für den Spiritus-
fabrikanten berechnet ist, mufi femer beobachtet werden, daß die Be-
stimmung der Stärke nach dem spezifischen Gewicht, nicht den wahren
Stärkegehalt, sondern wiederum nur den sich aus Stärke und anderen
Kohlehydraten, namentlich Zucker, zusammensetzenden Stärkewert an-
gibt. Deshalb muß der Stärkefabrikant, wenn er von vorstehender
Tabelle Gebrauch macht, von dem darin angegebenen Stärkegehalt eine
dem durch Bestimmung des spezifischen Gewichts mitbestimmten Zucker
entsprechende Stärkemenge in Abzug bringen, für welche nach Saare
ein Mittelwert von 1,5 Proz. anzusetzen ist.
Die Bestimmung des spezifischen Gewichts fester Körper kann auf
indirektem oder direktem Wege geschehen.
Bei der indirekten Bestimmung wird das spezifische Gewicht einer
Flüssigkeit demjenigen des festen Körpers gleich gemacht und dann
das spezifische Gewicht der Flüssigkeit durch Aräometer oder auf irgend
eine andere Weise bestimmt. Auf ihr beruht die TJntersuchungsmethode
von Kroker. Es wird eine größere Anzahl Kartoffeln (20 — 30) in
ein zum Teil mit Wasser gefülltes, zylindrisches Glas gebracht und
von einer konzentrierten Salzlösung unter Umrühren so lange hinzugefügt,
bis etwa 1/3 der Kartoffeln zu Boden sinkt, Ys ^ ^^^ Flüssigkeit schwimmt
und Ys ^^ ^^^ Oberfläche schwebt. Hierauf bestimmt man das spezifische
Gewicht der Flüssigkeit, dem also das spezifische Gewicht der Kartoffeln
entspricht, und liest aus der obigen Tabelle den Stärkegehalt ab. Man
kann auch so verfahren, daß man eine Anzahl Gefäße mit Salzlösungen
verschiedener Konzentrationen nebeneinander aufstellt und die zu prüfen-
den Kartoffeln nacheinander in die verschiedenen Lösungen bringt, bis
man die dem spezifischen Gewicht der Kartoffeln entsprechende Konzen-
tration findet. Im ganzen ist diese Methode ziemlich umständlich und
sie liefert wenig zuverlässige Resultate.
Bestimmmig des Stärkegehaltes durch spez. Grewicht, 501
Zu genaueren Resultaten, führt die Bestiounung des Bpezifischen
Gemchtes auf direktem Wege.
Das spezi^sche Gericht eines Körpers vird nach der belcannten
Formel
gefunden, indem man das absolute Gewicht (g) desselben durch das Ge-
richt eines gleichen Volumens Wasser (t) dividiert. Es kommt also bei
dieser Bestimmung darauf an, festzustellen, wie viel das einer gewogenen
Menge EAitoffeln gleiche Yoluraen Wasser wiegt.
F^. 84.
Dies geschieht nach Stohmann mittels des von ihm konstruierten,
in Fig. 83 und 84 abgebildeten Apparates auf folgende Weise: Uan füllt
einen etwa 3 Liter haltenden Glaszylinder unter Anwendung genau
justierter MaSgefaBe mit Wasser, bis die von einer über den Zylinder
gelegten Brücke herab reichende feine Metallspitze den Wasserspiegel
gerade berührt. Wenn man die letzte Wassermenge vorsichtig aus einer
graduierten Bürette zufließen läBt, so hält es nicht schwer, diesen Punkt
genau zu treffen. Die Menge des in den Zylinder gelassenen Wassers
wird notiert, der Zylinder dann geleert und sorgfältig getrocknet. Hier-
auf wägt man genau 1000 g Kartoffeln ab, tut sie in den Zylinder und
flillt abermals bis zur Nadelspitze mit Wasser auf. Der Wenigerver-
502 Stärke.
brauch an Wasser entspricht dem Volumen des durch die Kartoffeln
verdrängten Wassers, und die Anzahl der Kubikzentimeter des letzteren
drückt das Gewicht desselben in Grammen aus.
Es enthalte z. B. der bis zur Spitze mit Wasser gefüllte
Zylinder leer (ohne Kartoffeln) = 2950 ccm
mit 1000 g Kartoffeln = 2049 -
80 ist das Volumen des durch die Kartoffeln verdrängten Wassers = 901 ccm.
1000
Mithin ist das spezifische Gewicht der Kartoffeln = -öttj- = 1*109, und
diesem entspricht nach der Tabelle auf Seite 499 ein Stärkewert von
20,1 Proz. Wenn die Bestimmung mit Sorgfalt ausgeführt wird, wenn
man namentlich darauf achtet, daß die Kartoffeln gut gereinigt sind und
sich an dieselben im Wasser keine Luftblasen ansetzen, so liefert sie
sehr genaue Resultate.
Eine andere Bestimmung des spezifischen Gewichts beruht bekannt-
lich auf dem Archimedischeu Prinzip, nach welchem ein Körper in einer
Flüssigkeit so viel von seinem Gewicht verliert, als die von ihm ver-
drängte Flüssigkeitsmenge wiegt. Wägt man also die Kartoffeln erst
in Luft und darauf in Wasser, so ist die Differenz der Gewichte, welche
angibt, wieviel die durch das Volumen der Kartoffeln verdrängte Wasser-
menge wiegt, das Volumgewicht der Kartoffeln, und man findet das
spezifische Gewicht derselben, wenn man ihr absolutes Gewicht durch
das Differenzgewicht (Volumgewicht) dividiert. Es sollen z. B. 5000 g
Kartoffeln unter Wasser nur 525 g wiegen, so haben sie von ihrem Ge-
wicht also 5000 — 525 = 4475 g verloren. Sonach ist das spezifische
Gewicht der Kartoffeln:
V 4475
und der Stärkewert nach der Tabelle auf S. 499 = 21,8 Proz.
Dm die zu dieser Bestimmung nötigen Wägungen schnell und
sicher ausführen zu können, dienen verschiedene, besonders für diesen
Zweck eingerichtete Wagen.
Unter ihnen ist diejenige von Fesca die älteste. Sie zeigt an,
wieviel das durch die Kartoffeln verdrängte Wasser wiegt, und aus der
ihr beigegebenen Tabelle kann man unmittelbar aus dem Gewichte des
verdrängten Wassers den Stärkewert der Kartoffeln ersehen.
Die später von Hurt zig, Schwarzer und Reimann konstruierten
Wagen geben dagegen an, wieviel die Kartoffeln selbst unter Wasser
wiegen.
Am weitesten verbreitet ist die in Fig. 85 abgebildete R ei mann sehe
Kartoffelwage. Sie ist eine Dezimalwage, die an dem längeren Arm
dea St&rkegeh<ea durch spez. Gewicht. 503
des Wogebalkens eine Gewichtsachale und an dem kürzeren zwei über-
einander hängende Brahtkürbe zur Aufiiahme der zu prüfenden Kar-
toffeln trägt, und wird auf dem Bttgel des dazu gehörigen Wasserbehälters
mittels einer Schraubenmutter befestigt.
Die Bestimmung wird mit dieser Wage folgendermaßen ausgefflhrt:
Man füllt zunächst den Bottich mit destilliertem Wasser oder reinem
Regeunasser vou 140 Reaumur oder 17,50 Celsius so weit an, daB der
untere, frei schwebende Korb ganz TOn demselben bedeckt ist, und stellt
dann die Wage vermittelst des oberhalb des Wagebalkens angebrachten
Schiebegewichts ein. Hierauf wägt man in dem oberen Korbe genau
b kg der zu untersuchenden Kar-
toffeln ab, bringt sie alsdann in ^'' **'
den unteren, im Wasser befind-
lichen Korb und bestimmt ihr
Gewicht unter Wasser.
Aus der S. 604 beigefügten,
Uärckers Handbuch der Spiritus-
fabrik ation entnommenen Tabelle
liest man alsdann den dem Ge-
wicht der Kartoffeln in Wasser
entsprechenden Stärke wert ab.
Jedoch müssen natürlich auch
hier für die Zwecke der Stärke-
fabrikation von den angegebenen
Zahlen fUr den Stärke wert l,5Proz.
in Abzug gebracht werden.
Bei der Ausführung der Be-
stimmung dürfen folgende Vor-
sichtsmaßregeln nicht außer acht
gelassen werden, wenn genaue
Resultate erhalten werden sollen.
1. Das zur Bestimmung yerwendete Wasser soll womöglich destil-
liertes (Kondenswasser) oder Regenwasser sein, da sich aus Brunnen-
wasser leicht kohlensaurer Kalk abscheidet, der durch Ansetzen an die
Ketten nnd den Korb das Gewicht der letzteren Terändern kann.
2. Die Temperatur des Wassers muß 14" R. = 17,5" C, betragen,
da die Tabellen für diese Temperatur ermittelt sind. Auch die Kartoffeln
müssen eine gleiche Temperatur haben.
3. Der untere Korb soll Tollständig frei schweben und vor dem
Wägen der Kartoffeln unter Wasser und nach demselben gleich tief ins
Wasser tauchen, weil sonst die Ketten sich bald mehr, bald weniger
unter Wasser befinden, wodurch natürlich Gewichtsdifferenzen entstehen.
604
Stärke.
Tabelle zur Bestimmong des Stärke- und Trockengehaltes
der Kartoffeln nach dem spezifischen Gewicht mit Reimanns Wage.
Gewicht
Gehalt
Gehalt
Gewicht
Gehalt
Gehalt
der 5000 g
Spe-
an
an
der 5000 g:
Spe-
an
an
Kartoffeln
zifisches
Trocken-
StAike-
Kartoffeln
zifisches
Trocken-
StArke-
in Wasser
Gewicht
substanz
mehl
in Wasser
Gewicht
substanz
mehl
g
Proz.
Proz.
K
Proz.
Proz.
845
10741
18-8
12-5
505
1-1123
265
20-7
350
10752
18-5
12-7
510
1-1136
26-8
21-0
355
10764
18-8
130 \
515
1-1148
27-1
21-3
360
10776
191
133 :
520
1-1161
27-4
216
365
1-0787
19-4
13-6
525
11178
27-6
21-8
870
1-0799
19-7
18-9
530
11185
27-9
221
375
10811
19-9
14-1
535
11197
28-2
22-4
380
10822
20-1
14-3
540
11210
28-5
22-7
385
10834
20-3
14-5
545
1-1223
28-7
22-9
390
1-0846
20-6
14-8
550
11236
28-9
231
895
10858
20-9
151
555
1-1248
29-2
23-4
400
10870
21-2
15-4
560
11261
295
23-7
405
10881
21-4
15-6
565
11274
29-8
24-0
410
10893
21-6
15-8
570
11287
301
24-8
415
10906
21-8
160
575
11300
30-4
24-6
420
1-0917
22-1
16-3
580
11312
30-6
24-8
425
10929
22-4
16-6
585
11825
309
25-1
430
1-0941
227
16-9
590
1-1338
31-2
25-4
435
1-0953
229
171
595
1-1351
31-5
25-7
440
10965
23-1
17-3
600
1-1364
31-7
25-9
445
10977
23-4
17-6
605
1-1377
32-0
26-2
450
10990
23-7
17-9
610
11390
32-3
26-5
455
11001
240*
18-2
615
11402
32-5
26-7
460
1-1013
24-2
18-4
620
11415
32-8
27-0
465
1-1025
24-4
18-6
625
11428
33-1
27-3
470
1-1037
24-7
18-9
630
1-1441
33-4
27-6
475
11050
25-0
19-2
635
11455
33-7
27-9
480
1-1062
25-2
19-4
640
11468
34-0
28-2
485
11074
255
19-7
645
1-1481
343
28-5
490
11086
25-8
200
, 650
11494
34-5
28-7
495
1-1099
261
203
655
11507
34-8
290
500
1-1111
263
20-5
660
11520
351
29-3
Man erreicht dies am sichersten, wenn man den Bottich mit einem Aus-
fiuBrohr versieht. Hat man beim Einstellen der Wage den Bottich bis
zum Ausflußrohr gefüllt, so fließt beim Einbringen der Kartoffeln in den
unteren Korb das verdrängte Wasser ab, so daß das Niveau des Wassers
immer gleich hoch bleibt. Als sehr praktisch hat es sich erwiesen, die
Untersachimg der Stärke. 505
Ketten darch zwei Drähte zu ersetzen. Der eine derselben verbindet
zwei gegenüberliegende Punkte des Eorbrandes und ist in der Mitte mit
einer Ose versehen, in welcher der zweite, in einen Haken zum An-
hängen endende Draht befestigt wird.
4. Zur Bestimmung sollten möglichst mindestens 5 kg Kartoffeln
verwendet werden, da bei der grojBen Verschiedenheit auch der imter
ganz gleichen Verhältnissen gewachsenen Kartoffeln eine kleinere Menge
keinen Anhalt zur Beurteilung eines größeren Postens geben würde.
5. Die Kartoffeln müssen sorgfältig gewaschen und mit einer
scharfen Bürste gereinigt imd hiemach wieder, am besten durch Abreiben
mit einem Tuche, abgetrocknet werden.
6. Faule, kranke, unreife, verschrumpfte, stark gekeimte und sonst
unnormale Knollen sind von der Bestimmung auszuschließen, da die
Tabellen nur für gesunde Kartoffeln zutreffend sind. Bei trockenfaulen
Kartoffeln können die faulen Stellen ausgeschnitten werden. Knollen,
die infolge innerer Hohlräume auf dem Wasser schwimmen, dürfen gleich-
falls nicht verwendet werden. Hart gefrome Kartoffeln läßt man nach
Saare am besten in. angewärmtem Wasser auftauen, wobei der Schmutz
abfällt, wägt sie naß schnell in dem oberen Korb und dann unter Wasser.
Nach Abzug von 1 Proz. Stärke erhält man ein genügend genaues Resultat.
7. Die sich an die im Wasser befindlichen Kartoffeln ansetzenden
Luftblasen sind durch Schütteln oder ruckweises Auf- und Abbewegen
des Korbes zu entfernen. Ändert sich hiemach das Gewicht, so ist das
Schütteln fortzusetzen, bis das Gewicht konstant bleibt.
Eine neue Kartoffelwage läßt die Glasbläserei des Vereins der
Spiritusfabrikanten in Deutschland nach Angaben von Parow anfertigen.
Sie ist eine abgeänderte Bei mann sehe Wage, bei der die Wägungen
durch an dem Wagebalken angebrachte Schiebegewichte ausgeführt
werden, die so konstruiert sind, daß man den Stärkegehalt der Kartoffeln
von einer mit entsprechender Einteilung versehenen Schiebegewichtsstange
direkt ablesen kann.. Es wird beim Gebrauch dieser Wage mithin sowohl
der Gevnchtssatz als auch die Tabelle entbehrlich.
B. Vntersacliiiiii: der S(t&rke*
Da die Stärke, aus welchen Materialien sie auch immer gewonnen
worden ist, stets dieselbe chemische Zusammensetzung zeigt, so kann
durch chemische Untersuchung der Ursprung einer Stärke nicht nachge-
wiesen werden. Vielfach kommen jedoch in der Handelsstärke Reste der
verwendeten Rohmaterialien vor, deren Natur sich mittels chemischer
Reaktionen feststellen läßt, so daß man hieraus schließen kann, welcher
Art die vorliegende Stärke ist. Diese Reaktionen werden bei der Prüfung
506 Stärke.
der Stärke weniger angewendet. Sie dienen mehr zur Untersuchung von
Mehlen, sind aber im allgemeinen auch hierbei nicht immer zuverlässig.
Nur zwei üntersuchungsmethoden mögen hier erwähnt werden, die
in der Praxis wohl in Anwendung kommen. Die erste ist die Methode
von Böttger (Pol. Notizbl. 1869, S. 15), nach welcher man kleberhaltige
Stärke neben kleberfreier Stärke (Kartoffelstärke, Arrowroot) erkennen
kann. Man erhitzt 1 g Stärke mit 180 ccm Wasser zum Sieden und
rührt den Kleister kräftig mit einem Glasstabe um. Enthält die Stärke
Kleber, auch nur die geringsten Mengen, so bildet sich ein Schaum, der
bestehen bleibt, wenn das Sieden aufhört; enthält sie keinen IQeber, so
vergeht er dagegen, sobald das Kochen nachläßt. (Der Klebergehalt
kann übrigens auch durch eine Stickstoffbestimmung nachgewiesen
werden.) — Die zweite Untersuchungsmethode betrifft die Bestimmung
von Arrowroot neben Kartoffelstärke. Es wird 1 Teil Stärke mit 10 Teilen
eines Gemisches von 2 Teilen Salzsäure und 1 Teil Wasser 10 Minuten
lang geschüttelt; war Arrowroot vorhanden, so lagert sich die Stärke
vollständig ab; ist Kartoffelstärke zugegen, so bildet sich eine gallert-
artige, nach frischen Bohnen riechende Masse.
Die einzig sichere Methode zur Nachweisung der verschiedenen
Stärkesorten ist die Prüfung derselben mit Hilfe des Mikroskops. Ver-
möge der charakteristischen Gestalt und der unterschiedlichen Größe
der Körner einzelner Stärkearten gelingt es bei einiger Übung leicht,
die verschiedenen Stärkemehlsorten zu unterscheiden. Indem wir für
ein eingehenderes Studium der mikroskopischen Beschaffenheit der ver-
schiedenen Stärkesorten auf Nägelis „Die Stärk ekörner^, auf J. Wies-
ner, „Technische Mikroskopie^ und auf die Arbeit über „Stärke" von
A. Tschirch in der „Real-Enzjklopädie der gesamten Pharmazie** ver-
weisen, lassen wir hier eine aus Märckers Handbuch der Spiritusfabri-
kation entlehnte, durch Abbildungen illustrierte Beschreibung nur der
am häufigsten vorkommenden Stärkearten nach J. Wiesner folgen.
1. Die Stärkekömer der Kartoffel sind eiförmig, im Querschnitt
kreisrund, oft regelmäßig konstruiert. Nur die noch jungen, unent-
wickelten, noch keinen ausgeprägten Schichtenbau besitzenden Kömer
sind kugelig. Der Kern ist exzentrisch und liegt beinahe immer am
schmalen Körnende. Die ebenfalls exzentrischen Schichten sind zahl-
reich und meist deutlich ausgeprägt; einige von ihnen treten stets mit
auffälliger Schärfß hervor (Fig. 86).
2. Die Stärkekömer von Roggen, Weizen und Gerste zeigen
eine so große Übereinstimmung untereinander, daß sie nur auf Grund
der sorgfältigsten mikroskopischen Messungen voneinander zu unter-
scheiden sind; dagegen haben sie ein so ausgedrücktes gemeinsames
Gepräge, daß sie mit Leichtigkeit von allen anderen Stärkesorten zu
MikroBkopische Untaiecheidong der Stftrkearteu.
507
unterscheiden sind. Die Körner sind von zweierlei Größe; man findet
groSe und kleine KOruer, ohne daß jedoch solche TOn mittlerer Größe
-vorhanden vären. Die großen Körner sind von linsenförmiger, die kleinen
TOn kugeliger, manchmal polye drisch er Gestalt. Sie sind entweder
ungeschichtet oder zeigen nur wenige Schichten und lassen selten direkt
einen Kern erkennen; wohl aber wird der Ort des Kemea häufig durch
einen oder einige weniger schwach erscheinende Risse angedeutet. Die
kleinen Körner erscheinen stets ungeschichtet; an Stelle des Kernes steht
meist eine lufterfallte Höhle. (Fig. 87.)
FlE-SC-
Verer. SM mal. WeiieoBlarke. a— d s^Oe, e kleine KSmer; a b vo
der Seite gesehene K6nisr; b Kam mit aeUiSroiigeci EIndracken, to
heirfihrend, & d' KSrnet mil spalleofBnnigea, durch den Kern diu
I der FlSche, c c' von
I den kleinen KOrnern
ihgehonden Ri»sen.
Zur Unterscheidung der drei Stärkemehlarten dieser Gruppe führt
Wiesner an, daß sich die kleinen Stärkekömer der Gerste beim Liegen
im Wasser fast durchweg in einer Molekularbeweguug befindeu (durch-
einander wirbelnd), von denen des Weizens hingegen nur ein Teil,
nämlich jene, die dem uuteren Gröfienwerte 0,0033 nun nahe kommen.
In der Weizen- und Roggenstärke kommen ziemlich gleiche Mengen
kleiner Kömer auf eine gewisse Menge größerer, in der Gersteustärke
ist die Menge der kleinen Eomer eine relativ gröBere. Wi«
jedoch Anstand, hierüber Zahlen zu geben.
0 0
® O
Ve^i. KW mal A BUricetühreude Zelle aiu dem SunenfliireiS dea Haien, a echt ci
geKlites SlOrkskorn, h c einladie StfltkekBroer, d PiotoplasiiiaraBte. B ■uaammenKeietitea
Korn. C Teilkemer. Z einfache KBnier. C und Z etwem atbker TerKrfiSect
a und b. C diSBelben ■'
3. Die Haferatärke besteht zum Teil aus zusammengesetzten
Edrueni; in der Mehrzahl sind 20—70 TeilkOmer (nach Nägeli selbst
Mikroakopische Dntencheidang der St&rkesrten. 509
bis zu 300} zu einem ellipsoiden Konglomerat verbunden. Jedes Teil-
kom ist polyedriscb, meist unregelmäßig drei- bis Bechaeckig. Die ein-
fachen KCmer unterscheiden sich deutlich von den TeilkOmern; sie
haben eine runde oder tonnenfOrmige, niemals polyedriscfae Gestalt, da
sie nie Bruchkflmer sind. (Fig. 88.)
4. Die Reisstärke besteht ebenfalls aus zusammengesetzten und
einfachen KOraern (Fig. 89). Die zusammengesetzten Kömer bestehen
ans 2 bis 100 TeilkOmem. Jedes Teilkom ist polygonal begrenzt, meist
fünf- oder sechseckig, hin und meder dreiseitig und führt au Stelle des
Kerns eine grofie polygonale, manchmal sternförmige Höhle. Die ein-
fachen StärkekOmer der Reisstärke sind Ton XeilkOmem der zusammen-
Fig. so.
0000'
Vbi^. MOnuL A. itflAsMluende Zelle aus dem homigen Teile de* Haiikomes.
■ eüuelnes StaAekom, k Kern. B a einfache, b und c echt lUBammenEMetee Siarice-
kSmer aus dem mehligen TeUe des Malskomea.
gesetzten Kömer in keinerlei Weise zu unterscheiden. In den Zellen
liegen die einfachen Kömer dicht gedrängt nebeneinander, den Ton den
zusammengesetzten Stärkekämem freigelassenen Raum dicht erßillend,
und bilden so unecht zusammengesetzte KOmergruppen, die beim Zer-
fallen Bruchkömer geben.
5. Die Stärkekörner des Mais sind einfache, zusammengesetzte
oder Bmcbkömer. Im äußeren hornigen Teile des Maiskornes liegen
die KOmer dicht gedrängt nebeneinander, zu unechten Kömem ver-
bunden. Im inneren, mehligen Teile ist die Mehrzahl der Kömer ein-
fach; einige wenige sind echt zusammengesetzt und bestehen dann aus
2 — 7 Teilkömem. Die einfachen Kömer sind rund, und zwar kugelig
510
Stärke.
oder ellipsoidisch, die Bruch- und zusammengesetzten Körner hingegen
gerade und polyedrisch abgeplattet, sonst stimmen alle Körner im Bau
überein. Die meisten Stärkekömer zeigen einen Kern; die trockenen
sind von radialen, vom Kern ausgehenden Rissen durchsetzt. Schichten
sind im unveränderten Korne nur hin und wieder zu sehen (Nägeli).
Wiesner sah dieselben nicht (Fig. 90).
Für die Bestimmung der im Handel yorkonmienden Stärkesorten
mögen außerdem besonders empfohlen werden die für diesen Zweck
zusanmiengestellten Tabellen über Form und Größen Verhältnisse der
verschiedenen Stärkearten von A. Tschirch (in der S. 506 erwähnten
Arbeit) und von August Vogl, wie sie in L. v. Wagners Stärke-
fabrikation mitgeteilt werden.
Die Größe der Kömer wird entweder mittels des Mikrometers be-
stimmt oder nach der sehr sicheren Wägungsmethode von Schön. Man
verfährt nach derselben, wie folgt: £s wird eine kleine Menge trockenen
Stärkemehls unter das Mikroskop gebracht und die Vergrößerung so
eingerichtet, daß 20 Kömchen im Gesichtspunkte wahrgenonmien werden.
Die Umrisse derselben zeichnet man mittels eines Zeichenapparates auf
Papier, dann verschiebt man den Objektträger, um eine neue Anzahl
von Stärkekömem abzuzeichnen, und wiederholt dies, bis man 100 Bilder
hat; diese werden mit der Schere sorgfaltig ausgeschnitten, gewogen
und das Gewicht durch 100 dividiert. Man hat dann das Mittelgewicht
eines Stärkebildes. Außerdem wägt man ein kreisrundes Stück desselben
Papiers von bekanntem Durchmesser und kann nun den Durchmesser
eines Papierstärkebildes und, wenn man die Vergrößerung in Rechnung
zieht, den Durchmesser des Stärkekorns bestimmen.
Über die Größenverhältnisse der Stärkekömer wird von Märcker
nach Wiesners Angaben folgende Zusammenstellung gegeben:
Kleine Körner
Große Körner
Gerste
Weizen
Roggen
Orenzwerie Häufigster Wert Grenzwerte Häufigster Wert
0-0016— 0-0064 00046 mm 0-0108—0-0328 0-0203 mm
0-0022— 0-0082 0-0022 - 0-0111—00410 0-0282 -
0-0022- 0-0090 0-0063 - 0-0144- 0*0475 0*0369 -
Einzelne Körner
Kartoffeln
Hafer
Reis
Mais
0-060 -
0-003 -
0003 -
0-0072-
-0-100
-0011
-0-007
-0-0325
0070 mm
0-008 -
0-005 -
0-020 -
Zusammengesetzte Körner
0-014 —0-054 0031 mm
0-018 —0-036 0-022 -
— 0-047 -
Außerdem wurde im Laboratorium des Vereins der Spiritusfabri-
kanten in Deutschland gefunden als:
Bestimmang des Wassergehaltes der Stärke, 511
Mittlerer Durchm. der Küstriner Stärke B.E.M.F. . . . = 0,0355 mm
- Primastärke (Genthin) = 0,0328 -
- Prima-Abfallstärke (Gentliin) . . =0,0210 -
- Sekundastärke (Genthin) . . . . = 0,0169 -
- bei der Gewinnung der Sekunda-
stärke von der letzten Flute . . = 0,0125 -
- und von den AuBenbassins auf die
Wiesen fortschwimmenden Kömer . = 0,0080 -
Die Bestimmung des Wassergehaltes der Stärke.
Der Wassergehalt der Stärke ist ein sehr verschiedener. Es ent-
hält die mechanisch von Wasser befreite Kartoffelstärke, die „grüne"
Stärke, noch etwa 48—53 Proz. Wasser. Gute Handelsstärke darf nicht
mehr als 20 Proz. Wasser enthalten. Deshalb ist eine direkte Bestinmiung
des Wassergehaltes notwendig.
Die sicherste Methode der Wassergehaltsbestimmung ist die, daß
man 10 g Stärke in einem verschließbaren Glasgefäß abwägt, sie erst
eine Stunde bei 40 — 50*^ C. (ein sofortiges Erhitzen über 60° würde
Verkleisterung hervorrufen) und dann 4 Stunden bei genau 120° C.
trocknet, im Exsikkator erkalten läßt imd wieder wägt. Der Gewichts-
verlust gibt mit 10 multipliziert den Wassergehalt der Stärke in Pro-
zenten an. Nach Bondonneau sollen durch Säuren, welche infolge
von Gärung oder durch Zusatz bei der Fabrikation in die Stärke ge-
langt sind, bei dieser Wasserbestimmung Fehler von 2 — 3 Proz. vor-
kommen, indem sich beim Trocknen Zucker bildet, welcher 7io seines
Gewichtes an Wasser zurückhält. Dagegen stellte Saare (Zsch. Spiritus-
ind. 1884, S. 595) fest, daß selbst ein Gehalt von 0,1 Proz. Schwefel-
säure, wie ihn die Handelsstärke nie haben darf, die Wasserbestinmiung
nicht beeinträchtigt. Es wird zwar Zucker gebildet, aber in so geringer
Menge, daß die von ihm zurückgehaltene Wassermenge nicht in Betracht
kommt. Da aber die Zuckerbildung durch den von Bondonneau
empfohlenen Zusatz von Ammoniak keineswegs gehindert wird, so ist
derselbe unnütz, umsomehr als er die Trocknung um viele Stunden
verzögert.
Da diese absolut beste und sicherste Methode der Wasserbestim-
mung für die Praxis zu viel Zeit in Anspruch nimmt, so hat man andere
Methoden ersonnen, welche es gestatten, den Wassergehalt möglichst
schnell mit einer für die Technik genügenden Genauigkeit zu bestimmen.
Die Methode von Scheibler (Dingl. 192, 504) beruht auf der
Beobachtung, daß bei einer Mischung von 1 Teil Stärke mit 11,4 Proz.
Wassergehalt mit 2 Teilen Alkohol von 90 Volumprozent (spezifisches
Gewicht = 0,8339) beide Substanzen unverändert bleiben, während
512
Stärke.
feuchtere Stärke an Alkohol Wasser abgibt, trocknere dem Alkohol
Wasser entzieht.
Zur Ausführung der Bestimmung werden 41,7 g Stärke in ein mit
Glasstopfen zu yerschließendes Glas gewogen und mit 100 com Alkohol
von 90^ Tr. übergössen. Unter öfterem Nachschütteln läßt man dasselbe
1 Stunde stehen, filtriert durch ein trockenes Filter imd bestimmt
das spezifische Gewicht des Filtrats. Den Wassergehalt der Stärke
liest man alsdann in der TOn Scheibler berechneten nachstehenden
Tabelle ab.
Wasser-
gehalt
des
Stärke-
mehles
Grade
Tralles
Spes.
Gewicht
des
Alkohols
"Wasser-
gehali
des
Stärke-
mehles
Grade
Tralles
Spez.
Gewicht
des
Alkohols
"Wasser-
gehalt
des
Stärke-
mehles
Grade
Tralles
spes.
Gewicht
des
Alkohols
Proz.
ProB.
•
Pro».
0
93-3
0-8226
22
86-4
0-8455
44
79-7
0-8643
1
931
0-8234
23
86-1
0-8465
45
79-5
0-8651
2
92-9
0-8243
24
85-8
0-8474
46
79-2
0-8658
3
92-6
0-8253
25
85-5
0-8484
47
78-9
0-8665
4
92-3
0-8262
26
85-2
0-8493
48
78-6
0-8673
5
92-0
0-8271
27
84-9
0-8502
49
78-4
0-8680
6
91-7
0-8281
28
84-6
0-8511
50
78-1
0-8688
7
91-4
0-8291
29
84-3
0-8520
51
77-8
0-8695
8
91-2
0-8300
30
84-0
0-8529
52
77-5
0-8703
9
90-9
0-8311
31
83-7
0-8538
58
77-3
0-8710
10
90-5
0-8323
32
83-4
0-8547
54
77-1
0-8716
11
90-1
0-8335
33
83-1
0-8655
56
76-8
0-8723
12
89-8
0-8346
34
82-8
0-8563
66
76-5
0-8731
13
89-5
0-8358
35
82-5
0-8571
57
76-8
0-8738
14
89-1
0-8370
36
82-2
0-8579
58
76-0
0-8745
16
88-7
0-8382
37
81-9
0-8587
59
75-7
0-8753
16
88-3
0-8394
38
81-6
0-8595
60
75-4
0-8760
17
880
0-8405
39
81-3
0-8603
61
75-2
0-8767
18
•87-7
0-8416
40
80-9
0-8612
62
74-9
0-8775
19
87-4
0-8426
41
80-6
0-8620
63
74-6
0-8783
20
87-1
0-8436
42
80-3
0-8627
64
74-3
0-8791
21
86-7
0-8446
43
80K)
0-8635
65
74-0
0-8798
Scheibler hat auch ein Aräometer konstruiert, an welchem man
den Wassergehalt direkt ablesen kann.
Die Wasserbestimmungsmethode von Saare (Saare, Fabrikation
der Kartoffelstärke, S. 509) beruht darauf, daß das spezifische Gewicht
der absolut trockenen Stärke immer gleich 1,65, d. h. 1 com Stärke
«= 1,65 g ist.
Bestimmimg des Wassergehaltes der St&rke.
513
Wenn aber 1,65 g Stärke einen Kaum von 1 ccjn einnehmen, so
nehmen 100 g Stärke den Raum von
100
1,60
= 60,60 ccm ein. Füllt man
nun 100 g trockener Stärke in einen 256 ccm fassenden MeBkolben, so
gebraucht man, um bis zur Marke aufzufüllen, 250 — 60,60 ccm oder
189,40 ccm oder g Wasser, und der Inhalt des Kolbens wiegt dann
289,40 g. Nimmt man aber an, daß die Stärke nicht trocken ist,
sondern 20 Proz. Wasser enthält, so würden, da in 100 g 80 g trockener
80
Stärke sind, welche einen Raum von ^ ^^ = 48,5 ccm einnehmen, die
l,oo
100 g zu prüfender Stärke einen Raum von 48,5 + 20 ccm = 68,5 ccm
ausfüllen. Man würde also, um bis zur Marke aufzufüllen, 250 — 68,50
= 181,5 ccm oder g Wasser brauchen, und der Inhalt des Kolbens würde
nun 100 g + 181,5 g = 281,5 g wiegen; daraus folgt, daß das Gewicht
des Kolbens um so geringer sein wird, je größer der Wassergehalt ist.
Die Bestunmung wird folgendermaßen ausgeführt. 100 g Stärke
werden in einer Porzellanschale abgewogen, mit destilliertem Wasser zu
einer Milch angerührt und in einen 250 ccm fassenden Kolben Yon be-
kanntem Gewicht gespült, dann wird bei 17,5^ C. bis zur Marke auf-
gefüllt und der Kolben gewogen. Yon dem Gewicht wird das des
Kolbens abgezogen imd der dem mm erhaltenen Gewicht entsprechende
Stärkegehalt aus der folgenden Tabelle von Saare abgelesen.
Wasser-
Wasser-
Wasser-
Wasser-
OefundeneB
g^ehalt
Qefimdenes
gehalt
(befundenes
gehalt
Gefundenes
gehalt
Gewicht
der
Oewicht
der
Gewicht
der
Gewicht
der
Stflrke
Siflrke
Starke
Starke
g
Proz.
S
Pros.
S
ProB.
S
Proz.
289-40
0
28310
16
277-20
31
271-25
46
289-00
1
282-70
17
276-80
32
270-90
47
288-60
2
282-30
18
276-40
33
270-50
48
288-20
3
281-90
19
276-00
34
270-10
49
287-80
4
281-50
20
275-60
35
269-70 .
50
287-40
5
281-10
21
275-20
36
269-30
51
287-05
6
280-75
22
274-80
37
268-90
52
286-65
7
280-35
23
274-40
38
268-50
53
286-25
8
279-95
24
274-05
39
268-10
54
285-85
9
279-55
25
273-65
40
267-75
55
285-45
10
27915
26
273-25
41
267-35
56
285-05
11
278-75
27
272-85
42
266-95
57
284-65
12
278-35
28
272-45
43
266-55
58
284-25
13
277-95
29
27206
44
266-15
59
283-90
14
277-60
30
271-65
45
266-75
60
283-50
15
Untersuchungen. 5. Aufl. IIL
38
514 Stirite.
Die auf di^se Weise ansgefährte Bestimmimg gibt auf halbe Pro-
zente richtige Resultate. Genauer werden dieselben noch, wenn man
den Kolben nach dem unger^ren Auffüllen '/, Stunde in einem grOBeren
GefäB mit Wasser von 17° C. stehen läßt und erst dann bis zur Marke
anfßlllt. Die Methode ist nur fttr die
Untersuchung von Kartoffel stärke ver-
wendbar.
Erwähnt werden mag endlich noch
die von Bloch (Dingl. 211, 397) ange-
gebene, mittels des von ihm konstruier-
ten Apparates, des Fekulometers.
auszuführende Bestimm uugsmethode, die
ebenfalls, wie dies der Name schon an-
deutet (fecule = Kartoffelstärke), nur
für Kartoffelstärke berechnet ist. Sie
basiert auf der Annahme, daß 10 g ab-
solut trockener Stärke mit Wasser auf-
gerührt nach dem Absitzen immer den
gleichen Raum von 17,567 ccm ein-
nehmen. Enthält also die Stärke Wasser,
so werden 10 g nicht mehr so viel Wasser
aufnehmen, also einen entsprechend
kleineren Raum nach dem Absitzen aus-
' füllen. Das Fekulometer liefert nach
Bondonneau bei Stärke TOn guter Be-
schaffenheit gute Resultate, dagegen sehr
schlechte, unzuverlässige bei Stärke,
welche in Gärung gekommen ist oder
Verunreinigungen enthält. Nach Saare
ist das Grundprinzip, auf welchem der
Apparat aufgebaut ist, falsch, da das
Volumen, welches absolut trockene
Stärke mit Wasser gemischt einnimmt,
nicht immer gleich ist, sondern dies von
der Größe der KOmer abhängt. Außer-
dem müssen schon geringe Verunreini-
gungen ein verschiedenes Absitzen der Stärke verursachen. Bei Prima-
stärke gibt das Instrument in der Regel 3 — 4 Proz. Wasser zu viel
an, bei Stärke mit viel Stippen und verkleisterten Stärkekömern viel
zu wenig; es ist deshalb zur Untersuchung ungeeignet und nicht zu
empfehlen.
Auf sehr einfache Weise läßt sich die Wasserbeatimmung schnell
Prafung der St&rke auf S&ure. 515
und sicher mit dem von J. F. Hoff mann konstruierten und dem Institut
für Gärungsgewerbe in Berlin patentierten Wasserbestinmiungs- Apparat')
(Fig. 91) ausfuhren.
Dieser besteht aus einem Destillierkolben, in welchem man die
zu untersuchenden Substanzen mit 01 erhitzt, wodurch das darin ent-
haltene Wasser ausgetrieben wird. Die Dämpfe gehen durch das Destillier-
rohr und werden durch starke Kühlung wieder verdichtet, so daß sich
Ol und Wasser in dem unter dem Kühl röhr angebrachten Meßrohr an-
sammeln, von dem dann der Wassergehalt direkt abgelesen wird. Nach
Hoffmanns Vorschrift wird bei der Wasserbestimmung in Stärkemehl
wie folgt verfahren:
50 g Stärke werden mit 400 ccm Terpentinöl, dem 10 ccm Toluol
zugesetzt sind, in dem Destillierkolben bei 50^ C. 5 Minuten erwärmt.
Darauf erhitzt man in 5 Minuten auf 140^ C. und hält bei dieser Tempe-
ratur, um sie alsdann in 4 — 5 Minuten auf 155^ zu bringen. Dann ent-
fernt man den Brenner, läßt auf 140^ abkühlen und liest ab. Zu diesem
Zwecke nimmt man das Meßrohr ab, rollt es einige Male zwischen den
Händen hin und her, um das Absinken der am Glase anhaftenden
Wasserteilchen zu bewirken, und liest an der Stelle ab, wo das Ter-
pentinöl von dem darunter befindlichen Wasser geschieden ist, indem
man als Korrektur für die im Ol schwebenden Wassertröpfchen zu der
sofortigen Ablesung 0,2 ccm hinzuzählt. Die erhaltene Zahl ergibt
mit 2 multipliziert den Prozentgehalt der Stärke an Wasser.
Die nach dieser Methode ausgeführten Wasserbestimmungen ergaben
Resultate, welche mit den durch Trocknung im Trockenschrank er-
haltenen sehr genau übereinstimmten.
Prüfung der Stärke auf Säure.
Man prüft die Stärke auf Säuregehalt, indem man auf die glatt
gestrichene Stärkeprobe 1 — 3 Tröpfchen einer auf Bordeauxweinfarbe
verdünnten gereiidgten, neutralen Lackmuslösung bringt. Wird die Stärke
zartblau oder dunkelviolett, so ist sie säurefrei, wird sie weinrot, so ist
sie sauer, und wird sie ziegelrot, so ist sie stark sauer.
Zur Bestinmiung der Säure werden nach Saare 25 g Stärke mit
25 — 30 ccm Wasser zu einem dicken Brei angerührt und unter starkem
umrühren mit Yjq Normal-Natronlauge (1 ccm = 0,004 g SO3) titriert.
Die Endreaktion ist erreicht, wenn ein Tropfen der Stärkemilch, auf
mehrfach gefaltetes Filtrierpapier aufgetragen, durch Lackmuslösung nicht
mehr rot geförbt wird. Als Kontrolle dient eine zu ebenso dicker Stärke-
1) Den Apparat (D.R.P. 130295) liefert die Glasbläserei des Instituts für
Gänmgsgewerbe, BerUn N. 65.
83»
516 Stärke.
milch angerührte, neutral reagierende Stärkeprobe. Wurde beispielsweise
bei 25 g Stärke 1,8 ccm Y^q Normal-Natronlauge verbraucht, so sind für
100 g = 7,2 ccm erforderlich. Je nachdem für 100 g Stärke bis 5, bis 8
oder über 8 ccm Yjq Normal-Natronlauge yerbraucht werden, ist die Stärke
„zart sauer ^, „ sauer ^ oder „stark sauer^.
Bestimmung der Klebfähigkeit der Stärke.
Je höher die relative Kleisterzähigkeit ist, um so größer ist die
Klebföhigkeit der Stärke. Um die Kleisterzähigkeit zu prüfen, bestimmen
Brown und Heron (Liebig, Ann. 199, S. 165) das Gewicht, welches
erforderlich ist, um eine dünne Glasplatte in einen aus 3 g Stärke und
100 ccm Wasser hergestellten Kleister einsinken zu lassen. Dafert
(Landw. Jahrb. 1896, S. 259) stellt die Zeit fest, welche eine gewisse
Kleistermenge von bestimmter Konzentration braucht, um aus einer
Kupillarröhre auszufließen. Thomson (Dingl. Bd. 261, S. 88) beurteilt
die Zähigkeit nach der Tiefe, bis zu welcher ein aus einer Höhe von
30 cm fallen gelassener Fallkörper in den Kleister eindringt.
£ine mehr praktische Prüfung wird von Schreib (Kalender f.
landw. Gewerbe 1899 nach Z. f. angew. Ghem. 1888, S. 694) angegeben.
Die Stärke wird mit Wasser angerührt zu einer Milch und über einem
gewöhnlichen Bunsenbrenner unter stetigem Umrühren fertig gekocht.
Sobald der Kleister durchsichtig wird und gleich darauf anfängt auf-
zuschäumen, entfernt man ihn vom Feuer und rührt noch einige Zeit
gut um. Das Kochen darf nicht über eine Minute dauern. Auf diese Art
erhielt Schreib sehr gut vergleichbare Resultate. Bei Anwendung von
4 g Stärke auf 50 ccm Wasser soll eine normale Stärke einen nach dem
Erkalten festen Kleister geben, der nicht aus dem Schälchen ausfließt.
Untersuchung auf Verunreinigungen und Verfälschungen des
Stärkemehls.
Die Verunreinigungen des Stärkemehls bestehen meist aus Sand
oder sogenannten Stippen, welche herrühren von Kohlenstaub, Rufl,
Staub, Resten von Kartoffelschalen, Pilzmycel, abgestorbenen Algen,
Holzteilchen, Fäden von Säcken etc., die Verfälschungen in dem Zusatz
einer billigeren Stärkeart zu einer feineren, selten wohl in der Bei-
mischung von Gips, Kreide und Schwerspat.
Zur Untersuchung auf Verunreinigungen verascht man entweder
eine gewogene Menge Stärke, oder man löst sie und prüft den Rück-
stand. Die Lösung kann entweder, wenn es sich um unlösliche Mineral-
substanzen handelt (Sand), durch Erwärmen mit konzentrierter Salpeter-
säure erfolgen, oder durch Anwendung eines Malzauszuges nach Ver-
kleisterung der Stärke.
Untersachung der Abfallprodukte. 517
Um die Art der Stippen festzustellen, betrachtet man den nach
dem Verzuckern bleibenden Rückstand etwa bei 300-facher Vergrößerung
unter dem Mikroskop.
Um die Anzahl der Stippen zu bestimmen, verfährt man nach
Saare, wie folgt: Eine Probe der Stärke wird auf Papier ausgebreitet
und glatt ausgestrichen. Dann legt man eine kleine Glasplatte von be-
kanntem Flächeninhalt (z. B. einen Objektträger) auf xmd zählt die
darunter liegenden Stippen, mischt durch, wiederholt die Zählungen
mehrmals und nimmt den Durchschnitt. Die Stippenzahl wird dann auf
1 qdcm Fläche umgerechnet.
Die Verfälschungen durch Zusatz von fein gepulverten Mineral-
substanzen sind in dem Rücksand der. gelösten Stärke leicht zu er-
kennen. Um Verfälschungen durch Beimengung einer billigeren Stärke-
art festzustellen, bedient man sich am besten des Mikroskops.
C« Die Vntenuehiuj: der Abfallprodukte.
Die Abfallprodukte bestehen aus den Rückständen, welche als
Futtermittel verwendet werden (Pulpe), und dem Waschwasser, welches
teilweise zur Düngung benutzt wird, oft aber auch unbenutzt wegfließt.
Die Untersuchung dieser Produkte auf ihren Nähr- und Düngerwert
gehört nicht hierher. Da aber wegen mangelhafter Leistungsfähigkeit
der Sieb- und Auswaschvorrichtungen auswaschbare Stärke mit in die
Pulpe übergeht, und bei schlechter Zerkleinerung durch Reibe und Mahl-
gang oder bei unvollkommener AufschlieBung auf anderem Wege häufig
größere Mengen von Stärke in den nicht zerrissenen oder unvollständig
aufgeschlossenen Zellen als gebundene Stärke aufgespeichert bleiben, so
ist eine öftere Untersuchung der Pulpe auf Stärke zur Kontrolle der
Ausbeute in der Stärkefabrikation durchaus nötig.
Zur Untersuchung wird 1 kg Pulpe mit einer großen Menge Wasser
durch ein Roßhaarsieb ausgewaschen, das ablaufende Wasser durch
feinste Seidengaze gegossen, und die sich aus demselben absetzende
Stärke auf einem Filter gesammelt, erst bei 50**, dann bei 120® C. ge-
trocknet und gewogen. Der vollständig ausgewaschene Pülpenrückstand
wird getrocknet und in einem Teil der lufttrockenen Substanz die ab-
solute Trockensubstanz durch etwa vierstündiges Trocknen bei 100 bis
105® C. und nach einer der angeführten Methoden die darin noch ent-
haltene Stärke bestimmt. Die Gesamttrockensubstanz setzt sich zu-
sammen aus dem gefundenen Trockensubstanzgehalt der ausgewaschenen
Pulpe und der gefundenen auswaschbaren Stärke, die Gesamtstärke
aus der durch die Analyse gefundenen gebundenen Stärke und der aus-
518 Stärke.
gewaschenen Stärke. Die Berechnung wird nach folgendem, Saar es
,,Die Fabrikation der Kartoffelstärke^ entlehntem Beispiel ausgeführt:
Aus 1000 g Ptilpe wurden = 1,9540 g auswaschbare Stärke =
0,195 Proz. erhalten. Die ausgewaschene Pulpe wog lufttrocken 198,9 g =
19,89 Proz. Es enthielten 100 g frische Pulpe = 19,89 g lufttrockene
Substanz und 100 g lufttrockene Substanz = 84,36 g absolute Trocken-
substanz. Die frische Pulpe enthielt denmach — - — ^KFi — ' ^^
16,78 Proz. völlig ausgewaschene, wasserfreie Pulpe und 16,78 ■+■ 0,195 =
16,975 Proz. absolute Trockensubstanz. Femer wurden in 3 g der luft-
trockenen ausgewaschenen Pulpe 52,0 Proz. Stärke gefunden. In der
wasserfreien Substanz sind also — '0:1*0^» "^ 62,23 Proz., und in der
o4,ob
frischen Pulpe — - — ^^ — = 10,44 Proz. gebundener Stärke enthalten.
Der Prozentgehalt der Pülpetrockensubstanz an gebundener Stärke
soll im allgemeinen 60 Proz. nicht übersteigen, derjenige der Gesamt-
stärke höchstens 5 Proz. an auswaschbarer Stärke betragen.
D. J^le Vntersuehiuic der bei der StftrkefabrikatloM mvr
Terwendiui: konunenden Hilfsrohstoffe.
Hier kommt hauptsächlich das zur Fabrikation benutzte Wasser
in Betracht. Dasselbe muB farblos, geruchlos und frei von darin sus-
pendierten Stoffen, auch möglichst frei von Eisenoxydulsalzen sein. Es
darf femer keine Fäulniserscheinungen aufweisen und auch nicht zu
hart sein. Auf alle diese Eigenschaften hin ist demnach ein Wasser,
welches in der Stärkefabrikation benutzt werden soll, vor seiner Ver-
wendung zu prüfen. Was die Ausfuhrung der betreffenden Untersuchung
anlangt, so gibt hierüber das Kapitel über „Wasseruntersuchimg^ in Bd. I
Auskunft. Ebenso muB bezüglich der Prüfung der noch etwa zur Ver-
wendung kommenden Chemikalien, Ätzalkalien, Soda, Salzsäure, schwef-
lige Säure, auf ihre Reinheit auf die die Untersuchung dieser Stoffe be-
handelnden Abschnitte dieses Buches verwiesen werden.
Spiritns'X
Von
Dr« Ä» Eberti in Hohenheim.
I. Untersnehiuiif des Wassers.
Geprüft wird auf Aussehen, Geruch, Geschmack und Reaktion.
Qualitativ wird nachgewiesen: Ammoniak, salpetrige Säure, Sal-
petersäure, Schwefelsäure, Chlor und Schwefelwasserstoff.
Die quantitative Bestimmung erstreckt sich auf: Trockensubstanz,
Glührückstand, Kalk, Magnesia, Härte, Oxydierbarkeit.
Chloride und Sulfate werden auch nicht selten quantitativ bestimmt^
die übrigen Stoffe nur in besonderen Fällen.
Im übrigen verweisen wir auf die Untersuchung des Wassers in
Band I (S. 769 und 837).
Die mikroskopische Untersuchung') erstreckt sich auf die Prüfung
eines etwa vorhandenen Bodensatzes. Sie hat die für verunreinigtes
Wasser charakteristische niedere Fauna und Flora und femer das Vor-
handensein organischer Reste zu berücksichtigen.
In der Brennerei kann jedes Wasser Verwendung finden, sofern
es keine gärungsschädlichen Stoffe anorganischer oder organischer Natur
enthält und frei von solchen Organismen ist, welche Gärung und Fäul-
nis erregen können. Das Wasser, welches in der Rektifikation zum
Verdünnen des Weingeistes benutzt wird, soll von besonderer Reinheit
sein.
^) Bei Bearbeitung dieses Kapitels wurde folgende Literatur benutzt:
Bauer, Gärungstechnische Untersuchungsmethoden; Bücheier, Branntwein-
industrie und Leitfaden für den landwirtsch. Brennereibetrieb; Durst, Preßhefe-
fabrikatioD; Märcker-Delbrück, Handbuch der Spiritusindustrie; Post, Chem.-
techn. Analyse; Zsch. für Spiritusindustrie.
') Als Leitfaden ist zu empfehlen: C. Mez, Mikroskopische Wasseranalyse,
Berlin 1898; femer Lind n er, Mikroskop. Betriebskontrolle in den Gr&rungs-
gewerben, Berlin 1901.
J
520 Spiritus.
UL Untenuehani: der Rohmaterialien.
A. Stärkemehlhaltige Stoffe.
a) Bestimmung des Stärkemehls^).
!• I>urch IfwerHan mU StxizMure* Durch Inversion mit Säuren
wird die Stärke in Dextrose übergeführt. Die zur Inversion geeignetste
Säure ist die Salzsäure, die nach Märcker und Morgen, wie folgt, zu
verwenden ist:
3 g Stärkemehl werden mit 200 ccm Wasser verkleistert und mit
15 ccm Salzsäure von 1,125 spez. Gew. 27^ Stunden im kochenden Wasser-
bade erhitzt. Zur Verhinderung der Wasserverdunstung genügt es, auf
die Kochflaschen ein 0,5 — 1,0 m langes Glasrohr zu setzen. Nach dem
Erkalten neutralisiert man die Salzsäure mit Kalilauge so weit, daß
noch schwach saure Reaktion vorhanden, xmd füllt auf 500 ccm auf. In
25 ccm dieser Lösung bestimmt man die Dextrose nach S. 559.
9 Teile Stärke entsprechen theoretisch 10 Teilen Dextrose, und
wäre zur Umrechnung der gefundenen Dextrose in Stärke demnach der
Faktor 0,9 zu benutzen. Da die aus stärkemehlhaltigen Materialien
gewonnene Stärke kein chemisch reiner Körper ist, wird der Dextrose-
wert derselben zu niedrig gefunden, und ist zur Umrechnung der Dex-
trose auf Stärkesubstanz nicht der Faktor 0,9, sondern ein etwas höherer
zu verwenden. Märcker schlägt den Faktor 0,932 vor, als Mittel der
von Sachse, Soxhlet, Ost, Lintner und anderen ermittelten Zahlen.
Dieser Faktor findet nur dann Anwendung, wenn es sich um Bestimmung
der wirklichen Stärkesubstanz handelt; kommen dagegen bei der Unter-
suchung die für die Brennerei ausnutzbaren gärungsfähigen Stoffe in
Betracht, so ist der theoretische Faktor 0,9 zu verwenden.
Die Bestimmung der Stärke durch direkte Inversion ist nur mög-
lich, wenn es sich um spelzenfreies Stärkemehl handelt. Bei Körner-
früchten und Kartoffeln kann diese Methode nicht direkte Anwendung
finden, da durch die Einwirkung der Säure nicht allein die Stärke, sondern
auch Zellulose und andere Kohlehydrate in reduzierende Substanzen um-
gewandelt werden. Die Resultate würden deshalb viel zu hoch aus-
fallen und für die Praxis gänzlich imbrauchbar sein. Es kommen hier
nachfolgend beschriebene Bestimmungsmethoden in Betracht, welche den
Verhältnissen der Praxis möglichst Rechnung zu tragen suchen. Bei
diesen Methoden werden neben der Stärke auch in den Materialien
^) Vgl. aach das Kapitel „Starke^ io diesem Bande S. 494 ff. Bezügl. der
weiter vorgeschlagenen BestimmuDgsmethoden vemv eisen wir auf M&rckers Hand-
buch und Bauers Untersuchongsmethoden.
Bestiinmnng des Stärkemehls. 521
eventuell vorhandene Dextrine und Zuckerarten mit bestimmt; indessen
sind die damit erhaltenen Resultate auch nicht einwandsfrei, da durch
das nötige Kochen und mehr noch durch Anwendung von Hochdruck
Pentosane in Lösung gehen, welche durch die nachfolgende Inversion
in reduzierende, aber nicht gärungsföhige Pentosen umgewandelt werden.
2. BesUmmung unier Anwendung der IHasiase. Für Ver-
hältnisse, bei welchen die Materialien nicht unter Hochdruck gedämpft
werden, fär Preßhefefabriken, Eombranntweinbrennereien und Brenne-
reien, welche nach dem alten Verfahren arbeiten, ist folgende von
Märcker angegebene Methode anzuwenden:
3 g des fein zermahlenen Materials werden mit 100 ccm Wasser
7, Stunde gekocht, auf 65^ C. abgekühlt und mit 10 ccm Normalmalz-
extrakt (100 g Malz auf 1 1 Wasser) versetzt, etwa 2 Stunden bei 65° C.
gehalten, dann nochmals Y, Sunde gekocht, wieder auf 65° G. abgekühlt
und nochmals etwa Ys Stunde mit 10 ccm Malzextrakt bei 65° G. gehalten,
dann aufgekocht, abgekühlt und auf 250 ccm aufgefüllt. 200 ccm des
Filtrats werden mit 15 ccm Salzsäure vom spez. Gew. 1,125 invertiert,
fast neutralisiert, auf 500 ccm gebracht und davon 25 ccm zur Zucker-
bestimmung verwendet. Das Reduktionsvermögen des benutzten Malz-
extrakts ist festzustellen und in Rechnimg zu bringen.
3. BesHfnmung unter MUwirkung des HocM/rtAcks (Reinke).
Das neue Brennereiverfahren benutzt zur Aufschließung der stärkehaltigen
Materialien den Hochdruck, welcher Substanzen, die bei dem alten
Verfahren nicht in Betracht kamen, in gärungsfahige Stoffe umwandelt.
Diesen Verhältnissen sucht das Reinke sehe Verfahren Rechnung zu tragen,
doch gibt es aus den bereits erwähnten Gründen etwas zu hohe Resultate^).
Die Ausführung der Untersuchung gestaltet sich folgendermaßen:
3 g der fein gepulverten Substanz werden im Metallbecher des
Sox hl et sehen Dampftopfes mit 25 ccm 1-proz. Milchsäure und 30 ccm
Wasser angerührt und zugedeckt im Dampftopf 2Y9 Stunden auf 3Ys Atm.
erhitzt (in Ermangelung eines Dampftopfes bedient man sich der Lintner-
schen Druckflasche), dann mit 50 ccm heißen Wassers versetzt, nach
dem Erkalten auf 250 ccm aufgefüllt und nach etwa Ya-stündigem Stehen
und öfterem Umschütteln filtriert. 200 ccm des Filtrats werden mit
15 ccm Salzsäure (spez. Gew. 1,125) 2//^ Stunden lang im kochenden
Wasserbad invertiert, fast neutralisiert, auf 500 ccm aufgefüllt und 25 ccm
davon zur Zuckerbestimmung benutzt.
Lintner (Zsch. f. angew. Ghemie 1898, 726) bringt die Verfahren
von Reinke und Märcker kombiniert zur Anwendung. Die Stärke-
bestimmung nach Baumert -Bode (Zsch. f. angew. Ghemie 1900,
^) Märcker zieht auch hier die Diastasemethode vor.
522 Spiritus.
Hefte 43, 44) eignet sich weniger für die Zwecke der Spiritusindustrie
als für die der Stärkefabrikation, da sie nur den wahren Stärkegehalt,
nicht aber auch den Stärkewert der sonst noch in den Materialien ent-
haltenen löslichen Kohlehydrate angibt.
Märcker schlägt zur Bestimmung der nutzbaren Kohlehydrate in
stärkehaltigen Materialien eine Diastase- Gärungsmethode vor, nach
welcher die Materialien entsprechend den Verhältnissen der Praxis
behandelt und die erhaltenen Maischen mit Reinzuchthefe vergoren
werden sollen. Die Methode ist noch nicht genügend ausgearbeitet, um
für die Untersuchung von Rohmaterialien sichere Resultate zu geben,
wurde aber Ton Delbrück und M uns che (Zsch. f. Spiritusindustrie
1894, 202 und 209) für Reinstärken brauchbar gefunden.
4^ Vorbereitung der MateriaUen» Die Kartoffeln werden zur
Stärkebestimmung nach einem der oben beschriebenen Verfahren in fol-
gender Weise vorbereitet: 1 kg einer guten Durchschnittsprobe wird in
Scheiben zerschnitten, an der Luft getrocknet und auf einer Mühle grob
zerkleinert. Eine Durchschnittsprobe dieser Substanz, in welcher eine
Wasserbestimmung vorzunehmen ist, wird staubfein gemahlen. Zur
staubfreien Zerkleinerung, welche zur Erlangung richtiger Resultate
durchaus nötig ist, wird die nach Märckers Angaben vom Mechaniker
Dreefs in Halle konstruierte Mühle benutzt (die Mahlung auf gewöhn-
lichen Laboratoriumsmühlen genügt nicht). 3 g der Feinsubstanz, deren
Wassergehalt nochmals festzustellen ist, dienen zur Stärkebestimmung.
Die gewonnenen Analysenergebnisse sind auf die ursprüngliche Substanz
umzurechnen.
Für technische Zwecke hinreichend genau läBt sich der Stärke-
gehalt der Kartoffeln aus ihrem spezifischen Gewicht bestimmen.
Die Ausführung dieser Bestimmung findet sich im Kapitel „Stärke''
beschrieben (S. 498 ff.).
Für Qetreidearten (Mais, Dari, Gerste, Roggen etc.) gestaltet sich
die Ausführung der Stärkebestimmung auf chemischem Wege im all-
gemeinen in derselben Weise wie bei Kartoffeln. Eine genügend vor-
getrocknete Durchschnittsprobe wird auf der Dreefs sehen Mühle staub-
fein zerkleinert und nach einer der angegebenen Methoden weiterbehandelt.
Eine vorherige Entfettung des Feinmehls im Soxhl et sehen Extraktions-
apparat ist bei Mais empfehlenswert.
Bei Abfällen der Stärkefabrikation orientiert man sich durch die
mikroskopische Prüfung über den Grad der Verunreinigung durch andere
Stoffe. Ist diese sehr gering, so genügt eine Wasserbestinmiung. Die
Substanz wird zu diesem Zweck bei 50*^ C. eine Stunde lang vorge-
trocknet, dann allmählich auf 120^ C. erhitzt, bei welcher Temperatur
noch 4 Stunden getrocknet wird.
Bestunmung des Zuckers. 523
Ist die Yerunreimgimg stärker, so ist eine Stärkebestimmung nötig,
welche nach der Diastasemethode auszufahren ist. Verwendet werden 5 g
Substanz.
b) Bestimmung sonstiger Bestandteile.
Die sonstigen Bestandteile der Kartoffeln haben für die Spiritus-
fabrikation nur einen untergeordneten Wert und unterliegen nicht der
Bestimmung.
Eine Bestimmung der Stickstoffsubstanzen im Getreide, besonders
im Malzgetreide, ist dagegen oft wünschenswert. Es genügt hier in
weitaus den meisten Fällen eine Bestimmung des Gesamtstickstoffs nach
Kjeldahl. Betreffs Trennung der Stickstoffverbindungen verweisen wir
auf das Kapitel „Futtermittel** (Bd. II).
B. Zackerhaltige Rohmaterialien.
1* Zuckerrüben«
Die Bestimmung des Zuckers geschieht nach der Stammerschen
Methode durch Polarisation (vergl. Kapitel „Zucker** S. 390 ff.).
2. Melasse«
a) Bestimmung des Zuckers.
Durch die allgemein gebräuchliche Spindel ung mit dem Baume-
sehen Aräometer läßt sich der Zuckergehalt der Melassen nur höchst
ungenau bestimmen, da die letzteren außerdem organische Nichtzucker-
stoffe und Salze in sehr wechselnder Menge enthalten. 1 Grad Baume
entspricht 1,76 Graden des Ballingschen Saccharometers.
Auch die Polarisation (vergl. , Zucker** S. 460), sowie die Bestim-
mung des Gesamtzuckers mit F e hl in g scher Lösung nach vorherge-
gangener Inversion (S. 560) geben keine zuverlässigen Zahlen. Für die
Zwecke der Spiritusfabrikation eignet sich am besten die Bestimmung
des Zuckers durch die alkoholische Gärung. Gestattet diese Methode
auch keinen Rückschluß auf die Art und die Mengenverhältnisse der in
den Melassen enthaltenen Zucker, so gibt sie doch Aufschluß über die
zu erwartende Alkoholausbeute und ermöglicht zugleich ein Urteil über
die Gärfähigkeit der Melassen.
Den Gärversuch führt man nach Delbrück zweckmäßig in fol-
gender Weise aus:
Man verdünnt 250 g Melasse mit Wasser zu 1000 g und stellt die
Konzentration der Verdünnung mit dem Saccharometer fest. War die
524 Spiritus.
Melasse alkalisch, so werden je 100 g dieser Maische mit Normal-
schwefelsäure soweit angesäuert, daß die Maische 0,3^ Säure aufweist.
Eine Probe wird unaufgekocht verwendet, eine andere wird gewogen,
Yj Stunde gekocht und nach dem Erkalten wieder auf das ursprüngliche
Gewicht gebracht, eine dritte aufgekochte Probe wird mit 0,5 g Weizen-
kleie versetzt. Die drei Proben werden sodann in Destillierkolben mit
angesetzten Gäryerschlüssen mit Reinhefe vergoren (1 g Hefe pro Probe),
bis kein Gewichtsverlust mehr statthat, und nach Zugabe von je 100 ccm
Wasser in einen 100 ccm- Kolben abdestilliert. Im Destillat wird der
Alkohol in Volumprozenten bestimmt (vergl. „Reife Maische") imd die
Alkoholausbeute auf 100 kg Melasse umgerechnet. 0,6783 1 Alkohol
entsprechen 1 kg Rohrzucker.
b) Prüfung auf Gärfähigkeit
Die Schwergärigkeit, eine bei Melassen häufig zu beobachtende
Erscheinung, soll nach den Untersuchungen von Märcker und Neale
auf das Vorhandensein flüchtiger Fettsäuren, seltener salpetriger Säure,
zurückzuführen sein. In freiem Zustand sind diese Säuren starke Hefen-
gifte und wirken schon in sehr geringer Menge schädigend auf Ver-
mehrungsfähigkeit und Gärkrafb der Hefe ein.
Hat man durch die Gärprobe die Schwergärigkeit einer Melasse
konstatiert, so verfährt man zur Bestimmung der flüchtigen Fettsäuren
nach Bauer folgendermaßen:
50 g Melasse werden mit 200 ccm Wasser verdünnt und nach Zu-
satz von 10 ccm konzentrierter Schwefelsäure der Destillation unter-
worfen, bis 100 ccm übergegangen sind. (Die Destillation darf nicht
weiter getrieben werden, da sich später durch Einwirkung der Schwefel-
säure auf Lävulose Ameisensäure bildet.)
Das Destillat wird mit Barytwasser im geringen Überschuß ver-
setzt und der Überschuß von Baryt durch Einleiten von Kohlensäure
in der Wärme gefallt. Nachdem noch aufgekocht wurde, wird abfiltriert.
Das Filtrat wird eingedampft und der Rückstand zuletzt im Platintiegel
bei 130° C. getrocknet und gewogen. Hierauf wird der Rückstand zur
Zerstörung der organischen Substanz geglüht, bis er völlig weiß ge-
worden ist. Nach Anfeuchten mit kohlensaurem Ammon und noch-
maligem gelinden Glühen wird er als Baryumkarbonat gewogen. Die
gefundene Menge BaOOs wird auf Ba umgerechnet und von der ersten
Wägung abgezogen. Die DifiFerenz entspricht der Menge der organischen
Säuren.
Im Destillat läßt sich die Buttersäure durch den Geruch, die
Ameisensäure durch alkalische Silberlösung und die salpetrige Säure
durch Jodkaliumstärkelösung nachweisen.
Seltenere Rohstoffe. 525
Der Gehalt der Melassen an flüchtigen Säuren soll nach Neale
0,5 Proz. nicht übersteigen. Am häufigsten sind wohl Bakterien die Ur-
sache der Schwergärigkeit. Effront gelang es durch Ausf^len der
Bakterien mit EiweiB und Tannin, die Schwergärigkeit der Melassen zu
heben. Heinzelmann stellt deshalb die Ursache der Schwergärigkeit
durch Gäryersuche fest, welche, wie oben angegeben, ausgeführt werden
können. Nur yerwendet man zweckmäßig zu diesen Versuchen 500 ccm
verdünnte Melasse und säuert bei einem Versuch yor dem Kochen die
Melasse bis zu 0,6 — 0,7^ an. In stärker angesäuerten Melassen werden
die Bakterien durch Kochen leichter abgetötet. In die Gärflaschen gibt
man je 2 g Reinhefe und 2,5 g Weizenkleie und läfit die Gärung bei 25^
verlaufen. Nach 24, 48, 72 Stunden wird die entwichene Kohlensäure
durch Wägung der Flaschen bestimmt und sodann der Vergärungsgrad
mit dem Saccharometer festgestellt. Durch diese Versuche erhält man
aucb Anhaltspunkte dafür, wie die Melasse vor dem Anstellen zur Gärung
zu behandeln ist.
In Melassen, welche größere Mengen Salpeter enthalten, kann
durch eine von Bakterien hervorgerufene Reduktionsgärung salpetrige
Säure gebildet werden, wodurch die Gärung unterdrückt oder doch
wesentlich geschädigt wird. Die Bestimmung der Salpetersäure in den
Melassen erfolgt nach den Verfahren von Ulsch oder Schlösing (Bd. I,
S. 311 und 318).
C. Seltenere RohstoiTe.
In seltener zur Verwendung gelangenden stärkehaltigen Materialien
wird die Stärkebestimmung in gleicher Weise ausgeführt, wie für Kar-
toffeln und Körnerfrüchte angegeben. Bei zuckerhaltigen Stoffen
(Sorghumstengel, Zuckerrohrreste, Rosinen) kann man entweder den
Extraktgehalt angeben, oder auch die Zuckerarten nach den bekannten
Methoden (Rohrzucker nach erfolgter Invasion) bestinmien. Führen
die Materialien Stärke und Zucker (Bataten), so erfolgt die Vorbereitung
des Materials zur Untersuchung wie bei der Kartoffel, Die feingepul-
verte Substanz wijrd mit warmem Wasser extrahiert. In dem unlös-
lichen Teil bestinmit man die Stärke vne in den stärkehaltigen Stoffen;
die mit Salzsäure invertierte Lösung dient zur Bestimmung des Dextrose-
werts des Zuckers.
Die Topinamburknolle enthält aufler Lävulose noch ein in heiflem
Wasser leicht lösliches Kohlehydrat, das Inulin, welches durch Inversion
mit verdünnter Salzsäure in Lävulose übergeführt und als solche bestimmt
wird. Nach B ehrend imd Wolfs werden 200 ccm Lösimg mit 10 ccm
Salzsäure (spez. Gew. 1,120) 20 Minuten im Wasserbad gekocht.
526 Spiritus.
Am zweckmäßigsten ist es, seltenere Stoffe auf ihre Verwendbar-
keit zur Spiritusfabrikation in der Weise zu prüfen, daß man durch
einen Gärversuch direkt die Alkohol ausbeute bestimmt, welche sich aus
ihnen gewinnen läßt. 50 g des fein zerriebenen Materials werden mit
ca. 300 ccm Wasser gekocht und dann bei 60 ^ C. mit 50 ccm eines
kalt bereiteten Grünmalzauszugs (1 : 5) verzuckert. Eine Wiederholung
der Operationen des Kochens und Yerzuckems ist zweckmäßig (vergl.
„Diastasemethode" S. 521). Nach der Verzuckerung wird auf 65® C.
erwärmt, dann abgekühlt und auf 500 ccm aufgefüllt. Unter Zusatz
von 5 g Preßhefe wird bei 30° C. vergoren, bis Gewichtsabnahme des
Gärgefäßes nicht mehr stattfindet, und zur Bestimmung des Alkohols
destilliert. Der aus dem verwendeten Malzauszug sich bildende Alkohol
wird durch einen Gärversuch bestimmt und in Abrechnung gebracht.
JLUL. Untersnchiiiiii: der cur Malsbereitan^ dienenden
Materialien (spesiell der Oerste) nnd des Malaeiik
A. Getreide.
Ausschlaggebend für den Wert der Gerste als Mälzungsmaterial
für Brennereizwecke ist die Biastasemenge, welche sie beim Keimungs-
vorgange bildet. Die Ermittelung der Keimfähigkeit ist demnach eine
der wichtigsten Prüfungen für die Beurteilung der Mälzereigerste. Nicht
gekeimte Kömer bedingen nicht nur einen Verlust an Diastase, sondern
werden auch Veranlassung zur Entwicklung keimungs- und gärungs-
schädlicher Organismen.
Die Ausführung der Keimfahigkeitsbestimmung findet sich im
Kapitel „Bier" beschrieben. Die Keimfähigkeit ist gut, wenn sie 95 Proz.
und darüber, mittelmäßig, wenn sie 90 — 95 Proz.^ gelang, wenn sie 80
bis 90 Proz., und schlecht, wenn sie weniger als 80 Prozent beträgt.
Des weiteren sind folgende Prüfungen des Maizgetreides vorzu-
nehmen :
!• BeurteUung des Geruchs und des Aussehens. Der Geruch
soll frisch, strohartig, nicht dumpf oder moderig sein. Schlecht geemtete
Gerste, welche an den braunspitzigen, oft mit Schimmelanflug bedeckten
amd ausgewachsenen Kömern zu erkennen ist, besitzt eine mangelhafte
Keimfähigkeit, welche sich durch längeres Lagern noch verschlechtert.
2. ErmUM/ung der Komgröfse durch Sortieren mittels Sieben
von entsprechender Maschenweite. Verwendet wird der nach Angaben
H. Vogels von Steinecker in Freising konstruierte Sortierapparat. TJn-
gleichkömige Gerste besitzt verschiedene Quellreife und zeigt ungleich-
mäßiges Wachstum.
Untersuchimg von Getreide and Grünm^lz. 527
S. BeMmtnung der MeinheU durch Aussuchen der Unkraut-
samen, sowie der zerschlagenen Körner, welche Veranlassung zur
Schimmelbildung geben.
4» Mikroshopische PrUfiimg auf Scbimmelpilze imd andere
keimungs- und gärungsschädliche Organismen. Solche Organismen
kommen auf jeder normalen Gerste vor; nur ihr übermäßiges Yorhanden-
sein ist zu beanstanden.
5. BesHfnfnung des VolumgewicMs (Hektolitergewicht). In
Benutzung sind: die sogen. Reichswage (allein eichfähig), die Getreide-
wage von Grein er und der Getreideprüfer von Brauer. Leichte Gersten
von 62 — 65 kg hl-Gewicht sind für Brennereizwecke am geeignetsten,
weil dieselben infolge ihres höheren Stickstoffgehalts im allgemeinen
diastasereicbere Malze geben als die schwereren.
6. JBesUnMfnung der FeucMigkeU. Frisch geerntete, feuchte
Gerste keimt schlecht. Die zum Mälzen verwendete Gerste soll einen
Feuchtigkeitsgehalt von 12 bis höchstens 14 Proz. besitzen.
7« Bestimmung des Stickstoffe nach der Kjeldahl sehen Methode
(vergl. die Angaben unter 5).
8. Süurd^estimmung, auszuführen wie bei Grünmalz.
Andere Merkmale . einer guten Gerste, die Feinschaligkeit, die
mehlige Beschaffenheit des Korns, die helle Farbe u. s. w., auf welche
der Brauer ein großes Gewicht legt, sind für die Beurteilung der
Brennereigerste von untergeordneter Bedeutung.
Durch die Ausführung einer Probemälzung erlangt man den
sichersten Aufschluß über die Brauchbarkeit einer Gerste für Mälzerei-
zwecke.
Andere Körnerfrüchte werden in Deutschland nur selten zur Malz-
bereitung benutzt. Bei ihrer Beurteilung wird im allgemeinen nach den-
selben Grundsätzen zu verfahren sein wie bei der Gerste.
B. Grttnmalz«
Um die Verwendbarkeit und Güte des Grünmalzes festzustellen,
wird man sich bei einiger Übung in den meisten Fällen mit einer Beur-
teilung desselben nach äußeren Merkmalen begnügen können.
Gutes Grünmalz muß frei von Schmutz und Schimmel sein und
soll einen angenehmen, gurkenartigen, nicht moderigen oder säuerlichen
Geruch besitzen.
Die Blattkeime sollen bei gleichmäßiger, kräftiger Entwicklung die
anderthalb- bis zweifache Komlänge erreichen. Die Wurzelkeime sollen
die doppelte bis 2^/^'isLche Komlänge haben und frisch und glänzend,
nicht welk erscheinen.
528 Spiritus.
Abhängig yon der genügenden Entwicklung der Blatt- und Wurzel-
keime ist die gute Auflösung des Malzes, welche daran erkenntlich ist,
daB das Endosperm eine mehlige, leicht zerreibliche Masse bildet, die
speckige Stellen nicht mehr aufweist.
Fremde Samen und ungekeimte Körner sollen wenig Yorkommen;
zertretene und in den Wurzeln verfilzte Körner, welche die Schimmel-
bildung begünstigen, sollen fehlen.
1. BeMmtnung der verflüssigenden und verzuckernden Kraft
des Malzes* Yon allen Untersuchungen des Grün- und Darrmalzes ist
diese die wichtigste. Yon Effront ist zur Bestimmung des Fermen-
tatiyyermögens nachfolgend beschriebenes Yerfahren ausgearbeitet worden,
welches Bücheier (Leitfaden für den Landwirtach. Brennereibetrieb,
S. 252) zur bequemeren Ausführung in einigen Punkten modifizierte.
Bestimmung der y erzuckernden Kraft. Bereitung des Malz-
extrakts. 6 g Malz (Grünmalz zerquetscht, Darrmalz geschroten) werden
mit 100 ccm Wasser eine Stunde lang bei 60° C. im Wasserbad digeriert,
dann abgekühlt und filtriert. Das Filtrat dient zur Bestimmung der
verzuckernden und verflüssigenden Kraft.
Ausführung der Bestimmung. 2 g Effrontscher löslicher
Stärke ^) werden durch Aufkochen zu 100 ccm Wasser gelöst (die Lösung
ist immer frisch zu bereiten), davon 50 ccm mit 107,5 ccm Wasser ver-
dünnt und hierzu 2,5 ccm des Malzauszugs gesetzt. Hierauf wird eine
Stunde lang im Wasserbad bei 60° C. verzuckert, sodann rasch zum
Kochen erhitzt und wieder abgekühlt.
Man gibt nun in die Reagensgläser des Reis chauer sehen Sterns
je 2 ccm Fehlingscher Lösung und hierzu verschiedene Mengen der
verzuckerten Lösung (3, 4, 5, 6 ccm u. s. f.), worauf der Stern 10 Minuten
lang in ein kochendes Wasserbad gestellt wird. Man sucht alsdann das
Gläschen aus, in welchem die Kupferlösung eben entfärbt ist, imd setzt
einen neuen Yersuch mit engeren Intervallen von 0,25 zu 0,25 ccm an.
Die zur Reduktion von 2 ccm Fehlingscher Lösung erforderliche Anzahl
Kubikzentimeter der mit Malzextrakt behandelten Stärkelösung bezeichnet
Effront als Yerzuckerungszahl des betreffenden Malzes.
Bücheier gibt für Gerstengriinmalze folgende Yerzuckerungs-
zahlen an:
4 — 5 ccm vorzügliches Malz,
6 — 7 - gutes Malz,
7 — 9 - mangelhaftes Malz,
9 — 12 - schlechtes Malz.
^) Die Effront sehe lösliche Kartoffelstärke (1 kg kostet 14 Mark!) sowie
der Reisstarketyp as Effronts sind zu beziehen von Dr. H. König & Co., Chemische
Fabrik, Leipzig. Es kann auch die Lintn ersehe lösliche Stärke verwendet werden.
Verflassigende Kraft des Malzes. 529
Brenner eidarrmalze liefern, entsprechend ihrem sehr niederen Wasser-
gehalt, noch etwas bessere Yerzuckerungszahlen. Solche von 8,5 — 3,8
sind häu£g, 4 — 5 ccm bezeichnet noch ein gutes Darrmalz, während
Yerzuckerungswerte Yon 6 und 7 ccm schon ungenügend sind.
Bestimmung der verflüssigenden Kraft. Zu dieser Bestim-
mung wird Hoffmannsche Reisstärke verwendet, welche mit dem
Effront sehen Reisstärketypus einzustellen ist. Die Stärke reagiert
mehr oder weniger alkalisch und muß durch Zusatz einer festzustellenden
Menge 7io N.-Schwefelsäure in der Weise mit dem Stärketjrpus in Über-
einstimmung gebracht werden, daß die Resultate gleich ausfallen. Der
Effrontsche Stärketypus erfordert den Zusatz von 3,8 ccm Y^q N.-
Schwefelsäure auf 40 g Stärke.
40 g der eingestellten Stärke werden mit etwas Wasser verrieben
und quantitativ in einen 100 ccm-Kolben gespült, welcher bis zur Marke
aufgefüllt wird. Von der durch Schütteln gut gemischten Stärkemilch
mißt man je 5 ccm in 6 numerierte Reagensgläser ab und gibt in
jedes eine bestimmte Menge des obigen Malzinfuses (1 ccm, 1,5 ccm,
2 ccm etc.).
In einem Wasserbad werden inzwischen 6 gleichnumerierte Reagens-
gläser mit je 14 ccm destillierten Wassers auf 80® C. erwärmt. Alsdann
bringt man der Reihe nach ein Glas nach dem andern auf offener
Flamme zum Kochen, gießt in das kochende Wasser das in der Nummer
korrespondierende Glas, welches den Malzauszug mit der Stärke ent-
hält, spült mit 1 ccm Wasser nach und rührt mit einem Glasstab gut
um. Die so beschickten Gläser werden sofort in das 80° C. warme
Wasserbad zurückgebracht und 10 Minuten bei dieser Temperatur ge-
halten. Nach Ablauf dieser Zeit nimmt man wieder ein Reagensglas
nach dem anderen heraus, rührt mit dem Glasstab nochmals gut durch,
stellt sie 5 — 10 Minuten lang in kochendes Wasser, kühlt rasch auf
15° 0. ab und konstatiert durch langsames Ausgießen der einzelnen
Gläser den Verflüssigungsgrad. Wenn der Inhalt eines Glases leicht
ausfließt, ohne Knollen zu enthalten, so geben die in diesem Glas ent-
haltenen Kubikzentimeter Malzextraktlösung die dem Malze zukommende
Yerflüssigungszahl an.
Normal entwickelte Grün- und Darrmalze haben meist ein Ver-
flüssigungsvermögen von 2 — 2,5 ccm, ganz lang gewachsene Schwelk-
malze und vorsichtig gedarrte Malze bisweilen ein solches von 1 — 1,5 ccm.
Werden bei Grünmalz 3,5 — 4 ccm verbraucht, so liegt schon ein Malz
von zweifelhafter Beschaffenheit vor.
Die Fermentativkraft des Malzes setzt sich zusammen aus der ver-
flüssigenden und verzuckernden Kraft. Grünmalze, welche gut ver-
flüssigen und verzuckern, werden daher immer eine gute Vergärung der
Untenuchtingen. 5. Aufl. m. 34
530 Spiritus.
Maische gewährleisten; Malze mit zweifelhafter Yerflüssigungskraft
werden nur dann eine befriedigende Gäxung geben, wenn sie ein hohes
Verzuckerungsvermögen besitzen.
Beim Darrmalz wird durch das Darren das Yerflüssigungsvermögen
sehr wenig, dagegen das Verzuckerungsvermögen sehr stark geschädigt,
so daß ein Darrmalz yon 1,5 ccm Verflüssigung nur dann als gutes zu
bezeichnen ist, wenn es gleichzeitig ein Verzuckerungsvermögen von
4 — 5 ccm besitzt.
Bestimmung des Stärkeverflüssigungsvermögens nach
Lintner u. Solliet: Zsch. f. ges. Brauwesen 1903, S. 329.
2. BeMmmung der Süure. Die Höhe des Säuregehaltes eines
Malzes ist nicht nur abhängig von der Qualität der Gerste, sondern sie
wird nicht zum wenigsten durch die Art und Weise der Verarbeitimg
der letzteren beeinflußt. So besitzen wir in der Kenntnis des Säure-
gehaltes einen nicht zu unterschätzenden Faktor für die Beurteilimg der
Mälzereiarbeit. Ein anormaler Säuregehalt kann zurückzuführen sein
auf ^u langes Weichen und nicht genügendes Wechseln des Weich-
wassers, auf Unreinlichkeit der Tenne, auf nachlässiges Wenden und
Führen des Malzhaufens bei zu hoher Temperatur.
Da in den angezogenen Fällen der Säurezuwachs hauptsächlich auf
die Tätigkeit von Mikroorganismen zurückzuführen ist, kann die mikro-
skopische Prüfung (auch der Geruch) des Malzes schon einen deutlichen
Hinweis auf eine anormale Säuerung bieten.
Zur Bestimmung des Säuregehaltes werden nach Prior 50 g fein
zerquetschtes Gi'ünmalz mit 250 ccm Chlor oformw asser (erhalten durch
Schütteln von destilliertem Wasser mit einem Überschuß von Chloro-
form und Abgießen von dem letzteren) während 14 Stunden bei Zimmer-
temperatur digeriert. Alsdann wird filtriert und in 50 ccm des wäßrigen
Auszugs durch Titration mit V,o Normallauge unter Verwendimg von
rotem Phenolphtalein als Tüpfelindikator die Gesamtacidität bestimmt.
Dieses Reagens wird durch eine Spur Säure und primäre Phos-
phate sofort entfärbt, während es gegen sekundäre Phosphate sehr un-
empfindlich ist. Das rote Phenolphtalein, das jedesmal frisch zu bereiten
ist, wird durch Zusatz von 10 — 12 Tropfen der Luck sehen alkoholischen
Phenolphtaleinlösung (1 Tl. Phenolphtalein in 30 Tl. Weingeist von
90 Vol.-Proz. gelöst) und 0,2 ccm Yjo Normallauge zu 20 ccm kohlen-
säurefreiem Wasser erhalten. Zur Prüfung der Flüssigkeit wird auf
eine mit napfförmigen Vertiefungen versehene Porzellanplatte mit einem
Glasstab ein Tropfen des Indikators gebracht und ein gleich großer
Tropfen der Flüssigkeit zugesetzt. Tritt Entfärbung ein, so ist die
Neutralisation der Säuren noch nicht beendet, man muß also noch mehr
Lauge zur Flüssigkeit geben. Die Neutralisation ist als beendet zu
Darrmalz. 531
betrachten, wenn ein Tropfen des Indikators, mit 2 Tropfen der neu-
tralisierten Flüssigkeit versetzt, noch eine deutliche Rotfärbung auf-
weist. Die Acidität ist auf Trockensubstanz zu berechnen und kann
in Gewichtsprozenten Milchsäure oder in ccm Normalalkali angegeben
werden.
Prior fand für normale Grünmalze folgende Säurezahlen, berechnet
auf 100 g Trockensubstanz und ausgedrückt in Yiq ccm Normalalkali:
Grünmalz aus
Taubergerste: Böhm. Gerste:
66,48 ccm 62,35 ccm
Nach dem Abschwelken:
82,31 ccm 70,91 ccm
S. WcisserhesUnifnung. Eine gut gemischte Durchschnittsprobe
des Malzes wird mittels eines Wiegemessers, wie es in der Küche Ver-
wendung findet, ganz fein zerschnitten. Hierauf wird die zur Analyse
bestimmte Menge zwischen 2 groBen Uhrgläsem genau abgewogen und
in einem evakuierten Exsikkator über Schwefelsäure vorgetrocknet.
Nach 1 — 2-tägigem Yerweilen im Ezsikkator wird das Malz in einem
Trockenschranke, dessen Temperatur jedoch während der ersten Stunden
50° C. nicht überschreiten darf, bei 100 — 105° G. von dem Reste seiner
Feuchtigkeit befreit, im Exsikkator erkalten gelassen und gewogen.
Die Bestimmung des Extraktgehaltes wird nach der für Darr-
malz angegebenen Methode vorgenommen, doch ist dieselbe für die
Beurteilung des Malzes ohne Belang.
Die stickstoffhaltigen Substanzen werden, wenn nötig, nach
den bekannten Methoden bestimmt.
C. Darrmals.
Die Untersuchung des Darrmalzes, welches in der PreBhefefabrikation
Verwendung findet, erfolgt nach den im Kapitel „Bier** und im Ab-
schnitt „Grünmalz** angegebenen Methoden. Zur Bestimmung gelangen:
Fermentatiwermögen, Extrakt, Wasser, Säure, Protein.
Für Brennereizwecke sollen die Malze sehr licht abgedarrt sein
(Pilsener Typus) und einen hohen Protein- imd Diastasegehalt besitzen.
Der Extraktgehalt ist durchschnittlich niedriger als bei Brauereimalzen
und beträgt etwa nur 68 — 74 Proz. in der Trockensubstanz. Der Wasser-
gehalt soll 6 Proz. nicht übersteigen.
Im übrigen soll das Malz gute Auflösung besitzen, frei von
Schimmel und anderen Verunreinigungen sein und möglichst wenig nicht
gekeimte und beschädigte Körner aufweisen.
34»
532 Spiritus.
IT. Untersuehims der M»iaelien.
A. Untersnchnng der yerzackerten (sttßen) Maische.
Zu allen Untersuchungen dient eine gute Burchschnittsprobe der
Maische, welche yor dem Zusatz der Hefe zu entnehmen ist.
a) Qualitative Prüfung.
!• Brüfüng mdtiels Jodlösung, Die Maischeprobe wird durch
ein Faltenfilter oder einen trockenen Filtrierbeutel YoUkommen klar
filtriert, indem man die noch trüben ersten Filtrate wiederholt in den
Beutel zurückgießt. Das klare Filtrat dient zur Prüfung des Verlaufs
des ZuckerbildungSYorganges mit Jodlösung.
Die Jodprobe gründet sich auf die Eigenschaft der einzelnen beim
Abbau des Stärkemoleküls durch die Diastase entstehenden Yerzucke-
rungsprodukte, mit Jod Verbindungen einzugehen, welche charakteristische
Farbenunterschiede aufweisen.
Die Abbauprodukte der Stärke geben mit Jod folgende Farben-
reaktionen:
Stärke: blau,
Amylodextrin: violett,
Erythrodextrin: rot bis braunrot,
Achroodextrin: farblos,
Maltose: farblos.
Nach Eruis wird die Jodprobe zweckmäßig in folgender Weise
ausgeführt: Die Jodlösung wird hergestellt, indem man 1 Teil Jod und
2 Teile Jodkalium in destilliertem Wasser zu einer braunroten Flüssigkeit
auflöst. Zur Prüfung verdünnt man dann die konzentrierte Jodlösung
noch soweit mit destilliertem Wasser, bis sie eine sattgelbe Farbe an-
genommen hat. In ein Probiergläschen, welches etwa zu y^ mit
destilliertem Wasser gefüllt ist, bringt man nun mehrere Tropfen der
klar filtrierten Maische, mischt gut durch und setzt dann tropfenweise
die verdünnte Jodlösung hinzu, indem man nach jedem Tropfen mischt
und die Farbenänderung der Flüssigkeit im Probiergläschen beobachtet.
Die ersten Tropfen der Jodlösung werden in der verdünnten Maische
entfärbt, und man setzt den tropfenweisen Zusatz der Jodlösung solange
fort, bis die Flüssigkeit entweder deutlich gelb erscheint (normale Ver-
zuckerung), oder bis eine durch einen oder zwei Tropfen Jodlösung
entstandene Rotfärbung eine mangelhafte Verzuckerung anzeigt; in diesem
Falle wird noch weiter Jodlösung zugesetzt und beobachtet, ob die rote
Färbung nicht in eine violette übergeht, was eine sehr schlechte Ver-
zuckerung bedeuten würde.
Pröfdng der süßen Maische. 533
Durch Yorsichtigen Zusatz der Jodlösung ist es also möglich,
sämtliche Yerzuckerungsprodukte nebeneinander nachzuweisen, da die-
selben eine yerschiedene Bindungsenergie für Jod zeigen, und zwar eine
um so größere, je näher sie der Maltose stehen.
Bei der Ausführung der Jodprobe ist noch darauf zu achten, daß
die Maische vollständig abgekühlt ist und der Jodzusatz so lange zu
erfolgen hat, bis die Farbe der Jodlösung in der Probe auftritt.
2. TirQtwng auf tmaufgeachiosaene SUlrke und Zertdeinerung
des Materials. Die beim Filtrieren der Maische im Filtrierbeutel
zurückbleibende Masse wird in ein genügend großes Gefäß gebracht,
mit Wasser angerührt imd einige Zeit stehen gelassen, bis sich die
schwereren Bestandteile zu Boden gesetzt haben; hierauf wird das
Wasser mit den darin suspendierten leichteren Bestandteilen abgegossen.
Das Aufschlämmen und Dekantieren wird mehrmals wiederholt, bis ein
aus unzerkleinerten Kartoffelstücken oder unaufgeschlossenen Maiskörnern,
Malzkömem und Schalen bestehender Rückstand resultiert, welcher ein
Urteil über die stattgehabte Aufschließung und Zerkleinerung des
Materials gestattet.
Die - unaufgeschlossene Stärke, welche sich mit den gröberen Be-
standteilen zu Boden gesetzt hat, ist mit Jodlösung nachzuweisen. Ein
Teil dieser Stärke wird immer vom Malze herrühren; denn sie kann,
da sie nicht gedämpft, sondern nur der zu einer ToUständigen Ver-
kleisterung unzureichenden Maischtemperatur ausgesetzt wird, während
des Maischprozesses Yon der Diastase nicht genügend angegriffen werden.
Durcb die mikroskopische Prüfung läßt sich leicht Aufschluß über die
Natur der nicht gelösten Stärke erhalten.
Die Prüfung auf unaufgeschlossene Stärke kann auch in der Weise
erfolgen, daß man den mit Maische halbgefüllten Beutel durch Zu-
sammendrehen kräftig auspreßt und die abgepreßte Flüssigkeit mit
Wasser in einen hohen Zylinder gibt. Die nach einiger Zeit sich zu
Boden setzende Stärke wird -durch Dekantieren mehrmals ausgewaschen
und durch Jodlösung nachgewiesen.
b) Quantitative Prüfung.
1. BesUmnnung der ufuiMfgescidossenen Siürhe. NachMärcker
werden lOOÖ g Maische in eine 8-^10 1 fassende Flasche gespült; als-
dann wird soviel Wasser zugegeben, daß noch ein kräftiges Schütteln
möglich ist. Nach mehrmaligem, kräftigem Durchschütteln läßt man
24 Stunden stehen — später geht das Absitzen besser von statten —
zieht die über dem Rückstande stehende klare Flüssigkeit mittels eines
Hebers ab, gießt auf ersteren frisches Wasser und dekantiert in dieser
Weise etwa 10 -mal, bis die löslichen Stoffe, darunter Maltose und
534 Spiritus.
Dextrin, fast vollständig aus dem unlöslichen Rückstande extrahiert
sind. Der Rückstand wird alsdann auf ein Filter gebracht, hier weiter
mit Wasser und zuletzt mit Alkohol und Äther ausgewaschen, in noch
feuchtem Zustande von dem Filter sorgfaltig abgelöst, bei 105^ getrocknet
und gewogen. 3 g des fein zerkleinerten Rückstandes dienen zur Be-
stimmung der Stärke nach der Diastasemethode (S. 521). Die Anwendung
Yon Hochdruck oder die direkte Inversion mit Salzsäure würde zu hohe
Resultate ergeben, also die AufschlieBung schlechter erscheinen lassen,
als sie tatsächlich wäre.
Bauer gibt eine einfachere Methode der Trennung durch Dif-
fusion an:
Ein Trichter, dessen Hals so weit abgeschliffen ist, daß die Spitze
des Papierfilters frei herausragt, wird in ein mit reinem Wasser gefülltes
Becherglas gesetzt, so daß die Filterspitze eben in die Flüssigkeit taucht.
Das vorher bei 110^ getrocknete und gewogene Filter wird nun mit der
gut gemischten Maische gefüllt. Die konzentriertere Flüssigkeit sinkt
herab, während die Maische durch Aufnahme von Wasser verdünnter
wird. Durch oftmaliges Wechseln des Wassers und Decken des Nieder-
schlages kann man schließlich die letzten Reste der löslichen Stoffe aus
demselben entfernen. Der Rückstand wird mit dem Filter bei 105® ge-
trocknet und gewogen; das Gewicht des Filters ist in Abzug zu bringen.
3 g des fein gepulverten Rückstandes dienen zur Stärkebestimmung
nach der Diastasemethode.
2* 8€UScfuironieiri9ehe FirüfUng, Zur Ermittelung der Gesamt-
menge der in der Maische gelösten Stoffe dient das Ballingsche
Saccharometer (S. 414). Die Skala dieses Instrumentes gibt an, wieviel
Gewichtsteile Rohrzucker bei einer Temperatur von 17,5® C. in 100 Ge-
wichtsteilen Flüssigkeit enthalten sind. Da nun die aus stärkemehl-
h altigen Rohmaterialien hergestellten Maischen nicht reinen Zucker,
sondern ein Gemenge von Maltose, Dextrin und anderen, nicht gärungs-
fähigen Stoffen enthalten, so ist die Saccharometeranzeige keineswegs
ein absolut genauer Ausdruck für den Gehalt der Maische an löslichen
Stoffen; Maischen aus stärkemehlhaltigen Stoffen besitzen in der Regel
einen etwas höheren, solche aus Melasse einen niedrigeren Trocken-
substanzgehalt, als ihn das Saccharometer angibt. Für die Praxis liefert
das Saccharometer jedoch genügend brauchbare Resultate und ist infolge
seiner vielseitigen Verwendbarkeit als Eontrollinstrument im Brennerei-
betrieb unentbehrlich geworden.
Das Verhältnis zwischen Saccharometeranzeige und dem wirklichen
Gehalt der Maische an gärungsfähigen Stoffen nennt man den Reinheits-
quotienten der Maische. Die nötigen Angaben hierüber findet man
weiter unten.
Präfang der süßen Maische. 535
Bei der Handhabung des Saccharometers sind folgende Yorsichts-
maßregeln zu beobachten:
a) Die vorher abzukühlende Maische ist, um eine Verdunstung zu
Termeiden, im bedeckten Gefäße zu filtrieren. Zum Filtrieren benutzt
man am besten den von Delbrück angegebenen Apparat. Dieser
besteht aus einem mit Deckel und Ablaßhahn yersehenen Blechzylinder,
in welchem ein gestrickter Beutel als Filter aufgehängt ist^). Der Beutel
darf natürlich nur in reinem und trocknem Zustande benutzt werden.
b) Zur Prüfung wurde früher das nach mehrmaligem Zurückgießen
der ersten trüben Anteile erhaltene, vollständig klare Filtrat verwendet.
Für die Zwecke der Ausbeuteberechnung ist es jedoch richtiger, die
Prüfung im trüben Filtrate auszuführen, da durch die Mehranzeige des
Saccharometers in der trüben Würze die während der Gärung noch statt-
findende Nachaufschließung des Stärkemehls mit Berücksichtigung findet.
c) Das Saccharometer muß rein und trocken sein und ist langsam
in die Flüssigkeit einzusenken.
d) Das Ablesen geschieht in der Höhe des Flüssigkeitsspiegels.
Da Oberflächenspannung das Resultat irritiert, ist der Zylinder nicht
vollständig zu füllen.
e) Die Spindelung ist bei der auf dem Instrumente angegebenen
Normaltemperatur vorzunehmen. Kann diese Temperatur nicht einge-
halten werden, so ist eine Korrektion vorzunehmen, welche bei 20-proz.
Maischen für 2^R. etwa 0,l°Bllg. beträgt. Für niedrigere Wärmegrade
als die Normaltemperatur sind die ermittelten Korrektionen von der
Saccharometeranzeige in Abzug zu bringen, für höhere aber müssen sie
zugezählt werden.
Die mit Thermometer versehenen Saccharometer tragen die Korrektur
auf der Thermometerskala.
f) Es ist empfehlenswert, das Saccharometer vor dem Gebrauch
mittels einer Zuckerlösung von bekanntem Gehalt zu prüfen, da im
Handel Instrumente vorkommen, welche nicht richtig konstruiert sind.
Für genauere Untersuchungen sind feine Normalinstrumente mit
weiter Einteilung im Gebrauch, welche noch ein genaues Ablesen bis
auf Yjo P'oz. gestatten. Besser noch wird in diesem Fall das spezifische
Gewicht der Maische mit der Westp ha Ischen Wage oder dem Pyknometer
bestimmt und die entsprechende Saccharometeranzeige in der Tabelle
von K. Windisch*) ermittelt. Zu dieser Bestimmung können nur klare
Filtrate verwendet werden.
*) Der Apparat ist za beziehen von der Geschäftsstelle des Vereins der
Spiritusfabrikanten in Berlin N., Seestraße.
») K. W indisch, Tafel zur Ermittelung des Zuckergehaltes wäßriger Zucker-
lösungen, Berlin 1896. Einen Auszug der Tabelle bringt das Kapitel „Wein^.
536 Spiritus.
8. BegUmtnung van MaUose und I>eoctrin. Durch die Aus-
führung dieser Bestimmungen gewiunt man einerseits einen Überblick
über den Verlauf des Zuckerbildungsvorganges, anderseits ist sie nötig,
um die Gesamtmenge der gärungsfähigen Stoffe in der Maische fest-
zustellen. Nach Märcker enthalten die Maischen bei normaler Ver-
zuckerung auf 80,9 Teile Maltose 19,1 Teile Dextrin, d. h. ein Verhältnis
Yon 4,2 Maltose zu 1 Dextrin; dieses Verhältnis wird in der Praxis
jedoch nicht immer erreicht.
Zur Bestimmung der Maltose verdünnt man 10 g klares Maisch-
filtrat auf 250 ccm und benutzt 25 ccm der Verdünnung zur Bestimmung
des Red uktions wertes nach S. 560.
Zur Bestimmung der gesamt Yorhandenen Kohlehydrate werden
10 g Maischfiltrat mit 200 ccm Wasser verdünnt und mit 15 ccm Salz-
säure vom spezifischen Gewicht 1,125 2Ys Stunden lang im kochenden
Wasserbade invertiert. Hierauf wird mit Natronlauge fast neutralisiert,
zu 500 ccm aufgefüllt imd durch ein trockenes Filter filtriert. 25 ccm des
Filtrats dienen zur Bestimmung der gebildeten Dextrose nach S. 559.
Die für die Zuckerbestimmungen einzuhaltende Verdünnung der
Maischen richtet sich lediglich nach der Konzentration der letzteren
und ist vielleicht für sehr dünne oder extrem dicke Maischen etwas
anders zu wählen.
Durch die Anwesenheit von Phosphaten, welche mit der alkalischen
Kupferlösung Niederschläge geben, wird eine kleine Ungenauigkeit der
Reduktionsbestimmungen entstehen. Man vermeidet diese, indem man
der verdünnten Maische einige Tropfen Bleiessig zusetzt und den Blei-
überschufi durch Schwefelsäure wieder entfernt.
Die gefundene Menge Dextrose, auf Prozente umgerechnet, gibt man
als Dextrosewert der Gesamtmenge der vergärbaren Stoffe an. Das Dextrin
wird aus den gefundenen Werten für Dextrose und Maltose ermittelt, indem
man mittels des Faktors 1,053 die gefundene Menge Maltose in Dextrose
umrechnet (also den Dextrosewert der Maltose bestimmt) und diese Zahl
von der Gesamtdextrose in Abzug bringt. Als Differenz erhält man dann
den Dextrose wert für das Dextrin imd aus diesem durch Multiplikation
mit dem Faktor 0,9 die Menge des in der Maische vorhandenen Dextrins.
Die Berechnung ergibt sich aus folgendem Beispiel:
Saccharometeranzeige 21,90 Proz.
Gesamtdextrose 21,12
Maltose 15,34 -
Dextrin (21,90 — [15,34 . 1,053]) .0,9 = 4,48 -
Gehalt an vergärbaren Stoffen = 15,34 + 4,48 . . . = 19,82 -
- nichtvergärbaren Stoffen 21,90 — 19,82 . . = 2,08 -
Maltose : Dextrin = 3,4 : 1.
Pmfang der saßen Maische. 537
Den Reinheitsquotienten der Maische — die Zahl, welche angibt,
wieviel wirklich vergärbare Stoffe, auf 100® Saccharometer bezogen,
vorhanden sind — findet man nach der Gleichung:
^ D.IOO
Vi = ö 5
worin
Q = Quotient,
J) = vergärbare Stoffe,
S = Saccharometeranzeige ist.
Für D kann man zwei verschiedene Werte einsetzen, entweder
den wirklichen Gehalt an Maltose + Dextrin — dann erhält man den
wirklichen Quotienten der Maische — oder aber man setzt den
Dextrosewert für Maltose + Dextrin ein, dann erhält man den Dextrose-
quotienten. Der Dextrosequotient gestattet eine einfachere Berechnung
der Alkoholausbeute. Zur Berechnung der nicht vergärbaren Stoffe
kann nur der wirkliche Quotient verwendet werden.
Nach dem oben gewählten Beispiel ist der wirkliche Quotient:
(15,34 + 4,48) . 100
^ - 2i;9ö - ^'^
der Dextrosequotient:
21,12.100
Q = 2i;9Ö ^^'^'
Minim.
Maxim.
86
92
83
86
80
85
Märcker gibt folgende Dextrosequotienten für Kartoffel- und
Maismaischen an:
Mittel
Maischen aus sehr stärkereichen Kartoffeln. . . 90
- stärkereichen Kartoffeln .... 85
- mittleren Kartoffeln 82
Maismaischen 97 — 99 — —
4. BeMmmung der Süure* Bekanntlich wird schon durch sehr
geringe Menden flüchtiger Säuren der diastasische Prozeß gestört. Glaubt
man annehmen zu dürfen, daß die Maischen infolge der Verwendung
zweifelhaften Materials oder durch einen zu lange andauernden Kühl-
prozeß einen abnorm hohen Säuregehalt besitzen, so bestimmt man die
Säure in der Maische vor dem Hefezusatz. Die Bestimmung hat da-
gegen nach dem Zusatz der Hefe zu erfolgen, wenn es sich darum
handelt, ein Bild über die Säurezunahme während der Gärung zu ge-
winnen. Je geringer der Anfangsgehalt der Maische an Säure und je
geringer die Säurezunahme während der Gärung war, um so reiner ver-
lief die Gärung und um so höher wird die Ausbeute sein.
538 Spiritus.
Die Säure wird, unter Verwendung von violettem Lackmuspapier
als Indikator, nach der Tüpfelmethode mit Normallauge titriert. Man
verwendet zur Titration 20 ccm Maischfiltrat imd bezeichnet die für
dieses Volumen verbrauchten Kubikzentimeter Normallauge mit Graden
Säure. Bei normalen Verhältnissen wird die Acidität der süBen Maische
ohne Hefe 0,2 — 0,4** betragen, keinesfalls aber 0,6® übersteigen.
fB. Untersnchung der vergorenen (reifen) Maiscbe.
Bei der Probenahme ist auf vo;*heriges längeres, gründliches Durch-
mischen des Bottichinhaltes zu achten. Zum Filtrieren der Probe benutzt
man am besten den bereits erwähnten Apparat von Delbrück, bei
welchem jede Verdunstung ausgeschlossen ist. Man gießt das Filtrat so
lange zurück, bis es vollständig klar ist.
a) Qualitative Prüfung.
1. JPrUfang auf JDiastase. Bekanntlich wird bei dem Haupt-
verzuckerungsprozeß nicht sämtliches Dextrin in Maltose übergeführt.
Diese Umwandlung sowie ein weiterer Abbau noch ungelöster Stärke
erfolgt erst durch die Nachwirkung der Diastase während der Gärung.
Es ist also unbedingt nötig, daß bis zur Beendigung der Gärung noch
genügend wirksame Diastase in der Maische vorhanden ist. Läßt sich
mangelhafte Vergärung nicht auf andere Ursachen zurückführen, so muß
stets auf das Vorhandensein von Diastase geprüft werden. Zimi Nachweis
derselben bedient man sich der von Lintner modifizierten SchÖnb ein-
schen Methode zum Nachweis der Enzyme, welche, wie folgt, ausgeführt
wird: Einige Körnchen Guajakharz werden in einem Reagensglas in
absolutem Alkohol gelöst. Zu 1 — 2 ccm dieser stets frisch zu bereitenden
Lösung setzt man einige Tropfen käuflichen Wasserstoffsuperoxyds und
hebt eine etwa entstehende Trübung durch Zusatz von Alkohol wieder
auf. Bei tropfen weiser Zugabc einer diastasehaltigen Flüssigkeit ent-
steht eine intensive Blaufärbung. Die Reaktion muß sofort oder doch
innerhalb weniger Minuten eintreten. Andere Fermente, wie Lab, Pepsin,
Invertin etc. geben diese Reaktion nicht. Bücheier fand die Guajak-
reaktion nicht ganz zuverlässig.
Die Lintner -Kjeldahlsche Methode kann ebenfalls zum Nach-
weis der Diastase benutzt werden; doch werden zur Bestimmung des
Reduktionswertes des Maischfiltrats nur 2 ccm Fehlingscher Lösung
verwendet (Zsch. f. d. ges. Brauwesen 1885, S. 281 u. 1886, S. 474).
Einfacher in der Ausführung ist folgende, von Ef front für diesen
Zweck angegebene Methode: In 6 Proberöhrchen bringt man je 20 ccm
einer 2-proz. Lösung der Lintner sehen löslichen Stärke, fügt 0,25,
Prüfung der vergorenen Maische. 539
0,50, 0,75, 1,0, 1,25 und 1,50 ccm des Maischfiltrats hinzu, stellt die
Röhrchen eine Stunde lang in ein Wasserbad von 60 ^ C, kühlt ab und
gibt hierauf in jedes Röhrchen Yj ccm Jodlösung. Wird bei süßer
Maische schon mit 0,25 ccm des Maischfiltrats keine Färbung mehr
beobachtet, so ist Diastase in reichlichen Mengen Yorhanden; tritt bei
Verwendung von 0,50 ccm des Filtrats keine Reaktion mehr ein, so sind
noch genügende Diastasemengen yorhanden ; ist aber mehr Filtrat nötig,
um die Jodreaktion zum Yerschwinden zu bringen, so sind nur noch
ungenügende Mengen Yon wirkungsfähiger Diastase yorhanden. Geben
0,75 — 1,25 ccm Filtrat der reifen Maische keine Jodfärbung mehr, so
ist die Verzuckerungskraft noch genügend; werden jedoch 1,5 ccm Maisch-
filtrat yerbraucht, so herrscht Diastasemangel.
Ursachen der Zerstörung der Diastase sind zu hohe Maisch-
temperatur und übermäßige Säurebildung während der Gärung. Anor-
male Säuerung ist wieder auf Verwendung schlechter Rohstoffe und
schlechten Malzes oder auf fehlerhafte Hefebereitung zurückzuführen.
2. Zur mikraskopiaeheti^ Untersuchung yerwendet man die
unfiltrierte Maische, welche für diesen Zweck je nach Bedürfnis yer-
dünnt wird. Die Prüfung erstreckt sich auf das Aussehen der Hefe-
zellen und auf das Vorhandensein fremder gärungsschädlicher Organismen.
Hier allgemeine Anhaltspunkte zu geben, ist unmöglich, -da die richtige
Auslegung des mikroskopischen Bildes nicht nur das Vertrautsein mit
mikroskopischen Untersuchungen überhaupt, sondern außerdem noch spe-
zielle Kenntnisse der Hefenkunde und Bakteriologie erfordert^).
Einige allgemeine Angaben über das Aussehen yon gesunder und
kranker Hefe etc. findet man im Abschnitt „Hefengut und Hefe".
b) Quantitative Prüfung.
1« Saccharotnetrische Prüfung zur Bestimmung des Ver-
gürungsgrades. Die Bestimmung erfolgt im klaren Maischfiltrat, aus
dem die Kohlensäure durch Schütteln entfernt ist, unter Anwendung der
auf S. 535 angegebenen Vorsichtsmaßregeln. Die Saccharometeranzeige
gibt keineswegs den wirklichen Gehalt der reifen Maische an unyer-
gorenen Stoffen an, da das spezifische Gewicht der Maische einerseits
durch den entstandenen Alkohol, anderseits durch die während der
Gänmg gebildeten Nebenprodukte (Glyzerin, Bernsteinsäure etc.) beein-
flußt wird; die Saccharometeranzeige ist also nur ein Ausdruck für die
scheinbare Vergärung. Ist der Alkoholgehalt der Maische bekannt,
*) Wir machen auf das sehr empfehlenswerte Werk von P. Lindner,
Die mikroskopische Betriebskontrolle in den Gärungsgewerben, Berlin 1901,
aufmerksam.
540
Spiritas.
so läßt sich der wirkliche Gehalt der Maische an löslichen
Stoffen (die wirkliche Vergärung) durch folgende Rechnung leicht
ermitteln: Bezeichnet S = spezifisches Gewicht der alkoholfrei gedachten
Maische, Sj = spezifisches Gewicht der alkoholhaltigen Maische und
s ^ spezifisches G wicht einer Mischung von Alkohol und Wasser von
demselben Alkoholgehalt, wie ihn die Maische besitzt, so ist:
S = S, + (1 — s).
Nachstehende Tabelle erspart diese Rechnung.
Tabelle zur Berechnung der wirklichen Vergärung aus der beob-
achteten scheinbaren Vergäruog bei verschiedenem Alkoholgehalt
des Filtrats der vergorenen Maische.
Wirkliche Vergärung bei
einem Alkoholgehalt der
Scheinbare
Maische von:
Vergärung
7
Volum-
8
Volum-
9
Volum-
10
Volum-
11
Volum-
18
Volum-
IS
Volum-
u
Volum-
Proz.
Pro%.
ProE.
Prqa.
ProB.
ProB.
Pro«.
Pro«.
0-4
2-85
3-15
345
3-75
405
4-33
4-60
4-88
6
305
335
3-65
3-95
4-25
453
4^80
5-08
8
3-25
3-55
3-85
415
4-^
4-73
500
5-28
10
8-45
3-75
405
4-35
4*65
4-93
6-20
5-48
2
3-65
3-95
4-25
4-55
4-85
613
5-40
5-68
4
3-85
415
4-45
4-75
5-05
5-33
5-60
5-88
6
4-05
4-35
4-65
4-95
5-25
5-53
5-80
6-07
8
4-25
4-55
4-85
515
5-46
5-73
600
627
20
4-45
4-75
505
5-35
5-65
5-93
6-20
6-46
2
4-65
4-95
5-25
5-55
5-85
612
6-39
6-66
4
4-85
515
5-45
576
605
6-32
6-58
6-85
6
505
5-35
5-65
595
6-24
6-51
6-78
7-05
8
5-25
5-55
5-85
6-15
6-44
6-71
6-98
7-24
30
5-45
5-75
6-05
6-34
6-63
6-90
7-17
7-44
2
565
5-95
6-24
6-54
6-83
710
7-37
7-63
4
5-85
615
6-44
6-73
702
7-30
7-56
7-83
6
605
6-34
6-63
6-93
7-22
7.49
7-76
8-02
8
6-24
6-54
6-83
7-12
7-41
7-68
7-95
8-22
4-0
6-44
6-73
702
7-32
7-61
7-88
816
8-41
2
6-63
6-93
7-22
7-51
7-80
8-07
8-34
8-61
4
6-83
712
7-41
7-71
800
8-27
8-54
8-80
6
702
7-32
7-61
7-90
8-20
8-46
8-73
900
8
7-22
7-51
7-80
810
8-40
8-66
8-93
9-20
50
7-41
7-70
800
8-30
8-58
8-85
912
9-39
Da ja schon die verzuckerte Maische nicht vergärbare Stoffe ent-
hält und auch während der Gärung noch verschiedene Nebenprodukte
Prüfang der yergorenen Maische. 541
entstehen, so kann der wirkliche Gehalt der Maische an löslichen Stoffen
nicht zugleich auch der Ausdruck f(ir den Gehalt an gärbaren Sub-
stanzen sein.
Bei Kartoffelmaischen mittlerer Konzentration kann man annehmen,
daß die scheinbare Saccharometeranzeige der vergorenen Maische ihrem
Gehalt an Kohlehydraten ziemlich entspricht, weil das spezifische Ge-
wicht der Maische durch den Gehalt an nicht vergorenen Stoffen um
eben so viel erhöht, wie es durch den gebildeten Alkohol erniedrigt
wird. Bei sehr dicken Kartoffelmaischen ist jedoch die scheinbare Ver-
gärung wesentlich niedriger als ihr Gehalt an unvergorenen Kohle-
hydraten. Bei Maismaischen, welche einen verhältnismäßig geringen
Gehalt an nicht vergärbaren Stoffen besitzen, stimmen scheinbare Ver-
gärung und Gehalt an unvergorenen Kohlehydraten ebenfalls nicht über-
ein. Die Prüfung mit dem Saccharometer liefert also nur vergleich-
bare Werte, doch ist sie ein unentbehrliches Hilfsmittel für die Kon-
trolle der Arbeit.
2» BeMfnmung von MaUoffe und JDexhrin. 200 ccm Maisch-
filtrat werden mit 5 — 6 ccm gesättigter Bleiacetatlösung versetzt, auf
250 ccm aufgefüllt, durchgeschüttelt und filtriert. Um bei Kartoffel-
maischen eine bessere Klärung und Filtrierbarkeit der Flüssigkeit zu
erreichen, kann man ihr 1 ccm verdünnter Phosphorsäurelösung zusetzen,
wodurch ein voluminöser Niederschlag erzeugt wird. 200 ccm des Fil-
trats werden zur Ausfällung des überschüssigen Bleis mit verdünnter
Schwefelsäure in geringem Überschuß versetzt, auf 250 ccm aufgefüllt
und filtriert.
Zur Bestimmung der Maltose verdünnt man 100 ccm des blei-
freien Filtrats zu 200 ccm und verwendet 25 ccm (8 ccm der ursprüng-
lichen Lösimg) zur Reduktion. Zur Bestimmung der Gesamtmenge
der Kohlehydrate verdünnt man 100 ccm des bleifreien Filtrats zu
200 ccm und invertiert mit 10 ccm Salzsäure vom spez. Gewicht 1,125
27s Stunden im kochenden Wasserbad. Hierauf wird mit Natronlauge
fast neutralisiert, auf 400 ccm aufgefüllt und filtriert. 25 ccm des Fil-
trats (4 ccm der ursprünglichen Lösung) dienen zur Reduktion. Bez.
der Berechnung des Dextrins vergleiche man die Angaben auf S. 536.
Bei normalen Verhältnissen beträgt der Maltosegehalt der reifen
Maische 0,5 — 0,6 Proz., der Dextringehalt 0,6 — 0,9 Proz. Ist der Maltose-
gehalt bedeutend höher, so können Fehler in der Hefenbereitung oder
in der Gärführung (zu lange Angärung, zu hohe Gärtemperaturen mit
starker Säurebildung) vorliegen. Die mikroskopische Prüfung gibt in
solchen Fällen wertvolle Aufschlüsse.
Das Verhältnis von Maltose: Dextrin in der vergorenen Maische
läßt mit Sicherheit erkennen, ob eine schlechte Vergärung auf mangel-
542 Spiritus.
hafte Nachwirkung der Diastase zurückzuführen ist. Verhält sich Mal-
tose : Dextrin wie 1 : 2 oder ist das Verhältnis ein noch höheres, so war
die Diastasewirkung eine ungenügende; ein Verhältnis von 1 : 1,25 bis
1 : 1,5 wird bei guter Vergärung gefunden.
S. BesUm/mung der Säure* Diese wird in gleicher Weise aus-
geführt wie bei der süBen Maische. Einen Wert hat die Bestimmung
nur dann, wenn auch der Säuregehalt der süßen Maische mit Hefe fest-
gestellt wurde. Die Differenz beider Bestimmungen entspricht dann dem
Säurezuwachs während der Gärung. Dieser ist ein wichtiges Kriterium
für die Reinheit der Gärung und beträgt bei normalen Verhältnissen
nicht mehr als 0,2^. Ein 1,0^ übersteigender Säuregehalt ist nur bei
schlechten Betriebsverhältnissen zu finden.
4. AlkoholbesHnimung. Diese wird gewöhnlich im Maischfiltrat
ausgeführt. 100 ccm des Filtrats werden bei 15^ C. abgemessen, mit
50 ccm Wasser verdünnt und in einem ca. 50 ccm fassenden, mit Kugel-
aufsatz versehenen Kolben der Destillation unterworfen. Ist das als
Vorlage dienende 100 ccm Kölbchen fast gefüllt, so wird das Destillat
gut durchgemischt und bei 15 ® 0. bis zur Marke aufgefüllt. Der Alkohol-
gehalt des Destillats kann mit sehr genauen, kleinen Alkoholometern,
sogenannten Lutterprobern, direkt bestimmt werden. Die Länge der
Skala dieser Instrumente muß für 1 Proz. mindestens 10 mm betragen.
Auf einer Spindel befinden sich etwa 3 Proz. Besser wird das spezifische
Gewicht mit dem Pyknometer oder der W es tphal sehen Wage bestimmt
und der entsprechende Alkoholgehalt in der Tabelle von K. Windisch*)
ermittelt. Durch Verwendung einer größeren Quantität Maische und
Neutralisieren der letzteren vor der Destillation wird die Bestimmung
genauer ausfallen.
Um der Wirklichkeit entsprechende Resultate zu erlangen, muß
man natürlich für den Trebergehalt der Maische eine Korrektion an-
bringen. Da diese jedoch höchst unsicher ist, ist es empfehlenswerter,
die Alkoholbestimmung nicht im Filtrat, sondern in der Maische selbst
vorzunehmen. Ein größeres Maischequantum (500 — 1000 ccm) wird in
einem Meßzylinder genau abgemessen, in einen hinreichend großen
Destillierkolben 3), welcher am besten aus Kupfer besteht, übergespült
und nach genügender Verdünnung destilliert. Ein Überschäumen ver-
hindert man durch Zusatz eines Stückchens Paraffin.
Man kann den Alkoholgehalt des Destillats auf Gewichtsprozente
P S
der Maische umrechnen nach der Formel x = — ^ — > worin P den 6e-
^1
') Vergl. im Kapitel „Wein**.
') Ein einfacher, zweckentsprechender Dampfdestillierapparat ist von Hesse
(Zech. f. Spiritusind. 1888, S. 280) angegeben.
Prafang der vergorenen Melassemaischen. 543
wichtsprozentgebalt des Destillats an Alkohol, S das spezifische Grewicht
des Destillats und S| das spezifische Gewicht der Maische vor der
Destillation bedeutet.
Da in der Praxis, selbst bei Verwendung der besten kontinuier-
lichen Apparate, Alkoholyerluste sich nicht ganz yermeiden lassen, und
da bei der Destillation im Kleinen ein großer Teil der fuselöl artigen
Bestandteile, welche in der Praxis in den Lutter übergehen, sieb im
Destillate vorfindet, fallen die Resultate im Laboratorium im allgemeinen
etwas höber aus als die in praxi erreichten.
5* I>er TrebergehaU der Maische wird durch Abfiltrieren eines
abgewogenen Quantums Maische, Auswaschen, Trocknen und Wägen des
Rückstandes bestimmt. £s existieren Angaben von Fischern über den
Trebergebalt der Maischen, in Volumen ausgedrückt, welche nach
Märcker jedoch nicht zuverlässig sind. Märcker nimmt an, daß für
Dickmaischen 6 Proz. Treber, auch noch mehr zu rechnen sind. Del-
brück nimmt für 100 kg verarbeitete Kartoffeln bei Entschalung der
Maische = 3 Liter, ohne Entschalung = 4 Liter Treber an. Der Gehalt
an unaufgeschossener Stärke wird bestimmt, wie unter „Süße Maische^
angegeben.
6. St44^c8toffgehaU und SHdfcstoffutnsatz, Im gewöhnlichen
Brennereibetrieb findet eine Kontrolle des Stickstoffumsatzes selten statt,
wichtiger ist sie für den Betrieb der Preßhefefabrikation. Durch Be-
stimmung des Gesamtstickstoffs nach Kjeldahls Methode in den
Filtraten von süßer und reifer Maische erhält man einen Überblick
über die Stickstoffverwertung; die Differenz beider Bestimmungen ergibt
die Stickstoffmenge, welche zur Hefenbildung verwendet wurde. Nach
Balling entspricht 1 kg entschwundener Stickstoff 51,2 kg Preßhefe.
Zur Verfolgung des Gärungsprozesses ist es oft von Wert, die
Maische während der Gärung zu untersuchen. Um zu verhindern, daß
die Maische nach der Probenahme noch weiter gärt, setzt man nach
Märcker auf 1 1 Maische 10 ccm einer l-proz. Sublimatlösung zu. Bei
der Berechnung ist die hierdurch hervorgerufene Volumenvermehrung zu
berücksichtigen.
C. Untersuchung der vergorenen Melaasemaischen.
Die Untersuchung gestaltet sich in folgenden Punkten abweichend
von jener der stärkehaltigen Maischen.
Bei anormaler, schlechter Vergärung prüft man qualitativ auf An-
wesenheit freier salpetriger Säure und flüchtiger Fettsäuren (vergl. die
diesbez. Angaben unter „Melasse") und führt die dort angegebenen Gär-
versuche aus. Fehlerhafte Gärungen können außerdem verursacht werden
544 Spiritus.
durch zu hohen Salzgehalt der Maischen oder durch einen bedeutenden
ursprunglichen Säureüberschuß. Die Hefe zeigt sich in solchen Fällen
krankhaft yerändert oder abgestorben; außerdem tritt ein starkes Über-
handnehmen der Bakterien ein.
Von quantitativen Bestimmungen kommen noch in Betracht: die
Bestimmung des Salzgehalts und der Lävulose.
Wenn neben Melasse bedeutende Mengen Osmosewasser verarbeitet
werden, kann der Salzgehalt der Maischen eine beträchtliche, die Gärung
schädigende Höhe erreichen. Nach Bauer beträgt die ungefähre Grenze,
welche nicht viel überschritten werden darf, 3 Prozent an löslichen
Salzen im Volumen. Zur Bestimmung des Salzgehalts dampft man
nach Bauer 10 ccm der klar filtrierten Maische in einer Platinschale auf
dem Wasserbad ab, trocknet bei 120^ C, verascht, nimmt mit einigen
Tropfen Wasser auf, trocknet imd verascht abermals. Der Rückstand wird
wieder mit Wasser aufgenommen, filtriert und bis zum Verschwinden der
alkalischen Reaktion ausgewaschen. Das Filtrat wird in einer Platin-
schale eingedampft, der Rückstand wieder bei 120" C. getrocknet, über
freier Flamme schwach erhitzt und nach dem Erkalten gewogen.
Bestimmung des unvergorenen Zuckers. Die vergorene
Maische enthält nur Lävulose, da das andere Inversionsprodukt, die
Dextrose, leichter der Gärung unterliegt. Die Lävulosebestimmung erfolgt
nach Lehmann in dem 1 : 4 verdünnten, mit Bleiessig gereinigten und
durch verdünnte Schwefelsäure entbleiten Maischfiltrat (S. 561). Bei
normaler Gärung bleibt 0,05 — 0,1 Proz. Lävulose unvergoren.
T. Untersaeliiins: des Hefeninits und der reifem Hefe.
Die regelmäßige Betriebsunteraiiehung des Hefenguis erstreckt
sich nur auf Bestimmung der Konzentration, des Säuregehalts und der
Verzuckerung. Die Ausführung dieser Bestimmungen erfolgt genau nach
der unter „Süße Maische^ gegebenen Anleitung. Das Hefengut soll
möglichst konzentriert eingemaischt sein (20 — 24° BUng) und einen
Säuregehalt von wenigstens 2® aufweisen. Preßhefefabriken arbeiten mit
höheren Säuremengen (3°).
Beabsichtigt man, die flüchtigen Säuren zu bestimmen, so benutzt
man hierzu zweckmäßig den von Prior angegebenen Apparat (Prior,
Physiologie und Chemie des Malzes und des Bieres, S. 81) und destilliert
im luftverdünnten Raum 100 ccm Filtrat unter sukzessivem Zufluß von
200 ccm Wasser mit Vorsicht ab, daß die Temperatur 50® nicht über-
schreitet und bis der Inhalt des Kolbens eine sirupartige Masse bildet.
Im Destillat titriert man die Säure mit 7io Normallauge.
Untersuchung der reifen Hefe. 545
£m wertvolles Hilfsmittel zur Beurteilung der Reinheit der Säuerung
bietet die mikroskopische Prüfung. Normal gesäuertes Hefengut
wird Milchsäurebakterien (schlanke Stäbchen, meist in Ketten zusammen-
hängend) fast ausschließlich und dicht gesät enthalten. Treten andere .
Bakterien (Kokken, Stäbchen-, Spindel- und Keulenformen mit Sporeur
bildung) in den Vordergrund, so ist entweder die Säuerung bei zu niederer
Temperatur verlaufen, oder die Abmaischtemperatur wurde bei Verwen-
dung schlechten Materials nicht hoch genug genommen.
Die VfUerauchung der reifen Hefe erfolgt genau nach den für
die Untersuchung der vergorenen Maische gegebenen Vorschriften; sie
beschränkt sich gewöhnlich auf die Bestimmung des Vergärungsgrads
und der Säure. Die Vergärung der möglichst konzentriert einzu-
maischenden Hefe soll eine hohe sein, da der gebildete Alkohol der
Hefe einen wirksamen Schutz gegenüber den gärungsschädlichen Orga-
nismen bietet.
Die Säurezunahme während der Gärung soll 0,2 ^ nicht übersteigen.
Für die PreBhefefabrikation kann noch die Kontrollierung des
Stickstoffumsatzes von Wichtigkeit sein (vergl. „Vergorene Maische").
Durch die mikroskfppieche Untersuchung stellt man das Aus-
sehen der Hefezelten fest — zu achten ist auf Form und Größe der
Zellen, Dicke der Zellwandungen, Beschaffenheit des Zellinhalts — und
prüft zugleich auf Vorhandensein von Fremdorganismen.
Im Anfang der Gärung findet man die Hefe meistens zu größeren
Sproßverbänden vereinigt; das Protoplasma füllt ia diesem Stadium
gleichmäßig die Zelle aus, ohne Vakuolen aufzuweisen. Bei vorge-
schrittener Gärung findet nur noch eiue mäßige Vermehrung der Zellen
statt, welche jetzt zumeist isoliert erscheinen und eine oder mehrere
Vakuolen besitzen. In reifer Hefe sollen die Zellen isoliert sein, gleich-
mäßige Größe und volle Form besitzen. Sprossende, deformierte, abnorm
vakuolisierte (mit vielen kleinen Vakuolen), stark kömige und abge-
storbene Zellen sollen wenig vorkommen. Dasselbe gilt bezüglich der
Hefe in reifen Maischen.
Kranke imd abgestorbene Hefe läßt sich von gesunder noch dadurch
unterscheiden, daß sie leicht wäßrige Anilinblaulösung aufnimmt. Bei
reiner Säuerung und Gärung der Hefe wird man Fremdorganismen nur
in sehr geringer Zahl iu derselben antreffen. Im anderen Fall wird man
immer fremde Sproß- und Spaltpilze in größerer Menge neben der Kultur-
hefe und den Milchsäurebakterien nachweisen können.
JHe HefexiM/wng ist besonders für die Preßhefefabrikation von
Wichtigkeit. Zur Zählung dient eine Meßkammer mit Netzteilung (zu
beziehen von Zeiß in Jena). Jedes Quadrat der Netzteilung hat eine
Grundfläche von 0,0025 qmm, eine Höhe (bis zum Deckglas) von 0,1 mm
Untenudiuxigeii. 5. Aufl. m. 35
546 Spiiitas.
und einen Inhalt von 0,00025 cmm, welcher die Yolumeinheit darstellt.
Die Zählung geschieht, wie folgt: 50 ccm einer guten Durchschnittsprobe
der Maische werden abgemessen, in einen 500 ccm-Eolben gespült und
mit Wasser aufgefüllt; die Verdünnung ist so zu wählen, daß in die
Yolumeinheit 3 — 5 Zellen fallen, und muß man daher bei sehr hefe-
reichen Maischen anstatt auf 500 auf 1000 ccm auffüllen. Nachdem die
Mischung gut durchgeschüttelt ist, wird mittels Glasstabs schnell ein
Tropfen herausgenommen, in die MeBkammer gebracht und diese mit
dem Deckglas geschlossen. Man zählt nun bei 150-facher Vergrößerung
an 4 — 5 verschiedenen Stellen des Objekts 12 Quadrate nach einer
Richtung durch, wiederholt dies bei 3 — 4 verschiedenen Präparaten und
nimmt aus diesen Zählungen das Mittel.
Nach Märcker benutzt man die Zählmethode, um zu konstatieren:
1. in welche Periode der Gärung die Vermehrung der Hefe-
zellen fällt,
2. wann die Vermehrung zu Ende ist,
3. ob eine genügende Anzahl von Hefezellen ausgesät ist,
4. ob eine genügende Anzahl von Hefezellen während der Gärung
gebildet wird,
5. ob herbeigeführte Betriebs- und Rohmaterialänderungen eine
Vermehrung oder eine Verminderung an Hefezellen hervorbringen,
6. wie weit die Hefe durch Abnahme des Schaumes aus der Maische
bei der Preßhefefabrikation entfernt ist.
Tl. Prefkiliefe.
Die Untersuchung erstreckt sich auf folgende Punkte:
F^rbe» Gute Hefe besitzt eine rein weiße, weißlich gelbe bis
gelbe Farbe. Fehlerhaft ist eine schmutzig graue oder blaue Farbe.
Letztere kann auf die Gegenwart von Eisen oder auf die Tätigkeit von
Mikroorganismen zurückzuführen sein.
€terueh» Der Geruch soll frisch, säuerlich-weinig sein.
H€iUbarkeiL Diese hängt ab von der Reinheit (Abwesenheit
zersetzender Organismen) und dem Vorrat an aufgespeicherten Nähr-
stoffen (Stickstoff).
MeinheU. Die mikroskopische Prüfung gibt Aufschluß über das
Aussehen der Hefezellen (vergl. „Reife Hefe^), die Anwesenheit von
Fremdorganismen (Oidium, Mycoderma, Bakterien — Milchsäurebakterien
sind in kleinen Mengen immer vorhanden), sowie über das Vorhanden-
sein von Stärke, welche, wenn sie nur in geringer Menge vorkommt,
aus der Maische stammt, im anderen Fall aber absichtlich zugesetzt ist.
Untersachung der Preßhefe. 547
Zur Bestimmung der Stärke werden 10 g Hefe nach der Diastase-
methode verzuckert. Hierauf wird filtriert, invertiert und das Reduk-
tionsvermögen festgestellt. Zugesetzt wird immer Kartoffelstärke, welche
sich durch die mikroskopische Prüfung auch leicht nachweisen läßt.
Neumann -Wender (Zsch. f. Nahrungs- und GenuBmittel 1902,
S. 1201) gibt eine einfache Methode zur Bestimmung der Stärke in Preß-
hefe an. 1 — 2 g Hefe werden mit 10 ccm Wasser und 1 ccm Jodlösimg
gut gemischt, unter Nachwaschen mit 5 ccm Wasser in ein Zentrifugen-
röhrchen (Amylometer) übergeführt imd 3 Minuten zentrifugiert. Das
Amjlometer ist mit einer Skala versehen, welche den Stärkegehalt direkt
in Prozenten angibt.
Nachstehende, von Bau zum Nachweis einer Beimischung von
Bierhefe angegebene Methode hat sich als nicht ganz zuverlässig
erwiesen, da auch einzelne untergärige Bierhefen die Melitriose nicht
vollständig vergären.
3 Reagensgläschen werden mit je 10 ccm einer 1-proz. Melitriose-
lösung und 0,4 g der zu untersuchenden Hefe beschickt und hierauf mit
Watte verschlossen. Die Reagensgläser werden bei 30® C. gehalten.
Nach 1, 2, 3 mal 24 Stunden nimmt man je ein Gläschen, filtriert und
versetzt 3 ccm des Filtrats mit 1 ccm Fehling scher Lösung, welche
kurz vor dem Gebrauch gemischt war. Hierauf wird im Reischauer-
schen Stern 5 Minuten lang erhitzt. Ist die Flüssigkeit über dem
Niederschlag des ersten Röhrchens, welches 24 Stimden bei 30® C. gestanden
hatte, blau, so war die Hefe sicher mit 10 Proz. Unterhefe verfölscht.
Ist das gleiche nach 48 Stimden der Fall, dann ist auf eine Beimischung
von 5 Proz., nach 72 Stunden von 1 Proz. und darüber zu schließen.
Zeigt dagegen die Lösung nach 72 Stunden eine gelbe oder braungelbe
Farbe, so ist damit bewiesen, daß die Preßhefe vollständig frei von
ünterhefe ist.
Lindner (Wochenschrift f. Brauerei 1904, S. 237) befürwortet des-
halb, eine eventuelle Verunreinigung durch Bierhefe mittels der bio-
logischen Analyse nachzuweisen, und schlägt dazu die von ihm ange-
gebene Tropfenkultur vor (vergl. Lindner, Mikroskop. Betriebskontrolle).
Obergärige Hefen zeigen in dieser Kultur sparrige Sproßverbände, "
während die meisten untergärigen Bierhefen bald zu Flocken zusammen-
kleben.
Lintner (Zsch. f. Spiritus-Industrie 1901, No. 35) fand bei ver-
gleichenden Bestimmungen der Gärkraft nach Hayduck bei verschie-
denen Temperaturen, daß untergärige Hefen bei 45^ bedeutend weniger
Kohlensäure entwickeln als bei 30^, während bei Getreidepreßhefen das
Umgekehrte der Fall ist. Noch bei 50° entwickeln die letzteren erheb-
liche Mengen Kohlensäure, während die untergärigen Hefen hier stark
35'
548 ' Spiritas.
in ihrer Tätigkeit nachlassen. Diese Methode kann also auch zur Unter-
scheidung von Unter- und Oberhefe dienen.
Wcuser» Der Wassergehalt ist durch Trocknen der Hefe bei
105® C. festzustellen.
SUcketoff, Der Stickstoff wird in 2 g Trockensubstanz nach der
Methode yon Ejeldahl bestimmt.
Asche, Die getrocknete Hefe wird vorsichtig verascht. Die Eohle
ist mehrfach auszulaugen, da durch die sonst eintretende Reduktion
der Phosphorsäure das Platin angegriffen wird. In der Asche wird,
wenn nötig, Phosphorsäure und Kali bestimmt.
Säure* 20 g Hefe werden mit Wasser verrieben, auf 100 ccm auf-
gefüllt, filtriert. 50 ccm des Filtrats werden mit Yjq Normallauge titriert.
Die Säure wird auf Milchsäure berechnet
BesHnvmung der Oär- und Triebkraft. Die zur Anwendung
kommenden Methoden von MeiBl und Hajduck gründen sich auf die
Voraussetzung, daß eine Hefe um so gär- imd triebkräftiger ist, je mehr
Kohlensäure sie unter gleichen Verhältnissen entwickelt.
1. Meißlsche Methode (Zsch. f. Spiritusind. 1883, S. 933; 1884,
S. 129). Zur Ausführung dieser Methode bereitet man sich durch Zu-
sammenreiben ein inniges Gemenge von:
400 g Rohrzuckerraffinade,
25 g säur, phosphorsaur. Ammon,
25 g - - Kali, .
welches in einem gut verschlossenen Grefäße aufzubewahren ist. Femer
stellt man sich gesättigtes Gipswasser her, indem man gepulverten Gips
längere Zeit unter häufigem Umschütteln mit destilliertem Wasser stehen
läßt. Die ersten 2 bis 3 Extrakte, welche durch die dem Gips bei-
gemengten Salze verunreinigt sind, werden weggegossen. Der Gärversuch
wird in einem kleinen, leichten, 70 — 80 ccm fassenden Kölbchen vor-
genommen, welches mit einem doppelt durchbohrten Kautschukstöpsel
verschlossen ist. Durch die eine Bohrung geht ein rechtwinklig ge-
bogenes Glasrohr, dessen längerer Schenkel bis nahe an den Boden des
Kölbchens reicht und dessen kürzerer während der Gärung durch eine
Kappe oder kleinen Stöpsel verschlossen ist. Die zweite Bohrung ent-
hält eine mit Chlorcalcium gefüllte U-Röhre.
Zur Prüfung löst man in dem Kölbchen 4,5 g obigen Zucker-
gemisches in 35 ccm destillierten Wassers auf und fügt 15 ccm Gips-
lösung zu. Nachdem die Lösung durch Einleitung von Luft mit solcher
gesättigt ist, bringt man in das Fläschchen genau 1 g der zu prüfenden
Hefe und zerteilt diese sorgfältig mit einem Glasstab, bis keine Klümpchen
mehr wahrzunehmen sind. Das Kölbchen wird sodann gewogen, in
Wasser von 30 ^ C. eingestellt und auf dieser Temperatur durch 6 Stunden
Gefundene COa X -:n=r^r- = Proz. Triebkraft.
Gärkraft der Preßhefe. 549
erhalten. Nach Ablauf dieser Zeit wird das Eölbchen durch Eintauchen
in kaltes Wasser rasch abgekühlt, der Stöpsel abgenommen, und um
die Kohlensäure zu verdrängen, während einiger Minuten Luft durch-
gesogen. Das abgetrocknete Eölbchen wird wieder gewogen; der Ge-
wichtsverlust entspricht der entwickelten Kohlensäure. Das Resultat
wird auf eine Normalhefe bezogen, welche unter den gleichen Bedin-
gungen in 6 Stunden 1,75 g Kohlensäure bildet. Die Prozente Trieb-
kraft ergeben sich demnach aus folgender Gleichung:
100
1,75
Die Methode gibt auf mindestens 0,5 Proz. übereinstimmende Re-
sultate.
2. Hayducks Methode (Zsch. f. Spiritusind. 1882, S. 226; 1883,
S. 965; 1884, S. 135; 1885, S. 533). Man bringt 400 ccm 10-proz. Rohr-
zuckerlösung und 10 g mittels derselben aufgeschlämmter Hefe in eine
Flasche, welche mit doppelt durchbohrtem Kautschukstopfen verschlossen
ist. In jeder Durchbohrung befindet sich ein Glasrohr; das eine ist mit
einem Kautschukschlauch, welcher mit einem Quetschhahn verschlossen
werden kann, das andere mittels Schlauchs mit dem zum Messen der
entwickelten Kohlensäure dienenden Apparat verbunden. Die Meßvor-
richtung besteht aus einem in Kubikzentimeter geteilten Rohr, welches
mit einem WassersanmielgefäB durch einen Gummischlauch verbunden
ist. Zu Beginn des Versuchs stellt man das WassersanmielgefaB so
hoch, daß hierdurch das Wasser in dem Meßrohr gerade auf 0 ein-
gestellt wird. Nachdem die Flasche 1 Stunde im Wasserbad bei 30° C.
gestanden hat, schließt man den Quetschhahn und öf&iet den zu dem
Meßrohr führenden Gashahn; die entwickelte Kohlensäure treibt nun
das Wasser nach dem Sammelbehälter und würde durch das Steigen in
demselben einen Druck erzeugen, welcher vermieden wird, wenn man
das Sammelgefäß so tief stellt, daß nach Beendigung des Versuchs der
Wasserspiegel in dem Gefäß und in dem Meßrohr gleich hoch steht.
Nach genau Y, Stunde unterbricht man den Versuch, indem man den
zu dem Meßrohr führenden Hahn schließt, stellt nun den Wasserspiegel
durch Verschieben des Sammelgefäßes in diesem und dem Meßrohr
genau gleich und liest die entwickelten Kubikzentimeter Kohlensäure
ab. Gute Preßhefe soll mindestens 250 ccm Kohlensäure liefern; von
vorzüglicher Preßhefe wurden von Hayduck 373 — 484 ccm Kohlensäure
erhalten. Kusserow hat die Hayduck sehe Methode etwas abgeändert
und mißt das durch die Kohlensäure verdrängte Wasser. Die zur Aus-
führung beider Methoden dienenden Apparate werden von der Geschäfts-
stelle des Vereins der Spiritusfabrikanten in Berlin N., Seestraße, ge-
liefert.
550 Spiritus.
TU. Viiterflneliiuii: des liUtten und der Schlempe.
Diese Untersuchung dient zur Eontrolle der Destillierapparate. Der
auf Normaltemperatur (15^ C.) gebrachte Lutter wird direkt mittels
eines sogenannten Lutterprobers gespindelt (yergl. Alkoholbestimmung
in reifer Maische). Ist der zu untersuchende Lutter stark trübe oder
sonstwie verunreinigt, so muß er destilliert werden. In diesem Fall ist
Yorherige Neutralisation zu empfehlen.
In der Schlempe erfolgt ebenfalls Alkoholbestimmung durch Destil-
lation. Man destilliert ein größeres Quantum, 1 bis 2 Liter, sehr langsam,
imter Verwendung eines 200 ccm-Kölbchens als Vorlage. Die Anzeige
des Lutterprobers ist dann durch 5 resp. 10 zu dividieren. Bei der Probe-
nahme von Lutter und Schlempe ist darauf zu achten, daß sofortige Ab*
kühlung vorgenommen wird. Die Schlempe soll nicht dem Reservoir,
sondern direkt dem Apparat entnommen werden.
Till. Alkoholometrle.
Die Bestimmung des Alkohols im Spiritus geschieht durch Er-
mittelung des spez. Gew. Zu letzterem Zwecke bedient man sich im
Laboratorium des Aräometers, der Westpha Ischen Wage oder des
Pyknometers. Da reiner absoluter Alkohol bei 15® C. ein spez. Gew.
von 0,79420 besitzt, so muß der Gehalt eines Spiritus an Alkohol ein
um so größerer sein, je niedriger das spez. Gew. des Spiritus ist. Der
dem gefundenen spez. Gew. entsprechende Alkoholgehalt, ausgedrückt in
Volum- oder Gewichtsprozenten, wird in der Tafel zur Ermittelung
des Alkoholgehaltes von Alkohol-Wassermischungen aus dem
spez. Gew. von K. Windisch*) abgelesen.
In der Praxis bedient man sich zur Feststellung des Alkoholgehalts
von Alkohol-Wassermischungen des Alkoholometers. Das in Deutschland
zulässige Alkoholometer gibt Gewichtsprozente an. Da das spez. Gew.
einer Flüssigkeit um so geringer ist, je höher die Temperatur und um-
gekehrt, so muß die Spindelung entweder bei derjenigen Temperatur, für
welche das Instrument eingerichtet ist — Normaltemperatur = 15° C. —
ausgeführt werden, oder wenn bei einer anderen Temperatur die Spindelung
geschieht, so muß eine Korrektion auf die Normaltemperatur stattfinden.
Zu dieser Korrektion dient die von der Kaiserl. Normal -Eichungs-
') BerÜD 1893. Verlag von Julias Springer: In etwas abgekürzter Form im
Kapitel ^Wein" d. B. wiedergegeben.
Alkoholometrie. DenatarienmgsmitteL 551
kommission herausgegebene Tafel zur Ermittelung des Alkohol-
gehaltes Yon Spiritusmischungen.
Diese Tafel dient femer bei der steueramtlichen Abfertigung zur
Ermittelung des Gehalts an reinem Alkohol (in Liter ausgedrückt) aus
dem Nettogewicht und der wahren Stärke^).
Die in Deutschland für den Spiritushandel übliche Einheit ist das
Literprozent. Ein Literprozent = 10 ccm absoluten Alkohols. Die größere
Einheit stellen 10000 Literprozent = 1 Hektoliter absoluten Alkohols dar.
Da der zur Verfügung stehende beschränkte Raum es nicht gestattet,
näher auf die Alkoholometrie einzugehen, yerweisen wir im übrigen auf
die bereits zitierten Spezialwerke der Spiritusfabrikation sowie auf nach-
folgende Anleitungen und Tafeln, welche sämtlich im Verlag von J. Springer
in Berlin erschienen sind:
H. Homann, Das Gewichtsalkoholometer und seine Anwendung;
F. Plato, Tafel zur Umrechnung der Volumenprozente in Gewichts-
prozente und der Gewichtsprozente in Volumenprozente bei Branntweinen ;
F. Plato, Anleitung zum Mischen von Branntweinen nach Maß und
Gewicht mit dem Volumen- und dem Gewichtsalkoholometer.
Femer auf den Abschnitt „Wein" in diesem Bande.
IX* Vnterfliiehiiiif des Rohspiiitaft
luid des rekttflslerten Spiiitas auf Reinlieit.
Die hier in Betracht kommenden Methoden zur Bestimmung des Fusel-
öls sowie zum Nachweis anderer Verunreinigungen (Aldehyd, Furfurol etc.)
sind im Kapitel „Branntwein und Liköre**, S. 571 u. f. beschrieben.
X. UBtersnehiuig der Denatiurieraiictiiiiittel.
In Deutschland bestehen über die Untersuchung der Denaturierungs-
mittel folgende amtliche Vorschriften (Branntweinsteuer- Ausführungs-
bestimmungen, 8. Teil, 42 ff.):
Anleitung zur Prtlfting des Holzgeistes nnd der Pjrridlnbasen.
!• Holzgeist.
1. Farbe. Die Farbe des Holzgeistes soll nicht dunkler sein als
die einer Auflösung yon 2 ccm Zehntelnormaljodlösung in 1 1 destil-
lierten Wassers.
') Diese beiden Tafeln sind nebst anderen auch enthalten in der Anleitung
ZOT steneramtlichen Ermittelang des Alkoholgehaltes im Branntwein. Berlin 1889.
Verlag Ton Jalias Springer.
552 Spiritus.
2. Siedetemperatur. 100 ccm Holzgeist werden in einen Metall-
kolben gebracht; auf den Kolben ist ein mit Kugel versebenes Siederobr
aufgesetzt, welches durch einen seitlichen Stutzen mit einem Lieb ig-
sehen Kühler yerbunden ist; durch die obere Offiiung wird ein amtlich
beglaubigtes Thermometer mit himdertteiliger Skala eingeführt, dessen
Quecksilbergefäß bis unterhalb des Stutzens hinabreicht. Die Destillation
wird so geleitet, daß in der Minute etwa 5 ccm Destillat übergehen.
Das Destillat wird in einem graduierten Glaszylinder aufgefangen und
es sollen, wenn das Thermometer 75^ zeigt, bei normalem Barometer-
stand mindestens 90 ccm übergegangen sein.
Weicht der Barometerstand Yom normalen ab, so soll für je 30 mm
1^ in Anrechnung gebracht werden, also z. B. sollen bei 770 mm 90 ccm
bei 75,30, bei 750 mm 90 ccm bei 74,70® C. Übergegangen sein.
3. Mischbarkeit mit Wasser. 20 ccm Holzgeist sollen mit
40 ccm Wasser eine klare oder doch nur schwach opalisierende Masse
geben.
4. Gehalt an Aceton, a) Abscheidung mit Natronlauge. Beim
Durchschütteln von 20 ccm Holzgeist mit 40 ccm Natronlauge von
1,3 spez. Gew. sollen nach 7, Stunde mindestens 5 ccm des Holzgeistes
abgeschieden werden.
b) Titration. 1 ccm einer Mischung Yon 10 ccm Holzgeist mit
90 ccm Wasser wird mit 10 ccm Doppelnormalnatronlösung yersetzt.
Darauf werden 40 ccm Yjq N.-Jodlösung unter TJmschütteln hinzugefügt
und die Mischung drei Minuten nach Beginn des Zusetzens der Jod-
lösung mit verdünnter Schwefelsäure angesäuert. Der Jodüberschuß wird
mit Yio N.-Thiosulfatlösimg, zuletzt unter Zusatz einiger Tropfen Stärke-
lösung, zurücktitriert. Es sollen mindestens 22 ccm Yjo N.-Jodlösung
durch den Holzgeist gebunden werden. Die Temperatur der Flüssig-
keiten soll während des Versuches zwischen 15 und 20® liegen. Die
angesäuerte Lösung soll entweder farblos bleiben oder doch nach Zusatz
Yon höchstens 4 ccm Thiosulfatlösung farblos werden.
5. Aufnahmefähigkeit für Brom. 100 ccm einer Lösung von
Kaliumbromat und Kaliumbromid, welche nach der \mten folgenden An-
weisung hergestellt ist, werdeii mit 20 ccm einer yerdüzmten Schwefel-
säure von 1,29 Dichte versetzt. Zu diesem Gemisch, das eine Brom-
lösung von 0,703 g Brom darstellt, wird aus einer in 0,1 ccm geteilten
Bürette unter fortwährendem Umrühren so lange Holzgeist hinzugesetzt,
bis dauernde Entfärbung eintritt. Zur Entfärbung sollen nicht mehr als
30 ccm und nicht weniger als 20 ccm Holzgeist erforderlich sein.
Die Prüfungen der Aufoahmeföhigkeit für Brom sind stets bei
vollem Tageslichte auszuführen, die Temperatur der Flüssigkeiten soll
20^ nicht übersteigen.
Holzgeist. Pjridinbasen. Tieröl. 553
Anweisung zur Herstellung der Bromlösung. Nach wenig-
stens zweistündigem Trocknen bei 100^ und Abkühlenlassen im Ex-
sikkator werden 2,447 g Ealiumbromat und 8,719 g Kaliumbromid,
welche yorher auf ihre Reinheit geprüft sind, abgewogen und in Wasser
gelöst. Die Lösimg wird zu 1 1 aufgefüllt.
II. Pyridinbasen«
1. Farbe: wie bei Holzgeist.
2. Verhalten gegen Eadmiumchlorid. 10 ccm einer Lösung
von 1 ccm Fyridinbasen in 100 ccm Wasser werden mit 5 ccm einer 5-proz.
wässerigen Lösung von wasserfreiem geschmolzenen Eadmiumchlorid ver-
setzt und kräftig geschüttelt; es soll alsbald eine deutliche krystallinische
Ausscheidung eintreten. Mit 5 ccm Neßlerschem Reagens sollen 10 ccm
derselben Pjridinbasenlösung einen weißen Niederschlag geben.
3. Siedetemperatur. Man verfährt wie beim Holzgeist, doch
soll das Destillat, erst wenn das Thermometer auf 140® gestiegen ist,
mindestens 90 ccm betragen.
4. Mischbarkeit mit Wasser. Wie beim Holzgeist.
5. Wassergehalt. Beim Durchschütteln von 20 ccm Basen und
20 ccm Natronlauge von 1,4 spez. Gewicht sollen nach einigem Stehen-
lassen mindestens 18,5 ccm der Basen abgeschieden werden.
6. Titration der Basen. 1 ccm Pjridinbasen, in 10 ccm Wasser
gelöst, werden mit Normalschwefelsäure versetzt, bis ein Tropfen der
Mischung auf Eongopapier einen deutlich blauen Rand hervorruft, der
alsbald wieder verschwindet. Es sollen nicht weniger als 10 ccm der
Säurelösung bis zum Eintritt dieser Reaktion verbraucht werden.
Zur Herstellung des Eongopapiers wird Filtrierpapier durch eine
Lösung von 1 g Eongorot in 1 1 Wasser gezogen und getrocknet.
Anleitung zur üntersnchoiig anderweitiger Denatorienuigsmittel.
I. Tieröl.
1. Farbe. Die Farbe des Tieröls soll schwarzbraun sein.
2. Siedetemperatur. Werden 100 ccm in der für den Holzgeist
angegebenen Weise destilliert, so sollen unter 90** nicht mehr als 5 ccm,
bis 180° aber wenigstens 50 ccm übergehen.
.3. Pyrrolreaktion. 2,5 ccm einer 1-proz. alkoholischen Lösung
des Tieröls werden mit Alkohol auf 100 ccm verdünnt. Bringt man in
10 ccm dieser Lösung, die 0,025 Proz. Tieröl enthält, einen mit konzen-
trierter Salzsäure befeuchteten Fichtenholzspan, so soll derselbe nach
wenigen Minuten deutliche Rotfarbung zeigen.
554 Spiritas.
4. Verhalten gegen Quecksilberchlorid. 5 ccm der 1-proz.
alkoholischen Lösung des Tieröls sollen beim Versetzen mit 5 ccm einer
2-proz. alkoholischen Lösung von Quecksilberchlorid alsbald eine volu-
minöse flockige Fällung geben. 5 ccm der 0,025 -proz. alkoholischen
Lösung Yon Tieröl, mit 5 ccm der Quecksilberchloridlösimg versetzt,
sollen alsbald noch eine deutliche Trübung zeigen.
II. TerpentinöL
1. Spezifisches Gewicht. Das spezifische Gewicht des Ter-
pentinöls soll zwischen 0,855 und 0,875 bei 15^ liegen.
2. Siedetemperatur. Werden 100 ccm in der für den Holzgeist
angegebenen Weise destilliert, so sollen imter 150" nicht mehr als 5 ccm,
bis 160^ aber mindestens 90 ccm übergehen.
3. Mischbarkeit mit Wasser. 20 ccm Terpentinöl werden mit
20 ccm Wasser kräftig geschüttelt. Wenn nach einigem Stehen beide
Schichten sich getrennt haben und klar geworden sind, so soll die obere
wenigstens 19 ccm betragen.
III. Äther.
1. Spezifisches Gewicht. Das spezifische Gewicht des Äthers
soll bei 15^ nicht mehr als 0,730 betragen.
2. Mischbarkeit mit Wasser. 20 ccm Äther werden mit 20 ccm
Wasser kräftig geschüttelt. Nach dem Absetzen soll die Ätherschicht
wenigstens 18 ccm betragen.
lY. Schellackldsungr*
10 g der Lösung sollen beim Verdunsten auf dem Wasserbade und
nach darauf folgendem Erhitzen des eingedampften Rückstandes im
Trockenschranke während einer halben Stimde auf eine Temperatur von
100 — 105° mindestens 3,3 g Schellack hinterlassen.
Y. Kampfer.
Derselbe soll sich, mit Äther befeuchtet, pulvern lassen und sich
reichlich und ohne Rückstand in Alkohol lösen. 0,5 g gepulverter
Kampfer, in einem Schäl chen erwärmt, soll fast ohne Rückstand ver-
dampfen.
YI. Technisch reiner Methylalkohol.
1. Äußere Beschaffenheit. Der Methylalkohol soll eine farb-
lose, mit blauer Flamme brennbare Flüssigkeit sein.
2. Spezifisches Gewicht. Das spezifische Gewicht des Methyl-
alkohols soll bei 15° zwischen 0,795 und 0,810 liegen.
Denatmierangsmittel. 555
3. Siedetemperatur. Werden 100 ccm Methylalkohol in der
für Holzgeist vorgeschriebenen Weise destilliert, so sollen bis 63® nicht
mehr als 2 ccm, bis 67® mindestens 90 ccm übergehen. Der EinfluB des
Barometerstandes ist wie bei dem Holzgeist in Anrechnung zu bringen.
4. Löslichkeit in Wasser und in Natronlauge. 20 ccm
Methylalkohol sollen sich mit 40 ccm Wasser und mit 40 ccm Natron-
lauge von 1,3 Dichte zu je einer klaren Flüssigkeit mischen.
YII. Benzol.
1. Löslichkeit in Wasser. Werden 10 ccm Benzol mit 10 ccm
Wasser in einem in Y^q ccm geteilten Zylinder geschüttelt, so soll die
obere Schicht nach 5 Min. noch mindestens 9,5 ccm betragen.
2. Siedetemperatur. Werden 100 ccm Benzol in der für Holz-
geist vorgeschriebenen Weise destilliert, so sollen bis 80® nicht mehr als
1 ccm, bis 100® nicht mehr als 94 ccm imd nicht weniger als 90 ccm
übergehen.
Beträgt der Barometerstand nicht 760 mm, so soll in der beim
Holzgeist erläuterten Weise' für je 22 nmi 1® in Anrechnung gebracht
werden.
3. Verhalten gegen Schwefelsäure. Werden 5 ccm Benzol
mit 5 ccm konzentrierter reiner Schwefelsäure in einem Stöpselgläschen
5 Min. lang kräftig geschüttelt und sodann 2 Min. der Ruhe überlassen,
so soll die Farbe der unteren Schicht nicht dunkler sein als diejenige
einer Auflösung von 1 g Kaliumbichromat in 1 1 Schwefelsäure von
50 Proz. Gehalt an Schwefelsäurehydrat. Für die Farbenvergleichung
sind 5 ccm dieser Bichromatlösung in einem Stöpselglase von gleicher
Art, wie das für die Probe benutzte, jedesmal frisch abzumessen und
mit reinem Benzol zu überschichten.
YIII. Petrolemnbenzin«
1. Äußere Beschaffenheit. Das Benzin soll aus farblosen nicht
fluoreszierenden Anteilen des Petroleums bestehen.
2. Spezifisches Gewicht. Dasselbe soll bei 15® zwischen 0,65
und 0,72 liegen.
3. Siedetemperatur. Werden 100 ccm Benzin in der für Holz-
geist vorgeschriebenen Weise destilliert, so sollen bis 40® nicht mehr
als 5 ccm, bis 100® mindestens 75 ccm übergegangen sein.
4. Löslichkeit in Wasser. Werden 20 ccm Benzin mit 20 ccm
Wasser geschüttelt, so soll nach Y9 Stunde die obere Schicht mindestens
19 ccm betragen.
5. Löslichkeit in Alkohol. 2 ccm Benzin sollen sich bei
nicht mehr als 20® in 20 ccm Alkohol von 86 Gewichtsproz. klar lösen.
556 Spiritus.
IX. Chloroform.
1. Spez. Gewicht. Dasselbe soll bei 15^ zwischen 1,485 und
1,489 liegen.
2. Mischbarkeit mit Wasser. Werden 10 ccm Chloroform mit
20 ccm Wasser geschüttelt, so soll nach dem Absetzen die untere Schicht
mindestens 9,5 ccm betragen.
X. Jodoform.
1. Flüchtigkeit. Wird 1 g Jodoform durch Erhitzen verflüchtigt,
so soll ein wägbarer Rückstand nicht yerbleiben.
2. Schmelzpunkt. Der mit einem amtlich geprüften Thermo-
meter ohne Berücksichtigung von Korrekturen bestimmte Schmelzpunkt
soll zwischen 110 und 120° liegen.
XI. Biziuusöl.
1. Äußere Beschaffenheit. Es soll ein bei gewöhnlicher Tem-
peratur zähflüssiges hellgebliches fettes öl 3ein.
2. Löslichkeit in Alkohol. 5 g Rizinusöl sollen sich bei 15
bis 20° in 15 g Alkohol von 86 Gewichtsproz. klar lösen.
3. Gehalt an freier Säure. Werden 5 g Rizinusöl in 25 ccm
Alkohol Yon mindestens 80 Gewichtsproz. gelöst und mit einigen Tropfen
Phenolphtaleinlösung versetzt, so sollen zur Rotfärbung der Lösung
nicht mehr als 5 ccm Yjq N.-Ealilauge nötig sein.
XII. Natronlaasre.
1. Äußere Beschaffenheit. Die Natronlauge soll eine farb-
lose oder gelbliche klare Flüssigkeit sein.
2. Spez. Gewicht. Dieses soll bei 15® nicht weniger als 1,357
(38® Baume) betragen.
3. Titration. 1 ccm Natronlauge, mit 50 ccm Wasser und einigen
Tropfen Phenolphtaleinlösung versetzt, soll durch Zusatz von 10 ccm
Normalschwefelsäure noch nicht entfärbt werden.
Durch Bundesratsbeschluß vom 21. Juni 1888 darf dem allgemeinen
Denaturierungsmittel von den zur Zusammensetzung desselben ermächtigten
Fabriken als Geruchskorrigens ein Zusatz von 40 g Lavendelöl oder 60 g
Rosmarinöl, auf je 1 Liter, beigemengt werden. Die Untersuchung dieser
Ole hat nach folgender Anleitung zu geschehen:
1. JMvendeiÖL
1. Farbe und Geruch. Die Farbe des Lavendelöles soll die des
Denaturierungsholzgeistes sein. Das Öl soll den charakteristischen Geruch
der Lavendelblüten zeigen.
PrQfang des Fuselöls. 557
2. Spezifisches Gewicht. Das spezifische Gewicht des Layendel-
öles soll bei 15» zwischen 0,880 und 0,900 liegen.
3. Löslichkeit in Alkohol. 10 ccm Layendelöl sollen sich bei
einer Temperatur von 20** in 30 ccm Alkohol von 63 Gewichtsprozent
klar lösen.
II. BonnaritM.
1. Farbe und Geruch. Die Farbe des Rosmarinöles soll die des
Denaturierungsholzgeistes, der Geruch kampferartig sein.
2. Spezifisches Gewicht. Das spezifische Gewicht des Rosmarin-
öles soll bei 15^ zwischen 0,895 und 0,920 liegen.
3. Löslichkeit in Alkohol. 10 ccm RosmarinÖl sollen sich bei
einer Temperatur von 20® in 100 ccm Alkohol von 73,5 Gewichtsprozent
klar lösen.
XI. Anleitung mmr Prfiftuis des Fuselöls.
Nach einer Bestimmung des Bundesrats müssen alle Nebenerzeug-
nisse der Spiritusreinigungsanstalten, welche steuerfrei in den Verkehr
übergehen sollen, mindestens 75 Proz. an eigentlichen ölen enthalten.
Die Prüfung geschieht nach folgender Anleitung:
In ein reines und trockenes Probierglas wird bis zu einem dem
Volumen von 30 ccm entsprechenden Striche Ghlorcalciumlösung vom
spez. Gew. 1,225 gebracht; sodann wird bis zu einem dem Volumen von
40 com entsprechenden Striche das zu untersuchende Fuselöl aufgefüllt.
Hierauf wird das Glas mit einem gut passenden Kork verschlossen und
eine Minute lang kräftig durchgeschüttelt. Man stellt alsdann das
GeföB senkrecht auf und läßt die beiden Schichten sich sondern. Etwa
an den Wänden sitzende Öltröpfchen entfernt man durch sanftes, senk-
rechtes Klopfen auf die Handfläche oder durch Drehen der Röhre
zwischen den Fingern. Haben sich nunmehr die beiden Schichten ge-
sondert, so soll die obere Schicht nach unten hin wenigstens bis zu
dem mit 32,5 ccm bezeichneten Striche reichen, also wenigstens dem
Volumen von 7,5 ccm entsprechen. Demnächst werden in ein zweites
trockenes Glas 100 ccm des zu. untersuchenden Fuselöles gefüllt imd
demselben 5 ccm reines Wasser (destilliertes oäer allenfalls Regenwasser)
hinzugefügt. Wiederum wird das Glas mit einem gut passenden Kork
verschlossen und eine Minute lang kräftig geschüttelt. Hierauf soll das
Gemisch trübe erscheinen. Die bei diesem Verfahren zu verwendende
Ghlorcalciumlösung wird hergestellt, indem man 25 g wasserfreies Chlor-
calcium in 100 ccm Wasser löst und die Lösung, falls sie nicht klar
sein sollte, filtriert.
558 Spiritus.
XU. Methoden mar Bestinunaii^ der Zuekerarten^}.
Für die Spiritusindustrie kommen in Betracht:
1. Dextrose (als TJmwandlungsprodukt der Stärke, des Dextrins
und der Maltose durch Säuren),
2. Maltose (als ümwandlungsprodukt der Stärke durch Diastase),
3. Invertzucker, Gemenge Ton Dextrose und Lävulose (als TJm-
wandlungsprodukt des Rohrzuckers durch Säuren oder Invertin),
4. Lävulose.
Sämtliche genannten Zuckerarten reduzieren alkalische Kupfer-
lösung unter Ausscheidung von Kupferoxydul. Auf dieses Verhalten
gründen sich die Bestimmimgsmethoden der Zuckerarten. Die Menge
des ausgeschiedenen Kupferoxyduls steht in bestimmtem Verhältnis zu
der Menge des Zuckers, jedoch ist dieses Verhältnis nicht nur bei den
yerschiedenen Zuckerarten ein yerschiedenes, sondern selbst bei ein und
demselben Zucker ein variables, abhängig von der Konzentration der*
aufeinander einwirkenden Lösungen und von der Menge des in Lösung
befindlichen Kupfers.
Zur Erreichung richtiger Zahlen ist daher eine genaue Einhaltung
nachfolgender Vorschriften unerläßlich.
Bereitung der Lttsimgeii.
69,278 g Kupfervitriol, welcher durch mehrmaliges Umkrystallisieren
(1 mal aus verd. H NO3) gereinigt ist, werden zu 1 1 aufgelöst.
173 g Seignettesalz werden in 400 ccm Wasser gelöst und mit
100 ccm einer Natronlauge versetzt, die 516 g Natriumhydroxyd im Liter
enthält. Die amtliche Anweisung zur Untersuchung des Weines enthält
die Vorschrift: 346 g Seignettesalz und 103,2 g Natriumhydrat werden
zu 1 1 gelöst.
Diese nach Fehlings Vorschrift hergestellten Lösungen dienen
zur Bestimmung von Maltose und Invertzucker. Für die Bestimmung
der Dextrose schreibt Allihn eine andere Zusammensetzung der Seig-
nettesalzlösung vor: 173 g Seignettesalz und 125 g Kaliumhydroxyd
werden in Wasser gelöst und zu 500 ccm aufgefüllt.
Die nach Fehlings Vorschrift bereitete Lösung gibt jedoch bei
Benutzung der Allihn sehen Tabelle ebenfalls brauchbare Resultate.
') Wir verweisen femer auf folgende Methoden: Maßanalytische Bestim-
mung der Zuckerarten nach Soxhlet (Joom. f. prakt. Chende 1880, Bd. 21,
S. 227); Gewichtsanaljrtische Bestimmung nach Kjeldahl (Meddelelser fia Carls-
berg Laboratoriet 4, 1 ; Ref. in Z. f. analyt. Chemie 1896, S. 344).
Bestimmung der Dextrose.
559
Zur Bestimmung der Lävulose nach Leb mann löst man 173 g
Seignettesalz und 125 g Natriumhydroxjd zu 500 com auf.
Die Seignettesalz-Natronlauge muß stets frisch bereitet werden.
Die Lösungen werden getrennt aufbewahrt und immer erst kurz vor
Ausführung der Bestimmung zusammengemischt.
1* Bestimmuncr der Dextrose.
In einer Porzellanhenkelschale yon etwa 250 ccm Inhalt werden
30 ccm Eupferlösung mit 30 ccm Seignettesalzlösung und 60 ccm Wasser
gemischt und zum Sieden erhitzt. Zu der lebhaft siedenden Flüssigkeit
werden 25 ccm der zu untersuchenden Flüssigkeit gegeben, welche nicht
mehr als 1 Proz. Dextrose enthalten darf, worauf noch 2 Minuten lang
gekocht wird. Nachdem sich das Eupferoxjdul etwas abgesetzt hat,
filtriert man schnell durch ein Soxhletsches Filtrierröhrchen oder den
Gooch sehen Tiegel unter Anwendung der Wasserluftpumpe, wäscht mit
heißem Wasser, Alkohol und Äther aus und wiegt entweder nach der
Reduktion im Wasserstoff als metallisches Kupfer oder nach erfolgter
Oxydation als Kupferoxyd. (Eine ausführliche Beschreibung der Be-
stimmung bringt das Kapitel „Zucker^, S. 402.)
Tabelle zar Bestimmung der Dextrose nach Allihn.
Kupfer
Dex-
trose
Kupfer
Dex-
trose
Kupfer
Dex-
trose
Kupfer
Dex-
trose
Kupfer
Dex-
trose
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
10
6-1
105
53-5
200
102-6
295
153-8
390
207-1
15
8-6
110
560
205
105-3
300
156-5
395
2100
20
11-0
115
58-6
210
107-9
305
159-3
400
212-9
25
13-5
120
611
215
110-6
310
1620
405
215-8
30
160
125
63-7
220
113-2
315
164-8
410
218-7
35
18-5
130
66-2
225
115-9
320
167-5
415
221-6
40
20-9
135
68-8
230
118-5
325
170-3
420
224-5
45
23-4
140
71-3
235
121-2
330
1731
425
227-5
50
25-9
145
73-9
240
123-9
335
175-9
430
230-4
56
28-4
150
76-5
245
126,6
340
178-7
435
233-4
60
30-8
155
79-1
250
129-2
345
181-5
440
236-3
65
33-3
160
81-7
255
131-9
350
1843
445
239-3
70
35-8
165
84-3
260
134-6
355
187-2
450
242-2
75
38-3
170
86-9
265
137-3
360
190-0
455
245-2
80
40-8
175
89-5
270
140-0
365
192-9
460
248-1
85
43-4
180
921
275
142-8
370
195-7
90
45-9
185
94-7
280
145Ö
375
198-6
95
48-4
190
97-3
285
148-3
380
201-4
100
50-9
195
100-0
290
151-0
385
2043
560
Spiritus.
Die Benutzung von Papierfiltem ist wegen der oft sehr schlechten
Filtrierbarkeit der Lösungen nicht zu empfehlen; geschieht sie dennoch,
so ist zu berücksichtigen, daB das Papier geringe Mengen Kupfer
zurückbehält, welche man für die betreffende Papiersorte und für ver-
schiedene Konzentrationen der Kupferlösung festzustellen hat. Das
Kupferoxydul wird nach dem Verbrennen des Filters im Ros eschen
Tiegel reduziert.
Die dem gefundenen Kupfer entsprechende Menge Dextrose liest
man in vorstehender Tabelle ab, die wie die nachfolgenden Tabellen ein
Auszug aus den von E. Wein berechneten Tabellen zur quant. Bestim-
mung von Zuckerarten (Stuttgart, Waag) ist.
2* Bestimmung' - der Maltose«
25 ccm Kupferlösung, 25 ccm Seignettesalzlösung und 25 ccm der
nicht mehr als 1 Proz. Maltose enthaltenden Lösung werden in einer Por-
zellanschale zum Sieden erhitzt und 4 Minuten darin erhalten. Der
weitere Gang der Analyse gestaltet sich wie bei Dextrose.
Wein hat nachstehende Tabelle für die Reduktionswerte der
Maltose ausgearbeitet.
Tabe
lle zur
Bestimmang
der Ma
Itose Dach E. Wein.
Kupfer
Ifaltose
Kupfer
Maltose
Kupfer
Maltose
Kupfer
Maltose
Kupfer
Maltose
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
30
25-3
85
73-2
140
122-4
195
171-6
250
220-8
35
29-6
90
77-7
145
126-9
200
176-1
255
225-3
40
33-9
95
82-1
150
131-4
205
180-5
260
229-8
45
38.3
100
86-6
155
135-9
210
1850
265
234-3
50
42-6
105
910
160
140-4
215
189-5
270
238-8
55
47-0
110
95-5
165
144-9
220
193-9
275
243-3
60
51-3
115
99-9
170
149-4
225
198-4
280
247-8
65
55-7
120
104-4
175
153-8
230
202-9
285
252-2
70
601
125
108-9
180
158-3
235
207-4
290
256-6
75
64-5
130
113-4
185
162-7
240
211-8
295
261-1
80
68-9
135
117-9
190
167-2
245
216-3
300
265-5
3. Bestimmuusr des Invertzuckers nach MellSl.
25 ccm Kupfersulfatlösung und 25 ccm Seignettesalz -Natronlauge
werden mit soviel Inyertzuckerlösung versetzt, daß höchstens 0,245 g
Invertzucker zur Bestimmung kommen. Diese Mischung wird mit Wasser
auf 100 ccm gebracht, zum Sieden erhitzt und 2 Minuten lebhaft
gekocht.
Bestimmung tod InTertzacker and Lävulose.
561
Tabelle
zur Bestimmung des
Invert
zuckere
u
Kupfer
Invert-
zucker
Kupfer
Invert-
zucker
Kupfer
Invert-
zucker
Kupfer
Invert-
zucker
Kupfer
Invert-
zucker
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
90
46-9
160
84-3
230
123-2
300
163-8
370
2061
95
49-5
165
87-0
235
126-0
305
166-8
375
209-2
100
521
170
89-7
240
128-9
310
169-7
380
212-4
105
54-8
175
92*4
245
131-8
315
172-7
385
215-5
110 ^
57-5
180
95-2
250
134-6
320
175-6
390
218-7
115
60-1
185
97-8
255
137-5
325
178-6
395
221-8
120
62-8
190
100-6
260
140-4
330
181-6
400
224-9
125
65-5
195
103-4
265
143-2
835
184-7
405
228-6
130
68-1
200
106-3
270
146-1
340
187-8
410
282-1
135
70-8
205
1091
275
149-0
345
190-8
415
235-7
140
73-5
210
111-9
280
151-9
350
193-8
420
289-2
145
76-1
215
114-7
285
154-9
355
196-8
425
242-7
150
78-9
220
117-5
290
157-8
360
199-8
430
246-3
155
81-6
225
120-4
295
160-8
365
203-0
4. BestlnuTnnng der liftmlose.
25 ccm Kupferlösung, 25 ccm Seignettesalzlösung (Bereitung siebe
S. 559) und 50 ccm Wasser werden zum Sieden erhitzt. Nachdem 25 ccm
der LäYuloselÖsung, welche nicht mehr als 1-proz. sein darf, zugesetzt
sind, wird noch 15 Minuten im Sieden unterhalten.
Tabelle zur Bestimmung der L&vulose nach Lehmann.
Kupfer
Lftvu-
lose
Kupfer
Lävu-
lose
Kupfer
Lävu-
lose
Kupfer
Lftvu-
lose
Kupfer
Lftvu-
lose
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
20
715
100
54-39
180
104-89
260
157-88
340
214-73
30
12-87
110
60-52
190
110-86
270
164-51
350
222-21
40
18-74
120
66-72
200
117-36
280
171-44
360
229-76
50
24-59
130
72-81
210
128*92
290
178-53
370
237-39
60
30-48
140
79-01
220
130-36
300
185-63
380
244-43
70
36*40
160
85-31
230
137-28
310
192-81
80
42-37
160
91-63
240
143-97
320
199-97
90
48-38
170
97-99
250
150-76
330
207-36
Untersuchungen. 5. Aufl. IIL
36
Branntwein und Liköre.
Von
Dr. 6. Schule, Straßburg i. £.
Die Spirituosen sind alkoholreiche, aus vergorenen Frucht- und
Pflanzensäften oder Maischen durch Destillation gewonnene Getränke.
Je nachdem diese Destillate unverändert (höchstens durch Wasserzusatz
auf eine geeignete Konzentration gebracht) oder mit Zucker resp. Pflanzen-
extrakten yermischt zum GenuB gelangen, unterscheidet man die eigent-
lichen Branntweine und die Liköre. Bei den letzteren bezeichnet man
die zuckerreichen, mit aromatischen Sto£Fen versetzten als eigentliche
Liköre im Gegensatz zu den zuckerarmen oder zuckerfreien, mit Pflanzen-
extrakten vermischten Bitter-Likören. Da die Spirituosen, abgesehen
von ihren künstlichen Zutaten, im wesentlichen nur einen Teil von ver-
gorenen Flüssigkeiten darstellen, so muß sich auch ihre Untersuchung
derjenigen solcher Flüssigkeiten (z. B. Wein) in vieler Beziehung an-
schließen.
Bei der Untersuchung sind die einzelnen Bestandteile in Gewichts-
prozenten, d. h. Gramme in 100 g anzugeben; bei den Likören ist es
jedoch zweckmäßig, zugleich den Gehalt pro Liter, d. h. Gramme in
1000 ccm zu berechnen.
Alle volumetrischen Bestimmungen sind auf die Normal temperatar
15° C. zu beziehen.
Probenahme.
Für die chemische Untersuchung ist eine Probe von mindestens
500 ccm zu entnehmen und sind hierzu nur reine Glasflaschen und reine,
ungebrauchte Korkstopfen zu verwenden. Etwaige Siegel sollen nicht auf
dem Yerscblußkork selbst angebracht werden, sondern seitlich, auf den
Befestigungsschnüren des letzteren.
Sinnenprüfung. Spezifisches Gemcht. Alkoholgehalt. 563
üntersuchiiBgsmethodeii.
1. SinnenprüAingr«
Diese erstreckt sich auf Farbe, Klarheit, Geruch und Geschmack.
Die Prüfung auf Geruch und Geschmack wird am besten in den auf zirka
30^ C. erwärmten Proben yorgenommen, und zwar sowohl in den unyer-
änderten Proben als auch in den auf zirka 30 Yol.-Proz. verdünnten.
Bei Anwesenheit von viel Bukettstoffen empfiehlt es sich, den
Branntwein bei zirka 30^ C. wiederholt mit wenig fein-poröser Holz-
kohle zu behandeln, zu filtrieren und die Filtrate sowie das aus der
Kohle mittels Chloroform ausgezogene Extrakt für sich zu prüfen. Das
letztere enthält die meisten Bukettstoffe, während das Fuselöl zum
größten Teil im Filtrat verbleibt.
2« Bestimmiiiigr des spesiflschen Gewichtes«
Das spezifische Gewicht wird in üblicher Weise mit Hilfe des
Pyknometers (dessen Hals nicht mehr als 6 mm lichte Weite haben darf;
vergl. auch S. 573) oder mit der großen Westp halschen Wage bestimmt.
Die Anwendung von Aräometern ist nur dann zulässig, wenn sie die
genaue Ablesung der vierten Dezimale gestatten.
3« Bestimmung des Alkohols.
Bei den eigentlichen Branntweinen (gewöhnlicher Trinkbranntwein,
Kirschbranntwein, Arrak u. s. w.) ergibt sich der Alkoholgehalt unmittel-
bar aus dem spezifischen Gewicht mit Hilfe der Alkohol-Tabelle von
K. W indisch^) und zwar Granmie Alkohol in 100 ccm Branntwein. Um
zu erfahren, wieviel Gramm Alkohol 100 g untersuchte Substanz ent-
halten, muß die gefundene Alkoholzahl noch durch das spezifische Ge-
wicht des Branntweins dividiert werden.
Wenn man eine genügende Menge von Branntwein zur Verfügung
hat, kann die Bestimmung des spezifischen Gewichts und des Alkohols
mit dem Alkoholometer ausgeführt werden. Es sind hierzu die amtlich
geeichten Normalinstrumente oder genau nach solchen geprüfte, gewöhn-
liche Alkoholometer und die bekannten Reduktionstabellen auf Normal-
temperatur zu benutzen.
Bei Likören und allen extraktreichen Spirituosen muß der Alkohol
durch Destillation bestimmt werden. In einem 100 ccm-Meßkölbchen mißt
^) Tafel zur Ermittelimg des Alkoholgehaltes von Alkohol -Wassermischangen
aas dem spezifischen Gewicht. Berlin 1893. s. auch im Kap. „Wein* S. 664 £f.
86*
564 Branntwein und Liköre.
man bei 15° C. 100 ccm des zu untersuchenden Branntweins ab, gibt
diese Flüssigkeit in einen Destillierkolben, spült den im Meßkölbchen
zurückbleibenden Rest von Branntwein mit ca. 25 ccm destilliertem
Wasser nach und destilliert in dasselbe MeBkölbchen, in welchem der
Branntwein abgemessen wurde, annähernd 100 ccm über, ergänzt das De-
stillat mit destilliertem Wasser bei 15° G. auf 100 ccm und bestimmt mit
dem Pyknometer das spezifische Gewicht. Oder man Terföhrt wie bei
Wein, indem man den Yon der Bestimmung des spezifischen Gewichts
her noch im Pyknometer befindlichen Branntwein in einen ca. 200 ccm
haltenden Destillierkolben giefit, 3 mal mit destilliertem Wasser nach-
spült und in das Pyknometer selbst zurückdestilliert. Bei sehr alkohol-
reichen Branntweinen werden 25 ccm in den Destillierkolben abgemessen,
zu annähernd 60 ccm mit Wasser gebracht und wie oben in ein Pykno-
meter abdestilliert.
Aus Spirituosen mit einem Gehalt an aromatischen Stoffen müssen
die ätherischen Ole und Ester Tor der Alkoholbestimmung mit Koch-
salz abgeschieden werden, wobei nach den Yorschrifben der amtlichen
Verordnung vom 8. Dezember 1891 (Zsch. f. anal. Chemie, 31, A. V., S. 12)
folgendermaßen zu verfahren ist.
Eine ca. 300 ccm fassende, mit Glasstöpsel versehene Bürette wird
bis zum Teilstrich 30 ccm mit gewöhnlichem, körnigem (nicht pulveri-
siertem!) Kochsalz gefüllt. Sodann werden genau 100 ccm des zu unter-
suchenden Fabrikats in die Bürette gegeben, mit Wasser bis zum Teil-
strich 270 aufgefüllt, gut durchgeschüttelt und unter kräftigem Schütteln
so lange Kochsalz zugesetzt, bis auf dem Boden der Bürette eine Schicht
imgelöstes Salz in Höhe von einigen Millimetern dauernd zurückbleibt.
Anhaltendes, kräftiges Schütteln ist erforderlich, damit eine vollständig
gesättigte Salzlösung entsteht. Die Bürette wird alsdann senkrecht in
einen Halter gespannt und bleibt etwa Y, Stunde lang in Ruhe, wobei
sich ätherische Öle, Ester etc. als eine dünne, ölige, an der Oberfläche
schwinmiende Schicht ausscheiden. Diese Absonderung wird durch
öfteres Anklopfen an die Bürette beschleunigt; auch werden dadurch
die etwa an der Wandung der Bürette haftenden Tröpfchen von ätheri-
schem Ol zum Aufsteigen gebracht.
Nach Yerfluß von 7, Stunde wird die Menge der alkoholischen
Salzlösung festgestellt (die ölige Schicht der aromatischen Bestandteile
enthält keinen Alkohol und darf daher nicht mitgemessen werden!);
die Hälfte der alkoholhaltigen Salzlösung läßt man langsam in einen
Destillierkolben flieBen und destilliert in eine geeignete Vorlage wie
üblich.
Die abgeschiedenen ätherischen Ole können in Äther gelöst und
zur weiteren Untersuchung verwendet werden.
Extrakt und Asche. 565
Zur Verhütung des Schäumens der kochenden Flüssigkeiten beim
Destillieren setzt man diesen etwas Tannin zu; bei etwaigem Stofien
leistet ein Zusatz Yon haselnuBgroßen Marmor- oder Bimssteinstückchen
oder yon Platindraht gute Dienste. Wenn auch dies versagt, muB im
Wasserdampfstrom destilliert werden. In letzterem Falle ist eine noch-
malige, aber direkte Destillation (ohne Zuhilfenahme eines Dampfistromes)
anzuraten, unerläßlich ist eine solche, wenn in das Destillat flüchtige
Säuren mit übergegangen sind. Die flüchtige Säure ist vor Wiederholung
der Destillation zu neutralisieren.
4. Bestümnunfir des Extraktes und der Asche.
Läßt ein niedriges spezifisches Gewicht auf einen nur geringen
£xtraktgehalt schließen, so werden 50 ccm Branntwein in einer flachen
Platinschale langsam abgedampft, wobei wallendes Sieden zu vermeiden
ist und wie bei Wein 27^ Stunden im I)ampftrockenschrank getrocknet.
Bei zuekerreichen Likören ist die anzuwendende Menge so zu bemessen,
daß der Trockenrückstand nicht über 3 g in 100 ccm beträgt. Man nimmt
daher bei sehr süßen Likören nur 5 g, bei weniger süßen ca. 10 g zur
Extraktbestimmung und verfährt wie oben. Bei den Likören ist die fiir
die direkte Extraktbestimmung zu verwendende Menge durch Wägen,
nicht durch Abmessen zu bestimmen, und das Abdampfen darf anfangs
nur langsam geschehen, um Yerluste zu vermeiden.
Die direkte Methode der Extraktbestimmung hat den Nachteil,
daß bei zuckerreichen Likören ein Trocknen des Extraktes bis zum
gleichbleibenden Gewicht manchmal nur schwer und häufig gamicht
durchführbar ist; man tut daher besser, in diesem Falle den Extrakt-
gehalt nach der indirekten Methode zu bestimmen. 50 ccm Likör wer-
den mit 25 ccm destilliertem Wasser auf das ly^-fache verdünnt, der
Alkohol verdampft und mit destilliertem Wasser wieder auf 50 ccm ge-
bracht, gut gemischt, das spezifische Gewicht festgestellt und aus der
für Wein offiziell aufgestellten Tabelle') das Extrakt gefunden.
Oder man entgeistet eine abgewogene Menge Likör, etwa 70 bis
100 g, und füllt mit destilliertem Wasser zum ursprünglichen Gewicht
auf, mischt vollständig, bestimmt das spez. Gew. und ermittelt aus der
bezeichneten Extrakttafel den diesem entsprechenden Extraktgehalt.
Zur Bestimmung der Mineralbestandteile wird das Extrakt wie bei
Wein verascht und die Asche nach bekannten Methoden auf die einzelnen
Bestandteile, hauptsächlich giftige Metalle, untersucht.
') Tafel zur Ermittelung des Zackergehaltes wäßriger ZackerlÖsungen aus
der Dichte bei 15<^ G. Berlin 1896. s. a. S. 665 fif.
566 Branntwein and Liköre.
5* Bestinummsr der freien S&uren«
In den Branntweinen können alle, schon im Rohmaterial ror-
handenen oder erst bei der Gärung entstandenen flüchtigen Säuren ent-
halten sein. Neben Essigsäure treten Ameisensäure, Buttersäure, Caprin-
säure, in einzelnen Fällen Blausäure und manchmal auch Kohlensäure
auf. In betrügerischer Absicht wird den Branntweinen mitunter Schwefel-
säure oder Salzsäure zugesetzt, um das sogenannte Perlen herrorzu-
bringen, oder um den Geschmack zu yerbessem resp. zu verschärfen.
Die Salzsäure wird alsdann im Destillat mit Silbemitrat, die Schwefel-
säure im Rückstand mit Chlorbaryum oder mit einigen Tropfen einer
0,01 -proz. Methjlviolettlösung nachgewiesen. Vergl. Nachweis freier
Mineralsäuren im Essig, S. 591.
BeaHfntnung der CfesanUMure* Vor der Bestimmung der Ge-
samtsäure ist der Branntwein zunächst mit Ealkwasser auf Kohlensäure
zu prüfen und, wenn solche YOrhanden, dieselbe durch Erhitzen bis
zum Kochen, nötigenfalls durch Kochen am Rückflußkühler, zu ent-
fernen. Von dem kohlensäurefreien Branntwein werden alsdann 50 ccm
mit 7iQ N. -Lauge titriert. Bei farblosen und schwach gefärbten Spiri-
tuosen dient Phenolphtalein als Indikator; da hierbei jedoch die End-
reaktion manchmal unsicher ist, empfiehlt es sich, zu übertitrieren und
mit zehnfach schwächerer Säure zurückzutrieren. Bei dunkel gefärbten
Spirituosen muB nach der Tüpfelmethode unter Anwendung Ton empfind-
lichem, violettem Lackmuspapier (Azolitminpapier) titriert werden.
Alkoholreiche Spirituosen sind mit Wasser zu yerdünnen und eine 50 ccm
ursprünglicher Flüssigkeit entsprechende Menge zu titrieren. Die Ge-
samtsänre wird als Essigsäure auf Gewichtsprozente berechnet. 1 ccm
7,0 N.- Lauge = 0,006 g Essigsäure.
BesHmtnung der einzeinen flüehUgen Säuren, Nach E. Seil
(Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamt 1891, 7, 235) wird
die alkoholische Flüssigkeit entgeistet, die flüchtigen Säuren werden
abdestilliert und das saure Destillat wird der Reihe nach auf Caprin-
säure, Ameisensäure, Essigsäure und Buttersäure untersucht. Zur
Isolierung der Caprinsäure wird das Destillat durch mehnnaliges
Schütteln mit Äther ausgezogen, der Ätherauszug in einem tarierten
Trockengläschen verdunstet, der Rückstand gewogen und als Caprin-
säure berechnet.
Die Ameisensäure kann nach Porter und Ruyssen (Zsch. f. anal.
Chemie, 16, 250) durch Reduktion von Quecksilberchlorid bestimmt
werden. Zu diesem Zweck wird das wäßerige, caprinsäurefreie Destillat
neutralisiert und mit Quecksilberchlorid auf dem Wasserbad erwärmt,
wobei das Quecksilberchlorid nach der Gleichung
Flüchtige Säaren. 5g7
2 Hg Cla + H . CO . OH = Hg, Gl, + 2 H Gl + CO,
zu unlöslichem Quecksilberchlorür reduziert wird ; dieses wird auf eiaem
tarierten Filter gesammelt, getrocknet und gewogen. 1 g Hg, Gl, = 0,098 g
Ameisensäure.
Nach Macnair (Zsch. f. anal. Chemie, 27, 298) erhält man die
Menge der Ameisensäure dadurch, daB man das yon Caprinsäure be-
freite Säuregemisch titriert und hierauf die Ameisensäure durch 10 Minuten
langes Kochen mit einem Gemisch yon 12 g Kaliumbichromat, 30 g kon-
zentrierter Schwefelsäure und 100 ccm Wasser oxydiert, wobei Essigsäure
und Buttersäure unverändert bleiben. Destilliert man die letzteren ab
und titriert dieselben, so ergibt sich aus der Differenz der Titration yor
und nach der Oxydation die Ameisensäure.
Das von Caprinsäure und Ameisensäure befreite Destillat wird mit
Barytwasser genau neutralisiert, zur Trockne eingedampft und der Rück-
stand bei 30^ C. mit absolutem Alkohol behandelt, wobei buttersaurer
Baryt in Lösung geht und Baryumacetat zurückbleibt. Die vom Alkohol
befreiten Salze werden, jedes für sich, mit einer genügenden Menge ver-
dünnter Schwefelsäure zersetzt, die freiwerdende Essig-, bezw. Butter-
säure abdestilliert und titriert. 1 ccm Yjq N.- Alkali = 0,0088 g Butter-
säure.
Die Blausäure kommt im Branntwein sowohl in freiem Zustande
(Kirschwasser) als auch in gebundener Form (z. B. im Zwetschgenbrannt-
wein) vor.
Zum Nachweis der freien Blausäure werden 5 ccm Branntwein in
einem Reagensglas mit einigen Tropfen frisch bereiteter Guajaktinktur
und 2 Tropfen stark verdünnter Kupfersulfatlösung versetzt und die
Flüssigkeiten durch Stürzen des Glases rasch gemischt. Ist freie Blau-
säure vorhanden, so färbt sich die Flüssigkeit blau.
Die gebimdene Blausäure wird nachgewiesen, indem man 5 ccm
Branntwein mit Alkalilauge alkalisch macht und nach 5 Minuten Essig-
säure bis zur ganz schwach sauren Reaktion zufügt; die nunmehr in
freiem Zustande vorhandene Blausäure wird wie oben erkannt. Sind
gleichzeitig freie und gebundene Blausäure vorhanden, so gibt der mit
Alkalilauge behandelte Branntwein eine, seinem Gehalt an gebundener
Blausäure entsprechende, intensivere Blaufärbung, als die gleiche Menge
des direkt mit Kupferguajaktinktur behandelten Branntweins. Beim
Verdünnen des Branntweins mit Wasser tritt dieser Unterschied meistens
noch deutlicher hervor.
Bestimmung der freien Blausäure: 200 — 500 ccm Branntwein werden
mit einer abgemessenen, aber überschüssigen Menge einer schwachen
titrierten Silbemitratlösung (3,150 g Silbemitrat im 1; also 1 ccm = Y, mg
Blausäure) versetzt, die Flüssigkeit wird zu einem bestimmten Volumen
568 Branntwein and Liköre.
aufgefüllt, filtriert und im Filtrat das überschüssige Silber durch Titrieren
mit einer yerdünnten Rhodanammoniumlösung von bekanntem Gehalt unter
Verwendung Yon Eisenalaun als Indikator bestimmt. Was beim Zurück-
titrieren weniger an Silber gefunden wird, als vorher zugesetzt wurde,
entspricht der Blausäure (vergl. die analoge Bestimmung TOn Chlor,
Bd. I, S. 142; vgl. auch Bd. I, S. 556).
Bestimmung der gesamten Blausäure: 200 — 500 ccm Branntwein
werden mit Ammoniak stark alkalisch gemacht, sofort mit überschüssiger
Silbernitratlösung, wie oben, versetzt und sogleich mit verdümiter Sal-
petersäure schwach angesäuert. Die Mischung füllt man auf ein be-
stimmtes Yolumen auf, filtriert und bestimmt im Filtrat das überschüssige
Silber wie oben.
Der Unterschied zwischen der gesamten und der freien Blausäure
entspricht der Menge der an Aldehyde (Benzaldehyd) gebundenen Blau-
säure.
Enthält ein Branntwein Extrakt oder Chlorverbindungen, so ist
die Blausäure im Destillat zu bestimmen. Beim Destillieren ist die bei
10 angegebene YorsichtsmaBregel zu beobachten.
6« Bestiminnnsr des Zucken«
Von den verschiedenen Zuckerarten ist der Rohrzucker wegen
seiner Reinheit bei entsprechender Billigkeit zur Likörfabrikation der
geeignetste und weitaus häufigste. Nur bei gleichzeitig alkohol- und
zuckerreichen Likören kann seine Anwendung Schwierigkeiten bereiten,
weil infolge des hohen Alkoholgehalts ein Auskrystallisieren von Zucker
fast mit Sicherheit zu erwarten ist. Diesem Übelstand suchen jedoch
die Fabrikanten dadurch zu begegnen, daß sie den Rohrzucker teilweise
invertieren, indem sie einen Teil desselben ndt Zitronensäure oder Wein-
säure kochen.
Stärkezucker, sogenannter Eapillärsirup, dürfte wegen seines
Dextringehaltes, durch den leicht Trübungen in den Likören verursacht
werden können, nur selten zur Verwendung kommen; dagegen kann
durch Zusatz von Pflanzenextrakten sowohl Traubenzucker als auch
Invertzucker in die Liköre gelangen.
Die quantitative Bestimmung des Zuckers wird bei den eigent-
lichen Branntweinen gewichtsanalytisch, und zwar sowohl direkt als
auch nach der Inversion ausgeführt; in den Likören kann der Zucker-
gehalt ebenfalls gewichtsanalytisch oder aber durch Polarisation ermittelt
werden; bei Likören ist es üblich, den Zuckergehalt pro Liter, d. h.
Gramm in 1000 ccm, anzugeben. Jeder Likör oder Branntwein ist zu-
nächst darauf zu prüfen, ob er bloB Rohrzucker allein oder außerdem
Bestimmang des Zuckers. 569
noch Invertzucker enthält; dies geschieht dadurch, daß man einige Kubik-
zentimeter des Likörs oder Branntweins in einem Reagensglas mit etwas
Wasser verdünnt, einige Tropfen Kupfersulfat und so viel Natronlauge
hinzusetzt, daB eine klare blaue Flüssigkeit entsteht. Bleibt diese
beim Erwärmen uuyerändert, so ist bloß Rohrzucker vorhanden, tritt
dagegen ein gelber oder roter Niederschlag von Kupferoxydul auf, so ist
damit die Gegenwart anderer Zuckerarten erwiesen. Anstatt wie oben
Kupfersulfat und Natronlauge anzuwenden, kann man sich selbstver-
ständlich auch Fehlingscher Lösung (S. 402, «558 u. 610) zum Nachweis
reduzierender Zuckerarten bedienen.
Von dem zu untersuchenden Branntwein stellt man sich 150 bis
200 ccm einer neutralen, alkoholfreien Lösung dar, welche möglichst an-
nähernd (aber nicht über) 1 Proz. Extrakt enthält, und benutzt hiervon
je 25 ccm zur Zuckerbestimmung nach Meißl-Allihn (S. 559). — Hatte
die qualitative Prüfung einen Gehalt an Invertzucker ergeben, so werden
70 ccm obiger Lösung mit 10 ccm Y^ N.- Salzsäure 30 Minuten auf dem
Wasserbad erhitzt, die hierdurch invertierte Zuckerlösung nach dem Er-
kalten neutralisiert, zu 100 ccm aufgefüllt und je 25 ccm zur Bestimmung
des Invertzuckers nach S. 401 fF. und 560 verwendet.
Die Zuckerbestimmung durch Polarisation wird nach der amtlichen
Vorschrift vom 8. Juli 1889 (Zsch. f. anal. Chemie 28, A. V. u. E. S. 46.)
folgendermaßen ausgeführt. Liköre, welche beim Erwärmen mit alkalischer
Kupferlösung keine Reaktion auf Invertzucker gegeben haben, werden
(nötigenfalls nach vorherigem Entfärben mit Blutkohle) direkt im 200 mm-
Rohr, oder bei sehr hohem Zuckergehalt im 100 mm -Rohr polarisiert.
Die Gegenwart von Alkohol ist hierbei von keinem störenden Einfluß.
Die ätherischen Öle, welche in den Likören vorkommen, haben, obgleich
sie drehend wirken, ihrer geringen Menge wegen keinen Einfluß auf die
Zuckerbestimmung.
Die Anzahl Gramme Rohrzucker R im Liter findet man, wenn A
die auf 200 mm bezogene Ablenkung bedeutet, aus der Gleichung
R = 2,6048 . A (vgl. jedoch S. 389 u. 390).
Ist der Likör invertzuckerhaltig, so muß vor allem der Alkohol
entfernt werden, da dieser die Drehung der genannten Zuckerart nicht
unerheblich ändert. Man mißt ein bestimmtes Volumen (am besten 50 ccm)
Likör mit der Pipette in eine Porzellan schale ab und verdampft auf dem
Wasserbad nahezu die Hälfte der Flüssigkeit. Im Falle der Likör sauer
reagieren sollte, wird er vor dem Erwärmen mit einigen Tropfen Ammoniak
neutralisiert. Den Abdampfrückstand in der Schale spült man in einen
100 ccm-Kolben und füllt mit Wasser zur Marke auf. Die eine Hälfte
der Flüssigkeit wird dann direkt polarisiert, die andere nach der Inversion
mit Salzsäure. Zum Zwecke des Invertierens werden genau 50 ccm Zucker-
570 Branntwein and Liköre.
lösung mit 5 ccm konz. Salzsäure versetzt, das Gefäfi wird unter öfterem
Umschwenken 15 Minuten lang in ein Wasserbad von 67 bis 70^ C. gestellt,
hierauf rasch abgekühlt und bei Ib^ C. auf 100 ccm gebracht. Beide
Lösungen müssen nötigenfalls mit Blutkohle entfärbt werden.
Bezeichnet:
A die Ablenkung der nicht invertierten Lösung,
B die Ablenkung der invertierten Lösung,
beide bezogen auf 200 mm Rohrlänge,
V die zur Analyse angewandte Anzahl Kubikzentimeter Likör,
t die Temperatur der invertierten Lösung bei der Polarisation,
so berechnet sich die Anzahl Gramme Rohrzucker R, welch in 1 1 des
Likörs enthalten sind, durch die Formel
T> — 26,048 (A — B)
^"~ (142,4 — V3t)V '
wobei in den Fällen, wo die ursprüngliche Lösung rechtsdrehend -H,
die invertierte linksdrehend — ist, die Differenz A — B in die Summe
A -h B übergeht.
Hält man die Temperatur t auf 20^ C, so wird
« A + B
R = 196,35 y
Bei stark invertzuckerhaltigen Likören ist zum Zweck steueramt-
licher Berechnungen nur die Ablenkung B der invertierten Lösung zu
Grunde zu legen.
Die zu 1 1 Likör verwandte Anzahl Gramme Zucker r findet man
dann aus der Formel
26,048 X B
(42,4 - V, t) V '
und für t = 200C.:
B
r = 797,55 -^ •
Dextrin kann wie bei Honig entweder durch das Gärverfahren
oder nach der Methode von J. König und W. Kar seh bestimmt werden.
Vergl. auch die Arbeiten von E. Beckmann über Nachweis von Stärke-
sirup und Dextrin im Honig. (Zsch. f. anal. Chemie 1896, S. 263. Vergl.
auch oben S. 536 und 541.)
7. Bestimmangr des Glyzerins.
Die Bestimmung des Glyzerins in Likören wird nach dem
Entgeisten wie bei Wein mit mehr als 2 g Zucker in 100 ccm ausgeführt
(vergl. S. 607).
Bestimmong des Faselöls. 571
8. Kachweis und Bestimmansr künstllclier SCLßstoffe.
Künstliche Süßstoffe, wie Saccharin, Dulcin, Glucin wer-
den wie bei Wein oder Bier nachgewiesen und bestimmt.
9. Bestiininaiigr des Fuselöls^).
Die Bestimmung des Fuselöls geschieht nach dem von Rose auf-
gestellten und Yon Stutzer und Reitmaier, Eugen Seil und W. Fre-
senius modifizierten Verfahren der Abscheidung des Fuselöls aus Brannt-
wein durch Ausschütteln desselben mit Chloroform. Das letztere besitzt
die Eigenschaft, die höher siedenden Homologen des Äthylalkohols aus
wäßriger Lösung yiel leichter aufzunehmen als diesen selbst.
Wenn man z. B. einerseits reinen Alkohol und andererseits Alkohol,
dem etwas Amylalkohol zugesetzt ist, mit Wasser auf das gleiche spezi-
fische Gewicht verdünnt und gleiche Mengen dieser Lösungen mit je
gleichviel Chloroform bei derselben Temperatur ausschüttelt, so zeigt das
Chloroform bei der amjl alkoholhaltigen Lösung eine erheblich größere
Yolimivermehrung als beim reinen Alkohol. Auf dieses Verhalten des
Chloroforms gründete Rose sein Verfahren zur Bestimmung des Fuselöls.
Zunächst stellte er das Sättigungsverhältnis des Chloroforms für
reinen 50-proz. Alkohol fest; sodaim ermittelte er in systematischer
Reihenfolge und unter den gleichen Verhältnissen für steigenden Gehalt
an Amylalkohol die entsprechende Zunahme des Chloroforms, immer
bezogen auf die Konzentration 50 Volumprozent.
Da die meisten Trinkbranntweine weniger als 50, meistens aber
über 80 Volumprozent Alkohol enthalten, so mußte man fast immer, um
nach Rose einen 50-proz. Alkohol zu erhalten, dem Branntwein starken
Alkohol zusetzen; da dies unbequemer ist als eine Verdünnung mit
Wasser, so empfahlen Stutzer und Reitmaier, anstatt mit Lösungen
von 50 Volumprozent mit solchen von 30 Volumprozent zu arbeiten. Für
diese Konzentration wurden von den vorgenannten Autoren, sowie im
Kaiserl. Gesundheitsamt auf Grund eingehender und umfassender Unter-
suchungen genaue Tabellen über die Sättigungs Verhältnisse des Chloro-
forms gegenüber reinem Alkohol, sowie für Gemische von Äthyl- und
Amylalkohol aufgestellt, welche jetzt allgemein als Grundlage für die
Fuselbestimmung angenommen sind.
Der von Rose angegebene Schüttelapparat wurde von H. Herz-
feld in der Art modifiziert, daß eine genaue Ablesung des Chloroforms
*) Der Bandesrat hat in seiner Sitzung vom 4. Juli 1895 beschlossen, daß
an Stelle der amtlichen Bezeichnung „ Fuselöl '^ in allen amtlichen Fällen zu
setzen ist: „Nebenerzeugnisse der G&mng und Destillation*'.
572 Branntweis and Liköre.
ermöglicht wird. Derselbe bestellt aus 3 Teilen. Der untere, für die
Au&ahme des Chloroforms bestimmte Teil ist ein an seinem Boden
halbkugelig zugeschmolzener Zylinder, welcher sich nach oben in eine
graduierte Röhre yerjüngt und bis zu deren unterstem Teilstrich genau
20 ccm faßt. Die graduierte Röhre ist so bemessen, daß sie vom untersten
Teilstrich an reichlich 6 ccm auftiehmen kann und bei einer Einteilung
in 7» ^^^^ ^^ einzelnen Teilstriche mindestens 1,4 mm TOneinander ent-
fernt sind, so daß ein Yolum von 0,01 ccm noch hinlänglich genau ab-
gelesen werden kann. Der bimförmige Ansatz am oberen Ende der
Röhre hat einen Inhalt TOn 150 — 180 ccm und kann am Halse mit einem
Korkstopfen Yerschlossen werden. Yor der Benutzung ist der Apparat
jedesmal mit heißer, konzentrierter Schwefelsäure (welche ca. 1 Stunde
im Apparat bleibt) zu reinigen; sodann wird er mit Wasser, starkem
Alkohol und zuletzt mit trockenem Äther ausgespült. Zur Entfernung
des zurückbleibenden Äthers wird der Apparat erwärmt und mittels
eines feinen, auf den Grund des Apparates reichenden Glasrohres Luft
durch den Apparat geblasen.
Jeder Branntwein, der auf seinen Gehalt an Fuselöl geprüft werden
soll, muß Tor allem unter Zusatz yon Alkalilauge destilliert, werden.
Zu diesem Zwecke gibt man zu 100 ccm Branntwein einige Tropfen
Natronlauge imd destilliert hiervon 80 ccm über; das Destillat füllt man
auf 100 ccm auf und verwendet dieses zur Fuselbestimmung. Diese
Destillation ist bei allen, auch bei ganz farblosen Branntweinen unum-
gänglich notwendig, wenn man eine sichere Gewähr für die Abwesen-
heit aller die Untersuchung störenden oder die Richtigkeit des ünter-
suchungsresultats beeinträchtigenden Körper, wie Kohlensäure, harzartige
Bestandteile, Extraktstoffe des Holzes, Farbstoffe etc., haben will.
Die ätherischen Öle, von denen ein 30-proz. Alkohol nach E. Seil
überhaupt nicht mehr als 0,045 g in 100 ccm gelöst enthalten kann, sind
auf die Fuselbestimmung nur von geringem Einfluß und dieser wird
durch die Destillation mit Natronlauge, wenn auch nicht ganz aufgehoben,
so doch in weitaus den meisten Fällen auf ein zu vernachlässigendes
Minimum herabgedrückt.
BesUfnmting des spexiflschen Chwiehtea besnv. des Mkohd^
gehaUa des Branntweins* Nachdem der zu untersuchende Branntwein
unter Zusatz von Natronlauge destilliert ist, muß zunächst das spezifische
Gewicht dieses Destillats ermittelt werden. Diese Bestimmung muß
mit der größten Genauigkeit geschehen und es sind hierzu nur ganz
genaue Pyknometer von 50 ccm Inhalt zu verwenden. (Die Mohr-
Westphalsche Wage oder Alkoholometer sind nicht genügend zuver-
lässig.) Nach den amtlichen Vorschriften des Bundesrats vom 17. Juli
1895 ist folgendermaßen zu verfahren.
Bestimmung des Alkohols durch spezifisches Gewicht 573
Das Pjknometer wird in reinem und trockenem Zustande gewogen,
nachdem es 7, Stunde im Wagekasten gestanden hat. Dann wird es
bis über die Marke mit (durch Auskochen Ton Luft und Kohlensäure
befreitem) destilliertem Wasser gefällt und eine Stunde lang in ein
Wasserbad yon 15^ C. gestellt. Nach einstündigem Stehen im Wasser-
bad wird das Pyknometer herausgenonmien und sofort in bekannter
Weise die Oberfläche- des Wassers auf die Marke eingestellt, der leere
Teil des Pjknometerhalses mit einem Stäbchen aus Filtrierpapier aus-
getrocknet, der Glasstopfen aufgesetzt, das Pyknometer, äuBerlich toII-
konunen abgetrocknet, in den Wagekasten gestellt und nach Y, Stunde
gewogen. Die Bestimmung des Wasserinhalts ist 3 mal auszuführen und
aus den 3 Wägungen das Mittel zu nehmen. Nach längerem Grebrauch
ist das Pyknometer, wie oben angegeben, nachzuprüfen. Bei der Be-
stimmung des spezifischen Gewichts des Branntweins ist genau so zu
verfahren, wie bei der Bestimmung des Wasserinhalts, besonders ist
darauf zu achten, daß die Einstellung der Flüssigkeitsoberfläche stets in
derselben Weise geschieht. (Ebenso ist mit peinlicher Sorgfalt darauf
zu achten^ daß alle Luft- oder Gasbläschen aus dem gefüllten Pykno-
meter entfernt werden.)
Den dem spezifischen Gewicht entsprechenden Alkoholgehalt des
Branntweins in Gewichtsprozenten entnimmt man der Alkoholtafel von
K. Windisch (vergl. im Abschnitt „Wein« S. 664f.).
VeTMwnwng de9 Brtmntweine auf einen AUcohelgehaU von
24tf7 €fewi€/U9prozent (== 30 Vchimprosieni)* 100 ccm des Brannt-
weins, dessen Alkoholgehalt bestinmit wurde, werden bei 15^ C. in
einem geeichten Meßkölbchen abgemessen und in eine Flasche yon etwa
400 ccm Inhalt gegossen. Die Tafel No. II (S. 576 — 578) lehrt, wie viel
ccm destilliertes Wasser von 15^ C. zu 100 ccm Branntwein von dem vorher
bestimmten Alkoholgehalt zugefügt werden müssen, um einen verdünnten
Branntwein von annähernd 24,7 Gewichtsprozent Alkohol zu erhalten.
Man läßt die aus der Tafel II sich ergebende Menge Wasser von 15^ C.
aus einer genau geeichten Bürette zu dem Branntwein fließen, mischt
die Flüssigkeit gut durch und bestinmit bei 15^ C. das spezifische Ge-
wicht. Ist der Alkoholgehalt des verdünnten Branntweins höher als
24,7 Gewichtsprozent, so setzt man nocb eine, nach Maßgabe der Tab. II
berechnete Menge Wasser von 15^ C. zu; ist der Alkoholgehalt des ver-
dünnten Branntweins niedriger als 24,7 Gewichtsprozent, so entnimmt
man aus der Tab. I die Anzahl der ccm absoluten Alkohols von 15^ C,
die auf 100 ccm des verdünnten Branntweins zuzusetzen sind. Das Ab-
messen des zuzusetzenden absoluten Alkohols geschieht mit einer Pipette
oder Bürette, die in Fünfzigstel- oder Hundertstel-Kubikzentimeter ein-
geteilt ist.
574
Branntwein und Liköre.
Tab.I
(znr FuselÖlbestimmang).
Bereitung des Branntweins von 24,7 Gewichtsprozent (=30 Yolam-
prozent) aas niedrigerprozentigem mittels Zusatzes yon absolutem
Alkohol bei 15« C.
Zu
Sind
Zu
Sind
Zu
Sind
Zu
Sind
100 ccm
hineuzu-
100 ccm
hinzuzu-
100 ccm
hinzuzu-
100 ccm
hinzuzu-
Brannt-
setzen:
Brannt-
setzen:
Brannt-
setzen:
Brannt-
setzen:
wein von
absolut.
wein von
absolut.
wein von
absolut
wein von
absolut.
Gewichts-
Alkohol
Gewichts-
Alkohol
Gewichts-
Alkohol
Gewichts-
Alkohol
proz.
ccm
proz.
ccm
proz.
ccm
proz.
ccm
2250
3-52
28-06
2-63
2360
1-74
24-16
0-85
22-55
3-44
23-10
2-55
23-65
1-66
24-20
0-77
22-60
3-36
23-15
2-47
23-70
1-58
24 25
069
22-65
8-28
23-20
2-39
23-75
1-50
24-30
0-61
2270
3-20
23-25
2-31
23-80
1-42
24-35
0-53
22-75
3-11
23-30
223
23-85
1-34
24-40
0-45
22-80
3-04
23-35
215
23-90
1-26
24-45
0-37
22-85
2-96
23-40
2-07
2395
118
24-50
0-29
22-90
2-88
23-45
1-98
2400
109
24-56
0-21
22-95
2-79
23-50
1-90
24-05
101
24-60
012
23-00
2-71
23 55
1-82
2410
0-93
24-65
0-04
Beträgt der Alkoholgehalt des Yerdünnten Branntweins nicht
weniger als 24,6 und nicht mehr als 24,8 Gewichtsprozent, so wird er
durch den berechneten Wasser- resp. Alkoholzusatz hinreichend genau
auf 24,7 Gewichtsprozent gebracht; yon einer nochmaligen Alkohoibe-
Stimmung kann in diesem Falle abgesehen werden. Wird dagegen der
Alkoholgehalt des yerdünnten Branntweins kleiner als 24,6, oder gröBer
als 24,8 Gewichtsprozent gefunden, so muB der Alkoholgehalt nach Zu-
gabe der berechneten Menge Wasser, bezw. Alkohol, nochmals bestimmt
werden, um festzustellen, ob er nunmehr hinreichend genau 24,7 Gewichts-
prozent ist. Ein hierbei sich ergebender Unterschied muB durch einen
dritten Zusatz yon Wasser, bezw. Alkohol, nach MaBgabe der Tafeln II,
bezw. I, ausgeglichen werden.
AiMBchüUein des verdünnten Branntweins van 24,7 CfewiehiS'
Prozent Alkohol mit Chlorofomt* Zwei genau geeichte Schüttel-
apparate werden in zwei geräumige, mit Wasser gefüllte Zylinder ge-
senkt imd das Wasser auf die Temperatur 15^0. gebracht. Sodann
gieBt man imter Anwendung eines Trichters, dessen in eine Spitze aus-
laufende Röhre bis zu dem Boden der Schüttelapparate reicht, in jeden
der beiden Schüttelapparate etwa 20 ccm Chloroform yon 15^ G. und
stellt die Oberfläche des Chloroforms genau auf den untersten, die Zahl
20 tragenden Teilstrich ein; einen etwaigen ÜberschuB an Chloroform
Bestimmimg des FaselÖls. 575
nimmt man mit einer langen, in eine Spitze auslaufenden Glasröhre mit
der Vorsicht aus den Apparaten, daß die Wände derselben nicht Ton
Chloroform benetzt werden. In jeden Apparat gibt man 100 ccm des
auf einen Alkoholgehalt von 24,7 Gewichtsprozent und auf eine Tem-
peratur von 15® C. gebrachten Branntweins und läßt je 1 ccm ver-
dünnte Schwefelsäure vom spezifischen Gewicht 1,286 bei 15® C. zu-
fließen. Man verstopft die Apparate und läßt sie zum Ausgleich der
Temperatur etwa Y4 Stunde in dem Kühlwasser von 15® 0. schwimmen.
Dann nimmt man einen gut verstopften Apparat aus dem Kühlwasser
heraus, trocknet ihn äußerlich rasch ab, läßt durch Stürzen des Apparats
den ganzen Inhalt in den weiten Teil des Apparates fließen, schüttelt
das Flüssigkeitsgemenge ca. 150 mal kräftig durch und senkt den
Apparat wieder in das Kühlwasser von 15® C, genau ebenso verfährt
man mit allen anderen Apparaten. Zur Ersparnis an Zeit und zur
Erhöhung der Sicherheit ist es sehr zu empfehlen, eine größere Anzahl
von Apparaten zugleich mit einer maschinellen Einrichtung, wie sie in
der Zsch. angew. Chemie 1893, 132 beschrieben ist, zu schütteln. Das
Chloroform sinkt rasch zu Boden; kleine, in der Flüssigkeit schwebende
Chloroformtröpfchen bringt man durch Neigen und Quirlen der Apparate
zum Niedersinken. Temperaturschwankungen im Kühlwasser sind sorg-
faltig zu vermeiden. Wenn das Chloroform Bich vollständig gesammelt
hat, wird sein Volumen, d. h. der Stand des Chloroforms in der ein-
geteilten Röhre, abgelesen.
Berechnung der Menge des in dem Branntwein enUuUtenen
JPusdMs. Zur Berechnung des Gehalts der BraliDtweine an Fuselöl
muß die Yolumenvermehrung bekannt sein, welche das Chloroform beim
Schütteln mit vollkonmien reinem Weingeist von 24,7 Gewichtsprozent
Alkohol erfährt. Man bestimmt diese in der Weise, daß man sich
aus dem reinsten Erzeugnisse der Branntweinrektiflkation, dem soge-
nannten neutralen Weinsprit, einen vollkommen fuselfreien Alkohol her-
stellt, indem man eine genügende Menge desselben unter Zusatz von
einigen Tropfen Natronlauge destüliert, die zuerst übergehenden 20 Proz.
und die zuletzt übergehenden 60 Proz. unberücksichtigt läßt und die
mittlere Fraktion einer nochmaligen langsamen Destillation unterwirft,
unter Ausscheidung des zuerst und zuletzt übergehenden Produkts. Das
so gewonnene, fuselfreie Destillat wird nach den vorstehenden Vor-
schriften auf 24,7 Gewichtsprozent verdünnt und das Volumen des
Chloroforms nach dem Schütteln festgestellt. Wegen der grundsätzlichen
Bedeutung dieses Versuchs mit reinstem Branntwein ist der Alkohol-
gehalt mit größter Genauigkeit auf 24,7 Gewichtsprozent zu bringen und
die Ermittelung des Chloroformvolumens für jeden Schüttelapparat drei-
bis fünfmal zu wiederholen.
576
Branntwein und Liköre.
Tab. n.
Verdünnung
Ton h«
^herprozenti
[gern Branntwein aaf 24,7 Ge-
Zu 100 ccm
Branntwein von
Gewichtsprozent
g Bind zuzusetzen
B Wasser
Zu 100 ccm
Branntwein von
Gewichtsprozent
o Sind zuzusetzen
B Wasser
Zu 100 ccm
Branntwein von
Gewichtsprozent
o Sind zuzusetzen
B Wasser
Zu 100 ccm
Branntwein von
Gewichtsprozent
g Sind zuzusetzen
B Wasser
Zu 100 ccm
Branntwein von
Gewichtsprozent
^ Bind zuzusetzen
B Wasser
Zu 100 ccm
Branntwein von
Gewichtsprozent
c
9
a
ccm
24-7
0-1
29-2
17-6
33-7
34-8
38-2
51-7
42-7
68-2
47-2
84-4
24-8
0-5
29-3
180
33-8
35-2
38-3
521
42-8
68-6
47-3
84-8
24-9
0-9
29-4
18-3
33-9
355
38-4
52-4
42-9
69-0
47-4
851
250
1-3
29-5
18-7
34-0
35-9
38-5
52-8
43-0
69-8
47-5
85-5
251
1-7
29-6
191
341
36-3
38-6
53-2
43-1
69-7
47-6
85-8
25-2
20
29-7
19-5
34-2
36-7
38-7
53-5
43-2
70-0
47-7
86-2
25-3
2-4
29-8
19-9
34-3
371
38-8
53-9
43-8
70-4
47-8
86*5
25-4
2-8
29-9
20-3
34-4
37-4
38-9
54-8
43-4
70-8
47-9
86-9
25-5
3-2
800
20-7
34-5
37-8
390
54-7
43-5
711
48-0
87-2
25-6
3-6
80-1
21-0
84-6
38-2
391
55-0
43-6
71-5
481
87-6
25-7
4-0
30-2
21-4
34-7
38*6
39-2
55-4
43-7
71-9
48-2
87-9
25-8
4-4
80-3
21-8
34-8
39-0
39-3
55-7
43-8
72-3
48-8
88-3
25-9
4-8
30-4
22-2
34-9
39-8
39-4
561
48-9
72-6
48-4
88-7
260
5-2
80-5
22-6
35-0
39-7
39-5
56-5
44-0
72-9
48-5
89^
261
5-6
30^
23-0
35-1
401
39-6
56-9
44-1
73-3
48-6
89-4
26-2
5-9
30-7
23-3
35-2
40-5
39-7
57-2
44-2
73-7
48-7
89-7
26-3
6-3
30-8
23-7
35-3
40-8
39-8
57-6
44-3
74-0
48-8
90-1
26-4
6-7
30-9
241
35-4
41-2
89-9
580
44-4
74-4
48-9
90-4
26-5
7-1
31-0
24-5
35-5
41-6
40K)
58-4
44-5
74-7
49-0
90-8
26-6
7-5
811
24-9
35-6
42K)
40-1
58-7
44-6
751
49-1
91-1
26-7
7-9
31-2
25-3
35-7
42-8
40-2
59-1
44-7
75-5
49-2
91-5
26-8
8-3
31-8
25-6
35-8
42-7
40-3
59-5
44-8
76-8
49-3
91-8
26-9
8-7
31-4
260
35*9
431
40-4
59-8
44-9
76-2
49-4
92-2
27-0
91
31-5
26-4
36-0
43-5
40-5
60-2
45-0
76-6
49*5
92-5
271
9-4
31-6
26-8
361
48-8
40-6
60-6
451
76-9
49-6
92-9
27-2
i 9-8
31-7
27-2
86-2
44-2
40-7
60-9
45-2
778
49-7
93-2
27-3
10-2
31-8
1 27-6
36-3
44-6
40-8
61-3
45-3
77-6
49-8
93-6
27-4
1 10-6
31-9
27-9
36-4
45*0
40*9
61-7
45-4
780
49-9
93-9
27-5
11-0
820
28-3
36-5
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89-3
216-0
92-9
2^-4
96-6
334-8
10(H) 1 342-4
82^
196-6
86-8
206-6
89-4
216-8
93-0
226-6
Dieser Versuch mit reinem Branntwein miiB für jedes neue Chloro-
form und jeden neuen Apparat wieder angestellt werden; solange
dasselbe Chlorofonn und dieselben Apparate in Anwendung kommen,
ist nur eine Versuchsreihe nötig. Man mache daher den Versuch mit
einem Chloroform, von dem eine grOfiere Menge zur Verfügung steht.
Bestimmang des Faselöls. . 579
Das . Chloroform ist Yor Licht geschützt, am besten in Flaschen aus
braunem Glase, aufzubewahren.
Ist das Chloroformrolumen nach dem Ausschütteln des zu unter-
suchenden Branntweins gleich a ccm, femer das Chloroformyolumen nach
dem Ausschütteln, des reinsten Weinsprits gleich b ccm, so ziehe man
b Ton a ab. Je nachdem a-^-b kleiner oder gröBer ist als 0,9 ccm, ent-
hält der Branntwein- weniger oder mehr als 2 Gewichtsprozent Fuselöl
auf 100 Gewichtsteile wasserfreien Alkohol. Die Zahl der Grewichts-
prozente an Fuselöl bis zu 5 Proz. erhält man durch Multiplikation der
Differenz a — b mit 2,22. Die Untersuchung gewöhnlicher Branntweine
auf ihren Fuselgehalt macht nach der im vorstehenden beschriebenen
Methode keine Schwierigkeiten, dagegen ist bei der Prüfung sehr fu sei-
ar9L;er Sprite eine besondere Anreicherung des Fuselöls nötig. Diese
.erreicht man nach A. Stutzer und R. Maul (Zsch. f. anal. Chem. 1896,
.8. 159), indem man 1000 ccm Sprit und 100 g trockene Pottasche in
einen groBen Kolben bringt, die Pottasche . einige Stunden einwirken
läßt und dann im Salzbad 7a ^ abdestillierti Hierauf wird die Vorlage
gewechselt und der Alkohol vollends abdestilliert. Zu der Ppttasche
gibt man nach dem Erkalten ^j^ 1 Wasser, destilliert im Paraf&nbad
100 ccm ab, yereinigt die beiden letzten , Destillate, füllt auf 500 ccm
auf und bringt das ■, Gemisch, das alles Fuselöl enthält, auf einen
Alkoholgehalt yon 24,7 Gewichtsprozent. Zur Untersuchung dieser, trotz
der Anreicherung des Fuselöls immer noch fuselarmen Flüssigkeiten, ist
die Anwendung empfindlicherer Schüttelapparate als die beschriebenen
zu empfehlen. A. Stutzer gibt zu diesem Zweck dem Schütte! apparat
eine !Form und Größe, daß derselbe gestattet, anstatt 100 ccm 24,7-proz.
Alkohols 250 ccm auf einmal auszuschütteln. Die Menge des Chloro-
forms bleibt 20 ccm; die der Schwefelsäure erhöht sich dagegen, ent-
sprechend der größeren Menge Branntwein, auf ^,5 ccm. Da eine An-
reicherung des Fuselöls im Feinsprit im Verhältnis von 1 : 4 möglich ist
und der Stutzersche Apparat bei einer Einteilung in 0,02 ccm noch eine
schätzungsweise Ablesung von 0,01 ccm ermöglicht (weil der Zwischenraum
zwischen 2 Teilstrichen 1,2 mm beträgt), so kann nach den Angaben
Yon Stutzer mit diesem Apparat eine Genauigkeit des Nachweises yon
0,05 Volumprozent Fuselöl im 100- proz. Sprit erzielt werden.
Das Verfahren yon E. Beckinann und H. Brüggemann.
(Zsch. f. Untersuchang v. Nahrungs- u. Gennßmittel 1899, Heft 9, S. 709.)
Diese Methode beruht auf der Überführung der Alkohole in die
£stei^ der salpetrigen Säure. Äthylnitrit siedet, bei 16^0., Amylnitrit
bei >99°; dieses Verhalten ermöglicht eine rasche und sichere Trennung
beider Alkohole durch Destillationl
37 ♦
Bnnntwein and Liköre.
Dieses Yerfahren wird yon E. Windiscb und W. Fresenius wegen
seiner Genauigkeit und Einfachheit empfohlen (Ber. d. V. internationalen
Kongresses für angew. Chemie, Bd. III, S. 1008).
IG. Begtlmmunsr der Gesamtester.
100 ccm Branntwein werden in eine mit yerdünntem (etwa 50-proz.),
chemisch reinem Alkohol beschickte Yorlage so abdestilliert, daß die
zuerst übergehenden Teile (auch die übergehende Luffc), um Yerluste za
yermeiden, in den yerdünnten Alkohol eingeleitet werden; das Destillat
wird mit Y^q N.-Alkali genau neutralisiert (Indikator Phenolphtalein), mit
einer genau gemessenen, überschüssigen Menge Yiq N.-Alkali 10 Minuten
am RückfluBkühler gekocht und mit Yiq N.-Schwefelsäure zurücktitriert.
Die Anzahl ccm Yiq N.-Alkali, welche zum Verseifen der in 100 ocm
Branntwein enthaltenen £ster erforderlich sind, wird als Esterzahl be-
zeichnet, oder man berechnet daraus die Menge der Ester als Esaigester.
Nach Milan Bajic gibt die kalte Yerseifung (24 stündiges Stehen-
lassen des Branntweins mit dem überschüssigen Alkali) sicherere Resultate
(Ber. d. Y. internationalen Kongresses, Bd. III, S. 1014).
11. Prüfonfi: auf Aldehyd.
Yon einer genügenden Menge Branntwein (400 — 500 ccm) wird mit
den gleichen Yorsichtsmafiregeln wie bei No. 10 Ys abdestilliert und die
eine Hälfte des Destillats mit ammoniak alischer Silberlösung erwärmt;
entsteht ein schwarzer Niederschlag, so läßt dies auf Aldehyd schlieden.
Zur Sicherheit prüft man die andere Hälfte des Destillats nach Windisch
(Zsch. f. Spiritusind. 1896, S. 19), indem man zu demselben in einer
weißen Porzellanschale tropfenweise von einer frisch bereiteten, 10-proz.
Lösung Yon reinstem, salzsaurem Metaphenylendiamin gibt. Aldehyd
erzeugt in 2 — 4 Minuten an der Berührungsstelle beider Flüssigkeiten
eine gelbe bis gelbrote Zone, es ist jedoch zu beachten, daß nach
länger als 5 Minuten dieselbe Reaktion auch bei reinem Alkohol ein-
tritt. Mit salzsaurem Metaphenylendiamin läßt sich noch die Anwesenheit
von 1 Yolum Aldehyd in 100000 Yolum Branntwein sicher erkennen
(Zsch. f. anal. Chem. 1892, S. 98).
Über die quantitative Bestimmung des Aldehyds siehe Zeitschrift
f. analyt. Chem. 1892, S. 585 oder Forschungsberichte über Lebensmittel
1895, 2, 299.
12. Kaehwels von Furftiroi.
Auf 10 ccm des wie bei 10 gewonnenen Destillats gibt man 0,5 ccm
farbloses Anilin und 2 — 3 Tropfen Salzsäure vom spez. Gew. 1,125 oder
konzentrierte Essigsäure, mischt und beobachtet nach 20 — 30 Minuten.
Aldehyd. Fuiforol. Farbstoffe etc. 581
Ist eine .rosarote Färbung eingetreten, so ist Furfurol Torhanden. Diese
Reaktion kann aacb zur quantitativen Bestimmung des Furfurols auf
kolorimetriscbem Wege benutzt werden (Zsch. f. anal. Chemie 1892,
S. 98 und 585).
Ein einfaches Verfahren zur Prüfung von Sprit auf einen Gehalt
an leicht oxydierbaren Körpern wie Aldehyd, Furfurol u. s. w. bildet
die Barbetsche Permanganatmethode (Zsch. f. anal. Chemie 1892, S. 99).
Diese beruht darauf, daß Äthylalkohol nur sehr langsam auf Permanganat
einwirkt, während die Verunreinigungen im Sprit dasselbe rasch redu-
zieren. Wenn nun allerdings die Entfärbungsdauer fOr die einzelnen
Nebenprodukte der Gärung und Destillation auch eine yerschiedene
ist, so läßt sie doch Schlüsse zu in Bezug auf die Gesamtheit der auf
Permanganat wirkenden Stoffe, so daß sich mit Hilfe derselben die ver-
schiedenen Spritsorten charakterisieren lassen. Voraussetzung ist dabei,
daß die Sprite nicht in hölzernen Gebinden gelagert waren und daraus
organische Stoffe aufgenommen hatten.
Zur Charakterisierung der einzelnen Spritsorten stellt z. B. die
schweizerische Alkoholverwaltung (Zsch. f. anal. Chemie 1892, S. 99)
folgende Anforderungen: Wein- und Primasprite sollen bei der Prüfung
mit salzsautem Phenylendiamin keine Reaktion geben. Weinsprite, welche
bei der Permanganatreaktion (auf 50 ccm des auf 95 Vol.-Proz. gebrachten
Sprits läßt man 1 ccm einer 0,02-proz. Chamäleonlösung einwirken) eine
Entfarbungsdauer von weniger als 30 Minuten aufweisen, und Primasprite,
die sich in weniger als 15 Minuten entfärben, sind zu beanstanden.
Feinsprite, welche die Permanganatlösung in weniger als 1 Minute ent-
färben, sind als ungenügend zu betrachten. Sämtliche Sprite sollen frei
von Furfurol sein.
13. Fremde Farbstoffe and sdiAdliohe Bitterstoffe.
Zu den erlaubten Farben gehören:
Für rot: Kochenille, Karmin, Krapprot, (Saft von roten Rüben
und Elirschen);
- gelb: Safran, Saflflor, Kurkuma (Ringelblumen, Gelbbeeren);
- blau: Indigo, Lackmus, Saftblau;
- grün: Mischungen der gelben und blauen Farben;
' violett: Mischungen der blauen und roten Farben;
- braun: gebrannter Zucker und Lakritzensaft.
AuBer diesen Farbstoffen werden zum Färben der Liköre noch die
mannigfaltigsten anderen, namentlich auch Anilinfarben verwandt. Zur
Prüfung auf diese Farben wird nach denjenigen Methoden verfahren,
wie sie für Wein resp. bei der Untersuchung von Konditoreiwaren vor-
geschrieben sind.
582 Branntwein- und Liköre.
Was das künstliche Färben bei den eigentlichen Branntweinen
betrifft, so hat dasselbe im allgemeinen nur den Zweck, diesen das
Aussehen einer alten, abgelagerten Ware zu geben. Die häufigste Ver-
wendung in diesem Sinne findet die Zuckercouleur oder der Karamel.
Der Nachweis dieses Färbemittels geschieht nach der Methode von
Amthor (Zsch. f. anal. Chemie 1885, 24, 30 und 1890, 89, 291). Zu
10 ccm Branntwein werden 30 — 50 ccm Paraldehyd uud so viel Alkohol
gegeben, daß die Flüssigkeiten sich mischen. Nach 24-stündigem Stehen
hat sich der Karamel als bräunlichgelbe bis braungelbe, an den Wan-
dungen des Gefäßes fest anhaftende Masse abgesetzt. Man gießt die
Flüssigkeit ab, löst den Niederschlag in Wasser, komsentriert auf dem
Wasserbad, filtriert ab und prüft das Filtrat auf Zucker, indem man
dasselbe mit 1 g salzsaurem Phenylhydrazin und 2 g essigsaurem Natron
erwärmt. Ist Zucker Torhanden, so bewirkt dieser eine gelbe bis rötliche
Färbung, oder es entsteht ein gelber Niederschlag der sich in Ammoniak
löst und durch Salzsäure wieder in Flocken ausgeschieden wird.
Da der Karamel immer etwas unveränderten Rohrzucker enthält,
so kann man in zuckerfreien Branntweinen durch den Nachweis des
»
letzteren das Vorhandensein von Karamel konstatieren.
Ist die gelbe .oder bräunlichgelbe Färbung eines Branntweins die
natürliche, beim längeren Lagern desselben in Holzgebinden durch
Extraktion von Holzfarbstoffen entstandene, so gibt sich dies daran zu
erkennen , daß bei Zusatz von Eisenchloridlösung zu einem solchen
Branntwein eine schwarzgrünliche Färbung erzeugt v^ird.
14. Kachweifl von Bitterstoffen.
Zur Bereitung der bitteren Liköre werden zuweilen gesundheits-
schädliche Bitterstoffe wie Lärchenschwamn^ Gummjgutti, Sennesblätter,
Rhabarber und am häufigsten Aloe yerwendet. Die Untersuchung auf
solche Bitterstoffe und sonstige Pflanzenstoffe ist nach D ragen dorff -
Kubicki (Zsch. f. anal. Chemie 1874, 18, 67) auszuführen.
15« Nachweis von Denaturierunirsmitteln im Branntwein.
Ein Gehalt an Denaturierungsmitteln im Branntwein kann sowohl
durch den Nachweis des Pyridins als auch des Holzgeistes festgestellt
werden.
Der Nachweis des Pyridins geschieht mittels Chlorkadmium.
Dieses erzeugt bei einem erheblichen Gehalt an Pyridin einen weißen,
krystallinischen Niederschlag, der die Flüssigkeit Tollständig durchsetzt;
bei starker Verdünnimg des Pyridins tritt der Niederschlag erst nach
einiger Zeit und entsprechend schwächer ein.
DenatarienmgBmittel. 583
Warde dem Branntwein zur Entfernung des Pyridingeruches eine
Säure zugesetzt, so bleibt der Niederschlag auf Zusatz von Chlor-
kadmiuxn ganz aus, durch Schütteln des Branntweins mit Magnesia
gelingt es jedoch leicht, das gebundene Pyridin wieder abzuscheidäi
und im Filtrat mit Chlorkadmium nachzuweisen. Diesen Verhältnissen
ist auch in den amtlichen Vorschriften zur Prüfung von Branntwein auf
Pyridin Rechnung getragen. Nach diesen Vorschriften prüft man den
Branntwein mit blauem Lackmuspapier.
a) Dieses bleibt blau. Dann werden 10 ccm des Branntweins mit
5 ccm einer alkoholischen 5-proz. Lösung Ton wasserfreiem Kadmium-
chlorid versetzt und gut > durchgeschüttelt. Entsteht sofort eine Aus-
scheidung, so liegt denaturierter Branntwein Tor; entsteht die Ausscheidung
erst nach einiger Zeit, so liegt ein Gemisch Ton denaturiertem und nicht-
denaturiertem Branntwein vor.
b) Der Streifen Lackmus wird gerötet. Dann werden 10 ccm des
Branntweins mit 1 g gebrannter Magnesia gut durchgeschüttelt und
filtriert. Das Filtrat, welches blaues Lackmuspapier nicht mehr röten
darf, wird nach der Anleitung a) untersucht.
Auch die Methode Ton SchweisQinger gründet sich darauf, die
Gegenwart von Denaturierungsmitteln im Branntwein durch den Nach-
weis des Pyridins festzustellen. 10 ccm des zu untersuchenden Brannt-
weins werden mit 10 Tropfen einer konzentrierten alkoholischen Queck-
silberchloridlösung versetzt, umgeschüttelt und der Ruhe überlassen. Bei
Anwesenheit von Pyridin entsteht ein dicker, weiBer, krystallinischer
Niederschlag. Durch diese Reaktion läßt sich noch ein Zusatz von 5 Prdz»
denaturiertem Spiritus = 0,025 Proz. Pyridin im Branntwein nachweisen.
Es ist imgezeigt, zur Eontrolle einen Parallelyersuch mit 10 ccm
reinem Alkohol auszuführen.
Ist der Branntwein zuckerhaltig, so muß die Prüfung im Destillat
vorgenommen werden.
Zur quantitativen Bestimmung des Pyridins kann dasselbe, vermöge
seiner ' basischen Natur, direkt mit Yi^ N.-Säure titriert werden. Als
Indikator dient Methylorange. 1 ccm y^^ N.-Säure entspricht 0,0079 g
Pyridin. Dieses Verfahren ist auch bei Gegenwart von Zucker und
ätherischen Ölen anwendbar. Da Phenolphtalein gegen Pyridin indifferent
ist, so kann jä&n sich durch gleichzeitige Anwendung dieses Indikators
von der Abwesenheit der Alkalien überzeugen, indem man mit Y,o N.-Säur6
titriert, bis die anfangs goldgelbe Farbe in weinrot übergeht.
Der Nachweis des Methylalkohols geschieht nach dem Verfahren
von A. Riche und Ch. Bardy (Compt. rend. 1875, 80, 1076; Monit^
scientif. (8) 1875, 5, 627) sowie von' K. Windisch' (Arb. a. d. Kaiserl.
Gesundheitsamt 1893, 8, 286), welches darauf beruht, daß Dimethylanili]>
584 Branntwein und Liköre.
bei der Oxydation einen violette]^ Farbstoff, Methjlviolett, liefert,
während bei der Oxydation des Diätbylanilins kein ähnlicher Farbstoff
entsteht. Was die Ausführung dieser Methode anbetrifft, so sei hier
auf die oben angegebenen Originalarbeiten verwiesen.
16. Kachweis Ton renatmlertem Spiritus in Spirituosen.
Nach H. Herzfeld gelingt es leicht, das Pyridin durch Zusatz
von ca. 10 mal so viel Schwefelsäure, als zu seiner Neutralisation erforder-
lich ist, und nachfolgende Destillation ToUkommen aus dem denaturierten
Spiritus abzuscheiden, während das im Denaturierungsholzgeist zu ca.
30 Proz. vorhandene Aceton selbst auf guten Rektifizierapparaten nicht
durch Destillation abgeschieden werden kann. Aus diesem Grunde
empfiehlt es sich, einen Gehalt an renaturiertem Spiritus durch das
Vorhandensein von Aceton nachzuweisen. Die qualitative Prüfung auf
Aceton geschieht in ammoniakalischer Lösung, der man eine Auflösung
von Jod in Jodammonium zusetzt. Bei Gegenwart von Aceton entsteht
ein Niederschlag von Jodoform.
Die quantitative Bestimmung kann nach der Methode von Messinger
erfolgen (Zsch. f. anal. Chemie 1890, S. 564). Vgl. auch Bd. II, S. 482 u.
III, 552.
17. Branntweinsch&rfen und Essenzen.
(Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesandheitsamt Bd. 14, S. 684.)
Die Herstellung von Branntweinessenzen, deren Zusatz zu Brannt-
wein entweder den Zweck hat, das konsumierende Publikum über einen
mangelhaft niedrigen Alkoholgehalt hinwegzutäuschen, oder aber minder-
wertigen Branntweinen den Anschein von Qualitätsbranntweinen zu geben,
hat sich in neuerer Zeit zu einem verhältnismäßig lebhaften Industrie-
zweige entwickelt. Diese Essenzen kommen unter verschiedenen Bezeich-
nungen in den Handel und diese lassen schon einigermaßen schließen,
in welcher Hinsicht die chemische Untersuchung hauptsächlich auszu-
fahren ist. Die als Branntweinschärfen, Verstärkungsessenzen und ähn-
lich bezeichneten Produkte enthalten meistens Paprika-, Pfeffer-, Paradies-
kömer- etc. Extrakt, während die als Eomessenz, Nordhäuser Eom-
basis und ähnlich bezeichneten in der Hauptsache Fuselöl und Ester,
event. auch ätherische Öle enthalten. In den Schärfen, welche leicht
an ihrem brennenden Geschmack zu erkennen sind, lassen sich die
spezifischen Extrakte durch die charakteristischen Farbenreaktionen,
welche ihre Harze mit konzentrierter Schwefelsäure, bezw. mit konzen-
trierter Schwefelsäure, Zucker und Eisenchlorid geben, nachweisen. Zur
Gewinnung dieser Harze werden 25 — 50 ccm Essenz auf dem Wasser-
bade zur Trockne eingedampft und dem erkalteten Rückstand die Harze
Essenzen etc. 585
durch Behandeln mit etwa 20 ccm ätznatronhaltigem Wasser entzogen,-
wobei TOn etwa vorhandenem Pipeiin nur Spuren gelöst werden. Das
alkalische Filtrat wird durch Ausschütteln mit Petroläther gereinigt,
hierauf mit Schwefelsäure angesäuert und mit Petroläther einmal aus-
geschüttelt. Der Rückstand des filtrierten Petrolätherauszugs aus der
sauren Lösung stellt das Material für die Reaktionen dar.
Ist der Rückstand ein hellgelbes oder rötlichgelbes Weichharz yon
brennend scharfem Geschmack, so wird dieses folgendermaßen weiter geprüft:
1. Das rötlich gelbe Harz färbt sich bei der Berührung mit
Schwefelsäure yorübergehend schmutzig blau. Die anfangs bräxmlich-
gelbe Lösung in Schwefelsäure färbt sich, am Rande beginnend, hell-
rosa, unter Abscheidung eines violetten Belags.
Schwefelsäure und ein Körnchen Zucker lösen mit denselben Farben.
Die Lösung färbt sich bald vom Rande aus kirschrot: Harz des spanischen
Pfeffers.
2. Das hellgelbe Weichharz löst sich in Schwefelsäure zitronen-
gelb. Nach längerer Zeit, oft erst nach einer Stunde, entsteht ein
grüner Rand, der allmählich blau wird. Schwefelsäure und Zucker
lösen gelb. Innerhalb einer Minute färbt sich der Rand der Lösung
schön grün, bald darauf blau.
Nach Verlauf mehrerer Stunden hat sich ein blauer Belag abge-
schieden: Die Harze von Paradieskömem und IngwerwurzeL
a) Wird das Harz beim Betupfen mit gelber Eisenchloridlösung
und einigen Tropfen Alkohol vorübergehend rötlich violett, so liegt ein
Auszug von Paradieskömem vor.
b) Die Essenz riecht und schmeckt nach Ingwer und das hellgelbe
Harz derselben färbt sich in Berührung mit Eisenchlorid und Alkohol
hellgrünlichgelb : Ingwerwurzel.
Auf Piperin ist jede scharf schmeckende Essenz zu prüfen. Zur
Gewinnung desselben wird der Abdampfrückstand der Essenz mit schwefel-
säurehaltigem Wasser zerrieben und mit Chloroform bis zur Ersdiöpfung
ausgeschüttelt. Das Chloroform wird mit Ealkhydrat eingedampft und
durch Ausziehen des Rückstandes mit Benzin das Piperin genügend
rein erhalten.
18. Ätherische öle.
Der Nachweis ätherischer Öle kann nach Elimrot (Chemiker-
Zeitung 1894, S. 641 u. 672) erfolgen.
19. Unterscheidimir der einzelnen Branntweinsorten.
Eine sichere Entscheidung der häufig wiederkehrenden Frage, ob
ein Branntwein echt, z. B. echter Eombranntwein, Kirschwasser, Kognak,
586 Branntwein and Liköre.
Rum oder Arrak sei, ist auf Grund der chemischen Analyse nur in
beschränktem Maße möglich. Wenn man früher glaubte, der Gehalt an
Fuselöl gebe einen Maßstab ab für die Beurteilung der Güte oder Rein-
heit eines Branntweins, so ist durch die neueren Arbeiten auf diesem
Gebiet, namentlich durch die zahlreichen Untersuchungen im Kaiser!.
Gesundheitsamt, nachgewiesen worden, daß der Fuselgehalt der Brannt-
weine in verhältnismäßig weiten Grenzen schwankt und daß häufig
gerade die edleren Branntweinsorten einen höheren Fuselgehalt auf-
weisen als die gewöhnlichen Branntweine, hauptsächlich wenn die
letzteren durch Verdünnen von Sprit mit Wasser hergestellt sind. Es
ist dieser hohe Fuselölgehalt der Edelbranntweine um so erklärlicher,
wenn man bedenkt, daß das feine Aroma derselben häufig durch höhere
Alkohole, bezw. deren Ester mitbedingt ist. In Betreff des Fuselöl-
gehaltes im Branntwein laßt sich somit nur für die gewöhnlicheren Sorten
eine Vorschrift über den Maximalgehalt an solchem aufstellen; danach
sind gewöhnliche Branntweine mit mehr als 0,3 Vol.-Proz. Fuselöl zu bean-
standen. Diese Grenze ist jedoch ziemlich hoch und es würde, namentlich
in Anbetracht der stetigen Verbesserung der Destillierapparate, eine obere
Grenze von 0,2 Vol.-Proz. Fuselölgehalt mit Recht anzustreben sein.
Die gewöhnlMien Trinkbranntweine (Kartoffel-, Malsbranntwein)
enthalten 25 — 45 Volumprozent Alkohol und keinen oder nur ganz wenig
Abdampfrückstand. Der größte Teil derselben ist mit Wasser verdünnter
Sprit, um festzustellen, ob zum Verdünnen des Sprits reines Wasser
verwendet wurde, ist auf Ammoniak, salpetrige Säure. Salpetersäure,
Chlor etc. wie bei Wasser zu prüfen.
Der Kambrawntwein wird aus Roggen (Kom) gewonnen und
häufig noch besonders über Wachholder-,- Kümmel-, Anis- oder Fenchel-
früchte rektifiziert; er ist charakterisiert durch das Komfuselöl, welches
aus Onanthäther, freier Onanthylsäure, Capryl-, Caprinsäure etc. be-
stehen soll.
Die sogen. Dappeibranntweine sind sorgfältiger gereinigt als die
gewöhnlichen Branntweine und besitzen einen etwas höheren Alkohol-
gehalt wie diese.
Kirechwasser und Zwetechgenbranntwein enthalten im frischen
Zustande fast stets Blausäure, welche jedoch allmählich abnimmt und die
im Laufe der Zeit, besonders beim Lagern in hölzernen Gebinden, mit-
unter ganz verschwinden kann. Am leichtesten zersetzbar ist die freie
Blausäure, während die gebundene widerstandsfähiger ist. Durch seinen
Gehalt an freier Blausäure ist das Kirschwasser gekennzeichnet; die im
Zwetschgenbranntwein enthaltene Blausäure findet sich meist nur in
gebundenem Zustande. Kirschwasser soll pro Liter nicht über 0,05 g
und nicht unter 0,008 g Gesamtblausäure enthalten.
Unterscheidnng der Brasntwemsorten. 587
Obgibranntwein wird aus Äpfeln, Birnen oder deren Abfällen,
gelegentlich auch aus Obstwein gewonnen.
Tresierbranntwein» Der durch Destillation von yergorenen Wein-
trestem oder Yon Weinhefe gewonnene, sogenannte Tresterbrannt-
wein ist gegenüber dem Kognak geringwertig und kann diesen in
keiner Beziehung ersetzen; trotzdem wird er demselben häufig bei-
gemengt.
KogfHik wird durch Destillation des Weins gewonnen. Er zeichnet
sich durch seinen Gehalt an höheren Alkoholen sowie an Estern der
Propion- Butter -Caprylsäure etc. aus. Sein eigentümliches Aroma ver-
dankt er hauptsächlich dem sogen, wohlriechenden Weinöl. Wirklich
echter Kognak enthält keine künstlichen Farbstoffe, seine gelbe Farbe
rührt Tom Lagern in hölzernen (eichenen) Fässern her. - Als eigentliches
Destillationsprodukt kann er nur wenig Abdampfrückstand (Holzextrakt)
und noch weniger einen erheblichen Gehalt an Mineralbestandteilen be-
sitzen.
Der im Handel befindliche Kognak ist meistens mit Karamel gelb
gefärbt und zur Milderung des Geschmacks mit etwas Zucker versetzt.
Bum, in England und Frankreich auch Taffia genannt, wird
durch Destillation von vergorener Zuckerrohrmelasse und vergorenen
Rückständen der Rohrzuckerfabrikation gewonnen. Der Originalrum
enthält von 60 — 90 Volumprozent Alkohol, gelangt jedoch meist mit
Wasser verdünnt oder mit verdünntem Feinsprit gestreckt in den Handel.
Die Gelbfärbung soll, wie bei Kognak, von den Holzextraktstoffen
der Lagerfässer herrühren. Bei Rum ist die Manie des künstlichen
Färbens jedoch eher noch größer als bei Kognak.
Arrdh ist ein farbloser, entweder aus Reis allein (Java) oder aus
den Blütenkolben der Kokospalme (Ceylon) oder aus Reis mit Zusatz
verschiedener zuckerhaltiger Pflanzensäfte hergestellter Branntwein.
20. BeurteilanfiT*
Für die Beurteilung von Branntwein ^und Likören bezüglich künst-
licher Färbung, sowie Zuckerzusatz zum Kognak finden sich Anhalts-
punkte in dem Bericht über die 12. Versammlung der freien Vereinigung
bajr. Vertreter d^r angewandten Chemie; betreffend Zusammensetzung
und Beurteilung der Edelbranntweine vergleiche man die Arbeiten von
K. Windisch (Arbeiten aus d. Kaiserl. Gesundheitsamt 1893, 8, 257;
1895, 11, 285; 1898, 14, 309), sowie von G. Amthor und J. Zink
(Forschungsber. über Lebensmittel 1897, 4, 362).
Allgemein dürfen Branntweine und Liköre weder gesundheits-
schädliche Metallsalze (Cu, Pb) noch giftige Bitterstoffe (Aloe, Lärchen-
588 Branntwein and Liköre.
schwamm, Semiesblätter etc.), und weder giftige Bukett- noch Farb-
stoffe (Nitrobenzol, Pikrinsäure u. s. w.) enthalten.
Ein Eupfergehalt bis zu 0,04 g pro Liter kann in Trinkbrannt-
weinen jedoch gestattet werden in Hinsicht auf die recht primitiven.
Destillierapparate der Eleinbrenner einerseits und die Unschädlichkeit
solch kleiner Mengen Yon Kupfer anderseits. Spuren yon Zink sind
unbedenklich. Bei den gewöhnlichen Trinkbranntweinen ist ein hoher
Gehalt an Aldehyd oder Fuselöl zu beanstanden; ebenso ein Gehalt
an Mineralsäuren oder scharf schmeckenden Pflanzenstoffen.
Echte Steinobstbranntweine sollen im allgemeinen Blausäure ent^
halten und zwar Eirschwasser sowohl freie als gebimdene Blausäure
(Benzaldehydcyanhjdrin). Vergl. S. 586 unten.
Zwetschgenbranntwein und die übrigen Steinobstbranntweine ent-
halten in der Regel nur gebundene Blausäure.
Das gänzliche Fehlen der Blausäure in für echt erklärtem Stein-
obstbranntwein kann nur als verdächtig bezeichnet werden, weil bei
alten Branntweinen dieser Art die Blausäure durch das lange Lagern,
besonders wenn dies in Holzgefäßen erfolgt war, audi auf natürliche
Weise yerschwinden kann.
Im allgemeinen gilt hinsichtlich der Unterscheidung und Beurteilung
Yon Branntweinen der von Neßler und Barth^) aufgestellte und von
allen nachfolgenden Forschem bis jetzt immer wieder bestätigte Satz:
„Daß durch die Prüfung des Geruchs und Geschmacks von Seiten
wirklich sachverständiger Fachleute in weitaus den meisten Fällen eine
sicherere Beurteilung möglich ist, als sie mit Hilfe der chemischen
Analyse gewonnen werden kann^. Es darf jedoch nicht verkannt werden,
daß die chemische Untersuchung für eine derartige Begutachtung von
Branntweinen durch Fachleute in vielen Fällen eine wertvolle Unterlage
bilden kann.
1) J. Neßler und M. Barth, Zsch. f. analyt. Chemie 1885, 24» 3. —
W. Fresenius, ebendaselbst 1890, 29, 805. — £. Seil, Arbeiten ans dem Eaiserl.
Gesandheitsamte 1890, 6, 873; 1891, 7, 240 und 252. — K. Windisch, ebenda-
selbst 1895, 11, 285; 1898, U, 309.
Essig.
Von
Ihr. €f. Sehflle, Straßburg i. £.
Unter Essig versteht man ein durch Gäning aus alkoholischen
Flüssigkeiten oder durch Verdünnen yon Essigsprit mit Wasser ge-
"«ronnenes Genuß- und Konservierungsmittel.
Je nach dem verwendeten Rohmaterial unterscheidet man folgende
Essigsorten: Spritessig (Branntweinessig), Wein-, Bier-, Obst-
oder Obstwein-, Honig-, Stärkezucker- und Malz-Essig.
Der sogenannte Kräuteressig wird durch Extrahieren von ge-
eigneten Kräutern mit den gewöhnlichen Essigsorten gewonnen.
Essigsprit ist stärkerer, aus Spiritus hergestellter Gärungsessig
und Essigessenz eine ca. 80-proz., aus den Produkten der trockenen
Destillation des Holzes stammende Essigsäure.
Als Yerfälschungen des Essigs kommen vor: Zusatz von Wasser
oder von minderwertigen Sorten zu teureren, femer Zusatz von Mineral-
säuren (Schwefelsäure, Salzsäure), oder von organischen Säuren (Wein-
säure, Oxalsäure), sowie von scharf schmeckenden Pflanzenstoffen und
schädlichen Farbstoffen.
Zufällige Beimengungen: giftige Metalle, wie Kupfer, Blei
oder Zink.
Krankhafte Veränderungen werden durch Pilzbildungen, durch
Kahmhefen und andere, die Essigsäure oxydierende Mikroorganismen
hervorgerufen. In den durch Gärung gewonnenen Essigsorten treten
häufig die sogenannten Essigälchen (Anguillula oxoophila) auf, welche
den Essig, wenn auch nicht unmittelbar schädlich, so doch höchst un-
appetitlich machen.
Probenabme.
Die zur Untersuchung des Essigs bestimmte Probe soll womöglich
in sterilisierten, mit (sterilisiertem) Korkstopfen verschlossenen Flaschen
versandt werden und im allgemeinen nicht unter Y, 1, bei Essigessenz
nicht unter 100 ccm betragen. Die Flaschen sind ganz aufzufüllen.
590 Essig-
UnterBuchiiiigsmeihodeii.
Als stets auszufabrende Prüfungen und Bestimmungen sind zu be-
zeichnen:
1. Die Sinnenprüfung,
2. Die Bestimmung der Essigsäure und
3. Die Prüfung auf freie Mineralsäuren.
Erforderlichenfalles ist noch auszuführen:
die Bestimmung des spezifischen Gewichts,
- Alkohols,
- Extraktes,
der Mineralstoffe,
- freien Mineralsäuren,
die Prüfung auf Schwermetalle,
- Oxalsäure,
- Aldehyd,
- scharfe Pflanzenstoffe,
- Konservierungsmittel,
- Farbstoffe,
- Weinstein,
- Kali- und Phosphorsäure,
- Empyreuma.
Die Menge der bei der quantitativen Untersuchung ermittelten Be-
standteile ist in Gewichtsprozenten, d. h Gramme in 100 g Essig, an-
zugeben.
1« SinnenprüfünfiT*
Die Kostprobe wird sowohl in den verdünnten Proben als auch in den
neutralisierten vorgenommen. Trübe Essigproben sind mikroskopisch zu
untersuchen.
2. Bestimmimg der GesamtBftiire.
20 ccm Essig werden mit 20 ccm Wasser verdünnt und mit Normal-
alkali unter Verwendung von Phenolphtalein (vergl. 8. 566) oder Lackmas
als Indikator titriert und aus der Anzahl der verbrauchten Kubikzentimeter
Normallauge die Gesamtsäure als Essigsäure berechnet (1 ccm Normal-
lauge = 0,060 g 0,11409). Zur Umrechnung der Maßprozente in Gewichts-
prozente wird die auf 100 ccm Essig bezogene Menge Essigsäure durch
das spezifische Gewicht des Essigs dividiert.
Stark gefärbte Essigsorten sind nach der Tüpfelmethode mit
empfindlichem, violettem Lackmus- (Azolitmin-) Papier zu titrieren.
Um zu ermitteln, inwieweit die Gesamtsäure aus Essigsäure be-
steht, wird auf freie, fremde Säuren folgendermaßen geprüft.
Prafang auf fremde S&oren. 59 X
* » ■ »
3. PrOfkinfir auf fremde Sfturen.
QuaUUMHve JPrüi%mg a) auf freie Mineralsäuren. Nachdem
-wie oben die Gesamtsäure festgestellt ist, wird der zu untersuchende
JBssig bis auf annähernd 2 Proz. Essigsäuregehalt yerdünnt und zu 20 bis
25 ccm dieses Essigs 4 — 5 Tropfen einer 0,01 -proz. Methylviolettlösimg
(0,1 g Methylviolett 2 B No. 56 der Farbenfabriken vorm. Bayer & Co.
Elberfeld, in 1 1 Wasser gelöst) gegeben. Tritt Grünfarbung ein, so
deutet dies auf viel, Blaufärbung auf WQnig freie Mineralsäure. Es ist
empfehlenswert, zum Vergleich einen Parallelversuch mit reinem Essig,
dem etwas Schwefelsäure oder Salzsäure zugesetzt ist, auszuführen.
Ist durch eine der obigen Reaktionen überhaupt die Gegenwart
freier Mineralsäuren festgestellt, so handelt es sich darum, dieselben
qualitativ und quantitativ zu bestimmen.
wZum Nachweis von Sc&wefelsäure werden 50 — 100 ccm Essig mit
0,01 g Stärke versetzt und auf Y5 des ursprünglichen Volumens einge-
dampft; hierbei wird durch etwa anwesende freie Schwefelsäure die
Stftffke invertiert, und JodlOsung bewirkt alsdann keine Blaufärbung
mehr.. Tritt dagegen auf Zusatz von Jodlösung zu dem erkalteten
Rückstand die charakteristische Blaufärbung ein, so ist die Abwesenheit
von freier Schwefelsäure nachgewiesen. Oder man verdampft einige
Kubikzentimeter Essig in einem Porzellanschälchen mit etwas Zucker
auf dem Wasaerbad zur Trockne; bei Gegenwart von freier Schwefel-
säure hinterläßt der Essig infolge der Verkohlung des Zuckers einen
8d^:^arzen, im andern Fall einen gelblichen bis hellbraunen Ring.
,, Zum Nachweis von freier, Salzsäure oder Salpetersäure destilliert
man 200 ccm Essig möglichst vollständig ab und prüft die eine Hälfte
des Destillats mit salpetersaurer Silberlösung auf Salzsäure; die andere
Hälfte wird mit Schwefelsäure und Brucinlösung oder mit konzentrierter
Schwefelsäure und Eisenvitriol versetzt. Im ersten Fall erzeugt freie
Salpetersäure eine Rosafarbung, im letzteren den bekannten braunen Ring.
h) Auf fremdef freie organieche Säuren» Freie Weinsäure
weist man nach durch Verdampfen von 300 ccm Essig, Aufiiehmen des
Rückstands mit Alkohol und Versetzen der Lösung mit Chlorkalium,
wobei sich Weinsteiu abscheidet.
. Freie Oxalsäure gibt mit Gipslösung einen weiBen Niederschlag
von pxalsaurem Kalk.
Hat die vorerwähnte qualitative üntersuchimg die Abwesenheit
freier fremder Säuren ergeben, so ist die Gesamtsäure als reine Essigsäure
zu betrachten; andernfalls jedoch muB die Essigsäure für sich bestimmt
werden. Zu diesem Zweck wird eine bestimmte Menge Essig mit
Natrium- oder Kaliumkarbonat oder mit Barytwasser neutralisiert, die
592 Bswg.
Essigsäure mit Phosphorsäure wieder in Freiheit gesetzt und auf dem
Wasserbad im Dampfstrom destilliert, das Destillat in überschüssigem
Normal alkali aufgefangen und mit Normalsäure zurücktitriert.
Dieses Verfahren ist auch bei allen stark gefärbten Essigen, bei
welchen die Tüpfelmethode keine ganz scharfe Endreaktion erkennen
läßt, anzuwenden, ebenso bei Vorhandensein yon brenzlichen Produkten.
QuiMnUtaUve JBeMmtnungen* a) Die Gesamtmenge der freien
Mineralsäuren wird nach A. Hilger (Arch. f. Hygiene 1888, 8, 448)
in folgender Weise bestimmt. 20 com Essig werden mit Normal-
natronlauge nach der Tüpfelmethode unter Anwendung von empfind-
lichem, violettem Lackmuspapier genau neutralisiert, sodann wird die
neutrale Flüssigkeit in einer Porzellanschale auf etwa 7io ihres ur-
sprünglichen Volumens eingedampft und nach Zusatz einiger Tropfen
Methjlviolettlösung in der Siedehitze Normalschwefelsäure bis zum
Farbenübergang zugesetzt. Was an Normallauge mehr verbraucht wurde
wie an Normalsäure, entspricht der freien Mineralsäure des Essigs.
Diese Methode gründet sich darauf, daB essigsaures Natron von ver-
dünnter Schwefelsäure in der Siedehitze vollständig und glatt zersetzt
wird und ein UberschuB an Schwefelsäure sich mit Methylviolett sehr
scharf erkennen läßt.
b) Bestimmung der einzelnen freien Mineralsäuren. Salz-
säure — und Salpetersäure — werden im Destillat in der üblichen
Weise bestimmt und im übrigen wie bei Wein verfahren.
c) Bestimmung der fremden, freien organischen Säuren.
Weinsäure wird wie bei Wein bestimmt. Oxalsäure wird mit Gips-
lösung gefallt, der Niederschlag filtriert, stark geglüht und gewogen,
lg CaO = 1,286 g Oxalsäure.
4t. Bestimmungr des spezifischen Gewichtes.
Diese wird mittels des Pyknometers oder der Westphal sehen
Wage bei 15° C. ausgeführt.
5. Bestiininnng des Alkohols.
a) Qualitativ. 200 — 400 ccm Essig werden neutralisiert und
destilliert, das Destillat erwärmt, einige Tropfen einer gesättigten Lösung
von Jod in Jodkalium (1 Teil Jodkalium in 5 — 6 Teilen Wasser) zu-
gesetzt und verdünnte Kalilauge zugegeben, bis die braune Jodfarbe
verschwunden ist. Hierauf stellt man die Probe in heiBes Wasser und
läfit darin erkalten: bei Gegenwart erheblicher Mengen von Alkohol
entsteht ein gelber, krystallinischer Niederschlag von Jodoform. Spuren
von Alkohol geben sich durch den Jodoformgeruch zu erkennen.
Verschiedene PrüfuDgen. 593
b) Quantitativ. 400 ccm Essig werden genau neutralisiert und
davon 200 ccm abdestilliert. Diese 200 ccm enthalten zwar allen Alkohol
des Essigs; da aber der Alkoholgehalt des Essigs meist nur ein geringer
ist, so wird das erste Destillat zum Zweck der Konzentration des
Alkohols einer zweiten Destillation unterworfen, die zuerst übergehenden
100 ccm gesammelt und aus deren spez. Gew. der Alkohol ermittelt. Der
vierte Teil desselben entspricht sodann 100 ccm Essig.
6. Bestinunungr des Extraktes.
Das Extrakt wird wie bei Wein nach der direkten Methode be-
stimmt.
7« Bestimmungr der MineralstofTe.
Diese wird wie bei Wein ausgeführt (S. 602 ff.).
8. PrOfkinflr anf Schwermetalle.
Bewirkt Schwefelwasserstoff in dem verdünnten Essig eine Farben-
veränderung, 80 werden 200 — 500 ccm desselben unter Zusatz von Soda
und Salpeter verascht, die Asche vorsichtig in Salzsäure gelöst imd
nach den Regeln der Mineralanalyse die Schwermetalle nachgewiesen.
9. Prüfung: auf Aldehyd.
100 ccm Essig werden neutralisiert, davon ca. 10 ccm abdestilliert
und hierin wie bei Branntwein auf Aldehyd geprüft.
10. PrttfünsT auf scharfbchmeckende Pflanzenstolfe.
Zum Nachweis derselben werden 60 — 100 ccm Essig mit Alkali
oder kohlensaurem Alkali genau neutralisiert und eingedampft, der Ab-
dampfrückstand wird in wenig Wasser gelöst und auf seinen Geschmack
geprüft. Bei reinem Essig ist der Geschmack des Rückstandes schwach
salzig, bei mit obigen Stoffen verfälschtem brennend scharf. Wird der
neutrale Abdampfrückstand mit Äther extrahiert und der Äther ver-
dunstet, so gibt sich ein Gehalt an scharfen Pflanzenstoffen durch den
Geschmack dieses Auszugs zu erkennen.
11. Nachweis von Konserrierangsmitteln.
Von Konservierungsmitteln findet die Salizylsäure und die
Benzoesäure die häufigste Yerwendung, hauptsächlich für Einmachessig.
Man entzieht sie dem Essig durch Ausschütteln mit Äther und weist sie
in bekannter Weise nach. Zur Ermittelimg der Borsäure wird der Essig
Untorsuobungen. 5. Aufl. HL 38
594 Esaig.
alkalisch gemacht, verascht \md die Asche mit Kurkumapapier oder
Methylalkohol auf Borsäure geprüft. Formaldehyd wird entweder im
£ssig selbst, besser aber im Destillat nachgewiesen, wobei schwache
Reaktionen auf Formaldehyd unberücksichtigt bleiben, weil auch Essig,
der frei von Formaldehyd ist, eine schwache, scheinbare Foimaldehyd-
reaktion geben kann.
Da bei Formaldehyd die Möglichkeit Torhanden ist, daß sich der-
selbe als unlösliches Trioxymethylen abscheidet (oder auch in dieser
Modifikation zugesetzt wurde), so ist bei der Prüfung Yon Nahrungs-
und GenuBmitteln auf Formaldehyd der Destillationsmethode stets der
Vorzug zu geben. Zum mindesten ist ein Erwärmen der auf Form-
aldehyd zu prüfenden Gegenstände in Gegenwart von Wasser auf die
Zersetzungstemperatur des Trioxymethylens Yor der eigentlichen Prüfung
auf Formaldehyd vorzunehmen.
12. PrOfünfiT auf FarbstofTe.
Diese wird wie bei Wein ausgeführt.
13. PrOftuifir auf Weinstein.
100 ccm Essig werden auf Sirüpdicke eingedampft, der Rückstand
heiß in ein Reagensglas gebracht und in diesem umgeschwenkt. Vor-
handener Weinstein scheidet sich in Krystallen an den Glaswandungen
ab. Diese Abscheidung wird durch Äther-Alkohol befördert.
14. Nachweis und Bestimmansr von Kali und Phospliorsftiire.
Diese wird in der Essig-Asche in bekannter Weise ausgeführt.
15. Bestimmongr von Glyzerin, Dextrin, ProtelnstoflTen,
Amiden, Apfelsäure«
Betreffs dieser Bestimmungen wird auf das Kapitel Wein, bezw.
Bier verwiesen.
16« Ermlttelunsr der Abstammung des Essisrs.
Zur Ermittelung der Abstammung des Essigs, insoweit eine solche
überhaupt möglich ist, können folgende Angaben als Anhaltspunkte
dienen.
Weinessig enthält gewöhnlich Weinstein, mitunter freie Weinsäure
und kleine Mengen Glyzerin. Er soll nicht unter 1,0 g Extrakt und
0,10 g Mineralstoffe in 100 ccm enthalten. Von anderen Essigsorten
unterscheidet er sich besonders durch seinen, dem Weinbukett ähnlichen
Geruch und angenehmen Geschmack.
Bearteilang. 595
Obstessig enthält erhebliche Mengen Apfelsäure bezw. äpfel-
saure Salze.
Bier-, Malz- und Stärkezuckeressig können an ihrem Gehalt
an Dextrin erkannt wenden. Bier« und Malzessige sind weiterhin an ihrem
hohen Grehalt an Phosphorsäure zu erkennen. Nimmt man an, daß der
Malzektrakt, d. h. die Trockensubstanz der ursprünglichen (unvergorenen)
Bierwürze, die sogenannte Stammwürze, nicht unter 0,7 Proz. Phosphor-
säure enthält, und berechnet man aus Essigsäuregehalt und Extrakt die
Trockensubstanz der Stammwürze des Bieres, aus dem der Essig her-
vorgegangen sein soll, so muß der gefundene Phosphorsäure^ehalt min-
destens 0,7 Proz. dieser Trockensubstanz betragen. Die Trockensubstanz
der Stammwürze eines Bieressigs wird wenigstens annähernd gefunden,
wenn man den Essigsäuregehalt mit 1,5 multipliziert und zum Essig-
extrakt addiert.
Bier- und Malzessige enthalten außerdem ProteinstofPe bezw. Amide.
Spritessig unterscheidet sich von den yorgenannten Essigsorten
durch seinen geringen Gehalt an Extrakt und Asche; letztere reagiert
entweder neutral oder schwach alkalisch.
Holzessig, sowie der aus Essigsäure oder Essigessenz durch Ver-
dünnen mit Wasser hergestellte Essig hinterläßt nur wenig Abdampf-
ond Glührückstand. Mitunter enthält solcher Essig empyreumatische
Stoffe (Holzteerbestandteile); die Gegenwart derselben wird nach der
Methode Ton Cazeneuve imd Cotton nachgewiesen, siehe Essig-
essenz S. 596.
Bezüglich der yorgenannten Merkmale muß ausdrücklich betont
werden, daß deren Vorhandensein noch kein untrügliches Zeichen für die
Echtheit einer Essigsorte ist, weil auch in reinen Naturprodukten die
als eigenartig bezeichneten Bestandteile eyent. fehlen können und weil
andererseits ein künstlicher Zusatz derselben zu minderwertigen Pro-
dukten nur zu leicht möglich ist.
Bearteilang.
1. Speiseessig soll nicht unter 3 Proz. Essigsäure (O3H4OS) enthalten.
2. Derselbe soll klar imd durchsichtig sein; er darf weder Essig-
älchen enthalten noch Pilzwucherungen aufweisen.
3. Der Geschmack und Geruch soll rein sein und der Bezeichnung
des Essigs entsprechen.
4. Speiseessig darf keine freien Mineralsäuren oder Oxalsäure, keine
giftigen Metallyerbindungen, keine Holzteerbestandteile (Empyreuma) und
weder scharf schmeckende Stoffe noch Konseryierungsmittel enthalten,
die nicht klar und unzweideutig in der Bezeichnung aufgeführt sind.
38*
596 Essig.
Anmerkung. Essigproben, welche einen zu niedrigen Gehalt an
Essigsäure aufweisen, sind auf Alkoholgehalt und Zuckergehalt zu unter-
suchen. Enthält ein Essig noch so yiel Alkohol oder Zucker, daß er
bei vollständiger Vergärung über die unterste Grenze des Essigsäure-
gehaltes kommen müBte, so ist derselbe nicht als gefälscht, sondern als
unfertiges Produkt zu beanstanden.
Verdünnte Essigsäure oder Essigessenz darf nicht als Gärungsessig
deklariert werden.
Essigessenz.
ünteraachiiiigsmeihodeii.
Die Untersuchung der Essigessenz hat sich zu erstrecken auf die
Bestimmung der Essigsäure, die Prüfung auf freie Mineralsäuren, die
Prüfung auf Metalle, die Prüfung auf Empyreuma.
!• Bestinuniinsr der Bssigsftiire.
Diese erfolgt durch Titration mit Normallauge und Phenolphtalein.
Die hierzu erforderliche Menge der Essigessenz darf nicht abgemessen
werden, sondern ist durch vorsichtiges Abwägen festzustellen. Zu diesem.
Zwecke wird in ein Wägeglas von ca. 100 ccm Inhalt 10 ccm destilliertes
Wasser gebracht und Glas samt Inhalt gewogen. Hierauf gibt man rasch
ca. 2 ccm Essigessenz zu dem destillierten Wasser im Wägeglas und wägt
wieder. Hierauf erfolgt die Titration der Essigsäure in dem Wägeglas
selbst.
2. PrüfünfiT auf freie Minerals&nren.
Die zu prüfende Essigessenz wird auf das Zwanzigfache verdünnt
und, wie bei Essig S. 591 angegeben, weiter untersucht.
3. PrOAmsT auf Metalle.
Die auf das Zehnfache verdünnte Essenz wird nach den bekannten
Regeln der Mineralanaljse untersucht.
4t* Prttfbnsr auf Empyreuma.
5 ccm Essenz werden mit 15 ccm Wasser und 1 ccm 1-proz. Kalium*
permanganatlösung versetzt und die Veränderung der Farbe beobachtet.
Nach 10 Minuten soll die Flüssigkeit noch rot geförbt sein.
Von gefärbten Essenzen werden ca. ^^ abdestilliert und das Destillat,
wie angegeben, untersucht.
Essigessenz. 597
Zur Prüfung auf Phenole wird die stark verdünnte Essigessenz
ebenso wie Essig mit Äther extrahiert und der ätherische Auszug mit
Bromwasser versetzt. Phenole scheiden sich hierbei als unlösliche Ver-
bindungen ab.
BenrteUimg.
Die Essigessenz muß allen Anforderungen, wie sie imter C, 4. S. 595
an Essig gestellt werden, entsprechen. Der Gehalt an Essigsäure soll
mindestens 80 Gewichtsprozent betragen.
Im Kleinverkehr darf Essigessenz nur in Gefäßen abgegeben werden,
die in auffälliger Schrift die Bemerkung tragen: „Nur in verdünntem
Zustand zu verwenden".
Die Untersnchnng des Weines.
Von
Prot» Dr. Karl Wlndts^
Yoniand des Technologischen Instituts der K. Landwirtschaiti. Hochschule su Hohenheim.
Vorbemerknng.
Der im nachstehenden behandelte Abschnitt unterscheidet sich von
den übrigen in diesem Handbuche bearbeiteten Gegenständen dadurch,
daB nicht nur der Verkehr mit Wein durch ein besonderes* Gesetz ge-
regelt ist, sondern daß auch für die Untersuchung des Weines amtliche
Vorschriften bestehen, welche bei allen im Auftrage von Gerichten,
Polizeibehörden und sonstigen Behörden ausgeführten- Weinuntersuchungen
seitens der Chemiker angewandt werden müssen. Die Beurteilung des
Weines erfolgt auf Grund des Nahrungsmittelgesetzes vom 14. Mai 1879
und des Gesetzes vom 24. Mai 1901, betreffend den Verkehr mit Wein,
weinhaltigen und weinähnlichen Getränken, sowie der Bekanntmachung
des Reichskanzlers vom 2. Juli 1901, betreffend die Ausführung dieses
Gesetzes. Zufolge der Ermächtigung im § 12 des alten Weingesetzes
Tom 20. April 1892 ist unter dem 25. Juni 1896 seitens des Reichs-
kanzlers die amtliche „Anweisung zur chemischen Untersuchung des
Weines^ bekannt gemacht worden. Diese Anweisung, die die Mehrzahl
der wichtigsten Verfahren der Weinuntersuchung umfaßt, ist mit einigen
kleinen Änderungen auch heute noch in Geltung.
Im folgenden sind zunächst die Verfahren behandelt, für die
offizielle Vorschriften bestehen; diese sind, soweit notwendig, wörtlich
abgedruckt und mit erläuternden Bemerkungen yersehen, die in kleiner
Schrift gedruckt sind. Daran schließen sich die Verfahren, die in der
amtlichen Anweisung nicht berücksichtigt sind, und zuletzt folgt die
Beurteilung des Weines auf Grund der chemischen Untersuchung^).
*) Dem Zwecke und Umfange des vorliegeD den Werkes entsprechend konnten
hier nur die Haupttatsachen der Weinchemie behandelt werden. Bezüglich der nähe-
ren Einzelheiten der Weinantersachung sei auf die nachstehenden Spezialwerke ver-
wiesen: Karl Windisch, Die chemische Untersuchung and Bearteilung des Weines.
Berlin 1896, Julius Springer; Th. W. Fresenius, Borgmanns Anleitung zur
chemischen Untersuchung des Weines. Wiesbaden 1898, C. W. Kreidel.
Vorschriften för Probenahme. 599
I» Die Uatemaeliiuii: des Weine«.
A. Vorschriften für das Bntnehineii, Beceicbnen,
Aufbewahren und Einsenden von Wein mm Zwecke der chemischen
' üntersachnng, sowie Bemerkungen allgemeinen Inhalts.
1. Von jedem Wein, welcher einer chemiBchen Untersuchung unter-
worfen werden soll, ist eine Probe von nundestens ly^ Liter zu ent-
nehmen. Diese Menge genügt fttr die in der Regel auszuführenden Be-
stimmungen (s. Nr. 5). Der Mehrbedarf für anderweite Untersuchungen
ist YOn der Art der letzteren abhängig.
2. Die zu yerwendenden Flaschen und Korke müssen vollkommen
rein sein. Erüge oder undurchsichtige Flaschen, in welchen etwa yor-
handene Unreinlichkeiten nicht erkannt werden können, dürfen nicht
verwendet werden.
3. Jede Flasche ist mit einem das unbefugte öffiien verhindernden
Yerschlusse und einem anzuklebenden Zettel zu versehen, auf welchem
die zur Feststellung der Identität notwendigen Vermerke angegeben
«ind. AuBerdem ist gesondert anzugeben: die GröBe und der Füllungs-
grad der Fässer und die äuBere Beschaffenheit des Weines; insbesondere
ist zu bemerken, wie weit etwa Kahmbildung eingetreten ist.
4. Die Proben sind sofort nach der Entnahme an die Untersuchungs-
steUe zu befördern; ist eine alsbaldige Absendung nicht ausführbar, so
sind die Flaschen an^ einem vor Sonnenlicht geschützten, kühlen Ort
liegend aufzubewahren. Bei Jungweinen ist wegen ihrer leichten Ver-
änderlichkeit auf besonders schnelle Beförderung Bedacht zu nehmen.
5. Zum Zweck der Beurteilung der Weine sind die Prüfungen und
Bestimmungen in der Regel auf folgende Eigenschaften und Bestandteile
jeder Weinprobe zu erstrecken:
1. Spezifisches Gewicht,
2. Alkohol,
3. Extrakt,
4. Mineralbestandteile,
5. Schwefelsäure bei Rotweinen,
6. Freie Säuren (Gesamtsäure),
7. Flüchtige Säuren,
8. Nichtflüchtige Säuren,
9. Glyzerin,
10. Zucker,
11« Polarisation,
12* Unreinen Stärkezucker, qualitativ,
13. Fremde Farbstoffe bei Rotweinen.
gOO Die Untersuchuag des Weines.
Unter besonderen Verhältnissen sind die Prüfungen und Bestim-
mungen noch auf nachbezeichnete Bestandteile auszudehnen:
14. Gesamtweinsteinsäure, freie Weinsteinsäure, Weinstein und
an alkalische Erden gebundene Weinsteinsäure,
15. Schwefelsäure bei Weißweinen,
16. Schweflige Säure,
17. Saccharin,
18. Salizylsäure, qualitativ,
19. Gummi und Dextrin, qualitativ,
20. Gerbstoflf,
21. Chlor,
22. Phosphorsäure,
23. Salpetersäure, qualitativ,
24. Baryum,
25. Strontium,
26. Kupfer.
Die Ergebnisse der Untersuchimgen sind in der angegebenen
Reihenfolge aufzuführen. Bei dem Nachweis und der Bestimmung solcher
Weinbestandteile, welche hier nicht aufgeführt sind, ist stets das an-
gewandte üntersuchungsverfahren anzugeben.
6. Als Normaltemperatur wird die Temperatur von 15^ C. fest-
gesetzt; mithin sind alle im folgenden vorgeschriebenen Abmessungen
des Weines bei dieser Temperatur vorzunehmen und sind die Ergebnisse
hierauf zu beziehen. Trübe Weine sind vor der Untersuchung zu fil-
trieren; liegt ihre Temperatur unter 15^ C, so sind sie* vor dem Filtrieren
mit den ungelösten Teilen auf 15^ C. zu erwärmen und umzuschüttein.
7. Die Mengen der Weinbestandteile werden in der Weise aus-
gedrückt, daß angegeben wird, wie viel Gramm des gesuchten Stoffes in
100 ccm Wein von 15® C. gefunden worden sind.
Die Angabe des Follangsgrades der Fässer ist deshalb von Bedeutong, weil
auf Weinen, die in nur teilweise gefällten Fässern lagern, sich leicht Kultaren von
Mikroorganismen ansiedeln, die die Zusammensetzung des Weines ändern, nament^
lieh der Essigpilz (Mjcoderma aceti) und der Kahmpilz (Mycoderma vini).
Die äußere Beschaffenheit des Weines gibt häufig Auskunft über Krank-
heiten desselben. Trübungen des Weines können hervorgerufen sein durch
Hefezellen, durch andere Mikroorganismen (Essigpilz, Kahmpilz, Bakterien des um-
geschlagenen Weines u. s. w.) oder durch Abscheidung gewisser Weinbestandteile,
wie Weinstein, weinsaurer Kalk, Farbstoffe u. s. w. Die Art der Trübungen
erkennt man unter dem Mikroskop. Zur Abscheidung der Trübungen läßt man diese
in einem Spitzglase absitzen oder man zentrifugiert oder filtriert den Wein.
Die Vorschriften zu 1 bis 4 beziehen sich nur auf die gerichtliche Unter-
suchung der W^eine; für diese ist auch die ausschließliche Verwendung geeichter
Meßgerate vorgeschrieben.
Bestimmimg des spez. Gewichtes und des Alkohols. gQl
B. AnsfiUmuig der Untersnchiuigen.
a) Die vom Bundesrate YorKeschriebenen Untersuchungen.
1. Bestimmunsr des spezifischen Gewichtes').
Das spezifische Gewicht des Weines wird nach der offiziellen Vorschrift
mit Hilfe des Pyknometers bestimmt. Eine Vereinfachong der Berechnung ist
von F. Bolm') angegeben worden.
Bei nicht gerichtlichen Untersuchungen kann man das spezifische Gewicht
der Weine auch mit einer genauen, geprüften Westp halschen (Mohr sehen)
Wage oder mit hinreichend fein eingeteilten Ar&ometem, sogenannten Densi-
metem oder Dichtigkeitsspindeln, bestimmen. Nur fCbr Weine mit mehr als 4 g
Extrakt in 100 ccm hat die genaue Bestimmung des spezifischen Gewichtes eine
gröfiere Bedeutung, da es hier zur Ermittelung des Extraktgehaltes herange-
zogen wird.
2. Bestimmunsr des Alkohols.
Der zum Zwecke der Bestimmung des spezifischen Gewichtes (Nr. 1)
im Pyknometer enthaltene Wein wird in einen Destillierkolben Yon*
150 — 200 ccm Inhalt übergeführt und das Pyknometer dreimal mit wenig
Wasser nachgespült. Man gibt zur Verhinderung etwaigen Schäumens ein
wenig Tannin in den Kolben und yerbindet diesen durch Gummistopfen
und Kugelröhre mit einem Liebigschen Kühler; als Vorlage benutzt man
das Pyknometer, in welchem der Wein abgemessen worden ist. Nunmehr
destilliert man, bis etwa 35 ccm Flüssigkeit übergegangen sind, füllt das
Pyknometer mit Wasser bis nahe zum Halse auf, mischt durch quirlende
Bewegung solange, bis Schichten von yerschiedener Dichtigkeit nicht mehr
wahrzunehmen sind, stellt die Flüssigkeit Ys Stunde in ein Wasserbad yon
15^ C. und fügt mit Hilfe eines Haarröhrchens vorsichtig Wasser von 15^0.
zu, bis der untere Rand der Flüssigkeitsoberfläche gerade die Marke be-
rührt. Dann trocknet man den leeren Teil des Pyknometerhalses mit
Stäbchen aus Filtrierpapier, wägt und berechnet das spezifische Gewicht
des Destillates in der unter Nr. 1 angegebenen Weise. Die diesem
spezifischen Gewichte entsprechenden Gramme Alkohol in 100 ccm Wein
werden aus der zweiten Spalte der Tab. I (S. 664) entnonunen 3).
Anmerkung: Bei der Untersuchung von Verschnittweinen ist der Al-
kohol in Volumprozent nachMafigabe der dritten Spalte derTab.I anzugeben.
^) Den Wortlaut der amtlichen Anweisung siehe in Karl Windisch, Die
chemische Untersuchung und Beurteilung des Weines, Berlin 18%, S. 48.
*) Zsch. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1900, 8, 667.
') Karl Windisch, Tafel zur Ermittelung des Alkoholgehaltes von Alkohol-
Wassermischungen aus dem spezifischen Gewicht. Berlin 1893, Julius Springer.
Morley (Jouxn. Amer. Ghem. Soc. 26 (1904), 1188—1192) gibt eine Alkoholtafel
für ganze Prozente und far jeden Grad von 15 — 22 ^G.
602 ^^0 Untenachang des Weines.
Mit dem Alkohol gehen auch kleine Mengen fl&chtiger Säuren in das
Destillat über; bei normalen Weinen ist deren Menge aber so gering, daß sie das
spezifische Gewicht des Destillates nicht merkbar beeinflussen. Bei stark stichigen,
an Essigsäure reichen Weinen ist es dagegen notwendig, den Wein vor der
Destillation zu neutralisieren'). Sehr extraktreiche S&ßweine darf man nicht zn
weit destillieren, da der Destillationsrnckstand andernfalls leicht anbrennen kann.
Bei nicht gerichtlichen Weinuntersuchungen kann man den Alkoholgehalt
des auf das ursprüngliche Volumen aufgefüllten Destillates mit Hilfe eines ge-
nauen Alkoholometers bestimmen. Die besonderen, für die Bestimmung des
Alkohols ohne Destillation vorgeschlagenen Apparate, z. B. das Vaporimeter, das
EbttUioskop, das Liquometer (Kapillarimeter), der Tropfenzähler (Stalagmometer),
femer das spektroskopische und das krjoskopische Verfahren u. s. w. sind nicht
zu empfehlen, da sie zum mindesten unsicher sind. Dasselbe gilt von der
indirekten Ermittelung des Alkohols aus dem spezifischen Gewicht des ursprüng-
lichen und des entgeisteten Weines.
3. Bestlmmansr des Extraktes (Gehaltes an ExtraktBtoflfon).
Unter Extrakt (Gesamtgehalt an Extraktstoffen) im Sinne der
Bekanntmachung vom 29. April 1892^) sind die ursprünglich gelöst
gewesenen Bestandteile des entgeisteten und entwässerten ausgegorenen
Weines zu verstehen.
Da das fUr die Bestimmung des Extraktgehaltes zu wählende Yei^
fahren sich nach der Extraktmenge richtet, so berechnet man zunächst
den Wert von x aus nachstehender Formel:
x = l + S — Si.
Hierbei bedeutet:
S das spezifische Gewicht des Weines (nach Nr. 1 bestimmt),
Si das spezifische Gewicht des alkoholischen, auf das ursprüngliche
Maß aufgefüllten Destillates des Weines (nach Nr. 2 bestimmt).
Die dem Werte von x nach Maßgabe der Tafefll (S. 665) ent-
sprechende Zahl E wird aus der zweiten Spalte dieser Tafel entnommen').
a) Ist E nicht größer als 3, so wird die endgültige Bestimmung
des Extraktes in folgender Weise ausgeführt. Man setzt eine gewogene
Platinschale yon etwa 85 mm Durchmesser, 20 mm Höhe und 75 ccm
0 C. Amthor, Zsch. Unters. Nähr.- u. Genuflm. 1898, 1, 811.
*) Bezw. yom 2. Juli 1901.
>) Die Tafein (S. 665 ff.) bildet eben Aaszag aus Karl Windisck, Tafel
zur Ermittelang des Zuckergehaltes w&ßriger Znokerlösungen aas der Dichte bei
15® G. Zugleich Eztrakttafel f&r die Untersuchung von Bier, Söfiweinen, Likören,
Frachtsäften a. s. w. Nach der amtlichen Tafel der Kaiserlichen Normal-Eichnngs-
Kommission berechnet Berlin 1896, Julius Springer. Die Zahl x entspricht der
»Dichte bei 15® C.^, E dem ,, Gramm Zacker in lOQ ccm^ der genannten Zucker
und Eztrakttafel.
Bestimmung des Extraktgehaltes. g03
Inhalt, welche ungeföhr 20 g wiegt, auf ein Wasserbad mit lebhaft
kochendem Wasser und läßt aus einer Pipette 50 ccm Wein von 15^ C.
in dieselbe fließen. Sobald der Wein bis zur dickflüssigen Beschaffenheit
eingedampft ist, setzt man die Schale mit dem Rückstande 27^ Stunden
in einen Trockenkasten, zwischen dessen Doppel Wandungen Wasser
lebhaft siedet, läßt dann im Exsikkator erkalten und findet durch
Wägung den genauen Extraktgehalt.
b) Ist E größer als 3, aber kleiner als 4, so läßt man aus einer
Bürette in die beschriebene Platinschale eine so berechnete Menge Wein
fließen, daß nicht mehr als 1,5 g Extrakt zur Wägung gelangen, und
verehrt weiter, wie unter a) angegeben.
c) Ist E gleich 4 oder größer als 4, so gibt diese Zahl endgültig
die Gramme Extrakt in 100 ccm Wein an.
Um einen Wein, der seiner Benennung nach einem inländischen
Weinbau gebiete entsprechen soll, nach Maßgabe der Bekanntmachung
Yom 29. April 1892') zu beurteilen und demgemäß den Extraktgehalt
des vergorenen Weines (s. Nr. 3 Abs. 1) zu ermitteln, sind die bei der
Zuckerbestimmung (vergl. Nr. 10) gefundenen Zahlen zu Hilfe zu nehmen.
Beträgt danach der Zuckergehalt mehr als 0,1 g in 100 ccm Wein, so
ist die darüber hinausgehende Menge von der nach Nr. 3 a, 3 b oder 3 c
gefundenen Extraktzahl abzuziehen. Die yerbleibende Zahl entspricht
dem Extraktgehalte des vergorenen Weines.
Bei der Extraktbestimmuog werden die Weioe mit weniger als 4 g Extrakt
in 100 ccm und die mit 4 g oder mehr als 4 g Extrakt in 100 ccm grands&tzlich
verschieden behandelt: bei den enteren wird der Extraktgehalt direkt durch
Eindampfen, bei den letzteren indirekt aas dem spezifischen Gewichte des ent-
geisteten und auf das ursprüngliche Maß wieder aufgefüllten Weines bestimmt.
Man hat daher in jedem Falle zunächst festzustellen, welches Verfahren man bei
eiuem vorliegenden Weine einzuschlagen hat. Dies geschieht durch Rechnung
mit Hilfe der Formel von Tabarie. Die nach dieser Formel berechnete Zahlx
stellt das spezifische Gewicht des entgeisteten und auf das ursprüngliche Maß
wieder aufgefüllten Weines dar. Die der Zahl x entsprechende Zahl E gibt die
zu dem spezifischen Gewichte x gehörigen Gramme Extrakt in 100 ccm Wein an.
Die genaue Bestimmung des Extraktgehaltes ist wegen der Flüchtigkeit
des Gljzerins und sonstiger, unter Umständen beim Erhitzen des Weinextraktes
eintretender Zersetzungen streng genommen nicht möglich. Man muß daher, um
vergleichbare Werte zn erhalten, die Vorschriften genau einhalten. Auch dann
können noch Unterschiede in den gefundenen Extraktgehalten vorkommen, die
namentlich bei Weinen, deren Extrakt der für gatlisierte Weine festgesetzten Grenze
nahekommt, von Bedeutung sind. Aus diesem Grunde hat die Kommission zur Be-
arbeitung einer Weinstatistik für Deutschland auf Vorschlag von W. Möslinger*)
1) Bezw. vom 2. Juli 1901.
*) Forschnngsber. über Lebensm. 1896, 8, 286.
504 Die üntersuchuDg des Weines.
die Aasföhrung der direkten Extraktbestimmong durch folgende sehr beherzigens
werte Beschlüsse präzisiert.
,dO ccm Wein von 15® C. werden in einer Platinschale Ton 85 mm oberem
Durchmesser, 20 mm Höhe und 75 ccm Inhalt, welche nngefthr 20 g wiegt, auf
lebhaft kochendem Wasserbade, das mit Ring oder Ausschnitt von 60 mm lichtem
Durchmesser versehen ist, an zugfreiem Orte bis zur dickflüssigen Beschaffenheit
eingedampft. Diese Operation nimmt etwa 40 Minuten in Anspruch. Gegen Ab-
lauf dieser Zeit beobachtet man unausgesetzt das Fortschreiten der Eindampfung
und sorgt, sobald der Wein schwieriger fliefit, durch öfteres Neigen der Schale
nach allen Seiten nach Möglichkeit dafür, daß alle Teile des Schaleninhaltes
durch den noch herumfließenden Anteil immer aufs neue benetzt werden, bis
zum Eintritt des Endpunktes der Abdampfung. Letzterer ist erreicht, sobald die
Flüssigkeit sich durch das Neigen der Schale nicht mehr sofort, sondern erst
nach kurzem Zuwarten zu einem langsam fließenden Tropfen vereinigen Ußt
und beim Erkalten der Schale so gut wie ganz unbeweglich wird. Alsdann wird
die Schale außen abgetrocknet und in die Zelle eines besonders eingerichteten
Trockenschrankes '), dessen Wasser sich bereits im Sieden befindet, verbracht.
Nach 2 Vs- stündigem Erhitzen, w&hrend dessen der Wasserstand unverändert
bleiben muß und die Zelle schlechterdings nicht geöffnet worden sein darf, wird
die Schale so rasch als möglich mit Deckel, Glas- oder Glimmerplatte bedeckt,
herausgenommen und nach dem Erkalten im Ezsikkator sofort gewogen«^
Nach Versuchen von 0. Amthor') hat selbst der Barometerstand und
damit die Höhenlage der einzelnen Orte einen merkbaren Einfluß auf den Aus-
fall der Extraktbestimmung, insofern als hiervon der Siedepunkt des Wassers und
damit die Temperatur, bei welcher das Extrakt getrocknet wird, abhängig sind.
Die of&ziell vorgeschriebene Extrakttafel ist in Wirklichkeit eine Rohr-
zuckertafel, da der Zusammenhang zwischen dem spezifischen Gewichte und dem
Extraktgehalte entgeisteter Süßweine nicht genau bekannt ist und die Rohi^
zuckerlösungen ein annähernd gleiches spezifisches Gewicht haben wie die wäß-
rigen Süßweinextraktlösungen.
Neuerdings haben A. Halenke und W. Möslinger') eine für die Tem-
peratur von 15® C. geltende Extrakttafel für die Weinanalyse berechnet, welcher
Trocknungsversuche mit Mosten zu Grunde liegen; dieselbe wurde von der „Kom-
mission zur Bearbeitung einer Weinstatistik für Deutschland^ *) vorgeschlagen und
von M. Barth^), E. List^), W. Fresenius^) und anderen benutzt und empfohlen.
Der letztere hat die Halenke-Möslingersche Tafel durch Extrapolation
bis auf das spezifische Gewicht 1,0000 herab umgerechnet').
^) Die Beschreibung des Trockenschrankes vergl. im Original.
3) Zsch. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1898, 1, 812.
') Zsch. f. analyt. Chemie 1897, 86, 418.
*) Ebendort 1895, 84, 270.
») Ebendort 1895, 84, 651.
') Forschungsber. über Lebensmittel 1896, 8, 20.
^) Th. W. Fresenius, Borgmanns Anleitung zur ehem. Analyse des
Weines. 2. Auflage. Wiesbaden 1898, C. W. Kreidel. S. 28.
•) Ebendort S. 208.
MineralbestaDdteile. Schwefelsäure. g05
4. Bestimmiinsr der Mineralbestandteile.
Enthält der Wein weniger als 4 g Extrakt in 100 com, so
wird das nach Nr. Sa oder 3b erhaltene Extrakt vorsichtig verkohlt,
indem man eine kleine Flamme unter der Platinschale hin- und her-
bewegt. Die Kohle wird mit einem dicken Platindraht zerdrückt und
mit heiBem Wasser wiederholt ausgewaschen; den wäßrigen Auszug
filtriert man durch ein kleines Filter von bekanntem geringem Aschen-
gehalte in ein Bechergläschen. Nachdem die Kohle vollständig aus-
gelaugt ist, gibt man das Filterchen in die Platinschale zur Kohle,
trocknet beide und verascht sie vollständig. Wenn die Asche weiB
geworden ist, gießt man die filtrierte Lösung in die Platinschale zurück,
verdampft dieselbe zur Trockne, benetzt den Rückstand mit einer Lösung
von Ammoniumkarbonat, glüht ganz schwach, läßt im Exsikkator erkalten
und wägt.
Enthält der Wein 4 g oder mehr Extrakt in 100 ccm, so
verdampft man 25 ccm des Weines in einer geräumigen Platinschale
und verkohlt den Rückstand sehr vorsichtig; die stark aufgeblähte Kohle
wird in der vorher beschriebenen Weise weiter behandelt.
Das Befeuchten der Asche mit Ammoniamkarbonatlösung ist unnötig, bis-
weilen sogar schädlich. Wegen der hygroskopischen Beschaffenheit der Asche
bedeckt man die Schale zweckmäßig beim Wägen jnit einem Uhrglas oder dergl.
Sehr zuckerreiche Weine lassen sich nur ungemein schwer veraschen, da
das schmelzende Extrakt sich stark aufbläht und auch bei Verwendung von großen
Platinschalen leicht überschäumt. Von solchen Weinen können 50 ccm entgeistet,
bis zu einem Zuckergehalt von 10 — 15 Proz. verdünnt, mit einer Spur Hefe
geimpft und bei % — 80® C. vergoren werden. Die vergorene Flüssigkeit wird
mit dem Bodensatze in eine Platinschale gespült, eingedampft und der Rückstand
in der beschriebenen Weise verascht.
5« Bestinunansr der Schwefelsäure in Botweinen').
Die Schwefelsäure wird in 50 ccm heißem, mit Salzsäure angesäuertem
Wein mit Chlorbarjumlösung gefällt.
Bei Rotweinen ist der Baryumsulfatniederschlag stets rot gefärbt, da
gleichzeitig mit ihm noch andere Stoffe geftUt werden. Diesen Niederschlag
glnht man, schmilzt ihn mit Soda und Salpeter, löst die Schmelze in Wasser,
filtriert, wäscht gut aus, säuert die Lösung mit Salzsäure an, verjagt die Salpeter-
säure durch Eindampfen und ftllt heiß mit ChlorbarTum.
') Den Wortlaut der amtlichen Anweisung siehe in: Karl Windisch,
Chem. Untersuchung u« Beurteilung des Weines. Berlin 1896. S. 66.
g06 I^>o üntersachung des Weines.
6. BestimmanflT der fireien Sftoren (C^esamtsAure)«
25 ccm Wein werden bis zum beginnenden Sieden erhitzt und die
heiBe Flüssigkeit mit einer Alkalilauge, welche nicht schwächer als
Y^-normal ist, titriert. Wird Normallauge verwendet, so müssen Büretten
Yon etwa 10 ccm Inhalt benutzt werden, welche die Abschätzung Yon
Yioo ^^^ gestatten. Der Sättigungspunkt wird durch Tüpfeln auf empfind-
lichem violettem Lackmuspapier festgestellt; dieser Punkt ist erreicht,
wenn ein auf das trockene Lackmuspapier aufgesetzter Tropfen keine
Rötung mehr hervorruft. Die freien Säuren sind als Weinsteinsäure zu
berechnen.
Ad Stelle des gewöhnlichen Lackmaspapiers empfehlen Halenke und Mos-
linger*) ein mit Hilfe eines Bestandteiles des Lackmosfarbstoffes, der Azolit-
mins&ure, hergestelltes Indikatorpapier. Ein zweiter Vorschlag von Halenke
and Möslinger geht dahin, die zar Bestimmung der Gesamtsäure za ver-
wendende Alkalilauge gegen reine, gepulverte, über Schwefelsäure getrocknete
Weinsteinsäare zu stellen.
7. Bestimnoiiinsr der flachtigren S&uren'}»
Die flüchtigen Säuren werden mit Wasserdampf überdestilliert.
Von 50 ccm Wein werden etwa 25 ccm abdestilliert und dann Wasser-
dampf eingeleitet; durch zweckmäßiges Erwärmen des Kolbens trägt
man dafür Sorge, daß die Menge der Flüssigkeit in demselben sich
nicht mehr ändert. Man unterbricht die Destillation, wenn 200 ccm
Flüssigkeit übergegangen sind. Man versetzt das Destillat mit Phenol-
phtalein und titriert die Säuren. Die flüchtigen Säuren werden al?
Essigsäure (C, H4 0^) berechnet.
Nach' W. Möslinger') soll die lichte Weite der EinstrÖmungsspitze für
den Wasserdampf 1 mm betragen; die Flammen sollen so geregelt werden, daß
die 200 ccm Destillat in etwa 50 Minuten erhalten werden mit einem Spielraom
von 5 Minaten.
Bei essigstichigen Weinen, die reich an Essigsäure sind, findet sich die
Gesamtmenge der Essigsäure häufig nicht in den ersten 200 ccm Destillat. Es
ist daher zu empfehlen, daß man, wenn 200 ccm Flüssigkeit überdestilliert sind,
das nachfolgende Destillat auf seine Reaktion prüfL Das Nachdestillat reagiert
fast ausnahmslos noch sauer, meist aber sehr schwach; wenn es noch stark sauer
reagiert, muH man noch weiter destillieren und das Nachdestillat titrieren.
1} Zeitschr. f. analyt Chemie 1895, 84, 274.
') Den Wortlaut der amtlichen Anweisung siehe in: Karl Windisch,
Die chemische Untersuchung und Beurteilung des Weines. BerUn 1896. S. 70.
*) Forschungsber. über Lebensmittel 1897, 4, 329.
SäDren. Glyzerin. g07
8. Besttminiinsr der nlchtflüchtlgren Sftaren«
Die Menge der nichtflüchtigen Säuren im Wein, welche als Wein-
steinsäure anzugeben sind, wird durch Rechnung gefunden.
Bedeutet:
a die Gramme freie Säuren in 100 ccm Wein, als Weinstein-
säure berechnet,
b die Gramme flüchtige Säuren in 100 ccm Wein, als Essig-
säure berechnet,
X die Gramme nichtflüchtige Säuren in 100 ccm Wein, als
Weinsteinsäure berechnet,
so sind enthalten:
X = (a — 1,25 b) Gramm nichtflüchtige Säuren, als Weinsteinsäure
berechnet, in 100 ccm Wein.
9. Bestimmunsr des Glyzerins.
a) In Weinen mit weniger als 2 g Zucker in 100 ccm.
Man dampft 100 ccm Wein in einer Porzellanschale auf dem
Wasserbade auf etwa 10 ccm ein, yersetzt den Rückstand mit etwa 1 g
Quarzsand und soviel Kalkmilch von 40 Proz. Ealkhydrat, daß auf je
1 g Extrakt 1,5 — 2 ccm Kalkmilch kommen, und verdampft fast bis zur
Trockne. Der feuchte Rückstand wird mit etwa 5 ccm Alkohol von
96 Maflprozent versetzt, die an der Wand der Porzellanschale haftende
Masse mit einem Spatel losgelöst und mit einem kleinen Pistill unter
Zusatz kleiner Mengen Alkohol von 96 Maflprozent zu einem feinen
Brei zerrieben. Spatel und Pistill werden mit Alkohol von gleichem
Gehalte abgespült. Unter beständigem Umrühren erhitzt man die Schale
auf dem Wasserbade bis zum Beginne des Siedens und gieflt- die trübe
alkoholische Flüssigkeit durch einen kleinen Trichter in ein 100 ccm-
Kölbchen. Der in der Schale zurückbleibende pulverige Rückstand wird
unter Umrühren mit 10 — 12 ccm Alkohol von 96 Maßprozent wiederum
heiß ausgezogen, der Auszug in das 100 ccm-Kölbchen gegossen und
dieses Verfahren solange wiederholt, bis die Menge der Auszüge etwa
95 ccm beträgt; der unlösliche Rückstand verbleibt in der Schale.
Dann spült man das auf dem 100 ccm-Kölbchen sitzende Trichterchen
mit Alkohol ab, kühlt den alkoholischen Auszug auf 15^ C. ab imd füllt
ihn mit Alkohol von 96 Maßprozent auf 100 ccm auf. Nach tüchtigem
ümschütteln filtriert man den alkoholischen Auszug durch ein Falten-
filter in einen eingeteilten Glaszylinder. 90 ccm Filtrat werden in eine
Porzellanschale übergeführt und auf dem heißen Wasserbade unter Ver-
meiden des lebhaften Siedens des Alkohols eingedampft. Der Rück-
stand wird mit kleinen Mengen absoluten Alkohols aufgenommen, die
508 ^i® Untersuchung des Weines.
Lösung in einen eingeteilten Glaszylinder mit Stopfen gegossen und die
Schale mit kleinen Mengen absoluten Alkohols nachgewaschen, bis die
alkoholische Lösung genau 15 ccm beträgt. Zu der Lösung setzt man
dreimal je 7,5 ccm absoluten Äther und schüttelt nach jedem Zusatz
tüchtig durch. Der verschlossene Zylinder bleibt so lange stehen, bis
die alkoholisch-ätherische Lösung ganz klar geworden ist; hierauf gießt
man die Lösung in ein Wägegläschen mit eingeschliffenem Stopfen.
Nachdem man den Glaszylinder und das Filter mit etwa 5 ccm einer
Mischung von 1 Raumteil absolutem Alkohol und lYa Raumteilen ab-
solutem Äther nachgewaschen und die Waschflüssigkeit ebenfalls in
das Wägegläschen gegossen hat, verdunstet man die alkoholisch-
ätberische Flüssigkeit auf einem heißen, aber nicht kochenden Wasser-
bade, wobei wallendes Sieden der Lösung zu vermeiden ist. Nachdem
der Rückstand im Wägegläschen dickflüssig geworden ist, bringt man
das Gläschen in einen Trockenkasten, zwischen dessen Doppel Wandungen
Wasser lebhaft siedet, läßt nach einstündigem Trocknen im Exsikkator
erkalten und wägt.
Berechnung: Wurden a Gramm Glyzerin gewogen, so sind ent-
halten :
X = 1,111 . a Gramm Glyzerin in 100 ccm Wein.
b) In Weinen mit 2 g oder mehr Zucker in 100 ccm.
50 ccm Wein werden in einem geräumigen Kolben auf dem Wasser-
bade erwärmt und mit 1 g Quarzsand und so lange mit kleinen Mengen
Kalkmilch versetzt, bis die zuerst dunkler gewordene Mischung wieder
eine hellere Farbe und einen laugenhaften Geruch angenommen hat. Das
Gemisch wird auf dem Wasserbade unter fortwährendem Umschütteln
erwärmt. Nach dem Erkalten setzt man 100 ccm Alkohol von 96 Maß-
prozent zu, läßt den sich bildenden Niederschlag absitzen, filtriert die
alkoholische Lösimg ab und wäscht den Niederschlag mit Alkohol von
96 Maßprozent aus. Das Filtrat wird eingedampft und der Rückstand
nach der unter Nr. 9 a) gegebenen Vorschrift weiter behandelt.
Berechnung; Wurden a Gramm Glyzerin gewogen, so sind ent-
halten :
X = 2,222 . a Gramm Glyzerin in 100 ccm Wein.
Anmerkung. Wenn die Ergebnisse der Zuckerbestimmung nicht
mitgeteilt sind, so ist stets anzugeben, ob der Glyzeringehalt der Weine
nach Nr. 9 a) oder 9 b) bestinmit worden ist.
Das vorstehende Verfahren der Glyzerinbestimmung ist recht mangel-
haft: einerseits sind beim Abdampfen der Flüssigkeiten Verluste an
Glyzerin unvermeidlich, andererseits gehen in die Alkohol-Äthermischung
auch andere Stoffe über. Das analytische Weinglyzerin enthält daher
Bestimmung des Zuckers. QQQ
beträchtliclie Mengen Nichtglyzerin, namentlich das aus znckerreichen
Weinen gewonnene. Bezüglich der Vorschläge für andere Verfahren der
Glyzerinbestimmung yergL K. Windisch, Chem« Untersuchung und Be-
urteilung des Weines, Berlin 1896, S. 80 und die neuere Literatur.
Neuerdings ist von S. Zeisel und R. Fant o^) ein Verfahren zur Bestimmung
des Glyzerins im Wein angegeben worden, das auf der Überfuhrung desselben
in Isopropyljodid beruht.
lO. Bestimmanflr des Znekerg.
Die Bestimmung des Zuckers geschieht gewichtsanalytisch mit
Fehlin gscher Lösung.
Herstellung der erforderlichen Lösungen.
1. Kupfersulfatlösung. 69,278 g krystallisiertes Eupfersulfat
werden mit Wasser zu 1 Liter gelöst.
2. Alkalische Seignettesalzlösung. 346 g Seignettesalz
(Kaliumnatriumtartrat) und 103,2 g Natriumhydrat werden mit Wasser
zu 1 Liter gelöst und die Lösung durch Asbest filtriert.
Die beiden Lösungen sind getrennt aufzubewahren.
Vorbereitung des Weines zur Zuckerbestimmung.
Zunächst wird der annähernde Zuckergehalt des zu untersuchenden
Weines ermittelt, indem man Yon dem Extraktgehalt desselben die
Zahl 2 abzieht. Weine, die hiemach höchstens 1 g Zucker in 100 ccm
enthalten, können unyerdünnt zur Zuckerbestimmimg yerwendet werden;
Weine, die mehr als 1 g Zucker in 100 ccm enthalten, müssen dagegen
so weit Yerdünnt werden, daß die yerdünnte Flüssigkeit höchstens 1 g
Zucker in 100 ccm enthält. Die für den annähernden Zuckergehalt
gefundene Zahl (Extrakt weniger 2) gibt an, auf das wieyielfache MaB
man den Wein yerdünnen muB, damit die Lösung nicht mehr als 1 Proz.
Zucker enthält. Zur Vereinfachung der Abmessung und Umrechnung rundet
man die Zahl (Extrakt weniger 2) nach oben zu auf eine ganze Zahl ab.
Die für die Verdünnimg anzuwendende Menge Wein ist so auszuwählen,
daß die Menge der yerdünnten Lösung mindestens 100 ccm beträgt.
Ausführung der Bestimmung des Zuckers im Weine.
100 ccm Wein oder, bei einem Zuckergehalte yon mehr als 1 Proz.,
100 ccm eines in der yorher beschriebenen Weise yerdünnten Weines
^) Zeitschr. landw. Versuchswesen Österreich 1902, 5, 729; Zeitschr. f. analyt.
Chemie 1903, 42, 549; yergl. auch M. Strittar, Zeitschr. f. analyt Chemie 1903,
42, 579; J. Schach, Zeitschr. landw. Versuchswesen Österreich 1904, 7, 111.
Unienuchtmgen. 5. Aufl. HL 39
QIQ Die Untersuchung des Weines.
werden in einem MeBkölbchen abgemessen, in eine Porzellanschale
gebracht, mit Alkalilauge neutralisiert und im Wasserbade auf etwa
25 com eingedampft. Behufs Entfernung von Gerbstoff und Farbstoff
fügt man zu dem entgeisteten Weinrückstande, sofern es sich um Rot-
weine oder erhebliche Mengen Gerbstoff enthaltende Weißweine handelt,
5 — 10 g gereinigte Tierkohle, rührt das Gemisch unter Erwärmen auf
dem Wasserbade mit einem Glasstabe gut um und filtriert die Flüssig-
keit in das 100 ccm-Eölbchen zurück. Die Tierkohle wäscht man so
lange mit heißem Wasser sorgfältig aus, bis das Filtrat nach dem
Erkalten nahezu 100 ccm beträgt. Man versetzt dasselbe sodann mit
3 Tropfen einer gesättigten Lösung yon Natriumkarbonat, schüttelt um
und füllt die Mischung bei 15^ C. auf 100 ccm auf. Entsteht durch den
Zusatz von Natriumkarbonat eine Trübung, so läßt man die Mischung
2 Stunden stehen und filtriert sie dann. Das Filtrat dient zur Bestim-
mung des Zuckers.
An Stelle der Tierkohle kann zur Entfernung Yon Gerbstoff imd
Farbstoff aus dem Weine auch Bleiessig benutzt werden. In diesem
Falle verfahrt man, wie folgt: 160 ccm Wein werden in der vorher
beschriebenen Weise neutralisiert und entgeistet und der entgeistete
Weinrückstand bei 15^ C. mit Wasser auf das ursprüngliche Maß wieder
aufgefüllt. Hierzu setzt man 16 ccm Bleiessig, schüttelt um und filtriert.
Zu 88 ccm des Filtrates fügt man 8 ccm einer gesättigten Natrium-
karbonatlösung oder einer bei 20^ C. gesättigten Lösung von Natrium-
sulfat, schüttelt um und filtriert aufs neue. Das letzte Filtrat dient
zur Bestimmung des Zuckers. Durch die Zusätze von Bleiessig und
Natriumkarbonat ist das Yolumen des Weines um Y5 vermehrt worden,
was bei der Berechnung des Zuckergehaltes zu berücksichtigen ist.
a) Bestimmung des Invertzuckers,
In einer vollkommen glatten Porzellanschale werden 25 com Kupfer-
sulfatlösung, 25 ccm Seignettesalzlösung und 25 ccm Wasser gemischt
und auf einem Drahtnetz zum Sieden erhitzt. In die siedende Mischung
läßt man aus einer Pipette 25 ccm des in der beschriebenen Weise vor-
bereiteten Weines fließen und kocht nach dem Wiederbeginne des leb-
haften Aufwallens noch genau 2 Minuten. Man filtriert das ausge-
schiedene Kupferoxydul unter Anwendung einer Saugpumpe sofort durch
ein gewogenes Asbestfilterröhrchen und wäscht letzteres mit heißem
Wasser und zuletzt mit Alkohol und Äther aus. Nachdem das Röhrcheo
mit dem Kupferoxydulniederschlag bei 100^ C. getrocknet ist, erhitzt
man letzteren stark bei Luftzutritt, verbindet das Röhrchen alsdann mit
einem Wasserstoff- Entwickelungsapparate, leitet trockenen und reinen
Wasserstoff hindurch und erhitzt das zuvor gebildete Kupferoxyd mit
Bestimmang des Rohrznckers. 611
einer kleinen Flamme, bis dasselbe vollkommen zu metallischem Eapfer
reduziert ist. Dann läßt man das Kupfer im Wasserstoffstrome erkalten
und wägt. Die dem gewogenen Kupfer entsprechende Menge Invert-
zucker entnimmt man der als Anlage beigegebenen Tafel HD). (Die
Reinigrmg des Asbestfilterröhrchens geschieht durch Auflösen des Kupfers
in heißer Salpetersäure, Auswaschen mit Wasser, Alkohol und Äther,
Trocknen und Erhitzen im Wasserstoffstrome.)
b) Bestimmung des Bohrzuckers.
Man mißt 50 ccm des in der vorher beschriebenen Weise erhaltenen
entgeisteten, alkalisch gemachten, gegebenenfalls von Gerbstoff und Farb-
stoff befreiten und verdünnten Weines mittels einer Pipette in ein Kölb«
chen von etwa 100 ccm Inhalt, neutralisiert genau mit Salzsäure, fügt
sodann 5 ccm einer 1-proz. Salzsäure hinzu und erhitzt die Mischung
eine halbe Stunde im siedenden Wasserbade. Dann neutralisiert man
die Flüssigkeit genau, dampft sie im Wasserbade etwas ein, macht sie
mit einer Lösung von Natriumkarbonat schwach alkalisch und filtriert
sie durch ein kleines Filter in ein 50 ccm-Kölbchen, das man durch
Nachwaschen bis zur Marke füllt. In 25 ccm der zuletzt erhaltenen
Lösimg wird, wie unter Nr. 10a) angegeben, der Invertzuckergehalt
bestimmt.
Berechnung: Man rechnet die nach der Inversion mit Salzsäure
erhaltene Kupfermenge auf Gramme Invertzucker in 100 ccm Wein um.
Bezeichnet man mit
a die Gramme Invertzucker in 100 ccm Wein, welche vor der
Inversion mit Salzsäure gefunden wurden,
b die Gramme Invertzucker in 100 ccm Wein, welche nach
der Inversion mit Salzsäure gefunden wurden,
so sind enthalten:
X = 0,95 (b — a) Gramm Rohrzucker in 100 ccm Wein.
Anmerkung. Es ist stets anzugeben, ob die Entfernung des
Gerbstoffes und des Farbstoffes durch Kohle oder durch Bleiessig statt-
gefunden hat.
Hierzu ist folgendes za bemerken:
1. Sehr zackerreiche Süßweine kann man zur Verdünnong nicht abmessen,
da sie an den Wandungen der Bürette teilweise hangen bleiben. Solche Weine
') Die Tafel HI ist hier nicht mit abgedruckt; sie ist entnommen aus:
E. Wein, Tabellen zur Zuckerbestimmong. Stuttgart 1888. Für die Kupfer-
mengen von 10 — 89 mg wird die Tabelle für Traubenzucker (£. Wein, S. 2,
Tabelle I), für größere Kupfermengen die Tabelle für Invertzucker (£. Wein,
S. 14, Tabelle IV) verwendet, da letztere erst mit 90 mg Kupfer, beginnt
39*
512 ^^^ UnterBachong des Weines.
wiegt man ab imd berechnet das Volumen der abgewogenen Menge nach der
Formel:
1,00228. p
" d '
worin y das Volumen, p das Grewicht und d das spezifische Gewicht des Weines
bedeutet
2. Die Wirksamkeit der Tierkohle hängt wesentlich von ihrer Beschaffen-
heit ab. Zur Reinigung der käuflichen Tierkohle pulvert man sie fein, glüht
sie stark und kocht sie wiederholt mit Salzsäure aus; dann wird sie mit Wasser
bis zur Entfernung der Salzsäure ausgewaschen. Man bewahrt die gereinigte
Tierkohle unter Wasser auf.
3. Die Verwendung von Bleiessig ist meist bequemer als die von Tier-
kohle. Zur Ausfüllung des überschüssigen Bleies ist auch Natriumphosphat und
Natriumozalat empfohlen worden.
4. Da nur sehr wenige Weine Rohrzucker enthalten, kann man die Be-
stimmung des reduzierenden Zuckers erheblich yereinfachen, indem man das
Neutralisieren und Eindampfen der Weine unterläßt und die ursprünglichen Weina
mit Bleiessig wie bei der Polarisation behandelt
5. Statt das Eupferoxydul bezw. das daraus durch Oxydation gewonnene
Kupferoxyd zu reduzieren und das metallische Kupfer zu wägen, ist vorgeschlagen
worden, das Kupferoxyd direkt zur Wägung zu bringen; dieser Vorschlag ver-
dient Beachtung, da er eine wesentliche Vereinfachung bedeutet und vergleichende
Untersuchungen eine gute Übereinstimmung zwischen den aus dem metallischen
Kupfer und dem Kupferoxyde abgeleiteten Zuckerwerten ergeben haben.
6. Nach P. Kulisch^} reicht bei Weinen, die vor der Zuckerbestimmung
nicht verdünnt werden, der Zusatz von 6 ccm 1-proz. Salzsäure nicht zur völligen
Inversion des Rohrzuckers aus, da die Salzsäure sich mit den Alkalisalzen der
organischen Säuren des Weines umsetzt und die freien organischen Säuren viel
schwächer invertierend wirken als die Salzsäure. Nur für Weine, die mindestens
auf das fünffache Volumen verdünnt werden, reicht die vorgeschriebene Menge
Salzsäure. Für nicht verdünnte Weine empfiehlt Kulisch die Verwendung von
0,5 — 1 ccm Salzsäure von 25 Proz. Bei Verwendung solcher Salzsäuremengen
wird oft etwas zuviel Zucker gefunden; einer Zunahme des Zuckers durch die
Inversion um weniger als 0,025 Proz. ist keine Bedeutung beizulegen. Besser
invertiert man mit Oxalsäure, und zwar verwendet man bei allen auf mehr als
das Doppelte verdünnten Weinen lg, bei den übrigen 2 g krystallisierte Oxal-
säure auf 50 ccm. W. Möslinger') schlug vor, 75 ccm Süßwein mit 1,5 g Oxal-
säure 20 Minuten bei 70^ C. zu erwärmen. Von W. Fresenius') and M. Barth*)
wurde das zollamtliche Verfahren zur Inversion des Rohrzuckers en^>fohlen.
Dasselbe gibt auch nach des Verfassers Erfahrungen die besten Ergebnisse«
^) Zeitschr. angew. Chemie 1897, 45 u. 205.
«) Chem.-Ztg. 1897, 21, 687.
*) Freseni US-Borgmann, Anleitung zur ehem. Analyse des Weines.
Wiesbaden 1898. S. 66.
*) Chem.-Ztg. 1897, 21, 637.
Polarisation. gJ3
Außer dem im vorstehenden beschriebenen gewichtsanal}rtischen Verfahren
wird der reduzierende Zucker h&nfig auch nach den maßanalytischen Verfahren
von Sozhlet mit Fehlingscher Lösung oder von Sachsse mit alkalischer
Ealium-Quecksilbeijodidlösungi) bestimmt. Auch von J. Kjeldahl>) ist ein Ver-
fahren zur Bestimmung reduzierender Zuckerarten angegeben worden, auf das
hier nur hingewiesen werden kann. Vergl. auch oben S. 401 ff., 424, 442, 588 ff.
11. Polarisation.
Zur Prüfung des Weines auf sein Verhalten gegen das polarisierte
Liebt sind nur große genaue Apparate zu Yerwenden, an denen noch
Zebntelgrade abgelesen werden können. Die Ergebnisse der Prüfung sind
in Winkelgraden, bezogen auf eine 200 mm lange Schicht des ursprüng-
lichen Weines, anzugeben. Die Polarisation ist bei 15^ C. auszuführen.
Ausführung der polarimetrischen Prüfung des Weines.
a) Bei Weißweinen. 60 ccm Wein werden in einem Meß-
zylinder mit 3 ccm Bleiessig versetzt und der entstandene Niederschlag
wird abfiltriert. Zu 31,5 ccm des Filtrates setzt man 1,5 ccm einer ge-
sättigten Lösung Yon Natriumkarbonat, filtriert den entstandenen Nieder-
schlag ab und polarisiert das Filtrat. Der von dem Weine eingenommene
Raum ist durch die Zusätze lun 7jq yermehrt worden, worauf Rücksicht
zu nehmen ist.
b) Bei Rotweinen. 60 ccm Rotwein werden mit Alkali neu-
tralisiert, im Wasserbade auf Yj eingedampft, filtriert, auf das ursprüng-
liche Maß wieder aufgefüllt und mit 6 ccm Bleiessig yersetzt. Man
filtriert den Niederschlag ab, setzt zu 33 ccm des Filtrates 3 ccm einer
gesättigten Lösung yon Natriumkarbonat, filtriert den Niederschlag ab
und polarisiert das Filtrat. Der yon dem Rotweine eingenommene Raum
ist durch die Zusätze um Y, yermehrt worden.
Gelingt die Entfärbung eines Weines durch Behandlung mit Blei-
essig nicht yollständig, so ist sie mittels Tierkohle auszuführen. Man
mißt 50 ccm Wein in einem Meßkölbchen ab , führt ihn in eine Por-
zellanschale über, neutralisiert ihn genau mit einer Alkalilösung und yer-
dampft den neutralisierten Wein auf etwa 25 ccm. Zu dem entgeisteten
Weinrückstande setzt man 5 — 10 g gereinigte Tierkohle, rührt unter
Erwärmen auf dem Wasserbade mit einem Glasstabe gut um und filtriert
die Flüssigkeit ab. Die Tierkohle wäscht man so lange mit heißem
Wasser sorgfältig aus, bis je nach der Menge des in dem Weine ent-
haltenen Zuckers das Filtrat 75 — 100 ccm beträgt. Man dampft das
^) Zeitschr. f. analyt Chemie 1877, 16, 121; 1881, 20, 447.
>) Ebendort 1896, 85, 444 u. 646.
514 ^^® Untersachim^ des Weines.
Filtrat in einer Porzellanschale auf dem Wasserbade bis zu 30^-40 ccm
ein, filtriert den Rückstand in das 50 ccm-Kölbchen zurück, wäscht die
Porzellanschale und das Filter mit Wasser aus und füllt das Filtrat
bis zur Marke auf. Das Filtrat wird polarisiert; eine Verdünnung des
Weines findet bei dieser Vorbereitung nicht statt.
Nach C. Amthor') ist es nicht gleichgültig, ob man den Wein mit Blei-
essig oder mit Tierkohle entfärbt. Weine, die, mit Tierkohle behandelt, infolge
eines Gehaltes an Gummi u. dergl. eine schwache Rechtsdrehang zeigen, werden
nach der Behandlung mit Bleiessig, durch den diese Stoffe gefUlt werden, oft
schwach linksdrehend.
12» Xachweis des unreinen Stärkeznckers durch
' Polarisation.
a) Hat man bei der Zuckerbestimmung nach Nr. 10 höchstens
0,1 g reduzierenden Zucker in 100 ccm Wein gefunden, imd dreht der
Wein bei der gemäß Nr. 11 ausgeführten Polarisation nach links oder
gar nicht oder höchstens 0,3^ nach rechts, so ist dem Weine unreiner
Stärkezucker nicht zugesetzt worden.
b) Hat man bei der Zuckerbestimmung nach Nr. 10 höchstens
0,1 g reduzierenden Zucker gefunden, und dreht der Wein mehr als 0,3®
bis höchstens 0,6^ nach rechts, so ist die Möglichkeit des Vorhanden-
seins Yon Dextrin in dem Weine zu berücksichtigen und auf dieses nach
Nr. 19 zu prüfen. Femer ist nach dem folgenden, unter Nr. 13 d) be-
schriebenen Verfahren die Prüfung auf die uuTergorenen Bestandteile
des unreinen Stärkezuckers vorzunehmen.
c) Hat man bei der Zuckerbestimmung nach Nr. 10 höchstens
0,1 g Gesamtzucker in 100 ccm Wein gefunden und dreht der Wein
bei der Polarisation mehr als 0,6® nach rechts, so ist zunächst nach
Nr. 19 auf Dextrin zu prüfen. Ist dieser Stoff in dem Weine vorhanden,
so verfahrt man zum Nachweis der unvergorenen Bestandteile des un-
reinen Stärkezuckers nach dem folgenden, unter Nr. 12 d) beschriebenen
Verfahren. Ist Dextrin nicht vorhanden, so enthält der Wein die un-
vergorenen Bestandteile des unreinen Stärke zuckers.
d) Hat man bei der Zuckerbestimmung nach Nr, 10 mehr als 0,1 g
Gesamtzucker in 100 ccm Wein gefunden, so weist man den Zusatz
unreinen Stärkezuckers auf folgende Weise nach.
a) 210 ccm Wein werden im Wasserbade auf Vj eingedampft, bis
zum ursprünglichen Maß mit Wasser aufgefüllt, in einem Kolben mit
etwa 5 g gärkräftiger Bierhefe , die optisch aktive Bestandteile nicht
^) Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Genußkn. 1898, 2, 814.
Nachweis. von unreinem St&rkezacker. gX5
enthält, yersetzt und so lange bei 20 — 25^ C. stehen gelassen, bis die
Gärung beendet ist.
ß) Die vergorene Flüssigkeit wird mit einigen Tropfen einer
20-proz. Ealiumacetatlösung versetzt und in einer Porzellanschale auf
dem Wasserbade unter Zusatz von Quarzsand zu einem dünnen Sirup
verdampft. Zu dem Rückstande setzt man unter beständigem Umrühren
allmählich 200 ccm Alkohol von 90 Maßprozent. Nachdem sich die
Flüssigkeit geklärt hat, wird der alkoholische Auszug in einen Kolben
filtriert, Rückstand und Filter mit wenig Alkohol von 90 Mafiprozent
gewaschen und der Alkohol größtenteils abdestilliert. Der Rest des
Alkohols wird verdampft und der Rückstand durch Wasserzusatz auf
etwa 10 ccm gebracht. Hierzu setzt man 2 — 3 g gereinigte, in Wasser
aufgeschlämmte Tierkohle, rührt mit einem Glasstab wiederholt tüchtig
um, filtriert die entfärbte Flüssigkeit in einen kleinen eingeteilten Zy-
linder und wäscht die Tierkohle mit heißem Wasser aus, bis das auf
15^ C. abgekühlte Filtrat 30 ccm beträgt. Zeigt dasselbe bei der Po-
larisation eine Rechtsdrehung von mehr als 0,5^, so enthält der Wein
die unvergorenen Bestandteile des imreinen Stärkezuckers. Beträgt die
Drehung gerade +0,5^ oder nur wenig über oder miter dieser Zahl, so
wird die Tierkohle aufs neue mit heißem Wasser ausgewaschen, bis das
auf 15^ C. abgekühlte Filtrat 30 ccm beträgt. Die bei der Polarisation
dieses Filtrats gefundene Rechtsdrehung wird der zuerst gefundenen
hinzugezählt. Wenn das Ergebnis der zweiten Polarisation mehr als
den fünften Teil der ersten beträgt, muß die Kohle noch ein drittes
Mal mit 30 ccm heißem Wasser ausgewaschen und das Filtrat polarisiert
werden.
Anmerkung. Die Rechtsdrehung kann auch durch gewisse Be«
standteile mancher Honigsorten verursacht sein.
Bei gewöhnlichen Weinen kann die Polarisation bei Zimmertemperatur
vorgenommen werden; in anderen Fällen bedient man sich einer Beobachtongs-
röhre mit Kühlmantel. Über die wichtigsten Polarisationsapparate vergl.
H. Landolt, Das optische Drehnngsvermögen organischer Stoffe und die prak-
tische Anwendung desselben. 2. Auflage. Braunschweig 1897, Friedr. Yieweg &
Sohn; Karl Windisch, Die chemische Untersuchnng und Beurteilung des
Weines. Berlin 1896, Julius Springer, S. 105—114.
L. Grünhut*) hat gezeigt, daß nicht immer, sobald ein Wein mehr als
0,1 g reduzierenden Zucker in 200 ccm enth<, zum Nachweise des unreinen
Stftrkeznckers eine Vergftrung erforderlich ist Berechnet man nach der Formel:
, , _ 100«
^""^^ ~ 2 (c-0,1) '
worin a den Drehungswinkel im 200 mm-Rohre und c die Gramme Zucker in
1) Zeitschr. f. analyt Chemie 1897, 86, 168.
gX6 ^^^ üntersachoDg des Weines.
100 ccm Wein bedeutet, die spezifische Drehnng [a]jy des gesamten tedazierendea
Zuckers im Weine, so ist die Gegenwart von unreinem Stärkezucker (sowie Ton
Rohrzucker) ausgeschlossen, sobald [«jj^ negativ und größer als — 45® ist; nor
wenn der Wert von [a}jy positiv ist oder zwischen 0 und — 45® liegt, muß
man zur Vergärung des Zuckers schreiten. Letztere fuhrt man jetzt, wo im
Haodel rein gezüchtete Weinhefe zu haben ist, am besten mit dieser aus; hiervon
genügen erheblich weniger als 6 g. Preßhefe darf nicht verwendet werden, da
diese die schwer vergärbaren Anteile des unreinen Stärkezuckers zum Teil vergärt.
F. Wirt hie ') wies nach, daß Weine, die weniger als 0,1 g Zucker in 100 ccm
haben und eine Drehung von weniger als +0,B® zeigen, doch unreinen Stärke-
zucker enthalten können.
18« Kachweis fremder Farbstoffe In Rotweinen.
Rotweine sind stets auf Teerfarbstoffe und auf ihr Yerhaltea
gegen Bleiessig zu prüfen. Femer 'ist in dem Weine ein mit Alaun und
Natriumacetat gebeizter Wollfaden zu kochen und das Verhalten des
auf der Wollfaser niedergeschlagenen Farbstoffes gegen Reagentien zu
pnifen. Die bei dem Nachweise fremder Farbstoffe im einzelnen be-
folgten Verfahren sind stets anzugeben.
Zum Nachweise fremder Farbstoffe io Rotweinen kann man sich folgender
Verfahren bedienen:
a) Nachweis von Teer/arb$toffen in Botweinen^).
a) Wollprobe nach N. Arata*).
50 — 100 ccm Rotwein läßt man 10 Minuten mit 5 — 10 ccm einer 10-proz.
EaliumsulfaÜösung und 8 — 4 Fäden weißer, mit Alaun und Natriumacetat ge-
beizter Wolle in einer Porzellanschale oder einem Becherglase kochen; man nimmt
dann die Wolle heraus und wäscht sie mit Wasser. Enthält der Wein einen
Teerfarbstoff, so ist die Wolle mehr oder weniger rot gefärbt. Auch unver-
ftlschte Rotweine färben die Wolle schwach rot. Nun behandelt man die aus-
gewaschene Wolle mit Ammoniak. War der Wein mit einer Teerfarbe gefärbt,
so bleibt die Wolle entweder rot oder sie nimmt eine gelbliche Farbe an, die
nach dem Auswaschen des Ammoniaks mit Wasser wieder in Rot ubei^geht; bei
Abwesenheit von Teerfarbstoffen geht die schwachrote Farbe der WoUe bei
der Behandlung mit Ammoniak in ein schmutziges, grünliches Weiß über.
ß) Orientierungsprobe mit Bleiessig.
Man versetzt 20 ccm Rotwein mit 10 ccm Bleiessig, erwärmt die Ifischung
schwach, schüttelt sie gut um und filtriert die Flüssigkeit ab. Ist das Hltrat rot
») Chem.-Ztg. 1903, 27, 246.
") Im wesentlichen nach A. Hasterlik, Mitteil. a. d. pharm. Institate
u. Labor, f. angew. Chemie der Universität Erlangen 1889, Heft 2, 51. VergL
auch Karl Windisch, Die chemische Untersuchung und Beurteilung des Weines.
Berlin 1896. S. 155—162.
') Zeitschr. f. analyt. Chemie 1889, 28, 6d9.
Nachweis fremder Farbstoffe. gl 7
gef&rbt, so liegt der Verdacht vor, daß der Rotwein mit Teerfarben geflElrbt ist;
es ist indessen zu beachten , daß auch sehr tief geftrbte südländische Rotweine
ein geftrbtes Filtrat geben können. Das rot geftrbte Filtrat kann der Behandlung
mit Amylalkohol (nach d) nnterworfen werden.
y) Aasschütteln des Weines mit Äther nach dem Übersättigen
mit Ammoniak.
100 ccm Wein werden nach Zusatz von 5 ccm Ammoniak mit 30 ccm
Äther ausgeschüttelt. Von der ätherischen Schicht hebt man mit einer Pipette
20 ccm klar ab und yerdunstet den Äther in einem PorzeUanschälchen über einem
5 cm langen Faden weißer Wolle. Ist die Wollprobe nach dem Abdnnsten des
ätherischen Auszuges rot gefilrbt, so sind Teerfarbstoffe in dem Weine enthalten.
(f) Ausschütteln des mit Ammoniak übersättigten Weines mit
Amylalkohol.
Man schüttelt 100 ccm des mit Ammoniak übersättigten Weines mit 90 ccm
Amylalkohol aus. Ist der amylalkoholische Auszug rot geftrbt, so sind Teerfarb-
stoffe vorhanden.
c) Die Schüttelprobe mit gelbem Quecksilberoxyd nach Gaze-
neuve^).
10 ccm Wein werden in der Kälte mit 0,2 g gelbem Qnecksilberoxyd eine
Minute lang geschüttelt; nachdem das Quecksilberozyd sich abgesetzt hat, wird
die Flüssigkeit durch ein drei- oder yierfaches angefeuchtetes Filter filtriert.
Weitere 10 ccm Wein werden mit 0,2 g gelbem Qnecksilberoxyd einmal aufge-
kocht und dann eine Minute lang geschüttelt; nach dem yollständigen Absetzen
des Qnecksilberoxydes wird die Flüssigkeit durch ein drei- oder yierfaches Filter
filtriert Ist das Filtrat trübe und grau, so hat man nicht lange genug geschüttelt
oder aufgekocht oder das Quecksilberoxyd sich nicht genügend absetzen lassen;
in diesem Falle wiederiiolt man den Versuch. Ein klares aber gefärbtes
Filtrat zeigt die Gegenwart yon Teerfarben an. Ist das Filtrat unge-
ftrbt^ so können doch noch Teerfarbstoffe in dem Weine vorhanden sein; denn
einige Teer&rbstoffe werden, ebenso wie der Rotweinfarbstoff und die übrigen
Pflanzenfarbstoffe, durch Qnecksilberoxyd zurückgehalten.
Nach G. Comboni*} muß man bei tief gefilrbten südländischen Rotweinen
2 — 3 g frisch gefälltes Quecksilberoxyd auf 10 ccm Wein verwenden, um sie voll-
ständig zu entftrben. Weine aus amerikanischen Reben werden durch Queck-
silberoxyd überhaupt nicht entfärbt
b) Nachweis von fremdm Ffl4xm€nfaTh9toffen in Botweinen,
Von Pflanzenfarbstoffen läßt sich nur der Kermesbeerfarbstoff (von Phy-
tolacca decandra) mit einiger Sicherheit nachweisen, die Verfahren zum Nach-
weise anderer Pflanzenfarbstoffe (Heidelbeer-, Holnnderbeerfarbstoff u. s. w.) sind
sehr unsicher.
Zur Prüfung der Weine auf den Farbstoff der Eermesbeeren dienen fol-
gende beide Verfahren:
>) Gompt rend. 1886, 102, 52.
^ Staz. speriment agr. ital. 1898, 81, 490.
61g Die UDtersuchimg des Weines.
1. Nachweis des Kermesbeerfarbstoffes mit Bleiessig. 90 ccm
Wein werden mit 5 ccm Bleiessig versetzt; bei Gegenwart des Kermesbeerfarb-
Stoffes entsteht ein charakteristischer rotrioletter Niederschlag.
2. Nachweis des Kermesbeerfarbstoffes mit Alaun and Natrium-
karbonat nach J. Macagno') und R. Heise'). 20 ccm Wein werden mit
10 ccm einer 10-proz. Kali -Alaunlösung und dann mit soviel 10-proz. Soda-
lösung versetzt, daß die Mischung neutral oder höchstens ganz schwach alkalisch,
keinesfalls aber sauer reagiert; man gebraucht hierzu ungefähr 10 ccm Sodalösung.
Man schüttelt die Mischung um und filtriert. Bei Gegenwart des Kermesbeerfarb-
stoffes ist das Filtrat rot geförbt. Nur der Farbstoff der roten Rübe verh<
sich gegen Alaun und Sodalösung ebenso wie der Kermesbeerfarbstoff.
Mit dem rot gefärbten Filtrate führt man noch folgende IdentitAtsreak-
tionen auf Kermesbeerfarbstoff aus:
1. Auf Zusatz von Alkalien wird die rote Flüssigkeit rein gelb (die
anderen pflanzlichen Farbstoffe werden grün).
2. Auf Zusatz einer konzentrierten Lösung von Natriumbisnlfit zu der
mit Essigs&ure angesäuerten Flüssigkeit bleibt die rote Farbe bestehen (die
anderen Farbstoffe werden sofort entfobt).
3. Beim Ausschütteln des Filtrates mit Amylalkohol geht keine Spur des
Farbstoffes in den Amylalkohol.
Einen Zusatz von Kirschwein zum Rotwein kann man bisweilen durch
Prüfung des Weines auf Blausäure feststellen. Man destilliert von 25 ccm Rot-
wein 2 ccm ab und prüft das Destillat mit Guajaktinktur und Kupfersulfat; eine
Blaufärbung zeigt Blausäure an').
14. Bestimmunfir der Gesamtweinsteins&iire» der fireien
Weinstelns&iire, des Weinsteins und der an alkalische Erde
gebundenen Weinsteinsfture.
d) Bestimmung der GesamitDeinsteinsäure,
Man setzt zu 100 ccm Wein in einem Becherglase 2 ccm Eisessig,
0,5 ccm einer 20-proz. Kaliumacetatlösnng und 15 g gepulvertes reines
Chlorkalium. Letzteres bringt man durch Umrühren nach Möglichkeit
in Lösung und fügt dann 15 ccm Alkohol von 95 MaBprozent hinzu.
Nachdem man durch starkes, etwa 1 Minute anhaltendes Reiben des
Glasstabes an der Wand des Becherglases die Abscheidung des Wein-
steines eingeleitet hat, läßt man die Mischung wenigstens 15 Stunden
bei Zimmertemperatur stehen und filtriert dann den krystallinischen
Niederschlag ab. Hierzu bedient man sich eines Go och sehen Platin-
oder Porzellantiegels mit einer dünnen Asbestschicht, welche mit einem
*) Atti della R. Stazione Ghimico- Agraria Sperimentale di Palermo; Rap-
porto dei lavori dal 1881 al Marzo 1884. Palermo 1886, 55.
') Arbeiten a. d. Kaiserl. Gesundheitsamte 1895, 11, 518.
s) K. Windisch, Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Genufim. 1901, 4, 817.
Bestimmimg tob Weins&are and Weinstein. gl 9
Platdndrahtaetze Ton mindestens Y, mm weiten Maschen bedeckt ist,
oder einer mit Papierfilterstoff bedeckten Witt sehen Porzellansiebplatte;
in beiden Fällen wird die Flüssigkeit mit Hilfe der Wasserstrahlpumpe
abgesaugt. Zum Auswaschen des krystallinischen Niederschlags dient
ein Gemisch von 15 g Chlorkalium, 20 ccm Alkohol von 95 Mafiprozent
und 100 ccm destilliertem Wasser. Das Becherglas wird etwa dreimal
mit wenigen Kubikzentimetern dieser Lösung abgespült, wobei man jedes-
mal gut abtröpfeln läfit. Sodann werden Filter und Niederschlag durch
etwa dreimaliges Abspülen und Aufgießen von wenigen Eubikzentimetem
der Waschflüssigkeit ausgewaschen; von letzterer dürfen im ganzen nicht
mehr als 20 ccm gebraucht werden. Der auf dem Filter gesammelte
Niederschlag wird darauf mit siedendem, alkalifreiem, destilliertem Wasser
in das Becherglas zurückgespült und die erhaltene, bis zum Kochen er-
hitzte Lösung in der Siedehitze mit 7^ Normal-Alkalilauge unter Ver-
wendung YOn empfindlichem blauvioletten Lackmuspapier titriert.
Berechnung. Wurden bei der Titration a ccm Y4 ^o^^Q^^'-^^^^^i'
lauge verbraucht, so sind enthalten:
X = 0,0375 (a -h 0,6) Gramm Gesamtweinsteinsäure in 100 ccm
Wein.
b) Bestimmung der fi'eUn WemsUmsäure.
50 ccm eines gewöhnlichen ausgegorenen Weines, bezw. 25 ccm
eines erhebliche Mengen Zucker enthaltenden Weines werden in der
unter Nr. 4 (S. 605) vorgeschriebenen Weise in einer Platinschale ver-
ascht. Die Asche wird vorsichtig mit 20 ccm 7^ Normalsalzsäure ver-
setzt und nach Zusatz von 20 ccm destilliertem Wasser über einer
kleinen Flamme bis zum beginnenden Sieden erhitzt. Die heifie Flüssig'
keit wird mit 7^ Normal-Alkalilauge imter Verwendung von empfind-
lichem blauvioletten Lackmuspapier titriert.
Berechnung. Wurden a ccm Wein angewandt tmd bei der Titra-
tion b ccm ^4 Normal- Alkalilauge verbraucht, enthält femer der Wein
c Gramm Gesamtweinsteinsäure in 100 ccm (nach Nr. 14 a bestimmt), so
sind enthalten:
X = c ^'- ^ Gramm freie Weinsteinsäure in 100 ccm
a
Wein.
e) Bestimmung des Weinstems.
50 ccm eines gewöhnlichen, ausgegorenen Weines, bezw. 25 ccm
eines erhebliche Mengen Zucker enthaltenden Weines werden in der
unter Nr. 4 (S. 605) vorgeschriebenen Weise in einer Platinschale ver-
ascht. Die Asche wird mit heiBem, destilliertem Wasser ausgelaugt,
die Lösung durch ein kleines Filter filtriert und die Schale sowie das
Filter mit heiBem Wasser sorgfaltig ausgewaschen. Der wässerige
620 ^^® Untenuchang des Weines.
Aschenaoszug wird yorsichtig mit 20 ccm Y4 Normal-Salzsäure versetzt
und über einer kleinen Flamme bis zum beginnenden Sieden erhitzt.
Die heiBe Lösung wird mit 7^ Normal-Alkalilauge unter Verwendung
Ton empfindlichem blauvioletten Lackmuspapier titriert.
Berechnung. Wurden d ccm Wein angewandt und bei der
Titration e ccm Y4 Normal- Alkalilauge yerbraucht, enthält femer der Wein
c Gramm Gesamtweinsteinsäure in 100 ccm (nach Nr. 14 a bestimmt), so
berechnet man zunächst den Wert von n aus nachstehender Formel:
n = 26,67c- ^QQ(^-^).
a) Ist n gleich Null oder negativ, so ist sämtliche Wein-
steinsäure in der Form von Weinstein in dem Wein vorhanden; dann
sind enthalten:
X = 1,2533 . c Gramm Weinstein in 100 ccm Wein.
ß) Ist n positiv, so sind enthalten:
X = —2 — ^ ^ Gramm Weinstein in 100 ccm Wein.
d) Bestimmung der an alkalische Erden gebundenen Weinsteinsäure.
Die Menge der an alkalische Erden gebundenen Weinsteinsäure
wird aus den bei der Bestimmung des Weinsteins (unter Nr. 14 c) ge-
fundenen Zahlen berechnet. Haben c, d imd e dieselbe Bedeutung wie
dort und ist
a) n gleich Null oder negativ gefunden worden, so ist an
alkalische Erden gebundene Weinsteinsäure in dem Weine nicht enthalten.
ß) Ist n positiv gefunden worden und freie Weinsteinsäure vor-
handen, so sind
X = — y. ^ Gramm an alkalische Erden gebundene Wein-
steinsäure in 100 ccm Wein.
Y) Ist n positiv gefunden worden und freie Weinsteinsäure nicht
vorhanden, so sind
X a= c ^-T ^ Gramm an alkalische Erden gebundene
Weinsteinsäure in 100 ccm Wein.
Bezüglich der den vorstehenden Formehi zagrunde liegenden Überlegungen
muß auf die Spezialwe^ke über Weinanalyse ^) verwiesen werden, da ihre Ab-
leitung im einzelnen hier einen zu großen Raum in Ansprach nehmen würde.
') Karl Windisch, Die chemische Untersuchung und Beurteilung des
Weines. Berlin 1896, Julias Springer. S. 129 — 132; W. Fresenius, Borgmanns
Anleitung zur chemischen Analyse des Weins. Wiesbaden 1898, C. W. Kreide!.
S. 39—45.
Bestiminaiig der schwefligen Säure. 621
Es sei nur folgendes bemerkt: a) Zar Bestimmung deir Gesamtwein-
steinsäare wird etwa vorhandene freie Weinsteins&are durch Znsatz von Kaliam-
aoetat in Weinstein übergeführt , dieser zam Anskrystallisieren gebracht, filtriert
nnd titriert; der Faktor 0,6 in der Formel unter a) dient als Korrektion für die
Löslichkeit des Weinsteins in der Waschflüssigkeit, b) Die freie Weinstein-
säure ist der Teil der Gesamtweinsteinsfture, der durch die Gesamtalkali t&t
der Asche nicht zu sauren Salzen (Bitartraten) gebunden ist. c) Als Weinstein
wird die. Weinsteinsäuremenge berechnet, die der wasserlöslichen Alkalität ent-
spricht, soweit die vorhandene Gesamtweinsteinsäure dazu ausreicht, d) Als
an alkalische Erden gebundene Weinsteinsäure wird die Menge Wein-
steinsäure in Rechnung gesetzt, die nach Abzug der freien Weinsteinsäure
nnd des Weinsteins von der Gesamtweinsteinsäure übrig bleibt; sie entr
spricht der in Wasser unlöslichen Alkalität der Asche, Bofem die Gesamtweinstein-
säure dazu ausreicht.
Das Verfahren rührt von A. Halenke und W. Möslinger^) her; die
zahlreichen übrigen Verfahren zur Bestimmung der freien Weinsteinsäure und des
Weinsteins sind ungenau.
15. Bestimmung der Schwefelsäure in Weii^weinen.
Das unter Nr. 6 (S. 605) für Rotweine angegebene Verfahren zur
Bestimmung der Schwefelsäure gilt auch für Weißweine.
16. BestimmanfiT der schweflifiren S&nre.
Zur Bestimmung der schwefligen Säure bedient man sich folgender
Vorrichtimg. Ein Destillierkolben von 400 com Inhalt wird mit einem
zweimal durchbohrten Stopfen verschlossen, durch welchen zwei Glas-
röhren in das Innere des Kolbens führen. Die erste Röhre reicht bis
auf den Boden des Kolbens, die zweite nur bis in den Hals. Die
letztere Röhre führt zu einem Liebigschen Kühler; an diesen schlieBt
sich luftdicht mittels durchbohrten Stopfens eine kugelig au^eblasene
U-Röhre (sog. Peligotsche Röhre).
Man leitet durch das bis auf den Boden des Kolbens führende
Rohr Kohlensäure, bis alle Luffc aus dem Apparate verdrängt ist, bringt
dann in die Peligotsche Röhre 50 ccm Jodlösung (erhalten durch Auf-
lösen von 5 g reinem Jod und 7,5 g Jodkalium in Wasser zu 1 Liter},
lüftet den Stopfen des Destillierkolbens und läßt 100 ccm Wein aus
einer Pipette in den Kolben fließen, ohne das Einströmen der Kohlen-
säure zu unterbrechen. Nachdem noch 5 g sirupdicke Phosphorsäure
zugegeben sind, erhitzt man den Wein vorsichtig und destilliert ihn,
unter stetigem Durchleiten von Kohlensäure, zur Hälfte ab.
1) Zeitschr. f. analyt. Chemie 18d4, 84, 279.
522 ^^® Untersachang des Weines.
Man bringt nunmehr die Jodlösimg, die noch braun gefärbt sein
muß, in ein Becherglas, spült die Peligotsche Röhre gut mit Wasser
aus, setzt etwas Salzsäure zu, erhitzt das Ganze kurze Zeit imd fallt
die durch Oxydation der schwefligen Säure entstandene Schwefelsäure
mit Chlorbaryum. Der Niederschlag* TOn Baryumsulfat wird genau in
der unter Nr. 5 vorgeschriebenen Weise weiter behandelt.
Berechnung. Wurden a Gramm Baryumsulfat gewogen, so sind:
X = 0,2748 . a Gramm schweflige Säure (SO,) in 100 ccm Wein.
Anmerkung 1. Der Gesamtgehalt der Weine an schwefliger
Säure kann auch nach dem folgenden Verfahren bestimmt werden. Man
bringt in ein Eölbchen von ungefähr 200 ccm Inhalt 25 ccm Kalilauge,
die etwa 56 g Ealiumhydrat im Liter enthält, und läßt 50 ccm Wein
so zu der Lauge fließen, daß die Pipettenspitze während des Auslaufens
in die Kalilauge taucht. Nach mehrmaligem vorsichtigem Umschwenken
läßt man die Mischimg 15 Minuten stehen. Hierauf fugt man zu der
alkalischen Flüssigkeit 10 ccm verdünnte Schwefelsäure (erhalten durch
Mischen von 1 Teil Schwefelsäure mit 3 Teilen Wasser) und einige
ccm Stärkelösung und titriert die Flüssigkeit mit ^j^ Normal- Jod lösung;
man läßt die Jodlösung hierbei rasch, aber vorsichtig so lange zu-
tropfen, bis die blaue Farbe der Jodstärke nach 4- bis 5 -maligem Um-
schwenken noch kurze Zeit anhält.
Berechnung der gesamten schwefligen Säure. Wurden auf
50 ccm Wein a ccm Y5Q Normal- Jodlösimg verbraucht, so sind enthalten:
X s= 0,00128 . a Gramm gesamte schweflige Säure (SO^) in
100 ccm Wein.
Zufolge neuerer Erfahrungen ist ein Teil der schwefligen Säure im
Weine an organische Bestandteile gebunden, ein anderer in freiem Zu-
stande oder als Alkalibisulflt im Weine vorhanden. Die Bestimmung
der freien schwefligen Säure geschieht nach folgendem Verfahren. Man
leitet durch ein Kölbchen von etwa 100 ccm Inhalt 10 Minuten lang
Kohlensäure, entnimmt dann aus der frisch entkorkten Flasche mit einer
Pipette 50 ccm Wein und läßt diese in das mit Kohlensäure gefüllte
Kölbchen fließen. Nach Zusatz von 5 ccm verdünnter Schwefelsäure
wird die Flüssigkeit in der vorher beschriebenen Weise mit ygoNoimal-
Jodlösung titriert.
Der Unterschied der gesamten schwefligen Säure und der freien
schwefligen Säure ergibt den Gehalt des Weines an schwefliger Säure,
die an organische Weinbestandteile gebunden ist.
Anmerkung 2. Wurde der Gesamtgehalt an schwefliger Säure nach
dem in der Anmerkung 1 beschriebenen Verfahren bestimmt,, so ist dies
anzügeben. Es ist wünschenswert, daß in jedem Falle die freie bezw. die
an organische Bestandteile gebundene schweflige Säure bestimmt wird.
Bestimmung des Saccharins. g23
Die schweflige S&ure kommt durch das Schwefeln der Fässer (und des
Weines selbst) in den Wein. Sie bleibt beim Lagern nur zu einem sehr geringen
Teile unverändert; ein Teil wird zu Schwefelsäure oxydiert, die größte Menge
aber geht Verbindungen mit den in jedem Weine enthaltenen Aldehyden, in zucker-
haltigen Weinen auch mit Zucker ein, die durch Jod nicht mehr direkt oxydiert
werden').
17. Bestimmunsr des Saccharins.
Man yerdampft 100 com Wein unter Zusatz von ausgewaschenem
grobem Sand in einer Porzellanschale auf dem Wasserbade, versetzt
den Rückstand mit 1 — 2 ccm einer 30-proz. Phosphorsäurelösung und
zieht ihn unter beständigem Auflockern mit einer Mischung TOn gleichen
Raumteilen Äther imd Petroleumäther bei mäßiger Wärme aus. Man
filtriert die Auszüge durch gereinigten Asbest in einen Kolben und ^üirt
mit dem Ausziehen fort, bis man 200 — 250 ccm Filtrat erhalten hat.
Hierauf destilliert man den größten Teil der Äther -Petroleumäther-
mischung im Wasserbade ab, führt die rückständige Lösung aus dem
Kolben in eine Porzellanschale über, spült den Kolben mit Äther gut
nach, verjagt dann Äther und Petroleumäther TÖllig und nimmt den
Rückstand mit einer verdünnten Lösung von Natriumkarbonat auf. Man
filtriert die Lösung in eine Platinschale, verdampft sie zur Trockne,
mischt den Trockenrückstand mit der 4 bis 5-fachen Menge festem
Natriumkarbonat und trägt dieses Gemisch allmählich in schmelzenden
Kalisalpeter ein. Man löst die weiße Schmelze in Wasser, säuert sie
vorsichtig (mit aufgelegtem ührglase) in einem Becherglase mit Salz-
säure an und fällt die aus dem Saccharin entstandene Schwefelsäure
mit Chlorbaryum in der unter Nr. 5 vorgeschriebenen Weise.
Berechnung. Wurden bei der Verarbeitung von 100 ccm Wein
a Gramm Baryumsulfat gewonnen, so sind enthalten:
X = 0,7857 . a Gramm Saccharin in 400 ccm Wein.
Der suß schmeckende Bestandteil der Handelssaccharinsorten ist das
Benzoesäuresnlfinid oder die Anhydroorthosulfaminbenzoesäure:
CeH,<§g>NH.
Bevor man zur quantitativen Bestimmung des Saccharins schreitet, über-
zeugt man sich zunächst von der Anwesenheit des Saccharins in dem zu unter-
suchenden Weine. .Zu dem Zwecke zieht mtth den Verdampfungsrückstand des
Weines in der vorher angegebenen Weise mit der Ather-Petroleumäthermischung
aus, verdampft das Äthergemisch und prüft den Rückstand auf Saccharin. Hier-
zu gibt es mehrere Verfahren:
1. Durch den Geschmack. Das Saccharin gibt sich durch seinen
intensiv süßen Geschmack selbst in kleinen Mengen scharf zu erkennen. Der
') Vei^I. W. Kerp, Arbeiten a. d. Kaiserl. Gesundheitsamte 1904, 21, 141.
524 ^® Untersuchang des Weines.
süße Geschmack ist aber kein sicherer Beweis fär die Anwesenheit yon Saccharin,
da auch etwa vorhandenes Dulcin in gleicherweise dem Weine entzogen wird.
2. Durch ÜberfCihren des Saccharins in Salizyls&ure und Nachweisen der
letzteren nach C. Schmitt and Pinette). Man versetzt den Rückstand mit
Natronlauge, trocknet die Mischung auf dem Wasserbade ein und erhitzt den
Rückstand Vs ^^^^^^^ ^^ ^^' o^^^ Luftbade auf 250^0.; durch das Erhitzen
mit Natron wird das Saccharin in Salizyls&ure übergeführt. Man löst den Rück-
stand in Wasser, säuert die Lösung mit Schwefelsäure an, schüttelt sie mit Äther
aus, verdampft den Äther vollständig und prüft den Rückstand mit verdünnter
Eisenchloridlösung auf Salizylsäure. Enthält der Wein selbst schon Salizylsäure,
so ist das Verfahren nicht anwendbar. Bei Verwendung von Kali anstatt Natron
entsteht aus dem Saccharin keine Salizylsäure.
Findet man nach dem offiziellen Verfahren nur sehr kleine Mengen Schwefel-
säure, so dürfte noch nicht der Schluß auf die Gegenwart von Saccharin zulässig
sein, da auch andere schwefelhaltige Extraktbestandteile unter Umständen in
Spuren in den ätherischen Auszug übergehen können; hier ist nur der qualitative
Nachweis des Saccharins maßgebend. Die Reagentien sind auf Schwefelsäure
zu priifon.
18. Nach weis der Salijsyls&iire.
50 ccm Wein werden mit 50 ccm eines Gemisches aus gleichen
Raumteilen Äther und Petroleumäther versetzt und mit der Yorsicht
häufig umgeschüttelt, daß keine Emulsion entsteht, aber doch eine ge-
nügende Mischung der Flüssigkeiten stattfindet. . Hierauf gießt man das
Flüssigkeitsgemisch in einen Scheidetrichter, hebt die Äther-Petroleum-
ätherschicht ab, filtri^ert sie durch ein trockenes Filter, verdunstet das
Äthergemisch auf dem Wasserbade und yersetzt den Rückstand mit
einigen Tropfen Eisenchloridlösung. Eine rotviolette Färbung zeigt
die Gegenwart von Salizylsäure an.
Entsteht dagegen eine schwarze oder dunkelbraune Färbung, so
versetzt man die Mischung mit einem Tropfen Salzsäure, nimmt sie
mit Wasser auf, schüttelt die Lösung mit Äther -Petroleumäther aas
und verfahrt mit dem Auszuge nach der oben gegebenen Vorschrift.
Über die quantitative Bestimmung der Salizylsäure vergl. die Abhandlungen
von W. Fresenius und L. Grünhut*), sowie J. Messinger').
19. Nachweis von arabischein Gtunml und Dextrin.
Man versetzt 4 ccm Wein mit 10 ccm Alkohol von 96 MaBprozent.
Entsteht hierbei nur eine geringe Trübung, welche sich in Flocken ab-
setzt, so ist weder Gummi noch Dextrin anwesend. Entsteht dagegen
ein klumpiger zäher Niederschlag, der zum Teil zu Boden fällt, zum
1) Repert analyt Chemie 1887, 7, 437.
9) Zeitschr. analjt Chemie 1899, 88, 292.
*) Journ. prakt Chemie [2], 1900, 61, 287
Gummi. Dextrin. Gerbstofil 525
Teil an den Wandungen des Gefäßes hängen bleibt, so muß der Wein
nach dem folgenden Verfahren geprüft werden.
100 ccm Wein werden auf etwa 5 ccm eingedampft imd unter Um-
rühren so lange mit Alkohol von 90 Maßprozent yersetzt, als noch
ein Niederschlag entsteht. Nach 2 Stunden filtriert man den Nieder-
schlag ab, löst ihn in 30 ccm Wasser und führt die Lösung in ein
Eölbchen von etwa 100 ccm Inhalt über. Man fügt 1 ccm Salzsäure
vom spezifischen Gewicht 1,12 hinzu, verschließt das Kölbchen mit
einem Stopfen, durch welchen ein 1 Meter langes, beiderseits offenes
Rohr führt, und erhitzt das Gemisch 3 Stunden im kochenden Wasser-
bade. Nach dem Erkalten wird die Flüssigkeit mit einer Sodalösung
alkali8.ch gemacht, auf ein bestimmtes Maß verdünnt und der ent-
standene Zucker mit F eh ling scher Lösung nach dem unter Nr. 10
(S. 609) beschriebenen Verfahren bestimmt. Der Zucker ist aus zuge-
setztem Dextrin oder arabischem Gummi gebildet worden; Weine ohne
diese Zusätze geben, in der beschriebenen Weise behandelt, höchstens
Spuren einer Zuckerreaktion«
Dextrin und Gammi nntersoheiden sich dadurch, daß arabisches Gummi
linksdrehend, Dextrin stark rechtsdrehend ist; arabisches Gummi wird durch
Bleiessig aus seinep Lösungen gefallt, Dextrin nicht.
20. Bestimmunsr des Gerbstoffis«
a) Schätzung des Gerbstoffs.
In 100 ccm von Kohlensäure befreitem Weine werden die freien
Säuren mit einer titrierten Alkalilösung bis auf 0,5 g in 100 ccm Wein
abgestumpft, sofern die Bestimmung nach Nr. 6 (S. 606) einen höheren
Betrag ergeben hat. Nach Zugabe von 1 ccm einer 40-proz. Natrium-
acetatlösung läßt man eine 10-proz. Eisenchloridlösung tropfenweise so
lange hinzufließen, bis kein Niederschlag mehr entsteht. 1 Tropfen
der 10-proz. Eisenchloridlösung genügt zur Ausfällung von 0,05 g
Gerbstoff.
h) Bestimmung des OerhstoffgehaUes»
Die Bestimmung des Gerbstoffs kann nach einem der üblichen Ver-
fahren erfolgen; das angewandte Verfahren ist in jedem Falle anzugeben.
Zur quantitativen Bestimmung des Gerbstoffs werden haupt-
sächlich folgende Verfahren angewandt.
1. Bestimmung des Gerbstoffs und des Farbstoffs nach dem
Oxydationsverfahren von Neubauer-Löwenthai'). Zur Zeit das beste
und empfehlenswerteste Verfahren; beschrieben unten S. 700 ff.
1) Annal. Önol. 1873, 2, 1; Karl Windisch, Die chemische Unter-'
suchung und Beurteilung des Weines, Berlin 1896, S. 165«
Untenuchungen. 5. Aufl. m. 40
626 * ^^® UntersachaDg des Weines.
2. Kolorimetrische Bestimmung des Gerbstoffs nach M. Barth^).
In Abänderung eines älteren Verfahrens von Neßier und Barth*) empfahl
Barth neuerdings ein kolorimetrisches Verfahren zur Bestimmung des Crerbstoffs.
Als Urflüssigkeit dient eine Lösung von 0,05 g reinstem Tannin, 0,20 g Essig-
säure und 6 g Alkohol in 100 com. Dann stellt man aus einem alkoholischen
Traubenkemauszuge eine Flüssigkeit her, die 0,2 g Essigsäure in 100 ccm ent-
hält und mit 10-proz. Eisenchloridlösung (5 Tropfen auf 10 ccm Flüssigkeit)
eine gleich starke Färbung gibt wie die vorher genannte Tanninlösung. Diese
Vergleichsflüssigkeit verdünnt man dann zur Herstellung von Vergleichstjpen in
der Weise, daß die Flüssigkeiten stets 0,2 g Essigsäure in 100 ccm enthalten.
Der zu untersuchende Wein wird mit Lauge abgestumpft, bis sein Säuregehalt
nur noch 0,2 g in 100 ccm beträgt Ist der GerbstofiPgehalt des Weines größer
als 0,06 g in 100 ccm, so ist der Wein soweit zu verdünnen; der Säuregehalt muß
bei starker Verdünnung des Weines, wenn nötig, durch Essigsäurezusatz bis auf
0,2 g in 100 ccm wieder erhöht werden. Zur Ausführung der kolorimetrischen
Bestimmung dienen besondere Röhrchen (von C. Desaga in Heidelberg zu be-
ziehen).
21, Begttminwng' des Olilors').
50 ccm Wein werden alkalisch gemacht und verascht; in der Asche wird
das Chlor gewichtsanalytisch als Chlorsilber bestimmt.
22. BestimmunsT der Phosphonftare*).
50 ccm Wein werden in einer Platinschale mit 0,5 bis 1 g eines
Gemisches von 1 Teil 'Salpeter und 3 Teilen Soda versetzt und ver-
dampft. Der Rückstand wird verkohlt, die Kohle mit verdünnter Salpeter-
säure ausgezogen, der Auszug abflltriert, die Kohle wiederholt ausge-
waschen und schließlich samt dem Filter verascht. In der Asche wird
die Phosphorsäure mit Molybdänlösung gefällt und als MagnesiumpTro-
phosphat gewogen (vergl. Bd. II S. 395 ff.).
Süßweine, deren direkte Veraschung mit Soda und Salpeter unbequem ist,
können nach einem Vorschlage von W. Fresenius*) auch mit einer Spur reiner
Weinhefe geimpft und vergoren werden; die vergorene Flüssigkeit wird mit dem
Bodensatze eingedampft und mit Soda und Salpeter verascht.
1) Zeitschr. Unters. Nähr.- und Genußm. 18d9, 2, 115.
') Zeitschr. f. analjt. Chemie 1893, 22, 515; Karl Wind isch, Die chemische
Untersuchung und Beurteilung des Weines, Berlin 1896, S. 170.
') Den Wortlaut der amtlichen Anweisung siehe in: Karl Windisch,
Die chemische Untersuchung und Beurteilung des Weines, Berlin 1896, S. 148
(Chlor) und 149 (Phosphorsäure). Man vergL auch bezüglich der Ausführung der
Phosphorsäurebestimmung Rudolf Woy, Chem.-Ztg. 1897, 21, 471; 1901, 26, 292;
Zsdu öffentl. Chem. 1901, 7, 415; A. Sartori, Chem.-Ztg. 1901, 25, 263.
*) Zsch. f. analjt Chemie 1889, 28, 67.
Phosphorsäure. Salpetersäure. 527
Wiederholt ist Torgeschlagen worden*), die organischen Bestandteile der
Süßweine durch Kochen mit Salpetersäure oder mit Salpetersäure und Schwefel-
säure zu zerstören und alsdann ohne Veraschung die Phosphorsäure zu bestimmen.
Die Ansichten über diese Verfahren sind noch sehr geteilt*). Auch die bei der
Untersuchung der Düngemittel übliche Ammoncitrat- bezw. Zitronensäuremethode
(Bd. II S. 399, 403, 407) ist für die Bestimmung der Phosphorsäure im Wein vor-
geschlagen worden.
28. Nachweis der Salpetenftnre.
i. In Weißweinen.
a) 10 com Wein werden entgeistet , mit Tierkohle entfärbt und
filtriert. Einige Tropfen des Filtrats läßt man in ein Porzellanschälchen,
in welchem einige Körnchen Diphenylamin mit 1 cem konzentrierter
Schwefelsäure übergössen worden sind, so einfließen, daß sich die beiden
Flüssigkeiten nebeneinander lagern. Tritt an der Berührungsfläche eine
blaue Färbung auf, so ist Salpetersäure in dem Weine enthalten (vergL
auch Bd. I S. 787).
b) Zum Nachweis kleinerer Mengen von Salpetersäure, welche
bei der Prüfung nach a) nicht mehr erkannt werden, yerdampft man
100 ccm Wein in einer Porzellanschale auf dem Wasserbade zum dünnen
Sirup und fügt nach dem Erkalten so lange absoluten Alkohol zu, als
noch ein Niederschlag entsteht. Man filtriert den Niederschlag ab, ver-
dampft das Filtrat, bis der Alkohol Tollständig verjagt ist, versetzt den
Rückstand mit Wasser und Tierkohle, verdampft das Gemisch auf etwa
10 ccm, filtriert dasselbe und prüft das Filtrat nach a).
2. In Botweinen,
100 ccm Rotwein versetzt man mit 6 ccm Bleiessig und filtriert;
zum Filtrate gibt man 4 ccm einer konzentrierten Lösung von Magnesium-
sulfat und etwas Tierkohle. Man filtriert nach einigem Stehen und prüft
das Filtrat nach Nr. 23 unter la). Entsteht hierbei keine Blaufärbung,
so behandelt man das Filtrat nach der unter Ib) gegebenen Vorschrift.
Anmerkung. Alle zur Verwendung gelangenden Stoffe, auch das
Wasser und die Tierkohle, müssen zuvor ' auf Salpetersäure geprüft
werden; Salpetersäure enthaltende Stoffe dürfen nicht angewendet werden.
') Ed. LÄszlo, Chem.-Ztg. 1894, 18, 1771; Zsch. angew. Chemie 1897,
177; R. Wirth, Chem.-Ztg. 1895, 19, 1786; F.Glaser und K.Mahle, Chem.-
Ztg. 1896, 20, 723; W. Thörner and R. Uster, Forschungsber. über Lebens-
mittel 1897, 4, 65; F. Glaser, Zsch. Unters. Nähr.- a. Genoßm. 1898, 1, 558.
*) E. Yon Räumer, Zsch. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1898, 1, 51 u. 623;
W. Fresenius, Zsch. f. analjt Chemie 1898, 87, 223; Zsch. Unters. Nähr.- u.
Genaßm. 1898, 1, 766; C. Amthor, Zsch. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1898, 1, 815.
40*
628 ^^® Untersuchung des Weines.
Auf Moste und zuckerhaltige Weine ist dieses Verfahren nicht
anwendbar. Aus diesen fällt Hermann Kaserer^) den Zucker mit
Ealk und Alkohol (ähnlich wie bei der Glyzerinbestimmung in suBen
Weinen) und prüft das Filtrat.
24. und 25. Nachweis von Baryum und Strontium.
100 ccm Wein werden eingedampft und in der unter Nr. 4 (S. 605)
angegebenen Weise verascht. Die Asche nimmt man mit verdünnter
Salzsäure auf, filtriert die Lösung und verdampft das Filtrat zur Trockne.
Das trockne Salzgemenge wird spektroskopisch auf Baryum imd Stron-
tium geprüft. Ist durch die spektroskopische Prüfung das Vorhandensein
von Baryum oder Strontium festgestellt, so ist die quantitative Be-
stimmung derselben auszuführen.
26« BestinununsT des Kupfers«
Das Kupfer wird in 7a ^is 1 Liter Wein elektrolytisch bestimmt.
Das auf der Platinelektrode abgeschiedene Metall ist nach dem Waagen
in Salpetersäure zu lösen und in üblicher Weise auf Kupfer zu prüfen.
Ein Yerfahren zur eJektroly tischen Bestimmung von kleinen Mengen
Kupfer im Weine wurde von Th. Frühauf und J. Ursic^) beschrieben.
Zur Bestimmung größerer Kupfermengen verascht man den Wein und
ermittelt das Kupfer in der Asche«
b) Untersuchungsverfahren, für welche der Bundesrat keine
Vorschriften erlassen hat
27. Nacbweis fremder Farbstoffe in WeüSweinen*
a) Nachweis von Karamel,
P. Carl es') versetzt den Weißwein mit Eiweißlösung und filtriert;
bei Abwesenheit von Karamel ist das Filtrat wesentlich heller gefärbt
als der ursprüngliche Wein, da der natürliche FarbstofT der Weißweine
durch Eiweiß gefällt wird, Karamel wird dagegen durch Eiweiß nicht
gefällt, so daß eine merkbare Entfärbung des Weines durch Eiweiß nicht
eintritt. Nach dem Verfahren von C. Amthor*) wird Karamel durch
^) Zsch. landw. Versachswesen Österreich 1903, 6, 197.
*) K. Portele, Bericht über die gelegentlich des III. Österreich. Weinbaa-
Kongresses in Bozen 1886 stattgehabte Versammlong Österreich. Önochemiker.
Bozen 1887, S. 66.
») Joum. pharm, chim. [3], 1875, 22, 127.
«) Zsch. f. analyt. Chemie 1885, 24, 30.
Karamel. Teerfarbstoffe. Bemsteinsäure. g29
Paraldehyd gefallt; die wäBrige Lösung des Niederschlages gibt mit
PbenylhjdrazinclLlorliydrat einen rotbraunen amorphen Niederschlag.
b) Nachweu von Teerfarbstoffen,
Der Nachweis von Teerfarbstoffen in Weißwein erfolgt nach den-*
selben Verfahren wie in Rotweinen; dabei ist hauptsächlich auf braune
und gelbe (auch Nitro-) Farbstoffe Rücksicht zu nehmen. A. J. da Cruz
Magalhaes') wies darauf hin, daß Karamel ähnliche Reaktionen gebe
wie Teerfarbstoffe (Löslichkeit in Amylalkohol u. s. w.); nach A. d'Agniar
und W. da Silva^) lassen sich beide aber doch leicht unterscheiden.
28. Bestimmung: der Bernsteins&iire*
Über die älteren Verfahren zur Bestimmung der Bemsteinsäure
vergl. die Weinanalyse des Verfassers^); keines von ihnen hat sich
bewährt. Auch ein neueres Verfahren von J. Laborde und L. Moreau*)
macht einen wenig vertrauenerweckenden Eindruck. Dagegen verdient
das folgende Verfahren von Rudolf Eunz^) Beachtung, wenngleich
es sehr umständlich ist. Basselbe beruht auf der Unlöslichkeit des
bemsteinsauren Baryums in starkem Alkohol und auf der schweren
Oxydation der Bemsteinsäure durch Kaliumpermanganat. 150 ccm Wein
werden auf dem Wasserbade auf etwa 100 ccm eingedampft und nach
dem Erkalten mit 4 g (bei Rotweinen 5 g) gepulvertem Baryt versetzt.
Nach Zusatz von 3 ccm Ghlorbaryumlösung (1 : 9) bringt man die Flüssig-
keit samt dem Niederschlag in einen 150 ccm-Meßkolben, füllt zur Marke
auf und filtriert. 100 ccm Filtrat werden in einem Glaskolben am Rück-
fiußkühler 10 Minuten lang erhitzt, wobei die Flüssigkeit zuerst stark
aufschäumt; nach dem Erkalten leitet man Kohlensäure ein, bringt den
Kolbeninhalt in eine Porzellanschale und dampft auf dem Wasserbade
zum Sirup ein. Man nimmt den Rückstand mit 20 ccm Wasser auf^
setzt unter Umrühren 80 ccm Alkohol von 95 Volumprozent hinzu, filtriert
nach 1 — 2-8tündigem Stehen den Niederschlag mit einer Saugpumpe ab,
wäscht ihn mit Alkohol gut aus, spritzt ihn mit wenig heißem Wasser
in die Schale zurück, rührt ihn mit etwa 50 ccm Wasser an, gibt 15 ccm
Schwefelsäure (1 : 4) hinzu und erhitzt auf dem Wasserbade. In die
heiße Lösung läßt man 5 proz. Kaliumpermanganatlösung einfließen, bis
'} Gompt. rend. 1896, 128, 896.
*) Ebendort 1897, 124, 408.
') Karl WiDdisch, Die ehem. UntersuchaDg und Beurteilang des Weines.
Berlin 1896. S. 191.
*) Annal. Institut Pasteur 1899, 18, 657.
*) Zsch. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1903, 6, 721.
530 ^^^ Untersuchung des Weines.
die Flüssigkeit dunkelrot gefärbt ist und die Rotfärbung auch bei
weiterem 3 — 5 Minuten langem Erwärmen auf dem Wasserbade und
öfterem Umrühren anhält. Das überschüssige Kaliumpermanganat beseitigt
man durch Zusatz von Eisenvitriol, dampft die Flüssigkeit samt dem
entstandenen Braunstein auf etwa 50 ccm ein, bringt das Ganze in einen
Seh acher Ischen Extraktionsapparat (Fig. 92) von etwa 100 ccm Inhalt
und zieht die Flüssigkeit mit reinem, alkoholfreiem Äther aus. Nach 14 bis
16-stündiger Extraktion destilliert man den Äther ab, löst den Rückstand
in wenig heiBem Wasser, filtriert nach dem Erkalten durch ein kleines
Filter in eine Platinschale, verdampft das Filtrat auf dem Wasserbade
zur Trockne, löst den Rückstand in heiBem Wasser und titriert ihn mit
Yio N.-Natronlauge und Phenolphtalein. Da gleichzeitig mit der Bern-
steinsäure Spuren von Schwefelsäure in das Extrakt übergehen, der
Rückstand auch noch Essigsäure enthalten kann, so wird die eigentliche
Bemsteinsäurebestinmiung mittels Silbemitrat ausgeführt. Man versetzt
die genau titrierte Lösung mit 20 — 25 ccm Yiq N. -Silbemitratlösung, bringt
alles in ein 100-ccm Kölbchen, füllt zur Marke auf, schüttelt imi, filtriert
und titriert das überschüssige Silbemitrat in salpetersaurer Lösung mit
YiQN.-Rhodanammoniumlösung imd Eisenalaun zurück. 1 ccm Vio^*'
Silberlösung ^ 0,0059 g Bemsteinsäure.
29* Bestimmungr der Milchsfture.
Seitdem man erkannt hat, daß die Milchsäure ein wesentlicher
Bestandteil der Weine ist und daß in älteren Weinen oft die Hauptmenge
der Säuren aus Milchsäure besteht, hat die Bestimmung dieser Säure
eine große Bedeutimg gewonnen^). Gleichzeitig mit dieser Erkenntnis
sind mehrere Verfahren der Milch säurebestimmung ausgearbeitet worden.
Da zur Zeit noch nicht mit Sicherheit feststeht, welchem der drei am
meisten angewandten Verfahren der Vorzug gebührt, so mögen sie sämtlich
hier aufgenommen werden. Sämtliche Verfahren beruhen auf der Lös-
lichkeit des milchsauren Barjums in starkem Alkohol.
a) Verfahren von R, Kunz^),
200 ccm Wein werden in einer Porzellanschale auf dem Wasser-
bade mit gepulvertem Barythjdrat bis zur alkalischen Reaktion versetzt
und auf etwa Y3 des ursprünglichen Volumens eingedampft. Nach dem
Erkalten wird die Flüssigkeit samt dem Niederschlag in das 200 ccm-
^) K. Kunz, Zsch. Unters. Nähr.- a. Genaßm. 1901, 4, 673; W.Möslinger,
Zsch. Unters. Nähr.- a. Genaßm. 1901, 4, 1120; Z^ch. öffentl. Chemie 1903, 9, 371;
W. Seifert, Zsch. landw. Versuchswesen Österreich 1901, 4, 980; 1903, 6, 567.
>) Zsch. Unters. Nähr.- u. Genaßm. 1901, 4, 673.
Bestimmung der Milchsäure.
631
Fig. 92.
Kölbchen zurückgespült und nach kräftigem Durchschütteln filtriert.
150 ccm Filtrat werden in einer Porzellanschale auf dem Wasserbade
bis zur dünnen Sirupkonsistenz eingedampft; während des Eindampfens
führt man das Baryumhydroxyd durch Einleiten von Kohlensäure in
Baryumkarbonat über. Dem Abdampfrückstand setzt man verdünnte
Schwefelsäure im Überschuß zu, spült die Flüssigkeit samt Niederschlag
in einen Seh ach er Ischen Extraktionsapparat
(Fig. 92) und extrahiert 18 Stunden mit Äther.
Zu dem ätherischen Auszug gibt man etwa
30 ccm Wasser und verdampft den Äther unter
öfterem TJmschütteln auf dem Wasserbade.
Dann treibt man aus der wäßrigen Lösung durch
Einleiten von Wasserdampf die gesamten flüch-
tigen Säuren aus (bis zur neutralen Reaktion
des Destillats), spült den Destillationsrückstand
in eine Porzellanschale, setzt einen Tropfen
Phenolphtaleinlösung und gepulverten Baryt bis
zur Rotfärbung hinzu. Nach 15 Minuten langem
Erwärmen auf dem Wasserbade, wobei die al-
kalische Reaktion bestehen bleiben muß, leitet
man Kohlensäure ein, engt die Flüssigkeit auf
10 ccm ein, bringt sie mit 40 ccm Wasser in
ein 150 ccm-Kölbchen xmd füllt unter Um-
schwenken mit 95 volumproz. Alkohol bis zur
Marke auf. Nach kräftigem Umschwenken wird
sogleich filtriert. Aus 100 ccm Filtrat verdampft
man den Alkohol, bringt den Rückstand in ein
Becherglas, säuert ihn schwach mit Salzsäure
an und fällt das Baryum in der Hitze mit
Natriumsulfat. Da in der Lösung nur milchsaurer Baryt vorhanden ist,
kann man aus dem Baryumgehalt die Milchsäure berechnen. 1 g schwefel-
saurer Baryt = 0,7714 g Milchsäure.
b) Verfahren von W. Moslinger^) (Chlorbaryumver/ahren).
Aus 50 oder 100 ccm Wein werden mittels Wasserdampf die
flüchtigen Säuren abdestilliert. Der Rückstand wird in einer Porzellan-
schale mit Barytwasser bis zur neutralen Reaktion gegen Lackmuspapier
abgesättigt. Nach Zusatz von 5 — 10 ccm einer 10-proz. Chlorbaryum-
lösung (zur Überführung der organischsauren Salze in Baryumsalze)
dampft man auf etwa 25 ccm ein, stellt durch Barytzusatz die Neu-
1) Zsch. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1901, 4, 1120.
532 ^^ üntersuchang des Weines.
tralität wieder her, fügt langsam unter Umrühren reinen Alkohol Ton
95 Volumprozent hinzu, bis die Flüssigkeit 70 — 80 ccm beträgt, führt
den Inhalt der Porzellanschale unter Nachspülen mit Alkohol in ein
100 ccm-Kölbchen über, füllt mit Alkohol bis zur Marke auf und
filtriert durch ein Faltenfilter, wobei der Trichter bedeckt wird. Man
verdampft 80 ccm oder mehr des Filtrates unter Zusatz Ton etwas
Wasser in einer Platinschale, verkohlt den Rückstand vorsichtig und
bestimmt, ohne die Asche weifi zu brennen, die Alkalität der Asche in
bekannter Weise (vergl. Bestimmung der freien Weinsteinsäure S. 619)
mit Vg N.-Salzsäure. Die Alkalität der Asche wird in ccm N.-Kali auf
100 ccm Wein umgerechnet; jedem ccm dieser Aschenalkalität ent-
sprechen 0,09 g Milchsäure.
c) Verfahren von W. Moelinger^) (saures Verfahren).
Man destilliert aus 50 bezw. 100 ccm Wein die flüchtigen Säuren
durch Einleiten von Wasserdampf ab, gibt zu dem Rückstande in einer
Porzellanschale 0,2 bezw. 0,4 g Weinsäure und verdampft bis auf einige
ccm. Zur Abscheidung der Mineralstoffe (in der Form von Tartraten u.s.w.)
gießt man den Rückstand in einen mit einem Glasstopfen versehenen
50 ccm -Zylinder, spült mit wenig Wasser nach, bis das Volumen der
wässerigen Flüssigkeit etwa 5 ccm beträgt, imd darauf weiter mit kleinen
Mengen Alkohol von 95 Vol.-Proz., immer unter Umschütteln, bis die
Flüssigkeit 30 ccm beträgt; alsdann fügt man zweimal je 10 ccm Äther
hinzu, indem man jedesmal kräftig schüttelt. Man läßt absitzen, bis die
Flüssigkeit völlig klar geworden ist, gießt sie in eine Porzellanschale
imd spült den unlöslichen Bodensatz mit Alkohol-Ather nach. Man setzt
Wasser hinzu, verjagt Alkohol und Äther auf dem Wasserbade, neutrali-
siert mit Barytwasser und verfährt weiter wie unter b), jedoch mit Weg-
lassen des Ghlorbaryumzusatzes.
Möslinger gibt in der Regel dem dritten Yerfahren den Vorzug:
der Verfasser hat mit dem zweiten Verfahren die günstigsten Erfahrungen
gemacht. A. PartheiP) sowie L. Sostegni und 0. Prandi') haben
das Kunzsche Verfahren hmsichtlich des Extraktionsapparates verändert.
A. Partheil*) destilliert die Milchsäure mit überhitztem Wasserdampf
über, zerlegt sie durch konzentrierte Schwefelsäure zu Kohlenoxyd und
mißt dieses.
') Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1901, 4, 1120.
>) Ebendort 1901, 4, 1172.
') Staz. speriment. agr. ital. 1903, 86, 410.
*) Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1902, 5, 1053; Arch. Pharm. 1903,
241, 412.
BestimmaDg der Apfelsänre. g33
30. Bestimmung der Äpfelsfture^.
a) Verfahren von A, Hilger und H, Ley^.
100 ccm Wein werden auf dem Wasserbade auf Ya eingedampft,
mit Bleiessig bis zur alkalischen Reaktion versetzt, der Niederschlag,
der die ganze Äpfelsäure enthält, wird abfiltriert, vier- bis fünfmal mit
kaltem Wasser ausgewaschen und in wenig siedender, verdünnter Essig-
säure oder Salpetersäure gelöst. Man versetzt die Lösung in der Siedehitze
mit Natriumkarbonat bis zur alkalischen Reaktion, leitet 10 Minuten
lang durch die heiße Flüssigkeit einen Kohlensäurestrom, filtriert das
basische Bleikarbonat ab, verdampft das Filtrat auf mindestens 100 ccm
und neutralisiert mit Salzzäure. Die Flüssigkeit wird in einem Erlen-
meyerkolben von 500 ccm Inhalt mit 10 ccm einer 5-proz. Palladium-
chloridlösung versetzt imd 10 Minuten im Sieden erhalten. Unter leb-
hafter Kohlensäureentwickelung wird das Palladiumchlorid durch die
Apfelsäure zu metallischem Palladium reduziert. Nach dem Aufhören
der Kohlensäureentwickelung macht man die Flüssigkeit mit Salzsäure
schwach sauer und setzt das Erhitzen auf dem Wasserbade fort, bis
sich das Palladium zusammenballt und zu Boden setzt. Es wird durch
ein Allihnsches Asbestfilter (ähnlich wie das Kupferoxydul bei der
Zuckerbestimmung) filtriert, ausgewaschen, im Kohlensäurestrom erhitzt
und gewogen. Rotweine werden zuerst mit Tierkohle entfärbt. 1 g Apfel-
säure reduziert 0,294 g Palladium.
b) Verfahren von R. Kunz^).
Das Verfahren beruht auf der quantitativen IJberführbarkeit der
Äpfelsäure in Fumarsäure durch Natronhydrat bei 120 — 130® C. Man
versetzt den aus 50 oder 100 ccm Wein ' durch Baryt- und Alkoholzusatz
erhaltenen Niederschlag, der die organischen Säuren des Weines enthält,
in einer Schale mit 10 ccm Sodalösung (1 : 9) und 10 ccm Natronlösung
(1:9). Nach dem Abdampfen auf dem Wasserbade erhitzt man die
Schale mit dem Rückstand in einem Trockenkasten 3 Stunden auf
120 — 130° C. Das Gemenge wird dann in verdünnter Salzsäure gelöst,
die Lösung mit Kalkhydrat bis zur alkalischen Reaktion versetzt, in
einem Kölbchen auf 150 ccm aufgefüllt und filtriert. 100 ccm Filtrat
werden mit Salzsäure angesäuert und in einem Seh ach er Ischen
') Bezuglich der älteren Verfahren zur Bestimmung der Äpfelsäure, die
sich aber nicht bewährt haben, vergl. Karl Windisch, Die chemische Unter-
suchang und Beurteilung des Weines. Berlm 1896, S. 182.
») Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1899, 2, 795; 1901, 4, 49.
*) Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1903, 6, 728.
534 ^^® Untersachimg des Weines.
Extraktionsapparat (s. S. 631) mit Äther extrahiert. Man erhält auf
diese Weise Fumarsäure und Bemsteinsäure, die man zusammen durch
Titrieren bestimmt. Bann zerstört man die Fumarsäure durch Kochen
mit Kaliumpermanganat imd bestimmt die Bemsteinsäure (vergl. S. 629).
Die Differenz ergibt die Fumarsäure, aus der die Apfel säure berechnet wird.
31. Nachweis nnd Bestimmung^ der Zitronensftiire.
Die Yerfahren zur Bestimmung der Zitronensäure') sind noch sehr
mangelhaft, wie noch neuerdings 0. Yon Spindler^) nachgewiesen hat.
Dagegen ist der qualitative Nachweis der Zitronensäure, der für die
Weinanalyse yon Bedeutung ist, in letzter Zeit sehr eingehend und
mit gutem Ergebnis bearbeitet worden^). Folgende Verfahren können
empfohlen werden.
a) Nachweis der Zitronensäure nach J. Schindler^).
50 ccm Wein werden mit Ammoniak ganz schwach alkalisch gemacht
und mit einer Lösung von Chlorbaryum oder Baryumacetat versetzt; bei
alkoholarmen Weinen bringt man zuvor den Alkoholgehalt auf 12 — 15 VoL-
Proz. Man läßt 4 — 6 Stunden oder besser über Nacht stehen, gießt
dann die über dem Niederschlag stehende klare Flüssigkeit, die die
Hauptmenge der Apfelsäure in der Form des Barytsalzes enthält, ab und
bringt den Rest auf ein kleines Filter, wo man den Niederschlag ohne
Nachwaschen gut abtropfen läßt. Man durchstößt das Filter und spült
den Niederschlag, der die Zitronensäure als Barytsalz enthält, mit
höchstens 15 ccm Wasser in das Becherglas zurück. Man erhitzt zum
Sieden und zerlegt die Barytsalze durch tropfenweisen Zusatz von ver-
dünnter Schwefelsäure (1 : 10). Man filtriert die Flüssigkeit in ein
Probierröhrchen, gibt zu dem Filtrate 1 — 2 ccm Bleiessig xmd gleichviel
gesättigte Bleiacetatlösung, erhitzt zum Sieden und filtriert heiß. Zeigt
das Filtrat nach dem Erkalten eine milchige Trübung (von zitronen-
^) Vergl. Karl Windisch, Die chemische Untersuchung und Beurteilung
des Weines. Berlin 1896, S. 195.
«) Chem.-Ztg. 1903, 27, 1263.
») W. Möslinger, Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Gcnußm. 1899, 2, 105;
R. Kunz, Ebendort 1899, 2, 692; G. Paris, Ebendort 1901, 4, 160; M. Spica,
Gazz. chim. ital. 1901, 81, II, 61; W. Seifert, Bericht der K. K. Versuchsstation
für Obst- und Weinbau in Klostemeuburg 1901, S. 3; Zeitschr. Untere. Nähr.- u.
Genußm. 1902, 5, 1180.
^) Josef Schindler, Zeitschr. landw. Versuchs wesen Österreich 1902, &,
1053; A. Devarda, Ebendort 1904, 7, 6; Bernhard Merk, Pharm. Ztg. 1904,
48, 894.
Nachweis der Zitronensäare. 635
saurem Blei), so ist Zitronensäure yorhanden. Bei längerem Stehen
kann sich Bleitartrat in sandiger (nicht milchiger) Form abscheiden. In
diesem Falle erhitzt man nochmals zum Sieden, filtriert heiß und kühlt
das Filtrat ab; Auftreten einer milchigen Trübung zeigt mit Sicherheit
Zitronensäure an. Zur Bestätigung des Befundes stellt man das Kalk-
salz der Zitronensäure her und prüffc dieses mikroskopisch. Man filtriert
zu dem Zwecke den Niederschlag von Bleicitrat ab, wäscht ihn mit
Terdünntem Alkohol aus, spült ihn mit wenig Wasser vom Filter, fällt
das Blei mit Schwefelwasserstoff, filtriert das Schwefelblei ab, über-
sättigt das Filtrat mit Ammoniak, engt auf dem Wasserbad ein, spült
den Kückstand in ein Uhrglas, gibt etwas Chlorcalcium hinzu und läßt
bei schwacher Wärme völlig eintrocknen. Man löst mit einigen Tropfen
Wasser die Krystalle von Chlorammonium und Chlorcalcium auf imd
prüft den krystallinischen Rückstand! mikroskopisch. Das Calciumcitrat
bildet schön ausgebildete wetzsteinförmige Einzelkrystalle oder stern-
förmige Aggregate, das Calciumtartrat prismatische Krystalle des rhom-
bischen Systems.
b) Nachweis der Zitronensäure nttch A, Devarda^),
50 ccm des entgeisteten und auf das ursprüngliche Volumen wieder
aufgefüllten Weines werden mit 2 ccm, bei extrakt- und gerbstoffreichen
roten Verschnittweinen mit 4 ccm einer 10-proz. Apfelsäurelösung ver-
setzt und mit 1 g bezw. bei Verschnittweinen mit 1 "/j — 2 g gelbem Queck-
silberoxyd 1 Minute geschüttelt und sofort klar filtriert. 40 ccm Filtrat
werden in einem Glaszylinder mit 6 ccm Alkohol von 95 Vol.-Proz. und
2 ccm Quecksilbemitratlösung (Bereitung siehe unten) versetzt, geschüttelt
imd einige Minuten in Wasser von 10 — 15^ C. gestellt. Der Nieder-
schlag wird auf einem Filter gesammelt und nach vollständigem Ablaufen
der Flüssigkeit auf dem Filter mit 15 ccm verdünnter Essigsäure (20 ccm
Eisessig mit Wasser auf 300 ccm verdünnt) versetzt. Ohne Umrühren
des Niederschlags läßt man die Flüssigkeit ganz in ein Probierröhrchen
abtropfen und schüttelt durch. 10 ccm Filtrat werden in einem Probier-
röhrchen mit 1,5 ccm Bleiacetatlösung (bestehend aus einer Mischimg
von 4 Volumen kaltgesättigter Bleiacetatlösung und 1 Volum Eisessig)
versetzt, zum Sieden erhitzt und schnell filtriert. Das Filtrat wird lang-
sam auf Zimmertemperatur, zuletzt auf 10 — 12® C. abgekühlt. Bei Gegen-
wart von Zitronensäure im Wein entsteht eine milchige Trübung, die
sich schwer klärt. Anderenfalls bleibt die Flüssigkeit klar, höchstens
setzt sich nach einiger Zeit ein geringer, auch in der Wärme unlöslicher
krystallinischer Niederschlag von Bleitartrat ab, der sogleich zu Boden
') Zeitschr. landw. Versucbswesen Österreich 1904, 7, 6.
636 ^^® Untersuchung des Weines.
fallt, so daß die Flüssigkeit klar bleibt. — Bereitung der Quecksilber*
nitratlösung: Man versetzt ]6 g salpetersaures Quecksilberoxjd in einem
100 ccm-Kölbcben mit 2 ccm Eisessig, löst allmählicb in Wasser und
füllt zur Marke auf.
32. BestimmunfiT der flüchtlsren Ester des Weines«
Der Wein wird zu ^4 ab destilliert, das Destillat mit Yk, N.-Alkali
genau neutralisiert, alsdann mit neutralem Alkohol und einer weiteren,
gemessenen Menge 7io N.-Alkali versetzt und 10 Minuten am RückfluB-
kühler erhitzt. Dann übersättigt man mit einer gemessenen Menge
Vio N.-Schwefelsäure und titriert diese zurück. Die flüchtigen Ester
werden als Essigäther berechnet.
33. Bestimmung^ einzelner Fettsäuren» der Bster dieser Säuren
und des Fuselöls.
Die Bestimmung kann nach dem Verfahren von E. Windisch*)
erfolgen, das an der imten angegebenen Stelle näher beschrieben ist.
34. Nachweis und Bestimmung des Aldehyds *)•
Von 50 ccm Wein werden 20 ccm abdestilliert. Man prüft das
Destillat mit alkalischer Kalium- Quecksilbeijodidlösung, .m-Phenylen-
diaminchlorhydrat, fuchsinschwefliger Säure und ammoniakalischer Silber-
lösung.
über die Bestimmung des Aldehyds vergl. die Arbeiten Ton
E. Rieter») und M. Ripper*).
35. BestimmunsT der Dextrose und der liftTulose in Mosten
und SQßweinen.
1. Berechnung der Dextrose und der LäTulose aus den
Ergebnissen der Polarisation und der Zuckerbestimmung^).
') Karl Windisch, Die chemische Untersuchung und Beurteilung der
Weine. Berlin 1896, S. 204—214.
») Ebendort S. 214.
') Schweiz. Wochenschr. Chem. Pharm. 1898, 86, 41.
*) Zeitschr. landw. Versuchswesen Österreich 1903, 6, 26.
*) C. Neubauer, Ber. deutsch, chem. Gesellschaft 1877, 10, 827; J. König
u. M. Karsch, Zeitschr. f. analyt. Chemie 1895, 84, 1; A. Ha lenke u. W. Mös-
linger, Zeitschr. f. analyt. Chemie 1895, 84, 263. Vergl. auch oben S. 558 ff.
Beetimmuiig der Dextrose und Lävolose. g37
Enthält der Wein s Gramm reduzierenden Zucker in 100 ccm \md
ist seine Polarisation im 200 mm langen Rohr bei 15^ C. in Winkel-
graden gleich a, so ist der Gehalt des Weines
an LäYulose: L= ' ^ .^
l,4o
an Dextrose : D = s — L.
Die Drehung a ist hierin mit dem zugehörigen Vorzeichen einzu-
setzen. In den Torstehenden Formeln ist das spezifische Drehungsyer-
mögen der Dextrose zu 4-52,5°, der Lävulose zu — 95,5° bei 15° C.
angenommen. Das Verfahren liefert nur dann befriedigende Ergebnisse^
wenn keine der beiden Zuckerarten allzusehr überwiegt. Bei Gegen-
wart anderer optisch wirksamer Substanzen, Dextrin, Gummi u. s. w.,
im Wein ist es nicht anwendbar.
2. Bestimmung der Dextrose und der Lävulose durch
maBanalytische Bestimmung des gesamten reduzierenden
Zuckers mit Fehlingscher und mit Sachssescher Lösung^).
Man yerdünnt den SüBwein bezw. Most mit Wasser soweit, daß
die yerdünnte Flüssigkeit nahezu 1 g reduzierenden Zucker in 100 ccm
enthält, entfernt den Alkohol und gegebenenfalls den Gerb- und Farb-
stoff imd bestimmt den Zuckergehalt eines bestimmten Volumens der
Terdünnten Flüssigkeit, z. B. 50 ccm, maBanalytisch mit den beiden
Lösungen.
Wurden dabei f ccm Fehlingscher und s ccm Sachssescher
Lösung yerbraucht, so sind enthalten:
D = (0,01257 . f — 0,00543 . s) Gramm Dextrose in der angewandten
Menge des yerdünnten Weines,
L = (0,00585 . s — 0,00845 . f ) Gramm Läyulose in der angewandten
Menge des yerdünnten Weines.
Aus diesen Zahlen berechnet man dann unter Berücksichtigung
der Verdünnimg die Gramme Dextrose und Läyulose in 100 ccm Wein.
Die Gegenwart yon Rohrzucker, imreinem. Stärkezucker und Dextrin
ist bei diesem Verfahren, dessen sich J. König imd W. Karsch^) sowie
andere^) mit gutem Erfolge bedienten, ohne EinfluB.
3. Bestimmung der Dextrose und Läyulose nach Kjeldahl^).
Kjeldahl bestimmt das Keduktionsy ermögen des Gesamtzuckers
unter Verwendung verschiedener Mengen Fehlingscher Lösung (15,
0 Fr. Soxhlet, Joam. prakt. Chemie [2]. 1880, 21, 227.
^ Zeitschr. f. analyt Chemie 1895, 84, 1.
>) J.König, Chem.-Ztg. 1895, 19, 999; M. Barth, Forschungsber. über
LebdDBm. 1896, 8, 20; Chem.-Ztg. 1897, 21, 637.
<) Zeitschr. f. analyt Chemie 1896, 85, 844 u. 346.
^38 ^^® Untersuchung des Weines.
BO, 50 com); dazu sind besondere von Ejeldahl berechnete Tabellen
notwendig. Das Verfahren ist teils mit guten, teils mit weniger guten
Erfahrungen auch auf die Bestimmung Yon Dextrose und LäYulose in
SoBweinen angewandt worden^). R. W07') kombinierte das neueKjel-
d ah Ische Verfahren mit der Polarisation in ähnlicher Weise wie Neu-
bauer (siebe unter 1).
36« Nachweis und Bestlmmansr des Maiuiits«
Verfahren zum Nachweise und zur Bestimmung des Mannits sind
Ton ü. Gayon und E. Dubourg, Segou und P. Carles angegeben
worden').
37. Nachweis von liakritEensafU
Ein von 6. Morpurgo^) angegebenes Verfahren beruht auf dem
Nachweis des in dem Lakritzensaft enthaltenen Glycyrrhizins.
38« Nachwels des Dulcins«
Das Dulcin, ähnlich wie das Saccharin ein künstlicher SüBstoff,
ist Para-Phenetolkarbamid CO <^5 "" ^« ^* "" ^ "" ^«^*.
Zum Nachweise des Dulcins im Weine versetzt man nach G. Mor-
purgo^) 7, Liter Wein mit 25 g Bleikarbonat, verdampft die Mischung
auf dem Wasserbade zu einem dicken Brei und zieht diesen mehrmals
mit Alkohol aus. Die Auszüge trocknet man vollständig ein, zieht den
Rückstand mit Äther aus und verdunstet den Äther. Der Rückstand
besteht größtenteils aus Dulcin, das man an seinem süßen Geschmack
und seinen physikalischen Eigenschaften erkennt. Alsdann versetzt
man nach dem Verfahren von J. B erlin erblau^) einen Teil des Rück-
standes mit zwei bis drei Tropfen reiner Karbolsäure und ebensoviel
konzentrierter Schwefelsäure und erhitzt die Mischung kurze Zeit zum
Sieden. Nach dem Erkalten gießt man die dicke Flüssigkeit in ein
Probierröhrchen, das zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist, mischt die Flüs-
sigkeiten gut durch und überschichtet die Mischung nach dem Erkalten
1) 0. Leixi und A Hilger, Forschungsber. 1897, 4, 1S5; M. Barth,
Chem.-Ztg. 1897, 21, 637.
') Zeitschr. öffentl. Chemie 1898, i, 33.
') Karl Windisch, Die chemische Untersuchang und Beurteilung des
Weines, Berlin 1896, S. 222; vergl. auch Philip Schidrowitz, Analyst 1902,
27, 42.
*) Österr. Chem.-Ztg. 1899, 2, 361.
») Sehni 1893, 8, 87.
«) Journ. prakt Chemie [2], 1884, SO, 103.
Nachweis von Dulcin und Abrastol. 639
vorsichtig mit Natronlauge oder Ammoniakflüssigkeit. An der Berührungs-
fläche der Schichten entsteht ein blauer Ring, der allmählich stärker
wird und einige Stunden anhält. Die Färbung teilt sich allmählich
der Natronlauge bezw. dem Ammoniak mit ; die Natronlauge wird dabei
violettblau, das Ammoniak reinblau.
Noch charakteristischer ist die Reaktion von A. Jorissen^) zum
Nachweise des Dulcins. Man suspendiert einen Teil des Rückstandes
in 5 ccm Wasser, fügt 2 — 4 Tropfen Merkurinitratlösung hinzu und
taucht das Gläschen 5 — 10 Minuten in siedendes Wasser; bei Gegen-
wart von Dulcin entsteht eine schwache violette Färbung, die auf Zusatz
einer kleinen Menge Bleisuperoxyd stark hervortritt. Zur Herstellung
der Merkurinitratlösung löst man 1 — 2 g frisch gefälltes Quecksilberoxyd
in Salpetersäure, fügt etwas Wasser und solange Natronlauge hinzu, bis
der entstehende Niederschlag sich nicht mehr ganz löst; man verdünnt
die Flüssigkeit auf 15 ccm, lä£t absitzen und dekantiert.
39« Nacliwels des AbrastolB
(ABaprolfi, /f-naphtholsulfosaaren Calciums).
.OH
10 H6<so,,
^1 .>..
Bas Calciumsalz der ;9-Naphtholsulfosäure: SO -^^^
wurde in Frankreich imter dem Namen Abrastol oder Asaprol als
Konservierungsmittel für Wein empfohlen. Zum Nachweis dieser Sub-
stanz werden nach Sangle-Ferriere') 200 ccm Wein nach Zusatz von
8 ccm Salzsäure eine Stunde am RückfluBkühler oder nach dem Yer-
dampfen des Alkohols Ys Stunde über freier Flamme gekocht oder drei
Stunden auf dem Wasserbade erhitzt; hierdurch wird das Abrastol imter
Abspaltung Ton )9-Naphthol zerlegt. Nach, dem Erkalten schüttelt man
die Flüssigkeit mit 50 ccm Petroleumäther aus, filtriert den Auszug in
ein Schälchen und verdunstet den Petroleumäther bei möglichst niedriger
Temperatur. Den Yerdunstungsrückstand löst man in 10 ccm Chloro-
form, führt die Lösung in eine Probierröhre über, versetzt sie mit einem
Stückchen Atzkali und einigen Tropfen Alkohol und erhitzt das Ganze
zwei Minuten zum Sieden. Bei Gegenwart von Abrastol in dem Weine
bezw. von /9-Naphthol in der Chloroformlösung tritt eine dunkelblaue
Farbe auf, die rasch in Grün und dann in Gelb übergeht. Enthält der
Wein sehr kleine Mengen Abrastol, so ist das Chloroform grünlich und
nur das Stücken Ätzkali blau gefärbt.
^) Chem.-Ztg. 18%, 20, Repert. 114.
») Compt. rend. 1893, 117, 7%; Revue Internat, falsific. 1J894, 7, 15.
640 ^^® Unterauchung des Weines,
40. Bestlmmiinsr des Stickstoffl^)«
Die Bestimmung des Stickstoffs erfolgt nach Kjtldahl. Von ge-
wöhnlichen Weinen werden 50 ccm in dem Zersetzungskolben einge-
dampft und der Rückstand in üblicher Weise behandelt. SüBweine und
Moste läßt man zuvor vergären, erstere unter Zusatz einer Spur Hefe,
dampft dann ein und verfahrt wie vorher.
41. Nachweis und Bestimmung der Borsftare.
a) Nachweis der Borsäure^).
50 ccm Wein werden in einer Platinschale eingedampft und ver-
ascht. Die Asche nimmt man mit 10 ccm Wasser auf, versetzt die Lö-
sung mit 2 ccm Salzsäure vom spez. Gewichte 1,124, taucht dann einen
Streifen gelbes Kurkumapapier in die Lösung und trocknet das Papier
auf einem Uhrglase bei 100*^0. Zeigt das Papier nach 4 — 5 Minuten
auf der eingetauchten Stelle eine rote Färbung, die durch Auftragen
eines Tropfens verdünnter Natriimikarbonatlösung in Blau übergeht, so
ist Borsäure in dem Wein enthalten.
b) Bestimmung der Borsäure^)*
Das nachstehende Verfahren beruht auf der Tatsache, dafi die an
sich eine sehr schwache Säure darstellende Borsäure in Gegenwart mehr-
wertiger Alkohole (Glyzerin, Mannit) den Charakter einer starken Säure
annimmt, die beim Titrieren mit Phenolphtalein einen scharfen Farben-
umschlag ergibt*).
50 ccm Wein werden alkalisch gemacht, auf dem Wasserbade ein-
gedampft und verascht (vergl. S. 605). Die Asche wird mit heilem
Wasser völlig ausgelaugt, imd die Auszüge werden filtriert. Man säuert
die Flüssigkeit mit Salzsäure schwach an, kocht sie zur Vertreibung
der Kohlensäure 10 Minuten am Rückflußkühler, setzt nach dem Er-
kalten einige Tropfen Phenolphtaleinlösung hinzu und titriert mit
Vio N.-Barytlösung bis zur deutlichen nellrosa Färbung. Alsdann setzt
man 1 bis 2 g reinen gepulverten Mannit hinzu, wodurch die hellrote
Farbe verschwindet, und titriert nun weiter mit Yjq N.-Barytlösung bis
zur beständigen hellrosa Färbung. Man setzt dann nochmals 0,5 g Mannit
hinzu und titriert, falls dadurch die Rotfärbung verschwindet, wieder
1) Vergl. P. Kaiisch, Zeitschr. f. aaalyt. Chemie 1886, 25, 149.
>) M. Ripper, Weinbau und Wemhandel 1888, 6, 331.
') Karl Windisch, Zschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1905, 9.
*) L. Barthe, Joam. pharm, chim. [5], 1894, 29, 168; Honig and Spitz,
Zeitschr. angew. Chemie 18%, 549; G. Jörgensen, Ebendort 1897, 5.
Flaorverbindongeii. g41
bis zur beständigen schwachrosa Farbe. Jedem com 7iq N.-Barytlösung,
der nach dem Mannitzusatz yerbraucht wurde, entsprechen 0,0062 g
krystallisiertes Borsäurehjdrat (BO3H3).
42« Kacbwelfl und BestfnuDiinfir Ton Fluorrerbindiingreii.
a) Nachweis von Iluorverbindungen^),
200 ccm Wein (eventuell auch mehr oder weniger) werden mit
Ammoniak übersättigt und heiB mit 2 — 3 ccm einer 10-proz. Chlorcalcium-
lösung versetzt. Der Niederschlag wird filtriert und mit etwas heißem
Wasser nachgewaschen. Man läßt den Niederschlag ein wenig ab-
trocknen, hebt ihn mit einem Spatel vom Filter ab und bringt ihn in
einen Platintiegel, in dem er bei dunkler Rotglut verascht wird. Die
Asche spült man in ein Becherglas, setzt zur Auflösung des Kalkes
und des Calciumkarbonats Essigsäure bis zur schwach sauren Reaktion
hinzu, erwärmt und filtriert durch ein kleines Filter. Filter samt Nieder-
schlag wird in einen Platintiegel gebracht und bei dunkler Rotglut ver-
ascht. Dann führt man in bekannter Weise die Atzprobe aus. Statt
eines mit Wachs überzogenen TJhrglases setzt man zweckmäßig ein am
Boden in gleicher Weise präpariertes, mit eingeritzter Inschrift versehenes
Kölbchen auf den Platintiegel und leitet beständig kaltes Wasser durch
das Kölbchen. Man kann auch den Wein mit oder ohne Zusatz von Chlor-
calcium veraschen und mit der Asche die Ätzprobe ausführen.
Andere') mischen die fiuorh altige Asche mit Eaeselsäure, behandeln
die Mischimg mit konzentrierter Schwefelsäure und zersetzen das ent-
standene Kieselfluorwasserstofifgas mit Wasser, wodurch sich Kieselsäure
gallertartig abscheidet.
b) Bestimmung des Fluors mich F, P. Treadweü und A. A, Koch^).
Man bringt 100 ccm Wein in einen 250 ccm-Kolben, fügt doppelt-
normale reine Natronlauge bis zur schwach alkalischen Reaktion hinzu,
hierauf Sübemitratlösung, bis keine weitere Fällung mehr entsteht,
schüttelt kräftig, füllt mit destilliertem Wasser bis zur Marke auf, mischt
und filtriert sofort durch ein Faltenfilter. Die ersten 5 — 10 ccm des Fil-
trates werden vernachlässigt; vom folgenden Filtrat aber werden 200 ccm
^) C. Amthor, Pharm. Centralh. 18%, 87, 111; J.Brand, Zeitschr. ges.
Brauwesen 18%, 18, 317; R. Hefelmann, Pharm. Centralh. 1895, 86, 249;
W. Windisch, Wochenschr. Brauerei 1896, 18, 449; K. Windisch, Zeitschr.
Unters. Nähr.- a. Genußm. 1901, 4, 961.
') G. Niviere und A. Hubert, Monit. scientif. [8], 1895, 4, 324; Quirino
Sestini, L'Orosi 1896, 19, 253; G.Paris, Chem.-Ztg. 1899, 28, 685; L'Orosi
1900, 28, 1.
>) Zeitschr. f. analyt. Chemie 1904, 48, 491.
Untersuchungen. 6. Aufl. IIL 41
g42 ^^® Untersuchung des Weines.
in einen 250 ccm -Kolben gebracht und Kochsalz in genügender Menge
hinzugefügt, um das überschüssige Silber als Chlorsilber zu fallen. Die
Lösung wird nun kräftig geschüttelt, mit Wasser bis zur Marke auf-
gefüllt, 12 — 24 Stunden stehen gelassen, die überstehende, meist klare
Lösung abpipettiert und hiervon 175 ccm zur Fluorbestimmung ver-
wendet. Sollte die abpipett^ierte oder abge)ieberte Flüssigkeit nicht toU-
ständig klar sein, so filtriert man sie. Die ersten 5 — 10 ccm des Fil-
trates werden yernachlässigt, und von dem nun folgenden Filtrat pipet-
tiert man 175 ccm (= 56 ccm Wein) in eine etwa 250 ccm fassende
Berliner Porzellanschale ab. Man setzt 3 — 4 ccm ^i Normalsodalösung
hinzu, erhitzt zum Sieden, fällt mit einem großen Überschuß von Calcium-
chlorid und erhält nach dem Fällen 5 Minuten im Sieden. Der Nieder-
schlag wird filtriert, bis zum Verschwinden der Chlorreaktion mit heißem
Wasser gewaschen und getrocknet. Von dem trockenen Niederschlag
bringt man so viel wie möglich in einen Platintiegel, äschert das Filter
in der Platinspirale ein, fügt die Asche zur Hauptmasse in den Tiegel
und glüht bei Dunkelrotglut 10 — 20 Minuten lang. Nun füg^ man
2 — 4 ccm % normale Essigsäure hinzu, bedeckt mit einem Uhrglas und
läßt in der Kälte stehen, bis die Kohlendioxydentwickelung aufhört.
Hierauf erhitzt man mit aufgesetztem ührglas etwa 40 Minuten im
Wasserbade, indem man YOn Zeit zu Zeit den Niederschlag mittels
eines Platinspatels (oder auch eines Glasstabes) zerdrückt. Jetzt ent-
fernt man das Uhrglas und verdampft zur Trockne, befeuchtet mit zwei
Tropfen Essigsäure, behandelt mit Wasser und dekantiert sorgföltig
durch ein kleines Filter, so daß die Hauptmenge des Niederschlags im
Tiegel verbleibt und nur ein kleiner Teil desselben auf das Filter
gelangt. Das Auswaschen durch Dekantation wird so lange fortgesetzt,
bis das Filtrat nur noch eine sehr geringe Trübung mit AmmOnoxalat
gibt. Das Filter wird nun getrocknet und soviel von dem daran haftenden
Niederschlag wie möglich zur Hauptmenge in den Tiegel gebracht, den
man unterdessen ebenfalls getrocknet hat. Man äschert das Filter in
der Platinspirale ein und bringt die Asche in den Tiegel, glüht einige
Minuten bei dunkler Rotglut, läßt im Exsikkator erkalten und wägt.
Nach dem Wägen wiederholt man die Behandlung mit Essigsäure, Extra-
hieren mit Wasser, Filtrieren, Trocknen und Wägen, und zwar so oft,
bis keine größere Gewichtsabnahme als 0,0005 g stattfindet, imd benutzt
die vorhergehende Wägung zur Berechnung des Fluors aus dem Fluor-
calcium. 1 Tl. Ca F, = 0,4870 Tl. Fluor.
43. Nachwels von Schwefelwasserstoff.
50 ccm Wein werden zur Hälfte abdestilliert, a) Zu einem Teil
des Destillats setzt man zwei Tropfen einer alkalischen Bleilösung;
Beurteilung des Weines nach dem W^gesetz. 643
bei Gegenwart yon Schwefelwasserstoff im Weine entsteht eine braune
Färbung oder ein dunkelbrauner Niederschlag TOn Schwefelblei, b) Die
Nitroprussidj^robe auf Schwefelwasserstoff. Man macht das
Weindestillat alkalisch und setzt einen Tropfen einer Lösung yon Nitro-
prussidnatrium hinzu. Das Auftreten einer unbeständigen yioletten Fär-
bung, die bald mißfarbig wird, zeigt Schwefelwasserstoff an.
Am einfachsten bringt man 25 — 50 ccm Wein in ein Erlenmeyer-
kölbchen, hängt in den leeren Kaum des Eölbchens ein^ angefeuchteten
Streifen Bleipapier \md erwärmt den Wein. Bei Anwesenheit yon
Schwefelwasserstoff im Wein färbt sich das Bleipapier braun.
<
44. Bestlmmiinflr des Kalks» der Mafirnesia, der Alkalien,
der Kiesels&ure, des Eisens» der Tonerde, des Mangrans» der
Schwermetalle und des Arsens.
Die Bestimmung dieser Mineralbestandteile erfolgt nach den Regeln
der quantitativen Analyse. Eine genaue Beschreibung der für die Unter-
suchung des Weins geeigneten Vorschriften findet sich in: Karl Win-
disch, Die chemische Untersuchung imd Beurteilung des Weins. Berlin
1896, S. 241— 251.
II. BeurteUnng des ITeiiies auf OraMd der ehemiseheit
üntersnehiinc.
Bei der Beurteilung der Weine für gerichtliche Fälle sind zwei
Fälle zu imterscheiden:
1. Dem Wein sind Stoffe zugesetzt worden, die dem nor-
malen Wein Yollständig fremd sind, z. B. Teerfarbstoffe, gewisse
Konservierungsmittel, Saccharin, Duldn u. s. w. Diese Stoffe sind fast
ausnahmslos leicht und sicher nachweisbar, und ihre Beurteilung macht
meist keine Schwierigkeiten.
2. Dem Wein sind Stoffe oder Gemische von Stoffen zu-
gesetzt worden, die sich bereits im Wein vorfinden, z. B. Gly-
zerin, Weinstein, Alkohol u. s. w. Hier genügt es natürlich nicht, die
betreffenden Stoffe im Wein nachzuweisen, um daraus auf den künst-
lichen Zusatz dieser Stoffe zu schließen. Es ist vielmehr dazu not-
wendig, daß man die Menge dieser Stoffe im Wein feststellt. Um sich
aus der gefondenen Menge ein Urteil darüber bilden zu können, ob
ein Zusatz derselben zum Wein stattgefunden hat oder nicht, muß
bekannt sein, wie groß die Mengen des Stoffes sind, die sich in unver-
fälschten Weinen vorfinden. Ein außerordentlich großes Material über
die chemische Zusanmiensetzung reiner Weine aus deutschen Weinbau-
41*
544 ^^^ Untersachang des Weines.
gebieten ist Yon der ^Kommission zur Bearbeitung einer Weinstatistik
für Deutschland^ zusammengebracht worden. Dieses grofie Material
erleichtert die Beurteilung der Weine ganz erheblich, doch ist bei Be-
zugnahme auf die Ergebnisse der Weinstatistik zu berücksichtigen, daß
sie sich früher meist auf Jungweine (nach dem ersten Abstiche) bezogen,
die beim Lagern ihre Zusammensetzung noch ändern^).
Maßgebend für die Beurteilung des Weines ist das Gesetz Yom
24. Mai 1901, betr. den Verkehr mit Wein, weinhaltigen und wein-
ähnlichen Getränken, nebst der Bekanntmachung des Reichskanzlers
Yom 2. Juli 1901 und das Nahrungsmittelgesetz Tom 14. Mai 1879.
Viele Bestimmungen des neuen Weingesetzes sind gegenüber dem alten
Weingesetz vom 20. April 1892 wesentlich verschärft.
A. Beurteilung der Weine unter Zagrandelegang des Weingesetses
vom 24. Hai 1901.
1. Zusatz Ton Alkohol zum Wein.
Der Alkoholgehalt der Weine schwankt sehr erheblich. Die
deutschen Weine enthalten meist 5 bis 10 g Alkohol in 100 ccm. Weine
mit geringerem Alkoholgehalte kommen seltener in den Handel. ' Einen
natürlichen hohen Alkoholgehalt haben meist nur sehr feine Weine guter
Jahrgänge imd Lagen. Weine, die mehr als 18 Volumprozent Alkohol
enthalten, haben mit Sicherheit einen Zusatz von Alkohol erhalten, da
nach den bisherigen Erfahrungen bei der Gärung des Mostes auch unter
den günstigsten Bedingungen nicht mehr als 18 Volumprozent Alkohol
gebildet werden. Der Alkoholgehalt der Weine wird durch den Kahm-
pilz und den Essigpüz verringert; auch durch Oxydation zu Aldehyd
und Essigsäure und durch die Bildung von Estern nichtflüchtiger und
flüchtiger Säuren geht ein Teil des Alkohols als solcher verloren. Beim
Lagern der Weine vermindert sich der Alkoholgehalt durch Verdunstung;
sehr alte Weine enthalten daher wenig Alkohol.
Nach § 2, Ziffer 1 des Weingesetzes vom 24. Mai 1901 darf deutschen
Weinen bei der Kellerbehandlimg höchstens 1 Raumteil Alkohol auf
100 Raumteile Wein zugesetzt werden.
Der Alkoholgehalt steht zu anderen Weinbestandteilen in gewissen
Beziehungen, die man zur Beurteilung der Weine heranziehen kann. Ein
niedriger Alkoholgehalt fallt meist mit einem hohen Säuregehalt zu-
') Die Ergebnisse der Weinstatistik worden früher alljährlich in der
Zeitschr. f. analyt. Chemie and werden seit dem Jahre 1901 in den Arbeiten
a. d. Kaiserliche]] Gesandheitsamte veröffentlicht.
Zusatz Yon Alkohol und Zacker zum Wein. g46
sanunen und umgekehrt; beides sind Folgen schlechter Reife der Trauben.
Ausnahmen hiervon . kommen vor.
Die frühere Anna}ime, daß in Naturweinen auf 100 Teile Alkohol
mindestens 7 Teile Glyzerin kommen, läßt sich nicht mehr aufrecht er-
halten, da schon recht häufig auf 100 Teile Alkohol nur 6 oder gar
5 Teile Glyzerin beobachtet wurden'). Es ist anzunehmen, daß bei der
Vergärung gezuckerter Weine und Moste infolge der Verdünnung mit
Wasser noch weniger Glyzerin entsteht; auch dürfte die Verwendung
von Reinhefen nicht ohne Bedeutung für die Glyzerinbildung sein. Ein
Alkoholzusatz wird daher nicht in allen Fällen nachweisbar sein.
2. Gtozackerter (mit Wasser und Zacker versetzter) Wein.
Nach § 2, Ziffer 4 des Weingesetzes vom 24. Mai 1901 ist der Zu-
satz Yon technisch reinem Kohr-, Rüben- oder Invertzucker, technisch
reinem Stärkezucker, auch in wässeriger Lösimg, zum Wein unter folgen-
den Bedingungen erlaubt:
1. Der Zusatz darf nur erfolgen, um den Wein zu yerbessem;
nur wirklich verbesserungsbedürftige Weine dürfen gezuckert werden.
2. Die Menge des Weines darf durch den Zucker- imd Wasser-
zusatz nicht erheblich vermehrt werden. Welcher Zusatz als „erheb-
lich^ anzusehen ist, ist von Fall zu Fall zu entscheiden; ein. Zusatz
von mehr als 25 Proz. Zuckerwasser dürfte wohl in der Regel als eine
„erhebliche*' Vermehrung des Weines anzusehen sein.
3. Der gezuckerte Wein darf durch den Zuckerwasserzusatz seiner
Beschaffenheit nach, d. h. nach Aussehen, Geruch und Geschmack nicht
unter den Durchschnitt der ungezuckerten Weine des Weinbaugebietes, dem
der Wein nach seiner Benennung entsprechen soll, herabgesetzt werden.
Dies ist durch die Kostprobe seitens geübter Weinkenner festzustellen.
4. Der gezuckerte Wein darf seiner ganzen Zusammensetzimg
nach durcb den Zucker wasserzusatz nicht unter den Durchschnitt der
ungezuckerten Weine des betreffenden Weinbaugebietes herabgesetzt
werden. Dies ist durch eine vollständige Analyse des Weines fest-
zustellen, die sich nach der Bundesratsverordnung vom 2r Juli 1901 auf
alle Bestandteile zu erstrecken hat, die für die Beurteilung dieser Frage
von Bedeutung sind.
5. Insbesondere darf der Extrakt- und Mineralstoffgehalt der ge-
zuckerten Weine durch den Zuckerwasserzusatz nicht unter den Durch-
schnitt der ungezuckerten Weine des betreffenden Weinbaugebietes herab-
gesetzt werden.
^) Vergl. z. B. die Weinstatistik, ferner P. Kaiisch, Forschangsber. 1894,
1, 280, 311 und 861.
646 ' ^^^ UateiBachung des Weines.
Für den Gehalt der gezuckerten Weine an Extrakt- und Mineral-
stoffen sind durch die Bundesrats Verordnung vom 2. Juli 1901 folgende
untersten Grenzzahlen festgesetzt worden:
WeiJhrein Rotwttin
g in 100 ccm g in 100 ccm
Gesamtgehalt an Extraktstoffen . . . . . . 1,6 1,7
Extrakt nach Abzug der nichtflüchtigen Säuren 1,1 1,3
Extrakt nach Abzug der Gesamtsäure'. ... 1,0 1,2
Mineralbestandteile . 0,13 0,16
Bei der Feststellung des Extraktgehaltes ist die 0,1 g in 100 ccm
Wein überschreitende Zuckermenge in Abzug zu bringen und außer Be-
tracht zu lassen.
Für den Verkehr mit gezuckertem Wein ergibt sich nach dem
Weingesetz Yom 24. Mai idOl folgende Rechtslage:
1. Gezuckerter Wein, der -den oben angegebenen 5 Bedingungen
entspricht, der also in gesetzlich zulässiger Weise gezuckert ist, gilt
als unverfälscht, er kann daher ohne unterscheidenden Zusatz unter den
für Wein üblichen Bezeichnungen feilgehalten und verkauft werden.
Eine Deklaration der Zuckerung ist nicht notwendig.
2. Es ist verboten, gezuckerten Wein als Naturwein oder unter
anderen Bezeichnimgen feilzuhalten oder zu verkaufen, welche die An-
nahme hervorzurufen geeignet sind, dafi er nicht gezuckert sei.
3. Gezuckerte Weine, die einer der oben angegebenen 5 Bedingungen
nicht genügen, dürfen werden feilgehalten noch verkauft werden. Sie
gelten nicht mehr als „Wein^ im Sinne des Gesetzes und dürfen des-
halb auch nicht mit anderen Weinen verschnitten werden, um ihren
Extrakt- und Mineralstoffgehalt zu erhöhen.
4. Wein, der einen Zusatz von Zuckerwasser nicht erhalten hat,
kann unter den für Wein üblichen Bezeichnungen auch dann feilgehalten
und verkauft werden, wenn sein Gehalt an Extrakt u. s. w. die vorge-
schriebenen Grenzen nicht erreicht.
Die Yerschärfung der Vorschriften des neuen Weingesetzes über
gezuckerten Wein gegenüber dem alten Weingesetz ist eine dreifache:
1. Nach dem Wortlaut des alten Gesetzes wurde nur dann ein
gezuckerter Wein beanstandet, wenn er die festgesetzten Minimalwerte
für den Extrakt- und Mineralstof^ehalt nicht erreichte. Jetzt ist auch
auf die äuBere Beschaffenheit und auf die ganze chemische Zusammen-
setzimg Rücksicht zu nehmen, femer darauf, ob der Weih' wirklich ver-
besserungsbedürftig war und ob sein Volumen durch den Zuckerwasser-
zusatz erheblich vermehrt worden ist. Weine, die die gesetzlichen
Grenzzahlen erreichen, könn^^ daher doch noc)r als . überstreokt bean-
standet werden. ... * •
Zusatz. von Zucker zum Weih. g47
2. Die Grenzzahlen für den Extraktgehalt sind erhöht worden.
3. Früher durften überstreckte Weine unter Deklaration in den
Handel gebracht werden, jetzt dürfen sie weder feilgehalten noch ver-
kauft werden.
Hinsichtlich der allgemeinen Gültigkeit der offiziellen Grenzzahlen
in Bezug auf ungezuckerte Naturweine ist auf Grtmd der Ergebnisse der
Weinstatistik und anderer Weinuntersuchungen folgendes zu bemerken:
a) Der Extraktgehalt geht bei Weißweinen nur selten unter
1,6 g in 100 ccm, meist ist er wesentlich höher. Rotweine sind infolge
des Yergärens auf den Trestern gewöhnlich extraktreicher als die WeiB-
weine, daher die höhere Grenzzahl. Die „Kommission für Weinstatistik^
faßte in Bezug auf den Extraktgehalt der Weine folgende Beschlüsse^):
,,1. Ein Weißwein, welcher weniger als 4 7oo ^^^^^^^^^'^9 einschließlich
höchstens 0,6 7oo Süchtiger Säure, also weniger als 3,25 %o nichtflüchtige
Säure enthält, darf nicht weniger als 1,7 g Extrakt in 100 ccm Wein
enthalten.''
Über sehr extraktarme italienische Weine berichtete G. Paris^).
b) Der Extraktgehalt nach Abzug der nichtflüchtigen
Säuren ist bei Weißweinen meist höher als 1,1 g in 100 ccm, doch sind
niedrigere Werte immerhin häufiger als bei dem Gesamt-Extrakl^ehalte.
c) Der Extraktgehalt nach Abzug der freien Säuren ist
bei Weißweinen in der Regel höher als 1,0 g in 100 ccm, doch sind
Abweichungen nicht allzu selten; meist liegen besondere Gründe (starkes
Auftreten der Blattfallkrankheit, mangelhafte Reife der Trauben u. s. w.)
ftir diese Anomalie vor. Auch bei Gegenwart erheblicher Mengen flüch-
tiger Säuren (Essigsäure) kann der Extraktrest kleiner als 1 g in 100 ccm
werden, da die Essigsäure, die unabhängig Yon der Zusammensetzung
des ursprünglichen Mostes aus dem Alkohol entsteht, die Gesamtsäure
des Weines bedeutend erhöhen kann.,
d) Der Gehalt an MineralbestandteUen ist bei Weißweinen
fegen früher yon 0,14 auf 0,13 g in 100 ccm herabgesetzt worden, weil
er in Naturweinen häuflg niedriger als 0,14 g in 100 ccm gefunden wurde.
In einzelnen Weinbaugebieten war in manchen Jahren, z. B. 1892, der
Aschengehalt der Weine sogar in der Regel unter der damaligen Grenze;
Selbst der Mittelwert der Aschenzahlen lag unter 0,14 g in 100 ccm.
Auch der neue Grenzwert der MineralstoflPe (0,13 g in 100 ccm) wird bis-
weilen bei Naturweinen nicht erreicht. Die' Ad nähme, daß die Aschen-
armut mancher Jahrgänge mit der Trockenheit des Sommers und Herbstes
zusammenhänge, hat sich in dem trockenen ilahre 1904 nicht bestätigt.
1) Zsch. f. anal. Chepie ^894, 8ß, 629.
>) Zach. Unters. Nähr.- n. Genußm. 1898, 1, 816.
g48 ^i® Untersnchang des Weines.
Erkennung gezuckerter Weine.
Falls zum Auflösen des Zuckers stark salpetersäurehaltiges Wasser
verwendet -wurde, kann der Salpetersäuregehalt des Weines als Merk-
mal des Zuckems dienen. Geringe Mengen Salpetersäure können auch
durch Ausspülen der Fässer mit nitrathaltigem Wasser in den Wein ge-
langen^); viele Moste und Weine enthalten von Natur Spuren von
Nitraten^). Die Salpetersäure im Wein nimmt allmählich ab und ver-
schwindet schließlich ganz^), so daß selbst bei Zusatz stark nitrathaltigen
Wassers dieses Verfahren schließlich im Stiche läßt.
Wenn man die Gemarkung, die Lage und den Jahrgang kennt,
denen ein Wein entstanmit oder entstammen soll, so ist es häufig mög-
lich, durch den Vergleich der Zusammensetzung des zu untersuchenden
Weines mit der Zusanmiensetzung reiner Weine derselben Gemarkung,
Lage und desselben Jahrgangs nachzuweisen, ob ein Wasserzusatz statt-
gefunden hat oder nicht. Die Weinstatistik für Deutschland bietet hier-
für ein wertvolles YergleichsmateriaL
Ein neuer Weg zur Erkennung zu stark gestreckter Weine ist von
W. Möslinger*) eingeschlagen worden. Der Säurerest, d. h. der
Säuregehalt des Weines nach Abzug der auf Weinsteinsäure umgerech-
neten flüchtigen Säuren und nach Abzug des sauren Anteiles der
Weinsteinsäure, d. h. der gesamten freien Weinsteinsäure und der Hälfte
der halbgebundenen Weinsteinsäure, soll bei Weinen mit weniger als
1,70 g Extrakt in 100 ccm nicht weniger als 0,28 g in 100 ccm betragen.
Vernünftig gezuckerte Weine sollen ebenso wie reine Naturweine fast
stets einen Säurerest von mehr als 0,28 g in 100 ccm haben, dagegen
soll er bei übermäßig verlängerten Weinen, ebenso bei Trester- und
Rosinenweinen unter diese Grenze sinken. Durch Zusatz von Weinsäure
wird wohl die Gesamtsäure, nicht aber der Säurerest erhöht. Die
einzige Säure, die zur künstlichen Erhöhung des Säurerestes praktisch
verwendet werden könnte, ist die Zitronensäure; von deren Abwesen-
heit muß man sich daher stets überzeugen. Nach P. Kulis ch^) gibt es
auch übermäßig gewässerte Weine, deren Säurerest größer als 0,28 g in
100 ccm ist.
*) E. Egger, Arch. Hyg. 1884, 2, 373; E. Pollak, Chem.-Ztg. 1^87, 11,
1465 und 1623.
^ W. Seifert a. H. Easerer, Zsch. landw. Versachswesen Österreich 1903,
6, 655.
^) J. Herz, Repert. anal. Chemie 1886, 6, 360; £. Borgmann, Zsch.
analyt. Chemie 1888, 27, 184; W. Seifert, Österr. Chem.-Ztg. 1898, 1, 285.
*) Zsch. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1899, 2, 93.
^) Weinbau u. Weinhandel 1900, 18, 18, 69, 80, 89 und 107; Tergl. auch
Schnell, ebendort 1900, 18, 43 n. 187.
Tresterwein. g49
L. Grünhut*) gibt an, bei sachgemäß gezuckerten Weinen müsse
die Gesamtsäure mindestens 0,45 g und der Extraktgehalt nach Abzug
der nichtflüchtigen Säuren, des Glyzerins und der Mineralbestandteile
mindestens noch 0,5 g in 100 ccm betragen.
Sehr schwierig ist der Zusatz von Zucker (ohne Wasser) nach-
-weisbar. Durch den Zuckerzusatz wird der Alkohol- und Glyzerin-
gehalt einseitig erhöht^ doch ist es meist nicht leicht, hieraus einen
sicheren Schluß zu ziehen.
3. Tresterwein (petlotisierter Wein).
Die Tresterweine und die damit vermischten Weine (die petioti-
sierten Weine) dürfen nach § 3, Ziffer 1 des Weingesetzes weder gewerbs-
mäßig hergestellt noch feilgehalten oder verkauft werden. Die Trester-
weine sind infolge ihrer Herstellungsweise (Vergärung von Zuckerlösungen
über den Trestem) meist arm an Extraktstoffen, freien Säuren und
Stickstoff, aber reich an Gerbstoff und oft auch an Mineralbestandteilen,
namentlich an Kali und Kalk, jedoch arm an Phosphorsäure; sie neigen
oft zum Essigstich.
Zur Erkennung von Tresterweinen wird in erster Linie der relativ
hohe G^rbstoffgehalt herangezogen. Dazu ist zu bemerken, daß man
durch starkes Schönen mit leim- oder eiweißartigen Schönungsmitteln
einen großen Teil des Gerbstoffs der Tresterweine entfernen kann. Der
Gerbstoffgehalt der weißen Traubenweine ist mitunter nicht unerheblich,
nämlich dann, wenn der Most längere Zeit mit den Trestem in Berührung
geblieben und auf ihnen teilweise oder ganz vergoren ist; in diesem Falle
ist aber auch der Extraktgehalt des Weines verhältnismäßig hoch, da der
gärende Most den Trestem bei längerer Berührung mehr Extraktbestand-
teile zu entziehen vermag. Femer kann der Gerbstoffgehalt durch einen zu
großen Tanninzusatz beim Schönen, der durch das Schönungsmittel nicht
ganz ausgefällt wird, erhöht werden. Aus einem hohen Gerbstoffgehalte
allein darf daher nicht auf einen Verschnitt mit Tresterwein geschlossen
werden; vielmehr müssen hierzu auch die anderen oben mitgeteilten
Anhaltspunkte herangezogen werden').
Von M. Barth') ist festgestellt worden, daß der aus den Trestem
stammende Teil des Extraktes bei mit den Trestem vergorenen Weinen
mindestens das Fünffache des vorhandenen Gerbstoffgehaltes beträgt;
Weine, die nach Abzug der fünffachen Menge des Gerbstoffgehaltes vom
>) Zsch. Unters. Nähr.- o. Genaßm. 1901, 4, 1161.
*) Vergl. über den Nachweis von Tresterwein J. Stern, Zsch. Nahrongsm.-
Unten. n. Hyg. 189S, 7, 409; E. Späth, Zsch. angew. Chemie 1896, 721.
>) Zsch. Unters. Nähr.- a. Gennßm. 1899, 2, 103.
350 ^^ Untersachong defi Weines.
Gesamtextrakt weniger als 1,5 g Extraktrest in 100 ccm zeigen, sind
nach Barth Tresterweine oder Verschnitte von Wein mit Tresterweinen
oder übermäßig yerlängerte, über Trestem angegorene Weine. W. Fre-
senius und L. Grünhut^) halten den Faktor 5 für zu hoch. Sie beob-
achteten, daß Tresterweine nur selten an alkalische Erden gebundene
Weinsteinsäure enthalten, meist nur Weinstein. Durch Zusatz Yon Wein-
säure und durch starkes Schwefeln wird dieses Kennzeichen verwischt.
Auch bei Tresterweinen soll der Möslinger sehe Extraktrest (siehe
vorher) in der Regel weniger als 0,28 g in 100 ccm betragen.
4. Hefenwein.
Die Hefenweine, deren gewerbsmäßige Herstellung und Verkauf
nach § 3, Ziffer 2 des Weingesetzes verboten ist, enthalten in der Regel
wenig Extrakt und Säure, dagegen oft viel Mineralbestandteile und Stick-
stoff.
5. Rosinenwein.
Die gewerbsmäßige Herstellung und der Verkauf von Wein unter
Verwendung von Rosinen oder Korinthen, sowie anderer getrockneter
Früchte und von eingedickten Moststoffen ist nach § 3, Ziffer 3 des Wein-
gesetzes verboten; der bloße Zusatz von Rosinen zu Most oder Wein ist
dagegen bei Weinen, die als Dessertweine (Süd-, Süßweine) ausländi-
schen Ursprungs in den Verkehr kommen, gestattet. Der rationell her-
gestellte Rosinenwein kann nach dem bisherigen Stande der Forschung
durch die chemische Analyse kaum von Wein aus Mschen Trauben
unterschieden werden. Er läßt sich mitunter durch seinen eigentümlichen
Geschmack erkennen; offc ist er reich an flüchtigen Säuren. Analysen
von Rosinen weinen teilte A. Schneegans') mit.
6. Zusatz von Saccharin und anderen künstlichen Süfistoffen
zum Weine.
Der Zusatz von Saccharin und anderen künstlichen Süßstoffen, von
denen vorläufig nur noch das Dulcin in Frage kommt, zum Weine ist nach
§ 3, Ziffer 4 des Weingesetzes verboten. Nach § 2 des Süßstoffgesetzes
vom 7. Juli 1902 gilt dieses Verbot auch für Obst- und Schaumweine.
7. Zusatz von Säuren oder säurehaltifiren Stoffen zum Weine.
Nach § 3, Ziffer 5 des Weingesetzes ist der Zusatz von Säuren
und säurehaltigen Stoffen, insbesondere von Weinstein und > Weinsäure,
>) Zsch. f. analjt Chemie 1899, 88, 472.
>) Arcb. Pharm. 1901, 289, 91 und 589.
Zasatz Ton S&oren zam Wein. g51
zum Weine bezw. die Verwendung dieser Stofife bei der Herstellung Ton
Wein verboten.
a) GesamtBoure,
Der Gehalt der Weine an Gresamtsäure ist in erster Linie von der
Traubensorte und dem Reifegrade der Trauben abhängig; je reifer die
Trauben sind, desto ärmer pflegen sie und auch der daraus gewonnene
Wein an Säuren zu sein. Der Most ist stets erheblich reicher an Säuren
als der daraus entstehende Wein, da bei der Gärung ein Teil des Wein-
steins abgeschieden wird. Bei dem Lagern und der Kellerbehandlung
wird der Säuregehalt des Weines noch bedeutend weiter Termindert,
hauptsächlich dadurch, daß die Äpfelsäure bald mehr, bald weniger in
Milchsäure yerwandelt wird. Der Gehalt der reinen Weine an Gesamt-
säure schwankt innerhalb weiter Grenzen, im allgemeinen zwischen 0,4
und 1,5 g IQ 100 ccm; man hat aber auch Weine beobachtet, die nur 0,30 g,
und solche, die mehr als 1,70 g Gesamtsäure in 100 ccm enthielten.
Weine, die einen natürlichen geringen Säuregehalt haben, pflegen
meist einen yerhältnismäflig hohen Gehalt an neutralen Extraktstoffen
zu besitzen. Die „Kommission zur Bearbeitung einer Weinstatistik für
Deutschland^ verlangt daher von Weißweinen mit weniger als 0,4 g
Gesamtsäure, einschließlich höchstens 0,06 g flüchtigen Säuren, d. h. mit
weniger als 0,325 g nichtflüchtigen Säuren, einen Extraktgehalt von
mindestens 1,7 g in 100 ccm').
b) Freie Wemetdneäure,
Naturweine aus reifen Trauben enthalten häufig keine freie Wein-
steinsäure. Wenn durch starkes Schwefeln größere Mengen von Schwefel-
säure in den Wein kommen, kann diese aus dem Weinstein Weinstein-
säure freimachen. Weine aus unreifen Tl*auben enthalten meist freie
Weinsteinsäure. Die künstliche Erhöhung der Säure im Weine wird
gewöhnlich durch Zusatz der billigen Weinsteinsäure bewirkt; dieselbe
kann in dem Weine unverändert bleiben, sie wird aber häufig in das
Kali- bezw. Kalksalz umgewandelt. Durch das Entsäuern des Weines
mit gefälltem kohlensauren Kalk, das nach § 2, Ziffer 3 des Wein-
gesetzes zulässig ist, sowie mit Kaliumkarbonat wird zuerst die etwa
vorhandene freie Weinsteinsäure in saure Salze übergeführt. Rotweine
enthalten häufig keine freie Weinsteinsäure.
c) Weinetein.
Der Weinsteingehalt der Weine* schwankt innerhalb weiter Grenzen.
Unter sonst gleichen umständen ist der Weinsteingehalt eines Weines
1) ZscL f. anaL Chemie 1894, 88, 629.
g52 ^^^ Untersachong des Weines.
um so geringer, je niedriger die Temperatur und je höher der Alkohol-
gehalt ist. Beim Entsäuern des Weines mit kohlensaurem Kalk wird
der Weinstein mehr oder weniger in weinsteinsauren Kalk verwandelt,
der sich grOBtenteils abscheidet; durch starken Zusatz Ton kohlensaurem
Kalk zum Weine kann der Weinstein fast ganz zum Verschwinden
gebracht werden, so daß es unverfälschte Weine geben kann, die fast
frei von Weinstein sind. Auch durch gewisse Weinkrankheiten, nament-
lich das „Umschlagen^, kann der Weinstein zerstört werden; durch das
Gipsen und Phosphatieren des Weines wird er erheblich vermindert
Rotweine enthalten oft die gesamte Weinsteinsäure in der Form von
Weinstein.
d) ÄpfeUäure und Bemsteinsäure,
Die Äpfel säure ist in jedem Most reichlich vorhanden, sie wird
aber beim Lagern der Weine oft fast vollständig in Milchsäure über-
geführt. Die Bernstein säure ist als normales Gärungsprodukt ein
konstanter Bestandteil der Weine, ihre Menge ist aber gering. Zuver-
lässige Zahlenwerte sind bezüglich dieser Säuren nur wenig bekannt^).
Ein künstlicher Zusatz derselben zum Wein findet wegen ihres hohen
Preises nicht statt.
e) Milchsäure.
Der Most enthält keine Milchsäure, wohl aber jeder Wein. Sie
entsteht hauptsächlich durch eine Bakteriengärung aus der Äpfelsäure,
die dabei glatt in Milchsäure und Kohlensäure zerfallt. Die Menge
der Milchsäure im Wein ist sehr wechselnd; offc macht sie Y» ^^^ ^^^^
mehr der Gesamtsäure aus^).
/) ZUr(mm$äure.
Zitronensäure kommt im natürlichen Wein nicht vor. Ihre An-
wesenheit beweist einen Zusatz von reiner Zitronensäure oder Zitronen-
säure enthaltenden Materialien, z. B. Tamarindenmus oder Beerenweinen.
8* Zusatz Ton Bakettstoffen und Essenzen som Wein«
Ein solcher läBt sich in der Regel auf chemischem Wege nicht
feststellen; er ist nach § 3, Ziffer 5 des Weingesetzes verboten.
0 R. Kunz (Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Genoßm. 1903, 6, 726) fand in
25 Weinen 0,060—0,115 g Bemsteinsäure in 100 ccm.
*) R. Kunz, Zeitschr. Unters. Nähr.- n. Genußm. 1901, 4, 673; W. Mös-
liuger, Ebendort 1901, 4, 1120; Zeitschr. öffentl. Chemie 1908, 9, 371;
W. Seifert, Zeitschr. landw. Versuchswesen Österreich 1901, 4^ 980; 1903, t^ 567.
Zusatz von Obstwein, Gamiui, Dextrin etc. 553
9* Ziuatz Ton Obstmost und Obstwein zum TraubenwetnO«
Die Äpfel- und Bimenweine unterscheiden sich in reinem Zustande
von dem Traubenwein in der chemischen Zusammensetzung nicht uner-
heblich; der wichtigste Unterschied ist der, daß diese Obstweine keine
^einsteinsäure und weinsteinsauren Salze enthalten. Alle übrigen Unter-
schiede sind nur graduell; z. B. hat der Äpfelwein in der Eegel weniger
Alkohol, weniger Säuren, mehr säurefreien Extrakt (sog. Extraktrest)
und mehr Mineralbestandteile als die Traubenweine. Sobald Verschnitte
von Traubenweinen mit Obstweinen vorliegen, verschwinden diese Unter-
schiede in der chemischen Zusammensetzung so weit, daß die Mengen
der einzelnen Bestandteile in die Grenzen fallen, die man auch bei reinen
Naturweinen beobachtet hat. Selbst der Weinsteingehalt ist hier nicht
maßgebend. Durch die Geschmacksprobe läßt sich ein Zusatz von Obst-
wein zum Traubenwein bisweilen nachweisen.
Nach F. F. Mayer^) scheiden bei Zusatz von Ammoniak die
Traubenweine Ammonium -Magnesiumphosphat, die Obstweine Calcium-
phosphat aus, die sich durch ihre Krystallform unterscheiden; für
Mischungen von Obst- und Traubenwein ist das Verfahren nach
J. Formdnek und O. Laxa^) unsicher. K. Portele*) empfiehlt die
Prüfung der Trübungen des Weins, wenn möglich auch des Gelägers;
dieses enthält die charakteristischen Stärkekömer der Äpfel u. s. w.
Beerenweine (Stachelbeer-, Johannisbeer-, Heidelbeerwein) geben sich
durch ihren Zitronensäuregehalt zu erkennen. Elirschwein kann man
oft durch Prüfung der Rotweine auf Blausäure feststellen^).
10. Zusatz Ton Gmniiily Oextrln und anderen» den fixtragelialt
der Weine erliöbenden Stoffen zum Weine.
§ 3, Ziffer 6 des Weingesetzes verbietet den Zusatz von Gummi und
anderen Stoffen, durch welche der Extraktgehalt der Weine erhöht wird.
Im § 7 des Weingesetzes und in den Ausführungsbestimmungen zu
diesem Gesetz vom 2. Juli 1901 ist eine Anzahl Stoffe benannt, die zu
Wein, weinhaltigen und weinähnlichen Getränken unter keinen Umständen
zugesetzt werden dürfen. Diese sind unter Nr. 11 — 23 aufgeführt.
^) Vergl. hierüber insbesondere P.Kuli seh, Landwirtschaft!. Jahrb. 1890,
19, S8 und W. Seifert, Zeitschr. Nahnmgsm. -Unters, a. Hjg. 1892, tt, 120.
3) Zeitschr. f. anal. Chemie 1872, 11, 337.
') Zeitsbhr. Unters. Nähr.- u. Gennßm. 1899, 2, 401 ; vergl. auch W. Seifert ,
OsteiT. Ghem.-Ztg. 1898, 1, 265.
^) Zeitschr. landw. Versachswesen Österreich 1898, 1, 241.
^) Karl Windisch, Zeitschr. Unters. Nähr.- a. Genoßm. 1901, 4, 817.
554 l^i^ Untersachoiig des Weines.
11. Lösliclie Alttminimiisalze (Alaun und derirl.).
Alaun als solchen im Wein nachzuweisen, ist nicht möglich. Kleine
Mengen' Tonerde (bis zu 0,007 g in 100 ccm) kommen auch ohne Alaun-
zusatz im Weine Yor (durch Klären mit spanischer £rde, aus den
Trauben anhängendem Weinbergsboden u. s. w.).
12« Baryum- und Stronttumverbindunfir^n.
Zum £ntgipsen der Weine, d. h. richtiger zur Yerminderung des
hohen Schwefelsäuregehaltes gegipster Weine, ist in Frankreich Yor-
geschlagen worden, den gegipsten Wein mit BaryumYerbindungen (Chlor-
baryum, weinsteinsaurem Baryum, kohlensaurem Baryum) oder mit
StrontiumYerbindungen zu Yersetzen. Dabei ist oft nicht zu Yermeiden,
daß gewisse Mengen Baryum und Strontium im Weine gelOst bleiben.
Tatsächlich hat man in „entgipsten^ Weinen wiederholt Baryum- bezw.
StrontiumYerbindungen beobachtet.
13. Borsäure.
Nach zahlreichen Untersuchungen enthalten fast alle Weine kleine
Mengen Yon Borsäure; F. Schaffer») fand in 28 Weinen 0,008 bis
0,050 g, im Mittel 0,029 g Borsäurehydrat (BO3H3) im Liter. Zum
Nachweise eines künstlichen Zusatzes Yon Borsäure ist daher eine quanti-
tatiYC Bestinunung derselben erforderlich.
14. liftslictae Fluoryerblndungen.
Ob naturreine Weine Spuren Yon FluorYerbindungen enthalten, ist
noch nicht sicher erwiesen; F. Seh äff er 3) fand Fluoi: in Naturweinen,
F. P. Treadwell und A. A. Koch») nicht. Auf alle Fälle wird es sich
nur um Mengen handeln, die kleiner als 1 mg Fluor in 100 ccm Wein
sind.
15. Glyzerin«
Die Menge des bei der Gärung entstehenden Glyzerins schwankt
je nach den Umständen sehr beträchtlich; sie steht in gewissen Be-
ziehungen zu dem Alkoholgehalte. In der Regel entstehen auf 100 Teile
Alkohol 6 bis 14 Teile Glyzerin. Mehr Glyzerin kann scheinbar ein
Wein enthalten, wenn ein Teil des bei der Gärung entstandenen Alkohols
^) Schweiz. Wochenschr. Chem. Pharm. 1902, 40, 478.
*) Bericht des Kantonschemikers des Kantons Bern, 1902, S. 2.
>) Zeitschr. f. analyt. Chemie 1904, 48, 491.
Verschiedene Zusätze zum Wein. g55
Terschwindet. Dies kann hauptsäclilicli stattfinden: 1. durch langes
Lagern der Weine in Fässern; in sehr alten Weinen ist daher mehr
Glyzerin gefunden worden. 2. durch die Einwirkung des Eahmpilzes
kann ein Teil des Alkohols zu Kohlensäure oxydiert worden sein. Im
allgemeinen findet man ein höheres Alkohol -Glyzerinyerhältnis (10 bis
14 Gewichtsteile Glyzerin auf 100 Gewichtäteile Alkohol) nur bei Weinen
mit einem höheren Gehalte an sonstigen Eztraktstoffen. Mit Rücksicht
darauf, daß durch die Anwendung rein gezüchteter Weinhefen die Ver-
hältnisse bezüglich der Glyzerinbildung bei der Gärung der Moste yöUig
verändert worden sind und das Verfahren der Glyzerinbestinmiung sehr
mangelhaft ist, ist bei der Heranziehung des Alkohol -Gly zerinverhält-
niaaes zur Beurteilung der Weine die größte Vorsicht geboten.
16. Kennesbeeren*
Diese werden meist in südlichen Ländern zum Färben yon Wein
benutzt. Der Farbstoff ist ziemlich leicht yeränderlich und kann sich
alsdann dem Nachweise entziehen.
17. MasnesiiimTerblndiiiisren.
Normale Weine enthalten 0,003 bis 0,035 g Magnesia (Mg 0) in
100 ccm. Absichtlicher Zusatz yon Magnesiumyerbindungen dürfte kaum
vorkommen.
18« Sali«ylsftiire«
Salizylsäure findet sich in vielen Weinen^), auch in verschiedenen
Obstarten, namentlich in Himbeeren und Erdbeeren^), aber stets nur in
kleinen Mengen (höchstens 1 bis 2 mg in 1 kg Obst bezw. 1 Liter Obst-
saft). Vielfach scheint sie in der Form des Methylesters vorhanden zu sein.
0 L. Medicus, Bericht 9. Versamml. d . fr. Verein. bayer. Vertreter d. ao gew.
Chemie in. Erlangen. Berlin 1890, Julias Springer. S. 42; A.J. Ferreirada
Silva, Annal. chim. analyt 1900, 6, 381; 1901, 6, 11; Hngo Mastbaam, Ghem.-
Ztg. 1901, 25, 465; 1903, 27, 829; A. Cardoso Pereira, Bull. soc. chim. [3],
1901, 25, 475; H. Pellet, Annal. chim. analyt. 1900, 5, 418; 1901, 6, 327 und
328; Ball, assoc chim. sacre et dist 1902/08, 20, 286; K. Windisch, Zeitschr.
Unters. Nähr.- u. Genaßm. 1902, 5, 653; M. Spica, Gazz. chim. ital. 1903, 88, 11, 482.
*) R. Hefelmann, Zeitschr. öffentL Chemie 1897, 8, 171; Truchon and
Martin-Claade, Annal. chim. analyt. 1901, 6, 85; L. Portes and A. Des-
mouliere, fibendort 1901, 6, 401; P. Süß, Zeitschr. angew. Chemie 1902, 15,
1041; Zeitschr. üfiters. Nähr.- a. Genoßm,1902, 6, 1201; K. Windisch, Zeitschr.
Unters. Nähr.- a. Genaßm. 1903, 6, 447; A. Desmoaliere, Bull, sciences pharma-
coL 1902, 4, 204; F.- W. Traphage und £. Barke, Joam. Amer. Chem. Soc.
1903, 25, 242.
g56 ^^^ üntersuchiuig des Weines.
19« Oxalsäure.
Oxalsäure wurde dem Wein vereinzelt zur Erhöhung des Säure-
gehaltes zugesetzt^).
20. Unreiner (fireien Amylälkoliol enthaltender) Sprit.
Fuseliger Spiritus dürfte nur selten dem Wein zugesetzt werden,
da er zu stark herausschmeckt und riecht. Chemisch läBt sich ein
solcher Zusatz nicht nachweisen.
21. Unreiner (nicht technisch reiner) Stftrkezucker.
In alten, hochfeinen, nassauischen Kabinetts weinen 'j, in alten
Tokayeressenzen^) und in dunklen Malagaweinen ^) sind den schwer
yergärbaren Bestandteilen des unreinen Stärkezuckers ähnliche Stoffe
nachgewiesen worden. Für gewöhnliche Weine haben diese Beobach-
tungen keine Bedeutung.
22. Teerikrbstoffe.
Alle Teerfarbstoffe sind verboten.
23. liteUche WismatverbinduniT^nL«
Wismutyerbindungen dürften dem Wein nur vereinzelt zur Hintan-
haltung von Gärungen zugesetzt worden sein.
24» Schwefels&ure.
Nach § 8, Absatz 2 des Weingesetzes dürfen Rotweine, mit Aus-
nahme der Dessertweine (Süd-, Süßweine) ausländischen Ursprungs, im
Liter nicht mehr Schwefelsäure enthalten, als sich in 2 g neutralem,
schwefelsaurem Kalium vorfindet, d. h. nicht mehr als 0,9186 g Schwefel-
säure (SO3) in 1 1. Für sämtliche in den Apotheken feilgehaltenen
Weine, auch Dessertweine und Weißweine, schreibt die vierte Aus-
gabe des Deutschen Arzneibuches dieselbe Grenze des Schwefelsäure-
gehaltes vor.
') Looß, Bericht der landw. Versachsstation Angostenberg 1902, S. 17.
*) C. Schmitt, Die Weine des Herzogl. Nassaoischen KabinettskeUera.
Wiesbaden 1892. S. 45.
^) M. Barth, Forschungsber. über Lebensm. 1896, 8, 80.
*) W.Fresenius, Zeitschr. f. anal. Chemie 1897, 86, 122.
Beurteilang des Weines außerhalb des Weingesetzes. g57
Hoher Schwefelsäuregehalt des Weines kann Yom Gipsen oder von
starkem Schwefeln, namentlich der leeren Fässer, ohne gründliche Reini-
gung Yor dem Einfüllen des Weines^) herrühren. Yon Natur enthalten
die Weine meist nur kleine Mengen von Sulfaten.
B. Benrteilmig des Weines anfierhalb des Rahmens des
Weingesetzes yom 24. Hai 1901.
Für die Beurteilung der im Weingesetze nicht genannten Zusätze,
Manipulationen u. s. w. ist das Nahrungsmittelgesetz vom 14. Mai 1879
maßgebend.
25. Flüchtige Säuren.
Normale deutsche Weißweine enthalten nur kleine Mengen flüch-
tiger Säuren, Rotweine zufolge ihrer Darstellung meist mehr. Süd-
ländische Weine sowie Süßweine sind in der Regel reich an flüchtigen
Säuren^). Große Mengen flüchtiger Säuren entstehen im Wein bei dem
durch den Essigpilz (Mycoderma aceti) hervorgerufenen Essigstich und
bei anderen Weiukrankheiten. Der Essigstich macht sich bei gleichem
Gehalt der Weine an flüchtigen Säuren um so weniger bemerkbar, je
mehr Extrakt und Asche der Wein enthält, je höher die Alkalität der
Asche ist und je mehr diese Alkalität die Azidität der im Weine Yor-
handenen Weinsteinsäure übertrifft ^).
In Abänderung der früher üblichen Beurteilungsnormen faßte die
freie Vereinigung bayerischer Vertreter der angewandten Chemie im
Jahre 1897 auf Vorschlag yon W. Möslinger folgende auf deutsche
Weine bezügliche Beschlüsse^):
a) Das erste jugendliche Stadium des Weines ausgenommen, sollen
deutsche Weißweine hinsichtlich der flüchtigen Säuren als normal gelten,
wenn sie nicht mehr als 0,09, deutsche Rotweine, wenn sie nicht mehr
als 0,12 g flüchtige Säuren in 100 ccm aufweisen.
b) Als nicht mehr normal, aber noch nicht zu beanstanden sollen
deutsche Weißweine gelten, welche zwar über 0,09, aber nicht über
>) W. Fresenius, Forschongsber. 1896, 8, 370; P. Enlisch, Weinbau n.
Weinhandel 1900, 18, 295 a. 307; L. Grunhut, Zeitschr. Unters. Nähr.- a. Genußm.
1903, 6, 927.
•) Vergl. W. Fresenius, Zsch. f. anal. Chemie 1897, 86, 118; Forschangsber.
aber Lebensm. 1894, 1, 453; A. Bornträger and G. Paris, Chem.-Ztg 1898,
22, 172.
3) W. Möslinger, Forschungsber. über Lebensm. 1897, 4, 339.
*) Forschangsber. über Lebensm. 1897, 4, 339.
UnterauchimgeiL 6. Aufl. m. 42
g58 ^^® Untersuchong des Weines.
0,12, deutsche Rotweine, die zwar über 0,12, aber nicht über 0,16 g
flüchtige Säuren in 100 ccm enthalten.
c) Deutsche WeiBweine, die über 0,12, und deutsche Rotweine, die
über 0,16 g flüchtige Säuren in 100 ccm enthalten, stellen keine normale
Handelsware vor und sind gutachtlich in dieser Weise zu bezeichnen und
zu beanstanden, auch dann, wenn die Kostprobe nichts Auffalliges ergibt.
d) Ein WeiBwein oder Rotwein ist dann als „verdorben^ im Sinne
des Nahrungsmittelgesetzes anzuseheu, wenn bei einem Gehalte von über
0,12, bezw. 0,16 g flüchtige Säuren in 100 ccm auch die Kostprobe ganz
zweifellos und überzeugend das Verdorbensein erweist.
e) Deutsche Edelweine und Weine, die länger als 10 Jahre im
Fasse gelagert haben, werden von den Bestimmungen in a, b imd c
nicht getroffen. Die Beurteilung derselben nach ihrem Gehalte an
flüchtigen Säuren hat unter Berücksichtigung der besonderen, von Fall
zu Fall yerschiedenen Verhältnisse zu geschehen.
Die Beanstandung eines Weines wegen eines zu hohen Gehaltes
an flüchtigen Säuren erfolgt auf Grund des § 10, Ziffer 2, und § 11 des
Nahrungsmittelgesetzes vom 14. Mai 1879, der das Verdorbensein des
Weines zur Voraussetzung hat. Man muß daher feststellen, ob ein
Wein durch Essigstich wirklich verdorben 'und ungenießbar geworden
ist, imd dies läßt sich nur durch die Geschmacksprobe feststellen; die
Bestimmung der flüchtigen Säuren ist nur als ein weiteres Beweis-
moment oder als Bestätigung des Befundes der Geschmacksprobe an-
zusehen.
26. Schweflisre S&ure.
Wiederholt sind Grenzzahlen für den zulässigen Gehalt des Weines
an schwefliger Säure aufgestellt worden. Wesentlich verändert wurden
die Verhältnisse durch die Feststellung, daß die schweflige Säure größten-
teils in organischer Bindung im Weine enthalten ist und in diesem Zu-
stande viel weniger gesundheitsschädlich sein soll. Auf Grund dieser
Beobachtungen setzten die schweizerischen analytischen Chemiker die
Grenzzahl für die freie schweflige Säure auf 20 mg und für die ge-
bundene auf 200 mg im Liter fest. Eine Beanstandung eines Weines
infolge seines Gehaltes an schwefliger Säure kann nur aus § 12, Ziffer 1
und § 14 des Nahrungsmittelgesetzes vom 14. Mai 1879 erfolgen, also
nur, wenn eine gesundheitsschädliche Beschaffenheit des Weines vorliegt.
Dies ist von Fall zu Fall durch ärztliche Sachverständige zu entscheiden.
27. Chlor bezw. Koohjsals«
Der Chlorgehalt normaler Weine ist sehr gering, 0,001 bis 0,009 g
in 100 ccm. In Weinen, die auf sehr kochsalzreichen Böden gewachsen sind,
Bearteilang des Weines außerhalb des Weingesetzes. g59
finden sich erheblich größere Mengen Chlor ^). GLlorverbindungen können in
den Wein gelangen: durch Verwendung eines kochsalzhaltigen Schönungs-
mittels, beim ^^Entgipsen" mit Ghlorbarjrum oder Chlorstrontium, durch
direkten Zusatz yon Kochsalz zur Erhöhung des Aschengehaltes.
Eine gesetzliche Grenzzahl für den Kochsalzgehalt der Welue be-
steht zur Zeit im Deutschen Reiche nicht. Yon einem gewöhnlichen
Weine mit abnorm hohem Kochsalzgehalte muß man indessen einen
Gesamtaschengehalt fordern, der die niedrigste zulässige Menge (0,13,
bezw. 0,16 g in 100 ccm) um einen entsprechenden Betrag übersteigt.
28«^ Pliospliors&ure.
Der Phosphorsäuregehalt schwankt innerhalb weiter Grenzen
(0,004 bis 0,09 g in 100 ccm) ; Rotweine enthalten oft mehr Phosphor-
säure als Weißweine. Die phosphatierten (an Stelle von Gips mit
Calciumphosphat behandelten) Weine sind reich an Phosphaten. Die
Phosphorsäure hat nur für die Beurteilung der Süßweine eine Bedeutung.
29. Mannit.
Mannit kommt in normalen Weinen nicht Tor, er findet sich aber
in kleinen Mengen in Weinen, die „zäh" oder „lang** geworden sind,
und in großen Mengen in Weinen, die der Mannitgärung anheimgefallen
sind, bei der ein Teil des Zuckers in Mannit verwandelt wird. Ins-
besondere in algerischen Weinen ist infolge einer fehlerhaften Gärung
häufig eine beträchtliche Menge Mannit enthalten. Solche Weine sind
nicht verfölscht, aber krank, nur wenig haltbar und verderben leicht.
30. Abrastol and sonstisre Im Weingresetz nicht srenannte
Konservieriinsrsmittel, Farbstoffe n* s. w.
Für die Beurteilung des Zusatzes von Konservierungsmitteln u. s. w.
zum Weine, die im Weingesetze nicht ausdrücklich aufgeführt sind, ist
das Nahrungsmittelgesetz vom 14. Mai 1879 maßgebend. Es ist daher
in jedem Falle festzustellen, ob der Zusatz zum Zwecke der Täuschung
im Handel und Verkehr gemacht worden ist oder ob die Stoffe gesund-
heitsschädlich sind.
31. Stickstoir.
Der Stickstoffgehalt der Weine beträgt nach L. Weigert^) ge-
wöhnlich 0,007 bis 0,09 g in 100 ccm; diese Grenzzahlen werden indessen
>) Fr. Turie, Joum. pharm, chim. [5], 1894, 80, 161; E. Bayeaa, Compt.
rend. 1898, 186, 1276.
*) Mitteil. Versuchsstation Klostemeuburg 1888, 5, 87.
42 •
QQQ Die Untenachang des Weines.
mitunter sowohl überschritten als auch unterschritten. Tresterweine
sind meist arm, Hefenweine und namentlich HefenpreBweine oft sehr
reich an StickstofiF. Sehr hohen Stickstoffgehalt (mehr als 0,08 g in
100 ccm) findet man meist nur in feineren, extraktreichen Weinen.
32. Schwefelwasserstoff.
Schwefelwasserstoffgehalt eines Weines kann yerursacht sein durch
den Schwefelgehalt des Bodens, diirch die Düngung, durch die Gegen-
wart von Schwefel im gärenden Moste (vom Schwefeln der Trauben
gegen Oidium Tuckeri herrührend), durch eine Zersetzung der Hefe und
andere Zufalle. Er verleiht den Weinen den sogen. Böcksergeruch und
-geschmack. Da es leicht ist, einen solchen Wein von Schwefelwasser-
stoff zu befreien und wieder genießbar zu machen (durch wiederholtes
Abziehen oder Schwefeln), so gibt ein Schwefelwasserstoffgehalt im all-
gemeinen nur insoweit Veranlassung zur Beanstandung eines Weines, als
darauf hinzuwirken ist, daß er so lange dem G-enusse entzogen wird, als
er schwefelwasserstoffhaltig ist.
33. Kalk.
Der Kalkgehalt der Weine unterliegt sehr großen Schwankungen;
er beträgt etwa 0,003 bis 0,05 g in 100 ccm Wein. Durch fintsäuem
mit kohlensaurem Ealk kann der Ealkgehalt des Weines erhöht werden.
34. Kali.
Unter den Mineralbestandteilen sowohl des Mostes als auch des
Weines überwiegt das Kali stets ganz erheblich. Durch das Gipsen,
das Phosphatieren und das Entsäuern des Weines mit kohlensaurem Eali
wird der Ealigehalt mehr oder weniger, oft sehr stark erhöht. Der
Ealigehalt normaler Weine schwankt etwa zwischen 0,02 und 0,21 g in
100 ccm.
35. Natron.
Im Gegensatz zum Eali ist der Natrongehalt der Weine stets
gering; durch Zusatz von Eochsalz zu dem Weine wird er erhöht.
C. Benrteilung der Sttfiweine.
Man hat nichtkonzentrierte und konzentrierte Süßweine zu unter-
scheiden. Erstere werden durch Zusatz von Alkohol zu unvergorenem
oder nur scüwach angegorenem Most, wodurch die Gärung unterdrückt
(der Most stumm gemacht) wird, oder durch Zusatz von Zucker zu ver-
Beurteilong der Süßweine. ggl
gorenem Wein hergestellt. Die konzentrierten SüBweine werden aus
Trockenbeeren (Rosinen) oder aus konzentriertem (eingekochtem oder im
Yakuum eingedicktem) Most hergestellt; die Trockenbeeren werden ent-
weder für sich ausgepreßt (man lädt auch den Saft freiwillig ausfließen)
und yergoren oder mit gewöhnlichem Wein oder Most ausgezogen.
Je nach der Herstellungsweise ist die Zusammensetzung der Süß-
weine sehr yerschieden. Die konzentrierten Süßweine enthalten neben
Zucker auch die anderen nicht vergärbaren Extraktstoffe sowie die
Mineralstoffe in weit größerer Menge als die gewöhnlichen Weine;
namentlich sind sie durch einen höheren Fhosphorsäuregehalt ausge-
zeichnet. Die nicht konzentrierten Süßweine zeigen dieses Verhalten
nicht, sie kommen vielmehr in ihrer Zusammensetzung, abgesehen von
dem Zucker- und Alkoholgehalte, den gewöhnlichen Weinen nahe. Die
durch Alkoholisieren von Most hergestellten Süßweine enthalten, da eine
Gärung fast nicht stattgefunden hat, nur wenig Glyzerin; die durch
Zusatz Yon Zucker zu vergorenem Wein hergestellten Süßweine ent-
halten einen dem durch Gärung eutstandenen Alkoholgehalte ent-
sprechenden Gljzeringehalt. Nicht selten findet bei der Herstellung
solcher Süßweine Zucker- und Alkoholzusatz statt.
Bei der Untersuchung der Süßweine kommt es darauf an, die
eigentlichen konzentrierten Süßweine von den nicht konzentrierten minder-
wertigen zu unterscheiden und gegebenenfalls den Grad der Konzentration
zu ermitteln. Die Merkmale des konzentrierten Süßweines siad oben
bereits genannt: hoher zuckerfreier Extrakt- und Aschengehalt, ins-
besondere auch hoher Phosphorsäuregehalt. Bereits im Jahre 1886 hat
die freie Vereinigung bayerischer Vertreter der angewandten Chemie
Beschlüsse in Bezug auf den zu fordernden Gehalt der Süßweine an
zuckerfreiem Extrakt imd Phosphorsäure gefaßt i); der damals festgesetzte
Grenzwert für den zuckerfreien Extrakt ist jetzt nicht mehr maßgebend,
da zur Bestinmiung des Extraktgehaltes und des Zuckers jetzt andere
Tabellen benutzt werden.
Eine besondere Stellung unter den konzentrierten Süßweinen nehmen
der Tokayerwein und die übrigen österreichisch-ungarischen konzentrierten
Süßweine ein. Sie sind besonders stark konzentriert und daher auch in der
Regel reicher an zuckerfreiem Extrakt und an Phosphorsäure als die
übrigen in Frage kommenden Süßweine; L. Röseler^) hat an der Hand
eines großen üntersuchungsmaterials dargetan, daß ihr Phosphorsäure-
gehalt in der Kegel mindestens 0,055 g in 100 ccm beträgt.
^) Bericht über die 5. Versamml. d. fr. Verein, bayer. Vertreter d. angew.
Chemie zu Würzborg am 6. und 7. August 1886. Berlin 1887, Julias Springer. S. 41.
>) Zsch. f. anal. Chemie 1895, 84, 354.
gg2 Die Untersuchung des Weines.
Bezüglich der Beurteilung der Süßweine hat die freie Vereinigung
bayerischer Vertreter der angewandten Chemie im Jahre 1897 auf Grund
eines Vorschlages Ton W. Fresenius folgende Beschlüse gefaßt*):
1. Die Begutachtung der Süßweine hat sich in erster Linie dar-
über auszusprechen, ob ein konzentrierter Süßwein Yorliegt oder nicht.
Sie hat ferner auf Grund der analytischen Daten eine Charakterisierung
der Herstellungsart zu geben. Wenn die auf diese Weise erkannte Her-
stellungsart mit der in dem Ursprungslande, aus dem der betreffende
Wein seiner Benennung nach stammen soll, üblichen und erlaubten in
W^iderspruch steht, so hat Beanstandung einzutreten.
2. Als charakteristische Kennzeichen konzentrierter Süßweine sind
hohes zuckerfreies Extrakt und hoher Gehalt an Phosphorsäure anzu-
sehen. Für konzentrierte Süßweine sind in 100 ccm mindestens zu fordern
3 g zuckerfreies Extrakt 2) (bei Ungarsüß weinen 3,5 g) und 0,03 g Phosphor-
säure (bei Ungarsüßweinen 0,055).
3. Diese Kennzeichen sind nur in Verbindung mit der Gesamt-
analyse zu benutzen.
4. Bei der Beurteilung der Süßweine ist der Glyzeringehalt von
wesentlicher Bedeutung, um einen Schluß auf den Grad der Vergärung
des Weines zu gestatten. Ein nicht sehr früh gespriteter Süßwein soll
mindestens 6 g Mostgärungsalkohol in 100 ccm enthalten.
5. Die Bezeichnung Medizinalsüßwein hat keine wissenschaftliche
Berechtigung, wenn sie aber gebraucht wird, so ist zu verlangen, daß
ein konzentrierter Süßwein vorliegt.
Abgesehen von der Glyzerinbestimmung kann auch die getrennte
Bestimmung der Dextrose und Lävulose in Süßweinen Aufschlüsse über
die Art der Herstellung geben. Bei der Gärung wird von der Hefe zuerst
und vorwiegend die Dextrose zerlegt, so daß ein teilweise vergorener
Wein mehr Lävulose als Dextrose enthält. Wenn daher in einem Süß-
w^ein die Lävulose überwiegt, so ist anzunehmen, daß eine Vergärung,
sei es von konzentriertem Traubensafte, sei es von künstlich zugesetztem
Zucker, stattgefunden hat. In Süßweinen, die durch Alkoholzusatz zu
Most oder durch Zuckerzusatz zu ausgegorenem Wein oder durch Aus-
ziehen von Trockenbeeren mit fertigem Wein hergestellt sind, werden oft
ungefähr gleiche Menge Dextrose und Lävulose enthalten sein.
Ein Alkohol Zusatz ist bei vielen Süßweinen üblich, nach dem Wein-
gesetze auch nicht zu beanstanden. Tokayerweine pflegen nicht mit
Alkohol versetzt zu werden. Infolge des Gipsens sind die Süß- und
*) Forschungsber. über Lebensmittel 1897, 4^ 300.
^) Indirektes Extrakt nach Halenke -Möslinger, Zucker als Invert-
zucker.
Obst- und Beerenweine. Schaomweine. gß3
Südweine oft reich an Schwefelsäure; auch enthalten sie in der Regel
reichlich flüchtige Säuren*). Die Gesamtsäure ist gewöhnlich nicht hoch.
Die in den Apotheken feilgehaltenen Süd weine (Xeres, Portwein,
Madeira, Marsala u. s. w.), sollen nach der Vorschrift des deutschen Arznei-
buches in einem Liter 140 bis 200 ccm Alkohol enthalten.
Obst- und Beerenweine.
Auf Obst- und Beerenweine nimmt das Weingesetz vom 24. Mai 1901
nur im § 7 Bezug. Die im § 7 genannten, unter Nr. 11 bis 23 besprochenen
Stoffe dürfen auch Obst- und Beerenweine nicht zugesetzt werden. Nach
§ 2 des Süßstoffgesetzes vom 7. Juli 1902 ist der Zusatz künstlicher Süß-
stoffe zu Obst- und Beerenweinen durchaus verboten, also auch nicht gegen
Deklaration zulässig. Im übrigen ist bezüglich der Beurteilung der Obst-
und Beerenweine das Nahrungsmittelgesetz vom 17. Mai 1879 maßgebend.
Die Untersuchung der Obst- und Beerenweine erfolgt im allgemeinen
nach den für Traubenweine gebräuchlichen Verfahren.
Schaumweine.
Nach § 5 des Weingesetzes vom 24. Mai 1901 dürfen überstreckte
Weine, Tresterweine, Hefenweine, Rosinenweine und eingedickter Most
nicht zur Herstellung von Schaumwein verwendet werden, auch dürfen
denselben künstliche Süßstoffe nicht zugesetzt werden (auch verboten
durch das Süßstoffgesetz vom 7. Juli 1902). § 6 des Weingesetzes fordert
die Bezeichnung des Landes, in dem der Schaumwein auf Flaschen ge-
füllt wurde, und für Obstschaumweine eine Deklaration.
Die Schaumweine enthalten infolge des Likörzusatzes mehr Alkohol
als dem Glyzeringehalte entspricht. Sie sind häufig verhältnismäßig arm an
zuckerfreiem Extrakt und namentlich an Mineralbestandteilen. L. Grün-
hut^) hatte daraus geschlossen, daß zur Herstelhmg der Schaumweine
häufig stark gewässerte Weine angewendet würden. P. Kulisch') wies
indessen nach, daß diese bessonderen Verhältnisse durch die Beschaffen-
heit der verwendeten Ciaretmoste und die Art der Herstellung der Schaum-
weine (nochmalige Vergärung auf der Flasche und Verdünnung durch den
Likörzusatz) bedingt sind. L. Grünhut erkannte dies auch später an*).
*) W. Fresenius, Forschungsber. über Lebensm. 1894, 1, 449.
*) Zschr. f. anal. Chemie 1898, 87, 231.
s) Zschr. angew. Chemie 1898, 573 und 610.
«) Weinbau u. Weinhandel 1898, 16, 253.
664
Die Unteraachung des Weines.
Tab. I.
Alkoholtafel nach E. Windisch.
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0-11
0-21
0-32
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0.63
0-64
0-74
0-85
0-96
1-06
117
1-28
1-39
1-50
1-60
1-71
1-82
1-93
2-04
216
2-27
2-38
2-49
2-60
2-72
2-82
2-94
3-06
3-17
3-29
3-40
362
3-64
3-75
3-87
3-99
4-11
4-23
4-35
4-47
4-69
471
4-83
0-00
013
0-27
0-40
0-63
0-67
0-80
0-93
1-07
1-20
1-34
1-48
1-61
1-76
1-88
2-02
216
2-30
2*44
2-68
2-72
2-86
300
314
3-28
3-42
3-66
3-71
3-86
4-00
4*14
4-29
4*43
4-68
4*73
4*88
6-03
5*18
6-33
6-48
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5*78
5*93
6-09
0*9912
0
0-9908
6
4
2
0
0-9898
6
4
2
0
0-9888
6
4
2
0
0-9878
6
4
2
0
0-9868
6
4
2
0
0-9868
6
4
2
0
0-9848
6
4
2
0
0-9838
6
4
2
0
0-9828
496
5-08
5-20
6-32
5-45
5-67
5*70
6*83
6*96
6*08
6*21
6-34
647
6-59^
6*73
6*86
6*99
712
7*26
7*39
7*53
7*66
7*80
7-94
8-07
8-21
8-36
8-49
8-63
8-77
8-91
8*98
9*20
9*34
9-49
9-63
9*78
9-92
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10-22
1036
10-52
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7*34
7-60
7-66
7-82
7-99
815
8-31
8-48
8-64
8*81
8-98
915
9-32
9-48
9-66
9.83
1000
10*17
10-36
10-62
10-70
10-88
11-05
11-23
11-41
11-69
11-77
11-95
12*14
12*32
12*50
12-69
12-88
13-06
13-25
10-66 I 13-44
0-9826
4
2
0
0-9818
6
4
2
0
0-9808
6
4
2
0
0-9798
6
4
2
0
0-9788
6
4
2
0
0*9778
6
4
2
0
0-9768
6
4
2
0
0-9758
6
4
2
0
0.9748
6
4
2
0
10-81
10-96
11-12
11*27
11-42
11-57
11-72
11-88
12-03
1219
12-34
1250
12*66
1281
12-97
13*13
18-28
13-44
13-60
13-76
13-92
14-08
14-23
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14*65
1471
14*87
15-03
16-19
15-35
15-51
15-67
15-83
15*99
16-15
16-31
1647
1663
16-79
16-95
17-11
17-27
17-42
17-58
13-63
13-82
14^1
14-20
14*39
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14*77
14*97
1516
15-36
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15*75
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16-14
16*34
16-54
16*74
16-94
17-14
17*34
17-54
17*74
17-94
18-14
18*34
18-54
18-74
18-94
1914
19-34
1956
19-76
19-95
20-15
20-36
20*65
20-75
20-96
21*16
21-36
21*66
21-76
21-96
2216
Alkoholtafel. ExtrakttafeL
665
O OB
• 5
02
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0
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•
a a ö
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33 P
ä a o
S N O
0-9788
6
4
2
0
0-9728
6
4
2
0
0-9718
6
4
2
0
0-9708
6
4
2
0
17-74
17-90
18-06
1821
18-37
18-52
18-68
18-84
18-99
1914
19-30
1946
19-60
19-76
19-91
20-06
20-21
20-36
20-51
20-66
2285
22-55
22-75
22-96
28-14
28-34
23-54
2373
23-93
24-12
24-32
24-51
24-70
24-89
2508
25-27
25-47
25-66
25-84
26-08
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6
4
2
0
0-9688
6
4
2
0
0-9678
6
4
2
0
0-9668
6
4
2
0
20-81
20-96
21-10
21-25
21-40
21-54
21-69
21-83
21-98
2212
2226
22-40
22-54
22-68
22-82
22-96
23-10
23-24
2388
23-52
26-22
26-41
26 59
26-78
26-96
27-14
27-33
27-51
27-69
27-87
2805
28-23
28-41
28-59
28-76
28-94
29-10
29-29
29-45
29-64
0-9658
6
4
2
0
0-9648
6
4
2
0
0-9638
6
4
2
0
0-%28
6
4
2
0
23-65
23-79
23-93
2406
2419
24-38
24-46
24-59
24-73
24-85
24-99
25-12
25-25
25-37
25-50
25-63
25-76
25-88
26-01
2613
29-81
29-89
80-15
80-32
30-49
3066
30-82
30-99
81-16
81-32
31-49
31-65
31-81
81-98
32-14
82-30
32-46
82-62
32-78
82-98
Tab. n.
Zar Ermittelang der Zahl E, welche für die Wahl des bei der
Extraktbestimmung des Weines anzuwendenden Verfahrens maß-
gebend ist; nach den Angaben der Kaiserlichen Normal-Eichangs-
Kommission berechnet im Kaiserlichen Gesnndheitsamte.
(Extrakttafel).
X
E
X
E
X
E
X
E
X
E
10000
000
1-0080
0-77
10060
1-55
1-0090
2-32
10120
8-10
' 2
0-05
2
0-82
2
1-60
2
2-38
2
8-15
4
010
4
0-87
4
1-65
4
2-43
4
3-20
6
0-15
6
0-93
6
1-70
6
2-48
6
3-26
8
0-20
8
0-98
8
1-76
8
2-53
8
8-81
10010
0-26
1-0040
103
10070
1-81
1-0100
2-58
1-0130
3-86
2
0-31
2
1-08
2
1-86
2
2-63
2
3 41
4
0-36
4
118
4
1-91
4
2-69
4
3-46
6
0-41
6
1-18
6
1-96
6
2-74
6
3-51
8
0*46
8
1-24
8
2-01
8
2-79
8
3-56
10020
0-52
10050
1-29
1-0080
2-07
1-0110
2-84
1-0140
3-62
2
0-57
2
1-34
2
2-12
2
2-89
2
3-67
4
0-62
4
1-39
4
2-17
4
2-94
4
3-72
6
0-67
6
1-45
6
2-22
6
300
6
3-77
8
0-72
8
1-50
8
2-27
8
805
8
3-82
666
Die Untorsuchuiig des Weines.
X
E
X
E
X
E
X
E
X E
1
10150
3-87
10250
6-46
10350
9-05
1-0450
11-65
1-0550
14-25
2
3-93
2
6-51
2
9-10
2
11-70
2 I 14-30
4
3-98
4
6-56
4
9-16
4
11-75
4 1 14-35
6
403
6
6-62
6
9-21
6
11-81
6
14-41
8
4-08
8
6-67
8
9-26
8
11-86
8
14-46
1-0160
413
10260
6-72
1-0360
9-31
1-0460
11-91
1-0660
14-51
2
419
2
6-77
2
9-36
2
11-96
2 t 14-56
4
4-24
4
6-82
4
9-42
4
12 01
4 14-61
6
4-29
6
6-88
6
9-47
6
12-06
6
14-67
8
4-34
8
6-93
8
9-52
8
1212
8 14-72
10170
4-39
1-0270
6-98
10370
9-57
10470
1217
10570 14-77
2
4-44
2
7-03
2
9-62
2
1222
2
14-82
4
4-50
4
708
4
9-68
4
12-27
4
14-87
6
4-55
6
7-13
6
9-73
6
12-32
6 i 14-93
8
4-60
8
7-19
8
9-78
8
12-38
8 14-98
1-0180
4-65
1-0280
7-24
10380
9-83
10480
12-43
1-0580 = 1503
2
4-70
2
7-29
2
9-88
2
12-48
2
15-08
4
4-75
4
7-34
4
9-93
4
12-53
4
15-14
6
4-81
6
7-39
6
9-99
6
12-58
6 1519
8
4-86
8
7-45
8
10-04
8
12-64
8 15-24
1-0190
4-91
10290
7-50
10390
1009
1-0490
12 69
10590 1 15-29
2
4-96
2
7-55
2
1014
2
12-74
3
1 15-35
4
501
4
7-60
4
1019
4
12-79
4
15-40
6
5-06
6
7-65
6
10-25
6
12-84
6 15-45
8
511
8
7-70
8
10-30
8
12-90
8 1 15-50
10200
517
10300
7-76
10400
10-35
10500
12-95
1-0600 15-55
2
5 22
2
7-81
2
10-40
2
1300
2 , 15-61
4
5-27
4
7 86
4
10-45
4
1305
4 ' 15-66
6
5-32
6
7-91
6
10-51
6
13-10
6 i 15-71
8
5-38
8
7 97
8
10-56
8
13-15
8 15-76
1-0210
5-43
1-0310
802
10410
10-61
1-0510
13-21
1-0610 1581
2
5-48
2
807
2
10-66
2
13-26
2 1 15 87
4
5-53
4
8-12
4
10-71
4
13-31
4 ' 15-92
6
5-58
6
8-17
6
10-76
6
13-36
6 1 15-97
8
5-64
8
8-22
8
10-82
8
13-42
8 1 16-02
1
10220
5-69
10320
8-27
10420
10-87
10520
13-47
1-0620 1 16.07
2
5-74
2
8-33
2
10-92
2
13-52
2 1 1613
4
5-79
4
8-38
4
10-97
4
13-57
4 ' 16-18
6
5-84
6
8-43
6
1103
6
13-62
6 16-23
8
5-89
8
8-48
8
1108
8
1368
8 16-28
10230
5-94
10330
8-53
10430
11-13
10530
13-73
10630 16-33
2
600
2
8-59
2
11-18
2
13-78
2
16-39
4
6-05
4
8-64
4
11-23
4
18-83
4
16-44
6
610
6
8-69
6
11-28
6
13-89
6
16-49
8
615
8
8-74
8
11-34
8
13-94
8
16-54
1-0240
6-20
10340
8-79
10440
11-39
10540
13-99
1-0640
16-60
2
6-25
2
8-85
2
11-44
2
1404
2
16-65
4
6-31
4
8-90
4
1149
4
14-09
4
1670
6
6-36
6
8-95
6
11-55
6
14-14
6 16-75
8
6-41
8
900
8
11-60
8
14-20
8
16-80
Extrakttafel.
•
667
X
£
X
E
X
E
X
E
X
E
10650
16-86
10750
19-47
10850
2209
1-0950
24-72
11050
27-35
2
16-91
2
19-52
2
22-15
2
24-78
2
27-41
4
16-96
4
19-58
4
22-20
4
24-82
4
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6
1701
6
19-63
6
22-25
6
24-88
6
27-51
8
1707
8
19-68
8
22-30
8
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8
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10660
1712
10760
19-73
1-0860
22-36
10960
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11060
27-62
2
17-17
2
19-79
2
22-41
2
25-04
2
27-67
4
17-22
4
19-84
4
22-46
4
25-09
4
27-72
6
17-27
6
19-89
6
22-51
6
25-14
6
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8
17-38
8
19-94
8
22-57
8
25-20
8
27-83
10670
17-38
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20-00
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25-25
1-1070
27-88
2
17-43
2
2005
2
22-67
2
25-30
2
27-93
4
17-48
4
20-10
4
22-72
4
25-36
4
27-99
6
17-54
6
2015
6
22-78
6
25-41
6
28-04
8
17-59
8
20-20
8
22-83
8
25-46
8
28-09
1-0680
17-64
1-0780
20-26
10880
22-88
1-0980
25-51
1-1080
28-15
2
17-69
2
20-31
2
22-93
2
25-56
2
28-20
4
17-75
4
20-36
4
22-99
4
25-62
4
28-25
6
17-80
6
20-41
6
2304
6
25-67
6
28-30
8
17-85
8
20-47
8
23-09
8
25-72
8
28-36
10690
17-90
10790
20-52
10890
23-14
1-0990
25-78
11090
28-41
2
17-95
2
20-57
2
23-20
2
25-83
2
28-46
4
1801
4
2062
4
23-25
4
25-88
4
28-51
6
1806
6
20-68
6
23-30
6
25-93
6
28-57
8
1811
8
20-73
8
23-35
8
25-99
8
28-62
10700
1816
10800
20-78
10900
23-41
1-1000
2604
1-1100
28-67
2
18-22
2
20-83
2
23-46
2
26-09
2
28-73
4
18-27
4
20-89
4
23-51
4
26-14
4
1 28-78
6
18-32
6
20-94
6
23-57
6
26-20
6
28-83
8
18-37
8
20-99
8
23-62
8
26-25
8
28-88
10710
18-43
10810
2104
1-0910
23-67
1-1010
26 30
11110
1 28-94
2
18-48
2
21-10
2
23-72
2
26-35
2 28-99
4
18-53
4
21-15
4
23-77
4
26-41
4
2904
6
18-58
6
21-20
6
23-83
6
26-46
6
2909
8
18-63
8
21-25
8
23-88
8
26-51
8
29-15
10720
18-69
1-0820
21-31
1-0920
23-93
1-1020
26-56
1-1120
2
4
6
8
29-20
29-25
29-31
29-36
29-41
2
4
6
8
18-74
18-79
18-84
18-90
2
4
6
8
21-36
21-41
21-46
21-52
2
4
6
8
23-99
2404
24-09
24-14
2
4
6
8
26-62
26-67
26-72
26-78
1-1130
29-47
10730
18-95
1.0830
21-57
1-0930
2420
11030
26-83
2
29-52
2
19-00
2
21-62
2
24-25
2
26-88
4
29-57
4
1905
4
21-67
4
24-30
4
26-93
6
29-62
6
1910
6
21-73
6
24-35
6
26-99
8
29-68
8
1916
8
2178
8
24-41
8
27 04
1-1140
2973
10740
19-21
1-0840
21-83
1.0940
24-46
11040
2709
2
29-78
2
19-26
2
21-88
2
24-51
2
2715
4
29-83
4
19-31
4
21-94
4
24-57
4
27-20
6
29-89
6
19-37
6
21-99
6
24 62
6
27 25
8
29-94
8
19-42
8
22-04
8
24-67
8
27-30
1-1150
29-99
Bier.
Von
Prof. Dr. C. J« Ltntiier^ München.
Bier ist ein vorherrschend aus Gerstenmalz, Wasser \md Hopfen
durch Gärung mittels Hefe hergestelltes Getränk. Besondere Biersorten
(Weißbier), welche meist nur eine lokale Bedeutung besitzen, werden
auch aus Weizenmalz, oder einem Gemenge von Gersten- und Weizen-
malz hergestellt.
Andere stärkehaltige Bohmaterialien, wie Mais, Reis, Stärkemehl
oder Zucker, zur Bierbereitung zu yerwenden, ist nicht in allen Ländern
gestattet.
Znm Zwecke der Bierbereitung wird das zerkleinerte Malz mit
Wasser gemischt und die Mischung (Maische) allmählich auf 70 — 75^
gebracht. Man erreicht diese Temperatur entweder dadurch, daß man
einen bestimmten Anteil der Maische kocht und mit dem nicht gekochten
yereinigt (Dekoktionsverfahren), oder dadurch, daß man gleich mit Wasser
von höherer Temperatur einmaischt oder bei kaltem Einmaischen Wärme
zuführt (Infusions verfahren). Durch das Maischen werden die löslichen
Bestandteile des Malzes ausgezogen (Zucker, stickstoffhaltige Bestand-
teile und Mineralstoffe) und das unlösliche Stärkemehl unter dem Ein-
fluß der Diastase in Maltose und (Achroo-) Dextrine übergeführt. Die
beim Maischen entstehende süBe Flüssigkeit (Würze) wird von dem Un-
gelösten (den Trebem) getrennt und mit Hopfen gekocht. Die gehopfte
Würze wird abgekühlt und mit Hefe zur Gärung angestellt. Man unter-
scheidet die Unter- und die Obergärung. Die Hauptmenge des Bieres
wird auf dem Wege der Untergärung, welche in die Haupt- und Nach-
gärung zerfällt, mit Anwendung bestimmter Heferasseu hergestellt. Die
Hauptgärung verläuft bei 5 — 10® in offenen Gärbottichen, die Nachgärung,
durch welche das Bier erst die Konsumreife erlangt, in Fässern bei
einer Temperatur von 5 — 0°. Bei der Hauptgärung wird der Zucker
der Bierwürze bis auf einen kleinen Best in Alkohol und Kohlensäure
Untersnchang des Wassers. QQQ
gespalten. Während der Nachgärung vollzieht sich die Klärung des Bieres
und dessen Sättigung mit Kohlensäure.
Der Obergärung, welche bei 10 — 20^ vor sich geht, bedient man
sich vorzugsweise zur Herstellung des Weißbieres.
Das konsumreife Bier soll eine klare, gut moussierende und Schaum
haltende, rein und prickelnd schmeckende Flüssigkeit von der Farbe
des Biertjpus, hell weingelb bis dunkelbraun, darstellen.
Bohmaterialieii»
Wasser, Gerste (Weizen), Hopfen, sowie das aus der Gerste
(Weizen) bereitete Malz; femer Färb malz.
Eine planmäßige Untersuchung derselben, insbesondere des Malzes,
dessen Eigenschaften und Zusammensetzung hauptsächlich maßgebend
sind für das gute Gelingen des Brauprozesses, sowie für die gute Zu-
sammensetzung des Bieres, bildet die beste Grundlage für die Betriebs-
kontrolle. Neben der chemisch-technischen ist von nicht geringerer Be-
deutung die mikroskopisch -biologische Betriebskontrolle, welche außer-
halb des Rahmens des vorliegenden Werkes jßlllt. Es sei daher bezüglich
letzterer auf F. Lindners „Mikroskopische Betriebskontrolle in den
Gärungsgewerben*', femer A. Klöcker, „Die Gärungsorganismen in der
Theorie und Praxis der Alkohol gärungsge werbe" hingewiesen. (Yergl.
auch Windisch, „Das chemische Laboratorium des Brauers." Berlin,
Paul Parey).
Untenuchiuigsmeiliodeii.
WiUäer* Die Anforderungen, welche an das zum Bierbrauen zu
verwendende Wasser gestellt werden müssen, entsprechen denjenigen an
Trinkwasser. Die anzuwendenden üntersuchungsmethoden für Brauwasser
sind dieselben wie für Trink- oder Nutzwasser. (Bd. 1, S. 768. Vergl.
auch S. 837.) Gröbere Verunreinigungen durch Salpeter- oder salpetrige
Säure, Ammoniak, Phosphorsäure, Chlor, Schwefelwasserstoff sind, da sie
auf starke Bodenverunreinigungen zurückzuführen sind, im Brauwasser
zu beanstanden. Eisenhaltiges Brauwasser ist für die Zwecke der
Mälzerei schlecht geeignet imd gibt beim Brauen dunklere Biere. Koch-
salzhaltiges Wasser wirkt bei der Malzbereitung, wenn die Gerste mit
demselben geweicht war, verzögernd auf das Wachstum des Keimlings,
als Bestandteil des Maischwassers soll Kochsalz günstig auf die Klärung
und den Geschmack des Bieres einwirken. Dagegen ist besonders ein
mäßig hoher Gipsgehalt in Brauwasser erwünscht. All zu weiches Brau-
wasser, in welchem die Hefe wegen Kalkmangels leicht degeneriert,
pflegt man durch Zusatz von Gips künstlich zu härten (10 g Gips zum
670 Bi^r.
Hektoliter Brauwasser). Ein sehr hoher Gipsgehalt erscheint dagegen
bedenklich, da Biere aus gipsreichem Wasser größere Neigung zur Glutin-
trübung haben und beim Pasteurisieren starke Eiweißausscheidungen
geben.
Hoher Gehalt an kohlensaurem Kalk und selbst sehr geringe Mengen
von Natriumkarbonat bewirken durch die Lösung gewisser Hopfenbe-
standteile (Phlobaphene) ein Zufärben der Würze, so daß solches Wasser
für die Herstellung heller Biere ungeeignet erscheint.
Der Keimgehalt eines Brauwassers soll gering sein, insbesondere soll
es keine bierschädlichen Keime (Bakterien, wilde Hefen) enthalten, wenn
es ungekocht zum Reinigen der Geräte benutzt wird. Durch Kochen
werden die meisten der vorhandenen Organismen unschädlich gemacht
und man kann daher ein durch Pilze stark verunreinigtes Wasser durch
Kochen brauchbarer machen.
Ein chemisch einwandfreies Wasser ist stets noch biologisch auf
seine Brauchbarkeit für Brauereizwecke zu imtersuchen.
Hopfen* Der Hopfen im Sinne des Brauers besteht aus den reifen
Fruchtständen der weiblicheu Blüten, Hopfenkätzchen oder Zapfen der
Hopfenpflanze (Humulus lupulus). Die Vor- und Deckblätter der Zapfen
sind an den unteren und inneren Teilen mit einem hellgelben klebrigen
Mehl, den sog. Lupulinkömem, bedeckt. Das Lupulin ist ein Drüsensekret
und hauptsächlich der Träger der aromatischen und bitteren Bestandteile
des Hopfens. Die Qualität des Hopfens ist abhängig von der Provenienz,
von den Kultur- und Witterungsverhältnissen, sowie von der Behandlung
nach der Ernte. Das Aroma der geernteten Zapfen imd ihre Beschaffen-
heit hinsichtlich Gestaltung, Reinheit und Gleichmäßigkeit der Farbe
und Mehlgehalt bilden das praktische Kriterium für die Wertschätzung
des Hopfens.
Die größte Sorgfalt muß dem Hopfen zugewendet werden, um ihn
als Handelsware für unbestimmte Zeit mit allen seinen dem Brauer
wichtigen Eigenschaften zu erhalten; denn der Hopfen ist sehr leicht
tiefgreifenden und seine Brauchbarkeit aufhebenden Veränderungen unter-
worfen. Solche treten insbesondere rasch nach der Ernte ein, besonders
bei feuchter Ernte, und wenn die Trocknung nicht in kürzester Zeit be-
wirkt worden ist. Man pflegt den Hopfen, wenn er bei feuchtem Emte-
wetter nicht natürlich lufttrocken gebracht werden kann, künstlich mittels
Wärme in Trockenstuben und auf Darren zu trocknen und auch behufs
besserer Konservierung zu schwefeln. Das letztere Mittel wird öfter
dazu benützt, einem nicht farbschönen Hopfen ein besseres Ansehen zu
verleihen, und wird daher von Brauern nicht immer gern gesehen.
Man unterscheidet die Hopfensorten nach der Provenienz imd nach
der Zeit der Reife (Früh- und Späthopfen). Die Provenienz ist maß-
llDtersachung des Hopfens. g71
gebend für gewisse spezifische Eigenschaften, insbesondere das Aroma.
In der Provenienzbezeichnung liegt zugleich eine gewisse Bewertung des
Hopfens und es gelten z. B. der böhmische Saazer, der bayrische Spalter,
der englische ,,6oldings^ yon Kent als edelste Sorten. Im Handel
findet sich auch die Bezeichnung „Lagerbierhopfen^, welcher aber selten
eine einheitliche Sorte, sondern meist eine Mischung aus zum Teil
besserem mit oft sehr geringwertigem Hopfen bildet.
Die Beurteilung des Hopfens geschieht yomehmlich auf Grund
einer mechanischen Prüfung nach Gestaltung des Zapfens, Mehlgehalt
(Lupulin), Eömergehalt (Samen), Reinheit der Pflücke, Feuchtigkeit,
Farbe und Geruch. Der Hopfen soll auch gesund sein, keine Parasiten
sowie Schimmelpilze enthalten. Schlecht konserrierter alter Hopfen be-
sitzt einen ausgeprägten käsigen Geruch, das Mehl hat eine orangegelbe
bis braune Farbe angenommen und ist harzig geworden, während es
sonst ölig erscheint, desgleichen sind die Schuppen der Zapfen trocken
harzig.
In der chemischen Zusammensetzung des Hopfens unterscheiden
wir neben den allgemeinen Pflanzenbestandteilen wie Zellulose, Fett,
Wachs, stickstofffreien Extraktstofifen uiid Mineralstoffen die spezifischen
Hopfenbestandteile, auf deren Anwesenheit die Verwendung des Hopfens
zum Bierbrauen beruht, wie das Hopfenöl, die Hopfenbittersäuren
(a-Säure oder Humulon Cjo Hjj O5, )S-Säure oder Lupulinsäure C^s Hgg O4),
die Hopfenharze (2 bittere Weichharze, a- und ß-Rsaz und ein
geschmackloses Hartharz, ;^-Harz) imd endlich den Hopfen-
gerbstoff.
Über die wirksamen Bestandteile des Hopfens besteht noch keine
vollkommene Klarheit und daher ist die chemische Prüfung desselben
noch nicht in jenes Stadium der Sicherheit getreten, welche es ermög-
lichte, auf Grund der Bestimmung einzelner Bestandteile eine maßgebende
Wertschätzung vorzunehmen.
Die Untersuchung des Hopfens beschränkt sich gewönlich auf
die Bestimmung des Wassergehaltes uftd den Nachweis einer
vorgenonmienen Schwefelung. Die Wasserbestimmung kann durch
Trocknen bei einer 100^ nicht übersteigenden Temperatur zur Aus-
führung kommen, nachdem nachgewiesen ist, daB der durch Verdampfung
von ätherischem Ol entstehende Fehler vernachlässigt werden kann.
Man trocknet im Luffctrockenschrank 2 — 3 g Hopfen in Trockengläschen
(7 cm hoch, 5 cm weit) 11 Stunden oder im Leuchtgasstrom in der
Trockenente 4 Stunden. Die früher angewendete Trocknung im Vakuum
über Schwefelsäure gibt zu niedrige Besultate (G. Barth, Zsch. f. d.
ges. Brauwesen 1897, S. 153). Der Wassergehalt des Hopfens läflt sich
auch mit dem Apparat von F. J. Hoff mann (zu beziehen von dem In-
672 Bier.
stitut für Gärungsgewerbe in Berlin) bestimmen (Wochenschr. £ Brauerei
1903, S. 217).
Prüfung auf Schwefelung. Diese wird nach Aubry und Prior
(Zsch. f. d. ges. Brauwesen 1883, S. 145 und Bayr. Brauerjoum. I, S. 661)
mit einem wäßrigen Auszug aus 10 g zerkleinertem Hopfen mit 200 com
destilliertem Wasser mittels der Heidenreich sehen Methode durch
Überführung des Schwefeldioxyds in Schwefelwasserstoff ausgeführt.
Man bringt von dem filtrierten Auszug ca. 50 ccm in ein Glaskölbchen
mit ca. 1,5 g schwefelfreiem Zink und 25 ccm ehem. reiner Salzsäure Yon
1,125 spez. Gew. und bedeckt das Eölbchen entweder mit befeuchtetem
Bleipapier oder einem in den Hals eingeschobenen Wattepfropf, der mit
basischem Bleiacetat mäßig befeuchtet worden ist. Sofern der Hopfen
geschwefelt war, tritt schon innerhalb einer halben Stunde deutliche,
je nach dem Grade der Schwefelung mehr oder weniger starke Bräunung
auf. Längeres Stehenlassen der Probe ist überflüssig und fuhrt leicht
zu Täuschungen, weil erwiesenermaßen auch bei nichtgeschwefeltem
Hopfen später Schwefelreaktion auftritt. Weil in der Praxis häufig Ge-
mische Yon geschwefeltem und ungeschwefeltem Hopfen yorkommen, ist
es wesentlich, eine, wie oben angegeben, größere Quantität des Hopfens
in Untersuchung zu nehmen, womit eine Beimengung von 1 Proz. ge-
schwefeltem Hopfen noch erkannt werden kann.
Für die Beurteilung aus der chemischen Untersuchung können noch
in Betracht kommen die Gerbsäure, der Gesamtharzgehalt und der
Gehalt an Bitterstoffen (bittere Weichharze und Bittersäuren).
Bestimmung des Hopfengerbstoffs. Diese wird in einem
heißbereiteten wäßrigen Auszug nach einer der üblichen Methoden aus-
geführt. Die Eigenartigkeit der Hopfengerbsäure hat zur Folge, daß
nach keiner Methode besonders befriedigende Resultate erzielt werden.
Dies hat schon A. Ott (Zsch. f. d. ges. Brauwesen 1880, S. 201) auf
Grund einer eingehenden, yergleichenden Untersuchung nachgewiesen.
Später haben Hayduck (Wochenschr. f. Brauerei 1894, S. 411) der Gerb-
stoffbestimmung nach der^on Schröder abgeänderten L ö wen thal sehen
Methode mittels Hautpulver und G. Barth (Zsch. f. d. ges. Brauw.
1897, S. 167) derjenigen mittels Gelatinelösung nach Heron (The
Joum. of the Feder. Inst, of Brewing 1896, S. 162) das Wort geredet.
Letzteres Verfahren liefert die besten Resultate und soll hier kurz be-
schrieben werden. Als Titrierflüssigkeiten dienen 1. Kaliumpermanganat-
lösung, von welcher 31,6 ccm 10 ccm einer Yiq N. -Oxalsäurelösung ent-
sprechen. 2. Indigolösung: 5 g Indigokarmin werden in 500 ccm Wasser
gelöst, mit 50 ccm konz. Schwefelsäure versetzt und zu 1 1 yerdünnt.
20 ccm dieser Lösung sollen 20 ccm der Permanganatlösug verbrauchen.
3. Gelatinelösung: 25 g feinste Gelatine werden 6 St. in 250 ccm Wasser
Untersachung des Hopfens. g73
eingeweicht, dann bis zur Lösung auf dem Wasserbade erhitzt, mit
reinem Kochsalz gesättigt und mit einer gesättigten Kochsalzlösung zu
einem Liter aufgefüllt, durchgeschüttelt und nach mehrtägigem Stehen
blank filtriert. 4. Verdünnte Schwefelsäure: 50 g konz. Schwefelsäure
in 1 Liter. Ausführung der Titration. Man bringt 10 g Hopfen, der
vorher zerzupft oder auf einer kleinen Fleischhackmaschine zerkleinert
wurde, in 900 ccm kochendes destilliertes Wasser und digeriert eine
Stunde im kochenden Wasserbade. Sodann wird auf 15^ abgekühlt,
auf 1005 ccm aufgefüllt und möglichst blank filtriert.
50 ccm des Hopfenauszuges werden in einer Porzellanschale mit
20 ccm Indigolösung und 100 ccm dest. Wasser versetzt, dann läßt man
die Permanganatlösung rasch aus einer Bürette imter kräftigem Um-
rühren zufließen, bis die Farbe in ein helles Goldgelb übergeht. Der
Titer zwischen Permanganat und Indigo wird vorher durch Titration
von 20 ccm Indigo in 500 ccm Wasser bestimmt. Nun werden 100 ccm
des Hopfenauszuges mit 100 ccm Gelatinelösung und 50 ccm Schwefel-
säure mit einem Teelöffel voll Kaolin gut durchgeschüttelt und möglichst
blank filtriert. 100 ccm dieses Filtrates werden mit 20 ccm Indigolösung
und 500 ccm dest. Wasser wie oben titriert. Aus der Differenz des ver-
brauchten Kaliumpermanganats vor und nach der Fällung durch Gelatine
mit einer für Gelatine anzubringenden Korrektur wird der Gerbsäure-
gehalt als Oxalsäure ausgedrückt. Im allgemeinen besitzt ein Hopfen
von guter Qualität auch einen hohen Gerbstoffgehalt, nämlich 4 — 6 Proz.
in der Trockensubstanz.
Bestimmung der Gesamthopfenharze. Man verwendet 5 g
Hopfen und extrahiert ihn mit Äther im Soxhletschen Extraktionsapparat
wie üblich. Die durch den Äther ausgezogenen Harze bestehen aus den
bitteren Weichharzen und dem geschmacklosen Hartharz ; daneben finden
sich stets noch kleine Mengen von Wachs im Ätherextrakt. Die Be-
stimmung des Gesamtharzes hat wenig Bedeutimg, da das Hartharz,
welches in nicht unbeträchtlicher Menge vorhanden ist, kaum in das
Bier übergeht.
Hayduck erhielt aus frischem Hopfen 17,8 Proz. Ätherextrakt,
4,8 Proz. a-Harz, 8,0 Proz. ^-Harz, 5,0 Proz. T-'narz.
Bestimmung der Bitterstoffe. Nach Lintner (Zsch. f. d. ges.
Brauwesen 1898, S. 407) lassen sich die Bitterstoffe im Hopfen, welche
sauren Charakter besitzen, durch Titration mit Phenolphtalein als
Indikator bestimmen. 10 g Hopfen werden in einem Kolben mit Marke
bei 505 ccm (5 ccm entsprechen dem Volumen des Hopfens) mit 300 ccm
Petroläther von 30—500 Siedepunkt während 8 Stunden am Rückfluß-
kühler gekocht, abgekühlt und mit Petroläther bis zur Marke aufgefüllt.
Zur Titration verwendet man 100 ccm des filtrierten Auszuges, ent-
Unterauchunsfon. 5. Aufl. m. 43
674 BiöT.
sprechend 2 g Hopfen. Man titriert mit alkoholischer Yjq N.- Kali-
lauge, nachdem man noch 80 ccm Alkohol von 96 Volumprozent und
10 Tropfen einer Phenolphtaleinlösung (1 : 100) hinzugefügt hat, bis die
Flüssigkeit einen deutlichen Stich ins Rote zeigt. Durch einen blinden
Versuch wird die Menge YioN.-KOH festgestellt, welche die Mischung
Yon 100 ccm Petroläther und 80 ccm Alkohol für sich verbraucht, und
von der Titration abgezogen. Das Ergebnis der Titration drückt man in
Prozenten Lupulinsäure aus, indem man die verbrauchten Kubikzentimeter
Normalalkali mit dem Faktor 0,4 multipliziert. Ein Molekül Alkali
neutralisiert ein Molekül Lupulinsäure vom Molekulargewicht 400.
Guter Hopfen enthält 13 — 15 Proz. Bitterstoffe in der Trocken-
substanz.
Der Aschengehalt ist imter Umständen zu beachten, weil manch-
mal das Einstreuen von Sand als Beschwerungsmittel benutzt wird.
Es darf aber nicht unberücksichtigt gelassen werden, daß Hopfen ver-
möge seiner klebrigen Beschaffenheit sehr viel Flugsand aufnimmt und
festhält. Letzterer befindet sich alsdann gewöhnlich tiefer in dem
Zapfenschuppen steckend, während künstlich eingemischter Sand mehr
auf der Oberfläche sitzt und auch leicht durch Abschlämmen erkannt
werden kann. Der Aschengehalt soll 10 Proz. nicht überschreiten.
Andere Konservierungsmittel als schweflige Säure kommen für
den Hopfen nicht in Betracht. Zu beachten ist indessen, daß der
Hopfen häufig Borsäure als natürlichen Bestandteil enthält.
Qerste. Eine gute Malzgerste muß eine gesunde Beschaffenheit
haben, der Geruch soll frisch, nicht dumpfig, die Farbe gleichmäßig und
hell sein. Der Embryo (Keimling) soll lebensfähig sein, das Endosperm
(Mehlkörper) voll und mehlreich, das Hektolitergewicht und Komgewicht
dementsprechend hoch und die Spelzen nicht zu dick. Eine gute Malz-
gerste soll keine fremden Samenkörner enthalten und frei von verletzten
Körnern sein, welche beim Mälzen Schimmel ansetzen. Die Beurteilung
der Gerste erfolgt teils nach äußeren Merkmalen, teils auf Grund einer
chemischen Untersuchung. Zur Beurteilung nach äußeren Merkmalen dient
zunächst das Hektolitergewicht, das Tausendkömerge wicht, die Sortierung,
die Prüfung auf Mehligkeit, die Keimfähigkeit und die Art der Keimung.
Die chemischen Bestandteile der Gerste sind Wasser, stick-
stoffhaltige Substanzen (fast ausschließlich Eiweiflstoffe), Kohlen-
hydrate (Stärke, Zellulose, Hemizellulose, Gummikörper), Fett,
Mineralstoffe mit Phosphaten.
Untersuchung der Gerste.
Dieser hat eine sorgfältige Probenahme vorauszugehen, um eine
wirkliche Durchschnittsprobe zur Untersuchung zu erhalten. Das Hekto-
Untersnchang der Gerste. g75
literge wicht wird mit einer Menge yon mindestens Yi ^ niittels des
Keichsgetreideprobers oder des Brau er sehen GetreideprOfers festgestellt.
Bas Hektolitergewicht der Braugerste schwankt im allgemeinen zwischen
56 und 72 kg. Mittelschwere Gersten haben ein Hektolitergewicht von
64 — 66 kg, schwere ein solches von 67 — 70 kg.
Zur Bestimmung des Tausendkörnergewichts werden je
500 Körner abgezählt, wozu man sich zweckmäßig des Eickelhayn sehen
Zählapparates bedient, gewogen und auf 1000 Körner berechnet. Das
Gewicht wird auf Gerstentrockensubstanz bezogen. Es schwankt zwischen
30 und 50 g imd liegt im Durchschnitt bei 40 g.
Sortierung. Diese gibt AufschluB über die Größe und Gleich-
mäßigkeit des Kornes. Man bedient sich des St ein eck er sehen Apparates,
welcher aus 3 Sieben von 2,8, 2,5 und 2,2 mm Schlitzweite besteht. Die
Kömer, welche auf den Sieben liegen bleiben, bezeichnet man als 1., 2.
und 3. Sorte, das durch alle Siebe Durchgefallene als Ausputz. Gute
Gerste soll möglichst wenig Ausputz und nicht zu viel Sorte III ent-
halten. Von Primagerste verlangt man 85 — 90 Proz. Sorte I und II und
nicht mehr als 3 Proz. Ausputz.
Keimfähigkeit. Diese soll an einer nicht zu kleinen Probe
bestimmt werden. Keimapparate, welche nur für die Aufiiahme von
100 Körnern eingerichtet sind, geben unsichere Resultate. Der Aubry-
sche Keimapparat (Zsch. f. d. gesamte Brauwesen 1885, S. 77) eignet
sich sehr gut zur Ausführung der Keimprobe und wird in brau-
technischen Laboratorien allenthalben angewendet. Ein aus Blech
gefertigter viereckiger Kasten mit Glasschubfenstem an der Yorder-
und Rückseite und Luftöffnungen unten und oben trägt auf seit-
lich innen angebrachten Leisten die Glasplatten zur Aufnahme der
Keimproben. Jede Keimprobe soll aus 500 Körnern bestehen, die
zwischen befeuchtetem Löschpapier ausgebreitet werden. Man tut gut,
je zwei solcher Proben aus 500 Körnern ein und derselben Gerste ein-
zulegen. Der Keimkasten faßt mindestens zehn Proben und wird nach
der Beschickung an einem mäßig warmen Orte aufgestellt. Die Proben
sollen nicht allzu feucht gehalten werden. Die günstigste Temperatur
zur Keimung ist 20°. Nach 72 Stunden werden die gekeimten Kömer
herausgezählt. Der prozentuale Ausdruck für die nach dieser Zeit aus-
gekeimten Gerstenkörner wird mit Keimungsenergie bezeichnet. Gute
Braugerste soll eine Keimungsenergie von mindestens 95 Proz. besitzen.
Keimfähigkeit ist der Ausdruck für die überhaupt, wenn auch erst in
einem längeren Zeitraum, unter den geschaffenen Bedingungen im Keim-
kasten auskeimenden Kömer.
Eine allzu energische Keimentwicklung ist nicht erwünscht und
wird mit „hitzig" in der Technik bezeichnet, weil damit eine stärkere
48» .
676 Bier.
Wänneentwicklung verbunden ist und yerschiedene Nachteile daraus
entspringen. Veranlaßt ist sie hauptsächlich durch einen sehr hohen
Stickstoffgehalt der Gerste. Frisch geemtete Gerste keimt meist träge.
Die Eeimbestimmung gibt daher in diesem Fall kein zuverlässiges
Resultat. Erst nach einer gewissen Lagerung wird die Keimungsenergie
normal. Man hat gefunden, daß durch mehrstündiges Trocknen bei 30^
die Eeimreife wesentlich beschleunigt werden kann.
Das Spelzengewicht wird nach Luff (Zsch. f. d. ges. Brauwesen
1898, S. 485) in folgender Weise festgestellt. Man wiegt 50 Körner
genau ab, bringt sie nebst 10 ccm eines 5-proz. Ammoniaks in ein stark-
wandiges Fläschchen (Arzneiflasche), verschließt es mit einem Korke,
stellt es ins Wasserbad, erhitzt bis auf 80^ und beläßt eine Stunde
bei dieser Temperatur. Dann werden von den Körnern die Spelzen
abgenommen, die sich leicht lösen lassen; man trocknet sie bei 100®
und wiegt sie nach dem Erkalten im Exsikkator. Zu dem erhaltenen
Gewicht wird Y]^ addiert, entsprechend dem bei der Ammoniakbehand-
lung entstandenen Gewichtsverlust. Wasserfreie Gerste liefert zwischen
8 und 10 Proz. Spelzen.
Mehligkeit. Die Beschaffenheit des Endosperms (Mehlkörpers)
wird durch die Schnittprobe ermittelt. Es werden eine größere Anzahl
von Körnern mittels besonderer Schneidevorrichtungen, sog. Farinatome,
in der Mitte quer zur Längsachse durchschnitten. Nach dem Aussehen
der Schnittfläche unterscheidet man mehlige, glasige imd halbglasige
Kömer. Mehlige Gerste wird im allgemeinen vorgezogen; es ist jedoch
zu beachten, daß es eine gutartige Glasigkeit gibt, die beim Weichen
und darauf folgenden Trocknen der Gerste verschwindet. Man pflegt
daher nach 24-stündigem Weichen und Trocknen der Gerste eine neue
Schnittprobe zu machen. Wenn die überwiegende Mehrzahl der Kömer
nun mehlig geworden, ist die ursprüngliche Glasigkeit nicht bedenklich.
(Schneideapparate von Pohl, Grobecker, Printz u. a.)
Wassergehalt. Der Wassergehalt der Gerste wird durch Trocknen
von ca. 5 g des geschroteten Materiales bei 105^ in einem Trocken-
schranke mit guter Lüftung ermittelt. Es ist bei der Bestimmung des
Wassergehaltes ganz besonders auf eine gute Durchschnittsprobe zu
sehen, weil der Wassergehalt der Kömer unter sich sehr variieren kann.
Dies ist ganz besonders bei noch nicht genügend gelagerter Ware der
Fall und bei Gersten mit sehr ungleich großen Körnern.
Zur raschen Wasserbestimmung in einer einzelnen Gerstenprobe
empfiehlt sich der Apparat von F. J. Hoff mann (zu beziehen mit Gre-
brauchsanweisung vom Institut fQr Gärungsgewerbe Berlin).
Stickstoff. Der Stickstoffgehalt der Gerste wird nach Kjeldahl
in allgemein üblicher Weise festgestellt (vergl. Bd. II, S. 449 ff.). Zur
Untersachimg der Gerste. 677
Aufschließung soll keine zu kleine Quantität Gerste — mindestens 2 g
— angewendet werden und man bedient sich dazu zweckmäBig der ge-
trockneten Probe aus der Wasserbestimmung. Der gefundene Stickstoff
wird durch Multiplikation mit dem Faktor 6,25 in Proteinstoffe umge-
rechnet. Eine gute Braugerste soll keinen hohen Proteingehalt haben.
Erfahrungsgemäß bewegen sich die besten Braugersten im Proteingehalt
zwischen 8 und 11 Proz. Stickstoffreichere Braugersten erfordern be-
sondere Vorsicht bei der Malzbereitung, die auf die Entfernung eines
größeren Anteiles der Stickstoffverbindungen hinzuarbeiten hat, um Malze
zu gewinnen, deren Extrakt haltbare Biere liefert. Gersten mit hohem
Proteingehalt geben meist extraktarme Malze.
Stärkemehl. Die Bestimmung des Stärkegehaltes der Gerste
kann nach den S. 520 ff. angegebenen Methoden ausgeführt werden.
In der Regel schließt man bei 37^ Atmosphären im Dampfkopf
auf, filtriert und invertiert mit Salzsäure. Die Dextrose rechnet man
mit dem Faktor 0,9 auf Stärke um.
Extraktbestimmung in der Gerste. 25 g fein gemahlene Gerste
werdei) mit 50 ccm Wasser und 25 ccm klar filtrierten Malzauszuges bei
einer Temperatur von 45^ gemaischt. Auf dieser Temperatur hält man
10 Minuten und geht dann in 25 Minuten auf 70^. Nun kocht man
2 Minuten lang auf und kühlt auf 50^ ab. Darauf setzt man abermals
50 ccm Malzauszug zu, hält 10 Minuten bei 45 — 50® und geht in 10 Mi-
nuten auf 70®. Bei 70® hält man bis zum Verschwinden der Jodreaktion
(10—15 Minuten). Nach dem Abkühlen füllt man auf 225 g auf und
verfahrt wie bei der Malzanaljse.
Der Malzauszug wird durch Y»- ständiges Digerieren von 1 Teil
hellem Malz mit 4 Teilen Wasser von gewöhnlicher Temperatur bereitet
und klar filtriert.
Bei Berechnung des Extraktgehaites der Gerste ist der im ver-
wendeten Malzauszug abzuziehen. Zur Bestimmung des Extraktgehaltes
im Malzauszug werden etwa 80 g desselben aufgekocht und mit Wasser
auf das ursprüngliche Gewicht gebracht. Vom Filtrat bestimmt man das
spezifische Gewicht mittels Pyknometer bei 17,5®. Den demselben ent-
sprechenden Extraktwert entnimmt man der B al lin gschen Tabelle S. 681 ff.
Die Extraktbestimmung ist für die Bewertung der Gerste insofern
von Bedeutung, als sie annähernd denselben Wert liefert wie die Extrakt-
bestimmung in dem aus der betreffenden Gerste erzeugten Malz. (Vergl.
Merz, Wochenschriffc für Brauerei 1904, S. 105).
Mineral Stoffe. Die Aschebestimmung ergibt nach der üblichen
Methode der Einäscherung organischer Stoffe den Gesamtgehalt an
Mineralstoffen (durchschnittlich 2,5 Proz. Ifttr.). Bei Gerste ist der
Gebalt der Asche an Phosphaten von einiger Bedeutung, weil diese in
678 Bier.
der Bierbereitung als Nährstoffe der Hefe eine Rolle spielen. Man
bestimmt die Phosphorsäure in einer gesonderten, mit Ätzbaryt ein-
geäscherten Probe nach der Molybdänmethode.
Prüfung der Gerste auf Schwefelung. In Jahren ungünstigen
Erntewetters wird die Farbe der Gerstenkörner mehr oder weniger
dunkel, und um diesen, bei der praktischen Beurteilung schwerwiegenden
Fehler aufzuheben, greift man zur Schwefelung, indem man auf die Gerste
die Dämpfe von verbrennendem Schwefel einwirken läßt. Solche Gerste
ist zwar selten in ihrer Keimfähigkeit wesentlich geschädigt, doch i^t
sie gewöhnlich von einer ihrem Aussehen nicht entsprechenden unter-
geordneten Qualität. Der Nachweis der schwefligen Säure wird in der-
selben Weise wie beim Hopfen ausgeführt; aber die Erfahrung hat
gezeigt, daß er dadurch nicht immer gelingt, mindestens nur dann,
wenn sehr stark geschwefelt war. um sicher zu gehen, soll man eine
größere Menge — 100 — 200 g — mit "Wasser und etwas Phosphor-
säure destillieren und das Destillat in Jodlösung auffangen. Im Destillat
wird alsdann die schweflige Säure als Schwefelsäure gefunden. Dieses
Destillat kann auch zur quantitativen Bestimmung der vorhandenen
Schwefelsäure dienen, welche aus der schwefligen Säure entstanden ist.
Malz. Man unterscheidet hauptsächlich drei Typen von Darrmalz
für Brauzwecke, 1. helles Malz, welches auch Pilsener genannt wird,
keinen Röstgeschmack besitzt und hell-gelbe oder hell-gelbgrüne Würzen
gibt, 2. mittelfarbiges, sog. Wiener Malz, mit schwachem Aroma und
wein- bis goldgelbe Würze liefernd, 3. dunkles, sogenanntes bayerisches
Malz für dunkle Biere mit ausgesprochenem Röstgeschmack und dunkel-
goldgelbe Würze liefernd.
Die Untersuchung des Malzes wird nach den von den Versuchs-
stationen Berlin, Hohenheim, München, Nürnberg, Weihenstephan, Wien
und Zürich vereinbarten und auf dem 5. internationalen Kongreß für
angewandte Chemie in Berlin 1903 gutgeheißenen Methoden ausgeführt.
Die Menge des zur Analyse einzusenden Malzes soll mindestens
500 g betragen und einer wirklichen Durchschnittsprobe entsprechen. Die
Verpackung muß derart sein, daß eine Veränderung des Malzes ins-
besondere hinsichlich des Wassergehaltes ausgeschlossen ist.
Die Untersuchung zerföllt in eine mechanische und eine chemische.
Mechanische Analyse.
a) Hektolitergewicht. Dieses ist mit dem neuen Getreide-
prober (der von der deutschen Normal-Eichungskommission eingeführten
Getreidewage) vorläufig ohne Korrektur auszuführen.
Das Hektolitergewicht eines guten Darrmalzes beträgt gewöhnlich
50 — 54 g, kann sich aber auch bei Verarbeitung von schweren Gersten
Untersachung des Malzes. g79
auf 56 kg und darüber erheben. Im allgemeinen schätzt man am Malze
mehr ein niedriges Hektolitergewicht, welches auf eine gute Lockerung
des Mehlkörpers hindeutet. Bei guter Auflösung und Extraktausbeute
ist aber auch ein hohes Hektolitergewicht nicht zu beanstanden.
b) Das Tausendkörnergewicht ist mindestens zweimal mit je
500 Eömem zu ermitteln. Das erhaltene Gewicht ist auf Malztrocken-
substanz zu berechnen. Es gibt, yerglichen mit dem Tausendkomgewicht
der Gerste, wertvolle Anhaltspunkte für die Beurteilung des Mälzungs-
schwandes.
c) Größe der Koro er. Diese wird durch Sortieren wie bei
der Gerste ermittelt. Malz soll so gut wie keinen Ausputz geben.
d) Beschaffenheit des Mehlkörpers, durch die Schnittprobe
auszuführen wie bei Gerste. Es wird in Prozenten angegeben der Gehalt
an mürben, harten, halb- und ganzglasigen, weiBen, gelblichen und braunen
Körnern. Die Schnittflächen sollen bei hellen Malzen mehlig weich,
nicht glasig oder hart, oder mit glasigem harten Rand versehen sein.
Bei dunklen Malzen sollen die Schnittflächen mehlig und höchstens
gelblich, nicht stark gebräunt oder gar braun glasig sein. Glasige oder
auch nur harte Malzkömer geben in der Brauerei schlechte Ausbeuten.
e) Die Blattkeimentwickelung wird durch Abheben der Spelze
an der alsdann sichtbaren Rinne erkannt, die der vorgeschobene Blattkeim
bildet. Es sind mindestens 200 Kömer zu untersuchen. Man gibt in Pro-
zenten an: Blattkeime imter Yj, von Yj, Y3, Y4, Yj und über Yi Komlänge.
Das Malz soll weder Kömer mit Blattkeimlänge unter Ys noch
über Yi enthalten. Bei hellem Malz sollen 70 Proz., bei dunkelem
80 Proz. der Kömer Blattkeime von Y3 — Y* Kornlänge besitzen.
f ) Die Prüfung auf Reinheit des Malzes erstreckt sich auf verletzte
Kömer, Schimmel, Unkraut, sonstige Verunreinigungen, sowie auf den
Geruch.
Chemische Analyse.
a) Wasser. Zur Bestimmung des Wassergehaltes im lufttrockenen
Malze werden ca. 5 g Malz zerkleinert, in einem Wägegläscheo sofort
gewogen und im gut ventilierten Trockenschrank bei einer Temperatur
von 105^ oder in einem Yakuumapparat getrocknet. Die Trocknungsdauer
darf 4 Stunden nicht überschreiten. Wägegläschen mit eingeriebenem
Stöpsel sollten bei 5 — 6 cm Höhe einen Durchmesser von 3,5 cm besitzen.
Der Wassergehalt soll auch bei gelagertem Malz 6 Proz. nicht übersteigen.
b) Extraktausbeute. Diese kann bestimmt werden im Fein-
mehl oder im Grobschrot.
Feinmehl ist ein Mahlgut, welches nach einmaligem Durchgang durch
die Mühle mindestens 85 Proz. Mehl auf dem Vogelschen Sortiersieb bei
5 Miauten langem Schütteln mit 340 — 360 Touren pro Minute liefert.
680 Bier.
Zum Maischversuch werden 51 g Malz gemahlen und davon genau
50 g im Maischbecher abgewogen.
Grobschrot wird mit der Laboratoriums-Seckmühle bei Stellung 25
hergestellt.
Das Extrakt bestimmt man durch einen Maischversuch im kleinen:
50 g Malzmehl bezw. Schrot werden mit 200 ccm Wasser von 45® ein-
gemaischt und im Wasserbade bei dieser Temperatur genau 7s Stunde
gehalten. Sodann wird die Temperatur in 25 Minuten auf 70® gebracht,
und zwar derart, daB die Temperatursteigerung gleichmäßig 1 Grad in
der Minute beträgt. Bei 70® wird eine Stunde verweilt.
Man bedient sich zweckmäßig eines Maischapparates mit mechani-
schem Rührwerk. - Zu schnelles und ungleichmäßiges Rühren ist zu ver-
meiden.
10 Minuten nach Erreichung der Temperatur von 70® prüft man
mit Jodlösimg (1,276 g Jod und 4 g Jodkalium in 1 1 Wasser) auf un-
verzuckerte Stärke und wiederholt die Prüfung alle 5 Minuten bis zum
Verschwinden der Jodreaktion. Die Zeit von Erreichung der Abmaisch-
temperatur bis zum Verschwinden der Jodreajction wird als Verzuckerungs-
zeit angegeben.
Zur Ausführung der Jodprobe bringt man mittels eines Glas-
stabes einen Tropfen Maische auf eine Gipslamelle oder weiße Porzellan-
platte und setzt Jodlösung zu. Die Verzuckerung ist beendet, wenn
kein Farbenumschlag mehr eintritt.
Die fertige Maische wird mit 200 ccm kalten Wassers vermischt,
rasch auf ca. 17® abgekühlt und auf der Wage durch Zusatz von Wasser
auf 450 g gebracht.
Die gewogene und gründlich durchgerührte Maische wird nimmehr
auf ein zur Aufnahme der ganzen Maische genügend großes, nicht be-
feuchtetes Faltenfilter gegossen und in eine trockene Flasche bei be-
decktem Trichter filtriert. Sobald 100 ccm Würze abgelaufen sind,
werden diese zurückgegossen; dann läßt man die Würze ganz ablaufen.
Die Dichte der Würze wird bei 17,5® mit enghalsigem Pyknometer
(50 g-Fläschchen) bestimmt und der dem spezifischen Gewicht ent-
sprechende Extraktwert der Ballingschen Tabelle entnonunen. Ist
$ = der Extraktgehalt der Würze in Graden Balling und w = der
Wassergehalt des Malzes, so berechnet sich die Extraktausbeute £ aus
dem lufttrockenen Malze nach der Formel
^ 100 — « "^'•
Die Extraktausbeute wird stets auch auf Malztrockensubstanz
berechnet.
Ballings Eztrakttabelle.
681
TabeUe
zur Redaktion der spezifischen Gewichte auf Saccharometer-
Prozente nach Balling. T = 17,5^ C.
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1
1
Man beachtet den Geruch während des Maischens und die Er-
scheinungen bei der Filtration. Die Würze kann glänzend , klar, opa-
lisierend, schwach oder stark getrübt, rasch oder langsam ablaufen.
Schlecht gelöste Malze geben bei Verwendung von Grobschrot be-
deutend weniger Extrakt und es kann aus der Abweichung von der
Feinmehlausbeute auch auf die Güte des Malzes geschlossen werden.
Bei guten Malzen beträgt die Differenz selten 2 Proz., während sie bei
schlechten Malzen bis 5 Proz. betragen kann.
In der gewonnenen Würze wird der Zuckergehalt oder die
Menge der Fehlings Lösung reduzierenden Substanzen (Rohmaitose)
gewichtsanalytisch nach E. Wein, Tabellen zur Bestimmung der Zucker-
arten, Stuttgart, Max Waag, bestimmt (s. S. 560). Die Würze wird zu
diesem Zwecke im Verhältnis . von 1 : 10 mit Wasser verdünnt.
Man berechnet das Verhältnis von Maltose zu Nichtmaltose aus
dem Gesamtextrakt, indem man die gefundene Rohmaltose = 1 setzt.
Untersachung des Malzes. 585
Die Farbe der Würze wird auf kolorimetrischem Wege mittels
YiQ Normaljodlösung (12,7 g Jod, 40 g Jodkalium i. L.) bestimmt.
Zur Farbbestimmung Terwendet man am besten parallelwandige
Gläser, yon welchen das eine mit der zu untersuchenden Würze (Bier), das
andere mit 100 ccm Wasser beschickt wird. Zu dem Wasser wird so lange
aus der Bürette Jod- oder Farbflüssigkeit zugetröpfelt, bis das Wasser der
Farbe der Würze oder des Bieres gleichkommt. Die Anzahl der Kubik-
zentimeter verbrauchter Farblösung drückt die Farbe der Würze aus.
Ein zweckmäßiger Ersatz für die Jodlösung ist eine auf dieselbe
gestellte Farbstoff lösung wie das Ton Brand (Zeitschr. f. d. ges. Brau-
wesen 1899, S. 251) empfohlene Gemisch von Anilinfarbstoffen. 1,15 g
eines Gemisches von 16 T. Yiktoriagelb, 1 T. Patentblau, 2,5 T. Echt-
braun und 4 T. Bordeaux werden mit chloroformhaltigem Wasser zu
1 Liter gelöst. Durch Verdünnen dieser Lösung, welche die Farbe der
Yio Normaljodlösung besitzt, stellt man sich eine beliebige Anzahl von
Lösungen her, von der Farbentiefe 0,1; 0,2; 0,3 u. s. f. Diese Lösungen
bewahrt man in parallelwandigen Flaschen auf. Sie dienen zum Ver-
gleich mit der in einer ebensolchen Flasche untergebrachten Würze.
Zur Ausführung der Bestimmung dient ein Schaukästchen, welches neben
der zu prüfenden Würze zwei Vergleichsfläschchen aufiiimmt.
Weitere Bestimmungen wie die Ermittelung der Stickstoff Sub-
stanzen des Aschengehaltes u. a. werden nur ausnahmsweise aus-
geführt. Man bedient sich dazu der allgemein üblichen Methoden.
Die Extraktausbeute beträgt bei gutem Malz 76 — 79 Proz. und
darüber, auf Malztrockensubstanz berechnet, bei lufttrockenem Malz
72 — 74 Proz. Die Verzuckerungszeit schwankt bei hellem Malz meist
zwischen 10 und 20 Minuten, bei mittelfarbigem zwischen 15 und 25 Mi-
nuten, bei dunkelen zwischen 20 und 35 Minuten.
Das Verhältnis von Maltose zu Nichtmaltose im Extrakt ist bei
hellem Malz meist 1:0,4 — 0,5, bei mittelfarbigem 1:0,5 — 0,6, bei
dunkelem 1 : 0,6 — 0,7.
Helle Malze haben eine Farbe der Würze bis 0,3, mittelfarbige
0,4—0,5, dunkle 0,6-- 1,0 und darüber.
Fo/rhtnaiz. Man unterscheidet hauptsächlich 2 Sorten von Farb-
malz, das gewöhnliche dunkelgebrannte Farbmalz und das sogenannte
Karamelmalz, welches geringere Färbekraft besitzt als ersteres, aber frei
Yon brenzlichem Geschmack ist. Die Untersuchung erstreckt sich auf
die Bestimmung des Wassergehaltes, der Färbekraft und des Extrakt-
gehaltes. Bei dunkelgebranntem Farbmalz genügt in der Kegel die
Bestimmung der Färbekraft. Man kocht zu diesem Zwecke 5 g fein-
gemahlenen Farbmalzes mit einem Liter Wasser aus und ermittelt die
Farbentiefe des Extraktes mit Yjq N.-Jodlösung. Besser eignet sich zur
686 Bier.
Bestimmung der Färbekraft das Yerdünnungskolorimeter nach Lintner
(Zsch. f. d. ges. Brauwesen 1892, S. 213). Karamelmalze werden stets
auf Extraktgehalt imtersucht: 25 g feingeschrotenes Earamelmalz werden
mit 200 com Wasser tüchtig aufgekocht, auf 50^ abgekühlt und mit 25 g
Feinschrot von hellem Malz, dessen Extraktgehalt bekannt ist, wie bei
der Malzanalyse gemaischt.
Bei der Berechnung der Extraktausbeute ist natürlich das aus dem
zugesetzten Malz stammende Extrakt in Abzug zu bringen.
Die Würze kann zur Bestimmung der Färbekraft verwendet werden.
Beiriebmvürze, d. h. die durch Kochen der beim Maischprozeß
gewonnenen Würze mit Hopfen gewonnene Bierwürze, wie solche zur
Gärung vorbereitet ist, wird in gleicher Weise wie die bei der Malz-
untersuchung resultierende Würze untersucht.
Bier.
Die üntersuchimg des Bieres für technische Zwecke erstreckt sich,
abgesehen von der regelmäßig vorzunehmenden Sinnenprüfung (Prüfung
auf Geruch, Geschmack, Klarheit, Schaumbildung und Farbe) haupt-
sächlich auf die Ermittelung des Alkohols und noch vorhandenen
Extraktanteiles (Extraktrest). Aus den hierbei gewonnenen Zahlen
kann man berechnen: die Konzentration der Stammwürze, aus welcher
das Bier entstanden ist, dann den Yergärungsgrad, d. i. diejenige
Zahl, welche angibt, wieviel Prozent des ursprünglich vorhandenen Ex-
traktes in Alkohol und Kohlensäure übergeführt worden sind.
Als weiter etwa zu bestimmende Bestandteile sind zu nennen:
Rohmaltose, Dextrin, stickstoffhaltige Bestandteile, Kohlensäure, Säure,
Asche (Schwefelsäure, Phosphorsäure), Glyzerin; hieran schließt sich die
Bestimmimg der Bierfarbe. Als abnorme Bestandteile gelten: schweflige
Säure, Süßstoffe (Saccharin, Süßholz), Konservienmgsmittel und Neutrali-
sationsmittel.
Spezifisches Gewicht. Dieses wird im entkohlensäuerten Bier
mit langhalsigem Pyknometer bei 17,5^ ermittelt (vergl. S. 444).
Alkoholgehalt. 75 ccm Bier werden genau gewogen und in
einen Destillierapparat aus Glas gebracht. Als Vorlage bedient man
sich eines langhalsigen Pyknometers für 50 ccm. Man destilliert nahezu
50 ccm in das Pyknometer, füllt bei 15^ bis zur Marke auf, wägt, be-
rechnet das spez. Gewicht und entnimmt den Alkoholgehalt in Gewichts-
prozenten der Tabelle von K. Windisch (siehe diese S. 664 ff.).
Ist D = Gewicht des Destillates, d = Alkoholgehalt in Gewichts-
prozenten, G = Gewicht des verwendeten Bieres, so ergibt sich der
Alkoholgehalt A aus der Gleichung
Untersuchung des Bieres. gg7
D.d
A = — g-.
Es ist nicht nötig, saure Biere TOr der Destillation zn neutralisieren,
da der durch die Säure entstehende Fehler gering ist.
Extraktgehalt (e). Zu dessen Ermittelung kann der Rückstand
TOn der Alkoholdestillation benutzt werden. Man bringt denselben auf
das Gewicht des Terwendeten Bieres, bestimmt in der gut durchmischten
Flüssigkeit das spez. Gewicht bei 17,5^ und entnimmt die demselben
entsprechenden Extraktprozente der Ballingschen Tabelle.
Extrakt geh alt der Würze (Stammwürze) (E). Dieser be-
rechnet sich annähernd in der Weise, dafi man den Alkoholgehalt yer-
doppelt imd zum Extraktrest addiert (E = 2 A + e), genau nach der
Formel
100 (e + 2,0665 A)
E =
100 4- 1,0665 A
Vergärungsgrad (Y). Dieser wird aus dem berechneten Stamm-
würzgehalt (E) und dem noch yorhandenen Extrakt des Bieres (e) nach
der Formel erhalten
v = ioo(i-4-).
Der so berechnete Wert ergibt den wirklichen Vergärungsgrad des
Bieres. Man unterscheidet in der Praxis noch den scheinbaren Ver-
gärungsgrad, welchen man erhält, indem man den dem spez. Gewichte
des alkoholhaltigen Bieres entsprechenden scheinbaren Extrakt der
Rechnung zu Grunde legt.
Man kann einen niedrigen, mittleren und hohen Vergärungsgrad
unterscheiden. Niedrig ist derselbe, wenn der wirkliche Vergärungsgrad
weniger als 50, ein mittlerer, wenn er 50 — 60, ein hoher, wenn er über
60 Proz. beträgt. Für dunkle Biere ist im allgemeinen ein niedriger
bis mittlerer, für mittelfarbige und helle ein mittlerer bis hoher Ver-
gärungsgrad beliebt.
Den Vergärungsgrad des Bieres hält man für ein Merkmal zur
Beurteilung der Reife desselben und der zulässige Vergärungsgrad ist
in yerschiedenen Bierproduktionsländern normiert. Sicherlich ist eine
genügend weit yorgeschrittene Vergärung die beste Gewähr für die Halt-
barkeit eines Bieres, weil das Vorhandensein yon gröBeren Mengen yer-
gärbarer Substanz leicht die Veranlassung zu weiter sich fortsetzender
Nachgärung wird. Es kann aber nicht ohne weiteres behauptet werden,
daß ein niedrig yergorenes Bier weniger bekömmlich ist als ein höher
vergorenes. Die Normierung des Vergärungsgrades kann daher unter
Umständen zu einer unzutreffenden Beurteilung des Bieres führen.
688 Bier.
Zur raschen und gleichwohl genauen Bestimmung des Alkohol-
und Extraktgehaltes des Bieres eignet sich vortrefflich das Ze iß sehe
Eintauchrefraktometer mit dem Rechenapparat von Ed.. Ackermann
(Zsch. f. d. ges. Brauwesen, 1905, S. 33 u. S. 259).
Eohmaltose. Man bestimmt .dieselbe mit Fehlingscher Lösung
nach £. Wein, Tab. II. Das Bier enthält neben Maltose noch Feh-
1 in g sehe Lösung reduzierende Dextrine. Der Rohmaltosegehalt ent-
spricht daher nicht der yergärbaren Substanz.
Zur Ermittelung der letzteren wendet man die physiologische
Analyse an, indem man das zu untersuchende Bier mit gewaschener und
durch Abnutschen entwässerter Bierhefe (2 g auf 100 ccm Bier) bei 25^
vergären läßt und nach beendeter Gärung den Verlust an Extrakt fest-
stellt (Endvergärung).
Dextrin. Der Dextringehalt des Bieres wird durch Invertieren
mit Salzsäure nach Sachsse und Bestimmung der Dextrose ermittelt
(E. Wein, Tab. I). Der Dextrosewert der Rohmaltose ist natürlich von
der Gesamtdextrose abzuziehen und der Rest mit dem Faktor 0,9 auf
Dextrin umzurechnen.
Stickstoff. Man dampft 25 ccm Bier im Kjeldahl- Eölbchen ein
und verfährt wie üblich. Neben Eiweißstoffen enthält das Bier mehr
oder weniger Amide. Sinkt der Gesamtstickstoffgehalt des Extraktes unter
0,9 Proz., so besteht die Wahrscheinlichkeit, daß zur Herstellung desselben
stickstofffreie Malzsurrogate verwendet wurden (Prior, Zsch. f. Unters,
d. Nahrungs- und Genußmittel 1899, S. 698).
Säuregehalt. 50 ccm des durch Erwärmen auf 40^ und Um-
rühren entkohlensäuerten Bieres werden mit Yiq N.-Natronlauge titriert,
indem man auf neutralem Lackmuspapier tüpfelt. Der Gesamt säure-
geh alt wird in Prozenten Milchsäure angegeben. ' Normale Biere ent-
halten selten mehr als 0,2 Proz. Milchsäure.
Nach Prior verwendet man alkalische Phenolphtaleinlösong (10
bis 12 Tropfen Phenolphtaleinlösung 1 : 30 und 0,2 com 7,o N.-Natron-
lauge auf 20 ccm Wasser) als Indikator (Bayer. Brauer^oumal 1892,
S. 387). Man titriert 50 ccm mit Yj^ N.-Natronlauge und mischt nach
jedem Zusatz etwa 6 Tropfen Bier mit einem auf weißem Porzellan auf-
gelegten Tropfen des Indikators. Man fährt mit dem Zusatz fort, bis
keine Entfärbung mehr eintritt.
Die flüchtigen Säuren (Essigsäure) werden nach Landmann
durch Destillation von 50 ccm Bier im Dampfstrom und Titration des
Destillates mit Y,o N.-Natronlauge unter Anwendung von Phenolphtalem
ermittelt. Man fangt 200 ccm Destillat auf. Die flüchtigen Säuren
werden als Essigsäure ausgedrückt. Normales Bier enthält höchstens
0,06 Proz. Essigsäure.
Untersachong des Bieres. gg9
Kohlensäure. Der Kohlensäuregehalt ist von wesentlichem Einfluß
auf Wohlgeschmack und Bekömmlichkeit des Bieres; er wirkt femer
konservierend.
Die quantitative Bestimmung erfolgt nach der Methode von Langer
u. Schnitze (Zsch. f. d. ges. Brauwesen 1879, S. 869). In einem eyakuier-
ten Kolben von etwa 1 1 Raumgehalt, der vorher tariert ist, werden
aus dem Fafl oder aus der Flasche ca. 300 ccm Bier eingelassen und
gewogen. Dieser Kolben wird mit einem RückfluBkühler versehen,,
welcher mit einem Chlorcalciumrohr, einem konz. Schwefelsäure ent-
haltenden Kugelappärat, einem gewogenen Kaliapparat und abermals
einem Chlorcalciumrohr verbunden ist. Man erwärmt das Bier anfangs
mäßig, dann stärker, bis alle Kohlensäure ausgetrieben ist. Nun wird
noch etwas Luft durch den ganzen Apparat getrieben, die alle Kohlen-
säure in den Kaliapparat befördert, und letzterer alsdann gewogen. Die
Gewichtszunahme entspricht der vorhandenen Kohlensäure. Ein gutes
Bier enthält 0,3 — 0,4 Proz. Kohlensäure.
Asche. Zur Einäscherung verwendet man etwa 50 ccm Bier,
welche man in einer geräumigen Platinschale eindampft. Den sirupösen
Rückstand verkohlt man vorsichtig. Die lockere Kohle wird zerdrückt
und nun bei dunkler Rotglut in der bedeckten Schale verbrannt. Lang-
sames Erhitzen — am besten durch einen sogenannten Pilzbrenner —
erleichtert sehr die Einäscherung. Die gewonnene Asche eignet sich
nicht sehr gut zur Ermittelung einzelner Aschenbestandteile. Man äschert
daher zweckmäßig 50 g Bier unter Zusatz von Soda und Salpeter für
sich zur Schwefelsäure- und Chlorbestimmung und die gleiche
Menge mit Ätzbaryt zur Phosphor säurebestimmung ein.
Farbebestimmung wie bei Malz S. 685.
Glyzerin ist normal in jedem Biere enthalten in einer Menge
von nicht mehr als 0,25 Proz.
Die Bestimmung des Glyzerins geschieht wie beim Wein aus
50 ccm Bier. Beim Bier, insbesondere bei sehr extraktreichen Bieren,
ist der Zuckergehalt und Aschegehalt des gewogenen Rohglyzerins zu
berücksichtigen und eine der gefundenen Menge derselben entsprechende
Korrektur anzubringen.
KonservleningsmitteL
Schweflige Säure ist häufig im Biere nachweisbar, da sie unter
noch nicht näher gekannten Bedingungen bei der Gärung gebildet wird
(vergl. Graf, Zsch. f. d. ges. Brauwesen 1904, S. 617). Es dürften auf
diesem Wege indessen selten mehr als 20 mg Schwefeldioxyd pro Liter
ins Bier gelangen. In anderen vergorenen Flüssigkeiten hat man aller-
dings schon bis zu 57 mg beobachtet.
Untersuchungen. 5. Aufl. HL 44
690 Bier.
Für die Prüfung des Bieres auf einen Zusatz von schwefliger Säure
hat man daher stets eine quantitative Bestimmung auszuführen.
Man destilliert zu diesem Zweck nach B. Haas (Ber. deutsch,
ehem. Ges. 1882, S. 154) SOO ccm Bier, das mit etwas Phosphorsäure
versetzt wird, und fängt das Destillat in überschüssiger Jodjodkalium-
lösung auf. Die durch Oxydation entstandene Schwefelsäure wird als
Baryumsulfat gewogen.
Salizylsäure. Nachweis wie beim Wein (S. 624). Das Aus-
schütteln von Bier ist wegen der sich mit Ather-Petroläther bildenden
Emulsion erschwert. Man setze in solchem Falle ein paar Tropfen
Alkohol zu.
Borsäure. Man dampft nach Brand mindestens 100 com Bier,
das schwach alkalisch gemacht wurde, ein und verkohlt dasselbe. Die
Kohle wird mit Wasser ausgezogen und auf 1 ccm eingedampfte Nach
dem Ansäuern dieses kleinen Flüssigkeitsrestes wird mit einem Streifen
Kurkumapapier geprüft. Es ist zu beachten, daß aus dem Hopfen Spuren
von Borsäure in das Bier gelangen und daher nur eine starke Reaktion
sich als ein künstlicher Zusatz deuten läßt. Sicher ist in einem solchen
Fall die quantitative Bestimmung der Borsäure nach Partheil u. Rose
(Zsch. Unters. Nähr.- u. Genußmittel 1902, S. 1049 oder nach Hede-
brand ebenda 1902, S. 55 u. 1044).
Fluor. 100 ccm Bier werden mit Ammoniumkarbonatlösung
schwach alkalisch gemacht, aufgekocht imd mit 2 — 3 ccm einer 10-proz.
Chlorcalciumlösung gefällt. Nach 5 Minuten langem Kochen wird filtriert,
der Niederschlag ganz wenig ausgewaschen und getrocknet. Der trockene
Niederschlag wird ohne Filter in einem Platintiegel von 20 — 25 ccm
geglüht, mit 1 ccm konz. Schwefelsäure übergössen und eine Stunde lang
annähernd auf Siedetemperatur erhitzt, wobei der Tiegel mit einem
Uhrglas bedeckt ist. Letzteres ist mit einem Ätzgrund versehen, in
welchen Zeichen geritzt sind. Der Atzgrund wird gekühlt, indem man
Eisstückchen in das Uhrglas legt und das Schmelzwasser durch einen
losen Baumwollendocht ableitet. Man erhält auf diese Weise noch bei
0,5 mg Fluor in 100 ccm Bier eine deutliche Atzung auf dem Glase
(Brand, Zsch. f. d. ges. Brauwesen 1895, S. 317).
Über die quantitative Bestimmimg von Fluor im Bier siehe
£. P. Treadwell und A. A. Koch, Zsch. f. anal. Chemie 1904, S. 469.
Verfälschung.
Als solche erscheint die Neutralisation saueren Bieres mit
Soda oder Natriumbikarbonat. Der Nachweis eines derartigen Zusatzes
wird nach Späth (Zsch. angew. Chemie 1898, S. 4) geführt. 500 ccm
Bier werden mit 100 ccm Ammoniak versetzt und 4 bis 5 Stunden stehen
VerfiÜschungen des Bieres. g91
gelassen. Der Niederschlag enthält die an CaO und MgO gebundene
Fhosphorsäure. Nach Filtration werden zweimal 60 ccm des Filtrates
= je 50 ccm Bier eingedampft und verascht. In der Asche bestimmt
man die Phosphorsäure nach der Molybdänmethode.
Femer werden 250 ccm des Filtrates zur Ausfällung der Phos-
phorsäure mit 25 ccm Bleiessig geschüttelt, ca. 6 Stunden stehen ge-
lassen und filtriert.
Von diesem Filtrat dampft man 200 ccm auf 30 — 40 ccm ein, ver-
dünnt letztere wieder auf 200 ccm, versetzt mit Essigsäure und leitet
Schwefelwasserstoff ein. Nach Entfernung des überschüssigen Schwefel-
wasserstoffs und Schwefelbleies wird filtriert. Vom Filtrat dampft man
150 ccm ein und verascht in der Platinschale.
Die resultierende Asche ist rein weiB. Man titriert ihren Alkaligehalt.
Angenonmien, es sei sämtliche an Kali gebundene Phosphorsäure
als primäres Phosphat im Bier enthalten, dann läßt sich aus der ge-
fundenen Menge Phosphorsäure und dem Alkaligehalt der Zusatz von
Neutralisationsmitteln berechnen. 0,01 der gefundenen Phosphorsäure
(Pj O5) entsprechen 0,0191 KHj PO4 oder 1,4 ccm Yio N.-Säure und man
braucht nur die gefundene Menge Phosphorsäure mit 1,4 zu multiplizieren,
um die für normale Bierasche erforderliche Yjq N.-Säure zu erfahren.
Hat die Untersuchung einen Mehrverbrauch von Säure ergeben, so
entspricht dieser dem zugesetzten Neutralisationsmittel. Zur Neutra-
lisation wird gewöhnlich Natriumbikarbonat angewendet und man be-
rechnet demnach auf dieses: 1 ccm ^^Ql^^SäMre = OfiOSy! g NaHCO,.
Hopfensurrogate. Ein Ersatzmittel für den Hopfen gibt es nicht,
und es dürfte daher kaum jemals vorkommen, daß ein Bier Bitterstoffe
enthält, welche nicht aus dem Hopfen stammen.
Gegebenen Falles kann man sich der Methode von Dr^^gendorff
(König, Chemie d. Nähr.- u. Genußm. II, 1893, S. 894) zur Untersuchung
auf fremde Bitterstoffe bedienen.
Zuckerkouleur, welche zum Färben des Bieres häufig ver-
wendet wird, ist durch keine Methode bisher sicher nachzuweisen.
Süßholz. Dieses hat vor geraumer Zeit als Malzsurrogat ver-
einzelt Anwendung gefunden. Heutzutage dürfte eine derartige Yerfäl-
schung des Bieres kaum mehr vorkommen. Der Nachweis von Süßholz-
extrakt im Biere kann nach Kays er (Zsch. f. d. ges. Brauwesen 1885,
S. 166) in folgender Weise geschehen. Ein Liter Bier wird auf die
Hälfte eingedampft, dann nach dem Erkalten mit einer konzentrierten
Bleizuckerlösung versetzt, so lange noch ein Niederschlag entsteht, und
12 — 24 Stunden stehen gelassen. Man filtriert alsdann durch ein Falten-
filter und wäscht aus, bis das Filtrat von Schwefelsäure nur noch
schwach getrübt wird. Nach erfolgtem Auswaschen spült man den Blei-
44*
692 Bier.
niederschlag in den KocKkolben, und zwar so, daß das Ganze ca. 300
bis 400 ccm beträgt. Man leitet nun unter Erhitzen auf dem Dampf-
bade bis zur Sättigung Schwefelwasserstoff ein. Man läßt vollständig
erkalten, unter wiederholtem Aufschütteln, filtriert den Niederschlag ab
und wäscht ihn aus, bis das Filtrat keine Schwefelwasserstofi&eaktion
mehr gibt. Im Schwefelbleiniederschlag ist das Glyzirrhizin enthalten.
Dieser Niederschlag wird mit 150 — 200 ccm 50-proz. Weingeist in einen
Kochkolben gespült, zum Sieden erhitzt imd filtriert. Das Filtrat wird
bis auf ein Kubikzentimeter eingedampft und mit verdünnter Am-
moniakflüssigkeit tropfenweise versetzt, bis die blaßgelbe Farbe der
Flüssigkeit in eine braungelbe übergeht; man dunstet dann zur Trockne
ein, nimmt mit 2 — 3 ccm Wasser den Rückstand auf und filtriert durch
ein kleines Faltenfilterchen. Das Filtrat besitzt, selbst wenn weniger
als 1 g Süßholz auf einen Liter Bier verwendet worden war, den charak-
teristischen süßen Geschmack des Süßholzes. Wird die Flüssigkeit mit
einem Tropfen Salzsäure angesäuert und einige Minuten im Probier-
röhrchen im Wasserbade erhitzt, so tritt eine braunflockige Ausscheidung
(Glyzirrhetin) auf. Das Filtrat hiervon reduziert Fehlingsche Lösung
beim Erwärmen.
Süßstoffe (Saccharin, Dulcin). Zum Nachweis von Saccharin
säuert man 250 ccm Bier mit 2 ccm Salzsäure an und schüttelt je 25 ccm
mit 100 ccm eines Gemisches von gleichen Teilen Äther und Petroläther
aus. Man verwendet für sämtliche Ausschüttelungen die gleichen 100 ccm
des Äthergemisches. Letzteres wird verdampft, der Rückstand mit
wenig Wasser aufgenommen und ungelöstes Hopfenharz abfiltriert. Ein
süßer Geschmack des Filtrates deutet auf Saccharin. Man nimmt den
süßen Geschmack am besten an der Zungenspitze wahr, während ein
bitterer Gßschmack, von Hopfenharz herrührend, an der Zimgenwurzel
empfunden wird.
Zur Identifizierung des Saccharins verdampft man die süße Lösung
zur Trockne, schmilzt den Rückstand mit etwas Soda und Salpeter und
prüft mit Chlorbaryum auf Schwefelsäure, oder man führt, wenn das
Bier keine Salizylsäure enthielt, den Trockenrückstand durch Schmelzen
mit etwas Kalihydrat in Salizylsäure über, welche mit Eisenchlorid
nachgewiesen wird.
Zum Nachweis von Dulcin wird 1 Liter Bier mit 50 g Bleikar-
bonat versetzt, eingedampft und der Rückstand wiederholt mit Alkohol
extrahiert. Der Alkohol wird verdampft und der Rückstand mit Äther
ausgezogen. Nach dem Filtrieren und Verdampfen des Äthers verbleibt
bei Anwesenheit von Dulcin ein süßschmeckender Rückstand.
Man kann weiter auf Dulcin prüfen, indem man den Rückstand
kurze Zeit mit 2 Tropfen Phenol und ebensoviel Schwefelsäure erhitzt,
Treber. 693
etwas Wasser zusetzt und die abgekühlte Lösung im Reagensglas vor-
sichtig mit ein wenig Natronlauge oder Ammoniak versetzt. Bei Gegen-
wart von Dulcin tritt an der Berührungszone der beiden Flüssigkeiten
ein blauer Ring auf.
Biertrübungen
werden teils auf mikroskopischem, teils auf chemischem bezw. mikro-
chemischem Wege ihrer Natur nach erkannt.
Durch mikroskopische Beobachtung teils des Bieres direkt, teils
des durch Zentrifugieren abgeschiedenen Bodensatzes ermittelt man Trü-
bungen, welche von Kulturhefe, von wilder Hefe oder von Bak-
terien herrühren.
Kleister (Stärke, Erythrodextrin) -Trübung, welche durch die
Verarbeitung mangelhaften (diastasearmen) Malzes oder Fehler beim
Maischprozeß zustande kommt, weist man mittels Jodlösung nach. Man
bringt etwas Bier in ein Tuschschälchen und setzt vorsichtig Jodlösung
zu. Das Auftreten einer blauen, violetten oder auch nur dunkelrot-
braunen Färbimg weist auf eine mangelhafte Yerzuckenmg der Malz-
stärke hin.
Glutin (EiweiÄ)-Trübung kommt bei der Verarbeitung eiweißreicher
oder mangelhaft gedarrter Malze vor durch die Ausscheidung gewißer
Eiweißstoffe meist infolge starker Abkühlung. Bei gelindem Erwärmen,
oft schon bei Zimmertemperatur, klärt sich das Bier wieder. Zuweilen
setzen sich Flöckchen ab, welche die bekannten Eiweißreaktionen geben.
Harztr Übung, bedingt durch Ausscheidung von Hopfenharzpar-
tikelchen, wird unter dem Mikroskop erkannt durch das Vorhandensein
kleiner gelber bis dimkelbrauner Eörperchen, welche sich bei Zusatz
eines Tropfens 10-proz. Kalilauge auflösen.
Anhang«
Treber. Für die Zwecke der Betriebskontrolle werden die Treber
auf auswaschbares Extrakt und auf unaufgeschlossene bezw. unver-
zuckerte Stärke untersucht.
Im Betriebe selbst bedient man sich für ersteren Zweck eines sehr
einfachen Verfahrens, indem man an verschiedenen Stellen dem Läuter-
bottich entnoiomene Proben auspreßt. Die ausgepreßte Flüssigkeit wird
filtriert und mit dem B allin gschen Saccharometer (S. 680) gespindelt.
Die Saccharometeranzeige soll 1 Proz. nicht übersteigen.
Im Laboratorium kann man den auswaschbaren Extrakt in der
Weise bestimmen, daß man 300 g frische Treber auf der Nutsche ohne
Anwendimg der Saugpumpe mit heißem Wasser auswäscht. Den Rück-
694 Bier.
stand bringt man ohne Verlust in eine gewogene Porzellanscliale und
trocknet anfangs auf dem Wasserbad, später im Trockenschrank; zuletzt
läßt man 1 Tag lang an der Luft stehen, worauf man wägt. Das
erhaltene Gewicht entspricht der lufttrockenen Substanz. Diese wird
nunmehr fein geschrotet und davon die Trockensubstanz bestimmt.
Die Differenz zwischen der Trockensubstanz der Treber Tor und
nach dem Auswaschen ergibt die Menge des auswaschbaren Extraktes.
Zur Stärkebestimmung werden 50 g Treberfeinmehl mit 200 g
Wasser eingeteigt, 30 Min. unter Ergänzung des verdampfenden Wassers
gekocht, auf 60° abgekühlt, mit 10 g Malzauszug (1 Tl. helles Malz mit
4 Tl. Wasser 7^ Stunde bei gewöhnlicher Temperatur digeriert und filtriert)
versetzt und bis zur verschwindenden Jodreaktion gemaischt.
Nach kurzem Aufkochen wird abgekühlt, die Jodreaktion geprüft
und eventl. nochmals mit 10 g Malzauszug gemaischt.
Nach beendigtem Maischen wird auf 300 g aufgefüllt und filtriert.
Im Filtrat wird durch Invertieren mit Salzsäure nach Sachsse
die Stärke bestinmit (Wein, Tab. XI). Man verwendet 50 ccm Auszug,
3,75 ccm Salzsäure s. 6. 1,25 und füllt zu 100 ccm auf.
Die im Malzauszug enthaltene, zu Dextrose invertierbare Substanz
muß natürlich in Bechnung gezogen werden. Zu dem Zwecke wird die
Menge des zum Maischen verbrauchten Damnalzauszuges auf 50 ccm
verdünnt, mit 3,75 ccm Salzsäure versetzt und behandelt wie das
Maischfiltrat.
Die Berechnung des Ergebnisses wird wie bei der Malzanalvse
vorgenommen, indem man die Saccharometeranzeige des Maischfiltrates
nimmt und so zunächst den Stärkegehalt im Extrakt und weiter den
in den Trebern ermittelt. — Die Treber werden wie die Malzkeime
als landwirtschaftliches Futtermittel verwertet und gegebenen Falles auf
Futterwert untersucht.
Bratierpech* Das Pech dient dazu, das poröse Holz der Fässer
im Innern mit einem dichten glatten, leicht zu reinigenden und leicht
zu erneuernden Überzug zu versehen. Es darf keine Geschmackstoffe an
das Bier abgeben und soll an den Wandungen der Fässer fest haften,
so daß es auch durch Erschütterungen nicht abspringt.
Früher verwendete man nur reines Fichtenpech, welches durch
Ausschmelzen und Kochen von Fichtenharz, wobei der größte Teil des
Terpentinöls sich verflüchtigte, hergestellt wurde. Dieses sogen. Natur-
pech ist dunkelorangegelb bis braun, undurchsichtig, trübe und von
hoch aromatischem Geruch.
Gegenwärtig wird das Brauerpech hauptsächlich aus Kolophonium
bereitet, mit Zusätzen von Harzöl, festen und flüssigen Fetten (Talg,
Schweinefett^ Leinöl etc.), Mineralöl, Paraffin und Geresin. Diese Zu-
Brauerpech. g95
Sätze haben den Zweck, die Mischung weicher und elastischer zu machen,
da das Kolophonium fär sich zu spröde ist.
Um solchen Pechen das Aussehen TOn Naturpech zu geben, hat
man sie mit Ocker oder Chromgelb gefärbt oder durch Einrühren von
Wasser trübe gemacht. Beides ist zu verwerfen als unnütz und teil-
weise schädlich.
Am besten eignet sich zum Weichmachen des Kolophoniums ge-
reinigtes Harzöl. Die meisten gegenwärtig im Handel yorkommenden
Brauerpeche sind denn auch Gemische von Kolophonium und Harzöl.
Solche Peche sind klar imd durchsichtig, gelb bis dunkelbraun geförbt
imd haben einen muscheligen Bruch.
£ine besondere Sorte bilden die sogen, überhitzten Kolophonium-
peche, zu deren Herstellung Kolophonium verwendet wird, das zur Be-
seitigung aller flüchtigen Bestandteile einem kurzen Destillationsprozeß
unterworfen wurde. Die überhitzten Peche sind dunkel ge^bt und
zeigen häufig eine grünliche Fluoreszenz. Man bedient sich ihrer mit
Vorliebe zum Pichen mit Einspritzapparaten. Endlich finden sich im
Handel Gemische von Harzölpechen mit Naturpech. Diese Peche sind ent-
sprechend der zugesetzten Menge von Naturpech mehr oder wehiger trübe.
Die Untersuchung des Peches erstreckt sich auf die Feststellung
der physikalischen Eigenschaften, Farbe, Geruch, Geschmack, Schmelz-
punkt, und auf die chemische Bescha£Fenheit.
Nach J. Brand (Zsch. f. d. ges. Brauwesen 1893, S. 70) verfährt
man dabei folgendermaßen:
Geruch. Man zerschlägt ein in reine Leinwand eingewickeltes
Stück des Peches mit dem Hammer, öfbet die Leinwand rasch und
riecht. Auf diese Art läßt sich der dem Pech anhaftende Geruch leicht
erkennen und das Yorhandensein von Naturpech feststellen.
Geschmack. An 4-proz. Alkohol oder Bier soll das grob zer-
kleinerte Pech keine unangenehm schmeckenden Stoffe abgeben.
Schmelzpunkt. Möglichst fein zerriebenes Pech, das eventuell,
um zerreiblich zu werden, zuvor abzukühlen ist, wird, wie üblich, in
einem an dem Thermometer befestigten Kapillarröhrchen im Wasserbade
erhitzt. Man beobachtet den Punkt, wo das Pech durchsichtig wird
und zusanmiensintert. Schmelzpunkt 35 — 45^.
Mineralzusätze werden nach Lösen des Peches in heißem Al-
kohol und Filtrieren auf dem Filter gesanmielt und dann näher unter-
sucht. Zur quantitativen Bestimmung derselben verwendet man, je nach
deren aus der qualitativen Prüfung abzuschätzenden Menge 10 — 50 g
Pech. Es ist zu beachten, daß schlecht gemischte Peche an einzelnen
Stellen reicher an Mineralmehl sein können als an andern. Die zu ver-
wendende Probe sei also eine gute Durchschnittsprobe. Das Pech wird
696 Bier.
zum Transport in Kisten eingegossen, wobei sich Mineralzusätze in die
unteren Teile der Eisten setzen, was bei der Probenahme zu beachten ist.
Feste Fette oder fette Ole. Man behandelt 1 Teil Pech mit
10 Teilen Methylalkohol, in welchem sich das Harz löst, das Fett oder
Öl aber ausscheidet. Nach dem Auswaschen kann das Fett identifiziert
werden. Zur quantitativen Bestimmung des Fettes in Harzmischungen
kann man sich des Verfahrens von TwitchelU) bedienen. Das Pech
(ca. 3 g) wird in 100 ccm absolutem Alkohol gelöst und in mäßig starkem
Strome trockenes Salzsäuregas eingeleitet. Nach kurzem Einleiten treten
Ausscheidungen auf, die sich zusammenballen. Nach ca. 7, Stunde ist
die Flüssigkeit übersättigt. Man bringt die ganze Flüssigkeit in ein
großes Becherglas, spült mit etwas absolutem Alkohol nach, yerdünnt
mit dest. Wasser auf das Fünffache und kocht so lange, bis die ganze
Flüssigkeit klar geworden ist. Beim Frkalten erstarrt die Harzmasse
auf der Oberfläche. Man zieht die saure Flüssigkeit ab, wäscht das
Harz und löst es alsdann in ca. 30 — 40 ccm Äther. Nachdem man noch
einmal mit dem gleichen Volumen destillierten Wassers gewaschen,
schüttelt man mit einer Mischung Ton 5 ccm 10-proz. weingeistiger Kali-
lauge imd 50 ccm dest. Wasser tüchtig durch. £s entstehen 2 Schichten;
die obere ätherische enthält den £ster der betreffenden Fettsäure, die untere
die wäßrig alkalische Harzseifenlösung. Durch Fällen mit Terdünnter
Säure läßt sich daraus das reine Harz gewinnen. Die ätherische Lösung
wird verdampft, und man erhält so den Ester der Fettsäure, der durch
Kochen mit 10-proz. weingeistiger Kalilauge leicht verseift wird. Waren
dem Peche außer Fett auch Harz- oder Schmieröl zugegeben, so fallen diese
beim Verdünnen der weingeistigen Seifenlösung mit Wasser vneder aus.
Flammpunkt. Derselbe wird mit dem Penskyschen Apparat
(S. 109) bestimmt. Auch die Bestimmung des Flammpunktes läßt auf
den Grad der Reinigung schliefen. Je höher derselbe liegt, desto mehr ist
das Pech von den flüchtigeren Bestandteilen befreit.
Harzöl, Mineralöl, Paraffin. Man verseift das im Alkohol
aufgelöste Pech mit dem gleichen Teil einer 10-proz. alkoholischen Kali-
lauge unter Kochen und verdünnt hierauf mit Wasser. Bleibt die
Flüssigkeit klar, so war nur Kolophonium (Naturharz) mit einem event.
Zusatz von fetten Ölen oder Fetten vorhanden. Trübt sich die Flüssig-
keit emulsionsartig, so ist Harzöl oder Mineralöl zugegen. Es kann
durch Auswaschen isoliert und näher geprüft werden.
Wachsh altige (Pflanzenwachs) und mit Paraffin versetzte Peche
lösen sich nicht klar in Alkohol. Das Wachs scheidet sich beim £r-
^) Joarn. anal. a. appl. Chem. 1891, V, 879; siehe aach Zach. f. d. ges.
Brauwesen 1893, S. 69.
Brauerpech. g97
kalten der heißen Lösung wieder aus und diese Ausscheidungen können
näher geprüft werden. Es gibt also schon die mehr oder mindere Leicht-
lösUchkeit in Alkohol über solche Beimengungen Aufschluß.
Überhitztes Pech ist nicht Töllig in Alkohol löslich. Die Aus-
scheidung ist aber löslich in Aceton und kann durch Erhitzen auf dem
Platinblech als harziger Natur erkannt werden.
Brand picht (Zsch. f. d. ges. Brauwesen 1893, S. 70) kleine, ca.
200 ccm fassende HolzfaBchen mit dem auf 200^ erhitzten Pech. Man
kann an dem erhaltenen Überzug dessen Eigenschaften prüfen, und wenn
man destilliertes Wasser 2 Tage darin stehen läßt, auch einen etwa ab-
gegebenen Pechgeschmack finden.
Flüchtige Bestandteile. Unter 200 <> flüchtige Bestandteile
können, in größerer Menge anwesend, die Ursache eines Pechgeschmackes
im Biere werden. Um auf solche Bestandteile zu prüfen, erhitzt man
100 g Pech in einer Retorte in schwachem Luffcstrom und fängt die
Destillationsprodukte in einer mit Eis gekühlten U-Röhre und in einer
an dieselbe sich anschließenden Waschflasche auf. Die Reinheit des
Peches steht in Beziehung zum Säuregrad der Destillationsprodukte.
Je besser die Peche gereinigt sind, desto geringer ist der Säuregrad des
Kondensates. In der Waschflasche sanmielt sich hauptsächlich Terpen-
tinöl (Brand, Zsch. f. d. ges. Brauwesen 1902, S. 688).
Untersnchung gerbsänrehaltiger
Pflanzenstoffe.
Von
Dr. C. Cooneler,
Professor der Chemie a. d. Kgl. Forstakademie in Münden.
Vorbemerkimgen über GerbstoifbeBtimmiuigeii.
Die quantitative Analyse hat bei der Bestimmung des Gerbstoffs
besondere Schwierigkeiten zu überwinden. Die meisten der gerbenden
Substanzen sind noch nicht genügend gekannt, um eine Abscheidung
und Wägung derselben entweder im freien Zustande oder in der Form
gut charakterisierter Verbindungen zu ermöglichen. Da aber die Technik
durchaus einer quantitativen Bestimmimg des ,,6erbwerts^ bedarf so sind
zahllose Methoden der Gerbstoffbestimmung aufgetaucht. Den Anforde-
rungen der exakten Wissenschaft genügt keine einzige derselben. Wohl
aber kann man für die Praxis brauchbare Resultate erhalten, wenn man
„Gerbstoff^ definiert als „das, was gerbt, d. h. diejenigen organischen
Substanzen, welche durch Haut aus Lösungen aufgenommen werden
und deren Trockensubstanzgewicht vermehren'^. Es werden hierbei in
den meisten Fällen mehrere verschiedene chemische Verbindungen sein,
welche man unter dem Gesamtnamen „Gerbstoff oder gerbende Sub-
stanzen^ bestimmt. Die Versuchsstationen haben bisher derartige quanti-
tative Analysen entweder nach der Lö wen thal sehen (von v. Schroeder
verbesserten) oder nach einer gewichtsanalytischen Methode ausgeführt.
Man bringt den Gerbstoff in Lösung und ermittelt entweder
A. den Chamäleonverbrauch, und zwar in der Kälte (Löwen -
thal) oder
B. den Trockensubstanzgehalt (gewichtsanalytische Methoden)
eines Bruchteils der Lösung vor und nach dem Ausfällen des Gerb-
stoffs mittels Hautpulvers. In beiden Fällen wird der Gerbstoff
aus der Differenz berechnet. Endlich wird der Gerbstoffgehalt bestimmt
Hautpolyer. gQQ
G. durch Ermittelung des spezifischen Gewichts kalt
bereiteter wässeriger Auszüge (Spindelmethode); dieses Verfahren
ergibt ungenaue, für den Praktiker aber doch wertvolle Resultate.
Auch bei identischen Proben kann nach all diesen Verfahren
(A bis C) nur dann ein übereinstimmendes Resultat von 2 verschiedenen
Chemikern bei Anwendung derselben Methode gefunden werden, wenn
beide genau unter den gleichen Bedingungen arbeiten. Für die Löwen-
thal sehe Methode wurde 1883 eine Yereinbarung unter den meisten
beteiligten Laboratorien getroffen, welche noch heute, allerdings nicht
mehr von den leitenden Spezial-Gerbstoffchemikem, vielfach befolgt
wird; für das von diesen angenommene gewichtsanaljtische Verfahren
hat der ,, Internationale Verband der Chemiker für Lederindustrie^ zuerst
1897 in London, dann 1898 in Freiberg (Sachsen) u. s. w. eine Verein-
barung herbeigeführt, welche sich auch auf Bestimmung von Feuchtig-
keit u. s. w. erstreckt und zusammenhängend am Schlüsse dieses Artikels
beschrieben wird.
Alle solche vereinbarten Schablonenmethoden sind wandelbar imd
werden im Laufe der Zeit verbessert; hier kann nur der gegenwärtige
Stand derselben angegeben werden.
Das Hautpulver
als Fällungsmittel ist für die besseren Methoden der Gerbstoff bestimmung
von hervorragender Wichtigkeit. Schon die Löwenthal-v. Schroeder-
sche Methode erforderte möglichst gutes Hautpulver; in noch viel höherem
Grade ist dies der Fall beim gewichtsanaljtischen Verfahren. Auch das
vorzüglichste Produkt des Handels genügt hier meist noch nicht, man
muB es sich selbst weiter reinigen, am besten nach der von R. Eoch>)
gegebenen Vorschrift. — Man wäscht allerbestes käufliches Hautpulver
aus in einer weiten, unten mit durchbohrtem Korke geschlossenen Glas-
röhre, die etwa 100 g locker eingefülltes Hautpulver faßt, und in der
dann noch ein Raum von etwa 200 ccm frei bleibt. Dieser nimmt das
zum Auswaschen verwendete Wasser auf. Das Wasser wird nach Bedarf
Ton oben aufgegossen, dringt durch das Hautpulver, löst dabei die
leicht löslichen organischen Substanzen auf und fließt dann wieder ab
durch die in dem durchbohrten Kork steckende Glasröhre. 2 1 Wasser
genügen für 100 g Hautpulver.
Nach dem Abtropfen des Wassers preßt man den Rest desselben
so gut als möglich durch Auswinden passender (kleinerer) Mengen Haut-
pulver in einem trocknen Leinentuch ab, zerkleinert die sich bildenden
Ballen, läßt bei gewöhnlicher Temperatur an luftigem Orte trocknen
^) Deutsche Gerber-Zeitang 1890, Nr. 54.
700 Untersachang gerbsäorehaltiger Pflanzenstoffe.
und mahlt dann noch einmal durch. — R. Koch gibt an, daß ein Haut-
pulyer, welches ungereinigt 0,020 g pro 50 ccm lösliche organische Sub-
stanzen abgab (7 g mit 100 ccm Wasser behandelt), nach der Reinigung
Torstehender Art nur noch 0,006 g pro 50 ccm lösliche organische Sub-
stanz hatte (bei gleicher Behandlung).
Wem das Trocknen nicht gut gelingt, der kann durch starken
Alkohol das Wasser Tor der Trocknung aus dem Hautpulyer yerdrängen;
dann trocknet letzteres bei gewöhnlicher Stubentemperatur, bedeckt mit
Filtrierpapier, leicht und rasch. Das so erhaltene Hautpulver hat zwar
ein wenig an Absorptionskraft eingebüBt, jedoch nicht soviel, um seine
Anwendbarkeit wesentlich zu beeinträchtigen.
Eine ähnliche Methode, welche sich namentlich zur Darstellung
größerer Mengen gereinigten Hautpulyers eignet, beschrieb A. BarteP).
Zwei Umstände müssen bei der Darstellung Yon Hautpulver besonders
streng beachtet werden: 1. Nur beste, gesunde Haut darf verwendet
werden; solche, die einen schwachen FäulnisprozeB durchgemacht hat,
ist unbedingt zu verwerfen. 2. Das gereinigte Hautpulver darf nicht
mit Hilfe höherer Temperatur getrocknet werden, denn dadurch werden
neue Mengen von Hautsubstanz löslich in kaltem Wasser, ja das Haut-
pulver wird dann nicht selten schlechter, als es vor der Reinigung war.
Auf Veranlassung von Dr. Päfller, Vorstand der deutschen Versuchs-
anstalt für Lederindustrie, stellt neuerdings die Firma Mehner&Stranskj
in Freiberg (Sachsen) ein für die vereinbarte gewichtsanalytische Methode
brauchbares Hautpulver her. Dieses ist mit reiner Zellulose (Filtrier-
papierstoff) vermengt. Der Stickstoffgehalt desselben, auf den Wasser-
gehalt von 18 Proz. berechnet, darf nicht imter 11,5 Proz. heruntergehen.
A. Ältere HetbodeM der <i(er1»«tairbe»tlBUi«iiC«
I. Löwenthalsche Methode, verbessert durch y. Schroeder*).
Prinzip. Der in Lösung gebrachte Gerbstoff wird durch Chamäleon-
lösung von bekanntem Wirkungswerte oxydiert. Aus der verbrauchten
1) Deutoche Gerber-Zeitung 1892, Nr. 56.
') Bericht über die Verhandlungen der Kommission zur Feststellung einer
einheitlichen Methode der Gerbstoffbestimmung. Nebst einer kritischen Originai-
untersuchung über die Löwenthalsche Methode von Prof. Dr. J. v. Schroeder,
1885; im Auszuge: Fresenius' Zeitschr. XXV (1886), S. 121— 132.
Vergl. auch Neubauers Untersuchungen in: Die Sch&lung der Eichenrinden
zu jeder Jahreszeit, von W. Wohmann, C. Neubauer und G. Lotichins, 1873.
Femer: F. Kathreiner, Dingl. 227, S. 481 u. f.; F. Simand, Dingl. 244,
S. 391 u. f.; 246, S. 133—140.
Methode yon Löwenthal -Schroeder. 701
ff
Chamäleomnenge wird auf die Menge des Torhandenen Gerbstoffs ge-
schlossen. — Da die gerbstofiPhaltigen Lösungen im allgemeinen auch
solche reduzierenden Substanzen enthalten, welche nicht Gerbstoffe sind,
so wird zuerst der Chamäleonverbrauch (a) der ursprünglichen Lösimg,
sodann derjenige eines gleichen Volumens der mittels Hautpul vers yon
Gerbstoff befreiten Lösung (b) festgestellt. Die Differenz (a — b) er-
gibt den Chamäleonyerbrauch, welcher der yorhandenen Gerbstoffmenge
entspricht.
Erforderliche Chemikalien.
1. Chamäleonlösung. 10 g reinstes übermangansaures Kalium
werden in destilliertem Wasser zu 6 1 gelöst.
2. Indigolösung. 30 g festes, indigschwefelsaures Natriimi
werden lufttrocken in 3 1 yerdünnte Schwefelsäure (1 : 5 Volum) gebracht,
dazu 3 1 destilliertes Wasser gegeben und stark geschüttelt, bis die
Lösung erfolgt ist; alsdann wird filtriert. Bei jeder Titration werden
20 ccm dieser Indiglösung zu ^4 ^ Wasser zugefügt, diese reduzieren
ca. 10,7 ccm der Chamäleonlösung 1.
3. Hau tp ulyer. MuB weiß, fein wollig sein und darf an kaltes
Wasser keine Bestandteile abgeben, welche Chamäleon reduzieren. Zur
Sicherheit führt man eine blinde Bestimmung mit 3 g Hautpulyer aus.
4. Reinstes Tannin (siehe unter: Feststellung des Titers).
Jede größere Fabrik chemisch -pharmazeutischer Präparate liefert
Chamäleon, indigschwefelsaures Natrium, Hautpulyer und Tannin.
Ausführung des Titrierens.
Zu der Indiglösung und Gerbstoff enthaltenden, auf ^4 1 verdünnten
Flüssigkeit läßt man aus einer Geiß 1er sehen Glashahnbürette die
Chamäleonlösung fließen.
a) Tröpfehnethade* Nach Neubauer stellt man den Hahn der
Bürette so ein, daß die Chamäleonlösung langsam tropfenweise (bei-
läufig 1 Tropfen in der Sekunde) in die zu titrierende Lösung fällt;
während des Eintropfens rührt man fortwährend heftig mit einem Glas-
stabe um, bis eine helle grüne Färbung eingetreten ist. Jetzt dreht
man den Hahn ab, setzt in einzelnen, sich ganz langsam folgenden
Tropfen Chamäleonlösung zu, rührt um und fährt damit fort, bis die
Lösung den letzten grünlichen Schimmer yerliert und rein gelb wird.
b) liinkubikzenUfneterverfahren. Nach y. Schroeder läßt man
immer auf einmal 1 ccm Chamäleonlösung einfließen und rührt nach
jedem Zusatz 5 — 10 Sekunden stark um. Ist die Flüssigkeit hellgrün
geworden, so läßt man vorsichtig nur 2 — 3 Tropfen auf einmal zufließen,
rührt um und fährt damit fort, bis die Flüssigkeit rein goldgelb
erscheint.
702 Untersuchuiig gerbs&urehaltiger Pflanzenstoffe.
Das starkwandige Becherglas, welches die zu titrierende LösuDg
enthält, stellt man auf eine weiBe Porzellanplatte, um das Ende der
Reaktion scharf erkennen zu können.
Man hüte sich sorgfältig vor dem Übertitrieren, da ein Zurück-
titrieren nicht möglich ist.
Bei der Ausführung einer Gerbstoffbestimmung muB man
möglichst genau dieselben Bedingungen einhalten wie bei der
Titerstellung.
Der Chamäleonverbrauch ist eine Funktion mehrerer Variablen,
namentlich ist er abhängig von der Zeit^ d. h. der Geschwindigkeit, mit
welcher die Chamäleonlösung der zu titrierenden Lösung zugemischt wird.
Hat man also nach der „Tröpfelmethode^ den Wirkungswert einer
Chamäleonlösimg festgestellt, so muß man nach derselben Methode
arbeiten, wenn es sich darum handelt, mit dieser Lösimg unter Zugrunde-
legung des gefundenen Titers (s. w. u.) eine Analyse auszuführen.
Feststellung des Titers der Chamäleonlösung.
Ein möglichst reines Tannin des Handels wird folgendermaßen
geprüft. Man löst 2 g lufttrocken zu 1 1 und bestimmt den gesamten
Chamäleonyerbrauch von 10 ccm dieser Lösung (unter Zusatz yon Indig-
lösung, deren bekannter Reduktionswert abgezogen wird, siehe oben).
Femer bestimmt man den Chamäleonyerbrauch nach dem Be-
handeln mit Hautpulyer [50 ccm der Tanninlösung werden (in einem
gut schließenden Glasgefäß mit Glasstopfen) mit 3 g eingeweichtem und
zuyor wieder gut ausgepreßtem Hautpulyer unter öfterem ümschütteln
etwa 18 bis 20 Stunden behandelt, dann filtriert man imd titriert wieder
10 ccm].
Beträgt der Chamäleonyerbrauch des Hautfiltrats nicht mehr als
10 Proz. des Gesamtchamäleonyerbrauchs, so ist das Tannin zur Titer-
stellung brauchbar. Durch Trocknen bei 100° bis zum konstanten
Gewicht bestimmt man den Wassergehalt desselben und berechnet aus
dem bereits gemachten Versuch („Gesamtchamäleonyerbrauch**, siehe
oben) den Titer nach Trockensubstanz des Tannins; der so er-
haltene Titer gibt, mit 1,05 multipliziert, den wahren Titer.
Daß man den Titer nach Tannin, nicht nach Oxalsäure u. dergl.
stellt, hat darin seinen Grund, daß sich bei diesem die Abhängigkeit
des Chamäleonyerbrauchs yon der Ausführung (Schnelligkeit u. s. w.) des
Titrierens in gleicher Weise zeigt, wie bei den der Analyse zu unter-
werfenden Gerbstoff lösungen, während dies bei Oxalsäure, Ferro-
sulfat u. s. w. nicht der Fall ist.
Methode von Löwcnthal-Schroeder. 703
GiUigr der Gerbstoffanalyse«
1. Bereitung der Gerbstofflösungen.
a) Extrakte löst man in heiBem Wasser und filtriert, wenn nötig.
b) Rohen Gerbmaterialien (Rinden, Früchten, Hölzern u. s. w.)
entzieht man den Gerbstoff am zweckmäßigsten mittels des Tharander
Extraktionsapparates (siehe weiter unten). Man bringt die abgepreßte
Flüssigkeit nach dem Erkalten auf 1 1 bei Eichungstemperatur und
filtriert, wenn dieselbe nicht gänzlich klar ist, «inen aliquoten Teil.
Zu einer Analyse verwende man
20 g Gerbmaterial, wenn Toraussichtlich ca. 5 — 10 Proz.,
10 - - - - - 10—20 - ,
5 - - - noch mehr Prozente
Gerbstoff in der zu analysierenden Substanz enthalten sind. Die gerb-
stoffreichsten Substanzen (Quebrachoextrakt mit 66 und mehr Prozent-
gehalt u. dergl.) können in noch geringerer Menge (3 g) zur Analyse
genommen werden.
Anm. Die Musterziehung ist bei Gerbmaterialien ziemlich schwierig.
Am besten läßt sich natürlich aus einem bereits gemahlenen und gut
gemischten Material Muster ziehen« Dagegen kann man durch ungeschickte
Probeentnahme aus demselben Raummeter Eichenspiegelrinde Muster Ton
5 und von 10 Proz. Gerbstoffgehalt bekommen. Über die zweckmäßigste
Art, Proben zu entnehmen, sind verschiedene Vorschriften, u. a. von
Fr. Kathreiner, gegeben worden*).
2. Titrieren der Gerbstofflösungen.
Den Gehalt einer wässerigen Lösung an Gerbstoff bestimmt man
nach der Löwenthal- v. Schroeder sehen Methode durch Titrieren von
10 ccm Lösung (vgl. S. 701) vor und nach dem Ausfällen mit Haut-
pulver (3 g auf 50 ccm Lösung, wie bei der Feststellung des Titers).
Die Gerbstofflösung muß einen derartigen Gehalt haben, daß
10 ccm derselben 4 — 10 ccm Ghamäleonlösung reduzieren (nicht mehr
oder noch weniger, da zwischen Gerbstoffgehalt und Chamäleonver-
brauch nicht vollständige Proportionalität herrscht).
Extraktionsapparate.
Aus der großen Zahl derselben sei hier nur erwähnt der Tharander
Extraktionsapparat („Flaschenextraktor") von v. Schroeder und
R. Koch. — In ein weitmündiges, starkwandiges Glas B (s. Fig. 93),
^) Veigl. auch unter C. : Vereiabartes gewichtsanalytisches Verfahren (Anfang).
704 Untorenchimg gerbs&urehaJtiger PfluuenetoSe.
welches 300 ccm faßt, bringt man zunächst eine etwa 1 cm hohe Schicht
Seesand, der mit heiSer Salzsäure und darauf mit Wasser völlig extra-
hiert, später gut getrocknet ist, sodann das zu extrahierende Gerb-
material <?, feuchtet dasselbe mit Wasser au, füllt dann das Gefaü B
mit Wasser and setzt einen genau Schlieflenden, doppelt durchbohrten
Gnmmistopfen auf.
Pig. 9S.
Durch die eine Durchbohrung geht eine 3 mal rechtwinklig ge-
bogene Glasröhre H, deren eines Ende dicht unter dem Gnmmistopfen
abgeschnitten ist; durch die andere Durchbohrung ist ein ebenfalls recht-
winklig gebogenes Rohr geführt, welches fast bis auf den Boden des
Extraktion» gefäßes B reicht und sich am unteren Ende bauchig er-
wettert {F). Am besten stellt man dasselbe aus einem sogen. Glocken-
trichterrohr her, wie solches für Gasentwicklung häufig gebraucht wird;
man steckt selbiges durch die Durchbohrung des Gummistopfens und
Eztraktionsappaxate. 705
biegt es sodann rechtwinklig. Die Glocke F hat unten einen vor-
springenden Rand und ist mit einer doppelten Lage Beuteltuch (Müller-
gaze) dicht umbunden, so daß zwar Flüssigkeiten, nicht aber feste
Stoffe aus B nach F passieren können. Das untere Ende Ton F ragt
bis in den Seesand hinein. Man stellt das gänzlich gefüllte und mit
dem die Röhre H und den Trichter F tragenden Gummistopfen ge-
schlossene Extraktionsgefäß B auf Filtrierpapier in das von einem Drei-
fuße getragene Wasserbad E^ befestigt den Gummistopfen gänzlich
dicht und sicher mittels eines Champagnerknotens, füllt auch das
Rohr H mit Wasser und verbindet es bei b durch einen Gummischlauch
mit dem Druckrohr «/, welches aus dem mindestens 2 1 Wasser fassenden
Reservoir A mit Wasser gefüllt wird, a und h sind mit je 2 Schrauben
versehene Quetschhähne ^), welche den Wasserzufluß zu regulieren oder
nach Bedarf abzustellen gestatten. Die Druckhöhe der Wassersäule be-
trage ca. ly^ m. — Durch den mit ebenfalls 2 Schrauben tragendem
Quetschhahn versehenen Gummischlauch bei c, der zimächst geschlossen
ist, kann das Trichterrohr mit dem rechtwinklig gebogenen, in den
Literkolben C mündenden Abflußrohr in Verbindung gesetzt werden. —
Dieser Apparat gestattet die gesonderte Bestimmung des leicht und
schwer löslichen Gerbsto£fes, ohne daß man nötig hat, das Gerb-
material in einen anderen Apparat zu bringen; nachdem dasselbe bei
geö&etem Quetschhahn a und 6, während c geschlossen ist, dem Druck
der angegebenen Wassersäule 15 Stunden lang ausgesetzt gewesen ist,
hat man nur nötig, den .Quetschhahn bei c zu öffnen und den Abfluß so
zu regulieren, daß das 1 1 fassende Gefäß C in 2 Stunden bis zur Marke
gefüllt ist. Dieses enthält alsdann den leichtlöslichen Gerbstoff. Man
stellt sodann bei c den Abfluß fast völlig ab, setzt ein neues Liter-
gefaß unter, erhitzt das Wasserbad E durch die untergesetzte Flamme D
bis zum Sieden imd preßt nunmehr den schwer lösbaren Gerbstoff (in
Lösung) ab.
Will man den Gesamtgerbstoff bestimmen, so wird gleich vom
Beginn des Abpressens an das Wasserbad E allmählich zum Sieden
erhitzt. Die ersten 500 ccm werden bei einer 50® C. nicht übersteigen-
den Temperatur extrahiert, dann steigert man die Temperatur rasch bis
zum Sieden.
Die Löwenthal sehe Methode in der hier beschriebenen Form kann
zur Lösimg vieler fQr die Praxis wichtiger Fragen dienen und hatte sich mit
Recht sehr eingebürgert. Leider werden jedoch sehr häufig Löwenthal sehe
Prozente mit Gewichtsprozenten verwechselt. Wenn die Analyse in einer
Fichtenrinde 10 Proz. Gerbstoff nach Löwenthal findet, so heißt dies:
') Geübte können den Quetschhahn a weglassen.
Unten ttchung^n. 5. Aufl. HE. 45
706 Unteniichang gerbsäurehaltiger Pflanzenstoffe.
der aus dieser Fichtenrinde extrahierbare Gerbstoff reduziert (unter den
bekannten Bedingungen) soviel Chamäleon, wie wenn 10 Proz. Tannin in
dieser Rinde enthalten wären. Dagegen kann das betreffende Material
17 Gewichtsprozente enthalten. Daß man nicht Sumach mit Fichtenrinde
durch Nebeneinanderstellen der Prozente Löwen th als vergleichen könnte,
war längst bekannt. Dagegen glaubte man, Sumach mit Sumach u. s. w.,
überhaupt verschiedene Muster derselben Art Gerbmaterial miteinander
auf Grund der L ö wen tha Ischen Zahlen vergleichen zu können. Unter-
suchungen der Wiener Versuchsstation') wiesen indes die Unrichtigkeit
dieser Voraussetzung nach. Das Verhältnis zwischen' Löwen thal sehen
Prozenten und Gewichtsprozenten ist auch bei ein und demselben Gerb-
material kein konstantes, namentlich zeigen sich bei Eichen- und Fichten-
lohe sehr starke Differenzen bezw. Variationen.
Ahnliches geht aus den Untersuchungen von Zeumer hervor, der
im Laboratorium v. Schroeders arbeitete^).
n. Die aräometrische (Spindel-) Methode.
Eine höchst einfache Methode, nur zur annähernden Bewertung
von Gerbmaterialien, die für den Praktiker meist reichlich genügt, hat
V. Schroeder angegeben. Eine gewogene Menge (für jede Art Gerb-
material vorgeschrieben, 50 g, 100 g etc.) des zu untersuchenden, bis zu
einem bestimmten Feinheitsgrade zerkleinerten Materials wird mit 1 I
kaltem Wasser in einem weitmündigen, fest zu verschließenden Pulver-
glase 24 Stunden digeriert. Man filtriert und bestimmt das spezifische
Gewicht durch eine Baumespindel von sehr feiner Teilung. Die Resultate,
welche man unter gehöriger Berücksichtigung der Temperatur erhält,
sind über Erwarten befriedigend. Für jedes Gerbmaterial sind besondere
Tabellen zur Bestimmung des Gerbstoffsgehaltes aus den Hunderstel-
Baumegraden von v. Schroeder gegeben worden^); bezüglich der Einzel-
heiten verweise ich auf die Originalabhandlungen:
Einfache Methode zur Bewertung von Eichenrinde: Deutsche
Gerber-Zeitung 1889, Nr. 70, 72; Fichtenrinde: ebenda, 97, 98; Mimosen-
') Der Gerber 1887, S. 2ff.: Neue Methode der Gerbstoff bestimm ang
in Gerbmaterialien, verbuDden mit dem Nachweise eines prinzipiellen Fehlere der
sogen. Löwen tha Ischen Methode.
*) Tharander forstliches Jahrbuch 1886, Bd. 36, S. 141—211.
*) Gerberei-Chemie. Sammlung von Aufsätzen von Prof. v. Schroeder,
1898 herausgeg., S. 259, 300 ff. Die „Spindelmethode* ist auch besondere er-
schienen unter dem Titel: Einfache Methode zur Bewertung der Gerbmaterialien.
Praktische Anleitung für Gerber u. s. w.
Feuchtigkeitsbestimm QDg. 707
rinde: 103, 104; Valonea: 1890, Nr. 46, 47; Myrobalanen: 49, 50;
Sumach: 52, 53; Bividivi: 58, 59; Algarobilla: 64. Korrektion der
Ablesungen nach der Temperatur: Nr. 96.
Die 2 dazu nötigen Aräometer (von 0 — 2 bezw. bis 5^ Be.) können
z. B. Ton Fr. Hugershof f, Leipzig, bezogen werden.
m. Anhang.
1. Feuchtigkeitsbestimmung. 2 — 3 g Gerbmaterial trocknet
man bei 100 — 110^ bis zum konstanten Gewicht und berechnet aus dem
Gewichtsverlust den Feuchtigkeitsgehalt in Prozenten.
Da die Gerbmaterialien im allgemeinen einen nach Jahreszeit,
Luftfeuchtigkeit u. s. w. wechselnden Wassergehalt zeigen, so gehört die
Feuchtigkeitsbestimmung notwendig zur Analyse eines Gerbmaterials.
Um die Resultate zweier Analytiker, gefunden für dasselbe Material,
y ergleichen zu können, mu£ man die für Gerbstoff gefundenen Zahlen
auf den gleichen Feuchtigkeitsgehalt umrechnen. Die Angabe des Prozent-
gehaltes an Gerbstoff, berechnet auf 100 Teile wasserfreier Substanz
(Trockensubstanz), hat oft wenig Wert für die Technik. Manche rechnen
die für Gerbstoff gefundenen Prozentzahlen um auf einen „durchschnitt-
lichen Wassergehalt^. Nach Versuchen von ▼. Schroeder*) beträgt
dieser für Sumach 12 Proz., Eichenlohe 13 Proz., für Fichtenrinde,
Mimosenrinde, Yalonea und Quebrachoholz 14,5, Algarobilla, Dividivi
13,5, BoYC 15, Enoppem 16,5 Proz. u. s. w.
So bequem diese umgerechneten Zahlen häufig für den Gerber
sind, so muB doch immer festgehalten werden, daß sie nur Näherungs-
werte sein können. Schon innerhalb Deutschlands schwanken die
Feuchtigkeitsgehalte je nach der Luftfeuchtigkeit u. s. w. recht bedeutend;
in anderen, namentlich heiBen Ländern können obige Zahlen noch
weniger Geltung beanspruchen. Der Chemiker gibt am besten nur die
tatsächlich gefundenen Zahlen für Feuchtigkeitsgehalt u. s. w. an.
2. Bestimmung der zuckerähnlichen Stoffe.
Man fallt aus den zu untersuchenden, wie gewöhnlich durch Ex-
traktion oder direkte Lösung erhaltenen gerbstoffhaltigen Flüssigkeiten
den Gerbstoff durch essigsaures Blei, entbleit mit schwefelsaurem Kalium
oder Natrium und bestimmt im Filtrate die zuckerähnlichen Stoffe (als
Traubenzucker zu berechnen) nach Allihn oder Soxhlet (S. 558).
>) Deutsche Gerber-Zeitung 1888, Nr. 61; Gerberei-Chemie, S. 46.
45'
708 Unt^rsuchiing gerbsäarehaltiger Pflanzenstoffe.
B. Heneste« Tereinbartes, ifewiehtottnalytlselie«
Terfahrem der Oerlwitoffbegtiaiwuing ,
mmeh den BeseUlbsen der Inteniatleiialen Keafere
der Cheatiker für Iiederladastrle
(erste in London 1897| siebente in Tarin 1904).
Anm. Diese Angaben mußten zum großen Teile wörtlich den
Berichten über die Gerbstoffchemiker- Konferenzen, besonders die erste
zu London, entnommen werden. Zusätze sind nur da gemacht worden,
wo dies zum Verständnisse unerläßlich erschien.
L Probenahme vom ganzen Warenposten.
Bei flüssigen Extrakten müssen mindestens 5 Proz. der Fässer
so ausgewählt werden, daß deren laufende Nunmiem möglichst weit-
auseinander liegen. Von diesen nimmt man die 2 obersten Reifen und
den Deckel ab; dann ist mit einem geeigneten Rührer (zweckmäßig ist
eine kräftige, hölzerne Stange, die an ihrem Ende eine kreisförmige,
durchlöcherte Scheibe trägt) der Inhalt gründlich zu mischen und be-
sonders Rücksicht darauf zu nehmen, daß auch aller den Böden und
Seiten anhängende Absatz gleichmäßig daruntergerührt wird. Alle Muster
müssen in Gegenwart einer verantwortlichen Person gezogen werden.
Bei etambier und dUskteigfömUgen BMraMen wird die Probe
von nicht weniger als 5 Proz. der Blöcke gezogen, und zwar in der
Weise, daß aus jedem Blocke, an 7 Stellen desselben, mit einem röhren-
förmigen Instrumente, das den Block in seiner ganzen Dicke durch-
dringen soll, Muster entnommen werden. Ein solches Instrument aus
Messing, ganz wie ein Eorkbohrer gestaltet, jedoch etwa 36 cm lang und
mit ca. 3 cm im Durchmesser haltendem Rohr, ist Ton Fr. Eath reiner
angegeben worden; durch Kolben oder Stößel aus massivem Messing
oder Holz stößt man die im Rohr dieses Probeziehers befindliche Masse
heraus, welche als Probe genommen ist^).
Fette Extraiktef ebenfalls von 5 Proz. des Warenpostens und in
genügender Menge (um ein brauchbares Durchschnittsmuster zu geben)
von dessen äußeren und inneren TeUen genommen, sollen klein ge-
schlagen werden.
') Abbildung und genaue Beschreibang siehe H.R. Procter and J. G.
Parker, International Association of Leather Trades Chemists. First Conference,
London 1897, p. 122.
Interoatioiiale Bestiinmimgen. Probenahme. 709
In letzteren beiden Fällen sind die Muster rasch zu mischen und
sofort in eine luftdichte Büchse zu verschließen, zu siegeln und mit
Aufschrift zu versehen.
Yon VaUmea, AlgarobiUa und aUen Übrigen CferhfnateriaUen,
welche Staub oder Fasern enthalten, sollen die Muster gezogen werden,
indem man zum wenigsten von 5 Proz. der Säcke deren Inhalt auf einem
glatten, sauberen Boden in Lagen (Schichten) übereinander ausbreitet.
Aus diesem Haufen werden nim, senkrecht zu dessen Oberfläche und
bis zum Boden greifend, an mehreren Stellen Muster entnommen und
diese gut gemischt. Wo dies nicht geschehen kann, muB das Muster
aus der Mitte einer genügenden Anzahl von Säcken genommen werden.
Während es sich empfiehlt, Yalonea und die meisten übrigen Materialien
dem Chemiker gemahlen zu übersenden, ist es jedoch vorzuziehen,
daß Dividivi und Algarobilla ungemahlen seien.
Bei Rinde, die ungeschnitten ist, und bei anderen Gerbmaterialien
in Bündeln werden von mindestens 3 Proz. derselben aus deren Mitte
kurze Abschnitte entnommen, mit einer Säge oder scharfem Beile. Gute
Mischung und Verpackung ist auch hier selbstverständlich.
Muster, welche mehr als einem Chemiker zur Beurteilung
vorgelegt werden sollen, müssen als ein einziges Muster gezogen, gut
gemischt und in die erforderliche Anzahl von Anteilen (nicht weniger
als drei) zerlegt werden, welche sofort passend zu verpacken, zu ver-
siegeln und mit Aufschrift zu versehen sind.
n. Vorbereitiing der Proben für die Analyse.
FlüaHge XkKSir€Ucte müssen unmittelbar vor dem Auswägen (welches
raschestens geschehen soll, um Verlust von Feuchtigkeit zu vermeiden)
nochmals flink und gründlich gemischt werden. Besonders achte man
darauf, daß der Satz, welcher in vielen Fällen auf dem Boden der
MuBterflaschen sich befindet, gleichmäßig aufgerührt wird. Nach Paß 1er
(„Collegium" 1904, S. 83) verfährt man folgendermaßen, um die während
des Auswägens auf einer feinen Wage entstehenden Feuchtigkeitsverluste
zu vermeiden. Ein verschließbares Wägegläschen wird auf feiner Wage
genau ausgewogen, sodann auf einer gewöhnlichen Wage austariert,
welche bis auf 0,1 g genau wiegt. Alsdann setzt man das der abzu-
wägenden Extraktmenge entsprechende Gewicht auf die Wagschale und
bringt rasch diese Extraktmenge ins Gläschen. Man verschließt dasselbe
und wägt es dann nochmals auf der feinen Wage. Ich kann aus eigener
^Erfahrung dieses scheinbar umständliche Verfahren als gut bezeichnen.
Dicke Extrakte, welche sonst nicht gemischt werden können, mögen
auf 50® C. erwärmt und gerührt werden, sind aber hierauf rasch abzu-
710 Untersachimg gerbsäarehaltiger Pflanzenstoffe.
kühlen, ehe sie gewogen werden. Bafl diese Behandlung vorgenommen
sei, ist in dem analytischen Berichte ausdrücklich anzugeben.
Feste EoctraMe sollen gröblich gepulvert und gut gemischt werden.
Teigige Eactrakle werden rasch in einer Reibschale gemischt, und
die erforderliche Menge wird so rasch als möglich ausgewogen, um
Feuchtigkeitsverlust zu vermeiden.
Wenn Extrakte teHweiae trocken und telhceiee feucht eindt
so daß keines der oben genannten Verfahren angewandt werden kann,
soll das ganze Muster gewogen und bei gewöhnlicher Temperatur so
weit getrocknet werden, daß es gepulvert werden kann. Hierauf wird
es wieder gewogen, und der Gewichtsverlust als Feuchtigkeit in Rech-
nung gebracht.
In Fällen, wie bei Gambier, wo es nicht möglich ist, durch Mahlung
oder andere mechanische Mittel die Bestandteile des Musters gründlich
zu mischen, ist es erlaubt, das Ganze oder einen großen Teil desselben
in einer kleinen Menge heißen Wassers zu lösen und, unmittelbar nach
gründlichem Durchmischen, einen Anteil der starken Lösung zur Analyse
auszuwägen.
Von Rinden und anderen festen Gerbmaterialien soll das ganze
Muster oder nicht weniger als 250 g in einer Mühle so fein gemahlen
werden, daß es durch ein Sieb geht, das 5 Drähte auf den Zentimeter,
also 25 Löcher im Quadratzentimeter hat. Wenn Materialien, wie
manche Rinden und Dividivi, faserige Anteile enthalten, die nicht so
fein gemahlen^ werden können, soll das gemahlene Muster gesiebt werden;
nun wägt man den durch das Sieb gegangenen und den auf dem Sieb
gebliebenen Anteil jeden für sich und vereinigt dann für die Analyse
die entsprechenden Gewichtsmengen der beiden Anteile.
nL Herstellnng des Ansznges.
Die Stärke der Gerbstofflösung soll so bemessen sein,
daß 100 ccm derselben 0,35 bis 0,45 g gerbende Substanzen
enthalten.
Die Menge der einzuwägenden Extrakte soll eine bestimmte sein,
damit, falls verschiedene Chemiker dasselbe Material zu analysieren
haben, mit Lösungen von gleicher Konzentration gearbeitet wird, und
infolgedessen die nicht zu vermeidenden Fehlerquellen die gleichen sind.
Daher sollen im allgemeinen
bei festen Extrakten Mengen innerhalb der Grenzen von 5 — 7 g
bei teigförmigen von über 1,2 spez. Gew. 9 — 12 -
bei flüssigen von mehr als 1,15 spez. Gew. 12 — 18 -
bei flüssigen von unter 1,15 spez. Gew. 18 — 20 -
IntematioDale Bestimmungen. Herstellung des Auszuges. 711
eingewägt werden. Oberste Regel muß jedoch sein, daB der
Gehalt von 100 com der zu analysierenden Gerbstofflösung
(Extraktlösung u. s. w.) 0,35 — 0,45 g gerbende Stoffe betrage.
Für Rinden und andere rohe vegetabilische Gerbmaterialien sind
Ton Paß 1er (zur Erzielung der eben angegebenen Konzentration) fol-
gende Zahlen vorgeschlagen worden: für Algarobilla 9 g, Canaigre 18,
Diyidivi 9, Eichenlohe 36, Eichenholz 50, Fichtenlohe 32, Garouille 16,
Hemlockrinde 32, Kastanienholz 45, Knoppem 12, Mimosa 12, Man-
grovenrinde 10, Myrobalanen 12, Quebracho 22, Rove und die übrigen
Gallen im allgemeinen 12, Sumach 16, Valonea 14 (Trillo 10), Weiden-
lohe 36, gebrauchte Materialien 50 g.
Auflösung von Extrakten.
Eine genügende Menge soll in einer bedeckten Schale oder in
einem bedeckten Becherglas abgewogen und von da aus nach und nach
mit einem Liter kochendem Wasser in einen Literkolben übergespült
werden. Dann füllt man den Literkolben unter beständigem ümschütteln
bis nahe zum Beginn des Flaschenhalses mit heißem Wasser auf; hat
sich noch nicht alles gelöst, so setzt man den Literkolben noch einige
Minuten auf das kochende Wasserbad. Nachdem man gut umgeschüttelt
hat, bringt man die Flasche unter laufendes, kaltes Wasser, oder kühlt
anderweitig rasch auf womöglich 17,5^ C, jedenfalls aber auf eine
Temperatur zwischen 15 und 20^ C. herunter (aber nicht noch weiter!),
füllt bis zur Marke auf, mischt gründlich und schreitet sofort zur
Filtration.
Die Filtration durfte früher durch Schleicher und Schülls
Filtrierpapier No. 605 extrahart erfolgen und durfbe unterbleiben, wenn
die Extraktlösung absolut klar erschien. Vom 15. März 1905 an muß
dagegen jede Gerbstoff lösung filtriert werden unter Anwendung der
Berkefeld-Filtrierkerze, welche zuerst von Dr. Parker und Payne
für die Gerbstoffanalyse eingeführt wurde.
Während Papierfilter merkliche Mengen Gerbstoff aus wässeriger
Lösimg au&ehmen, tut dies die Berkefeld-Filtrierkerze nicht. Sie kann in
Terschiedenen Größen (z. B. Länge 6, Durchmesser 1 Y, cm und 10 : ca. 3 cm)
gekauft werden. Um sie von Eisenverbindungen und anderen Verun-
reinigungen zu befreien, welche die Gerbstoff lösung yerändem würden,
kocht man dieselben mit reiner, 10-proz. Chloi^asserstoffsäure, wäscht
sehr gut erst mit salzsäurehaltigem, dann mit reinem Wasser aus und
trocknet schließlich. — Die Filterkerzen sind zylindrisch, am einen
Ende gewölbt und geschlossen, am andern Ende offen, mit einer tiefen
Höhlung versehen (inwendig hohl). Nachdem sie gereinigt und getrocknet
sind, wird mittels Schellacks an das offene Ende ein Glasrohr von ge-
712
Untttreachang g6rbs&arehaltiger Pflanzenstoffe.
Fiff. 94.
Fig. 95.
eigneter Größe befestigt, welches man wenige nun in die Höhlung ragen
läßt; dieses Glasrohr steckt man durch einen Trichter, indem zwischen
beiden ein dicht schließender Gummistopfen (vergl. Fig. 95) angebracht
wird. Den mit der reinen Kerze beschickten Trichter bringt man nun
auf eine Filtrierflasche, welche durch Gummischlauch mit einer Wasser-
luftpumpe in Verbindung gesetzt
wird. Nun kann man die Lösung
filtrieren; man gießt sie in den
Trichter und evakuiert stark
(bis auf 40 nmi), worauf man
den Gummischlauch durch einen
Quetschhahn gänzlich abschließt
und von der Luftpumpe abnimmt.
Daß die Gummiverschlüsse gut
schließen müssen, ist selbstver-
ständlich. In etwa einer Viertel-
stunde filtrieren ^4, oder doch die
Hälfte des zur Analyse bestimm-
ten Liters Lösung. Die ersten 150
oder 200 ccm werden verworfen,
dann filtriert man etwa 500 ccm
und entnimmt diesen die abzu-
messenden Quantitäten für die
Analyse. Da das Vakuum wäh-
rend des Filtrierens immer ab-
nimmt, so ist der Verlust durch
Verdunstung geringer als bei dem
früheren Verfahren. Man kann
den Trichter mit einer Glasplatte
bedecken, um auch hierdurch den „Verlust durch Verdunstung^ möglichst
einzuschränken. — Dicke Lösungen von Quebrachoextrakt filtrieren häufig
bald langsam, doch kann man dadurch die Geschwindigkeit wieder er-
höhen, daß man mit einer steifen Bürste (Zahnbürste), die man vorher
mit einer besonderen Portion der Flüssigkeit gewaschen hat, die Kerze
abbürstet, (Parker und Payne, „GoUegium^ 120 (1904)). Nach beendigter
Filtration reinigt man die Kerze, indem man sie aus dem Trichter
nimmt und mit einer steifen Bürste (s. 0.) unter dem geöffiieten Hahne
der Wasserleitung gründlich abbürstet. Man setzt sie dann wieder in
einen Trichter und saugt mindestens 1 1 destilliertes Wasser hindurch; dann
ist die Kerze wieder gebrauchsfertig. Neuerdings nimmt man die Kerze
11 cm lang, 3 cm breit und befestigt sie mittels Gummibandes in einer
trichterförmigen Erweiterung des Abflußrohres („CoUegium** Xo. 144).
Internationale Bestimm angen. Ausziehen von Rinden etc. 713
Ausziehen fester Gerbmaterialien (Rinden u. s. w.).
Von diesen wird soviel abgewogen, daß eine Lösung von yor-
geschriebener Stärke entstellt (s. o., 0,85 — 0,45 gerbende Substanzen in
100 ccm). Nicht weniger als 500 ccm des Auszuges sollen hergestellt
werden bei einer Temperatur, die 50^ G. nicht übersteigt, worauf dann
dieselbe rasch auf 100® erhöht wird. Man setzt das Ausziehen so lange
fort, bis das Durchgelaufene 1 1 beträgt.
Bei der Extraktion fester Gerbmaterialien ist die Anwendung des
Apparates von B. Weiß, welcher im Prinzip dem von Soxhlet zur
Fettbestimmimg angegebenen ähnelt, verboten.
Der Kochsche Extraktionsapparat („Flaschenextraktor", s. S. 704)
darf verwendet werden; der Meßkolben, in welchen bei diesem die
Lösung abfließt, darf aber während der Extraktion nicht gekühlt werden.
Ahnlich dem Koch sehen Extraktionsapparate ist der „Heber-
extraktor^, zur Anwendung der sogen. „Becherglasmethode^, be-
schrieben von Procter^), welche von den englischen Chemikern vielfach
bevorzugt wird. Das zu extrahierende Material wird in einem offenen
Becherglase von fast 7, 1 (16 Unzen) Inhalt in ein Wasserbad gestellt.
Dicht über dem Boden dieses Glases befindet sich ein Glockentrichter,
der an seinem breiten Ende mit Seidengaze überbunden ist. Derselbe
wird umgeben von einer ca. 2 cm hohen Schicht extrahierten Seesandes,
über diesem liegt das Gerbmaterial.
Das lange Rohr des Trichters ist zweimal rechtwinklig gebogen
und bildet so einen Heber, dessen langes, äußeres Ende noch durch
ein Glasrohr verlängert wird. Man befestigt dieses mittels eines kurzen
Kautschukschlauches, an welchem sich ein Schraubenquetschhahn befindet,
um den Abfluß damit regulieren zu können. Das Gerbmaterial über-
schichtet man mit kaltem Wasser und läßt dies über Nacht oder doch
einige Stunden einziehen. Dann erhitzt man das Wasserbad und setzt den
Heber in Tätigkeit, indem man vorsichtig ansaugt. Etwa 500 ccm sollen
ablaufen, ehe die Temperatur 50^ übersteigt^); dann erhöht man diese
') Joam. See. Ghem. Ind. 1892, 3dl; Bericht über die Verhandlongen der
Londoner Gerbstoffchemiker-Konferenz, S. 75 ff. (eDglisch).
^ Extrahiert man yon Anfang an mit Wasser von 100^, so erhält man
nicht das Maximum des Gerbstoffs in Lösung; teils wird von diesem etwas zer-
stört, teils und noch mehr wird Grerbstoff fixiert bezw. absorbiert, wenn er in Be-
rührung mit dem za extrahierenden Material gekocht wird (Fiebing, Palmer und
Hughes, Parker and Procter). Bei üntersachongen von gebrauchten Gerb-
materiaUen soll es in solchen F&llen, wo es nnmöglich erscheint, bei Einhaitang
der vom Internationalen Verein der Ledeiindastrie-Ghemiker für die Extraktion
aufgestellten Regeln eine Lösnng von der vorgeschriebenen Konzentration za er-
714 Untersackang gerbsäurehaltiger PflanzeDstoffe.
rasch auf 100^. Man fährt mit der Extraktion fort, bis die ablaufende
Flüssigkeit 1 1 beträgt; die ganze Prozedur dauert wenigstens 2 Stunden.
Wird in besonderen Fällen die Extraktion mit Kochs oder Procters
Apparat noch länger (als 2 Stunden) fortgesetzt, so soll der zweite Aus-
zug für sich allein untersucht und das Ergebnis im Analysenbericht als
schwer lösliche Substanzen besonders aufgeführt werden.
IV. Bestitminung der ,,6erbeiide]i StofBe^^ und „Nichtgerbstofte**
n. s. w.
!• GeäamÜöMches* 50 ccm der klar filtrierten Gerbstofflösung,
oder auch eine kleinere Menge, wenn die angewendete analytische
Wage von genügender Empfindlichkeit ist, sollen in einer offenen, ge-
wogenen Schale von Platin, Normalglas, Porzellan oder Nickel auf dem
Wasserbade eingedampft werden. Dann soll der Rückstand bis zu
gleichbleibendem Gewichte im Luftbade zwischen 100 und 105® C. ge-
trocknet werden (oder bei nicht mehr als 100® im Vakuimi), wobei
(nötigenfalls durch Überdecken yon Filtrierpapier) Sorge zu tragen ist,
daB kein Verlust durch Abspringen des Rückstandes entsteht.
Bei der Bestimmung dieses Gesamtrückstandes, sowie auch der
Nichtgerbstoffe zeigte es sich häufig, daß beim Trocknen der Ter-
dampfungsrückstände infolge von Einwirkung der Luft — welche z. B.
bei Quebrachogerbstoff nach Versuchen einen Teil des Wasserstoffs durch
Oxydation binwegnimmt — eine Gewichtskonstanz nicht zu erreichen
ist. Die internationale Assoziation der Lederindustrie-Chemiker empfiehlt
daher, zur Bestimmung des Rückstandes der Gerbstofflösungen und der
Nichtgerbstoffe Vakuumöfen oder ähnliche Apparate zu verwenden.
2. NMUgerbttoffe. Bis auf weiteres soll die Hautfiltermethode
angenommen werden, und zwar unter Anwendung der Glockenform des
Filters, des „Glockenfilters", wie es Prof. Procter (s. w. u.) be-
schrieben hat. Man verwende dabei 6,5 bis 7,5 g Hautpulver; das Filtrat
wird dabei so lange weggeschüttet (oder bei Seite gestellt), als es eine
Trübung mit einer klaren Tanninlösung gibt.
Derjenige Teil des Filtrates, welcher zur Bestimmung der Nicht-
gerbstoffe verwendet werden soll, darf auch mit kochsalzhaltiger Leim-
lösung keine Trübung geben.
Anm. Vorschrift zur Herstellung der kochsalzhaltigen
Leimlösung: 8 bis 9 g beste Gelatine und 100 g reines Chlomatrium
halten, erlaubt sein, die Lösung vor der Filtration daroh Kochen bei Loitabschlaß
(in einer Flasche mit einem im Halse befindlichen Trichter) bis zur erforderlichen
Stärke zu konzentrieren.
Internationale Bestimmungen. Nichtgerbstoffe. 715
werden in 500 ccm heiBem Wasser gelöst; die Lösung filtriert man nach
dem Abkühlen auf 20— 25^ C.
Zur Prüfung des Hautfiltrats bringt man 3 — 5 ccm in ein Reagens-
glas imd setzt zu dieser klaren Lösung nicht mehr als einen Tropfen
der kochsalzhaltigen Leimlösung. Trübung der Lösung oder Bildung
eines Niederschlags zeigt die Gegenwart von Gerbstoff an.
Von dem Filtrate, das diesen Anforderungen entspricht, werden dann
50 ccm (oder weniger) in gewogener Schale auf dem Wasserbade einge-
dampft und bis zum gleichbleibenden Gewichte im Luftbade bei 100— 105^ G.
getrocknet (oder noch besser im Vakuum bei nicht mehr als 100® C.).
Anm. Procters Hautfilter in der Yon der Gerbstoffchemiker-
Koüferenz angenommenen Glockenform.
Das Glockenfilter ^) besteht aus einer Flasche ohne Boden, ist 7 cm
lang, hat am Halse 1,8 cm und im übrigen 3 cm Durchmesser.
Mittels eines Gummistopfens ist ein Heberrohr yon nicht mehr als
2 mm Durchmesser in den Hals eingesetzt; dasselbe reicht unter dem
Stopfen etwa 1 cm weit nach unten und wird an diesem Ende mit ein
wenig Watte oder Glaswolle verschlossen, welche kein Hautpulver durch-
läßt. Die Freiberger Versuchsstation läfit das Ende des kapillaren
Heberrohres mit dem Stopfen abschneiden'); unter letzterem wird dann
zuerst ein Bäuschchen Watte angebracht, welche gut ausgewaschen und
getrocknet ist.
Man füllt ca. 7 g Hautpulver nicht gar zu fest ein, nur am Rande
etwas fester, damit die Filtration auch durch die Mitte geht. Das
Pulver wird in seiner Lage durch ein Stück Musselin oder nicht zu
engmaschige, sorgfältig ausgewaschene und getrocknete Gaze gehalten,
welches man durch ein Gummiband unten befestigt. Füllt das Haut-
pulver die Filterglocke nicht ganz, so kann man unter dem Hautpulver,
oberhalb der Gaze mit Watte oder nach Fr. Kathreiners Vorschlag
mit Glaswolle füllen, welche nichts Lösliches an die Gerbstofflösung
abgeben dürfen. Das lange Heberrohr des Glockenfilters läßt man am
besten 15 cm weiter nach unten reichen, als den Boden des Glocken-
filters selbst.
Man bringt nun das Filter in ein ca. 150 — 200 ccm fassendes
Becherglas, befestigt das Heberrohr mittels eines Halters, so daß die
Glocke fast bis auf den Boden des Glases reicht, und gießt in dasselbe
zunächst nur wenig von der gerbstoffhaltigen Lösung, um das gesamte
Hautpulver mit derselben kapillar zu benetzen. Nachdem diese Durch-
feuchtung des Pulvers in etwa 1 Stunde erfolgt ist, wird das Becherglas
') Bezugsquelle: Arthnr Meißner, Freiberg (Sachsen).
*) Diese Abänderung ist nicht wesentlich.
716
Untersuchong gerbsäurehaltigdr Pflanzenstoffe.
Fig. 96.
gefüllt und an dem Heberrohr vorsichtig gesaugt, bis das Filtrat lang-
sam abtropft. Die Filtration von 90 bis 100 cm dauert etwa 1 7s his
2 Stunden. Die ersten abgeheberten 30 ccm läßt man weglaufen, die
nächsten 50 ccm werden yerdampffc zur Bestimmung des Nichtgerbsto£b.
Am einfachsten ist es, 60 ccm in einem mit Marke yersehenen Kölbchen
aufzufangen und davon 50 ccm abzupipettieren. — Der Vorteil dieser
Glockenform soll darin bestehen, dafi
die Gerbstoff lösung die Masse des Haut-
pulvers besser durchdringt, während bei
der Röhrenform der Wiener Versuchs-
station die Flüssigkeit geneigt sei, am
Rande des Glases emporzusteigen, so
daß ein erheblicher Teil des Hautpulvers
in der Mitte gar nicht zur Wirkung
komme. Allerdings muB die Flüssig-
keit, wenn sie an der Seite des Glocken-
filters aufsteigt, einen viel längeren Weg
an der Glaswand hinauf^ einen Winkel
an der Biegung der Flasche beschrei-
bend, und endlich am Rohre (bei der
gewöhnlichen Konstruktion des Filters
etwa 1 cm) hinab, zurücklegen, als wenn
sie direkt mitten hindurchgeht. Beson-
ders fest muß das Hautfilter nach Fr.
Eathreiner gestopft werden, wenn es
sich um Analysen von Extrakten han-
delt, welche mit Bisulfiten behandelt
worden sind; andernfalls wird das Fil-
trat nicht völlig gerbstofffrei erhalten.
Die Menge des Bisulfits kann annähernd bestimmt werden, indem
man die von Gerbstoff befreite Flüssigkeit in besonderer Fortion mit
Jodlösung titriert; nach Kathreiners Versuchen gehen etwa 80 Proz.
der gesamten Bisulfitmeuge ins Filtrat (von der Behandlung mit Haut-
pulver).
Statt 50 ccm verdampfen Parker und Procter nur 25 ccm und
wägen den Rückstand auf einer Wage von 0,1 mg Empfindlichkeit.
Um Gerbbrühen für die Analyse zu sterilisieren, kann man 3 — 5 Tropfen
ätherisches SenfÖl pro Liter zusetzen. Gebrauchte saure Brühen werden
nicht nach der Hautfiltermethode von Gerbstoff befreit, sondern nach
der „amerikanischen Schüttelmethode". Während inbetreff der
übrigen Details des amerikanischen Verfahrens der Gerbstoffbestimmung
auf die Beschreibung im „Collegium**, 1902, S. 75, verwiesen werden
Internationale Bestimmungen. Hautpolver. 717
mu£, interessiert uns hier nur ihre Bestimmung der Nichtgerb-
stoffe. Die amerikanische Schüttelmethode benutzt hierzu chromiertes
Hautpulver. Man präpariert für jede Analyse 20 g zellulosefreies Haut-
pulver^), indem man es 24 Stunden mit 500 ccm Wasser stehen läfit,
dem man 0,6 g Chromalaun, in Wasser gelöst, zugesetzt hat. Die eine
Hälfte der Chromalaunlösung wird anfangs, die andere wenigstens
6 Stunden vor Beendigung der Digestion zugesetzt. Man prefit durch
Leinen ab und wäscht das Hautpulyer so lange mit Wasser weiter, bis
das Ablaufende mit Chlorbaryum keinen Niederschlag mehr gibt. Dann
drückt man das Hautpulyer gründlich mit der Hand aus und entfernt
noch soviel Wasser als möglich mit Hilfe einer Presse. Man wägt das
abgepreßte Hautpulyer und nimmt dayon annähernd ein Viertel zur
Feachtigkeitsbestinmiung. Dieses Viertel wird genau gewogen und zur
Konstanz getrocknet. Die übrigen drei Viertel wägt man genau und
gibt sie zu 200 ccm der ursprünglichen Gerbstoff lösung; man schüttelt
mit einem beliebigen Schüttelapparat 10 Minuten lang, gieBt dann alles
auf einen Trichter, dessen Rohr man mit einem Wattepfropf verschlossen
hat, und giefit die ablaufende Flüssigkeit wieder in den Trichter, bis sie
gänzlich klar abläuft, dampft yon dem klaren Filtrate 100 (in Europa
nimmt man meist 50) ccm ein und trocknet sie während 6 Stunden im
Luftbade bei 100^ oder bis zur Konstanz im Vakuum bei 70" C. Das
Gewicht dieses Rückstandes muB noch umgerechnet werden wegen der
Verdünnung, die durch das in dem gepreBten Hautpidyer noch enthaltene
Wasser verursacht wird.
Gerbstofflösungen, welche aus gebrauchten säurehaltigen Materialien
dargestellt sind, müssen auch nach der „ Schüttelmethode ^ untersucht
werden. Auch in sonstigen Fällen ist es den Mitgliedern des inter-
nationalen Vereins der Lederindustriechemiker gestattet, nach der ameri-
kanischen Methode zu arbeiten, wenn sie es im Analysenbericht angeben;
in Europa hat sie sich jedoch fast nicht eingebürgert.
S. Hautpulver* Man muB bei dem allerbesten Hautpulyer bleiben,
welches man bekommen kann. Der Stickstoffgehalt des Hautpulvers
darf nur durch Zusatz reiner Zellulose herabgesetzt sein (und nicht unter
11,5 Proz. N herabgehen, s. unter „Hautpulyer" S. 704). Das Hautpulyer
muß genügende Absorptionsfähigkeit für den Grebrauch im Filter haben.
Stellt man einen blinden Versuch mit destilliertem Wasser an, wie
bei einer Gerbstoffbestünmung, d. h. läBt man das Hautpulyer, etwa 7 g,
sich in der Glocke yoUständig mit destilliertem Wasser yoUsaugen, gieBt
dann die ersten 30 nicht zu rasch abgeheberten ccm weg und yerdampft
') Auch dieses Hautpulyer liefern Mehner & Stransky, Freiberg (Sa.),
doch mafi es ausdrücklich als „zellulosefrei*' bestellt werden.
718 Untersachung gerbsfturehaltiger Pflanzenstoffe.
die dann folgenden 50 ccm, so soll deren Abdampfrückstand nach dem
Trocknen das Gewicht von 5 mg nicht übersteigen.
#. J*euehUgkeiL Die Bestimmimg der Feuchtigkeit im Gerbstoff-
muster geschieht durch Trocknen eines kleinen Anteils desselben bei
einer Temperatur, wie sie für die Trocknung des Gesamtlöslichen (siehe
lY, 1) oben angegeben ist.
ß» AfuUysenöerichtm Der Bericht über eine Tollständige Analjse
soll erstattet werden, wie folgt:
1. Von der Haut aufgenommene gerbende Substanzen.
Deren Menge wird gefunden durch Abziehen der Menge der nicht
gerbenden löslichen Stoffe (gefunden durch Abdampfen des Hautpulver-
filtrats) von der Menge des Gesamtlöslichen.
2. Lösliche N ich tg erb Stoffe. Deren Menge wird gefunden
durch Verdampfen des Fütrates vom Hautpulyerfilter.
3. Unlösliches. Durch Abziehen des „Gesamtlöslichen" Ton
der Menge der „gesamten Trockensubstanz" erfahrt man die Menge des
Unlöslichen.
4. Feuchtigkeit. Sie wird bestimmt durch Trocknen eines
Teiles der Probe bei jener Temperatur, wie sie bei der Bestimmung
des Gesamtlöslichen angenommen wurde.
Die Resultate etwaiger anderer gemachter Bestimmungen sollen
getrennt von obigen Angaben, als besonderer Anhang, mitgeteilt werden.
Als „kaltlöslich" dürfen nur solche Extrakte bezeichnet werden, die
nicht mehr als 2 Proz. Unlösliches enthalten.
Werden doppelte Analysen von irgend einem Gerbmaterial oder
Extrakt ausgeführt, so können beide Analysen auf einem Analysen-
formular aufgeführt, oder die beiden Resultate auf getrennten Formularen
mitgeteilt werden. In letzterem Falle müssen aber beide Formulare
den Vermerk: „Duplikat" tragen.
Anm. Seit Februar 1902 erscheint das „GoUegium", wissenschaft-
lich-technische Beilage des „Ledermarkt". Dasselbe ist das Organ des
internationalen Vereins der Lederindustrie-Chemiker. U. a. sind darin
viele wertvolle Abhandlungen über Gerbstoffbestimmungen enthalten.
Ehren-Redakteur: Herr K. Schorlemmer in Worms.
Leder.
Von
Ihr. Johannes PaeBler.
Vontand der Deutschen Venuchsanstalt für Lederindustrie in Freibers^ in Sachsen.
In diesem Abschnitte sollen die HilfiBstoffe der Gerberei, soweit sie
noch nicht an anderer Stelle besprochen worden sind, behandelt und
die Methoden zu ihrer Bewertung zusammengestellt werden; weiter
finden jene Verfahren £rwähnung, welche die Ausübung einer gewissen
Eontrolle beim Gerbereibetriebe ermöglichen; endlich soll der Gang der
Untersuchung beim fertigen Produkte, dem Leder, angeführt werden^).
I. Hilfsstoffe der Gerberei.
JDcw WasBer^). Für die Zwecke der Lohgerberei (Rotgerberei)
soll es möglichst frei von kohlensauren Erdalkalien sein, da diese
beim Auslaugen der Gerbmaterialien einen Verlust an Gerbstoff be-
dingen. In gerberischen Kreisen wird den einzelnen im Wasser ge-
lösten Mineralstoffen eine große Bedeutung hinsichtlich der Einwirkung
auf das Lederrendement, auf die Qualität des fertigen Leders u. s. w.
zugeschrieben. Man überschätzt in dieser Beziehung die Bedeutung der
gelösten Mineralstoffe, wenigstens ist der EinfluB derselben bei den Vor-
arbeiten in der Gerberei imd beim eigentlichen Gerbeprozesse noch nicht
genügend erwiesen. Vermutlich ist die Temperatur des Wassers hierbei
ein wichtigerer Faktor als die Menge der gelösten mineralischen Stoffe.
Im allgemeinen kann man sagen, daß ein Wasser mit wenig gelösten
Mineralstoffen für gerberische Zwecke vorteilhafter ist als ein an Mineral-
stoffen reiches Wasser; femer ist für die Zwecke der Unterledergerberei
') Procter, Leather Industries' Laboratorj Book 1898, London, £. & F. N.
Spon. Deatsche Übersetzong yon Dr. Paeßler (Berlin 1901, Jahns Springer).
<) F. Simand, Das Wasser in der Gerberei. Gerber, 1889, Bd. 15, S. 205.
Vergl. auch Bd. I, S. 768 ff. Dingl. poljtechn. Journal 1896, Bd. 299.
720 Leder.
einem Wasser von gleichmäßiger, niedriger Temperatur, für die Zwecke
der Oberledergerberei einem Wasser von nicht zu niedriger Temperatur
der Vorzug zu geben. Zweifellos ist auch der Gehalt eines Wassers an
lebenden organisierten Stoffen, wie Bakterien und Hefearten, und an
unorganisierten Fermenten, den sogen. „Enzymen^, von heryorragendem
EinfluB auf die Qualität des Leders; doch liegen hierüber noch keine
näheren Untersuchungen vor.
Wässer von hoher vorübergehender Härte (Bd. I, S. 779) können
bei Verarbeitung von Häuten und Fellen, bei denen die Haarlockerung
durch Aschern oder Anschwöden erreicht worden ist, insofern schädlich
wirken, als beim Wässern nach dem Haaren aus der kalkhaltigen Brühe
auf dem Narben sich kohlensaurer Kalk niederschlägt, der bei den
späteren Reinmachearbeiten nur schwer wieder zu entfernen ist. Diese
Kalkflecke sind besonders störend bei den feineren Ledersorten, die
gefärbt werden, namentlich bei Glaceleder; diese Flecke, welche man
als Kalkschatten oder Schattenflecke bezeichnet, sind an den fertigen
ungefärbten Fellen als matte Stellen, an den gefärbten Ledern gewöhnlich
als lichtere Flecke sichtbar, da dort die Farbe weniger greift.
Wasser mit einem hohen Gehalte an organischen Stoffen ist in
der Gerberei möglichst nicht zu verwenden, da ein derartiges Wasser
meist auch reich an Fäulnisfermenten ist. Steht kein anderes Wasser
zur Verfügung, so ist bei seiner Verwendung große Vorsicht, namentlich
bei der sogen. „Wasserarbeit" (Wässern und Weichen), erforderlich;
es liegt hier die Gefahr vor, daß die Einwirkung der im Wasser ent-
haltenen Fäulniserreger sich auf die eigentliche Lederhaut, besonders
auf den Narben, erstreckt und diese angreift. Auch am fertigen Leder
sind diese Schäden noch sichtbar, welche im Reißen oder Brechen des
Narbens, im Stippig-, Pikiertsein (kleinere oder größere Punkte und
Stellen, die sich auf der Narbenseite scharf markieren) etc. sich kenn-
zeichnen. Wegen seines im allgemeinen geringeren Gehaltes an organi-
schen Stoffen eignet sich für Gerberei zwecke Brunnen- und Quell wasser
besser als Flußwasser.
• . Ätzk€Uk» Der als Haarlockerungsmittel zur Verwendung gelangende
Kalk soll ein fetter, also magnesiaarmer sein. Bestimmung des Gehaltes
an Ca 0 siehe Bd. I, S. 491.
Schwefelnatriufn. Das in den Handel gebrachte Salz (Na, S +
9 H, 0) ist von weingelber bis dunkelbrauner Farbe; die verschiedenen
Handelssorten sind meist wenig verunreinigt; als Verunreinigungen
kommen in Betracht Natriumsulfat, Natriumthiosulfat und Kohleteilchen.
Den Gehalt an Na, S ermittelt man durch Titrieren der Schwefelnatrium-
lösung (einmal direkt und das andere Mal nach Ausfallung des Na,S
mit Zink Sulfatlösung) mit Jodlösung von bekanntem Gehalte (die
Gerbeeztrakte. 721
Differenz der yerbrauchten Jodlösungen wird auf Na,S nach der
Gleichung Na,S -I- J, = 2Na J + S berechnet^)) oder durch Titrieren
mit einer ammoniakalischen 7io N.-Zinksulfatlösung unter Zuhilfenahme
Yon Kobaltpapier (Tüpfelmethode) oder nach S im and durch Titrieren
einer mit Phenolphtalein versetzten Lösung mit 7^ N.-Salzsäure bis zum
Verschwinden der roten Reaktion. Man erhält in letzterem Falle genau
die Hälfte des an Schwefel als Na^S gebundenen Natriums (Na^S +
Hj 0 = Na HS + Na OH). Yergl. auch Band I, S. 438.
Seh/wefekMTgenveridndungenm Gelber Arsenik (Auripigment), roter
Arsenik (Kealgar, vom Gerber kurz ^Gift'' genannt). Die in der Gerberei
als Zusatz zum Äscher oder zum Schwödebrei zur Verwendung ge-
langenden Schwefelarsenyerbindungen stellen meist ein Gemenge yon
rotem und gelbem Arsenik dar. yon Schroeder imd Schmitz-
Dumont^) haben nachgewiesen, daß die Wirkimg dieser Verbindungen
in der Hauptsache auf eine Umsetzung derselben mit dem Kalke zu
Ca(SH)| zurückzufuhren ist, dafi also der Schwefel der wirksame Be*
standteil ist. Zur Wertbestimmung der Schwefelarsenyerbindungen hat
demnach eine Ermittelung des Schwefelgehaltes zu erfolgen, welche nach
bekannten Methoden (Oxydation mit roter rauchender Salpetersäure imd
Fällung als Ba SO4) ausgeführt wird (vergl. Bd. I, S. 282).
Zur Prüfung auf gelöste EiweiBkörper im Weichwasser oder
Ascher kann man das yon Jolle s^) angegebene Verfahren sehr gut
benutzen: Weich- oder Äscherbrühe wird filtriert, mit klarer Ohlorkalk-
lösung yersetzt und angesäuert, wobei die Eiweifikörper als flockiger
Niederschlag ausfallen. Eitner^) empfiehlt an Stelle des Chlorkalkes
das Natriumhypochlorit.
IL Gerbmaterbdien und Gerbeextrakte.
Über Gerbstoff bestimmung*) siehe S. 700 ff.
Zur Unterscheidung der Extrakte können gewisse Merkmale dienen.
Rindenextrakte besitzen im allgemeinen einen höheren Gehalt an
Asche als Holzextrakte; doch sind derartige Unterschiede wegen der
jetzt häufig yorgenommenen Behandlimg der Extrakte mit Mineralsalzen
') Paeßler, Die Untersachong des Schwefelnatriams. Selbstyerlag d. Verf.
*) Beiträge zur Kenntnis der chemischen Natur der „Ascher*'. Dinglers
poljt. Joamal 1896, Bd. 300, Heft 7.
>) Zsch. f. analyt Chemie 1890, Bd. 29, S. 406.
*) Gerber 1895, Bd. 21, S. 157 u. 169.
') Paeßler, Die Untersachungsmethoden der pflanzlichen Gerbmaterialien.
Selbstverlag des Verfassers, 1899.
Untenuchnng^en. 5. Aufl. HE. 46
722 Leder.
kaum noch beweiskräftig. Die auf gewichtsanalytiscliein Wege und
nach der Löwenthal sehen Methode gefundenen 6erbsto£^rozente liegen
bei den Holzextrakten viel näher aneinander als bei den Rinden-
extrakten; die L ö wen thal sehe Methode kann nach dieser Richtung hin
gute Dienste leisten. Quebrachoholzextrakt läfit sich, wenn er
rein ist und keine sonstige Behandlung erfahren hat, leicht daran er-
kennen (abgesehen von seinem übrigen Verhalten, wie Schwerlöslichkeit
und rote Farbe), daß auf 100 Teile wasserfreien Extrakt 80—95 Teile
gerbende Substanz (nach der gewichtsanalytischen Methode) kommen.
Seit einigen Jahren kommen kaltlösliche ^uebrachoextrakte auf den
Markt, welche durch Behandlung mit Chemikalien, meist mit Sulfiten
oder Bisulfiten, kaltlöslich gemacht worden sind. Sumachextrakt hat
einen eigentümlichen teeartigen Geruch ; Chestnut-Oak-Extrakt
(Eastanieneiche) zeigt Fluoreszenz des Hautfiltrates ; Mimosenrinden-
extrakt gibt nach Simand in sehr yerdünnter, klar filtrierter Lösung mit
einem Tropfen Barytwasser, den man nahe der Oberfläche yorsichtig ein-
fallen läßt, einen grünbläulichen, rasch rotbraun werdenden Niederschlag.
Talg (UnächUU)^)* Über die Untersuchung bezüglich Reinheit
siehe unter „Fette", S. 202. Der Talg für die Zwecke der Lederzu-
richtimg soll vollständig frei von Schwefelsäure sein. Zum Schmieren
der verschiedenen Oberledersorten eignet sich besser Weichtalg; für
Ledersorten, wie Riemen- und Blankleder, die eingebrannt werden (Auf-
tragen des geschmolzenen Fettes auf das zuvor erwärmte Leder), ist ein
Talg mit hohem Schmelzpunkt, wie Preßtalg, Schöpstalg, vorzuziehen.
fl4Mpant€iig (FischUdg) ist ein Nebenprodukt der Trangewinnung
(die ganzen Fische werden mazeriert und warm gepreßt; der daraus ge-
wonnene Tran setzt bei niedriger Temperatur den Fischtalg ab). Er
soll nicht viel oder keine leimartigen, von der Darstellung herrühren-
den Substanzen enthalten. Zur Bestimmung derselben erwärmt man
20 g mit ca. 150 ccm Petroläther, filtriert durch ein gewogenes, zu-
vor getrocknetes Asbestfiltrierröhrchen, wäscht den Rückstand öfter nach,
trocknet und wägt. Man findet mitunter 6 Proz. und mehr von diesen
Nichtfetten; je weniger davon vorhanden sind, um so besser verwendbar
ist der Japantalg.
Tran* Die Trane finden eine umfangreiche Verwendung als Leder-
schmiermittel. Man hat in der Hauptsache folgende Trane zu unter-
scheiden :
1. Specktrane, aus dem Speck der Seesäugetiere: Robbentrane
Waltrane.
^) Schmitz -Dumont, Beiträge zur UnterBuchung der Lederfette. DingL
polyt Journal 1895, Bd. 296, Heft 9—11.
Trane. 723
2. Lebertrane, aus den Lebern YOn Fischen: Dorschtran, Eishai-
lebertran = Haakjarringstran.
3. Fischtrane, durch Pressen der ganzen Fische gewonnen:
Heringstran, Sardellentran (Japantran), Sardinentran etc.
4. Trane aus Abfällen.
Der Farbe der Trane nach unterscheidet man im Handel dunkle,
braune, braunblanke, blanke und gelbblanke Trane.
Diese verschiedenen Trane sind nur sehr schwer mit Sicherheit
Toneinander zu imterscheiden. Von allen Farbenreaktionen der Trane,
die hierzu in Vorschlag gebracht worden sind, ist folgende allein, die
halbwegs sichere Unterscheidimgsmerkmale bietet: Gibt man einige
Tropfen Tran auf ein ührglas und läßt mittels eines Glasstabes yom
Rande einen Tropfen konzentrierter Schwefelsäure zufließen, den man
sogleich yerrührt, so tritt bei Specktranen eine gelbbraune bis braune,
bei den Lebertranen, mit Ausnahme des Haakjarringstranes, eine rot-
braune Färbimg auf, letzterer wird dagegen intensiv methylviolett;
nach einiger Zeit werden die Trane mißfarbig. Man kann auch die
Trane in der 6 — 8 fachen Menge Schwefelkohlenstoff in einem Probier-
gläschen lösen und einige Tropfen etwas verdünnte Schwefelsäure
(90-proz.) zugeben, ohne zu schütteln. Auf dem Wege, den die ein-
zelnen Schwefelsäuretropfen genommen, färbt sich der Schwefelkohlen-
stoff in den oben angegebenen Farben, besonders schön gelingt die Re-
aktion beim Haakjarringstran. Schüttelt man die mit Schwefelsäure
versetzte Lösung und läßt die Probiergläschen über Nacht stehen, so
färbt sich bei Dorschlebertranen der Schwefelkohlenstoff schön kirsch-
rot. Robbentrane zeigen nur eine gelbliche Färbung mit schwachem
rötlichen Scheine. Sehr schön gelingt die Reaktion bei lichten Tranen.
Alte Haakjarringstrane zeigen die methyl violette Farbenreaktion nicht
mehr; der Tran imd die Schwefelkohlenstoff- Lösung färben sich durch
Schwefelsäure rotviolett bis rotbraun wie bei den Lebertranen. Die
unter 3. und 4. aufgeführten Trane werden mit konzentrierter Schwefel-
säure dunkelbraun und mißfarbig.
Die Dichte der Trane bei 15^ C. schwankt von 0,914 (Tran aus
Abföllen) bis 0,935 (Tunfisch-, Sardellentran); der Brechimgsexponent
(mit Abbes Refraktometer bestimmt) von 1,471 — 1,481, im allgemeinen
entspricht der größeren Dichte der größere Brechungsexponent. Der
Schmelzpunkt der Fettsäuren liegt zwischen 10 imd 38^ C, den Tranen
mit größerer Dichte entspricht gewöhnlich auch ein höherer Schmelz-
punkt der Fettsäuren. Die Fettsäuren der Fischtrane haben gewöhnlich
einen über 30^ C. liegenden Schmelzpimkt.
Die Trane werden zuweilen mit Harzölen oder mit Mineralölen
(Vaselinölen) oder einem Gemisch beider verfälscht. Die Bestimmung
46»
724 Leder.
der Dichte und des Brechungsexponenten eines Tranes kann als quali-
tativer Nachweis von derartigen Verfälschungen dienen. Harzöle, welche*
hier in Betracht kommen (nämlich nicht zu dünnflüssige), haben ein
spez. Gewicht von 0,980 — 0,996, der Brechimgsexponent liegt bei 1,532
bis 1,552, bei Vaselinölen liegen diese Zahlen zwischen 0,890 — 0,910
beziehungsweise 1,490 — 1,509. Durch Harzöl wird das spezifische Gewicht
und der Brechungsexponent erhöht; Vaselinöl setzt das spezifische Ge-
wicht herunter und erhöht den Brechungsexponenten. Das Verfälschen
von Tranen mit Harz- und Vaselinölen wird gewöhnlich mit einem
beträchtlichen Prozentsatze vorgenommen, so daß der Nachweis sehr
leicht ist. Durch Ermittelung des spezifischen Gewichtes und Brechungs-
exponenten eiues verfälschten Tranes kann man innerhalb gewisser
Grenzen (10 — 15 Proz.) auch einen Schluß ziehen, wieviel ein Tran
davon enthält.
Kann aus dem spezifischen Gewichte und dem Brechungsexponenten
nicht mit Sicherheit geschlossen werden, ob ein Tran verfälscht ist oder
nicht, so schreitet man zu der qualitativen Verseifungsprobe, die übrigens
immer angezeigt ist (10 g Tran, 3 g Atznatron in 5 ccm Wasser und
40 — 50 ccm Alkohol gelöst und am Rückflufikühler verseift). Die Seife
löst sich, wenn erheblichere Menge an Verfälschungsmitteln vorhanden war,
nicht vollständig in alkoholhaltigem Wasser (1 : 15); ist wenig, besonders
von Vaselinöl, beigemischt, so ist die Lösung ziemlich klar. Man zer-
legt alsdann noit verdünnter Salzsäure oder Schwefelsäure und wäscht die
Fettsäuren etc. auf dem Filter mit heißem Wasser aus, löst einen Teil der-
selben in der 3 — 4 fachen Menge Alkohol, worin sich, wenn eben mit
wenig Vaselinöl etc. verfälscht war, alles lösen wird (ist viel davon
zugesetzt, so ist durch die angegebene Alkoholmenge nicht alles in
Lösung zu bringen), und versetzt bis zur schwach alkalischen Reaktion
mit Ammoniak; es entsteht eine deutliche Trübung, selbst wenn nur
einige. Prozente an Unverseif barem im Trane enthalten sind, und es zeigen
sich nur einzelne Flocken oder die Lösung bleibt klar, wenn der Tran
rein war. Verdünnt man die getrübte Seifenlösung mit dem gleichen
Volumen Wasser, so scheiden sich die unverseifbaren öle nach längerer
Zeit an der Oberfläche in Tröpfchen ab.
Will man das Unverseif bare quantitativ bestimmen, so wird
eine abgewogene Menge des Tranes (10 g) mit 5 g Atzkali, welches in
einigen ccm Wasser gelöst worden ist, und 50 ccm Alkohol in einem
Eölbchen am Kückflußkühler verseift, wozu 7, — 1 Stande, bei schwer
verseif baren Tranen Vj^ — 2 Stunden Zeit erforderlich ist. Hierauf gießt
man die Glyzerinseife nach Verdünnen mit ca. 50 ccm Wasser in einen
Scheidetrichter, wäscht das Kölbchen mit ca. 100 ccm Petroläther,
welcher keine über 70° C. siedenden Bestandteile enthalten darf, unter
Trane. 725
tüchtigem Umschütteln nach; alsdann wird das Ausschütteln vorgenommen.
Dreimaliges Ausschütteln mit je 75 — 100 ccm genügt YoUkommen. Beim
erstmaligen Ausschütteln empfiehlt es sich, die Flüssigkeiten nur durch
leichtes, anhaltendes Umschwenken zu mischen, um die Entstehung von
Emulsionen zu vermeiden. Trotzdem treten bei dem nachfolgenden
energischen Schütteln ab und zu noch Emulsionen auf; durch Zugabe
einiger ccm heiBen Alkohols läBt sich dann schnelle Scheidung der
emulgierten Flüssigkeiten herbeiführen. Die Petrolätherauszüge werden
vereinigt und zur Entfernung von gelöster Seife dreimal mit etwa dem
fünften Teile des Petroläthervolumens entsprechenden Mengen Wasser
während je 5 Minuten gut durchgeschüttelt, alsdann wird auf dem
Wasserbade der Petroiäther abdestilliert. Der Rückstand, das Unv er-
seif bare, wird ohne Verlust mit einer kleinen Menge Petroiäther in
ein gewogenes Kölbchen übergespült und nach Abdunsten des Lösungs<^
mittels bei 100 — 105® bis zur Gewichtskonstanz getrocknet, was in %
bis 1 Stunde erreicht ist. Die Resultate nach dieser Methode sind
befriedigende.
Auch folgendes Verfahren liefert genaue Zahlen: 10 g Tran werden
wie oben verseift, in Wasser gelöst, der größte Teil des überschüssigen
Alkali mit Salzsäure abgestumpft und mit Baryumchlorid oder Calcium-
chlorid in geringem Überschusse in der Kälte die Baryt- bezw. Galcium-
seife gefällt. Diese wird auf einem Filter mit Hilfe der Wasserluftpumpe
abgesaugt, mit verdüxmtem kalten Alkohol (1 : 20) ausgewaschen und
im Vakuumexsikkator auf Fließpapier vollständig getrocknet. Die ge-
trocknete Seife wird im Soxhletschen Extraktionsapparate mit chemisch
reinem, wasserfreiem, frisch destilliertem Aceton 6 Stunden lang extra-
hiert.' Nach dem Abdestillieren des Acetons bleibt das Unverseifbare
und etwas Wasser zurück; man löst ersteres in wenig Petroiäther und
trennt im Scheidetrichter; im übrigen verfahrt man dann in bekannter
Weise.
Der Gehalt der Trane an Oxyfettsäuren (S im and bezeichnet die-
selben als Degrasbildner) schwankt von 0,1 — 6 Proz. Den Tranen mit
höherem spez. Gewicht und größerem Brechungsexponenten entspricht
im allgemeinen auch ein höherer Gehalt an Oxyfettsäuren. Ältere Trane
besitzen in der Regel ebenfalls einen höheren Gehalt an diesen Säuren.
Über die Bestimmung der Oxyfettsäuren siehe unter „Degras".-
Die Asche der Trane, wenn überhaupt solche vorhanden, soll
möglichst eisenfrei ^) sein, da sonst die damit behandelten Leder eine
MiBfarbe annehmen.
^) S im and, Über eisenhaltige Tran- und Degrassorten. Gerber 1890,
Bd. 16, S. 205.
726 Leder.
Ein Zusatz von BaumwoUsamenöl zu Tranen bewirkt Yermöge
des hohen Schmelzpunktes seiner Fettsäuren (84 — 38^ C.) eine beträcht-
liche Erhöhung desjenigen der Fettsäuren eines damit versetzten Tranes ;
da nun im allgemeinen die Trane mit hohem Schmelzpunkte der Fett-
säuren neben hohem spez. Gewicht auch einen beträchtlichen Gehalt an
Oxyfettsäuren aufweisen, den BaumwoUsamenöl nicht enthält, so wird
man nach S im and aus niedrigem Oxyfettsäuregehalt, geringem spez.
Gewichte, wenn nicht älteres BaumwoUsamenöl verwendet wurde, dabei
hohem Schmelzpunkte der Fettsäuren auf die Anwesenheit von Baum-
woUsamenöl schließen können. Die Hauptrerfalschungsmittel der Trane
bleiben aber immer die Yaselinöle.
In Gemischen verschiedener Trane ist es mit den uns zur Verfügung
stehenden Hilfsmitteln imd Methoden nicht möglich, mit Sicherheit die
einzelnen Bestandteile anzugeben.
Der grönländische Dreikronentran ist eine Mischung ver-
schiedener Sorten Tran, hauptsächlich Robbentran und Haifischtran, zu-
weüen auch Waltran. Der schwedische Dreikronentran ist ein
Gemisch verschiedener Robbentrane und Fischtrane.
Ein Tran, der als Lederschmiermittel Verwendung findet, soll
keine zu hohe Jodzahl besitzen, da er sonst infolge von Oxydations-
vorgängen ein Ausharzen des Leders veranlaßt (Näheres hierüber unter
„Degras^). Trane mit hoher Jodzahl verlieren durch längeres Kochen
vor der Verwendung die Neigung zum Ausharzen.
Unter 8ed>öwentran versteht man nach S im and Harzöle (ge-
wöhnlich ordinärster Sorte, spez. Gewicht 0,996), die mit 10 — 30 Proz.
eines intensiv riechenden Tranes zur Herstellimg des Trangeruches ver-
setzt werden.
VtisMuMef Mineralöle^) ^ die in der Lederindustrie als Surro-
gat Verwendung finden, sollen bei 15^ C. nie eine Dichte unter 0,900
haben, beim Abkühlen auf tiefere Temperaturen ( — 10^) während
1 — 2 Stunden nur dickflüssig werden und auf keinen Fall beträcht-
liche Mengen von Paraffin ausscheiden; sie müssen frei von Schwefel-
säure sein; man bestimmt dieselbe durch Ausschütteln mit warmem
Wasser und Glasperlen. Verfälschungen mit Harzölen erkennt man an
der höheren Dichte und dem höheren Brechungsexponenten.
Mo&loUf Degras. Man verstand darunter ursprünglich ein nur
bei der Sämischgerberei aus Tran gewonnenes Nebenprodukt, welches
einen mit Wasser emulsionierten oxydierten Tran darstellt und welches
in der Lederindustrie als Lederschmiermittel Verwendung findet; aus
>) Simand, Über Vaseb'nöle als Lederschmiermittel. Gerber 1890, Bd. 16,
S. 193.
Moellon, Degras. 727
guten Produkten darf sich das Wasser selbst bei längerem Stehen nicht
abscheiden. Dieses Produkt enthält Wasser (etwa 8 — 20 Proz.) und
5—20 Proz. eines stickstofffreien (nicht stickstoffhaltigen, wie Simand
annahm), diesen Hilfsstoff charakterisierenden, sich beim Sämischgerbe-
prozesse bildenden Körpers, den Simand^) als „Degrasbildner", Jean*)
als „harzartige Substanz" bezeichnete. Fahrion') hat nachgewiesen,
daß derselbe aus „Oxyfettsäuren" besteht (beim Sämischprozesse gehen
durch die Einwirkung des Sauerstoffs der Luft die ungesättigten Fett-
säuren bezw. deren Glyzeride in Oxjfettsäuren über), und bezeichnet
ihn kurz als „Oxy säuren". Diese Oxjfettsäuren, bezw. deren Glyzeride,
befähigen den Tran, sich mit Wasser in sehr yollkommenem Maße zu
emulsionieren; diese Eigenschaft ist es, welche bedingt, daß der Moellon
und Degras beim Schmieren des Leders sehr leicht in dasselbe eindringt.
Der Moellon und Degras lassen sich also als wäßrige Emulsionen von
mehr oder weniger stark oxydiertem Tran definieren. Moellon und Degras
werden im allgemeinen um so besser sein, d. h. in einer um so besseren
Emulsion sich befinden, je höher der Gehalt an Oxyfettsäuren ist; doch
ist nach Fahrion hier eine Grenze gesetzt; bei zu weitgehender Oxy-
dation des Tranes beim Sämischprozesse (also bei einem sehr hohen
Gehalte an Oxyfettsäuren) gehen aus der Haut auch stickstoffhaltige
Substanzen in das Produkt über; dieses erhält dann ein sirupartiges,
gelatinöses Aussehen und dringt infolgedessen nur langsam und unvoll-
ständig in das Leder ein.
Moellon oder Degras hat stets eine wesentlich niedrigere Jodzahl
als der Tran, aus welchem er hervorgegangen ist; es hängt dies nicht
nur mit der beim Sämischprozesse erfolgten Oxydation, sondern auch
mit einer Polymerisation der ungesättigten Fettsäuren zusammen. Diese
Erniedrigung der Jodzahl ist insofern von Bedeutung, als dadurch dem
Trane, bezw. dessen ümwandlungsprodukten, die Neigung, nachträglich
im. Leder sich zu oxydieren und Ausharzungen zu veranlassen, genonmien
wird. Nach Fahrion soll die Jodzahl eines Moellon bezw. Degras (auf
wasserfreie Substanz berechnet) möglichst nicht über 100 liegen^).
Der beim Sämischprozesse umgewandelte Tran wird entweder
durch starkes Auspressen der mit Tran gewalkten Felle gewonnen (das
dabei erhaltene Produkt wird dann als „Moellon^ bezeichnet; französishe
1) Simand, Zur Degrasanalyse. Gerber 1890, Bd. 16, S. 248.
*) Jean, Moniteur seien tifiqae, Bd. 15, S. 889.
*) Fahrion, Die Theorie des Sämischprozesses. Zsch. angew. Chemie
1891, B. 6, 15 a. 22. Zur Kenntnis der Trane nnd des Degras. Chem.-Ztg.
1898, S. 521 ff.
*) Fahrion, Zur Hüb Ischen Jodadditionsmethode. Chem.-Ztg. 1891,
No. 98, 1892, No. 49.
728 Leder.
oder Preßmethode) oder mit einer Lösung von kohlensauren Alkalien aus
dem Leder ausgewaschen imd in eine dünne £mulsion (Afterlauge, ürläuter)
übergeführt, aus welcher alsdann mit H^SO« der „Degras** (Weißgerber-
Degras) ausgeschieden wird (deutsche Methode). Sehr häufig findet auch
eine Kombination beider Methoden statt. Der Moellon ist immer mehr
oder weniger flüssig, der Weißgerberdegras ist konsistenter infolge eines
Gehaltes an Seife (auf wasserfreies Produkt bezogen 3 — 4 Proz.) und an
Lederfasem. Im Handel werden diese Bezeichnungen nicht mehr streng
auseinander gehalten.
Wasserbestimmung im Moellon undDegras. Nach Fahrion
werden 2 — 3 g in einem Platintiegel ohne Deckel abgewogen und das
Wasser wird direkt mit einer kleinen Bunsenflamme, die man vorsichtig
unter dem Tiegel- hin imd herbewegt, weggekocht. Der Punkt, bei
welchem alles Wasser fort ist, zeigt sich durch ein leises £[nistem und
ein kleines Rauchwölkchen an und kann bei einiger Übung sehr genau
beobachtet werden. Der Wassergehalt schwankt bei den Produkten
nach französischer Methode TOn etwa 8 — 20 Proz. imd bei den WeiB-
gerberdegrassorten von etwa 20 — 40 Proz.; über 30 Proz. ist jedoch
schon nicht mehr als normal zu bezeichnen.
Aschebestimmung. Man verwendet hierzu die zur Wasser-
bestimmung benutzte Substanz; man verbrennt imd verascht dieselbe
vorsichtig in bekannter Weise im Platintiegel. Die Aschenmenge betr>
beim Degras nach der Preßmethode einige hundertstel Prozente, bei
Weißgerberdegras bis zu 3 Proz. Die Asche von Moellon besteht zum
größten Teile aus Kalk, bei Weißgerberdegras neben Sulfaten aus
beträchtlichen Mengen Galciumkarbonat (von Kalkseife herrührend).
Degrasasche darf kein Eisenoxyd (herrührend von Eisenseife) enthalten.
Bestimmung der in Petroläther unlöslichen Substanzen
(Seife, Lederfasem, Schmutz etc.): Diese Methode ist unter „Japantalg''
beschrieben worden (S. 722).
Bestimmung des Un verseif baren: Diese Methode ist unter
den „Tranen" aufgeführt worden (S. 724).
Bestimmung der Oxyfettsäuren (nach Fahrion): 10 g Degras
werden mit beiläufig 7 g Ätzkali, welches in etwa 10 ccm Wasser gelöst
und mit etwa 50 ccm Alkohol versetzt worden ist, in einer Porzellan-
schale auf dem Wasserbade unter beständigem umrühren verseift. Ist
der Alkohol vollständig vertrieben, so wird der Schaleninhalt in etwa
100 ccm heißem Wasser gelöst, in einen Scheidetrichter gespült und
die Seife durch 40 ccm verdünnte Schwefelsäure (1 Teil Schwefelsäure
und 4 Teile Wasser) zersetzt. Nach dem Erkalten wird mit Petroläther,
welcher keine über 70 Proz. siedenden Bestandteile enthalten darf^
5 Minuten kräftig durchgeschüttelt. Hat sich nach mehrstündigem Stehen
Moellon, Degras. 729
der Petroläther klar Yon dem Wasser getrennt, so läßt man letzteres
unten ablaufen, wobei sich die Oxyfettsäuren an die Gefäßwandungen
anlegen. Man kann alsdann den Petroläther, ohne daß Oxyfettsäuren
mitgerissen werden, durch die obere Öffnung des Scheidetrichters ab-
gießen. Man wäscht die Oxyfettsäuren noch mehrmals mit kleinen
Mengen Petroläther, löst sie in heißem Alkohol, verdampft die filtrierte
Lösung in einer gewogenen Platinschale auf dem Wasserbade und bringt
die Schale nach 1- stündigem Trocknen bei 105^ C. zur Wägung.
Mineralsäure. Reagiert der Degras stark sauer, so kocht man
2ö g desselben mit 200 com H^O, läßt erkalten, trennt die beiden
Schichten mittels eines Scheidetrichters, ermittelt in einem Teile der
wässerigen Schicht die Natur der Säure (meist Schwefelsäure) und titriert
einen anderen aliquoten Teil mit Normallauge.
Freie Fettsäuren. Man ermittelt die Säurezahl in üblicher
Weise und rechnet alsdann auf Prozente Ölsäure um (unter Berück-
sichtigung eines eyent. Gehaltes an Mineralsäure).
Dichtebestimmung des wasserfreien Degras nach Simand.
Man erwärmt den Degras vorsichtig auf 105° (wie bei der Wasserbe-
stimmung) bis zur Entfernung des Wassers, behandelt den Rückstand
nach dein Ericalten mit Petroläther (letzteren muß man zur Entfernung von
Seife mit salzsäurehaltigem Wasser ausschütteln; die Salzsäure entfernt
man durch Waschen mit Wasser) und filtriert; nach Abdestillieren des
Petroläthers erhält man die Fette des Degras. Diesen sind bei gewöhnlicher
Temperatur stets flüssig und nur einige scheiden erst nach längerer
Zeit feste Bestandteile ab. Mit dem Gehalte an Oxyfettsäuren steigt
das spez. Gew. sehr rasch, der Brechungsexponent weniger. Simand
teilt folgende hierauf bezügliche Beispiele mit:
_ - .^ . Brechxmgs- Schmelzpunkt . .
OxyfetisAuren . j -b. ^ . Asche
" exponent der Feitsäuren
16-65 7o 1-474 30-5— 310 C. 0-078 7o
18-53 - 1-480 33-5—340 - 0-025 -
18-39 - 1-478 34-5—35« - 0*062 -
23-83 -0 1*486 34-34-50 - 0019 -
Die bei 2 und 4 zur Fabrikation verwendeten Trane hatten das
spez. Gew. 0,9269, bezw. 0,9294, enthielten 1,18 Proz., bezw. 1,47 Proz.
Oxyfettsäuren; der Schmelzpunkt der Fettsäuren lag bei 31 — 31,5 0 G.
Eitner') hat auch Untersuchungen nach dieser Richtung hin aus-
geführt.
Spes. Gew
1.
0-9603
2.
0-9749
3.
0-9785
4.
0-9915
^) Diese Zahlen rühren von einer Probe einer böhmischen Degrasfabrik
her und sind die höchsten, die Simand je gefunden,
s) Gerber, 1898, Bd. 19, S. 243 u. 257.
730 Leder.
Seit einer Reihe von Jahren werden künstliche Degras herge
stellt, welche nicht mit Hilfe des Sämischprozesses, sondern durch Oxy-
dation von Tran (durch Einleiten Ton Luft in der Wärme oder mit Hilfe
anderer Oxydationsmittel) und nachheriges Emulsionieren mit Wasser er-
zeugt worden sind. Wenn derartige Produkte aus gutem Rohmaterial her-
gestellt und genügend oxydiert und emulsioniert sind, so sind sie ebenso
gut verwendbar und ebenso wertvoll als natürlicher Moellon und Degras.
AuBer diesen kommen im Handel eine groBe Anzahl mit billigen Fetten
vermischte Produkte vor. Man geht hierbei von einem natürlichen oder
von einem künstlichen Degras aus imd gibt diesem Zusätze von Tran,
Talg, Palmkemfett, Kokosfett, Wollfett, Vaseline, Yaselinölen, Harzölen,
Kolophonium u. dergl. mehr.
Ein beträchtlicher Zusatz von Talg erhöht den Schmelzpunkt der
Fettsäuren, ein solcher von Kokos- oder Palmkemfett die Yerseifungs-
zahl, welche bei normalem Degras (bezogen auf wasserfreie Substanz)
etwa ebenso hoch oder etwas höher wie bei Tranen liegt.
Vaseline, Vaselinöle und Harzöle werden in der gleichen Weise wie
bei Tranen bestimmt.
Zur Bestimmung des Wollfettes*) werden 5 — 6 g Degras in üblicher
Weise verseift, die Fettsäuren aus der Seifenlösung abgeschieden und
mit Äther behandelt. Diese Ätherlösung wird im gewogenen Kolben ab-
getrieben, der Rückstand mit der ly,- fachen Menge Essigsäureanhydrid
1 — 2 Stunden am Rückflußkühler gekocht, mit Wasser versetzt und zur
Entfernung der Essigsäure mehrmals mit Wasser ausgekocht; man trocknet
nachher und löst die acetylierten Fettsäuren, den Essigsäure-Cholesteryl-
ester etc. in der 15 -fachen Menge Alkohol (75 — 150 ccm.) in der Koch-
hitze auf und kühlt wieder ab. Es scheidet sich der in der Kälte sehr
schwer lösliche und beinahe vollständig wieder ausfallende Essigsäure-
Cholesterylester ab, welcher abfiltriert, noch zweimal aus der 15-fachen
Menge Alkohol umkrystallisiert (zur möglichst vollständigen Entfernung
des Vasalinöles) und alsdann in Äther gelöst wird; der Äther wird
abdestilliert und der Rückstand gewogen. Wollfett liefert im Mittel aus
unter sich allerdings sehr stark differierenden Zahlen (9,59 — 18,71 Proz.)
14,05 Proz. Cholesterinester. Multipliziert man das Gewicht des Esters
mit 7, so erhält man in ganz roher Annäherung den Wollfettgehalt.
Ein Gehalt an Wollfett ist nach S im and an der glänzenden Obei^
fläche des erstarrten Fettes oder, wenn dieses nicht erstarrt, an der
glänzenden, nicht krystallinischen Oberfläche der nach dem Verseifen ab-
geschiedenen Fettsäuren kenntlich. Auch tritt, namentlich beim Reiben
auf der Handfläche, der charakteristische Geruch des Wollfettes hervor.
') Benedikt-Ulzer, ADalyse der Fette und WachsartMi, 4. Auflage, S. 438.
Alaun. Eidotter. 73X
Zur BestimiQuiig des Kolophoniums (Harz) wird die yon der Er-
mittelung des ünyerseifbaren herrührende Seifenlösung mit Salzsäure
zerlegt imd ausgewaschen; die abgeschiedenen Harz- und Fettsäuren
i^erden in Alkohol gelöst und die Lösung wird auf ein bestimmtes Yo-
lumen gebracht. In einem aliquoten Teile wird durch Eindampfen die
Menge der Harzsäuren und Fettsäuren und in einem anderen die Menge
der Harzsäuren nach y. Hübl und Stadler *) bestimmt. Das Silber-
salz beider wird mit Äther extrahiert; es löst sich harzsaures Silber,
welches man mit Salzsäure zerlegt.
Mann und schwefeUßaure Tonerde, welche in der Weißgerberei,
sowie auch zum Klären yon Gerbebrühen in der Lohgerberei Yerwen-
dung finden, sollen eisen fr ei sein. Die Prüfung auf Eisenyerbindungen
erfolgt in bekannter Weise (yergl. Bd. I, S. 625).
Konservierte JEMotter (Fafäeier). Die bei der Albuminfabrikation
abfallenden Eidotter (Hühner- und Enteneigelb) werden mit Kochsalz
oder Borax konserviert und für die Zwecke der Glace- und £[idleder-
gerberei in Fässern in den Handel gebracht. Man hat auch yersucht'),
die Eidotter auszutrocknen, doch scheint dieses Verfahren zu kostspielig
gewesen zu sein, denn es hielt sich dieses Präparat nicht lange auf dem
Markte. Die Zusammensetzung war auf wasserfreie Substanz bezogen^)
Eieröl 61-6 Proz.
Phosphorsaures Salz 3*6
Chloride .... 1*5 -
Eiweißkörper. . . 33-3 -
Die im Handel yorkommenden Faßeier scliwanken nach S im and
im Wassergehalte, der durch Trocknen yon 5 g bei 100 — 105® erhalten
wird, zwischen 46 und 53 Proz.; der Kochsalzgehalt, der durch Ein-
äschern der getrockneten 5 g, Auslaugen und Titrieren mit ^/]q N.-Silber-
lösung bestinmit wird, liegt zwischen 10 — 15 Proz.; sonstige Asche ist
1,5 — 2,5 Proz. yorhanden. Von ätherlöslichen Stoffen (Eieröl), auf wasser-
und aschefreie Substanz bezogen, kommen 58 — 62 Proz. yor.
Vignon und Meunier^) schlagen yor, zur Extraktion der unter
Beimischung yon reinem, geglühtem Sand getrockneten Eidotter als Fett-
lösungsmittel Chloroform zu yerwenden.
Faßeier mit einem angenommenen Wassergehalte yon 50 Proz. und
15 Proz. reinem Chlomatrium, worin 0,7 — 0,8 Proz. natürlich yorkommende
Chloride inbegriffen sind, sollen daher folgende Zusammensetzung haben:
^) Benedikt-Ulzer, Analyse der Fette imd Wachsarten, 3. Aufl., S. 222.
«) Gerber 1875, Bd. 1, No. 82.
*) „CoUegium*^, Wissenschaftl.-tecbn. Beilage des „Ledermarkt'' , 1904,
S. 325 ff.
732 Leder.
Wasser 50 Proz.
Ghlomatrium 15
Andere Aschenbestandteile 2
Eieröl 20 -
Eiweißkörper . . . . . 13 -
100 Proz.
Die konservierten Eidotter müssen von schöner, orangegelber Farbe
und ganz gleichmäßig, der Geruch muß angenehm sein.
Zum Nachweis der Verfälschung des Eieröls mit anderen Ölen
dient nach Yignon und Meunier^) die Bestimmung der Jodzahl, des
Phosphorsäuregehalts und des Gehalts an ün verseifbarem, bezw. der
Art des ünverseifbaren. Die Jodzahl des mit Chloroform ausgezogenen
Eieröles wurde bei Hühnereiern zu 52, bei Enteneiern zu 37,4 im Mittel
gefunden. Der Gehalt an Phosphorsäure, berechnet als H3PO4, beträgt
bei Ol aus Hühnereiern 2,3 Proz., aus Enteneiern 1,9 Proz. im Mittel.
Das ünverseifbare beträgt im Hühnereieröl 0,2 Proz., im EnteneierOl
2,7 Proz. Zur Bestimmung der Phosphorsäure wägt man 2 g Öl in
einem Platintiegel ab und fugt 6 g eines oxydierenden Schmelzmittels
(bestehend aus 2,5 Tl. Natriumkarbonat, 2,5 Tl. trockenem Kalium*
karbonat imd 5 Tl. Ealiumnitrat) hinzu; man erhitzt langsam über einem
Bunsenbrenner, bis sämtliche Kohle verschwunden ist, und bestimmt in
der Asche die Phosphorsäure mit Hilfe von ürannitrat.
ni. Kontrolle beim Gerbereibetriebe.
Man bedient sich der Brühenmesser zur vergleichenden Bestim-
mung der Stärke von Gerbebrühen (außergewöhnliche Brühen, wie z. B.
die der Eintreibfarben, läßt man außer Betracht, weil bei diesen wegen
der starken Anhäufung der Nichtgerbstoffe es nicht gut möglich ist, aus
der Stärke einen Schluß auf den Gerbstoffgehalt ziehen zu können). Man
verwendet hierzu die gebräuchlichen Aräometer aus Glas oder Metall, ent*
weder solche mit einer beliebigen Gradeinteilung oder mit der Grad-
einteilung nach Baume oder solche, bei welchen je ein Teilstrich (ein
Grad) einem Unterschied von 0,001 im spez. Gewicht entspricht (z. B.
25^ am Brühmesser = 1,025 spez. Gewicht). Die letzteren Grade bezeichnet
man in England und Amerika als Barkometer-Grade (den Brühmesser
selbst als Barkometer); Eitner nennt sie Grade-Eitner. Aus den Ab-
lesungen des Brühmessers einen Schluß auf den Gerbstoffgehalt zu ziehen *),
') ^Gollegiam", WissenschaftL-techn. Beil. d. ^Ledermarkt^, 1904, S. 286 ff.
*) Paeßler, Die Zasammensetzung der aas verschiedenen G«rbmaterialien
und GerbeextrakteD hergestellten Brühen von gleicher Konzentration. „GoUegiam'',
WissenschaftL-techn. Beilage des „Ledermarkt^, 1904, S. 116 ff.
Eontrolle beim Grerbereibetriebe. 733
IT bei frischen und bei solchen Brühen möglich, die aus gleichartigen
rialien hergestellt sind; bei gebrauchten Brühen ist ein Vergleich zu-
l, wenn sie eine gleiche Behandlung erfahren haben (im allgemeinen
man bei Brühen ein und desselben Farbenganges aus den Graden auf
elatiyen Gerbstoffgehalt schlieBen und diese Brühen miteinander ver-
len können; bei Brühen aus yerschiedenen Gerbereien und aus ver-
denen Farbengängen ist dies meist nicht ohne weiteres möglich).
Gerbatoffbestimmung in Brühen.
Die Methode von Meerkat2'), bei welcher die in jeder Gerbe-
vorhandene Säure mit Baryumkarbonat neutralisiert und der Gerb«»
wie bei den Gerbmaterialien, in üblicher Weise nach der gewichts-
tischen Methode bestimmt wird, ist nach BarteP) nicht anwend-
Paefiler^) führt an, daß man bei der Bestimmung des Gerbstoffes
iren Brühen den praktischen Bedürfnissen ziemlich entsprechende
täte erhält, wenn man die Gerbebrühen, die nach der gewichts-
dschen Methode analysiert werden sollen, zur möglichsten £ntfer-
der Säure zunächst zur Trockne verdampft, nochmals mit Wasser
imt und eindampft und dies noch ein zweites Mal wiederholt,
f in heißem Wasser gelöst, nach dem Erkalten auf das ursprüng-
Volumen aufgefüllt und in bekannter Weise analysiert wird.
WeiQ^) schlägt vor, die Brühen nach gewichtsanalytischer Me-
zu analysieren, aber bei den Rückständen (Gesamt-Kückstand
richtgerbstoff) die Menge der Säure zu bestimmen (s. unter Säure-
imung) und dieselbe alsdann in Abzug zu bringen; säurefreier
tand minus säurefreie Nichtgerbstoffe ergibt die Menge der
iden Substanz. Es wird hierdurch vermieden, daß die von dem
ulver absorbierte Säure als Gerbstoff bestimmt wird.
Säurebestimmung in Gerbebrtlhen.
)ie in den Gerbebrühen durch Gärung^) aus den Nichtgerbstoffen
gehenden Säuren bestehen, wie Wladika^) nachgewiesen hat,
sweise aus Essigsäure imd Milchsäure, von welchen die
mit Wasser dämpfen flüchtig, die letztere hierbei nichtflüchtig
ist jedoch daran festzuhalten, daß Milchsäure zum größten Teile
Zur Bestimmong des Gerbstoffes in Sauerbrühen. Dingl. polyt. Joum.
^d. 280, H. 10.
Zur Analyse der sauren Gerbebruhen. Dingl. polyt. Joum. 1896, Bd. 296, H. 6.
Gerber, 1896, Bd. 21, S. 63 u. 64.
Andreasch, Grärangserscheinnngen in Gerbebrähen. Gerber, 1895,1896
Gerber, 1890, Bd. 16, S. 8, 15, 28 u. 61.
734 Leder.
flüchtig ist, wenn man eine milchsäurehaltige Flüssigkeit zur Trockne
verdampft, daß sie aber nicht flüchtig ist, wenn man diese Flüssigkeit
nur etwas konzentriert oder wenn man längere Zeit während des Kochens
Wasserdämpfe durchleitet; in den letzten beiden Fällen ist die Essig-
säure dagegen vollständig flüchtig). Zur Säurebestimmung in Gerbe-
brühen dienen folgende Verfahren:
1. Verfahren van Praeter^), Diese einfache Methode beruht
darauf, daß man aus einer Bürette zu der klar filtrierten Brühe so
lange Ealkwasser von bekanntem Gehalte zufließen läßt, bis eine
bleibende Trübung von Ealktannat entsteht. Die Brühen dürfen nicht
zu dunkel sein; sie müssen in solchen Fällen verdünnt werden. Die
Kohlensäure, welche in den meisten, namentlich in nicht zu alten
Brühen vorhanden ist, wird, soweit sie nicht beim Schütteln entweicht,
hierbei ebenfalls bestimmt. Man kann die Kohlensäure durch Zugabe
von Kochsalz und starkes Schüttehi vor dem Titrieren entfernen.
2. Verfahren van KahngMn und Simand^), a) Bestimmung
der flüchtigen organischen Säure (Essigsäure). 100 com Gerbe-
brühe werden unter öfterem Nachfüllen von destilliertem Wasser auf
300 ccm destilliert und 100 ccm davon mit Natron- oder Barytlösung
titriert. Die Stärke der letzteren wählt man so, daß 1 ccm annähernd
0,020 g Essigsäure entspricht. Die gefundene Säuremenge wird auf
Essigsäure gerechnet.
b) Bestimmung der Gesamtsäure bezw. der nichtflüch-
tigen organischen Säure (Milchsäure). 80 — 100 ccm Brühe werden
mit 3 — 4 g reinem, frisch geglühtem MgO zur vollständigen Entfernung
des Gerbstoffes etc. und zur Absättigung der freien Säuren einige
Stunden imter häufigem, tüchtigem Schütteln behandelt, oder besser
nach S im and') nach dem Zugeben von MgO bis zum beginnenden
Kochen erhitzt. In der kalten, filtrierten Lösung, die beinahe farblos
ist und gerbstoffrei sein muß, bestimmt man nach Entfernung des
Kalkes gewichtsanalytisch die gelöste Magnesia, welche den gesamten
in der Brühe enthaltenen freien Säuren entspricht. Die Differenz aus
Gesamtsäuren und den flüchtigen Anteilen derselben, die nach a) er-
mittelt worden sind, rechnet man auf Milchsäure um. Die in den Gerbe-
brühen enthaltenen Mengen Magnesia können vernachlässigt werden,
wenn 100 ccm derselben nur 0,050 g Mgj P, Oy oder weniger ergeben.
c) Bestimmung der Schwefelsäure. Hat man auf diese Rück-
sicht zu nehmen (Schwefelsäure wird den Brühen in manchen Grerbe-
^) Sitzungsbericht der chemischen Gesellschaft in Newcastle on Tyne,
27. März 1879.
') Dingl. poiyt. Joum. 1885, Bd. 256.
») Gerber 1888, Bd. 14, S. 39 u. 63.
Säurebestimmong in Gerbebrühen. 735
zugesetzt, i¥eim die zur Verwendung gelangenden Gerbmaterialien
die zum genügenden Schwellen bezw. Aufgehen der Häute er-
liche Säure erzeugen), so dampft man 10 — 50 com des Magnesia-
?s (vergl. b), je nach dem Gehalte an Schwefelsäure ein, glüht zur
•rung Yon organischen Substanzen, durchfeuchtet mit kohlensäure-
äm Wasser und bringt zur Trockne. Man trennt das aus den Salzen
'ganischen Säuren gebildete Magnesiumkarbonat vom Magnesium-
durch Filtration und bestimmt im Filtrate nach Entfernung des
3 die der Schwefelsäure entsprechende Magnesiamenge. Das auf
ilter bleibende Magnesiumkarbonat (welchem Galciumkarbonat bei-
gt sein kann) löst man in Salzsäure und ermittelt die den organi-
Gesamtsäuren entsprechende Magnesia. Hat man eine Korrektur
der in den Gerbebrühen gelöst befindlichen Magnesia anzubringen,
1 sie bei Gegenwart yon Schwefelsäure zu gleichen Teilen auf diese
e Milchsäure verteilt. Ein Inlösimgbleiben yon Magnesiumkarbonat
kohlensäurehaltigen Brühen ist nicht zu befürchten, wenn einer-
.vie angegeben, tüchtig geschüttelt, oder aber bis zum beginnenden
1 erhitzt wird. Das verwendete Magnesiumoxyd soll kein Galcium-
inthalten, weil man sonst die Säuremengen zu gering findet; hat
iin anderes Magnesiumoxyd zur Verfügung, so bestimmt man durch
Versuche mit gewogenen Mengen den Fehler.
)iese Kohnstein-Simandsche Methode der Säurebestimmung
bei genauer Einhaltung der Vorschriften wohl zuverlässige Re-
ist aber für die Betriebskontrolle viel zu umständlich und zeit-
1, weswegen für diesen Zweck der folgenden Methode entschieden
rzug zu geben ist.
• Verfahren nach Koch^), Man mißt 25 ccm der klar filtrierten
in ein Erlenmeyer-Eölbchen und versetzt mit 25 ccm Gelatine-
(zur Herstellung derselben löst man 5 — 6 g reinste Gelatine in
heißem Wasser auf und filtriert die Lösung nach dem Erkalten).
ß sich hierbei der Niederschlag gut und rasch in Form von
L absetzen; ist dies nicht der Fall, so muß man die Ausfallung
rb Stoffes mit einer verdünnter en Gelatinelösung ausführen (bei
len Gerbebrühen genügt meist eine Gelatinelösung von 2 g pro
Der Niederschlag wird alsdann abfiltriert und von dem Filtrate
25 ccm mit Barytlösung von bekanntem Gehalte bis zu einem
titriert, wo ein intensives Dunkelwerden eintritt, beziehungsweise
litenbrühe eine grüne Farbe auftritt. Durch einen blinden Ver-
; zu bestimmen, wieviel Barytlösung die meist sauer reagierende
slösiing zur Neutralisation bedarf; bei dem eigentlichen Versuche
Dingl. polyt. Jouni. 1887, Bd. 264, 265, 267; 1888, Bd. 269.
736 Leder.
ist dann eine entsprechende Korrektur anzubringen. Die Gresamtsäure
wird als Essigsäure angegeben.
Will man die Gesamtsäure trennen in flüchtige imd nichtflüchtige,
80 bringt man 100 ccm der Brühe in ein mit einem Lieb ig sehen Ab-
flußkühler verbundenes Kölbchen; die Brühe wird zum Sieden erhitzt
und das Destillat in einem 300 ccm fassenden Meflkolben aufgefangen.
Nach der Konzentration auf ca. Y3 des Volumens wird auf das Ursprung*
liehe Volumen von 100 ccm aufgefüllt und von Neuem destilliert. Man
fährt so fort, bis man 300 ccm Destillat hat. 100 ccm desselben (ent-
sprechend 33,3 ccm Brühe) werden mit Phenolphtalein als Indikator
mit Baiytlösung titriert. Die flüchtige Säure wird als Essigsäure an-
gegeben. Die nichtflüchtige Säure ergibt sich aus der Di£Ferenz von
Gesamtsäure und flüchtiger Säure; man rechnet dieselbe auf Milch-
säure um.
In der Deutschen Versuchsanstalt für Lederindustrie in Freiberg*)
wird die Bestimmung der Gesamtsäure, bezw. die Erkennung des Neu-
tralisationspunktes beim Titrieren in der Weise ausgeführt, daß der
Niederschlag überhaupt nicht abfiltriert wird und daß unter Benutzung
eines sehr empfindlichen Lackmus- oder Arolitminpapiers getüpfelt wird.
Zur Trennung yon Essigsäure und Milchsäure werden 100 ccm der
Brühe im Wasserdampfstrom am Abflußkühler destilliert, und zwar so^
daß unter Einengung der Brühe bis auf ca. 20 ccm im Zeiträume Ton
einer Stunde 300 ccm Destillat erhalten werden; das letztere, bezw. ein
aliquoter Teil, wird unter Zusatz von Phenolphtalein titriert.
^* Verfah/ren nach Sitnand, Hierbei wird der Gerbstoff mit
Spodium entfernt und die Lösung alsdann titriert. 50 ccm Brühe Ton
dem spez. Gew. 1,004 — 1,005 (stärkere Brühen werden verdünnt) werden
mit 5 g frischgeglühtem, reinem, von Aschenbestandteilen etc. be-
freitem Spodium am Bückflußkühler 5 Minuten zum Kochen erhitzt.
Nach dem Abkühlen und Ausspülen des Kühlers wird filtriert und mit
kochendem Wasser auf 500 ccm nachgewaschen. Sollte etwas feines
Spodium durchgehen, so filtriert man, nachdem man vorher zur voll-
ständigen Austreibung der Kohlensäure am Wasserbade auf nahe 100^
erwärmt, abgekühlt und zur Marke aufgefüllt hat, und titriert 200 ccm
= 20 ccm Brühe mit Phenolphtalein als Indikator mit einer Natron- oder
Barytlösung, von welcher 1 ccm annähernd 0,01 g Essigsäure entspricht;
die Endreaktion ist in der nahezu farblosen Lösung sehr deutlich. Jedes
Spodium nimmt jedoch etwas Säure auf und hält es trotz guten Aus-
waschens zurück; man bestimmt für jede frische Partie Spodium diesen
1) Zeitschr. f. angew. Chem. 1899, H. 27. ~ Deutsche Grerberzeitimg 1900,
No. 50 ff. — „Collegium« 1903, S. 10 ff.
UntersachuBg von Leder. 737
eine Eonstante auszugleichenden Fehler, welcher nach S im and
ganz yemachlässigt werden kann.
Von allen den vier Verfahren verbindet die Kochsche Methode
^oBe Einfachheit mit einer großen Genauigkeit, welche beide Vor-
zugleich die anderen Verfahren nicht besitzen.
Die Trennung der Gesamtsäure in flüchtige (Essigsäure) und nicht-
ge (Milchsäure) ist insofern von praktischer Bedeutung, als Milch-
ein beträchtlich größeres Schwellungsrermögen als Essigsäure be-
Schwefelsäure schwellt noch stärker, beeinträchtigt aber die Halt-
t des damit geschwellten Leders, wenn nicht mit großer Vorsicht
itet wird).
Kohlensäure schwellt auch, wenn auch nur sehr wenig; da femer
nicht zu alten Gerbebrühen Eohlendioxyd (infolge Spaltung von
' durch Hefen) in beträchtlichen Mengen sich vorfindet, 60 ist
inge derselben zur Erkennung von guten, gärenden zum Unter-
i von abgestandenen Brühen zu benutzen. Zur Bestimmung der-
wird nach S im and aua 100 ccm frisch geschöpfter Brühe (selbst-
dlich nicht filtriert) durch Kochen die Kohlensäure ausgetrieben
einem vorgelegten Peligot- Apparat, der mit ammonikalischer
iryumlösung beschickt ist, aufgefangen. Das ausgeschiedene
ikarbonat wird unter möglichstem Luftabschluß auf ein gewogenes
gebracht, gewaschen und bei 105^ 0. getrocknet. Simand teilt
,Q neun aufeinander folgende gesunde Sohllederfarben bei einer
;en Untersuchung enthielten:
Nr. 1. COj = 0,183 g pro 100 ccm Brühe.
- 2. - = 0,163
- 3. - = 0,143
- 4. - = 0,144 - - - -
- 5. - = 0,108 - - - .
- 6. - = 0,164
- 7. - = 0,138
- 8. - = 0,150
- 9. - = 0,150
IV. üntersuchiuig von Leder ^).
obeentnahme. Zur Erzielung eines richtigen Durchschnitts-
soll man nicht nur ein einziges beliebiges Stück aus einer
>ndem mehrere Stücke, die von verschiedenen Stellen, wie vom
Paeßler, Die TJntersachongsmethoden des lohgaren und des chrom-
lers. Selbstverlag des Verfassers. 1904.
(uchungren. 5. Aufl. m. 47
738 Leder.
Kern, Hals und vom Bauch, und aus mehreren Häuten herrühren, ver
wenden. Die einzelnen Teile einer Haut unterscheiden sich hinsichtlich
ihrer Zusammensetzung (namentlich infolge der ungleichen Stärke) nicht
unwesentlich. Für die Analyse muB das Leder zunächst in kleine Stücke
geschnitten und alsdann auf einer geeigneten Mühle zu einem wolligen
Pulver yermahlen werden. Ist das Vermählen bei sehr stark gefetteten
Ledern oder in anderen Ausnahmefallen nicht . möglich, so mufi das
Leder auf jeden Fall in möglichst kleine Stücke geschnitten werden.
Untersuchung des ioh|^aren Leders 0*
WasserbeMmmung* 10 g des gemahlenen Leders werden im
Trockenschrank bei 100 — 105° C. bis zur Gewichtskonstanz getrocknet.
Die Zusammensetzung des Leders wird, wenn es nicht ausdrücklich
anders verlangt wird, nach dem Vorschlage von Schroeders^) auf
den durchschnittlichen Wassergehalt, welcher der betreffenden Lederart
als Jahresmittel zukommt, umgerechnet. Biese Jahresmittel sind von
von Schroeder festgestellt worden ; der . durchschnittliche Wassergehalt
der ungefetteten Leder (Sohlleder, Vacheleder, Brandsohlleder) beträgt
18,0 Proz. und derjenige der gefetteten Leder (Riemenleder, Zeugleder,
Blankleder, Geschirrleder, Oberleder) ist abhängig von dem Fettgehalte
des Leders und kann nach folgender Formel berechnet werden:
^ 1800 (100 — F)
8200 -f- 18 (100 — F) '
wobei W den durchschnittlichen Wassergehalt und F den Fettgehalt in
der Leder trocken Substanz bedeutet.
Zur Beurteilung des Wassergehaltes von lufttrocknem Leder, welches
eine normale Lagerung gehabt hat, gilt folgendes:
Wenn der durchschnittliche Wassergehalt des unge-
fetteten lohgaren Leders mit 18 Proz. angenommen werden
muß, so wird er in der trocknen und warmen Jahreszeit bis
auf etwa 15,5 Proz. heruntergehen, in der feuchten kalten
Jahreszeit dagegen etwa bis auf 20,5 Proz. steigen, so daß die
Schwankung im Laufe des Jahres rund db 2,50 Proz. beträgt.
Für das gefettete Leder ergeben sich die durchschnittlichen
Wassergehalte aus dem Fettgehalte der Ledertrockensub-
stanz; die Schwankungen sind im allgemeinen im Laufe des
Jahres etwas geringer und betragen etwa ±2 Proz.
') Der Grang der Untersuchung wurde zuerst veröffentlicht in der Arbeit:
von Schroeder und Paeßler, Finden während des Gerbprozesses Hantzer-
setzungen statt? Dinglers polyt. Journal 1893, Bd. 289.
') von Schroeder, Untersuchungen über den Wassergehalt des loft-
trocknen lohgaren Leders. Dinglers polyt. Jonmal 1894, Bd. 293.
Untersachimg des lohgaren Leders. 739
Bei Ledern, die bei hoher Temperatur getrocknet werden, wie bei
den österreichischen Terzen, liegt der Wassergehalt gewöhnlich niedriger,
da diese Leder auch bei längerem Lagern nicht wieder den Wasser-
gehalt anderer Leder erreichen.
BesUmmung der MineraZeioffe (Asche). 10 g Leder werden in
der Platinschale vorsichtig und vollständig verascht, event. unter Zu--
hiKenahme von Ammonnitrat. Der Mineralstoffgehalt normaler Leder
(bezogen auf lufttrockne Substanz) schwankt etwa zwischen 0,25 und
1,6 Proz. und liegt bei geschwitzten Ledern naturgemäß niedriger als
bei gekalkten. Ein Gehalt von 1,2 Proz. deutet meist auf schlechte
Durchführung der Reinmachearbeiten (ungenügende Entfernung des aus
dem Ascher herrührenden Kalkes) oder auf eine Appretur des Leders
mit Mineralstoffen (Ton oder dergl.) und eine solche von über 1,6 Proz.
bereits auf eine Beschwerung mit Mineralstoffen hin. Im Falle von
Beschwerungen wird diese Grenze meist wesentlich überschritten, so
daß zuweilen ein Mineralstoffgehalt von 20 Proz. gefunden wird. In
solchen Fällen gibt eine qualitative Untersuchung der Asche Aufschluß
über die Art der Beschwerung, woran sich dann die quantitative
Bestimmung anzuschließen hat. Yon mineralischen Beschwerungsmitteln
kommen namentlich in Betracht: Chlorbaryum, Barjumsulfat (erst im
Leder durch Umsetzung gebildet), seltener Kochsalz, schwefelsaure
Magnesia, Bleisalze (salpetersaures oder essigsaures Blei).
BeMinmung des FeUgehaUes. 20 g Leder werden im Soxhlet-
sehen Extraktionsapparat 3 — 4 Stunden mit Schwefelkohlenstoff extrahiert;
die Menge des Fettes wird dann in bekannter Weise ermittelt. Die Be-
stimmung des Fettgehaltes hat auch bei nicht gefettetem Leder zu er-
folgen, weil dieses von Natur aus Fett, sogen. Blößenfett, enthält.
Der Fettgehalt der ungefetteten Leder schwankt etwa innerhalb
der Grenzen 0,2 — 1,2 Proz.; bei Vacheleder, welches meist schwach
abgeölt (mit Leinöl oder Tran) wird, geht er zuweilen bis zu 3 Proz.
hinauf.
Besi^Mvmwng des Auswasehverlustes hemv. des CfehaUes an
dusw€isehba/rem GerhsUiff und an NicMgerbsioff* Jedes Leder ent-
hält eine gewisse Menge an Stoffen (Gerbstoff und Nichtgerbstoff), die
durch Wasser von gewöhnlicher Temperatur ausgelaugt werden können und
die wir unter der Bezeichnung „Auswaschverlust^ zusammenfassen. Zur
Bestimmung derselben wird das extrahierte und von Schwefelkohlenstoff
befreite Lederpulver in den Koch sehen Extraktionsapparat (siehe unter
„Gerbmaterialien" S. 703 f.) unter Weglassung von Sand eingefüllt; nach-
dem dasselbe ca. 12 Stunden mit Wasser eingeweicht gestanden hat, er-
folgt die Extraktion bei gewöhnlicher Temperatur innerhalb l'/j — 2 Stunden
auf genau 1000 ccm. 200 ccm dieses Extraktes (entsprechend 4 g Leder)
47*
740 Leder.
■
werden in einer Platinschale eingedampft, der Rückstand wird bis zur
Gewichtskonstanz getrocknet und verascht; man erhält so die Menge
des organischen Auswaschverlustes. Beschwerungen mit löslichen Mineral-
Stoffen, wie Chlorbaryum, Kochsalz u. s. w., werden auch auf diesem
Wege nachgewiesen. 500 ccm des Extraktes (entsprechend 10 g Leder)
werden zur Bestimmung der Nichtgerb Stoffe auf 125 ccm konzentriert
und diese zur Entfernung des Gerbstoffes durch Hautpulver filtriert
(siehe S. 704). 50 ccm des Hautfiltrates werden eingedampft und in
üblicher Weise behandelt; der Rückstand wird schließlich yerascht und
man findet so die Menge der organischen Nichtgerbstoffe. Der Gerb-
stoff ergibt sich aus der Differenz: Auswaschyerlust (aschefrei) minus
Nichtgerbstoffe (aschefrei).
Der Auswaschyerlust ist bei den yerschiedenen Lederarten sehr
ungleich und beträgt bei normalen unbeschwerten Ledern (lufttrocken):
bei Sohlleder und Vacheleder etwa 3 — 20 Proz.
- Riemenleder - 3 — 10,5
- Oberleder - 3—9
Leder, die mit sehr starken Brühen ausgegerbt sind, zeigen sehr
große Auswaschyerluste; man kann deswegen aus der Größe des Aus-
waschyerlustes einigermaßen einen Schluß auf die zur Herstellung des
Leders benutzte Gerbemethode ziehen. Die größten Auswaschyerluste
sind bei den norddeutschen Sohlledem, bei den englischen Yacheledem
und bei den österreichischen Knoppem- und Yaloneenterzen zu finden.
Die Trennung des Auswaschyerlustes in auswaschbaren Gerbstoff
und Nichtgerbstoff führt auch zur Erkennung und zum Nachweise yon
Beschwerungen mit organischen Stoffen, wie Zucker, Glyzerin und dergl.
(die am häufigsten yorkommende Beschwerung ist die mit Trauben-
bezw. Kartoffelzucker). Ergibt sich nämlich ein Vorherrschen des Nicht-
gerbstoffes gegenüber dem Gerbstoff (in unbeschwerten Ledern ist die
Menge des auswaschbaren Gerbstoffes mindestens ebenso hoch als die
Menge des Nichtgerbstoffes), so ist Beschwerung anzimehmen; man muß
dann eine quantitatiye Zuckerbestimmung ausfuhren (Näheres hierüb^
unten bei der Zuckerbestimmung).
BeMm/mung der Hautsuhgianz und des gebundenen Cferb*
Stoffes* Man macht hierbei yon der Tatsache Anwendung, daß die
Hautsubstanz einen bestimmten Stickstoffgehalt besitzt und daß die
übrigen Bestandteile stickstofffrei sind. Man berechnet also aus dem
Stickstoffgehalte des Leders den Gehalt desselben an Hautsubstanz; die
Menge des gebundenen Gerbstoffes ist alsdann 100 Proz. minus der
Summe der übrigen Bestandteile (Wasser + Mineralstoffe + Fett + Aus-
waschyerlust + Hautsubstanz).
Untersuchung des lohgaren Leders. 741
Nach von Schroeder und Paeßler^) beträgt der Stickstoffgehalt
der wasseN, asche-imd fettfreien Hautsubstanz:
17,8 Proz. bei den BlöBen von Rind (Ealb, Kips), Roß und Schwein
(1 Proz. Stickstoff entspricht mithin 5,62 Proz. Hautsubstanz) ;
17,4 Proz. bei den Blößen YOn Ziege, Hirsch und Reh (1 Proz.
Stickstoff entspricht mithin 5,75 Proz. Hautsubstanz);
17,1 Proz. bei den Blößen Ton Schaf (1 Proz. Stickstoff entspricht
mithin 5,85 Proz. Hautsubstanz).
Die Stickstoff bestimmung erfolgt nach der Ejeldah Ischen Methode
mit 0,6 g Lederpulver.
Bei der Zusammenstellung der Analjsenergebnisse empfiehlt sich
die Anwendung des folgenden Schemas:
Wasser Proz.
Mineralstoffe
Fett . . . •
Gerbstoff
Nichtgerbstoff
Gerbstoff
Hautsubstanz
Auswaschyerlust
Ledersubstanz
100,0 Proz.
von Schroeder hat noch die Begriffe Rendementszahl (R) und
Darchgerbungszahl (B) eingeführt, welche ein besseres Urteil über
das im Betriebe erzielte Lederrendement und über die Durch-
^erbung (namentlich beim Vergleiche mehrerer und yerschiedener
jeder) gestatten, als dies sonst bei der prozentischen Zusammensetzung
er Fall ist.
Die Rendementszahl (R) eines Leders gibt an, wieviel
eile lafttrocknes lohgares Leder aus 100 Teilen Hautsubstanz
rvorgegangen sind.
Heispiel: Ein Leder enthält im lufttrocknen Zustande 45,0 Proz.
utsubstanz :
R : 100 = 100 : 46,0
^ 100 • 100 ,^^^ r.
R = ^^ ^ ^ 222,2
40
X>ie I>urchgerbungszahl (D) eines Leders gibt an, wieviel
e Gerbstoff 100 Teile Hautsubstanz gebunden haben.
Beispiel: !Ein Leder enthält im lufttrocknen Zustande 45 Proz.
fubstanz und 30 Proz. Gerbstoff (nicht auswaschbar):
') Untersucbangen verschiedener Blößen. Dinglers poljt. Joum. 1893,
% Heft 11, 12 u. 13.
742 Leder.
D:100 = 90:45
^ 100-80 ^-
Nach von Schroeder und PaeBler liegt D nie höher als 100,
da Hautsubstanz unter den bis jetzt beobachteten Verhältnissen nicht
mehr Gerbstoff als ihr eignes Gewicht au£ummt. Bei den meisten
Ledern liegt D wesentlich niedriger.
BeMtnmung des ZuckergehaUes^)* Der Zuckergehalt wird meist
nur dann bestimmt, wenn der Auswaschverlust sehr beträchtlich ist und
wenn bei demselben die Nichtgerbstoffe gegenüber dem Gerbstoff vor-
wiegen, so daß eine Beschwerung mit Zucker yorzuliegen scheint. Geringe,
aus den Gerbebrühen herrührende Zuckermengen finden sich in den
meisten normalen Ledern; nach von Schroeder kann man für die
unbeschwerten Leder als Durchschnitt einen Zuckergehalt von
0,25 Proz. annehmen, wobei Schwankungen von Spuren an Zucker bis
zu etwa 1,4 Proz. Yorkommen können. Bei nachweislich beschwerten
Ledern betragen die Zuckergehalte 1,5 bis 16 und noch mehr Prozent.
Zur Zuckerbestimmung sind folgende Lösungen erforderlich:
1. Eupferlösung, enthaltend 69,2 g reinsten Eupf ervitriol im Liter.
2. Alkalische Seignettesalzlösung, enthaltend 346 g Seignette-
salz und 250 g KOH im Liter.
3. Bleiessig. 300 g essigsaures Blei werden mit 100 g reiner
Bleiglätte und etwa 50 ccm H, 0 gut yerrieben und auf dem Wasser-
bade unter Ersatz des yerdampfenden Wassers digeriert, bis der Brei
weiß geworden ist. Die Masse wird in einen Literkolben gespült, nach
dem Erkalten bis zur Marke aufgefüllt und nach gutem Absitzen filtriert.
4. Lösung von Natriumsulfat. Es ist zweckmäßig, dieselbe
äquivalent dem Bleigehalte der Bleiessiglösung zu machen.
Zur Ausführung der Zuckerbestimmung werden 400 ccm des Aus-
zuges (von der Bestimmung des Auswaschverlustes herrührend) auf genau
100 ccm (entsprechend 8,000 g Leder) konzentriert. Diese 100 ccm
werden in einem trockenen Gefäße zur Ausfällung des Gerbstoffes mit
10 ccm Bleiessig versetzt, unter öfterem ümschütteln 15 Minuten stehen
gelassen und durch ein trocknes Filter in ein trocknes Eölbchen filtriert
(das Filtrat muß gerbstofffrei sein). Zu 50 ccm des Filtrates (ent-
sprechend — ^ = 3,637 g Leder) setzt man 5 ccm Natriumsulfot-
') V. Schroeder, Bartel n. Schmitz-Damont, Über Zackeibestimmang
nod über die Zuckergehalte der Gerbmaterialien, Gerbeztrakte^ Gerbebrühen sowie
des unbeschwerten lohgaren Leders. DiDglers polyt. Joum. 1894, Bd. 293, Heft 10 ff.
Vergl. femer Paeßler, Die UnterBuchnngsmethoden des lohgaren und des chrom-
garen Leders. Selbstverlag des Verfassers. 1904.
Untersuohimg des lohgaren Leders. 743
iösung und filtriert, nachdem der Niederschlag sich gut abgesetzt hat,
durch ein trocknes Filter. Von diesem Filter werden 40 ccm (entsprechend
3 637 40
' , ' — = 2,645 g Leder) zur Zuckerbestimmung verwendet. Man
00
bringt hierzu in ein etwa 200 ccm fassendes Becherglas 30 ccm Eupfer-
lösung, 30 ccm alkalische Seignettesalzlösung und 45 ccm Wasser und
erhitzt den Inhalt über direkter Flamme bis zum Sieden; man setzt
alsdann das Becherglas in ein bereitstehendes, siedendes Wasserbad
und gibt die obigen 40 ccm unter Umrühren hinzu; man läBt das
Becherglas, von dem Zusätze der zu untersuchenden Flüssigkeit ab ge-
rechnet, genau 30 Minuten im kochenden Wasserbade stehen.
Das abgeschiedene Eupferoxydul wird durch ein gewogenes Asbestfilter-
röhrchen mit Hilfe der Saugpumpe abfiltriert, zuerst mit heifiem Wasser
und dann zur schnelleren Trocknung mit Alkohol imd endlich mit Äther
ausgewaschen. Zur Verbrennung event. im Kupfemiederschlag enthaltener
kleiner Mengen organischer Substanz wird das Röhrchen kurz erhitzt,
dann reduziert man im H-Strom, läßt in demselbei^ erkalten und bringt
schnell zur Wägung. Die dem gefundenen Kupfer entsprechende Trauben-
zuckermenge findet man durch Multiplikation des ausgeschiedenen Eupfer-
gewichts mit 0,469^).
Das Gesamtvolumen der alkalischen Eupferlösung und der zuge-
setzten Flüssigkeit soll immer 145 ccm betragen.
Zur Beurteilung von manchen Ledersorten, namentlich von ge-
kalkten (ob dieselben genügend kalkrein gemacht worden sind) und von
solchen, die vermutlich mit Schwefelsäure geschwellt worden sind, kann
es in manchen Fällen von Interesse sein, den Gehalt an Schwefelsäure
(SO3) und an Ealk (CaO) zu bestimmen.
BeMmtnung van Schwefelsäure und K.äXk. 20,000 g des pulver-
fbrmigen Leders werden in einen Literkolben gebracht, mit 750 ccm ca.
1 proz. Salzsäure (30 ccm Salzsäure von 1,125 spez. Gew. und 720 ccm
Wasser) übergössen und 24 Stunden lang bei 30 — 40^ C. stehen gelassen.
Nach dem Erkalten wird die Flüssigkeit genau auf 1000 ccm aufgefüllt
und filtriert. Zur SOs-Bestimmung werden 250 ccm des Filtrates zur
Trockne verdampft, der Rückstand wird mit 25 ccm 10-proz. Sodalösung
(SOs-frei) durchfeuchtet, zur Trockne verdampft, vorsichtig verascht und
in soviel Salzsäure gelöst, daß die Flüssigkeit nur schwach sauer ist. Die
SOs-Bestimmung erfolgt alsdann in bekannter Weise. Zur CaO-Be-
stimmung werden 500 ccm des Filtrates zur Trockne verdampft. Der
^) Bei genauen Analysen empfiehlt es sich jedoch, nicht diesen Durch-
schnittsfaktor zu benutzen, sondern die dem Kupfer entsprechende Zuckermeuge
ans der in der Originalpublikation ansgeföhrten Tabelle abzulesen.
744 Leder.
Rückstand wird verascht und die Asche in yerdünnter Salzsäure gelöst.
Nach Ausfällung des Eisens etc. wird der Kalk nach bekannten Methoden
ermittelt.
Der auf obige Weise ermittelte SOa-Gehalt entspricht weder dem
Gesamtinhalte des Leders an SO3, noch dem Gehalte an freier Schwefel-
säure; trotzdem bietet der so gefundene Wert einen Anhaltspunkt zur
Beurteilung Ton lohgarem Leder hinsichtlich der bei der Herstellung
stattgefiindenen Verwendung Ton Schwefelsäure. Wünscht man den
wirklichen Gehalt an freier Schwefelsäure zu wissen, so bestimmt man
denselben am besten nach der Methode Yon Ball and und Maljean in
folgender von PaeBler und Sluyter^) Torgeschlagener Ausführung:
Man ermittelt in dem zu untersuchenden Leder den Gehalt an
Gesamtschwefelsäure und an gebundener Schwefelsäure; die Differenz ist
gleich dem Gehalte an freier Schwefelsäure. 10 g des Leders werden
mit 10 ccm einer 10-proz. Sodalösung (schwefelsäurefrei !) und etwas
Salpeter durchfeuchtet und nach dem Trocknen bei mäßiger Hitze
über einer Spiritusflamme möglichst vollständig verascht. Die
Asche wird unter Zusatz von etwas Bromwasser gelöst imd die Lösung
wird mit Salzsäure schwach angesäuert. In der filtrierten Lösung wird
die Schwefelsäure auf bekannte Weise gewichtsanalytisch bestimmt
(Gesamtschwefelsäure). Femer werden 10 g Leder ohne Sodazusatz, im
übrigen wie oben beschrieben, verascht und in dem in gleicher Weise
behandelten Rückstand wird die Schwefelsäure (gebundene Schwefel-
säure) ermittelt. Die Differenz der beiden Gehalte ergibt noch nicht
ohne weiteres den Gehalt an freier Schwefelsäure; es ist zu berück-
sichtigen, daß man bei der Bestimmung der Gesamtschwefelsäure den
in der Hautsubstanz enthaltenen Schwefel ebenfalls als Schwefelsäure
bestinmit. Nach Paeßler und Sluyter beträgt bei einem fettfreien
Leder mit 18 Proz. Wasser der hierdurch bedingte Fehler im Mittel
0,14 Proz. (auf SOg berechnet), bezw. 0,17 Proz. in der Ledertrocken-
substanz. Man würde also von der erwähnten Differenz (G^samt-
schwefelsäure minus gebundene Schwefelsäure) noch 0,14 Proz. in Abzug
zu bringen haben, um den Gehalt an freier Schwefelsäure zu erhalten.
Bei der obigen Methode ist noch darauf Rücksicht zu nehmen, ob
das betreffende Leder Tonerde-, Eisen- oder Chromsulfat enthält. Ist
dies der Fall, so muß bei der Ermittlung der gebundenen Schwefelsäure
so lange geglüht werden, bis die in diesen Salzen enthaltene Schwefel-
säure vollständig entfernt ist; femer muß eine Ermittlung des Gehalts
an AI, O3, FcgO, und Crj 0, stattfinden. Von der auf obige Weise
ermittelten freien Schwefelsäure ist alsdann noch soviel in Abzug zu
^) Wissenschaftl. techn. Beilage des „Ledermarkt^ 1901, S. 132 ff.
Untersachung des lohgaren Leders. 745
bringen, als zur Bindung der ermittelten Mengen dieser Basen erforder-
lich ist.
BeMmnmng des apexifiächen Chwichtes. Ein gewogener Streifen
Yon ca. 25 — 30 cm Länge und 1 — 1,5 cm Breite wird in einem mit
7a ccm-Teilung versehenen und zum Teil mit Quecksilber gefällten Glas-
rohre mit Hilfe einer Nadel yoUständig unter das Quecksilber getaucht,
so daß man das Volumen der vom Leder yerdrängten Quecksilbermenge
bis auf Y4 com ablesen kann. Bas spezifische Gewicht wird in bekannter
Weise berechnet.
Eine andere Methode, welche bei allen weichen Ledern angewendet
werden muß, ist die, daß man ein genau quadratisch geschnittenes und
gewogenes Stück Leder mit Hilfe einer mit Nonius yersehenen Schub-
lehre nach allen Dimensionen bis auf 0,01 mm mißt. Es wird alsdann
das Volumen und aus diesem und dem Gewichte das spezifische Gewicht
des Leders berechnet. Dasselbe wird auf den mittleren VJTassergehalt
des Leders angegeben; es muß demnach gleichzeitig auch eine Be-
stimmung des Wassergehaltes ausgeführt werden.
Art der €terbung* Es ist mit Hilfe chemischer Reaktionen nicht
möglich, mit Sicherheit zu unterscheiden, mit welchen Gerbmaterialien
ein Leder gegerbt ist. Dem Fachmann sind zur Entscheidung in der-
artigen Fragen äußere Merkmale, wie Farbe, Schnitt etc., maßgebend.
S im and führt an, daß die Gegenwart Ton Fichtenrindengerbstoff in
einem Leder sich mit Sicherheit nachweisen läßt; um diesen Nachweis
zu führen, behandelt man nach seinen Angaben das zu untersuchende
zerkleinerte Leder mit Wasser von 60^ C, bis sich keine nennenswerten
Mengen auslaugbarer Stoffe mehr lösen. Wird diese Lösung yon Gerbstoff
mit Hilfe yon Magnesiumoxyd befreit (in gleicher Weise wie dies (S. 734)
bei der Eohnstein-Simandschen Methode zur Bestimmung der nicht-
flüchtigen Säuren in Gerbebrühen beschrieben wurde), so erscheint die
Flüssigkeit an der Oberfläche intensiy grün und die Farbe yerschwindet,
wenn aller Gerbstoff ausgefällt ist. Ist das Leder nur mit Ficbtenrinde
gegerbt, so zeigt sich die Flüssigkeit kurze Zeit nach dem Zugeben yon
Magnesiumoxyd und ümschütteln hellgrau, silbergrau gefärbt, welche
Färbung bald in ein Gelbbraun übergeht; ist Fichtenrinde nur zur An-
gerbung benutzt worden, so tritt die grüne Färbung erst nach einiger
Zeit auf, nachdem schon ein mehr oder weniger gefärbter Niederschlag
sich ausgeschieden hat.
Prüfu/ng auf I>wrchgerbung (EeHgeäureprobe)* Jedes Leder
soll bis ins Innere und möglichst gleichmäßig durchgegerbt sein. Man
überzeugt sich dayon, indem man das betreffende Leder an der stärksten
Stelle (an der Bückenlinie in der Schwanzgegend) anschneidet und den
Schnitt mit dem Auge prüft. Eine empfindlichere Methode ist die
746 Leder.
Essigsäureprobe, für welche ebenfalls aus dem stärksten Teile ein
Stück herausgeschnitten wird; man schneidet sich alsdann mehrere
möglichst genau 1,5 mm starke und etwa 4 cm lange Lederschnitte, was
am zweckmäßigsten mit einem für diesen Zweck konstruierten, mikrotom-
ähnlichen Lederschneideapparat ^) ausgeführt wird. Diese Schnitte legt
man genau zwei Stunden in 30-proz. Essigsäure (1,0412 spez. Gew.,
bezw. 5,85^ Be.). Satt durchgegerbtes Leder verändert sich hierbei nicht,
schwillt nur wenig auf und färbt die Essigsäure bräunlich. Leder,
welches nicht genügend durchgegerbt ist, quillt stark auf und zeigt,
wenn man dasselbe gegen das Licht betrachtet, in der Mitte einen
transparenten wachsgelben Streifen.
PrU^Mng auf HaUbcMrUeU. Man hat mehrere Apparate vorge-
schlagen, um damit die verschiedenen Ledersorten auf Reißfestigkeit
(namentlich wichtig bei Riemen- und Blankleder ^)), auf Widerstand
gegenüber Reibung (Sohlleder) und gegenüber Knickung (Oberleder)
untersuchen zu können. Zur Anwendung kommen jedoch nur die
Apparate zur Bestimmung der Reißfestigkeit, bei welchen gleichzeitig
die Dehnbarkeit des Leders ermittelt wird. Es können für diesen
Zweck dieselben Apparate verwendet werden, wie zur Prüfung von
Tuchen, Seilen, Metallen und dergl. Fecken-Eirfel in Aachen hat
einen derartigen Apparat speziell zur Prüfung von Leder konstruiert.
Von zwei Riemenledem mit gleicher Reißfestigkeit ist dasjenige das
bessere, welches die geringere Dehnbarkeit besitzt. Die Reißfestigkeit
eines guten Riemenleders soll mindestens 3 kg pro qmm Querschnitt
betragen. Eine Erhöhung des Wassergehaltes, sowie des Fettgehaltes
erhöht im allgemeinen die Reißfestigkeit.
Es ist sehr wichtig, daß die zur Prüfung dienenden Stücke immer
von der gleichen Stelle der Häute genommen werden.
Prüfung auf Wasaeraufnahms. Diese Prüfung ist von Wert
bei der Untersuchung von Sohl- und Yacheleder; ein derartiges Leder
wird im allgemeinen um so besser sein, je weniger Wasser dasselbe
beim Einlegen in Wasser aufnimmt. Man legt ein Stück Leder von etwa
20 g Gewicht (in einem anderen Stücke ist eine Wasserbestimmung aus-
zuführen) in eine flache Schale und begießt es mit Wasser, bis es davon
bedeckt ist; man wiegt nunmehr das Leder allstündlich imd legt es
wieder ins Wasser; man setzt dies fort, bis das Maximum der Wasser-
aufiiahme erreicht ist. Bei Beobachtung der angeführten Vorsichtsmaß-
regeln sind beträchtliche Auslaugungen, die das Endergebnis nachteilig
') Zu beziehen durch Mechanikus Meißner, Freiberg i. S.
') C. Bach, Festigkeit und Dehnung Ton Treibriemenleder. Zsch. d. V. D.
Ing. 1884, S. 740.
Untersuchang des chromgaren Leders. 747
beeinflussen könnten, nicht zu befürchten. Es ist unbedingt notwendig,
daß bei der Angabe der WasseraufDahme in Prozenten der Ledermenge
stets ein gleicher Wassergehalt (am besten nach dem Vorschlage von
von Schroeder ein solcher von 18,0 Proz.) zugrunde gelegt wird; nur
dann sind Vergleiche zulässig.
Sämischleder.
Sämischleder^) soll sich weich und tuchartig angreifen, dabei
bei einem gewissen Zuge große Zähigkeit aufweisen.
Untersuchung des chromgaren Leders.
Seit ca. 10 Jahren spielen die unter Zuhilfenahme von Chromyer-
bindungen gegerbten Chromleder, welche besonders für technische Zwecke
und als Feinleder bereits eine umfangreiche Verwendung finden, eine
bedeutende Rolle, so daß es angezeigt ist, auch die Untersuchungs-
methoden dieser Lederart hier anzuführen.
WaseerbesHmniung. Dieselbe wird in 5 g des Leders genau in
derselben Weise wie beim lohgaren Leder ausgeführt.
BesHfnfnung des Mineral- (ÄBche-) CMiaJUee. 2 g Leder werden
im Platintiegel bis zur vollständigen Verbrennung der organischen Sub-
stanz verascht (wie bei der Aschebestimmung im lohgaren Leder).
Hierbei werden die an Chromoxjd sowie an Tonerde und Eisenoxyd
gebundenen Mineralsäuren nicht bestimmt, da diese beim Veraschen aus-
getrieben werden.
Besihnfnung des ChromaxydgehaUes (Cr^ O^). Der von der
Aschebestimmung herrührende Rückstand wird im Platiutiegel mit 279
bis 3 g eines Gemisches von 60 Teilen Soda, 20 Teilen Pottasche und
4 Teilen Eaüumchlorat gut gemengt und bei bedecktem Tiegel zunächst
schwach, alsdann 15 — 20 Minuten vor dem Gebläse erhitzt. Es ist
zweckmäßig, während des Erhitzens vor dem Gebläse noch ein bis
zweimal eine Messerspitze des obigen Gemisches zu dem Tiegelinhalte
hinzuzugeben. Der Platintiegel wird von dieser Schmelze fast gamicht
angegriffen; im Porzellantiegel gelingt es nicht, den Inhalt zum genügenden
Schmelzen zu bringen. Die erkaltete Schmelze wird in heißem Wasser
aufgelöst und diese Lösung zur Entfernung unlöslicher Anteile filtriert.
Das klare Eiltrat, in welchem das Chrom als Chromat vorhanden ist,
wird mit Wasser auf ca. 150 ccm verdünnt, mit ca. 5 — 10 ccm konz.
Salzsäure und 10 ccm 10-proz. Jodkaliumlösung versetzt und mit einer
^)von Schroeder and Paeßler, Untersuchungen über Sämischleder
und dessen Zusammensetzung. Dingl. poljt. Joum. 1895, Bd. 295, H. 9.
748 Leder.
ca. 7io N.-Thio8ulfatlö8uiig titriert (entsprechend der Titerstellung der
Thiosulfatlösung bei der Bestimmung der Jodzahl Yon Fetten). 1 g Thio-
Sulfat (NajSjOa) entspricht 0,1603 Cr, Og.
BeäUmtnung des TanerdegehaUes* Falls das Leder Tonerde
enthält, so werden 3 g desselben in der gleichen Weise wie oben durch
Schmelzen aufgeschlossen. Die Schmelze wird im heifien Wasser gelöst
und das Filtrat dieser Lösung auf 250 ccm aufgefflllt. In 100 ccm der-
selben wird die Chromsäure durch Zusatz von Salzsäure und Alkohol
und durch anhaltendes Kochen reduziert; aus dieser Lösung fallt man
das Chromoxyd und die Tonerde mit Ammoniak aus und bringt beide
(Cr, O3 -f Alj O3) in bekannter Weise zur Wägung. In weiteren 100 ccm
der Lösung wird in der oben beschriebenen Weise das Chromoxyd,
Cr, O3, durch Titrieren mit Yiq N.-Thiosulfatlösung ermittelt. Aus der
Differenz ergibt sich dann die Tonerde, AI, O3. Das Chromoxyd und
die Tonerde sind im Chromleder meist in Form basischer Sulfate oder
Chloride vorhanden.
BeMmmung der H^hwefAMwre (80^) und der MkoMien. 5 g
des zur Entfernung von Fett und Schwefel mit Schwefelkohlenstoff
extrahierten Leders werden in ca. 50 ccm rauchender Salpetersäure ge-
löst. Diese Auflösung geht bei gewöhnlicher Temperatur in 12 bis
24 Stunden, bei mäßigem Erwärmen in viel kürzerer Zeit yor sich. Hat
sich das Leder auf diese Weise zu einer grünen Flüssigkeit aufgelöst,
so y erjagt man durch wiederholtes Eindampfen mit Wasser den gröBten
Teil der Salpetersäure. Der Rückstand wird in Wasser au^elöst und
diese Lösung event. nach dem Filtrieren auf 500 ccm aufgefüllt. In
200 ccm dieser Lösung bestimmt man in bekannter Weise durch Fällen
mit Chlorbaryum die Schwefelsäure; yon dem gefundenen Gehalt an SO,
ist fiir jedes Prozent der im Leder enthaltenen Hautsubstanz 0,005 Proz.
SO3 in Abzug zu bringen, weil bei diesem Verfahren der Schwefel der
Hautsubstanz ebenfalls in Schwefelsäure übergeführt wird.
In anderen 200 ccm der Lösung werden die Alkalien bestimmt.
Zu diesem Zwecke dampft man diese Lösung zur Trockne, glüht zur
Zerstörung der organischen Substanz schwach und extrahiert den Rück-
stand mit salzsäurehaltigem Wasser. Aus dieser Lösung werden Chrom-
oxyd, Tonerde, Eisenoxyd und Kalk durch Zusatz von Ammoniak und
Ammonkarbonat ausgefallt; das Filtrat wird mit einigen Tropfen ver-
dünnter Schwefelsäure zur Trockne verdampft, der Rückstand zur Ent-
fernung der Ammonsalze u. s. w. schwach geglüht. Die Alkalien werden
alsdann als Sulfate gewogen. Falls Kali und Natron, welche beide
meist nebeneinander im Chromleder vorkommen, getrennt bestimmt
werden sollen, kann hierauf die Trennung auf bekannte Weise vor-
genommen werden.
Untersuchung des chromgaren Leders. 749
BeMfiMnung des Chlors*- B — 4 g Leder werden mit 25 com einer
10-proz. Sodalösimg (chlorfrei!) getränkt, getrocknet und dann vorsichtig
yerascht, was am besten in der Muffel Yorgenommen wird. Die Asche
wird mit heiBem Wasser YoUständig extrahiert und in dem Filtrate oder
in einem aliquoten Teile desselben (die zu titrierende Lösung muß mit
Salpetersäure genau neutralisiert werden) das Chlor mit Yjq N.-Silber-
nitratlösung unter Verwendung einer neutralen Ealiumchromatlösung als
Indikator (nicht mehr als 3 Tropfen einer 10-proz. Lösung) titriert.
Besttmtnung des FeUes und des freien Sehwefds* Zur Be-
stimmung des Fettgehaltes werden 20 g Leder in der gleichen Weise
wie beim lohgaren Leder mit Schwefelkohlenstoff (frei von freiem
Schwefel!) extrahiert; aus dieser Lösung wird der Schwefelkohlenstoff
abdestilliert, so daß das Fett zurückbleibt und zur Wägung gebracht
werden kann. Enthält das Leder freien Schwefel, wie dies bei den
nach dem Zweibad-Chromgerbeverfahren hergestellten Chromledern meist
der Fall ist, bei Einbad-Chromledem aber auch vorkommen kann, so
geht derselbe in das Fett über. In solchen Fällen muß der Schwefel
bestimmt und von der Fettmenge in Abzug gebracht werden. Zu diesem
Zwecke wird das Fett in Schwefelkohlenstoff gelöst, die Lösxmg ohne
Verlust in eine Platinschale gespült, der Schwefelkohlenstoff vollständig
verdampft und der Rückstand mit roter rauchender Salpetersäure oxy-
diert. Die Lösung wird zur Entfernung der Salpetersäure alsdann auf
dem Wasserbade eingedampft, mit Sodalösung versetzt und zur Trockne
verdampft. Der Rückstand wird zur Beseitigung der organischen Sub-
stanz vorsichtig geglüht und mit Salzsäure- und bromhaltigem Wasser
extrahiert. In dieser Lösung wird die Schwefelsäure in bekannter Weise
mit Chlorbaryum gefallt. Die gefundene Menge von schwefelsaurem Baryt
wird, um die Schwefelmenge zu berechnen, mit dem Faktor 0,185
multipliziert.
BesUmmu/ng der Hautsubstanz. Diese erfolgt in der gleichen
Weise wie beim lohgaren Leder. Wegen des höheren Gehalts des
Chromleders an Hautsubstanz empfiehlt es sich, für diese Bestimmungen
nur 0,5 g zu verwenden.
Papier.
Von
W. HenberiTy .
Professor, Vorsteher der Abteilung für papier- und textiltechnische Prüfungen
am Königlichen Materialprüfungsamt zu Ghrofi- Lichterfelde West
Bestimmmig des AschengehalteB.
Für genaue Bestimmungen werden 1 — 2 g Papier bei 100 — 105® C.
bis zur Gewicbtskonstanz getrocknet, in einem Platintiegel eingeäschert
imd so lange geglüht, bis keine Gewichtsabnahme mehr stattfindet.
Läßt die Farbe des Papiers auf Anwesenheit Ton Bleiyerbindungen
(Bleichromat) schließen, so muß für die Yeraschung ein Porzellantiegel
Terwendet werden.
Der für die Aschenmenge gefundene Wert entspricht selten ohne
weiteres dem wahren Gehalt des Papiers an mineralischen Füllstoffen,
weil letztere durch das Glühen meist verändert werden. So z. B. ver-
liert Kaolin 12 — 15 Proz. Krystallwasser, Baryumsulfat wird teilweise in
Baryumsulfid umgewandelt u. s. w. Ist die Art des Füllstoffes bekannt,
so läßt sich der wirkliche Fül Istoffgehalt aus dem Aschengehalt be-
rechnen. Handelt es sich um Baryumsulfat, so hat man nur einige
Tropfen Schwefelsäure zur Asche hinzuzufügen imd nochmals zu glühen.
In der Praxis, wo es meist nicht auf so genaue Bestimmungen an-
konmit, hat sich die Reimannsche Substitutions- Aschenwage (Fig. 97^)
eingebürgert, die bis auf 0,25 Proz. genaue Werte gibt.
Der eine Arm des Wagebalkens trägt ein mit ihm fest verbundenes
Gewicht, der andere zwei Wageschalen, von denen die obere zum Auf-
legen eines Glasröhrchens (Fig. 98b), die untere für Gewichte bestimmt
ist. Da sich die Wage ohne Glasrohr bei einer Belastung von etwa
21 g ini Gleichgewicht befindet, so wähle man das Röhrchen so aus,
^) Die Reimannsche Aschen wage mit allem Zubehör, ferner alle im
nachfolgenden noch erwähnten Apparate und Instramente för PapierprüfaogeDy
ferner Fasermischungen, Einbettmassen, Lösangen etc. sind von der mechanischen
Werkstätte von L. Schopper in Leipzig, AmdtstraBe 27, zn beziehen.
Aschengehalt. Mikroskopigche Prüfiuig. 75J
daS es dem 6eivicht yod 19 g recht nahe kommt, ohne jedoch diese
Grenze zu überschreiten. Auf die untere Wageachale bringt man an
Gewichten 2 g, und zwar ein Gramm-
^** ' gewicht als solches und den Rest in
Dezi- und ZentigrammstUcken.
Eine etwaige IMfFerenz gleicht
man entweder mit der zu diesem
Zweck angebrachten Regulierschraube
R aus, oder, wenn diese nicht aus-
reicht, durch kleine, auf die "Wage-
schale gelegte Bleistücke und mittels
der am Statir befindlichen Schraube.
Eine Pinsel arretierong, wie sie
die rigor zeigt, hat sich für das
Legen und Abnehmen der Gewichte
als sehr praktisch erwiesen.
Zur Veraschung rollt man 1 g Papier zusammen, steckt es in das
Flatinnetz (Fig. 98a) und glüht; die Asche schüttet man in das Gläs-
chen und bestimmt ihr Gewicht in Zentigramm; diese geben direkt die
Aschenprozente an.
Die mikroakopische Prttfbng der im Papier enthaltenen
FaserstofiFb.
Die mikroskopische Prüfung dient zur Feststellung der Art, der
Mengenverhältnisse und des Mahlungszustandes der in einem Papier
752
Papier.
vorhandenen Fasern. Im folgenden kann nur auf die wichtigsten Faser-
arten (Leinen, Hanf, Baumwolle, Holz-, Stroh- und Espartozellstoff,
sowie Jute und Holzschliff) kurz eingegangen werden.
VarbereUung des Papiers* Je nach der Dicke werden 2 — 5 qcm
des Papiers mit verdünnter (2 — 4-proz.) Natron- oder Kalilauge in einem
Reagierglase ein bis zwei Minuten gekocht und so heiß wie möglich
einige Male kräftig durchgeschüttelt. Der so erhaltene Faserbrei wird
auf «in engmaschiges Drahtsieb gebracht und durch Waschen mit Wasser
von der Lauge befreit.
Das Präparieren der Fasern geschieht unter Verwendung einer
wäßrigen Jod-Jodkaliumlösimg oder einer Chlorzinkjodlösung.
Die Jod-Jodkaliumlösung besteht aus 6 Tl. Jod, 10 Tl. Kalium-
jodid, 10 Tl. Glyzerin und 90 Tl. Wasser.
Die Ghlorzinkjodlösung wird hergestellt aus 100 Tl. Zinkchlorid,
10,5 Tl. Kaliumjodid, 0,5 Tl. Jod und 76 Tl. Wasser; nach dem Ab-
setzen des entstehenden Niederschlags gießt man die darüber stehende
klare Lösung ab und bringt ein Splitterchen Jod hinein.
Die Fasern färben sich dann, wie folgt:
Fasern
Färb an g in
Jod-Jodkaliamlösong
Chlorzinkj odlösnng
Gruppe I,
(Lumpen-
fasem)
Gruppe II.
(Zellstoffe)
Gruppe II L
(Verholzte
Fasern)
Leinen, Hanf
und
Baumwolle
Holzzellstoff
Stroh- und
JutezeUstoff
Esparto-
zellstoff
Holzschliff;
rohe Jute und
schlecht auf-
geschlossene
Zellstoffe
Strobstoff
schwach- bis dunkelbraun;
dünne Lamellen fast farb-
los
grau bis braun
grau
teils grau, teils braun
teils leuchtend gelbbraun,
teils gelb, je nach Schich-
tendicke und Verholzungs-
grad
teils gelbbraun, teils gelb,
teils grau
schwach- bis stark wein-
rot»)
blau bis rotviolett
blau bis blauviolett
teils blau, teils weinrot
zitronengelb bis dunkel-
gelb
teils gelb, teils blau,
teils blauviolett
») Erscheinen die Lumpenfasem bläulich, so ist die Lösung zu konzentriert
und muß vorsichtig mit Wasser verdünnt werden, bis sich die Lumpen rot ftrben.
Werden die Zellstofffasem nicht blau, sondern rötlich geftrbt, so ist die Lösung
zu schwach; sie kann aber dann meist durch geringen Zusatz von Ghlorzink
brauchbar gemacht werden; gelingt dies nicht, so ist sie neu anzufertigen.
Mikroskopische Untersuchtmg«
753
Jenke (Papierzeitung 1900, No. 77) hat empfohlen, die Fasern in
folgender Lösung zu beobachten.
50 ccm gesättigte Chlonnagnesiumlösung.
2,5 ccm Jod-Jodkaliumlösung (2 g E J, 1,15 g J, 20 ccm H, 0).
Hierin erscheinen
Lumpen braun
Strohzellstoff blauviolett
Holz Zellstoff ungefärbt bis schwach rötlich
Holzschliff und rohe Jute gelb.
H. Behrens (Mikrochemische Analyse 1896) hat vorgeschlagen,
die verschiedene Au£iahmefähigkeit der Fasern für gewisse Anilinfarben
zur Trennung zu benutzen; man erzielt auf diese Weise unterscheidende
Färbungen, die in gewissen Fällen recht wertvoll sind. (Vergl. S. 756.)
Seileger (Papierfabrikant 1903, S. 425) bettet die Fasern in eine
Calciumnitratj odlösung.
100 g Ca (NOj), trocken
90 g HjO
3 ccm Jodlösung (1 g J, 5 g K J, 50 ccm H, 0).
Hierin erscheinen
Lumpen
Nadelholzzellstoff (ungebleicht)
(gebleicht)
Strohzellstoff
Laubholzzellstoff
Holzschliff
Für die Bestimmung der verschiedenen Faserarten ist. es not-
wendig, außer auf die Farbe auch auf den Bau und die Gröfienverhält-
nisse der einzelnen Fasern zu achten. Die wichtigsten charakteristischen
anatomischen Merkmale sind im folgenden kurz angegeben.
BoloMhUfff welcher durch rein mechanische Zerkleinerung des
Holzes (meist Nadelholz) gewonnen wird, besteht aus unregelmäßigen
Bruchstücken von Fasern oder Faserbündeln, an welchen die für das
weinrot
hell zitronengelb
rosa mit violettem Stich
blau
blau
gelb.
Fig. 99.
betreffende Holz charakteristischen Poren, Markstrahl zellen etc. sehr
zahlreich wahrzimehmen sind (Fig. 99). Isolierte, gut erhaltene Fasern,
sowie Fasern mit natürlichen Enden sind im Holzschliff sehr selten.
UnterBuchungeiL 5. Aufl. m. 48
754
Papier.
JuJte (yon verschiedenen Corchorasaxten stammend) besteht aus
isolierten oder zu Bündeln vereinigten Bastfasern. Von anderen Faser-
arten unterscheidet sich die Jute dadurch, dafi der Hohlkanal bei gleich-
bleibender Dicke der Faser in seinem Durchmesser sehr wechselt, so
daB er bald weit, bald nur als dunkle Linie erscheint (Fig. 100).
Pig. 100.
Fig. 101.
HölaBxMetoff stammt wie der Holzschliff meist von Nadelhölzern
und unterscheidet sich von den übrigen isolierten Fasern durch die groBe
Breite der einzelnen Zellen. Der Hohlkanal ist meist sehr weit, die
Enden der Fasern abgerundet oder stumpf zugespitzt. Für Zellstoff
von Nadelhölzern sind die behöften Poren charakteristisch (Fig. 101), für
Laubholzzellstoffe die GefaBe.
StrohztXUtoff* I^ie Bastzellen (Fig. 102 b), welche die Hauptmenge
des Strohzellstoffes ausmachen, sind meist ziemlich schmal und walzen-
förmig und zeigen nadelähnlich zugespitzte Enden. Charakteristisch ist
das Vorkommen von wellenförmig geränderten Oberhautzellen, sowie
dünnwandigen, kurzen, an den Enden abgerundeten Parenchymzellen
(Fig. 102 a und c).
Eapa/rtasMstoff wird gewonnen aus dem in Afrika und Spanien
in grpBen Mengen vorkommenden Stipa tenacissima. Die Oberhaut- und
Bastzellen sind denen des Strohes sehr ähnlich,' aber von geringeren
Abmessungen (Fig. 103 a und b). Von dem Strohzellstoff unterscheidet
sich Esparto durch kleine zahnförmige Zellen (Fig. 103 c), sowie durch
das Fehlen der groBen Parenchymzellen. Ein weiteres Unterscheidungs-
merkmal bildet die abweichende Färbung eines Teiles der Bastfasern.
Fig. 102.
Fig. lOS.
Leinen. Die Bastzellen des Flachses sind schmal und walzen-
förmig und dicht mit knotenartigen Anschwellungen versehen (Fig. 104V
Das Lumen ist sehr eng und erscheint meist nur als dunkle Linie. Da
Mikroskopische Untersuchung.
755
die Leinenfaser ursprünglich verhältnismäfiig lang ist, so kommt sie im
Papier nur in Bruchstücken vor, deren Enden oft in einer sehr charak-
teristischen Weise zerfetzt sind. Die Leinenfaser zeigt oft deutliche
Längsstreifung. Die natürlichen £nden, welche sehr spitz sind, kommen
sehr selten im Papier Yor.
Hanf* Die Hanffaser ist der Leinenfaser sehr ähnlich und läßt
sich im Papier von der letzteren nicht mit Sicherheit unterscheiden.
Bawmwölle. Die Samenhaare der Baumwolle sind leicht an der
schlauchartigen zusammengeklappten Form der Zelle zu erkennen. Der
Hohlkanal ist meist sehr weit und die Zellwand häufig gitterförmg ge-
streift (Fig. 105). Zuweilen ist die Faser spiralförmig gewunden, eine
Erscheinung, die bei der rohen Baumwolle stets und sehr deutlich zu
beobachten ist. Die natürlichen Faserenden sind abgerundet, kommen
jedoch im Papier selten Tor. Die in dem Papier vorhandenen Bruch-
stücke haben oft quer abgerissene Enden.
Die Schätzung d^r Mengenverhält-
Fig. 104. nisse der verschiedenen in einem Papier
vorhandenen Faserarten geschieht am
besten durch direkten Vergleich mit Prä-
paraten, welche von bekannten, in Brei-
form aufbewahrten Fasermischungen frisch
hergestellt werden.
Fig. 105.
Bei der Prüfung stellt man zunächst bei 50 — 70-facher Vergrößerung,
und am besten unter Verwendung von Chlorzinkjodlösung als Präpa-
rationsflüssigkeit, das Verhältnis der Farbengruppen zueinander und
dann bei 150 — 200-facher Vergrößerung das Verhältnis der einzelnen zu
derselben Gruppe gehörigen Faserarten imter sich fest.
Für die Beurteilung des Mahlungszustandes bedient man sich
einer etwa 25 -fachen Vergrößerung. Da die Bedeutung der in der
Praxis für den Mahlungszustand gebräuchlichen Ausdrücke „lang",
„kurz", „rösch" und „schmierig" nach der Art der in Frage kommenden
Papiere wechselt und es fast unmöglich ist, eine zutreffende Beschrei-
bung des Mahlungszustandes zu geben, so muß man sich im allge-
gemeinen auf vergleichende Prüfung zweier oder mehrerer Papierstoffe
beschränken.
48»
756 Papier.
Benrteilimg des VerhoIzimgsgradeB der Zellstoffe.
Die in der Papierfabrikation verwendeten ZellstoflPe sind teils Yöllig
entholzt, teils enthalten sie noch geringe Mengen der Holzsubstanz; es
hängt dies ab yon dem Aufschließungs- und Bleichprozeß, den sie durch-
gemacht haben. Gebleichte Sto£Fe sind meist frei von Holzsubstanz,
ungebleichte oder halbgebleichte zeigen noch mehr oder weniger starke
Verholzung. Die Färbung der Fasern in Jodlösung läßt oft schon
erkennen, mit welchem Grade der Verholzung man es zu tun hat. Deut-
licher noch läßt sich dies durch Behandlung mit gewissen Farbstoffen
ermitteln.
Verfahren nach Dr. Klemm.
Dr. Klemm beurteilt den Grad, bis zu welchem die Holzzellen
in reine Zellstofffasem übergeführt worden sind, nach dem Farbton und
der Stärke der Färbung mit Malachitgrün in essigsaurer Lösung. (Der
Farbstoff wird in Wasser mit 2-proz. Essigsäure bis zur Sättigung
gelöst.) Das Reagens ist für mikroskopische Präparate imd, wenn Zell-
stoffe ald solche Torliegen, auch makroskopisch anwendbar. Je reiner
ein Zellstoff ist, um so weniger färbt er sich. Die besten gebleichten
Stoffe färben sich fast gar nicht, halbgebleichte himmelblau, ungebleichte
stark grün.
In Verbindung mit Malachitgrün läßt sich nach Klemm durch
einen zweiten Farbstoff herausfinden, ob Natron* oder Sulfitzellstoff
vorliegt. Dies geschieht durch eine gesättigte, mit 2-proz. Alkohol ver-
setzte Lösung von Rosanilinsulfat in Wasser, die mit Schwefelsäure
versetzt wird, bis sie einen violetten Schimmer angenommen hat.
Die Zellstoffe färben sich damit, wie folgt:
1. Ungebleichter Sulfitzellstoff wird tief violettrot.
2. Gebleichter Sulfitzellstoff nimmt eine weniger starke und weniger
ins Violett spielende rote Färbung an.
3. Ungebleichter Natronzellstoff färbt sich durchschnittlich noch
etwas weniger als gebleichter Sulfitzellstoff.
4. Gebleichter Natronzellstoff erhält nur einen schwach rötlichen
Schimmer oder färbt sich überhaupt nicht.
Die bei alleiniger Anwendung der Rosanilinlösung nicht mögliche
Unterscheidung von gebleichtem Sulfit- und imgebleichtem Natronzelistoff
läßt sich nach Klemm bewerkstelligen, wenn außerdem noch die Prü-
fung mit Malachitgrün vorgenommen wird. Färbt sich der Zellstoff mit
Rosanilinsulfat rot, mit Malachitgrün deutlich grün, so hat man es mit
ungebleichtem Natronzellstoff zu tun; färbt er sich mit Rosanilinsulfat
wohl auch rot, mit Malachitgrün dagegen schwach blau oder gar nicht,
80 hat man auf gebleichten Sulfitzellstoff zu schließen.
Verholzangsgrad der Zellstoffe. 757
Unter Zugrundelegung der von Behrens für die TJntersclieidung
Yon Gewebefasem yorgesclilagenen Doppelfärbung mit Malachitgrün
und Kongorot kann man die Terschiedenen Reinheitsgrade der Zell-
stoffe Tielleicht noch besser unterscheiden. Das zu prüfende Material
wird durch Kochen mit verdünnter Natronlauge aufgeschlossen. Der
Faserbrei wird hierauf mit der 15 — 20-fachen Menge einer etwa Y^-proz.
Lösung von Malachitgrün in Wasser, die mit einigen Tropfen Essig-
säure angesäuert ist, einige Minuten erwärmt, dann, nachdem er gut
durchgeschüttelt worden ist, auf ein Sieb gebracht und ausgewaschen,
bis das Waschwasser fast farblos abläuft. Schon nach dieser Vorbehand-
lung kann man sich oft ein Bild von dem Yerholzungsgrad der Fasern
machen. Sind sie stark verholzt, so erscheinen sie stark grün gefärbt;
sind sie nicht oder wenig verholzt, so zeigen sie nur eine schwache
grünliche Färbung.
Zur weiteren Beurteilung wird der mit Malachitgrün behandelte
Stoff in ähnlicher Weise mit einer 15 — 20-fachen Menge wäßriger, etwa
y,-proz. Kongorotlösung, zu der man einige Kömchen Soda fügt, gefärbt
und ausgewaschen, bis das Waschwasser fast farblos abläuft. Aus dem
so behandelten Stoff werden geringe Mengen entnommen und in Wasser
oder Wasser und Glyzerin präpariert. Stark verholzte Fasern erscheinen
dann im mikroskopischen Bilde stark grün gefärbt, weniger verholzte
bläulichgrün bis hellgrün, und unverholzte Fasern rot.
Makroskopische Bestimmang des Holzsclillffes.
Will man ein Papier nur auf Holzschliff oder andere verholzte
Fasern ohne Mikroskop untersuchen, so kann man sich hierzu ver-
schiedener Reagentien bedienen. Eine mit Salzsäure versetzte Lösung
von Phloroglucin in Alkohol färbt holzschliffhaltiges Papier rot; eine
wäßrige Lösimg von Anilinsulfat färbt goldgelb.
Dr. Wursters Di -Papier oder Di -Lösung (Dimethyl-para-
phenylendiamin) , ersteres für die Reaktion mit Wasser angefeuchtet,
erzeugt auf holzschliffhaltigen Papieren einen orangeroten Fleck, der,
weiter mit Wasser behandelt, karmoisinrot wird. Da die Färbung je
nach der Menge des vorhandenen Holzschliffes mehr oder weniger in-
tensiv wird, so kann man mit Hilfe einer Farbenskala oder besser mit
Papieren von bekanntem Holzschliffgehalt den Holzschliff annähernd
quantitativ bestimmen. Bei der Verwendung von Phloroglucin ist zu
berücksichtigen, daß einige in der Papierfabrikation zum Nuancieren
benutzte Farben (z. B. Metanilgelb) schon durch die in der Phloro-
glucinlösung vorhandene Säure eine Rotfärbung des Papiers veran-
lassen.
758 Papier.
Bestimmimg der Leimfestigkeit.
Die Bestimmung der Leimfestigkeit geschieht am besten, indem
man auf dem zu prüfenden Papierblatt mittels einer mit guter Eisen-
gallustinte (z. B. Alizarintinte von Leonhardi) gefüllten Ziehfeder
Linien Yon 0,5, 0,75, 1,0 und 1,25 mm Breite zieht und sie ohne abzu-
löschen eintrocknen läßt. Bei leimfesten Papieren müssen die Ränder
der Linien scharf sein und auf der Rückseite des Blattes darf die Tinte
der Linien mit 0,75 mm und geringeren Breiten auch nach etwa 24 Stunden
nicht durchschlagen.
Ha^zleinu Man kocht einige Gramm Papier mit absolutem
Alkohol und einigen Tropfen Essigsäure und gieBt die Lösimg in destil-
liertes Wasser. Eine Trübung zeigt die Gegenwart von Harz an. Um
bei einigen Spezialpapieren eine Verwechselung von Fett oder Wachs
mit Harz zu yermeiden, ist es zweckmäßig, den alkoholischen Auszug
zu verdampfen und den Rückstand auf Konsistenz etc. näher zu prüfen.
Läßt man auf ein mit Harz geleimtes Papier einige Tropfen Äther
fallen, so zeigt sich an den betreffenden Stellen nach dem Verdunsten
des Äthers ein durchscheinender Rand.
Bei quantitativen Bestimmungen, welche entweder durch wieder-
holtes Auskochen mit Natronlauge oder durch Extrahieren mit Alkohol
oder Äther ausgeführt werden können, muB der Aschengehalt des Rück-
standes, sowie etwaige auch in ungeleimten Papieren vorhandene Ex-
traktivstoffe bestimmt und berücksichtigt werden.
TieHeim» 5 — 10 g Papier werden mit möglichst wenig destil-
liertem Wasser ausgekocht, die Lösung filtriert, auf ein kleines Volumen
eingeengt und mit Tanninlösung versetzt. Bei Anwesenheit von tieri-
schem Leim entsteht ein grauweißer, flockiger Niederschlag. Da unter
gewissen Bedingungen auch Stärke mit Tannin einen ähnlichen Nieder-
schlag gibt, so prüft man den erhaltenen Niederschlag durch Zusatz von
verdünnter Jodlösung imter dem Mikroskop. Der Leimniederschlag färbt
sich durch Jod intensiv braungelb, der Stärkeniederschlag dunkelblau.
Die quantitative Bestimmung geschieht am besten durch Ermitte-
lung des Stickstoffgehaltes.
K€ueinleifn. Zum Nachweis von Kasein benutzt man am besten
die Reaktion von Adamkiewicz, nach der sich eine Mischung von
1 Vol. konzentrierter Schwefelsäure und 2 Vol. Eisessig nach Zusatz
von Kasein beim Erwärmen schön rotviolett färbt. Tierleim gibt diese
Färbung nicht.
Das Ausziehen des Kaseins aus dem Papier erfolgt durch Behandeln
mit Boraxlösung oder schwachen Laugen. Die Ausscheidung aus der
Lösung erfolgt dann durch vorsichtigen Zusatz von Essigsäure, event.
Leimfestigkeit. Vergilbung. 759
unter Erwärmen. Das abgeschiedene Kasein wird abfiltriert, getrocknet
und in angegebener Weise geprüft. Entsteht (bei sehr geringen Mengen
Kasein) kein Niederschlag, so dampft man das Ganze zur Trockne ein
und prüft den Rückstand.
Stärke. Der Nachweis der Stärke geschieht durch Einlegen des
Papiers in verdünnte Jodlösung. Bei Anwesenheit von Stärke färbt sich
das Papier je nach der Menge der vorhandenen Stärke hellblau bis
dunkelblau. Für die genaue Bestimmung der Menge wird die Stärke
durch Behandlung mit Diastase oder verdünnter Säure in Zucker ver-
wandelt und dieser in bekannter Weise bestimmt (vergl. S. 496).
Yergilbiiiig.
Als Vergilbung bezeichnet man die Änderung des Farbtones eines
Papiers beim Lagern; sie ist in mehr oder minder hohem Maße und in
mehr oder weniger langen Zeiträumen bei allen Papieren zu beobachten
und ist vorzugsweise auf die Einwirkung von Licht, Luft und Wärme
zurückzuführen. Am schnellsten geht die Vergilbung bei Einwirkung
von Licht oder Wärme von statten; werden diese beiden Faktoren aus-
geschlossen, wird das Papier also unter Abschluß von Licht in unge-
heizten Räiunen aufbewahrt, so hält es sich lange unverändert.
Am leichtesten vergilben wie bekannt Papiere mit verholzten
Fasern, also in erster Linie holzschliff haltige Erzeugnisse; bei diesen
bemerkt man schon, wenn sie nur kurze Zeit von der Sonne beschienen
wurden, den Beginn der Vergilbung. Je mehr verholzte Fasern sie
enthalten, um so stärker vergilben sie. Das gleiche Verhalten zeigen
Papiere, die mit Farbstoffen getönt sind, die nicht lichtecht sind.
Aber auch holzfreie Papiere, ohne Zusatz derartiger Farben her-
gestellt, vergilben oft ziemlich stark, und nach den Untersuchungen von
Dr. Klemm sind hier vorzugsweise seifenartige Verbindungen des Eisens
mit Harz- und Fettkörpem die Ursache.
Die Menge dieser Verbindungen gibt ein Maß für die Beurteilung
der Vergilbungsneigung.
Als bestes Mittel, diese Seifen aus dem Papier herauszulösen,
empfiehlt Klemm eine Mischung von 2 Tl. Äther und 1 Tl. Alkohol.
Mit diesen Anhaltspunkten ist der Weg zur Ermittelung der Ver-
gilbungsneigung eines Papiers gegeben.
Aus einer abgewogenen Menge Papier (3 g) werden die Eisenseifen
in einen Extraktionsapparat (z. B. Thorn, Soxhlet) mit Hilfe des Äther-
Alkoholgemisches ausgezogen, und dann wird der Gehalt an Eisen be-
stimmt. Hierzu wird der Auszug zur Trockne verdampft, geglüht und
der Rückstand mit Säure aufgenommen.
760 Papier.
Für die EisenbestimmuBg leistet in den meisten Fällen das auf
Farbvergleich beruhende Verfahren mit Hilfe von Rhodanammonium und
einer titrierten Lösung yon Eisenchlorid oder Ammoniakeisenalaun in
der YOn Lunge imd v. Keler ausgearbeiteten Form (Bd. I S. 385) gute
Dienste. Es erlaubt die Bestimmimg auf eine Genauigkeit von d: 0,000001 g
Eisen, wenn 5 ccm des Auszuges zur Untersuchung benutzt werden. Die
Gesamtmenge des yorhandenen Eisens darf aber nicht mehr als 0,00002 g
betragen. Ist mehr Eisen yorhanden und hat man den Auszug zunächst
so hergestellt, daß 5 ccm 1 g Papier entsprechen, so muß man entweder
den Auszug entsprechend yerdünnen oder aber das Eisen in anderer
Weise bestimmen«
Der in Form yon Eisenseifen in Papieren yorhandene Gehalt an
Eisen schwankt nach den bisherigen Erfahrungen zwischen 0,0002 g und
0,01 g in 100 g Papier oder 0,2 g bis 10 g in 100 kg Papier.
Die einwandfreieste Beurteilung eines Papiers auf Yergilbung wird
immer die direkte Belichtimg gestatten, jedoch ist ihre Ausführung,
namentlich im Winter, sehr zeitraubend. Die Bestrahlung mit künst-
lichem Licht kann zunächst noch keine ausschlaggebenden Ergebnisse
liefern, da es noch an Vergleichen mit dem Sonnenlicht fehlt.
Für ein genaueres Studium der Papierprüfungsmethoden, insbe-
sondere auch der mechanischen, wird yerwiesen auf nachstehende
Literatur.
A. Selbständige Werke.
Behrens, Anleitang zur mikrochemischeD Analyse der wichtigsten organischen
Verbindungen. Heft 11. Die wichtigsten Faserstoffe. Hambarg and
Leipzig 1896.
Herzberg, W., Papierprüfung. 2. Auflage. Berlin 1902. 10 M.
Höhnel, Die Mikroskopie der technisch yerwendeten Faserstoffe. Wien 1887.
Hoyer, E., Das Papier, seine Beschaffenheit und seine Prüfung. München 1882.
4 M.
— Über die Entstehung und Bedeutung der Papiemormalien, sowie deren
Einfluß auf die Fabrikation des Papieres. München 1888. 2 M.
Klemm, P., Handbuch der Papierkunde. Leipzig 1904.
Müller, A., Qualitative und quantitative Bestimmung des Holzschliffs im Papier
1887. 8 M.
Normalpapieri Sammlung der Vorschriften für amtliche Papier- und Tinten-
Prüfung. Berlin 1892. 3 M.
Rejtö, A., Anleitung für Private zur Durchführung der Papierprüfung. Buda-
pest 1898. 2 M.
Literatur. 761
Rössel, Papiere und Papierprufong mit BerücksichtigaDg der in der Schweiz
verwendeten Schreib- und Druckpapiere. Biel 1895.
Valenta, £., Das Papier, seine Herstellong, Eigenschaften, VerweÄdang in den
graphischen Drucktechniken, Prüfung u. s. w. Halle a/S. 1904.
Wiesner, J., Mikroskopische Untersuchung des Papiers mit besonderer Berück*
sichtigung der ältesten orientalischen und europäischen Papiere. Wien
1887. 6 M.
Winkler, 0., Der Papierkenner. Leipzig 1886. 10 M.
Winkler-Earstens, Papiernntersuchung. Leipzig 1902.
B. Fachzeitschriften, in welchen Arbeiten über Papierprüfung
vorzugsweise veröffentlicht werden.
Mitteilungen des Königlichen Materialprüfungsamtes zu Groß-
Licht erfelde-West.
Mitteilungen des k. k. technologischen Gewerbe-Museums Wien.
Papier-Zeitung. Berlin.
Wochenblatt für Papierfabrikation. Bieberach- Württemberg.
Der Papierfabrikant. Berlin.
PapierprttftuigsaiiBtalteiL
Groß -Lichterfelde -West. Königl. Materialprüfungsamt. Direktor:
Professor A. Märten s. Abteilung für papier- und textiltechnische Prüfungen.
Vorsteher: Professor W. Herzberg.
Karlsruhe. Großherzogliche Prüfungs- und Versuchsanstalt. Leiter
der Arbeiten über Papierprüfung: Professor Haas.
Leipzig- Gautzsch. Laboratorium für die Untersuchung von Papier, Rohstoffen
der Papierindustrie u. s. w. von Dr. Paul Klemm.
Leipzig. Papierprüfungsanstalt von Otto Winkler, Uferstr. 8, L
Nürnberg. Papierprüfungsanstalt des Bayerischen Gewerbemuseums
in Nürnberg. Vorstand: Dr. Stockmeier.
Stockholm. Materialprüfungsanstalt der Technischen Hochschule. Vorsteher:
Ingenieur Dillner.
Wien. Papierprüfungsanstalt des k. k. technologischen Gewerbe-
Museums. Vorstand: Professor G. Lauboeck.
Tinte.
Von
Osw. Schlattig,
Direktor der Tintenfabrik von Aug. Leonhardi in Loschwits bei Dresden.
I« Übersieht«
Tinte ist eine Flüssigkeit, welche zur Herrorbringung sichtbarer
Zeichen mittels Schreib-, Zeichen- oder Ausziehfeder auf Papier, Textil-
stoffen, Haut, Holz, Metall, Glas etc. dient.
Die Rohstoffe zur Herstellung von Tinten finden sämtlich auch
ausgedehnte Anwendung in anderen Zweigen der chemischen Industrie.
Es kann daher auf eine Beschreibung der Methoden zu ihrer Unter-
suchung hier verzichtet und auf die einschlägigen Kapitel des Tor-
liegenden Handbuchs verwiesen werden.
Eine Besprechung der Zwischenprodukte und der Kontrolle des
Betriebes ist bei den so zahlreichen Sorten und überaus verschieden-
artigen Herstellungs weisen, die überdies meist zu den Fabrikgeheimnissen
gehören, nicht tunlich.
Bevor die Prüfungsmethoden selbst besprochen werden, soll zu-
nächst eine Übersicht und Charakteristik der hauptsächlichsten Tinten-
sorten voraufgehen. Denn in der bisherigen Literatur über Tinte findet
man zwar eine große Zahl meist empirisch zusammengestellter Rezepte,
nicht aber eine vergleichende Übersicht. Und gerade eine solche er-
scheint zur Orientierung für diejenigen, welche sich mit dieser Spezialitat
noch nicht eingehender zu beschäftigen Gelegenheit hatten, unbedingt
notwendig, da nur ein Überblick über das ganze Gebiet eine schnelle
und sichere Beurteilung ermöglicht.
Von den zahlreichen Tintensorten sollen nur die gangbaren Handels-
marken behandelt werden, nicht aber die vielfachen Spezialitäten von
untergeordnetem Interesse, welche ja häufig nichts weiter als Spiele-
reien sind.
Sorten und Beschaffenheit. 763
Unter den Tinten des Handels werden gewöhnlich folgende
10 Sorten iinterschieden :
1. Gallustinten (Schreib- und Eopiertinten),
2. Blauholztinten - -
3. Farbige Tinten - -
4. Zeichentinten oder Ausziehtuschen,
5. Hektograpbentinten,
6. Autographie- (lithographische) Tinten,
7. Bronzetinten,
8. Signier- und Wäschezeichentinten,
9. Atztinten,
10. Sympathetische Tinten.
Diese Aufzeichnung leidet an der Inkonsequenz, daB einige Sorten
nach ihrer Zusammensetzung, andere nach ihrem Zwecke gekenn-
zeichnet sind.
Eine Einteilung nach der durch ihre Zusammensetzung bedingten
Beschaffenheit liefert den Anfang zu einem systematischen Gange der
Tintenanalyse, während eine solche nach dem Zwecke das Wesen und
den Wert des wichtigsten Teils der Tintenuntersuchung, nämlich der
amtlichen Tintenprüfung, klar macht.
Aus diesen Gründen möge hier eine doppelte Übersicht nach den
genannten zwei Gesichtspunkten erfolgen.
Wenn die Grenzen zwischen den einzelnen Abteilungen auch nicht
immer absolut scharf hervortreten, so wird es doch in der Kegel ge-
lingen, die yerschiedenen Sorten ihrem Hauptcharakter nach einreihen
zu können. Es werden die Übersichten dem untersuchenden Chemiker
immerhin genügende Anhaltspunkte für eine vorläufige Beurteilung bieten,
auf Grund deren die weitere Prüfung wesentlich erleichtert wird.
1. Übersicht nach der Beschaffenheit.
A. Die Tinte ist eine Suspension.
I. Der suspendierte Farbstoff ist anorganisch: Bronzetinten, weiß
färbende Tinten, rußhaltige schwarze flüssige Tuschen und Tinten.
II. Der suspendierte Farbstoff ist organisch: manche farbige
Wäschezeichentinten, Gallustinten, welche keine klare, filtrierbare Lösung
sind (bis Mitte vorigen Jahrhunderts gebräuchlich).
B. Die Tinte ist eine klare Lösung.
I. Die Tinte ist farblos oder nur wenig gefärbt: sympathetische
Tinten, einige Signier- und Ätztinten (FluBsäure, Alkalilaugen etc.).
764 ^'^^'
II. Die Tinte ist derart intensiv gefärbt, daß sie bereits genügend
farbgesättigte Schriftzüge gibt und behält dieselbe Färbung, mit welcher
sie aus der Feder fließt, auch nach dem Eintrocknen der Schriftzüge bei:
1. Der Farbstoff ist anorganisch, z. B. Berlinerblautinte.
2. Der Farbstoff ist organisch:
a) natürlich: Tinten aus Pflanzenextrakten ohne solche Metall-
salze, welche die ursprüngliche Färbung verändern, wie die
des Chroms, £isens, Kupfers, der Tonerde etc., Tinten aus
Indigo, Karmin u. a.,
b) künstlich: die meisten Teerfarbentinten, Autographietinten.
III. Die Tinte ist, wie bei II, ebenfalls intensiv gefärbt, ändert
aber ihre Färbung nach dem Eintrocknen der Schiiffczüge.
1. Alle diejenigen Gallustinten, welche eine klare, filtrierbare
Lösung sind.
2. Die Mehrzahl der Blauholztinten und Farbholztinten überhaupt.
3. Einige Hektographentinten.
4. Die meisten Signier- und Wäschezeichentinten, z. B. Anilin-
schwarztinten, angefärbte Höllensteintinten u. a. m.
Bei dieser Einteilung werden die Unterarten durch die Be-
schaffenheit ihres Farbstoffes gekennzeichnet. Letztere lassen
sich wieder, wie aus vorstehendem schon teilweise hervorgeht, in
3 Gruppen trennen:
Die 1. Gruppe umfaßt Farbstoffe, welche in der Tinte bereits fertig
gebildet enthalten sind — gleichgültig ob suspendiert oder gelöst — und
sich beim Eintrocknen der Schriftzüge nicht verändern, als die Bronzen,
Mineralfarben, die meisten Teerfarben, die Farbstoffe mancher Blauholz-
schreibtinten u. a. m.
Die 2. Gruppe enthält solche , welche in der Tinte ebenfalls schon
sichtbar sind, die sich aber beim Eintrocknen der Schriftzüge durch
den Einfluß der Luft und die Bestandteile des Papiers u. s. w. ver-
ändern, indem ihre Nuance eine andere wird, wie die Teerfarben einiger
Hektographentinten und die Farbstoffe der meisten Blauholztinten.
Die 3. Gruppe endlich umfaßt diejenigen, welche in der flüssigen
Tinte noch nicht fertig gebildet enthalten sind, da ihre Komponenten
noch unverbunden nebeneinander bestehen. Hier bildet sich der Farb-
stoff erst während und nach dem Eintrocknen der Schriftzüge teils
von selbst ebenfalls durch den Einfluß der Luft und die Bestandteile
des Papiers, wie die Eisen Verbindungen der Gallussubstanzen, oder er
wird hervorgerufen durch Wärme oder Chemikalien, wie bei sympathe-
tischen Tinten u. a. m.
Infolge der verschiedenartigen Beschaffenheit der Farbstoffe der
2. und 3. Gruppe haben wir bei den aus ihnen hergestellten Tinten
Übersicht nach Beschaffenheit und Zweck. 7g5
zweierlei Arten Yon Färbung zu unterscheiden: eine yorläufige und
eine endgültige.
Die Tor läufige Färbung ist diejenige, mit welcher die Tinte
aus der Feder flieBt. Sie wird durch den yorl auf igen Farbstoff
bedingt, der fertig gebildet in der Tinte Torhanden ist, z. B. durch den
Teerfarbstoff bei den Gallustinten.
Die endgültige Färbung ist diejenige, welche die Schriftzüge
nach dem Eintrocknen annehmen. Der hierbei sich nun erst bildende
ist der nachträgliche Farbstoff, z. B. bei -den Gallustinten die
Eisenyerbindung der GuUussubstanz , welcher mit dem vorläufigen zu-
sammen den Gesamtfarbstoff der Tinte repräsentiert, der die oben
erwähnte endgültige Färbung bedingt.
Da bei den Tinten, welche nur Farbstoffe der 1. Gruppe enthalten,
eine Veränderung auf dem Papier nicht eintritt, so fallen bei diesen
Torläufige und endgültige Färbungen zusanmien.
2. Übersicht nach dem Zwecke.
A. Tinten, deren Schrifteüge nicht vervielfältigt werden sollen:
I. Zum Schreiben auf Papier mit Schreibfeder.
a) Normaltinten (für Behörden):
1. Klasse I, unvergängliche, von dokumentarischem Werte,
2. Klasse II, vergängliche.
b) Gewöhnliche Tinten (zum allgemeinen Gebrauch):
1. farbige Schreibtinten (sogen, bunte, Salon- etc. Tinten),
2. Bronze- und Mineralfarbentinten,
3. sympathetische Tinten.
II. Zum Zeichnen auf Papier und Linienanlegen mittels
Zeichen- und Ausziehfeder: Zeichentinten oder sogen. Auszieh-
tuschen, farbig und schwarz.
III. Zum Schreiben und Zeichnen auf anderes Material als
Papier mit Federn, Griffeln, Pinseln etc.
1. Wäschezeichentinten oder Merktinten für Textilstoffe,
2. Signiertinten für Holz, Metall, Leder etc.
3. Ätztinten für Metall, Glas etc.
B. Tinten, deren Schriftzüge vervielfältigt werden sollen:
Kopiertinten.
I. Abdruckkopiertinten oder direkt kopierföhige.
a) Naßkopiertinten: Gallus-, Blauholz- und Teerfarbenkopier-
tinten.
b) Trockenkopiertinten.
766 Tinte.
II. Umdruckkopiertinten oder indirekt kopierföhige.
a) Hektographentinten.
b) Autographie- und lithographische Tinten.
Die Zwischenglieder erschweren auch bei dieser Einteilung häufig
die Einreihung in bestimmte Abteilungen. Zunächst ist zu berück-
sichtigen, daß ein scharfer Unterschied zwischen kopierfähigen und nicht
kopierfähigen Tinten nicht überall ohne weiteres zu konstatieren ist.
Die sog. Normalschreibtinten geben z. B. fast alle kurze Zeit nach dem
Schreiben Kopien und die farbigen Schreibtinten meist noch länger.
Die unter dem Namen „Schreib- und Eopiertinten^ im Handel befind-
lichen Tinten sind imter die Kopiertinten zu rechnen, sobald sie noch
am zweiten Tage nach der Schrift mindestens 1 deutliche Kopie geben,
können aber, falls sie sonst den Normalien entsprechen, auch als Norm&i-
schreibtinten Verwendung finden.
Das Hauptmerkmal für die Tinten der Gruppe A besteht darin,
daß sie Vorrat an Farbkörpem nur für die einmalige Originalschrüt
haben, nicht aber noch für eine hinreichend deutliche Kopie. Nimmt
man entgegen ihrer Bestimmung eine Kopie von ihnen, so wird sowohl
diese zu hell ausfallen, wie die zurückbleibenden Schriftzüge zu blaß
erscheinen, weil es für beide zugleich an Farbstoff mangelt.
Tinten der Gruppe B, welche kopiert werden sollen, müssen hin-
gegen Vorrat an Farbkörpem nicht bloß ftir das Original, sondern auch
für die Kopien enthalten, also um so konzentrierter werden, je mehr
Kopien sie liefern sollen. Die noch gegenwärtig vielfach in der Lite-
ratur TOrkommende Angabe, daß die Kopiertinten sich von den Schreib-
tinten nur durch einen Mehrgehalt an hygroskopischen und klebrigen
Stoffen, wie Zucker, Dextnilt, Glyzerin, Gummi etc., unterscheiden, ist
sonach unzutreffend.
Normältinten.
Unter den Schreibtinten nehmen den ersten Platz die sog. „Normal-
tinten" ein: das sind solche Tinten, welche den amtlichen Tintennor-
malien entsprechen und daher zur Lieferung für Behörden geeignet sind.
Für Preußen und die dem deutschen Reiche unterstellten Behörden
sind unter dem 1. August 1888 „€hrundääixe für amUUhe Ti$Um^
Prüfung** erlassen worden, deren wesentliche Teile folgendermaßen
lauten:
Klassifizlerunsr der Tinten.
Klasse I. Eisengallustinte, eine nach dem Trocknen schwane
Schriftzüge liefernde Flüssigkeit, welche mindestens 30 g Gerb- und
Gallussäure, die lediglich Galläpfeln entstammt, und 4 g metallisches
Eisen im Liter enthält.
Grundsätze für amtliche TintenpräfuDg. 7g7
Klasse II. Tinte, welche schwarze Schriftzüge liefert, die nach
achttägigem Trocknen durch Alkohol und Wasser nicht ausgezogen
werden können. Jede Tinte muB leicht fliegen und darf selbst un-
mittelbar nach dem Trocknen nicht klebrig sein.
Yerwendungrsart der Tinten.
Klasse I, Eisengallustinte, findet bei Schriften auf Papier Verwen-
dung, welches nach der Stoffklasse I nur aus Hadern besteht und nicht
mehr als 2 Proz. Asche gibt, oder nach Stoffklasse II aus Hadern mit
Zusatz von Zellulose, Esparto, Strohstoff besteht, aber frei von Holz-
schliff ist und nicht mehr als 5 Proz. Asche gibt.
Klasse II findet bei Schriften auf Papier Verwendung, welches
nach Stoffklasse III oder IV beliebige Stoffzusammensetzung enthält.
Eine dieser beiden Tintenklassen findet für alle amtlichen Schriftstücke
Anwendung, welche nicht durch Umdruck vervielfältigt werden sollen.
Torscliriften bei Aiisschreibungren.
Bei Ausschreibungen von Tintenlieferungen wird außer der Klasse
auch noch der Flüssigkeitsgrad und der Farbenton, welchen die Tinte
beim Ausfließen aus der Feder haben soll, der aber stets nach dem
Trocknen in tiefes Schwarz übergehen muß, vorgeschrieben.
Der Regel nach wird auch vorzuschreiben sein, daß nur frisch be-
reitete Tinte geliefert werden darf und daß deshalb die Ablieferung
größerer Mengen in einzelnen Posten erfolgen muß, welche auf höchstens
je ein Vierteljahr berechnet sind.**
Diese preußischen Tintennormalien bedürfen jedoch noch mehr-
fach der Erweiterung und Ergänzung. Die eingehende Begründung
dieser Anschauung findet sich in einer von Dr. Neumann und mir
1890 veröffentlichten Schrift »Die Eisengallustinten. Grundlagen zu
ihrer Beurteilung" (Dresden, v. Zahn & Jaensch), in welcher auch
die im zweiten Abschnitte mitzuteilende Prüfungsmethode beschrie-
ben wird.
Die Anforderungen, welche man an eine Normaltinte zu
stellen hat, sind nach dieser Schrift folgende: die Tinte muß
1. eine klare, filtrierbare Lösung, keine Suspension darstellen,
2. leichtflüssig sein und längere Zeit bleiben, d. h. leicht, aber
nicht übermäßig aus der Feder fließen, weder stocken, noch
auf dem Papiere breitlaufen, auch von dem letzteren, sofern
es richtig geleimt ist, sofort willig und glatt aufgenommen
werden,
3. längere Haltbarkeit im Glase, d. h. im Tintenfasse, besitzen,
768 Tinte.
a) nur langsam geringen Satz — Torausgesetzt, daß ein solcher
nicht etwa durch Staub oder andere Fremdkörper yerursacht
wird — ,
b) auf der Oberfläche keine hautartigen Ausscheidungen, keinen
Wandbeschlag und nie Schimmel bilden,
4. an einer guten Feder nur geringen, lackartig glatten, nicht aber
locker krustenartigen Ansatz erzeugen,
5. nicht zu sauer sein, sodafl eine gute Feder vorschnell un-
brauchbar wird,
6. keinen stark hervortretenden Geruch besitzen,
7. auf gutem Papier nicht durchschlagen und
8. Schriftzüge liefern, welche nach dem Trocknen nicht klebrig
sind.
Den vorstehenden 8 Anforderungen sollen auch in der Hauptsache
die farbigen Tinten entsprechen.
Bei einer Normaltinte Klasse II ist außerdem zu beanspruchen,
daß sie
9. Schriftzüge liefert, welche nach achttägigem Trocknen intensiv
dunkel gefärbt sind und weder durch Wasser, noch Alkohol —
selbst bei tagelanger Behandlung damit — derartig entfernt
werden können, daß sie unleserlich werden.
Diese Tinten der Klasse II können beliebige Zusammensetzung
haben, wenn sie nur allen 9 Anforderungen entsprechen.
Die Normaltinten Klasse I müssen hingegen grundsätzlich
£isengallustinten sein, welche außer allen Eigenschaften 1 — 9 noch
10. mindestens 6 g Eisen im Liter enthalten und
11. einen genügenden Gallusgehalt besitzen, d. h. Schriftzüge liefern,
welche nach dem Trocknen innerhalb 8 Tagen eine tiefschwarze
Farbe annehmen und dann, selbst nach mehrtägiger Behand-
lung mit Wasser und Alkohol, noch einen bestimmten Grad
von Schwärze behalten.
Die Gründe für die vorstehenden 11 Forderungen sind eingehend
in der Schrift über Eisengallustinten dargelegt worden, auf welche hier
verwiesen sei. An dieser Stelle soll nur kurz die Fassung der Anforde-
rung 11, speziell der darin vorkommende Ausdruck „Gallusgehalt^, er-
läutert werden.
Die Jetzigen EiaengaUu&tinten enthalten dreierlei Art von Be-
standteilen in klarer, filtrierbarer, wässeriger Lösung, nicht in Sus-
pension:
1. vorläufigen Farbstoff, meist Teerfarbstoff oder Indigo, der
nur eine vorübergehende Rolle spielt, d. h. nur so lange sichtbar ist,
als die Tinte noch flüssig und die Schriftzüge ganz frisch sind, beim
Eisengallustinten. 769
Nachdunkeln auf dem Papiere aber bald verdeckt -wird von dem hierbei
sich bildenden nachträglichen Farbstoff;
2. Gallussubstanz und Eisensalz, welche in der Tinte un-
yereinigt nebeneinander bestehen und durch die Bestandteile des Papieres
und unter dem Einflüsse der Luft die schwarze, unlösliche und licht-
beständige Eisengallusverbindung, den nachträglichen Farbstoff, bilden,
welcher der Tinte ihren dokumentarischen Wert verleiht;
3. Zusätze, wie Gummi, sauerreagierende Körper etc., welche die
Torzeitige Bildung der unlöslichen Eisengallusverbindung in der flüssigen
Tinte verhindern und die Leichtflüssigkeit fördern sollen.
Die unter 2 imd 3 genannten Stoffe bilden zusammen eine nur
schwach gefärbte wässerige Lösung,_die sog. „Muttertinte^, auch „Tinten-
körper^ genannt, welche so blafi aus der Feder fließt, daß sie zum
Schreiben noch nicht tauglich ist. Durch Zusatz von Teerfarbstoffen
u. 8. w. erhält sie erst eine hinreichend intensive vorläufige Färbung.
Nach dem Tone der letzteren richtet sich in der Regel die Bezeichnung
der Tinte: Blaugrün aus der Feder fließende Gallustinten werden jetzt
allgemein „Alizarintinte^ genannt; blaufließende „Deutsche Reichstmte^,
„Anthracentinte^, „Aleppotinte^ etc., schwarzfließende „Schwarze Gallus-
tinte" etc.
Alle diese vorläufigen Färbungen werden aber nach dem Eintrocknen
der Schriftzüge bei deren Nachdunkeln durch die nun erst erfolgende
Bildung der schwarzen Eisengallusverbindung immer dunkler und, die
richtige Zusammensetzung der Tinte vorausgesetzt, schließlich schwarz.
Die chemisohe Ursache dieses Nachdunkeins der Eisen-
gallustinten ist in dem mehrerwähnten Buche über Eisengallustinten
einer eingehenden Besprechung unterzogen und an der Hand von Ver-
suchen gezeigt, daß die entstehende Dunkelfärbung auf dem Phenol-
charakter des Tannins und der Gallussäure beruht. Stickstofi&eie phenolr
artige £örper liefern mit Eisensalz auf Papier fixierbare, kräftige Fär-
bungen, wenn sie entweder zwei freie Hydroxylgruppen in Orthostellung
oder eine freie Hydroxyl- und eine Earboxylgruppe, ebenfalls in Ortho-
stellung zu einander, enthalten*
Die Schriftzüge einer guten Eisengallustinte sollen nun gegen Luft,
Licht, sowie nach dem Eintrocknen und völliger Entwicklung auch gegen-
Wasser durchaus widerstandsfähig sein. Es zeigte sich jedoch, daß die
Färbungen derjenigen Phenole, welche nur 2 freie Hydroxyle in Ortho-
stellung oder ein Hydroxyl und ein Earboxyl in Orthostellung besitzen,
nicht genügend wasserbeständig sind. Eine hinreichende Widerstands-
fähigkeit gegen Licht, Luft und Wasser wohnt vielmehr nur den Fär-
bungen derjenigen Phenole inne, welche drei freie benachbarte Phenol-
hydroxyle enthalten. Allerdings dürfen neben diesen nicht noch, störende
Untersuchungen. 5. Aufl. TU. 49
770 Tinte.
Atomgruppen, wie z. B. die Nitrogruppe, vorhanden- sein, so daB man
zu dem Sclilusse kommt: Drei freie Phenolhjdroxjle in Ortho-
Stellung kennzeichnen die für Gallussäure und Tannin charak-
teristische tinktogene Atomgruppierung. Daß der Wasserstoff
des Phenolhydroxyls der Träger der Reaktion ist, zeigt sich daran, daß
die Fähigkeit eines Phenols, mit £isensalzen fixierbare und beständige
Färbungen zu liefern, wieder aufgehoben wird, wenn man diesen Wasser-
stoff durch Radikale ersetzt.
Die Wasserstoffe des Benzolkems nehmen an der Reaktion direkt
nicht teil, da diese auch dann noch eintritt, wenn jene ganz oder teil-
weise substituiert werden. Hingegen übt eine solche Substitution auf
die Nuance der Färbung einen bedeutenden Einfluß aus: Je saurer der
Substituent und je mehr Wasserstoffe durch einen solchen ersetzt werden,
am so heller wird die Färbung.
Das Karboxyl der Gallussäure wirkt nicht tinktogen, da ihre
Ester noch intensiver anfärben, als die freie Gallussäure selbst. Alle
Körper, welche die gleiche tinktogene Atomgruppierung wie Gallussäure
und Tannin — drei freie Phenolhydroxyle in Orthostellung — besitzen,
werden als „Gallussubs tanzen^, der Gehalt einer Tinte an solchen
Körpern als „Gallusgehalt^ bezeichnet. Außer Gallussäure und
Tannin sind zu diesen Gallussubstanzen: Pyrogallol und alle diejenigen
seiner Derivate, in welchen der Wasserstoff der 3 Phenolhydroxyle
nicht substituiert ist, z. B. Mono-, Di- und Tribrompyrogallol, Pyro-
gallolsulfonsäure, Pjrogallolkarbonsäure, Gallussäure-Ester, Mono- und
Dibromgallussäure und ihre Ester, Hämatoxylin etc. zu rechnen. Wird
die Intensität der Färbungen, welche die Gallussubstanzen mit Eisen-
salzen liefern, verglichen, so ergibt sich, daß diejenige des Tannins zu
der hellsten gehört, diejenige der Gallussäure und ihre Ester, sowie
des Hämatoxylins indessen weit dunkler sind. Eine Tinte, welche
neben 4 g Eisen noch 30 g Gerbsäure enthält, gibt keine schwarzen,
sondern nur graue Schriftzüge.
Weitere Versuche zeigten dann, daß die Färbungen der Eisengallus-
Verbindungen um so lichtbeständiger sind, je dunkler sie sind, was gerade
für die Beurteilung des dokumentarischen Wertes einer Tinte von
größter Bedeutung ist.
Das Tannin darf demnach, gar nicht als diejenige Substanz be-
trachtet werden, welche vor allen anderen befähigt wäre, Tinten von
dokumentarischem Werte zu liefern; andere Substanzen — nicht bloß
Gallussäure — sind hierzu weit besser geeignet.
Diese hier nur flüchtig skizzierten Tatsachen sind der Grund,
an Stelle der Forderung von 30 g Gerb- und Gallussäure aus Galläpfeln
die Anforderung 11 zu setzen.
Qualitative Unteraachong. 77]
Hierzu kommt, daB man nicht in der Lage ist, unbedingt festzn-*
stellen, ob jene Forderung von 30 g Galläpfel-, Gerb- und Gallussäure,
die lediglich Galläpfeln entstammt, auch wirklich erfüllt ist.
Ist der Eisen- und Gallusgehalt in einer Eisengallustinte hin-
reichend groB und sind gleichzeitig solche anderen Substanzen, welche,
wie z. B. Mineralsäuren, der Vereinigung von Eisen- und Gallussubstanz
entgegenwirken, nur in eben hinreichenden geringen Mengen vorhanden,
80 wird die Tinte dokumentarischen Wert besitzen.
Ob das der Fall ist, erfährt man durch einen sachgemäßen Ver-
gleich mit einer selbstbereiteten Tinte Yon notorisch hinreichendem Ge-
halt an Gallussubstanz, abgesehen von der Eisenbestimmung. Hierauf
gründet sich die im folgenden Abschnitte zu beschreibende Prüfungs-
methode.
1. Qoalitatiye üntersachmig.
Die Seite 763 — 765 gegebene Übersicht nach der Beschaffenheit
bietet zunächst einige Anhaltspunkte für Feststellung der Hauptbestand-
teile einer Tinte.
Die spezielle Untersuchung -^ird häufig sehr erschwert durch die
groBe Zahl der zur Verwendung kommenden Farbstoffe und anderer
Körper, sowie durch die oft geradezu unglaublichen Kombinationen der
verschiedensten Substanzen. Dazu kommt der weitere Umstand, daB
in vielen Fällen durch Wehseiwirkung der einzelnen Bestandteile neue,
oft unbekannte Körper entstehen, deren Identifizierung schwer ist und
deren Reaktionen den Nachweis der übrigen intakt gebliebenen Bestand-
teile unsicher machen.
Nach allgemeinen analytischen Grundsätzen lassen sich in der
Regel die Bronze-, Signier-, Ätz- und sympathetischen Tinten, meist
auch die Wäschezeichen- und Autographietinten untersuchen. Die An-
wesenheit organischer Bestandteile, namentlich die gleichzeitige von
Pflanzenextrakten neben künstlichen organischen Farbstoffen, gestaltet
die Untersuchung schwieriger.
In diesen Fällen, wie auch bei den übrigen Tinten, wenn die
später anzuführenden diagnostischen Reaktionen nicht genügende Klarheit
schaffen, liegt es nahe, derartige Bestandteile durch Ausschütteln mit Äther,
Chloroform, Benzin etc. zu isolieren. Es sind zuweilen auf diese Weise
günstige Resultate erzielt worden, zumal u. a. in solchen Fällen, in denen
eine Farbstoff base vorher durch Alkalien freigemacht werden konnte.
Zu empfehlen ist es, bei allen Tintenuntersuchungen die Färbungen,
welche die Tinte auf Papier hervorbringt, als Versuchsmaterial zur An-
49»
772 Tinte.
Stellung Yon diagnostischen Reaktionen zu benutzen und sich hierbei
der im folgenden beschriebenen Streifenmethode zu bedienen.
Streifenmethode«
Bringt man die Tinte mittels der Schreibfeder auf Papier, so sind
die entstandenen Schriftzttge in der Regel so schmal und ungleich, dafl
sie nur ungenügendes Yersuchsmaterial darbieten« Auch mit der Reiß-
feder gezogene Linien sind nicht breit genug. Zudem greift in den
meisten Fällen die Tinte den Stahl der Schreib- und ReiBfeder an.
Hierbei kommt nicht allein Eisen in die Tinte, sondern letztere wird
auch noch einer Reduktion ausgesetzt, die häufig deutlich sichtbare Ver-
änderungen hervorruft.
Zu dem Zweck ist die in der Schrift über £isengallustinten be-
schriebene „Streifen^ -Methode, die sich als durchaus brauchbar er-
wiesen hat, sehr zu empfehlen« Es wird ein Stück besten weißen
Schreibpapieres (Papierklasse 1, Stoffklasse 1, Normalformat 1) in einen
eisernen Rahmen gespannt, der tmter 45^ geneigt aufgestellt ist.
Der Rahmen ist in Fig. 106 und 107 abgebildet. Er besteht ans
vier Seitenteilen a, 6, c, (f, welche durch Schrauben e so miteinander
yerbunden sind, daß sie Yoneinander entfernt und wieder gegeneinander
bis zur Berührung genähert werden können. Auf die unteren Seiten-
teile b, c d passen die zugehörigen oberen 6j, C|, d|, welche auf erstere
yermittelst der Flügelschrauben / fest aufgepreßt werden können« Der
zu a gehörige Teil a^ wird an ersteres durch die Schrauben g nicht Ton
oben, sondern Ton außen angepreßt. Auf den Teilen 6, c und d sind
Hohlkehlen angebracht, in welche Stäbe auf der unteren Seite Ton 6|,
C| und dl eingreifen. Soll der Bogen eingespannt werden, so wird zu-
nächst der Rahmen durch Anziehen der Schrauben e fest geschlossen,
dann wird der Bogen mit seiner unteren £ante zwischen a und Oi ein-
gespannt, nach oben umgelegt, wobei jede Faltenbildung sorgfiütig zu
vermeiden ist, und durch Aufpressen der Teile ^i, C| und d^ festge-
klemmt. Darauf erweitert man den ganzen Rahmen durch Aufdrehen
der Schrauben f, bis das Papier straff und glatt gespannt ist wie ein
Trommelfell.
Nun pipettiert man mit Hilfe eines mit 'Marke versehenen Glas-
röhrchens eine bestimmte Menge Tinte heraus, setzt das Glasröhrchen
auf das Papier auf, so daß es sich in senkrechter Lage befindet, imd
läßt durch Lüften des Fingers, welcher das obere Ende des Glas-
röhrchens verschloß, die Tinte auf dem Papier herunterfiüLeßen. Damit
das Glasröhrchen in allen Fällen bequem und sicher unter demselben
Winkel aufgesetzt werden kann, trägt die an dem Seitenteile b ange-
brachte Leitschiene h (Fig. 107) ein Gestell t, das auf derselben hin
Streifenmethode.
773
und her geschoben werden kann. Indem man das Glasröhrchen in die
Rinne dieses Gestelles legt, kann man es leicht in allen Fällen in die-
selbe Lage (unter 45^ zur Papierfläche) bringen. Die überschüssige,
auf dem Papiere herunterrinnende und Ton diesem nicht aufgenommene
Tinte sammelt sich in einer an a^ angebrachten Rinne.
Fig. 106.
Derartige Rahmen liefert das mechanische Institut von Oskar
Leuner an'der technischen Hochschule zu Dresden.
Das GlasrOhrchen hat eine lichte Weite von ca. 3,5 mm und eine
Länge von 250 mm. Die Marke ist 62 mm vom unteren Ende entfernt.
B
«
^l
I ii
u^
w
Fig. 107.
^y
^*
so daß die herauspipettierte Tinte ca. 0,6 g wiegt. Das untere £nde
bleibt zweckmäBiger Weise scharfkantig, weil dadurch die Tinte nicht
a^btropft, während das obere, mit dem Finger zu verschließende, an den
Rändern rund geschmolzen wird.
774 Tinte.
Saugt man die Tinte in diesem Böhrchen bis zur Marke an, und
läBt sie dann auf dem Papier heruntergleiten, so entsteht ein ca. 6 mm
breiter und 270 mm langer Streifen. Hierbei hat man zu beachten, daß
keine Luftblasen auftreten, was indes bei einiger Übung leicht yennieden
werden kann. In der Regel platzen sie sofort beim Berühren mit einem
spitzen Gegenstand. Wenn eine Luftblase auf dem Streifen hängen
bleibt, so entsteht beim Eintrocknen an ihrer Stelle ein Fleck, der natür-
lich zu falschen Ergebnissen führen würde.
Hat man so mit den betr. Tinten die gewünschte Anzahl Streifen
dargestellt, so läßt man den Rahmen mit dem Papierbogen so lange in
derselben Lage, bis die Tinte auf den Streifen vollkommen getrocknet ist.
Bei diesem Verfahren gleitet über das Papier bedeutend mehr
Tinte herab, als darauf haften bleiben kann. Man sieht, daß auf dem
eben fertig gebildeten, noch feuchten Streifen die Flüssigkeit beständig
herunterrinnt, bis ein Gleichgewichtszustand zwischen der Neigung der
Tinte, die schiefe Ebene herunterzufließen, und ihrer Adhäsion am Papiere
eingetreten ist.
Die Breite des Streifens und die Menge der darauf haftenden Tinte
hängen yom Flüssigkeitsgrade und der Adhäsion der Tinte am Papier
ab. Da nun alle Tinten denselben Zweck haben, so sind die beiden
ebengenannten Eigenschafken bei allen ziemlich gleich groß, genau gleich
selbstyerständlich aber nicht. Es ergab sich, daß die Streifen bei den
Gallustinten um so schmäler waren, je größer die Kopierfähigkeit der
Tinte war. Wenngleich auch diese Ungleichheit durchgehend gering
war, so mußte sie dennoch eine Fehlerquelle für die Methode sein.
Der Fehler wird ausgeglichen, wenn die Tinten yor Herstellung der
Streifen gleichmäßig mit destilliertem Wasser verdünnt werden; da^
durch wird jene Ungleichheit entweder völlig ausgeschlossen oder doch
so verringert, daß sie vernachlässigt werden kann. Weitere Gründe für
das Verdünnen werden noch später angeführt.
Bei dieser Methode ist die Menge Tinte, welche den Streifen be-
deckt, längs desselben nicht konstant; sie ist oben (am Anfang) am
geringsten und nimmt nach unten zu. Da sich indessen ein Streifen
genau unter denselben Bedingungen bildet wie der andere, so ist diese
Zunahme bei allen Tinten in derselben Richtung hin gleich groß. Alle
diejenigen Teile verschiedener Streifen, welche von den Anfängen der-
selben gleich weit entfernt sind, auf denen sich also die Tinte während
des Heruntergleitens sozusagen in derselben Phase befand, können
daher hinsichtlich der Intensität der Färbung miteinander verglichen
werden.
Bei dem in Rede stehenden Apparat, welcher zur Aufnahme eines
Papierbogens vom Normalformat I eingerichtet ist, können bequem
Diagnostische Reaktionen. 775
34 Streifen, deren Mittellinien um je 1 cm entfernt sind, angebracht
werden. Sollte man Ursache zu der Vermutung haben, daß das Papier
auf dem Bogen nicht durchaus gleichmäßig sei hinsichtlich der Leimung,
Festigkeit etc., was natürlich von Einfluß auf die Beschaffenheit des
Streifens sein muJB, so kann man mehrere miteinander zu yergleichende
Tinten wiederholt abwechselnd nebeneinander herunterfließen lassen und
so etwaige Unregelmäßigkeiten sofort entdecken. Ein solcher Papier-
spannrahmen ist bei der später zu beschreibenden Methode zur Prüfung
der Normaltinten Klasse I auf genügendes Nachdunkeln unerläßlich.
Bei den qualitatiTcn Vorprüfungen hingegen, besonders bei Ausführung
der im folgenden zu beschreibenden diagnostischen Reaktionen, genügt
es in den meisten Fällen, daß man das Papier einfach mittels Zwecken
auf ein Stück Brett anheftet, welches unter 45 ^ geneigt aufgestellt ist.
Bas Pipettierröhrchen mit der Tinte wird dann nur frei mit der Hand
gehalten und so die Streifen hervorgebracht.
Freilich fallen letztere nicht so gleichmäßig aus, wie auf dem
Spannrahmen, weil das Papier infolge der gebildeten nassen Streifen leicht
wellig wird und sich yerzieht, was bei dem Rahmen Termieden wird.
Diai^ostische Reaktionen.
Zunächst sind die Tinten auf Fließpapier zu bringen, das be-
kanntlich eine teilweise Entmischung hervorruft. Da das gewöhnliche
Filtrierpapier zu dem Zwecke zu dünn ist, so wird mit Vorteil ein
starkes, mit der Bezeichnug A, TE von L. A. Enzinger in Worms a/Rh.
verwendet. Am besten verdünnt man die Tinten vorher, Schreibtinten
mit dem gleichen, Eopiertinten mit dem doppelten oder dreifachen Vo*
lumen destillierten Wassers. Man läßt nun von der Tinte sowohl einen
Tropfen auf ein horizontal liegendes Stück des Papieres fallen und auf-
saugen, als auch nach der Streifenmethode ein mittels GlasrOhrchens
herauspipettiertes Quantum auf einem anderen Stück, das auf einer
schiefen Ebene aus Holz aufgezweckt ist, herunterrinnen. Sehr zu
empfehlen ist femer das bekannte Eintauchen senkrecht hängender
Streifen aus gewöhnlichem Filtrierpapier in die betr. Tinte derart, daß
nur das untere Ende des Streifens in die Tinte kommt. Letztere steigt
dann im Streifen in die Höhe und zwar die einzelnen Bestandteile je
nach ihrem Biffiissionsvermögen. Es ist ratsam, nicht so lange zu warten,
bis das Steigen aufgehört hat, weil dann die Unterschiede wieder ge-
ringer werden, besonders wenn die Tinte mehr als einen festen Bestand-
teil gelöst enthält.
In allen drei Fällen flndet mehr oder minder deutliche Entmischung
statt, die sich durch charakteristisch gefärbte Zonen kenntlich macht.
Durch Betupfen mit geeigneten Reagentien werden in der Regel Flecke
776 Tinte.
hervorgebracht, deren Färbung Aufschluß über die Natur des betr. Be-
-Standteiles gibt.
Bei den Eisengallustinten ist die äußerste Zone nach dem Trocknen
meist hellrostfarbig von basischem Eisenoxydsalz, das beim Betupfen
mit Lösungen von Natriumbisulfat und Ferrocyankalium die Berlinerblau-
Reaktion gibt.
Bei den Tinten,, welche die Auszüge von chinesischen und klein-
asiatischen Galläpfeln, den Ejioppem, DiTidivi, Yalonea, Eichenholz,
fastanienholz und Kampecheholz als Gallussubstanz enthalten, ist nach
1 — 2 Tagen die äußere Zone entweder rein hellrostfarben oder mit einem
Stich in die Färbung des in der Tinte enthaltenen vorläufigen Farb-
stoffes. Die innere Zone ist blauschwarz, und zwar bei den Galläpfeln
und Dividivi mit charakteristischen Linien gerändert, die bei Gerb- und
Farbhölzem fehlen.
Nur bei Sumach, und besonders bei den Myrobalanen geht die
schwarze Färbung der Eisengallusverbindung bis in die äußerste Zone,
80 daß letztere dunkelgrau erscheint. Bei den Myrobalanen ist zwischen
äußerer und innerer Zone eine blauschwarze Linie, an welche sich nach
innen erst ein helles graues Band anschließt, das nach der Mitte zu
schließlich schwarz wird. Beim Sumach fehlt sowohl die scharfe
schwarze Linie als auch das helle Zwischenband, und die gleichmäßig
blauschwarze innere Zone stößt direkt an die gelblichgrüne äußere. Bei
den Chromblau holzschreib tinten und den Blauholzkopiertinten fehlt die
äußere Zone entweder völlig, oder bei den letzteren ist sie ganz hell-
grau und gibt keine Eisenreaktion. Dagegen zeigen alle Blauholztinten
die charakteristische Rotfärbung, welche Schwefelsäure oder Natrium-
bisulfatlösung hervorbringt.
Des weiteren empfiehlt sich die Anwendung der Streifenmethode
auf Schreibpapier, wie sie im vorigen Abschnitt beschrieben ist. Zu-
nächst kann man an diesen Streifen — - besonders wenn die vorläufige
Färbimg der Tinte hell ist — die Eisengallustinten am Nachdunkeln
erkennen. Femer lassen sich durch Betupfen mit verdünnten Lösungen
geeigneter Reagentien farbige oder auch farblose Stellen hervorrufen,
deren Aussehen einen Schluß auf die Natur der in der Tinte enthaltenen
Stoffe gestattet.
Eine vollständige Übersicht über diese Reaktionen hier zu geben,
ist bei der großen Anzahl der zur Tintenfabrikation gegenwärtig ver-
wendeten Farbstoffe und sonstigen Bestandteile nicht möglich. Für
Diagnostizierung der Farbstoffe bieten ausgezeichnete Anhaltepunkte die
bekannten Werke von Schultz, Julius, Lehne, Möhlau, Hummel-
Knecht, Kertesz etc. (Vergl. auch den Abschnitt „Farbstoffe** am
Schluß dieses Bandes.)
Diagnostische Reaktionen. 777
Zu den folgenden Beispielen Ton diagnostischen Reaktionen sind
eine Anzahl von Tinten ausgewählt, die als besonders charakteristisch
erscheinen, deren Zusammensetzung aus der Fachliteratur bekannt ist
und die ihrer Beschaffenheit nach der durchschnittlichen Güte der betr.
Tintensorten des Handels nahekommen. £s sei hier bemerkt, daß diese
Tinten durchaus nicht fdr die besten ihrer Art anzusehen^ sind. Die
Beispiele sind gewählt, weil die Zasammensetzung der Handelstinten
aus naheliegenden Gründen nicht mitgeteilt werden kann. Für den Ver-
such werden alle Tinten mit dem gleichen Volumen destillierten Wassers
yerdünnt und dann mittels der Streifenmethode auf Schreibpapier in
ca. 2 cm Yoneinander entfernten Streifen herunterfließen gelassen. Nach
mindestens eintägigem Trocknen in möglichst reiner Luft bringt man
mittels Glasstab einen Tropfen der Reagenslösung auf die Streifen
gleichweit Tom Anfang derart, daß der Tropfen halb auf den Streifen,
halb auf das weiße Papier kommt, und beobachtet die eyentuell sofort
eintretende Farbenveränderung und endlich diejenige, welche der ein-
getrocknete Fleck nach 24 Stunden angenommen hat.
Nach der Art ihrer yorläuflgen Färbung sind die als Beispiele
herangezogenen Tinten in 5 Gruppen geordnet, und zwar in blau, grün,
rot, violett, braun und schwarz aus der Feder fließende. Von den
Reagenslösungen enthält Natronlauge 2,5 Proz. Na OH, Oxalsäurelösung
1,5 Proz. kryst. Säure, die übrigen sämtlich 5 Proz. vom Reagens, Zinn-
chlorür, außerdem noch 5 Proz. HCl.
I. Grappes blan flieBende Unten.
bleiben dau-
ernd blau,
dunkeln also
nicht nach.
1. Tinte enthält: lösliches Berlinerblaa aus SO^oo Blutlaugensalz
2. - - 1*/^ Indigosulfosaores Natron
3. - - 120/00 Bayrischblau DSF
4. - - 5^00 Methylenblau
5. - ist eine blanfließende Eisengallustinte und zwar der später zu beschrei-
bende Typus für Eisengallustinten mit blauer vorläufiger Färbung; dunkelt
nach und wird schließlich schwarz, wodurch sie sich schon als Eisen-
gallustinte kenntlich macht.
778
Tinte.
Aussehen der betupften Stellen:
Tinte Nr. IS.
Reagens
i.
2.
3.
4.
6.
XT X l
sofort
weiß
gelb
braun
violett
braun
Natronlange
nach 1 Tag
weiß mit
weiß mit
weiß mit
grünblau
dgl.
gelbem
Rand
gelbem
Rand
gelbem
Rand
mit
grünem
Rand
sofort
unver-
unver-
dnnkler-
helierblau
helierblau
Schwefelsäure
,
ändert
ändert
blau
nach 1 Tag
dunkler-
weiß
dgl.
weiß mit
graublau
blau
grünem
Rand
sofort
unver-
unver-
dunkler-
hellerblau
helierblau
Oxalsäure
1
ändert
ändert
blau
nach 1 Tag
1
dunkler-
blan
weiß
dgl.
dgl.
dgL
-
sofort
weiß
hellerblau
schwarz-
hellblau
bräunlich-
Soda
blau
blau
nach 1 Tag
dgl.
hellblau-
grau
hellgelb
mit
grünem
Rand
grünblau
braun
•
vr j •
sofort
unver-
unver-
dunkler-
helierblau
heUblaa
Natnum-
1_ • 1^ A.
•
ändert
ändert
blau
biAulfat
nach 1 Tag
1
dunkler-
blau
weiß
dgl.
dgl.
dgl.
sofort
violettblau
hellerblau
weiß
helierblau
rötlich-
Natriumsulfit
i
grau
nach 1 Tag
weiß
weiß
dgl.
hellblau
braun
sofort
hellgrau
unver-
unver-
helierblau
unver-
Kalinmoxalat
,
ändert
ändert
ändert
nach 1 Tag
weiß
hellblau-
hellblau-
hellblau
braun
grau
grün
Zinnchlorür
mit Salzsäure
1
sofort
nach 1 Tag
unver-
ändert
dgl.
weiß
dgl.
unver-
ändert
dnnkler-
blau
weiß
dgl.
heUbUn
graublau
mit
grünem
Rand
Diagnostische Reaktionen.
779
IL Gruppe: grün flleAende Tinten.
6. Tinte enthält 12 %> Säuiegr&n 1 bleiben dauernd
7. - - 2^0^ Malachitgrün J grün.
8. - ist grünfließender Typus für EisengalluBtinten;
wird schwarz.
Tinte Xr. 6—8.
Reagens
8.
Ammoniak
Natronlange
Soda
Natrium-
Sulfit
Borax
Salpetersäure
Schwefelsäure
sofort
nach 1 Tag
sofort
nach 1 Tag
sofort
nach 1 Tag
sofort
nach 1 Tag
sofort
nach 1 Tag
sofort
nach 1 Tag
sofort
nach 1 Tag
weiß
hellgrün
weiß
weiß mit gelbem
Rand
hellergrün
weiß
weiß
dgl.
hellgrün
weiß
hellgrün
weiß mit grauem
Rand
hellgrün
weiß
hellgrün
dgl.
hellgrün
weiß mit gelbem
Rand
hellergrün
hellgrün
hellgrün
blaßgrün
unverändert
hellergrün
hellgelbgrün
weiß mit grau-
grünem Rande
hellgelbgrün
weiß mit gelbem
Rand
grünlichbraun
dgl.
braun
dgL
bräunlichgrün
braun
graugrün
braun
graubraun
braun
hellblaugrün
graublau
hellblaugrün
graublau
IIL Gruppe: rot fließende Unten.
9. Tinte enthält 5 %o Nakarat S
10. - - 2 Voo Fuchsin F
11. - - 15 %o Eosin A
12. - - 16,5 7oo Karmin + 7 7oo NH,
13. - ist rotfiießender Typus für Eisengallustinten ; wird schwarz.
bleiben dauernd
rot.
780
Tinte.
Tinte Nr. 9—13.
Reagens
9.
10.
11.
12.
13.
sofort
gelbgrau
hellrot
gelbrot
rötlich-
.gran
graurot
Natronlauge
nach
weiß mit
blaßrot
weiß mit
weiß mit
braun
lT»g
graurot.
Rand
orange-
farb. Rand
dunkel-
rotem
•
t
1
Rand
sofort
1
unver-
heUgrau
heUgelb
nnver^
helhrot
Schwefelsäure
•
ändert
ändert
nach
granrot
weiß
dgL
hellbraun-
dgL
^ 1 Tag
rot
sofort
unver-
ändert
unver-
ändert
gelb
unver-
ändert
helbrot
öxalsftnre
nach
l ITag
hellgrau-
rot
hellblau-
grau
dgl.
dgl.
dgl
sofort
rotlich-
grau
unver-
ändert
gelbrot
rötlich-
grau
braun
Soda
nach
i ITag
dgl.
dgl.
dgl.
dgl.
dgL
sofort
unver-
ändert
rötlich-
grau
gelb
unver-
ändert
hellrot
Natriumbisulfat
nach
l ITag
hellrot
hellbUu-
dgl.
dgl
dgL
sofort
unver-
ändert
weiß
heUgelb
unver-
ändert
hellrot
Zinnchlorur mit
Salzsäure
nach
hellgrau
weiß mit
dgL
dgl.
weiß mit
1 Tag
mit
dunkel-
hellrotem
violettem
grünem
Rand
Rand
Rand
IT. Gmppe: violett uid braui flleBende TtsteB.
14. Tinte enthält 37oo Methyl violett — bleibt danemd reinviolett,
15. - ist Ghromblauholzschreibtiiite, enthält 20 %o Blaaholz-
extrakt, 3 7oo Kaliumchromat und 207oo ^^^^ — ^^^
yiolettschwarz und wird grauschwarz.
Diagnostische Reaktiondn.
78t
16. Tinte ist Wolframtinte, enthiat 45 7oo Blaubolzextrakt, 15,6%)
wolframsaures Natron, 4 %o Weinsäure und 0,3 %o Sali-
zylsäure, fließt schwarzviolett und wird yiolettschwarz.
17. - ist Blauholzkopiertinte, enthält 80%) Blauholzextrakt,
207oo Tonerdesulfat, 5 %) Oxalsäure, 407oo Amnionoxalat,
107oo Traubenzucker, 5%) Kaliumbichromat und 1,5 7oo
Salizylsäure — fließt braun und wird yiolettschwarz.
18. - enthält 257oo Alizarin und lOVoo Ammoniak — fließt
dunkelrot und wird braun.
Tinte Kr. lA-^lS.
Reagens
14.
15.
16.
17.
18.
sofort
nnverändert
unverändert
rötlichblau
blau
dunkel-
Ammoniak
nach 1 Tag
heliviolett
dgl.
violett-
schwarz
violett-
schwarz
rot
dgl.
sofort
hellerriolett
heUgelb
grauviolett
braun mit
blauem Rand
blau mit
rot Rand
Natronlauge
nach 1 Tag
hellgrau
hellgraugelb
hellgraugelb
mit braunem
Rand
hellgraugelb
mit braunem
Rand
hellbraun
mit dunkL
Rand
Schwefelsäure
sofort
nach 1 Tag
hellgrün
hellgelbgran
graurot
hoUgraurot
mit dunkel-
rotem Rand
rotviolett
dunkelrot
hellgelbrot
gelbrot
hellgelb
dgl.
Natriamsalfit
sofort
nach 1 Tag
hellerviolett
dgl.
unverändert
hellgrau
hellgrau
dgl.
hellgrau-
violett
hellgrau
•
violett
dunkel-
rot
sofort
unverändert
unverändert
hellgrau
blau
rotbraun
Borax
nach 1 Tag
hellerviolett
hellgrau
dgl.
hellviolett-
grau
dunkel-
rot
sofort
unverändert
unverändert
unverändert
dunkelgrau-
braun
Kupfervitriol
[ nach 1 Tag
violett
dgl.
blau schwarz
blau
blauschwarz
dgl.
Zinnchlorur
mit Salzsäure
sofort
nach 1 Tag
>
hellgraublau
weiß mit
gr&nem Rand
grauviolett
hellgraurot
mit dunkel-
rotem Rand
rotviolett
dunkelrot
rotviolett
dunkelrot
gelb
dgl
782
Tinte.
T. Gmppe: Bebwanfließende TiiiteB«
19. Tinte enthält 12 7o() Bayrischblau, 87oo SäuregrOn, 15%o Kasta-
nienbraun — fliefit blauschwarz und wird grauschwarz.
20. - enthält 12,5 Voo Nigrosin — fließt blauschwarz und wird
grauschwarz.
21. - ist schwarzfließender Typus für Eisengallustinte — fließt
blauschwarz und wird tiefischwarz.
22. - ist Yanadintinte, enthält lOO^oo Tannin und 4 7oo Animon-
yanadat — fließt tiefschwarz und wird nach einigen
Tagen graugrün.
23. - enthält 100 7oo ^^^^ ^^7oo Schellack und 65 7oo ^onx
— fließt tiefschwarz und bleibt tiefischwarz — .
Tinte JVd. 19—23.
Reagens
19.
20.
21.
22.
23.
sofort
braunrot
hellgrau
braun
grünblau
unver-
ändert
Natronlauge
•
nach
1 Tag
hellrot-
grau mit
dunkel-
rotem R.
dgL
dgL
hellgelb-
grau
dgL
Soda
sofort
nach
l 1 Tag
grau-
yiolett
graurot
violett-
grau
dgl.
braun
dgL
bläulich-
grün
dgL
unver-
ändert
dgL
sofort
dunkel-
blau
grau
graublau
1
hellgrau
anver-
ändert
Schwefelsäure
nach
ITag
dunkel-
blau mit
violettem
Rand
graublau
dgl.
hellgelb-
gran
dgL
sofort
gelbrot
violett-
grau
braun-
violett
unver-
ändert
anver-
ändert
Katriumsulfit
nach
1 Tag
hellbraun
dgl.
braun
braun
dgL
sofort
dunkel-
blau
blaugrau
blaugran
grangelb
unvei^
ändert
Zinnchlorür
nach
1 Tag
dgl.
dgl.
graublau
dgL
dgL
Prafang der Normaltinten. 783
Gegen eine Lösung von unterchlorigsaurem Natron ist von allen
23 Tinten nur die letzte beständig, deren Farbstoff aus Ruß besteht;
alle anderen werden sofort gebleicht.
Unter den buntfarbigen Tinten sind die sogenannten Ausziehtuschen
noch hervorzuheben, die nach dem Trocknen meist wasserfest sind. £s
empfiehlt sich daher auch außei* anderen Reaktionen das Betupfen der
Streifen mit Wasser.
In Torstehenden Tabellen sind beispielsweise nur besonders charak-
teristische Reaktionen ausgewählt, da eine ausführliche Aufzählung zu
w^it fahren würde. Es lassen sich selbstverständlich je nach den Ver-
hältnissen noch viele andere Reagentien verwenden, die vielleicht oft
bessere Dienste leisten.
2. PrOfiiiig der Normaltinteii.
A. Tinten der Klasse I oder Eiseni^aUustinten.
Die Beurteilung der Eisengallustinten muß möglichst vielseitig sein,
ohne darum dem Fabrikanten die Möglichkeit der Anwendung neuer
Hilfsmittel und Präparate zu benehmen. Sie hat nicht allein Rücksicht
zu nehmen auf den augenblicklichen Wert einer Tinte zu dokumentari-
schen Zwecken, sondern auch darauf, ob die fragliche Tinte ihren Wert
auch während des Gebrauchs längere Zeit behält.
Dem Standpunkte imserer heutigen Kenntnis entsprechend werden
diese Aufgaben erfüUt, wenn man die Tinte prüft auf
1. Schwarzwerden der Schriftzüge, das bedingt wird durch:
a) den Eisengehalt,
b) den Gehalt an Gallussubstanz und
c) den Säuregehalt;
2. Haltbarkeit im Glase;
B. -Leichtflüssigkeit;
4. Durchschlagkraft;
5. Nichtklel)rigkeit der Schriftzüge nach dem Tv^ocknen.
1. PrüAinsr auf Schwarswerden oder Kachdunkeln der
Sclirlftzasre.
Die Prüfling geschieht dadurch, daß man die fragliche Tinte mit
einer selbstbereiteten Tinte von bekannter Zusammensetzung, dem sogen.
„Typus für Eisengallustinten", hinsichtlich ihres Vermögens nach-
zudunkeln vergleicht.
Letzterer hat folgende Zusammensetzung:
784 Tinte.
23,4 g Tannin, reinstes
7,7 g Gallussäure
30,0 g Eisenvitriol
10,0 g Gummi arabicum
2,5 g HCl entsprechende Salzsäure
1,0 g Karbolsäure
1000,0 g.
Die Bereitung dieses Typus geschieht in der Weise, daB man
Tannin und Gallussäure in etwa bis 50^ erwärmtem Wasser löst und
dieser soweit als zulässig yerdünnten Lösung dann die Gummilösung,
die Salzsäure, die EisenyitrioUösung und die Karbolsäure zusetzt. Nach-
dem auf 1 1 aufgefüllt und gut gemengt ist, läßt ;aan mindestens 4 Tage
an mäßig warmem Orte (10 — 15^ G.) stehen und zieht darauf die klare
Lösung Von dem inzwischen gebildeten geringen Bodensatze ab. Dieser
Bodensatz wird erstens dadurch hervorgerufen, daß das Tannin wohl nie
absolut rein in den Handel kommt, sowie zweitens durch den Gummi,
welcher, abgesehen von seinem Grehalte an fremden Beimengungen, infolge
seines Kalkgehaltes mit Eisenvitriol Gips niederschlägt. Eine Fällung
des Tannins durch die Salzsäure ist, wenn die Flüssigkeiten vorsichtig
in möglichster Verdünnung gemischt werden, nicht zu befürchten. In
den meisten Fällen wird die über dem Niederschlag stehende Flüssigkeit
nach 4 Tagen so klar sein, daß sie nicht filtriert zu werden braucht.
Da durch die Untersuchungen v. Schröders nachgewiesen wurde, daß
Filtrierpapier nicht unbedeutende Mengen Gerbsäure absorbiert, ist über-
haupt die Anwendung eines solchen möglichst zu vermeiden. Läßt de
sich indessen nicht umgehen, so ist das „feinste weiße Filtrierpapier"
von H. Trommsdorf in Erfurt zu empfehlen, da dieses nur sehr geringe
Absorptionsfähigkeit für Gerbstoff besitzt.
Der so erhaltene Typus besitzt eine schwach bläulichgraue vor-
läufige Färbung und muß noch nachgefärbt werden, um als Yergleichs-
objekt für eine zu prüfende käufliche Tinte dienen zu können. Es ist
selbstverständlich, daß bei dem vorgeschlagenen Yerfahren nur gleich-
artig und gleichkräftig gefärbte Tinten miteinander hinsichtlich ihres
Vermögens, schwarz nachzudunkeln, verglichen werden können. Wollte
man eine Tinte, welche mit blauer Farbe aus der Feder fließt, mit
einer grüngefärbten vergleichen, so würde man ebenso leicht grobe
Fehler begehen können, wie bei der Yergleichung einer hellen mit einer
dunklen Tinte.
Deshalb muß der Typus jedesmal genau so wie die zu
prüfende Tinte gefärbt werden!
Wenn dies auch für den ersten Augenblick zeitraubend und um-
ständlich erscheint, so läßt sich dennoch der gewünschte Farbenton sehr
Prüfung der Normaltinten auf Schwarzwerden. 785
schnell und leicht bei einiger Übung erreichen, wenn man sich mehrere
Terschiedenartig und yerschieden stark gefärbte Typen Yorrätig hält
und diese dann zur Erzeugung des gewünschten Farbentons miteinander
mengt.
Die größte Sorgfalt erfordert die Beurteilung einer sogleich schwarz
aus der Feder flieBenden Eisengallustinte. Jedoch existiert eine solche,
welche bei guter Schreibfahigkeit u. s. w. wirklich sofort derartig scbwarz
aus der Feder fließt, daß ein Nachdunkeln bei ihr nicht mehr bemerkbar
wird, noch nicht. Die scbwarze Färbung solcher Tinten wird erzielt
durch Anwendung relativ großer Mengen verschiedener (meist Teer-)
Farbstoffe; derselben wird jedoch bald eine Grenze gesetzt durch den
schädlichen Einfluß, den diese auf die Leichtflüssigkeit der Tinte aus-
üben. Da aber zur Prüfung die Tinten erstens mit dem gleichen Vo-
lumen Wasser verdünnt (vergl. unten), also bedeutend heller miteinander
verglichen werden, tmd man zweitens die mit ihnen erzeugten Streifen
nach dem Trocknen mit Wasser und Spiritus behandelt, um alles löslich
Gebliebene, auch Farbstoffe, zu entfernen, so lassen sich auch in diesem
Falle die Farbintensitäten der dann noch unlöslich zurückgebliebenen
Eisengallus verbin düngen miteinander vergleichen.
Als Beispiele für die vorrätig zu haltenden gefärbten Typen mögen
folgende Kompositionen dienen.
Die angewendeten Farben waren:
Blau = Bayrisch Blau DSF der Aktiengesellschaffc für Anilin-
fabrikation in Berlin,
Rot ~ = Nakarat S derselben Fabrik,
Grün = Säure-Grün VBSPo von K. Oehler in Offenbach,
Braun = Kastanienbraun derselben Fabrik.
Beispielsweise erhält man' einen mittelkräftig
blau grün rot schwarz fließenden T3rpu8
durch 2,2 g 1,0 g — 2,5 g Blau
— 2,5 g — 0,5 g Grün
— — 2,5 — Rot
— — — 3,5 g Braun pro Liter.
Durch Vermehrung oder Verminderung dieser Farbstoffzusätze
{letztere am schnellsten erreicht durch Mengen mit dem ungefärbten
Typus), sowie durch Kombinieren dieser verschieden gefärbten Typen
miteinander lassen sich in kurzer Zeit alle gewünschten Nuancen erzielen.
Es sei ausdrücklich betont, daß dieser Typus nicht etwa das Muster
oder Ideal einer Eisengallustinte darstellen, sondern im Gegenteil quasi
die unterste zulässige Grenze für die Güte einer Tinte
der Klasse I bezeichnen soll.
TJntenuchungen. 5. Aufl. HE. 50
786 Tinte.
In Bezug auf die beim Typus anzuwendende Menge Tannin sei
bemerkt, daß nur derjenige Teil des reinsten käuflichen Tannins in
Rechnung gezogen ist, welcher vom Hautpulver bei der bekannten
Methode der Gerbstoffbestimmung absorbiert wird.
Bei Feststellung der Mengen von Tannin und Eisenvitriol ist TOn
den Grundsätzen für amtliche Tintenprüfung ausgegangen, nur 6 g Eisen
(^ 30 g Eisenyitriol) statt 4 g gewählt und ein Teil des Tannins
nach der Gleichung
CuHioO«H-H,0 = 2C7He04
durch Gallussäure ersetzt, um hierdurch intensiveres Nachdunkeln zu
erzielen. Mehr als 7,7 g Gallussäure pro Liter läfit sich wegen ihrer
Schwerlöslichkeit nicht verwenden.
Zur Ausführung der Prüfung auf Nachdunkeln öffnet man die
Flasche, welche die zu untersuchende Tinte enthalt, vorsichtig, indem
man jedes Schütteln vermeidet, pipettiert ca. 15 ccm Tinte heraus und
verschließt die Flasche sofort wieder durch einen Kork zwar luftdicht^
aber so lose, daß sie später wieder ohne jedes Schütteln entkorkt werden
kann. Darauf läßt man die Tintenffasche drei Tage lang an einem etwa
15 ^ warmen Orte ruhig stehen. Inzwischen bereitet man sich einen Typus
von derselben Färbung wie, die Tinte, indem man als Muster die heraus-
pipettierten 15 ccm benutzt.
Hat man den gleichgefärbten Typus fertig, so wendet man die
auf Seiten 772 — 775 beschriebene Streifenmethode an, indem man Tinte
und Typus, sowohl unverdünnt als auch mit dem gleichen Volumen
destillierten Wassers verdünnt, über das Papier herunterfließen läßt, und
zwar in beiden Fällen drei- oder viermal abwechselnd nebeneinander.
Der Rahmen mit dem Papier wird so lange in seiner Lage gelassen, bis
die Flüssigkeit auf den Streifen voUkonmien eingetrocknet ist, dann
wird das Papier ausgespannt und an säure- und staubfreier Luft bei
mittlerer Temperatur acht Tage lang in zerstreutem Tageslichte offen
liegen gelassen. Die von der nicht verdünnten Tinte herrührenden
Streifen werden dann noch speziell zur Beurteilung der Leichtflüssig-
keit, Durchschlagkraft und Klebrigkeit verwandt, während die mit der
verdünnten Tinte hervorgerufenen allein zur Prüfung des Nachdunkelnd
dienen. Wenn es sich nun nach Ablauf von acht Tagen zeigt, daß die
verdünnte Tinte nicht so stark nachgedunkelt ist als der gleichfalls
verdünnte Typus, so ist die Tinte als ungenügend zu bezeichnen, und
wird die weitere Prüfung entbehrlich. Haben jedoch die Streifen der
Tinte ebenso dunkle Färbung angenommen wie diejenige des Typus, so
zerschneidet man den Bogen rechtwinklig zur Längsrichtung der Streifen
in etwa 3 cm breite Bänder, taucht eines derselben in destilliertes Wasser,
ein zweites in 85-proz. Alkohol, ein drittes in 50-proz. Alkohol und
Prüfang auf Schwarzwerden und Haltbarkeit. 7g7
läBt sie darin zwei Tage liegen. Dann werden die Bänder heraus-
genommen, bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet und die Farbinten^
sitäten der zurückgebliebenen Streifen Ton Tinte und Typus 'mitein»
ander verglichen. Soll die Tinte genügend sein, so muB der ihr zuge-
hörige Streifen auf allen drei Bändern noch ebenso dunkel sein wie der
mit derselben Flüssigkeit behandelte des Typus.
Die Behandlung der Streifen mit Wasser und Alkohol bezweckt,
alle nach dem Trocknen noch löslich gebliebenen Substanzen zu ent-
fernen, so daB die auf dem Papier zurückbleibende Färbimg ein Maß
für den Gehalt der Tinte an eigentlichen Gallussubstanzen liefert. Denn
es muB, wie schon früher hervorgehoben, unterschieden werden, ob das
eingetretene Nachdimkeln wirklich nur von Substanzen hervorgerufen
wurde, welche drei benachbarte freie Phenolhydroxyle enthalten, also
eigentliche „Gallussubstanzen^ sind, oder ob es etwa zum Teil oder
ganz von jenen Ortho-Dioxy-Derivaten und Othooxykarbonsäuren her-
rührt, welche mit Eisensalzen ebenfalls fixierbare Färbungen .liefern.
Versuche ergaben, daß Brenzkatechin und Protokatechusäure zwar licht-
beständige, aber nicht völlig wasserbeständige Färbungen erzeugen,
während diejenigen der Orthooxykarbonsäuren weder licht- noch wasser-
beständig sind. Die Behandlung mit Wasser bietet daher ein Mittel
dar, zwischen diesen beiden Klassen und jenen eigentlichen Gallussub-
stanzen mit drei freien benachbarten Phenolhydroxylen unterscheiden zu
können. Gleichzeitig aber kann man sich aus der Widerstandsfähigkeit
der Färbung gegen Wasser noch ein Urteil über den Gehalt der Tinte
an freier Säure bilden. Je größer dieser und je stärker die Säure
ist, desto langsamer dunkeln die Schriftzüge nach; und wir müssen,-
wie schon früher begründet, auch eine Tinte verwerfen, welche zwar an
und für sich den genügenden Gehalt an Gallussubstanzen besitzt, daneben
aber so sauer ist, daß sie nur zu schi^ach oder zu langsam nachdunk'elt.
Die Prüfung der Tinte auf den Säuregehalt, soweit dieser von
Einfluß auf ihren dokumentarischen Wert ist, wird gleichzeitig bei der
im vorstehenden beschriebenen Prüfung auf Nachdimkeln erledigt.
Die Feststellung des Eisengehaltes erfolgt nach allgemein be-
kannten Methoden. Ergibt sich, daß derselbe zu gering ist, so können
die übrigen Prüfungen, sofern sie nicht besonders gewünscht werden,
^wegfallen, da eine Tinte mit zu wenig rEisen an sich schon als unge-
nügend zu bezeichnen ist.
2. Prüfung: auf Haltbarkeit im Glase.
Eine gut abgelagerte Tinte soll sich in festverschlossener Flasche
mindestens ein Jahr halten, ohne daß sie an den Seitenwänden eine
X rüste ansetzt, vorausgesetzt, daß sie während dieser Zeit nicht zu
50*
788 Tinte.
stark abgekühlt wird. Bei einer sonst yöUig tadellosen Tinte kann es
jedoch Yorkommen, daB sich in der Yersandflasche am Boden und an
den Seitenwänden Beschläge von Ausscheidungen bilden, wenn die Tinte
infolge plötzlich gesteigerten Bedarfs zu jung aus der Fabrik verschickt
wurde, oder wenn sie zeitweilig an zu kaltem Orte gestanden hat. Will
man daher die Prüfung auf Haltbarkeit Tomehmen, so muB man immer
von der fraglichen Tinte eine Probe entnehmen, diese durch ein kleines
Faltenfilter filtrieren, so daB sie YöUig klar ist, und sodann zur Beob-
achtung verwenden. Eine genügend abgelagerte Tinte soll sich in einem
an völlig staubfreiem Orte stehenden Tintenfasse mit ca. 1 — 2 cm weitem
Halse ohne besondere Schutzvorrichtung wenigstens sechs Wochen halten,
sobald als ihre Menge mindestens 25 g beträgt, wenn sie das TintenfaB
wenigstens zur Hälfte anfüllt und die Höhe der Flüssigkeitssäule gröBer
ist als ihr durchschnittlicher halber Durchmesser.
Die Zersetzung der Eisengallustinten wird durch Oxydation herbei-
geführt. Sie geht demzufolge in offenen GefaBen schneller, in ge-
schlossenen aber langsamer und nur bis zu einem gewissen Grade vor
sich. Je gröBer bei gegebener Menge einer Tinte deren Oberfläche ist,
desto schneller wird in offenem GrefaBe die Oxydation erfolgen. Es
versteht sich von selbst, daB eine Yergleichung mehrerer Tinten mit-
einander unter genau denselben Bedingungen ausgeführt werden muß.
Menge der Tinte, GröBe der Oberfläche derselben. Form und Größe des
GefaBes, in welchem sie sich befindet, Temperatur und sonstige Be-
schaffenheit der Luft müssen unter allen Umständen dieselben sein.
Die Prüfung auf Haltbarkeit im Glase empfiehlt sich daher in fol-
gender Weise.
Von der fraglichen Tinte werden, nachdem sie 3 Tage lang
in der geschlossenen Yersandflasche an kühlem Orte (10 — 15^ G.) ruhig
gestanden hat, jedesmal etwa 50 ccm aus der Mitte der Flüssigkeit
herauspipettiert« Dieses Probenehmen geschieht sofort nach dem O&en
der Flasche. Die Probe wird sodann durch ein kleines Faltenfilter aus
feinstem weiBen Filtrierpapier filtriert, wobei man Sorge tragen muB,
daB die durchfiltrierende Flüssigkeit nicht übermäßig mit dem Sauer-
stoff der Luft in Berührung kommt. Man wird daher alles Tropfen zu
vermeiden suchen und den Trichter so stellen, daß er mit der Spitze in
das Filtrat taucht. Von diesem Filtrat pipettiert man dann 25 ccm in
eine vollkommen reine und trockene Flasche aus weißem Glase, welche
500 ccm faßt, zylindrische Form und geraden Boden besitzt. Die Höhe
derselben beträgt 185 mm, ihr Durchmesser 72 nun. Die Mündung wird
lose durch eine Kappe aus Fließpapier bedeckt, damit nicht Staub und
dergleichen in das Innere hineingelangen kann. Läßt man die Kappe
weg, so ist die Möglichkeit vorhanden, daß in die eine Flasche mehr
Haltbarkeit im Glase. 789
Staab gerät als in die 4Uidere, ws^, da dieser jedenfalls nicht ohne
EinfluB auf die Zersetzung ist, zu falschen Resultaten führen kann. Eine
so beschickte Flasche, in welcher die Flüssigkeit etwa 12 mm hoch steht,
wird nun in einem Räume aufgestellt von Zimmertemperatur, in reiner^
säure- und ammoniakfreier Luft. Sie erhält einen Platz in zerstreutem
Tageslicht und wird nun mehrere Tage lang beobachtet. Will man dann
die Flasche zur näheren Besichtigung in die Hand nehmen, so hat man
jede schüttelnde Bewegung sorgfältig zu vermeiden, da sonst etwa an der
Oberfläche gebildete hautartige Ausscheidungen niedersinken, als Boden-
satz zmu Yorschein kommen und dadurch falsche Deutimg finden würden.
Sollten sich nun vor Ablauf von 14 Tagen Ausscheidungen an der
Oberfläche, den Gefäßwänden oder am Boden zeigen, so ist die Tinte
wegen mangelhafter Haltbarkeit als imgenügend zu bezeichnen und des-
halb zu verwerfen. Das weitere Prüfungsverfahren kann sofort ein-
gestellt werden. Bleibt die Tinte aber 14 Tage lang vollkommen intakt,
80 besitzt sie die erforderliche Haltbarkeit im Glase.
Die Ausscheidimgen treten in 3 Formen auf:
1. als Blätterbildung an der Oberfläche,
2. als Wandbeschlag imd
3. als Bodensatz.
Zur Charakteristik dieser Ausscheidungen erwähnen wir kurz noch
folgendes :
Eine Tinte, welche bereits in der Yersandflasche vor dem Offnen
derselben einen Bodensatz abgesetzt hat, ist, wie bemerkt, noch nicht
von vornherein zu verwerfen. Denn da man zur Bereitung der Tinte
des billigeren Preises halber die wäßrigen Auszüge der Galläpfel und
dergleichen benutzen muß, welche außer Gerb- und Gallussäure immer
noch andere Extraktivstoffe enthalten, tritt meist bei dem Vermischen
der Galläpfelbrühe mit der Lösung der übrigen Ingredienzien eine sich
langsam vollziehende Ausscheidung ein, welche jedoch bei einer genügend
gelagerten und zum Versande reifen Tinte beendet sein soll. Wird mm
eine solche sonst tadellose Tinte zu jxmg verschickt, so kann auch im
Versandgefäß ein derairtiger Bodensatz entstehen. Da aber diese Ver-
sandflaschen relativ nur wenig Tinte fassen, so ist die Ausscheidung in
ihnen, sobald sie einzig die oben angeführte Ursache hat, in ca. 2 bis
3 Tagen beendet, d. h. dann muß die Tinte noch sorgfältig durch ein
Faltenfilter filtriert werden, um die zunächst noch schwebend erhaltenen
Teile der Ausscheidung zu entfernen. Entnimmt man nun hierauf die
25 ccm -Probe und beobachtet an ihr noch eine fortdauernde weitere
Ausscheidung, so kann diese, besonders wenn sie von der Oberfläche
ausgebt, nicht mehr eine Folge der Jugend, sondern nur die einer fort-
schreitenden Zersetzung sein.
790 Tinte.
Besonders wird die letztere durch sogen. Blätterbildung an der
Oberfläche unter allen Umständen angezeigt.
Daher muß eine Tinte, welche Blätterbildung auf der Oberflache
3chon im Yersandgefafl zeigt, von vornherein verworfen werden.
Was die Natur des Wandbeschlages anlangt, so läßt sich dar-
über von vornherein nichts Bestimmtes angeben, da er nie allein auf-
tritt, sondern gleichzeitig mit Blätterbildung oder Bodensatz. Man
darf ihn wohl als Übergang zwischen beiden Arten der Ausscheidung
betrachten.
3. Prttftingr Biof lielchtflilsslgrkeit, Durclisclilairkraft und
Klebrisrkelt.
Die Beurteilung der Leichtflüssigkeit einer Tinte könnte man am
einfachsten auf Probeschreiben gründen. Indessen gewährt auBerdem
bereits die Form jener zur Beobachtung des Nachdunkeins hergestellten
Streifen einen Schluß auf den Flüssigkeitsgrad der Tinte: an der Stelle,
wo das Glasrohr auf den Papierbogen aufgesetzt wurde, also am Kopf
des Streifens, bemerkt man eine ovale Verbreiterung desselben. Die
untersuchten Tintensorten des Handels zeigen sämtlich ziemlich genau
dieselbe Form des Kopfes und Breite des Streifens- wie der be-
schriebene Typus, nur ist im allgemeinen bei den kombinierten Schreib-
und Kopiertinten der Streifen etwas schmäler als bei den reinen
Sohreibtinten.
Bei einer Flüssigkeit aber, welche allzu leicht aus der Feder fließt
(sozusagen schießt) und auf dem Papiere breitläuft, besitzt jener Kopf
bedeutend größeren Umfang, und die Breite des Streifens nimmt nach
unten zu ab. %*
£s empfiehlt sich daher, bei der- Beurteilung des Flüssigkeitsgrades
einer Tinte neben der Schreibprobe auch die Form und Breite des be-
treffenden Streifens zu berücksichtigen und diese mit denjenigen des
Typus zu vergleichen.
Im Publikum h^rt man öfters Klagen, daß diese oder jene Tinte
eine schlechte Schreibfähigkeit besäße, daß sie bald stocke, bald
breitlaufe. £s möchte bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen werden,
daß hierbei in vielen Fällen nicht die Tinte, , sondern entweder die
Schreibfeder oder das Papier schuld ist. Besonders das letztere
zeigt erfahrungsgemäß sehr oft; mangelhafte Schreibf^igkeit. So war
bei dem benutzten Normalpapiere der Klasse I unter etwa 20 Bogen
einer, auf welchem die Streifen mancher Flüssigkeiten nicht dieselben
scharfen und gleichmäßig glatten Ränder zeigten wie auf den andern 19
Bogen. Bei geringeren Papiersorten war diese Erscheinung noch viel
Tinten der Klasse II. Kopierfähigkeit. 791
häufiger zu bemerken. Bei einer sorgfältigen Yergleichung durch Probe-
schreiben stellte es sich heraus, daß jene fraglichen Bogen ■ nicht die
gleich gute Schreibfahigkeit wie die übrigen besaßen. Bei gewissen,
sogar besseren Papiersorten befinden sich auch auf ein und demselben
Bogen einzelne Stellen, auf welchen die Tinte schmiert und breitläuft
oder auch stockt, während der übrige Teil des Papiers tadellos ist.
Bei der Prüfung auf Leichtflüssigkeit einer Tinte hat man femer
zu beobachten, ob sie durch das Papier durchschlägt. Diese
Beobachtung läßt sich außer an Schriftproben ebenfalls sehr bequem an
jenen Streifen anstellen; wobei man den Typus wiederum als Maßstab
verwenden wird.
Was die Prüfung einer Tinte hinsichtlich der Klebrigkeit ihrer
Schrift Züge anlangt, so genügt wohl der Hinweis, daß man ein Stück
Normalpapier mit der fraglichen Tinte und dem Typus, und zwar ab-
wechselnd mehrere Zeilen untereinander, beschreibt und die Elebrigkeit
nach dem Trocknen durch Aufdrücken der Hand oder eines Stücks
Papier vergleicht. Bei der Beurteilung kopierfähiger Eisengallustinten
wird man hierbei zu berücksichtigen haben, daß deren Schriftzüge nicht
so schnell vollkommen eintroc^en dürfen, wie die der nichtkopierfähigen,
eine wirkliche Klebrigkeit darf indes auch bei den Kopiertinten nicht
bemerkbar sein.
B. Tinten der Klasse IL
Die Prüfung der Tinten der Klasse II erstreckt sich auf: drei-
tägige Haltbarkeit im Glase, Verhalten der Schriftzüge nach dem Trock-
nen gegen Wasser und Alkohol, Flüssigkeitsgrad, Durchschlagkraft' xmd
Elebrigkeit. Die Ausführung geschieht in gleicher Weise wie die ent-
sprechende für Klasse I.
3. Prüfung auf Kopierfähigkeit von Tinten.
Die Kopierfähigkeit der Tinten hängt nicht von nur Zusätzen
ab, welche bewirken, daß die Sdhriftzüge eine Zeitlang löslich bleiben,
sondern auch vom Gehalt an färbenden, in das Kopierpapier eindringen-
den Substanzen. Soll nun konstatiert werden, daß die eine Tinte so
^t wie gar nicht, eine andere aber mehr oder weniger stark kopiert,
'was im ersteren Falle für die reinen sog. Schreib- oder Buchtinten, im
letzteren für die Kopiertinten von Wichtigkeit ist, so kann man sich mit
Vorteil der mittels der betr. Tinte auf Normalpapier hervorgebrachten
Streifen bedienen. Den Grad der Kopierfahigkeit würde man wiederum
durch Yergleichung mit dem Typus feststellen, indem man — wie früher
zum. Zweck der Behandlung mit Wasser und Alkohol — den Bogen, der
792 Tinte.
den Streifen des unverdünnten Typus neben demjenigen der fraglichen,
ebenfalls unyerdünnten Tinte enthält, in Bänder rechtwinklig zur Längs-
richtung der Streifen zerschneidet und ein solches Band, mit feuchtem,
Tier- bis achtfach zusammengefaltetem Kopierpapier bedeckt, drei Minuten
lang unter der Kopierpresse liegen läßt. Die Unterschiede in der Kopier-
fähigkeit treten in den yerschiedenen Lagen des Kopierpapiers, diejenigen
im dunkleren oder helleren Zurückbleiben dagegen auf dem Schreib-
papiere ungemein scharf und deutlich hervor. Indem man das eine der
Bänder eine Stunde nach Herstellung der Streifen, ein anderes 24, ein
drittes 48 Stunden nachher kopiert, kann man beobachten, ob die Kopier-
fähigkeit verschiedener Tinten mit der Zeit gleich schnell abnimmt oder
nicht. Die Unterschiede machen sich bei diesen Streifen bedeutend
schärfer als bei gewöhnlichen Schriftzügen bemerkbar.
4. Identititgnachweis.
Die Untersuchung zweier Tintenproben, welche sich äußer-
lich gleichen, behufs Feststellung ihrer Identität ist eine Auf-
gabe, welche z. B. in Rechtsfällen eine Rolle spielen kann. Auch hier
leistet, abgesehen von andern Hilfsmitteln, die Streifen-Methode wert-
volle Dienste.
Ein'e derartige Untersuchung kann in folgender Weise vorgenonmien
werden:
1. Yergleichung des spezifischen Gewichts;
2. Untersuchung des Yeraschungsrückstandes;
3. Yergleichung der Haltbarkeit im Glase;
4. Herstellung der Streifen auf Schreibpapier, und zwar wifid^holt
nebeneinander, und:
a) Behandlung von Bändern, die rechtwinkelig zur Längsrichtung
der Streifen herausgeschnitten wurden, mit Wasser, 50-prozen-
tigem und 85-prozentigem Alkohol, sowie anderen Reagentien
und
b) Yergleichung der Kopierfähigkeit der Streifen auf derartigen
Bändern durch dreiminutenlanges Pressen unter feuchtem, sechs-
fach gefaltetem Kopierpapier, sowohl nach einer Stunde, als auch
nach ein und zwei Tagen seit Herstellung der Streifen;
5. Herstellimg der Streifen auf Fließpapier und Yergleichung der
entsprechenden Färbungen und Zeichnungen.
Hierbei werden die unter 4 und 5 erhaltenen Resultate deshalb
besonderen Wert besitzen, weil man die betr. Papiere mitsamt den
Streifen und Kopien aufbewahren kann, um sie in streitigen Fällen
als Beweismaterial vorzulegen.
Tinten-Normalien. 79^
5. Tinten -NormaUen.
Zufolge der bisher mitgeteilten Erfahrungen -werden als „Grund-
Sätze für amtliche Tintenprüfling" folgende Vorschläge gemacht:
Klassifizierung der Tinten:
„£ lasse I: Eisengallustinte, welche beim Auf bewahren in 25 ccm
Probe mindestens 14-tägige yoUkommene Haltbarkeit besitzt, pro Liter
wenigstens 6 g metallisches Eisen enthält, sowie ebenso schnell und
intensiv nachdunkelnde und gegen Licht, Luft, Wasser und Alkohol
gleich widerstandsfähige Schriftzüge liefert wie eine ihr gleichgefärbte
Tinte (Typus für Eisengallustinten) von der Zusammensetzung: 23,4 g
Tannin (rein und trocken), 7 g kryst. Gallussäure, 30 g Eisenvitriol,
10 g Gummi arabicum, 2,5 g HCl (entspr. Salzsäure) und 1 g Karbol-
säure pro Liter.
Klasse II: Tinte, welche intensiv gefärbte Schriftzüge liefert, die
nach achttägigem Trocknen durch Wasser und Alkohol nicht abgewaschen
werden können, und welche beim Aufbewahren in 25 ccm Probe min-
destens 3 Tage lang imverändert bleibt.
Jede Tinte muB leicht fließen, darf gutes Papier nicht durch-
schlagen und selbst unmittelbar nach dem Trocknen nicht klebrig
sein.**
Organische Präparate.
Von
Dr. J. Meßner,
Chemiker im Hause E. Merck, Darmstadt
Acetaldehyd,
CH3 . C OH. Molek.-Gew. 44,032.
Der Acetaldehyd ist eine farblose, leicht bewegliche und entzünd-
bare Flüssigkeit von spez. Gew. 0,79 und dem Siedepunkt 21 — 22^.
Der reinste Aldehyd des Handels (Aldehyd absolutus) hat zirka 75 Proz.
Acetaldehyd, während der Aldehyd concentratissimus etwa 40 Proz., der
Aldehyd concentratus etwa 30 Proz. enthält.
Acetaldehyd mischt sich mit Wasser, Alkohol und Äther in jedem
Verhältnis, mit Ammoniakflüssigkeit unter starker Erwärmung. Er wird
durch Natronlauge gelbbraun getrübt; ammoniakalische Silberlösung wird
beim Erwärmen mit Aldehyd reduziert. (Über Farbenreaktionen des
Aldehyds siehe Zsch. analyt. Chem. 32, 347; 87, 47 und Mercks
Reagentienverzeichnis 1903, 161.)
Prüfung auf Verunreinigungen. Anorganische Stoffe: 50 ccm
Aldehyd hinterlassen beim Verdampfen auf dem Wasserbade keinen
Rückstand.
Metalle: Aldehyd wird weder durch SchwefelwasserstofPwaaser
noch auf weiteren Zusatz von Ammoniakflüssigkeit (bis zur alkalischen
Reaktion) gefärbt oder getrübt«
Salzsäure, Chloride: Aldehyd wird durch Silbemitratlösung
nicht sofort verändert.
Essigsäure: Löst man 20 ccm Aldehyd in 100 ccm Wasser und
3 ccm N.-Natronlauge, so muB die Lösung auf Zusatz Ton Phenolphtalein
rot gefärbt werden.
Anmerkung: Ein guter Aldehyd enthält in 100 ccm nicht mehr als
0,6 g Essigsäure.
Acetaldehjd. 795
Quantitative Bestimmung. Nach Bourcart (Bullet. Soc. Ind. de Mulh.
1889, 558) verfährt man folgenderöaaßen:
Man stellt sich folgende Lösungen her: Kaliumdichromat 10 g im
Liter; Schwefelsäure 10 volumprozentig; Jodkalium 1 : 10; Stärkelösung;
Natriumthiosulfatlösung, die auf obige Dichromatlösung genau eingestellt
ist, so daß 1 ccm Thiosulfatlösung 1 ccm Dichromatlösung entspricht.
10 ccm des zu untersuchenden Aldehyds löst man mit Wasser zum
Liter. 10 ccm der Aldehydlösung gibt man in eine gut yerschliefibare
Druckflasche von 100 — 125 ccm Inhalt, fügt 50 ccm Dichromatlösung und
20 ccm Schwefelsäure zu und erhitzt, nachdem man die Flasche ver-
schlossen, hat, 8 Stunden lang im siedenden Wasserbade. Nach dem
Erkalten spült man den Inhalt der Flasche in ein Becherglas, gibt
soviel Jodkaliumlösung zu, daß eine klare, braune Lösung entsteht, imd
titriert mit Thiosulfatlösung zurück. Bei der Oxydation des Aldehyds
durch Ghromsäure wird Essigsäure gebildet, und zwar verbraucht ein
Molekül Aldehyd % Molekül Dichromat, oder 1 Molekül Dichromat
oxydiert 3 Moleküle Aldehyd. Es entspricht demnach 1 ccm der. ver-
brauchten Dichromatlösung 0,004485433 g Aldehyd. Um den Prozent-
gehalt des untersuchten Aldehyds zu erhalten, multipliziert man die
gefundene verbrauchte Anzahl von ccm Dichromatlösung mit 4,485433,
vorausgesetzt, daß man mit den angegebenen Mengenverhältnissen ge-
arbeitet hat.
Obige Methode ist unbrauchbar, wenn der Aldehyd, was bei ge-
ringeren Sorten immer der Fall ist, Alkohol enthält. Man bedient sich
dann besser folgender Methode: In eine 125 ccm fassende Druckflasche
bringt man 30 ccm Wasser, 20 ccm Ammoniakflüssigkeit (spez. Gew. 0,91),
25 ccm N.-Silbern;Ltratlösung und 25 ccm einer frisch bereiteten Lösung
von 2 ccm Aldehyd in 100 ccm Wasser. Nachdem man die Flasche gut
verschlossen, erhitzt man das Ganze etwa 8 Stunden lang im siedenden
Wasserbade, läßt dann erkalten und bringt das Reaktionsgemisch in
einen 250 ccm fassenden Maßkolben. Mit: Wasser schwenkt man den
Inhalt der Druckflasche nach und füllt bis zur Marke auf. Nachdem
man gut durchgeschüttelt, läßt man absetzen und titriert von der klaren
Liösung 50 ccm nach dem Ansäuern mit Salpetersäure und nach Zugabe
-von etwas Eisenalaunlösung nut 7xq N.-Rhodanammonlösung. Auf diese
Art erfährt man, wie viel Silberlösung von der angewandten Menge
Aldehyd zur Umsetzung verbraucht wurde. 1 ocm N.-Silberlösung ent-
spricht 0,022016 g Aldehyd.
Eine weitere Methode, die auf jodometrischem Wege die Be-
st Lmmung des Aldehyds bei Gegenwart von Alkohol gestattet, beschreibt
M. Rocques im Journal de Pharm, et de Chim. (6), 8, 393 und 497.
Sie beruht auf der bekannten Bildung von Aldehydbisulfit.
796 Organische Präparate.
Acetanilid.
Cß H5 . NH . CO . GH,. Molek.-Gew. 135,112.
Acetanilid besteht aus farblosen, glänzenden Tafeln oder Erjstall-
blättchen, die sich in 230 Teilen kaltem und etwa 22 Teilen siedendem
Wasser, in 3,5 Teilen Alko£ol, leicht in Äther und Chloroform zu
neutral reagierenden Flüssigkeiten lösen. Es ist geruchlos und von
schwach brennendem Geschmack. Acetanilid schmilzt bei 113 — 114^
und siedet bei 295^.
Erhitzt man Acetanilid mit Kalilauge und gibt einige Tropfen
Chloroform zu, so tritt sofort der Geruch nach Isonitril auf. Erhält
man 0,1 g Acetanilid mit 2 ccm Salzsäure etwa eine halbe Minute lang
in gelindem Sieden, fügt dann 2 ccm 5-proz. wäBrige Phenollösung und
genügend Chlorkalklösung zu, so tritt eine rötlichyiolette Trübung ein,
die auf Zusatz von überschüssiger Ammoniakflüssigkeit einer indigo-
blauen Lösung Platz macht. (Identitätsreaktionen für Acetanilid siehe:
Zsch. f. analyt. Chem. 27, 666, 28, 103, 354, 709, 711; Pharm. Centralh.
80, 241, 663, 32, 41; Pharm. Ztg. 1898, 546; Mercks Reagentienverz.
1903, 161.
Prüfung auf Verunreinigungen, Anorganische Stoffe: 1 g Acet-
anilid darf beim Erhitzen keinen wägbaren Rückstand hinterlassen.
Fremde organische Stoffe: 0,2 g Acetanilid müssen sich beim
Schütteln mit 2 ccm Schwefelsäure in dieser ohne Färbung auflösen.
Diese Lösung darf sich auf Zusatz yon Salpetersäure nicht gelb färben
(Phenacetin). Die kaltgesättigte, wäßrige Lösung des Acetanilids darf
sich auf Zusatz von Eisenchloridlösung nicht färben (Anilinsalze geben
eine grünschwarze, Antipyrin eine rote, Salipyrin eine violette, Thallin
eine grüne Färbimg).
Freies Anilin, Staub, harzige Stoffe, Acettoluide lassen
sich auf folgende Art nachweisen: Versetzt man eine siedend heifle
Lösung Yon 1 g Acetanilid in 30 ccm Wasser mit einem Tropfen Kalium-
permanganatlösung (1 : 1000), so muß diese Lösung mindestens 5 Minuten
lang rosa gefärbt bleiben und darf sich auch bei erneutem Aufkochen
nicht entfärben oder trüben. (An die Handelsware kann man diese
strenge Anforderung nicht immer stellen. Das zu dieser Probe ver-
wendete Reagensglas ist vorher auf das peinlichste zu reinigen.)
Freie Essigsäure: Die kaltgesättigte, wäßrige Lösung des Acet-
anilids darf blaues Lackmuspapier nicht röten.
(Über die Prüfung und Wertbestimmung des Acetanilids siehe
auch Pharm. Ztg. 1890, 306.)
Aceton. 797
Aceton.
CH3 . CO . CH,. Molek.-Gew. 58,048.
Aceton ist eine farblose, leicht bewegliche, neutrale Flüssigkeit,
die leicht entzündbar ist und mit leuchtender, nicht ruBender Flamme
Terbrennt. Es hat einen eigentümlichen, nicht unangenehmen Geruch
und einen kampferartigen Geschmack. Aceton siedet bei 56 — 57^ und
hat das spez. Gew. 0,7973. Es löst sich in jedem Verhältnis in Wasser,
Alkohol, Äther, Chloroform und Ölen. Versetzt man 10 ccm Aceton mit
10 ccm Ammoniakflüssigkeit, wobei keine Erwärmung eintreten darf
(Aldehyd), dann mit 10 ccm Yjq N.-Jodlösung und verdünnt die Mischung
mit 60 ccm Wasser, so entsteht eine Trübung von Jodoform. Identitäts-
und Farbenreaktionen siehe Pharm. Centralh. 36, 616, 87, 439; Zsch.
analyt. Chem. 82, 347, 87, 47 und Mercks Reagentienverz. 1903, 161.
Prüfung auf Verunreinigungen, Nicht flüchtige Stoffe: 25 ccm
Aceton dürfen beim Verdunsten keinen Rückstand hinterlassen.
Freie Säuren: Blaues Lackmuspapier darf durch Aceton nicht
gerötet werden.
Empjreumatische Stoffe: Die Mischung von gleichen Teilen
Aceton imd Wasser muß Yollkommen klar sein.
Aldehyd: Mit ammoniakalischer Silbemitratlösimg 15 Minuten
lang im Wasserbade erwärmt, darf sich Aceton nicht bräunlich färben
und kein metallisches Silber ausscheiden.
Einwirkung yon Kaliumpermanganat: 10 ccm Aceton mit
einem Tropfen Ealiumpermanganatlösung (1 : 1000) versetzt^ dürfen bei
einer 15^ nicht übersteigenden Temperatur innerhalb 15 Minuten die
Kosafarbimg nicht yoUständig verlieren. Durch diese Probe läßt sich
auch Aldehyd mit nachweisen. (Zum Aldehydnachweis: Zsch. analyt.
Chem. 22, 259, 80, 208, 84, 226.) Ein Aceton, das 0,5 Volumprozent
Aldehyd enthält, entfärbt sich bei dieser Behandlung in 5 Minuten, ein
0,25 Yolumprozentiges in 10 Minuten. Freie Mineralsäuren dürfen bei
dieser Reaktion nicht zugegen sein, da solche auch bei aldehydfreiem
Aceton sofortige Entfärbung des Kaliumpermanganats bewirken.
Wasser: 30 ccm Aceton schüttelt man mit geglühtem Ealium-
karbonat in einer verschlossenen Flasche, wobei das Kaliumkarbonat
nicht feucht werden darf. Beim Mischen von 50 ccm Aceton mit 50 ccm
Petroläther (Siedepimkt 40 — 60°) dürfen sich keine zwei Schichten bilden.
Quantitative Bestimmung, G. Krämer hat eine quantitative Be-
stimmung des Acetons im Methylalkohol ausgearbeitet, die sich auch
zur Bestimmung des Gehaltes im käuflichen Aceton verwenden läßt.
Zu diesem Zwecke verdünnt man das Aceton mit 9 Teilen Wasser, setzt
Natronlauge und Jodlösung in genügender Menge zu und schüttelt mit
798 Organische Präparate.
einer genau gemessenen Menge Äther aus, in welchen das gebildete
Jodoform übergeht. Verdampft man alsdann einen bestimmten Teil der
ätherischen Lösung auf einem gewogenen Uhrglase, trocknet über Schwefel-
säure imd wiegt, so läßt sich aus der erhaltenen Jodoformmenge der
Gehalt des Acetons berechnen. Betreffs näherer Angaben über Aus-
führung und Berechnung sei auf die Originalabhandlung yerwiesen (Berl.
Ber. 18, 1000); vergl. auch II, 483.
Dieser Methode ist die titrimetrische Bestimmung Ton J. Messinger
vorzuziehen. (Berl. Ber. 21, 3366. Siehe auch unter: Methylalkohol.)
Yerwiesen sei femer noch auf das Ton H; Stracke (Monatshefte
f. Ohem. 12, 524 oder Zsch. analjt. Chem. 31, 573) angegebene Verfahren
zur Bestimmung des Acetons. Der Verfasser yerwandelt das Keton in
Natriumacetatlösung durch überschüssiges Phenylhydrazin in Hydrazon,
das durch Fehlingsche Lösung nicht yerändert wird, während das
überschüssige Phenylhydrazin durch helBe Fehlingsche Lösung zersetzt
wird und seinen Stickstoff vollständig abgibt, der dann volumetrisch
gemessen werden kann. Aus dem gefundenen Stickstoff läfit sich das
nicht verbrauchte und aus der Differenz das verbrauchte Phenylhydrazin
und daraus das Aceton berechnen.
Eine einfachere Bestimmungsmethode des Acetons auf titrimetrischem
Wege ist von Robineau und Roll in beschrieben worden (Moniteur
scientifique 7, 272 und Zsch. analyt. Chem. 38, 87). Sie beruht auf der
Überführung des Acetons in Jodoform und hat den Vorzug, daß die
Resultate durch Anwesenheit von Äthylalkohol oder Methylalkohol nicht
beeinträchtigt werden.
Ameisensäure.
HCO.OH. Molek.-Gew. 46,016.
Die Ameisensäure ist eine farblose, stechend riechende Flüssigkeit,
die bei 100** siedet, unter 0® erstarrt und bei 8,5** schmilzt. Sie hat
das spez. Gew. 1,2256. Ameisensäure mischt sich in jedem Verhältnis
mit Wasser und Alkohol. Durch Schwefelsäure wird Ameisensäure in
Kohlenoxyd und Wasser zerlegt. Erwärmt man eine wäßrige Lösung
der Ameisensäure (1 : 10) mit Silbemitrat, so wird metallisches Silber
ausgeschieden; erwärmt man eine solche mit Quecksilberchlorid, so wird
Quecksilberchlorür ausgeschieden; erwärmt man sie mit gelbem Queck-
silberoxyd, so entsteht zunächst eine farblose Lösung, die bei weiterem
Erhitzen unter Entwickelung von Kohlensäure metallisches Quecksilber
abscheidet.
Prüfung auf Verunreinigungen, Anorganische Stoffe: 5 g Ameisen-
säure müssen beim Erhitzen ohne wägbaren Rückstand verbrennen.
Blei, Kupfer, Eisen: Eine Lösung von Ameisensäure (1:20)
Amylacetat. 799
soll nach dem Übersättigen mit Ammoniakflüssigkeit durch Schwefel-
wasserstoffwasser nicht verändert werden.
S 1^1 z säure, Oxalsäure: Eine wäßrige Lösung von Ameisen-
säure (1 : 20) soll weder durch Silbemitratlösung bei gewöhnlicher Tem-
peratur noch nach dem Übersättigen mit Ammoniakflüssigkeit durch
Ghlorcalciumlösung verändert werden.
Essigsäure: Erwärmt man 1 ccm Ameisensäure mit 20 ccm Wasser
und 6 g gelbem Quecksilberoxyd unter öfterem ümschütteln so lange im
Wasserbade, bis keine Gasentwickelung mehr stattfindet, und filtriert,
so soll das Filtrat nicht sauer reagieren.
Akrolein, Allylalkohol, brenzliche Stoffe: Ameisensäure
darf nach dem Übersättigen mit Natronlauge keinen stechenden oder
brenzlichen Geruch abgeben.
Da im Handel Ameisensäure in YerschiedeQer Verdünnung mit
Wasser vorkommt, so stellt man durch Titration mit Normal-Natronlauge
zuerst den Gehalt an Ameisensäure fest und nimmt dann obige Prüfungen
im passenden Verhältnis, d. h. in der entsprechenden Verdünnung vor.
Das Deutsche Arzneibuch schreibt eine Säure von 24 — 25 Proz.
mit dem spez. Gew. 1,060 — 1,063 vor.
Q^antitatwe Bestimmung, Die Ameisensäure bestimmt man in
wäßriger Lösung mit Normal -Natronlauge unter Verwendung von Phenol-
phtalein. 1 ccm Normal-Natronlauge entspricht 0,046016 g Ameisen-
säure.
Amylacetat
C5 H„ . CO . OGH3. Molek.-Gew. 130,112.
Amylacetat (Isoamylacetat) ist eine farblose, leicht bewegliche,
eigentümlich riechende Flüssigkeit. Vollkommen reines Amylacetat hat
das spez. Gew. 0,8692 und den Siedepunkt 138°. Die im Handel vor-
kommenden reinen Sorten haben das spez. Gew. 0,875 — 0,876 und sieden
bei etwa 136—143<>.
Amylacetat löst sich leicht in Alkohol, Äther, Benzol, Chloroform
und Eisessig, fast unlöslich ist es in Wasser.
Prüfung auf Verunreinigungen. Anorganische und nicht flüch-
tige organische Verbindungen: 20 ccm Amylacetat müssen bei ge-
lindem Erhitzen ohne Rückstand flüchtig sein.
Salzsäure, Schwefelsäure: Schüttelt man 30 ccm Amylacetat
mit 15 ccm Wasser, so darf das abgeschiedene Wasser durch Silber-
nitratlösung höchstens opalisierend getrübt werden, durch Baryumchlorid-
lösung aber auch nach längerem Stehen nicht verändert werden. (Infolge
geringer Mengen freier Essigsäure reagiert das abgeschiedene Wasser
immer sauer.)
SOO Organische Pr¶te.
Alkohol: Schüttelt man 25 ccm Amylacetat mit 25 ccm gesättigter
Ohlorcalciumlösung, so darf letztere höchstens um 1 ccm zugenommen
haben, wenn sich die Flüssigkeiten vollkommen getrennt haben.
Anmerkung: Amylacetat kommt in 10-proz. alkoholischer Lösung
als Birnäther oder PearOil in den Handel. Ein solches Produkt
wird bei der Behandlung mit Chlorcalciumlösung zirka 90 Proz. seines
Yoliimens an letztere abgeben, wobei man zur Ausschüttelung allerdings
besser das mehrfache Yoliimen Chlorcalciumlösung verwendet. Auf diese
Art läBt sich für gewöhnlich genügend genau in solchen Handelssorten
der Gehalt an Amylacetat nachweisen. Das spez. Gew. ist als Nachweis
für den Alkoholgehalt nicht mafigebend, da ein 75 — 76 volumprozentiger
Alkohol dasselbe spez. Gew. hat wie Amylacetat.
Wasser: Mit der zehnfachen Menge Benzol muß Amylacetat eine
klare Lösung geben. Beinstes, wasserfreies Amylacetat mischt sich in
dem angegebenen Verhältnis auch mit Petroläther und oMzinellem
Paraffinöl vollkommen klar. Mit letzterem ist die Prüfung besonders
empfindlich.
Amylnitrit
(CH,), GH . CH, . GH, . 0 . NG. Molek.-Gew. 117,128.
Amylnitrit ist eine klare, gelbliche Flüssigkeit von fnichtartigem
Gerüche, die in Wasser fast unlöslich ist, sich aber mit Alkohol und
Äther in jedem Verhältnis mischt. Der Siedepunkt ist in der Literatur
verschieden angegeben; so gibt Hilger 94 — 95^ an, Bernthsen 96^
Ghapman (Zeitschr. f. Chem. 1867, 734) 97— 98°, Guthrie (Liebigs
Azmalen 111, 82) 99^ und das Deutsche Arzneibuch 97 — 99^. Das spez.
Gewicht wird von Dunstan, Williams (Jahresbericht über Fortschr.
d. Chem. 1888, 1418) zu 0,880, von Hilger zu 0,902 und vom Deutschen
Arzneibuch zu 0,870 — ^0,880 angegeben. Die im Handel befindlichen
Präparate haben meistens einen etwas niedrigeren Siedepunkt, als oben
angegeben. Jedenfalls wird man ein Amylnitrit, das schon bei 90^ zu
sieden beginnt, nicht beanstanden können, wenn es den sonstigen An-
forderungen entspricht, wohl aber ein solches, das über 99° siedet, da
ein höherer Siedepunkt auf einen zu hohen Gehalt an Amylalkohol hin-
weist. Überhaupt ist zu berücksichtigen, daß Amylnitrit sich fortwährend
in geringer Zersetzung befindet, und daß sich sowohl der Siedepunkt
und das spez. Gewicht als auch der Gehalt an Säure und an Amyl-
alkohol ändern können.
Amylnitrit verbrennt mit gelber, leuchtender und rußender Flamme;
auf Zusatz von Salzsäure und einigen Krystallen Ferrosulfat entsteht
«ine BraunfärbuDg.
Amylnitrit. Äthyläther. gOl
Prüfung auf Verunremifftingen, Freie salpetrige Säure: Eine
Mischung Yon 1 ccm Wasser, 0,1 com Ammoniakflüssigkeit (0,96) und
2 Tropfen Lackmustinktur darf sich, mit 5 ccm Amylnitrit geschüttelt,
nicht rot färben, was einem Maximalgehalt Ton etwa 0,35 Proz. sal-
petriger Säure entspricht.
Yaleraldehyd: Eine Mischung von 1 ccm Amylnitrit, 1,5 ccm
Silbemitratlösung, 1,5 ccm absolutem Alkohol und einigen Tropfen
Ammoniakflüssigkeit darf sich beim gelinden Erwärmen nicht braun
oder schwarz färben.
Wasser: Auf 0^ abgekühlt, darf sich Amylnitrit nicht trüben.
QuaniitaHüe Be$timmung, Das Amylnitrit läßt sich titrimetrisch auf
yerschiedene Art bestimmen, so nach der für Athylnitrit angegebenen
Methode von E. Schmidt (Pharm. Chemie II, 567) und nach Gurt-
mann (Südd. Apoth.-Zeitg. 1898, 716). Eine Beschreibung und Be-
urteilung yerschiedener Methoden findet sich auch in der Südd. Apoth.-
Zeitg. 1897, 66 und 305. - Die beste und einfachste Methode ist die
gasTolumetrische :
26 g Amylnitrit verdünnt man in einem MaBkolben mit 91 -proz.
Alkohol zu 500 ccm, gibt davon 5 ccm in ein Nitrometer (siehe Band I,
Seite 150) und fügt 10 ccm Jodkaliumlösung (1 -h 5) und alsdann 10 ccm
Normal-Schwefelsäure zu. Das entwickelte Stickoxydgas wird unter
Berücksichtigung von Temperatur und Barometerstand gemessen. Für
gewöhnlich genügt es, wenn man bei etwa 20^ abliest und jeden ccm
für 2 Proz. Amylnitrit in Rechnung bringt. Ein gutes Amylnitrit wird
bei obiger Operation also mindestens 40 ccm Stickoxydgas liefern, ent-
sprechend 80 Proz. Amylnitrit, während ein 100- proz. 50 ccm liefern
müßte. Der chemische Vorgang verläuft im Sinne folgender Gleichung:
C5 Hji NO, 4- KJ + H, SO4 = J + KHSO4 + C5H11OH + NO.
Bei normalem Barometerstand wiegt 1 ccm Stickoxyd bei 0^ =
0,0013419 g. Will man genaue Messungen vornehmen, so reduziert man
das gefundene Yolum auf 0^ imd 760 mm Barometerstand nach folgender
V b
Formel : Vq = 7^0 ri 1- 0 0366 t*^ ' wobei Vq das gesuchte Volum bei 0®,
Vi das abgelesene Volum, b der abgelesene Barometerstand und t die
Yersuchstemperatur ist.
Äthyläther.
C, Hj . 0 Ca H5 . Molek.-Gew. 74,08.
Das spez. Gewicht des Äthers schwankt je nach der Reinheit
zwischen 0,718 bis 0,725. Während der gewöhnliche Handelsäther, der
noch geringe Mengen Wasser oder Alkohol enthält, das spez. Gewicht
Unterstichtingen. 5. Aufl. HI. 51
%Q2 Organischjo Präparate.
0,725 haft, soll der reinste, von genannten StofiEen fast yollkommen be-
freite Aiher ein spez. Grewicht 0,718 — 0,720 . zeigen, was schon eine
gewisse Garantie für seine Reinheit bietet. Für genaue "^nantitaÜTe
Fettbestimmungen) zur Analyse von Alkaloiden und für Narkosezwecke
soll nur ein solcher Äther Verwendung finden, der ein spez. Gewicht
Ton nicht über 0,720 bis 0,722 aufweist.
Der Äther ist eine farblose, leicht bewegliche und leicht ent-
zündliche Flüssigkeit, Ton eigentümlichem Gerüche, die bei 34 — ^36®
siedet.
. PHifung auf Verunremigungen. Rückstand: L&ßt. man 20 com
Äther in einer Glasschale freiwillig verdunsten, so darf der an der Glas-
wand verbleibende Beschlag keinen Geruch haben, darf blaues Lackmus-
papier weder röten noch bleichen und mufi beim . Ecwärmen auf dem
Wasserbade ohne Rückstand flüchtig sein.
Säure: Schüttelt man 20 ccm Äther mit 5 ccm Wasser, so darf
letzteres keine saure Reaktion zeigen. Abgesehen von zufalligeix Yer-
imreinigungen mit anderen Säuren, wird eine saure Reaktion meist von
Schwefelsäure, Salpetersäure oder Essigsäure herkommen, die von der
Darstellung herstammen, wie Schwefelsäure, oder durch Einwirkung
feuchter Luft auf den Äther entstanden aind, wie Salpeter- und Essig-
säure. Reinster Äther förbt nach Günther .(Pharm. Centralh. M, 41)
befeuchtetes, rotes Lackmuspapier blau.
Wasserstoffsuperoxyd, Ozon, Äthylperoxyd: Schüttelt
man 10 ccm Äther mit 1 ccm Jodkaliumlösung in einem vollen, ge-
schlossenen Glasstöpselglase, so darf die Jodkaliumlösung und der Äther
innerhalb 1 Stunde keinerlei Färbung annehmen. Diese Operation ist
unter Ausschluß des direkten Tageslichtes auszuführen und bei Narkose-
äther nach Vorschrift; des Deutschen Arzneibuches auf 6 Stunden auszu-
dehnen.
Ein sehr empfindliches Reagens auf Superoxyde stellt man sich in
folgender Weise dar: Man erwärmt 0,1 g reine, gepulverte Yanadinsäure
im Wasserbade y^ Stunde lang mit 2 ccm konz. Schwefelsäure und gibt
dann 50 ccm Wasser zu. Dieses Reagens ist von gelber Farbe. Schüttelt
man 2 ccm desselben mit 20 — 30 ccm Äther, so färbt es sich bei An-
wesenheit von minimalen Spuren von Superoxyden sofort bräunlich bis
rotbraun.
Aldehyd: Man zerstöBt etwa 5 g Ätzkali in erbsengroße Stücke
und übergießt diese sofort niit 10 ccm Äther. Unter öfterem ümschütteln
stellt man die Mischung einen Tag lang an einen vor Licht geschützten
Ort, während welcher Zeit sich keine braune Ausscheidung oder Färbung
bemerkbar machen darf.
Fuselöl und fremde Riechstoffe: Filtrierpapier, mit Äther
ÄthjULther. Äthjlbjcomid. ^3
durchfeuchtet, darf nach, dem Yerdimaten des letzteren.* keinen Geruch
mehr abgeben. .4 • .
YinylalkQhol weist maii; nach Poleck und Thümmel (BerL
Ber. 1889, 2863) nach, indem man Äther jnit einer ^.Mischung TOn
4,5 Volum gesättigte« Ealiumbikarbonatlösung und 1 Yolum go^ättigtei:,
wäfiriger Quecksilberchloridlösimg schüttelt. Bei Anwesenheit yon ger
rmgen Mengen Yinylalkohol tritt in der wäßrigen Lösung eine .weiB*
liehe Trübung von Yinylquecksilberoxychlorid ein.
Schwefely^xb in düngen: Beim . Schütteln ygpi> .vLO com Äther
mit einem Tropfeui. Quecksilber darf sich letzteres nichti verändern -.und
es. darf keine schwarze Abscheidung entstehen. Eventuell kann eine
Schwarzfärbung auch durch Wasserstoffsuperoxyd hervQrgerufenr j^erden
{Pharm. Ztg. 1889, 222). .. t.
Alkohol:. .Wenn der Äther das.riehtige spez. Gewicht hat, so
ist eine Prüfung auf Alkohol;, nicht nötig, . !^aeh Lie4>eni4chüttelt man
4en Äther mit Wasser aus, vei^etzt: diof; wäßrige Lösung mit Natron-
lauge und Jodlösung und erwänxit. Bei Anwesenheit von Alkohol • tritt
Jodoformbildung auf. (£ipe Tabelle ded spez. Gewichts von Alkohol-
Äthermischungen siehe Ztschr. f. analyt. Chem. 26, 97.)
Wasser: Beim Schütteln des Äthers mit entwässertem Kupfer-
sulfat darf sich letzteres nicht grün oder blau färben. Noch schärfer
ist eine Probe mit metallischem Natrium. Gibt man ein Stückchen
Natrium mit frischer Schnittfläche in Äther, so üb^zieht sich das Metall
bei Gegenwart von Wasser mit einem. gelblidiweiBen Überzug TOn
Natriumhydroxydj . Bei einem als „wasserfrei^ berechneten Äther .darf
bei dieser Probe 'das «Metall . innerhalb .6t' Stnndea seinen Glanz nicht
verlieren; auch darf nur eine sehr geringe Gasentwickelung, stattfinden.
Weniger scharf.ist folgende Probe: Mit gleichen 3'eilein Schwefelkohlenstoff
gemischt, darf sich: der Äther nicht trüben. :(Es sei hier darauf hinge-
wiesen, daß wasserfreier Äther bei öfterem Umfüllen aus dor Luft ledcht
Wasser aufiiimmt.).
Äihylbromld.
CjHjBr. >folek.-Gew. 109,00.
4. «
Äihylbromid ist eine klare, farblose, stark lichtbrechende, ätherisch
riechende Flüssigkeit, welche das spez. Gewicht 1,453 — 1,457 und den
Siedepunkt 38 — 409 hat« Ganz reines Ätiiiylbromid zeigt das spez.
Grewicht 1,4735 und den. Siedepunkt 38 — 39^. (Da sich ein solches
Präparat leicht unter Zersetzung gelb färbt, wird das Handelsprodukt
xnit etwa 1 Proz, Alkohol geliefert, der die Zersetzung verhindert . oder
T^erzögert. Auch das Deutsche Arzneibudi gestattet ,ei|ien Gehajt von
1 Pröz. Alkohol.) .
51*
g04 Organische Präparate.
Prüfung auf Verunreinigungen, Anorganische und nicht flüch-
tige organische Stoffe: Verdunstet man 20 ccm Äthylbromid auf
dem Damptbade, so darf kein Rückstand hinterbleiben.
Bromwasserstoff: Äthylbromid reagiere neutral. Schüttelt man
10 ccm Äthylbromid mit 10 ccm Wasser einige Sekunden lang, hebt
5 ccm der wäßrigen Schicht ab und versetzt mit 2 Tropfen 7io Normal-
Silbemitratlösung, so darf sich die Mischung innerhalb 5 Minuten nicht
trüben.
Anmerkung: Das Äthylbromid darf nicht direkt mit Silbemitrat-
lösung geschüttelt werden, da sich sonst immer Bromsilber bildet.
Amylyerbindungen, Äthylenbromid, organische Schwefel-
verbindungen: In einem mit Glasstöpsel versehenen, vorher mit Schwefel-
säure ausgespülten Glaszylinder schüttelt man während einer Stunde lOocm
Äthylbromid mit 10 ccm Schwefelsäure öfter gut durch. . Während dieser
Zeit darf keine Gelbfärbung der Schwefelsäure zu bemerken sein.
Athyläther: Ein eventueller Gehalt von Äther ergibt sich aus
einem zu niedrigen spez. Gewicht. (Äther soll in Handelssorten bis zu
15 Proz. vorgekommen sein: Pharm. Gentralh. 35, 674.)
Äthylbntyrat.
C3 H7 . CO . OCj H5 , Molek.-Gewicht 1 1 6,096.
Der Buttersäureäthyläther ist eine farblose, in Wasser wenig, leicht
in Alkohol, Äther, Benzol, Chloroform und Petroläther lösliche Flüssig-
keit, welche in verdünntem Zustande einen angenehmen, ananasähnlichen
Geruch und Greschmack besitzt. Sein spez. Gewicht ist 0,886, sein Siede-
punkt 121 0.
Prüfung auf Verunreinigungen. Anorganische und nicht flüch-
tige organische Stoffe: 20 ccm Buttersäureäther müssen bei gelindem
Erhitzen ohne Rückstand flüchtig sein.
Salzsäure und Schwefelsäure: Schüttelt man 20 ccm Butter-
säureäther mit 10 ccm Wasser, so darf das abgeschiedene Wasser weder
durch Silbernitratlösung noch durch Baryumchloridlösung verändert
werden. (Mit Lackmuspapier läßt sich die Prüfung nicht ausführen,
da das Wasser infolge freigewordener Bnttersäure immer sauer
reagiert.)
Wasser: In dem 10 -fachen Volumen Benzol muß sich Butter-
säureäther ohne Trübung auflösen. Chemisch reiner, absolut wasser-
und alkoholfreier Butteräther mischt sich auch mit Petroläther (Siede-
punkt 50 — 75^) und sogar mit offizinellem Paraffinöl vollkommen klar.
Alkohol: Schüttelt man 20 ccm Buttersäureäther mit 20 ccm ge-
sättigter Chlorcalciumlösung, so darf sich nach der vollständigen Tren-
Athylbatyrat 805
nung der beiden Flüssigkeiten das Yolumen der Chlorcalciumlösung
nicht yerändert haben.
Anmerkung: Buttersäureester kommt in alkoholischer Lösung als
Ananas äther in den Handel. Der Gehalt an £ster läßt sich in solchen
Sorten durch Ausschütteln mit dem mehrfachen Yolumen gesättigter
Chlorcalciumlösung annähernd genau bestimmen.
Die genaue Bestimmung des Alkohols, wie sie für steueramtliche
Atteste oft nötig ist, und des Estergehaltes in konzentrierten oder yer-
dünnten Handelssorten nimmt man in folgender Weise vor:
In einem 200 — 250 ccm fassenden Eölbchen yon Jenaer Glas erhitzt
man 25 g Butteräther mit einer Lösung TOn 22 g Ealiumhydroxjd in
40 ccm Wasser am Kückflußkühler, bis YoUkommene Yerseifung einge-
treten ist. Bei hochprozentigem Butteräther erkennt man diesen Zeit-
punkt daran, daß die anfangs vorhandenen Schichten Ton Ester und
Kalilauge einer einheitlichen, strohgelben Mischung Platz gemacht haben.
Man erhält dann diese Mischung noch zirka Ys Stunde im Sieden. Bei
niedrigprozentigem Butteräther (d. h. bei Mischungen von wenig Ester
und yiel Weingeist) erhitzt man, wenn keine Schichtenbildung wahr-
nehmbar sein sollte, die genannte Mischung eine Stunde lang am Rück-
flußkühler so stark, daß sie sich konstant im Sieden befindet. Die Yer-
seifung muß also auf freier Flamme oder über dem Drahtnetze vorge-
nommen werden. Hierauf läßt man das Ganze erkalten, läßt durch das
Kühlerrohr 62 ccm Wasser zufließen und destilliert bei schräg gelegtem
Kühler 100 g ab (Yorsicht, daß keine Lauge überspritzt und kein Alkohol
verdunstet!). Aus dem spez. Gewicht des Destillates berechnet man den
Alkoholgehalt desselben (nach der Tabelle von Windisch) und daraus
den Alkoholgehalt des untersuchten Esters in Gewichtsprozenten. (Für
steueramtliche Atteste multipliziert man die erhaltene Prozentzahl mit 1,26
und erhält so eine Zahl, die angibt, wie viel Liter Alkohol in 100 Kilo
des untersuchten Butteräthers enthalten sind und zur Steuerrückvergütung
angemeldet werden können. Hat man z. B. 60 Gewichtsprozente Alkohol
gefunden, so gibt 60 X 1,25 = 75,0 an, daß 100 Kilo Ester 75 Liter Alkohol
enthalten.) Hat man so den freien und an Buttersäure gebundenen
Alkohol bestimmt, so erfährt man den Gehalt an gebundenem Alkohol
resp. Ton reinem Ester, indem man eine gewogene Menge des Butter-
äthers bei Siedehitze mit überschüssiger Y, Normal-Kalilauge verseift
und mit Hilfe von 7, Normal -Salzsäure und Phenolphtalein zurück-
bitriert. 1 ccm der durch den Ester bezw. die Buttersäure gebundenen
/j Normal-Kalilauge entspricht 0,058048 g Butteräther oder 0,046048 g
%n Buttersäure gebundenem Alkohol.
Aus der Differenz der Gesamtalkoholmenge und der im Ester ge-
>undeiieii Alkoholmenge ergibt sich die in dem untersuchten Äther ent-
goß Organische Präparate.
haltene Menge freien Alkohols. Man kann infolgedessen durch die
beiden angegebenen Bestimmungen alle nötigen Daten, d. h. den Gehalt
an reinem Ester, an Alkohol und Wasser leicht berechnen.
Atropln.
C^H^NOg. Molek.-6ew. 289,184.
Atropin besteht aus farblosen, nadelföütmigen Krystallen, die sich
in etwa 300 Teilen Wasser, leicht in Alkohol, Äther und Chloroform
lösen. Bas reij^e, inaktive Atropin schmilzt nach meiner Beobachtung
bei 118^, während in der Literatur und im Deutschen Arzneibuch der
Sclunelzpunkt zu 115,5^ angegeben wird.
Prüfting und quantttative Besümmuiig.
Hyo&cyamin: Die freie Base muB in alkoholischer Lösung optisch
inaktiv seih. Je mehr Hyoscyamin sie enthält, desto mehr dreht sie
nach links. (Das Drehungsvermögen des Hyoscyamins ist: öd ^=
— 20,970.)' .
Auf anorganische nnd ' organische Verunreinigungen- * sowie auf
fremde Alkaloide prttft matt, wi^' bei dem nachfolgenden Atropinsulfat
angegeben.
ZuF'titrimetrisohen Bestimmung des Atropins löst man etwa 0,1 g
des Präparates in 50 com absolutem Alkohol und läßt nach Zugabe von
itikaM reinem Lackmoid (Zeitschr. f. angew. Chem. 190B, 449 u. 468)
Yio Normal-Salzsäure bis zum Umschlagen- der blauen Farbe in Rot
zuflieBen. 1 ccnk y^Q Normal-Salzsäure entspricht 0,0289184 g Atropin.
J k
Atropinanlfat.
(C„H^N08)aH^S04,^ Molek.-Gew. 676,444-
Atropinsulfat* kommt in w«iBen, krystalliniBchen Massen (kleine
nadelfiSrmige Erystalle) in - den Handel. Es' soll nach Angabe de»
Deutschen Arzneibuches bei etwa 180® schmelzen, da es aber immer
etwas Hyoseyaminsulfat enthält, das bei ' 206® schmilzt, so wird dadurch
der Schmelzpunkt etwtm erhöht. Übrigens kommt* es bei diesem Prä-
parate, sehr auf die umstände aa, imter< denen. :man den Schmelzpimkt
bestimmt. Ninunt man letzteren im Rbthschen Afiparate unter sehr
langsamer Temperatursteigerung vor, so erhält man bei bester, über
Schwefelsäure getrockneter Handelsware einen Schmelzpunkt von 183®,
erhitzt man rasch, so fällt der Schmelzpunkt höher aus und kann
bei demselben Präparate bis zu 190® gefanden werden. Dabei mu6
eben berücksichtigt werden, daß der Schmelzpunkt des Atropinsolfates
Atropinsalf&t. Benzaldehjd. g07
ein Zersetziingdpunkt ist. Am sichersten geht man in zweifelhaften
Fällen, wenn man das Goldchloriddoppelsalz darstellt tind davon den
Schmelzpunkt bestimmt, der bei einein guten Präparate nicht über 138^
liegen darf.
Atropinsulfat löst sich leicht in Wasser und Alkohol zu farblosen,
neutralen Flüssigkeiten, schwer in Äther, Benzol und Chloroform.
Trocknet man 0,01 g Atropinsulfat mit etwas rauchender Salpeter-
säure auf dem Dampf bade ein, so hinterbleibt ein kaum gelblich ge-
färbter Rückstand, der nach dein Erkalten durch alkoholische Kalilauge
vialett gefärbt wird. Andere Identitätsreaktionen siehe Mercks Reag.-
Verz. 1903, 162.
Ptitfang auf Verunreinigungen. Anorganische Stoffe: 0,1 g
Atropinsulfat darf beim Verbrennen keinen Rückstand hinterlassen.
Organische Verunreinigungen: 0,1 g Atropinsulfat muB sich
in 5 ccm Schwefelsäure ohne Färbung auflösen.
Fremde Alkaloide:' Biese Lösung in Schwefelsäure darf durch
Salpeter^ure nicht gefärbt werden. Die wäßrige Lösung des Atropih-
sulfats ((^1 : 6) darf durch Ammoniakfliissigkeit nicht getrübt werben.
Hyoscyamin: Die mit Hilfe von Alkali und Äther . aus der
wäßrigen Lösung gewonnene freie Base muß nach dem Trocknen den
bei Atropin angegebenen Schmelzpunkt zeigen und in alkoholischer
Lösung^ inaktiT sein.
Atropinsulfat läßt sich unter Ausschluß der Eohlensäüre der Xuft
in rein alkoholischer Lösung unter Verwendung von Poirriers Blau als
Indikator mit Yio Nörmal-Natronlauge titrieren. Näheres siehe Zeitschr.
f. angew. Ghem. 1908, 470 oder unter Chininhydrochlorid in diesem Buche,
Seite 816.
r • Ben^aldehyd.
CßH^.COH. Molek.-Gew. 106,048.
Benzaldehyd ist eine farblose, stark lichtbrechende, eigentümlich
riechende Flüssigkeit; Er siedet bei 179— 180P und hat das spezifische
Gewicht 1,05. Er löst sich leicht in Alkohol, Äther, Benzol, Chloroform
und Petroläther, wenig. in Wasser (etwa in 300 Teilen).
^Prüfung cuf Verunreittigungen. Anorganische Stoffe: Beim Er-
hitzen .yerbrennt Benzaldehyd mit^ stark rußender Flamme und hinter-
läßt beim Glühen keinen Rückstand.
- Ghior: 2 ccm Benzaldehjd^ gibt man in einen kleinen Porzellan*'
tiegel, stellt denselben ' auf einen Forzellanteller von geeigneter Größe,
zündet' mit der Bunsenflamme den Benzaldehyd an imd stellt ein innen
mit Wasser bespritztes, 2 Liter fassendes Becherglas darüber, i das man
zuweilen etwas vom Teller abhebt, um die Luftzufuhr zu regulieren. Es
g08 Organische Präparate.
ist zweckmäßig, einigemale die Flamme zu ersticken und das Becher-
glas mit etwas Wasser zu bespritzen, bevor man von neuem entzündet.
Ist auf diese Art aller Benzaldehyd verbrannt, so spült man das Becheiv
glas und den Teller mit wenig Wasser aus, bringt letzteres auf ein
kleines Filter imd spült mit Wasser nach, bis das Filtrat 20 ccm beträgt.
Bas Filtrat versetzt man nach Zugabe einiger Tropfen Salpetersäure
mit Silbemitratlösung, wobei nur eine -sehr geringe Opaleszenz ein-
treten darf.
Anmerkung: Absolut chlorfrei ist der künstliche Benzaldebyd
niemals. Außer der angegebenen, einfach ausführbaren Methode kann
man auch auf folgende Art Chlor im Benzaldehyd nachweisen:
Organische Chloride (z. B. Benzylchlorid) : 10 g Benzaldehyd
destilliert man, fängt die zuerst übergehenden 10 — 12 Tropfen in 5-proz.,
alkoholischer Kalilauge auf, erhitzt diese Lösung einige Zeit am Rück-
flußkühler \md verdunstet dann den Alkohol. Den Rückstand nimmt
man in etwas Wasser auf, schüttelt zur Entfernung öliger Produkte
mit Äther aus, versetzt nach Abgießen des Äthers die wässerige
Lösung mit Salpetersäure imd filtriert von der ausgeschiedenen Benzoe-
säure ab. Das Filtrat prüft man wie oben mit Silbemitratlösung auf
Chlor.
Chlorbenzaldehyde: 2 ccm Benzaldehyd schüttelt man mit
40 ccm Wasser, gibt 6 g (chlorfreies) Natriumkarbonat zu, erwärmt ge-
linde und läßt 5-proz. (chlorfreie) EaliumpermanganatlÖsung zufließen,
bis der Geruch nach Bittermandelöl fast vollkommen verschwunden ist.
Verschwindet dabei nicht auch die Rotfärbung des zugesetzten Kalium-
permanganates, so setzt man tropfenweise Alkohol zu, bis Entfärbung
eingetreten ist. Die Mischung filtriert man und versetzt mit verdünnter
(chlörfreier) Schwefelsäure. Nach dem vollständigen Erkalten wird die
ausgeschiedene Benzoesäure auf einem Filter gesammelt, mit kaltem
Wasser ausgewaschen, in etwas Natriumkarbonatlösung gelöst und nach
Zusatz von Ealiumnitrat zur Trockne verdampft und geglüht. Der
Glührückstand wird mit Wasser und Salpetersäure zu 20 ccm gelöst und
mit Silbemitrat wie oben auf Chlorwasserstoff geprüft.
Nitrobenzol: Nach Marpurgo (Pharm. Zeitschr. f. Rußland
29, 205) gibt man in eine kleine Porzellanschale 2 Tropfen Phenol,
3 Tropfen Wasser und ein erbsengroßes Stück Kaliumhydroxyd. Man
erwärmt vorsichtig zum Sieden und gibt den zu untersuchenden Benz-
aldehyd mit Wasser angeschüttelt zu. Nach anhaltendem Sieden ent-
steht an den Rändern der Flüssigkeit ein karmoisinroter Ring. Fügt
man gesättigte Chlorkalklösung zu, so ninunt dieser Ring eine smaragd-
grüne Farbe an, womit die Anwesenheit von Nitrobenzol nachge-
wiesen ist.
Benzaldehyd. g09
Man löst 1 g Benzaldehjd in 20 ccm Alkohol und verdünnt mit
Wasser bis zur bleibenden Trübung. Alsdann gibt man granuliertes
Zink und Schwefelsäure zu. Nach beendigter WasserstofPentwickelung
filtriert man die Flüssigkeit, dampft den Alkohol weg und weist eventuell
aus Nitrobenzol gebildetes Anilin, wie folgt, nach: Die Hälfte des Fil-
trates versetzt man mit einigen Tropfen Kaliumdichromatlösung und
kocht kurze Zeit, wobei bei Anwesenheit von Anilin eine schwache
Yiolettfärbung eintritt. Die andere Hälfte des Filtrates neutralisiert man
mit Kalilauge und setzt Natriumhypochlorit zu. Bei Anwesenheit von
Anilin tritt Yiolettfärbung auf.
Alkohol: Schüttelt man 20 ccm Benzaldehyd mit 20 ccm ge-
sättigter Chlorcalciumlösung, so darf das Yolumen der letzteren nach
vollkommener Trennung der Flüssigkeiten nicht zugenommen haben.
Mischt man 3 ccm Benzaldehyd mit 10 ccm Salpetersäure (1,4 spez.
Gew.), so entstehen bei Gegenwart von Alkohol Gasentwickelung und
rote Dämpfe.
Wasser: Benzaldehyd mu£ sich in der zehnfachen Menge Petrol-
äther (Siedepunkt 50 — 75®) vollkommen klar auflösen.
Benzoesäure: Der Benzaldehyd enthält immer etwas Benzoe-
säure, da er sich an der Luft leicht oxydiert. 1 — 3 Proz. sind auch im
reinsten Handelspräparat nichts Ungewöhnliches. Bis zu etwa 14 Proz.
bleibt die Säure bei 15® im Benzaldehyd gelöst, bei höherem Gehalt
scheidet sie sich krystallinisch ab. Zur Bestimmung der Benzoesäure
löst man 10 g Benzaldehyd in 50 ccm verd. Alkohol (70 Yolumproz.)
und titriert mit Normal-Natronlauge (1 ccm == 0,122048 g) unter Yer-
wendung von Phenolphtalein.
Blausäure: 2 ccm Benzaldehyd schüttelt man mit 20 ccm Normal-
kalilau§e, gibt einige Tropfen Ferrosulfatlösung zu und erwärmt bis
mm
nahe zum Sieden. Alsdann setzt man Salzsäure im Überschuß und
einen Tropfen Eisenchloridlösung zu. Bei Anwesenheit von Cyanwasser-
stofiF entsteht Berlinerblau.
Anmerkung: Blausäure ist im Bittermandelöl enthalten und
kann deshalb in Benzaldehyd, das aus Bittermandelöl dargestellt wurde,
enthalten sein. .Das Bittermandelöl selbst kommt gewöhnlich mit der
Bezeichnung „blausäurefrei'^ oder „blausäurehaltig" in den Handel. Das
blausäurefreie Bittermandelöl ist nicht giftig. Natürliches, blausäure-
h altiges Bittermandelöl kann man von künstlichem Benzaldehyd auch
durch das Yerfahren von Kremel unterscheiden, nach welchem blau-
säurehaltiges Bittermandelöl Benzoin liefert, künstlicher Benzaldehyd
aber nicht. (Pharm. Centralh. 80, 134.)
gXO Organische Prftpairate.
BenzoSsäore.
CeHs.COOH. Molek.-Gew. 122,048.
Von den Benzoesäuren des Handels kommen hier die ofiEizineile
Harzbenzoesäure und die chemisch reine aus Benzylchlorid, Benzal-
chlorid, Benzotrichlorid und Hippursäure dargestellte Säure in Betracht*
a) Die offizineile Benzoesäure, die aus Siambenzoe sublimiert
sein soll, besteht aus weiBlichen bis bräunlichgelben Blättchen oder
nadelfbrndgen Erystallen, die einen seidenartigen Glanz und einen brenz-
liehen, benzoeartigen Geruch besitzen. Sie schmilzt bei 120^ und siedet
bei 2490.
Benzoesäure löst sich in 270 Teilen Wasser von 15^, leicht ' in
heiBem Wasser, in Äther, Alkohol, Benzin, Benzol, Chloroform, Petrol-
äther und Schwefelkohlenstoff. Sie ist mit Wasßerdämpfen leicht flüchtig.
Schüttelt man 0,2 g Benzoesäure während 15 Minuten öfter mit
einer Mischung von 1 ccm Normal-Kalilauge und 20 ccm Wasser, filtriert
und gibt zum Filtrat einen Tropfen Eisenchloridlösung, so erhält man
einen rotbraunen bis schmutzigroten Niederschlag.
Prvfimg €mf Verunreinigungen, -Die offizinelle Benzoesäure
muß in siedendem Wasser jschmelzen, wenn mehr Säure verwendet wird,
als sich in der betreffenden Wassermenge löst. Künstliche Benzoesäure
schmilzt unter diesen Umständen nicht.
Anorganische und- fremde . organische Stoffe: Wird etwa
0,2 — 0,3 g Benzoesäure in einem Reagensglase erhitzt, so schmilzt sie
zuerst zu einer gelben^ bis bräunlichen Masse und sublimiert dann, wobei
kein oder nur ein sehr geringer, brauner Rückstand bleiben darf. Jeden-
falls darf keine Yerkohlung stattfinden, die auf Zucker, Hippttrsäure,
Weinsäure imd Zitronensäure hinweisen würde. "
Salizylsäure: Die wässerige Lösung der Benzoesäure mit Eisen-
chloridlösung versetzt und vom entstandenen Niederschlag abfiltriert, darf
keine Yiolettfarbimg zeigen. '
Sumatrabenzoesäure, Zimtsäure: 1 g Benzoesäure mit 1 g
Kaliumpermanganat und 10 ccin Wasser 10 biä 15 'Minuten im ver-
schlossenen Reagensglase im siedenden Wasserbade erwärmt, darf nach
dem. Abkühlen keinen Geruch nach Bittermandelöl zeigen. (Vergl. auch
Schachts Reaktion in Mercks Reag.-Verz. 1903, 127.)
Künstliche Säure: 1 g Benzoesäure soll mit 10 ccm Ammoniak-
flüssigkeit eine gelbe bis bräunliche Flüssigkeit geben, die auf Zusatz
von überschüssiger Schwefelsäure wieder ausgeschieden wird. Setzt man
zu dieser Mischung 5 ccm Kaliumpermanganatlösung (1 : 1000), so soll
nach 4 Stunden die rote Farbe des letzteren fast vollkommen ver-
schwunden sein.
Benzoes&ore. gll
0,4 g Benzoesäure werden mit 0,6 g chlorfreiem Caiciumkarbonat
und wenig Wasser gemischt, auf dem Dampf bade eingetrocknet und
hierauf geglüht. Wird der Glühräckstand mit Salpetersäure und Wasser
zu 20 ccm gelöst und mit Silbemitratlösung versetzt, so darf die
Flüssigkeit nur schwach opalisierend getrübt werden. Diese Probe, die
einen Gehalt yon Ghlorbenzoesäure nachweisen und damit den Nachweis
liefern soll, ob .künstliche aus Benzalchlorid, Bqnzylchlorid, Benzotri-
chorid etc. dargestellte Benzoesäure zugesetzt wurde oder nicht, hat
keinen absoluten Wert. Es sind reine, künstliche Benzoesäuren im
Handel, die ebensowenig Chlor enthalten als die aus Harz sublimierte,
und ein Zusatz' solch einer Säure läßt sich' in der Harzbenzoesäure durch
obige Reaktion auf Chlor nicht nachweisen. Nur ' grobe Yerfalschungen
mit minderwertiger, chlorhaltiger Benzoesäure lassen sich auf diese Art
bestimmen. Man hat diese Reaktion bis jetzt beibehalten, weil man
lange Zeit die künstliche Benzoesäure nicht frei oder doch annähernd
frei Yon Chlorbenzoesäure darstellen konnte. (Zum Chlornachweis in
Benzoesäure siehe Pharm. Centralh. 1899, 183.) H. Hager benutzt
zum Nachweis, ob Benzoesäure nur aus Harz syblimiert oder über Harz
sublimiert wurde, das sogenannte cyanitierte £isenchlorid, eine mit
Salzsäure angesäuerte Lösung von Eisenchlorid und Ferricyankalium,
ein Reagens von zweifelhaftem Werte. (Pharm. Centralh. 26, 392.)
Es wird nach wie vor dem Lieferanten gegenüber Yertrauenssache
sein, ob er die Säure, nur aus Harz sublimiert hat, oder ob er künst-:
liehe Säure' zugesetzt, d. h. ob er künstliche Säure über Harz mitsubli-
miert hat.
b) Die chemisch reine Benzoesäure luiterscheidet sich von
der Harzbenzoesäure durch ihre rein weiBe Farbe, farblose Lösung in
Alkohol und Ammoniakflüssigkeit und den Mangel an brenzlichen Stoffen^
Sie schmilzt in siedendem Wasser nicht, schmilzt bei 121,4^ und siedet
bei 249°. ' • * ■ '''-
. Prüfung auf Verunrdmguhgen. Anorganische und fremde org^-
nische Stoffe: 1 g. Benzoesäure darf beim Erhitzen keinen wäg-
baren Rückstand hinterlassen. Im Reagensglase erhitzt, muB sie toII-
ständig sublimieren, ohne zu verkohlen. 1 g Benzoesäure muß' sich in
20 ccm Schwefelsäure fast ohne Färbung oder doch nur mit gelblicher
Parbe auflösen.
Chlorbenzoesäure: 0,4 g Benzoesäure, wie bei Harzbenzoesäure
mit Caiciumkarbonat geglüht und gelöst, dürfen mit Silbemitratlösung
Ikeine oder i^ach Verlauf von 5 Minuten doch nur eine sehr schwache
Opaleszenz zeigen.
Quantitative Bestimmung. Durch Titration mit Kalilauge läßt sich
die Reinheit der Benzoesäure kontrollieren. Man löst zu diesem Zwecke
312 Organische Präparate.
1 g Benzoesäure in 10 com Normal-Kalilauge, yerdünnt mit 40 ccm Wasser
und titriert unter Verwendung von Phenolphtalein mit Normal-Salzsäure.
1 ccm der yerbrauchten Normal-Ealilauge entspricht 0,122048 g Benzoe-
säure.
Brenzkatechin.
Cß H4 . OH . OH. Molek.-Gew. 110,048.
Brenzkatechin besteht aus farblosen, glänzenden, schwach riechen-
den, rhombischen Blättchen oder säulenförmigen Erystallen, die sich leicht
in Äther, Alkohol, Benzol, Chloroform und Wasser lösen. Die wäßrige
Lösung reagiert sauer. Es schmilzt bei 104^ und siedet bei 240 — 245^.
Die wäßrige Lösung des Brenzkatechins wird durch Eisenchlorid
grün gefärbt; diese Lösung färbt sich mit wenig Natronlauge yiolett, im
Überschuß der letzteren intensiv rot. Silbemitrat wird von Brenzkatechin
schon in der Kälte reduziert, Fehlingsche Lösung erst beim Erhitzen.
Die wäßrige Lösung wird sowohl von Bleiacetat als auch Bleiessig ge-
fällt. (Unterschied von Resorcin und Hydrochinon. Resorcin wird in
wäßriger Lösung durch Bleiessig, nicht aber durch Bleiacetat gefallt;
Hydrochinon wird weder durch Bleiessig noch durch Bleiacetat gefällt.)
Farbenreaktionen: Chem. Centralbl. 1898, II, 1282. Pharm. Centralh.
89, 798. Zsch. f. analyt. Chem. 28, 252; 34, 235.
Prüfiing auf Verunrehngungen, Anorganische Stoffe: 1 g Brenz-
katechin darf beim Erhitzen keinen Rückstand hinterlassen. Phenol:
Die wäßrige Lösung (fl. : 10) darf beim Kochen keinen Geruch nach Phenol
abgeben.
Fremde organische Stoffe: Brenzkatechin löst sich in Schwefel-
säure mit schwacher Rosafarbung, eine Bräunung der Schwefelsäure darf
nicht eintreten.
Quantitative Bestimmung, Man löst 0,5 g Brenzkatechin in 50 ccm
Wasser und läßt unter Umschwenken allmählich konzentrierte, wäßrige
Bleiacetatlösuug zufließen. Nach dem Absetzenlassen des gebildeten,
weißen Niederschlages (CgH^O^Pb) prüft man mit Bleiacetatlösung, ob
in der Lösung keine Fällung mehr erzeugt wird, und sammelt dann den
Niederschlag auf einem gewogenen Filter. Man wäscht nochmals mit
Wasser aus, trocknet den Niederschlag bei 100^ und bringt ihn dann zur
Wägung. Zur Kontrolle kann man den Trockenrückstand nach dem
Wiegen glühen, mit Salpetersäure lösen und nach dem Verdünnen mit
Wasser das Blei als Sulfat fallen und als solches zur Wägung bringen.
1 g Pb Ce H4 0, entspricht 0,349423 g Brenzkatechin, 1 g Bleisulfat
entspricht 0,36323 g Brenzkatechin.
Bromoform. Chinin. gJ3
Bromoform«
CHBrg. Molek.-Gew. 252,888.
Bromofonn ist eine farblose, düoroformartig riechende Flüssigkeit,
welche sich sehr schwer in Wasser löst, aber mit Alkohol, Äther, Benzol
und Petroläther in allen Verhältnissen mischbar ist. Reinstes Bromoform
hat das spez. Gew. 2,904, schmilzt bei 9^ und siedet bei 149 — 150^.
Das offizinelle Bromoform hat das spez. Gew. 2,829 — 2,833, schmilzt
bei 7° und siedet bei 148 — 150^. Letzteres, das Bromoform des Deutschen
Arzneibuches, enthält etwa 4 Proz. Alkohol, wodurch es haltbarer ist als
das alkoholfreie, weshalb aber der Siedepunkt, Schmelzpunkt und das
spez. Gew. niedriger ist. Bromoform mit etwa 1 Proz. Alkohol hat das
spez. Gew. 2,885.
Nicht flüchtige Stoffe: 20 ccm Bromoform müssen beim Er-
hitzen ohne Rückstand flüchtig sein.
Brom: Bromoform muß ToUkommen farblos sein. Schüttelt man
5 ccm Bromoform mit 5 ccm Wasser und 1 ccm Jodzinkstärkelösung, so
soll weder das Bromoform gefärbt noch die Stärkelösung sofort gebläut
werden.
Bromwasserstoff: Schüttelt man 10 ccm Bromoform mit 10 ccm
Wasser, so darf das abgehobene Wasser blaues Lackmuspapier nicht
sofort röten. Schichtet man das abgehobene Wasser vorsichtig über
Silbemitratlösung,, so darf an der Berührungsstelle kein trüber Ring
entstehen.
Fremde organische Stoffe: Schüttelt man in einem mit
Schwefelsäure gespülten Glaszylinder 10 ccm Bromoform mit 10 ccm
Schwefelsäure, so darf sich letztere innerhalb 10 Minuten nicht färben.
Aldehyde: Schüttelt man 20 ccm Bromoform mit 10 ccm Wasser,
so darf das abgehobene Wasser nach Zusatz von Ammoniakflüssigkeit
und Silbemitratlösung wenigstens eine halbe Stunde lang keine Reduk-
tionserscheinung des Silbemitrats hervorrufen.
Chinin.
C^B^ OjNj. Molek.-Gew. 324,272.
Das reine Chinin kommt meist als Hydrat C^ H,^ 0^ N, + 3 H, 0
in den Handel. £s ist ein weiBes, krystallinisches, bitterschmeckendes
Pulver, das an der Luft leicht verwittert, sein Wasser aber nur bei
langsamem Trocknen bei 100^ vollkommen verliert. Das Hydrat schmilzt
bei 57 ^
Das wasserfreie Chinin dagegen, das man durch Erystallisation
ans verdünntem Alkohol in feinen, seideglänzenden Nadeln erhalt,
3X4 Organische Präparate.
schmilzt bei 174,6^. Zur Prüfung auf Reinheit verfährt man wie bei
Chininsulfat, eventuell führt man dasselbe erst in das Sulfat über.
Die freie Base kann in ' alkokolischer Lösung mit Lackmoid titri-
metrisch bestimmt werden. 1 ccm ^jq N.-Salzsäure entspricht 0,0324272 g
Chinin (wasserfrei) oder 0,037832 g Chinin + 3 H, 0. Vergl. Zsch. f.
angew. Chem. 1903, 449 u. 468.
CMninmlfai [(C^oHmO, Ns)sH,S04 + 8H, O, Mol6k.-6«w. 890,748]
besteht aus feinen, weißen Nadeln von bitterem Geschmack, bei 15°
iöslicfa in 800 Teilen Wasser, 100 Teilen Alkohol und 40 Teilen Gljzerin,
fast imlöslich in Chloroform und Äther; löslich ia 25 Teilen siedendem
Wasser und 6 Teilen siedendem Alkohol. . .
Die kaltges&ttigte Lösimg des Chininsulfats zeigt keine Fluores-
zenz, wohl aber auf Zusatz von Schwefelsäure. 10 ccm der wäßrigen
Lösung, mit 2 ccm Chlorwasser gemischt und mit Ammoniakflüssigkeit
übersättigt, werden grün gefärbt. (Identitätsreaktionen siehe, Mercks
Reag.-Verz. 1903, 163 u. Ztschr. f. .angew. Chem. 1903, 477.)
Prüfung auf Verunreinigungen. Anorganische und organis&he
Stoffe: 1 g Chininsulfat muß ohne Rückstand verbrennen. Mit Salpeter-
säure oder Schwefelsäure durchfeuchtet, darf sich das Salz kaum, färben.
Löst man 1 g Chininsulfat bei 40 — 50° in 7. ccm einer Mischung von
2 Volum. Chloroform imd 1 Yolum. absolutem Alkohol auf^ so muß eine
klare Lösung entstehen, die sich beim Erkalten nicht tHlbt,
Saures schwefelsaures Chinin; Die kaltgesättigte, wäßrige
Lösung reagiert gegen Lackmuspapier neutral oder schwach alkalisch.
Chininhydrochlorid: Die kaltgesättigte, wäßrige Lösung darf
durch Silbemitratlösung nicht verändert werden.
Salizylsäure: Dieselbe Lösung darf durch Eisenchloridlösung
nicht violett gefärbt werden.
Fremde Chinaalkaloide: Man übergießt 2 g bei 40— 50^ voll-
ständig verwittertes Chininsulfat mit 20 ccm Wasser nnd stellt die
Mischung eine halbe Stunde lang unter öfterem Umschütteln in ein
Wasserbad von 60 — 65^. Hierauf kühlt man die Mischung auf 15® ab
und läßt sie bei dieser Temperatur 2 Stunden lang unter öfterem Um-
schütteln stehen, worauf man sie durch ein trockenes Leinwandstückchen
abpreßt und die erhaltene Flüssigkeit difrch ein kleines Filter filtriert.
5 ccm des 15^ zeigenden Filtrats werden allmählich mit Ammoniakflüssig-
keit (von 15^ und 0,96 spez. Gew.) versetzt, bis der entstandene Nieder-
schlag wieder gelöst ist. Zu dieser Auflösung sollen nicht mehr als
4 ccm Ammoniakflüssigkeit gebraucht werden.
Außer dieser Kerner sehen Methode, die für gewöhnlich genügt,
kann man sich der Methode von C. Hielbig (Pharm. Zeitschr. f. Rußland
27, 257 oder Zeitschr. f. analyt. Chem. 28, 120.) bedienen, besonders
Chmin. 815
wenn es von Interesse ist, welches der Chinaalkaloide als Yerunreinigung
yorhanden ist. QuantitatiY arbeitet man nach W. Koppeschaar. (Zsch. f.
anal. Chem. 24, 862), der 1. die Herapathitmethode, 2. die Trennung
mittels Äther und 3. die optische Methode vorschlägt. (Siehe auch 0.
Hesse, Annal. d. Ghem. 248, 131.)
Da eine Yerunreinigung des Ghinin8ulfats> durch andere Chinabasen
meistens aus Cinchonidin besteht, bei dessen Abwesenheit man sich für
gewöhnlich auch die Prüfung auf andere Basen schenken kann, so mögen
hier zwei einfache Methoden wiedergegeben werden:
In einem geräumigen Reagensglase übergießt man 0,7 g Chininaulfat
mit 20 Tropfen yerdünnter Salzsäure und 7 ccm Wasser, gibt 7 ccm
krystallisiertes, thiophenfreies Benzol zu und erwärmt im .Wasserbade auf
60 — 70^. Nach Zusatz von 3 ccm Ammoniakflüssigkeit wird die Mischung
gut durchgeschüttelt, in einen kleinen Scheidetriohter gegossen; und nach
dem Absetzen der wäßrigen Flüssigkeit letztere abgelassen. Man läßt
die Benzollösung etwa eine halbe Stunde bis zum Auskrystallisieren des
Chinins stehlen, filtriert durch ein trocknes Filter und läßt das Filtrat
nochmals bis zum Erjstallisieren stehen. Hat das zu prüfende Chinin-
sulfat 1 Proz. Cinchonidin, so kann man nach 3 — 4 Stunden neben dem
eventuell noch auskrystallisierten Chinin (rhombische ^£jy stalle) feder-
artige Gruppen feiner Nadeln erkennen, wozu man sich am besten der Lupe
bedient. War mehr Cinchonidid vorhanden^ so erfolgt die Ausscheidung
dieser Nadeln schneller und reichlicher (bei 5 Proz. etwa in Yg Stunde),
war weniger als 1 Proz. vorhanden, so erfolgt die Ausscheidung erst bei
langsamem Yerdunsten der Lösung in einigen Tagen, um Täuschungen
zu vermeiden, ist es nötig, die Eryställe in der Flüssigkeit zu beobachten,
da im oberen Teile des Reagiänsglases sich Erystalle beim Yerdunsten
des Benzols abscheiden. (Wood und Barret, Chemical News 48, 3.)
Einfach ist auch folgende Prülung;
Man löst 4 g Chininsulfat in 120 ccm siedendem Wasser und läßt
die Lösung unter öfterem Umsohütteln auf 50^ erkalten. Hierauf filtriert
man vom ausgeschiedenen Chininsulfat ab, dampft das Filtrat auf 10 ccm
ein, bringt es in eine kleine Stöpselflasche und schüttelt es nach dem
Erkalten mit 10 ccm Äther und 5 ccm Ammoniakflüssigkeit. Nachdem
das Ganze 24 Stunden lang an einem kühlen Orte gestanden, sammelt
man die ausgeschiedenen cinchonidin- eventuell auch cinchoninhaltigen
Chininkrystalle' auf einem gewogenen Filter, wäscht mit wenig Äther und
trocknet bei 100®. Sie dürfen nicht mehr als 0,12 g wiegen.
Wassergehalt: Das Deutsche Arzneibuch verlangt, daß das
Chininsulfat bei 100® getrocknet nicht mehr als 15 Proz. Wasser verliert,
was einem Salze mit 7Ya aq entsprechen würde. Über die Bestimmung
des Wassergehaltes siehe auch weiter unten bei Chininhydrochlörid.
glg Organische Präparate.
Chininhydrochlarid (Cj^jH^OaNaHCl -h 2H,0, Molek.-Gew.:
396,766), das nach dem Sulfat das wichtigste und gebräuchlichste Chinin-
salz ist, besteht aus weisen, oft büschelförmig vereinigten Nadein, die
sich bei 15^ in 34 Teilen Wasser und in 3 Teilen Alkohol lösen. Die
Lösungen fluoreszieren nicht.
Prüfung auf Verunreinigungen. Anorganische Stoffe: wie beim
Sulfat.
Saures Ghininhjdrochlorid: wie beim Sulfat. (Für gewöhn-
lich reagiert die Lösung des Handelspräparates gegen Lackmuspapier
schwach alkalisch.)
Chininsulfat: Die wäßrige Lösung (1:50) darf durch ChlorbazTum-
lösung nur sehr schwach getrübt werden.
Baryumchlorid: Die wäßrige Lösung (1:50) darf durch Schwefel-
säure nicht verändert werden.
Wassergehalt: Trocknet man Chininhydrochlorid bei 100^, so
darf es nicht mehr als 9 Proz. an Gewicht verlieren. Schneller kann
man sich über den Krystallwassergehalt des Chininhydrochlorids
orientieren, wenn man dasselbe in folgender Weise maßanalytbch be-
stimmt: In eine Glasstöpselflasche (von 150 ccm Rauminhalt) gibt man
100 ccm absoluten Alkohol und einige Tropfen einer 1-proz., wäßrigen
Poirriers Blau-Lösung und läßt tropfenweise ^/^ Norm.-Ealilaage zufließen,
bis die blaue Farbe der Lösung in Rot übergegangen ist und auch beim
Schütteln in verschlossener Flasche nicht mehr in Blau zurückgeht.
Alsdann gibt man 1 g Chininhydrochlorid zu, wobei die blaue Farbe
zurückkehrt. Auf Zusatz von 12,6 ccm 7^ Norm.-Ealilauge darf dieselbe
noch nicht in Rot umschlagen, wenn das Präparat nicht mehr als 9 Proz.
Wasser enthält. Eventuell läßt sich durch Austitrieren auf Rotfilrbung
bestimmen, wie stark das untersuchte Salz verwittert ist. Nach jedem
Zusatz von Lauge ist die Flasche zu verschließen, da sonst durch den
Kohlensäuregehalt der Luft Fehler entstehen können. (Der Indikator
ist sehr säureempfindlich, wodurch es auch ermöglicht wird, die an
Chinin gebundene Mineralsäure mit Lauge wie eine freie Säure zu
titrieren. Näheres siehe Zsch. f. angew. Chem. 1903, 469.) Verwendet
man unter oben genannten Bedingungen 1 g Chininsulfat, so erhält
man eine trübe Flüssigkeit, in der man aber den Farbenumschlag
ebenfalls gut erkennen kann. Letzterer darf bei richtigem Wassergehalt
nicht vor Zugabe von 11,2 ccm Y5 Norm.-Ealilauge erfolgen.
Fremde Chinaalkaloide: 2 g Chininhydrochlorid löse man in
einer Porzellanschale in 20 ccm Wasser bei 60^, gebe 1 g zerriebenes,
nicht verwittertes Natriumsulfat zu imd arbeite mit einem Pistill die
Masse gut durch. Nach dem Erkalten stelle man die Schale in Wasser
von 15^, lasse eine halbe Stunde bei dieser Temperatur stehen, filtriere
. Chloralhydrat. 817
durcli ein trockenes Filter Yon 7 cm Durchmesser und prüfe 5 ccm des
Filtrates nach Kern er wie beim Sulfat.
Andere Chininsalze prüft .man mit Berücksichtigung ihres sauren
oder neutralen Charakters und des betrefiEenden Säurerestes wie das
Sulfat oder Chlorid, indem man sie nötigenfalls in letztere überführt.
Chloralhydrat
C CI3 . COH . H, 0. Molek.-Gew. 165,374.
Chloralhydrat besteht aus farblosen, durchsichtigen, monoklinen
Krjstallen, die bei 58^ schmelzen. Es löst sich leicht in Wasser, AI-
kohol und Äther, langsam und weniger leicht in Benzol, Chloroform,
Petroläther und Schwefelkohlenstoff« Die wäßrige Lösung reagiert schwach
sauer, in anderen Lösungsmitteln reagiert Chloralhydrat neutral.
Übergießt man Chloralhydrat mit Kalilauge, so tritt Chloroform-
geruch auf. (Identitäts- imd Farbenreaktionen des Chloralhydrats siehe
Mercks Reag.-Verz. 1903, 163.)
Prüfung auf Verunreimg\mgen, Anorganische Sto f f e : 1 g Chloral-
hydrat darf beim Erhitzen keinen wägbaren Rückstand hinterlassen.
Salzsäure: Die alkoholische Lösung des Chloralhydrats (1 : 10)
darf durch Silbemitratlösung nicht sofort verändert werden und darf
blaues Lackmuspapier nicht röten.
Chloralalkoholat: Übergießt man 5 g Chloralhydrat mit 5 ccm
farbloser Salpetersäure vom spez. Gew. 1,4, so darf auch bei gelindem
Erwärmen keine Gelbfärbung eintreten. Das Deutsche Arzneibuch gibt
folgende Prüfung an: „0,2 g Chloralhydrat sollen beim yorsichtigen
Erhitzen in offener Schale brennbare Dämpfe nicht entwickeln." Da
letztere Probe zuweilen zu Irrtümern Veranlassung gibt, ist die Probe
mit Salpetersäure Yorzuziehen.
Fremde organische Stoffe: 1 g Chloralhydrat, in einem mit
Schwefelsäure gespülten Glase mit 10 ccm Schwefelsäure geschüttelt,
darf letztere innerhalb einer Stunde nicht färben.
Quantitative Bestimmung. Chloralhydrat setzt sich schon in der Kälte
mit Kalilauge quantitativ in Chloroform und ameisensaures Kalium um:
C eis . COH . H, 0 4- KOH = CH CI3 + HCP . OK -f Hj 0.
5 g Chloralhydrat löst man in 50 ccm Norm. -Kalilauge, gibt
Phenolph talein zu und titriert das überschüssige Kali sofort mit Norm.-
«Salzsäure. Die zur Umsetzung verbrauchten ccm Kalilauge multipliziert
man mit 0,165374, um die in 5 g der angewendeten Substanz enthaltene
Menge Chloralhydrat zu erhalten. Enthält das Chloralhydrat etwas freie
Salzsäure, so gibt man 10 g in einen 100 ccm MaBkolben, setzt 0,5 g
<]?alciumkarbonat und 50 ccm Wasser zu imd schüttelt einige Minuten
Uniersuchtingen. 5. Atifl. m. 52
818 Org^sche Präparate.
gut durch. Alsdann füllt man mit Wasser bis zur Marke auf, mischt
gut und filtriert. 50 ccm des Filtrates gibt man in 50 com Norm.-Eali«
lauge \md TerfiLhrt, wie oben angegeben.
Chloroform.
CHClj. Molek.-Gew. 119,358.
Chloroform ist eine klare, farblose Flüssigkeit yon eigentümlichem
Gerüche. Reinstes Chloroform hat das spez. Gew. 1,502 und den Siede-
pimkt 62^. Das Chloroform, wie es zu medizinischen Zwecken yerwendet
wird, soll nach Vorschrift des Deutschen Arzneibuches das spez. Gew.
1,485 — 1,489 und den Siedepunkt 60 — 62® haben. Der niedrigere Siede-
punkt imd das niedrigere spez. Gew. haben ihren Grund in einem Gehalt
Yon zirka 1 Proz. Alkohol, wodurch das Präparat haltbarer wird.
Chloroform löst sich nur wenig in Wasser (in etwa 150 Teilen),
leicht in Alkohol, Äther, Schwefelkohlenstoff, in fetten imd ätherischen
Ölen. Erwärmt man Chloroform mit Kalilauge und einem Anilinsalz,
so tritt der widerliche Isonitrilgeruch auf.
Prüfung auf Verunremigungen. Anorganische und nicht flüchtige
organische Stoffe: 20 ccm Chloroform dürfen beim Verdunsten keinen
wägbaren Rückstand hinterlassen.
Salzsäure: Schüttelt man 20 ccm Chloroform mit 10 ccm Wasser,
so darf das abgehobene Wasser blaues Lackmuspapier nicht röten und
über Silbemitratlösung geschichtet an der Berührungsstelle beider Flüssig-
keiten keinen trüben Ring zeigen.
Chlor: Schüttelt man 5 ccm Chloroform mit 3 ccm Wasser und
2 ccm Jodzinkstärkelösung, so darf weder das Chloroform gefärbt noch
die Stärkelösung gebläut werden.
Fremde organische Stoffe: Schüttelt man 20 ccm Chloroform
mit 15 ccm Schwefelsäure, so darf sich letztere innerhalb einer Stunde
nicht färben, (über die Aufbewahrung des Narkose-Chloroforms vergL
Merck s Jahresberichte 1902, 43.)
Chlorkohlenstoff: Chloroform soll nicht erstickend riechen.
20 ccm Chloroform versetzt man mit einer Lösung von 3 Tropfen Ani-
lin in 5 ccm Benzol. Bei Anwesenheit von Chlorkohlenstoff entsteht
eine Trübung oder ein krystallinischer Niederschlag von Phenylham-
stoff. (Scholvien, Pharm. Centralh. 34, 611.)
Alkohol: Alkoholfreies Chloroform darf Kaliumpermanganatlösung
nicht entfärben. Einen größeren Gehalt von Alkohol kann man nach
H. Hager durch Ausschütteln von Chloroform mit einer Mischung von
4 Volum Glyzerin und 1 Volum Wasser in einem graduierten Zylinder
ermitteln.
Chloroform. Essigftther. gl9
Aldehyd: Setzt man zu 10 ccm Chloroform 1 com NeBlers
Reagens, so darf sich letzteres nicht fUrben. Bei Anwesenheit von Al-
dehyd tritt eine braunrote Färbung oder ein grauer Niederschlag auf.
Auch beim Schütteln von Chloroform mit Silbemitratlösung erkennt man
Aldehyd an der Braunfärbung der Silberlösung.
Q^antitatwe Beitmmung. Eine yolumetrische Bestimmung von Chloro-
form beschreibt L. de Saint-M artin in Compt. rend. 106, 492.
Essigäiher.
C, Hg . CO . 0 CH3. Molek.-Gew. 88,064.
Essigäther ist eine klare, farblose, flüchtige Flüssigkeit yon eigen-
tümlichem, erfrischendem Geruch. Er mischt sich in allen Verhält-
nissen mit Alkohol, Äther, Benzol und Chloroform und mit 17 Teilen
Wasser.
Yollkonmien reiner, wasser- und alkoholfreier Essigäther hat das
spez. Gewicht 0,9068 imd siedet bei 77®. Das reine Handelsprodukt,
wie es auch arzneilich Verwendung findet, hat das spez. Gewicht 0,900
bis 0,904 imd siedet bei 74 — 76®. Letzteres enthält noch Spuren Yon
Wasser und Alkohol.
Pruflmg auf Verunreinigungen. Anorganische und nicht flüchtige
organische Stoffe: 50 ccm Essigäther dürfen beim Verdunsten auf dem
Wasserbade keinen Rückstand hinterlassen.
Freie Säure (Essigsäure): Wirft man ein Stückchen blaues
Lackmuspapier in Essigäther, so darf es nicht sofort gerötet werden.
Amylyerbindungen und Buttersäureester: Übergießt man
Filtrierpapier mit Essigäther und läßt bei gewöhnlicher Temperatur ver-
dunsten, so darf kein Geruch nach fremden Estern auftreten, sobald der
Geruch nach Essigäther verschwunden ist.
Amylalkohol und organische Verunreinigungen: Schichtet
man einige ccm Essigäther über Schwefelsäure, so darf an der Berührungs-
fläche der beiden Flüssigkeiten keine gefUrbte Zone entstehen.
Wasser und Alkohol: Schüttelt man 25 ccm Essigäther mit
25 ccm gesättigter Chlorcalciumlösung eine Minute lang kräftig durch,
so darf eine kaum merkliche Zunahme der Chlorcalciumlösung stattfinden.
Anmerkung: Schüttelt man mit Wasser aus, so nimmt das
Volumen des Wassers um 2 — 2,5 ccm zu, infolge Aufiiahme von Essig-
äther, aber auch der Essigäther nimmt Wasser auf. Die Benützung
einer kaltgesättigten Chlorcalciumlösung in Wasser läßt eine bessere Be-
urteilung des Wasser- oder Alkoholgehaltes zu, da Wasser und Alkohol
vollständig von der Chlorcalciumlösung aufgenommen werden. Ein mehr
als zulässiger Wassergehalt ist auch an der trüben Löslichkeit in Benzol
52»
g20 .Organische Präparate.
kenntlich. 1 ccm (offizinelier) Essigäther muß sich in 10 com Benzol
klar lösen. Vollkommen wfisserfreier Essigäther mischt sich auch mit
Qffizinellem Paraffinöl klar.
Esaigsänre.
Cfia . CO OH. Molek.-Gew. 60,032.
Reine Essigsäure kommt im Handel in yerschiedener Stärke vor.
Die beiden wichtigsten Sorten sind die 96-proz. mit dem spez. Gew.
1,064, wie sie vom Deutschen Arzneibuch vorgeschrieben wird, und die
99-proz. Säure, der sogenannte Eisessig oder Acid. acetic. glaciale mit
dem spez. Gew. 1,060. Beide Sorten, wie auch die weniger konzentrierten
Sorten des Handels, müssen die unten angegebenen Proben aushalten,
wenn sie für rein gelten sollen.
Die konzentrierte Essigsäure ist eine farblose, stechend sauer
riechende Flüssigkeit, welche bei niedriger Temperatur (etwa bei 10®^
erstarrt und bei 117° siedet. . Sie ist in Wasser, Alkohol und Äther in
jedem Verhältnis löslich.
Prüfung auf Verunreinigungen. Anorganische Stoffe und nicht
flüchtige organische Stoffe: 50 g Essigsäure dürfen beim Verdunsten
nicht mehr als 1 mg Rückstand hinterlassen.
Metalle undErden: 20 g Essigsäure, mit 8Qg Wasser verdünnt,
dürfen mit SchwefelwasserstojQPwasser keine Braunfarbung zeigen. 10 g
Essigsäure, mit 90 g Wasser verdünnt, müssen, mit überschüssiger Am-
moQiakflüssigkeit versetzt, auch nach längerem Stehen in der Wärme auf
Zusatz von Schwefelammon und Ammonoxalatlösung unverändert bleiben.
Arsen: 2 ccm Essigsäure, mit 6 ccm Zinnchlorürlösung versetzt,
dürfen innerhalb einer Stunde keine Färbung zeigen. Besser als Zinn-
chlorürlösung (Bettendorfs Reagens), welches meistens schwach gelb-
lich gefärbt ist, verwendet man eine Lösung von unterphosphorigsaurem
Natrium in Salzsäure. Man stellt letztere her, indem man 1 Teil unter-
phosphorigsaures Natrium mit 2 Teilen Salzsäure vom spez. Gew. 1,19
anreibt und nach 10 Minuten durch Glaswolle von gebildetem Chlor-
natrium abfiltriert. Dieses Reagens ist vollkommen farblos und empfind-
licher als Zinnchlorürlösung.
Schwefelsäure: Eine zum Sieden erhitzte Lösung von 10g Essig-
säure in 150 ccm Wasser darf nach Zusatz von Chlorbarjumlösung auch
nach mehrstündigem Stehen keine Bildung von Barvumsulfat erkennen
lassen.
Salzsäure: Eine Lösung von 5 g Essigsäure in 50 ccm Wasser
darf nach Zugabe von Salpetersäure durch Silbemitratlösung nicht ver-
ändert werden.
Essigsäure. g21
Empyreuma und schweflige Säure: 3 ccm Yioo N,-Kalium-
permanganatlösung, mit 15 ccm Wasser Terdünnt, dürfen innerhalb
7^ Stunde durch 5 g Essigsäure nicht entfärbt werden. Eine frisch be-
reitete Mischung Yon Essigsäure und Schwefelwasserstoffwasser muB
klar sein.
Die zu technischen Zwecken, wie z. B. in der Farbenindustrie, ver-
wendete Essigsäure hat nur geringeren Anforderungen zu entsprechen,
imd muß man in diesem Falle die oben angegebenen Prüfungen entsprechend
abschwächen. Für eine solche Säure kommt in erster Linie der Gehalt
in Betracht, der durch Titrieren zu bestimmen ist.
QuantiUUive Bestimmung.
1. Durch Titration: Die mit Wasser verdünnte Essigsäure titriert
man mit Normal - Kalilauge unter Verwendung von Phenol-
phtalein als Indikator. 1 ccm Normal - Kalilauge entspricht
0,060032 g Essigsäure.
2. Eine gasvolumctrische Bestimmung beschreibt H. Kux in' der
Ztschr. f. analyt. Chem. 82, 138.
3. Durch Bestimmung des spez. Gewichtes unter Benützung der
Tabelle von Oudemann: Beim Mischen der konzentrierten
Essigsäure mit Wasser tritt eine Kontraktion ein und ein da-
durch bewirktes Steigen des spez. Gewichtes, dessen Maximum
dem Hydrate C, H^ Oj + H, 0 der Orthoessigsäure [G H3 C (0H)3]
entspricht. Letzteres enthält 77 Proz. Säure und hat das spez.
Gewicht 1,0748. Bei weiterem Verdünnen mit Wasser nimmt
dann das spez. Gewicht wieder ab, so daß eine 51-proz. Säure
fast dasselbe spez. Gewicht hat wie eine 97-proz. Das spez.
Gewicht über 1,0553 entspricht zwei Säuren von verschie-
dener Stärke. Man bestimmt deshalb das spez. Gewicht der
zu untersuchenden Säure und, wenn sie ein spez. Gewicht über
1,0553 hat, verdünnt man sie mit nicht zu viel Wasser. Nimmt
das spez. Gewicht zu, so war die Säure stärker als 77 Prozent,
nimmt sie ab, so war sie schwächer als 77 Prozent. Das Üb-
rige ist aus der umstehenden Tabelle ersichtlich.
Das wichtigste Rohprodukt für die Essigsäurefabrikation ist das
technische CnUeiufnaceiat, das sich, mehr oder weniger mit Calcium-
Jcarbonat, empyreumatischen und zersetzten organischen Stoffen verun-
reinigt, als eine graue bis bräunt Masse im Handel befindet. Für seine
Wertbestimmung ist der Gehalt an reinem essigsauren Kalk bezw. an
Essigsäure maßgebend, weshalb man sich bei seiner Prüfung auf die Be-
stinunung des Essigsäuregehaltes beschränken kann, die nach Fresenius
(Zeitscbr. für analyt. Chem. 1866, 315 und 1875, 172) durch Destillation
mit Phosphorsäure in folgender Weise vorgenommen wird.
822
Organische Prftparat«.
Vol
amgewicht der Essigsäure bei 15* nach 0
ademann.
VoL-G«w.
ProB.
VoL-Gow.
Pros.
VoL-Gew.
Pros.
VoL-Gew.
Proz.
10007
1
1-0363
26
10623
51
1-0747
76
10022
2
1-0375
27
10631
52
1-0748
77
1-0037
3
10388
28
1-0638
53
1-0748
78
10052
4
1-0400
29
1-0646
54
1-0748
79
1-0067
5
1-0412
30
1-0653
55
1-0748
80
1-0083
6
1-0424
31
10660
56
1-0747
81
1-0098
7
1-0436
32
1-0666
57
1-0746
82
10113
8
1-0447
33
1-0673
58
1-0744
83
1-0127
9
1-0459
34
1-0679
59
1-0742
84
10142
10
1-0470
35
1-0685
60
1-0789
85
10157
11
10481
36
1-0691
61
1-0736
86
1-0171
12
1-0492
37
1-0697
62
1-0731
87
1-0185
13
1-0502
38
10702
63
10726
88
1-0200
14
10513
39
1-0707
64
10720
89
1-0214
15
10523
40
10712
65
1-0718
90
10228
16
1-0533
41
10717
66
1-0705
91
1-0242
17
10543
42
1-0721
67
1-0696
92
1-0256
18
10552
43
10725
68
1-0686
93
1-0270
19
1-0562
44
10729
69
1-0674
94
1-0284
20
1-0571
45
1-0733
70
1-0660
95
1-0298
21
1-0580
46
1-0737
71
1-0644
96
1-0311
22
10589
47
10740
72
1-0625
97
1-0324
23
1-0598
48
1-0742
73
1*0604
98
10337
24
1-0607
49
1-0744
74
1-0580
99
10350
25
1-0615
50
1-0746
75
1-0558
lOO
In eine tubulierte Retorte Ton geeigneter GrOße, deren Hais man
in stumpfem Winkel gebogen und mit einem Liebigschen Küliler luft-
dicht verbunden hat, gibt man 5 g. des zu prüfenden Calciumacetatea,
setzt 50 ccm Wasser und 50 ccm Phosphors&ure (^i Ton flüchtigen
Säuren) vom spez. Gewicht 1,2 zu und erhitzt die Mischung auf dem
Sandbade, bis fast alle flüchtigen Teile derselben überdestilliert sind, d. h.
bis fast zur Trockne. Das Destillat wird unter soi^;fliltiger Vermeidung
von Verlusten in einem 250 ccm fassenden Maßkölbchen aufgefangen.
Nach dem Erkalten des RetorteninhfCltes fügt man zu dem Rückstand
50 ccm Wasser und destilliert abermals bis fast zur Trockne ab. Dieselbe
Operation wird dann noch ein drittes Mal ausgeführt und hierauf das
gesamte Destillat mit Wasser auf 250 ccm ergänzt. 50 com dieser Mischung
titriert man mit Normal-Natronlauge unter Verwendung Ton Phenolphtalein.
Es entspricht 1 ccm Normal-Natronlauge 0,060032 g Essigsäure oder
Calciamftcetat* g23
«
0,079074 g Calciumacetat. Die yerbrauchte Anzahl ccm Natronlauge, mit
6,0032 multipliziert, ergibt den Prozentgehalt des untersuchten Präparates
an Essigsäure (GH, COOH), mit 7,9074 multipliziert, den Prozentgehalt
an wasserfreiem Calciumacetat [Ca (C, H3 O,)!].
Die dreifache Destillation, wie sie oben angegeben ist, läBt sich
durch eine Abänderung des Verfahrens umgehen. Zu diesem Zwecke
yerbindet man die tubulierte Ketorte mit einem Dampfkesselchen oder
in Ennangelung eines solchen mit einem geeigneten Glaskolben in der
Art, daß die Zuleitung des Dampfes zur Eetorte jederzeit bewerkstelligt
oder unterbrochen werden kann. Der Dampf selbst muß mittels eines
gebogenen Glasrohres bis auf den Boden der Retorte geleitet werden
können. Sobald nun die oben erwähnte Mischung durch Erhitzen auf
dem Sandbade den größten Teil ihrer flüchtigen Stoffe durch Abdestillieren
abgegeben hat, läßt man Dampf durch den dicklichen Rückstand streichen
und yermindert gleichzeitig das Erhitzen des Sandbades* Als Vorlage
benützt man bei der Dampfdestillation ein Maßkölbchen von 500 ccm.
Die Destillation wird unterbrochen, sobald die übergehenden Tropfen
nicht mehr sauer reagieren, das Maßkölbchen wird alsdann bis zur Marke
mit Wasser gefüllt und der Inhalt desselben durch IJmschütteln gemischt.
Bei Verwendimg von 5 g essigsaurem Kalk und der obigen Berechnung
titriert man 100 ccm der so erhaltenen Essigsäurelösung.
Bei dieser Essigsäurebestimmungsmethode werden die im essigsauren
£alk enthaltenen kleinen Mengen yon homologen Säuren (Propionsäure,
Buttersäure etc.) mit der Essigsäure mitbestimmt und als solche in
Rechnung gebracht, was für die Technik für gewöhnlich nicht yon Be-
lang ist. Sollte aber ein besonderer Wert auf die Eruierung dieser
Säuren gelegt werden, so empfiehlt sich das yon E. Luck (Zeitschr.
für analyt. Chem. 1871, 184) angegebene Prüfungsyerfahren, das auf der
yerschiedenen Löslichkeit der Barynmsalze der genannten Säuren in
absolutem Alkohol beruht.
Das in der beschriebenen Weise erhaltene Destillat wird mit Baryum-
hydroxyd neutralisiert, zur Trockne yerdampft xmd mit 800 ccm absolutem
Alkohol ausgekocht. Die so erhaltene Lösung, welche die Baryumsalze
der homologen Säuren und auf 100 ccm 0,0284 g Baryumacetat enthält,
wird nach dem Erkalten filtriert und nach dem Verdunsten des Alkohols
in wäßriger Lösung das Baryum durch Schwefelsäure geföllt und als
Baryumsulfat zur Wägung gebracht. Von dem gefundenen Gewichte des
letzteren wird als Korrektur für das in 800 ccm Alkohol in Lösung
gegangene Baryumacetat 0,2072 g in Abzug gebracht und die so restierende
Menge Baryumsulfat auf essigsauren Kalk umgerechnet. (1 g Baryum-
sulfat = 0,6774 g Calciumacetat.) Die so gefundene Menge Calciumacetat
wird yon der durch Titrierung gefundenen Menge abgezogen.
g24 Organische Präparate.
Enthält der zu prüfende essigsaure Kalk, bemerkenswerte Mengen
Yon Ghlorcalciuni, so ist das bei dem beschriebenen Verfahren erhaltene
Destillat salzsäurehaltig. Man prüft dasselbe daher, indem mui einen
Teil desselben mit Salpetersäure und Silbemitratlösung versetzt. £nt*
steht nur eine schwache Opaleszenz, so kann von der Berücksichtigung
der minimalen Salzsäurespuren abgesehen werden, tritt aber auf Zu-
satz Ton Silbemitrat ein Niederschlag von Chlorsilber ein, so muß der
Oehalt des Destillates an Salzsäure titrimetrisch mit Normal-Silbemitrat-
lösung oder durch Wägung des entstandenen Chlorsilbers festgestellt
und in Rechnung gebracht werden.
Formaldehyd.
HCHO. Molek.-Gew. 30,016
Formaldehyd ist eine farblose, stechend riechende Flüssigkeit, die
sich mit Wasser und Alkohol in jedem Verhältnis mischen läßt. Das
spez. Gewicht der Handelsware schwankt je nach dem Gehalt yon Formal-
dehyd und Methylalkohol zwischen 1,08 und 1,095, der Gehalt an Formal-
dehyd zwischen 35 und 40 Proz. Die reinste Handelsware ist die für
medizinische Zwecke verwendete. Das Deutsche Arzneibuch verlangt ein
spez. Gew. von 1,079 — 1,081 und etwa 35 Proz. Formaldehyd. Das
spez. Gew. allein gibt keinen verlässigen Aufschluß über den Gehalt
oder die Stärke des Formaldehyds, da der Formaldehyd des Handels
immer etwas Methylalkohol enthält, von dem das spez. Gew. herab-
gedrückt wird, unter 1,079 soll ein guter haltbarer Formaldehyd für
gewöhnlich nicht haben. Die sog. Pharmakopoe wäre hat bis zu 15 Proz.
Methylalkohol, der 40-prozentige Formaldehyd bis zu 20 Proz. Methyl-
alkohol. Bei einem Präparate, das weniger Methylalkohol enthält, ist
man der Eventualität ausgesetzt, daß sich bei niedriger Temperatur
Paraformaldehyd ausscheidet. (Vergl. Merck s Jahresberichte XVII, 79.)
Über quantitative Bestimmung des Methylalkohols im Formaldehyd siehe
Zsch. analyt. Chem. 48, 387 und 401 oder Zsch. angew. Chem. 1904, 673.
Ammoniakalische Silberlösung und Fehlingsche Lösung werden
durch Formaldehyd reduziert; fuchsinschweflige Säure wird durch Formal-
dehyd intensiv gerötet; die ammoniakalische Formaldehydlösung gibt
mit Bromwasser einen weiflen Niederschlag (Hexamethylentetramin-
bromid). Beim Verdampfen des Formaldehyds auf dem Wasserbade
hinterbleibt eine weLße, amorphe Masse (Triozymethylen), die in Wasser
unlöslich ist und bei stäkerem Erhitzen sich vollständig verflüchtigt.
Wird Formaldehyd mit Anunoniakflüssigkeit stark alkalisch gemacht
und auf dem Wasserbade erhitzt, so bleibt ein weifler, krystallinischer
Rückstand . (Hexamethylentetramin), der sich in Wasser leicht löst.
Foxjnaldehyd. Gallussäure. g25
Prüfung avf Verunreimgungen. Freie :Säure: 10 com Formaldehyd,
mit 10 Tropfen Normal -Kalilauge yersetzt, darf keine saure Reaktion
zeigen. Zuweilen enthält der Formaldehyd bis zu 0,2 Pxoz. Ameisensäure.
Salzsäure: Mit Silbemitratlösung versetzt, darf Formaldehyd
höchstens eine sehr geringe Opaleszenz zeigen, mit dem vierfachen Yolumen
Wasser verdünnt, darf er sich mit Silbemitratlösung nicht verändern.
Schwefelsäure: Mit Baryumchloridlösung versetzt, darf sich
Formaldehyd nicht verändern..
Schwermetalle: Mit Schwefel wasderstoffwasser versetzt, darf sich
Formaldehyd nicht färben. Geringere Handelssorten enthalten zuweilen
bis zu 0,01 Proz. Eupferoxyd, halten diese Probe also nicht aus.
Anorganische Salze: Werden 5 ccm Formaldehyd verdunstet
und bei Luftzutritt geglüht, so darf kein wägbarer Rückstand bleiben.
Oft enthält auch der reinste Formaldehyd minimale Spuren von Eisen.
Quantäative Bestimmung . Siehe unter „Organische Farbstoffe, von
Prof. Br. ß. Gnehm" in diesem Bande.
GaUnssäiire.
Cß H, (0H)8 CO OH + Hj 0. Molek.-Gew. 188,064.
Keine Gallussäure kommt in farblosen oder schwach gelblich ge*
färbten Nadeln oder Prismen in den Handiel, die einen säuerlichen, zu-
sammenziehenden Geschmack besitzen und bei 220^ imter langsamer
Zersetzung schmelzen. Gallussäure löst sich in 130 Teilen Wasser von
15° und in 3 Teilen ' siedendem Wasser, in 5 Teilen Alkohol, 40 Teilen
Äther und 10 Teilen Glyzerin.,
Eisenchlorid erzeugt in der Lösung der Gallussäure einen blau-
schwarzen Niederschlag. Die. mit überschüssigem Alkali versetzte, wäßrige
Lösung wird beim Stehen an der Luft rotbraun bis schwarz. Durch
Cyankalium wird die wäßrige Lösung rot gefärbt.
(Unterscheidungsreaktionen von Gallus- und Gerbsäure siehe Zsch.
f. analyt. Chem. 28, 103, 351; 81, 88; 86, 590; Ghem.-Ztg. 1889 Rep. 39
und 1890 Rep. 191; Pharm. Centralh. 1899, 302 und Mercks Reag.-Verz.
1903, 165.)
Prüfung auf Verunreinigungen, Anorganische Stoffe: 1 g Gallus-
säure darf beim Yerbrennen an der Luft keinen wägbaren Rückstand
hinterlassen.
Schwefelsäure: Die heiße, wäßrige Lösung der Gallussäure
[1 : 20) darf durch Baryumchloridlösung nicht verändert werden, oder es
iarf nur eine sehr geringe Opaleszenz eintreten.
Wassergehalt: Trocknet man Gallussäure bei 100^ bis zur Ge-
Krichtskonstanz, so darf sie nicht mehr als 10 Proz. an Gewicht abnehmen
826 Organische Präparate.
Oxydationsprodukte: Die wäßrige Lösung 1 : 20 muß fast
farblos sein oder darf doch nur wenig gelbbräunlich geförbt sein.
Gerbsäure: Die wäßrige Lösung Ton Gallussäure darf durch
Eiweiß- oder Gelatinelösung nicht geeilt werden.
Zur quantitativen Bestimmung der Gerbsäure in Gallussäure bedient
man sich der von Dreaper (Joum. of the Soc. of Chem. Industry 18, 412.)
angegebenen Methode. Zu diesem Zwecke löst man 5 g der 2u unter-
suchenden Gallussäure in 1 Liter Wasser. 100 ccm dieser Lösung Ter-
setzt man mit etwa 1 g in Wasser angeschlämmten Barjumkarbonats
(zur Bindung der bei der Operation frei werdenden Schwefelsäure), er-
hitzt auf 90^ und läßt so lange Y^ N.-Eupfersulfatlösung zufließen, bis
Kupfer in der Lösung durch Ferrocyankalium nachweisbar ist. Den Nach-
weis, ob Kupfer im Überschuß vorhanden ist, führt man durch Tüpfel-
reaktionen aus, indem man einen Tropfen der Lösung auf Filtrierpapier
gibt und einen Tropfen Ferrocyankaliumlösung zufließen läßt. Braunfitfbung
zeigt das Ende der Titration an. Hat man so in 100 ccm obiger Lösung
(d. i. für 0,5 g Substanz) den Verbrauch an Kupferlösung für Gallussäure
xmd Gerbsäure zusammen bestimmt, so fällt man in 200 ccm derselben
Lösung die Gerbsäure durch Gelatinelösung, indem man 28,6 ccm 2-proz.
Gelatinelösung zugibt, die Mischung mit Kochsalz sättigt, 5 g Barjum-
sulfat und 10 ccm verdünnter Schwefelsäure (1 : 20) zufügt und auf
400 ccm auffüllt. Man schüttelt gut um und filtriert von der ausge-
schiedenen Gerbsäure ab. In 200 ccm des Filtrates bestimmt man durch
Titration mit Kupferlösung den Gehalt an Gallussäure. Aus der Differenz
der zwei ausgeführten Titrationen ergibt sich die in der angewendeten
Menge Gallussäure enthaltene Gerbsäure.
Den Titer der Kupferlösung stellt man am besten durch Einstellen
auf reine Gallussäure und reines Tannin fest. Gallussäure ist zu diesem
Zwecke im Handel genügend rein erhältlich, Gerbsäure stellt man sich
genügend rein dar, indem man reines Tannin mit Äther ausschüttelt, bis
es mit Kaliumcyanid nicht mehr reagiert, und es dann bis zur Grewichts-
konstanz trocknet. Mit dieser Methode kann man den Gehalt an Gallus-
säure und Gerbsäure, wenn nur eine dieser Säuren vorhanden ist, oder
beide zusammen, genau bestimmen, bei der Einzelbestimmung in Ge-
mengen beider Säuren wird der Gehalt an Gerbsäure aber etwas zu
hoch gefunden, da bei der Trennung mit Gelatinelösung etwas Gallus-
säure mitgefällt wird.
Gelatiiie.
Die beste Gelatine des Handels besteht aus farblosen oder fast farb-
losen, dünnen, durchsichtigen Tafeln, welche einen glasartigen Glanz be-
sitzen und weder einen Geschmack noch einen Geruch aufweisen dürfen.
Gelatine. HjdrochiDOD. g27
Gelatine quillt in Wasser auf und löst sich leicht in heiBem
Wasser. Die heüe* Lösung muß klar oder nur opalisierend sein. Beim
Erkalten muB eine Lösung von 1 g Gelatine in 100 ccm Wasser noch
gallertartig erstarren. Gelatine ist in Alkohol und Äther unlöslich.
Eine verdünnte, wäßrige Lösung von Gelatine wird durch Gerbsäure-
lösung flockig gefällt.
Prüfung auf Verunreimgungm. Anorganische Stoffe: 1 g Gelatine
soll beim Verbrennen nicht mehr als 0,02 g Rückstand hinterlassen.
Freie Säuren: Gibt man ein Stückchen blaues Lackmuspapier
in eine heiße Lösung yon 1 g Gelatine in 100 ccm Wasser, so darf das
Lackmuspapier nicht gerötet werden. (Prüfung des Deutschen Arznei-
buches.) Nach meiner Erfahrung ist im Handel keine Gelatine anzutreffen,
die frei von Säure ist (vergl. Mercks Jahresberichte 1900, 31). Ich
fand in den feinsten Handelssorten bis zu 1 Proz. freie Säure (auf H, SO4
berechnet). Nimmt man letztere als zulässiges Maximum an, so prüft
man in folgender Weise: Eine warme Lösung yon 1 g Gelatine in 100 ccm
Wasser muB nach Zusatz TOn 0,2 ccm Normal-Kalilauge rotes Lackmus-
papier blau färben.
Wasser: Ben Wassergehalt der Gelatine bestinmit man durch
Trocknen bei 105^. Ein gutes Präparat sollte nicht mehr als 20 Proz.
Wasser enthalten. Zur Prüfung der Gelatine vergl. auch :vanderWielen,
Pharm. Weekblad 1901, No, 15 oder Pharm. Ztg. 1901, 362.
Hydrochinon.
CeH^ . OH . OH. Molek..Gew. 110,048.
Hydrochinon besteht aus färb- und geruchlosen, sechsseitigen
Prismen, die bei 169^ schmelzen und bei höherer Temperatur unzersetzt
sublimieren. Bas sublimierte Hydrochinon bildet monokline Blättchen.
Es löst sich in 17 Teilen Wasser von 15^, leichter in heiBem Wasser,
in Alkohol und Äther. In kaltem Benzol ist es schwer löslich.
Die wäßrige Lösung reduziert Silberlösung schon bei gewöhnlicher
Temperatur, Fehlingsche Lösung erst beim Erwärmen. Eisenchlorid,
in geringer Menge, färbt die Lösung vorübergehend blau, auf weiteren
Zusatz Ton Eisenchlorid verschwindet die Blaufärbung, und es scheiden
sich kleine, grünlich schimmernde Krystallblättchen aus (Ghinhydron).
Zum Unterschied von Brenzkatechin und Kesorcin wird die wäfirige
Lösung des Hydrochinons weder durch Bleiacetat noch durch Bleiessig
gefallt.
Prüfung auf Verunreinigungen, Anorganische Stoffe: 1 g Hydro-
chinon muß beim Erhitzen ohne Rückstand flüchtig sein.
g28 Organische Präparate.
C h i n 0 n : Die Hydrochinonkrjstalle müssen Tollkommen farblos sein.
Phenol: Die wäßrige Lösung darf durch Eisenchlorid nicht dauernd
violett gefärbt werden und beim Kochen keinen Geruch nach Phenol ab-
geben.
Schwefelsäure: Die kaltgesättigte, wäßrige Lösung von Hydro-
chinon darf durch Chlorbaryumlösung nicht verändert werden.
Jodoform.
CHJ3. Molek.-Gew. 393,558.
Jodoform besteht aus hexagonalen Täfelchen oder Blättchen o4er
aus 6-seitigen Krystallen von zitrongelber Farbe und eigentümlichem, an
Safran erinnerndem Geruch. £s schmilzt bei 119^ und zersetzt sich bei
höherer Temperatur unter Jodabscheidung. Es löst sich in 5,5 Teilen
Äther, in 25 Teilen absolutem Alkohol, in etwa 50 Teilen 90-prozentigem
Alkohol und in 75 Teilen Eisessig; es löst sich auch in Benzol, Chloro-
form, Petroläther und in Schwefelkohlenstoff. In Wasser ist es fast
unlöslich.
Prüfung auf Verunreinigungen, Anorganische Stoffe: 1 g Jodo-
form darf beim Erhitzen keinen wägbaren Rückstand geben.
Alkalijodide und Chloride: Schüttelt man 1 g Jodoform nfit
10 ccm Wasser, so darf das Filtrat durch Silbemitratlösung sofort nur
opalisierend getrübt werden.
Alkalikarbonate und Sulfate: Dasselbe Filtrat darf durch
Baryumchloridlösung nicht verändert werden.
Wasser: In der 10-fachen Menge Petroläther muß sich Jodoform
vollkommen klar auflösen.
Quantitatwe Bestimmung, Etwa 1 g gepulvertes Jodoform erwärmt
man mit 100 ccm Yiq Normal - Silbemitratlösung in einem Glaskölbchen
eine Stunde lang unter öfterem Umschwenken im siedenden Wasserbade,
spült dann mit möglichst wenig Wasser die an den Wänden des Kölbchens
hängende, gelbe' Masse in die Lösung zurück und erhält das Ganze auf
dem Drahtnetze und kleiner Bunsenflamme Ya Stunde lang in gelindem
Sieden. (Diese Operation kann auch mit alkoholischer Jodofomoilösung
und alkoholiseher Silbemitratlösung vorgenommen werden.) Alsdann läßt
man erkalten, filtriert in einen 250 ccm fassenden Maßkolben und
spült das Filter und den Niederschlag mit so viel Wasser nach, daß der
Kolben bis zur Marke gefüllt ist. In 50 ccm des Filtrats bestimmt man
mit Yjo Normal -Chlomatriumlösung nach Gay Lussac oder mit '/lo
Normal-Rhodanammonlösung das überschüssige Silbemitrat. Die ver-
brauchte ccm-Anzahl von Chlomatrium- oder Rhodanammonlösung, mit
5 multipliziert und von 100 subtrahiert, ergibt die von der angewendeten
Jodoforo). Kampfer. 829
Menge Jodoform verbrauchte Anzahl von com Silbemitratlösung. Diese
Anzahl, mit 0,013119 multipliziert, ergibt die Menge an Jodoform, welche
in der angewendeten Quantität Jodoform enthalten war, woraus sich der
Prozentgehalt berechnen läßt. Ein gutes Präparat soll, nach dieser
Methode untersucht, mindestens 99,5 Proz. Jodoform ergeben.
Anmerkung: Man kann die Zersetzung des Jodoforms mittels Silber-
nitrat der Vereinfachung wegen gleich in einem 250 ccm-Maßkolben vor-
nehmen, nach dem Erkalten mit Wasser auffüllen und den Niederschlag
absetzen lassen. Man nimmt 50 ccm der klaren Lösung heraus und
titriert, wie angegeben.
Eine titrimetrische Bestimmung des Jodoforms siehe auch Pharm.
Ztg. 1900, 237, femer L. Borri-, L'ünion pharm. 1904, Nr. 6 oder Pharm.
Ztg. 1904, Nr. 54.
• • • •
Kampfer (Laurineenkampfer).
CjoH^ßO. Molek.Gew. 152,128.
Kampfer kommt in weißen, durchscheinenden, zähen, krystallinischen
Massen in den Handel. Aus Alkohol krystallisiert, besteht er aus harten,
hexagonalen Krystallen. Er hat einen eigentümlichen Geruch und Ge-
schmack, ist in Wasser schwer löslich (nach Schmidt, Pharm. Chem.,
1 : 1200, nach der britischen Pharmakopoe 1 : 700), leicht in Alkohol,
Äther, Chloroform, Aceton, Benzol, Essigsäure, Schwefelkahlenstoff, so-
wie in fetten und ätherischen Ölen. Sejn spez. Gew. ist 0,985 — 0,996, sein
Schmelzpunkt 175^ und sein Siedepunkt 204^. Er verbrennt mit leuchtender,
rußender Flamme. In konzentrierter, alkoholischer Lösung ist er. rechts-
drehend, imd zwar beträgt sein Rotations vermögen nach Landolt: Oj) =
4- 55,4- (Liebigs Annalen 197, 335.).
Prüfung auf Verunremigung^n. Nicht flüchtige Bestandteile:
Erwärmt man 1 g Kampfer in offener Schale, so verdampft er voll-
ständig und ohne einen Bückstand zu hinterlassen.
Künstlicher Kampfer: Mit gleichen Teilen Chloralhydrat ver-
rieben, muß Kampfer eine sirupartige Flüssigkeit geben. Künstlicher
Kampfer wird nach Hirschsohn mit Chloralhydrat nicht flüssig. (Pharm.
Zsch. f. Rußland 1897, 161.) Vergleiche auch die von Bailey und von
Dumont angegebenen Beaktionen auf künstlichen Kampfer in Mercks
Beag.-Yerz. 1903, 6 und 36 und die Kampfersynthese in Pharm. Centralh.
1904, 381.
Terpenhydrochlorid: 0,5 g Kampfer trägt man in eine ge-
schmolzene Mischung von Kalihydrat und Salpeter ein, glüht schwach
und löst die erkaltete Schmelze in Salpetersäure und Wasser zu 50 ccm.
Auf Zusatz, von Silbemitratlösung darf keine Trübung entstehen.
g30 Organische Präparate.
Das Easem, ein EiweiBkörper der Milch, ist ein feines, ^eiBea
oder gelblichweiJßes Pulver, das in Wasser und Alkohol unlöslich ist.
Auf feuchtes, blaues Lackmuspapier gestreut, f&rbt es letzteres rot.
In wäßrigen Lösungen von ätzenden Alkalien und Erdalkalien, sowie
in kohlensauren Alkalien löst es sich und wird durch Säuren wieder
aus diesen Lösungen abgeschieden. Durch überschüssiges Alkali wird es
in Albuminat verwandelt. Macht man einen künstlichen Yerdauungs-
Tersuch mit Kasein in 0,2-proz. Salzsäure und Pepsin bei etwa 40^,
so wird die völlig klare Lösung allmählich trüb, indem sich Nuklem
ausscheidet.
Bestandteile des Kaseins nach Seh er er (Annal. d. Chem. 40, 41)
und nach Hammerstein (Zsch. f. physiolog. Chem. 7, 269):
nach Scherer nach HammerBtein
Kohlenstoff: . . . 54,02 Proz. 52,96 Proz.
Wasserstoff:
Stickstoff:
Schwefel:
Phosphor:
Sauerstoff:
7,33 - 7,05 -
15,52 - 15,65 -
0,75 - 0,716 -
— 0,847 -
22,38 - 22,78 -
Phosphor ist ein Bestandteil des Kaseins, während man früher an-
nahm, daß er nur ein Aschebestandteil sei.
Prüfung auf Verunreinigungen, Anorganische Stoffe: Verbrennt
man 1 g Kasein bei Luftzutritt, so darf nur eine Spur von Asche zurück-
bleiben. Reinstes Kasein hat bis 0,5 Proz. Asche, Kasein nach Hammer-
stein bis 1,2 Proz. Asche, technisches Kasein bis. 6 Proz. Asche und
reinstes Pflanzenkasein bis 1 Proz. Asche. Diesen Aschegehalt kann man
bei der Beurteilimg des Kaseins für gewöhnlich als Maximum annehmen.
Zuweilen kommt Kaseinnatrium unter der Bezeichnung Kasein in den
Handel. Man erkennt dieses leicht an der Löslichkeit in Wasser und
einem hohen Aschegehalt (Natriumkarbonat).
Fettgehalt: 10 g Kasein schüttelt man mit 100 ccm Äther während
einer Stunde öfter gut durch, filtriert dann durch ein trocknes Filter,
das man zur Vermeidung des Äiherverdunstens gut bedeckt hält, in ein
trocknes gewogenes Kölbchen 50 ccm ab und verdampft den Äther im
Wasserbade. Alsdann trocknet man 2 Stunden lang bei 90 — 100® und
wiegt. Gutes Kasein soll nicht mehr als 0,1 Proz. Fett enthalten. In
reinstem Kasein fand ich bis 0,07 Proz., in technischem Kasein bis 0,09 Proz.
und in Pflanzenkasein bis 0,01 Proz. Fett.
Freie Säure (Essigsäure): Beinstes Kasein sollte keine freie Säure
enthalten, was aber in Handelsprodukten oft nicht der Fall ist. Schüttelt
Kasein« Kokainhydrochlorid. g31
man 10 g Easem mit 100 com Wasser, so soll das Filtrat nur schwach
sauer reagieren. Um sicher zu sein, kann man 50 ccm des Piltrats mit
einigen Tropfen Phenolphtaleinlösung versetzen und mit 7io N.- Kali-
lauge bis rot titrieren. Ein gutes Kasein verbraucht hierbei nicht
mehr als 0,5 ccm Y,o N.-Kalilauge.
Kokainliydroclilorid.
C„ H,i NO4 . H CK Molek.-Gew, 339,666.
Das Kokainhydrochlorid bildet farblose, prismatische Krystalle,
die bei 185 — 186^ unter Zersetzung schmelzen. Es löst sich leicht in
Wasser und Alkohol. Die Losungen des Kokainhydrochlorids rufen auf
der Zunge vorübergehend TJnempfindlichkeit hervor. Erhitzt man 1 g
Kokainhydrochlorid mit 10 ccm Schwefelsäure 5 — 10 Minuten lang auf
etwa 100^, so entwickelt sich beim vorsichtigen Mischen mit 20 ccm
Wasser ein Geruch nach Benzoesäuremethyläther und es erfolgt eine
reichliche Ausscheidung von Benzoesäure. Versetzt man die wäßrige
Lösung des Kokainhydrochlorids mit einigen Tropfen Salpetersäure und
Silbemitratlösung, so erhält man einen weißen Niederschlag von Chlor^
Silber.
Prüfung auf Verunrämgungen, Anorganische Stoffe: 1 g Kokain-
hydrochlorid darf beim Verbrennen keinen wägbaren Rückstand hinter-
lassen.
Freie Salzsäure: Die wäßrige Lösung des Kokainhydrochlorids
muß neutral reagiereiu
Ginnamyikokain und organische Verunreinigungen: 0,1 g
Kokainhydrochlorid soll, in 5 ccm Wasser unter Zusatz von 3 Tropfen
verdünnter Schwefelsäure gelöst, eine Flüssigkeit liefern, welche durch
5 Tropfen Kaliumpermanganatlösung (1 : 1000) violett gefärbt wird. Bei
Ausschluß von Staub soll diese Färbung im Laufe einer halben Stunde
kaum eine Abnahme zeigen. (Prüfung des Deutschen Arzneibuches.)
Eine bessere Beobachtung gestattet folgende Probe: Löst man 0,1 g
Kokainhydrochlorid in 5 ccm Wasser und gibt einen Tropfen Kalium-
permanganatlösung (1 : 1000) zu, so darf die Rotfärbung der Lösung
innerhalb 15 Minuten nicht abnehmen. Als Vergleichsflüssigkeit be-
nutzt man eine Mischung von 1 Tropfen Kaliumpermanganatlösung mit
5 ccm Wasser.
Anmerkung: Die Reagensgläser sind für diese Reaktion auf das
sorgfältigste zu reinigen.
Fremde Alkaloide: Versetzt man die wäßrige Lösung des
Kokainhydrochlorids (0,1 : 10) mit 10 Tropfen 3-prozentiger Chromsäure-
lösung, so entsteht durch jeden Tropfen ein gelber Niederschlag, der sich
332 Organische Präparate.
sofort wieder löst; auf Zusatz voa 2 ccm Salzsäure (spez. Gewicht 1,124)
scheidet sich dieser Niederschlag wieder aus.
Anmerkung: Die Chromsäure benützt Schaeffer (The Chimist
and Druggist 1899, 591), um fremde Kokabasen nachzuweisen. Nach
dem Autor löst man 0,05 g Eokainhydrochlorid in 20 ccm Wasser, setzt
5 ccm einer 3-prozentigen Ghromsäurelösung und 5 ccm 10-prozentige
Salzsäure (bei 15^) zu. Ist das Eokainhydrochlorid rein, so bleibt die
Lösung klar, je mehr fremde Eokabasen vorhanden sind, desto stärker
die entstandene Trübun'g. Man wird* gut 'tun, diese Schaeff ersehe
Keaktion mit Vorsicht aufzunehmen, bis auch von anderer Seite die
Brauchbarkeit derselben .Bestätigung gefunden hat.
Maclagan- Probe: Löst man 0,1 g Eokainhydrochlorid in 100 ccm
Wasser und gibt 0,2 ccm Ammoniakflüssigkeit (spez. Gewicht 0,96) zu, so
•entsteht beim kräftigen Reiben der Glaswandung mittels eines Glasstabes
innerhalb 10 Minuten ein flockig krystallinischer Niederschlag, ohne daß
«ine milchige Trübung der Flüssigkeit stattfindet; letztere soll yielmehr
wasserhell bleiben. (Zur Maclagan-Probe vergleiche: Günther, Pharm.
Centralh. 1899, 186; Merck, Pharm. Ztg. 1899, No. 42 u. 45; Boehringer,
Pharm. Centralh. 40, 393; Zimmer & Cie., Pharm. Ztg. 1899, 683.)
Organische Stoffe, Zucker, fremde Alkaloide: In Salpeter-
säure und in Schwefelsäure muB sich Eokainhydrochlorid im Verhältnis
1 : 10 ohne Färbung auflösen.
Wasser: Trocknet man Eokainhydrochlorid bei 100°, so soll
kein Gewichtsverlust eintreten. Eokainhydrochlorid läßt sich unter Ver-
wendung von Poirriers Blau in alkoholischer Lösung maßanalytisch
bestimmen, wie bei Chininhydro'chlorid angegeben ist. 1 ccm ^/^ Norm.-
Ealilauge entspricht 0,0679332 g Eokainhydrochlorid.
*
Methylalkohol (Holzgeist).
CH3 . OH. Molek.-Gew. 32,032.
Der Methylalkohol ist eine farblose, klare Flüssigkeit von eigen-
tümlichem, nicht brenzlichem Geruch. £r hat das spez. Gew. 0,796 und
siedet bei 65^. Er mischt sich in jedem Verhältnis mit Wasser, Alkohol,
Äther, fetten und ätherischen Ölen.
Prüßing auf Verunreinigungen. Nicht flüchtige Stoffe: Ver-
dunstet man 30 ccm Methylalkohol auf dem Wasserbade,, so darf kein
wägbarer Rückstand bleiben.
Freie Säuren: Blaues Lackmuspapier darf durch Methylalkohol
nicht gerötet werden.
Aceton: Versetzt man 1 ccm Methylalkohol mit 10 ccm Natron-
lauge und 5 Tropfen Yio N.-Jodlösung, so darf auch nach längerem Stehen
Methylalkohol.
833
keine Trübung you Jodoform entstehen. Eine neue Methode zum Nach-
weis Yon Spuren von Aceton beschreibt 6. Deniges, mittels welcher
man durch Anwendung von Merkurisulfat noch 0,003 Proz. Aceton nach-
weisen kann. Siehe Joum. de Pharm, et de Ghim. 1899, IX, 7 ; Pharm.
Centralh. 1899, 216 oder Mercks Reag.-Verz. 1903, 30.
Empyreuniatische Stoffe: 1 ccm Methylalkohol löst sich ohne
Trübung in 10 ccm Wasser. Gibt man zu 5 ccm Methylalkohol allmäh-
lich und unter Abkühlen 5 ccm Schwefelsäure, so darf er sich nicht oder
nur schwach gelblich färben. Empyreumatische Stoffe lassen sich auch
durch den Geruch erkennen, wenn man einige Tropfen Methylalkohol
zwischen den Händen yerreibt.
Aldehyde: Eine Mischung Ton Methylalkohol mit konz. Natron-
lauge muB farblos bleiben.
Äthylalkohol: Erhitzt man Methylalkohol mit Schwefelsäure^
verdünnt mit Wasser und destilliert, so wild das Destillat nach Zusatz
von Schwefelsäure und Kaliumpermanganat und zuletzt yon Natrium-
thiosulfat durch yerdünnte Fuchsinlösung yiolett gefärbt, wenn im ver-
wendeten Methylalkohol Äthylalkohol enthalten war. (Compt. rend. 82, 768.
Chem.-Ztg. Eep. 1887, 25. Berl. Ber. 1876, 638. Reaktionen auf Äthyl-
alkohol in Methylalkohol siehe auch Mercks Beag.-Yerz. 1903, 161.)
Permanganatprobe: Versetzt man 10 ccm Methylalkohol mit
2 Tropfen Ealiumpermanganatlösung (1 : 1000), so darf die so erhaltene
rosarote Färbung der Lösung innerhalb 10 Minuten bei 15^ nicht voll-
ständig yersch winden.
Wassergehalt: Der Wassergehalt ergibt sich nach W. Dittmar
und Charles A. Fawsitt (Zsch. f. analyt. Ghem. 29, 85) aus dem spez.
Gew. nach folgender Tabelle.
Spez. Gew. wasserha
Itigen
MethyJ
ialkoh
ols bei
15,56».
•
H,0
Spez.
H9O
Spez.
BgO
Spez.
H,0
Spez.
H,0
spez.
Proz.
Gew.
Proz.
Gew.
Proz.
Gew.
Proz.
Gew.
Proz.
Gew.
1
0-79876
11
0-82668
21
0-85290
31
0-87714
41
0-90026
2
0-80164
12
0-82988
22
0-85542
82
0-87970
42
0-90239
3
0-80448
13
083207
23
0-85793
33
0-88208
43
0-90450
4
0-80731
14
0-83478
24
0*86042
34
0-88443
44
0-90657
5
0-81013
15
0-83738
25
0-86290
35
0-88676
45
0-90868
6
0-81293
16
0-84001
26
0-86535
36
0-88905
46
0-91066
7
0-81572
17
0-84262
27
0-86779
37
0-89133
47
0-91267
8
0-81849
18
0-84521
28
0-87021
38
0-89358
48
0-91465
9
0-82123
19
0-84779
29
0-87262
39
0-89580
49
0-91661
10
0 82396
20
0-85035
30
0-87487
40
0-89798
50
0-91855
Untersuchung^en. 5. Aufl. m.
53
834 Organische Präparate.
AuBer dem chemisch reinen Methylalkohol kommen geringere
Sorten in den Handel, die den angegebenen Anforderungen teilweise
nicht entsprechen, über den Reinheitsgrad dieser Handelssorten haben
sich die Produzenten geeinigt und garantieren für folgende Eigenschaften
ihres Methylalkohols:
1. Methylalkohol soll nicht unter 99^ nach Tralles (0,7995 spez.
Gew.) haben und
2. höchstens 0,7 Proz. Aceton nach der Kram ersehen Methode
ergeben.
3. Es sollen mindestens 95 Proz. des Methylalkohols innerhalb eines
Grades (65,5 — 66,5^ C.) des hundertteiligen Thermometers über-
destillieren.
4. Der Alkohol darf, mit der doppelten Menge 96-proz. Schwefelsäure
(66^ Be.) yersetzt, höchstens eine lichtgelbe Färbung annehmen.
5. 1 ccm einer Lösung von 1 g Kaliumpermanganat im Liter darf
durch 5 ccm des Alkohols nicht sofort entfärbt werden.
6. 25 ccm müssen bei einem Zusatz von 1 ccm Bromlösung, wie
solche durch die deutsche Zollbehörde bei der Untersuchung des
zum Denaturieren bestimmten- Holzgeistes vorgeschrieben ist
(1 Teil Brom in 80 Teilen reiner Essigsäure), noch gelb bleiben.
7. Der Alkohol muB, mit einer beliebigen Menge Natronlauge ver-
setzt, farblos bleiben.
Quantitative Bestimmung. Den Gehalt des Methylalkohols bestimmt
man für gewöhnlich, indem man nach Krämer imd Grodzky die Menge
Jodmethyl bestinunt, die eine gewisse Menge Methylalkohol zu liefern im
Stande ist. Zu diesem Zwecke gibt man in ein kleines, etwa 60 ccm
fassendes Kölbchen 30 g Zweifachjodphosphor, verbindet das Kölbchen
in geeigneter Weise mit einem RückfluBkühler, läßt durch einen Tropf-
trichter 10 ccm Methylalkohol tropfenweise zufließen und gibt dann noch
10 ccin einer Lösung von 1 Teil Jod in 1 Teil Jodwasserstoff (spez. Grew. 1,7)
zu. Nachdem man die Lösung kurze Zeit digeriert hat, läßt man er-
kalten, verbindet mit einem Kühler nnd destilliert im Wasserbade in einen
graduierten Zylinder ab, der etwas Wasser enthält. Nach beendigter
Destillation spült man die Kühlröhre mit etwas Wasser nach, schüttelt
das Destillat gut durch und liest bei 15® die ccm -Anzahl des abge-
schiedenen Jodmethyls ab. (Berl. Ber. 1874, 1492.)
Zur quantitativen Bestimmung des Acetons kann man die Jodoform-
methode von Lieben (siehe bei Aceton \md Hintz, Zsch. f. analyt. Chem.
27, 182) benutzen oder die Phenylhydrazinmethode von H. Stracke
(Monatsh. f. Chem. 12, 524 oder Zsch. f. analyt. Chem. 31, 573) oder die
Methode von G. Denig^s (Joum. de Pharm, et de Chim. 1899, IX, 7 oder
Pharm. Centralh. 1899, 216).
MethjialkohoL Milchs&ore. g35
Zur Ausführung der Acetonbestimmimg nach Krämer ist folgendes
erforderlich:
£inige graduierte Pipetten, ein Medsylinder mit Stopfen yon 50 ccm
Inhalt, ein tariertes ührglas, Doppelnormalnatronlauge, Doppelnormal-
jodlösong und alkoholfreier Äther. Man bringt in den Mischzjlinder
10 ccm der Natronlauge, hierzu 1 com des Holzgeistes und nach gutem
ümschütteln 5 ccm Jodlösung. Nach einigem Stehen fügt man 10 ccm
Äther hinzu und schüttelt aufs neue. Man liest das Yolamen der sich
trennenden Ätherschicht ab, nimmt einen aliquoten Teil, etwa 5 ccm,
mit der Pipette heraus und läßt auf dem ührglas verdunsten, wobei das
Jodoform in schön gelben Krjstallen hinterbleibt. Man stellt das ühr*
glas alsdann kurze Zeit über Schwefelsäure und wägt. 1 Mol. Aceton
C3 Hg 0 = 58,048 gibt 1 Mol. Jodoform == 393,558. Bei Berücksichtigung
des spez. Gew. des fraglichen Holzgeistes läßt sich daraus der Aceton-
gehalt durch einfache Rechnung finden. (Berl. Ber. 1880, 1002.)
Nach Messinger bringt man 20 ccm Kalilauge (56 g im Liter) und
1 ccm Methylalkohol in eine 250 ccm fassende Glasstöpselflasche, schüttelt
um und läßt aus einer Bürette 20 — 30 ccm Y, Norm.-Jodlösxmg zufließen.
Hierauf schüttelt man etwa eine halbe Minute, bis die Flüssigkeit klar
erscheint, und gibt dann 20 ccm Salzsäure (1,025 spez. G«w.) und Yiq N.-
Natriumthiosulfatlösung im Überschuß zu. Mit ^5 Norm.r Jodlösung wird
alsdann zurücktitriert, indem man Stärkelösimg als Indikator benutzt.
1 Molekül Aceton (58,048) braucht 3 Moleküle Jod (761,1) zur
Jodoformbildung:
2 CH3 CO CH3 4- 12 KJO = 2 CH3X:;0 CJ3 4- 6 KOH + 6 K J
2 CH3 dO CJ3 + 2 KOH = 2 GH J3 + 2 K C,H3 0,.
Siehe Berl. Ber. 1888, 3366.
716,1 : 58,048 = J : A
J = Jodmenge, A = Acetonmenge
• A = J . y^^^ = 0,076268.
761,1 '
Man findet also die AcetonmeÄge (in g ausgedrückt) von 100 ccm
Methylalkohol, indem man die gefundene Menge Jod mit 7,6268 multi-
pliziert. Mit Hilfe des spez. Gewichtes des Methylalkohols läßt sich
dann der Gehalt in Gewichtsprozente umrechnen.
MUcIuäiire.
Gärungsmilchsäure, G3He03. Molek.-Gew. 90,048.
Die Milchsäure ist eine klare, farblose oder schwach gelbliche,
geruchlose, sirupdicke Flüssigkeit, die sich mit Wasser, Alkohol imd
53*
s
836 Organische Präparate.
Äther in jedem Yerhältnis mischt. Sie ist unlöslich in Benzol, Chloro-
form und Schwefelkohlenstoff. Die offizinelle Milchsäure hat ein spez.
Gew. 1,21 — 1,22 mit einem Gehalt von 76 Proz. reiner Milchsäure und
25 Proz. Wasser. Die chemisch reine Milchsäure ist eine äuBerst hygro-
skopische, bei 18^ schmelzende Erystallmasse, die unter 12 mm Druck
bei 119 — 120^ siedet. Für die Technik kommt hauptsächlich die 75-proz.
Handelsware in Betracht, wie sie auch zu medizinischen Zwecken Ver-
wendung findet.
Der eigentlich charakteristische Identitätsnachweis der Milchsäure
durch die Erystallbildung ihrer Zink- und Galciumsalze ist für gewöhn-
lich zu umständlich und zeitraubend. Man benutzt daher folgende
Probe: Erwärmt man 3 ccm Milchsäure mit 10 ccm Kaliumpermanganat-
lösung (1 : 1000), so entwickelt sich ein charakteristischer Geruch nach
Aldehyd.
JMfiing auf Verunreinigungen, AnorganischeSto f f e : Bei stärkerem
Erhitzen verkohlt die Milchsäure und verbrennt schlieBlich unter Hinter-
lassung eiaes geringen Rückstandes, der im höchsten Falle 1 Proz.
betragen darf.
Kupfer, Blei, Zink, Eisen: Die 10-proz. Lösung der Milchsäure
in Wasser darf durch Schwefelwasserstoffwasser nicht verändert werden.
Calcium: Die mit Ammoniakflüssigkeit übersättigte, wäßrige
Lösung 1 : 10 darf durch Ammoniumoxalatlösung nicht verändert werden«
Schwefelsäure und Chlorverbindungen: Die Lösung 1:10
darf weder durch Chlorbaryumlösung noch durch Silbemitratlösung ver-
ändert werden.
Buttersäure, Essigsäure: Bei gelindem Erwärmen der Milch-
säure darf kein Geruch nach Fettsäuren auftreten.
Weinsäure, Oxalsäure: Werden 5 ccm Milchsäure mit 100 ccm
Ealkwasser gemischt, so darf sich diese Mischung nicht trüben.
Zitronensäure: Die Mischung mit Ealkwasser darf sieb auch
beim Erwärmen nicht trüben.
Zucker: Schichtet man in einem Reagensglase vorsichtig 5 ccm
Milchsäure über 5 ccm Schwefelsäure, so darf innerhalb 7^ Stunde keine
Braunfarbung der Schwefelsäure eintreten. Die Reaktionstemperatur soll
15® nicht übersteigen, da sonst auch zuckerfreie Milchsäure die Schwefel-
säure braun färbt. Auch mit Fehlingscher Lösung kann man auf
Zucker prüfen, wobei eine sehr geringe Ausscheidung von Kupferoxydul
auBer acht gelassen werden kann.
Glyzerin: Man erwärmt 5 g Milchsäure mit einem Überschufi von
Zinkkarbonat und trocknet die- Mischung bei 100®. . Die Masse wird
mit kaltem, absolutem Alkohol ausgezogen und der Alkohol auf dem
Dampfbade verdunstet, wobei kein süBer Rückstand bleiben darf.
lülchsftore. Morphin. g37
Mannit, Milchzucker, Rohrzucker, Glyzerin: Tropft man
1 com Milchsäure in 2 ccm Äther, so darf weder vorübergeliend noch
dauernd eine Trübung entstehen. (Pharm. Centralh. 1892, 676.)
Fleisclimilclisäure: Die 10-proz., wässerige Lösung der Milch-
säure darf durch Eupfersulfatlösxmg nicht getrübt werden.
Äpfelsäure, Glykolsäure: Die 10-proz. Lösung der Milchsäure
darf durch Bleiessig nicht getrübt werden. (Die Abwesenheit von Schwefel-
säure vorausgesetzt.)
Quantitaiwe Bestimmung. Zur quantitatiyen Bestimmung löst man
10 g Milchsäure mit Wasser zu 100 ccm und titriert davon 10 ccm unter
Zugabe Yon Phenolphtalein mit Normal - Kalilauge. 1 ccm Kalilauge
entspricht 0,09048 g Milchsäure. Bei 75-proz. Säure müssen für 10 ccm
obiger Lösung 8,3 ccm Kalilauge Yerbraucbt werden.
Nacb ülzer und Seidel (Ghem.-Ztg. 1897, 204) kann man folgender-
maßen verfahren:
Man löst 10 g Milchsäure mit Wasser zum Liter. 100 ccm dieser
Lösung werden mit soviel konzentrierter Kalilauge versetzt, daß die
Lösung 8 g Ätzkali enthält, und dann unter ümschütteln solange 5-proz.
Kaliumpermanganatlösung zugegeben, bis die anfangs grüne Lösung in
Violett übergeht. Dann erhitzt man zum Sieden, wobei die Lösung
violett bleiben muB, und gibt nach dem Abkühlen Wasserstoffsuperoxyd
bis zur Entfärbung zu. Dann kocht man noch einmal auf, filtriert,
wäscht aus und fallt die gebildete Oxalsäure nach deni Ansäuern mit
Essigsäure als Galciumoxalat. Das Calciumoxalat führt man durch
Glühen in Calciumoxyd über und wiegt. Aus der gefundenen Menge
Calciumoxyd läßt sich dann die entsprechende Menge Oxalsäure oder
Milchsäure berechnen.
Morphin.
0,7 Hi9 NO3 . Hj 0. Molek.-Gew. 303,208.
Morphin besteht aus farblosen Nadeln oder Prismen, die bei 110 — 120^
ibr Krystallwasser verlieren und dann bei etwa 230^ schmelzen. Es löst
jBich schwer in Wasser (etwa in 5000 Teilen) und dreht in dieser Lösung
das polarisierte Licht nach links; es löst sich femer in 100 Teilen 90-proz.
Alkohol, in 50 Teilen absolutem Alkohol, in 100 Teilen Ohloroform und
in 1200 Teilen Äther. Fast unlöslich ist es in Benzol.
Prüfung wie bei Morphinhydrochlorid.
Die freie Base läßt sich maßanalytisch bestimmen, indem man sie
in einem Überschuß von '/lo N.-Salzsäure löst und nach Zusatz von Wasser,
Äther und Jodeosin mit Yto N.-Kalilauge zurücktitriert, also nach der
Methode, wie sie vom Deutschen Arzneibuch für die Morphinbestimmung
838 Organische . Präparate.
im Opium yoi^eschrieben ist. 1 ccm 7io N.-Salzsäure entspricht 0,0285192 g
wasserfreiem Morphin oder 0,0303208 g Morphin + H, 0.
MarpMnhydroeMarid. C„ H,» NO, . HCl . 3 H, 0. Molek,-Gew.
375,698. Morphinhydrochlorid bildet weiBe, seidenglänzende, nicht ver-
wittemde Nadeln, die im Handel gewöhnlich zu Würfeln gepreßt Tor-
kommen. Es löst sich in 25 Teilen Wasser und in 50 Teilen 90-proz.
Alkohol.
Die kaltgesättigte Lösung wird durch konzentrierte Salzsäure teil-
weise gefällt. Erhitzt man einige Erjställchen mit 6 Tropfen Schwefel-
säure im Wasserbade 74 Stimde lang und läBt dann- erkalten, so tritt
auf Zusatz yon einem Tropfen Salpetersäure eine intensiv rote Färbung
auf. Ein Gemisch von 0,1 g Morphinhydroohlorid und 0,4 g Rohrzucker,
in Schwefelsäure eingetragen, färbt letztere rot^ durch Bromwasser wird
diese Färbung noch intensiver. Beim Befeuchten mit Salpetersäure wird
Morphinhjdrochlorid rot gefärbt. Eine Lösung von Morphinbydrochlorid
in Schwefelsäure wird auf Zusatz von Wismutsubnitrat braun gefärbt.
Prüfung auf Verunreinigungen. Anorganische Verunreinigungen:
0,3 g Morphinhjdrochlorid verbrennt beim Erhitzen, ohne einen wägbaren
Rückstand zu hinterlassen.
Anmerkung: Beim Verbrennen des Morphins bleibt immer ein
scheinbar nicht unbedeutender Rückstand, allein man kann sich durch
Wägen desselben überzeugen, daß er ganz mimqkal ist und als unwägbar
bezeichnet werden kann.
Freie Salzsäure: Die wäßrige Lösung reagiere neutral gegen
Lackmuspapier.
Zucker und organische Verunreinigungen: In Schwefelsäure
muß Morphinhydrochlorid ohne Färbung oder docjli nur mit schwacher
Rosafärbung löslich sein.
Fremde Alkaloide: 5 ccm der wäßrigen Lösung (1:30) geben
auf Zusatz von einem Tropfen Ealiumkarbonatlösung (1 : 3) sofort oder
nach einigen Sekunden ' eine rein weiße, krystallinische Ausscheidung,
die auch bei der Berührung mit Luft keine Färbung erleidet und, mit
Chloroform geschüttelt, letzteres nicht rot färbt (Apomorphin). In 5 ccm
der wäßrigen Lösung (1 : 30) soll auf Zusatz von einem Tropfen Ammoniak-
flüssigkeit alsbald ein rein weißer, krystalUnischer Niederschlag ent-
stehen, der sich ohne Färbung leicht in Natronlauge, sch¥rieriger in
Ammoniakflüssigkeit oder Ealkwasser löst. Wird xlie mit Natronlauge
bewirkte Lösung mit Äther ausgeschüttelt, so darf nach dem Verdunsten
des abgehobenen klaren Äthers kein wägbarer Rückstand bleiben. (Ein
Rückstand besteht eventuell aus Narkotin.)
Wassergehalt: Trocknet man 1 g Morphinhydrochlorid bei 100^
bis zur Gewichtskonstanz, so muß mindestens 0,856 g Rückstand bleiben.
Naphthol. g39
a-Naphthol.
CioH^OH. Molek.-6ew. 144,064.
a-Naphthol besteht aus farblosen, phenolartig riechenden Nadeln, die
bei 95^ schmelzen und bei etwa 280^ sieden. Es löst sich schwer in
Wasser, leicht in Alkohol, Äther, Benzol und Chloroform.
1. Die wäßrige Lösung des a-Naphthols wird durch Chlorkalklösung
violett gefärbt. Eine mit Natronlauge im Überschuß versetzte
Lösung von Jodjodkalium wird durch (x-Naphthol violett getrübt.
2. Die wäßrige Lösung zeigt mit Ammoniakflüssigkeit eine blaue
Fluoreszenz.
3. Die alkoholische Lösung (1 + 5) wird durch Eisenchlorid violett
gefärbt; diese Färbung verschwindet nach einigem Stehen.
4. Schmilzt man 0,5 g a-Naphthol mit 12 g CUoralhydrat 10 Minuten
lang im siedenden Wasserbade, so nimmt die Masse eine rote
Farbe an und löst sich in Alkohol mit roter Farbe.
5. Löst man 0,1 g Vanillin in 2 ccm Schwefelsäure und setzt dann
0,1 g a-Naphthpl zu, so entsteht nach einigem Schütteln eine
sehr beständige, rote Färbung.
Anmerkung: Farbenreaktionen und ünterscheidungsreaktionen von
a- und /9-Naphthol sind in der Literatur zahlreich angegeben: z. B.
Zeitschr. f. analyt. Chem. 24, 601, 80, 488, 717, 81, 330, 82, 235, 84,
228, 86, 518, 86, 604; Pharm. Centralh. 84, 621 und Mercks Reag.-
Verz. 1903, 167.
Prüfung auf Verunreinigungen und quantitative Bestimmung wie bei
;5-Naphthol.
^-NaphthoL
CioH^OH. Molek.-6ew. 144,064.
^-Naphthol besteht aus farblosen, glänzenden, fast geruchlosen rhom-
bischen Blättchen, die bei 122 — 123^ schmelzen und bei 286^ sieden.
1. Die wäßrige Lösung des /S-Naphthols wird durch Chlorkalklösung
gelb geflurbt; im geringen Überschuß des Reagens verschwindet
diese Färbung. Eine mit Natronlauge im Überschuß versetzte
Jodjodkaliiimlösung wird durch )9-Naphthol nicht verändert.
2. Die wäßrige Lösung zeigt mit Ammoniakflüssigkeit eine violette
Fluoreszenz.
8. Die alkoholische LOsung (1 + 5) wird durch Eisenchlorid be-
ständig grün gefärbt.
4. Schmilzt man 0,5 g)9-Naphthol mit 12 g Chloralhydrat 10 Minuten
lang im siedenden Wasserbade, so nimmt die Masse eine tief-
blaue Farbe an und löst sich in Alkohol mit blauer Farbe.
§40 Organische Präparate.
5. Löst man 0,1 g Vanillin in 2 ccm Schwefelsäure und setzt dann
0,1 g ;9-Naphthol zu, so entsteht eine chlorophyllgrüne Lösung.
Prüfung auf Verunreinigungen. Anorganische Stoffe: 0,5 g
^-Naphthol darf beim Erhitzen keinen wägbaren Rückstand hinterlassen.
a-Naphthol: Löst man 1 g /9-Naphthol in 100 ccm siedendem
Wasser, so darf die nach dem Erkalten filtrierte Lösung durch über-
schüssige Chlorkalklösung nicht violett geförbt werden.
Naphthalin: 1 g )9-Naphthol muß sich ohne Rückstand in 50 ccm
Ammoniakflüssigkeit (spez. Gew. 0,96) auflösen.
Fremde Verunreinigungen: Die obige anmioniakalische Lösung
darf nur blaßgelb, nicht aber bräunlich gefilrbt sein.
Organische Säuren: Schüttelt man 1 gy9-Naphthol mit 100 ccm
Wasser, so darf das Filtrat blaues Lackmuspapier nicht röten.
Ciuantitative Bestimmung, Eine quantitative Bestimmung der Naph-
thole beschreibt F. W. Küster, nach dessen Angaben man jodo-
metrisch oder mit Hilfe von Pikrinsäure alkalimetrisch verfahren kann.
Die Beschreibung dieser Methoden siehe unter „Organische Farbstoffe,
von Prof. Dr. R. Gnehm" in diesem Bande S. 917.
Oxalsäure.
C, H, O4 . 2 H, 0. Molek.-Gew. 126,048.
Oxalsäure besteht aus farblosen, monoklinen Erjstallen, die nicht
verwittert aussehen dürfen. Sie löst sich in 10 Teilen Wasser von 15^
in etwa 3 Teilen siedendem Wasser, in 2,5 Teilen Alkohol von 15® und
1,8 Teilen siedendem Alkohol und in etwa 100 Teilen Äther. Erhitzt
man Oxalsäure mit Schwefelsäure, so entwickelt sich Eohlenoxyd (brenn-
bar) und Kohlensäure (trübt Kalk- oder Barytwasser). Die mit Ammoniak-
flüssigkeit übersättigte, wäßrige Lösung gibt mit Chlorcalcium einen
weiBen, in Essigsäure imlöslichen, in Salzsäure löslichen Niederschlag.
Prüfung auf Verunreinigungen. Anorganische Stoffe: 3 g Oxal-
säure dürfen beim Glühen keinen wägbaren Rückstand geben.
Ammoniumverbindungen: Erwärmt man 5 g Oxalsäure in
einem Becherglase mit überschüssiger Natronlauge, so dürfen keine
Kurkumapapier braunfärbenden Dämpfe von Ammoniak auftreten. Die
kaltgesättigte, wäßrige Lösung, mit Ätzkali übersättigt, darf durch
Neßlers Reagens höchstens gelblich aber nicht gelbbraun geförbt werden.
0,5 g Oxalsäure müssen sich beim Schütteln mit 100 ccm Äther voll-
ständig klar und ohne den geringsten Rückstand auflösen.
Kupfer, Blei, Eisen: Die wäßrige Lösung (1:10) sei vollkommen
klar und werde weder durch überschüssige Ammoniakflüssigkeit noch auf
weiteren Zusatz von Schwefelwasserstoffwasser verändert.
Oxalsäure. Paraldehjd. g4J
Chloride: Eine wäßrige mit Salpetersäure versetzte Lösung (5 : 50)
darf durch Silbernitratlösung höchstens schwach opalisierend getrübt werden.
Schwefelsäure: Die Lösung (5 : 100) darf nach Zusatz yon etwas
Salzsäure und ChlorbarjumlÖsung innerhalb einiger Stunden in der
Wärme keine Trübung oder Ausscheidung wahrnehmen lassen.
Salpetersäure: Schichtet man 10-proz. Oxalsäurelösung über
eine Lösung Ton Diphenylamin in Schwefelsäure, so darf an der Be-
rührungsfläche beider Flüssigkeiten kein violetter Ring entstehen.
QuantUaävß Bestimmung. 5 g Oxalsäure löst man in Wasser
zu 100 ccm und titriert davon 20 ccm mit Normal-Natronlauge und
Phenolphtalein. 1 g chemisch reine Oxalsäure verbraucht 15,85 ccm
Natronlauge, 1 ccm Natronlauge entspricht 0,063024 g Oxalsäure.
1 g Oxalsäure löst man in 250 ccm Wasser und titriert davon
50 ccm nach Erwärmen auf etwa 60^ und Zugabe von Schwefelsäure
mit Yio N.-Permanganatlösung. 1 ccm Vi© Permanganatlösung = 0,0063024 g
Oxalsäure.
Spez. Gewicht wäßriger Oxalsäurelösungen: Zsch. f. analyt. Chem.
27, 305.
Gasvolumetrische Bestimmung der Oxalsäure: Zsch. f. analyt.
Chem. 82, 144.
•
Paraldehyd.
(CH8COH)3. Molek.-6ew. 132,096.
Paraldehyd ist eine klare, farblose Flüssigkeit von eigentümlichem,
nicht stechendem Geruch. Er hat das spez. Gew. 0,998 (das Deutsche
Arzneibuch verlangt 0,995 — 0,998), siedet bei 123 — 125®, erstarrt unter
10® und schmilzt bei 10,5®. Nach Squire (Chemist and Druggist 1890,
852) ist der Schmelzpunkt des absolut reinen Paraldehyds 11,7®. Par-
aldehyd löst sich leicht in Alkohol, Äther, Benzol, Chloroform und
Petroläther; in Wasser 1 : 10. Die kaltgesättigte Lösung trübt sich
beim Erwärmen.
Prüfimg auf Verunreinigungen, Anorganische Stoffe: 20 ccm
Paraldehyd müssen beim Erhitzen ohne Rückstand flüchtig sein.
Salzsäure und Schwefelsäure. Die wäßrige Lösung (1 : 10)
darf nach dem Ansäuern mit Salpetersäure weder durch Silbemitrat-
lösung noch durch Baryumnitratlösung verändert werden.
Essigsäure und Baldriansäure: Man löst 10 ccm Paraldehyd
in 50 ccm Alkohol und gibt Phenolphtalein zu; bis zum Eintritt der
Rosa^bung dürfen nicht mehr als 3 ccm Yjo Normal-Kalilauge verbraucht
werden.
Alkohol: Ein Gehalt an Alkohol ergibt sich aus einem zu nie-
drigen spez. Gewicht, Schmelzpunkt und Siedepunkt. Schüttelt man
g42 Organische Px&psrate.
20 ocm Paraldehyd mit 20 ccm gesättigter Ghlorcalciumlösimg, so darf
letztere an Yolomen nicht zunehmen.
Wasser: In der gleichen Menge offizin. ParaMnöl muB sich Par-
aldehyd Tollständig klar auflösen.
Aldehyd: Schüttelt man 10 ccm Paraldehyd mit 10 com Kali-
lauge, so darf sich letztere nicht gelb färben oder doch xi^r sehr
schwach.
Yaleraldehyd: Läßt man 10 ccm Paraldehyd auf dem Wasser-
bade verdunsten, so darf kein unangenehm riechender Rückstand bleiben.
Amylalkohol: Die wäBrige Lösung (1 : 10) mu6 vollkonmien
klar sein und darf keine öligen Tropfen enthalten.
PhenaeetiiL
Cß H^ . 0 c/Hs . NH . CO . CHj. Molek.-Gew. 179,144.
Phenacetin bildet farblose, geruch- und geschmacklose Krystall-
blättchen, die bei IBö ^ schmelzen. Es löst sich in 1400 Teilen Wasser
TOn 15^, in 70 Teilen siedendem Wasser und in 16 Teilen Alkohol.
Kocht man 1 g Phenacetin mit 10 ccm Salzsäure etwa eine Minute
lang, verdünnt mit 100 ccm Wasser, läBt erkalten und filtriert, so wird
das Filtrat auf Zusatz von 1 — 2 ccm Chromsäurelösung (3 : 100) all-
mählich intensiv rot gefärbt.
I^fitng amf Verunreinigungen, Anorganische Stoffe: 0,5 g
Phenacetin dürfen beim Erhitzen keinen wägbaren Rückstand hinter-
lassen.
Organische Verunreinigungen: 0,5 g Phenacetin müssen sich
in 10 ccm Schwefelsäure ohne Braunfärbung oder Yericohlung lösen.
Acetanilid: Erhitzt man 0,5 g Phenacetin mit 8 ccm Wasser
zum Sieden, läßt erkalten und filtriert, so darf sich das Filtrat nach
dem Kochen mit etwas Kaliumnitrit und verdünnter Salpetersäure und
darauffolgendem Kochen mit salpetrigsäurehaltiger Salpetersäure nicht
verändern. Nach Schroeder lassen sich noch 2 Proz. Acetanilid durch
Rotfärbung erkennen (Zsch. f. analyt. Chem. 28, 376).
Phenol: Löst man 0,1. g Phenacetin in 10 ccm heißem Wasser,
läßt erkalten und filtriert, so darf im Filtrat durch überschüssiges Brom-
wasser keine Trübung hervorgerufen werden.
Freie Säuren oder Basen: Eine 5-proz. alkoholische Lösung
von Phenacetin muß ohne Einwirkung sein auf rotes und blaues Lack-
muspapier.
Para-Phenetidin: 1 g Phenacetin trägt man in 5 g geschmolzenes
Chloralhydrat ein, wobei eine klare und farblose Lösung entstehen muß.
Dabei darf die Lösung nicht länger als 2 — 3 Minuten im Dampfbade
Phenacetin. Phtals&ore. g43
erhitzt werden, sonst fUrbt sich auch reines Phenacetin rosenrot. Bei
Anwesenheit von p-Phenetidin färbt sich die Schmelze violett (Reuter,
Pharm. Ztg. 86. 185, dazu siehe Pharm. Zentralh. 82, 318).
0,5 g Phenacetin werden unter Erwärmen in 2 ccm Alkohol gelöst
und der Lösung 5 ccm Jodjodkaliumlösung (0,05 Jod : 1000) zugefügt.
Das durch ausgeschiedenes Phenacetin erstarrte Gemisch erhitzt man zum
Sieden bis Lösung erfolgt. Bei Gegenwart von Spuren p-Phenetidin
wird die Lösung rosarot. Die Färbung wird deutlicher, wenn sich das
Phenacetin wieder abgeschieden hat (Gold mann. Pharm. Ztg. 86, 208).
Ortho- und Diamidoverbindungen: Eine Prüfung auf Ver-
unreinigung mit genannten Stoffen ist für gewö^lich nicht nötig, da
die Handelsware fast immer davon frei ist. Eine diesbezügliche Prü-
fungSTorschrifb findet sich in Ph^rm. Zentralh. 31, 65 und 82, 313.
Phtalsänre,
Phtalsäure: CgH^ <qoOH(«) ^olek.-Gew. 166,048 besteht aus farb-
losen bei 213^ schmelzenden Blättchen öder Prismen, löslich in 200 Teilen
Wasser, 10 Teilen Alkohol, 145 Teilen Äther, in Chloroform in Spuren;
unlöslich in Benzol und Petroläther. Beim Erhitzen auf zirka 130^ zer^
fällt sie allmählich in Phtalsäureanhjdrid und Wasser.
PO
Phtalsäureanhydrid: CßH4<QQ>0. Molek.-Gew. 148,032, be-
steht aus langen, farblosen Nadeln, die bei 128^ schmelzen, bei 277^
sieden imd in heißem Wasser unter Bildung von Orthophtalsäure femer
in Alkohol, Äther, Benzol, Chloroform, schwer in Petroläther löslich
sind. Das Anhydrid beginnt schon unter seinem Schmelzpunkte zu
sublimieren.
Die verdünnte, wäßrige Lösimg der Phtalsäure gibt mit Bleiacetat
einen weißen' Niederschlag (noch iin Verhältnis 1:10000), der sich
schwer in überschüssiger Essigsäure, leicht in Salpetersäure auflöst.
Schmilzt man etwas Phtalsäureanhydrid. mit Resorcin in einem Reagens-
glase und löst nach dem Erkalten die braune Schmelze in etwas Alkali
und viel Wasser, so erhält man eine stark fluoreszierende Flüssigkeit.
Prüfung auf Verunrehngungen. Anorganische Stoffe: lg Phtal-
säure darf beim Erhitzen keinen wägbaren Rückstand hinterlassen.
Saljz säure: Eine Lösung von 1 g Phtalsäure in 25 ccm siedendem
Wasser darf durch Silbemitratlösung nur schwach opalisierend getrübt
werden.
Chlorverbindungen: 0,5 g Phtalsäure mischt man mit 1 g chlor-
freiem Calciumkarbonat, befeuchtet mit Wasser, trocknet und glüht.
g44 Organische Präparate.
Wird der Glührückstand in Salpetersäure und Wasser zu 20 ccm gelöst,
so darf diese Lösung durch Silbernitrat nur schwach opalisierend ge-
trübt werden.
Benzoesäure: 1 g Phtalsäure schüttelt man mit 20 ccm Benzol
und filtriert. Beim Verdunsten des letzteren darf kein Rückstand bleiben.
Da das Anhydrid in Benzol löslich ist, muB es erst durch Lösen in
heiBem Wasser, Eindampfen und Trocknen bei 100^ in die Orthosäure
verwandelt werden.
Für technische Zwecke, wie z. B. in der Farbenindustrie, genügt pn
Anhydrid, das bei 128^ schmilzt, in Benzol löslich ist und sich ohne
Rückstand verflüchtigt. Die zur Darstellung von Eosinfarbstoffen dienende
Dichlorphtalsäure schmilzt bei 183 — 185°, die Tetrachlorphtal-
säure unter Anhydridbildung bei 250°.
Anmerkung: m-Phtalsäure (Isophtalsäure) bildet lange feine Nadeln,
die über 300® schmelzen und sich in etwa 4000 Teilen Wasser, leichter
in Alkohol lösen. In Benzol, Chloroform und Petroläther ist sie un-
löslich.
p-Phtalsäure (Paraphtalsäure) bildet kleine nadelförmige Erystalle,
die beim Erhitzen sublimieren, ohne vorher zu schmelzen. Sie sind un-
löslich in Benzol und Petroläther, fast unlöslich in Wasser, Äther und
Chloroform. Für gewöhnlich versteht man unter Phtalsäure das An-
hydrid der Orthosäure. Meta- und Parasäure bilden kein Anhydrid.
QuantitaHve Bestimmung. Man löst 1 g Phtalsäure oder An-
hydrid in 20 ccm Normalnatronlauge und 20 ccm Wasser und titriert
mit Normalsalzsäure. 1 ccm der zur Neutralisation verbrauchten Normal-
natronlauge entspricht 0,083024 g Phtalsäure oder 0,074016 g Phtalsäure-
anhydrid.
PyrogalloL
Cß Hg . OH . OH . OH. Molek.-6ew. 126,048.
Pyrogallol besteht aus farblosen, glänzenden Nadeln oder Blättchen,
die bei 131 ^ schmelzen (Pharm. Centralh. 38, 794 und Pharm. Ztg. 1897,
779). Es löst sich in 1,7 Teilen Wasser, in 1 Teil Alkohol und 1,2 Teilen
Äther, schwer in Benzol, Chloroform und Schwefelkohlenstoff. Die
wäßrige Lösung reagiert sauer. Die wäßrige Lösung wird durch frisch
bereitete Ferrosulfatlösung blau, durch Eisenchlorid braunrot gefiiibt,
durch Silbemitratlösung geschwärzt (Identitäts- und Farbenreaktionen
siehe Mercks Reag.-Verz. 1903, 168).
Prüfimg an/ Verunreinigungen, Anorganische Stoffe: 1 g Pyro-
gallol muß sich beim Erhitzen ohne Hinterlassung eines wägbaren
Rückstandes verflüchtigen.
Pyrogallol. Resorcin. 345
Gallussäure: 2 g Pyrogallol müssen sich yollkomtnen klar in
5 ccm Äther (spez. Gew. 0,72) auflösen. 0,1 Proz. Gallussäure läßt sich
so no<ih deutlich nachweisen, indem eine trübe Lösung entsteht oder ein
geringer krystallinischer Rückstand ungelöst bleibt.
Resorcin.
1 9
Cß H4 . OH . OH. Molek.-6ew. 110,048.
Resorcin kommt als krystallisiertes oder sublimiertes Präparat in
den Handel. Es besteht aus farblosen Tafeln oder Prismen, die einen
schwachen eigenartigen Geruch besitzen. Es schmilzt bei 110 — 111®.
(Calderon gibt 119<>, E. Schmidt 118®, die United States Pharmacop.
110 — 119° an. Nach meiner Erfahrung schmilzt reines Resorcin; gleich-
viel ob kristallisiert oder sublimiert, auch nach tagelangem Trocknen
über Schwefelsäure bei 110— 111 ^)
Resorcin siedet bei 276°. Es löst sich in 1 Teil Wasser, 0,75 Teilen
Alkohol (90 Proz.), leicht in Äther und Glyzerin, schwer in Benzol,
Chloroform, Petroläther und Schwefelkohlenstoff. Die wäßrige Lösung
des Resorcins reagiert sauer. Erwärmt man 0,1 g Resorcin vorsichtig
mit 0,2 g Weinsäure und 20 Tropfen Schwefelsäure, so entsteht eine
intensiv karminrote Lösung. Eisenchlorid färbt die wäfirige Lösimg
violett. Die wäBrige Lösung wird durch Bleiessig, nicht aber durch
Bleiacetat gefällt. (Farbenreaktionenr: Chem. Centralbl. 1898, II, 1282,
Pharm. Centrälh. 09, 798 oder Mercks Reag.-Verz. 1903, 168.)
Prüfung auf VerunrehUgungen. Anorganische Stoffe: 0,5 g
Resorcin sind beim Erhitzen flüchtig, ohne einen wägbaren Rückstand
zu hinterlassen.
Freie Säuren: Da Resorcin an und für sich sauer reagiert, so
ist eine Prüfung mit Lackmuspapier, wie sie bisher üblich und auch
vom Deutschen Arzneibuch vorgeschrieben war, zwecklos; größere Mengen
von Säure, z. B. Salizylsäure, wird man deshalb am besten durch Titration
mit Normalalkali feststellen. Löst man 1 g Resorcin in 10 ccm Alkohol
und gibt einige Tropfen Lackmoidlösimg zu, so erhält man eine rot-
gefarbte Lösung, die mit 1 — 2 Tropfen (0,1 ccm) Normalnatronlauge
violettblau gefärbt werden muß.
Diresorcin: Diese Verunreinigung kommt nur im sublimierten
Resorcin vor. 1 g Resorcin muß sich in 20 ccm Wasser vollkommen
klar auflösen oder doch nur einen minimalen, unlöslichen Rückstand
geben, der sich auf Zusatz von Alkohol vollständig löst.
Phenol: Die wäßrige Lösung 1:20 darf beim Kochen keinen
Phenolgeruch aufweisen.
g46 Orgaoische* Präparate*
Saccharin.
PO
CeH4<gQ>NH. Molek..Gew. 183,14.
Das reine Saccharin (Benzoesäuresulfinid) kommt als ein weißes,
geruchloses Krystallpulyer in den Handel. Es ist eine starke Säure, die
Acetate zerlegt und gut charakterisierte Salze bildet: Das Natrinmsalz,
das sich leicht in Wasser, schwer in Alkohol löst, wird von der Firma
Hey den unter dem Namen Erystallose in den Handel gebracht. Andere
Handelsnamen: Pharm. Centralh. 87, 195.) Saccharin schmilzt bei 224®.
(Die Britische Pharmakopoe yerlangt von dem „Gluside^ benannten
Saccharin den Schmlzp. 218,8 — 220®, die Österr. Pharmakop. verlangt 219
bis 220®.) Saccharin löst sich in Wasser 1 : 400, in Alkohol 1 : 30,
in Benzol 1 : 1900 und in Äther 1 : 120, sowie leicht in Ammoniakflüssig-
keit, ätzenden und kohlensauren Alkalien. Aus Wasser krystallisiert
es in rhombischen Blättchen, aus Alkohol oder Essigsäure in dicken
Prismen, aus Aceton in monoklinen Krystallen, aus Äther in hexagonalen
Täfelchen. Es sublinuert in dreiseitigen Tafeln.
Dampft man Saccharin mit Salpetersäure auf dem Wasserbade zur
Trockne ein, gibt dann in der Wärme einige Tropfen Wasser oder
50-proz. Alkohol und ein Stückchen Atzkali zu, so fließen beim Neigen
der Schale blaue und rote Streifen Yom Kali herab.
Früfwkg auf Verunremigungmu Anorganische Stoffe: Beim
Verbrennen darf kein größerer Rückstand hinterbleiben« Reines Sac-
charin hat nur sehr geringe Mengen Asche. Langbein fand bei den
Marken: Hey den 0,098 Proz., Fahlberg 0,06 Proz., Bayer 1,63 Proi.
und Monnet 0,04 Proz. Asche (Zsch. angew. Chem. 1896, 494).
Fremde organische Stoffe: Saccharin darf beim Erhitzen nicht
verkohlen und soll sich in der 20-fachen Menge Schwefelsäure höchstens
mit weingelber Farbe lösen.
Chlorbenzoesäure: 0,5 g Saccharin mischt man unter Befeuchtes
mit Wasser mit 1 g chlorfreiem Calciumkarbonat, trocknet das Gemisch
und glüht. Den Glührückstand löst man in Wasser und Salpetersäure
zu 20 ccm und versetzt mit Silbemitratlösung, wobei keine Trübung von
Chlorsilber entstehen darf.
Parasulfaminbenzoesäure: 1 g Saccharin schüttelt man bei
15 ® mit 70 — 80 g Äther einige Minuten lang, sammelt den ungelösten
Rückstand auf einem kleinen Filter und trocknet bei 100®. Der Rück-
stand darf nicht höher schmelzen als 224®. Parasäure schmilzt bei 280
bis 283® und erhöht gegebenen Falls den Schmelzpunkt, da sie in Äther
fast unlöslich ist und durch das. Schütteln mit Äther, welcher fast alles
Saccharin löst, im rückständigen Saccharin angereichert wird.
Saccharin. g47
Benzoesäure und Salizylsäure: 1 g Saccharin kocht man mit
cm Wasser, läßt erkalten und filtriert. Das Filtrat darf durch Eisen-
rid weder getrübt noch violett geförbt werden.
Mannit: 0,5 g Saccharin löst man in 10 <scm Wasser und 5 ccm
iumkarbonatlösung (1:5), setzt 10 ccm Eupfersulfat (1 : 10) zu,
telt um und filtriert nach einigen Minuten. Zum Filtrat, gleichviel
[arin eine nachträgliche Trübung entsteht oder nicht, gibt man
1 Natronlauge und erhitzt zum Sieden. Es muB ein brauner Nieder-
^ entstehen und eine farblose Lösung. Eine blaue Lösung zeigt
aell Mannit an.
Quantitative Bestimmung» Da Saccharin von verschiedenem Sul-
ehalte im Handel sich befindet, so wäre es am richtigsten, den
t desselben durch quantitative Bestimmung festzustellen. Man
t sich im Handel aber immer noch nach der SüBkraffc, einer Be-
ung von nur zweifelhaftem Werte, da die Empfindung eines mehr
weniger süfien Geschmackes individuell ist oder sein kann. Da
ie Süfikraft vom Gehalte an reinem Sulfinid abhängig ist und
den Gehalt von Parasäure und anderen Bestandteilen, welche
üß sondern unangenehm schmecken, beeinträchtigt wird, so wird
iweilen in die Lage kommen, sich durch quantitative Bestimmung
ie Reinheit des Präparates orientieren zu müssen, wenn die oben
>enen Prüfungen nicht genügend Aufschlufi geben sollten. Nach
aann (Pharm. Centralh. 85, 105. Dazu Grünhut, Zsch. f. analyt.
36, 534) verfährt man, wie folgt:
an erhitzt 10 g Saccharin mit 100 ccm 7B-proz. Schwefelsäure
äufigem Umschwenken 4 — 5 Stunden lang im siedenden Wasser-
accharin wird hierbei vollständig in o-sulfobenzo§saures Ammon
ihrt, während die Parasäure so gut wie nicht verändert wird.
Setzung geht in 2 Phasen vor sich:
H4<:gQ > NH 4- H, 0 == Gj H4<gQ jm^ o-Sulfaminbenzoesäore
<Zgq nH-"*"^'^ ^^ ^ö^^'^^SO NH o-sulfobenzoesaures Ammon.
$rauf verdünnt man die Mischimg mit einem gleichen Volum
läBt erkalten, gibt ein Eryställchen reine Parasäure zu imd
>tiiiideii lang stehen. Die Parasäure scheidet sich hierbei quan-
8 (bei sehr «geringen Mengen erst nach 2 — 3 Tagen), wird in
»ochschen Tiegel mit doppeltem Siebboden und Asbesteinlage
t, mit kleinen Mengen kalten Wassers bis zum Verschwinden
;fel Säurereaktion ausgewaschen und bei 100^ bis zur Gewichts-
getrocknet. Das Gewicht der erhaltenen Parasäure fällt etwas
aus, als den Tatsachen entspricht, da sie in Wasser, wenn
g48 Organische Präparate.
auch nur sehr wenig, löslich ist. Der Fehler ist aber so gering, dafi
man ihn für gewöhnlich vernachlässigen kann. Die so erhaltene Parar
säure soll zwischen 270 — 280° schmelzen.
Das Filtrat der Parasäure verdünnt man mit Wasser im Maß-
mm
kolben auf 500 ccm, nimmt davon 50 ccm und destilliert nach über-
sättigen mit gebrannter Magnesia das Ammoniak in 7, Normalschwefel-
säure über. Durch Zurücktitrieren mit Y, Normalkalilauge erhält man
die vom Ammoniak verbrauchte Menge Säure und kann daraus den
Saccharinstickstoff berechnen. 1 Proz. Ammoniakstickstoff entspricht
13,04 Proz. Saccharin. Den Gesamtstickstoff bestimmt man, indem man
1 g Saccharin mit 25 ccm konzentr. Schwefelsäure und 0,5 g Quecksilber im
Kjeldahlschen Kolben 2 Stunden lang zum Sieden erhitzt, die Mischung
In einem Literkolben auf 250 ccm verdünnt und nach Zugabe von über-
schüssiger (N-freier) Natron- oder Kalilauge und etwa 3 g (N-freiem)
Zinkstaub das Ammoniak durch einstündiges Kochen überdestilliert und
in 20 ccm 7, Normalschwefelsäure auffangt. Aus der Differenz, welche
die beiden angegebenen Stickstoff bestimmungen ergeben, läßt sich der
Gehalt an Parasäure feststellen (Hefelmann, Pharm. Ztg. 41, 379).
Grünhut macht darauf aufmerksam, daß manche Saccharinsorten geringe
Mengen Ammoniumverbindungen (er fand bis zu 0,046 Proz. Ammoniak-
Stickstoff) enthalten und daß in solchen Fällen dieser Umstand in
Rechnung zu bringen ist, indem man die Ammonverbindungen im nicht
aufgeschlossenen Saccharin quantitativ bestimmt.
H. Langbein (Zsch. angew. Ghem. 1896, 494) hat gefunden und
durch Versuche bestätigt, daß sich der Gehalt von Parasäure im Saccharin
leicht durch die Yerbrennungswärme bestimmen läßt. Die Resultate
dieser Methode sind sehr gute. Hierauf soll an dieser Stelle nur ver-
wiesen werden.
Salizylsäure.
Cg H^ . OH . COOH. Molek.-Gew. 138,048.
Salizylsäure kommt in weißen, geruchlosen Nadeln oder als Pulver
in den Handel. Sie schmilzt bei 156,5 — 157**, löst sich in etwa
445 Teilen Wasser von 15 ^ in 15 Teilen siedendem Wasser, in 2 Teilen
Alkohol oder Äther, leicht in Aceton, Chloroform und Schwefelkohlen-
stoff. Auch in verschiedenen Salzlösimgen ist sie löslich, wie z. B. in
Ammoniimiacetat, Ammoniumeitrat, Natriumphospbat, Borax etc., feiner
in ätzenden und kohlensauren Alkalien und in Ammoniakflüssigkeit.
Die wäßrige Lösung der Salizylsäure wird durch Eisenchlorid
dauernd violett und durch Kupfersulfat grün gefärbt. Freie Mineral-
säuren oder Alkalien verhindern oder beeinträchtigen diese Farben-
reaktion (Identitätsreaktionen: Milien, Pharm. Gentralh. 37, 448.
Salizylsäure. g49
Itz, Pharai. Centralh. 87, 455. IJnterscheidungsreaktioii der
Isäure von Phenol und Resorcin: Zsch. analyt. Chem. 28, 712).
Prüfmg auf Verunreinigungen. Anorganische Stoffe: Beim
en muB Salizylsäure bis auf einen sehr geringen Rückstand flüchtig
ier Glührückstand darf nicht mehr als 0,6 Proz. betragen.
)alz8äure: Die alkoholiche Lösung 1 : 10 darf nach Zusatz von
ersäure durch Silbemitratlösung nicht verändert werden,
i'remde organische Stoffe: Salizylsäure darf beim Erhitzen
yerkohlen. 1 g Salizylsäure muB sich in 5 ccm Schwefelsäure
^ärbung auflösen. Löst man 0,5 g in absolutem Alkohol, so muB
em Verdunsten des letzteren eine yollkommen farblose Erystall-
hinterbleiben. Die gebildeten Krystalle dürfen an den Spitzen
;elb gefärbt sein.
'henol und Salol: 5 g Salizylsäure löst man in 100 ccm Natrium-
atlösung (1 : 5), wobei bei Abwesenheit von Salol eine TÖllig klare
entstehen muB. Diese Lösimg schüttelt man mit 30 ccm Äther
)ie abgehobene Atherschicht wird nochmals mit 30 ccm Wasser
hüttelt und dann auf einem XJhrglase ohne Anwendung von Wärme
itet. Der eventuell verbleibende Rückstand darf nicht nach
riechen. Er wird in einigen Tropfen Alkohol gelöst und zum
len Verdunsten bei Seite gestellt, wobei Salol auskrystallisiert,
seinem Schmelzpunkt 42 — 43^ erkannt werden kann,
nmerkung: Bei folgenden, eventuell vorkommenden Yerunreini-
der Salizylsäure wird wegen der Ausführlichkeit der ünter-
smethoden auf die Öriginalabhandlungen verwiesen:
resotinsäuren, p-Oxybenzoesäure, Oxyphtalsäure: Zsch.
Chem. 29, 476 oder Pharm. Ztg. 84, 327.
omologe der Salizylsäure: Pharm. Centralh. 29, 635.
erunreinigungen der für physiologische Zwecke ver-
en Salizylsäure: Pharm. Centralh. 32, 92.
lantitcUive Bestimmung. Man löst 1 g bei 50 — 60^ getrockneter
iure mit 90-proz. Alkohol zu lOO ccm. Davon titriert man
unter Zugabe von Phenolphtalein mit Viq Normalkalilauge bis
äfärbung. 1 ccm Vio Kalilauge entspricht 0,0138048 g Salizyl-
ier 1 g Salizylsäure verbraucht 72,4 ccm 7io Kalilauge. Kleine
:en bei der Titration sind, wenn die qualitative Untersuchung
esenheit von unorganischen Stoffen, von Phenol imd Salol negativ
en ist, auf einen Gehalt von homologen Säuren oder Kresotin-
urückzuführen, auf welche in diesem Falle eigens zu prüfen ist.
ch Messinger und Y ortmann läBt sich die Salizylsäure auch
isch bestimmen und zwar auch bei Anwesenheit von Benzoe-
3erl. Ber. 23, 2755.
luchungen. 6. Aufl. m. 54
850 Organische Präparate.
Salol.
Cg H4 . OH . COOC« Hj. Molek. Gew. 214,08.
Salol besteht aus farblosen, rhombischen Tafeln, die einen schwach
aromatischen Geruch besitzen. Es schmilzt bei 42 — 43^, löst sich in
10 Teilen Alkohol und 0,3 Teilen Äther, ist aber in Wasser fast
unlöslich.
Die alkoholiche Lösung des Salols wird durch verdünnte Eisen-
chloridlösung violett gefärbt. Löst man etwa 0,5 g Salol in heißer
Natronlauge und übersättigt mit Salzsäure, so scheidet sich Salizylsäure
aus und es tritt ein Geruch nach Phenol auf.
Prüfung auf Verunreinigungen. Freie Säure: Streut man gepul-
vertes Salol auf mit Wasser befeuchtetes blaues Lackmuspapier, so darf
letzteres nicht gerötet werden.
Salizylsäure: In ein Reagensglas gibt man etwas 10-proz. Ferro-
Sulfatlösung und schichtet darüber eine Lösung von 0,1 g Salol in 5 ccm
Äther. Bei Anwesenheit von Spuren Salizylsäure entsteht an der Be-
rührungsfläche der beiden Flüssigkeiten in kurzer Zeit ein violetter Ring.
Fremde organische und anorganische Stoffe, wie Salizyl-
säure, Phenolnatrium, Natriumsalizylat, Chlomatrium und Natriumsulfat
oder -phosphat: 0,5 g Salol dürfen beim Erhitzen keinen Rückstand
hinterlassen.
2 g Salol schüttelt man mit 100 ccm Wasser und filtriert. Das
Filtrat darf weder durch verdünnte Eisenchloridlösung noch durch
Silbemitrat- oder Baryumchloridlösung verändert werden.
Santonin.
CisHigO,. Molek.-Gew. 246,144.
Santonin besteht aus farblosen, geruchlosen, bitter schmeckenden,
glänzenden, rhombischen Täfelchen, die bei -170^ schmelzen. Es löst sich
in etwa 5000 Teilen Wasser von 15®, in 250 Teilen siedendem Wasser,
in 44 Teilen Alkohol von 15®, in 3 Teilen siedendem Alkohol und in
4 Teilen Chloroform ; femer in 125 Teilen Äther, in konzentrierten Säuren,
in fetten und ätherischen Ölen, in ätzenden und kohlensauren Alkalien^
fast gar nicht in Petroläther.
Schüttelt man 0,1 g Santonin mit einer kalten Mischung von 10 ccm
Schwefelsäure und 10 ccm Wasser, so darf keine Färbung eintreten,
«rhitzt man diese Mischung bis nahe zum Sieden und setzt einige Tropfen
Eisenchlorid zu, so entsteht eine violette Färbung.
Prüfung auf Verunreinigungen. Anorganische Stoffe: 1 g San-
tonin darf beim Yerbrennen keinen wägbaren Rückstand hinterlassen.
Santonin. SchwefelkohlenstofiP. Strychnin. g51
Organische Yerunreinigungen: Mit Schwefelsäure oder Sal-
äure durchfeuchtet, darf sich Santonin nicht sofort färben.
Freie Säuren: Eine heiBe Lösung yon 1 g Santonin in 10 ccm
ol muB neutral reagieren.
Schwefelkohlenstoff.
CSj. Molek.-Gew. 76,12.
JchwefelkohlenstofF ist eine farblose, klare, neutrale, leicht ent-
ere Flüssigkeit vom spez. Gew. 1,272 und dem Siedepunkt 46 — 47**.
)eutsche Arzneibuch verlangt den Siedep. 46®.)
'Hfang auf Verunreinigungen. Reiner Schwefelkohlenstoff ist meist
rch Schwefel verunreinigt, der aber in geringen Spuren auch in
Lüsten Handelssorten fast immer zu finden ist. Yerdimstet man
Schwefelkohlenstoff auf dem Wasserbade, so darf nur eine Spur
3l zurückbleiben. Schüttelt man Schwefelkohlenstoff mit Blei-
it, so darf letzteres nicht gebräimt werden.
uantitative Bestimmung, Eine quantitative Bestimmung des Schwefel-
toffs ist für gewöhnlich nicht nötig, wenn er den oben ange-
I Anforderungen entspricht. Wenn aber eine Analyse für nötig
; wird, so verfährt man nach den Angaben von Luck (Zsch.
b. Chem. 11, 410), A.W. Hofmann (Zsch. f. wialyt. Chem. 20, 125),
rete (Zsch. f. analjt. Chem. 21, 133 oder Liebigs Annalen 190, 211)
rf acagno (Zsch. f. analyt. Chem. 21, 133 oder Gaz. chimic. ital.
), indem man eine gewogene Menge Schwefelkohlenstoff in alko-
Kalilauge gibt, nach kurzer Einwirkung mit Essigsäure an-
jid mit Kupfersulfat das fast unlösliche xanthogensaure Kupfer-
(gelber krystallinischer Niederschlag) ausfällt. Das Kupfer läßt
rimetrisch nach Grete und M acagno bestimmen, oder als
i^yd zur Wägung bringen. Aus den erhaltenen Werten läBt sich
wefelkohlenstoff berechnen, da einem Äquivalent Kupfer zwei
jnte Schwefelkohlenstoff entsprechen. Eine titrimetrische Be-
g ist auch in der Zsch. f. angew. Chem. 1899, 75 beschrieben,
s über Bestimmung von Schwefelkohlenstoff Bd. II S. 751 f.)
Strychnin.
CaiHjaNaOj. Molek.-Gew. 334,256.
ychnin kommt als weißes, krystallinisches Pulver oder in farb-
ombischen Krystallen in den Handel, die bei 266^ schmelzen,
^ch in 6600 Teilen kaltem und in 2500 Teilen siedendem Wasser, in
iu kaltem und 12 Teilen siedendem, 90-proz. Alkohol, in 6 Teilen
'm, schwer in Äther, Benzol, Amylalkohol und Schwefelkohlen-
54*
852 Organische Präparate.
Stoff; fast unlöslich ist es in absolutem Äther und absolutem Alkohol.
Es verbrennt unter Verkohlung.
Prüfung: wie bei Strychninnitrat
SirychninnUrat. C^» HjaN^Oj . HNO3. Molek.-Gew. 397,304.
Strychninnitrat bildet färb- und geruchlose Nadeln Ton sehr bitterem
Geschmack. Es löst sich in 90 Teilen Wasser und 70 Teilen 90-proz.
Alkohol, fast unlöslich ist es in Äther, Chloroform und Schwefel-
kohlenstoff.
Gibt man zur wäßrigen Lösung des Strychninnitrats Ealium-
dichromatlösung, so scheiden sich rotgelbe Krystalle ab, die, in Schwefel-
säure gegeben, vorübergehend blauviolett gefärbt werden.
Prüfung auf Verunreinigungm. Anorganische Stoffe: 1 g
Strychninnitrat darf beim Verbrennen keinen Rückstand hinterlassen.
Chlorid und Sulfat: Die wäßrige Lösung (1:100) darf weder durch
Silbemitratlösung noch durch Baryumchloridlösung verändert werden.
Brucin: Mit Salpetersäure verrieben, darf sich Strychninnitrat nur
gelb, aber nicht rötlich färben.
Organische Verunreinigungen: In Schwefelsäure muß sich
Strychninnitrat ohne Färbung und ohne Verkohlung auflösen.
Strychninnitrat läßt sich unter den bei Chininhydrochlorid ange-
gebenen Bedingungen maßanalytisch bestimmen. 1 ccm Y5 Norm.-Kali-
lauge entspricht 0,0794608 g Strychninnitrat.
Die freie Base kann in derselben Weise wie Morphin (siehe dieses!)
titrimetrisch bestimmt werden, eventuell auch in alkoholischer Lösung
imter Verwendung von Lackmoid. 1 ccm YigNorm.-Salzsäure = 0,0334256 g
Strychnin.
Sulfanilsänre.
Cß H4 . NHj . SO3 H -H 2HjO. Molek.-Gew. 209,188.
Die Sulfanilsäure besteht aus farblosen, nadeiförmigen Erystallen.,
die keinen bestimmten Schmelzpunkt besitzen, sondern beim Erhitzen
auf 280 — 300^ verkohlen. Die Sulfanilsäure löst sich schwer in kaltem
Wasser (etwa in 150 Teilen), leichter in heißem Wasser; in AlkohoL
Äther und Benzol ist sie unlöslich.
Löst man einige Eryställchen Sulfanilsäure in 50 ccm Wasser und gibt
ebensoviel Naphthylaminsulfat zu, so entsteht auf Zusatz von einem
Tropfen wäßriger Natriumnitritlösung eine kirschrote Färbung, die sehr
bald in gelbrot übergeht, unter Ausscheidung eines braunroten Nieder-
schlages.
Prüßmg auf Verunreinigungen, Anorganische Stoffe: 0,5 g Sul-
fanilsäure dürfen beim Verbrennen keinen wägbaren Rückstand hinter-
lassen.
Sulfanilsäiire. Salfonal. g53
Schwefelsäure (Anilinsulfat): £ine Lösung von 1 g Sulfanilsäure
i 25 ccm siedendem Wasser darf durch einige Tropfen Chlorbarjnm-
sung nicht verändert werden.
Salzsäure (Anilinchlorid) : Schüttelt man 1 g Sulfanilsäure mit
I ccm Wasser und filtriert, so darf das Filtrat durch Silbernitratlösung
chstens schwach opalisierend getrübt werden.
Anilinsalze: Erwärmt man 1 g Sulfanilsäure mit 10 ccm Natron-
ige und gibt etwas Chloroform zu, so darf kein Geruch nach Iso-
ril auftreten. Man löst 3 g Sulfanilsäure in 10 ccm Wasser und
ccm Natronlauge unter gelindem Erwärmen auf, läßt erkalten und
üttelt mit 25 ccm Äther aus. Hierauf läßt man Y4 Stunde zum
setzen in einem Scheidetrichter stehen, läßt die wäßrige Lösung
ließen und filtriert den Äther durch ein trockenes Filter. Femer
t man in eine 200 ccm fassende Glasstöpselflasche 75 ccm Wasser,
ccm Äther, einige Tropfen Jodeosinlösung und soviel Yjq Normal-
ssäure (etwa 1 — B Tropfen), bis nach kräftigem ümschütteln die
rige Schicht gerade farblos geworden ist. Jetzt gibt man den
Ausschüttelung der alkalischen Sulfanilsäurelösung Ter wendeten
3r zu und schüttelt kräftig durch. Die wäßrige Schichte darf
)i nur eine sehr geringe Rosafärbung annehmen und muß nach Zu-
von 1 Tropfen '/jq Norm.- Salzsäure und erneutem Schütteln voU-
men farblos werden.
Quantitative Bestimmung. Man löst 1 g Sulfanilsäure in 10 ccm
lal-Natronlauge und etwas Wasser und titriert mit Normal-Salz-
5 unter Verwendung von Phenolphtalein. 1 ccm der zur Neutrali-
3 verbrauchten Normal-Natronlauge entspricht 0,209188 g Sulfanil-
. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Sulfanilsäure leicht ver-
rt und daß man infolgedessen entsprechend zu hohe Resultate
i kann.
Salfonal.
CH3
o{\ r* TT
^^SO C H • Molek.-6ew. 228,248.
• 3 8 5
CH3
>u]fonaI bildet farblose, geschmack- und geruchlose, prismatische
lle, die bei 126 — 126® schmelzen und gegen 300® unter geringer
:uDg sieden. Es löst sich in 15 Teilen siedendem Wasser und in
ilen Wasser von 15®, in 2 Teilen siedendem und in 65 Teilen
1 von 15® und in etwa 135 Teilen Äther. Die Lösungen von
.1 sind neutral. Erhitzt man Sulfonal mit Holzkohlepulver oder
lium, so tritt ein Geruch nach Merkaptan auf.
854 Organische Präparate.
Prüfung auf Verunreinigungen. Anorganische Stoffe: 0,5 g Sul-
fonal dürfen beim Erhitzen keinen wägbaren Rückstand hinterlassen.
Freie Säuren: Gepulvertes Sulfonal, auf mit Wasser befeuchtetes
blaues Lackmuspapier gebracht, darf letzteres nicht röten.
Schwefelsäure und Salzsäure: Man löst 1 g Sulfonal in
50 ccm siedendem Wasser, läBt erkalten und filtriert. Die eine Hälfte
des Filtrates versetzt man mit Chlorbaryumlösung, die andere mit
Silbemitratlösung. In beiden Fällen darf die Lösung keine Trübung
oder Veränderung zeigen.
Fremde organische Stoffe: 1 g Sulfonal mit 10 ccm Schwefel-
säure Übergossen darf sich nicht färben.
Merkaptol und oxydierbare Stoffe: Kocht man 1 g Sulfonal
mit 50 ccm Wasser, so darf kein knoblauchartiger Greruch auftreten.
Nach dem Erkalten und Filtrieren dieser Lösung dürfen 10 ccm derselben
nach Zugabe von einem Tropfen Kaliumpermanganatlösung (1 : 1000)
nicht sofort farblos werden.
* Tannin.
Acidum tannicum, Cj^HioOg. Molek.-Gew. 322,08.
Tannin kommt als ein gelbliches Pulver oder als kry stallähnliche
Schuppen in den Handel. Es soll nur einen schwachen Geruch besitzen
und sich in Wasser und Alkohol vollkommen klar auflösen. £s löst
sich in 1 Teil Wasser, 2 Teilen Alkohol, 8 Teilen Glyzerin und in
Essigäther, fast gar nicht in Äther, Chloroform, Benzin, Benzol und
Schwefelkohlenstoff. Nach Procter (Pharm. Joum. Transact. 1889, 351)
lösen sich:
in 100 Teilen kaltem Wasser 253 Teile trockenes Tannin
- 100 - heißem - 300 -
- 100 - absolut. Alkohol 120 -
- 100 - Chloroform 0,007 -
- 100 - Benzol noch weniger
in Salzlösungen nur Spuren.
Die wäßrige Lösung des Tannins wird durch Eisenchlorid blau-
schwarz gefällt; auf Zusatz von Schwefelsäure verschwindet der Nieder-
schlag wieder. Verdünnte Lösungen werden nur blauschwarz gefärbt.
Lösungen von Brechweinstein, Alkaloiden, Eiweiß und Leim werden
durch Tannin gefällt. Unterscheidungsreaktionen von Gallus- und Gerb-
säure siehe unter Gallussäure.
. Prüfung auf Verunreinigungen. Anorganische Stoffe: Beim Ver-
brennen soll Tannin nur einen sehr geringen Rückstand hinterlassen,
der nicht über 0,2 Proz. betragen darf. Auch die reinsten Sorten des
Tannin. Traubenzacker. g55
jls haben einen durchschnittlichen Aschengehalt von 0,15 Proz., der
sächlich aus Eisenoxyd besteht. Das Verlangen des Deutschen
ibuches, daß kein wägbarer Rückstand bleiben soll, erfüllt kein
dsprodukt.
Zucker, Dextrin, Extraktivstoffe: Mischt man 10 ccm einer
alösung (10 4- 50) mit 10 ccm Alkohol (90-proz.), so mufl dieselbe
leiben; auch auf weiteren Zusatz von 5 ccm Äther darf keine
Qg entstehen.
j^allussäure: Auch das reinste Tannin enthält Spuren von Gallus-
die an der Rotfarbung der Tanninlösung mit Cyankaliumlösung er-
werden können. Größere Mengen von Gallussäure lassen sich nach
ei Gallussäure angegebenen Yerfahren quantitiv bestimmen.
Wassergehalt: Trocknet man 5 g Tannin bei 100^ bis zur Ge-
konstanz, so soll der Trockenrückstand nicht weniger als 4,4 g
m, einem Maximalgehalt von 12 Proz. Feuchtigkeit entsprechend.
Itumtitative Bestimmung. Die quantitative Bestimmung des Tannins
ach der unter Gallussäure angegebenen Methode ausgeführt werden
ach dem Yerfahren von Löwenthal -Schröder oder aus dem
gewicht der Lösung nach Hammer. Siehe unter Gerbstoffe.
u. 714.
Traubeszncker.
CeHijOß. Molek.-Gew. 180,096.
Cß H,a Oß -4- Hj 0. Molek.-Gew. 198,112.
er wasserfreie Traubenzucker besteht aus weißen, geruchlosen,
, zu Warzen vereinigten Prismen oder einem weißen Krystall-
on süßem Geschmack. Die Süßkraft ist nicht ganz halb so
s bei Rohrzucker. Der mit Wasser krjstallisierende Trauben-
bildet weiße, körnig -krystallinische Massen. Der wasserfreie
izucker schmilzt bei 146^, der wasserhaltige bei etwa 85^. Der
wasserfreie Traubenzucker des Handels enthält gewöhnlich noch
Mengen Wasser, die den Schmelzpunkt herabdrücken. Trauben-
löst sich leicht in Wasser, schwer in kaltem, leichter in sieden-
kohol.
!kalische Xupfer- und Wismutlösimgen, auch Kupferacetatlösung
von Traubenzucker beim Erwärmen reduziert. Reaktionen des
Zuckers: siehe Pharm. Centralh. 85, 50 und Mercks Reag.-Verz.
>5.
ii/ung auf Verunreinigttngen, Anorganische Stoffe: 5gTrauben-
lürfen beim Verbrennen keinen Rückstand hinterlassen,
hwe feisäure: Die wäßrige Lösung von Traubenzucker (1 : 10)
•eh Barjumchloridlösung nicht verändert werden.
856 Organische Pr¶te.
Salzsäure: Dieselbe Lösung darf nach Zusatz von einigen Tropfen
Salpetersäure durch Silbemitratlösung nicht verändert werden, oder doch
nur eine sehr geringe Opaleszenz aufweisen.
Rohrzucker: 1 g Traubenzucker löst sich bei 15° in 10 ccm
Schwefelsäure ohne Färbung auf; im Laufe einer Viertelstunde darf nur
eine weingelbe Färbung entstehen.
Dextrin: lg Traubenzucker löse sich ohne Rückstand in 20 ccm
siedendem, 90-proz. Alkohol. Die wäßrige Lösung des Traubenzuckers
(1 : 10) darf auf Zusatz von stark verdünnter Jodlösung nicht rötlich
gefärbt werden.
Quanütathe Bestimmung, Den Wassergehalt des Traubenzuckers
bestimmt man durch Trocknen bei 100° bis zur Gewichtskonstanz.
Den Deztringehalt in nicht reinem Traubenzucker bestimmt man
indirekt, indem man den Gehalt an Traubenzucker, Wasser und Asche
feststellt und den Rest als Dextrin berechnet, oder indem man den
Traubenzucker vor und nach der Inversion bestinmit und aus der
Differenz das Dextrin berechnet. Quantitative Bestimmung nach Har-
vey W. Wiley, Zsch. f. analyt. Chem. 22, 592.
Der Gehalt an Traubenzucker läßt sich auf verschiedene Weise
ermitteln:
1. durch Polarisation seiner wäßrigen Lösung, siehe Landolt,
Berl. Ber. 21, 191 oder Zsch. f. analyt. Chem. 28, 203.
2. aus dem spez. Gew. der wäßrigen Lösung, siehe Zsch. f. analyt.
Chem. 22, 454.
3. nach dem Reduktionsverfahren mit Fehlingscher Lösung, indem
man in bekannter Weise titrimetrisch verfährt, oder gewichtsanalytisch
durch Wiegen des Kupferoxyduls. (H. Ost, Zsch. f. analyt. Chem. 29, 645;
vergl. auch oben S. 559.) (B. Haas hat vergleichende Bestimmungen nach
der Fehlingschen, Sachsseschen und polarimetrischen Methode ausge-
führt: Zsch. f. analyt. Chem. 22, 215.) In letzterem Falle kann man sich
vorteilhaft der Tabelle von Allihn bedienen. (Zsch. f. analyt. Chem.
22, 449.) Einfacher und sicherer arbeitet man nach dem titrimetrischen
Verfahren von E. Riegler (Zsch. f. analyt. Chem. 87, 22).
Dieses Verfahren beruht auf der Bestimmung des Kupfers in einem
bjestimmten Volum Fehlingscher Lösung vor und der Bestimmung des
Kupfers in einem gleichen Volum Fehlingscher Löstmg nach der Re-
duktion vermittelst Traubenzucker und zwar auf jodometrischem Wege
im Sinne der Gleichung:
2Cu SO4 -4- 4KJ = 2K, SO4 -h Cu, J, 4- Jj.
Man stellt sich eine Kupferlösung (69,28 g krystallisiertes Kupfer-
sulfat im Liter enthaltend) und eine Seignettesalzlösung (346 g Seignette»
Tranbenzueker. Thjmol. g57
[z und 100 g Ätznatron im Liter enthaltend) her und macht folgenden
mtrollversach: In einen 200 com fassenden Kolben bringt man 10 ccm
pferlösung, 10 ccm Seignettesalzlösung, 100 ccm Wasser und 2 ccm
le konzentrierte Schwefelsäure, schüttelt gut um, fügt 10 ccm 10-proz.
3rige Jodkaliumlösung zu und mischt gut. Nach etwa 10 Minuten fügt
1 etwas Stärkelösung zu und titriert das freie Jod mit Y,o Normal-
iriumthiosulfat, bis die Blauförbung verschwindet und die Lösung etwa
[inuten lang sich nicht mehr blau färbt. Tritt nach Verlauf von
inuten noch eme Blaufärbung ein, so läßt man sie unberücksichtigt.
1 ccm Thiosulfatlösung sind 0,00635 g Kupfer in Rechnung zu
^en. Sind die Lösungen richtig hergestellt, so werden 10 ccm Kupfer-
ig 27,8 ccm Thiosulfatlösung verbrauchen; demnach ist die Kupfer-
[6 = 27,8 X 0,00635 = 0,1765 g. Wenn mehr oder weniger als
ccm verbraucht wurden, so ist das entsprechende Yolum an Stelle
27,8 als Faktor zu setzen.
Zur Ausführung der Zuckerbestimmung bringt man in ein etwa
cm fassendes Becherglas 10 ccm Kupferlösung, 10 ccm Seignette-
sung, 30 ccm Wasser, erhitzt die Mischung zum Sieden und läßt
n einer höchstens l>proz. Traubenzuckerlösung zufließen. Man
die Mischung noch einige Zeit im Sieden, läßt alsdann den
rschlag absetzen, filtriert (mit Hilfe der Saugpumpe) durch ein
;filter und wäscht mit etwa 80 ccm Wasser nach. Das Filtrat gibt
1 einen 200 ccm fassenden Kolben, gibt 2 ccm Schwefelsäure zu,
Q 10 ccm Jodkaliumlösung und nach 10 Minuten etwas Stärkelösung,
man wie oben mit Thiosulfatlösung titriert. Ist Y die Anzahl
^brauchten Kubikzentimeter Thiosulfatlösung, so ist die Kupfer-
weiche durch den angewendeten Zucker reduziert wurde, =
- V) . 0,00635. Aus der Tabelle von Allihn S. 559 entnimmt man
;kermenge, welche der gefundenen Kupfermenge entspricht.
Thymol.
C« H, . CHa . Cs H7 . OH. Molek.-Gew. 150,112.
tjmol bildet farblose, hexagonale Krystalle von Thymian ahn-
reruche und aromatischem Geschmacke. £s schmilzt bei 50 bis
siedet bei etwa 230^. In Wasser sinkt es unter, da es in festem
t das spez. Gew. 1,028 hat, in geschmolzenem Zustande dagegen
chter als Wasser, so daß es auf letzterem schwimmt. Thjmol
leicht in Alkohol, Äther, Chloroform, Schwefelkohlenstoff und
er, so^wie in Natronlauge, dagegen schwer in Wasser (1 : 1000).
ein Xryställchen Thymol in heißer Kalilauge und gibt einige
/hloroforxn zu, so färbt sich die Mischung beim Schütteln violett.
858 Organische Präparate.
Löst man 1 g Thymol in 4 g Schwefelsäure und gieBt diese Lösung,
nachdem man sie 5 Minuten lang gelinde erwärmt hat, in 50 ccm Wasser,
gibt alsdann Bleikarbohat im Überschuß zu und läßt bei etwa 40^ eine
halbe Stunde unter öfterem Umschütteln stehen, so erhält man nach
dem Filtrieren im Filtrat auf Zusatz Yon Eisenchlorid eine violette
Färbung. (Thymol wird beim Erwärmen mit Schwefelsäure auf etwa
60° rosenrot gefärbt und geht dabei in Thymolsulfosäure über.) Löst
man ein Kryställchen Thymol in 1 ccm Eisessig und gibt 6 Tropfen
Schwefelsäure und 1 Tropfen Salpetersäure zu, so färbt sich die Lösung
blaugrün. (Identitätsreaktionen: Zsch. analyt. Chem. 21, 576; 82, 574;
29, 205, 572.)
Prüfang auf Verunreinigungen. Anorganische Stoffe: lg Thymol
darf beim Erhitzen keinen wägbaren Rückstand hinterlassen.
Freie Säuren: Die wäßrige und alkoholische Lösung des Thymols
darf blaues Lackmuspapier nicht röten.
Phenol: Die wäßrige Lösung (1:1000) darf auf Zusatz von
Bromwasser nur milchig getrübt werden, aber keinen krystallinischen
Niederschlag geben. Dieselbe Lösung darf durch Eisenchlorid nicht
violett gefärbt werden.
Quantitative Bestimmung. Nach Messinger und Y ortmann (Berl.
Ber. 28, 2753; Joum. prakt. Chem. 1900, 237.) kann man Thymol in
folgender Weise schnell und bequem titrimetrisch bestimmen:
Man löst 2,5 g Thymol in 25 ccm Natronlauge (spez. Gew. 1,17)
und verdünnt im Maßkolben mit Wasser zu 250 ccm. 25 ccm dieser
Lösung gibt man in einen 250 ccm fassenden Maßkolben und läßt unter
Umschwenken 100 ccm 7,o Normal-Jodlösung zufließen, wobei ein braun-
roter Niederschlag entsteht. Nach dem Ansäuern mit verdünnter Schwefel-
säure füllt man bis zur Marke auf, filtriert und titriert das überschüssige
Jod mit Yjo Normal-Natriumthiosulfat. Aus der verbrauchten Anzahl
Kubikzentimeter Jodlösung berechnet man die für 1 g Thymol nötige
Menge Jod und multipliziert diese Zahl mit 29,59, um den Prozentgehalt
des untersuchten Präparates an Thymol zu erfahren.
Vanillin.
19 4
Methylprotokatechualdehyd . CgHa . COH . OCH, . OH.
Molek.-Gew. 152,064.
Das künstlich dargestellte Vanillin ist dem aus Vanille gewonnenen
in allen Eigenschafben vollkommen gleich. Es kommt in farblosen bis
schwach gelblich gefärbten Nadeln in den Handel, welche vanilleartig
riechen. Es schmilzt bei 81— 82° und siedet bei 285«>. (Vollkommen
reines Vanillin schmilzt bei 83°; Welmans, Pharm. Ztg. 48, 634.)
VaDÜlio. 859
illin löst sich in 100 Teilen Wasser von Ib^ und in 20 Teilen
endem Wasser, leicht in Alkohol, Äther, Chlorofonn und Schwefel-
eostoff. Die kaltgesättigte Lösung in Wasser wird durch Eisen-
rid violett gefärbt. Beim Erwärmen dieser Mischung tritt eine
QÜche Färbang ein und es scheiden sich feine Nadeln (Dehydrodi-
lin) aus. Löst man 0,1 g Vanillin und 0,2 g Pyrogallol in 5 ccm
hol und gibt 10 — 15 ccm konzentrierter Salzsäure (spez. Gew. 1,19)
0 färbt sich die Mischung intensiv rot. — Farbenreaktionen: Zsch.
t. Chem.28, 247, 251; 88, 469; 86, 775.
Prüfung auf Verunreimgungen. Anorganische Stoffe: Verbrennt
),3 g Vanillin, so darf kein wägbarer Rückstand bleiben.
Fremde orgs^nische Stoffe, Zucker, teerartige Substanzen: 0,1 g
in löst sich in 20 ccm Schwefelsäure mit weingelber Farbe auf;
träunung oder Verkohlung darf nicht stattfinden.
!)umarin läßt sich in Vanillin durch Schmelzen mit Kali nach-
, wobei Salizylsäure und Essigsäure entstehen, die sich leicht
zieren lassen. Aus Vanillin entsteht bei gleicher Behandlung
atechusäure.
ünfacher verfährt man nach Hess und Prescott (Pharm. Review
Durch eine ätherische Vanillinlösung leitet man trocknes Ammoniak-
bei die Aldehydammoniakverbindung des Vanillins ausfällt. Durch
In mit Ammoniakflüssigkeit wird dann alles Vanillin der ätherischen
entzogen, während Cumarin im Äther gelöst bleibt und nach dem
ten desselben daran erkannt werden kann, daß der verbleibende
Qd nach dem Trocknen einen niedrigeren Schmelzpimkt zeigt.
schmilzt bei 67**.
:etanilid und Benzoesäure, welche im Handelsvanillin event.
üschung vorkommen können, lassen sich durch ihre Identitäts-
(Q nachweisen.
mtitative Bestimmung, Durch die quantitative Bestinmiung läßt
Reinheit des Vanillins mitkontrollieren. Nach Welmans ver-
[ g Vanilliii 0,36842 g Ätzkali oder 6,58 Normal-Kalilauge, so
A^anillin leicht titrimetrisch bestimmen läßt:
Vanillin löst man in 25 ccm Alkohol imd 25 ccm alkoholischer
K^alilauge und titriert nach Zusatz von Phenolphtalein den Uber-
Xalilauge mit Yj Norm. -Salzsäure zurück. Die Anzahl der ver-
ccm Kalilauge multipliziert man mit 0,07604, um die Menge
tersuchten Material enthaltenen Vanillins zu erhalten.
kolorimetrische Methode von FrankX. Moerk (Zsch. f. analyt.
242.) liefert nur annähernde Werte; sie beruht auf der blau-
'bung, die in mit Brom versetzter Vanillinlösung durch Eisen-
ilten "wird.
ggO Organische Pr¶te.
Zimtsäure.
Cg H5 . CH : CH . CO OH. Molek.-Gew. 148,064.
Die Zimtsäure besteht aus farblosen, fast geruchlosen Nadeln oder
rhombischen Prismen, die bei 133° schmelzen und bei 300® unter teü-
weiser Zersetzung sieden. Sie löst sich in etwa 3500 Teilen kaltem
Wasser, leichter in siedendem Wasser, in 4,5 Teilen Alkohol, 17 Teilen
Chloroform und 110 Teilen Schwefelkohlenstoff. Erwärmt man 0,1 g
Zimtsäure im Wasserbade mit 20 ccm Kaliumpermanganatlösung
(1 : 1000), so tritt ein Geruch nach Benzaldehyd auf.
Prüfung auf Verunreinigungen. Anorganische Stoffe: 1 g Zimt-
säure muß beim Erhitzen und gelinden Glühen ohne Rückstand verbrennen.
Schwefelsäure und Salzsäure: Eine Lösung von 1 g Zimt-
säure in 25 ccm siedendem Wasser darf weder durch Baryunmitratlösung
noch durch Silbemitratlösung ye rändert werden.
Fremde organische oder harzige Stoffe: 1 g Zimtsäure löst
sich in heiBer Schwefelsäure höchstens mit weingelber, nicht aber mit
brauner Farbe auf.
Benzoesäure: Schüttelt man 1 g Zimtsäure mit 100 ccm Wasser
während einer Stimde bei 20° öfter gut durch und filtriert, so dürfen
50 ccm des Filtrates nicht mehr als 1,4 ccm Yjq N. -Natronlauge zur Neutrali-
sation erforden. (Als Indikator verwendet man Phenolphtalein.) Zimt-
säure löst sich bei 20<> im Verhältnis 1 : 2400, Benzoesäure 1 : 360. Bei
gleicher Behandlung wie oben liefert Benzoesäure ein Filtrat, von dem
50 ccm 11,2 ccm Y,qN.- Natronlauge erfordern. Spuren von Benzoesäure
lassen sich auf diese Art in der Zimtsäure nicht nachweisen, wohl aber
ein Gehalt von über 1 Proz. Eine Zimtsäure, die 1 Proz. Benzoesäure
enthält, verbraucht nach obiger Angabe 1,6 ccm '/lo"^^^'^^^^^'
Quantitative Bestimmung. Man löst 1 g Zimtsäure in 10 ccm Normal-
Natronlauge und etwas Wasser und titriert mit Normal-Salzsäure. 1 ccm
verbrauchter Natronlauge entspricht 0,148064 g Zimtsäure.
Zitronensäare.
C« Hg 0, + Ha 0. Molek.-Gew. 210,08.
Die Zitronensäure besteht aus großen, farblosen, rhombischen
Prismen, die bei gewöhnlicher Temperatur an trockener Luft nicht ver-
wittern, ihr Wasser aber bei 100^ vollständig verlieren. An feuchter
Luft zerfließt sie oberflächlich. Die krjstallisierte Zitronensäure hat
keinen festen Schmelzpunkt, da sie schon bei 70 — 75® zusammensintert,
die wasserfreie Säure schmilzt bei 153 — 154®. Zitronensäure löst sich
in 0,55 Teilen Wasser, in 1 Teil Alkohol und in zirka 50 Teilen
Zimtsäare. Zitronens&nre. ggl
ler. Löst man 0,1 g Säure in 1 com Wasser und gibt 40 — 50 ccm
kwasser zu (die Lösung muB alkalisch reagieren), so entsteht beim
iheii ein weiBer, flockiger Niederschlag, der sich beim Abkühlen der
ung innerhalb 3 Stunden irieder löst.
Prüfimg (mf Verunreinigungen. Anorganische Stoffe: 0,5 g Zitro-
äure müssen beim Erhitzen ohne wägbaren Rückstand yerbrennen.
Calciumcitrat: Die Lösung der Säure (1 : 10) in Wasser darf
Übersättigen mit Ammoniakflüssigkeit durch Ammonoxalatlösung
; verändert werden.
Blei, Kupfer, Eisen: Löst man ö g Zitronensäure in 10 ccm
er und setzt so viel Ammoniakflüssigkeit zu, daß die Lösung nur
ich sauer reagiert, so darf durch Schwefelwa8sersto£f keine Yerän-
g der Lösung hervorgerufen werden.
Schwefelsäure: Die wäßrige Lösung der Säure (1 : 10) darf
Chlorbarjumlösung nicht getrübt werden.
Zucker, Weinsäure, Oxalsäure: Eine Mischung aus 1 g
ensäure nnd 10 ccm Schwefelsäure, welche in einem mit Schwefel-
vereinigten Porzellanmörser bereitet worden ist, darf sich höchstens
iber nicht braun färben, wenn sie in einem Reagensglase eine
lang im siedenden Wasserbade erwärmt wird.
g Zitronensäure in 2 ccm Wasser gelöst darf auf Zusatz von
pfen Kaliumacetatlösung und 5 ccm Alkohol nicht getrübt werden
ch nach längerem Stehen keine krystallinische Ausscheidung er-
lassen.
eaktionen auf Weinsäure in Zitronensäure siehe auch Merck s
erz. 1903, 170.
lantitaiive Bestimmung. 1 g krystallisierte Zitronensäure (mit 1 aq.)
; zur Neutralisation 14,8 ccm Normal-Kalilauge. 1 ccm Normal-
e entspricht 0,070027 g Zitronensäure. Als Indikator verwendet
inolphtalein.
Die Weinsänremdustrie.
Von
Dr* Hermann Baseh,
Königl. Gewerbeinspektor in Berlin.
Die Abfallprodukte der Weinbereitung dienen der Weinsäareindustrie
als Rohmaterial. Aus ihnen werden Weinsäure, Weinstein und einige
andere weinsaure Salze, wie Seignettesalz, neutrales weinsaures Kalium,
B rech Weinstein und Eisenweinstein, technisch gewonnen.
Die Rohmaterialien der Weinsäureindustrie lassen sich unter den
Namen ,, Weinhefe, Roh Weinstein und weinsaurer Kalk^ zusammenfassen;
sie werden durch Trocknen oder durch einfache Krjstallisations- und
Fällungsprozesse aus den Rückständen der Weinbereitung gewonnen.
Die Weinsäure ist in diesen Materialien als Weinstein oder als neutrales
Calciumtartrat oder als Gemisch dieser beiden Salze enthalten.
Die Weinhefe, der Bodensatz des ausgegorenen Traubenmostes,
ist das wichtigste Rohmaterial. In feuchtem Zustande ist die von dem
neuen Wein abgepreßte Weinhefe eine zähe, lehmartige Masse von wein-
ähnlichem, gleichzeitig widerlichem Gerüche und schmutziggelber bis
dunkelroter Farbe. Die Weinhefe wird am Produktionsort getrocknet,
und zwar möglichst schnell und gründlich, damit der Weinsäuregehalt
nicht durch Vegetation von Spalt- und Schimmelpilzen zurückgeht. Die
getrocknete Weinhefe ist die übliche Handelsware. Sie besteht aus
gelblichen bis dunkelroten unregelmäßigen Stücken, deren mittlere GröBe
etwa einer Walnuß entspricht. Ihr Gehalt an Weinsäure, die in Fonn
von Kaliumbitartrat und neutralem Calciumtartrat vorhanden ist, beträgt
etwa 15 — 30 Proz., selten bis zu 40 Proz. Im übrigen besteht die Wein-
hefe aus den getrockneten Hefezellen und enthält außer kleinen Mengen
anorganischer Salze noch zufällige Verunreinigungen, die aus dem
Traubensaft oder von den zur Behandlung des Weins verwandten Ma-
terialien herrühren (Schalen, Rippen und Kerne der Trauben, Tod,
Schwefel und Gips). Man unterscheidet nach ihrem XJrsprungslande
italienische, spanische, französische, österreichisch-ungarische und Levan-
Rohmaterialieo. 863
oer Hefen. Unter dem letzten Namen werden dalmatinische, griechische
fleische, südrassiflche u. s. w. Hefen zusammengefaßt. Die Hefen
igen nach ihrem Produktionsort einige charakteristische Yerschieden-
iten, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann (vergl. dar-
er Warington, Joum. Ghem. Society 1875, 18, 925 und Rasch,
brikat. d. Weins., Berlin 1897).
Unter dem Namen „Rohweinstein^ werden alle weinsteinhaltigen
imaterialien mit mehr als 40 Proz. Weinsäure zusammengefaßt. Man
erscheidet Faflweinstein, der durch Ausklopfen von Weinfässern ge-
men wird, und Hefenkrystalle und TresterfloB. die durch Auskochen
Auskrystallisieren aus Weintrestern und minderwertigen Hefen dar-
eilt werden. Die besten halbraffinierten Weinsteine, St. Antimo-
stalle, bilden das Rohmaterial für die Fabrikation der Cristalli tar-
von Seignettesalz und anderen weinsauren Salzen.
Limo, Sablons und weinsaurer Kalk sind Halbfabrikate, die durch
mg aus weinsäurehaltigen Laugen gewonnen werden.
A. Die üntersuchiuig der RohmateriaUen.
Bei dem yerhältnismäßig hohen Werte der Weinsäurerohmaterialien
ier oft ungleichmäßigen Beschaffenheit der Warenposten muß die
rziehung in besonders sorgfältiger Weise vorgenommen werden,
leert sämtliche Säcke aus und verfährt im übrigen wie im allge-
1 Teile beschrieben ist. Die entnommenen Proben werden ge-
i; nötigenfalls mahlt man das Muster im Laboratorium nochmals
ler für feines Mehl eingestellten Kaffee- oder Laboratoriumsmühle.
'ür die Beurteilung der Rohmaterialproben ist der Bitartratgehalt
ir Gesamtweinsäuregehalt wichtig. Der Weinsäuregehalt ist für
he Zweige der Weinsäureindustrie von Interesse; der Bitartrat-
kommt fdr die Darstellung von raffiniertem Weinstein und von
weinsteinsauren Salzen in Betracht. Die Analysenergebnisse
bei der Bitartratanalyse in Prozenten Weinstein, bei der Ge-
DSäurebestimmung, der sogen. Totalsäureanalyse, in Prozenten
re angegeben. Es ist im allgemeinen nicht üblich, den Wasser-
er Proben bei den Befunden anzugeben, obwohl durch die Ver-
guog des Wassergehalts nicht nur Analysendifferenzen herbei-
^erden können, sondern auch ein wesentlicher Faktor für die
ng eines Rohmaterialpostens aufier acht gelassen wird. Un-
getrocknete Warenposten gehen durch die Entwickelung von
id Schimmelpilzen oft in wenigen Wochen um mehrere Pro-
Weinsäuregehalt zurück; selbst einzelne anscheinend gut luft-
Weinhefemuster, die in sorgfältig verschlossenen Glasflaschen
864 ^ie Weinsäureindustrid.
aufbewahrt wurden, hatten in 5 Jahren 1 — 3 Proz. ihres Weinsäuregehalts
eingebüßt. Dazu kommt, daB in den ungenügend getrockneten Materialien
durch die Pilzvegetation schleimige Körper gebildet werden, die für die
spätere Verarbeitung höchst lästig sind. £s wäre deshalb zweckmäßig,
den bei 100 ^ C. bestimmten Wassergehalt der Proben bei den Analysen-
befunden anzugeben.
Sowohl bei der Bitartratanalyse wie bei der Gresamtweinsäure-
bestimmung wird die Weinsäure jetzt ausschließlich als saures Kalium-
salz zur Fällung gebracht, dessen Mengen alsdann durch Titration be-
stimmt wird. Man verwendet zur Titration y,Q, Yj, */, oder V, Normal-
Kalilauge, die unbedingt frei von Kohlensäure sein muß und deren Titer
durch reinen, bei 100^ C. getrockneten Weinstein bestinunt ist. Die
Titrationen werden in der Siedehitze zu Ende geführt. Als Indikator
dient bei der Analyse von Rohmaterialien ausschließlich violettes oder
rötlich violettes Lackmuspapier, und zwar muß zur Analyse Lackmas-
papier von der gleichen Präparation verwandt werden wie zur Ein-
stellung der Normallauge.
Das Molekulargewicht der Weinsäure ist 150, des Weinsteins 188.
1. Bitartratbestinunungr*
Eine annähernde Bestimmung des Weinstein gehalts liefert die ein-
fache Titration. Bei Weinhefen mittlerer Qualität von 20 — 30 Proz.
Weinsäure fallen die Resultate wegen des Gehalts an sauren Salzen und
sauren organischen Körpern etwa 3 — 5 Proz. höher aus als der wirk-
liche Weinsteingehalt; bei unverfälschten Rohweinsteinen ist die Differenz
kleiner. Es ist selbstverständlich, daß man durch die Ausfuhrung der
Titration etwaige Verfälschungen eines Materiales durch saure Salze,
z. B. Alaun, nicht aufdecken kann.
Auf einer annähernden Bitartratbestimmung beruhen auch einige
Methoden, die früher handelsüblich waren: die Glühprobe imd die
methode ä la casserole. Bei der englischen Glühprobe wird das Ma-
terial verascht, die Asche mit Wasser ausgezogen und das in Lösung
gebrachte kohlensaure Kalium bestimmt; bei der französischen Kasse-
rolleprobe findet ein Auskochen des Materiales mit nachfolgender Wägung
der aus der Lauge beim Erkalten abgeschiedenen Krystallmenge statt.
Die Methoden, deren Ausführung P. Garles (Les derives taitriques,
Paris 1892 und Zsch. angew. Chem. 1898, S. 183) näher beschreibt
sind nicht brauchbar, weil sie bei zufälligen oder absichtlichen Verun-
reinigungen des Materials ganz falsche Resultate liefern können.
Bei der von Philip & Co. (Zsch. f. analyt. Chem. 89, 577) ange-
gebenen Methode zur Bitartratbestimmung wird der Weinstein mit Kali-
Bitartrat Gesamtweinsäure. gg5
2[e genau neutralisiert und aus der abfiltrierten Lösung das Bitartrat
ch Essigsäure und Alkohol ausgefällt. Die Resultate fallen, wenn
ler Substanz noch andere Galciumsalze, z. B. Gips, vorhanden sind,
chtig aus.
F. Klein (Zsch. f. analyt. Chem. 24, 379) kocht die zu untersuchende
•6 mit Wasser aus, dampft die abfiltrierte Lösung ein und scheidet
Weinstein durch Zusatz von Ohlorkalium möglichst vollständig ab.
gefällte Weinstein wird abfiltriert und mit einer 10-proz., mit
istein vorher gesättigten Chlorkaliumlösung ausgewaschen und so-
titriert. Die Eleinsche Methode, die sich an das Warington-
Verfahren zur Bestimmung der Gesamtweinsäure anlehnt, ist im
el nicht mehr gebräuchlich, obwohl sie gute Resultate liefert und
noch von Fabre wieder warm empfohlen ist (Chem.-Ztg. Repert.
S.4).
Die handelsübliche, sogen. Ou Im an sehe Bitartratbestimmungs-
de beschreibt Dr. Stiefel (Das Raffinieren des Weinsteins, Wien
folgendermaßen: „3,76 g des fein gepulverten Weinsteins bringt
1 eine Literflasche, fügt 750 ccm Wasser hinzu, erhitzt zum Sieden
llt höchstens 5 Minuten im Sieden. Man füllt sodann die Flasche
stilliertem Wasser auf und läfit erkalten. Nach dem Erkalten
an genau zur Marke an imd filtriert durch ein trockenes Filter.
3 Fiitrats wird in einer Porzellanschale auf dem Wasserbade zur
3 verdampft. Der Rückstand wird noch heiß mit 5 ccm Wasser
gefeuchtet und nach dem Erkalten mit 100 ccm Alkohol von
. gründlich verrührt. Man läßt y. Stunde stehen und dekantiert
:ohol durch ein trockenes Filter. Nach vollständigem Abtropfen
man den etwa auf das Filter gekommenen Weinstein mit sieden-
ksser in die Schale zurück, bringt das Volumen der Flüssigkeit
k 100 ccm und titriert mit 7$ Normalkalilauge. Zu der Anzahl
rauchten Kubikzentimeter addiert man 0,2 ccm, um den Verlust
löstes Bitartrat auszugleichen.^
ntliche Bitartratbestimmungsmethoden sind wissenschaftlich
aau, w^eil bei dem Auskochen der Proben Umsetzungen des
IS eintreten können. Zu langes Kochen der Muster ist deshalb
ihrung der Bestimmungen zu vermeiden.
. GresamtTretnsäarebestlinfniing« (TotalsäareanalyseO
älteren, von Scribani, Scheurer-Kestner und Oliveri
en Methoden, die sich auf Abscheidung und Wägung des Gal-
ts gründen, sind allgemein verlassen, weil sie unzuverlässig
au sind.
iting^en. 5. Aufl. m. 55
ggg Die Weinsäureindustrie.
Die erste wissenschaftlich begründete Methode zur Bestimmung
der Gesamtweinsäure lieferte Warington (Joum. ehem. societj 1875,
S. 925 — 994). Die Grundzüge des Verfahrens sind: Ausfällen des vor-
handenen Kalks als Calciumoxalat durch neutrales oxalsaures Kalium,
Neutralisieren der Masse mit Kalilauge, Filtrieren, Abscheiden des Wein-
steins in der Lösung durch Zitronensäure unter Zusatz von Chlorkalixmi.
Die Methode, die durch eingehende Untersuchungen von Grosjean
(Joum. Ghem. Societj 1879, S. 341 und 1883, S. 331) und namentlich
Yon A. Bornträger (Zsch. analyt. Ghem. 25, S. 327 und 26, S. 699)
sorgfältig durchgearbeitet wurde, hat sich im Handel gleichwohl nicht
behauptet, weil sie zu umständlich ist.
Im Anschluß an eine ursprünglich anscheinend YOn Jules her-
rührende Methode war von der Firma Goldenberg, Geromont db Co.
das folgende Verfahren beschrieben, das sich im Handel unter dem
Namen „Originalmethode Goldenberg^ eingebürgert hatte (Zsch. analyt.
Ohem. 22, S. 270). Die Substanz wird mit einem Überschuß von kohlen-
saurem Kalium gekocht, wodurch der Kalk als Galcinmkarbonat abge-
schieden und die Weinsäure als neutrales Kaliumsalz in Lösung gefuhrt
wird; man filtriert, fallt einen aliquoten Teil der Lösung durch Essig-
säure und Alkohol und titriert den mit Alkohol gewaschenen Weinstein-
niederschlag. Die Methode hat folgende Fehler: der Weinstein ist nicht
ganz unlöslich in dem Gemisch von verdünntem Alkohol und Essig-
säure; andererseits werden namentlich aus Weinhefe andere saure Sub-
stanzen, Pektinkörper, mit ausgefällt und dann als Weinstein mit titriert.
Die Resultate waren deshalb durchgehends erheblich höher als der
wahre Weinsäuregehalt. Da die Analysenergebnisse Yon der Größe des
Überschusses an angewandtem kohlensauren Kalium abhingen und die
zur Titration kommenden Weinsteinlösungen stark gefärbt wareo, so
wichen die Resultate verschiedener Analytiker überdies nicht selten um
Prozente Weinsäure voneinander ab.
Diese Fehler sind vermieden bei der „Salzsäuremethode^, die
ebenfalls von der Firma Goldenberg, Geromont & Co. angegeben
wurde. Das ursprüngliche Verfahren (Chem.-Ztg. 1888, S. 390) wurde
im Jahre 1898 durch nähere Angaben über die Einzelheiten der Aus-
führung vervollständigt (Zsch. analyt. Ghem. S. 312 und 383). Das Ver-
fahren ist hiemach in folgender Weise auszuführen:
„6 g fein gemahlene und gepulverte Weinhefe werden mit 9 ccm
verdünnter Salzsäure vom spez. Gewicht 1,1 bei Zimmertemperatur
gleichmäßig angerührt und eine Stunde unter öfterem Umrühren stehen
gelassen. Nach Ablauf dieser Zeit verdünnt man mit dem gleichen
Volumen Wasser und läßt wiederum unter zeitweiligem Umrühren eine
weitere Stunde stehen. Die Masse wird dann mit destilliertem Wasser
BestimmuDg der Gesamtweinsäure. gg7
ein 100 ccm fassendes Meßkdlbcben gespült. Nach dem Auffüllen
f 100 ccm und tücbtigem XJmschütteln filtriert man durch ein trockenes
Itenfilter in ein trockenes Gefäß und mißt sofort von dem Filtrate
ccm in ein Becherglas ab. Die abgemessenen 50 ccm "werden in dem
einem Uhrglase bedeckten Becherglase vorsichtig mit 18 ccm Pott-
lielösung (10 ccm =s 2 g E, CO3) gekocht, und zwar vom Kochen an
Minuten lang, bis sich der kohlensaure Ealk pulverig abgeschieden
Nachdem das TJhrglas mit Wasser abgespült ist, wird der Inhalt
Becherglases durch ein Saugfilter abfiltriert, das Becherglas mit
endem Wasser bis zur neutralen Reaktion ausgespült, der kohlen-
e Kalk auf dem Filter ebenfalls mit siedendem Wasser ausgewaschen
die alkalische Flüssigkeit aus der Eochflasche schließlich in eine
ellanschale gebracht. Die Flüssigkeit in der Porzellanschale wird
lern Wasserbade bis auf etwa 15 ccm eingedampft und — nach dem
cken der Schale mit einem Uhrglas — heiß mit 3 ccm Eisessig
kzt. Nach 5 Minuten langem Rühren kann man die Analyse ent-
* sogleich fortsetzen, oder auch einige Zeit, eventuell bis zum
ten Tage, stehen lassen. Diese letztere Maßregel, das Stehenlassen,
jedoch dann zu vermeiden sein, wenn besonders unreine Wein-
zur Untersuchung vorliegen und sich hierbei schleimige Ausschei-
1 bilden, welche auch nach längerem Auswaschen leicht Essig-
zurückhalten. (Sollte eine Unterbrechung der Analyse an einer
n Stelle notwendig werden, so würde dies am besten nach dem
sen der 50 ccm der salzsauren Lösung geschehen.)^
Nach dem Verrühren mit Eisessig gibt man 100 ccm Alkohol von 94
^roz., die man zuvor zum Abspülen des Uhrglases benutzt hat, zu und
iederum 5 Minuten lang, bis der entstandene Weinsteinniederschlag,
anfangs käsig flockig ausfällt, fein kömig krystallinisch geworden
3r Weinsteinniederschlag wird dann sofort in folgender Weise
konisches Saugfilter gebracht: Man läßt den Niederschlag erst
ilchale ordentlich absitzen, gießt dann den darüber stehenden
durch das Filter und spült zuletzt den Niederschlag selbst auf
er. Nun wird zuerst die Schale mit Alkohol bis zu dem Yer-
m der sauren Reaktion ausgespült und dann der Niederschlag
Filter selbst gleichfalls bis zu dem Verschwinden der sauren
ausgewaschen. Das Auswaschen wird so lange fortgesetzt, bis
ccm des alkoholischen Filtrats, mit Phenolphtalein versetzt, mit
pfen Y5 Normal-Kalilauge eine alkalische Reaktion liefern; der
1 an Ys Normal-Xalilauge darf nur der geringen Acidität des
^en Alkohols entsprechen. Schließlich wird der Niederschlag
;er in ein Becherglas gebracht, der in der Porzellanschale
am Uhrglas haftende Weinstein mit siedendem Wasser dazu
Ö6»
ggg Die Weinsäoreindustaie«
gespült, so daß man etwa 100 — 120 ccm Flüssigkeit hat, welche mit
Ya Normal-Kalilauge titriert werden; es kann hierbei auch Normal-Kali-
lauge benutzt werden, wenn man Büretten anwendet, welche bei einem
Gesamtinhalt yon 10 ccm in Y^^ ccm geteilt sind, so daß man Yioo ^^^^^
genau ablesen kann. Zur Feststellung des Endpunktes benutzt man
empfindliches Lackmuspapier mit rotem bis rotviolettem Farbenton;
selbstverständlich ist die Stellung der Lauge auf chemisch reinen Wein-
stein und die Titration unter Benutzung desselben Lackmuspapiers Tor-
zunehmen. Die Berechnung ist bei Weinhefen unter folgender Korrektur
für die ungelöste Substanz bei dem anfönglichen Auffüllen des Meß-
kölbchens Yorzunehmen: Bei gefundenem Weinsäuregehalt von 20 Proz.
sind 0,7 Proz. in Abzug zu bringen, und bei (20 4- n) Proz. zu rechnen
(20 + n) Proz. — (0,7 x 0,02) Proz. Weinsäure^«
„Bei der Untersuchung yon Weinstein und weinsaurem Kalk
werden 3 g der Substanz angewandt, diese ebenfalls mit 9 ccm Salz-
säure digeriert, die Masse wird dann aber auf 100,5 ccm yerdünnt und
Ton dem Filtrate werden 50 ccm zur Analyse weiter yerwendet. Bei
Weinstein und weinsaurem Kalk fällt die Korrektur in der Berech-
nung weg."
Die beschriebene Goldenbergsche Salzsäuremethode wird bei
Schiedsanalysen jetzt allgemein in Anwendung gebracht. Sie erfüllt
alle Anforderungen, die bei einem technisch analytischen Verfahren be-
rechtigt sind. Bei normalen und nicht durch Fabrikationsrestprodukte
yerunreinigten Rohmaterialien liefert sie Ergebnisse, die dem wirklich
yorhandenen Weinsäuregehalt genau entsprechen; .Mehrbefimde durch
Yerfölschungen sind ausgeschlossen. Dabei stimmen die Resultate yer-
schiedener Analytiker, sobald bei der Verpackung der Proben mit der
nötigen Sorgfalt yerfahren wird, in befriedigender Weise überein. Da
seit der Veröffentlichung der Einzelheiten des analytischen Verfahrens
die Klagen über Analysendifferenzen in auffallender Weise nicht mehr
heryorgetreten sind, scheint es nicht erforderlich, auf die Auseinander-
setzungen in der Versammlung selbständiger Chemiker zu Frankfurt a. M.
im Jahre 1898 (Zsch. f. öffentl. Chem. Heft XVI und XVII) näher ein-
zugehen. £s sei nur kurz darauf hingewiesen, dafi Möslinger hierbei
auf die bereits yon Heidenhain (Zsch. analyt. Chem. 27, ^1) be-
sprochene Schwerlöslichkeit des neutralen weinsauren Kaliums in Alkohol
aufmerksam gemacht hat. Bei Ausführung aller Analysen nach dem
Goldenbergschen Prinzip muB deshalb dafür gesorgt werden, daß die
auf Weinstein auszufällende alkalische Lösung mit dem erforderlichen
Überschuß yon Essigsäure in der Hitze sorgf^tig yerrührt wird, damit
die Umsetzung in saures weinsaures Kalium bereits yor dem Zusatz des
Alkohols beendet ist.
Verschiedene Bestimmungen. QQQ
Die in den letzten Jahren yeröffentlichten Methoden zur Wein-
urebestimmung von J. Mosczenski (Zsch. f. analyt. Ghem. 1900, S. 57)
Ausziehen der Materialien mit Schwefelsäure und direktes Fällen mit
igsaurem Kalium — von K. XJlsch (Zsch. f. analyt. Ghem. 1901, S. 614)
Einwirkung der Materialien auf platiniertes Eisenpulyer und Messen
I entstehenden WasserstoflEs — sowie von Dr. H. Ley (Pharmazeut. Ztg.
14, S. 149) — Fällung und Wägung der Weinsäure als Zinktartrat —
•en eine praktische Bedeutung nicht erlangt.
3. Andere Bestimmangren.
Verfälschungen der Weinsäurerohmaterialien, z. B. durch Alaun,
ien früher zuweilen beobachtet, als einzelne Warenposten nur nach
ition gekauft wurden; bei Ausführung der Warington- oder
de nberg- Analyse können sie Täuschungen nicht mehr herbeifuhren
kommen deshalb auch nicht vor.
Wenn die Rest laugen der Weinsäureindustrie, in denen sich zum
ien des Betriebes Tonerde, Eisen und Phosphorsäure an-
leln, auf weinsauren Kalk ausgefallt werden, so schlagen sich die ge-
ien schädlichen Substanzen mit nieder. Die Yerarbeitung dieses Rest-
iktes ist mit Schwierigkeiten verknüpft. Es kann deshalb gelegent-
orkommen, daß ein Rohmaterialposten durch ein solches Produkt
reinigt ist. Die Beimengung, die sich meistens schon durch den
ümlichen Geruch verraten wird, kann u. ü. durch eine Bestimmung
'hosphorsäure, Tonerde und des Eisens erkannt werden. Eine
des Materials wird verascht, wobei weinsaurer Kalk, um Ver-
Q zu verhüten, zweckmäBig mit etwas konzentrierter Zuckerlösung
ichtet wird. Die Asche wird mit Salzsäure ausgezogen, und in
auren Auszüge werden Phosphorsäure, Tonerde und Eisenoxyd
nt. Es genügt meistens, die Substanzen gemeinschaftlich mit
liak zu föllen und zur Wägung zu bringen. Die gefundene Menge
1 Prozenten auf die in dem Material vorhandene Weinsäure be-
Der 80 ermittelte „Verunreinigungsquotient" ist nach Beob-
en des Verfassers bei Weinsteinen im allgemeinen kleiner als 1,
bei Hefen etwa 1 — 2 und steigt bei dem zuletzt genannten
I nur höchst selten bis auf 5 oder 6 an. Bei ungereinigten
tionsrestprodukten beträgt der Quotient 10 — 20.
irch langsames oder ungenügendes Trocknen können, wie oben
, in der Weinhefe durch Spalt- und Schimmelpilze schleimige
azen gebildet werden, die für die Fabrikation lästig sind. Es ist
häufig von Wert, sich durch eine G-ärprobe davon zu über-
3b sich in einem Material eine imgewöhnliche Menge von Spalt-
g70 - ^® Weinsäaremdastrie.
pilzkeimen vorfindet: 40 g Hefe -werden nach Rasch (Fabrik, d. Weins.
S. 44) in einem Becherglase von etwa 400 ccm Inhalt mit Wasser an-
gerührt, mit 50 ccm einer 10-proz. Chlorcalciumlösung versetzt und nun
in der Kälte mit Kalkmilch genau neutralisiert, das Becherglas unter
Rühren mit Wasser angefüllt. Die Masse bleibt bei etwa 35® C.
24 Stunden stehen. Bei gut und schnell getrockneten Hefen ist nach
dieser Zeit noch keine deutlich sichtbare Gärung eingetreten. Es ent-
weichen höchstens einige Kohlensäurebläschen.
Die Hilfsmaterialien der Industrie, wie Schwefelsäure, Kalk
und Kreide für die Weinsäurefabrikation, Soda und Pottasche etc. für
die Fabrikation weinsaurer Salze, müssen aus den angeführten Gründen
möglichst frei von Tonerde, Eisen und Phosphorsäure sein. Ein geringer
Magnesiagehalt des Kalks ist für die Fällung des Calciumtartrats im
Gegensatz zu der Zitronensäurefabrikation unschädlich, weil weinsaure
Magnesia nicht schwer löslich ist.
B. BetriebakontroUe.
Die in den Laugen der Weinsäureindustrie sich ansammelnden
Verunreinigungen, Phosphorsäure, Tonerde und Eisen, sind für die ana-
lytische Bestimmung der Weinsäure in den Zwischenprodukten von Be-
deutung, weil sie, wie Lampert (Chem.-Ztg. 1890, 903) gezeigt hat,
dazu führen, daß ein Teil der Weinsäure bei der Analyse gewissermaßen
yerdeckt wird, wenn man in der bei Rohmaterialien üblichen Weise mit
Lackmuspapier als Indikator titriert. Rasch (Fabrikat, der Weins.
S. 22 u. 23) verwendet deshalb bei der Analyse der Zwischenprodukte
Phenolphtalein als Indikator, wobei annähernd richtige Resultate ge-
wonnen werden, wenn auch die Endreaktion meistens nicht scharf aus-
fallt. Die Bestimmungen werden in folgender Weise ausgeführt:
Weinsaurer Kalk: 6 g Substanz werden mit 10 ccm KaUum-
karbonatlösung (500 g K, COs im 1) und etwa 150 ccm Wasser ungefiüir
10 Minuten gekocht, zu 200 ccm im Mefikolben aufgefüllt, filtriert. Yom
Filtrat werden 50 ccm eingedampft, mit 3 ccm Eisessig und 100 ccm
Alkohol gefällt« Titration mit Vjq Normal-Kalilauge liefert Prozente
Weinsäure (Indikator: Phenolphtalein).
Weineäurekiugen: 10 ccm der Lauge werden mit 40 ccm Kalium-
karbonatlösung obiger Konzentration kurze Zeit gekocht, auf 200 ccm
aufgefüllt, filtriert. Vom Filtrat werden 10 ccm durch 3 ccm Eisessig
und 100 ccm Alkohol gefällt. Gefundene ccm Y,q Normallauge, mit 30
multipliziert, ergeben Gramm Weinsäure im Liter (Indikator: Phenol-
phtalein).
Betriebskontrolle. g71
AUe MuUeriaugen: 10 com der alten Lauge werden mit 60 ccm
nkarbonatlösung gekocht, auf 200 ccm aufgefüllt, filtriert. Vom
!; werden 20 ccm mit 5 ccm Eisessig und 100 ccm Alkohol gefällt,
iene ccm Yjq Normallauge, multipliziert mit 15, ergeben Gramm
äure im Liter.
äbfaüprodukie: HeferücksUlnde und Gips. 300 g werden in
Porzellanschale mit 25 ccm Salzsäure und 500 ccm Wasser unter
1 bis zum Sieden erhitzt, ein Teil der Flüssigkeit abfiltriert. Vom
werden 50 ccm ohne Eindampfen mit 3 ccm Eisessig und 130 ccm
)1 gefällt. 5 ccm zum Titrieren yerbrauchter Yio Normallauge
ichen annähernd 0,1 Proz. in den Rückständen Yorhandener
iure.
ihw^tMer (bei dem Ausfällen von weinsaurem Kalk entstehende
äuge): 200 ccm des Abwassers werden auf etwa 50 ccm einge-
, einige Minuten mit 10 ccm EaliumkarbonatlOsimg gekocht, auf
a aufgefüllt, filtriert. 60 ccm des Filtrats werden in einem Med-
r mit 10 ccm Salzsäure yom spez. Gewicht 1,1 versetzt und so-
nit Alkohol zu einem Gesamtvolumen von 180 ccm aufgefüllt,
hüttelt um, filtriert sofort und gibt unverzüglich zu 150 ccm des
; nacheinander 10 ccm Ealiumkarbonatlösung (500 g K^ CO3 im
5 ccm Eisessig und 100 ccm Alkohol, rührt kräftig um, läßt bis
Igenden Tage stehen, filtriert und titriert den Weinsteinnieder-
10 ccm Yio Normal-Kalilauge entsprechen 1,50 g Weinsäure im
Indikator: Phenolphtalein).
eMfntnung der freien Sehw^feieäure in WeineäureUtugen:
der Lauge werden mit Alkohol zu 200 ccm aufgefüllt, über Nacht
le überlassen und filtriert. Aus 100 ccm des Filtrats wird nach
rjagen des Alkohols die Schwefelsäure durch Ghlorbaryum aus-
lud als Baryumsulfat gewogen.
ie Menge der eehädUi^ien Verunreinigungenf AI, Fe, H8PO4,
den Zwischenprodukten in gleicher Weise wie bei den Roh-
ien ermittelt.
3er die Einwirkung von Weinsäure auf schwefelsaures Blei bei
a,rt von Ammoniaksalzen teilt C. Reichard (Chem.-Ztg. 1903,
ind 943) einige Beobachtungen mit, auf die hier hingewiesen sei,
i vielleicht für das Auftreten von Verlusten beim Eindampfen
n säurelaugen von Bedeutung sind.
872 ^^® Weinsäureiadustrie.
C. Endprodukte.
WeinMure» Nur Recbtsweinsäure wird techniscb gewonnen. Sie
wird als Beize in der Färberei und als Reservage in der Druckerei
benutzt, findet Verwendung in der Medizin, der Pbotograpbie und dient
auBerdem im Backpulver, Brausepulver, in Frucbtkonserren, Limonaden,
Bonbons u. s.w. zu GenuBzwecken. Die Säure soll färb* und geruchlos
sein und aus gut ausgebildeten Krystallen besteben. Geruch nach ver-
branntem Zucker und blättrige, flache Krjstalle weisen darauf hin, daß
die Säure aus überhitzten und verunreinigten Laugen gewonnen ist.
Gemahlene Säure soll nicht zusammengeballt sein. Technische Säure
enthält Spuren von Metallen (Blei, Eisen, Kalk) und Schwefelsäure.
Mengen von je 3 g der Säure werden in Reagensgläsem gelöst und den
folgenden Probeu unterworfen: Die Lösung der reinen Säure darf weder
mit Chlorbaryum noch nach Zusatz von Salpetersäure durch salpeter-
saures Silber getrübt werden. Die mit Ammoniak übersättigte Lösung
soll weder mit frisch bereitetem Schwefelwasserstoffwasser noch mit
oxalsaurem Ammonium eine Färbung oder Fällung geben. Die Säure
soll bei der Titration die berechnete Menge Normalalkali zur Sättigung
erfordern imd beim Glühen ohne Rückstand verbrennen. (Vei^l. die in
der Pharm. Germ. IV, S. 22 vorgeschriebenen Proben.)
Weinstein konmit als cremor tartari zusammenkrystallisiert mit
wechselnden Mengen von weinsaurem Kalk in den Handel oder als fein
pulveriger reiner Weinstein, der entweder kristallinisch ge&Ut oder
fein gemahlen ist. Er wird in der Färberei zu Beizen, in der Seiden-
bleicherei zum Souplieren, femer zu Metallbeizen, zu Genußzwecken
(Backpulver) und in der Medizin verwandt. Der Weinsäure- und Kalk-
gehalt wird durch Titration oder Analyse bestimmt. Im übrigen findet
die Probe auf Reinheit wie bei der Weinsäure statt. (Vergl. Pharm.
Germ. IV, S. 362.)
Um im Weinstein, Backpulver u. s. w. schnell eine Weinsäure-
bestimmung auszuführen, empfehlen F. W. Richardson und J. G. Gre-
gory (Journ. of the Soc. of Chem. Indust. 22, S. 405) und R. 0. Brooks
(Joum. Amer. Chem. Soc. 1904, S. 813) die Anwendung der polarime-
trischen Methode.
SeigneUesidZf weinsaures Kaliumnatrium, findet in der Medizin,
zum Versilbern von Glas imd in der Galvanoplastik Verwendung. Die
Lösung des Salzes soll vollkommen klar sein, ebenso das Aussehen der
Krystalle, abgesehen von ihrer durch Reiben weiß gefärbten Oberfläche.
Die Prüfung auf Reinheit erfolgt wie beim Weinstein (PhamL Germ. IV,
S. 363).
Endprodakte. 873
Brechweinsteinf weinsaiires Antimonylkalium, fmdet als Befesti-
gimgsmittel für Tanninbeizen in der Färberei und in beschränktem Maße
auch zu medizinischen Zwecken Verwendung. Zur Untersuchung wird
das in 300 Teilen warmem Wasser aufgelöste Salz mit Schwefelwasser-
stoff geföUt, zuletzt unter Zusatz yon etwas Salzsäure. In der yon
Schwefelantimon abfiltrierten Flüssigkeit wird die Weinsäure in bekannter
Weise analytisch bestimmt. Der Antimongehalt wird nach der Mohr-
sehen Methode durch Titration mit Jodlösnng kontrolliert (vergl. Bd. II
dieses Werkes S. 308 und Pharm. Germ. IV, S. 364).
Neutraiea KiUiunUtMrtrat, BoraasweingUinf Bisenweingtein
finden gelegentliche Verwendung in der Medizin.
Die Zitronensänrefabrikatioii<
Von
I>r. Hemuuui Raseh,
Kdnigl. Gewerbeinspektor in Berlin.
I. Rohmaterial.
Die Zitron ensäure wird aus dem Saft der Früchte Ton einigen
Citrusarten gewonnen. AuBer dem Fruchtsaft der echten Zitrone (Citrus
medica) findet in geringerem Maße auch der Saft der Bergamotte (Citrus
Bergamia) imd von einigen anderen, namentlich indischen Citrusarten
(Citrus Limonum) Verwendung. Kleine Mengen YOn Zitronensaure
wurden vor einigen Jahren yersuchsweise auch durch Gärung tod
Zucker mit einem Yon Wehmer entdeckten Schimmelpilz dargestellt
(Wehmer, Beiträge zur Kenntnis einheimischer Pilze I, Hahnsche
Buchh. Hannover 1893). Der Zitronensaft wird im allgemeinen am
Produktionsort durch Pressen der Früchte gewonnen und dann zur Ab-
scheidung der EiweiBsubstanzen einer kurzen Gärung überlassen« Der
so geklärte Saft, der im Liter etwa 45 bis 75 g Zitronensäure enthält,
kommt entweder ohne weiteres in den Handel oder wird fiir die Zitronen-
säurefabrikation meistens am Gewinnungsorte durch Kochen in offenen
kupfernen Kesseln eingedampft. Für die Darstellung der Säure in
Deutschland konmit hauptsächlich der auf 60 Citrometergrade = 1,25 spez.
Gewicht eingedickte italienische Zitronensaft in Betracht. Dieser Salt
bildet einen Handelsartikel, über den regelmäßige Preisnotienmgen in
den Handelsberichten veröffentlicht werden. Der Preis wird für 1 Pipe
auf Basis von 64 Unzen Zitronensäure in der Imperial-Gallone ange-
geben. Da 1 Pipe 108 Imperial-Gallonen (zu 4,536 1) oder 490 1 ent^
hält und da femer 1 Unze = 28,35 g ist, so enthält die Pipe Saft
obiger Konzentration 196 kg Zitronensäure. Auf diese M^ige bezieht
sich also die handelsübliche Preisangabe. Der konzentrierte Bergamotte-
saft wird meistens auf Basis von 48 Unzen Zitronensäure in der Imperial-
Gallone gehandelt. An Stelle der Angaben in englischem Mafl und
Gewicht empfiehlt es sich, den Gehalt des Saftes in Grammen Zitronen-
säure im Liter anzugeben. Wie aus den obigen Zahlen hervorgeht,
Rohmaterial der Zitronensäurefabrikation. g75
entspricht der Saft mit 64 und 48 Unzen in der Imperial-Gallone einer
Konzentration von 400 und 300 g Zitronensäure im Liter.
Alle obigen Angaben beziehen sich auf die 3 -basische mit einem
Molekül Wasser krystallisierte Säure, also auf GeHg07 + H)0; das
Molekulargewicht der krystallisierten Säure ist mithin = 210.
Über die Zusammensetzung und die yollständige Analyse des nicht
eingedampften Zitronensaftes sind nähere Angaben von E. Farnsteiner
(Zsch. Unters. Nahrungs- und Genußmittel 1903, S. 1) gemacht worden.
Der dunkelbraune eingedampfte Zitronensaft wurde früher nach
dem spezifischen Gewicht oder auf Grund einer einfachen Titration ge-
kauft. Yerfalschungen durch Zusatz Ton Salzen (eingedampftes See-
wasser) und Säuren (z. B. Schwefelsäure) waren daher häufig. Die jetzt
handelsübliche Bestimmung der Zitronensäure im Saft ist von War in g-
ton (Joum. Chem. Soc. 1875, S. 925) näher beschrieben. Sie gründet
sich auf die Schwerlöslichkeit des zitronensauren Kalks. Es mufi bei
Ausführung der Bestimmung beachtet werden, daß der zitronensaure
Kalk nur in heißem Wasser schwer löslich ist, während er aus kalten
Lösungen nicht ausfallt und auch yon kaltem Wasser yerhältnismäßig
leicht wieder aufgelöst wird. Die Methode wird in folgender Weise
ausgeführt:
15 — 20 ccm des nicht konzentrierten Saftes oder eine Menge,' die
3 ccm des konzentrierten Saftes entspricht,- werden genau mit reiner
(etwa Y5 Normal-) Kalilauge neutralisiert. Die etwa 50 ccm betragende
Lösung wird in einem Becherglase auf einer Asbestplatte zum Sieden
erhitzt und mit einer zur Fällung sicher ausreichenden Menge von Chlor-
calciumlösung versetzt. Die Masse wird dann in dem mit einem Uhr-
glase bedeckten Becherglase Y, Stunde im schwachea Sieden erhalten.
Der Niederschlag wird hierauf abfiltriert und mit siedendem Wasser aus-
gewaschen. Filtrat und Waschwasser werden auf dem Wasserbade auf
10 — 15 ccm eingedampft, zur Beseitigung einer etwa aufgetretenen ge-
ringen Acidität mit einem Tropfen ganz yerdünnten Ammoniaks yer-
setzt, durch ein zweites, sehr kleines Filter abfiltriert, das Filter 5 bis
6 mal mit kleinen Mengen siedenden Wassers ausgewaschen. (Zur Kon-
trolle können Filtrat imd Wasch w asser noch ein drittes Mal eingedampft
-werden.) Die Niederschläge (CgHg O7), Caj -h 4H, 0 werden mit den
Filtern vorsichtig im Platintiegel verascht. Die Asche wird in Y5 Norm.-
Salzsäure gelöst und mit Alkalilauge zurücktitriert.
Die Methode ist zwar nicht frei von Fehlem, auf die neuerdings
O. V. Spindler (Ghem.-Ztg. 1903, S. 1263) wieder hingewiesen hat;
sie ist aber bisher durch eine bessere nicht ersetzt worden. Unrichtige
Resultate erhält man, wenn in dem Zitronensaft infolge einer Ver-
fälschung andere Säuren vorhanden sind, die schwer lösliche Calcium-
876 ^^^ Zitronensäarefabrikation.
salze bilden. Die Gegenwart von Oxalsäure und Weinsäure wird da-
durch erkannt, daß schon in der kalten neutralisierten Lösung durch
Ghlorcalcium ein Niederschlag gebildet wird. Die Gegenwart Ton
Schwefelsäure, die durch Reduktion des gefällten Gipses beim Ver-
aschen Irrtümer hervorrufen kann, wird in dem mit Salzsäure yersetzten
Saft durch Chlorbarjum erkannt. Sind mehr als Spuren TOn Schwefel-
säure oder schwefelsauren Salzen Yorhanden, so muB die Zitronensäure-
bestimjnung nach der von Creuse angegebenen Methode ausgeführt
werden (Chem. News 1872, S. 50):
20 ccm des nicht eingedampften oder 3 ccm des konzentrierten
Zitronensaftes werden genau mit reiner (etwa Y5 Normal-) Kalilauge
neutralisiert und sodann auf dem Wasserbade zur Trockne yerdampft.
Der Rückstand wird mit 20 — 30 ccm Alkohol von 63 Proz. aufgenommen.
Man filtriert die Kaliumcitratlösung von den ungelösten Salzen (Kalium-
sulfat etc.) ab und wäscht den Rückstand mit wenig 63 -proz. Alkohol
aus. Zu der Lösung, die nötigenfalls nochmals mit einem Tropfen ver-
dünnter Essigsäure oder verdünnten Ammoniaks neutralisiert wird, gibt
man in geringem Überschuß eine neutrale alkoholische Lösung von
Barynmacetat hinzu und versetzt noch, mit dem doppelten Volumen von
95 -proz. Alkohol, rührt tüchtig um und läßt bis zum folgenden Tage
stehen. Hierauf wird der Barjnmcitratniederschlag (Cß H5 O7), Ba, ab-
filtriert und mit 63 -proz. Alkohol ausgewaschen. In dem mit Filter
veraschten Niederschlage wird das Barjum entweder durch Wägung als
Baryumsulfat oder durch Lösen in '/s Norm.-Salzsäure und Titrieren mit
Alkalilauge bestimmt.
IL Betriebskontrolle.
Wenn auch Phosphorsäure, Tonerde und Eisen aus den Zitronen-
säurelaugen leichter als aus Weinsäurelaugen entfernt werden können, so
müssen die Hilfsmaterialien doch zur Vermeidung von Zitronensäure-
verlusten frei von diesen Substanzen sein. Kreide und Kalk sollen
überdies möglichst frei von Magnesia sein, weil die Laugen sonst durch
Magnesiimisulfat verunreinigt werden.
Die Zitronensäurebestimmung in Laugen und Abwasser wird nach
Analogie der Saftanalyse vorgenommen. Freie Schwefelsäure bestinunt
man wie in Weinsäurelaugen.
III. Endprodukt.
Die Zitronensäure findet in der Färberei und Druckerei als Beize
und Reservage Verwendung, sodann aber namentlich für Genußzwecke
zur Herstellung von Brausepulvern, Limonaden, Fruchtessenzen, Manne-
Betriebskontrolle. Endprodokt. g77
Jaden, Bonbons u. s. w. Ihr^es angenehmen sauren Geschmacks wegen
ist sie für letzteren Zweck besonders geeignet und findet deshalb auch
in der Küche vielfach Verwendung. Auch in der Medizin, als Mittel
gegen Skorbut, Gicht u. s. w., wird die Zitronensäure wie der Zitronen-
saft verwandt. -
Da in der Festigkeit, mit der von der krystallisierten Zitronen-
säure das Molekül Erjstallwasser zurückgehalten wird, Verschieden-
heiten Torkommen, ist eine Titration zwar Ton Wert, aber nicht aus-
schlaggebend für die Reinheitsbestimmung der Säure.
Zur Erkennung und Bestimmung etwa yorhandener Oxalsäure
dient die ünlOslichkeit des Galciumoxalats in kalten Lösungen, aus
denen Galciumcitrat nicht ausfällt.
Die Unterscheidung und Trennimg von der Weinsäure wird mit
Hilfe des schwer löslichen Kaliombitartrats nach den Weinsäure-
bestimmungsmethoden vorgenommen.
Um geringe Mengen von Weinsäure neben Zitronensäure zu er-
kennen, benutzt O. v. Spindler (Ghem.-Ztg. 1904, S. 15 u. 148) eine
Farbenreaktion, die beim Fällen von weinsäurehaltigen Zitronensäure-
lösungen durch eine heiBe, mit Ealiumbichromat versetzte Lösung von
Quecksilberoxydsulfat auftritt (Reaktion von Deniges).
Besondere Beachtung verdient, da die Säure vorwiegend für GenuB-
z wecke verwandt wird, ein etwaiger Bleigehalt der Säure (vergl.Wa ring-
ton, Joum, Soc. Chem. Indust. 12, S^ 97 und 222; Chem.-Ztg. 1893,
S. 197). — Die Prüfung auf Reinheit erfolgt ebenso wie bei der Wein-
säure (vergl. Pharm. Germ. IV, S. 12)«
Organische FarbstofPe.
Von
Prof. Dr. R. Gnehm in Zürich.
I. Kflnstliche organische Farbstoffe.
Erste Abteilung.
Die in der Teerfarbenfabrikation zur Verwendung
kommenden Rohprodukte und Halbfabrikate.
A. Rohprodukte aus dem Steinkohlenteer.
Einleitung. Die Grundlage für die Fabrikation der Teerfarben
bildet der bei der Leuchtgas- und Koksfabrikation abfallende Teer.
Die Aufarbeitung dieses Produktes geschieht in besonderen industriellen
Etablissementen, den Teerdestillationen, durch eine vorläufige Zerlegung
desselben in seine Hauptbestandteile, welche dann zum Teil in den
Farbenfabriken, zum Teil aber noch in zweiten Fabriken (Anilinfabriken,
Anthracenreinigungen) für die Darstellung von Farbstoffen vorbereitet
werden.
1. Benzol [CeHJO-
Das Benzol, ein für die Farbenindustrie sehr wichtiger Körper,
bildet im reinen Zustande eine farblose, bei 80,5^ siedende Flüssigkeit
von 0,899 spez. Gew. bei 0^ von 0,8759 bei 22^ (W. Herz, Berl. Ber.
1898, S. 2669). In der Kälte erstarrt es zu einer bei + 3^ schmelzen-
den Krystallmasse. Benzol löst sieb, wenn auch wenig, in Wasser, und
umgekehrt vermag auch Benzol etwas Wasser aufzulösen. Beim Mischen
von Wasser mit der entsprechenden Menge Benzol findet keine Volumen-
änderung statt. Das spez. Gewicht des Gemenges ist 0,9979 (bei 22°);
das Quantum des aufgenommenen Benzols beträgt 0,082 Volumina auf
100 Volumina Wasser. Wird dagegen Benzol mit Wasser gemischt, so
>) Vergl. Bd. II, S. 746.
Benzol.
879
bemerkt man eine Kontraktion: 1000 ccm Benzol und 2,11 ccm Wasser
geben 1001,35 ccm. Die Menge des aufgenommenen Wassers beträgt
0,211 Volumina auf 100 Volumina Benzol. Das spez. Gewicht des Ge-
menges ist 0,8768 (bei 22<^).
Unter der Bezeichnung „Benzol^ benutzt man in der Technik
Erzeugnisse von yerschiedener Beschaffenheit. Für die Zwecke der
Farbenindustrie kommen vorzugsweise folgende Handelssorten in Be-
tracht.
Fast chemisch reines Benzol („reines Benzol'', „Benzol für
Blau**), wie es zur Darstellung von Resorcin, von reinem Nitrobenzol
u. a. m. zur Anwendung gelangt, destilliert innerhalb 1^, erstarrt beim
Abkühlen zu einer weifien, krystallinischen Masse und soll weder
Schwefelkohlenstoff noch ünnitrierbare Kohlenwasserstoffe enthalten.
90-proz. Benzol, 50-proz. Benzol sind Mischungen des Benzols
mit höheren Homologen von solcher Zusammensetzung, dafi bei der
• Destillation 90 resp. 50 Volumprozente, bis 100^ übergehen. Außerdem
verlangt man, daß beim Abdestillieren des Restes die Temperatur nicht
über 120** steigen soll.
Man spricht überdies von „leichtem'' und „schwerem" Benzol.
Die im Handel vorkommenden Rohbenzole sind vorzugsweise das
50-proz. und das 90-proz. Dieselben zeigen bei der Destillation un-
gefähr folgendes Verhalten. Von 100 Teilen destillieren:
Volumprozent
e
50-proz.
Benzol
90-proE.
Bensol
bis 850C.
0
20
- 900 .
5
52
- 950 -
25
12
- lOQo -
20
6
- 1050 -
14
5
- 115« -
17
3
- 1200 .
13
0
Samma
94
98
Selbstverständlich drücken obige Zahl^i keineswegs den wirk-
lichen Gehalt an Benzol aus. Neben Benzol enthalten diese Rohbenzole
Toluol, X7I0I und wohl auch höhere aromatische Kohlenwasserstoffe.
In früherer Zeit wurden diese Rohbenzole direkt für die Darstellung
der Anilinöle benutzt. Man stellte aus 50-proz. Benzol das Rotanilin,
aus 90-proz. das Blauanilin dar. Heutzutage sind die Anforderungen,
welche an die Aniline gestellt werden, erheblich gestiegen, und die
880 Organische Farbstoffe.
Benzole werden deshalb yorher einer sehr sorgfältigen fraktionierten
Destillation unterworfen.
Von dem Benzol, welches zor Fabrikation von Blaaöl dient, Ter-
langt man gegenwärtig, daß es ganz konstant innerhalb eines Thermo-
metergrades überdestilliert und beim Schütteln mit konzentrierter
Schwefelsäure diese kaum merklich färbt.
Für die Darstellung yon Rotanilin wird zurzeit wohl kaum noch
das rohe Gremenge Yon Benzol und Toluol yerarbeitet, man stellt ge-
wöhnlich aus den getrennten Produkten Anilin und Toluidin dar und
mischt diese in dem passendem Verhältnisse. Man begnüget sich für
diesen Zweck jedoch meistens mit einer weniger sorgfältigen Reinigung
der Kohlenwasserstoffe. Im rohen Benzol kommen als stete Begleiter
das Thiophen und die höheren Homologen desselben vor. Diese früher
übersehenen Körper werden jetzt meist durch Behandlung mit konzen-
trierter Schwefelsäure entfernt.
Im Benzolvorlauf (den unter 80^ siedenden Produkten) finden sich
Schwefelkohlenstoff, Cyanmethyl, Aceton sowie andere Ketone, außer-
dem aber Kohlenwasserstoffe der Fettreihe.
Über Nachweis und Bestimmung des Schwefelkohlenstoffs im
Handelsbenzol vergl. Bd. II, S. 750, über denjenigen des Thiophens
Bd. II, S. 752.
Nachweis von Kohlenwasserstoffen der Fettreihe.
Die höheren Fettkohlenwasserstoffe besitzen annähernd den Siede-
punkt des Benzols und seiner Homologen und können diesen zuweilen
beigemengt sein. Sie sind am leichtesten dadurch zu erkennen, daß sie
sich nicht nitrieren lassen. Behandelt man solches Benzol mit Salpeter-
Schwefelsäure, so werden alle aromatischen Kohlenwasserstoffe in höher
siedende Nitroderiyate verwandelt, aus denen sich die unveränderten
Fettkohlenwasserstoffe leicht durch Destillation abscheiden lassen. Aus-
führlicheres über Nachweisung von Petroleumbenzin in Teerbenzol
Bd. II, S. 754.
Für die fraktionierte Destillation benutzt man einen De-
stillierkolben, der mit einem Kühler (oder einem einfachen Glasrohr)
verbunden und mit einem Thermometer versehen ist, dessen Kugel sich
gerade unterhalb des seitlichen Ansatzrohres befinden muß, wie es um-
stehende Figur 108 zeigt*. 100 ccm Benzol werden langsam erhitzt.
Die Temperatur, bei welcher der erste Tropfen übergeht, wird ab-
gelesen und die weitere Destillation so geleitet, daß stets nur ein-
zelne Tropfen übergehen. Von 5 zu 5° liest man die überdestillierte
Menge ab.
Tolaol. Xjlol.
881
2. Tolaol [C, HJ.
Das reine Toluol bildet eine farblose, bei 111^ siedende Flüssig-
keit von 0,882 spez. Gewicht bei 0^, von 0,872 bei 15°. Es erstarrt in
der Kälte nicht (Unterschied von Benzol) und löst sich beim Schütteln
mit konz. Schwefelsäure und Erwärmen vollständig. In der Farben-
technik dient es zur Darstellung der Nitrotoluole, der Toluidine, des
Benzylchlorids, Benzalchlorids imd Benzotrichlorids, somit auch indirekt
des Benzaldehyds und der Benzoesäure.
Fis:. 108.
Für seine Untersuchung ist die Siedepunktsbestimmung und die
fraktionierte Destillation (s. Benzol) maßgebend. Beines Handelstoluol
muß innerhalb eines Grades überdestillieren.
8. Xylol [Ce H,o].
Es existieren drei isomere Xylole:
I. Orthoxylol. Farblose, bei 140—1410 siedende Flüssigkeit,
liefert bei der Oxydation mit verdünnter Salpetersäure bei 102° schmel-
zende Orthotoluylsäure und wird durch Chromsäure vollständig ver-
brannt.
II. Metaxylol. Bei 137» siedende Flüssigkeit, wird durch ver-
dünnte Salpetersäure nicht angegriflfen, durch Chromsäure zu Isophtal-
säure oxydiert.
Untersuchungen. 5. Aufl. m. 5Q
gg2 Organische F&rbstoffe.
III. Paraxylol. Farblose, bei 15° schmelzende Krjstalle. Siede-
punkt 136 — 137®. Verdünnte Salpetersäure oxydiert es zu Paratoluyl-
säure (Schmelzpunkt 178°), Ghromsäure zu Terephtalsäure.
Das aus dem Steinkohlenteer durch fraktionierte Destillation ab>
geschiedene Xylol ist ein Gemenge der drei Isomeren.
Das Metaxylol ist jedoch stets in überwiegender Quantität vor-
handen. Es macht Ton den meisten Xylolen nahezu 75 Proz. aus, während
von Paraxylol einige 20, Ton Orthoxylol meist nur einige Prozente ent-
halten sind.
Über die Trennung der drei Xylole voneinander vergl. Bd. II, S. 760.
Das Xylol dient zur Darstellung der gegenwärtig in großem Maß-
stäbe angewandten Xylidine. Bei seiner Untersuchung hat man sich an
die oben angegebenen Siedepunkte zu halten.
Handelsxylol destilliert innerhalb 2°.
4. Naphthalin [C^oHs].
Das Naphthalin bildet im reinen Zustande grofie farblose Krystall-
blätter von eigentümlich unangenehmem Geruch und 1,158 spez. Gew.
bei 18° C. Es schmilzt bei 79,2° und siedet bei 218°, sublimiert
jedoch schon bei gewöhnlicher Temperatur. Es ist unlöslich in Wasser,
schwer löslich in Petroleumäther, leicht löslich in Benzol und heiBem
Alkohol.
Das Naphthalin dient in der Farbentechnik zur Darstellung von
Mono- und Dinitronaphthalin, der Naphthylamine, der Naphthole, Dioxy-
naphthaline, Amidonaphthole und der Phtalsäure.
Das gegenwärtig in den Handel kommende Naphthalin ist nahezu
chemisch rein. Es soll völlig weiB und ohne Rückstand flüchtig sein,
den richtigen Schmelzpunkt zeigen und nahezu vollständig innerhalb
eines Thermometergrades destillieren. Durch Schütteln mit konzentrierter
Schwefelsäure darf es nur wenig gefärbt werden. Ausführlicheres Bd. II,
S. 762.
5. Anthracen [Ci^HiJ.
Das Anthracen bildet im ganz reinen Zustande farblose Tafeln mit
schön blauer Fluoreszenz. Es schmilzt bei 216,55° imd siedet bei 351°.
Es ist unlöslich in Wasser, löst sich schwierig in Alkohol, Äther«
Petroleumäther und kaltem Benzol, leicht dagegen in siedendem Benzol
und Eisessig. Mit Pikrinsäure bildet es eine aus Benzol in roten
Nadeln krystallisierende, bei 170° schmelzende Verbindung. Wird es
in Benzollösung längere Zeit dem Sonnenlichte ausgesetzt, so geht es
in das in Benzol fast unlösliche, bei 244° schmelzende, polymere Par-
Anthraeen. Nitrobenzol. gg3
anthraeen über. Durch oxydierende Agentien wird das Anthraeen in
Anthrachinon übergeführt.
Das Anthraeen bildet, als Ausgangsmaterial für die Fabrikation
des künstlichen Alizarins, eins der wichtigsten der in der Teerfarben-
industrie zur Verwendung kommenden Rohmaterialien. Die Reinheit
des in den Handel kommenden Produktes ist außerordentlich yerschieden.
Seine Analyse ist ausführlieh besehrieben Bd. II, S. 763.
Von qualitativen Untersuchungen ist die Prüfung auf das für die
Alizarinfabrikation sehr nachteilige Garbazol zu erwähnen. Es verrät
sich die Gegenwart dieses Körpers durch die grüne Färbung, welche
das fragliehe Produkt beim Auflösen in salpetersäurehaltiger Schwefel-
säure zeigt.
e. Nitrobenzol [CeHsNOs].
Das in der Teerfarbenindustrie benützte Nitrobenzol ist nicht
immer ein einheitliches Produkt. Man macht gewöhnlich den Unter-
schied von leichtem und schwerem Nitrobenzol^) und bezeichnet mit
ersterem Namen ein wirklich nahezu reines Nitrobenzol, mit letzterem
ein Gemenge desselben mit Nitrotoluol und höheren Homologen. Das
leichte Nitrobenzol wird aus nahezu reinem Benzol dargestellt und dient
zur Fabrikation des Blauanilins, des Benzidins, der Metanilsäure und
der Nigrosine.
Reines Nitrobenzol bildet eine farblose, stark lichtbrechende
Flüssigkeit von bittermandelölartigem Geruch. Es besitzt ein spez.
Gewicht von 1,209 bei 15® und ''einen Siedepunkt von 205®. In der
Kälte erstarrt es zu einer bei +3® schmelzenden Erystallmasse. In
Wasser ist es so gut wie unlöslich, mit starkem Alkohol, Äther und
Benzol in jedem Verhältnis mischbar. Durch die meisten reduzierenden
Agentien, wie Zinn und Salzsäure, Eisen und Essigsäure etc., wird es
in Anilin, durch Alkalilauge und Zinkstaub in Azobenzol übergeführt.
Bei vorsichtiger Reduktion mit Zinkstaub imd Wasser oder Natrium-
amalgam entsteht Phenylhydroxylamin.
Bei Untersuchung der Handelswaren ist hauptsächlich der Siede-
punkt maßgebend. Bei Destillation des Produktes muß man sich vor
Überhitzung der Eolbenwände hüten, da sonst zuweilen Explosionen
erfolgen. ■
Einige Proben von leichtem Nitrobenzol zeigten folgende Siede-
punkts- und spez. Gewichtsverhältnisse:
*) Es bezieht sich dieser Ausdruck auf den Siedepunkt und nicht auf das
spez. Gewicht.
56*
884
Organische Farbstoffe.
Spez. Gew. bei 15 o
I.
1,209
IL
1,2084
in.
1.2076
Von 100 Tl. destillierten bis 204«
- 206°
- 208«
2
86,2
6,8
12
82
3,5
80
15
Summa
95
97,5
95
Nitrobenzol, welches zur Fabrikation der Blauöle dient, soll jedoch
fast vollständig innerhalb eines Thermometergrades überdestillieren.
Das schwere Nitrobenzol enthält auBerdem o- und p-Nitrotoluol,
öfters auch noch höhere Homologe. Die quantitative Zusammensetzung
resp. dessen Siedepunkt richtet sich nach dem Zweck, zu dem es ver-
wandt werden soll. Im allgemeinen hat es ein spez. Gewicht von 1,18
und siedet innerhalb der Grenzen von 220 bis 240^.
7. Nitrotolaol [C^ H^ NOJ.
Von den drei isomeren Nitrotoluolen kommen fiir die Technik nur
zwei in Betracht, nämlich:
I. Orthonitrotoluol. Gelbliche, bei 222 bis 225<> siedende Flüs-
sigkeit.
II. Paranitrotoluol. Farblose, bei 54^ schmelzende Krystalle.
Siedepunkt 2dß^.
Beide Isomere bilden sich beim Nitrieren des Toluols, und durch
Finhalten gewisser Kunstgriffe gelingt es, überwiegend die eine oder
andere Yerbindung zu erhalten. Die Metavei'bindung entsteht nur in
verschwindend kleiner Menge und ist für die Technik bedeutungslos.
Ortho- und Paranitrotoluol kommen gegenwärtig im Zustande ziem-
licher Reinheit in den Handel. Für ersteres ist der Siedepunkt, für
letzteres der Schmelzpunkt maßgebend.
Eine titrimetrische Bestimmung von p-NitrotoIuol in
rohem Nitrotoluol gibt B. Glas mann an (Ghem.-Ztg. 1904, No. 16,
S. 187; Berl. Ber. 1908, 4260). Das Nitrotoluol wird zu Toluidin redu-
ziert, das p -Toluidin mit 5-proz. ätherischer Oxalsäurelösong gef&llt,
der Niederschlag gewaschen, mit warmem Wasser übergössen und mit
Ätznatron titriert. (Ist eine Modifi.katiom der Rosenstiehlschen Me-
thode für Bestimmung von Paratoluidin neben Orthotoluidin. S. 889.)
Orthonitrotoluol dient zur Darstellung des Orthotoluidins und des
Tolidins. Die Paraverbindung hat zur Darstellung einiger Farbstoffe
Verwendung gefunden.
Nitronaphthalin. Dinitrobenzol. Dinitrotoluol. gg5
8. Nitronaphthalin [GioH^NOa].
Von den bekannten Nitroderivaten des Naphthalins kommt nur die
a- Modifikation des Mononitronaphthalins zur technischen Verwendung.
Das a-Nitronaphthalin dient ausschließlich zur Darstellung des a-Naphthyl-
aiüins. Es bildet im reinen Zustande gelbe, in Alkohol und Äther
leicht lösliche, in Wasser unlösliche Prismen Yom Schmelzpunkt 61°.
Es siedet bei 394°. Für das technische Produkt ist der Schmelzpunkt
maßgebend.
9. Dinitrobenzol [Cg H^ (NOg)^.
Nur die Meta-Modifikation des Dinitrobenzols findet technische
Verwendung. Sie dient fast ausschließlich zur Herstellung des Phenylen-
diamins, dem Zwischenprodukt für die Darstellung des Ghrysoidins und
des Phenjlenbrauns imd anderer Farbstoffe (z. B. Akridinderivate).
Im reinen Zustande bildet das Metadinitrobenzol lange, fast farb-
lose, bei 90° schmelzende Nadeln. £s löst sich leicht in Alkohol und
Äther, nicht in Wasser.
Das technische Produkt bildet gewöhnlich mehr oder weniger reine,
gelblich gefärbte Krystallkuchen. £s darf nicht stark mit Mononitro-
benzol yerunreinigt sein, welches sich leicht durch den Geruch und durch
den niedrigeren Schmelzpunkt des Produktes verrät, und soll neutral und
in Alkohol klar löslich sein.
Geringe Verunreinigungen mit den beiden höher schmelzenden Iso-
meren dürfen vernachlässigt werden. Ein häufig vorkommender Gehalt
von mechanisch anhaftender Salpetersäure ist zu berücksichtigen. Zur
Untersuchung bestimmt man den Schmelz- und Erstarrungspunkt.
Das Dinitrobenzol wird durch Behandlung von Nitrobenzol mit
Salpeterschwefelsäure bei erhöhter Temperatur dargestellt.
10. Dinitrotolaol [C^ H« (NO^a].
Das durch energische Behandlung des Toluols mit Salpeterschwefel-
säure dargestellte Diaitrotoluol besteht hauptsächlich aus der unsym-
metrischen Metaverbindung (CHg : NO, : NO^ = 1:2:4, Schmelzpunkt
70,5°). Es findet zur Darstellung des Toluylendiamins Verwendung,
welches in ähnlicher Weise wie das Phenylendiamin zur Erzeugung
gelber und brauner Farbstoffe benutzt wird. Es kommt in Form von
gelb gefärbten Kuchen in den Handel, welche nicht ölig und möglichst
frei von dem Geruch der Monoderivate sein sollen.
886
Organische Farbstoffe.
11. Anilin«].
Die unter der Bezeichnung „Anilinöl^ im Handel vorkommenden
Produkte sind je nach dem Zweck, für welchen sie dienen sollen, Ton
verschiedener Zusammensetzung. ' Außer dem Anilin kommen die iso-
meren Toluidine, sowie die Xylidine in den Handelsprodukten vor, und
es ist von großer Wichtigkeit, die einzelnen Bestandteile qualitativ und
quantitativ zu kennen.
Bevor wir auf die Untersuchung der technischen Produkte ein-
gehen, wird hier eine nähere Beschreibung der einzelnen, als Gemeng-
teile vorkommenden Basen am Orte sein.
a) Anilin [CgH^NH,].
Das reine Anilin bildet eine farblose, ölige Flüssigkeit von eigen-
tümlichem Geruch, welche sich an der Luft allmählich braun färbt.
Es erstarrt in der Kälte zu einer blättrigen, bei — 8^ schmelzenden
Krystallmasse , besitzt ein spez. Gewicht von 1,036 bei 0®, von 1,0267
bei 150, yon 1,0158 bei 22^ und siedet bei 184«^. Das Anilin mischt
sich mit Alkohol und Äther.
Schüttelt man es mit Wasser, so löst letzteres etwas davon auf.
Andererseits wird aber auch das Anilin dadurch wasserhaltig. Dieser
Umstand ist namentlich von Wichtigkeit, weil das Anilin der Technik
mit Wasserdämpfen destilliert und von den Destillationswässem abge-
schieden wird. Die gegenseitigen Löslichkeitsverhältnisse von Anilin
und Wasser hat AI exe Jeff in nachstehender Tabelle zusammengestellt.
100 Teile
100 Teile
Temperatur
Wasser lösen
Temperatur
Amiin lösen
AnUin
Wasser
16»
3,1
8«
4,6
56«
3,5
25«
4,d8
82«
5,1
39«
5,43
68«
6,04
Mischt man Wasser mit der entsprechenden Menge Anilin (bei 22®),
so findet nach W. Herz (Ber. 1898, 2669) keine Volumveränderung sUtt;
die Menge des gelösten Anilins beträgt 3,481 Volumina auf 100 Volumina
Wasser, und das spez. Gewicht der Lösung ist 0,9986. Beim Mischen
1) Dieser Siedepunkt bezieht sich auf den mittleren Barometerstand von
760 mm and ein ganz im Dampf befindliches Thermometer, unter den gewöhn-
lichen Bedingungen der Siedepunktsbestimmung wird man, je nach dem Baro-
meterstand, 181—183« beobachten.
AniÜD. 887
von Anilin und Wasser findet dagegen eine Kontraktion statt: 1000 ccm
Anilin und 52,22 ccm Wasser ergaben 1049,55 ccm^).
Die Lösung des Anilins ist ohne Wirkung auf gerötetes Lackmus-
papier. Gleichwohl ist das Anilin eine gut charakterisierte Base, welche
sieb mit einem Molekül einer einbasischen Säure zu gut krystallisierbaren
Salzen verbindet. Diese zeigen sämtlich saure Reaktion, selbst wenn
sie einen ÜberschuB der Base enthalten. Man kann deshalb in denselben
den Säuregehalt alkalimetrisch titrieren, gerade als ob die Säure frei
wäre (vergl. Lunge, Dinglers Joum. 251, 40 und Ghem. Ind. 1898, 490.)
Zur Erkennung von freiem Anilin bei Gegenwart eines
Anilin Salzes kann das Verhalten des ersteren zu Kupfersulfat dienen.
£ine völlig säurefreie Kupfersulfatlösung wird durch freies Anilin grün-
lich-braun gefärbt, während Anilinsalze diese Reaktion nicht zeigen.
Es bietet diese Reaktion, welche ziemlich empfindlich ist, ein einfaches
Mittel, um Anilin genau mit einer Säure zu neutralisieren.
Das Verhalten des freien Anilins zu gewissen Azofarbstoffen,
namentlich zu dem sogenannten Kongorot (siehe unten und Bd. I, S. 91)
kann ebenfalls zu seiner Erkennung sowie zu seiner acidimetrischen
Bestimmxmg dienen. Das Kongorot wird durch Säuren blau gefärbt,
freies Anilin stellt die rote Farbe wieder her; man kann letzteres daher
unter Benutzung jenes Farbstoffes als Indikator mit Normalsäure titrieren.
Der Titer ist am besten auf reines Anilin zu stellen. Gleichzeitig vor-
handenes Ammoniak oder andere freie Alkalien können in einer beson-
deren Probe mittels Lackmus titriert und in Abrechnung gebracht werden.
Die Resultate, die nach dieser Methode erhalten werden, sind
wenig genau, sicherer ist es inmier, das Anilin mit Natriumnitrit zu
titrieren (siehe unten bei Natriumnitrit).
Von den Salzen des Anilins zeichnet sich das Sulfat durch Schwer-
löslichkeit aus, während das Chlorhydrat in Wasser ziemlich leicht lös-
lich ist. Das Anilin zeigt folgende Reaktionen:
Eine wäBrige (nicht saure) Anilinlösung wird durch unterchlorig-
saure Salze violett gefärbt (Runge s Reaktion).
Eine Lösung von Anilin in konzentrierter Schwefelsäure
nimmt durch ein Kömchen Kaliumbichromat zuerst eine rote, dann eine
blaue Färbung an (B eis senhirz sehe Reaktion).
Kaliumbichromat erzeugt in einer sauren Anilinsulfat-
lösung einen dunkelgrünen Niederschlag, welcher auf weiteren Zusatz
') Die Versuche werden folgendermaßen angestellt. Zu 1000 ccm des in
einer langhalsigen Flasche befindlichen Lösungsmittels l&ßt man von einer ge-
wogenen Menge der zn lösenden Flüssigkeit durch einen Hahn soviel hinzafließen,
daß ein sicherer Überschuß vorhanden ist.
ggg Organische Farbstoffe.
des Reagens violettschwarz -wird (Anilinschwarz). Beim Erhitzen de-
stilliert bei 127^ schmelzendes Chinon über.
Mit Eisessig erhitzt wird das Anilin in bei 112^ schmelzendes
Acetanilid übergeführt.
Der Wert aller dieser Reaktionen ist übrigens zweifelhaft, wenn
es gilt, das Anilin in einem Gemisch von verschiedenen Basen nach*
zuweisen.
b) Toluidin [C7H7NHJ.
I. Orthotoluidin. Farblose, an der Luffc sich bräunende Flüssig*
keit von 1,000 spez. Gew. bei 16** und einem Siedepunkt von 198^.
Die Wasserlöslichkeit ist einigermaßen dem Anilin analog. Eben-
falls gut charakterisierte Base, mit krystallisierbaren, sauer reagierenden
Salzen, welche im allgemeinen das Verhalten der Anilinsalze zeigen.
Das Chlorhydrat ist leichter löslich als das des Anilins, dagegen
zeichnen sich das Nitrat und das Pikrat wieder von den entsprechenden
Anilinverbindungen durch Schwerlöslichkeit aus. Das Oxalat löst sich
in 250 Teilen Äther. (Unterschied vom Paratoluidin und vom Anilin.)
Beim Kochen mit Eisessig liefert es ein bei 107^ schmelzendes Acetyl-
derivat.
Das Orthotoluidin verhält sich in saurer schwefelsaurer Lösung gegen
Ghromsäure dem Anilin ähnlich, indem es eine dem Anilinschwarz ana-
loge Substanz bildet. Beim Kochen entweicht bei 67^ schmelzendes Tolu-
chinon. (Nietzki.)
Wird eine Lösung von Orthotoluidin mit Äther geschüttelt, dann
tropfenweise Chlorkalklösung hinzugefügt, wieder geschüttelt, schließlich
d^r Äther abgehoben und mit schwachsaurem Wasser zusammengebracht,
so nimmt dieses eine purpurrote Färbung an. (Rosenstiehl.)
Bringt man eine schwachsaure OrthotoluidinlÖsung mit reinem Para-
toluylendiamin zusammen und fügt Eisenchlorid hinzu, so entsteht eine
intensiv smaragdgrüne Färbung. (Nietzki.)
II. Metatoluidin. Kommt im Anilinöl nur spurenweise vor, und
seine Gegenwart kann meist völlig vernachlässigt werden. Es ist dem
vorigen sehr ähnlich, siedet bei 197** und hat ein spez. Gew. von 0,998
bei 250.
Wesentlich unterscheidet es sich durch den niedrigeren Schmelz-
punkt seines Acetylderivates (65,5**). Die sonstigen Reaktionen desselben
sind noch wenig studiert. Bei der Oxydation liefert es, gleich dem Ortho-
toluidin, Toluchinon.
III. Paratoluidin. Farblose, bei 45^ schmelzende Blättchen«
Siedepunkt 198°. Spez. Gew. 1,046. Es ist wenig löslich in kaltem
Wasser, etwas leichter in heißem, leicht in Alkohol, Äther und Benzol.
Seine Reaktion ist neutral, die der Salze sauer. Von letzteren ist das
Toluidin. Xjlidio. 889
Chlorhydrat etwas schwerer löslich als das des Orthotoluidins und des
Anilins. Pikrat und Nitrat sind leichter löslich. Dagegen zeichnet sich
das Oxalat durch schwierigere Löslichkeit in Wasser und fast gänzliche
ünlöslichkeit in Äther aus. Beim Kochen mit Eisessig gibt es ein bei
1450 schmelzendes Acetylderivat.
Wird eine nicht zu saure Paratoluidinlösung vorsichtig mit Kalium-
bichromat versetzt, so scheidet sich ein braunschillemder krystallinischer
Niederschlag ab, welcher sich mit schmutzig violetter Farbe in Alkohol
löst. In verdünnten Lösungen entsteht eine rötlich violette Färbung.
Beim Kochen mit einem Kaliumbichromatüberschuß findet keine Chinon-
bildung statt.
Ortho-, Meta- und Paratoluidin entstehen nebeneinander, wenn man
Toluol nitriert und das Gemisch mit Essigsäure oder Salzsäure und Eisen
reduziert. Ein solches Gemenge enthält gewöhnlich Orthotoluidin in über-
wiegender Menge, daneben ziemlich viel Paratoluidin und nur geringe
Mengen von Metatoluidin. Setzt man ein solches Gemenge der Winter-
kälte aus, so krystallisiert ein großer Teil des Paratoluidins heraus.
Ist eine vollständige Trennung erwünscht, namentlich, wo es sich
um Darstellung von möglichst reinem Orthotoluidin handelt, so ist die
von Rosenstiehl vorgeschlagene Trennungsmethode durch partielle
Sättigung die technisch am leichtesten ausführbare. Diese Methode be-
ruht auf der Tatsache, daß das Paratoluidin stärkere basische Eigen-
schaften besitzt, als das Orthotoluidin. Fügt man zu einem Gemenge
beider Basen so viel Schwefelsäure, daß nur ein Teil derselben dadurch
gesättigt ist, so wird sich die Säure vorzugsweise auf das Paratoluidin
werfen, und man erhält durch Übertreiben des Restes mit Wasserdampf
ein an Orthotoluidin reicheres Produkt. Durch öfteres Wiederholen ge-
lingt es, ein nahezu chemisch reines Orthotoluidin zu erzielen, während
aus dem an Paratoluidin reicheren Rückstand das letztere durch Kiystalli-
sation abgeschieden werden kann. Völlig rein erhält man das Ortho-
toluidin nur durch Krystallisation seines Nitrats. (Seh ad, Berichte VI,
1361.)
c) XyUdln [CgHeNHJ.
Die Theorie läßt die Existenz von 6 isomeren Xylidinen zu, welche
sämtlich bekannt sind. In dem rohen Xylidin, welches durch Nitrieren
des rohen Xylols und Reduktion des Nitroxylols dargestellt wird, kommen
vier dieser Xylidine vor. Von diesen bilden jedoch zwei die Haupt-
menge, während die beiden andern zu vernachlässigen sind.
I. Metaxylidin. (NKj : CH3 : CH3 = 1 : 2 : 4.) Bildet etwa
70 Proz. des käuflichen Xylidins. Siedepunkt 212<^. Spez. Gew. 0,9184
bei 25^. Bildet ein ziemlich schwerlösliches, gut krystallisierendes Chlor-
bydrat.
390 Organische Farbstoffe.
II. Paraxylidin. (NHj : CH3 : CH3 = 1 : 2 : 5.) Siedepunkt 215 <>
(bei 739 mm B.). Spez. Gew. 0,980 bei lö». Es bildet etwa 20 Proz.
des käuflichen Xylidins. Führt man ein Gemisch beider Basen durch
Behandlung mit rauchender Schwefelsäure in die Sulfosäuren über, so
kristallisiert beim Vermischen mit Wasser nur die Sulfosäure des Me-
taxylidins heraus. Aus dieser kann die Base durch £rhitzen mit Salz-
säure unter Druck wieder hergestellt werden. Paraxylidin bildet eine
leicht lösliche Sulfosäure, deren Natronsalz schön krystallisiert. Letzteres
liefert bei trockener Destillation Paraxylidin. (Nölting, Witt und
Forel, Berichte XVIII, 2664.)
Technische Anilindle.
Die technischen AnilinÖle werden in größeren Farbenfabriken selbst
dargestellt; im übrigen sind sie das Produkt besonderer Fabriken, der
Anilinfabriken.
Obwohl es außerordentlich wichtig ist, die Zusammensetzung eines
Anilinöls quantitativ und qualitativ genau zu kennen, so fehlt es in der
Praxis bis jetzt fast gänzlich an zuverlässigen analytischen Methoden,
welche die Bestimmung aller einzelnen Bestandteile ermöglichen.
In den meisten Fällen begnügt man sich mit der Bestimmung des
spezifischen Gewichts und des Siedepunkts und sucht im übrigen empirisch
festzustellen, ob das fragliche Ol zu dem bestimmten Zweck tauglich
ist oder nicht.
Da die Siedepunktsbestimmung wohl das wichtigste Mittel ist, um
beispielsweise in einem Gemisch von Anilin und Toluidin die beiden
Komponenten annähernd zu bestimmen, so soll die Art und Weise ihrer
Ausführung etwas näher besprochen werden. Es genügt hier durchaus
nicht, die Temperaturgrenzen festzustellen, innerhalb welcher das frag-
liche Produkt überdestilliert, es müssen vielmehr die Mengen ermittelt
werden, die bei einer gewissen Temperatur übergehen.
Am zweckmäßigsten bedient man sich der bekannten Fraktionier-
kolben, welche mit einem passenden Kühler versehen auf ein Sandbad
gesetzt werden. Als Vorlage dienen graduierte Zylinder, welche in
Kubikzentimeter geteilt sind. In den Hals taucht ein Thermometer
derart, daß die Kugel sich etwa ein Zentimeter unterhalb des seitlich
angesetzten Ausflußrohrs befindet. Man wendet 100 — 200 ccm des Öls
an und fängt bei langsamer Destillation die von Grad zu Grad über-
gehende Menge in einem besonderen Zylinder auf. Die zuerst über-
gehenden Tropfen werden dabei unberücksichtigt gelassen, da das Ther-
mometer nicht sogleich die Temperatur des Dampfes annimmt. Dabei ist
gleichzeitig auf einen Gehalt an Wasser Rücksicht zu nehmen, welches
Technische Anilinöle. g91
mit den ersten Partien überdestilliert. Es existieren gegenwärtig be-
sondere Anilinthermometer im Handel, deren Skala erst bei 150^ anfängt
und in Yj oder Y^q Grade geteilt ist.
Man würde einen großen Fehler begehen, wenn man aus den über-
gehenden Mengen einer Fraktion direkt auf den Prozentgehalt an einer
bei derselben Temperatur siedenden Substanz schlieBen wollte. Die
ganze Bestimmung hat yielmehr nur einen relativen Wert. Will man
z. B. den Gehalt eines Gemisches Ton Anilin und Toluidin annähernd
bestimmen, so würde man zweckmäßig folgendermaßen verfahren müssen.
Man bereitet sich verschiedene Gemische beider Basen von bekanntem
Gehalt, destilliert diese für sich und beobachtet, welches derselben der
zu untersuchenden Substanz in der Quantität der einzelnen Fraktionen
am nächsten kommt. Dabei ist möglichst in demselben Gefäß, mit dem-
selben Thermometer und unter demselben Barometerstand zu arbeiten.
Auch ist es nötig, stets möglichst dieselbe Geschwindigkeit im Destillieren
einzuhalten. (Man destilliert meist 100 ccm in einer halben Stunde
über.) Bei einiger Übung wird man bald dasjenige Basengemisch her-
ausfinden, dessen Zusammensetzung mit der des zu imtersuchenden Öls
annähernd übereinstimmt. Bei gewissen, stets wiederkehrenden Unter-
suchungen wählt man ein Anilinöl, welches den gestellten Anforderungen
entspricht, als „Typ^ und betrachtet diejenigen Produkte als brauchbar,
welche imter naheliegenden Verhältnissen destillieren.
Außer den Siedepunktsbestimmungen sind noch die Bestimmungen
des spezifischen Gewichtes üblich, doch ist der Wert derselben noch
mehr relativ als der der ersteren. Im allgemeinen steht das spezifische
Gewicht im umgekehrten Verhältnis zum Siedepunkt.
Eine Verunreinigung von Anilinölen mit Nitrobenzol und
Kohlenwasserstoffen, welche zuweilen vorkommt, läßt sich am
leichtesten an der unvollkommenen Löslichkeit derselben in verdünnter
Salzsäure erkennen, mit noch größerer Schärfe, wenn man die saure
Lösung mit Äther ausschüttelt und diesen verdunstet.
Die Bestimmung der Feuchtigkeit in Anilin, o- undp-To-
luidin geschieht nach 0. Dobriner und W. Schranz (Zsch. analyt.
Chem. 84, 740) durch Ermittelung des Verbrauchs an Bromierungslauge
nach Reinhardt (s. S. 896) in gleichen Gewichtsmengen der unge-
trockneten und getrockneten Substanz. Es verbrauchte die ungetrock-
nete Substanz a ccm, die getrocknete b ccm, so berechnet sich der
Feuchtigkeitsgehalt F aus der Gleichung:
a : b = (100 — F) : 100.
Es ist hierbei gleichgültig, ob die betreffenden Substanzen, abgesehen
vom Wassergehalt, rein oder Gemische von Anilin und Toluidin sind;
892
Organische Farbstoffe.
denn in den getrockneten Substanzen ist das Verhältnis der Kompo-
nenten dasselbe wie in den angetrockneten.
Anilin und o-Toluidin lassen sich leicht durch (am besten zwei-
malige) Behandlung mit geglühtem kohlensauren Kali Tollkommen ent-
wässern. Dagegen gelingt es nicht, p-Toluidin durch Behandeln mit
geschmolzenem Ätzkali bei ca. 50^ wasserfrei zu erhalten; auch scheint
bei dieser Behandlung das p-Toluidin nicht ganz intakt zu bleiben.
Für die Zwecke der Technik genügt es, da das p-Toluidin des Handels
nur geringe Mengen Anilin enthält, das p-Toluidin zu destillieren und
die Destillation zu unterbrechen, sobald 10 Proz. Destillat erhalten sind.
Der im Destillationskolben yerbleibende Anteil ist als wasserfrei za
betrachten.
Blauanilln.
Für die Umwandlung des Rosanilins in Anilinblau (Triphenylros-
anilin) wird ein möglichst reines Anilin angewandt, da die höheren Ho-
mologen desselben meist trübe, rötliche Töne erzeugen. Die Fabrikation
dieses Produktes ist gegenwärtig denn auch derart Yerrollkomnmet, daB
das zurzeit in den Handel kommende Bläuanilin als fast chemisch
reines Anilin zu betrachten ist.
Das spez. Gewicht des Blauöls schwankt zwischen 1,0265 und
1,0267 bei 15 ^ C. Es sollen von einem guten Blauöl 97—98 Prozent
innerhalb 1 — IV, Thermometergraden übergehen. Die Siedetemperatur
richtet sich nach dem Baromerstand und liegt zwischen 181 — 183^ C.
10 ccm des Öls sollen mit 50 ccm Wasser und 40 ccm Salzsäure eine
völlig klare Lösung geben. Einige geringwertigere Blauölmuster zeigten
folgende Siedepunkte und spezifische Gewichtsverhältnisse.
Spez. Gew. bei 15^
1.
1,0260
2.
1,0252
3.
1,0256
4.
1,0260
5.
1,0260
Es gingen über
Volamprozente bis 180®
- 181«
1
2
2
4
2
4
3
4
1
4
- 1820
98
83
89
88
92
- 183»
2
7
2
2
2
- 1840
2
—
—
Summa:
98
98
97
97
1
99
A. Liebmann und A. S tu der (J. Chem. 1899, 110) bestimmen
Wasser, Schwefel, das spez. Gewicht, den Siedepunkt und die Löslicb-
keit in Salzsäure in folgender Weise. Wasser und Siedepunkte können
Blauanilin. 893
«
in einer Operation gefunden werden. Zu diesem Zwecke destilliert man
100 ccm Öl aus einem gewöhnlichen Kolben imd fängt die ersten 10 ccm
in einem engen, graduierten Zylinder von lö ccm Inhalt auf. Hierauf
versetzt man mit 1 ccm gesättigter Kochsalzlösung, schüttelt und liest
ab. 0,3 Proz. Wasser werden auf diesem Wege nicht mehr gefunden.
Nun destilliert man weiter und fangt Ton 10 zu 10 ccm auf. Es
sollen 80 Prozent des Öles innerhalb 7^^ übergehen. Vom Destillat
bestimmt man das spez. Gewicht, welches bei 15 ^ 1,0265 bis 1,027 be-
tragen soll.
Um allfällig vorhandene nicht basische Verunreinigungen zu ent-
decken, bestimmt man die Löslichkeit in verdünnter Salzsäure.
Durch Kochen des zu untersuchenden Öles am RückfluBkühler wird
der Schwefel in Schwefelwasserstoff übergeführt und zur Bestimmung
der letztere durch Einleiten von Kohlensäure in titrierte Silberlösung
übergetrieben. Die filtrierte Lösung wird zurücktitriert.
Maurice Fran^ois (J. Pharm. Chim. [6] 9, 821) empfiehlt eine
Tolumetrische Bestinmiung des Anilins in Lösung, welche auf die Bil-
dung von Tribromanilin gegründet ist. Als Indikator dient Indigosulfo-
säure, welche sich entfärbt, wenn das Anilin durch Bromwasser völlig
in Tribromanilin umgewandelt ist. Das Anilin kann frei oder als Chlor-
hydrat bei einem Überschufi von Salzsäure titriert werden, und zwar in
Form einer Lösung von ca. 0,01 g Anilin in 1 Liter. Das zur Unter-
suchung benutzte Bromwasser mufi ca. 5 g Brom per 1 Liter enthalten;
dessen Wirkungswert wird durch Einstellen auf arsenige Säure mit Hilfe
von Indigo als Indikator oder auf eine Lösung von reinem Anilinchlor-
hydrat (1,392 g im Liter) ermittelt.
Mit Arsensäure oder Quecksilberchlorid erhitzt, dürfen
aus dem Blauanilin neben schwarzvioletten, in Wasser unlöslichen Farb-
stoffen nur ganz geringe Spuren von Rosanilin entstehen.
Das Blauanilin wird durch Reduktion von möglichst reinem Nitro-
benzol dargestellt.
Anilinsalz (salzsaures Anilin) stellt große, meist etwas grau
oder graugrün gefärbte Blätter oder Nadeln dar, die in Wasser und
Alkohol leicht löslich sind, bei 196,5—196,80 (Vorbad 180 «; abgekürzte
Zincke- Thermometer) schmelzen und sich bei höherer Temperatur un-
verändert verflüchtigen.
Die Lösung in Wasser soll klar sein, Safrosinpapier nicht ent-
färben imd von Chlorbaryumlösung nicht oder nur schwach getrübt
werden. Allfällig vorhandenes freies Anilin weist man mit völlig säure-
freier KupfersulfatlösuDg nach (s. S. 887), welche durch die geringste
Menge Anilin grünlichbraun wird, während Chlorhydrat diese Färbung
nicht hervorruft.
g94 Organische Farbstoffe.
Zur Bestimmung der Feuchtigkeit werden 5 g bis zur Gewichts-
konstanz (ca. 24 Stunden) im Exsikkator getrocknet. Der Gewichts-
verlust soll höchstens 1 Proz. betragen. Das mittels Ammoniak aus der
wäßrigen Lösung abgeschiedene und mit gepulvertem Natriumhydroxid
getrocknete Anilin soll wie ^ Blauanilin '^ destillieren.
Man prüft femer auf den Schmelzpunkt.
Den Gehalt bestimmt man durch Titration und löst zu diesem
Zwecke eine gewogene Menge in Wasser, fügt Phenolphtalein hinzu und
versetzt bis zur schwachen Rotfärbung mit Yjq Normalnatronlauge.
Auch die Reinhardt sehe Methode (s. S. 896) kann zur Unter-
suchung der Salze des Anilins (und der Toluidine) angewandt werden.
Die Bestimmung hat mit den wasserfreien, über Schwefelsäure getrock-
neten Substanzen zu geschehen.
Für das Anilinsalz geht die Reinhardtsche Formel über in die
folgende:
X = 2,5102 VT— 1,5102 A.
In dieser bedeutet:
A die angewandte Menge Anilinsalz,
X die darin vorhandene Menge salzsaures Anilin,
T den Titer der Bromlauge auf reines salzsaures Anilin, auch
129 5
aus dem Anilintiter t durch Multiplikation mit — ö^— zu er-
halten,
Y die Anzahl der verbrauchten Kubikzentimeter Bromlauge.
Um die freie Säure zu ermitteln, wird eine Lösung von 5 g des
Salzes in 10 ccm Wasser mit 5 Tropfen einer Erjstallviolettlösong
(1 : 1000) versetzt und mit einer genau gleich zubereiteten Lösung eines
reinen Salzes verglichen : man titriert mit Yk, wäßriger Anilinlösung, bis
die Färbung beider Lösungen gleich ist (A. Liebmann und A. Stader,
Joum. Chem. 1899, 110).
Anilinsalz wird in großen Mengen zur Erzeugung von Anilin-
schwarz, zur Darstellung von Diphenylamin u. a. m. gebraucht.
Botanilln.
Die Fabrikation des Rosanilins (Fuchsins) beruht bekanntlich auf
der Oxydation eines Gemisches von Anilin und Toluidin mit Arsen-
säure oder Nitrobenzol. Das unter dem Namen „Anilin für Rot^ in
den Handel kommende Anilinöl enthält nahezu auf 1 Teü Anilin 2 Teile
Toluidin, und zwar meistens gleichviel an Ortho- und Para-Toluidin.
Über die vorteilhafteste Zusammensetzung eines Rotöls sind die
Meinungen geteilt, doch haben die Untersuchungen von Fischer dar*
Rotanilin
895
getan, daß ein Gemenge Ton Anilin und Ortho toluidin kein Rosanilin
erzeugt, wohl aber ein Gemenge von Paratoluidin mit Anilin, und daß
schließlich das Orthotoluidin an der Reaktion nur teilnimmt, wenn
gleichzeitig Paratoluidin zugegen ist. Demnach würde ein Gemenge Ton
gleichen Molekülen Orthotoluidin, Paratoluidin und Anilin das günstigste
Verhältnis sein. Wirklich kommt die Zusammensetzimg der meisten
Rotöle diesem Verhältnis sehr nahe.
Bas zur Verwendung kommende Rotöl soll ein spez. Gewicht Yon
1,006 — 1,009 bei 15^ besitzen. Man verlangt femer, daß es zwischen
182^ nnd 198^ ziemlich vollständig überdestilliere, also fr^ Yon Xylidin
und höher siedenden Basen sei. Es soll sich femer in verdünnter Salz-
säure fast klar lösen.
Einige den Anforderungen für den Arsensäureprozeß entsprechende
Rotöle zeigten folgende Destillations- und Dichtigkeitsverhältnisse.
^ Spez. Gewicht bei 15°
I.
1,009
II.
1,006
Es destillierten Volamprozente:
bis 1890
27
19
- 191«
39
38
- 1930
17
22
- 195«
7
6
. 197"
5
6
- 199«
2
8
Summa:
97
94
Durch Bestimmung der Siedetemperatur läßt sich zwar das Ver-
hältnis von Anilin und Toluidin im Rotöl annähernd ermitteln, nicht
aber das Verhältnis der beiden isomeren Toluidine zueinander. Für die
Bestimmung der letzteren sind verschiedene Methoden vorgeschlagen,
doch haben dieselben nur einen relativen Wert.
Das Paratoluidin kann man nach dem von Merz und Weith an-
gegebenen Verfahren in Form seiner schwer löslichen Acetyl Verbindung
abscheiden und wägen. Man kocht zu diesem Zweck etwa 10 bis 15 g
des Ols mit der vierfachen Menge Eisessig 12 Stunden lang am Rück-
fiuBkühler und gießt dann die Masse in die achtzigfache Wassermenge
des angewandten Öles ein. Dabei scheidet sich das Acetylderivat des
Paratoluidins aus und kann nach längerem Stehen abfiltriert, getrocknet
und gewogen werden.
Diese Methode ist keineswegs genau und nur dann verwendbar,
wenn man vergleichende Versuche mit bekannten Gemischen anstellt.
g96 Organische Farbstoffe.
Die Methode zur Analyse der Anilinöle von H. Reinhardt
(Chem.-Ztg. 1893, 413), für welche A. Winther (Chem. Ind. 1905, 29)
die grundlegende Idee gegeben hat, beruht darauf, daß
1. beim Behandeln mit einem Gemisch von Bromkalium und brom-
saurem Kalium in verdünnter saurer Lösung Anilin Tribromanilin, o- und
p-Toluidin dagegen nur Dibromsubstitutionsprodukte liefern,
2. daß unter bestimmten Bedingungen aus der salzsauren Lösung
der drei Basen durch Oxalsäure zunächst p-Toluidin, dann Anilin ge-
fällt wird, während o-Toluidin in Lösung bleibt.
In dea aus den abgeschiedenen Oxalaten gewonnenen Ölen wird
das Verhältnis von Anilin zu p-Toluidin durch Titrieren mit Bromie-
rungslauge bestimmt.
/. Bestimmung des Änüins, o- und p-Toluidins, sowie des AniUns in Gemi$eh$n
mit 0- oder p-Toluidin oder beiden Toluidinen.
Darstellung der Bromierungslauge aus 490 g Brom, 336 g
Kalihydrat (100-proz.) und 1 1 Wasser; nach 2 — 3 -stündigem mäßigen
Kochen wird auf 9 1 verdünnt, ünterbromigsaures Salz darf nicht vor-
handen sein.
Zur Titerstellung sowohl wie zu den Analysen werden ca. 1,5
bis 2 g öl in 100 ccm Bromwasserstoffsäure ^) von 1,45 — 1,48 spez. Ge-
wicht und 1000 ccm destilliertem Wasser gelöst und Bromierungslauge
so lange zugegeben, bis Jodkaliumstärkepapier überschüssiges Brom
anzeigt.
Der Titer der Bromlauge bleibt ziemlich konstant.
Für technische Anilinöle berechnet man den Anilingehalt nach der
Formel :
X = 2,3777 V t — 1,3777 a und p % = -^^
worin x das in der angewandten Ölmenge a enthaltene Anilin, v das
verbrauchte Yolum Bromierungslauge und t deren Anilintiter bedeutet,
a — X ist alsdann die Menge der im Anilinöl vorhandenen Toluidine.
//. Bestimmung des p-Toluidins in Gemischen mit AniUn- oder o-Tohtidin
oder beiden Basen.
Um ein genaues Resultat zu erhalten, muß man mehr Oxalsäure
anwenden, als der vorhandenen p-Toluidinmenge entspricht« Diese muß
deshalb durch einen Vorversuch annähernd ermittelt werden. Am zweck-
>) Kann auch darch die entsprechende Menge Bromkaliom und Salzsftnre
ersetzt werden.
Rotamlin. ' 897
mäßigsten ist es, bei Anwendung von 100 g Öl zur Analyse den p-To-
luidingehalt bei anilinarmen Ölen um 10 g, bei anilinreichen Ölen um
20 g höher anzimehmen, als durch die Probe gefunden wurde, und dar-
nach die Oxalsäure zu berechnen.
Im übrigen führt man die Analyse in folgender Weise aus : 100 g
Öl werden mit 106 g möglichst schwefelsäurefreier Salzsäure (20^ Be,
ca. 31 Proz. HCl, aeq. 116) yermischt und diese Mischung sofort miö
der bereitgehaltenen, fast siedenden Lösung der notwendigen, kalkfreien
Oxalsäure in der zehnfachen Menge destillierten Wassers versetzt. Diese
Lösung muB selbst bei hohem p-Toluidingehalt anfangs ganz klar sein;
man läßt sie unter häufigem Umrühren erkalten und 48 Stunden zur
Krystallisation stehen. Die Oxalate werden dann abgesaugt, 3 mal mit
je 25 ccm destilliertem Wasser gewaschen und durch Eintragen in heiße
verdünnte Kalilauge (100 ccm Kalilauge von '45^ Be, 200 ccm destil-
liertes Wasser) zerlegt. Das abgeschiedene Ol wird nach dem Erkalten
gesammelt und gewogen. Schließlich wird es mit Ätzkali getrocknet
und der Anilingehalt in der beschriebenen Weise durch Bromtitration
ermittelt.
Eine einfache Umrechnung ergibt den Gehalt des ursprünglichen
Gemisches an p-Toluidin, dem eine für die augegebenen Bedingungen
ermittelte, konstante Korrektur von + 2,00 zugerechnet werden muß.
Bestimmung von Anilin in Gegenwart kleiner Mengen
Toluidin und Bestimmung von Toluidin in Gegenwart kleiner
Mengen Anilin. (P. Dobriner und W. Scbranz, Zsch. f. analyt.
Chem. 84, 734.)
Die Reinhardt sehe Methode gestattet (nach Dobriner und
Seh ranz) den Nachweis und die Bestimmung geringer Mengen Toluidin
im Anilin; dagegen erhält man bei der Titration von Toluidin allein
oder in seinen Gemischen mit geringen Mengen Anilin nicht ganz richtige
Resultate.
Unter Anwendimg des Anilintiters findet man in reinem Toluidin
einen Gehalt von Anilin, und in Gemischen von Toluidin und geringen
Mengen Anilin fällt der Gehalt an letzterem zu hoch aus. Benutzt man
den aus dem Anilintiter berechneten Titer für Toluidin bei der Titration
von reinem Toluidin, so ergibt sich ein um etwa 10 Proz. zu hohes
Resultat. Die Reinhardtsche Formel läßt sich jedoch genügend gut
verwenden, wenn man die Titerstellung der Bromlauge auf reines
Toluidin vollzieht und umgekehrt durch Multiplikation mit
93
^ " g den Titer t für Anilin berechnet.
loU,o
Im allgemeinen wird es sich wohl empfehlen, die Titerstellung
sowohl auf reines Anilin als auch auf reines Toluidin zu machen. Es
Untersuchungen. 5. Aufl. in. 57
g98 Organische Farbstoffe.
seien t und T die entsprechenden Titer. Der Anilingehalt x wurde
sich alsdann aus der Gleichung
X X — a
H ^ — == Y
t ' T
ergeben.
Nach Schaposchnikoff und Sachnovsky (Zsch. f. Farben- und
Textilchemie 1903, 7) ist die Reinhardt sehe Methode nicht einwands-
frei; namentlich gibt die Bereitung der Bromierungslauge (durch Kochen
des Broms mit wäBriger Kalihydratiösung) schwankende und unsichere
Resultate. Sicherer ist die Anwendung YOn käuflichem, reinem Kalium-
bromat (8 g KBr03 im Liter = ca. Yy -normal, anstatt 11,1 %o ^'^^
Reinhardt). Zum Lösen des Anilinöles dient 25-proz. Bromwasser-
stoffsäure im Verhältnis von 60 g Säure auf 1 g Anilin ; die Titerstellung
der Kaliumbromatlösung geschieht nicht mit Anilin, sondern mit Jod,
nach der Gleichung:
K Br O3 + 6 H Br + 6 K J = 3 Js + 7 K Br + 3 H, 0.
Zur Titerstellung nimmt man 25 ccm Kaliumbromatlösung und
versetzt mit 5 g Jodkalium imd 3 ccm 25-proz. Bromwasserstoffsäure.
Das ausgeschiedene Jod wird mit bekannter Natriumhyposulfitlösung
titriert. 3 Mol. Jod entsprechen einem Molekül Kaliumbromat, einem
Molekül Anilin bezw. ly, Molekül Toluidin. Die Zahlenverhältnisse
sind:
1 g J = 0,22083 g K Br Os = 0,12231 g C« H^ N = 0,14061 g C, H^ N.
Beispiel: 25 ccm K Br O3 brauchten 72,6 ccm Na, S^ O3. Der
Jodtiter der letzteren Lösung ist 0,01147 g J. Daraus ergibt sich 1 ccm
K Br O3 = 0,0332 g J = 0,00407 g Anilin = 0,00468 g Toluidin,
Kontrollversuch: 5,0318 g reinen Anilins werden in 187,5 g
40-proz. Bromwasserstoffsäure gelöst und mit Wasser auf 500 ccm ge-
stellt. Je 25 ccm dieser Anilinlösung brauchten 61,8 ccm K Br Oj-Lösung.
Für das ganze Gewicht werden 1236 ccm berechnet. Also ist der Anilin-
titer der Kaliumbromatlösung = 0,00407 g C^ H5 . NH,.
Zur Bestimmung des Endes der Titration ist die Anwendung von
Jodkaliumstärkepapier nicht notwendig; bei der vollendeten Bromierung
wird die oberhalb des Bromümiederschlages stehende Flüssigkeit ganz
klar und nimmt von dem geringsten UberschuB an Kaliumbromat eine
leicht sichtbare gelbliche Färbung an. Diese Färbung zeigt das Ende
der Reaktion sehr scharf an.
Der Gehalt an Anilin und Toluidin im untersuchten Öle wird
aus den Resultaten der Analyse nach folgenden Formeln berechnet.
Es seien:
Technische Toluidine. §99
p = die abgewogene Menge des Anilinöles;
n = Kubikzentimeterzabl der K Br O3 - Lösung, entsprecbend
ag Öl;
Ti = Jodtiter der KBr Oj-Lösung;
Ta = Titer der K Er O3- Lösung nach Anilin = 0,12231 x Ti;
Tt = Titer der K Er O3 -Lösung nacb Toluidin = 0,14061 x Ti ;
80 ist der Prozentgebalt an Anilin gleich:
100 nTt — p
X.= T.
a -a p Tt-Ta
Der Prozentgebalt an Toluidin:
100 p-nT,
Xi = 1 1 • — -—
Tt-Ta
Ist n Ta =' p, so besteht das untersuchte öl aus reinem Anilin ;
wenn n Tt = a ist, so bat man das reine Toluidin.
FUchsinSehapp4s. Die von der Fucbsinscbmelze abdestillieren-
den Anilinöle besteben meist aus Anilin und Ortbotoluidin, während
das Paratoluidin fast Yollständig für den Fucbsinbildungsprozeß yer-
braucbt wird. Sie dienen bauptsäcblicb zur I>arstellung des Safranins.
Die meisten Fucbsinecbappes verhalten sich wie ein Gemisch Ton
40 Proz. Anilin und 60 Proz. Ortbotoluidin. Sie enthalten stets eine
erhebliche Menge nicht basischer Produkte und geben dann mit ver-
dünnter Salzsäure eine starke Trübung.
Technische Toluidine* Das in den Handel kommende Para-
toluidin kann leicht nach dem äußeren Ansehen, sowie nach dem Schmelz-
punkt beurteilt werden. Da es ein Hydrat bildet, so ist auf diesen
Umstand besonders Rücksicht zu nehmen.
Das Ortbotoluidin kommt jetzt ebenfalls in großer Reinheit in den
Handel. Da Ortho- und Paratoluidin sich nicht im Siedepunkt, wohl
aber im spez. Gewicht bedeutend voneinander unterscheiden, so ist auf
letzteres besonders zu achten.
Die nachstehende, von Lunge ausgearbeitete Tabelle gibt das
spez. Gewicht von Gemengen beider Easen an und genügt zur quanti-
tativen Untersuchung derselben, vorausgesetzt, daß sie trocken und völlig
frei von Anilin und Xylidin sind. Ein solches Toluidingemisch muß
völlig zwischen 195 und 198° üb er destillieren und die Hauptmenge
innerhalb zweier Grade übergehen.
57'
900
Organische Farbstoffe.
Tabelle über den Gehalt eines Oemüches van Ortho- und ParcUoluidm
nach dem spez. Gewichte von Lunge ^).
a) bei 15® C, bezogen auf Wasser von 15® C.
Ortho-
Ortho-
Ortho-
Spez. Gew.
tolttidin
Spes. Oew.
toluidin
spez. Oew.
toluidin
ProB.
Proz.
Proz.
10037
100
1-0015
82
0-9993
64
looae
99
1-0014
81
0-9992
63
10035
98
10013
80
0-9991
62
10034
97
1-0012
79V,
0-9990
61V,
10033
96
1-0011
78V,
0-9989
61
10032
95
10010
77V,
0-9988
60
10031
94
1-0009
77
0-9987
59
10030
98\/,
10008
76
0-9986
58V,
1-0029
92V,
1-0007
75
0-9985
58
10028
91%
10006
74
0-9984
57 V,
10027
91
1-0005
73
0-9983
56 V,
10026
90
10004
72 V,
0-9982
56
10025
89 V,
1-0003
72
0-9981
55
10024
88V,
1-0002
71
0-9980
54'/,
10023
88
1-0001
70
0-9979
54
10022
87
10000
69
0-9978
53
1-0021
86V,
0-9999
68V,
0-9977
52V,
10020
86
0-9998
68
0-9976
51V,
10019
85
0-9997
67
0-9975
51
10018
84V,
0-99%
66V,
0-9974
50
1-0017
83V,
0-9995
65V,
1-0016
82 V,
0-9994
65
b) bei 20® C, bezogen auf Wasser von 15® C.
0-9939
0-9938
0-9937
0-9936
0-9935
50
49V,
48V,
48
47 V,
0-9934
0-9933
0-9932
0-9931
0-9930
46 V,
46
45
44V,
44
0-9929
0-9928
0-9927
0-9926
43
42
41
40
Versetzt man eine Lösung von Orthotoluidin in verdünnter Sah-
säure mit Kaliumbichromat und bringt einen Tropfen des Gemisches auf
Filtrierpapier, so verrät sich ein Gehalt von Paratoluidin durch einen
den Fleck umgebenden rotvioletten Rand.
») Chem. Ind. 1886, 8, 74.
Technische Toluidine« QQl
Eine Farbenreaktion auf p-Toluidin (J. Biehringer und
A. Busch, Ghem.-Ztg. 1902, 1128), die zur Erkennung des p-Toluidins
für sich als auch bei Gemischen desselben mit Anilin und den Homo-
logen dienen kann, beruht auf dem yerschiedenen Yerjxalten der Basen
zu Eisenchlorid. Fügt man zu einer schwach salzsauren Lösung von
p-Toluidin einige Tropfen Eisenchlorid, so bleibt dieselbe in der Kälte
zuerst hellgelb, wird jedoch nach einigem Stehen rosenrot. Erhitzt man
sie dagegen zum Kochen und kühlt dann ab, so nimmt sie sofort eine
intensive bordeauxrote Farbe an, die sehr beständig ist und auch nach
tagelangem Stehen sich nicht verändert. Sie wird noch deutlich wahr-
genommen, wenn 1 g p-Toluidin in ca. 3 1 schwach salzsaurem Wasser
gelöst ist; bei noch größerer Verdünnung wird die rote Farbe durch die
gelbe des Eisenchlorids verdeckt und dadurch der Nachweis des p-To-
luidins unsicher.
Die wäßrige Lösung des salzsauren o-Toluidins liefert beim Stehen
mit Eisenchlorid nach kurzer Zeit einen blauen Niederschlag, welcher
durch mehr Salzsäure grünlich wird (Toluidinblau) (A. Ladenburg,
D. ehem. Ges. Ber. 1877 (10), 1127); kocht man, so entsteht je nach
der Acidität der Lösung der grünlichblaue Niederschlag sofort. Das
verschiedene Verhalten der beiden Isomeren gibt ein Mittel zur Erken-
nung derselben z. B. im Handelstoluidin. Erhitzt man eine schwach
salzsaure Lösung desselben mit einigen Tropfen Eisenchlorid, so erhält
man einen Niederschlag von blau grünen Flocken (von o-Toluidin her^
rührend) ; die abfiltrierte Lösung zeigt die kirschrote Färbung des p-
Toluidins.
Reines Anilin gibt unter analogen Umständen ebenfalls einen blau-
grünen Niederschlag. Eine Mischung von Anilin und p-Toluidin zeigt
somit das gleiche Verhalten wie die Mischung der beiden Toluidine.
Rosen stiehl hat zur Bestimmung des Paratoluidins neben Ortho-
toluidin ein Verfahren vorgeschlagen, welches auf der verschiedenen Lös-
lichkeit der Oxalate in Äther beruht. Man stellt sich zur Ausführung
dieser B«stimmungsmethode zuerst völlig alkoholfreien Äther dar, indem
man denselben wiederholt mit Wasser wäscht, darauf über Ghlorcalcium
trocknet und schließlich über Natrium destilliert. Man löst im Liter
Äther etwa 3 g krystallisierte Oxalsäure. Alsdann wägt man 0,2 — 0,4 g
reines Paratoluidin genau ab, löst es in einem Kolben in 80 — 100 ccm
des Äthers und läßt jetzt von der ätherischen Oxalsäurelösung aus einer
Bürette so lange hinzufließen, als dadurch noch ein Niederschlag bewirkt
wird. Das richtige Treffen dieses Punktes erfordert einige Übung,
namentlich da der Niederschlag zuletzt erst nach einigem Stehen und
Schütteln erscheint und sich dann fest an die Wände des Gefäßes ^etzt.
Man muß zuletzt eine kleine Probe in ein Reagensglas abfiltrieren und
902 Organische Farbstoffe.
yersuchen, ob ein Tropfen Oxalsäurelösung nach einigem Schütteln und
Reiben an den Wänden noch eine Trübung bewirkt. Hat man diesen
Punkt gefunden, so läßt sich daraus leicht der Titer für die Oxalsäure-
lösung berechnen. Man yerfahrt alsdann mit der zu untersuchenden
Substanz genau wie vorhin mit dem Paratoluidin und berechnet aus der
y erbrauchten Menge der Oxalsäurelösung den Gehalt an dieser Base.
Lorenz modifiziert das Verfahren derart, daß er die mit einem
geringen Oxalsäureüberschuß gefällte Lösung abfiltriert, mit Äther aus-
wäscht, den Niederschlag in 7,0 Natronlauge löst imd mit 7,0 Normal-
säure zurücktitriert. Da die an Toluidin gebundene Oxalsäure auf
Lackmus wie freie wirkt, so läßt sich der Gehalt des Niederschlages
an derselben mit genügender Schärfe bestimmen. Aus der Formel des
Toluidinoxalats: (C7 H9 N), G, H, O4 läßt sich alsdann leicht der Gehalt
an Paratoluidin berechnen.
Die Rosenstieh Ische Methode liefert leidlich gute Resultate, vor-
ausgesetzt, daß absolut alkoholfreier Äther angewandt wird, wie man
ihn nur durch wochenlanges Stehen über Natrium elrhält. Enthält der
Äther Spuren von Alkohol, so erzeugt die Oxalsäurelösug in einem
Gemisch, welches weniger als 5 Proz. Paratoluidin enthält, gar keinen
Niederschlag.
Zur Bestimmung kleiner Mengen von Paratoluidin im Orthotoluidin
schlägt Häussermann die f ölende Methode vor (Chem. Industrie 1887,
10, 55):
Zu einer in einer Porzellanschale auf 70 — 75° erhitzten Lösung
von 88 g krystallisierter Oxalsäure in 750 ccm Wasser und 43 ccm Salz-
säure (22° B^) gibt man 10 g des Toluidins, erwärmt unter Umrühren,
bis etwa ausgeschiedenes Oxalat TÖllig gelöst ist, und läßt dann unter
zeitweiligem Bewegen der Flüssigkeit langsam abkühlen, bis eine eben
sichtbare Ausscheidung TOn Oxalat an der Oberfläche bemerkbar wird,
was bei 30 — 35° eintritt. Sobald eine geringe Menge auskrystailisiert
ist und eine Pause in der Krystallisation eintritt (z. B. nach Abschei-
dimg von 0,5 g), wird rasch durch leicht durchlässiges Leinengewebe
filtriert, mit einigen Tropfen Wasser nachgewaschen und schwach abge-
preßt. Hat diese erste Krystallisation ein weißes, mattes und glanzloses
Ansehen, so filtriert man nach kurzem Stehenlassen abermals, um eine
der ersten annähernd gleiche Menge des jetzt Ausgeschiedenen zu erhalten.
Das Sammeln der einzelnen Ausscheidungen wird fortgesetzt, bis keine
Schuppen, sondern nur durchaus krystallinische Salzmassen mit stark
glänzenden Flächen erhalten werden, die aus reinem 0- Oxalat bestehen
und sehr scharf von den ersten parahaltigen Erjstallisationen unter-
schieden werden können. Ist dieser Punkt erreicht, so ist die Flüssigkeit
völlig parafrei.
Xjlidin. Pseadocomidio. 903
Die einzelnen Krystallfraktionen werden der Reibe nach mit einer
Lösung von Natriumkarbonat destilliert und die mit den Wasserdämpfen
übergehende Base zunächst qualitativ geprüft, indem man sie mittels
Eis abkühlt. Wird die Probe beim bloßen Umrühren fest, so sammelt
man die Masse auf einem tarierten Filter, preßt leicht ab, trocknet über
Natronhydrat und wägt als Paratoluidin. Wird die Masse erst durch
Berührung mit einem reinen Paratoluidinkry stall fest, so wird nur die
Hälfte des Gewichtes derselben als Paratoluidin in Anrechnung gebracht.
Bleibt bereits die erste Krystallfraktion unter diesen Bedingungen flüssig,
so kann man das untersuchte Toluidin für technische Zwecke als para-
frei ansehen. Bei guter Handelsware braucht man in der Regel nur
2 Fraktionen zu 0,3 — 0,5 g zu sammeln und zu destillieren, wobei die
zweite schon ein flüssig bleibendes Ol liefert.
Die angegebenen Zahlenverhältnisse eignen sich nur für Produkte,
welche nicht über 8 — 10 Proz. der Paraverbindung enthalten. Sollen,
was weniger zu empfehlen ist, höherprozentige so untersucht werden, so
ist vorher mit reinem o-Toluidin zu verdünnen, während man umgekehrt
bei Untersuchung eines nur Spuren des Parakörpers enthaltenden Pro-
duktes zunächst aus einer größeren Quantität die Hauptmenge des
o-Toluidins als in Alkohol schwer lösliches Pikrat ausscheidet, um dann
den in Alkohol in der Kälte löslichen Teil, nach Wiederabscheidung
des Basengemenges, nach obigem Verfahren zu behandeln.
12. XyUdin.
Das Xylidin findet zur Darstellung von Azofarbstoffen in großen
Mengen Verwendung. Wie schon oben bemerkt, ist das Handelsprodukt
ein Gemenge, welches vorwiegend unsymmetrisches Metaxy lidin neben
kleineren Mengen Paraxylidin enthält. Da sich erstere Base hauptsäch-
lich zur Darstellung der Azofarbstoffe eignet, wird häufig eine Ab-
scheidung derselben in Form des schwer löslichen Chlorhydrats bewirkt,
doch ist auf diesem Wege eine völlige Trennung von der Parabase nicht
möglich.
Das Xylidin des Handels siedet meistens zwischen 210 und 220^
und besitzt ein spez. Gewicht von 0,9815 und 0,9840. Seine Lösung in
verdünnter Salzsäure soll möglichst klar sein. In den meisten Fällen muß
die Beschaffenheit der erhaltenen Azofarbstoffe über seine Brauchbarkeit
entscheiden.
13. Pseudocumidin.
Dieses unsymmetrische Amidotrimethylbenzol findet gegenwärtig
zur Darstelhmg roter Azofarbstoffe Verwendung und wird durch Er-
hitzen des unsymmetrischen Metaxylidins mit Methylalkohol und Salz-
904 Organische Farbstoffe.
säure auf höhere Temperatur (280—2900) dargestellt. Die krystallinische
Base zeigt im reinen Zustande einen Schmelzpunkt YOn 63 ^ und einen
Siedepunkt von 235—2360. Das Nitrat ist schwer löslich.
14. Methylanillne.
Die Methylierungsprodukte des Anilins werden in großem Maß-
stabe zur Fabrikation violetter, grüner und anderer Farbtsoffe ange-
wendet. Vor allem ist es das Dimethylanilin , dessen Darstellung
und Untersuchung von der größten Wichtigkeit für die Farbenindustrie
ist, während dem Monomethylanilin eine untergeordnete Bedeutung zu-
kommt.
a) Monomethylanilin [GgHsNH.GHs]. Bildet im reinen Zustande
eine ölige Flüssigkeit von 0,976 spez. Grewicht bei 15 ^ und einem Siede-
punkt von 190—1910. Es ist eine schwache Base und bildet mit Säuren
leichtlösliche, schwierig krystallisierbare Salze. Mit Essigsäureanhydrid
zusammengebracht, erhitzt es sich stark und bildet ein bei 100^ schmel-
zendes Acetylderivat. Eine Lösung von Monomethylanilin in einem
Überschuß verdünnter Salzsäure scheidet auf Zusatz von Natrium* oder
Kaliumnitrit das Methylphenylnitrosamin in Form eines grüngelben, in
Säuren unlöslichen Öls ab, aus dem sich durch Reduktionsmittel wieder
Methyl anilin regenerieren läßt.
Das Monomethylanilin wird nur selten zur Darstellung violetter
Farbstoffe verwandt, sein Nachweis ist jedoch von großer Bedeutung,
weil es häufig als unliebsame Verunreinigung im technischen Dimethyl-
anilin vorkommt. Es wird im großen durch Erhitzen gleicher Moleküle
von salzsaurem Anilin und Methylalkohol auf 200 o dargestellt. Das
so erhaltene Rohprodukt enthält meistens Anilin und Dimethylanilin,
von denen sich das erstere durch Zusatz verdünnter Schwefelsäure
als Anilinsulfat abscheiden läßt, während das zweite meist vernach-
lässigt wird.
b) Dimethylanilin [Cg Hj N (CH,),]. Bildet im reinen Zustande
eine ölige, bei 192 o siedende Flüssigkeit von charakteristischem unan-
genehmen Geruch und einem spez. Gew. von 0,9553 bei 15^. In der
Kälte erstarrt es zu einer bei -l-0,5o schmelzenden Krystallmasse. Es
ist eine schwache Base, deren Salze schwierig krystallisieren. Essig-
säureanhydrid mischt sich damit ohne Temperaturerhöhung und Ein-
wirkung.
Das Dimethylanilin dient gegenwärtig zur Darstellung des Metiiyl-
violetts, des Kry stall violetts, des Auramins, des Bittermandelölgrüns
u. a. m. und gehört deshalb zu den wichtigsten in der Farbenindustrie
zur Verwendung kommenden Materialien.
Methjlaniline.
905
Kupfersalze und chlorsaures Kali erzeugen in der schwach-
sauren Lösung desselben einen violetten Farbstoff (Methylviolett).
Natriumnitrit färbt die salzsaure Lösung gelb, ohne sie zu trüben,
bei genügender Konzentration scheiden sich gelbgrüne Krystalle von
salzsaurem Nitrosodimethylanilin ab. Wird letzterer Körper
UDter Erwärmen mit Schwefelwasserstoff reduziert und bei Gegenwart
eines Überschusses des letzteren Eisenchlorid hinzugefügt, so entsteht
ein schön blauer Farbstoff (Methylenblau).
Für die Untersuchung des Dimethylanilins ist die Siedepunkts-
bestimmung allein nicht ausreichend, da es vom Monomethylanilin in
dieser Hinsicht wenig verschieden ist, doch ist diese immerhin mitzu-
beachten.
Verschiedene technische Dimethylaniline zeigten folgendes Verhalten
in Siedetemperatur und spez. Gew.:
Spez. Oew. bei 15^
I.
0,9690
IL
0.9618
Es gingen über Volumprozente
bei 190-191«
10
13
—1920
78
76
193<>
6
5
—194»
1
1
—195«
1
—
Summa
96
95
Als Verunreinigungen des Bimethylanilins sind besonders zu be-
achten: Anilin, Monomethylanilin und Monomethyltoluidin (letzteres durch
molekulare Umlagerung bei zu hoher Temperatur entstanden), femer
höhere Kondensationsprodukte, welche von Verunreinigungen des ange-
wandten Holzgeistes herrühren. Letztere s\nd durch ein Steigen der
Siedetemperatur wahrzunehmen.
Anilin läßt sich durch Zusatz von verdünnter Schwefelsäure als
krystallinisches Sulfat abscheiden.
Monomethylanilin ist wohl eine stete Verunreinigung des Produktes,
deren Menge von 7, bis zu 5 Proz. und darüber schwankt.
Für die quantitative Bestinmiung dieser Base, welche von großer
Wichtigkeit ist, haben Boasson und Nölting eine sehr brauchbare
Methode angegeben. Sie beruht auf dem schon oben erwähnten ver-
schiedenen Verhalten der sekundären und tertiären Basen gegen salpetrige
Säure. Während die ersteren in Äther lösliche nichtbasische Nitrosamine
bilden, tritt bei den letzteren die Nitrosogruppe in den Benzolkern
906 Organische Farbstoffe.
ein. Die entstandenen Nitrosokörper besitzen Basencharakter und bilden
in Äther unlösliche Salze, lassen sich daher leicht von den entstandenen
Nitrosaminen trennen.
Man kann dieses Verhalten zur quantitativen Bestimmung beider
Basen nebeneinander benutzen, gegenwärtig ist jedoch zu diesem Zweck
in der Praxis ein Verfahren üblich, welches weit einfacher und schneller
zum Ziele führt. Es beruht auf der Tatsache, daß Monomethylanilin
und Essigsäureanhydrid aufeinander unter Wärmeentwicklung reagieren,
und daß die entstehende Temperaturerhöhung ein annäherndes Mafi ftir
vorhandene Quantität dieser Base liefert.
Man mischt zu diesem Zweck je 5 ccm des zu untersuchenden
Dimethylanilins und Essi^äureanhydrids , nachdem dieselben zuvor auf
die Lufttemperatur gebracht wurden. Für jeden Grad der entstehenden
Temperaturerhöhung kann etwa 7a Proz. Monomethylanilin gerechnet
werden. Bemerkenswert ist, daß völlig reines Dimethylanilin beim
Mischen mit Essigsäureanhydrid eine Temperaturemiedrigung von ca.
Ys^ zeigt, welche bei obiger Rechnung zu berücksichtigen ist.
Reverdin und de la'Harpe empfehlen zur quantitativen Unter-
suchung eines Gemisches von Anilin mit Mono- und Dimethylanilin die
folgende Methode (Chemikerzeitung 1889, No. 26):
Bestimmung des Anilins. Man löst 7 — 8 g des zu unter-
suchenden Gemisches in 28 — 30 ccm Salzsäure und verdünnt mit Wasser
auf 100 ccm. Andrerseits bereitet man eine titrierte Lösung von Salz R,
welche davon in 1 Liter eine mit ungefähr 10 g Naphthol äquivalente
Menge enthält.
Man nimmt 10 ccm der Lösung der Basen, verdünnt mit etwas
Wasser und Eis, fügt zur Diazotierung soviel Natriumnitrit hinzu, als
wenn man nur Anilin allein hätte, und gießt nach und nach das Reaktions-
produkt in eine abgemessene, mit einem Überschüsse von Natrium-
karbonat versetzte Menge R-Salzlösung. Der gebildete Farbstoff wird
mit Kochsalz gefällt, filtriert und das Filtrat durch Hinzufügen von
Diazobenzol, resp. R-Salz auf einen Überschuß des einen oder anderen
dieser Körper geprüft. Durch wiederholte Versuche stellt man das
Volumen R-Salzlösung fest, welches nötig ist, das aus den 10 ccm Basen-
gemischlösimg entstandene Diazobenzol zu binden.
(Bei Ölen mit hohem Anilingehalt wird meist zuviel Anilin ge-
funden. Es wird dies wohl hauptsächlich durch den Umstand hervor-
gerufen, daß zur Ausscheidung des Farbstoffes Kochsalz verwendet
wird , wobei 2.3.6 naphtholdisulfosaures Natron mitausfallen kann.
Im. Filtrat findet man dann weniger R-Salz, als eigentlich verbraucht
wurde, und damit den Anilingehalt zu hoch. [Vaubel, Chem.-Ztg. 1898,
S. 465.])
Methylaniline. Äthylanilin. 907
Bestimmung des Monomethylanilins. Man wiegt in einem
Kölbchen, das mit einem RückfluBkühler verbunden und auf dem Wasser-
bade erhitzt werden kann, 1 — 2 g des zu analysierenden Gemisches und
fügt so rasch wie möglich eine bekannte, etwa dem doppelten Gewichte
des Gemisches entsprechende Menge Essigsäureanhydrid hinzu (zur
größeren Leichtigkeit hat man das Essigsäureanhydrid in einem Tropf-
fläschchen, das man Yor und nach dem Hinzugeben des Anhydrids wiegt,
80 daß man genau das angewandte Gewicht kennt). Man verbindet
das Kölbchen mit dem Kühler und überläßt das Gemisch der Einwir-
kung während etwa Y^ Stunde bei gewöhnlicher Temperatur. Hierauf
fügt man ungeföhr 50 ccm Wasser hinzu und erhitzt dann y^ Stunden
auf dem Wasserbade, damit sich der Überschuß des Essigsäureanhydrids
vollständig zersetze. Man kühlt ab, bringt die Flüssigkeit auf ein be-
kanntes Yolumen und titriert die darin enthaltene Essigsäure mit einer
titrierten Natronlösung. Es wurde Phenolphtalein als Indikator angewandt.
Durch Rechnung findet man dann die Menge Monomethylanilin, welche
der verbrauchten Menge Essigsäureanhydrid entspricht, nachdem man
natürlich die von dem in dem Gemische enthaltenen Anilin zur Acetylierung
verbrauchte Menge abgezogen hat.
Die Methode ist im Prinzip richtig, und die von den Autoren an-
geführten Beleganalysen sind gutstimmend. Bei der Reinheit, welche
gegenwärtig von dem käuflichen Dimethylanilin beansprucht wird, dürfte
man aber selten in die Lage kommen, eine genaue quantitative Analyse
zu machen, da die oben mitgeteilte thermochemische Methode genügend
darüber Auskunft gibt, ob ein Dimethylanilin brauchbar ist oder ver-
worfen werden muß.
O. Hinsberg und J. Keßler empfehlen zur Trennung von primären
und sekimdären Aminbasen die Benzolsulfochloridmethode. (Ber. d. d.
ehem. Ges. 1905, 88, 906).
15. Äthylanilin.
Wird salzsaures Anilin mit Äthylalkohol erhitzt, so entsteht der
Hauptmenge nach Monoäthylanilin. Erst durch nochmalige Behand-
lung dieser Base mit Chlor- oder Bromäthyl wird Diäthylanilin er-
halten.
a) Monoäthylanilin Cg Hg NH C^ Hg bildet eine farblose, bei 204^
siedende Flüssigkeit von 0,954 spez. Gewicht bei 18^. Durch salpetrige
Säure wird es in ein ölartiges Nitrosamin, durch Essigsäureanhydrid in
ein Acetylderivat übergeführt.
b) Diäthylanilin Cg H5 N (Cj H5)a, Farblose, bei 213,5 » siedende
Flüssigkeit von 0,939 spez. Gew. bei 18®.
908
Organische Farbstoffe.
Für seine Untersuchung sind einerseits Siedepunkt und spez. Gew.,
andererseits das Verhalten gegen Essigsäureanhydrid maßgebend.
Auch hier läBt sich ein Gehalt an Monoäthjlanilin durch die beim
Mischen mit Essigsäureanhydrid eintretende Temperaturerhöhung nach-
weisen.
y anbei (Chem.-Ztg. 1893, 466) empfiehlt folgendes Yerfahren.
Nach Ermittlung des Anilingehaltes nach Reverdin und de la Harpe
mit K-Salz (s. S. 906) werden 25 ccm des zu untersuchenden Öles mit
50 ccm Xylol gemischt und mit 25 ccm Essigsäureanhydrid TOn gleicher
Temperatur versetzt. Beim Zusammenbringen des Öles mit dem Xylol
findet eine Temperaturemiedrigung statt, die natürlich erst ausgeglichen
sein muß, ehe der Zusatz des Anhydrids erfolgen kann. Von der genau
beobachteten Temperaturerhöhung wird diejenige abgezogen, welche uns
ein Gemisch von Diäthylanilin und Anilin (zusammen 25 ccm) liefern
würde, das so viel Anilin enthält, als wir in dem betreffenden Öle ge-
funden haben. Z. B. bei 8 Proz. Anilin die Temperaturerhöhung, welche
für 0/4 = 2 Anilin und ^J^ = 23 Diäthylanilin zu beobachten ist, näm-
lich 7,5^ C. Der Rest der Temperaturerhöhung wird durch das Mono-
äthylanilin hervorgerufen. Durch Interpolieren ist aus der Tabelle leicht
der Monoäthylanilingehalt zu bestimmen.
ZuBainmeog:em£8cht
Zugefügt:
EBsigBfitire-
Differens fOr
Cvlol
Monoäthy^l-
Diflihyl-
Erwärmung
Differens
>e A Vtqiu
^J A\/*
anilin
anUin
anhydrid
Mono-
ccm
ccm
ccm
ccm
OC.
afhylanflin
50
25
0
25
68-3
50
24
1
25
65-2
31
81
50
23
2
25
62-7
2-5
2-5
50
23
3
25
59-6
31
31
50
21
4
25
56-7
2-9
2-9
50
20
5
25
54-2
2-5
2-5
50
19
6
25
51-5
2-7
2-7
50
18
7
25
48*8
2-7
2-7
50
15
10
25
41-3
7-5
7-5
50
10
15
25
26-9
14-4
2-9
50
5
20
25
12-4
14-5
2-9
50
4
21
25
9-4
30
30
50
3
22
25
6-3
81
31
50
2
23
25
3-3
Bleigt lang-
sam auf
3-0
31
8-0
31
50
1
24
25
40-3
3-2
3-2
50
0
25
25
-29
Diphenylamin. MethyldiphenylamiD.
IL
909
Zusammengemischt
Zugefügt:
Differena für
Xylol
Anilin
Diflthyl-
anlHn
Essigsflure»
anhydrid
Erwflrmung
Differenz
je 4Proz.
i^ nilin
ccm
ccm
ccm
ccm
•C.
50
25
0
25
98-5
50
24
1
25
94-8
3-7
3-7
50
20
5
25
86-5
8-3
21
50
15
10
25
670
19-5
3-9
50
10
15
25
44-6
22-4
4-5
50
5
20
25
21-8
22-8
4-6
50
4
21
25
170
4-8
4-8
50
3
22
25
12-5
4-5
4-5
50
2
23
25
7-5
50
50
50
1
24
25
2*4
5-1
5-1
50
0
25
25
-2.9
5-3
5-3
Das Diäthylanilin dient zur Barstellung von Brillantgrün, von
Athylviolett u. s. w.
16. Diphenylamiii [(Cg H^), NH].
Das Diphenylamin bildet in reinem Zustande farblose, blumenartig
riechende Blätter Tom Schmelzpunkt 54® und Siedepunkt 310®. Es ist
eine sehr schwache Base, deren Salze schon durch Wasser zersetzt
werden. Es löst sich kaum in Wasser, leicht in Alkohol, Äther und
Benzol. Mit Essigsäureanhydrid erwärmt, gibt es ein bei 103® schmel-
zendes Acetylderivat. Salpetrige Säure fuhrt es in ein Nitrosamin über.
Rauchende Salpetersäure bewirkt unter heftiger Einwirkung die Bildung
Ton Hexanitrodiphenylamin. Mit Oxalsäure oder Chlorkohlenstoff erhitzt,
bildet es einen prachtvoll blauen Farbstoff (Diphenylaminblau). Sal-
petersäurehaltige Schwefelsäure färbt es ebenfalls prachtvoll blau.
In der Technik dient es einerseits zur Darstellung des Diphenyl-
aminblaus, des Helvetiablaus, andererseits von orangegelben Azofarben,
sovile des Hexanitrodiphenylamins.
Das Diphenylamin des Handels soll ziemlich farblos, nicht schmierig
sein, keinen unangenehmen Geruch besitzen, den richtigen Schmelzpunkt
zeigen und sich an der Luft nicht schnell bräunen. Es darf, pulverisiert
mit Chlorkalklösung geschüttelt, nicht violett werden (Anilin). Es wird
durch Erhitzen von salzsaurem Anilin mit Anilin auf 230® unter Druck
dargestellt.
17. Methyldiphenylamin [(Cg H^), N . CH3].
Bei 282® siedende dickliche Flüssigkeit von schwachem Basen-
cbarakter. Seine Salze werden sehr leicht durch Wasser zerlegt. Durch
910 Organische Farbstoffe.
Salpeterschwefelsäure wird es violett gefärbt. Oxalsäure und Chlor-
kohlenstoff führen es ebenso wie das Diphenylamin in blaue Farb-
stoffe über. Das iCethyldiphenylamin wird durch Erhitzen von salz-
saurem Biphenylamin mit Methylalkohol in geschlossenen GefäBen auf
250 bis 300 0 dargestellt.
18. Naphthylamine [C^o H? . NHJ.
I. a-Naphthylamin. Bildet im reinen Zustande farblose, bei
50^ schmelzende Blättchen von sehr unangenehmem Geruch. Es subli-
miert leicht und siedet bei 300®. In Wasser ist es schwierig, in Alkohol
und Äther leicht löslich. An der Luft bräunt es sich, jedoch im reinen
Zustand weniger als im unreinen. Als ziemlich starke Base verbindet
es sich mit Säuren zu gut krystallisierbaren Salzen. Letztere sind weit
schwieriger löslich als die den Basen der Benzolreihe zugehörigen.
Mit Eisessig behandelt, gibt es ein bei 159 ® schmelzendes Acetylderivat.
Technisches a-Naphthylamin bildet fast farblose, höchstens an der
Oberfläche bräunlich gefärbte Kuchen.
Es soll annähernd den richtigen Schmelzpunkt zeigen und sich in
warmer, verdünnter Salzsäure ohne Hinterlassung öliger Schmieren ziem-
lich klar lösen.
Die Lösung von salzsaurem a-Naphthylamin gibt mit Eisenchlorid
und andern Oxydationsmitteln einen violetten Niederschlag.
Salpetrige Säure und deren Salze bewirken in nicht zu saurer
Lösung einen braunroten Niederschlag von Amidoazonaphthalin. Ist die
Lösung sehr sauer, so bildet sich nur farbloses Diazonaphthalin.
Das a-Naphthylamin wird aus dem Naphthalin in analoger Weise
gewonnen, wie das Anilin aus dem Benzol.
II. ;d-Naphthylamin unterscheidet sieh von dem Vorherigen durch
den weit höheren Schmelzpunkt sowie durch das Fehlen des unange-
nehmen Geruches. Es bildet im reinen Zustande bei 112^ schmelzende,
färb- und geruchlose Blättchen, welche leicht sublimieren, bei 294° sieden,
sich wenig in Wasser, leicht in Alkohol und Äther lösen. Es bräunt
sich an der Luft nicht. Mit Essigsäure gibt es ein bei 132° schmel-
zendes Acetylderivat. Seine Salze sind gut kry stall isierbar, ebenfalls
schwer löslich. In ihrer Lösung erzeugen Oxydationsmittel keine charak-
teristische Farbenreaktion. Salpetrige Säure gibt darin einen ziegel-
roten Niederschlag von /^-Amidoazonaphthalin, in sehr sauren Lösimgen
entsteht gleichfalls nur die Diazoverbindung.
Das technisch dargestellte Produkt bildet gewöhnlich harte, zu-
sammengeschmolzene Massen. Es soll nicht nach a-Naphthylamin riechen,
annähernd den richtigen Schmelzpunkt zeigen und sich möglichst voll-
Naphthylamine.
911
ständig in verdünnter Salzsäure lösen. Als Verunreinigungen kommen
Naphthol und Dinaphthylamin TOr, welche sich beide durch die
IJnlöslichkeit in verdünnter Salzsäure verraten.
Das yS-Naphthylamin wird durch Erhitzen von ^9- Naphthol mit
Ammoniak, oder von Naphtholnatrium mit Salmiak auf über 200 ^ dar-
gestellt.
Äthyl' a^Naphthytamin» Die Bstse ist an der Luft stahlblau im
aufPallenden Licht, im durchfallenden bräunlichrot. (Bamberger und
Helwig, Berl. Ber. 1889 [22], 1311).
Spez. Gewicht 1,073 bei 18« (Vaubel, Chem.-Ztg. 1908, 278).
Siedeverhältnisse :
bis 292»
10,0
ccm
- 302
9,5
-
- 304
9,5
-
- 306
3,0
-
- 308
7,0
-
- 310
21,0
-
bei 745 mm
- 314
7,0
-
Barometerstand
- 316
9,0
-
- 318
6,0
-
- 320
5,0
-
- 323
10,0
-
Rest
3,0
■ -
100,0 ccm
yö-Athylnaphthylamin stellt frisch destilliert ein wasserhelles,
zähflüssiges Liquidimi dar, das sich an der Luft bald oberflächlich
bräunt (Bamberger und Müller, Berl. Ber. 1889, [22], S. 1297.
Erstarrt nicht im Kältegemisch; siedet unzersetzt bei 315 — 316^.
Siedepunkt 305® bei 716 mm, 191° bei 25 mm (Bamberg er und
Müller, Berl. Ber. 22, 1297). Spez. Gew. 1,062 bei 18» (Vaubel,
Chem..Ztg. 1908, 278).
Siedeverhältnisse (Vaubel, Chem.-Ztg. 1908, 278):
bis 322°
- 324
- 328
- 330
- 334
- 336
■
Rest
12 ccm
4 -
14 -
8 -
8 -
50 -
4 -
bei 745 mm
Barometerstand.
100 ccm
912 Organische Farbstoffe.
Zur Gehaltsbestimmiuig der beiden Äthylnaphthylamine empfiehlt
Vaubel (Ohem.-Ztg. 1908, 278) die Bromieningsmethode. Diese Körper
bezw. ihre Sulfosäuren finden eine vermehrte Verwendung bei der Her-
stellung Ton Farbstoffen.
19. Naphthylphenylamin [C^o H^ NH Cg Hj].
Die a-Verbindimg, welche durch Erhitzen von salzsaurem Anilin
mit a-Naphthylamin oder von a-Naphthol mit Anilin oder Anilinchlor-
hydrat entsteht, findet gegenwärtig zur Darstellung des Yiktoriablaus u. a.
Verwendung.
Die reine Verbindung schmilzt bei 62^ und siedet bei 335®
unter einem Druck von 258 mm; 226® bei 15 mm. Sie ist eine sehr
schwache Base.
Das Handelsprodukt bildet meist schwach bräunlich gefärbte Kuchen«
Über seine Brauchbarkeit entscheidet der Schmelzpunkt und das äußere
Ansehen.
Phenyl-y9-Naphthylamin entsteht beim Erhitzen von ^-Naphthol
mit salzsaurem Anilin oder von ^-Naphthol mit Anilin und Chlorzink-
ammoniak, schmilzt bei 107,5—108" und siedet bei 395—395,5®.
20. Phenylendiamine [C6H«(NH,)J.
I. Metaphenylendiamin.
Diese Base schmilzt bei 63®, siedet bei 287® und ist in Wasser
leicht löslich. Das m-Phenylendiamin wird durch Reduktion des Dini-
trobenzols dargestellt, kommt aber meistens direkt in Lösung zur Ver-
wendung. Hie und da kommt das zweisäurige Chlorhydrat in den
Handel, läßt aber meistens mit Bezug auf Reinheit viel zu wünschen
übrig. Dasselbe soll nicht zu dunkel gefärbt und seine wäßrige Lö-
sung möglichst klar sei^i. Metaphenylendiamin findet zur Darstelluiig
des „Bismarckbraun^ , des „Chrysoidin*^ tmd anderer Farbstoffe Ver-
Wendung.
Das zu demselben Zweck benutzte m-Toluylendiamin (aus Binitro-
toluol dargestellt) wird ebenfalls meistens als wäßrige Lösimg direkt weiter
verarbeitet.
IL Paraphenylendiamin.
Schmelzpunkt 147®, Siedepunkt 267®, wird durch Reduktion des
Paranitranilins , sowie des Amidoazobenzols dargestellt. Das Para-
phenylendiamin findet gegenwärtig zur Darstellung wasserlöslicher In-
duline Verwendung und kommt als freie Base in den Handel. Es bildet
meistens dunkelbraune bis schwarze Krystallkuchen. Wenn das Produkt
Phenylendiamine. Benzidin etc. 913
auch oberflächlicli stets gefärbt, ist, so kann man doch verlangen, daß
die Stücke auf frischem Bruch eine möglichst helle Färbung zeigen, sich
vollständig in heißer verdünnter Salzsäure lösen und der Körper an-
nähernd den richtigen Schmelzpunkt zeige.
Zur Unterscheidung der Chlorhjdrate von Meta- und
Paraphenylendiamin setzt man nach L. Cunasse (Ann. chim. appl.
4, 156) zu einer wäßrigen Lösung von m-Phenylendiaminchlorhydrat
einige Tropfen einer durch Essigsäure angesäuerten 1-proz.. Lösung von
Acetaldehyd in 50-proz. Alkohol, erwärmt und läßt wieder erkalten. Es
entsteht eine prachtvolle Gelbfärbung mit starker, grüner Fluoreszenz.
Das Chlorhydrat des p - Phenylendiamins gibt ein Orangerot ohne
Fluoreszenz.
21. Benzidin [C^, H« (NH,) J, o-Tolidin [C„ Hj, (NH,) J
und Dianisidin [C,a H« (0 CH3), (NH^J.
Biese Paradiamidoderivate finden gegenwärtig zur Darstellung
baumwollfärbender Azofarbstofife eine ausgedehnte Verwendung.
Das Benzidin stellt im freien Zustande farblose, bei 122^ schmel-
zende Blättchen dar; Tolidin schmilzt bei 128^.
Beide bilden schwer lösliche schwefelsaure Salze, welche (früher
meistens in Form einer Paste) das Handelsprodukt darstellten. (Jetzt
werden in der Regel die durch Vakuumdestillation gereinigten Basen
fabriziert.) Für die quantitative Bestimmung des Reingehalts dieser
Produkte ist die Titration mit Natriumnitritlösung maßgebend (siehe
den Artikel: Natriunmitrit).
Die Titration muß in ziemlich stark saurer Lösung geschehen, und
nach dem Zusatz von Nitritlösung darf die Tüpfelprobe nicht zu schnell
vorgenommen werden, da die Umwandlung der festen Sulfate in den
Diazokörper nicht besonders rasch vor sich geht.
Für die Beurteilxmg der Basen ist außerdem das Aussehen, der
Schmelzpunkt, die vollständige Löslichkeit in verdünnter Salzsäure, so-
wie ein etwaiger Aschengehalt (Zinkgehalt) zu berücksichtigen.
Benzidinbase soll nicht unter 125° (W. Vaubel, Zsch. analyt.
Chem. 85, 163), Tolidinbase nicht unter 120° schmelzen.
Da diese Substanzen oft durch andere Basen verunreinigt sind,
welche durch das Nitrit mittitriert werden, so gibt die Bestimmung mit
Nitrit in solchen Fällen kein brauchbares Resultat. Zur Ermittlung
dieser verunreinigenden Basen wird die salzsaure Lösimg von Benzidin
und Tolidin mit Schwefelsäure oder einem wasserlöslichen Sulfat ver-
setzt, wodurch beide Basen als Sulfat gefällt werden, und im Filtrat
die verunreinigenden Basen mittels Nitrit bestimmt. (Diese Methode
XJnterauchiuisen. 5. Aufl. IIL 58
914 Organische Farbstoffe.
gibt nur annähernde Werte, denn die Löslichkeit des Benzidin- bezw.
Tblidinsulfats in Wasser wird durch Zusatz Ton Salzsäure bedeutend
erhöht.)
Eine neue Methode zur Bestimmung des Benzidins und Tolidins
gründet sich auf das Verhalten neutraler, wäßriger Lösungen der Chlor-
hjdrate dieser Basen zu Jodlösung; es bilden sich Monojodderiyate
(Dr. Armand Roesler und Dr. Boris Glasmann, Chem.-Ztg. 1M8,
986). Das Ende der Reaktion (JodüberschuB) wird mittels Stärkepapier
oder Stärkelösung (Tüpfelprobe) erkannt.
Ca. 5 g der Base werden mit 5 ccm Salzsäure (spez. Gew. 1,19)
und Wasser in der Wärme gelöst und nach dem Erkalten auf 500 ccm
Terdünnt. Je 25 ccm dieser Lösung werden in ein 1 1 fassendes Becher-
glas gebracht und genau mit einer Natriumbikarbonatlösung bis zur
beginnenden Fällung neutralisiert. Den entstehenden Niederschlag löst
man in einigen Tropfen stark verdünnter Salzsäure wieder auf (da Mono-
jodbenzidin und Monojodtolidin durch Säuren unter Abspaltung Ton Jod
zersetzt werden, muB die Lösung neutral sein). Die so Yorbereitete
Lösung wird mit Wasser auf 500 ccm verdünnt und nun unter stetigem
umrühren mit V» N.-Jodlösung titriert. Das Jodderivat fällt als dunkel-
blauer Niederschlag au«. Durch Tüpfeln mit einer frisch bereiteten
Stärkelösung auf einer Milchglasplatte (oder mit Stärkepapier) wird das
Ende der Reaktion erkannt. Der Titer der Jodlösung wird nach der
Jodatmethode oder mit reiner, dreimal aus Benzol umkrystalUsierter
Benzidin- oder Tolidinbase eingestellt.
254 Gewichtsteile Jod zeigen 184 Gewichtsteile Benzidin und
211,6 Gewichtsteile Tolidin an^).
C« Hl, N, + J, = Ci, Hn JN, -h HJ
^u ^16 N, 4- J, = C,4 Hi5 JN, -♦- H J .
Als Azophorblau D kommt das o-Dianisidin in Form seiner
Diazoverbindung gemischt mit schwefelsaurer Tonerde in den Handel.
Zu dessen Untersuchung müssen Probefarbungen oder Druckproben aus-
geführt werden.
Benzidin, Tolidin und Dianisidin werden durch Reduktion von
Nitrobenzol, bezw. Orthonitrotoluol und Orthonitroanisol mit Zinkstaub
und Alkalilauge, Lösen der entstandenen Hjdrazoverbindung in Salz-
säure (Ümlagerung) und Fällen der Basen mit Schwefelsäure als Sulfate etc.
dargestellt.
1) S. Zsch. f. Farben- n. Text-Chem. 1904, 115 (V anbei hat keine braach-
baren Resultate erhalten). Die im Laboratoriam des Verfassers aosgeföhrteo Ver-
suche decken sieb mit den Erfahrungen Vanbels.
Nitraniline. 915
»
22, Nitraniline [C« H^ . NO, . NH J.
Die Meta- und die Paraverbindung kommen gegenwärtig in den
Handel und finden zur Darstellung Ton Azofarbstoffen Verwendung.
I. m-Nitranilin entsteht durch partielle Reduktion des Binitro-
benzols. Gelbe, flache, bei 114^ schmelzende Nadeln, siedet bei 285^
und ist mit Wasserdämpfen flüchtig.
II. p-Nitranilin. Grelbe Prismen mit violettem Flächensdmnmer.
Schmelzpunkt 147^. Das p-Nitranilin entsteht durch Nitrieren des
Acetanilids und Abspaltung der Acetjlgruppe durch Säuren oder Alkalien.
Beim Eintragen von Anilinnitrat in kalte konzentrierte Schwefel-
säure entstehen ungefähr gleiche Mengen der Meta- und Parayerbindung.
Beide Nitraniline lösen sich ziemlich leicht in siedendem Wasser,
schwierig in kaltem. In Säuren sind sie leicht löslich.
Der Reingehalt der Handelsprodukte läBt sich mittels der Nitrit-
titriermethode (siehe Natriumnitrit) bestimmen, doch sind hierbei fdr
jedes Molekül der Base mindestens 4 Äquivalente Salzsäure oder
Schwefelsäure zuzusetzen.
E. Blondel (Rev. G^n. mat. color. 1904, 65; Chem.-Ztg. Rep.
1904, 85; s. Färbetafel Nr. 7 vom 1. April 1904 (Rev. Gen. mat. color.))
empfiehlt die Färbemethode zur Prüfung der Reinheit des p-Nitranilins ;
sie läßt noch ly, Proz. o-Nitralinin darin mit Leichtigkeit an dem
Unterschied der Nuance erkennen. Man diazotiert die zu prüfende
Base vergleichend mit einem p-Nitranilin von bester Reinheit und nimmt
mit ^-Naphthol präparierte Baumwoller durch die Diazolösung, spült,
trocknet und vergleicht die Färbimgen. Hierbei ist besonders darauf zu
achten, daß die Basen vollständig diazotiert werden.
Zum Nachweis von m-Nitranilin im p-Nitranilin behandelt
man nach Liebmann (J. Soc. Chem. Ind. 16, 294 — 296) 0,25 g p-
Nitranilin in einem Yentilge^ mit Salzsäure und Zinkstaub, bis die
Lösung farblos geworden ist, filtriert und verdünnt auf 250 ccm. Wenn
man 10 ccm dieser Lösung auf 50 ccm verdünnt und mit 1 — 2 Tropfen
einer verdünnten Lösimg von Natriumnitrit versetzt, so entsteht nur
eine schwache Gelbfärbung. Enthält aber das p-Nitranilin etwas m-
Nitranilin, so tritt infolge der Bildung von Bismarckbraun Bräunung
der Lösung ein.
In Form seiner Diazo- (bezw. Isodiazo-) Verbindung bildet das
p-Nitranilin den wirksamen Bestandteil mehrerer Handelsprodukte,
welche zur Erzeugung von Azofarbstoffen auf der Faser (ParanitraniUn-
rot oder Nitrosaminrot) und zur Nachbehandlung (für die sogen. Nitrol-
und Nitrazolfarben) in der Färberei und teilweise auch in der Druckerei
gebraucht werden.
58*
916 Organische Farbstoffe.
Azophorrot, ein gelbliches Pulver, ist saures Paranitrodiazo
benzolsulfat, das durch Zusatz von entwässerter schwefelsaurer Tonerde
in feste Form übergeführt ist.
Paranitrodiazobenzolrot stellt wahrscheinlich das a-naphtha-
linsulfosaure Salz des Paranitrodiazobenzols dar und im Nitrosamin-
rot, einer 25-proz. hellbraunen Paste, liegt das Natriumsalz des Para-
nitroisodiazobenzols (des Nitrosamins) vor. Die Wertbestimmung dieser
Produkte geschieht durch Vornahme von Druck oder Färbeproben.
23. Phenol (Karbolsäure) [0« H5 . OH].
Ganz reines Phenol bildet eine farblose, bei 42^ schmelzende
Krystallmasse. Ganz geringe Verunreinigungen, z. B. eine Spur Wasser,
drücken den Schmelzpunkt des Körpers bedeutend herunter. Das Phenol
hat einen eigentümlich scharfen Geruch, siedet bei 181,5^, hat ein spez.
Gewicht von 1,066 und löst sich in etwa 15 Teilen Wasser. Phenol
yermag ebenfalls Wasser aufzunehmen und verliert dadurch schlieBlich
die Eigenschaft zu krystallisieren. Wäfirige Phenollösungen färben sich
mit Eisenchlorid violett und geben mit Bromwasser einen gelblich-weiBen
Niederschlag von Tribromphenol. Durch Salpetersäure wird das Phenol
je nach dem Grade der Konzentration in Mono-, Di- oder Trinitro-
phenol übergeführt. Mit Oxalsäure und Schwefelsäure erhitzt, bildet es
einen roten Farbstoff (Rosolsäure).
Ausführliches über die Prüfung und Bestimmung des Phenols Bd. II,
S. 772 ff. Vergl. femer „Über ein neues Reagens auf Phenol Verbin-
dungen" von G. Candussio (Chem.-Ztg. 1900, 299).
Das Phenol dient in der Farbentechnik zur Herstellung der Pikrin-
säure, der Rosolsäure, der Anisol- und einiger anderer Azofarbstoffe.
In der Technik kommt gewöhnlich die sogen, „weiße krystallisierta
Karbolsäure*' zur Verwendung. Diese schmilzt etwa gegea 30^ und
siedet zwischen 183 und 186^. (Siehe auch I, 772.)
24. Kreaole [C7 H^ . OH].
Es existieren drei isomere Kresole:
I. Orthokresol. Farblose, bei 30^ schmelzende Krystallmasse.
Siedepunkt 190,8^. Bildet bei längerem Schmelzen mit Kalihydrat
Salizylsäure.
II. Metakresol. Farblose, bei 202,8^^ siedende Flüssigkeit Gebt
in der Kalischmelze in Metaoxybenzoesäure über.
III. Parakresol. Farblose Prismen vom Schmelzpunkt 36^;
Siedepunkt 201,8 0. In Wasser schwer löslich, gibt mit Kisenchlorid
Naphthole. 917
eine blaue Färbung. Scbmelzeiides Kali verwandelt es in Paraoxj-
benzoesäure.
Das aus dem Steiokohlenteer gewonnene Eresol ist hauptsächlich
ein Gemenge von Ortho- und Parakresol und enthält meistens noch
höhere Homologen.
Über seine Prüfung vergl. Bd. II, S. 778.
25. Xaphthole [C^o H^ . OH].
a- und /9-Naphthol finden eine ausgedehnte technische vYerwendung.
Namentlich ist das ^-Naphthol durch die Entdeckung der AzofarbstofFe zu
einem außerordentlich wichtigen Material für die Farbenindustrie geworden.
I. a-Naphthol. Bildet farblose, bei 94^ schmelzende Nadeln.
In kaltem Wasser ist es wenig, in heißem etwas leichter, in Alkohol,
Äther und Benzol sehr leicht löslich. Kaustische Alkalien lösen es
leicht und bilden damit kristallinische Phenolate, aus denen das Naphthol
jedoch schon durch Kohlensäure oder Salmiak gefällt wird.
Pas a-Naphthol läßt sich bei 278 — 280^ unter geringer. Zersetzung
destillieren. Das' technische Produkt stellt geschmolzene krjstallinische
Massen dar, deren Schmelzpunkt gewöhnlich etwas niedriger ist, als
oben angegeben, und die nicht frei yon y^-Naphthol sind.
Für die üntersuchimg gilt im allgemeinen das unten beim ^-
Naphthol Gesagte. (S. auch oben S. 839.)
Es findet hauptsächlich für die Herstellung des Binitronaphthols
und dessen Sulfosäuren und zur Darstellung von Azofarbstoffen Ver-
wendung.
II. /9-Naphthol. Bildet im reinen Zustande farblose, bei 128^
schmelzende Blättchen. Es siedet unter geringer Zersetzung bei 285
bis 290^ und sublimiert schon bei viel niedrigerer Temperatur. Es löst
sich schwer in heißem Wasser, leicht in Alkohol, Benzol und Äther.
Gegen Alkalien verhält es sich dem a-Naphthol analog.
Das technische Produkt bildet meistens fast farblose, geschmolzene
Massen von blättrig -krjstallinisch er Textur und ist in der Kegel yon
großer Reinheit.
Vor allem ist bei seiner Untersuchung auf den Schmelzpunkt, so-
wie auf das äußere Ansehen Rücksicht zu nehmen. Es soll möglichst
farblos sein und sich an der Luft nicht bräunen. Außerdem soll es sich
bis auf einen sehr geringen Rückstand in yerdünnter Alkalilauge zu
einer wenig gefärbten Flüssigkeit lösen. S. oben S. 839.
Auch ist auf einen Wassergehalt Rücksicht zu nehmen, der sich
am leichtesten durch beginnende Destillation einer größeren Menge
quantitativ feststellen läßt.
918 Organische Farbstoffe.
Zur Unterscheidung vona- ünd/9-Naphthol benutzt
£. Leger (Bull. soc. chim. Paris 17, 546) Natriumhypobromit. Man
bereitet sich eine kalt gesättigte -wäßrige Lösung des zu untersuchenden
Körpers, indem man ihn in einem Mörser mit Wasser zerreibt und die
Emulsion nach einigem Stehen filtriert. Die Hypobromitlösung wird
aus 30 ccm Natronlauge von 36^ Be. mit 100 ccm Wasser und 5 ccm
Brom bereitet. 10 ccm der -wäßrigen NaphthoUösung werden mit einigen
Tropfen Hypobromit versetzt. In a-Naphthollösung entsteht eine schmutzig
violette Fällung (die Reaktion ist sehr empfindlich) ; in )9-NaphthollÖ8ung
nimmt man eine gelbe Färbung wahr, die nach und nach grünlieh -wird
und wieder ins Gelbliche übergeht; in verdünnteren )9-Naphthoilö8ungen
verschwindet die gelbe Farbe bald beim Schütteln (ist weniger empfind-
lich als die a-Naphtholreaktion).
Versetzt man die gesättigte wäßrige Lösung beider Napbthole ^mit
dem gleichen Volumen Wasser und 2 Tropfen Hypobromit und schüttelt,
so tritt die y^-Naphtholreaktion nicht auf, wohl aber die a-Naphtholfarbung.
Auf diese Art läßt sich leicht 1 Proz: a-Naphthol in /9-Naphthol
nachweisen. Die Lösungen müssen jeweils frisch bereitet werden.
Nach Lieb mann (Joum. Soc. Chem. Ind. 16, 294) verfährt man
zum Nachweis geringer Mengen von a-Naphthol in ^-Naphthol
folgendermaßen.
Man löst 0,144 g in einem graduierten Zylinder in 5 ccm reinem
Alkohol und gibt 15 ccm Toluol zu; 0,14 g p-Nitranilin werden in 9 ccm
verdünntem H Gl gelöst, in einer Eältemischung gekühlt, mit 1 ccm
Normalnitritlösung diazotiert und zur NaphthoUösung gegossen. Man
schüttelt, gibt etwas Wasser zu, scheidet die beiden Schichten im
Scheidetrichter, schüttelt die Toluollösung mit 5 ccm Natronlauge und
vergleicht die Färbung mit der Farbe von Lösungen, die aiif gleidi«m
Wege aus )9-Naphthol mit bekanntem Gehalt an a-Naphthol dargesteUt
worden sind. Die Lösungen verändern ihre Farbe beim Aufbewahren,
müssen also jedesmal frisch bereitet werden. £s gelingt, auf diesem
Wege Gehalte an a-Naphthol bis herab zu 0,01 g zu bestimmen.
Zur Unterscheidung von a- und ^-Naphthol wird nach
G. Joris sen (Chem.-Ztg. 1902, Rep. 215 (Nr. 23), Ann. chim. anal,
appliq. 1902, 7, 217) eine Probe des zu prüfenden Naphthols in einem
Reagensglase mit 2 ccm einer Jodjodkaliumlösung (von der Konzentration
des allgemein verwendeten Alkaloidreagens) und einem Überschuß einer
wäßrigen Natronlauge versetzt. j9-Naphthol gibt hierbei eine nicht ge-
färbte, klare Flüssigkeit, während a-Naphthol eine stark violette, trübe
Flüssigkeit liefert. Enthält das /8-Naphthol a-Naphthol, so erhält man
nach Zusatz des genannten Reagens eine schwächer oder stärker violett
gefärbte Flüssigkeit.
Naphthole. 919
Die acidimetrische Bestimmung you a- und )9-Naphthol nach
F. W. Küster (Berl. Ber. 27, 1101) beruht auf der Bildung schwer
löslicher Pikrinsäureverbindungen.
Digeriert man eines der Naphthole mit einer gemessenen Menge
einer bei Zimmertemperatur nahezu gesättigten, wäfirigen Pikrinsäure-
lösung auf dem Wasserbade, so verschwindet allmählich die fragliche
Substanz und an ihrer Stelle scheidet sich fast immer so gut wie quan-
titativ die äquivalente Menge der molekularen Pikrinsäure Verbindung
ab. Durch Titration mit '/iq normalem Barytwasser und Phenolphtalein
(oder Lackmoid) . als Indikator läßt sich die Menge der Pikrinsäure in
der ursprünglich angewandten wäBrigen Lösung, wie auch in einem ali-
quoten Teile des Filtrates vom Pikrat und aus den gefundenen Werten
die Pikrinsäure, welche in den Niederschlag übergegangen ist, bestimmen:
Eine einfache Multiplikation mit dem fraglichen Äquivalenzfaktor gibt
dann die gefundene Menge Naphthol.
Da das Digerieren auf dem Wasserbade in hermetisch verschlossenen
Gefäßen vorgenommen werden muß, kann man auf folgende Art operieren.
Die zu untersuchende Substanz kommt mit der abgemessenen
Pikrinsäurelösung von bekanntem Gehalt in eine Kochflasche, die so
groß zu wählen ist, daß sie bia zum Halse angefüllt wird. Bei der Be-
messung der Pikrinsäurelösung ist zu beachten, daß die für die Zinmier-
temperatur gesättigte Lösung etwa Y^ normal ist und daß nach voll-
endeter Umsetzung noch ein genügender Überschuß von Pikrinsäure in
Lösung verbleiben muB, da nur in diesem Falle die Bildung der Mole-
kularverbindung quantitativ erfolgt. Die Flasche muß genügend stark
sein, so daß sie ohne Gefahr leer gepumpt werden kann. Sie wird mit
einem guten Kautsdiukpfropfen gescUossen, durch dessen Durchbohrung
eine etwa 7 cm lange Röhre geht, die ohne große Mühe verschoben werden
kann und am anderen Ende zugeschmolzen ist. Etwa 1 7, <^t^ oberhalb
dieses Endes ist ein kleines seitliches Loch eingeblasen, so daß die Flasche
durch dieses hindurch ausgepumpt werden kann, wenn die Röhre tief
genug eingeschoben ist. Nach vollendetem Evakuieren zieht man, während
die Pumpe noch wirkt, die Röhre so weit empor, daß das zugeschmol-
zene Ende mit der unteren Fläche des Stopfens abschneidet, wodurch die
Kommunikation des Flascheninnem mit der Umgebung unterbrochen wird.
Paßt alles gut und hat man Stopfen imd Röhre beim Einsetzen schwach
angefeuchtet, so hält die Flasche die Leere tagelang unverändert.
Ist die Umsetzung vollendet, so läßt inan abkühlen und am besten
noch über Nacht stehen. Vor dem Öffiien der Flasche läßt man durch
Hinunterschieben der Röhre Luft eindringen.
(Da Pikrinsäure -)9- Naphthol in Wasser löslich ist, muß man bei
Berechnung der Resultate berücksichtigen, daß aus je 100 ccm Pikrin-
920 OrgftiuBche Farbstoffe.
SBurelösung durchschnittlich zirka 0,0075 g y9-Naphthol nicht zur Aus-
scheidung gelangen.)
Diese Methode ist auch für die Bestimmung Ton Naphthalin und
anderer Kohlenwasserstoffe geeignet.
Zur Titration des ^-Naphthols kann auch das jodometrische Ver-
fahren von J. Messinger und G. Vortmann (Ber. 28, 2754; siehe
Bd. II S. 777) befolgt werden. Da der Wirkungswert des Jods gegen
^-Naphthol- mit der Konzentration der NaphthoUösung wechselt, so ist
die von F. W. Küster (Ber. 27, 1905) aufgestellte Korrektionstabelle an-
zuwenden, mit Hilfe deren man richtige Zahlen erhält.
Das /9-Naphthol wird in großer Menge für die Herstellung roter
und orangegelber Azofarbstoffe verwandt.
Die Naphthole werden durch Schmelzen der korrespondierenden
Naphthalinsulfosäuren mit Natronhydrat dargestellt.
Die beiden Naphthole bilden eine Reihe von Sulfosäuren, von denen
verschiedene zum Zwecke der Farbstoffabrikation dargestellt werden.
Einzelne finden sich auch im Handel.
(Über die Untersuchung von Naphtholsulfosäuren siehe S. 923.)
26. Resorcin [Cg H^ (OH),].
Das reine Resorcin bildet farblose durchsichtige rhombische Krjstalle
vom Schmelzpunkt 110^. Es destilliert unter partieller Zersetzung bei
271^, löst sich sehr leicht in Wasser, Alkohol und Äther, ziemlich
schwierig in heiBem Benzol. Seine wäßrige Lösung besitzt einen süß-
lichen Geschmack und wird durch Eisenchlorid tief violett gefärbt. Er-
hitzt man Resorcin mit Phtalsäureanhydrid bis gegen 200^, so löst sieb
die Schmelze in schwacher Alkalilauge oder Ammoniak mit prachtvoll
grüner Fluoreszenz (Fluorescem).
Das Resorcin des Handels ist gegenwärtig ziemlich rein. Bildet
es eine wenig gefärbte, trockene Krystallmasse, welche sich an der
Luft nicht bräunt, so ist dies die beste Garantie für seine Reinheit
Es soll außerdem den richtigen Schmelzpunkt zeigen, sich in Wasser
klar mit nur geringes Färbung lösen und nicht, oder doch nur schwach,
nach Phenol riechen. Ein Wassergehalt ist durch Trocknen einer zer-
riebenen Probe über Schwefelsäure festzustellen. Es dient in der Farben-
technik hauptsächlich zur Darstellung der Eosinfarbstoffe, von Meta-
midophenolderivaten, hin und wieder auch von Azofarbstoffen.
Das Resorcin entsteht durch Schmelzen der verschiedenen Benzol-
disulfosäuren mit Natronhjdrat. Es wird nach dem Ansäuern der
Schmelze mit Äther oder Amylalkohol ausgeschüttelt und durch De-
stillation im Vakuum gereinigt.
Sulfanils&ure. 921
27. Snlfanilsäure (p-AmidobenzolsuIfosäiire)
[Ce H^ . NH, . SO3 H].
Die Sulfanilsäure bildet das Zwischenprodukt bei der Darstellung
Terschiedener Azofatbstoffe, so namentUch des Naphtholorange und Di-
phenylaminorange etc. ; sie wird zur Herstellung der Paraphenjlbydrazii^-
sulfosäure verwendet.
Sie bildet im reinen Zustande farblose, wasserhaltige Krystalle,
welche über 100° verwittern und wasserfrei werden. In kaltem Wasser
ist sie wenig, in heiBem verhältnismäßig leicht löslich. Mit Alkalien
bildet sie leicht lösliche, gut krystallisierende Salze, welche durch
Salzsäure imd Schwefelsäure zersetzt werden. Bei der Oxydation mit
Kaliumbichromat und Schwefelsäure liefert sie Chinon.
Da die Sulfanilsäure eine ziemlich starke Säure ist, so läßt sich
ihr Gehalt alkalimetrisch bestimmen. Dabei ist die häufig vorkommende
Verunreinigung mit freier Schwefelsäure zu berücksichtigen. Man kann
diese für die Titration dadurch unschädlich machen, daß man die ab-
gewogene Substanz mit Chlorbaryumlösung befeuchtet und auf dem
Wasserbade die in Freiheit gesetzte Salzsäure verjagt. Man löst als-
dann in einem gemessenen Yolumen von überschüssiger Normallauge auf
und titriert mit Vjq Normalsäure zurück. 1 ccm verbrauchter Normal-
lauge entspricht 0,173 g Sulfanilsäure.
Zuverlässiger ist es, die Sulfanilsäure durch Natriumnitrit (siehe:
Natriumnitrit) zu titrieren.
Dabei ist ein etwaiger Gehalt an Anilin zu berücksichtigen und
vorher, nach dem Übersättigen mit Alkali, durch Wasserdampf abzu-
treiben.
Die Bestimmung der Parasulfanilsäure nach Dr. K. Bren-
zinger (Zsch. f. angew. Ghem. 1896, 131) gründet sich auf die sehr
leichte und glatte Abspaltbarkeit der Sulfogruppe mittels Brom. Diese
Methode eignet sich zur Bestimmung der Sulfanilsäure allein und zur
Bestimmung in Gemischen neben Metanilsäure.
Bestimmung reiner Parasulfanilsäure. 7,0 Mol. (17,3 g)
wasserfreie Sulfanilsäure wird im Liter gelöst. Ist die Lösung alkalisch,
so säuert man schwach mit Salzsäure an. 100 ccm dieser Lösung werden
so lange mit gesättigtem Bromwasser versetzt, bis durch Jodkalium-
stärkepapier ein Bromüberschuß angezeigt wird, der mindestens 15 bis
20 Minuten halten soll. Nach 20 Minuten wird mit reiner Sodalösung
schwach alkalisch gemacht; man entfernt auf diese Weise einen Brom-
überschuß und erhält auch, namentlich bei unreinen Produkten, eine
besser filtrierende Flüssigkeit. Kurzes Anwärmen der alkalischen Lösung
erweist sich als zweckmäßig, ist aber nicht unbedingt notwendig. Im
922 Organische Farbstoffe.
Filtrat wird die Schwefelsäure in üblicher Weise bestimmt. Es darf
jedoch, namentlich bei Anwesenheit Yon Metanilsäure, nur heiB gefallt,
heiß filtriert und heiß ausgewaschen werden. £in zwei- bis dreistündiges
Stehen in der Wärme genügt yöllig.
Bestimmung von Parasulfanilsäure in Gegenwart tod
Il^etanilsäure geschieht genau wie bei der Parasulfosäure selbst.
Enthält eine Substanz nur Para- und Metasäure, und sind keine
anderen Verbindungen zugegen, auf welche Nitrit einwirken könnte, so
ergibt die Biazotierung die Summe beider Säuren. Subtrahiert man
hiervon den mit Brom für die Parasäure ermittelten Wert, so erhält
man den genauen Gehalt an Metanilsäure. Die Sulfanilsäure kommt
gegenwärtig in Form ihres schön krjstallisierbaren Natriumsalzes in
den Handel, das der Formel CgHeN SOjNa -4-5H,0 (Mol. 231) ent-
spricht.
Die Sulfanilsäure wird durch Erhitzen des Anilins mit der be-
rechneten Schwefelsäuremenge auf 180^ erhalten.
Die isomere Metaamidobenzolsulfosäure wird durch Reduktion der
Nitrobenzolsulfosäure dargestellt und findet ebenfalls technische Ver-
wendung. Sie unterscheidet sich von der oben beschriebenen Parasäure
durch größere Löslichkeit. Brom wandelt sie in Tribomanilinsulfo-
säure um.
Der Gehalt des Rohproduktes wird ebenfals am besten durch die
■
Nitrittitration festgestellt. (Siehe auch „Organische Präparate^, S. 852.'»
28. NaphtUcnsäure [H SO, C^o H« NH J.
Die Sulfosäure des a-Naphthylamins findet ebenfalls zur Darstellung
von Azofarbstoffen starke Verwendung. Man stellt meistens das schön
krystallisierte Natriumsalz dar. Da die Säure in Wasser fast unlöslich
ist, kann man durch Ausfällen mit Salzsäure und Wägen des ausge-
waschenen Niederschlags den Gehalt des rohen Natriumsalzes ziemlich
genau bestimmen.
Sicherer ist aber auch hier die Titration mit Natriunmitrit, welche
eventuell auch mit der ausgefällten Naphthionsäure vorgenommen werden
kann und der Wägung vorzuziehen ist.
Unverändertes Naphthylamin verrät sich durch die Trübung, sowie
durch den Geruch der alkalischen Lösung, sicherer beim Ausschütteln
des letzteren mit Äther.
Man stellt die Naphthionsäure durch Erhitzen des a-Naphthylamins
mit Schwefelsäure dar.
Das Natriumsalz der Naphthionsäure enthält 4 Moleküle Krystall-
wasser entsprechend der Formel : C,o Hg N SO3 Na -h 4H, O.
Naphthionsftnre. 923
Für die Gehalts-Bestimmung von Naphthol- und Naph-
thylaminsulfosäuren macht Yaubel (Chem.-Ztg. 1898, 1265, 1897)
folgende Yorschläge.
Die bisherigen Methoden beruhen teils auf der Diazotierbarkeit der
NHj-Gruppe, teils auf der Kombinationsfähigkeit der Naphtholsulfosäuren.
Die Gehaltsbestimmung der Naphtholsulfosäuren ist etwas umständ-
lich und nicht allzu genau. Zur Ausführung derselben muB man erst
eine Biazolösung von bestimmtem Gehalte darstellen, und zwar wendet
man hierzu gewöhnlich Paratoluidin oder Xylidin an. Von ' dieser
Biazolösung wird dann so viel zu der je nach Umständen mit Soda
oder Ammoniak etc. Tersetzten Naphtholsulfosäurelösung zugefügt, bis
keine kombinierbare Substanz mehr vorhanden ist. Die Prüfung ge-
schieht in der Weise, ■ daß von der mit Kochsalz (zur Ausi^llung des
Farbstoffes) versetzten Lösung eine kleine Probe mittels eines Glas-
stabes auf Filtrierpapier gebracht wird. An den Rand des auf dem
Papier sich ausbreitenden Tropfens bringt man dann eine kleine Menge
derselben oder einer anderen Diazolösung. Findet noch Farbstoffbildung
statt, so muß weitere Diazolösung zugesetzt werden, bis der Endpunkt
erreicht ist.
Die Methode liefert keine genauen Kesultate, da durch das Aus-
fällen des Farbstoffes mit Kochsalz auch häufig noch kleinere oder
größere Mengen der Naphtholsulfosäuren ausgefällt werden. Außerdem
läßt sich der Gehalt von schwer kombinierbaren Säuren schlecht be-
stimmen, da hierbei meist sehr konzentrierte Lösungen angewendet werden
müssen und trotzdem die Analyse längere Zeit in Anspruch ninmit.
Die folgende Methode gründet sich auf die Tatsache, daß Oxy-
und Amidoverbindungen des Benzols, sowie des Naphthalins imstande
sind, je nach Umständen ein oder mehrere Atome Brom aufzunehmen,
und zwar in Ortho- xmd Parastellung zur Hydroxyl- oder Amidogruppe,
falls sich nicht andere Einflüsse geltend machen. Diese Eigenschaften
der Bromsubstituierung zeigen auch die Naphthol- und Naphthylaminsulfo-
säuren, sobald nicht die Sulfogruppe eine die Aufnahme verhindernde
Stellung einnimmt.
Zur Ausfahrung der Bestimmung bedient man sich einer wäßrigen
Lösung einer abgewogenen Menge der unreinen Sulfosäure, versetzt diese
mit Bromkalium und einer genügenden Menge Schwefelsäure und läßt
so viel einer Kalixmibichromatlösung von bestimmtem Gehalt zufließen,
bis bleibende Bromreaktion erfolgt. Die Operation wird bei gewöhn-
licher Temperatur ausgeführt. Die Sulfosäuren lassen sich nun hinsicht-
lich ihrer Aufiiahmefahigkeit von Brom in drei Klassen einteilen:
1. Solche, welche meist nur ein Atom Brom auftiehmen und bei
denen die Endreaktion deutlich erkannt werden kann;
924
Oi^anische Farbstoffe.
2. solche, welche mehrere Atome Brom aufnehmen und bei denen
die Endreaktion infolge der langsamer erfolgenden Aufiiahme des zweiten
und dritten Bromatoms nicht genügend leicht zu erkennen ist;
3. solche, welche unter oben erwähnten Umständen kein oder nur
sehr wenig Brom aufnehmen.
Zur ersten Klasse gehören:
A. Folgende a- und )9-Naphthylaminsulfosäuren:
NH, SO3H
a) a-Naphthylaminsulfosäure
b) Naphthionsäure ....
c) Dahls Disulfosäure II . .
d) - - III . .
e) a-Naphthylamin-d-disulfosäure
f) Amido-R-Säure
g) p-Monosulfosäure (2 Br) . .
SO,H
2
2
1
2
4
4
4
4
3
5
NH,
6
6
8
6
SO,H
4
h) Naphthjlendiaminmonosulfosäure .
B. Folgende a- und )9-Naphtholsulfosäuren:
OH SOsH SO3H SO3H
a) Nevile-Winthersche Säure .14 — —
b) a-Naphtholdisulfosäure ... I 4 8 —
c) Schaff ersehe Säure .... 2 6 — —
d) F-Säure 2 7 — —
e) R-Säure 2 3 6 —
f) /9-Naphtholtrisulfosäure ... 2 3 6 8
(Bei mehreren dieser Säuren, wie 1, 4, 8 und 2, 3, 6, 8 erfolgt
die Bromau&iahme ziemlich langsam.)
Zur zweiten Klasse gehören:
A. Folgende a- und /^-Naphthvlaminsulfosäuren:
NH, SO3 H SO, H
a) a-Naphthylaminsulfosäure (3 Br) . . 1 7 —
b) a-Naphthylaminmonosulfosäure S (2 Br) 18 —
c) a-Naphthylamin-yS-disulfosäure (2 Br) .13 7
d) a-NaphthylamindisulfosäureKalle(2Br) 12 7
e) Brönnersche Säure (3 Br) .... 2 6 —
f) )8-Naphthylamin-^-mono8ulfo8äureI(3Br) 2 7 —
B. Folgende Naphtholsulfosäure:
a-Naphtholmonosulfosäure S
OH
1
SO3H
8
SO,H
Benzylchlorid. 925
Zur dritten Klasse gehören:
A. Folgende yS-Naphthylaminsulfosäuren :
NHj, SOjH SO3H
a) y^-Naphthylamin-a-monosulfosäure .2 8 —
b) Amido-G-säure 2 6 8
B. Die entsprechenden Naphtholsulfosäuren :
OH SO3H SO3H
a) Groceinsulfosäure 2 8 —
b) G-Säure 2 6 8
Läßt man auf diese letzteren 2 . 8- und 2.6. 8 -Derivate dagegen
Brom in der Hitze einwirken, so ist die Bromanfnahme derart, daB
diese Eigenschaft zur Gehaltsbestimmung auch dieser Säuren verwendet
werden kann. Bei 65 — 75° nehmen dieselben glatt ein Atom Brom auf,
ohne daß erhebliche, d. h. für die Analyse zu beachtende Mengen Brom
entweichen. Die Temperatur soll nicht viel unter 65® C. herabgehen,
da sonst die Endreaktion schwer erkennbar ist.
In Gemischen solcher Säuren mit den entsprechenden 2^ 6 bezw.
2.3. 6 -Derivaten läßt sich jedoch die Bestimmimg nicht derart vor-
nehmen, daß man erst bei gewöhnlicher Temperatur die Seh äff er- und
R- Säuren bestimmt, dann nach Eintreten der Endreaktion erwärmt imd
nun den Gehalt an 2 . 8- und 2 . 6 . 8-Sulfosäure ermittelt, weil durch
die anwesende G-Säure bezw. Groceinsulfosäure die Erkennung der End-
reaktion erschwert wird.
Man kann aber zur Untersuchung solcher Gemische den Gesamt-
gehalt an Sulfosäure durch Bromieren in der Hitze, den an R- Säure
bezw. Seh äffe r- Säure durch Kombinieren mit Diazoverbindungen er-
mitteln.
29. Benzylchlorid [Cg H5 . GH, Gl].
Das Benzylchlorid bildet im reinen Zustande eine farblose, bei
176^ siedende Flüssigkeit von scharfem, zu Tränen reizendem Geruch.
Da das Ghloratom des Benzylchlorids sich an dem Kohlenstoff der Methyl-
gruppe befindet, so nähert sich dieses in seinem Gharakter den Alkyl-
chlorüren der Fettreihe und vermag sein Ghlor leicht gegen andere
Atomgruppen auszutauschen. Auf diesem Verhalten beruht seine An-
wendung für die Darstellung von Benzylderivaten, vor allem der benzy-
lierten Methylviolette.
Die Beschaffenheit des technischen Benzylchlorids hat sich im
Laufe der Zeit erheblich gebessert. Man verlangt von demselben, daß
es farblos ist, ein spez. Gewicht von 1,106 — 1,110 besitzt und zwischen
926 Organische Farbstoffe.
174 und 179° zu etwa 96 Proz. überdestilliert. Salzsäiiredämpfe dürfen
dabei nicht auftreten.
Das Benzylchlorid wird durch Einwirkung von Chlor auf siedendes
Toluol dargestellt. Man leitet das gasförmige Chlor gewöhnlich so lange
ein, bis das Produkt die durch die Theorie bedingte Gewichtszunahme
erlitten hat.
30. Bensalchlorid (BenzylencUorid) [C« H5 . CH Cl J.
Das reine Benzalchlorid bildet eine farblose, bei 206° siedende
Flüssigkeit yon scharfem Geruch. Technisches Benzalchlorid, welches
zur Darstellung von Bittermandelöl, Benzoesäure imd Zimtsäure dient,
läßt bis jetzt an Reinheit sehr viel zu wünschen übrig. Man kann sich
begnügen, wenn dasselbe annähernd den obigen Siedepunkt und einen
seiner Formel nahe kommenden Chlorgehalt zeigt.
Es wird analog dem Benzylchlorid durch weitergehende Chlorierung
des Toluols dargestellt.
31. BenzotricUorid (Phenylchloroform) [C« H5 CCIJ.
Im reinen Zustande eine farblose, bei 213 — 214° siedende Flüssig-
keit. Das Benzotrichlorid hat Yorübergehend eine Rolle in der Farben-
chemie gespielt, weil es das erste Ausgangsmaterial zur Darstellung des
Malachitgrüns bildete.
. Von den technischen Produkten gilt dasselbe, was yom Benzjl- und
Benzalchlorid gesagt wurde. Hauptsächlich ist es nicht frei von im
Benzol kern chlorierten Prodrukten zu erhalten.
Die Darstellung des Benzotrichlorids ist der des Benzyl- und
Benzalchlorids analog. Die Chlorierung wird hier noch länger fort-
gesetzt, als bei letzterem, und das Produkt schließlich im Vakuum
rektifiziert.
32. BenMldehyd (Bittermandelöl) [CeH^COH].
Der Benzaldehyd bildet im reinen Zustande eine stark licht-
brechende Flüssigkeit yon 1,0504 spez. Gewicht und einem Siedepunkt
von 180°, welche sich nicht mit Wasser, aber in jedem Verhältnis mit
Alkohol und Äther mischt. Er zeigt den allgemeinen Charakter der
Aldehyde: An der Luft oxydiert er sich ziemlich schnell zur Benzoesäure,
mit saurem schwefligsauren Natron verbindet er sich zu einer krjstalli-
nischen, in Wasser leicht löslichen Verbindimg. Darch Wasserstoff im
Status nascens wird er in Benzylalkohol übergeführt Beim Erhitzen
mit alkoholischer Kalilauge liefert er Benzylalkohol und Benzoesäure.
Benzaldehyd. Benzoesäure. 927
Der Benzaldehyd wird gegenwärtig in großem Maßstabe für die
Herstellung yon grünen Farbstoffen fabriziert und kommt in ziemlicher
Reinheit in den Handel. Für seine Untersuchung bietet die Bestimmung
des Siedepunktes und des spez. Gewichts einen Anhalt; diese sind
jedoch dafür keineswegs ausreichend. Vor allem werden diese Kriterien
durch die stets sich bildende Benzoesäure beeinflußt. Um. die Bildung
dieser bei der Destillation zu verhindern, sollte man diese stets in
einem Strom von Kohlensäure oder Wasserstoff vornehmen.
Benzaldehyd soll farblos sein, ein spez. Gewicht von 1,052 — 1,055
besitzen und zwischen 176 und 180® im Wasserstoffstrom vollständig
überdestillieren.
Mit konzentrierter Schwefelsäure muß er sich klar und ohne starke
Bräunung mischen und in einer Lösung von AmmoniumbisuMt ohne
Hinterlassung von Öltröpfchen löslich sein.
Zur Bestimmung allfällig vorhandener Benzoesäure werden 50 ccm
des zu prüfenden Benzaldehydes mit 10 ccm N.-Natronlauge und Wasser
und Phenolphtalein als Indikator geschüttelt und die unverbrauchten
Laugenmengen mit Normalsäure zurücktitriert. 1 ccm Normallauge ent-
spricht 0,122 g CeHs COOK.
Der Benzaldehyd wird durch Behandlung von Benzalchlorid mit
kohlensaurem Kalk oder Natron und Wasser dargestellt. (Siehe auch
Artikel „Organische Präparate", S. 807.)
83. Benzoesäure [Ce H5 COOH].
Die Benzoesäure bildet im reinen Zustande farblose, dünne Nadeln
and Blättchen von schwachem eigentümlichen Geruch. Sie schmilzt
bei 120^ und siedet bei 250^, sublimiert jedoch schon unterhalb der
Temperatur des Wasserbades. Sie löst sich schwierig in kaltem, leichter
in heißem Wasser, sehr leicht in Alkohol und Äther. Ihre Salze sind
meist in Wasser sehr leicht löslich. Aus einer neutralen Eisenchloridlösung
fallen sie Eisenbenzoat in Form eines rötlichen Niederschlages.
Die Benzoesäure findet in der Farbenindustrie für die Darstellung
des Ainilinblaus, von Nitro- bezw. Amidobenzoesäure Verwendung.
Die Benzoesäure des Handels soll farblos und ohne Rückstand
flüchtig sein, den richtigen Schmelzpunkt zeigen und sich klar in ver-
dünntem Ammoniak, in Benzol und Äther lösen.
£in chlorhaltiges Produkt ist unbedingt zu verwerfen.
Da die Benzoesäure deutlich auf Lackmus reagiert, so läßt sie sich
acidimetrisch mit Normalnatronlauge titrieren. Wegen ihrer geringen
Wasserlöslichkeit empfiehlt es sich dabei, sie zuerst in einem Überschusse
der Liauge zu lösen und dann mit Yio ^0^^°^^^^^^^^ zurückzutitrieren.
928 Organische Farbstoffe.
Da in der käuflichen Benzoesäure manchmal Verunreinigungen vor-
kommen, welche sich der analytischen Untersuchung entziehen, auf den
BlaubildungsprozeB aber häufig störend wirken, so ist schlieBlich ein
diesbezüglicher Versuch über ihre Brauchbarkeit entscheidend (s. auch
„Organische Präparate", S. 810).
84. Salizylsänre [Cg H^ . OH . COOH].
Die Salizylsäure findet ziemlich starke Verwendung zur Darstellung
von Azofarbstoffen.
Die reine Säure bildet färb- und geruchlose, bei 156^ schmelzende
Nadeln.
Sie löst sich wenig in kaltem (etwa 1 : 500 bei 15^) Wasser, leichter
in siedendem Wasser (ca. 1 : 13). Ihre wäfirige Lösung wird durch
EiBenchlorid violett gefärbt.
Die zu medizinischen Zwecken benutzte Salizylsäure ist nahezu
chemisch rein.
Für die Farbenindustrie kommt meistens eine weniger reine Säure
in den Handel. Diese soll möglichst weiB sein und nicht stark nach
Phenol riechen.
Da die Salizylsäure sich bei der alkalimetrischen Titration wie
eine einbasische Säure verhält (die zweibasischen Salze reagieren alkalisch),
so kann ihr Gehalt durch diese bestimmt werden. Auf einen Aschengehalt
ist ebenfalls Rücksicht zu nehmen.
Die Salizylsäure wird nach dem Kolbe- Schmitt sehen Verfahren
durch Einwirkung von Kohlensäure auf Phenolnatrium dargestellt (s. auch
„Organische Präparate", S. 848).
85. GaUuBSänre [Cg H, (0H)3 COOH].
Die Gallussäure, obwohl kein Produkt des Steinkohlenteers, ist als
Trioxybenzoesäure aufzufassen und kann daher am besten hier abgehandelt
werden. Sie findet gegenwärtig vielfache Verwendung in der Farben-
industrie, so zur Darstellung des Gallocyanins (und analoger Farbstoffe),
des Galloflavins und des Anthragallols.
Sie bildet im reinen Zustande farblose Nadeln, welche 1 Mol.
Wasser enthalten.
Die wasserfreie Säure schmilzt bei etwa 220^. Fisenchlorid erzeugt
in ihrer Lösung einen blauschwarzen Niederschlag.
Da sich ihre alkalische Lösung an der Luft schnell braun färbt
so kann ihr Gehalt nicht alkalimetrisch bestimmt werden. Für ihre Be-
schaffenheit ist daher äufieres Ansehen, ein etwaiger Aschengehalt etc.
maßgebend. (Vergl. S. 825.)
Phtals&ure und Phtab&ureanhydrid. 929
Die Gallussäure wird aus Tannin und yerschiedenen anderen Gerb-
säuren durch Kochen mit yerdünnten Säuren oder durch eine eigen-
tümliche Gärung dargestellt.
Das Ta/nfn4n (Galläpfelgerbsäure), ein Anhydrid der Gallussäure,
findet ausgedehnte Anwendung in der Färberei und Zeugdruckerei,
namentlich als Beize für die basischen Farbstoffe. Von den yielen zu
seiner Untersuchung vorgeschlagenen Methoden ist hier nur eine aus-
schlaggebend, nämlich Probefärben und Probedrucken mit der zu unter-
suchenden Ware im Vergleich mit Produkten Yon bekannter Qualität.
Das Tannin bildet ein schwach gelblich gefärbtes, amorphes Pulyer.
£s soll sich in Wasser ziemlich leicht zu einer wenig gefärbten Lösung
auflösen. Kommt auch als sog. „krystallisiertes Tannin^, „Nadeltannin*',
in den Handel. (Siehe „IJntersuchimg gerbsäurehaltiger Pflanzenstoffe^,
Bd. III, S. 702.)
Nachweis von Gallusgerbsäure auf der Faser s. A.Menzer, Färber-
Zeitung 1908, 435.
36. Phtalsäure [CeH4(C00H)J nnd Phtalsäureanhydrid [CeH^.CaO,].
Die Phtalsäure bildet im reinen Zustande farblose Blättchen oder
dicke Prismen, welche bei 213^ schmelzen. Sie ist in kaltem Wasser
schwierig, in heiBem Wasser, Alkohol und Äther leicht löslich. Beim
Erhitzen auf ca. 130^ zerfällt sie allmählich in Phtalsäureanhydrid und
Wasser^). Das Anhydrid bildet lange farblose Nadeln, von schwachem
•eigentümlichen Geruch. Es schmilzt bei 128^ und siedet bei 277^,
fiublimiert jedoch schon unterhalb seines Schmelzpunktes. In heißem
Wasser löst es sich unter Übergang in das Säurehydrat.
In der Technik versteht man unter „Phtalsäure^ stets das Phtal-
säureanhydrid, welches in sublimiertem Zustande in den Handel konmit
und für die Darstellung der Phtaleine (Eosine, Rhodamine, Galleine etc.)
•eine wichtige Rolle spielt. Bildet das käufliche Phtalsäureanhydrid
farblose Nadeln, die den richtigen Schmelzpunkt zeigen, in Benzol lös-
lich sind und sich ohne Rückstand verflüchtigen, so kann man dasselbe
als genügend rein betrachten.
Die Phtalsäure wird durch Oxydation von Chlorderivaten des
Naphthalins, namentlich von Naphthalintetrachlorid mit Salpetersätire
oder chromsaurem Kali, neuerdings durch Oxydation von Naphthalin mit
■Schwefelsäure in Gegenwart von Quecksilbersulfat dargestellt. Aus der
') In der Literatur findet sich meist die irrtümliche Angabe, daß die
Anhydridbildang erst über 200^ vor sich gehe. Richtige Angaben finden sich in:
K o 1 b e , Org. Chem.
Untersuchung^en. 5. Aufl. III. 59
930 OrgaDische Farbstoffe.
rohen Phtalsäure wird durch Sublimation das Phtalsäureanhydrid ge-
wonnen (s. auch Kapitel „Org. Präparate", S. 843).
Aus gechlorten Naphthalinchloriden wird Dichlorphtalsäure, durch
Erhitzen Ton Phtalsäureanhydrid mit Antimonpentachlorid im Chlor-
strome Tetrachlorphtalsäure gewonnen. Biese Säuren dienen ebenfalls
zur Barstellung von Eosinfarbstofifen. Bichlorphtalsäure schmilzt bei
183—1850, Tetrachlorphtalsäure bei 250^ unter Anhydridbildung.
37. Anthrachinon [Ci^HgO,].
Bas reine Anthrachinon bildet glänzende, hellgelbe Nadeln vom
Schmelzpunkt 277 o. Es sublimiert bei wenig höherer Temperatur und
siedet über 382^. Es ist unlöslich in Wasser, wenig löslich in Äther,
Alkohol und kaltem Benzol, leichter in heißem Benzol, ziemlich leicht
in heißem Eisessig. Es löst sich femer unverändert in heißer Salpeter-
säure von 1,4 spez. Gew., sowie in konzentrierter Schwefelsäure. Burch
Erhitzen mit Zinkstaub, sowie mit konz. JodwasserstoflPsäure wird es in
Anthracen verwandelt. Erhitzt man Anthrachinon mit alkoholischer
Alkalilauge und Zinkstaub oder Natrium amalgam, so färbt sich die
Lösung rotviolett, wird jedoch an der Luft schnell wieder farblos.
Wendet man völlig absoluten Alkohol an, so ist die entstehende Färbung
grün, die geringste Spur Wasser ändert sie jedoch in Violett um.
Bas Anthrachinon ist das erste Zwischenprodukt i^ die Über-
führung des Anthracens in Alizarin. Es kommt selten in den Handel,
sondern wird in den Alizarinfabriken selbst dargestellt. Gegenwärtig
verwendet man allgemein sublimiertes Anthrachinon, dessen Reingehalt
meistens zwischen 98 und 99 Proz. schwankt.
Zur Untersuchung des Anthrachinons auf seine Prozentig-
keit kann man das Lucksche Verfahren anwenden (vergl. Bd. II S. 764).
Babei werden die Verunreinigungen durch weitere Oxydation zerstört,
resp. in alkalilösliche Verbindungen übergeführt.
H. Basset (Chem. News 73, 178) macht den Vorschlag, das Anthra-
chinon einige Zeit mit Chromsäurelösung und Salpetersäure zu kochen;
reines Anthrachinon soll hierdurch keinen weiteren Verlust erleiden, wohl
aber das aus technischen Anthracenen erhaltene (2 Proz. und mehr).
Fernere Anhalte geben: der Schmelzpunkt, das äußere Ansehen, sowie
die vollständige Flüchtigkeit.
Bas Anthrachinon wird durch Behandlung des Anthracens mit
einem Gemisch von Kalium- oder Natriumbichromat und verdünnter
Schwefelsäure dargestellt. Bas Rohprodukt wird durch Lösen in warmer
Schwefelsäure, Fällen mit Wasser und schließliche Sublimation mit
Wasserdampf gereinigt.
Methylalkohol.
931
B. 8oii«tl|;e Bohprodnkte.
1. Methylalkohol (Holzgeist) [CH3 . OH].
Der Methylalkohol bildet im reinen Zustande eine leichtbewegliche,
farblose Flüssigkeit Yon eigentümlich alkoholischem Geruch imd brennendem
Geschmack, welche mit Wasser, Äther und Alkohol in jedem Verhältnis
mischbar ist. Der Siedepunkt liegt bei 66 — 67°. Das spez. Gew. ist
0,798 bei 0°. Mit Chlorcalcium, sowie mit wasserfreiem Baryt bildet
er krystallisierende , durch Wasser zersetzbare Verbindungen, in denen
er die Rolle des Krystallwassers zu spielen scheint.
Der Methylalkohol dient in der Farbenindustrie zur Darstellung
des Dimethylanilins, des Formaldehyds, sowie des zu verschiedenen
Zwecken verwandten Chlor-, Brom- und Jodmethyls. Da es namentlich
für den ersteren Zweck auf große Reinheit desselben ankommt, so ist seine
Untersuchung von der größten Wichtigkeit. Für diese bieten der Siede-
punkt und das spez. Gew. einigen Anhalt, doch genügen diese Kriterien
durchaus nicht, da namentlich das Aceton, eine gewöhnliche Verunreinigung
des Holzgeistes, demselben in diesen Eigenschaften sehr nahe kommt.
Für das spez. Gew. von Gemischen des reinen Methylalkohols mit
Wasser gibt H. Deville die folgende Tabelle.
Spez. Gew.
bei 4-9°
0-9867
0-9751
0-9709
0-9576
0-9429
0-9282
Methylalkohol-
prozente
5
10
20
do
40
50
spez. Qew.
Methylalkohol-
bei 4- 9»
prozente
0-9072
60
0-8873
70
0-8619
80
0-8371
90
0-8070
100
Das von Deville angegebene spez. Gew. des reinen Methylalkohols,
0,8070 bei 9^, weicht übrigens von der sonst angegebenen Zahl 0,798
bei 0*^ ziemlich stark ab. Vergl. auch S. 951 u. 952.
Für die quantitative Bestimmung des Methylalkohols hat
Kr eil (Ber. 1873, 6, 1310) eine sehr brauchbare Methode angegeben,
die von Grodzky u. Eraemer (Ber. 1874, 7, 1492) genauer ausgearbeitet
worden ist. Diese beruht auf der Tatsache, daß Methylalkohol bei Ein-
wirkung von Phosphorbijodid quantitativ in Jodmethyl übergeführt wird,
svährend seine Verunreinigungen anders reagieren (s. Artikel „Organisehe
Präparate^, S. 834, femer F. Zetsche, Pharm. Centralh. 44, 505; Chem.
Zentrolhh 1903, II, 686. W. Vaubel und 0. Scheuer, Zsch. angew.
Jhem. 1905, 214; G. Keppeler, Zsch. angew. Chem. 1905, 464).
59*
932 Organische Farbstoffe.
2. GUormethyl [GH, Gl].
Das Ghlormethyl bildet unter gewöhnlichen Temperatur- und Druck-
Verhältnissen ein farbloses, angenehm ätherisch riechendes Gas, welches
mit grüngesäumter Flamme brennt. Es kondensiert sich, unter gewöhn-
lichem Druck bei — 22° oder bei gewöhnlicher Lufttemperatur unter
einem Druck Ton etwa 5 Atmosphären zu einer farblosen, leicht beweg-
lichen Flüssigkeit. Das Ghlormethyl wird wenig von Wasser, dagegen
sehr leicht von Methyl- und Äthylalkohol absorbiert. Es kommt gegen-
wärtig im durch Druck verflüssigten Zustande in großen kupfernen oder
eisernen Zylindern in den Handel und wird sowohl zur Methylierung
Ton Anilin, als auch zur Überführung des Methylvioletts in Methylgrün
und zu anderen Zwecken verwandt. Das Handelsprodukt ist gewöhn-
lich fast vollkommen rein. Es soll sich im offenen Gefäß rasch und
vollkommen ohne Zurücklassung übelriechender Produkte verflüchtigen.
3. Brommediyl [GH, Br].
Wird in einzelnen Fällen an Stelle des Vorigen zu Methylienmgs-
zwecken verwendet und dann in der Regel durch Erwärmen von Brom-
natrium mit Holzgeist und Schwefelsäure dargestellt.
Es bildet eine farblose, leicht bewegliche Flüssigkeit von angenehm
ätherischem, etwas an Ghloroform erinnerndem Geruch und brennendem
Geschmack, die bei 4,5° siedet und bei 0° das spez. Gewicht 1,732
besitzt. Im offenen Gefäß soll es rasch und ohne Rückstand verdunsten.
Seiner Giftigkeit wegen ist bei dessen Verwendung größte Sorgfalt
geboten.
4. Jodmethyl [GHgJ].
Das Jodmethyl bildet eine farblose, bei 44° siedende Flüssigkeit
von 2,199 spez. Gewicht bei 0^, welche sich am Licht allmählich braun
färbt. Es besitzt einen angenehm ätherischen, dem Ghloroform ähn-
lichen Geruch. Das Jodmethyl, welches früher eins der wichtigsten
Produkte für die Farbenindustrie war und namentlich zur Darstellung
von Jodgrün und Jodviolett diente, findet jetzt nur noch sehr beschränkte
Verwendung.
Bei einer Prüfung auf seine Reinheit ist namentlich auf den
Siedepunkt Rücksicht zu nehmen. Ist ein Jodmethyl auffallend farblos
und färbt sich auch bei längerem Stehen* am Lichte nicht, so ist es ge-
wöhnlich phosphorhaltig. Noch sicherer kann man auf einen Phosphor-
gehalt schließen, wenn es durch eine Spur hinzugefügten Jods nicht
gelbbraun gefärbt wird. Auch finden sich öfter Spuren von Schwefel-
Brom-, Jodäthyl. Essigsäure. 933
Verbindungen darin, die sich durch einen unangenehm lauchartigen
Geruch yerraten. Ist seiner giftigen Eigenschaften wegen namentlich
im Dampfzustande mit Vorsicht zu handhaben.
5. Bromäthyl [C, H^ ßr].
Bildet eine leicht bewegliche, farblose, bei 38,8" siedende Flüssig-
keit Ton angenehm ätherischem Geruch und einem spez. Gewicht Yon
1,47. Für seine Untersuchung sind das spez. Gewicht und der Siede-
punkt hauptsächlich maßgebend.
Als Yerunreinigungen kommen zuweilen Bromal und Bromo-
form Yor, welche jedoch durch ihren höheren Siedepunkt leicht nach-
zuweisen sind. Schwefelverb in düngen lassen sich durch den Geruch
erkennen. Eine Beimengimg Ton Äther läßt sich daraus durch Schütteln
mit konz. Schwefelsäure entfernen. Man stellt das Bromäthyl am
leichtesten durch Destillation Ton Bronmatrium oder Bromeisen mit
Alkohol und Schwefelsäure dar (s. Artikel „Organ. Präparate^, S. 803).
6. Jodäthyl [C, H^ J].
Farblose, am Licht sich bräunende Flüssigkeit von chloroform-
ähnlichem Geruch. Siedepunkt 72", spez. Gewicht 1,975 bei 0". Das
Jodäthyl wird nur noch selten angewandt, da das früher damit dar-
gestellte Hof mann sehe Violett durch das Methylyiolett verdrängt ist,
und man sich zu anderen Äthylierungen vorzugsweise des billigeren
Bromäthyls oder Chloräthyls bedient. Für seine Untersuchung gilt das
beim Jodmethyl Gesagte.
7. Essigsäure [CH3 . CO OH].
Die reine Essigsäure bildet eine wasserhelle, stark saure Flüssig-
keit vom spez. Gewicht 1,0553 bei 15®. Sie siedet bei 118®. In nie-
driger Temperatur erstarrt sie zu blättrigen Krystallen vom Schmelz-
punkt 17®. Das spez. Gewicht nimmt beim Verdünnen mit Wasser
anfangs zu, bis es bei 80-proz. Säure mit 1,075 bei 15® sein Maximum
erreicht, gejbit alsdann aber bei weiterem Verdünnen wieder herunter.
Eine ausführlichere Tabelle für die Berechnung des Gehaltes einer
wasserhaltigen Essigsäure aus dem spez. Gewicht s. S. 822.
Rüdorff empfiehlt, den Gehalt stärkerer Essigsäuren aus dem
Erstarrungspunkte zu berechnen, und gibt dafür umstehende Tabelle.
In der Farbentechnik kommt sowohl der sogenannte Eisessig (eine
Säure von 95 — 99 Proz.) als auch eine verdünntere 'Essigsäure von 35
bis 50 Proz. zur Verwendung. Für die "Wertbestimmung ist das
934
Organische Farbstoffe.
Titrieren mit Normalnatronlauge unter Anwendung Yon Phenolphtalein
als Indikator stets die sicherste Methode.
Die rohe Essigsäure enthält meist empyreumatische Bestandteile,
welche sich nach dem Yerdünnen, oder noch besser nach dem Neutrali-
sieren, durch den Geruch wahrnehmen lassen. Man pflegt an die Ter-
dünntere Säure in dieser Hinsicht keine zu hohen Anforderungen zu
stellen. 50 ccm, auf dem Sandbade innerhalb 1 7» Stunden zur Trockne
yerdampfb, dürfen nur ganz wenig Rückstand hinterlassen.
Größere Reinheit verlangt man gewöhnlich vom Eisessig. Dieser
darf nach dem Neutralisieren nicht, oder doch nur wenig brenzlich
riechen und, mit einigen Tropfen Kaliumpermanganat gemischt, diese
nicht sofort entfärben. Schweflige Säure, welche in demselben bis-
weilen vorkommt, erkennt man am sichersten an der Entfärbung von
Jodstärkekleister, sowie an der Schwefelausscheidung, welche die Säure
beim Vermischen mit klarem SchwefelwasserstoflFwasser gibt (vergl. auch
S. 821).
100 Teile Essigsaure
sind gemischt mit
100 Teile des
•
Oemisches enthalten
Erstamingstemperatur
00 w
asser
0-0 Wasser
+ 16-70
0-5
-
0-497
-
-h
15-650
10
-
0-980
-
+ 14-80
. 1-5
-
1-477
-
+ 14-0«
20
-
1-961
-
4- 13-250
30
-
2-912
-
-h 11-950
40
-
3-846
-
-hlO-50
50
-
4-761
-
4-
9-40
60
-
5-660
-
4-
8-20
70
-
6-542
-
-f-
710
80
-
7-407
-
4-
6-250
9-0
-
8-257
-
-+-
5-30
100
-
9-090
-
4-
4-30
110
-
9-910
-
-f-
3-60
120
-
10-774
-
-h
2-70
16-0
-
13-043
-
—
0-20
18-0
-
15-324
-
—
2-60
210
-
17-355
-
—
510
240
-
19354
-
7-40
Der Eisessig dient in der Farbentechnik meist als LösongsmitteK
zur Herstellung von Acetylderivaten u. s. w. Verdünnte Essigsäure wird
hauptsächlich zum schwachen Ansäuern oder Neutralisieren von Flüssig-
keiten verwendet; wo der Überschuß einer Mineralsäure nicht zu-
lässig ist.
Oxalsäure. Formaldehyd.
935
8. Oxalaäupe [COOH . COOK h- 2 H, 0].
Schmilzt etwas über 100^ im Krystallwasser. Löst sich in 15 Tl.
kaltem Wasser, viel leichter in heiBem, ebenso in Weingeist. Wird die
wasserfreie Säure yorsichtig, nicht über 150 '^ erhitzt, so sublimiert sie
unzersetzt, bei raschem Erhitzen zerfällt sie in Kohlensäure, Kohlen-
oxyd, Ameisensäure und Wasser. Das Natriumsalz ist erheblich weniger
löslich als das Kaliumsalz. Aus einer gesättigten Kochsalzlösung wird
durch Oxalsäure das saure Natriumoxalat abgeschieden.
Das Handelsprodukt ist in der Regel ziemlich rein und enthält
höchstens kleine Mengen der Alkali- oder Kalksalze, welche sich durch
einen Aschengehalt verraten.
Für die Untersuchung ist das Titrieren mit Normalalkalilauge die
bequemste imd sicherste Methode. Auch durch Titration mit Chamäleon
in schwefelsaurer Lösung läßt sich die Oxalsäure sehr scharf bestimmen.
Die Oxalsäure wird in der Farbentechnik hauptsächlich bei der Dar-
stellung der Rosolsäure, des Diphenylaminblaus und zur Bereitung Yon
Salzen (Malachitgrün) verwandt. In der Färberei findet sie öfters zur
Herstellung saurer Beizen Anwendung. Für letzteren Zweck, sowie für
die Wiedergewinnung aus obigen Prozessen ist die von Franz aufge-
stellte Tabelle von Nutzen, welche das spez. Gewicht wäßriger Oxal-
säurelösungen bei einer Temperatur von 15° angibt.
Spexifisches
Gehalt an
Oew. bei 15 <>
CsH,04 + 8H«0
10032
1 Proz.
1-0064
2 -
1-0096
3 -
1-0128
4 -
1-0160
5 -
1-0182
6 -
1-0204
7 -
SpexiBflches
Gehalt an
Oew. bei 15<>
GyHsOi + SHaO
1-0226
8 Proz.
1-0248
9
10271
10
1-0289
11
1-0309
12
10320
12,6 -
(S. auch S. 840.)
9. Formaldehyd [CHa 0].
Das technische Produkt stellt eine 40 -proz. Lösung des Ameisen-
säurealdehyds in Wasser dar.
Zu dessen Herstellung leitet man Luft durch auf 40 bis 50^ er-
wärmten Holzgeist imd über einen aus grobem Kupferdrahtnetz her-
gestellten und mäBig erhitzten Zylinder.
Die wäßrige Fonnaldehydlösung riecht stechend, reduziert am-
moniakalische Silberlösung unter Spiegelbildung und scheidet beim Ein-
936 Organische Farbstoffe.
leiten von Schwefelwasserstoff Erystalle (CH, 8)3 ab. Beim Erwärmen
mit mäßig verdünnter Natronlauge wird Formaldebjd in Ameisensäure
und Holzgeist zerlegt. Schon mit verdünntem Ammoniak verbindet er
sich leicht zu Hexamethjlentetramin. Beim Stehen seiner Lösung geht
der Ameisenaldehyd in polymeres Trioxymethylen (CH, 0)3 über, das,
einmal aus der Lösung abgeschieden, in Wasser, Alkohol und Äther
unlöslich ist.
Zur qualitativen Prüfung auf Formaldehyd kann man sich fol-
gender Reaktionen bedienen (s. auch B. M. Pilhashy, Joum. Americ.
Chem. Soc. 1900, 132).
1. Beim Erwärmen mit ammoniakalischer Silberlösimg bildet sich
ein Silberspiegel.
2. Zu 1 ccm Formaldehydlösung und 10 ccm Wasser gibt man
0,5 ccm Dimethylanilin, säuert mit verdünnter Schwefelsäure an und
schüttelt gut durch. Hierauf macht man mit Natronlauge alkalisch und
kocht, bis der Geruch nach Dimethylanilin verschwunden ist. Bas ge-
bildete Tetramethyldiamidodiphenylmethan wird auf einem Filter ge-
sammelt, gewaschen, in einer kleinen Porzellanschale mit Essigsäure
und darauf mit etwas fein gepulvertem Bleisuperoxyd versetzt. Es ent-
steht eine blaue Farbe (Hydrol).
3. Ca. 20 ccm der auf Formaldehyd zu prüfenden Flüssigkeit
werden mit 20 ccm einer wäßrigen Anilinlösung (3 g Anilin in 1 Liter
Wasser) versetzt imd neutralisiert. Je nach der Menge des vorhandenen
Aldehyds entsteht ein weißer Niederschlag oder eine schwache, oft erst
nach einigen Tagen eintretende Trübung von Anhydroformaldehydanilin.
4. Da sich Formaldoxim beim Kochen seiner wäßrigen Lösung
leicht in Wasser und Blausäure spaltet (Scholl, Berl. Ber. 24, 576),
so läßt sich Hydroxylamin auch zum empfindlichen Nachweis von Form-
aldehyd benützen. Man kocht die zu prüfende Lösung mit der wäßrigen
Lösung eines Hydroxylaminsalzes (natürlich wird man nicht das salz-
saure Salz verwenden) und prüft auf Blausäure (A. B röchet und
R. Cambier, C. r. 120, 449).
5. Nach Leb bin (Pharm. Ztg. 42, 18) benutzt man als Reagens
eine Resorcinnatronlösung von 40 — 50 Proz. Na OH und 5 Proz. Resorcin.
Gleiche Yolumenteile dieser Lösung und der zu imtersuchenden wäßrigen
Flüssigkeit (die frei von Farbstoffen und Eiweißkörpem sein muß)
werden im Reagensrohr zum Sieden erhitzt und kurze Zeit (ca. Y^ Minute)
siedend erhalten. Selbst bei Anwesenheit sehr geringer Mengen an
Formaldehyd tritt deutliche Rötung ein. Grenze der Empfindlichkeit
Vs— 7,0 Milliontel.
6. Wird nach B. A. van Ketel (Pharmac. Weckblad, 81, Nr. 49;
Jahresb. d. Pharm. 80 [1895], 275) Formaldehydlösung (ca. 35-proz.) auf
Formaldehjd. 937
starke Schwefelsäure gegossen, so entsteht binnen 3 Minuten aji der
Beröhrungsstelle beider Flüssigkeitsschichten ein weiBer Niederschlag,
der sich in der Formaldehydlösung ausbreitet, so dafi nach einigen
Stunden die gesamte Formaldehydlösung in eine -weiße krystallinische
Masse umgewandelt ist. Findet eine schwächere Lösxmg Anwendung,
so tritt die tieaktion bedeutend langsamer ein. Der entstandene weiße,
in Wasser unlösliche Körper ist wahrscheinlich eine polymere Modifi-
kation des Formaldehyds; beim Kochen mit verdünnter Schwefelsäure
entwickeln sich Formaldehyddämpfe.
7. Zum Nachweis von Formaldehyd eignet sich auch p-Nitrophenyl-
hydrazin (E. Bamberger, Berl. Ber. 1899, 1207). Gibt man etwas der
wäßrigen Lösung des Chlorhydrates zu einer selbst ganz verdünnten
Formaldehydlösung, so scheidet sich nach ganz kurzem Stehen oder
beim Erwärmen Formaldehyd- p-Nitrophenylhydrazon ab. Letzteres
krystallisiert aus Benzol in gelben Nadeln vom Schmp. 181 — 182^.
8. Carl Neuberg (Berl. Ber. 1899, 1961) benutzt zur Erkennung
p-Dihydrazinodiphenylchlorhydrat. Wäßrige Lösungen desselben geben mit
Formaldehydlösungen nach kurzem Stehen bei Zimmertemperatur, augen-
blicklich beim Erwärmen auf 50 — 60®, einen flockigen, gelben Nieder-
schlag, dessen Zusammensetzung der Formel
Cß H^ — NH . N : CHj
I
CeH^ — NH.N:CH,
entspricht. Diese Verbindung entsteht in ziemlicher Verdünnung. Form-
aldehydlösimgen von 1 : 5000 färben sich beim Erwärmen mit einigen
Tropfen von der Lösung des salzsauren Diphenylendihydrazins momentan
hellgelb; bis zur krystallinischen Abscheidung des Niederschlages muß
man jedoch einige Minuten warten. Bei Verdünnungen von 1 : 8000 wird
die Probe unsicher. Trotzdem sie nicht die Schärfe der Phloroglucin-
probe von A. Joris sen (Joum. de Pharm, et de Chim. 1897, 167; s.
auch Zsch. angew. Chem. 1898, 328) oder der Resorcinprobe von Leb bin
(s. oben) besitzt, hat sie vor diesen den Vorzug absoluter Unzweideutig-
keit. Denn die durch diese Reaktionen hervorgebrachten Färbungen ent-
stehen in gleicher Weise durch Furfurol.
Die Reindarstellung des Hydrazinchlorhydrates ist übrigens nicht
einmal erforderlich. Es genügt, in einem Reagensglase eine Messerspitze
Benzidin in Salzsäure zu lösen, nach dem Erkalten unter Kühlung
durch fließendes Wasser mit Nitrit (nach Augenmaß) zu versetzen und
das Diazochlorid zu einer Lösung von Zinnchlorür in rauchender Salz-
säure zu fügen; nach kurzem Stehen kocht man mit wenig Tierkohle
auf. Das klare Filtrat enthält genügend Hydrazinchlorhydrat; doch
938 Organische Farbstoffe.
nimmt die Formaldehydverbindung dann manchmal (infolge Anwesenheit
von Zinnverbindungen?) einen orangeroten Farbenton an.
9. Romijn (Pharm. Ztg. 1895, 407) gibt ein Verfahren znm mikru-
chemischen Nachweis von Formaldehyd an.
Quantitative Bestimmung wäßriger Formaldehydlösungen ^).
1. Man schüttelt den zu prüfenden wäßrigen Formaldehyd mit
kohlensaurem Kalk imd versetzt 5 ccm der überstehenden klaren Flüssig-
keit mit 50 ccm Normal- Ammoniaklösung, läBt einen Tag lang im ver-
schlossenen Kolben bei Zimmertemperatur stehen und titriert das über-
schüssige Ammoniak mit Normal-Salzsäure und Lackmus als Indikator
zurück. Nach der Gleichung:
6 CHj 0 4- 4 NH3 = CßH^N^ 4- 6 H, 0
HexameUiylenamin
wurde die angewandte Ammoniakmenge zur Bindung von 2,4 g Fomi-
aldehyd geifügen, entsprechend einer 48-proz. Aldehjdlösung. Für jeden
Kubikzentimeter Salzsäure, den man zum Zurücktitrieren braucht, sind
0,048 g Formaldehyd in Abzug zu bringen. Wurden n ccm Normal-
salzsäure verbraucht, so ist der Gehalt der Lösimg = 48 — n . 0,96 Proz.
(Legier, Berl. Ber. 16, 1333; Eschweiler, Berl. Ber. 22, 1929, Ann.
268, 97).
Wird bei der Titration aber Methylorange als Indikator ange-
wendet (Lösekann, Berl. Ber. 22, 1565), so tritt der vollständige
Farbenumschlag erst ein, nachdem aufier dem freien Ammoniak auch das
schwachbasische Hexamethylenamin in Ohlorhydrat umgewandelt worden
ist. Der Gehalt der Lösung an Formaldehyd beträgt dann für die vor-
stehend erwähnten Mengenverhältnisse und bei Verbrauch von n ccm
Salzsäure = 64 — n . 1,28 Proz.
A. Trillat (C. r. 116, 891) führt den Aldehyd durch gemessenes,
überschüssiges Ammoniak in CgHi^N« über, bläst den ÜberschuB des
Ammoniaks ab und titriert es im Destillat.
M. Klar (Pharm. Ztg. 1895, 438) verfährt folgendermafien. In
einen mit gut schlieBendem Glasstopfen versehenen Normalkolben von
250 ccm werden 60 ccm vorher gut durchgeschütteltes Normal ammoniak
(= 1,0200 g NH3) und dann 5 ccm Formaldehyd gegeben, umgeschfittelt
und 3 — 4 Stunden bei Seite gestellt. Nach dieser Zeit schüttelt man
abermals, um das über der Flüssigkeit stehende Ammoniakgas wieder
zur Absorption zu bringen, lüftet dann vorsichtig den Stopfen, gibt
schnell 20 ccm Normalsäure hinzu, füllt nun mit Wasser auf 250 ccm
*) Siehe auch Glowes, Ber. d. deutsch, ehem. Ges. 1899, 2841; fener
J. Wolff, Zsch. f. Unters, d. Nahrangs- u. Genußmittel 1900, Heft 2, S. 87.
Fomialdehyd. 939
auf. In Teilportionen wird dann unter Zusatz eines, höchstens zwei
Tropfen RosolsäurelÖsung (resp. Lackmus) mit Normalnatronlauge (oder
besser y,o N.-Natronlauge) der ÜberschuB der Säure bestimmt; die ge-
fundenen Kubikzentimeter mit 10 multipliziert geben die zum Zurück-
titrieren nötigen Kubikzentimeter Normalnatron an, woraus sich der
Formaldehydgehalt leicht berechnen läßt. Die Titration nimmt man
am besten in einer ^kleinen weißen Porzellanschale vor, da der Farben-
Umschlag weit schärfer hervortritt als im Becherglas. Da Formaldehyd
wohl selten neutral, sondern meist etwas sauer angetroffen wird, so
empfiehlt sich femer, in einem zweiten Versuche mit Normalnatronlauge
und Phenolphtalein die Säuremenge zu bestimmen und toh dem Re-
sultate in Abzug zu bringen. Dieses Verfahren bietet den Vorteil, mit'
einem Anunoniak von ganz bestimmtem Gehalte zu arbeiten, nur Spuren
Ton NH3 dabei zu verlieren und beim Titrieren viel kleinere Flüssig-
keitsmengen zu haben und infolgedessen mit kleinstem Indikatorzusatz
einen viel schärferen Umschlag zu erhalten .(s. auch Th. Säle er. Pharm.
Ztg. 1895, 157).
2. Zu einer wäßrigen Lösung von 3 g Anilin in 1 1 destillierten
Wassers läßt man tropfenweise und unter fortwährendem Schütteln
2 ccm der zu prüfenden Formaldehydlösung zutropfen. Nach 48 -stän-
digem Stehen sammelt man den Niederschlag auf einem gewogenen
Filter (im Fütrat muß überschüssiges Anilin nachweisbar sein), trocknet
bei 40'' und wiegt.
Aus der Gleichung:
CßHj . NH, + CH,0 = CeHjN : CH, + H3O
Anhydroformaldeliydaiiüin
ist der Gehalt an Formaldehyd zu berechnen (Trillat, G. r. 116, 891).
M. Klar (Pharm. Ztg. 1895, 548) benutzt die Bildimg von An-
hydroformaldehydanilin zu einer titrimetrischen Methode, die allerdings
vor dem Anmioniakverfahren keinen Vorzug aufweist.
3 g reinstes Anilin werden in 1000 ccm Wasser gelöst und zunächst
bestimmt, wieviel ccm Yjq N.-Salzsäure zur Sättigung von 10 ccm der
Anilinlösung erforderlich sind. 10 ccm dieser Lösung werden zu diesem
Zwecke in ein Becherglas gegeben, einige Tropfen Kongolösung (1 : 1000)
zugesetzt und nun unter Umrühren so lange Yjq N.-Salzsäure zufließen
gelassen, bis die rote Farbe in ein stark blaustichiges Violett über-
gegangen ist. Diesen Moment erkennt man daran, daß ein weiterer
geringer Überschuß die Farbe nicht mehr verändert und erst bei viel
größerem Überschuß ein Umschlag ins rein Blaue eintritt. (Man kann
auch Kongopapier anwenden.) Aus der verbrauchten Anzahl Kubik-
zentimeter berechnet man den tatsächlichen Anilingehalt der Lösung.
L ccm V,o N.-HCl = 0,0093 g C« H5 NH^.
940 Organische Farbstotfe.
Nun gibt man in einen Normalkolben von 500 ccm Inhalt 400 ccm
der titrierten Anilinlösimg, läBt dann tropfenweise unter Schütteln 1 ccm
der zu untersuchenden Formaldehydlösung aus einer Bürette zufließen
und füllt dann bis zur Marke 500 ccm auf. Nach einiger Zeit der Ruhe
filtriert man durch ein trockenes Filter in ein trockenes Kölbchen einen
aliquoten Teil ab und bestimmt genau wie oben in je 50 ccm dieses
Filtrates mit 7io N.-Salzsäure das überschüssige Anilin. Diese Zahl
subtrahiert man von dem ursprünglich zugegebenen Anilinquantum, und
erhält in der Differenz diejenige Anilinmenge, welche mit dem Form-
aldehyd in Reaktion getreten ist. Daraus läßt sich leicht die Form-
aldehydmenge berechnen.
H + NHj . CeHj = CH, . N . C^U, -h H,0.
H
3. Nach Oskar Blank und H. Finkenbeiner (Berl. Ber. 1898,
2979) liefert die Ammoniakmethode ungenaue Resultate; man findet bei
20 — 40-proz. Formaldehydlösung etwa 1,5 Proz. zu wenig. Sie haben
deshalb ein neues Verfahren ausgearbeitet, das auf der Oxydation
von Formaldehyd mit Wasserstoffsuperoxyd in alkalischer Lösung zu
Ameisensäure und dem Zurücktitrieren der nicht yerbrauchten Natron-
lauge beruht.
3 g der zu prüfenden Formaldehydlösung (bei festem Formaldehyd
1 g) werden in einem Wägegläschen abgewogen imd in 25 ccm (bei
stärkerer als 45-proz. Lösung 30 ccm) doppelt normaler Natronlauge,
welche sich in einem hohen Erlenmeyer-Koiben befindet, eingetragen.
Gleich darauf werden allmählich (in etwa 3 Minuten) 50 ccm reines
Wasserstoffsuperoxyd *) von 2,5 — 3 Proz. durch einen Trichter (um Ver-
spritzen zu verhindern) hinzugefügt. Nach 2 — 3 Minuten langem Stehen-
lassen wird der Trichter mit Wasser^) gut abgespült und die nicht ver-
brauchte Natronlauge mit doppelt normaler Schwefelsäure zurücktitriert.
Als Indikator wurde Lackmustinktur 3) angewandt. Bei Bestimmung
verdünnterer als 30 -proz. Lösung muB man zur Vervollständigimg der
Reaktion etwa 10 Minuten nach Zugabe des Wasserstoffsuperoxyds
stehen lassen.
') Das Wasserstoffsaperoxyd ist auf Säuregehalt za antersachen und evenU
ein solcher in Rechnung zu ziehen.
') Bei genauen Bestimmungen ist darauf zu achten, daß das Wasser durch
Auskochen vorher kohlensäurelrei gemacht wird.
*) Bei Herstellung der Lackmustinktur müssen die rotTioletten FarbstoffB
durch Ausziehen mit Alkohol entfernt werden, da sonst der Umschlag nicht
scharf ist.
Formaldehyd. 941
Der Prozentgehalt an Formaldehyd wird direkt erhalten, indem
man die Anzahl der verbrauchten Kubikzentimeter Natronlauge bei An-
wendung von 3 g Formaldehyd mit 2, von 1 g festem Formaldehyd mit
6 multipliziert.
Die Reaktion verläuft unter ziemlich starker Selbsterwärmung und
heftigem Aufschäumen im Sinne folgender Gleichung:
2H.CHO + 2NaOH + HaO, = 2H.COONa4-H,-h2H5 0.
Vielleicht findet nebenher auch noch folgende Reaktion statt:
H . CHO + Na OH -h H^ 0^ = H . COONa 4- 2 HgO.
W. Fresenius und L. Grünhut empfehlen folgende Abänderungen
(Chemisches Central-Blatt 1905, I, 630; Zsch. analyt. Chem. 44, 13).
Man wägt etwa 3 g Formol in ein zylindrisches Wägeröhrcjien mit
eingeschliffenem Stopfen ein, miBt in einem Erlenmeyerkolben von 500 ccm
Inhalt aus der Bürette 25—30 ccm COa-freie 2N.-NaOH ein und läßt
dann das geöffnete Wägeröhrchen so hineingleiten, daß nichts von seinem
Inhalt ausfließt, und daß es aufrecht auf dem Boden des Kolbens steht.
Nun erst vermischt man durch Kippen und Umschwenken das Formol
mit der Lauge. Sofort beginnt man aber auch mit der Zugabe von
50 ccm 3-proz. H, Og, das man unter Umschwenken durch einen Trichter
einfließen läßt, und dessen Zufluß so geregelt werden muß, daß die ganze
Menge im Verlauf von 3 Minuten zugesetzt wird. Man läßt dann noch
2 — 3 Minuten — bezw. bei Ware von geringerem Gehalt als 30 Vol.-Proz.
10 Minuten — stehen, spült Trichter und Kolbenwandungen mit CO,-
freiem Wasser ab und titriert den Überschuß der Lauge mit N.-H^ SO4
zurück, Lackmus oder Azolitmin als Indikator. Paraformaldehyd läßt
sich in gleicher Weise bestimmen, nicht aber Trioxymethylen.
4. Nach Grützner (Arch. d. Pharmazie, Bd. 284, Heft 8, S. 634)
reduziert Formaldehyd freie Chlorsäure, nicht aber chlorsaure Salze.
Es geht aber auch die freie Chlorsäure nicht sofort in Chlorwasserstoff-
säure über, sondern es bilden sich zunächst niedere Sauerstoffsäuren, und
dann entsteht durch weiteren Zerfall Chlor, welches die nebenbei sich
bildende Ameisensäure in Kohlensäure und Salzsäure zerlegt. Ist jedoch
Silberlösung zugegen, so verläuft der Reduktionsprozeß nach folgender
Formel :
HCIO3 + 3HC0H 4- AgNOj = 3HC00H + AgCl +HNO3.
Durch weitere Versuche stellte Grützner fest, daß aus 1 Mol.
KCIO3 durch 3 Mol. Formaldehyd 1 Mol. KCl bezw. AgCl entsteht.
^ur maßanalytischen Bestimmung verfährt er folgendermaßen:
Annäliemd 1 g KCIO3 werden in einer Glasstöpselflasche in 20 — 30 g
Wasser gelöst, dann 50 ccm YjQN.-Silberlösung, 5 ccm der Formaldehyd-
lösung und etwas Salpetersäure hinzugefügt. Man überbindet die Flasche
942 Organische Farbstoffe.
mit Pergamentpapier und erwärmt unter zeitweiligem ümschütteln
Y2 Stunde lang im lauwarmen Wasserbade. Nach dem Erkalten wird,
ohne daß das gebildete Chlorsilber entfernt zu werden braucht, der Über-
schuB der Silberlösung unter Anwendung von Eisenalaun als Indikator
mit 7io N.-Rhodanammoniumlösung zurücktitriert. 1 ccm der '/iq N.-
Silberlösung entspricht dem 10000. Teil von 3 Mol. Formaldehyd =
0,0090 g HCOH.
Durch Wägung des ausgeschiedenen Ghlorsilbers kann man die
maßanalytisch gewonnenen Resultate auf gravimetrischem Wege kontrol-
lieren.
5. Formaldehyd setzt sich mit gelöstem salzsauren Hydroxylamin
im Sinne folgender Gleichung um:
NH, . OH . HCl H- HCHO = CH, : N . OH -f- KjO + HCl.
A. Brochet und R. Cambier (Cr. 120, 449) gründen auf diese
Reaktion eine titrimetrische Methode, bei der als Indikator Methylorange
angewendet wird, auf welches salzsaures Hydroxylamin neutral reagiert.
6. Eine quantitative kolori metrische Bestimmung läßt sich
nach Lebbin (Pharm. Ztg. 42, 18) in Verdünnungen von 1 : 100000 bis
1:1000000 analog der Neß 1er- Reaktion des Wassers mit einer Re-
sorcinnatronlösung (Bereitung s. S. 936) ausführen. Da aber bei starken
Yerdünnungsgraden keine stabilen Trübungen entstehen, so muß das
Erhitzen mit der Resorcinlauge bei allen Yergleichsflüssigkeiten simultan
ausgeführt werden. Je 5 ccm Resorcinlauge und der zu untersuchenden
Flüssigkeit gibt man in gleich starke Probiergläser, schüttelt um, stellt
sie gleichzeitig in ein gemeinsames Becherglas mit Glyzerin und erhitzU
7. Nach C. Neuberg (Berl. Ber. 1899, 1963) versetzt man eine kalte,
wäßrige Lösung von reinstem (mehrfach umkrystallisiertem) salzsaoren
DihydrazindiphenyP) langsam und imter beständigem umrühren mit der
formaldehydhaltigen Flüssigkeit und erwärmt im Verlauf einer Viertel-
stunde sehr allmählich auf 50 — 60^. Dann läßt man absitzen, filtriert
ohne weiteren Verzug am besten in einem 60 och- Tiegel an der Saug-
pimipe imd wäscht das Hydrazon erst mit heißem Wasser, dann mit
Alkohol und absolutem Äther und trocknet im Schrank bei 90^. Da-
bei muß der Tiegelinhalt seine hellgelbe Farbe bewahren. Nur dann
und bei gehöriger Verdünnung erhält man brauchbare Resultate. Letztere
ist so zu wählen, daß die Lösung 1 — 2 Teile Formaldehyd auf 1000 Teile
Wasser enthält. (Zusammensetzung des Hydrazon s. S. 937.)
Dieser Methode kann man sich mit Vorteil bedienen, wenn man
den Formaldehyd in Gemischen mit beliebigen Aldehyden, Ketonen oder
Säuren etc. quantitativ bestimmen will, wo die titrimetrischen Methoden
') Dasselbe muß sich in Wasser ohne Rackstaad lösen.
Formaldehjd. 943
versagen. In diesen Fällen setzt man top 2^ gäbe des p-Dihydrazino-
diphenylchlorhydrats zu der zu präfenden Flüssigkeit das gleiche bis
doppelte Volumen absoluten Äthyl- oder besser Methylalkohols, je nach
der Menge anderer Bestandteile, und verfährt im übrigen, wie für reine
Aldehydlösungen angegeben ist.
Sind außer Formaldehyd keine auf das Hydrazinsalz, Jod und
Thiosulfat wirkenden Körper zugegen, so kann man den Aldehyd auch
titrimetrisch bestimmen, indem man in der vom Methylendiphenylen-
dihydrazon durch Filtration getrennten Flüssigkeit das nicht verbrauchte
Hydrazin nach der Methode von E. v. Meyer (Journ. prakt. Chem. (2)
36, 115) mittels Jod und Thiosulfat zurücktitriert. Doch muß man auch
hierbei sehr große Verdünnungen anwenden, weshalb die Methode von
Blank und Finkenb einer (s. oben S. 940) den Vorzug verdient.
8. Gasvolumetrische Methode von E. Riegler (Zsch. analyt.
Chem. 40, 92; Chem. Centralbl. 1900, I, 857). Bringt man Hydrazin-
sulfat mit Jodsäurelösung zusammen, so wird sämtlicher Stickstoff frei:
5 (Na H4 . H3 SO4) -f 4 H JO3 = 5N3 + 12HsO + 5HaS04+ 4 J.
Formaldehyd verbindet sich aber mit dem Hydrazin zu einem
Hydraeon, das erst nach einiger Zeit durch Jodsäure zerlegt wird. Bei
der Zersetzung einer Hydrazinsulfatlösung bekannten Gehaltes mit und
ohne Form aldehydzus atz läßt sich somit aus der Differenz der ent-
wickelten Volume N die Formaldehydmenge berechnen, da 1 ccm N bei
0® und 760 mm Druck 2,7 mg Formaldehyd entspricht.
Zur Durchführung des Verfahrens wird das Knop- Wagner sehe
Azotometer benützt. Als Lösungen dienen:
1 g Hydrazinsulfat in 100 ccm Wasser und
5 g reine krystallisierte Jodsäure in 50 ccm Wasser.
Man pipettiert genau 20 ccm der Hydrazinsulfatlösung in das äußere
Entwicklungsgefaß des Azotometers, gibt 20 ccm Wasser hinzu und bringt
5 ccm Jodsäurelösung in das innere Gelaß. Nachdem das Entwicklungs-
gefaß mit einem Kautschukpfropfen verschlossen worden ist, senkt man
dasselbe in den Eühlzylinder, welcher mit kaltem Wasser gefüllt ist,
so tief ein, daß der Kautschukstopfen gerade noch mit Wasser bedeckt
wird. Nach Ablauf von 10 Minuten wird der Wasserspiegel genau auf
den Nullpunkt der graduierten Röhre eingestellt, der Glashahn fest ein-
gesetzt und so gestellt, daß das Entwicklungsgefäß mit dem graduierten
Rohr in Verbindung bleibt. Man nimmt nun das EntwicklungsgeflU3 aus
dem Kühlzylinder heraus und schüttelt Yz Minute kräftig um, indem
man vorher 20 ccm Wasser durch den Quetschhahn hat abfließen lassen.
NT ach Ablauf von 2 Minuten seit dem Zurückstellen des Entwicklungs-
^efaßes in den Kühlzylinder wird das entwickelte Volum Stickstoff ab-
944 Organische Farbstoffe.
gelesen. Nun gibt man genau 20 ccm der Hydrazinsulfatlösung in ein
Kölbchen, fügt mittels einer Pipette ein bestimmtes Volum von der zu
bestimmenden wäßrigen Formaldehjdlösung, in welchem Yolum aber
nicht mehr als höchstens 0,08 g Formaldehyd enthalten sein dürfen,
hinzu, schüttelt, läBt die Mischung y^ Stunde stehen, bringt dieselbe in
das gereinigte äußere Entwicklungsgefaß des Azotometers, spült das
Eölbchen mit destilliertem Wasser aus und bringt davon so viel ins
Entwicklungsgefäß, daß das Volum desselben mit dem, welches zur Be-
stimmung des Formaldehjdes genommen wurde, etwa 20 ccm beträgt. In
das Innere des Gefäßes läßt man mittels Pipette 5 ccm von der 10-proz.
Jodsäurelösung einfließen und verfahrt wie oben.
9. Gewichtsanaljtische Bestimmung des Formaldehyds in seinen
Lösungen mittels Silbemitrats nach L. Vanino (Zsch. f. analvt. Chem. 40,
720; Chem. Centralbl. 1902, I, 142). Versetzt man eine Formaldehyd-
lösung mit Silbemitrat und Natronlauge, so scheidet sich elementares
Silber und Silberoxyd aus. Gibt man zu diesem Gemisch verd. Essig-
säure, so geht das Silberoxyd in Lösung, während das ausgeschiedene
Silber imverändert zurückbleibt. Die in Betracht kommenden Reak-
tionen sind folgende:
4 Ag NOs + 4 Na OH = 2 Ag, 0 -h 4 Na NO3 -f- 2 H, 0
2AgjO-h2NaOH + 2CH,0 = 2 HCOONa -h 4 Ag H- 2 H, O.
Zur Ausführung löst man 2 g Silbernitrat in Wasser, gibt reine,
chlorfreie Natronlauge bis zu stark alkalischer Reaktion hinzu, läßt
dann sofort unter Umrühren in die Mischung 5 ccm einer Formaldehyd-
lösung, aus 10 ccm käuflichem Formalin und 100 ccm Wasser hergestellt,
zufließen und stellt das Gemisch, vor Licht geschützt, bei Seite. Nach
ca. 7^ Stunde gießt man die klare, überstehende Flüssigkeit auf ein
zuvor gewogenes Filter, digeriert den Niederschlag 3 — 4 mal mit ungefähr
5-proz. Essigsäure, bringt denselben aufs Filter, wäscht mit durch Essig-
säure schwach angesäuertem Wasser bis zur Silberfreiheit aus, trocknet
bei 105° und wägt.
10. Die Bestimmung des Form aldehy des durch K Mn O4 nach
Smith (The Analyst 21, 148) leidet unter der schweren Erkennbarkeit
des Endpunktes der Reaktion.
L. Vanino u. E. Seitter (Zsch. f. analyt. Chem. 40, 587; Chem. Cen-
tralbl. 1900, II, 1217) haben gefunden, daß man in stark schwefelsaurer
Lösung unter Zuhilfenahme von Hg 0, gute Resultate erhält. Man
bringt 35 ccm Y,o N.-Kaliumpermanganatlösung am besten in eine gut
schließende Glasstöpselflasche von ca. 250 g Inhalt, verdünnt mit einer
zuvor hergestellten und abgekühlten Mischung von 30 g konz. Schwefel-
säure und 50 g Wasser und läßt in diese Flüssigkeit 5 ccm einer ca.
Formaldehyd. 945
1-proz. Formalinlösung, welche man zuvor durch Verdünnen Ton 10' ccm
käuflichem Formalin auf 400 ccm erhalten hat, langsam unter stetem
ümschütteln eintropfen. Man TerschlieBt nun die Flasche, stellt unter
zeitweiligem ümschütteln 10 Minuten bei Seite und miBt den Überschuß
Ton E Mn O4 mit einer empirischen, gegen E Mn O4 eingestellten, etwa
Y,o N.-H, O^-Lösung zurück.
11. Eine neue Formaldehydbestimmung von A. Pfaff
(Ghein.-Ztg. 1902, 701) gründet sich auf die von Curtius und Pulver-
mach er (Berl. Ber. (1893) 26, 2360) beobachtete Bildung von Form-
al azin aus Formaldehyd und Hydrazin:
2CHjO + N,H4H,0 « C,H4N,4-3H2 0.
Man verwendet eine Lösung von bekanntem Hydrazinhydratgehalte,
deren Titer mit Yiq N. -Schwefelsäure bestimmt wurde. Das Hydrazin-
hydrat wird im Überschusse mit der zu untersuchenden Formaldehyd-
lösung digeriert und das nicht gebundene Hydrazinhydrat mit Yiq N.-
Schwefelsäure zurücktitriert. Als Indikator dient Methylorange. Für die
Berechnung ist zu beobachten, daB 1 Mol. Schwefelsäure 2 Mol. Hydrazin
addiert und das Diammoniumsemisulfat (N^ H^), H, SO4 sich bildet, nicht
das Diammoniumsulfat Nj H4 H, SO4. Da der Titer des Hydrazinhydrates
sich in kurzer Zeit ändert, so ist er vor jeder Bestimmung mit Y^q ^'
Schwefelsäure zu kontrollieren, imd man kann die Färbung dieser Flüssig-
keit als Yergleichsfarbe bei der Rücktitration gebrauchen.
12. Zur Bestimmung des Formaldehyds, bezw. vice versa des
Katechins, ist nach R. Gl aus er das Kondensationsprodukt beider brauch-
bar (R. Glauser, Berl. Ber. 1903, 106). 20 g Eatechin (lufttrocken,
mit 15 Proz. Wasser) werden in 200 ccm Wasser heiB gelöst, mit 1 ccm
5-proz. Salzsäure und 30 ccm 40-proz. Formaldehydlösung versetzt und
eine Stunde am Wasserbad digeriert. Fast alsogleich mit dem Formal-
dehydzusatze scheidet sich ein flockiger, fast weiBer, amorpher Nieder-
schlag aus. Nach dem Absaugen und Trocknen im Vakuum hinterbleibt
das Reaktionsprodukt in einer Menge von 17* g.
Claus er glaubt, daß die Reaktion sich zur quantitativen Bestim-
mung von Formaldehyd als auch von Katechin recht wohl eignen dürfte.
13. Clemens Kleber empfiehlt folgende einfache Methode
zur Bestimmung des Formaldehyds und Paraformaldehyds.
Man gibt zu der konz. Lösimg von Natriumdisulfit, wie sie im Handel
zu haben ist, so viel Ätznatron, bis der Geruch nach SO^ völlig ver-
schwunden ist, und verdünnt dann so weit mit Wasser, daß 30 ccm der
Lösung genau 50 ccm N.-NaOH, Phenolphtalein als Indikator, ent-
sprechen. 5 ccm der Formaldehydlösung, die meist sauer reagiert, neu-
tralisiert man, Phenolphtalein als Indikator, mit etwas NaOH und titriert
jetzt mit obiger Disulfitlösung, bis die entstehende Rötung wieder ver-
Untersuchuns^Mi. 5. Aufl. HL QQ
946 Organische Farbstoffe.
schwindet. Konz. Lösungen kann man infolge eigener Erwärmung glatt
zu Ende titrieren, verdünntere wärmt man zum Schluß etwas an. Bei
der angegebenen Verdünnung geben die verbrauchten ccm BisulfitlOsung
gleich g Formaldehyd in 100 Vol. Flüssigkeit. Bei Paraformaldeliyd
löst man 2 g Substanz in etwas Wasser und titriert ebenso. 1 ccm Di-
Sulfitlösung = 0,05 g Paraformaldehyd. Die eingestellte Na-Disulfit-
lösung ist so lange brauchbar, als nicht wieder ein stärkerer Geruch
nach SO2 in ihr auftritt (Pharmaceut. Review 22, 1894).
14. M. Ripper (Monatshefte f. Chem. 21 (1900), 1079; Chem.
Centralbl. 1900, I, 477) beschreibt folgende maßanalytische Methode,
die allgemeine Anwendbarkeit besitzt.
Man versetzt eine wäßrige Aldehydlösung mit einer überschüssigen
Menge Alkalibisulfitlösnng, deren Gehalt an SO9 vorher durch Jod
ermittelt worden ist; nach kurzer Zeit ist aller Aldehyd an das Disulfit
gebunden, das in dieser Form durch Jod nicht oxydiert wird. Man
titriert die freie schweflige Säure zurück und hat in der Differenz ein
Maß für die Menge des Aldehyds. Am besten wird eine wäßrige
Y^-proz. Aldehydlösung imd eine Lösung von 12 g E^HSO^ im Liter ver-
wendet, da bei diesen Konzentrationsverhältnissen bei der Titration eine
Reduktion der entstehenden H, SO4 durch Jod nicht zu befürchten ist.
(Ist auch für Acetaldehyd, Benzaldehyd etc. anwendbar.)
15. A. Seyewetz und Gibello (Bull. Soc. Ghim. Paris (3), 81^
691; Chem. Centralbl. 1904, II, 263) gründen die Bestimmung des
Formaldehyds und seiner Polymeren auf folgende Tatsachen.
In der Kälte reagieren Formaldehyd und Natriumsulfit allein nicht
aufeinander. Zusatz von H^ SO4 zu dieser Lösung ruft Zersetzung des
Sulfits in Bisulfit und Sulfat hervor, wobei das Bisulfit sofort vom
Formaldehyd absorbiert wird. Da die Formaldehyd-Bisulfitverbindung
gegen Phenolphtalein neutral reagiert, entfärbt die H^SO^ das Phenol*
phtalein nicht eher, als bis sämtlicher Formaldehyd in die Bisulfitver*
bindung übergegangen ist« Die Reaktion verläuft also im Sinne der
folgenden Gleichung:
6 Na, SO3 + 2 (CH, 0)« -f- 3 H, SO4 = 2 [(Na HSO,), . (CH, 0),1
-+-3Na,S04.
Diese Reaktion läßt sich sehr gut zur raschen Titration der Form*
aldehydpolymeren verwenden* Man benutzt für derartige Bestim-
mungen eine etwa 20-proz. Natriumsulfitlösung, ermittelt zuvor in 20 ccm
dieser Lösung in Gegenwart eines Tropfens einer alkoh. 2-proz. Phenol«
phtaleinlösimg die Menge titrierter Säure, welche zur Neutralisation der
alkal. Reaktion der Sulfitlösung nötig ist, löst dann in 20 ccm der
Natriumsulfitlösung 0,5 — 0,7 g des fraglichen Trioxymethylens auf und
titriert. Ein Überschuß von Natriumsulfit ist notwendig, um die äugen«
Formaldehjd. 947
blickliche Bildung der Bisulfitverbindung zu sichern. Yorteilhaft ist,
nicht mehr Phenolphtalein zuzusetzen, als gerade nötig ist.
16. G. Lemme (Chem.-Ztg. 27, 896) gründet die Bestimmung Ton
Formaldehyd in Lösungen auf die Umsetzung:
HCOH -h Naa SO, -f- H^ 0 = CH, (OH) SO3 Na + Na OH.
Er titriert das frei werdende Natron mit Schwefelsäure.
17. Die jodometrische Methode von Romijn (Zsch. analyt.
Chem. 86, 18) führen W. Fresenius und L. Grünhut (Zsch. analyt.
Cham. 44. 13; Ch. Centralbl. 1905, I, 630) folgendermaßen aus.
25 ccm Formol werden genau in ein tariertes Wägeglas mit ein-
geriebenem Glasstopfen eingewogen imd verlustlos in Ya"^^^^'^^^^^^
übergespült ; man füllt zur Marke auf, mißt 5 ccm der Lösung möglichst
genau ab, bringt sie in eine Stöpselflasche mit gut eingeriebenem Glas-
stopfen und fügt schnell 30 ccm N.-Na OH hinzu, die man nur mit dem
Meßzylinder abzumessen braucht. Sogleich läßt man unter beständigem
Umschwenken aus einer Bürette etwa 50 ccm Y5 N.-Jodlösung zufließen,
bis die Flüssigkeit lebhaft gelb erscheint. Man verstopft die Flasche,
schüttelt noch eine halbe Minute lang gut um, säuert mit 40 ccm N.-Hj SO4
(im Meßzylinder gemessen) an imd titriert nach kurzem Stehen — während
dessen die Flasche verstopft bleibt — den Überschuß des Jods mit
7io N.-Natriumthiosulfatlösung. Auf einen Jodgehalt des verwendeten
EJ und einen Nitritgehalt der Lauge muß man besonders achten. Von
Nebenbestandteilen des Formaldehyds, welche die Methode stören
könnten, haben Verfasser bisher Aceton und Äthylalkohol nie ange-
troffen. Beide würden sich durch Jodoformbildung verraten.
Bernhard H. Smith*) kommt bei einer vergleichenden Unter-
suchung der verschiedenen Verfahren zur Bestimmung des Formaldehyds
zu folgenden Schlußfolgerungen.
Die Methode von Blank imd Finkenb einer ist besonders für
konzentrierte Lösungen geeignet und gibt hier sichere Resultate. Wichtig
ist, daß man nach dem Zusatz des Wasserstoffsuperoxyds einige Minuten
wartet, ehe man zurücktitriert.
Das Legi ersehe Verfahren gibt etwas niedrigere Resultate als die
erste Methode. Die Rücktitration erfolgte nach 24 Stunden unter Be-
nutzung von Rosolsäure als Indikator. Der Endpimkt der Titration war
nicht scharf.
Die gewichts analytische Hexamethylentetraminmethode ist
0 J. Am. Chem. Soc. 25, 1028 (1903); Zsch. angew. Chem. 1904, 803;
siehe anch: Z. PSska, Chem.-Ztg. 25, 743; A. G. Craig, Joom. Americ. Chem.
Soc. 28, 688; 0. Blank u, H. Finkenbeiner, Chem.-Ztg. 25, 794; C. W&llnitz,
Zsch. angew. Chem. 190S, 826.
60*
948 Organische Farbstoffe.
praktisch unbrauchbar, weil das Hexamethylentetramin beim Trocknen
fortwährend an Gewicht abnimmt.
Die Oxydation des Formaldehyds mit Jod nach Romijn und
anderen gibt gute Resultate in verdünnten Formaldehydlösungen und
ähnlich verhält es sich mit dem Cyankalium verfahren, das noch die
Bestimmung von 1 Teil Formaldehyd in 100 000 Teilen Wasser gestattet
Mit der volumetrischen Bestimmung durch Anilinlösung waren
keine Resultate zu erhalten, da der Endpunkt der Titration nicht erkannt
werden konnte.
Der Formaldehyd wird in der Farbenindustrie gebraucht zur Hei^
Stellung von Diphenylmethanderivaten (Auramin), von Triphenylmethan-
farbstoffen (Neufuchsin, Formyl violett, Helvetiablau, Aurintrikarbon-
säure) und von einigen Farbstoffen der Akridinreihe.
Bestimmung von Methylalkohol in Formaldehyd.
1. Methode des Vereins für chemische Industrie (Zsch. f.
analyt. Chem. 1900, 39, S. 62).
In ein gewogenes 100 ccm-Kölbchen werden 10 g Formaldehyd von
höchstens 40 Proz. Aldehydgehalt abgewogen und nach dem Auffällen
mit destilliertem Wasser zur Marke von dieser verdünnten Flüssigkeit
5 ccm mit 100 ccm einer Ealiumbichromatlösung, welche im Liter 29,52 g
Kaliumbichromat und 32 g Schwefelsäure (konzentriert) enthält, im zu-
geschmolzenen Rohr 6 Stunden auf 140^ erhitzt. Nach dem Erkalten
der Flüssigkeit verdünnt man dieselbe auf 250 ccm und titriert davon
25 ccm unter Zusatz von Jodkalium und Salzsäure mit Yio N.-Thiosulfat-
lösung. Vor der Titration muß die Lösung mit Jodkalium und Salz-
säure 5 Minuten lang geschüttelt werden.
Beispiel: 25 ccm der verdünnten Kaliumbichromatlösung ver-
brauchten 15,3 ccm 7,0 N.-Thiosulfat, welche 0,0752 g Kaliumbichromat
entsprechen. Demnach enthält die ganze Lösung (250 ccm) 0,752 g
Kaliumbichromat. Angewandt wurden 100 ccm Kaliumbichromatlösung,
welche 2,952 g Kaliumbichromat enthalten, also waren zur Oxydation
von Formaldehyd, Ameisensäure und eventuell vorhandenem Methyl-
alkohol 2,2 g Kaliumbichromat verbraucht. Eine Analyse des Aldehyds
hätte 40,3 Proz. Aldehyd und 0,1 Proz. Ameisensäure ergeben, ao wären
in 5 ccm, entsprechend 0,5 g Formaldehydlösung, 0,2015 g Formaldehyd
und 0,0005 g Ameisensäure vorhanden.
Die 0,2015 g Formaldehyd brauchen zur vollständigen
Oxydation 1,32 g K,Cr,Oj
Die 0,0005 g Ameisensäure brauchen zur vollständigen
Oxydation 0,001 g K, Cr, 0:
Summa: 1,321 g K,Cr,0:
Formaldehyd. 949
Demnach sind für Methylalkohol 2,2—1,321 = 0,879 g Kalium-
bichromat verbraucht, entsprechend 0,0958 g Methylalkohol = 19,06 Proz.
nach der Formel:
CH3 OH + K,Cr,07 4- 4H,S04 = CO^ + 6 H, 0 4- K, SO4 + Cr, (SO^),.
2. Eine andere Methode, den Methylalkohol zu bestimmen, beruht
auf der bekannten Gleichung: .
2 HCHO -f- Na OH = CH3 OH -4- HCOO Na.
Man wiegt 100 g Formol in einen widerstandsfähigen, nicht zu
kleinen Rundkolben, fügt 700 g Doppelt-Normalnatronlauge %u, setzt
auf den Kolben einen guten Rdckflußkühler, der mit Wasser, und darüber
einen zweiten Schlangenkühler, der mit Eis gekühlt wird, und erhitzt
2 Stunden zum Sieden. Wendet man nicht große imd kalte Kühlgefaße
an, so hat man leicht wesentliche Verluste und bekommt zu niedrige
Werte für den Methylalkohol. Nachdem der Apparat wieder erkaltet
ist, entfernt man den Rückflußkühler und destilliert bei guter Kühlung
300 — 400 ccm ab. Im Destillat wird der Methylalkoholgehalt durch
genaue Bestimmung des spezifischen Gewichtes ermittelt und daraus der
Methylalkoholgehalt des angewandten Formols berechnet. Da sich der
vorhandene Aldehyd nach obiger Gleichung spaltet, hat man im Destillat
erstens den daraus entstandenen Methylalkohol, zweitens den von yom-
herein Torhandenen Methylalkohol. Aus dem bekannten Gehalt an Form-
aldehyd berechnet man den ersteren, zieht ihn vom Gesamtmethylalkohol
ab und hat als Differenz den im analysierten Formol anwesenden freien
Methylalkohol. Das spezifische Gewicht des Destillates muß sehr genau
pyknometrisch bestimmt werden, die yierte Dezimale muß noch genau sein
und die Berechnung an der Hand einer genauen Tabelle geschehen. Es
ist rätlich, eine möglichst reine Lauge anzuwenden. Die Resultate sind
meist erträglich richtig, leider aber nicht absolut sicher, weil die Um-
setzung manchmal nicht nur nach obiger Gleichung verläuft, sondern aus
dem Formol andere Körper, Zucker etc., gebildet werden, was dazu führt,
daß man den Gehalt an freiem Methylalkohol zu niedrig findet, z. B. statt
20 Proz. nur 18 Proz. Größer dürfte der Fehler nie werden.
3. Ein drittes Verfahren beruht auf der Bindung des Formaldehyds
durch Kondensation mit einem geeigneten Körper, Entfernung des Methyl-
alkohols durch Destillation und Ermittelung des spez. Gewichts im
Destillat (R. Gnehm und I*. Kaufler, Zsch. angew. Chem. 1904, 673;
1905, 93) imd wird folgendermaßen ausgeführt.
40 ccm Wasser werden in einem Kölbchen zum Sieden erhitzt,
dann portionenweise 110 g *) sulfanilsaures Natrium (krystallisiert) ein-
') Bei niedrigprozentigen Prodakten genügen 90 g sulfanilsaures Natron
und 85 ccm Wasser.
950 Organische Farbstoffe.
getragen und bis zur vollständigen LOsung weitergekocht; darauf wird
schnell abgekühlt, der Krystallkuchen mit einem Glasstab etwas zerteilt
und genau 20 ccm der zu untersuchenden Formaldehydlösung einfließen
gelassen. Man verschließt mit einem Kork und läßt, unter zeitweiligem
Schütteln, 3 — 4 Stunden stehen; will man die Zeit abkürzen, so stellt
man den Kolben in ein Wasserbad, das auf 35 — 40® gehalten wird, wo-
bei die Reaktion in ly, — 2 Stunden vollzogen ist. Nach dieser Zeit ist
der Formaldehjdgeruch verschwunden, die Krjstalle des sulfanilsauren
Natriums sind fast ganz gelöst, und der Inhalt des Kolbens ist ziemlich
dickflüssig geworden.
(Wenn das sulfanil saure Natrium direkt verwendet wird, ohne auf
die angegebene Art in feine Yerteilimg gebracht zu werden, so dauert
die Kondensation wesentlich länger.)
Sodann wird der Kolben durch einen Destillieraufsatz mit Glas-
perlen mit einem langen Röhrenkühler verbunden und der Inhalt auf
dem Sandbade oder besser aus einem Ölbade (Temperatur 125 — 145®)
destilliert. Man treibt 30 — 35 ccm über, spült den Kühler mit Wasser
nach und füllt in einem Meßkolben auf 50 ccm auf. £s empfiehlt sich,
zur Vermeidung von Destillationsverlusten Kühler und Kölbchen vor
der Destillation zu befeuchten, da die ersten übergehenden Tropfen be-
sonders reich an Methylalkohol sind. Als Kühler hat sich derjenige
von Sauer und GöckeH) recht gut bewährt, da die Vorlage luftdicht
angeschlossen werden kann.
Im Destillate wird die Dichte mittels Pyknometer bestimmt; bei
den großen Fehlem, die eine von 15^ abweichende Temperatur verur-
sacht, muß ein Pyknometer mit eingeschliffenem Thermometer verwendet
werden. Der Inhalt des Meßkolbens wird durch Einstellen in Wasser
von 10 — 12° abgekühlt, in das Pyknometer eingegossen und die Tem-
peratur durch Belassen an einem mäßig warmen Orte langsam bis 15^
steigen gelassen; sowie diese erreicht ist, wird das Pyknometer mit
faserfreiem Filtrierpapier abgetupft, die Abschlußkappe aufgesetzt und
nach kurzem Verweilen im Wageraum die Wägung vorgenommen. Vor-
her wird das Gewicht des leeren Pyknometers und das Gewicht bei
Füllung mit destilliertem Wasser von 15° bestimmt. Da die Methode
für technische Zwecke bestimmt ist, sind in nachstehender Tabelle die
Dichten angegeben, wie sie, bezogen auf destilliertes Wasser von 15°,
ohne Reduktion auf den luftleeren Raum erhalten werden. Die erhaltenen
Werte sind mit 2,5 zu multiplizieren, da 20 ccm auf 50 ccm verdünnt
wurden. Bei der hier angegebenen Arbeitsweise, d. h. ohne Thermo-
staten und ohne jene Vorsichtsmaßregeln, die bei einer Präzisionsbestim-
^) Kühler mit zwei Kühlröhren.
Fonnaldehjd.
951
mung notwendig wären, lassen sieb die Dichten derart bestimmen, daß
die Abweichungen höchstens 0,0001 betragen, somit auch nach der Multi-
plikation mit 2,5 der hierdurch veranlafite Fehler unter 0,2 Proz. bleibt.
Die genauen spez. Gewichte des verdünnten Methylalkohols sind in der
Arbeit von Bit t mar und Fawsitt^) enthalten und bestätigen nach
erfolgter Umrechnung die hier angegebenen Zahlen.
Bezeichnet man mit
Po das Gewicht des leeren Pyknometers,
Pw das Gew. des P. mit Wasser bei 15^,
P d. Lösung bei 15 ^
so ist die Dichte d -rr- =* ^p p^ •
Aus einer Reihe von Dichtebestimmungen von Methylalkohol-Wasser-
mischimgen von 0 — 10 g Methylalkohol auf 100 com Flüssigkeit läßt
sich empirisch die Formel ableiten:
15
d^^= 1 — 0,001 89 p + 0,00002 p,
wobei p die Gramme Methylalkohol in 100 ccm bedeutet.
So wurde gefunden:
g Methylalkohol
in 100 ccm
d —— berechnet
15
d -rjr- gefunden
0-2
0-99957
0-99962
0-4
0-99924
0-99923
0-6
0-99887
0-99887
0-8
0-99849
0-99849
0-99
0-99813
0-99808
1-19
0-99777
0-99772
1-59
0-99703
0-99697
1-99
0-99630
0-99638
213
0-99605
0-99609
2-38
0-99552
0-99549
3-57
0-99348
0-99352
4-77
0-99141
0-99140
6-36
0-99878
0-99873
7-95
0-98622
0*98622
8-92
0-98549
0-98646
9-54
0-98378
0-98379
') Transact. Roy. Soc. Edinburgh 88, 509, vergl. Fischer, Jahresbericht
889, 692.
952
Organische Farbstoffe.
(Nachstehende Tabelle ist nach der angegebenen Formel berechnet;
die letzte Dezimalstelle ist nicht Tollkommen zuverlässig, wie auch aus
Beleganalysen hervorgeht.)
15
^-TT- der verdünnten Methylalkohollösungen.
g in
100 ccm
g in
100 ccm
15
g in
100 ccm
d'*
15
Ol
0-99981
3-5
0-99360
6-8
0-98805
0-2
0-99962
3-6
0-99343
6-9
0-98789
0-8
0-99943
37
0-99325
7-0
0-98778
0-4
0-99924
3-8
099308
7-1
0-98757
0-5 ,
0-99905
39
0-99291
7-2
0-98741
0-6
0-99887
4-0
0-99273
7-8
0-98725
0-7
0-99868
41
0-99256
7-4
0-98709
0-8
0-99849
4-2
0-99239
7-5
0-96693
0-9
0-99831
4-3
0-99221
7-6
0-98677
10
0-99813
4-4
0-99204
7-7
0.98661
11
0-99793
4-5
0-99187
7-8
0-98646
1-2
0-99775
4-6
0-99170
7-9
0-98630
1-3
0-99756
4-7
0-99153
80
0-98614
1-4
0-99738
4-8
0 99136
8-1
0-98599
1-5
0-99720
4-9
0-99119
8-2
098583
1-6
0-99701
6-0
0-99102
8-3
0-98568
1-7
0-99683
51
0-99085
8-4
0-98552
1-8
0-99665
52
0-99069
8-5
0*98536
1-9
0-99647
5-3
099(^2
8-6
0-98521
20
0-99628
5-4
0-99035
8-7
098505
21
0-99610
5-5
0-99018
.8-8
0-98490
2-2
0-99592
5-6
0-99002
8-9
0-98475
2-3
0-99574
5-7
0-98985
9-0
0-98460
2-4
099556
5-8
0-98968
91
0-98445
2-5
0-99538
5-9
0-98952
9-2
0-98430
2-6
099520
6-0
0-98936
9-3
0-98415
2-7
0-99502
6-1
0-98919
9-4
0-98400
2-8
0-99484
6-2
0-98908
9-5
0-98384
2-9
0-99466
6-3
0-98886
9-6
0-98868
30
0-99449
6-4
0-98870
9-7
0-98854
31
0'99431
6-6
0-98853
9-8
0-98840
3-2
0-99418
6-6
0-98837
9-9
098825
3-3
0-99396
6-7
0-98821
lOO
0-98810
3-4
0-99378
Es ist noch zu bemerken, daß im Destillate, dem ein eigenartiger,
von dem des Formaldehyds durchaus verschiedener Geruch anhaftet, mit
Formaldehyd« Phosgen. 953
ammoniakalischer Silbemitratlösung stets ganz kleine Quantitäten an
reduzierenden Körpern nachgewiesen werden können. Wie Titrationen
mit Permanganat in dem Destillate aus (beinahe) methjlalkoholfreiem
Pormaldehyd erkennen lassen, handelt es sich allerdings nur um geringe
Spuren solcher Substanzen. Da sie aber schwerer als Wasser zu sein
scheinen, so bedeutet deren Anwesenheit eine kleine Fehlerquelle: sie
bewirkt eine geringe Erniedrigimg der Resultate um ca. 0,5^-0,6 g in
100 com Flüssigkeit.
4. H. Bamberger (Zsch. angew. Chem. 1904, 1246) empfiehlt fol-
gende Methode, die etwas höhere imd richtigere Resultate liefern soll.
50 ccm Formaldehyd werden mit 140 ccm Natriumbisulfitlösung,
welche 1 Mol. NaHSOj in 200 ccm (also 'einen kleinen Überschuß) ent-
hält, gemischt, der Kolben mit dicht schließendem Kork yerschlossen
und 4 — 5 Stunden, behufs Bildung der Oxymethylensulfosäure, stehen
gelassen. Nach Beendigung der Kondensation wird mit Natronlauge
genau neutralisiert. Da in diesem Fall nicht alkoholische Phenolphtalein-
lösung zugesetzt werden darf^ wird gegen Brillantgel)>papier (older Phenol-
phtaleinpapier) getröpfelt. Der erste Tropfen überschüssige Lauge wird
so genau angezeigt. Hat man aus Versehen etwas übertitriert, so kann
man ohne jede Grefahr mit yerd. Schwefelsäure oder Bisulfitlösung zu-
rückgehen, bis eben schwach alkalische Reaktion Torhanden ist. Nach
der Neutralisation wird der Kolben mit Aufsatzrohr und. Kühler ver-
bimden; dann werden aus dem Ölbad ca. 75 ccm Destillat in einen
100 ccm-Meßkolben übergetrieben. Nach dem Auffüllen bestimmt man
bei 15^ das spez. 6(swicht mit der Mohr sehen Wage.
5. Zur Bestimmung des Methylalkohols im käuflichen Formaldehyd
^M. J. Stritar, Zsch. f. anal. Chem. 48, 401) eignet sich auch das Jodid-
-verfahren (Zsch. f. anal. Chem. 48, 387).
Man verdünnt 5 ccm Formalin mit 100 ccm Wasser, übersättigt mit
.^Linmoniak, destilliert 50 ccm in einen 100 ccm-Kolben ab, säuert mit
reiner Essigsäure schwach an, füllt zur Marke und unterwirft: 5 ccm
dem Jodidyerfahren.
Ag J X 54,57 = g Methylalkohol in 100 ccm Formalin.
Welche der vorgeschlagenen Methoden die genauesten Werte gibt, ist
aoch nicht entschieden. Der bequemen Ausführbarkeit und ihrer Billig-
keit wegen verdient bis auf weiteres die H. Bamberger sehe Methode
[len Torzug (R. Gnehm u. F. Kauf 1er, Zsch. angew. Chem. 1905, 93).
10. Phosgen CO Cl,.
CUorkohlenoxyd wird zur Darstellung des Michl ersehen Ketons,
rem. Kry stallviolett, einiger Azofarbstoffe u. a. m. gebraucht und in der
954 Organische Farbstoffe.
Regel in den Farbenfabriken selbst bereitet. Doch kommt es auch in
Bomben oder (bei kleineren Mengen) in Form einer ToluollOsung in den
Handel.
Zu seiner Gewinnung leitet man ein Gemisch aus gleichen Molekülen
Chlor und Kohlenoxyd über Tierkohle.
Phosgen bildet eine erstickend riechende Flüssigkeit von 1,432
spez. Gew. bei 0^, die bei 8,2^ siedet. Es ist sehr leicht lOslich in
Benzol, Eisessig und wird von kaltem Wasser langsam, von heißem rasch
unter Bildung von 00^ und HCl zersetzt.
Es soll kein Chlor enthalten; demgemäß darf beim Versetzen mit
Jodkalium höchstens eine schwache Gelbfärbung, nicht aber eine Aas-
scheidung brauner Flocken (Jod) auftreten.
11. Jod.
Das Jod konmit hauptsächlich in zwei Formen in den Handel. Das
gewöhnliche rohe Jod bildet graphitartige graue Klumpen von kristalli-
nischer Textur, das reinere resublimierte Jod graue glänzende Blättchen.
Das Jod wird in der Farbentechnik zur Darstellung blaustichiger Eosine
benutzt.
Die vollkommene Flüchtigkeit, sowie die Löslichkeit in Alkohol
und Jodkaliumlösung werden häufig als Merkmale der Reinheit ange-
sehen, bieten jedoch keine genügende Garantie, da das rohe Jod häufig
Chlorjod, Jodcyan und andere flüchtige Verbindungen enthält.
Bei den meisten Jodsorten wird man stets zur quantitativen Bestimmung
durch Titration mit Natriumthiosulfat oder Natriumarsenit schreiten
müssen.
Man stellt den Titer in bekannter Weise entweder auf reines Jod
oder arsenige Säure. Für die Untersuchung löst man etwa 10 g der
fein zerriebenen Durchschnittsprobe unter Zusatz der doppelten Menge
von reinem Jodkalium zum Liter auf imd nimmt etwa 50 com fQr die
Analyse. Man fügt Natriumthiosulfat oder Natriumarsenit im Überschull
hinzu und titriert darauf unter Zusatz von Stärkekleister mit Yi^ Jod-
lösung bis zur schwachen Blaufärbung zurück (vergl. Bd. I, S. 136 ff.).
12. Brom.
Dunkelrotbraune, bei 68^ siedende und schon bei gewöhnlicher
Temperatur sich verflüchtigende Flüssigkeit, welche in der Kälte zu bei
— 7,3^ schmelzenden, metallisch glänzenden Blättchen erstarrt. Sein
spez. Gew. beträgt 2,97 bei 0^. In Wasser löst es sich schwierig, leicht
in Eisessig und Äther.
Wasserstoffsuperoxyd. Zinkstaab. 955
Das technische Brom ist meist nahezu rein und kann ohne weitere
Untersuchung angewandt werden. Es dient in der Farbentechnik zur
Darstellung des Bromäthyls, sowie zur Herstellung der bromierten Fluores-
ceme (Eosin etc.).
Der bei weitem größte Teil des Broms wird aus den Staßfurter
Mutterlaugensalzen durch Destillation derselben mit Braunstein und
Schwefelsäure abgeschieden.
13. Wasserstoffsaperoxyd HaO^.
Das Handelsprodukt ist meist eine 3-proz. Lösung von Hg O^, die
in der Regel mineralische Salze, wie Kochsalz, Chlormagnesium, Natrium-
sulfat, und Phosphorsäure enthält.
Zur Wertbestimmung wird mit Kaliumpermanganat titriert.
1 com Wasserstoffsuperoxydlösung wird in 300 ccm destillierten
Wassers gegeben; man versetzt mit ca. 30 ccm verdünnter Schwefelsäure
und läßt unter stetem Umrühren Yjq N.-Permanganatlösung tropfenweise
zufließen, bis die rote Farbe eines hineinfallenden Tropfens nicht mehr
verschwindet.
1 ccm Vio K Mn 04-Lösung = 0,00316 g K Mn 04-Kryst.
;= 0,0017 g Hj 0,.
Häufig wird der Gehalt des technischen Wasserstoffsuperoxyds in
Volumprozenten angegeben. Man versteht darunter diejenige Menge Sauer-
stoffgas, welche 1 ccm Wasserstoffsuperoxydlösung bei der Zersetzung zu
entwickeln vermag. 1 ccm 3-proz. Wasserstoffsuperoxydlösung entwickelt
10 Vol. Sauerstoff; eine solche Lösung wird als 10 vol.-proz. bezeichnet.
Yergl. auch: P. Sisley, Über die Analyse des technischen Wasser-
stoffsuperoxyds; Revue gener. des Mat. col. 1901, 209; 1904, 167.
Zur Wertbestimmung von Natriumsuperaoßyd vergl. E. Rupp,
Arch. Pharm. 1902, 240, 437; Chem.-Ztg. 1905, 443; H. Großmann,
Chem.-Ztg. 1905, 137.
14. Zinkstaab 0-
Der bei der hüttenmännischen Gewinnung des Zinks als Neben-
produkt abfallende Zinkstaub ist ein Gemenge, welches neben metalli-
schem Zink wechselnde Mengen von Zinkoxyd nebst kleinen Mengen von
Blei, Kadmium, Arsen etc. enthält. In der Farbentechnik findet er als
sehr energisches Reduktionsmittel vielfache Verwendung.
0 Vergl. Bd. 11, S. 323; femer: L. de Koninck und M. Grandy (Ball,
de PAssoc. beige des chim. 16^284; Chem. C. 1902, II, 1434); Apparat zur gaso-
metrischen Bestimmang des Metalls im Zinkstaab etc. (Ball, de TAssoc. beige des
chim. 17, 112; Chem. C. 1903, H, 521).
956 Organische Farbstoffe.
Da di^s metallische Zink der einzige wirksame Bestandteil ist, so
ist eine Bestimmung desselben für die Beurteilung seines Wertes durch-
aus notwendig. Für diese gibt es verschiedene Wege.
1. Methode von R. Fresenius. Derselbe schlägt TOr, den Zink-
gehalt aus dem Volumen des mit Säuren entwickelten Wasserstoffs zu be-
stimmen, Beilstein und Ja wein bildeten diese Methode weiter aus.
Ein besonderer Apparat dafür ist Ton Fr. Meyer beschrieben
worden (Zsch. angew. Chem. 1894, S. 131, 435). Man kann dazu aber
auch das Azotometer (Bd. I, S. 144), das Nitrometer mit Anhängefläsch-
chen (Bd. I, S. 150) oder das Gasvolumeter (Bd. I, S. 158) benutzen.
Ein einfacher Apparat dafür ist von 0. Bach beschrieben worden (Zsch.
angew. Chem. 1894, 291).
In allen diesen Fällen erfahrt man zunächst das Volumen des
entwickelten Wasserstoffs, das in bekannter Weise auf 0®, 760 mm
Druck und Trockenheitszustand reduziert wird. Bei Annahme des Ge-
wichts 0,08995 g für 1 Liter Wasserstoff und 65,4 für das Atomgewicht
des Zinks muB man die gefundene Zahl von ccm Wasserstoff mit
0,002919 multiplizieren, um das Gewicht des yerbrauchten Zinks in g
zu finden.
2. Bequemer ist entschieden das Ton Drewsen (Zsch. analjt
Chem. 1880, 50) eingeschlagene Verfahren, welches auf der Tatsache be-
ruht, daB das fein zerteilte metallische Zink eine Lösung Ton Chrom-
säure (Kaliumbichromat und Schwefelsäure) ohne Wasserstoffentwicklung
nach der Gleichung:
2 Cr O3 -h 6 H = Cr, O3 + 3 Ha 0
reduziert. Beschreibimg derselben Bd. II, S. 324.
Zu bemerken ist, daß diese, wie alle Methoden, welche auf einer
Bestimmung der Reduktionsfahigkeit des Zinkstaubs basieren, durchaus
nicht den Gehalt an metallischem Zink richtig angibt.
Das vorhandene Kadmium und Eisen wirken ebenfalls reduzierend
auf die Chromsäure imd werden hier stets mitbestimmt, da aber der
Handelswert des Zinkstaubs allein durch seine reduzierende Wirkung
repräsentiert wird, ist dies ziemlich gleichgültig.
G. Klemp (Zsch. f. analyt. Chem. 29, 253) empfiehlt, den Zinkstaub
durch Kochen mit einer gestellten alkalischen Lösung von Kaliumjodat
zu ermitteln.
Durch Bestimmimg des beim Ansäuern ausgeschiedenen Jods er-
gibt sich die Menge des reduzierten Jodats und die des in Wirkung
getretenen Zinks. Der Umstand, daß hier das ausgeschiedene Jod vor
der Titration abdestilliert werden muB, macht die Methode wenig
handlich.
Chlorzink. 957
15. Chlorscink [ZnCy.
Das wasserfreie Chlorzink bildet harte zusammengeschmolzene
Stücke oder trockene pulverige Massen. Es zieht aus der Lnft rasch
Feuchtigkeit an und zerfließt zu einer dicklichen, sehr ätzenden Flüssig-
keit. Mit Wasser übergössen, erhitzt es sich stark und löst sich schon
in etwa 0,3 Teilen zu einem Sirup.
Das feste Chlorzink dient in der Farbentechnik als wasserent-
ziehendes Mittel, z. B. bei der Darstellung des Tetramethyldiamido-
benzophenons und des Erystallvioletts. Häufig enthält es eine mehr
oder weniger große Menge von Zinkoxychlorid, welches sich beim
Eindampfen der Zinkchloridlösimg durch partielle Zersetzung bildet.
Man erkennt diesen Gehalt an der Ausscheidimg von Zinkoxyd, welche
das Produkt beim Auflösen in Wasser gibt. Da diese Verunreinigung
für manche Zwecke lästig ist, so ist das Produkt in dieser Hinsicht zu
prüfen. Man kann im allgemeinen yerlangen, daß eine Lösung von 1 Teil
Chlorzink in 10 Teilen Wasser noch klar bleibe.
Zur quantitativen Bestimmung löst man 10 g der zu untersuchen-
den Ware in 100 ccm Wasser und läßt unter Umrühren so lange Nor-
malsäure zufließen, bis die trübe Lösung klar wird. Zur schärferen
Erkennung der Endreaktion kann auch Methylorange als Indikator
angewendet werden. 1 ccm Normalsäure zeigt 0,10885 g Zinkoxychlorid
oder 0,0407 g Zn 0 an.
Bleibende Trübung oder gar ein schwerer Niederschlag, der sich
beim Erwärmen löst, weist auf Bleigehalt hin.
Man untersucht femer die Reaktion, ermittelt den Wassergehalt
durch Glühen im Porzellantiegel und prüft qualitativ auf Schwefelsäure,
Salpetersäure, Eisen und Blei.
In eine ammoniakalische Lösung wird Schwefelwasserstoff bis zur
vollständigen Fällung der Metalle eingeleitet, das Filtrat eingedampft
und geglüht. Ein etwa verbleibender Rückstand wird auf Chlomatrium,
Chlorcalcium, Chlormagnesium und ähnliche Yerunreinigungen imter-
sucht.
Das Chlorzink wird außerdem häufig in Lösung angewandt und
dient in dieser Form hauptsächlich, um gewisse Farbstoffe, z. B. Methy-
lenblau, in Form von Zinkdoppelsalzen aus Lösungen abzuscheiden.
Die für diesen Zweck nötigen Chlorzinklösungen werden gewöhn-
lich direkt durch Auflösen von Zinkabfällen in Salzsäure dargestellt.
Eine Tabelle der spez. Gewichte von Chlorzinklösungen findet sich
Bd. II, S. 372.
958 Organische Farbstoffe.
16. Eigenchlorid.
In der Technik konunt nur das wasserhaltige Eisenchlorid
(Fe, Clg + 6 H3 0) zur Verwendung. Es bildet gelbbraune Krusten, welche
an feuchter Luft zerfließen und sich ziemlich klar in Wasser lösen sollen.
Die Lösung ist gelbbraun gefärbt, reagiert sauer und besitzt einen zu-
sammenziehenden Geschmack.
Eine Verunreinigung mit Eisenchlorür verrät sich durch die
blaue Färbung, welche die Lösung des Produkts mit Ferricyankalium gibt.
Auf Salpetersäure ist darin nach den gewöhnlichen Methoden zu prüfen.
Das Eisenchlorid dient für die Farbentechnik als Oxydations-
mittel, z. B. bei der Darstellung des Helvetiablaus, zur Bereitung einer
Malachitgrünmarke (wahrscheinlich Eisendoppelverbindung) , zur Zer-
setzung der Violettkupferverbindung u. a. m.
Da dasselbe ein billiges Produkt ist und man keine großen An-
forderungen an seine Reinheit stellt, begnügt man sich gewöhnlich mit
der qualitativen Prüfung. Für Lösungen gibt das spez. Gewicht ge-
nügenden Anhalt. Für diese Berechnung genügt die Tabelle von Franz,
Bd. II, S. 367.
Handelt es sich um eine genaue quantitative Bestimmung, so er-
mittelt man zunächst das Eisen, welches in Form von Chlorür zu-
gegen ist, durch Titration mit Chamäleonlösung; in einer anderen Probe
wird der Gesamteisengehalt in analoger Weise bestimmt, nachdem
vorerst das Eisenchlorid durch Behandlung mit Zink und Schwefelsaure
reduziert worden. Die Differenz entspricht dem als Chlorid vorhandenen
Eisen.
17. Bleisuperoxyd [PbOJ>).
Das Handelsprodukt stellt ein dunkelbraunes Pulver oder eine braune
Paste dar und kann z. B. durch Behandeln einer Bleiacetatlösung mit
Chlorkalklösung dargestellt werden.
Je nach den Arbeitsbedingungen gewinnt man das Produkt als
lockere oder mehr kompakte Masse, die entsprechend der verschiedenen
physikalischen Beschaffenheit sich bei den Oxydationsvorgängen nicht
durchwegs gleichartig verhält. Die Erfahrung muß lehren, welcher Qualität
im einzelnen Falle der Vorzug einzuräumen ist.
Auf Verunreinigungen wird folgendermaßen geprüft. Eine Probe von
einigen Gramm wird mit der 10 — 12-fachen Wassermenge und etwas ver-
dünnter Salpetersäure gekocht und filtriert. Ein Teil des Filtrates darf
mit Silbemitratlösung keine Trübung geben (Abwesenheit von Chlorid\
ein anderer Teil wird eingedampft imd darf keinen Rückstand zeigen.
>) Vergl. auch Bd. 11, S. 619.
Bleisaperoxyd. Zinnchlorür. 959
£m anfälliger Rückstand wird auf Calcium und Blei geprüft. Zum Nach-
weis Yon Schwefelsäure erwärmt man eine Probe mit einer konzentrierten
Lösimg von Natriumbikarbonat, filtriert und yersetzt das Filtrat mit Salz-
säure im Überschuß und mit Chlorbaryum. Eine andere Probe wird in
konzentrierter Schwefelsäure gelöst und die Masse nach dem Erkalten
mit Wasser und einer neuen Menge der zu untersuchenden Substanz be-
handelt. Färbt sich die Lösung rot, so ist Mangan vorhanden.
Zur Wertbestimmung werden 3 — 4 g Pulver oder ca. 10 g Paste ab-
gewogen, mit 100 ccm Halbnormaloxalsäure, 150 ccm verdünnter Schwefel-
säure (1 : 3) und (zum Nachspülen) destilliertem Wasser in einem Liter-
kolben durch 1 -stündiges Schütteln zersetzt. Man verdünnt auf 1 Liter,
filtriert und titriert in 250 ccm, die mit 50 ccm verdünnter Schwefelsäure
und etwas destilliertem Wasser versetzt sind, die überschüssige Oxalsäure
durch Yj Chamäleonlösimg zurück. — Bleisuperoxyd wird zur Oxydation
von Leukobasen (Tetramethyldiamidotriphenylmethan) u. a. m. verwendet.
18. Ziimchlorttr (Zinnaalz).
Das wasserhaltige Zinnchlorür (Sn Cl^ -F 2 H, 0), welches allein in
der Technik zur Verwendung kommt, bildet durchsichtige, in Wasser
sehr leicht lösliche und an feuchter Luft zerfliefiliche Krystalle. Das
Zinnchlorür oxydiert sich an der Luft ziemlich rasch, indem es sich teil-
weise in Chlorid, teilweise in ein Oxychlorid verwandelt. Dasselbe
scheidet alsdann beim Auflösen in Wasser reichlich Zinnoxyd aus. Reines
Zinnchlorür soll sich klar in luftreinem Wasser lösen, doch darf man an
ein technisches Produkt kaum so hohe Anforderungen stellen.
Ein beliebtes Yerfälschungsmittel für Zinnsalz ist Magnesiumsulfat,
welches sich im Ansehen wenig davon unterscheidet. Es ist daher
mittels Chlorbaryum auf einen stärkeren Schwefelsäuregehalt zu prüfen.
Fällt man eine Probe mit Schwefelwasserstoff aus, so soll das Filtrat
beim Verdampfen keinen erheblichen Rückstand hinterlassen.
Den wirklichen Gehalt an Zinnchlorür ermittelt man am besten
durch Titration mit 7io «'^odlösung in weinsäurehaltiger, mit Natriumbi-
karbonat übersättigter Lösung.
Zur Beurteilung seines Wertes ist eine Zinnbestimmung, mit
Berücksichtigong der möglichst klaren Löslichkeit, der sicherste Weg.
Nach A. Fränkel (Mitt. d. technol. Gewerbe-Mus., Wien 1892, 223)
wird die salzsaure Lösung mit überschüssigem Kaliumbichromat versetzt,
dann Jodkalium zugefügt und das ausgeschiedene Jod mit Thiosulfat
titriert.
Eine Tabelle über das spez. Gew. von Zinnchlorürlösungen findet
sich Bd. II, S. 377.
960 Organische Farbstoffe.
19. ZinnchloricL
Bas wasserhaltige Zinnchlorid (Sn GI4 + 5 H^ O) bildet eine zer-
fließliche Salzmasse und ist in Wasser auBerordentlich leicht löslich. Es
wird hauptsächlich in der Färberei als ein äuBerst wichtiges Beiz- und
Beschwerungsmittel angewandt. Es soll frei yon Zinnchlorür sein und
darf daher eine Quecksilberchloridlösung nicht trüben.
Für eine genaue Wertbestimmung ist auch hier die Bestimmung des
Zinngehalts das wichtigste Mittel. Da es jedocSh meistens in Lösungen
angewandt wird, so begnügt man sich gewöhnlich damit, das spez. Gew.
zu bestimmen, aus welchem man den Gehalt nach der Bd. II, S. 378
mitgeteilten Tabelle berechnen kann.
Einen Vorschlag zu einer neuen technischen Zinnbe-
Stimmungsmethode, besonders in Pinkbädern, macht O. Geisel
(Chem.-Ztg. 1902, 553).
In entsprechend yerdünnten Lösungen Ton Zinnchlorid wird in der
Technik die Salzsäure zweckmäßig durch Titration mit Yiq N.-Lauge
ermittelt, während das Zinn als Sn 0^ gravimetrisch bestimmt wird.
Viele führen die Titration so aus, daß sie alles Zinn ausföUen (Überschuß
ist zu yermeiden), filtrieren und das Filtrat mit Phenolphtalein weiter
titrieren. Handelt es sich z. B. um Pinkbäderanalysen für die Seidenbe-
schwerung, so verdünnt man jeweüs die gleiche abgemessene Menge
Pinkbadflüssigkeit auf dasselbe Vielfache. Ändert das Bad sein Zinn-
und Säureverhältnis nicht wesentlich, imd wird es immer genau auf den
gleichen Grad Be. eingestellt, so braucht man annähernd immer die gleiche
Anzahl ccm Yiq N.-Lauge zur Fällung des Zinns.
Es genügt dann, einmal auszuprobieren, wann eben alles Zinn ge-
fällt ist. Einige Zehntel ccm Überschuß beeinflussen das Resultat kaum
merklich, größere Mengen können erhebliche Fehler verursachen.
Einfacher und noch hinreichend genau ist die direkte Titration
(ohne Filtrieren) unter Zusatz von Methylorange als Indikator.
Die alte Methode der Zinnbestimmung (Auslallen der kochenden
verdünnten Lösung mit Anmioniumnitrat, Filtrieren, Waschen, naß Ver-
brennen, Glühen, Wägen) ist ziemlich zeitraubend. Geisel empfiehlt
ein Verfahren, das sich auf folgende Beobachtung stützt. In der Zinn-
chloridlösung, die in 10 ccm 0,075—0,100 g Sn 0, enthält, wird alles
Zinn in der Kälte durch Natronlauge quantitativ ansgefUlt, bevor noch
alle Salzsäure neutralisiert ist. Sn CI4 bildet mit verschiedenen Farb-
stoffen anders gefärbte Lacke. Malachitgrün eignet sich hier als Indikator.
Gibt man einige Tropfen einer 1-proz. Lösung desselben in Zinnchlozid-
lösung der angegebenen Konzentration, so tritt goldgelbe Färbung mit
grüner Nuance auf. Es wird mit 7,q N.-Natronlauge titriert. Da der Um-
Zizmchlorid. Arsensänre. 961
schlag in die ursprüngliche blaugrüne Färbung einer Malachitgrünlösung
nicht sehr scharf ist, so benutzt man zur Durchführung der OperatioD
ein geräumiges Becherglas, stellt dasselbe auf eine weiße Unterlage und
vergleicht die Färbung, die der eben eingefallene Tropfen Lauge hervor-
bringt, mit der Färbung der umgebenden Flüssigkeit, schüttelt dann und
titriert weiter, bis der letzte Tropfen Lauge die Flüssigkeit um keine
Nuance mehr blauer t&rbt.
Bei einiger Übung erhält man gut übereinstimmende Resultate«
Berechnet man nun aus den verbrauchten ccm Natronlauge die
Menge Sn O^ nach der Gleichung
Sn CI4 -h 4 Na OH = Sn (OH)^ + 4 Na Gl,
so erhält man Zahlen, die niedriger sind, als die der Wirklichkeit ent-
sprechenden und auf gravimetrischem Wege ermittelten; doch stehen die
beiden in einem festen Verhältnis, das etwa folgende Gleichung ausdrückt:
7 Na OH + 2 Sn CI4 = Sn (OH)^ 4- Sn Ol (OH), + 7 Na Gl.
Berechnet man nun nach dieser Gleichung das Sn 0^ aus den ver-
brauchten ccm Yio N.-Lauge, so erhält man Ergebnisse, die mit denen der
gravimetrischen Methode ziemlich gut übereinstimmen.
Bei SalzsäureüberschuB wäre die volumetrische Methode mit Malachit-
grün fehlerhaft.
20. ArsenBäiire.
Die Arsensäure, wie sie in der Farbentechnik zur Verwendung
kommt, bildet eine sirupdicke, wäßrige Lösung von einem spez. Gew^ von
1,85 — 2,0. Ihr Gehalt an As, O5 schwankt zwischen 60 und 70 Proz.
Am häufigsten wird eine Säure von etwa 63 Proz. Gehalt angewandt,
welche ein spez. Gew. von gegen 1,95 besitzt.
Die Arsensäure diente fast ausschließlich für den Fuchsinschmelz-
prozeB, wird aber kaum mehr häufig verwendet. Ihre BeschafTenheit ist
für diese Anwendung von großer Wichtigkeit. Sie soll vor allem frei
von Salpetersäure sein, welche hier leicht durch die gewöhnlichen Er-
kennungsmethoden nachgewiesen werden kann. Außerdem darf sie höchstens
0,5 — 1 Proz. arsenige Säure enthalten. Letztere läßt sich leicht in der
durch Natriumbikarbonat abgestumpften Säure durch 7iq Jodlüsung messen.
Sie soll ferner beim übersättigen mit Ammoniak ziemlich klar bleiben.
Eia starker Niederschlag deutet auf das Vorhandensein von Kalk, welcher
sich häufig in der käuflichen Arsensäure in Form des sauren Arseniats
vorfindet.
Man begnügt sich in der Regel damit, stets eine Arsensäure von dem-
selben spez. Gew. anzuwenden, von deren annähernder Reinheit man sich
durch qualitative Prüfung überzeugt. Eine brauchbare Tabelle für die
Untersuchungen. 5. AufL HL 61
962
Organische Farbstoffe.
Bereclmung des Arsensäuregehalts aus dem spez. Gew. war bisher noch
nicht bekannt. Eine Yon H. Schiff zusammengestellte Tabelle nmftJt
nur die spez. Gew. Yon 1 bis etwa 1,7 imd ist deshalb für Yorliegmden
Zweck nicht brauchbar.
Für den speziellen Zweck dürfte die nachstehende, T<m R. Nietzki
aufgestellte Tabelle ausreichen, obwohl dieselbe nicht in allen Stücken
auf große Genauigkeit Anspruch macht.
Spes. 0«w.
Oehalt an
bei 16 <<
Aoj O5 Pros.
1-761
565
1-781
57-4
1-803
683
1-826
69-2
1-860
60-1
1-875
61-1
1-903
62-1
1-932
63-5
1-964
64-2
1-997
65-3
Spez. Oew.
Oehalt an
bei 16»
Ast O5 Pros.
2-003
66-5
2-071
67-7
2-112
68-9
2-157
70-2
2-205
71-7
2-257
72-9
2-314
74-3
2-364
75-5
2-446
77-4
Da es häufig Yorgekommen ist, daß das spez. Gew. der Arsensäure
durch Zusatz von Natriumarseniat aufgebessert wurde, so ist vor allem
auf ihre fast vollkommene Flüchtigkeit "Wert zu legen. Man versetzt
die Säure zweckmäßig mit etwas reinem Zucker imd erhitzt zu starkem
Glühen. Reine Arsensäure darf keinen erheblichen Rückstand hinter-
lassen.
21. Raachende Sehwefekäure.
Vergl. darüber die ausführlichen Angaben Bd. I, S. 389 ff.
22. Phosphoroxychlorid [P 0 CI3].
Phosphoroxychlorid wird dargestellt durch Destillation von 1 TeÜ
entwässerter Oxalsäure mit 2 Teilen Phosphorpentachlorid oder durch
Behandeln von Phosphortrichlorid mit Kaliumchlorat.
Es bildet eine farblose, lichtbrechende, bei 110^ siedende Flüssig-
keit von 1,7 spez. Gew.
Auf seine Reinheit wird durch Bestimmung des spez. Gew. und durch
fraktionierte Destillation geprüft.
Phosphoroxychlorid wird bei der Darstellung von Yiktoriablau,
Nachtblau und anderer Farbstoffe gebraucht.
Ammoniak. Natriumnitrit. 963
28. Ammoniakflttsgigkeit.
Die in der Farbentechnik zur Verwendung kommende Ammoniak-
flüssigkeit ist von sehr verschiedener Stärke imd Reinheit. Das rohe
Produkt, wie es bei der Gasfabrikation als Nebenprodukt gewonnen
wird, ist meist durch brenzliche Bestandteile stark yerunreinigt, welche
sich nach dem Neutralisieren mit Säuren durch den Geruch yerraten.
Ein schwefelhaltiges Ammoniak ist für die meisten Zwecke zu verwerfen.
Man weist den Schwefelgehalt leicht durch Bleilösung nach. Für die
quantitative Bestimmung des Ammoniaks genügt in den meisten
Fällen das spez. Gew. Wo es auf größere Genauigkeit ankommt, ist
jedoch die alkalimetrische Titration vorzuziehen. Die Analyse der
Ammoniakflüssigkeit und Ammoniaksalze ist Bd. II, S. 690 £F. ausführlich
beschrieben.
24 Natriamnitrit [Na NO,].
Die Wertbestimmung des Natriumnitrits kann nur Rücksicht auf
das wirkliche NaNOj nehmen; das stets daneben vorhandene Na NO,
ist für die Zwecke der Farbenfabrikation wertlos. Aus diesem Grunde
sind hier die Methoden für Bestimmung des Gesamtstickstoffs (durch das
Nitrometer oder sonstwie) unanwendbar. Praktisch angewendet werden
heute wohl nur die Chamäleonmethode und die Sulfanilsäuremethode.
Lunge (Zsch. f. angew. Ghem. 1891, S. 629) hat diese Methoden in
ihren verschiedenen Abänderungen miteinander verglichen und folgende
Ergebnisse erhalten. Die ursprüngliche von Feldhaus, wonach man die
Chamäleonlösung in eine angesäuerte Lösung von Natriumnitrit einlaufen
läßt, bis die rote Farbe stehen bleibt, führt unausbleiblich zu Verlusten
durch Zersetzimg von salpetriger Säure zu NO und NOgH, wobei ein Teil
des Stickoxyds verloren geht, Vie schon der Geruch anzeigt. Daher fallen
die Resultate ganz ungleich und erheblich zu niedrig aus. Richtige Re-
sultate werden dagegen erhalten, wenn man nach der von Lunge schon
1877 vorgeschriebenen Methode (vergl. Bd. I, S. 344) so verfährt, daß man
die Salpetrigsäurelösung, in diesem Falle eine wäßrige Lösung von Natrium-
nitrit, in eine bestimmte Menge von Chamäleonlösung einlaufen läßt,
die mit verdünnter Schwefelsäure stark angesäuert und auf 40 — 50®
erwärmt ist, wobei man natürlich langsam einlaufen imd gut umschütteln
muß; das Ende der Reaktion ist eingetreten, sobald die Rosafarbe eben
verschwunden ist. Man verwendet z. B. 20 ccm einer Halbnormal- (oder
100 ccm einer Yjq N.-) Chamäleonlösung, mit Schwefelsäure angesäuert
imd wie oben erwärmt, und läßt eine Lösung von 1 g Natriunmitrit in
100 ccm Wasser aus einer Bürette einlaufen, bis eben Entfärbung ein-
getreten ist. Eine genau halbnormale Chamäleonlösung verbraucht pro
61*
964 Organische Farbstoffe.
Kubikzentimeter — -— ? = 0,01727 g wirkliches NaNO«, also
20 com des Chamäleons 0,3454 g Na NO, oder 84,54 com einer \%'igeik
Lösung Yon chemisch reinem Natriumnitrit. Hat man in Wirklichkeit
n ccm der Nitritlösung gebraucht, so ist der Prozentgehalt des Nitrits
3454
= NaNOj. Die Methode ist auf -t- 0,1 Proz. genau.
Ebenso genau ist die Methode von Kinnicutt (Proc. Amer. Acad.
1883, 275). Man läßt V^q N.-Chamäleonlösxmg langsam in neutrale
Natriumnitritlösung bis zur bleibenden Kotfärbung einfließen, setzt dann
einige Tropfen Schwefelsäure, dann Überschuß von Chamäleon zu, säuert
stark an, erhitzt zum Sieden und titriert das überschüssige Chamäleon
mit 7io N.-Oxalsäure zurück. Gegenüber der Methode von Lunge ist
sie umständlicher, ohne genauer zu sein.
In Farbenfabriken ist yielfach eine Methode üblich, wobei man
den Diazotierungsprozeß im kleinen nachahmt, indem man Natriumnitrit-
lösimg in mit Eis gekühltes Anilin einfließen läßt, bis Jodkaliumstärke-
papier gebläut wird.
Yon yerschiedenen Seiten (Schultz, Yaubel) wird die Anwendung
von sulfanilsaurem Natron empfohlen. (Zsch. f. Farben- u. Textil-Gb.
1902, 37, 149, 339.)
Zu deren Ausführung werden 14,4375 g sulfanilsaores Natron in
'250 ccm gelöst.
1 ccm dieser Lösung entspricht 0,01727 g Nitrit.
50 ccm der Sulfanilatlösung werden auf 250 ccm verdünnt und
mit 10 ccm Salzsäure versetzt. Man läßt so lange Nitritlösung (ca. 23 g
in 1 1 Wasser) zulaufen, bis Jodkaliumstärkepapier gebläut wird. Der
Moment ist maßgebend, wo beim Auftropfen die Reaktion sofort eintritt
und einige Minuten anhält.
Bei dieser Arbeitsart, unter Verwendung eines ganz reinen, schließlich
über Schwefelsäure getrockneten Salzes und von stets frischer Stärke-
lösung (Lunge, Ch.-Ztg. 1904, 501), erhält man Resultate, die mit den-
jenigen der Chamäleonmethode genügend übereinstimmen. (Vergl. auch
Wegner, Zsch. f. anal. Chem. 1903, [42], S. 159.)
(Zur Darstellung eines brauchbaren Salzes wird mehrmals um-
krystallisiertes, zwischen Filtrierpapier gut getrocknetes, sulfanilsaurea
Natrium zwei Tage im Exsikkator über konzentrierter Schwefelsäure
stehen gelassen. (Lunge, Ch.-Ztg. 1904, 501.))
An Stelle von sulfanilsaurem Natron kann nach Vaubel auch p-To-
luidin verwendet werden, wenn man in sehr saurer Lösung arbeitet (^Bie
phys. u. chem. Methoden d. quantit. Best. org. Verb.** II, 1902, S. 251.)
Technisches Natriumnitrit pflegt 97 — 98 Proz. NaNO^ zu enthalten.
Ealium-, Natriambichromat Schwefelnatrium. 965
25. Kaliambichromat [K^ Crg O7].
Bas Ealiumbichromat ist ein äußerst wichtiges Oxydationsmittel
und findet namentlich in großen Mengen für die Alizarinfabrikation
Verwendung, wo es zur Überführung des Anthracens in Antkrachinon
dient. Über seine Analyse u. s. w. vergl. Bd. II, S. 369.
26. Natriambichromat [Na, Ct^ Oj oder Na, Crg O7 + 2 H,0].
Das Ealiumbichromat wird gegenwärtig immer mehr durch das
wohlfeilere und viel leichter lösliche Natriumbichromat verdrängt. Das-
selbe bildet kleine, leichtlösliche, rotgelbe Erystalle, welche an der Luft
leicht feucht werden (Bd. II, S. 369).
Da dieses Salz noch weniger Garantie für seine Reinheit bietet
als das Ealiumbichromat, ist hier stets eine Chromsäurebestimmung nach
der Bd. II, S. 369 beschriebenen Methode vorzunehmen.
27. Schwefeliiatriam.
Das Handelsprodukt, NaaS4-9HjO, ist von gelber bis dunkel-
brauner Farbe. Die gewöhnlichen Verunreinigungen bestehen aus freiem
Alkali und Thiosulfat.
Die volumetrische Bestimmungsmetbode von M. Battegay (Zsch.
f. Farben- u. Textil-Ch. 1903, 349) beruht auf der Tatsache, daß Zink-
thiosulfat in Wasser löslich ist und sich infolgedessen mit Schwefelnatrium
zu Zinksulfid umsetzt.
Man versetzt die Lösung des zu analysierenden Schwefelnatriums
so lange mit Essigsäure, bis der zugesetzte Indikator, Phenolpht alein,
von rot nach farblos imischlägt, so daß kein Zinksalz mehr durch das
Alkali absorbiert wird. Alsdann läßt man so lange Zinkvitriollösung
(Zn SO4 4- 7 HjO) von bestimmtem Gehalte zufließen, bis alles Natrium-
sulfid in das unlösliche Zinksulfid verwandelt ist.
Um diesen Augenblick zu erkennen, bedarf man eines gefärbten Indi-
kators, der die Anwesenheit von wasserlöslichem Sulfid anzeigt und welcher
mit Zinksulfid in der Eälte nicht reagiert. Diesen Bedingungen genügt das
Kadmiumsulfat. Man betupft weißes, dickes Löschpapier (kein gewöhnliches
Filtrierpapier) mit einer konzentrierten Lösung von Eadmiumsulfat und
bringt Tropfen der titrierten Flüssigkeit auf die eben gemachten Flecke.
So lange Alkalisulfid vorhanden ist, entsteht gelbes Eadmiumsnlfid.
Man erkennt das Ende der Reaktion nach einiger Übung senr genau ^).
(Vergl. auch Bd. I, S. 432, 451, Bd. III, S. 720.)
^) Siehe auch „Handbuch der Sodaindustrie etc.^ von Prof. Dr. Lunge ,
II, 392 (1879); 2. Aufl. 11, 480.
966 Organische Farbstoffe.
Schwefelnatrium wird in großen Mengen zur Herstellung von
Schwefelfarbstoffen und bei deren Anwendung in der Färberei ge-
braucht.
28. Wasserglas.
Wasserglas wird dargestellt durch Zusammenschmelzen Yon Quarz-
sand mit Soda oder Pottasche oder einem Gemisch yon Soda und
Pottasche, oder yon Quarzsand mit Alkalisulfat oder Alkalichlorid in
Gegenwart yon Holzkohle, oder durch Lösen yon geglühtem und in
Wasser abgeschrecktem Feuerstein, oder yon Kieselgur in Alkalilauge
unter Druck,
Das feste Handelsprodukt stellt weißliche, glasartige Stücke dar;
durch Eisengehalt ist es häufig grünlich (Eisenoxydul) oder graugelb
(Eisenoxyd) gefärbt.
Vielfach kommt es als Doppelsilikat in Form einer wäßrigen LOsung
yon 30 — 33° Be. (1,26 — 1,30 spez. Gew.) mit einem Gehalt yon über
70 Proz. SiO, im Handel yor.
Die Lösungen müssen zur Vermeidung yon Kieselsäuregallerte-
Ausscheidung unter Luftabschluß aufbewahrt werden.
Die Anwendung ist eine mannigfache : Zusatz zu Seifen, zu Firnissen,
für feuersichere Imprägnierung, zur Herstellung yon Kunststeinen und
Kitten, in der Stereochromie, in der Appretur und Färberei, namentlich
auch zum Beschweren yon Seide in Verbindimg mit Zinnchlorid und
Natriumphosphat, beim Bleichen mit Wasserstoffsuperoxyd u. s. w.
Gutes Wasserglas soll sich in warmem Wasser yoUständig lösen
oder nur einen ganz geringen Rückstand hinterlassen. Die Prüfung hat
Rücksicht zu nehmen auf den Gehalt an Kieselsäure, an gebundenem
Natron und an Neutralsalzen (wie Kochsalz); auch Alkalisulfid, Blei-
und Eisenyerbindungen können yorhanden sein.
Der Gehalt yon Wasserglaslösungen kann durch Ermittelung des
spez. Gew. bestinunt werden.
Die Kieselsäure wird nach dem gebräuchlichen Verfahren, oder
dann yolumetrisch durch Überführung in Kieselfluorkalium (Stolba,
Zsch. f. anal. Gh. 4, 163) oder direkt durch Titration mit Normalsäure
(Methylorange als Indikator) bestimmt.
Zur Bestimmung des freien Alkalis und der Hauptbestandteile
empfiehlt P. Heermann (Ch.-Ztg. 1904, 879, 883) folgende Verfahren.
Bestimmung des freien Alkalis. Das eine Verfahren beruht
auf der Fällung des unyeränderten Wasserglases durch Alkohol und
Kochsalz und Titration des Filtrates.
(Kochsalz allein fällt das Wasserglas nicht yoUkommen aas;
Alkohol allein bewirkt die Fällung quantitatiy; die entstehende breiige
Wasserglas* 967
Masse ist aber nahezu unfiltrierbar. Durch Kombination worden brauch-
bare Resultate erhalten.)
10 g Wasserglas werden mit 100 ccm gesättigter (neutralisierter)
Kochsalzlösung und dann die breiige Masse bis auf 200 ccm mit neu-
tralisiertem Alkohol versetzt. Je 100 ccm des Filtrats titriert man mit
Vio N.-Säure und Phenolphtalein als Indikator.
Oder: 10 g Wasserglas und 100 ccm Wasser werden mit 20 ccm
gesättigter Kochsalzlösung, dann mit neutralisiertem Alkohol bis auf
250 ccm versetzt, dann wie oben das Filtrat titriert.
(Nach diesem Beispiel scheint der Kochsalzzusatz innerhalb ziemlich
weiter Grenzen zulässig zu sein.)
Beim anderen Verfahren wird mit Baryumchlorid in der Kälte
und bei groBem ÜberschuB Baryumsilikat ausgefallt.
10 g Wasserglas werden mit etwa 100 ccm destilliertem kalten
Wasser verdünnt. Dieser Lösung setzt man eine kalte Lösung von
mindestens 10 g Barjumchlorid in ca. 100 ccm Wasser (also z. B.
100 ccm Vi N.-BaClj-Lösung) in dünnem Strahle unter fortwährendem
Schütteln zu. Die Mischimg wird auf 250 ccm aufgefüllt, gut durch-
geschüttelt und sofort durch ein trockenes Filter filtriert. Nach Yer-
werfong der ersten 20 — 30 ccm werden 100 ccm des Filtrates mit Phenol-
phtalein als Indikator omd Yjq N.-Salzsäure oder -Schwefelsäure titriert.
Die verbrauchten ccm Yio N.-Säure, mit 0,0775 multipliziert, ergeben
den Prozentgehalt des freien Natrons als Na,0, oder mit 0,1 multipli-
ziert, den Prozentgehalt des freien Natrons an Natriumhydroxyd (Na OH).
Da etwa vorhandenes Natriumkarbonat neben dem Silikat als Baryum-
karbonat mit ausgefällt wird, so wird auf diese Weise nur das als Atz-
alkali enthaltene Natron bestimmt.
Zur Bestimmung der Hauptbestandteile werden ca. 15 — 20 g Wasser-
glas mit destilliertem Wasser zu 500 ccm gelöst. Die Lösung soll
absolut klar sein und auch bei mehrtägigem Stehen nichts absetzen.
Gebundenes und freies Alkali. 100 ccm obiger Lösung werden
mit 7i od«>^ Va N.-Salz- oder Schwefelsäure und Methylorange als Indi-
kator titriert. Je 1 ccm Vi N.- Säurelösung = 0,031 g Na^O bezw.
0,04 g NaOH.
Kieselsäure. Weitere 100 ccm der Lösung werden in der Platin-
schale mit konzentrierter Salzsäure zersetzt, auf dem Wasserbade zur
Trockne gedampft, mehrmals mit Salzsäure befeuchtet und eingedampft,
zuletzt ly, — 2 Stunden im Trockenschrank bei 120^ C. getrocknet, mit
warmer, verdünnter Salzsäure aufgenommen, filtriert, gut ausgewaschen,
getrocknet, stark geglüht imd gewogen = SiO^.
Als Probe auf die Reinheit der Elieselsäure kann diese mit Fluß-
säure und Schwefelsäure in flüchtige Kieselfluorwasserstoffsäure über-
968 Organische Farbstoffe.
geführt werden. Ein eventuell verbleibender Eückstand (bei Wieder-
holung der Operation) wird als Nichtkieselsäure von dem gefundenen
Werte in Abzug gebracht.
Kochsalz, Neutralsalze. Das Filtration der Kieselsäure wird
mit Ammoniak, kohlensaurem Ammonium und oxalsaurem Ammonium
versetzt, auf dem Wasserbade kurze Zeit erwärmt, 24 Stunden stehen
gelassen, filtriert, eingedampft, die Ammonsalze durch schwaches Glühen
verjagt, bis zum konstanten Gewicht schwach geglüht und gewogen ^
Na Ol u. ä. Dieses kann in Na^O umgerechnet imd,. zu dem gebun-
denen und freien Alkali hinzuaddiert, als Gesamtalkali angegeben
werden.
Gebundenes Alkali wird gefunden, indem von der Summe des
gebundenen + freien Alkalis letzteres in Abzug gebracht wird.
Ed. Jordis (Gh.-Ztg. 1905, 33) macht darauf aufmerksam, dafi
dieser Analysengang jedenfalls noch viele Punkte enthält, die der Auf-
klärung bedürfen, und daß übereinstinmiende Resultate nur dann zu er-
warten sind, wenn alle Bedingungen genau festgelegt und von allen
Untersuchen! eingehalten werden. Die Analyse kann nur das Yerhältnis
und die Menge der Bestandteile und Verunreinigungen in der Lösung
angeben. Eine Aussage, wie viel „freies Alkali^ und wie viel „Wasser-
glas^ vorliege, läfit sich aber darauf nicht begründen. Denn „Wasser-
glas*' an und für sich ist schon kein feststehender BegriflE^ sondern be
zeichnet ein sehr wechselndes Gemenge von Silikaten. Ein und das-
selbe Wasserglas aber enthält je nach Temperatur und Verdünnung
verschiedene Mengen „freies Alkali**, weil die Hydrolyse, welche das
freie Alkali entstehen läßt, von diesen Umständen abhängt. Die „FäUung
des Wasserglases^ beruht darauf, daß durch Alkohol und Kochsalz das
Silikat aus der Lösung gewissermaßen ausgesalzen wird, bis auf einen
Rest, der gelöst bleibt. Doch besteht dieser Rest nicht aus Alkali
allein, sondern daneben bleibt auch Kieselsäure in geringer Menge in
Lösung und die Titration zeigt diese Verbindung, nicht aber freies
Alkali an. Würde aber selbst alle Kieselsäure ausgefilllt werden und
tatsächlich nur Alkali gelöst bleiben, so wäre damit noch nichts aus-
gesagt; denn diese Menge würde viel kleiner sein als die „freie^ der
ursprünglichen Wasserglaslösung, weil durch die Zusätze an Kochsalz
und Alkohol die Hydrolyse und damit die Menge der Na'- und OH'-
lonen stark verringert worden ist. Außerdem aber enthält jede Wasser-
glaslösung Karbonate, die nicht mitgefallt werden.
Die Fällung mit Ghlorbaryum als Baryumsilikat erfolgt keineswegs
glatt; das ausfallende Silikat enthält vielmehr stets Alkali in zum Teil
beträchtlichen Mengen eingeschlossen. (Jordis und Kanter, Zsch. f.
anorg. Chem. 1903, 35, 82, 148, 336; 1904, 42, 418.)
Farbstoffe (Allgemeines). 9g9
Bei der Titration von Wasserglas ist Phenolphtalein ein durchaus
ungeeigneter Indikator, denn alle technischen Wasserglaslösungen ent-
halten Karbonate, je älter sie sind, um so mehr. Die letzteren zeigt
Phenolphtalein aber nicht an. Titrationen mit Methjlorange sind da-
gegen einwandfrei.
Zweite Abteilung.
Die Farbstoffe.
Die im Laboratorium vorkommenden Untersuchungen von fertigen
Farbstoffen können zweierlei Art sein:
1. Ein seiner Natur und Abstammung nach unbekannter Farbstoff
soll auf seine chemische Zusammensetzung und Konstitution hin unter-
sucht und dessen Darstellung ermittelt werden.
2. Ein gegebenes Erzeugnis ist auf seinen Färbewert bezw. auf
Nuance, Färbekraft, Reinheit und Echtheit zu untersuchen.
Auch im ersten Falle wird man zunächst das Verhalten des Farb-
stoffes zur Faser bezw. dessen Färbeeigenschaften festzustellen trachten,
weil damit bereits wichtige Anhaltspunkte für die Erkennung des
Körpers zu gewinnen sind; erst dann betritt man den Weg der aus-
führlichen Untersuchung (s. weiter unten).
Zur Kontrolle der Fabrikate in den Farbenfabriken und für
die Wertbestimmung der Handelsware greift man beinahe aus-
nahmlos zum quantitativen Probefärben gegen ein bekanntes Yergleichs-
objekt, den sog. „Typ". Alle sonstigen, zu diesem Zweck gemachten
Vorschläge, z. B. das Titrieren mit Natriumthiosulfat oder Ghlorkalk-
lösung, die Anwendung von kolorimetrischen Methoden u. s. w., sind für
die Praxis wertlos*).
Die von den Fabriken in den Handel eingeführten Farbstoffe sind
nur in vereinzelten Fällen reine chemische Verbindungen. Gewöhnlich
enthalten sie gröBere oder kleinere Mengen eines indifferenten Ver-
dünnungsmittels, z. B. Kochsalz, Glaubersalz, Dextrin, Zucker etc. Ein
Gehalt an ersterem kann von der Fabrikation herrühren; es ist in mehr
oder minder groBen Quantitäten bei allen Produkten anzutreffen, zu
deren Ausfällung Kochsalz verwendet wurde. Sehr oft aber wird es.
') Das Gleiche gilt von der G. Uli mann sehen Prufungsmethode für basische
Farbstoffe (Ghein.-Ztg. 28, 1899, 1014). Siehe auch Dr. A. Heinemann; Be-
merkungen za G. Uli mann s Prufungsmethode (Chem.-Ztg. 24, 1900, 58).
970 Organische Farbstoffe.
gleich den andern oben genannten Substanzen, den Erzeugnissen ab-
sichtlich beigemischt. Solche Zusätze haben durchaus nicht den Cha-
rakter YOn Yerfälschungen, sondern erweisen sich, wie gleich gezeigt
werden soll, aus yerschiedenen Gründen als notwendig. In der Fabri-
kation fallen die einzelnen Partien nicht immer in gleicher Stärke und
Reinheit aus; das Produkt ist oftmals etwas farbreicher, ein andermal
dagegen farbärmer. Der Konsument yerlangt nun aber von dem Fabri-
kanten eine durchaus gleichmäßige Ware. Er will genau wissen, wieviel
er Ton derselben auf eine gewisse Quantität Wolle, Seide etc. nötig hat,
van. einen bestimmten Farbenton zu erreichen. Dem Fabrikanten bleibt
demnach nichts anderes übrig, als die schwächste, aus der Fabrikation
hervorgehende Partie als Typ zu benutzen, stärker ausfallende Operationen
dagegen durch Hinzumischung eines indifferenten Yehikels auf die Normal-
stärke zu bringen. Noch weitere Verdünnung erleiden die Farbstoffe
häufig, wenn sie in den Kleinhandel, namentlich nach dem Orient über-
gehen.
Solche Produkte, die mit Rücksicht auf ihre eigenartige Verwen-
dung billig und nicht allzu farbreich, sein sollen, enthalten oft nur
wenige Prozente an Farbstoff.
Manchmal, namentlich bei ganz teuren Erzeugnissen von hohem
Färbevermögen, verlangt der Konsument eine wohlfeilere, wenn auch
farbärmere Ware, die ihm nicht zu vermeidende Verluste beim Abwiegen
durch, die Arbeiter u. s. w. weniger fühlbar werden läßt.
Unter solchen Umständen ist es nun durchaus nötig, daß sowohl
Käufer als Verkäufer den Farbstoffgehalt der Produkte vergleichend fest-
stellen können.
Bevor das eigentliche quantitative Färben eingehend besproclien
werden kann, ist es nötig, die Umstände keimen zu lernen, unter denen
sich die verschiedenen Farbstoffe auf der Faser fixieren.
Im allgemeinen zeigen die Teerfarbstoffe ein direktes Vereinigungs-
bestreben zu der tierischen Faser, somit zu Wolle und Seide. Der
pflanzlichen Faser, z. B. BaumwoU- und Leinenfaser, geht diese Eigen-
schaft gegenüber vielen Farbstoffen ab. Diese bedarf besonderer Fixierungs-
mittel, z. B. von Gerbsäure, Tonerde, Zinnoxyd etc., mit denen die Farb-
stoffe imlösliche Verbindungen, sog. „Lacke^, bilden. Einige Pflanzen-
fasern, z. B. die Jute, besitzen die Eigenschaft, die meisten Farbstoffe
ohne solche Beizen zu fixieren. Andererseits gibt es auch viele Farb-
stoffe, welche sich ohne Beizen auf Baumwolle anfärben lassen.
Die Umstände, unter denen sich die Farbstoffe auf der tierischen
Faser fixieren, sind außerdem verschieden. So färben sich die meisten
Farbstoffe, deren färbendes Prinzip das Salz einer organischen Base ist,
nur im neutralen oder schwach essigsauren Bade aus. Der Zusatz einer
Farbstoffe (AUgememeB). 971
Mineralsäure oder eines sauren Salzes verhindert das Anziehen an die
Faser fast yollständig. Zu dieser Gruppe, welche wir als ^ basische
Farbstoffe^ bezeichnen, gehört das Bosanilin, ein groBer Teil seiner Deri-
vate und andere Farbstoffe. Besitzt der Farbstoff als solcher dagegen
den Charakter einer Säure, so ist für das Auffärben desselben die Gegen-
wart einer Mineralsäure oder eines sauren Salzes nötig. Wir nennen
diese Gruppe: „Säurefarbstoffe^. Hierher gehören die meisten Sulfo-
säuren, sowie Phtaleinfarbstoffe. Einige Sulfosäuren, so z. B. die Mono-
sulfosäure des Triphenylrosanilins, zeigen die Eigenschaft, sich in Form
ihrer Salze in schwach alkalischer Lösung mit der Faser zu vereinigen.
Es findet alsdann ein viel gleichmäßigeres Durchdringen der Faser statt.
In einem sauren Bade kommt dann schließlich der Farbstoff erst zur
vollen Entwicklung. Diese Farbstoffe werden als „Alkalifarbstoffe ^
bezeichnet.
Eine vierte Gruppe bilden diejenigen Farbstoffe, welche niemals
allein, sondern stets in Form ihrer meist charakteristischen Metalllacke
auf der Faser fixiert werden.
Hierher gehören das Alizarin und seine Analogen , das Gallocjanin,
das Coerulein, das Galloflavin und andere mehr.
Will man einen Farbstoff behufs seiner Wertbestimmung färben,
so sucht man vorerst zu ermitteln, in welche jener Hauptgruppen der-
selbe gehört, und wählt nun einen Farbstoff von bekannter Stärke und
möglichst gleicher Nuance als Typ.
Für diese qualitative, mehr nur orientierende Prüfung dienen
folgende Anhaltspunkte.
Direkt ziehende Baumwollfarbstoffe. Ein Streifen Baum-
wollstoff oder ein kleines €ramsträngchen wird etwa 10 — 15 Minuten in
einer mit ein wenig Seife oder Soda oder Natriumphosphat oder Schwefel-
natrium (Schwefelfarbstoffe) versetzten Lösung des Farbstoffes gekocht
und darauf gespült. Die Baumwolle ist deutlich gefärbt und
das Bad mehr oder weniger erschöpft. Verbleibt eine noch stark
gefärbte Lösimg, so wird ein zweiter, eventuell ein dritter Baumwoll-
lappen analog behandelt.
Basische Farbstoffe. Versetzt man die Lösung solcher Farb-
stoffe mit Tannin- und Natriumacetatlösung, so entstehen stark gefärbte
Niederschläge; tierische Fasern werden in neutralem Bade in vollen
Tönen, Baumwolle nur schwach angefärbt.
In der warmen Lösung wird Wolle, Seide oder tannierte Baum-
wolle ca. Y4 Stunde umgezogen; bei Anwesenheit basischer Farbstoffe
tritt Färbung ein.
Säurefarbstoffe färben in der Regel Baumwolle nicht oder nur
ganz leicht an und liefern auch auf Wolle in neutralem Bade keine
972 Organische Farbstoffe.
Färbimg. Sobald aber zur warmen Flotte ein wenig Schwefelsäure zu-
gefügt wird, so zieht die Wollfaser den Farbstoff rasch an und das
Bad ist meist schnell erschöpft. Diese Farbstoffe sind für die Baum-
wolle ohne Bedeutung, finden aber um so größere Verwendung zum
Färben tierischer Fasern.
Beizenfarbstoffe. Werden Baumwolle und Wolle in neutralem,
saurem oder alkalischem Bade gar nicht oder nur in mageren Tönen
angefärbt, so liegt yoraussichtlich ein Beizenfarbstoff vor. Mau fuhrt
jetzt gebeizte Wolle oder Baumwolle in die warme Farbstoff lösung ein,
manipuliert während 15 — 30 Minuten, wäscht aus imd gibt eyentuell
ein Schönungs- (Seifen-) bad.
Vorzüglich eignen sich zu diesen Versuchen Baumwolllappen, die
streifenweise mit verschiedenen Beizen bedruckt sind. Man erhält hier-
bei in einer einzigen, rasch zu Ende geführten Färbeoperation neben-
einander mehrere Lacke, deren Beschaffenheit oft sofort weitgehende
Schlüsse auf die Natur und Zusammensetzung des Farbstoffes ermöglicht.
Pr&befürbenm Ein erfolgreiches Arbeiten setzt Vertrautheit mit
demjenigen Gebiete der Färberei voraus, in welches die vorzunehmenden
Versuche einschlagen; sichere Beurteilung der Resultate hinsichtlich
Farbstärke, Nuance, Reinheit u. s. w. ist nur dem geübten Auge möglich.
Für das eigentliche quantitative Färben bedarf man:
1. einiger graduierter Pipetten, Maßzylinder und Maßkolben;
2. geeigneter Färbegefäße: Bechergläser (z. B. konische Hart-
glasbechergläser von ca. 400 ccm Inhalt) ^), Porzellanbecher oder
Porzellanschalen; Becher oder Schalen aus verzinntem Kupfer
von 300 — 1000 ccm Inhalt, welche direkt über Gas oder im
Wasser-, Ol-, Dampf-, Chlorcalcium- oder Glyzerinbad erwärmt
werden;
3. der nötigen Anzahl an Glasstäben von H F- oder '^\/^'
Form zum Aufhängen und umziehen der Stränge.
Um ein gleichmäßiges Erwärmen zu erzielen, ist es zweck-
mäßig, mehrere Färbegefaße in einem rechteckigen oder runden Blech-
oder Kupferkasten zu einer Färbebatterie zu vereinigen.
Einrichtungen dieser Art sind von Marshall (Joum. Soc. Chem.
Ind. 1893, 909 und 996), von Whiteley (Joum. Soc. Chem. Ind. 1891,
521), von Hummel (Handbuch d. Färberei von Knecht, Rawson und
Löwenthal, 1895, 1002), von S. Kapff (Färber-Ztg. 1898, 357; zu
beziehen durch Heinr. Emonds, Aachen) u. a. beschrieben bezw. kon-
struiert worden.
0 Dr. R. Lepetit, Färber-Ztg. 1893/94, S. 183 (von Max K&hler and
Martini in Berlin zu beziehen).
Probef^ben.
973
Eine einfache und praktische Vorrichtung zeigt Fig. 109. . Diese
besteht aus einem rechteckigen Kupferkasten mit 4 Eisenfüßen und ist
zum gleichzeitigen Einstellen von 6 Porzellanbechem (Fig. 110) einge-
richtet. Die letzteren sitzen nicht direkt auf dem Boden des Bades,
sondern auf einer, mehrere Zentimeter über demselben angebrachten,
durchlochten Eupferplatte auf. Als Wärmeflüssigkeit kann Wasser,
Glyzerin u. s. w. benutzt werden. Das Erhitzen geschieht durch Gas oder
durch indirekten Dampf. Im letzteren Falle ist zwischen dem Boden des
GeföBes und der Siebplatte eine geschlossene Dampfschlange eingesetzt.
Wo regelmäßig viele Färbungen gleichzeitig zu machen sind, wird
man mit Vorteil größere Bäder mit 8 — 12 Löchern herstellen lassen, ja
unter Umständen mehrere solcher Kupfergefaße auf einem passenden Ge-
stelle derart nebeneinander placieren, daß eine gute Übersicht und rasches
Arbeiten möglich wird. Eine derartige Anordnung ist aus Fig. 111 u. 112
ersichtlich.
Fig. 109.
i C
Fig. 110.
•
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1
1
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1
1
'""****
1
L.i
In Fällen, wo schon geringe Temperaturdifferenzen einen Einfluß
auf das Endresultat auszuüben yermögen, wird man gut tun, ein Bad
von kreisrundem Querschnitt zu wählen und zwischen Boden und Sieb-
platte ein Flügelrad einzulegen, durch dessen Drehung ganz gleich-
mäßiges Erwärmen zu erreichen ist.
Für die Ausführung vergleichender Färbeversuche sind
folgende allgemeine Hegeln zu beachten:
1. Die zu färbende Faser muß von der gleichen Art sein,
wie diejenige, auf welche man den Farbstoff im großen anwenden will.
(In manchen Fällen sind auch abweichende Verfahren zulässig; so können
oft basische Farbstoffe, um das Beizen der Baumwolle mit Tannin zu
umgehen, auf Seide oder Wolle ausprobiert werden.)
974 Orgauische Farbetoffe.
2. Das Färben, bezw. das Beizen und alle anderen Operationen
müs§en sich mOgliclist genau den Verhältnisaen anpassen, welche im
GroBbetriebe in Betracht fallen.
(Dabei ist allerdings zu erwähnen, dafi es nicht immer mOglich
ist, alle Bedingungen gleich zu halten; beim LaboratoriomsTersuch wird
oft ein schnelleres Aufwärmen eintreten, die Ware kommt meist mehr
mit den GefäSwänden in Berührung, die Verhältnisse bezüglich hnft-
zutritt sind andere u. s. w. Ferner ist zu beachten, daä im Färberei-
betrieb Bäder üfters längere Zeit benutzt werden, indem man
jeweilen vor dem Aufstellen einer neuen Partie Ware eine entsprechende
Menge frischer FarbstoSlösung zugibt. Dies kann namentlich dann zu
Differenzen mit den Resultaten der Probefärberei führen, wenn Farh-
stofimischungen TOrliegen, deren einzelne Bestandteile ein ungleichartiges
„Ziehen" veranlassen.)
3. Die zu prüfende Ware ist in der Regel mit einem Muster TOn
bekanntem Gehalt, dem sogen. Typ, zu vergleichen, der jedesmal mit
und neben der zu untersuchenden Ware ausgefärbt werden mufi.
Probe&rben. 975
4. Damit das Bad möglichat ausziehe und weil hellere Färbungen
leichter zu beurteilen sind, muß die angewendete Farbstoffmenge im
Verhältnis zur Faser nicht zu groß sein.
FQr die Herstellung der Färbungen benutzt man folgendes Material:
Baumwolle, meist in Strangform, manchmal auch als Gewebe-
abschnitte (Lappen), selten in Gestalt loser Fasern, Sind Beizenfarb-
stoffe auszuprobieren, so empfehlen sich die schon oben erwähnten, mit
Terschiedenen Beizen bedruckten Kattune (sogen. Alizarinlappen);
Fig. u».
Wolle, am besten das sogen. Zephyrgara, manchmal auch Flanell-
appen;
Seide in Strangform.
Hier und da wird sich auch die Notwendigkeit einstellen, auf
gemischten Geweben, z. B. auf Halbseide, oder dann auf anderem
''asermaterial, wie Jute, Ramie u. s. w. auszufärben.
Für jede Versuchsreihe werden nun vom gewählten Fasermaterial
leiche Mengen, z. B. 5 g abgewogen, also gleich schwere Stränge
der Lappen u. s. w. ausgewählt. Die letzteren werden durch Ein-
976 Organische Farbstoffe.
schneiden kleiner Löcher an den Enden kenntlich gemacht; Stränge
durch Bindfaden mit verschieden großer Zahl Ejioten.
Andererseits wägt man von dem zu untersuchenden Farbstoff 0,1
bis 1 g ab, löst in heißem Wasser und yerdünnt auf 100 ccm. Manch-
mal, aber selten, muß Alkohol zum Lösen angewandt werden.
Eine gleiche Lösung wird vom Typ und etwaigen anderen Ver-
gleichsmustern hergestellt.
Je nach dem Zweck, den man erreichen will, kann die Weiter-
führung der Arbeit sic£ etwas abweichend gestalten.
Wird ausschließlich beabsichtigt, unter yerschiedenen, zum Ankaufe
offerierten Produkten das beste auszuwählen, so färbt man gleiche 6e-
wichtstoile der Faser mit äquivalenten Werten der verschiedenen.
Muster, d. h. man wiegt jm Verhältnis zum Preise ab
z. B. 1 g eines Produktes zu 9 Fcs.
0,9 - - - - 10 -
Diejenige Probe, welche die besten Resultate liefert, entspricht
natürlich der billigsten Ware, was auch deren Preis sein mag.
Oder man gibt gleiche Volumina, z. B. 10 ccm, der mit dem zu
untersuchenden Muster einerseits \md dem Typ andererseits hergestellten
Lösung ins Färbebad, in welchem das bereits gleichmäßig benetzte Faser-
material sich befindet, und färbt aus. Schon vor Beendigung der Operation
erkennt man bei einiger Übung erheblichere Stärkedifferenzen. Sind
solche vorhanden, so fügt man zu der schwächeren Probe noch so viel
abgemessene Farbstofflösung zu, bis zum Schlüsse beide Färbungen
genau dieselbe Stärke zeigen.
Bei dieser Vergleichung muß man die beiden Stränge gleichzeitig
aus dem Bade ziehen, da sonst der verschiedene Feuchtigkeitsgrad der-
selben eine richtige Beurteilung sehr erschwert. Die Stränge werden
darauf in Wasser gewaschen und getrocknet und, da häufig erst im
trockenen Zustande feinere Unterschiede zutage treten, nochmals genau
verglichen.
In der Regel, und namentlich wenn mehrere Farbstof^roben von
voraussichtlich verschiedener Intensität gleichzeitig zu untersuchen sind,
wird folgendes Verfahren am schnellsten zu sicheren Resultaten fuhren.
Vom Typ werden mehrere Färbungen von verschiedener, aber genau be-
kannter Stärke hergestellt. Man gibt z. B. soviel von der Ty}>-Lösung
zu drei abgewogenen Strängen, daß eine ein-, eine anderthalb- und
eine zwei-prozentige Färbung entsteht. Es wird nun im allgemeinen
nicht schwer halten, von den Lösungen der zu prüfenden Produkte ein
genau gemessenes Quantum von solchem Farbstoffgehalt in die bezüg-
lichen Bäder zu bringen, daß die resultierenden Färbungen mit einer
der drei Typ-Färbungen gleiche Stärke zeigen. Trifft dies nicht zu, so
Probe&rben. 977
hat die Untersuchung wenigstens Annäherungswerte geliefert, ist aber
noch nicht endgültig erledigt. Die Probefarbungen werden nun ihrer
Stärke nach zwischen der 1- und ly^-, der l^j- und 2-proz. Typ-Färbung
oder jenseits dieser Grenzen liegen, d. h. sie werden schwächer als die
1-proz. oder stärker als die 2-proz. Typ-Färbung ausgefallen sein. Unter
Berücksichtigung der gewonnenen Anhaltspunkte wird ein neuer Versuch
Torbereitet. Es sei z. B. die Färbung eines der zu untersuchenden Farb-
stoffe stärker als die 17,-proz. und schwächer als die 2-proz. Typ-
Färbung. Vom Typ werden nun wieder zwei Proben mit gleichen In-
tensitäten (iVa* ^^^ 2-proz.) angesetzt; vom zu prüfenden Objekt stellt
man eine oder zweckmäßig auch zwei Färbimgen her, indem man im
letzteren Falle das eine Mal etwas mehr, das andere Mal etwas
weniger (gemessene) Farbstoff lösung zugibt als beim ersten Versuch.
Bei einiger Übung wird man die Verhältnisse so treffen, daß die Er-
gebnisse der zweiten Operation eine sichere Beurteilung ermöglichen.
Wäre dies wider Erwarten nicht der Fall, so müßte eine dritte Probe
unter Anlehnung an die letzten Resultate in Aussicht genonmien werden.
Das richtige Einstellen zweier Färbungen erfordert ziemlich viel
Übung, vor allem aber einen gut ausgeprägten Farbensinn. Mit Hilfe
dieser Eigenschaften wird man bei einigen Farben noch eine Stärke-
differenz Yon 1 bis 2 Proz. herausfinden. Auch wird man die Stärke-
differenzen soweit annähernd taxieren lernen, daß man bei einer zweiten
Färbung das richtige Verhältnis sofort trifft. Die Fehlergrenzen sind
übrigens je nach der Natur des Farbstoffes sehr yerschieden. So ist
z. B. die Bestimmung von rein gelben Farbstoffen die am wenigsten
genaue. Außerdem ist man leicht großen Täuschungen ausgesetzt, wenn
die Farbstoffe in Reinheit und Nuance voneinander abweichen.
Reinheit und feinere Unterschiede in der Nuance können
nur durch Vergleichung Yon genau gleich starken Ausfärbungen sicher
beurteilt werden, denn yiele Farbstoffe ändern mit der Intensität der
Färbung ihre Nuance derart, daß die Nichtbeachtung dieses Umstandes
leicht zu groben Täuschiingen führen kann. So sehen starke Färbungen
mit gelben Farbstoffen rotstichiger aus als schwächere u. s. w.
Die Betrachtung der Färbemuster behufs Beurteilung soll unter
gleichen Beleuchtungsverhältnissen geschehen.
Recht schwierig sind in der Regel diejenigen Farbstoffe zu taxieren,
die, wie der technische Ausdruck lautet, „nicht ganz ausziehen^, bei
deren Verwendung in der Färberei somit stets ein Teil im Bade yerbleibt.
Man greift dann zu folgenden Auskunftsmitteln. Nach Beendigung der
Färbeoperation taucht man in jede Flotte einen Streifen weißen Filtrier-
papiers oder einen weißen Baumwolllappen ein, läßt den Überschuß ab-
tropfen, trocknet und vergleicht die gefärbten Papier- oder Stoffstücke.
Untersuchungen. 5. Aufl. DI. 62
978 Organische Farbstoffe.
Empfehlenswerter ist die Herstellung sogenannter „Nachzüge^.
Zu diesem Zwecke wird in den nur partiell erschöpften Färbebädem
eine zweite Färbeoperation (wenn nötig eine dritte) mit gleichen Gewichts-
teilen an frischem Fasermaterial unter denselben Bedingungen wie beim
ersten Versuche ausgeführt. Diese zweiten (bezw. dritten), schwächeren
Ausfarbungen (Nachzüge) werden unter sich yerglichen.
Manchmal gibt ein bruchweises Färben wertvolle Aufschlüsse
über die allfällige Anwesenheit mehrerer FarbstofiPe, yon fremden Sub-
stanzen oder Verunreinigungen. Man gibt ins Färbebad ein erstes Stück
Stoff, welches das Bad nicht zu erschöpfen vermag, dann ein zweites
u. s. w. Stück, bis die Flotte vollständig ausgezogen ist. Ist der Farb-
stoff rein, so zeigen die verschiedenen Lappen gleiche Nuancen, wenn
sie auch in der Intensität abweichen. (Ist nur vom geübten Auge za
beurteilen. S. oben.)
Über die mannigfachen Einzelheiten, die beim Färben des ver^
schiedenartigen Fasermaterials mit den zahlreichen Gliedern der Teer-
farbstoffreihe zu beobachten sind, ist hier nicht der Ort, eingehend zu
berichten. Folgende Erörterungen werden als allgemeine Wegleitung
für die befriedigende Durchführung der meisten Versuche genügen.
Ausfärbungen auf Seide» Für das Probefärben wird in der
Regel abgekochte Seide, sog. „Cuite^ verwendet und zwar, da die
meisten Farbstoffe diese Faser direkt färben, in ungeheiztem Zustande.
Vor dem Einlegen ins Färbebad wird sie immer angenetzt. Meist
genügt ein Bad aus Wasser, das mit Essigsäure oder Schwefelsäure
versetzt ist; manchmal verwendet man „Bastseife^ ^) (Y^ bis Ys ^^
Volumens vom anzuwendenden Wasser) und giefit in diesem Falle die
abgemessene Bastseife zuerst ins FärbegefaB, erwärmt, setzt die nötige
Menge Essigsäure oder Schwefelsäure zu („die Bastseife wird gebrochen^),
füllt mit Wasser auf, gießt die Farbstofflösung hinein und stellt nach
gutem Mischen die Seide auf. Nach mehrmaligem Umziehen wird der
Strang wieder aufgelegt, das Bad kochend gemacht, die Seide wieder
ins Bad gebracht und unter häufigem Umziehen fertig gefärbt. Darauf
gibt man auf einem anderen Bad ein- oder zweimal reines Wasser, zieht
behufs Auswaschens mehrmals um und „aviviert*^ zum Schluß auf
frischem Wasser, das mit Essigsäure oder Schwefelsäure ganz schwach
angesäuert ist. Nach mehrmaligem Umziehen wird ausgerungen und
getrocknet.
') Basteeife ist die beim Entschälen der Seide gewonnene Fl&ssigkeit und
stellt eine Lösung von Sericin in Marseillerseifenlösang dar. Ein Zasatc zum
Färbebad bewirkt nicht za rasches Ziehen und egaleres Färben, zugleich wird
die Seide mehr geschont nnd erhält höheren Glanz,
Probefilrben. 979
Die meisten Anilinfarben werden auf heißer Flotte gefärbt; die
Temperatur wird nach und nach bis zum Siedepunkt gesteigert. Manche
Farben, z. B. die Eosine, geben lebhaftere Nuancen, wenn sie nicht so
heiß ausgefärbt werden.
Gewisse Farbstoffe (Fuchsin, Methylviolett etc.) sind auch aus
neutralem Bade zu färben.
Nur wenige Farbstoffe werden auf fetter Seife ausgefärbt. Für
solche bereitet man das Bad durch Versetzen yon heißem, destiUiertem
Wasser mit so viel Marseillerseife, daß ein leichter Schaum entsteht.
£s wird dann heiß ausgefärbt, gut gewaschen und ayiviert.
Für die Prüfung von Alizarin und anderen Beizenfarbstoffen muß
die Seide entsprechend TOrgebeizt werden.
Zum Beizen mit Tonerde bringt man die Faser z. B. auf ein Bad
von abgestumpftem eisenfrei^n Alaun, zieht mehrmals um, läßt etwa
12 Stunden in der Beize liegen, ringt aus, zieht in kalter Wasserglas-
lösung von 1^ Be. kurze Zeit um, windet aus und geht nach dem Aus-
waschen direkt ins Färbebad, das aus 1 Tl. Bastseife imd 5 Tl. Wasser
besteht und mit Essigsäure gebrochen ist. Die Temperatur wird langsam
zum Kochen getrieben und etwa 1 bis Vj^ Stunden auf dieser Höhe ge-
halten; dann folgt spülen, seifen und avivieren.
In ganz analoger Art kann mit Chromchlorid 20^ Be. (Badische
Anilin- und Sodafabrik) oder mit Chrombeize GAIII 20 » Be. (Farb-
werke Höchst) verfahren werden.
AusfBMnmgen auf Wolle, Es werden meistens Zephirgamstränge
oder Flanelllappen in gut gereinigtem (entfettetem) Zustande benutzt.
Das Material wird in lauwarmem Wasser angenetzt, aufgelegt und, nach-
dem die Farbstofflösung zugesetzt, ins Bad zurückgegeben. Unter fort-
währendem Umziehen erhitzt man allmählich zum Kochen und unterhält
diese Temperatur während Y* ^^s Y3 Stunde. Für manche Farbstoffe ist
es vorteilhafter, die Operation bei etwas niedrigerer Temperatur aus-
zuführen.
Farbstoffe, welche aus neutralem Bade förben, können ohne Zusatz
oder mit 10 — 20 Proz. Glaubersalz gefärbt werden; für Säurefarbstoffe
verwendet man ein saures Bad (5 Proz. Schwefelsäure und 10 — 20 Proz.
Glaubersalz oder 10 — 15 Proz. Weinsteinersatz [Natriumbisulfat] ; oft ist
eine Beigabe von Alaun oder Chlorzinn von Vorteil).
Liegen Beizenfarbstoffe vor, so wird die Wolle in der Kegel mit
Kaliumbichromat (3 Proz.) und Weinstein (27a Proz.) oder Milchsäure
(1 — 2 Proz.), bezw. mit Fluorchrom (4 Proz.) und Oxalsäure (1 Proz.)
während etwa VJ^ Stunden angesotten, gewaschen und auf das laue
Färbebad gebracht. Unter Umziehen treibt man die Temperatur langsam
zum Kochen und kocht etwa ly. Stunden fort,
62»
980 Organische Farbstoffe.
Für manche Farbstoffe ist ein Ansieden nicht notwendig; man gibt
die Beize (Alaun, Kaliumbichromat, Fiuorchrom etc. mit allfalligen
Hilfssubstanzen) direkt ins Färbebad (Einbad- Verfahren).
Ausfärbungen auf Baumwolle* Die Baumwolle wird in der
Regel in Strangform angewendet. Sie soll gut ausgekocht und gewaschen
werden; für helle, lebhafte Farben ist gebleichtes Material erforderlich.
Substantive Farbstoffe (Benzidin-Farben) werden unter Zusatz
von 20 — 50 Proz. Kochsalz oder Glaubersalz, von Pottasche (5 Proz.),
Schmierseife (5 Proz.), Kernseife (3 Proz.), Soda, phosphorsaurem Natron,
Wasserglas oder Gemischen dieser Substanzen ausgefärbt.
Man geht bei 50 — 60° ins Färbebad ein, erwärmt im Laufe von
y, bis 1 Stunde unter Umziehen zum Kochen, ringt aus und trocknet
Manchmal wird .vor dem Trocknen gewaschen, oft die Ware geseift und
in anderen Fällen mit Lösungen von Kupfervitriol oder Kaliumbichromat
nachbehandelt.
Schwefelfarbstoffe werden aus einem heißen, alkalischen Bade
(Schwefelnatrium, Natronlauge, mit Kochsalz, Soda etc.) gefärbt.
Für basische Farbstoffe wird die Baumwolle mit Tannin gebeizt.
Die Stränge werden zu diesem Zwecke in einer Lösung von 2 — 5 Proz.
Tannin bei etwa 50 — 70° kurze Zeit umgezogen, ca. 6 Stunden (am
besten über Nacht) in der Beize liegen gelassen, wieder umgezogen und
darauf in einem lauen Brechweinsteinbad (2 — 3 Proz.) während 15 Mi-
nuten hantiert.
Die gut gewaschene Ware wird auf lauwarmem Bade ausgefärbt.
Dauer 7, — ^4 Stunden.
Beizen mit Tonerde* Die Baumwolle wird in einer Lösung von
basisch schwefelsaurer Tonerde umgezogen, etwa 5 Stunden ins Bad
eingelegt, nach dem Ausringen 20 Minuten durch eine laue Lösung von
Soda oder Wasserglas oder phosphorsaurem Natron genommen, ausge-
waschen und auf dem lauen, allmählich auf 90 — 95° erwärmten Färbe-
bade (während 1 — ly. Stunden) ausgefärbt. Nach vollständigem Spülen
gibt man oft eine Avivage (z. B. Seifenbad).
Beizen mit Chrom* Die Stränge werden 4 Stunden in Chlor-
chrom von 20° Bc. eingelegt, ausgerungen, gespült und gefärbt. Für
dunkle Färbungen wird die Operation wiederholt.
Oder man benutzt die Beize G A I der Höchster Farbwerke, legt
die Ware 12 Stunden hinein und bringt nach dem Abwinden in eine
Lösung von 30 g Sodasalz in 1 1 Wasser bei 60 ° C. während einer
halben Stunde, spült und iarbt aus.
Die wahren Beizenfarbstoffe, wie Alizarin etc., sind meistens schwer-
löslich und werden nur im Färbebade suspendiert. Sie müssen stets in
ganz neutralem oder schwach essigsaurem Bade geerbt werden, und die
Druck -Versuche. 981
Alkalität des angewandten Wassers ist deshalb vorher stets mittels
Essigsäure zu korrigieren. (Für ihre Ausfärbung benutzt man sehr oft
die bereits oben erwähnten streifenförmig mit yerschiedenen Beizen be-
druckten Kattune [Alizarinlappen]. Die Ausfärbung selbst ist durch an-
haltendes Kochen zu bewerkstelligen.)
Druck -Versuche
werden stets den im groBen befolgten Verfahren nachgebildet. Der
Raum gestattet es nicht, auf die Details näher einzugehen; es kann
daher nur das Prinzip wiedergegeben werden.
In der Kattundruckerei werden Farbstoffe verwendet, welche
entweder mit Tannin oder mit Metall oxyden unlösliche Lacke bilden.
Es sind dieses die basischen Farbstoffe und die eigentlichen Beizenfarb-
stoffe (Alizarin, Oxazine etc.).
Erstere werden unter Zusatz von verdünnter Essigsäure und Tannin
oder von Tanninweinsäure (d. h. eine Lösung von 50 Tl. Tannin und
5 Tl. Weinsäure in 50 Tl. Wasser) mit einem Verdickungsmittel an-
gerührt, bei letzteren wird an Stelle des Tannins Tonerde-, Chrom-
oder Eisenacetat (oder auch Tonerderhodanat) zugesetzt.
Man druckt auf, trocknet und dämpft. Wo die Muster nicht mit
den Stücken behandelt werden können, benutzt man kleine stehende
oder liegende Kupfer- oder Eisenblechkessel (siehe Fig. 113 u. 114) als
Dämpf apparate. Durch das Dämpfen wird hauptsächlich die zuge-
setzte, aber auch die in den Metall acetaten enthaltene Essigsäure verjagt.
Dabei geht der Farbstoff mit dem Tannin oder mit dem zurückbleiben-
den Metalloxyd die Lackbildung ein und wird dadurch auf der Faser
fixiert. Nach dem Dämpfen wird gewaschen und bei ca. 50^ geseift.
Die mit Tannin hergestellten Muster erhalten vor dem Waschen
ein Brechweinsteinbad bei 60° C. (5 bis 10 g Brechweinstein in 1 1
Wasser).
Wie bei den Ausfärbungen, so wird auch in der Probedruckerei
der Typ zur Untersuchung mitgenommen; die erhaltenen Druckmuster
werden miteinander verglichen. Während Nuance. und Reinheit meist
mit hinlänglicher Schärfe zu beurteilen sind, gelingt es nur dem gut
Geübten • — brauchbare Einrichtungen vorausgesetzt — auch die Stärke-
verhältnisse in der erforderlichen Genauigkeit zu ermitteln. Bieten die
Resultate nicht hinreichende Garantie für Zuverlässigkeit, so wird man
die letztere Frage besser auf dem Färbewege zu entscheiden suchen.
Für Wo 11 druck -Versuche verwendet man Flanell in gut ge-
reinigtem Zustande. Vor dem Druck wird die Ware „gechlort", d. h.
man zieht sie durch ein verdünntes Chlorkalk- oder Ghlomatronbad,
passiert darauf durch verdünnte Säure, spült gut, trocknet und druckt.
982
Organische Farbstoffe.
In manchen Fällen präpariert man die Wolle mit einer Lösung
Ton zinnsaurem Natron und nachfolgendem Säurebad oder mit Alumi-
niumacetat.
Die Druckfarben bestehen aus der verdickten Farbstofflösung und
etwas Essigsäure oder Weinsäure oder Oxalsäure. Für eigentliche Beizen-
farbstoffe (z. B. Alizarin) muB natürlich noch die entsprechende Metall-
beize zugegeben werden.
Die Fixation geschieht durch Dämpfen, aber meist ohne Druck.
Seide wird direkt mit der verdickten Farbstoff lösung, welche etwas
freie Säure enthält, bedruckt.
Fig. 118.
EU:htheit8proben.
(Vergl. auch H. Lange: „Leitende Gesichtspunkte bei Prüfung auf
Echtheit etc.** (Färber-Ztg. 14, 269); femer G. v. Georgievics: „Wie
sollen Farbstoffe auf ihre Echtheit geprüft werden?" (Zsch. f. F. ul
Textil-Ch. 1902, 656).)
Aufier der Farbstärke ist häufig die Widerstandsfähigkeit der Farb-
stoffe in Form ihrer Färbungen gegen die Wirkung von Wasser, Alka-
lien, Säuren, des Sonnenlichts u. s. w. zu prüfen.
Es kann dies in folgender Art geschehen.
Wasserechtheit. Zu dieser und den folgenden Proben wird am
besten Garn (oder loses Fasermaterial) verwendet, dasselbe mit unge-
EchtbeiUproben .
983
ßirbtem Gam zu einem Zopf Terflocbten und in diesem Zustande wäh-
rend einiger Zeit, z. B. über Nacht, in Wasser eingelegt. Letzteres soll
sich nicht ALrben und das in den Zopf eingezogene nngeförbte Gam soll
weis bleiben.
Seifen- bezw, Waschechtbeit. £in nach voriger Angabe be-
reiteter Zopf wird etwa '/^ Stunde in einem Seifenbade ('/, — 1-proz. Lö-
sung TOQ Marseillerseife) bei 50 — 60" umgezogen. Erträgt der Farbstoff
P^.iit.
lese Behandlang gut, so wiederholt man den Versuch in kochendem
eifenbade. Farbstoffe, welche für die Kattun druckerei bestimmt sind,
lUseea ein längeres Seifen bei etwa 60° ertragen, ohne merklich ab-
ist uETersponnene Baumwolle zu prüfen, welche für die Herstellung
311 halbwollenen Geweben bestimmt ist, so wird sie mittels Haudkratzeu
it weiSer Wolle vermischt und darauf in eine bO" warme LOsung von
984 Organische Farbstoffe.
etwa Y, Proz. Schmierseife während 7* — Vi Stunde eingelegt. Darauf
wird gut gewaschen und die Beschaffenheit der /Wollfaser, der Baum-
wollfaser, der Seifenlösung und des Waschwassers geprüft.
Die Walkechtheit ist namentlich für die Farbstoffe Ton Wich-
tigkeit, welche zum Färben der für die Tuchfabrikation bestimmten
losen Wolle benutzt werden. Sie ist eine Eigenschaft, welche fast nur
den wahren Beizenfarbstoffen eigen ist.
Die Prozedur der Walke besteht in einem Reiben und Kneten der
Wolle mit Seifenlösung, durch welche eine gewisse Verfilzung der Woll-
faser bewirkt werden soll.
Dabei darf erstens der Farbstoff nicht erheblich von der Faser
abgehen, andererseits darf aber neben den gefärbten Fäden befindliche
weiße Wolle nicht angefärbt werden.
Für die Walkprobe wird die Färbung am besten auf loser Wolle
ausgeführt. Man verflicht dieselbe nach dem Färben mit weifier Wolle
und knetet einige Zeit mit Seifenlösung kräftig durch. (7, — 1 Proz.
Schmierseife mit oder ohne Zusatz von Soda, Walkererde u. dergl.)
Dabei darf vorerst der entstehende Seifenschaum nicht merklich gefärbt
werden. Man wäscht alsdann mit Wasser gut aus und legt die Probe
auf angefeuchtetes Filtrierpapier, wo man sie möglichst langsam trocknen
läßt. Die weiße Wolle darf nicht od^r doch nur sehr wenig angefärbt
werden. Man bezeichnet ein solches Anfärben in Weiß als das „Ab-
bluten^ des Farbstoffes. Zu bemerken ist, daß sich diese Erscheinung
meistens erst dann zeigt, wenn die Seife völlig ausgewaschen wurde.
Die Eigenschaft, nicht abzubluten, kommt hauptsächlich den Farbstoffen
zu, welche auf metallische Beizen färben, und ist auch dann meistens
nur dem Chromlack eigen.
Es ist wohl zu beachten, daß die Fabrikwalke in der Regel inten-
siver wirkt, als wie die im kleinen durchgeführten Versuche es vermögen;
in wichtigen Fällen wird man deshalb gut tun, das Probestück mit einer
Partie Ware einem entsprechenden Walkprozeß im Fabrikbetriebe zu
unterwerfen*
Alkaliechtheit. Der Baumwollstrang wird mit ungefärbter Baum-
wolle zu einem Zopf verflochten und während 7a — ^ Stunde in ein laues
Sodabad (1 — 3-proz.) eingelegt. Oft schon in feuchtem Zustande, manch-
mal erst nach dem Waschen und Trocknen, werden eingetretene Ver-
änderungen bemerkbar.
Wolle wird in Ammoniak von verschiedener Konzentration ein-
gelegt und ebensowohl in feuchtem Zustande als nach dem Trocknen
genau beobachtet.
Oder man tränkt mit einer 5 -proz. Sodalösung und prüft nach
dem Eintrocknen.
£chtheitsproben. 935
Bleichechtheit. Wolle und Seide werden während einiger
Stunden in die Schwefelkammer eingehängt oder für einen Tag in ver-
dünnte, wäfirige schweflige Säure gelegt, in beiden Fällen gewaschen
und getrocknet.
Unter Umständen ist es auch notwendig, die Wirkung einer ver-
dünnten Wasserstoffsuperoxydlösung kennen zu lernen.
Baumwolle wird in eine Chlorkalklösung von Y4 — Vs° ß^» einge-
legt, nach Y2 — 1 Stunde gewaschen, durch ein ganz verdünntes Schwefel-
säurebad (1,005 spez. Gewicht) gezogen, vollständig gespült und ge-
trocknet.
Auf Reibechtheit prüft man durch starkes Reiben des gefärbten
Musters auf weifiem Baumwollstoff oder rauhem weißen Papier; die In-
tensität der Färbung der Reibfläche erlaubt namentlich dann ein Urteil,
wenn ein Farbstoff von bekannter Reibechtheit zur vergleichenden Unter-
suchung beigezogen wurde.
Eine maßgebende Beurteilung der Schweißechtheit kann nur
durch Vornahme größerer Versuche, die den praktischen Verhältnissen
angepaßt sind (Tragen von Unterkleidern, die aus dem zu prüfenden
Material angefertigt sind, etc.), erreicht werden.
Wo dies nicht angeht, behilft man sich etwa mit folgender Probe.
Das Muster wird mit verdünnter Essigsäure (ca. 0,5-proz.) einge-
rieben, getrocknet und die gleiche Manipulation wiederholt. Erleidet
hierbei die Färbung eine Veränderung, so ist sie sicher nicht schweißecht.
Von der Ansicht ausgehend, daß im menschlichen Schweiß erstens
Ammoniakbildung auftritt und daß außerdem neutrale Fette in dem-
selben vorkommen, empfiehlt E. Da vidi s, zur Prüfung auf SchweiB-
echtheit (Färber-Ztg. 1904, 373) für wollfarbige Ware die Essigsäure-
prüfungsmethode aufzugeben xmd durch eine alkalische zu ersetzen, die
in der Behandlung mit einer Ammoniak seifenlösung besteht. Letztere
enthält
5 g Marseillerseife
3 ccm Ammoniak
1 1 HsO
und wird bei 50° C. angewandt. Die zu prüfende Ware bleibt 10 Mi-
nuten in dieser Lösung liegen unter häufigerem Ausquetschen. Vielfach
kann man schon aus der mehr oder weniger angeförbten Flüssigkeit auf
den Grad der Schweißempfindlichkeit der verwendeten Produkte schließen.
Die gut ausgequetschten, aber nicht gespülten Proben legt man dann in
ein Stück Baumwollnessel und bügelt trocken. Man sieht alsdann ein-
mal in dem Ausbluten des gefärbten Stoffes auf dem Nessel und in
dem Anfärben der vorher weißen Effekte den Grad der Schweißechtheit,
welchen der Farbstoff besitzt.
986 Organische Farbstoffe.
Eine sehr gute, aber noch viel schärfere Probe kann folgender-
maßen ausgeführt werden. Der gut ausgequetschte Stoff wird zusammen
mit einem weißen Baumwolllappen fest um einen Glasstab gewickelt.
Diese festen Wickel läßt man bei 50^ trocknen. .Zufolge des langsamen
Antrocknens findet der Farbstoff yiel mehr Zeit, in das anliegende Ge-
webe, bezw. die weißen Effekte überzulaufen, als durch das rasche
Trockenbügeln.
Auf Bügelechtheit wird durch heißes Bügeln geprüft. Die
Färbung soll sich hierbei nicht verändern oder dann nach kurzer Zeit
beim Liegen an der Luft wieder in der ursprünglichen Beschaffenheit
erscheinen.
Dekatierechtheit. Eine Probe wird der Wirkung Yon gespanntem
Dampf bei etwa 110^ ausgesetzt; oder man dämpft sie, wo die Möglich-
keit gegeben, mit einem im großen zu behandelnden Stück.
Lichtechtheit (Wetterechtheit). Unter Lichtechtheit versteht der
Praktiker in der Regel nicht nur die Beständigkeit gegen Licht und
Luft, sondern auch gegen die Wirkung von Wärme, Feuchtigkeit, Staub
und der darin etwa vorhandenen sauren und alkalischen Bestandteile.
Deshalb empfiehlt es sich, die Proben nicht ausschließlich „hinter Glas
und Rahmen'' vorzunehmen.
Die zu prüfenden Muster (Stränge oder Stofflappen) werden Tzweck-
mäßig neben Proben von bekanntem Echtheitsgrad) auf einem glatt ge-
hobelten, sauberen Brett oder auf einem Pappdeckel nebeneinander be-
festigt, etwa zur Hälfte mit einem Stück Papier oder Karton bedeckt
und in diesem Zustande im Freien der Wirkung des Lichtes, der Luft
u. s. w. ausgesetzt. Die Expositionszeit und die Witterungsverhältnisae
(ob und wieviel Sonnenschein oder Regen) werden notiert imd von Zeit
zu Zeit die Muster behufs Ermittlung allfallig eingetretener Yerande-
rungen genau besichtigt.
Um zuverlässige Resultate zu gewinnen, ist zu berücksichtigen,
daß die Echtheit gegen das Licht abhängig ist von der Intensität des
Farbstoffes; schwache Färbungen sind weniger widerstandsfähig als starke;
man darf deshalb stets nur Muster von gleicher Farbstärke exponieren.
Femer müssen komparative Färbungen gleichzeitig nebeneinander
und nicht hintereinander angestellt werden, denn nach Untersuchungen
von Bunsen und Roscoe zeigen sich Schwankungen in der chemischen
Wirkung des Tageslichtes nicht nur innerhalb des Tages, sondern auch
innerhalb des Jahres. Im Winter braucht eine Färbung oft drei- und
viermal so lange Zeit, um ebenso weit zu verblassen, wie im Sommer.
Im weitern ist es nicht angängig, die auf einem Fasemmaterial ge-
machten Erfahrungen auf andere Fasern zu übertragen. In der Regel
sind die mit ein und demselben Farbstoff hergestellten Färbungen
Eohtheitsproben. 9g7
unechtesten auf Papier, dann folgt Baumwolle, am besten halten sie auf
Wolle und Seide. Auch da gibt es übrigens Ausnahmen ^).
Die Ansprüche an Lichtechtheit sind bei den Terschiedenen Farb-
stoffen durchaus Terschieden, man wird daher Vergleichsmuster aus-
suchen, welche dem Zweck des zu untersuchenden Farbstoffes ent-
sprechen.
)Als Wertmesser für die Lichtechtheit benutzen A. Scheurer und
A. Brylinski (Bull, de Mulhouse 1898, S. 119, 273; 1899, S. 93) Küpen-
förbimgen auf Baumwolle Ton drei Intensitäten. Deren Abschwächung
im Sonnenlicht wird mit der gleichzeitig eintretenden Veränderung der
zu prüfenden Probe yerglichen. Vom Eüpenblau werden drei Abstufungen
im Vorrat gefärbt:
1. Typ: ein Dunkelblau mit 4 Zügen, enthalt. 1,2 g Indigotin pro qm ^)
2. - - Mittelblau - 2 - - 0,52 g - - -
3. - - Hellblau - 1 Zug, - 0,25 g - - -
Der zu untersuchende Farbstoff wird ebenfalls in drei Stärken,
einer dunkleren, mittleren und helleren Färbung, aufgesetzt. Die Be-
lichtung geschieht hinter Glas, unter Anwendung des Marchand sehen
Apparates und dauert zunächst so lange, bis Typ 3 (hellindigoblau) die
Hälfte seiner Stärke eingebüßt hat. Nimmt das Auge an der schwäch-
sten Färbung der zu untersuchenden Probe noch keine Veränderung
wahr, so wird die Belichtung fortgesetzt, bis Typ 2 (mittelindigoblau)
um die Hälfte abgeblaßt ist u. s. w.
Als sehr echt wird diejenige Farbe bezeichnet, welche größere
Widerstandsfähigkeit zeigt als Typ 1 (dunkelindigoblau) ; als licht-
echt diejenige, welche sich dem Sonnenlicht gegenüber verhält wie
Typ 1 (dunkelindigoblau), halb echt, wenn ein Verhalten wie Typ 2,
wenig echt, wenn wie Typ 3 und unecht, wenn die Widerstands-
fähigkeit geringer ist als Typ 3.
Es wurden fq^ner die Beziehungen zwischen diesen Terschiedenen
Echtheitsgruppen und der durch die Belichtung Yon einem Quadrat-
meter „mittelindigoblau^ (Typ 2) zerstörten Indigomenge festgestellt.
Das bis zur halben Stärke abgeblaßte Muster ergab einen Verlust ent-
sprechend 0,25 g Indigotin auf einen Quadratmeter Stoffßäche. [Die
quantitative Bestimmung wurde durch Extraktion des Indigotins mit
Eisessig nach der Brylinskischen Methode (s. unten) ausgeführt.]
Endlich wurde ermittelt, daß 0,1 g zerstörtes Indigotin (auf 1 qm)
entspricht = 312 ccm bis 318 ccm COg (auf 0° und 760 mm reduziert).
') Kischelt, Zeitschr. f. ang. Chem. 1897, 100. S. auch Chem. N. 74, 1896,
S. 205, 218; Lehn 0, Färber-Ztg. 1897, 138.
») Auf 75 P. 26 Fftdeo per qm (Elsaß).
988 Organische Farbstoffe.
die durch Belichtung im March and sehen Apparat auf 1 qcm sich
entwickelt (und durch die Wirkung des Lichtes auf , Perrioxalat ent-
standen ist).
Besäßen diese letzten Resultate mehr als relativen Wert, so wäre
es möglich, den Wert der Lichtwirkung auszudrücken in Gewichtsteilen
des auf 1 qm zerstörten Indigos oder in der Anzahl Kubikzentimeter
CO}, die auf 1 qcm durch Belichtung entwickelt werden.
Im Auftrage der Farbenfabriken yorm. F.Bayer & Co. hat
M. Eitscbelt (Monatsschrift f. Text.-Ind. 19, 21 u. 100) eine yergleichende
Belichtung sämtlicher wichtiger Wollfarb Stoffe untemonmien unter Zu-
grundelegung eines neuen Einheitsmaßes zur Bestinmiung der Bleich-
kraft des Lichtes. Es besteht in der Messimg der Zeit, in der eine
zweiprozentige Ausfärbung von Thiazolgelb auf Baumwolle yer-
blaßt. Thiazolgelb eignet sich dafür yor anderen Farbstoffen, weil es
gleichmäßig bis zu weiß yerbleicht und den richtigen Grad yon Licht-
empfindlichkeit hat.
KolorinieMe. Wie bereits an anderer Stelle angedeutet, sind
diejenigen TJntersuchungsmethoden, nach welchen die Farbstärke durch
Yergleichung der Intensität der Farbstofflösungen bestimmt wird, für
den Praktiker in der Regel nicht anwendbar. In besonderen Fällen,
z. B. für yorläufig^, orientierende Versuche, kann sich trotzdem die Be-
nutzung eines Kolorimeters rechtfertigen, weshalb hier einige brauchbare
Instrumente aufgeführt werden sollen.
Das Prinzip der Apparate, die in yerschiedenen Eonstruktionen
yorliegen, ist durchwegs dasselbe. Eine Lösung yon bekanntem Gehalte
dient als Normallösung und auf diese wird die Lösimg des fraglichen
Farbstoffes zurückgeführt. Die Bestimmung der Intensität geschieht
entweder durch Versetzen eines gemessenen Volumens der zu unter-
suchenden Lösung mit Wasser bezw. Weingeist, bis die Farbstärke der
Normallösung erreicht ist, oder es wird die Mächtigkeit der Schicht,
durch welche man hindurchsieht, so lange yerändert,* bis gleiche Inten-
sität mit der Normallösung erreicht ist. Die Mengen Farbsto£^ welche
in zwei yerschiedenen Lösungen yon gleicher Intensität yorhanden sind,
yerhalten sich wie die Volumina dieser Lösungen.
Die Farbstoff lösungen müssen in starker Verdünnung zur Unter-
suchung gelangen, damit auch geringere Unterschiede erkannt werden
können. Zur Vornahme der Versuche bedient man sich zweier, mit
Quetsch- oder Glashahn yersehener Büretten yon gleichem Durchmesser
und gleicher Einteilung. Von den beiden Lösungen (die eine den Tjp,
die andere den zu prüfenden Farbstoff enthaltend) gibt man zunächst
gleiche Volumina, z. B. je 50 ccm in die Büretten, und placiert sich nun
so, daß man yon oben nach unten durch die beiden Flüssigkeitssäulen
Echtheitsproben. Handelsfarbstoffe. 989
hindurchseben kann. Von der dunkler gefärbten läßt man vorsicbtig
soviel abfließen, bis beide genau gleich stark aussehen. Man liest jetzt
die Höhe der beiden in den Büretten vorhandenen Flüssigkeitssäulen ab;
ihre Farbstärke, steht im umgekehrten Verhältnis zu den gefundenen
Zahlen.
Ganz analog gestaltet sich die Untersuchung mit dem Kolorimeter
von Houton-Labillardiere und von Salleron.
Yon etwas anderer Art sind die Kolorimeter von Collardeau,
von Mills, das Eomplementärkolorimeter von A. Müller und Lovi-
bonds Tintometer (Joum. Soc. Djers and Col. 1887, 186). Letzteres
dient zum Messen und Aufzeichnen von Färbungen und ist namentlich
bestimmt zur Einstellung Ton Farben auf bestimmten Farbton und be-
stimmte Tiefen.
Über andere Kolorimeter vergl. Bd. I S. 383, Bd. II S. 25.
ZuMunmenAtellwiiii: der wichtigeren Haiidelsf«rb»toffe ')•
I. Nitrokttrper.
rikrinMure (Trinitrophenol) CeH,(N0,)3 . OH.
Die Pikrinsäure wird durch Behandeln von Phenolsulfosäure mit
starker Salpetersäure dargestellt. Sie bildet in reinem Zustande blaß-
gelbe, in kaltem Wasser ziemlich schwierig, in heißem Wasser, Alkohol
und Äther leicht lösliche Krystalle. Schmelzpunkt 122,5^. Die Pikrin-
säure löst sich nach Marchand
b. 5« in 166 Fl. Wasser
b. 15 0 - g6 .
b. 26^ - 73 - -
b. 730 - 26 -
Die Säure, sowie die Salze zeichnen sich durch einen intensiv
bitteren &eschmack aus. Die Pikrinsäure färbt in saurer Lösung Wolle
und Seide in einem grünstichigen Gelb. Sie hat früher in der Färberei
ausgedehnte Anwendung, namentlich zum Nuancieren von Grün und Rot,
sowie zur Erzeugung von Mischfarben gefunden.
') Eine gleichmäßige Behandlang der zahlreichen Repräsentanten war ver-
schiedener Umstände, namentlich auch der Raumverhältnisse wegen unmöglich.
Diejenigen wurden aasfuhrlicher besprochen, welche entweder besonders wichtig
and interessant geworden, oder dann dorch Darstellung und Anwendang eigen-
artig sind, oder, weil nea, noch nicht in Sammel- oder Tabellenwerken Annahme
finden konnten. Aach diese Grandsätze konnten nicht konseqaent darchgefuhrt
werden.
990 Organische Farbstoffe.
MartiuageXb (Naphtby lamingelb, Mancbestergelb, Jaune d^or, Safran-
gelb). Ist das Natrium- oder Kalium-, seltener das Galciumsalz des
Binitro-a-Napbtbols und wird dargestellt durcb Kochen von DiazonaphthaÜn
oder a-Napbtbolsulfosäure mit yerdünnter Salpetersäure.
Das freie Binitronaphthol bildet in reinem Zustande schwefelgelbe
Krystalle, welche bei 138° schmelzen, sich schwer in Wasser, etwas
leichter in Alkohol, Äther und Eisessig lösen. Mit Alkalien bildet es
goldgelb gefärbte, gut krystallisierbare Salze, welche sich leicht in
heißem Wasser lösen. Die Lösungen des Binitronaphthols schmecken
nicht bitter. In schwach angesäuerter Lösung färbt sich der Körper
auf Wolle und Seide mit schön goldgelber Nuance ; seine Anwendung
ist jedoch seit Entdeckung der viel beständigeren Azofarben eine be-
schränktere geworden.
Er ist leicht sublimierbar und kann durch Erwärmen von der
Faser absublimiert werden.
Näphtholgeib 8» Ist das Kalium- oder Natriumsalz der Dinitro-
naphtholsulfosäure C10H4 (NOj)^ OH . SOsH und wird durch Behandeln
YOn a-Naphtholtrisulfosäure mit yerdünnter Salpetersäure bei 25 ® dar-
gestellt.
Die freie Säure bildet lange gelbe, in Wasser leicht lösliche Nadeln.
Sie ist eine starke zweibasische Säure; Yon ihren Salzen zeichnet sich
namentlich das Kaliumsalz durch Schwerlöslichkeit aus. Gleich der
Pikrinsäure vermag sie aus Kaliumsalzeu selbst Mineralsäuren auszu-
treiben. Das Handelsprodukt stellt ein blaßgelbes krystallinisches
Pulver dar. Kaltes Wasser löst es außerordentlich schwer, heißes ver-
hältnismäßig leicht. Die Salze der Sulfosäure haben vor dem Binitro-
naphtholgelb den Vorzug, daß sie durch Säuren nicht ausgefallt werden
und leichter zu färben sind. Außerdem sind die damit erzielten Fär-
bungen echter.
Wird auf Wolle mit Weinsteinpräparat, auf Seide aus gebrochener
Bastseife gefärbt.
JLuranUa stellt das Ammonium- oder Natriumsalz des Hexanitro-
diphenylamins, C,j H5 (N0j)6 N, Mar. Zu dessen Darstellung wird Di-
phenylamin vorsichtig in rauchende Salpetersäure eingetragen oder das
unsymmetrische Dinitrodiphenylamin nitriert.
Das Hexanitrodiphenylamin bildet im reinen Zustande durchsichtige,
hellgelbe, bei 238® C. schmelzende Prismen. Obwohl es keine Hydroxyl-
gruppen enthält, zeigt es doch den Charakter einer einbasischen Säure.
, Seine Salze sind leicht in Wasser löslich. Säuren scheiden daraus
den Nitrokörper ab. Das Hexanitrodiphenylamin ist ein starker Farb-
stoff, welcher auf Wolle und Seide ein schönes Orange erzeugt. Der-
selbe wird in der Färberei kaum mehr gebraucht, woran teilweise
Handelsfarbstoffe. 991
seine Giftigkeit die Schuld trägt. In trockenem Zustande zeichnen sich
dieselben durch große Explosionsfähigkeit aus.
Neuerdings findet der Körper Anwendung zur Herstellung von
Sprengstoffen.
U. AzofarbstoiTe.
Die AzofarbstoiTe bilden eine gut charakterisierte chemische Gruppe,
welche auf allen Gebieten der Applikation eine bedeutende Wichtigkeit
erlangt hat. Während die älteren Glieder basischer Natur waren, ist es
im Laufe der Zeit gelungen, zahlreiche Säurefarbstoffe herzustellen,
welche sich Yor jenen durch größere Beständigkeit auszeichnen und eine
yielseitigere Anwendung gestatten.
Für die Prüfung der Azofarbstoffe fällt in Betracht ihr Verhalten
gegen Reduktionsmittel und gegen konzentrierte Schwefelsäure. Manche
derselben werden durch vorsichtige Hydrierung in die meist leicht oxy-
dierbaren HydrazokÖrper übergeführt; durch energische Reduktion tritt
Spaltung ein, die in vielen Fällen hinreichende Anhaltspunkte zur Er-
kennung und zur Feststellung der Konstitution bieten kann.
Beim Lösen in konzentrierter Schwefelsäure geben die Azofarb-
stoffe charakteristische Farbenreaktionen.
Zur quantitativen Bestimmung von Azofarben (und von Nitro-
verbindungen, z. B. Pikrinsäure) empfiehlt £. Knecht (Ber. d. D. ehem.
Ges. 36 (1903) 166, 1549; Journ. Soc. Dyers and Col. 21, 3 (1905)) die
Anwendung von Titantrichlorid, dessen Bereitung aus dem käuflichen
Produkt zu diesen Zwecken näher angegeben wird. Titantrichlorid
reduziert die Azokörper quantitativ unter Spaltung der Azogruppe. Es
tritt bleibende Entfärbung ein. Auf eine Azogrupge treten vier Moleküle
des Trichlorids in Reaktion.
Man titriert die kochend heiBe, stark salzsäurehaltige Lösung
unter Einleiten von Kohlensäure mit der eingestellten Titantrichlorid-
lösung, bis die Farbe verschwindet.
Bei vielen Azokörpem, besonders aber bei solchen, die sich vom
Benzidin und ähnlich konstituierten Basen ableiten, wird die Reduktion
infolge der Unlöslichkeit des Farbstoffes bedeutend verlangsamt und
der Endpunkt ist nicht leicht zu erkennen. In solchen Fällen empfiehlt
es sich, unter Einleiten von Kohlensäure einen Überschufi der Trichlorid-
lösung in die kochende Lösung des Azokörpers einfiiefien zu lassen und
nach dem Abkühlen mit eingestellter Eisenalaunlösung zurückzutitrieren.
Für manche Zwecke wird diese Methode gute Dienste leisten;
dagegen gibt sie keinen AufschluB über Reinheit und Nuance des Farb-
stoffes. Ihre Anwendung wird deshalb in der Regel nicht von der
Vornahme der Färbeproben entbinden.
992 Organische Farbstoffe.
1. Amidoazoverbindaiisreii«
AtnidodUBobenzol, Cj, H9 N^ . NHg, hat als solches nur kurze Zeit
als gelber Farbstoff Verwendung gefunden; dagegen wird es zur Her-
stellung anderer Farbstoffe, wie Echtgelb, Tetrazofarbstoffen, Indulinen
u. s. w., benutzt.
Bildet im freien Zustande goldgelbe Nadeln und Blättchen, welche
bei 127" schmelzen, bei höherer Temperatur teilweise unzersetzt destil-
lieren, sich wenig in Wasser, leicht in Alkohol und Benzol lösen. Mit
Säuren yereinigt es sich zu gut krystallisierbaren, jedoch sehr unbestän-
digen Salzen. Diese besitzen meist einen stahlblauen Reflex und lösen
sich nur schwierig in säurehaltigem Wasser. Durch reines Wasser
werden sie fast vollständig zersetzt. Die saure Lösung besitzt eine
schön rote Farbe. Alkohol löst das Nitrat und Chlorhydrat ziemlich
leicht, das Sulfat schwierig. Konzentrierte Schwefelsäure und Salzsäure
lösen das Amidoazobenzol mit gelbbrauner Farbe, welche beim Verdünnen
mit Wasser in Rot übergeht. Reduzierende Substanzen, z. B. Salzsäure
und Zinkstaub oder Zinn, spalten das Amidoazobenzol in Anilin und Para-
phenylendiamin. Salpetrige Säure verwandelt es in Diazo-Azobenzol.
ChrysoMifif Diamidoazobenzol [C,, Hg N, (NH))^ bildet sich beim
Vermischen einer verdünnten Lösung von salzsaurem oder schwefel-
saurem Diazobenzol mit einer gleichfalls verdünnten Lösung von Meta-
phenylendiamin.
Stellt als Base schön gelbe, bei 117,5^ schmelzende Nadeln dar,
welche sich kaum in kaltem, schwierig in heiiem Wasser, leicht in
Alkohol und Äther lösen. Es bildet mit 1 Mol. Säure beständige
Salze, deren Lösungen schön gelb gefärbt sind. Das Chlorhydrat kry-
stallisiert entweder in anthrazitschwarzen Oktaedern oder in feinen,
gallertartig verfilzten Nadeln.
Die Lösung der einsäurigen Salze wird durch einen Überschoß
von Mineral säuren schön rot gefärbt, ähnlich wie dieses beim Amido-
azobenzol der Fall ist. Die entstehenden zweisäurigen Salze sind sehr
unbeständig und' in festem Zustande nicht zu erhalten.
Das Ghrysoidin ist ein sehr starker, schön gelber Farbstoff, welcher
jedoch leider nicht besonders licht- und luftbeständig ist. Es färbt sich
auf Wolle und Seide direkt im neutralen Bade. Baumwolle vennag
ebenfalls eine gewisse Quantität ohne Beize zu fixieren, für ein gutes
Ausfärben ist dieselbe jedoch zuvor mit Tannin zu beizen.
Vesuvin (Phenylenbraun, Manchesterbraun, Bismarckbraun) wird
durch Einwirkung von Natriumnitrit auf eine Lösung von salzsaorem
Phenylendiamin dargestellt. Der Farbstoff wird mit Kochsalz gefUlt
und durch nochmaliges Auflösen und Fällen gereinigt.
Amidoazofarbstoffe. 993
Bestellt aus einem Gemenge von Triamidoazobenzol und anderen
Farbstoffen. Das reine Triamidoazobenzol bildet gelbbraune, bei 137^
schmelzende Krystalle, welche wenig in heiBem Wasser, leicht in Al-
kohol und Äther löslich sind. £s bildet zweisäurige Salze, welche in
Wasser (vielleicht unter Abspaltung eines Teils der Säure) leicht lös-
lich sind. Die Lösung derselben ist gelbbraun und wird durch einen
Säureüberschuß rotbraun gefärbt. Es ist ein starker, schön gelbbrauner
Farbstoff, welcher für Wolle, Seide und Baumwolle, vorzugsweise jedoch
für Leder Verwendung findet. Sein Färbe verhalten ist dem des Chry-
soidins analog.
Süureg^b (Echtgelb) besteht in der Regel aus einem Gemisch
der Natriumsalze von Amidoazobenzolmono- und Disulfosäure und wird
durch Behandlung des Amidoazobenzols oder eines Salzes desselben mit
rauchender Schwefelsäure dargestellt. Je nach der Stärke der Säure,
der Dauer der Einwirkimg oder der Temperatur erhält man vorwiegend
die Mono- oder Disulfosäure, welche beim Verdünnen mit Wasser beide
gefallt werden.
Die Sulfosäuren zeigen im allgemeinen dieselben Reaktionen, wie
das Amidoazobenzol : verdünnte Säuren färben sie rot, konzentrierte
Säuren gelbbraun. Das Echtgelb färbt sich auf Wolle und Seide im
schwach schwefelsauren Bade. Für Baumwolle findet es keine Verwen-
dung. Die höheren Homologen des Amidoazobenzols, z. B. das Amido-
azotoluol, liefern ein mehr ins Rötliche spielendes Gelb. In der Fär-
berei dient das Echtgelb meistens als Nuancierungsmittel. Außerdem
bilden die Amidoazobenzolsulfosäuren das Ausgangsmaterial für die Dar-
stellung des „Biebricher Scharlach" und anderer Tetrazofarbstoffe.
IHphenylaminarange (Orange IV, Tropäolin 00). Zu dessen
Darstellung läßt man eine dünne, freie Säure enthaltende Diphenyl-
aminchlorhydratpaste in Diazobenzolsulfosäurelösung einfließen. Die
sich ausscheidende Farbstoffsäure wird nach dem Auswaschen ins Na-
oder E-Salz übergeführt.
Die Sulfosäure bildet violette, in Wasser schwer lösliche Nadeln.
Das Natronsalz bildet in kaltem Wasser schwierig, in heißem Wasser
leicht lösliche Blättchen. Seine Lösungen werden durch Säuren rot-
violett geförbt, imd selbst bei ziemlicher Verdünnung scheiden sich
schillernde Nadeln der Sulfosäure ab. Das Ealksalz ist ganz unlöslich.
Im Handel kommt das Kalium- oder Natriumsalz vor.
Das Diphenylaminorange ist ein sehr schöner und starker Farb-
stoff, dessen Nuance ein gelbliches Orange ist. Es wird wie die meisten
Säurefarbstoffe unter Zusatz von verdünnter Schwefelsäure gefärbt.
Verschiedene Isomeren und Homologen des Diphenylaminorange
kommen jetzt in den Handel. Das eine, unter der Bezeichnung Meta-
Untersuchungen. 5. Aufl. in. 63
994 Organische Farbstoffe.
nilgelb bekannte, ist ein Derivat der Diazobenzolmetasulfosäure. £s
ist dem obigen in seinen Reaktionen sehr ähnlich, unterscheidet sich
davon jedoch durch die gelblichere Nuance und durch größere Löslichkeit
seiner Salze. Ein zweites unter dem Namen Jaune N bekanntes Pro-
dukt wird aus Paratoluidinsulfosäure und Biphenylamin dargestellt. Es
unterscheidet sich von dem vorstehenden dadurch, dafi es durch kon-
zentrierte Schwefelsäure grün gefärbt wird, welche Farbe beim Verdünnen
mit Wasser in Violett übergeht. Orange IV und Metanilgelb werden
durch Schwefelsäure violett gefärbt.
Azogelh^ Azoflavin S, Indischgelb, Citronin, Eurkumein,
Jaune Indien, Azosäuregelb u. s. w. sind Farbstoffe, welche durch
Einwirkung von Salpetersäure auf das Nitrosamin des Diphenjlamin-
orange entstehen und ohne Zweifel Gemische verschiedener Nitrover-
bindungen darstellen.
Sie färben Seide und Wolle aus saurem Bade gelb und werden
durch Säuren nicht so leicht verändert, wie das Diphenylaminorange.
Durch konzentrierte Schwefelsäure werden sie rot gefärbt.
Orange III [Tropäolin D, Helianthin, Methylorange
(Natriumsalz der Dimethylamidoazobenzolsulfosäure)] kommt höchst
selten als Farbstoff in den Handel. Über seine ausgedehnte Anwen-
dung als Indikator vergl. Bd. I, 66 ff. 72 ff. Die groBe Veränderlichkeit
durch Säuren steht seiner Anwendung entgegen. Es färbt sich auf
Wolle und Seide am besten mittels Alaun oder Zinnchlorid und gibt
ein hübsches Orange.
Die Sulfosäure bildet rotviolette, stahlblau schimmernde Nadeln,
welche sich schwierig mit roter Farbe in Wasser lösen. Schwefel-
säure löst sie mit gelbbrauner Färbung, welche beim Verdünnen in
Rot übergeht. Das Natronsalz bildet schön goldgelbe, in heißem
Wasser mit orangegelber Farbe leicht lösliche Blättchen. Die Lösung
wird schon durch geringe Mengen einer Mineralsäure rot gefärbt. Be-
handelt man den Farbstoff in saurer Lösung mit Zinkstaub, so
spaltet er sich in Sulfanilsäure und Dimethylparaphenylendiamin. Man
kann die letztere Base sehr leicht durch die Methylenblaureaktion er-
kennen.
Or8eÜle-Er9€Uz V wird durch Kombination von p-Nitrodiazo-
benzol mit Naphthionsäure dargestellt. Das Handelsprodukt stellt eine
braune Paste dar, die aus dem Natriumsalz besteht. Ist in Wasser
mit rotbrauner Farbe löslich und färbt Wolle in saurem Bade mit
orseilleroter Farbe an. Sein Hauptvorzug ist ein ganz vorzügliches
Egalisierungsvermögen. Salzsäure erzeugt in der wäßrigen Lösung einen
braunroten Niederschlag; von konz. Schwefelsäure wird der Farbstoff'
mit fuchsinroter Färbung gelöst.
Oxyazofiarbstoffe. 995
Apclkn'at entsteht aus p-Nitrodiazobenzol und a-Naphthylamin-
disulfosäure D und ist ein braunes, in Wasser mit braunroter Farbe
lösliches Pulver. Salzsäure erzeugt eine fuchsinrote Färbung, Natron-
lauge einen braunen, in Wasser löslichen Niederschlag; konz. Schwefel-
säure gibt eine fuchsinrote Lösung. Wolle wird aus saurem Bade eben-
falls orseillerot angefärbt.
WoUvioleU S bildet sich aus Diazodinitrobenzol und Biäthyl-
metanilsäure. Das Handelsprodukt ist ein schwarzes Pulver, das sich
in Wasser und Alkohol mit rotvioletter Farbe löst. Durch Salzsäure
wird die Lösung orange. Natronlauge gibt einen blauvioletten Nieder-
schlag; mit konz. Schwefelsäure entsteht eine scharlachrote Lösung.
Wolle förbt sich in saurem Bade rotviolett an.
2. OxyazoYerbindungeD.
TrapäoUn Y (Oxyazobenzolsulfosäure) findet wegen seiner ge-
ringen Ausgiebigkeit kaum noch Anwendung in der Färberei.
T'»*apä€Un O (Resorcingelb, ChrysoTn), dioxyazobenzolsulfo-
saures Natron, entsteht beim Eintragen einer Lösung von p-Diazobenzol-
sulfosäure in eine schwach alkalische Resorcinlösung.
Die freie Säure bildet fast schwarzbraune, grünlich schillernde
Blättchen, welche in kaltem Wasser wenig, in heißem ziemlich leicht
löslich sind. Konzentrierte Schwefelsäure löst sie mit gelber Farbe.
Das Natronsalz bildete schön orangegelbe Blättchen oder größere Prismen.
Aus seiner wäßrigen Lösung wird die Säure durch Zusatz von verdünnter
Salzsäure nicht gefällt. Erst eine größere Menge konzentrierter Salzsäure
oder verdünnter Schwefelsäure veranlaßt die Ausscheidung derselben.
Das Resorcingelb ist ein schöner, sehr starker Farbstoff, dessen Nuance
etwas gelblicher ist, als die des Diphenylaminorange. Seine Färbung
geschieht wie die der vorstehenden.
JPhenoflavin wird dargestellt aus m - Diazobenzolsulfosäure und
Amidophenolsulfosäure (III) und konmit in Form des Natriumsalzes als
braungelbes, in Wasser mit gelber Farbe lösliches Pulver in den Handel.
Mit Salzsäure oder Natronlauge wird die Lösung orangefarbig; konz.
Schwefelsäure erzeugt eine gelbe Lösung. Wolle wird in saurem Bade
gelb gefärbt.
yeuphosphin O entsteht aus p-Diazobenzyldimethylamin und
Resorcin; (CHj), N . CHj . Cg H^ Ng . Cg Hg (OH)^. Das Handelsprodukt
stellt ein gelblichbraunes Pulver dar, das sich in Wasser mit orange-
brauner Farbe auflöst; durch Salzsäure wird die wäßrige Lösung getrübt,
Natronlauge macht sie brauner. Konz. Schwefelsäure gibt eine bräunlich-
orange Lösung. Gleicht in seinen Färbeeigenschaften dem gewöhnlichen
63*
996 Organische Farbstoffe.
Phosphin, gibt etwas grünstichigere Töne. Wird zum Färben Ton Leder
und Baumwolle (mit Tanninbeize) gebraucht.
Tanninarange JB wird aus p - Diazobenzyldimethylamin und
yS-Naphthol erhalten. C,o H« OH — N = N — Cg H^ CH, . N (CH,), . HCl,
Das Handelsprodukt stellt eine rotbraune Paste dar. Löst sich in
destilliertem Wasser mit orangebrauner Farbe auf; durch Ammoniak-
und Natronlauge wird in der wäßrigen Lösung ein Niederschlag erzeugt^
der sich in Säuren wieder löst. Überschüssige Salzsäure erzeugt eben-
falls einen braunen Niederschlag. Wird mit konz. Schwefelsäure rot-
violett.
Orange I (Tropäolin 000 Nro. I, a-Naphtholorange)
SO3 Na . Ce H4 . N, . C,o H« OH.
Die freie Säure bildet fast schwarze, grünlicH schillernde Blättchen,
welche schwierig in kaltem, leichter in heiBem Wasser löslich sind. Von
konz. Schwefelsäure wird der Körper mit violetter Farbe gelöst, beim
Verdünnen mit Wasser geht diese durch Rot in Orange über. In den
Handel kommt ausschließlich das Natronsalz, dasselbe bildet orange-
gelbe, in Wasser ziemlich leicht lösliche Blättchen. Mineralsäuren fallen
daraus die Säure als schwarze Krystallschüppchen. Ein Alkali Über-
schuß färbt die Lösung schön karmoisinrot. Die Lösung des
neutralen Salzes läßt auf Zusatz von Ghlorcalcium das unlösliche Kalk-
salz als amorphen Niederschlag fallen.
Das Orange I findet gegenwärtig nur noch beschränkte Anwendung.
Die Ursache dafür ist wohl in der leichten Yeränderlichkeit durch Al-
kalien zu suchen. Außerdem stehen die a-Naphtholfarben den mit
/9-Naphthol erzielten an Schönheit nach. £s färbt Wolle und Seide nach
Art der sauren Azofarben. Seine Nuance ist ein rotstichiges Orange.
Orange II (Tropäolin 000 No. II, yö-Naphtholorange; Chry-
saurein, Mandarin G extra; Goldorange)
SO3 . Na . Ce H4 . N, . C,o H« OH (ß).
Die Sulfosäure bildet ein mennigrotes, in heißem Wasser leicht
lösliches Pulver. Konzentrierte Schwefelsäure löst sie mit fuchsinroter
Farbe, welche beim Verdünnen in Orange übergeht. Das Natronsalz,
welches dem Handelsprodukt zugrunde liegt, krystallisiert aus heülem
Wasser in langgestreckten, orangegelben Blättchen, welche Krjstall-
wasser enthalten. Das wasserfreie Salz bildet ein scharlachrotes Pulver.
Alkalien verändern die orangegelbe Lösung desselben nicht. (Unter-
schied von den a-Naphtholfarbstoffen.) Das durch Zusatz von Ghlor-
calcium zu der Lösung entstehende Kalksalz ist in heißem Wasser
ziemlich löslich, wenngleich viel schwieriger als das Natriumsalz. Das
Baryumsalz ist fast ganz unlöslich.
Ozjazo Farbstoffe. 997
Das /S-Naphtholorange ist ein sehr wichtiger AzofarbstofP, der sich
durch Schönheit und Beständigkeit auszeichnet. Seine Nuance ist etwas
gelber als die des betreffenden a-Naphtholfarbstoffes. Er findet sowohl
für sich, als zum Nuancieren scharlachroter Farbstoffe, eine ausgedehnte
Verwendung in der Färberei. Er wird nach Art der sauren Azofarb-
stoffe gefärbt.
Azarin 8 entsteht durch Einwirkung yon Ammoniumbisulfit aut
den durch Kuppeln von Diazodichlorphenol und )9-Naphthol sich bilden-
den Farbstoff. Das Handelsprodukt stellt eine gelbe, in Wasser schwer
lösliche Paste dar. Mit Salzsäure entsteht ein orangegelber Nieder-
schlag; Natronlauge erzeugt in der Kälte einen violetten Niederschlag,
beim Kochen eine rote Lösung. Mit konz. Schwefelsäure bildet sich
eine rote Lösung, aus der durch Wasser rotbraune Flocken gefällt
werden.
Gibt mit Tonerdebeizen auf Baumwolle rote Lacke.
1 8 6
CrocHnarange CgHs . N = NC,o Hj . OH . SOjNa (Brillant-
orange, Pyrotinorange, Ponceau 4 6 B) entsteht aus Diazobenzol
und der 2,6-Naphtholmonosulfosäure (Schaeffer). Das Handelsprodukt
(Natriumsalz) stellt ein rotes Pulver dar, welches in Wasser mit orange-
gelber Farbe löslich ist. Salzsäure erzeugt einen braunen Niederschlag;
konzentrierte Schwefelsäure eine orangegelbe Lösung. Färbt Wolle in
saurem Bade orangegelb.
4 1
EcMrot, SO3 Na . Cio He N, . Cjo Hg . OH 08) Roccellin, Raura-
cienne, Cerasine).
Freie Säure und Natriumsalz bilden in kaltem Wasser schwierig,
in heifiem Wasser leichter lösliche braune Nadeln. Die Lösung der-
selben ist unansehnlich braunrot. Konzentrierte Schwefelsäure löst den
Farbstoff mit blauvioletter Farbe, welche beim Verdünnen unter Ab-
scheidung der Sulfosäure braun wird. Das Kalksalz ist ganz unlöslich.
Das Echtrot ist ein sehr starker Farbstoff, dessen Nuance zwischen
Scharlach und Bordeaux in der Mitte steht. Es ist wie die vorigen
ein Säurefarbstoff.
BrOiantechtrai G (Chem.-Ztg. 1900, Ref. 115) (B. A. S. F.), aus
diazotierter l,5-Naphthylamino8ulfosäure und /9-Naphtho], liefert brillant
gelbstichige Nuancen.
lAthoirot (B. A. S. F.), speziell für die Lackindustrie, ist aus 2,1-
Naphthylaminsulfosäure und ^-Naphthol dargestellt.
Azoruhin 8, SO3 Na . C,o Hg N — N — C,o H5 . OH . SO3 Na (Azo-
säurerubin, Karmoisin, Echtrot C etc.) entsteht durch Einwirkung
von Diazonaphthalinsulfosäure auf a-Naphthol-a-sulfosäure. Das Handels-
998 Organische Farbstoffe.
produkt ist ein braunes Pulver, das sich in Wasser mit fuchsinroter
Farbe löst. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine violette Lösong, die
sich auf Zusatz von Wasser fuchsinrot färbt. Salzsäure scheidet aus
der wäßrigen Lösung braune Flocken ab; Natronlauge zieht die Farbe
ins Gelbliche. Wolle wird in saurem Bade rot gefärbt.
ß
Oroceln 3 B X, Na SO3 . C,o Hg — N = N — C,o H5 (OH) . SO, Na,
wird durch Einwirkung von a-Diazonaphthalinsulfosäure auf /9-Naph-
thol-a-sulfosäure (Groceinsäure) dargestellt. Stellt ein rotes Pulver
dar, welches sich in Wasser mit gelbroter Farbe auflöst. Färbt
Wolle in saurem Bade scharlachrot. Wird mit konz. Schwefelsäure
rotviolett.
BriUanUchuriach entsteht aus ß - Diazonaphthalinsulfosäure
(Brönner) und a-Naphthol-a-sulfosäure. Ist ein braunrotes, in Wasser
mit gelbroter Farbe lösliches Pulver, welches mit konz. Schwefelsäure
eine fuchsinrote Lösung gibt und Wolle in saurem Bade Scharlach*
rot färbt.
Eo9a/min B (Chem. Ind. 1896, S. 8) bildet sich aus Diazokresol-
äthyläther und £-Naphtholsulfosäure und stellt ein braimrotes Pulver dar,
das sich in Wasser leicht mit roter Farbe auflöst. Salzsäure verändert
die Farbe der wäßrigen Lösung nicht, durch Alkalien wird sie etwas
dunkler.
In konz. Schwefelsäure löst sich der Farbstoff mit blau violetter
Farbe, die beim Verdünnen mit Wasser sofort wieder in rosenrot um-
schlägt. Färbt Wolle und Seide in saurem Bade.
Guinea^Karmin B (Rev. Gener. Mat. Gol. 1900, 64) (Berliner
Aktiengesellschaft). Dunkelrotes Pulver, das sich in kaltem Wasser
schwer, leicht in heißem Wasser mit violetter Farbe auflöst. Aus der
heiBen Lösung scheiden sich beim Erkalten rötlichblaue Flocken aus.
Salzsäure macht die wäßrige Lösung blauer, Natronlauge dagegen orange.
Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine blaue Lösung.
Färbt Wolle aus saurem Bade in lebhaften, blaustichigroten Tönen«
die ziemliche Alkali-, Säure- und Schwefelechtheit besitzen. Egalisiert
sehr gut. Zum Färben wird der Farbstoff zweckmäßig in angesäuertem
Wasser (1 prom. Schwefelsäure) gelöst. Die Ausfärbungen sollen in
Holzgefäßen vorgenommen werden, weil Kupfer und Zinn die Nuance
trüben.
Mit den Disulfosäuren des )9-Naphthols werden zahlreiche wert-
volle Farbstoffe dargestellt, von denen die folgenden erwähnt werden
sollen, wobei zu bemerken ist, daß die gleichen Farbstoffe von ver-
schiedenen Fabriken oft unter verschiedenen Namen in den Handel ge-
bracht werden.
Oxyazofarbstoffe. 999
^aneeau 2 G aus Diazobenzol und R-Salz (Natriumsalz der
2.3. 6-Naphtholdisulfo8äure) ; färbt Seide und Wolle in saurem Bade
rütlichorange.
^anceau JB aus Diazoxylol und R-Salz.
Paneeau 2 M aus Diazopseudocumol und R-Salz.
JPaneeau 3 JR aus Diazoäthylmetaxylol und R-Salz.
Die Nuance dieser drei Farbstoffe ist ein schönes Scharlachrot;
R ist das gelblichste, 3 R das bläulichste Produkt.
PaiaHnscharkich aus Diazoxylol und einem Gemisch von R-
und G-Salz.
Coccininf aus o-Diazoanisol und R-Salz, ist ein sehr schöner
scharlachrother Farbstoff, der etwas blaustichige Nuancen gibt. In den
Reaktionen ist er wenig von den Xylidinfarbstoffen verschieden.
Phenetolri^ aus Diazophenetol und R- Säure.
Bordeaux B aus Diazonaphthalin und R-Salz. Ist in Wasser etwas
schwer löslich. Konz. Schwefelsäure löst es mit blauer, beim Verdünnen
violett werdender Farbe. Das Kalksalz ist unlöslich. Färbt bläulichrot
mit einem Stich ins Braune.
Atnaranth ist das Einwirkungsprodukt von Diazonaphthalinsulfo-
säure auf R-Salz.
Die 6 -Säure oder 2.6. 8-Naphtholdisulfosäure liefert Farbstoffe,
deren Nuancen viel gelbstichiger sind als die der R- Säure.
Orange O Cg H5 N = N . C,o H4 OH (SOs Na), bUdet sich aus Di-
azobenzol und 2.6. 8-Naphtholdisulfosäure. Färbt Wolle aus saurem
Bad gelborange und gibt mit konz. Schwefelsäure eine orangegelbe
Lösung.
Panceau 2 O aus Diazopseudocumol und G-Salz.
KryeUUlpanceau aus a-Diazonaphthalin und G-Salz. Das Handels-
produkt besteht aus braunroten, glänzenden Krystallen.
yeU'Coeeeln aus a-Diazonaphthalinsulfosäure und G-Salz.
WoUeeharkieh B wird aus Diazoxylol und ]-Naphthol-4,8-Disulfo-
säure (Schöllkopf) dargestellt und bildet ein braunrotes Pulver, das
sich in Wasser mit gelbroter Farbe auflöst. Salzsäure färbt die wäßrige
Lösung mehr ins Blaurote, Natronlauge macht gelbrot. Konz. Schwefel-
säure gibt eine kirschrote Lösung. Färbt Wolle in saurem Bade rot.
A^Bobordeaux aus a-Diazonaphtbalin und Schöllkopfs a-Naph-
tholdisulfosäure. Das Handelsprodukt (Na- Salz) ist ein braunes Pulver,
das sich in Wasser mit fuchsinroter Farbe auflöst. Salzsäure und
Natronlauge bewirken keine Veränderung; mit konz. Schwefelsäure ent-
steht eine blaue Lösung. Wolle wird in saurem Bade rot gefärbt.
AxoooeheniUe wird aus o-Anisidin und l-Naphthol-4,8-Di8ulfo*
säure (Scholl köpf) hergestellt und besteht aus einem roten, in Wasser
1000 Ollganische Farbstoffe.
leicht löslichen Pulver, das von konz. Schwefelsäure mit dunkelroter
Farbe gelöst wird. Salzsäure und Natronlauge yerändem das Aussehen
der wäßrigen Lösung nicht. Wolle wird in saurem Bade rot gefärbt.
^aneeau 6 R aus a-Diazonaphthalinsulfosäure und 2-Naphthol-
3 . 6 . 8-Tri8ulfosäure. Ist ein braunes, in Wasser mit fiichsinroter
Farbe sich lösendes Pulver (Na-Salz), das mit konz. Schwefelsäure eine
violette Lösung gibt. Salzsäure verändert die wäßrige Lösung nicht,
Natronlauge macht sie braunrot. Färbt Wolle in saurem Bade rot.
BrülantmlfiniTOt B (Sandoz), ein rotes Pulver, das in Wasser
mit bläulichroter Farbe löslich ist. Die Lösung erleidet weder durch
Salzsäure noch durch Natronlauge eine Veränderung. Mit konz. Schwefel-
säure entsteht eine rote Lösung, die beim Verdünnen blaurot wird.
Färbt Wolle in kochendem Bade lebhaft rot.
EcM8ulfonvioleU ^ £ (Sandoz) ist ein violettschwarzes Pulver,
welches sich in Wasser leicht mit rotvioletter Farbe auflöst. Salzsäure
und Natronlauge bewirken keine Veränderung. In konz. Schwefelsäure
löst sich der Farbstoff mit violetter Farbe, die beim Verdünnen rot-
violett wird.
EcMsulfonvUiUeU ö B 8 (Sandoz). Grünschwarzes, in Wasser
mit violetter Farbe lösliches Pulver. Salzsäure erzeugt in der wäßrigen
Lösung einen ziegelroten Niederschlag; Natronlauge macht braunrot.
Konz. Schwefelsäure gibt eine rote Lösung, aus der beim Verdünnen mit
Wasser ein ziegelroter Niederschlag ausföllt.
3. AsoflEtrt>stoire aus Karbonsfturen«
Die hierher gehörenden Farbstoffe zeigen alle eine bemerkens-
werte Verwandtschaft zu metallischen Beizen, namentlich zu Chrom-
verbindungen.
AlixaringeXb O Q* Der durch Kombination von Metanitrodiazo-
benzol (aus Metanitranilin) mit Salizylsäure dargestellte Farbstoff besitzt
die Eigenschaft, sich ähnlich den Alizarinfarben auf metallischen Beizen
zu fixieren.
Der Farbstoff kommt als Paste in den Handel und erzeugt nament-
lich auf Chrombeize ein grünstichiges Gelb, welches durch seine Licht-
und Seifenechtheit ausgezeichnet ist.
Er findet in der Kattundruckerei als Ersatz für Kreuzbeeren und
in der Wollfärberei als Ersatz für Gelbholz Verwendung.
JMzaringeUb B aus p-Nitranilin und Salizylsäure. Das Handels-
produkt bildet einen 20-proz., aus der Farbstoffsäure bestehenden Teig,
der in Wasser unlöslich ist. Das Natriumsalz liegt vor im Terf%^
catta B (Geigy), welches durch Nitrieren von Benzol-azo-salizyl säure
Azofarbstoffe aus Karbons&aren. 1001
erhalten wird ; es stellt ein braungelbes, in Wasser lösliches Pulver dar,
das durch Natronlauge rot gefärbt wird; Salzsäure erzeugt eine bräun-
lichgelbe Fällung, konz. Schwefelsäure gibt eine orangegelbe Lösung.
Chromgebeizte Wolle wird gelbbraun gefärbt.
JPrager AHxa^ingeUb G ist m-Nitrobenzolazo-ii9-Ilesorcylsäure
und stellt ein gelbes, in Wasser mit gelber Farbe lösliches Pulver dar.
Durch Salzsäure wird in der wäBrigen Lösung ein gelber Niederschlag
erzeugt, durch Natronlauge wird die Farbe der Lösung nach orange ver-
ändert; konz. Schwefelsäure gibt eine gelbe Lösung. Chromgebeizte
Wolle färbt sich gelblichbraun. Die isomere p-Nitroverbindimg liegt im
JPTo^er JMxaring^Xb JR vor.
Persiäehgdh (Geigy) wird durch Nitrieren von p-Toluol-azo-
salizylsäure gewonnen und kommt als 20-proz. braune Paste, die in
kochendem Wasser mit gelber Farbe löslich ist, in den Handel. Durch
Natronlauge wird die Lösung orangebraun, mit konz. Schwefelsäure ent-
steht eine orangegelbe Lösung. Färbt chromgebeizte Wolle gelb.
Flavaaolf p-Toluol-azo-salizylsäure, ist ein orangegelbes, in Wasser
schwer lösliches Pulver. Die orangefarbige Lösung wird durch Natron-
lauge etwas dunkler gefärbt, Salzsäure erzeugt darin einen Niederschlag.
Eonz. Schwefelsäure löst mit oranger Farbe. Färbt Wolle aus saurem
Bade gelb, fixiert sich aber auch auf Chrom- oder Tonerde-, Zinn-, ge-
beizter Faser.
Chramgeib O G (Berliner A. 6. f. A.) ist wahrscheinlich aus di-
azotiertem p-Anisidin und Salizylsäure hergestellt.
Beizengelb (Nietzki, Farbstoffe 1897, 64) (Anthracengelb BN,
Walkgelb), aus )9-Diazonaphthalinsulfosäure (namentlich von der Stel-
lung 2 : 8 und 2 : 5) und Salizylsäure. Gelbes, in Wasser mit orangeroter
Farbe lösliches Pulver; Salzsäure erzeugt in der wäßrigen Lösung einen
schmutziggrauen, gallertartigen, Natronlauge einen orangeroten Nieder-
schlag. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine orangerote Lösung.
CrufnpsaU YeUaw bildet sich aus y9-Naphthylamin-;^-disulfo8äure
und Salizylsäure.
Diamantgeib G (Bayer) wird durch Kuppeln von m-Diazobenzoe-
säure mit Salizylsäure gewonnen und stellt eine graugelbe, in Wasser
schwer, in Soda- oder Natriumacetatlösung leicht lösliche graugelbe
Paste dar. Salzsäure erzeugt in den Lösungen gelbe Niederschläge; mit
konz. Schwefelsäure entsteht eine rötlichgelbe Lösung. Färbt auf chrom-
gebeizte Wolle ein sehr licht- und walkechtes Gelb. Die isomere, aus
o-Amidobenzoesäure hergestellte Verbindung liegt im IHamantg^b M
(Bayer) vor, einem braunen Teig, der Wolle etwas rotstichiger färbt
als der vorhergehende Farbstoff, in seinen Reaktionen dem letzteren
aber sehr ähnlich ist.
1002 Organische Farbstoffe.
Anthraeengelb C (Cassella) aus diazotiertem Thioanilin und
Salizylsäure, stellt ein braungelbes, in Wasser schwer lösliches PuWer
dar. In der grünstichig gelben Lösung erzeugt Salzsäure eine miBfarbige
Fällung; mit Natronlauge entsteht eine orangegelbe, mit Schwefelsäure
eine dunkelbraune Lösung. Beim Verdünnen der Schwefelsäurelösung
mit Wasser tritt ein schmutzigbrauner Niederschlag auf.
Anihracengeib G G (Rev. Mat. Col. 1898, 420) (Cassella) gibt
etwas grünstichigere und reinere Färbungen als die Marke C. Das
Handelsprodukt ist ein hellgelbes, in kaltem Wasser schwer lösliches
Pulver. Die grünstichiggelb geerbte Lösung gibt auf Zusatz von Salz-
säure einen orangebraunen Niederschlag; ein großer ÜberschuB an Natron-
lauge erzeugt ebenfalls eine Fällung. Konz. Schwefelsäure gibt eine
gelbe Lösung, aus der beim Verdünnen der Farbstoff ausfallt. Ist in
Alkohol wenig mit gelber Farbe löslich.
Anthriicengab JR (Rev. Mat. Col. 1898, 420) (Cassella) ist ein
braungelbes Pulver, welches in kaltem Wasser schwer, in heißem besser
mit braungelber Farbe löslich ist. Beim Erkalten der heißen Lösung
scheidet sich der Farbstoff aus. Salzsäure erzeugt in der wäßrigen Ld«
sung einen braunen, Natronlauge einen orangegelben Niederschlag. Die
Lösung in konz. Schwefelsäure ist braun violett; beim Verdünnen mit
Wasser wird der Farbstoff präzipitiert.
Ist in Alkohol wenig löslich.
etrenat en päte (Sandoz) ist eine ziegelrote, fein krystalUnische
10-proz. Paste, die in Wasser ziemlich schwer mit ziegelroter Farbe
löslich ist. Durch Salzsäure entsteht in der wäßrigen Lösung ein eosin-
roter Niederschlag; Natronlauge färbt mehr blaurot. Mit konz. Schwefel-
säure entsteht eine blaurote Lösung, die beim Verdünnen einen eosin-
roten Niederschlag fallen läßt.
Unter Säurezusatz erhält man auf Seide und Wolle direkt granat-
rote Nuancen; von besonderem Wert sind aber die mehr blauroten,
äußerst walk- und lichtechten Färbungen auf Chromsud, bezw. die Chrom-
lacke, die man durch Nachsieden der direkten Seide- und Wollürbimg
mit Fluorchrom erhält. Der Farbstoff eignet sich infolgedessen Yor-
züglich zu Mischzwecken mit anderen, Chromlacke liefernden Produkten]«
wie Alizarinfarbstoffen, Blauholz etc.
AHxaringeib F 8 bildet sich durch Kuppeln von diazotiertem
Fuchsin mit Amidosalizylsäure. Das Handelsprodukt stellt eine 20-proz.
Paste dar, welche Seide und Wolle direkt lebhaft gelb, mit Chrom ge-
beizte Baumwolle messinggelb anförbt. Durch Zinnsalz wird der Farb-
stoff in Fuchsin und Salizylsäure gespalten.
Bioxynaplithalmazofarbetoffe. 1003
4. Dloxynaphthalinazoflarbstoire.
■
Axofuchsin B (Bayer), aus Diazotoluol und Dioxynaphthalin-
sulfosäure S, ist ein schwarzbraunes Pulver, das sich in Wasser mit
blauroter Farbe auflöst. Salzsäure macht die Lösung rot und erzeugt
einen rotbraunen Niederschlag; durch Natronlauge wird die Lösung
blauer. Konz. Schwefelsäure gibt eine violette,, beim Verdünnen bläu-
lichrot werdende Lösung.
Azofuchsin G (Bayer) entsteht durch Kombination von p-Diazo-
benzolsulfosäure und Bioxynaphthalinsulfosäure S. Ist ein rotbraunes,
in Wasser mit blauroter Farbe sich lösendes Pulver; Salzsäure macht
gelber, Natronlauge blauer. Konz. Schwefelsäure erzeugt eine violette
Lösung, die beim Verdünnen blaurot wird.
AzosäurevioleU 4 B (B&yer) stellt ein dunkelbraunes Pulver dar
und gehört wahrscheinlich, wie die drei folgenden, auch in diese Gruppe.
Die wäßrige Lösung ist rot und wird durch Salzsäure blauer. Natron-
lauge erzeugt eine lösliche orangerote Fällung. Konz. Schwefelsäure
gibt eine violettrote Lösung.
Bot O für Seide (B. A. S. F.) (Rey. Mat. Col. 1898, 386). Das
Handelsprodukt ist ein rotes Pulver, das sich in Wasser mit orange-
roter Farbe auflöst. Beim Erkalten gelatiniert die Lösung. Die
alkoholische Lösung ist orangefarbig. Mit Salzsäure entsteht in der
wäßrigen Lösung ein gelatinöser, brauner Niederschlag. Überschüssige
Natronlauge fällt die Lösung unvollständig. In konzentrierter Schwefel-
säure ist der Farbstoff mit fuchsinroter Farbe löslich; bei Verdünnen ent-
steht ein schmutzigbrauner Niederschlag. Die wäßrige Lösung wird durch
Zinn salz und Salzsäure bei Siedhitze entfärbt.
Seide wird aus gebrochenem Bastseifenbad lebhaft rot gefärbt.
Bat B für Seide (B. A. S. F.) (Rev. Mat. Col. 1898, 386) färbt Seide
blaustichiger und reiner als Roccellin. Stellt ein rotbraunes Pulver dar,
das in kaltem Wasser wenig, in heißem Wasser mit kirschroter Farbe
löslich ist. Aus der heißen Lösung scheiden sich beim Erkalten Kiystalle
aus. Die alkoholische Lösung besitzt rote Farbe. Salzsäure erzeugt in
der wäßrigen Lösimg einen braunen Niederschlag. Natronlauge macht die
Lösung dunkler imd rotviolett. Mit konzentrierter Schwefelsäure ent-
steht eine violettrote Lösung; beim Verdünnen mit Wasser bildet sich
ein brauner Niederschlag.
Durch Erhitzen mit Zinnsalz und Salzsäure tritt Entfärbung ein.
Azoaäurekartnin B (Höchst) (Rev. Mat. Col. 1899, 90), ein braunes
Pulver, das in Wasser leicht mit blaustichigroter Farbe löslich ist. Weder
Salzsäure noch Natronlauge verändern die wäßrige Lösung. Konzentrierte
Schwefelsäure liefert eine gelblichbraune Lösung, die beim Verdünnen mit
1004
Organische Farbstoffe.
Wasser blaustichigrot wird. Färbt Wolle aus saurem Bad ähnlich dem
Azofuchsin und egalisiert gut.
Boxatnin (Durand <&Huguenin) aus Diazonaphthalinsulfosänre
und 2,7-Dioxynaphthalin. Ist ein ziegelrotes Pulver, das sich in Wasser mit
scharlachroter Farbe auflöst. Salzsäure bewirkt keine Yeränderong,
während Natronlauge dunkler macht. Eonzentrierte Schwefelsäure gibt
eine tiefriolette Lösung. Soll als Orseille -Ersatz dienen.
Chromaxanrat (Geigj) ist ' das Natriumsalz von Benzaldehjd-
azodioxynaphthalindisulfosäure imd färbt Wolle aus saurem Bade in
brillanten, weinroten Nuancen.
Chranunonhiau (Geigy) ist das Natriumsalz des Äthylphenyl-
hydrazons der Benzaldehydazodioxynaphthalindisulfosäure. Gibt auf
chromgebeizter Wolle sehr walk- und säureechte blaue Färbungen.
Chramairapfarben (Höchst) werden durch Kombination ver-
schiedener Diazoverbindungen mit Chromotrop säure (1,8-Dioxynaphthalin-
3,6-disulfosäure) dargestellt, und können mit oder ohne Beizen gefärbt
werden. Behandelt man die in saurem Bade hergestellten mehr oder
weniger blaustichigroten WoUfarbungen mit Kaliumbichromat, so gehen sie
in dunkelblau bis schwarz über, wie folgende Zusammenstellung zeigt:
Direkte Färbung
Mit K, Cr, O7 behandelt
Chromotrop 2 R
Cochenillescharlach
Marineblau
2B
Blausticliig Scharlach
Schwarzblau
6B
Fachsinrot
Grau
8B
Fachsinrot blaastichig
Grauschwarz
10 B
Violett
«»
FB
Karmoisin
^ Purporblaa
VikiariavioleU 4 B 8 entsteht durch Abspalten des Acetylrestes
im Chromotrop 6 B oder durch alkalische Reduktion von Chromotrop 2 B.
Ist ein graugrünes Pulver, das sich in Wasser mit dunkelvioletter Farbe
löst; durch Zusatz von Salzsäure wird die Färbung gelbrot, ebenso
durch Natronlauge. Eonzentrierte Schwefelsäure gibt eine blaurote
Lösung, aus der beim Verdünnen mit Wasser gelbrote Flocken aus-
geschieden werden.
Ähnliche Verbindungen liegen vor im ViktariavioieU 8 B 8 und
Aoasäureblau B»
IHamantBchwarz P V (Bayer), wahrscheinlich aus o-Amido-
phenolsulfosäure und 1,5-Dioxynaphthalin, ist gegen andere Diamant-
schwarzmarken (Disazofarbstoffe) farbschwach, zeigt dagegen bessere
Dekaturechtheit und günstigere Überfärbbarkeit.
Amidonaphtholazofarbstoffe. 1005
5. Amidonaphtholazofarbstoffe.
Latuioytfaröen (Gassella) sind echte Monoazofarbstoffe, die aus
diazotierten Peri-Amidonaphtholsulfosäuren und sekundärem a-Naphthyl-
amin bezw. aiaj-Amidonaphthol dargestellt werden. Färben Wolle aus
saurem Bade in alkali-, säure- und lichtechten Tönen an.
Latuu^hHoiett B wird aus aia^-Amidonaphthol-^^g/^s-disulfosäure
und sekundärem a-Naphthylamin (Athyl-a-Naphthylamin) dargestellt, ist
ein schwarzbraunes Pulver, das sich in Wasser mit yiolettroter Farbe
auflöst. Salzsäure macht die Farbe röter, Natronlauge hellponceaufarbig.
In konzentrierter Schwefelsäure ist der Farbstoff mit grünlichblauer
Farbe löslich.
JLanacyÜdau JB löst sich in Wasser mit rotvioletter Farbe, ver-
hält sich im übrigen dem vorigen ähnlich.
Xanaoyl6lau B B (Indigoersatz) ist das Eombinationsprodukt
aus diazotierter aja^- Amidonaphthol-^^syds-disulfosäure und aiOs-Amido-
naphthol. Löst sich in Wasser mit violetter Farbe ; Salzsäure und
Natronlauge machen die Farbe röter. Konzentrierte Schwefelsäure gibt
eine grünblaue Lösung.
iMfuu^lfnarineblau ist in Wasser mit blauvioletter Farbe löslich;
Natronlauge macht die Färbung der wäßrigen Lösung rotviolett, Salzsäure
ist ohne Einwirkung. Eonzentrierte Schwefelsäure gibt eine grüne Lösung.
Lanaftichsin 8B^) ist ein dunkelrotes Pulver, das sich in Wasser
und in Alkohol mit karmoisinroter Farbe auflöst. Die wäßrige Lösung wird
durch Salzsäure nicht verändert, Natronlauge macht sie dagegen braun.
Eonzentrierte Schwefelsäure gibt eine dunkelkarmoisinrote Lösung.
Die Marke S 6 ^) zeigt ähnliche Eigenschaften, gibt jedoch gelb-
stichigere Rot als die Marke SB.
6. Tetrasofarbstoffe*
Das Amidoazobenzol und seine Homologen besitzen vermöge der
in ihnen enthaltenen Amidogruppe die Fähigkeit, bei der Behandlung
mit salpetriger Säure in Diazoverbindungen überzugehen, welche sich
wie das Diazobenzol und seine Homologen mit Phenolen zu Farbstoffen
kondensieren. Die entstehenden Farbstoffe enthalten demnach die Azo-
gruppen (N = N) zweimal. Hauptsächlich die mit /9-Naphthol und dessen
Sulfosäuren dargestellten Farbstoffe sind von technischer Wichtigkeit.
BMn'ieher Scharlach (Neurot L, Eaiserscharlach, Ponceau B
etc.) wird aus einem Gemisch von diazotierter Amidoazobenzolmono-
^) Leiten sich vom Acetjl-p-phenjiendiamin ab and enthalten als Kompo-
nenten Naphtholdisalfosäuren (Dr. S. Jakobi, Ch.-Ztg. 1900, 493).
1006
OrgaDische Farbstoffe.
und -disulfosäure und /9-Naphtliol dargestellt imd ist ein rotbraunes
Pulver, das sich in Wasser mit gelbroter Farbe auflöst. Zusatz Ton
Salzsäure erzeugt in der Aväßrigen Lösung einen dunkelroten, flockigen
Niederschlag, Natronlauge gibt braune Flocken. Die Kalksalze beider
Sulfosäuren sind unlöslich. Mit konzentrierter Schwefelsäure entsteht
eine schön grüne Lösung, welche beim Verdünnen mit Wasser durch
Violett in Rot übergeht. Dabei tritt schließlich eine braune Fällung ein.
Behandelt man eine schwach alkalische Lösung des Körpers mit Zink-
staub oder Natriumamalgam, so wird nur das Naphthol als Amidonaphtbol
abgespalten imd es entsteht wieder Amidoazobenzolsulfosäure.
Wolle und Seide werden in saurem Bade schön cochenillerot an-
gefärbt.
CrocHn-Scharlach 8 B. Unter obiger Bezeichnung kommt eine
isomere Disulfosäure in den Handel, welche durch Kombination der
a-Monosulfosäure des )9-Naphthols mit der Monosulfosäure des Diazoazo-
benzols dargestellt wird. Das Natronsalz des Croceins bildet ein schar-
lachrotes kristallinisches Pulver, welches sich mit schön rot-er Farbe
sehr leicht in Wasser löst. Durch Zusatz von Salzsäure wird daraas die
Säure (oder vielleicht ein saures Salz) in Form fast schwarzer, grün-
schillernder Krystalle abgeschieden. Konzentrierte Schwefelsäure löst den
Farbstoff mit blauer Farbe, welche beim Verdünnen in Rot übergeht.
Durch Alaun werden die Farbstofflösungen nicht gefallt. (Unter-
schied vom Biebricher Scharlach). Ghlorbaryum erzeugt in der Lösung
des Natronsalzes einen Niederschlag, welcher sich beim Kochen in
schwarze, gänzlich unlösliche Krystallblättchen verwandelt. Das Grocem
erzeugt eine etwas gelblichere Nuance als das Biel>richer Scharlach und
ist einer der schönsten roten Azofarbstoffe.
Durch Anwendung anderer Sulfosäuren des Naphthols läßt sich
eine Anzahl verschiedener Farbstoffe herstellen.
Handelsname
Au8 Diazoverbindung von
Und Komponente
Brillant-Grocein
Grocefnscharlach 7 B
Groceinscharlach 0 extra
Echtscharlach B
EchtpoDceau 2 B
Bordeaux G
Bordeaux B X
Erythrin X
Groceln B
Orocein 3 B
Amidoazobenzol
A midoazo tolaolsolfosäure
Amid oazobenzold isulfosäure
Amidoazobenzolsulfos&are
Amidcazobenzoldisalfosäare
Amidoazotaluolsulfosäare
Amidoazoxyloldisulfos&ure
Amidoazobenzol
•
Amidoazobenzol
Amidoazotoluol
/?-Naphthol-6,8-disalfosftare
/9-NaphthoUulfo8äare B
/f-Naphtholsalfosäure B
/J-Naphtholsalfosänre S
/9-NaphtholdbiiIfo8&iire R
^-Naphtholsalfos&aro S
/9-Naphthol
^-NaphtboltrisalfosäurB
cr-Naphtholdisulfosäare Seh
o-Naphtholdisalfosänre Seh
Tetrazofarbstoffe.
1007
Tuchrot. Hierher zählen auch Farbstoffe, welche unter der Be-
zeichnung „Tuchrot" im Handel zu finden sind, die teils zum Färben
auf ungebeizte, teils auf chromgebeizte Wolle ai^ewendet werden. Z. B.
Handelsbezeichnung
Aus Diazoverbindung von
Und Komponenie
Tuchrot G (Bayer)
Tuchrot B
Tuchrot 3 G (Bayer)
Tuchrot 3 B (Bayer)
Amidoazobenzol
Amidoazotoluol
Amidoazotoluol
Amidoazotoluol
er-Naphtholsulfos&ure NW
a-Naphtholsulfosäure NW
/^-NaphthylaminsulfosäareBr
Äthyl-/9-Naphthylamin-
cf-sulfosäure
Tuchrot G (Oehler)
Tuchrot B (Oehler)
Tuchrot G (Kalle)
Tuchscharlach R
Amidoazotoluol
Amidoazotoluol
AmidoazobeDzolsulfosäuro
Amidoazotoluobulfosäure
/S-Naphtholsulfos&nre S
/9-Naphtholdi8ulfos&are R
/9-Naphthol
/9-Naphthol
WaUearange (Da hl) entsteht aus Diazoazobenzolsulfosäure und
Salizylsäure, färbt chromgebeizte Wolle orangerot und stellt ein in
Wasser lösliches Pulver dar. Salzsäure erzeugt einen graugelben, Natron-
lauge einen dunkelroten Niederschlag; konzentrierte Schwefelsäure gibt
eine violette Lösung.
Azogchfvarz. Unter dieser Bezeichnung kommen Produkte in den
Handel, welche durch Einwirkung von diazotierten Amidoazonaphthalin-
sulfosäuren (oder Amidonaphthalinazobenzolsulfosäuren u. s. w.) auf Naph-
tholsulfosäuren, Naphthylaminsulfosäuren, Phenyl-a-Naphthvlaminetc. dar-
gestellt werden und eine starke Verwendung in der Wollfärberei finden.
Die hier in Betracht kommenden Amidoazosulfosäuren werden durch
Kombination der diazotierten Amidosulfosäure (/9-Naphthylamin-a-mono-
sulfosäure, ^-Naphthylamindisulfosäure 6 etc.) mit a-Naphthylamin (oder
Amidonaphtholäther) dargestellt. Die hierher gehörigen Produkte leiten
sich somit vom Amidoazonaphthalin und seinen Analogen ab; sie sind
Tetrazofarbstoffe, welche Naphthylamin in „Mittelstellung" enthalten.
Solche Farbstoffe sind:
Handelsname
Biazotieren von
Kuppeln mit
Zwischenprodukt Diazo-
tieren und Kuppeln mit
Naphtholschwarz B
(Cassella)
/f-Naphthylamin-
T'-disulfosäure
o-Naphthyl-
amin
^-Naphtholdisalfos&ureR
Naphtholschwarz 6 B
(Cassella)
o-NaphthylamiD-
disnlfosfture
id.
id.
Azoschwarz 0
(Höchst)
/9-Naphthylamin-
mono- (resp.di-) sulfo-
säure
id.
id.
1008
Organische Farbstoffe.
HandeUname
Diazotieren von
Kuppeln mit
ZwiBchenproduki Diaao-
tieren und Kuppeln mit
Naphthylamin-
ff-Naphthylamin-
n-Naphthyl-
a-Naphthylamin
schwarz D
disalfosäure
amin
(Cassella)
Blauschwarz B (Bad.
^-Naphthylamin-
id.
/S-Naphtholdisalfos&oreR
Anilin-u.Sodafabr.)
monosulfosäure
Jetschwarz (Bayer)
Amidobenzol-
disnlfos&ure
id.
PheDyl-fY-Naphthylamin
Diamantschwarz
A midosalizylsäure
id.
a-Naphtholsalfos&are 1,4
(Bayer)
Viktoriaschwarz B
Su Ifanilsäure
id.
Diozynaphthalineolfo-
(Bayer)
s&ore S
Echtviolett rötlich
id.
id.
/9-NaphthoIsalfo8ftiire S
(Bayer)
Echtviolett bläulich
p-Tolnidinsulfosäure
id.
id.
(Bayer)
Anthrazitschwarz B
ft-Naphthylamindi-
id.
Diphenyl-m-Phenjlen-
(Cassella)
salfosäure
.
diamin
Biebricher Patent-
?
Clevesche a-
?
schwarz RO, BO,
Naphthyl-
6 BO, 4RN
aminsulfo-
(Kalle)
säuren 1,6 und
1,7
Anthracensäure-
?
id.
?
schwarz (Cassella)
Wollschwarz
Amidoazobenzol-
Tolyl-«-naph-
sulfosäure
thylamin
-
Hierher zu zählen sind wahrscheinlich die folgenden Farbstoffe^
welche wohl ähnlich den obigen zusammengesetzt sein dürften.
PeUentschtvarz (B. A. S. F.), ein Säurefarbstoff, der als Blaubolz-
ersatz empfohlen wird.
Chrompatentschwarz TO, TB, T, TÄ (Kalle) sind WoUüarb-
Stoffe, welche sauer geförbt und zum SchluB mit lyrproz. Ealiumbichro-
mat nachbehandelt werden.
DianUnogenschwarz (Cassella), aus 1 ,4-Acet jldiamidonapfa -
thaiin-7-sulfosäure, a-Naphthylamin und Amidonaphtholsulfosäure 6 und
nachherigem Verseifen.
DiatninogerMau O O (Ersatz für Küpenindigo), ähnlich dem
vorigen, aber an letzter Stelle 2,(>-j9-Naphtholdisulfosäure und
JMafninogenhlau O, an letzter Stelle i^-Naphtholdisulfosäore R.
Tetrazofarbstofife. 1009
•
Azosäuresch/warz T L extra (Höchster Farbwerke) (Rev. Mat.
€ol. 1899, 198.) Rotbraunes, in Wasser mit schwarzvioletter Farbe
lösliches Pulver. Salzsäure erzeugt in der wäßrigen Lösiing einen orange-
roten Niederschlag. Natronlauge führt die Farbe der Lösung in Braun-
violett über; Zinnsalz und Salzsäure bewirken Reduktion; konzentrierte
Schwefelsäure gibt eine gelblichrote Lösung, die beim Verdünnen mit
Wasser gelblichbraun wird. Ist in Alkohol schwer löslich.
Ist eine Mischung eines schwarzblauen, grünen, violettblauen* und
orangen Farbstoffes. Wolle wird in saurem Bade unter Zusatz von
Natriumsulfat schwarz gefärbt.
Schwarz für WoUe N 4: B (Bayer) (Rev. Mat. Col. 1899, 125)
stellt ein schwarzes, in kaltem Wasser mit schwarzvioletter Farbe lös-
liches Pulver dar und besteht aus dem Gemisch eines rötlich schwarzen
und eines grünlichblauen Farbstoffes. Salzsäurezusatz bewirkt einen
blauschwarzen Niederschlag; Natronlauge macht die Lösung blau. Eon-
zentrierte Schwefelsäure gibt eine grünlichschwarze Lösung; Wasser er-
zeugt darin einen schwarzblauen Niederschlag.
Färbt Wolle in einem mit Glaubersalz und Essigsäure versetzten
Bade in blauschwarzen Tönen, die dem Blauholzschwarz ähnlich sind.
Die Färbungen können mit Zinnsalz und mit Zinkstaub weiß geätzt
werden.
Neröl9€hwarz B und BB (Berlin) (Rev. Mat. Col. 1899, 319)
sind schwarzblaue Pulver, die in warmem Wasser mit violettschwarzer
(B) bezw. bläulich violettschwarzer Farbe löslich sind. Salzsäure er-
zeugt in den Lösungen einen blauschwarzen, Natronlauge einen violett-
schwarzen Niederschlag. Mit konzentrierter Schwefelsäure bilden sich
grünblaue Lösungen, die beim Verdünnen mit Wasser rötlichblau, zuletzt
schwarzblau werden.
B ist eine Mischung von B B und einem Orange und gibt deshalb
ein Schwarz, das weniger blaustichig ist. Dienen zum Färben der Wolle.
Gefärbt wird in Gegenwart von Glaubersalz und Essigsäure« Die Fär-
bungen zeichnen sich durch hohe Waschechtheit aus.
WM9Chwarz (Man. neer. Delft) (Rev. Mat. Col. 1900, 9) ist ein
dem Naphtholschwarz analoger Farbstoff, der H-Säure als letzte Kom-
ponente enthält. Färbt Wolle am besten, aus essigsaurem Bad.
Ist ein violettschwarzes Pulver, das sich schon leicht in kaltem
Wasser mit schwarzvioletter Farbe auflöst. Salzsäure und Natronlauge
erzeugen in der wäßrigen Lösung violettschwarze Niederschläge. Eon-
zentrierte Schwefelsäure gibt eine grünlichschwarze Lösung.
HaUnvoUmshwarz B und B (Bayer) (Rev. Mat. Col. 1899, 248)
sind braunschwarze Pulver, die sich mit blauschwarzer Farbe in Wasser
lösen. Natronlauge erzeugt einen schwarzblauen, Salzsäure einen blau-
Untersuchungen. 5. Aufl. III. ß4
1010 Organische Farbstoffe.
schwarzen bezw. schwarzYioletten Niederschlag. Die Farbstoffe lösen
sieb in konzentrierter Schwefelsäure mit blauer Farbe.
Halbwolle färbt sich gleichmäßig in neutralem, glaubersalzbaltigem
Bad. Die Marke B gibt ein tiefes Schwarz, die Marke R ein rotstichiges
Schwarz.
IHamanisc/uvarz 2B (Bayer) (Rey. Gener. Mat. Color. IdOO, 129)
scheint ein Gemisch aus einem Tiolettschwarzen und auiem blaogrttiiCD
Farbstoff zu sein und stellt ein schwarzes, in Wasser leicht mit dunkel-
blauer Farbe lösliches Pulver dar. Natronlauge bewirkt in der wäßrigen
Lösung keine Änderung; Salzsäure erzeugt darin einen dunkelblauen
Niederschlag. In konzentrierter Schwefelsäure löst sich der Farbstoff
mit grünstichig blauschwarzer Farbe; beim Yerdünnen entsteht ein blau-
schwarzer Niederschlag.
Färbt Wolle in Gegenwart Yon Glaubersalz, Essigsäure und etwas
Bichromat bläulichschwarz.
IHanUächwarz M W (Höchst) (Rey. Gener. Mat. Color. IdOO, 94)
ist im besonderen zum Färben gemischten Fasermaterials bestimjnt,
Halbwolle wird aus kurzem Bad bei 90 ^ bis 100 <^ ndt 20—30 Pro».
Glaubersalz ge&rbt; Halbseide aus einem Bade yon Seife, Soda und
Kochsalz.
Ist ein bläulichgraues Pulyer, welches sich in kaltem Wasser mit
blauschwarzer Farbe löst. Natronlauge macht die Lösung schwarz-
violett; Salzsäure erzeugt einen schwarzblauen Niederschlag. Mit kon-
zentrierter Schwefelsäure entsteht eine grünlichschwarze Lösung, die beim
Verdünnen mit Wasser blau wird und in der zuletzt ein schwarzblaner
Niederschlag entsteht.
KupferlAAiu B (Höchst) (Rey. Gener. Mat. Color. 1900, 94) färbt
Wolle, in Gegenwart yoD Kupfervitriol nach einem speziellen Verfahren,
in rotstichigblauen Nuancen.
Stellt ein braunes, in Wasser mit yiolettblauer Farbe lösliches
Pulver dar. Salzsäure macht die Lösung gelbrot; Natronlauge erzeugt
einen blauroten Niederschlag. Die violette Lösung in konzentrierter
Schwefelsäure wird durch Hinzufügen von Wasser violett, dann gelbrot,
dann blaurot.
KupferachuHMTZ S (Höchst) (Rev. Gener. Mat. Color. 1900, 94) ist
Kupferblau B, das mit Gelb abgetönt ist.
Toluylen9chwarz O, HtMibwoUachwarz B und T (Oehler)
PalaUn9chwarz 4 B (B. A. S. F.) (Dr. S. Jakobi, Ch.-Ztg. 1900, 493)
[aus Sulfanilsäure, a-Naphthylamin- und Amido-Naphtholsulfosäure].
tTantMfarben (Höchst) sind eine Gruppe stark basischer Azofarb-
stoffe, die sich durch eine ausgesprochene Verwandtschaft zu den tieri-
schen wie vegetabilischen Fasern auszeichnen und sich deshalb in erster
Tetrazofarbstoffe aas Bensddin etc. 1011
Linie zum Färben von halbwollenen Garnen und Geweben in einem
Bade, am besten unter Zusatz von Glaubersalz und Schwefelsäure, emp-
fehlen. Auf yegetabilische Fasern können sie auch mit Tannin und Anti-
mon in Form von sehr seifen- und kochechten Lacken fixiert werden.
Sie können auch auf ungeheizte Baumwolle gefärbt und durch Nach-
behandlung mit einem Tannin, Antimonsalz und Säure enthaltenden Bade
in die echten Tannin- Antimonlacke übergeführt werden.
Die gelben, roten und braunen Farbstoffe sind Diazoderivate von
Amidoammonium- und Amidobenzylaminverbindungen, die blauen und
grünen Azoderivate yerschiedener Safranine (verwandt mit Indo'in, s. weiter
unten) und finden sich unter folgenden Benennungen im Handel:
Janusgelb R; Janusbraun R und B; Janusrot B; Janus-
bordeauxB; JanusgrauB (aus Diazosafranin und Phenol; scheint
identisch zu sein mit Diazinschwarz [Kalle]); Janusblau R und G;
Janusdunkelblau B und R; Janusgrün B und G (aus Diazosafranin
und Dimethylanilin), identisch mit Diazingrün [Kalle]).
7. TetrasofkrbBtoffe aus Benzidln und seinen Analogen.
Aus dem Benzidin und homologen bezw, analogen Basen sind im
Laufe der letzten 15 Jahre zahlreiche Azofarbstoffe dargestellt worden,
welche die Eigenschaft besitzen, ungeheizte Baumwolle anzuförben. Die
erhaltenen Färbungen sind meist sehr echt gegen Seife; geringer ist bei
yielen die Lichtechtheit; manche werden durch Säuren m auffallender
Weise modifiziert«
ChryaanUn G bildet sich beim Kuppeln Yon Tetrazodiphenyl mit
2 Mol. Salizylsäure und stellt ein gelbbraunes Pulver oder eine Paste dar.
Ist in Wasser sehr schwer löslich; in der wäßrigen Lösung erzeugt
Salzsäure einen braunen Niederschlag; Natronlauge gibt eine rotbraune
Färbung. Mit Schwefelsäure bildet sich eine rotviolette Lösung, aus
der beim Verdünnen mit Wasser ein brauner Niederschlag ausfällt.
Baumwolle wird mit 10-proz. phosphorsauren Natron und 2y2-proz.
Seife gelb gefärbt.
Chry^aphenin entsteht durch Äthylierung des Brillantgelb und
bildet ein orangegelbes Pulver, das in kaltem Wasser schwer, in heißem
leicht mit rotgelber Farbe löslich ist, Salzsäure erzeugt in der wäßrigen
Lösung einen braunen Niederschlag; Zusatz von Natronlauge macht die
Färbung gelb und bewirkt das Auftreten oranger Flocken. Konzen-
trierte Schwefelsäure gibt eine rotviolette Lösung, aus der beim Ver-
dünnen mit Wasser blaue Flocken präzipitiert werden.
Baumwolle wird aus einem Kochsalz- oder Seifenbad gefärbt. .
Wolle kann aus alkalischem oder saurem Bade gefärbt werden.
64*
1012
Organische Farbstoffe.
PyranUnmxtnge 3 G (B. A. S. F.) (Rev. Mat Col. 1899, 250) bt
ein orangebraunes Pulver, welches in kaltem Wasser schwer, besser in
warmem Wasser mit orangegelber Farbe löslich ist. Natronlauge erzeugt
in der wäßrigen Lösung einen orangegelben, Salzsäure einen braunen
Niederschlag. Mit konzentrierter Schwefelsäure entsteht eine braungelbe
Lösung, auf Zusatz von Wasser tritt ein bläulichroter Niederschlag auf.
der zuletzt gelblichbraune Farbe annimmt.
Wird mit Glaubersalz und Soda gefärbt und ist speziell zum Färben
von Baumwolle bestimmt, doch können auch Seide, Wolle, Halbseide
und Halbwolle damit gefärbt werden. Die Färbungen sind gelbstichiger
als die mit Pyraminorange erzeugten.
Weitere, die Baumwolle direkt gelb bis braun färbende Erzeug-
nisse sind:
Diamingelb A; Diaminechtgelb B; Diaminorange G imd B; Baum-
wollbraun A, N, 3G; Diaminbraun N, B; Diazobraun; Kolumbiagelb:
femer:
HandeUprodukt
Entstanden durch
Diaeoiieren von
Und kombinieren mit
Kongogelb
BenUdin
1 Mol. Phenol
1
-
Sulfanilsänre
Chrysamin R
. Tolidin
2
-
Salizylsäure
Kresotingelb G
Benzidin
2
-
Kresotinsäore
Kresotingelb R
Tolidin
2
-
id.
Diamingelb N
Äthoxybenzidin
1
Salizylsäure
9ach der Kuppelung
1
-
Phenol
Äthylieren
Benzoorange
Benzidin
1
-
Salizylsäure
1
-
Naphthionsänre
Toluylenorange G
Tolidin
1
-
Kresotinsäure
1
-
m-Toluylendiaminsulfosäure
R
id.
2
-
id.
RR
Toiuylendiaminsulfo-
säare
2
/?-Naphthylamin
Pyraminorange
Benzidindisulfosäure
2
-
Nitro-m-phenylendiamin
Alkaligelb R
Benzidin
1
-
Salizylsäure
1
-
Dehydrothio-p-toluidinsulfosäare
Carbazolgelb
Diamidocarbazo l
2
-
Salizylsäure
Brillantgelb
Diamidostilben-
disulfos&ure
2
-
Phenol
Hessischgelb
id.
2
-
Salizylsäure
Diamingoldgelb
1,5-Naphthylen-
diamindisnlfosäure
2
-
Phenol (nach der Kuppelung
Äthylieren)
Baumwollgelb G
p-Amido-acetanilid
Salizyls&nre (nach dem Kuppeln VereeifeD
und mit Phosgen Behandeln)
Tetrazofarbstoffe aas Benzidio etc.
1013
HandeUproduki
Enittanden durch
Diazoüeren von
Und kombinieren mit
Toehorange
Benzidin
1 Mol. Salizylsäure
1
- Resorein
Tuehbrauo, rot-
id.
1
- Salizyls&are
lieh
1
- cr-Naphtholsnlfos&ure NW
TacJibraun, gelb-
id.
1
- Salizylsäure
lieh
1
- 2,7-Dioxynaphthalia
Diamantflavin G
id.
1
- Salizylsäure (das Zwisehenprodukt
wird verkocht)
Diaminbraan V
id.
1
- Amidonaphtholsulfosäure G (alka-
liseh)
1
- m-PheDylendiamin
Helgolandgelb
Diamidodiphenyl-
thioharnstoff
2
- Phenol
Diaminkatechu
Naphthylendiamin
2
- f^-NaphthylamindisaUbsäure
Kangarot entsteht aus 1 Mol. Benzidin und 2 Mol. Naphthion-
säure. Die freie Sulfosäure besitzt eine braune Farbe, ihre Salze sind
rot gefärbt. Das Handelsprodukt stellt ein rotbraunes Pulver dar,
welches sich in Wasser mit rotbrauner Farbe auflöst. Salzsäure erzeugt
einen blauen, verdünnte Essigsäure einen blauvioletten Niederschlag.
Mit Natronlauge entsteht ein roter Niederschlag, der in Wasser löslich
ist. Eonzentrierte Schwefelsäure löst mit blauer Farbe, Baumwolle wird
aus einem Bad mit Seife und Kochsalz oder Glaubersalz direkt rot
gefUrbt. Die rote Farbe wird selbst durch verdünnte Säuren in eine
blaue verwandelt. Das gebläute Kongorot ist äußerst empfindlich gegen
Alkalien. Anhaltendes Waschen mit Brunnenwasser genügt schon, um
die rote Farbe wiederherzustellen.
Ebenso wird die blaue Farbe durch Anilin gerötet (Anwendung
des Kongorotes zum Titrieren von Anilin s. S. 887).
Benzapurpurin 4B, aus 1 Mol. ToHdin und 2 Mol. Naphthion-
säure. Ist dem Kongo ähnlich, aber weniger säureempfindlich und stellt
ein braunes, in Wasser mit braunroter Farbe lösliches Pulver dar.
A^erhält sich im übrigen ähnlich dem vorigen.
IkUapurpurin öB bildet sich aus 1 Mol. Tolidin und 2 Mol.
roher Deltasäure. Ist ebenfalls weniger säureempfindlich als Kongo.
Stellt ein Gemisch dar aus Diaminrot B und 3 B, sowie von Benzo-
purpurin B.
JMaminrot lOB (L. Cassella & Co.) (Joum. Soc. Dy. and Col.,
Juni 1899) färbt Baumwolle unter Zusatz von 2 Proz. Soda und 20 Proz.
Glaubersalz karmoisinrot. Wird mit konz. Schwefelsäure schwarzbiau;
Salzsäure macht olivengrün; Natronlauge bewirkt keine Änderung.
1014
Organische Farbstoffe.
AfUhraeenrot bildet sich durch Kuppeln von o-Nitrotetrazo-
diphenyl mit 1 Mol. Salizylsäure und 1 Mol. a-Naphtholsulfosäure NW.
Das Handelsprodukt stellt ein braunrotes Pulver dar, welches in kaltem
Wasser schwer, leichter in heißem mit roter Farbe löslich ist. Natron-
lauge bewirkt in der wäßrigen Lösung keine Veränderung, während
darin durch Salzsäure rote Flocken gefallt werden. Mit konz. Schwefel-
säure entsteht eine karmoisinrote Lösung, in der beim Verdünnen mit
Wasser ein braunroter Niederschlag auftritt. Eignet sich nicht zum
Färben von Baumwolle, dagegen gut zum Färben von ungeheizter oder
mit Chrom gebeizter Wolle.
SaUcinrae 20^ Q und B (Kalle) (Rev. Mat. color. 1899, 250\
Sind braune (2G), rotbraune (G) oder grünschwarze (ß) Pulver, die
schon in kaltem Wasser mit gelblichroter oder blauroter Farbe löslich
sind. Salzsäure erzeugt in einer konzentrierten Lösung einen rotbraunen
Niederschlag, der sich auf Zusatz von viel Wasser wieder auflöst.
Natronlauge gibt gelblichbraune (2 6) oder gelbstichigrote (6) oder
blaustichigrote Lösungen. Mit konz. Schwefelsäure entstehen kirschrote
oder violette (B) Lösungen.
Färben Wolle mit 10 Proz. Glaubersalz und 2 Proz. Schwefelsäure
in gelblich- bis bläulichroten Tönen an. Durch Nachbehandlung mit
1 Proz. Bichromat oder 1 Proz. Fluorchrom (auf dem gleichen Bade}
erhält man walkechte, aber nicht mehr so lebhafte Färbungen. Die
Marke B ist dargestellt aus Nitrobenzidin, 1 Mol. Salizylsäure und
1 Mol. y9-Naphthol und nachträgliches Sulfieren (Gh.-Ztg. 1900, 493).
St* Denis-Jßat aus Diamidoazoxytoluol und 2 Mol. a-Naphthol-
sulfosäure NW. Das Handelsprodukt ist ein rotes Pulver, welches in
Alkohol wenig, in Wasser mit roter Farbe löslich ist. In der wäßrigen
Lösung bewirkt Salzsäure einen roten, Natronlauge einen ziegelroten
Niederschlag. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine rote Lösimg, aus der
beim Verdünnen mit Wasser der Farbstoff als roter Niederschlag ausfallt.
Wird von Baumwolle nicht so leicht aufgenommen, wie die Benzi-
dinfarben. Es wird in natronlaugehaltigem Bade gefärbt.
HandeUproduki
■ Entstanden durch
' Diasotieren Ton
Und kombixüeren mit
Diaminechtrot F
Diaminscharlach B
Benzoparpurin B
id. 6B
Benzidin
id.
Tolidin
id.
' 1 Mol. Salizylsäure
1 - Amidonaphthobnlfosäure G
1 - Phenol
1 - NaphtholdLsolfos&ure G (nach dem
Kuppeln Äthylieren)
2 - /9-Naphthylaminsalfo8&or» Brönoer
2 • a-Naphthylanünsolfosänre L
Tetnzofarbstoffe aus Benzidin etc.
1016
Handelsprodukt
Diaminrot B
id. 86
i^osazurin G
id. B
^rillantpurpurin R
kODgo 4R
irillantkongo R
lycinrot
rillantkongo Q-
9uge M
3S8isch-Bordeaax
issisch-Purpur N
)S8isch-Brillant-
purpar
issisch-Purpar B
ssisch-Purpor D
ck Scarlet YS
d aod MilliDg
»carlet
mrot
)hth7lenrot
hsrot
lylenrot (Oehler)
ianolbrillantrot
ievinstein)
ilorantinrot 8B
res. f. ehem. Ind.
isel)
linrot NO
Entstanden durch
Diazoiieren Ton
id.
id.
id.
id.
id.
id.
id.
Benzidin
id.
id.
Diamidostilben-
disalfosäure
id.
id.
id.
id.
Diamido-
azoxjtoluol
id.
p-Amidoacet-
anilid
1,5-Diamido-
naphthalin
Diamido-
diphenjlthio-
harnstoff
Dichlorbenzidin
Athoxjbenzidin
Und kombinieren mit
Mol. /^-Naphthylaminsolfosäiire F
Br
F
- Äthyl- ^-naphthjlaminsalfos&ore F
- /S-Naphthylaminsulfosäure F
2 - Äthyl -/J-naphtbylaminsalfosäure F
- /^-Naphthylamindiscdfosäure R
- NaphthioDsäure
- Resorcin
• /9-Naphthylamindisulfo8&are R
- /9-Naphthylamiii8iilfo8äare Br
- a-Naphthylglycin
- Naphthions&ure
- /9-Naphthylamindisalfo8äare R
Br
- m-Amidophenol
- Naphthions&are
2 - a-Naphthylamin
2 - /9-Naphthylaimii
2 - /f-Naphth7lamin8ulfo8äare Br
2 - eines Gemenges von
/S-Naphthylaminsulfos&ure Br und
F
2 - - D
1 - a-Naphtholsolfoeäure NW
1 - /J-Naphthol
1 - ct-Naphthol8ulfo8äure NW
1 - /9-Naphtholdisulfo8äure R
Naphthionsfture (nach dem Kappeln Ver-
seifen und mit Phosgen Behandeln)
2 Mol. Naphthions&are
2 -
2 - /3-Naphthylamin-/)s /9|i-disalfo8&are
1 - /5-Naphthylaminmonosalfo8äure F
1 - - Br
1016 Organische Farbstoffe.
Hier anzureihen sind ferner Diaminbordeaux B und S, wahrscheinlich
auch Benasarat 8 0 (Bayer) (Rev. General, des Mat. Color. 1900, 129)
ust ein braunschwarzes Pulver, das sich schon in kaltem Wasser mit
blaustichigroter Farbe auflöst.
Natronlauge und Salzsäure erzeugen in der wäBrigen Lösung violett-
rote Niederschläge. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine violettschwarze
Lösung, aus der beim Verdünnen der Farbstoff in violettbraunen Flocken
gefällt wird.
Färbt Baumwolle direkt am besten mit Glaubersalz und Seife in
blaustichigroten Tönen (ähnlich den Geraninfarbungen).
Braun SJDJP (Poirrier) ist dem Rouge de St. Denis verwandt.
Löst sich in kochendem, stark alkalischem Wasser. Färbt Baumwolle
unter Zusatz von 20 Proz. Soda und 20 Proz. Kochsalz. Hierher gehört
wahrscheinlich auch Tranard (Bayer) (Ch.-Ztg. 1900, 493).
KangO'Ki^rüUh B bildet sich durch Kuppelung von Tetrazoditolyl
mit 1 Mol. Naphthionsäure und 1 Mol. a-Naphtholsulfosäure NW.
Das Handelsprpdukt stellt ein grünschwarzes Pulver dar, welches
in Wasser mit fuchsinroter Farbe löslich ist. Salzsäure erzeugt in der
wäßrigen Lösung einen violetten Niederschlag, Natronlauge eine kirsch*
rote Färbung. Konz. Schwefelsäure bildet eine blaue Lösung, in welcher
beim Verdünnen mit Wasser ein violetter Niederschlag auftritt.
Baumwolle wird braunviolett angefärbt.
Bemoazurin O entsteht durch Kombinieren von diazotiertem
Dianisidin mit 2 Mol. a-Naphtholsulfosäure NW. Das Handelsprodukt
ist ein blauschwarzes, in Wasser mit blauvioletter Farbe lösliches Palver.
Salzsäure erzeugt in der wäßrigen Lösung einen violetten Niederschlag,
Natronlauge gibt eine rote Färbung. In konz. Schwefelsäure entsteht
eine blaue Lösung, aus der durch Verdünnen mit Wasser ein Nieder*
schlag erzeugt wird. Färbt Baumwolle blau. Beim Erwärmen wird
die gefärbte Faser rötlich, beim Erkalten wieder blau.
IHafnifMau 3B entsteht aus Äthoxybenzidin und 2 Mol. Naph-
tholsulfosäure N W. Das Handelsprodukt stellt ein schwarzes, in
heißem Wasser leicht lösliches Pulver dar; ist in Alkohol schwer lös-
lich. Die wäßrige Lösung wird durch Salzsäure nicht verändert, da-
gegen durch Natronlauge rotviolett. Mit konz. Schwefelsäure entsteht
eine dunkelblaue Lösung, in welcher beim Verdünnen mit W^asser ein
violetter Niederschlag auftritt. Ungeheizte Baumwolle wird rotstichig-
blau gefärbt.
IHaminreinblau (Benzoreinblau) bildet sich durch Kuppeln von
diazotiertem Dianisidin mit 2 Mol. Amidonaphtholdisulfosäure H in
alkalischer Lösung. Stellt ein blauschwarzes, in Alkohol unlösliches«
in Wasser mit blauer Farbe lösliches Pulver dar. Natronlauge färbt
TetraaM>&rbstoffe aus Benzidin etc. 1017
die wäßrige Lösung röter und dunkler; Salzsäure ist ohne Wirkung.
In konz. Schwefelsäure ist der Farbstoff mit blaugrüner Farbe löslich.
Färbt ungeheizte Baumwolle rein blau.
Analoge Farbstoffe sind: Biaminblau RW, BG; Diaminreinblau FF;
Diaminbrillantblau 6; Diaminneublau R und 6; Chicagoblau; Chicago-
grau; Diaminogen B, extra; Biaminogenblau; Diazoblau; Kolumbiablau 6
und R; ferner:
TrimlfkmvioieU B (Sandoz). Ist ein dunkel bronzeglänzendes
Pulver, das in Wasser leicht mit violetter Farbe löslich ist. Salzsäure
erzeugt einen blauvioletten Niederschlag; Natronlauge macht die Lösung
violettrot. Mit konz. Schwefelsäure bildet sich eine grünblaue Lösung,
die beim Verdünnen einen violetten Niederschlag gibt.
Mit 30 Proz. Kochsalz aus neutralem oder schwach alkalischem
Bade färbt es auf ungeheizte Baumwolle ein schönes, klares Violett;
das Bad wird nur unvollständig ausgezogen; bei Zusatz von 2 Proz.
Alaun dagegen fallen die Färbungen erheblich tiefer aus.
Wolle wird aus essigsaurem Bade ziemlich rotstichiger als Baum-
wolle angefärbt; auch aus neutralem Bade wird bei Halbwollfärbungen
die Wolle stärker und rotstichiger gefärbt als die Baumwolle.
TrUulfonblau M (Sandoz). Dunkelbronzeglänzendes Pulver. In
Wasser leicht mit blauvioletter Farbe löslich; Natronlauge macht rot-
violett; Schwefelsäure gibt eine grünblaue Lösung, die beim Verdünnen
durch einen violetten Niederschlag getrübt wird.
Wird geförbt wie Trisulfonviolett B und gibt dabei auf ungeheizter
Baumwolle ein schönes Rotblau von Brune-Nuance, färbt wie Trisulfon-
violett B aus neutralem Bade bei gemischten Geweben Wolle, bezw.
Seide etwas stärker und rotstichiger als Baumwolle.
TrißulfofMau B stellt ein blaugraües Pulver dar, welches in
Wasser leicht mit reinblauer Farbe löslich ist. In der wäßrigen Lösung
erzeugt Salzsäure einen blauen Niederschlag. Natronlauge macht rot-
violett, H3SO4 grünblau, beim Verdünnen blauvioletter Niederschlag.
Färbevorschrifb wie für Trisulfonviolett B; liefert dabei ein leb-
haftes Blau, in Nuance zwischen Diaminblau 2 B und 3 B liegend. Da
es aus neutralem oder schwach alkalischem Bade Halbwolle wie Halb-
seide annähernd seidengleich anfärbt (die animalische Faser ist um ein
Geringes rotstichiger und stärker), so eignet sich Trisulfonblau B sehr
gut zum Färben gemischter Stoffe.
Der Farbstoff ist wie Trisulfonblau R und Trisulfonviolett B
kupferempfindlich, wobei die Nuance stark gerötet wird.
Eine Behandlung in kalter Flotte mit 1 — 2 Proz. Bichromat da-
gegen ändert die Nuance aller drei Farbstoffe kaum, macht die Fär-
bungen aber bedeutend licht- und waschechter.
1018
Organische Farbstoffe.
ZHaminächwarz JR o (Gassella) entsteht durch Ktqppelmig too
1 Mol. Tetrazodiphenyl mit 2 Mol. AmidonaphthoUulfos&ure G in alkm-
lischer Lösung. Das Handelsprodukt ist ein schwa/zes Palyer, das in
Wasser mit yiolettschwarzer Farbe, in Alkohol schwer löslich ist. Die
wäßrige Lösung wird durch Natronlauge Tiolett, Salzsäure erzeugt darin
einen blauen Niederschlag. Konz. Schwefelsäure gibt eine blaue Lösung;
beim Verdünnen mit Wasser tritt ein rotblauer Niederschlag auf.
Ungeheizte Baumwolle wird direkt graublau gefärbt. Nach dem
Diazotieren und Kuppeln mit geeigneten Entwicklern, wie ^-Naphthol
und Resorcin, entsteht ein sattes Schwarz.
IHafninschW€Mrz B H aus 1 Mol. Benzidin, 1 Mol. Amidonaphthol-
sulfosäure G und 1 Mol. Amidonaphtholsulfosäure H.
ß-IHamiiwchwarz B (Rev. Gener. Mat. Color. 1900, 6) (Cassella).
Bläulichgraues Pulver, das sich in Wasser mit rötlichblauer Farbe leicht
auflöst. Salzsäure und Natronlauge erzeugen in der wäßrigen Lösung blaue
Niederschläge. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine blaue Lösung, aus
der beim Yerdönnen der Farbstoff in blauen Flocken wieder ausüült.
Färbt Baumwolle direkt. Durch Diazotieren auf der Faser und
Entwickeln mit ^-Naphthol entsteht ein sehr wasch- und lichtechtes
Blauschwarz.
Entstanden durch
Handelsprodukt
Diazotieren von
Und kombinieren mit
Azoviolett
Dianisidin
1 Mol.
. Naphthionsänre
1 -
ft-Naphtholsolfosänre NW
Heliotrop B
id.
2 -
Äthjl-/3-naphthjiaminsalfo8äure F
Rosazarin G
Tolidin
2 -
-
id. B
id.
2 -
d
KoDgo-Korinth G
Benzidin
1 .
Naphthions&are
1 -
o-Naphtholsolfosäure NW
Heliotrop 2 B
id.
1 -
/^Naphthobalfo0äare B
1 -
«-Naphtholsolfosäure Seh
Kongoyiolett
id.
2 -
^Naphthobolfosfture B '
Azoorsellin
id.
2 -
o-Naphtholsnlfos&ure NW
Diaminviolett N
id.
2 -
Amidonaphtholsolfos&ure G
(in saarer Lösung)
Oxam in violett
, id.
2 -
^i-Amido-aj-naphthol-z^^-solfo-
säure (in alkalischer Lösong)
Gljcinkorinth
id.
2 -
Naphthjigijcin
Hessisch- Violett
Diamidostilben-
1 -
o-Naphthylamin
disalfos&are
1 -
i^-Naphthol
Diaminblaa B B
Benzidin
2 -
Amidonaphtholdisolfos&are H
(in alkalischer Lösong)
Tetrazo&rbstoffe aas Benzidin etc.
1019
Handelsprodvkt
Entstanden durch
Diaxotieren Ton
Und kombinieren mit
Azoblau
ToUdin
2 -
a-NaphtholaulfosAure NW
Diaminblaa B X
id.
1 -
-
1
1 -
Amidonaphtholdiaulfosäare H
(in alkalischer Lösung)
id. 3B
id.
2 -
Amidonapiitholdisulfosäare H
(in alkalischer Lösung)
Ozaminblau R
id.
1 -
o-Naphtholsulfosäure NW
1 -
^1 - A mido - «3 - n aphthol -ßi' snlfo-
sänre (in alkalischer Lösung)
^nzoaznrin 3 G
Diasinidin
2 -
a^Naphtholsulfos&ure G
irillantazaiin 5 G
id.
2 -
DioxynaphthalinRulfosäure S
:)irektblaa B
id.
1 .
a-Naphtholsttlfosäore NW
1 -
Dioxjnaphthoemonosntfos&ure
)iamiTiblau B
Äthoxybenzidin
1 -
/{-Naphtholdisalfosäure cT
1 .
a-Naphtholsulfosäare NW
rljclnblau
Benzidinsalfon
2 -
«-Naphthylglycin
rapbthjlblaa 2 B
Benzidindikar-
2 -
Benzoyl-l-amido-8-naphthol-5-mo-
bonsäure
nosulfosäure
)irektgrau R
Benzidin
2 .
Dioxynaphthoesulfosänre
.zoschwarzblaa
Tolidin
1
m-Oxydiphenylamin
1
Amidonaphtholsolfosänre H
zomaaye B
id.
1 -
A-Naphthjlamin
1 ■•
Amidonaphtholsolfosänre H
(in alkalischer Lösang)
irektblau R
id.
1
a-Naphtholsalfosäare NW
1
Dioxjnaphthoesulfosäure
irektgrau B
id.
2 -
-
iaminblauschwarz £
Athoxjbenzidin
1 -
^-NaphtholdisulfosSure cT
X "
Amidonaphtholsnlfos&are G
(in alkalischer Lösang)
aminschwarz B o
id.
2 -
Amidonaphtholsnlfos&ure G
(in alkalischer Lösung)
olettschwarz
Acetanilid
1 -
a-Naphtholsulfosäore NW
(Abspalten der Acetylgruppe, Di-
azotieren des Zwischenproduktes
und Kombinieren mit 1 Mol. er-
Naphthjlamin)
izoschwarz
Benzidin
2 -
o-Naphthjlaminsulfos&ure L
izobrillaDtschwarz
Tolidin
2 -
-
izarm
Dianisidin
2 -
-
Ferner: Diaminschwarz B H; Diamintiefschwarz SS, 00; Diamin-
iwarzblau B ; Oxydiamintiefschwarz N, NR, SOOO ; Diazoblauschwarz
1020 OrgaDische Farbstoffe.
RS; Direkttiefschwarz R, T; Direktblauschwarz B; Kolumbiaschwarz:
Nyanzascbwarz; Taboraschwarz ; Sambesiscliwarz B R.
Sanibe^i'IndigiMau M (Rev. Gener. Mat. Color. 1900, 64) (Ber-
liner Aktieogesellschaft). Dunkel violettes Pulver, das sich in Wasser
mit violettschwarzer Farbe auflöst. Salzsäure erzeugt in der wäßrigen
Lösung einen blauen, Natronlauge einen schwarzvioletten Niederschlag.
Mit konz. Schwefelsäure bildet sich eine grünlichblaue Lösung, aus der
beim Verdünnen mit Wasser der FarbstoflP als blauer Niederschlag ausflült.
Färbt Baumwolle direkt und erzeugt darauf durch Diazotieren und
Entwickeln mit y9-Naphthol ein etwas rotstichiges, wasch-, säure- und
alkaliechtes Dunkelblau.
Rosanthrene O, M, A, B, C B (G. f. eh. J.) sind Diazotierungs-
farbstoffe mit lebhafter türkischrotähnlicher Nuance von guter Wasch-
und Säureechtheit. Sie werden mit Glaubersalz, Soda und Seife gefärbt,
diazotiert und mit )9-Naphthol entwickelt.
Ihre Darstellung erfolgt durch Kuppeln von Diazoverbindungen mit
m-Amidobenzoyl-Amidonaphtholsulfosäuren.
Sulfonazurin entsteht aus Benzidinsulfondisulfosäure und 2 Mol.
Phenyl-y^-Naphthylamin. Das Handelsprodukt stellt ein graublaues
Pulver dar, das in Alkohol und Wasser mit blauer Farbe löslich ist. Salz-
säure fällt aus der wäßrigen Lösung einen blauen Niederschlag, Natron-
lauge ebenfalls. Konz. Schwefelsäure löst den Farbstoff mit violetter Farbe:
beim Verdünnen mit Wasser scheiden sich schwarzviolette Flocken aus.
Eignet sich mehr zum Färben von Wolle (mit Glaubersalz und
essigsaurem Natron) als zum Färben von Baumwolle.
Ihm nahe verwandt sind Brillantsulfonazurin, Sulfoncyanine,
Sulfonbraun und wahrscheinlich auch die nachstehenden Farbstoffe.
Sulfim8äurehlau B (Bayer) (Rev. Mat. Col. 1898, 26) stellt ein
blaues, in Wasser mit violettblauer, in Alkohol mit blauer Farbe lös-
liches Pulver dar. Salzsäure verändert die Farbe der wäßrigen Lösung
in Grünlichblau, Natronlauge in Rot. Kx)nz. Schwefelsäure gibt eine blaue
Lösung, die beim Verdünnen grünlichblau wird.
Die Wolle wird gefärbt in einem Bade mit Glaubersalz und
Essigsäure.
SulfimMureblau B (Bayer) (Rev. Mat. Col. 1898, 26) ist dem
vorigen ähnlich. Das blaue Pulver löst sich in Wasser mit blauer Farbe;
Salzsäure macht die Lösung grünlichblau, Natronlauge hellrot. Die Lö-
sung in konz. Schwefelsäure ist blau.
8. Polyazofarbstoffe.
BenzoschwarsMau O (Bayer) (aus 1 Mol. Benzidindisnlfosäure,
1 Mol. a-Naphtholsulfosäure NW und 1 Mol. ^-Naphthyhimin; das ent-
Polyazofarbstofife. 1 02 1
standene Zwischenprodukt wird ^eder diazotiert und mit einem weiteren
Molekül a-Naphtholsulfosäure NW gekuppelt). Das Handelsprodukt ist
ein schwarzes Pulver, das in Alkohol unlöslich ist, sich aber mit blau-
schwarzer Farbe in Wasser auflöst. Salzsäure erzeugt in der wäßrigen
Lösung einen schwarzblauen Niederschlag; Natronlauge färbt blau. Mit
konz. Schwefelsäure entsteht eine schwarzgrüne Lösung; beim Verdünnen
tritt ein Niederschlag auf.
Baumwolle wird direkt schwarzblau angefärbt.
BenzaschwaTasbUiu R leitet sich vom Tolidin ab und ist dem
vorigen ähnlich.
Benzoschivarz 6 O (Bayer) ist:
_ .,. ,. ,- o-Naphthylamin-Dioxynaphthalindisulfosäure S
Benzidmdisulfosäure^ -rv- i.xi. i» j- ü« »* o
Dioxynaphthalindisulfosäure o.
IHrektschwarz V (Sandoz). Das Handelsprodukt ist ein grau-
schwarzes Pulver, das in Wasser mit violettschwarzer Farbe löslich ist.
Salzsäure gibt in der Lösung einen blauschwarzen Niederschlag. Natron-
lauge macht rot violett.
Konz. HgSO^: Blau, beim Verdünnen blauscbwarzer Niederschlag.
Ungeheizte Baumwolle wird aus neutralem oder schwach alkalischem
kochenden Bade unter Zusatz von 15 Proz. Kochsalz oder kalz. Glauber-
salz in mauvegrauen bis schwarz violetten Nuancen gefärbt. Es läßt sich
ferner nach Diazotierung auf der Faser mit /9-Naphthol zu Dunkelmarine-
blau, mit Diaminen zu Blauschwarz entwickeln.
ChUyranUn8chwarx N (ß^kndiOz), Ist ein dunkelbronzeglänzendes
Pulver. Lösung in Wasser dunkelblaugrün; Salzsäure gibt in derselben
einen blauen, Natronlauge einen blaugrünen Niederschlag.
Konz. Hg SO4: Blau, beim Verdünnen blauer Niederschlag. Gibt
auf ungeheizte Baumwolle, sowie Halbwolle und Halbseide in hellen
Nuancen graue, in 5 — 6-proz. dagegen grünlichschwarze Färbungen.
Benzograu (Bayer):
„Salizylsäure
~ ~~~a-Naphthylamin - a - Naphtholsulfosäure N W.
Baumwolle wird grau angefärbt. Der Farbstoff stellt ein grauschwarzes,
in Wasser mit rotbrauner Farbe lösliches Pulver dar. Natronlauge
bewirkt keine Veränderung; Salzsäure erzeugt einen schwarzen Nieder-
schlag. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine blaue Lösung, aus der beim
Verdünnen mit Wasser der Farbstoff in schwarzen Flocken gefällt wird.
Ißenzoindigblau (Bayer):
^ Dioxynaphthalinsulfosäure S
"" ~a-Naphthylamin-Dioxynaphthalinsulfosäure S
ist ein graues, in Wasser leicht mit violetter Farbe lösliches Pulver;
durch Natronlauge wird die wäßrige Lösung rotviolett; Salzsäure er-
1022 Organische Farbstoffe.
zeugt einen blauvioletten Niederschlag. Konz. Schwefelsäure gibt eine
graublaue Lösung, aus der beim Yerdttnnen violettblaue Flocken nieder-
geschlagen werden.
Färbt Baumwolle indigoblau.
Hierher gehören auch Benzomarineblau, Benzocyanin und
Kongoechtblau.
ToiedoUau V (Leonhardt) (Rev. Mat. Col. 1898, 419) gehört
wahrscheinlich auch in diese Gruppe; ist ein graublaues, schon in kaltem
Wasser leicht mit blauer Farbe lösliches Pulver. Natronlauge bewirkt
in der wäßrigen Lösung keine Yer&ndenmg, wfthreiLd Salzsäure darin
einen blauen Niederschlag erzeugt. Mit konz. Schw^lsftnr« wird eine
grünlichschwarze Lösung erhalten, die beim ZugieBen von Waaaer eine
yiolettrote, dann rote Farbe annimmt und schlieBlich einen 8chmatxi|p^
grauen Niederschlag ergibt.
Färbt Baumwolle direkt unter Zusatz von Glaubersalz und Soda
oder Seife zum Bade.
Ace^lenMau 6 B, 3 B, B X, 8 R (Ges. f. ehem. Ind.) (Rev. Mai.
Col. 1899, 249) färben Baumwolle direkt aus neutralem Bad in Gegen-
wart von Glaubersalz. Lösen sich in kaltem Wasser mit blauer, bezw.
violetter Farbe. Salzsäure erzeugt in den wäBrigen Lösungen Nieder-
schläge von blauer, bezw. rötlichblauer (3 R) Farbe. Natronlauge ist
auf 6 B ohne Wirkung; die Lösung von 3 B wird rötlicher, diejenige
von B X rotblau und diejenige von 3 R rot. Konz. Schwefelsäure gibt
eine grünlichblaue (6 B) oder bläulichgrüne (3 B) oder blaue (B X und
3 R) Lösung.
Indigenblau B B, B, B (Ges. f. ehem. Ind.) (Rev. Mat. Col. 1899,
249) sind nach dem Typus
_ ,. ^Amidonaphtholsulfosäure-Eresidin
Paradiamxn-:- .^t i_xi_ i u? ••
Naphtholsulfosaure
zusammengesetzt und gleichen in ihrem Verhalten den Diaminogenfarb-
Stoffen. Sie werden auf kochendem Bade mit Kochsalz oder 61auber>
salz und wenig Seife oder Soda gefärbt. Die direkten Färbungen sind
matt und bieten kein Interesse. Durch Diazotieren und Kuppeln mit
;9-Naphthol erhält man aber grünstichig- bis rotstichigblaue Töne.
IHrekUndmMau B (Sandoz) ist ein blauschwarzes Pulver. Lö-
sung in Wasser blauschwarz; Salzsäure gibt eine dunkelblaue Fällung;
Natronlauge: Violette Lösimg; konz. H3SO4: Blau, beim Verdünnen
dunkelblaue Fällung.
Gibt mit 2 Proz. Soda und 15 Proz. Glaubersalz oder Kochsalz
aus kochendem Bade auf ungeheizte Bamnwolle graublaue bis indigo-
blaue Färbungen von guter Wasch- und Lichtechtheit; die Färbungen
sind etwas rotstichiger als diejenigen von Diaminschwarz BH und lassen
Poljazofarbstoffe. 1023
sich wie letztere auf der Faser durch Diazotierong und Entwickeln mit
Phenolen und Aminen in vollkommen wasch- und gut lichtechte Dunkel-
blau und Schwarz übeiffihren.
M0ioff€tMau BH (Sandoz). Blauschwarzes Pulver, das sich in
Wasser mit blauvioletter Farbe löst. Mit Salzsäure entsteht in der
Lösimg ein violetter Niederschlag. Natronlauge macht die Lösung
violett.
Hg SO4: Blau, beim Verdünnen blauvioletter Niederschlag. Melogen-
blau B H färbt aus neutralem oder schwach alkalischem Bade unter
Zusatz von 20 — 30 Proz. Kochsalz oder Glaubersalz auf ungeheizte
Baumwolle Indigoblau etwas grünstichiger als Diaminschwarz B H.
Diese direkten Färbungen geben bei Diazotierung und nachheriger Ent-
wickelung mit ;9-Naphthol bei 1 — 2 Proz. Farbstoff ein schönes Grau,
bei Anwendung von 6 Proz. Melogenblau B H ein tiefes, ziemlich grün-
stichiges Schwarz von vollkommener Wasch- und sehr guter Licht-
echtheit.
CMoramifMau 3 O und H W* Dunkelbronzeglänzendes Pulver,
in Wasser mit blauer Farbe löslich« Salzsäure und Natronlauge geben
blaue Färbung.
Hj SO4: Blau, beim Verdünnen violettblauer Niederschlag.
Die Marken 3 G und H W geben, wie Chloramingrün gefärbt, auf
ungeheizter Baumwolle 3 G ein grünstichiges, H W mehr ein schwarz-
stichiges Blau imd eignen sich vorzüglich zur Färberei gemischter
Gewebe.
Azokarinth (Oehler) ist:
ddophenolsulfosäure III
Tolidin:^-__ . -i^i- .. t>
Azonaphthionsaure-Kesorcm.
Das Handelsprodukt stellt ein schwarzbraunes Pulver dar, das in
Wasser mit braunroter Farbe löslich ist. Natronlauge macht die Lösung
mehr violettrot; Salzsäure erzeugt einen rötlichbraunen Niederschlag.
Mit konz. Schwefelsäure bildet sich eine violettblaue Lösung, die beim
Verdünnen einen braunen Niederschlag gibt. Ungeheizte Baumwolle wird
braunviolett gefärbt.
JDiaminhronze (Gassella):
^^Salizylsäure
^ Amidonaphtholdisulfosäure - H - m - Pheny lendiamin.
Das Handelsprodukt ist ein schwarzes Pulver, das sich in heißem
Wasser mit brauner Farbe auflöst. Natronlauge macht die Lösung
heller, Salzsäure erzeugt einen braunen Niederschlag. Mit konz. Schwefel-
säure entsteht eine braunviolette Lösung, aus der beim Verdünnen mit
Wasser ein dunkler Niederschlag präzipitiert wird.
Färbt ungeheizte Baumwolle braun.
X024 Organische Farbstoffe.
BenzaoUve (Bayer):
^.Salizylsäure
"~~ ^a-Naphthy lamin - Amidonaphtholdisulfosäure H.
Ungebeizte Baumwolle wird in olivgrünen Tönen angefärbt. Bas
Handelsprodukt ist ein schwarzes, in Wasser mit dunkelgrüner Farbe
lösliches Pulver. Natronlauge macht die Lösung braun, Salzsäure fallt
den Farbstoff in schwarzgrünen Flocken. Mit konz« Schwefelsäure bildet
sich eine violette Lösung; beim Verdünnen entsteht ein grünschwarzer
Niederschlag.
Hierher zu zählen sind wahrscheinlich auch:
Diphenylgelb (G^igy) (Kev. Mat. Col. 1898, 68), ein hellrotbraunes
Pulver; die Lösung in Wasser ist trübe und braungelb; mit Salzsäure
entsteht eine dunklere Lösung, desgleichen mit Natronlauge. Mit kons.
Schwefelsäure entsteht eine rotbraune Lösung.
Färbt Baumwolle direkt unter Zusatz von Glaubersalz aus kochendem
Bade hellgelb. Durch Nachbehandlung mit Ealiumbichromat wird die
Färbung alkaliecht.
IHphenylearanin G (Geigy) (Rev. Mat. Col. 1898, 68) stellt ein
hellrotbraunes, in Wasser mit hellgelber Farbe lösliches Pulver dar. Die
Lösung wird durch Natronlauge nicht verändert; durch Salzsäure aber
etwas heller. In konz. Schwefelsäure löst sich der Farbstoff mit rot-
brauner Farbe.
Mekanggeib G (Durand):
BenzidinrC^Salizylsäure
~~Dioxydiphenylmethan
Benzidinidg^lj^ylgj.^^^
färbt Baumwolle im Seifenbade grünstichiggelb. Ist ein braunes, in
Wasser mit gelblichbrauner Farbe lösliches Pulver. In der wäßrigen
Lösung erzeugt Salzsäure einen braunen Niederschlag; Natronlauge macht
die Lösung röter. Konz. Schwefelsäure gibt eine violette Lösung, die
auf Zusatz von Wasser sich durch Ausscheiden brauner Flocken trübt.
Ahnliche Farbstoffe liegen im Mekonggelb R und Azoo ränge R
derselben Firma vor.
Chrombenz^^Mraun 3 B (Bayer) (Rev. Mat. Col. 1898, 421). Das
Handelsprodukt ist ein graues Pulver, welches in Alkohol wenig, leicht
dagegen in Wasser mit orangebrauner Farbe löslich ist. Salzsäure gibt in
der wäBrigen Lösung einen braunen, Natronlauge einen rotbraunen Nieder-
schlag. In konz. Schwefelsäure löst sich der Farbstoff mit blauer Farbe:
durch Verdünnen mit Wasser wird ein blauer Niederschlag gebildet.
Auf Zusatz von Zinnsalz und Salzsäure entsteht zuerst ein brauner
Niederschlag, der allmählich violettschwarz wird und sich in der Säure
auflöst.
Polyazofarbstoffe. 1025
Eignet sich zum Färben der ungeheizten Baumwolle. Durch Nach-
behandlung mit Kaliumbichromat und Kupfervitriol entstehen sehr wider-
standsfähige Färbungen.
Trisulfimbraun B (Sandoz). Graubraunes Pulver, das in
Wasser mit kaffeebrauner Farbe löslich ist. Durch Salzsäure entsteht
ein schwarzbrauner Niederschlag. Natronlauge macht rotbraun.
H, SO4: Blauviolette Lösung, beim Verdünnen dunkelbrauner
Niederschlag.
Trisulfonbraun B gibt mit 2 Proz. Soda und 15 — 20 Proz. Kochsalz
gefärbt auf ungeheizter Baumwolle schön kaffeebraune Nuancen von guter
Wasch- und Lichtechtheit, die durch Nachbehandlung in kochendem
Bade mit 1 Proz. Bichromat und 2 Proz. Kupfersulfat noch wesentlich
verbessert werden können.
Aus neutralem Bade wird Halbwolle und auch Halbseide ziemlich
gleichmäßig angefärbt; die animalische Faser etwas gelbstichiger.
Trigulfonbraun G und GO sind zwei gelbstichigere Marken
mit im übrigen ähnlichen Reaktionen imd derselben Verwendung.
Oocydiamiwyrange G und J( (Cassella) (Rev. Mat. Col. 1899, 249)
stellen braunrote Pulver dar, die sich in kaltem Wasser schwer, leichter
in heiBem mit gelblichbrauner Farbe lösen. Salzsäure erzeugt einen
orangebraunen, Natronlauge einen gelblichbraunen Niederschlag. Die
Lösung in konz. Schwefelsäure zeigt eine orangebraune Farbe, die auf
Zusatz von Wasser gelbbraun wird, indem schließlich ein orangebrauner
Niederschlag ausfällt.
Sind Substantive Baumwollfarbstoffe, können aber auch auf Wolle
und Seide gefärbt werden.
IHanUnffrUn (Cassella). Zu dessen Darstellung wird p-Nitro-
diazobenzol gekuppelt mit 1 Mol. Amidonaphtholsulfosäure H, die ent-
standene Verbindung sodann mit 1 Mol. Tetrazodiphenyl und letzteres
Zwischenprodukt mit 1 Mol. Salizylsäure.
Das Handelsprodukt ist ein schwarzes Pulver, das in Alkohol und
Wasser mit grüner Farbe löslich ist. Natronlauge macht gelber; Salz-
säure erzeugt einen dunkel gefärbten Niederschlag; konz. Schwefelsäure
bildet eine violette Lösung, aus der durch Wasser ein blauschwarzer
Niederschlag gefällt wird. Färbt ungeheizte Baumwolle grün.
Ein ähnliches Produkt li^gt im Kolumbi agrün der Berliner
A. f. Anilinfabrikation, wahrscheinlich auch im Eboligrün (Leonhardt)
und im
Benzodunk^ffrünB (Bayer) (Rev.Mat. Col. 1899, 56) vor; letzteres
bildet ein grauschwarzes, schon in kaltem Wasser mit dunkelgrüner Farbe
lösliches Pulver; ist in Alkohol mit blaugrüner Farbe löslich. Durch
Natronlauge wird die Farbe der Lösung violettschwarz ; Salzsäure erzeugt
Unienuchungen. 5. Aufl. III. ^
1026 Organische FarbstoflTe.
einen blauen, überschüssige Säure einen schwarzen Niederschlag. In konz.
Schwefelsäure löst sich der Farbstoff mit blauer Farbe, beim Verdünnen
entsteht ein schwarzer Niederschlag. Eine Mischung von Zinnchlorür
imd Salzsäure gibt einen- blauen, dann schwarz werdenden Niederschlag,
der sich beim Erwärmen unter Entfärbung langsam auflöst.
Baimiwolle färbt sich in einem Bade mit 10 — 15 Proz. Glauber-
salz bei Eochhitze (1 Stunde) in dunkelgrünen Tönen. Kann mit Zinn-
salz und Zinkstaub geätzt werden. Eignet sich auch gut zum Färben
YOn Halbwolle aus neutralen, mitXrlaubersalz yersetzten Bädern. Kann
auch für Seide und Wolle gebraucht werden.
CMoratningrün (Sandoz), ein dunkles, leicht bronzeglänzendes,
in Wasser mit dunkelgrüner Farbe lösliches Pulyer. Salzsäure erzengt
in der wäßrigen Lösung einen violetten Niederschlag; Natronlauge
macht schwarzgrün.
H3SO4: Violette Lösung, beim Verdünnen violetter Niederschlag.
Chloramingrün B gibt aus neutralem oder schwach alkalischem Bade
auf ungeheizte Baumwolle blaugrüne, erheblich lebhaftere Nuancen als
Diamingrün B und zeichnet sich vor letzterem Produkt auch durch
größere Alkaliechtheit vorteilhaft aus.
Aus neutralem Bade erhält man auf Halbseide und Halbwolle
schön gleichmäßige Färbungen; bei zu schnellem Anheizen fallt die ani-
malische Faser etwas dunkler aus.
Hierher gehören wahrscheinlich auch die folgenden Farbstoffe:
Poiyphenylacfnüarz (Geigy).
IHrekMefgchtvarz G (Rev. Mat. Gol. 1899, 124) ist ein grau-
schwarzes Pulver, welches selbst in kaltem Wasser mit braunschwarzer
Farbe ]Öslich ist. Wird die wäßrige Lösung mit Salzsäure versetzt, so
entsteht ein violettschwarzer Niederschlag. Natronlauge gibt eine
schmutzig-violettschwarze Fällung. In konz. Schwefelsäure löst sich
der Farbstoff mit blauer Farbe, durch Wasserzusatz wird er in violett-
schwarzen Flocken gefällt.
Ist ein substantiver Farbstoff- und zum Färben von Baumwolle,
Halbwolle imd Jute geeignet. Dem Färbebad setzt man 10 Proz. Koch-
salz (für Baumwolle) zu und kocht 1 Stunde ; Halbwolle wird mit 15 bis
20 Proz. Kochsalz oder 20 — 25 Proz. Glaubersalz 1*/, — 2 Stunden kochend
gefärbt. Der Farbstoff kann auf der Faser diazotiert werden.
IHrektHefachwarz BW (Bayer) (Rev. Mat. Col. 1899, 125). Graues,
schon in kaltem Wasser leicht mit violettschwarzer Farbe lösliches Pulver.
Salzsäure erzeugt in dieser Lösung einen violettschwarzen, Natronlauge
einen rotstichig blauen Niederschlag. Ist in konz. Schwefelsaure mit
blauer Farbe löslich; Zusatz von Wasser gibt einen rötlichblauen Nieder-
•schlag.
Polyazofarbstoffd. 1027
Baumwolle wird auf kochendem Bade unter Zusatz von 5 — 15 Proz.
Kochsalz violettschwarz gefärbt. Wird auch zum Färben von Leinen
und namentlich von Jute empfohlen. Kann mit Zinnsalz und Zinkstaub
geätzt werden. Eignet sich auch zum Grundieren für Anilinschwarz.
DirektUefM^fvanc B (Bayer) (Rey. Mat. Gol. 1898, 418) ist ein
schwarzbraunes Pulver, das sich in kaltem Wasser schwer, jedoch leicht
in heiBem Wasser mit braunschwarzer Farbe auflöst. Salzsäure erzeugt
in der wäßrigen Lösung einen yiolettschwarzen Niederschlag, während-
dem Natronlauge die Farbe ins Blauschwarze zieht. Konz. Schwefel-
säure löst den Farbstoff mit blauer Farbe; beim Verdünnen der Lösung
mit Wasser wird der Farbstoff gefällt.
Wird auf Baumwolle unter Zusatz von Kochsalz zum Bade gefärbt.
I>ir€kMau9ch/warz 2B (Bayer) (Key. Mat. GoU 1899, 248).
Braunschwarzes Pulver, das in kaltem Wasser wenig, in heißem dagegen
leicht mit blauschwarzer Farbe löslich ist. Durch Natronlauge und
durch Salzsäure werden in der wäßrigen Lösung blaue Niederschläge
erzeugt. Konz. Schwefelsäure gibt eine blaue Lösung, die beim Ver-
dünnen durch Wasser getrübt wird.
Ungeheizte Baumwolle wird in Gegenwart von Glaubersalz und
etwas Soda in schwarzblauen Tönen von großer Lebhaftigkeit angefärbt.
Bl^utosehwarz (Bayer).
Karbidschwar» B O (Ges. f. ehem. Ind.) (Rev. Mat. Gol. 1899, 57)
ist ein in Alkohol unlösliches, dagegen in kaltem und namentlich in
heißem Wasser mit yiolettschwarzer Farbe lösliches, graues Pulver.
Salzsäure gibt einen violettschwarzen Niederschlag, Natronlauge eine
bläulichrote Lösung. Mit konz. Schwefelsäure bildet sich eine blaue
Lösung, aus der beim Verdünnen ein blauschwarzer Niederschlag aus-»
fallt. Zinnsalz und Salzsäure geben einen blauschwarzen Niederschlag,
der sich allmählich in der Säure unter Entfärbimg auflöst.
Baumwolle wird in Gegenwart von Kochsalz blauschwarz angefärbte
Die Färbungen sind wenig echt.
Karbid9chwa/rz BI scheint etwas bessere Eigenschaften zu
besitzen.
BSbeiMchwa/tx (Ges. f. ehem. Ind.) (Rev. Mat. Gol. 1899, 56) besteht
aus einem Gemisch eines schwarzbraunen und geringer Mengen eines
blauen Farbstoffes, das in Alkohol unlöslich, dagegen schon in kaltem
Wasser mit schwarzblauer Farbe löslich ist. Durch Salzsäure wird ein
blauer, durch Natronlauge ein schwarzblauer Niederschlag erzeugt. Mit
konzentrierter Schwefelsäure entsteht eine blaue Lösung, aus welcher
beim Verdünnen mit Wasser der Farbstoff in . blauen Flocken geÜLllt
wird. Eitle Mischung von Zinnsalz und Salzsäure erzeugt zuerst einen
blauen Niederschlag, der sich aber bald unter Entfärbung auflöst.
65»
1028 Organische Farbstoffe.
Soll zum Färben yon Baumwolle und Halbwolle dienen. Aus
einem Bade von Soda und Glaubersalz erhält man auf erstere grün-
schwarze Töne; die Färbungen sind diazotierbar.
IhinkelUauSB (Bayer) (Rev. Mat. Gol. 1899, 124) stellt ein grau-
schwarzes Pulver dar, das sich schon in kaltem Wasser mit violett-
schwarzer Farbe auflöst. Salzsäure erzeugt in der wäBrigen Lösung
einen blauschwarzen, Natronlauge einen violettschwarzen Niederschlag.
Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine blaue Lösung, in welcher beim
Verdünnen mit Wasser ein blauer Niederschlag auftritt.
Färbt Baumwolle direkt in einem Bade mit 10 Proz. Glaubersalz
und 1 Proz. Soda und gibt namentlich beim Biazotieren auf der Faser
und Kombinieren mit y9-Naphthol u. s. w. waschechte Färbungen.
JHaxoUau SM (Bayer) (Rev. Mat. Gol. 1899, 419) ist ein substan-
tiver Baimiwollfarbstoff, dessen direkte Färbungen jedoch keinen Wert
haben. Dagegen liefert er durch Diazotieren auf der Faser und Kuppeln
mit y9-Naphthol ein rotstichiges, sehr reines Blau, das namentlich in
Verbindung mit Diazoindigoblau B zur Erzeugung indigoähnlicher Nuancen
geeignet ist. Gefärbt wird mit Kochsalz.
Bas Handelsprodukt ist ein dunkelbraunes Pulver, das in Wasser
mit rötlichblauer Farbe löslich ist. Salzsäure gibt in der wäBrigen
Lösung eine blaue Fällung; Natronlauge färbt die Lösung gelblichrot.
In konz. Schwefelsäure löst sich der Farbstoff mit blauer Farbe; beim
Verdünnen mit Wasser bildet sich ein blauer Niederschlag.
KöiunMasehwarz FF extra (Aktiengesellschaft Berlin) (Rev. Mat.
Gol. 1899, 284) ist ein braunschwarzes Pulver, das in Wasser mit violett-
schwarzer Falrbe, in Alkohol unlöslich ist. Natronlauge und Salzsäure
erzeugen in der wäßrigen Lösung violette Niederschläge. Konz. Schwefel-
säure gibt eine blaue Lösung, die beim Verdünnen mit Wasser durch
das Auftreten eines violetten Niederschlages getrübt wird. Zinnsalz und
Salzsäure erzeugen einen violetten Niederschlag, der sich in der Kälte
langsam unter Entfärbung auflöst.
Färbt Baumwolle mit Glaubersalz und Soda in der Siedehitze
blauschwarz.
Hier an zuschließen sind einige Farbstoffe, welche durch Einwirkung
von Biazo- und Tetrazoverbindungen auf Phenylen- resp. Toluylendiamin
und deren Sulfosäuren entstehen, und welche ungeheizte Baumwolle braun
Hlrben:
Töluylenbraunf Benzobraun G, KiUeiAuhraun, JSetUMHiMidM-
braun, Benzoaclwüarzbraun, IHrektbraun T, IHam4$%kaiechin,
braun, Lederbraun u. a. m.
Azofarbstoffe für Zweibad verfahren. 1029
Azofarbstoffe, welche sich für das sog. „Zweibadverfahren''
eignen.
•
Bei diesem Verfahren werden die auf der Faser fixierten Färb*
Stoffe mit Diazolösungen gekuppelt. Die erste Färbung geschieht, wie
üblich, mit Glaubersalz und Soda u. s. w. Darauf zieht man die Ware
bei gewöhnlicher Temperatur ca. Y, Stunde durch ein Diazobad (in der
Eegel p-Nitrodiazobenzolchlorid). Dadurch erhält man besonders licht-
und waschechte, meist auch sattere Färbungen.
An Farbstoffen, welche sich zu solchen Zwecken eignen, sind zu
nennen: Primulin, Chloraminorange, Benzobraun, Toluylenorange, Direkt-
schwarz, Plutoschwarz, Chicagoblau, Chrjsamin, Eongobraun, Kolumbia-
braun, Chromanilbraun K 2 G, Sambesischwarz D R, 0, Kolumbiaschwarz
u. a. m.
Yon mehreren Firmen werden besondere Marken in den Handel
gebracht, z. B.
DiaminnUrazoibraun G, B, MD, BD (Cassella). Die Marken
R D und B D können auch ohne nachheriges Kuppeln gebraucht werden.
Benxanitrolbraun O (Ba^rer) (Rev. Mat. Col. 1898, 460). Das
Handelsprodukt ist ein braunes Pulver, das in Alkohol wenig, in heißem
Wasser mit orangebrauner Farbe löslich ist. Salzsäure erzeugt in der
wäßrigen Lösung einen blauroten, Natronlauge einen orangeroten Nieder-
schlag. .In konz. Schwefelsäure löst sich der Farbstoff mit blauer Farbe;
beim Verdünnen der Lösxmg mit Wasser bildet sich ein blauschwarzer
Niederschlag.
Färbt ungeheizte Baumwolle direkt, doch bieten diese Färbungen
kein praktisches Interesse.
Behandelt man dieselben jedoch in einem Bade yon p-Nitrodiazo-
benzol, so wird deren Echtheit bedeutend gehoben.
Benzan4!trölbraun ;9Ä (Bayer) (Rev. Mat. Col. 1898, 460) ist ein
analoger Farbstoff, der ebenfalls zum- Kuppeln mit p-Nitrodiazobenzol
auf der Faser bestimmt ist.
Findet sich im Handel in Form eines bronzeglänzenden, braunen
Pulvers, das in kaltem Wasser wenig, leichter in heißem Wasser mit
orangebrauner Farbe löslich ist. Salzsäure erzeugt in der wäßrigen
Lösung einen braunen, Natronlauge einen orangebraunen Niederschlag.
Hit konz. Schwefelsäure entsteht eine bläulichrote Lösung, die beim
Yerdtüinen mit Wasser einen blauen Niederschlag gibt, der durch einen
Überschuß von Wasser schließlich eine rotbraune Farbe annimmt.
BenxonUrcMunke^^aun N (Bayer).
Benxw^UröHn^aun 5B (Bayer) (Rev. Mat. Col. 1898, 421). Das
Handelsprodukt ist ein braunes, in warmem Wasser leicht mit gelblich-
1030 OrgaDische Farbstoffe.
brauner Farbe lösliches Pulyer. In der wäfirigen Lösung erzeugt Salz-
säure einen gelblichbraunen Niederschlag. Natronlauge macht die Lösung
mehr orangegelb. Konz. Schwefelsäure gibt eine blaue Lösung, aus der
durch Wasser ein braunschwarzer Niederschlag gefallt wird. Zinnsalz
und Salzsäure geben zuerst einen gelbbraunen Niederschlag, der sich
allmählich löst; beim Sieden wird die Lösung entfärbt. In Alkohol
wenig mit bräunlichgelber Farbe löslich.
Wird mit Soda und Glaubersalz gefärbt. Durch Nachbehandlung
mit Kaliumbichromat und Kupfervitriol wird die Echtheit bedeutend
erhöht.
Hierher zu zählen ist auch BianilschwarzPR (Höchst), identisch
mit Kubaschwarz R (Petersen), Naphthylaminindigo RF und
Naphthylamintiefblau R (Kalle).
9. Azooxystilbenflarbstoffe«
Zu den Azofarbstoffen können auch die Azooxystilbensulfosäure
und deren Abkömmlinge gezählt werden.
Sannengeib, Kurkumin S u. a.m. büden sich beim Erwärmen
von p-Nitrotoluolsulfosäure mit Natronlauge« Die Handelsprodukte
stellen braune Pulver dar, die in Alkohol unlöslich siad, sich aber in
Wasser leicht mit rotgelber Farbe auflösen« In der wäßrigen Lösung
erzeugen Salzsäure und Natronlauge braungelbe Niederschläge. Konz.
Schwefelsäure löst die Farbstoffe mit rotvioletter bezw. roter FärboBg:;
beim Verdünnen wird der Farbstoff präzipitiert.
Färben ungeheizte Baumwolle in Gegenwart von Kochsalz, Seide
und Wolle aus saurem Bade in goldgelben Nuancen.
Ähnliche Farbstoffe liegen vor in Chicagoorange G und KR
(Geigy), Arnikagelb (Geigy), den Mikadofarben (Leonhardt)
(Mikadoorange, Mikadogelb, Mikadobraun) und wahrscheinlich auch im
Direkt gelb R (Bayer) (Rev. G. Mat. Col. 1898, 458).
m. ThiazolfarbstofTe.
Durch Erhitzen von Paratoluidin- und seinen Homologen, z. B. dem
unsymmetrischen Metaxylidin, entstehen Thiazolderivate (Dehydrothio-
paratoluidin, Dehydrothio-m-xylidin, Primulin und Homologe), die ent-
weder in Form von Sulfosäuren direkt als Farbstoffe gebraucht, oder
als Ausgangsmaterialien für die Gewinnung von teilweise recht wert-
vollen Farbstoffen benutzt werden.
PrimuUn (Thiochromogen, Polychromin, Aureolin, Sulphin u. s. w.)
bildet sich beim Erhitzen von p-Toluidin und viel Schwefel auf höhere
Thiazolfarbstoffe. 1031
Temperatur und nachheriges Sulfieren der entstandenen Primulinbase.
Das Handelsprodukt ist das Natriumsalz und stellt ein schmutziggelbes
Pulver dar, welches in Wasser mit hellgelber Farbe löslich ist. Natron-
lauge bewirkt in der wäßrigen Lösung keine Veränderung; Salzsäure
erzeugt einen gelben Niederschlag. Eonz. Schwefelsäure gibt eine gelbe,
fluoreszierende Lösung, aus der durch Wasser ein grüner Niederschlag
gefallt wird. Färbt unge beizte Baumwolle gelb.
Bas Primulin wird als gelber Farbstoff benutzt, man macht aber
noch eine andere Anwendung von seinen Eigenschaften. Der auf der
Baumwolle fixierte Körper läßt sich durch Behandlung mit salpetriger
Säure in eine Diazoverbindung verwandeln, und durch Einwirkung von
Phenolen oder Aminen werden daraus die verschiedensten Farbennuancen
direkt auf der Faser erzeugt.
Mit ;9-Naphthol entsteht das Primuli nrot.
ChronUn G (Kalle) bildet sich beim Erhitzen von Dehydro-
thiotoluidin und Schwefel und darauf folgendem Methylieren und Sulfieren
des Reaktionsproduktes und läßt sich nicht diazotieren. Das Handels-
produkt ist ein braunes Pulver, welches sich in heißem Wasser mit
braungelber Farbe löst. Salzsäure und Natronlauge fällen den Farbstoff
in bräunlichen bezw. grüngelben Flocken. Mit konz^. Schwefelsäure ent-
steht eine gelbe, fluoreszierende Lösung, aus der durch Wasser braune
Flocken gefällt werden.
Färbt Baumwolle und Halbseide aus alkalischem Bade.
TtUoflavin T (Cassella). Behandelt man Dehydrothiotoluidin
mit Chlormethyl oder Holzgeist und Salzsäure, so werden zunächst die
Wasserstoffatome der Amidogruppe durch Methylgruppen ersetzt, schließ-
lich aber entsteht eine quartäre Ammoniumverbindung. Das Chlorid
derselben ist ein schön gelber, wasserlöslicher Farbstoff, welcher unter
dem Namen „Thioflavin*^ in den Handel kommt.
Das Thioflavin fixiert sich nach Art der basischen Farbstoffe auf
tannierter Baumwolle und erzeugt ein dem Auramin ähnliches, grün-
stichiges Gelb.
Seide wird aus gebrochenem Bastseifenbade grünstichiggelb gefärbt.
Das Handelsprodukt ist ein gelbes, krystallinisches Pulver, das in
Wasser und Alkohol mit gelber Farbe löslich ist. Die alkoholische
Lösung zeigt grüne Fluoreszenz. Salzsäure und Natronlauge verändern
die Lösung nicht. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine farblose Lösung,
die beim Verdünnen gelb wird.
TMofia/cin 8 ist das Natriumsalz einer Sulfosäure methylierter
Primulinbasen und stellt ein gelbes, in Wasser leicht lösliches Pulver
dar. Die alkoholische Lösung fluoresziert grün. In der gelben, wäßrigen
Lösung erzeugt Salzsäure einen orangegelben Niederschlag; Natronlauge
1032 Organische Farbstoffe.
ist ohne Einwirkung. Konz. Schwefelsäure gibt eine braune Lösung;
beim Verdünnen mit Wasser entsteht ein orangegelber Niederschlag.
Färbt imgebeizte Baumwolle grünlichgelb.
ChlaranUng€^ M. (Bayer) entsteht durch Oxydation Ton Dehydro-
thiotoluidinsulfosäure in alkalischer Lösung mit Chlorkalk, Bleisuper-
oxyd u. s. w. und färbt Wolle und ungeheizte Baumwolle in sehr echten,
gelben Tönen.
Das Handelsprodukt ist ein gelbbraunes Pulver, das sich in Wasser
mit gelber Farbe löst. Mit Salzsäure und Natronlauge entstehen orange-
gelbe Fällungen. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine rote Lösung,
aus der beim Yerdünnen mit Wasser ein brauner Niederschlag ge-
fallt wird.
Ooßyphenin (Clayton), ChlaranUnorange (Bayer) und Chlors
atninbraun sind ähnliche Farbstoffe.
CtOoramingeib GG (Bayer) (Rev. Gener. Mat. Col. 1900, 8).
Orangebraunes Pulver, das sich in Wasser mit gelber Farbe löst. Salz-
säure und Natronlauge erzeugen in der wäßrigen Lösung einen braun-
gelben Niederschlag. In konz. Schwefelsäure löst sich der Farbstoff
mit braungelber Farbe und fallt beim Yerdünnen als rötlichgelber Nieder-
schlag aus.
Färbt Baumwolle aus kochsalzhaltigem Bad in grünstichiggelben
Tönen. i
Mimosa (Geigy) ist das Finwirkungsprodukt von Ammoniak auf
diazotiertes Primulin. Das Handelsprodukt ist ein bräunlichgelbes Pulver,
das sich in Wasser mit gelber Farbe löst. Salzsäure erzeugt in der
wäßrigen Lösung einen orangegelben, Natronlauge einen orangeroten
Niederschlag. Mit konz. Schwefelsäure bildet sich eine gelbe Lösung.
ungeheizte Baumwolle wird gelb gefärbt.
Thiazoigeib (Bayer) oder dai^toiHjreld (Clayton) entsteht durch
Einw^irkung von Dehydrothiotoluidinsulfosäure auf die Diazoverbindong
derselben Säure. Stellt ein gelbes, in Wasser und Alkohol mit gelber
Farbe lösliches Pulver dar. Salzsäure und Natronlauge erzeugen in der
wäßrigen Lösung einen rötlichgelben Niederschlag. Mit konz. Schwefel-
säure entsteht eine braungelbe Lösung. Färbt ungeheizte Baumwolle im
Seifenbade gelb.
OrMgeiö (Geigy), aus diazotiertem Primulin und Salizylsiare,
ist ein rotes Pulver, das in Wasser mit orangeroter Farbe löslich ist.
Salzsäure und Natronlauge erzeugen in der wäßrigen Lösung gelbe
bezw. orangegelbe Niederschläge. Konz. Schwefelsäure gibt eine rote
Lösung, die beim Yerdünnen mit Wasser durch das Auftreten bräunlich-
gelber Flocken getrübt wird. — Die gleiche Yerbindung liegt vor in
den Marken BaumwMgeib B (Badische), MkaUgelb (Dahl).
i
Thiazolfarbstoffe. 1033
Wird zur Kuppelung m-Phenylendiamin anstatt Salizylsäure an-
gewandt, 80 entstellt jUkidibraun Mf welches ungeheizte Baumwolle
braun färbt und gegen Reagentien ein ähnliches Verhalten zeigt wie
Oriolgelb. Hierher gehören auch TerraoaUa F (Greigj)? BawmwcU'
orange IC (Badische), IHa'^ninechtgeib A (Cassella).
ThianUngeib (Brooke, Simpson) ist das Einwirkungsprodukt
von Formaldehyd auf Primulin.
Nitraphenin entsteht durch Kuppeln von p-Diazonitrobenzol und
Dehydrothio-p-toluidinsulfosäure imd färbt ungeheizte Baumwolle grün-
stichiggelb. Das Handelsprodukt ist ein braunes Pulver, das sich in
Wasser mit rötlichgelber Farbe löst. Salzsäure gibt einen gelben Nieder-
schlag; Natronlauge macht die Lösung violett. Mit konz. Schwefelsäure
entsteht eine gelbe Lösung; beim Verdünnen mit Wasser bildet sich ein
gelber Niederschlag.
KurkupheningeU^ (Clayton) (Rev. G. Mat. Col. 1897, 81), ein
braunrotes Pulver, das in Wasser mit orangegelber, in Alkohol mit vio-
letter Farbe löslich ist. Salzsäure macht die Farbe der wäßrigen Lösung
braun; Natronlauge erzeugt einen flockigen Niederschlag. Mit konz.
Schwefelsäure entsteht eine rotbraune Lösung.
Färbt ungeheizte Baumwolle im Kochsalzbade. Verwandte Farb-
stoffe liegen vor im Chloropheninorange R und 2R (Rev. 6. Mat.
Col. 1897, 81).
manügetö G, 3G und B (Rev. des Mat. Col. 1899, 197) (Höchster
Farbwerke) sind Substantive Monoazofarbstoffe, welche wahrscheinlich
aus Primulin oder l)ehydrothiotoluidin und einem y9-Diketon (Acetessig-
ester) hergestellt sind. Die Marke G gibt ein grünstichigeres Gelb als
das Chrysophenin, 3 G ist sehr grünstichig. Die Baumwolle wird in
Gegenwart von Kochsalz oder Glaubersalz gefärbt.
Marke G ist ein braunes Pulver, das in kaltem Wasser wenig,
in heißem leicht mit gelbbrauner Farbe löslich ist. Salzsäure erzeugt
in der wäßrigen Lösung einen orangen, Natronlauge einen violettroten
Niederschlag. Mit Zinnsalz und Salzsäure bildet sich ein orangegelber,
in der Wärme sich lösender Niederschlag. Konz. Schwefelsäure gibt
eine gelbe Lösung, durch Verdünnen mit Wasser entsteht ein gelber
Niederschlag. Ist in Alkohol wenig mit gelber Farbe löslich.
Marke 3 G. Schmutziggelbes Pulver, das sich schon in kaltem
Wasser auflöst. Salzsäure gibt einen orangen, Natronlauge einen orange-
gelben Niederschlag. Verhält sich gegen Zinnsalz und Salzsäure und
gegen konz. Schwefelsäure wie die Marke G. Ist in Alkohol unlöslich.
Marke R ist ein orangegelbes, in Wasser leicht lösliches Pulver,
das ähnliche Reaktionen zeigt, wie die beiden vorangehenden Farb-
stoffe.
1034 Organische Farbstoffe.
Erika B (Aktiengesellschaft Berlin) entsteht aus diazotiertem
Dehydrothio-m-xylidin und a-Naphthol-e-disulfosäure und bildet ein rot-
braunes, in Wasser und Alkohol mit roter Farbe lösliches Pulver. In
der wäßrigen Lösung erzeugt Salzsäure einen roten, Natronlauge einen
blaustichigroten Niederschlag. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine
rote Lösung; beim Verdünnen tritt ein roter Niederschlag auf. Färbt
auf ungeheizte Baumwolle ein sehr schönes Rosa. Hierher zu zählen
sind wahrscheinlich auch Salmrat, Eminrai, EHka 2ON9 40y der
gleichen Firma (Paul, Zsch. f. ang. Chem. 1896, 679); femer C^eranin BB
und 6, BriUantgeranin 3, 3B (Bayer); Titanrosa (Hollidaj;
aus diazotiertem Dehydrothiotoluidin und ^- Naphtholsulfosäure S^;
Patent" A£iasrcit (Brooke, Simpson); Erika Q (Leyinstein; aus
diazotiertem Dehydrothio-m-xylidin und /9-Naphthol-/'-disulfo8äure);
C^yton^Tuchrot (aus diazotierter Dehydrothio-p-toluidinsulfosäure und
)9-Naphthol); Thiaadnrot O und jB; Thiaxinhraun O und B;
(Badische).
IV. PyrazolonfarbstoiTe (Azofarbstolfe).
Tartr€izin ist der wichtigste, hierher zu zählende Farbstoff. £r
entsteht durch Einwirkung von 1 Mol. Dioxy Weinsäure auf 2 Mol.
p-Phenylhydrazinmonosulfosäure und stellt ein orangefarbiges Pulver dar,
welches in Wasser leicht mit goldgelber Farbe löslich ist. Durch Natron-
lauge wird die Färbung dunkler; Salzsäure bewirkt keine Yeränderong.
Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine gelbe Lösung.
Färbt Wolle und Seide aus saurem Bade gelb. Die Wollfarbungen
zeichnen sich durch groBe Echtheit aus.
Ein dem Tartrazin ähnlicher Farbstoff, dessen Zusammensetzong
nicht bekannt ist, wird neuerdings als Ftavazin 8 (Höchst) (Rey. Gener.
Mat. Col. 1900, 93) in den Handel eingeführt und wie dieses, auf
Wolle aus einem mit Weinsteinersatz versetzten Bade gefärbt. Egalisiert
besser als Tartrazin.
Ist ein orangegelbes, in Wasser lösliches Pulver. Salzsäure und
Natriumhydroxydlösung erzeugen in der wäßrigen Lösung orange-
farbige Niederschläge. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine gelbbraune
Lösung, aus der beim Verdünnen der Farbstoff in gelben Flocken ge-
ßUt wird.
Hierher gehört wahrscheinlich auch das Oehl ersehe Hydraxln»
gdh O9 das etwas grünstichiger färbt als Tartrazin, sowie das Edki-^
Uchtgelb 3G (Bayer).
Di- und Triphenylmethanfarbstoffe. 1035
y. Diphenyl- nnd Triphenylmethanfarbstoffe.
1. Diplienylmethanfarbstoffe«
Attramin ist ein gelber, basischer Farbstoff, der auf tannierte
Baumwolle in rein gelben Tönen färbt und auch zum Färben von Leder
und Papier gebraucht werden kann. Das Handelsprodukt, das Chlor-
hydrat einer farblosen Base, ist ein gelbes Pulver, das sich in warmem
Wasser mit hellgelber Farbe auflöst. Salzsäure macht die Lösung
dunkel gelb; beim Kochen mit Säuren wird der Farbstoff in Ammoniak
und Tetramethyldiamidobenzophenon gespalten. Natronlauge erzeugt in
der wäßrigen Lösung einen weiBen Niederschlag, der in Äther löslich
ist. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine farblose Lösung, die beim
Verdünnen gelb wird. "Wird durch Erhitzen von Tetramethyldiamido-
diphenylmethan, Schwefel, Kochsalz und Salmiak im Ammoniakstrom
unter gelindem Überdruck dargestellt.
Auramin O färbt tannierte Baumwolle grünstichiger als das ge-
wöhnliche Auramin, dem es übrigens im Yerhalten gegen Reagentien gleicht.
Es entsteht durch Erhitzen eines Gemenges von Dimethyldiamido-di-o-
tolylmethan, Schwefel, Kochsalz und Salmiak im Ammoniakstrom.
Beim Erhitzen mit Säuren tritt Spaltung ein in Ammoniak und
Dimethyldiamido-di-o-tolylketon. Unter der Bezeichnung Amikanin
kommt Phenylauramin in den Handel, das seiner geringen Löslichkeit
in Wasser wegen nur ganz selten gebraucht wird. Es förbt tannierte
Baumwolle schön braun.
Pyranin G bildet sich durch Oxydation von Tetramethyldiamido-
diphenylmethanoxyd. Das Handelsprodukt löst sich in Wasser und
Alkohol mit roter Farbe. Die stark fluoreszierende, wäßrige Lösung
wird durch Salzsäure heller. Natronlauge erzeugt einen roten Nieder-
schlag. Mit konz. Schwefelsäure bildet sich eine gelbrote Lösung, die
beim Verdünnen röter wird. Dient zum Färben von BaimiwoUe, Wolle
und Seide. Das entsprechende Äthylderivat liegt im FyrwUn B vor,
das blaustichigere Färbungen erzeugt, im übrigen der Marke G ähnlich
ist. Durch vorsichtige Oxydation von Pyronin B entsteht Akridinrot.
2. Triphenylmethanfarbstoffe«
MaUu^Ugrün (Bittermandelölgrün, Yiktoriagrün, Solidgrün o,
Diamantgrün u. s. w.)
Darstellung. Durch Erhitzen von Bittermandelöl und Dimethyl-
anilin mit einem Kondensationsmittel wird die dem Grün entsprechende
Leukobase, das Tetramethyl diamidotriphenylmethan, dargestellt und
diese durch Oxydation mit Bleisuperoxyd in den Farbstoff übergeführt.
1036 Organische Farbstoffe.
Die farblose Base bildet, analog dem Rosanilin, mit Säuren unter
Wasserabspaltung gefärbte Salze.
Yon den Salzen zeichnen sich besonders das Chlorzinkdoppelsalz
imd das Oxalat durch groBe Erystallisationsfahigkeit aus. Das Handeln-
produkt stellt meist groBe, metallisch grünglänzende Blättchen (Oxalat)
oder gelbe prismstische Erystalle (Zinkdoppelsalz) dar. Die Salze lösen
sich leicht in Wasser und Alkohol mit prachtvoll grüner Farbe. —
Alkalilauge fällt daraus sofort, Natriumkarbonat und Ammoniak langsam
die farblose Base. Starke Mineralsäuren führen die Farbe durch Gelb-
griLn schließlich in ein schmutziges Gelbbraun über. Die aus den
Salzen abgeschiedene Base löst sich anfangs ziemlich farblos in ver-
dünnten Säuren. Erst beim Erwärmen tritt die Farbstoffbüdung ein.
Durch Reduktion wird der Farbstoff in die entsprechende Leukobase
übergeführt. Das Malachitgrün unterscheidet sich von dem sonst sehr
ähnlichen Methylgrün dadurch, daß seine Farbe nicht wie bei diesem
durch Erhitzen in Yiolett übergeht. Man kann durch diese Eigenschaft
auch die Produkte auf geförbten Stoffen leicht voneinander unterscheiden.
Das Malachitgrün ist ein schöner, sehr starker Farbstoff. Es förbt sich
auf Wolle direkt, auf Baumwolle mit Hilfe von Tanninbeize.
Brülantgrün (Malachitgrün 6, Diamantgrün 6, Äthylgrün).
Dieser Farbstoff ist in chemischer Hinsicht von dem vorigen da-
durch unterschieden, daß er statt der Methylgruppen Äthylgruppen ent-
hält. Man erhält ihn durch Einwirkung von Diäthylanilin auf Benzal-
dehyd und Oxydation der entstandenen Leukobase.
Das Brillantgrün kommt meistens in Form seines krystallisierten
Sulfats in den Handel und unterscheidet sich vom Malachitgrün durch
eine gelblichere Nuance.
NeusoUdffrün 2 B und 8 JB werden aus Dichlorbenzaldehyd bezw.
einem Gemisch von Mono- und Dichlorbenzaldehyd imd Dimethylanüin
erhalten. Lösen sich in heißem Wasser mit grünblauer Farbe, beim
Erkalten gestehen die Lösungen gallertartig. Färben blaustichiger ab
Malachitgrün.
Aus Dichlorbenzaldehyd und Monomethyl-o-Toluidin bildet sich
das Firnblau, welches sich durch die Reinheit seiner Färbungen auf
Seide auszeichnet.
Setocyanin (Geigy) (Rev. G. Mat. Color. 1899, 173) ist ein blau-
graues, in Wasser mit grünlichblauer Farbe lösliches Pulver. Beim
Erkalten gelatinieren die Lösungen, Zusatz von Salzsäure macht die
Lösung gelblichgrün, im Überschuß braimgelb. Natronlauge erzeugt
einen braungelben Niederschlag, der in Äther mit gelber Farbe löslich
ist. Mit konzentrierter Schwefelsäure entsteht eine braungelbe Lösung,
deren Färbung beim Yerdünnen mit Wasser in Gelblichgrün umschlägt.
TripheQylmethaiifarbstoffe. 1037
Ist ein Derivat des o- Chlorbenzaldehyds und förbt Seide aus
saurem Bade in etwas weniger grünstichigen Nuancen als Bleu-glacier«
Setoglaucin (Geigy) (Rev. 6. Mat. Color. 1899, 173), ein blau-
graues, in Wasser mit grünblauer Farbe lösliches Pulver, färbt Seide
aus saurem Bad sehr rein blaugrün. Die wäßrige Lösimg wird auf Zu*
satz von Salzsäure gelblichgrün, durch einen Überschuß braungelb. Natron-
lauge bewirkt in der Kälte einen blauen Niederschlag. Mit konzen-
trierter Schwefelsäure entsteht eine braungelbe Lösung, die beim Ver-
dünnen mit Wasser gelblichgrün wird. (Aus o-Chlorbenzaldehyd und
Monoäthyl-o-Toluidin.)
JLicMgrün 8F gMUch. Dieser Farbstoff imterscheidet sich von
den vorhergehenden wesentlich dadurch, daß er das Salz einer Sulfo-
säure ist und nach Art der Säurefarbstoffe im sauren Bade anfärbt.
Man stellt durch Einwirkilng von Benzyläthylanilin auf Benzal-
dehyd das entsprechende Diäthyldibenzyldiamidotriphenylmethan dar.
Dieses wird durch Behandlung mit Schwefelsäure in eine Sulfosäure
übergeführt und letztere zum Farbstoff oxydiert.
Die Nuance ist ein gelbstichiges Grün.
Das Handelsprodukt ist ein hellgrünes, in Wasser und Alkohol
mit grüner Farbe lösliches Pulver. Durch Salzsäure wird die wäßrige
Lösung gelbbraun; Natronlauge entförbt und trübt die Lösung. Mit
konzentrierter Schwefelsäure entsteht eine gelbe Lösung, die beim Ver-
dünnen grün wird. Diesem ähnlich ist lAcMgrün 8F iMuUch, das
sich vom Methylbenzylanilin ableitet und etwas blaustichigere Nuancen
liefert.
Durch Kondensation von Benzalhedyd mit Athylbenzylanilinsulfo-
säure imd Oxydation der erhaltenen Leukoverbindung bildet sich das
Ouineagrün B.
GuineagrUn B V ist ein Derivat des m-Nitrobenzaldehyds.
ratenMau V (Höchst) (siehe auch: Ann. 294, 1897, 377) leitet
sich, wie alle Patentblaumarken, vom m-Oxybenzaldehyd ab. Das
Handelsprodukt ist das Magnesium- oder Natriumsalz der m-Oxytetra-
äthyldiamidotriphenylkarbinoldisulfosäure (bezw. der Sultonsulfosäure)
und stellt ein braunrotes, in Wasser mit blauer Farbe lösliches Pulver
dar. Durch Salzsäure tritt zunächst grüne, dann gelbe Färbung auf.
Natronlauge verändert die Lösung nicht. Mit konzentrierter Schwefel-
säure entsteht eine gelbliche Lösung, die beim Verdünnen gelb, dann
grün wird.
Wolle vnrd aus saurem Bade grünstichigblau geförbt. Die Fär-
bungen zeichnen sich durch Alkaliechtheit aus. Ein ähnlicher Farbstoff
ist ^otenMau A^ das Calciumsalz der m-Oxydiäthyldibenzyldiamido-
triphenylkarbinoldisulfosäure. Durch Oxydation mit geeigneten Agen-
1038 Organische Farbstoffe.
tien geht Patentblau V in einen licht- und alkaliechteren FarbstofiE^ das
Cyanin B über, welches Wolle in indigoblauen Tönen anfärbt.
Hierher zu zählen sind wahrscheinlich auch die folgenden Farb-
stoffe.
NeupateniUau B (Bayer) (Rev. Mat. Col. 1898, 421) ist ein
blaugraues Pulver, das sich schon in kaltem Wasser mit grünblauer
Farbe auflöst. In Alkohol ist der Farbstoff wenig löslich. Salzsaure
macht die wäßrige Lösung grünlichgelb; Natronlauge erzeugt einen
blauen Niederschlag. Konzentrierte Schwefelsäure gibt eine gelbe
Lösung, die beim Verdünnen orangegelb imd dann grünlichgelb wird.
Egalisiert vorzüglich.
yeupatentMau 4B (Bayer) (Rev. Mat. CoL 1898, 421) stellt ein
rotstichigblaues Pulver dar, das sich in Wasser mit blauer Farbe auf-
löst. Die wäßrige Lösung vrird durch Salzsäurezusatz gelb ; Natronlauge
erzeugt einen braunen Niederschlag. Konzentrierte Schwefelsäure löst
mit gelber Farbe ; beim Verdünnen wird sie grünlichgelb. Ist in Alkohol
wenig löslich.
Cyanol extra (Gasse Ha) bildet sich durch Kondensation von
m-Oxybenzaldehyd und 2 Mol. Monoäthyl-o-Toluidin, Sulfieren der Leu-
kobase imd Oxydieren der entstandenen Disulfosäure. Färbt Wolle in
saurem Bade blau. Das Handelsprodukt ist ein dunkelblaues Pulver,
das in Wasser mit blauer Farbe löslich ist; durch Salzsäure wird die
Lösung zuerst grün, dann gelb ; mit Natronlauge entsteht beim Erwärmen
eine rote Lösung. Konzentrierte Schwefelsäure gibt eine gelbe Lösung,
die beim Verdünnen grün, dann blau wird. Ein ohne Zweifel hierher
zu zählender Farbstoff ist Cyanol JE Ff der Wolle und Seide aus saurem
Bade reiner färbt als die vorige Marke. (Joum. Soc. Dy. and Color.
1899. Juni).
Cyandgrün ^ (Gas seil a) (Rev. Gener. Mat. Gol. 1900, 463) ist ein
blaugrünes, in Wasser mit blaugrüner Farbe lösliches Pulver. Natronlauge
verändert die Farbe der wäßrigen Lösung nicht, während sie durch Salz-
säure braungelb wird. Mit konzentrierter Schwefelsäure entsteht eine
braungelbe Lösimg, die. beim Verdünnen zuerst rotbraun, dann braungelb
wird. Färbt Wolle aus einem mit Schwefelsäure und Glaubersalz ver-
setzten Bade in blaustichiggrünen Tönen.
Eriogtaucin (Geigy) wird dargestellt aus Bcnzaldehyd-o-sulfo-
säure und 2 Mol. Athylbenzylanilinsulfosäure ; es ist das Ammoniak-
salz des Anhydrids des Diäthyl-dibenzyl-diamidotriphenyl-karbinol-di-p-
mono-o-trisülfosäure.
Färbt Seide und Wolle aus saurem Bade in blaugrünen, al-
kaliechten Tönen und zieht gut aus. Diesem nahe verwandt ist
SttopaUn.
Triphenjlmethanfarbstoffe. 1039
JEichigrün extra blüüUch (Bayer) ist ein blaugrünes, krjstalli-
nisches Pulver, das in Wasser und Alkohol mit grünlichblauer Farbe
löslich ist. Salzsäure macht die Lösung gelb, Natronlauge entfärbt
beim Erwärmen. Mit konzentrierter Schwefelsäure entsteht eine gelb-
rote Lösung, die beim starken Verdünnen grünstichigblaue Färbimg an-
nimmt.
Chnnnffriln (Bayer) entsteht durch Kondensation von Tetra-
methyldiamidobenzhydrol mit Benzoesäure und darauffolgender Oxydation.
Das Handelsprodukt ist ein braunes, in Wasser und Alkohol mit grün-
blauer Farbe lösliches Pulver. Salzsäure macht die Lösung gelb, Natron-
lauge entfärbt. Konzentrierte Schwefelsäure bildet eine orangegelbe
Lösung. Färbt mit Chrom angesottene Wolle grün.
ChromvMett (Bayer) entsteht 'wie Chromgrün, nur verwendet
man Salizylsäure an Stelle von Benzoesäure. Das Handelsprodukt stellt
eine schwarze, in Wasser unlösliche Paste dar. Mit Salzsäure entsteht
eine rotbrauüae Lösung, mit Natronlauge • eine violettrote Lösung nebst
dunklem Niederschlag. Konzentrierte Schwefelsäure gibt eine gelblich-
braune Lösung, die beim Verdünnen rotbraun wird. Chromgebeizte Wolle
wird violett angeförbt.
KetOfMau G, R und 4 BN (Höchst) entstehen durch Konden-
sation von m-Methoxybenzoesäure mit tertiären Aminen und Phosphor-
oxychlorid.
Azogrün ist ein Azofarbstoff, der chromgebeizte Wolle grün an-
färbt. Er entsteht durch Diazotieren von m-Amidotetramethyl-p-Dia-
midotriphenylmethan. Kombinieren mit Salizylsäure und Oxydieren. Das
Handelsprodukt ist eine grüne, in Wasser und Alkohol schwer lösliche
Paste. Salzsäure färbt braunrot; beim Erwärmen mit Natronlauge tritt
Lösung ein. Mit konzentrierter Schwefelsäure entsteht eine braunrote
Lösung, die sich beim Verdünnen durch Ausscheiden von bräunlichen
Flocken trübt.
RosarUUn (Triamidotolyldiphenylkarbinol). Das Rosanilin bildet
im reinen Zustande farblose, an der Luft sich rötende Blättchen. Gegen
Säuren verhält es sich wie eine ziemlich starke Base und bildet imter
Wasserabspaltung mit denselben Salze.
Aus der Lösung der Salze wird durch Zusatz von Alkalien die
Base wieder regeneriert. Ammoniak bewirkt diese Abscheidung lang-
samer* als Natron- oder Kalihydrat. Andererseits treibt das Rosanilin
beim Kochen mit einer Salmiaklösung Ammoniak aus und verwandelt
sich allmählich in das Chlorhydrat.
Die einsäurigen Salze des Rosanilins sind in Wasser meist ziem-
lich schwierig löslich. Bei ihrem außerordentlich hohen Färbe vermögen
genügt diese Löslichkeit jedoch, um der Flüssigkeit eine tiefrote Fär-
1040 Organische Farbstoffe.
bong zu geben. Die Base selbst löst sich in kaltem Wasser fast gar
nicht, in heilem jedoch ziemlich bedeutend. Beim Erkalten scheidet
sie sich daraus fast Yollständig in Gestalt zarter, farbloser Blättchen
wieder ab.
In den Handel kommen: das CMarhydrat, das AceUU und die
freie Bizee. Ersteres wird namentlich unter dem Namen Fuchsin direkt
als Farbmaterial benutzt, seltener das zweite, während das letztere nur
zur Herstellung von Anilinblau Verwendung findet.
Das Handelsprodukt (in der Regel ein Gemisch Yon Homologen),
welches ausschlieBlich zur Anilinblaufabrikation dient, bildet gewöhnlich
mehr oder weniger rotbraun gefärbte Krystallblättchen. Die Unter-
suchung besteht ebenfalls in einem Färbeversuch und einer Wasser-
bestimmung bei 100^. Da aber manche Rosanilinsorten, trotzdem sie
diese Proben bestanden, sich nicht gut zur Blaufabrikation eignen, so
sind außerdem in dieser Richtimg Versuche anzustellen.
Konzentrierte Sauren, z. B. Salzsäure, färben das Rosanilin gelb,
Wasser stellt die rote Färbung wieder her. In wäßrigen Lösungen der
Rosanilinsalze erzeugen Alkalien einen braunroten, Tannin einen schön
roten Niederschlag.
Schüttelt man die mit Alkali versetzte Lösung mit Äther, so
nimmt dieser eine gelbbraune Fluoreszenz an. Schüttelt man den Äther
mit Terdünnter Essigsäure, so erteilt er dieser wieder die rote Fuchsin-
farbe. Schweflige Säure entfärbt das Rosanilin; die Färbung tritt je-
doch bei längerem Stehen an der Luft wieder hervor.
Das Rosanilin wird durch Oxydation eines Gemisches von Anilin
und Toluidin mittels Arsensäure oder Nitrobenzol dargestellt. Dabei
liefern Gemenge von Anilin \md Paratoluidin das Pararosanilin, wahrend
bei gleichzeitiger Gegenwart von Orthotoluidin das gewöhnliche Ros-
anilin entsteht.
Das Pararosanilin findet neben den höheren Homologen Anwen-
dung in der Blaufabrikation und kommt gegenwärtig in den HandeL
Für seine Untersuchung ist eine Blau-Probeschmelze maßgebend« Das
mittels des Paraanilins erzeugte Blau zeichnet sich durch eine weit
reinere grünstichigere Nuance vor dem gewöhnlichen Triphenylrosanilin
aus und hat in letzter Zeit das Diphenylaminblau ziemlich verdrängt.
Über die Untersuchung von Rosanilin und Pararosanilin machen
R. Lamb recht und Hugo Weil folgende Angaben (Berl. Ben 1904,
3031) :
Käufliches Rosanilin löst sich in 20 Volumenteilen etwa 30-proz.
Salzsäure in der Wärme völlig auf. Die Lösung scheidet beim Erkalten
selbst bei tagelangem Stehen nichts ab, während Pararosanilin bei An-
wendung der gleichen Menge Salzsäure schwer lösliche Chlorhydrate
TripheDylmethaDfarbstoffe. 1041
bildet, die beim Erkalten fast völlig auskrystallisieren. Schon ein Zu-
satz Yon einem halben Prozent Pararosanilin zu käuflichem Rosanilin
gibt sich bei obiger Behandlung nach zwölfstündigem Stehen durch
Ausscheidung Yon braunen Krjstallen zu erkennen; größere Bei-
mengungen Yon 5 — 10 Proz. veranlassen nach dem Abkühlen sofortige
Erystallbildung.
JFYccTMn« Bas Handelsprodukt ist ein Gemisch der Ghlorhydrate
von Pararosanilin und Rosanilin.
Das salzsaure Rosanilin bildet mehr oder weniger gut ausgebildete
kantharidenglänzende Krystalle. Es ist in kaltem Wasser nur schwierig,
etwas leichter in heiBem, sehr leicht in Spiritus löslich.
Bas Fuchsin des Handels wird nicht nur nach seiner Reinheit und
Nuancen, sondern auch nach dem äuBeren Ansehen und der Größe
seiner Krystalle zu verschiedenen Marken sortiert. Die größten und
schönsten Krystalle werden gewöhnlich als Biamant-Fuchsin bezeichnet.
Bei der Untersuchung des Fuchsins ist einmal eine Färbung und
außerdem eine Feuchtigkeitsbestimmung bei 100^ vorzunehmen.
In einzelnen Fällen ist auch auf Arsengehalt zu prüfen.
Außer dem Chlorhydrat kommt hier und da noch das Acetat im
Handel vor, welches sich von jenem durch größere Löslichkeit aus-
zeichnet \md gewöhnlich nicht krystallisiert ist.
Neufuchsin (Höchst) entsteht durch Erhitzen von Biamidodi-
tolylmethan mit o-Toluidinchlorhydrat und einem Oxydationsmittel. Bas
Handelsprodukt ist ein grünes Pulver, das sich in Wasser leichter löst
als das gewöhnliche Fuchsin. Im übrigen zeigt es ein dem letzteren
ähnliches Verhalten.
Säurefiu^^n (Fuchsin S.) Ber unter dem Namen Säurefuchsin
in den Handel kommende Farbstoff ist meistens das saure Natronsalz
von Rosanilinsulfosäuren. Bie rote Lösung desselben wird durch
einen Alkaliüberschuß entfärbt, starke Säuren färben es nur bei großer
Konzentration gelbbraun. Gegen die tierische Faser verhält es sich
als Säurefarbstoff. Bie Nuance ist der des gewöhnlichen Fuchsins ziem-
lich gleich.
Bas Säurefuchsin findet in der Wollfärberei eine ausgedehnte An-
wendung tmd bietet vor dem gewöhnlichen Fuchsin den Vorteil, daß
es sich mit anderen Säurefarbstoffen beliebig mischen läßt.
MeihylvioieU entsteht durch Oxydation von Bimethylanilin (Er-
hitzen eines Gemenges von Bimethylanilin, Phenol, Kochsalz und Kupfer-
vitriol) und besteht im Wesentlichen aus den Chlorhydraten des Penta-
und Hexamethyl-p-Rosanilins.
Bas Methylviolett bildet grünglänzende amorphe Massen. Es löst
sich leicht mit schön-violetter Farbe in Wasser, sowie in Alkohol. Aus
XJnienucliungezi. 6. Aufl. IIL Q6
1042 Organische Farbstoffe.
der wäßrigen Lösung scheiden Alkalien die Base in Gestalt eines
violettbraunen Niederschlages ab. Alkoholische Lösungen werden durch
Alkalien entfärbt; Kochsalz fallt den Farbstoff aus wäBriger Lösung
fast Yollstandig aus. Versetzt man eine wäßrige Lösung yon Methyl-
yiolett allmählich mit einer starken Mineralsäure, so färbt sich die-
selbe zuerst blau, bei weiterem Zusatz grttn, bei einem großen Über-
schuß verschwindet die Farbe mit Zurücklassung eines schmatzigen
Brauns. Beim Verdünnen mit Wasser treten dieselben Farbenverande-
rungen in der umgekehrten Keihenfolge auf. Durch Reduktionsmittel
wird das Methylviolett in eine ziemlich luftbeständige Leukobase yer-
wandelt.
Das Methylyiolett gehört zu den wichtigsten Farbstoffen.
Man findet im Handel, abgesehen von den benzylierten Violett«
und dem Krystallviolett (siehe weiter imten), verschiedene blauere und
rötere Marken vertreten. Von diesen sind die letzteren meist Pro-
dukte, welche aus einem Gemenge von Di- und Monomethylanilin dar-
gestellt sind.
Das Methjlviolett ist wie das Rosanilin ein basischer Farbstoff
und färbt sich wie dieses direkt auf Wolle, Seide und Leder, während
Baumwolle einer Tanninbeize bedarf. Säuren und saure Salze verhindem
das Aufgehen auf die Faser.
BenzylvMea* Es finden sich Violettfarbstoffe im Handel, die im
allgemeinen ein dem Methylviolett sehr ähnliches Verhalten zeigen, sieh
von diesem jedoch durch ihren viel blaueren Ton unterscheiden. Die-
selben werden durch Behandlung der Methylviolettbase mit Benzyl-
chlorid dargestellt.
KrysiaUvioiett wird hergestellt durch Einwirkung von Phosgen
auf Dimethylanilin in Gegenwart von Ghlorzink.
Kommt in zwei Marken in den Handel, als Krfß&ianviideU ÖBo
in Form von kantharidenglänzenden Krystallen oder wasserhaltig (8 Mol.
Krystallwasser) als bronzeglänzende (sogen, gelbe) Krystalle, wie sie
durch Trocknen bei gewöhnlicher Temperatur erhalten werden. Gleicht
in seinem Verhalten dem Methyl violett.
Aus Diäthylanilin und JPhosgen entsteht das ÄthuMoieUf ein
grünes, krystallinisches Pulver, welches blaustichiger färbt als das
vorige.
Hofman/na ViolM (Jodviolett), Violett 4 R N, Farbstoffe, die
durch Einwirkung von Jodmethyl oder Ghlormethyl oder von Äthy-
lierungsmitteln auf Rosanilin entstehen, werden nur noch in geringem
Umfange gebraucht. Dasselbe gilt lür die Einwirkungsprodukte von
Chlormethyl und Bromäthyl auf Methylviolett, die früher als
grün bezw. Äthylgrün in größerem Umfange gebraucht wurden.
Triphenjlmethanffirbstoffe. 1043
Werden die alkylierten Rosaniline, wie Violett 4 R N u. s. w.
mit rauchender Schwefelsäure behandelt, so gehen sie in Säurefäxbstoffe
über, welche als BotvioMt OBS, 4 B 8, Violett 4 B 8 N vi, 8. yt. mu
noch beschränkte Anwendung finden. Sie förben Seide in reinen, rot-
violetten Tönen an. Auch Sulfosäuren von Benzylviolett finden
sich als „Süurevioiett^ im Handel.
Säureviolett 4 B N» (Badische; Ges. f. ehem. Ind.) Darstellung.
Tetramethyldiamidobenzophenon und Benzyläthylanilin werden mit Phos-
phoroxy Chlorid erwärmt und das entstandene Benzylpentamethylpara-
rosanilin sulfiert.
Färbt Wolle und Seide aus saurem Bade blauviolett. Das Han-
delsprodukt ist ein blaues, in Wasser mit blauvioletter Farbe lösliches
Pulver. Mit Salzsäure entsteht zunächst ein blauer Niederschlag, beim
Yerdünnen wird die Farbe grün, zuletzt entsteht eine blaue Lösung.
Natronlauge fällt blaue Flocken; beim Erwärmen bildet sich eine
farblose Lösung. In konzentrierter Schwefelsäure ist der Farbstoff
mit gelber Farbe löslich; Wasser macht olive, dann grün imd schließ-
lich blau.
FamiyMiOleU (Geigy, Cas&ella) bildet sich beim Behandeln
von Athylbenzylanilinmonosulfosäure mit Formaldehyd \md nachfolgen-
der Oxydation der entstandenen Methandisulf osäure mit 1 Mol. Diäthyl-
anilin. Verhält sich Reagentlen gegenüber ähnlich wie das vorige.
SäurevMett ß B N (Badische; Ges. f. ehem. Ind.) Darstellung.
Miclilersches Keton wird mitp-Tolyl-m-Athoxyphenylamin kondensiert
imd das entstandene Produkt sulfiert.
Das Handelsprodukt ist ein dunkelviolettes Pulver, das in Wasser
mit blauvioletter Farbe löslich ist. Salzsäure macht die Lösimg röter;
Natronlauge entfärbt. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine orange-
rote Lösxmg, die beim Verdünnen rotviolett, dann blauviolett wird.
Färbt Wolle imd Seide aus saurem Bade violettblau.
Säurevioiett 7B (Badische; Ges. f. ehem. Ind.). Zur Darstellung
wird das Chlorid der p-Diäthylamidobenzoesäure mit Methyldiphenyl-
amin behandelt und nachher sulfiert.
Färbt Seide und Wolle aus saurem Bade blauviolett. Der Farb-
stoff ist ein violettes Pulver, das in Wasser mit blauvioletter Farbe
löslich ist. Salzsäure gibt eine grüne Lösung; Natronlauge fällt einen
blauvioletten Niederschlag; beim Erwärmen wird die Lösung entfärbt.
Ist in konz. Schwefelsäure mit orangeroter Farbe löslich; beim Verdünnen
wird die Lösung violett.
jükaUvioiett (Badische; Ges. f. ehem. Ind.). Tetraäthyldiamido-
benzophenon wird mit Methyldiphenylamin kondensiert, das hierbei ge-
bildete Produkt sulfuriert und die Sulfosäure ins Natriumsalz übergeführt.
66*
J044 Organische Farbstoffe.
Letzteres ist ein blauviolettes Pulver, das in Wasser mit blau-
violetter Farbe löslich ist. Salzsäure erzeugt in der wässerigen Lösung
einen blauen Niederschlag, ein Überschuß an Säure bewirkt eine gelblich-
rote Lösung. Natronlauge fällt blaue Flocken. Mit Schwefelsäure ent-
steht eine gelbrote Lösung, die sich beim Verdünnen mit Wasser durch
Bildung eines schmutziggrünen Niederschlags trübt.
Wolle wird in saurem, neutralem oder alkalischem Bade ziemlich
walkecht in blauvioletten Tönen angefärbt. Hierher gehören auch AJUeaU"
EchtMv/revioUtt 10 B (Bayer). Darstellung: Tetramethyldiamido-
benzhydrol wird mit Äthylbenzylanilinsulfosäure behandelt; die hierbei
gebildete Verbindung wird oxydiert.
Stellt ein graues, in Wasser mit rotvioletter Farbe lösliches Pulver
dar. Natronlauge bewirkt keine Veränderung ; Salzsäure gibt eine zitronen-
gelbe Lösung. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine orangegelbe Lö-
sung. Wolle förbt sich in saurem Bade violettblau.
SäwrevioleU SB (Aktiengesellschaft Berlin) bildet sich durch Kon-
densation von Dimethyl-p-Amidobenzaldehyd mit Äthylbenzylanilinsulfo-
säure und darauf folgende Oxydation. Färbt Wolle in saurem Bade blau-
violett. Das Handelsprodukt ist ein blauviolettes Pulver, das in Wasser
mit bl&uvioletter Farbe löslich ist. Salzsäure gibt eine blaugrüne Losung;
Natronlauge macht hellblau bis farblos. Konz. Schwefelsäure löst mit
bräunlichgelber Farbe: beim Verdünnen wird die Lösung dunkler, zu-
letzt blaugrün.
EchhvoMlau (Geigy) ist das saure Natriumsalz der Tetra-
methyl-äthylbenzyl-p-rosanilintrisulfosäure und färbt Wolle in saurem
Bade blau an.
Ist ein dunkelblaues, in Wasser mit blauer Farbe lösliches Pulver.
Salzsäure erzeugt einen blauen Niederschlag, dann eine grüne Lösung;
Natronlauge ist ohne Änderung. Schwefelsäure bildet eine branngelbe
Lösung, die beim Verdünnen grün wird.
HÖchsier Neüblatt. Darstellung. Das Einwirkungsprodukt von
Phosgen auf Methyldiphenylamin wird sulfuriert. Wolle wird in saurem
Bade blau gefärbt. Das Handelsprodukt ist ein dunkelblaues Pulver, das in
Wasser mit blauer Farbe löslich ist. Salzsäure bewirkt einen Niederschlag;
Natronlauge entfärbt. Konz. Schwefelsäure gibt eine braunrote Lösung.
Eriocyanin (Oeigy) ist das Natriumsalz des Anhydrids der
Tetramethyldibenzyl-p-rosanilin-mono-p-mono-o-disulfosäure.
Färbt Wolle mit Glaubersalz und Schwefelsäure in blauen, alkaü-
echten Tönen an.
AnUifMau (Triphenylrosanilin). Bildet die Grundlage einer Reihe
von sehr wichtigen blauen Farbstoffen. Es findet einmal in Form seines
Triphenylmethanfarbstoffe. 1045
salzsauren oder essigsauren Salzes, vor allem aber in Form seiner ver-
schiedenen Sulfosäuren Anwendung.
Man unterscheidet unter den Handelsprodukten folgende Haupt-
gruppen :
Spritblau (Triphenylrosanilin ; Chlorhydrat oder Acetat).
Alkaliblau (Triphenylrosanilinmonosulfosäure).
Wasserblau (Triphenylrosanilindi-tri-oder tetrasulfosäure).
SprUHau. Bas salzsaure Triphenylrosanilin bildet in reinem
Zustande kleine, grünglänzende £ry stallnadeln, welche sich nicht in
Wasser, sehr schwierig in Alkohol, etwas leichter in heilem Anilin und
Eisessig lösen. Die Farbe der Lösungen ist ein reines, ins Grün spielendes
Blau. Die dem Salze zu Grunde liegende Base ist farblos , in Alkohol
leicht, schwieriger in Äther löslich. Die Lösungen sind schwach rot gefärbt.
Salzsäure scheidet aus der alkoholischen Lösung das Chlorhydrat aus.
Das Acetat ist etwas leichter in Spiritus löslich als das Chlorhydrat.
Im Handel finden sich yerschiedene Marken, welche YOn einem
reinen, grünstichigen Blau ins Violett hinüberspielen.
Auf Wolle und Seide färbt man es in einem stark mit Schwefel^
säure angesäuerten Bade, dem man nach und nach die spirituöse Blau-
lösung hinzugibt. Baumwolle beizt man zuvor, indem man sie zuerst
mit einer starken Seifenlösung, darauf mit essigsaurer Tonerde behandelt.
Man färbt dann schlieBlich in derselben Weise, jedoch in neutralem
Bade aus.
Darstellung. Durch Erhitzen von Rosanilinbase mit überschüssi-
gem Anilin unter Zusatz von. Benzoesäure.
Das aus Pararosanilin dargestellte Blau zeichnet sich durch eine
sehr reine, grünstichige Nuance aus. Wie das gewöhnliche Triphenyl-
rosanilin, wird es selten als solches angewandt, sondern dient haupt-
sächlich zur Darstellung der unten beschriebenen Sulfosäuren.
jükaliblau. Die Monosulfosäure des Triphenylrosanilins oder
vielmehr die Salze derselben spielen unter dem Namen Alkaliblau eine
äuBerst wichtige Rolle in der Farbenindustrie. Die Monosulfosäure des
Triphenylrosanilins bildet ein in Wasser schwer lösliches blaues Pulver:
Die Alkalisalze lösen sich in Wasser mit schwach graublauer Farbe.
Sie zeigen die für ihre Anwendung wichtige Eigenschaft, sich in alkali-
scher Lösung mit der Wolle und Seidenfaser zu vereinigen. In einem
sauren Bade, dem Avivierbade, kommt darauf die Farbe zur vollständigen
Entwicklung. Die Hauptanwendung findet das Alkaliblau in der- Woll-
filrberei. Das Alkaliblau wird in folgender Weise gefärbt: Man netzt
die Wolle oder Seide in einem Bade, dem man etwas Borax (etwa 15 Proz.
des zu färbenden Stoffes) hinzufügt. Man fügt die Farbstofflösung hinzu
und zieht, während man auf dem Wasserbade erhitzt, so lange um, bis
1046 Organische Farbstoffe.
das Bad fast farblos geworden ist. Die Operation dauert 1 — 2 Stunden.
Man nimmt heraus, spült in Wasser und bringt den Stoff in ein Ayi-
vierbad, dem man etwa 1 Proz. Schwefelsäure hinzufügt. Die schwach
graublaue Färbung des Stoffes nimmt in dem sauren Bade die ToUe
blaue Färbung an.
Darstellung. Das Alkaliblau wird durch vorsichtige Behandlung
des Triphenylrosanilins mit englischer Schwefelsäure dargestellt. Die durch
Wasser ausgefällte Sulfosäure wird gut ausgewaschen imd durch Abdampfen
mit Natronlauge in das Natronsalz yerwandelt. Je nach der Qualität
des angewandten Spritblaus erhält man grünstichige oder rotstichige
Nuancen.
Was9erblau. Unter Wasserblau versteht man die höheren, leichter
löslichen Sulfosäuren des Triphenylrosanilins. Sie unterscheiden sich
vom Alkaliblau dadurch, daB sie in freiem Zustande leicht in Wasser
löslich sind. Man imterscheidet auBer den rötlichen und grünstichigen
Handelsmarken Wasserblau für Seide und Wasserblau für Baum-
wolle. Ersteres ist ein Gemenge von Di- mit etwas Trisulfosäure.
Es wird aus wäßriger Lösimg durch Säure und Kochsalz noch gefallt,
während diese Eigenschaft dem letzteren, welches Trisulfosäure neben
Tetrasulfosäure enthält, abgeht.
In der Wollfärberei findet das Wasserblau selten Anwendung, da
es dem Alkaliblau an Waschechtheit bedeutend nachsteht.
Man färbt das Wasserblau auf Seide unter Zusatz von etwas
Schwefelsäure. Baumwolle wird erst mit einer starken Seifenlösung,
dann mit Alaunlösung behandelt imd schlieBlich in schwach saurem
Bade ausgefärbt.
Darstellung. Das Wasserblau wird durch länger andauernde
und energischere Behandlung des Spritblaus mit konzentrierter Schwefel-
säure dargestellt. Da die leicht lösliehen Sulfosäuren aus der schwefel-
sauren Lösung durch Wasser nur unvollständig fällbar sind, wird diese
meist mit Kalk neutralisiert, wobei sich schwer lösliches Calciumsulfat
ausscheidet, während das Kalksalz der Sulfosäure in Lösung bleibt und
aus dieser durch Abdampfen gewonnen wird.
JHphenylanUfMau* Aus dem Diphenylamin wird ein blauer
Farbstoff dargestellt, welcher dem aus Rosanilin dargestellten Blau sehr
ähnlich ist, sich vor diesem jedoch durch eine viel reinere grünsüchige
Nuance auszeichnet. Das Diphenylaminblau läßt sich ebenso wie das
Triphenjlrosanilin in Sulfosäuren verwandeln und kommt sowohl in der
Form von Alkali-, als auch von Wasserblau zur Yerwendimg.
Darstellung. Diphenylamin wird mit Oxalsäure oder Chlor-
kohlenstoff erhitzt und der entstandene Farbstoff durch Waschen nodt
Alkohol gereinigt.
Diphenylnaphthylmethanfarbstoffe. 1047
Das durch Behandlung des Pararosanilins mit Anilin erhaltene
Triphenjlpararosanilin ist dem Biphenylaminblau sehr ähnlich, yielleicht
sogar mit diesem identisch; es hat zurzeit das letztere in seiner An-
wendung beinahe gänzlich Terdrängt. Auch aus Methyldiphenylamin
wurde ein Blau dargestellt, welches gegenwärtig aber fast vom Markt
verschwunden ist.
HelveUcMau (Geigy). Darstellung. 2 Mol. Diphenylaminmono-
sulfosäure werden mit 1 Mol. Formaldehyd kondensiert. Die entstandene
Methandisulfosäure wird mit einem weiteren Mol. Diphenylaminmono-
sulfosäure oxydiert. Verhält sich ähnlich dem Diphenylaminblau.
3. DIphenylnaphtliylinetlianfarbBtoffe.
VUdariabiau B. Dieser den Rosanilinfarbstoffen nahe stehende
Körper wird durch Einwirkung von a-Naphthylphenylamin auf Tetra-
methyldiamidobenzophenon gewonnen. £r färbt Wolle, Seide und tannierte
Baumwolle mit schön und rein blauer Nuance an. Das Handelsprodukt
ist ein yiolettschwarzes oder bronzeglänzendes Pulver, daß in heißem
Wasser und Alkohol mit tiefblauer Farbe löslich ist« Salzsäure erzeugt
einen Niederschlag, der sich auf Zusatz von mehr Säure unter Braun-
farbung löst. Natronlauge bewirkt eine rotbraune Fällung. Mit konz.
Schwefelsäure bildet sich eine rötlichbraune Lösimg, die beim Verdünnen
erst gelb, dann olivengrün und schließlich blau wird.
Ein ganz ähnliches Verhalten zeigt VOstoricMau 4 Mj welches
aus Tetramethyldiamidobenzophenon und Methylphenyl-a-naphthylamin
gewonnen wird. Färbt rotstichiger als die Marke B.
NicuMbiau entsteht aus Tetraäthyldiamidobenzophenon und p-
Tolyl-a-naphthylamin. Liefert auf Seide lebhafte, auch bei künstlicher
Beleuchtung grünstichigblau erscheinende Färbungen.
NeuiviktarüMau (Bayer), Viktoriablau R (Badische; Ges.
f. ehem. Ind.) bildet sich durch Einwirkung von Michlerschem
Keton auf Monoäthyl-a-naphthylamin und färbt etwas rotstichiger als
Viktoriablau B.
SäurMau M (Sandoz) ist ein blaues Pulver, das in Wasser
mit blauer Farbe löslich ist. Salzsäure erzeugt eine blaue Fällung, die
in mehr Säure mit grauer bis rotbrauner Farbe löslich ist. Natron
läßt die Lösung in der Kälte unverändert; beim Kochen wird sie hell-
blau. Konz. Schwefelsäure gibt eine rotbraune Lösung, die beim Ver-
dünnen mit H^O blaugrün wird.
Säureblau R wird unter Zusatz von 10 Proz. Glaubersalz \md
2 Proz. konz. H^SO^ gefärbt und liefert so auf Wolle ein schönes Mittel-
blau, das sich in stärkeren Färbungen zu Dunkelmarineblau anwenden
1048 Organische Farbstoffe.
läßt. Die Färbuogen sind sehr alkali- und walkecht. Der Farbstoff wird
auch zum Übersetzen von Blauholzschwarz benutzt.
Säurebiau B (S an do z). Das Handelsprodukt stellt ein blaues Pulver
dar. Die Lösung in Wasser ist blau: mit Salzsäure entsteht in derselben
eine blaue Fällung, die in mehr Säure mit grüner, bezw. rotbrauner
Farbe löslich ist. Natronlauge ist in der Kälte ohne Änderung; beim
Erhitzen wird die Lösung violett. Konz. Schwefelsäure gibt eine rot-
braune Lösung, die beim Verdünnen blaugrüne Farbe annimmt.
Anwendung. Wie Säureblau R; liefert ein grünstichigeres und
etwas klareres Blau als letzteres.
SätM'evMeit ö B8 (Sandoz). Dunkelviolettes Pulver, das sich in
Wasser mit violetter Farbe löst. Salzsäure erzeugt in der wäBrigen Lösung
eine violette Fällung, die sich in mehr Säure mit schmutziggrüner, dann gelb-
brauner Farbe löst. Mit Natronlauge tritt in der Kälte keine Veränderung
ein; in der Wärme wird die Lösung rotviolett. Mit konz. Schwefelsäure
entsteht gelbbraune Lösung,' die beim Verdünnen blauviolett wird.
Anwendung. Wie Säureblau R; liefert auf Wolle ein alkali-
echtes Violett, etwas rotstichiger als
SäurevioleU 6BN8 (Sandoz). Ist ein violettes Pulver. Die
wäßrige Lösung zeigt violette Farbe. Durch Salzsäure wird in derselben
eine violette Fällung erzeugt, die in mehr Säure mit grüner, dann gelb-
brauner Farbe löslich ist. Zusatz von Natronlauge macht die Lösung
blau, in der Wärme hellblau. Konz. Schwefelsäure gibt eine gelbbraune
Lösung, die beim Verdünnen grün, dann blau wird.
Anwendung. Wie Säureblau R; färbt Wolle in der Nuance des
Säureviolett 6 B N der Badischen Anilin- und Sodafabrik. Die Färbungen
sind alkali- und walkecht.
SäurevioleU 7 B8 (Sandoz). Violettes Pulver. Die wäßrige
Losung ist violett. Konz. Salzsäure gibt in derselben eine violette
Fällimg, die in mehr Säure mit grüner, dann gelbbrauner Farbe löslich
ist. In kalter Natronlauge entsteht eine blaue, in heißer eine hellblaue
Lösung. Konz. Schwefelsäure gibt eine gelbbraune Lösung, die beim
Verdünnen grün, dann blau wird.
Anwendung. Wie Säureblau R; förbt auf Wolle ein sehr reines
Blauviolett in der Nuance des Säurevioletts 7 B der Badischen Anilin-
und Sodafabrik; die Färbungen sind aber alkaliecht.
Wottgrüm^ 8 wird dargestellt durch Behandeln von Tetramethjl*
diamidobenzophenonchlorid mit y9-Naphthol und Schwefelsäure.
Das Handelsprodukt ist ein braunes Pulver, das in Wasser mit
grünblauer Farbe löslich ist. Salzsäure gibt eine gelblichbraune Lösung;
mit Natronlauge wird die Farbe rötlich. Konz. Schwefelsäure bildet
eine violettbraune Lösung, die beim Verdünnen gelblichgrün wird.
Rosols&nrefarbstoffe. 1049
Hierher gehört auch: ChronMau (Bayer), ein Farbstoff, der als
schwarze Paste in den Handel kommt und durch Kondensation yon
Tetramethyldiamidobenzhydrol mit a-Oxynaphthoesäure und Oxydation
des entstandenen Produktes hergestellt wird. Färbt chromgebeizte Wolle
blau — und wahrscheinlich
NaphihaUngrün Fund Naphthalingrün konzentriert (Rcy.
d. Mat. Color. 1899, 198). Dunkelrotes Pulver, das in kaltem Wasser
wenig, in heilem Wasser leicht löslich ist. Natronlauge erzeugt einen
dunkelgrünen Niederschlag, Salzsäure macht die Lösung orangegelb;
Zinnsalz und Salzsäure verwandeln die grüne Lösung in gelb, ohne sie
selbst bei Siedhitze zu enterben. Mit konz. Schwefelsäure entsteht
eine orangegelbe Lösung, die beim Verdünnen mit Wasser etwas grün-
licher wird. Ist in Alkohol wenig mit grüner Farbe löslich. Wolle färbt
sich in saurem Bade etwas blaustichiger als mit Säuregrün. Ist alkali-
echter als Säuregrün.
BHUantwalkgrün B (Gas seil a) (Rev. G^ner. Mat. Color. 1900, 8)
ist ein bläulichgrünes Pulver, das sich in Wasser mit gleicher Farbe
auflöst. Salzsäure erzeugt in der wäfirigen Lösung einen braungelben,
Natronlauge einen hellorangegefarbten Niederschlag. Konz. Schwefel-
säure gibt eine braungelbe Lösung, aus der durch Verdünnen mit Wasser
ein gelblichgrüner Niederschlag entsteht.
Färbt Wolle aus saurem Bade.
4. BosolsAurefarbstoffe.
€feib€$ KaraUUu Das mit obigem Namen bezeichnete Produkt
ist wenig einheitlicher Natur. Wenn auch nicht den Hauptbestandteil
desselben, so doch die beststudierte, in dem technischen Farbstoff ent-
haltene Verbindung bildet die Pararosolsäure CigHi4 03.
AuBer dieser Verbindung sind darin noch Homologe derselben,
sowie eine grofie Anzahl von anderen Verbindungen enthalten, welche
dieser in den färbenden Eigenschaften sehr nahe stehen, so z. B. die
eigentliche Rosolsäure. Beide Körper bilden in reinem Zustande rote
Krystalle mit blauem Reflex, welche sich nicht in Wasser, ziemlich
leicht in Alkohol, Äther und konzentrierter Salzsäure lösen. Ihre
Lösungen sind goldgelb gefärbt. Mit saurem schwefligsauren Natron
verbinden sie sich zu farblosen Verbindungen. Reduzierende Agentien
führen sie in die entsprechenden Leukorosolsäuren über. Mit Alkalien
verbinden sich die Rosolsäuren zu prachtvoll rotgeförbten wasserlös-
lichen Salzen.
Das Aurin des Handels (Natronsalz) bildet orangegclbe, grün-
schillernde Massen, welche sich mit schön roter Farbe in Wasser lösen.
1050 Organische Farbstoffe.
Darstellung. Durch Erhitzen eines Gemisches von Phenol mit
Oxalsäure und Schwefelsäure.
JBates KwraMn (Päonin). Unter diesem Namen kommt ein
Produkt in den Handel, welches aus Aurin durch £rhitzen mit Ammo-
niak imter Druck erzeugt wird. Wahrscheinlich findet hier eine teilweise
Substitution der Hydroxyle durch Amidogruppen statt. Das Produkt
zeigt einen viel röteren Ton als das Aurin, ist diesem jedoch in den
sonstigen tBigenschaften ähnlich. Aus der alkalischen Lösung fallt durch
Säuren ein roter Niederschlag.
Das Aurin und das rote Eorallin finden in der Färberei nur eine
sehr beschränkte Anwendung. Beide lassen sich weder auf Wolle noch
auf Seide gut fixieren. Baumwolle läßt sich mit rotem Eorallin aaf
ähnliche Weise wie mit £osin, unter Zusatz von Bleiacetat, fiirben,
doch ist diese Färbung sehr vergänglicher Natur. Die Rosols&urefarb-
Stoffe bilden mit Metallsalzen sehr schöne Lacke, welche in der Tapeten-
fabrikation ziemlich starke Anwendung finden. Papier färbt man häufig
durch bloBes Tränken mit den alkalischen Lösungen der Farbstoffe.
ChromvioleU (G-eigy, Bayer) ist das Natriumsalz der Aurin-
trikarbonsäure und bildet sich beim Erwärmen eines Gemisches von
Salizylsäure, konz. Schwefelsäure, Holzgeist und Natriumnitrit. Dieser
Farbstoff fixiert sich namentlich auf Chrombeizen mit yioletter Farbe.
Er findet hauptsächlich in der Kattundruckerei Anwendung.
Das Handelsprodukt stellt ein braunes, in Wasser mit braunroter
Farbe lösliches Pulver dar. Natronlauge gibt eine hellbraune Lösung;
Salzsäure schlägt die Säure nieder. Mit konzentrierter Schwefelsäure
entsteht eine braune Lösung, aus der beim Yerdünnen die Farbstoff-
säure ausfallt.
5. Phtalelne.
AwmHn, das Natriumsalz des Tetranitrophenolphtaleins, scheiot
nicht mehr in den Handel zu gelangen.
MeäorcinpMalein* Ftuarescein [C^ H„ O5]. Das Fluorescein
bildet im reinen Zustande ein gelbrotes Pulver oder mehr oder weniger
ausgebildete hellgelbe bis dunkelrote Ery stalle, je nach dem Lösungs-
mittel, aus dem es gewonnen wurde. Es ist weder unzersetzt schmelz-
bar, noch flüchtig, verträgt ohne Veränderung eine Temperatur von
280^ C, zersetzt sich jedoch darüber hinaus unter Bräunung und schlieB-
licher Yerkohlung. In Wasser ist es fast unlöslich, es löst sich jedoch
ziemlich reichlich in Alkohol und Äther, noch leichter in Eisessig. Diese
Lösungen zeigen meist nur eine schwache Fluoreszenz.
Das Fluorescein besitzt einen ausgesprochenen Säurecharakter und
bildet mit Alkalien Salze, welche sich leicht in Wasser lösen und deren
Phtaleinfarbstoffe. 1051
selbst sehr yerdünnte Lösungen eine prachtToll grüne Floreszenz zeigen.
Das Fluorescein bildet das wichtige Zwischenprodukt für die Darstellung
einer grofien Anzahl yon Phtalsäurefarbstoffen, findet aber auch wohl
hier und da als gelber Farbstoff Verwendung und wird zu diesem
Zwecke von einigen Farbenfabriken in Form eines Alkalisalzes unter
der Bezeichnung Uran in in den Handel gebracht. Das Fluorescein
färbt sich auf Wolle und Seide im sauren Bade und erzeugt ein grün-
stichiges Gelb, welches leider sehr wenig licht- und luftbesiändig ist.
Für die Beurteilung eines Handelsproduktes ist die Reinheit der Fär-
bung, Yor allem aber die Qualität eines daraus dargestellten Eosins
maBgebend.
Darstellung. 1 Mol. Phtalsäure wird mit 2 Mol. Resorcin ge-
mengt imd das Gemenge so lange auf 190 — 200^ erhitzt, bis es völlig
fest geworden ist. und kein Wasser mehr entweicht.
Aus den gechlorten Phtalsäuren (namentlich Tetrachlorphtalsäure)
werden gechlorte Floresceine dargestellt und zur Herstellung der unter
den Namen Phloxin, Cjanosin und Kose bengale in den Handel ge-
brachten Farbstoffe benutzt. Diese Produkte zeichnen sich Yor dem
chlorfreien Körper durch eine viel geringere Fluoreszenz aus. Ihre Dar-
stellung ist eine ganz analoge.
ChrysoUn wird durch Erhitzen eines Gemisches Yon Resorcin,
Phtalsäureanhjdrid, Benzylchlorid und Schwefelsäure gewonnen. Färbt
Seide imd Wolle gelb.
MoHn, Tetrabromfluor es ceinnatrium (oder -Kalium). Die
freie Säure bildet in reinem Zustande ein rotgelbes Pulver oder gelb-
rote, mehr oder weniger ausgebildete Krystalle. Sie löst sich sehr wenig
in Wasser, etwas leichter in Alkohol und Eisessig, nicht in Benzol.
Aus alkoholischer Lösung kann es in alkoholhaltigen Krjstallen ge-
wonnen werden. Es ist eine ziemlich starke zweibasische Säure und
bildet mit Alkalien in Wasser und mit schön roter Farbe leicht lös-
liche Salze.
Während die Lösungen des freien Eosins nicht fluoreszieren,
zeigen die seiner Salze eine starke gelbe Fluoreszenz. Beim Ansäuern
verschwindet dieselbe, bei genügender Konzentration unter Ausfällung
des Farbstoffes. In den Handel kommt gewöhnlich das Natronsalz.
Dasselbe bildet ein rotes Pulver, welches sich sehr leicht in Wasser,
schwieriger in Alkohol löst. Aus der wäBrigen Lösung der Eosinsalze
föllen Metallsalze, z. B. Blei-, Zink-, Zinn- und Tonerdesalze, schön
gefärbte Lacke. Durch Natriumamalgam wird das Eosin entfärbt;
macht man die entstehende Lösung unter Zusatz von Kaliumchromat
alkalisch, so tritt, die grüne Fluoreszenz des Fluoresceins auf. Wendet
i^an Zinkstaub an, so geht die entfärbte Lösung wieder in Eosin über.
1052 Organische Farbstoffe.
Das Eosin ist einer der brillantesten roten Farbstoffe. Es erzeugt
auf Wolle und Seide einen ganz eigentümlichen gelbstichigen Ton.
Für die Färbung yon Baumwolle fügt man dem Bade etwas Blei-
acetat hinzu. Der entstandene Bleilack fixiert sich alsdann allmählich
auf der Faser.
Im Handel kommen gelbstichige und blaustichige Eosine yor,
welche sich hauptsächlich durch ihren Bromgehalt voneinander unter-
scheiden. Im allgemeinen zeigen die bromärmeren Produkte eine gelb-
lichere Nuance als die bromreicheren.
Das Eosin wird durch Bromieren des Fluoresceins in alkoholischer
Lösung dargestellt.
SpriteoHn. Frimrose. Eos in BB (Monomethjl- oder Äthjl-
eosin). Die primären Äther des Eosins yerhalten sich yermOge des
einen noch freien Hydroxyls wie einbasische Säuren. Ihre Salze sind
in Wasser fast unlöslich, 50-proz. Weingeist löst sie leicht, absoluter
Alkohol sehr wenig. Im Handel ist meistens das Natrium- oder Kaliom-
salz yertreten. Vor den wasserlöslichen Eosinen zeichnet sich das Sprit-
eosin durch einen bläulicheren Ton aus, welcher namentlich auf Seide
prachtyoUe Effekte erzeugt. Die konz. Lösung des Spriteosins ist gelb-
lichrot, beim Verdünnen wird sie rosa, mit schön gelbgrüner Fluoreszenz.
Wie das wasserlösliche Eosin gibt es mit den meisten Metallsalzen
schön gefärbte Lacke.
IHnUrO''IHbrinnfluore8cein (Safrosin, Nopalin, Eosin-
scharlach). Der Farbstoff ist eine starke Säure, welche aus Alkohol
und Eisessig, in dem sie sich nur schwierig löst, in Form yon gelben
Nadeln krystallisiert. Die Salze lösen sich leicht in Wasser, die Farbe
der konzentrierten Lösung ist gelbrot, die der verdünnten rosa. Die
Lösungen zeigen keine Fluoreszenz, wodurch sich der Körper
scharf yon den Eosinen unterscheidet. Eine ammoniakalische Lösung
wird durch Zinkstaub entfärbt, nimmt aber durch Oxydation an der Luft
eine blaurote Färbung an. In den Handel kommt meist das Natronsalz.
Der Farbstoff besitzt eine bläulichere Nuance als die Eosine und
zeichnet sich yor diesen durch größeres Färbeyermögen aus. Er wird
hauptsächlich fUr Wolle, weniger für Seide und Baumwolle benutzt.
Namentlich diente er yor Entdeckung der Azofarbstoffe, mit gelben
Farbstoffen (besonders Binitronaphthol) gemischt, zur Erzeugung schar-
lachroter Töne.
Darstellung. Das Dinitro-Dibromfluorescein wird durch sukzes-
siye Behandlung des Fluoresceins mit Salpetersäure und Brom oder
durch Behandlung des Eosins mit Salpetersäure dargestellt.
TetrajodfluoreBcein. Erythrosin. Eosin T. Das Tetrajod-
fluorescein ist in seinen chemischen Eigenschaften dem Eosin sehr ahn-
Phtaleinfarbstoffe. 1053
lieh, unterscheidet sich Ton diesem jedoch durch den viel bläulicheren
Ton, sowie durch das Fehlen der Fluoreszenz. Es ist sehr leicht da-
durch zu erkennen, daB es im Proberöhrchen mit Schwefelsäure erhitzt
violette Joddämpfe entwickelt. Es erzeugt, namentlich auf Seide, ein
sehr schönes Rosa und findet fast nur in der Seiden- und Papierfarberei
Verwendung.
JPMaocinf CyanoHn und Mose bengale, Biese Körper stehen
zu den aus gechlorten Phtalsäuren dargestellten Di- und Tetraqhlor-
fluoresceinen in demselben Verhältnis wie Eosin, Spriteosin und Ery-
throsin zum gewöhnlichen Fluorescein. Phloxin ist das Bromderivat,
Rose bengale das Jodderiyat , dieser Körper; sie zeigen in Lösungen
keine Fluoreszenz, diese kommt jedoch an der damit gefärbten Seide
zum Vorschein. Cjanosin ist der Äthyläther des Phloxins und ist, den
Eosinäthem analog, nur in yerdünntem Weingeist löslich.
Vor den chlorfreien Eosinen zeichnen sich diese Derivate durch
blaustichigere Nuance aus; sie gehören zu den schönsten roten Farb-
stoffen tmd finden fast ausschließlich in der Seidenfärberei Verwendung.
CyMamin (Monnet) ist ein schwefelhaltiges Phtalein, welches
durch Bromieren des Thiodichlorfluoresceins erhalten wird und Seide
und Wolle in neutralem Bade bläulichrot anfärbt. Das Handelsprodukt
löst sich mit fuchsinroter Farbe in Wasser; die Lösung fluoresziert
nicht; Salzsäure scheidet daraus die Farbsäure ab. Natronlauge ist
ohne Einwirkung. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine orangefarbige
Lösung.
Bhodamin B (Badische, Ges. f. ehem. Ind., Höchst). Dieser Farb-
stoff kann als Fluorescein aufgefaßt werden, in welchem zwei Hydroxyle
durch zwei äthylierte Amidogruppen ersetzt sind.
Man erhält ihn durch Erhitzen von Diäthyl-Metaamidophenol mit
Phtalsäureanhydrid oder durch Einwirkung des Fluoresceinchlorids auf
Diäthylamin.
Das Rhqdamin besitzt vermöge seiner stickstoffhaltigen Gruppen
basische Eigenschaften. Es färbt Seide, Wolle und tannierte Baum-
wolle mit einer bläulichroten Nuance, welche an Schönheit die Eosin-
farben überflügelt. Das Rhodamin ist ziemlich lichtecht.
Das Handelsprodukt ist ein rotes Pulver, welches in Wasser und
Alkohol mit roter Farbe löslich ist. Verdünnte Lösungen zeigen starke
Fluoreszenz. Natronlauge bewirkt bei gewöhnlicher Temperatur keine
Veränderung, beim Erhitzen entstehen rote Flocken und es wird Geruch
nach Dimethylamin bemerkbar. Ein ÜberschuB an Salzsäure gibt eine
gelbstichigrote Lösung, die beim Verdünnen violettstichig wird. Löst
sich in konz. Schwefelsäure (unter Salzsäureentwickelung) mit bräunlich-
gelber Farbe, die beim Verdünnen mit Wasser gelblichrot und dann
1054 Orgaoische Farbstoffe.
blaustichigrot wird. Ganz ähnlich, nur in der Nuance yerschieden,
färben: BhodanUn 3 B (ist der Äthylester der Torigen Verbindung),
Shoäamin G (besteht der Hauptsache nach aus Triäthjlrhodamin) und
BhodanUn 6 O (Äthylester des sym. Diäthylrhodamins).
Bhodamin 8 wird erhalten durch Erhitzen von Bemsteinsäure-
anhydrid und Dimethyl-m-amidophenol. Das Handelsprodukt löst sich
in Wasser mit roter Farbe und gelber Fluoreszenz. Natronlauge ent-
färbt. Wird zum Färben von Baumwolle an Stelle des Safflorkarmins
benutzt. Die ungeheizte Faser färbt sich in essigsaurem Bad sehr schOn
rosarot.
SoUdMureeoHn G (Höchst) (Rev. 6. Mat. Col. 1899, 90), ein
rotes Pulver, welches sich leicht in Wasser mit grüngelber Fluoreszenz
auflöst; Natronlauge macht die Lösung stark rotgelb und yermindert die
Fluoreszenz; Salzsäure ist ohne Wirkung. Eonz. Schwefelsäure erzeugt
eine hellgelbe Lösung.
Färbt Wolle mit 10 Proz. Glaubersalz und 4 Proz. SchwefelBäore
in sehr reinen, fluoreszierenden Rosatönen. Die Lichtechtheit ist besser
als diejenige der Rhodamin 6 G-Färbungen.
Ähnliche Farbstoffe sind Echtsäurephloxin A, Baumwoll-
rhodin B S, Irisamin.
Hierher gehören auch Farbstoffe, welche als Yiolamine oder
Echtsäureyiolett bezeichnet werden. Sie bilden sich durch Erhitzen
von Fluoresceinchlorid mit Anilin (und analogen Aminen) und darauf-
folgendes Sulfieren oder durch Kondensation von m-Oxydiphenylamin
(und seinen Analogen) mit Phtalsäureanhydrid.
Violamin B oder EchtgäurevMeU B (Höchst) stellt ein dunkel-
violettes Pulver dar, das in Wasser mit violetter Farbe löslich ist. Salz-
säure fällt aus der wäßrigen Lösung blaue Flocken, Natronlauge bewirkt
keine Veränderung. Mit Schwefelsäure bildet sich eine gelbrote Lösung,
die beim Verdünnen blaue Flocken ausscheidet. Färbt Seide und Wolle
in violetten Tönen, die ziemlich licht- und walkecht sind. Ihm stehen
nahe Violamin R, Violamin G (Säurerosamin A), Violamin 2 R
(Echtsäureblau R).
CkiUein und Coertdein. Das Gallein wird durch Erhitzen von
Gallussäure mit Phtalsäureanhydrid gewonnen. Es bildet ein in Wasser
unlösliches, in Alkalien mit roter, beim Überschuß derselben blauer
Farbe, lösliches braunes Pulver.
Das Gallein ist an und für sich für die Färberei von geringer Be-
deutung, es bildet jedoch das Ausgangsmaterial zur Darstellung des für
die Eattundruckerei hochwichtigen Coeruleins.
Coerulein entsteht durch Erhitzen des Galleins mit konz. Schwefel-
säure auf ca. 200**.
Anthracenfarbstoffe. 1055
£s bildet ein bläulicbschwarzes, in Wasser, Alkohol und Ätber
unlöslicbes Pulyer. £s löst sich wenig in Eisessig mit grüner Farbe.
Mit Natriumbisulfit bildet es eine farblose lösliche Verbindung.
Letzteres Verhalten und die Eigenschaft, mit Chromoxyd und Tonerde
Lacke zu bilden, ermöglichen seine Anwendimg in der Färberei.
Man druckt die Bisulfityerbindung gemischt mit Ghromacetat auf
und dämpft. Durch letztere Prozedur wird die Bisulfitverbindimg zer-
setzt und der Chromoxydlack hergestellt.
Das Coerulein erzeugt auf diese Weise ein dunkles, sehr seifen-
und lichtechtes Grün.
Auch für die Färberei auf gechromter Wolle wird das Coerulein
vielfach benutzt.
Handelsprodukte: Coerulein in Teig, eine schwarze Paste, und
Coerulein S in Pulver oder in Teig (die Bisulfitverbindung).
YI. Oxychinone nnd Chinonoxime.
1. Anthracenftobstoife.
Die vom Anthracen abgeleiteten Farbstoffe, deren wichtigster Re-
präsentant das Alizarin ist, bilden eine von den übrigen Teerfarbstoffen
scharf gesonderte Gruppe, und zwar sowohl mit Bezug auf ihre Herstel-
lung, als auch auf ihre Anwendung.
Die Anthracenfarben finden ihre Hauptverwendung im Kattundruck
und in der Baumwollenfärberei, doch werden auch in der Wollenfärberei
in neuerer Zeit große Mengen davon konsumiert. Die damit erzeugten
Töne besitzen (mit Ausnahme des Türkischrot) im allgemeinen eine ge-
ringe Lebhaftigkeit, vor den übrigen Teerfarbstoffen zeichnen sie sich
jedoch vorteilhaft durch die große Beständigkeit aus.
AUxwrin* (Dioxyanthrachinon) [C,^ H^ O4). Das Alizarin
bildet im reinen Zustande rotbraune Nadeln. Sein Schmelzpunkt
liegt bei 289 bis 290^, es sublimiert bei höherer Temperatur in roten
Nadeln. Es ist fast unlöslich in kaltem, sehr schwer löslich in
heißem Wasser. Kalter Alkohol löst es ebenfalls schwer, siedender
etwas leichter, ziemlich leicht Eisessig, Methylalkohol, Aceton und
Glyzerin. Alle diese Lösungen besitzen eine gelbrote Farbe. Konzen-
trierte Schwefelsäure ist selbst bei einer Temperatur von 150 — 200®
ohne Wirkung auf dasselbe. Von siedender Alaunlösung wird es nicht
aufgenommen.
Gegen Alkalien verhält es sich wie eine schwache zweibasische
Säure. Die Alkalisalze sind in Wasser leicht löslich, und zwar die
primären mit roter, die sekundären mit purpurvioletter Farbe. Erstere
1056 Organische Farbstoffe.
entstehen namentlich beim Auflösen des Alizarins in Karbonaten und
anderen alkalisch reagierenden Salzen, letztere durch überschüssige kau-
stische Alkalien. Die £rd-, Erdkali- imd Schwermetalie bilden meist
schwerlösliche Lacke, welche sich durch mehr oder weniger charakte-
ristische Färbungen auszeichnen. Dieselben entstehen durch Fällung der
Alizarinalkaliverbindungen mit den betreffenden Metallsalzen, sowie durch
direkte Vereinigung des Alizarins mit Metalloxyden.
Die yerschiedenen Färbungen der Alizarinlacke sind für die Färbe-
reien Yon grofier Wichtigkeit imd gestatten die Erzeugung ganz ver-
schiedener Nuancen, welche yom feurigen Rot bis zum tiefen Schwarz-
violett variieren.
Das Alizarin fixiert sich einzig und allein in Form dieser Lacke
auf der Faser, und zwar sind es hauptsächlich die Tonerde-, Chrom-
und Eisenlacke, welche in der Färberei eine Rolle spielen.
Das künstliche Alizarin kommt in der Regel in Form einer Paste
in den Handel. Der Gehalt der Alizarinpaste schwankt unter Um-
ständen zwischen 20 und 60 Proz., doch ist eine 20-prozentige Paste die
gebräuchlichste.
Die Konsistenz der Paste gibt über deren Farbstoffgehalt keine
Anhaltspunkte. Eine ganz neutrale Ware ist dünnflüssig; dicke Pasten,
wie sie von manchen Konsumenten vorgezogen werden, enthalten eine
geringe Spur freier Säure. Für Export wird auch 100-proz. Alizarin
fabriziert, das teilweise durch Auflösen in Natronlauge und Wiederaus-
fällen mit Säure etc. in 20-proz. Paste übergeführt oder dann in Form
einer alkalischen Lösung direkt ins Färbebad gegeben und dort durch
eine geeignete Säure gefällt wird.
Auch findet sich Alizarin in Mischung mit Stärke in Form von
Stücken im Handel. Man hat auch andere Mittel zur Herstellung hoch-
prozentiger bezw. trockener Ware gemacht. (S. Gnehm, „Anthracen-
farbstoffe^ 1897, 33.)
Reines Alizarin, sog. Alizarin mit Blau st ich (Alizarin VI u. s.w.),
färbt tonerdegebeizte Baumwolle blaustichig rot und mit Eisen gebeizte
rein violett.
In der käuflichen Ware können neben Alizarin noch andere Kör-
per: Anthrapurpurin, Flavopurpurin, sodann nicht färbende Substanzen
wie Oxyanthrachinon, Anthraflavinsäure, Isoanthraflavinsäure etc. ent-
halten sein.
Zur Wertbestimmung begnügt man sich oft mit einer Probefllrbung :
für genauere Kenntnis der Beschaffenheit ist eine weitergehende Unter-
suchung notwendig.
Bestimmung des Trockengehaltes. Etwa 20 g der fraglichen
Paste werden in einer gewogenen Platinschale im Luftbade bei 100 bis
Anthraoenfarbstoffe. 1057
110® bis zur Gewichtskonstanz erhitzt. Durch Yerbrennen des Rück-
standes erhält man die Menge der Aschenbestandteile.
Um Oxyanthrachinon (und Anthraflayin- bezw. Isoanthraflayin-
säure) nachzuweisen, löst man eine Prob^ mit Natronlauge, versetzt heiß
mit Baryumchloridlösung und filtriert den Niederschlag. Zum Filtrat
setzt man bei Siedehitze Sodalösung, filtriert wieder, läßt erkalten und
säuert mit Salzsäure an. Oxyanthrachinon bezw. Anthra- oder Isoanthra-
flavinsäure scheiden sich in gelben Flocken aus.
Für die Musterfarbungen im Laboratorium bedient man sich am
besten eines mit Beizen bedruckten Kattuns. Man findet gegenwärtig
eigens für diesen Zweck präparierten Kattun im Handel, auf welchen
die yerschiedenen Beizen in gleich breiten, parallelen Streifen auf-
gedruckt sind. Gewöhnlich befindet sich darauf reine Tonerdebeize,
reine Eisenbeize und ein Gemenge von beiden. Man schneidet einen
solchen Kattunlappen quer durch diese Streifen in zwei genau gleiche
Hälften und färbt auf dieselben die zu yergl eich enden Farbenmuster
quantitativ aus.
Je nach Umständen wird die Probefarbung zweckmäßiger auf
türkischrot yorgebeizte Lappen oder Stränge ausgeführt. Hierbei kann
dann auch das Verhalten der zu untersuchenden Ware bei der Avivage
taxiert werden.
Darstellung. Das künstliche Alizarin wird durch Erhitzen der
Anthrachinonmosulfosäure mit kaustischem Natron unter Zusatz eines
Oxydationsmittels (Kaliumchlorat oder Salpeter) dargestellt.
Das aus der alkalischen Lösung durch Salzsäure gefällte Alizarin
wird sorgfaltig ausgewaschen und in Teigform in den Handel gebracht.
AnihrapiMrpurin (Isopurpurin) 1 . 2 . 7-Trioxyanthrachinon.
Dasselbe krystallisiert in orangefarbenen wasserfreien Nadeln, welche
sich leicht in Alkohol und Eisessig, schwierig in Äther lösen. Es
schmilzt über 380^. Die alkalische Lösung ist etwas röter als die des
Alizarins. Von dem Purpurin unterscheidet es sich durch die geringe
Löslichkeit in siedender Alaunlösung. Es färbt auf Tonerdebeize etwas
gelblicher rot als das Alizarin, auf Eisenbeize erzeugt es ein graues
Yiolett von geringem Wert.
Reines Anthrapurpurin ist in den Handelsmarken Alizarin GD,
R X, Sx extra, Sx, R T, W G (für Wolle) enthalten.
Fiavapurpurin 1.2.6- Trioxyanthrachinon.
Das reine Flayopurpurin krystallisiert in wasserfreien gelben Nadeln,
welche sich fast nicht in Wasser, leicht in kaltem Alkohol, sowie in
Eisessig lösen. Der Schmelzpunkt liegt über 330^.
Die Lösung in Alkalien ist röter als die des Isopurpurins. Beim
Yerdünnen mit Wasser wird sie schmutzig gelbrot. Kohlensaures Natron
Untenuchuns^en. 5. Aufl. IIL 67
1058 Organische Farbstoffe.
löst es mit gelbroter Farbe. Es erzeugt auf Tonerdebeize ein sehr
gelbes Rot, auf Eisenbeize ein rotes Violett.
Das reine Flavopurpurin findet sich in den Handelsmarken
Alizarin Gl, R G, S D G, X, No. 10, F A, Alizarinrot WGG (für
Wolle).
Alizarin, Anthrapurpurin und Flayopurpurin lassen sich durch die
verschiedene Färbung ihrer alkalischen Lösungen unterscheiden. Alizarin
gibt mit Tonerdebeizen die „blaustichigsten" Rot, die schönsten „Rosa*
und „Violett". Anthrapurpurin liefert gelbere Töne als Alizarin, weniger
gelbe als Flavopurpurin. Flavopurpurin liefert die gelbstichigsten Töne:
die Färbungen des letzteren werden aber beim Avivieren stärker an-
gegriffen.
Zur Beurteilung von Alizarinpaste empfiehlt Perkin (J. Chem.
Ind. 1894, 496) folgendes Verfahren:
Man löst 5 g der Paste (20-proz.) mit destilliertem Wasser zu 1 K
mischt 5 ccm davon mit 5 ccm einer 2-proz. Pottaschelösung, verdünnt
auf 500 ccm und vergleicht die Färbung.
Bei einiger Übung gelingt es leicht, auf diese Weise selbst sehr
geringe Nuancenunterschiede zu erkennen, z. B. einen Zusatz von 3 — 5 Proz.
Anthrapurpurin zu Alizarin.
Auch die Zusammensetzung einer Paste kann bis zu einem ge-
wissen Grade ermittelt werden, indem Mischungen von Alizarin mit
Anthrapurpurin klare und helle, solche von Alizarin mit Flavoparpurin
erhehlich dunklere Lösungen geben.
Unter den Handelsprodukten finden sich auch zahlreiche Gemische
dieser drei Oxyanthrachinone nach variablen Verhältnissen.
Alle diese Erzeugnisse werden nach dem beim „Alizarin** beschrie-
benen Verfahren geprüft.
Flavopurpurin und Isopurpurin entstehen durch Verschmelzen der
beiden isomeren Anthrachinondisulfosäuren, und zwar entsteht das Flavo-
purpurin aus der a-Säure, das Isopurpurin aus )9-Säure. Beide bilden
häufige Gemengteile des käuflichen Alizarins.
^urpurin (1.2. 4-Trioxyanthrachinon).
Das Purpurin krystallisiert aus wasserhaltigem Alkohol in langen,
orangeroten Nadeln, welche 1 Molekül Krystallwasser enthalten und
bei 100° unter Rotfärbung wasserfrei werden. Es sublimiert schon bei
etwa 150° in roten federartigen Nadeln und schmilzt bei 253^. In
kochendem Wasser ist es viel löslicher als Alizarin, ebenso in
Alkohol und Äther. Die Lösung in Alkalien ist rot, in dünnen
Schichten purpurfarbig. Eine verdünnte alkalische Lösung wird an
Luft und Licht sehr schnell gebleicht. Mit Kalk und Baryt gibt
es in heißem Wasser völlig unlösliche Lacke. Kochende Alaunlösun^;
Anthracenfarbstoffe. 1059
nimmt das Purpurin ziemlich reichlich zu einer gelbroten , stark
fluoreszierenden Flüssigkeit auf, aus der sich beim Erkalten ein Nieder-
schlag abscheidet, welcher neben freiem Purpurin den Tonerdelack des-
selben enthält.
Wird die Lösung von Purpurin in Soda mit einer ungenügenden
Menge von Alaun versetzt, so entsteht ein unlöslicher rosenroter Lack.
Auf Tonerdebeizen erzeugt das Purpurin Scharlach- bis dunkelrote Töne,
welche durch Seife besonders lebhaft werden.
Das künstliche Purpurin entsteht durch Oxydation des Alizarins
mit Braunstein oder Arsensäure und Schwefelsäure und kommt unter
der Bezeichnung „Alizarin No. 6" oder Purpur in in Form einer
20-proz. Paste in den Handel.
Es hat im ganzen wegen seiner geringen Lichtechtheit und seines
hohen Preises wenig Verwendung gefunden, da man mit dem leichter
zugänglichen und solideren Isopurpurin die gleiche Nuance herstellen
kann.
Seines satten Ghromlackes wegen findet es in der Baumwoll-
druckerei Anwendung.
AfUhragaUol (1.2. 3-Trioxyanthrachinon).
Dieser Körper entsteht durch Einwirkung von Benzoesäure auf
Gallussäure bei Gegenwart wasserentziehender MitteL
Das Anthragallol fixiert sich auf Chrombeize mit tief brauner Farbe
und findet unter dem Namen „Anthracenbraun" oder „Alizarin-
braun" ziemlich starke Verwendung in der Wollfarberei. Es stellt
eine dunkelbraune Paste dar.
Das Anthragallol ist in konzentrierter Schwefelsäure, sowie in Alka-
lien mit brauner Farbe löslich.
AUzarimyrange (^-Nitroalizarin).
Das yS-Nitroalizarin bildet gelbliche Nadeln oder Blättchen vom
Schmelzpunkt 244^. Es sublimiert unter teilweiser Verkohlung in gelben
Blättchen. In betreff seiner Löslichkeit in Wasser, Alkohol, Eisessig
etc. verhält es sich dem Alizarin sehr ähnlich. Seine Salze lösen sich
mit purpurroter Farbe in Wasser, werden jedoch durch einen Alkali-
überschuB gefällt. Das Nitroalizarin gibt mit Kalk und Baryt braune
Lacke. Es erzeugt auf Tonerdebeize ein rötliches Orange, auf Eisen-
beize ein rotes Violett.
Es bildet den Hauptbestandteil der unter der Bezeichnung Ali-
zarinorange A, D, Alizarin 0 R, 0 G etc. im Handel befindlichen
Produkte, die eine bräunlichgelbe Paste darstellen.
Darstellung. Das ^-Nitroalizarin entsteht durch Einwirkung
von salpetriger Säure auf Alizarin, welches zu diesem Zweck ent-
weder in Eisessig oder Nitrobenzol suspendiert, oder auf Flächen in
67*
1060 Organische Farbstoffe.
dünnen Schichten ausgebreitet wird, oder durch Nitrieren des Alizarin-
borsäureesters.
Dem vorigen ähnlich ist:
Mizaringeib O (Höchst; ^-Nitroflayopurpurin).
Alizarinnia/rron (Badische) ist eine dunkelrotbraune 20-proz.
Paste, die wahrscheinlich aus einem Gemisch verschiedener Amidoaliza-
rine mit Amidopurpurin besteht. Löst sich in Natronlauge mit violetter
Farbe und färbt auf Tonerdebeize in Bordeauxtönen, mit Chrombeizen
in tief braunen Nuancen.
AUzaringranat IC (Höchst) und AUaarinkardinal (Bayer)
bestehen aus a-Amidoalizarin und stellen rotbraune Pasten dar. Der Ton-
erdelack ist violettrot; der Chromlack stahlblau.
Aliz€irinrot 8, AUxarin WS ist das Natriumsalz der Alizarin-
monosulfosäure und findet sich im Handel als orangefarbiges Pulver,
das sich in Wasser und Alkohol mit rötlichgelber Farbe löst. Die
Lösung wird durch Salzsäure heller, durch Natronlauge violett gefärbt.
Konzentrierte Schwefelsäure gibt eiae gelbrote Lösung. Eignet sich zum
Färben gebeizter Wolle. Der Tonerdelack ist lebhaft scharlachrot; mit
Chrombeize lassen sich braune, mit Eisen violette imd mit Zinn orange-
gelbe Färbungen erzeugen.
Ähnliche Farbstoffe sind Alizarin 2S (Natriumsalz der Anthra-
purpurinmonosulfosäure) und Ali zarin 3 S (Natriumsalz der Flavopur-
purinmonosulfosäure), welche in gelbstichigeren Tönen anfärben.
AlAzarinhordeaux B (Bayer) ist ein Tetraoxyanthrachinon und
wird durch Behandeln von Alizarin mit rauchender Schwefelsäure und
darauffolgendes Verseifen des zuerst entstandenen Tetraoxyanthrachinon-
Schwefelsäureesters dargestellt. Das Handelsprodukt ist eine braunrote
Paste, die sich in Natronlauge mit rotvioletter Farbe löst. Wird in der
Baumwoll- und Wollfärberei gebraucht. Die Tonerdelacke sind bordeauxrot,
die Chromlacke violettblau und sehr echt gegen Licht,Seife und Säuren.
Verwandte Verbindungen finden sich als Bordeaux „G", „BD",
„G G'^, „G D", „G D D" im Handel und werden namentlich in Verbin-
dung mit Chrombeizen in der Wollfarberei gebraucht.
AUzarincyanin R (Bayer). Zur Darstellung dieses Farbstoffes
wird Alizarinbordeaux in schwefelsaurer Lösung mit Braunstein oxydiert
und das gebildete Zwischenprodukt mit verdünnten Säuren zersetzt. Da-
bei bildet sich Pentaoxyanthrachinon.
Das Handelsprodukt ist eine dunkelbraune Paste, die in Wasser
unlöslich, dagegen in Natronlauge mit blauer Farbe löslich ist. Salz-
säure fällt aus der alkalischen Lösung den Farbstoff als dunkelblauen
Niederschlag. Auf chromgebeizter Wolle entstehen Lacke, die denen des
Alizarinblaus sehr ähnlich sind.
Anthracenfarbstoffe. 1061
AUzarinoyanin O (Bayer). Der Farbstoff bildet sich beim Be-
handeln des bei der Darstellung von Alizarinpentacyanin R auftreten-
den Zwischenproduktes mit Ammoniak. Das Handelsprodukt stellt eine
«chwarze, in Wasser unlösliche Paste dar, die sich in Natronlauge oder
AnuAOniak mit blaugrüner Farbe auflöst. In konzentrierter Schwefel-
säure ist der Farbstoff mit roter Farbe löslich. Ghromgebeizte Wolle
wird in grünstichig blauen Tönen angefärbt. Die Färbungen zeichnen sich
durch große Licht- und Alkaliechtheit aus.
Yon Alizarincyaninen kommen weitere Marken; 2R, 3 11, RA,
R A extra, 3 R A, R G, G, G extra, G G, W R R, W R B, GS extra,
3 R S, RS, R extra, R R, P in den Handel.
AUzarinviridin in Teig (Bayer) gibt einen grünen Chrom-
lack. Eignet sich speziell auch für Baumwolldruck auf geöltem wie
ungeöltem Stoff. (Ist ein sulfiertes Chinizaringrün.)
Nahe steht ihm das Anthrachinongrün GX (B. A. S. F.)
{Friedländer und Schick, Zsch. f. F. u. Textil-Ch. 1904, 220).
Mizarincyaningriln (Bayer) (Rev. G. Mat. Col. 1897, 81) findet
43ich im Handel in Form einer schwarzen kochsalzhaltigen Paste, die in
Wasser imd Alkohol wenig mit grüner Farbe löslich ist. Salzsäure
und Natronlauge y er ändern die Farbe der wäßrigen Lösung nicht.
Setzt man einen Überschuß an Säure zu, so entsteht ein Niederschlag
und die Flüssigkeit wird gelblichgrün. Der von Kochsalz befreite und
getrocknete Farbstoff ist ein dunkelblauschwarzes Pulver, das sich in
konz. Schwefelsäure mit violetter Farbe auflöst. Beim Zugießen von
Wasser wird die Lösung grün und der Farbstoff fällt aus.
Kann auf Wolle aus saurem Bade imd mit Hilfe von Chrombeizen
fixiert werden.
AUzarincyaningrUn O extra und E kommen auch in Pulver-
form in den Handel. (Friedländer u. Schick, Zsch. f. F. u. Textil-
€h. 1903, 439.)
AI4aaHncyaninachwarz G (Bayer) stellt eine dunkelbraune, in
Wasser unlösliche Paste dar. Beim Versetzen mit verdünnter Salzsäure
entsteht eine violettrote Lösung; überschüssige Salssäure scheidet orange-
rote Flocken ab. Natronlauge präzipitiert aus der salzsauren Lösung
schwärzliche Flocken. Der trockene Farbstoff löst sich in konz. Schwefel-
säure mit violetter Farbe; die Lösung scheidet beim Verdünnen mit
Wasser orangerote Flocken ab. Er liefert auf Chrombeizen ein sehr licht-
und walkechtes Schwarz und ist wahrscheinlich die Sulfosäure vom Toluid
des Purpurins. Hierher zählt auch das Alizarinblauschwarz.
Alizarinreinblau scheint die Monosulfosäure von 1,4-Amido-p-
toluido-2-bromanthrachinon zu sein (Friedländer und Schick, Zsch. f.
F. u. Textil-Ch. 1904, 220).
1062 Organische Farbstoffe.
AUzarinsaphirol wird yermutlicli aus l,5-I)iiiitroaiithra€hinoii dar-
gestellt und ist eine Diamidoanthrachrysondisulfosäure. Wird auf Wolle
aus saurem Bade unter Zusatz von Glaubersalz geförbt.
AUzariniri8€l JR (Bayer) kommt in Pulver und in TeigCorm in
den Handel und ist ein aus saurem Bade färbender Egalisierungsfarb-
stoff. Gibt auf Wolle klare, blausticbige Violett, die mit Chromsalzen
nach Blaugrün umschlagen.
AUzarin^As^ol B (Bayer) zeigt gutes Egalisierungsyermögen und
bemerkenswerte Lichtechtheit. Färbt grünstichiger als Saphirol.
AnthrticefMau WM (Badische) bildet sich durch Einwirkung
von rauchender Schwefelsäure auf 1,5-Dinitroanthrachinon und besteht
aus Hexaoxyanthrachinon. Bas Handelsprodukt ist eine schwarzbraune,
in Wasser unlösliche Paste, die in Natronlauge mit blauer Farbe löslich
ist. Mit konz. Schwefelsäure gibt der trockene Farbstoff eine braun-
violette fluoreszierende Lösung. Chromgebeizte Wolle wird rotstichigblau
gefärbt. Ähnliche Farbstoffe sind: Anthracenblau WG (färbt grünlich-
blau); Anthracenblau WB (färbt rein blau); Arthracenblau WRß,
Anthracendunkelblau W.
Ferner die in Wasser löslichen Marken:.
Anthracenblau SWG (grünlichblau); SWB (rein blau) und
SWR (rötlichblau).
Ein hierhergehöriges Produkt ist wahrscheinlich auch das SHUafU'
alizarincyanin It (Bayer).
Säure€U4aarinhlau JB B und O B (Höchst) (Natriumsalz der
Hexaoxyanthrachinondisulfosäure) entstehen durch Kochen von Diamido-
anthrachrysondisulfosäure mit Alkalien und färben Wolle aus saurem
Bade rot an. Durch Nachbehandeln mit Fluorchrom wird die Färbung
blau. Die Handelsware (Pulver) löst sich in Wasser mit roter Farbe.
Natronlauge macht die Lösung blau violett; durch einen Überschuß wird
der Farbstoff ausgefällt. Salzsäure bewirkt in der wäfirigen Lösung
keine Änderung. Mit konz. Schwefelsäure bildet sich eine rotstichig-
blaue Lösung.
SäureiiUzaringriln B und O (Höchst) (Natriumsalz der Disulfo-
hydroanthrachrysondisulfosäure) bildet sich durch Reduktion der Dinitro-
anthrachrysondisulfosäure in alkalischer Lösung mit Schwefelnatrium.
Wolle wird in saurem Bade grtlnblau gefärbt. Durch Nachbehandlang
mit Fluorchrom oder Ealiumbichromat kann ein auch bei künstlicher
Beleuchtung lebhaftes Grün erhalten werden.
Stellen rötlich- oder grünlichschwarze Pulver dar, die wäßrige
Lösung besitzt blaugrüne Farbe, die durch Natronlauge in Violett um-
schlägt. Salzsäure macht röter. Mit konz. Schwefelsäure bildet sich eine
blaue, bezw. rote Lösung, die beim Verdünnen violett wird.
Anthracenfarbstoffe. 1063
AUzarinblau (B. A. S. F.) (Dioxyanthrachmonchmolin).
Das reine Alizarinblau bildet braune, kupfergiänzende Krystall-
nadeln, welche bei 270° schmelzen und sich unter teilweiser Zersetzung
sublimieren lassen. Es ist unlöslich in Wasser, löst sich wenig in
Alkohol, leicht in Amylalkohol und Eisessig. Es besitzt sowohl den
Charakter einer schwachen Säure, als den einer schwachen Base.
Alkalien lösen es, wenn ein Überschoß derselben yermieden wurde, mit
blauer Farbe. Überschüssige Alkalilauge fallt daraus die Salze in
Form Yon grünen Flocken. In starken Säuren löst es sich mit roter
Farbe, die entstandenen Salze werden jedoch bereits durch Wasser zer-
setzt. Zinkstaub bewirkt in alkalischer Lösung die Bildung einer lös-
lichen Küpe.
Bas Alizarinblau bildet mit Natriumbisulfit eine wasserlösliche
Verbindung und kommt jetzt ausschließlich in Form ' derselben zur Ver-
wendung.
Diese Verbindung kommt unter dem Namen Alizarinblau 8 als
braunes Krystallpulver in den Handel, welches in Wasser leicht mit
rötlicher Farbe löslich ist.
Das Alizarinblau dient hauptsächlich zum Färben der mit Chrom
gebeizten Wolle, auch in der Druckerei findet es Verwendung. Man
benutzt für letztere Zwecke hauptsächlich die Bisulfitverbindung, das
Alizarinblau S.
Man druckt diese Verbindung mit Chromacetat auf und erhält
durch Dämpfen den betreffenden Metalllack, welcher sich auf der Faser
fixiert. Die Nuance ist ein indigoähnliches Blau.
Darstellung. Das Alizarinblau entsteht durch Erhitzen eines
Gemenges von y9-Nitroalizarin (oder /9-Amidoalizarin und Nitrobenzol),
Glyzerin und Schwefelsäure auf etwa 150°.
Alizaringrün i9 (Höchst) ist die Bisulfitverbindung des a-Ali-
zarinchinolins und entsteht analog dem vorigen aus a-Amidoalizarin.
Das Handelsprodukt ist entweder eine violettblaue Paste oder ein
dunkelgefarbtes Pulver; es löst sich in Wasser mit violettroter Farbe,
ist dagegen in Alkohol unlöslich. Natronlauge erzeugt eine rote Lösung.
Mit konz. Schwefelsäure bildet sich eine rote Lösung, aus der beim
Verdünnen der Farbstoff in blaugrünen Flocken ausfallt. Gibt mit
Chrom und namentlich mit Nickelbeizen grüne Lacke von bedeutender
Echtheit.
Mizarinffrün 8 in Teig (B. A. S. F.). Darstellung. Durch
Einwirkung von rauchender Schwefelsäure auf Alizarinblau entsteht
„ Alizarinblaugrün^ ; erwärmt man das Reaktionsprodukt mit gewöhn-
licher Schwefelsäure, so bildet sich ein Gemisch aus Tri- und Tetra-
oxyanthrachinonchinolin und deren Sulfosäuren. Im Handelsprodukt,
]j064 Organische Farbstoffe.
einer gelbbraunen Flüssigkeit, liegt die BisulfitTerbindung YOr. Beim
Erhitzen für sich oder noch besser mit Salzsäure zersetzt sich die
Doppelverbindung unter Abscheidung des Alizaringrüns. Natronlauge
gibt mit der Handelsware eine violette Lösung. Gibt mit Ghrombeizen
blaugrüne Lacke.
AUzarinttrün 8W in. Teig und in Pulver wird speziell für Woll-
Färberei und -Druckerei herausgegeben.
Ähnlich dargestellt wird
Ai4zarinindigof>lau 8 (B. A. S. F.). Das Handelsprodukt ist die
Natriimibisulfitverbindung von Alizarinindigoblau und bildet eine dunkle
gelblichrote Flüssigkeit. Beim Kochen derselben scheidet sich Alizarin-
indigoblau aus. Mit Natronlauge entsteht eine blaue Lösung. Der
Chromlack ist indigoblau. Für die Wollfärberei eignen sich besonders
die Marken AUzarinindigohlau 8W; 8 M W.
JUzarinschwarz J* (Höchst) ist Flavopurpurinchinolin und bildet
sich, analog dem Alizarinblau, aus ^-Nitroflavopurpurin. Das Handels-
produkt ist eine grünlichschwarze Paste, die in Alkohol schwer löslich.
in Wasser unlöslich ist. Mit Natronlauge entsteht eine schmutziggrüne
Lösung. Der Farbstoff ist für Baum wolldruck und Wollfärberei bestimmt
Der Chromlack ist grau bis schwarz geförbt.
Mizarin9chwarz S (Höchst) ist die Bisulfitverbindung der P-
Marke. Stellt eine braune Lösung dar, welche durch Zusatz von Natron-
lauge schwarzviolett wird. Salzsäure erzeugt eine schwarze Fällung.
Ist für die Druckerei bestimmt.
Indanthren (Scholl, Berl. B. 1903, 3426) (B. A. S. F.) entsteht
durch Erhitzen von /d-Amidoanthrachinon mit Kaliumhydroxyd und
Kaliumnitrat auf 250° (R. Bohn) und ist N-Dihydro-1, 2, 2', l'-anthra-
chinonazin.
Besitzt schwachen Basencharakter und stellt den ersten echten
Küpenfarbstoff der Antbracenreihe dar.
Er ist unlöslich in den meisten organischen Lösungsmitteln, am
besten löst er sich in siedendem Chinolin.
Die Marke X ist in erster Linie für Färbereizwecke bestimmt
und gibt mit Hydrosulfit und Natronlauge sofort eine blaue Lösung,
eine Art Küpe, aus welcher Baumwolle den Farbstoff direkt aufnimmt,
ohne daß ein Yergrünungsprozeß stattfindet.
Die Marke S, eine violettstichig braune Paste, ist das Reduktions-
produkt von X, enthält schweflige Säure, ist aber keine Bisulfitverbb-
dung und soll in der Druckerei dienen (Zscb. f. F. u. Text.-Chem.
1902, 138).
Indanthren C (B. A. S. F.) ist eine Mischung von Dibrom- und
Tribrom-lndanthren und bildet sich durch direkte Einwirkung von Brom
Naphthalinfarbstoffe. 1065
auf Indanthren. Die Färbungen sind sehr chlorecbt und grünstichiger
als diejenigen mit der Marke S. Ist für Druckzwecke nicht zu em-
pfehlen. Das Handelsprodukt stellt eine graulichblaue Paste dar.
2. NaphthalinfBurbstoffe.
I^aphthazarin (Dioxynaphthochinon) wird durch Erhitzen von
Dinitronaphthalin mit einer Schwefelsesquioxydlösung (Lösung von
Schwefel in rauchender Schwefelsäure) dargestellt. Das Handelsprodukt,
AUza/rinschwarz 8, 8 W, 8 B W, WB, NapJUhaaarin 8, AUzarin-
blauseh/warz B Wf ist die Bisulfitverbindung des hierbei gebildeten
Dioxynaphthochinons. Die Handelsware ist eine braune Paste (oder ein
•dunkelgefarbtes Pulver). Sie löst sich in kaltem Wasser nicht, dagegen
in heißem mit brauner Farbe; in Alkohol ist sie mit gelbbrauner Farbe
grüngelber Fluoreszenz und in Natronlauge mit schön blauer, in Salz-
säure mit braimroter Farbe löslich. Mit konz. Schwefelsäure bildet
^ich eine schmutziggelbgrüne Lösung, die beim Erhitzen unter Ent-
wicklung von schwefliger Säure rot wird und beim Verdünnen einen
■schwarzen Niederschlag gibt. Der Chromlack ist schwarz gefärbt und
zeichnet sich durch große Echtheit gegen Licht, Luft und Walke und
Säuren aus.
JUzarindu/nkf^lgritn (B. A. S. F.) entsteht in der Naphthazarin-
«chmelze in Gegenwart von Phenolen.
JEcMse/Hvarz B (B. A. S. F.).
Darstellung. 0^04 -Dinitronaphthalin wird mit einer wäßrigen
Lösung von Schwefelnatrium behandelt. Das Handelsprodukt ist eine
schwarzblaue, in Wasser und Alkohol unlösliche Paste, die beim Er-
wärmen mit Natronlauge eine violette Lösung liefert. Ungeheizte Baum-
wolle wird im alkalischen Bade echtschwarz gefärbt.
E€ht9chwarz B8 (B. A. S. F.) ist das Einwirkungsprodukt von
Alkalien auf Echtschwarz B. Kommt als blauschwarze Paste in den
Handel, die sich in Wasser mit violettblauer Farbe auflöst. Aus der
Lösung wird der Farbstoff durch Säuren gefällt. Der trockene Farb-
stoff ist in konz. Schwefelsäure mit schmutziggrüner, in Alkohol mit
violettblauer Farbe löslich.
Baumwolle und Seide werden schon in der Kälte schwarz gefärbt.
3. Ohinonoxime.
JHnUrosareswrcin (Dichinoyldioxim).
Das durch Einwirkung von salpetriger Säure auf Resorcin ent-
stehende Dinitrosoresorcin besitzt die Eigenschaft, Eisenbeize mit dunkel-
grüner Nuance anzufärben, und findet deshalb Verwendung im Kattun-
1066 Organische Farbstoffe.
druck und in der Färberei. Es kommt unter dem Namen „Solidgrün o*^,
„Chlorin", „Echtgrün" und anderen Bezeichnungen in Pastenform in
den Handel.
Das Dinitrosoresorcin ist im reinen Zustande fast farblos und in
Wasser wenig löslich, in Alkalien löst es sich mit schwach gelblicher
Färbung. Mit Eisenvitriollösung erzeugt es einen tiefdunkelgrünen Nieder-
schlag, namentlich bei Gegenwart von Natriumacetat. Derselbe wird von
Salzsäure hellgelb gelöst. Man färbt die mit Eisenbeize behandelte
Baumwolle oder Wolle in schwach essigsaurem Bade.
€f€i^mbin O, Y, MMssergrün J ist das Einwirkungsprodukt von
salpetriger Säure auf /9-Naphthol (/9-Naphthochinonoxim) und gibt mit
Eizenbeizen ebenfalls grüne Lacke. Es stellt eine olivengrüne Paste
dar, die in Wasser wenig, in Alkalien mit gelber Farbe und grüngelber
Fluoreszenz löslich ist. Diesem ähnlich sind Qambin H (a-Naphtho-
chinonoxim); Qambin B oder IHoxin (aus 2,7 Dioxynaphthalin und
salpetriger Säure).
Das Eisensalz des letzteren Farbstoffes liegt wahrscheinlich im
Walkgrün 8 (Leonhardt) vor, welches Wolle ohne Beizen anfärbt.
yaphtholgrün B (Cassella) ist das Eisenoxydulnatronsalz der
Nitroso-y9-Naphtholmonosulfosäure. Das Handelsprodukt ist ein dunkel-
grünes Pulver, das sich in Wasser mit hellgrüner Farbe löst. Salzsäure
bewirkt keine Veränderung; Natronlauge förbt blaugrün. Mit konz.
Schwefelsäure entsteht eine braungelbe Lösung. Färbt Wolle in saurem
Bade grün.
YII. Chinonimidfarbstoffe.
1. Indophenol«
Indophend (Durand).
Dieser durch gemeinsame Oxydation von Dimethylparaphenylen-
diamin und a-Naphthol dargestellte Farbstoff wird ausschließlich, der
Indigküpe analog, in Form seiner alkalilöslichen Leukoverbindung auf
der Faser appliziert. Letztere wird durch Oxydation an der Luft oder
mit Hilfe eines Oxydationsmittels in den unlöslichen Farbstoff ver-
wandelt.
Das Handelsprodukt bildet meist ein braunschillemdes Pulver,
welches sich nicht in Wasser, ziemlich leicht mit blauer Farbe in Wein-
geist und Benzol löst.
Die alkoholische Lösung färbt sich durch Säuren rot. Ein Säure-
überschuß zersetzt beim Erwärmen das Indophenol imter Entfärbung.
Alkalien stellen die Farbe nicht wieder her, ein Verhalten, welches zur
sicheren Erkennung des Körpers dient.
Thiazime. 1067
Ohne diese Säureempfindlichkeit würde der Farbstoff durch seine
Licht- und Seifenechtheit dem Indigo eine bedeutende Konkurrenz
machen.
Das Indophenol kommt außerdem in Form seiner Leukoverbindung
als Paste in den Handel.
Indophenol findet in der Druckerei, wohl selten mehr in der Fär-
berei, in Form einer mit Indigo gemischten Küpe Verwendung.
2. Thiazime.
Methylenblau. Das Chlorzinkdoppelsalz, welches den Haupt-
bestandteil des Handelsproduktes bildet, krystallisiert aus verdünntem
Alkohol in schönen, kupferglänzenden Prismen. £s ist ebenfalls in
Wasser leicht löslich und wird daraus, namentlich bei Gegenwart von
überschüssigem Chlorzink, durch Kochsalz abgeschieden.
Das Methylenblau besitzt in Lösung eine reine, grünstichigblaue
Farbe. Verdünnte Säuren, sowie Ammoniak verändern dieselbe nicht.
Natronlauge bewirkt in verdünntem Zustande eine blaue Fällung, bei
Anwendung von konzentrierter Lauge ist diese schwach rötlichviolett
gefärbt. Konzentrierte Schwefelsäure löst den Farbstoff mit gelbgrüner,
konzentrierte Salzsäure mit schwach blaugrüner Farbe. Zusatz von
Wasser stellt das ursprüngliche Blau wieder her. Reduzierende Agen-
tien, wie Schwefel ammonium, Salzsäure und Zinkstaub, entfärben die
blaue Lösung schnell. Die Farbe kehrt an der Luft langsam wieder
zurück, augenblicklich, wenn man der sauren Lösung ein Oxydations-
mittel (Eisenchlorid, Kaliumbichromat) hinzufügt. Letzteres Verhalten
gestattet, namentlich den Farbstoff auf dem Gewebe zu erkennen.
Schwefelammonium erzeugt auf diesem sofort einen weißen Fleck, welcher
nach dem Ansäuern sich sehr langsam von selbst, beim Betupfen mit
Eisen chlorid augenblicklich wieder blau färbt.
Das Methylenblau ist ein sehr wertvoller Farbstoff, welcher nament-
lich in der Baumwollen-Färberei und -Druckerei eine wichtige Rolle
spielt. Auf Wolle und Seide erzeugt es direkt schön grünlichblaue Töne.
Mit Tannin gebeizte Baumwolle nimmt dadurch eine etwas matte indigo-
artige Nuance an, welche in der Färberei sehr beliebt ist.
Darstellung. Dimethylparaphenylendiamin wird bei Gegenwart
von Dimethylanilin und unterschwefligsaurem Natron oxydiert.
L. Pelet und V. Garuti (Bull. Soc. Chim. Paris. [3.] 31, S. 1094
^1904)) bestimmen Methylenblau auf volumetrischem Wege durch Ti-
tration einer 1 — 2-prom. Lösung desselben mit einer gleich starken Lö-
sung eines geeigneten sauren Farbstoffes von möglichst verschiedener
Farbe. Der Endpunkt der Reaktion wird durch Tüpfeln ermittelt.
1068 OrgaDlsche Farbstoffe.
Krystallponceau liefert die besten Resultate. Doch kÖDnen auch Karmin
(Na-Salz), Pyraminorange und Baumwollbraun verwendet werden. Me-
thylenblau vereinigt sich mit Krystallponceau im Verhältnis von 2 Mol.
(Blau) zu 1 Mol. (Ponceau) ; mit Karmin im Verhältnis von 1 : 1 Mol.
(Das Prinzip, welches dieser Methode zugrunde liegt, ist bereits früher
von Ch. Rawson und Ed. Knecht (Ch.-Ztg. 1888, 857) für die Er-
reichung ähnlicher Ziele angewendet worden.)
Knecht (Journ. Soc. Dyers a. Color. 1905, 21, 9) bestimmt Me-
thylenblau durch Titration in Kohlensäureatmosphäre mit Titantrichlorid
in salzsaurer Lösung bis zur Entfärbung und erhält ein scharfes End-
resultat und genaue Zahlen.
Gegen Reagentien verhalten sich ähnlich:
Chntianin (Geigy) ist ein Gemisch von Methylenblau und Lauth-
schem Violett imd färbt tanningebeizte Baumwolle blauviolett.
ÄthylefMau (Oehler), ThitmitMau (Höchst), TdiUdinbiau,
Neumethylenblau W (Gasse IIa).
Thiokarmin M (Cassella) ist das Natriumsalz der Dläthyl-
dibenzylthionindisulfosäure. Der Farbstoff kommt als blaues Pulver oder
als Paste in den Handel. Er löst sich in Wasser mit blauer Farbe:
Salzsäure bewirkt keine Veränderung; Natronlauge macht die Lösung
beim Erwärmen violett. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine grüne
Lösung, die beim Verdünnen mit Wasser blau wird. Tierische Fasern
werden in saurem Bade indigoblau gefärbt, doch sind die Färbungen
lichtempfindlich.
Indochrofnogen 8 (Sandoz) (Sulfoxyindophenolthiosulfosäure
der Naphthalinreihc) ist ein dunkelblaues Pulver, das sich in Wasser
mit rotvioletter Farbe löst. Salzsäure gibt eine gelbbraune Lösung;
Natronlauge macht schmutzigviolett, beim Kochen unter Thiazinbildung
blau. Lösung in konz. Schwefelsäure grüngelb, beim Verdünnen rot-
violett.
Anwendung. Indochromogen S gibt auf Baumwolle, die mit alka-
lischem Türkischrotöl vorgeflatscht wurde, beim Drucken unter Zusatz
von Chrombeizen oder gemischten Chrom-Calciumbeizen bei nachherigem
Dämpfen sehr lebhafte blaue Chromlacke der Thiazinfarbstoffreihe, wie
sie sich durch direkten Aufdruck der fertig gebildeten entsprechenden
Tbiazine sonst nicht erhalten lassen. Mit Indochromogen S und Chrom-
Calciumacetat geflatschte Ware läBt sich auch gut mit Ferrocyankalium-
«hloratätze weiß, resp. bunt ätzen.
Indochrotnin T (Sandoz), BriUanttUissarifMau (Bayer).
(Beizenziehender Thiazinfarbstoff der Naphthalinreihe.)
Das Handelsprodukt bildet ein dunkles, bronzeglänzendes Pulver
oder dann eine Paste aus bronzeglänzenden Nädelchen. In Wasser mit
Oxazime und Oxazone. lb6&
reinblauer Farbe löslich, Salzsäure scheidet aus dieser Lösung einea
blauyioletten Niederschlag ab. Natronlauge gibt im Überschuß einen
blauen Niederschlag. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine gelb-
grüne Lösung, aus der beim Yerdünnen ein violetter Niederschlag ge-
fällt wird.
Anwendung. Gibt auf Chrombeizen aus schwach essigsaurem
Bade schön grünblaue Färbungen, Yon denen sich namentlich diejenigen
auf Wollfaser durch eine sehr große Walk- und Lichtechtheit aus-
zeichnen.
Wird auch im Baumwolldruck mit Ghromacetat auf geöltem StofT
verwendet, gibt dabei aber weniger lebhafte Nuancen als Indochro-
mogen S.
Methylengrün (Höchst) (Mononitromethylenblau?).
Darstellung. Methylenblau wird in saurer Lösung mit sal-
petriger Säure behandelt.
Das Handelsprodukt ist ein dunkelbraunes Pulver, das in Wasser
mit grünblauer Farbe löslich ist. Durch Salzsäure wird die Lösung
grünstichiger; Natronlauge fällt violette Flocken. Mit konz. Schwefel-
säure entsteht eine grüne Lösung, die beim Yerdünnen mit Wasser
blau wird.
3. Oxazime und Oxazone*
Caprüfiau GN (Leonhardt) entsteht durch Behandlung von
Nitrosodimethylanilin-Chlorhydrat mit Diäthy 1-m-Amidokresol (M ö h 1 au ,
Klimmer und Kahl, Zsch. f. F. u. Textil-Gh. 1902, 313). Das Handels-
produkt, grünglänzende Kryställchen, ist ein Ghlorzinkdoppelsalz ; es löst
sich in Wasser und in Alkohol mit blauer Farbe. Salzsäure macht die
Lösung rot; Natronlauge erzeugt einen violetten Niederschlag. Mit konz.
Schwefelsäure entsteht eine grüne Lösung, die beim Verdünnen mit Wasser
rot wird. Erzeugt auf Seide und tannierter Baumwolle ein sehr grün-
stichiges Blau. Ihm nahe verwandt sind Kresylblau B JB imd Kresyl-
viaUU B und BB der gleichen Firma.
BrOlant-Kresylölau 2B (Leonhardt). (Rev. Mat. Gol. 1899, 56)
entsteht aus Nitrosodimethyl-m-Amido-Kresol und Benzyl-m-Amido-
dimethyl-p-toluidin und ist in kaltem Wasser und Alkohol mit blauer
Farbe löslich. Mit Salzsäure entsteht eine braungelbe, mit Natronlauge
eine gelblichrote Färbung. In konz. Schwefelsäure löst sich der Farb-
stoff mit gelblichgrüner Farbe; beim Verdünnen geht sie durch Braun-
gelb in Blau über; eine Mischung von Zinnsalz und Salzsäure bewirkt
sofortige Entfärbung.
Kann zum Färben von tannierter Baumwolle und von Seide benutzt
werden und liefert sehr reine blaue Töne.
1070 Organische Farbstoffe.
Meldolahlau (Napbtholblau, Neublau, Echtblau).
Dieser von Meldola durch Einwirkung von salzsaurem Nitrosodi-
methylanilin auf y9-Naphthol dargestellte Farbstoff hat besonders An-
wendung in der Baumwollfärberei gefunden. Das Handelsprodukt
(Chlorzinkdoppelsalz) bildet ein braunes, krystallinisches Pulver, dessen
Staub die Schleimhäute in hohem Grade reizt. Es löst sich leicht mit
blauvioletter Farbe in Wasser, mit grünlichblauer in konzentrierter
Schwefelsäure.
Auf tannierter Baumwolle erzeugt es ein violettstich iges Graublau.
welches ziemlich licht- und seifenecht, aber nicht alkaliecht ist.
Mttscarin (Durand) entsteht durch Einwirkung von Nitrosodi-
methylanilinchlorhydrat auf 2,7-Dioxynaphthalin.
Das Ilandelsprodukt ist ein braunviolettes Pulver, welches in
kaltem Wasser schwer, leicht dagegen in heißem Wasser mit blau-
violetter Farbe löslich ist. Salzsäure erzeugt in der wäßrigen Losung
einen violettblauen Niederschlag; Natronlauge gibt eine bräunlichgelbe
Lösung. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine blaustichiggrüne Lösung.
aus der durch Wasser violette Flocken gefällt werden. Tannierte Baum-
wolle wird blau gefärbt.
miblau A (B. A. S. F.).
Darstellung. Man läßt salzsaures Nitrosodiathyl-m-Amidophenol
auf a-Naphthylamin einwirken.
Das Handelsprodukt ist ein bronzeglänzendes Pulver, das in
warmem Wasser und in Alkohol nit blauer Farbe löslich ist. Aus der
warmen Lösung wird durch Salzsäure das Chlorhydrat in Nädelchen
ausgefällt. Verdünnte Natronlauge erzeugt in der wässerigen Lösung
einen roten Niederschlag; schüttelt man mit Äther, so nimmt er eine
orange Färbung an und zeigt grüne Fluoreszenz. Konz. Schwefelsäure
gibt eine grüne Lösung, die beim Verdünnen grün und zuletzt blau wird.
Färbt tannierte Baumwolle und Seide blau.
Diesem ähnlich färben NWblau 2 B (aus salzsaurem Nitrosodi-
äthyl-m-Amidophenol und Benzyl-a-Naphthylamin) und IfUbiau R.
Neumethylenblau O O (Cassella) wird hergestellt durch Ein-
wirkung von Dimethylamin auf Meldolablau und darauffolgende Oxy-
dation.
Ist ein graues Pulver, das sich in Wasser mit blauer Farbe löst.
Überschüssige Salzsäure färbt braun, Natronlauge erzeugt einen schwarz-
blauen Niederschlag. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine braune
Lösung, die beim Verdünnen mit Wasser blau wird.
Tannierte Baumwolle wird grünstichigblau gefärbt.
Ein analoger Farbstoff ist MeiamifMau JB, der aus Meldolablau
und Dimethyl-p-Phenylendiamin entsteht.
Oxazime und Oxazone. 1071
Fluareßzierendes Blau entsteht durch Bromieren des Resorufins.
Dcis Handelsprodukt ist eine olivenbra\me, kleine grüne Kry stalle (Am-
moniaksalz) enthaltende Flüssigkeit von 10 Proz. Farbstoffgehalt. Löst
sich beim Kochen mit Wasser. Die Lösung besitzt violette Farbe und
starke Fluoreszenz. Mit Salzsäure entsteht in derselben ein brauner
Niederschlag; Natronlauge ist ohne Einwirkung. In konz. Schwefelsäure
löst sich der trockne Farbstoff mit blauer Farbe und wird aus dieser
Lösung durch Wasser wieder ausgefällt.
Färbt Seide und Wolle aus saurem Bade in graublauen Tönen
mit rotbrauner Fluoreszenz.
AUzaringriln O (Da hl).
Darstellung. Man läßt /Ö-Naphthochinonsulfosäure in alkalischer
Lösung auf 1 Amido- 2 Naphthol- 6 Sulfosäure einwirken.
Die Handelsware ist ein braunschwarzes, in heiBem Wasser mit
grüner Farbe lösliches Pulver. Salzsäure macht die Lösung rot und
gibt einen roten Niederschlag. Natronlauge erzeugt ebenfalls einen
Niederschlag. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine blaugrüne Lösung,
die beim Verdünnen einen roten Niederschlag gibt.
Färbt mit Chrombeizen grün.
AUxarinffrün B leitet sich von der 2 Amido- 1 Naphthol- 4 Sulfo-
säure ab.
QaUocyanin (Solid violett).
Dieser Farbstoff entsteht durch Einwirkung von salzs. Nitrosodi-
methvlanilin auf Gallussäure.
Er kommt für den Kattundruck und in der Wollfärberei zur Ver-
wendung und wird in Form seines Chromlacks auf der Faser fixiert.
Das Gallocyanin kommt als Pulver oder in Teigform in den Han-
del. Es ist wenig löslich in Wasser und Weingeist nnd besitzt sowohl
die Eigenschaften einer schwachen Base, als die einer Säure. Verdünnte
Salzsäure löst es schwierig mit rötlicher, freie und kohlensaure Alka-
lien leicht mit violetter Farbe. Essigsäure scheidet es aus dieser Lösung
ab. Dnrch konz. Schwefelsäure wird es blau gelöst. Das Gallocyanin er-
zeugt auf Chromoxydbeize ein schönes blaustichiges, sehr beständiges
Violett.
0€Mocyanin B 8 ist die Bisulfitverbindung des Gallocyanins.
Brittant-OaUocyanin (Durand) gibt lebhaftere und blaustichigere
Färbungen und ist leichter löslich.
GcMocyanin 8 (Durand) scheint eine Gallocyaninsulfosäare zu sein.
JE^rune (Sandoz). Darstellung. Man läßt Nitrosodimethylanilinchlor-
hydrat auf Gallussäuremethylester einwirken.
Das Handelsprodukt ist ein dunkelbraunes Pulver oder bildet eine
Paste. Zum Unterschied von Gallocyanin ist der Farbstoff in Wasser
X072 Organische Farbstoffe.
leicht löslich. Durch Salzsäure wird die Lösung rot; Natronlauge erzeugt
zuerst einen Niederschlag, gibt aber schließlich eine violette Lösung.
Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine blaue Lösung, die beim Verdünnen
mit Wasser rot wird. Färbt chromgebeizte Wolle und Baumwolle blau-
yiolett und kann auf Baumwolle auch mit Tannin fixiert werden.
I>eiphifMau (Sandoz) entsteht durch Sulfieren des durch Behan-
deln Yon Gallocyanin mit Anilin gebildeten Anilids.
Im Handel findet sich der Farbstoff als dunkler Teig (freie Sulfo-
säure) oder als braunes Pulver (Ammoniaksalz). Letzteres löst sich in
Wasser, ersteres in Anmioniak oder verdünnter Natronlauge mit violett-
blauer Farbe. Salzsäure färbt fuchsinrot imd erzeugt eine dunkle,
flockige Ausscheidung. Durch Natronlauge wird ein schmutzigvioletter,
in Wasser löslicher Niederschlag erzeugt. Konz. Schwefelsäure gibt eine
rotviolette Lösung, die beim Verdünnen unter Abscheidung blauer
Flocken eine rote Farbe anninmit.
Färbt Wolle aus saurem Bad. Wird aber meistens mit Chrom-
beizen fixiert und liefert dann grünstichigblaue Lacke.
OaUanUnblau (Geigy) bildet sich durch Einwirkung von Nitroso-
dimethylanilinchlorhydrat auf Gallaminsäure.
Das Handelsprodukt stellt eine grüngraue Paste dar, die in kochen-
dem Wasser nur wenig mit grünblauer Farbe löslich ist. Salzsäure löst
mit roter, Natronlange mit violetter Farbe. Mit konz. Schwefelsäure
entsteht eine rote Lösung, die in dünner Schicht grün erscheint; beim
Verdünnen mit Wasser bleibt sie rot.
Chromgebeizte Wolle wird blauviolett (ähnlich wie mit Gallocyanin)
angefärbt.
dnTeinMM (Durand), CölesHnblau B (Bayer). Darstellung.
Man läBt salzsaures Diäthylamidoazobenzol oder salzsaures Nitrosodiathyl-
anilin auf Gallamid einwirken.
Stellt ein grünschwarzes, in Wasser mit violettblauer Farbe lös-
liches Pulver dar. Salzsäure macht die Lösung rot. Natronlauge gibt
eine blauviolette Lösimg. Konz. Schwefelsäure bildet eine blaue Lösung,
die beim Verdünnen rot wird. Gibt mit Chrombeizen rotstichigblau ge-
färbte Lacke.
Correin A IC entsteht durch Einwirkung von Anilin auf CorreTo
und Überführen des entstandenen Einwirkungsproduktes in. eine Sulfo-
säure. Ahnliche Produkte (Gallanilidderivate) liegen im QaUatUUndiifo F
und OaUanüindigo JP8 vor.
rhenocyanin (Durand). (Z. f. F. u. Textil-Ch. 1902, 165). Blidet
sich durch Einwirkung von Kesorcin auf Äthylgallocyanin und ist
ein gelbgrüner, in Wasser und Alkohol imlöslicher Teig, der sich jedoch
in Alkalien mit brauner Farbe auflöst.
Azinfarbstoffe. 1073
Mit konzentrierter Schwefelsäure entsteht eine braune Lösung, die
allmählich blau wird. Wird namentlich zum Druck empfohlen.
CMfkiain A (Durand). Bildet sich durch Behandeln von Gallo-
cyanin mit /^-Naphtholsulfosaure S und darauf folgende Oxydation.
Das Handelsprodukt bildet eine braune Paste, die in Wasser und
Alkohol beinahe imlöslich ist. Natronlauge löst sie mit violetter Farbe.
Mit konzentrierter Schwefelsäure bildet sich eine blaue Lösung.
Ghromgebeizte Wolle wird blau gefärbt.
€hMa/nügrün (Durand). Zur Darstellung dieses Farbstoffes wird
das Einwirkungsprodukt Ton- salzsaurem Nitrosodimethylanilin auf Gall-
anilid mit Anilin behandelt, dann sulfiert und nitriert.
Das Handelsprodukt ist eine braune Paste oder ein bronzeglänzen-
des Pulver, das in Wasser mit blaustichiggrüner Farbe löslich ist. Salz-
säure erzeugt in der Lösung einen blauen Niederschlag; Natronlauge
zieht die Farbe nach rot hin und erzeugt schließlich einen Niederschlag.
Eonzentrierte Schwefelsäure gibt eine rote Lösimg, die beim Verdünnen
durch Bildung eines Niederschlages getrübt wird. Chromgebeizte Wolle
wird grün gefärbt.
IndaUzaarin R, 2 M, c7, J' M Durand, Huguenin & Co. (Rey.
Mat. Col. 1899, 250.) (R und 2 R sind grüngraue Pasten; J ist eine grün-
liche Flüssigkeit; JR eine grünliche Paste). Sind Bisulfitverbindungen
Ton Leukokörpem. Werden mit Chrombeizen z. B. Chromacetat oder
ChrombisuMt fixiert. In kaustischer Soda- und in Natriumacetatlösung
sind die Farbstoffe löslich; die Lösimgen färben sich beim Stehen an der
Luft schnell blau. In Schwefelsäure mit blaßbrauner (R), violettbrauner
(2R), rötlichbrauner (J) und violettbrauner (JR) Farbe löslich; durch Zu-
satz von Mn Oj wird die Farbe violett (R) oder blauviolett (2 R, J und
J R). Schwefelsäure und nachheriger Zusatz von Wasser macht bei allen
vier Marken violett.
Indaiizaringrün (Nitroderivat von Indalizarin?).
Vm. Azinfarbstoffe.
1. Eurhodlne.
Durch gemeinsame Oxydation von Dimethyl-p-phenylendiamin und
m-Phenylen- bezw. m-Tuluylendiamin entstehen Neutralvioielt und
Neutrulrot (Casella), Farbstoffe, welche tannierte Baumwolle rot-
braun und violett anfärben. Sie stellen schwarzgrüne Pulver dar, die
sich in Wasser mit violettroter Farbe lösen. Mit Salzsäure wird die
Farbe ins Blaue gezogen; Natronlauge erzeugt Niederschläge. Mit kon-
zentrierter Schwefelsäure bilden sich grüne Lösungen, die beim Ver-
dünnen mit Wasser rot werden.
Untersuchungen. 5. Aufl. in. ßg
1074 Organische Farbstoffe.
2. Safiranine.
Safranin (Safranin T; G 000; G extra u. s.w.). Das Safranin
enthält eine starke Base, deren Salze schön rote Farbstoffe darstellen.
Das übliche Kandelsprodukt ist das Chlorhydrat. £s bildet in reinem
Zustande metallisch schimmernde braune Kry stallnadeln , welche schwer
in kaltem Wasser, leicht in heiBem, noch leichter in Alkohol löslich
sind. Die Farbe der konzentrierten Lösungen ist gelbrot, die der
yerdünnten rosenrot. Die alkoholische Lösung zeigt starke gelbbraune
Fluoreszenz, welche Eigenschaft der wässerigen Lösung abgeht.
Das Safranin ist einer der wenigen Farbstoffe, deren Base in
Wasser löslich ist und deren Salze durch Alkalien nicht zersetzt werden.
Eine wässerige Lösung von salzsaurem Safranin wird deshalb durch
yerdünnte Natron- oder Kalilauge nicht gefallt; konzentrierte AlkalUaugen
scheiden dagegen das uny er änderte Chlorhydrat ab. Das Safranin zeigt
sehr bemerkenswerte Farbenyeränderungen bei Einwirkimg konzentrierter
Säuren.
Konzentrierte Salzsäure färbt es prachtyoll blau, konzentrierte
Schwefelsäure dagegen grün. Letztere Färbung geht durch allmähliches
Verdünnen mit Wasser durch Blau und Violett wieder in Rot über.
Durch Kochen mit Zinkstaub wird es in eine leicht an der Luft oxv-
dierbare Küpe übergeführt.
Das Handelsprodukt bildet gewöhnlich ein braunes Pulver.
Im allgemeinen zeigt das Safiranin eine Nuance, welche zwischen
der des Fuchsins und des Eosins in der Mitte steht. Es wird zu Rosa-
tönen meistens auf Baumwolle, öfters auch, mit gelben Farbstoffen ge-
mischt, zur Herstellung yon Ponceau benutzt.
Es färbt im neutralen Bade auf Wolle und Seide direkt. Un-
geheizte Baumwolle fixiert es ebenfalls, jedoch nicht in genügender
Menge. Man beizt dieselbe deshalb mit Tannin-Brechweinstein. Leider
zeichnet sich das Safranin unvorteilhaft durch geringe Lichtbeständig-
keit aus.
Darstellung. Amidoazotoluol wird reduziert z. B. mittels Eisenfeile
und Salzsäure. Es spaltet sich das Amidoazotoluol dabei in p-Toluylen-
diamin und o-Toluidin, die in Form ihrer Chlorhydrate und gemischt
mit noch einem Molekül salzsaurem Anilin (oder Toluidin) einer Oxy-
dation durch Natriumbichromat oder Braunstein unterworfen werden.
Dem Safranin ähnliche Farbstoffe, aber mit yiel beschrankter An-
wendung, sind:
FuchMa, ClenuMn, Oiro/Uf Tanninheiiatrop, AmeihytMoUtt»
Irisviolett.
Seidengrau (Höchst) entsteht aus as-Dimethyl- oder Diäthyl*
Safranine. 1075
phenosafranin und Formaldehyd und nachfolgender Oxydation. Färbt
Seide in gebrochenem Bastseifenbade wasserecht grau.
Aus den Safraninen sind durch Diazotieren und Kombinieren mit
/5-Naphthol u. s. w. einige wertvolle Azofarbstoffe dargestellt worden. *
Zum Beispiel:
Indoin IC (Badische), ist eine dunkelgefärbte Paste oder ein
Pulver und löst sich in Wasser und Alkohol mit blauvioletter Farbe.
Salzsäure gibt einen blauen, Natronlauge einen dunkelvioletten Nieder-
schlag. Konz. Schwefelsäure erzeugt eine schwarzbraune Lösung, aus
welcher der Farbstoff durch Wasser geföUt wird.
Tannierte Baumwolle wird in indigoähnlichen, sehr echten Tönen
angefärbt.
Ahnliche Produkte sind Ifaphihindan JB JB (Cassejla), Diazin^
blau BBf Diazinschwarz, Dicixingrün (Kalle), BrülantdiazifMau
(s. auch Janusfarben S. 1010).
MauvHn» Das freie Mauve'in stellt ein in Wasser unlösliches,
mit blauvioletter Farbe in Alkohol lösliches Pulver dar. Es ist eine
sehr starke Base, welche aus Ammoniumsalzen Ammoniak ausscheidet
und sich mit Kohlensäure zu verbinden imstande ist. Die Lösung der
Salze zeigt eine purpurrote, imgefähr der des Kaliumpermanganats ähn-
liche Nuance. Die meisten sind gut krystallisierbar, in heißem Wasser
leicht, in kaltem schwieriger löslich. Das Mauvein und seine Salze lösen
sich in konz. Schwefelsäure mit grüner Farbe, welche beim Verdünnen
durch Blau in Violett übergeht. Konz. Salzsäure färbt es blau. Auf
Wolle und Seide erzeugt es eine zwischen Violett und Bordeaux
stehende Nuance. Das Mauvein findet noch zum Drucken der englischen
Briefmarken, sowie zum Weißfärben von Seide eine beschränkte Ver-
wendung.
Darstellung. Anilin (mit Toluidin gemischt?) wird in Form seiner
Salze mit einer neutralen Lösung, von Kaliumbichromat oder einem an-
deren Oxydationsmittel gemischt.
Ein dem Mauvein ähnlicher Farbstoff ist Ra8olan (Höchst), wel-
ches durch gemeinschaftliche Oxydation von p-Amidodiphenylamin, o-
Toluidin und Anilin hergestellt wird.
Ind4xzin (Gasse IIa).
Darstellung. Man läßt salzsaures Nitrosodimethylanilin auf Di-
phenyl-m-phenylendiamin einwirken.
Das Handelsprodukt ist ein in Wasser und Alkohol leicht mit
blauer Farbe lösliches Pulver. Salzsäure ist ohne Einwirkung; mit
Natronlauge entsteht ein blauer Niederschlag. Konz. Schwefelsäure gibt
eine dunkelgrüne Lösung, die beim Verdünnen blau wird. Tannierte
Baumwolle wird indigoblau gefärbt.
68*
1Ö76 Organische Farbstoffe.
Aus Di-o-tolyl-m-phenylendiamin entsteht ein analoger Farbstoff,
das Metaphenylenidau B (Cassella). BrülatUroslnduUnrot B und
BD (Bayer) sind Farbstoffe, welche durch Einwirkung von p-Nitroso-
monomethyl-o-toluidin auf p-monosubstituierte Toluylendiamine ent-
stehen.
Magdalarat (Naphthalinrosa).
Das Naphthalinrosa ist das Safranin der Naphthalinreihe. Wie
bei diesem werden seine Salze durch ätzende Alkalien nicht zerlegt.
£s bildet bei der Reduktion ebenfalls eine sich an der Luft sofort
wieder färbende Küpe. Konz. Schwefelsäure löst es mit grünlichschwarzer
Farbe. Das Chlorhydrat, welches den eigentlichen Farbstoff bildet, stellt
feine braune Nadeln dar, welche sich schwierig in Wasser, leicht in
Spiritus lösen. Es erzeugt auf Seide, namentlich bei sehr schwacher
Färbung, einen schön fluoreszier^iden Rosaton und findet in der Seiden-
färberei eine beschränkte Anwendung.
Darstellung. Das Naphthalinrosa läBt sich durch Erhitzen Ton
Amidoazonaphthalin mit salzsaurem Naphthylamin und unter Zusatz
von Eisessig darstellen.
WaUMau (Kalle).
Darstellung. Benzol -azo-a -naphthylamin wird mit salzsaorem
a-Naphthylamin . und Anilin verschmolzen und der gereinigte Farbstoff
sulfiert.
Ißt ein bronzefarbenes Pulver, das sich in Wasser mit blauer
Farbe löst. Salzsäure erzeugt in der wäßrigen Lösung einen blauen
Niederschlag. Natronlauge macht die Lösung dunkler. Konz. Schwefel-
säure gibt eine blaugrüne Lösung, die beim Verdünnen blau wird. Färbt
chromierte Wolle blau.
Baeierblau B (Durand).
Darstellung. Man läßt salzsaures Nitrosodimethylamin auf
2,7 Ditolylnaphthylendiamin einwirken.
Ist ein braunes Pulver, das in Wasser mit blauvioletter Farbe
löslich ist. Salzsäure erzeugt in der wäßrigen Lösung einen blauen
Niederschlag. Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine schmutziggrüne
Lösung, aus der durch Wasser ein blauer Niederschlag präzipitiert wird.
Färbt tannierte Baumwolle blau.
Eine Sulfosäure dieses Farbstoffes kommt als BasieHbau S in
den Handel.
Hierher gehören weiter Azoffrün T (Leonhardt), yeutraiffrau
(Aktiengesellsch. Berlin), NapMhazinUau (Dahl, Höchst), Äth^ßHau
(Höchst).
AposafraniDe. Indaline. 1077
3. Aposafranine«
InduUnschdrlach (Badische).
Darstellung. Azoderivate des Monoäthyl-p-toluidins werden mit
salz saurem a-Naphthjlamin verschmolzen.
Das Handelsprodukt ist ein rotes Pulver, welches in Wasser mit
roter Farbe löslich ist. Salzsäure ist ohne £influB; Natronlauge gibt
einen violetten Niederschlag. Konz. Schwefelsäure erzeugt eine rote
Lösung, die beim Yerdünnen grün, dann rot wird.
Färbt tanningebeizte Baumwolle scharlachrot.
Azokamiin O (Badische). Wird erhalten durch Sulfieren des
Phenylrosindulins. Die Handelsware stellt eine rote, glänzende Paste
dar, die in Wasser schwer mit blaustichigroter Farbe löslich ist. Natron-
lauge ist ohne Änderung; Salzsäure erzeugt einen roten Niederschlag.
Konz. Schwefelsäure bildet eine grüne Lösung, aus der durch Wasser
ein roter Niederschlag präzipitiert wird. Wird als Ersatz der Orseille
empfohlen; egalisiert vorzüglich und färbt auf Wolle ein blaustichiges
Rot. Sulfosäuren des Phenylrosindulins, bezw. Kosindons liegen femer
vor in folgenden Farbstoffen: Azoktxrmin Bf SoHnduUn 2 B, Bos^
induUn 2 G (Kalle).
IHphenylblau B und B (Berliner A. f. A.) (Rev. Gen.'Mat. Col.
1899, 284) sind zum Drucken und Färben von Baumwolle bestinimt.
Die Fixation geschieht mit Tannin. Man erhält sehr reine und sehr
waschechte Färbungen.
4* Indaline.
IndtMne, Durch Einwirkung von Anilin auf Azo- imd Nitrover-
bindungen, namentlich auf Amidoazobenzol, Azobenzol, Azoxy- und Ni-
trobenzol entsteht eine Anzahl von grauen und graublauen Farbstoffen,
welche eine gewisse Bedeutung in der Farbenindustrie erlangt haben.
Die Farbstoffe sind basischer Natur, bilden jedoch mit Säuren Salze,
welche in Wasser nicht oder doch nur sehr schwierig löslich sind. Für
die meisten Zwecke werden sie deshalb durch Behandlung mit konz.
Schwefelsäure in Sulfosäuren übergeführt.
Die Farbstoffe zeigen folgende Reaktionen: In Wasser sind die
nicht sulfonierten Körper fast unlöslich, Spiritus löst sie ziemlich reich-
lich. Die Farbe der Lösung ist ein mehr oder minder rotstichiges
Graublau. Alkalien färben die Lösung rotviolett. Konz. Schwefel-
säure löst sie mit grünlichblauer Farbe; Wasser scheidet daraus, wenn
Erhitzung vermieden war, das schwerlösliche Sulfat aus. Die Sulfo-
säuren sind als solche in Wasser ziemlich schwer löslich. Alkalien
lösen sie mit der rotvioletten Färbung der freien Base. Beim An-
1078 Organische Farbstoffe.
säuern mit Salzsäure wird aus konzentrierten Lösungen die Sulfosäure
gefällt.
Die Sulfosäuren der Induline sind sehr geschätzte Wollfarbstoffe.
Sie färben sich unter Zusatz Yon Alaun oder Schwefelsäure und Glauber-
salz. Die Nuance ist ein dem Indigo ähnliches Graublau.
Spritlösliche Induline fixieren sich auf der mit Tannin gebeizten
Baumwolle und finden in der Kattun druckerei eine ziemlich starke Ver-
wendung.
Man fixiert dieselben durch das sogenannte Acetinverfahren. Die
sehr fein verteilten Spritinduline werden mit Monacetin oder Diacetin
(den Essigsäureäthern des Glyzerins) und Tannin aufgedruckt
Die Acetine lösen beim Dämpfen das Indulin auf, werden aber
schließlich in Essigsäure und Glyzerin gespalten, woTOn erstere ent-
weicht. Gleichzeitig geht das gelöste Indulin mit dem Tannin die Lack-
bildung ein und wird auf der Faser fixiert.
Unter dem Namen „Nigrosin** kommen Produkte in den Handel,
welche durch Einwirkung von Nitrobenzol und Nitrophenol auf Anihii
dargestellt werden. Sie kommen als Sulfosäuren zur Verwendung und
erzeugen auf Wolle den Indulinen ähnliche, aber weniger reine Nuancen.
Vielleicht sind die Nigrosine nichts anderes als unreine Induline.
Paraphenylenblau (Da hl). Dieser Farbstoff entsteht durch Ein-
wirkung von Paraphenylendiamin auf Amidoazobenzol, Azophenin, Azo-
benzol, wie überhaupt auf Körper, welche bei ähnlicher Behandlung mit
Anilin Induline liefern.
Das Paraphenylenblau ist, nach dieser Bildung zu urteilen, ein
Amidoderivat des Indulins, imd dieser Voraussetzung entsprechen auch
seine Eigenschaften. Es besitzt einen stärkeren Basencharakter, seine
Salze sind beständig und in Wasser löslich. Natronlauge erzeugt in der
wäßrigen Lösung einen Niederschlag. Mit konz. Schwefelsäure entsteht
eine blaue Lösung. Es findet hauptsächlich in der Baumwollfarberei und
-druckerei Verwendung und erzeugt auf Tanninbeize ein sehr dunkles,
schwärzliches Blau.
Töhiylehblau B (Oehler) bildet sich bei der Einwirkung ton
p-Phenylendiamin auf ein Spritindulin. Das Handelsprodukt ist mit
indigoblauer Farbe in Wasser löslich und färbt tannierte Baumwolle in-
digoblau. Überschüssige Salzsäure erzeugt in der wäßrigen Lösung
einen Niederschlag, desgleichen Natronlauge. Mit konz. Schwefelsaure
entsteht eine blaue Lösung. Ein ähnliches Verhalten gegen Reagentien
zeigt Parablau (Nötzel), ein Farbstoff, der beim Erhitzen von Sprit-
blau mit p-Phenylendiamin entsteht.
Cbiooxalin-, Chinolin-, Akridinfarbstoffe. 1079
5. Chinoxallnfarbstoffe.
FtavinduUn wird bei der Einwirkung von Phenantbrencliinon .
auf o-Amidodiphenylamin erhalten und ist in Wasser mit gelber Farbe
löslicli. Natronlauge erzeugt in der wäßrigen Lösung einen gelben Nieder-
schlag; Salzsäure ist ohne Einwirkung; mit konz. Schwefelsäure entsteht
eine rote Lösung, die beim Verdünnen gelb wird. Färbt tannierte Baum-
wolle gelb.
IX. Ghinolinfarbstoffe.
CyaniUf ChinoUnrat und FkivaniUn haben in der Textil-
industrie keine dauernde Anwendung. Von Bedeutung sind das Chi"
noUngeib spritlöslich (erhalten durch Erhitzen yon Chinaldin mit
Phtalsäureanhydrid in Gegenwart von Chlorzink) und namentlich dessen
Sulfosäure, welche als Natriumsalz im ChincUngel^ S enthalten ist.
Dieser Farbstoff löst sich in Wasser mit gelber Farbe und färbt auf
Wolle und Seide aus saurem Bade ein sehr lebhaftes imd grünstichiges
Gelb. Salzsäure macht die Lösung etwas heller, Natronlauge dunkler.
Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine orangerote Lösung, die beim Ver-
dünnen gelb wird.
X. Akridinfarbstoffe.
Aus Metadiaminen oder unsymmetrisch alkylierten Metadiaminen
imd Formaldehyd entstehen Tetraamidodiphenylmethan, bezw. Derivate
desselben, die unter Ammoniakabspaltung in Hydroakridine übergehen.
Durch Oxydation der letzteren bilden sich die entsprechenden Akridine,
Yon denen mehrere als brauchbare gelbe und orange Farbstoffe in den
Handel gelangen.
AJeridingelb (Leonhardt; aus m-Toluylendiamin und Formal-
dehyd etc.) färbt tannierte Baumwolle und Seide gelb; die Seiden-
färbungen zeigen grüne Fluoreszenz. Salzsäure und Natronlauge erzeugen
in der wäßrigen, fluoreszierenden Lösung einen gelben Niederschlag.
Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine gelbe Lösung, die sich beim Ver-
dünnen mit Wasser trübt.
Akridinarange (aus Dimethyl-m-Phenylendiamin und Formal-
dehyd) löst sich in Wasser mit orangegelber Farbe und starker Fluores-
zenz. Salzsäure macht die Lösung rot; Natronlauge erzeugt einen gelben
Niederschlag. Mit konz. Schwefelsäure bildet sich eine wenig gefärbte,
fluoreszierende Lösung, die beim Verdünnen zuerst rot, dann orange-
farbig wird.
Seide und tannierte Baumwolle werden orange gefärbt. Die Seiden-
förbungen fluoreszieren.
1080 Organische Farbstoffe.
Wendet man zur Kondensation mit m-Diaminen Benzaldehyd statt
Formaldehyd an, so entstehen die entsprechenden Derivate des Phenyl-
akridins. Auch von diesen werden mehrere als Farbstoffe verwendet
JBenzoflavin (Gehler; aus Benzaldehyd und Metatoluylendiamin
färbt tannierte Baumwolle, Seide imd Wolle gelb und verhält sich Re-
agentien gegenüber ähnlich dem Akridingelb.
Akrtdinarange M extra (Leonhardt; aus Benzaldehyd und Di-
methyl-m-Phenylendiamin) gleicht in seinem Yerhalten dem gewöhnlichen
Akridinorange. Ein hierher gehöriger Farbstoff ist wahrscheinlich auch
das Hatnaphosphin O (Leonhardt), welches gelber und klarer färbt
als die vorige Marke.
JPhosphin (Chrysanilin, Lederbraun etc.).
Bildet im reinen Zustande ein hellgelbes, in Wasser sehr wenig,
in Alkohol leicht lösliches Pulver. Es ist eine ausgesprochene Ba$«
und bildet meistens leicht lösliche, gut krystallisierende Salze, welche
sehr schöne gelbe Farbstoffe darstellen.
Bas am schwersten lösliche, krystallisationsfähigste Salz ist das
Nitrat. Das Chrysanilin gehört in die Reihe der Akridinfarbstoffe; sein
einfachster Eeprasentant G19 H^g N3 ist ein unsymmetrisches Diamido-
phenylakridin. Wie alle diese Körper zeigt es eine groBe Beständigkeit
gegen chemische Reagentien. Die Base läBt sich unter anderem teilweise-
unzersetzt destillieren. In konz. Salpetersäure löst sie sich, ohne Ver-
änderung zu erleiden. Bei längerem Stehen scheidet sich aus dieser
Lösung das Nitrat in schönen Krystallen ab.
Das Phosphin des Handels ist stets mehr oder weniger reines
Chrysanilinnitrat. Es enthält wohl meistens die beiden oben erwähnten
Homologen. Dasselbe ist in heiBem Wasser ziemlich leicht löslich. Ver-
setzt man diese Lösung mit dem gleichem Volumen konz. Salpeter-
säure, so erhält man nach dem Erkalten das Salz in Form eines Kon-
glomerats von feinen gelben Krystallnadeln. Mineralsäuren verändere
die Farbe der Chrysanilinlösung nicht. Konz. Schwefelsäure löst da.*-
selbe mit gelber Farbe, rauchende verwandelt es teilweise in eine Sulfo-
säure. Eine Chrysanilinlösung wird durch Zinkstaub entfärbt, die Fäi^
bung kehrt jedoch an der Luft sehr schnell wieder zurück. Das Chrys-
anilin ist ein schöner gelber Farbstoff, dessen Nuance etwas ins Rötliche
hinüberspielt.
Das Chrysanilin färbt sich im neutralen Bade direkt auf Wolle
und Seide, außerdem auf mit Tannin gefärbter Baumwolle. Durch da?
Chrysoidin, das Auramin und andere gelbe basische Farbstoffe hat «
seine frühere Bedeutung zum großen Teil verloren.
Darstellung. Das Chrysanilin bildet sich bei der Darstellung
des Rosanilins mit Arsensäure oder Nitrobenzol als Nebenprodukt E>
Oxjketonfarbstoffe. 1081
wird aus den Mutterlaugen des Fuchsins durch umständliche partielle
Fällung abgeschieden und schließlich durch Krystallisation aus konz.
Salpetersäure gereinigt.
Ledergeib. Unter dieser Bezeichnung kommt ein gelber Farbstoff
in den Handel, welcher aus den bei der Fabrikation des Fuchsins ab-
fallenden Mutterlaugen als Nebenprodukt gewonnen wird. Bas Leder-
gelb ist ein sehr unreines Produkt, welches Chrysanilin und nebenbei
wahrscheinlich noch andere gelbe Farbstoffe enthält.
Es findet in der Lederfärberei Anwendung.
QrentMUn (Grenade, Cerise). Unter diesem Namen finden sich
Farbstoffe im Handel, welche bei der Fabrikation des Rosanilins als
Nebenprodukte abfallen. Dieselben enthalten meist noch viel Rosanilin,
außerdem aber Chrysanilin und violette Farbstoffe (Mauvanilin?). Der-
artige Produkte zeigen in der Art und Weise zu färben den Charakter
der Rosanilinfarbstoffe. Ihre Nuance ist wenig rein, meist etwas ins
Gelbliche spielend. Sie werden besonders in der Lederfärberei ange-
wandt imd dienen außerdem zur Herstellung von Misch- und Mode-
färben.
JRheanin A und X (Badische). Rheonin wird erhalten durch
Erhitzen des aus Michlerschem Keton und salzsaurem m-Phenylen-
diamin entstehenden m-Amidophenylauramins. Der Farbstoff ist in
Wasser mit brauner Farbe löslich; die Lösung fluoresziert und färbt
tannierte Baumwolle und Leder gelblichbraun. Salzsäure macht die
wäßrige Lösung rötlich; Natronlauge gibt einen braunen Niederschlag.
Mit konz. Schwefelsäure entsteht eine braune, fluoreszierende Lösung.
XI. Oxyketonfarbstoffe.
OalUzcetaphenan, AUzaringeib C (B. A. S. F.) entsteht bei der
Einwirkung von Eisessig auf Pyrogallol in Gegenwart von Chlorzink.
Bildet perlmutterglänzende Blättchen (Schmp. 168®) oder eine gelbliche
Paste, die in heißem Wasser und Alkohol leicht löslich ist. Alizarin-
gelb C löst sich in Natronlauge mit brauner, in konz. Schwefelsäure
mit gelber Farbe. Erzeugt auf Tonerdebeizen ein hübsches und sehr
beständiges Gelb.
In den Reaktionen ähnlich ist AUzaringeib A, welches aus Benzoe-
säure und Pyrogallol entsteht und als Handelsprodukt eine gelblichgraue
Paste bildet, die tonerdegebeizte Baumwolle goldgelb färbt.
Diesen Farbstoffen steht seinen Eigenschaften nach nahe das
efaUoflavin (B. A. S. F.).
Der Farbstoff entsteht durch Oxydation einer alkalischen Gallus-
säurelösung mit Hilfe des Luftsauerstoffs. Das Handelsprodukt bildet
1082 Organische Farbstoffe.
eine Paste. Der Körper ist unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkali-
lauge. Konz. Schwefelsäure löst ihn mit gelber Farbe.
Das Galloflavin fixiert sich nach Art der An thracen färben auf
metallischen Beizen. Es erzeugt auf Tonerde, namentlich aber auf Zinn-
oxydbeize ein schönes Gelb. Der Eisenlack ist grün gefärbt.
Wahrscheinlich gehört in diese Klasse auch das Re^oflavin in
Teig (B. A. S. F.) (Rev. Mat. Color. 1899, 125); es ist eine hellgelbe,
ziemlich leichtflüssige Paste, die sich selbst in heiBem Wasser schwer
auflöst. Salzsäure und Schwefelsäure sind ohne Einwirkung; durch Na-
tronlauge wird die Paste orangebraun gefärbt.
Färbt chromgebeizte Wolle in rötlichgelben Tönen, die licht- und
walk echt sind.
Xn. Indigofarbstoffe.
Die sogenannte Propiolsäure (o-Nitrophenylpropiolsäure), welche
bald nach ihrer Entdeckung, wenn auch nicht in großem Umfange, in
den Druckereien gebraucht wurde, ist durch zwei andere Erzeugnisse
verdrängt worden, die billiger herzustellen sind und bei der Fixation
nicht die gleichen Unannehmlichkeiten zeigen.
Indigosalz (Kalle) ist die Natriumbisulfltverbindung des o-Nitro-
phenyl-yS-Milchsäuremethyl-Ketons imd kam in Form einer weiBen Paste
in den Handel. Indigosalz ist in Wasser von 38 — 45° löslich; bei
höherer Temperatur trübt sich die Lösung unter Abscheidung des Ketons.
das sich beim Abkühlen wieder auflöst. Durch Behandeln mit Alkali
entsteht Indigo. Der geringen Haltbarkeit wegen wird jetzt nicht mehr
die Bisulfitverbindimg, sondern das Keton selbst imter der Bezeichnung
Indigosalz T in den Handel gebracht. Die lösliche Bisulflt Verbindung
stellt sich der Konsument selbst dar.
Indaphin* (B. A. S. F.) entsteht durch Erhitzen der Phenylglycin-
o-karbonsäure mit kaustischem Alkali und ist Indoxylsäure. Stellt ein
grünlichgraues Pulver dar; zerfällt in Gegenwart von Wasser, nament-
lich beim Erwärmen, in Kohlensäure und Indoxyl. Aus der alkalischen
Lösung scheidet sich beim Schütteln mit Luft Indigo ab.
Die Prüfung dieser Erzeugnisse geschieht durch Yomahme von
Druckproben oder durch Überführen einer gewogenen Menge in Indigo.
Indigorein (B. A. S. F.), in Teig 20 Proz., in Teig S; in Pulver.
Unter der Bezeichnung „Indigorein" kommt seit 1897 in Form von
Pulver und Teig synthetischer Indigo in den Handel, der nach dem
Heumann sehen Verfahren aus Phenylglycinkarbonsäure hergestellt wird.
Das pulverförmige Produkt besteht aus beinahe reinem Indigotin, enthalt
etwas Feuchtigkeit und ganz geringe Mengen an Aschenbestandteilen.
Auch von anderer Seite wird synthetischer Indigo fabriziert.
Snlfinfarben. 1083
Indigo M L B, Teig 20 Proz. (Höchst).
Ä, Teig 20 Proz.
in Pulver.
O, in Pulver.
Küpe L 20 Proz.
Indigo TMG (Geigy).
Indigopur 93/94 Proz. (Soc. Ghim. des üsines du Rhone).
Die Untersuchung geschieht ^ie die des natürlichen Indigos
(s. unten).
Xm. Schwefelfarbstoffe (Sulflnfarben).
Unter der Bezeichnung „C€U!hou de Laval^* wird in der Färberei
ein Produkt gebraucht, das zuerst von Groissant und Bretonniere
durch Schmelzen von Sägemehl, Eleie und dergl. mit Schwefelnatrium
erhalten wurde und das die bemerkenswerte Eigenschaft zeigt, die
Baumwolle im alkalischen Bade direkt zu färben und sich dann auf der
Faser durch Metallsalze nuancieren zu lassen.
In den letzten Jahren sind durch Yidal u. a. unter Benutzung
von einfachen Benzol- und Naphthalinderivaten, von Diphenylamin-
abkömmlingen, von Anthrachinonderivaten etc. neue schwefelhaltige Farb-
stoffe dargestellt worden, die teilweise bereits große Bedeutung er-
langt haben und von denen die wichtigeren nachstehend aufgeführt
werden»
€ku^hou de Luval ist in Wasser löslich, besitzt einen unangenehmen
Geruch und färbt Baumwolle braun« C€u:hou de Laval 8 entsteht durch
Behandeln des vorigen mit Alkalisulfiten und ist speziell für Druck-
zwecke bestimmt»
Sidfinbraun (Lepetit, Dollfus u. Gansser).
Ifoir Vidal (Fabr. de Prod. chim. St. Denis).
Darstellung. Paramidophenol (oder Paraphenylendiamin) wird
mit Schwefelnatriimi geschmolzen. Noir Yidal löst sich in Wasser mit
grüner Farbe* Man färbt Baumwolle unter Zusatz von Soda und Koch-
salz, fixiert in einem Bade von Bichromat und Schwefelsäure und erhält
dadurch blaugraue bis schwarze Töne, die sehr echt sind. . JMr Vidal 8
entsteht aus Noir Yidal und Alkalisulfit.
Yon der gleichen Firma werden auch Auto gensfih war z und Au-
togengrau hergestellt»
In gleichem Yerhältnis wie Noir Yidal und Noir Yidal S stehen
Thiok€Ueehin und ThMcatecMn 8 (Poirrier). Ersteres wird erhalten
durch Schmelzen von Paradiaminen und Acetyl-Nitraminen mit Schwefel
und Schwefelnatrium. Baumwolle wird braun gefärbt.
1084 Organische Farbstoffe.
IUU4eniach-€hrün (Lepetit, DollfuB und Gansser).
Darstellung. Paranitrophenol wird mit Schwefel, Natronlauge
und Kupfervitriol erhitzt.
Das Handelsprodukt ist eine schwarze, in Wasser mit grüner Farbe
lösliche Masse. Auf Zusatz von Salzsäure zur wäßrigen Lösung scheidet
sich unter Schwefelwasserstoffentwickelung Schwefel ab. Baumwolle wird
in einem kochsalzhaltigen (lO-proz. NaCl-) Bade kochend in grünen
Tönen angefärbt.
TmfHedialgeib (Cassella) aus m-Toluylendiamic.
EcUpag^b (Geigy). Zusatz von Benzidin oder m-Tolujlendiamin
zur Schwefelschmelze aus Mono- oder Diformjl-m-Toluylendiamin.
ThioruMraun M (S&ndoz\ schwarze, erbsgroße Stücke, die sich
in Wasser mit schwarzbrauner Farbe lösen. Salzsäure erzeugt in der
wäßrigen Lösimg unter Schwefelwasserstoffentwickelung einen braunen
Niederschlag. Natronlauge bewirkt keine Veränderung. Schwefelsäure
gibt eine braunrote Lösung, die sich beim Verdünnen mit Wasser unter
Bildung eines Niederschlages trübt.
Gibt auf ungeheizter Baumwolle mit 3 — 5 Proz. Soda und 50 Proz.
Kochsalz kochend gefärbt Yollkommen wasch- und sehr lichtechte dunkel-
braune Nuancen, die beliebig durch Übersetzen mit basischen Farbstoffen
unter Zusatz Ton Essigsäure und etwas Alaun in kaltem Bade nuanciert
werden können .
Von derselben Firma werden hergestellt: Thionalschwarz und
Thionalgrün.
Thianachwarz (K&lle) entsteht aus Dinitrophenol durch Behandeln
mit Natriumtetrasulfid in Mengen, die für die ToUkommene Reduktion
nicht ausreichen.
Thionffrün (Kalle) ist das Einwirkungsprodukt von alkoholischem
Natron auf p-Oxyphenylthiohamstoff.
Melanogenblau B (Höchst) ist wahrscheinlich das Produkt, wel-
ches durch Erhitzen des chlorzinkhaltigen Zwischenproduktes der Naph-
thazarinschmelze mit Schwefel und Schwefelnatrium erhalten wird.
Kryogenbraun (B. A. S. F.) (Rev. Mat. Gol. 1899, 241), aus
1,8-Dinitronaphthalin, ist ein schwarzes Pulver, welches sich in Wasser
sehr leicht mit braungelbor Farbe auflöst. Zusatz yon Natronlauge
verändert die Lösung nicht, während durch Salzsäure unter Schwefel-
wasserstoffentwickelung ein schwarzbrauner Niederschlag erzeugt wird.
In konzentrierter Schwefelsäure und Alkohol ist der Farbstoff unlös-
lich. Färbt ungeheizte Baumwolle in der Kälte aus kochsalzhaltigem
Bade dunkelbraun.
Kryogenblau O JK (B. A. S. F.) kann mit Kochsalz gefärbt werden
und wird auch aus 1,8-Dinitronaphthalin gewonnen.
Sulfinfarben. 1085
SoUdgrau D und 8 (Clayton) (Rev. Gener. Mat. Color. 1900, 7),
schwarze, in Wasser unlösliclie, dagegen in Schwefelnatriumlösungen
lösliche Pulver. Konz. Schwefelsäure erzeugt eine grauschwarze, bezw.
blauschwarze Lösung; sind in Alkohol unlöslich.
Färben Baumwolle aus einer Schwefelnatrium-, Natriumhydroxyd-
und Eochsalz-haltigen Lösung in grauen Nuancen. Durch Nachbehand-
lung mit Kupfervitriol und Kaliumbichromat wird die Echtheit der
Färbungen erhöht.
Sulfaschwarz (Holliday) (Rev. Gener. Mat. Color. 1900, 7) färbt
Baumwolle aus einem mit Kochsalz und Soda versetzten Bade.
InMnediaMau (Cassella) (Rev. Gener. Mat. Col. 1899, 282) ist in
seiner Anwendung und in seinen Eigenschaften dem Immedialschwarz
ähnlich. Man färbt in einem Bade mit Soda (10 Proz.), Schwefelnatrium
(10 Proz.), Kochsalz (100 Proz.) und Farbstoff (10—20 Proz.) eine Stunde
bei 60 — 90®, spült sofort in kaltem Wasser aus, behandelt die Baum-
wolle mit Natriumsuperoxyd oder Wasserstoffsuperoxyd und erhält auf
diese Weise sehr echte, indigoblaue Töne.
Das Handelsprodukt ist ein graues, in Wasser und Alkohol unlös-
liches Pulver; in Soda und Ammoniak ist es wenig löslich, besser in
Lösungen von Natriumhydrat und Schwefelalkalien. Konz. Schwefel-
säure löst den Farbstoff nicht; dagegen entwickelt sich beim Übergießen
etwas Schwefelwasserstoff und sehr deutlich schweflige Säure und es
entsteht ein Schwefelniederschlag.
Darstellung. Erhitzen von Oxydinitrodiphenylamin mit Schwefel
und Schwefelnatrium.
Immedialechwarz V extraf G extra (Cassella) (aus p-Oxy-
p'o'-dinitrodiphenylamin). Feines, nicht hygroskopisches Pulver, das in
Wasser leicht löslich ist. Aus der wäßrigen Lösung wird der Farbstoff
durch Säure gefällt.
InwnedUMndon JB (Cassella) (aus p-Amidotolyl-p'-oxydiphenyl-
amin), IniTnediaUcateehu, IminedialdirekMau u. a. zählen hierher,
ebenso das wertvolle Jm/medialreifMau, ein bronzeglänzendes Pulver,
das in Wasser und verdünnten Säuren unlöslich ist, löslich dagegen in
kaustischen Alkalien, konz. Schwefelsäure und konz. Salzsäure. Es
liefert eine gut krystallisierende Bisulfitverbindung und wird aus Di-
methyl-p-amido-p'-oxydiphenylamin hergestellt.
Hierher gehören vielleicht auch:
ICaHgeribraun N (Bayer) und KaUschwiirz B und B (Berliner
Aktiengesellschaft) (Rev. Mat. Color. 1899, 125). Die letzteren zwei
sind schwarzbraune Pulver, welche sich wenig in kaltem, besser in
heißem Wasser mit braunschwarzer (B), bezw. mit violettschwarzer
Farbe auflösen. Auf Salzsäurezusatz bildet sich ein violettschwarzer
1086 Organische Farbstoffe.
Niederschlag, der durch einen SäureüberschuB braun wird (B); Marke R
gibt unter gleichen Umständen einen schwarzbraunen, heller werdenden
Niederschlag. Natronlauge gibt einen rotbraunen (B) oder violett-
schwarzen Niederschlag. Eonz. Schwefelsäure erzeugt eine blaue Lö-
sung, die durch Verdünnen mit Wasser einen braunen Niederschlag
ausfallen läßt.
Mit diesen Farbstoffen kann Baumwolle aus kaltem Bade unter
Zusatz von 2 — 5 g Glaubersalz und 5 g Seife (per Liter) gefärbt werden.
Für dunklere Nuancen wendet man 5 — 15 g Glaubersalz und 3 g Seife
an. Das Bad soll möglichst kurz sein.
Eignen sich gut zum Färben von mercerisierter Baumwolle.
KaUgenindigo RL eoctra (Bayer) ist speziell für Eopsfarberei
empfohlen.
Es sind femer anzuschließen:
EcUpMMU, -grün O, -schwarz, -braun B und G (GeigyV.
Schwefelschwarz T eactra, Schwefelbraun O, 2 O, SchwefeUcatechu
R, G, Schwefelkarinth B, Sch/wefMlau L extra, SchwefMndigo B
(Berliner Aktienges. f. Anilin-Fabrikation); Pyrogenfarbsioff^ der Ges.
f. ehem. Industrie Basel, IPyranÜschwarz G, Thiophenolachwarz
u. a. m.
Anthracihinanschwarz aus Dinitroanthrachinon (B. A. S. F.) (Rev.
Mat. Col. 1899, 248) stellt ein blauschwarzes, in kaltem Wasser mit
bläulichschwarzer Farbe leicht lösliches Pulver dar. Zusatz von Na-
tronlauge macht die Farbe der Lösung schwarzblau. Salzsäure erzeugt
unter Entwickelung von Schwefelwasserstoff einen schwarzen Nieder-
schlag. In konz. Schwefelsäure und in Alkohol ist der Farbstoff un-
löslich.
Wird auf Baumwolle in einem Bade, das 20 Proz. Schwefelnatrium
und 100 Proz. Kochsalz enthält, gefärbt. Man gießt bei 60^ ein, treibt
allmählich zum Sieden, kocht 1 Stunde, wäscht nach dem Färben sorg-
fältig, hängt 1 Stunde an der Luft aus \md gibt zum 'Schluß ein Bad
von 5 Proz. Bichromat und 5 Proz. Schwefelsäure.
Um ein Schwarz zu erhalten, müssen 20 — 25 Proz. des Farbstoffes
angewandt werden. Die Nuance ist weniger blaustichig als die mit
Vidalschwarz erhaltene.
Chemische UntersachuDg von Farbstoffen. 1087
Allgemeiner Oann: f&r die ebemisehe Untersnehmiii:
Ton Farbstoffen.
Handelt es sich darum, einen technischen Farbstoff, dessen Natur
unbekannt ist, zu untersuchen, so "v^ird, außer der Feststellung seiner
Löslichkeit in Wasser oder Alkohol, ein Färbversuch stets das zunächst
liegende Experiment sein (s. S. 971). Man erkennt aus diesem einmal
die Nuance und lernt außerdem das ganze Verhalten des Körpers der
Paser gegenüber kennen. Liegen über letzteres keine Angaben Yor, so
wird man zunächst im neutralen Bade auf Wolle zu färben versuchen.
Bei allen basischen Farbstoffen, mit Ausnahme des Methylgrüns, vv^ird
sich der Farbstoff vollständig fixieren und das Bad nahezu farblos
werden. Bei grünen Farbstoffen wird man besser von vornherein Seide
anwenden.
Färbt sich der Farbstoff ohne Beize nicht an, so versucht man es
zunächst mit verdünnter Schwefelsäure, Alaun oder Zinnchlorid. Durch
diese Zusätze lassen sich sowohl die Säure- als die Alkalifarbstoffe
fixieren. Die Anzahl der letzteren ist eine zu beschränkte (Alkaliblau,
Alkaligrün, Alkaliviolett), als daß ihre Erkennung Schwierigkeiten böte.
Ebenso wird man Farbstoffe, welche in alkalischer Lösung die Baum-
wolle anfärben, und solche, welche sich nur auf metallischen Beizen
fixieren, leicht herausfinden.
Gemenge verschiedener Farbstoffe charakterisieren sich gewöhnlich
als solche, wenn man sie im pulverigen Zustande dünn über ein mit
Wasser oder Alkohol befeuchtetes Filtrierpapier streut. Die einzelnen
Gemengteile erzeugen alsdann verschieden gefärbte Flecke auf demselben.
Häufig lassen sich diese auch erkennen, wenn man einen Tropfen der
Lösung auf Filtrierpapier fallen läßt. Der erzeugte Fleck ist alsdann
an den Rändern anders gefärbt als in der Mitte, weil die verschiedenen
Farbstoffe das Papier ungleich durchdringen.
Die wichtigeren Reagentien für die Identifizierung bekannter Farb-
stoffe sind: konz. Schwefelsäure und Salzsäure, Alkalilauge und Zink-
staub, und speziell für die Azofarbstoffe noch Chlorcalciumlösung.
Konz. Säuren bewirken bei den meisten Farbstoffen charakteristische
Farbenveränderungen.
Da viele Farbstoffe von sonst gleicher Nuance dadurch häufig ganz
verschiedene Veränderungen erleiden, so ist die konz. Schwefelsäure ein
Torzügliches Reagens zur Erkennimg von Gemischen. Man gießt auf ein
Porzellanschälchen einige Tropfen Schwefelsäure und streut eine kleine
Menge des Farbstoffpulvers darüber. Die verschiedenen Gemengteile
J088 Organische Farbstoffe.
verraten sich alsdann durch Bildung verschiedenfarbiger Streifen in der
Flüssigkeit, welche namentlich beim Hin- und Hemeigen der Schale
deutlich hervortreten. Basische Farbstoffe, welche stets in Form ihrer
neutralen Salze zur Verwendung kommen, zeigen häufig ein verschiedenes
Verhalten gegen Alkalien. Die Salze des Rosanilins werden z. B. unter
Abscheidung der Base durch verdünnte Alkalilauge zersetzt, während
dieses bei dem Safranin nicht der Fall ist.
Besonders charakteristisch ist das Verhalten gegen Zinkstaub und
andere Reaktionsmittel. Fast alle Farbstoffe werden durch diese ent-
färbt, doch ist der dabei stattfindende Prozeß ein sehr verschiedener.
Während z. B. die ganze Klasse der Azokörper völlig gespalten wird,
so dafi sich aus den Zersetzungsprodukten der Farbstoff nicht leicht
wieder herstellen läßt, gehen andere in sogenannte Leukobasen über,
die sich an der Luft meist wenig oxydieren, durch passende Oxydations-
mittel jedoch in den ursprünglichen Körper zurückgeführt werden
können. Letztere Eigenschaft zeigen sämtliche Farbstoffe der Ros-
anilinreihe.
Eine dritte Klasse von Farbkörpem wird durch Reduktionsmittel
ebenfalls entfärbt, die entstandene farblose Verbindung geht jedoch,
namentlich in alkalischer Lösimg, bei Berührimg mit der Luft sehr
schnell in den ursprünglichen Farbstoff über. Da diese Erscheinung der
Indigoküpe völlig analog ist, so bezeichnen wir dieselbe im nach-
folgenden als „Küpenbildung^. Kocht man z. B. eine stark gefärbte
alkoholische Safraninlösung unter Zusatz von Alkalilange mit Zinkstaub,
so sieht man dieselbe sich schnell entfärben. Nimmt man die Reduktion
in einem Kolben vor und verstopft denselben, nachdem durch Kochen
zuvor die Luft ausgetrieben wurde, so hält sich die Flüssigkeit völlig
farblos, nimmt jedoch beim Herausziehen des Stopfens plötzlich wieder
die ursprüngliche Färbung an. Diesen sehr eleganten Vorlesungs-
versuch stellte A. W. Hof mann zuerst mit dem Magdalarot an, der-
selbe läßt sich jedoch ebenso gut mit dem leichter zugänglichen Sa&anin
ausführen.
Außer den beiden erwähnten Farbstoffen zeigt das Mauvein, Chrys-
anilin und das Indulin analoge Erscheinungen, in geringerem Maße das
Methylenblau.
Azofarbstoffe werden bei der Reduktion meist in der Weise ge-
spalten, daß die beiden Stickstoffatome der Azogruppe sich auf die ur-
sprünglichen Komponenten verteilen und zu Amidogruppen werden.
Wurde z. B. eine Diazoverbindung mit einem Phenol zu einem Azofarb-
stoff kombiniert, so erhält man bei der Reduktion wieder das Amin, aus
welchem der Diazokörper dargestellt wurde, das zweite Stickstoffatom
des letzteren findet sich aber in Form einer Amidogruppe im Phenol
Chemische Untersuchang von Farbstoffen. 1089
wieder, und man erhält so daneben ein Amidophenol, und zwar meistens
das der Parastellung entsprechende. So gibt z. B. Oxyazobenzol
Cß H5 — N = N — Ce H^ HO, Anilin Cg H5 NH, und Paraamidophenol
Cß H^ rci3 H0*4 • Befindet sich in einem dieser Reste eine Sulfogruppe,
so entstehen statt obiger Körper die entsprechenden Sulfosäuren. Dieses
Verhalten der Azokörper gibt in vielen Fällen ein gutes Mittel an die
Hand, um die Konstitution derselben zu ergründen, doch erfordert die
Trennung dieser Spaltimgsprodukte, namentlich da, wo sich in beiden
Resten Sulfogruppen befinden, viel Übung.
Man bedient sich zur Reduktion statt des Zinkstaubs besser einer
sauren Zinkchlorürlösung. Dieselbe reduziert beim Erwärmen die
meisten Azofarbstoffe sehr leicht. Das Zinn entfernt man mit Schwefel-
wasserstoff.
Basen kann man nach Zusatz von Alkalilauge mit Äther aus-
ziehen, während die Sulfosäuren in der alkalischen Lösung bleiben.
Über weitere Untersuchung und Trennimg dieser Körper lassen sich
bestimmte Regeln nicht aufstellen. Häufig wird man zur Elementar-
analyse schreiten müssen, ein andermal genügen einige einfache Re-
aktionen, um zum Ziele zu gelangen.
Im folgenden sind die meisten der im Handel vorkommenden Farb-
stoffe mit ihren wichtigsten Reaktionen zusammengestellt^).
*) Eine Anleitung zur Ermittelung einiger der gebräuchlichsten
Farbstoffe auf der Faser gibt Dr. C. Dreher (Zsch. f. Farben- u. Textil-
Chem. 1902, 98, 415). Die Unterscheidungsmethoden werden zunächst nach den
Verbrauchsgebieten der Farbstoffe angeordnet, so daß zuerst die BaumwoUfarben,
dann die Wollfarben u. s. w. behandelt werden. Mit Bezug auf die Einzelheiten
in der Vomahmo der Reaktion muß auf die Publikation selbst verwiesen werden .
S. auch: Prüfung der Teerfarbstoffe von £. T. Graves (Leipziger Färber-Ztg.
1904, S. 154, 161, 185, 193, 203).
Untersuchungen. 5. Aufl. III. g9
1
1090
Organische Farbstoffe.
^
Farbstoff
Schwarze, violette
und blaue Farben.
Indigo (Köpen-BIau)
Wolle
Blauholz mit Chrom-
beize Wolle
Blanholz mit Eisen-
beize Wolle
Chromschwarz mit
Indigogrand Wolle
Alizarinschwarz mit
Chrombeize Wolle
Diamantschwarz mit
Chrombeize Wolle
Gallein mit Chrom-
beize Wolle
Gallocyanin mit
Chrombeize Wolle
Cölestinblau B mit
Chrombeize Wolle
Alizarinblau S mit
Chrombeize Wolle
Brillant- Alizarinblau
mit Chrombeize
Wolle
Alizarinindigoblau m.
Chrombeize Wolle
Alizarincyanin K mit
Chrombeize Wolle
Brillant - Alizarin -
cyanin 3 G Chrom-
beize Wolle (By)
Chromblau mit
Chrombeize Wolle
konz. HjSO^
10% HjSO*
konz. HCl
F*): olivffrün, nach Wasser-
zusatz neller blau
L: erst gelb, dann olive und
grün, zuletzt tiefblau
F: olivbraun
L: gelb
F: olivbraun
L: gelb
F: schmutzig rotbraun
L: schmutzig grüngelb, beim
Verdünneo grün
F: wenig Veränderung
L: schmutzig grau
F: ffriiner
L : blaugrün, beimVerdünnen
violett
F: dunkelbraun
L: bräunlich
F: blauer
L: tiefblau, beimVerdünnen
rosa
F: beinahe entfärbt
L: lebhaft blau
F: grüner
L: tiefgrünblau
F: grüngelb, beim Ver-
dünnen violett bis blau
L: grün
F: dunkler
L: dunkelrotblau
F: tiefrotblau
L : tiefblau, beimVerdünnen
violett
F : dunkler, beim Verdünnen
rötlich
L: lila
F: karmoisin
L: schmutzig marron
keine Wirkung
violett
F: stampf purpur
L: hellrot
wenig Veräodening
rotviolett
F: wenig Wirkung
L: schwach violett
röter
keine Veränderung
dunkler
F: keine Wirtimf
L* !
F: langsam rotr.c;!
L: rotriolett
F: kaimoisin
L: kannoinn
F: röter
L: kaimoisin
F: wenig Verln-i^rmg
L: schmalzig ro«^
F: dankelblangitt
L: farblos
F: dankelrot
L: bemeteingelb
F: violett
L: violett
F: rotviolett
L: rotviolett
F: roter
L: hellrot
F: lebhaft grä:. "^«J
Verdünnen Tio>**
J^r ...
F: etwas dankler
L: rosa
F: röter
L: heUblu
F: schwmrs, beii Ve
dünnen Färb« :^n<:
L: schwach ge.^ ^äi
Verdünnen 11*
F:
L: rosa
^) Die Tabellen enthalten jeweils zuerst die Beizenfarbstoffe (für Wolle, Seide, B&Ji
wolle), dann die direktziehenden (für W., S., B.)* Zur Prüfung auf der ^Faser* brisr. o^i
kleine Abschnitte des gefärbten Gewebes oder Games in Porzellanschülchen und vers^'X □
ca. 1 ccm Reagenslösuns. Die Angaben der Tabellen beziehen sich auf die EreeKeini^«
welche sofort oder doch nur sehr kurze Zeit nach dem Zusammenbrinsen mit den Ke«i^*i
eintraten. Eine große Zahl der Reaktionen ist in den letzten Jahren im technisch-^keu •^'h
Laboratorium des eidg. Polytechnikums durch die Assistenten L. Veillon, G. We*-^
0. Knecht und W. Dürsteier ausgeführt worden. (S. „Färber-Ztg.* 1903, No. 9 oa: 1
1904, No. 8 und 9, 1905, No. 6.)
Bei den in neuerer Zeit untersuchten Mustern sind die Firmen, von denen sie stisn.
mit eingeklammerten Buchstaben bezeichnet. Es bedeutet:
{A) = Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation, Berlin;
(B) = Badische Anilin- und Soda-Fabrik, Ludwigshafen;
(ßF) = Basler chemische Fabrik, Basel;
{By) = Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Elberfeld;
Schwarze, violette und blaue Farben.
1091
HN0,8 = 1,40
gelb mit
gi-ünem Rand
orange mit
rotem Rand
gelborange
gelb mit
rotem Rand
olivebraun
dankelrot
gelb
rotbraun
gelb
gelb mit
violettem Rand
gelb
schmutzig gelb
m. violettem Kand
schmutzig'grün
P: dunkelgrün
1^ r • . •
grüngelb
NH,8 = 0,91
F: keine Wirkung
Lll m . «
F: langsam violett
Lll ...
F: langsam violett
±ji t . ■
F: röter
L: . . .
F: grünblau
Lll . « .
F-
L: blaugrau
F: keineVeränderung
L: . . .
10% Na OH
F: keine Wirkung
F: wenig Wirkung
L: . . .
F: wenig Wirkung
Lll * . .
F: grünblau
Lll . . •
F: grüner
JLj! . . .
F: dunkler
L: . . .
L:
F:
L:
F:
L:
F:
L:
P:
L:
F:
L:
F:
L:
F:
L:
F:
L:
F:
L:
SnClj-hHCl
violett
violett
violett
violett
röter
dunkelgrünblau
• • •
dunkler
blaugrau
etwas blauer
• • •
schmutzig puipur
• • •
entfärbt
• • •
blaugrün
farblos
F: grünblau
L: farblos
F: grüner
L: farblos
F: grüner
Lll ...
F: blauer
Lll » m *
beim Erwärmen
Faser heller,
Lösung grüngelb
erst purpur, dann
braun
erst purpur, dann
braun
wenig Verftnderung
schmutzig olivegelb
entfärbt
braunrot
entfärbt
dunkelstumpfviolett
entfärbt
röter
F: dunkelblau
L: . . .
etwas grüner
lassella & Co., Frankfurt a. M.;
'arbwerke vorm. L. Durand, Huguenin & Co., Basel ;
nilin- und Extraktfabriken, vorm. Joh. Rud. Geigj A.-G., Basel:
arb werke Höchst, vorm. Meister, Lucius & Brüning;
esellschaft für ehem. Industrie, Basel;
alle & Co., Biebrich a. Rh.;
arb werk Mühlheim vorm. A. Leonhardt & Co.:
. Oehler, Anilio- und Anilinfarbenfabrik, Offenbach a. M.;
ead HoUiday & Soos, Huddersfield;
lemische Fabrik vorm. Sandoz, Basel.
ese Tabellen in ergänzter Form, obschon sie für die Bedürfnisse der Praxis
^oßen Wert beanspruchen können. Für manche Zwecke ist eine solche
Qg aber oft recht nützlich, was wir aus eigener Erfahrung wissen. R, O.
Zungen: F = Faser, L = Lösung.
1092
Organische Farbstoffe.
fM
Farbstoff
konz. H,S04
10% H,S04
konz. flC;
Chrom violett (Bayer)
mit Ghrombeize
Wolle
Ohrompatentschwarz
TG mit Chrom-
beize Wolle
Chrompatentschwarz
BT mit Chrom-
beize Wolle
Chrompatentschwarz
TR mit Chrom-
beize Wolle
Chrompatentschwarz
T mit Chrombeize
Wolle
Azosaureschwarz
3 BL mit Chrom-
beize Wolle
Chromblan R mit Kj
Cr2 Oj nach be-
handelt Wolle (/.)
Chrompatentschwarz
TG Wolle
Chrompatentschwarz
BT Wolle
Chrompatentschwarz
TR Wolle
Chrompatentschwarz
T Wolle
Chromatschwarz TB
mit Ca SO4 -h
KjCrjOy nachbe-
handelt Wolle (^)
DomiDgoalizarin-
schwarz B mit E,
Cr^Oj nachbehan-
delt Wolle (L)
Azosaureschwarz
3 BL Wolle
Naphtholschwarz B
Wolle
Naphtholschwarz 3 B
Wolle
Naphtholschwarz 6 B
Wolle
Naphthylamin-
schwarz D W^olle
Anthrazitschwarz D
Wolle
Viktoriaschwarz 5 G
Wolle
F: orangegelb
L: gelb
F: dunkelgrün, dann braun
L: rot
F: grün, dann rot
L: grün, dann rot
F: grün, dann braun
L: grün, dann braun
dunkelgrün
karminrot
F: rötlichbraun
IjI ...
F: grün, dann braun
L: rot
F: braun
L: grün, dann rot
F: grün, dann braun
L: gi'ün, dann braun
grün, dann dunkelgrün
F: schwarz
L: rotviolett, beim Ver-
dünnen blaurot
F: violettstichig
L: . . .
karminrot
F: dunkelblaugrün
L: grünblau, beim Ver-
dünnen violett
F: dunkelblaugrün
L: grünblau
F: grüner
L: &;rünlicb,beimVerdünnen
blauviolett
F-
L: blauschwarz, beim Ver-
dünnen rotviolett
F: grüner
L: grünlichgrau
F-
L: schmutzig grün
F: lebhaft kann«^.
L: rosa
, . TT - j , F: dankelrot
kerne Veränderung ^, g^hwach
rossi
, . ,r -a j F« achwach blac
keine Veränderung ; ^. ^^^^ ^
keine Veränderung
keine Veränderung
donkelblaj
blaogrüc
keine Veränderung I y .' ^
F: rötlichbraan
I 1j i • • •
F: dunkel braaii
L: rosa
dunkelbraun
F: geringe Verände-,p. y^^^^
rung
L: rötlichbraun
L: rosa
F: geringe Verände- p. ^^^
rung
L: rötlichbraun
L: rosa
ganz geringe Ver- 1 F: blau grün
änderung ' L: rötlichviolect
F: dunkelrotbram
' beim VerdüacL
dunkel violettbra*. 1
' L: schwach geilwri
beim VerdäiiB*-
I schwach rötlich
schwach rötlich ziegelrot
. ,r - j F: wenig Verina-r^i^
wenig Veränderung L: farf>lis
wenig Veränderung j ] ^®^ *»
wenig VerSnderuDg [j ftAlo.
■ V ^ A F: wenig VeiinieriLi
wenig Veränderung L: heUgrtn
\r ^ A F: violett
wenig \ er&nderang ^ .
F: ffrüoer
L: mblos
Schwarze, violette and blaue Farben.
1093
HN0,8 = 1,40
gelb mit
rotem Rand
braunrot
braun
braun
braunrot
blauschwarz
F: braun
JL I . . .
rötlichgelb
braun
rötlichgelb
rötlichgelb
F: dunkelbraun
L : bräunlich gelb,
beim Verdünnen
bräunlich
F: dunkelbraun,
langsam heller
rotbraun
orangerot
rot
rot
braun
Grünlichgelb mit
brauneni Kand
schmutzig rot
NHjS = 0,91
F: heller
L: . . .
keine Veränderung
keine Veränderung
geringe Veränderung
keine Veränderung
grünlich
rötlichblau
F: geringe Verände-
rung
L: weinrot
blauviolett
schwach blau
■ ■
schwach
bordeauxrot
F: blauviolett
L: violett
F: blauviolett
L: violett
F-
L: hellblau
F-
X • • • •
L: hellrotviolett
F*
L: blauviolett
10% Na OH
F : beim Stehen heller
Li' « > .
dunkelblau
schwach blau
rotviolett
schwach blau
blau
F: violett
Lil t . •
dunkelblau
F: blau
L: blau
stark blauviolett
blau
F: dunkelviolett-
braun
L: schwach karmin-
rot
bordeauxrot
F.'wenigVeränderung
L: . . .
F :wenigVeränderung
JLr ...
F :wenigVeränderung
L: . . .
F: blauer
L: blau
F : wenig Veränderung
L: rosa
F: dunkelgrün
L: grün
SnCl^-f-HCl
entfärbt
entfärbt
entfärbt
entfärbt
hellgrün
enterbt
entförbt
entfärbt
entfärbt
enterbt
karmoisinrot
stumpf karmoisin
dunkelpurpur
wenig Veränderung
tiefrotviolett
entfärbt
1094
Organische Farbstoffe.
f%*
Farbstoff
Viktoriaschwarz blau
Wolle
Jetschwarz R Wolle
Wollschwarz Wolle
Nyanzaschwarz B
WoUe
Ghromechtschwarz B
Wolle
Nerol B Wolle
Nerol BB Wolle
Biebricher Patent-
schwarz Wolle:
blauschwarz
Alizarinblauschwarz
B WoUe
Azosäureblau 3 B
konz. WoUe (H)
Wollschwarz 6 B
Wolle
Wollschwarz 4 BF
Wolle
Wolltiefschwarz 2 B
Wolle
Wolltiefschwarz 3 B
WoUe
Taboraschwarz X
WoUe
A midosäaresch warz
B Wolle (A)
Amidosäureschwarz
4 B WoUe (A)
Amidos&oreschwarz
6 B Wolle (A)
Orthoschwarz 3 B
Wolle (J)
Wollgrau Wolle
Echtviolett, rötlich
Wolle
Echtviolett, bläulich
Wolle
Viktoriaviolett 4 BS
Wolle
Rotviolett 4 RS und
5 RS Wolle
Säureviolett 2 B
Wolle
konz. HjSO«
F'
L: blaugrün
F: tiefblau
L: tiefblau
X • ■ • •
L : tiefblau, beimVerdünnen
violett
dunkler mit Grünstich
blau
blau
blau
blaugrun
blauviolett
F: violett
L: violett
blauschwarz
blauschwarz
blauschwarz
blauschwarz
blauschwarz
F: etwas dunkler
1j r • • .
F: etwas dunkler und blau-
stichiger
F : etwas dunkler und blan-
stichiger
Li r . . .
F: rotbraun
L: beim Verdünnen rot
F: schmutzig heUmarron
L: schmutzig grau
F: dunkelschiefergrau
L: blau
F: dunkelgrün
L: dunkelgrün
F: blauviolett
L: violett
F: stumpf gelb
L: gelb
F: stumpf gelb
L: gelb
10% H,S04
konz. HC
wenig Veränderong
blauer
geringe Veränderong
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
F: wird langsam rot
IjI • • •
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
F: wenig Veräni-'nig
L: schwach grüL
F: braanpnrpnr
L: schmutzig bnz
blaaTiolect
geringe Verändere:
geringe Veränderzi
blaner
färbt schwach rOüiial)
violett
F: violett, dann kA.-::.'^
L: rosa
Lösung rotlick
violettrot
violcttrot
violettrot
keine Veränderung keine Verändern;
F: etwas dunkler F: etwas dunkler
L: . . . L: . . .
F: etwas donkWf
• • • ' T •
J^ • • • •
grauviolett
lebhafter
lebhafter
etwas röter
lebhafter
grünlichgelb
F: karmin
L: karmin
F: heller
L: bräanliduDin- >:
F: blauer
L: hellbUu
I F: dunkelblaogTL 1
F: rotviolett
L: rosa
F: beinahe enttkr -
^ ■ • • •
F: grünlicl^sel^'
Ltl ...
Schwarze, violette und blaue Farben.
1095
HNO, 8 = 1,40
MH,8 = 0,91
10% Na OH
SnCU + MCI
rotgelb mit
rotem Rand
F: . . .
L: rotriolett
F: grüner
L: schmutzig violett
• • •
gelb mit rot-
braunem Rand
F : wenigVer&ndemng
L: . . .
F: dunkelgrün
L: . . .
heller,
schließlich farblos
gelb mit
rotem Rand
• ■ •
F: allmählich
dunkel violett
L: violett
hell olivbraun,
allmählich farblos
braunrot
dunkler
grauer
geringe Veränderung
schmutzig braun
geringe Veränderung
geringe Veränderung
gering&Veränderun g
braunrot
geringe Veränderung
geringe Veränderung
geringe Veränderung
braunrot
geringe Veränderung
geringe Veränderung
geringe Veränd erung
braunrot
färbt blau ab
färbt bläulich ab
keine Veränderung
braungelb
geringe Veränderung
färbt bläulich ab
F: heller
L: braungelb
F: ffelblichbraun
L: hellbraun
F: grauviolett
L: . . .
F: rotbraun
L: . . .
F: wird langsam
etwas violettstichiger
L: . . .
bordeauxrot
blau
blau
keine Veränderung
tiefbordeaux
blau
rotstichigblau
keine Veränderung
rotbraun
blau
blau
keine Veränderung
braunrot
blau
blau
keine Veränderung
braunrot
blau
rötlichviolett
farblos
.^; tiefrotbraun
-J • • • •
F: etwas blaustichi-
ger
L: . . .
F: etwas blaustichi-
ger
L: . . .
• • •
•
^: tiefrotbraun
•
j • • • •
F: etwas blaustichi-
ger
L: hellblau
F: etwas blaustichi-
ger
L: . . .
• • •
>": tiefrotbraun
•
d • • m m
F: blaustichiger
L: hellblau
F: etwas blaustichi-
ger
1 ^ e • « •
• • •
': rotbraun
*: rosa
F: mehr violett-
stichig
L: violett
F: violett
ij • • • •
F: blaustichiger
Xjl * m •
grüngelb mit
grünem Rand
F: stumpf braun
L: . . .
F: stumpf hellbraun
L: . . .
violett
orangerot mit
blauem Rand
F :wenigVeränderung
L: . . .
F: blau
L: schwach violett
stumpfrot
orangerot mit
laugrünem Rand
• • ■
F: rotblau
L: . . .
stumpfrot
orangerot
F: braunrot
T .
±j • • • •
F: braunrot
L: beim Erwärmen
entfärbt
• • •
lebhaft gelb
F: entfärbt
L: . . .
F: entfärbt
Li ! • • •
wenig Veränderung
LTclb mit grün-
blauem Rand
F: entfärbt
L: . . .
F: beinahe entfärbt
Li! . •
blauer
1096
Organische Farbstoffe.
Farbstoff
S&ureviolett 4 BN
Wolle
Formylviolett S 4 B
Wolle
Formylviolett 6 B
Wolle
Echtsäureviolett 10 B
Wolle
Alkaliviolett Wolle
Reginaviolett Wolle
Violamin R Wolle
Violamin B Wolle
Indigoextrakt Wolle
Brillantsulfonazarin
R Wolle (%)
Salfocyanin G Wolle
Sulfocyanin 3 R
Wolle
Alkaliblau 4 B Wolle
Wasserblaa Wolle
Marineblau HH
Wolle
Marineblau BW
Wolle
Paten tblan (super-
fein) Wolle
Höchster Neublau
Wolle (//)
Cyanin B Wolle
Indocyanin BF
Wolle, gefärbt
unter Zasatz von
5Proz. (NH4)jS04
konz. HjSO«
F: rötlichgelb
L: gelb
F: rötlichgelb
L: gelb
F: hellgelbbraun
L: gelb
F: grau, dann grüugelb
L: gelblich
F: lebhaft orange
L: gelb
F: braun
L: schmutzig braun
F: rot
L: schmutzig rot
F: lebhaft Scharlach
L: stumpf rot
F: olivgrau, beimVerdünnen
blau
L: grau
F: blaurot
L: rot
F: blauffrün
L: hellblau
F: blaugrün, beim Ver-
dünnen blau
L: blau-
F: lebhaft rot
L: braunrot
F: stumpf rot
L: rot
F: wenig verändert
L : farblos, beim Verdünnen
rötlich
F : schwarz, beim Verdünnen
rotbraun
L : farblos, beim Verdünnen
rotbraun
F: grüner, wird dunkelgelb
L: . . .
F: gelbbraun (Siena)
L: rötlich
F : grüD , wird schmutzig gelb
IjI m • •
10% H,S04
lebhafter
blauer
keine Veränderung
lebhaft blaugrün
blaugrün
blauer
konz. HCl
keine Veränderung
unverändert
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
F: unverändert
Ij r ■ • •
F : wenig verändert j
L: . . . '
F: dunkelgrün
L: . . .
lebhaft smaragdgrün!
unverändert
lebhaft grünblau
F: wird langsam
etwos rotstichiger '
Ju! • . •
F: lebhaft geU>
L: gelb
F: rötlichi^b
L: hellgelb
P: gelblichgrao
L: gelblicfagrün
F: lebhjit grau, c^
bernsteingelb
L: gelblich
F: lebhaft ormop
L: gelb
F: dnnkelgran
L: hellbraon
F: blaoer
L: rosa
F: blaaviolett
1j! • . •
F: Stampfer
L: hellblau
F: blaurot
JU ■ > • •
F: grün
LtZ ...
F: donkelghui, Farr«
kehrt beim Verd jec««
wieder
LtZ ...
F: röter
L: hellgrün
F: lebhafter
L: heUblao
F: dunkelbruA. Iciu
Verdünneo kekr. Ü«
Farbe wieder
L: schwach rötJaiA
F; rotbraon, ba» V«--
dünnen kebxt ^e
Farbe wieder
L: rötlichbrum
F: lebhaft gelbgräs,
wird berostan^^
L: hellgelb
F: grün, beim Ver-
dünnen orqvQBgJich«
Farbe
L: beimVerdfiafics blai
F: lebhaft groabUs.
wird gelb
IjZ ...
F: rotbraon
j^ . • • •
Schwarze, violette and blaue Farben.
1097
HNOjS = 1,40
gelb mit grün-
liebem Rand
gelb
grün
grün mit grün-
gelbem Rand
gelb
gelb mit blau-
grünem Rand
stumpf Scharlach
lebhaft Scharlach
gelb mit
grünem Rand
F: zitronengelb
J^« • • •
bräunlich
orange
grün mit
dunklem Rand
grün
F: braun
L: schwach röt-
lich braun
F : dunkelrot-
braan, beim Ver-
dünnen schwarz
L: braun
gelb mit
grünem Rand
F: dunkelgrün-
blau, beimVer-
dünnen stumpf
grüngelb
L: grünblau
gelb mit
grünem Rand
F : violettschwarz,
dann dunkel-
rotbraun
Xj I • . .
NH,s = 0,91
F: entfärbt, Farbe
kehrt an der Luft
wieder
L: . . .
F: heller
±jI ...
blau
F*
X • • • •
L: hellblau
F: farblos
L: . . .
F: entfärbt
L: . . .
F-
L: rosa
F: röter
L: rosa
F: grün
L: hellgelb
F: etwas dunkler
L: . . .
F: keine Wirkung
L: hellblau
F: keine Wirkung
L: hellviolett
F: entfärbt
L: hellblau
F: entfärbt
L: . . .
F: schwarz
L: . . .
F: schwarz
jLtl . . .
F .'wenigVerändernng
L: farblos
107o Na OH
F: entfärbt
Lil t . .
F: lebhafter
L: schwach blau
• • •
F: entfärbt
IjI ...
F: fast entfärbt
XjI m . .
hellgrau
• « •
F: farblos
Lil , . .
F: entfärbt
(schmutzig braun)
XjI t . .
F: kirschrot
XjI ...
F: rotviolett
L: . . .
F: gelb
L: gelb
F: etwas dunkler
liS ...
F: keine Wirkung
xj 7 ■ . •
F : keine Wirkung
Lil ...
F: purpurbraun
XjI ...
F: hellbraunrot
L: . . .
F: schwarz
XjI * . .
F: schwarz
XjI m . .
SnCl,4-HCl
pfaugrün
lebhaft grün
rotbraun
blaugrün
viel blauer
blauer
langsam entförbt
F: etwas dunkler
1j s . . .
entfärbt
entfärbt
F: grüner
L: hellblau
F: langsam entfärbt
XjI » . .
F: olivgrün
JLr . . .
F: blau-, dann
violettschwarz
L: . . .
wenig Veränderung
F: wenig verändert
XjI m . .
F: blauschwarz
Jj • . . .
zuerst lebhaft grün,
dann hellgelb
unverändert
1098
Organische Farbstoffe.
Farbstoff
Indocyanin 2 R
Wolle, gefärbt
unter Zusatz von
öProz. (NH4),S04
Orthocyanin B
Wolle (A)
Orthocyanin 6 G
Wolle (A)
Orthocyanin RWoUe
(•4)
Echtsäureblau B
Wolle
Thiokarmin R Wolle
Cyanol AB Wolle
Indulin NN (wasser-
löslich) Wolle
Nigrosin (wasserlös-
lich) Wolle
Naphthazinblau
Wolle
Naphthylblau Wolle
Naphthylviolett
Wolle
Methylviolett B
Wolle
Methylviolett 6 B
Wolle
KrystallviolettWoUe
Äthylviolett Wolle
Brillant- Anthrazurol
Wolle (/i)
Alizarin- Astrol B
Wolle (By)
Viktoriablau B Wolle
konz. H3SO4
F: dunkelgrün
F: dunkler
XjI . m .
F: rotviolett
L: kannin
F: dunkler
L: violett
F: hellbraun, beim Ver-
dünnen blau
L: hellbraun, beim Ver-
dünnen hellblau
F: dunkelgrün
L: schmutzig grün, beim
Verdünnen blau
Farbe wird zerstört
F: lebhafter und röter
L: blau, beim Verdünnen
violett
F: dunkelviolett
L: blau
F: grünblau
L: blaugrün, beim Ver-
dünnen rotblau
F: grün
L: wenig Veränderung
F: grün
L: wenig Veränderung
F: orange, Farbe kehrt beim
Verdünnen wieder
L: gelb
F: orange, beim Verdünnen
lebha^ blau
L: gelb, beim Verdünnen
lebhaft blau
F: orange, beim Verdünnen
grün bis violett
L: orange, beim Verdünnen
grün
F; orange, beim Verdünnen
grün bis violett
L : gelb, beimVerdünnen gelb
F: schwarz, dann braun
F: dunkler, grünstichiger,
dann graugrün
L: schwach rosa
F; rot, Farbe kehrt beim
Verdünnen wieder
L: rot
10% HjSO*
konz. HCl
Frwird langsam p: rotbrmun
etwas rotstichiger
L: . . .
F: etwas violett-
stichiger
wenig Veränderung
L: .
F: rotviolett
Lil ...
F: karmin
L: karmin
F: karmin, etwv ^-
stichig
L: karmin
F : gelb, beimVerdin- i
blau
F: blaugrün
L: bUugrön
sp. 1,16
F: grün
L: farblos
\r _a j F: lebhafter
wenig Veränderung j^. ^^y,„
wenig Veränderung
wenig Veränderung
röter
F: blaugrün
L: grünblau
grünblau
dunkelgrün
F: dunkler
L: rötlichblaa
X « • m m
L: blau
F: wenig Veränder-r*'
1^2 . • •
F: röter
F: orange, Faii>e ^ef.::
beim Verdönneo wie-irf
L: gelb
F: orange
L: gelb
F: orange
L: gelb
F: dunkelolivgrün
L: gelb
F: orange
L: gelb
F: schwarz, dann bn»E
L: gelb
iP: lila
, L: biättlichrosa
F: keine Verände- ' F: rot, Farbe kehrt b- -
rung
L: gelblich
Verdünnen wiedrr
; L: rot
Schwarze, violette and blaue Farben.
1099
HNO3 8 = 1,40
NH3 8 = 0,91
lOo/n Na OH
/o
SnCl, -H HCl
F : yiolettschwarz,
dann dunkel
braun
F: rötlichbraun,
dann braun
Lil . . .
F: rotbraun
L: bräunlichrosa
F: braun
L: gelblich
gelbgrun
^rün mit
hellerem Rand
8p. 1,42
F: entfärbt
L: . . .
dunkel violett
F: violettstichiger
L: violett
F-
L: hellviolett
F :wenigVeränderang|
1j r . . ■
F: etwas dunkler
L: . . .
dunkelviolett
braunrot
dunkelrot
gelb mit
grünem Rand
gelb
gelb mit
dunklerem Rand
gelb mit
orangem Rand
F: dunkelgrün
L: blau
F :weniffVeränderung
L: farblos
F: marron
Lil m m m
F :wenigVeränderung
L: . . .
F: stumpfer
L: . . .
F: keine Wirkung
Lj • . • •
F: beinahe entßlrbt
Li! • ■ •
F: viel heller
L: farblos
F: heller
Lil m • .
F: blauer
1j * • • •
F: reinblau
L: blau
F: helUila, dann
gelbbraun, zu- ' F: .
letzt gelb I ~
1^ r . . . I
L: hellblau
grüngelb mit
rotem Rand
F: schmutzig violett
L: farblos
F: blau-, dann
violettschwarz
1j • . •
F: violett
F: dunkler, etwas
violettstichiger
L: violett
F: rotviolett, dann
karmin
L: karmin
F: hellblaugrnn
L: farblos
F: dunkler
F: grün
L: hellgrün beim Er-
wärmen
F: rotviolett
L: farblos
F: schmutzig marron
1j • ■ . .
F: dunkler
XJ ■ • . .
F: stumpfer
Xj* . . .
¥: grauer
lul m m m
F: entfärbt langsam
XjI m • •
F: viel heller
L: farblos
F: heller
1j * • • •
F : blauer
L: . . .
F: dunkler
L: blau
F: blaustichiger
JLr * . .
• • «
F: etwas violett-
stichiger
1j • • . •
grün
etwas grüner
F: hellgelb beim
Erwärmen
wenig Veränderung
stumpfer
keine Wirkung
keine Wirkung
blaugrün
blau
dunkelgrün
grün
F: dunkelmarron
L: farblos
dunkler
1100
Organische Farbstoffe.
Farbstoff
konz. HjSO^
10% H,S04
konz. HG
Victoriabiaa 4 R
WoUe
Nachtblau Wolle
Xylenblau VS Wolle
Xylenblau BS Wolle
Domingoblau R extra
Wolle (L)
Methylenblau 4 B
Wolle
Toluidinblau Wolle
Nilblau Wolle
Neutralblau Wolle
Basler Blau Wolle
Indazin Wolle
Metaphenylenblau B
Wolle
Paraphenylenblau
Wolle
Indaminblau B Wolle
IndoTnblau Wolle
Lanacylblau BB
Wolle
Wollviolett S Wolle
Delphinblau B Wolle
Neu patentblau
Wolle
Cyanol extra Wolle
Alizarin -Saphirol B
Wolle
Alizarin-lrisol R
Wolle
Chromazonblau
Wolle
Wollblan BB Wolle
F: rot, Farbe kehrt beim
Verdünnen wieder
L: rot
F: rot
L: rot
F: über grün langsam entr
färbt
IjI m m .
F: über grün langsam ent-
färbt
Lj! . . .
F: zunächst dunkelblau,
dann ziegelrot
XjI . . .
F: olivgrün
L: grün
F: dunkelolivgrün
L: grünlich
F: rot
L: braun
F: orange
L: gelb
F: olivgrün
L: gelb
F: schmutzig dunkelgrün
T .
j^ ■ • • •
F: schmutzig grau
Lj! • • •
F: dunkler
L: blau
F: viel dunkler
L: lebhaft blau
F: dankelolivgrün, beim
Verdünnen blauviolett
L: olivgrün
grün
rot
rotyiolett
grüngelb
grün, dann heller, zuletzt gelb
gelbbraun
d unkelgrünlichblau
geringe Verandening
grün
keine Veränderung
F: grün
L: gelb
F: Bchweinfurter-
grün
L: . . .
F: blauUchgrfin
Ju. > . .
F: wenig Verände-
rung
L: hellblau
F: keine Wirkung
L: hellblau
F: grüner
L: hellgelb
lebhaft grün
F : wenig Verände-
rung
L: schwach rotblau
dunkler
I F: rot, Farbe kehit-:a
Verdünnen wiece:
: L: rot
i F: lebhaft n>t
I L: rot
F: gelbfbeimVerdiua
! Farbe zorück
■ L: beimVerdünoecr'''
F: gelbybeimVerdaaKi
I Farbe zurück
L: beimVerdänflec:* '
' F:dDnkelblaa,ziegt^^'"'.
beim VerdüniMfi • *-
i grün
I Lil ...
F: heller
I L: blau
F: geringe Verindeics
L: blau
F: grüngelb
I L : grüngelb
F: lebhaft onoge
i L: gelb
' F: röter, beim Verdooce::
blau
L: rotviolett
I
F: dankler
L: blau
F-
L: blau
F: dunkler
I L: blau
I F: dunkler
L: lebhaft blau
, F: blaugrün
I L: schieferfarbig
violettrot
rot
rot
farblos
geringe
Veränderung
geringe
Veränderung
keine Veränderung
geringe
Veränderung
keine Veränderung ; grün, dann gelb werdti -
keine Veränderung
geringe
Veränderung
geringe
Verlnderung
braongelb
8p. 1,16
etwas dankler
rot
gelb
Schwarze, violette und blaue Farben.
1101
HNO38 = 1,40
NHjS == 0,91
10% Na OH
SnCl, + HCl
grüngelb mit
braunem Rand
F: geringe Verände-
rung
L: . . .
F: rötlichviolett
L: . . .
• • •
rot mit
grünem Rand
F: grau
L: . . .
F: rötlichbraun
L: . . .
grüner
F: orange
Jj * • • .
■ • •
• • •
F: grünstichiger
L: . . .
F: goldgelb
Jlj r . . .
F: heller und grün-
stichiger
L: . . .
F: hellgrünblau
L: . . .
F: etwas dunkler
L: . « .
F: ziegelrot,
moosgrün
L: . . .
F: hellgraublau
L: . . .
F: mauve
L: . . .
• • •
grün
F :wenigVerftnderung
±jl • • •
F: stumpf blauviolett
L: . . .
entfärbt
olivgriin
• • •
F : stumpf karmoisin
L: . . .
entfärbt
braungelb mit
grünem Rand
grün mit gelb-
orangem Kand
F: dnnkelviolett
L: . . .
F: lavendel
Ij! ...
F: tief karmoisin
L: . . .
F: viel heller
Lii ...
• • ■
grün
blaurot
F: keineVer&nderung
L: hellblau
F: dunkler
L: . . .
lebhafter
marron mit
grün liebem Rand
• • ■
F: röter
L: . . .
• • •
stumpf grün
V ■ •
F: stumpfer
±jl m • .
• ■ •
grüngelb
F: violett
F: purpur
L: . . .
heller
stumpf grün
• • •
F: purpur
L: .. . .
• • •
lebhaft grüngelb
• • •
F: beim Stehen
violett
L: rosa
grüner
braungelb
geringe Veränderung
rot
langsam schwächer
gelb
geringe Veränderung
violetter
langsam schwächer
braun
violetter
violetter
etwas schwächer
grün, sofort gelb
geringe Veränderung
färbt schwach ab
geringe Veränderung
gelb
dunkler,
blau abHUrbend
schmutzig grün
dunkelgrün
grün
sp. 1,42
entfärbt
braun
färbt schwach ab
geringe Veränderung
färbt schwach ab
5%
F: hellblau
L: beim Erwärmen
blaue Lösung
violetter
geringe Veränderun g
beim Erwärmen
entfärbt
schwächer
braungelb
schwächer
schwächer
dunkler mit Grün-
stich
1102
Organische Farbstoffe.
Farbstoff
konz. HjSO^
10 «/o H,S04
koDz. HCl
Wollblau R Wolle
Wollblau G extra
Indocyanin B Wolle
PeriwoUblauGWolle
Erioglaucin Wolle
Eriocyanin Wolle
Lanacjlmarineblau
Wolle
Säurealizariodunkel-
blau SN (direkte
Färbung) Wolle
Säurealizarindunkel-
blau SN (mit
Fluorchrom nach-
behandelt) Wolle
Janusblau G Baum-
wolle,Wolle, Seide
Janusblau R Baum-
wolle,Wolle, Seide
Janusdunkelblau R
Wolle
Janasdunkelblau B
Wolle
Nigrosin (spritlos-
Ech) Wolle
Diazinschwarz Seide
Diazinblau B Seide
Brillantdiazinblau B
Seide
Brillantdiazinblau
2 B Seide
Seidengrau 0,
wasserecht Seide
grün
F: rötlichbraun, beim Ver-
dünnen hellgrün
L: rötlich, beim Verdünnen
schwach grünlich
F: grün
L: grün
F: braunrot
L: rötlich
geringe Veränderung
geringe Veränderung
F: dunkelgrün
L: dunkelgrün
F: dunkelbraun, beim Ver-
dünnen rot
L: rötlich violett, beim Ver-
dünnen rot
F : dunkelbraunviolett, beim
Verdünnen hellrötlich-
braun
L : hellgrauviolett, beimVer-
dünnen helirötlichbraun
schmutzig gelblichgrün
schmutzig gelblichgrün
gelbgrün
gelbgrün
F : dunkelgrünlichschiefer
L: dunkelgrau
F: schmutzig oliv
L: oliv, beim Verdünnen
schmutzig violett
F: oliv
L: grün
F: oliv
IjI » m .
F: oliv
gelbgrün
geringe
Veränderung
F:' unverändert
T .
<Ll • • « a
F: unverändert
1j* < « ■
F: unverändert
±ji • ■ •
geringe
Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
F: unverändert
Jul • . .
gelb
F: rötlichbnoB, ^o
Verdünnen bl»^
L: rötlich braan, *•&
Verdünneo bU^r-
F: bräantichrot
L: rot
F: rot
L: rot
gelb
gelbgrüA
rötlicher
rötlich
rötltchbrum
rot
F:
L:
F:
L:
F: unverändert
IjI m m .
F:
L:
brännlich
hellrot
keine Veränderung
dunkelgrün
keine Ver^derung
etwas violett
dunkelgrün
grünstichigbUa
schwach violett ' grünstickigtlia
F: dunkelschiefer
lal m m •
F: etwas dunkler
Aj r . . .
F: unverändert
JljI • . .
F: unverändert
JLl ...
F: unverändert
j^ • • • •
keine Veränderung
F: schwarz
L: rotviolett, beim Yfr-
I dünnen sdunu'^
j graugrün
F: dunkelgrün, ^-eiin
Verdünnen Uao
L: schwach giünlicL
beim Verdünnen tta<
jF: grün
L: schwach grünlich
F: grün
T .
grünlich
Schwarze, violette und blaue Farben.
1103
HNO, 8 = 1,40
NH,8 = 0,91
10% Na OH
SnCl,H-HCl
braongelb
F: oliv, beim Ver-
dünnen hellgelb
L: oliv
F: braun
L: stampf rot-
braun
F: gelbbraun
L: rötlichbraun
rotgelb
rotgelb
dunkelgelb
F: dunkelbraun
L: blauviolett,
beim Verdünnen
rotviolett
F: bräunlich
L: braunviolett
geringe Veränderung
F: etwas stumpfer
blau
L: . . .
F: wenig verändert
(krhi blau ab
lebhafter
F: blau
L: blau
F: blauschwarz
L: schwach rötlich
F: blauer
L: . . .
blaugrün
Baumwolle: gelb-
grün, Wolle:
gelbgrün, Seide:
bläulichgrün
dunkelgrün
dunkelgrün
F: blauschwarz,
beim Verdünnen
dunkelsrün
L: rotviolett,
beim Verdünnen
graugrün
F: grün
L: gelbstichig-
grün I
F: grün
L: schwach grün- 1
lieh
?: grün
L: grün, beim
Verdünnen blau
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
F: braun
L: grau
F: unverändert
Aul m • •
F: unverändert
IjI « • •
F: unverändert
Ijl m m * *
F: unverändert
1^ : ■ < «
geringe Veränderung
F: braunviolett
L: . . .
F: dunkelbraun
L: . . .
F: dunkelgraublau
L: violett
Stich ins Grüne
geringe Veränderung
F : dunkelrotbraun
L: rötlich
F: blauschwarz
L: schwach rötlich
gelbgrün geringe Veränderung
F: blaugrau
L: hellbräunlich
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
F: purpurbraun
Lti • • •
F: unverändert
Ltl » m .
F: unverändert
JL : . . .
F: unverändert
L: . . .
F: stumpfer blau
L: . . .
etwas röter
dunkler mit Grün-
stich
F: schwach grau
L: rötlich
F i wenig verändert
Xj : • • ■
F: unverändert
L: ". . .
grüner
geringeVeränderung
entförbt
F: etwas heller rot-
braun
Ju: ...
F: wenig verändert
L: . . .
Baumwolle: farblos,
Wolle: farblos,
Seide: blaugrau,
etwas geschwächt
Baumwolle: farblos,
Wolle: farblos,
Seide: blaugrau,
etwas geschwächt
hellrotbraun
hellrotbraun
F: nach längerer Zeit
etwas blasser
1^: • . .
F: wird nach und
nach entfärbt
L: . . .
F: entfärbt
Lil . . .
F: entfärbt
Jlj: . . •
farblos
1104
Organische Farbstoffe.
Fl-
Farbstoff
koaz. HjSO«
10% H^SO*
konz. HCl
Seidengraa R Seide
Helvetiablaa Seide
Capriblaa Seide
Patentblaa Seide
Patentblau A Seide
Patentblaa N Seide
Patentblaa V Seide
Setopalin Seide (G)
Indol-Blau R auf
Tannin - Antimon
Baumwolle
Janusdunkelblau R
Baumwolle
Janusdunkelblau B
Baumwolle
Nigrisin Baumwolle
Meldotablau Baum-
wolle
BrillantkresylblauSB
Baumwolle tan-
niert (L)
Prune pure Baum-
wolle
Muscarin J Baum-
wolle
Setoglaucin Baum-
wolle
Setocyanin Baum-
wolle
Neumethylenblau
Baumwolle
Gallazin Baumwolle
Coreine AB Baum-
wolle
Phenocyanin Baum-
wolle
Diaminschwarz RO
Baumwolle
Diaminschwarz BO
Baumwolle
Diaminschwarz BO
mit Phenylendia-
min entwickelt
Baumwolle
gelbgrün
rot
grün
grün, dann gelb
grün, dann gelb
grün, dann braun gelb
grün, dann braun gelb
F: gelbbraun
XjI • • >
dunkelgrün
gelbgrün
gelbgrün
F; grünoliv
L: grünlich
F: schwarz, Farbe kehrt
beim Verdünnen wieder
L: schw&rzlich, beim Ver-
dünnen blau
F: dunkelolive
blau
grün
braun gelb
braungelb
moosgrün
grünlichblau
bordeauxrot
blaugrün
F: tiefblau
L: blau
F: tiefblau
L: blau
F: tiefblau
Lil , , .
keine Veränderung
keine Veränderung
färbt rot ab
grün
geringe Veränderung
grün
grün
P: grasgrün
Lim . . •
keine Veränderung
, keine Veränderung
grünlich
grünbUu
rot
gelb
gron, dann gel)^
grün, dann pil
grün, dann go'>
F: gelb and zerst'r
L: gelb
bLaagiüB
grünstichig blaa
keine Veränderung grünstichig bUa
. X- _« j : F: bräunlich
wenig v eränderung ; j ,
XJ • • • •
I F: violettgrsa
L: rötlich
1 F: rotbraun
' L: beim VerdüMt:
rötlich
blaa
färbt bUo »ft
F: graublau
Lil * m •
rot
geringe >
Veränderung
Lösung grünlich-
gelb
Lösung grünlich- '<
gelb
geringe
Veränderang i
geringe
Veränderang
färbt rötlich ab
geringe
Veränderung
keine Veränderung j^, ^^[^^
F: röter
• • L: farblos
X ' xr ' A F: keine Veränder-n;
keine Veränderung t .
onage
orange
grün
geringe Vcränd*:
rot
schwächer
Schwarze, violette und blaue Farben.
1105
HNO, 8 = 1,40
NH,8 = 0,91
10% Na OH
SnCl, -f. HCl
gelbgrün
geringe Veränderung
etwas röter
farblos
blau
farblos
braun
färbt ab
moosgrün
geringe Veränderung
heller
geringe Veränd erun g
gelb
färbt schwach ab
färbt schwach ab
blangrün
grün, sofort gelb
dunkler
dunkler
grün, färbt gelb ab
grün, sofort gelb
färbt schwach ab
färbt schwach ab
grün, färbt gelb ab
grüD, sofort gelb
färbt schwach ab
färbt schwach ab
bläulich grün
F: gelb und zer-
stört
1j « . . •
F: etwas blauer
L: . . .
unverändert
F: etwas grüner
L: . . .
gelbgrün
violett
färbt bräunlich gelb
ab
ftrbt rötlich ab
dunkelgrün
F: geringe Verände-
rung
L: rötlich
rötlich
hellbraun
dunkelgrün
F: geringe Verände-
rung
L: rötlich
rötlich
hellbraun
zuerst bräunlich,
dann farblos
F: wenig Wirkung
1^ • • ■ ■
F: bräunlich
L: bräunlich
entfärbt
F: violett
L: violett
F: dunkelrotbraun
L: schwach bräun-
lich
F: dunkelrotbraun
L: schwach bräun-
lich
zuerst griin, dann
langsam entfärbt
F: grün
L: grün
F: dunkelblau
L: rötlich
F: braunorange
L: . . .
F: entfärbt
L: . . .
graugrün
färbt violett ab
färbt violett ab
schwach gelbgrün
violettrot
färbt schwach ab
grau
farblos
braunschwarz
heller
geringe Veränderung
orange
braunrot
dunkelgrün
braungelb
- orange
dunkelgrün
violett
rot
farblos
braungelb
geringe Veränderung
schmutzig rot-
violett
schwächer
gelbbraun
blauer
blauer
schwächer
braungelb
geringe Veränderung
geringe Veränderung
lebhafter
violett
F :wenigVerändernng
j-i I « • •
F: rotviolett
L: rosa
entfärbt
•
violett
F rwenigVeränderung
JL4 ■ • • •
F: röter
L: rosa
entfärbt
• • •
F: keineVeränderung
L: . . .
F : keineVeränderung
L: . . .
entfärbt
1106
Orgmaische Farbstoffe.
fV
Farbstoff
konz. HjSO«
10% H,S04
koBz. Er.
Diaminblaasch warz
mit Resorcin ent-
wickelt Baumwolle
Diaminjetschwarz
00 Baumwolle
Oxydiaminschwarz N
Baumwolle
Diazobrillantschwarz
B mit /9-Naphthol
entwickelt Baum-
wolle
Violettschwarz
Baumwolle
Kolumbiaschwarz R
Baumwolle
Kolumbiaschwarz FF
extra Baumwolle
Kolumbiaschwarz
£A extra Baum-
wolle
Kolumbiaschwarz
WA extra Baum-
wolle
Benzoschwarz S
extra Baumwolle
Benzograu S extra
Baumwolle
Benzoechtgrau
Baumwolle
Neutralgrau G
Baumwolle
Palatinschwarz 4 B
Cbromanilschwarz F
Baumwolle: grau-
schwarz
Cbromanilschwarz
BF Baumwolle:
grauschwarz '
Cbromanilschwarz
RF Baumwolle:
grauschwarz
Dianilschwarz G
Baumwolle
Dianilschwarz R
Baumwolle
Direkt^Tiofschwarz
£ Baumwolle
Diazoschwarz R
Baumwolle
Chromatscbwarz 4 B
(direkte Färbung)
Baumwolle
F: dunkler
Aal • ■ •
V*;«* \'^^^A»^^» ^' ^«™ Verino:
■ Keine \ erandenuig j ,
F: tiefblau keine Vertoderonir f- ^*™ ^ «"^-''-^
L: beim Verdünnen Tiolett enmg j^, bcilTiolett
F: rtompf gmnbUu F: keine V«tod^u
L: beim verdünnen stumpf- kerne Vermndening » . heÜTiolett
▼iolett
F: dunkelblau
L: blau
F: tiefblau
L: blau
F: tief rotblau
L: beim Verdünnen purpur
grünschwarz
F: schwarz
L: blau
F: schwarz
L: blau, beim Verdünnen
schmutzig rot
F: dunkelviolett
L: violett '
F: dunkelyiolett
L: grünblau
F: grünlichgrau
L: beim Verdünnen
schmutzig purpur j
schwarzgrün '
färbt blau ab
blau
blauschwarz
blauschwarz
blau
blau
bläulich violett
blau
F: schwarz, beim Verdünnen
rotbraun
L: violett, beim Verdünnen
rot
F: dunkelgrün
• • • f .
• r . ji F: blaoer
wenig Veränderung j . ^.^^j
wenig VeiSaderung F: wenig Vert.. -.:
keine Verändemng blanschwvx
F: etwas dunkler F: etwas dunkler
L: . . . . L: schwach rOiHc^
F: etwas dankler ' F: sdiwarz
L: . . . iL: rötlich
grüner
grün
violett
geringe
Verändemng
keine Verändemng
keine Veränderung
keine Veränderung
F: dunkelvioktt
L: farblos
F: blauer
L: farblos
F: dunkler
Ju: • • ■
blau
fiibt etwas blauvic l^r:*^
Losung briunlicLl?^
Lösung gelt
Losung grunlicfaf^^
keine Verändemng [; ^]J^
keine Verändemng
keine Veränderung
keine Verändemng
F: dunkelbraun
L: . • •
F: bläulich
L: rötlich
firbt rötlich ab
Faser blaoer
F: dunkelbraoa
L: rot
Schwarze, violette and blaue Farben.
1107
HNO, 8 = 1,40
NH,8 = 0,91
10% Na OH
SnCl, + HCl
dimkelgraue bis
schwarze Lösung
rotbraun
purpur
rotorange
dunkelbraun
rot
F: schwarz
L: braun
F: schwarz
L: braun
gelbrot
gelbrot
hellbraun
blau
braun abfiLrbend
Lösung gräulich-
blau mit
violettem Stich
Lösung rotbraun
Lösung rotbraun
F: grauschwarz
L: rotbraun
grauschwarz
braunrot
schmutzig rot-
braun
^: branngelb
li: braungelb
F: keine Veränderung
Lii ...
F: röter
L: blaurot
F: röter
L: hellbraun
F: keine Veränderung
1j • • • ■
F : wenigVeränderung
L: violett
F : wenig Wirkung
L: . . .
geringe Veränderun g
F: schwarz
L: blau
F: schwarz
L: blau
F: rotviolett
L: rosa
F: röter
L: . . .
F-
L: purpur
geringe Veränderung
blau
geringe Veränderun g
färbt schwach ab
fllrbt ganz schwach
ab
keine Veränderung
keine Veränderung
geringe Veränderung
F: schwarz
L: schwach rotviolett
F: keineVeränderung
L: . . .
F: röter
L: blaurot
F: beinahe entßlrbt
L: hellrot
F: keineVeränderung
L: . . .
F iwenig Veränderung
L: rosa
F: . . .
L: blaßrot
geringe Veränderung
F: schwarz
Lii • • •
F: schwarz
L: schwach graublau
F: rotviolett
L: schwach rot
F: rotviolett
L: farblos
F:
X • • • •
L: hellbraun
geringe Veränderung
blau
ftrbt ganz schwach
ab
ftrbt ganz schwach
ab
färbt etwas rötlich
ab
geringe Veränderung
geringe Veränderung
geringe Veränderung
wird etwas violett
F: schwarz
L: rot
entfärbt
entfärbt
ent^bt
gelb
entfärbt
beinahe entfärbt
farblos
F: rötlichbraun
L: . . .
F: hellbraun
L: . . .
entfärbt
entfärbt
entfärbt
farblos
geringe Veränderung
gelblich
bräunlichgelb
gelblichgrün
farblos
schwach braungelb
bleibt lange unver-
ändert
farblos
F: unverändert
Ldl ■ ■ .
1108
Orguuscbe Farbstoffe.
Pi-
Farbstoff
konz. H9SO4
107oH,S04
konz. HCl
Chromatschwarz 4 B
mit Ealiumbi-
chromat Dachbe-
handelt Baumwolle
Chromatschwarz 6 B
(direkte Färbaog)
Baumwolle
Chromatschwarz 6 B
mit Kalium-
bichromat nachbe-
handeltBaamwolle
Chromatschwarz T
(direkte Färbung)
Baumwolle
Chromatschwarz T
mit Kalium-
bichromat nachbe-
handelt Baumwolle
Plutoschwarz G
Baumwolle
Polyphenylschwarz
B Baumwolle
Diphenylblauschwarz
Baumwolle
Vidalschwarz Baum-
wolle
Vidalschwarz S
Baumwolle
Schwefelschwarz 4 B
extra Baumwolle
Schwefelschwarz A
extra Baumwolle
Pyrolschwarz X
konz. nachbehan-
delt mit KjCr^O^,
Alaun und Essig-
säure Baumwolle
Pyrolschwarz RO
nachbehandelt mit
K3 Cr.^ Oj , Alaun
und Essigsäure
Baumwolle (L)
Pyrolblauschwarz
Dachbehandelt mit
Kj Cra O7, Alaun
und Essigsäure
Baumwolle {L)
Immedialschwarz V
extra Baumwolle
Immedialschwarz V
exti'a, nachbehan-
delt mit KjCrjOy,
Cu SO4 Baumwolle
F; schwarz p. -^i.«,^
: grau, beim Verdünnen j .
rötlich
F: biauschwarz, beim Ver- 1
dünnen braun F: dunkelbraun
L: blanyiolett, beim Ver- , L: . . .
dünnen rot
F; schwarz p. g^--|^--
L: schwach grau, beim Ver- ! r *
dünnen rötlich
F: schwarz, beim Verdünnen
braun
L; rotviolett, beim Ver-
dünnen rot
F: dunkelbraun
L: . . .
F: schwarz
L: schwach gellli':
F: dunkelbraon
L: rötlich
F: schwarz
L: schwach gelb. '-s.
Verdünnen rOt! l
F: dunkelbraon
L: rot
F: schwarz 1 «, ,
L: schwach grau, beim Ver- j ' "^^^^^
dünnen rötlich ' ^' * * *
F: schwarz
L: gelblich
braunschwarz
blau
blauer
grünschwarz
blauschwarz
F: tiefblauschwarz
Lil m . .
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
violett
blau
violetter
keine Veränderung : geringe Verindtr t:
I
keine Veränderung ■ geringe Veränd^r:?:
F: tiefschwarz
IjI ...
F: tiefschwarz
L« ■ • • «
F: blauschwarz
L: . . .
; F: blauschwarz
Lii ...
blaugrau
blaugrau
fast keine Verände-
rung (bläulich)
etwas bläulich
F: tiefscbwarz
1^1 • .
geringe Veränderjxi^
(brättnlich
kein« VtrinderaDi
Schwarze, yiolette und blaue Farben.
1109
HNO, 8 = 1.40
NH38 = 0,91
10% Na OH
SnCl,4-HCl
F: schwarz
L: schwach
braungelb
F: braun
L: gelbbraun
F: schwarzbraun
L: braun
F: gelbbraun
L: schwach
braungelb
F: schwarz
L: gelblich
brannrot
braunrot
grau
F: blauschwarz
L: . . .
F: schwarz
L: rotviolett
F: schwarz
1j ! • • <
P: schwarz
L: rötlichyiolett
F: schwarz
Xj • • • •
blauer
blauer
violetter
färbt grau ab geringe Veränderung
violett
F: tiefschwarz
L : schwach gelb-
grün
F: bräunlich-
schwarz
L: . . .
F: bräunlich-
schwarz
Lj • • ■ •
F: bräunlich-
schwarz
I • • • •
F: bräunlich
L: bordeauxrot
F: braun
L: bordeauxrot
gerin ge Veränder un g
F: tiefschwarz
Li* • « •
F: schwarz
Lii ...
F: dunkelbraun
L: kannesin
F: schwarz
L: . . .
F: dunkelbraun
L: rot
F: schwarz
JLi ! • • •
blauer
blauer
violetter
färbt blau grün ab
färbt blaugrün ab
F: tiefschwarz
xjI . •
keine Veränderung
• ■
keine Veränderung
keine Veränderung | schwach blau
F: schwarz
IjI ...
F: unverändert
XJ r ■ ■ «
F: schwarz
Lil m m «
F: unverändert
L: . . .
F: unverändert
XjI » m <
farblos
farblos
farblos
schmutzig gelbbraun
schmutzig gelbbraun
F: gelbbraun
JLi! • * •
F: braun gelb
Xalm • •
F: olive
F: braungelb
JuT « • •
F: dunkelolive
i^ • • • •
entfärbt
entfärbt
1110
Organische Farbstoffe.
Farbstoff
Thiogenschwarz M
koDZ. Baumwolle
Thiophenolschwarz
T extra Baumwolle
Thiophenolschwarz
2 D extra Baum-
wolle
Thioxinschwarz (Oe)
Pyrogenschwarz BD
Baumwolle
Pjrogenschwarz G
Baumwolle
Pjrrogengrau B
Baumwolle
Diphenjlschwarz,
Base I
Diamineralschwarz
B Baumwolle
Diamineralschwarz B
nachbehandelt mit
KjCrjOy, CUSO4
Baumwolle
Sambesischwarz
Baumwolle
Sambesischwarz ent-
wickelt mit Nero-
gen Baumwolle
Sambesischwarz D
Baumw.: graublau
Sambesischwarz F
Baumwolle: grau-
blau
Sambesischwarz BR
Baumw.: graublau
Sambesischwarz V
(direkte F&rbung)
Baumwolle
Sambesischwarz V
mit m-Phenylen-
diamin entwickelt
Baumwolle
Sambesischwarz 2 G
(direkte Färbung)
Baumwolle
Sambesischwarz 2 G
mit m - Phenylen-
diamiu entwickelt
Baumwolle
Oxydiaminschwarz A
Baumwolle
Cubaschwarz R (Pe-
tersen) Baumwolle
konz. HsSO«
10% H,SO,
F: schwarz
L: schwach grau
F: schwarz
L: stumpf blau
F: unverändert
L: schwach graublau
F: schwarz
L: blau, beim Verdünnen
stumpf graublau
F: schwarz
L: schwach graublau
F: unverändert
L: hellblau
blauviolett
blauviolett
F: unverändert
XjI ...
F: unverändert
1j : . . .
konz. HCl
F: unverändert
Lii ...
F: onveränden
LiZ . • •
dunkelgrün
F: unverändert
Li» m m .
F: schwarz
Lil • • .
F: schwarz
Ldl ...
blauviolett
grün
blauem Stich
blauschwarz
Faser und Lösung erün mit
bläulich
bläulich
bräunlich
keine Veränderung
F: unverändert
L: . . .
F: schwarz
j^* • ■ •
F: schwarzbraQB
L: . . .
sp. I»16
unverändert
blau
blan
braun
bläulidi
Faser rötlichviolett ' t *. Ki««i?ik ^
grün mit bläulichem Stich
F: schwarz
L: stumpf blau, verdünnt
hellblau
F: schwarz
L: oliv, beim Verdünnen
neutralton
F: schwarz
L: neutralton, beim Ver-
dünnen blau
F: schwarz
L: grünlichschwarz
blau
blau
genüge
Veränderung
L: bläulidi
F: geringe VeräDderjg
L: schwach bli&üfi
keine Veränderung j geringe Verindenci
F: unverändert
L: . . .
F: unverändert
L: schwach rötlich
F: schwarz
L: . . .
F: schwarz
L: schwach rötlich
keine Veränderung
keine Veränderung'
F: blaoachwarz
L: schwach rotlicUcai
F: schwars
L: schwach rothcb
F: blaaschwars
L: «chwach graa
F: schwan
L: schwach bivm
keine Vefinderuni
etwas blaa
Schwarze, violette nnd blaae Farben.
1111
HNOjS = 1,40
F: anverändert
±Jm t m m
F: unverändert
L: schwach rot-
lichgraa
F: unverändert
L: schwach rot-
lich
F: schwarz
L: stumpf röt-
lich braun
F: schwarzbraun
L: schwach röl^
lichviolett
sp. 1,42
unverändert
hellrotbraun
rotbraun
magenta
dunkelrotbraun
blauviolett
blaugrün, nach
einiger Zeit
rotbraun
violett mit
rötlichem Stich
F: schwarz
L: neutralton
F: schwarz
L: braun
F: schwarz
L : stumpf dunkel-
grün, beim Vej>
dünnen braun
F: schwarz
L: schmutzig
braun
dunkelrot
rotbraun
NH,s = 0,91
10% Na OH
SnCl^-hHCl
F: unverändert
L: . . .
F: unverändert
L: . . .
F: unverändert
L: . . .
F: schwarz
L: . . .
F: schwarz
Jj« • • •
schwach hellblau
hellblau
schwach violett
keine Veränderung
färbt schwach grau-
blau ab
färbt bläulich ab
färbt blau ab
F: schwarz
L: stark grünblau
F: schwarz
L: schwach blau
F: schwarz
L: blaugrün
F: schwarz
L: schwach grünlich-
blau
F: dunkler
L: schwach blau
schwach violett
F: unverändert
F: unverändert
L: . . .
F: unverändert
IjI • « «
F: schwarz
L: . . .
F: schwarz
L: . . .
5»/.
unverändert
schwach bräunlich
schwach blau
schwach blau
keine Veränderung
färbt graublau ab
geringe Veränderung
färbt bläulich ab
F: schwarz
L: schwach grünblau
F: schwarz
L: . . .
F: schwarz
L: schwachblaugrün
F: schwarz
F: dunkler
L: schwach blau
schwach violett
F: grünlichbraun
Ju! • • •
F: gelblichbraun
L: . . .
F: gelblichbraun
1j* • • •
F: schmutzig grün-
braun
L: . . .
F: gelbbraun
L: . . .
F: hellgelblichbraun
j-i * • • •
F: schwach gelblich-
braun
L: . . .
unverändert
zuerst lila, dann
entförbt
entfärbt
entfärbt
entfilrbt
farblos
farblos
schwach bläulich-
grün
F: wird entfärbt
L: . . .
F: wird entfärbt
L: . . .
F: schwach braun-
gelb
L: schwach gelb
F: schwach braun-
gelb
L: hellgelb
entfärbt
entfärbt
1112
Organische Farbstoffe.
Farbstoff
Indanthren Baum-
wolle
Diazoblau Baum-
wolle
Gljcinblaa Baum-
wolle
Azoschwarzblau
Baumwolle
Phenaminblan
Baumwolle
Erie-BlauGG Baum-
wolle
Titan - Como B
Baumwolle (R)
Trisulfonblau B
Baumwolle
Trisulfonblau R
Baumwolle
Trisulfonviolett B
Baumwolle
Oxaminblau RRR
Baumwolle
Ozaminviolett
Baumwolle
Sambesiindigblau
Baumwolle
Sambesiindigblau
mit /S-Naphthol ent-
wickelt Baumwolle
Diaminogen mit
/9-Naphthol Baum-
wolle
Diaminogenblau BB
Baumwolle
Diaminogenblau BB
mit/9-Naphthol ent-
wickelt Baumwolle
Diamineralblau R
Baumwolle
Diamineralblau R
nachbehaadelt mit
KjCrjO; Baumwolle
Naphthamintiefblau
R Baumwolle {K)
Na
iphthaminindigo
KE Baumwolle (
(K)
Beuzoindigoblau
Baumwolle (By)
Triazolblau R
(direkte Färbung)
Baumwolle {(J)
Benzoschwarzblau G
Baumwolle
konz. H3SO4
F: schmutzig braun^rün
L: schwach bräunlich
blau
blau
blauer
grün
grünblau
F: flebchfarben
IjI ...
grünblau
grünblau
dunkelblau
dunkelblaugrün
dunkelblau
blaugrün
blaugrün
violettschwarz
blauviolett
rötlichgrau
F: blaugrün
L: blaugrün
F: blau
L: blau
F: reinblau
L: . . .
F: reinblau
XjI ...
F: blaugrün
Lii ...
F: blaugrün
L: . . .
F: grün
L: schwach blau
10% H,S04
konz. HCl
F: unverändert
L: . . .
keine Veränderung
etwas blauer
blauer
geringe
Veränderung
keine Veränderung
geringe
Veränderung
geringe
Veränderung
geringe
Veränderung
geringe
Veränderung
geringe
Veränderung
F: anverändert
IjZ m ■ .
granblao
violett
violetter
etwas schwächr-
grönblaa
F: granblaa
1j r ■ . •
dunkler
dunkler
violetter
dankler
dunkler
keine VerSndening , [; ^^ ^^^^
I
I
keine Veränderung ' keine Veräodera&£
keine Veränderung
blaa
u • IT -X j ' F: etwas blauer
keine Veritaderung , ^^. ^^^^ ^.^
I . TT _. j ' F: etwas blaiter
keine Vertodening • j^. ^^^^ ,^..
etwas blauer
etwas l'laaer
keine Veränderung ' schwach vielen
F: violettblaa
L: . . .
F: blauviolett
L: . . .
unverändert
I F: violettblaa
u» ...
1
{F: blauviolett
F: etwas heller
I i^ ! • . .
keine Veränderung : [; g^^
Schvarze, violette und blaue Farben.
1113
; HNO, 8 = 1,40
1
!
NH,8 = 0,91
F: gelb
L: schwach gelb-
lich
F: unverändert
L: . . .
' braunrot
geringe Veränderung
grün
etwas röter
schmutzig
braunrot
geringe Verän derung
violettrot
geringe Veränderun g
braun gelb
violettblau
F : grau
JU « • • • '
F: entf&rbt
L: . . .
10% Na OH
F: blaß blaugrun
L: . . .
etwas röter
violettschwarz
schwächer
violettblau
rötlich
rötlich
rotlichbraun
rot
violett
geringe Veränderung
violett
violett
; schmutzig violett I röter
F: geringe Verände-
karminrot
hellrotbraun
rot
schwach braun-
rot
hellbraun
rung
L: violett
keine Veränderung
violetter
F: geringe Verfinde-
rung
L: schwach blau
F: dunkler
L: schwach rötlich
F: schwach violett
L: schwach violett
hellrotbraun
dunkelrotbraun - keine Veränderung
F: langsam ent-
ftrbt
L: bräunlich
F: langsam ent-
färbt
L: rötlich
F: langsam ent-
färbt
L: bräunlich
F: grünlichgrau
±J» m m •
keine Veränderung
keine Veränderung
F: etwas dunkler
L: schwach blau
brtluDlichrot j J: keineVeranderuDg
F: heliotrop
L: . . .
violett
violett
violett
violett
röter
förbt rötlich ab
keine Veränderung
blauer
F; violett
L: schwach violett
F: etwas blauer
L: rotviolett
F: schwach violett
L: schwach violett
schwach violett
F: rötlichblau
L: . . .
F: graublau
F: dunkelgraublau
Ju I « • «
F: etwas dunkler
F: etwas dunkler
L: farblos
SnCl,-+-HCl
F: unverändert
L: . . .
rasch rosa werdend
violett, langsam
entfärbend
blauviolett
farblos
entfärbt
violett
violett
schwach violett
schwach violett
schwach violett
entfärbt
entfärbt
farblos
' entfärbt
entfärbt
lUa
enterbt
F: hellblau violett
L: rötlich
F: blauviolett
XjI • . .
F: heller
L: . . .
F: etwas heller
entfärbt
1114
Organische Farbstoffe.
Farbstoff
Benzoschwarzblau R
Baumwolle
Azoviolett Baam-
woUe
Azomaave Banm-
wolle
EoDgokorinth G
Baumwolle
EongokoriDth B
Baumwolle
Schwefelkoriuth B
Baumwolle (Ä)
Heliotrop 2 B Baum-
wolle
Diaminyiolett N
Baumwolle
Tronayiolett B
Baumwolle (By)
Triazolviolett R
(direkte Färbung)
Baumwolle (0)
Azoblau Baumwolle
Benzoazurin G
Baumwolle
Benzoazurin 3 G
Baumwolle
Naphthogenblau 4R
(direkte Färbung)
Baumwolle (A)
Naphthogenblau 4 R
mit/9-Naphthol ent-
wickelt Baum-
wolle (Ä)
Brillantazurin 5 G
Baumwolle
Sulfonazurin Baum-
wolle
Diamin tiefschwarz
SS Baumwolle
Diaminblau 3R
Baumwolle
Diaminblau oderBen-
zoblauBX,2B,3B
Baumwolle
Diaminblau 6 G
Baumwolle
Ohicagoblau B
Baumwolle
Melantherin JH
Baumwolle
konz. H,S04
F: grünblau
L: blau
F: grünblau
L: blau
F: grünblau
L: . . .
F: tiefblau
L: blau
F; tiefblau
L: blau
F: schwarz
L: . . .
F: violett
L: violett
F.* grünblau
L: schwach grünblau
F: dunkelfleischfarben
L: . . .
F: tiefblau
L: beim Verdünnen bläu-
lichrosa
F: grünblau
L: blau
F: grünblau
L: blau
F: grünblau
L: blau
F: schwarz, beim Verdünnen
blauyiolett
L: . . .
F: schwarz, beim Verdünnen
blauyiolett
F: blaugrün
L: hellgrün
F: violett
L: violett
blauschwarz
F: grünblau
L: blau
F: grünblau
L: blau
F: schmutzig olivgrau
F: grünblau
L: grünblau, beim Ver-
dünnen violett
F: blauschwarz, beim Ver-
dünnen violett
L: blau, beim Verdünnen
rotvioiett
10% HjSO^
konz. HCl
wenig Veränderung
blau
heller
blau
violett
F: schwarz
L: . . .
wenig Veränderung
etwas blauer
unverändert
F: wenig Veiind--!:
Xj. • • •
F: blau
L: fiurblos
F: blau
L: . . .
F: bUa
L: farblos
F: rotUchblan
L: farblos
F: schwarz
L: blaagrän
F: blauer
L: ftui>los
F: blauer
L: farblos
wenig Veränderung
röter
wenig Veränderung
F: violettblau
Xil ...
F: violettblau
LjI ...
wenig Veränderung
wenig Veränderung
geringe
Veränderung
wenig Veränderung
röter
wenig Veränderung
keine Veränderung
F: etwas dankler
Ju. • . .
F: bläolichrosa
T .
Aj. . > •
F: tiefblau
ij s . . •
F: wenig VeriLnüeniai
JLi! ...
F: wenig VcrindefBg
j^r * • ■
F: dunkler
L: farblos
F: blaagrun, beim^«-
dönnen violect
L: gelblich, bam V«f-
dönnen rosa
F: dunkelblau, beimVär-
dunnen violett
F: wenig VeriLiwUnB:«
F: schmutzig vielen
blauviolett
F: dankler
L: ftfblos
F: violett
L: farblos
F: wenig Veriadena^
JuS * . .
F: keine Vertolerac
Xj. • • •
) F: wenig veiiDderc
I LiZ • • >
Schwarze, yiolette and blaae Farben.
1115
HN0|8 = 1,40
hellbraiin
rot
braun
brann
I F: donkelbraon
■ L : blaugrön
[ rotorange
braan
F: rosa, beim Ver-
dünnen entfärbt
L: beim Ver-
dünnen rosa
F: schmatzig rot
Lil • • •
orange
hellbraan
orange
F: rötlichbraun,
beim Verdünnen
rotviolett
J^ r • . .
F: rötlichbraun,
b eim Verdünnen
rotyiolett
karmoisin
gelb
braunrot
orangegelb
hellbraun
gelb
hellrot
?: donkelgrau
lj: stampf grau
NHjS = 0,91
F: violett
L: schwach rosa
F: karmoisin
Lil • . .
F: etwas röter
Lil ...
F: lebhafter
L: rosa
F; viel röter
L: rosa
F: dunkelviolett
Lti « • •
F :wenigVeränderung
Lti • . •
F: röter
L: . . .
F: lila
L: Ula
L:
F: rotviolett
L: rosa
F: rotviolett
L: rosa
F: violett
L: rosa
F: dunkel violettblau
L: lila
10% Na OH
F: rotviolett
L: farblos
F: karmoisin
L: farblos
F: röter
Ju! ...
F: röter
L: farblos
F: viel röter
L: farblos
F: schwarzviolett
F: karmoisin
L: farblos
F: röter
L: farblos
F: blaurosa
1j r . . •
F: etwas rotstichiger F : etwas dunkler
L: . . .
F: fuchsinrot
L: rosa
F: karmoisin
L: schwach rosa
F: rotviolett
L: rosa
F: rotviolett
J^r . . •
F: dunkelviolettblau
Ju! • . •
F: rotviolett
L: farblos
F : keineVeränderung
L: . . .
dunkler
F: rotviolett
L: rosa
F: violett
L: farblos
F :wenigVeränderung
Ju! ...
F : keine Wirkung
Xj S • . .
F: etwas dunkler
L : schwach bläulich
SnCl, + HCl
F: violett
jLjI . • ■
F: rotviolett
L: farblos
F : keineVeränderung
Li! ...
violett
F: fuchsinrot
L: rosa
F; rotviolett
L: farblos
F: röter
L: farblos
F: wenig Wirkung
1j • . • •
F: dunkler
L: schwach rötlich-
violett
F:
L:
F:
L:
F:
L:
entf^bt
entfärbt
entfärbt
entfärbt
entfärbt
hellolive
entfärbt
entfärbt
entfärbt
• « •
blau
• . .
F:
L:
entfärbt
entfärbt
entfärbt
blaugrün
F: dunkelblaugrau
Lti ...
entfärbt
entförbt
farblos
enterbt
entfärbt
hell violett
entfärbt
F;
L;
wenig verändert
1116
Organische Farbstoffe.
Farbstoff
konz. H3 SO4
10% HjSO,
konz. HC!
Melanogenblau B
Baumwolle
SchwefelblaaL extra ^)
Baumwolle
Immedialreinblau
Baumwolle
PjTogenblau R
Baumwolle
Pyrogendirektblau,
rötlich BaumwoUe
SchwefelisdigoB mit
KjCr8 07-hCuS04
und Essigsäure
nachbehandelt
Baumwolle (Ä)
Immedialdirektblau
OD Baumwolle (C)
Qelbe und orange
Farben
Gelbholz mit Chrom-
beize Wolle
Querzitron mit
Ghrombeize Wolle
Wau mit Zioo beize
Wolle
Kreuzbeeren mit
Zinnbeize Wolle
Fisetholz mit Chrom-
beize Wolle
Kurkuma Wolle
Galloflayin mit
Ghrombeize Wolle
Alizarin gelb A mit
Chrombeize Wolle
Walkgelb mit
Chrombeize Wolle
Anthracengelb mit
Chrombeize Wolle
Flavazol mit Chrom-
beize Wolle
Diamant^elb G mit
Chrombeize Wolle
Patentfustin mit
Chrombeize Wolle
Alizarinorange mit
Chrombeize Wolle
F: schwärzlich
L: schwach grau
F: schwarzblau
L: blau, beim Verdünnen
rötlich
F: dunkelblau
L: blau
F: schwarz
F: schwärzlich
F: schwarz
LiZ » m m
F: unverändert
Lil ...
F: schwarz
L: . . .
F: blauschwarz 17. „^u-.™
Lii , . \T ji- "• scnwarE
: blau, beim Verdünnen 1 j .
rotviolett
F: schwarz
XjI , . .
F: schwarzblau
L: blau
F: violettschwarz
Lil ...
F: braunschwarz
Lil • . •
F: achwäizlich
L: gelblich
F: bräunlich
Ldl ...
F: heller blau
L: blaa
F: donkelrötlicLlru
Lil ...
F: blanschwan
Lil m • .
F: grauschwarz, 43
Verdünnen Fut- :*
rück
LjI • * •
F: violettschwärz
L: blaagrön
wenig Veränderung
lebhafter
F: dunkelgelb, rotbraun
werdend
L: gelb
F: grüngelb, braun werdend •« tt^««« j^«„«„ ' F: wenig Verixid=rci:
T.. la\h * ^e°'g Veränderung ,_. ,, »
L: gelb
F: dunkler
L: gelb
F: braun
L: gelb
F : orauge, beim Stehen gelb
L: gelb
rotbraun
mißfarbig
F: stumpf dunkelgelb
L: schwach gelb
F: lebhaft rotorange
L: rotoraoge, beim Ver-
dünnen hellgelb
F: stumpf dunkelmarron
L: schmutzig braunmarron
F: lebhaft Scharlach
L: orange
F: dunkolorangerot
xj ! . . •
F: braunrot
L: rot
wenig Veränderung
wenig Veränderung
L: gelb
F: heller und kt^tx:<
L: gelb
F: sehr wenig Vcr^t St-
rang
L: gelb
F: dunkler
L: gelb
F: terracotta, bra-i
werdend
L: hellrot
F: grüner
L: hellgelb
F: wenig Verind^r-:^
L: . . .
, . AT - j « i F: kannoisin
keine \eranderung ! ^, ^^t^^ange
viel dunkler, (bmun) ' f ; «^ dnnkelpcir^
Au ....
Scharlach
hellrotbraun
F: dunkler
L: hellbraun
F: kannoisin
L: gelb
F: donkeloraDgcr :
L: heUgelb
F: brannrot
L: schwach gelb
dunkler
F: wenig Verände- , p. ^^^
rung ' j^ . ijj
L: etwas dunkler I ' ^^
0 Siehe auch: Notiz zur Diagnose reinblauer Schwefelfarbstoffe von Dr. A. Lütiricg
Gelbe and orange Farben.
1117
HNO38 == 1,40
NHj8 = 0,91
lOVo Na OH
SnClj-t-HCl
F : braun
L: hellbraanrot
F: schwarz
L: schwach
braunrot
F: rötlichviolett
L: rötlich
F: schwarz
F: schwarz, beim
Verdünnen
graugrün
L: rötlichbraun
F: schwarz
L: beim Ver-
dünnen yiolett
F: schwarz
J-j r . . .
F: bläulichschwarz
±ul m m m
F: blauschwarz
L: . . .
F: blau
L: schwach grünblau
F: schwarz
±j s • . *
F: schwarz
I • • •
dunkelbraun
gelb
hellbraun
gelb
braungelb
gelb
stumpf gelb
grüngelb
orange
oran^egelb mit
ounkel-
purpumem Rand
lebhaft
Scharlach
lebhaft
orangerot
stumpf rot
schmutzig gelb
F: dunkler
±j r « • >
F: bläulichschwarz
xjI • • .
F: schwarz
xj S • • •
F: etwas dunkler
blau
L: schwach blau
F: schwarz
IjI m • ■
F: blauschwarz
XjI , . .
dunkler
F: brauner
L: gelb
braun
brauner
F: orange
L: gelb
F: Scharlach
L: orange
F : wenigVeränderung
L: farblos
F: dunkler
L: . . .
F: röter
Li! . . ■
F: etwas dunkler
Ijl m m .
keine Veränderung
F.* etwas dunkler
Ju ! • • •
F: dunkelbraun
L: hellbraun
F: röter
L: . . .
F: etwas dunkler
L: schwach gelb
F: etwas dunkler
L: gelb
F: orange
L: gelb
F: brauner
L: gelb
F: rotbraun
L: gelb
F: Scharlach
L: orange
F: etwas dunkler
L: hellgelb
F: dunkler
Lll » m •
F: brauner
L: lebhaft gelb
F: dunkler
keine Veränderung
F: etwas dunkler
F: dunkelbraun
L: hellbraun
F: röter
XjI •
F: hellbraun
L: schwach gelblich-
braun
F: hellgelb
F: sofort entfärbt
F: hellgelblich
F: hellgelblich
Li» • « ■
F: schmutzig hell-
gelb
L: bräunlich
F: schmutzig hell-
grün
Li ! • . •
lebhafter
wenig Veränderung
röter
lebhafter
gelber
rotbraun
heller
entfärbt
Scharlach
hellrotbraun
terracotta
wenig Wirkung
.•1 /-»i -«rv/vc e\c\t\\
1118
Organische Farbstoffe.
Farbstoff
konz. HsS04
10%H,SO4
konz. HCl
Tachorange mit
Chrombeize Wolle
Metachromgelb D
Wolle, Chrom-
beize (A)
Metachromgelb KD
Wolle, Chrom-
beize (A)
Metachromgelb 2 RD
Wolle, Chrom-
beize (A)
Beizengelb Wolle
Walkgelb R mit K,
CtjOj nachbehan-
delt WoUe (L)
Janusgelb R Baum-
woll. Wolle, Seide
Pikrinsäare Wolle
Naphtholgelb Wolle
Naphtholgelb S
Wolle
Anrantia Wolle
Echtgelb G Wolle
Azoflavin Wolle
Metanilgelb Wolle
Jaune solide N
Wolle
MethyloraDge Wolle
Tropäolin 00 Wolle
Orange II Wolle
Orange G Wolle
Orange GT Wolle
Orange R Wolle
Croceinorange
Wolle
Tartrazin Wolle
F: dunkelviolett
L: tief violett
F: dunkelbraun, beim Ver-
dünnen hellbraun
L: rötlich
F: dunkelbraun, beim Ver-
dünnen hellbraun
L: rötlichviolett
F: dunkelbraun, beim Ver-
dünnen hellbraun
L: rotviolett
rot
F: orangerot
L: . . .
kirschrot
F: mißfarbiff, Farbe kehrt
beim Verdünnen wieder
L: beim Verdünnen gelb
F: entförbt
L: . . .
F: brauner
L: farblos
F: entfärbt
L: . . .
F: lebhaft terracotta
L: gelb
F: rotviolett
L: . . .
F: dunkelpurpur
LiZ ...
F: schmutzig grün, beim
Verdünnen violett
L: beim Verdünnen violett
F: karmoisin
L: . . .
F: dunkelblauviolett
L: violett
F: lebhaft Scharlach, kar-
moisin werdend
L: Scharlach
F: karmoisin
L: rot
F: lebhaft karmoisin
L: karmoisin
F: karmoisin
L: rot
F: orangegelb
L: rot
F: dunkler
L: lebhaft gelb
dunkler
F: etwas dunkler
L: . . .
F: gelbbraun
L: . . .
F: gelbbraun
L: . . .
keine Veränderung
keine Veränderung
F: wenig Verände-
rung
L: hellgelb
heller
heller
heller
F: orange, beim
Stehen lebhaft
Scharlach
L: rosa
dankler
braunrot,
purpur werdend
F: maiTon
L: violett
karmoisin
dunkelmarron
wenig Wiriiung
...
lebhafter
keine Veränderung
F: donkeivioiett
LjZ . • <
F: dnnkelbraim, '<ai
Verdünnen gräsls-
gelbbraan
LiZ ...
F: donkelbraon, 1«d
Verdonnen gel^c^
L: . . .
F: dankelbraun, \^ai
Verdünnen bräucBdh
gelb
L: . . .
rotbraun
F: kirsduot
LjZ ...
rot
F: entfäirbt
LtZ . . •
F: entfaibt
L: . . .
F: entfazi>t
T .
XJ. a • •
F: entflirbt
L: . . .
F: scharladi
L: rot
F: rotviolett
L: karmoisin
F: lebhaft pnrpor
L: rÖtlichpoipor
F: rotviolett
L: rotviolett
F: kannoisin
L: rosa
F: dnnkelrotviolett
L: tiefrotriolett
F: Schariju^h bis kir
moisin
L: roea
F: Scharlach
L: rosa
F: lebhaft rot
L: rosa
F: Scharlach
L: rosa
F: rot
L: rot
F: etwas dimkler
L: gelb
Gelbe nnd onmge Farben.
1119
1
HNOjS — 1,40
ISHaS = 0,91
10% Na OH
SnCl, + HCl
schmutzig rot mit
dankel violettem
Rand
F: etwas dunkler
L: heUrosa
F: dunkler
L: . . .
. . .
F: dunkelrot,
1 beimVerdünnen
F: nnverändert
F: orangerot
F: grünlichbraun
gelb
L: . . .
JLr ...
L: . . .
, Ijm • • •
l F: dankelbraon*
rot, beim Ver-
F: unverändert
F: orange
F: gninlichdunkel-
braun
1 dünnen gelb
L: . . .
L: . . .
L: . . .
L: . . .
•M^ • ■ ■ •
' F: dunkelbraun-
F: tiefdunkelbraun-
rot, beim Ver-
dünnen orange
F: unverändert
L: . . .
F: gelbrot
Xj« • . •
grünlich
L: . . .
L: rötlich
^hi# • • ■ •
braunrot
geringe Veränderung
orange
röter
F: kirschrot
F: goldgelb
F: orange
L: . . .
• • •
L: . . .
L: . . .
Baumwolle: farblos^
kirschrot
färbt schwach gelb ab
rot
WoUe: gelblich,
Seide: gelblich
strohgelb
F: orange
L: gelb
F: orange
L: gelb
heller
F: blasser
F: wenigVerftnderung
enterbt
• • •
L: gelb
L: gelb
brauner
F: lebhafter
L: gelb
F :wenigVeränderung
L: gelb
entfllrbt
F: orange
F: orangerot
• • •
L: . . .
L: . . .
gelb, mit lebhaft
F: wenig Wirkung
F: dunkler
entfärbt
rotem Rand
L: gelb
L: gelb
rot mit
F: wenig Wirkung
F: grüner und
dunkler
heller
parpumem Rand
L: . . .
L: . . .
rot mit
F: wenig Wirkung
F: lebhafter
braun,
purpurnem Rand
L: . . .
L: . . .
purpur werdend
gelb mit orange
F: lebhafter
nnd marron
L: . . .
• • •
• • •
Rand
gelb mit
F: keine Wirkung
F: wenig Wirkung
karmoisin Rand
L: . . .
L: . . .
rot mit
F: lebhafter
F: lebhafter
dunkler
marron Rand
L: . . .
L: . . .
gelb mit
F: dunkler
F: stumpf Scharlach
Scharlach Rand
L: hellorange
L: . . .
• • •
gelb mit
F: keine Wirkung
F: terrakotta
entförbt
rotem Rand
Lti . . •
L: . . .
F: dunkler
• • •
• • •
L: . . .
• • •
gelb mit
•
F: terrakotta
rotem Rand
• • •
L: . . .
• • •
F: etwas dunkler
F: brauner
entfärbt
• • •
Lii . . •
L: . . .
F: lebhafter
F: roter
heller, langsam
orange
L: hellgelb
L: lebhaft gelb
entfärbt
1120
Organische Farbstoffe.
h-
Farbstoff
koDz. H1SO4
10%H,SO,
konz. HO
FlavazinS Wolle (fi)
Walkgelb 0 WoUe
Ohinolingelb Wolle
UraDiD (Fluorescem)
Wolle
Phosphin Wolle
Chrysoidin R Wolle
Thioflavin S Wolle
Resoflavin Wolle
PyramiooraDge 3 G
Wolle
Phenoflavin DFL
Wolle
Akridingelb Wolle
Akrid inorange Wolle
Aurazin G Tannierte
Baumwolle (By)
Benzoflavin Baum-
wolle
Auramin 0 Baum-
wolle
Auramin G Baum-
wolle
Thioflavin T Baum-
wolle
Neuphosphin G
Baumwolle
Flavophosphin GO
Baumwolle tan-
niert {H)
Rheonin A Baum-
wolle
Tannin orange R
Baumwolle
Tanninorange B
Baumwolle
Alizaringelb A
Baumwolle
Chrysamin G Baum-
wolle
Chrysamin R Baum-
wolle
F: etwas dunkler
L: . . .
F: dunkelkarmoisin, beim
Verdünnen gelb
L: bläulichrot
F: stumpf rotgelb
L: schwach gelb
F: grüngelb
L: grüngelb
F: schmutzig grüngelb
L: hellgelb
F: gelbbraun
L: gelb
F: braun, beim Stehen
farblos
L: . . .
F: unverändert
L: schmutzig gelbgrün
gelbbraun
braungelb
grüngelb
grüngelb
F: kanariengelb
L: . . .
F: viel heller
L: . . .
F: olivgelb
L: beim Verdünnen gelb
F: braun
L: beim Verdünnen gelb
F: hellrot
L: farblos
brauner
F: hellgelb
L: gelblich
gelblichgrün
rot
rotviolett
schmutzig gelbgrun
F: karmoisin
L: rotviolett
F: rotviolett
Lil , , ,
unverändert
etwas dunkler
, F: heller
L: gelb
orange
orange
heller
unverändert |
I
bräunlich |
keine Veränderung I
geringe Veränderung'
j röter
i F: orange
L: . . .
keine Wirkung
heller
heller
orange
keine Veränderung
F:
L:
F:
L:
F:
L:
F:
L:
F:
L:
F:
L:
F:
L:
F:
L:
F:
L:
F:
L:
F:
L:
F:
L:
dunkler
gelb
stumpf karm>."^
karmoisin
bemsteingelV'
schwach gei^
lebhafter
gelb
lebhafter uni -
gelb
Scharlach
rosa
enti^bt
heller
braun
rot
rot
grangelb
etwas heller
gelb
orange
• • «
heller
• • «
entfärbt
• • •
heller
gelb
brauner
|F: . . . F: gelb
I L: schwach rosa < L: . . .
keine Veränderung schmntaig hraisr-:
F: röter
L: hellgelbrot
färbt orange ab
keine Veränderung
• ■
blasser
heller
hlau8tichi2n>:
tiefrot
schwächer
I F: stampf kanno>."
^ L: /arblos
F: blaoviolett
Lii » • •
Gelbe und orange
Farben.
1121
HNO.s = 1,40
1^H,8 = 0,91
10% Na OH
SnCl,-fHCl
F: goldgelb
L: . . .
F: schwefelgelb
L: . . .
F: etwas heller
L: gelb
F: goldgelb
L: . . .
rot mit tief-
marron Rand
F: lebhafter
L: . . .
• • •
entfärbt
• • •
F: keineVeränderung
L: . . .
F: stumpfer
L: . . .
etwas lebhafter
wenig
Veränderung
F: röter
L: tiefgelb mit starker
grüner Fluoreszenz
F: orange^elb
L: gelb mit starker
Fluoreszenz
wenig Veränderung
wenig
Verftndemng
orangerot
F : wenigVeränderung
L: . . .
F: gelber
L: . . .
F: gelb
L: . . .
F: tiefer
L: . . .
beinahe entfärbt
orange
• • ■
F: heller
L: . . .
F: viel heller, beim
Stehen farblos
L: . . .
lebhafter
rotbrann
unverändert
fast ent&rbt
hellgelb
dunkel-
rotbraun
unverändert
röter
entfärbt
rot
röter
röter
schwächer
braun
geringe Veränderung
schwäch gelb
röter
gelb
grünlichgelb
grünlichgelb
gelblich abfärbend
F: orange, beim
Verdünnen ent-
färbt
• « •
A • ■ • •
L: gelb
F: goldgelb
L: . . .
F: orange
L: . . .
■
F: heller
L: . . .
F: heller
L: . . .
entfärbt
bräunlich
F; heller
L: . . .
F: heller
L: . . .
entfärbt
strohgelb
F: röter
L: hellbraun
F: beinahe entfärbt
L: hellrot
entfärbt
braun
F: keine Wirkung
L: . . .
F: keine Wirkung
L: . . .
braun
braunrot
geringe Veränderung
dunkler
farblos
F: gelb
L: gelb
F: etwas gelbstichi-
ger
Ju! « • •
F: etwas gelbstichi-
ger
L: . . .
F: etwas gelbstichi-
ger
L: . . .
schmutzig gelb-
fiTün
gerin ge Veränderung
heller
schwächer
gelblicheres
Orange
keine Veränderung
F: keine Verände-
rung
L: schwach gelbrot
entförbt
rot
brauner
brauner
langsam farblos
gelblich
brauner
brauner
farblos
rotbraun
F: orange
L: . . .
F: orange
T .
Xj • • • ■
entfärbt
• • •
F: orange
L: . . .
F: rosa
XjI • • •
entfärbt
1122
Organische Farbstofife.
Farbstoff
konz. H3SO4
10% H,S04
konz. HCi
I
Kresotiogelb G
BaomwoUe
Diamingelb N Baum-
wolle
Karbazolgelb Baam-
wolle
Brillantgelb Baum-
wolle
Pyraminorange
Baumwolle
Chrysophenin Baum-
wolle
Hessisch Gelb Baum-
wolle
Kurkumin S Baum-
wolle
Naphthamingelb 2 G
Baumwolle (K)
Naphthamin orange
2 R Baumwolle {K)
Amikagelb Baum-
wolle (G)
Thiazol-oderCla}rton-
Gelb Baumwolle
Primulin Baumwolle
Primulin mit Resorcin
entwickelt Baum-
wolle
Alkaligelb R Baum-
wolle
Oriol Baumwolle
Direktgelb R Baum-
wolle
Diamingoldgelb
Baumwolle
Diaminechtffelb A
Baumwolle
Mimosa Baumwolle
Kongoorange R
Baumwolle
Benzoorange R
Baumwolle
Toluylen orange R
Baumwolle
Mikadoorange Baum-
wolle
F: rotviolett
L: violett
F: rotviolett
L: violett
F: dunkelgrünblau
L: blau
F: rotviolett
L: rot
braungelb
F: rotviolett
L: violett
F: karmoisin
F: rotbraun
Lll m . .
F: rot
L: beim Verdünnen gelb
F: blau
F: dnnkelkarminrot
L: karmin
F: bräunlich
L: farblos
F: stumpfer
L: hellgelb
F: karmoisin
L: rot
rot
rot
rot
violett
rot
F: stumpf dunkelgelb
L: . . .
F: tiefblau
L: blau
F: blau
L: blau
F: braun
L: braun
F: blau
gelb
heller
olivgrün
branner
keine Veränderung
wenig Veränderung
blasser
heller
unverändert
F: rotbraun
Ltl • . ■
F: gelbbraun
orange
orange
roter
orange
geringe Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
orange
braun
grünblau
rot
gelber
F: rotviolett
L: farblos
F: rotviolett
L: . . .
F: stumpf violer
L: farblos
F: rotviolett
Xjl > ■ .
röter
F: violeU
L: farblos
F: grau
Lil ...
F: stumpfer
xjI ...
F: schmutzig gii:.^.'-
beim VerdümH^ -^'
sprnngliche F.r-
j^r • . •
F: dunkelblangräa.-!
beim Verdonstt *'-
spriingliche FaT'
L: Deim VerdünE-^
gelblich
F: tiefblauvioletL '^^
Verdünnen keiin :^
Farbe zurück
L: . . .
F: orange
L:. farblos
F: orange
L: gelb
F: dnnkelrot
L: rot
braunrot
rot
achmatzig gelbl
violett
braongeIl>
F: orange
la» . • •
F: violett
lai . • •
F: blau
L: farblos
F: dunkelrot
lul * • •
F: hellolive
L: . . .
n-a
Gelbe und orange Farben.
1123
HNO, 8 = 1,40
NH,8 = 0,91
107o NaOH
SnCl,4-HCl
yiolett
violett
karmoisin
dunkelporpar
blan
yiolett
stampf karmoisin
F: stampf ffrün-
lichgelb, beim
Verdünnen ur-
sprängl. Farbe
iji ...
F: donkelblaa-
ffraa, beim Ver-
dünnen kehrt die
Farbe zarück
F: dunkelrotr
braan
L: beim Verdün-
nen br&unlich
entf^bt
gelb
dunkelrot
gelbrot
rot
schmutzig gelb-
braun
rotviolett
. braun gelb
karmoisin
braun
schmutzig olive
F: orange
L: farblos
F: orange
L: farblos
F: etwas röter
L: farblos
F: Scharlach
L: rosa
lebhafter
F : keineVeränderung
L: . . .
F: orange
Li* • . .
F: röter
LaI ...
F: schmutzig gelb,
beim Verdünnen
ursprünel. Farbe
L: gelblich
F: etwas heller
L: rötlich
F: orange
L: schwach gelb
•
F: orange
L: farblos
F: keine Wirkung
Lil , . .
F: dunkler
Li! . ■ .
lebhafter
orange
lebhafter
geringe Veränderung
röter
F: orange
Ij ! . . •
F: keine Wirkung
L: . . .
F: Scharlach
L: farblos
F: keine Wirkung
L: . . .
F: keine Wirkung
L: . . .
F: rot
L: rosa
F: rotorange
L: schwach rosa
F: rotorange
L: rosa
F: Scharlach
L: rosa
lebhafter
F: keineVeränderung
jLjZ t . •
F: Scharlach
L: . . .
F: röter
L: . . .
F: schmutzig gelb
Ltl ...
entfärbt
entftrbt
entfärbt
enti&rbt
rötlich, fast farblos
entfärbt
entfärbt
F: etwas dunkler
grünlichgelb
L: . . .
F: rot
XjI m m
F: entfärbt
L: . . .
F: orange
L: . . .
F: Scharlach
L: farblos
F: orange
L: . . .
F: dunkelkarmoisin
L: . . .
rot
rot
röter
geringe Veränderung
röter
F: orangerot
1j • . . .
F: keine Wirkung
Ltl ...
F: karmoisin
L: farblos
F: röter
L: farblos
F: wenig Wirkung
L: . . .
F: gelbbraun
L: . . .
entfobt
gelb
dunkelrot
fast farblos
fast farblos
gelblich, fast
farblos
farblos
schwächer
karmoisin
braun
schmutzig olive
1124
Organische Farbstoffe.
Farbstoff
konz. H^SO«
10% H,S04
konz. HC
Dianilgelb R Baomw.
Pjrogengelb M
Baamwolle
Schwefelgelb R extra
Baumwolle (A)
Pyrolbronze G
Baumwolle (L)
Pyrolbronze GGG
Baumwolle (L)
Pyrolgelb G Baum-
wolle (L)
QrUne Farben.
Alizaringrun mit
Chrombeize Wolle
Diamantgrün mit
Chrombeize Wolle
Azogrnn mit Chrom-
beize Wolle
Gambin mit Eisen-
beize Wolle
Dioxin mit Eisenbeize
Wolle
Gallanilgrün
IndalizariDgrÜD
Wolle mit Fluor-
chrom gebeizt (Z>)
Janusgrün GG Baum-
wolle, Wolle, Seide
Janusgrün B Baum-
wolle, Wolle, Seide
Wollgrün S Wolle
Walkgrün
Naphtholgrün Wolle
Chromgrün Wolle
mit Fluorchrom
gebeizt (ßy)
ChrompatentgrüD A
Wolle
Domingochromgrün
W nachbehandelt
mit K, Cr^ O7
Wolle (L)
Licbtgrün (gelblich)
Wolle
bräunlich
F: etwas dunkler
L: gelb
F: heller
J.J« ■ • • B
F: heller
Ltl m m ,
F: tiefblau
L: blau
F: blauer
L: grünblau
F: hellbraun
L: schmutzig gelb
F: stumpf olivgrün
L: braun
F: sehr dunkelgrün
L: grün schwarz, beim Ver-
dünnen gelb
bordeauxrot
F: dunkelkarmin, beim Ver-
dünnen entfärbt
L: hellkarmin, beim Ver-
dünnen dunkler
moosgrün
moosgrün
gelbgrün
gelb
dunkelblaugrün, allmählich
zerstört
F: gelbgrün
L: . . .
dunkelgrün, allmählich
zerstört
F: rötlichbraun
L: . . .
F: orange
L: gelb
orange
F: heller braongelb
L: . . .
hellgeih
F: br&onlichgölb
L: schwach geiV
etwas blauer
lebhafter
F: heller
L: . . .
F: heller
•ft
keine Wirkung
dunkler
keine Veränderung
blau
F: röter
L: Fosa
F: blauer
L: schwach gel'
F: hellbrauD
L: schmatzig gei
F: oliv
L: lebhaft gelb
F: donkelrotbnu
L: rotbraun
violettrot
F: rotviolett, bein'^^
dünnen blialicL^^
L: karmin
giün
keine Veränderung
keine Veränderung |
1
!
keine Veränderung 1
keine Veränderung
gruB
braungeib
fast faH>lo$
schwach blu
unverändert
F: hellbnungeib
L: . . .
, . TT , j F: geringe Veri»i«rJ
keine Veränderung l« Jd,;;^ ^„iet:
F: rötlichbniQii
, L: . . .
i
lebhafter [j ^^ ^|^
•
Grüne Farben.
1125
HNO, 8 = 1,40
NH,8 = 0,91
107o NaOH
SnCl,-hHCl
hellgelb
kirschrot
kirschrot
entfärbt
F: heller gelb
L: gelb
F: wenig verändert
L: . . .
F:
L:
wenig verändert
■ • •
F: zuerst dunkler
braungelb, nach
und nach heller
L: schwach gelb
tiefer
• • ■
. . .
• • •
• • •
• • •
gelborange
• « «
• • •
F: tiefer
L: . . .
• • •
F: etwas heller
L: . . .
F:
L:
• ■ ■
etwas tiefer
• • •
• ■ •
F: tiefer
L: . . .
braun mit
purpurnem Rand
rot mit
grünem Rand
gelb mit
orangem Rand
tiefrot mit gelb-
braunem Kand
F: grüner
L: . . .
F: keine Wirkung
L: . . .
F: beinahe entf&rbt
L: . . .
F: keine Wirkung
L: . . .
F:
L:
F:
L:
F:
L:
F:
L:
grüner
• • •
keine Wirkung
• ■ •
viel gelber
• > ■
keine Wirkung
■ • «
grau
wenig Veränderung
viel gelber
wenig Veränderung
• • •
F: dunkelbraun
L: braun
F:
1
L:
sehr dunkelrot-
)rann
rot
• • «
braungelb
geringe Veränderung
geringe Veränderung
lebhafter
F: hellgelbbrann
L: . . .
F: dunkler
L: . . .
F:
L:
dunkelblaugrün
• • •
F: heUer
L: . . .
Baumwolle: bl&u-
lichgrün. Wolle:
grün, dann hell-
blau, Seide:
bläulichgrün'
Baumwolle:
bläulichgrün,
Wolle: bläulich-
grüD, Seide:
gelblichgrün
keine Veränderung
*
blaugrün
etwas dunkler
blau
Baumwolle: farblos,
Wolle: blau, Seide:
schwach rötlich
Baumwolle: gelblich,
Wolle: gelblichgrün,
Seide: schwach rosa
braungelb
blauer
blauer
geringe Veränderung
gelb
geringe Veränderung
geringe Veränderung
grüner
dunkel-
rotbraun
schwach bläulich
schwach blau, lang-
sam zerstört
entfärbt
F: gelbbraun,
beimVerdünnen
schwefelgelb
T.»
F: entfärbt
L: . . .
F:
L:
entfärbt
• • •
unverändert
XJ • ■ > •
hellrotbrann
schwach blau
blau, langsam
zerstört
entfärbt
F: karmin
i^: • « •
• • •
F:
L:
braun
• • •
« • •
gelb mit lebhaft
orangem Rand
F: entfärbt
L: . . .
F:
L:
entfärbt
• ■ «
lebhafter
1126
Organische Farbstoffe.
h-
Farbstoff
konz. HtSO«
10% H,S04
konz. HCl
Lichtgran (bl&alich)
WoUe
Goinea-Grün Wolle
Guinea -Echtgran B
WoUe {A)
Echtgrün^ (bläulich)
Wolle
Gjanolgrün 6 G
Wolfe (C)
Malachitgrün Wolle
Brillantgran Wolle
Azingrün Wolle
Naphthalingran
Wolle
Alizarin-Cyaningrön
E Wolle
Alizarindankelgron
WmitK,Cr,Ox«uid
Weinstein Wolle
Italieneigrün Bamu-
wolle
Pjrogengrün B
Baumwolle
Pyrogenolive N
Baumwolfe
Schwefetgrün G extra
Baumwolle (A)
Benzo-Oliye Baum-
wolle
Diamingrün B Baum-
wolle
Eboligrün B Baum-
wolle (L)
Rote Farben.
Rotholz (Brasilien-
holz) mit Alaun-
beize Wolle
Kotholz (Brasilien-
holz) mit Chrom-
beize Wolle
Sandelholz mit
Chrombeize Wolle
F: rotbraun
L: schmutzig gelb
F: gelbbraun
Ju ! • > .
F: grasgrün, dann grünlich-
gelb, zuletzt gelb
L: . . .
F: schmutzig gelb
L: . . .
F: moosgrün, dann
schmutzig gelb
L: . . .
F: gelb, beim Verdünnen
grün
L: gelb
F: rot, beim Verdünnen grün
L: rot
F: schmatzig bram.
1j» ...
dunkelgelb
langsam zerstört
grünlichblaugrau
F: geringe VerSnderung
L: rötlich
dunkler
F: schwarz
L: . . .
F: etwas dunkler
L: schwach olive
F: Schwan
Ijl m . .
blauschwarz
blauschwarz
F: blauTiolett
L: blauviolett
F: rötlichbraon
L: braun
F: grünlichbraun
L: gelb
F: braun
L: braun
F: braun
L: hellbraun
F: gelbgrün
Lj • • . «
F: wird langsam ' p. -r,
etwas gelbstichiger ' j '. ^^
AU» ...
dunkler
heller
allmählich gelb
keine Veränderung
F: bernsteingelb
i^r • • •
F: schmatzif ^nii.
beim VerdüBSci
Farbe zurück
L: schwach ons^-
F : lebhaft onne«, «b
Verdünnen gri:
L: gelb
F: lebhaft gtlb. '^
Verdünnen grl:
L: gelb
F: violett
^. . • «
rötlichgelb
gno
I . -nr- L I F: geringe VeriB'V-Tag
keme Wirkung I j^, f^^^j^ ^^,
keine Veränderung < dankler
F: schwarz
i^s • • •
F: schwarz
Xj r • • •
F: wenig verändert ' F: etwas heller
T • ' T^-
JLJ . . • « AJm • • •
F: dunkelgrün
±jI m . >
keine Veränderung
keine Veränderung
F: etwas dunkler
j-ii • . •
F: donkelgnohU^
±ji • ■ •
blau
blanschmn
F: tief blaovioUn, "«ii
Verdünnen 8ö«ra
Ij« ...
t
beim Stehen
karmoisin
wenig Veiändening
F: rot
L: Tosa
F: dunkelkannoMx
Ld» ...
keine VerSnderang , j\
Rote Farben
i.
1127
HNO, 8 — 1,40
Nfl,s = 0,91
107o Na OH
SnCI, 4- HCl
rotgelb
F:
L:
entf&rbt
« • •
F:
L:
entfilrbt
• • •
• • •
rotgelb
F:
L:
entfllrbt
• • •
F:
L:
entfärbt
• • •
• • «
F: gelb
Xj ■ • • •
F:
L:
heller
• • •
F:
L:
heller
« • •
F: etwas heller
L: . . .
grüngelb
1
1
• ■ ■
F:
L:
grüner
• ■ •
heller und grüner
' F: gelbrot
; L: gelblich
F:
L:
reinblau
■ • •
F:
L:
reinblau
• • •
F: heller
L: . . .
1
)
rot
F:
L:
entfllLrbt
• ■ •
F:
L:
entßlrbt
• • •
• • •
gelbrot
F:
L:
entfllrbt
• • •
F:
L:
entfilrbt
• • •
gelber
brann
■ • •
F:
L:
dunkler
• ■ •
lebhafiber
hellgelb
allmählich entf&rbt
entfärbt
orange
bräanlichgelb
keine Veränderung
geringe Veränderung
F: langsam heller
L: schwach gelb
braon
schwach blaa
blau
gelbbraun
färbt brannrot
ab, Faser fast
schwarz
• • •
gelblichgrün
branngelb
F: schwarz
T .
F:
L:
dunkelgrün
c « •
F.:
L:
dunkelgrün
• • •
F: gelblichbraun
L: . . •
F: heller olive
L: gelblich
F:
L:
grüner
• • •
F:
L:
grüner
• • •
F: hellgelbUch-
braun
F: donkelkarmii)
JLj • . • •
• « •
• • •
F: hellgrün, dann
schmutzig gelb
L: . . .
rotviolett
dunkler
braunschwarz
farblos
rotviolett
dunkler
grüuschwarz
farblos
F: dnnkelbraim-
rot, beim Ver-
dünnen entfiürbt
L: rot
F:
L:
dankler
grün
F:
L:
dunkelgrün
grün
F: entfirbt
L: . . .
gelb mit rotem
Rand
F:
L:
marron
violett
F:
L:
dunkelkarmoisin
karmoisin
F: beim Kochen
Scharlach
L: rot
gelb mit rotem
Rand
F:
L:
violett
violett
F:
L:
marron
violett
F: beim Kochen
lebhaft karmoisiu
L: karmoisin
grünlichbraun
F:
L:
dunkelbraun
farblos
F:
L:
dunkelbraun
braun
F: lebhafter
L: rosa
1128
Organische Farbstoffe.
Farbstoff
Barwood mit Chrom-
beize Wolle
Camwood mit Chrom-
beize Wolle
Krapp mit Alaun-
beize Wolle
Krapp mit Ghrom-
beize Wolle
Cochenille mit Alaun-
beize Wolle
Cochenille mit Zinn-
beize Wolle
Lac-Dye mit Zinn-
beize Wolle
Orseille und Pereico
Wolle
Alizarin mit Alaun-
beize auf Baum-
wolle Türkischrot
Alizarin V mit Chrom-
beize Wolle
Alizarin G mit
Chrombeize Wolle
Alizarin S mit
Chrombeize Wolle
Purpurin mit Chrom-
beize Wolle
Alizarinbordeanx B
mit Chrombeize
Wolle
Alizarinmarron mit
Chrombeize Wolle
Azarin S mit Alaun-
beize Baumwolle
Janusrot B Baum-
wolle, Wolle, Seide
Janusbordeaux B
Baumwolle, Wolle,
Seide
Tuchrot G (Gehler)
Wolle
Tuchrot B (Bayer)
Wolle
Tuchrot 3 G (Bayer)
Wolle
konz. H,S04
F: terrakotta
L: . . .
F: dunkelkarmoisin
L; rot
F: bräunlichrot
L: rot
F: wenig oder keine Ver-
änderung
L: rot
F: Scharlach
L: . . .
F: dunkelpurpur
L: karmoisin
F: dunkelpurpur
L: purpur
F: purpur bis braun, beim
Verdünuen fast farblos
L: purpur, beim Verdünnen
rot
F: wenig Veränderung
L: gelbrot, beim Verdünnen
gelb
F: dunkelkarmoisin
L: schmutzig karmoisin
F: dunkelkarmoisin
L: stumpf karmoisin
F: braun
L: bräunliohrot
F: lebhaft karmoisin
L: karmoisin
F: tiefrotviolett
L: tiefviolett
F: dunkelkirschrot
L: tiefrot
F: fuchsinrot, beim Ver-
dünnen rotgelb
L: fuchsinrot, beim Ver-
dünnen rotgelb
blaugrün
10% H,S04
koDz. Ha
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
orange
gelber
dunkler
dunkler
lebhafter
keine Wirkung
gelber
gelber
gelber
etwas blauer
dunkler
^ 1 •
blaugrün
keine Veränderung
keine Veränderung
F: violett
L: tiefblau
F: dunkelmarineblau
L: blauschwarz
F: dunkelmarineblau
L: blauschwarz
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
F: röter
JliS ...
F: donkelkarmoi: :
L: farblos
F: wenig Verand«--
LiZ . m .
F: heller
L: rot
F: Scharlach
L: . . .
F: heller
L: rot
F: wenig oder keis?
Veränaenmg
L: . . .
F: heller
' L: rot
F: orange bis htk--
L: hellgelb
F: dunkel rotbrviE
L: schwach gelb
F: dnnkelbraoo
L: schwach gelb
F: hellbraun
L: . . .
F: marron
L: rot
F: marron
L: schmutzig bnic
F: dunkler
L: schmutzig bnsa
F: dunkel hnoary
1j! ...
bUo
blau
F: donkelrotriolett
L: heUblaa
F: dunkelviolett
L: . . .
F: donkelTioUtt
Jrf ! • • •
Rote Farben.
1129
HNO38 = 1,40
NH,8 = 0,91
10% NaOH
SnClj + HCl
grünlichgelb
braun
langsam orange
gelb mit rotem
Rand
gelb
gelb
braun
gelb mit rotem
Rand
orange
stampf rot
orangegelb
lebhaft gelb
gelb mit
orangem Rand
stampf rot
bräanlichgelb mit
braunem Rand
orangerot
Baumwolle :
schmutzig
braunrot,
Wolle j"*^"'
^ [braungelb
Baumwolle:
schmutzig blau,
dann rotbraun,
schmutzig
blau, dann
braungelb
schmutzig rot
mit dunkel-
violettem Rand
^elb mit dunkel-
parpnr Rand
^elb mit dunkel-
purpur Rand
WoUe
Seide
F; braun
L: farblos
F: dunkelpurpur
L: farblos
F: etwas blauer
L: . . .
F: karmoisin
Lll m • •
F: rotviolett
L: . . .
F: karmoisin
L: rosa
F: dunkelyiolett
L: farblos
F: violett
L: violett
F: keine Wirkung
Lti • . .
F: blauviolett
L: . . .
F: dunkler
L: farblos
F: purpur
L: farblos
F: dunkler
L: . . .
F: blauviolett
L: . . .
F: dunkler
L: . . .
F: purpur
L: . . .
keine Veränderung
rotviolett
F: etwas dunkler
L: . . .
F: karmoisin
L: rosa
F: lebhafter
L: . . .
F: braun
L: braun
F: dunkelpurpur
L: rot
F: blauer
L: . . .
F: purpur
L: . . .
F: rotviolett
F: karmoisin
L: tief karmoisin
F: dunkelviolett
L: purpur
F: violett
L: violett
F: violett
L: violett
F: blauviolett
L: blau
F: dunkler
L: . . .
F: purpur
L: violett
F: dunkelpurpur
L: rosa
F: blauviolett
L: blau
F: dunkler
L: . . .
F: purpur
L: blaßrot
bläulichviolett
rötlichviolett
F: viel dunkler
L: . . .
F: karmoisin
XJ* ...
F: dunkler
Li m » . .
lebhafter
F: lebhafter
L: rosa
lebhafter
terrakotta
orangerot
F: dunkler
L: orangerot
keine Veränderung
entftrbt
wenig Veränderung,
beim Erhitzen ent-
färbt
F: beim Erhitzen
hellbraun
L: gelb
braun
terrakotta
lebhafter
beim Erhitzen
entfärbt
Baumwolle: rotlich
Wolle: rotviolett
Seide: rotviolett
rotviolett
etwas blauer
• • •
1130
Organische Farbstoffe.
1^
Farbstoff
konz. HjSO«
10% H^SO*
1
konz. HC:
Clayton Tuchrot
Wolle
F
L
; purpur, beim Verdünnen
rot
: violett, beim Verdünnen
rot
lebhafter
F:
L:
stnmpf kur •
• • •
Ponceau 2 G Wolle
F.
L
; viel dunkler
; Scharlach
keine Veränderung
F:
L:
• • •
rosa
Ponceau R (Xylidin-
Scharlach) Wolle
F:
L
; dunkler
: rosa
lebhafter
1
F:
L:
Stampfer
rosa
Ponceau 2 R (Xvli din-
scharlach) Wolle
F.
L
; karmoisin
: karmoisin
wenig Veränderung
F:
.L:
etwas daskl':
rosa
Ponceau 3R(Xylidin-
scharlach) Wolle
F
L:
•
; blauer
; bläulichscharlach
keine Veränderung
[;
wenig Verit-f^
rosa
Palatinscharlach A
Wolle
F:
L,
; karmoisin
; fuchflinrot
. . .
F:
L:
dnnkler
rosa
Biebricher Scharlach
WoUe
Croceinscharlach 3 B
Wolle und Baum-
wolle
F:
L:
Fj
Li
dunkelgrün
' blangrün
' dunkelblau
: tiefblau
1
keine Veränderung
• • •
F:
L:
F:
L:
rotbraun
• • •
donkelbUa
heUbUn
Croceinscharlach 7 B
Wolle
F:
L:
dunkelblau
blau
etwas dunkler
F:
L:
donkelblan
hellblau
Croceinscharlach
3 BX Wolle
F:
L:
purpar
purpur
. . .
F:
L:
karmoisin
rosa
Brillantcrocem M
Wolle
F:
L:
yiolett
▼iolett
• • •
F:
L:
donkelrotbUc
heUblao
Brillantponceau 4 R
Wolle
Krystallponceau 6R
Wolle
F:
L;
F:
L:
• parpur
! purpur
; tiefviolett
; tiefviolett
• • •
keine Veränderung
F:
L:
F:
L:
wenig Veris: '-^
• • •
kannoiün
• • •
Azoeosin Wolle
Doppelbrillantschar-
lach 3 R WoUe
F:
L:
F.
L
purpur
: purpur
: dunkelviolett
: rotviolett
• • •
lebhafter
F:
L:
karmoisiD
rosa
rotviolett
a • •
Ponceau S extra
WoUe
F:
L
; blauer
: blau
keine Veränderung
F:
L:
braun
schwach bU'-
Ponceau SS extra
Wolle
F:
L:
rotorange
; rosa
■ ■ •
F:
L:
gelber
rosa
Ponceau 6 R Wolle
F:
L:
: violett
; blauviolett
keine Veränderung
E;
kannoifiio
rosa
Azokardinal G
Wolle
F:
L:
' orangegelb
; beimV erdünnen blaurosa
• • •
F:
L:
blauros*
■ • •
Echtrot A Wolle
F:
L
: tiefblauviolett
: violett
keine Veränderung
F:
Li
stampf po'T*''
• • •
Echtrot B Wolle
F
L
: violett
: blaurot
keine Veränderung
F:
L:
stampf k«n=>^
rosa
Echtrot C Wolle
F
L
: rötlichviolett
: violett
keine Veränderung
1
F:
L:
dnnkler
rosa
Echtrot D Wolle
F
L
: violett
: violett
keine Veränderung
F:
L:
dnnkler
rosa
Echtrot E Wolle
F
L:
; dunkelpurpur
• purpar
i
lebhafter
F:
L:
rotmaiTOD
rosa
Echtrot BT Wolle
F
L:
: violett
: violett
1
• • •
F:
L:
dunkler
• • •
Rote Farben.
1131
1 '
1 HNOjS = 1,40 NH38 — 0,91
10% Na OH
SnCl, + HCl
,F: lebhafter und
. . . etwas dankler
F: karmoisin
etwas dunkler
1 L: rosa
AJ • « • •
F-
1 JL • • • •
F: orangerot
XjI « . «
• • •
'■ gelb mit orange
1 Rand
F: lebhafter
L: . . .
F: gelber
L: . . .
sehr langsam
entfärbt
1 schmutzig gelb
mit hell-
karmoisin Rand
F: lebhafter
L: rosa
F: orangerot
Xi* • « <
sehr langsam
entförbt
irelb ' FrwenigVerftndenmg
F: rotorange
L: hellrot
sehr langsam
entfärbt
, gelb mit orange
Rand
F: heller
L: . . .
F: rotbraun
L: . . .
■ • •
graublau ; J \ keineVerftnderung
F: blauer
L: yiolett
beim Erwärmen
enterbt
' gelb mit blauem F: . . .
Rand L: rosa
F: purpur
L: . . .
entfärbt
1
dunkelblau
F: lebhafter
L: rosa
F: bräunlich purpur
L: . . .
braun
gelb
F: brauner
L: . . .
F: rotbraun
J^r • . •
beim Kochen
entfärbt
grünblau mit
dunkelblauem
Rand
F: blauer
L: . . .
F: purpur
L: . . .
entftrbt
gelb mit
braunem Rand
F: etwas dunkler
L: rosa
F: braon
L: hellbraun
• • •
gelb mit
karmoisin Rand
F*
L: rosa
F: braun
J^ r • « .
• ■ •
gelb
gelb mit rot-
violettem Rand
F: orange
L: orange
F: rosa
L: . . .
F: orange
Lil » m .
F: etwas dunkler
L: . . .
enterbt
entfärbt
gelb mit
braunem Rand
F: blauer
L: bl&ulichrosa
F: violett
L: . . ,
karmoisin
gelb mit
orange Rand
gelb
F: viel gelber
Lil . . *
F: . . .
L: rosa
F: orange
ij * ■ > •
F: braun
lu« « • ■
• • •
« • «
gelb
F: . . .
L: blaßrot
F: tiefrotbraun
Lil ...
entfärbt
gelb mit dunkel-
rotem Rand
F: dunkler
IjI ■ • •
F: marron
L: . . .
heller
1
• • ■ 1 ■ • •
F: bräunlichrot
L: . . .
heller
„.iK F: lebhafter
■ • •
heller
• • •
F: dunkler
L: bräunlich
F: schmutzig braun
JLr > • •
heller
gelb mit stumpf
Scharlach Rand
F: dunkler
L: rot
F: dunkelrotbraun
L: . . .
lebhafter
gelb mit
purpur Rand
F: dunkler
L: . . .
F: ziegelrot
L: . . .
heller
1132
Organische Farbstoffe.
Farbstoff
Azos&urerubin Wolle
Palatinrot Wolle
Roxamin Wolle
Ponceaa 10 R6
Wolle
Bordeaux G Wolle
Bordeaux extra oder
Kongo -Violett '
Wolle
Brillantbordeaox S
Wolle
Domingoalizario-
bordeaux mit E|
Ct^Oj nacbbehan-
delt Wolle (L)
Kitonrot S Wolle
Orseilleersatz G
WoUe
Orseilleersatz V
Wolle
Orseilleersatz 3 VN
Wolle
Orseillin 2 B WoUe
Orseillerot A Wolle
Orthocerise B W^oUe
Azofuchsin G Wolle
Azofachsin B Wolle
Azofuchsin GN extra
Baumwolle
Walkrot R Wolle
Benzoechtrot Wolle
Unionechtbordeaux
W^oUe
S&urefuchsin Wolle
konz. HjSO«
10% H,SO,
konz. HO
F: dunkelblauviolett, beim
Verdünnen rot
L: blauviolett, beim Ver-
dünnen rot
F: tiefblau
L: blau
F: blauviolett
L: violett
F: blau
L: tiefgrünblan, beim Ver-
dünnen karmoisin
F: lebhaft tiefblau, beim
Verdünnen rot
L: dunkelblau, beim Ver-
dünnen rot
F: violett
L: violett
blau
F: dunkelrotviolett
L: . . .
F: wenig verändert
L: schwach rötlich
F: dunkelpurpur
L: hellpurpur
F: karmoisin
L: karmoisin
F: karmoisin
L: karmoisin
F: dunkelblau
L: blau
F: dunkelblau
L: blau
F: etwas tiefer, dann feuer-
rot
L: beim Verdünnen rosa
F: bl&ulichviolett
L: violettschwarz
F: stumpf karmoisin
L: schmutzig rot
violettrot
F: tiefrotblau
L: rotblau
F: karmoisin, beim Ver-
dünnen rotorange
L: karmoisin, beim Ver-
dünnen rotorange
F: tiefblau
L: beim Verdünnen rosa
F: braungelb
L: farblos, beim Verdünnen
rosa
F: unverändert
Ltl *
wenig Veränderung
wenig Veränderung
wenig Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
F: unverändert
L: schwach rötlich
keine Veränderung
dunkler
dunkler
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
färbt schwach ab
etwas dunkler
F: dunkelbnoBTut
L: rot
F: blauer
lai • • •
F: blaaer
1^1 . . •
F: donkelblaiiTiDl^^
xj r . ■ •
F: bUuviolett
L: hellblau
F: donkelTiolen
xj r > .
violettrot
F: dnnkler
L: . . .
I
F: wenig veiinder
L: schwach rötüi
F: karmoisin
L: hellrosa
F: kannotsiii
L: hellksnnoisin
F: kannoisis
L: hellkamoism
F: violett
lai ■ • •
F: violett
LiZ ...
• I
F: zinnobenot
L: . . .
F: lebhafter
L: rosa
F: wenig Veiiaiier«
L: rosa
etwas Tioletter
F: brännlichiii>'T3'^
Li! ...
F: kanttoUiD
L: kaimoisiB
F: viel dunkler
wenig Veränderung j^. ^^^
l
Rote Farben.
1133
HNO38 = 1,40
NH,8 = 0,91
107o NaOH
F: gelblichrot
L: gelblichrot
gelb mit
blauem Rand
orange
gelb mit
blauem Rand
orangegelb
F: dunkelrot,
langsam heller
JL ! . . .
F: orange
L: rötlichgelb
gelb mit hell-
karmoisin Rand
gelb
gelb
schmutzig gelb
mit blauem Kand
gelb mit
blauem Rand
F: ziegelrot,
dann gelb
L: gelblich
gelblichorange
stumpf rot
gelbrot
orangerot
F: rot
L: rot
F: röter
L: . . .
F: purpnr
Lil * • .
F-
L; rosa
F: etwas dunkler
XjI ...
F: karmoisin
L: rosa
abfärbend
rotorange
orangegelb
gelb
F: etwas heller
L: . . .
F: unverändert
L: . . .
F: lebhafter
L: hellrot
F: hellmarron
Lil ...
F: marron
L: . . .
F: rotviolett
L: schwach violett
F: stumpf karmoisin
L: . . .
F-
L: rosa
F : lebhaft Scharlach
L: rot
F: orangerot
L: orange
f^bt rot ab
F :wenigVeränderung
' ±ji • • •
F: karmoisin
I L : helirosa
' F: wenig dunkel
Ijm ...
I
; F: entfärbt
L: . . .
F: braunrot
L: karminrot
F: braun
L: hellbraun
F: bräunlichpurpur
L: . . .
F; violettbraun
Lil . . .
F: dunkelpurpur
L: . . .
F: dunkelmarron
L: rötlichbraun
rotbraun abfärbend
F: hellrot
L: . . •
F: gelblichbraun
L : schwach gelblich-
braun
F: etwas dunkler
L: . . .
F: marron
L: . . .
F; dunkelmarron
L: . . .
F: rötlichviolett
L: schwach violett
F: bräunlichmarron
Lii . • .
F: braunstichiger
L: . . .
F: rötlichviolett
L : schmutzig violett
F: kirschrot
IjI . ■ •
färbt rot ab
F: röter
Li r . . •
F: karmoisin
L: hellrot
F: brauner
L: . . .
F: entfärbt
IjI , m .
Sn 01,4- HCl
F: schwach heller
rot
L: . . .
beinahe entförbt
entfärbt
blauer
langsam entfärbend
F: dunkler
±jI m * .
F: unverändert
L: . . .
heller
heller
langsam entfärbt
schnell entfärbt
langsam entfärbt
farblos
gelb
wenig Veränderung
1134
Organische Farbstoffe.
Fi-
Farbstoff
AzokarmiD and
Rosindulin Wolle
Eosin (gelblich)
Wolle
Erythrin (Methyl-
eosin) Wolle
Erjthrosin Wolle
Safrosin Wolle
Phloxin Wolle
Cjanosin Wolle
Rose bengale Wolle
Rose bengale B
Wolle
Cyklamin Wolle
Rhodamin B Wolle
Rhodamin 8 B Wolle
XL-Säure-Eosin 3 B
Wolle (Ä)
Rosindulin 2G Wolle
Eosamin B Wolle
Apollorot Wolle
Ghromotrop 2R
Wolle
Ghromazonrot Wolle
Lanafnchsin Wolle
EchtsänreeosinWolle
Azokarmin G Wolle
Azosäurekarmin B
Wolle
konz. H,S04
F: dunkelgrün
L: hellgrün
F: lebhaft orange, braun-
gelb werdend
L: kanariengelb
F: orangegelb
L: lebhaft gelb
F: orangerot, gelbbraun
werdend
L: . . .
F: schmutzig grüngelb
L: gelb
F: lebhaft orange, brann-
gelb werdend
XjI ...
F: lebhaft orange, brann-
gelb werdend
XJ • • • •
F: rötlichbraun
LjI m m ,
F: lebhaft orange, orange
und zuletzt schmutzig gelb
werdend
L: rötlichgelb
F: rötlichbraun
L: braun
F: gelb, Farbe kehrt beim
Verdünnen wieder
L: gelb, beim Verdünnen
rosa
F: gelbf beim Verdünnen
10% H,S04
konz. Ha
lebhaft rosa
L: gelb, beim Verdünnen
leb
haft rosa
F: dunkelkarmoisin
L: . . .
dunkelgrün
blauschwarz
rotviolett
dunkler
blauschwarz
F: keine Veränderung
L: fuchsinrot
keine Veränderung
lebhaft rötlichgelb
langsam enterbt
orangegelb
F: dunkler
L: rot
F: lebhaft rötlichg«.
Ju a . • .
F: hellgelb
L: . . .
F: orangegelb
L: . . .
langwm entftrbt [j beinahe eBt&rb-
langsam entf&rbt
röter
F: stampf gelb
1^1 ...
I F: orangerot
JLj ■ • • •
langsam entftrbt f j «t*ri>t
langsam entftttt ] f j «"»t*^*
entfärbt
lebhafter
lebhafter
hellgelb
dunkelgrün
F: dunkelblau
L: braun
geringe Vet&ndemng
geringe Ver&nderong
geringe Veränderung
keine Veränderung
keine Verändemng
keine Veränderung
keine Verändemng
brauner,
filrbt gelb ab
schwach Tiolett
F: fleisch£uben
F: orange, Farbe ker
beim Verdünnen vie y
Lit ...
F: orange, Fariw keh
beim Verdünnen vi-- *
1^* ...
F: dankeIkarmoi>iL
beim Verdönnee
Farbe zurück >
L: beim VerdoAiMc^*!
braongelh |
violett
violett
schwächer
violetter
F: keine Veriad«r:s
L: rotlich
gelb
schmutzig gnin
F: rot
L: rot
Rote Farben.
1135
HNOjS = 1,40
NH^s = 0,91
10% Na OH
SnCl, + HCl
gelb
lebhaft gelb
gelb
gelb
gelb
gelb mit
orange Rand
gelb
gelb
gelb
gelb
rot
F: dunkel-
karmoisin
gelb
braunrot
rot
gelb
braungelb
gelb
hellgelb
rot
dnnkelgelb
F: blauer
L: rosa
F: lebhafter
L: rosa
F: lebhafter
L: rosa
F: wenig Verände-
rung
L: rosa
F: dunkler
L: rosa
F: wenig Verände-
rung
L: rosa
F: wenig Verände-
rung
L: rosa
F : keine Veränderung
L: rosa
F: dunkler
L: rosa
F*
L: rosa
F: etwas blauer
L: farblos
F: etwas blauer
XjI m , ,
F: gelbrot
L: gelbrot
geringe Veränderung
geringe Veränderung
lebhafter
violetter
violetter
bräunlich
gelblich
färbt rot ab
F: geringe Verände-
rung
L: schwach rot
F: marron
L: . . .
F: lebhafter
L: rosa
F: dunkler
L: rosa
F: wenig Verände-
rung
L: rosa
F: dunkler, orange-
rot werdend
L: . . .
F: wenig Verände-
rung
L: rosa
F: wenig Verände-
rung
L: rosa
F: etwas dunkler
Lil . ■ «
F: dunkler
F: blauer
L: farblos
F: etwas blauer
Lil . • •
F: gelbrot
L: gelbrot
geringe Veränderung
brauner
brauner
gelblich
braunrot
rotbraun
schmutzig rosa
färbt rot ab
dunkelrot
orangegelb
entförbt
orangegelb
ent&rbt
entfärbt
lebhaft orangerot
entfärbt
entfärbt
entfärbt
lebhafter
Scharlach
braun
lebhafter
dunkler
langsam heller
schwächer
entfärbt
orange
dunkler, färbt
violett ab
entfärbt
1136
Organische Farbstoffe.
Farbstoff
konz. H1SO4
10% H,S04
konz. HG
Gaineakarmin B
Wolle
Anthracenrot Wolle
Salizinrot B mit
Flaorchrombeize
Wolle
SaliziDrot B Wolle
Salizinrot 2 G mit
Flaorchrombeize
Wolle
SaUzinrot 2 G Wolle
Chromechtrot B
(direkte Färbung)
WoUe
Ghromechtrot B mit
Fluorchrom nach-
behandelt Wolle
Chromechtrot B mit
Chromkali nach-
behandelt Wolle
Chromechtrot G
(direkte Färbung)
Wolle
Chromechtrot G mit
Fluorchrom nach-
behandelt Wolle
Chromechtrot G mit
Chromkali nachbe-
handelt Wolle
Cbromechtrot R
(direkte Färbuog)
Wolle
Chromechtrot R mit
Fluorchrom nach-
behandelt WoUe
Chromechtrot R mit
Chromkali nach-
behandelt Wolle
Echtsäurephloxin A
Seide
Säurerhodamin 3 R
Seide
Rhodamin 6 G
Baumwolle
Rhodin BS Baum-
wolle, tanniert
Rhodin 3 G Baum-
wolle, tanniert
{BF)
F: violett
L: blau
F: bläulichkarmoisin, beim
Verdünnen hellrot
L: blAulichkarmoisin, beim
Verdünnen hellrot
F: wird blaustichig
L: yiolettrot
F-
X • • • «
L: violettrot
F: karminrot
L: karminrot
F: karminrot
L: karminrot
F: schwarz
L: blau, beim Verdünnen
rotviolett
F: schwarz
L: blau, beim Verdünnen
rotviolett
F: schwarz
L: blau, beim Verdünnen
rotviolett
F: dunkelbraun
L: rotviolett, beim Ver-
dünnen hellbraun
F: dunkelbraun
L: rötlichviolett, beim Ver-
dünnen rötllichbraun
F: dunkelbraun
L: violett, beim Verdünnen
brauDgelb
F: schwarzbraun
L: blauviolett, beim Ver-
dünnen rötlichviolett
F: schwarzbraun
L: blauviolett, beim Ver-
dünnen rotviolett
F: schwarzbraun
L: blauviolett, beim Ver-
dünnen rotbraun
F: gelblich, beinahe ent-
förbt, beim Verdünnen
kehrt die Farbe wieder
Lil ...
F: orange
L: . . .
F : gelb, beim Verdünnen rosa
L: gelb, beimVerdünnen rosa
F: orange
L: beim Verdünnen orange
keine Vertnderung i f: HT.^r'"- "
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
F: braun
L: . . .
F: braun
IjI « • •
F: braun
L: . . .
F: unverändert
L: . . .
F: braun
Lii » ■ <
F: wenig verändert
F: bräunlich
XjI • • .
F: braun
Lil » > .
F: dunkelbraun
L: . . .
F: unverändert
1j! • • •
F: unverändert
L: . . •
heller
• • •
F: orangeffi
L: beim Ve
orange
elb
erdünnen rötlich-
L: violettrot
F: viel dankler
L: . . .
F: gerini^Veräiui^zz
L: schwach rot
rotbnuin
F: kanniniDt
L: karminrot
F: rotbrann
L: schwach rot
F: schwarzbnuu
L: . . .
F: schwarzbrum
L: . . .
F: schwarz
JLiS ...
F: dunkelbraun
L: schwach Tüixi-
violett
F: schwaizbraon
L: . . .
F: donkelbraon
Lil ...
F: dunkelbraun
L: . . .
F: schwarzbraun
Lil ...
F: schwanbrann
Jbr ...
F; gelblick, bei« ^«r*
dünnen kehrt ^i
Farbe wieder
Lil ■ ■ •
F: orange
Xj« • b >
F: orangegelb, bein
Verdünnen roM
L: . . .
F: ziegelrot, dana
orange
L: . . .
F: ziegelrot, daac
orange
AjZ . . •
Rote Farben.
1137
HNOjS = 1,40
NH,B = 0,91
107o Na OH
SnCl, H- HCl
gelb
orange
orange
orange
gelb
gelb
F: dankelbraon
L: gelbbraun
F: schwarzbraan
L: gelbbraun
F: schwarzbraun
L: gelbbraun
F: gelbbraun
L: schwach röt-
lichbraun
F: schwarzbraun
L: schwach röt-
lich, beim Ver-
dünnen bräunlich
F: duhkelbraun,
L: rötlichbrann
F: dunkelbraun
L: rötlich braun
F: dunkelbraun
L: gelblichrot
F: schwarzbraun
L: gelbrot
F: gelb
i-i * . « .
F: gelb
JLil m m •
F: orange
L: rosa
F: bräunlichrot
L: rosa
F: karmin
L: rosa
F: geringe Verände-
rung
L: schwach rot
F-
L: hellrosa
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
F : keineVeränderung
L: schwach rötlich
F : schwach rotbraun
L: rötlich
F : schwach rotbraun
L: etwas rötlich
F: schwach bräun-
Hch
Lll m . •
F: unverändert
L: schwach rötlich
F: unverändert
Li ! • • .
F: unverändert
Lil m • •
F: braunrot
L: schwach rötlich
F: braunrot
L: . . .
F: unverändert
L: . . .
F: unverändert
xjI * • •
F: etwas blaustichi-
ger rot
L: . . .
F: wenigVeränderung
JL* • • ■
braunrot
F-
^ • • • •
L: orangerot
rotbraun
rotbraun
braun
rotbraun
F: dunkelbraun
L: rotbraun
F: dunkelbraun
L: braunrot
F: dunkelbraun
L: rotbraun
F: braungelb
L: braungelb
F: braun
L: braungelb
F: braun
L: gelblichbraun
F: dunkelbraun
L: gelblichbraun
F: braun
L: rotbraun
F: braun
L: braunrot
F: unverändert
L: . . .
F: etwas blaustichi-
ger rot
F: gelber
L: hellrot
F: rotstichiger
Lil . •
F: gelblichrot
L: . . .
allmählich entfärbt
entf&rbt
beinahe entfärbt
beinahe entfärbt
entf)ürbt
entfärbt
F: dunkelbraun
L: . . .
F: dunkelbraun
I • • • •
F: dunkelbraun
L: . . .
F: rotbraun, wird
nach und nach
entförbt
L: farblos
F: dunkelbraun
Lil m m .
F: dunkelbraun,
nach und nach
heller braun
L: . . .
F: dunkelbraun
L: . . .
F: schwarzbraun
L: . . .
F: schwarzbraun
L: . . .
F : etwas heller rosa
Li» > • •
F : wenig verändert
L: . . .
heller
F: rotstichiger
L: . . .
F: wird langsam
hellorange
L: . . .
1138
OrganlBche Farbstoffe.
Farbstoff
konz. H,S04
10 7o H,S04
konz. HQ
Rhodamis S Baum-
Fachsin Wolle und
BanmwoUe
Neufachsin Wolle and
BaamwoUe
Safranin Wolle und
Baumwolle
Pyronin G Baum-
wolle
Indulinscharlach
Baumwolle
Kongorot Baumwolle
Kongorot 4 E. Baum-
wolle
Brillantkonffo R
Baumwolle
Benzopurpurin B
Baumwolle
Benzopurpurin 4 B
Baumwolle
Benzopurpurin 10 B
Baumwolle
Brillantpurpurin R
Baumwolle
Deltapurpurin 5 B
Baumwolle
Deltapurpurin 7 B
Baumwolle
Kolumbiaechtrot F
Baumwolle {A)
Rosazurin Baumwolle
Diaminrot NO Baum-
wolle
Diaminscharlach B
Baumwolle
Diaminechtrot F
Baumwolle
Thiazinrot R Baum-
wolle
Thiazinrot G Baum-
wolle
Sorbinrot Baumwolle
Gl jzinrot Baumwolle
Brillantgeranine B
Baumwolle
Diaminrosa GD
Baumwolle
Hessisch Purpur N
Baumwolle
F : gelb, beimVerdünnen rosa
L : gelb, beimVerdünnen rosa
F: bräunlichgelb
L: gelb
F: gelb
L: gelb
F: dunkelgrün
L: hellgrün
gelb
braunrot
F: tiefblau
L: blau
F: tiefblau
L: blau
F: tiefblau
L: blau
F: tiefgrünblau
L: blau
F: tiefblau
L: blau
F: indigoblau
L: blau
F: tiefblau
L: blau
F : tief lebhaft blau
L: blau
F: tiefgrünblau
L: blau
F: blauschwarz
L: schmutzigviolett
F: tiefgrünblau
L: grünblau
F: tiefblau
L: blau
F: blauviolett
L: violett
F: tiefrotblau
L: blau
braunrot
fuchsinrot
lebhafter
blauschwarz
blaugrün
F: violettrot
L: violettrot
F: grünblau
L: grünblau
heller
F: dunkler u. blauer
L: farblos
F: dunkelmarron,
braun werdend
L: farblos
F: blauer
L: farblos
I
geringe Veränderung!
keine Veränderung |
blau
stumpf pnipur
stumpfer
stumpf rot
dunkelschiefer
blau
stumpf violett
rötlichbraun
brauner
F: braun
F: orangegelb, }^
Verdünnen roai
Ltl ...
F: gelb
L: schwach gel)*
F: gelb
L: schwach gelh
F: dankelblao
L: blaa
orange
grün
F: blaa
L: farblos
F: tiefblau
L: farblos
F: oliYbraun
L: farblos
F: oÜTe
L: farblos
F: lebhaft bUa
L: fiarblos
F: blau
L: ßu'blos
F: stumpf bUa
L: farblos
F: brannolive
L: farblos
F:' brann
L: farblos
F: violettschwan
• • •
F: braonolive
L: farblos
brauner
stumpf violett 1 J; ^^*^
wenig Vextnderung [; ;;»{•«
stumpfer
geringe Veränderung
geringe Veränderung
geringe Veränderung
blau
dunkler
F: rotviolett
L: farblos
violettrot
fnchsinrot
&rbt rot ab ubä «^
etwas braoce:
blau
violett
1 • ^ ^ A IF: keine Vciinden^c
kerne Veränderung l : schwach violenr :
* * • 1^** F- blaaviolett
stumpf violett . l. fy^i^
Rote Farben
k«
1139
HNOgS = 1,40
NH,8 — 0,91
10% Na OH
SnCl,H-HCl
orangerot
F: venig Veränderung
L: rosa
F: heller
heller
gelb
F: langsam entfärbt
L: . . .
F: beinahe entfärbt
L: . . .
langsam entfärbt
lebhaft gelb
F: langsam entfärbt
L: . . .
F: beinahe ent^bt
IjI . • •
langsam entf^bt
erst rotblao,
dann grün,
zuletzt gelb
F: keine Veränderung
L: . . .
F: keineVeränderung
L: . . .
beim Erwärmen
entfllrbt
rot
schyvächer
fast farblos
orange
braungelb
dunkler
dunkler
schwach yiolett
blau
F : keineVeränderung
L: . . .
F: keineVeränderung
L: . . .
entßlrbt
orange
F: wenigVeränderung
L: rosa
F rwenigVeränderung
L: . . .
entßlrbt
hellrot
F: keineVeränderung
L: . . .
F: etwas gelber
L: . . .
entf^bt
hellbraun
F: wenigVeränderung
L: rosa
F: gelber
L: . . .
entflb*bt
gelb
F: wenigVeränderung
L: . . .
F rwenigVeränderung
L: . . .
entfärbt
gelb
F : wenigVeränderung
Lii . > .
F : wenigVeränderung
L: . . .
entfärbt
gelb
F : keineVeränderung
L: schwach rosa
F : keineVeränderung
L: . . .
entfärbt
gelb
F : keineVeränderung
L: . . .
F : keineVeränderung
L: . . •
entfärbt
hellbraun
F rwenigVeränderung
L: rosa
F rwenigVeränderung
L: . . .
enti&rbt
?: dunkelbraun
L: gelb
hellbraun
F: etwas tiefer
• • •
F: keineVeränderung
L: . . .
F: tiefer
• • •
F rwenigVeränderung
IjI • • •
F: blauyiolett
entfärbt
hellbraun
F :wenigVeränderung
L: rosa
F rwenigVeränderung
L: . . .
entfärbt
karmoisin
F: orange
L: . . .
F: orange
L: . . .
entfärbt
braun
F :wenigVeränderung
L: . . .
F: braun
L: . . .
zuerst stumpf purpur,
dann längs, entnrbt
rot
yiolett
yiolett
farblos
fuchsinrot
dunkler
dunkler
farblos
gelbbraun
färbt schmutzig
gelbgrfin ab,
Faser grün grau
yiolett
geringe Veränderung
lebhaft rot
yioletter
braun
lebhaft rot
yioletter
geringe Veränderung
farblos
farblos
orange
schwach yiolett
schwach yiolett
entfärbt
braun
F: etwas röter
L: rosa
F '.wenigVeränderung
L: . . .
entßLrbt
1140
Organische Farbstoffe.
Farbstoff
konz. H^SO«
10% H,S04
koDz. HC
Hessisch Brillant-
Purpur Baumwolle
Naphthjlenrot Baum-
wolle
St. Denis Rot Baum-
wolle
Rosanthren B Baum-
wolle, nach dem
F&rben diazotiert
und gekuppelt mit
/?-Naphthol (J)
Rosanthren R Baum-
wolle, nach dem
F&rben diazotiert
und gekuppelt mit
/J-Naphthol (J)
Erika B Baumwolle
Geranin 2 B Baum-
wolle
Paranitranilinrot
Baumwolle
Braune Farben.
Anthracenbraun mit
Cbrombeize Wolle
Tuchbraun (rötlich),
mit Chrombeize
Wolle
Gambin mit Ghrom-
beize Wolle
Dioxin mit Chrom-
beize Wolle
Anthracensäurebraun
B mit Chrombeize
Wolle
Anthracensäurebraun
B WoUe
Janusbraun B Baum-
wolle, Wolle, Seide
Janusbraun R Baum-
wolle, Wolle, Seide
Domingochrom-
braun BmitKsCrj
Oj nachbehandelt
Wolle (/.)
Domingoalizarin-
braun G mit K, Cr,
Oj Dachbehandelt
Wolle (L)
F: blau
L: blau
F: stumpf blau
L: blau
F: dunkelkarmoisin
L: karmoisin
F: schwarz
L: beim Verdünnen rosa
F: dunkelkarmin
L: beim Verdünnen gelb-
lichrot
F: puipur
L: violett
F: karmoisin
L: rosa
F : tieffuchsiDrot, beim
Verdünnen oranfferot
L: fuchsinrot, beim Vei^
dünnen orangerot
F: röter
L: braun
F: sehr dunkelviolett
L: violett
F: dunkelbraun
L: hellbraun
F: dunkelgrün
L: grün
F: violettrot
L: violettrot
F: violettrot
L: violettrot
grauschwarz
blauschwarz
F: schwarz
Lil m . .
F: dunkelbraun
L: . . .
wenig Veränderung 1 [; g^o.
F: donkelblaogr.'
L: farblos
stumpf violett
wenig Verftndemng , [; ^^^^
F: etwas dunkler IF: donkelkami:
L: . . .
L:
F: etwas dunkler
Lil ...
röt^r
F: kaimin
Li! • . •
F: röter
L: farblos
wenig Veränderung , f ; ^«^ Verls: :
keine Veränderung
L:
F: wenig VeriD>'^
L: . . .
F: ffelber
keine Verilnderang , £; f^^
viel dunUer ' f j d««kel^'<"
röter
F: wenig VeriE.-'-
LdZ m m
wenig Veränderung I [; J^J^,
keine Veränderung ; ? * dimiuer
® L: schwach n^
keine Veränderung j [; ~£;^,
keine Veränderung
braooscb»'"
keine Veränderung
blanschmn
F: schwarz
T .
X« * * • •
F: dunkler
lil • • •
Braane Farben.
1141
HNO, 8 = 1,40
NH,8 = 0,91
107o Na OH
SnCl, -h HCl
braun
olivgrün
wenig
Verändening
F: br&iinlichrot
L: . . .
F: rötlichbraan
L: . . .
hellrot
wenig
Verftnderang
F: karmoisin
L: Scharlach
dankelorange
dankelrot mit
d ankel violettem
Rand
bräonlichgelb
dunkel-
gelbbraun
gelbbraan
schmutzig braon
Baumwolle: blaa-
schwarz, dann
rotbraun,
Wolle: blau-
schwarz, dann
braunffelb,
Seide: olaa-
schwarz, dann
grauschwarz
F : schwarz, dann
gelbbraan
ij : • • •
F rwenigVer&nderung F:wenigVer&nderung
L: .
F : wenigVerftndemng
j^: • *
F: orangerot
L: orangerot
F: etwas heller
L: . . .
F: etwas heller
L: . . .
F : wenigVer&nderong
L: rosa
F: violett
L: violett
F :wenigVer&nderang
L: . . .
F: olive bis schwarz
L: farblos
F: dunkler
Ij: « • .
P :wcnigVer&ndemng
L: . . .
F: dunkelffrfin
L: schwacn rot
keine Veränderung
F: geringe Verände-
rang
L: br&unlich
färbt schwach röt-
lich ab
förbt ganz schwach
ab
F: dunkler
XjI ■ • •
F: dunkelbraun, ipj^^^U
langsam heller r .
1j • • • ■
L: .
F : wenigVerftnderung
L: . . .
F: orangerot
L: hellorange
F: etwas gelbstichi-
ger
L: . . .
F: etwas dunkler
L: . . .
F: etwas blauer
L: farblos
F: violett
L: . . .
F: dankelziegelrot
L: . . .
F: olive bis schwarz
L: farblos
F: dunkler
L: . . .
F: gelber
L: hellgelb
F: sehr dankelgr&n
L: . . .
F: schwach rötlich
L: schwach rötlich-
braun
F: rotbraun
L: rotbraon
keine Veränderung
enterbt
entfärbt
entfärbt
F: dunkelkarmin
L: . . .
F: karmin
jj : • • «
langsam entfärbt
entfärbt
entfärbt
wenig Veränderung
wenig Veränderung
röter
färbt schwach
bräunlichrot ab
gelbgrün
grau
braungelb, fast
farblos
Baumwolle: gelblich,
fast farblos,
Wolle: braunrot
Seide: braunrot
F: hellrötlichbraun
L: . . .
• •
1142
OrganlBche Farbstoffe.
Farbstoff
konz. HsSO«
10«; HjSO*
koDz. E«
Pegabraun Seide
Alizarinbraan G
WoUe
AlizarinrotbrauD R
WoUe
Echtbraan (M. L. B.)
Wolle
NaphthylamiDbraan
WoUe
Echtbraan (Bayer)
WoUe
Echtbraun G Wolle
Echtbraan 3 B WoUe
Säurebraun G WoUe
Säurebraun R WoUe
Bismarckbrann GG
Wolle
Benzobraun G Baum-
woUe
Benzobraun B Baom-
wolle
Benzobraun NBR
Baumwolle
Benzobraun 5 R,
Terrakotta F,
AlkaUbraun(Dahl),
BaumwoUbraan R
BaumwoUe
Terracotta F
Kolumbiabraun M
BaamwoUe (A.)
Benzoschwarzbraun,
BaumwoUe
Eongobraun G
BaumwoUe
Kongobraun R
Baumwolle
Hessisch Braun 2 B
Baumwolle
Mikadobraun Baum-
wolle
Toluylenbraun
Baumwolle
Baumwollbraun A
Baumwolle
Baumwollbraun N
Baumwolle
kirschrot
blau
schwarz, Lösung braunrot
F: blauer
L: blau
F: lebhaft blau
L: blaa
F: rotviolett
L: rotviolett
F: schmutzig braan
L: rot
F: dunkelblau
L: rotblau
F: schmutzig purpor
L: purpur
F: dunkelviolett
L: violett
F: puipur,Farbe kehrt beim
Verdünnen vneder
L: rotbraun
F: dunkler
L: grau
F: dankelpnrpar
JLi! • « •
F: dunkelblau
L: stumpf blau
F: karmoisin
L: karmoisin
dunkelrot
F: braunschwarz
L: braun
F: ffrauschwarz
L: beim Verdünnen braun
F: dankel violett
L: violett
F: violett
L: . . .
F: schmutzig blauviolett
L: . . .
F: violett
L: violett
F: dunkel violett
L: violett
F: dunkelgrün
L: . . .
F: blauschwarz
L: grau
keine Verftnderung
geringe Veränderung, F
brauner | L
'f
keine \ erändenmg j j
' F
keine Veränderung | j
1«
keine Veränderung
keine Veränderung j
F: dunkler
L: braun
!F
IL
iF
lebhafter
keine Veränderung
F: dunkler
L: farblos
keine Veränderung
dunkler
blauer
wenig Veränderung
geringe Veränderung
F
L
F
L
F
L
F
L
F
L
F
L
F: rotbraun
XjI • * •
bnonr-:
schwarz
rötlich
schwarz
schwach bn^~
dankel kurc:
rosa
dankler
blaa
dnnkelmarr :
rosa
Schokolade^ ~'
• • •
violett
schwach vi« -*
dankler
schwach ^e>
dankel vioitf'*
violett
marron
rot
dunkelbraun
hellbraon
dunkler
heUbnnn
rotviolett
farblos
F: wenig Verijj'.'''^
L: rosa
lOt
F: violettschmn
Ijm • . •
! F: dankel violer- Fl*
. ,. . j i kehrt b«in Verl:«
wemg \ eranderung , ^^der
j^« ...
. ,T _, j ' F: violett
wenig Veränderung j^. ^^j^
gelber
stumpfer
gelb
grüner
F: blaaviolett
L: . . .
F: mißlarbig
' LäZ • • •
F: braan
L: fublos
F: dankler
L: rosa
• \r -. j ^ ' F: dankler
wenig Veränderung l. f^hlM
dunkler
F: dunkler
L: hellbrsaQ
Braune Farben.
1143
HNOaS — 1,40
NH,8 = 0,91
107^ NaOH
SnCl, + HCl
bräanlichrot
keine Veränderung
keine Veränderung
gelblich
F : schwarz
L: rotbraun
braunrot
braunrot
braun, langsam
entförbt
gelb
etwas röter
F: dunkler
L: rot
langsam heller
werdend
gelb mit
Scharlach Rand
F: dunkler
L: . . .
F: dunkler
L: . . .
» • •
schmutzig gelb
mit marron Uand
F: karmoisin
L: karmoisin
F: bläulichkarmoisin
L: farblos
wenig Veränderung
gelb mit
marron Rand
F: gelber
L: gelbbraun
F: stumpf Scharlach
L: . . .
heller
gelb mit
marron Rand
■ • ■
■ • •
heller
gelb mit
orange Rand
schmutzig gelb m
hellmarron Rand
F: karmoisin
L: rosa
F: lebhafter
L: schwach braun
F: karmoisin
L: . . .
F: etwas dunkler
L: . . .
blauer
wenig Veränderung
grünlichgelb mit
purpur Rand
F: Scharlach
L: rosa
F: lebhaft Scharlach
L: . . .
beinahe ent&rbt
• • •
F :wenigVeränderung
L: . . .
F: brauner
L: . . .
heller
dunkler
dunkler
F :wenigVeränderung
L: schwach orange
F : wenigVeränderung
L: schwach braun
F :wenigVeränderung
L: . . .
F :wenigVeränderung
L: . . .
heller
heller
wenig
Veränderung
F: röter
L: rosa
F: röter
L: . . .
heller
gelbbraun
F: keineVeränderung
L: . . .
F :wenigVeränderung
L: . . .
langsam entförbt
braunrot
geringe Veränderung
geringe Veränderung
langsam entfärbend
F: yiolettschwarz
L: hellviolett
F: etwas tiefer
L: . . .
F: dunkelrotbraun
L: rosa
F: gelbstichigrot
L: . . .
rotorange
F :wenigVeränderung
L: . . .
F: dunkler und röter
L: . . .
beinahe entfärbt
dunkelviolett
F: röter
L: . . .
F: karmoisin
L: karmoisin
entfärbt
rotviolett
F: heUer
L: . . .
F: karmoisin
L: . . .
entfärbt
• • •
F :wenigVeränderung
L: . . .
F :wenig Veränderung
L: . . .
entfärbt
olive
F: keineVeränderung
F : wenigVeränderung
L: . . .
entfärbt
braun
F : keineVeränderung
L: . . .
F :wenigVeränderung
L: . . .
entfärbt
wenig
Veränderung
F: keineVeränderung
L: . . .
F: keineVeränderung
L: . . .
entfärbt
dunkler
F .'wenigVeränderung
L: helloranire
F :wenigVeränderung
L: . . .
heller
1144
Organiache Farbstoffe.
Farbstoff
konz. HjSO«
10% H,S04
konz. HCl
Diam inbraun V
Baumwolle
Biaminbraun R
Baumwolle
Diaminbronze Baum-
wolle
Diazobrann R extra
Baumwolle
Direktbraun N
Baumwolle (L)
Direktbraun 000
(direkte Färbung)
Baumwolle (£)
Benzonitrolbraun 2R
Baumwolle
Benzonitroldunkel-
braunN Baumwolle
Oxaminmarron
Baumwolle
Pluiobraun R Baum-
wolle
Thiazinbraun G
Baumwolle
Thiazinbraun R
Baumwolle
Diphenylbraun
Baumwolle
Diaminnitrazolbrann
Baumwolle
Thiokatechin I
Baumwolle
Thiokatechin S
Baumwolle
Schwefelkatechu R
Baumwolle (Ä)
Schwefelkatechu G
Baumwolle (A)
Immedialkatechu 0
Baumwolle (C)
Schwefelbraun G
Baumwolle
Schwefelbraun 2 G
Baumwolle
Pyrogenbraun D
Baumwolle
Pyrogenbraun M
Baumwolle
Pyrolbraun G Baum-
wolle, Schwefel-
Farbstoff (A)
F: dunkelrotblau
L: rotblau
F: violett
L: violett
blau
violettschwarz
F: dunkelrotbrann
L: . . .
F: blauschwarz
L: . . .
violett
violett
blau
violett
braunrot
rot
blau
F: dunkelrot
L: dunkelkarminrot
brauner
lebhafter
F: wenig verändert
L: . . .
F: wenig verändert
T .
JuJ* » .
F: gelbbraun
T .
JuJ» . . •
F: dunkelgelbbraun
L: schwach gelblichbraun
F: gelbbraun
L: bräunlich
F: schwarz
L: . . .
F: etwas dunkler
L: braun
F: heller
L: beim Verdünnen hell-
braun
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
F: dunkelbraun
L: . . .
geringe Veränderung
geringe Veränderung
geringe Veiilnderung
keine Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
röter
keine Veränderung
keine Veränderung
F: wenig Veiiac^r.
±ji ...
sp. 1,16
F: Schwan
▼iolettrot
fiLrbt rötlieh i
F: dunkelbraoB
L: rot, beimVeniii:«
gelb
F: violettschwan
1j I . . .
geringe Veranden;:^
geringe Veiin<kr:it
biaa
donkJer
braim
brtan
violett
rötlich
dunkler
keine Veränderung i geringe VeiiiMkr-^'
F: etwas dunkler JF: etwas daaUtf
L: . . . L: rötlich
F: etwas dunkler F: wenig rerixKlrr
L: . . . ! L: sehr schwich r --^
F: unverändert
IjI ...
F: unverändert
L: . . .
F: etwas dunkler
Jj: . • .
F: unverändert
J^r . . .
F: gelblichbnra
XjZ ...
F: heUcr gelbiidiV-J
XjT ...
F: dunkler
J-tZ • m •
F: unverändert
T .
F: heUer
1^ r . . .
Braune Farben.
1145
HNO, 8 = 1,40
NH,8 = 0,91
10% Na OH
SnCl,4-HCl
stampf violett
sp. 1,42
F: entfärbt
L: helbrot
braanrot
schmutzig
braunrot
F: gelbbraun
L: gelb
F: violettschwarz
i-i I • « •
braunrot
brannrot, Faser
etwas heller
violett
braunrot
braunrot
braunrot
violett
braun
gelbrot
gelb
F: wenig ver-
ändert
±jI m . m
F: wenig ver-
ändert
Ij ! . . .
F: dunkelbraun
L: . . .
F: gelblichbraun
L: schwach braun
F: gelbbraun
L: schwach gelb-
lich
F: dunkler
L •
JUi • • • <
F: heller braun
L: schwach gelb-
lich
F: etwas dunkler
r .
i^> • • •
F :wenig Veränderung
Li! . . •
dunkler
geringe Veränderung
F :wenig Veränderung
L: rosa
5%
Faser und Lösung
rot beim Erwärmen
brauner
geringe Veränderung
F: rotstichiger
geringe Veränderung
keine Veränderung
keine Veränderung
röter
röter, f)&rbt gelb ab
röter, flürbt gelb ab
dunkler
rötlich
dunkler
dunkler
etwas heller
F:
L:
F:
L:
etwas heller
F:
L:
F:
L:
F:
L:
F:
L:
unverändert
unverändert
wenig verändert
unverändert
unverändert
F: etwas tiefer und
rotstichiger
L: . . .
geringe Veränderung
geringe Veränderung
rötlich abfärbend
röter
röter
röter
brauner
rötlich
dunkelbraun
etwas schwächer
F: etwas heller
L: . . .
F: etwas heller
L: . . .
F: unverändert
1j • * • •
F : etwas heller gelb-
braun
F: wenig verändert
F: unverändert
F: etwas heller
IjI m . *
beinahe enterbt
In der Kälte violett,
beim Erwärmen ent-
färbt
farblos
rasch schwach gelb
werdend
F: fleischfarben
L: . . .
F: zuerst dunkel-
braun, dann röt-
lichorange
langsam selb
werdend
langsam gelb
werdend
farblos
farblos
schwach gelblich
schwach gelblich
farblos
hellgelb
schmutzig braun,
dunkler
fast farblos
F: unverändert
\jl m ■ .
F: etwas heller
1j' m m m
F: hell gelbbraun
j^ • • « •
F: hellbraun
lai t • «
F: wenig verändert
L: —
F: unverändert,
nach längerer Zeit
etwas heller
IjI m m m
F: etwas heller
JLjI t • •
1146
Organische Farbstoffe.
A. Meienberg*) empfiehlt folgende Reaktionen fiir die Unter-
suchung einiger Schwefelfarbstoffe neben Anilinschwarz:
Immedial-
schwarz V
Immedial-
schwarz G
Immedial-
schwarz FF
Vid al8chwarz(alt)
St. DeDis-Schwarz
Halbwollschwarz
Katigenschwarz
Schwefel-
schwarz T
SalfaniUn-
schwarz G
Eclipsschwarz B
Claytonecht-
schwarz BM
Anilinschwarz')
Alkalisches
Natriam
superoxyd
Schwefelsäure
konz.
L: nahezu farblos
F: blauer
L : schmutzig grün
F: blauer
L : nahezu farblos
F: blauer
L: hellgrün
F: grün, viel
heller
L: heUgrun
F: olivengrün,
nahezu entfilrbt
L: stumpf grun-
lichblau
F: hellgrün,
nahezu entftrbt
L: nahezu farblos
F : nicht verändert
L :• nahezu farblos
F : nicht verändert
L: farblos
F: blauer
L: hellbläuUch-
grün
F: blauer, heller
L: blaß schwärz-
lich
F: eher heller,
ohne Verände-
rung in der
Färbung
L: blaß bräunlich
F: bräunlich
L: violettschwarz
F: leicht löslich
L: schwärzlich-
violett
F: leicht löslich
L: violettschwarz
bis bläulich-
vi(^ett
F: leicht löslich
L: olivenschwarz
F: spärlich löslich
L: oliveschwarz
F: spärlich löslich
L: stumpf violett-
schwarz
F: spärlich löslich
L: stumpf violett-
schwarz
F: spärlich löslich
L: srünlich-
scnwarz
F: spärlich löslich
L: violettschwarz
F: leicht löslich
L: blauschwarz
F: eher spärlich
iöslich
L: schwarz
F : schwach löslich
bräunlichschwarz
Hydro-
sulfit
Zinnchlorid
und
Salzsäure
9
M
U
9
'O
9
I
jn
'o
►
a
a
9
M
t:
.£3
9
9
a
s
I
Gewaftci*'
Faser tol
deaPrtmi3{ -
wftrmtiixKi =.
TerdüDiitec
AjniBOBiii
F : hellbraun, nach !
dem Waschen L
violettschwarz \
F: dunkelbraun, '
nach dem | L
Waschen
braunschwarz
F : hellbraun, nach
dem Waschen
violettschwarz
F: dunkelbraun,
nach dem
Waschen
dunkel oliven-
gelb
F: dunkelbraun,
nach dem
Waschen
olivenfarbig
F : hellbraun, nach
dem Waschen
dunkel oliven-
farbig
F: hellbraun, nach
violct:
:naheza
&iblo8
,: sebwiä
violett
: nahen
farblos
: sckvin-
lickblu
L: bUa
dem Waschen
schwarz
F : hellbraun, nach
dem Waschen
schwarz
F: hellbraun, nach'
dem Waschen |L:
violettschwarz
F : hellbraun, nach
dem Waschen
oliveschwarz
L: £ublds
L: fiublos
violett
L: bUo
F: dunkelbraun,
nach dem
Waschen
dunkelbraun
F: braunschwarz,
nach dem
Waschen
schwärzlich-
purpur
L: naben
6rbloc
L: ftrbio6
») Joum. Soc. Dy. a Co. 1901, 61; Leipziger Färber 1901, 240-
•) S. auch: Anilinschwarz etc. von Dr. E. Nölting und Dr. A- Lehne
1904, 159.
Chemische UntersachaDg der Farbstofife. 1147
Über die Untersuchung schwarz gefärbter Baumwolle macht
C. M. Whittaker folgende Angaben (Zeitschr. f. Farben- u. Textil-Ch.
1902, 397):
Die mit Hilfe Yon Substantiven Farbstoffen durch direkte
Färbung erhaltenen schwarzen Töne bluten stark, wenn sie mit kochen-
dem Wasser behandelt werden.
Das Blauholzschwarz ist beim Erwärmen mit yerdünnter Salz-
säure oder Schwefelsäure sehr leicht daran zu erkennen, daß es Ton der
Faser abgezogen wird, wobei die saure Lösung eine orangerote bis rote,
die Baumwolle selbst aber eine purpurne bis rotbraune Färbung annimmt;
überschüssige Natronlauge yerändert die saure Lösimg nach Violett.
Die aus auf der Faser diazotierten und mit /9-Naphthol oder
dgl. entwickelten Azofarbsto£Fen gewonnenen schwarzen Färbungen werden
durch Kochen mit Natriumhydrosulfit YoUständig zerstört; Anilinschwarz
und Schwarz aus Schwefelfarbstoffen werden hierbei nur yorübergehend
entfärbt, beim Waschen mit Wasser kommt die ursprüngliche Farbe
wieder zum Vorschein.
Die Ermittlung yon Anilin schwarz, Schwefel schwarz und yon
mit Anilinöl überfärbtem Schwarz kann folgendermaßen geschehen:
Man erhitzt eine Chlorkalklösung yon 3® Be. zum Kochen und legt
in diese Lösimg das zu untersuchende Muster hinein: Anilinschwarz
wird hierbei nußbraun, ein mit Anilinschwarz übersetztes Schwefel-
schwarz gelb bis hellbraun imd Schwefelschwarz selbst wird vollständig
gebleicht.
Legt man die Baumwolle in konzentrierte Schwefelsäure, läßt die
Faser verkohlen und verdünnt alsdann etwas mit Wasser, so zeigt eine
hellgrüne Lösung die Gegenwart von Anilinschwarz, eine wasserhelle
Lösung hingegen die Gegenwart von Schwefelfarbstoffen an.
Als Ergänzung macht F. Neurath (Zeitschr. f. Farben- u. Textil-Ch.
1902, 579) weitere Mitteilungen über Reaktionen auf schwarze Schwefel-
farbstoffe, die anzustellen sind, sofern nicht ein mit Hilfe von Sub-
stantiven Azofarbstoffen durch direkte Färbung erhaltenes Schwarz nach-
gewiesen wurde.
Die gefärbte Baumwolle wird mit verdünnter Natronlauge gekocht.
Nimmt die alkalische Lösung eine graublau'e bis stahlblaue Färbung an,
so läßt dies auf ein Schwefelschwarz scbließen.
Wird das mit weißer Baumwolle verflochtene Garn mit Schwefel-
natrium gekocht, so färbt sich das weiße Garn an. (Diese Erscheinung,
beim Kochen mit Schwefelnatrium zu bluten, zeigen sämtliche Schwefel-
farbstoffe. Bei den meisten blauen Schwefelfarbstoffen jedoch wird der
Farbstoff in Form seiner Leukoverbindung abgezogen, die, auf Filtrier-
papier ausgegossen, nach kurzer Zeit wieder in Blau übergeht.)
1148 Organische Farbstoffe.
Spektroskopische Untersvekiuii: der Farkstotfe.
Läßt man weißes Licht auf die Lösung eines Farbstoffes faUen, so
wird bekanntlich ein Teil der farbigen Strahlen, aus denen jenes zu-
sammengesetzt war, absorbiert, ein anderer Teil hindurchgelassen. Zerlegt
man das weiße Licht yorher durch ein Prisma in seine Komponenten, so
findet ebenfalls die Absorption derselben Strahlen statt, diese werden
im Spektrum ausgelöscht und an ihrer Stelle erscheinen nun mehr oder
weniger scharf abgegrenzte dunkle Streifen. Die Intensität und Breite
der letzteren wird wesentlich durch die Konzentration der Farbstoff-
lösungen, sowie durch die Dicke der Schicht beeinflußt.
Die Absorption erstreckt sich zunächst auf die dem Farbstoff ent-
sprechenden Komplementärfarben. So gibt z. B. eine verdünnte Lösung
von Fuchsin einen schwarzen Streifen im Gelbgrün, während alle übrigen
Farben hindurchgehen oder doch wenig geschwächt werden. Bei kon-
zentrierteren Lösimgen yerbreitert sich der Streifen nach Blau hin, so dail
dieses, sowie das Violett schließlich verlöscht werden. Die Absorptions-
streifen vieler Farbstoffe sind charakteristisch genug, um letztere bei
einiger Übung dadurch identifizieren zu können. £s gehört aber immer-
hin große Übung dazu, um das Spektroskop mit Erfolg anwenden zu
können. Im allgemeinen ist dasselbe nichts weiter als ein verschärftes
Auge und man wird, wenn man nicht gelegentlich in grobe Irrtümer
verfallen will, stets Vergleichsobjekte zur Hand nehmen müssen. Für
spektroskopische Untersuchung von Farbstoffen genügen die zuerst von
John Browning in London konstruierten Taschenspektroskope. Ein Ver-
gleichsprisma an denselben ist durchaus zu empfehlen, da es ohne das-
selbe schwierig ist, die Stellung der Absorptionsstreifen zu bestimmen.
Die Taschenspektroskope haben vor allem die große Bequemlich-
keit des geradlinigen Sehens. Für bequemeren Gebrauch desselben hat
H. Vogel ein sehr praktisches Stativ konstruiert. In Ermangelung des
letzteren behilft man sich, indem man das Spektroskop in einen gewöhn-
lichen Bürettenhalter spannt und die zu untersuchenden Flüssigkeiten in
Reagensgläsem oder besser in Fläschchen mit parallelen Wänden vor
dem gegen ein Fenster gerichteten Spalt befestigt. Man stellt die Sp&It-
und Femrohrverschiebung derart, daß die Fraunhofer sehen Linien
im zerstreuten Tageslicht scharf und deutlich hervortreten. Dabei ist
das Vergleichsprisma derart zu dirigieren, daß man im Gesichtsfelde
scheinbar ein einziges, durch eine dunkele Querlinie in zwei gleiche
Hälften geteiltes Spektrum erblickt.
Zunächst suche man sich über die Lage der hauptsächlichsten
Fraunhofer sehen Linien zu orientieren, da diese gewissermaßen die
Spektroskopische Untenuchang. 1149
Skala für die Absorptionsspektra bilden. Eine eigentliche Skala ist an
den Taschenspektroskopen schwierig anzubringen und für den vorliegen-
den Zweck auch leicht zu entbehren.
Die wichtigsten Frauenhof er 'sehen Linien werden mit den An-
fangsbuchstaben des Alphabets: A, a, B, C, D, F, 6, h, H' und H"
bezeichnet. Von den Hauptlinien liegen A und B im Rot, C im Orange,
D im Gelb, £ im Grün, F im Blau, G im Indigo und H im Violett.
Da die Linie D im Gelb mit der Natriumlinie zusammenfällt, so
dient dieselbe zweckmäßig als Ausgangspunkt für die Aufsuchung der
anderen Linien. Man richtet am besten, während man das Tagesspektrum
durch das Hauptprisma betrachtet, das Yergleichsprisma auf eine Koch-
salzflamme und wird sich alsdann leicht über die links und rechts von
der Natriumlinie liegenden Linien orientieren können, namentlich, wenn
man die nachstehende Tabelle zu Hilfe nimmt. In letzterer sind die
Lagen der Absorptionsspektra einiger Farbstoffe in der meist gebräuch-
lichen Weise durch Kurven angedeutet.
Dieselben sollen durch ihre Höhe und Form die Intensität der
Verdunkelung und das allmähliche Abnehmen derselben nach den Seiten
hin ausdrücken.
Die Absorption ist an der Stelle am stärksten, wo die Kurve ihren
höchsten Punkt erreicht.
Letztere Tabelle ist keineswegs den heutigen Anforderungen ent-
sprechend und soll nur als erläuterndes Beispiel dienen.^)
J. Formanek^) hat auf Grund zahlreicher Beobachtungen nach
folgendem Prinzip eine spektroskopische Methode zur Bestimmung
der Farbstoffe bearbeitet.
Mittels eines Spektroskopes von geeigneter Dispersion wird zu-
nächst die Form des Absorptionsspektrums der Farbstofflösung und
somit die Gruppe, in welche der gesuchte Farbstoff gehört, bestünmt. ^)
Form4nek unterscheidet folgende Formen:
1. ein symmetrischer Streifen, wie z. B. bei Anilinblau 2B, sprit-
löslich (A);
2. ein Streifen mit einem schwachen gleichmäßigen Schatten rechts
(Malachitgrün oder Patentblau [M]);
') Vergleiche: M. Schutze, Zsch. f. phjs. Ch. 9^ 109 und dann namentlicli
C. Grebe, Zsch. f. phys. Ch. 10, 673: „Über Azofarbenspektra*.
') Zsch. f. Unters, der Nähr.- u. Genußmittel 1899, 260.
*) J. Form&nek, Spektralanalytischer Nachweis künstlicher organischer
Farbstoffe. Berlin, Julius Springer, 1900. S. auch Z. f. angew. Gh. 1900
(Rob. E. Schmidt) und Z. f. F. u. TextU-Ind. 1902 (I) 289, 329, 505, 660; 1903
(II) 9, 45, 72, 95, 319, 369.
1150
Organische Farbstoffe.
A B C 1> S^
Fig. 115.
a
1.
2.
8.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
IS.
IS.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
28.
24.
25.
Alisarin in Alkohol.
H- NH«.
Wasser + NHf
Alkohol + KHO.
Purpurin in AlkohoL
konsentriert (ponk-
tieHe Karre).
+ KHO.
in Wasser.
+ Alaun.
konzentxiert (punktierte Knrrel
Purpurinamid.
AlizarinamicL
Fuchsin.
Korallin in Wasser.
- Alkohol.
RosolsAure.
Eosin in AlkohoL
konzentriert (punktierte KurreV
in AmylalkohoL
sauer.
Safranin.
, "I Naphthalinrot
konzentriert (ponkiKunrel
Fluoresceln.
konzentriert (punktKorrel.
Jodgrün.
Methylrosanilin-Pikrat.
konzentriert
(punktierte Kurve).
Anilinblau in Wasser.
• Alkohol (punkt Kurre).
MethylTiolett
Spektroskopische Untersachimg. 1151
3. ein Streifen mit einem schwachen Schatten rechts und links
(Bordeaux extra [By]);
4. ein Streifen allmählig nach rechts verzogen (wie z. B. bei
Reinblau [t. M]);
5. ein Streifen allmählich nach links verzogen (wie z. B. bei
Benzoviolett R [By]);
6. ein starker Streifen imd ein schwacher Streifen rechts (wie z. B.
Khodamin oder Methylenblau);
7. ein starker Streifen und ein schwacher Streifen links (wie z. B.
bei Guineaviolett 4B [A] oder Nilblau R [B]);
8. zwei schwache Streifen zu beiden Seiten eines starken Streifens
(wie z. B. bei Phloxin B [S] oder Neublau R [By]);
9. zwei nahe aneinanderliegende gleiche Streifen (Doppelstreifen)
(wie z. B. bei Chromotrop 2 R [M]) ;
10. zwei ungleich wellenartig verbundene Streifen (Wellenstreifen)
(wie z. B. bei Azoeosin [By]);
11. neben einem starken Streifen mehrere schwächere Streifen rechts
oder links (wie z. B. bei Alizaringrün S [M], Alizaringranat R
Teig [M] in Äthylalkohol, oder Janusblau 6 [M.]);
12. eine einseitige Absorption (wie z. B. Naphtholgelb [M]).
Es sind dies die Absorptionsstreifen, welche bei den einfachen
Farbstoffen im allgemeinen regelmäßig vorkommen.
Je nach der Form ihrer Absorptionsstreifen werden alle Farbstoffe
in Gruppen und Untergruppen eingeteilt und zwar:
Grüne Farbstoffe in 6 Hauptgruppen,
Blaue - - 8
Rote - - 6
Gelbe - . 5
Jetzt bestimmt man mittels einer passenden, am Spektroskop an-
gebrachten Meßvorrichtung die Lage des Absorptionsstreifens bezw.
der Absorptionsstreifen, wodurch in vielen Fällen der Farbstoff schon
charakterisiert ist.
Isi dies nicht der Fall, so teilt man die verdünnte Lösung [des
Farbstoffes in drei Teile, versetzt den ersten nach Vorschrift mit ver-
dünnter Salpetersäure (1 : 5), den zweiten mit Ammoniak (Ammoniak
vom spez. Gew. 0,96 = 1:5), den dritten Teil mit Ealihydrat (1 : 10)
und beobachtet die Yeränderung der Farbe und des Spektrums.
Auf Grund dieser Beobachtungen stellt man den betreffenden Farb-
stoff mit Hilfe der zu diesem Zwecke zusammengestellten Tabellen fest.
Bezüglich der letzteren ist auf die Form 4nek sehen Publikationen
zu verweisen.
1152 Organische Farbstoffe.
Für absolut genaue Analysen ist ein großes Spektroskop ^) er-
forderlich ; für viele technische Analysen genügt ein Taschenspektro-
skop mit Wellenlängeskale (ZeiB-Jena).
Als Reagentien verwendet Formdnek:
Salpetersäure 1 : 5,
Ammoniak: Ammoniak vom spez. Gew. 0,96 == 1 : 5,
Wäßrige Kalilauge (frisch und farblos) 1 : 10,
Alkoholische Kalilauge (farblos) 1 : 10,
Essigsäure 1 : 5,
Alaunlösung 1 : 12.
Als Lösungsmittel: Wasser, Alkohol 97-proz., Amylalkohol.
Die sichere Handhabung dieser Methode setzt große Übung vor-
aus; selbst dann ist es oft schwer, sich vor Täuschungen zu bewahren.
Bei den meisten gelben Farbstoffen und vielen Azofarbstoffen versagt
sie vollkommen, da entweder gar keine oder nur äußerst verwaschene
Streifen sichtbar werden und auch die Farbenreaktionen verschiedener
Farbtsoffe oft ganz identisch erscheinen, oder dann so geringfügige Unter-
schiede in der Nuance zeigen, daß sie nur dem gutgeschulten Auge
erkennbar sind.
Einheitliche Farbstoffe, die erwähnten Ausnahmen abgerechnet, sind
in der Regel sicher zu erkcApen.
Viel schwieriger gestalten sich die Verhältnisse bei Gemischen. An
zirka 40 Proben, aus je zwei Farbstoffen bestehend, die auf Veran-
lassung des Verfassers spektroskopiert wurden, ergaben sich nur vereinzelt
zutreffende Resultate.
Stehen jedoch nur kleine Proben für eine Untersuchung zur
Verfügung — in Substanz oder in Form von gefärbtem Material —
so wird man sich trotzdem dieser Methode bedienen müssen, der ein-
zigen, die bei ausreichender Erfahrung unter solchen Umständen Erfolg
verspricht, namentlich wenn es möglich ist, damit noch andere Reaktionen
zu verbinden.
In solchen Fällen ist der Farbstoff für die Untersuchung vom
Fasermusterchen unverändert abzuziehen. Dies kann häufig erreicht
werden mittels 90-proz. Essigsäure oder Alkohol, Amylalkohol, oft auch
mit farblosem Aceton und manchmal durch Anwendung mehrerer Lösungs*
mittel hintereinander. Die erhaltenen Lösungen werden alsdann sn
den spektroskopischen Versuchen verwendet.
Photoakapie* Als Photoskopie bezeichnet P. Heermann') das
Verfahren der systematischen Prüfung von Farbstoffen (in Lösung oder
') Zeiß-Jena; Krüß-Hamburg; Gustav Meißner- Berlin.
') Dr. PaalHeermann, Koloristische und textilchemische UntersDchongen.
Verlag von Julius Springer, Berlin, 1903, 82.
Photoskopie. 1153
auf der Faser) bei yerschiedenen Lichtquellen, das namentlich
durch Arbeiten von Paterson (Joum. Soc. Dy. Col. 1896, 191; 1902, 90)
wissenschaftlich zu begründen versucht worden ist.
Es beruht auf der Tatsache, daB viele Farbstoffe bei verschiedenen
Lichtquellen in verschiedener Nuance erscheinen, und fuBt auf der ver-
schiedenen Zusammensetzung der Lichtquellen einerseits und der verschie-
denen Absorptionsspektren der Farbstoffe andererseits. Diejenigen Farben,
welche bei Tagesbeleuchtnng gleiche Nuance zeigen, erleiden eine ver-
schiedenartige Veränderung der Nuance unter künstlicher Beleuchtung,
wenn ihre Absorptionsspektren verschieden sind; eine solche Ver-
schiedenheit der Veränderung findet aber nicht statt, wenn die Absorp-
tionsspektren und die sonstigen physikalischen Eigenschaften der Farb-
stoffe unter sich übereinstimmen. Die chemische Konstitution der
Farbstoffe und die Art ihrer Ausfärbung auf die Faser ist dabei belang-
los und beeinflußt das photoskopische Verhalten nicht direkt.
Paterson teilt die verschiedenen Lichtquellen in Gruppen ein,
welche einen analogen EinfluB auf die Farbennuancen ausüben.
Als. Normallicht wird das weiße zerstreute Tageslicht
angenommen und alle Nuancenänderungen werden auf dieses bezogen.
Diesem am nächsten stehen das Magnesiumlicht und das
elektrische Bogenlicht (1. Gruppe). Dann folgt das Auerlicht
bezw. das Gasglühlicht (2. Gruppe), femer der Reihe nach: Acetylen-
licht, Kalklicht, Öllampenlicht, Gasschnittbrennerlicht, elektrisches
Glühlicht, Kerzenlicht (3^ Gruppe).
Beispiele der Nuancenänderungen: Fuchsin, Safranin, Benzo-
purpin und analoge Farbstoffe verlieren unter der künstlichen Beleuch-
tung der Gruppe 3 einen großen Teil ihres Blaustiches, indem sie sich
dem Scharlachrot nähern.
Wollscharlach und die anderen hierher gehörigen Oxyazofarbstoffe
werden lichter und gehen in Orange über.
Erythrosin-, Rhodamin- und andere Rosas dieser Farbstoffgruppe
verwandeln sich gleichfalls in Orange.
Methylorange, Orange G und die anderen Oxyazoorangemarken
werden heller und gelber bis weiß.
Auramin, Nitrazingelb, Tartrazin und alles Zitronengelb verblaßt
merklich.
Chrysamingelb und andere rötere Gelb vertragen das künstliche
Licht besser als Zitronengelb.
Säuregrün, Brillantgrün etc. mit gelbem Stich erhalten nur etwas
stärkeren Gelbstich.
Malachitgrün, Methylgrün, Viktoriagrün und andere blaustichigc
Grün erscheinen bei Gas noch -blauer.
Untenuchtuigen. 6. Aufl. IQ. 73
1154 Organische Farbstoffe.
Gyaniii, Methylenblau, Patentblau, Diaminreinblau tind andere
grünstichige Blau erscheinen grüner als bei Tage und behalten diese
Richtung auch in Mischungen bei.
Alkali-, Nacht-, Yiktoriablau und andere Reinblau werden dunkler,
spielen ins rötliche und gehen bisweilen sogar in Schiefergrau fiber.
Ein geringer Zusatz von Zitronengelb schützt gewissermaßen das Blau
gegen den störenden EinfluB der künstlichen Beleuchtung.
Echtsäureblau, Azosäureblau, Indulin, Bleu de Lyon, ResordnbUa
und andere rotstichige Blau werden um so röter, je rotstichiger sie ron
Hause aus sind.
Kompositionsblau aus einem Blaugrün und Methylviolett nehmen
mehr Rotstich an als Blau Yon homogener Zusammensetzung.
Basische Violett gleichwie das Azosäureviolett etc. erleiden einen
Verlust an Blaustich und eine Zunahme des Rotstichs umsomehr, je
rotstichiger die Marke ist. Die gelben Strahlen des künstlichen Lichtes
vereinigen sich mit dem blauen Bestandteil des Violetts zu einem Graa
und erhöhen die Wirkung des roten Bestandteils im Violett auf das Auge.
Helles Violett wird zu Rosa, dunkles zu Granat- bis Hochrot.
Orseille wird bedeutend röter.
Ebenso wird wesentlich röter ein mit Alizarin und Chrombeiie
hergestelltes Bordeaux auf Wolle.
Alizarinrot auf Wolle mit Alaunbeize wird heller und gelber bis
zu Scharlach.
Alizarin-Eisen-Lila erhält einen Rotstich.
Füstel- und Gelbholzgelb auf Wolle werden rötlich nuanciert
Patentfastin yerändert sich kaum.
Eamala-Orange erleidet ebenfalls kaum eine Veränderung.
Indigo-Karmin und andere Indigopräparate verlieren ihren Grün-
stich, werden röter und schmutziger.
Dunkles Indigoblau (Küpenblau) geht bei künstlichem Licht nahexu
in Blauschwarz über.
Für den allgemeinen Gebrauch eignet sich das Verfahren nicht;
einmal fehlen die ausreichenden Unterlagen, wie wir sie z. B. för die
spektroskopischen Untersuchungen in den Formdnek sehen Arbeiten
besitzen, andererseits steht der Aufwand an Mitteln in keinem Ve^
hältnis zur Bedeutung der zu erwartenden Ergebnisse. In besonderen
Fällen lassen sich vielleicht Anhaltspunkte gewinnen, welche die auf
anderem Wege erhaltenen Resultate in willkommener Weise ergSnxen.
Indigo, 1155
n. In der Natnr Torkommende organische
Farbstoffe').
1. Blaue Farben.
Indlsro*
Wird in Ostindien, Coromandel, Java, China, Zentral- und Süd-
amerika, Brasilien), West- und Nordafrika und an vielen sonstigen
Orten aus der angebauten oder (wie u. a. in Westafrika) auch wild
wachsenden Indigopflanze gewonnen. Wichtigste Varietäten: Indigofera
tinctoria, I. Anil, I. disperma, I. argentea. Über Anbau der Indigo-
pflanzen und Gewinnung des Indigos vgl. Köchl in -Schwarz (Bull.
Mulh. 28, 307), Depierre (Bull. soc. ind. Ronen 1876, 434; Dingl. 226,
601), Rawson (Joum. soc. of Dyers and Colorists 1886, 140; Chem. Ind.
1887, 110) und „Zentralblatt für Textilindustrie« (1890, No. 3).
Die besten Handelssortea sind Bengal-, Java-^ und Guatemala-
Indigo, auBerdem kommen Coromandel-, Manila-, Madras-,
Senegal-, Isle de France-, Ägyptischer, Caracas-, Brasil-,
Kuba-, Jamaika-, Domingo-, Louisiana- und mexikanischer
Indigo im Handel vor.
Es gehört langjährige Übung dazu, um diese zahlreichen Indigo-
sorten nach dem äußeren Ansehen auf ihre Güte sicher oder annähernd
sicher zu prüfen. Je leichter ein Indigo ist, je blauer und nur wenig
ins Violette spielend seine Farbe, je lebhafter und ins Gelbe spielend
der Kupferglanz beim Reiben, desto besser ist er ; dagegen desto geringer,
je größer sein speziflsches Gewicht, je violetter die Farbe, je dunkler
und roter der Kupferglanz im Striche. Beim Einkaufen hat man nament-
lich auch Färbung, Form und Glanz des Bruches zu beobachten. Der
Bruch eines guten Indigos muß gleichförmig, matt, reinblau oder violett-
blaü sein imd, mit einem glatten Körper gerieben, einen lebhaften, fast
goldähnlichen Metallglanz annehmen.
I. Asiatischer Indigo. a) Bengalindigo kommt nach
y. G Gehen hausen^) in allen Qualitäten \md Farben in den Handel.
') Vgl. auch V. Cochenhansen, Die in der Färberei noch verwendeten
natarlichen Fai^stoffe. Z. f. angew. Ch. 1904, 874.
') Mu8pratt8 Chemie, Braunschweig. 4. Aafl. 1889, m, 136. Die nach-
folgende Einteilung und Charakterisierung der hauptsächlichsten Indigosorten,
welche wir bei der Wichtigkeit der äußeren Prüfung und Beurteilung derselben
für den Indigohandel unverkürzt bringen, rührt von Girardin (Lebens de chim.
61öment. 2, 604) her.
73*
X156 Organische Farbstoffe.
Die besten Sorten, welche kubische oder prismatische Stücke von 5 bis
8 cm Seitenfläche mit etwa 75 Proz. Indigo bilden, sind schön dunkel-
blan, von feinem und gleichmäßigem Korne, sie haften an der Zunge«
lassen sich leicht pulyerisieren und nehmen beim Reiben mit dem Finger
Kupferglanz an.
Nächstdem konmit der rotyiolette Indigo mit purpurfarbenem Ton
und gleichmäßigerem und glänzenderem Bruch; er ist dichter und härter.
Der rote Farbenton rührt von der Anwesenheit einer größeren Menge
von roten und braunen Extraktivstoffen her. Unter ihnen findet man
gerade die Indigoarten, welche beim Anstellen der Küpen die besten
Resultate geben. Die schlechtesten Qualitäten sind wie bei den anderen
Sorten diejenigen, deren Farbe hellblau mit einem Stich ins Graue oder
Grüne ist. Diese Färbung zeigt die Anwesenheit einer großen Menge
von Extraktivstoffen an, welche jedoch von dem für die purpurfarbenen
Arten charakteristischen Indigbraun verschieden sind und sich beim
Färben vollkommen indifferent verhalten. Ein derartiger Indigo ist hart,
dicht, haftet wenig oder gamicht an der Zunge und nimmt beim Reiben
keinen Kupferglanz an.
b) Coromandel- oder Oude- (Auhd-) Indigo ist den bengali-
schen Mittel Sorten gleich und kommt in harten, schweren, wenig spröden
Stücken in den Handel.
c) Manilaindigo stammt von den Philippinen und bildet leb-
haft blaue Stücke, die aber nicht den vollen Kupferstrich zeigen; geringere
Sorten sind schwerer, hart und im Bruche von mattblauer Farbe. Er ist
öfter mit Ton und kohlensaurem Kalk verunreinigt und wird weniger
zum Färben als zum Bläuen angewendet.
d) Madrasindigo hat einen kömigen, rauhen Bruch, geringen
Kupferglanz, enthält weniger Farbstoff, ist ebenso leicht wie der ßengal-
indigo und haftet wenig an der Zunge. Die kubischen Stücke zeigen noch
den Eindruck des Zeuges, auf welchem der Indigo zum Trocknen gelegen hat.
e) Javaindigo zeichnet sich durch große Reinheit des Farbstoffes
aus, da er nur sehr geringe Mengen von Extraktivstoffen enthält Der
geringe Gehalt an Farbstoff rührt von der Anwesenheit tonartiger Bei-
mengungen her.
2. Afrikanischer Indigo, a) Ägyptischer Indigo besteht
aus großen, würfelförmigen, leichten, trockenen, dunkelblauen Stacken
mit lebhaft glänzendem Strich und glattem Bruch.
b) Indigo von Isle de France kommt in kleinen Würfeln,
welche dem Manillaindigo ähnlich sind, in den Handel.
c) Senegalindigo kommt selten in den Handel und ist weit mehr
mit erdigen Substanzen verunreinigt als die anderen Sorten. Die nicht
verunreinigten Sorten sind sehr wertvoll.
Indigo. 1157
3. Amerikanischer Indigo, a) Guatemalaindigo bildet un-
regelmäßige Stücke von yerschiedener Gestalt und GröBe. In seinen
Eigenschaften nähert er sich dem Bengalindigo; die besseren Sorten
sind sehr oft mit geringerer Ware yermischt, so daß die Wertbestimmung
sehr schwer ist.
b) Caracasindigo ist dem Guatemalaindigo meistens gleichwertig,
jedoch weniger geschätzt als dieser.
c) Brasilindigo ist eine schlechtere Sorte, gewöhnlich schiefer-
blau, hart, rauh und ohne Glanz.
^Bestandteile. Es ist zu beachten, daß die Güte des Indigos,
sowie seine Farbstof&nenge weniger von seiner Herkunft, als von der
mehr oder weniger sorgfaltigen Art seiner Darstellung abhängt.
Indigo enthält außer dem Indigblau, Indigbraun, Indigrot Indig-
leim und Mineralstoffe. Ein guter Bengalindigo enthält etwa:
Indigblau 61,4
Indigrot 7,2
Indigbraun 4,6
Indigleim 1,5
Mineralstoffe 19,6
Wasser 5,7
100,0
Der Gehalt an Indigblau (Indigotin) variiert (abgesehen von ganz
schlechten Sorten, wie sie beispielsweise in Westafrika zuweilen sich
finden s. o.) zwischen 20 und 90 Proz. und beträgt im Mittel 40 — 50 Proz.
Das Indigrot (Indirubin) ist in Alkohol, das Indigbraun in Alkalien
löslich. Letzteres soll in Indigosorten, bei deren Herstellung Kalk ver-
wendet wurde, in größeren Mengen vorhanden sein. Um Indigblau von
den übrigen Bestandteilen des Indigos möglichst zu befreien, zieht man
den Indigleim mit verdünnter Säure, das Indigbraun mit verdünnter
Natronlauge, das Indigrot mit kochendem Alkohol der Reihe nach aus,
worauf der Indigo und der unlösliche Teil der Mineralsalze zurück-
bleiben. Oder man scheidet Indigblau und Indigrot zusammen mittels
der von Rawson (siehe weiter unten) angegebenen Hydrosulfitküpen-
methode aus und entfernt das Indigrot durch Auskochen mit Alkohol
in einem Extraktionsapparate.
Das Indigblau ist mehr oder weniger löslich in Anilin, Chloroform,
Eisessig*), Benzol, Nitrobenzol, Toluol, Phenol, Kreosot, Amylalkohol,
Aceton, Stearinsäure, Paraffin und hochsiedendem Petroleum. Nicht alle
diese Lösungen zeigen dieselbe Färbung. Während z. B. Chloroform-
und Anilinlösung indigblau gefärbt sind, besitzt die Paraffinlösung (und
») Vorschlag von Lenz (Z. f. anal. Gh. 1887, 550 u. 1890, 101).
1158 Organische Farbstoffe.
die Lösung in rauchender Schwefelsäure) die purpurrote Farbe dei
Indigdampfes, ein Verhalten, welches gewissermaßen an dasjenige des
Jods erinnert (Nietzki, Chemie d. organ. Farbstoffe. Berlin, Springer,
1889, 194). In heißer konzentrierter Kalilauge löst sich das Indigblau
mit orangegelber Farbe.
Bekannt ist das Verhalten des Indigos gegen Reduktionsmittel,
wie hydroschweflige Säure, Traubenzucker, Zinkstaub, Zinnoxydul, £isen>
ozydul (Küpenbildung), und des gebildeten IndigweiBes an der Luft
Aus dem Indigo werden verschiedene Indigaprüparate (Indigblau-
Schwefelsäure, Indigkarmin, Indigpurpur, Indigyiolett) dargestellt. Die
Indigb laus chwe feisäure erhält man durch Behandeln yon feingepul-
yertem Indigo mit rauchender Schwefelsäure oder einem Gemenge der-
selben mit englischer Schwefelsäure, bis ein Tropfen der Flüssigkeit, in
Wasser gebracht, dieses klar blau färbt, ohne noch einen unlöslichen
Niederschlag zu geben.
Wird eine Lösung der Indigblauschwefelsäure von zirka 20® Be.
stark mit Wasser verdünnt und mit einer Lösung von Soda neutralisiert
oder (und billiger) mit einer gesättigten Kochsalzlösung ausgefallt, so
entsteht indigblaudisulfosaures Natrium, Ci^^^(NtiSOi\l!^fi^ (Indig-
karmin), welches in der sulfathaltigen Mutterlauge unlöslich, in reinem
Wasser aber löslich ist. Man unterscheidet im Handel drei Sorten
Indigokarmin, welche durchschnittlich (nach Girardin, Lebens de
chim. element. 2, N 618, 216) folgende Zusammensetzimg haben:
Wasser Indigo Salze
Karmin I 89 4,96 5,7
II 85 10,02 4,8
- III 73,7 12,04 13,9
Um die Güte des Indigokarmins zu erkennen, genügt es nach
Mierzinski („Die Erd-, Mineral- und Lackfarben^, 1881, 216) eine
kleine Menge auf nicht geleimtes Papier (Filtrierpapier) zu bringen.
Ist das Produkt unrein, so wird sich bald ein grünge^bter Ring um
die Probe herum bilden. Der Ring entsteht aber nicht, wenn der
Karmin gut getrocknet war. Um nun ein gutes Resultat zu erhalt^
muß die Probe erst mit kochendem Wasser angerührt werden. Zu
besseren Resultaten gelangt man durch das Ausfallen, indem man eine
bestimmte Menge mit alaunierter und mit Weinstein gebeizter Wolle be-
handelt, welche allen blauen Farbstoff fixiert, während der grüne zurück-
bleibt und alsdann von Seide aufgenommen werden kann. Das unlieb-
same Auswittern des getrockneten Indigokarmins verhindert man durch
einen Zusatz von 3 bis höchstens 4 Gewichtsprozenten Glyzerin (auf
trockenen Indigokarmin bezogen).
Indigo. 1159
Wird 1 Teil feingepulverter Indigo in Teigform mit der 20-fachen
Menge Schwefelsäure allmählich übergössen und die Temperatur durch
äußere Abkühlung hierbei niedrig gehalten (damit größere Mengen von
Indigblaumonosulfosäure entstehen), so erhält man nach etwa y^-stün-
diger Einwirkung ein stark rotviolettes Produkt. Die Prüfung der
Farbe durch Bestreichen einer Glasscheibe, welche man gegen das Licht
hält, ist hinlänglich zuverlässig zur Beurteilung, ob das Präparat recht
ausgefallen. Man bringt nun den Brei in viel Wasser, filtriert von der
gleichzeitig gebildeten Indigblauschwefelsäure ab und erhält durch
Waschen reinen Indigopurpur. Derselbe kann beliebige Zusätze von
Orseille ertragen und gibt auf Wolle ohne jede vorherige Beize ein
schönes Violett.
Auf ähnliche Weise erhält man Indigviolett, indem man bei der
Einwirkung der Schwefelsäure, statt zu kühlen, schwach erwärmt und
dabei weniger Säure anwendet.
Wir kommen nun zur chemisch-phjsikalischen Werf/prüfwng des
Indigos.
a) Das spez. Gewicht gestattet gewisse, aber keineswegs ganz
sichere Schlüsse auf den Farbstoffgehalt des Indigos. G. Leuchs (J. pr.
Gh. 4, 349) stellt hierfür folgende Tabelle auf:
Spez, Gewicht.
Farbstoff.
1,324
56—56,5 Proz.
1,332
55
1,343
54,5
1,350
53
1,372
49,5—52 -
1,371
49
1,351
47
1,364
46,5
1,381
44
1,384
43
1,412
40
1,432
39
1,437
37
1,455
30,5
Die hier mitgeteilten Zahlen stellen, was wohl zu beachten, das
Mittel aus einer Reihe erhaltener Zahlen vor.
b) Feuchtigkeit. Trocknen bei 100°. Ein guter Indigo verliert
hierbei 3 — 7 Proz.
c) Asche, lg getrockneter Indigo wird im Platintiegel verascht.
Der Aschengehalt des Indigos ist zwar sehr wechselnd, doch macht
1160 Organische Farbstoffe.
ein Gehalt von mehr als 10 Proz. denselben einer Fälschung mit mine-
ralischen Stoffen (Kreide, Kalk, Bleiasche, Sand, gepolyertem Schiefer,
Graphit u. dergl.) Yerdächtig. Zum Nachweis derselben schlämmt man
eine Portion feingepulverten Indigo in einem größeren Kelcfaglase und
prüft nach bekannten Methoden einen etwa entstehenden Bodensatz.
Guter Indigo muß auf Wasser schwimmen und sich in demselben völlig
zerteilen lassen, ohne einen erdigen oder sandigen Bodensatz zu geben.
d) Fremde organische Beimengungen. Mit wenig Wasser
verrieben, darf Indigopulver keine schleimige Flüssigkeit (Gummi,
Dextrin) geben und seine Lösung in Salpetersäure muß auf Zusatz von
Jodkalium klar bleiben (Bläuung zeigt Stärke an). Hin und wieder
enthält der Indigo eine Beimengung von Blauholzlack. Sehr oft wird
nach Mierzinski („Die Erd-, Mineral- und Lackfarben^, 1881, 200)
das Pulver eines guten Indigos in die Suronen einer schlechteren Sorte
geschüttet, damit sie durch Umhüllung mit einem besseren Indigo dessen
äußeres Ansehen gewinnen soll. £s sind sogar Fälle vorgekommen, wo
man in den Suronen eines Guatemalaindigos nachgemachten Indigo aus
Erde und Indigostaub fand.
Nach H. Quant in konnte in einer aus Kalkutta bezogenen Probe
Indigo ein Oxalsäurezusatz festgestellt werden, welcher die Ware
bei der Indigobestimmung nach der Permanganatmethode höher pro-
zentig erscheinen lassen sollte (Ann. Chiim. anal. appl. 7, 256 — 57. Ch.
Gentralbl. 1902 (II); 547).
Wertbestimmung des Indigos durch Probefärben, von
Cochenhausen (Muspratts Chemie, 3. Aufl. III, 121) gibt hierza
folgende Anleitung:
Man verwandelt 1 g reines Indigblau durch Behandeln mit 20 bis
25 g konzentrierter Schwefelsäure in Indigblausulfosäure und verdünnt
mit Wasser auf 1 Liter. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14.
15, 16, 17, 18, 19, 20 ccm dieser Lösung bringt man in 20 Kochgefaße,
setzt 500 ccm Wasser hinzu und färbt in jedem dieser 20 Farbbäder,
unter allmählicher Erhöhimg der Temperatur bis zum Kochen, eine
Probe von Wollen gam oder eines feinen Wollengewebes, welche genaa
5 g wiegt und vor dem Ausfärben sorgfältig mit einer Lösung von 10 g
kohlensaurem Ammonium in 1 Liter Wasser von 30 — 40^ C. entfettet
und hierauf gewaschen worden ist. Nach ^^ Stunden werden die Master
aus den Farbbädem, welche nun fast vollständig entfärbt sind, genommen
und, nachdem sie kalt geworden sind, mit reinem Wasser gewaschen
und im Schatten getrocknet. Diese Muster bilden nebeneinander gelegt
eine Farbenskala, welche, vor Licht und Luft geschützt, längere Zeit
unverändert bleibt. Wenn man nun 1 g einer guten Durcbschnittsprobe
eines zu untersuchenden Indigos in Indigblausulfosäure verwandelt, dss
Indigo. 1161
Produkt in 1 Liter Wasser löst und 5 g Wollengam oder eines feinen
Wollengewebes mit 20 ccm dieser Lösung ausfärbt, so kann man bei
einiger Übung leicbt finden, mit welchem Muster der Farbenskala das
gewaschene und getrocknete Muster eine übereinstimmende Färbung be-
sitzt. Wenn z. B. das Muster in seiner Färbung mit No. 13 der Skala
übereinstimmt, so haben 20 ccm des zu untersuchenden Indigos den-
selben Wirkxmgswert gehabt, wie 13 ccm einer mit reinem Indigblau
hergestellten Lösung; der untersuchte Indigo enthält daher 65 Proz. reines
Indigblau.
Indessen wird eine solche Farbenskala, zu deren Herstellung Färb-
stofimengen yerwendet wurden, welche eine arithmetische Reihe
bilden, nicht dasjenige Yorstellen, was der Färber als eine Schattierung
bezeichnet. Wenn die Skala gleichmäßig schattiert sein soll, so müssen
die zu ihrer Herstellung verwendeten Farbstoffmengen eine geometrische
Reihe bilden. Man Terdünnt eine Lösung von Indigblausulfosäure, welche
aus 0,2 g Indigblau dargestellt worden ist, auf 1000 ccm und färbt ein
Muster Yon 5 g Wollengarn mit 100 ccm dieser Lösung. Bas hierbei
erhaltene Farbmuster zeigt den dunkelsten Farbenton der Skala und
ist mit 20 mg Farbstoff geförbt worden. Hierauf verdünnt man 800 ccm
der übrig gebliebenen Farbstofflösung auf 1000 ccm und f^rbt mit
100 ccm dieser Lösung ein zweites Gammuster von 5 g Gewicht; das-
selbe ist nun mit ^/iq der Farbstof&nenge gefärbt, welche zur Herstellung
des dunkelsten Musters verwendet worden ist. 800 ccm der übrig ge-
bliebenen Indigolösung werden abermals mit Wasser auf 1000 ccm ver-
dünnt, mit 100 ccm dieser Lösung, welche 12,8 mg ^ ®/io ' 1^ ™g Indigo
enthält, wird das dritte Muster gefärbt usw.
Soll entschieden werden, welche von vorliegenden Sorten Indigo
mit Berücksichtigung des Preises am rentabelsten ist, so verwendet man
zum Probefärben nicht gleich große Farbstoffinengen, sondern diejenigen
Mengen, welche gleichen Preisen entsprechen. Wenn z. B. von . folgen-
den vier Indigoproben
Preis pro 1 kg
1. Java 12 Mark.
2. Bengal .... 11 -
3. Kurpah I ... 7,8 -
4. Kurpahll ... 6,6 -
je 1 g mit konzentrierter Schwefelsäure in Indigblausulfosäure verwandelt
und das Produkt auf Liter verdünnt worden ist, so müssen, wenn die
Preise dem Gehalte an Indigblau entsprechen, 11 ccm Java, 12 ccm
Bengal, 16,9 ccm Kurpah I und 20 ccm Kurpah II übereinstimmende Färbe-
resultate geben. Wenn dieses nicht der Fall ist, so wird man leicht ent-
scheiden können, welche der Proben die preiswerteste ist.
1162 Organische Farbstoffe.
J. Großinann (Österr. Wollz. 1897, 1076; Fischer, Jahresb.
1897, 630) unterwirft den Indigo, bevor er ihn behufs Vornahme des
Probefärbens in Karmin umwandelt, einer Reinigung durch Behandeln
mit heii3er Salzsäure und Natronlauge.
B. W. Gerland (Joum. Soc. Chem. Ind. 11», 15) fuhrt den Indiffo
mit Schwefelsäure (1,67) bei 100® zunächst in die unlösliche Indigo-
monosulfosäure und diese durch konzentrierte Schwefelsäure bei HX)^ in
die lösliche Disulfosäure über. Ist die Lösung der letzteren dunkel ge-
färbt, so empfiehlt es sich, den Indigo vor dessen Anwendung zur Analyse
mit Salzsäure und Wasserstoffsuperoxyd zu reinigen.
Eolorimetrische Prüfung. Nach W. F. Koppeschaar') hat
sich die Gewinnung des Indigos in den letzten Jahren derart verändert,
daß die bisherigen Untersuchungsmethoden ihre Brauchbarkeit Terlieren.
Die jetzige Handelsware enthält viel mehr, bisweilen bis über lO^o*
Indigorot als die frühere. Deshalb ist neben der Bestimmung des Indigo-
blaus auch die des Indigorots notwendig. Zu diesem Zwecke schlägt
er folgende Verfahren vor.
1. Bestimmung von Indigblau in Indigosorten, welche
wenig Indigrot enthalten. 0,5 g des fein zerriebenen und ganz
durchgesiebten Indigomusters werden mit 25 ccm reiner Schwefelsäure
im Kölbchen unter zeitweiligem Umschütteln 6 Stunden bei höchstens
60® digeriert, in 250 ccm -Meßkolben aufgefüllt und unter Verwerfung des
zuerst Durchgehenden filtriert, 25 ccm des Filtrates werden im Becher-
glas mit 75 ccm gesättigter Kochsalzlösung vermischt, das gefällte Indigo-
karmin abfiltriert, mit gesättigter Kochsalzlösung ausgewaschen, in 500 ccm
Meßkolben mit siedend heißem Wasser gelöst und bis zur Marke auf-
gefüllt. In der Lösung ist das Indigblau mit dem Kolorimeter von
Laurent gegen eine reine Indigotinlösung von 0,1 g in 1 1 mit großer
Genauigkeit bestimmbar.
2. Bestimmung von Indigblau und Indigrot in natür-
lichem (und synthetischem) Indigo. Sie beruht auf der Lösiich-
keit von Indigrot und Indigbraun in Essigsäure, worin Indigblau
unlöslich ist, und darauf, daß erstere bei Verdünnung oder teilwei^er
Neutralisation wieder gefallt werden. 0,5 g der fein gepulverten Durch-
schnittsprobe werden in einem Erlenmeyer-Kolben von 8 — 9 cm Durch-
messer mit 100 ccm Eisessig eine Stunde lang bei 100^ auf dem Wasse^
bade erhitzt, wobei das Indigrot in Lösung geht. Hierauf legt man den
Kolben so schief, daß die Flüssigkeit bis an den Rand reicht, und filtriert
nach dem Erkalten, sobald sich alles Unlösliche abgesetzt hat. Der
^) Z. f. anal. Ch. 8S, 1. S. auch: P. T. Hazewinkel (Ein neuer Indigo,
dessen Analyse and die des Indigorein B. A. S. F.); Oheni.-Ztg. 1900, 339.
Indigo. 1163
zur Filtration verwendete Trichter soll einen Durchmesser von 8 cm
haben; der untere Teil des Halses wird mit etwas Glaswolle ausgefällt,
darauf folgen bis etwa 1 cm unter den konischen Teil des Trichters
sandkomgroße Bimssteinstückchen und auf diese, als eigentliches Filter,
eine Schicht ausgeglühten, wolligen Asbests, welchen man sanft andrückt.
Beim Filtrieren muß sehr vorsichtig verfahren werden, so daß zunächst
kein ungelöster Indigo in den Trichter gelangt. Es gelingt das Abgießen
der Lösung des Indigrots bis auf 6 ccm Flüssigkeit, die man bei einem
geringen Gehalte der Probe an Indigrot vernachlässigen kann; andern-
falls fügt man zum Rückstand im Kolben noch etwas Eisessig und
gießt die Flüssigkeit so gut wie möglich von dem Ungelösten in den
Trichter ab. Nach erfolgter Filtration werden Bimsstein und Glaswolle
aus dem Trichterhals entfernt, das . Asbestfilter mittels Glasstab aus
dem umgestülpten Trichter in den Kolben gestoßen und der Trichter
schließlich mit 50 ccin reiner Schwefelsäure in den Kolben nachgespült.
Durch zweistündiges Erwärmen des Kolbeninhaltes auf 70° verwandelt
man das Indigblau in die Sulfosäure, gießt deren Lösung in einen
250 ccm-Meßkolben und füllt nach dem Erkalten bis zur Marke mit
Wasser auf. 25 ccm dieser Lösung werden auf 500 ccm verdünnt; in
dieser Flüssigkeit wird der Gehalt an Indigblau kolorimetrisch bestimmt.
Zur Herstellung der Yergleichsflüssigkeit (0,1 g Indigotin auf 1 1) ver-
wendet man reinen Indigo (Fabrikat der Badischen Anilin- und Soda-
fabrik), welcher bei 100° Init Eisessig behandelt, dann abfitriert und
getrocknet wird. Für die Bestimmung des Indigorots wird die Lösung
benützt, welche bei Behandlung des Indigos mit Eisessig erhalten
wurde. 5 bis 25 ccm derselben werden in einem Becherglase teilweise
mit Natronlauge neutralisiert (5 ccm der Eisessiglösung erfordern
12 ccm einer 20-proz. Natronlauge), wodurch sich das Indigrot ab-
scheidet. Der Niederschlag wird abfiltriert, mit 5-proz. Natronlauge
(zur Entfernung des Indigbrauns) gewaschen und in getrocknetem
Zustande samt Filter in einem 50 ccm - Meßkolben mit Eisessig ge-
schüttelt und die entstandene Indigrotlösung kolorimetrisch bestimmt.
Als Yergleichsflüssigkeit dient eine Lösung, welche im Liter 0,05 g In-
digrot enthält. (Das reine Indigrot bereitet man sich aus fein zer-
riebenem Javaindigo durch Erhitzen mit Eisessig und darauf folgendes
y erdünnen der von Indigblau abfiltrierten Lösung mit Wasser, wodurch
das Indigrot abgeschieden wird. Der Niederschlag wird abfiltriert und
zur Entfernung des Indigbraun mit Natronlauge gewaschen. Durch Sub-
limation bei niedrigem Druck läßt sich das so erhaltene Indigrot leicht
reinigen.)
Beträgt der Gehalt eines Indigos an Indigrot mehr als 10 Proz.,
so muß die Lösung des letzteren mit dem gleichen Volumen Eisessig
1164 Organische Fttrbstoffe.
Yerdünnt werden. Ist der Gehalt an Indigrot sehr gering, so wird di^
Vergleichslösung in entsprechender Weise yerd&nnt.
Zur Bestimmung des Indigrots im synthetischen Indigo irer-
den nur 0,1 g angewandt, im übrigen yerfahrt man genau gleich, nur
wird die Normallösung aus synthetischem Indigrot hergestellt.
Für die kolorimetrischen Methoden ist es nach Brylinski
(Bull. Soc. Ind. Mulh. 1897, 382) notwendig, eine Lösung YOn rein blauer
Farbe, d. h. eine Lösung, welche ausschließlich Disulfosäure enthält, an-
zuwenden. Zu deren Darstellung yerfährt man, wie folgt.
Man gibt in einen Rundkolben:
1 g Indigo
20 g Glaspulver
20 ccm H,SO^ 66*> Be.
5 ccm Oleum ä 25 Proz. SOj-Gehalt,
verschließt und läßt unter öfterem Schütteln 48 Stunden bei gewöhn-
licher Temperatur stehen.
Man kann auch in kürzerer Zeit (sechs Stunden) sulfonieren, in-
dem man
1 g Indigo und
20 g Glaspulver mit
25 ccm HjSO^ 66° Be. auf 100» erhitzt.
Auf diese Art erhält man ausschließlich Sulfosäure, die sich in Wasser
mit blauer Farbe löst.
Eine solche Lösung empfiehlt sich auch für die titrimetrischen Me-
thoden, weil der violette Stich, den Tri- und Tetrasulfosäuren in wäßriger
Lösung zeigen, die Deutlichkeit des Farbenumschlages vermindert.
Indigotinbestimmung nach Ulzer (Mitt. technol. Gew.Mus. Wien
1892, 214). .
1 g fein gepulverter Indigo wird mit 50 ccm 5-proz. wäßriger
Natronlauge und 10 ccm WasserstofFsuperoxydlösung versetzt und während
10 Minuten zum Sieden erhitzt. Nach dem Erkalten wird mit Wasser
auf das doppelte Volumen verdünnt und durch 'ein getrocknetes und ge-
wogenes Filter, dessen Durchmesser 10 — 12 cm beträgt, filtriert. Sollte
zu Anfang die Flüssigkeit trüb durchlaufen, so genügt in der Regel ein
zweites Aufgießen, um sie zu klären. Der mit warmem Wasser, dann
mit verdünnter Salzsäure (1 : 10), hierauf abermals mit Wasser und zu-
letzt mit siedendem Alkohol gewaschene Niederschlag wird bei 100'
getrocknet und gewogen. Das Waschen mit Alkohol ist so lange fort-
zusetzen, bis das Filtrat nicht mehr braun oder rot, sondern blaßblso
gefärbt abläuft. Das getrocknete Indigotin wird verascht und die ge-
ringe Aschenmenge in Abzug gebracht!
Indigo. 1165
E. Stolba (Dy. Calic. Printer; Färberztg. 1894/95, 110) verfährt
ähnlich. Er extrahiert mit Salzsäure, wäscht mit Ammoniak, dann mit
Alkohol, wiegt und verascht.
Vo eller (Zeitsch. f. angew. Chem. 1891, 110) ermittelt in dem zu-
vor chemisch gereinigten Indigo den Stickstoff nach Kjeldahl imd
berechnet durch Multiplikation der gefundenen Zahl mit 9,36 das
Indigoblau.
Bestimmungen des Indigotingehaltes durch Sublimation sind trotz
guter Resultate, die Tennant (Joum. Amer. Chem. soc. 6, 185; Chem.
Ind. 7, 297) erhalten haben will, der Unsicherheit wegen nicht zu
empfehlen.
Die Extraktions methode beruht auf der Behandlung einer ge-
wogenen Probe des Indigos mit einem geeigneten Lösungsmittel und Ab-
wiegen des aus der erhaltenen Lösung krystallisierten Indigotins.
Honig (Zsch. f. angew. Chem. 1889, 280) extrahiert den mit Bims-
steinsand gemengten Indigo in einem besonderen Extraktionsapparat ^)
mit Anilin oder Nitrobenzol. Das aus der eingemengten Lösimg nahezu
vollständig in Krystallen ausgeschiedene Indigotin wird nach dem Ver-
dünnen der konzentrierten Lösung mit dem 5 — 6-fachen Volumen Alko-
hol gewogen und aus dem erhaltenen Gewicht und unter Berücksichti-
gung des Lösungskoeffizienten des Lösungsmittels für Indigoblau der
Gehalt berechnet.
J. Schneider (Zsch. f. anal. Chem. 34, 347; Kl aus er, Osterr.
Chem.-Ztg. 1899, 521) gewinnt aus der zu untersuchenden, Probe den
Farbstoff durch Extraktion mit kochendem Naphthalin und tronnt dieses
dann von er^terem dur<?h Äther.
Brandt (Rev. intern. Falsific. 10, 130) ersetzt in Schneiders
Verfahren das Naphthalin durch Anilin, da beim Filtrieren der ätheri-
schen Naphthalinlösung Naphthalin leicht auskrystallisiert und große
Mengen Äther zum Auswaschen nötig sind. Man extrahiert 0,2 g Indigo
im Soxhlet-Extraktor 7, — 1 Stunde mit Anilin und läßt erkalten.
Das Indigotin krystallisiert aus. Dann setzt man Wasser und Salz-
säure zu, um alles Anilin in Lösung zu bringen, filtriert durch ein
tariertes Filter, wäscht mit heißem Wasser bis zum Verschwinden der
Chlorreaktion und schließlich mit Alkohol, der höchstens 0,5 Proz. des
Gesamtindigotins löst.
Nach A. Brylinski (Bull. Soc. Ind. Mulh. 1898, 33) ist die Be-
Stimmung des Indigotins durch siedendes Anilin mit zwei Fehlerquellen
behaftet.
0 Geliefert von der Firma J. W. Rohrbecks Nachfolger, Wien, K&mtner-
straße 59.
1166 Organische Farbstoffe.
Emmal wird durch länger dauernde (3 — 4 Stunden) £in^
von Anilin ein Teil des Indigotins zerstört (bis zu 30 — 40 Praz.) und
andererseits enthält das aus Anilin krystallisierte Indigotin molekular
gebundenes Anilin (zirka 10 Proz.). Da Brandt nur zirka '/, Stande
kocht, so können sich bei seiner Arbeitsweise die beiden Fehler ungefiJir
ausgleichen, so daß das Endresultat ein genügend genaues ist.
Das Verfahren Ton B. W. Gerland (Joum. Soc. Chem. Ind. IS,
15) beruht auf der Anwendung von Nitrobenzoldämpfen.
Zur Extraktion hat er einen besonderen Apparat zusammen-
gestellt, der die Extraktion und Erystallisation des Indigotins in einer
halben Stunde ausführen läßt. Aus der erkalteten Lösung scheidet
sich das Indigotin in feinen Krystallen aus. Nur eine Kleinigkeit
davon bleibt in Lösung und dieser Fehlerquelle weicht Gerland da-
durch aus, daß er das Nitrobenzol vor dem Gebrauche kalt mit Indigo-
tin sättigt.
Die Indigotinkrystalle enthalten noch 3-^ Proz. Unreinigkeiten^
die ihnen durch Behandeln mit Salzsäure oder besser mit Salzsäure und
Wasserstoffsuperoxyd entzogen werden, bevor man sie wiegt.
Nach Gerland ist diese Bestimmung mit einem Fehler von 0,1
bis 0,2 Proz. behaftet, weil das Indirubin in kaltem Nitrobenzol etwas
leichter löslich sei als das Indigotin.
(Nach Rawson (Joum. Dyer and Col. 1896, 83) ist Indirubin
nicht nur etwas, sondern ziemlich viel leichter löslich in kaltem
Nitrobenzol , als das Indigotin ; er glaubt deshalb, daß der Fehler
größer sei.)
A. Brylinski (Bull. Soc. Ind. Mulh. 1898, 37; Rev. gener. Mat
Color. 1898, 52) schlägt als Lösungsmittel Eisessig vor. Das Prinzip
der Methode beruht auf der Tatsache, daß Eisessig bei Siedehitze be-
trächtliche Quantitäten von Indigotin zu lösen vermag, während 20
bis 30-proz. Essigsäure bei gewöhnlicher Temperatur davon nichts auf-
nimmt. Die Operation wird in einem Soxhlet ausgeführt und hat aller-
dings den Nachteil, ziemlich viel Zeit in Anspruch zu «nehmen. Um
0,150 g Indigo zu erschöpfen, bedarf es eines fünfstündigen Kohobierens.
Ist die Extraktion beendet, so gießt man die Eisessiglösung in ein
Becherglas und verdünnt mit dem vierfachen Gewicht kalten Wassers.
Der Niederschlag wird auf ein tariertes Filter gebracht, mit kochendem
Wasser, dann mit Alkohol und Äther gewaschen, bei 110** getrocknet
und gewogen.
Eine neue Methode zur quantitativen Bestimmung des
Indigos in Substanz und auf der Faser wird von R. Möhlau
und M. R. Zimmermann folgendermaßen beschrieben (Z. f. Farben- u.
Text.-Ch. 1903, 189):
Indigo. 1167
Ausführung der Methode: Man wiegt 0,1 g pulverisierten und
durch Seidensieb No. IO-t-16 gebeutelten Indigo in einem Glaskörbchen
Ton 100 ccm Kapazität ab, gibt einige böhmische Granaten hinzu, über-
gießt ihn mit 50 ccm Essigschwefelsäure (Mischung von 100 ccm Eis-
essig und 4 ccm konzentrierter Schwefelsäure) und erwärmt auf dem
lebhaft siedenden Wasserbade während 15 Minuten unter zeitweisem Um-
schwenken. Die Lösung wird durch ein gehärtetes und mit Essig-
schwefelsäure getränktes Papierfilter von 10 ccm Durchmesser oder
durch einen Neubauerplatintiegel in ein Becherglas von 300 ccm Inhalt
filtriert und das Kölbchen und das Filter bezw. der Tiegel mit warmer
Essigschwefelsäure ausgespült und ausgewaschen, bis der Ablauf farb-
los ist. Hierzu werden weitere 50 ccm gebraucht. Dem Filtrat fügt
man noch 50 ccm Essigschwefelsäure hinzu, erhitzt es auf 70^ und
mischt es unter heftigem Rühren mit dem Glasstab anfangs tropfen-
weise, nach begonnener krystallinischer Abscheidung des Indigblaus in
dünnem Strahl mit 100 ccm siedend heißem Wasser. Nach freiwilligem
Erkalten wird die Mischung durch einen gewogenen Neubauerplatin-
tiegel oder durch ein bei 105^ getrocknetes, gewogenes Filter aus ge-
härtetem Papier filtriert. Der Filterrückstand wird erst mit 50 ccm
heißer verdünnter Salzsäure (1 : 10), dann mit 50 ccm heißem Wasser
und schließlich mit 2 bezw. 5 ccm 95-proz. kaltem Alkohol aus-
gewaschen und der Tiegel bezw. das Filter bei 105® während einer
Stunde getrocknet und dann gewogen.
In dem so erhaltenen Indigblau ist noch zirka 0,2 Proz. Asche
enthalten, welche durch Glühen bestimmt werden kann und bei Natur-
indigo zu berücksichtigen ist. Bei synthetischem Indigo konmit sie
nicht in Betracht, weil nur der dritte Teil davon in Rechnung zu setzen
ist (s. später).
In dieser Form ist die Methode exakt für die Bestimmung des
Indigoblaugehaltes im Naturindigo.
Bei der Analyse syntheHachen Indigoa ist zu berücksichtigen, ^^
daß er 3 — 10 Proz. roten Farbstoff enthalten kann und daß nur 75 Proz.
des letzteren beim Ausfällen des Blaus in Lösung bleiben. Der genaue
Indigblauwert wird dadurch erhalten, daß man den Analysengang mit
dem gereinigten Indigblau so oft wiederholt, bis nicht mehr ein rot
gefärbtes, sondern ein farbloses Filtrat erhalten wird.
Einfacher gelangt man zum genauen Indigblauwert auf rechneri-
schem Wege dadurch, daß man zum analytisch ennittelten Indigblau-
wert eine Summe addiert, welche sich zusammensetzt aus den für
Feuchtigkeit, organische Fremdkörper imd für Asche ermittelten Werten.
Die Differenz der Gesamtsumme von 100 entspricht 75 Proz. des roten
Begleitfarbstoffes.
1168 Organische Farbstoffe.
Der wahre Indigblangehalt ergibt sich daher nach Abzug des
dritten Teiles dieser Differenz vom analytisch ermittelten Indigblaawert.
Der Feuchtigkeitsgehalt berechnet sich aus der Differenz der
Wägungen von 0,5 g Indigo vor und nach zweistündigem Trocknen bei
105^; der Aschengehalt aus der Differenz der Wagungen von 0,5 g
bei 105^ getrocknetem Indigo vor und nach dem Glühen im PlatintiegeL
Das Gewicht der unlöslichen organischen Fremdkörper
wird zweckmäßig im Neubauerplatintiegel bestimmt. Der im Tiegel
bleibende Rückstand ist dann nur noch mit heißem Wasser auszu-
waschen und der Tiegel während einer Stunde bei 105^ zu trocknen
und zu wägen. Da dieser organische Rückstand aschehaltig ist, so er-
gibt der Glühyerlust seinen ricbtigen Wert*).
Von der großen Anzahl der Reduktions- und Oxydationsmethoden ')
heben wir hier nur einige wenige entweder ganz zuverlässige oder rasch
ausführbare hervor.
MedukiionS'(JBiüpen^)Meihodetu Sie lassen im allgemeinen den
Gehalt an Indigfarbstoff zu niedrig finden infolge zu weitgehender
Reduktion des Indigweiß, wobei sich teilweise in Indigblau nicht zurück-
zuoxydierende Yerbindungen bilden. Alle Küpenmethoden, bei welchen
Alkohol (worin Indirubin löslich ist) zur Verwendung kommt (wie z. B.
bei der von Rau [Joum. Amer. Chem. soc. 1885, 16] modifizierten
Fr itsch eschen Methode), teilen mit der oben erwähnten Extraktions-
methode von Honig den Nachteil, daß das Indigblau allein zur Be-
stimmung gelangt. Die Reduktionsmethoden eignen sich aber — sofern
man nur Indigblau und Indigrot zusammen bestimmt, event. kann man
ja noch nachträglich das letztere durch Extraktion des gewogenen G^
Samtniederschlages mit Alkohol in einem Extraktionsapparat bestimmen
— ganz gut zur Prüfung des Indigos, der ebenfalls in Eüpenform Ver-
wendung findet. Wird er dagegen zur Herstellung von Karmin etc. be-
nutzt, so sind die Oxydationsmethoden am Platze.
Eine rasche Bestinmiung gestattet das Verfahren von Owen
(Joum. Amer. Chem. soc. 1889, 178). Man wägt auf einem Uhrglase 1 g
^) Grandmoagin hält diese Methode in der Praxis für Dicht anwendbar.
(Z. f. Farben- u. Textil-Ch. 2, 276.)
') Eine sehr eingehende Zusammenstellung und kritische Beleuchtung der
verschiedenen Methoden zur Wertbestimmung des Indigos hat von Cochen-
hansen in der Leipziger Monatsschrift f. Textilindustrie (1888| No. 8 bis 10)
gegeben. (Vergl. auch desselben Verfassers Zusammenstellung der Indigobestim-
mungs-Methoden in Muspratts Chemie, Braunschweig, Vieweg 1889, IIL Bd.
3. Lief. 153 — 162). Auch Rawson hat eingehende kritische Besprechungen der
verschiedenen Indigomethoden veröffentlicht. (Chem. News 1885, 255; 1888, 7,
19, 29, 34.)
Indigo. 1169
fein gepulverten Indigo ab, trocknet bei 100^, reibt den Farbstoff mit
Wasser zu einer sehr dünnen Paste und spült dieselbe in einen Y^ Liter-
MeBkolben. Alsdann fügt man 3g Zinkstaub und 6 g Ätznatron hinzu
und füllt bis wenig oberhalb der Marke auf, da das Volumen in ein
bis zwei Stunden sich etwas verringert. Man schüttelt den Kolben
zeitweise. Bei zu weitgehender Reduktion (die also die Bestimmung
entschieden zu niedrig ausfallen lassen würde) zeigen sich in der gelben
Flüssigkeit rötliche oder bräunliche Streifen. Wurde zuviel Zink ge-
nommen, so tritt Schaum auf. Nach beendeter Reduktion hebt man
50 ccm der klaren Flüssigkeit ab, läßt dieselben 74 Stunde an der Luft
sich oxydieren, säuert dann mit Salzsäure an, filtriert durch ein bei
100° gewogenes (resp. mit einem gleich schweren anderen tarierten)
Filter, wäscht sorgfältig aus, trocknet bei 100® und wägt.
Will man den Indigo mittels einer Eüpenmethode möglichst genau
bestimmen, so wendet man das Verfahren von Rawson in seiner neueren
Modifikation (Chem. News 1888, 7, 19, 29 und 34) an. Man bedarf
hierzu zunächst einer Hydrosulfitlösung. Man füllt eine Flasche von
etwa Yio Liter Inhalt mit gedrehtem Zinkblech, das man mit einer
Natriumbisulfitlösung vom spez. Gew. 1,30 übergießt. Nach etwa ein-
stündigem Stehen der verkorkten Flasche ist der Geruch nach schwef-^
liger Säure verschwunden, worauf man die Flüssigkeit dekantiert imd
in einer Flasche mit 1 Liter Wasser, das ungefähr 10 g frisch gelösten
Kalk suspendiert enthält, gut mischt. Die geklärte Flüssigkeit hebert
man ab und überschichtet sie mit Petroleum.
Nun bringt man 1 g mit Wasser zu einer dünnen Paste verriebenen
Indigos in einen Glaskolben und fügt 500 — 600 ccm Kalkwasser zu.
Der Kolben ist mit einem vier Durchbohrungen tragenden Kautschuk-
stopfen verschlossen. Durch die eine Durchbohrung geht ein mit Quetsch-
hahn verschließbarer Heber, durch die zweite die Röhre eines Hahn-
trichters und die beiden anderen dienen zum Ein- und Ableiten von
Steinkohlengas. Nachdem man mit dem Zuleiten des Gases begonnen
hat, erhitzt man die Flüssigkeit auf etwa 80^, läßt durch das Trichter-
rohr 100 — 150 ccm Natriumhydrosulfitlösung zufließen und erhitzt 7, St.
lang bei einer dem Siedepunkt naheliegenden Temperatur. Hierauf läßt
man absitzen, hebert 500 ccm ab und ermittelt genau das Volumen der
rückständigen Flüssigkeit.
Die .500 ccm Flüssigkeit werden nun in einen Erlenmeyerschen
Kolben gebracht und 20 Minuten Luft hindurchgesaugt, welche das
überschüssige Hydrosulfit zu Sulfit, das Indigweiß zu Indigblau oxydiert.
Man fügt noch Salzsäure hinzu, um etwa gebildeten kohlensauren Kalk
in Lösung zu bringen, filtriert den aus Indigotin und Indigrubin be-
stehenden Niederschlag auf einem bei 100^ gewogenen, resp. mit einem
UnterBuchtmgen. 5. Aufl. III. 74
XI 70 Organische Farbstoffe.
gleich schweren zweiten Filter tarierten Filter, wäscht sorg<ig aus,
trocknet und wagt.
Enthält die mit Hydrosulfit zu titrierende Indiglösung Eisenoxyd,
so fallen die Resultate zu hoch aus. Die Methode gibt sehr gate Re-
sultate, erfordert aber besondere Aufi:nerksamkeit.
Ein ähnliches Verfahren empfiehlt M. Allhausse (Zsch. f. angew.
Chem. 1898, 288).
Brylinski (Bull. Soc. Ind. Mulh. 1897, 67, 336) macht den Vor-
schlag, den zu untersuchenden Indigo zunächst zu sulfieren und die
Karminlösung mit einer Hydrosnlfitlösung von bekanntem Wirkungs-
werte zu titrieren. Über die Ausfuhrung macht er folgende Angaben.
Man yerdünnt Bisulfit des Handels bis zu 1,25 spez. Gew., gibt
davon 100 ccm in einen Kolben, schüttelt 5 Minuten mit 20 g Zinkstaub
um, verdünnt auf 1 Liter, neutralisiert mit Kalk und filtriert rasch« Für
den Gebrauch verdünnt man auf y^.
Der Apparat besteht aus einer dreifach tubulierten Flasche; in die
erste Ofbimg gibt man einen Scheidetrichter; durch die zweite wird ein
Glasrohr eingeführt, das durch einen mit Quetschhahn versehenen Kaut-
schukschlauch in Verbindung mit der Bürette steht; die dritte ist mit
einem doppelt durchbohrten Kautschukstopfen versehen, der die Einfuhr
von Leuchtgas und die fortlaufende Zirkulation desselben im Apparat
gestattet. Das austretende Gas wird in irgend einem Brenner verbrannt
Man bringt in den Apparat eine bestimmte Menge von Indigo-
karmin, den man durch tropfenweises Hinzufliefienlassen von Hydrosulfit
genau reduziert. Daim läßt man durch den Scheidetrichter eine ge-
messene Menge von Indigo-Typ-Lösung in den Apparat eintreten und
bestimmt die Menge Hydrosulfit, welche zur Reduktion derselben er-
forderlich ist. Z. B.:
25 ccm Indigo rein') verlangen 10,1 ccm Hydrosulfit
25 - - käuflich») - 4,7 -
somit sind 47 Proz. Indigo-Typ im Handelsindigo enthalten.
Diese Methode bietet zwei Unbequemlichkeiten: das Arbeiten im
Leuchtgasstrome und die große Unbeständigkeit der Hydrosulfitlösung,
die an der Luft den Titer sehr schnell ändert.
G. Engel (Bull. Soc. Ind. Mulh. 1897, S. 337; 1895, S. 61) hat
ebenfalls eine Titriermethode ausgearbeitet. Der Indigo wird in Kannin
übergeführt und dann mit einer Vanadylsulfatlösung, deren Titer be-
stimmt ist, titriert.
Eine Lösung von Vanadylsulfat absorbiert Sauerstoff der Luft,
auch ändert sie schnell den Titer beim Aufbewahren in einer nicht
^) 2 g Indigo im Titer in Form von Solfosänre.
Indigo.
1171
ganz gefüllten, selbst yerschlossenen Flasche. Beim Übergießen aus der
Flasche in die Bürette wird der Titer ebenfalls beträchtlich verändert.
Man muB, am diesen Eventualitäten zu entgehen, im Eohlensäurestrome
arbeiten.
Bereitung der Yanadlösung. Man löst unter gelindem Er-
wärmen 10 g vanadinsaures Ammoniak in 100 g Schwefelsäure von
66 0 B6., gießt die rote Flüssigkeit in 2 Liter Wasser von 50 » C, fügt
50 g Zinkstaub hinzu und schüttelt um, bis eine blauviolette Färbung
entstanden ist. Barauf wird filtriert und erkalten gelassen.
Fig. 117.
Fig. 116.
— ^
Man gibt ein bestimmtes Yolumen der Indigolösung in einen Erlen-
meyerkolben mit seitlichem Ansatzrohr, der durch einen doppelt durch-
bohrten Kork verschlossen ist: in die eine Bohrung ist ein enges Glas-
rohr eingesetzt, welches durch einen mit Quetschhahn versehenen Eaut-
schukschlauch mit der Bürette in Verbindung steht; durch die andere
ist ein gebogenes Olasrohr geführt, welches die eintretende Kohlensäure
auf den Boden des Kolbens leitet.
Als Bürette wird diejenige von Dupre benutzt (s. Fig. 117).
Trotz der scheinbaren Kompliziertheit eignet sich dieser Apparat doch
sehr gut für derartige Titrationen. In die Bürette wird ebenfalls
Kohlensäure eingeführt, wodurch der Titer, insofern die Kohlensäurezufuhr
fortdauert, unverändert bleibt.
74»
1172 Organische FariMtoffe.
Ausführung der Titrierung. Man stellt sich zonichst mit mög-
lichst reinem Indigo eine Typlösang dar, die man mit Permanganat-
lösung titriert. Für reinen Indigo gibt diese Methode bekanntermaßen
gute Resultate. Diese Indigolösung dient zur Titerstellung der Vaiiadvl-
sulfatlösung.
Zur Vorsicht wird die Kohlensäure, ehe man sie in den Apparat
eintreten läßt, in Waschflaschen, welche Yanadylsulfat enthalten, ge-
waschen, um etwa Torhandenen Sauerstoff zu absorbieren. £s empfiehlt
sich auch, das^ für alle Operationen notwendige Wasser zu kochen und
in einem Eohlensäurestrome erkalten zu lassen.
Auf diese Weise erhält man sehr gute Resultate.
Sollten sich Eisenyerbindungen in der Indigolösung gelöst Tor-
finden (was mit Ammoniak leicht nachzuweisen wäre), so kann man
deren Einfluß auf folgende Art eliminieren. Yanadylsulfat oxydiert sich
schnell an der Luft zu schwefelsaurem Yanadoxydul (grüne Lösung\
eine Verbindung, welche den Indigo nicht mehr reduziert, wohl aber
die Eisenoxydsalze. Gibt man einen kleinen Überschuß dieser grünen
Lösung zu einer etwas eisenchloridhaltigen Indigosulfosäurelösung, so
erhält man die gleichen Resultate wie mit gleichen Mengen der eisen-
freien Indigolösung. Immerhin darf kein zu großer Überschuß an grüner
Lösung angewandt werden, weil dadurch die Empfindlichkeit der Re-
aktion beeinträchtigt wird.
Es kann auch, wie folgt, yerfahren werden:
Eine gewogene Menge Indigo wird mit Salpetersäure behandelt,
kalziniert und das Eisen in der Asche bestinmit. Andererseits ermittelt
man durch Titration die Wirkung der Vanadylisulfatlösung auf Eisen-
oxydsalze. Aus diesen Daten kann der störende Einfluß des Eisens bei
der Reaktion berechnet werden.
Nach A. Wangerin und D. Vorländer wird zur Titration des
Indigos mit Hydrosulfit folgendermaßen verfahren (Zsch. f. Farb.-
u. Textil-Chem. 1902, 281. Siehe auch Indigobroschüre der B. A. S.F.
S. 26 [1900]).
Darstellung des reinen Indigos. Die Handelsmarke „Indigo-
rein B. A. S. F. in Pulver", enthaltend 98 Proz. Indigo, wird durch
Umküpen raffiniert und zu diesem Zwecke 1 Teil Indigo in
12 Teilen Natronlauge (spez. Gew. 1,21)
30 - konzentriertem Hydrosulfit und
10 - Wasser
gelöst, indem man das Gemisch unter zeitweiligem gelinden Umschwenken
bei 40 — 50*^ unter Leuchtgas digeriert. Nach erfolgter Lösung wird die
Küpe möglichst schnell filtriert und der Indigo aus dem klaren gelben
oder grünlichen Filtrate mit Luft ausgeblasen. Man sammelt den Indigo
Indigo. 1173
je nach den Mengen auf einem gehärteten Filter oder auf Preßleinen und
wäscht ihn der Reihe nach mit heiBem Wasser, heißer yerd. Salzsäure
(1 Liter Wasser, 30 ccm reiner rauch. Salzsäure), Wasser (auf Salz-
säure) und schließlich wiederholt mit Alkohol und etwas Äther aus.
Alsdann trocknet man den Indigo bei 105 — 110^ bis zur Gewichts-
konstanz. Aus 20 g käuflichen Indigos werden 16 — 18 g reiner Indigo
erhalten. Dieser, als 100-proz. angesetzt, dient als Typ für die Ein-
stellung der zu analysierenden Indigolösimgen.
Sulfierung des Indigos. 1,000 g 100-proz. Indigo, aufs feinste
zerrieben, 'wird in einem kleinen trockenen Kölbchen mit 10 ccm 94-proz.
Schwefelsäure übergössen und imter bisweiligem XJmschütteln eine halbe
bis eine Stunde im kochenden Wasserbade erhitzt. Nach dem Erkalten
wird die Flüssigkeit in ein Becherglas gegossen, in dem sich 100 bis
180 ccm Wasser befinden; dann wird die blaue Lösung durch ein ge-
härtetes Filter abgesogen ^), mit warmem Wasser nachgewaschen und
nach dem yölligen Erkalten auf einen Liter aufgefüllt.
Herstellung der Hydrosulfitlösung. Man sättigt Ys Liter
Bisulfitlösung (spez. Gew. 1,37 — 1,39) mit Schwefeldioxyd, verdünnt mit
Yi Liter Wasser und trägt bei äußerer (Eis-) Kühlung und Überleiten
von Leuchtgas allmählich einen Brei aus 35 g Zinkstaub imd 7^ Liter
Wasser unter gelindem Umschwenken ein, läßt sodann ein bis zwei
Standen absitzen und hebt die klare Lösung in eine Zweiliterflasche
ab, in der sich 200 ccm 25-proz. Kalkmilch befinden, schüttelt einmal
gut durch und läßt über Nacht in einer Leuchtgasatmosphäre stehen.
Alsdann gießt man die Flüssigkeit vom Bodensatz klar ab und setzt
einige ccm Kalilauge zu (5 — 7,5 ccm, spez. Gew. 1,383), bis die Lösung
deutlich alkalisch reagiert.
Man bestimmt zunächst annähernd den' Wirkungswert der Hydro-
sulfitlösung in der Weise, daß man in ein kleines Kölbchen 50 ccm
0,1-proz. Indigolösung gibt und zu dieser aus einem graduierten Stech-
heber bis zur Entfärbung Hydrosulfitlösung zutropfen läßt. 50 ccm 0,1-proz.
Indigolösung verlangen zur Titration 1,5 — 2 cCm der nach obiger Vor-
schrift bereiteten Hydrosulfitlösung.
Im allgemeinen empfiehlt sich die Verwendung einer Hydrosulfit-
lösung, von der zur Titration von 100 ccm 0,1-proz. Indigolösung 30 bis
40 ccm erforderlich sind (Faktor 0,02—0,03).
Die Hydrosulfitlösung behält im Laufe eines Vor- oder Nachmittags
ihren Titer bei, falls sie, mit Benzol überschichtet, in einer Leuchtgas-
atmosphäre aufbewahrt wird und vorschriftsgemäß alkalisch reagiert.
^) Das Filtrieren dient hier hauptsächlich zur Probe darauf, daß nicht
Indigoteile der Sulfierung entgangen sind.
1174
Organische Farbstoffe.
Bei der Titration erhält man nur dann zuTerlässige und mit-
einander vergleichbare Resultate, wenn das Verhältnis Tom Indigo
zum Wasser das gleiche bleibt. Für jeden Wasserzusatz muB eine
entsprechende Korrektur angebracht werden, die den mit dem Wasser
hineingebrachten Mengen Luftsauerstoff proportional ist. Zur genauen
Ermittelung der Korrektur titriert man je 50 ccm 0,1-proz. Indigoldsung
teils für sich, teils unter Zusatz von verschiedenen abgemessenen Mengen
destillierten Wassers.
Beispiel:
Zur Titration angewendet
je 50 ccm Indigolösung
n
m
rv
VI
vn
Verbraucht an
Hydro-
BulfiÜösung
in ccm
a .
a
läl
(5 "3
9
M
s5
hl !»
pf
unverdünnt
mit 50 ccm HgO verdünnt
- 100 - -
- 150 - -
- 200 - -
- 250 - -
an^
17,3
18,38
19,60
20,50
21,75
1,10
2,18
3,40
4,30
5,55
1,10
1,09
1,13
1,07
1,11
1,10
2,20
3,30
4,40
5,50
Die Korrektur für den Luftsauerstoff im Wasser betragt in diesem
Falle für je 100 ccm Wasser 2,20 ccm Hydrosulfitlösung.
Bei der Berechnung des Faktors der Hydrosulfitlösung
muB gleichfalls eine Korrektur für den Luftsauerstoffgehalt derjenigen
Wassermenge, in welcher der titrierte Indigo gelöst ist, angebracht
werden. Hierbei spielt die Anwesenheit der Schwefelsäure (1 : 100), die
zur Lösung des Indigos diente, keine Rolle. Es genügt somit der für
destilliertes Wasser in der oben beschriebenen Weise festgestellte Wert
Was die Berechnung des Faktors der Titrierflüssigkeit anlangt, so
entsprechen 1000 ccm N.-Hydrosulfitlösung einem GrammäquiTalent ==
131 g Indigo oder 1 g Indigo := 7,633 ccm N.-Lösung. Gebraucht man
z. B. wie oben 16,20 ccm Hydrosulfitlösung, nach Abzug der Korrektur
15,10 ccm für 50 ccm 0,1 proz. Indigotyplösung (= 0,05 g IndigoX «>
ist nach der Gleichung:
15,10 : 0,05 X 7,633 = 1 : f
f = 0,02527
Der Faktor der vorliegenden Titrierflüssigkeit = 0,02527.
Die Korrektur für den Luftsauerstoff zu je 100 ccm 0,1-
proz. Indigolösung bezeichnet man als Wasserwert; er betr>
im vorliegenden Fall 2,2 X 0,02527 = 0,0556 ccm N.-Hydrosulfitlösung.
Indigo.
1175
Die für den Wasserwert erhaltenen Zahlen stimmen im großen
und ganzen überein, differieren aber immerhin je nach Temperatur und
Aufbewahrung des Wassers so sehr, daß man die Zahlen nicht als
Eonstante, entsprechend der Löslichkeit von Luft im Wasser, abrechnen
darf. Man muß den Wasserwert für jede Analysenreihe besonders er-
mitteln. W angerin und Vorländer geben die bei Zimmertemperatur
(17 — 20^) erhaltenen Werte in folgender Zusammenstellung:
Zur Tiiration
yerwendet
Verbrauch an
— Hydrosulfit.
Theoretisch berech-
neter Verbrauch
an — Hydrosulfit
Wasserwert
= Korrektur, an-
gegeben in ccm
Korrektur
in Pros.
a
o ^
•^ MCI
1-H
0,8178
0,8212
0,8236
0,8189
0,8237
0,8234
0,8246
0,8172
0,8176
0,8122
0,8122
0,7638
0,0546
0,0579
0,0603
0,0556
0,0604
0,0601
0,0613
0,0539
0,0548
0,0489
0,0489
6,7
7,1
7,3
6,8
7,3
7,3
7,4
6,6
6,6
6,0
6,0
Analysen mit Hilfe der modifizierten Hydrosulfit-
methode.
Nachdem einerseits die Typlösung von 100-proz. Indigo, anderer-
seits die Lösung des zu analysierenden Indigos mit gewöhnlichem de-
stillierten Wasser hergestellt ist, titriert man abgemessene Volumina
beider Lösungen mit Hydrosulfit. Den Wasserwert findet man durch
Titration eines bestimmten Volumens der Typlösung, welche mit einer
abgemessenen Menge destillierten Wassers yerdünnt ist. Das Wasser ist
unter denselben Bedingungen aufzubewahren wie die Indigolösungen.
Man erhält z. B. bei der Analyse von Bengalindigo folgende
Zahlen:
1 g Indigotyp in 1000 ccm:
Hydro8uIfitl5sung
100 ccm erfordern . . • 31,60 ccm
100 - + 100 ccm Wasser erfordern 33,94 -
1 g Bengalindigo in 1000 ccm:
100 ccm erfordern 21,80 -
Daraus ergibt sich der abzuziehende Wasserwert für 100 ccm In-
digolösung zu 2,34 ccm (33,94 — 31,60), d. h. es erfordern tatsächlich:
1176 Oxpuiische Farbstoffe.
100 ccm 0,1-proz. Indigotyplösung . . . 29,26 ccm
100 - 0,1 - Bengalindigolösung . . 19,46 -
Demnach ist nach der Gleichung:
29,26 : 0,1 = 19,46 : x
X = 0,0665
der Gehalt des Bengalindigos zu 66,5 Proz. ermittelt.
OxydtiMansmeihoden» Rawson (Chem. News. 1885, 255) hat die
ursprunglich von Mohr (Dingler, 182, 363) angegebene Titrations-
methpde mit Chamäleon wesentlich verbessert, indem 'er den die Re-
sultate beträchtlich erhöhenden schädlichen EinfluB der auf Chamäleon
ebenfalls einwirkenden Yerunreinigungen des Indigos durch Ausfällen
und Auswaschen der Indigblausulfosäure mit Kochsalzlösung möglichst
zu beseitigen suchte.
Yj — IY4 g des fein gepulverten Indigos wird zunächst mit der
gleichen Gewichtsmenge von gemahlenem Glase gemischt. Alsdann
trägt man die Mischung allmählich und unter beständigem Umrühren
in 20 ccm konz. Schwefelsäure vom spez. Gewicht 1,845 ein, wobei man
den Mörser noch mit etwas gemahlenem Glase nachspült. Nach ein-
stündigem Erhitzen auf 90 — 95° verdünnt man die gebildete Indigo-
sulfosäure auf 1 Liter, filtriert und mischt 50 ccm des Filtrates in einem
kleinen Erlenmejerkolben mit 50 ccm Wasser und 32 g Kochsalz. Nach
zweistündigem^ Stehen wird filtriert, der Niederschlag mit gesättigter
Kochsalzlösung ausgewaschen, alsdann in heißem Wasser gelöst, 1 ccm
Schwefelsäure hinzugefügt, auf 300 ccm verdünnt und mit einer Gha-
mäleonlösung titriert, welche 0,5 g K Mn O4 im Liter enthält. Zunächst
bemerkt man keine Änderung der dunkelblauen Farbe, nach und nach
geht sie aber durch Grün in Lichtgelb über. Dieses (und nicht etwa
die beginnende Kotfärbung) ist der scharf und deutlich zu erkennende
Endpunkt der Titration. Man hat dann noch eine Korrektur anzu-
bringen für die geringe Löslichkeit des indigosulfosauren Natriums in
gesättigter Kochsalzlösung, welche nach Rawson 0,0008 g beträgt.
Wesentlich ist, daß die Titrierung stets unter möglichst denselben Um-
ständen und namentlich nahezu mit denselben Mengen wirksamen Farb-
stoffes ausgeführt wird. Yerf. gibt an, daß die Resultate dieser Oxy-
dationsmethode und seiner oben beschriebenen Reduktionsmethode mit
einander übereinstimmen.
Nach Rawson (Joum. Soc. Chem. Ind. 18, 251) kann es Java-
Indigosorten geben, die auch nach der obigen Methode eine höhere
Permanganatzahl zeigen, als ihrem Färbevermögen entspricht. Es rührt
dies von einem gelben Farbstoff her, dessen Anwesenheit am besten
Indigo. 1177
darch Übergießen einer Probe des gepulverten Indigos in einer Schale
mit Natronlauge oder Ammoniak konstatiert werden kann, wobei sich
die Lösung sofort tief färbt.
In diesem Falle muß man für die Bestimmung des Indigotins die
gewogene Probe mit yerdünntem Ammoniak oder besser mit Alkohol
erhitzen, durch ein Asbestfilter gießen und den Filterrückstand dann
wie gewöhnlich für die Indigobestimmung in Schwefelsäure lösen. Es
ist zu beachten, daß durch Alkohol oder Ammoniak außer dem gelben
Farbstoff auch das Indorubin in Lösung gebracht wird.
Großmann (Joum. of Soc. of Chem. Ind. 1905, 308; Ch.-Ztg. 1905,
383) empfiehlt folgende Modifikation der Rawsonschen Methode. 1 g
Indigo wird mit 20 g Schwefelsäure (spez. Gew. 1,845) während einer
Stunde auf 90^ C. erhitzt und das Reaktionsprodukt mit Wasser auf
1 Liter verdünnt. 100 ccm dieser Lösung werden - sorgfaltig mit reinem,
gewogenem Calciumkarbonat neutralisiert. Die Verunreinigungen werden
mit dem Calciumsulfat niedergeschlagen, während Indigodisulfo-
säure vollkommen in Lösung bleibt. Man läßt absitzen, filtriert
die Hälfte der Lösung und titriert mit Kaliumpermanganat! ösung, die
vorher auf reinen Indigo eingestellt wurde.
Ed. Donath und Rob. Strasser (Zsch. f. angew. Chem. 1894,
11, 47) unterwerfen den Indigo vor der Sulfierung einer besonderen
Reinigung. Sie gehen dabei von folgenden Erwägungen aus.
Die Wertbestimmung des Indigos fällt nicht mit der Ermittlung
des Gehaltes an Indigotin zusammen, denn nach den in der Indigo-
farberei gemachten Erfahrungen wird die Intensität der Färbung, die
Farbennuance voraussichtlich auch vom Indigrot und Indigbraun beein-
flußt. Doch ist für das Färbevermögen, die Ergiebigkeit beim Färben
mit Indigo, in erster Linie sein Gehalt an Indigblau maßgebend. Die
Ermittlung des Indigblaugehaltes ist somit in erster Linie zu seiner
Beurteilung notwendig.
1 g des feinst zerriebenen Indigos wird in einem mit Glasstöpsel
verschließbaren Wägefläschchen abgewogen und in demselben mit dem
vierfachen Volum gut ausgeglühten Bimssteinsandes von ungefähr 1 mm
Korngröße durch Drehen und Schütteln des Fläschchens innig gemengt.
In einen Soxhlet-Szombathyschen Extraktionsapparat (Länge des
oberen Rohres 18 cm, Durchmesser 3,5 cm) bringt man nun zu imterst
eine festgestopfte Asbestschicht, so daß dieselbe die seitliche Abfluß-
öffiiung des Rohres gerade gut verschließt, doch nicht zu weit in das
Rohr selbst hineinragt, da sonst leicht später bei der Extraktion Ver-
stopfungen eintreten können. Die Asbestschicht muß den höchsten Punkt
des seitlichen Abflußrohres ein wenig überragen; auf dieselbe kommt
dann eine dünne Schicht Bimssteinsand, dann das Gemenge von Indigo
1178 Organische Firbstoffe.
imil Billig steinsand und dann der Sand, mit welchem man das Misch
fläschchea ausgeepfllt hat. Die ganze Füllung des Extraktionerohrea
hat etwa die Höbe von 5 cm. Man verbindet es nun nnten mit einem
destilliertes Wasser enthaltenden Kocbkolben und oben mit einem
Liebigschen Kühler, dessen Kühlrohr an einem Ende behufs Nach-
gieBens von Flüssigkeiten zweckmäöig etwas trichterförmig erweitert
ist. Man bringt nun ziuftchst das Wasser im Kolben zum lebhaften
Sieden, und, wenn sich Wasser bis zu einer gewissen Höhe im Extraktions-
rohr kondensiert hat, läfit man von oben durch das EOhlrohr etwas ver-
dünnte Salzsäure einfiieBen. Nach längstens 15 Minuten langem Sieden,
event. nochmaligem Zufliefienlassen verdüimter
^ ^ Salzsäure ist der Leim vollständig extrahiert
und man wäscht die entleimte Masse durch
EinflieBenlassen von heiBem Wasser in das
Extraktionsrohr dann völlig aus. Man ent-
fernt den Kolben, welcher salzsaure Leim-
lOsung enthält, und setzt das Extraktionsrohr
auf einen Kolben, der zur Hälfte mit einem
Gemenge von 4 Teilen Alkohol und 1 Teil
Äther beschickt ist; durch Einstellen des
Kolbens in ein zuvor schon zum Sieden ge-
brachtes Wasaerbad wird nun das Indigorot
vollständig extrahiert, was man daran erkennt,
daB -^ie anfangs intensiv braunrote FlOesigkeit
' . aus dem Extraktionsrohr farblos, hSchstens
kaum bemerkbar bläulich ge^bt, abläuft. Man
nimmt nun den Apparat auseinander, bringt
das Extraktionsrohr in einen gewöhnlichen
Trockenkasten und trocknet bei 100 bis 110*
bis zur vollständigen Verflüchtigung von Ätiier
und Alkohol. Man steckt nun in das heransragende AbfluBrohr einen
Asbestpfropfen, bringt so viel kohzentrierte Schwefelsäure in das Ex-
traktion srobr, daS desseo Inhalt gerade von derselben bedeckt ist, wosa
man etwa 30 ccm braucht, und hängt uim mittels Knpferdrähten das Ex-
traktionsrohr in ein Luftbad. Dieses besteht aus einem kupfernen, unten
geschlossenen Zylinder A, welöher mit einem angelöteten Bing einfach
vertikal auf einem DreifuB aufgestellt und von unten durch eine Gasflamme
erhitzt werden kann. In dieses Luftbad wird auch ein Thermometer ein-
gehängt. Wenn man den Apparat durch 1'/,, längstens 2 Stunden bei 80*
gelassen hat, so kann man sicher sein, daB die Sulfonierung des Indigotins
eine vollständige geworden ist. Man nimmt den Apparat heraus, läBt ihn
erkalten, entfernt den Asbestpfropf aus dem AbfluSrohr unten, bringt
Indigo. 1179
ihn über einen Literkolben und gießt nun Yon oben destilliertes Wasser
auf, wodurch die entstandene Indigoschwefelsäurelösung zum Abhebem
gelangt imd in den Kolben einfließt; sollte sich der Inhalt des Apparates, ^
namentlich des Asbestpfropfens, durch kaltes Wasser nicht Tollständig von ' ^
Indigoblauschwefelsäure befreien lassen, so bringt man diesen in einff ,^
Porzellanschale und entfernt den letzten Rest der Indigoblauschwefelsäure
durch Auskochen mit Wasser. Die im Literkolben vereinigten Flüssigkeiten
läßt man erkalten und füllt mit destilliertem Wasser bis zur Marke auf.
In 2 Versuchen werden je 100 ccm dieser blauen, gut gemischten
Lösimg, nachdem 'sie vorher mit 400 ccm Wasser verdünnt wurden, mit
Ghamäleonlösung (von solcher Konzentration, daß 1 ccm = 0,0099139 g
Indigotin entspricht) bis zum vollständigen Verschwinden der grünen
Färbung titriert.
Die Ghamäleonlösung wird am besten auf reines Indigofinj^stellt,
wobei man, um unter möglichst gleichen XJmsdindai zu arbeiti^u^^eiif
falls 1 g abwägt und die gleichen Mengen Sy^^fj^s^gre und ^eidfe t^
Verdünnungsverhältnisse anwendet. Die Durchführung eiffirderi im ganzen
ca. 3 Stunden.
N*5h W. Holtschmidt (Zsch. f. angew. Chem. 1899, 451, 475)
haftender Permanganatmethode zwei Fehlerquellen an:
1. Bei zu starkem Erhitzen während des SulfierungsprQ|^esses ent-
wickelt sich schweflige Säure;
2. Beim nachherigen Titrieren der Indlgosulfonsäurelösung mit
K Mn O4 ist der Endpunkt schwer wahrzunehmen.
Die erste Fehlerquelle ist zu vermeiden, wenn man sowohl bei
der Sulfonierung als auch später beim Verdünnen]|^mit Wasser jede
nennenswerte Entwicklung von Wärme zu verhindern imtande ist. Es
empfiehlt sich, die Sulfonierung nicht mit konz. Schwefelsäure in der
Wärme auszuführen, sondern sich hierzu^ einer konz. Schwefelsäure zu
bedienen, welche mit 40 Proz. PhospjMrsäureanhydrid versetzt ist;
die Sulfonierung vollzieht sich dann bei. gewöhnlicher Lufttemperatur in
kurzer Zeit. Man verfährt in folgender Weise:
0,5 oder 1 g des feiagepulverten, unentwässerten Indigos -«werden
in einem etwa 7 cm langen Probierröhrchen von etwa 2 cm Durchme^r
abgewogen und alsdann mit 10 ccm der 40 Proz. P9O5 enthaltenden
konz. Schwefelsäure übergössen, mit einem Glasstäbchen gut durch-
geknetet, in eineo Exsikkator gestellt und das Durchkneten von Zeit
zu Zeit vnederholt. In etwa 2 Stunden ist' der Sulfonierungsprozeß
beendet, doch mag man, imi sicher zu gehen, daß aller Indigo in die
Disulfosäure umgewandelt ist, das Gläschen über Nacht im Exsikkator
stehen lassen. Nun beschickt man einen 7," bezw. 1-Literkolben zu
etwa Vs mit Wasser, gießt durch einen Trichter die Sulfierungsmasse
1180 Organische Farbstoffe.
hinzu, spült mit kaltem Wasser nach, füllt nahezu bis zur Marke auf,
und nach vollständigem Abkühlen genau bis zur Marke. Die Lösung
- wird jetzt durch ein großes, doppeltes Papierfilter schnell filtriert und
^ 25 ccm davon in einer grofien Porzellanschale unter Zusatz von 100 bis
125 ccm Wasser mit Yiqo N.-Permanganatlösung titriert.
(Die Lösungen sollen bald nach ihrer Herstellung titriert werden,
da sie sich beim Stehen z. B. in einigen Wochen um mehrere Prozent
abschwächen.)
Zur Vermeidung der anderen Fehlerquelle tut man gut, nicht auf
J Farbe, sondern auf Wolken zu titrieren, weil bei gewissen Indigosorten
sonst ein genaues Beobachten der Endreaktion nicht mit Sicherheit
möglich ist. Man gibt die Ghamäleonlösung tropfenweise zu (etwa
120 — 130 Tropfen in der Minute), bis die Flüssigkeit nur noch schwach
grün gefärbt erscheint, während beim Umrühren durch Vermischen der
f hapäleonlösung mit derselben dunkle Wolken beobachtet werden. Nun
A l|ßt man immer %ur noch je 2, oder noch besser je 4 Tropfen der *
Chamäleonlösui^ unter einmaligem leichten umrühren hinzuflieBen, so
daB man die Wolken nicht stört, und beobachtet die Wolkejibildung in
der Flüssigkeit. Nachdem diese vollständig verschwunden ist, Kest man
den Verbrauch an KMn04- Lösung ^ ^^^ bringt hiervon 0,1 bezw.
0,2 ccm (je nachdem man zuletzt auf 2 oder 4 Tropfen titriert hatte}
in Abzug. Durch ein zu schnelles ZuflieBenlassen der Chamäleon-
lösung wird ein erheblicher Mehrverbrauch hervorgerufen; femer ist die
Menge des bei der Titration verwendeten Wassers keineswegs gleich-
gültig. Nimmt man zu viel Wasser, so wird vornehmlich bei ungun-
stigem Lichte ein ^ir eil der zuletzt entstehenden Wolken leicht verdeckt
werden. ^
Die verschiedenen Methoden der Indigountersuchungen sind in den
letzten Jahren Gegenstand lebhafter kritischer Diskussion gewesen. Ton
bemerkenswerten Urteilen seien* die folgenden erwähnt.
Möhlau (Zsch. f. angew. Ch. 1903, 547) spricht sich folgender-
maßen aus:
'Beim natürlichen Indigo geben die Hydrosulfit- und die Essig-
scffwefelsäuremethode annähernd gleiche, die Küpenmethode zu niedrige
Resultate, die Permanganat- dagegen und die Hjdrosulfitmethode ohne
Berücksichtigung des Wasserwertes liefern zu hohe Resultate.
Doch auch bei Berücksichtigung des Wasserwertes ist die Richtig-
keit der Hydrosulfitmethode nur eine scheinbare und zufallige, weil die
beigemengten organischen Bestandteile auch Hydrosulfit beanspruchen.
Beim künstlichen Indigo liefert die Essigschwefelsäuremethode
erheblich niedrigere Werte als die Hydrosulfit- und Permanganatmethode,
weil sie allein das Indigblau direkt bestimmt; die Küpenmethode ergibt
Indigo. 1181
zu niedrige Resultate, weil bei ihr 4 — 10 Proz. des reinen Indigoblaus
zerstört werden.
Nach Möhlau ist z. Z. die Essigschwefelsäuremethode die
beste und bequemste Methode.
Binz (Zsch. f. angew. Ch. 1903, 572) schlägt für Anwendung des
Indigos in der Färberei und im Druck die Bestimmung mittels Hydro-
sulfit (unter Ausschluß Ton Luft) oder mittels Permanganat yor; die
erstere fiir natürlichen, Permanganat für kunstlichen Indigo.
Bei der Darstellung von Indigo und Indigokarmin hält
Binz die Anwendung des bekannten Oxydations- und Reduktionsyer-
fahrens titrimetrisch und gewichtsanalytisch nebeneinander für not-
wendig.
Dr. W. Zänker (Färber-Zeitung, Heft 20 yom 15. Oktober 1903)
äußert sich, wie folgt:
„. ... Es ist sogar in den Kreisen der Analytiker darauf hin-
gewiesen worden, daß die heute gebräuchlichen Methoden zur Gehalts-
bestimmung des Indigos schlecht übereinstimmen, und es ist yon sach-
kundiger Seite behauptet worden, daß wir heute noch keine ganz
zuyerlässige Methode zur Bestimmung des Färbewertes yom Indigo
besitzen. Immerhin muß eine gute Analyse als das bessere Mittel zur
Wertbestimmung des Indigos gegenüber dem .Probefarben auf kleinen
Versuchsküpen angesprochen werden. Ganz abgesehen dayon, daß. man
durch Probe&'ben überhaupt niemals genaue Zahlen erhält, ist die
Küpenführung im Laboratorium naturgemäß immer eine ganz unzuyer-
lässige, und das schließliche Resultat hängt yon allerlei kleinen Zufällig-
keiten mehr ab als yon der Qualität der Indigosorten.
Arn besten und sichersten läßt sich der Wert yon Indigo im
laufenden Betrieb durch Kontrolle yon Eingang tmd Ausgang berechnen,
wobei eine richtige und zweckmäßige Küpenführung eine selbstyerständ-
liche Voraussetzung ist. Nur hierbei kann den durch die Küpenführung
bedingten Zufälligkeiten genügend Rechnung getragen werden. Es ist
diese Probe auf einen längeren Zeitraum nach Möglichkeit auszudehnen.
Ist es notwendig, sich in der kurzen Zeit yon einigen Stunden
über den Wert zweier Indigosorten zu entscheiden, so kann man die
genau abgewogenen und den Preisen entsprechenden Quantitäten des
Farbstoffes in rauchender Schwefelsäure in der Kälte oder in solcher
yon 60° Be. auf dem Wasserbade lösen. Die abgewogenen Indigomengen
sollen sich zwischen 2 und 3 g bewegen, die schwefelsaure Lösung wird
in einen Literkolben gespült und zur Marke aufgefüllt. Mit gleichen
Mengen dieser Lösung werden alsdann gleich schwere Wollsträngchen
in hellen Farbtönen ausgefärbt und es zeigen diese Färbungen alsdann
nicht nur die größere oder geringere Ergiebigkeit der einen oder anderen
i^
Ilg2 Organische Faji>8toffe.
Sorte, sondern auch deren Reinheit an. Diese Probe ist selbstrerstind-
lieh nur eine Torläufige und ungefähre, sie hat aber neben der leichten
und raschen Ausführbarkeit den großen Vorzug, daB ihre Resultate in
der Regel mit denen der Eüpenfuhrung übereinstimmen.*^
(Vergleiche auch Brjlinski, Bull. Soc. Ind. Mulh. 67, 331.)
Erwähnt sei hier noch die zwar nur annähernde Resultate gebende,
aber häufig (namentlich Yon Empirikern) angewendete Chlorprobe
Schlumb ergers (Dingl. 84, 369). Man löst gleiche Grewichtsmengen
der miteinander zu vergleichenden Indigosorten in der 10 — 12 -fachen
Menge rauchender Schwefelsäure und Terdünnt jede Lösung mit der
gleichen Menge Wasser. Alsdann fügt man so lange zu der in einem
Zylinderglase befindlichen blauen Flüssigkeit eine frisch bereitete Chlor-
kalklösung von bekanntem Gehalte, bis die blaue Farbe des Indigos
Terschwunden ist. Die erhaltenen Resultate vergleicht man mit den
Zahlen, welche man für reines, durch Sublimation von Indigo gewonnenes
Indigblau erhält.
Es seien schlieBlich noch folgende, auf Indigo bezügliche Prä-
fungen von praktischem Werte mitgeteilt.
Die Wertbestimmung der Hydrosulfitlösung, welche von
IndigofiLrbereien zur Herstellung der Hjdrosulfitküpe verwendet wird,
bewirkt Dawson (joum. of the soc. of dyers and coloiists 5, 93; ZscL
anal. Chem 1890, 629) mit Hilfe einer Indigosulfosäure, welche man
erhält, indem man 1 Teil gereinigten Indigo in 10 Teile bester rauchender
Schwefelsäure löst, etwa 2 Stunden lang auf 50 — 60^ erwärmt (bis eine
Probe der Mischung sich völlig in Wasser löst) und mit Wasser auf
100 ccm verdünnt, so daß die Lösung 1 Proz. Indigo enthält. Diese
Lösung hält sich unverändert. Man verdünnt 5 ccm derselben (0,06 g
Indigo) mit Wasser, macht mit Ammoniak stark alkalisch und läßt nun
aus der Bürette Hydrosulfitlösung zufließen, bis die Farbenverändening
anzeigt, daß aller Indigo reduziert ist. Hieraus berechnen sich leicht
die für den Großbetrieb passenden Mengen Indigo und Hydrosulfit
(S. auch A. R. Frank, Zsch. f. Elektrochemie 10, 451 (1904); A. Binz
und H. Bertram, Zsch. f. angew. Ch., 1905, 168.)
Von praktischem Werte ist auch die von Renard (BulL Soc. Ch. 1887,
41. S. auch A. Binz und F. Rung, Zsch. f. angew. Ch. 1898, 904)
angegebene Bestimmung des Indigos auf der Faser. Man bereitet
sich zunächst eine reduzierende Lösung durch Vermischen von 100 ccm
Natriumhydrosulfitlösung, welche aus Natriumbisulfit von 35^ Be. her-
gestellt wurde, mit 100 ccm Kalkmilch und Verdünnen der Mischung
auf 2 1. 10 g des Stoffes werden nun mit dieser Lösung auf 60 — 70*
erwärmt, wobei der Indigo rasch reduziert und Stoff und Flüssigkeit
gelb gefärbt werden. Alsdann leitet man auf die im Kölbchen befind-
Indigo. 1183
liehe Flüssigkeit Leuchtgas unter zeitweiligem ümschütteln ein, dekantiert
die farblose Lösung unter beständigem Einleiten von Leuchtgas schnell
in einen Meßzylinder, mifit das Volumen der Flüssigkeit nach dem Er-
kalten (etwa 100 ccm), versetzt mit Salzsäure, filtriert nach 24 Stunden
den Niederschlag auf ein kleines Filter, wäscht aus und trocknet. Hierauf
löst man den Niederschlag samt Filter in ungefähr 10 ccm rauchender
Schwefelsäure und titriert den Indigfarbstoff nach Müller (Jahresber. f.
Chem. 1874, 1019).
Renard fand auf diese Weise in mit Indigo gefärbten Baumwoll-
proben 1,1 — 3,6 Proz. an Indigfarbstoff vom Gewichte des Gewebes.
Auf gleiche Weise läBt sich der Indigogehalt von solchen Stoffen
bestimmen, welche mit Anilingrau grundiert oder mit Anilinblau oder
Anilinviolett aufgefärbt sind.
Brylinski (Rev. Gener. Mat. Color. 1898, 52; 1899, 5. Bull.
Soc. Mulh. Ind. 1898, 287) schlägt für die Ermittlung des Indigogehaltes
der Faser die Eisessigmethode (s. S. 1166) vor. Unter Berücksichti-
gung einiger Modifikationen ist diese letztere nach Untersuchungen von
A. Binz und F. Rung (Zsch. f. angew. Chem. 1898, 904) einwandsfrei
und das beste aller bisher vorgeschlagenen Verfahren. Nach Angaben
der letzteren sind passende Mengenverhältnisse für 10 g Baumwolle:
150 ccm Eisessig, nach der Extraktion eingegossen in 300 ccm Wasser.
Die Operation kann durch Erhitzen über freier Flamme bereits in 3 bis
4 Stunden beendigt sein. Anstatt nun, wie Brylinski, mit der Saug-
pumpe zu filtrieren, gibt man zunächst 150 ccm Äther hinzu. Dabei
bleibt das Indigotin quantitativ in der oberen ätherischen Schicht
suspendiert. Die darunter befindliche wäfirige Essigsäure wird mit Hilfe
des Scheidetrichters entfernt und braucht nicht filtriert zu werden. Der
Rest läuft sehr rasch durchs Filter und wird mit Alkohol und Äther nach-
gewaschen und zum Schluß gleich behandelt, wie S. 1166 angegeben.
Nach Möhlau und Zimmermann werden zur Bestimmung des
Indigos auf der Faser ^) ungefähr 10 g des möglichst fein geschnittenen
indigoblauen Fasermaterials in einem Kölbchen oder Becherglas von
250 ccm Inhalt mit 50 ccm (bei Baumwolle) bezw. 200 ccm (bei dichtem
Wolltuch) Essigschwefelsäure (Mischung von 100 ccm Eisessig und 4 ccm
konz. Schwefelsäure) Übergossen und auf dem lebhaft siedenden Wasser-
bade während einer halben Stunde unter zeitweisem Umschwenken
erhitzt. Die heiße, blaue Lösung wird von der -breiigen Fasermasse
durch einen Porzellantrichter, dessen feste Siebplatte mit einem mit
Essigschwefelsäure benetzten Filter aus gehärtetem Papier bedeckt ist,
') R. Möhlau, M. R. Zimmermann und J. L. Fitzke, Zsch. f. Farben-
ond Teztil-Ghem. 1903, 192.
X2g4 Organische Farbstoffe.
abgegossen und abgenutscht, der Rückstand, wenn er noch nicht TOllig
ausgezogen ist, neuerdings während 20 Minuten mit 50 ccm Essigschwefel-
säure erhitzt, die Lösung wiedenun abgegossen, die breiige Fasennasse
aufs Filter gebracht und Kolben wie Filterrückstand nut warmer Essig-
schwefelsäure nachgespült und letzterer bis zum farblosen Ablaof nach-
gewaschen. Dazu werden ca. weitere 50 ccm gebraucht, so daß das
Volumen des Filtrats 150 — 300 ccm beträgt.
Letzteres wird auf 50^ angewärmt imd unter Rühren allmählich
mit dem anderthalbfachen bis doppelten Volumen siedend heißem Wasser
gemischt. Das nach dem freiwilligen Erkalten in feinen Krjstallen
Yöllig abgeschiedene Indigblau wird auf einem gewogenen Filter ans
gehärtetem Papier gesammelt, auf dem es erst bis zum Verschwinden
der Schwefelsäurereaktion mit heißem Wasser, dann mit 1 ccm Alkohol
Yon 95 Proz. und schließlich mit 100 ccm Äther gewaschen wird. Das
Filter mit dem Indigblau wird sodann bis zur Gewichtskonstanz bei
105^ getrocknet und gewogen.
Von dem gefundenen Indigblauwert in Prozenten ist bei küpen-
blauer Baumwolle die Zahl 0,22 abzuziehen, denn so viel beträgt die
Yon der Essigschwefelsäure gelöste und dem Indigblau beigemengte
modifizierte Zellulose.
Das bei der gleichen Behandlung zum Teil umgewandelte Keratin
geküpter Wolle ist in Wasser Tollständig löslich und braucht daher
nicht berücksichtigt zu werden.
Diese Methode kann rascher durchgeführt werden als die Brj-
linskische und gibt die genauesten Resultate.
Durch zahlreiche Versuche gelangen A. Binz und F. Rung (Zsch.
f. angew. Ch. 1902, 557) zu folgenden Ergebnissen:
1. Die Prüfung der Eisessigmethode darf nicht, wie bisher, auf
Versuche gegründet werden, bei denen der künstliche Indigo des Handels
mit Eisessig extrahiert wird.
2. „Indigorein** und chemisch reiner Indigo werden zum Teil zer-
stört, wenn man sie bei Gegenwart von Wollsubstanz mit Eisessig kocht
Infolge dessen fallen bei der Extraktion geküpter Wolle mit Ebessig und
nachfolgender Titration des Indigos die Resultate zu niedrig aus.
3. Die dabei entstehenden Fehler betragen im Durchschnitt Zehntel
Prozent des Fasergewichtes. Die Eisessigmethode ist daher als Ver-
gleichsmethode immerhin brauchbar.
Bei der Baumwolle gibt die Eisessigmethode brauchbare Ver-
gleichsresultate.
Untersätze von Blau- oder Sandelholz auf indigblau geförbten
Tüchern erkennt man nach Philipps durch Erwärmen derselben mit
verdünnter Salpetersäure (1 : 6). Die mit reinem Indigo geübten Stoffe
Indigo. Blaaholz. 1185
nehmen dabei eine strohgelbe, die mit Untersatz behandelten eine mehr
oder weniger bräunliche Färbung an.
Zum Nachweis Yon Indigo auf Wolle empfiehlt F. H. yan
Leent (Zsch. anal. Chem. 1900, 39, 92; Ch.*Ztg. 1900, 121) folgendes
Verfahren. Die zu loser Wolle yerzupften Fäden des Gewebes werden
in einem Reagensglase mit geschmolzenem, reinem Phenol übergössen
und unter öfterem TJmschütteln eine Stunde lang im kochenden Wasser-
bade erwärmt, wobei das Phenol den Indigo nach zweimaliger Behand-
lung vollständig löst. Die blaue Lösung wird abgegossen, die Fasern
2 — 3 mal mit starkem Alkohol ausgewaschen und ausgepreßt. Lag reiner
Indigo vor, so hinterbleibt die Wolle rein weiB. Wird die blaue Lösimg
mit viel Alkohol versetzt, so scheidet sich das Indigblau zum größten
Teil aus, während die Lösung von dem ebenfalls durch das Phenol auf-
genommenen Indigrot eine rote Farbe zeigt. Von den übrigen blauen
Farbstoffen wird nur Indophenol durch Phenol der Faser entzogen (Zsch.
anal. Chem. 1900, 89, 92; Ch.-Ztg. 1900, 121). Prüft man ein Gewebe,
das mit verschiedenen Farbstoffen, z. B. mit Indigo, Anthracenblau und
Indigo mit Sandelholz, gefärbt war, in obiger Weise, so löst sich nur
Indigo, und man beobachtet unter dem Mikroskop teils farblose, teils
blaue und rotbraune Fasern.
Blaubolz.
Blauholz (Campecheholz, Blutholz) besteht aus dem von Rinde
und Splint befreiten Stammholz des Blutholzbaumes, Haematoxylon
Campechianum, welcher sich in Zentralamerika imd auf den Antillen
findet. Aus dem Blauholz wird auch Extrakt in dickflüssiger (ca. 20
bis 30^ Be.) und fester Form hergestellt. Auf Tonerdebeize erzeugt
das im Blattholz enthaltene Hämatoxylin eine grauviolette Färbimg,
offenbar von dem durch Oxydation an der Luft gebildeten Thonerdelack
des Hämateins herrührend. Durch Anwendung von Kupfersalzen wird
ein tiefes Blau, durch Eisenoxydverbindungen sowie durch Ealium-
bichromat ein tiefes Schwarz erzeugt. Die Färberei \md Druckerei mit
Campecheholz ist ziemlich komplizierter Natur, und es werden häufig
mehrere dieser Beizmittel gleichzeitig angewendet. Man fixiert z. B. zur
Erzeugung von Schwarz den Farbstoff häufig durch Tonerdebeize und
läßt die bedruckten Zeuge nachträglich durch eine Lösung von Kalium-
bichromat oder Kupfersulfat passieren. Offenbar beruht die schwarze
Färbung auf der Bildung höherer Oxydationsstufen des Hämateins,
welche bis jetzt in chemischer Hinsicht noch nicht studiert sind.
Die mit Blauholz gefärbten Tuche werden — zum Unterschiede
von den mit Indigo gefärbten — durch Reibung und längeren Gebrauch
nicht weiB.
Unierauchtmgen. 5. Aufl. HE. 75
WQß Organische Farbstoffe.
Die Güte des Blauholzes ist je nach seiner Herkunft TerschiedoL
Das beste ist das Campecheholz von der Campechebai, ron mittlerer
Güte ist Domingo- und Honduras -Blauholz, auch Jamaika -Blaoholz\,
i¥ährend Martinique- und Guadeloupe-Blauholz die geringsten Sorten
bilden. Gutes Blauholz soll ca. 15 Proz. trockenes Extrakt^ üefem.
Das gemahlene Blauholz, welches als solches ebenfalls im Handel ror-
kommt, wird zur Vermeidung des Yerstäubens zuweilen mit Wasser be-
feuchtet, wodurch es eine lebhaft rote, später blasser werdende Färbung
annimmt. Durch Benetzen mit Ealkwasser, was auch geschieht, um die
Farbe zu verschönem, wird der Farbwert verringert').
Als der die Farblacke bildende Stoff ist das Hämatein, nicht das
Hämatoxylin anzusehen. Die zur Bildung des ersteren erforderliche
Oxydation wird teils vor der Verwendung des geraspelten Holzes zur
Herrichtung einer Farbflotte oder zur Gewinnung von flüssigen und
festen Extrakten, teils während des Färbeprozesses (bei Wolle durch
das Kaliumbichromat, bei BaimiwoUe und Seide durch ein Eisenoxyd-
salz) bewirkt. Das geraspelte Holz aber wird vor seiner Extraktion
nach Anfeuchten mit etwa einem Drittel seines Gewichtes Wasser un-
gefähr 2 Monate unter öfterem Umschaufeln dem sogen. „Fermentieren^
(einem oxydierenden Gärungsprozeß) unterworfen, wobei unter Mit-
wirkung des Ammoniaks der Luft (event. unter gleichzeitigem Befeuchten
des Holzes mit verdünntem Ammoniak oder mit gefaultem Urin) die
Bildung des Hämateins eintritt.
Das Blauholz und sein flüssiges und festes Extrakt spielen trotz
künstlicher Farben auch heute noch eine wichtige Rolle in der Färberei,
weniger in der Eattundruckerei. Es liefert das billigste und schönste
blaustichige Schwarz für Wolle (Chromschwarz) ; auch in der BaumwoU-
förberei wird es noch stark gebraucht (Eisenschwarz).
Biauhoizeatrakt und FarbhokBextrakie ÜberhaupL Das Blan-
holz^) wird auch in bedeutenden, jährlich sich steigernden Mengen auf
Extrakt^) verarbeitet und als solcher in den Färbereien (weniger in
den Eattundruckereien) angewendet.
1) Nach Brühl (Chem.-Ztg. 1900, 767) sind Jamaika -Wurzeln entschieden
das schlechteste Blaaholzmaterial.
') Brühl (ebenda) macht darauf aufmerksam, daß die Angaben über '
Eztrakt-Rendements der Blauhölzer im allgemeinen zu hoch gemacht werden.
') V. Cochenhaasen in Maspratts Chemie, 3. Aofl., Ol, 193.
*) Über die mikroskopische üntersuchang des Blattholzes and der übrigen
Farbhölzer (in gemahlenem Zustande) siehe ▼. Höhnel, Dingl. 2S5, 74.
^) Über Farbholzeztrakte (speziell Blaoholzextrakt, um den es sich
meistens in der Technik handelt) vergl. y. Cochenhausen in Maspratt«
Chemie 3. Aufl. III, 183; J. H. Soxhlet (Chem. Ztg. 1890, 667), L. Brühl
(ibid. 1890, 767), Schreiner (ibid. 1890, 961).
Blauholz. 11 g7
Die Reaktion eines Blauholzextraktes gibt sich nach Schreiner
(1. c. sab Fußnote 5) in der Lösung derselben zu erkennen. Neutrale
Lösungen sind tief rot, alkalische blaurot und saure bei unfermentierten
(s. 0.) hellgelb, bei fermentierten orangegelb. Bei Extrakten, welche
Zusatz Yon Gerbstoff enthalten, ist die Reaktion stets sauer, und im
Gegensatze zu den natürlich sauren, unter Druck hergestellten Extrakten
schlägt die Farbe beim Verdünnen mit kalkhaltigem Wasser oder beim
Schütteln und Erwärmen mit einer kleinen Menge Calciumkarbonat nicht
sofort in das neutrale Rot um. Charakteristisch sind femer die Reak-
tionen mit Zinnchlorid, wenn man sie mit ca. 0,5^ B^. starker Extrakt-
lösung und gleichen, nicht überschüssigen Zusätzen Ton Zinnchlorid
ausführt. Bei fermentierten Extrakten fällt ein dunkelbrauner, bei un-
fermentierten ein helMoletter, bei gerbstoffhaltigen ein schmutziger, oft
gelber Niederschlag.
Zur Erkennung eines Gerbstoffzusatzes im Blauholzextrakte
ist endlich die Schwefelammoniumreaktion sehr zu empfehlen. Setzt
man zu einer Lösung yon 5 g Trockensubstanz in 1 1 ein Drittel des
Volumens an gelbem Schwefelammonium, so fällt bei reinen Extrakten
unter Dimkelförbung der Lösung ein schwacher, brauner, flockiger Nieder-
schlag, bei gerbstoffhaltigen sofort unter Hellfärbimg ein dichter, hell-
grauer, milchiger Niederschlag. Bei Lösung von ca. 1 g in 1 1 entsteht bei
reinen Extrakten nur eine gelinde, dunkle Trübung, bei gerbstoffhaltigen
eine helle, starke Trübung, die sich in kurzer Zeit zu großen, hellen
Flocken zusammenballt. (Über Gerbstoffextrakte siehe Abschnitt „Leder ^.)
Zur Wertbestimmung des Blauholzes und der Blau-
holzextrakte dient (falls nicht etwa bei den Extrakten Fälschungen
mit färbenden Stoffen, wie Kastanienextrakt, Sumachextrakt etc. Yor-
liegen) eine Probefärbung. 20 g Holz, resp. 5 g Extrakt werden in einer
Porzellanschale auf dem Wasserbade mit Wasser aufgekocht, die Flüs-
sigkeit durch ein Leinentuch in einen Literkolben gegossen und das
Auskochen so lange wiederholt, bis keine gefärbte Lösung mehr resul-
tiert. In gleicher Weise stellt man sich Typenlösungen her. Sodann
schneidet man sich so viele, 5 g schwere Wollenstücke aus dünnem
Wollengewebe, als man Färbungen ausführen will, legt sie einige Stunden
in eine lauwarme Lösung von kohlensaurem Ammonium (5 g auf 1 1),
wäscht sie alsdann sorgfältig aus und siedet sie noch feucht in einem
Beizbade, das für jedes Wollmuster 10 ccm einer 8,0 g Kaliumbichromat
und 2,0 g englische Schwefelsäure im Liter enthaltenden Lösung zuge-
setzt bekommt. In dieses Beizbad werden alle Muster gleichzeitig ge-
legt; man erwärmt langsam über freiem Feuer oder besser in einem
Glyzerinbade bis zum Kochen und setzt das Kochen eine halbe Stunde
lang fort. Die Muster bleiben vor Licht geschützt in dem Beizbade
75*
11 gg Organische Farbstoffe.
liegen, bis dasselbe erkaltet ist, werden hierauf gespült und, ohne zu
trocknen, ausgefärbt.
Von jedem zu untersuchenden und ebenso von dem zum Vergleiche
dienenden Farbmaterial stellt man eine helle und eine dunklere Aus-
färbung her und verwendet für jedes Wollmuster (5 g) 10 ccm und
20 ccm der in der beschriebenen Weise bereiteten Lösungen. Man Ter-
dünnt die abgemessenen Farbstofflösungen mit der erforderlichen Menge
Wasser in einem Porzellankochbecher, legt das angesottene Wollmnster
ein, erwärmt in einem Glyzerinbade langsam bis zum Kochen und unter-
hält das Kochen eine halbe Stunde lang. Nachdem die aus dem Farb-
bade genommenen Muster erkaltet sind, werden sie gewaschen, an der
Luft getrocknet und miteinander yerglichen.
Wenn man den Wert eines Blauholzextraktes im Vergleiche zu
dem eines guten Extraktes durch Zahlen ausdrücken will, so färbt man
zehn Wollmuster von 5 g mit solchen Mengen der Lösung eines muster-
gültigen Extraktes, welche in einer arithmetischen Reihe abnehmen, also
in dem TOrliegenden Falle:
2— 4—6— g— 10— 12— 14— 16— lg— 20 ccm
und bestimmt unter diesen Mustern dasjenige, welches mit dem Farben-
ton des mit 20 ccm der zu untersuchenden Extraktlösung ge&rbten
Musters übereinstimmt.
Zur gleichzeitigen Erkennung der Färbekraffc und des Oxydations-
stadiums eines Blauholzextraktes empfiehlt J. Zubelen (Bull. Soc. Ind.
Mulh. Ig9g, 257) ein Yerfahren, welches auf der Anwendung oxydieren-
der und nicht oxydierender Beizen beruht. Voraussetzung für die Er-
zielung guter Resultate sind die Möglichkeit der Mitbenützung eines
ausschließlich aus Hämatoxylin bestehenden Typs, eine gewisse Übung
in der Durchführung der Färbeprozedur und Sicherheit in der Beurteilung
der Resultate.
Man verwendet Lösungen, welche 5 g Extrakt Yon 30^ Be. in 1 1
destilliertem Wasser enthalten und im übrigen folgende Beschaffenheit
zeigen :
1. Typ. 30-gradiges Extrakt aus einem guten Holz und den Farb-
stoff noch Tollständig in Form Yon Hämotoxylin enthaltend.
2. Extrakt yon 30^ Be., beinahe ausschlieBlich aus Hämatem be-
stehend.
3. Extrakt von 30^ Be., zur Hälfte aus Hämatoxylin und rar
Hälfte aus Hämatein zusammengesetzt.
4. Extrakt von 30® Be., wie 1, aber mit 20 Proz. Gerbstoff
(Sumach) kupiert.
5. Extrakt von 30® Be., wie 1 und mit Vi Proz. Caldumkarbonit
vermischt.
Blaaholz. Ilg9
Versuch A, Die zum Färben yerwendete Wolle (100 g) wird ge-
beizt mit:
3 g Kaliumbichromat
5 - Weinsäure.
Die Wolle behält dann noch oxydierenden Charakter und gibt bei
der Färbung eine mittlere Nuance. Man färbt mit 40 ccm der Extrakt-
lösungen, entsprechend 7 Proz. Extrakt von 30^ Be. auf das Wollgewicht
bezogen, yerdünnt mit 400 ccm destilliertem Wasser, während V/^ St.
auf dem Wasserbad.
Die Färbungen zeigen folgendes Aussehen:
1. Mit Typ 1. Die charakteristische bläuliche Nuance des Hä-
matoxylins ;
2. ist viel dunkler als 1, nähert sich dem Schwarz;
3. liegt zwischen 1 und 2;
4. ist schwächer als 2, 3 und 1 (dieselbe Erscheinung würde auf-
treten bei einem nicht oxydierten Extrakt, der mit anderen, ähnlichen
Substanzen vermischt ist);
5. ist dunkler als der Typ infolge der oxydierenden Wirkung des
Kalkes.
Diese Proben zeigen somit, daß die oxydierten Extrakte
dunklere Färbungen liefern als die reinen Extrakte und die
letzteren dunklere als die kupierte Ware.
Versttch B, Die Wolle (100 g) wird kochend und in möglichst
konzentriertem Bad während zwei Stunden angesotten mit:
10 g Alaun
2,5 - Kaliumbichromat
2,5 - Kupfervitriol
2,5 - Weinsäure
gut gewaschen und gefärbt wie vorhin mit dem unterschied, daß man
nur 3 Proz. Gampecheextrakt (vom Wollgewicht) anwendet.
Die Färbimgen bieten folgendes Aussehen:
1. Die reine Hämatoxylinfärbung ist die beste;
2, 3 und 5 sind heller als 1;
4 ist immer schwächer als 1.
Wünscht man ein nichtoxydiertes Extrakt, so wird man ein
solches wählen, das nach den Yersuchsresultaten von A und B sich dem
Typ am nächsten zeigt.
Will man jedoch ein oxydiertes Extrakt, so gibt man dem-
jenigen den Vorzug, das nach A die dunkelste Färbung lieferte.
Verswih C. Man verwendet Baum wollstränge von zirka 8 g Ge-
wicht und färbt:
1190 Organische Fartwtoffe.
Nr. 1 wie No. 1 bei A und B;
. 2 - - 2 - - - -
- 3 - - 2, kapiert mit 20 Proz. Wasser;
- 4 - - 4 bei A und B;
- 5 - - 4 (plus dem Quantum Calciumkarbonat, um
das Tannin zu neutralisieren);
- 6 - - 5 von A und B.
Die Baumwolle muB vorher in kochendem Wasser gut gewaschen
werden. Dann gelangt sie in die Gampechelösung von
300 ccm destilliertem Wasser und
100 - £xtraktlösung (wie oben angegeben);
man erwärmt auf 60 — 70^ C, geht mit den Strängen ein, beläfit sie
1 — 2 Stunden im Bade, indem man allmählich erkalten läfit, ringt aus
und bringt während 4 — 5 Minuten auf ein Kupfervitriolbad (3 Proz. vom
Gewicht der Baumwolle).
Nr. 1 zeigt die graue Nuance des reinen Hämatoxylins;
- 2 ist dunkler als 1;
- 3 ist noch ziendich dunkelgrau;
- 4 ist sehr mager (Campeche zieht schlecht auf Baumwolle
in Gegenwart saurer Gerbstoffe);
- 5 dunkler als 4, weil das Tannin vorher neutralisiert
wurde, aber der Eupage wegen dem Typ zurückstehend;
- 6 ist am dunkelsten, dunkler als der Typ, aber heller als
2 und 3.
Extrakte, welche mit Gerbstoffen gemischt sind, lassen sich auch
an ihrer rötlichgrauen Nuance erkennen.
Durch Yergleichung der Resultate dieser drei Yersuchsserien wird
man immer imstande sein, ein fragliches Produkt beurteilen zu köimen.
Um den Preis der Blauholzextrakte zu vermindern, werden den-
selben nach Brühl (Chem.-Ztg. 1890, 767) Melasse, Dextrin, Quebracho-
extrakt, Kastanienextrakt, Sumachextrakt, Quercitronextrakt, Glauben
salz und sonst noch alle erdenklichen Drogen beigemischt und zwar bei
Primasorten oft nicht unter 20 Proz., bei Sekunda bis zu 40 Proz., bei
Tertia, besonders bei dem sogen. Fasson Sanford, bis zu 70 Proz.! Mit
den Tertiasorten werden namentlich Japan und China erfreut. Nach
Brühl hatten Extrakte, welche im Preise der amerikanischen Dye Wood
und Sanford von europäischen Fabriken offeriert wurden, um 20 bis
30 Proz. weniger Farbwert als die amerikanischen.
Bei den europäischen Produkten fand Brühl stets Melassenyei^
fälschung, selten unter 15 Proz., nebenbei in verschiedenen Mengen
Blaaholz. 1191
Kastanien-, Quebracho- und Quercitronextrakt , öfter noch Glauber-
salz. Eine derartige Verfälschung mit Melasse (oder Dextrin)
kann man nach Schweissinger (Ind.-Bl. 1887, 337) durch vollkommene
Ausfällung der Lösung des Extraktes mit Bleiessig und Prüfen de«
Filtrats mit Fehlingscher Lösung oder im Polarisationsapparate leieht
nachweisen, indem reines Blauholzextrakt (sowohl flüssiges als festes)
gar keine polarisierenden oder die Fehlingsche Lösung reduzierenden
Substanzen besitzt.
Zum Nachweis Ton Kastanien extrakt zieht Houzeau (Dingl.
190, 242) 1 g oder 0,1 g des vorher bei 100^ getrockneten Extraktes
mit Äther aus und bestimmt das Gewicht der hierin löslichen Substanz.
Der in Äther unlösliche Rückstand wird hierauf bis zur Erschöpfung
mit absolutem Alkohol ausgezogen und das Gewicht der von diesem
aufgelösten Stoffe ebenfalls bestimmt. Die Vergleichung dieser Gewichte
mit denjenigen, welche die Untersuchung eines guten, unverfälschten
Blauholzextraktes ergab, läßt erkennen, ob eine Verfälschung statt-
gefunden hat; z. B. 100 T. Extrakt gaben:
In Äther lösliche Stoffe In Alkohol lösliche Stoffe
Echtes Extrakt 87,1 14,3
Yerdächtiges Extrakt 76,9 19,5
Da nämlich Kastanienextrakt in Äther fast unlöslich, dagegen be-
deutend löslich in absolutem Alkohol ist, so muB man natürlich in einem
verdächtigen Extrakt mehr in Alkohol und weniger in Äther lösliche
Stoffe finden als in einem echten Extrakt. Zur Ergänzung kann man
noch folgenden Versuch anstellen. Die in Alkohol imd Äther löslichen
Stoffe beider obiger Extrakte müssen in gleichem Gewichte eine gleiche
Fläche Kattun in gleicher Weise färben, wenn sie dieselbe Zusammen-
setzung haben: die Färbung muß dagegen eine yerschiedene sein, wenn
sie nicht dieselben Bestandteile in denselben Mengenverhältnissen ent-
halten. Man wird in imserem Falle also finden, daß die Ätherextrakte
beim Probeförben sich gleich, die Alkoholextrakte aber ganz verschieden
verhalten.
Die Liste der Verfälschungen des Blauholzextraktes ist hiermit
noch nicht erschöpft, auch Sand, Ton, Erde, Sägespäne, ausgezogene
Gerberlohe u. s. w. müssen nicht selten zur „Verbesserung^ dieses viel
angewendeten Extraktes herhalten.
Verfälschungen des Blauholzextraktes mit Leim, Zuckemebenpro-
dukten (Melasse) und Kastanienextrakt lassen sich nach E. Donath
(Chem.-Ztg. 1894, 277) folgendermaßen nachweisen:
Es wird zunächst Wasser, Stickstoff und Asche bestimmt. Dann
wird eine wäßrige Lösung des fraglichen Extraktes bei gelinder Wärme
1192 Organiaclie Farbstoffe.
durch Digerieren mit allmählich zugefugtem grobgepulverten Spodiom
entfobt und filtriert. Schon die verhältniamäßig bedeutend gr5fiera
Schwierigkeit der Entfärbung'), welche sich insbesondere durch einen
Parallelversuch mit unverfälschtem Extrakt beurteilen läfit, wird einen
Fingerzeig zur weiteren Beurteilung geben. Wenn nun weiter auch das
nahezu farblose Filtrat unmittelbar mit Fehlingscher Lösung erhitzt
einen beträchtlichen Niederschlag von Eupferoxjdul gibt, so ist die Ver-
fälschung mit Kastanien extrakt nahezu zweifellos.
Ein weiterer Versuch, die Prüfung des Verhaltens der ursprüng-
lichen, filtrierten (jedoch nicht mit Knochenkohle entfärbten) Extrakt*
lösung gegen eine Leimlösung, wodurch für sich allein Blauholzextrakt
und Kastanienextrakt sich wesentlich unterscheiden, wird nur dann noch
entscheidender ausfallen, wenn die Menge des Kastanienextraktes eine
gröfiere ist, bezw. mindestens über 7 Proz. beträgt. Gibt die mit Knochen-
kohle entfärbte und filtrierte Extraktlösung jedoch unmittelbar mit
Fehlingscher Lösung keinen oder nur einen äuBerst geringen Nieder-
schlag (bekanntlich enthalten Melassen, namentlich ältere, häufig geringe
Mengen Invertzucker), wohl aber nach der nun vorzunehmenden In-
version mit verdünnter Salzsäure reichliche Kupferoxydulausscheidung,
so ist die Verfälschung mit Zuckemebenprodukten evident. Treten die
angegebenen Erscheinungen nicht ein, ist aber der Stickstoffgehalt be-
trächtlich gröBer als 1 Proz., so ist eine Vermischung mit Leim wahr-
scheinlich. Ein Zusatz von Leim von über 8 Proz. läßt sich in diesem
Falle dann mit größerer Sicherheit, aber keineswegs völlig zweifelloit
auf folgende Art nachweisen: 3 — 4 g des pulverisierten Extraktes
werden zwei- bis dreimal mit starkem Weingeist von zirka 93 Proz.
bei gewöhnlicher Temperatur ausgezogen , der Rückstand dann in
warmem Wasser gelöst und mit einem Überschuß von Bleizuckerlösung
gefällt. Der entstandene blaue Niederschlag wird nun abfiltriert und
im Filtrat der Überschuß des basischen Bleiacetats mit kohlensaurem
Natrium vollständig als Bleikarbonat entfernt. Filtriert man letzteres
ab und fügt zum Filtrate Tanninlösung, so entsteht, falls Leim im
Extrakte vorhanden war, nun ein Niederschlag oder eine deutliche
Trübung»)
Donath fand in einem frisch bereiteten, im Vakuum getrockneten
Extrakt 0,81 Proz. Stickstoff und 1,33 Proz. Asche. Käufliche unverfälschte
Extrakte ergaben:
^) Die Entfärbung der Eastanienholzextraktlösungen mit Knochenkohle
gelingt viel schwieriger als die der reinen Blauholzextraktlösongen.
') Vergl. auch v. Cochenhausen, Z. f. ang. Ch. 1904, 877 u. ff.
Blanholz. 1193
I.
U.
(DeatBches Fabrikat)
(Belgisches Fabrikat)
Proz.
Proz.
Wasser 8,26
11,34
Stickstoff 0,78|
0,58]
bezogen
Asche 6,39]
4,99
aaf Trockensubstanz.
Die Asche dieser beiden Extrakte enthielt beträchtliche Mengen
an Alkalien und besonders viel Chloride und Phosphate (bis zu
7,81 Proz. Gl und 2,12 Proz. PjOs).
Der bedeutend höhere Aschengehalt der käuflichen Extrakte gegen-
über dem reinen Extrakt läßt den Schluß zu, daß dieser durch die
sogen. Fermentation des geraspelten Blauholzes vor dessen Anwendung
zur Extrakterzeugung yeranlaßt wird. (Diese besteht bekanntlich Yor-
zugsweise in einem zeitweiligen Besprengen desselben mit gefaultem
Harn.)
Als aus Blauholz oder Blauholzextrakt gewonnene Prä-
parate erwähnen wir hier kurz:
Das Hematine, kommt Ton Lyon in den Handel, hat nach
E. Dollfuß (Dingl. 237, 464) fast die analogen Eigenschaften wie das
Yon Erdmann (J. pr. Ch. 26, 205) zuerst dargestellte Hämatein und
wird vermutlich durch Extraktion des fermentierten Holzes mit Äther
gewonnen.
Indigoersatz, Noir reduit, sind Tiolettblaue, in der Färberei-
technik jetzt vielfach angewandte Flüssigkeiten, welche aus Blauholzextrakt
mit Hilfe von Kaliumbichromat und saurem schwefligsauren Natrium her-
gestellt werden. Nach v. Cochenhausen (Muspratts Chemie 3. Aufl.
III, 206) dürfte es aus der Bisulfitverbindung eines Oxydations-
produktes des Hämatoxylins und einem Ghromoxydsalz bestehen.
Einige Präparate scheinen auch in der Weise dargestellt zu sein, daß
der Chromfarblack, welcher durch Behandeln von Blauholzextrakt mit
Kaliumbichromat erhalten wird, in Salzsäure oder Oxalsäure aufgelöst
worden ist.
Direktschwarz, Eaiserschwarz oder Nigrosaline sind
nach Breinl (Dingl. 268, 487) eine Mischung Yon Blauholzextrakt mit
Eisenyitriol und Kupfervitriol, welche in dunkelgefärbten Broten oder
als dunkelbraunes, an der Luft zusammenbackendes PuWer in den
Handel kommt, oder eine schwarze, teigartige Masse, welche durch
Fällen einer Blauholzabkochung mit einer Lösung yon Eisenvitriol und
Kupfervitriol erhalten wird. Die in der ersten Form in den Handel
kommenden Präparate bestehen aus zwei bis sechs Teilen Blauholz-
extrakt, zwei Teilen Eisenvitriol und einem Teil Kupfervitriol. Da die
von verschiedenen Fabrikanten gelieferten Waren nach v. Cochenhausen
1194 Organische Farbstoffe.
(1. c. S. 207) nie eine gleiche Zusammensetzung haben, so erhält man bei
Verwendung derselben Menge Farbstoff niemals denselben Farbenton.
Dieser fallt grünlich aus, wenn der Kupfervitriol vorwiegt, und er>
scheint rötlich oder violett, wenn viel Eisenvitriol zugegen ist. Man
kann daher durch Änderung der Mengen dieser beiden Stoffe alle mög-
lichen schwarzen Farbentöne erzeugen.
Ein unter dem Namen Direktschwarz für Baumwolle in den
Handel kommendes Präparat bildet eine braune, dickflüssige Masse und
besteht nadi v. Cochenhausen aus etwa 50 Proz. Wasser, 45 Proz. einer
in Alkohol und Äther löslichen Substanz (Hämatoxjlin und Himatprä)
und 3,5 — 7 Proz. Kupfervitriol.
Neudruckschwarz SS, NR, NRG (Leonhardt) (Rev. gener.
Mat. Col. 1898, 459) sind ßlauholzextrakte , die stark nach Essig-
säure riechen und ohne Zusatz von essigsaurem Chrom, aber mit
Natriumchlorat gemischt, direkt zum ßaumwolldruck verwendet werden
können.
Allgemeines über Wertbestimmung der Farbholzextrakte.
Die Benutzung von flüssigen oder festen Farbholzextrakten in
Färbereien und Druckereien als Ersatz der an Ort und Stelle bereiteten
Farbholzabkochungen ist immer noch beträchtlich. Trotz der zu be-
zahlenden Kosten der Extraktfabrikation spart man bei Benutzung von
Farbholzextrakten, die immer billiger werden, dennoch beträchtlich an
Frachtkosten. Für den Drucker, welcher stets mit konzentrierten Brühen
zu arbeiten hat, ist es vorteilhafter, Extrakte anzuwenden, welche durch
Auflösen leicht in konzentrierte Brühen umzuwandeln sind. Ebenso ist
es für den Färber in manchen Fällen fast geboten, Extrakte anzuwenden,
wo nämlich die Farbflotten eine Konzentration erfordern, welche beim
gewöhnlichen Auskochen nur mit Materialverschwendung zu erzielen ist
Umgekehrt gibt es auch Fälle , wo man die Hölzer nicht durch
Extrakte ersetzen kann. So geben beim Färben der Wolle die Holz-
abkochungen im allgemeinen reinere und bessere Farben als die Auf-
lösungen von Extrakten. Auch geben Farbholzabkochungen, besonders
von Blauholz, luftechtere Farben als Extrakte. Für manche Zwecke,
z. B. für Aufsatzblau auf Baumwolle (als Nachahmung von Küpenblau),
kann eine frisch bereitete Blauholzabkochung durch Extrakt nicht er-
setzt werden. Im allgemeinen aber ist in der BaumwoUfarberei ba
Blauholz, Gelbholz und Quercitron die Anwendung des Extraktes vor-
teilhafter als die der Späne.
Schädlich wirken oft beim Färbeprozesse Harzteilchen, welche in
die Extrakte vom ausgekochten Holze — zum unterschiede der
gewöhnlichen Farbholzabkochungen — übergehen und auf den ge-
Farbholzextrakte. 1195
färbten Stoffen kleine dunkle Punkte yerursachen (y. Cochenbausen
1. c. S. 186).
Schreiner (Chem.-Ztg. 1890, 961) stellt för die Beurteilung
des Wertes eines Farbholzextraktes, speziell des Blauholzextraktes,
um den es sich in den meisten Fällen handeln wird, folgende
Prüfungspunkte auf: 1. Gehalt an Farbstoffen, 2. Zusatz Ton fremdem
Gerb- und Farbstoffen, B. Zusatz Yon Beschwerungsmitteln, 4. Fermen-
tation und Reaktion (über letzteren Punkt ist bereits auf S. 1187 be-
richtet worden).
Bei der großen Ähnlichkeit des Verhaltens der Farbstoffe der
Farbhölzer (speziell Ton Hämatoxylin und Hämatem) mit Gerbstoffen
übertrug Schreiner die von Weiß veröffentlichte sog. „Wiener gewichts-
analytische Gerbstoff bestimmungsmethode*' (siehe Abschnitt „Gerbstoffe^
von Councler, oben S. 733) auf die Bestimmung der Farbholzextrakte.
50 g gemahlenes Farbholz werden in einem besonders konstruierten, sehr
praktischen Extraktionsapparate vollständig ausgelaugt, die Lösung auf
1 1 verdünnt, filtriert und ein Teil derselben durch Hautpulver in einen
besonderen Filtrierapparat (Zsch. angew. Chem. 1888, 717) mit den nötigen
Vorsichtsmaßregeln laufen gelassen. Das Hautpulver muß zu diesem
Zwecke von ganz reiner Qualität und wolliger. Form sein. Das Filtrat
.ist bei regelrechtem Verlauf der Operation absolut farblos und bleibt
es auch nach Zusatz von Ammoniak, da es nur noch diejenigen Sub-
stanzen enthält, welche weder flirbende, noch gerbende Eigenschaften
besitzen. Alsdann werden von diesem Filtrate imd ebenso von der
Originallösung je 100 ccm auf dem Wasserbade eingedampft imd im
Luftbade bei 100^ bis zum konstanten Gewichte getrocknet. Die Ge-
wichtsdifferenz zwischen beiden entspricht dem Gehalt an Farbstoffen.
Bei Extrakten stellt man eine Lösung dar, welche zirka 10 g
Trockensubstanz in 1 1 enthält. Nachdem man bei gewöhnlicher Tem-
peratur bis zur Marke aufgefüllt, erwärmt man im Wasserbade auf
50^ C, filtriert, wenn nötig, unter Zusatz von Kaolin, und verfährt mit
dieser klaren Lösung wie oben. Femer trocknet man 1 — 2 g Extr'älrt '
in einem Platingefäße bei 100^ C. zur Wasserbestimmung und verascht
nachher zur Ermittlung der mineralischen Bestandteile.
Aus der Differenz zwischen Trockensubstanz und der Summe der
Farbstoffe und Nichtfarbstoffe, also des Löslichen, berechnet sich der
Gehalt an unlöslichen Substanzen. Der Gehalt an mineralischen Sub-
stanzen wird von dem Gehalt an Nichtfarbstoffen in Abzug gebracht.
(Der Fall, daß sich im „Unlöslichen^ mineralische Bestandteile als
mechanische Verunreinigung finden, ist äußerst selten und dann in die
Augen fallend!)
Schreiner teilt folgende Analysenbeispiele mit:
1196
FiuehM Bbdu^
r
L n.
in.
IV.
FriMk F
Proz. Praz.
Pros.
Prox.
12,06 10,56
8,16
9,70
2,22 1,72
1,04
2,05
Farbstoffe
Nichtfarbstoffe . . . 2,22 1,72 1,04 2,05 L,10
Wa«»cr 10,86 12,80 10,80 10,02 16,00
Extrakte: flösag, 30* Be.
L n. in. lY. V.
Proz. Proz. Proz. Pros. Proz.
Farbstoffe 52,52 41,39 33,52 79,77 54,36
Nichtfarbstoffe . . . 6,06 11,91 14,39 9,08 18,14
ünlösUches bei SO^C. . 0,45 2,87 6,99 1,05 9M
Asche 0,14 1,81 3,47 0,22 6,04
Wasser 40,83 42,02 41,63 9,88 12,26
Die angefahrten Extraktanaljsen sind aus extremen Fällen za-
sammengestellt: Nr. I ist ein normales Extrakt aus gutem Holze, ebenso
Nr. lY, Nr. II enthalt zirka 20 Proz., Nr. III zirka 10 Proz. ZusaU eines
starken kalkhaltigen Extraktivstoffes (Sirup) und Nr. V enthalt Zusätze
von Extraktivstoffen und Salzen (Natriumsulfat).
Ein Blick auf die angefahrten Beispiele der FarbhOizer genügt
zur Erkenntnis der Bedeutung der Analyse beim Einkaufe des Farb-
holzes, zumal wenn man weiß, daß No. I — III Hölzer gleicher Marke
sind! Leider ist der Extraktfabrikant nur zu selten in der Lage, sich
im voraus ein richtiges Durchschnittsmuster des Holzes Terschaffen zu
können. Auch der Gehalt an Nichtfarbstoffen ist, speziell fär die WoU-
farberei, von wesentlicher Bedeutung, da mit dem Wachsen derselben
eine leichtere und gründlichere Fermentation in direktem Zusammen-
hange steht. Diese Substanzen sind es, welche unter teüweiser Bil-
dung flüchtiger Produkte den Fermentationsprozeß bedingen und dordi
ihre Tätigkeit den Blauholzfarbstoff an die Oberfläche der Holzteilchen
bringen, wo er Grelegenheit findet, sich mit Sauerstoff zu verbinden.
Bei dieser neuen Methode von Schreiner bleibt nur ein Übel-
stand, daß man nämlich nicht Farbstoffe und etwa vorhandene Gerb-
stoffe getrennt nebeneinander bestimmen kann. Doch verliert dieser
Nachteil wesentlich an Bedeutung durch den Umstand, daß man da, wo
solche gerbstoffhaltigen Farbstoffextrakte überhaupt Anwendung finden
können, nämlich in der Baumwollschwarzfärberei, den Gerbstoff kaum
als minderwertig betrachten darf, vorausgesetzt, daß der Preis des
Produktes damit in Einklang steht.
Oneilleprftparate. 1197
Orseilleprftparate.
Roliinaterial sind yerscbiedene, unter dem gemeinschaftlichen Namen
„Kraut-Orseille" bekannte Flechtenarten, yorzugsweise Lecanora und
Rocella tinctoria, deren beste Sorten Yon Angola, Ceylon, Madagaskar,
Mozambique und Sansibar kommen. Die mit mineralischen Stoffen stark
Terunreinigte „Erd-Orseille^ dient hauptsächlich zur Herstellung yon
Lackmus. Der wichtigste Bestandteil dieser Flechten, das farbstoff-
bildende Orcin, welches ein erst während der chemischen Behandlung
der Flechten aus den Flechtensäuren entstehendes Zersetzimgsprodukt
derselben ist, y erwandelt sich unter der Einwirkung yon Ammoniak
(faulem Harn und dgl.) und Luft in Orcein, einen prächtig roten, krystal-
linischen Farbstoff. Außerdem entstehen noch nach Zulkowski und
Peters (Monatsh. Gh. 1890, 227) ein gelber, kristallinischer und ein
amorpher, lackmusartiger, yielleicht mit Lackmus identischer Farbstoff.
Die Lösungen des reinen Orceins in Weingeist, Essigsäure und Aceton
zeigen prächtige Karminfarbe und werden durch Zusatz yon Ammoniak
und fixen Alkalien prachtyoll blauyiolett. Reines Orcein hat die 150-
bis 200-fache Färbekraft des Orseilleextraktes.
Das Orcin färbt sich mit Chlorkalklösung tiefyiolett und in alka-
lischer Lösung, mit etwas Chloroform erwärmt, gibt es eine purpur-
rote, nach dem Verdünnen mit Wasser stark grünlichgelb fluoreszierende
Flüssigkeit (Natriumsalz des Homofluoresceins) (Schwarz, Ber. 18, 543).
Diese empfindliche Reaktion benutzt man zur Erkennung yon orcinhal-
tenden (also für die Orseille- oder Lackmusfabrikation geeigneten) Flechten,
indem man ein Stückchen der Flechte kurze Zeit mit yerdünnter Kali-
lauge kocht, die klare Flüssigkeit abgießt und sie nach Zusatz yon einem
Tropfen Chloroform zehn Minuten im Wasserbade erwärmt, worauf man
mit Wasser yerdünnt. Enthielt die Flechte Orcin oder orcingebende Stoffe,
so ist die grünlichgelbe Fluoreszenz deutlich wahrzunehmen, (y. Cochen-
hausen, Muspratts Chemie, 3. Aufl. III, 230.)
Den Gehalt der Flechten an farbstoffgebenden Flechten-
säuren, welcher etwa zwischen 2 und 12 Proz. yariiert, bestimmt man
nach Stenhouse (J. pr. Ch. 45, 180; Ann. 68, 55; Pharm. Centralbl. 1848,
316), indem man die Flechte (100 g) mit Kalkmilch rasch ^) auszieht,
mit Essigsäure den filtrierten Auszug fällt, den Niederschlag auf einem
gewogenen Filter sammelt, ihn bei gewöhnlicher Temperatur trocknet
und wägt. Da diese Methode zwar gut, aber langwierig ist, y erfahrt
man rascher, wie folgt:
') Nimmt die Behandlang mit Kalkmilch längere Zeit (über eine yiertel
bis halbe Stande) in Ansprach, so geht ein Teil der Flechtens&aren in Orcin
ober and entgeht so der Fftllang mit Essigs&ore.
1198 Organische Farbstoffe.
100 g in sehr kleine Stückchen zerschnittene Flechten werden durch
zweimalige Maceration mit einer verdünnten Lösung von Atznatron er-
schöpft und dem Fil träte aus einer Bürette eine Lösung Ton unter-
chlorigsaurem Natron Yon bekanntem Gehalte zugesetzt. In dem Augen-
blicke, wo letztere Lösung in den alkalischen Flechtenauszug einfließt,
tritt eine blutrote Färbung ein, welche 1 oder 2 Minuten später ver-
schwindet, worauf die Flüssigkeit eine tiefgelbe Farbe zeigt. Hierauf
setzt man von neuem Bleichflüssigkeit hinzu imd wiederholt dies unter
sorgfältigem umrühren so lange, als ein zweiter Zusatz noch eine rot«
Färbung hervorbringt (also noch unoxydierte, Farbstoff gebende Substanz
anzeigt).
Die Orseillepräparate (s. u.) oder Orcemfarbstoffe finden noch ganz
wenig Anwendung zum Violettfarben (ohne Beize) von Wolle und Seide
(niemals von vegetabilischen Fasern) xmd zu Braun und Modefarben auf
Wolle (weniger auf Seide). Verschiedene Teerfarbstoffe haben die Or-
seülepräparate teilweise verdrängt.
Man unterscheidet im Handel: Orseille in Teig, Orseilleextrakt
französischer Purpur und Persio als Hauptorseillepräparate.
Am einfachsten ist die Bereitung von Orseille in Teig, auch
kurzweg Orseille genannt, zu welchem Zwecke die zerkleinerten Flechten
mit einer Lösung von Ammoniak einige Wochen bei Luftzutritt imter
Umrühren behandelt werden. Bei kurzer Dauer des Prozesses erhält
man eine mehr rote, im anderen Falle eine mehr violette Orseille. Man
unterscheidet „Kraut-Orseille" und die geringere „Erd-Orseille".
Orseilleextrakt. Orseille in Teig enthält gemäß seiner Be-
reitungsweise holzige Flechtenteile, imzersetze Flechtensäure und Mineral-
bestandteile neben dem Orcein als für gewisse Anwendungen in der
Färberei unbequeme Verunreinigungen. Deshalb bringt man die Flechten-
säuren durch Behandeln mit Kalkmilch (Jahresber. d. ehem. Techn. 1859,
490) in Lösung und setzt die klare Lösung entweder direkt mit Am-
moniak der Luft aus, oder man fallt aus ihr zuerst die Flechtensäuren
mit Salzsäure oder Schwefelsäure, welche in diesem gereinigten Zu-
stande alsdann in Ammoniak gelöst der Luft ausgesetzt werden. Je
nach dieser verschiedenen Behandlung imd den hiermit wechselnden
Konzentrations- und Reinheitsgraden heiflen die gewonnenen Extrakte
Orseilleextrakt einfach, doppelt, konzentriert oder Orseillekarmin.
Französischer Purpur (Orseilleviolett) wird nach Spence
und Guinon (Jahresber. d. ehem. Tech. 1859, 492) auf folgende Weise
erhalten. Man zieht zunächst die Flechtensäure wie gewöhnlich mit Kalk-
milch aus, fällt sie mit einer Säure, löst in Ammoniak und setzt die
Lösung bei gewöhnlicher Temperatur der Luft aus, wobei man aber nicht
bis zur violetten, sondern nur bis zur kirschroten Färbung stehen läßt
Oneillepr¶te. 1 1 99
Alsdann erhitzt man einige Zeit zum Sieden und stellt die Flüssigkeit in
5 — 6 cm Lohen Schichten in großen flachen Schalen bei 70 — 75^ so lange
hin, bis sie purpurviolett geworden ist. Aus dieser Lösung fällt man
den festen Farbstoff durch Schwefelsäure oder ChlorcalciumlOsung. Im
letzteren Falle bildet sich ein in Wasser unlöslicher Kalklack, der, wenn
er zum Färben verwendet werden soll, in Wasser yerteilt durch kohlen-
saures Ammoniak oder durch Zersetzen mit Oxalsäure oder Schwefelsäure
und darauf folgenden Zusatz yon Ammoniak löslich gemaclit wird.
Persio (roter Indigo, Cudbear) ist wie der französische Purpur
eine trockene Masse, welche durch Eintrocknen YX)n Orseilleextrakt oder
yon Kraut- und Erdorseille erhalten wird. Im Handel kommt Persio 0,
I, II, extra, fein, yiolett, rotviolett, blauyiolett, rot vor (v. Co che n-
hausen, Muspratts Chemie, 3. Aufl., III, 233). Ein sehr farbstoff-
reiches Produkt wird Orchelline genannt.
Orseillekarmin und Orseillepurpur enthalten die Orseille-
farbstoffe im Zustande großer Reinheit.
Wie oben schon erwähnt, findet sich eine blauviolette und rote
Orseille im Handel, deren verschiedene Farbentöne von der Dauer der
Einwirkung von Anmioniak und Luft bedingt werden.
Versetzt man erstere mit einer kleinen Menge von Ferricyankalium,
so erhält sie alle Eigenschaften der roten Orseille. Die unter dem
Namen „französischer Purpur" bekannte purpurviolette Orseille-
farbe unterscheidet sich von Orseille dadurch, daß letztere durch Salz-
oder Schwefelsäure rot geförbt wird, während der violette Farbeton des
französischen Purpurs selbst durch ziemlich starke Salz- oder Schwefel-
säure nur wenig ins Rötliche gezogen wird. Wird dagegen französischer
Purpur in mäßig starker Natronlauge gelöst und diese prachtvoll violette
Lösung mit Salzsäure übersättigt, so wird sie rot.
Französischer Purpur und Anilinviolett unterscheiden sich
dadurch, daß der erstere durch ziemlich starke Salzsäure nur etwas
mehr ins Rote gezogen, nach vorheriger Behandlung mit Natronlauge
aber entschieden rot wird, während das Anilinviolett sich mit Salzsäure
um so reiner blau färbt, je stärker die Säure ist (Mierzinski, „Die
Erd-, Mineral- u. Lackfarben", 1881, 354).
Die Güte der Orseillepräparate kann man einzig und allein durch
Probefärben ermitteln. Man löst 1 g Orseillepräparat in Y^ Liter Wasser,
bringt in das Bad ein gewogenes oder gemessenes Wollstück und erhitzt
Ys Stunde zum Sieden. Die gewaschene und getrocknete Probe wird
mit einer aus einer guten Orseillesorte erhaltenen verglichen.
Exakter ist die von v. Cochenhausen (1. c. 234) angegebene
Methode. Man löst 5 g der zu untersuchenden Orseille oder des Or-
seillepräparates in 1 Liter Wasser und verwendet 50 ccm dieser Lösung
1200 Organische Faibstofia.
zum Färben Yon je 1 g Wolle. Dem Farbbade setzt man 10 Proz. (Tom
Gewichte der Wolle) Alaun oder 10 Proz. Alaun und 2 Proz. Weinitein
zu. Man kann den Wert einer Orseille im Vergleich zu einem muster-
gültigen Präparate in Zahlen ausgedräckt annähernd ermitteln, wenn
man das gefärbte Muster mit einer Skala you Mustern Ton 1 g rer-
gleicht, welche mit
5 — 10—15—20—25—30—35—40—45—50 ccm
der Lösung von 5 g des mustergültigen Präparates in 1 Liter Wasser
unter denselben Bedingungen gefärbt worden sind.
Zum Nachweief einer Verfälschung des Orseilleextraktes
mit Blauholz- oder Roth olzextrakt werden nach Leeshing (Dingl.
187, 142) 50 Tropfen Extrakt mit ca. 100 ccm Wasser verdünnt; die
Flüssigkeit wird mit Essigsäure schwach angesäuert, hierauf 50 Tropfen
Zinnchlorürlösung (1:2) hinzugesetzt und zum Sieden erhitzt. War die
Orseillelösung rein, so findet sogleich fast ToUständige Entfärbung statt,
während man bei Zusatz yon Blauholzextrakt eine blaugraue'), Ton
Rothol zextrakt eine rote Lösung erhält.
Zum Nachweis und zur Bestimmung von Fuchsin in Or-
seille und Persio hat Rawson (Chem.'N. 1888, 165) eine sehr emp-
findliche Methode bekannt gegeben, welche gestattet, noch 1 Teil in
100000 Teilen Persio nachzuweisen. 1 — 2 g Persio (oder eine ent-
sprechende Menge Orseilleflüssigkeit) werden mit 50 ccm Alkohol ge-
kocht, mit 100 ccm Wasser verdünnt und mit 15 — 20 ccm einer starken
Lösung von basischem Bleiacetat (spez. Gew. 1,25) und dann nach yor-
hergehendem Umrühren mit einer gleichen Menge yon starkem Ammoniak
yersetzt. Man filtriert imd wäscht den Niederschlag, falls man das
Fuchsin zugleich auch quantitativ bestimmen will, mit einer Mischung
yon 1 Tl. Anmioniak, 5 Tl. Alkohol und 10 Tl. Wasser aus. Bei reinem
Persio ist das Filtrat farblos, bei Gegenwart yon Fuchsin farblos oder
rosa je nach der Menge des zugesetzten Ammoniaks. Nun säuert man mit
Essigsäure an, welche bei Gegenwart yon Fuchsin die Flüssigkeit rot färbt
Rawson benutzt femer folgendes kolorimetrisches Verfahren zur
annähernden quantitatiyen Bestimmung des nachgewiesenen Fuchsins.
Man bereitet sich eine mit Essigsäure yersetzte reine Fuchsinlösung, die
im Liter 0,01 g Fuchsin enthält. Die zu prüfende Lösung wird auf
250 ccm verdünnt und ein aliquoter Teil däyon nach dem Verdünnen auf
100 ccm in die eine Röhre des Eolorimeters gebracht. Von der typischen
Fuchsinlösimg läfit man aus einer Bürette so yiel in die zweite Eolorimeter-
röhre fließen, bis die Intensität der Färbung in beiden Röhren gleich ist.
') Die blaugraae bis graue FSfbong tritt bei Gegenwart yon mindestens
3 — 4 Proz. Blaaholzextrakt ein.
Orseillepräparate. Qaercitroo. 1201
Ein ähnliches, aber weniger empfindliches Verfahren zum Nachweis
Yon Fuchsin hat Schweissinger (Pharm. Centr. 1887, 95) angegeben.
Es beruht darauf, daB Orseillefarbstoff durch Bleiessig in neutraler oder
schwach alkalischer Lösung nach Y, Stunde t ollständig gefallt ist,
während das Fuchsin gelöst bleibt und im Filtrate sich zu erkennen
gibt. Man zieht etwa 0,25 g Orseille mit Spiritus aus, verdunstet im
Wasserbade, löst den Rückstand in 50 ccm Wasser, fallt mit 10 ccm
Bleiessig und filtriert nach 7^ Stunde.
Eertesz (Dingl. 256, 281) weist Fuchsin oder Säurefiichsin in
Orseilleextrakt nach, indem er eine geringe Menge des Extraktes mit
ziemlich yiel Wasser aufkocht und filtriert, und zwar so lange, bis die
Lösung ganz klar ist. Yon dieser Lösung wird ein Teil in einem
Reagensglas gut mit Benzaldehyd (Bittermandelöl) gemischt und hierauf
Zinnsalz imd Salzsäure hinzugefügt. Nach tüchtigem Umschütteln und
einigen Minuten Stehen scheidet sich die Flüssigkeit in zwei Schichten,
YOn denen die untere im Falle der Anwesenheit von Fuchsin fuchsinrot
gefärbt erscheint, sonst aber farblos ist. Es läßt sich auf diese Weise
noch 1 Tl. Fuchsin S in 1000 Tl. Orseilleextrakt nachweisen.
Das Verfahren von Liebmann und S tu der (Jahresber. d. ehem.
Techn. 1886, 456) läßt zugleich auch ermitteln, ob die Verfälschung mit
Fuchsin. oder Fuchsin S (vergl. S. 1041) bewirkt wurde. Man sättigt die
erkaltete Lösung von 1 Tl. Cudbear (Persio) in 100 TL Wasser mit
schwefliger Säure. Hierdurch werden die Orseillefarbstoffe größtenteils
gefällt, während die Fuchsine gelöst bleiben und auf Zusatz von Aceton
eine Violettfarbung der Flüssigkeit verursachen. Wird nun bei gelungenem
Nachweis von Fuchsinfarbstoff in der mit schwefliger Säure gesättigten
und filtrierten Lösung Baumwolle, welche mit Gerbsäure und Brechwein-
stein gebeizt worden ist, gefärbt, so wird nur Fuchsin (nicht auch
Fuchsin S) auf der Faser befestigt.
Breinl (Mitt. technol. Gew. 1887, 37; Zsch. angew. Chem. 1888,
175) hat die Zuverlässigkeit des eben genannten Prüfungsverfahrens be-
stätigt und eine ausführliche Tabelle der Reaktionen von Orseille und
der als Verfalschimgsmittel derselben dienenden Teerfarbstoffe, mit salz-
saurer Zinnchlorürlösung, Bleiessig (30^ JBe.), Kochsalz, Natronlauge,
konzentrierter Schwefelsäure, Salzsäure und Salpetersäure mitgeteilt').
2. Gelbe Farben.
Quercitron» Die von der Oberhaut befreite, gemahlene Rinde
der in Amerika heimischen, aber auch in Frankreich und Süddeutsch-
land angepflanzten Färbereiche, welche in Form eines gelblichen oder
') Siehe HL Band der ^Untersachangsmethoden^ unter Spezialtabellen.
Untersuchungen. 5. Aufl. m. 76
1202 Organische Faibstoffe.
rehfarbenen Pulvers im Handel yorkommt. Je feiner und je gelber das
Pulver, desto geschätzter ist es. Der hellgelbe Farbstoff der Rinde, das
Quercitrin, spaltet sich mit verdünnten Säuren in Isodulcit und Quercetin.
Die rötlichbraune Abkochung der Rinde ist nicht haltbar, darf
also nur für den unmittelbaren Gebrauch hergestellt werden. Im Handel
findet sich ein 10 — 20^ Be. starker Quercitronextrakt, der feste Ein-
dampfungszrückstand dieses Extraktes, sowie die Produkte F lavin imd
Quercetin. Im Flavin ist nach Ganswindt ein saures, im Quercetin
ein basisches Färb Stoffprinzip anzunehmen. Zur Darstellung des bisher
allein in Nord- Amerika fabrizierten Flavins zieht man nach Soxhlet
(Chem. Zsch. 1890, 1345) 1000 kg Rinde mit 27« ccm Wasser, das zum
besseren Lösen des Quercitrins 5 — 7 Proz. Erystallsoda oder die ent-
sprechende Menge Borax oder Ammoniak vom Gewichte der Rinde
erhält, in geschlossenen Batterien aus, oder man verdünnt Quercitron-
extrakt entsprechend mit Wasser und behandelt ihn dann kochend mit
alkalischen Eörpern und erhitzt (welche Operation von wesentlichster
Bedeutung für die Qualität des Produktes ist) mit einem verdünnten
Gemisch von 2 Tl. Schwefelsäure und 3 Tl. Salzsäure, welches zweck-
mäßig bestimmte Anteile von metallischem Zinn in Lösung erhält, eine
Stunde zum Eochen. Man nimmt an, daß hierbei eine ziemlich glaUe
Spaltung des Quercitrins in Quercetin und Isodulcit stattfinde. Nach
beendetem Eochen wird durch Filterpressen gedrückt imd das Preßpro-
dukt getrocknet. Die Ausbeute beträgt nur 4 — 10 Proz. Flavin in sehr
wechselnden Qualitäten. Gutes Flavin hat das etwa 12 — 18-fache Färbe-
vermögen von Quercitronrinde imd Quercitronextrakt, gibt dabei viel
reinere Nuancen und enthält auch keinen Gerbstoff.
Auf gerade umgekehrtem Wege wird das „Quercetine indu-
strielle^ hergestellt, nämlich durch Extrahieren der Rinde, resp. Ver-
setzen des verdünnten Extraktes mit dem Gemisch von Schwefel- und
Salzsäure und Fällen des Filtrates mit Alkalien. Ein noch stärker als
Flavin und anders färbendes Produkt erhält man durch Behandeln des-
selben mit konz. Salpetersäure (von 36^ B6.).
Quercitron liefert eine schöne Farbe und besitzt ein starkes Färbe-
vermögen (3 mal so stark wie das des Gelbholzes und 8 mal so staik
wie das des Waus).
Es wird noch verwendet zum Färben von Wolle und Baumwolle, wir
Erzeugung von Mischfarben und zum Nuancieren von Blauholzschwarz.
Gute Quercitronrinde ist blaßgelb. Neben dieser äußeren, schon
einen gewissen Anhalt gewährenden Prüfung ermittelt man von Rinde
oder Extrakt den Gehalt an Wasser und an Asche (Verfälschung mit
Ton oder Sand). Das Extrakt wird mit Dextrin und Leim, das Flavin
oft mit bis zu 25 Proz. kalziniertem Glaubersalz oder mit Kochsalz ver-
Qaercitron. Gelbholz. 1203
fälscht und fühlt sich im letzteren Falle stets feucht an. Gutes Flayin
darf sich nach Soxhlet (1. c.) nicht YoUständig in kochendem Wasser
lösen, die Lösung soll trübe und blaß sein; bei Zusatz von schwefel-
saurer Tonerde darf kein Präzipitat entstehen, die Farbe der Flüssigkeit
muB sich aber sofort in ein lebhaftes Gelb yerwandeln. Die wäßrige
Lösung des Flavins, in offenen Gefäßen aufbewahrt, yerliert binnen
wenigen Tagen das ganze Färbevermögen.
Der Farbstoffgehalt der Rinde oder des Extraktes, sowie eine
Verfälschung des letzteren mit Dextrin, Leim etc. oder der ersteren mit
Gelbholz wird durch Probefärben (y. Cochenhausen in Muspratts
Chemie, 3. Aufl., III, 259) ermittelt. Man siedet Wolle mit 1,5 Proz.
Zinnsalz und 3 Proz. Oxalsäure an, wäscht und färbt je 1 g Wolle mit
20 ccm einer Lösung Yon 10 g Quercitronextrakt oder der entsprechen-
den Menge Quercitronrinde in 1000 ccm Wasser. * Um den Farbstoff-
gehalt im Vergleich mit reinem Flayin oder einem guten Extrakte oder
einer guten Rinde annähernd mit Zahlen auszudrücken, färbt man
Proben WoUengam yon 1 g mit 1, 2, 3 ccm ... 8, 9, 10 ccm . . .
18, 19, 20 ccm der in gleicher Weise, dargestellten Lösungen der Ver-
gleichsmaterialien.
Qelbholz. Das glänzend gelbe, sehr harte, gewönnlich in Scheiten
im Handel Yorkommende Stammholz des Färbermaulbeerbaumes (Morus
tinctoria), welcher in Westindien, Brasilien, Mexico wächst. Die beste
Sorte ist das Cuba-Gelbholz, eine sehr häufig im Handel yorkommende
das Tampico-Gelbholz ; außerdem kennt man Brasilien-, Portorico- und
Jamaica-Gelbholz. Das Gelbholz soll ein lebhaft zitronengelbes, häufig
yon roten Adern durchzogenes Gefüge haben. Es wird entweder ge-
mahlen oder in Form yon Spänen oder yon Extrakt (Gubaextrakt) an-
gewendet. Enthält die Ealkyerbindung des an und für sich farblosen
Morins und Moringerbsäure (Maclurin). Wegen des Gehaltes an letzterer
wird es auch zum Schwarzfärben benutzt. Man muß das Gelbholz mit
Dampf extrahieren und dem Färbebad etwas Gelatine') zusetzen, weil
beide Manipulationen einen günstigen Einfluß auf die Lebhaftigkeit und
Schönheit der Farbe haben.
Unter dem Namen „Morin*^ fabrizieren J. Nowak Söhne und
K. Benda in Smichow-Prag (D. R. P. 2552; Ber. 11, 1951) ein Pro-
dukt, das durch Auskochen yon geraspeltem Gelbholz mit Wasser und
2 Proz. Soda und Konzentration der Lösung auf 1,041 spez. Gewicht
erhalten wird.
') Dieselbe — etwa 5 Proz. des angewandten Gelbholzes — scheidet die
Moringerbsäure aas, welche bei zu langem Kochen in der Flotte trübe und bräun-
liche Farben verursacht. Aus ganz ähnlichem Grunde reinigt man die Quer-
citronfarbflotte mit Leim oder Alaun.
76»
1204 Organische Farbstoffe.
SaiMcigO'Neugdb E und K sind nach einem neuen Verfahren
durch die Firma 6. Eberle & Co. (Stuttgart) hergestellte Gelbholz-
präparate. Die Marke E ist ganz oxydiert und eignet sich besonders f^r
Wolle und für Baumwolle zum Färben in hellen Tönen; Marke E ist
nur teilweise oxydiert und deshalb da zu empfehlen, wo oxydierende
Beizen zur Wirkung kommen.
Unter der Bezeichnung Patentfustin sollen Kondensationspro-
dukte von Gelbholzextrakt und Diazokörpem Anwendung finden. Ghrom-
gebeizte Wolle wird dadurch gelbbraun gefärbt.
Zur Wertbestinmiung des Farbstoffes im Holz oder im Extrakt
wird nach y. Gochenhausen (Muspratts Chemie, 3. Aufl. III, 262'
Wolle mit 10 Proz. Alaun ^/^ Stunden lang angesotten und gewaschen:
je 1 g Wolle wird mit 10 ccm einer Lösung von 10 g Gelbholzextrakt
oder der Abkochung einer entsprechenden Menge von Gelbholz in
1000 ccm Wasser bei 80— 90« % Stunden lang gefärbt. Um den Farb-
stoffgehalt im Vergleiche mit einem guten Extrakte oder einem guten
Holze annähernd in Zahlen auszudrücken, färbt man 10 Proben ge-
beiztes WoUengam mit 1, 2, 3 ... 8, 9, 10 ccm einer in gleicher Weise
dargestellten Lösung des Yergleichsmaterials.
Das Gelbholz findet in der Woll> und Baumwollfarberei (gleichzeitig
mit anderen Farbhölzem) Anwendung zur Erzeugung yon Mischfarben
(Braun, Olive) und zum Nuancieren von Blauholzschwarz.
Wau» Die getrockneten Stengel und Blätter der wild wachsen-
den aber auch kultivierten geruchlosen Färberreseda. Sie enthalten den
Farbstoff Luteolin. Je rascher der Wau getrocknet wurde, desto aus-
giebiger ist sein Färbevermögen. Er liefert sehr schöne und echte Farben,
besonders in Verbindung mit Alaun auf Wolle und Seide, ist aber trotz-
dem durch das viel ausgiebigere Quercitron zurückgedrängt. Seine Haupt-
anwendung ist zur Herstellung von Schüttgelb (s. unten), auch erzeugt
man durch Zusatz von Indigkarmin und Schwefelsäure zur Wauflotte «if
Seide das bekannte Wau grün. Man unterscheidet französichen, deut-
schen und (geringwertigen) englischen Wau.
€M>bheeren (Kreuzbeeren). Die unreifen, noch grün gesammelten
Früchte einiger Rhamnusarten, welche getrocknet von grüngelber Farbe
sind. Am wertvollsten sind die persischen Ereuzbeeren. Die Beeren
dürfen weder gleich nach dem Einsanmieln, noch länger als nach einem
Jahre verwendet werden, weil in beiden Fällen der Farbstoff wenig aus-
giebig ist. Die wäßrige Abkochung der Gelbbeeren hat eine grünlich-
braune Farbe, welche sich durch Alkalien in Orange verwandelt. Sie
liefert ein schönes und auch ziemlich widerstandsfähiges Gelb, welches
in der Papierfabrikation, namentlich aber zur Herstellung des Schütt-
gelb (s. unten) Verwendung findet. Gelbbeerenextrakt wird vielfach im
Orlean. Schattgelb. 1205
Kattundruck zur Herstellung des Applikationsgelb, Dampforange, Grün
und Olive gebraucht.
Schwarze Gelbbeeren nimmt man nicht gern, weil [diese Färbung
beweist, daß die Beeren feucht lagerten oder in schon reifem Zustande
gesammelt wurden. Man bestimmt den Wert der Grelbbeeren durch
Probefärben auf die bei Gelbholz angegebene Weise.
OHean. Ein gegenwärtig fast nur noch zum Färben der Butter
\md von Firnissen verwendeter, aus der Frucht von Bixa Orellana ge-
wonnener Farbstoff. Er findet sich im Handel in Form eines knetbaren,
außen bräunlichroten, innen roten Teiges von nicht angenehmem Geruch,
welcher viele Yerunreinigungen, vde Blätter, Stärke, Holzsttickchen,
Gummi, Ziegelmehl, Colcothar, Bolus enthalten kann.
Alle Prüfungen von Orlean müssen wegen seines sehr variierenden
Wassergehaltes mit bei 100^ getrockneten Proben vorgenommen werden.
Zur Aschenbestimmung äschert man 5 g getrockneten Orlean ein.
Gute Orleansorten enthalten 8 — 13 Proz. Asche. Ein Aschengehalt über
15 Proz. weist entschieden auf Verfälschung mit Mineralstoffen, die
übrigens auch schon beim Zerreiben des Orleans mit Wasser leicht zu
erkennen sind.
Die vergleichenden Färbeversuche mit Orlean führt man, wie folgt,
zweckmäßig aus. (Mierzinski, „Die Erd-, Mineral- und Lackfarben^
1881, 344.) Man nimmt zu einem Bad
für Baumwolle für Seide
bei 100® getrockneten und gepulverten Orlean 5 g 0,5 g
Weinstein 10 - 1,0 -
destilliertes Wasser 200 - 200 -
erhitzt bis ziun Kochen und taucht hierauf in die Bäder einen Strang,
enthaltend 12 g Baumwolle und 2 g weißer Seide. Man kocht 15 Mi-
nuten lang, entfernt vom Feuer imd zieht nach einer Stunde die Strähne
aus den Bädern heraus, ringt sie aus, wäscht in einer großen Menge
Wasser und läßt im Schatten trocknen. Man vergleicht die Tiefe der
Nuance der einzelnen Proben. Jene Orleansorte ist die bessere, welche
dem als Typus angenommenen Orlean am nächsten steht.
Im Orlean finden sich zwei Farbstoffe: das Bixin und das Orellin.
Das erstere wird durch konzentrierte Schwefelsäure tiefblau gefärbt,
ohne Beimischung von Grün und Braun. Unreiner oder verdorbener
Orlean dagegen gibt eine grünliche oder schwärzliche Färbung.
ScMiUgeHb. Ist mit Wau oder Gelbbeeren gefärbte Kreide oder
tonhaltige Erde, welche im Handel gewöhnlich in kugelförmigen Stücken
vorkonmit. Man kann statt der Erde auch Bleiweiß, Zinkweiß, Wismut-
weiß etc. als Grundlage des Schüttgelb wählen.
1206 Organische Farbstoffe.
S. Bote Firben.
CocheniUe ist durch künstliche Farbstoffe fast Yollständig ver-
drängt, wird aber zum Färben yon Wolle und Seide immer noch etwas
gebraucht. Cochenille ist eine Schild lausart, die auf Kaktusblätt^^rn
lebt, meist in Plantagen gezüchtet wird und sich äuBerst rasch ver-
mehrt. Die in den Plantagen gezüchtete Cochenille (Mesteca) ist weit
besser a]s die Wald- oder Feldcochenille (Silvestre). Auch die Art der
Behandlung der eingesammelten Insekten ist von gröBtem EinfloB auf
die Qualität. Die beste Qualität erhält man, wenn man die gesammelten
Insekten den direkten Sonnenstrahlen aussetzt, wodurch sie bald getötet
werden und den geschätzten silbergrauen Glanz erhalten (Mesteca jas-
peada). Die dunkelbraune oder schwarzbraune Cochenille (Mesteca
negra) wird durch Darren in Öfen auf heiBen Platten oder in irdenen
Pfannen gewonnen. Tötet man die eingesammelten Insekten durch
rasches Eintauchen in heiBes Wasser und läBt sie hierauf langsam
trocknen, so erhält man die schlechteste (braunrote) Qualität (Mesteca
renegrida). Auch die Zeit der Einsammlung beeinfluBt sehr die Qualität.
Die erste Brut, wo bloB trächtige Weibchen genommen werden, ist am
besten; bei der zweiten Einsammlung ninunt man auch junge Insekten
und bei der dritten, welche wegen der bevorstehenden Regenzeit meist
zeitig und eilig geschehen muB, gelangen neben vielen sehr jungen In-
sekten viele ünreinigkeiten in die Ernte. Die Cochenille wrird in Mexiko,
Südamerika, Algier, auf den Kanarischen Inseln und Java gezüchtet.
Im Handel finden sich vier Hauptsorten: Vera-Cruz-, Honduras-, Ka-
narische und Javacochenille.
Eine gute Cochenille besteht nach Mierzinski („Die £rd-/
Mineral- und Lackfarben** 1881, 151) aus 2 — 2Vi mm langen, länglich
halbrunden, schwärzlichen oder bläulichdunkelroten , ein silbergraues
Ansehen besitzenden, leicht zerreiblichen, bitter und schwach zusammen-
ziehend schmeckenden Insekten, welche auf der flach gewölbten Bäck-
seite parallel laufende Querstreifen zeigen, auf der Bauchseite flach oder
konkav sind und gepulvert ein schön dunkelrotes Pulver geben. Zwölf
bis fünfzehn Stunden im Wasser gelegen, schwellen sie auf und es lassen
sich dann mittels Lupe der Saugrüssel, sowie die an der Bauchseite
sitzenden FüBe erkennen. Das Wasser nimmt gleichzeitig eine intensiv
karmoisinrote Farbe an. Nachgemachte Cochenille zerfallt bei dieser
Operation zu einem Brei und es kommt der KlebestofP, womit die
künstliche Masse Terbunden wurde, zum Vorschein.
Aus der Cochenille werden yerschiedene Handelspraparate fabrik-
mäßig hergestellt:
1. Die Euchencoehenille, d. h. in Euchenform gestampfte
Cochenille. 1207
Cochenille, enthaltend etwa 80 Proz. des Farbstoffes der gewöhnlichen
Cochenille.
2. Karminlack (Florentiner, Pariser, Wiener Lack). Eine
alkalische Cochenilleabkochung wird mit Alaun oder mit Alaun und
Zinnsalz gefällt. Die Karminlacke werden als Wasser- und Ölfarben
im Tapetendruck und in der Steindruckerei yerwendet.
3. Karmin. Der aus fein gemahlener Cochenille (mit oder ohne
Zusatz Yon Soda) erhaltene wäßrige Auszug wird durch eine schwache
Säure oder ein saures Salz gefällt. Details der verschiedenen Verfahren
sind Fabrikationsgeheimnis, y. Cochen hausen (Muspratts Chemie,
B. Aufl. III, 247) gibt das Prinzip verschiedener Verfahren an, wovon
wir folgendes hier mitteilen: Man läßt 500g fein zerriebene Cochenille
mit dem 30-fachen Gewichte destillierten Wassers 7« Stunde lang
kochen, fügt 30 g Weinstein hinzu, kocht noch zehn Minuten, versetzt
hierauf mit 15 g Alaun und läßt abermals zwei Minuten lang kochen.
Die geklärte Flüssigkeit läßt man in flachen Glasgefaßen stehen. Der
ausgeschiedene Karmin wird mit Wasser gewaschen und im Schatten
getrocknet.
Wahrscheinlich ist der Karmin keine gewöhnliche Verbindung
eines Farbstoffes mit Tonerde, sondern ein Tonerdekalkalbuminat des
Karminfarbstoffes.
4. Cochenille ammoniacale. Auf 1 Teil gemahlene Cochenille
werden 3 Teile Anmioniak vier Wochen lang bei vollkommenem Luft-
abschluß einwirken gelassen, hierauf fügt man 0,4 Teile frisch gefälltes
Tonerdehydrat hinzu und verdampft in einem kupfernen Kessel bis zum
Verschwinden von Ammoniakgeruch. Sie wird in Täfelchen und Teig-
form verkauft.
Die Cochenille ist wegen ihres hohen Preises sehr häufig Verfäl-
schungen ausgesetzt, namentlich mit Bleistückchen, Bleifeilspänen,
Sand u. dergl. Man zerreibt etwa 7^ g Cochenille in einem Porzellan-
mOrser und schlämmt mit Wasser, wobei die genannten Verunreinigungen
leicht entdeckt werden. Oft wird auch der Farbstoff der (nicht zerklei-
nerten) Cochenille extrahiert, letztere alsdann in eine Lösung von Rot-
holzextrakt gebracht und der künstlich wieder gefärbten Cochenille
durch Schütteln mit Talk oder Bleiweiß das Ansehen der natürlichen,
guten (silbergrauen) Cochenille gegeben. Letztere Prozedur nimmt man
in derselben Absicht auch häufig mit der schlechtesten Qualität (Mesteca
renegrida) (siehe oben) vor. Wird derartige Cochenille zwischen den
Händen gerieben, so fällt ein weißes Pulver ab und Schwefelwasserstoff
bewirkt eine Schwärzung, falls Bleiweiß angewendet worden ist. Kalk-
wasser wird die Farbe des wäßrigen Extraktes einer solchen Cochenille
nicht verändern, während dieselbe bei echter Cochenille hierdurch in
1208 Oi^nische Farbstoffe.
Violett übergeht. Auch Verfälschung mit gepulyerter Orseilie und
Drachenblut (siehe unten) kommt YOr. Ein abnormer Aschengehalt
weist auf Verfälschung mit roten Farbstofflacken hin.
£. Donath (Färber-Ztg. 1894/95, 174): Veifalschung des Cochenille-
karmins mit den Lacken von Teerfarbstoffen. Diese Zusätze sind durch
die unvollständige Löslichkeit des rerfalschten Produktes in Ammoniak^
sowie durch einen Veraschungsversuch zu entdecken.
Der echte Cochenillekarmin ist in Ammoniak YoUst&ndig löslich,
die Teerfarbstofflacke aber nicht. Man braucht bloB in einem Porzellan*
tiegel eine kleine Menge echten Karmins und in einem zweiten eine
ungefähr gleiche Menge der zu prüfenden Probe vorsichtig zu erhitzen.
Der Geruch des sich zersetzenden echten Karmins ist gleich dem, der
bei der Zersetzung von Proteinsu'bstanzen durch Hitze wahrnehmbar ist,
während der Geruch der genannten Falsifikate sofort einen gewissen
Schluß auf ihre Abstammung gestattet: der Eosinlack zeigt beim Er-
hitzen einen ganz deutlichen Bromgeruch, der Paöninlack einen solchen
nach Phenol, ein aus Biebricher Scharlach bereiteter Barytlack einen
ebenfalls charakteristischen, von dem des echten Karmins sofort zu
unterscheidenden Geruch.
Bei der völligen Verbrennung bemerkt man bei den gefälschten
Proben größeren Rückstand an Asche, deren qualitative Prüfung weitere
Anhaltspunkte liefert.
Die Wertbestimmung der CochemUe kann erfolgen durch Kolori-
metrie, durch Probefärben oder endlich durch volumetrische Er-
mittelung des Farbstoffgehaltes.
a) Kolorimetrie. Man erschöpft 1 g Cochenille mit 1 1 kochen-
dem Wasser, setzt, falls die Lösung einen Strich ins Orangefarbene
zeigt, einige Tropfen Alkali zu und prüft in dem Kolorimeter von
Houton-Labillardiere, von Salleron, von Collardeau oder von
Müller, oder man wendet am einfachsten zwei nebeneinander stehende
Büretten von gleichen Dimensionen an, von welchen die eine die Nonnal-
flüssigkeit, die andere die Versuchsflüssigkeit enthält, und verdünnt die
stärker gefärbte, bis die Farbenintensität beider gleich ist.
b) Probefärben. Man kocht nach v. Cochenhausen (Mus-
pratts Chemie, B. Aufl., III, 251) 1 g gepulverte Cochenille mehrmals
mit Wasser aus und verdünnt die vereinigten Lösungen mit Wasser auf
1 1. Für je 1 g des zum Färben verwendeten Wollengames verwendet
man 100 ccm dieser Lösung, verdünnt dieselbe mit Wasser und setzt
3 Proz. Oxalsäure und 1,5 Proz. Zinnsalz (Prozent des Wollengewichtes)
hinzu. In dem so hergestellten Farbbade erwärmt man das voriier gut
angefeuchtete Garn nach und nach innerhalb einer halben Stande bis
zum Kochen und setzt das Kochen noch >/, Stunde lang fort. Man
Cochenille. 1209
auch die Wolle vorher mit Zinnsalz und Oxalsäure ansieden, hierauf
waschen und in einem neuen Bade mit der gleichen Menge der Cochenille-
abkochimg ausfärben. Wenn man die zu untersuchende Cochenille mit
einer mustergültigen Ware vergleichen will, so stellt man sich von 1 g
der letzteren in der angegebenen Weise eine Abkochung her imd färbt
in 10, 20, ,30, 40, 50, 60, 70, 80, 90, 100 ccm derselben unter Zusatz
von Oxalsäure und Zinnsalz je lg Wolle. Mit Hilfe der so her-
gestellten Skala kann der Wert einer Cochenille im Vergleich zu einer
Musterware in Zahlen ausgedrückt werden.
c) Yolumetrische Wertbestimmungen. Als beste derselben
ist die von Löwenthal (Zsch. f. anal. Ch. 1877, 179)^) zu bezeicbnen.
5 g ganze Cochenille werden zunächst mit ly, 1 destilliertem Wasser
eine Stunde gekocht, der Extrakt durch ein gewöhnliches Teesieb ge-
gossen und die im Siebe zurückgebliebene Cochenille noch einmal mit
1 1 destilliertem Wasser ^i Stunden gekocht. Man bringt nach dem
Erkalten auf 2 1, entnimmt 100 ccm, verdünnt dieselben auf 1 1, setzt
ein bestimmtes Volumen Indigokarminlösung hinzu und titriert mit
Chamäleonlösimg. In gleicher Weise wird eine gute Vergleichscochenille
behandelt und titriert. Hat man beispielsweise für letztere + Indigo-
lösung 25,6 ccm Chamäleon, für die zu prüfende Cochenille -h Indigo-
lösung 21,0 ccm Chamäleon, für das angewendete Volumen Indigolösung
aber 11,2 ccm Chamäleon gebraucht, so verhalten sich die Farbstoff-
werte bei den Cochenillesorten wie 25,6 — 11,2 zu 21,0 — 11,2, oder wie
14,2 zu 9,8 oder wie 100 zu 68,05.
Oder man benutzt nach Penny (Joum. pr. Chem. 71, 119) eine
titrierte Lösung von rotem Blutlaugensalz zur Wertbestimmung. 1 g feia-
gepulverte Cochenille wird mit 50 g verdünnter Kalilauge gekocht und
nach Zusatz von noch 25 ccm Wasser läßt man tropfenweise eine Lösung
von 5 g Ferricjankalium in 1 1 Wasser hinzuflieBen, bis die Lösung
statt der purpurroten Farbe eine gelbbraune angenommen hat. Den
Wirkungswert des Ferricyankaliums stellt man durch eine Lösung von
1 g mustergültiger Cochenille in verdünnter Kalilauge fest.
Wertbestimmung nach 6. F. Merson (Pharm. Joum. 64, 309).
Die Methode beruht auf der titrimetrischen Ermittlung derjenigen Menge
einer 1 Proz. wirksames Chlor enthaltenden Lösung von unterchlorig-
saurem Natron Coder Calcium), welche nötig ist, um einen schwach
ammoniakalischen Auszug der fein gepulverten Cochenille zu entfärben.
Etwa 20 ccm der Chlorlösung wären nötig, um 1 g bester Cochenille zu
enterben. Der Farbwert einer solchen Ware wird mit 100 bezeichnet.
') Vergl. auch die Lö wen t ha Ische Methode der Gerbstoff bestinunung im
Abschnitte ^Gerbstoffe''.
1210 Organische Farbstoffe.
Zwischen Aschengehalt') und Farbwert bestehen keine direkten B«f-
ziehungen. Dunkle Cochenille besitzt in der Regel stärkeres Färbe-
yermögen und geringeren Aschengehalt als die beliebte silbergraue. L^:
auch im allgemeinen weniger häufig verfälscht. Als Yerfalschungsmitt«'!
kommen Barjumsulfat, Kalk und erdige Stoffe zur Anwendung.
Karmin kann, wie Cochenille, mit Hilfe der Chlorlösung bewert**:
werden. Der Aschengehalt schwankt zwischen 4,8 und 8,5 Proz^ ^t
aber ebenfalls von geringerer Bedeutung.
Lac-I>yem Die durch die Stiche der Lackschildlaus veranladtec
harzigen, durch den Farbstoff der Schildlaus gefärbten Aus8chwitzaD£:*'a
der Zweige gewisser Feigenbäume Ostindiens bilden den sog. ^St^n^k-
lack^, aus welchem man zunächst durch warmes Auspressen das Harz,
sodann durch Ausziehen des Rückstandes mit verdünnter Sodalösunj
den Farbstoff gewinnt. Seine Lösung wird konzentriert, mit AJaun j^-
fällt und der Niederschlag event. noch mit Ton, Gips, Kreide u. der^'i.
gemischt.
Das beste Prüfungsmittel des Lac-Dje ist das Frobefarben, welcbri
wie bei Cochenille ausgeführt wird.
Lac-Dye in seinen besseren Sorten ähnelt sehr den schlechterei
Sorten Persio. Zur Unterscheidung beider erwärmt man eine kleine
Probe mit Spiritus. Persio gibt eine schön kirschrote Lösung, während
sich von Lac-Dje nur das Harz zu. einer, alkoholischen, Schellackflü&si;:'
keit ähnlichen Lösung löst. Von dem Farbstoff der Cochenille unter-
scheidet sich Lac-Dye hauptsächlich nur durch seine geringe Auflüslich-
keit in Wasser, während die mit beiden erzeugten Lacke fast identisches
Verhalten zeigen.
JEMholat. (Brasilienholz.) Findet sich in mehreren Yarietäti^s
(Brasilien-, St. Martha-, Nicaragua-, Japan-, Lima-, Brasiliet-, Kali-
fornien-, Kolumbia-Holz) in Brasilien, Zentralamerika, auf Jamaika ucd
den Antillen, Ostindien, Japan etc. und in Form von derben Stucken,
geraspelt oder als Pulver oder endlich als flüssiges oder festes Extrakt
(wozu namentlich Lima- und St. Marthaholz verwendet werden) im
Handel. Das schmutzig rotbraune bis blauschwarze Holz ist geruchlos
schmeckt süBlich und färbt beim Kauen den Speichel rot. Gemahlene^
Rotholz erteilt — zum Unterschied von Blauholz — kaltem Wasser
nach etwa einer Viertelstunde eine lebhafte Färbung. Die mit Rot-
holz erzeugten Farben sind schön, aber keineswegs dauerhaft. Rotbolz-
pulver, ein Jahr lang dem Licht ausgesetzt, enthält keinen Farbstoff
') Der Aschengehalt nnverfölschter Cochenille, der bei der Handelsware
zwischen 2,4 und 43,6 Proz. gefunden wurde, darf nach Merson 4 Pros, nidit
überschreiten. Im übrigen ist derselbe von antergeordneter Bedeutung.
Rotholz. 1211
mehr. Dagegen wird eine im Dunkeln und Kühlen aufbewahrte Rot-
holzabkochung (unter Gärung, Desoxydation einiger hinderlicher Sto£Ee
und Abscheidung Yon Gerbstoff) mit der Zeit viel besser. Gut ist es
auch, während der Abkochung etwas abgerahmte Milch zuzusetzen.
Yorherige Gärung des feuchten Farbholzpulyers (auf 100 kg Wasser
etwa y^ kg Gelatine gelöst und mit der Lösung das Rotholz einige
Tage befeuchtet) bewirkt eine leichtere und bessere Extraktion des
Farbstoffes.
Der farbstoff bildende Körper des Rotholzes ist das Brasilin,
welches durch Oxydation in alkalischer Lösung an der Luft in Bra-
sil ein übergeht.
Das Brasilin fixiert sich auf der Faser nur in Form eines (meist
Tonerde-) Lackes. £s findet fast nur noch zur Nuancierung anderer
Farben auf Baumwolle und zur Herstellung von Holzbraun auf Wolle
Anwendung. Die mit Rotholz erzeugten Farben sind sehr wenig be-
ständig. Man kann bei der Wertprüfung von Rotholz oder seinem
Extrakte folgende Bestimmungen Yornehmen:
1. Wasser- und Aschenbestimmung mit 5 g Extrakt, resp.
10 g Spänen.
2. Kolorimetrische Prüfung (namentlich des Extraktes). Man
wendet das einfache Verfahren yon Trimble (Joum. Soc. of Dyers and
Colorists 1B8^, 92 durch Chem.-Ztg. Rep.) an. Auf Grund der Yorher-
gegangenen Wasserbestimmung des Extraktes löst man Yon demselben
80 yiel auf, daß 1 Liter der Lösung gerade 1 g trockenes Extrakt
enthält. Andererseits löst man 2 g reines umkrystallisiertes Kupfersulfat
zu 1 Liter. Man Yersetzt nun 1 ccm einer Extraktlösung (you obiger
Konzentration und bereitet aus bestem käuflichen Extrakte oder reinem
Hämatoxjlin) mit 10 ccm Wasser und 1 ccm der KupferYitrioUösung,
erhitzt schnell zum Sieden und Yerdünnt die in einen graduierten Zy-
linder gegossene Flüssigkeit mit destilliertem Wasser auf 100 ccm. Das
zu prüfende Extrakt wird genau in derselben Weise behandelt und
seine gefärbte Lösung in einem gleichen graduierten Zylinder so lange
mit Wasser Yerdünnt, bis beide Flüssigkeiten, Yon oben betrachtet,
genau gleiche Färbung haben. Die Typenflüssigkeit muß wegen der
raschen Veränderlichkeit der Färbung alle 10 — 15 Minuten erneuert
werden.
3. Das Probefärben (y. Cochenhausen, Muspratts Chemie,
3. Aufl., in., 211) nimmt man mit auf 1 Liter Yerdönnten Abkochungen
Yon 6 g Extrakt oder 20 g Holz Yor. Soll zur Probefärbung Wolle
Yerwendet werden, so siedet man dieselbe mit 3 Proz. Kaliumbichrom at,
jedoch ohne Zusatz Yon Schwefelsäure an und färbt je lg Wolle mit
10 ccm der Farbstofflösung aus. Baumwolle wird Yor dem Ausfärben
1212 Organische Farbstoffe.
in eine Lösung Ton essigsaurem Aluminium (5^ Be.) gelegt, aasgedriickl
und einige Zeit in feuchter, warmer Luft aufgehängt oder zuerst mit
einer Lösung von 3 Proz. Gerbsäure und hierauf, ohne zu spülen, in
Lösungen Yon essigsaurem Aluminium oder Zinnsalz oder einer Mischung
beider (5^ Be.) gelegt und alsdann gewaschen. Zum Ausfarben ver-
wendet man 20 ccm der Farbstoff'lösung far je 1 g Baumwolle.
„Purpurlackrot hell^, „mittel^ und „dunkel^ sind hellpur-
purfarbene oder dunkler purpurrot gefärbte Lackfarben, die durch
Fällen einer mit Alaun versetzten wäßrigen Rotholzextraktlösong mit
Soda erhalten werden (Dingler Journ. 1898, 79, Bd. 308, S. 155).
Ahnlich dargestellt ist „Purpurhellrot^, eine hellpurpurrote Farbe,
bei deren Gewinnung der Rotholzextraktlösung noch etwas Fuchsin zu-
gesetzt wurde.
Krapp» Der Krapp ist die Wurzel einer perennierenden Pflanze,
Rubia, die im mittleren Asien und südlichen Europa einheimisch ist
Das Handelsprodukt wird durch Mahlen der Wurzeln gewonnen und
stellt ein gelbbraunes oder braunlichrotes Pulver dar; nur selten wurden
die unzerkleinerten Wurzeln (Alizarin) in den Handel gebracht.
An verfälschenden Zusätzen sind gefunden worden: ZiegelmehL,
Sand, Ton, Ocker, gewisse Farbhölzer (Rotholz, Sandelholz u. s. w.).
gerbstoffhaltige Materialien u. a. m.
Die Prüfung des Krapp, sowie diejenige der Krapppräparate (Ga-
rancin) geschieht durch Probefärben.
Safßor. Die getrockneten Blumenblätter der namentlich in Ägypten
in guter Qualität wachsenden Färberdistel, welche einen in Wasser lös-
lichen gelben und einen unlöslichen roten Farbstoff (das Garthamin)
enthalten. Zur Darstellimg des letzteren zieht man eine größere Menge
Safflor so lange mit kaltem Wasser aus, bis dasselbe kaum mehr gelb
gefärbt wird. Die stark abgepreßte Masse wird einige Stunden mit
einer 0,15-proz. Lösung von Soda maceriert, wieder abgepreßt, die
Flüssigkeit klar durch Leinwand filtriert, das Carthamin durch Essig-
säure ausgefallt und durch nochmaliges Lösen in Weingeist und Fällen
mit Wasser gereinigt. Das Carthamin findet sich im Handel unter dem
Namen S äff lorrot in fester Form, als Safflorextrakt oder Safflor-
k arm in in flüssiger Form.
Die Güte des Safflors erkennt man an der feurigroten Farbe.
Mattfarbiger Safflor wurde spät geemtet oder schlecht getrocknet.
Guter Safflor soll keine Stückchen von Holz, Blätter, Sand, schwarze
Blüten enthalten.
Mit gepulvertem Kalk gemengt wird das Carthamin als rote
Schminke angewendet. Safflor ist in der Seiden- und Baumwollfarberei
durch künstliche Farbstoffe wie Safranin, Eosin, Rhodamin S fast ganz-
Katechu. 1213
lieh yerdrängt worden. Zusatz von etwas Orlean erhöht das Feuer der
Farbe. Zu sehr dunklen Nuancen setzt man Ys Orseille.
Ihr€U!herMut wird gewonnen durch Auskochen des roten harzigen
Saftes mehrerer Kalmusarten. Das beste kommt in kugelförmigen,
dunkelbraunen Stücken vor, welche zerrieben ein schönes hochrotes
PulTer geben. Beim Erhitzen riecht es nach Benzoesäure, welche es in
kleiner Menge enthält. Es löst sich sehr leicht in Weingeist und Ölen
mit roter, in Alkalien mit mehr -violetter Farbe. Wird wegen seiner
tiefblutroten Farbe häufig zu Firnissen u. dergl. verwendet.
K€itechu (Cachou, braunes Katechu etc.) wird durch Auskochen
des Holzes der Acacia catechu, des Holzes imd der Frucht der Betel
oder ArecanuB mit Wasser und Eindampfen der erhaltenen Lösung bis
zur Sirupkonsistenz erhalten.
Hauptsorten: Bombay-, Bengal- und Pegu-Eatechu. Sie stellen
große, unregelmäßige, hell- bis dunkelbraun gefärbte Blöcke dar, die
sich in heißem Wasser mit dunkelbrauner Farbe lösen und einen herben
und bitteren Geschmack besitzen.
Qambir (gelbes Katechu, Würfel-Katechu) wird durch Aus-
kochen der Blätter von üncaria gambir gewonnen und bildet undurch-
sichtige, bräunlichgelbe Würfel von 3 — 4 cm Seitenlänge oder Blöcke,
die in kaltem Wasser wenig, beinahe vollständig in heißem Wasser
löslich sind.
Katechu und Gambir enthalten wechselnde Mengen an Katechin,
Katechugerbsäure und eines braunen Körpers, der durch Oxydation der
ersteren bei der Fabrikation entsteht. Sie besitzen zusammenziehenden,
süßlichen Geschmack.
Gambir enthält hauptsächlich Katechin.
JPrüpariertes KtUedku wird durch Erhitzen von braunem oder
gelbem Katechu mit Kaliumbichromat oder von Aluminiumsulfat oder
Kupfervitriol hergestellt.
Katechu und Gambir werden in großen Mengen in der Baumwoll-
nirberei und -druckerei und zum Färben (Beschweren) von Seide ge-
braucht.
Die verschiedenen Sorten zeigen in Farbstärke und Nuance be-
•
deutende Abweichungen. Oft sollen sich Zusätze von Mineralfarbstoffen
(Sand, Kochsalz) und Stärke, Dextrin, getrocknetes Blut vorfinden.
Mineralische Beimengungen werden durch Veraschung ermittelt.
Gute Sorten sollen nicht über 3 — 4 Proz. Asche enthalten. Der Wasser-
gehalt variiert zwischen 15 — 25 Proz.
Eine zuverlässige Beurteilung gestattet einzig die vergleichende
Probefarbung, bezw. Beschwerungsversuche. (S. auch v. Gochenhausen,
Zsch. f. angew. Chem. 1904, 876.)
1214 Organische Farbstoffe.
Kino (Kinogummi) ist der eingedickte Saft Yon Pterocarpas nuLr-
supium und stellt kleine, glänzende, braun- oder schwarzrote St&cke
dar und gleicht dem Katechu.
Ktutanien^^Exh^akt kommt in glänzend schwarzen Stücken oder
als brauner Sirup in den Handel und wird aus dem Holz der Roß-
kastanie gewonnen. Er dient namentlich in der Seidenfarberei zom
Schwarzfarben.
Bezüglich Prüfung gilt das oben für Katechu Gesagte. (S. übrigens
auch Abschnitt „Gerbstoffe", dieser Band, S. 698 ff.).
Prüfang der Gespinstfasern nnd der
Appretnrmittel ').
Von
Prof. Dr. H. Gnehm in Zürich.
I. Die bei der Prttfang der Gespinstfasern angewendeten
wichtigeren Reagentien nnd Operationen.
Bei allen chemischen Reaktionen ist aufs genaueste die angegebene
Konzentration etc. der Reagentien innezuhalten, da man sonst durchaus
unsichere Resultate erhalten wird.
1. Jodlösung und Schwefelsäure-Mischung, a) Die Jod-
lösung wird bereitet durch Auflösen von 1 g Jodkalium in 100 g
destilliertem Wasser und Zusatz von Jod bis zur Sättigung, d. h. bis
Jod ungelöst am Boden des GefaBes sich abscheidet. Man beläßt diesen
ungelösten Überschuß an Jod in der Flüssigkeit, um dieselbe stets ge-
sättigt zu erhalten. Indessen muß die Jodlösung nach einiger Zeit
trotzdem erneuert werden. Hart wich empfiehlt eine Lösung aus 3KJ,
1 J, 60H,0. ß) Die Schwefelsäure-Mischung. Zu einer Mischung
von 2 Volumen reinstem Glyzerin und 1 Volum destilliertem Wasser
setzt man langsam und vorsichtig unter steter Abkühlung 3 Volumen
konzentrierter Schwefelsäure. Um diese Mischung stets in der richtigen
') Aasfnhrliches über dieses Kapitel ist zu finden in: H. Schacht: „Die
PrüfuDg der im Handel vorkommenden Gewebe durch das Mikroskop und durch
chemische Reagentien". — v. Höhnel: j,Mikroskopie der techuisch verwendeten
Faserstoffe". — Dr. J. Herzfeld: „Die technische Prüfung der Game uud Ge-
webe", 1896. — Siehe auchB. S. Summers: „Microscopical Identification of some
useful fibres" (Joum. Soc. Chem. Ind. 1899, 989). — Dr. I. Wiesner: „Die
Rohstoffe des Pflanzenreichs etc.", II. Aufl., 1900. — Hagers Handbuch der
prakt Pharmazie von Fischer und flartwich, U. Aufl., 1900. — Dr. Carl
Suvern: „Die künstliche Seide etc.". Berlin, Julius Springer, 1900. — Che-
mische Untersuchung von Textilmaterialien von M. M. Jameson (Textile Color.
1902, 289; Zsch. f. F.- u. Textil-Chem. 1903, 85). — Zetzsche; Faserstoffe.
1905, 2. Aufl. H. F. Adolf Thal witzer, Kötzschenbroda und Leipzig.
1216 Prüfung der Gespinstfasern nnd der Appretiirmittel.
Konzentration zu erhalten, setzt man ihr zeitweise etwas konxentrierte
Schwefelsäure zu.
Beide genannte Reagentien werden stets zusammen angewendet,
und zwar zur Prüfung auf Zellulose (Pflanzenfasern) und verholzte
Fasern. Die zu prüfende Faser oder ihre Querschnitte (siebe Nr. 7
werden auf dem Objektträger xolt einigen Tropfen der Jodlösung ver-
setzt. Nachdem man letztere einige Zeit hat einwirken lassen, wird der toh
der Faser nicht aufgenommene Überschuß derselben mit etwas Fließ-
papier sorgfaltig weggenommen, worauf man 1 — 2 Tropfen der Schwefel-
säuremischung hinzusetzt. Bei Vorhandensein reiner Zellulose tritt (ohne
Quellung) eine rein blaue Färbung ein, während verholzte Fasern gelb
gefärbt werden.
Diese beiden Reagentien werden nach von Höhnel sehr leicht
auf ihre Wirksamkeit geprüft, indem man einige Flachsfasern auf die
eben angegebene Art mit ihnen behandelt. Dieselben dürfen nach Zusatz
der Schwefelsäure nicht quellen (also keine Formveranderung erleiden
und müssen rein blau erscheinen. Wenn die Flachsfaser anquillt, so ist
die Schwefelsäure zu konzentriert; wenn die blaue Farbe nicht sofort
auftritt (oder mehr violett oder rosa erscheint), so ist die Schwefelsäure
zu sehr verdünnt. Im ersteren Falle muß man etwas Glyzerin, im
letzteren etwas konzentrierte Schwefelsäure zusetzen.
2. Ghlorzinkjod kann statt der Jodlösung und Schwefelsäure-
mischung zu demselben Zwecke gebraucht werden. Es färbt Zellulose
rötlich- bis blauviolett und wird hergestellt, indem man zu einer Lösung
von Jod in Jodkalium eine konzentrierte Lösung von Chlorzink setzt
Die Flüssigkeit muß nach Hartwich 8 Tl. Jodkalium, 25 Tl. Chlor-
zink, 8,5 Tl. Wasser und Jod bis zur Sättigung enthalten, wenn sie
sicher wirksam sein soll.
3. Reagentien auf verholzte Fasern sind die allbekannteiL
wie wäßrige - Lösung von Indol und hierauf Salzsäure (Rotfarbung'.
schwefelsaures oder salzsaures Anilin und (zwar nicht notwendiger, aber
sehr zweckmäßiger) nachträglicher Zusatz von etwas verdünnter Schwefel-
säure (goldgelbe Färbung), Phloroglucin (in lO-proz. alkohob' scher Lösung
und konz. Salzsäure (rote Färbung), salzsaures Naphthylamin (Orange-
färbung). Beachtenswert ist, daß Querschnitte von Jute (mit den meisten
dieser sub 3 genannten Reagentien) die zu erwartende Farbenreaktion
nicht geben, während sie durch die sub 1 erwähnte Behandlung mit Jod
und Schwefelsäure schön gelb werden.
[Nach Beobachtungen von Prof. Hartwich (Privatmitteilung) gibt
Jute die Ligninreaktion mit Phloroglucin und Salzsäure (rot) und wird
mit Chlorzinkjod violett. Es gibt übrigens Jute,, der das Lignin kunst-
lich entzogen ist.]
Reagentien. 1217
Zum Nachweis von Lignin benützt E. Nickel ' (Chem.- Ztg.
1893, 1209 und 1243) Hydrazinßulfat und Phenylhydrazinchlorhydrat.
Eine kalte Lösung yon Hydrazinsulfat bringt auf IJolz im Laufe einiger
Minuten ein deutliches Hellgelb heryor. Läßt man, nachdem sich die
gelbe Farbe deutlich entwickelt hat, Salzsäure von etwa 20 Proz. ein-
wirken, so geht das Gelb in ein Orange über, dessen Stärke allmählich
zunimmt.
Mit einer Lösung yon salzsaurem Phenylhydrazin nimmt Holz eine
leichte gelbe Färbung an, die durch Hinzufügen yon yerdünnter Salz-
säure (etwa yon 15 Proz.) sich yerstärkt. Überläßt man dann die Holz-
probe sich selbst, so tritt im Laufe einer Stunde, oder bei manchen
Holzsorten erst yiel später, eine deutliche Umwandlung des Gelb in ein
ziemlich reines Grün ein.
4. Kupferozydammoniak. Soll dasselbe die bekannten chemi-
schen Reaktionen geben, so muß es genau nach bestimmten Vorschriften
bereitet sein (yergl. yon Höhnel, 1. c, S. 23 und 27). Eine Lösung yon
Kupferyitriol wird mit Ammoniak yersetzt. Der entstehende bläuliche
Niederschlag wird auf einem Filter gesammelt, gut ausgewaschen und
dann durch Pressen zwischen Fließpapier yon der überschüssigen Flüssig-
keit möglichst befreit. Hierauf wird derselbe noch feucht in möglichst
wenig konzentriertem Ammoniak aufgelöst; oder man fallt Kupfersulfat-
lösung mit Natronlauge, wäscht den Niederschlag gut aus und löst in
20-proz. Ammoniakflüssigkeit^). Die entstehende, heftig nach Ammoniak
riechende dunkelblaue Flüssigkeit wird in einem besonders gut schließen-
den Fläschchen im Dunkeln aufbewahrt. Kupferoxydammoniak zersetzt
sich im Lichte und durch Entweichen des Ammoniaks. Wenn es richtig
dargestellt ist, so löst es trockene Baumwolle sofort auf. Fasern, die
aus reiner Zellulose bestehen, oder welche yorher durch Behandlung
mit Salpetersäure yon dem Holzstoffe befreit sind, sowie schwach yer-
holzte Fasern (z. B. Hanf) quellen in gutem Kupferoxydammoniak stark
auf oder lösen sich darin. Stark yerholzte Fasern quellen wenig oder
gar nicht.
5. Ammoniakalische Nickellösung. Eine Lösung yon 25 g
krystallisiertem Nickelsulfat in 500 ccm Wasser wird mit Natronlauge
yersetzt. Das ausgefallene Nickeloxydulhydrat wird gut gewaschen und
in 125 ccm konzentriertem Ammoniak und 125 ccm Wasser gelöst.
^) Das frisch bereitete Reagens ist so stark, daß es momentan löst; man
kann deshalb Qaellangserscheinimgen unter dem Mkroskop nicht beobachten.
Unter solchen Umständen legt man die Fasern am besten in Wasser ein, sangt
das überschüssige Wasser ab und läßt das Reagens vom Rande zutreten (Hart-
wich).
Untenuchimgen. 5. Aufl. KL 77
1218 Prüfung der Gespinstfasern and der AppretormitteL
Diese Flüssigkeit löst Seide sofort auf; Leinen und Baumwolle
Terlieren beim Behandeln mit dem Reagens nur 0,45 Proz. und reine
Wolle nur 0,33 Proz. an Gewicht.
6. Die Trennung Yon Faserbündeln in ihre Elemente ist
nötig, wenn man die einzelne Faser untersuchen will, und geschieht
durch Kochen mit dem Schulz eschen Gemische.
Zu* diesem Zwecke verfährt man nach Hartwich am besten fol-
gendermaßen. Man gibt die Fasern in ein Reagensglas, Tersetzt mit
einigen Kubikzentimetern Salpetersäure und mit einer Messerspitze
Kaliumchlorat, erhitzt bis zum beginnenden Kochen und stellt beiseite,
bis die Gasentwicklung aufgehört hat. Dann wäscht man mit Wasser
aus und zerzupft die Fasern auf dem Objektträger. Man darf nicht zu
lange kochen, weil manche Faserbündel sich dann schon im Reagens-
glas YÖllig in die einzelnen Fasern trennen.
Nach der Methode yon Vetillard wird die betreffende Faser eine
halbe Stunde in einer 10-proz. Sodalösung gekocht, nach dem Kochen
gut mit Wasser ausgewaschen und zwischen den Fingern zerrieben, wo-
durch die Trennung TeryoUständigt wird. (Die Methode verlangt oft ein
tagelanges Kochen, ist aber zuweilen nicht zu imigehen, wenn die Fasern
den Holzstoff bewahren sollen.)
7. Die Herstellung von dünnen Querschnitten geschieht
nach von Höhnel (1. c. S. 23) in der Weise, daB man ein aus möglichst
parallel gelegten Fasern bestehendes kleines Bündel mit einer dicken^
etwas Glyzerin enthaltenden Gummilösung durchtränkt und bestreicht
und dann gut trocknen läßt. Es darf die Gmnmilösung weder zu viel
noch zu wenig Glyzerin enthalten. Im ersteren Falle wird das durch-
tränkte Faserbündel nicht hart, im letzteren wird es spröde beim
Trocknen und zerbricht beim Versuche, Querschnitte daraus zu erzeugen.
(Die Einbettungsmasse wird nach Hart wich folgendermaßen dargestellt:
70 g Gunmii arabic. werden in gleichviel Wasser langsam gelöst; 4 g
Hausenblase läßt man in 16 g warmem Wasser quellen und drückt durch
Musselin. 10 g dieser Lösung werden der Gummilösung zugef>, das
Ganze im Wasserbade erwärmt und mit 12 g Glyzerin gemischt.) Das
getrocknete Bündel wird zwischen zwei Korke gelegt, fest eingeklebt
und gebunden. Nun kann man mit einem scharfen Rasiermesser beliebig
dünne Querschnitte erzeugen, welche möglichst senkrecht zur Achse der
Faser herausgeschnitten sein sollen. Beim Schneiden der Fasern soll
man nicht trachten, Querschnitte durch das ganze Bündel zu erhalten,
sondern kleine, möglichst dünne Stücke abzuschneiden. Die erhaltenen
Schnitte bringt man in einen ganz kleinen Tropfen Wasser auf dem
Objektträger, weil in einem großen Tropfen die Querschnitte sich zu
sehr zerstreuen und dann schwer aufzufinden sind.
Chemische Prüfung der Fasern.
1219
!!• Chemische Prfifang der Grespinstfasem.
Das Verhalten der Fasern gegen Reagentien ist aus folgenden
Tabellen ersichtlich (Herzfeld, Die techn. Prüfung der Game etc^ 1896):
I. Ohara
kkteristisc
he Färbung
en durch Fi
irb Stoffe.
WoUe
Seide
Flachs
Baumwolle
Krapptinktur
Cocheni lletinktur
färbt nicht
scharlachrot
färbt nicht
scharlachrot
orange
violett
gelb
hellrot
wenig entfärbt in Chlor-
kalklösung
entfärbt sich entfärbt sich
langsam schnell
durch Chlorkalklösung
FnchsinlÖsung (nach Lieb
Saure Teerfarbstoffe
ermann*))
rot
ftrben
rot
ftrben
ungefärbt
farblos
ungeftrbt
farblos
Ifikad ofarbstoffe
—
—
färben
färben
n. Einwirkung verschiedener Salzlösungen.
Wolle
Seide
Flachs u. Baum-
wolle
Chlorzink!)
löst teilweise
löst auf
Faser ungelöst
auf
violette Färbung
Zinnchlorid
unverändert
unverändert
schwarz ge&rbt
Silbemitrat
violett bis
braunschwarz
keine Färbung
keine Einwirkung
Qnecksilbemitrat (Millons Reagens)
ziegelrot bis
braun
id.
id.
Kupfer- oder Eisensulfat
schwarz
id.
id.
Natriumplumbat (Lösung von Blei in
Ätzalkali)
schwarze Fällung
keine Fällung
—
Knpferoxydammoniak
nur Aufquellen
keine
Aufquellen, teil-
Veränderung
weise Lösung
unter
Blaufärbung
Nickelozjdammoniak
nicht aufgelöst
löst auf
nicht aufgelöst
"^) Zur Barstellung derselben versetzt man eine wäßrige, gesättigte Fuchsin-
lösung, tropfen weise so lange mit Natronlauge, bis Entfärbung eintritt*
*) Konzentrierte Lösung von 1,7 spez. Gew.
77*
1220
Prüfang der Gespinstfasern and der AppretormitteL
m. Einwirkungen von alkalischen Flüssigkeiten etc.
WoUe
Seide
Flachs
Baum-
wolle
H^nf
«Ta*^
Kalilauge
Natronlauge
Ammoniak
löst auf löst auf Auf- Auf-
quellen, quellen,
' Faser wird Faser nur
braun u. schwach
gelb, gelb
später
bleicher
id. löst lang- braungelb ' schwach
sam auf ', gelb
u. rötet '
leicht
Fa«er Hihi ä :
braon
bräunlich
ange-
rösteter:
orange-
gelb
geroeteter:
schwach
yiolett
Wolle
Seide
Flachs
Baum-
wolle
Hanf
1
Jj»
Zur alkalischen Lösung der
Faser ein Znsatz von:
a) Nitroprussidnatrium
violett
keine
Färbung
_
1
—
b) Bleizuckerlösung
schwärzt
sich
—
—
c) Kupfersulfat
violett,
später
braun
violett
1
Holz Stoff nach weis (Lignin) in Hanf, Jute, etc.: mit Anilinsulfat (GelbfaH)^'
mit Indol und Schwefelsäure (Rosafllrbung), mit salzs. Naphthjlamin (Orangefiürbnngi.
Unterscheidung der tierischen und pflanzlichen Fasern.
1221
IV
. Einwir
^ung yon
Säuren
etc.
'
Baum-
Wolle
Seide
Flachs
wolle
Hanf
Jute
Schwefelsäure
erst in
in heißer
kalt und
rasch ge-
langsam
langsam
der Hitze
Säure
konzen-
löst
gelöst
gelöst
gelöst
schnell
lösUch
triert
schnell
.
aufgelöst
Salpetersäure
färbt gelb
färbt gelb
nicht ge-
nicht ge-
gelblich
—
und löst
und löst
erbt und
färbt
langsam
schnell
löst
Chlorwasser
wird
wird
bleicht
bleicht
gelbbraun
auf Zusatz
spröde u.
gelber
•
von Am-
gelb
■
moniak
violett
Jodlösung
gelblich-
braun bis
gelblich
gelb
hellbraun
Pikrinsäure
gelb
gelb
—
—
—
Jod- und Schwefelsäure (Zellu-
losereaktion)
—
—
Auf-
Auf.
langsames
langsames
•
quellen
quellen
Auf-
Auf-
u. Blau-
u. Blau-
quellen,
quellen,
färbung
färbung
grünliche
Färbung
gelbe bis
braune
Färbung
Thjmol und Schwefelsäure
(Zellnlosereaktion)
—
—
rotviolett
rotriolett
—
—
Zucker und Schwefelsäure
(F urfbrolreaktion)
rosenrot
rosenrot
—
A» UfUergcheidung der tierischen van der vegeUiMUachen
Faser. 1. Die Methode von Molisch (Dingl. 261, 135). Ungefähr
0,01 g der vorher (zur Entfernung von Appreturmasse etc.) gut aus-
gekochten und mit viel Wasser abgespülten Faserprobe wird in einem
Probierglas mit etwa 1 com Wasser, sodann 2 Tropfen einer alko-
holischen, 15 — 20-proz. a-NaphthoUösimg versetzt und schließlich kon-
zentrierte Schwefelsäure (beiläufig so viel, als Flüssigkeit vorhanden
ist) hinzugefügt. Liegt eine Pflanzenfaser vor, so nimmt die ganze
Flüssigkeit beim Schütteln sofort eine tiefviolette Färbung an, wobei
sich die Faser auflöst. Ist hingegen die Faser tierischer Abkunft, so
wird die Flüssigkeit nur mehr oder minder gelblich- bis rötlichbraun.
1222 Präfang der Gespinstfasern und der AppretnrmitteL
Bei Anwendung Yon Thymol tritt anstatt der Yiolettf&rbimg eine
schöne zinnober- oder karminrote Farbe auf^ die letztere besonders
dann, wenn man mit Wasser yerdünnt.
Bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Löslichkeit oder Unlöslich-
keit der Faserprobe kann man auch entscheiden, ob ein Gewebe nur
aus pflanzlichen oder nur aus tierischen Gespinstfasern, oder aus einem
Gemenge der beiden oder aus Seide besteht:
Das Gewebe gibt die a-Naphtholprobe nicht oder nur schwach und
Torübergehend (letzteres zuweilen bei Seide) No. 1.
Das Gewebe gibt die Reaktion prachtToll No. 2.
1. Das Gewebe löst sich hierbei sogleich yoUstandig auf: Seide.
- - - nicht auf: Tierische Wolle.
- - - - - teilweise:
und Seide.
2. Das Gewebe löst sich hierbei sogleich auf: Eeine Pflanzenfaser
oder mit Seide gemengt;
- - - - teilweise auf: Pflanzenfaser und
Wolle, möglicherweise auch noch Seide.
£s ist für die Reaktion gleichgültig, ob die zu prüfenden Fasern
gefärbt sind oder nicht. Die Farbstoffe yerdecken weder die Reaktion
noch yerhindem sie dieselbe.
2. Das Verhalten gegen eine ca. B-proz. Lösung yon Ätznatron
oder Ätzkali (entsprechend 6 — 7° Be. oder einem spez. Gew. yon 1,04
bis 1,05) ist ebenfalls eine recht zuy erlässige Probe. Beim Kochen in
einer solchen Lösung werden die Tierfasem gelöst, während die
Pflanzenfasern nicht stark angegriffen werden.
3. Die Rosanilin-Probe (Bolley-Stahlschmidts Handb. d.
techn.-chem. Untersuchungen, 5. Aufl., II, S. 857). Diese dient haupt-
sächlich zur Unterscheidung yon Wolle und Baumwolle. Man stellt
sich zunächst eine farblose Rosanilinlösung her, indem man Fuchsin
in kochendem Wasser löst und während des Kochens tropfenweise
Natronhydrat oder Ammoniak bis zur Entfärbung zusetzt. Die filtrierte
Lösung, aus welcher sich beim Frkalten Kry Stallflitter yon Rosanilin
absetzen, hält sich in einem yerschlossenen Fläschchen beliebig lange.
Taucht man in diese Flüssigkeit, am besten in der Wärme und selbst
bei Siedehitze, bei Anwendung yon Ammoniak, einige Sekunden lang
ein Gewebe yon Wolle und Baumwolle, so bleibt es oft ganz farblos.
Spült man mm die Probe in kaltem Wasser gut aus, so färbt sich die
Wolle rot, sobald das Alkali ausgewaschen ist, während die Baum-
wolle nicht die mindeste Färbimg annimmt. (Seide yerhält sich wie
Wolle; Leinwand und andere yegetabilische Fasern yerhalten sich der
Baumwolle gleich.)
Unterscheidung einzelner Fasern. 1223
4. Yerhalten gegen kochende Salpetersäure. Vegetabilische
Fasern (insbesoiidere Baumwolle, Flachs und Hanf) bleiben hierbei weiB,
während die Wolle und in etwas schwächerem Grade die Seide sich
gelb förbt.
5. Verhalten gegen ein Nitrierungsgemisch. Man taucht
nach Peltier die zu prüfenden Stoffe etwa Y^ Stunde lang in ein Ge-
misch gleicher Volumina konzentrierter Salpetersäure und englischer
Schwefelsäure und wäscht sie dann mit viel Wasser. Hierbei wird
Seide (und ebenso Ziegenhaar) ganz gelöst, Wolle gelb oder gelbbraun
gefärbt, während weder Farbe noch Struktur der Pflanzenfasern sich
äuBerlich ändert. Getrocknet besitzen sie die Leichtentzündlichkeit der
SchieBwoUe.
6. Verhalten beim Verbrennen. Seide und Wolle verbrennen
unter Verbreitung eines eigentümlichen Homgeruches und viel lang-
samer als vegetabilische Fasern. Feuchtes, über die aufsteigenden
Dämpfe tierischer Fasern gehaltenes Kurkumapapier wird gerötet,
während brennende Pflanzenfasern brenzlich säuerliche, feuchtes neutrales
Lackmuspapier rötende Dämpfe entwickeln. Pflanzenfasern geben
hierbei eine Kohle von der Form des Fadens, nach völliger Ver-
brennimg wenig Asche, Tieifasem eine aufgeblähte, glänzende,
schwerer verbrennbare Kohle und nach vollständiger Verbrennung relativ
viel Asche.
JB. Unterscheidung einzelner Fasern voneinander. 1. Wolle
von Seide, a) Man behandelt mit konzentrierter Schwefelsäure, wo-
durch Seide ziemlich rasch gelöst wird, während die Wolle ungelöst
bleibt. Diese Trennung kann zu einer quantitativen gemacht werden,
indem man nach genügend langer Einwirkung der Schwefelsäure mit
Wasser stark verdünnt, durch ein Tuchfllter (dessen Fäden ziemlich
große Intervalle haben) filtriert, auswäscht und die getrocknete Wolle
wägt, b) Man verwendet nach Lassaigne eine Lösung von Bleioxyd
in Atznatron (Bleizuckerlösung mit so viel Natron versetzt, daß der
anfänglich gebildete weiBe Niederschlag sich wieder löst). In diese
Lösung getauchte Seide- und Pflanzenfasern bleiben ungefärbt, während
Wolle (und Haare) sich braun färbt, c) Man wendet die Lösung von
Kupferoxyd-Ammoniak an, welche Seide löst, Wolle aber ganz unver-
ändert läßt, d) Man löst in Kalilauge und setzt zur Lösung Nitro-
prussidnatrium, wobei eine violette Färbung entsteht, falls Wolle
zugegen war.
2. Baumwolle von Leinenfaser, a) Man wendet die soge-
nannte Kindtsche Probe an. Weisse Stoffe sollen so vollkommen als
möglich von allem Appret befreit werden, was durch Kochen mit
destilliertem Wasser und Ausreiben geschieht. Die wiedergetrockneten
1224 Prüfung der Gespinstfasern und der AppretnrmitteL
Stücke werden, je nach der Stärke des Gewebes, 1 — 2 Minuten lang
in englische Schwefelsäure getaucht, mit Wasser abgespült nud zwisdien
den Fingern etwas gerieben, dann in eine verdünnte Lösung von Sal-
miakgeist gelegt (zur Tollständigen £ntfemung etwa noch anhaltender
Schwefelsäure) und getrocknet. Die Baumwollfaden werden durch die
Säure gallertartig gelöst und durch das Abspülen und Beiben entfernt.
Die Leinenfaden zeigen sich unverändert oder nur wenig angegrifT^i. —
Bei diesem Versuche ist auf möglichst vollständiges £ntfemen der
Appretur großes Gewicht zu legen, da ohne diese Vorsicht die Probe
nicht gelingt, auch hängt das Resultat sehr von der Daner des Ein-
tauchens in die Säure ab. b) Die Baumöl-Probe von Franken-
heim und Lejkauf. Das gebleichte und vom Appret befreite
Zeugstück wird in Baumöl getaucht und das überschüssige Ol durch
sanftes Pressen zwischen Fließpapier entfernt. Hierbei nehmen die
Leinenfasem ein durchschimmerndes, geöltem Papier ähnliches Ansehen
an, während die Baumwollfaser unverändert bleibt; das Gewebe
erscheint gestreift. Wird dasselbe auf eine dunkle Unterlage gelegt, so
erscheint nunmehr die Leinenfaser dunkel und die Baumwollfaser helL
c) Die Rosolsäure-Probe (Eisner, „Die Praxis des Nahrungsmittel-
Chemikers^ 3. Aufl., S. 267). Leinen, mit alkoholischer Rosolsänre-
lösung und hierauf mit konzentrierter Sodalauge behandelt, wird rosa
gefärbt, während Baumwolle auf diese Weise nicht echt zu färben ist.
(Siehe auch: „Die Unterscheidung von Baumwolle und Leinen^ von Dr.
AI. Herzog, Sorau, Verlag für Textilindustrie, 1904.) d) H. Behrens'
Methylenblau-Probe. Das Gewebe wird in warmer Methjlenblaa-
lösung gefärbt und dann in sehr viel Wasser gespült. Durch fortge-
setztes Waschen wird sämtlicher Farbstoff von der Baumwolle entfernt
während die Leinenfaser noch deutlich gefärbt erscheint. In einem
früheren Stadium zeigt die Baumwolle ein von der Farbe der Flachs-
faser verschiedenes Grünblau, was besonders bei Lampenlicht wahr-
nehmbar ist.
Alois Herzog (Zsch. f. Färb.- u. Text.-Ch. 1905, 11) beschreibt
folgende Methode, die sich ganz besonders zur Erkennung von Halb-
leinen eignen soll:
Von dem zu untersuchenden Gewebe wird ein quadratisches
Stückchen (ca. 4 qm), dessen Randfäden entfernt sind, in eine lao-
warme alkoholische Lösung von Cyanin während einiger Minuten ein-
gelegt. Nach erfolgter Aufoahme des Farbstoffes wird in Wasser
gespült und sodann mit verdünnter Schwefelsäure behandelt. Diese
bewirkt vollständige Entfärbung der Baumwolle, während die Flachs-
faser zu der gleichen Zeit noch eine deutliche Blaufärbung aufweist
Diese Färbung ist auf die an den Flachsfasern sitzenden Epidermisreste
Unterscheidung einzelner Fasern. 1225
des Leinenstengels, welche den Gyaninfarbstoff begierig festhalten, zurück-
zuführen. Wird die mit Schwefelsäure behandelte Faser Tollständig
ausgewaschen und in Ammoniak eingelegt, so erscheint die Flachsfärbung
wesentlich yerstärkt.
3. Jutefaser von Leinen- und Hanffaser. In der ana-
lytischen Praxis wird zuweilen die Frage zu entscheiden sein, ob die
Fasern eines leinenen Gewebes aus reinem Hanf, bezw. Flachs bestehen
oder ob sie eine Beimischung von Jute enthalten. Die Entdeckung der
Jutefaser mit Hilfe ihrer bekannten anatomischen Merkmale (insbesondere
der ungleichen Verdickung der einzelnen Bastfasern) ist zwar nicht
schwierig, erfordert aber Übung und gespannte Aufmerksamkeit. Da-
gegen bietet nach W. Lenz (Z. f. anal. Ch. 1890, 133) das verschiedene
Verhalten der in Rede stehenden Fasern zum polarisierten Lichte
leichter wahrnehmbare unterschiede. Die Fäden des zu untersuchenden
-Gewebes werden nach dem F. Schultz eschen Macerationsverfahren
mit o:ffizineller Salpetersäure unter Zugabe einer Spur yod cblorsaurem
£ali erwärmt. Hierauf wäscht man mit Wasser, erwärmt mit kali-
haltigem Wasser zur Übersättigung der in den Fasern zurückgebliebenen
Säure, gießt die alkalische Lösung ab und schüttelt die rückständigen
Fasern kräftig mit reinem Wasser. Die Fasern zerteilen sich nunmehr
ganz gleichmäßig in dem Wasser und werden so verteilt auf einen
Objektträger gebracht. Man läßt die auf dem Objektträger gleichmäßig
verteilte Flüssigkeit bei wagerechter Stellung des ersteren verdunsten,
fügt einen Tropfen Glyzerin hinzu, legt ein Deckglas auf und untersucht,
nachdem das Glyzerin die Faser vollständig durchdrungen hat. Die so
vorbereitete Faser zeigt nun nicht allein die kennzeichnenden Ver-
dickungsverhältnisse der Wandungen sehr schön, sondern eignet sich
besonders zur Prüfung im polarisierten Lichte.
Stellt man die Fasern bei gekreuzten Nicols (dunklem Sehfelde)
unter dem Mikroskop (Seibert, Objektiv 3, ungefähre Vergrößerung 200)
scharf ein, so bemerkt man, daß bei Flachs sowohl wie Hanffaser fast
jede Faser ein überaus prächtiges Farbenspiel zeigt. Die Jutefasem
dagegen erscheinen mehr einfarbig bläulich oder gelblich, nur wenige
Fasern zeigen den Leinenfasern ähnliche, wenn auch weit weniger
prächtige Farben. Wesentlich ist jedoch, daß die einzelnen Fasern
wirklich völlig getrennt voneinander sind. Liegen dieselben über- oder
neben einander, so entstehen an den Berührungsstellen natürlich auch
bei Jute lebhaftere Färbungen. Die zur Zellwand der Bastzellen mehr
oder minder senkrecht stehenden Bruchlinien derselben, sowie die diesen
Bruchlinien bisweilen nicht unähnlichen Reste von anhaftendem Paren-
ohymgewebe treten bei der Untersuchung der Fasern im polarisierten
Lichte (insbesondere mit Seiberts System No. 5, Vergrößerung
1226
Prüfong der Gespinstfasern and der AppretnrmitteL
etwa 600) weit deatlicher hervor, als bei der gewöhnlichen Beleachtong
und bieten dem Kundigen weitere Unterscheidungsmerkmale.
Die Prüfung mit dem Polarisationsmikroskop ist nach Hart wich
nicht immer zufriedenstellend, weil die Polarisationsfarben je nach der
Lage der Faser yerschieden sein können. Dagegen erkennt man Jute
am leichtesten neben Leinen und Hanf daran, daß sie sich mit Phloro-
glucin und Salzsäure schön rot färbt, Leinen gar nicht, Hanf höchstens
spurenweise.
Pinchon empfiehlt folgenden Gang der Untersuchung eines Ge-
misches von Fasern:
Untersuchungs-Tabelle für alle Textilfasern.
Auf das Fasergemisch läßt man 10-proz. Kali- oder Natronlauge einwirken:
ein Teil löst sich 1 ein Teil bleibt ungelöst I alles löst sich
Man läßt Chlorzinklösung einwirken:
löst
alles
auf
löst
teU-
weise
löst
nichts
löst nichts
löst teilweise auf
löst litk:
Die al-
kalXö-
sung
wird
auf Zu-
satz y.
essig-
saurem
Blei
nicht
seh WZ.:
Seide.
Der
löslich.
Teil
wird
durch
essig-
saures
Blei
Die
Masse
schwzt.
sich
durch
essig-
saures
Blei:
Chlorwasser, wie auch Ammo-
niak färben die Faser:
Ein Teil wird sich durch
essigsaures Blei:
rot-
braun
nicht
schwärzen nicht schwaiz.
nicht Wolle.
schwz.,|
der un-
löslich,
schwzt.
sich :
Seide
und
Wolle.
Die
Faser
wird
durch
rauch.
Sal-
peter-
säure
rot:
Neu-
seel.-
flachs.
Alkoholische Fuchsin-
lösung färbt die Faser
dauernd
Färbung
auswasch-
bar
Kaliauge
färbt gelb
Jod u. Schwe-
felsäure fiLrben
gelb :
Hanf.
blau:
Flachs.
Kalilauge
färbt nicht
gelb:
Baum-
wolle.
Kalilauge löst
die im Chlor-
zink unlöslich
gebliebenen
Fasern teil-
weise. Die
bleibenden
Fasern lösen
sich in Knpfer-
oxydammo-
niak:
Gemenge von
Wolle, Seide,
Baumwolle.
Pikrinsänre
&rbt teil-
weise gelb;
der übrige
TeU bleibt
weiss:
Seide und
Baumwolle.
Salpetef-
sÄnre ^•'
• teilweäe
' gell-, der
ubrlp
bleät
GeoneEfe
TonFUci.-
lud
woUd.
4. Quantitative Trennung von Baumwolle und Wolle.
Nach der Anleitung des deutschen Bundesrates vom 6. Febr. 1896 wird
zur Bestimmung des Baumwollgehaltes in der Wolle folgender-
maßen verfahren (Fischer, Jabresb. 1898, 1103). In einem 1 Liter
Unterscheidung einzelner Fasern. 1227
fassenden Becherglase übergieBt man 5 g Garn mit 200 ccm 10-proz.
Natronhydratlösung, bringt sodann die Flüssigkeit über einer kleinen
Flamme langsam (in ca. 20 Minuten) zum Sieden und erhält dieselbe
während weiterer 15 Minuten in einem gelinden Sieden. In dieser Zeit
wird die Wolle yollständig aufgelöst. Bei appretierten Wollengamen
bat der Behandlung mit Natronhydrat eine solche mit 3-proz. Salzsäure
voranzugehen; hierauf ist die zu untersuchende Probe so lange mit
heißem Wasser auszuwaschen, bis empfindliches Lackmuspapier nicht
mehr gerötet wird. Nach der Auflösung der Wolle filtriert man die
Flüssigkeit, trocknet bei gelinder Wärme und läßt die. hygroskopische
Masse TOr dem Verwiegen noch einige Zeit an der Luft stehen. [Nach
Hunger (Zsch. f. öffentl. Gesundh. 1898, 160) wird Baumwolle von
10-proz. Natronlauge angegriffen, indem sich 4 Proz. Baumwolle auf-
lösen. Sie wird femer von 3-proz. Salzsäure angegriffen; darin lösen
sich ebenfalls ca. 4 Proz. Appreturfreie Mischgame lassen sich nach
der Beichsmethode richtig untersuchen, nur muß man dem Gewicht der
extrahierten Baumwolle 4 Proz. zuschlagen. Appretierte Mischgame
lassen sich nach dieser Methode nicht genau untersuchen.]
Zur Bestimmung von Baumwolle in der Wolle wird nach
L. Losseau [L. Losseau (Bull. Assoc. 10, 309; Jahresbericht
von Fischer 1898, S. 1107). — Siehe auch Kapff, M. Textil 1898, 153
(Jahresber. von Fischer, 1898, 1104] eine Probe von 10 — 20 g nach
dem Trocknen bei 110^ zehn Minuten lang mit einer verdünnten 1 oder
2-proz. Natronlauge gekocht. Die Wolle wird hierbei gelöst, während
die Baumwolle intakt bleibt. Nach dem Waschen und Trocknen bei
110^ entspricht das Gewicht des Rückstandes demjenigen der vorhan-
denen Baumwolle.
5. Quantitative Trennung von Seide, Wolle und Baum-
wolle. Hierfür gab Remont (aus Joum. Pharm. Chim. in Chem.-Ztg.
1881, 972) ein Verfahren an, welches überhaupt zur quantitativen Be-
stimmung der vier wichtigsten Gespinstfasern dienen kann, jedoch für
stark beschwerte, schwarzseidene Stoffe sich nicht verwenden läßt. —
Man nimmt 4 Proben zu je 2 g und untersucht davon zunächst drei
Teile, den vierten legt man zurück.
Bestimmung der Appretur und Farbe. Man taucht die
Proben in ungefähr 200 ccm einer 3-proz. Salzsäure imd kocht
15 Minuten. Wenn die Flüssigkeit dann sehr gefärbt ist, dekantiert
man und kocht nochmals 15 Minuten mit verdünnter Salzsäure, dann
wäscht man mit Wasser aus und trocknet, indem man zur Beschleunigung
in Wasser ausdrückt. Die Baumwolle entfärbt sich schnell, weniger
leicht Wolle, sehr unvollständig Seide. Helle Anilinfarben kann man
bei Seide vernachlässigen, da das Gewicht geringfügig ist, anders bei
1228 Prüfang der Gespinstfasern and der AppretarmitteL
dunklen, besonders schwarzen Farben. Anilinschwarz wird für Seide
weniger verwendet, dagegen Eisenschwarz (Schwerschwarz — Eisen-
nitratsulfat), womit die Faser bis zu zwei Drittel ihres Gewichtes
versetzt werden kann. Dieses Eisenschwarz kann noch Yollständig
entfernt werden, wenn es nicht ein Viertel vom Gewichte des Fadens
übersteigt, aber darüber hinaus ist die Entfärbung nur eine partielle,
wovon man sich durch Verbrennung einer ausgewaschenen Probe über-
zeugen kann.
Trennung der Seide. Einer der ausgekochten Teile wird bei-
seite gestellt und die beiden anderen in eine kochende Lösung
basischen ZinkchloridB vom spez. Gew. 1,600 getaucht. Man stellt dieses
Reagens dar, indem man ein Gemenge von 1000 Teilen geschmolzenem
Zinkchlorid, 850 Teilen destilliertem Wasser und 40 Teilen Zinkoxvd
bis zur Lösung erhitzt. Die beiden Gewebeproben werden ausge-
waschen, bis Schwefel ammoniimi im Waschwasser keinen Niederschlag
mehr gibt. Man beschleunigt dies sehr, indem man das Gewebe in
einem Stückchen Leinwand ausdrückt.
Trennung der Wolle. Einer der beiden von Seide befreiten
Teile wird beiseite gesetzt, der andere in 60 — 80 ccm Natronlauge
(1,5 Proz.) getaucht; man bringt nun zum schwachen Kochen und
unterhält dieses 15 Minuten, wäscht aus wie vordem unter achtsamer
Vermeidung von Substanzverlusten.
Trocknen und Wägen. Die vier Proben werden eine Stunde
bei 100^ getrocknet, bis zum nächsten Tage der Zimmerluft ausgesetzt
und gewogen. Der bisher keiner weiteren Behandlung ausgesetzte Teil
soll nun 2 g wiegen, die Differenz zwischen diesem und dem nur mit
Säure behandelten Stücke gibt die Appretur und Farbe. Wird vom
Gewichte dieses zweiten Stückes dasjenige des mit Zinkchlorid behan-
delten dritten abgezogen, so ergibt sich die Seide; das vierte besteht
aus Pflanzenfaser, wozu indes noch 5 Proz. hinzuzurechnen sind, welche
beim Kochen der Faser mit der Natronlauge zerstört wurden.
Nun werden die Einzelgewichte durch Multiplikation mit 50 auf
Prozente berechnet und die Differenz ihrer Sunune mit der Gesamt-
menge 100 ergibt die Wolle.
C Untersuchung van beschwerter Seide* Seit das sogen. Zinn-
Phosphat-Silikat- Verfahren in großem Maßstabe praktiziert wird, hat
die Untersuchung nach Art und Menge der Beschwerung eine erhöhte
Bedeutung erlangt. Als Beschwerungsmittel fallen in Betracht (Vergl.
O. Steiger und H. Grünberg, Qualitativer xmd quantitativer Nachweis
der Seidenchargen. Zürich 1897):
Für Couleur: Zinn, Phosphorsäure, Kieselsäure, Tonerde, Blei,
Antimon, Gerbsäure, Leim, Wolframsäure, Zucker, Ol und Wasser.
Beschwerte Seide. 1229
Für Schwarz: Zinn, Fhosphorsäure, Kieselsäure, Eisenoxjd,
Ferrocyanwassersto£fsäure, Blei, Tonerde, Gerbstoffe und Wasser.
Zum Nachweis von Zinn wird nach Persoz (Monit. scient.
1887, 597) die Faser yerascht und die Asche vor dem Lötrohr unter-
sucht. Oder man erhitzt die Seide in einem Reagensglase einige
Augenblicke mit der gerade zur völligen Auflösung genügenden Menge
konz. Salzsäure, verdünnt mit Wasser, filtriert, wenn die Flüssigkeit,
merklich getrübt ist, und leitet Schwefelwasserstoff ein.
Einen ausführlichen Leitfaden zur qualitativen Prüfung haben
Steiger und Grünberg gegeben (Steiger und Grünberg a. a. 0.)
Zur quantitativen Schätzung der Beschwerung setzt Persoz.
die Seide einige Augenblicke der Einwirkung von mit dem 2 — 3-fachen
Volumen Wasser verdünnter konz. Salzsäure und dann der Luft aus
und trocknet sie bei 120^, worauf sich die Seide leicht zu einem sehr
feinen Pulver verteilen läßt, in welchem man den Stickstoff bestimmt.
Reine Seidenfaser enthält rund 17,5 Proz. Stickstoff^).
Nach £. Königs bestimmt man zunächst den Wassergehalt der
Seide, hierauf durch Extrahieren mit Äther den Fettgehalt und entfernt
durch Kochen mit Wasser den .gummiartigen Überzug der Seide. Aus.
dem Rückstand löst man durch Alkali das Berlinerblau, fällt es durch
Säuren wieder aus, filtriert und glüht den Rückstand unter wiederholtem
Zusatz von Salpetersäure. 1 Teil des erhaltenen Eisenoxyds entspricht
1,5 Teilen Berlinerblau. Nun wird etwa vorhandenes Zinnoxyd bestimmt
und als katechugerbsaures Salz in Rechnung gebracht.
1 Teil Zinnoxyd entspricht 3,33 Teilen katechugerbsaurem Zinn-
oxyd. Endlich wird das Gesamt-Eisenoxyd bestimmt. Zieht man hiervon
das in Form von Berlinerblau bereits gefundene und das in der Seide
(0,4 Proz., für Rohseide 0,7 Proz.) vorhandene Eisenoxyd ab, so verbleibt,
die Menge Eisenoxyd, welche 'in Form von Salz der Katechu- event.
Kastanienextrakt- Gerbsäure vorhanden ist. 1 Teil Eisenoxyd entspricht
7,2 Teilen gerbsaurem Eisenoxyd. Sind Eisenoxydul -Verbindungen der
letzteren Art vorhanden, so ist das Verhältnis wie 1 : 5,1 (statt 1 : 7,2)..
Moyret schlägt folgenden XJntersuchungsgang vor:
1. Wasserbestimmung. 10 g Seide werden bei 120 — 130° bis
zu konstantem Gewicht getrocknet. Ist der Wassergehalt höher als
15 Proz., so ist anzunehmen, dafi die Seide mit wasseranziehenden
Mitteln beschwert wurde.
2. Wasserlösliche Beschwerung. Die getrocknete Seide wird
in destilliertem Wasser gekocht, gewaschen, getrocknet und gewogen..
In Lösung gehen Glyzerin, Zucker, Magnesiumsulfat u. s. w.
') Steiger und Grünberg nehmen den Stickstoffgebalt auf Grund zahl-
reicher Analysen za 18,33 Proz. an. 1 Teil Stickstoff zeigt 5,455 Teile Fibroin an..
1230 Prüfung der Gespinstfasam and der AppretnrmitteL
3. Benzin- oder Äther auszug. Die gewaschene und getrock-
nete Seide wird mit' Äther oder Benzin erschöpfend aasgezogen und
gewogen. Der Anszug wird eingedampft und gibt bei der üntersnchang
AufschluB über die Ursache des Banzigwerdens der Seide durch Ver-
wendung schlechter Öle und Seifen.
4. Einwirkung Yon Salzsäure. Die Probe wird eine Viertel-
stunde lang bei 30 — 40^ G. mit yerdünnter Salzsäure (1 : 2) behandelt
Eisengerbstoffbeschwerung gibt sich zu erkennen durch rötlicfagelbe
Farbe der Seide und dunkelschmutzigbraune Farbe der Lösung, die
durch Kalkzusatz nicht violett wird. Ist die Farbe der Lösung rötlich
und wird sie auf Zusatz von Kalkwasser violett, so liegt ein Blauholz-
schwarz vor. Wird die Faser dunkelgrün, die Lösung gelb und erzeugt
Kalkwasser keinen Farbenumschlag, so ist auf die Anwesenheit toh
Berlinerblau zu schlieBen. Ist die Faser grün, die Lösung rosa und
wird letztere mit Kalkwasser violett, so liegt ein Blauholzschwarz vor,
welches auf einen Grund von Berlinerblau aufgefärbt ist.
In den Lösungen sind die vorhandenen Metallbeizen (Eisen-,
Chrom-, Tonerde -Verbindungen) nachzuweisen.
5. Einwirkung von Alkalien. Nachdem die Faser mit den
bereits erwähnten Reagentien behandelt worden ist, kocht man mit einer
Natronlösung. Die Gerbstoffe gehen in Lösung und können durch Eisen-
salze nachgewiesen werden.
Aschenbestimmung. Eine abgewogene Menge des Fasermateriab
wird in einem Porzellantiegel verascht und geglüht. Verbleibt mehr als
1 Proz. Rückstand, so ist die Faser beschwert. Die Asche ist dann
weiter zu untersuchen.
Ermittlung des Farbstoffes kann oft schon beim Behandeln
der Faser mit Salzsäure geschehen.
Steiger und Grünberg benutzen zur quantitativen Bestimmung
den bereits von Persoz vorgeschlagenen (s. oben) und zur Erlangung
brauchbarer Resultate allein sicheren Weg der Ermittlung des Fibroin-
gehaltes. Zu diesem Zwecke bestinunen sie den Stickstoffgehalt, be-
rechnen daraus das Fibroin und aus letzterem das Rohseidengewieht
Da in der Seide noch 'Seidenleim und andere stickstoffhaltige Substanzen,
z. B. Ammonphosphat, Berlinerblau, Leim, stickstoffhaltige Farbstoffe,
vorhanden sein können, so empfehlen sie, zur Entfernung solcher die zu
untersuchende Probe einer Vorbehandlung zu unterziehen. Sie verfahren
folgendermaßen ^) .
') Ausführliches in deren Broschüre loc. cit.
Vergleiche auch: Silbennann, Quantitative Bestimmung der Besehwe-
ruDgsmittel in Seide, Cbem.-Ztg. 1896, 472.
Beschwerte Seide. 1231
a) Quantitative Chargenbestimmung für Couleuren. 1 — 2 g
der zu prüfenden Seidenprobe behandelt man 2 Stunden mit kochender
Seifenlösimg (25 — 30 g im Liter).
Dabei werden entfernt: Die Farbsto£fe, das Sericin (bei Souple
und Ecru). Darauf wird die Probe mit kochender Sodalösung (lVa° Be-
stärk) behandelt unter Ersetzung des verdampfenden Wassers, so daß
das Bad immer auf gleicher Konzentration bleibt (dadurch werden die
Ammonsalze der Charge entfernt).
Die Seide wird jetzt komplett ausgewaschen, getrocknet und für
die Stickstoffbestimmung verwendet. Diese wird nach der für diese
Zwecke modifizierten Kjeldah Ischen Methode ausgeführt.
Das reine Fibroin (soll ca. 0,5 — 0,8 g betragen) wird in einem
Rundkölbchen von ca. 200 ccm Inhalt mit 30 — 40 ccm konz. Schwefel-
säure Übergossen, etwas entwässerter Kupfervitriol zugegeben und 4 bis
6 Stunden erhitzt. Die AufschlieBung ist beendigt, wenn sich die Flüssig-
keit grün färbt; das Kölbchen wird von der Flamme entfernt, krystalli-
siertes Permanganat zugegeben, bis die Flüssigkeit stark grün erscheint.
Nach dem Erkalten verdünnt man vorsichtig mit Wasser, läßt wieder
erkalten, gießt den Inhalt in ein kupfernes Destillationsgefaß, spült
mit Wasser nach, übersättigt mit konz. Natronlauge, destilliert das
Ammoniak in vorgelegte Säure über und titriert die überschüssige Säure
zurück.
1 Teil Stickstoff zeigt 5,455 Teile Fibroin an (bei Annahme von
18,33 Proz. Stickstoff im Fibroin).
Die Charge in Prozenten (p) beträgt dann:
p = • 100
*^ r
wo f = das Gewicht der gefärbten Seide
und r s= Rohgewicht der Seide bedeutet.
Hierbei ist zu beachten, daß die Höhe einer Charge in Pro-
zenten, bezogen auf das konditionierte Rohseidengewicht, angegeben wird.
Das Rohseidengewicht (r) besteht aus dem Fibroin, Sericin und 11 Proz.
Wasser, letzteres auf das Gesamtgewicht des Fibroins und Sericins
berechnet.
Man bezeichnet also eine Seide z. B. als 40 Proz. über pari chargiert,
wenn in der Färberei aus 1000 g Rohseide 1400 g gefärbter Seide her-
gestellt werden.
Die Resultate werden nur genau, wenn der Degummierungsverlust
der betreffenden Seide bekannt ist. Dieser kann beträchtlich wechseln.
Die Mittel, wie sie in den Konditionieranstalten von Paris und Zürich
gefunden worden, betragen:
1232 Prüfuiig der Gespioslfasem und der Appretarmittel.
Weiß
o«ib
Italienische Seide
21,5 Proz.
24 Proz.
Japan-
20,0 - •
China-
24,0 -
25 -
Canton-
24,0 -
—
Chappe
4 Proz.
•
Für Japanseide wird man somit jeweils einen Degummienmgs-
yerlust Yon 20 Proz., für gelbe italienische Seide einen solchen Yon 24 Proz.
voraussetzen.
Ist die Provenienz einer Seide nicht festzustellen, so wird man einen
Degummierungsverlust von 22,5 Proz. annehmen. Der Fehler, der hierbei
entstehen kann, ist für die Praxis in der Regel ohne Bedeutung.
£in neues Yerfahren zur Bestimmung der Chaise in Zinn-Phosphat-
Silikat-beschwerter Seide beruht auf deren Behandlung mit Fluorwasser-
stofiPsäure. Die Beobachtung, daß diese die mineralischen Bestandteile von
der Faser abzulösen vermöge, ist ohne Zweifel ganz unabhängig an ver-
schiedenen Orten beinahe gleichzeitig gemacht worden (von Dr. A. Muller
i>.
f
und Zell, von 0. Meister*), Dr. Ch. Eis') u. a.). Dieses Verhalten
kann in folgender Art zur quantitativen Analyse benützt werden:
Nach H. Zell (Zsch. f. F.- u. Text.-Ch. 1903, 239) behandelt man
zirka 1 — 2 g der zu untersuchenden Seide nacheinander mit:
1. Wasser von 80—100® C. 5 Minuten lang;
2. 1,5-proz. Fludsäure bei 50— 60<^ G. während 15—20 Minuten in
einem Eupfergefaß.
Hierauf windet oder preßt man (zwischen Filtrierpapier) die Seide
möglichst gut aus, um dann
3. eine Y^-stündige Behandlung mit 5-proz. Salzsäure bei 50 — 60^
folgen zu lassen.
Man spült nun mit heißem Wasser und geht alsdann
4. während einer Stunde auf kochende 2,5 — 3-proz. Seifenlösung,
um etwa vorhandenes Sericin, das von Souple oder £cru herrühren
könnte, zu entfernen. Dann beseitigt man die Seife durch eine viertel-
stündige Behandlung der Probe mit heißer Sodalösung von 1 ^ Be., spült
gut mit heißem, destilliertem Wasser aus, trocknet und wiegt. Die Seide
stellt nun reines Fibroin dar.
^) „Ober ein einfaches Verfahren, amchargierter Seide die erschwerenden
Bestandteile zu entziehen«. Von Dr. A. Müller, Z. f. F.- u. Textil-CL 1903, 160.
') „Eine neue Methode zur quantitativen Bestimmung der Zinnphosphat-
Silikatcharge auf Seide". Von Professor Dr. R. Gnehm. Z. f. F.- u. Textil-Ch.
1903, 209.
') ^Chargebestimmung auf Seide unter Anwendung von Flußs&ore*. Von
Dr. Ch. Ris. Z. f. F.- u. Text.-Ch. 1903, 261.
Beschwerte Seide. 1233
Oder nach Gnehm (Z. f. F.- u. Text.-Ch. 1903, 210): Etwa 1—2 g
der zu untersuchenden Seide, deren Feuchtigkeitsgehalt bekannt ist,
werden in einer Platinschale mit 100 ccm einer zweiprozentigen wäßrigen
FluBsäurelösung übergössen und nach mehrfachem Umziehen eine Stunde
bei gewöhnlicher Temperatur liegen gelassen. Darauf wird die Lösung
abgegossen und durch 100 ccm frische Säure Yon derselben Konzentra-
tion ersetzt, die unter den gleichen Bedingungen eine Stunde mit der
Seide in Berührung bleibt. Jetzt wird die Säure abgegossen, die Seide
siebenmal mit zirka 150 ccm destilliertem Wasser gründRch gewaschen
(Dauer zirka ^4 — !/, Stunde) und in einem tarierten, gut yerschließbaren
Wägeglas im Trockenschrank bei 95 — 105^ bis zur Gewichtskonstanz
getrocknet. Die Differenz zwischen dem Gewicht der angewandten
(trockenen) Seide und dem zuletzt gefundenen Gewicht entspricht der
in der untersuchten Probe Yorhanden gewesenen Ghargemenge.
Durch einfache Rechnung ergibt sich der „Prozentgehalt über Pari*'.
Zum Beispiel:
Angewandt: 1,0302 g Seide (yon 22 Proz. Degummierungsyerlust)
werden nach yollständigem Benetzen durch kaltes destilliertes Wasser
in einer Platinschale mit 100 ccm einer zweiprozentigen Fluorwasser-
stofflösung Übergossen und öfters umgezogen. Nach einer Stunde wird
die Lösung sorgfältig abgegossen und durch 100 ccm frische Säure er-
setzt. Nach einer Stunde wird wieder abgegossen und nunmehr sieben-
mal mit je 150 ccm kaltem destillierten Wasser gewaschen, dann zwischen
Filtrierpapier ausgepreßt, im Trockenschrank bei 100 bis 105 ^ getrocknet
und in einem Wägeglas nachher gewogen. Ergebnis: 0,4176 g.
1,0302 g Seide, deren Wassergehalt zu 10 Proz. bestimmt wurde,
entsprechen:
0,9272 g trockene Seide
Nach der Extraktion gefunden: 0,4176 - (trocken gewogen)
Differenzcharge: 0,5096 g.
Die Beschwerung über pari berechnet sich bei einem Degummie-
rungsyerlust yon 22 Proz. nach folgender Proportion:
0,4176 : 0,5096 = 78 : x
Daraus: x = 95,19.
Die trockene Seide besteht somit aus
78,0 T. Seidensubstanz = 100 T. Rohseide (trocken)
_ 95,19 - Charge
Zusammen 173,19 T.
«
Somit ist die Seide 73,19 Proz. über pari chargiert.
Angabe des Färbers: 75 Proz. - -
Durch Stickstoff-Best. gefunden: 77,3
Untenuchung^en. 6. Aufl. IIL 78
1234 Präfimg der Gespinstfasern and der AppretarmittaL
Zell benützt diese Methode auch, um festzustellen, ob eine ror-
liegende Seidenprobe ecru, mi-cuit oder cuit darstellt, bezw. um das
Mengenyerhältnis des Sericins zur Rohseide oder zum Fibroin zu be-
stimmen. Zu diesem Zwecke wird nach der Salzsäurebehandlung die
Seide gut in destilliertem Wasser gespült, bei 105^ getrocknet und das
Gewicht bestimmt. Hierauf wird die Seide wie sonst mit Seife und
Soda behandelt, wiederum gut gespült, getrocknet und abermals das
Gewicht bestinmit. Die Differenz entspricht dem Gewicht des Seridns.
Zum Beispiel:
2,3804 g erschwertes Chine Trame wurden mit Flußsäure und
Salzsäure behandelt, gewaschen, getrocknet und gewogen = 1,1686 g.
Nach der weiteren Behandlung mit Seife, Soda und Wasser und dem
Trocknen = 0,9684 g (= Fibroin).
Mithin ist die Differenz = 0,2002 g = Seridn = 17,13 Proz. Seridn.
In diesem Siime stellt die Fludsäure auch ein wertvolles diagnostisches
Mittel dar.
Nach O. Meister (Z. f. F.- u. Text.-Ch. 1903, 209) kann gleich-
zeitig und schnell und mit genügender Sicherheit die Kieselsäure be-
stimmt werden, wenn man die Tom Abziehen erhaltene Flufisäurelösung
mit Ghlorkalium eindampft. Das entsandene, mit Weingeist gut aas-
gewaschene Eieselfluorkalium E^iSiFg wird gewogen oder nach Stolba
mit Normalalkali titriert. Im Filtrat sind die anderen Elemente der
Charge: Zinn, Phosphorsäure, Aluminium, Zink u. s. w. zu suchen und
zu bestimmen.
b) Quantitative Ghargenbestimmung für Schwarz^). Zirka
1 g der getrockneten Seide wird folgender Behandlung unterworfen:
1. Erwärmen mit 100 ccm 1-proz. Salzsäure auf 60® C.; die mehr
fder weniger rot gefärbte Lösung wird filtriert. Diese Behandlung wird
so oft wiederholt, bis die letzte saure Flüssigkeit nur noch ganz wenig
rot gefärbt ist. Zwei- oder dreimaliges Digerieren genügt in der R^el;
manchmal muß die Operation 4 — 5-mal yorgenommen werden.
2. Die Seide wird jetzt gut gewaschen und während einer Stunde
mit 100 ccm einer 2-proz. Sodalösung bei 80® 0. digeriert. Auch diese
Behandlung ist so lange zu wiederholen, bis eine Probe der Flüssigkeit
mit Eisenchlorid keine Berlinerblaureaktion mehr zeigt. Meist genügt
ein zweites Sodabad.
3. Zuletzt kocht man die Seide ly. Stunden in 100 ccm Seifen-
lösung (25 g Seife im Liter), wäscht gut aus, trocknet und bestimmt
den Stickstoff, wie oben unter A angegeben.
^) Siehe Gnehm und Blum er, Methode pour le dosage de la eharge 6m
soies noiree. Rev. Mat. Col. 1898, 138.
Bestimmung des DecreauLge. 1235
Die Terschiedenen Bäder sollen nicht- in grOflerer Zahl als ab-
solut notwendig gegeben werden, «eil jede Filtration n. g. w. unver-
meidliche Substanz Verluste bringt, die das Eodresultat stark beeinflussen.
Da die Endreaktionen nicht immer leicht zu erkennen sind, ist dem-
jenigen, der solche Analysen nicht häufig auszuführen in der Lage ist,
die gleichzeitige Yomabme mehrerer Versuche zu empfehlen.
Id manchen Fällen läGt sich niedere oder höhere Beschwerung
durch das Uikroskop erkennen, wie Fig. 119 zeigt.
Bei schwächerer Beschwerung ersieht man noch, dafl die Farbe
TOu der Faser aufgenommen ist; bei stärkerer Beschwerung ist die Faser
Tollsändig Ton der Beschwerungsmas se umhüllt, und die Rinde erscheint
fast dicker als der Faden.
Fit 11».
c) Bestimmung des D4creusage der Seide'). Die Rohseide
wird vielfach in betrügerischer Absicht durch Zusätze von Seife, öl,
Fetten, Vaselin, Olyzerin, Gummi, Gelatine, Mineralsalzen wie: Borax,
Phosphate, Silikate u. a. m. beschwert. Um solche Fälschungen ent-
sprechend berücksichtigen zu können, ist die Bestimmung des Fibroin-
gehaltes vorzunehmen. Letzteres empfiehlt sich auch bei normaler Roh-
seide, einmal, um den Degummieningsverlust der Ware kennen zu lernen,
sodann, am die BeschafTenheit der Seide besser erkennen zu können.
Entschälte Seide gestattet eine viel sicherere Beurteilung als solche in
der Bastverkleidung. Die Untersuchung lehnt eich am besten an die
Behandlung an, welche die Seide in der Färberei durchzumachen hat,
d. h. ein genau gewogenes Durchs chnittsmuster wird in SeifenlOsung ge-
') Ve^l, 0. Meister, Über die Bestimmong des Decrensage der S«de.
Zöiicb 1898.
1236 Prüfung der Gespinstfasern and der Appretormittel.
kocht. Dabei werden Seidenleim und allfallige Zusätze (wie die oben
genannten) entfernt. In der Seidentrocknungsanstalt in Zürich, wird z. B.
folgendermaßen verfahren. Die Abkochung geschieht in einem 40 1 See-
wasser (yom Zürichsee) enthaltenden Kessel unter Zusatz von 625 g feinster
Olivenölseife (sog. Marseillaner Seife) ; es sollen nicht mehr als 2% kg Seide
auf einmal abgekocht werden. Die Lösung muß beständig in mäBigem
Kochen erhalten werden. Nachdem die Seide, yollständig Tom Seifenwasser
bedeckt, 25 Minuten gekocht hat, wird sie herausgenommen und gerungen,
sodann zum zweiten Mal in eine gleiche, aber neuzubereitete Seifenlösung
gebracht und darin nochmals 25 Minuten lang gekocht. Die Seide wird
nun in reinem Wasser so lange abgespült, bis dasselbe ganz klar bleibt.
Hierauf wird die Seide ausgerungen und getrocknet. Als Decreusage wird
diejenige Menge Seidengummi (oder andere der Seide fremde Bestandteile)
bezeichnet, welche 100 Teile vollständig trockner Seide verlieren, wenn
sie nach obiger Vorschrift mit kochender Seife behandelt werden.
Zur Unterscheidung der echten Maulbeerbaumseide von
der wilden oder Tussahseide kocht Persoz die Faser eine Minute
lang mit einer Chlorzinklösung von 45^ Be., welche die Maulbeerbamn-
seide löst, die Tussahseide aber kaum angreift.
I>. Die JPrOfwng der KunetwoUe* Man versteht darunter ein
Erzeugnis, welches aus alten und ungebrauchten Wollabfallen oder ans
Abfällen wollener Gewebe hergestellt wird. Mit diesen werden meistens
auch gebrauchte Seiden-, Leinen- und Baumwol Ifasem verarbeitet.
Die wesentlichen Sorten sind:
1. Shoddy. Wird aus langhaarigem Material, den Abföllen von
unge walkten Stoffen, alten Strümpfen u. dgl. versponnen.
2. Mungo. Ist kurzfaseriger und daher geringwertiger als Sboddj
und wird aus gewalkten Stoffen, also Tuchabfällen, hergestellt. In der
Regel muß füi^ den Spinnprozeß langfaseriges Material (Wolle oder
Baumwolle) beigemischt werden.
3. Extrakt oder Alpaka ist Kunstwolle, welche durch Karbo-
nisation aus halbwollenen Lumpen gewonnen wird.
Die Kunstwolle wird durch alkalische Laugen viel rascher an-
gegriffen, quillt daher schneller auf als das noch unverletzte neue Woll-
haar^). Zur quantitativen Untersuchung von Shoddywolle
kocht man mit konzentrierter Natronlauge; Seide und Wolle lösen sich,
BaumwoU- und Leinenfasern bleiben ungelöst, können somit gewaschen,
getrocknet und gewogen werden. Um nun Wolle neben Seide zu be-
stimmen, behandelt man mit konzentrierter Schwefelsäure. Seide löst
sich ziemlich rasch, die Wolle bleibt ungelöst. Man verdünnt stark mit
^) Nach V. Höhnel (Mikroskopie der technisch verwendeten Faserstoffe)
I
ist dieser chemische Unterschied nicht deutlich.
I
Mikroskopische Prüfung. 1237
Wasser, filtriert durch ein Tuchfiltrom (dessen Fäden ziemliche große In-
tervalle haben), wäscht aus und wägt die Wolle.
Für eine bloß qualitative Prüfung wird eine Probe „Holzblau" ge-
färbt. Wolle färbt sich an, während Baumwolle und Seide fast un-
gefärbt bleiben. Die letzteren Fäserchen werden nun herausgelesen und
mikroskopisch untersucht.
Handelt es sich um eine vollständige Analyse, so müssen noch
Wasser und Fett bestimmt werden. Zur Ermittelung des Wassergehaltes
wird eine gewogene Durchschnittsprobe bei 100 ®C. getrocknet.
Fett bestimmun g. Die getrocknete Probe wird in einem Ex-
traktionsapparat mit Petroleumäther behandelt; der Äther wird sorg-
fältig ab destilliert und das zurückbleibende Fett gewogen.
Eine quantitative Prüfung durch das Mikroskop kann ungefähr in
folgender Weise ausgeführt werden. Man macht mit größtmöglicher
Sorgfalt einige Präparate des zu untersuchenden Objekts und achtet
namentlich darauf, daß die einzelnen Gewebefasem möglichst parallel
liegen. Man beobachtet bei 20 — 25-facher Vergrößerung und notiert nun,
wieviel von jeder Faserart auf allen Präparaten enthalten sind. In dieser
Weise erhält man das ungefähre Mischungsverhältnis.
Unter dem Mikroskope zeigen die meisten Shoddysorten verschie-
denfarbige Wollfäden, was beweist, daß die Haare keiner gemeinschaft-
lichen Färbeprozedur unterworfen waren. Der Durchmesser gibt eben-
falls Anhaltspunkte zur Unterscheidung von Wolle und Eunstwolle. Das
Shoddyhaar ist nie so gleichförmig regelrecht gebaut, hat nie einen so
konstanten Durchmesser als die frische Wolle ; es verengt sich in seinem
Verlauf allmählich oder plötzlich, erweitert sich dann mit einer unför-
migen Ausbuchtung, um sich wieder zu verdünnen. An manchen Stellen
sind die Schuppen verloren gegangen, an andern ist das Haar gezerrt,
wodurch an diesen Stellen der Durchmesser des Wollhaares häufig unter
sein gewöhnliches Maß herabsinkt, eine Breite von 0,01 mm und dar-
unter gehört nicht zu den Seltenheiten. Auch die Länge der Wolle bietet
einen weiteren Anhaltspunkt zur Erkennung der Shoddy. Die Enden
der Fasern sind gewöhnlich stark zerfasert.
in. Mikroskopische Prttfting der Gespinstfasern.
Zur Erkennung imd Unterscheidung der Fasern ist das Mikroskop
ein wichtiges Hilfsmittel. Die mikroskopischen Bilder der technisch
wichtigeren Gespinstfasern werden durch folgende Reproduktion veran-
schaulicht. (Tafeln I, II, III.) »)
*) Nach Angaben vod Professor Dr. C. Hartwich gezeichnet von
L. Schröter, Zürich.
1238 Prüfung der Gespinstfasern und der Appreturmittel.
Erklftrnng der Tafeln.
(Alle Figuren sind SOO mal vergröBert.)
Tafd L
PlUludlohe Fasern.
Baumwolle, l. Spiralig gedrehtet Haar. 8. Spitzen. 8. Dickwandiges Haar. 4. Totes Haar.
5. Dasselbe im Querschnitt 6. Haar, mit Kupferoxydammoniak behandelt.
Haaf. 1. Faser mit Yerschiebtmgsstellen. 2. a— d. Aussackung und Teilung der Faser»
spitze. 3. Fasergruppe im Querschnitt. 4. Dickwandige Faser mit Verschiebungs-
stellen und Streifung.
nadis« 1. Faser, spiralige Streifung zeigend. 8. Spitze der Faser. 3. Faser mit Ver-
schiebungsstellen. 4. Faser, mit Kupferozydammoniak behandelt. S. Binaelne
Fasern im Querschnitt. 6. Fasexgruppe im Querschnitt
Jute. 1. Faser mit wechselnder Weite des Lumens, im oberen Teile TüpfeL t. Faser mit
streckenweise geschlossenem Lumen. 3. Spitzen der Fasern. 4. Gruppe dünn-
wandiger Fasern im Querschnitt 6. Gruppe dickwandiger Fasern im Quencfanitt
Raflii4. 1. Faser von der breiten Seite mit Schichtung der Wand und schiefer sptralicer
Streifung. S. Faser Yon der schmalen Seite mit VerschiebungssteUen. 3. Fasa*
Yon der breiten Seite mit Schichtung der Wand und Verschiebungsstellen. 4. Enden
der Fasern. 5. Fasergruppe der Rinde. 6. Kotonisierte Fasern im Querschnitt
Neateellndlscher Flachs, l. Faser. 8. Enden der Fasern. 8. Querschnitte durch Faser^
gruppen.
Tafd IL
Tierlsehe Fasem.
Leicetter Sthafwolic. l. Haar ohne Mark. 8. Haar mit rudimentärem Mark. 3. Haar mit
ToUst&ndiger Markschicht Unten Querschnitte der Haare.
Alpaccawolle. l. Haar ohne Mark. 8. Haar mit TollstAndiger Markschicht 3. Spitis
eines Haares mit rudimentärem Mark.
Angorawolle, l. Haar ohne Mark. 8. Haar mit rollstandiger Markschicht Unten Quer-
schnitte der Haare.
Katdunlrwolle. Ebenso.
Menectaenhaar. l. Ohne Mark. 8. Mit schwach entwickeltem Mark.
Tafd IIL
Seide.
Seide von Bombyx mori. i. Vollständige Seidenfaden, bestehend aus den breiten FIbnin-
faden und der Sericinhülle. 8. Einzelner Fibroinfaden. 3. Querschnitte durch toU-
* ständige Seidenfäden. 4. Querschnitte durch einzelne Fibroinfaden.
Tussahselde von Antheraea mylltta. Oben einzelne Fibroinfaden, lassen durch die Streifong
die einzelnen Fibrillen erkennen. Unten Querschnitte durch die einzelnen FibriOea
fein punktiert
Kflnstllche Seide. Oben die rinnenförmigen Fäden nlit kleinen Auftreibungen. Unten
Querschnitte.
Untersuchunj^en III. 5 Aiillr'^t.
1 Mc\ I.
Baumwiilk* - (»ossvijiuni hei^ru • •..i» I,
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VerUg von Julius Spring^er in Berlin.
Seidenbaum wolle and künstliche Seide. 1239
IV. Seldenbanmwolle nnd kflnstliclie Seide.
SeidenbaitmwcUe (mercerisierte Baumwolle, Natronbaumwolle).
Man verstellt darunter Baumwolle, welche in Form von Garn oder Ge-
webe in gespanntem (gestrecktem) Zustande der Behandlung mit starken
Alkalien und einem unmittelbar darauf folgenden WaschprozeB unter-
worfen wird. Bas Erzeugnis gewinnt durcli diese Manipulation einen
krachenden Griff imd einen seidenartigen Glanz, der sich selbst beim
Lagern bezw. längeren Gebrauch erhält. Die Yeränderungen, welche
die Faser hierbei erleidet, sind wahrscheinlich zweierlei Art^). Es bildet
sich zunächst unter Aufquellen Zellulosenatron, ein leicht dissozierbares
Salz, das beim Auswaschen Atznatron 'verliert, aber nicht in unverän-
derte Zellulose, sondern in ein Zellulosehydrat übergeht, welches
für die Aufnahme von Farbstoffen und Beizen befähigter ist als das
Ausgangsmaterial (die Baumwolle). Die ursprünglich plattgedrückte,
spiralig gewundene Faser ist hierbei in eine zylindrische, gerade über-
gegangen und die Guticula ist weggeschafft, teils gelöst, teils mecha-
nisch abgesprengt worden. Auf diese Veränderungen, die im Aufdrehen,
Quellen imd Verkürzen der Faser ihren Ausdruck finden, ist wohl
hauptsächlich das Entstehen des seidenartigen Glanzes zurückzuführen.
Die mercerisierte Baumwolle zeigt auoh eine beträchtliche Zimahme
der Festigkeit, die 30 — 40 Proz., in besonders günstigen Umständen noch
mehr betragen kann.
Friedländer hat bei mehreren Versuchen folgende Unterschiede
in der Zugfestigkeit und Dehnbarkeit zwischen nichtmercerisiertem und
mercensiertem Garn konstatieren können.
Feaiig^keit Dehnung
Versuch in g in mm
Nichtmercerisiertes Garn 1 360 20
- 2 356 20
- 3 360 22
Mercerisiert mit wäßriger Lauge von 35 ^ Be. 1 530 44
- - - 2 570 40
3 559 35
Nach R. Lange (Färber-Ztg. 1903, 368)') läßt sie sich leicht er-
kennen. Legt man die Faser in eine Chlorzinkjodlösung während etwa
^) Vgl. Dr. A. Fraenkel und Prof. Dr. P. Friedländer; „Mitteilungen d.
technol. Gewerbemuseoms'', Wien 1898.
') Siehe auch: Prof. Ed. Ha n ans ek, Mitteilungen aas dem Laboratoriom
für Warenkunde der Wiener Handelsakademie, 1897, 144. — Über appretierte
mercerisierte BaomwoUe Ton Prof. Ed. H an aase k und Dozent E. Zaloziecki,
1240 Prfifang der Gespinstfasern und der AppretarmitteL
3 Minuten und wäscht dann aus, so wird die gewöhnliche Baumwolle
rasch entfärbt, während die mercerisierte Baumwolle länger blau bleibt.
Das mikroskopische Bild der mercerisierten Baumwolle ist Ton
dem eines gewöhnlichen Baumwollhaares typisch yerschieden. Die Fasern
sind wenig oder gar nicht gedreht und erscheinen stark lichtbrechend.
KfinstUche Seide.
Chardannei'Seidef Lehner^Seide, Zur Darstellung der künstlichen
Seide wird feuchte Nitrozellulose in Atheralkohol gelöst und das so ge-
wonnene filtrierte Kollodium durch Eapillarröhrchen gepreßt. Hierbei
entstehen sehr feine Fäden, die noch feucht in größerer Zahl vereinigt
und, nachdem sie eine Drehung erhalten, in Strangform ungewandelt
werden. Um diesem Erzeugnis die durch die Natur des Ausgangs-
materials bedingte Explosivität zu nehmen, unterwirft man es dem so-
genannten „DenitrierungsprozeB^, d. h. einer Behandlung mit Schwefel-
ammonium, wodurch der größte Teil des Stickstoffs entfernt wird.
Die künstliche Seide ist der Naturseide ähnlich; sie stellt einen
gleichmäßigen, ziemlich dicken Faden €Utr. Der Durchmesser ist im
Mittel 70 bis 80 ft, ist also ca. viermal größer als der von echter Seide
und V/q' bis zweimal größer wie der von wilder Seide (Silb ermann,
Lehnes Färber-Ztg. 1892/93, 315). Messungen über Stärke etc. ergeben
folgende Zahlen (Dr. E. Herzog, Lehnes Färber-Ztg. 1894/95, 50. S.
auch 0. Schlesinger, Papierztg. 1895, 1578. Zur Unterscheidung der
natürlichen und künstlichen Seiden von Dr. A. Herzog, Zsch. f. F.- u.
Textil-Chem. 1904, 259):
Titer Stärke Dehnbarkeit
Kunstseide ' ... 60 Den. 69 g 155 mm auf 1 m
... 65 - 83 - 171 - - 1 -
Trame 60 - 214 - 189 - - 1 -
Das spez. Gewicht ist ca. 13 Proz. höher als das der natürlichen
Seide. — Die Chardonnet-Seide besitzt einen hohen, aber mehr metalli-
schen Glanz als wie Naturseide, ist nicht so weich und geschmeidig,
viel schwerer, bedeutend weniger elastisch, hat ein trockenes, strohiges
„Toucher^, es fehlt der eigentümliche krachende Griff; sie zeigt geringere
Festigkeit. Ein Übelstand besteht darin, daß sie keine heißen Bäder
Dinglers Joam. 1898, 807, S. 180. — Dr. A. Bantrock, Prometheus 1897,
S. 676, 689; Dr. H. Lange, F&rber-Ztg. 1898, 284; DJI.P. 97664.
The lostre, the tinctorial properties, and the stmctnral Altemations whick
result from treatiog cotton with mercerising and other liquids by J. Hühner &
W. J. Pope (Jour. Soc. Ch. Ind. Nro. 8, XXm, 1904; ZscL f. ang. Ch. 1903, 600;
Fftrber-Ztg. 1908, 263).
KüDstliche Seide.* 1241
erträgt. Zu den künstlichen Farbstoffen zeigt sie groBe Af&nitat. Die
Beachtung dieser Eigenschaften genügt in der Eegel, nm Kunstseide von
echter Seide zu unterscheiden. £s gibt aber noch andere Erkennungs-
merkmale. Beim Yerbrennen zeigt die erstere das charakteristische
Verhalten der vegetabilischen Fasern. Die Lösung in Kalilauge wird
gelb, die der echten Seide farblos. Kunstseide wird von einer alkali-
schen, gljzerinhaltigen Kupferlösung ^) nicht gelöst. Dieses Verhalten
gestattet eine quantitative Trennung der künstlichen von der echten
Seide. Unter dem Mikroskop erscheinen die Fasern regelmäßiger und
dicker als die der Naturseide. Schließlich gibt eine Stickstoffbestimmung
wertvolle Anhaltspunkte. Kunstseide enthält nur geringe Mengen (meist
viel unter 1 Proz.), echte Seide dagegen ca. 18,33 Proz. Stickstoff.
ratOy-Seide (Glanzstoff) (D. R. P. 98642), hergestellt aus einer
Zellulose-Kupferammoniaklösung, die unter Druck in die Spinnapparate
gepreßt wird. Die austretenden Fäden koagulieren in der sie um-
gebenden Schwefelsäure.
Festigkeit der künstlichen Seiden:
Maulbeerseide mit 100 angenommen (Tussah 126):
Ghardonnet-Seide 44 Proz.
Vivier-Seide 24
Lehner-Seide 68
Pauly-Seide 45—50 -
Breite der Fasern'), im Wasser liegend gemessen:
bei Ghardonnet-Seide im Mittel 45 — 60 /jl Maximum 100 fi
- Fismes- - - - 40—80 /* - 120 /£
- Lehner- - - 60—90 /i - 135 /t
- Gelatine- - - - 60—80 fi - 85 /i
- Pauly- - - - 40—50 fi - 75 /a
(SeidenzeUulose)
- echter . - - 9 — 15 ^ . 20 fi
Die Unterscheidung von echter Seide und Kunstseide gelingt am
besten mit Jodlösung 3) (Reagens: IKJ in 100 H^O gelöst und der Lö>
sung Jod im Überschuß zugesetzt).
^) Herstellung der Lösung: 10 g Kupfervitriol werden in 100 g Wasser
gelöst, 5 g reines Glyzerin hinzugefügt und darauf so yiel Kalilauge, bis der an-
fänglich entstehende Niederschlag wieder gelöst ist (Färber-Ztg. 1894/95, 201).
') E. Hassack, österr. Ghem.-Ztg. 1900, 1. AUd künstlichen Seiden
quellen, in Wasser auf den Objektträger gebracht, ganz bedeutend auf und
zeigen eine Dickezunahme von Ys — Vs ^^^ Breite im trockenen Zustande. Echte
Seide verändert sich nicht im Wasser.
•) Privatmitteilung von Prof. Dr. C. Hartwich.
1242
Prüfung der Gespinstfasern and der Appreturmittel.
Übersicht der zur ünte
rscheidnng von Katar-
Reaktion
Chinarohseide
Tnasahseide
1. Konzentrierte Kalilauge
wird gelöst schon bei leichtem
Erw&rmen
wird gelöst in der Siede-
hitze
2. 40-proz. Kalilaage
wird angegriffen bei 65°, löst
sich vollkommen bei 85°
quillt bei Tb^^ löst sich b«i
12Q°
1
3. Chlorzinklösang
klar gelöst bei 120°
klar gelöst bd 135*
4. Alkalische Kupferglj-
zerinlösong
löst sich schon bei gewöhnl.
Temperatur in V, Std. auf
kaum merkbar ang^iiffes
5. Lösung Ton Kupfer-
oxydammoniak
bis auf einen schleimigen Rest
gelöst
nicht angegriffen
6. Ammoniakalische
Nickellösung
löst sich schon bei gewöhn-
licher Temperatur ziemlich
rasch auf
auch beim Kochen nicht
angegriffen
7. Fehlingsche Lösung
löst sich beim Kochen leicht auf
löst sich beim Kochen auf
8. Konzentrierte Salpeter-
säure
greift schon in der Kälte stark an, löst auf
beim Kochen
9. Ghromsäure 20-proz.
löst sich in der Siedehitze
wird in der Siedehitze
staric angegriffen, aber
nicht gelöst
10. Millonsches Reagens
geben beim Kochen eine violette Färbung
11. Jodlösung
starke Braunftrbung
schwache BFannftrbimg
12. Diphenylaminsulfat
schwache Bräunung
stärkere Brännang
13. Brucinsulfat
schwache Bräunung
14. Geschmack
spröde
hart nnd scharf
15. Wassergehalt (Verlust
bei 99°)
7,97 Proz.
8,26 Proz.
16. Wasseranziehung nach
43 Stunden
2,24 Proz.
5,00 Prox.
17. Verhalten bei 200° und
Gesamtgewichtsab-
nahme
stark gebräunt, zerreibbar
11,15 Proz.
kaum verändert, schwer
zeneibbar
11,21 Proz.
Id. Aschengehalt
0,96 Proz.
1,65 Pro«.
19. Gehalt an Stickstoff
16,60 Proz.
16,79 Pro».
Chemische Reaktionen.
1243
and Kunstseide dienenden Reaktionen.
Chardonnetsche
Kunstseide
(Besanpon)
Chardonnetsche
Kunstseide
(Spreitenbach)
Lehnersche
Kunstseide
Paulysche
Kunstseide
Vandura-Seide
quellen nur mehr oder x
stärkerer Gelbfärbung
uinder unter schwächerer oder
widerstehen am besten
zeigen mehr oder minder Quellung und Gelbfärbung, ohne sich
zu losen
•
klar gelöst
bei 140«
klar gelöst
bei 1450
klar gelöst
bei 140«
klar gelöst bei ISO«
ohne jede Einwirkung
bleiben auch in der Siedehitze yollständig unangegriffen
auch beim Kochen nicht angegriffen
bleiben vollkommen unangegriffen
bleiben in der K<e längere Zeit uuTerftndert, lösen sich beim
Kochen glatt auf
lösen sich alle in der Siedehitze glatt auf
zeigen auch beim Kochen keine Verftnderung
.
anfangs Bräunung, die bald in starke Blau-
färbung übergeht
zeigt keine Ver-
änderung
starke Blaufärbung (Nitroreaktion)
keinerlei Färbung
starke ziegelrote Färbung
keinerlei Färbung
weich
weich
weich
sehr weich
10,37 Proz.
11,17 Proz.
10,71 Proz.
10,04 Proz.
18,02 Proz.
6,64 Proz.
5,77 Proz.
5,97 Proz.
6,94 Proz.
blau seh wa]
8
43,65 Proz.
rze Färbung un(
chwer zerreibba
45,30 Proz.
1 verkohlt,
r
37,27 Proz.
braun gefärbt, sehr
leicht zerreibbar
11,65 Proz.
braun geförbt, nicht
verkohlt, sehr leicht
zerreibbar, 18,76%
1,60 Proz.
1,03 Proz.
1,43 Proz.
0,096 Proz.
0,15 Proz.
0,05 Proz.
0,07 Proz.
0,13 Proz.
1244 Prüfung der Gespinstfasern und der Appretnnnittel.
Echte Seide wird hellbraun bis gelbbraun;
Kollodiumseide wird schwarzviolett bis schwarz;
Gelatineseide wird dunkelviolett.
Bringt man die geerbten Fasern dann in Wasser, so wird Kollo-
diumseide blau und bald farblos, während die beiden anderen die Farbe
bewahren. Nach ca. 2 Stunden sind sie aber ebenfalls entfärbt.
Zur Unterscheidung der natürlichen Ton der künstlichen Seide
(Chardonnet-, Lehner-Seide, Glanzstoff) empfiehlt A. Herzog (Zach. f.
F.- u. Textil-Chem. 1904, 259) die Prüfung im polarisierten Lichte: Die
künstlichen Seiden zeigen Dichroismus, die natürliche nicht. Die mit
yerschiedenen Farbstoffen auf dem ührglase gefärbten Faserproben
werden unter einem mit Nicol versehenen Mikroskope betrachtet. Beim
Hin- und Herdrehen des gefärbten Präparates über dem Polarisator er-
kennt man den Dichroismus an der eintretenden Farbenänderung.
Vandur€i'8eide (Gelatine -Seide). Unter dieser Bezeichnung ist
ein Erzeugnis nach dem Verfahren von A. Miliar aus Gelatine und
Formaldehyd bereitet worden. Die Fasern besitzen geringe Elastizität,
brechen sehr leicht, zeigen Glasglanz imd erweichen beim Erwärmen
(werden deshalb durch ein Bügeleisen platt gedrückt). Dieser unvorteil-
haften Eigenschaften wegen konnte sich das Produkt keinen Eingang in
die Industrie verschaffen.
Süvern (Die künstliche Seide etc. Berlin 1900, Julius Springer)
gibt vorstehende Übersicht der zur Untersuchung von Natur- und Kunst-
seide dienenden Reaktionen (s. S. 1242 u. 1243).
Über das Verhalten der „Viskoseseide^ geg^ii Reagentien und
deren mikroskopische Prüfung berichten K. Süvern und F. Mach
(Färber-Ztg. 1903, 54).
Untersnchnng der AppretnrmitteP).
Durch den Bleichprozeß werden die fremden Substanzen, welche
der Faser von Natur aus zukommen oder im Laufe der Verarbeitung
an ihr haften bleiben, entfernt. Das Gewebe verliert an Gewicht, wird
lumpig, unansehnlich. Um den Gewichtsausfall zu decken und der Ware
einen gewissen Griff und gefälliges Ansehen zu geben, wird sie der
Appretur unterworfen. Die Operationen des „Zurichtens" oder »Appre-
tierens" sind zweierlei Art.
^) Aasführlicheres siehe Depierre, Tndte elementaire des apprets etc.
S. 464; Herzfeld, Die techn. Prüfung der Game und Gewebe, 1896; Massot,
Anleitung zur Appreturanalyse, 1900.
Appretarmittel. 1245
a) Die Gewebe werdeii mit yerschiedenen Substanzen imprägniert;
b) sie werden mechanischer Behandlung unterzogen.
Die wichtigsten Substanzen, welche zur Appretur benutzt wer-
den, sind:
1. Weizen-, Kartoffel-, Reis-, Maisstärke; Mehl; Dextrin und an-
dere Stärkepräparate wie Eollodin, Apparatin; arabischer Gummi, Tra-
ganth, Pflanzenschleim, Abkochungen Ton Flechten (isländisches Moos),
Ton Algen (Karragheen, Agar-Agar u. a. m.) ; Leim, Gelatine. Diese Stoffe
sollen die Gewebe hart imd steif machen;
2. um Weichheit und Glanz zu erzeugen, benutzt man öle
(z. B. Ttirkischrotöl), Talg, Stearin, Paraffin, Seife, Wachsarten etc.;
3. hygroskopische Substanzen, wie Glyzerin, Ammonsalze,
Ghlormagnesium, Zinksalze u. s. w., die den harten Griff der mit Stärke
u. dgl. imprägnierten Stoffe mildern sollen;
4. als eigentliche Beschwerungsmittel kommen Kaolin, Chinaclay,
Kalk-, Baryt- und Bleisalze und Traubenzucker in Betracht;
5. um die Appreturmassen zu färben, yerwendet man Ultramarin,
Berlinerblau, Smalte, Ocker, Indigokarmin, künstliche organische Farb-
stoffe; femer, um den Stoffen metallischen Glanz zu geben: Metalle oder
Schwefelmetalle in Form feiner Pulver;
6. Tonerde und Magnesiumsalze, femer Lösungen Ton Kautschuk
u. dgl. dienen zum Wasserdichtmachen;
7. um Stoffe schwer yerbrennlich zu machen, benutzt man vorzugs-
weise wolframsaures Natron, dann auch Ammonsalze (phosphorsaures
Ammoniak), Borax, Magnesiumsalze, Silikate etc.;
8. Salizylsäure, Kampfer, Borsäure u. s. w. sollen Pilz- und
Schimmelbildung verhindern.
Die meisten dieser Appreturmittel werden für baumwollene und
gemischte, Baumwollfaser enthaltende Gewebe benutzt.
Für wollene Gewebe konmien Leim, Albumin, Dextrin, Stärke,
Algen, Wasserglas etc. in Betracht.
Zum Appretieren der Seidenstoffe verwendet man Gummi (Tra-
ganth- und arabischen Gummi), Flohsamenschleim, Schellack, Ge-
latine etc.
Die Anwesenheit von Appreturmasse in einem Gewebe, ob sie nur
einseitig aufgetragen oder die Faser durchdringt, ist bei einiger Übung
unschwer zu erkennen, namentlich wenn man zur Untersuchung eine Lupe
benutzt. Stäubt ein Gewebe beim Zerreiben, so deutet dies bereits das
Yorhandensein größerer Mengen an fremden Stoffen an.
Zur chemischen Prüfung verfährt man folgendermaßen:
Feuchtigkeitsbestimmung. Ein abgewogenes Stück des zu
untersuchenden Gewebes wird bei 100° C. bis zur Gewichtskonstanz ge-
1246 Prafung der Gespinstfasern and der Appretarmittel.
trocknet. Da die trockne Faser begierig Wasser aufsaugt, moB das Ab-
wiegen in gut yerschlieBbaren Glasgefaßen Yorgenommen werden.
Bestimmung der fremden Substanzen. Ein gewogener und
gut getrockneter Abschnitt von zirka 25 qcm Größe wird bei Siedehitze mit
einer Abkochung yon Malz in destilliertem Wasser behandelt, dann ge-
waschen, getrocknet und gewogen. Die Gewichtsdifferenz entspricht der
Menge der fremden Substanzen. £s können nach dieser Behandlung
allfällig vorhandene unlösliche Seifen zurückgeblieben sein. Man erhitzt
deshalb nochmals mit verdünnter Säure, wäscht, trocknet und wiegt.
Um die Natur und ungefähre Menge der anwesenden Substanzen
kennen zu lernen, wird das Gewebe mehrere Stunden mit Wasser ge-
kocht. Die Yerdickungsmittel, die löslichen Salze, die erdigen Bestand-
teile werden hierbei von der Faser entfernt. Die Flüssigkeit wird ab-
gegossen und filtriert. Rückstand und Filtrat gelangen, getrennt zur
Untersuchung.
Prüfung des Filtrats. Das Filtrat wird auf dem Wasserbade
konzentriert. Geben einige Tropfen davon mit Jodtinktur versetzt eine
blaue bis rotviolette Färbung, so ist dadurch die Anwesenheit von
Stärke nachgewiesen.
Die stärker konzentrierte Lösung wird mit dem 2 — S-fiochen Vo-
lumen Alkohol vermischt, dadurch werden gewisse Salze, sodann Leim,
Dextrin und Gummi geföUt.
Leim wird aus der wäßrigen Lösung auch durch Tanninlösung
ausgefällt.
Da Gummi links, Dextrin rechts polarisiert, so läßt sich die
Anwesenheit des einen oder des andern mit Hilfe des Polarisationsappa-
rates entscheiden.
Wird eine wäßrige Gummilösung mit Bleiessig versetzt, so fallt
Gummi aus. Enthält eine Lösung gleichzeitig Gummi und Dextrin, so
fällt Bleiessig bei gewöhnlicher Temperatur Gummi, in der Wärme
beide aus. Ist bei einem solchen Versuche kein Niederschlag ent-
standen und enthält die Flüssigkeit doch einen organischen Körper, so
ist wahrscheinlich Carragheenmoos u. dgl. vorhanden.
Durch Erwärmen einer Probe der konzentrierten Lösung mit etwas
Salzsäure auf dem Wasserbad und Prüfen mit Fehlingscher Lösung ist
das Vorhandensein von Zucker zu erkennen.
Eine andere Probe wird zur Trockne verdampft und mit Kalium-
bisulfat versetzt. Auftretender Akroleingeruch weist auf Glyzerin hin.
Untersuchung des Rückstandes. Dieser enthält die in Wasser
unlöslichen Beschwerungsmittel, wie Gips, Barjumsulfat, Ghinaclay u. s. f.
Die mineralischen Bestandteile der Appreturmasse werden
in gewöhnlicher Weise durch Untersuchung der Asche ermittelt.
Appretarmittel. 1247
Prüfung auf Fett und Kolophonium. Man kocht einen kleinen
Abschnitt mit Soda und filtriert. Durch Zusatz von Säure zum Filtrat
entsteht eine auf der Oberfläche sich ansammelnde Schicht yon Fett-
säure, während bei Anwesenheit Ton Kolophonium sich ein Niederschlag
Ton Silyinsäure bildet.
Zur quantitativen Fettbestimmung extrahiert man eine gewogene
Probe im Soxhlet und bestimmt das Gewicht des Yerdampfungsrück-
Standes.
L. Pierre empfiehlt folgenden Gang der Analyse (L. Pierre, Ann.
Chim. anal. appl. 9, 8; Ch.-Centralbl. 1904, I, 763):
Zur Untersuchung von Appreturen, ,in denen die gleichzeitige An-
wesenheit von Fett, Seife, Glyzerin, Gelatine, Stärke, Dextrin, Glukose^
Chlormagnesium, Magnesiumsulfat, Chlorzink, Zinksulfat, Kaolin, Talk^
kohlensaurem Kalk angenommen werden kann, kann folgendes Verfahren
eingeschlagen werden.
Man trocknet 30 g Substanz in gewogenem Becherglase im Trocken-
schrank, zieht das Fett durch wiederholtes Durchrühren mit Petroleum-
äther aus und filtriert durch ein kleines Filter. Den Rückstand kocht
man mit 95-proz. Alkohol aus und filtriert durch das gleiche Filter. In
Lösung gehen Seife, Glukose, Glyzerin, MgCl,, ZnCl,. Man verjagt
den Alkohol, löst in Wasser, zersetzt die Seife durch Salzsäure und löst
die Fettsäuren in Äther. Die wäBrige Lösung füllt man zu 250 ccm auf,
bestimmt in 50 ccm Mg als Pyrophosphat, in anderen 50 ccm das Zink
als Sulfid. Glyzerin wird durch die sirupöse Beschaffenheit des Ab-
dampfiingsrückstandes angezeigt und in 100 ccm wie in Wein bestimmt.
In den noch übrigen 50 ccm bestimmt man die Glukose mit Fehling-
scher Lösung. Im Rückstand der mit Alkohol behandelten Masqe zieht
man durch kaltes Wasser Dextrin und Sulfate aus, sofern die Starke
nicht als Kleister vorliegt. Dextrin wird durch Kochen mit Salzsäure
invertiert, Mg und Zn wie üblich bestimmt. Im Rückstand wird die Stärke
ebenfalls in Zucker übergeführt, Kalk als Oxalat bestimmt. Wasser,
Si 0^ Als ^3 bestimmt man in einer besonderen Probe. Das Wasser
durch Trocknen von 5 g bei 110^ bis zur Gewichtskonstanz, die beiden
anderen nach Aufschließung mit Na K CO3. Auf Gelatine prüft man den
wäßrigen Auszug durch Tannin. Man bestimmt sie durch Umrechnung
des nach Kjeldahl in 2 g Substanz ermittelten Stickstoffgehaltes der
Probe mal 6,5. Chlormagnesium wird als MgCls.GH^O, Magnesium-
sulfat als Mg S O4 . H3 0 eingesetzt, Kaolin als 2 Si 0, . AI, 0, . 2 H, 0^
Talk als 3 Mg 0 . 4 Si Oj . Hj 0.
Namen- und Sachregister.
Zar Beaehtang:
Wo keine Bandnuxnmer gegeben ist, bedeuten die Seitenzahlen solche des ersten Bandes.
Die ^neue Rechtschreibung"^ rerfflhrt in bezug auf wissenschaftliche und technische
Bezeichnungen teils phonetisch, teils etymologisch. Irgend welche Konsequenz ist nicht
durchgeführt, und in verschiedenen Werken aus neuester Zeit finden sich in obiger Be-
ziehung ganz abweichende Schreibarten. Bis heut ist das tatsächlich noch der willkürlichen
Auswahl jedes Schriftstellers, bezw. jeder Redaktion überlassen. Es konnte selbstver*
ständlich auch im vorliegenden Werke eine überhaupt nirgends vorhandene Konsequenz
in der Schreibart nicht erzielt werden und es muß ersucht werden, die folgenden Angaben
zu beachten, um sich in den Registern zurechtzufinden.
Die Umlaute, gleichviel ob z.B. ae oder ä geschrieben, finden sich gleich hinter
den reinen Lauten, also z. B. Äther nicht hinter Ad—, sondern hinter As—.
Wegen der Inkonsequenzen der neuen Rechtschreibung wird man öfters Worte
unter c tmd k, oder c tmd z, oder t und ih u. s. w. aufsuchen müssen. So schreiben
wir z. B.: Naphtha, Naphthalin, Naphthol, aber PhtalsAure etc.; Zitronensäure, aber Citrat-
methode u. s. w. ; Kurkuma, aber Cochenille ; Acetylen, aber Glyzerin.
Untersuchlangen. 5. Aufl. III. 79
Namenregister.
Wo zwei oder mehr Automamen zusammen ntiert werden, ist dies in der Reg^el im Register mir
bei dem ersten Namen zu finden, also in Zweifelsfällen (weil zuweilen die Namen in anderer Reibenfo'^«
stehen) auch bei den anderen Namen nachzusehen. So findet man s. B. Beilatein u.G rosset, oder
Beilstein u. Jawein nur unter Beilstein, nicht unter Grosset oder Jawein.
Einige Automamen finden sich auch im Sachregister, z. B. Bunte -Bürette, Fehlingsche L-3»iaip.
Abbe III, 115. 723.
Abel m, 21. 31. 45. 109. 111.
Ackermann II, 391. III, 688.
Ackroyd 375.
Adam 633.
Adamkiewicz III, 758.
Affelder H, 241.
Agniar u. da Silva III, 629.
Anrens u. Hett 321.
Ahrens 322. 11, 707.
Aisinmann III, 2. 44.
Alberti u. Hempel 307. 312. 319.
in, 400, 436.
Albright u. Wilson II, 415.
Alexander II, 259. 111,339.344.
345.
Alexejeff III, 886.
Allen' 369. 375. 376. 377. II,
761. 770. 779. 786. UI, 38.
Aliens II, 415.
Allhausse III, 1170.
Allihn III, 496. 558. 559. 569.
856. 857.
Almen ü, 774.
Alt, Eberhard a. Jaeger 124.
160.
Alt 571.
Altmann, Paul 63.
Altschul, Caro und Wolff 11,709.
Amagat 739.
Amagat n. Jean III, 155.
Amsel n, 805.
Amsler, Laffon u. Sohn 607. 739.
743. 745. 757. 760.
Amthor III, 582. 604. 614. 627.
628. 641.
Andreasch UI, 733.
Andrews 57. 279.
Andrlick u. Hranicka III, 404.
Anger 11, 43.
Angerstein 16. II, 764.
AnschQtz 11, 732.
Appert u. Henrivaux 663.
Arata m, 616.
Archarow 945. 946.
Arens 946. 953.
Arndt 215. HI, 480.
Arnold 311. E, 383.
Amould 323.
Aron 5%. II, 831.
d'Arsonval 203.
Aspinwall II, 511.
Atterberg 389. II, 383. 449.
Aubry IE, 675.
Aubry u. Prior IE, 672.
Auchj II, 67. 85. 86.
Auerbach 567. II, 764.
Augenot II, 92.
August 920.
Autenrieth u. Windans 439.
Avery u. Beans II, 809.
Bach II, 325. IE, 746. 956.
Bachem E, 519.
Bäckström E, 299.
Bader II, 778.
Baedecker und Brügelmann E,
300.
Badische Anilin- and Sodafabrik
EI, 997. 1003. 1012. 1032.
1034. 1043. 1053. 1062. 1063.
1064. 1065. 1077. 1081. 1082.
1084. 1086. 1172.
Bailey IE, 829.
Bajic EI, 580.
Balland und Maljean ILI, 744.
Balling E, 46. 129. 144. 1^.
167. 176. 204. 206. El, 414.
499. 523. 534. 543. 677. 6.S0.
681. 687. 694.
Bambeiger, H. II, 711. 712. 713.
717. IE, 953.
Bambergern. HeUwig IE, 911.
Bamberger u. Möller IE, 911.
Bamberger, £. EI, 957.
Bannow E, 264. 747. 748: s-
Kraemer u. Bannow.
Bardet IE, 581.
B&renfönger E, 632.
Barfoed IE, 248.
Bamstein E, 447.
Barth IE, 604. 612. 626. 6o7.
638. 649. 650. 656. 671. 67^.
Barthe EI, 640.
Bärwald E, 285.
Bartel EI, 700. 733. 742.
BaskerviUe E, 54.
BaskerviUe u. Miller 318.
Basse u. Selve E, 340.
Basset E, 766. EI, 930.
Battegaj EL 965.
Baucke E, 813.
Band 618.
Baudooin IE, 180. 206.
Bauer EI, 519. 520. 524. 534
544.
Bauer, F. W. B, 752.
Baumann 105. 144. 150. 157.
486. 487. 488. 512. 513. 915
IE. 392. 395. 404. 406. 446.
447. 448. 459.
Namenregister.
1251
Baumann a. Schotten III, 18. 19.
Baumann a. Hom III, 400.
Baume 178. 179. 180. 182. 185.
352. Tabelle für das B.-
Aräometer 182. 352.
Baumert u. Bode III, 496. 498.
521.
Baur 170.
Baur-Cramer-Schoch 676.
Banschinger 750. 759.
Bajeau Ul, 659.
Bayer 530. 619. 630. 631. UI,
846.
Bayer (Farbenfabriken vorm.)
in. 1001. 1003. 1008. 1009.
1010. 1016. 1020. 1021. 1024.
1025. 1026. 1027. 1028. 1029.
1030. 1032. 1034. 1038. 1039.
1045. 1047. 1050. 1060. 1061.
1062. 1068. 1072. 1076. 1085.
1086.
Bechi m, 180.
Beck 111. 178. 182. 183. 721.
Becker 391.
Beckert 11, 1.
Beckmann III, 370.
Beckmann u. Brüggemann III,
579.
Becknrts 306. 307. 332. II, 777.
III, 289. 308.
Beckurte u. Brüche III, 267. 279.
Beebe 11, 259.
Beger II, 448.
Behrend u. Wolfs IH, 498. 525.
ßehrend III, 499.
Bebrens II, 769. III, 753. 757.
760. 1224.
Beilbj 558. III, 76.
Beilstein n. Grosset 627. 628.
Beilstein u. Jawein II, 325. 956.
Bein 293. 348.
Beißenhirz III, 887.
Belelubsky 758.
Benedict 20. II, 141.
Benedikt u. Zsigmondy III, 263.
Benedikt u. Ulzer IIl, 1. 730.
731.
Benz n, 362.
Berdel 597. 599.
Berg 134. ffl, 238.
Berge u. Reychler II, 722.
Bergmann 56. 58. II, 472.
Beringer II, 229. 260.
Berliner Aktiengesellschaft UI,
998. 1009. 1020. 1028. 1034.
1045. 1076. 1077. 1085.
1086.
Berlinerblau III, 638.
Bern heimer u. Schiff 566.
Bernthsen III, 800.
Berry 376.
Berthelot 253. 257. II, 548.
560. 564.
Berthier u. Thompson 485.
Bertrand 375.
Berzelias 367. 368. 646. II, 55.
66. 348.
Bettel II, 113.
Bettendorf 376. 379. III, 820.
Beutel! 57. 58.
Beyan u. Gross 79; s. Gross.
Bianchi U, 484.
Biehringer II, 751.
Biehringer u. Busch III, 901.
Biewend 11, 177.
Biltz 126.
Binz III, 1181.
Binz u. Bertram III, 1182.
Binz u. Rung III, 1182. 1183.
1184.
Bird 379.
Bischof, G. 582. 583. 590. 609.
Blacher 840. 845. 846.
Blair II, 44. 55. 102.
Blarez 78.
Blank u. Finkenbeiner III, 940.
943. 947.
Blattner 492. 521. 692. m,
478.
Blattner u. Brasseur 283. 284.
321. 323. II, 439.
Bleier 63. 103. 169. 916.
Bloch m, 514.
ßlondel in, 915.
Blum 622. II, 10. 44. 52. 86.
Boam n, 302.
Brassen u. Nölting m, 905.
Bock n, 164.
Böckmann 15. 19. 81. 115. 150.
233. 277. 295. 309. 311. 313.
814. 388. 402. 404. 406. 409.
459. 461. 466. 473. 475. 513.
Bode II, 484.
Bodländer 169. II, 786.
Bohlig 311. n, 391.
Böhme 732.
Bohn in, 1064.
Böhringer lll, 832.
ßoUey 4.
Bömer III, 190. 191.
Bondonneau m, 511. 514.
Boot III, 458.
Borgmann III, 598. 604. 612.
620. 648.
Borgmann u. Junk n, 513. 514.
Bernstein u. Kleemann n, 761.
Bornträger 109. II, 352. 354.
in, 866.
Bornträger u. Paris ni, 657.
Borral ft, 788.
ßorsig II, 79.
Boschan II, 538.
Böttcher, 0. 861. 901. II, 380.
390. 406. 409. 418. 428.
445.
Böttger II, 18. III, 506.
Bettler II, 816.
Bourcart III, 795.
Boussingault II, 357.
Boyen, E. v. m, 66. 75.
Boyer 311.
Bradbury 200.
Brand 11, 179. III, 641. 685.
690. 695. 697.
Brandt 316. m, 1165. 1166.
Brauer III, 675.
Bredig u. Winkelblech 70.
ßreindl III, 223.
Breinl ni, 1193. 1201.
yan Breukeleeyen 307. n, 439.
Breyer u. Schweitzer 532.
Bridgman 11, 7.
Brinck u. Hübner 607.
Britton H, 68.
Brix m, 414, 415.
Brechet u. Gambier III, 936.
942.
Brogniart 596.
Brönner III, 998.
ßrooke, Simpson u. Spiller III,
1033. 1034.
Brooks in, 872.
Brown II, 52. 84.
Brown u. Heron in, 516.
Browning III, 1148.
Browning u. Howe 440.
Brownsdon II, 503.
ßrügelmann 278.
I Brühl III, 1186. 1190.
I Bruhn u. Tschirch UI, 129.
Bruhns 439. ni, 404.
Brumme-Löbejün III, 414. 452.
ßrunck 217. 292. II, 282. 572.
Brunner 615.
ßrylinski HI, 987. 1164. 1165.
1166. 1170. 1182. 1183. 1184.
Buchanan n, 795.
Bücheier IH, 519. 528. 538.
Buchner 422. in, 238.
Büchner II, 830. 836.
Bueb 557. 563. 570. II, 677.
ßühler 322.
Buisine III, 239.
Baissen III, 480.
Bullnheimer 293. n, 30. 349.
Bansen 3. 53. 217. 233. 238.
384. 485. 490. 505. 509. 510.
892. 912. II, 424. 561. 572.
547. 639. 654. 655. 804. 814.
822.
Bunsen u. Roscoe ni, 986.
Bunte 152. 158. 218. 910. II,
548. 549. 554. 556. 560. 562.
79*
1252
Namenregister.
564. 566. 571. 573. 580. 589.
620. 662. 836.
Bante a. Eitner II, 693.
Bantrock III, 1240.
Burchartz III, 222.
Barschell 566. 568. II, 674.
Batjagin 934.
Calderon III, 845.
Campari 530.
Campbell u. Andrews II, 77.
Campredon II, 97. 98. 132. 134.
358.
Candlot 767.
Candussis III, 916.
Gappadow 38i5.
Carins III, 38. 328. 338.
Carles III, 864.
Carnegie II, 36.
Camelley 404, 454.
Carnot 530. II, 74. 78. 155. 311.
Caro, N. II, 709. 720.*
Carpenter 267.
Carpenter u. Helps II, 658.
Carpenter u. Linder 339. II,
702.
Cartier 181. 183.
Caspari 525. 528.
Cassella III, 1002. 1005. 1007.
1008. 1013. 1018. 1023. 1025.
1029. 1031. 1033. 1038. 1049.
1066. 1068. 1070. 1073. 1075.
1076. 1084. 1085.
Castner 561.
Gazeneuve u. Cotton III, 595.
617.
Cedercreutz II, 716; s. a. Lunge
u. Cedercreutz.
Chance-Claus 444.
Chancel 266. 617.
Chapman III, 800.
Chardonnet III, 1240.
Charpentier II, 134.
Chenel II, 490.
Chlopin 910. 912.
Christomanos 414.
Ciaassen III, 387. 411. 414. 424.
436. 440. 441.
Ciamond 11, 190.
Clar u. Gaier 391. 393.
Clark 203. 277. 284. 776. 778.
II, 80. 226. 295.
Clarke II, 266.
Clarkson 11. II, 7.
Classen 39. 125. 150. 288. 59ö.
II, 34. 168. 170. 172. 178.
188. 191. 193. 194. 196. 257.
265. 295. 307. 315. 316. 328.
722. 805.
Claudon u. Morin IT, 757.
Claus 444. 446.
Clauser III, 945.
Clayton III, 1032. 1033. 1085.
Clennel 559.
Clerget III, 442. 443. 444. 447.
Clowes 941. ni, 988.
V. Cochenhausen III, 1155. 1160.
1168. 1186. 1192. 1193. 1194.
1195. 1197. 1199. 1203. 1204.
1207. 1208. 1211. 1213.
Coffignier IL 799, 826.
Cohn II, 764.
Cohn, A. T. 66.
Coleman HI, 92.
Collardeau III, 989, 1208.
Colman u. Smith II, 634.
Cone, 289.
Conrad 132.
Contat 123. 384. 486. II, 35. 39.
Cooke II, 683.
Coquillion II, 573.
Cordes, Hermann u. Co. III, 18.
Corleis 289. II, 57. 58. 357.
Cortrait III, 438.
Councler III, G98. 1195.
Courtonne III, 413.
Grafts II, 761.
Craig 659. III, 947.
Gramer, G. 828.
Gramer, E. 928; s. Seger u. Baur.
Gramer u. Hecht 198.
Grato 108.
Grell 207.
Greuse III, 876.
Greydt IH, 444. 447.
Grismer 139.
Croissant u. Bretonniere HI,
1083.
Gross u. Revan 630.
Crotigno H, 270.
Crum 150, 316.
Gunasse III, 913.
Curtius u. Pulvermacher III,
945.
Gurtmann III, 801.
Gushman 53.
Dafert III, 516.
Dahl III, 924. 1007. 1032.
1071. 1076. 1078.
Dalican III, 226. 227.
Däschner III, 14. 63.
David III, 187.
Davidis HI, 985.
Davidsen III, 457.
Davies II, 795.
Davis 336. II, 736. 737. 738.
Davis u. Lucas II, 764.
Dawson III, 1182.
Dawydow 376.
Deacon 476. 484. 495. 499.
502. 521.
Debraj 622. II, 138. 142.
Defren 928.
Degener ^5. 870.
Dehne HI, 389.
Delbrück u. Mansche HI, 522.
Delbrück (s. a. Märcker: UI.
523. 535. 543.
Demsky-Morawski m, 114.
Denigeß508. H, 305. 75a IIL
834. 877.
Depierre HI, 1155, 1244.
Desaga 60. 163. 175. 430. 461.
Desbourdeaux 489.
Descroizilles 3. 458. 459.
Desmouliere UI, 655; s.Port«5.
Desortiaux II, 486.
Deutsche Gold- u. Silberscheide-
Anstalt 197.
Devarda H, 391. 445. DI, 634.
635.
Deville 39. II, 64. 556. 602.
604. 644. m, 931.
Deville u. Debray II, 169. 170.
Dewar 187. HI, 227.
Diamant 532.
Diehl II, 260.
Dieterich 94. IH, 265. 266.
267. 268. 269. 271. 272. 274.
275. 276. 278. 279. 288, 2^9.
290. 292. 294. 299. 304. 30-\
306. 307. 309. 310. 311. 313.
314.
Diethelm 58.
Dietrich 146. 147. 148. 150.
170.
Dillner 111, 761.
Dittmar II, 85.
Dittmar u. Fawsitt III, 833. 951.
Dittrich u. Hassel II, 798.
Ditz II, 782.
Ditz u. Cedivoda II, 782.
Ditz u. Clauser II, 786.
Ditz u. Knöpflmacher 519.
Ditz u. Margosches 139.
Divers 340. IT, 698.
Dobbin 441. 442. 452 471.
Dobriner u. Schranz 398. 43!^.
m, 891. 897.
DoUfus IIL 1193; s.a.LepeüL
Domke 348.
Donath 379. II, 83. III, 57.
1191. 1192. 1206.
Donath u. Jeller 11, 9.
Donath u. Maigosches II, 674.
III, 60.
Donath u. Ilayrhofer HI, 2r^
Donath u. Pollak II, 683. 701.
Donath n. Schöffel II, 42. 43.
Donath u. Stnsser HI, 1177.
Döring H, 155. 156.
Dormeyer H, 448.
JS^amenregister.
1253
Dragendorff III, 582. 691.
Dreaper III, 826.
Dreefe U, 447. III, 522.
Dreher III, 1089.
Drehschmidt 232. 566. 567. 568.
n, 558. 561. 564. 565. 574.
580. 590. 623. 626. 627. 632.
633. 634. 662. 664. 667. 673.
719.
Drenckmann III, 400. 477. 488.
Drewsen II, 324. III, 956.
Drinkwater 424.
Dubosq 927.
Dafty Jl, 55.
DaloDg 252.
Damas 163. 166. II, 639.
Dämmler, K. 601. 609.
DumoDt m, 829.
Dimstan 111, 800.
Duparc II, 347. 706.
Dapasquier 824.
DapoDt ni, 483.
Dapre 321. II, 170. 472. 474.
501. m, 1171.
Dapre u. Korn 441.
Dupre Q. Eapffer 107.
Durand n. Hagaenin III, 1004.
1024. 1066. 1070. 1071. 1072.
1073. 1076.
Durkes 538.
Dyson II, 683. 684. 685.
Durst m, 519.
Dursteier III, 1090.
EbeUng 387.
EbeU n, 519.
Eberle IH, 1204.
Ebertz III, 519.
Eckelt U, 723.
V. Eckenbrecher III, 494.
Eckert 821.
Eder a. Valenta III, 331.
Effront ni, 525. 528. 529.
538.
Eger III, 42.
Egger III, 648.
Eggertz II, 64. 66. 67. 68. 75.
89. 99. 104. 212.
Egleston U, 231.
Ehrmann II, 177.
Eichhorn 184.
Eisenlohr III, 46. 71. 73.
Eitner lü, 721. 729. 732.
Eitner u. Keppeler II, 719;
8. Bunte.
Ekroos n. Keller III, 301.
Eliasberg 278.
EUiott 358. n, 726.
Elliott u. Storer II, 323.
Eisner HI, 1224.
Elster II, 630.
Emmerich, Fried l&nder u. Herter
951.
Emmerling 804.
Emmerton II, 44.
Endemann II, 773.
Engel 92. III, 1170.
Engels II, 295. 350.
Engler II, 559. III, 1. 10. 11.
14. 25. 30. 37. 38. 50. 52.
54. 57. 92. 99. 100. 106. 114.
132. 137. 161.
Engler u. Dieckhoff II, 786.
Engler u. Jezioranski III, 5.
Engler u. Käst III, 2.
Engler u. Wild 925.
Erck 321.
Erdmann 57. 58. III, 1193.
Erdmann, H. 365.
Erdmann u. v. Unruh II, 716.
Erdmenger 748.
Erdmenger u. Mann 731.
Erhard u. Schertel 197.
Erismann 768. 909. 946.
Erlenmeyer 557.
Eschka 248. 428. 429. II, 175.
177. 657. III, 52.
Eschweiler III, 938.
Escosnra II, 178.
Ctard n. Lebean 11, 206.
Ettiing 227.
Etz n, 282.
Evans II, 623.
Evers II, 530.
Fahre 532. m, 865.
Fahlberg II, 317. III, 846.
Fahlberg u. lies 277.
Fahrion II, 580. 531. III, 189.
727. 728.
Fairley ü, 623.
Faiszt n. Knaaß 778.
Farbwerke vorm. Meister
Lucius u. Brüning s. Höchst.
Famsteiner m, 188. 404. 875.
Farnsteiner, Battenberg n. Korn
815. 856.
Faunce II, 267.
Fecken-Kirfel III, 746.
Fehlin g s. Sachregister.
Feichtinger 693. 767.
Feld 199. 440. II, 634. 671.
672. 674. 675. 676. 685. 686.
705. III, 466.
Feldhaus 556. III, 963.
Fels n, 529.
Fendler III, 321.
Fenton 415.
Femandez-Krug II, 228. 260.
261. 271. 274.
Ferreira da Silva III, 655.
Fesca 892.
Fessel 105.
Fiebing lü, 713.
Filsinger II, 791.
Filsinger u. Eisner 79.
Finkener, 134. 530. 539. II,
28. 145. 168. 181. 195. 218.
219. 222. 228. 234. 235. 236.
238. 244. 279. 286. 290. 298.
299. 308. 311. 312. 313. lÖ,
73. 139. 140. 142. 216. 227.
Finkener-Turm II, 235.
Finsler IH, 223.
Firbas m, 384.
Fischer 348. UI, 894.
Fischer, B. u. Philipp 79.
Fischer, C. H, 542. 827.
Fischer, E. 11, 226.
Fischer, F. 194. 195. 196. 197.
198. 199. 200. 201. 202. 213.
214. 215. 216. 221. 233. 240.
242. 244. 250. 252. 253. 299.
880. ni, 40. 92.
Fischer, Th. 11, 327.
Fischer u. Stromeyer IL 336.
Fischern III, 543.
FischU 626.
Flajolot n, 218.
Flath 292. U, 251.
Fleck 804.
Fleischer 178. 179. 418. 530.
902.
Fleitmann II, 340.
Fleming-Stark 503.
Fletcher 192. 416. II, 110.
Fodor 935. 938. 939.
Fogh 510.
Föhr n, 285.
Fontaine III, 484.
Forchhammer 596.
Fordos u. G^lis 555. 556. 561.
662. 570.
Forestier II, 815.
Formdnek HI, 331. 1149. 1151.
1152. 1164.
Forminek u. Laxa III, 653.
Formenti II, 716.
Forster II, 56.
Förster 81. 132. 310. 311. 32L
648. 650. 652. n, 383. 385.
424. 430. 432. 439. 442. 460.
ni, 472.
Förster u. Jörre 510.
Förster u. Mylius 91. 648. 650.
653.
Fournier 277.
Fowlis 563.
Franpois U, 790. III, 893.
Frank, A. 629 647.
Frank, A. R. III, 1182.
Frank, F. ü, 746. 751. 754.
755. 759. III, 66.
1254
Namenregister.
Frank n. Marckwald III, 317,
318.
Fränkel n, 723. HI, 959. 1239.
Frankenheim a. Leykauf III,
1224.
Frankland n. Armstrong IL 631.
Franz II, 367. 373. ifl, 935.
Frauenhofer III, 1148. 1149.
Freitag II, 635.
Frerichs 863.
Fresenius, H. 285.
Fresenius, R. 104. 114. 207. 276.
277. 288. 293. 297. 309. 474.
484. 518. 525. 551. 570. 621.
622. 667. 823. II, 25. 130.
139. 179. 180. 181. 188. 200.
204. 216. 225. 228. 248. 260.
261. 266. 268. 273. 275. 281.
282. 285. 295. 308. 317. 325.
353. 375. 396. 415. 419. 433.
445. 467. 620. ÜI, 402. 821.
956.
Fresenius, R. u. W. 762.
Fresenius Th. W. 772. III, 571.
580. 588. 598. 604. 612. 620.
624. 626. 627. 650. 656. 657.
662. 663.
Fresenius, H. u. Bayerlein 307.
II, 439.
Fresenius und Beck 266. 267.
268.
Fresenius u. Bergmann II, 332.
Fresenius, W. u. Grünhut III,
941. 947.
Fresenius u. EUntz II, 82. 352.
Fresenius, H. u. Makin 11, 786.
Fresenius u. Wül 485. II, 30.
Freudenberg 554.
Freytag 320.
Fricke 310. 312.
Friedel n, 353.
Friedel u. Grafts II, 761.
Friedheim 506. 667. II, 542.
Friedländer III, 1239.
Friedländer u. Schick III, 1061.
Friedrichs 152.
Fritsch 28.
Fritschle 11, 353.
Fritzsche 948. II, 600. 601.
1168.
Fromm II, 321.
Frühauf u. Ursic III, 628.
Frühling 689. III, 389. 398.
442. 471. 472.
Fuchs' 170.' 184." 269. 324. 360.
418. 918.
Fuchs u. Schiff II, 711. 712. 824.
Fueß 576.
Fürstenau 391.
Chibriel n, 453.
Gadamer III, 294. 305. 384.
Galbraith 11, 82.
Gall II, 721. 724.
Galletti U, 317.
Gans 892. II, 141. III, 20. 100.
Gantter 310.
Gaxdner, North n. Naylor 120.
Garnier 522.
Gary 614.
Gasch n, 633. 674.
Gastine 931.
Gauntlett n. Desbordes 196.
Gautier 940.
Gawalowski 15. 18. 61. 79.
n, 762. 764.
Gay-Lussac 3. 458. 485. 506.
507. 510. 530. 556. II, 132.
134. 135. 139. 141. 142.
Gayon u. Dubourg III, 638.
Gehe & Co. III, 267. 279.
Geigy ÜI, 1001. 1004. 1024.
1026. 1030. 1033. 1036. 1037.
1038. 1045. 1047. 1050. 1068.
1072. 1083. 1084. 1086.
Geisel III, 960.
Geißler II, 7. 423.
Genieser III, 459.
Georgevics III, 982.
Geriach 179. 180. 181. 182. 455.
II, 364. 368. 369. 377. 378.
III 259.
Geriiid lil, 1162. 1166.
Gerster 391.
Gerstner II, 57. 59.
Gesellschaft für chemische In-
dustrie ül, 1020. 1022. 1043.
1047. 1053. 1086.
Gibbs n, 18.
Gilbert 321. 322. 533. 658.
II, 353. 439.
Gildemeister III, 368.
Gildemeister u. Hoffmann III,
377.
Giles u. Shearer 304.
Gintl 126. 366. 384.
Girardin III, 1155. 1158.
Girond H, 657. 661.
Gladding III, 119. 121. 122.
248. 249.
Glaser 66. 72. 74. 76. 92. 93.
94. 114. II, 417. 425. 445.
m, 627.
Glaser u. Mühle III, 627.
Glasmann III, 884.
Glinsky-Lebel III, 20.
Glücksmann 91.
Gmelin II, 56.
Gnehm II, 797. UI, 840. 878.
1056. 1215. 1232. 1233.
Gnehm u. Blumer III, 1234.
Gnehm u. Eaufler DI, 940. 9.^3.
Gockel 41. 47. .50. 53 58. lÄ
160. 172. 177. 178. 184. isS.
II, 59.
Golaz 257.
Goldberg U, 751.
Goldberg o. Naumann 92.
Goldenberg, Geromont «!t Co-,
in, 866. 868.
Goldmann UI, 843.
Goldschmidt II, 159.
Gooch s. Gooch-TiegeL
Gooch u. Gmener II, 309.
Gooch n. Peters 119.
Goodman 728.
Goering II, 154.
Görz U, 121. 148.
Gotthelf 378.
Gouthiere II, 357. 358
Gowan 311.
Graf m, 689.
Graefe n, 557. 560. 111,73.74.
Gräger 278.
Graham-Otto 508.
Grandeaa 104; a. Schlösin^.
Grandmougin III, 1168.
Graves HI, 1089.
Grebe HI, 1149.
Gregor III, 278.
Gregor u. Bamberger III, 267.
Grehaux 942.
Grete II, 400. III, 851.
Griesheimer chemische Fatnk
360.
Grieß 340. 364. 365. 380. 794.
873.
Grittner 842. 845.
Grobecker III, 676.
Grodsky n. Eraemer III, S34.
931.
Gröger 105. 126. ia5. HI, 43&
Grosjean III, 866.
Großmann 280. 415. 438. 111.
93. 1162. 1177.
Großmann, H. III, 955.
Gruber, M. 951. II, 778.
Grueber, von II, 418. 419.
Grundmann 904.
Grüner 248.
Grünhut 398. IN, 615. 624. 64^
650. 657. 663. 847. 848; s. i
Fresenius.
Grützner III, 941.
Gülcher II, 190.
GünnermaoQ 111, 472.
Gunning U, 383. 386. 433. 43L
449. ni, 487.
Günther II, 322. III, Ä)2.
832.
Gurlt II, 795.
Guthrie III, 800.
Namenregister.
1255
Gattmann, 0. II, 471. 486. 488.
510.
Gutzeit 367. 876. 377. 378. 379.
422. IJ, 467. Iir, 257. 264.
Gayard II, 39.
Györj II, 300.
Gyzander 625.
Haas III, 689. 761. 856.
Haber II, 586.
Haber n. Oechelh&user 11, 600.
723.
de Haen 434. 557. 568. 569.
570. II, 209. 353. 674.
Hagen 306.
Hager 268. 379. 421. 630. UI,
818. 1215.
Hahn 403.
Halenke II, 399. III, 636.
Halenke u. MösÜDger lü, 604.
606. 621. 662.
Halle m, 72. 73.
Hallensleben 196.
Haiphen UI, 180. 181.
Hamberger II, 822.
Hammer III, 855.
Hammerschmidt II, 716. 717.
UI, 444.
Hammerstein III, 830.
Hampe 106. II, 20. 44. 65.
71. 141. 142. 202. 215. 216.
217. 218. 223. 224. 225.
228. 230. 232. 246. 260.
261. 269. 271. 274. 277.
281. 310. 337. 359.
Hanamann N, 401.
Hanaasek III, 1239.
Hanekop IJ, 719.
Hanofskj II, 535.
Haradas 763.
Harnes III, 321. 345.
Hart 0. Crossdale 105.
Hartley 104.
Hartlieb a. Rossi 784.
Hartmann u. Braan 202.
Hartwich III, 1215. 1216. 1217.
1218. 1237. 1241.
Hase 25. II, 113. 193.
Haselhoff 789. 847. 884.
Hasenclever 499.
Hassack ÜI, 1241.
Haßreidter u. Prost 288. 290.
291.
Hasterlik UI, 616.
Hatchei' u. Amy 926.
Hattensaor 388.
Haabensack, III, 301.
Hauenschild 688. 762. 767.
Hauffe U, 419.
Häußermann U, 754. III, 902.
Hawliczek 435.
Hayduck UI, 547. 548. 549.
672. 673.
Haywood II, 809.
Hazewinkel III, 1162.
Hazura III, 178.
Heath 429. II, 199. 213.
üebebrandt II, 401.
Hecht 198. 199.
Hedebrand lU, 690.
Heermann III, 966. 1152.
Hefelmann UI, 641. 655. 847.
848.
Hefner y. Alteneck U, 652.
Hehner 367. 375. 376. 378.
383. 859. 860. III, 169. 254.
Hehner u. Mitchell UI, 178.
179. 187. 188.
Heidenhain UI, 868.
Heidenreich 276. II, 295. UI,
672.
Heim 947.
Heine II, 212. 260.
Heinemann UI, 969.
Heinicke 579.
Heintorf U, 276. 277.
Heintzel 748. 749.
Heinzelmann III, 525.
Heinzerling II, 517.
Heinzerling u. Fahl III, 361.
363.
Heisch u. Folkard 197.
Heise lU, 618.
Helbing u. Passmore II, 786.
Helck II, 611.
Helfers UI, 46. 71.
Hellich 321. II, 472.
Hempel 120. 164. 169. 199.
214. 227. 242. 257. 642. U,
29. 63. 294. 561. 563. 566.
567. 580. 624. 736. 756.
Hempel u. Dennis II, 564.
Hempel u. Kahl II, 707. 723.
Hempel u. Scheffler 642.
Hempel, Höhnel u. Glaser 277.
Henaerson lU, 76.
Henneberg II, 453.
Henriques 142. UI, 164. 318.
333. 342. 347. 348. 354.
355. 356. -357.
Heraeus 39. 199. 202. 203.
412.
Herapath 626.
Herles UI, 389. 396. 470.
Hermann, P. 192.
Herpin II, 196.
Heron III, 672.
Herrmann III, 414. 484.
Herting 275. 276. 292. 560.
II, 85. 96. 813.
Herz 292. III, 648. 886.
Herzberg III, 750. 760. 761.
Herzfeld UI, 385. 386. 390.
391. 392. 397. 398. 402.
406. 408. 409. 410. 437.
442. 443. 444. 446. 447.
454. 455. 471. 478. 571.
584. 1215. 1219. 1244.
Herzfeld u. Dammuller III, 444.
Herzog III, 434.
Herzog, A. III, 1224. 1240.
1244.
Herzog, E. UI, 1240.
Heß U, 171. 494. 496. 497.
Heß u. Prescott III, 859.
Hesse 953. U, 774. III, 542.
815.
Hett u. Ahrens UI, 239.
Heumann U, 842. UI, 1082.
Hensler U, 734.
Heusler u. Herde II, 770.
Heußler UI, 38.
Ueyden UI, 846.
Heyer III, 468.
Hielbig III, 301. 814.
Hiepe II, 243.
Hilgard 531.
Hilgenstock U, 392.
Hilger 424. 934. UI, 592. 800.
Hilger u. Ley III, 633.
Hillebrand 659. 713. U, 84.
Hiller III, 406. 407. 447. 448.
449.
Himly 874.
Hinmann 107.
Hinsberg u. Keßler UI, 907.
Hintz rfl, 834.
Hirsch 88. 325.
Hirschsohn III, 267. 829.
Hissink U, 465. UI, 472.
Höchst (Farbwerke) II, 764. III,
1004. 1007. 1009. 1010.
1030. 1033. 1034. 1037.
1039. 1041. 1044. 1053.
1054. 1060. 1062. 1063.
1064. 1068. 1069. 1074.
1076. 1083. 1084.
Hodler U, 554.
Hodurek II, 731. 763. 792.
Höfer III, 2.
van 't Hoff 766.
Hoffmann, R. II, 842.
Hoffmann, I. F. lU, 515. 671.
677.
Hoffmeister 897.
Hofmann, A. W. II, 143. 622.
750. 827. UI, 851. 1088.
Hofmann, H. 0. II, 284. 285.
726.
Hofmeister UI, 102.
V. Höhnel UI, 760. 1186. 1215.
1216. 1217. 1218. 1236.
Hoitsema II, 511.
1256
Namenregister.
Holborn u. Wien 197. 202.
Holde n, 762. lü, 1. 2. 22.
49. 50. 54. 57. 81. 89. 107.
140. 240. 249.
Holdefleiß III, 499.
Holland U, 765.
Holland u. Phillips II, 751.
Holüday HI, 1085.
Holmblad 689. 690.
Holtschmidt III, 1179.
Homann lU, 551.
Honig 320. II, 453. III, 1165.
1168.
Höniff u. Spitz 666. III, 640;
s. Spitz u. Honig.
Honigmann 472.
Hope in, 247.
Hoppe-Seyler 936.
Hörig a. Spitz 638.
Hörn II, 528.
Horwitz 944.
Hoskins n, 108. 110. 149.
Houton-Labillardiere IH, 989.
1208.
Hoazeaa 311.
Hoyer III, 760.
Huber, H. v. 522.
Hubert II, 212.
Höbl HI, 165. 177. 236.
Hübner lU, 75.
Hubner u. Pope III, 1240.
Hummel III, 972.
Hummel-Knecht III, 776.
Hurter 434. 476. II, 798.
Hundeshagen 429. II, 25.
Hunger HI, 1227.
Hurtzig IIT, 502.
Hüssener II, 726.
Ihle II, 778.
Ilinsky II, 836. 341.
Ilosvay 340. 365. 380. 795.
943. n, 621.
Immendorff 899.
Ingle III, 222.
Irwin II, 751.
Isbert u. Venator 414.
Issem II, 110.
JTacobsen, 0. II, 760.
Jacquelin II, 212.
Jaeger II, 575. 576. 588. 590.
Jahoda 123. H, 39.
Jakobi III, 1005. 1010.
Jaksch II, 541.
James u. Richey 515.
Jameson III, 1215.
Janda 271.
Jannasch 278. 437. 667. II,
282.
Jannasch u. Richards 276.
j Japp 168. 169.
Jaquand-Ooignet II, 415.
Jean U, 358. HI, 727.
Jenke UI, 753.
Jennison II, 828.
Jensch 292.
Jettel II, 515.
Jodlbauer 310. 858. 900. II,
384. 385. 424. 432. 442.
445.
Johnson, Matthey & Co. II, 163.
Johnston II, 93.
Johnston u. Landolt II, 94.
JoUes HI, 721.
Jones 636. H, 86. 445.
Jordan II, 177.
Jordis ni, 968.
Jordis u. Kanter III, 968.
Jörgensen 638. IH, 640.
Jonssen III, 639. 918. 937.
JouTe 367.
Jules m, 866.
Julius m, 776.
Junckers & Co. 322.
Jungfer II, 218. 220. 222. 226.
227.
Junkers 239. II. 646.
Jüptner, v. 127. 248. H, 9.
28. 56. 145. 167.
Jurisch 617.
Kaehler, Max u. Martini 519.
Kaiser u. Lewenberg IH, 396.
Kalle ra, 1008. 1011. 1014.
1030. 1031. 1076. 1076.
1077. 1082. 1084.
Kalmann 183. 134. 439. 441.
Kalmann u. Spüller 438.
Kämmerer 614. 794.
Kandelhardt II, 160.
Kapff m, 972. 1227.
Kariowa II, 433.
Kaserer III, 628.
Käst a. Behrend 11, 620.
Kathreiner III, 700. 703. 716.
Kaufler s. Gnehm.
Kayser III, 691.
Kayßer H, 17.
KeU u. Dolle UI, 389. 396.
Keiser u. Schmidt 202.
Keler s. Lunge u. Keler.
Keller II, 230. 293. 296. 298.
302. 303. 313.
Kellner II, 428. 451. 462. 466.
Keopeler H, 719. 720. 722.
HI, 931.
Kerl II, 46. 116. 131. 134.
135. 144. 160. 163. 167.
169. 182. 185. 213. .244.
249. 273. 277. 284. 294.
296. 307. 330.
Kern U, 352.
Kemer IH, 814. 817.
Kerp m, 623.
Kertesz IH, 776. 1201.
Keßler 119. 11, 15. 37.
van Ketel HI, 936.
Kiehle HI, 389.
Kienlen 617. 619. 631.
Kiliani II, 131.
Kinder II, 20.
Kindt n, 486. 1223.
King n, 623.
Kinnicutt 940. HI, 964.
Kippenbeiger 88.
Kirkby 378.
Kischelt UI, 987. 988.
Kißling 469. 471. 652. 11, 524.
525. 526. 527. 528. o31.
532. in, 38. 95.
Kitt m, 267. 278.
Kjeldahl 105. 249. 315. 429.
858. 863. 871. 900. U, a*?0.
382. 383. 384. 386. 2Qo.
416. 425. 432. 43a 434.
435. 436. 442. 445. 449.
450. 452. 466. 490. 499.
769. 322. III, 472. :)43.
558. 613.
Klar UI, 938. 939.
Klauser UI, 1165.
Klebe 753.
Kleber III, 945.
Klein UI, 865.
Kleine U, 25.
Klemm UI, 756. 759. 760. 761.
Klemp U, 325. Ill, 966.
Klepzoff 939.
Klimont U, 743.
Klimrot UI, 585.
Klinghammer 196.
Klobukow, y. II, 195.
Klöcker III, 669.
Klüß II, 361.
Knapp 663.
Knapp Q. Ebell U, 842.
Knecht, £. lU, 991. 1068.
Knecht, 0. lU, 1090.
Knecht, Rawson o. Löweothal
UI 972.
Knietsch 362. 389. 390. 398.
523.
Knoblauch 619.
Knöfler 62. 197. 279.
Knop 144. 892. 899. U, 38K.
696.
Knorr U, 141.
V. Knoire 340. II, 73. 336.
341.
V. Knoire u. Arndt U, 723.
Knublanch 105. 563. 564. 56.V
566. 567. 568. II, 602. 6:29.
Namenregister.
1257
633. 663. 666. 669. 671.
677. 681. 682.
Xobell, V. II, 231.
Koch ni, 699. 700. 703. 713.
714. 734; s. a. Treadwell.
Köchün-Schwarz III, 1155.
Köchlin u. Gerber 349.
Kochs u. Seyfert 199. II, 824.
825
Köhler, H. IT, 724. 725. 730.
773. 796. m, 2. 55; s. Lunge
u. Kohler.
Kohlmann u. Frericbs 207.
Kohlraasch 648. 652. 654. II,
639.
Kohnstein III. 734. 735.
Kolb 180. 181. 294. 324.
Kolbe m, 929.
Kolbe a. Schmitt III, 928.
Kolbeck U, 129. 153.
Konek 249. II, 557. III, 338.
Koenig II, 153.
König 189. 847. 859. 860. 870.
873. 884. II, 389. 390. 454.
456. 554. 111,205. 637.691.
König a. Karsch III, 636. 637.
Königs 189. III, 1229.
de Koninck 39. 138. 415. II,
40. 88. 96.
de Koninck u. Grandy III, 955.
Koppeschaar II, 776. 777. 778.
784. 787. 788. III, 815.
1162.
Korbuly II, 607. 609. 610.
Kömer 597. 598.
KoTdcz II, 743. III, 55. 56.
Kovdr in, 390.
Köttstorfer III, 163.
Krämer, G. II, 264. 372. 483.
727. 730. III, 797. 834. 835.
Krämer n. Baunow II, 264. 821.
Krämer u. Böttcher III, 1. 23.
Krämer u. Grodsky III, 834.
931.
Krämer u. Sarnow II, 743. III,
55. 56. 329.
Krämer u. Spiiker 11, 730. 733.
734. 747. 750. 754. 768.
769. 771. III, 75.
Kramsky II, 537. 539.
Kratschmer 139.
Krauch 330. 331. 363.
405. 410. 420.
469. 470. 523.
Kraus II, 167.
Krause III, 433. 434. 435.
Kraut 107. 122.
Kreichgauer II, 258.
Kreider 525. 529.
Kreiling 574.
Kreis IT, 757.
366.
421. 423.
Kreitling 57.
Krell U, 644. III, 931.
Kremel III, 267. 270. 279.
Kremers 418. IT, 368. 369.
Kretzschmar 422. 622. 623.
624.
Kreupa II, 259.
Kreasler II, 382. 389.
Krey H, 560. III, 74.
Kroeber II, 460.
Kroecker IT, 460. III, 395.
Kroker IH, 500.
Kroupa IT, 177.
Krüger IIT, 397. 398. 481. 484.
487. 488. 489.
Kruis III, 532.
Krupp II, 340.
Kraß 383. II, 653. 658. 660.
1152.
Kübel 410. 780. 856.
Kubli 477.
Kudernatsch II, 55.
K&hling 108.
Kühn 1%. 887. 889. 891. II,
445. 451.
Kuhn u. Säger 285. 375.
Kulisch III, 612. 640. 645. 648.
653. 657. 663.
Kunheim 568.
Kunkel 934.
Kunkel u. Fessel 935.
Kunkel u. Horwitz 944.
Kunkel u. Welzel 937.
Kunz-Krause II, 633.
Kunz m, 629. 630. 632. 633.
634. 652.
Kusserow III, 549.
Küster 70. 74. 86. 87. 106.
111. 113. 207. 208. 475.
476. 907. II, 763. III, 840.
919. 920.
Küster u. Grüters 68. 113.
Küster u. Siedler 106. II, 267.
Küster 0. Thiel 275.
liaborde u. Moreau IIT, 629.
Lach m, 78.
Lacombe III, 468.
Ladenburg III, 371. 901.
Lainer II, 762.
Lambrecht u. Weil III, 1040.
Lampert III, 870.
Landmaon III, 688.
Landolt 11,773. 776. 111,114.
369. 614. 829.
Langbein 260. 264. 562. II,
548. 560. III, 846. 848.
Lange, A. 305. 480. 481. 523.
Lange, H. III, 982. 1240.
Lange, R. ÜI, 1239.
Lange u. Hertz II, 692.
Lange u. Honig II, 453.
Langen 190. III, 438.
Langer u. Schnitze III, 689.
Lasne II, 445.
Lassaigne III, 1223.
Laszewski III, 397.
Laszlo IN, 627.
Laubenheimer IT, 752.
Laubsoek lU, 761.
Laurent III, 114, 368.
Lean u. Whatmough 138.
Lebbin III, 936. 937. 942.
Lebel-Henninger II, 736. 756.
759.
Leblanc 426. 450. 454. 464.
465. 466. 467.
Le Chatelier 198. 199. 200. 202.
203. 322. 454. IT, 160. 552.
LecoeuYre II, 344. 345.
Ledebur 125. II, 11. 24. 29.
52. 54. 57. 60. 66. 77. 86.
88. 237. 344.
Lederer II, 782.
van Leent III, 1185.
Leeshing IH, 1200.
Leffmann-Beam III, 169. 206.
Leger HI, 918.
Legier III, 938. 947.
Lehmann 476. UI, 559. 561.
Lehmann, K. B. 909. 918. 931.
951.
Lehmann, Max III, 204.
Lehne III, 776. 987.
Lehner III, 1240.
LeizI n. Hilger HI, 538.
Lemme III, 947.
Lenders II, 747. 749.
Lengfeld 130.
Lenker II, 179.
Lenoble II, 823.
Lensseu II, 376. 378.
Lenz HI, 259. 261. 262. 300.
1157. 1225.
Lenze II, 472.
Leonhardi III, 758. 762.
Leonhardt III, 1022. 1025. 1030.
1066. 1069. 1076. 1079. 1080.
1194.
Lepetit III, 972.
Lepetit, Dollfus u. Gansser III,
1083. 1084.
Lesteile 432. 465.
Letheby IT, 623.
Leuba II, 347.
Leuchs III, 1159.
Levinstein II, 761. III, 1034.
Level u. Poggiale 486.
Lewkowitsch III, 1. 151. 162.
164. 166. 171. 172. 179. 180.
182. 187. 188. 189. 191. 192.
193. 194. 195. 204. 205. 206.
1258
Namenregister.
209. 211. 216. 218. 221. 228.
236. 238. 248. 249. 253. 254.
257.
Ley lil, 869.
Leybold 567. 569. 652. II, 632.
674.
Leys 477.
Lichtsohlag IT, 419.
Lidholm II, 720. 721. 722.
Lidow IlL 51. 52. '
Lieben Ilt 803. 834.
Liebermann, C. 65. II, 752.
773. in, 60.
Liebermann, L. II, 537. 538.
Liebermann o. Kramsky II, 537.
Liebermann u. Seyewitz U, 750.
751.
Liebermann u. Pens II, 752.
Liebermann u. Storch III, 181.
194. 238.
Liebig, M."277. 337. 418. 456.
n, 816.
Liebig, G. v. 555. 556. 557.
558. 884. n. 134. 144. 803.
Liebmann III, 915. 918.
Liebmann u. Studer III, 892.
894. 1201.
Liechti u. Ritter 319.
van Liew II, 166.
Linde 659. 758.
Lindemann 337. II, 134. 166.
Linder 339. II, 702.
Lindner III, 519. 539. 547. 669.
Lindo-GIadding 532.
Lintner III, 520. 521. 528. 538.
547. 668. 673.
Lintner u. SoUiet III, 530.
Lippert m, 177.
V. Lippmann III, 387. 401. 402.
404. 415. 422. 423. 446. 447.
470. 489.
Lippmann u. Pollak II, 771.
Lissenko u. Stepanow III, 136.
List 277. 284. 287. 296. 297.
III, 604.
Littmann II, 395.
Livache III, 177. 213.
Löbell 762.
Lobry de Bruyn II, 226. III,
361.
Lobry de Bruyn u. van Eken stein
III 493.
Loges 897. 898. II, 427. 430.
438.
Loop III, 656.
Lorentz II, 434.
Lorenz II, 56. III, 902.
Loring, Jackson u. Wing 325.
Lösekann IIL 938.
Losseaa III, 1227.
Lovett 336.
Lovibond III, 989.
Low n, 42. 209. 211. 215. 252.
255. 260. 317.
Lowe II, 740.
Löwe II, 804.
Löwenthal 97. III, 625. 672.
698. 699. 700. 703. 705. 706.
722. 854. 1209.
Löwig 448.
Lubberger 568. U, 614. 674.
682. 683.
Lnck 84. II, 764. III, 851. 930.
Luckow II, 188. 257.
Lüdersdorfif III, 499.
Lüdy III, 18. 19.
Luff III, 676.
Lührig 567.
Lummer u. Brodhahn 383. II,
655. III, 42.
Lunge 9. 58. 59. 66. 73. 78.
79. 82. 86. 87. 99. 103. 111.
115. 118. 127. 129. 135. 147.
150. 151. 158. 161. 162. 169.
192. 224. 243. 246. 259. 264.
265. 273. 275. 276. 288. 294.
295. 298. 299. 302. 303. 304.
306. 309. 316. 319. 336. 339.
341. 348. 349. 358. 363. 365.
366. 383. 385. 391. 402. 415.
417. 426. 429. 430. 433. 443.
444. 454. 455. 467. 472. 475.
478. 484. 486. 489. 493. 495.
500. 504. 505. 507. 512. 517.
596. 597. 617. 619. 626. 629.
630. 638. 685. 691. 775. 787.
788. 795. 907. 923. 928. II,
10. 32. 34. 35. 45. 60. 62.
63. 365. 424. 445. 473. 476.
479. 488. 490. 702. 729. 736.
746. 747. 766. 792. III, 92.
887. 899. 900. 963. 964. 965.
Lunge u. Bachofen 507.
Lunge u. Cedercreutz II, 707.
710. 717. 718. 719. 724.
Lunge u. Harbeck 943. II, 565.
604. 609.
Lunge u. Isler 349. 354.
Lunge u. ▼. K^ler 620. 621. 622.
625. 626. 627. 628. III, 760.
Lunge u. Köhler II, 678. 684.
696. 698. 726. 728. 734. 740.
743. 763. 772. 779. 791.
Lunge u. ICrepelka III, 60.
Lunge u. Lohöfer 69. 76. 87.
88. 451.
Lunge u. Lwoff 379. 381. 795.
860. 863.
Lunge u. Marchlewski 151. 157.
166. 171. 288. 325. 329. 418.
419. 436. 467. 474. 477. 502.
674. 798. III, 474.
Lunge a. Marmier 79. IL ^\.
286.
Lunge u. Mülbei^g 111. 5i*T.
598. 693. 701.
Lunge u. Naef 349. 354.
Lunge u. Neuberg 166.
Lunge u. Rey 324. 395^
Lunge u. T. Schmid II, 72S.
731.
Lunge a. Sch&ppi 434. IL 798.
Lunge u. Schochor-Tchemv 097.
703.
Longe n. Smith 441. IL ^.
Lunge n. Segaller 441.
Lunge u. Watson 295. 298. 44ö.
Longe o. Weintraiab II,486.4i*l.
Lunge u. Wiemik 11. 690.
Longe o. Zeckendorf 917. \fl^.
Lunge u. Zschokke II, 741.
Lüt^e 476.
Lottke 80.
Lux 190. 303. II, &44. blL
m, 480.
Lax o. Precht 215.
Mabery 948.
Macagno 269. lU, 618. 85L
Mac Gay 282. 388. 767. IL, 297.
Mac Greath U, 61.
Mach II, 113.
Mach u. PassoD II, 413.
Macivor a. Dittmar II, 19.
Mackey UI, 210.
Mackintosh II, 385.
MacLachlan 489.
Macla^n IQ, 832.
Macnair III, 567.
Magalhaes III, 629.
Magnanini o. Vannini II, 716.
Mahler 257. U, 54S.
Mai a. Schaffer II, 519.
Malaguti 596.
Mann 572.
Marbontin a. Moalinier 2T9.
Marchai u. Wieraik 621.
Marchand III, 987. 988. 989.
Marckwald; s. Frank n. Marck-
wald.
MarcUewski 432. 437. II, 60:
8. a. Lange.
Märcker896. 11,396.410.446.
Margaeritte 3.
Marsh 367. 368. 372. 375. 3HÖ.
II, 305. III, 264.
Marshall 106. 358. 361. II, al'!.
III 972.
M&rker III, 496. 499. 500. 503.
506. 510. 520. 521. 522. 533.
536. 537. 543. 546.
Märker-Delbräck III, 519.
Märker a. Neale III, 524.
Namenregister.
1259
Marpurgo III, 808.
Martens III, 92; 8. a. Pensky-
Martens.
Marx-Trommsdorff 789.
Massot III, 1244.
Mastbaum II, 91. 286. lü, 655.
Mategcek III, 416.
Mayenpon II, 155.
Mayer, F. F. III, 653.
Mayer u. Lösekann 288.
Maynard 491.
Mayrhofer II, 827.
Meade 105.
Medicus II, 258. III, 655.
Meerkatz III, 733.
Meidinger II, 189. 190. 578.
Meienberg III, 1146.
MeiDeke 105. 107. 108. 122.
126. 138. 139. II, 43. 74.
96. 101.
Meißl III, 167. 168 169. 406.
447. 448. 548. 560. 569.
Meißner III, 1152.
Meissonnier II, 354.
Meister III, 1232. 1234. 1235.
Meldola III, 1070.
Mendelejeff III, 20. 30. 86.
Mennicke 322, 366.
Menzer III, 929
Merck, E. 322. 469. 521. III,
794. 796. 797. 807. 810. 814.
824. 825. 827. 829. 832. 833.
839. 844. 845. 855. 861.
Merk, B. lU, 634.
Merson III, 1209. 1210.
Merz II, 377.
Merz UI, 677.
Merz u. Weith III, 895.
Messel 379.
Messinger III, 584.624.798.835.
Messinger u. Yortmann II, 776.
777. III, 849. 858. 920.
Meßner 90. III, 794.
Meyer, E. v. III, 843.
Meyer, Fr. 291. 298. II. 318.
325. m, 956.
Meyer, Ferd. M. 722.
Meyer, Lothar 322.
Meyer, V. 27. 454. 773.
Meyer, V. u. Riddle, 197. 404.
454.
Mez lil, 519.
Michaelis 170. J84. 597. 602.
686. 688. 719. 725. 735. 736.
737. 744. 747. 748. 755. 762.
Michler DI, 953 1081.
Michoumard II, 786.
Mierzinski II, 808. 826. III,
1158. 1160. 1199. 1205. 1206.
Milbauer 560.
Miliar III, 1244.
MUler 804. II, 172.
MiUer, W. v. 90.
Milien 866. II, 773.
MUls U, 727. III, 848. 989.
MiUs III, 267.
Minikes III, 359.
Minor II, 328.
Mitchell II, 149. 284.
Mitscherlich, A. 893.
Mitscherlich, E. II, 542. 543.
Mixter 278.
Mühlau III, 776. 1180. 1181.
Möhlaa, Klimmer u. Kahl, III,
1069.
Möhlau u. Zimmermann, III,
1166, 1183.
Mohr, F. 4. 42. 43. 47. 51. 57.
98. 105. 106. 111. 126. 141.
185. 418. 785. 799. 933. II,
227. 299. 304. 308. 475. III,
433. 873. 1176.
Mohr, Carl 279.
Mohr-CIassens Lehrbach 39, 55.
66. 80.
Moissan II, 354. 357. 358. 706.
722. 724.
Moldenhaaer 567. 569. II, 674.
Molisch III, 1221.
MöUer 391. U, 99.
Mond 444.
MonnetU, 756. IlL 846. 1053.
Moody 106.
Moore II, 22. 44. 77.
Morawski III, 119.
Morgen HI, 496. 499. 520.
Moerk III, 859.
Morpurgo III, 638.
Morse u. Chambers 105. 127.
Mosczenski III, 869.
Möslinger III, 606. 612. 630.
631. 632. 634. 648. 650. 652.
657. 868; s. Halenke.
Moyret III, 1229.
Muck n, 567. 743. 794.
Mulder II, 134. 139. 531.
Müller II, 214. 409. 604. III,
392. 1208.
Muller, A. 863. III, 760. 989.
1232.
Maller, Fried. C. G. 303. 849.
850. 852. 866. ü, 13. 69.
Müller, Gustav 184. 185.
Müller, K. HI, 471.
MüUer, M. 663.
Müller, Wolf A. 280. 281. 538.
Müller u. Ohlmer, 393.
Müller u. Zell UI, 1232.
Munkert II, 811.
Munktell 526
Müntz u. Coudon III, 209.
Murmann 292.
Muspratt III, 2.
Mussett 476.
Mnter u. de Koningh II, 788.
Mutniansky 132. 140.
Myhlertz II, 44.
Mylius 91. 476. 648. II. 321.
NägeU III, 506. 508. 510.
Nahnsen 285. 286.
Namias 81, 85.
Naske 712.
Naumann II, 412.
Nauß 566. 567.
Neale III, 525.
De Negri u. Fabris UI, 117.
Neher 388. II, 297.
Neitzel 104.
Neßler 366.' 382. 801. 858. 859.
927.
Neßler n. Barth III, 588. 626.
Nettel III, 6.
Neubauer 533. IL 398. 399.
462. 463. UI, 625! 626. 638.
700. 701.
Neuberg III, 937. 942.
Neujean II, 821.
Neumann 909. II, 77. 188. 201.
202. 214. 215. 257. 258. 265.
268. 269. 295. 807. 316. 318.
328. lU, 425. 432.
Neumann, P. II, 401.
Neamann- Wender III, 547.
Neurath III, 1147.
Nevüe-Winther UI, 924.
Newberry, 678.
Nickel III, 1217.
Nickels II, 751. 770.
NicUes, II, 517.
Nicloux 940.
Nicol U, 767. UI. 259.
NietzkiJU, 888. 962. 1001. 1158.
Nikaido 280.
Nissenson II, 111. 117. 191.
201. 203. 214. 215. 257. 258.
265. 266. 268. 269. 270. 318.
Nissenson u. Crotogino II, 291.
292. 302.
Nissenson u. Mittasch, II, 300.
Niviere u. Hubert III, 641.
Noaillon 276.
Nobel-Lamansky III, 92.
Noe II, 190.
Noll 856.
Noelting u. Lehne lU, 1046.
Noelting u. Palmar, II, 760.
Noelting, Witt u. Forel II, 76L
III, 890.
Normal -Eichungs -Kommission
41. 43. 49. Tabellen derselben
45. 46. 47. 51. 59. 60. 181.
348. 350. 352. 358. 361.
1260
l^amenregister.
Noris II, 44.
Norvicki, 429.
Nötzel, III, 1078.
Noarrisson 502.
Nowak Söhne a. Benda III, 1208.
Obach lU, 365. 366.
Oddy u. Cohen 118
Odernheimer II, 709.
Offerhaus 264. 502.
Offermann II, 419.
Ogata 951.
Oehler HI, 1010. 1023. 1034.
1068. 1078. 1080.
Oehmichen II, 167. 173.
Oliven m, 865.
O'Neül II, 609.
Opificius n, 814.
Orlow 367.
Orlowski II, 201.
Orsat 56. 170. 221. 224. II,
574. 836.
Ost 840. 523. 930. III, 520. 856.
Ostwald 47. 51. 52. 70.
Otis-Handy II, 355. 356. 358.
361.
Ott III, 672.
Otto 422.
Otto u. Beckurts II, 786.
Oudeman III, 821.
Oalman III, 865.
Owen III, 1168.
Paepe 365.
Paffnini 795.
Palmer a. Hughes III, 713.
Pannertz II, 640.
Paris m, 634. 641.
Parker u. Payne III, 711. 712.
Parkes H, 187. 199. 206. 208.
215. 355. 356.
Parnell 436.
Parow III, 505.
Parr 249. 260. 264.
Partheil lü, 632.
Partheil u. Rose III, 690.
Päßler III, 700. 711. 718. 721.
732. 733. 737. 738. 742. 747.
Päßler u. Sluyter UI, 744.
Passon 490.
Patera II, 277, 351. 353.
Paterson III, 1153.
Pattinson II, 823.
Paul III, 1034.
Pauli 319.
Pearce II, 301.
Peclet 187. 191. 192. II, 554.
Pedersen 375.
Peipers 64.
Pelet u. Garuti III, 1067.
Peligot 923.
Pellet III, 389. 396. 397. 413.
414. 438. 440. 450. 457. 469.
482. 483. 484. 485. 486. 487.
488. 489. 655.
Pelouze 294. 309. II, 635.
Pennock u. Morton 249. II,
692. III, 338. 339.
Penny III, 1209.
Penot 506. 510. 511. 513. 520.
Pensky-Martens III, 35. 45. 107.
108. 109. 113.
Pereira III, 655.
Perillon II, 89.
Perkin II, 764. 768. III, 1058.
Pemer III, 389.
Perrault II, 84.
Perrot 36. II, 110. 121. 149.
Persoz III, 1229. 1230. 1236.
P^ska III, 947.
Petermann 11, 404. 406. 426.
427. 432. 436. 444.
Peters 11, 195.
Petersen 105. II, 360. 486. III,
1030.
Petri 828. 853.
Petroff m, 93.
Pettenkofer 900. 907. 912. 913.
915. 919.
Pettersson 170. 171. 916. II,
ä80. 590.
Pettersson u. Palmquist 916.
Pettersson u. Smith 11, 56.
Pfaff m, 945.
Pfeifer u. Wartha 839. 843.
845.
Pfeifer, T. 774. 776. 779. 799.
840. 841. 843. 844.
Pfeiffer 215. 269. 654. 11, 144.
Pfeiffer, 0. 207. 296. II, 546.
550. 551. 552. 556. 659. 563.
566. 567. 587, 593. 601. 607.
610. 611. 614. 623. 624. 628.
630. 632. 635. 644. 645. 647.
649. 650. 668. 676. 677. 684.
685. 686. 688. 689. 690.
Pfeiffer, Th. 319.
Pfrenger 11, 786.
Pfund II, 820.
Philip u. Co. III, 864.
Philipp II, 350.
Philipps III, 1184.
PhilHps II, 96.
Philipson 266.
Pickerinff 358. 472.
Pierre HI, 1247.
Pietsch n, 560.
Pilhashy m, 936.
Pillitz u. Zalomanoff 891.
Pinchon III, 1226.
Pincus 104.
Pitman 318.
Plato, Domke a. ELazting ÜI,
415. 422.
Plato III, 551.
Plattner H, 129. 153. 1.54. II, 3».
Platz n, 93.
Plugge II, 773.
Poggiale II, 373.
Pohl UI, 139. 155. 240. 676.
Poirrier III, 1016. 1083.
Poleck u. Thümmel HI, 803.
Polenske ÜI, 206. 207. 209.
Pollak ni, 648.
Pontag 939. 949. 950.
Pontius 506. 510.
Popplewell 565. 11, 671.
Portele Hl, 628. 653.
Porter u. Rayssen HI, 566.
Portes a. Desmonliere UI, 65.J.
Post 194. ni, 519.
Prauß II, 304. 305.
Pracht 525. 528. 534. 54a
Preißig II, 795.
Preuße u. Tiemann 794. 795.
Preußer II, 85.
Primayesi HI, 397.
Pringle 336.
Prinsen-Geerligs UI, 481, 4^6.
486. 487. 488. 493.
Prinsepl97. II, 160.
Prinz m, 676.
Prinzl 57.
Prior m, 531. 544. 688.
Procter 845. ID, 713. 714. Tl.i.
734. 854.
Procter n. Parker HI, 706, 713.
716.
Proskauer 866.
Prost a. Balthasar 293.
Prüssing 725. 748.
Pufahl n, 105.
Pufahl u. B&rwald II, 148.
Pnlvermacher III, 387.
quantin HI, 1160.
Quincke 106.
Quitka m, 26.
Raab 11, 390.
Rabe 391. 401.
Ragosin III, 94.
Raknsin III, 130.
Ramdohr III, 75.
Rammeisberg 11, 345.
Raoult 218.
Rapp n. Dei^ener III, 89öl
Rasch III, 862. 863. 87a ^74.
Raschig 281. II, 779. 781. T-i.
Raseniuik 505.
Rau m, 1168.
V. Raumer III, 627^^
Raupenstranch II, 774.
Namenregister.
1261
Rawson III, 1155. 1157. 1166.
1168. 1169. 1176. 1177. 1200.
RawsoD a. Knecht III, 1068.
Readman-Parker II, 516.
Recchi II, 716.
Redwood III, 155. 161.
Reed 269.
Regelsberger IT, 355. 356. 357.
Regnaalt II, 55. 603.
Regnaalt u. Reiset 220.
Reich 282. 298. 299. 302. 337.
417. 495. IT. 8^6.
Reich u. Richter II, 301.
Reichard III, 871.
Reichardt 557. 840.
Reichert III, 167. 168. 169.
Reidemeister 424.
Reimann III, 502. 503. 504. 750.
Reinhardt 122. 126. II, 37. 62.
82. 87. III, 891. 894. 896.
897 898
Reinitzer 57. 80. 82. 83. 100. 104.
Reinke ITT, 496. 521.
Reinsch 377. 424.
Reis, V. IT, 89, 102.
Rejtö in, 761.
Remont III, 1227.
Renard III, 1182. 1183.
Renk 934.
Reuß n, 786.
Reuter 279. II, 538. 761. IK,
843.
Reuter u. Petriccioli 141.
Reverdin u. de la Harpe III,
906. 908.
Rej 58. 161.
Richardt (u. Parker) 276. 413.
Richardson, F. W. 378.
Richardson n. Aykrojd441.452.
Richardson u. Grejforj III, 872.
Richardt ü, 573, 586.
Riche n, 196.
Riche u. Bardy III. 583.
Richmond 104. 358.
Richter 109. 285. ü, 430. HI,
393.
Richters 427.
Riegler 105. 121. 139. 157. 280.
865. III, 856. 943.
Riehm II, 782.
Riemsdijk II, 173.
Rieter III, 636.
Rimbach & Worms 104.
Rimpton u. Ghorley 140.
Ripper III, 636. 640. 945.
Ris m, 1232.
Rising II, 179.
Rivot II, 202.
Roberts-Austen II, 163.
Robineau u. Rollin III, 798.
Robinson 532.
Rücqacs III, 795.
Rohland 766.
Rolle m, 77.
RoUett IT, 96, 99.
Roloff 70.
van Romburgh III, 364. 366.
Romijn III, 938. 947. 948.
RomÜly II, 626.
Rose 530. 570. II, 142. 174.
200. 269. 274. 275. 283. 285.
345. 351. 353.
Rose, T. K. n, 155. 161.
Rose m, 571.
Röseler III, 661.
Rosenbaum 505.
Rosenbladt 656.
Rosenfeld u. Lieber 91.
Rosenheim 376.
Rosenlecher 391. 397.
Rosenstiehl III, 884. 888. 889.
901. 902.
Rosenthal 919. 923.
Roesler u. Glasmann III, 914.
Rössel III, 761.
Rössel u. Frank II, 516.
Rössel a. Landriset IT, 715. 722.
Rössing in, 477.
Rößler II, 128. 133. 142. 145.
252. 255.
Rothe'll, ib. 11. 16. 332. 334.
344. 346.
Röttger u. Precht 540. 541.
Rozicki II, 80.
Rübencamp II, 828.
Rubner 931. 948.
Radeloff 607.
Rüdorflf 34. IT, 617. IH, 933.
Rumpf 170.
Runge II, 774. EI, 887.
Rupp 134. m, 955.
Rürup 420. II, 44. 294.
Russig u. Fortmann II, 781.
Rüst 122. II. 191. 257.
Rütgers II, 782.
Saare III, 496. 505. 511. 512.
513. 514. 515. 517.
Sabeck 597. 598.
Sachs ni, 396. 397. 423. 450.
457.
Sachse III, 520.
Sachsse III, 637. 688. 856.
Sainte-Glaire Deville s. Deville.
de Saint-Martin III, 819.
Salleron 221. III, 989. 1208.
Salomon 169. II, 375.
Salzer 104. 476. II, 775. 813.
III, 939.
Sander II, 123.
Sandoz III, 1000. 1002. 1017.
1021. 1022. 1023. 1025. 1026.
' 1047. 1048. 1068. 1071. 1072.
1084.
Sangle- Fernere III, 639.
S&rnström II, 42. 56. 60.
Sartori IH, 626.
Sauer 278. 648. 653.
Sauer u. Gockel III, 950.
Saybolt TU, 161.
Schacherl II, 784. III, 630.
631. 633.
Schacht III, 810. 1215.
Schaffer III, 654.
Sohftffer lü, 832. 924. 925. 997.
Schäffer u. Budenberg 196. 214.
Schaffgotsch; s. Sachregister.
Schaffner 288. 290. IT, 313.
316. 317. 318.
SchalkVijk II, 480.
Schaposchnikoff u. SachnoYskj
III, 898.
Schäppi 268.
Schaer u. Manch III, 353.
Scheele IT, 348.
Scheffer II, 836.
Scheibler 170. II, 423. III,
391. 416. 423.435.436.441.
447. 453. 472. 474. 476. 477.
511. 512.
Scheibler-Dietrich 674.
Scheiding II, 498.
Scheithauer II, 795. III, 1. 2.
66. 67. 71. 73. 75. 233.
Schellbach 56.
Schenck zu Schweins berg 11,743.
Scherer III, 830.
Schertel II, 353.
Scheurer u. Brylinski III, 987.
Scheurer-Kestner 213. 257. III,
865.
Schidrowitz III, 638.
Schiff II, 368.
SchUlbach 249.
Schilüng II, 558. 623. 639. 644.
Schimmel u. Co. 111, 370. 371.
373. 374; s. Schimmels Test.
Schindelmeiser 376.
Schindler III, 634.
Schlaud 559.
Schleicher u. Schutt 93.
Schlesinger III, 1240.
Schlicht n, 461.
Schlickum 421.
Schlusiug-Grandeau 309. 311.
318. 320. 901. 927. II, 387.
432. 442. 445. 488.
Schlösing u. Rolland 221.
Schloesser 41. 43. 44. 48. 49.
54. 57. 58. 60.
Schlötter 282.
Schlumberger III, 1182.
Schluttig m, 762.
1262
Namenregister.
SchmatoUa 88. II, 788.
Schmelek II, 155.
Schmidt, E. III, 289. 801. 845.
Schmidt, R. II, 488.
V. Schmidt u. Erban III, 267.
279.
Schmidt u. Haensch III, 24. 26.
390 483
Schmitt 3l6. 950. ü, 390. III,
656.
Schmitt u. Pinette III, 624.
Schmitz m, 425. 426. 488.
Schmitz-Damont 931. II, 751.
ni, 721. 722. 742.
Schmöger II, 462. 463. 465.
Schnabel II, 282. 283. 312.
Schneegans HI, 650.
Schneider n, 54. 56. 75. 79.
84. 94. 309. 313. III, 319.
320. 321. 322. 1165.
Schneider u. Lipp 617.
Schnell 561. III, 648.
Schoch, C. 673. 712. 767.
Schöffel II, 42. 43.
Scholl III, 936. 1064.
Schöllkopf m, 999.
Scholvien 523. III, 818.
Schön m, 510.
Schönbein 924.
Schöne 575. 710. 711. 923. 924.
928. II, 284.
Schöneis 11, 79.
Schönrock HI, 390.
Schopper HI, 360. 362.
Schorlemmer III, 718.
Schott 633. 641. 646. 648.
Schreib III, 516.
Schreiner III, 1186. 1195. 1196.
V. Schroeder III, 672. 698. 699.
700. 701. 703. 706. 707. 721.
738. 741. 742. 784. 855.
V. Schroeder, Bartel u. Schmitz*
Dumont III, 742.
V. Schroeder u. Paeßler III, 747.
Schröder u. Hänisch 304.
Schröter III, 18. 1237.
Schach III, 609.
Schule m, 562. 589.
Schuller 893.
Schulte IT, 97.
Schultz III, 849.
Schultz, G. III, 776, 964.
Schultz, R. 509.
Schultz u. Japp n, 767.
Schnitze III, 480.
Schulz 710. II, 252. 255. 317.
Schulze 780. 856. II, 482. 778.
790. 1218. 1225.
Schulze, Alfred 54.
Schulze u. Tiemann 789. 860.
861. II, 488. 490. 499. 518.
Schumann 184. 719. 723. H,
430. 831.
Schütze III, 1149.
Schwackhöfer 213.
Schwalbe II, 752.
Schwartz 11, 671. 674.
Schwarz, H. 4. 11, 83. 346.
818. m, 1197.
Schwarz, F. III, 55.
Schwarzenberg 404.
Schwarzer IH; 502.
Schweißingerm, 583.1191.1201.
Schweitzer n. Langwitz 533.
Scribani IH, 865.
Seger 188. 190. 198. 579. 582.
589. 596. 598. 609. 613.
(s. Segerkegel.)
Seger u. Gramer 613. 711.
Segou a. Carles III, 638.
Sehrefeid III, 436.
Seibert III, 1225.
Seidel ü, 678.
Seifert III, 630. 634. 648. 652.
653.
Selckmann 320. 11, 439.
Seil 773. III, 566. 571. 588.
Selleger III, 753.
Senger II, 728. 783.
Ser 191.
Serrallas 555.
Sestini III, 641.
Setlik 391. 399. 401.
Setterberg 11, 716.
Seubert II, 777. 778.
Seybel u. Wikander 379.
Seyda 104. 387.
Seyewitz a. Gibello m, 946.
Seyffart lü, 480.
Shukoff m, 72. 73. 227. 228.
Sickel m, 391.
Sidersky IH, 441. 450. 458.
Sieber 499.
Siebert u. Kuhn 41. 50.
Siedler H, 111. 266. 267.
Siegert u. Dürr III, 480.
Siemens 200. 201. 202. 475.
Siepermann 557.
Sievert 310.
Sigmond HI, 434.
Silberberger 278.
SilbermauD III, 1230. 1240.
Simand UI, 700. 719. 721. 725.
726. 727. 729. 734. 786. 737.
Singer III, 9. 20. 91.
Sisley III, 955.
Sjollema 320. II, 438. 439.
Skarblom IE, 440.
Skey II, 155.
Skrabal 119. 124. 126. 384.
385. II, 34.
Slaby n, 639.
' Slaus-Kantschieder 11, 177.
Slyke n. Andrews II, 810.
Smith II, 168. 282. III, 944
Smith, Bernard. H. III, 947.
Smith, C. E. II, 785.
Smith, Edgar S. II, 178. ITi».
Smith, I. K. n, 734. 755.
Smith, Audley 11, 213.
Smith, Watson II, 726. 729.
Smits, Raken n. Meemm II. 566.
Societe chimiqae des Usines
du Rhone III, 1083.
Soldaini m, 454.
Soleil, Ventzke a. Scheibler 111«
390. 426.
Sörensen 101. 120. 122. II. do.
Sostegni n. Prandi TU, 632.
Sozhlet ni, 204. 391. 400. 403.
410. 411. 496. 497. 520. 521
558. 613. 637. 1186. I2ü2
1203.
Spalteholz II, 786.
Späth m, 649. 690.
Spence a. Gninon IH, 1198.
Sperry II, 248.
Spica n, 511. ra, 634.
Spiegel 92.
Spilker II, 749; s. Kraemer n.
Spilker.
Spiller II, 165.
V. Spindler Ul 634. 875. 877.
Spitta 940. 941. 943.
Spitz n. Honig III, 119. ll>.
129. 145. 328. 329. 352. av?.
Spoerhase 11, 113. 114.
Sprengel m, 153.
Spüller II, 67. 78.
Spüller u. Brenner II, 81.
Spüller a. Kallmann II, 19. S4«>.
Squire m, 841.
Stabl II, 216.
Stammer HI, 24. 25. 26. 27. Ä*.
84. 391. 423. 435, 438. 440.
441. 478. 623.
Stanger n. Bloant 715.
Stas 648. 650. 662. II, 13^.
138
Stavelly 11, 788.
Stead n, 69. 79. 83. 90.
Steiger u. Gränberg ÜI, 123^-
1229. 1230.
Stein 244.
Steinaa II, 826.
Steinbeck 11, 208.
Steinbrück u. Schmelxer 731
Steinecker III, 675.
Steinte n. Härtung 196.
Stenhouse HI, 1197.
Stern IE, 649.
Stiefel m, 865.
Stieglitz 70.
Namenregister.
1263
Stiepel 491. 686. III, 478.
Stift 111, 397.
Stillman II, 808.
Stockmeier III, 761.
Stohmano n, 43Ö. 453. ni,501.
Stokes 936. II, 214.
Stolba 80. III, 1165, 1234.
Storch U, 752. 774. III, 130.
Storch-Liebermann III, 130.
Storer II, 822.
Stracke in, 798. 834.
Strick II, 53.
Striegler II, 401. III, 489.
Strittar III, 609. 953.
Strohmer III, 259. 462.
Stromeyer II, 336.
Stroof 34. 316. 392.
Strjpe 336.
Stutzer 115. 310. II, 380. 384.
391. 392. 419. 433. 450. 451.
579.
Stutzer u. Maul HI, 579.
Stutzer u. Reitmaier III, 571.
Suchier 720.
Sullwald 310.
Summers III, 1215.
Sundström 249. 478.
Süß m, 655.
Sutton 104. II, 815.
Süvem III, 1215. 1244.
Süvem u. Mach III, 1244.
Swoboda 11, 788.
Syniewski 132. III, 16.
Szlerkhers II, 816.
Tabarie HI, 603.
Tacke 907. ü, 445.
Talbot IT, 349.
Tatlock 626.
Teclu 35.
Teich 916.
Teile IL 778.
Tennant III, 1165.
Tervooren IE, 486. 489. 493.
Tetmajer 688. 693. 704. 724.
732. 733. 749. 750. 754. 767.
Textor II, 31.
Thal III, 3.58.
Than, v. 105. 138. 772.
Thiel 276. 289. II, 267.
Thiele II, 306.
Thiele u. Deckert 125.
Thiele u. Richter 104.
Thomas II, 511.
Thoms 949. III, 277.
Thomson 73. 78. 79. 85. 88. 89.
91. III, 516.
Thorne u. JeflFers III, 488.
Thörner 170. 184.
Thömer u. üster IE, 627.
Therpe 249. 372.
Thresh II, 788.
Thumauer u. Stock meier II, 784.
Tidy 857. II, 791.
Tieftrunckll, 623. 627. 629. 635.
Tiemann; s. Walter u. Gärtner.
Tiemann u. Preuße 794. 795.
Tiemann u. Schotten II, 778.
Tiemann u. Schulze 795.
Tietjens 524.
Tissandier II« 823.
Toche II, 778.
Tocher II, 815.
ToUens II, 460. UI, 496.
Tookey II, 288. 295.
Topf II, 814.
Tortelli u. Ruggeri HI, 180. 187.
Toth n, 784.
Traub n. Hoek 90.
Traube, J. III, 93.
Treadwell 22. 27. 32. 33. 34.
39. 75. 113. 114. 118. 120.
122. 124. 125 127. 132. 137.
138. 139. 140. 274. 277. 278.
368. 375. 379. 385. 413. 490.
500. II, 34. 35.
Treadwell u. Koch 289. III,
641. 654. 690.
Treadwell u. Stokes 11, 564. 607.
Trülat m, 938. 939.
TriUich 797.
Trimble III, 1211.
Troeger u. Hille 91.
Traphage u. Burke III, 655.
Trommsdorf 790. 795.
Truchon u. Martin -Claude III,
655.
Tschirch lü, 268. 269. 506. 510.
TunnicliflFe 376.
Tupizin II, 415.
Turie m, 659.
Twaddel 179. 418.
Twitchell III, 119. 122. 225.
238. 248. 249. 696.
Tyrer 369. 378.
übbelohde ÜI, 139. 140.
Uehling u. Steinhart 215.
Uflfelmann 937. 944.
ühlitzsch II, 453.
Ukena ü, 44. 71.
Ulbricht u. Meißl 107. 122.
ülex n, 181.
Ulke II, 128. 165. 215. 222.
üllgreen U, 23. 62.
Ulimann III, 969.
Ulrich II, 624.
Ulsch 310. 311. 312. 315. 320.
470. 789. 860. 901. IL 388.
445. 869.
ülzer III, 1164.
Ulzer u. Seidel Ul, 837.
I Urban II, 694.
' Utescher 476,
I
; Vaillant 70.
I Valenta III, 195. 761.
' Valentin II, 623.
Vanino 127. 130. 512. 513. 514.
516. III, 944.
Vanino u. Seitter 104. 106. III,
944.
Vau bei 280. II, 770. 773. 782.
m, 911. 912. 913. 914. 923.
964.
Vaubel u. Schener III, 931.
Vaupel III, 906. 908.
Vautier 11, 662.
Veillon UI, 1090.
Veith m, 1.
Veitsch II, 386.
Veley & Manly 324.
Venable 366. 423.
Venator 28.
Vemon-Harcourt II, 623.
Vetillard lü, 1218.
Vidal m, 1083.
Vieille II, 512.
Vignon u. Meunier 841. HI,
731. 732.
Villavecchia u. Fabris III, 180.
VioUe 197.
Vizem HI, 256.
Vogel u. Häfcke 530. 531. II,
416.
Vogel 936. 987. II, 543. 621.
626. 709. 713. 717. 720. 722.
m, 92. 1148.
Vogl III, 510.
Vogtherr 315.
Vohl 874. II, 763.
Voigt II, 320.
Volhard 127. 134. 142. 283.
285. 296. 321. 322. 384. 417.
418. 425. 433. 447. 463. 560.
567. 571. 572. 573. 663. 933.
II, 130. 134. 136. 139. 140.
141. 142. 166. 209. 223. 264.
298. 301. 305. 345. 359. 379.
475. m, 166.
Volhard-Wolff II, 39. 70. 75.
Voeller UI, 1165.
Volquartz III, 424.
Vortmann 11, 201 ; s. Messinger.
Vosdtka III, 424.
Votocek u. Potmeäil II, 751.
Vulpius n, 775.
Waddell 70.
Wagner, Julius 25. 41. 47. 49.
55. 57. 59. 60. 64. 67. 70.
107. 119. 139. m, 964.
V. Wagner, L. III, 510.
1264
Namenregister.
Wagner. P. 144. 146. 150. 309.
311. 318. II, 387. 395. 404.
406. 407. 408. 409. 410. 445.
Wagner, R. 509. 557.
Wahl n 325.
Wahnschaffe 884. 885. 892. 903.
Wahrendorf III, 389.
Walker 139.
Walker a. Warburton III, 178.
179.
Wallach III, 376.
Wallach u. Lorentz UI, 376.
Waller-Hübl III, 24.
WäUnitz III, 947.
Walter u. Gärtner 770.
Walters U, 241.
Wangerin u. Vorländer III, 1172.
117Ö.
Wankljn u. Chapman 805. 864.
921.
Wanklyn u. Fox HI, 263.
Wanner 199. II, 553.
Warder 87. 88.
Warington 363. 898. III, 863.
865. 866. 869. 875. 877.
Warren II, 305.
Warren u. Wipper 199.
Wartha 774. 775. 776. 799.
839. 893.
Wateon 295. II, 45.
Watte II, 53.
Wdowiszewski 126. II, 32. 85.
Weber, C. 0. III, 317. 322. 325.
332. 333. 344. 345. 347. 349.
350. 351. 355. 358.
Weber, G. III, 1090.
Weber, J. & Co. 742.
Weber, L. II, 659.
Weber, R. 614. 647. 648. 649.
652. 653. II, 168.
Wedding II, 56.
Wedemeyer II, 383. 452.
Wedgwood 197.
Weger III, 177. 214.
Wegmaun 953.
Wehmer III, 874.
Wehrenpfennig 842.
Weigelt 864. 866. 878.
Weigert III, 659.
Weill II, 149. 155.
Weiller ü, 246.
Wein III, 560. 611. 684. 688.
Weinberg III, 488.
Weinhold 184. 194. 195. 200.
Weinig 104.
Weinstein III, 233.
Weinwurm III, 237. 238. 289.
Weisbere III, 395.
Weise 11, 821.
Weiß III, 713. 733. 1195.
Weldon 484. 493.
Welischowsky 939.
Wells 107.
Welmans III, 858.
Welzel 937; s. a. Kunkel.
Wense 525.
Wemecke IH, 46. 71.
Westmoreland 287.
Westphal 178. 185.
Weylll, 204. 206. 215. 373. 786.
White, A. H. 628.
Whitehead II, 128. 164. 165.222.
Whiteley III, 972.
Whittaker HI, 1147.
Wiborgh 197. 200. II, 46. 60.
62. 97. 99. 100.
van der Widen, III, 827.
Wiechmann III, 390.
Wiemik 408.
Wiesner III, 506. 507, 508. 510.
761. 1215.
Wiggin II, 340.
Wijß III, 165. 167.
de Wilde II, 564.
Wildenstein 277. 278.
Wiley III, 856.
Wilfahrth 309. II, 380.
Wilhelmy 893.
Will, W. II, 512. 514.
Will-Varrentrapp 923.
Wüleny II, 668.
Willenz E, 802. 806.
Willgerodt II, 718.
Williams 11, 493. 499. 788. III,
267. 800.
Wilßing 279.
Wilson-Ludolph III, 24. 25. 27.
Wimmenauer 11, 282.
Windisch III, 585. 542. 550.
563. 573. 580. 583. 588. 598.
601. 605. 606. 615. 616. 618.
620. 625. 626. 629. 633. 634.
636. 638. 640. 641. 643. 653.
655. 664. 669. 686. 806.
Winkler, Gl. 27. 39. 40. 66.
86. 106. 107. 111. 114. 138.
152. 217. 298. 337. 339. 340.
384. 391. 394. 481. 496. 497.
499. 941. II, 164. 175. 282.
333. 352. 561. 564. 573. 574.
610. 617. 623. 627. 635.
Winkler, L. W. 53. 366. 768.
785. 805. 817. 821. 842. 852.
866. 910. 911. II, 614.
Winkler, 0. III, 761.
Winkler-Karstens III, 761.
Winteler 321. 510. 518.
Winter ÜI, 489. 490.
Winther III, 896.
Wirth ni, 627.
Wirthle III, 616.
Wischin III, 1.
Wiske 197.
Wiskirchen lü, 393.
Wislicenns, H. 923. 930. ^.
952.
Witte m, 498.
Witter II, 113. 120. 150. Ißl
163. 164. 251. 259. 265. Jn^
294. 295. 335. 340. 353.
I Wittetein II, 692. 804. 805. öli*.
' Witzek U, 673.
, Wladika ni, 733.
Wohl 170.
Wohl u. Poppenbeiv 170.
Wöhler 555. II, 64.
Wolf III, 438.
Wolfbauer III, 227.
Wolff, E. 884. 898, 900.
Wolff U, 16. 365.
Wolff, JuL 91. 638- ni, 93b,
Wolff, Nie; s. Volhard-Wolf
Wolff, Paul II, 708. 709. 717.
WoUny ni, 167. 168. 169.
Wolpert 918. 919.
Wood u. Barrett IH, 81."j.
I Wortmann DI, 447.
Woy II, 401. III, 626. 63^-.
Wright II, 625.
Wroblewsky 132.
I Wunder II, 839.
Wurster m, 757.
, Wüst II, 59.
' Yokote 933.
I York-Schwartz II, 622.
Young in, 76.
I Younger 496. 497.
Zahn 481.
Zaloziecki 435. III, 51. 53. 71.
73. 1239.
Zamaron III, 483. 486.
Zänker III, 1181.
Zeidler II, 763.
Zeisel IH, 278.
Zeisel u. Fanto III, 609.
Zeiß III, 155. 1152.
Zell UI, 1232. 1234.
ZeUner 934.
Zengelis II, 33.
Zetzsche III, 931. 1215.
Zeumer UI, 706.
Zimmer & Co. III, 832.
Ziegler II, 76. 79. 80. 85, J*».
511.
Zimmermann 119. 568.
Zschimmer 636.
Zschokke 575. 597.
Zubelen III, 1188.
Zulkowsky 132. 139. 271. 21'^
278. 435. 565. U, S4. 557
Zulkowsky u. Pete« in, lli*7.
Sachregister.
Abätmen II, 125.
Abbrände von Rohschwefel 294,
yon Gasschwefel 294, von
Schwefelkies 294, von Zink-
blende 298.
Abdampfen 27.
Abdampfrückstand des Wassers
773.
Abdampftrichter 28.
Abel-rensky-Apparatni, 3.
Abfalllaagen von der Raffinie-
rang von Mineralöl III, 65.
Abfallsalz von der Ealisalpeter-
fabrikation 546.
Abfallsäore von Nitrienings-
prozessen etc. 332.
Abfallsäare von der Mineralöl-
raffinierong III, 63.
Ablauf, Art aer bei Baretten etc.
47.
Abläufe der Zackerfabrikation
s. Melasse.
Abnntzungsfähigkeit von Ton-
waren 605, von Portland-
zement 759.
Abrastol III, 639. 659.
Absitzen von Niederschlägen 28.
Absorption von Pfianzennähr-
stoffen im Boden 892, von
Gasen s. Gasanalyse, Absorp-
tionspipetten.
Absorptionsflaschen 302.
Absorptionskoeffizienten von
Gasen 238, desgl. in wäßrigen
Sperrflussigkeiten 11, 577.
Absorptionspipetten v. H e m p e 1
228, von Pfeiffer II, 663,
von Drehschmidt II, 592.
Absaßwässer m, 439.
Abtreiben von Werkblei II, 125,
von güldischem Blei U, 151.
Abwägen von Substanzen 22, in
prozentischer Meoge 26.
Untersuchungen. 5. Aufl. m.
Abwässer 847, Bestandteile ver-
schiedener 847, Probenahme
849, Einfließen in öffentliche
Gewässer 851 , Chemische
Untersachung 852, Qualita-
tive Vorprüfung 852, Unter-
suchung im Laboratorium 853,
AbdampfrQckstand853, Glüh-
verlust 854, suspendierte und
gelöste Stoffe 854, Ozv-
dation des organischen Stick-
stoffs nach Degener 855,
Oxydierbarkeit darch Kalium-
permanganat 855, Alkalinität
857, freie Säare 857, Stick-
stoff, Gesamt- 858, Ammoniak
858, Salpetrige Säure 859,
Salpetersäure 861, suspen-
dierter organischer Stickstoff
864 , organisch - gebundener
Stickstoff 864 , Schwefel-
wasserstoff und Sulfide 864,
Chlor, gebundenes und freies
865, Übrige Mineralstoffe 865,
Phosphorsäure 865, Eiweiß-
verbindungen 865, Zucker,
Stärke, Hefe 866, Sauerstoff
866, Organischer Kohlenstoff
870, Kohlensäure 873, Aus-
wurfstoffe 873, Leuchtgas-
bestandteile 874, Haltbarkeit
(Gärversuche) 874, Mikro-
skopische und bakteriologi-
sche Untersuchung 876, Be-
urteilung der Verunreinigung
derGe Wässer und deren Schäd-
lichkeit 876, für Fischzucht
877, Schädlichkeit für Vieh-
zucht 879, für gewerbliche
Zwecke 880, für den Boden
881.
Acetaldehyd III, 794.
Acetanüid HI, 796.
Acetinverfahren UI, 173.
Aceton II, 481, in Holzgeist lU,
552, in Branntwein IE, 584,
Untersuchung des käuflichen
m, 797.
Acetylen, Nachw. in Luft 941.
942. 943, Bestimmung in
.Leuchtgas II, 610, Unter-
suchung U, 722, Ausbeute
aus Calciumkarbid H, 707.
710. 719, Untersuchung der
Verunreinigungen II, 722.
Acetylenblau Hl, 1022.
Acetylzahl HI, 170. 197. 199.
201. 203, bei Harzen lU, 277.
Acid and Milling Scarlet III,
1015.
Acidimetrie 65. 98. 135.
Acidität der Austrittsgase aus
Bleikammem 339.
Ados-Apparat 303.
Akridinfarbstoffe HI, 1079.
Akridingelb HI, 1079, 1120.
Akridinorange IE, 1079. 1080.
1120.
Akridinrot III, 1035.
Akustische Pyrometer 199.
Alaun 629.
Alaunfestigkeit des Ultramarine
n, 839.
Albaminoid-Ammoniak 805.834.
864, in der Luft 927.
Aldehvde, Bestimmung in äthe-
riscnen Ölen durch die Bi-
sulfitmethode von Schimmel
& Co. III, 373, in Brannt-
wein m, 580, in Wein III,
636, Untersuchung des käuf-
lichen Acetaldehyds HI, 794.
Alfenide U, 344.
Alizarin als Indikator 67. 774,
als Farbstoff III, 1055. 1058.
1059. 1060. 1128. 1150.
80
1266
Sachregister.
Alizarinamid III, 1150.
Alizannastrol III, 1062. 1098.
AUzarinblau IH, 1063. 1090.
Aiizarinblauschwarz III, 1065.
1094.
Alizarinbordeaux 1060. 1128.
Alizarinbraan III, 1059. 1142.
Alizarmcyanin III, 1060. 1061.
1090.
Alizarincyaningrön III, 1061.
1126.
Alizarincyanmschwarzin, 1061.
Alizarindankelgrün III, 1065.
1126.
AlizariDgelb III, 1000. 1001.
1002. 1060. 1081. 1116. 1120.
Alizaringranat III, 1060.
Alizaringrün HI, 1063. 1064.
1071. 1124. 1126.
Alizarinindigoblau III, 1064.
1090.
Alizarinirisol III, 1062. 1100.
Alizarinlacke U, 830.
AUzarinmarron lü, 1060. 1128.
AlizariDorange III, 1059. 1116.
Alizarinpaste III, 1058.
Aiizarinreinblaa III, 1061.
Alizarinrot III, 1060 (s. Alizarin).
Alizarinrotbraun III, 1142.
Alizarinsaphirol III, 1062. 1100.
Alizarinscnwarz III, 1064. 1065.
1090.
Alizarin viridin III, 1061.
Alkaliblau HI, 1045. 1096.
Alkalibraun III, 1033.
Alkaliechtheit von Farbstoffen
III, 984.
Alkalien, Wirkung auf Glas 65.
66, Wirkung auf Indikatoren
8. Basen, jodometrische Be-
stimmung der freien 135, Be-
stimmung in Wasser 800,
Bestimmung im Boden 895,
Bestimmung in Zement 715,
Bestimmung in Schmierölen
ÜI, 115, Bestimmung in
Bleichflüssigkeiten 521 (s.
Kali, Natron, Ätznatron).
Alkaligelb III, 1012. 1032. 1122.
Alkalimetrie 65. 98.
Alkalinitftt des Wassers, Be-
stimmung durchMethylorange
77. 775. 837. 838. «44, durch
Alizarin 774. 839. 843, von
Abwässern 857, von Zucker-
säften III, 437, von Zucker
III, 454. 456, von Melasse
III, 462.
Alkaliviolett III, 1043. 1096.
Alkaloide, Titrierung 69. 90.
Bestimmung in: Kolanuß III,
290. 307, Opium HI, 292,
Mutterkorn III, 293, Blättern
von Digitalis, Belladonna,
Koka ni, 296, Chinarinde UI,
300, Belladonnawurzel III,
302, flydrastiswnrzeini, 303,
Extrakt HI, 308, Extraktion
von Akonit, Belladonna, Hjos-
cyamus III, 309, Extraktion
von Opium III, 310, Tinktur
von Digitalis, Opium, Strych-
nos III, 313.
Alkohol macht Indikatoren we-
niger empfindlich 69, Bestim-
mung in vergorener Maische
111,542, Bestimmung (s. Alko-
bolometrie) in Spiritus III,
550, in Branntwein III, 563,
amtliche Vorschriften III, 564,
Nachweis und Bestimmung in
Essig in, 592, Bestimmung
in Wein III, 601, Zusatz zu
Wein III, 644, Bestimmung
in Bier III, 686.
Alkohole, freie, Bestimmung in
I ätherischen Ölen III, 373.
Alkoholkerzen III, 75.
AlkoholometrieIII,550. 563.664.
Alkoholschwimmmethode III,
88.
Alkoholtafel von Windisch
III, 664.
Alpakasüber 11, 344.
Alpakawolle III, 1236.
Aluminatlauge 619.
Aluminium in Eisen II, 78. 360.
Aluminium des Handels II, 354,
Technische Analysen, ge-
wöhnliche Untersuchung 11,
354, genauere Untersucung
II, 356, Verwendung zur
Arsennachweisung 376, zur
Kohlensäurebestimmung nach
Lunge und Marchlewski
173, für Heizplatten 28, 38.
Aluminiumbronzen II, 360.
Alumininmlegiernngen II, 358.
361, mit Kiipfer II, 358. 360,
mit Nickel und Kupfer II, 359,
mit Mangan II, 359, mit
Wolfram II, 359, mit Chrom
II, 359, mit Eisen II, 360,
mit Magnesium H, 361.
Aluminiumlote ü, 361.
Aluminiummessing II, 246. 362.
Amalgame II, 177.
Amaranth III, 999.
Ameisensäure III, 566. 998.
Amethystviolett III, 1074.
Amidon zobenzol III, 992.
Amidosäureschwarz III, 1094.
Ammoniacam HL, 285.
Ammoniak (s. Albomiiioid- ocd
Proteid- Ammoniak), Verhal-
ten gegen Phenolphtaieto 71.
85. 89, ab NomuLlIaage 112.
Bestimmung im Azotometer
144, Bestimm uxig^ im Sixrc-
meter 167. 168, Nachweis b
Soda470, Nachweis in Wasser
801, Bestimmung imWa<»er
dorch Neßlerisiereo 801. töK
auf anderen We^^en K)4, n-
lässige Menge 833, Be^tix-
mang in Abwässern 8^, Ab-
sorption im Boden 892, B^
Stimmung im Boden 900, Br-
stimmang in Luft 926, scbiii-
liche Menge in Laft 951, i£
Leachtgas ll, 625, in Aeetvlea
II, 707. 724, in GÄsreinigmi^>-
masse II, 674, in Gaswa^^r,
schwach gebundenes (freie»
II, 679. 702, in Gaswa.«««r
gesamtes II, 680. 703, s. A.-
bnminoid- Am moniak.
Ammoniak, kohlensaures 11,6^
Ammoniak , Salpetersäure» IL
476. 700.
Ammoniak, schwefelsaures, a«
Düngemittel II, 440, Unter-
suchung II, 695, als Gnmii*
läge der Alkalimetrie 11)6.
Ammoniakflössigkeits. Salmiak-
geist.
Ammoniakprobe tou K d q b •
laach II, 682.
Ammoniaksalze II, 694.
Ammoniaksodafabrikation 44T.
Am moniak -Stickstoff, Be:>t'm*
mung in Düngmitteln II, S^<
441.
Ammoniak wasser s. Gaswa»s«r.
Ammoninmsul&t s. Ammoniuk,
schwefelsaures.
Amjlacetat III, 799.
Amjlacetatlampe II, 652. 1 II. 4H,
Amjlnitrit III, 800.
Analysen, Berechnung 207.
Analysenergebniäse, Ausdrucke-
weise für 772.
Ananasäther III, 805.
Anemometer 186. 192. IQ, Vvi.
Tabellen für 193.
Anhängefläschchen für Nitnr-
meter 156. 164.
Anhydrid s. Schwefeläore, rie-
chende.
Anilin, Wirkung der Indikatoren
auf 67. 76. 83 (s. Anilio-^: ,
Bestimmung in Luft 927. 951.
Eigenschaften des reinen III.
Sachregister.
1267
886, Erkennung III, 887, Er-
kenn ang kleiner Mengen von
Anilin neben Toluimn und
umgekehrt III, 897.
Anilinblaa III, 1044. 1150 (s.
Wasserblaa, Alkaiiblau etc.)
Anilinöl ÜI, 886, Untersuchung
des technischen III, 890, Blau-
anilin III, 892, Rotanilin lU,
894.
Anilinsalz III, 893.
Anilinschwarz lU, 1146. 1147.
Anilinyiolett s. Methylviolett,
Benzjlviolett, Krystallyiolett,
Hofmanns Violett, Säure-
violett etc., Nachweis in
französ. Purpur III, 1200.
Animi III, 219.
Aiiisöl m, 377.
Ansiedeprobe für Silber II, 116,
für Gold II, 148.
Ansiedescherben II, 119.
Anthracen, Qualitäten des Han-
dels II, 763, Zusammensetzung
des Rohanthracens U, 763,
Probenahme II, 764, Analyse
U, 764. III, 882, Lucksche
(Höchster) Probe II, 764, Ta-
belle für Umrechnung des
Anthrachinons in Anthracen
II, 766, Verunreinigungen bei
dieser Probe II, 766, Be-
stimmung im Steinkohlenteer
II, 767, Erkennung und Be-
stimmung schädlicher Ver-
unreinigungen (s. d.) II, 767.
Anthracen blau III, 1062.
Anthracenbraun HI, 1059. 1140.
Anthracenfarbstoffe III, 1055.
Anthracengelb III, 1002. 1116.
Anthracenöl II, 742.
Anthracenrot III, 1014. 1136.
Anthracensäurebraun III, 1140.
Anthracensäureschwarz IH,
1008.
Anthrachinon III, 930.
Anthrachinonschwarz III, 1086.
Anthragallol lU, 1069.
Anthraparpurin III, 1057.
Anthrazitschwarz III, 1008.1090.
Antimon in Eisenerzen, Nach-
weis II, 3, Bestimmung II, 22,
in Eisen II, 89. 90, gold-
haltiges II, 168, in Kupfer II,
227, in Handelszinn II, 288,
in Zinnlegierungen II, 290.
in Arsenerzen II, 303, Tren-
nung von Arsen und Zinn
U, 309, in Handelszink II, 322.
Antimon, Erze II, 306, Bestim-
mung als antimonige Säare
U, 307, durch Elektrolyse ü,
307, Titration nach Mohr
II, 308, nach Gooch und
Gruener II, 308, durch Be-
stimmungdesSchwefel Wasser-
stoffs aus Schwefelantimon
n, 309, Spezielle Methoden
für Antimonerze, Anümonium
crudum und Schlacken II,
310, für metallisches Antimon
H, 311, Legierungen II, 312,
Antimonpräparate undFarben
n, 312.
Antimon blei s. Hartblei.
Antimonhaltige Gläser 670.
Antimonzinnober II, 818.
Apfelsäure, Zusatz zu Wein UI,
652.
Apfelsaures Eiseneztrakt III,
310.
Apollorot III, 994. 1134.
Aposafranine III, 1077.
Appretur lU, 1244, Bestimmung
in gemischten Faserstoffen
lU, 1227.
Appreturmittel, Untersuchung
III, 1244.
Aprikosenkemöl UI, 196«
Arachinsäure, Bestimmung IH,
186.
Arachisöl HI, 196.
Aräometer, Differential-A. 184,
Bestimmungen über Anferti-
gung 185, für spezielle Zwecke
184, für Schwefelsäure 348 ff.,
für Salzsolen 402, Reduktions-
tabellen für 182. 352, für öle,
normale III, 86, kleine UI, 87,
Ablesung 178. 185, Eontrolle
178, für leichte Flüssigkeiten
178. 181. 183, Twaddells
179, Baumes 179. 180. 185.
348. III, 416, rationelles 181.
182, amerikanisches 181,
holländisches 181, Gartiers
181, Becks 181, Verglei-
chungstabellen 182. 183. 352,
für Zuckerlösungen s. Saccha-
rometer.
Aräometrie 177.
Aräo-Pyknometer 184.
Argentan II, 342.
Arnikagelb UI, 1030. 1122.
Arnikanin III, 1035.
Arrak III, 587.
Arsen II, 295, Arsenerze II,
295, Trockene Proben U, 295,
Gewichtsanalytiscbe Bestim-
mung als Trisulfid II, 296,
als Pentasulfid II, 296, als
Ammoniummagnesiumarsenat
II, 297, als Silberarsenat II,
298, als Arsenpentoxy d 11,299,
Maßanalytische Methoden
II, 299, für arsenige Säure U,
299, für Arsensäure II, 300,
Spezielle Methoden für Erze,
Speisen, Abbrände II, 301,
Freiberger Verfahren II, 301,
für Arsen oder Fliegenstein
II, 301, für rohe arsenige
Säure (Giftmehl), Flugstaub
U, 303, in Realgar- und Auri-
pigment II, 304, in Fuchsin
und Rückständen U, 304,
Methode der schwedischen
Chemiker II, 306, in Kohlen
249, in Schwefel 266. 268,
in Schwefelkies 282. in Schwe-
felsäure, Nachweis 367, nach
Marsh-Berzelius 368, nach
der englischen Kommission
368, Betriebsprobe 371, elek-
troly tische Methode von
Thorpe 372, andere Modi-
fikationen 375, Proben von
Rein8ch377, Gutzeit 377,
Bettendorf 379, andere
Proben 379, quantitative Be-
stimmuug 388, weitere Me-
thoden II, 304, 305, Nachweis
und Bestimmung in Salzsäure
421, in Soda 469, in KaUum-
chlorat 522, in Eisenerzen,
Nachweis U, 4, Bestimmung
II, 22, in Eisen II, 89, Titri-
metrische Bestimmung U, 90,
in Kupfer II, 226, in Han-
delszinn II, 285, in Zinn-
legierungen II, 290, Unter-
scheidung von Antimon II,
305. 312, Trennung von An-
timon und Zinn U, 309, Be-
stimmung in Handelszink II,
322, Nachweis in Futterkalk
U, 467.
Arsenglas II, 304.
Arsenige Säure (s. a. Arsen),
Titrierung mit Jodlösung 135,
II, 299, Prüfung auf Reinheit
141, rohe, Prüfung II, 308.
Arsenigsaures Natron als Titrier-
flüssigkeit 140.
Arsensäure, Untersuchung III,
961.
Arsensaures Natron als Indi-
kator zum Titrieren von Chlo-
riden 142.
Arsen Wasserstoff in Luft 932.
Asaprol s. Abrastol.
Asbest, Zubereitung für Gooch-
Tiegel (s. d.) II, 400.
80*
1268
Sachregister.
Asbestpappe 36.
Asche yon Kohlen 245. 428,
von Schwefel 267, von Kraft-
fattermitteln II, 456. 469,
▼on Zuckersäften 111, 435,
von Melasse in, 461.
Asphalt, Unterscheidang von
Steinkohlenteerpech II, 796.
III, 61, Gehalt in Rohpetrol
in, 13, harter III, 13, weicher
III, 14, Nachweis in Schmier-
ölen III, 135, als Rohstofif
für Kaatschakwaren III, 329,
s. Natnrasphalt.
Asphaltpulver III, 61.
Asphaltstein III, 61.
Astatki III, 51.
Astralin III, 3.
Äther II, 484. III, 881, als
Denatnrierungsmittel für Al-
kohol III, 554.
Atherdampf in Luft 944.
Ätherische Öle HI, 368, Physi-
kalische Konstanten III, 369,
Spezif. Gewicht 369, Opti-
sches Drehungsvermögen 369,
Löslichkeit 369, Erstarrungs-
punkt 370, Fraktionierte De-
stillation 371 , Chemische
Untersuchungsmethoden III,
' 372, Bestimmung des Gehalts
an Estern durch Verseifen
372, an freien Alkoholen
durch Acetylieren 373, an
Aldehyd durch Schimmels
Bisulfidmethode 373, Kassia-
kölbchen 375, Nachweis von
Spiritus 375, Nachweis von
fettem öl III, 375, von Mineral-
öl 376, von Terpentinöl 376,
Konstanten und Eigenschaften
einer Anzahl für Handel und
Industrie wichtigeren äthe-
rischen öle (alphabetisch
geordnet) III, 377, Nachweis
m Branntwein III, 585.
Ätherverfahren von Rot he II,
10. 16.
AthylanUin IH,. 907.
Äthyläther s. Äther.
Äthylbenzol II, 761.
Äthylblau lü, 1076.
Äthylbromid III, 803.
Äthylbutyrat III, 804.
Äthylen, Bestimmung II, 564.
600.
Athylenblau III, 1068.
Athylgrün UI, 1036. 1042.
Äthylnaphthylamin III, 911.
Äthylorange als Indikator 80. 90.
Äthylviolett lU, 1098.
Atomgewichte 208.
Atropin III, 806.
Atropinsnlfat III, 806.
Ätzkalk 491.685, Stehvermögen
685, Löschßlhigkeit 685. Aus-
giebigkeit 686, Wasseraof-
nahme 687, s. Kalkbrei und
Mörtel.
Ätznatron, Bestimmung neben
kohlensaurem 86. 87. 432.
474, in Rohsodasehmelze 432,
in Soda 471, Spez. Grew. von
Lösungen 473, Probenahme
472.
Auerhalmfett III, 202.
Auflösen 26.
Aufsaugnngsvermögen des
Bodens 890.
Aufschließen 26, des Tons mit
kohlensaurem Alkali 591. 708,
mit Flußsäure 595, des Glases
mit Soda 657, mit Flußsänre
661, von Farbgläsern 669.
Augenblicksgasmesser 11, 657.
Auramin II, 829, m, 1035. 1120.
Aurantia HI, 990. 1118.
Aurazin III, 1120.
Aurin m, 1049.
Auripigment U, 304.
Aurotin IE, 1050.
Ausdehnunirskoefflzienten von
Mineralölen, Bestimmung III,
89.
Aushiebprobe 11, 110.
Auslaufzeit bei Büretten, Pi-
petten etc. 47. 48.
Auslaugrückstand vom Le-
b 1 a n c - Verfahren 442 , Un-
oxydierter 443, Bestimmung
des Natrons 443, des Schwe-
fels 444, Regenerationsver-
fahren nach Cnance-Claus
444.
Attstrittsgase aus den Blei-
kammern 335, Untersuchung
auf Sauerstoff 335, auf Säuren
337, auf Stickoxyd 339, auf
Stickoxvdul 338, Berechnung
der Verluste an Schwefel 341,
aus der Salzsäurekonden-
sation 415. 416.
Auswaschen von Niederschlägen
29.
Auswurfstoffe in Abwässern
873.
Autogengrau III, 1083.
Autogenschwarz III, 1083.
Azarin ÜI, 997. 1128.
Azetylen s. Acetylen.
Azinfarbstoffe III, 1073.
Azingrün III, 1126.
Azoblaa m, 1019. 1114.
Azobordeaox III, 999.
Azocoehenille III, 999.
Azoeosin ÜI, 1180.
Azofiurbstoffe als IndikaloreD
90, des Handels UI, 991, fi^
Zweibadvecfahren DI, l(3&*.
Quantitative BestunmangUI.
991, einzebe HI, 992.
Azoflavin lU, 994. 1118.
Azofnchsin III, 1003. 1132.
Azogelb III, 994.
Azogrnn UI, 1039. 1076. 1124
Azokardinal III, 1030.
Azokarmin III, 1077. 1134.
Azokorinth HI, 1023.
Azolitmin 81, Azolitmiopapie:
95.
Azomauve III, 1019. 1114.
AzooxystilbenÜBJ-bstoffe lU.
1030.
Azoorsellin HI, 1018.
Azophorblaa III, 914.
Azophorrot III, 916.
Azorubin DI, 997.
Azosäureblau IQ, 1004. lOH.
Azosäuregelb ÜI, 994.
Azosäurekarmin III, 1003. 1134.
Azosäurerubin III, 1132.
Azosäureschwarz III, 1009. 10^'.
Azosäureviolett UI, 1003.
Azoschwarz lU, 1007.
Azoschwarzblau IQ, 1019. 1112.
A2otometer 144. 892. Q, o>4>
683. 696, Tabellen daför li»
Azoviolett IQ, 1018. 1114.
Bakteriologische Untersachaiu
des Wassers 825, Probenahme
826, Nähj^elatine 826, Zik>
lung der Biakterien 828. S>»
836, üntersnchottg von AI-
wässern 876.
Balata Ol, 367.
Balsame IQ, 265, Greozwene
QI, 279.
Barometer, Anwendung de»
Gasvolumeters als 173.
Barothermoskop 169.
Barrenprobe Q, 110.
Barth eis Benzinbrenner 2^-
Barwood QT, 1128. _
Barytlösnng f&r Maßanalyse i . .
85. 112. 115.
Barytsalze ab Zusatz zum Tcc
580.
Barjrtsalpeter Q, 476.
Barytweiß Q, 826.
Baryumsttlfat, Vonsichtsaiaß-
regeln bei Fällung 275.
276.
Sachregister.
1269
Baryamthiosulfat als Urmaß für
Jodometrie 140.
Basen, Wirkung auf Indikatoren
67. 76. 82. 86. 89.
Basis in Weidonschlamm 494.
Basizität der S&aren gegenüber
verschiedenen Indikatoren 89.
Baslerblaa IH, 1076. 1100.
Bastseife III, 978.
Batea n, 147. 148.
Baume -Aräometer 179. 348,
Tabellen f&r 182. 352. III,
416.
Baumwolle für Explosivstofife
II, 479, Nachw. von Baum-
wolle in Papier III, 755,
Unterscheidung von Leinen-
faser m, 1223, von anderen
Fasern III, 1219. 1226, quanti-
tative Trennung von Wolle
ni, 1226. 1227, Ton Wolle u.
Seide 1227, Mikroskopische
Prüfonff ni, 1238, Merceri-
sierte fll, 1239.
Baumwollbrann III, 1012. 1142.
Baumwollfarbstoffe (Benzidin-
farbstoffe) III, 1011.
Baumwollgelb lü, 1012. 1032.
Baumwollorange III, 1033.
Baumwollrhodin III, 1054.
Baumwollsamenöl III, 179.
Bauxit 617. 625.
Bayöl m, 377.
Beizen mit Tannin, Tonerde,
Chrom III, 980. 981, s. Färb-
lacke.
Beizenselb HI, 1001, 1118.
Beleuchtung für Titrierarbeiten
76. 142.
Belladonna III, 296. 302.
Benöl m, 196.
Benzalchlorid III, 926.
Benzaldehjil m, 807. 926.
Benzidiu-Methode zur Best, von
febundener Schwefelsäure
80. 281.
Benzidin III, 913.
Benzidinfarbstoffe HI, 1011.
Benzin HI, 12. 19, Spez. Gew.
III, 20, Verdampfungsprobe
III, 20, Fraktion, Destillation
III, 20, Entflammbarkeit III,
21, Prüfung auf aromatische
Kohlenwasserstoffe III, 23,
auf Terpentinöl u. Kienöl III,
23, Raffinationserad III, 24,
Löslichkeit in absolutem Al-
kohol lU, 24, als Rohstoff
für Kautschukindastrie III, '
iiSOf als Denaturierungsmittel
für Alkohol III, 355.
Benzin, leichtes III, 3.
Benzin, schweres III, 8.
Benzinbrenner 39.
Benzoaznrin III, 1016. 1019.
1114.
Benzobraun III, 1028. 1142.
Benzocjanin III, 1022.
Benzodunkelbraun III, 1028.
Benzodunkelgrün III, 1025.
Benzoe HI, 281.
Benzoechtgrau III, 1106.
Benzoechtrot III, 1032.
Benzoechtschwarz III, 1106.
Benzoesäure III, 811. 927.
Benzoflavin III, 1080. 1120.
Benzograu lU, 1021. 1106.
Benzoindiffblau UI, 1021. 1112.
Benzol, JNachw. in Luft 943.
951, zum Earburieren im
Leuchtgas II, 560, Bestim-
mung in Gasen II, 564. 596.
601. 602. 604. 607, Bestim-
mung des Ausbringens aus
Teerölen durch Destillations-
probe n, 737, als Rohstoff
für Kantschukindustrie III,
330, als Denaturierungsmittel
für Alkohol III, 555.
Benzol des Handels, Arten II,
746, Zusammensetzung II,
746. III, 879, Bestimmung
der Siedegrenzen II, 747. III,
880, Korrektionen dafür II,
749, Englische Probe II, 750.
Bestimmung des spez. Gew.
II, 750, der Verunreinigungen
n, IbOf von Schwefelkohlen-
stoff II, 750, von Schwefel II,
751, der Thiophene II, 752,
der Paraffin kohlen Wasser-
stoffe II, 754. III, 880, der
verharzbaren und ungesättig-
ten Verbindungen II, 755.
Schwefelsäure-Test II, 756,
Reini^ungsverlast II, 755,
Fraktionierte Destillation II,
756, Fraktionen II, 759,
Trennung der Xylole II, 760,
der Trimethjlbenzole II, 761,
Unterscheid ungvonPetrolenm
etc. II, 761, Eigenschaften
des reinen III, 87o, Handels-
sorten für Teerfarbenfabri-
kation III, 879, Untersuchung
für diese III, 880.
Benzomarineblau III, 1022.
Benzonitrolbraun III, 1029.
1144.
Benzonitroldunkelbraun III,
1144.
Benzoolive III, 1024. 1126.
Benzoorange III, 1012. 1122.
Benzopurpurin als Indikator 67,
als Farbstoff III, 1013. 1014.
1138.
Benzorot III, 1016.
Benzoschwarz UI, 1021. 1106.
Benzoschwarzblau III, 1020.
1112. 1114.
Benzoschwarzbraun III, 1028.
1142.
Benzotrichlorid III, 926.
Benzylchlorid III, 925.
Benzylenchlorid III, 926.
Benzylviolett UI, 1042.
Berechnung der Analysen 207.
Bergamottöl UI, 377.
Bergblau II, 800.
Bergkieserit 534.
Berkefeld- Kerzen zur Fil-
tration von Gerbstofflösnngen
UI, 711.
Berlinerblau in Gasreinignngs-
masse 563. II, 668, Unter-
suchung des käuflichen II, 799.
Bernstein III, 219. 280.
Bernsteinsäure in Wein UI, 629.
652.
Berthelot-Brenner 85.
Berzelius-Lampe 39.
Beschwerung von Seide III,
1229.
Bessemeirbirnen, Entnahme von
Grasen aus 216.
Betriebsanalysen 5. 6.
Betriebssäuren im Bleikammer-
prozeß 342.
Biebricher Patentschwarz UI,
1008. 1094.
Biebricher Scharlach lU, 1005.
1130.
Bienenwachs UI, 202. 236.
Bier lU, 668, Definition III,
668,UerstellungIIl,668, Roh-
materialien: Wasser III, 669,
Uopfen 670 (s. d.), Gerste
674 (s. d.), Malz 678, Würze
685. Untersuchung III, 686,
Spez. Gew. 686, Alkoholgehalt
686, Extraktgehalt 687, Ver-
gärungsgrad 687 , Maltose,
Dextrin, Stickstoff, Säure 688,
Kohlensäure, Glyzerin 689,
Konservierungsmittel UI, 689,
Schweflige Säure 689, Salizvl-
säure, Borsäure, Fluor 690,
Verfälschung III, 690, Neutra-
lisation III, 690, Hopfensurro-
gate III, 691, Zuckerkuleur
III, 691, Süßholz UI, 691,
Süßstoffe III, 692, Trübungen
III, 693.
1270
Sachregister.
Bikarbonate yod Eisen, Kalk und
Magnesia in Salzsolen 404.
Bikarbonat-Analyse 475.
Bikarbonat-Eohlensäare 478.
Bikarbonatlangen, CO3 in 436
Birnäther III, 800.
Bismarckbraun III, 992. 1142.
Bisolfat 828.
Bisamt 805.
Bitartratbestimmung III, 864.
Bittermandelöl III, 878. 809,
künstliches (6enzaldeb7d)III,
807. 926.
Bittermandelölgrün III, 1085.
Bittennandelölwasser 556.
Bitterstoffe in Branntweinen III,
582, im Hopfen HI, 673.
Bitamen in Asphalt etc. III, 61.
Bixin III, 1205.
Blähprobe für Kohlen II, 557.
Blanc fixe II, 826.
Blatter (Drogen) III, 296.
Blattgold, unechtes II, 246.
Blaabeatimmung in Gasreini-
gungsmasse s. d.
Blauholz III, 1090. 1185, Prä-
parate aus ni, 1198.
Blauholzextrakte III, 1186, Ver-
fälschungen lü. 1190, Wert-
bestimmung III, 1187. 1194,
als Verfälschung in Orseille-
präparaten III, 1200.
Blauholzschwarz III, 1147.
Blausäure 556. III, 567, s.
Cyan wasserstoffsäure.
Blauschwarz B III, 1008.
Blei II, 249, Erze II, 250,
Trockene Bleiproben für Erze 1
II, 250, Niederschlagsprobe
im Eisentiegel (Belgische '
Probe) II, 250, sonstige 1
Proben (Deutsche Probe etc.)
II, 252, Proben für oxydische |
Erze und Hütten produkte II, '
252, nasse Bleiproben für |
Erze etc. II, 252, Gewichts- 1
analytische II, 252, Be- !
Stimmung des Bleis als Sulfat {
n, 258, als Metall II, 255, '
clektrolytische Abscheid ung '
als Superoxyd II, 257, maß- 1
analytische Methoden II,
259, Molybdatmethode von
Alexander II, 259, Beebes
Ferrocyankaliummethode II,
259, Chromatmethode II, 260,
Analyse von Handelsblei
(Weichblei, raffiniertem Blei)
II, 260. 277, von Hartblei
(Antimonblei) II, 265, von
Werkblei 11,268, von Bleisteiu
II, 270, Bleischlacken II, 270.
Bleiglätte H, 270, Bleireichen
Legierungen II, 270, Blei-
krätzen 276. n, 272, Blei-
aschen n, 272, Bleiglas uren
II, 272, Blei in Zinnlegiemn-
gen 8. d., in altem Weiß-
metall II, 292, in Zinkerzen
etc. II, 320, in Rohzink II, 821.
Bestimmung: in Kiesen 287,
in Blende 292, in Schwefel-
säure 883, in Trinkwasser
812. 885, im Boden 904, in
Eisenerzen, Nachw. II, 8,
Best. II, 22.
Bleiacetat II, 374.
Bleiaschen II, 272.
Bleichechtheit von Farbstoffen
III, 986.
Bleigläser, Analyse 663.
Bleiglasuren 614. H, 272.
Bleiglätte II, 270. 276. 813.
Bleikammergase 885.
Bleikrätzen II, 251. 272.
Bleikrystallglas, Analyse 665.
Bleinitrat II, 375. 520.
Bleioxyd als Material für Glas-
fabrikation 640.
Bleischlacken II, 270.
Bleistein II, 269.
Bleisulfat II, 375.
Bleisuperoxyd H, 519. III, 958,
s. a. Mennige.
Bleithiosulfat II, 520.
Bleiweiß II, 819.
Bleizucker II, 874.
Blende s. Zinkblende.
Blicksilber, Probieren auf Grold
H, 166.
Blumendraht zur Einstellung
von Ohamäleonlösung 122.
H, 184.
Blüten III, 299.
Blutholz III, 1185.
Blutlaugensalz, s. Ferro- u. Ferri-
cyankalium.
Blutmehl II, 488.
Blutreaktion 865.
Bodenanalyse 884, Verschiedene
Bodenarten 884, Allgemeine
Gesichtspunkte zur Beur-
teilung von Boden 885,
Mineralboden 886, Probe-
nahme 886, Mechanische
Untersuchung 887, Schlämm-
analyse 887 , Physikalische
Untersuchung: Aufsaugungs-
vermögen 890, Wasserkapazi-
tät 890', Absorptionsgröße
gegen Pflanzen nährstoffe 891,
Benetzungswärme 898.
Chemische üntersachoac
893, Behandlnng mit kohka-
saurem Wasser 8d3, Be-
handlang mit kalter koaz.
Salzsäure 894, Best, toü
Eisenoxyd ia Tonerde ^L
Mangan 895, von Kalk cid
Magnesia 895, von Schwefel-
säure 895, von Alkalien 896.
Behau dl. mit heifter koor
Salzsäure 896, mit konz-
Schwefelsänre ^6, mit Floß-
säure 896, Bestimm ong eic-
zelner Bestandteile ^T.
Wasser 897, Hamas 897.
Kohlensäure 899 , Gesacit-
stick8toff900, Ammoniak 900.
Salpetersäure 901, Chlor 901.
Schwefel 901 , EisenoxTial
903, Best von Knpfer, BV:
904, Zink 904.
Moorboden 905, Pro^^
nähme 905,Untersachang9C^
Volumgewicht 906. Minerai-
bestanateile 906, Hamas ^JT.
Materialien zar Bedeckung
908-
Bodensatz von kanstischer So<i>
449. ^
Bombe, kalorimetrische 257. IL
548.
Borax 637. 638, als ürsubstan;
für Alkalimetne 104.
Bordeaux m, 999. 1006. lO^iC
1132.
Bomeotalg lU, 200.
Borsäure, Vei^ialten zu Indi-
katoren 77. 83, 86. 91. iȊ
Prüfung 636, Bestimmncz
636. 637, Nachweis in Gbu
655. 666, in Wein HI. 640.
654, iu Bier III, 690.
Borsäure-Gläser 667.
Branntwein und Liköre 111, 5^
Probenahme IH, 562, Sincec*
prüfiing in, 563, Best, de^
spez. ^w. III, 563. 573, de^
Alkohols m, 563, von Extrakt
in Asche III, 5^, der freiec
Säuren UI, 566 (Gesami-
säure 566, Caprinsänre 5ß^
Ameisensäure 566, Batter-
säure 567, Blaosiare 566 .
des Zuckers HI, 568, de»
Glyzerins HI, 570, von Sfi^
Stoffen HI, 571, von Fui*i«'»:
III, 571 (s. d.), Gesamtester
III, 580, Prüfung aofAldeüTi:
m, 580, aaf Furfarol lll.
580, auf fremde Farbstoff-
und schädliche Bittern^-^ffe
Sachregister.
1271
m, Ö81,DeDatarieraogsmittel
iri, 582 1 Nachw. v. renatu-
riertem Spiritus III, 584, von
Schärfen a. Essenzen III, 584.
Branntwein, Bearteilang (An-
forderungen) in, 587.
Branntweinessenz (Branntwein-
scharfe) Ul, 584.
Branntweinsorten, einzelne IIT,
585.
Brasilein III, 1211.
Brasüienholz III, 1210.
Brasilin UI, 1211.
Branerpech III, 694.
Braun SDP III, 1016.
Braunkohlenteeröle, Nachweis
in Benzol II, 761, Unter-
suchung III, 66, Schwelyer-
suche zur Feststellang der
Ausbeute III, 67, Prüfung
des Rohteers III, 68. |
Braunschweiger Grün II, 810. '
Braunstein, Analyse im Gas-
Tolumeter 168. 486, Tech- !
nische Untersuchung 484. 11, |
520, FeuGhti^keit484, Aktiver
Sauerstoff 485. 486, Kohlen-
säure 489, zur Zersetzung
nötige Salzsäure 489, Be-
triebskontrolle 493, in der
Glasfabrikation 643.
Braunstein, regenerierter, s.
W eldonschlamm.
Brechungskoeffizient von
Schmierölen III, 115, von
Fetten und Ölen III, 155.
Brechweinstein III, 873.
Brechwurzel III, 803.
Bremerblau II, 800.
Brennpunkt von Petroleum III,
37.
Brennstoffe, Untersuchung 244,
8. Kohlen etc., für Gas-
fabrikation II, 548 555, Ver-
brauch daran II, 554.
Brennwert s. Heizwert.
Brenzkatechin III, 812.
Briketts II, 794.
Brillantalizarinblau III, 1068.
1090.
Brillantalizarincyanin III, 1062.
1090.
Brillantanthrazurol III, 1098.
Brillantazurin III, 1019. 1114.
Brillantbordeaux III, 1132.
Brillantcrocein III, 1130.
Brillantdiazinblau III, 1075.
1102.
Brillantechtrot III, 997.
Brillantgallocyanin HI, 1071.
Brillantgelb III, 1012. 1122.
Brillantgeranin III, 1034. 1138.
Brillantgrün III, 1036. 1126.
Brillantkongo III, 1015. 1138.
Brillantkresylblau III, 1069.
1104.
Brillantorange III, 997.
Brillantponceau III, 1130.
Brillantpurpurin III, 1015.1138.
Brillantrosindulinrot III, 1076.
Brillantscharlach III, 998.
Brillantsulfonazurin III, 1096.
BriUantsulfonrot III, 1000.
Brillantwalkgrün III, 1049.
Britanniametall II, 286.
Brixgrade III, 414, Tabelle
für IIT, 416. 426, reduzierte
III, 434.
Brom, freies. Titrierung 135,
Nachweis in Luft 933. 951,
Untersuchung des käuflichen
m, 954, zur Fällung von
Mangan als Dioxyd II, 16.
Brömäthyl III, 933.
Brommethyl UI, 932.
Bromnatronlauge 144. 150. 167.
168.
Bromoform III, 813.
Bronzefarben II, 827.
Bronzen II, 237. 241. 244. 245.
Bronzepulver II, 246.
Brucin als Reagens auf Stick-
stoffsäuren 364. 366. 787, zur
kolorimetrischen Bestimmung
von Salpetersäure 382. 788.
792.
Bucheckemöl III, 196.
Buckelblech II, 120.
Bakettstoffe in Wein III, 652.
Bunsen Ventil 123. 384. 486.
Buntebürette 218. II, 580.
Büretten, amtliche Eichung 47,
Auslaafzeit 47, Konstruktion
55, Ablesung 56, Schwimmer
57, Visierblende 59, Halter
für 60, selbsttätige Füllung
62, nach Gay-Lussac 119.
Butterfett IH, 202. 206.
Butterrefraktometer III, 156.
Buttersäure III, 566.
Cachou III, 1213.
Cachou de Laval III, 1083.
Calciumkarbonat, Bestimmung
im Gasvolumeter 167. 168.
170. 174, für Sodafabrikation
427, in Kalkstein für Mörtel-
industrie 674. 677, in Knochen-
kohle III, 473 (s. a. Kohlen-
säure).
Calciumplumbat 641.
Campecheholz III, 1185.
Gadmium s. Kadmium.
Calcimeter 167. 170. 674. 699,
von Scheibler- Dietrich
674, Tabelle 676, von Baur-
Cramer-Schoch 676, von
Scheibler El, 474.
Calciumacetat, technisches HL
821.
Calciumkarbid, Ausgangsmate-
rialien 11,706, Handelsprodukt
II, 706, Probenahme II, 707,
Verunreinigungen II, 706. 717,
Gasausbeute II, 707. 717, Be-
stimmungsmethoden H, 710,
Umrechnung auf 0^ oder 15^
II, 716, Bestimmung der
Verunreinigungen H, 717, Be-
stimmung des Phosphors H,
718, Bestimmung d. Schwefels
II, 721, Vollständige Analyse
II, 722.
Camwood IH, 1128.
Candlenußöl HI, 179. 189. 196.
Capriblau HI, 1069. 1104.
Caprinsäure III, 566.
Caput mortuum II, 811.
Carbazol s. Karbazol.
Carbonylzahl IH, 278.
Carminette II, 816.
Camallit 534.
Carnaubawachs III, 202.
Carvol m, 280.
Casselmanns Grün II, 810.
Catechu s. Katechu.
Cellulose s. Zellulose.
Cerasine HI, 997.
Ceresin IH, 78. 238. 239.
Cerise HI, 1081.
Chamäleonlösung, empirische
für Tannin 97, Definition 116,
Darstellung 117. 120, Halt-
barkeit 118, Ablesung 119,
Verwendung bei Anwesenheit
von Chloriden 119, Urprüfung
mit Oxalsäure 120. 126, mit
Oxalaten 122, mit Eisen 122,
Elektrolyteisen 125, auf jodo-
metrischem Wege 127, mit
Wasserstoffsuperoxyd 127,
auf gasvolumetrischem Wege
(Nitrometer) 127. 168, Aus-
führung der Operation 129,
Anwendungenl30,für Wasser-
analyse 781.
Chamäleonmethode zur Eisen-
bestimmung 116, H, 33, zur
Gerbstofftitrierung IH, 700.
Chardonnet-Seide III, 1240.
1243.
Chargierte Seide III, 1228.
Chicagoblau HI, 1114.
1272
Sachre^ster.
Chicagoorange IIL, 1030.
Ghilisalpeter, Qualitaüve Unter-
suchunff 306) Technische
Probe (Refraktion) 307, Voll-
ständige Analyse 308, Nitrat-
bestimmang 309 (s. d.)) Be-
Stimmung des Perchlorats 320,
Bestimmang des Chlorats 322,
als Düngemittel II, 437, für
Sprengstoffe II, 476.
China- iUkaloide, Titrierang 90,
Chinarinde III, 300.
Chinin HI, 300. 813.
Chininhjdrochlorid III, 816.
Chininsnlfat III, 814.
Chinolinfarbstofie III, 1079.
Chinolingelb II, 829, III, 1079.
1120.
ChinoUnrot IE. 1079.
Chinonimidfarbstoffe III, 1066.
Chinonozime III, 1065.
Chinoxalinfarbstoffe ILI, 1079.
Chinozime III, 1055.
Chlor, Nachweis in Salzsäaro
424, Nachweis in Luft 933.
951, Bestimmang in Kaut-
schukwaren III, 339.
Chlor, bleichendes oder freies,
Bestimmung 135. 140 168.
495. 502. 505. 516. 517, in
Abwässern 865, in Chlorkalk
506 (s. d.). Gewicht für 1 ccm
bei verschiedenen Tempera-
taren und Barometerständen
516.
Chlor, Industrie 484, Betriebs-
kontrolle 492, neben Salz-
säure in Deacon-Gasen 495.
496, neben Kohlensäure 499.
501. 502. 513. 521, elektro-
Ijtisches 500. 502, in der
Luft von Chlorkalkkammern
502, neben Chlorat 505, neben
unterchloriger Säure 517.
Chlor, flüssiges, Eigenschaften
523.
Chlorälhydrat III, 817.
Chlorammblau III, 1023.
Chloraminbraun III, 1032.
Chloramingelb III, 1032.
Chloramingrün III, 1026.
Chloraminorange III, 1032.
Chloraminschwarz III, 1021,
Chlorammonium als Ursubstanz
für Alkalimetrie 104, Unter-
suchung II, 698.
Chlorate, Bestimmung in Chili-
salpeter 322, Bestimmung in
Chloratlaugen 505, Bestim-
mung in Bleichlaagen und
elektrolytischen Laugen 518,
in Kalisalpeter II, 473, von >
Kalium s. d., von Baryum II, '
521.
Chloride,£inflaß auf Chamäleon-
titrierung 119, Bestimmung
s. Chlomatrium, Bestimmung
in Bleich- und elektrolvtischen
Laugen 520, in TrinKwasser
785. 832, in Kesselspeise-
wasser 840, in Abwässern 865, |
in Gaswasser II, 703, Grenz-
zahlen für Wein III, 658.
Chlorkalium, als Rohmaterial
für Kalisalpeter 545, als Roh-
material für Pottasche 547,
Analyse des Staßfurter 540.
Chlorkalk, Titrierung 135. 140,
Probenziehen 506, Bezeich-
nung der Grädigkeit 506,
Spez. Gewicht der Lösungen
507, Bestimmang des blei-
chenden Chlors nach Gay-
Lussac 507, Deniges 508,
Graham-Otto 508, Bnn-
sen 509, Pontius 510,
Penot 511, Lunge (gas-
volumetrisch) 511, Vanino
513.
Cblorkalkkammem, Gase aus
502.
Chlormagnesium s. Magnesium-
chlorid.
Chlormethyl III, 932.
Chlomatrium (s. a. Kochsalz)
Löslichkeit 402, Spez. Ge-
wicht der Lösungen 403,
Bestimmung durch Titrieren
136. 140. 168. 403. 407. 785,
in Sulfat 411, in Rohsoda 432,
in Staßfurter Chlorkalinm 540,
Chlomatrium, reines, für analy-
tische Zwecke 410.
Chloroform, Untersuchung III,
818, in der Luft 951, zum
Denaturierern von Alkohol
111, 556.
Chloropheninorange III. 1033.
Chlorprobe für Indigo III, 1182.
Chlorsäure, Bestimmung durch
Jodlösung 135, s. Chlorate.
Chlorsaures Kali s. Kalium-
chlorat und Chlorate.
Chlorschwefelprobe III, 176.
Chlorwasserstoff in Austritts-
gasen derSalzsäurefabrikation
416, Bestimmung durch Ti-
trieren s. Chlomatrium, Be-
stimmung in Salzsäure 424,
in X<uft 933. 951, Schädlich-
keit 952.
Chlorzink 11, 810. III, 957.
Chlorzinklösang III, 1216.
Cholesterin III, 136. I9a 1^
Chrom, Nachweisani^ in Alaad-
oinmsulfat 621, Bestimmoiig
II, 19. 44, in EiMoerKB,
Nachweis 11, 4, in Eisen IL
80, titrimetrischeBestimmuDi;
II, 83, bei Gegenwart von
Vanadin 11, 87, Nachweis E
346, Bestimmang im Alumi-
nium n, 359.
Chromacetat II, 370.
Chromalaun II, 370.
Chromanilschwarz III, 1106.
Chromate, Untersachan|r 11,368,
803.
Chromate, Bestimmung in elek-
trolyüschen Langen 522.
ChromaUchwarz m, 1092.1106.
1108.
Chromazonblau in, 1004. 1100.
Chromazonrot HI, 1004. 1134.
Chrombenzobraun IQ, 1024.
Chromblau 10, 1049. 1090.
Chromechtrot m, 1136.
Chromecht3chwarz III, 1094.
Chromeisen II, 80.
Chromeisenstein II, 346. 347.
ChromÜEirben 11, 802, grüne D,
810.
Chromfluorid II, 370.
Chromgares Leder III, 747.
Chromgelb U, 802. 804.
Chromgelb GG IIL 1001.
Chromgrün lU, 1039 1124.
Chromin UI, 1031.
Chromorange II, 802. 803. S07.
Chromotropfarben UI, 1004.
1134.
Chromozyd ü, 811.
Chrompatentgrün III, 1124.
Chrompatentschwarz III, 1005.
1092.
Chromrot 11, 807.
Chromsäure, Veriialten za In-
dikatoren 86, Bestimmarg
durch Titrieren mit JodlosoDg
135, Titrierung mit Ferro-
snlfat und Kalinmpermaagi-
nat n, 346.
Chromschwarz III, 1090.
Chromviolett ITI, 1039. 1050.
1092.
Chromzinnober II, 802. 803.
Chrysamin m, 1011. 1012.
1120.
Chrysanilin m, 106a
Chrysaurein III, 9%.
Chrysoidin m, 992. 1120.
Chiysoin IIL 995.
Chrysolin m, 1051.
Sachregister.
1273
Chrjsophenin UI, 1011. 1122.
CinDamein 276.
Citral ni, 380.
Citratmethode für Phosphor-
8&ax« II, 399. 409.
Citronin ÜI, 994.
Clans- Öfeni Aostrittsgase 446.
Glaytonechtsch'warz ifi, 1046.
Clajtongelb IH, 1032. 1122.
Clayton -Tuchrot III, 1034. 1130.
Clematin ÜI, 1074.
Gloth-oil tester III, 210.
Coai-brasses 288.
Coccinin ÜI, 999.
Cochenille aJs Indikator 67.
Cochenille als Farbstoff III,
1128. 1206.
Cochenille ammoniacale III,
1207.
Coeruleum II, 801.
Cölestinblau ÜI, 1072. 1090.
Colsaöl m, 196.
Copaivabalsam III, 279.
Corallin s. Eorallin.
Cordit, W&rmeprobe für II, 509.
Comish assay 287.
Correin III, 1072. 1104.
Cöralein III, 1054.
Cremor Tartari HI, 872.
Crocein III, 998. 1006.
Croceinorange III, 997. 1118.
Croceinscharlach LH, 1006.
1130.
Crotonöl III, 196.
Crampsall Yellow III, 1001.
Camaron II, 755.
Curcama s. Karkuum.
Carcasöl m, 196.
Cyan (Cyanide), Gewichtsanaly-
tische Bestimmung 554, Maß-
analytische Bestimmung nach
Liebig 555. 558, nach For-
dos und Gelis 555. 561, Be-
stimmung in Gasreinigungs-
masse 563. II, 668. 671, Be-
stimmung in Gaswasser II,
686. 705, Bestimmung in
Leuchtgas II, 632.
Cyanammoninm 562.
Cyanide der Erdalkalien 562.
Cyandoppelsalze 570.
C janeisen färben II, 797.
Cyanin ÜI, 1079. 10%.
Cyankalium 557, Bestimmung
nach Liebig 558, Bestim-
mung nach Fordos und
Gelis 561.
Cyannatrium 561.
Cyanol III, 1038. 1098. 1100,
/J-Cyanolgrün HI, 1038. 1126.
Cvanosin III, 1053. 1134.
Cyanquecksilber 562.
Cyanschlamm von der Gas-
reinigung II, 677.
Cyanwasserstoffsäure, Bestim-
mung 556, Nachweis in Luft
942, Schädliche Mengen 951,
Bestimmung in Bittermandel-
öl III, 378, Bestimmung in
Branntwein III, 567, Vor-
kommen in Branntwein III,
586. 588.
Cyklamin IH, 1053. 1134.
Cyklop-Cylinderöl III, 54.
Dachlack U, 746. 792
Dachschiefer 615.
Dammar III, 219.
D&mpfapparate für Probe-
drucken III, 981.
Dampfbad 38.
Dampfdichtebestimmung 166.
Dampfkesselspeisewasser s.
Eesselspeisewasser.
Dampfzylinderöle s. Zylinderöle.
Dammarharz III, 282.
Darrprobe für Zement 749.
Dasymeter III, 480.
Deacon -Verfahren 484. 495,
Gase desselben 495. 496.
Decreusage der Seide III, 1235.
Degras In, 726.
Delphinblau III, 1072. 1100.
Delphintran III, 198.
Deltametall II, 246.
Deltapurpurin III, 1013. 1138.
Denaturiertes Salz 409.
Denaturierungsmittel für Alko-
hol III, 551, für Branntweine
III, 582.
Densimeter, Fleischers 178.
179.
Desinfektionspulver II, 788.
Destillationsapparate für Benzol
n, 747. 756. 757. 758.
Deville-Ofen 583. 589. 590.
609.
Dextrin, in Kraftfuttermitteln II,
459, für Zündholzfabrikation
II, 534, Untersuchung II, 536,
Unterscheidung von Gummi
II, 538, Bestimmung in süßen
I Mabchen III,536,Be6timmung
j in reifen Maischen III, 541,
I Nachweis in Wein III, 629,
in Bier III, 688, Zusatz zu
Wein UI, 652.
Dextrose, Bestimmung III, 558,
in Wein III, 636, nach
Kjeldahl UI, 637.
Dextrosequotient von süßer
Maische III, 537.
Dezimalstellen bei Analysen-
Berechnungen 208.
Diamantflavin UI, 1013.
Diamantgelb III, 1001. 1116.
Diamantgrün UI, 1035. 1036.
1124.
Diamantschwarz UI, 1004. 1008.
1010. 1090.
Diamineralblau III, 1112.
DiamiBcrabchwarz UI, 1110.
Diaminfarben III, 1012. 1013.
1014. 1015. 1016. 1018. 1019.
1023. 1025. 1028. 1029. 1033.
1104. 1106. 1114. 1122. 1126.
1138. 1142. 1144.
Diaminoazotoluolsulfons&ure als
Indikator 91.
Diaminogenblau lU, 1008. 1112.
Diaminogenschwarz III, 1008.
Dianilgelb III, 1033. 1124.
Dianilschwarz III, 1010. 1030.
1106.
Dianisidin UI, 913.
Diastase, Prüfung auf, in reifer
Maische III, 538.
Diazinblau lU, 1075. 1102.
Diazingrün UI, 1075.
Diazinschwarz III, 1075. 1102.
Diazoblau UI, 1012. 1028. 1112.
Diazobraun UI, 1144.
Diazobrillantschwarz III, 1019.
1106.
Diazoschwarz III, 1019. 1106.
Diazurin UI, 1019.
Dicksäfte III, 442, Bestimmung
des Zuckers lU, 442, der
Raffinose III, 449.
Differential- Aräometer 184.
Difierentialmanometer 188, von
Seger 188, von König 189.
Digitalis UI, 296.
Digitoxin UI, 296.
Dikaöl UI, 200.
Dilatometer III, 89.
Dimethylamidoazobenzol als
Indikator 80. 90.
Dimethylanilin s. Methylanilin.
Dinitrobenzol UI, 885.
Dinitrodibromfluorescein III,
1052.
Dinitrosoresorcin III, 1065.
Dinitrotoluol UI, 885.
Dioxin III, 1066. 1124. 1140.
Diphenylamin, Reaktion auf
Stickstoff)« äuren 364, Unter-
suchung III, 909.
Di phenylam inblau III, 1046.
Diphenylaminorange III, 993.
Diphenylblau III, 1077.
Diphenylblauschwarz III, 1108
Diphenylbraun III, 1044.
1274
SaohregiBtor.
DiphenylcitroniD III, 1024.
Diphenylgelb III, 1024.
Diphenylmetfaaofarbstoffe IH,
1035.
DipheDylnaphthylmethaDtarb-
Stoffe III, 1047.
Diphenylschwarz III, 1110.
Direktblaa III, 1019.
Direktblauschwarz HI, 1027.
Direktbraun III, 1028. 1144.
Direktgelb III, 1030.
Direktcraa III, 1019. 1122.
DirektindoDblau III, 1022.
Direktscfawarz III, 1021. 1106,
aus Blauholz III, 1193.
Direkttiefschwarz III, 1026.
1027.
DöRlingtran EI, 202.
Dolomitzement 707.
Domisgoali Zarin bordeaux III,
1082.
Domingoalizarinbraun III, 1140.
DomiDgoalizarinschwarz III,
1092.
Domingoblau III, 1100.
Domingochromgr&n III, 1124.
Doppelbrillantscharlach III,
1030.
Dorschleberöl III, 179. 189.
198.
Drachenblut III, 1213.
Drahtnetz 36.
Drogen III, 288. 289.
Druckmesser 186, einfacher 186,
Pecletscher 187, Segers
188,Königsl89,Fletcher-
Lunges 192.
Druckversuche für Probefärben
m, 981.
Duisburger Verfahren zur Be-
stimmung Yon Kupfer in
Kiesen 286.
Dulcin III, 571. 624. 639. 650,
in Bier III, 692.
Düngemittel, Besondere Vor-
schriften für die Untersuchung
der einzelnen II, 421, Vor-
bereitung der Proben II, 422,
Bestimmung der Feuchtigkeit
II, 422, Rohphosphate U, 423,
Mineralphosphate II, 423,
Guanophospnate II, 424,
Knochenphosphate II, 425,
Superphosphate II, 426, Tho-
masmehle II, 427, Peruguano
II, 431, Fischguano, Fleisch-
mehl, Poudrette etc. 11, 433.
Düngemittel, künstliche II, 380,
Allgemeine Untersuch nngs-
methoden II, 380, Stickstoff-
bostimmung s. d.. Internatio-
nale Vorschriften für Unter-
suchung n, 442.
Düngergemische II, 441.
Dunkelblau HI, 1028.
Dünnsaft s. Rübensaft.
Durana II, 246.
Durchschnittsproben 8. 10, von
Gasen 213.
Dynamit, Analyse im Nitrometer
154. 164, Untersuchung als
Sprengmittel II, 494, Spreng-
gelatine etc. II, 496, Stabili-
t&tsprobe 11, 506.
Dynamitsäure 333.
Eau de Javel 450. 515. 521,
s. Bleichflüssigkeiten.
Ebenschwarz III, 1027.'
Eboligrün ÜI, 1025. 1126.
Ebonit III, 824.
E. C. Pulver II, 508.
Echtbraun III, 1142.
Echtgelb III, 993. 1118.
Echtgrün III, 1039. 1126.
Echtheitsproben für Farbstoffe
III, 982, Echtheit III, 982
(gegen Wasser 982, Seife '
(Waschechtheit) 983, Walken '
984, Alkall 984, Bleichen 985,
Reiben 985, Schweiß 985,
Bügeln 986, Dekatieren 986,
Licht 986).
Echtlichtgelb lü, 1034.
Echtrot fll, 997. 1130.
Echtponceau III, 1006.
Echtsäureblau III, 1098.
Echtsäureeosin III, 1134.
Echtsäorephloxin III, 1054.
1136.
Echtsäureviolett III, 1044. 1054.
1096.
Echtschariach III, 1006.
Eühtschwarz III, 1065.
Echtsulfonviolett III, 1000.
Echtviolett III, 1008. 1094.
Echtwollblau III, 1044.
Eclipsblau IH, 1086.
Eclipsbraun III, 1086.
Eclipsgelb III, 1084.
Eclipsgrün III, 1086.
Eclipsschwarz III, 1086. 1146.
Eichen (s. Normal - Eichungs-
Kommission) 41, Mohrsches
Liter 42, Einfluß des Luft-
drucks 42, Eichen mit Wasser
oder Quecksilber 43, An-
wendung des wahren Liters
43, Normaltemperatur 43,
Tabellen d. Normal-Eichungs-
Kommission 45. 46, Vor-
schriften derselben 47, über
Ausfluß (Ablauf) 47, Fehler-
grenzen 48, Eichung durch
Privatfirmen 50, durch die
Chemiker selbst 50, mit der
Ob twald sehen Pipette 51.
Eichgebühren 49.
Eichmetall U, 246.
Eidotter für Gerberei III, 731.
Eieröl III, 198.
Einguß (Kupellation) II, 124.
148.
Einstellungslineal 8.Visierlineal.
Einteilung der cheni.-techn.
Untersuchnngsmethoden 6.
Eintränkprobe II, 116.
Eisbärfett III, 202.
Eisen, reines zur Titerstellung
von Chamäleon 124, elektro-
lytisches 125. II, 34, durch
Wasserstoff reduziertes II,
288, Analyse II, 50, Be-
schaffenheit n, 50, Probe-
nahme II, 51, Bestimmung
von Silicium II, 51, Kohlen-
stoff II, 55 (s. d.), Mangan
II, 69 (s. d.), Nickel II, 76.
Aluminium II, 78, Chrom II,
80,TitrimetrischeBestimmung
II, 83, Wolfram H, 84, Mo-
lybdän II, 86, Vanadin 11, 86,
Kupfer II, 87, Arsen und
Antimon II, 89, Zinn II, 91,
Schwefel II, 93, Phosphor
II, 101, Sauerstoff II, 103,
Schlacke II, 104.
Entfernung bei der Be-
stimmung von Schwefel
(SchwefeTsäure)274. 275. 276.
Bestimmung in Abbräodeo
von Schwefelkies 298, io
Schwefelsäure 384, in Koch-
salz 408, in Sulfat 411, Re-
duktion 384, BestimmoDg
auf kolorimetrischem Wege
385. 810, Nachweis und Be-
stimmung in Salzsäure 423,
in Wasser 808. 840, in Zink-
erzen II, 320, in Rohzink Q,
321, Nach Weisung in Tod-
erdesulfat 620, Bestimmoog
in demselben 625. 626, Be-
stimmung in Trinkwasser 808.
835, in Eisenerzen 11, 12,
durch Maßanalyse II, 32,
Zinnchlorürmethode II, 32,
Chamäleon methode 116, IL
33, Kaliumbichromatmetbode
II, 37, Bestimmung v. OxTdul
neben Oxyd II, 38, Trockene
Proben 11, 45.
Eisen, vernickeltes II, 344.
Sachregister.
1275
Eiseoacetate U, 366.
Eisenalaan zarTitersteliaDg von
Cham&Ieon 126, als Indikator
bei der Titrierang nach Vol-
hard 142, Untersuchung IT,
866.
Eisenammoniamsolfat zar Titer-
stellung Yon Chamäleon 126.
Eisenbahnwagenöle III, 82.
Eisenbeizen ß, 366.
Eisenchlorid II, 366. HI, 958.
Eisendraht zur Titerstell ang
von Permanganat 122. 124.
Eisenerze II, 2, QualitativeUn ter-
suchung II, 2, Nachweis von
Wasser, Mangan, Phosphor-
säure II, 2, von Schwefelsäure,
Schwefel, Kopfer, Blei, Zink,
Antimon 11, 3, Arsen, Kobalt,
Nickel Chrom, Titan II, 4,
Vanadium II, 5, Quantitative
Untersuchung II, 6, Probe-
nahme n, 6, Bestimmung von
Wasser bezw. Gl&hverlust II,
7, Auflösung n, 8, Unlös-
licher Rückstand und Kiesel-
säure II, 9, Eisenozyd und
Tonerde 11, 12, Mangan II,
14, Bestimmung von Kalk,
Magnesia, Baryt, Alkalien,
Kupfer, Blei, Arsen, Antimon
II, 22, Phosphoriäure II, 25,
Kohlensäure II, 30, Schwefel-
säure und Schwefel II, 28,
Titansäure II, 28, Wolfram-
sänre U, 29, Maßanaly tische
Bestimmung von Eisen II, 32
(s. Eisen), Trockene Proben
II, 45, Prüfung auf Reduzier-
barkeit II, 46.
Eisenfarben 11, 811.
Eisengallustinten III, 768. 783.
793, 8. Tinte.
Eisenlack II, 792.
Eisenmennige II, 812.
Eisennitrat II, 366.
Eisenoxyd, Bestimmung neben
Tonerde 594. 625. 661. 702.
714, Bestimmung im Boden
895, mit Tonerde in Dünge-
mitteln nach Glaser II, 417,
Trennung von Tonerde in
Eisenerzen II, 10.
Eisenoxydul, Bestimmung neben
Oxyd 626. 702. II, 38, Be-
stimmung im Boden 903. 908.
Eisensalze II, 364.
Eisenverbindungen, organische,
in Soda 469.
Eisenvitriol 11, 364.
Eismaschinenöle III, 82.
Eiweiß in Futterstofifen II, 450.
Eiweißverbindungen in Ab-
wässern 865.
Ela!dinprobe III, 176.
Elain m, 230.
Elektrische Öfen 39.
Elektrische Widerstandspyro-
meter 201.
Elektrolyse, Stromquellen für
II, 189, Apparate für II, 192,
im Kupfervitriol zur Ein-
stellung von Normalsäuren
105.
Elektrolytisches Kupfer II, 216.
Elektrolytische Laugen 450, 515.
Elektrum II, 146.
Elementaranalyse von Kohlen
250.
Elsässergrün III, 1066.
Emaille, Analyse 671.
Emailfarben III, 220.
Eminrot III, 1034.
Empirische Proben 4. 5. 6,
für Chamäleonlösung 97.
Empyreuma in Essig lll, 596,
in Methylalkohol III, 833.
Emulgierbare (sog. wasserlös-
liche) Mineralöle III, 83. 147.
Englischrot II, 811.
Entenfett HI, 202.
Entfärbungsmittel für Glas 642.
Entflammbarkeit III, 13, 32, s. a.
Flammpunkt und Petroleum-
prober.
Entscheinungsmittel f. Mineral-
öle III, 84. 133.
Eosamin HI, 998. 1134.
Eosin III, 1051. 1052. 1134.
1150.
Eosinlacke II, 830.
Eosinscharlach III, 1052.
Erdnußöl III, 196. *
Erdöl s. Petroleum.
Erdölasphalt III, 54, Prüfung
auf Zähigkeit III, 54, Schmelz-
punktsbestimmnng III, 55,
Spezifisches Gewicht III, 56,
Nachweis fremder Teere und
Peche III, 56 (Fettpeche),
Säure-, Ester- u. Verseifungs-
zahlen DI, 58, Säuregehalt
der Destillate III, 59, Nach-
weis von Holzteer und Stein-
kohlonteer oder Pech III, 59,
Nachweis von Naturasphalt
III, 61, Bestimmung des
Bitumens III, 62.
Erdölpech lll, 54, s. Erdöl-
asphalt.
Erdwachs III, 78.
Erhitzungs Vorrichtungen 35.
Erieblau III, 1112.
Erika m, 1034. 1140.
Eriocyanin III, 1044. 1102.
Erioglaucin III, 1038. 1102.
Ersatzgummi II, 541.
Erstarrungspunkt von Fetten
(Talgtiter) III, 226.
Erwärmen, Einfluß auf Empfind-
lichkeitvon Indikatoren 69. 73.
Erythrin III, 1006. 1134.
Erythrosin III, 1052. 1134, als
Indikator 91.
Erzproben, Vorbereitung II, 104.
Esparto in Papier III, 754.
Essig in, 589, Probenahme III,
589, Sinnenprüfung III, 590,
Bestimmung der Gesamtsäure
III, 590, Nachweis von freien
Mineralsäuren III, 591, von
freien, fremden organischen
Säuren III, 591, Bestimmung
von freien Mineralsäuren und
organischen Säuren III, 592,
des Alkohols III, 592, Ver-
schiedene Prüfungen III, 593.
594, Konservierungsmittel III,
593, Ermittelung der Abstam-
mung III, 594, Verschiedene
Essigsorten III, 594, Beur-
teilung (Anforderungen) lü,
595.
Essigäther IL 484. III, 819.
Essigessenz III, 596.
Essigsäure, Bestimmung in Essig
III, 590, 596, Prüfung III,
820. 933, Spez. Gewichte III,
822. 934.
Essigsaurer Kalk III, 821.
Esterzahl III, 272.
Eucalyptus-Globulusöl III, 379.
Eugenol HI, 381.
Eurhodin III, 1073.
Explosionsbürette, Buntes II,
584.
Explosionspipette nachH e m p e l
232, nach Pfeiffer II, 571.
597.
Explosivstoffe 11, 471, s. Sal-
peter, Kalisalpeter, Salpeter-
säure und andere Rohmate-
rialien, Schwarzpulvern, 484,
Nitrozellulose 11, 486, Nitro-
glyzerin II, 493, Dynamite II,
494, mit aromatischen Kohlen-
wasserstoffen II, 498, Rauch-
loses Pulver III, 500, Knall-
äueck Silber und Zündsätze II,
D2, Stabilitätsproben s. d.
Exsikkatoren 35.
Extrakt (Kunstwolle) III, 1236.
; Extrakte, flüssige III, 306, dicke
1276
Sachregister.
nnd trockene III, 309, aus
Farbhölzern m, 1186, 1194.
Extrakibestimmang in Brannt-
wein ni, 565, in Wein HI,
602, in Gerste III, 677, in
Malz III, 679, in Bier III,
687.
Extraktgehalt des Weines, nor-
maler III, 647. 653. 661. 662.
Extraktionsapparate III, 204.
704. 713.
Extraktstoffe in Kraftfatter-
mitteln II, 458, 469.
Extrakttafel III, 665, von Bai -
ling m, 681.
Faktis III, 326, Weißer III, 327,
Brauner III, 327, Wertbestim-
mung III, 328, Bestimmung
in Kautschuk III, 341.
Fällen von Niederschlägen 28.
Färbemittel für Glas 643.
Farbenänderung bei Indikatoren
6. Neutralisationspunkt.
Farbhölzer s. Blauholz, Rot-
holz etc.
Farbholzextraktein,1086, Wert-
bestimmung m, 1187. 1194.
Farblacke aus künstlichen Farb-
stoffen II, 828, m, 970. 981,
Prüfung des Substrates ü, 830.
Farbstoffe, anorganische II, 797,
organische III, 878, Rohpro-
dukte und Halbfabrikate da-
für III, 878, Allgemeines über
Untersuchung der III, 969,
Vergleichung mit Typ III,
969, Beschaffenheit der Farb-
stoffe m, 969, Art der Fixie-
rung auf der Faser III, 970,
Farblacke III, 970, Alkali-
farbstoffe III, 971, Direkt zie-
hende Baumwollfarbstoffe III,
971, Basische Farbstoffe III,
971, Säurefarbstoffe III, 971,
Beizenfarbstoffe III, 972, Qua-
litative, orientierende Prüfung
in, 971, Probeftrben UI, 972
(s. d.), Echtheitsproben III,
982 (s. d.), künstliche Farb-
stoffe des Handels III, 989,
in der Natur vorkommende
organische Farbstoffe HI,
1155, F. in Tinten III, 764.
768. 776, Untersuchung, all-
femeiner Gang für III, 1087,
abellen der Reaktionen III,
1089, Untersuchung durch
Spektroskop LH, 1148.
Fasern s. Gespinstfasern; ver-
holzte III, 1216.
Fäulnisfähigkeit d.Wassers 820.
Fehlergrenzen für geeichte Meß-
geftße 48.
F e h l i n g sehe Lösung 866. IH,
402. 406. 436. 437. 558. 569.
857, für Dextrose nach A 1 1 i h n
III, 558.
Feinheitsprobe für Ultramarin
n, 836. 838. 840.
Fekulometer III, 514.
Fenchel III, 299.
Fenchelöl III, 379.
Ferriammoniumsulfat s. Eisen-
alaun.
Ferricjankalium 569.
Ferrisulfat II, 865.
Ferrochrom s. Chromeisen.
Ferrocyan , Bestimmung in
Sodalaugen 434, in Gasreini-
gungsmasse s. d., nach de
Haen 568.
Ferrocyanammonium, Bestim-
mung nach Feld II, 671, Be-
stimmung in Gaswasser H,
686.
Ferrocyankalium, Rohmateria-
lien zur Fabrikation 563, Gas-
reinigungsmasse 563, Han-
delsprodukt 569.
Ferrocyannatrinm 570.
Ferrosuicium s. Silicinmeisen.
Ferrotitan U, 54.
Festigkeit von Tonwaren 606,
von Kalkmörtel 688, von Traß
6%, von Romanzement 705,
von Portland Zement 730, Be-
dingungen dafür 731, Her-
stellung der Proben 731, Ma-
schinelle Herstellung des Möi^
tels 781, Einschlagen in For-
men, Maschine von Böhme
732, von Tetmajer 738,
Formen für Zug- und Druck-
£roben 734, Entformen nach
Lichaelis 735, Behandlung
der Probekörper 736, Appa-
rate zur Bestimmung der Zug-
festigkeit nach Michaelis
737, Normen dafür 739, für
Druckfestigkeit nach Ams-
ler-Laffon 739, nach G.
Weber & Co. 742, Nor-
men 748, Adhäsionsfestigkeit
744, Biegungsfestigkeit 744,
Lochungsfestigkeit 747.
von Kautscnuk waren III,
361.
Fett in Knochenmehl II, 435,
in Kraftfuttermitteln II, 448.
469, in Melassefutter II, 465.
469, in Leim II, 530, in Leder
III, 739, in Kunstwolle ID,
1237.
Fette 8. Öle, Fette und Wachse.
Fette fürStearinsäQreindnstri«
m, 225.
Fette öle, Bestimmang in Mine-
ralschmierölen III, 127, aU
Schmieröle UI, 136, Mischan-
gen mit Mineralöl als Schmier-
öl m, 137, Nachweis in äthe-
rischen Ölen m, 375, s. Ök
Fette und Wachse.
Fettpeche UI, 56, Unterschei-
dung von Petix>leiim- und
Braunkohlenteeipech UI, 57.
Säure-, Ester- und VerseifangE-
zahlen UI, 58, Säuregehalt
der Destillate UL 59. Kupfer-
gehalt III, 59.
Fettsäuren, Bestimmang in kon-
sistenten Maschinenfetten HL
144, in emulgierbaren Mineral-
ölen m, 148, in Ölen, Fetten,
Wachsen UI, 152, Unter-
suchnng lU, 181, Neotzmli-
sationszahl III, 182, Beatin-
mang derLaktone( Anhydride •
UI, 183, Trennung der ge-
sättigten von den nnffesättig-
ten UI, 184, JodzaUen der
Fettsäuren and ihrer Gijxe-
ride III, 184, Untersoehong
der gesättigten Fetts&oreB,
ArachinsäareUI, 186, Steann-
säure UI, 186, Ölaäore, Linol-
säure, Linolenaäaro UI, 188,
Oxydierte Fetts&aren UI, 189,
Tabellen der Konstanten III,
196 ff.
Feuchtigkeit s. Wasser, in Loft
919.
Feuerfestigkeit des Tons oS^
Prüfung nach Bischof 582.
588, der Tonwaren 609.
Feuergefähriichkeit von WoU-
schmälzöl in, 210.
Feuerstein 636.
Feuernngen, Beurteilung s. Ver-
brennungsgase.
Filter, Veraschung 33, Trock-
nen 33.
Filterpumpen 30.
Filtrieren 30.
Filtrierkolben 30.
Fingerhutblätter UI, 296.
Firnblan lU, 1036.
Firnis lU, 211. 215.
Fimisöle UI, 212. 215.
Fischguano U, 433.
Fischöllir, 179. 189, japanisches
m, 198.
Sachregister.
1277
Fisetholz IE, 1116.
Flachs, neuseeländischer lU,
1238.
Flachsfaser s. Leinen.
Flammpunkt von Benzin III, 21,
von Leuchtpetroleum III, 31,
Petroleumprober von Abel
ni. 31. 111, Zurückführung
auf Normalbarometerstand
III, 34, Tabelle dafar HI, 36,
von Mineralschmierölen HI,
106. 109, Apparat T. P e n s k y -
Martens III, 109, Versuche
im offenen Tiegel III, 111,
Vergleichung der Resultate
m, 118.
FlavaniUn III, 1079.
Flavazin III, 1034. 1120.
Flavazol III, 1001. 1116.
Flavescin als Indikator 67.
Flavin III, 1202.
Flavindulin HI, 1079.
Flavophosphin III, 1120.
Flavopurpurin III, 1057.
Flechtenfarbstoffe III, 1197.
Fleischmehl II, 433.
Fletcher-Öfen 36.
Fiiegenstein U, 303.
Florentiner Lack III, 1207.
Fluidextrakte III, 306.
Fluor, Bestimmung in Blende
293, Nachweis in Glas 656,
Bestimmung in Flußspat 641,
Glas 667, Düngemitteln II,
419. 431. 435.
Fluorescein'lII, 1060.1120. 1150
Fluoreszenz von Mineralölen III,
84.
Fluoreszierendes Blau III, 1071.
Fluorometer 642.
Fluorverbindungen in Wein III,
641. 654, in Bier UI, 690.
Fluorwasserstoff, Nachweis in
Luft 934.
Flüssigkeiten, Probenahme von
17.
FI ulisäure zum Aufschließen von
Ton 595, von Glas 661.
Flußspat 641. 646.
Flußwasser 769.
Formaldehyd, Untersuchung III,
824. 935, Nachweis in Essig
III, 594, Qualitative Reak-
tionen auf III, 936, Quanti-
tative Untersuchung wäßriger
FormaIdehjdlösungenni,9d8,
Bestimmung von Methylalko-
hol im Formaldehyd III, 948.
Formen für Festigkeitsprüfung
von Zement 734.
Formylviolett lU, 1096.
Französischer Purpur III, 1198.
1199.
Frostbest&ndigkeit von Ton-
waren 608, von Portland-
zement 788.
Früchte (Drogen) III, 299.
Fuchsia lü, 1074.
Fuchsin III, 1041. 1138. 1150,
Arsen in II, 304, Nachweis
in OrseiUe und PersioIII, 1200.
Fuchsinechappes III, 899.
Füllmassen 111,450, Bestimmung
der Trockensubstanz III, 450,
Bestimmung des Gehaltes an
Krystallen III, 452.
Furfurol in Branntwein III, 580.
Fuselöl, Prüfung HI, 557, Be-
stimmung in Branntwein III,
571 (Apparat von Rose 571,
Destillation des Branntweins
572, Bestimmung von dessen
spez. Gew. 572, Verdünnung
auf 24,7 Gewichtsproz. 573,
Tabellen dafür 574 und 576,
Ausschütteln mit Chloroform
574, Berechnung 575, Ein-
stellung des Chloroform 578,
Anreicherung des Fuselöls
579, Andere Verfahren 679).
Futterstoffe II, 447, s. Kraft-
fnttermittel, Grünfutter, Me-
lassefutter etc., Vorschriften
für Untersuchung im inter-
nationalen Großhandel II, 468.
Oalambutter III, 200.
Galbanum III, 285.
Galenische Präparate III, 288.
304.
Gallacetophenon III, 1081.
Gallaminblau III, 1072.
Gallanilgrün III, 1073. 1124.
Gallanilindigo III, 1072.
GaUazin III, 1073. 1104.
GaUein U, 830. III, 1054. 1090.
Gallocyanin III, 1071. 1090.
; Galloflavin HI, 1081. 1116.
Gallussäure in Tinten III, 770.
787, Untersuchung der käuf-
lichen III, 825. 928.
Gallustinten III, 768. 783. 793,
Ursachen des Nachdunkeins
m, 769, s. Tinte.
Gal van ometer von d'Arson-
val für thermoelektr. Pyro-
meter 203, Aufstellung und
Behandlung 205.
Gambin HI, 1066. 1124. 1140.
Gambir EI, 289. 1213.
Gänsefett III, 202.
Gärfähigkeit derMelasse III, 524.
(}arkupfer II, 216.
Gamierit II, 338.
Gärversuche m. Abwässern 875.
Gasanalyse, technische 213, s.
Verbrennungsgase, Probe-
nahme, Gasbüretten. Für
Leuchtgas II, 545. 561, Appa-
rat für G. von F. Fischer
233, Allgemeines über volu-
metrische Gasanalyse IF, 561,
Bestimmung der Gase durch
Absorption 228. II, 563, d.
Verbrennung II, 567 (s. d.),
Gang der Untersuchung II,
576, Beispiel der Berechnung
II, 587, Gasanalyse nach
Jaeger II, 575. 588, nach
Drehschmidt II, 590, nach
Pfeiffer II, 593.
Gasbrenner 35.
Gasbürette von Cl. Win kl er
217, von Bunte 218. II, 580,
von Orsat- Fischer 221,
von Orsat - Lunge 224,
von Hempel 227, von F.
Fischer 233, von Jaeger
II, 588, von Drehschmidt
II, 591, von Pfeiffer II, 594.
Gase, Probenahme 19. II, 580.
595, Meßinstrumente 53, der
Schwefelsäurefabrikation 334,
in Trinkwasser 814, in Ab-
wässern 866, schädliche, in
Luft s. d., schädlich wirkende
Konzentrationen fremd. Guse
in Luft 951. 952, Löslichkeit
in Wasser 238. II, 577, Re-
duktion des Volumens auf
Normalzustand 157. 158. 160.
II, 577. 578, Arten der tech-
nischen II, 562, Bestimmung
des spezifischen Gewichts 11,
637, des Heizwertes 239. II,
644.
Gasfabrikation II, 545, Auf-
Siben des Chemikers II, 545,
fenbetriebU,547 (s.d.), Ver-
gasungsmaterialien II, 555,
Gaskohle II, 555.
Gasglühlicht II, 658, Strümpfe
für II, 660.
Gaskalorimeter von Junkers
239. n, 646, von F. Fischer
240, Korrektion stafel für II,
650.
Gaskohlen II, 555, Elementar-
analyse II, 555, Zusammen-
setzung nach Bunte II, 556,
nach St. Ciaire - Deville
II, 556, laufende Prüfung II,
557, Bewertung durch Destil-
X
1278
Sachregister.
lation Ü, 557, Versuchsan-
stalt dafür II, 558.
Gasmeßapparate s. Gas Volu-
metrie, Allgem. Bemerkungen
177.
Gasmotorenöle III, 82.
Gasöl für Leuchtwassergas II,
559| ni, 4, aus Rohpetroleum
in, 45, Eigenschaften UI, 45,
Bestimmung der Gasausbeute
in, 46, aus Braunkohlenteer
m, 70.
GasoUn II, 560. III, 19, s.
Benzin.
Gasreinigungsmasse, frische II,
662, Feuchtigkeit II, 663,
Eisenbestimmung II, 663,
Schwefelwasserstoff - Absorp-
tion II, 664.
Gasreinigungsmasse, gebrauch-
te, Zusammensetzung 563.
II, 665, Probeziehen 568. 564.
n, 666, Verarbeitung 564.
568. 571, Wasserbestimmung
563. n, 666, Blaubestimmung
563. II, 668, n. Knublauch
564. II, 669, n. Zulkowsky
565. nach Nauß 566, nach
Moldenhauer und Ley-
bold 567, nach Dreh-
schmidt 567, nach Feld
II, 671, Bestimmung des
Rhodans 571, Bestimmung
des Schwefels 271. II, 666,
Bestimmung des Ammoniaks
n, 674.
Gasretortenbetrieb U, 549.
Gasschwefel, Untersuchung 271,
s. Gasreinigungsmasse.
Gasuhren (Gasmesser) II, 657.
GasYolumeter 158. 316, Ein-
stellung 159. 162, feuchte u.
trockene 161, Klammern für
163, verschiedene Formen
164, Schüttelgef&ß 164, für
Kohlensäure 170, Universal-
gasvolumeter 175.
GasTolumetrie 144, Eichung der
Apparate für 53. 177, Ver-
scniedene Apparate 144. 158,
Tabelle für Abwägung der
Substanzen 167, s. GasYolu-
meter, Nitrometer, Azoto-
meter.
GasYolumetrische Methoden zur
Titerstellung von Säure 105.
106, von Chamäleon 127, von
Jodlösung 133, Tabellen für
167.
Gaswage von Lux 190. 303.
II, 644.
Gaswasser, Zusammensetzung
II, 677, Spez. Gewicht II, 678,
Bestimmung des schwach ge-
bundenen (freien) Ammonit^s
II, 679, des gesamten Ammo-
niaks 11,680. 681,Vollst&ndiffe
Analyse nach D json II, 6^,
VoUständiffe Analyse nach
Pfeiffer fl, 683, Vollständige
Analyse nach Linder II, 702,
Kalk für Destillation U, 687.
G a y - L u s s a c • Austrittsgase
335.
Gay-Lnssac- Säure 344.
Gelatine III, 826.
Gelatine -Dynamit II, 496, Sta-
bilitätsprobe II, 507.
Gelatineseide III, 1244.
Gelbbeeren III, 1204.
Gelbguß II, 246.
Gelbholz ÜI, 1116. 1203.
Generatoivas 233. 238. II, 548,
562.
Gentianin III, 1068. .
Geranin III, 1034. 1140.
Geraniumöl III, 379.
Gerbereibetrieb III, 732, Be-
stimmung des Gerbstoffs in
den Brühen III, 733, der
Säure in den Brühen UI, 733
(nach Procter 734, nach
Kohnstein und Simand
734, nach Koch 735;* nach
Simand 736).
Gerbstoff, Bestimmung in Wein
III, 625, nach Nessler und
Barth III, 626, im Hopfen
m, 672, in Leder III, 739.
740, als Zusatz zu Farbholz-
eztrakten III, 1187.
Gerbstoff-Bestimmungen, Allge-
meines III, 698, Methode von
Löwenthal-v. Schroeder
III, 700, Eztraktionsapparat
dafür, Aräometrische (Spin-
del-) Methode UI. 706, Be-
stimmung der Feuchtigkeit
III, 707, der Zuckerstoffe UI,
707, Gewichtsanalyt Ver-
fahren der Internationalen
Konferenz UI, 708, (Probe-
nahme 708, Vorbereitung zur
Analyse 709, Herstellung des
Auszuges 710, Auflösung von
Extrakten 711, Ausziehen
fester Gerbmaterialien 713,
Bestimmung des Löslichen
714, der Nichtgerbstoffe 714,
Glockenfilter 715, Feuchtig-
keit716,ADaIysenberlcht716),
in Gerbebrühen III, 733.
Gerbstoff-Extrakte, Probenahme
m, 708, Vorberntnng der
Proben lU, 709, HersteUung
des Auszuges lU, 711, Unter-
scheidung der einzelnen CL
721.
Gerste UI, 526, EigenschafteB
guter Malzgerste III, 674.
Untersuchung UI, 674, &-
wicht 675, Sortierung 67<x
Keimfähigkeit 675, Spelxen-
gewicht o76, Mekligkeit 67^',
Wassergehalt 676, Stick&tc€
676, Stärkemehl 677, Extrakt-
f ehalt 677, Minendstoffe 677,
rüfung auf Schwefelung 67 ^.
GeiBtenstärke III, 506.
Gesamtsäure in Röstgasen ^23^.
302.
Geschichte der chemisch -tech-
nischen Analyse 3.
Geschwindigkeit in Gasstromeo,
Messung 191, Tabellen aber
193
Gespinstüasern III, 1215, Rea-
gentien zur Präfong lU, 1215,
Tabellen für chemische Prü-
fung III, 1219. 1226, Unter-
scheidung von tieriäcfaen and
pflanzlichen EU, 1221, Unter-
scheidung Yon WoUe u. Seide
UI, 1223, Ton Baumwolle und
Leinenfaser III, 1223, ran
Jute, Leinen, Hanf UI, 1^5,
von verschiedenen Fasern ÜI,
1226, Quantitative Trenn un^^
von Baumwolle und Wolle IIL
1226, desgl. von Baumwolle,
Wolle und Seide UI, 1227.
Untersuchung beschwerter
Seide UI, 1228, Mikit>skopt-
sehe Untersuchung lll<, 123«.
Mercerisierte BaomwoUe UI.
1239, Kunstseide lU, 124a
Getreide, Untersuchung f. Mab-
bereitung III, 526^ s.a. Gerste.
Giftmehl II, 303.
Gips 765, als Düngemittel IL
436, in Wein s. SchwefaUinre.
Girofle III, 1074.
Glanzstofif UI, 1241.
Glas, Qualität für MaAanalv^
65, Rohmateriaüen 63i £&t-
färbungsmittel 642, Färbe-
mittel §43, Zusammeosetzung
646, Alkalikalkgifiser 616,
Tonerdekalkgläser 647, Boro-
Silikatgläser 647, Bleigiiser
647, Wetterbeständigkeit 617,
Widerstand gegen Wssser
und chemische Agentien 647.
Sachregister.
1279
Profiuig darauf 652, Bestand-
teile 654, Analyse, qualitative
654, debgl. quantitative 657,
Vorbereitung 657, Aufschlie-
ßnnff mit Soda 657. 658, mit
Flußsänre 661, Analyse von
Bleigläsern : Halbkr^ stall 663,
Bleikrystallglas 665, Analyse
Yon borsäurehaltigem 666,
von fluorhalticem 667, von
phosphorsäurehaltiffem 668,
von Farbgläsern 669.
Glasemaille 671. 672.
Glasscherben 642.
Glasuren 610. 611. 614, blei-
haltige 614. II, 272, Ver-
vritterbarkeit 614.
Glasurrisse bei Tonwaren 605.
Glaubersalz s. Sulfat.
Gloversäure 343.
Glühen in Tiegeln 34, 413.
Glühprobe für Zement 749.
Glühkörper II, 658.
Glühstrümpfe II, 660.
Glukose, s.Zucker,Invertzucker,
Traubenzucker.
Glycinblau ÜI, 1019. 1112.
Glycinkorinth III, 1018.
Glycinrot III, 1015. 1138.
Glyzeride III, 151. 171, Jod-
zahlen der Glyzeride von
Fettoäuren III, 185.
Glyzerin, für Explosivstoffe II,
480, III, 256, Nachweis in
konsistenten Maschinenfetten
III, 146, BestimmunginFetten
und ölen III, 173, Acetin-
y erfahren HI, 173, Nachweis
in Seife III, 250, Untersuchung
von Robglyzerin III, 254, Sa-
ponifikations-Rohfflyzenn III,
z54,Destillations-Kohglyzerin
III, 255, Seifenlaugenglyzerin
III, 256, Destillationsglyzerin
III, 256, Dynamitglyzerin III,
256, Nitrierungs- und Schei-
dungsprobe III, 257, Chemisch
reines Glyzerin III, 259, Spe-
zifische Gewichte von wäßri-
gen Glyzerinlösungen IN, 259,
Spezifische Gewichte u. Bre-
chungsindex von Glyzerin-
lösungen ni, 261, Differenzen
zwischen Brechungsindex von
wäßrigen Glyzerinlösungen
und reinem Wasser III, 262,
Bestimmung durch Oxyda-
tionsmethoae III, 262, Be-
stimmung Y. Verunreinigungen
III, 263, in Branntwein III,
670, in Wein III, 607, Zusatz
zu Wein lU, 654. 662, zu
Bier HI, 689.
Goabutter III, 200.
Gold n, 146, Golderze II, 146,
Trockene Proben dafür 11,
147. Vorproben II, 147,
SchlämmvorrichtungenU,147,
Ansiedeprobe 11, 148, Tiegel-
probe II, 149, Abtreiben des
Guldischen Bleis II, 151,
Scheidung 11,151, Plattners
quantitative Lötrohrprobe II,
153, Plattners Ghlorations-
verfahren II, 153, Sonstige
Goldextraktionsmethoden H,
154, Nachweis geringer Gold-
mengen n, 155, Koiorimetri-
sche Goldprobe II, 155, Gold
in Goldbädern II, 157, Gold
und Platin aus Lösungen II,
157.
Goldähnliche Legierungen II,
168.
Goldbäder II, 157.
Goldleffierungen II, 158. 167,
Scheidung mittels Salpeter-
säure, Quartation II, 158,
Vorproben für kupferhaltige
Legierungen II, 158, Strich-
probe II, 158, für kupfer-
haltige Legierungen 11, 159,
Hauptprobe II, 160, Röllchen-
probe II, 160, Verbesserung
von Bock II, 164, Einfluß
der Platinmetalle II, 164,
Güddisch-Probe (Staubprobe)
II, 165, Quartation mit Kad-
mium ir, 166, Goldamalgam
II, 167. ^
Goldorange Hl, 996.
Goldsalze U, 379.
Goldschwefel III, 332. 340.
Go och -Tiegel 3L 413. II, 319,
400. 402.
Granalienprobe II, 107.
Granatrot II, 816.
Graphit 11, 818, in Eisen 11,
55. 65.
Grenade III, 1081.
Grenadin III, 1081.
Grenat en päte III, 1002.
Grünfutter 11, 461.
Grünspan, krystallisierter II,
374.
Guajakharz III, 283.
Guanophosphate II, 424. 433.
Peruguano etc. II, 431.
Guignetsgrün II, 811.
Guineagrün III, 1037. 1126.
Guinea-Karmin III, 998. 1136.
Güldisches Blei II, 151.
Güldisch-Probe II, 165.
Gummi, arabisches II, 536. 540,
Senegal II, 537, Traganth U,
538, Unterscheidung vonein-
ander und von Dextrin 11,
538, Ersatzgummi 11, 541,
Nachw. in Wein III, 624, Zu-
satz zu Wein III, 653.
Gummiharze III, 265. 285.
Guttapercha UI, 363, Her-
kommen u. Eigenschaften III,
363, Untersuchung III, 364.
Mechanische Verunreinigun-
gen III, 365, Harzgehalt III,
365, Erweichungspunkt UI,
366, Chemische Analyse UI,
366.
Haferstärke III, 508.
Hahn des Nitrometers 152.
Hahnröhre zum Abwägen von
Säuren 394.
Haifischöl III, 179. 189. 198.
Halbleinen III, 1224.
Halbwollschwarz III, 1009.
1010. 1146.
Haltbarkeit von Abwässern 874.
Hämatein III, 1186.
Hämatoxylin als Indikator 67,
im Blauholz lü, 1185. 1186.
Hamburger Weiß II, 821.
Hammelfett III, 202.
' Hammelklauenöl III, 198.
Handelsgrade der Soda 458.
Hanf, Nachw. in Papier III, 755,
Unterscheidung von anderen
' Fasern UI, 1219. 1225. 1226,
I durch das Mikroskop III,
! 1238.
Hanföl III, 196.
Hargreaves-Verfahren 417.
Hartblei II, 131. 265. 271.
Härte von Ton waren 605, von
Wasser 775, Bestimmung auf
alkalimetr. Wege 776, durch
Seifenlösung nach Clark
776, 838, Gesamthärte, per-
manente Härte 779. 837. 838.
889. 843. 845, Zulässige
Härte 832.
Härtegrade 775. 837.
Härteskala von Mohs 605.
Hartgummi III, 324, Analyse
Ilf 351.
Hartlot II, 246.
Hartsalz 534.
Härtungskohle II, 55.
Harz (s. a. Kolophonium) für
Ulti'amarinfabriKation II, 834,
Nachweis u. Bestimmung in
Schmierölen III, 119, unver-
1280
Sachregister.
seif bare Anteile m, 122, in
emalgierbaren Mineralölen
in, 149, in Kantschnk IQ,
B17, in Gattaperoha DI, 364.
Harzalkohole lU, 278.
Harze, üntersachonc lU, 265,
Harzanalyse, Meuioden HI,
266, Definitionen der Säore-
zahl, Yerseifungszahl etc. UF,
268, Bestimmung der Säare-
zahl ni, 270, Bestimmung der
Esterzahl HI, 272, Bestim-
manffder Yerseifungszahl HI,
272, Bestimmang yon Wasser
und Asche HI, 273, Bestim-
mang des alkohollöslichen
Anteils III, 274, im Extrak-
tionsapparat 274, darch Os-
mose 274, alkoholunlöslicher
Anteil III, 275, von anderen
Lösangsmitteln Aufgenom-
menes III, 274, Best, des
spezif. Gewichts HI, 276,
Best. d. Cinnameins etc. im
Perubalsam IH, 276, Grenz-
werte u. Anforderungen HI,
279. 280.
Harzleim in Papier III, 758.
Harzöl als Transformatorenöl
ni, 50, Nachweis in Schmier-
ölen (s. a. Harz) IH, 129,
Farbenreaktionen III, 129,
andere Reaktionen III, 129,
quantit. Nachw. in Mineralöl
111, 130. 194. 195.
Harzsäuren, Best, in Seife III,
248, Best, in Harzen HI, 278.
Harzzahl III, 269.
Haselnußöl IH, 196.
Hasenfett III, 202.
Hautpulver III, 699. 717.
Hederichöl III, 196.
Hefe, reife III, 545, Vergärungs-
grad III, 545, mikroskopiscoe
Untersuchung III, 545, Hefe-
zählung III, 545, 8. a. Preß-
hefe.
Hefeugut,UntersuchungIII, .544.
Hefenwein III, 650.
He hn ersehe Zahl HI, 169.
170. 174, Tabelle für Öle,
Fette, Wachse IH, 196-202.
Heizgase, Analyse 213, s. Gene-
ratorgas etc.
Heizöle III, 51.
Heizwert von Gasen (s. Gas-
kalorimeter), Bestimmg. 239.
240. II, 644. 646, von Kohlen
250. II, 548, Best, durch
Elementaranalyse 250, durch
Dulongs Formel 252, II,
548, durch Kalorimeter 253
(s. d.), von Gasöl II, 559.
Helgolandgelb HI, 1013.
Helianthin als Indikator 73, s.
Methylorange; als Farbstoff
HI 994
Helio'trop HI, 1018. 1114.
Helvetiablau IH, 1047. 1104.
Hematine III, 1193.
Hempel-Bnrette 227.
H e r a e u s scher elektrischerOfen
39.
Heringsöl HI, 198.
Hessisch-Bordeauz HI, 1015.
Hessisehbraun HI, 1142.
Hessisch-Brillantpurpur HI,
1015. 1140.
Hessisehgelb HI, 1012. 1122.
Hessischpurpnr UI, 1015, 1138.
Hessischviolett HI, 1018.
Heu H, 461.
Hexabromidprobe für öle und
Fette HL 178.
Hffschtalgin, 202. ^
Hochofenpech II, 795.
Hochofenschlacken H, 30.
Höchster Anthracenprobe 11,764.
HöchsterNeublau HI, 1044.1096.
Hofmanns Violett HI, 1042.
Holländer Weiß II, 821.
Höllenstein H, 378.
Holz, Untersuchung als Brenn-
stoff 244.
Holzgeist als Denaturierungs-
mittel (Amtliche Vorschriften)
III, 551, s. Methylalkohol.
Holzkohle für Explosivstoffe II,
477.
Holzmehl für Explosivstoffe U,
477.
Holzschliff in Papier HI, 753.
756. 757.
Holzstoff 8. Lignin.
Holzteerpech II, 795. III, 69.
Holzteer, Nachweis in Erdöl-
asphalt III, 59.
Homophosphin HI, 1080.
Hopfen III, 670, Hopfensorten
in, 670, Mechanische Prüfung
671, Chemische Bestandteile
671, Bestimmung des Wassers
III, 671, Prüfung auf Schwefe-
lung 671, Bestimmung des
Gerbstoffs 672, der Hopfen-
harze HI, 673, der Bitter-
stoffe III, 673, Asche III, 674.
Hopfenharze IH, 671. 673.
Hopfensurrogate lU, 691.
Hornmehl II, 433.
Humus, Bestimmung im Boden
897.
Hamassäore, freie 907.
Hydrastisextrakt HI, 306.
Hydrastiswuizel III, 303.
Hydraulische Faktoren 718.
HydraolischeEalke 699, AbsIt»
700, Festigkeit 703» Abbist
zeit 704, Yolombesttndigles:
704, künstl. 8.Portlandzemest
Hydraulischer Modcd 705. 71^.
Hydraulische Mörtel 699.
Hydraulische Zuschuß 71''.
Hydrazingelb UI, 1034.
Hydrochinon m, 827.
Hydrosulfitküpe UI, 1157.
Hy drosulfitlösoog zarSxtraktic«£
von Indigo lU, 1157. 1169.
1173, Weitbestunmnng IH
1182.
Hygrometer 921.
Hyoscyamin UI, 806. 807.
Hypochlorite s. Chlorkalk, Be-
stimmung 135. 507, nebes
unterchloriger Säure 517.
Ichthyol HI, 18.
Ilsemannsche Bleiprobe IL
252.
Immedialblau lU, 1085.
Immedialdiiektblau UI, 1065
1116.
Immedial^elb lU, 1084.
Immediabndon UI, lOßö.
Immedialkatechu lU, 1085. 1144.
ImmedialreinbUnlU, 1085.1 1 1^.
ImmedialschwarzUI, 1085. 110^.
1144.
Indalizarin IH, 1073.
Indalizaringrün UI, 1073. 1124.
Indaminblau lU, 1100.
Indanthren UI, 1064. 1112.
Indazin UI, 1075. 1100.
luden n, 756.
Indigblau UI, 1157.
Indigblausch wefels&ureIII,l L>-
Indigenblau lU, 1022.
Indigkarmin III, 1158.
Indigküpen UI, 1168.
Indigo, natürlicher 111, lO^i
1083. 1090. 1155, Handel-
Sorten lU, 1155, asiatischar
UI, 1155, afrikanischer III.
1156, amerikanisoherlU, 113T,
Bestandteile UI, 1157, G^
halt an Indigblau (ladigotiii
lU, 1157, IndigopriLpante
lU, 1158, Ind]X<»vmin Fd.
1158, Wertprüfong m, llT^.
Probefirben UI, 1160. 11^1,
Kolorimetrische PrSfnnff OL
1162,Bestimmunfiiachülz«r
u. a. UI, 1164, KxtraktioD*-
Sachregister.
1281
methode III, 1165, für syn-
thetischen Indigo III, 1167,
Reduktions- (Küpen-) Me-
thoden III, 1168, Zinkküpe
ni, 1169, Hydrosiilfitküpe
UI, 1169. 1172.1175, Vanadin-
küpe 111, 1170, Oxydations-
methoden III, 1176, mit Per-
manganat III, 1176, Kritik
dieser Methoden III, 1179,
Chlorprobe III, 1182, Bestim-
mung auf der Faser III, 1182,
Nachweis auf Wolle III, 1185.
[ndigo, roter III, 1199.
[ndigo, synthetischer III, 1082.
1162. il67. 1180.
[ndigoersatz III, 1193.
[ndigoextrakt III, 1096.
[ndigofarbstofife III, 1082.
[ndigopräparate 111, 1158.
[ndigo pur III, 1083.
[ndigopurpur III, 1159.
[ndigorein III, 1082.
:ndigosalz III, 1082.
[ndigotin III, 1157.
[ndigo-Methode für Bestimmung
der Salpetersäure 789.
[ndigrot 111, 1157.
Indikatoren, Eintluß des Glases
auf 65, Erklärung 65, Ein-
teilung 66,Wirkung auf Säuren
67, auf Basen 68, auf Salze
93, Empfindlichkeit 68, bei
Gegenwart von Alkohol 69,
beim Erwärmen 69. 74. 75,
Theorie 70, Neutraiisations-
punkt, Verschiedenheit b. ver-
schiedenen Indikatoren 72.93,
Tabelle der Basizität für ver-
schiedene 89, Verschiedene 90.
ndirubin lU, 1157.
:n (lischgelb III, 994.
ndochromin UI, 1068.
ndochromogen III, 1068.
ndocyanin fll, 1096. 1098.1102.
ndoin III, 1075.
ndoinblau III, 1100.
ndolblau III, 1104.
ndophenol III, 1066.
ndophor III, 1082.
nduline III, 1077. 1098.
ndulinscharlach III, 1077. 1138.
nsektenwaohs (Chines. Wachs)
111, 202.
D Strumente für Maßanalyse 55.
nversion des Rohrzuckers für
Gewichtsanalyse III, 408, für
polarimetrische Zwecke III,
442, der Stärke III, 496. 520.
nvertzucker III, 401, Allge-
meines über dessen Bestim-
Untersuchungen. 5. Aufl. III.
mung III, 401, Reduktion von
Kupferlösungen III, 401, Feh-
li nasche Lösuns III, 402,
gewichtsanalytische Bestim-
mung geringer Mengen (bis '
1 7o) !• neben Rohrzucker 1
III, 402, Tabellen dafür III, j
405, gewichtsanalytische Be-
stimmung größerer Mengen
I. neben Rohrzucker III, 406,
Tabelle dafür III, 407, Be-
stimmung des Gesamtzuckers
nach Inversion III, 408, Ta-
belle dafür III, 409, roaßana-
lytische Bestimmung III, 410,
Claassens Methode dafür
III, 411, Bestimmung in Dünn-
saft nach Ciaassen III, 436.
437, in Dicksaft III, 442, in
Melasse lU, 460. 461.
Invertzucker (reduzierender
Zucker) in Kolonialzucker III,
488, Tabelle von Winter
für Bestimmung III, 490, Be-
stimmung nach Meißl III,
560, Bestimmung in Wein
m, 611.
Ipecacuhana III, 303.
Irisamin III, 1054.
Irisyiolett III, 1074.
Isatinreaktion auf Thiophene
U, 752.
Isopurpurin III, 1057.
Isosulfocvanally], Best, in Senf-
Öl 111,^384.
Italienisch-Grün III, 1084. 1126.
Jambaöl III, 196.
Janusfarben III, 1010. 1102.
1104. 1118. 1124. 1128. 1140.
Japanfischöl (Japantalg) III,
179. 189. 198. 722.
Japan wachs III, 200.
Jaune Indien III, 994.
Jaune solide III, 1118.
Jenaer Resistenzglas 65. 66.
Jetschwarz III, 1094.
Jod, umsublimiertes 131, Jod,
reines 137.138, Untersuchung
des käuflichen III, 954, Nach-
weisung in Chilisalpeter 306,
in Salpetersäure 331, in
Salpeterlaugen 545, in Kali- ;
Salpeter 547, in Trinkwasser
786, in Luft 933. 951.
Jodäthyl III, 933.
Jodeosin alslndikator 67.68. 91.
Jodgrün III, 1150.
Jodlösung, normale 131, Ur-
prüfung 133, Verwendungen
135.
Jodmethyl HI, 932.
Jodoform , Untersuchung III,
828, zum Denaturieren von
Alkohol m, 556.
Jodometrie 131, Anwendungen
135, Empfindlichkeit 136.
Jodometrische Methoden zur
Einstellung von Normal säuren
105.
Jodsäure zur Urprüfung von
Thiosulfatlösung 139.
Jodsaure Salze im Chilisalpeter
306.
Jodschwarz III, 1008.
Jodviolett m, 1043.
Jodzabl III, 164, Jodzahlen
der Fettsäuren und ihrer
Glyzeride III, 185, der Öle,
Fette und Wachse III, 1%.
198. 200. 202.
Jute in Papier III, 754, Unter-
scheidung von anderen Fasern
ni, 1219. 1225, durch das
Mikroskop III, 1238.
Kabeljauleiberöl III, 198.
Kadmium II, 327, Erze U, 327,
Bestimmung II, 327, Tren-
nung von Zink und anderen
Metallen 11, 328, Unter-
suchung von Erzen u. Han-
delsprodukten II, 328, Ana-
lyse des metallischen II, 329,
der Kadmiumlegierungen II,
330.
Kainit 534. 539.
Kaisergrün II, 807.
Kaiserscharlach III, 1005.
Kaiserschwarz III, 1193.
Kakaobutter UI, 200.
Kakaobuttersurrogate III, 210.
Kali, Best, im Chilisalpeter 309,
Bestimmung, allgemeines 525,
Abscheidung als Kalium-
platinchlorid 525, durch Über-
chlorsäure 527. II, 416 (s. d.),
als Kaliumhydrotartrat 529,
als Alaun 530, auf anderen
Wegen 530, bei Gegenwart
von Schwefelsäure 530. 538.
542. 543. II, 415, Best, in
Düngemitteln II, 413. 440,
Gehalt des Weines an III, 660.
Kalibrieren (s. Eichen).
Kalidüngsalze 544.
Kalilauge als Normallauge 111.
115.
Kalisalpeter 545, Rohstoffe 545,
Zwischenprodukte (Laugen)
545, Abfallsalz 546, Endpro-
dukt 546, als Düngemittel
81
1282
Sachregister.
n, 440, für ExplosivstoflFe,
roher, II, 471, für Explosiv-
stoffe, reiner II, 472.
Kalisalze als Düngemittel II,
440.
Kaliumarseniat als Indikator
beim Titrieren von Chloriden
141. 142.
Ealiumbijodat als Ursubstanz
für Alkalimetrie 105. 108, für
Jodometrie 139.
Kaliumchlorat, Fabrikation 504,
Bestimmung des Chlorats in
den Laugen 505. 518, Ana-
lyse des technischen 522, zur
Urprüfung in der Jodometrie
139, für Zündvaren 11, 520.
Kaliumchromat, normales II,
368, zur Urprüfung in der
Jodometrie 139, als Indikator
beim Titrieren von Chloriden
141.
Kaliumdichromat II, 369. 521.
in, 965.
Kaliumdichromat als Ursub-
stanz für Alkalimetrie 109,
in der Isometrie 139, Prüfung
n. 368. 803.
Kaliumkarbonat neben Natriam-
karbonat 550. 551.
Kaliumnitrat s. Kalisalpeter im
Chilisalpeter 306. 307. 309.
Kaliumperchlorat s. Perchlorate
u. Überchlorsäure.
Kaliumpermanganat, Unters. II,
367, als Reagens s. Chamä-
leon.
Kaliumplatinchlorid, Darstel-
lung 526.
Kaliumplatinchlorid- Methode
525, Abänderungen 530. 531.
532. 533, Ausführung bei
Gegenwart von Schwefelsäure
530. 538. 542. 543, Ausfüh-
rung bei Staßfurter Rohsalzen
534, bei Chlorkalium 540.
Kaliumsulfat, Analyse 542. 543.
Kaliumtetroxalat als Ursubstanz
für Alkalimetrie 107, für
Chamäleonlösung 122.
Kalk, allgemeine Regeln für Be-
stimmung in Sulfat etc. 411,
Trennung von Magnesia 412.
490. 594. 678. 682. 714,
Best, als CaO 412. 594, durch
Titrieren des Oxalats 412.
799, durch indirekte Analyse
neben Magnesia 414, freier,
in Rohsodaschmelze 430, Ge-
samtkalk in Rohsodaschmelze
431, freier, im Ätzkalk 491,
gebrannter 491. 685 (s. Ätz-
kalk), gelöschter 492. 690,
Bestimmung in Mörtel 689,
in Kalksandstein-Gemischen
691, in Wasser 799, in
Knochenphosphaten II, 425,
in Thomasmehl 11, 429, für
Salmiakgeist-Fabrikation II, |
686, Bemessung bei Gas- '
Wasserdestillation II, 687,
Gehalt des Weines an III,
660, als Material für Glas-
fabrikation 640, als Material
für Gerberei HI, 720.
Kalkbrei 687.
Kalk-Kalorimeter 491. 686.
Kalkmilch, Gehaltstabelle 492.
692.
Kalkmörtel 688, Festigkeit 688,
Untersuchung auf Kalkgehalt |
689. i
Kalksaccharat III, 462, Abfall-
lauge davon III, 464.
Kalksandstein-Gemische 691.
Kalkschlamm von kaustischer
Soda 449.
Kalkspat als Ursubstanz für
Alkalimetrie 104.
Kalkstein für Sodafabrikation
427, für Chlorkalk- und
Weldonv erfahren 490, für !
Mörtelindustrie 673, Vor- 1
prnfung 674, Bestimmune i
aes Calciumkarbonats durch I
Calcimeter 674, durch Ti-
trieren 677, vollständige Ana- '
lyse 680, Feuchtigkeit 680, '
Glühverlust 687, Kohlensäure
681, Unzersetztes 682, Kalk
682, Magnesia 683, Schwefel-
säure 684, für Fabrikation
von Calcium karbid II, 706.
Kalorimeter für Grase s. Gas-
kalorimeter, von Fischer
253, von Berthelot, Mah-
ler, Hempel 257, II, 548,
vonKroecker 259, I^ 548,
von Parr 260, für Kalk 491. ,
Kalorimetrisches Pyrometer 1
200, 201. !
Kaltschwarz III, 1085.
Kammergase 335. '
Kammersäure 342. '
Kampfer zum Denaturieren von
Alkohol III, 554, Unter- j
suchung des käuflichen III,
829. I
Kaninchenfett III, 202.
Kaolin 617.
Kapellen für Abtreiben des '
Werkbleis II, 125. !
Kapillarität des Bodens 89u.
Kapoköl m, 196.
Karamel, Nachw. in Wein 111.
628.
Karbazol, Best, im Anthni-ri
n, 769. 770.
Karb&zoigelb III^ 1012. 1121
Karbidkohle II, 55. 66. 69.
Karbidschwarz III, 1027.
Karbolineum II, 791.
Karbolöl, Untersuchnng IL Ti.<.
Karbolsäure 11, 772, Xach«^>
des Phenols II, 772, Prüfür:
der technischen 11, 774. 111.
916, Bestimmang II, TT^l
rohe, Prüfung II, 783, Wrn-
bestimmung II, 783, Nach-
weis in Seife III, 253.
Karbolsäarepräp&rate II, 7S2.
Karbolseife II, 786.
Karbol-Seifenlösungen II, 1>*'
Karbonisierte Laugen 433, 4bc
Karburieroi II, 560.
Karmin III, 1207. 1210.
Karminlack III, 1207.
Karminzinnober II, 818.
Kartoffeln als Fattennitte. II-
462, Best. d. Starkemehl5 :i
m, 495, Best d. StärkemtK >
durch spez. Gewicht IIL 4^
Kartoffelstärke III, 506.
Kartoffelwage III, 502.
Kasein III, 830.
Kaseinleim in Papier HL T'**
Kasseler Braun II, 818.
Kasseler Gelb U, 807^
Kassiakölbchen III, 374.
Kassiaöl lU, 379.
Kastanienextrakt III, ll:'l
1214, als Verfälschung ^ :
Farbholzextiukten III, UM
Katechu III, 289. 1213, präpa-
riertes Iir, 1213.
Katechubraan lll, 1028. ,
Katigenbraun lll, 1085.
Katigenindigo III, 1086. i
Katigenschwarz lU, 1146. _ i
Kanprobe für Teerpech IL T4o
Kauri III, 219.
Kaustische Soda, Fabrik;^: '
448, Rohlange 448, Ai^^
soggte Salze 448, Bodec>a-:
449, Kalkschlamm 449. U:Ji-
del8pn)dakt472, s. Atöua-.^s
Kautschuk, Nachweis LSchiti-r-
ölen III, 134, Rohkaotsc:. t.
Zusammensetzung III, 31 >>
Rohkautschuk , Veninitia -
gungen III, 318, Rofakau:-
schuk, Wertbestimm ong HL
319, nach Schneider lü-
Sachregister.
1283
319, nach Fendler III, 321,
nach Harries III, 321 Be-
stimmung von Schwefe. im
Eautschak III, 324, Be-
stimmane von Kaatschak in
Eaatschiutwaren III, 344, Be-
stimmung des spez. Gewichtes
III, 359.
Kaatschak, valkanisierter III,
323, refirenerierter III, 330.
Eaatschakharze III, 318.
Eautschaklösangen III, 358.
Kaatschukpasten III, 358.
Kautschakpflaster III, 305.
Kaatschakstoffe III, 358.
Kautschukwaren III, 325, Roh-
stoffe für III, 326, Unter-
sachung III, 333, Dorch-
schnittsmaster III, 334, Trock-
nen ÜI, 334, Bestimmung des
Aschengehalts III, 335, des
Gesamtschwefels und der
Mineralbestandteile III, 336,
des an Metalle gebundenen
Schwefels ÜI, 339, d. Eohlen-
säare lU, 340, Extraktion mit
Lösangsmitteln III, 341, Be-
handlung mit alkohol. Kali
(Faktisbest.) III, 341, Be-
stimmanff von Raß, organi-
schen Füllmitteln etc.IU, 343,
von Harzen III, 344, Direkte
Bestimmang des Kautschaks
III, 344, Gesamtanalyse III,
347, nach Henriques III,
348, nach C. 0. Weber III,
349, von Gammischuhen III,
350, von Hartgummi UI, 351,
Bemerkaogen zu den Tabellen
III, 352, Interpretation der
Analjsenwerte III, 355, Prü-
fung auf ihr Verhalten gegen
mechanische Einwirkungen
III, 360, Verhalten gegen
verdünnte Säuren III, 360,
gegen fette öle III, 361, beim
Erwärmen HI, 361, geeen
überhitzten W^asserdampf III,
361, Tragmodul III, 361,
Festigkeit III, 362, Verhalten
gesen hohen Druck und Stoß
II^ 363, Isolierfähigkeit and
Durchschlagsfestigkeit III,
363.
Eeimföhigkeit der Gerste III,
675.
Kermesbeeren, Zusatz zu Wein
ffl, 655.
Kerosin III, 3.
Kerzen, s. Stearinkerzen etc.
Kerzenparaffin III, 53.
Kesselbraun II, 818.
Kesselgase III, 480.
Kesselspeisewasser 837. 880,
Härte 837, Alkalinität 838,
Gesamthärte 839. 843. 845,
Magnesia, Eisen, Eieselsäure,
Chloride 840, Untersuchung
für Reinigung mit Ealk und
Soda 841, Schädlichkeit von
Abwässern für 880.
Kesselstein 880.
Ketonblau III, 1039.
Kienöl, Nachweis in Benzin III,
23.
Kiesabbrände, s. Abbrände.
Kieselgor II, 481.
Kieselsäure, Verhalten zu Indi-
katoren 83. 88, als Material
für Glasfabrikation 634, Be-
stimmang 593. 617. 635. 660.
668. 669. 670. 700. 713. 715.
783, Verhalten zu Alkalien
nach Lunge und Millberg
597, in Wasser 783. 840,
Bestimmung in Eisenerzen
II, 10.
Kieselsäure, sogenannte lösliche
597. 693, gebundene 598,
für Ultramannfabrikation II,
832
Kino in, 1214.
Kirchberger Grün IT, 807.
Kirschbranntwein III, 586.
Kirschkernöl III, 196.
Kirschlorbeerwasser 556.
Kitonrot III, 1132.
Klammern als Visierblenden
57. 59, für GasYolumeter 163.
Klebföhigkeit der StArke III,
516.
Klinker (Zementklinker) 718.
Knallquecksilber II, 502.
Knochenasche II, 425.
Knochenfett III, 202.
Knochenkohle II, 425, III, 473.
Knochenmehle II, 434.
Knochenphosphate II, 425.
Knopfmetall U, 246.
Kobalt, in Eisenerzen, Nachweis
II, 4, Bestimmung II, 21,
Nachweis II, 337, Analyse
des metallischen II, 342, s.
Nickel u. Kobalt.
Kobaltfarben II, 801.
Kobaltgrün II, 810.
Kobalt- Ultramarin II, 801.
Kochen bei der Maßanalyse,
Übelstände 69. 82. 83. 85.
102 113. 143.
Kochenille s. Cochenille.
Kochprobe für Zement 749.
Kochsalz (s. a. Ghlomatrium),
Bezeichnung der Lösungen
402, Spezifisches Gewicht der
Lösungen 403, Analyse 404,
Bestimmung des Wassers
406, Bestimmung von Chlor,
Schwefelsäure etc. 407, dena-
turiertes 409.
Koffein lU, 291. 307.
Kognak III, 587.
Kohle, in Schwarzpulver II, 486
(s. Holzkohle).
Kohlen, Untersuchung 244,
Probenahme 244, Besti mmung
von Wasser 245. 427, von
Asche 245. 428, Koksprobe
247. 427, Charakteristik 247,
für Sodafabrikation 427, Be-
stimmung des Schwefels 248.
428, des Stickstoffs 249. 429,
Untersuchung der Gaskohlen
II, 555 (s. d.).
Kohlenoxyd, Bestimmung 217.
220. 223. 226. 227. 236, H,
665. 566. 569. 572. 575. 584.
597, in Luft 935. 951, schäd-
liche Mengen 951. 952.
Kohlen oxysmfid im Leuchtgas
II, 622.
Kohlensäure, Verhalten gegen:
Methylorange 67. 74. 75,
Lackmus 82. 84. 114, Phenol-
fhtalein 85. 86. 114, andere
ndikatoren 90. 91, Bestim-
mung neben kaust. Alkali 86.
87, Einfluß in Normallaugen
114, Bestimmung im Gas-
volumeter 167. 168, Bestim-
mung nach Lunge u.March-
lewski 171, Bestimmung
neben Chlor 499. 501. 502.
513.521, Gewichtsanalytische
Best. 798, Bestimmung in
Verbrennungsffasen durch
oberflächliche Methoden 214.
215, durch Gasbüretten 217.
218.223. n, 582. 595, durch
Absorptionspipetten II, 563,
in karbonisierten Sodalaugen
436, in Atznatron 474, in
Bikarbonat 477. 478, in Braun-
stein 489, in Kalk 491, in
Kalkstein 674. 681, in Wasser
797, freie 797, gebundene 798,
in Abwässern 873 im Boden
899, in Luft 912, nach
Pettenkofer 912, Schäd-
liche Menge in Luft 951. 952,
in Eisenerzen II, 30, in Roh-
phosphaten II, 423, in Leucht-
gas n, 615, in Gaswasser II,
81* •
1284
Sachregister.
684. 703, in Kautschuk waren
III, 340, in Knochenkohle n.
Scheibler III, 474, in
Satnrationsgasen III, 478, in
Bier m, 689.
Kohlensäure, flüssige des Han-
dels 480.
Kohlensaure Salze, Bestimmung
' neben Atzalkalien 86. 87, in
Kiesen 288, in Blende 292,
in Kautschuk III, 340.
Kohlenstoff in Aluminium II,
357, in Pyriten 288, organi-
scher in Abwässern 870, nach
Degener-König 870, im
Boden 897. 898. 899, freier,
in Steinkohlenteer II, 726. 730.
Kohlenstoff in Eisen, Abschei-
dung durch Weglösen u. Be-
stimmung durch Farbenver-
gleichun^ II, 64, Strichprobe
von Peipers, 11, 64, Ver-
flüchtigen des Eisens u. Ver-
brennung des Rückstandes
n, 64, Probe von Eggertz
II, 66.
Kohlenstoff im Handelsnickel II,
342.
Kohlenstoff in Eisen, Bestim-
mung II, 55, Verschiedene
Arten II, 55, Bestimmung
durch unmittelbare Verbren-
nung auf trocknem Wege
II, 55, auf nassem Wege II,
56, Verfahren von Gorleis
II, 57, Abscheidnng durch
Weglösen von Eisen u. Ver-
brennung des Ruckstandes
ir, 60, Lösen in Kupfersulfat
II, 60, in Kupferchlorid II,
61, Verfahren von Lunge u.
Marchlewski 171, II, 60,
Verbrennung mit Sauerstoff
n, 62, mit Cbromsäure II,
62, Volumetrische Bestim-
mung der Kohlensäure 171.
II, 62, Kolorimetr. Bestim-
mung II, 64. 66.
Kohlenwasserstoffe in Gasen,
Bestimmung 236, Nachweis
in Luft 942, des Steinkohlen-
teers , Farbenreaktionen II,
771.
Kohlenwasserstoffe, schwere,
Bestimmung der gesamten II,
563. 596, der dampfförmigen
(Benzol etc.) II, 564, s. Benzol,
. der gasförmigen (Äthylen etc.)
II, 564, in d er B u n t e b ürette
II, 583, s. Äthylen, Methan,
Benzol.
Kokablätter III, 298.
Kokain III, 298.
Kokain butter III, 200.
Kokainhydrochlorid III, 831.
Kokosnußöle III, 200, Nach-
weis in Butter III, 206, Nach-
weis in Schweinefett etc. III,
209.
Koks 246, für Fabrikation von
Galciumkarbid II, 706, aus
dem Rückstande von der
Mineralöldestillation III, 65,
als Brennstoff für Labora-
torien 39, Koksprobe 247.
427. III, 557, für Pech II,
794.
Kolanüsse III, 290.
Kolanußeitrakt III, 307.
Kolkothar II, 811.
Kollodiumwolle s. Nitrozellu-
lose.
Kölnische Erde II, 818.
Kolonnenapparat für Laborar
torien U, 767.
Kolonialzucker s. Rohrzucker-
industrie.
Kolophonium, Best in Paraffin-
massen III, 73, in Ceresin
m, 73. 240, in Schmierölen
III, 119, Un verseifbare An-
teile III, 122, Konstanten
in, 219, Grenzwerte und An-
forderungen III, 281.
Kolorimeter vonLummerund
Brodhuhn 383, von Stam-
mer III, 25. 84, von Schmid
und Haensch lU, 25, von
Wilson III, 25, für Farb-
stoffe IIT, 988, für Indigo
III, 1163, Beleuchtung für
143.
Kolumbiabraun III, 1142.
Kolumbiaechtrot III, 1138.
Kolumbiagelb III, 1012.
Kolumbiagrün III, 1025.
Kolumbiaschwarz III, 1028.
1106.
Kompensatoren für Druck und
Temperatur bei Gasanalysen
II, 578. 591.
Kompositionskerzen III, 74.
Kompressoröle III, 82.
Kongo III, 1015.
Kongobraun III, 1142.
Kongogelb III, 1012.
Kongo-Korinth III, 1016. 1018.
1114.
Kongoorange III, 1122.
Kongorot III, 1013. 1138, als
Indikator 67. 91. 95.
Kongoviolett III, 1018.
Konsistente Maschinenfette III,
83. 138, Äußere Erscheinun-
gen III, 139, Tropfpunkt III,
139(s.d.), Qualitative Prüfung
III, 142, Quantitotive Be-
stimmung von Fettsäure- HL
143, von Seife III, 144, von
Neutralfett und Mineralöl III,
145, von Wasser III, 145,
Glyzerin III, 146, freiem Kalk
UI, 146, fremden Verun-
reinigungen III, 146, Bei-
spiele ifl, 147.
Kopal III, 219. 281.
Kopiertinten III, 765.
Korallin, gelbes III, 1049. 1150,
rotes III, 1050.
Kombranntwein III, 586.
Kornwage II, 114.
Korrektion für Wägung in Luft
25, beim Eichen von Appa-
raten für Maßanalyse 40
(s. Eichen).
Korrektionstabellen für Eichun-
gen 45. 46. 51. 55. 56.
Kraftfuttermittel U, 447, Wasser,
Fett II, 448, Frischezostand
II, 449, Rohprotein II, 449,
Eiweiß II, 450, Verdauliches
Protein II, 451, Rohfaser II,
453, We ender Methode II,
453, Methode von König II,
454, Asche II, 456, Sand II,
457. 470, Stickstoffreie Ex-
traktstoffe II, 458, Zucker,
Stärke, Dextrin II, 458, Pen-
tosane II, 460, Senföl II, 460.
Kramamethode 268. 379. 421.
Krapp III, 1128. 1212.
Krätzen von Kupfer II, 233,
von Blei II, 272.
Krätzprobe II, 122.
Kräuter III, 299.
Kremserweiß II, 821.
Kreolin II, 786.
Kreosot in Gasöl II, 560.
Kreosotöl II, 790.
Kresole II, 774. 778. HI, 916,
Unterscheidung von Phenol
II, 779, Bestimmung des m-
Kresols ü, 779, Trennung der
isomeren II, 782, Titration
II, 784.
Kresoüngelb IH, 1012, 1122.
Kreuzbeeren III, 1116. 1204.
Kryogenblau III, 1084.
Kryogenbraun III, 1084.
Krystallponceau III, 999. 1130.
Krystallsoda 471.
Krystallviolett HI, 1042. 1098.
Kubaschwarz III, 1030. 1110.
Sachregister.
1285
K agelb aretten 103.
Kngelhahnpipette 395.
Kagelschwimmer 57.
Kümmelöl III, 380.
KuDstschmalz IH, 209.
Kunstseide III, 1238. 1240.
Kunstwolle III, 1236.
Kupellation II, 125. 133.
Kupfer, Bestimmung in Kiesen
286, Daisborger Verfahren
286, in Ab branden von
Schwefelkies 297, im Boden
903, in Eisenerzen, Nachweis
n, 3, Bestimmune II, 22, in
Eisen IT, 87, Elektrolytische
Bestimmung U, 88, 188.
Kupfer II, 182, Kupfererze ü,
182. 214, Hüttenprodukte II,
183. 214, Handelsprodnkte
II, 184, Gewichtsanalytische
Methoden 11, 184, Anflösang i
der Probesubstanzen II, 184,
Schwedische Probe II, 185,
Elektroljtische Kupferbe-
stimmung II, 188, Strom-
quellen U, 189, Apparate II,
192, Ausfahrung der Elektro-
lyse II, 196, Einfluß anderer
Metalle und Metalloide II,
198, Abscheidung des Kupfers
als Sulfor II, 200, durch
Natriumthiosulfat II, 201, als
Rhodanur II, 202, Maßana-
lytische Methoden II, 204,
Titration mit Zinnchlorür nach
Weyl II, 204, mit Cyan-
kalium nach Parkes II, 206, i
nach Steinbeck II, 208, \
mit Rhodanammonium nach
Volhard II, 209, Kolori-
metrische Proben II, 211,
Heines Probe für arme Erze
und Schlacken II, 212, Spezi-
elle Untersuchungsmethoden :
a) für Kupfererze, Steine,
Speisen, Schlacken II, 214,
Schwefelbestimmung darin II,
215, b) für Handelskupfer
(Raffinaden) II, 216, Gesamt-
analyse II, 217, nach Jung-
fer II, 218, nach Hampe
II, 223, Einzelbestimmungen
im Handelskupfer: Kupfer
11, 225, Sauerstoff II, 225,
Schwefel, Phosphor, Arsen
II, 226, Antimon, Wismut H,
227, Zinn, Selen, Tellur II,
230, Schwarzkupfer II, 231,
Zementkupfer II, 233, Kupfer-
aschen, Glühspan, Walzsinter,
Krätzen, Fegsei II, 233,
Phosphorkupfer II, 234, Sili-
ciumkupfer II, 236, Mangan-
kupfer II, 236, Legierungen
mit Gold und Silber II, 248.
Kupferacetat II, 374.
Kupferaschen II, 233.
Kupferbäder II, 249.
Kupferblau III, 1010.
Kupferchlorid II, 373.
Kupferfarben II, 800. 807.
Knpferglimmer II, 230.
Kupferlau^en II, 249.
Kupferlegierungen II, 237.
Kupferlösung zum Titrieren, s.
rehlingsche Lösung.
Kupfemitrat U, 374.
Kupferoxydammoniak III, 1217.
Kupferschwarz UI, 1010.
Kupferstein E, 183. 201. 214.
269.
Kupfervitriol II, 372.
Kürbis kemöl III, 196.
Kurkuma IH,1116, alslndikator
67, 92.
Kurkumapapier 95.
Kurkumein HI, 994.
Knrkumin HI, 1030. 1122.
Knrkupheningelb III, 1033.
liachsrot III, 1015.
Lacke, fette, III, 217.
Lackharze III, 219.
Lackmoid 67. 68. 73. 74.
Lackmoidpapier 95.
Lackmus 65. 66. 67. 68. 70.
73. 76, Beschreibung 80,
Reinigung80, Yerwendung82.
Lackmuspapier 94.
LackmostinKtur 80. 81.
Lacköl III, 218.
Lac-Dye III, 1210.
Lagermetalle II, 241. 242, An-
griff durch Schmieröle UI, 123.
LaKritzensaft, Nachweis in Wein
III, 638.
Laktone lU, 183.
Lampe, zum Abschmelzen von
Gasproben 216, für Brenn-
proben mit Petroleum III, 42.
Lampenöle UI, 3.
Lanacylfarben III, 1005. 1100.
1102.
Lanafuchsin III, 1005, 1134.
Lavendelöl III, 380, zum Dena-
turieren Ton Alkohol III, 557.
Lävulose, Bestimmung III, 561,
in Wein UI, 636, nach
Kjeldahl UI, 637.
Leberöle III, 198.
Leder UI, 719, Hilfsstoffe:
Wasser III, 718, Ätzkalk UI,
719, SchwefelnatrittmUI,719,
Schwefelarsenverbindungen
III, 721, Gerbmaterialien :
Extrakte III, 721, Talg, 722,
Japantalg 722, Tran 722,
Seelöwentran 726, Yaselinöle
726, Moellon, Degras 726,
Alaun 731, Eidotter 731.
Gerbereibetrieb s. d., Unter-
suchung des Leders UI, 737
(Probenahme 737, Unter-
suchung des lohgaren Leders
738, Bestimmung von Wasser
738, von Asche, Fett, Aus-
waschverlust 739, der Haut-
substanz und des gebundenen
Gerbstoffs 740, Rendements-
zahl und Durchgerbungszahl
741, Bestimmung des Zucker-
gehaltes 742 , Bestimmung
von Schwefelsäure und Kalk
743, Spez. Gewicht UI, 745,
Art der Gerbung UI, 745,
Prüfung auf Durchgerbung
(Essigsäureprobe) III, 745, auf
Haltbarkeit 746, auf Wasser-
aufnahme 746, Sämischleder
III, 747, Chromgares Leder
III, 747 (Bestimmung des
Ghromoxydgehaltes 747, des
Tonerdegehaites 748, von
Schwefelsäure, Alkalien,Chlor
748, von Fett und freiem
Schwefel 749, von Haut-
substanz 749).
Lederbrann III, 1028. 1080.
Ledergelb 1081.
Ledermehl II, 433.
Lehner-Seide III, 1240. 1243.
Leichtöl von Steinkohlenteer
II, 735.
Leim U, 523, Untersuchung
nach Kißling, II, 524,
Bindekraft II, 529. 534, Fett-
gehalt U, 530, Untersuchung
von Tafelleim U, 532, Nach-
weis in Schmierölen UI, 134,
in Papier III, 758.
Leimfestigkeit des Papiers UI,
758.
Leimkalk II, 425.
Leinen, Nachweis in Papier
III, 754, Unterscheidung von
Baumwolle lU, 1223, von
dieser und anderen Fasern III,
1219. 1226, Mikroskopische
Prüfung III, 1238.
Leindotteröl III, 196.
Leinöl UI, 179. 189. 196. 213,
gekochtes III, 212, oxydiertes
III, 221.
1286
Sachregister.
Leinöle, polymerisierte III, 211.
LeioölfarbeD III, 217.
Leinölfirnis HI, 212. 215. 216.
Lemongrasöl III, 380.
Lesmahagow- Kohle II, 834.
Letternmetall II, 270. 271.
Leuchtgas (s. Gasfabrikation) II,
562, Zasammensetzung 11,562,
Berechnung der Analyse in
der Bnntebürette II, 587,
Spez. Gewicht II, 637, Licht-
messung II, 651 (s. d.), Leucht-
kraft II, 657, 658, Flächen-
helligkeit U, 659.
Leuchtgasbestandteile in Ab-
wässern 874.
Leuchtöl in, 1.
Leuchtpetroleum III, 3. 24,
Äußere Erscheinungen 111,24,
Farbe 111,24, Kolonmetrische
Untersuchung III, 25, Russi-
sche Vorschriften III, 27,
Tabellen dafür m, 28. 29,
Spezifisches Gewicht m, 30,
Viskosität m, 30, Flamm-
punkt III, 31, Brennpunkt in,
37, Fraktionierte Destillation
im £ n g 1 e r sehen Apparat III,
37, Proben HI, 38, Schwefel-
f [ehalt 111,38, Säuerungsprobe
II, 40, Säurebestimmung III,
41, Prüfung auf naphthen-
saure und sulfosanre Salze
III, 41, Aschengehalt III, 41,
Gehalt an Karbüren III, 42,
Brechen III, 42, Brennprobe
III, 42, Leuchtwertbestim-
mung in, 42.
Lichtbeständiekeit (Lichtecht-
heit) Yon rastellfarben II,
830, von organischen Farb-
stoffen III, 986.
Lichtgrün IH, 1037. 1124. 1126.
Lichtmessung II, 651, Lichtein-
heiten n, 651, Normalkerzen
II, 651, Amylacetatlampe U,
652, Photometer II, 653 (s.d.),
für Petroleum III, 43.
Lignin III, 1217. 1220.
Ligroin III, 3. 12. 19, s. Benzin.
Liköre, s. Branntwein.
Lingleberöl III, 198.
Linoleum III, 221.
Linoleumzement III, 221.
Linolöl III, 380.
Linoxyn III, 221.
L i n t n e r sehe Druckflasche III,
521.
Liter, wahres oder metrisches,
41. 42. 43. 51. 53, Mohr-
sches 42. 43. 47. 51.
Lithographenfimisse III, 211.
Litho&ot ni, 997.
Lithopon II, 824.
Liverpool test 458.
Logarithmische Rechentafeln
a)7.
LokomotiTöle m, 82.
Lorbeeröl III, 200.
Luft 909, Bestondteile 909, Be-
stimmung von Sauerstoff 910^
Kohlensäure 912, Stickstoff
919, Wasserdampf 919, Allge-
meines über Bestimmung von
Spuren anderer Substanzen
922, Wasserstoffsuperoxyd
923, Ozon 925, Ammoniak,
albuminoides Ammoniak 926,
Anilin 927, Salpetrige und
Salpetersäure 928, Schweflige
Säure 929, Schwefelwasser-
stoff 930, Mercaptan 930,
Schwefelkohlenstoff 931,
Phosphorwasserstoff 932, Ar-
senwasserstoff 932, Chlor und
Brom 933, Jod 933, Chlor-
wasserstoff 933, Phosphor-
trichlorid 934, Fluorwassei^
Stoff 934, Quecksilberdampf
934, Kohlenoxyd 935, Cyan
und Cyanwasserstoff 942,
Kohlenwasserstoffe: Methan,
Äthylen, Acetylen, Benzin,
Benzol 942, Atherdampf 944, |
Organische Substanzen 944,
Staub 946. 953, Ranch and
Ruß 947, Tabakrsuch 949,
Beurteilung der darin nach- 1
gewiesenen Gase 950, Schäd- |
nche Konzentrationen 951. i
952, Staubmengen in Luft 953.
Luft, Korrektion für Wägung
in 25, s. a. Eichung.
Luftpyrometer 197. §00.
Luftströme, Geschwindigkeit, s.
Anemometer.
Lysol n, 786.
Maclurin III, 1203.
Magdalarot III, 1076.
Magnalium II, 361.
Magnesia, Bestimmung (allgem.
Regeln und Trennung von
Kalk) 412. 414. 595. 683. 714.
799, in Zement 716, in Wasser
799. 840. 844, Bestimmung
in Staßfurter Salzen 537. 541,
titrimetrische Bestimmung
neben Kalk nach Newberry
678, Einfluß bei der Härte-
bestimmung mit Seifenlösnng
778. i
Magnesiazement 707.
Magnesium, Legierung mit Ah-
miniom II, 361.
Magnesiumchlorid, Bestimma!:;
in Salz 408, Bestimmunf r
Staßfurter Salzen 537. Ml.
in Kesselspeisewasser 840.
Magnesinmpyrophosphat, Zer-
setzung II, 398.
Magnetkies, Unterscfaeidong r< i
Schwefelkies 289.
Mahnabntter III, 200.
Maischen m, 532, Verzackeit
(süße) Maische IH, 532, q Op-
tative Prüfung mit JodJdsuii:
m, 532, auf anaofgeschlossen-
Stärke und Zerkleinerung d»-
Materials III, 533, qoantits-
tive Prüfung anf onaa%)?-
schlossene Starke III, 533.
saccharometriscliePrüfnnirn '.
534, Bestimmung von M;».-
tose nnd Dextrin Ol, &^.
Dextrosequotient III, 537, Be-
stimmung der Säore HL 537.
Veiigorene (reife) Maische UL
538, qualitative Prüfung &&:
Diastaise III, 538, mikr«-
skopische üntersnchong III.
539, Prüfung auf Vergänuig«-
grad m, ^9, Beetimmon^
von Maltose nnd Dextrin IH.
541, von Säure III, 512, roz
Alkohol m, 542, von Trebeni
III, 543, von Stickstoff Ol.
543, Yei^orene Melassen&i-
sehen III, 543.
Maisöl lU, 179, 196.
Maisstärke m, 509.
Makassaröl HI, 200.
Malabartalg lU, 200.
Malachitgrün III, 1035. 10^
1126.
Maltose, Bestimmung in soßen
Maischen m, 537, Bestim-
mung in reifen MaischeD IH.
541, Bestimmung nach W^ic
ni, 560, in Bier III, SS-^.
Malz för Spiritnsfabrikatioa
m, 526, Grünmalz m, 527,
Verflüssigende n. verznckero-
de Kraftin, 528, Bestimmnoi:
der Säure 111,580, des Wassers
III, 530, Darrmalz Ul 531.
678, für Brauerei III, 67s.
Mechanische Untersachan/
auf Gewicht etc. 678, Cii^
mische Untersuchung 679.
Wasser 679, Extraktgebait
679, (Bestimmung nach Bai-
1 i n g680,TabeUe681), Zucker-
Sachregister.
1287
gehalt 684, Farbe der Würze
()85, Andere Prüfangen 685,
Farbmalz III, 685.
Mancbesterbraun III, 992.
Manchestei^elb III, 989.
Mandarin fll, 996.
Mandelöl III, 179. 196.
Mangan, Vol ametrische Bestim-
mung in Erzen II, 39, in Eisen
n, 69, nach Volhard-Wolff
II, 39. 70, Abänderangen des
^Verfahrens II, 42, Kalium-
chloratyerfahren von H a m jp e
und Ukena n, 71, Persalmt-
verfabren von v. Knorre 11,
73, andere vol ametrische Ver-
fahren II, 74, Kolorimetrisches
Verfahren II, 75, Bestimmung
im Weldon- Schlamm 493,
Bestimmung im Boden 895,
Nachweis in Eisenerzen II, 2,
Trennung von Eisen und Alu-
minium n, 12, durch Acetat-
yerfahren II, 12, durch Am-
moniumkarbonat II, 14, durch
Ammoniamsulfat II, 15, durch
Zinkoxyd II, 15, durch Äther-
Terfahren II, 16, Fällung als
Mangandioxyd II, 16, Scuwe-
felmangan U, 18, Mangan-
ammoniumphosphat II, 18.
Mangandioxyd, Absatz aus Gha-
mäleonlösungen 119.
Mangankupfer II, 237.
Manganoxalat zurUrprüfung von
Chamäleon 122.
Mangansalze U, 367.
Mannit, Nachweis in Wein III,
638, Vorkommen in Wein III,
659.
Manometer 186, s. Druckmesser.
Margarine HI, 206, 209.
Marineblau III, 1096.
Maripafett III, 200.
Mark der Zuckerrüben III, 399.
Martiusgelb III, 989.
Maschinenschmieröle III, 4. 82,
s. Mineralschmieröle etc.
Maßanalyse 89, Geschichtliches
8. 39, GeMe für 40, Notwen-
digkeit der Eontrolle 40, Amt-
liche Eichung 41, Einheit da-
für 41, Instrumente für 55
(s. Eichen), Allgemeines über
142, Beleuchtung für 142.
Mastix III, 219. 283.
Masut III, 4. 51.
Meerschwein trän III, 198.
Meidinger-Elemente II, 189.
190.
MekoDggelb III, 1024.
Melaminblau III, 1070.
Melanogenblau III, 1084. 1116.
Melantherin III, 1114.
Melasse lU, 458, Spez. Gewicht
III, 458, Zuckergehalt III,
460. 523, Wasser bezw. Nicht-
zucker III, 461, Asche m,
461, Alkalitat m, 462, Pro-
dukte der Verarbeitung von
Melasse s. Ealksaccnarat,
Strontianverfahren. Gär&hig-
keit in, 524, als VerMschung
von Farbholzextrakten III,
1190.
Melassefutter II, 462. III, 471.
Melassenmaische, yergorene III,
524.
Meldolablau III, 1070. 1104.
Melogenblau III, 1023.
Menhadenöl III, 198.
Meniskus 43. 48. 53. 56. 57.
59. 177.
Mennige als Material für Glas-
fabrikation 640, als Farbstoff
n, 813. 814.
Menschenhaar III, 1238.
Mercaptan in Luft 931.
Mercerisierte Baumwolle III,
1239.
Mergel, Bestimmun g der Kohlen-
säure 174, Untersuchung nach
Lunge und Schochor-
Tscherny 703.
Messing II, 246.
Metachromgelb III, 1118.
Metalle, außer Eisen II, 104,
Vorbereitung der Erzproben
II, 104, Probenahme II, 107,
Verunreinigung der Probe-
späne II, 112, Abwägen II,
112.
Metalllegierungen für pyro-
metrische Zwecke 197.
Metallseifen III, 253.
Metanilgelb H, 829. III, 993,
1118.
Metapheoylenblau III, 1076.
1100.
Metaphenylendiamin zum Nach-
weis von salpetriger Säure 794.
Meteor (Öl) III, 3.
Methan, Bestimmung in Gas-
geraengen 231. II, 569. 572.
573. 575. 586. 590. 597, im
Trinkwasser 817. 822, in
Luft 942.
Methylalkohol (Holzgeist), rei-
ner, zum Denaturieren von
Alkohol III, 555, Nachweis
in Branntwein III, 583, Unter-
suchung des käuflichen III,
832. 931, Quantitative Be-
stimmung im Formaldehyd
III, 948, Tabellen der spez.
Gewichte III, 833. 951. 962.
Methylanilin III, 904.
Methylanthracen II, 767.
Methylbromid III, 932.
Methylchlorid III, 932.
Methyldiphenylamin III, 909.
Methylenblau III, 1067. 1100.
Methylengrün III, 1069.
Methylgrün III, 1042.
Methyljodid UI, 932.
Methylorange als Farbstoff HI,
994. 1118, als Indikator 65.
66. 67. 68. 70. 71. 72, Be-
schreibung 72, Billigkeit 73,
Stärke der Lösungen 74, in
der Kälte anzuwenden 74. 76,
Farbenänderung 74, Anwen-
dung bei künstlicher Be-
leucntung 76, Verhalten gegen
Metallsalze 76. 77, Basen 76,
Schwefelwasserstoff 77, orga-
nische Basen 77, Kohlensäure
67. 74. 75, schwache Säuren
76, organische Säuren 77,
schweflige Säure u. Phosphor-
säure 78, salpetrige Säure 78,
Tonerde 79, Verwendung zu-
sammen mit Phenolphtalein
79. 87.
Methylorangepapier 95.
Methylrosanilin III, 1050.
Methylviolett II, 830. III, 1041.
1098. 1150.
Methylzahl III, 278.
Mikadofarben III, 1030. 1142.
Mikadoorange LH, 1122.
Mikroskopische Untersuchung
des Wassers 825, von Ab-
wässern 876, des Bodens 899.
Milchsäure, Nachweis in Wein
III, 630, Zusatz zu Wein III,
652, Untersuchung der käuf-
lichen ni, 835.
Milien sches Reagens 866. 11,
773.
Mimosa HI, 1032. 1122.
Mineralboden s. Bodenanalyse.
Mineralfarben II, 797.
Mineralgrün II, 810.
Mineralöle III, 1, s. Mineral-
schmieröle, Petroleum etc.,
wasserlösliche oder emulgier-
bare III, 147, Nachweis in
Fetten u. Ölen III, 194, in
ätherischen Ölen III, 376, als
Gerbmaterial III, 726, zum
Brennen in Laboratoriums-
öfen 39.
1288
Sachregister.
Mioeralphosphate II, 423.
Mineralfiäaren Id Essig III, 591.
592.
Mineralschmieröle III, 81, emal-
gier bare (wasserlösliche) III,
83, Untersuchung: äußere
Erscheinungen III, 84, Farbe
III, 84, Konsistenz III, 85,
mechanische Verunreinigen-
sen III, 85, spez. Gewicht
in, 85, Aräometer für Öle
HI, 86, Pyknometer UI, 87,
Tabelle der spez. Gewichte
verschiedener Öle III, 88,
Alkoholschwimmmethode III,
88, Ausdehnungskoeffizienten
m, 89, Zähflüssigkeit III, 92,
Yiskosimeter von Engler
m, 92. 93 (s. d.), Verhalten
in der Kälte III, 100, Ver-
dampf barkeit III, 106. 107,
Flammpunkt III, 106. 109,
nach Pensky-Martens III,
109, nach Abel III, 111, im
offenen Tiegel III, 111, Ver-
gleichung der Resultate III,
113, Brennpunkt III, 113,
Destillationsprobe u. Siede-
punktsbestimmung UI, 114,
optische Prüfungen III, 114,
optische Drehung III, 114,
chemische Prüfungen III, 115,
Säuregehalt u. freies Alkali
III, 115, Gehalt an Harz IH,
119, Verharzungs vermögen in
dünner Schicht III, 123, An-
griffsvermögen auf Lager-
metalle III, 123, Wassergehalt
III, 124, Asche III, 125, Ge-
halt an Seife III, 126, an
fettem öl III, 127, Gehalt an
fremden, unvorseif baren Ölen
u. Teeren III, 129, Harzöle
III, 129, Teere III, 132, Ge-
halt an Kautschuk III, 132,
Gehalt an Entscheinungs-
mitteln und Parfümierungs-
Stoffen HI, 133, an Leim III,
134, an suspendierten Stoffen
III, 135, an Asphalt u. Paraffin
HI, 135, an Ceresin HI, 136,
Rafflnationsgrad III, 136,
Mischungen mit fetten Ölen
HI, 137.
Mineralweiß II, 826.
Mischgas 233.
Mischsäuren 332.
Mitisgrün II, 807.
Mittelöl von der Steinkohlen-
teerdestillatioQ H, 739.
Mkdnyifett III, 200.
Mocayaöl HI, 200.
MoeUon III, 726.
Mohnöl III, 179. 196.
Mohrsches Liter 42. 43. 47.
51.
Mohrsches Salz 126.
Molybdän H, 86. 353. 354.
Molybdän erze II, 353.
Molybdän lösung für Phosphor-
bestimmung II, 236. 395.
408.
Molybdän methode z. Phosphor-
sänrefallung II, 25.
Molybdänstahl II, 86.
Monazitsand II, 362.
Montanwachs IH, 75.
Montpellier-Gelb II, 807.
Moorboden 904, s. Bodenana-
lyse.
Morin m, 1203.
Morphin UI, 292, 313, Unter-
suchung des käuflichen III,
837.
Mörser 20.
Mörtel 8. Kalkmörtel etc.
Mörtelindustrie 673.
Mörtelmischer 696. 731.
Mowrahsamenfett IH, 200.
Muffeln 35.
Muffelöfen II, 117. 118.
Müncke-Brenner 35.
Mungo III, 1236.
Muntz-Metall H, 246.
I Muscarin HI, 1070. 1104.
Musivgold II, 828.
Mnskatbntter III, 200.
Muskatnußöl IH, 380.
Mutterkorn III, 293.
Mutterlaugen von Salinen 403.
404, der Sodafabrikation 437.
Myrrha IH, 286.
Myrtenwachs UI, 200.
ITachtblau HI, 1047. 1100.
Nährgelatine 826.
Naphtha s. Mineralöle, Benzin
etc.
Naphthazarin III, 1065.
Naphthalin, Best, in Leuchtgas
II, 634, Mittelöl II, 739,
Karbolöl II, 742, Phenolen
II, 776, Untersuchung II, 742.
762. III, 882, Bestimmung II,
762.
Naphthalinfarbstoffe IIT, 1065.
Naphthalingrün III, 1049. 1126.
Naphthalinrosa HI, 1076. 1150.
Naphthamingelb III, 1122.
Naphthaminindigo III, 1112.
Naphthaminorauffe UI, 1122.
Naphthamintiefblau III, 1112.
Naphthazinblan III, 1076. ICn-
Naphthene III, 5. 6.
Naphthindon II I. 1075.
NaphthioDsänre HL 922.
Naphthogenblau III, 1114.
Naphthole IH, 839. 917, Uni-r
Scheidung von «c- a. ß-Sz\ i
thol HI, 918, Bestimmst
HI, 919.
Naphtholgelb II, 829. III, \^^
1118.
Naphtholgrän III, 1066. 1121.
Naph thol orange a UI, 99lx i
HI, 996.
Naphtholschwarz III, lOOT.
1092.
Naphtholsnlfosäaren IH, 923
Naphthylamin o. Salfuiilsiurv
als Reagens für salpetrij^
Säure 364. 365. 795, z^r
kolorimetrischen Bestimmaoj
derselben 382.
Naphthylamine HI, 910.
Naphthylaminbraan HI, 1143.
Naphthylamingelb HI, 989.
Naphthylaminindigo lU. I(t30.
Naphthylaminschwarz HL 10D>,
1092.
Naphthylaminsnlfoeänren UI.
923.
Naphthylamintiefblan lU, lO^X
Naphthylblau HI, 1019. IIW*.
Naphthylcnrot HI, 1015- U4lk
Naphthylphenylamin HL 912.
Naphthylviolett IH, 1098.
Nässe-Probe in Erzen II, lOK.
Natrium als Ursnb&t&nz for
Alkalimetrie 101, im Ale-
minium des Ebmdels IL 357.
Natriamaluminat 79. 629.
Natriumbikarbonat als Urs&>-
stanz für Acidimetrie £^.
Untersuchung des käafliebes
475.
Natriumbromat zur Urprüfor^
in der Jodometrie 139.
Natriumchromat II, 369.
Natriumdichromat H, 370. HL,
965.
Natriumhydroxyd s. Ätznatron.
Natriumkarbonat als Ursobstanz
für Acidimetrie 98. 102. 115,
für Chamäleoneinstellang 121.
Natriumnitrit HI, 963.
Natriumoxalat als Ursubst&DZ
für Alkalimetrie 101, ^
Chamäleonlösong 122. II. o5.
Natriumpermanganat IL 36^.
Natrinmstannat H, 878.
Natriumsulfat, Best in Salz 4l^«
techn. Sulfat 414. 415.
Sachregister.
1289
*Hatriiimsulfit, Titrierang 132.
134. 135, zur UrprafuDg von
JodlüsuDg 133, s. Sulfite.
«fatriumsuperoxyd III, 955.
■^atriamthiosulfat, reineä 136,
NormallösuDg desselben 137,
Haltbarkeit 140.
Satron im Sodarückstand 443,
im Ealkschlamm 449, im
Natriumalaminat 629, in Ton-
erde des Handels 631, ge-
samtes in Sulfat 415, Gebalt
des Weines an III, 660.
^atronbaumwolle III, 1239.
S^iitronlauge als Normaliauge
111, 112, 8. Normal laugen,
zum Denaturieren y. Alkohol
III, 557.
^aturasphalt, Nachw. in Petro-
leumasphalt III, 61.
S'elkenöl III, 380.
S^eroliöl HI, 382.
Serolschwarz HI, 1009. 1094.
S^ e ß 1 e r sches Reagens 801. 802.
806. 926.
S^eublau, Höchster III, 1044.
S"eu-Coccein III, 999.
Seudruckschwarz 111, 1194.
S^eufuchsin III, 1041. 1138.
^eumethylenblau III, 1068,
1070. 1104.
S^eupatentblau III, 1038. 1100.
S'euphosphin III, 995. 1120.
S'eurot in, 1005.
N^eusilber II, 315. 342.
S^eusolidgrün III, 1036.
Seutralbiau III, 1100.
^seutrale Zone der Verbren-
nungsgase 11, 550, 551.
S^eutralfarbe bei Methylorange
75.
^ieutralgrau III, 1076. 1106.
S^eutralisation von saurem Bier
III, 690.
N^eutralisationspnnkt Yon Indi-
katoren 72, Ungleichheit des-
selben 72, bei Methylorange
74.
Neutralisation szahlen für Öle,
Fette, Wachse HI, 197—203,
für Fettofturen III, 183.
N'eutralrot III, 1073.
Keutralsalze, Wirkung auf Indi-
katoren 69.
Neuviktoriablan III, 1047.
Neutralviolett III, 1073.
Neuwieder Grün II, 807.
Nickel, in Eisenerzen, Nachweis,
II, 4, Bestimmung II, 21, in
Eisen und Nickelstahl, Be-
stimmung II, 76, elektrolyti-
sche II, 77, Nachweis II, 337,
Nickel des Handels II, 340,
Nickellegierungen II, 342,
Nickel kupferstein 6 II , 338,
Nickelschlacken II, 339, s.
Nickel und Kobalt.
Nickel und Kobalt II, 330, Erze
II, 331, Trennung v. anderen
Metallen und gemeinsame
Abscheidung II, 331, durch
Elektrolyse U, 333, durch die
Äthermethode von Rothe
II, 334, andere Methoden II,
335, Trennung von Nickel
und Kobalt durch Kalium-
nitrit II, 336, durch Nitroso-
^-Naphthol II, 336, spezielle
Methoden für Erze und
Speisen U, 337.
Nickelbäder 11, 344.
Nickelin II, 342.
Nickellegierungen II, 344.
Nickellösung, ammoniakalische
III, 1217.
Nickeloxyd als Färbmittel für
Glas 643.
Niederschläge, Trocknen 33,
Glühen 33. 34.
Nigrisin III, 1104.
Nigrosaline III, 1193.
Nigrosine III, 1077. 1098. 1102.
Nikotin, Nachweis in Tabaks-
rauch 949. 950.
Nilblau ni, 1070. 1100.
Nitranilin III, 915.
Nitrate s. Chilisalpeter und
Kalisalpeter, Methoden zur
Bestimmung, Aufzählung 309,
Methode von Ulsch 311, II,
388, Bestimmung in Lunge s
Nitrometer 154. 316, nach
Schlös'ing-Grandeau-
Wagner 818, II, 387, nach
der Chromat- oder Quarz-
glühmethode 319.
Nitrite, Analyse im Nitrometer
154, durch Chamäleon III, 963.
Nitrobenzol, Nachweis in Luft
951, Eigenschaften and Unter-
suchung ni, 883.
Nitroglyzerin , Analyse 154,
Untersuchung als Sprengstoff
II, 493, Abfallsäuren von 333.
Nitrokörper als Farbstoffe III,
989.
Nitrometer 150, Anwendungen
157.
Nitrometer für Salpeter 154.
316, II, 391, mit Anhänge-
fläschchen 156, mit Schüttel-
gefaß 164. 316.
Nitrometer-Methoden, zur Titer-
stellung von Chamäleon 127,
zur Analyse von Nitrose 152.
346, von Nitraten, Nitriten,
Dynamit, Nitrozellulose etc.
154. 164. 316. 319, II, 488,
für andere Fälle 157.
Nitronaphthalin, Nachweis in
Schmierölen III, 133, Eigen-
schaften III, 885.
Nitrophenin III, 1033.
Nitrose, Analyse im Nitrometer
152. 346, in Kammersäuren
842, Analyse durch Chamä-
leon 344.
Nitrosit-Methode für Kautschuk-
analyse III, 321. 344.
Nitrotoluol III, 884.
Nitrozellulose, Analyse 154,
Untersuchung als Explosiv-
stoff II, 486, lösliche II, 492,
Stabilitätsproben II, 508. 510.
512. 513, Abfallsäuren von
333.
Niveaurohr 152. 158. 160.
Noir reduit III, 1193.
Noir Vidal III, 1083.
Nopalin ni, 1052.
Normalalkali s. Normallaugen.
Normaljodlösung 131.
Normalkerzen 11, 651. 653.
Normallaugen 111, kohlensäure-
freie 113, Aufbewahrung 113,
Verwendung in Büretten 114,
Einfluß der Kohlensäure 114,
Wirkungswert 116.
Normallösungen, Anwendung
von verdünnten 68. 75, immer
mit demselben Indikator zu
brauchen 72, ^Allgemeines 95,
Stellen nach Äquivalenten 96.
Korrektion für Temperatur 54.
Vorratsflaschen für 62.
Normalozalsäure 98. 110.
Normalsalpetersäure 98.
Normalsalzsäure 98. 102.
Normalsäuren 97. 104. 106.
Einstellung auf gasvolume-
trischem Wege 105. 106,
durch spez. Gew. 106, Stärke
109, Wirkungswert 110, Auf-
bewahrung im Laboratorium
110.
Normalschwefelsäure 97.
Normalsand 696. 725.
Normaltemperatur beim Eichen
43. 44, Tabellen dafür 45. 46.
Normaltinten III, 766, Grund-
sätze für amtliche Tinten-
prüfung III, 766, Klassifi-
zierung III, 766,Verwendung8-
1290
Sachregister.
art III, 767, Vorschriften bei
AasscbreibuDffen III, 767, An-
forderangen Iil, 767, Prüfung
ni, 783 (8. Tinte), Normalien
III, 793.
Normaltone von Bischof 585.
590.
Nyanzaschwarz III, 1020. 1094.
Obaöl III, 200.
Obstbranotwein III, 587.
Obstmost u. Obstwein IIT, 663,
Zusatz zu Traubenwein III,
653. 663.
Ochsenklauenöl III, 198.
Öfen für Erzproben 11, 107.
108. 109. 124, für Silber-
proben II, 117. 118.
Ofen betrieb für Gasfabrikation
ir, 547, Untersuchung des
festen Brennstoffes I^ 548,
der Generatorgase II, 548,
Retortenbetrieb II, 549, Tem-
peraturmessung II, 552, Zug-
messung II, 553, Brennstoff-
verbrauch II, 554, Wärme-
Terlust n, 554.
Ökonometer III, 480.
öle, ätherische s. Ätherische öle.
öle, Fette und Wachse, Syste-
matik III, 151, Untersuchung
III, 151, Physikal. Methoden
ni, 152, Best, des spez. Gew.
in, 153, des Schmelz- und
Erstarrungspunktes III, 154,
des Brechungsvermögens III,
155, der Yiskosit&t III, 161,
der Löslichkeit III, 161, des
optischen Drehungsvermö-
gens III, 162, Chemische
Methoden III, 162, Quantita-
tive Methoden III, 162, Eon-
stanten in, 163, Yerseifunes-
zahl(Köttstorfer8cheZahl)
III, 163, Jodzahl nach Hü bl
III, 165, nach Wijs III,
166, Reichert sehe Zahl III,
167, Hehn ersehe Zahl III,
169, Acetylzahl III, 170,
Variabele III, 172, Säurezahl
III, 172, Gehalt an Glyzerin
III, 173, an Un verseif barem
III, 175, Qualitative Proben
III, 176, Obsolete Proben
III, 176, Sauerstoffabsorption
III, 176, Hezabromidprobe
III, 178, Farbenreaktionen
III, 179, Baudouinsche Re-
aktion III, 180, H a 1 p h e n sehe
Reaktion III, 180, Bechi-
sche Reaktion III, 180, Sal-
Eetersäurereaktion in, 181,
liebermann -Storch -Re-
aktion III, 181, Schwefel-
säurereaktion III, 181, Unter-
suchung der Fettsäuren HI,
181 (s. d.), Verseifungszahlen,
Jodzahlen etc., Untersuchung
des Unverseifbaren in, 190,
der natürlich vorkommenden
unverseifbaren Substanzen in
ölen und Fetten lll, 190,
in Wachsen in, 192, Tabellen
der Konstanten für öle, Fette
und Wachse und deren Fett-
säuren in, 196.
öle, oxydierte (geblasene, ver-
dickte) ni, 220.
Öle, sulfonierte III, 222.
Olein ni, 230.
Oleorefiraktometer III, 155.
Oleum 8. Schwefelsäure,
rauchende.
Olgas n, 562.
Olibanum III, 286.
Olivenkemöl III, 196.
Olivenöl III, 179. 196.
Ölkuchen III, 204.
Öllacke UI, 226.
Ölsaten III, 204.
Ölsäure, Bestimmung in, 188.
230.
Opium III, 292.
Opiumextrakt ni, 310.
Optische Proben für Schmier-
öle III, 114, für Fette und
Öle III, 162, optische Pyro-
meter 199, ätherische Öle
III, 369, Zuckerlösangen ni,
401. 425. 442.
Orange I III, 996, n ni, 996.
1118, in III, 994, IV ni,
993, G in, 999. 1118, G T
in, 1118, R III, 1118.
Orangenblütenöl III, 382.
Orceln III, 1197.
Orchelline III, 1199.
Orcin in, 1197.
Orellin lU, 1205.
Organische Substanzen im
Wasser 774, in Abwässern
855. 864. 870. 876, in Luft
944.
Oriolgelb III, 1032. 1122.
Oriean III, 1205.
Orsat- Apparat 56. 170. 221.
224. 336.
Orsat-Fischer-Apparat 221.
Orsat-Lunge- Apparat 224.
OrseUle III, 1128. 1197.
Orseillecerise III, 1132.
Orseilleersatz III, 994. 1132.
Orseüleextrakt IH, 1198, Vfr
ftlsehangen UI, 1199. l^i*
OneUIekarmin III, 1199.
Orseillepräparait« HL 119&
Orseillepurpor III, 1199.
OrseiUerot III, 1132.
Orseilleviolett III, 1198.
Orseillin III, 1132.
Orthocyanin III, 1098.
OrthonitropheJDol als Indikar*
92.
Orthoschwarz HI, 1094.
Osmose-Verfahren far H^n
analyse IQ, 274. 275.
Osmosewässer III, 470.
Ostwalds Eich-Pipette ol. :d.
Oxalsäure, Verisalteo zu Ie> *
katoren 77. 82. 85, als Groc.-
lage der Alk&limetrie ll>>.
Darstellung von ganz rt'vLri
nach Gl. Winkler 106, r-r
Urprufang von Chamäj«^' ".
120, für Wasseranalyse 7^1.
in Wein HI, 656, Cnt-r-
suchung der käaflicben III.
840. 935.
Oxaminblaä UI, 1019. 1112.
Oxaminbraun III, 1144.
Oxaminviolett lU, 101& 1112.
Oxazime IIL 1069.
Oxazone 1069.
Oxyanthrachinon III, 1057.
Oxychinone ni, 1055.
OxydatioDsgrad von Eisen <&
Erzen n, 49.
Oxydiaminorange III, 1025.
Oxydiaminschwars III, llOt^-
1110.
Oxyketon&rbstoffe IQ, 1081.
Oxyphenin III, 1032.
Ozokerit III, 76. 239.
Ozon in Laft 925.
Palatinrot UI, 1032.
Palatinscharlach in, 999. IVW
Palatinschwarz in, 1010. W^
Palladium zur Absorption to::
Wasserstoff 231. H, 5t»7,
zur fraktionierten Verbn?D-
nunff von Gasen 2^. IL 57.'».
znr Reduktion von Fern- zj
Ferroverbindungen 384.
Palmarosaöl in, 382.
Palmkenöl ni, 200
Päonin m, 1050.
Papageigrün II, 807.
Papier in, 750, Bestimma&z
des Aschengehaltes m, t^^^
Reimann sehe AsdieBv:^e
in, 750, mikroskop. Pruforf
der im Papier enthalteaes
Sachregister.
1291
Faserstoffe lü, 751, Vor-
bereitQog des Papiers III, 752,
Holzschliff m, 753, Jute, Holz-
zellalose, Strohzellulose, Es-
partozellulose, Leinen 111,754,
Hanf, Baamwolle IU,755, Be-
urteilung des Verholzungs-
grades III, 756, Verfahren
nach Dr. Klemm 756, makro-
skopische Bestimmung des
Holzschliffs HI, 757, Leim-
festigkeit ni, 758, Harzleim,
Tierleim, Kaseinleim HI, 758,
Stärke 759, Vergilbung III,
759, Literatur III, 760, Pa-
pierprufuDgsanstaltenlll, 761.
Parablau UI, 1078.
Paraffin für Zundwaren, Prü-
fung II, 522, für Kerzen
m, 53. 231, SchmelzDunkts-
bestimmnng UI, 232, Be-
stimmung in Benzolen it 753,
Anthracen H, 771, Roh-
petroleum III, 15, Erdwachs
und Ceresin III, 78. 240,
in Schmierölen III, 135, in
Bienenwachs III, 239.
Paraffinmasse (Paraffinschup-
pen) ans Rohpetroleum III,
52, aus bituminösen Schiefem
HI, 70, aus Braunkohlen teer
III, 72, Schmelz- und Er-
starrungspunkt III, 72, für
Kerzen&brikation IH, 231.
Paraffinkerzen HI, 74. 231.
Paraldehyd IH, 841.
Parallaxe beim Ablesen 57. 58.
59.
Paranitranilinrot HI, 1140.
Paranitrophenol als Indikator
67. 92.
Paranußöl HI, 179. 196.
Paraphenylenblau III, 1078.
1100.
Parfümierungsstoffe für Mineral-
öle III, 133.
Pariserblau II, 797.
Parisergrün II, 807.
Pariser Lack III, 1207.
Pasten III, 314.
Patchouliöl HI, 382.
Patentatlasrot III, 1034.
Patentblau HI, 1037. 1096. 1104.
Patentfustin lü, 1116. 1204.
Patentschwarz UI, 1008.
Pauly-Seide UI, 1241. 1243.
Pech s. Steinkohlenteerpech,
für Ultramarinfabrikation II,
834, für Gummischuhfabri-
kation III, 329.
Pegu-Katechu IH, 290.
Pegubraun III, 1028. 1142.
Penskj - Martens - Apparat
III, 4.
Pentosane in Rohfaser II, 454,
Bestimmung II, 460.
Perchlorat m Chilisalpeter,
Nachweisung 307, in Kali-
salpeter II, 472. 474, Be-
stimmung 320. II, 438. 474.
Periwollblau III, 1102.
Perlweiß 821.
Permanentweiß II, 826.
Permanganat s. Chamäleon.
Persico III, 1128.
Persio UI, 1199.
Persischgelb III, 1001.
Perubalsam III, 276. 280.
Peruguano etc. II, 431.
Petiotisierter Wein lU, 649.
Petroleum, rohes, s. Rohpetro-
leum, russisches, Nomenkla-
tur der Derivate aus lU, 8,
s. Leuchtpetroleum.
Petroleumäther III, 3. 12. 19,
8. Benzin.
Petroleumaspbalt s. Erdöl-
asphalt.
Petroleumkohlenwasserstoffe,
Nachweis und Bestimmung
in Benzol II, 761, s. Erdöl-
asphalt etc.
Petroleumprober von Abel für
Benzin lU, 21, für Leucht-
petroleum in, 31, von
Penskj-Martens III, 35.
44.
Petroleum teer UI, 54, s. Erdöl-
asphalt.
Pfefferminzöl UI, 382.
Pferdefett III, 202.
Pferdefußöl III, 198.
Pfirsichkernöl III, 196.
Pflanzen , Schädliche Mengen
von Gasen für 952.
Pflanzenfarbstoffe, Nachweis in
Rotwein UI, 617.
Pflaster III, 305.
Pflaumenkernöl III, 196.
Phenacetin III, 842.
Phenacetoliu 67.
Phenaminblau III, 1112.
Phenanthren, Bestimmung im
Anthracen U, 768.
Phenetolrot III, 999.
Phenocyanin III, 1072. 1104.
Phenoflavin III, 995. 1120.
Phenole, Bestimmung in Teer-
ölen II, 737, Bestimmung
in Karbolöl II, 740, Nach-
weisung II, 772, Prüfung des
technischen U, 774, Nachweis
in ätherischen ölen UI, 374,
s. Karbolsäure.
Phenolphtalein 65. 66. 67. 68.
69. 70. 71. 73, Gemisch mit
Methyloranee 79, Beschrei-
bung 84, Verwendung 85,
Phenolphtaleinpapier 95.
Phenylchloroform UI, 926.
Phenylenbraun III, 992.
Phenjlendiamin III, 912.
Phenjlnaphthylamin UI, 912.
PhenjInaphthylkarbazolII, 770.
Phloxin m, 1053. 1134.
Phosgen II f, 953.
Phosphate, verschiedeneKlassen
II, 391, Untersuchung der
Rohphosphate II, 423, der
Guanophosphate IL 424, der
Knochenphosphate II, 425,
der präzipitierten Phosphate
U, 425.
Phosphin UI, 1080. 1120.
Phosphor in Kohlen 249, in
Eisen U, 101, in Kupfer II,
226. 234, in Phosphorzinn II,
293. 294, Untersuchung des
weißen II, 515. 516, des
amorphen (roten) II, 516, des
hellroten II, 517, Nachweis von
weißem in Phosphorsesqui-
sulfid II, 542, Nachweis von
weißem in Zündhölzern II,
542, Bestimmung in Calcium-
karbid II, 717. 718,. Bestim-
mung im Acetylen II, 723.
Phosphorbronze ll, 244.
Phosphorite 11,423, Beimischung
zu Knochenmehl II, 435.
Phosphorkupfer U, 234.
Phosphoroxychlorid lU, 962.
Phosphorsänre, Verhalten gegen
Methylorange 78, gegen Lack-
mus 83. 84, gegen Phenol-
phtalein 85, in Schlempen-
kohle 549, in Schlempenpott-
asche 553, in Gläsern 668,
in Wasser 796, in Abwässern
865, in Boden 895, in Eisen-
erzen, Nachweis II, 2, Be-
stimmung II, 25. 44, Bedin-
gungen der Molybdän methode
Tl, 25, Bestimmung in Düng-
mitteln 11,391, Maßanalytische
Bestimmung der unlöslichen
bezw. Gesamtphosphorsäure
II, 393, der wasserlöslichen
Phosphorsäure II, 393, Uran-
lösung II, 394, gewichtsanaly-
tische Bestimmung der un-
löslichen bezw. Gesamtphos-
pborsäure 11, 395, Molybdän-
1292
Sachregister.
methode II, 395. 396, Citrat-
methode II, 399, Verschiedene
Methoden II, 400. 401, Be*
Stimmung als Phosphormolyb-
dänsäureanhydrid II, 401, Be-
stimmung der citratlöslichen
Phosphorsäure II, 403, Be-
stimmung der freien Phos-
phorsäure II, 406. 407, Be-
stimmung der zitronensäare-
löslichen II, 407. 444, citrat-
lüsliche II, 403, nach Peter-
mann II, 404, nach Wagner
II, 404, nach Böttcher 11,
406, in präzip. Phosphaten
II, 425, in Saperphosphaten
II, 426, Bestimmungen für
in ternationalen Großhandel II,
444, Bestimmung in Wein
Ilf, 626, Grenzzahlen lU,
659. 661, freie, Bestimmung
II, 406. 407. 436, unlösliche
bezw. gesamte II, 392. 393.
395. 425. 427. 444, wasser-
lösliche, Bestimmung II, 393.
426. 444, zitronsäurelösliche
II, 407. 428. 444.
Phosphorsesquisulfid 11, 518,
Untersuchung auf weißen
Phosphor n, 542.
Phosphortrichlorid, Nachweis in
Luft 934. 951.
Phosphorwasserstoff in Luft 932.
951.
Phosphorzinn II, 293.
PhotometerII,653,YonBuns6n
II, 654, Normalphotometer
II, 654, Photometerkopf von
Lummer und Brodhun II,
655, Flächenphotometer yon
L. Weber, II, 659.
Photoskopie III, 1152.
Phtalsäure III, 843. 929.
Phytosterin III, 176. 190. 193.
Phytosterin-Ace tatprobe III,
191, 206.
Picenfraktion von Mineralölen
III, 65.
Pikrate als Sprengstoff ü, 499.
Pikrinsäure als Sprengstoff II,
499, als Farbstoff lll, 989.
1118.
Pinksalz U, 378.
Piperin, Nachweis in Brannt-
wein III, 585.
Pipetten, amtliche Eichung 47.
48,Ostwaldsche53,Bleier-
sche 63, Meßpipetten 63, Voll-
pipetten 63, selbsteinstellende
mit Überlauf 64, zur Absorp-
tion Ton Gasen 228.
Plastizität des Tons 577.
Platin neben Gold in Losungen
II, 157, Platinerze II, 168.
169, Platinsand,Untersuchung
auf trockenem Wege II, 169,
Nasse Proben II, 171, Platin-
legierungen II, 172, Verwen-
dung zur Verbrennung von
Gasen II, 573.
Platinapparate für Elektrolyse
II, 192.
Platinchlorid, Darstellung 526.
Platinkapillare II, 574.
Platinmetalle, Einfluß auf die
Goldprobe II, 164.
Platinmethode für Kalibestim-
mung 8. Kaliumplatinchlorid-
methode.
Platintiegel 34, Reinigung 35,
Angriff beim Glühen von
Magnesiumphosphat 413.
Plutobraun III, 1144.
Plutoschwarz m, 1027. 1108.
P 0 i rri e r 8 Blau als Indikator 92.
Poirriers Orange III als Indi-
kator 73, 8. Methylorange.
Polarisation von Schmierölen,
III, 114, von Zuckerlösungen
III, 401. 425, Tabellen für
diese von Schmitz III, 425,
von Neumann III, 432, von
Dicksäften III, 442, Tabellen
III, 444, für Rafanose III,
447, von Melasse UI, 460,
von Produkten der Rohr-
zuckerindustrie III, 481. 483.
485. 488, von Branntwein,
amtliche Vorschrift III, 569,
von Wein III, 613, zum
Nachweis von unreinem
Stärkezucker III, 614.
Polarisationsapparate f. Zucker
III, 390, Tabellen für IH,
425. 426. 432.
Polierrot II, 811.
Polyazofarbstoffe III, 1020.
Polymethylene III, 5.
Polyphenylschwarz III, 1026.
1108.
Polypren III, 317.
Pomeranzenöl III, 383.
Ponceau 4 GB III, 997, 2 G;
R; 2 R; 3 R; 2 G III, 999.
1130, 6 R III, 1000. 1130,
B III, 1005, S; SS III, 1130,
10 RB III, 1132.
Porosität des gebrannten Tons
581, der Tonwaren 603.
Portlandzement 708, Rohmate-
rial 708, Aufschließung des
Tons 708, Analyse 709. 711,
Gehalt an Qaarzsand H'
Schlämmanalyse 710, EiriL.
der Eigenschiaften des T.i-
auf die Qualität des Zemeit <
712, Analyse der Klink«- a-i
des Rohmehls 713, 719, N ■
malmethoden für Zesie:-
analyse von Hillebr^ü
713, andere Methodec 7r<.
Bestimmung der Alkalien 71'
der Magnesia 716, Norn..^
zusammensetzang 717, D?:-
nition 717, Zasatzstoffe TlT
Eigenschaften 719, Spfvt-
sches Gewicht 719, Be?t:x-
mung durch Yolamenomr: :
720, Litergewicht 723, Frr >
heit der Mahlung 724, ma.^'h -
nelle Siebung nachTet maj r:
724, Normalsand 725, u:i-
nische Prüfungen 725, A:-
machen mit Wasser Ti',
Abbinden 726. 727. TJi.
Wasserkapazität 726, Tecpe-
raturerhöhung beim Abbioil^ l
728, Festigkeit 729. 730 .-..!.
Volumbeständigkeit 729. T4^
(s. d.), GlCLbprobe, Darrpn^r,
Kochprobe 749, Regeln t>:
Tetmajer 750, Dehnun^-
verhältnisse 750, Tastappsn:
V. Bausch inger 750, Appa-
rat von Klebe 753, Mort«.-
ausgiebigkeit 754, Wa£^ff-
durchlässigkeit 754, Appir^i
von Tetmajer 754, ue
Michaelis 755, v. Amsier-
Laffon 757, Frostbestin i«-
keit 758, Abnutzbarkeit VA .
Verfälschungen 762, Gnrc:-
werte von Fresenius Tvi
Seh webeanal jse von H & o e n -
Schild 762.
Pottasche 547, Rohstoffe v^
Fabrikation 547, Schlempei-
kohle 548, reine PotU^^cht
550, Melassen- oder Schl«Bi*
penkohlenpottascfae 553, a.^
Material för Giasfabiikatio:!
639.
Poudrette IT, 433.
Präpariersabc II, 37&
Preßhefe III, 546, Terechied^iie
Kennzeichen IIL 5^ Rcia-
heit lil, 546, Bestimmimff der
Stärke HI, 547, Beimisehmi;
von Bierhefe III, 547, Be-
stimmung der Gir- U'i
Triebkn& UI, 54a
Preßschiamm von ZackentVa
UI, 441.
Sachregister.
1293
Primrose III, 1052.
Primulin III, 1030. 1122.
Probefärben III, 972, Einrich-
tuDgen dafür III, 972, Aas-
führan^ der Färbeversache
III, 973, Materialien dafür
III, 975, Abwägen etc. III,
975, Ausführung der Ver-
suche III, 976, Ausübungen
auf Seide III, 978, Wolle
979, Baumwolle 980, Beizen
mit Tonerde III, 980, mit
Chrom 980, Druckversuche
III, 981, Echtheitsproben III,
982 (s. d.), von Indigo IH,
1161, von Farbholzextrakten
III, 1187.
Probegold III, 163.
Probekörper für Festigkeits-
proben 734 (s. Festigkeit).
Probenahme 8, von stückigem
Material 9. 10, Zerkleinerung
11. 12, Einfüllen in Flaschen
13, von Pulver, Grus 14,
von Flüssigkeiten 17, von
Trinkwasser 814. 816. 826,
von Gasen 19. 213. 215. 217.
218. 221. 229, II, 580. 595,
Sammeln und Aufbewahren
der Proben 19, von Kohlen
245, von Abwässern 849, von
Mineralböden 886, von Moor-
boden 905, von Eisenerzen
II, 6, von metallischem Eisen
II, 51, von Erzen II, 105,
von Metallen n. Legierungen
II, 107, von Düngemitteln II,
422. 442, von Kraftfutter-
mitteln II, 447, von Grün-
futter, Heu, Stroh II, 461,
von Calciumkarbid II, 707,
von Anthracen II, 764, von
Seife III, 243, von Kautschuk-
waren III, 333, von Zucker-
rüben III, 387, von Brannt-
wein und Likören III, 562,
von Wein III, 599, von Gerb-
stoffen III, 708, von Leder
III, 737.
Proben zieher, mechanischer 11.
Probestecher, 15. 16, für Flüssig-
keiten 18.
Probierblei IF, 117. 118.
Probieren von Silbererzen II,
116, Ansiedeprobe II, 116,
Probierblei II, 117, Tiegel-
probe (Krätzprobe) II, 1'21,
bei Quarzen, Bieischlacken,
Bleierzen II, 123, von Silber-
legierungen II, 131, Trockene
Proben fl, 131, Nasse Proben
II, 134, Gay-Lussacs Me-
thode II, 135, Volhards
Methode II, 139, Gewichts-
analjtische Abscheidong II,
141.
Probiemadeln II, 132.
ProbiersUber II, 136. 140.
Probierstein II, 132.
Probierwage II, 114.
Proteid-Ammoniak 806. 834.
Protein in Futtermitteln II, 449.
468, verdauliches II, 451. 468.
Prune lü, 1071. 1104.
Pseudocumidin III, 903.
Psychrometer 920.
Pulpe von der Stärkefabrikation
III, 517.
Pulver, s. Schwarzpulver, rauch-
loses II, 500.
Purgiernußöl III, 196.
Purpur, französischer III, 1198.
1199, hessischer etc., s. d.
Purpurhellrot HI, 1212.
Purpurin III, 1058. 1059. 1128.
1150.
Purpurinamid III, 1150.
Purpurlackrot III, 1212.
Putzöl aus Rohpetroieum III,
3. 44.
Puzzolanen, Zusammensetzung
692, künstliche 697.
Pyknometer, für Schmieröle III,
87, von Sprengel III, 153,
für Zuckerlösungen III, 424,
für Melasse Ilf, 458. 459,
für Branntwein III, 572, für
Alkohol im Wein III, 601.
Pyraminorange III, 1012. 1120.
1122.
Pyranilschwarz III, 1086.
Pyrazolonfarbstoffe III, 1034.
Pyridine, Nachweis in Salmiak-
geist, 692, Bestimmung in
Teerölen IF, 735. 736, Unter-
suchung des käuflichen II,
789, Titration II, 789, als
Denaturierungsmittel für Al-
kohol III, 553, desgl. für
Branntweine III, 582.
Pyrit 273.
Pyritsäure 367.
Pyrogallol IIF, 844.
Pyrogenfarbstoffe III, 1086.
1110. 1116. 1124. 1144.
Pyrogen grün III, 1126.
Pyrogenolive 111, 1126.
Pyrolblauschwarz III, 1108,
Pyrolbraun III, 1144.
Pyrolbronze III, 1124.
Pyrolgelb III, 1124. .
Pyrolschwarz III, 1108.
Pyrometer 196, mit Quecksilber-
füllung 194. 196, mit Kalium-
Natriumfüllungl96, aus Metall
196, Thalpotasimeter 196,
Luft- Pyrometer 197, Metall-
Legierungen 197, Tonkörper
197, Seger-Kegel 198, Opti-
sche 199, von Le Ghatelier,
Hempel, Wanner 199,
Akustische 199,Thermophone
199. 200 , Gas - Pyrometer
V. Bradbury 200, Kalori-
metrische 200, Elektrische
Widerstands- 201, Siemens
201, andere 202, Thermo-
elektrisches 202, von Le
Ghatelier, Heraeus und
Keiser und Schmidt 202,
Behandlung 205, Abänderung
von Pfeiffer IF, 552, Wan-
ners 199. II, 553.
Pyrometrische Prüfung der Tone
584. 588.
Pyronaphtha III, 3.
Pyronin III, 1035. 1138.
Pyroschwefelsäure 389. 392.
Pyrosin als Indikator 91.
Pyrotinorange IFI, 997.
Pyroxylin, Analyse im Nitro-
meter 154.
Pyrrhotit, Unterscheidung von
Schwefelkies 289.
Pyrrobreaktion III, 554.
Quartation II, 152. 158. 159,
mit Kadmium II, 167.
Quarz, Prüfung 635, Verhalten
zu Alkalien nach Lunge und
Millberg 597, Bestimmung
in Ton 600. 709.
Quecksilber, als Sperrflüssigkeit
43, Prüfung auf Verunreini-
gungen II, 179, Quantitative
Analyse II, 179, Reinigung
II, 181.
Quecksilberdampf, Nachweis in
Luft 934.
Quecksilbererze II, 174.
Quecksilberprobe, durch Destil-
lation II, 174, GolddeckeU
Srobe II, 175, Elektrolytische
Fethoden II, 178.
Quecksilbersalbe III, 314.
Quecksilberthermometer 194.
196.
Quellwasser 768.
Quercetin III, 1202.
Quercetine industrielle 111,1202.
Quercitron III, 1116. 1201.
Quercitronextrakt III, 1202.
Quetschhähne 56.
1294
Sachregister.
Rabes Turbine 28. 260. 261.
262
Raffmad II, 216.
Raffinose ÜI, 442. 444. 445.
Bestimmong III, 446.
Ramieh ÜI, 1238.
Rationelle Analyse des Tons
596. 599.
Raachgase, Untersuch an g, s.
Verbrennangsgase, Gasburetr
ten etc., Formel für Berech-
nung der Wärmeverluste
durch 242. 243. II, 554, Ver-
unreinigungen 952.
Rauchloses Pulver II, 500,
Wärmeprobe II, 509.
Rauracienne III, 997.
Ravisonöl III, 196.
Reagenspapier 90. 93. 94,
Empfindlichkeit 94, Unter-
suchung III, 304.
Reagentien von bestimmter
Stärke 28.
Reaktionsgefäß für Nitrometer,
s. Schnttelgefiäß.
Realgar U, 304.
Rechentafeln für Analysen 207.
Reduktion von Gasvolumen auf
Normalzustand 157, durch das
Gasvolumeter 158, Formeln
dafür 160. II, 577, durch
Kompensatoren II, 578. 591.
von Ferri- zu Ferrosulfat 384.
II, 36, 37.
Reduktionsrohr 159, Gebrauch
eines feuchten Rohres für
trockene Gase und umgekehrt
161, Gebrauch zur direkten
Ablesung von Gewichten 168.
Reduktionsvermögen des Was-
sers 779.
Reduzierbarkeit von Erzen 11,46.
Refraktion des Chilisalpeters
307.
Refraktometer III, 155. 156,
Zahlen für öle, Fette, Wachse
UI, 197. 199, 201. 203, für
Butter III, 206.
Reginaviolett ID, 1096.
Reibechtheit von Farbstoffen
m, 985.
Reichertsche Zahl III, 167.
170. 196. 198. 200. 202. 206.
207. 209.
Reinheitsquotient der Rüben-
säfte III, 433, von Rohrzucker-
sirupen III, 487.
Reinigung der Gefäße für
Eichungen 51. 60.
Reisstärke III, 509.
Resina pini III, 284.
Resistenz von Glassorten 647,
Prüfung darauf 652.
Resoflavin III, 1082. 1120.
Resorcin III, 920.
Resorcingelb III, 995.
Resorciuphtalein III, 1050.
Retortenbetrieb in Gasfabriken
II 549.
Rettigöl in, 196.
Rheonin III, 1081. 1120.
Rhodanammonium zur Best.
von Silber und Chlor 142,
Fabrikation 571, Eigen-
schaften 572, als Handels-
artikel II, 685. 703, Best in
Gasreinigunssmasse II, 674,
Gaswasser U, 700.
RhodankaUnm 573.
Rhodamin III, 1063. 1054.
1134. 1136. 1138.
Rhodanverbiodungen, Bestim-
mung 571. 573.
Rhodin ÜI, 1136.
Rigolen III, 3.
Rinden 111, 300.
Rindermarkfett III, 202.
Rindstalg III, 202.
Rinmanns Grün II, 810.
Rizinusöl III, 196, zum De-
naturieren von Alkohol III,
556, lösliches HI, 220.
Robbentran III, 179. 189. 198.
Roccellin III, 997.
Rochenleberöl III, 198.
Rock Scariet III, 1015.
Roggenstärke III, 506.
Rohbenzin lU, 19.
Rohfaser II, 453, Weender Me-
thode II, 453. 469, Methode
von König II, 454.
Rohfette HI, 204.
Rohpetroleum III, 1. 3. 4, Eigen-
scnaften III, 4, chemische Zu-
sammensetzung III, 5, spezi-
fisches Gewicht III, 6, Be-
stimmung des Wassergebalts
in, 6, Bestimmung d.mechan.
Verunreinigungen IIT, 8, Be-
stimmung der Ausbeute an
Benzin, Leuchtpetroleum,
Schmieröl etc. III, 8, für den
Fabrikbetrieb III, 8, für zoU-
n. handelstechnische Zwecke
III, 9, älterer Apparat von
E n g 1 e r III, 10, amtlich vor-
geschriebener Apparat III, 11,
Entflammbarkeit III, 12, As-
phaltgehalt III, 13, Paraffin-
gehalt ni, 15, Yerdampfungs-
wärme III, 16, Putzöl aus III,
44, Paraffin aus HI, 52.
Rohprotein II, 449. 468.
Rohrzucker, Inversion for (t^-
wichtsanalyse III, 408, Ta-
bellen für diese III, 40^, .-
Dicksaft neben Raffinose IQ
442. 444, Tabellen lU, UX
reduzierender Zacker in RoLr-
zucker DI, 488. 489, Bfot iz
Wein ni, 611.
Rohrzuckerindustrie m, 4>1.
Zuckerrohr HI, 482, FaJri
kationsprodokte III, 484.
Rohschwefel 265, Handelssorr^i
265, Verwendung znm B^
stäuben von Weinreben 2*u,
s. Schwefel.
Rohsodalauge 433.
Rohsodaschmelze 429.
Röllchenprobe für Gold II, l^Ü).
Romanzement 704, Zasammr-ü-
Setzung 705, Nonnen fcr
Eigenschaften 705, Volom-
beständigkeit 706, Mahiacj
706, Erhärtung 706, Fcstc-
keit 706.
RosaniUn III, 1039.
Rosanthren UI, 1020. 1140.
Rosaznrin HI, 1015. 1018. 113i?.
Rose bengale IH, 1053. IKJi.
Rosenöl UI, 383.
Rosindolin III, 1034. 1077.
Rosinenwein IQ, 650. 663.
Rosmarinöl lU, 383, zum I^
naturieren vonAlkohol lü. ^57.
Rosolsäure als Indikator 67.
Rosolsäurefarbstoffe III, K49.
1150.
Rößler-Ofen 36. II, 107. 11«K
121. 149.
Röstgase von Schwefelkies etc.,
Untersuchung auf Schvefr.-
dioxyd 298.
Röstrückstände s. Abbrände.
Röstscherben H, 126.
Rot für Seide lU, 1003.
Rotguß II, 246.
Rotholz III, 1126. 1210.
Rotviolett in, 1094.
Rouge M III, 1015.
Rozamin UI, 1004. 1132.
Rüben als Futtermitei IL 4*^2.
Rübensaft III, 413, KoDservi-
rung durch Sublimat ÜI. 413,
anderweitige lU, 414, Be-t-
d. spezif. Gewichts III, 414
(s. Saccharometer), Bestimm,
des Zuckergehaltes III, 4:'i
Reinheitsquotient UI, 4l^*\
Trockensubstanz III, 4o3.
Asche in, 435, InveiUock^r
in, 436, Alkaütät lU, 4.Su
Sachregister.
1295
Farbe III, 438, Dicksaft III,
442 8. d.
Rüböl als Schmiermittel III, 82,
Konstanten für III, 196.
Rubrescin 91.
Rum III, 587.
Ruß, Best in Loft 947. 952.
Saccharin III, 571, Bestimmung
in Wein UI, 623, Zusatz zu
Wein III, 650, Nachweis in
Bier III, 692, Untersuchung
des käuflichen III, 846.
Saccharometer III, 414, von
Balling undBrix III, 414,
Tabelle zur Yergleichung von
Gewichtsprozenten (B r i x-
graden) mit spezifischem Ge-
wicht nach Baume eraden für
17,5^, Umrechnung für andere
Temperaturen III, 423, An-
wendung für süße Maischen
III, 534, Anwendung zur Be-
stimmung des Yergärungs-
grades von reifer Maische III,
539.
Sächsisch Grün II, 810.
Saffior III, 1212.
Saffiorextrakt III, 1212.
äafflorkarmin III, 1212.
äaffloröl III, 189, 196.
Saffiorrot III, 1212.
Safrangelb III, 989.
Safranin III, 1074. 1138. 1150.
Safrosin IIF, 1052. 1134.
Salben lU, 314.
Salicinrot II, 1014.
Salinenbetrieb 402.
Salizinrot III, 1136.
Salizylsäure, Nachweis in Wein
III, 624, Zusatz zu Wein
III, 655, in Bier III, 690,
Untersuchung der käuflichen
III, 844. 928.
Salizylsaures £isenoxyd als In-
dikator 91.
Salmiakgeist, Fabrikation II,
686, Wirkungswert des Kalkes
dabei II, 686, Grädigkeit II,
690, Tabelle der spezif. Ge-
wichte II, 690, Anorganische
Verunreinigungen II, 690,
Empyreumatische Bestand-
teile II, 691, für Farben-
fabrikation etc. III, 963.
Salmrot III, 1015. 1034.
Salol UI, 850.
Salpeter s. Chilisalpeter, Kali-
salpeter, Salpeterstickstoff,
Nitrate. Nachweisung in Ka-
li umchlorat 522, Analyse nach
Kjeldahl II, 383, Analyse
nachSchlösing-Grandeau-
Wagner 318. II, 387, als
Düngmittel II, 437,inSchwarz-
pulver II, 485, Nitrometer für
154, Schüttelgeföß für nitro-
metrlsche Analyse 164, Ana-
lyse im GasYolumeter 164.
168.
Salpetersäure324, Eigenschaften
324, Spezifische Gewichte 324,
Tabelle dafür 326, Einfluß der
Temperatur 328, Einfluß der
Untersalpetersäure 324, 325,
Bestimmung 330. 334, Prü-
fung auf Verunreinigungen
330, für Explosivstoffen, 478,
Bestimmung in Wein III, 627,
Nachweis in Schwefelsäure
364, in Trinkwasser 787, in
Abwässern 860, Bestimmung
auf kolorimetrischem Wege
382. 788. 792. 863, nach
Marx und Trommsdorf
789, nach Schulze und
Tiemann 861, Bestimmung
im Boden 901.
Salpetersäurefabrikation, Aus-
■ gangsmaterialien 306, Be-
triebskontrolle 323, Rück-
stände 323.
Salpeterstickstoff, Bestimmung
in Düngmitteln II, 386, nach
SchlÖsing-Grandeau-
Wagner 318. II, 387, nach
Ulsch 311. II, 388, nach
König II, 389, nach Raab-
Böttcher II, 390, andere
Methoden II, 390. 391.
Salpetrige Säure , Verhalten
gegen Methylorange 78, Be-
stimmung in Nitrose 344, Ta-
belle dafür 345, Nachweis in
Schwefelsäure 364, Bestim-
mung durch Chamäleon 344,
III, 963, auf kolorimetrischem
Wege 381. 795. 850. 859, in
Trinkwasser 793, in Ab-
wässern 859, in Luft 828.
Salzsäure, Eigenschaften 418,
Spez. Gewichte 419, Tempe-
raturkorrektion dafür 418,
Verunreinigungen : Rückstand
420, Schwefelsäure 420, Arsen
421.11,304, Eisen 423, schwef-
lige Säure 423, Chlor 424,
Selen 424, Bestimmung des
HCl 424.
Salzsäurefabrikation, Betriebs-
kontrolle 415, Austrittsgase
415. 416.
Salzsäureverbrauch von Braun-
stein 489.
Salzsolen 402, Analyse 403.
Sambesindigoblau III, 1020.
1112.
Sambesischwarz III, 1020. 1110.
Sämischleder III, 747.
Sammetrot II, 812.
Sand, Prüfung 634.
Sandarak III, 219. 284.
Sandelholz III, 1126.
Sandelholzöl IE, 383.
Santiago-Neugelb III, 1204.
Santonin III, 850.
Santorinerde 692. 693.
Sapokarbol 11, 786.
Sardinenöl III, 198.
Sassafrasöl III, 384.
Saturationsgase III, 478.
Setocyanin III, 1036. 1104.
Setoglaucin III, 1037. 1104.
Setopalin IE, 1104.
Sauerfutter II, 462.
Sauerstoff, Bestimmung in Gasen
217. 218. 223. II, 566. 583.
596, in Austrittsgasen der
Bleikammern 335, im Leucht-
gas II, 611, Darstellung für
Gasanalysen 236,Bestimmung
im Trinkwasser nach L. W.
Winkler 817, TabeUe der
Löslichkeit in Wasser 822,
Bestimmung in Abwässern
866, durch Tenax- Apparat
von F. C. G. Müller 866, in
Luft nach C hlopin -Wink-
le r 910, Bestimmung in Eisen
II, 103, im Handelskupfer U,
225.
Sauerstoffabsorption von Fetten
und Ölen DI, 176.
Säure, freie, in Sulfat 411, in
Austrittsgasen von Bleikam-
mem 337, von der Salzsäure-
kondensation 415, in Chlor-
laugen 492. 493, in schwefel-
saurer Tonerde 627, in Ab-
wässern 857, in Schmierölen
III, 115, in emulgierbaren
Mineralölen III, 148, in Stärke
III, 515, in Malz III, 530, in
Maische III, 537. 542, in
Branntwein III, 566, in Bier
III, 688, in Wein III, 606.
607, Grenzzahlen III, 648.
651, in Gerbebrühen III,
733.
Säurealizarinblau III, 1062.
Säurealizarindunkel blau UI,
1102.
Säurealizaringrün III, 1062.
1296
Sachregister.
SänrebestäDdigkeit von Ton-
waren 613.
Säureblau 111, 1047. 1048.
S&urebraun III, 1142.
Säureeosin III, 1034.
Säurefuchsin III, 1041. 1132.
Säuregelb III, 993.
Säurenarze vom Raffinieren von
Mineralölen III, 62.
Säuren, flüchtige, im Wein III,
657, in Bier UI, 688.
Säuren, organische. Titrieren
von 67. 77. 82. 85.
Säuren, starke, Titrieren von 67.
68. 77. 84.
Säuren in Austrittsgasen der
Bleikammern 337.
Säuren , schwache , Verhalten
gegen Indikatoren 67. 68,
gegen Methylorange 74. 77.
78, gegen Lackmus 82, gegen
Phenolp htalein 85.
Säurerhodamin III, 1136.
Säureteer III, 63.
Säureviolett III, 1043. 1044.
1048. 1094. 1096.
Säurezahl III, 172. 197. 199.
201. 203, bei Harzen III, 269.
270.
Schädlichkeit von Abwässern
für Fischzucht 877, Viehzucht
879, gewerbliche Zwecke 881,
Boden 882.
Schaffgottschsche Lösung
530. 531. 595. 716. II, 416.
Darstellung 716.
Schalteröle 111, 51.
Schaumweine III, 663.
Scheeles Grün II, 810.
Scheidekalk III, 478.
Scheideschlamm III, 441.
Scheidung des Goldes II, 151.
158.
Schellack III, 219.
Schellacklösung zum Denatu-
rieren von Alkohol III, 554.
Schiefer, bituminöse^ III, 67.
70. 76, Teere und Öle daraus
III, 70. 76.
Schieferöle III, 70. 76, als Roh-
Stoff für Kautschukindustrie
III, 329.
Schießbaumwolle s. Nitrozellu-
lose.
Schießpulver s. Schwarzpulver
und Pulver, rauchloses.
Schimmels Test III, 386.
Schlacken, Analyse II, 30, Be-
stimmung in Eisen 11, 104,
granulierte 697, Beimischung
zu Portlandzement 719. 762.
Schlackenzement 698.
Schlaglot II, 246.
Schlämmanalyse 575. 710. 887.
888, Apparate dafür 710. 889.
Schlämmzylinder von Kühn
889.
SchleiÜBcheibe v.Bauschinger
761.
Schlempekohle 547, Unter-
suchung 548, vom Strontian-
verfahren, Untersuchung III,
468.
Schmalzsurrogate III, 209.
Schmelze von Leblanc-Soda,
8. Rohsodaschmelze.
Schmelzfarben 671. 672.
Schmelzpunktbestimmung, nach
Krämer und Sarnow II,
743, III, 55. 56, nach Schu-
ko ff lll, 72. 227. 233, für
öle, Fette, Wachse III, 154,
nach Pohl III, 155, nach
Red wo od III, 155, von Pech
II, 743, von Paraffin 111, 232.
Schmelzpunkte von Ölen, Fetten,
Wachsen III, 196—203.
Schmelzsoda der Zellstoff-
fabriken 450.
Schmiermittel, nicht ölige, III,
84.
Schmieröle Ilf, 81 (s. a. Ma-
schinenschmieröl, Zylinder-
schmieröl etc.), Charakteristik
der einzelnen UI, 81, Mineral-
sohmieröle III, 81. 84, fette
Öle III, 82, Mischungen von
fetten Ölen und Mineralölen
III, 83, konsistente Fette III,
83, emulgierbare (wasserlös-
liche) III, 83, Kautschnköle
III, 84.
SchneUlot II, 292.
Schnitzel, ausgelaugte III, 440.
Schokoladenfette lU, 210.
Schöpfprobe II, 107.
Schreibtinten III, 765.
Schriftmetall II, 289.
Schrot II, 270. 271. 315.
Schultze-Pulver II, 508.509.
Schulz 6 sches Gemisch zur
Trennung von Faserbündeln
III, 1218.
Schüttelgefäß für Nitrometer
164.
Schüttgelb III, 1205.
Schwarz für Wolle III, 1009
(s. a. Wollschwarz).
Schwarz auf Baumwolle, Nach-
weis der verschiedenen III,
1147.
Schwarzkupfer II, 231.
Schwarzpulver II, 484.
Schwebeanalyse 762.
Schwefel (Rohschwefel), Ucu-
suchnng 265, Handel ssor-
265, Feinheitsgrad 266, r-
Stimmung von Asche *>'
von Feuchtigkeit 267, t
bituminösen Stoffen 26^(. v -
Arsen 268, von Selen it'\
direkte Bestimmung
Schwefels 269, Tabelle n-r
Löslichkeit i.SchwefelkoLL*'.-
stoff 270, Untersochung t< :
Stangenschwefel 271, y*:
Schwefelblamen 271. ^. a. Ga^-
schwefel.
Schwefel, BesUmniuDg inScbwe
felkies 273, Me^ode vr.n
Lunge 274, trockene Aiif-
schließung 276, Bestimmun,;
in Blende 289, in AbbrinärD
von Schwefelkies 294, ir.
Kupfererzen, Steinen etc. II.
215, in Handelskapfer II, 22»>.
in Handels wismnt II. 2&1.
in Blende 289, 11, 31S, -
Handelszink II, 322, in LeacKt-
gas II, 622, in Rancbga>t'D
243, in Kohlen etc. 248. 42^.
II, 559, in Rohschwefel 26l<.
in Gas&chwefel 271, in Eisen-
erzen, Nachweis 11, 3, B^
Stimmung II, 28. 45, in EIt-^^t
II, 93, in Anümonerzen IL
311, in Handelsnickel 11,^
in Schwarzpulver II, 485, in
Gasöl II, 559, in Galcia m-
karbid II, 718. 721, io Ace-
tylen II, 717. 724, in GA^-
wasser II, 684. 703. 705, in
Benzol II, 752, in Leacht-
petroleum II J, 38, in R<>^'-
kauUchuk III, 324, in Kaut-
schuk waren IIJ, 336. 339. ^.
a. Schwefels&are, gebandfoe.
Schwefel, nutzbarer, Be^tim-
mnng 271. 272. 273. 27K ir
Blende 293, freier, im Uitr>
marin II, 839, Verluste in.
Bleikammerprozeß , Form e i
zur Berechnung 341, B'.-
stimmung im Boden 901.
Schwefel mr Explosivstoffe II,
477, für Ultramarinfabnkati< >d
II, 833, für Kaat5chnkiIlda^t riH
III, 331.
Schwefelantimon für Zünd waren
II, 521.
Seh wefelarsenverbin dangen, tjr
Gerberei III, 721.
Schwefelblan III, 1086. 1U*1
Sachregister.
1297
Schwefelblamen 267. 271, für'
Zündwaren II, 522.
Schwefelbraun III, 1086. 1144.
Schwefelchlorfir III, 331.
Schwefeldioxyd (s. a. schweflige
Säure), Fabrikation, Roh-
materialien 265, Betriebs-
kontrolle 2d4, Bestimmung
in Röstgasen nach Reich
298. 299, durch spezifisches
Gewicht 303.
Schwefeldiozyd, flüssiges, Un-
tersuchung 305, Eigenschaften
305.
Schwefelfarbstoffe III, 1083.
1146. 1147.
Schwefelgelb lU, 1124.
Schwefelgrün III, 1126.
Schwefelindigo III, 1086. 1116.
Schwefelkatechu III, 1086. 1144.
Schwefelkies 278, Pulverisieren
273, nasse Aufschließung 274.
276, Entfernung des Eisens
274. 275. 276, Fallung des
Baryumsulfats 275, trockene
Aufschließung 276, Bestim-
mung des Arsens 282, von
Kupfer 286, von Blei 287,
Yon Zink 288, von Kohlen-
stoff 288, Unterscheidung Yon
Magnetlues 289.
Schwefelkies in Ton 596, in
Dachschiefer 616.
Schwefelkohlenstoff, in Luft
931. 951, in Leuchtgas II,
621, in Benzol II, 750, Unter-
suchung des käuflichen III,
851.
Schwefelkorinth III, 1086. 1114.
Schwefellaugen von Sodarück-
stand 445.
Schwefelnatrium, Bestimmung
durch Jodlösung 131, in Roh-
soda 432, in Laugen 445, in
Schmelzsoda 451, m Handels-
soda 465, in Sekunda- Soda
468, für Gerberei, Unter-
suchung III, 720, für Farben-
fabrikatioD, Untersuchung III,
965.
Schwefelregeneration nach
Chance-Claus 444.
Schwefelsäure, Eigenschaften
347, Spez. Gew. 348, Tabelle
der Norm al-£ichungs- Kom-
mission 350, Umwandlung
der Dichten in Baumegrade
352, Spez. Gew. nach Lunge,
Isler undNaef 354, andere
Tabellen 358, Temperatur-
Korrektion 358, Einfluß der
Untersuchungen. 5. Aufl. III.
Verunreinigungen auf spez.
Gew. 361, Verunreinigungen
in Handelssäuren 361,
Schmelzpunkte 362, Sied-
punkte 363, Qualitativer
Nachweis von Verunreinigun-
gen 363. 366, von Stickstoff-
säuren 364, von Arsen 367
(s. d.), Quantitative Best, von
freier Schwefelsäure 380, Best,
der Verunreinigungen : SO2
380, salpetrige Säure 380
(s. d.), Salpetersäure 382,
Selen 383, Blei 383, Eisen
384, Salzsäure 387, Arsen
388. II, 304, für Sulfat-
fabrikation 410, für Explosiv-
stoffe II, 479, Nachweis und
Bestimmung in Salzsäure 420,
Abschätzung durch Baryum-
sulfat-Trübung 420, in Rot-
weinen III, 605. 656, in
Weißweinen III, 621. 656, in
Süßweinen 111,663, Verhalten,
bezw. Beseitigung bei der
Kalibestimmung 530. '538.
542. 543, Bestimmung in
Kalirohsalzen 538, in Kalk-
stein 684, in Zement 714.
Schwefelsäure, gebundene 274,
Bestimmung durch maßana-
Ivtische Methoden 278, Wil-
den Steins 278, Chromat-
methoden 279, Andere 280,
Benzidinmethode 280. 281,
Bestimmung in Solen 403, in
Salz 407, bei Wasseranaljsen
783, kalorimetrisch 784.
Schwefelsäure, rauchende 389,
Eigenschaften 389, Schmelz-
punkte 389, Siedpunkte 390.
Spez. Gew. 390, Verunreini-
fungen 391, Quantit Analyse
91, Probenahme 391, Prinzip
der Analyse 392, Abwägung
392, Hahnröhre 394, Kugel-
hahnpipette 395, Einfluß der
schwefligen Säure 395, der
fixen Verunreinigungen 397,
Freiberger Verfahren 397,
Ausrechnung des Resultates
398, Tabelle von Knietsch
398. 399, von Grünhut 398.
400, Verfahren von Setlik
399, nach Rabe 401.
Schwefelsäurefabrikation 334,
Ausgangsmaterialien 334,
Betriebskontrolle 334, Unter-
suchung der Gase 334 (s.
Austrittsgase), der Betriebs-
säuren 342.
Schwefelsäuretest für Benzol 11,
756.
Schwefelschwarz III, 1086.1108.
1146.
Schwefelung des Hopfens HI,
672, der Gerste III, 678.
Schwefelverbindungen, organi-
sche im Leuchtgas II, 621.
Schwefelwasserstoff, Verhalten
zu Indikatoren 67. 77. 83.
88, Titrierung mit Jod 135,
neben Kohlensäure 446, neben
schwefliger Säure 446, in
Trinkwasser 823, kolorimetr.
Best. 823, in Abwässern 864,
in Luft 931. 951, in Leucht-
gas II, 619, Absorption durch
Gasreiniffungsmasse II, 663,
s. a. Sulfide.
Schwefelwasserstoff in Gas-
wasser n, 684. 703, in Wein
III, 642. 660.
Schweflige Säure, Verhalten
gegen Methylorange 77. 896,
gegen Lackmus 84, 396,
gegen Phenolphtalein 304.
395, TitrieruDg mit Jodlösung
135, Best, in technischen
Lösungen 304, neben Sulfiten
305. 306, halbfreie 305. 306,
in Schwefelsäure 380, Einfluß
beim Titrieren von rauchender
Schwefelsäure 395, Nachweis
in Salzsäure 423, in Luft
929. 951, s.a. Schwefeldioxyd.
Schweflige Säure in Rauchgasen
verschiedener Art 952, in
Wein III, 621, Grenzzahlen
in, 658, in Hopfen III, 672,
in Bier III, 689, in Essig-
säure m, 821. 934.
Schweflige Säure, Fabrikation,
Rohmaterialien 265, Betriebs-
kontrolle 294, Endprodukte
304.
Schweflige Säure, Lösuagen,
Untersuchung 304, Spez. Gew.
305.
Schweinefett III, 202, 209.
Schweinfurter Grün 11, 807.
Schweißechtheit von Farbstoffen
III, 985.
Schwelkohle III, 67.
Schwelversuche IH, 67.
Schweröl von d. Teerdestillation
II, 742.
Schwimmer für Büretten 57.
58. 59.
Schwindung des Tons beim
Trocknen 578, beim Brennen
582.
82
1298
Sachregister.
Seelöwentran III, 726.
Seger-Kegel 198. 582. 589.
590. ir, 553.
Seger-Öfen 36. 579.
Seide, ünterscheidong von
Wolle III, 1223, von dieser
und anderen Fasern III, 1219.
1226, quantitative Trennung
von Baumwolle und Wolle
Ili, 1227, beschwerte, Unter-
suchung III, 1228. 1232. 1234,
Bestimmung des Decreusage
III, 1235, Unterscheidung von
echter und wilder III, 1236,
Mikroskopische Prüfung III,
1238, Unterscheidung von
Kunstseide III, 1242.
Seide, künstliche, Mikroskopi-
sches Bild III, 1238, Unter-
suchung III, 1240, Unter-
scheidung der einzelnen Arten
III 1242.
Seidenbaumwolle III, 1239.
Seidengrau III, 1102. 1104.
Seidengrün III, 1074.
Seife, Bestimmung in Schmier-
ölen III, 126, in konsistenten
Maschinenfetten III, 144, in
emulgierbarenMineralölen III,
148, Arten III, 240, Natron-
seifen III, 241, Toiletteseifen
IIL 241, Kaliseifen (Schmier-
seifen) III, 242, Yerfillschun-
gen der Seife III, 243, Roh-
materialien für Seifenfabrika-
tion III, 243, Untersuchung
III, 243, Probenahme III, 243,
Bestimmung der Fettmasse
und des Gesamtalkalis III,
244, Gebundenes Alkali, freies
kaustisches Alkali und alka-
lische Salze III, 246, Freie
Fettsäuren III, 247, Wasser
III, 247, Untersuchung der
Fettmasse III, 248, Bestim-
mung der Harzsäuren 111,248,
Neutralfett III, 249, Unver-
seif bares III, 250, in Alkohol
Unlösliches III, 250, Nach-
weis von Glyzerin III, 252,
von Zucker III, 252, von
Karbolsäure III, 253, Metall-
seifen III, 253.
Seifenechtheit von Farbstoffen
III, 983.
Seifenlösung zur Bestimmung
der Härte des Wassers 776,
Tabelle dafür 778, Einfluß
der Magnesia 778.
Seifenöle llI, 65.
Seifenpulver III, 242.
Seignettesalz III, 872.
Sejleberöl III, 198.
Sekunda- Soda 467.
Selen in Schwefel 268, in
Schwefelsäure 364. 366, Ein-
fluß auf Nachweisnng von
Arsen 376, auf die Brucin-
reaktion 383, in Salzsäure
424, in der Glasfabrikation
643, Nachweis 655, in Kupfer
II, 230, in Handelswismut
II, 281.
Senföl HI, 196, in Kraftfutter-
mitteln II, 460, Bestimmung
ni, 294, in Senfpapier and
-Leinwand III, 305, Eigen-
schaften des echten III, 384,
des künstlichen IH, 384.
Senfpapier und -Leinwand DI,
305.
Sericin III, 1232.
Sesamöl III, 196, deutsches IH,
196.
Sheabatter lU, 200.
Shoddy III, 1236.
Sichertrog II, 147.
Siebe für Ton anal jse 576.
Siedpunktsapparat für Benzol
n, 747.
Sikkative III, 214.
Süber II, 115, Silbererze II, 115.
130, Trockene Proben für
Erze II, 116, Verbleiung IJ,
116, Ansiedeprobe II, 116,
Tiegelprobe II, 121, Kupel-
lation II, 125, Kombinierte
Blei- und Silberprobe II, 128,
Kombinierte nasse u. trockne
Probe für Erze II, 129,
Quantitative Lötrohrprobe 11,
129, Ballings maßanalj ti-
sche Silberprobe für Blei-
glanze H, 129, Bestimmung
nach Ga j-L US sac U, 134,
nach Volhard II, 139, durch
Gewichtsanalyse II, 141, in
Barrensilber 11,142, in Silber-
bädem II, 143, Wiederge-
winnung aus Ghlorsilber und
Rhodansilber II, 144, Nach-
weis in Legierungen durch
Strichprobe II, 133, Unter-
scheidung von silberähnlichen
Legierungen II, 145, Prüfung
von Blicksilber auf Gold II,
166.
Silberamalgam II, 131.
Silberbäder II, 143.
Silberlegierungen II, 248.
Silberlösung, normale 141.
Silbernitrat H, 378.
Silicium, Bestimmung in Ei?>r
II, 51, in Handeiszink II. 3^^,
in Handelsalomioiam IL M.
SiliciumbroDze II, 245.
Siliciumeisen U, 53.
Siliciumkupfer II, 236.
Silikate, Bestimmung i. Schmeh-
soda 452, in Handelsso Ja
465, Verhalten zu Indikatorec
78. 83. 88.
Sinterangsfahigkeit desTons^M.
Sirupe, 8. Dicksaft.
Skamitzel n, 133. 152.
Skateleberöl HI, 198.
Smalte ü, 339. 801.
Soda als Ursubstanz für Acidi-
metrie 98. 102, für Chamä-
leoneinstellung 121, kalzi-
nierte 454, spez. Grew. der
Lösungen 455. 456, Best de»
Titers 457, Bezeichnung der
Gr&digkeit 458, TabeUe da-
für 460, Dichte der Soda
461. 11^ 834. 835, Feinheit^-
grad 463, vollständige Ana-
lyse 464^ Sekunda-Soda 467.
chemisch-reine 469, krvstai i-
sierte 471, kaostiscfae 472
(s. d.), kaustisches Soda;>alz
475, Kasseler 475, als Ma-
terial für Glasfabrikation 63^.
für Ultramarin&brikatzon IL.
833.
Sodafabrikation 426, nach Le-
blanc 426, Rohstoffe 426.
Rohsodaschmelze 429, Rofi-
lauge 433, karbonisierte
Laugen 436, Mutterlaugen
437, Auslaogernckstand 442.
AmmoniaksodafabrikatioQ
447, kaustische Soda 448 >•
d.), Handelsprodukt 454.
Sodarückstand s. Aaslaogerack-
stand.
Sojabohnenöl III, 196.
Solaröl ni, 4.
SoUdgrau DI, 1085.
Solidgrün ÜI, 1035.
Solidsäureeosin II!, 1054.
Solvent-Naphtha LI, 746, aU
Rohstoff für Kaotschukiods-
strie III, 329.
Sonnenblumenöl III, 196.
Sonnengelb HI, 1030.
Sorbinrot III, 1138.
S o X h 1 e t -Extraktions - Apparat
m, 204. 391.
Soxhlets Filter IlL 403.
Speiseöle, Speisefette III, 2(^.
Spektroskopische L^ntervuohung
der Farbstoffe III, 1148.
Sachregister,
1299
Sperrflüssigkeit für Gase 177.
Spezifisches Gewicht s. Aräo-
meter der (jr9se II, 639.
Spiköl III, 385.
Spindelschmieröl III, 4. 82.
Spiritus, Nachweis in äthe-
rischen Ölen III, 375.
Spiritusbrenner 39.
Spiritusfabrikation III, 519,
Untersuchung des Wassers
III, 519, der stärkemehl-
h altigen Rohmaterialien UI,
520, der zuckerhaltigen Roh-
materialien III, 523, seltenere
Rohstoffe III, 525, Unter-
suchung des Getreides III,
526, des Grünmalzes III,
527, des Darrmalzes III, 531,
der Maischen III, 532 (s. d.),
des Hefenguts und der Hefe
IIT, 544, Lutter u. Schlempe
III, 550, Alkoholometrie III,
550, DenatnrierungsmittellU,
551.
Spratzen II, 127.
Sprenggelatine II, 496, Stabili-
tätsprobe U, 507.
Sprengstoffe s. Explosivstoffe.
Spritblau HI, 1045.
Spriteosin UI, 1052.-
Spritzen beim Auflösen, Yer^
hntung 26.
Stabilitätsprobe für Nitrozellu-
lose II, 487, englische Vor-
schriften II, 503, Apparate
für II, 503, Probepapier für
]I, 505, für Dynamite II, 506,
für Sprenggelatine u. Gelatine-
dynamit 11, 507, für Schieß-
baumwolle und Pulver ähn-
licher Art U, 508, für Cordit
u. ähnliche rauchlose Pulver
II, 509, von Guttmann u.
anderen II, 510, von Will
II, 512.
Stahl, gehärteter II, 68.
Stamm ersehe Röhre III, 478.
Stangenschwefel 270.
Stärke in Kraftfuttermitteln II,
459, Bestimmung durch In-
version IIL 496. 520, Unter-
suchung der käuflichen III,
505, Unterscheidung durch
das Mikroskop III, 506, Best,
d. Wassergehaltes III, 511,
Prüfung auf Säure III, 515,
auf Klebfähigkeit lU, 516,
Verunreinigungen u. Verfäl-
schungen fll, 516, für Spiri-
tusfabrikation III, 520, in
Papier III, 759, unaufge-
schlossene in Maischen IH,
532. 533, Nachweis in Preß-
hefe ni, 547, lösliche 132.
Stärkefabrikation lü, 494, Roh-
materialien III, 494, Best,
des Stärkemehls durch Aus-
waschen ni, 495, auf che-
mischem Wege III, 495, durch
spez. Gewicht der Kartoffeln
III, 498 (s. Stärke), Abfall-
produkte III, 517, Hilfsroh-
stoffe III, 518.
Stärkelösung 132.
Stärkezucker, unreiner, Nachw.
im Wein durch Polarisation
III, 614, Zusatz zu Wein IH,
656.
Staßfurter Rohsalze, Unter-
suchung 534, vollständige
Analyse 538, Zwischenpro-
dukte der Fabrikation 539.
Stativ, mechanisches, für Gas-
volumeter 166.
Staub, Best, in Luft 946, Mengen
in Luft 953.
Staubprobe für Gold II, 165.
St. Denis-Rot HI, 1014. 1140.
St. Denis-Schwarz III, 1146.
Stearin für Zündwaren II, 522,
für Kerzen III, 225. 229, Ver-
mischungen III, 230.
Stearinkerzen lU, 225, Roh-
materialien III, 225, Zwischen-
u. Endprodukte Itl, 229.
Stearinpech II, 795.
Stearinsäure, Bestimmung III,
187, in Paraffin III, 233, in
Bienenwachs III, 238.
Steinkohlengas s. Leuchtgas.
Steinkohlenteer, Quellen II, 724,
Eigenschaften II, 724, spez.
Gewicht H, 726, Bestimmung
desselben II, 728, Zusammen-
setzung II, 727, Produkte aus
II, 727, Untersuchung II, 728,
Bestimmung d. freien Kohlen-
stoffs II, 730, Destillations-
probe II, 731, Fraktionen D,
732, Betriebskontrolle H, 733,
Kohlenwasserstoffe, Farben-
reaktionen II, 771, Nachweis
in Erdölasphalt III, 59, s.
Vorlauf etc.
Steinkohlenteerpech, Arten II,
742, Kauprobe II, 743, Er-
weichungsprobe n, 743,
Schmelzprobe II, 743, Eigen-
schaften des technischen II,
742. 794, Verkokungsprobe
II, 794, Aschengehalt II, 795,
Unterscheidung von anderen
Pechen II, 795, von Asphalt
II, 795. UI, 61, als Rohstoff
für Kautschukwaren UI, 329.
Steinsalz 404.
Stemanisöl III, 385.
Sterro-Metall II, 246.
Stichlingöl III, 189. 198.
Stickoxyd, Best, in Austritts-
gasen der Bleikammern 339,
in Luft 929.
Stickoxydul, Best. 340.
Stickstoff, Dietrichs Tabellen
f. Bestimmung im Azotometer
148, Bestimm, in Trinkwasser
815, Tabelle der Löslichkeit
in Wasser 822, Bestimmung
in Abwässern nach Kjel-
dahl-Jodlbauer 858, sus-
pendierter organischer 863,
Best, im Boden 901, in Luft
919, in Aluminium II, 358,
in Düngemitteln U, 380. 432,
für internationalen Handel II,
445, in Melassefutter II, 466,
in Nitrozellulose U, 488, in
Gasgemengen II, 570. 598,
in Peruffuano U, 432, in
Wein lU, 640, Grenzzahlen
UI, 659, in Gerste UI, 676,
in Bier III, 688.
Stickstoff bestimmung nach Du-
mas 163. 166. 168, nach
Kjeldahl in Kohlen 249, in
Düngemitteln II, 380, a) sal-
petersänrefreien II, 380,
b) salpetersäurehaltigen U,
383, Methode von Jodl-
bauerU, 384, von Förster
U, 385, von Veitsch-Gun-
ning U, 386.
Stickstoffsäuren in Austritts-
gasen von Bleikammem 337,
in Nitrose 346. 347, Nach-
weis in Schwefelsäure 364.
Stinkasant lU, 287.
St ok es sehe Flüssigkeit 936.
Straßengas, Unterschied von
Rohgas II, 599.
Streifenmethode für Tisten-
prüfung III, 772.
Strichprobe für Silber II, 132.
133, für Gold II, 158, für gold-
ähnliche Legierungen II, 168.
Stroh II, 461.
Stromquellen für Elektrolyse
II, 189.
Strontianitverfahren, Unter-
suchung des Strontianits III,
465, Glühmasse davon UI,
466, Rückstände vom Löschen
UI, 467, Weißes Salz, Brau-
82*
1300
Sachregister.
nes Salz, Schleadersalz III,
467, Schlempekohle III, 468.
Strychnin, BestimmuDg in
Strychnosextrakt III, 313,
Untersuchutig des käuflichen
m, 851.
Styrax III, 284.
Succinit III, 219.
SulfanUsäure III, 852. 921, als
Reagens s. Naphthjlamin.
Sulfanilinschwarz III, 1046.
Sulfat (s. Natriamsnlfat) Ana-
lyse des käuflichen 411, freie
Säure 411, Ghlornatrium,
Eisen, Kalk 411, Beurteilung
nach Aussehen 426, Best, des
Sulfats neben Thiosulfat 442.
452, als Material für Glas-
fabrikation 639, für Ultra-
marinfabrikation II, 834.
Sulfate als Ursache der Ver-
färbung des Tons beim
Brennen 579, in gebrannten
Tonwaren 612.
Sulfatfabrikation 402.
Sulfatmethode für Aschenbe-
stimmung von Zuckerpro-
dukten III, 435. 461.
Sulfatverfahren für Zellstoff 450.
Sulfide, Verhalten zu Indika-
toren 67. 77. 83. 88, Ana-
lyse 131, Bestimmung des
Schwefels in 457, neben Sul-
fit, Thiosulfat etc. 438, im
Sodarückstand 444. 445, in
den Laugen 445, in Schmelz-
soda 451, in Handelssoda 465,
in Gaswasser II, 684. 704.
Sulfinbraun III, 1083.
Sulfinfarben HI, 1083.
Sulfite, Untersuchung 135. 305,
Titrierung mit Jod 132. 134.
135, Einfluß auf Nachweisung
von Arsen 376, Bestimmung
neben Sulfid und Thiosulfat
438. II, 704, in Schmelzsoda
451, in Handelssoda 465.
Sulfitlaugen, Untersuchung 306.
Sulfocyanin HI, 1096.
Sulfonal HI, 853.
Sulfonazurin HI, 1020. 1114.
SulfoDsäureblau III, 1020.
Sulfopone II, 826.
Sulfoschwarz III, 1085.
Sulfurimeter von C h an c e 1 266.
Superphosphate II, 426. 441.
Superphosphatgips II, 436.
Süßholz III, 691.
Süßstoffe in Bier III, 692.
Süßweine III, 660.
Sylvinit 534.
Tabaksrauch 949.
Taboraschwarz III, 1020, 1094.
Talg, chinesischer III, 200, s.
Rindstalg, Hammeltalg etc.,
für Gerberei III, 722.
Talgtiter III, 226.
Tannin zur Titerstellung für
Gerbstofftitrierung III, 702,
Untersuchung des käuflichen
HI, 854. 929.
Tanninheliotrop UI, 1074.
Tanninorange III, 996. 1120.
Tara, Gewichte für 24.
Tartrazin IH, 1034. 1118.
Tastapparat von B a u s c h i n g 6 r
750.
Teer s. Steinkohlenteer etc., aus
Petroleum IH, 54, aus Braun-
kohlen, Ausbeute III, 67,
Prüfung des Rohteers UI, 68,
Nachweis in Schmierölen III,
132.
Teer, präparierter H, 746. 792.
Teerdampf II, 635.
Teerfarbstoffe, Nachweis in Rot-
wein IH, 616, in Weißwein
III, 629, Verbot des Zusatzes
zu Wein III, 656.
Teerprüfer, Lunges H, 792.
Tellur in Gold III, 146. 148,
in Kupfer II, 230, in Handels-
wismut II, 281.
Temperaturen, Korrektion für,
beim Eichen 43. 45. 46. 54.
55, Einfluß auf Empfindlich-
keit der Indikatoren 68. 70.
74. 75.
Temperaturmessung s. Thermo-
meter, Pyrometer, Wärme-
messunff.
Temperkonle II, 55. 65.
Tenax- Apparat von F. C. G.
Müller 866.
Terpentin III, 284.
Terpentinöl, Nachweis in Benzin
III, 23, Eigenschaften und
Untersuchung III, 385, Nach-
weis in ätherischen ölen III,
376, als Denaturierungsmittel
für Alkohol HI, 554.
Terrakotta III, 1033. 1142.
Terrakottarot Hl, 1001.
Testefas III, 3.
Tetrachlorkohlenstoff in Luft
951.
Tetrajodfluorescein HI, 1052.
Tetrazofarbstoffe III, 1005, aus
Benzidin und seinen Analogen
III, 1011.
Texasöl III, 5.
Thalpotasimeter 196.
Thenardsblaa 11, 801.
Thermoelektrische Pyromet-r
202, Behandlung 205.
Thermometer 194. für Temp-
raturen über 300« 194. 1^^
Schutz durch UmhüUong l&c>.
Hilfskörper für 195, selb^-
tätiff meldende 195, resi^tne
renae 195, mit Ealinm-N^-
triumfüUung 196.
Thermophon 199. 200.
Thermosäule von Gülcher IL
190.
Thiam'ingelb HI, 1033.
Thiazime III, 1067.
Thiazinbraun III, lOM. 1142.
Thiazinrot HI, 1034. 1138.
Thiazolfarbstoffe III, 1030.
Thiazolgelb III, 1032. 1122.
Thioflavin IH, 1031, 1120.
Thiögenschwarz IH, 1110.
Thiokatechin HI, 1083. 1144.
Thiokarmin III, 1068. 1098.
Thionalbraun III, 1084.
Thiongrün III, 1084.
Thioninblau III, 1068.
Thionschwarz llh 1084.
Thiophene II, 752.
Thiophenolschwarz III, 1086.
1110.
Thioschwefelsänre und deren
Salze, Verhalten gegen Metbf 1-
oranffe 77. 78.
Thiosußate, Reaktion mit Jod
136, Bestimmung neben Sol&i
und Solfit 438. II, 704, Nach-
weis in Soda 470, Nachweis
in Bikarbonat 476, in Gas-
wasser H, 685. 704.
Thioxinschwarz III. llia
Thomasmehl II, 407. 40a 427.
444, VerOLlschnogen II, 4.30.
Thorium, Bestimmung in Moa»-
zitsand II, 362.
Thoriumnitrat HI, 364.
Thymianöl Hl, 386.
Thymol IH, 857.
Tiegel von G o o c h 31, für Gold-
proben II, 162.
Tiegelprobe für Silber 11, 121,
für Gold II, 149.
Tierleim in Papier III, 758.
Tieröl IH, 553.
Tinkturen HI, 310, von Digr
talis, Opium, Strychnos IIL
313.
Tinte III, 762, Übersicht, Tint«ii-
sorten IH, 762, Beschaffen-
heit, Tinte als Suspension HI,
763, Tinte als klare Lösung
HI, 763, Beschaffenheit der
Sachregister.
1301
Farbstoffe Iir, 764, Vorläufige,
endgültige Färbung III, 765,
Übersicht nach dem Zwecke
III, 765, Schreibtinteo, Kopier-
tinten III, 765, Normaltinten
III, 766 (s. d.), Eisengallus-
tinten III, 768, Ursachen des
Nachdunkeins III, 769, Quali-
tative Untersuchung III, 771,
Streifenmethode III, 772,
Diagnostische Reaktionen III,
775, Blaufließende Tinten 777,
Grünfließende 779, Rotflie-
ßende 779, Violett- und Braun-
fließende 780, Schwarfließende
782, Prüfung der Normal-
tinten ni, 783, Prüfung auf
Schwarzwerden oder Nach-
dunkeln der Schriftzüge III,
783, auf Haltbarkeit im Glase
787, Bodensatz 789, Leicht-
flüssigkeit (Schreibßlhigkeit)
790, Durchschagskraft 791,
Klebrigkeit 791, Kopierßlhig-
keit III, 791, Identitätsnach-
weis 1 1 1, 792, Tinteunormalien
III, 793.
Tintometer III, 989.
Titan-Como III, 1112.
Titanrot III, 1034.
Titansäare, Bestimmung im Ton
593, Nachweis in Eisenerzen
II, 4, Bestimmung II, 28.
Titerstellung nach Äquivalenten
96, empinsche 97, s. Normal-
säuren.
Titriermethoden, Entstehung 3.
Toledoblau III, 1022.
Tolidin III, 913.
Tollkirschenblätter III, 296.
Tollkirschenwurzeln III, 302.
Toluidin III, 888, Bestimmung
in [Rotanilin III, 895. 896,
Erkennung kleiner Mengen
neben Anilin KI, 897, Tech-
nische Toluidine IE, 899,
Spez. Gewicht der Gemische
III, 900, Farbenreaktionen
auf Paratoluidin III, 901, Be-
stimmung von Para- neben
Orthotoluidin lU, 901.
Toluidinblau III, 1068. 1100.
Toluol III, 881.
Toluylenblau III, 1078.
Toluylenbraun III, 1028. 1142.
Toluylenorange III, 1012. 1122.
Toluylenrot III, 1015.
Toluylenschwarz III, 1010.
Tombak II, 244.
Ton, Eigenschaften 574, Mecha-
nische Untersuchung 575,
Schlämmanalyse 575, Plasti-
zität 577, Trocken schwindung
578, Verhalten beim Brennen
578, Verfärbungen 579, Poro-
sität 581, Sinterungsfähigkeit
581, Feuerfestigkeit 582 (s. d.).
Chemische Analyse für kera-
mische Zwecke 591, Aufschluß
mit kohlensaurem Alkali 591.
708, desgl. mit Flußsäure 595,
Bestimmung von Schwefel-
kies 596, Glühverlust 596,
Rationelle Analyse 596. 599.
Bestimmung in Kalkstein für
Mörtel 680, Analyse für
Zementfabrikation 708. 711,
Eigenschaften für diese 712,
für Ultramarinfabrikation II,
831.
Tonerde, Verhalten gegen Me-
thylorange 78, Bestimmung
414. 593. 618. 619. 622. 623.
625.629. 701. 895, Einfluß auf
die Titrierung von Laugen 449.
465. 629, als Handelsartikel,
Untersuchung 631, Bestim-
mung in Eisenerzen U, 10,
Trennung vonEisenoxyd darin
II, 10, Bestimmung mit Eisen-
oxyd nach Glaser II, 417.
Tonerde, schwefelsaure 620,
QualitativeUntersuchung 620,
freie Säure in 621. 627, Quan-
titative Analyse 621, Bestim-
mung des Zinks 625. 629,
Bestimmung des Eisens 625.
Tonerdepräparate 617. 620,
Ansgangsmaterialien 617, Be-
triebskontrolle 619, Unter-
suchung 632, s. Tonerde,
schwefelsaure etc.
Tonit II, 508.
Ton -Pyrometer 197, Seger-
kegel 198.
Ton waren, Untersuchung 601,
Physikalische Methoden 601,
Volumgewicht 601, Spezifi-
sches Gewicht 602, Porosi-
tät oder Wasseraufnahme
603, Wasserdurchlässigkeit
604, Struktur des Scherbens
604, Glasurrisse 605, Härte
605, Abnutzungsfähigkeit
605, Prüfung auf Abschleifen
606, auf Zähigkeit 606, auf
Festigkeit 606, auf Wetter-
beständigkeit 608, schäd-
liche Einlagerungen (Schwe-
felkies, Gips) 608, Frostbe-
ständigkeit 608, Chemische
Untersuchung 610, Trennung
von Scherben und Glasur
610, Gehalt an Aluminium-
oxyd 612, an löslichen Salzen
612, Säurebeständiffkeit 613.
Torf, Untersuchung als Brenn-
stoff 244.
Torfteer III, 77.
Trane III, 198, für Gerberei
m, 723.
Transformatorenöle III, 49.
Transmissionsöle III, 82.
Traß, Zusammensetzung 692.
693, Prüfungsnormen 693,
Trocknen 694, Glühverlust
695, Mahlfeinheit 695, Nadel-
probe 695, Festigkeitsproben
696, wilder 697.
Tranbenkernöl III, 196.
Traubenzucker, Untersuchung
des käuflichen III, 855 (s. a.
Glukose).
Treber (Brauerei) III, 693.
Treiben von Zement 698. 748,
s. Volumbeständigkeit
Tresterbranntwein III, 587.
Tresterwein III, 649.
Triazolblau HI, 1112.
Triazol violett III, 1114.
Trichter mit verlängertem Rohr
30, für Hoißfiltrieren 32.
Trimethylbenzole, Trennung II,
761.
Trink- und Brauchwasser, Ent-
stehung aus Regenwasser etc.
768, Quellwasser 768, Brun-
nenwasser, Flußwasser 769,
Hygienische Beurteilung 769,
Verunreinigungen 769, Probe-
nahme 770, Physikalische
Untersuchung 771, Tempe-
raturbestimmung 771, Klar-
heit, Farbe, Geruch 771,
Geschmack 772, Chemische
Untersuchung 772, Aus-
drucksweise für Analysen-
ergebnisse 772, Abdampf-
rückstand 773, Alkalinität
774, Härte (s.d.), Reduktions-
vermögen 779. 833, Bestim-
mung durch Perman^anat
780, Bestimmung von Kiesel-
säure 783, Schwefelsäure 783.
833, Chlor 785. 832, Jod 786,
Salpetersäure 787, salpetrige
Säure 793, Phosphorsäure
796. 834, Kohlensäure 797,
Kalk und Magnesia 799,
Kali und Natron 800, Am-
moniak 801 , Albuminoid-
Ammoniak 805, Proteid-Am-
moniak 806, Eisen 808, Blei
1302
Sachregister.
812, Gase 814, Sauerstoff
817, Fäulnisfähi^keit 820,
Tabelle der Löslichkeit der
Gase in Wasser 822, Schwe-
felwasserstoff 823, Mikro-
skopische Untersuchung 825,
Bakteriologische Untersu-
chung 825, Beurteilung 830.
Triphenjlmethanfarbstoffe III,
1035.
Trisulfonblau III, 1017. 1112.
Trisulfonbraun III, 1025.
Trisulfonviolett III, 1017. 1112.
Trockenschrank 34, für Zucker-
rüben m, 400.
Trockensubstanz in Sodalaugen
433.
Trocknen von Niederschiftgen
33, von Kohlenproben 245.
251.
Trona'violett III, 1114.
Tropäolin 0 III, 995, 00 III,
993. 1118, als Indikator 67.
90, 000 Nr. I III, 996, 000
Nr. II m, 996, D III, 994,
Y III, 995.
Tropfpunkt von Schmiermitteln
III, 139, Bestimmung nach
Pohl m, 139, Finkener
m, 140, Ubbelohde lU,
140, von Ceresin III, 240.
Tropfsäuren 342.
Trübungen in Bier III, 693.
Tuchbraun III, 1013. 1140.
Tuchorange III, 1013. 1118.
Tuchrot III, 1007. 1128. 1130.
Tunfischleberöl III, 198.
Tungöl m, 179. 196.
Türkischrotöl III, 223.
Tumbullblau II, 800.
Turners Patentgelb II, 807.
Tussahseide III, 1236. 1238.
1242.
IJberchlorsäure zur Fällung von
Kali 527, Darstellung 528.
529, Anwendung bei Unter-
suchung von Rohsalz 536,
von Chlorkalium 540, von
Kaliumsulfat 544, von Dünge-
mitteln II, 416.
Ultramarin II, 830, Verluste in
der Fabrikation II, 830, Roh-
materialien II, 831, Kontrolle
des Betriebs II, 835, Fein-
heitsprobe II, 835, Rohblau
n, 836, Schlämmprobe für
Rohblau II, 837, des fertigen
Ultramarins auf Färbekraft
II, 838, auf Feinheit II, 840, ,
Schwefel II, 839, auf Alaun- ;
festigkeit II, 839, für Kattun-
drucK II, 840, für Lackier-
zwecke II, 840, Chemische
Analyse U, 840.
ümbra II, 818, türkische II, 818.
Unionechtbordeaux III, 1032.
Universal -Gasvolumeter 175.
Unterchiorige Säure, Bestim-
mung neben Hypochlorit 135.
517, neben freiem Chlor 517.
Untersalpetersäure, Einfluß auf
spez. Gewicht der Salpeter-
säure 324, Tabelle dafür 325,
Bestimmung 329, 333.
Uran II, 350, Erze II, 350,
Untersuchnngsmethoden II,
351.
Urangelb II, 353.
Uranin III, 1051. 1120.
Uranlösung für Phosphorsäure-
titrierung II, 394.
Ursubstanzen für Alkalimetrie
98, immer neu abzuwägen 100,
Soda 98, Verschiedene 104,
s. Jodometrie, Chamäleon etc.
Valvolin III, 4.
Vanadinsuhl II, 86.
Vanadiumverbindungen im Ton
580, in Tonwaren 612, Nach-
weis in Eisenerzen II, 5, Be-
stimmung in Eisen II, 86,
Bestimmung in Uranerzen II,
353.
Vandura- Seide III, 1243. 1244.
Vanillin lU, 858.
Vaselin II, 481, als Schmier-
mittel in, 137.
Vaselinöl III, 4.
Venetianerweiß II, 821.
Verbleiung von Silbererzen II,
116.
Verbrennung von Gasen zur
Analyse II, 567, Volumvei^
ändern Dgen dabei II, 568,
Verbrennungskohlensäure II,
568, Bestimmung mehrerer
brennbarer Gase nebenein-
ander II, 569, Verbrennung
durch Explosion 232. II, 571,
fraktionierte II, 572. 575. 584,
mittels Palladiums II, 572,
mittels Platins II, 573, mit
Kupferoxyd ü, 575. 588, in
der Buntebürette II, 584.
Verbrennungsgase, Analyse 213. i
ir, 550, Probenahme 213. 215,
Einzelanalysen 214,Oberfläch-
liche Beurteilung durch ver-
schiedene Methoden 214,
chemische Untersuchung 215.
Bestimmung des Schweb«
in 243, Neutrale Zone 11, 5''",
Wärmeverlaste durch '24i
243. U, 554, Darin vork^s^
mende Verunreinigungen ^'c
VerbrennungA wärme, s. H-^-
wert.
Vergärungsgrad von Maif^cV:
in, 539, des Bieres III, 6.^7.
Vergilb ung des Papiers III, 7.'»^.
Vergoldung EL, 168.
Verharzungsprobe für Schmif:-
öle ni, 123.
Verholzungsgrad des ZelbtoC*
in Papier III, 756.
Verkoknngsprobe, s. Koksprohe.
Verkupferungsbäder II, 249.
VemicKelung auf Eisen 11. 344.
Verschlackungsprobe II, 11^.
Verseifong der Ester in ätneri-
schenOlen III, 372.
Verseifiinffszahl III, 163, t^c
Ölen, Fetten und Wächter
m, 196. 198. 200. 202, bt:
Harzen III, 269. 272.
Versilberung, Erkennung II, 145.
Versilberungsflüssigkeiten II
143.
Versuchsanstalt für Gas&bn-
kation II, 558.
Verwitterbarbeit von Glasar^r
614, von Dachschiefem 616.
von Gläsern 647, Prüfuo£
darauf 652.
Vesuvin III, 992.
Vicatsche Nadel 695. 727.
728. 747.
Vidalschwarz III, 1108. 114^
Viktoriablau UI, 1047. K^.
1100.
Viktoriagrün m, 1035.
Viktoriaschwarz III, 1008. 10^.
1094.
Viktoriaviolett UI, 1004. 104-
Violamine UI, 10&4. 1096.
Violettschwarz III, 1019. 1U>6
Visierblende 59.
Visierlineal 162. 17.'>.
Viskoseseide III, 1244.
Viskosimeter v. Lange III. 5;*-.
von Engler UI, 92, Vir-
schriften für BenutzuDx H*«
93, von Martens III, 97, Ver-
suche mit kleineren Flä$^ij2-
keitsmengen III, 98, bei sei r
hohen Wärmegraden III, 10i>.
Viskosin III, 4.
Viskosität (s. a. Zähilussigkei:
von Leimlösungen II, 549.
von präpariertem Teer IL 7l<3.
von Petroleum II, 30.
Sachregister.
1303
Volumbest&Ddigkeit y.Zementen
698, von Roman Zement 706|
von Portlandzement 730, Prü-
fung 748, Heintzels Glah-
probe 749, Darre and Dampf-
darre 749, Kochprobe 749,
Regeln von Tetmajer 750.
Volamenometer 184. 602. 686.
719. 720, II, 831.
Yol umgewicht, 8. spezifisches
Gewicht
Vorlauf von Steinkohlenteer TT,
736, Untersuchung II, 735.
Yorratsflaschen für Normal-
lösungen 62.
Yulkanisationsquotient III, 357.
üWachs für Znndwaren II, 522,
chinesisches ITI, 202, Bienen-
wachs in, 202. 236.
Wachse s. öle, Fette und
Wachse , Unverseifbares in
III, 192, Eonstanten III, 200.
202.
Wachskerzen III, 235.
Wagen 22. II, 113. 114.
Wägen dem Messen vorzuziehen
6o.
Walfischtran III, 179. 189. 198.
Walkblau III, 1076.
Walkechtheit yon Farbstoffen
in, 984.
Walkgelb lü, 1116. 1118. 1120.
Walkgrün TU, 1066. 1124.
Walkorange UI, 1007.
Walkrot UI, 1132.
Walnußöl m, 179. 1%.
Walrat III, 202.
Walratkerzen III, 235.
Wab^tül UI, 179. 189. 202.
Wärmemessung 194. II, 552.
Wärmeproben für Sprengstoffe
8. Stabilitätsproben.
Wärme verlaste durch Rauch-
gase, Formel für 242. 243,
bei Retortenöfen II, 554.
Waschechtheit von Farbstoffen
m, 983.
Wasser s. Trink- und Branch-
wasser. Wirkung auf Glas
649.
Wasser für Eesselspeisung und
andere technische Zwecke
837, 8. Eesselspeisewasser.
Wasser als Sperrflüssigkeit
(Gasanalysen) 11, 577.
Wasser für Zuckerfabrikation
III, 478, für Spiritusfabri-
kation III, 519, für Bier-
brauerei III, 669, für Gerberei ;
III, 719, Bestimmung in
rauchender Schwefelsäure
8. d., in Kochsalz (Steinsalz)
406, in Kohlen 245. 427, in
Handelssoda 459, in kaust.
Soda 475, in Deacon-Gasen
502, in Kalkstein .681, in
Boden 897, in Luft s. Wasser-
dampf, in Eisenerzen II, 7,
in Erzproben II, 106, in
Düngemitteln IT, 422. 430.
443, in Peruguano II, 431,
in Eraftfuttermitteln II, 448.
468, in Schwarzpulver II,
485, in Nitrozellulose II, 487,
in Leim II, 524, in Schmier-
ölen III, 124, in konsistenten
Maschinenfetten III, 145, in
Seife III, 247, in Harzen etc.
m, 273, in Gerbstoffen III,
707, in Leder HI, 719. 738,
Wasserblau III, 1046. 1076.
Wasserdampf in Luft 919,
Höchstmöglicher Gehalt in
1 cbm Luft 919, Höchstmög-
liche Dampfspannung in
Luft 919, absolute, relative
Feuchtigkeit 920.
Wasserdurchlässigkeit von Port-
landzement 754.
Wasserechtheit von Farbstoffen
m, 982.
Wassergas 233. 237. H, 562.
Wassergase 814. 866.
Wasserglas HI, 966.
Wasserkapazität des Bodens
890.
Wasserlösliche Mineralöle III,
147.
Wasserstoff bestimmung 217.
224. 226. 281. 236. II, 567.
569. 572. 575. 584. 590. 597.
Wasserstoffsuperoxyd, käuf-
liches HI, 955, zur Titer-
stellung von Chamäleon 127,
für Alkalimetrie 105, von
Jodlösung 133, zur Analyse
von Chlorkalk 511, von
Braunstein 486, von Nitraten
316, von Nitrose 344, Be-
stimmung in Luft 923.
Wau III, 1116. 1204.
Waugrün III, 1204.
Weender Methode zur Be-
stimmung der Rohfaser II,
463. 469.
Weichblei IT, 260. 277.
Weich^ummi III, 322.
Wein III, 598, Vorbemerkung
III, 598, Vorschriften für
Probenahme etc. III, 599,
Allgemeine Bemerkungen UI,
599, Trübungen des Weins
III, 600, die vom Bundes-
rat vorgeschriebenen Unter-
suchungen III, «601, Best,
des spez. Gew., des Al-
kohols 601, des Extrakt-
gehaltes 602, der Mineralbe-
standteile 605, der Schwefel-
säure in Rotweinen 605, der
freien Säuren 606, der flüch-
tigen Säuren 606, der nicht-
flüchtigen Säuren 607, des
Glyzerins 607, des Zuckers
609, Polarisation 613, Nach-
weis von unreinem Stärke-
zucker durch Polarisation
614, Nachweis von Teerfarb-
stoffen 616, von fremden
PflanzenfEU'bstoffen 617, Best,
von Gesamtweinsäure III, 618,
von freier Weinsäure 619,
von Weinstein 619, der
Schwefelsäure 621 , der
schwefligen Säure 621, des
Gerbstoffs 625, von Chlor-
und Phosphorsäure 626, von
Salpetersäure 627, von
Baryum, Strontium, Kupfer
628.
Untersuch ungsverfahren,
für welche der Bundesrat keine
Vorschriften erlassen hat III,
628, Nachw. fremder Farb-
stoffe in Weißwein 628, von
Karamel 628, von Teerfarb-
stoffen 629, Best, von Bern-
steinsäure 629, von Milch-
säure 630, von Apfelsäure
633, von Zitronensäure 634,
der Ester, fetten Säuren, des
Aldehyds 636, Best der
Dextrose und Lävulose in Süß-
weinen III, 636, von Mannit,
Lakritzensaft,Duloin638, von
Abrastol (Asaprol) 639, von
Stickstoff 640, von Borsäure
640, von Fluorverbindungen
641, von Schwefelwasserstoff
643, von Mineralbestandteilen
643.
Beurteilung des Weins
auf Grund der chemischen
Untersuchung III, 643, unter
Zugrundelegung des Wein-
gesetzes von 1901 644, Zu-
satz von Alkohol 644, Ge-
zuckerter Wein 645, Grenz-
zahlen für Extraktgehalt und
Mineralbestandteile 647, Er-
kennung gezuckerter Weine
648, Tresterwein (petio-
1304
Sachregister.
sierter Wein) 649, Hefen-
weiD III, 650, Rosinenwein
III, 650j Zusatz von Saccharin
und anderen Süßstoffen III,
650, Zusatz von Weinstein-
säure und Weinstein III, 651,
von Äpfelsäure, Milchsäure,
Zitronensäure, Bukettstoffen,
Essenzen IIF, 652, von Obst-
most und Obstwein III, 653,
von Gummi, Dextrin etc.
III, 653, von Alaun, Baryum,
Strontian, Borsäure, Fluor-
verbindungen, Glyzerin III,
654, von Kermesbeeren,
Ma^nesiumverbindungen,
Salizylsäure III, 655, von
Oxalsäure, unreinem Sprit,
unreinem Stärkezucker, Teer-
farbstoffen , Wismutverbin-
dungen, Schwefelsäure III,
656, Beurteilung außerhalb
des Rahmens des Wein^e-
setzes von 1901 III, 657,
Flüchtige Säuren 657, Schwef-
lige Säure, Chloride 658,
Phosphorsäure, Mannit, Ab-
rastol, Konservierungsmittel,
Farbstoffe, Stickstoff 659,
Schwefelwasserstoffe, Kalk,
Kali, Natron 660, Beurtei-
lung der Süßweine III, 660,
Obst- und Beerenweine III,
668, Schaumweine III, 663.
Weingeistthermometer 194.
Weinhefe III, 862.
W^ein säure, Bestimmung in
Wein III, 618. 619, Zusatz
zu Wein III, 651, Bestimmung
der Gesamtweinsäure in Wein-
hefe, Weinstein etc. III, 865,
Untersuchung der käuflichen
III, 872.
Weinsäureindustrie III, 862,
Rohmaterialien III, 862,
Untersuchung derselben III,
863. 869, Betriebskontrolle
III, 870, Endprodukte III,
872.
Weinstein als Ursubstanz für
Alkalimetrie 109, Bestim-
mung in Wein III, 619, Zu-
satz zu Wein III, 651, Unter-
suchung des rohen III, 863,
Untersuchung des reinen HI,
872.
Weinsteinsäure s. Weinsäure.
Weißblech II, 91.
Weißmessing II, 246.
Weißmetalle II, 178. 243. 286.
292.
Weizenstärke III, 506.
Weldon-Verfahren 484. 489.
493.
Weldon-Schlamm 493, Man-
gandioxyd 493, Gesamtman-
gan 494, Basis 494.
Werkblei II, 125. 131. 151.
268.
Wetterbeständigkeit s. Ver-
witterbarkeit.
Wheatstonesche Brücke 200.
202.
Widerstandpyrometer 201.
Wiener Lack III, 1207.
Wies negg -Ofen 35. 39.
Wietzer Oel III, 3. 4. 5. 7.
Winkler-Bürette 217.
Wirkungswert von Normal-
sänren 110.
Wismut, in Handelskupfer II,
222. 227, Kolorimetrische
Bestimmung II, 229, Erzen.
Hüttenprodukte II, 273.
Methode von Fresenius II,
273, von Heintorf II, 276,
von Hampe II, 277, Wismut
des Handels II, 278, Elektro-
lytische Bestimmung II, 282,
Wismutlegierungen U, 282,
Wismutverbindungen im
Wein HI, 656.
Wolfram ü, 84. 85. 348, in
Aluminium II, 859.
Wolframbronzen II, 350. 827.
Wolframerze II, 348.
WolframEȊure, Bestimmung in
Eisenerzen II, 29.
Wolframstahl II, 84.
Wolle, Unterscheidung von
Seideln, 1223, von dieser und
anderen Fasern III, 1219.
1226, Quantitative Trennung
von Baumwolle HI, 1226.
1227, von Baumwolle und
Seide III, 1227, von Kunst-
wolle III, 1236, Mikrosko-
pische Prüfung III, 1238.
Wollblau III, 1100. 1102.
Wollfett als Schmiermittel HI,
83, Nachweis in Mineral-
schmieröl III, 128, in Degras
III 730.
Woll'grau III, 1094.
Wollgrün HI, 1048. 1124.
Wollöle, WoUspicköl, Woll-
schmälzule III, 210.
Wollscharlach R III, 999.
Wollschwarz Hl, 1008. 1009.
1094.
Wollstaub II, 433.
Wolltiefschwarz III, 1094.
Wollviolett ni, 995. 1100.
WoUwachs (Wollfett) IH, 202.
Wood-MetaU II, 255.
Würze, Farbe 111,685, Betriet*-
würze in, 686.
Wurzeln III, 302.
Wurzelstöcke ILI, 303.
Zähflüssigkeit von SclunieräVs
in, 92, E n g I e r 8 Viskosboeter
m, 92, Vorschriften daforllL
93, Andemngen der ZiV
flüssigkeit von ölen IIL ^
Abkürzung der Versache III,
97, in der Kälte HI, 100, vcc
Fetten, Ölen IH, 161 > a.
Viskosität).
Z e i ß sehe Meßkammer m ,
545.
Zellstoff- Fabrikation, Schmelz-
soda 450.
Zellulose, s. Rohfaser. Bestim-
mung der nicht nitriertem in
Nitrozellulose II, 491^ Kacii-
weis in Papier III, 754, iü
Grespinstfasern III, 1216.
Zellolosebjdrat III, 1239.
Zementklinker 713. 718.
Zementkupfer 11, 430.
Zementronmehl 713.
Zentrifagieren von Nittler-
schlägen 82.
Zerkleinerung der Proben 11.
12. 20. II, 104.
Zimtöl III, 386.
Zimtsäure III, 860.
Zink, Bestimmung in Schwefel-
kies 288, in Blende 290. ii
schwefelsaurer Tonerde 62ä
im Boden 904, Einfloß tüi
Bestimmung der Schwefr-
s&ure 289, Vorkommen iü
Handels- Seh wefelsänre 3^*1.
reines für Nachweisimg tie
Arsen 368, inaktives for^e^r:
Zweck 370. 375, zur Redakti?:^
von Ferrisalz 384, iu Eisen-
erzen, Nachweis II, 3, Br-
stimmung II, 20, Erze IL 313.
Prüfnngsmethoden (a. a. Zil i-
blende) II, 313, Bestimmar^
des Zinks als Schwefeizisi^
m, 313. 318, durch Elektnv
lyse II, 315, Titration n». •-
Schaffner 390, II, 31^
durch Ferrocjankaliam II.
317, Spezielle Methoden f .r
Erze, geröstete Erze, OUrt-
brüche, Ranmasche II, o\^.
Titration inammoniakali'^'ritr
Tartratlösang nach Voigt II.
Sachregister.
1305
320, Bestimmung yon Blei
und Eisen 11, 320, Rohzink
II, 321, Untersuchung auf
Kadmium II, 329, Handels-
zink II, 321, Untersuchung
auf Kadmium 11, 329, Zink-
staub 6. d., Legierungen,
Krätzen, Aschen II, 326.
Zinkacetat U, 372.
Zinkblende 289. II, 313, Be-
stimmung d. Gesamtschwefels
289, von Zink 290, von Blei
292, von Fluor 293, verwert-
barer Schwefel 293, Abbrfinde
von 298.
Zinkchlorur, s. Chlorzink.
Zinkerze, Untersuchung auf
Kadmium II, 328.
Zinkgrün II, 810.
ZinkoUth II, 824.
Zinkozyd 641.
Zinkschaum II, 132,
Zinkstaub II, 323. III, 955,
Untersuchung auf Kadmium
II, 329.
Zinkvitriol II, 371.
Zinkweiß II, 823, Griffiths
II, 823.
Zinn in Eisen II, 91, in Weiß-
blech II, 91, in Bronze II,
238, Untersuchung II, 283,
Zinnerz II, 284, Probieren des
Zinn Steins II, 284, Handels-
zinn U,285, Legierungen 8.d.,
MaßanalytischeBestim mungs-
methoden II, 295, Elektro-
lytische Bestimmung II, 295,
Trennung von Arsen und
Antimon II, 309, Bestimmung
in Handelszink H, 323.
Zinnasche 294.
Zinnbronze II, 828.
Zinnchlorür (Zinnsalz) II, 376,
III, 959.
Zinnchlorür-Methode für Eisen-
bestimm nng II, 32.
Zinnchlorid II, 377. HI, 960.
Zinnhärtlinge II, 293
Zinnlegierungen, bleireiche II,
270, WeSmetalle II, 286,
hoch zinnhaltige II, 286, stark
bleihaltige ü, 289, bleireiche
Lagermetalle II, 289, bleifreie
Legierungen nach Nissen-
son undCrotogino II, 291,
bleihaltige desgl. H, 291
(SchnelUot) Bleibestimmung
in altem Weißmetall II, 292.
Zinnober II, 817, als Queck-
silbererz II, 174, als Rohstoff
für Kautschuk waren III, 383.
Zinnober-Imitation II, 816.
Zinnober-Rot II, 818.
Zinnsalz II, 376.
Zinns&ure II, 242.
Zinnsaures Natron II, 378.
Zinnschlacken II, 295.
Zitratlölung, M&rckers 896.
Zitronellöl III, 386.
Zitronenöl III, 386.
Zitronensaft III, 874.
Zitronensäure, Nachweis und Be-
stimmung in Wein III, 634,
Zusatz zu Wein III, 652,
Untersuchung der käuflichen
III, 860. 876, Fabrikation III,
874. 876.
Zitronensäurelösliche Phosphor-
säure II, 407. 444.
Zolfo ventilato 265. 266.
Zucker (Rohzucker, raffinierte
Zucker), Untersuchung III,
453, Rendement UI, 457, Be-
stimmung in Rüben UI, 389,
durch Kupferlösung lU, 40t,
des Gesamtzuckers durch
Inversion ÜI, 408, Tabelle
dafür ni, 409, durch spez.
Gewicht s. Saccharometer, in
Zuckersäften III, 424, durch
Polarisation s. d., in Roh-
zuckerund raffiniertem Zucker
III, 453, in Melasse lU, 460,
523, in Branntwein und Li-
kören III, 568, in Wein HI,
609. 636, Zusatz zu Wein IH,
645, s. a. Invertzucker, in
Kraftfuttermitteln II, 458, in
Melassefutter U, 466, in Seife
III, 252, in Malz III, 684, in
Bier III, 688, in Gerbstoffen
HI, 707, in Leder III, 742.
Znckerarten, einzelne Methoden
zur Bestimmung III, 558.
Zuckerfabrikation III, 387, Roh-
stoffe HI, 387, s. Zuckerrüben,
Säfte s. Dünnsaft, Dicksaft,
Zucker, Melasse, Kalksaccba-
rat, Strontianverfahren,
Knochenkohle, Rohrzucker-
industrie.
Zuckerkouleur III, 691.
ZuckeiTohr 111, 482, Probe-
nahme III, 482, Extraktion
111,482, Fabrikationsprodukte
III, 484.
Zuckerrübe III, 387, Probe-
nahme IH, 887, Zerkleinerung
der Proben III, 389, Bestim-
des Zuckergehaltes III, 389,
Alkoholische Extraktion HI,
391, Digestionsmethoden IH,
394, warme alkoholische
Digestion III, 395, kalte
wäßrige Digestion III, 395,
Samenzucht III, 397, Massen-
untersuchung III, 397, Appa-
rat von Krüger III, 398, Be-
stimmung des Mark- bezw.
Saftgehaltes IH, 399, Bestim-
mung des Invertzuckers IH,
401 (s. d.)
Zuckerrübensamen III, 412.
Zuggeschwindigkeiten 191. 193.
Zugmessungl86,fürGasretorten-
öfen II, 553.
Zündhölzer II, 542, Nachweis
des weißen Phosphors II, 542,
Quantitative Analyse H, 544.
Zündsätze II, 502.
Zündwaren II, 515, Rohstoffe
für II, 515, Füllstoffe für II,
522.
Zusatzstoffe zu Portlandzement
717.
Zuschläge beim Hochofenprozeß
H, 30.
Zweibad verfahren, Azofarbstoffe
für III, 1029.
Zwetschgenbranntwein III, 586.
Zjlinderschmieröl III, 4. 82. 85.
123.
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V: 1897-1»00 M.40,-; VI: 1300-1902 M. 50,-; VII: 1902-1904 M. 32,-.
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