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Full text of "Chemisch-technische Untersuchungsmethoden"

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Chemical  Übiaiy 


Chemisch-teehnische 


Untersuchungsmethoden. 


Mit  Benntzung  der  fröheren 
Ton  Dr.  Friedrich  Böckmann  bearbeiteten  AuflaKen, 

und  unter  Mitwirkimg  ton 

E.  ntiii,  F.  BvHlala,  Tk.  BMkarl,  O.  BOttehar,  C.  CoHsUr,  K.  DIsterMi,  K.  DUmmlv,  A.  Ck«rte, 
Cn.EabaahraolMr,  F.  Flioktr,  F.  Fnak,  H.  Fraadaibarg,  E.  Qildan«l*t*r,  R.  Qialiin,  O.  QaHniaH, 
E.Hm>»^  W.H*nb«r«,  O.Halda,  W.  Jttlal,  H.K»lil*r,  PkKnlliag,  K.B.Lahii»Bi,  J.  UwkwKMh, 
C.  J.Uibw,  E-  O.  ■.  Upp-uu,  E.  Hirekwilil,  J.  Mi*Mir,  J.  Plultr,  O.  PfaiHar,  O.  Pufakl,  H.  Rnah, 
O.  »eblaHig,  C.  Bohaah,  Q.  Bshlla,  L-Tlaliaat,  K.WiBdiwh,  l-W.WIikl*r 

herausgegeben  von 

Hr.  Qeorg  Iinnge, 

Profeaaor  der  lecholKbeu  Chemie  am  EidgeuasslacheD  Polytechnllmm  in  Zürich. 


Mit  119  TextabbilduDgen  und  3  Tareln. 
fmm/t*,  vMMbuUg  tHm£—ri*U1t  und  vrmuhrt*  Außmg». 


BerÜD. 

Verlag  von  Julius  Springer. 


Alle  Rechte,  Insbesondere  das  der 
Übersetzung  in  fremde  Sprachen,  Torbehalten. 


UniTeraitAis- Buchdruckerei  von  OueiaT  Schade  {Otio  Francke)  in  Berlia  N. 


Vorwort  zum  dritten  Bande. 


Auch,  in  diesem  Bande  sind,  größtenteils  infolge  des  Hin- 
scbeidens  früherer  Mitarbeiter,  mehrere  große  Abschnitte  ganz 
neu  bearbeitet  worden;  so  „Öle,  Fette  und  Wachse"  von  Herrn 
Dr.  J.  Ijewkowitsch;    „Spezielle  Methoden   der  Ol-  und  Fett- 
industrie"   von  demselben;    „Kautschuk   und    Kautschukwaren" 
von  Herren   Dr.  Fritz  Frank  und  Dr.  Eduard  Marckwald; 
;,Bier"  von  Herrn  Prof.  Dr.  C.  J.  Lintner.   Aber  auch  sämtliche 
übrigen     Abschnitte     wurden     einer     gründlichen    Durcharbeit 
unterzogen,    wobei  einige  derselben,  insbesondere  „Mineralöle", 
„Schmiermittel",  „Organische  Farbstoffe"  und  „Gespinnstfasern", 
beträchtliche  Erweiterungen  erfahren  mußten.    Selbstverständlich 
sind  auch  alle  übrigen  Teile  des  Buches  bis  auf  die  Gegenwart 
ergänzt  -worden. 

Zürich,   Juli  1905. 

G.  Lunge. 


141708 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite 
üienlöle*     (Rohpatrokum,   Benzin,   Louchtöl,  Braunkohlenteer,  Asphalt, 

Paraffin  u.  s.  w.)     Von  Prof.  Dr.  D.  Holde 1 

Literatumachweis 1 

Abkürzungen  technischer  Ausdrücke 2 

Nomenklatur  der  Derivate  des  russischen  Erdöls 3 

A.  Rohpetroleum 4 

Allgemeines  4.     I.   Chemische  Zusammensetzung  5.     II.    Spe- 
zifisches Gewicht  6.    m.  Bestimmung  des  Wassergehalts  6. 

IV.  Bestimmung   der    mechanischen  Verunreinigungen   8. 

V.  Bestimmung  der  Aasbeute  an  Benzin,  Leuchtpetroleum, 
Schmieröl  etc.  a)  für  den  Fabrikbetrieb  8,  b)  für  zoll-  und 
handelstechnische  Zwecke  9,  1.  älterer  Apparat  von  Engler  10, 
2.  der  zur  Zeit  amtlich  vorgeschriebene  Apparat  11.  VI.  Die 
Entflammbarkeit  12.  VII.  Asphaltgehalt  13,  a)  qualitativer 
Nachweis  13,  b)  quantitative  Bestimmung  13.  VIII.  Paraffin- 
gehalt, Bestimmung  nach  Holde  15.  IX.  Verdampfungswärme 
von  Erdölfraktionen  16.    X.  Ichthyol  18. 

B.  Benzin 19 

Allgemeines    19.      I.   Spezifisches    Gewicht   20.      H.   Einfache 

Verdampfungsprobe  20.  IH.  Fraktionierte  Destillation 
a)  zur  Fabrikskontrolle  20,  b)  für  zollamtliche  Zwecke  21.  IV.  Ent- 
flammbarkeit 21.  V.  Prüfung  auf  aromatische  Kohlen- 
wasserstoffe 23.  VI.  Nachweis  von  Terpentinöl  und  Kienöl 
23.  VU.  Raffinationsgrad  24.  VUI.  Löslichkeit  in  abso- 
lutem Alkohol  24. 

C.  Leuohtpetroleum 24 

I.    Äußere   Erscheinungen  24.     Farbe   24.     a)  Kolorimeter   von 

Stamm  er  25,  b)  von  Wilson  25.  c)  Russische  Vorschriften  27. 
Tabellen  zur  Farbenvergleichung  mit  Lösungen  von  Kaliumchromat 
28.  n.  Spezifisches  Gewicht  30.  IIL  Viskosität  und  Er- 
starrungspunkt 30.   IV.   Flammpunkt  31.    a)  Petroleumprober 


Yl  Inhalts  verzeichDis. 

Seite 
von  Abel  31.  b)  Proben  damit  auf  Entflammbarkeit  32.  c)  Wieder- 
holung des  Probens  33.  d)  Berechnung  für  Barometerdruck  34. 
Beispiel  34.  Allgemeine  Bemerkungen  35.  Tabelle  für  Umrechnung 
auf  normalen  Barometerstand  36.  V.  Brennpunkt  37.  VI.  Frak- 
tionierte Destillation  37,  im  Apparate  von  Engler  37. 
VII.  Prüfung  des  Raffinationsgrades,  a)  Ermittelung  des 
Schwefelgehaltes  38,  nach  Heußler,  Kißling  und  Engler  38. 
b)  Säuerangsprobe  40.  c)  Säurebestimmung  41.  d)  Gegenwart 
•  naphthensaurer  und  sulfosaurer  Salze  41.  e)  Aschengehalt  41. 
f)  Brechen  42.  VIII.  Gehalt  an  Karbüren  42.  IX.  Brenn- 
probe und  Leuchtwertbestimmung  42.  Versuchslampen  42. 
Einstellung  der  Flamraenhöhe  43.  Lichtstärke  43.  Verbrauch  an 
Petroleum  43.  Lichteinheit  43.  Praktische  Brennversuche  44. 
X.  Löslichkeit  in  absolutem  Alkohol  44. 

D.  Putzöle  aus  Rohpetroleum 44 

E.  Gasöle  aus  Rohpetroleum 45 

Allgemeines  45.    Vergasungsofen  von  Wernecke  46.     Beschreibuog 

eines  praktischen  Vergasungsversuches  48. 

F.  Transformatorenöle 49 

Q.  Heizöle  (Masut,  Astatki) 51 

H.  Paraffinmassen  aus  Rohpetroleum     52 

I.  Teer-    und    pechartige    DestillationsrOokstände    (Petroleum teer, 

Petroleumasphalt,  Petroleumpech) 54 

Prüfung  auf  Zähigkeit  54.  Schmelzpunkt  55.  Spezifisches  Gewicht  56. 
Nachweis  fremder  Teere,  Peche  und  Asphalte  in  Erdölpechen  56. 
Erkennung  von  sogen.  Fettpechen  56.  Säure-,  Ester-  und  Versei- 
fungszahlen  von  Erdolrückständen  und  Fettpechen  58,  Kupfergehalt 
59.  Nachweis  von  Holzteer  und  Steinkohlenteer  oder  -Pech  59. 
Nachweis  von  Naturasphalt  in  Erdölpechen  61.  Asphaltpulver  and 
Asphaltsteine  61.     Bestimmung  des  Bitumen gehalts  61. 

K.   Abfälle  der  Raffination  von  Mineralölen 62 

Säureharze  62.  Neutrale  pechartige  Stoffe  63.  Abfallsäuren  63.  Ab- 
falllaugen 65.    Seifenöle  65. 

L.   Pieenfraktion 65 

M.   Koks 65 

N.  Permanente  Qase 66 

O.   Bitumen  und  Teer  aus  Braunkohle 66 

I.  Schwelversuche  zur  Bestimmung  der  Teerausbeute  67.  II.  Prü- 
fung des  Höhte ers  aus  Braunkohle  68.  III.  Prüfung  der  aus 
Braunkohlen-  und  Schieferteer  erhaltenen  öligen  Destillate  70. 
IV.  Paraffin massen,  -schuppen  und  fertiges  Paraffin  aus  Braun- 
kohlenteer 72.  Shukoffs  Schmelzpunktapparat  72.  V.  Fertige 
Paraffinkerzen  74.  VI.  Kompositionskerzen  74.  VII.  Mon- 
tanwachs 75. 


Inhaltsverzeichnis.  YU 

Seite 
P.   8oM«ferteer 76 

Q.  Torfl«tr    '. 77 

R.   Erdwachs  (Ozokerit,  Geresin) 78 

üntersnetaiuig  der  SehmiermltteL    Von  Prof.  Dr.  D.  H  o  1  d  e 81 

Aufzählung  and  Charakteristik  81.  a)  Mineralschmieröle  81.  Klassen 
derselben  82.  b)  Fette  Öle  82.  c)  Mischungen  von  fetten  ölen  und 
Mineralölen  83.  d)  Konsistente  Fette  83.  e)  Emulgierbare  sogen, 
wasserlösliche  Mineralöle  83.  f)  Kautschuköle  84.  g)  Nichtölige 
Schmiermittel  84. 

A.   Mineralöle 84 

I.  Äußere  Erscheinungen  84.  Farbe  84.  Konsistenz  85.  Mecha- 
nische Verunreinigungen  85.  IL  Spezifisches  Gewicht  85. 
Normal-Ölaräometer  86.  Kleine  Aräometer  87.  Pyknometer  87. 
Tabelle  der  spezifischen  Gewichte  verschiedener  Öle  88.  Alkohol- 
schwimmmethode 88.  III.  Ausdehnungskoeffizienten  89. 
lY.  Zähflüssigkeit  92.  Viskosimeter  von  Engler  92.  Vor- 
schriften für  Benutzung  des  einfachen  Engler  sehen  Apparates  93. 
Änderungen  der  Zähflüssigkeit  von  ölen  96.  Abkürzung  der  Ver- 
suche 97.  Vierfacher  Apparat  von  Märten s  97.  Arbeit  mit 
kleineren  Flüssigkeitsvolamen  99.  Versuche  bei  sehr  hohen  Wärme- 
graden 100.  V.  Verhalten  in  der  Kälte  101.  Einfaches  Rea- 
gensglas-Verfahren 102.  Zahlenmäßige  Vergleichuug  dos  Fließ- 
vermögens  in  der  Kälte  103.  VI.  Verdampf  barkeit  und  Ent- 
flammbarkeit 106.  Verdampf  barkeit  lü7.  Flammpunktsbe- 
stimmnng  109.  Pensky-Martensscher  Apparat  109.  Abelscher 
Petroleumprober  111.  Versuch  im  offenen  Tiegel  111.  Unter- 
schiede zwischen  den  in  verschiedener  Weise  bestimmten  Flamm- 
punkten 113.  Brennpunktsbestimmung  113.  Destillationsprobe 
und Siedepanktsbestimmung  114.  VII.  Optische  Prüfungen  114. 
Optische  Drehung  114.  Brechungskoeffizient  114.  Chemische 
Prüfungen.  VIII.  Säuregehalt  und  freies  Alkali  115,  bei 
hellfarbigen  Ölen  115,  bei  dunkelfarbigen  Ölen  116.  Qualitative 
Prüfung  auf  freie  Mineralsäuren  117.  Säurebestimmung  bei  ge- 
erbten Mineralölen  117,  in  Mischungen  mit  Fetten  und  fetten 
ölen  118.  IX.  Gehalt  an  Harz  119.  Unverseif bare  Anteile  des 
Kolophoniums  122.  X.  Verharzungsvermögen  in  dünner 
Schicht  123.  XI.  Angriffsvermögen  auf  Lagermetalle  123. 
XII.  Gehalt  an  Wasser  124.  XIII.  Gehalt  an  Asche  125. 
XIV.  Gehalt  an  Seife  126.  XV.  Gehalt  an  fettem  Öl  127. 
Ermittelung  der  Art  des  fetten  Öles  129.  XVI.  Gehalt  an  fremden 
unverseifbaren  Ölen  und  Teeren  129.  Harzöle  129.  Re- 
aktionen 129.  Quantitativer  Nachweis  130.  i  Verdampf  barkeit  132. 
Teere  132.  XVII.  Gehalt  an  Kautschuk  132.  XVUI.  Gehalt 
an  Entscheinungsmitteln  und  Parfümierungsstoffen  133. 


VXII  InhaltsyerKeichnis. 

Seite 
XIX.   Gehalt  an  Leim  184,   XX.  an  suspendierten  Stoffen  135, 
XXI.  an  gelöstem  Asphalt  und  Paraffin  135.    XXII.    Gehalt 
an  Ceresin  136.    XXIII.  Raffinationsgrad  136. 

B.  Fette  öle 136 

C.  Mitohungen  von  fetten  Ölen  und  Mineralölen 137 

D.  Vatelin 137 

E.  Kontistente  Sohmiermittel 138 

I.   Äußere    Erscheinungen    139.     II.  Tropfpunkt    139.     Bestimmung 

nach  Pohl  139,  nach  Finkener  140,  nach  Ubbelohde  140. 
ni.  Qualitative  Vorprüfung  142.  IV.  Quantitative  Bestimmungen 
143,  von  freien  Fettsäuren  143,  von  Seife  144,  von  Neutralfett  und 
Mineralöl  145,  von  Wasser  145,  von  Glyzerin  146,  freiem  Kalk  146, 
fremden  Verunreinigungen  146.    Beispiele  147. 

F.  Sogen,  watterlösllche  oder  emulglerbare  Mineralöle 147 

Allgemeines  147.     Prüfung   der   Zusammensetzung    148.     Flüchtige 

Stoffe  148.  Freie  organische  Säure  148.  Unverseifte  Neutral- 
stoffe 148.  Seife  149.  Fettschwefelsäuren  oder  oxydierte  Harz- 
säuren 149.    Beispiel  149. 

öle,  Fette  und  Wachse.    Von  Dr.  J.  Lewkowitsch     151 

Systematik  für  Öle,  Fette  und  Wachse  151. 
Untersuchung  der  öle,  Fette  und  Wachse 152 

A.  Phytikalitche  Methoden 152 

Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes  153.  Pyknometer  von  Sprengel 

153.  Bestimmung  des  Schmelz-  und  Erstarrungspunktes  154.  Be- 
stimmung des  Brechungsvermögens  155.  Butterrefraktometer  156. 
Viskosität  161.    Löslichkeit  161.    Optisches  Drehungsvermögen  161. 

B.  Chemltohe  Methoden 162 

J.  Quantitative  Methoden  162.  a)  Konstanten  163.  1.  Be- 
stimmung der  Verseifungszahl  (K  Otts  torfer  zahl)  163.    2.  Jodzahl 

164,  Hü  bische  Methode  165,  Wijssche  Methode  166.  3.  Rei- 
chertsche  (Reichert-Meißl,  Reichert-Wollny)  Zahl  167. 
4.  Hohn  ersehe  Zahl  169.  5.  Acetylzahl  170.  b)  Variable  172. 
1.  Säurezahl  172.  2.  Glyzerinbestimmung  173.  3.  Unverseifbares 
175.  II.  Qualitative  Methoden  176.  Obsolete  Proben  176. 
1.  Sauerstoffabsorption  176.  2.  Hexabromidprobe  178.  3.  Farben- 
reaktionen 179.  Baudouinsche  Reaktion  180.  Halphensche 
Reaktion  180.  Becchische  Reaktion  180.  Salpetersäurereaktion 
181.  Liebermann-Storchsche  Reaktion  181.  Schwefelsäure- 
reaktion 181. 

C.  Untertuehung  der  FettsSuren 181 

1.  Neutralisationszahl  und  mittleres  Molekulargewicht  182.  2.  Be- 
stimmung der  Laktone  (Anhydride)  183.  3.  Trennung  der  ge- 
sättigten von  den  ungesättigten  Fettsäuren  184.     4.  Untersuchang 


Inhaltsyerzeichnis.  XX 

Seite 
der  gesättigten  Fettsäuren  186.    Arachinsäure  186.    Stearinsäure  187. 
5.  Bestimmung  der  Ölsäure,  Linolsäure,  Linolensäure  188.     6.  Be- 
stimmung der  oxydierten  Fettsäuren  189. 

D.   Unfortuohttng  des  Unverseifbaren 190 

1.  Untersuchung  der  natürlich  vorkommenden  unverseifbaren  Sub- 
stanzen a)  in  Ölen  und  Fetten  190,  Phytosterin-Acetatprobe  191, 
b)  in  Wachsen  192,  Konstaaten  in  unverseifbaren  Substanzen 
(Paraffin,  Cetylalkohol,  Phytosterin,  Wachsalkohole)  193.  2.  Auf- 
findung und  Bestimmung  beigemischter  unverseifbarer  Substanzen 
(Mineralöle,  Harzöl,  Teeröl)  193.  Tabellen  für  die  Konstanten  und 
Variablen  von  Fetten,  Ölen  und  Wachsen,  sowie  ihrer  Fett- 
säuren 195. 

S^^elle  Methoden  der  Öl-  und  Fetündastrie.  VonDr.  J.  Lewkowitsch    204 

I.  Ölsaaten,  Ölkuchen,  Rohfette 204 

Extraktionsapparate  von  Soxhlet  204. 

II.  Spelseaie,  Speisefette 205 

1.  Butter  206.  Untersuchung  von  Butterfett  206.  Nachv^ois  vonKokos- 

Dußöl  nach  Polenske  206.  2.  Margarine  209.  3.  Schweine- 
fett; Kunstschmalz;  Schmalzsurrogate  209.  4.  Schoko- 
ladenfette,  Kakaobuttersurrogate  210. 

III.  WollSle,  Wollspioktfle,  Wollschmalzöle 210 

IV.  Lithographenfirnisse.    Polymerisierte  Leinöle 211 

V.  „Gekochtes"  Leinöl,  Leinölfirnis,  Firnisöie 212 

„Gekochtes«  Öl  212.  Leinöl  213.  Eintrocknungsprobe  213.  Er- 
hitzungsprobe 213.  Sikkative  214,  lösliche  215.  Leinöl- 
firnis 216. 

VI.  Leinölfarben  und  LacIce 217 

Leinölfarben    217.     Öllacke    (fette    Lacke)   217.      Öllacke, 

Emailfarben  220. 

VII.  Oxydierte  öle 220 

1.    Oxydierte    Öle    aus   halbtrocknenden    vegetabilischen    Ölen, 

Tranen  und  flussigen  Wachsen  220.  2.  Oxydierte  öle 
aus  trocknenden  Ölen  221.    Linoleum  221. 

VilL  Vulkanisierte  öle,  Kautsohuksurrogate,  Faktis 222 

IX.  Sulfonierte  öle,  TUrkiscbrotöl •  .    222 

X.  Kerzenindustrie 226 

1.  Stearinkerzen  225.  A.  Prüfung  der  Rohmaterialien  225.  Talg- 
titer  nach  Dalican  225.  Andere  Methoden  226.  Farbe  228. 
Gehalt  an  freien  Fettsäuren  228.  B.  Untersuchung  der  Zwischen- 
und  Endprodukte  229.  Saponifikatstearin  229.  Destillatiousstearin 
229.  Verfölschungsmittel  des  Stearins  280.  Ölsäure  des  Handels 
(OleiD,  Elain)  230.  2.  Paraffinkerzen  231.  Rohparaffin  23L 
Endprodukt  232.    Bestimmung  d«s  Schmelzpunktes  232.    Bestim- 


X  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
mung  des  Stearin  Säuregehalts  233.  3.  Wallratkerzen  235. 
4.  Wachskerzen,  Bienenwachskerzen  235.  Säurezahl  236. 
Verseifungszahl  236.  Nachweis  von  Glyzeriden  237,  von  Stearin- 
säure 238,  von  Harz  238,  von  Ceresin  oder  Paraffin  238,  von 
Camaubawachs  239.  5.  Ceresin  239.  Tropfpunkt  240.  Nach- 
weis von  Paraffin  240,    von  Kolophonium  240. 

XI.  Seife 240 

Natronseifen  241.  Abarten  derselben  242.  Kaliseifen  242.  Bei- 
mischungen bezw.  Vermischungen  243.  Fettrohmaterial  243.  Unter- 
suchung und  Bewertung  von  Handelsseifen  243.  Probe- 
nahme 243.  Bestimmung  der  Fettmasse  und  des  Gesamtalkalis  244. 
Gebundenes  Alkali,  freies  kaustisches  Alkali  und  alkalische  Salze. 
Freie  Fettsäuren  246.  Wasser  247.  Untersuchung  der  Fettmasse 
248.  1.  Harzsäuren  248,  2.  Neutralfett  249,  3.  Unverneifbares  250. 
In  Alkohol  unlösliche  Substanzen  250.  Andere  in  Seife  vor- 
kommende Substanzen  252.  Glyzerin  252.  Zucker  252.  Karbol- 
säure  253.     Metallseifen  253. 

XII.  Qlyzerin 254 

1.  Rohglyzerin  254.  Saponifikationsrohgiyzerin  254.  Destillation s- 
rohgljzerin  255.  Seifenlaugenglyzerin  256.  2.  Destillations- 
glyzerine,  Dynamitglyzerine  256.  Nitrierungsprobe  257. 
3.  Chemisch  reines  Glyzerin  259.  Spezifische  Gewichte  wäß- 
riger Lösungen  von  chemisch  reinem  Glyzerin  259.  Spezifisches 
Gewicht  und  Brechungsindex  wäßriger  Glyzerinlösungen  261.  Diffe- 
renzen zwischen  den  Brechungsindices  von  wäßrigen  Glyzerin- 
lösungen und  reinem  Wasser  262.  Oxydationsmethoden  262. 
Verunreinigungen  des  Glyzerins  263. 

Die   Untersachan^  der  Harze,  Balsame  und  Oammlharze.     Von   Dr. 

Karl  Dieterich 265 

Allgemeines   2()5.     Charakterisierung   der  Untersuchungsmethoden  266. 
Quantitative  Proben  267. 

I.    Methoden 268 

Abkürzungen  269.  Definitionen  269.  a)  Säurezahl,  1.  durch  direkte 
Titration  270,  2.  durch  Rücktitration  271,  3.  durch  Bestimmung 
der  flüchtigen  Säuren  271.  b)  Esterzahl  272.  c)  Verseifungszahl  272, 
1.  auf  heißem  Wege  272,  2.  auf  kaltem  Wege  272.  d)  Wasser- 
gehalt 273.  e)  Aschegehalt  273.  f)  Alkohollöslicher  Anteil  274. 
Extraktionsverfahren  274.  Osmoseverfahren  274.  g'^  Alkoholunlös- 
licher Anteil  275.  h)  Die  von  anderen  Lösungsmitteln  aufge- 
nommenen Anteile  275.  i)  Spezifisches  Gewicht  276.  k)  Spezielle 
Bestimmungen  von  Cinnamein,  aromatischen  Bestandteilen  und  Harz- 
estern im  Perubalsam  276.  1)  Identitätsreaktionen  277.  m)  Acetyl- 
zahl  277.  Carbonylzahl  278.  Methylzahl  279.  n)  Untersuchungen 
der  Harzsäuren  und  Harzalkohole  278.     o)  Qualitative  Reaktionen. 


Inhaltsverzeichnis.  XI 

Seiie 

II.   €lr«»zwerte  und  Anforderungen 279 

A.  Balsame  279.  Gopaivabalsam  (1.  Maracaibo  279,  2.  Para  280, 
3.  Ostindicum  280).  Perabalsam  280.  B.  Harze  280.  Bernstein 
280.  Benzoe  (1.  Siam,  2.  Sumatra)  281.  Kolophonium  281. 
Zanzibar  281.  Dammar  282.  Guajakharz  283.  Mastix  283. 
Resina  Pini  284.  Sandarak  284.  Stjrax  284.  Terpentin  284. 
C.  Gummiharze  285.  Ammoniacum  285.  Galbanum  285. 
Mvrrha  286.     Olibanum  286.     Stinkasant  287. 

Drogen  md  galenlsehe  Präparate«    Von  Dr.  Karl  Dieterich 288 

Allgemeines  288. 

I.  Drogen 289 

Katecha  (Gambir)  289.  Katechu  (Pegu)  290.  Kolanüsse  290.  Opium 
292.  Mutterkorn  293.  Senfsamen  294.  Vegetabilien:  A.  Blätter 
296.  Tollkirschenblätter,  Atropinbestimmung  296.  Fingerhutblätter, 
Digitoxinbestimmung  296.  Kokablätter  298.  B.  Blüten  299. 
C.  Früchte,  Fenchel  299.  D.  Kräuter  299.  E.  Rinden,  China- 
rinde 300.  F.  Wurzeln  302.  Tollkirschenwurzel  302.  Brech- 
wurzel  303.     G.    Wurzelstöcke  303.    Hydrastiswurzel  303. 

II.  Qalenische  Präparate 304 

Reagenspapier  304.  Senfpapier  und  Senfleinwand  305.  Kautschuk- 
pflaster 305.  Pflaster  305.  Fluidextrakte  306.  Extractum  Golae 
307.  Extractum  Hjdrastis  308.  Extractum  Aconiti,  Belladonnae, 
Hjoscyami,  Strychni  309.  Opiumextrakt  310.  Apfelsaures  Eisen- 
extrakt 310.  Tinkturen  310.  Fingerhuttinktur  313.  Opiuratinktur 
313.  Strychnostinktur  314.  Salben  und  Pasten  315.  Grenz- 
werte 315. 

Kantschvl;  und  Kantsehukwaren«  Von  Dr.  Fritz  Frank  und  Dr.  Eduard 
Marckwald 317 

A.  Rohkautachuk  und  vulkanisierter  Kautschuk 317 

Definition  von  Kautschuk  317.    Polypren  317.    Fremde  Bestandteile 

des  Röhkautschuks  318.  Kautschukharz  318.  Bestimmung  des- 
selben 318.  Wertbestimmung  von  Rohkautschuk  319. 
Methode  von  Schneider  319,  von  Fendler  321.  Nitrositmethode 
von  Harries  321.  Eiweißgehalt  323.  Vulkanisierter  Kaut- 
schuk 323.  Hartgummi  (Ebonit;  324.  Bestimmung  des  Schwefels 
in  Weich-  oder  Hartgummi  324.     Patentgummi  325. 

B.  Die    fUr    die    Kautschukindustrie    aufier    Kautschuk    in  Betraclit 

kommenden  Rolistoife 325 

Aufzählung    derselben    326.      Faktis    326.     Weißer    Faktis    3*27. 

Brauner  Faktis  327.  Wertbestimmung  der  Faktissorten  328.  Zu- 
sammenstellung der  Analyse  329.  Asphalt  329.  Pech  329. 
Benzol  und  Solventnaphtha  330.  Schieferöl  330.  Benzin 
330.      Regenerierter  Kautschuk    330.     Organische   Färb- 


Xn  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
Stoffe  331.   Stoffe  für  Gummierung  and  Zwischenlagen  331. 
Schwefel  331.     Schwefelchlorür  331.     Goldschwefel  332. 
Zinnober  333. 

C.  Die    analytisohan  Methoden    der    Untersuchung    von    Kautschuk- 

waren  und  ihre  Ausführung  im  einzelnen 333 

Allgemeines  333.     Ausfubrungsweise  der  verbreitenden  und  einzelnen 

Arbeiten  334.  Herstellang  eines  Durchschnitts musters  334. 
Trocknen  der  Durchschnittsprobe  334.  As c he n bestimm ung  und 
qualitative  Analyse  der  mineralischen  Bestandteile  335. 
Quantitative  Bestimmung  des  Gesamtschwefels  und  der 
mineralischen  Einzelbestandteile  336.  Bestimmung  von 
Chlor  339.  An  Metall  gebundener  Schwefel  339.  Kohlen- 
säure 340.  Extraktion  der  Muster  mit  Lösungsmitteln  341. 
Behandlung  des  Musters  mit  alkoholischem  Kali  (Fak  tis  bestimm  ung) 
341.  Bestimmung  von  Kuß,  organischer,  bisher  nicht  ge- 
nannter Füllmittel  etc.  343.  Bestimmung  der  nicht  aceton- 
löslichen  Harze  in  Hartgummi  waren  344.  Direkte  Bestimmung 
des  Kautschuks  in  Kautschukwaren  344.  Ausführung  der 
Gesamtanalyse  347.  Analysengang  nach  Henriques  348. 
Analysengang  nach  C.  0.  Weber  349.  Analysengang  für  Gummi- 
schuhe 350.  Analysengang  für  Hartgummi  351.  Besprechung  der 
Tabellen  352.  Zerlegung  des  Extraktes  in  einzelne  Bestandteile  352. 
Interpretation  der  Analysenwerte  355.  Spezifisches  Gewicht  von 
Kautschuk  und  Kautschukwaren  359. 

D.  Die  Prüfung  von  Kautschulcwaren  und  ihr  Verhalten  gegen  mecha- 
nische und  chemische  Einwiricungen  etc 360 

Verhalten  zu  verdünnten  Säuren  360,  gegen  fette  öle  361,  beim  Er- 
wärmen an  der  Luft  361,  beim  Behandeln  mit  überhitztem  Wasser- 
dampf 361.  Tragmodul  361.  Vergleichende  Festigkeitsprüfung  362. 
Verhalten  gegen  hohen  Druck  363,  gegen  Stoßwirkung  363. 
Isolierfähigkeit  und  Durchschlagsfestigkeit  363. 

Anhang.    Guttapercha  und  Baiata 363 

a)  Guttapercha  363.  Eigenschaften  363.  Untersuchung  364. 
b)  Baiata  367. 

Itherlflohe  öle.     Von  Dr.  E.  Gildemeister 368 

Allgemeines  über  deren  physikalische  und  chemische  Untersuchung  368. 

Feststellung  der  physikalischen  Konstanten 369 

Spezifisches  Gewicht  369.  Optisches  Drehungsvermögen  369.  Lös- 
lichkeit 369.    Erstarrungspunkt  370.    Fraktionierte  Destillation  371. 

Chemische  Untersuchungsmethoden 372 

Bestimmung  des  Gehalts  an  Estern  durch  Verseifen  372.  Bestimmung 
des  Gehalts  an  freien  Alkoholen  durch  Acetylieren  373.  Aldehyd- 
bestimmung  durch    die  Bisulfitbestimmung   von  Schimmel  373. 


Inhaltsverzeichnis.  ^m 

Seite 
Phenolbestimmang   374.     Nachweis   von  Spiritus   875.      Nachweis 
▼on  fettem  Öl  375,  von  Mineralöl  376,  von  Terpentinöl  376. 

Konstanten   und  Eigenschaften  einer  Anzalil    der  für  Handel   und  In- 
dustrie wiolitigeren  ätherischen  öle 377 

Anisöl  377.  Bayöl  377.  Bergamottöl  377.  Bittermandelöl  378. 
Eucalyptus -Globulusöl  379.  Fenchelöl  379.  Geraniumöl  379. 
Kassiaöl  379.  Kummelöl  380.  Lavendelöl  380.  Lemongrasöl  380. 
Linalocöl  380.  Muskatnußöl  380.  Nelkenöl  380.  Orangenblutenöl 
(Neroliöl)  382.  Palmarosaöl  382.  Patchouliöl  382.  PfeflFerminzöl 
382.  Pomeranzenöl  383.  Rosenöl  383.  Rosmarinöl  383.  Sandel- 
holzöl 383.  Sassafrasöl  384.  Senföl,  echtes  384.  Senföl,  künst- 
liches 384.  Spiköl  385.  Stemanisöl  385.  Terpentinöl  385. 
Thjmianöl  386.     Zimtöl  386.     Zitronenöl  386.     Zitronellöl  386. 

t 

KoMoffe,  Erzen^rnlsse  and  Hllfeprodiikte  der  Zaokerfabrikation,    Von 

Prof.  Dr.  Edmund  0.  von  Lippmann 387 

I.  Die  ZucIcerrUbe 387 

Durchschnittsprobe  387.  Zerkleinerung  derselben  389.  A.  Be- 
stimmung des  Zuckergehaltes  389.  Normalgewicht  389. 
Polarisationsapparate  390.  Zuckerbestimmung  im  Saft  391,  in  der 
Rübe  391.  Alkoholische  Extraktion  391.  Digestionsmethoden  394, 
warme  alkoholische  Digestion  395,  kalte  wässrige  Digestion  396. 
Samenzucht  397.  Massenuntersuchung  der  Rüben  397.  B.  Be- 
stimmung des  Mark-  bezw.  Saftgehaltes  399.     Bestimmung 

des  Markes  400.     Trockenschränke  400.     C.    Bestimmung  des 
Invertzuckers  401.     Allgemeines  über  Invertzuckerbestimmung 

401.  Fehlin gsche   Lösung    402.      a)    Gewichtsanalytische   Be- 
stimmung geringer  Mengen  Invertzucker  neben  Rohrzucker 

402.  Tabelle  zur  Berechnung  des  Prozentgehaltes  an  Invertzucker 
bei  Gegenwart  von  Rohrzucker  aus  dem  gefundenen  Kupfer  bei 
Anwendung  von  10  g  Substanz  405,  desgl.  für  5  g  Substanz  405. 
b)  Gewichtsanalytische  Bestimmung  größerer  Mengen  Invert- 
zucker neben  Rohrzucker  406,  Tabelle  dafür  407.  c)  Gewichts- 
analytische Inversionsmethode  (Bestimmung  des  Gesamtzuckers) 
408,  Tabelle  dafür  409.  d)  Maßanalytische  Bestimmung  des 
Invertzuckers  410.  Ciaassen s  Methode  zur  Bestimmung  des  In- 
Tertzuckergeh altes  der  Rüben  411.    D.    Zuckerrübensamen  412. 

II.  RObentafte,    Dilnnsafte   und   die    bei   der  Saftarbelt  in   Betraclit 

icommenden  Produicte 413 

1.    Rübensaft,  Dünnsaft  413.   Konservierung  413.   A.Bestimmung 

des  spezifischen  Gewichtes  414.  Saccharometer  von  Balling 
und  Brix.  Tabelle  zum  Vergleich  von  Gewichtsprozenten  oder 
Graden  nach  Brix,  spezifischem  Gewicht  und  Baumegraden  für  17Vs^ 
416.  Umrechnung  für  andere  Temperaturen  422.  Andere  Methoden 
424.      B.     Bestimmung    des    Zuckergehaltes.      1.     Gewichts- 


XiY  Inhal  tsyerzeichnis. 

Seite 
methode  424.  2.  Meßmethode  (Polarisation)  425.  Tabelle  fär  Ge- 
brauch des  Soleil-Scheible  r  sehen  Polarisationsinstramentes 
nach  Schmitz  426,  nach  Neu  mann  432.  C.  Bestimmung  des 
Wasser-  und  NichtZuckergehaltes  433.  Reinheitsquotient  433. 
D.  Bestimmung  des  Aschengehaltes  435.  £.  Bestimmung  des 
Invertzuckergehaltes  436.  F.  Bestimmung  der  Alka li tat  437. 
G.  Bestimmung  der  Farbe  438.  2.  Absußwässer  etc.  439. 
3.  Ausgelaugte  Schnitzel  440.  4.  Preßschlamm, 
Scheideschlamm  441. 

III.  Dicktafte,  Sirupe 442 

A.  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes  442.   B.  Bestimmung 

des  Zuckergehaltes  442.  Tabellen  zur  Berechnung  der  Inver- 
sion spolarisation  444.  C.  Bestimmung  des  Wasser-  und  Nicht- 
Zuckergehaltes  446.  D.  Bestimmudg  des  Aschengehaltes 
446.  £.  Bestimmung  des  Invertzuckers  446.  F.  Bestimmung 
der  Raffinose  (auch  neben  Invertzucker)  446.  G.  Bestimmung 
der  Farbe  449.    H.    Bestimmung  der  Alkali  tat  450. 

IV.  FOllmatten 450 

A.  Bestimmung  der  Trockensubstanz,  bezw.  des  spezifischen 
Gewichtes  450.  B.  Bestimmung  des  Zuckergehaltes  451. 
C.  Bestimmung  der  Raffinose  451.  D.  Bestimmung  des  In- 
vertzuckers 451.  £.  Bestimmung  des  Wassergehaltes  452. 
F.  Bestimmung  des  Aschengehaltes  452.  G.  Bestimmung  der 
Alkali  tat  452.  H.  Bestimmung  der  Farbe  452.  Bestimmung 
des  Gehaltes  an  Krjstallen  452. 

V.  Zucker  (Rohzucker,  raffinierter  Zucker,  Nachprodukte)  .    453 
A.    Bestimmung  des  Zuckergehaltes  453.     B.    Bestimmung   des 

Wasser-  und  Nicht  Zuckergehaltes  453.  C.  Bestimmung  des 
Aschengehaltes  453.  D.  Bestimmung  des  Invertzuckers  454. 
£.  Bestimmung  der  Raffinose  454.  F.  Bestimmung  der  Farbe 
454.  G.  Bestimmung  der  Alk  alität  454.  H.  Prüfung  auf  schwef- 
lige Säure  456.  I.  Bestimmung  des  Gehaltes  an  Krjstallen  461, 
K.    Berechnung  des  Rendements  457. 

VI.  Melasse,  Abläufe 458 

A.    Bestimmung  des  spezifischen  Gewichts  458.    B.    Bestimmung 

des  Zuckergehaltes  460.  C.  Bestimmung  des  Wasser-  bezw. 
NichtZuckergehaltes  461.  D.  Bestimmung  des  Aschenge- 
haltes 461.  £.  Bestimmung  des  Invertzuckers  461.  F.  Be- 
stimmung der  Raffinose  462.  G.  Bestimmung  der  Farbe  462. 
H.    Bestimmung  der  Alkalität  462. 

VII.  Produkte  der  Verarbeitung  von  Melasse 462 

A.  Kalksaccharat  und  dessen  Abfalllauge  462.   1.  Kalksaccharat  462. 

2.  Abfalllaugo  462.  B.  Strontianit  und  Produkte  des  Stron- 
tianverfahrens   465.      1.    Strontianit   465.    2.    Glühmasse   und 


Inhaltsverzeichnis.  XY 

Seite 
Rüekstände   466.     3.    Weißes    Salz,    braunes    Salz,   Schleudersalz 
und  Saccharat  467.    4.    Schlempekohle  468.    C.  Osmosewässer 
470.    D.    Melassenfutter  471. 

VIII.  HilfMtofre 473 

A.  Knochenkohle  473.  Scheiblers  Kohlensäurebestimmungs- 
apparat  474.  B.  Strontianit  477.  C.  Kalkstein  477. 
D.  Scheidekalk  478.  E.  Wasser  478.  F.  Soda,  Ätz- 
natron, Salzsäure,  Schwefelsäure  478.  G.  1.  Saturations- 
gase 478.    2.   Kesselgase  480. 

IX.   Produkte  der  Rohrzuokerinduttrie 481 

Einfluß  der  Temperatur  auf  polarimetrische  Bestimmungen  481.  1.  Das 
Zuckerrohr  482.  2.  Fabrikationsprodukte  484.  Polarisation 
485.  Reinheitsquotient  487.  Reduzierender  Zucker  488.  Tabelle 
zur  Bestimmung  des  Invertzuckers  490.     Spezialverfahren  493. 

Stirke.    Von  Prof.  Dr.  C.  von  Eckenbrecher 494 

A.  Untartoehung  des  Rohmaterialt     494 

1.     Bestimmung   des    Stärkemehls    durch    Auswaschen    495,   2.    auf 

chemischem  Wege  496.  Inversion  nach  Baumert  und  Boden 
496.  3.  Bestimmung  des  Stärkewertes  durch  Ermittelung  des 
spezifischen  Gewichts  (bei  Kartoffeln)  498. 

B.  Unteraaohung  der  Stirke  505 

Mikroskopische  Unterscheidung  507.  Bestimmung  des  Wasserge- 
gehaltes 511,  nach  Scheibler  511,  nach  Saare  512,  mit  Blochs 
Fekulometer  514,  nach  Hoff  mann  515.  Prüfung  auf  Säure  515. 
Bestimmung  der  Klebfahigkeit  516.  Verunreinigungen  und  Ver- 
fälschungen der  Stärke  516. 

C.  Uniertuchung  der  Abfallprodukte 517 

PüIpe  517. 

D.  Uatersuehung  der  Hllftrobttoffe 518 

Spiritu.    Von  Dr.  A.  Ebertz 519 

I.  Uatersuehung  dei  Wattere      519 

II.  Untertuohuag  der  Rohmaterialien       520 

A.    Stärkemehl  halt  ige  Stoffe,    a)  Bestimmung  des  Stärkemehls 

520,  durch  Inversion  mit  Salzsäure  520,  unter  Anwendung  von 
Diastase  521,  unter  Mitwirkung  von  Hochdruck  nach  Rein ke  521. 
Vorbereitung  der  Materialien  522.  b)  Bestimmung  sonstiger  Be- 
standteile 523.  B.  Zuckerhaltige  Rohmaterialien  523. 
1.  Zuckerrüben  523.  2.  Melasse  523.  Bestimmung  des  Zuckers 
523,  der  Gärfahigkeit  524.    C.   Seltenere  Rohstoffe  525. 

IN.     Untersuohuag     der    zur    Maixbereltung    dienenden    Materialien 

(tpeziell  der  Qerste)  und  des  Malzet 526 

A.    Getreide  526.    B.   Grünmalz  527.    1.  Verflüssigende  und  ver- 


XYI  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
zuckernde  Kraft  des  Malzes  528.     2.   Bestimmung  der  Säure  530. 
3.   Bestimmung  des  Wassers  631.     C.   Darrmalz  531. 

IV.  Untersuohung  d«r  Maitohen 532 

A.    Verzuckerte    (süße)   Maische   532.     a)    Qualitative  Prüfung 

mittels  Jodlösung  532,  auf  unaufgeschlossene  Stärke  und  Zer- 
kleinerung des  Materials  533.  b)  Quantitative  Prüfung  auf  unauf- 
geschlossene Stärke  533.  Saccharometrische  Prüfung  534.  Be- 
stimmung von  Maltose  und  Dextrin  536.  Bestimmung  der  Säure 
537.  B.  Vergorene  (reife)  Maische  538.  a)  Qualitative 
Prüfung  auf  Diastase  538,  mit  dem  Mikroskop  539.  b)  Quantitative 
Prüfung  539.  Saccharometrische  Prüfung  auf  den  Vergärungsgrad 
539.  Bestimmung  von  Maltose  und  Dextrin  541,  von  Säure  542, 
von  Alkohol  542.  Trebergehait  543.  Stickstoffgehalt  und  Stick- 
stoffumsatz 543.     C.    Vergorene  Melassenmaischen  543. 

V.  Untersuchung  det  Hefengutt  und  der  reifen  Hefe 544 

Mikroskopische  Untersuchung  545.     HefezähluDg  545. 

VI.  Prefihefe 546 

Reinheit   546.     Stärkegehalt   547.     Beimischung  von  Bierhiefe   547. 

Gärkraft  548,  nach  Meißl  548,  nach  Hajduck  549. 

Vil.   Untertuohung  des  Lutters  und  der  Sohiempe 550 

VIII.   Alkoholometrie 550 

IX.  Untersuchung  des  Rohspiritus  und  des  rektifizierten  Spiritus  auf 
Reinheit 551 

X.  Untersuchung  der  Denaturierungsmittel 551 

Holzgeist  551.    Pyridinbasen  553.    Tieröl  553.  Terpentinöl,  Äther, 

Schellacklösung,  Kampfer,  technisch  reiner  Methylalkohol  554. 
Benzol,  Petroleumbenzin  555.  Chloroform,  Jodoform,  Rizinusöl, 
Natronlauge,  Lavendelöl  556.    Rosmarin  öl  557. 

XI.  Anleitung  zur  PrUfung  des  Fuselöls 557 

XII.    Methoden  zur  Bestimmung  der  Zuckerarten 558 

Bereitung  der  Lösungen  558.  1.  Bestimmung  der  Dextrose  559. 
2.  Bestimmung  der  Maltose  560.  3.  Bestimmung  des  Invert- 
zuckers nach  Meißl  560.    4.   Bestimmung  der  Lävulose  561. 

Branntwein  and  Liköre.    Von  Dr.  G.  Schule 562 

Allgemeines  562.  Probenahme  562.  Sinnenprüfung  563.  Bestimmung 
des  spez.  Gewichtes  563,  des  Alkohols  563,  des  Extraktes 
und  der  Asche  565,  der  freien  Säuren  566.  (Gesamtsäure  566. 
Bestimmung  der  einzelnen  flüchtigen  Säuren:  Caprinsäure  566, 
Ameisensäure  566,  Buttersäure  567,  Blausäure  567).  Bestimmung 
des  Zuckers  568,  gewichtsanalylisch  568,  durch  Polarisation  569, 
bei  Gegenwart  von  Invertzucker  569.  Dextrin  570.  Bestimmung 
des  Glyzerins  570.  Künstliche  Süßstoffe  571.  Bestimmung  des 
Fuselöls  571.     Apparat  von  Rose  571.     Destillation  572.     Be- 


Inhaltsverzeichnis.  XVII 

Seite 
Stimmung  des  Alkohols  im  Destillat  572.  Verdünnung  des  Brannt- 
weins auf  einen  Alkoholgehalt  von  24,7  Gewichtsprozent  573. 
Tabelle  I  dafür  574.  Ausschütteln  des  verdünnten  Branntweins 
mit  Chloroform  574.  Berechnung  der  Menge  des  Fuselöls  575. 
Tabelle  11  für  Verdünnung  des  Branntweins  576.  Einstellung  des 
Chloroforms  578.  Anreicherung  des  Fuselöls  579.  Verfahren  von 
Beckmann  und  Brüggemann  579.  Bestimmung  der  Ester 
580.  Prüfung  auf  Aldehyd  580,  auf  Furfurol  580.  Fremde 
Farbstoffe  und  schädliche  Bitterstoffe  581.  Nachweis  von 
Bitterstoffen  582.  Nachweis  von  Denaturierungsmitteln  582 
(Pyridin  582,  Methylalkohol  583),  von  renaturiertem  Alkohol  584. 
Branntweinschärfen  und  Essenzen  584.  Ätherische  öle  585. 
Untersuchung  der  einzelnen  Branntweinsorten  585.  Beur- 
teilung 587. 

fiBdg.    Von  Dr.  G.  Schule -589 

AUgemeines  589.  Probenahme  589.  Sinnenprüfung  590.  Bestim- 
mung der  Gesamts&ure  590.  Prüfung  auf  fremde  Säuren  591. 
Qualitative  Prüfung  auf  freie  Mineralsäuren  591,  auf  fremde 
freie  organische  Säuren  591.  Quantitative  Bestimmung  der 
Säuren  592.  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes,  des  Alkohols 
592,  des  Extraktes,  der  Mineralstoffe  593.  Prüfung  auf  Schwer- 
metalle, Aldehyd,  scharfschmeckende  Pflanzenstoffe,  Konservierungs- 
mittel 593.  Farbstoffe,  Weinstein,  Kali  und  Phosphorsäure, 
Glyzerin,  Dextrin,  Proteinstoffe  etc.  594.  Ermittelung  der  Ab- 
stammung des  Essigs  594.    Beurteilung  595. 

Essigessenz 596 

Bestimmung  der  Essigsäure  596.  Prüfung  auf  freie  Mineralsäuren, 
Metalle,  Empyreuma  596.    Beurteilung  597. 

nie  Untersnohnniir  ^^  Weines.    Von  Prof.  Dr.  Karl  Windisch   .   .   .   .    598 
Vorbemerkung  599. 
I.  Die  Untersuchung  des  Weines 599 

A.  Vorschriften  für  die  Probenahme  und  Bemerkungen  allgemeinen  In/ialts    599 
Trübungen  des  Weines  600. 

B.  Ausführung  der  Untersuchungen 601 

a)  Die  vom  Bundesrat  vorgeschriebenen  Untersuchungen 

601.  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichts  601,  des  Alko- 
hols 601,  des  Gehaltes  an  Extraktstoffen  602,  der  Mineral- 
bestandteile 605,  der  Schwefelsäure  in  Rotweinen  605,  der 
freien  Säuren  (Gesamtsäure)  606,  der  flüchtigen  Säuren  606, 
der  nichtflüchtigen  Säuren  607,  des  Glyzerins:  a)  in  Weinen 
mit  weniger  als  2  g  Zucker  in  100  ccm  607,  b)  in  zuckerreicheren 
Weinen  608,  des  Zuckers  609.  Bestimmung  des  Invertzuckers 
610,  des  Kohrzuckers  611.  Polarisation  613.  Nachweis  des 
unreinen  Stärkezuckers  durch  Polarisation  614.  Nachweis 
Uniersuchiingen.   5.  Atiil.  ITI.  H 


xvixi  InhaltsverzeichDis. 

Seite 
fremder  Farbstoffe  in  Rotweinen  616.  Teerfai'bstoffe  616. 
Pflanzenfarbstoffe  617.  Bestimmung  der  Gesamt -Wein  stein  sänre 
618,  der  freien  Weinstein  säure  619,  des  Weinsteins  619,  der 
Schwefelsäure  in  Weißweinen  621,  der  schwefligen  Säure 
621,  des  Saccharins  623,  der  Salizylsäure  624.  Nachweis 
Yon  Gummi  und  Dextrin  624.  Bestimmung  des  Gerbstoffs 
625,  des  Chlors  626,  der  Phosphorsäure  626,  der  Salpetersäure  627, 
von  Baryum,  Strontium  und  Kupfer  628. 
b)  Untersnchungsverfähren,  für  welche  der  Bundesrat 
keine  Vorschriften  erlassen  hat  628.  Nachweis  fremder 
Farbstoffe  in  Weißweinen  (Karamel  628,  Teerfarbstoffe  629). 
Bestimmung  der  Bernsteinsäure  629,  der  Milchsäure  630, 
der  Apfelsäure  633,  der  Zitronensäure  634,  der  fluchtigen 
Ester,  einzelner  Fettsäuren,  der  Aldehyde  636,  der  Dextrose 
und  Läyulose  in  Mosten  und  Süßweinen  636.  Nachweis  von 
Mannit,  Lakritzensaft,  Dulcin  638,  von  Abrastol  639. 
Bestimmung  des  Stickstoffs  640.  Nachweis  und  Bestimmung 
der  Borsäure  640,  von  Fluorverbindungen  641,  von  Schwefel- 
wasserstoff 642,  von  Kalk,  Magnesia  und  anderen  Minerai- 
bestandteilen  643. 

II.  Beurteilung  des  Weinet  auf  Qnind  der  chemitohen  Untertuehung    643 

A.  Unter  Zugrundelegung  des  Weingesetzes  von  1901 644 

Zusatz   von  Alkohol  zum  Wein   644.      Gezuckerter  Wein  645. 

Tresterwein  (petiotisierter  Wein)  649.  Hefenwein  650.  Rosinen- 
wein 650.  Zusatz  von  Saccharin  etc.  650,  von  Säuren  oder 
säurehaltigen  Körpern  650,  von  Bukett  Stoffen  652,  von  Obst- 
most und  Obstwein  653,  von  Gummi,  Dextrin  etc.  653,  von 
Alaun  und  dergl.,  Baryum-  und  Strontiumverbindungen,  Borsäure, 
Fluorverbindungen,  Glyzerin  654,  von  Kermesbeeren,  Magnesium- 
verbindungen, Salizylsäure  655,  von  Oxalsäure,  unreinem  Sprit, 
St&rkezucker,  Teerfarbstoffen,  Wismutverbindungen,  Schwefel- 
säure 656. 

B.  Beurteilung  des  Weines  aufserhalb  des  Rahmens  des  Weingesetzes  von  1901    657 
Flüchtige  Säuren  657.     Schweflige  Säure,  Chlor  bezw.  Kochsalz  658. 

Phosphorsäure,  Mannit,  Abrastol,  Konservierungsmittel,  Farb- 
stoffe 659.  Stickstoffgehalt  659.  Schwefelwasserstoff,  Kalk,  Kali, 
Natron  660. 

C.  Beurteilung  der  Sü/sweine 660 

Anhang 663 

Obst-  und  Beerenweine  663.     Schaumweine  663.    Alkohol- 
tafel nach  Windisch  664.    Extrakttafel  665. 

Bier.     Von  Prof.  Dr.  C.  J.  Lintner      668 

Definition,  Herstellung  668. 


Inhaltsverzeichnis.  ^[^ 

Seite 
Rohmaterialien 669 

'Wasser     669.      Hopfen    670.      Sorten    670.      Untersuchung    671. 
_  Scliwefelaiig  672.    Hopfengerbstoff  672.    Hopfenharze  673.    Bitter- 
stoffe   673.     Asche  674.     Konservierungsmittel  674.     Gerste  674. 
HestiininuDg  des  Gewichtes  674.     Sortierung  675.    Keimfähigkeit 
675-       Spelzengewicht,   Mehligkeit,    Wassergehalt,    Stickstoff  676. 
StäLrkemehl  677.    Extraktgehalt  677.    Mineralstoffe  677.     Schwefe- 
lang    678.     Malz   678.     Sorten   678.    Mechanische   Untersuchung 
678.     Chemische  Analyse  679.    Extraktbestimmung,  Saccharometer- 
tabelle  nach  B alling  681.     Zuckergehalt  684.    Farbe  685.    Farb- 
malz  685.     Betriebswürze  686. 

Bier 686 

Spezifisches  Gewicht  686.  Alkoholgehalt  686.  Extraktgehalt  687. 
Vergärungsgrad  687.  Maltose,  Dextrin,  Stick stoffgehalt,  Säuren 
688.  Kohlensäurebestimmung  689.  Asche,  Farbe,  Glyzerin  689. 
Konservierungsmittel.  Schweflige  Säure  689.  Salizylsäure, 
Boreäure,  Fluor  690.  Verfälschung  690.  Neutralisation  690. 
Hopfensnrrogate,  Zuckerkouleur  691.  SüBholz  691.  Süßstoffe  692 
(Saccharin  692,  Bulcin  692).    Trübungen  693. 

Anhang 693 

Treber  693.    Brauerpech  694. 

rnftennehnng gr^rbsäiirehaltlirer  Pflanzenstoffe.  Von  Prof. Dr.C.Councler  698 
Vorbemerkungen  über  Gerbstoffbestimmungen  698.  Hautpulver  699. 

A.  Xltere  Methoden  der  Qerbttoffbettimmung 700 

I.    Löwenthalscbe  Methode,  verbessert  durch  von  Schroeder 

700.  Prinzip  700.    Chemikalien  701.    Ausführung  der  Titrierung 

701.  Titerstellung  der  Chamäleonlösung  702.  Gang  der  Gerbstoff- 
analyse 703.  Extraktionsapparate  708.  Apparat  von  v.  Schroeder 
und  Koch  703.  Unsicherheit  der  Methode  von  Löwenthal  705. 
U.  Aräometrische  (Spindel-)  Methode  706.  III.  Anhang. 
Bestimmung  der  Feuchtigkeit  707,  der  zuckerähnlichen  Stoffe  707. 

B.  Neueetee    vereinbartet,    gewichttanalytisohet     Verfahren     der 
Oerbatoffbettimmung   naeh    den   BesohlUtten    der  Internationalen 

Konferenz  der  Chemllcer  für  Lederindustrie 708 

I.    Probenahme   708.     IL   Vorbereitung   der  Proben   für  die 

Analyse  709.  III.  Herstellung  des  Auszuges  710.  Auflösung 
von  Extrakten  711.  Filtrierkerzen  711.  Ausziehen  fester  Gerb- 
materialien  (Rinden  u.  s.  w.)  713.  IV.  Bestimmung  der 
^Gerbenden  Stoffe"  und  „Nichtgerbstoffe"  u.  s.  w.  714. 
1.  GesamtlösUches  714.  2.  Nichtgerbstoffe  714.  Procters  Glocken- 
filter 715.  Amerikanische  Schüttelmethode  716.  3.  Hautpulver 
717.      4.    Feuchtigkeit  718.    5.   Analysenbericht  718. 


Inbaltsverzeichnis. 

Seit» 
Leder.    Von  Dr.  Johannes  Paeßler 719 

I.    Hilftttoffo  der  Gerberei 719 

Wasser  719.  Atzkalk  720.  Schwefelnatrium  720.  Schwefelarsenver- 
bindungen 721. 

II.  Qerbmateriallen  und  Qerbeextrakie 721 

Extrakte   721.     Talg   (ünschlitt)    722.     Japantalg   (Fischtalg)    722. 

Tran  722.  Seelöwentran  726.  Vaselinöle,  Mineralöle  726.  Moellon, 
Degras  726.  Alaun  und  schwefelsaure  Tonerde  731.  Konservierte 
Eidotter  (Faßeier)  731. 

III.  Kontrolle  beim  Qerbereibetriebe 732 

Brühenmesser  732.  Gerbstoff bestimmung  in  Brühen  733.  Säurebe- 
stimmung in  Gerbebrühen  733  (1.  nach  Procter  734,  2.  nach 
Kohnstein  und  Simand  734,  3.  nach  Koch  735,  4.  nach 
Simand  736). 

IV.  Untertuohung  von  Leder 737 

Probenahme  737.  Untersuchung  des  lohgaren  Leders  738.  Be- 
stimmung des  Wassers  738,  der  Asche  739,  des  Fettgehaltes  739, 

des  Auswaschverlustes  739,  der  Hautsubstanz  und  des  gebundenen 
Gerbstoffs  740,  des  Zuckers  742,  von  Schwefelsäure  und  Kalk  743, 
des  spezifischen  Gewichtes  745.  Art  der  Gerbung  745.  Prüfung 
auf  Durchgerb ung  (Essigsäureprobe)  745,  auf  Haltbarkeit  746,  auf 
Wasseraufnahme  746.  Sämischleder  747.  Chromgares  Leder 
747.  Bestimmung  von  Wasser  747,  von  Asche  747,  von  Chrom- 
oxyd 747,  von  Tonerde  748,  von  Schwefelsäure  und  Alkalien  748, 
von  Chlor  748,  des  Fettes  und  des  freien  Schwefels  749,  der 
Hauteubstanz  749. 

Papier.    Von  Prof.  W.  Herzberg 750 

Bestimmung  des  Aschengehaltes  750.  Aschen  wage  von  Reim  an  n 
750.  Mikroskopische  Prüfung  der  im  Papier  enthaltenen 
Faserstoffe  751.  Vorbereitung  des  Papiers  752.  Holzschliff  753. 
Jute,  Holzzellulose,  Strohzellulose,  Espartozellulose,  Leinen  754. 
Hanf,  Baumwolle  755.  Beurteilung  des  Verholzungs grade s 
der  Zellulose  756.  Verfahren  nach  Dr.  Klemm  756.  Makrosko- 
pische Bestimmung  des  Holzschliffes  757.  Bestimmung  der  Leim - 
festigkeit  758.  Vergilbung  759.  Literatur  760.  Papier- 
prüfungsanstalten 761. 

Hute.    Von  Direktor  Oswald  Schluttig 762 

1.    Übertioht 762 

Tintensort^n  762.  1.  Übersicht  nach  der  Beschaffenheit  763. 
A.  Die  Tinte  ist  eine  Suspension  763.  B.  Die  Tinte  ist  eine 
Trübung  763.  2.  Übersicht  nach  dem  Zwecke  765. 
A.  Tinten,  deren  Schriftzüge  nicht  vervielfältigt  werden  sollen 
765.      B.    Kopiertinten    765.      Normaltinten.      Grundsätze   für 


Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
amtliche   Tintenprüfung  766.     Klassifizierung  766.     Verwendungs- 
art 767.    Vorschriften  bei  Ausschreibungen  767.    Jetzige  Eisen- 
gallu Stinten   768.     Bestandteile    768.     Chemische  Ursache    des 
Kachdnnkelns  769. 

II.    PrOfting 771 

1.  Qualitative  Untersuchung  771.  Streifenmethode  772.  Dia- 
gnostische Reaktionen  775.  2.  Prüfung  der  Normaltinten 
783.  A.  Tinten  der  Klasse  I  oder  Eisengallustinten  783.  1.  Prüfung 
auf  Schwarzwerden  oder  Nachdunkeln  der  Schriftzüge  783. 
2.  Prüfung  auf  Haltbarkeit  im  Glase  787.  3.  Prüfung  auf 
Leichtflüssigkeit,  Durchschlagkraft  und  Klebrigkeit  790.  B.  Tinten 
der  Klasse  n  791.  3.  Prüfung  auf  Kopierfähigkeit  von  Tinten 
791.    4.  Identitätsnachweis  792.    5.  Tinten-Normalien  793. 

tegaalflche  Prftparate.    Von  Dr.  J.  Meßner 794 

Acetaldehyd  794.  Acetanilid  796.  Aceton  797.  Ameisen- 
B&are798.  Amylacetat  799.  Amylnitrit  800.  Athyläther 
801.  Äthylbromid  803.  Athylbutyrat  804.  Atropin  806. 
Atropinsulfat  806.  Benzaldehyd  807.  Benzoesäure  810. 
Brenzkatechin  812.  Bromoform  813.  Chinin  813.  Chinin- 
sulfat HI  814.  Chininhydrochlorid  816.  Chloralhydrat  817. 
Chloroform  818.  Essigäther  819.  Essigsäure  820.  Tech- 
nisches Calciumacetat  821.  Volumgewicht  der  Essigsäure  822. 
Formaldehyd  824.  Gallussäure  825.  Gelatine  826.  Hydro- 
chinon  827.  Jodoform  828.  Kampfer  829.  Kasein  830. 
Kokainhydrochlorid  831.  Methylalkohol  (Holzgeist)  832. 
Milchsäure  885.  Morphin  837.  a-Naphthol  839.  /}-Naph- 
thol839.  Oxalsäure  840.  Paraldehyd  841.  Phenacetin  842. 
Phtalsäure  843.  Pyrogallol  844.  Resorcin  845.  Saccharin 
846.  Salizylsäure  848.  Salol850.  Santonin850.  Schwefel- 
kohlenstoff 851.  Strychnin  851.  Strychninnitrat  852.  Sul- 
f anilsäure  852.  Sulfonal853.  Tannin  854.  Traubenzucker 
855.  Thymol  857.  Vanillin  858.  Zimtsäure  860.  Zitronen- 
säure 860. 

IM«  Weinslnreiiidiistiie.    Von  Dr.  Hermann  Hasch 862 

Rohmaterialien  862.  A.  Untersuchung  der  Rohmaterialien 
863.  1.  Bitartratbestimmung  864.  2.  Gesamtweinsäurebestimmung 
865.  3.  Andere  Bestimmungen  869.  B.  Betriebskontrolle  870. 
C.  Endprodukte  872.  Weinsäure,  Weinstein,  Seignettesalz  872. 
Brecfaweinstein  873.    Neutrales  Kaliumtartrat  etc.  873. 

IMe  ZltroiieiisftwrelU»rlkatioii.    Von  Dr.  Hermann  Rasch 874 

L  Rohmaterial.  Zitronensaft  874.  II.  Betriebskontrolle  876. 
in.  Endprodukte  876. 


XXII  Inhaltsyerzeichnis. 

Seite 
OrguilB€he  Farbstoffe.    Von  Prof.  Dr.  R.  Gnehm 878 

I.  Künstliche  organische  Farbstoffe 878 

Erste  Abteilung.   Die  in  der  Teerfarbenfabrikation  zur  Verwendung  kommen- 
den Rohprodukte  und  Halbfabrikate 878 

A.  Rohprodukte  aus  dem  Steinkohle nteer 878 

1.  Benzol  878.    2.  Toluol  881.    3.  Xylol  881.    4.  Naphthalin  882. 

5.  Anthracen  882.  6.  Nitrobenzol  883.  7.  Nitrotoluol  884. 
8.  Nitronaphthalin  885.  9.  Dinitrobenzol  885.  10.  Dinitrotoluol 
885.  11.  Anilinöl886.  a)  Anilin  886.  b)  Toluidin  888.  c)  Xylidin 
889.  Technische  Anilinöle  890.  Blauanilin  892.  Rotanilin  894. 
Bestimmung  von  Anilin  in  Gegenwart  kleiner  Mengen  von  Toluidin 
und  umgekehrt  897.  Fuchsinechappes  899.  Technische  Toluidine 
899.  Paratoluidin  neben  Orthotoluidin  900.  12.  Xylidin  903. 
13.  Pseudocumidin  903.  14.  Methyl anilin  904.  15.  Äthyl- 
anilin 907.  16.  Diphenylamin  909.  17.  Methyldiphenylamin  909. 
18.  Naphthylamin  910.  19.  Naphthylphenylamin  912.  20.  Phe- 
nylendiamin  912.  21.  Benzidin,  Tolidin,  Dianisidin  913.  22.  Nitr- 
anilin  915.  23.  Phenol  (Karbolsäure)  916.  24.  Kresol  916. 
25.  Naphthole  917.  26.  Resorcin  920.  27.  Sulfanilsäure  921. 
28.  Naphthionsänre  922.  29.  Benzylchlorid  925.  30.  Benzal- 
chlorid  (Benzylenchlorid)  926.  31.  Benzotrichlorid  (Phenylchloro- 
form)  926.  32.  Benzaldehyd  (Bittermandelöl)  926.  33.  Benzoe- 
säure 927.  34.  Salizylsäure  928.  35.  Gallussäure  928.  Tannin  929. 
36.  Phtalsäure  und  Phtalsäureanhvdrid  929.    37.  Anthrachinon  930. 

B.  Sonstige  Rohprodukte 931 

1.    Methylalkohol  931.     2.    Ghlormethyl  932.     3.   Brommethyl  932. 

4.     Jodmethyl    932.       5.     Bromäthyl    933.       6.     Jodäthyl    933. 

7.  Essigsäure   933.      Tabelle    der    Erstarrungspunkte    983. 

8.  Oxalsäure  935.  9.  Formaldehyd  935.  Eigenschaften  935. 
Qualitative  Reaktiouen  auf  Formaldehyd  936.  Quantitative  Be- 
stimmung wäßriger  Formaldehydlösungen  938.  Bestimmung  von 
Methylalkohol  in  Formaldehyd  948.  10.  Phosgen  953.  11.  Jod 
954.  12.  Brom  954.  13.  Wasserstoffsuperoxyd  955.  14.  Zink- 
staub 955.  15.  Ghlorzink  957.  16.  Eisenchlorid  958.  17.  Blei- 
superoxyd 958.  18.  Zinnchlorür  (Zinnsalz)  959.  19.  Zinnchlorid 
960.  20.  Arsensäure  %1.  21.  Rauchende  Schwefelsäure  962. 
22.  Phosphoroxychlorid  962.  23.  Ammoniakflüssigkeit  963. 
24.  Natriumnitrit  963.  25.  Kaliumbichromat  965.  26.  Natrium- 
bichromat  965.     27.    Schwefel natrium  965.    28.    Wasserglas  %6. 

Zweite  Abteilung,     Die  Farbstoffe %9 

Allgemeines  969.  Art  der  Untersuchungen  969.  Beschaffenheit 
der  Farbstoffe  969.  Art  der  Fixierung  der  Farbstoffe  970.  Quali- 
tative orientierende  Prüfung  971.  Probefärben  972.  Ein- 
richtungen dafür  972.    Regeln  für  die  Ausführung  vergleichender 


Inhal  tsverzeichnis.  XXIU 

Seite 
Färbeyersache  973.    Material  für  Färbungen  975.     Ausfahrung  der 

ProbeHirbuDg  975.     Ausi&rbnngen  auf  Seide  978,  auf  Wolle  979, 

auf  Baom wolle  980.     Beizen    mit  Tonerde  980,    mit  Chrom  980. 

DmckTersoche  981.    Echtheitsproben  982.  Wasserechtheit  982. 

Seifen-  bezw.  Waschechtheit  983.  Walkechtheit  984.  Alkaliechtheit 

984.    Bleichechtheit  985.    Reibechtheit  985.    Schweißechtheit  985. 

Bögelechtheit    986.      Dekatierechtheit    986.      Lichtechtheit    986. 

Kolorimetrie  988. 

ZusaniMeiittellung  der  wichtigeren  HandeisfarbttofTe 989 

I.  Nitrokörper 989 

Pikrinsäure  989.   Martiusgelb  989.    Naphtholgelb  S  990.  Aurantia  990. 

II.  Azofarbstoffe 991 

Allgemeines  991.     Bestimmungsmetboden  991.      1.  Amidoazover- 

bindungen.  Amidoazobenzol  992.  Chrysoidin  992.  Vesuvin  992. 
Säuregelb  993.  Diphenylaminorange  993.  Azogelb,  Orange  III, 
Orseilleersatz  V,  Apollorot  994.  WolMolett  S  995.  2.  Oxy- 
azcverbindungen.  Tropäoün  Y,  Tropäolin  0,  Phenoflavin, 
Keuphosphin  995.  Tanninorange,  Orange  I,  Orange  II  996. 
Azarin,  Croceinorange,  Echtrot,  Brillantechtrot,  Litholrot,  Azo- 
rubin  S  997,  Crocein  3  B  X,  Brillantscharlach,  Eosamin  B,  Guinea- 
Karmin  B  998.  Ponceau  G,  R  etc.,  Palatinscharlach,  Goccinin, 
Pbenetolrot,  Bordeaux,  Amaranth,  Orange  G,  Neu-Coccein,  Woll- 
scharlach, Azobordeaux,  Azocochenille  999.  Ponceau  6  R,  Brillant- 
sulfonrot,  Echtsnlfonviolett  1000.  3.  Azofarbstoffe  aus  Kar- 
bonsäuren.  Alizaringelb  GG  und  R  1000.  Prager  Alizaringelb  G, 
Persischgelb,  Flavazol,  Chromgelb  GG,  Beizengelb,  Grumpsall 
Yellow,- Diamantgelb  G  1001.  Anthracengelb,  Grenat  en  päte, 
Alizaringelb  1002.  4.  Dioxynaphthalinfarbstoffe.  Azofuchsine, 
Azosäureviolett,  Rot  G  und  R  f&r  Seide,  Azosäurekarmin  R  1003. 
Roxamin,  Chromazonrot  und  -blau,  Chromotrop färben,  Viktoria- 
yiolett,  Azosäureblau  B,  Diamantschwarz  PV  1004.  5.  Amido- 
naphtholfarbstoffe.  Lanacylfarben,  Lanafuchsin  1005.  6.  Tetr- 
azofarbstoffe. Biebricher  Scharlach  1005.  Crocein-Scharlach  3  B 
1006.  Tuchrot,  Walkorange,  Azoschwarz  1007.  Patentschwarz, 
Chrompatentschwarz,  Diaminogenschwarz  und  -blau  1008.  Azo- 
säareschwarz,  Schwarz  für  Wolle,  Nerolschwarz,  Wolischwarz, 
Halbwollschwarz  1009.  Diamantschwarz,  Dianil  schwarz,  Kupfer- 
blau, Kupferschwarz,  Toluylenschwarz,  Halbwollschwarz  B  und  T, 
Palatinschwarz  IVB,  Janusfarben  1010.  7.  Tetrazo  färb  Stoffe 
aas  Benzidin  und  seinen  Analogen.  Chrysamin,  Chryso- 
phenin  1011.  Pyram  in  orange.  Weitere  braune  bis  gelbe  BaumwoU- 
farbstoffe  1012.  Kongorot,  Benzopurpurin,  Deltapui*puriu,  Diamin- 
rot 1013.  Anthracenrot,  Saliciniot,  St.  Denis-Rot,  Andere  rote 
Baumwollfarben  1014.  Benzorot,  Braun  SDP,  Kongo-Korinth, 
Benzoazurin,  Diaminblau,  Diaminreinblau   1016.      Trisulfonviolett, 


TTTV  Inhaltsyerzeichnis. 

Seite 

Trisulfonblau  1017.  DiaminBchwarz,  Andere  violette,  blaue, 
schwarze  Baamwollfarben  1018.  Sambesi-Indigoblau,  Rosanthrene, 
Sulfonazurin,  Sulfonsäureblau  1020.  8.  Polyazo  färb  Stoffe. 
Benzoschwarzblau  1020.  Benzoschwarz,  Direktschwarz,  Chlor- 
aminschwarz ,  Benzograa,  Benzoindigblau  1021.  Toledoblau, 
Acetylenblau,  Indigenblau,  Direktindonblau  1022.  MeLogenblau, 
Ghloraminblau,  Azokoriath,  Dianiinbronze  1023.  Benzolive,  Di- 
phenjlgelb,  Diphenylcitronin,  Mekonggelb,  Chrombenzobraan  1024. 
Trisulfonbraan,  Oxydiaminorange,  Diamingrün,  Benzodunkelgrün 
1025.  ChloramiDgrün,  Polypheny) schwarz,  Direkttiefschwarz  1026. 
Direktblauschwarz ,    Plutoschwarz,    Karbidschwarz,    Ebenschwarz 

1027.  Dunkelblau,  Diazoblau,  Kolumbiaschwarz,  Toluylenbraun  etc. 

1028.  Azofarbstoffe,  welche  sich  für  das  Zwoibadver- 
fahren    eignen    1029.      Diaminnitrazolbraun,    Benzonitrolbraun 

1029.  8.   A zoxy 8 tiibenfarb Stoffe.     Sonnengelb  1030. 

III.  Thiazolfarbstoffe 103O 

Primulin    1030.     Chromin,   Thioflavin  1031.     Chloramingelb,    Oxy- 

phenin,  Chloraminorange,  Mimosa,  Thiazolgelb  (Clay tongelb), 
Oriolgelb  1032.  Alkalibraun  etc.,  Thiamingelb ,  Nitrophenin, 
Kurkuphenin,  Dianilgel b  1033.  Erika,  Salmrot,  Geranin,  Atlas- 
rot etc.  1034. 

IV.  Pyrazolonfarbstoffe 1030 

Tartrazin,  Hydrazingelb  etc.  1034. 

V.    Diphenyl-  und  Triphenylmethanfarbstoffe 1085 

1.  Diphenylmethanfarbstoffe.  Auramin, Pyronin  1035.  2.  Tri- 
phenylmethanfarbstoffe. Malachitgrün  1035.  Brillantgrun, 
Neusolidgrün,  Setocyanin  1036.  Setoglaucin,  Lichtgrün,  Guinea- 
grün, Patentblau  1037.  Neupatentblau,  Cyanol,  Erioglaucin  1038. 
Echtgrün,  Cbromgrün,  Chromviolett,  Ketonblau,  Azogrün,  Ros- 
anilin 1039.  Fuchsin,  Neufuchsin,  Säurefuchsin,  Methylviolett 
1041.  Benzyl  violett,  Kry  stall  violett,  Athylviolett,  Hofmanns 
Violett,  Methylgrün  1042.  Rotviolett,  Säureviolett,  Formylviolett, 
Alkaliviolett  1043.  Echtwollblau,  Neublau,  Eriocyanin,  Anilinblan 
1044.  Spritblau,  Alkaliblau  1045.  Wasscrblau,  Diphenyl aminblau 
1046.  Helvetiablau  1047.  3.  Diphenylnaphthylmethanfarb- 
stoffe  1047.  Viktoriablau,  Säureblau  1047.  Säureviolett,  Woll- 
grün 1048.  Naphthalingrün,  BrillantwalkgrQn  1049.  4.  Rosol- 
säurefarbstoffe.  Gelbes  Korallin,  Aurin  1049.  Rotes  Korallin, 
Chromviolett  1050.  5.  P htaleine.  Aurotin,  Fluorescein  1050. 
Chry solin.  Eosin  1051.  Spriteosin,  Dinitrodibromfluorescein,  Tetra- 
jodfluorescein  1052.  Phloxin,  Cyanosin,  Rose  bengale,  Cyklamin, 
Rhodamin  1053.  SoUdsäureeosin ,  Violamin,  Gallein,  Cörulein 
1054. 

VI.    Oxychinone  und  Chinonoxime 1055 

1.    Anthracenfarbstoffe    1055.     Alizarin   1055.     Anthrapurpurin 


Inhal  tsverzeichnis.  XXV 

Seite 
1057.  #  Flavoparparin  1057.    Parpurin   1058.    Anthragallol  1059. 
Alizarinoraoge  1059.  Alizaringelb,  -marron,  -orange,  -rot,  -bordeauz, 
-cjanin  1060.    Alizarinviridin,  -cyaningrun,  -cjanschwarz,  -reinblau 
1061.      Alizarinsaphirol,    -irisol,   -astrol,    Antbracenblau,    Säure- 
alizarinblau   und   -grün    1062.     Alizarinblau,  Alizaringrun    1063. 
Alizarinindigblau,  -schwarz,  Indanthren  1064.     2.    Naphthalin- 
farbstoffe.      Naphthazarin,    Alizarindunkelgrün,    Echtschwarz 
1065.       8.     Chinonoxime.       Dinitroresorcin     1065.      Gambin, 
£l8&B6ergrun,  Naphtholgrün  1066. 

VII.    Chinonimidfarbstoffe 1066 

1.  Indophenol  1066.  2.  Thiazine.  Methylenblau  1067.  Gen- 
tianin,  Äthylen  blau  etc.,  Thiokarmin,  Indochromogen,  Indochromin 
1068.  Methylengrün  1069.  3.  Oxazime  und  0 x a z o n e.  Capri- 
blau,  Brillantkresylblau  1069.  Meldolablau,  Muscarin,  Nilblau, 
Nenmethylenblau,  Metaminblau  1070.  Fluoreszierendes  Blau,  Ali- 
zaringrün, Gallocyanin,  Prune  1071.  Delphinblau,  Gallaminblau, 
(3orrein,  Cölestinblau,  Phenocyanin  1072.  Gallazin,  Grallanilgrün 
Indalizarin  1073. 

VIII.   Azinfarbstoffe 1073 

1.  Eurhodine.  Neutralviolett,  Neutralrot  1073.  2.  Safran  ine. 
Safranin,  Fnchsia  etc..  Seidengrau  1074.  Indoin,  Naphthindon  etc., 
Manvein,  Indazin  1075.  Magdalarot,  Walkblau,  Baslerblau,  Azo- 
grun  etc.  1076.  3.  Aposafranine.  Indulinscharlach,  Azo- 
karmin,  Diphenylblau  1077.  4.  Induline  1077.  Paraphenylen- 
blau,  Toluylenblau  1078.  5.  Chinoxalinfarbstoffe.  Flav- 
indulin  1079. 

IX.    Chinolinfarbstoffe 1079 

Cjanin,  Chinolinrot,  Flayanilin,  Chinolingelb  1079. 

X.   Akridinfarbstoffe 1079 

Akridingelb,  Akridinorange  1079.  Benzoflavin,  Phosphin  1080. 
Ledergelb,  Grenadin,  Rheonia  1081. 

XI.    Oxyketonfarbstoffe 1081 

Gallacetophenon,  Alizaringelb,  Gralloflavin  1081.    Resoflavin  1082. 

XIL   Indigofarbstoffe 1082 

Propiolsänre,  Indigosalz,  Indophor,  Indigorein  1082. 

XlII.   Schwefelfarbstoffe  (Sulfinfarben) 1083 

Cachou  de  Layal,  Noir  Vidal,  Thiokatechin  1083.  Italienischgelb, 
Thionalbraun,  Thionschwarz  und  -grün,  Melanogenblau,  Kryogen- 
braun  und  -blau  1084.  Solidgrau,  Sulfoschwarz,  Immedialblau, 
-schwarz  etc.,  Katigenbrann  1085.  Eclipsblau  etc.,  Anthrachinon- 
schwarz  1086. 

AllgeineliMr  Qang  fUr  di«  ohemltehe  Untersuchung  von  Farbstoffen    1087 
Tabellen    über    die    wichtigsten    Reaktionen    der   im    Handel    vor- 
kommenden Farbstoffe 1090 


XXVI  lohaltsverzeichnis. 

Seite 
Schwarze,   violette    und    blaue  Farben  1090.     Gelbe  und  orange 
Farben  1116.     Grüne  Farben  1124.    Rote  Farben  1126.    Braune 
Farben  1140.    Reaktionen   von  Schwefelfarbstoffcn  1146.    Unter- 
suchung von  schwarzgefärbter  Baumwolle  1147. 

Spektrotkopitohe  Untersuchung  der  Farbstoffe 1148 

Spektroskope  1148.  Fraunhofer  sehe  Linien  1148.  Spektrosko- 
pische Methode  von  Formänek  1149.  Photoskopie  von  Heer- 
mann 1152. 

n.  In  der  Natur  vorkommende  organische  Farbstoffe 1155 

1.  Blaue  Farben 1155 

Indigo  1155.    Handelssorten  1155.     1.  Asiatischer  Indigo  1155. 

2.  Afrikanischer  Indigo  1156.  3.  Amerikanischer  Indigo  1157. 
Bestandteile  des  Indigos  1157.  Indigblau  1157.  Indigopräparate 
1158.  Indigkarmin  1158.  Indigopurpur  und  -violett  1159.  Wert- 
prüfung des  Indigos  1159,  durch  Probeförben  1160.  Kolori- 
metrische  Prüfung  1162.  Indigotinbestimmung  1164.  Extraktions.- 
methode  1165.  Bestimmung  des  Indigos  in  Substanz  auf  der 
Faser  1166.  Analyse  von  synthetischem  Indigo  1167.  Reduktions- 
(Küpen-)  Methoden  1168.  Zinkküpo  1169.  Hydrosulfitküpe  nach 
Rawson  1169.  Yanadinküpe  1170.  Hydrosulfitküpe  nach 
Wanger  in  und  Vorländer  1172.  Oxydationsmethoden  1176. 
Permanganatmethoden  1176.  Kritik  dieser  Methoden  1179.  Chlor- 
probe 1182.  Wertbestimmung  der  Hydrosulfitlösung  1182.  Be- 
stimmung des  Indigos  auf  der  Faser  1182. '  Erkennung  von  Unter- 
sätzen von  Blau-  oder  Sandelholz  1184.  Nachweis  von  Indigo 
auf  Wolle  1185.  Blauholz  1185.  Blauholzextrakt  und  Farb- 
holzoxtrakte  überhaupt  1186.  Wertbestimmung  1187.  Ver- 
fälschungen 1190.  Präparate  aus  Blauholz  oder  Biauholzextrakt: 
Hematine,  Indigoersatz,  Direktschwarz  1192.  Neudruckschwarz 
1194.  Allgemeines  über  Wertbestimmung  der  Farbholzextrakte 
1194.  Orseillepräparate  1197.  Herkunft  1197.  Bestimmung 
des  Gehaltes  an  Flechtensäuren  1197.  Orseille  im  Teig,  Orseille- 
extrakt,  Französischer  Purpur  1198.  Persio  1199.  Wertbestim- 
niung  1199.    Verfälschungen  1200. 

2.  Qelbe  Farben 1201 

Quercitron   1201.      Flavin,    Quercetin    1202.      Gelbholz    1203. 

Morin  1203.  Santiago-Neugelb  1204.  Patentfustin  1204. 
Wau  1204.  Gelbbeeron  (Kreuzbeeren)  1204.  Orlean  1205. 
Schüttgolb  1205. 

3.  Rote  Farben 1206 

Cochenille    1206.     Kuchen  Cochenille  1206.    Karminlack  1207. 

Karmin  1207.  Cochenille  ammoniacale  1207.  Verfälschungen  der 
Cochenille  1207.  Wertbestimmung  der  Cochenille  1207.  Lac- 
Dyel210.   Rotholz  (Brasilienholz)  1210.   Krapp  1212.   Safflor 


Inhaltsverzeiclmis.  XXVII 

Seile 
1212.  .    Drachenblut,    Katechu,     Gambir,    Präpariertes 
Katecha  1213.     Kino  1214.    Kastanienextrakt  1214. 

PrMuiip  der  Gespinstfasern  nnd  der  AppretnrmltteL    Von  Prof.  Dr. 

R.  Gnehm 1216 

L  Die  bei  der  Prüfung   der  Qespinttfasern    angewendeten  wichti- 
geren Reagentien  und  Operationen 1216 

Jodlösung   und    Schwe/elsäuremischung  1215.      Chlorzinkjod    1216. 

Reagentien  auf  verholzte  Fasern  1216.    Kupferoxydammoniak  1217. 

Ammoniakalische   Nickellösung   1217.      Schulzesches    Gemisch 

zur  Trennung  von  Faserböndeln  1218.    Herstellung  von  dänuen 

Querschnitten  1218. 

II.  Cliemisehe  Prttfung  der  Qetpinttfatem 1219 

Tabellen  von  Herzfeld  über  das  Verhalten  der  Fasern  gegen 
Reagentien  1219.  A.  Unterscheidung  der  tierischen  von 
der  vegetabilischen  Faser  1221.  B.  Unterscheidung 
einzelner  Fasern  voneinander  1223.  1.  Wolle  von  Seide 
1228.  2.  Baumwolle  von  Leinenfaser  1223.  3.  Jute  von  Leinen 
and  Hanf  1226.  Pinchons  Untersuchungstabelle  für  alle  Textil- 
fasem  1226.    4.  Quantitative  Trennung  von  Baumwolle  und  Wolle 

1227.  6.  Quantitative  Trennung  von  Seide,  Wolle  und  Baum- 
wolle   1227.      C.    Untersuchung    von    beschwerter    Seide 

1228.  Quantitative  Chargenbestimmung  für  Schwarz  1234.  Be- 
stimmung des  Decreusage  der  Seide  1230.  D.  DioPrüfungder 
Kunstwolle  1236. 

III.  Milcroslcopitohe  PrOfung  der  Qetpinttfatem 1287 

IV.  Seidenbaumwoile  und  kOnttliohe  Seide 1239 

Seidenbaumwolle  (mercerisierte  Baumwolle)  1239.  Künst- 
liche Seide.  Chardonnetseide,  Lehnerseide  1240.  Pauly-Seide 
(Glanzstoff)  1241.    Übersicht  der  zur  Unterscheidung  von  Natur- 

nnd  Kunstseide  dienenden  Reaktionen  1242.     Vanduraseide  1244. 

Untert ochang  der  Appreturmittei 1244 

Namenregister 1249 

Sichregister      126Ö 


Mineralöle. 


(Rohpetrolenm,  Benzm,  Leachtöl,  BrannkoUenteer, 

Asplialt,  Paraffin  n.  s.  w.) 

Von 
Prol  Dr.  D.  Holde, 

Abteil. -VorBfeher  am  KgL  Mataxialprüfunj^amt  eu  Gr.-Liehterfelde  W. 


literatnniiaterlal. 

Abkfinnmg  im  Text 
R.  Benedikt  and  F.Ulzer,  Analyse  der  Fette 

und  Wachsarten  1887, 1903,  Verl.  J.Springer, 

Berlin Benedikt-Ulzer 

J. Lewkowitsch,  Chemical  Technology  and 
Analysis  of  Oils,  Fats  and  Wazes,  1904, 
Verlag  Maomillan  &  Co.,  London Lewkowitsch,  Analysis 

Mitteilnngen  a.  d.  Egl.  Materialprüfungsamt 
(Abteüang  6  für  Olprüfung),  Verl.  J.  Springer, 
Berlin       Mitteilungen 

R.A.  Wischin,  Die  Naphthene,  1901      .     .     .      Wischin,  Naphthene 

C.  Engler,    Die  deutschen  Erdöle,  Verhandl. 

des  Vereins  für  Gewerbefleiß,  1887     .     .     .    .      Engler,  Gewerbefleiß 

6.  Krän&er  n.  Böttcher,  Die  deutschen  Erd- 
öle  nnd  deren  Verbreitung,  Verhandl.  des 

Vereins  für  Gewerbefleiß,  1887 Krämer  u. Böttcher,  Ge- 
werbefleiß 

Seheithaner,  Fabrikation  der  Mineralöle 
und  des  Paraffins  aus  Schwelkohle  etc., 
18d5,   Verl.  F.  Vieweg  &  Sohn,  Braunschweig 

Veith,  Industrie  der  Mineralöle,  1892.     .     . 

Aisinman,  Taschenbuch  für  die  Mineralöl- 
Industrie.   Verl.  J.  Springer,  Berlin. 
Hospratt,  Technische  Chemie,  Bd.  19: 

1.  Scheithauer,  Mineralöle  und  Paraffln  Muspratt-Scheithauer 

2.  C.  Engler  u.  H.  East,  Petroleum    .     .    .      Muspratt-Engleru.East 
JJwämrwncbxxngen.  6.  Aufl.    m.  1 


Scheithauer,  Mineralöle 
Veith,  Mineralöle 


2  Mineralöle. 

AbkOnuni:  im  Text 
Berlinerblaa,   Erdwachs,  Verlag  F.  Vieweg  & 

Sohn,  Brannschweig Berlinerblaa,  Erdwachs 

Höfer,    Das    Erdöl    ond    seine   Verwandten 

(Handbuch  der  Chem.  Technologie  t.  Bolley)      Höfer,  Erdöl 

Holde,    Untersuchung    der    Schmiermittel 

u.  8.  w.,  Verlag  J.  Springer,  Berlin     .    .    .     .      Holde,  Schmiermittel 

Beschlüsse  der  Kommission  9  (Mineralöle 
u.  s.  w.  betreffend)  des  Deutschen  Verbandes 
für  die  Materialprüfung  der  Technik  ....      Verbands-Beschlüsse 

Vorschriften  der  russischen  Regierung  nach 
Einvernehmen  mit  der  kaiserl.  Russ.  Techn.  Ge- 
sellsch.  in  Baku,  betreffend  Nomenklatur  und 
Prüfung  Yon  russischen  Erdölprodukten      .     .       Russische  Vorschriften 

Chem.  Revue  über  die  Fett-  und  Harz- 
industrie   Chem.  Revue 

Hippoljt  Köhler,  Chemie  u.  Technologie 
der  natürlichen  und  künstlichen  As- 
phalte, 1904 Hippol.  Köhler,  Asphalt. 

Berichte  der  Deutschen  chem.  Gesellschaft      Ber. 

Zeitschrift  für  angewandte  Chemie      .     .     .      Angew.  Chemie 

des  Vereinsdeutscheringenieure      Ztschr.  Ver.  d.  Ing. 
für  analytische  Chemie  ....      Analyt.  Chemie 

Dinglers  Polytechn.  Journal      .     .     .     .     .     .      Dinglers  Journ. 

Chemiker-Zeitung,  Köthen Chem.-Ztg. 

AbMrzimgeii  technischer  Ausdrucke. 

Spez.  Zähigkeit  nach  Engler  bestimmt  (Vis- 
kosität, Flüssigkeitsgrad) =  fe 

Erstarrungspunkt =  ep 

Siedepunkt =  Kp 

Schmelzpunkt =  Schm. 

Tropfpunkt =  Tr 

Flammpunkt  (=  Entflammungspunkt)   .     .  =  fp 

Brennpunkt  (=  Entzündungspunkt)  .     .     .  =  zp 

Brechungskoeffizient =  Br 

Ausdehnungskoeffizient =  er 

Alle  Temperaturen  sind  in  Celsius -Grad  ausgedrückt. 

Die  spez.  Gewichte  sind,  wenn  keine  anderen  Angaben  gemacht  werden, 
bei  + 15^,  bezogen  auf  Wasser  von  +4®  angegeben. 


Nomenklfttar. 


Nomenklatur  der  Derivate  des  rassischen  ErdOls. 

Die  nachfolgende  Nomenklatur,  neuerdings  aufgestellt  Yon  der 
nissiscben  Regierung  nach  Einvernehmen  mit  der  Kaiserlich  Tech- 
nischen Gesellschaft  in  Baku,  sei  dem  Kapitel  „Mineralöle  u.  s.  w/ 
Torangeschickt,  weil  sie,  wenn  auch  nur  für  russische  Erdölprodukte 
gültig  Tind  in  einzelnen  Punkten  auf  die  dortigen  Handelsbedürfioisse 
zugesclinitten,  dennoch  eine  wertvolle  Unterlage  fiir  manche  andere 
FäUe  ist. 

1.  Kohpetroleum,  wenn  fp  70^  nicht  übersteigt.  Liegt  fp  da- 
rüber hinaus,  so  ist  es  in  die  Kategorie  20  (Heizöle)  einzureihen^). 

Leiehte  Derivate: 

2.  Petroleumäther  und  Rigolen,  spez.  Gew.  unter  0,700, 
destillieren  bis  80^; 

3.  Leichtes  Benzin,  spez.  Gew.  0,700  bis  0,717,  enthaltend  bis 
zu  5  Proz.  bei  einer  Temperatur  von  über  100®  C.  destillierender  Sub- 
stanzen ; 

4-  Schweres  Benzin,  spez.  Gew.  0,717  bis  0,730,  destilliert  bei 
einer  Temperatur  bis  zu  100°,  enthält  weniger  (?)  als  5  Proz.  Substanzen, 
die   über  100®  destillieren; 

5.  Ligroin,  spez.  Gew.  0,730  bis  0,750; 

6.  Putz  öl,  spez.  Gew.  0,750  bis  0,770. 

Lampenöle: 

7.  Meteor,  spez.  Gew.  0,806  bis  0,810,  fp  28®  und  darüber 
(Apparat  Abel-Pensky),  Farbe  1  bis  2; 

8.  Testefas,  spez.  Gew.  0,820  bis  0,823,  ^  38®  und  darüber, 
Farbe  1  bis  2; 

9.  Kerosin,  spez.  Gew.  0,815  bis  0,826,  fp  28®  und  darüber, 
Farbe  2,5; 

10.  Astralin,  spez.  Gew.  0,823  bis  0,835,  fp  40  bis  45®, 
Farbe  2,5; 

11.  Pyronaphtha,  spez.  Gew.  0,855  bis  0,865,  fp  bis  98®  und 
darüber,  gefärbt; 


'}  In  Deutschland  würde  z.  B.  ein  Rohöl,  welches  wie  z.  B.  schweres 
Wietzer  Rohöl  fp  über  70^  hat,  zur  Zeit  niemals  als  Heizöl  benatzt  werden, 
weil  es  gegenüber  den  hier  gebrauchten  festen  Brennstoffen  viel  zu  wertvoll  ist; 
es  würde  also  nicht  in  Kategorie  20  (Heizöle),  sondern  in  Kategorie  1  fallen. 

1» 


4  Minenlöle. 

12.  Gasöl,  spez.  Gew.  0,865  bis  0,885,  fp  98^; 

13.  Solaröl,  lichtes,  spez.  Gew.  0,885  bis  0,895,  ^  138»  (Pensky- 
Martens). 

Se]i]iiier51e: 

14.  Vaselinöl,  spez.  Gew.  0,885  bis  0,895,  fp  130®. 

15.  Spindelschmieröl,    spez.  Gew.  0,895  bis  0,900,  fp  150  bis 
185^  fe  Engler  bei  -t- 50«  2,4  bis  2,9; 

16.  Maschinenschmieröl,    spez.  Gew.  0,905  bis  0,910,   fp  185 
bis  215°,  fe  6  bis  7,5  bei  +  50°,  gefriert  bei  — 10°; 

17.  Zjlinderschmieröl,  spez.  Gew.  0,911  bis  0,920,  ^210  bis 
245®,  fe  12,5  bei  50»,  gefriert  bei  5«; 

18.  Viskosin  (Valvolin),  spez.  Gew.  von  0,925  bis  0,935,  fp  290 
bis  310°,  fe  bei  100«  C.  =  5 ; 

19.  Mazut  zur  Ölfabrikation,     spez.    Gew.   0,908    bis    0,916, 
^  160®  und  darüber,  fe  bei  50®  6  bis  10. 

Heintoffe: 

20.  Mazut,  als  Rückstand  des  Petroleums  gesammelt,  spez.  Gew. 
0,895  bis  0,935  und  darüber,  ^  bei  270®  und  darüber. 


Rohpetrolenm,  Petroleum, 
Mineralöle,  Paraffin,  Asphalt  nnd  Brannkohlenteer. 

A.  Rohpetrolenm. 

Das  der  Erde  entquillende  Rohpetroleum  ist  gewöhnlich  dunkel, 
bräunlich  bis  schwarz  gefärbt,  vereinzelt  konmien  auch  hellere  Arten 
(hellgelb  bis  rötlichbraun)  Yor.  Die  in  Deutschland  gewonnenen  Rohöle 
sind  tief  braunschwarz  und  yerhältnismäßig  dickflüssig;  die  im  Elsaß 
gewonnenen  eignen  sich  zur  Herstellung  Yon  Benzin,  LeuchtÖl,  leicht 
erstarrenden  Schmierölen,  Putzölen,  Gasölen  und  Asphalt;  in  neuerer  Zeit 
wird  auch  aus  ihnen  Paraffin  gewonnen.  Die  hannoverschen,  hauptsächlich 
die  schweren  Wietzer  Ole  eignen  sich  zur  Herstellung  von  Schmierölen, 
während  ParaMn  aus  ihnen  nicht  zu  gewinnen  ist.  Wie  russisches  Rohöl, 
das  Hauptrohmaterial  für  die  Gewinnung  der  leichteren  und  schwereren 
Maschinenöle,  so  enthalten  auch  die  allerdings  weit  asphaltreicheren 
Wietzer  Ole  nur  minimale  Mengen  Benzin.  Das  amerikanische  und  gewisse 
Provenienzen  galizisches  und  rumänisches  Rohöl  bilden  das  Hauptmaterial 


GhemiBche  Zasammensetzung  des  Rohpetroleams.  5 

für  die  Herstellung  yon  gutem  Eerzenparaffin  aus  Erdöl,  von  Leucht- 
petroleum  und  für  Petroleumbenzin.  Die  aus  diesen  Rohölen  hergestellten 
Schmieröle  haben  im  allgemeinen  einen  höheren  (nahe  bei  0^  liegenden) 
Erstarrungspunkt  als  russische  Öle.  Einige  galizische  Öle,  z.  B.  das- 
jenige Yon  Grosno,  liefern  ebenfalls  bei  tiefliegendem  Erstarrungspunkt, 
guter  Viskosität  und  hohem  Flammpunkt  beliebte  Schmieröle  f(ir  Maschinen, 
Eisenbahnwagen  etc.  Für  Dampfzjlinderschmierung  haben  sich  die  sehr 
schwerflüssigen  oder  salbenartigen  amerikanischen  Zylinderöle  in  erster 
Linie  bewährt  (siehe  „ Mineralschmieröle ^  S.  80  ff.).  Aus  Rohpetroleum 
werden  femer  Motorentreiböle,  Transformatorenöle,  Asphalt,  Elektroden- 
koke  u.  s.  w.  gewonnen. 

I.   Chemische  Zasammensetzniig. 

Die  rohen  Erdöle  sämtlicher  Länder  bestehen  —  im  Gegensatz 
zum  Steinkohlenteer  —  Torwiegend  aus  verschieden  hoch  siedenden 
Kohlenwasserstoffen  nicht  aromatischer  Natur,  welche  sich  zum  größeren 
Teil  nicht  in  konz.  Schwefelsäure  als  Sulfosäure  lösen.  In  geringer  Menge 
finden  sich,  allerdings  auch  aromatische  Kohlenwasserstoffe  —  Benzol  und 
höhere  Homologe  —  in  yerschiedenen  Erdölen.  Die  chemische  Natur  der 
viskosen  Schmierölanteile  der  Rohpetrole  ist  noch  unaufgeklärt.  Die 
übrigen  Anteile  der  Erdöle,  d.  h.  das  Benzin,  Leuchtpetroleum,  Gasöl  und 
Paraffin,  bestehen  bei  amerikanischem,  d.  h.  pennsylvanischem  Erdöl  vor- 
wiegend aus  Kohlenwasserstoffen  der  Methanreihe  CnHsn-|-2)  bei  russi- 
schem Erdöl  aus  sog.  Naphthenen.    Letztere  sind  als  Polymethylene,  z.  B. 

CH j — C£[j — CHj — CHj — CHj  \    CHj — GHj — CHj — CHj — CH^ — CH j 

au&ufassen  und  werden  als  Penta-,  Hexamethylen,  Methylhexamethylen 
u.  s.  w.  bezeichnet.  Die  Derivate  des  Hexamethylens  sind  als  hydrierte 
Benzole  bezw.  Homologe  des  hydrierten  Benzols  anzusehen.  In  den 
deutschen,  galizischen  und  rumänischen  Erdölen  finden  sich  je  nach  dem 
besonderen  Fundort  Ole,  in  welchen  mehr  Kohlenwasserstoffe  der  Methan- 
gmppe  vorherrschen  und  solche,  in  denen  die  Naphthene  überwiegen. 
In  galizischen  und  rumänischen  Ölen  finden  sich  auch  merkliche  Mengen 
Earbüre.  Als  Nebenbestandteile  finden  sich  in  manchen  Rohölen  (beson- 
ders reichlich  im  Texasöl)  von  der  Verwesung  der  marinen  Tierreste,  dem 
wahrscheinlichen  ürsprungsmaterial  des  Erdöls,  herrührende  Pyridinbasen, 
femer  merkaptan-  und  sulfidartig  gebundener  Schwefel  (letzterer  besonders 
reichlich  im  Ohiorohöl),  Sauerstoff-  und  schwefelhaltiger  Asphalt.  Das 
schivere  hannoversche  Erdöl  von  Wietze  ist,  wie  oben  erwähnt,  reich 
an  Asphalt.  Engler  u.  Jezioranski  (Ber.  1895,  2501)  zeigten,  daß  die 
über  200^  siedenden  Anteile  von  galizischem,   russischem  (Bibi-Eybat) 


g  Mineralöle. 

und  Pechelbronner  Rohöl  sich  fast  völlig  in  konz.  Schwefelsäure  lösen 
und  einen  den  Kohlenstoffgehalt  der  Olefine  (bei  letzteren  durchschnitt- 
lich 85,7)  nicht  unerheblich  übertreffenden  Kohlenstoffgehalt  (von  durch- 
schnittlich 87  Proz.)  besitzen;  sie  dürften  daher  nicht  unbeträchtlicbe 
Mengen  noch  wasserstoffärmerer  Kohlenwasserstoffe  enthalten.  Bei  penn- 
sylvanischem  Erdöl  lösten  sich  allerdings  von  den  über  200^  siedenden 
Anteilen  nur  35  Proz.  in  konz,  Schwefelsäure.  Die  Elementaranalyse 
der  erwähnten  Rohöle  ergab  nach  den  genannten  Autoren  folgende  Zahlen : 

o/o  C  %  H  %  O 

Galizien 86,18  13,82  — 

Baku 86,21  13,49  0,30 

Elsaß 85,38  12,68  1,94 

Pennsylvanien .     .     .  86,10  13,90  — 

Die  unter  200^  siedenden  Anteile  enthalten  vorwiegend  gesättigte 
Kohlenwasserstoffe  der  Methanreihe  und  Naphthene.  Im  übrigen  schwankt 
der  Kohlenstoffgehalt  der  Roherdöle  verschiedener  Herkunft  von  79,5  bis 
88,7,  der  Wasserstoffgehalt  von  9,6 — 14,8,  der  Sauerstoffgehalt  von  0,1  bis 
6,9,  der  Stickstoffgehalt  von  0,02 — 1,1,  der  Schwefelgehalt  von  0,01  bis 
2,2  Proz. 

n.   Spezifisches  Gewicht  und  Aasdehnnngskoeffizient. 

Das  spez.  Gew.  schwankt  bei  Roherdölen  zwischen  0,816  (Pennsyl- 
vanien) und  0,955  (Wietze),  Bakuöl  hat  spez.  Gew.  =  0,882,  Ohioöl  0,887, 
ostgalizisches  Ol  0,870.  C.  Engler  fand  bei  einem  Rohöl  spez.  Gew.  fast  1,0. 

Der  Ausdehnungskoeffizient  a  beträgt  bei  pennsylvanischem  Öl 
0,000840,  bei  russischem  Öl  0,000817,  bei  Wietzer  Öl  0,000647;  er  fällt 
also  mit  steigendem  spez.  Gewicht. 

Erdöl  von  spez.  Gew.     ax  100  000 

Kanada 0,828  843 


Schwab  Weiler 


Wcstgalizien 
Wallachei  . 


0,829  843 

0,861  858 

0,885  775 

0,901  748 . 

Die  Bestinunung  des  spez.  Gewichtes  und  der  Ausdehnungs- 
koeffizienten von  Rohölen  erfolgt  nach  dem  unter  Schmiermittel  S.  84 
bezw.  89  beschriebenen  Verfahren. 

III«  Bestimmung  des  Wassergehalts. 

a)  Nach  Nettel  (Ghem.-Ztg.  28,  867)  werden  je  100  ccm  Rohöl 
und  Leichtbenzin  (Benzol  dürfte  aus  dem  unter  b)  genannten  Grunde 
oft    das    bessere    Lösungsmittel    sein)    im  Scheidetrichter   gemischt  und 


Wassergehalt  des  Rohpetroleums. 


5  Min.  lang  mit  50  ccm  YjqN.- Lösung  Salzsäure  geschüttelt.  Nach 
y,8tündigem  Stehen  des  Gemisches  im  HeiBluftbade  bei  65^  titriert  man 
einen  aliquoten  Teil  der  ölfrei  abgelassenen  (evtl.  filtrierten)  sauren 
Schiebt,  z.  B.  25  ccm,  mit  Yjq  N.- Alkalilösung.  Aus  der  Veränderung  des 
Titers  der  Salzsäure  kann  man  alsdann  auf  den  Wassergehalt  des  Rohöls 
achliefien. 

Beispiel:  Angewandt  50  ccm  Vio  ^-  ~ Lösung  H  Gl  und  100  ccm 
RohöL     In  50  ccm  HCl  =  50 . 0,0365  g  HCl  =  1,825  g  HCl. 

Nach  dem  Durchschütteln  mit  HCl  gefunden 

auf  25  ccm  Salzsäure  20  ccm  YioN.-Lösung  EHO 
oder    -     50    -  -  40    -     Vio         "  ^HO 

d.h.    in    50     -  -  1,460g  HCl. 

Hiemach  würden  die  anfanglich  in  50  ccm  saurer  Lösung  enthaltenen 
1,825  g  HCl  jetzt  in  -    '    *  —  =  62,5  ccm  saure  Lösung  enthalten  sein, 

d.  h.  es  sind  denmach  in  100  ccm  Rohöl  12,5  ccm  Wasser  enthalten  ge- 
wesen, welche  die  50  ccm  Yjq  N.-Säure  um  12,5  ccm  verdünnt  haben. 

Vorstehendes  Verfahren  ist  nur  sehr  begrenzt  anwendbar,  nämlich 
nur,  wenn  die  Salzsäure  nicht  in  erheblicher  Weise  auf  Bestandteile  des 
Rohpetroleums,  z.  B.  Salze  etc.  lösend  oder  chemish  einwirkt  und  hier- 
durch Titeränderung  erleidet. 

b)  Man  schüttelt  eine  gemessene  Menge  Rohöl,  z.  B.  200  ccm,  in 
einem  Y, — 1 1  fassenden,  konischen,  unten  eng  ausgezogenen  imd  in  ^lo  ^^^ 
geteilten,  mit  Glasstopfen  yerschließbaren  GefäB  mit  der  doppelten  oder 
4-fachen  Meoge  Benzol  heiß  durch,  läßt  heiß  absitzen  und 
liest  den  Wassergehalt  am  schmalen  Ende  ab.  Dieses 
Verfahren  ist  nicht  immer  gangbar,  weil  einige  Rohöle 
selbst  in  Verdünnung  und  beim  Erwärmen  leicht  Emul- 
sionen an  der  Trennungsschicht  bilden.  Petroleumbenzin 
kann  bei  asphaltreichen  Ölen  nicht  zum  Verdünnen  statt 
Benzol  benutzt  werden,  weil  es  Asphalt  ausfallt. 

c)  Sicherer  kommt  man  zum  Ziel,  wenn  man  eine 
gewogene  oder  gemessene  Menge  (100 — 300  ccm)  Rohöl 
unter  Vorlegung  eines  graduierten,  unten  eng  ausgezogenen 
Zylinders  (Fig.  1)  destilliert,  bis  kein  Wasser  mehr 
übergeht.  Die  Menge  des  Wassers  kann,  nach  Abstoßen 
der  an  der  oberen  Wandung  des  Zylinders  haftenden 
Wassertropfen,  direkt  in  der  Vorlage  abgelesen  werden. 

d)  In   schweren,  benzinfreien   und  petroleumarmen 
Bohölen,  z.  B.  Solchen  von  Wietze,  läßt  sich  der  Wassergehalt  auch  aus 
den  Gewichts  Verlusten,  welche  eine  gewogene,  nicht  entwässerte  und  eine 


Pifrl. 


^^eeno 


ccftt^ 


g  }£iieralö1e. 

dnrch  SchUttels  mit  Chlorcalci'uin  und  nachheriges  Filtrieren  entwässerte 
Probe  Rohöl  beim  Erhitzen  auf  dem  Wasserbade  bis  zum  Verschwinden 
des  Schaumes  erleiden,  ermitteln;  der  Wasaergehalt  ist  auf  lOO  g 
Substanz  umzurechnen.  Rohöle  können  nicht  wie  Schmieröle  direkt  in 
den  Glasschalen  abgewogen  werden,  in  denen  sie  zur  Bestimmung  der 
Gewichtsverluste  erhitzt  werden;  sie  sind  vielmehr,  zur  Vermeidung  von 
Verdampftings Verlusten  beim  Wägen,  aus  verschlosBenen 
^s-i-  Wägegläschen,    in  deren  Hals    kleine    Pipetten    einge- 

schliffen sind  (Fig.  'S),  zu  entnehmen.  Stark  wasser- 
haltiges Rohöl  ist  mit  gewogenen  Mengen  eines  wasser- 
freien Schmieröls  zu  verdünnen. 


rv.   Beetimmiuig  der  mecbanlBcheD 
Teronreiiiigiuigeii. 

5 — 10  g  durchgeschütteltes  öl  werden  in  100  bis 
500  com  Benzol  gelöst.  Die  über  Nacht  der  Ruhe 
überlassene  Lösung  wird  durch  ein  gewogenes  Filter 
filtriert.  Nach  Auswaschung  und  Trocknung  des  Fil- 
ters bei  105"  wird  die  Menge  der  zurückgebliebenen 
mechanischen  Verunreinigungen  ermittelt.  Im  Ol  sus- 
pendierte Pech-  oder  Asphaltteile  werden  hierbei  nicht  mitbestimmt,  da 
sie  im  Benzol  löslich  sind;  deren  Bestimmung  siehe  S.  13. 

V.  Beetimmnag  der  Aasbeate  an  Benzin,  Leadt^etroleam, 
SchmierQI  etc. 
a)  FUr  den  FiibrUAetrieb.  Die  Anordnungen  der  Lab  Ora- 
toriums destillationen  werden  je  nach  Bedürfnis  der  einzelnen  Fabriken, 
der  Art  des  Rohmaterials,  der  im  groBen  angewandten  Destillation 
(Cracking-  oder  Wasserdampfdestillation  etc.)  verschieden  getroffen,  wie 
man  auch  je  nach  der  Destillation sart,  der  Hübe  der  Dephlegmatoren  etc. 
aus  demselben  Rohöl  sehr  verschiedene  Mengen  Benzin,  Petroleum  etc. 
erhalten  kann.  Es  empfiehlt  sich,  für  den  Laboratoriums  versuch  aus 
Glasretorten  oder  Metall retorten  '/,  oder  1  kg  Öl,  anfänglich  unter  Vor- 
lage eines  Wasserkühlers,  später  unter  Luftkühlung,  zu  destillieren,  die 
in  bestimmten  Abständen  aufgefangenen  Destillate  (bis  150"  Benzin)  zu 
messen  oder  zu  wiegen  und  auf  ihre  Eigenschaften  zu  prüfen  (s.  Ab- 
schnitt B-D  und  Schmiermittel  S.  80ff.).  Die  über  300"  siedenden  Schmier- 
Olanteile  werden  am  zweckmäßigsten  auch  bei  der  Probedestillation  mit 
tlberbitztem  Wasserdampf,  nötigenfalls,  z.  B.  bei  schweren  deutschen  Ölen, 
unterstützt  durch  Vakuum  von  300 — 400  mm,  übei^etrieben.    Die  Eigen- 


BectiimnnDg  der  Auibaate  aua  Robpetroleniu.  9 

sch&ften  der  Destillat«  werden  gewöhnlich  nach  erfolgter  Raffination  mit 
1— 8"/o  konzentoierter  Schwefetsäore  ermittelt. 

Beim  Nachw&achen  der  mit  Schwefelsäure  raffinierten  Mineralöle 
mit  Laugen  und  Wasser  zeigen  sich  oft  störende  Emulsionen,  welche  im 
Laboratorium,  wo  die  Öle  gewöhnlich  im  Scheidetrichter  gewaschen 
werden,  schwierig  zu  überwinden  sind.  Die  Waschungen  müssen  bei 
schweren  Ölen  heiß  und  unter  starkem  Schütteln  erfolgen,  damit  sich 
das  öl  möglichst  gut  von  der  Waschflüssigkeit  trennt.  Für  solche 
Arbeiten  eignet  sich  der  Scheidetrichtei  schlecht,  während  sie  sich  in 
dem  nebenan  skizzierten  GefaB  bequem  durch&hren  lassen.  Der  Apparat 
(Fig.  3)  besUht  aus  dem  WaschgeföB  o, 
welcbes  mit  Ablaflhahn  d')  versehen  ist,  ^''  ' 

der  aus  Aluminium  oder  gut  gekühltem       ,- ^^— 

GUs  gearbeiteten  Dampfschlange  b  und     ^^VS  'auairür 

dem  gläsernen,  zum  Rühren  der  Flüssig- 
keiten durch  ein  Wasserstrahlgebläse 
dienenden  Luftzuführungsrohr  c.  Erfor- 
derlichenfalls ist,  wenn  man  auch  mit 
Saure  in  dem  Apparat  raffinieren  will, 
seitlich  unten  am  Gefäfi  noch  ein  Ab- 
ladhahn anzubringen,  um  das  Öl  von 
den  Säureharzen  zu  trennen.  Auch 
kann  man  das  Gefäß  oben,  um  Ver- 
spritzen zu  vermeiden,  mit  einem  Deckel 
Tersehen,  durch  welchen  Dampf-  und 
LuftzuTührungsrohr  hindurchgehen,  in- 
dessen sind  schon  bei  der  offenen  Form 
des  Apparates,  wenn  nicht  zu  hoch  auf- 
gefüllt wird,  Verspritzungen  nicht  zu 
befOrchten.  Das  Trocknen  der  gewa- 
schenen Öle  kann  wie  in  der  Praxis  ^^Jljyd' 
unter  Durchleiten  yon  Luft  durch  das  Tj^Y^ 
stärker  erhitzte  Öl  erfolgen.  I — I 

b)  FOr  xoU-  und  AondeMecAmisch«  Zwecke.  Da  die  verschie- 
denen  Laboratoriumsdestülationsapparrte  (s.  auch  Singer,  Chem.  Rev. 
1896,  S.  93)  bei  demselben  Roberdöl  gajia  erheblich  abweichende  Aus- 
beatezahlen geben  können,  so  wurden  für  die  Kontrolle  des  Verkehrs 
mit  Rohölen,  insbesondere  für  zoll  technische  Abfertigungen,  einheitlich 

'}  Der  zweit«  Glashalm  d'  kann  daza  dienen,  die  beim  Ablassen  durcb  den 
«bcrco  Hahn  dorchgegangenen  kleinen  Mengen  öl  von  dem  Rest  der  Waseh- 
Bü»gk«t  10  trennen. 


10 


Uineralöle. 


konstruierte  Apparate  rorgescb rieben,  welche  auch  zur  fraktionierten 
Destillation  des  Rohbenzins,  des  Leuchtpetroleuma  etc.  benutzt  werden. 
1.  Der  ältere  für  diese  Zwecke  benutzte  und  für  handels- 
technische  Unterauebungen  aucb  jetzt  noch  gebraucbte  Apparat  ist  an 
nacbfolgender  Stelle  skizziert  (Fig.  4).  Rohr  b  ist  aus  Kupfer  und  dient  zum 
Kühlen  der  schweren  Destillate,  für  leichte  Destillate  unter  200°  benutzt 
man    besser    einen    Liebigachen  tilaskühler.     Die  mit  Wasser  gekühlte 


Bürette  c  dient  zum  Auffangen  der  Destillate.  Statt  der  Bürette  kann 
man  die  Destillate  auch  in  6  je  Ton  0,2  zu  0,2  com  graduierte  25  ccm 
fassende  Reagens  gl  äs  er,  welche  in  einem  Stativ  (S.  103,  Fig.  35)  im 
Wasserbad  von  Zimmerwärme  stehen,  der  Reihe  nach  laufen  lassen. 
Die  zu  destillierenden  ötproben  müssen  durch  Behandeln  mit  Chlor- 
calcium  von  solchen  Mengen  Wasser  befreit  sein,  welche  heftiges  StoBen 
der  Masse  veranlassen. 


Bestimmung  der  Aosbeute  aas  Rohpetroleum.  H 

Nach  Englers  Vorschrift  werden  100  ccm  Ol  in  den  Destillierkolben 
eingefüllt.  Diese  Menge  ist  jedoch  nur  für  Petroleum  und  solche  Rohöle 
anzuwenden,  bei  denen  rechtzeitig  so  viel  Öl  üb  er  destilliert,  daß  die  Aus- 
dehnmig  der  schweren  Öle  nicht  störend  wirkt.  Bei  hochsiedenden  Ölen, 
z.  B.  Astatkirückständen  und  Schmierölen,  muß  entweder  der  Kolben 
weni^tens  140  ccm  fassen,  da  sonst  das  ins  Sieden  geratene  Öl  infolge 
der  starken  Ausdehnung  leicht  übersteigt  oder  es  sind  nur  80  oder 
W  ccm  Ol  anzuwenden.  Als  Siedepunkt  gilt  diejenige  Temperatur,  bei 
welcher  die  ersten  Tropfen  Destillat  vom  Kühlerende  abfallen. 

Während  der  Destillation  sollen  bei  Rohölen  und  Petroleum  nach 
Engler  pro  Minute  2,25  ccm  übergehen;  gleichzeitig  soll  man  beim 
jedesmaligen  Erreichen  eines  Fraktionspunktes  den  Brenner  fortnehmen, 
das  Thermometer  um  mindestens  20^  C.  sinken  lassen  und  bis  zum 
Fraktionspunkt  so  lange  wieder  erhitzen,  als  noch  merkliche  Mengen 
(6  Tropfen)  übergehen.  Die  erste  Bedingimg  läßt  sich  indessen  bei 
Innehaltung  der  zuletzt  genannten  nicht  in  allen  Teilen  der  Destillation 
befolgen;  man  wird  sich  daher  gegen  Schluß  der  Destillation  mit  lang- 
samerem Tempo  begnügen.  Bei  Rohölen  und  Petroleum 
werden  die  Fraktionen  bis  150®  (Benzine), 

von  1500—3000  (Leuchtölfraktion), 
über  300»  (Schmieröle) 

ermittelt. 

Von  manchen  Fabriken,  z.  B.  solchen,  welche  Petroleum  galizischen 
Ursprungs  verarbeiten,  werden  150 — 275®  C.  als  Grenzen  für  die  Petro- 
leomfraktion  benutzt,  weil  diese  die  Fraktion  besser  charakterisieren. 
Man  muß  also  bei  Beurteilung  der  Ausbeuten  der  Destillationsprobe 
auch  die  Provenienz  berücksichtigen. 

2.  Der  zur  Zeit  amtlich  vorgeschriebene  Apparat  für  zoll- 
technische Prüfungen  ist  in  den  Fig.  5 — 7  abgebildet  (s.  a.  Centralblatt  für 
das  Deutsche  Reich  1898,  S.  279  und  „Mitteilungen"  1899,  Heft  1). 

Sämtliche  Teile  des  Apparates  mit  Ausnahme  des  Meßkolbens  und 

der  Bürette  sind  in  Metall  gearbeitet   und  in  den  Abmessungen  genau 

fixiert.    Im  Destillierkölbchen  A  werden  mittels  regulierbaren  Brenners, 

unter  Mäßigung  der  Temperatur  durch  die  zwischengeschobenen  Bleche  und 

Drahtnetze,  100  ccm  Ol  (Rohbenzin,  Rohpetroleum  etc.)  so  destilliert,  daß 

bis  150<>  die  Temperatur  von  120<>  an  etwa  4°,   von   150— 300^  8  — 10° 

in  der  Min.  steigt.     Bei  320^,  im  Dampf  gemessen  (der  Nullpunkt  des 

Thermometers  schneidet  genau  mit  der  oberen  Eorkfläche  ab),  wird  die 

Destillation  abgebrochen.    Die  Destillate  werden  in  D  gekühlt  und  in  der 

Bürette  E  aufgefangen.    Die  bis  150^  siedenden  Teile  gelten  als  Benzin. 

Bei    der  Prüfung   von   Schmierölen   wird  nur  bis  300°  destilliert. 

Als    Schmieröl   werden  die    Öle  dann  deklariert,  wenn  bis  300®  nichts 


12 


Mineralöle. 


übergeht  oder  bei  einem  spez.  Gew.  eines  Rohöls  von  >  830  bis  300® 
weniger  als  70  Vol.-Proz.  übergehen,  anderenfalls  wird  das  Öl  als  Leuclit- 
petroleum  deklariert.  Rohpetroleum  von  den  vorbezeichneteD  Eigen- 
schaften des  Schmieröls  wird  nur  dann  mit  dem  Schmierölzoll  von 
10  Mk.  nach  No.  29  b  des  Zolltarifs  belegt,  wenn  es  über  50^  entflammt 
(Abel)  und  höheres  spez.  Gew.  als  885  bei  15°  hat,  oder  wenn  bei  der 
fraktionierten  Destillation  von  150  bis  320°  weniger  als  40  Vol.-Proz. 
übergehen. 

Fig.  6  und  7. 


Fig.  6. 


—  fOOccm^ 


fOO 


0. 


.  fOO 


/•^ 


Als  Benzin,  Ligroin,  Petroläther  werden  nach  Anm.  2  und  3  zu 
No.  29  des  Zolltarifs  diejenigen  Mineralöle  zollfrei  eingelassen,  welche 
wenigstens  90  Proz.  unter  150°  siedende  Teile  enthalten. 

Der  Apparat  liefert  gut  vergleichbare  Zahlen,  die  aber  naturgemäß 
von  den  xmter  1  erhaltenen  bei  der  gleichen  Olsorte  erheblich  abweichen. 


VI.  Die  Entflammbarkeit 

Die  Rohpetrole  sind  je  nach  Herkunft  verschieden  hoch  entzünd- 
lich, meistens  nahe  bei  0°.  Einzelne  benzinreichere  Öle,  z.  B.  javanisches 
Rohöl,  amerikanisches  Ol  etc.,  entflammen  bedeutend  tiefer,  benzinfreie 
Öle,  z.  B.  schwere  hannoversche  Öle,  entflammen  erst  zwischen  70  und 
80°.  Man  bestimmt  den  Flammpimkt  mittels  des  Ab  eischen  oder  des 
Pensky sehen  Probers  (S.  22  u.  31).     Für  die  zollamtliche  Ermittlung 


Asphaltgeh&lt  des  Rohpetroleams.  X3 

des  Flammpunktes  (Grenze  50^)  gelten  die  S.  281  und  282  des  Central- 
blatts  für  das  Deutsche  Reich  1898  gegebenen  ergänzenden  Vorschriften 
(s.  a.  Petroleum  S.  35). 

Vn.   Asphaltgehalt. 

Zuweilen  ist  eine  Orientierung  darüber  erwünscht,  inwieweit  ein 
Rohpetroleum  asphaltreich  ist.  Man  benutze  die  nachfolgenden,  vom  Ref. 
ausgearbeiteten  Methoden,  berücksichtige  jedoch,  daß  die  hiemach  durch 
Benzin  ausgefällten  Mengen  harter  Asphaltstoffe,  bezw.  die  durch  Alkohol 
in  ätherischer  Lösung  ausgefällten  weicheren  Asphaltstoffe  nicht  absolute 
Werte,  sondern  nur  relative  Vergleichs  werte  darstellen.  Ein  tunlichst 
leicht  siedendes  Benzin  wird  darum  zur  Ausfallung  der  Asphaltstoffe 
gewählt,  weil  die  Löslichkeit  der  letzteren  mit  fallenden  Siedegrenzen 
des  Benzins  abnimmt. 

a)  Qualitativer  Nachweis. 

Etwa  0,5  ccm  Öl  werden  im  Reagensglas  mit  bis  50^  G.  siedendem 
Petroleumbenzin  geschüttelt  und  die  Lösung  der  Ruhe  überlassen.  Bei 
Gegenwart  von  Asphalt  (d.  i.  bei  fast  allen  dunkel  gefärbten  Ölen)  zeigen 
sich  entweder  unmittelbar  nach  dem  Schütteln  oder  nach  längerem 
Stehen  (eventuell  bis  zu  1  Tag)  dunkle  Flocken,  welche  beim  Abfiltrieren 
auf  dem  Filter  asphaltartiges  Aussehen  zeigen,  auf  dem  Wasserbad  nicht 
Bchmelzbare  Massen  darstellen  imd  sich  im  frisch  gefällten  Zustande 
durch  ihre  Löslichkeit  in  Benzol  als  Asphalt  charakterisieren. 

Löst  man  etwa  0,5  ccm  Öl  in  5  ccm  Äther  und  fügt  7  ccm  Alkohol 
hinzu,  so  fallen  die  in  Benzin  unlöslichen  harten  Asphaltstoffe  mit  den 
weicheren  Asphaltstoffen  zusammen  als  flockiger,  in  Benzol  löslicher 
Niederschlag  aus,  welcher  sich  in  der  Regel  zu  einer  zähen,  an  den 
Wandungen  des  Gefäßes  sich  ablagernden  Masse  zusammenballt. 

b)  Quantitative  Bestimmung. 

1.  In  Benzin  unlöslicher  harter  Asphalt.  2 — 5  g  Öl  werden 
in  einer  farblosen  1  1-Glasflasche  mit  etwa  300 — 500  ccm  Benzin  tüchtig 
geschüttelt.  Bei  asphaltarmen  Ölen  sind  5 — 20  ccm  Öl  und  entsprechend 
mehr  Benzin  anzuwenden.  (Bei  Prüfung  der  Asphaltmenge  nach  den  von 
den  Eisenbahnen  vorgeschriebenen  Bedingungen  sind  auf  je  1  ccm  Öl 
40  ccm  Benzin  vom  spez.  Gew.  0,70  anzuwenden.)  Nach  wenigstens  ein- 
tägigem Stehen  wird  der  Hauptteil  der  Lösung  durch  ein  kleines  Falten- 
filter dekantiert.  Dann  wird  die  Hauptmenge  des  Niederschlages  auf 
di8  Filter  gebracht  und  unter  Nachspülung  der  Flasche  mit  reinem 
Benzin  so  lange  gewaschen,  bis  das  Filtrat  keinen  öligen  Yerdampfungs- 


14  Mineralöle. 

rückstand  mehr  gibt.  Hierauf  wird  der  Asphalt  Yom  Filter  durch 
heißes  Benzol  abgelöst;  die  in  einen  Kolben  gespülte  Lösung  wird  durch 
Destillation  von  der  Hauptmenge  des  Benzols  befreit  und  dann  in  eine 
tarierte  Schale  gespült,  welche  nach  Verdampfung  des  Benzolrestes  und 
Trocknen  bei  etwa  100^  C.  gewogen  wird.  Durch  diese  Behandlung  ist 
man  sicher,  nur  asphaltartige  Stoffe,  nicht  aber  auch  fremde,  durch 
Petroleumbenzin  aus  den  Ölen  niedergeschlagene  Verunreinigungen  zur 
Wägung  zu  bringen.  (Letztere  können  natürlich  bei  Anwendung  eines 
gewogenen  Filters  besonders  ermittelt  werden.) 

Der  Asphalt  ist  baldtunlichst  nach  der  Auswaschung  mit  Benzin 
Yom  Filter  mittels  heißen  Benzols  abzulösen,  da  bei  längerem  Stehen 
der  Niederschläge  in  einigen  Fällen  bedeutend  schwerere  Löslichkeit  in 
Benzol  bemerkt  wird.  Für  vergleichende  Versuche  ist  aus  den  oben  an- 
geführten Gründen  stets  das  gleiche  Benzin  zu  benutzen.  Will  man  den 
Gehalt  an  suspendiertem  Asphalt  bestimmen,  so  ist  der  Asphaltgehalt 
nach  Torstehender  Methode  sowohl  im  ursprünglichen  Ol  als  in  dem  bei 
Zimmerwärme  filtrierten  Ol  zu  bestimmen.  Die  Differenz  beider  Be- 
stimmungen gibt  den  Gehalt  an  suspendiertem  Asphalt. 

Die  bei  Terschiedenen  Rohölen  gefundenen  Asphaltmengen  ent- 
sprechen etwa  den  Beobachtungen,  welche  Engler*)  bei  Feststellung  des 
Kokerückstandes  Ton   Mineralölen   yerschiedener  Herkunft  gemacht  hat. 

2.  In  Alkoholäther  (1:2)  unlösliche  weichere  Asphalt- 
Stoffe.  Etwa  5  g  des  Öles  werden  bei  H-  Ib^  im  25-fachen  Vol.  Äther 
gelöst  und  in  dieser  Lösung  mit  dem  12 V3- fachen  Vol.  96 -gewich ts- 
proz entigem  Alkohol  unter  langsamem  Eintropfen  aus  Bürette  und  stän- 
digem Schütteln  versetzt.  Nach  5-stünd.  Stehen  bei  15®  filtriert  man 
durch  Faltenfilter,  wäscht  mit  Alkoholäther  (1 :  2)  aus,  bis  nicht  mehr 
ölige  Stoffe,  sondern  höchstens  Spuren  pechartiger  Bestandteile  in  das 
Filtrat  übergehen.  Das  ausgewaschene  Asphaltpech,  welches  noch  Paraffin 
(bei  Zylinderölen  erd  wachs  artig)  enthalten  kann,  löst  man  in  Benzol;  man 
dampft  die  Lösung  ein  und  kocht  den  Rückstand  so  lange  mit  je  30  com 
96-proz.  Alkohol  aus,  bis  die  Auszüge  nach  dem  Erkalten  keine  Paraffin- 
niederschläge mehr  geben.  Dann  trocknet  man  den  Rückstand  bei  105®  C. 
74  St.  und  wiegt  nach  dem  Erkalten. 

3.  In  Amylalkohol  unlöslicher  Asphalt.  Nach  D.R.P.  124980 
von  Daeschner  dient  Amylalkohol  zur  Entfernung  von  Asphalt  aus 
asphaltreichen  Residuen.  Man  kann  z.  B.  18  Proz.  Asphalt,  der  aber 
bedeutend  weicher  ist  als  der  nach  1.  und  2.  gefällte,  aus  Wietzer  Re- 
siduum mit  Amylalkohol  ausfallen.  Gewiß  wird  es  auch  möglich  sein, 
diese  Reaktion  analytisch  zu  verwerten,  indessen  ist  auf  die  Schwierig- 

1)  Gewerbefleiß  1887. 


Paraffingehalt  des  Rohpetroleums. 


15 


keit  der  Auflösung  Ton  Zylinderölen  in  Amylalkohol  hinzuweisen.  Zur 
allgemeineren  analytischen  Verwendung  bedarf  das  Verfahren  daher  noch 
genaueren  Studiums. 

Vm.  Paraffingehalt 

wird  für  zollamtliche  Zwecke  nach  der  Methode  des  Ref.  mit  folgenden 
Modifikationen  bestimmt: 

Von  100  g  Eohpetroleum  werden  in  tubulierter  Glasretorte  alle  bis 
300°  (Thermometer  im  Dampf)  übergehenden  Teile  rasch  abdestilliert. 
Man  legt  eine  neue  gewogene  Vorlage  (ohne  Kühler)  vor,  treibt  sämt- 
liche Öle  bis  zur  yoUständigen  Verkokung  des  Rückstandes  ohne  Thermo- 
meter über  und  bestimmt  durch  Wiederwägung  der  Vorlage  das  6e- 
samtgewicht  des  überdestillierten  schweren  Öles.  Alsdann  wird  in  diesem 
der  Paraffingehalt  in  nachstehend  beschriebener  Weise  bestimmt.  (Aus 
dem  Paraffingehalte  des  Schweröldestillats  wird  durch  Umrechnung  der 
Paraffingehalt  in  100  g  des  zur  Untersuchung  verwendeten  Rohpetroleums 
erhalten.  Enthält  das  untersuchte  01  mehr  als  8  Gewichtsprozente 
Paraffin,  so  ist  es  nach  den  zollamtlichen  Vorschriften  nicht  als  Rohöl, 
sondern  als  Schmieröl  zu  yerzollen.) 

Man    löst   5 — 10  g  der  Substanz    bei  Zimmerwärme  in  einem  Ge- 
misch  von    1   TL  abs.  Alkohol  und  1    Tl.  Äthyl äther    bis    zur   klaren 
Lösung  auf,  fugt  alsdann  unter  beständiger  Abkühlung  bis  auf  —  20®  G. 
gerade  so    viel  des   Gemisches  von  Al- 
kohol und  Äther  zu,  bis  eben  alle  Öligen  Fig.  s. 
Teile  bei  —  20®  gelöst  und  nur  Paraffin- 
flocken sichtbar  sind.    Letztere  werden 
dann  auf  einem    durch  Eältemischimg 
von  Viehsalz  und  Eis   (—21®)    gekühl- 
ten  Trichter    (siehe    Fig.  8)    von    der 
ätherisch -alkoholischen    Lösung    durch 
Filtration  unter  Absaugen  getrennt,  von 
etwa  noch  anhaftendem  Ol  durcbWaschen 
mit  entsprechend    stark    gekühltem  Al- 
koholäther  befreit  imd  dann  mit  heißem 
Benzin  in  eine  tarierte  Glasschale  ge- 
spült.   Nach   vorsichtigem  Verdampfen 
des  Benzins  auf  dem  Wasserbade,  bis 

der  Benzingeruch  verschwunden  ist,  wird  die  Schale  sorgfältig  außen 
^getrocknet.  Ergibt  sich  nach  dem  Abkühlen  der  Schale,  daß  das 
Paraffin  von  harter  Beschaffenheit  ist,  so  wird  es  im  Trockenschrank 
V4  Stande  bei  105®  erhitzt  und  nach  Abkühlung  im  Exslkkator  gewogen. 
Handelt  es  sich  aber  um  weicheres,  unter  45®  schmelzendes  Paraffin,  so 


.  ^ /Sautffftumfte 


Iß  Ifioenlöle. 

wird  dieses  zweckmäßig  bei  etwa  50**  im  Yakanmexmkkator  einige  Stunden 
getrocknet,  beyor  es  gewogen  wird. 

Auf  sorgfältige  Auswaschimg  des  gefällten  Paraffins  bis  eben  zu 
dem  Punkte,  wo  etwa  5  ccm  des  Filtrats  nach  dem  Yerdampfen  des 
Alkoholäthers  keinen  oder  einen  bei  Zimmerwärme  festen  Rückstand 
geben,  ist  zu  achten. 

Sind  feste  Paraffinmassen  zu  prüfen,  so  wägt  man  0,5 — 1,0  g  ab 
und  löst  in  10 — 20  ccm  Alkoholäther  (siehe  a.  S.  53). 

Zu  den  gefundenen  Paraffinmengen  addiert  man  in  Rücksicht  auf 
eine  gewisse  geringe  Löslichkeit  des  Paraffins  im  Alkoholäther  0,2  Proz. 
bei  Töllig  flüssigen  Ölen,  0,4  Proz.  bei  solchen  Ölen,  die  schon  bei  +15^ 
Abscheidungen  zeigen,  imd  1  Proz.  bei  festen  Massen. 

Das  Verfahren  zeigt  die  im  Destillat  wirklich  Torhandeneo  Paraffin- 
gehalte bei  Berücksichtigung  vorstehend  angeführter  Kautelen  nur  inso- 
weit an,  als  härtere  zur  Kerzenfabrikation  geeignete  Paraffine  in  Frage 
kommen.  Weichere,  erheblich  unter  50^  schmelzende  Paraffine  werden 
nicht  Yöllig  ausgefallt,  sondern  bleiben  bei  —  20°  in  nicht  unerheblichen 
Mengen  in  alkoholisch-ätherischer  Lösung;  sie  können  aber  durch  noch- 
maliges Auflösen  des  eingedampften  Filtrats  und  Wiederauflösen  in 
wenig  Alkoholäther  (2:1)  zum  größten  Teil  bei  —20  bis  —  21<>  aus- 
gefallt werden.  Bei  der  Destillation  des  Rohöls,  wie  sie  übrigens  nur 
für  dunkle  Öle  nach  obiger  Vorschrift  nötig  ist,  wird  auch  ein  geringer 
Teil  (bei  5  Proz.  Paraffin  können  dies  z.  B.  0,5  Proz.  sein)  zersetzt  und 
im  Destillat  nicht  wiedergefunden.  Diese  Fehlerquelle  macht  sich  um 
so  mehr  bemerkbar,  je  höher  der  Paraffingehalt  des  Rohöls  ist. 

IX.  Yerdampfluigswärme  von  Erdölfraktioneiu 

Die  Bestimmung  dieser  Eonstante  wird  bei  der  Einrichtung  des 
Destillationsbetriebes  für  Feststellung  der  Heizanlagen,  der  Eühlergrößen 
und  der  Kühlwassermengen  nötig,  wenn  nicht,  wie  es  meistens  der  Fall 
ist;  erfahrungsgemäß  gearbeitet  wird. 

Zur  Bestimmung  dient  der  Apparat  von  t.  Syniewski  (Fig.  9). 

Die  im  Kolben  A  entwickelten  Dämpfe  gelangen  durch  ab  nach 
dem  Raum  c  und  Yon  dort  unter  dem  Glockenstopfen  z  hinweg  nach 
dem  Kalorimeter  B^  bezw.  der  in  das  Wasser  des  Kalorimeters  einge- 
tauchten Glasschlange,  in  welcher  sie  verdichtet  werden.  Vor  Eintritt 
der  Dämpfe  in  das  Kalorimeter  hält  man  dieses  durch  Stopfen  z  so 
lange  geschlossen,  bis  sich  in  c  keine  Dämpfe  mehr  yerdichten.  Die 
Terdichteten  Dämpfe  fließen  durch  Rohr  d  ab.  Sobald  durch  c  nur  noch 
unverdichtete  Dämpfe  streichen,  läßt  man  diese  unter  Anschluß  des 
Kühlers  /  so  lange  noch  durch  c  streichen,  bis  eine  bestimmte  Anfangs- 


Verdampfangsw&rme  des  Rohpetroleams. 


17 


temperatur  erreicht  ist.  Bann  läßt  man  sie  unter  Lüftung  von  z  in  das 
Schlangenrohr  e  des  Kalorimeters  treten,  wo  sie  durch  1150  g  Wasser  Ter- 
dichtet  werden.  Die  Temperaturen  des  Wassers  und  der  Dämpfe  werden 
durch  die  Thermometer  T  und  t  gemessen.    Man  läßt  die  Dämpfe  aus  A 


Fig.  9. 


80  lange  in  das  Kalorimeter  übergehen,  bis  die  Temperatur  in  c  um  20^ 
steigt,  so  daß  man  also  die  in  Interrallen  von  20°  übergehenden  Frak- 
tionen prüft.  Dann  wird  der  Zutritt  zum  Kalorimeter  mittels  z  ver- 
schlossen,   der  ganze  Destillationsapparat  vom  Kalorimeter  entfernt  und 

TJnterBUchiiiig^eiu    5.  Aufl.  m.  2 


2  g  Mineralöle. 

die  Menge  der  überdestillierten  Fraktion  durcli  Wägimg  des  Schlangen- 
rohres ermittelt.  Man  gibt  in  den  Destillationskolben  zu  Anfang  des 
Versuches  40  ccm  der  zu  prüfenden  Fraktion;  die  überdestillierten  Frak- 
tionen werden  nach  erfolgter  Wägung  und  Messung  der  Temperatur  des 
Kalorimeters  für  die  Bestimmung  der  spezifischen  Wärme  reserviert. 

X.   Ichthyol. 

Beffriffserklärung.  Unter  „Ichthyol^  versteht  man  im  allgemeinen 
ein  aus  schwefelreichem  Kohöl,  welches  durch  Destillation  von  bitumi- 
nösem Seefelder  Schiefer  (Tirol)  etc.  gewonnen  wird,  durch  Sulfurieren 
und  Neutralisieren  mit  Ammoniak  oder  Soda  erhaltenes  wasserlösliches 
Ol,  welches  imter  dem  Namen  Ammonium  sulfoichthyolicum  u.  s.  w.  in 
den  Handel  kommt  und  bis  zum  Jahre  1900  wohl  ausschließlich  von 
der  Hamburger  Ichthyolgesellschaft  Cordes,  Hermann  u.  Co.  herge- 
stellt wurde.  (Lüdy,  Chem.-Ztg.  27,  984  und  Pharm.  Centralh.  1903,  795.) 
Das  Ichthyol  dient  vielseitigen  therapeutischen  Zwecken,  z.  B.  bei  Rheu- 
matismus, Hautekzemen,  Entzündungen  u.  s.  w.,  mit  gutem  Erfolg.  In  den 
letzten  Jahren  sind  verschiedene  Konkurrenzprodukte  unter  dem  Namen 
„Ichthyopon**  u.  s.  w.  in  den  Handel  gekommen.  Der  Name  Ichthyol  ist 
von  Schröter,  welcher  zuerst  1883  ein  Patent  zur  Herstellung  von 
Ichthyol  genommen  hat,  deshalb  gewählt,  weil  sich  in  dem  Schiefer, 
aus  welchem  das  Rohöl  durch  Destillation  gewonnen  wird,  Abdrücke 
von  Fischen  finden  fyBi^  =  Fisch,  Oleum  =•  Öl). 

Eigenschaften  des  BohöU.  Das  zur  Darstellung  des  Ichthyols 
dienende  Rohöl  ist  durchsichtig,  braungelb,  hat  0,865  spez.  Gew.  und  siedet 
zwischen  100  und  255°.  Die  verschiedenen  Fraktionen  riechen  nach  Mer- 
kaptanen, erinnern  aber  auch  im  Geruch  an  Petroleum.  Verdünnte  Säuren 
entziehen  dem  Ol  geringe  Mengen  N-haltiger  Basen,  die  nach  Dippel- 
schem  Ol  riechen.     Die  Dämpfe  färben  konz.  H2SO4  violett  bis  blau. 

Elementaranalyse :  77,25—77,94  Proz.  C,  10,5  Proz.  H,  10,7  Proz.  S 
und  1,1  Proz.  N.  Alkoholisches  Kali  und  Natriumamalgam  entziehen 
dem  Ol  keinen  S.  (Bau mann  und  Schotten  durch  Pharm.  Centralh. 
1883,  477.)  Nach  Schröter  enthält  das  Rohöl  nur  2,5  Proz.  S;  dieser 
steigt  erst  durch  die  Sulfurierung  auf  10  Proz.  (Pharm.  Centralh.  1883, 
113).  Es  scheint  hiemach,  als  ob  Baumann  und  Schotten,  auf  deren 
Prüfung  sich  auch  die  nachstehenden  Angaben  beziehen,  ein  anderes  Ol 
als  Schröter  geprüft  haben. 

Eigenschaften  deß  Ichthyols*  Das  Ichthyol  löst  sich  in  Wasser 
klar  mit  brauner  Farbe  unter  Fluoreszenz  auf;  stärkere  Säuren  fällen 
aus  der  Lösung  ein  Harz,  das  eine  in  Wasser  lösliche,  stickstofffreie 
organische  Säure  ist  und  aus   der  Lösung  wieder    durch   Mineralsäuren 


Ichthyol.    Benzin.  19 

abgeschieden  wird.  Das  Ichthyol  ist  nach  Bau  mann  und  Schotten 
auch  stäckstofErei.  Offenbar  haben  Baumann  und  Schotten  also  nur 
das  Natrium  sulfoichthyolicum  geprüft,  denn  sie  stellten  auch  als  Formel 
^ss  ^36  ^^  ^  ^6  ^^^'  Schwefel  fanden  sie  hiemach  15,73  Proz.  Der 
Schwefel  scheint  z.  T.  als  Sulfogruppe,  z.  T.  nach  Art  des  Merkaptan- 
Schwefels  oder  der  organischen  Sulfide  direkt  in  Verbindung  mit  G  zu 
stehen.  Da  die  Sulfosäuren  als  solche  keine  Wirkung  auf  den  tierischen 
Organismus  ausüben,  hat  die  therapeutische  Anwendung  des  Ichthyols 
insbesondere  mit  dem  an  C  gebundenen  S  zu  rechnen,  während  die 
Solfogmppe  nur  die  Wasserlöslichkeit  und  leichte  Resorbierbarkeit  des 
Präparats  bedingt. 

Prüfung  des  Ichthyols.  Nach  den  Bestinmiungen  der  deutschen 
Pharmakologenkommission  1886  soll  sich  das  Ichthyol  in  Wasser  oder 
in  einem  Gemisch  von  gleichen  Teilen  Weingeist  und  Äther  klar  auflösen. 
Nach  den  Angaben  Yon  Lüdy  finden  sich  als  Verunreinigungen  Ammo- 
niumsolfat  und  kleine  Olmengen  (Pharm.  Centralh.  1903,  797). 

B.  Benslm. 

Unter  „Benzin^  oder  „Naphtha"  versteht  man  in  der  Erdöl- 
industrie im  allgemeinen  die  bis  150°  0.  siedenden  Teile  des  Rohpetro- 
leums. Das  „Rohbenzin^,  wie  es  beim  ersten  Übertreiben  der  Benzin- 
&aktionen  des  Rohpetroleums  gewonnen  wird,  enthält  gewöhnlich  noch  er- 
hebliche Mengen  mit  übergerissener,  über  150^0.  siedender  Teile,  von  denen 
es  durch  Redestillation  befreit  werden  muß.  Rohbenzin,  sowie  fertiges 
Benzin  müssen  daher  im  Laboratorium  zwecks  Feststellung  ihres  Wertes 
unter  tunlichster  Dephlegmation  der  Dämpfe  fraktioniert  destilliert  werden. 
Die  oben  erwähnte,  zu  150°  festgesetzte  obere  Siedegrenze  der  Benzin-  oder 
Naphthafraktion  ist  nicht  für  jede  Fabrik  bindend;  in  Wirklichkeit  können 
vielfach  Abweichungen  in  den  Siedegrenzen  der  Benzinfraktionen  bei 
Terschiedenen  Fabriken  vorkommen. 

£s  empfiehlt  sich,  die  häufig  ohne  jede  Einheitlichkeit  benutzten 
Ausdrücke  Petroleumäther,  Ligroin,  Gasoline  u.  s.  w.  durch  die  einheit- 
liche Bezeichnung  „Benzin^  unter  Angabe  der  Siedegrenzen  zu  ersetzen, 
oder  für  die  genannten  Produkte  einheitliche  Siedegrenzen  zu  yerein- 
baren  (s.  S.  3). 

Ein  groBer  Wert  wird  femer  auf  einen  reinen,  möglichst  schwachen 
Geruch,  besonders  bei  Benzinen  für  Automobile  u.  s.  w.,  und  auf  wasser- 
helle Farbe  gelegt.  Der  unreine  Geruch  von  ungenügend  raffinierter 
Naphtha  wird  nach  neueren  Patenten  durch  geringe  Zusätze  von  Ter- 
pentinöl oder  Kienöl  unter  gleichzeitiger  Behandlung  mit  Alkali  ver- 
deckt.    Diese  Zusätze  geben  sich  nach  S.  23  zu  erkennen. 

2» 


20  Mineralöle. 

I.   SpeziflBches  Gewicht 

ist  mit  Mohr  scher  Wage,  amtlich  geeichten  Aräometern  für  leichte 
Mineralöle  u.  s.w.  bei  +15®  C.  zu  bestinunen  (s.  Schmieröle  S.  84); 
es  dient  hauptsächlich  als  Identitätsprobe. 

Bei  Bestimmimg  des  spez.  Gew.  sind  zur  Umrechnung  der  bei  der 
jeweiligen  Temperatur  beobachteten  Zahlen  auf  die  bei  Normaltemperatur 
(15®)  geltenden  folgende,  von  D.  Mendel eje ff  festgestellten  Gewichts- 
korrekturen in  Anwendung  zu  bringen: 

Für  spe«.  Gew.  Korr.  pro  !•  Warme 

von  0,700—0,720  0,000820 

.     0,720—0,740  0,000  810 

-  0,740—0,760  0,000  800 

-  0,760—0,780  0,000  790 

-  0,780—0,800  0,000  780 

IL  Einfache  Verdampfongsprobe. 

Das  gewöhnliche,  unter  100°  siedende  Benzin  (spez.  Gew.  0,70  bis 
0,71)  darf  beim  Verdunsten  auf  schwach  erhitztem  Wasserbade  im  Uhr- 
glas keinen  Rückstand  hinterlassen.  Auf  Papier  darf  es  beim  Ver- 
dunsten keinen  Fettfleck  hinterlassen.  Geben  beide  vorstehende  Proben 
ein  negatives  Ergebnis,  so  ist  die  Gegenwart  von  schweren  Ölen  aus- 
geschlossen. 

HI.   Fraktionierte  Destillatioii. 

Bei  den  meisten  Automobilen  und  anderen  Motoren,  welche  durch 
Benzin  betrieben  werden,  wird  dieses  vor  Eintritt  in  den  Explosionsraum 
in  einer  besonderen  Kammer  verdampft.  Das  hier  benutzte  Benzin  soll 
tunlichst  gar  keine,  höchstens  aber  5  Proz.  über  100^  siedende  Anteile 
enthalten,  da  sonst,  besonders  bei  Fahrten  in  starker  Winterkälte,  leicht 
empfindliche  Versager  vorkommen.  Daher  ist  die  Destillationsprobe 
—  übrigens  auch  für  Extraktionsbenzine  —  eine  wichtige  Prüfung. 

a)  JFahrikskantroUdesHIUtH&n  für  Bohbensein*  Bei  Ausführung 
der  fraktionierten  Destillation  des  Benzins  hat  sich  nach  Singer^) 
ein  Dephlegmator  von  nebenstehender  Form  (Fig.  10)  bewährt,  welcher 
eine  Kombination  der  Prinzipien  der  Dephlegmatoren  von  Gans  und 
Glinsky-Le  Bei  für  Benzindestillation  darstellt.  Dieser  Dephlegmator 
wird  auf  das  100  bezw.  200  ccm  fassende  Destillationskölbchen  auf- 
gesetzt.    Ein  Thermometer  wird  so  eingefügt,  daß  die  Quecksilberkugel 


*)  Chem.  Revue  1897,  S.  109. 


Eotflaminbarkeit  dea  Beimiis.  21 

mit  dem  Abzugsrohr  für  die  Dämpfe  abschlieSt.  Dann  werden  imter 
Anfügung  eines  Wasaerkühlers  auf  dem  nebenan  skizzierten  Sicherheits- 
sandbad  (siebe  Fig.  11  und  12)  —  Fig  12  zeigt  im  Vertilcal schnitt  eine 
Sandbadschale  mit  halbkugelfSrmiger  Vertiefung  in  der  Mitte  zur  Auf- 
nahme von  Rundkolben  —  die  bis  50 — 100 — 120 — 150"  siedenden  Destil- 
late bestimmt.  Bei  sehr  genauen  Versuchen  ist  eine  nochmalige  Destfl- 
Ution,  sog.  RedestUlfttion,  erforderlich. 


b)  FrataUmilerte  DeatOlaUon  für  xottamOtche  Zwecke.  Diese 
CntersuchuDg  wird  nach  dem  auf  S.  11  beschriebenen  Verfahren  aua- 
ceführt.  Die  zollamtlicbe  Klassifizierung  des  Ma- 
terials ist  S.  12  beschrieben.  Der  Umstand,  daS 
als  Benzin  noch  ein  Material  zugelassen  ist,  ^ 
bU  10  Pr«z.  Über  150"  C.  siedende  Teile  enthält, 
beweist,    dafl   auch  Rohbenzin   als   „Benzin"   behandelt  wird. 

IV.  Eitflammbarkeit 

Petroleumbenzin  entflammt,  soweit  es  sich  nicht  um  ungewöhnlich 
hoch  {100—150")  siedendes  Öl  handelt,  bei  Annäherung  einer  Zünd- 
flunme  bedeutend  unter  0".  Der  Flammpunkt  wird  im  Abelschen 
Petrolenmgefafi  (s.  Fig.  13)  bestimmt. 

Das  mit  Deckel  versehene  Geföß  a  des  Abelschen  Petroleum- 
probere  wird  in  den  zylindrische d,  mit  Alkohol  gefüllten,   etwa  60  mm 


22 


Mineralöle. 


Fi;.  18. 


hohen  und  90  mm  weiten  Blechtopf  b  gestellt,  dieser  wird  in  einem 
70  mm  hohen  und  160  mm  weiten,  gleichfalls  mit  Alkohol  gefüllten, 
emaillierten  und  mit  Filz  umwickelten  Eisentopf  c  abgekühlt.  Bas  zu 
prüfende  Benzin  wird  im  Ab  eischen  Prober  bis  zur  Füllmarke  auf- 
gefüllt, worauf  durch  Einfüllen  von  fester  Kohlensäure  in  die  Gefafie  b 
und  e  eine  nach  Bedarf  mehr  oder  weniger  starke  Abkühlimg  (bis  zu 
—  60^  C.)  des  Benzins  herbeigeführt  wird.  Der  ganze  Apparat  wird 
zur  Abhaltung  von  Erwärmung  mit  Handtüchern  umwickelt. 

Die  Zündvorrichtung  wird  erst  kurz  vor  Beginn  des  Probens  ein- 
gesetzt, um  Einfrieren  des  Petroleums  im  Docht  der  Zündflamme  und 
Verlöschen  der  letzteren  während  der  Versuche  zu  verhüten.     Auch  der 

Federwerkmechanismus,  welcher  das  Ein- 
tauchen des  Zündflämmchens  bewirkt, 
funktioniert  bei  der  starken  Abkühlimg 
nur  mangelhaft  und  maQ  öfters  durch 
Andrehen  des  auf  dem  Deckel  sitzenden 
Aufzugsknopfs  während  des  Versuchs 
imterstützt  werden.  Im  übrigen  wird 
auf  Entflammbarkeit  von  7a°  zu  7a°  ^ 
gleicher  Weise  wie  bei  der  Petroleum- 
prüfung geprobt.  Hierzu  wird  dasGeßlß  a 
aus  dem  Kältebade  herausgenommen  und 
mit  einem  Handtuch  umwickelt.  So  ist 
vermieden,  daß  die  aus  c  fortwährend  ent- 
weichende Kohlensäure  die  Zündflamme 
zimi  Verlöschen  bringt.    Die  Prüfung  beginnt  bei  —  50  oder  —  60®. 

Die  Flammpunkte  werden,  sowohl  was  Barometerstand  als  Kor- 
rektur für  den  herausragenden  Alkoholfaden  des  Thermometers  anbetrifft, 
unkorrigiert  bestimmt.  Das  Gleiche  gilt  für  die  Brennpunkte,  zu  deren 
Bestinmiung  einfach  nach  eingetretenem  Entflammen  des  Benzins  der 
Deckel  des  Petroleumprobers  abgenommen  wird.  Nach  schneller  Wieder- 
einfügung eines  an  einem  Stativ  eingespannten  Kältethermometers  in 
das  Benzin  wird  von  7,°  zu  Y,®  ein  Lötrohrflämmchen  an  die  Ober- 
fläche des  Benzins  geführt  und  derjenige  Punkt  als  Brennpunkt  auf- 
gezeichnet, bei  welchem  bei  Annäherung  des  Flämmchens  ein  fort- 
dauerndes Brennen  der  Benzinoberfläche  stattfindet. 

Die  Flammpunkte  und  Brennpunkte  einiger  Benzine  verschiedener 
Siedegrenzen  wurden  wie  folgt  ermittelt  (Holde,  Mitteilungen  1899, 
S.  70) : 

Siedepunkte  des  Benzins  60— 60«  60—78»  70-88»  80—100«  80—115»  100-150» 
Flammpunkt  unter- 58»    —39»      —45»      —22»       —22»        -h  10» 

Zündpunkt  —        —84»     —42»        —  —19»        +16» 


Nachweis  fremder  Bestandteile  im  Benzin.  23 

Die  Unterschiede  zwischen  Flammpunkt  und  Brennpunkt  sind, 
ine  man  sieht,  bei  Benzinen  bedeutend  kleiner  als  bei  höher  siedenden 
Erdölprodukten,  z.  B.  dem  Schmieröl  (s.  dieses). 

Zum  Vergleich  sei  angegeben,  daß  absoluter  Alkohol  im  Abel- 
Apparat  bei  +  12°  bei  768  mm  Druck,  Benzol  bei  710—713  mm  Druck 
bei  — 8*^  entflammt. 


y.  PrOfüng  auf  aromatische  Kohlenwasserstoffe. 

a)  Qualitativ.  Eine  kleine  Messerspitze  fein  zerstoßenen,  von 
anorganischen  Stoffen  freien  Asphalts,  welcher  durch  längeres  Aus- 
waschen mit  Petroleumbenzin  vom  spez.  Gew.  0,70 — 0,71  von  seinen 
leicht  löslichen  Teilen  befreit  ist,  wird  auf  einem  kleinen  Filter  mit  dem 
zu  prüfenden  Benzin  übergössen.  Ist  das  ablaufende,  in  einem  Keagens- 
glas  aufgefangene  Benzin  farblos,  so  kann  es  als  frei  von  Benzolzusätzen  etc. 
angesehen  werden;  läuft  es  gelb  oder  braun  gefärbt  durch,  so  ist  die  An- 
wesenheit von  Benzol  oder  Toluol  anzunehmen.  Die  Probe  beruht  auf 
dem  Lösungsvermögen  des  Benzols  für  Asphalt  und  gestattet,  5 — 10  Proz. 
Benzol  im  Petroleumbenzin  nachzuweisen. 

b)  Quantitativer  Nachweis  (Krämer  und  Böttcher,  Gewerbe- 
fleiß). Gründet  sich  auf  die  Absorption  der  aromatischen  Kohlenwasser- 
stoffe und  Athylene  durch  Schwefelsäure  vom  spez.  Gew.  1,84  bei  15®  G., 
bereitet  durch  Mischung  von  80  Yol.  konz.  und  20  Vol.  rauch.  Säure. 

Der  benutzte  Apparat  besteht  aus  einem  etwa  75  ccm  fassenden 
starkwandigen  Kölbchen,  dessen  etwa  50  cm  langer  Hals  in  Yjq  ccm  ge- 
teilt ist.  Je  25  ccm  Benzin  (oder  Petroleum)  und  Säure  werden  im 
Kölbchen  Y4  Stunde  lang  kräftig  durchgeschüttelt.  Nach  Verlauf  von 
90  Min.  füllt  man  mit  konz.  Schwefelsäure  soweit  auf,  daß  die  obere 
Ölschicht  in  die  Bohre  gedrängt  wird,  und  liest  dann  nach  einer  Stunde 
so  oft  ab,  bis  keine  Zunahme  der  indifferenten  Kohlenwasserstoffe  mehr 
stattfindet.  Aus  der  Differenz  zwischen  dem  ursprünglichen  und  jetzigen 
Yolumen  erhält  man  durch  einfache  Rechnung  die  Volumenprozentzahlen 
der  absorbirten  Kohlenwasserstoffe.  Bei  einem  Gehalt  von  über  13  Proz. 
an  schweren  Kohlenwasserstoffen  wird  das  Verfahren  ungenau. 

YL  Nachweis  yon  TerpenÜnöl  und  KienöL 

Läßt  man  in  reines  Petröleumbenzin  (oder  auch  solches,  das  Benzol 
und  dessen  Homologe  enthält)  im  Reagensglas  Bromdampf  fließen,  so 
iarbt  sich  beim  Schütteln  des  Benzins  dieses  sofort  rotgelb,  während 
Terpentinöl  oder  KienÖl  wegen  ihres  Gehaltes  an  imgesättigten  Terpenen 
sofort  das  Brom,  ohne  gefärbt  zu  werden,  absorbieren.    Diese  Reaktion 


24  Mineralöle. 

läßt  sich  nach   den  Erfahrungen  des  Ref.  leicht  zum  Nachweis  der  ge- 
nannten Terpenöle  in  Benzin  verwenden. 

Auch  durch  Zugahe  eines  Tropfens  Wal  ler-H  tibi  scher  Jodlösung 
zu  einigen  ccm  des  Probeöls  lassen  sich  nach  Versuchen  des  Ref.  Ter- 
pentinöl, Kienöl  u.  s.  w.  auch  in  kleinen  Mengen  nachweisen.  Reines 
Benzin  wird  durch  die  Jodlösung  rosa  gefärbt,  und  die  Färbung  bleibt 
mindestens  7^  St.  unvermindert  stark,  während  sie  bei  Zusatz  von  Ter- 
pentinöl oder  Kienöl  bald  verschwindet  oder  wesentlich  schwächer  wird. 
Nach  5  Min.  langem  Schütteln  ist  sie  bei  Gegenwart  der  letzgenannten  Ole 
ganz  verschwimden.  Die  Probe  gestattet  auch  bequem,  qualitativ  selbst 
sehr  kleine  Mengen  ungesättigte  Fettsäuren  (Ölsäure,  Linolsäure  u.  s.  w.), 
in  gesättigten  Säuren  wie  Palmitinsäure,  Stearinsäure  u.  s.  w.  nachzuweisen. 

Quantitativ  wird  Terpentinöl  durch  Bestimmung  der  Bromzahl 
ermittelt.  Terpentinöl  siedet  zwischen  155  und  162®  zu  75 — 80  Proz., 
und  giebt  sich  hierdurch  wie  durch  Bromzahl  2,15 — 2,3  und  spez.  Gew. 
0,865 — 0,875  in  den  entsprechenden  Fraktionen  zu  erkennen.  Benzin 
hat  Bromzahl  0,  spez.  Gew.  höchstens  0,750. 

Vll.  Rafflnations^ad. 

Rohbenzin  kann  schwach  gelblich  gefärbt  sein,  fertiges  Benzin  muß 
absolut  farblos  sein  und  darf  weder  beim  Schütteln  mit  konz.  Schwefel- 
säure diese  färben  noch  beim  Kochen  mit  Wasser  irgend  welche  sauren 
Bestandteile  oder  sonstige  Verunreinigungen  an  letzteres  abgeben. 

Vlll.  Löslichkeit  in  absolutem  Alkohol. 

Die  Benzinfraktionen  sind  in  abs.  Alkohol  völlig  löslich. 

ۥ  lieuebtpetroleniii. 

I.    Äufiere  Erscheinmigeii. 

Ein  gutes  Leuchtpetroleum  soll  vollständig  klar,  durchsichtig  und 
höchstens  schwach  gelblich  gefärbt  sein.  Teurere  Qualitäten  wie  z.  B. 
Water  White  sind  wasserhell.  Dem  Sonnenlicht  ausgesetzt,  büfien  indessen 
alle  Petroleumsorten  in  Bezug  auf  Farbqualität  ein,  sie  werden  gelber, 
ohne  daß  mit  dieser  Veränderung  eine  erhebliche  Verringerung  der  Licht- 
stärke verbunden  zu  sein  braucht  (Mitteilungen  1903,  52).  Auf  den 
Petroleummärkten  wird  das  Petroleum  nach  der  Farbe  gehandelt.  Die 
Farbmesser  von  Stammer,  Schmidt  und  Haensch  und  Wilson- 
Ludolph  gestatten  bestimmte  Normalzahlen  für  die  Farbe  zu  ermitteln. 
Bei  erstgenannten  beiden  Apparaten  wird  diejenige  Schichtendicke  er- 
mittelt, bei  welcher  das  Petroleum  gleich  gefärbt  erscheint  wie  eine  Normal- 


Lenchtpetroleam:  Farbe. 


25 


Fig.  14. 


Fig.  15. 


glasplatte  ron  bestimmter  Dicke  und  Färbung,  bei  dem  Ludolph  sehen 
Kolorimeter  wird  die  Farbe  ein  und  derselben  Schiebt  des  zu  prüfenden 
PetroJeums  mit  verschiedenen  Farbglastjpen  yerglichen. 

So  ei^bt  z.  B.  die  Ablesung 
am  Stamm  ersehen  Erdölkolori- 
meter  folgende  Schichtenhöhen  fiir 
die  üblichen  Handelsmarken: 

Standard  White       50     mm 
Prime  White  86,5     - 

Superfine  White     199,5     - 
Water  White      300—320  - 

a)  8Uiminer9eh€8  Kolorit 
meier»  Die  Konstruktion  des  von 
Schmidt  und  Haensch,  Berlin, 
gebauten  und  in  Baku  viel  be- 
nutzten Stamm  ersehen  Eolori- 
meters  ergibt  sich  aus  Fig.  14 
und  15.  z  ist  das  feststehende 
Rohr,  welches  oben  mit  Farbglas- 
platte  versehen  ist,  c  ist  ein  ver- 
schiebbarer, mit  dem  zu  prüfen- 
den Petroleum  beschickter  Zylin- 
der, in  welchen  die  Bohre  t  je 
nach  dem  Stand  des  Zylinders  c 
Terschieden  hoch  eintaucht.  Durch 

m 

Ofiiimgen  im  Boden  von  z  und  c 
gelangt  das  Licht  über  Spiegel  p 
durch  zwei  Prismen  nach  Oku- 
lar 0.  Die  Schichtenhöhe  des 
Petroleums,  gemessen  an  der  Tei- 
lung m,  wird  so  lange  variiert, 
bis  Übereinstimmung  der  Farbe 
in  beiden  Röhren  eintritt.  Die 
Vorschriften  für  die  Benutzung  des 
Apparates  werden  vom  Verfertiger 
des  Instruments  auf  Wunsch  mit- 
geliefert (siehe  auch  C.  Engler, 
Dingler,  2M,  S.  287). 

b)  Beim  Kdariineier  van  WÜsan^)    sind  an  dem  um  einen  be- 
igen   Winkel    drehbaren   Deckel    eines   Holzkastens    zwei   Messing- 


')  Za  beziehen  von  W.  Ladolph,  Bremerhaven. 


26 


Mineralöle. 


röhren  b  angebracht,  in  welchen  sich  die  zur  Au&ahme  des  Petroleums 
und  der  Farbgläser  dienenden  Glasröhren  befinden  (Fig.  16  und  17). 
Beide  Röhren  können  durch  dicht  anschraubbare  Glasdeckel  geschlossen 
werden.  Ein  am  unteren  Ende  des  Brettes  befestigter  Spiegel  sendet 
das  reflektierte  Licht  durch  die  Röhren  und  Prismen  ähnlich  wie  beim 
Stamm  er  sehen  Eolorimeter  in  das  Okular.  Jedem  Apparat  wird  ein 
Satz  von  yier  Gläsern  beigegeben,  die,  geordnet  nach  Helligkeit,  je 
einer  Farbenmarke  für  die  Kerosine  des  Handels:  Water  "White  (hellstes 
Glas),  Superfine  White,  Prime  White,  Standard  White  (dunkelstes  Glas) 
entsprechen  sollen. 

Fig.  17. 
Fig.  16.  ^ 


Zur  Bestimmung  des  Farbentones  füllt  man  eine  Röhre  mit  dem 
Probepetroieum  und  befestigt  das  Rohr  am  Brett;  erscheint  jetzt  im 
Okular  die  eine  Hälfte  des  Gesichtsfeldes  gelb  gefärbt,  so  wird  in  die 
oberhalb  des  Deckels  an  der  zweiten  leeren  Röhre  befindliche  Halbring- 
hülse das  eine  oder  das  andere  der  farbigen  Gläser  gelegt,  bis  der 
zweite  Halbkreis  im  Okular  mit  dem  ersten  annähernd  gleich  gefärbt 
erscheint;  dasjenige  Glas,  dessen  Einfügung  die  annähernd  gleiche 
Färbung  der  beiden  Halbkreise  des  Gesichtsfeldes  bewirkte,  kennzeichnet 
die  Marke  des  zu  prüfenden  Kerosins. 

In  Wirklichkeit  entspricht  der  Farbenton  des  Kerosins,  d.  h.  seine 
Marke,  selten  genau  einem  der  vier  Gläser.  Auf  den  verschiedenen 
Märkten  schätzt  man  das  Kerosin  nur  in  ganzen  Marken.  Ist  z.  B.  der 
Farbenton  eines  Kerosins  heller  als  Marke  3  und  dunkler  als  Marke  2, 
so  wird  er  mit  der  Marke  3,  also  mit  der  dunkleren  Marke,  bezeichnet. 
In  Baku  ist  die  Schätzung  der  Farbe  auch  in  Bruchteilen  von  ganzen 
Marken  üblich.  (S.  R.  Quitka,  Arbeiten  der  Bakuschen  Sektion  der 
„Kaiserlich  Russischen  Technischen  Gesellschaft**  1889 — 1891.) 

Der  Farbenton  des  in  Baku  fabrizierten  Kerosins  liegt  meistens 
zwischen  Marke  2  und  3;  die  Bruchteile  der  Farbmarke  werden  wie 
folgt  ermittelt: 


Leuchtpetroleam:  Farbe.  27 

Ist  zur  Srzielung  gleicher  Färbung  beider  Halbkreise  im  Gesichts- 
felde des  Okulars  auf  die  mit  Kerosin  gefüllte  Röhre  das  Glas  2  M 
aofzulegeii  und  auf  die  leere  Röhre  das  Glas  3  M,  so  entspricht  das 
Kerosin  der  Marke  27].  Je  nachdem  das  Kerosin  bei  dieser  Probe 
dunkler  oder  heller  als  3  M  erscheint,  wird  es  mit  M  2%  oder  2Y4  be- 
zeichnet. Mit  M  2%  wird  das  Petroleum  auch  bezeichnet,  wenn  auf  die 
gefällte  Röhre  M  1  und  auf  die  leere  Röhre  M  3  zur  Erzielung  yon 
Farbengleichheit  gelegt  wird. 

Für  die  Marken  des  Wilson  sehen  Apparates  wurden  beim  Yer- 
gleich  mit  dem  Apparate  von  Stamm  er  folgende  Höhen  der  Kerosin- 
säulen  gefunden: 


Standard  White 

=  4      M 

50     mm 

- 

=  3%   . 

68 

Prime  White 

==  3      - 

86,5     - 

- 

23/,   - 

115       - 

- 

-  27,  - 

143       - 

- 

-  2%   - 

172 

Superfine  White 

—  2       - 

199 

- 

=  1%   - 

255       - 

Water  White 

=  1 

310       - 

Die   hier  angegebenen  ganzen  Marken  wurden  auf  dem  Wege  des 
Tersuchs  ermittelt,  die  Bruchteile  yon  Marken  dagegen  durch  Berechnung. 
e)    Nach    den  „JßuggUchen  Vorschriften^^   gibt   die  Farbe   eines 
Leuchterdöles  keine  Anhaltspunkte  zur  richtigen  Beurteilung  des  Reini- 
gungsgrades oder  der  Fähigkeit  desselben,  in  den  allgemein  Terwendeten 
Lampen  ruBfrei,  geruchlos  und  mit  nicht  fallender  Flamme  zu  brennen; 
die  kolorimetrische  Untersuchung  der  Leuchtöle  ist  deshalb  in  dem  1897 
TeroffentUchten  Erlafi  des  russischen  Finanzministeriums  nicht  obligatorisch 
behandelt;  da  jedoch  im  Handel  das  Petroleum  oft  nach  der  Farbe  be- 
urteilt wird,    und   um  Willkürlichkeiten    bei    Feststellung    der   Farben- 
iQtensität  zu  vermeiden,  sind  die  amtlichen  Organe  angewiesen,  auf  Ver- 
langen der  Parteien    die  Leuchtöle  auch  in  Bezug  auf  Farbe    zu  unter- 
suchen   und    entsprechende  Zertifikate    auszustellen.     Die   Normalgläser 
der   Terschiedenen   Kolorimeter   weichen,    wie    auch   in    den    offiziellen 
russischen  Vorschriften  hervorgehoben  ist,    oft  in  Bezug  auf  Farbstärke 
und   Schattierung   voneinander  ab;    um    trotz   dieser  Unterschiede    ver- 
gleichbare Resultate  zu  erhalten,  wurden  seitens  der  Bakuer  Abteilung 
der  Kaiserlich  Russischen  Technischen  Gesellschaft  die  Färbungsgrade  der 
handelsüblichen  Sorten  von  amerikanischem  Petroleum  durch  verschieden 
konzentrierte  Lösungen  von  Kaliumchromat  in  angesäuertem  Wasser  ver- 
anschaulicht (s.  nachf.  Tabelle  I). 


28 


Minenldle. 


Beseicbnung 
der  HandeUmailc«!! 


w  w 


Su  W 


P  w 


s  w 


6  M 


1,0 
1.1 

1,8 

1,4 
1,6 

1,6 

1,7 

1,8 

1,9 

2,0 

2,1 

2,2 

2,25 

2,3 

2,4 

2.6 

2,6 

2,7 

2,75 

2,8 

2,9 

8,0 

3,1 

3,2 

3,3 

8,4 

3,5 

3,6 

8,7 

3,8 

3,9 

4,0 

4.1 
4,2 

4,3 

4,4 

4.5 

4,6 

4,7 

4,8 

4,9 

5,0 


TMb.1. 

Prosealgvbalt  an  KjCiO« 

der  gleich  eeärbten  Löeunc 

bei  einer  Dicke  der  Schiebt 

Ton  404,6  mm 

0,000272 
0,000309 
0,000346 
•0,000384 
0,000421 
0,000458 
0,000495 
0,000532 
0,000570 
0,000607 
0,000644 
0,000886 
0,001 129 
0,001220 
0,001371 
0,001 614 
0,001856 
0,002098 
0,002341 
0,002462 
0,002583 
0,002826 
0,003068 
0,003  325 
0,003581 
0,003838 
0,004  094 
0,004351 
0,004608 
0,004864 
0,005 121 
0,005  877 
0,005634 
0,006334 
0,007  034 
0,007  734 
0,008434 
0,009134 
0,009  833 
0,010  533 
0,011 233 
0,011  933 
0,012  633 


Beobachtete  Dicke  der 

Sdkicht  d.  untersuchten 

Flüanc^eit  in  mm 

957,9 
843,2 
753,1 
680,3 
618,9 
568,4 
526,4 
489,8 
557,1 
429,3 
404,6 
294,1 
280,8 
208,5 
191,1 
161,4 
140,4 
124,2 
111,3 
105,8 
100,9 

92,2 

84,9 

78,4 

72,8 

67,9 

63,6 

59,9 

56,5 

53,5 

50,9 

48,5 

464^ 

41,4 

37,0 

33,7 

30,9 

28,5 

26,5 

24,7 

23,2 

21,9 

20,6 


Leuchtpetroleam:  Farbe.  29 

IHircli      A.l>8tirfung   der  Prozentgehalte    an  K^CrO^    um   je  Yio    ^®^ 
^^ehaltsd^iffeireiiz    z^weier   aufeinander  folgender  Normalfarblösungen,    also 
zwisclieii    d.exi      dem  Water  White-    und  Superfine  White-Petroleum  ent- 
sprechenden  Xiösungen  um  je  0,000037  Proz.  KjCr04,  zwischen  den  dem 
Superfine      Wliite-      und    dem    Prime    White-Petroleum    entsprechenden 
Losungen     mn     je    0,000242  Proz.  K^CrO^  etc.,    gelangte    man    zu    einer 
ganzen  Farbslcala.     Die  Farbe  eines  jeden,  untersuchten  Petroleums  läßt 
sich  nun  nacb.  dieser  Farbskala  zahlenmäßig  ausdrücken;  das  Vergleichen 
der  Farben   geschieht  in  einem  Stamm  ersehen   Kolorimeter.     Es   wird 
darin  die  IDicke  der  Schicht  des  untersuchten  Leuchtöles   gemessen,  bei 
welcher    seine    Farbe    der   Farbe    einer   404,6  mm    dicken    Schicht    des 
Superfine    ArVhite-Petroleums    oder    der    Farbe    eines    geeigneten    Glases 
entspricht;   aus  der  Tabelle  ist  alsdann  zu  entnehmen,  welche  Handels- 
marke dem  untersuchten  Produkt  zukommt.   Als  Vergleichseinheit  wurde 
deshalb    das  schwach  gefärbte  Superfine  White-Petroleum  gewählt,  weil 
dadurch  der  Einfluß  der  Schattierungen  der  gelben  Grimdfarbe  bedeutend 
Terringert  -wird.   Nur  diejenigen  Petrole,  deren  Farbe  heller  als  diejenige 
des    Superfine  White-Petroleums    ist,    werden,    da    die  Kolorimeter  eine 
Vei^rößerung  der  Dicke  der  beobachteten  Schicht  über  404,6  mm  meisten- 
teils nicht  zulassen,  mit  der  Farbe  des  Water  White-Petroleums,  bezw. 
des   diesem  Petroleum  entsprechenden  Glases  verglichen. 

Bei    Vergleichung   mit    einem    dem   Water  White-Petroleum    ent- 
sprechenden Glase  ist  aber  nachfolgende  Tabelle  II  zu  benutzen: 

Tab.  IL 

Beobachtete  Dicke  der 

Schicht  d.  unterauchten 

Flüssigkeit  in  mm 

404,6 
356,2 
318,1 
286,6 
261,4 
240,3 
222,3 
206,9 
193,1 
181,3 
170,9 

Insofern  die  Gläser  der  Kolorimeter  bei  Vergleichung  mit  den 
Ealiumcfaromatlösungen  irgend  welche  Farbabweichungen  aufweisen 
iK>l]ten,  müssen,  um  mit  solchen  Gläsern  doch  die  untersuchten  Leuchtöle 


Beaeichniixig: 
-  HandelBmarken 

Prosentgehalt  an  K,  Cr  O4 
der  g^leich  gefärbten  Lösimg 
bei  einer  Dicke  der  Schicht 

von  404,6  mm 

ww. 

1,0 

0,000  272 

1,1 

0,000309 

1,2 

0,000  346 

1,3 

0,000  384 

1,4 

0,000  421 

1,5 

0,000  458 

1,6 

0,000  495 

1,7 

0,000  532 

1,8 

0,000  570 

1,9 

0,000  607 

SaW. 

2,0 

0,000  644 

30  Mineralöle. 

richtig  klassifizieren  zu  können,  in  den  dritten  Spalten  der  Tabellen  die 
Zahlen  für  jedes  Glas  entsprechend  korrigiert  werden.  Mit  der  Yor- 
nähme  derartiger  Korrekturen  wurde  das  Bakuer  technische  Komitee 
beauftragt.  Die  Buchstaben  WW,  SuW,  PW,  SW,  GM  bezeichnen  die 
üblichen  Handelsmarken  Water  White,  SuperfLne  White,  Prime  White, 
Standard  White,  Good  Merchantable. 

EL  SpeElflsches  Gewicht 

wird,  wenn  genügende  Mengen  Material  zur  Verfügung  stehen,  mit 
den  YOn  der  Kaiserlichen  Normaleichungskommission  geeichten  Aräo- 
metern, anderenfalls  mittels  Pyknometer  u.  s.  w.  (siehe  Schmieröl)  bei 
+  15  °  C,  auf  Wasser  von  4  °  C.  bezogen,  entsprechend  der  Teilung  der 
amtlich  geeichten  Aräometer,  ermittelt. 

Zur  Umrechnimg  der  bei  jeweiliger  Temperatur  beobachteten  Zahlen 
auf  die  bei  Normaltemperatur  (15^)  geltenden  sind  folgende  Ton 
D.  Mendelejeff  festgestellte  Gewichtskorrekturen  in  Anwendung  zu 
bringen: 

Tab.  UL 

Für  spes.  Oewichte  Korr.  pro  1®  Warme 

von  0,760—0,780  0,000  790 

-  0,780-0,800  0,000780 

-  0,800—0,810  0,000770 

-  0,810—0,820  0,000760 

-  0,820—0,830  0,000  750 

-  0,830—0,840  0,000  740 

-  0,840—0,850  0,000720 

-  0,850—0,860  0,000  710 

Das,  spez.  Gewicht  von  Petroleum  erleidet  bei  längerem  Stehen 
des  Öles,  selbst  in  verschlossenen  Flaschen,  durch  Polymerisierung  merk- 
liche Erhöhungen  (C.  Engler,  Ber.  1900). 

III.  Viskosität  (spezifische  Zähigkeit)  und  Erstarrangi^piiiikt. 

Ein  gutes  Petroleum  soll  im  Engl  er- Apparat  (s.  S.  92)  nicht  mehr 
als  1,1  spezifische  Zähigkeit  bei  20^  C.  zeigen,  damit  es  leicht  im 
Docht  aufsteigt. 

Petroleum,  welches,  im  Freien  benutzt,  der  Kälte  ausgesetzt  ist, 
soll  auch  bei  tiefen  Temperaturen  völlig  flüssig  dem  Docht  zufließen;  es 
mufl  alsdann  z.  B.  bei  —  10^  klarflüssig  bleiben. 

Diese  Prüfung  wird  auf  dem  S.  101  unter  „Schmiermittel"  be- 
schriebenen Apparat  ausgeführt,  indem  man  nach  Anstellung  eines  Vor- 


Lenchtpetroleum:  Flammpankt.  31 

Tersachs  Proben  je  1  Stunde  auf  die  in  Frage  kommende  Temperatur 
unter  Yermeidung  Ton  Bewegung  abkühlt.  Es  ist  darauf  zu  achten, 
daB  nur  frische,  d.  h.  nicht  schon  vor  dem  Versuch  abgekühlte  Proben 
benutzt  werden,  da  man  alsdann  leicht  zu  etwas  wechselnden  Ergebnissen 
kommt.  Abgesehen  hiervon  ist  noch  bei  genauer  Prüfung  der  Erstar- 
rungspunkt des  Rückstandes  zu  bestimmen,  welcher  beim  Abdestillieren 
des  Petroleums  bis  300°  erhalten  wird. 

Amerikanisches  Petroleum  zeigt,  wenn  es  nicht  sorgfältig  destilliert 
wurde,  schon  bei  — 10®  krystallinische  Paraffinausscheidungen,  während 
rassisches  Petroleum  stets  noch  bei  —  20  °  klar  bleibt. 


IV.  Der  Flammpunkt 

kennzeichnet  die  Feuergefahrlichkeit  eines  Petroleimis.  Die  früher  zur 
Flammpunktsbestimmung  benutzten  offenen  Prober  sind  der  verschiedenen 
ihnen  anhaftenden  Fehlerquellen  wegen  (S.  113)  durch  die  geschlossenen 
Prober  ersetzt,  in  Deutschland  z.B.  durch  den  Abel  sehen  Petroleumprober. 
a)  Sesehreibung  des  Ablachen  JPetrolewmprobers.  Dieser 
(Fig.  18)  besteht  aus  einem  Wasserbad  W]  welches  zur  langsamen  Er- 
wärmung des  Petroleums  dient,  einem  Gefäß  zur  Aufnahme  des  Petro- 
leums G  und  dem  YerschluBdeckel,  welcher  ein  Thermometer  und  die 
ZündTorrichtung  trägt.  Letztere  wird  durch  ein  besonderes  Triebwerk 
in  Bewegung  gesetzt. 

Der    Deckel    des  Wasserbehälters  W  trägt  Fülltrichter  C  und  Ab- 
laufrohr, sowie  ein  Thermometer  t^. 

Das  in  die  Mitte  des  Wasserbehälters  W  eingelötete  Eupfergefaß 
bildet  einen  von  Wasser  umgebenen  Hohlraum  und  hat  einen  mit  Hart- 
ganmiiring  bekleideten  Rand.  In  den  Hohlraum  wird  ein  innen  verzinn- 
tes Gefäß,  nachdem  es  bis  zur  Marke  h^  mit  dem  zu  prüfenden  Petroleum 
gefallt  ist,  eingesenkt.  Der  Deckel  von  Gefäß  G  trägt  außer  Thermo- 
meter /|  den  flach  aufliegenden  5,  welcher  durch  das  Triebwerk  T  in 
bestimmtem  Tempo  bewegt  werden  kann.  Sowohl  der  Deckel  als  auch 
der  Schieber  sind  mit  mehreren  entsprechenden  Durchbrechimgen  ver- 
sehen, welche  in  der  einen  Endlage  des  Schiebers  verdeckt,  in  der 
anderen  geöSaet  sind. 

Zum  Aufziehen  des  Triebwerks  wird  Schraube  b  so  weit  nach 
rechts  gedreht,  bis  ein  Widerstand  das  Weiterdrehen  verhindert.  Drückt 
man  dann  den  Hebel  h  herunter,  so  dreht  das  Triebwerk  selbsttätig  den 
Schieber.  Hierbei  senkt  sich  das  kleine,  um  eine  horizontale  Achse 
drehbare  Lämpchen  a  derart,  daß  es  bei  völliger  ö&ung  der  Durch- 
brechungen der  Deckelplatte  mit  der  eine  kleine  Zündflamme  tragenden 
Dochthülse  d  durch  die  größte  Ö&ung  hindurch  in  den  mit  Lufb  und 


32  Mineralöle. 

Petroleumdämpfen  gefüllten  oberen  Teil  des  Fetroleumgeföfies  2  Sekunden 
lang  eintaucht. 

b)  Das  Profren  auf  Et^lammbarkett.  Das  in  d&s  Gefäfi  G 
mittels  Pipette  gefüllte  Petroleum  wird,  da  das  Proben  mit  der  Zünd- 
flamme  je    nacb    dem    berrsclieaden    Barameterstand    bei  verschiedene b 

Flg.  IB. 


Temperaturen  beginnt,  vor  Beginn  des  Versuchs  auf  2"  unter  dem 
frühesten  Begiuu  des  Probens  abgekühlt.  Uies  kann  direkt  im  GetaB  G 
geschehen,  bevor  dieses  in  das  erwärmte  Wasserbad  W  vorsichtig  ein- 
gelenkt wird;  das  Petroleum  darf  die  Wände  des  Gefäßes  oberhalb  der 
Auffüllmarke  nicht  benetzen. 


Leachtpetroldum:  Flammpankt.  33 


Tab.  IT. 


Bei  einem  Barometerstande  Begi^  dS  i^bens 

iron  685  bis  einschließlich  695  nun  bei  -j-  14,0  ^  C. 

von  mehr  als  695    -  -  705  -                -         14,5 

-  705    -  -  715  -                -        15,0 

-  715    -  -  725  -                -        15,5 

-  725    -  -  735  -                -        16,0 

-  735    -  -  745  -                -        16,0 

-  745     -  -  755  -                -        16,5 

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Das  ^Eintauchen  des  Zündflänunchens,  welches  durch  Anzünden 
eines  mit  Petroleum  gespeisten  Wattedochts  des  Zünders  de  erzeugt 
wird,  erfolgt  durch  Ad  drehen  des  Triebrads  b  und  Drücken  gegen  den 
Auslösungshebel  A,  nachdem  das  Bad  54 — 55^  erreicht  hat  und  die 
Spiritusflamme  L  gelöscht  ist,  von  Y^^  zu  Y,^.  Die  Zündflanmie  soll  so 
groß  sein  wie  die  auf  dem  Gefaßdeckel  befindliche  weiße  Perle. 

Das  Zündflämmchen  wird  sich  besonders  in  der  Nähe  des  Ent- 
öammungspunktes  durch  eine  Art  YOn  Lichtschleier  etwas  vergröBem, 
doch  bezeichnet  erst  das  blitzartige  Auftreten  einer  größeren  blauen 
Flaimne^  welche  sich  über  die  ganze  freie  Fläche  des  Petroleums  aus- 
dehnt, das  Ende  des  Versuchs  und  zwar  auch  dann,  wenn  das  in  vielen 
Fällen  durch  die  Entflammung  verursachte  Erlöschen  des  Zündflämmchens 
nicht  eintritt. 

Derjenige  am  Thermometer  ii  abgelesene  Wärmegrad,  bei  welchem 
die  ZündTorrichtung  zum  letzten  Male,  d.  h.  mit  deutlicher  Entflammungs- 
wirkung in  Bewegung  gesetzt  wurde,  ist  der  Flammpunkt. 

€)  Wiederholung  des  Prcbens*  Nach  Beendigung  des  ersten 
Probens  ist  dieses  in  der  beschriebenen  Weise  mit  einer  anderen  Portion 
desselben  Petroleums  zu  wiederholen.  Zuvor  läßt  man  den  erwärmten 
Gefaßdeckel  abkühlen,  währenddessen  man  das  Petroleumgefaß  zu  ent- 
leeren, im  Wasser  abzukühlen,  auszutrocknen  und  frisch  zu  beschicken  hat. 
Auch  Thermometer  und  Gefäßdeckel  sind  vor  der  Neubeschickung 
des  Petroleumgefaßes  sorgfältig  mit  Fließpapier  zu  trocknen,  insbesondere 
sind  auch  alle  etwa  den  Deckel-  oder  den  Schieb  er  ö&ungen  noch  an- 
liaftenden  Petroleumspuren  zu  entfernen. 

Vor  der  Einsetzung  des  Gefäßes  in  den  Wasserbehälter  wird  das 
Wasserbad  mittels  der  Spirituslampe  wieder  auf  -t-  55  °  0.  erwärmt. 

Weicht  der  wiederholt  ermittelte  Flammpunkt  nicht  mehr  als  0,5® 
Ton  dem  zuerst  gefundenen  ab,  so  ist  der  Mittelwert  beider  Zahlen  der 

Untenochuiiseii.   6.  Aufl.    lEL  3 


34  Mineralöle. 

scheinbare  Flammpunkt,  d.  h.  derjenige  Wärmegrad,  bei  welchem  unter 
dem  jeweiligen  Barometerstande  die  Entflammung  eintritt. 

Beträgt  die  Abweichung  des  zweiten  Ergebnisses  yon  dem  ersten 
1  °  oder  mehr,  so  ist  die  Prüfung  zu  wiederholen.  Wenn  alsdann  zwischen 
den  drei  Ergebnissen  sich  größere  Unterschiede  als  1  y,  ^  nicht  vorfinden, 
so  ist  der  Durchschnittswert  aus  allen  drei  Ergebnissen  als  scheinbarer 
Entflammungspunkt  zu  betrachten. 

d)  Berechnung  des  auf  760  mm  Barameierdruck  bezogenen 
Flammpunkte  nach  Tab.  V  (S.  36).  Jedes  im  Handel  befindliche 
Leuchtpetroleum  mufi  in  Deutschland  den  Minimalflammpunkt  von  21^  bei 
760  mm  haben.  Diesem  Punkt  entsprechen  natürlich  bei  niederem  Baro- 
meterstand gemäß  Tab.  Y  niedere,  bei  höherem  Barometerstand  höhere 
Flammpunkte.  Man  findet  diese  für  jeden  Druck  maßgebenden  Flamm- 
punkte, wenn  man  in  der  betreffenden  Spalte,  z.B.  bei  740mm  Druck 
auf  20,3^,  auf  diejenige  Zahl  in  der  vertikalen  Reihe  heruntergeht, 
welche  in  der  gleichen  Horizontalreihe  steht,  in  welcher  sich  die  Zahl  21  ** 
der  Spalte  760  mm  Druck  befindet.  Für  740  mm  ist  also  20,3,  für  770  mm 
21,4  der  maßgebende,  d.  h.  21^  bei  760  mm  entsprechende  Flammpunkt. 

Für  die  Temperatur  von  15,5 — 25,9°  C.  kann  man  den  für  den 
Normalbarometerstand  gültigen  Entflammungspunkt  aus  nachstehender 
Tabelle  V  berechnen  (für  höhere,  bezw.  niedrigere  Temperaturen  als  die 
in  der  Tabelle  berücksichtigten  findet  man  die  Korrekturen  durch  Inter- 
polieren). 

Hierzu  sucht  man  zunächst  in  der  dem  jeweiligen  Barometerstande 
entsprechenden  Spalte  der  Umrechnungstabelle  diejenige  Gradangabe, 
welche  dem  beobachteten  Entflammimgspunkbe  am  nächsten  kommt.  In 
der  Zeile,  in  welcher  die  hiernach  gefundene  Gradangabe  steht,  geht 
man  bis  zu  derjenigen  Spalte,  welche  oben  mit  760  überschrieben  ist 
(der  Spalte  der  fettgedruckten  Zahlen).  Die  Zahl,  bei  welcher  jene 
Zeile  und  diese  Spalte  zusammentreffen,  zeigt  den  gewünschten,  auf 
den  Normalbarometerstand  umgerechneten  Entflammungspunkt  an. 

Beispiel. 

Der  Barometerstand  betrage  742  mm.  Da  eine  besondere  Spalte 
für  742  mm  in  der  Tabelle  nicht  vorhanden  ist,  so  kommt  die  mit 
740  mm  überschriebene  Spalte  für  die  gemäß  No.  4  auszuführende  Er- 
mittelung des  maßgebenden  Entflammungspunktes  in  Betracht;  man  findet 
den  letzteren  zu  20,3°  G. 

Es  sei  nun  beim  ersten  Proben  die  Entflammung  erfolgt,  als  das 

Thermometer  t^  den  Wärmegrad  19,0°  C.  anzeigte,  das  erste  Proben  habe 

also,  unter  Berücksichtigung  des  dem  Prober  eigentümlichen  Fehlers,  als 

Entflammungspimkt  ergeben 19,0°  C. ; 


Leachtpetroleum:  Flammpunkt.  35 

das    zweite    Proben    habe    Entflammung    bei    der    Thermometeranzeige 

20,9^  C.  und  demnach  als  Entflammungspunkt  ergeben  .  20,5°  C; 
das  hiemach    erforderte    dritte  Proben   habe    endlich  Entflammung    bei 

der  Thermometeranzeige   19,5°  C.  und  demnach  als   Entflanmiungs- 

punkt  ergeben       19,5°  C. 

Man  erhält  als  Durchschnittswert  für  den  Entflammungspunkt  19,67°  C; 
derselbe  wird  abgerundet  auf 19,7°  C. 

Dieser  Wert  ist  niedriger  als  der  vorher  ermittelte  maßgebende 
Entflammungspunkt;  das  untersuchte  Petroleum  imterliegt  somit  den 
Beschränkungen  des  §  1  der  Verordnung  vom  24.  Febr.  1882. 

In  der  mit  740  überschriebenen  Spalte  findet  man  sodann  als  dem 
abgerundeten  Durcbschnittswert  am  nächsten  kommend  ....  19,8, 
ferner  findet  man  in  der  Zeile,  in  welcher  diese  Zahl  steht,  und  in  der 
mit  760  überschriebenen  Spalte  die  fettgedruckte  Zahl  ....     20,5. 

Die  letztere  ist  somit  der  auf  den  Normalbarometerstand  umge- 
rechnete Entflammungspunkt  des  tmtersuchten  Petroleums. 

Für  Petroleumsorten,  welche  über  50°  entflammen,  mufl  höher  er- 
hitztes, ev.  siedendes  Wasser  als  Bad  benutzt  werden.  Bei  Ölen  mit 
einer  zwischen  60  und  80°  liegenden  Entflammungstemperatur  wird  der 
Luftraum  zwischen  Wasserbad  und  Petroleumbehälter  mit  einem  Mineral- 
maschinenöl gefüllt.  Das  Wasserbad  wird  alsdann  etwa  15°  über  den 
Toraussichtlichen,  durch  einen  Vorversuch  annähernd  ermittelten  Flamm- 
punkt des  Petroleums  gebracht.  In  Euflland  ist  nach  Verordnung  des 
Finanzministeriums  vom  März  1897  für  sämtliche  aus  dem  Baku-  oder 
Batamgebiet  versandten  Petroleumsorten  mit  unter  85°  liegendem  Flamm- 
punkt der  Abel  sehe,  für  höher  entflanmibare  Petroleumsorten  der 
Pensky-Martenssche  Prober  zur  Prüfung  vorgeschrieben. 

In  Deutschland  ist  zwar  Mindesttest  für  Leuchtpetroleum  21°,  wie 
oben  erwähnt,  indessen  werden  vielfach,  wie  auch  die  Lieferungsbe- 
dingungen von  Behörden  zeigen,  höher  entzündliche  Öle  verlangt. 
Petroleum  russischer  Herkunft  wie  Nobel-  oder  Meteorpetroleum  hat 
übrigens,  weil  es  von  einem  benzinärmeren  und  kohlenstoffreicheren  Roh- 
petroleum  (N'aphthenen)  abstammt  als  pennsylvanisches  Ol,  stets  höheren 
Flammpunlct  (über  30°)  als  das  gewöhnliche  amerikanische  Standard- 
Petroleum.  Es  ist  femer  nicht,  wie  vielfach  angenommen  wird,  zu 
schlieBen,  daß  die  im  Ab  eischen  Prober  verhältnismäßig  niedrig,  z.  B. 
bei  2V,  entflammbaren  Öle  unter  anderen  Verhältnissen,  z.  B.  aus- 
geschüttet auf  einem  Stoff  etc.,  bei  Näherung  einer  Flamme  schon  bei 
deijenigen  Temperatur  brennen,  bei  welcher  sie  im  Abel -Prober  auf- 
^^Qunen.  In  letzterem  sind  die  Bedingungen  für  das  Entflammen  beim 
Nähern  einer  Zündflamme  bedeutend  günstiger  als  bei  offener  Aus- 
breitung   des    Petroleums,    wie    ja    auch   in    den    offenen    Probem    das 

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Leachtpetroleum:   Brennpankt.    Destillation.  37 

Petroleum  wesentlich  höher  entflammt  als  im  geschlossenen  Apparat. 
SchlieBlich  ist,  abgesehen  von  Yorstehender  Tatsache,  zu  berücksichtigen, 
daß  der  eigentliche  Brennpunkt  ohnehin  noch  mehrere  Grade  höher  liegt 
als  der  im  Ab  eischen  oder  offenen  Prober  bestimmte  Flammpunkt. 

y.  Brennpunkt. 

Die  Bestimmimg  des  Brennpunktes,  d.  i.  derjenigen  Temperatur, 
bei  welcher  auf  Annäherung  einer  Zündflamme  an  das  Petroleum  dessen 
Oberfläche  kontinuierlich  brennt,  kann  im  offenen  Ab  eischen  Prober  er- 
folgen. Zu  diesem  Zweck  arbeitet  man  entweder  von  Tomherein  mit 
offenem  Gefäß,  indem  man  ein  an  einem  Stativ  befestigtes  Thermometer 
in  das  Petroleum  eintaucht  und  Ton  Grad  zu  Grad  ein  Zündflämmchen 
der  Oberfläche  auf  1 — 2  Sek.  nähert,  ohne  letztere  zu  berühren,  oder 
man  nimmt  den  Deckel  des  Ab  eischen  Probers  unmittelbar  nach  Ein- 
tritt des  £ntflammens  ab  und  prüft  dann  mit  einem  Lötrohrflämmchen 
weiter.  Irgendwie  längeres  Verweilen  des  Zündflämmchens  an  der  Ober- 
fläche ist  vor  Beginn  des  Brennens  sorgfaltig  zu  vermeiden. 

Sofern  der  Flammpunkt  genügend  hoch  liegt,  hat  die  Kenntnis  des 
Brennpunktes  sowohl  beim  Petroleum  als  auch  bei  den  übrigen  Mineral- 
ölen überhaupt  wenig  Interesse.  Es  empflehlt  sich  daher,  diese  Bestim- 
mung nur  bei  besonderen,  die  Feuergefahrlichkeit  betreffenden  Fragen, 
z.  B.  bei  auffallig  niedrig  liegendem  Flammpunkt,  zur  Orientierung 
heranzuziehen. 

VI.  Fraktionierte  Destillation. 

Diese  Prüfung  gibt  den  wertvollsten  Aufschlufl  über  die  Zusammen- 
setzung und  die  wirkliche  Güte  eines  Leuchtpetroleums.  Sie  wird  mit 
dem  S.  10  beschriebenen  gläsernen  Engl  ersehen  Destillierapparat  aus- 
geführt. Ein  eben  noch  brauchbares  Leuchtpetroleum  soll  höchstens  zu 
10  Proz.  unter  150®  und  höchstens  zu  15  Proz.  über  300®  destillieren, 
also  mindestens  75  Proz.  Herzfraktion  enthalten.  Der  Destillationsbeginn 
soll  nicht  unter  110®  liegen.  Erhebliche  Mengen  über  300®  siedender 
Teile  bewirken  schlechteres  Brennen  des  Petroleums,  insbesondere,  wenn 
die  Brennversuche  auf  längere  Dauer  ausgedehnt  werden.  Bessere  Sorten 
Leuchtöl  enthalten  wenigstens  90  Proz.  Herzfraktion  und  höchstens 
5  Proz.  über  300®  siedende  Teile. 

Die  Beschlüsse  bezüglich  der  Destillation  sind  folgende: 

Aufzufangen  sind  bei  der  Destillation  die  bis  150®,  150 — 200®, 
200—250®,  250—275®  und  275—300®  siedenden  Anteile.  Der  über  300® 
siedende  Anteil  ist  aus  der  Differenz  zu  bestimmen. 

„Siedebeginn"  ist  derjenige  Punkt,  bei  welchem  der  erste  Tropfen 
Destillat  vom  Kühlerende  des  Engl  ersehen  Apparates  abfällt. 


SS  IGnendöle. 

Als  Endpunkt  einer  Fraktion  gilt  derjenige  Punkt,  bei  dem 
nach  wiederholtem  Erhitzen  auf  den  Fraktionapunkt  höchstens  6  Tropfen 
aus  dem  Eühlrobr  ablaufen. 

Im  allgemeinen  genügt  die  TolumetriBche  Fraktionierung,  nur  in 
besonderen  Fällen  ist  Gewichtsbestimmung  der  Destillate  erwünscht. 

Die  zu  messenden  Destillate  sind  natürlich  auf  Zimmerwärme  ab- 
zukühlen. 

Außer  der  Ermittelung  der  über  300"  siedenden  Anteile  ist  die 
Bestimmung  des  undestillJerbaren  Rückstandes  im  allgemeinen  ent- 
behrlich. 

Vn.  Pr&fiiDg  des  Ramnationsgrades. 
a)  Ermittelung  des  Sehwef^ehaUea.  Seit  der  Verarbeitung  des 
im  Bohzustand  stark  schwefelhaltigen  Ohiopetroleums  auf  Leuchtöl  bat 
man  bei  der  Prüfung  des  Petroleums  auch  die  Bestimmung  des  Schwefels 
beachtet,  da  ein  erheblicher  Schwefel gehalt  unangenehmen  Geruch  und 
Luftverschlechterung  beim  Brennen  des  Petroleums  veraolaßt. 

Die  Schwefelbe  Stimmung  nach  Carius  ist  für  die  vorliegenden 
Zwecke  ungeeignet,  da  selbst  bei  schlechten  Petroleumsorten  der  Schwefel- 
gebalt einige  Zehntelprozente  nicht  übersteigt,  und  die  anzuwendenden 
zu  großen  Öl-  und  Salpetersäuremengen  leicht  Sprengungen  des  Glas- 
rohrs bewirken  würden. 

Geeigneter  für  diese  Bestimmungen  ist  das  in  Anlehnung  an  Aliens 
Vorschlag  TOn  Heussler,  Eissling  und  Engler  bearbeitete  Verfahren, 
welches    auch    in    ähnlicher   Form  zur  Schwefelbestimmung  im  Leucht- 
gas benutzt  wird.   Das  hier  beschrie- 
Flg.  IB.  bene  Verfahren  Fig.  19  ist  das  von 

C.  Engler  modifizierte  (Chem.-Ztg. 
1896,  197);  es  beruht  auf  der  Ver- 
brennung des  Petroleums  auf  kleiner 
Lampe,  Absaugen  der  Verbrennungs- 
gase und  Absorption  derselben  von 
einer  durch  Lufteinleiten  entfärbten, 
^  unterbromigsaures  Kali  enthaltenden 

Lösung  von  Brom  in  Kalilauge  oder 
Ealiumkarbonat    (5  Proz.),    Fällung 
und     Bestimmung      der     gebildeten 
Schwefelsäure  als  Baryumsulfat.   Der 
kleine  Petroleumbehälter  A    ist  mit 
Docht    und    Dochthülse    versehen.      Der    Lampenzylinder    B    setzt    sich 
in    der    angeschmolzenen    Röhre  b    bis    zum    Boden    des    Absorptions- 
behälters  C  fort,    welcher    mit    ausgesiebten,    etwa    erbsengroßen  Glas- 


Leachtpetroleam :  Schwefelgehalt.  39 

Stückchen  und  der  Absorptionslösung  gefallt  ist.  Am  Halse  von  C  be- 
findet sich  das  mit  Aspirator  zu  verbindende  Saugrohr  c;  das  Rohr  ü  sitzt 
luftdicht  mittels  Korken  in  C.  Lampenzylinder  B  ist  auf  den  Hals 
Ton  A  mittels  Korken  aufgesetzt,  in  welch  letzterem  die  Metall- 
kapsel d  so  befestigt  ist,  daß  die  durch  die  beiden  Röhrchen  eingesaugte 
Luft  sich  in  dem  ringförmigen  Raum  derselben  verbreitet  xmd  durch  das 
oben  aufgelegte  Drahtnetz  oder  durchlochte  Metallsieb  gleichmäßig  ver- 
teilt zur  Flamme  tritt.  Der  kleine  Petroleumbehälter  faßt  ca.  100  ccm 
Ol  und  hat  absichtlich  breiten  Querschnitt  erhalten,  damit  während  des 
Brennens  das  Niveau  des  Öles  nicht  zu  sehr  wechselt  und  gleichmäßiges 
Brennen  stattfindet.  Der  Abstand  des  Flämmchens  vom  Boden  be- 
tragt 9  cm. 

Die  Absorptionsflüssigkeit  oxydiert  die  schweflige  Säure  der  Ver- 
brennungsgase ausgezeichnet,  ist  leicht  vollkommen  schwefelfrei  zu  er- 
halten und  bietet  nicht  mehr  die  Gefahr,  durch  Bildung  von  Brom- 
dämpfen Kautschuk  etc.  anzugreifen;  die  Gase  kommen  ohnehin  vor  ihrer 
Absorption  nur  mit  Glas  in  Berührung.  20  ccm  der  Flüssigkeit  genügen 
zur  Beschickung  des  Absorptionsglases. 

Die  Arbeit  mit  dem  Apparate  ist  sehr  einfach:  Man  füllt  den  Be- 
hälter  mit  dem  Ol,  wägt,  zündet  den  Docht  an,  setzt  den  Zylinder  über 
nnd  saugt  die  Luft  gerade  so  rasch  hindurch,  daß  das  Olflämmchen, 
ohne  zu  rußen,  brennt.  Zu  heftiges  Saugen  bewirkt  leicht  Fortreißen  der 
Absorptionsflüssigkeit.  Der  Sicherheit  halber  kann  zwischen  Absorptions- 
glas und  Aspirator  noch  ein  leeres  Fläschchen  eingeschaltet  werden. 

Da  in  Laboratoriumsräumen  die  Luft  schon  oft  schwefelhaltig  ist, 
zumal  wenn  man  Gas  brennt,  so  verbindet  man  in  solchen  Fällen  die 
beiden  Zuleitungsröhrchen  bei  d  mittels  eines  T-Röhrchens  mit  einer 
Luftzuleitangsröhre,  die  mit  dem  Freien  kommuniziert,  so  daß  nur  reine 
Luft  eingeführt  wird.  In  5  Stunden,  wobei  eine  besondere  Aufsicht  un- 
nötig ist,  verbrennen  10 — 12  g  Öl,  eine  genügende  Menge  für  alle  Petrole, 
die  nicht  einen  abnorm  niedrigen  Schwefelgehalt  aufweisen.  Nach  be- 
endigtem Versuch  wird  der  Ölbehälter  zurückgewogen,  dadurch  der  Öl- 
verbrauch bestinmit  und  die  Flüssigkeit  aus  dem  Absorptionsgefäß  durch 
O&en  des  Hahns  abgelassen,  zum  Ausspülen  wieder  ca.  20  ccm  Wasser 
eingegeben,  Luft  durchgesaugt  und  wieder  abgelassen,  welche  Operation 
noch  ein-  oder  zweimal  wiederholt  wird.  Man  erhält  so  zusammen 
höchstens  100  ccm  Flüssigkeit,  die  nur  ca.  1  g  Kalisalz  enthält.  In 
dieser  wird  man  die  Schwefelsäure  in  gewöhnlicher  Weise  als  Baryum- 
MÜfat  bestimmen.  Es  kann  nun  sofort  wieder  frische  Absorptionsflüssig- 
keit eingesaugt  und  eine  neue  Bestimmung  ausgeführt  werden.  Dabei 
ist  es  nicht  nötig,  die  Zylinderröhre  Bh  aus  dem  Gefäße  C  herauszu- 
nehmen. 


40  Mineralöle. 

F.  Fischer  (Zsch.  angew.  Chem.  1897,  S.  302)  hat  ein  dem  obigen 
Verfahren  ähnliches  zur  Schwefelbestimmung  in  Solaröl  etc.  yorgeschlagen, 
bei  dem  die  Yerbrennungsgase  in  einem  schräg  auf  der  Lampe  ruhenden. 
Alli huschen  Kühler  ohne  Benutzung  einer  Luftsaugeyorrichtung  abge- 
kült  werden. 

Ein  gutes  Leuchtpetroleum  soll  nicht  über  0,02  Proz.  Schwefel  ent- 
halten. Die  Ton  Engler  u.  a.  vor  einigen  Jahren  geprüften  Leucht- 
petroleumsorten, auch  solche  aus  Ohiopetroleum,  welches  jetzt  sehr  toII- 
kommen  entschwefelt  wird,  entsprachen  diesen  Bedingungen. 

Heussler  und  Dennstedt  (Angew.  Chemie  1904  H.  9)  weisen  auf 
den  G-ehalt  an  Ätherschwefelsäuren  im  Petroleum,  herrührend  von  dem 
Raffinieren  des  Petroleums  mit  Schwefelsäure,  hin  und  halten  die  Äther- 
schwefelsäuren für  die  Ursachen  der  Dochtverkohlung,  indem  diese  Säuren 
beim  Verbrennen  Schwefelsäure  geben. 

b)  Säuerungsprobe.  Ein  gut  raffiniertes  Petroleum  darf,  mit 
Schwefelsäure  vom  spez.  Gew.  1,73  geschüttelt,  die  Säure  höchstens  sehr 
schwach  gelblich  färben. 

Nach  dem  von  der  Bakuer  Abteil,  der  Kaiserl.  Russ.  Techn.  Gres. 
empfohlenen  Verfahren  schüttelt  man  .100  Vol.  des  nicht  über  32°  warmen 
Petroleums  im  Glaszylinder  (mit  eingeriebenem  Stöpsel)  mit  40  Vol.  der 
Säure  2  Min.  lang,  läßt  die  Säure  in  einem  Scheidetrichter  niederfallen 
und  zieht  dieselbe  nachher  in  ein  Gläschen  ab,  um  dort  ihre  Farbe  mit 
der  Farbe  einer  gleich  dicken  Schicht  von  Flüssigkeiten  bestimmten 
Färbimgsgrades  mit  bloßem  Auge  zu  vergleichen.  Die  Normalfarb- 
ilüssigkeiten,  verschieden  konzentrierte  Lösungen  von  Bismarckbraun  in 
Wasser,  werden  so  hergestellt,  daß  man  zunächst  0,5  g  des  Azofarb- 
stoffs  in  1  1  Wasser  löst  und  dann  10  Typen  bereitet.  Die  lichteste 
Marke  entsteht  durch  Vermischen  von  1  Tl.  obiger  Lösung  mit  99  Tl. 
Wasser,  enthält  also  0,0005  Proz.  Bismarckbraun,  Marke  2  enthält 
2  Tl.  der  Grundlösung  und  98  Tl.  Wasser,  bezw.  0,001  Proz.  Farbstoff 
etc.;  die  dimkelste  Marke  10  endlich  besteht  aus  10  Tl.  der  Grund- 
lösung  und  90  Tl.  Wasser,  hat  also  einen  Farbstoffgehalt  von  0,005  Proz. 
Je  nach  der  Farbstofflösungsmarke  nun,  welcher  die  Farbe  des  Säure- 
auszuges entspricht,  wird  der  RaMnationsgrad  des  Petroleums  mit  der- 
selben Zahl  bezeichnet.  Die  Lösungen  von  Bismarckbraun  in  Wasser 
sind  ziemlich  unveränderlich,  wenn  man  sie  in  geschlossenen  Gefäßen 
aufbewahrt. 

Es  wurde  weiter  konstatiert,  daß  die  Reinigung  eines  gewöhnlichen 
Petroleumdestillates  mit  0,50  Proz.  Schwefelsäure  von  66®  Be.  genügt, 
um  ein  der  Marke  2  entsprechendes  Petroleum  zu  erhalten,  und  daß 
man  bei  Erhöhung  der  zum  Raffinieren  verwendeten  Schwefelsäuremenge 
bis    auf  0,75  Proz.   die  Marke    des  Petroleums  verbessert;    eine  Weiter- 


Leachtpetrolenm:  Raffinationsproben.  41 

TergröBerong  des  Säurezusatzes  bleibt  dagegen  wirkungslos.  Bei  der 
Untersnchung  yerschiedener  Handelspetrole  zeigte  sich,  daß  die  meisten 
Produkte  bei  der  Prüfung  mittels  der  von  der  Kommission  vorgeschlagenen 
Säureprobe  den  ersten  8  Marken  entsprachen ;  es  wurde  also  die  Marke  8 
als  Grenzzahl  angenonunen,  und  es  sollen  Petrole,  welche  einen  dunkleren 
Säureauszug  ergeben  als  der,  welcher  diese  Marke  entspricht,  fiir  nicht 
marktfähig  betrachtet  werden. 

c)  SäurebeaUtnnmng*  In  neutralisiertem  Alkoholäther  gelöst, 
muß  das  Petroleum  (100  ccm)  bei  Gegenwart  von  Phenolphthalein  auf 
Zusatz  der  ersten  Tropfen  Yjq  N.  alkoholischer  Natronlauge  sofort  Rot- 
farbung  geben. 

d)  Gegenwart  naphtheneaurer  und  etUfosawrer  Salze   wird 
durch    die  sog.  Natronprobe  qualitativ  festgestellt.    Diese  Probe  beruht 
darauf,    daß    die    genannten    im  Petroleum    gelösten  Salze,    welche    die 
Brennfahigkeit   imgünstig   beeinflussen,    durch  Schütteln  des  Petroleums 
mit  verdünnter  Lauge   in    die   alkalische  Lösung    gehen    imd    in  dieser 
Losung  durch  Mineralsäuren  ausgeschieden  werden;  sie  wird,  wie  folgt, 
ausgeführt:    300  ccm   Petroleum   werden   mit    18  ccm  Natronlauge   von 
2*^  Be.  (spez.  Gew.  1,014)  in  einem  Y,  Liter-Eolben  mit  eingeschliffenem 
Glasstöpsel   im   Wasserbad    auf   etwa   70^    erwärmt   und  dann  1  Min. 
tüchtig  durchgeschüttelt.     Dann  wird  die   abgesetzte  Lauge  im  Scheide- 
trichter abgetrennt  und  nach  völliger  Klärung  eventuell  durch  Filtration 
in  2  Portionen  in  Reagensgläser  geteilt.     Dann  wird  zur  einen  Portion 
aus  einer  Tropfflasche  konz.  Salzsäure  so  lange  zugetropft,  bis  Lackmus- 
papier oder  Methjlorange  eben  rot  gefärbt  wird.     Alsdann  setzt  man  zu 
der  zweiten  Portion  des  Laugenauszuges  die  gleiche  Zahl  Tropfen  Salz- 
säure und  beobachtet  sofort  nach   dem  Ansäuern,  ohne  daß  man  irgend 
welche  Zeit  verstreichen  läßt,  ob  durch  die  Flüssigkeit  hindurch  Petit- 
druck  noch  deutlich  Icisbar  ist.    Ist  dieses  der  Fall,  so  ist  die  Probe  frei 
Ton  nennenswerten  Mengen  der  genannten  Salze,  im  anderen  Fall  ist  der 
Aschengehalt  des  Petroleums  nach  d)  zu  ermitteln.    Denn  nicht  immer 
ist  ein  ungünstiger  Ausfall  der  Natronprobe  ein  Beweis    für    das  Vor- 
handensein jener  Salze.   Durch  längere  Belichtung  unter  Lufteinwirkung 
wird  Petroleum   schon  so  sauer,  daß  es  einen  imgünstigcn  Ausfall  der 
Natronprobe  gibt. 

e)  Zwr  EmUUeking  dee  AschengehaUa  destilliert  man  in  einer 
Retorte,  durch  deren  Tubus  man  allmählich  mittels  Scheidetrichters  das 
Petroleum  zugibt,  */,  oder  1  Liter  Petroleum,  bis  schließlich  noch  10  ccm 
Petroleum  zurückbleiben.  Diese  bringt  man  in  eine  tarierte  Platinschale, 
spult  mit  Benzin  nach  und  verdampft  bezw.  verascht  den  in  der  Schale 
verbleibenden  Rückstand.  Gute  Petroleumsorten  enthalten  höchstens 
2  mg  Asche  pro  Liter. 


42  Mmeralöle. 

t)  Das  sog»  Brechen  des  JPehroieutns  wird  bisweilen  bei  längerem 
Stehen  desselben  beobachtet  und  beruht  auf  der  Anwesenheit  schwefel- 
sauren Natriums  oder  sulfosaurer  Salze,  welche  durch  Filtration  abge- 
trennt werden  und  alsdann  näher  zu  prüfen  sind. 

YUI.   Gehalt  an  Karbflren. 

Nach  6.  Krämer  und  Böttcher  imd  neueren  Versuchen  von 
M.  Weger  (Chem.  Industr.  1905,  S.  24)  ist  der  nach  S.  23  bestimmte 
Gehalt  an  ungesättigten  bezw.  in  konz.  Schwefelsäure  löslichen  Kohlen- 
wasserstoffen ein  wichtiger  Maßstab  für  die  Beurteilung  der  Güte  eines 
Leuchtöls.  Die  genannten  Kohlenwasserstoffe  bewirken  insbesondere 
Rotfarbung  der  Flanmie  und  finden  sich  am  reichlichsten  in  galizischem 
und  rumänischem  Erdöl. 

IX.  Brennprobe  und  Leaclitwertbestiiiimiing. 

Man  stellt  die  Brennversuche  zweckmäßig  auf  einem  Bunsenschen 
Photometer  mit  Lummer-Brodhun  scher  Prismenablesung  an,  wie  solches 
von  der  Vereinigung  der  Gas-  und  Wasserfachmänner  Deutschlands  offi- 
ziell zur  Prüfung  des  Leuchtgases  Torgeschrieben  ist.  Für  die  Aus- 
führung der  Petroleumprüfungen  ist  folgendes  zu  beachten*): 

1.  Die  Konstruktion  der  Lampe,  auf  welcher  das  Petroleum 
brennt,  beeinflußt  die  Leuchtkraft  und  Brennfähigkeit  des  Materials. 
Insbesondere  beeinflussen  Art  der  Luftzuführung,  Höhe  der  Zylinder- 
einschnürung über  dem  Brennerrand  imd  sonstige  Zylinderform,  die  Art 
des  Dochtes  etc.  in  mehr  oder  weniger  erheblichem  Maße  das  Ergebnis. 
Man  muß  daher  tunlichst  beim  Brennversuch  die  für  die  praktische  Be- 
nutzung des  zu  prüfenden  Petroleums  in  Frage  konmiende  Lampen- 
konstruktion wählen,  insbesondere  aber  bei  yergleichenden  Bestimmungen 
die  zu  prüfenden  Petroleumsorten  stets  auf  der  gleichen  Lampenart 
brennen.  Der  zu  benutzende  neue  Docht  muß  Yor  der  Prüfung  20  Stunden 
in  dem  Petroleum  gelegen  haben. 

An  den  Versuchslampen  sind  immer  möglichst  weite  Olreser- 
voire  anzubringen,  damit  der  Höhenunterschied  zwischen  Brennerrand 
und  Olniveau  sich  während  des  Brennens  möglichst  wenig  ändert. 

Als  Versuchslampe  dient  im  allgemeinen  ein  14  mm- 
Rundbrenner.  Für  Ole,  welche  zur  yollkommenen  Verbrennung  einer 
größeren  Luftzufuhr  bedürfen,    wie  z.  B.  naphthenreiche  russische,    gali- 

*)  S.  a.  Eger,  „Die  Destillationsprodukte  des  Erdöls  in  ihrer  Verwendung 
als  Leuchtöl**,  Chem.  Revue  1899,  S.  81,  sowie  Abschnitt  „Lichtmessung**  S.  651, 
11.  Bd.,  Böckmann-Lunge  und  vorläufige  Deutsche  Verbands -Beschlüsse  1904. 


Lenchtpetroleom:  Brennprobe  und  Leachtwert  43 

zische  Öle  u.  s.  w.,    sind   vorteilhaft   Kosmosbrenner  (Schuster  &  Beer) 
XQ  verwenden. 

2.  Einstellung  der  Flammenhöhe.  £inige  Petroleumsorten, 
insbesondere  das  russische  Nobelpetroleum,  bedürfen  zur  vollen  Ent- 
f&Itung  ihres  Brennwertes  zu  Anfang  des  Brennens  der  Einstellung  einer 
niederen  Flammenhöhe.  In  den  ersten  5  Minuten  ist  die  Höhe  der 
Flamme  etwa  bis  zur  Einschnürung  des  Zylinders  zu  stellen,  dann  er- 
folgt langsames  Höherstellen  in  der  ersten  Viertelstunde  bis  zur  größt- 
möglichen Höhe,  d.  h.  bis  bei  weiterem  Höherstellen  Zucken  der  Flamme 
oder  Rußen  eintritt.  Die  Einschnürungshöhe  am  Zylinder  ist  so  zu 
wählen,  oder  der  Zylinder  ist  so  zu  stellen,  daß  bei  voll  entwickelter 
Flamme  das  Maximum  der  Leuchtkraft  erzielt  wird. 

3.  Die  Messungen  der  Lichtstärke  beginnen  erst  nach  Ein- 
stellung der  vollen  Flammenhöhe  und  mehrstündigem  Brennen  (2  oder 
3  Stunden).  Bei  genauen  Ermittelungen  werden  sie  nach  4,  5,  6  oder 
mehr  Stunden  wiederholt. 

Die  mangelhafte  Brennfähigkeit  mancher  Petroleumsorten,  insbe- 
sondere solcher  mit  hohem  Gehalt  an  über  270^  siedenden  Teilen,  zeigt 
sich  gewöhnlich  erst  bei  längerem  Brennen.  Die  Lichtstärke  nimmt  bei 
derartig  mangelhaften  Petroleumsorten  nach  mehreren  Stunden  Brennens 
erheblich  ab. 

Nach  Vornahme  der  einzelnen  Messungen  soll  man  die  Flammen- 
höhe nicht  wieder  auf  das  ursprüngliche  Höhenmaß  einstellen,  nur 
V4  Stande  vor  der  ersten  Messung  ist  sie  noch  einmal  auf  ursprüngliche 
Höhe  einzustellen. 

4.  Den  Verbrauch  an  Petroleum  stellt  man  im  allgemeinen 
durch  Wägung  des  Petroleumbassins  vor  imd  nach  Beendigung  des 
Brennversuchs,  nur  bei  genauer  Bestimmung  nach  jeder  photometrischen 
Messung,  fest.  Man  gibt  außer  der  mittleren  Lichtstärke  und  dem  Ge- 
samtverbrauch  auch  den  Verbrauch  pro  Kerzenstunde  an  und  beobachtet 
gleichzeitig  die  Höhe  und  das  Gewicht  der  verkohlten  Dochtschicht. 
Beobachtungen  über  Entwicklung  von  Geruch  durch  das  brennende  Petro- 
leum werden  gleichfalls  notiert. 

5.  Bei  besonders  eingehender  Prüfung  eines  Petroleums  ist 
durch  eine  Destillationsprobe  desjenigen  Teils  des  Petroleums,  welches 
nach  dem  Verbrennen  der  Hälfte  des  Öls  in  der  Lampe  zurückbleibt, 
noch  ein  Urteil  über  die  gleichmäßige  Zusammensetzung  des  01s  vor 
und  nach  dem  Brennen  herbeizuführen. 

6.  Als  Lichteinheit  dient  bei  den  Brennversuchen  die  Hefner- 
Alteneck-Amylacetatlampe,  deren  Flanmie  bis  zur  vorgeschriebenen  Höhe 
eingestellt  wird.  Der  Arbeitsraum  ist  sorgfältig  zu  ventilieren,  wenn  die 
Lichtemission    dieser    Lampe   nicht    schwanken    soll.      Wo    elektrischer 


44  Mmeralöle. 

Strom  und  die  erforderlichen  Meßapparate  yorhanden  sind,  benutzt  man 
als  Normale  eine  elektrische  Glühlampe,  deren  Eerzenstärke  yon  Zeit  zu 
Zeit  mit  der  Hefiierlampe  verglichen  wird. 

7.  Ohne  praktische  Brennversuche  können  physikalische  und 
chemische  Prüfungen  —  bei  normalen  Siedegrenzen  des  Petroleums  — 
nur  dann  Aufschluß  über  den  Brennwert  geben,  wenn  die  Herkunft  des 
Petroleums  zweifellos  feststeht. 

8.  Beispiele:  Auf  einem  Stobwasserbrenner  (14  mm)  zeigte 
amerikanisches  Whater  White-Petroleum  nach  der  1.  Stunde  18,8,  nach 
der  3.  Stunde  Brennens  18,7  He&erkerzen  Lichtstärke.  Für  kaukasi- 
sches Nobelpetroleum  waren  die  entsprechenden  Lichtstärken  14,9  und 
14,7  HK. 

Auf  einem  Patent-Reform-Rundbrenner  zeigte  Whater  White  21,7 
bezw.  21,3  HK.  und  Nobelpetroleum  18,2  bezw.  18,2  HK.  Der  Yer- 
brauch  war  pro  Stunde  und  HK.  für  Whater  White  beim  Stobwasser- 
brenner 2,81,  beim  Patent-Reformbrenner  2,71,  für  Nobelpetroleum  3,24 
bezw.  2,90.  Zu  beachten  ist  aber,  daß  Whater  White  wesentlich  teurer 
ist  als  Nobelpetroleum  und  daß  dieses  mehr  mit  dem  gewöhnlichen 
amerikanischen  Standard-Petroleum  in  Wettbewerb  tritt. 

X.   Ltfslichkeit  in  absolutem  Alkohol. 

Bas  Leuchtpetroleum  ist  im  doppelten  Volumen  absolutem  Alkohol, 
meistens  auch  in  noch  geringeren  Mengen' Alkohol  bei  Zimmerwärme  leicht 
löslich.  Nach  Aisinman^)  mischen  sich  sogar  sämtliche  Erdölfraktionen 
bis  zum  spez.  Gew.  0,835,  d.  i.  fast  die  meisten  Leuchtpetroleumsorten, 
in  jedem  Verhältnis  mit  absolutem  Alkohol. 


D.  PutsSle  aus  Rohpetroleum. 

Als  Putzöle  werden  in  der  Regel  entweder  die  etwa  zwischen  100 
imd  150°  oder  die  etwa  zwischen  200  und  250°  siedenden,  in  den  wert- 
volleren Produkten  (Leuchtöl,  Schmieröl)  nicht  unterzubringenden  Teile 
des  Rohpetroleums  benutzt,  indessen  finden  Abweichungen  von  den  an- 
geführten Siedegrenzen  nach  oben  imd  unten  in  einer  nicht  unerheblichen 
Zahl  YOn  Fällen  statt.  Unter  den  ersteren  benzinartigen  Produkten 
finden  sich  z.  B.  öfter  Produkte,  welche,  wie  das  gewöhnliche  Petroleum- 
benzin, schon  bei  70°  zu  sieden  beginnen.  Entsprechend  ihren  Siede- 
grenzen sind  die  Putzöle  entweder  in  allen  Verhältnissen  in  absolutem 
Alkohol    oder  nur  im  doppelten  Volumen  Alkohol  löslich.     Solche  Pro- 


*)  Dingler  1895,  Bd.  297,  Heft  2  und  Chem.  Revue  1897,  Heft  12  u.  13. 


Patzöle  und  G^Öle  aas  Rohpetroleom.  45 

dnkte,  welche  der  Schmierölgrenze  nahe  stehen,  sind  zum  geringen  Teil 
in  2  Volumen  absolutem  Alkohol  unlöslich. 

Je  nach  den  Bedürfiiissen  der  einzelnen  Betriebe,  dem  besonderen 
Verwendungszweck,  werden  verschiedene  Anforderungen  an  den  Grad 
der  Feuergefährlichkeit,  die  Farbe  etc.  gestellt.  Verfälschungen  mit 
anderen  Ölen  kommen  bei  der  Billigkeit  der  Putzöle  kaum  in  Frage 
und  würden  im  übrigen,  wie  imter  „Benzin",  „Schmieröl"  etc.  be- 
schrieben, gegebenenfalls  nachzuweisen  sein.  Die  spez.  Gewichte  der 
Putzdle  werden  wie  diejenigen  der  übrigen  Petroleumprodukte  mittels 
amtlich  geeichter  Aräometer  bestimmt.  Die  Flammpunkte  werden,  je 
nachdeni  leichter  oder  schwerer  brennbare  Produkte  vorliegen,  mit  dem 
Ab  eischen  oder  dem  unter  Schmieröl  beschriebenen  Pensky-Martens- 
sehen  Prober  bestimmt.  Etwaige  andere  zur  Identitätsprüfung,  in  Rück- 
sicht auf  bestimmte  Lief erungs Vorschriften  oder  Vorschriften  für  den 
Transport  vorzunehmende  Prüfungen  werden  gleichfalls  nach  den  bei  den 
übrigen  Mineralölen  üblichen  Methoden  ausgeführt.  Hierher  gehören 
Bestimmungen  des  Brennpunktes,  des  Flüssigkeitsgrades  u.  s.  w.  Die 
Flammpunkte  der  über  200°  siedenden  Putzöle,  welche  wohl  am  häu- 
figsten vorkommen,  liegen,  je  nach  der  Höhe  der  Siedegrenzen,  zwischen 
70  und  155®  im  Pensky- Apparat  (vereinzelt  bei  38°),  in  der  Mehrzahl 
jedenfalls  unter  100°  und  zwischen  80  und  162°  im  offenen  Tiegel.  Von 
12  zu  statistischen  Erhebungen  über  die  Feuergefahrlichkeit  geprüften 
Putzölen  siedeten  nur  2  unter  100°.  Die  Flammpunkte  dieser  Ole  lagen 
natürlich  weit  unter  0°. 

IL  OssUe  aas  Sohpetrolenni. 

Die  zur  Gaserzeugung  dienenden  Gasöle  werden  durch  Zersetzung 
in  glühenden  Retorten  auf  Olgas  verarbeitet;  sie  sind  nicht  nur  aus 
dem  Rohpetroleum,  sondern  auch  aus  dem,  letzterem  verwandten  Braun- 
kohlenteer und  Schieferölteer  zu  gewinnen.  Sie  sind  hell-  bis  braun- 
gelbe, sehr  dünnflüssige  Öle,  welche  auf  der  Grenze  zwischen  Leucht- 
petroleum und  Schmieröl  stehen,  also  etwa  zwischen  200  und  300°  0. 
sieden.  Im  doppelten  Volumen  Alkohol  sind  sie  meist  zum  größeren 
Teil  bei  Zimmerwärme  löslich.  Die  vereinzelter  vorkommenden,  nie- 
driger siedenden  Gasöle  sind  wie  Petroleum  im  doppelten  Volumen  Al- 
kohol leicht  löslich. 

Spezifisches  Gewicht,  Siedegrenzen,  Flammpunkt. dieser  Ole  werden 
zur  allgemeinen  Information  über  den  Charakter  der  Ole  oder  für  Iden- 
titätskontrolle nach  den  früher  beschriebenen  Methoden  bestimmt.  Der 
Wert  der  Gasöle  wird  in  erster  Linie,  da  die  Prüfung  auf  Verfälschungen 
kaom  in  Frage  kommt,   nach  ihrem  Vergasungswert,  d.  h.  Gasausbeute 


46  Mineralöle« 

und  Lichtstärke    des    gewonnenen  Gases,    beurteilt.     Zu  diesem  Zwecke 
dienen  kleine  Versuchsgasanstalten,  deren  Einrichtung  freilich  mit  nicht 
unerheblichen  Kosten  yerknüpft  und  daher  nur  für  größere  Fabriken  und 
andere  mit  großen  Mitteln  ausgestattete  Institute  in  Frage  kommt.    Um 
auch  mit    kleineren  Mitteln    im  Laboratorium  den  Yergasungswert  eines 
Gasöles  bestimmen  zu  können,  hat  Wem  ecke  vor  einigen  Jahren  einen 
Laboratoriumsapparat  für  die  genannten  Zwecke  konstruiert,  bei  welchem 
die    Gas-    und    Teerausbeute    von    100  ccm  Ol    bestimmt   wird.     Dieser 
Apparat    (s.  Fig.  20)    ist   von  Helfers*)    ausprobiert   und    sehr  zweck- 
entsprechend   befunden  worden.     Das  Urteil    von  Helfers    ist  von  ein- 
zelnen Praktikern    der    Mineralölindustrie,    z.  B.    Eisenlohr    bestätigt 
worden.     Andere  namhafte  Techniker  dieser  Industrie  halten  den  Appa- 
rat jedoch  für  ungeeignet,  weil  die  auf  ihm  festgestellten  Gas-  und  Teer- 
ausbeuten sowie  die  Qualitäten  des  erhaltenen  Gases  den  im  Großbetrieb 
erhaltenen    Ergebnissen    nicht    parallel    laufen.      Es    sind   mithin   noch 
weitere  Urteile,    insbesondere  Publikationen  über  die  Brauchbarkeit  des 
Apparates  abzuwarten. 

Die  Handhabung  des  Apparates  ist  folgende: 

Das  zu  prüfende  Ol  wird  in  den  Hofmannschen  Fülltrichter  ge- 
geben imd  gelangt  von  dort  durch  den  Glaszylinder  t  imd  das  U-Rohr  h 
nach  der  Vergasungsretorte  g.  Zur  Ermittelung  der  vergasten  Olmenge 
wird  die  Füllvorrichtung  nihk  vor  und  nach  dem  Versuch  gewogen. 
Retorte  g  imd  Teerabscheider  oo^  werden  gleichfalls  zur  Bestimmung 
der  Koks-  und  Teermenge  vor  und  nach  dem  Versuch  gewogen.  Um 
eine  tropfenweise  Zufuhr  des  Öls  zu  den  heißen  Retortenwandungen  zu 
ermöglichen,  ist  in  k  das  mittels  Schraube  zu  regulierende  Nadelventil 
angebracht. 

Nach  Anheizung  der  im  Ofen  a  befindlichen  Retorte  durch  den 
Brenner  d  auf  Rotglut  wird  die  Nadel  zunächst  so  weit  als  angängig 
zurückgeschraubt.  Die  Olfüllung  ist  durch  Drehen  des  Glasstabes  im 
Fülltrichter  so  zu  bemessen,  daß  das  Ol  im  Zylinder  i  stets  in  der  Nähe 
der  Nullmarke  schwankt  imd  während  des  Versuchs  10 — 30  Tropfen  Ol 
per  Minute  vergasen.  Die  Tropfenzahl  ist  nach  der  Beschaffenheit  des 
Öles  zu  bemessen;  sie  wird  bestimmt,  während  sich  der  Zylinder  t  bis 
zur  Nullmarke  mit  Ol  füllt.  Während  der  Vergasung  sind  Schwankungen 
in  der  Tropfenzahl  und  Heizung  tunlichst  zu  vermeiden. 

Die  Oltropfen  gelangen  vor  Eintritt  in  den  Retortenraum  zunächst 
auf  die  Verteilungsglocke  m,  von  welcher  aus  sie  auf  die  rotglühenden 
Retortenwände  herabfließen.  Die  entstehenden  Gase  und  Teerdämpfe 
gelangen    durch    das  Abzugsrohr  /  nach    dem  Teerabscheider  o  Oj,    und 


')  Angew.  Chem.  1896,  S.  451. 


Grasöle  aas  Rohpefxoleum. 


47 


Fig.  10. 


^^ 


/• 


M6| 


A. 


ZN^ 


48  Mineralöle. 

durch  q  nach  dem  Kondensationsrohr  r.  Die  Gase  ziehen  von  hier  nach 
dem  Gasometer,  welcher  zur  Sammlimg  und  Messung  des  entwickelten 
Gases  dient. 

Verstopfungen  des  Abzugsrohrs  /  der  Retorte  machen  sich  durch 
Steigerung  des  Drucks  am  Olniyeau  im  Füllzylinder  %  bemerkbar,  sie 
werden  durch  den  Schaber  n  ohne  Unterbrechung  des  Versuche  beseitigt. 
Die  Vergasung  ist  normal,  wenn  das  entweichende  Gas  braun  und  der 
Teer  dunkel  gefärbt  sind;  weiBe  Farbe  des  Gases  und  hellbraune  Farbe 
des  Teers  deuten  auf  imvoUkommene  Verbrennung  hin. 

Der  Lichtwert  des  Gases,  berechnet  auf  eine  mittlere  Gasausbeute 
Ton  50  cbm  und  100  kg  Ol,  ergibt  sich  aus  folgender  Formel,  in  der 
A  die  Gasausbeute,  C  den  Kokerückstand,  T  die  Teermenge  von  100  kg 
Ol  und  L  die    beim  Photometrieren    beobachtete  Lichtstärke  des  Gases 

darstellt: 

(A  —  50)  (C  -h  T) 


Lm  =  L  + 


100 


Bei  Benutzung  einer  Hefherkerze  lautet  die  auf  Vereinskerzen  be- 
zogene Formel,  da  eine  VK.  =  1,2  HK.  ist: 

L        T    ,    (A-50)(C  +  T) 

Die  Formel  gilt  nur  für  normale  Vergasung;  hat  also  Destillation 
stattgefunden  und  ist  dadurch  die  Gasausbeute  unter  45  cbm  gesunken, 
oder  ist  die  letztere  durch  zu  weitgreifende  Zersetzung  zu  hoch  gestiegen, 
so  ist  die  Formel  ungültig. 

Beschreibung  eines  praktischen  Vergasungsversuches 

mit  Mineralölen. 

Die  Vergasung  wurde  in  einem  eingemauerten  Normal-Olgasofen 
genau  den  Vorschriften  des  Konsumenten  entsprechend  durchgeführt. 

Die  Gasretorten  waren  mit  Le  Chatelierschen  Thermoelementen 
ausgestattet,  damit  während  des  ganzen  Ganges  der  Vergasimg  die  Tem- 
peratur beobachtet  werden  konnte. 

Der  Ofen  und  die  Leitungen  waren  durch  eine  Vorvergasung  mit 
Braunkohlenöl  in  allen  Teilen  auf  Gleichgewicht  eingestellt  und  wurden 
während  des  Vergasens  der  Probe  so  lange  mit  dem  aus  dem  zu  prü- 
fenden Mineralöl  hergestellten  Gas  durchgespült,  bis  sicher  nur  dieses 
Gas  in  allen  Leitungen  vorhanden  war. 

Das  Olquantum  soll  im  allgemeinen  zu  einer  gleichmäßigen  Ver- 
gasung während  wenigstens  60  Minuten  reichen.  Im  vorliegenden  Fall 
reichte    es    nur    zu    einer  Versuchsdauer   von    40  Minuten.     Gasmengen, 


Transformatorenöle.  49 

Temperaturen    und  Olzulaufsgeschwindigkeit    wurden  von  10  zu  10  Mi- 
nuten gemessen. 

Den  Verlauf  der  Beobachtungen  und  das  Verhalten  eines  aus  Höh- 
petroleum  hergestellten  normalen  Gasöls  ergibt  nachfolgende  Niederschrift 
der  Feststellungen  bei  einem  Vergasungsversuch: 

Temperaturen  der  ]  Grenzwerte 670 — 690® 

oberen  Retorte         J  Mittelwert 680® 

Temperatur  es  der  1  Grenzwerte 740 — 750® 

unteren  Retorte        /  Mittelwert 745® 

Versachsdaaer  in  Minuten 40 

Vergaste  Ölmengen  i.  kg 12,91 

Erzeugte  Gasmenge  in  m'  (gemessen  an  der  Gasuhr)  ....  7,70 
Erzeugte  Teermenge  in  der  Zeit  i.  kg  (im  Teerabscheider  ge- 
wogen)       4,45 

Gasölverbraach  pro  1  Stunde  i.  kg 19,37 

Gaserzeugung  pro  1  Stunde  i.  m^ 11,55 

Aus  100  kg  Ol  werden  mithin  erhalten: 

Gas  i.  m» 59,64 

Gas  i.  kg 84,47 

Das  Gas  hat  im  Brenner  No.  60  (d.  i.  bei  stündlichem  Gas-  \ 

Terbranch  =  85  L)    eine    Lichtstärke   von   Hefnerein-  11,3 
heiten  H£.   (4  Messungen   in  Abständen  von  je  10  Minuten)  J 

Mithin  entspricht  das  Ol  bis  auf  den  Teergehalt  den  Anforderungen 
der  Preußischen  Bahnverwaltungen  (Lichtstärke  und  Gasausbeute  sind 
^ogar  höher). 

Über  Gasöle  aus  Braunkohlenteer  und  Schieferteer  siehe  S.  70. 


F.  Traiisfoniiatoren51e. 

(Literatur:  Holde,  Mitteilungen  1904,  S.  147.) 

Die  Transformatoren  der  elektrischen  Kraftanlagen  werden  vielfach 
zur  Vermeidung  des  Überschlagens  von  Funken  zwischen  den  Draht- 
Wicklungen,  wie  dies  leicht  bei  feuchter  Luft  eintreten  kann,  in  be- 
deckten  Behältern  vollständig  in  Ol  eingestellt.  Die  Olfüllung  solcher 
Behälter  beträgt  oft  mehrere  Kubikmeter. 

Das  für  Transformatoren  benutzte  Öl  muß  sorgfältig  von  Wasser 
^d  .Mineralsäuren  befreit  sein,  damit  es  gut  isoliert  und  das  Kupfer 
*üwie  die  Baumwollumspinnung  nicht  angreift.  Auch  muß  es  möglichst 
wenig  verdampf  bar  sein,  da  es  sich  in  den  Transformatoren  bis  auf 
etwa  80°  erhitzt  und  bei  ziemlich  großer  Oberfläche  benutzt  wird.  Ein- 
i^lne  Werke   verlangen   z.  B.  Flammpunkte  über   160°  (offener  Tiegel) 

l'Qtersttchungen.   5.  Aufl.  HI.  4 


50  Mineralöle. 

von  Transformatorenölen.  Bei  mehrstündiger  Erhitzung  auf  100^  soll  das 
Ol  keine  Zersetzungen  oder  Niederschläge  an  den  kalten  Wandungen 
zeigen,  es  soll  aber  in  der  Winterkälte,  welcher  der  Transformator  aus* 
gesetzt  ist  ( —  15^),  bequem  flüssig  sein. 

Meistens  wird  schweres  Harzöl,  wohl  weil  es  billiger  als  Mineralöl 
ist,  als  Transformatorenöl  benutzt;  indessen  werden  auch  die  hoch- 
siedenden  destillierten  Ole  des  Rohpetroleums,  d.  s.  Mineralschmieröle 
(deren  nähere  Beschreibung  s.  unter  „Schmiermittel",  S.  81)  neuerdings 
für  den  vorliegenden  Zweck  nicht  nur  benutzt,  sondern  auch  von  nam- 
hafter Seite  als  besser  geeignet  bezeichnet.  Ein  Mineralöl  vom  fe.  =  9,8, 
spez.  Gew.  =0,8825,  fp.  Pensky  =  185°,  das  nach  5-stündiger  Erwär- 
mung auf  100°  im  Apparat  von  Holde  (s.  S.  107)  0,06  Proz.,  nach  2-stün- 
diger  Erwärmung  auf  etwa  170°  nur  1  Proz.  Yerdampfungsverlust  gibt, 
hat  sich  z.  B.  als  typisches  Transformatorenöl  nach  den  Feststellungen  der 
Allgemeinen  Elektrizitätsgesellschaft  zu  Berlin  bewährt.  Nach  Mittei- 
lungen anderer  Elektrizitätswerke  sollen  die  für  Transformatoren  be- 
nutzten Mineralöle  eine  Zähigkeit  kleiner  als  8  bei  20°  (Engler)  haben. 
Da  aber  in  Wirklichkeit  weit  zähflüssigere  Harzöle  zur  Transformatoren- 
füllung benutzt  werden  und  auch  die  als  Transformatorenöle  angebotenen 
Mineralöle  meistens  wesentlich  zähflüssiger  sind,  so  dürfte  jene  Angabe 
doch  cum  grano  salis  zu  betrachten  sein.  Wahrscheinlich  wird  die 
Zähigkeit  leichter  Maschinenöle  oder  Spindelöle,  8  —  20  bei  4-20*^ 
(Engler),  genügen. 

Gerade  die  bisher  noch  häufig  benutzten  Harzöle  zeigen  erheblich 
stärkere  Verdampfbarkeit  bei  100°  und  170°  als  zähflüssige  und  selbst 
leichtflüssige  Mineralöle.  Bei  100°  zeigen  nämlich  schwere  Harzöle  nach 
5 -stündiger  Erhitzung  0,4 — 0,8  Proz.,  Mineralöle  (fe.  =6 — 44)  nur  0,05 
bis  0,10  Proz.  Verdampfungsverlust.  Bei  2-8tündigem  Erhitzen  auf  170° 
(Anilinbad)  verdampfen  von  schweren  Harzölen  5,6 — 7,4  Proz.,  von 
Mineralölen  (fe.  =  10 — 44)  nur  0,5 — 1  Proz.  Noch  leichtflüssigere  Mineral- 
öle zeigen  stärkere  Verdampfung.  Weit  stärker  verdampfen  bei  100° 
die  sehr  leichtflüssigen  Braunkohlenteeröle;  sie  erscheinen  daher  für  vor- 
liegenden Zweck  nicht  sehr  geeignet.  Bei  Verwendung  von  Harzölen 
soll  wegen  ihrer  leichten  Verdampfbarkeit  darauf  geachtet  werden,  daß 
die  Transformatoren  nicht  warm  werden. 

Die  Übereinstimmung  von  Wiederholimgsversuchen  ist  bei  Ver- 
dampfungsversuchen nach  dem  S.  107  beschriebenen  Verfahren  bei  gleichen 
Materialien  befriedigend.  Sämtliche  hellen  Mineralschmieröle,  nicht  aber 
die  Harzöle,  genügen  bezüglich  Flammpunkt  und  Verdampfbarkeit  den 
an  Transformatoren  öle  gestellten  Anforderungen  (fp.  >  160°  im  offenen 
Tiegel).  Die  Verdampfbarkeit  soll  nach  5 -stündigem  Erwärmen  des 
Öles  auf  100°  0,1  Proz.  nicht  überschreiten. 


Heizöle.  51 

Zwischen  der  Höhe  des  Flammpunktes,  des  Brennpunktes  und  der 
Größe  der  Yerdampfbarkeit  bei  100^  bestehen  nicht  ganz  regelmäßige 
Beziehungen.  Mit  wachsendem  Flammpunkt  (offener  Tiegel)  und  Brenn- 
pimkt  nimmt  die  Verdampfungsmenge  in  der  Regel  ab,  während  für  den 
Pens ky- Apparat,  welcher  schon  geringe  Dampfmengen  empfindlich  an- 
zeigt, diese  Beziehung  nur  in  der  geringeren  Zahl  der  Fälle  zutrifft. 

AuBer  für  Transformatoren  werden  sog.  „Schalteröle**  zur  elek- 
trischen Isolierung,  insbesondere  Verhütung  der  Funkenbildung  bei 
Schaltern  für  Einschaltung  sehr  hoch  gespannter  Ströme  benutzt.  Für 
diese  Zwecke  müssen  Töllig  wasser-  und  säurefreie  und  insbesondere 
»ehr  schwer  verdampfbare,  also  erst  bei  starker  Erhitzung  entflammbare 
Öle,  am  besten  flüssige  Zylinderöle,  benutzt  werden. 

Die  elektrische  Prüfung  des  Transformatorenöls  auf  seine  Brauch- 
barkeit als  Isolationsmaterial  ^)  erfolgt  nicht  durch  Bestimmung  seines 
Isolations Widerstandes,  sondern  durch  Messung  der  Spannung,  die  not- 
wendig ist^  damit  eine  Olsäule  bestimmter  Länge  durchgeschlagen  wird. 
In  einem  mit  dem  Probeöl  gefüllten  Gefäß  von  200  ccm  Inhalt  und  3  cm 
Durchmesser  wird  eine  Funkenstrecke  angeordnet,  und  es  wird  die  Span- 
nung gemessen,  bei  welcher  Funken  überspringen.  Die  Tauchtiefe  der 
Fiinkenstrecke  muß  bei  den  Yersuchen  immer  dieselbe  sein;  die  Funken- 
kugeln sollen  glatt  poliert  sein.  Wasser-  oder  Luftblasen  und  kleine 
Fasern  beeinflussen  in  hohem  Grade  das  Meßresultat. 

G.  Heisöle  (Masut,  Astatkl). 

(Literatur:  Zaloziecki-Lidow,  Naphtha  1904,  No.  21/22.) 

WäSBergehaU,  Wird,  wie  unter  Rohöl  beschrieben,  entweder  durch 
Verdünnen  mit  Benzin  oder  durch  Destillieren  von  100  g  oder  100  ccm 
Masut  nach  Hinzufügen  von  20 — 30  ccm  entwässertem  Benzin  und  Auf- 
fangen der  bis  150®  abdestillierten  Fraktion  in  einer  in  7,©  ccm  geteilten 
Bürette  bestimmt.  Die  Wassermenge  wird  Tolumetrisch  bestimmt.  Oder 
laaa  bestimmt  das  Wasser  nach  S.  7,  indem  man  die  Differenz  der 
Gewichtsverluste  ermittelt,  welche  eine  mit  Chlorcalcium  entwässerte  und 
^ine  nicht  entwässerte  Probe  beim  Erhitzen  auf  dem  Wasserbad  erleiden. 
Ftüchüge  Bestandteile*  Werden  durch  Destillation  im  Engler- 
kolben nach  S.  10  ermittelt.  Es  werden  die  bis  100°,  von  100— 150®, 
150—250®  und  250— 300®  siedenden  Anteile  ermittelt.  Sind  beträcht- 
liche Mengen  der  Fraktion  100 — 150°  vorhanden,  so  ist  schweres  Benzin 
Llgroin),  das  in  Rußland  bei  der  Erdöldestillation  in  beträchtlichen 
Mengen   abfällt    und    dem   Heizmasut    zugefügt    wird,    darin    enthalten. 

*)  Eiektr.  Anzeiger  durch  Organ  für  den  Öl-  und  Fetthandel,  No.  54  vom 
IB.  iagast  1904. 

4* 


52  Mineralöle. 

Eine  größere  Menge  der  Fraktion  250 — 300*^  deutet  auf  Zugabe  von 
Solaröldestillat  hin  oder  auf  Rückstände,  deren  Destillation  bei  der 
Kerosinfraktion  abgebrochen  wurde. 

Ftammpunkt»  Wird  im  Pensky-Martens -Apparat  bestimmt. 
Durchschnittlich  ist  fp.  bei  russischem  Masut  für  Heizzwecke  88^  beim 
spez.  Gew.  0,900/912  (Maximum  105°,  Minimum  77^). 

Zähigkeit»  Wird  nach  Engler  bestimmt  und  beträgt  für  Bakuer 
Masut  gewöhnlich  6 — 10  bei  50^.  Der  mit  Destillationsrückständen, 
Goudron,  Säureteer  u.  s.  w.  vermischte  Masut  ist  zähflüssiger. 

Spezifisches  C^ewicht  ist  wenig  charakteristisch,  schwankt  je  nach 
Herkunft,  z.  B.  für  Grosny-Masut  von  0,943—0,952. 

ErsUirrungsteniperatur  ist  bisweilen  in  Rücksicht  auf  die  Speisung 
der  Brenner  bei  niederen  Temperaturen  zu  ermitteln  (s.  S.  101).  Die 
gewöhnlichen  Bakuer  Rückstände  sind  paraffinfrei  bezw.  paraffinarm 
und  erstarren  daher  bei  ziemlich  starker  Abkühlung  noch  nicht.  Durch 
minderwertige   Zusätze  kann  aber  diese  Eigenschaft  verändert  werden. 

SchwefelgehaJU  wird,  sofern  er  beträchtlich  ist,  wegen  der  Ver- 
brennung zu  schwefliger  Säure  als  schädlich  angesehen.  Die  Bestimmung 
geschieht  nach  Eschka  (s.  S.  248  Bd.  II)  oder  durch  Yerbrennen  mit 
Natriumsuperoxyd  nach  Lidow.  Zu  letzterem  Zweck  werden  etwa  5  g 
Substanz  in  25  g  Äther  gelöst.  Die  Lösung  wird  im  Mörser  mit  10  g 
gestoßenem  Glas,  ausgeglühter  Kieselsäure  oder  mit  Ton  gemischt.  2  g 
dieser  Mischung,  entsprechend  0,667  g  Masut,  werden  mit  13  g  Na,  Og 
innig  gemischt,  in  eine  Bombe  gegeben  und  elektrisch  gezündet.  Im 
Reaktionsprodukt  wird  der  Schwefel  als  Ba  SO4  bestimmt  (s.  auch  S.  70). 

Sand»  Wird  nach  Auflösen  von  lOQ  ccm  Masut  in  Benzin  oder 
Benzol  (s.  unter  Rohöl,  S.  8)  im  Rückstand  bestinmit. 

Asche.  Wird  durch  Verbrennen  von  30 — 40  g  Masut  in  einer  ge- 
räumigen Platinschale  ermittelt. 

Hehswertm  Wird  bei  genauer  Bestimmung  in  der  Berthelot- 
Kröker-  oder  Mahl  ersehen  Bombe,  bei  weniger  scharfen  Bestimmungen 
mittels  Elementaranalyse  (s.  S.  252  Bd.  I)  ermittelt. 

SüuregehaU  beträgt  bei  Masut  gewöhnlich  1 — 3,  berechnet  als 
Säurezahl,  und  wird  nach  S.  116  ermittelt. 

Schwefelsäure  und  Alkalien  werden  im  wäßrigen  Auszuge  in 
bekannter  Weise  ermittelt. 

• 

H.  ParafAnmasBen  ans  Bohpetrolemn. 

Unter  „Paraffinmassen",  „Paraffinschuppen "  etc.  versteht  man  feste, 
meist  schuppige  und  mehr  oder  weniger  stark  durch  noch  anhaftendes 
Öl  gefärbte  Massen  von  Paraffin,  welche  aus  den  paraffinreichen  Destii- 


Paraffinmassen  aus  Rohpetroleam.  53 

lateB  des  Rohpetroleums  oder  Braunkohlenteers  und  anderer  bituminöser 
Körper,  zumeist  nach  Abpressen  der  Hauptmenge  des  mitgeführten  Öles, 
gewonnen  werden  und  das  nächste  Rohmaterial  für  die  Herstellung  des 
Kerzenparaffins  darstellen.  Die  Paraffinmassen  werden  entweder  an  Ort 
und  Stelle  ihrer  Gewinnung  auf  reines  Paraffin  und  Kerzen  verarbeitet 
oder  an  andere  Fabriken  zur  Verarbeitung  auf  diese  Stoffe  verkauft. 
In  kaltem  absoluten  Alkohol  sind  sie  nur  in  minimalen  Mengen  löslich. 
Die  zur  Kerzenfabrikation  dienenden  Paraffinmassen  schmelzen 
nahe  bei  50^;  es  kommen  aber  auch  weichere,  bis  nahe  bei  30^  schmel- 
zende Paraffinmassen,  sog.  Weichparaffinmassen,  in  den  Handel.  Diese 
werden  durch  kaltes  Abpressen  der  leichteren  Die  erhalten  und  dienen 
zu  Imprägnierungszwecken  oder,  sofern  sie  nicht  zu  niedrig  schmelzen, 
als  Zusätze  zu  hartem  Kerzenparaffin.  (Über  Schmelzpunkt  und  Er- 
starrungspunkt von  Paraffinmassen  s.  S.  72.) 

Die  technische  Untersuchung  der  Hartparaffinmassen  ist  im  Ab- 
schnitt „Kerzenmaterialien^  beschrieben.  Hier  mag  nur  kurz  erwähnt 
werden,  dafi  sich  zur  Untersuchung  dieser  Stoffe  auf  ihren  Gehalt  an 
wirklichem  Paraffin  sowohl  das  Verfahren  von  Zaloziecki  als  dasjenige 
des  Ref.  (s.  „Mitteilungen"  1898,  S.  97)  in  gleich  befriedigender  Weise 
bewährt  haben.  Nach  ersterem  Verfahren  werden  die  Paraffinmassen  in 
Amylalkohol  gelöst  imd  durch  Äthylalkohol  von  75°  Tr.  gefallt.  Zur 
ünt^^rsuchung  nach  letzterem  Verfahren  werden  0,5 — 1  g  Substanz  im 
20 — 25  mm  weiten  Reagensglas  in  Äthyläther  unter  Vermeidung  von 
ÄtherüberschuB  gelöst.  In  der  Lösung  wird  mit  der  gleichen  Menge 
absei.  Alkohol  bei  — 20  bis  — 21°  in  der  S.  15  beschriebenen  Weise 
das  Paraffin  gefällt.  Bei  zu  breiiger  Beschaffenheit  wird  der  Masse 
zwecks  besserer  Filtration  noch  etwas  Alkohol äther  zugesetzt.  Im  Filtrat 
der  ersten  Fällung  ist  stets  nach  Abdampfen  des  Lösungsmittels  noch- 
mals der  Paraffingehalt  zu  ermitteln. 

Für  Weichparaffinmassen,  welche  mehr  als  Abfallprodukte  anzu- 
»chea  sind,  gibt  das  Verfahren  nur  angenäherte  Vergleichswerte,  da  die 
Wf ichparaffine  noch  bei  —  20°  in  Alkoholäther  erheblich  löslich  sind. 

Aufier  dem  Gehalt  an  Paraffin  ist  in  den  Paraffinmassen  noch 
•iin  etwaiger  Gehalt  an  mechanischen  Verunreinigungen,  Wasser  oder 
^  erfälschungen  nach  den  anderweitig  beschriebenen  Verfahren  fest- 
zustellen. 

Bie  goBfertigen  Kerzenparaffine  werden  nach  den  unter  Kerzen- 
materialien  beschriebenen  Methoden  geprüft.  Hinzuzufügen  wäre,  daB 
man  einen  Gehalt  an  Weichparaffin  sowohl  in  diesen  Massen  als  auch 
^  den  fertigen  Kerzen  vergleichsweise,  nachdem  man  die  Stearinsäure 
^urcb  Ausschütteln  mit  Alkali  entfernt  hat,  durch  fraktioniertes  Fällen 
<ler  härteren  Paraffine  durch  94-proz.  Alkohol  in  ätherischer  Lösung  bei 


54  Mineralöle. 

-+-20<*  nach  Holde  ermitteln  kann  (Mitteilungen  1902,  S.  241).  Hier- 
nach werden  2  g  stearinsäurefreies  Paraffin  im  Meßzylinder  in  20  oder 
30  ccm  Äther  gelöst  und  mit  30  bezw.  40  ccm  Alkohol  bei  +  20^  gefällt. 
Es  werden  dann  die  Mengen  und  Schm.  des  gefällten  und  gelösten 
Paraffins  bestimmt. 

Sonstige  Prüfungen  von  Eerzenparaffin  auf  Biegeprobe,  Harz  u.  s.  w. 
8.  S.  74. 


J.  Teer-  und  pechartise  DestillationsrftckstEnde* 

(Petroleumteer,  Petroleumasphalt,  Petroleumpech.) 

Außer  den  Yorgenannten  Ölen  und  Paraffinmassen  aus  Rohpetro- 
leum kommen  noch  ^dunkle  Rückstände  der  Dampfdestillation  Ton  Roh- 
petroleum in  den  Handel,  welche  zur  Asphaltherstellung,  Verarbeitung 
auf  dunkle  Schmieröle  oder  Wagenfette,  Walzenschmieren  etc.  dienen: 
als  Schmiermittel  sind  die  Rückstände  geeignet,  sofern  sie  noch  teer- 
artig dickflüssig  sind,  wie  z.  B.  die  Marke  „Cyklop-Zylinderöl*',  oder, 
sofern  sie  beim  Erhitzen  auf  dem  Wasserbad  flüssig  werden  und  bei 
der  Krack-Destillation  noch  erhebliche  Mengen  Schmieröl  teile  (über 
50  Proz.)  abgeben.  Die  Untersuchung  dieser  Rückstände,  welche  unter 
der  Bezeichnung  „Erdölpech"  oder  „Erdölasphalt**  in  den  Handel  ge- 
langen, kommt  vielfach  in  Rücksicht  auf  die  Verzollung  in  Frage. 

Diejenigen  Rückstände  nämlich,  welche  dunkle  Farbe  und  zugleich 
höhere  Dichte  als  1,(X)  besitzen,  also  nach  einstündiger  Eintauchung  in 
Wasser  von  15^  untersinken  und  aus  dem  Engl  er  sehen  Viskosimeter. 
bei  einviertelstündigem  Erwärmen  auf  45"  nicht  oder  nur  tropfenweise 
oder  so  ausflieflen,  daß  der  AusfluBstrahl  nach  10  Sekunden  aufhört,  sind 
zollfrei  zu  belassen,  alle  anderen  dagegen  als  Mineralöle  nach  Maßgabe 
der  Vorschriften  mit  10  Mk.  zu  verzollen.  Letztere  Rückstände  geben 
bei  der  Destillation,  wie  oben  angedeutet,  noch  erhebliche  Mengen 
Schmieröldestillate.  Deshalb  dienen  sie  auch,  in  dünneren  Schmierölen 
aufgelöst,  zur  Herstellung  ganz  brauchbarer  Eisenbahnöle. 

I.   Die  Prüfung  der  Zähigkeit 

Pechartige  Rückstände  sind  zur  Prüfung  im  Engl  er  sehen  Apparat 
bei  45®  wegen  der  diesen  Versuchen  anhaftenden  Fehlerquellen  \md  großen 
Unbequemlichkeiten  wenig  geeignet.  Man  wird  daher  die  zolltechnische 
Prüfung  unter  Hinzuziehung  zuverlässiger,  bequem  auszuführender  Schmelz- 
proben und  des  spez.  Gew.  (s.  unter  II.  und  III.)  auf  sicherere  Grundlagen 
stellen  müssen.  Löslichkeit  in  Benzol,  einfache  Destillationsprobe  über 
freier  Flamme  in  einer  Glasretorte  und  Bestimmung  der  Art  und  Menge 


Teer-  und  pechartige  Destillationsräckstände.  55 

der  Destillate  geben  neben  den  genannten  einfachen  physikalischen  Proben 
geeignete  Handhaben  zur  Kennzeichnung  des  technischen  Wertes  der 
pechartigen  firdölrückstände. 

U.  Schmelzpnnktsbestimmniig. 

Für  die  Beurteilung  der  Verwendbarkeit  eines  Erdölpechs  oder 
Erdölasphalts,  wie  auch  verwandter  Rückstände  der  Destillation  TOn 
Teeren,  Fetten  ist  die  Kenntnis  des  Schmelz-  oder  Erweichungspunktes 
Ton  Wichtigkeit;  je  höher  dieser  Schmelzpunkt  liegt,  um  so  weniger  wird 
das  Pech  als  Schmiermittel  für  Hei^walzenflächen  und  zur  Herstellung  von 
gewissen  Lacken  oder  als  Bauasphalt  geeignet  sein.  Es  braucht  nicht 
besonders  hervorgehoben  zu  werden  (s.  Hippol.  Köhler,  Asphalte), 
wie  vielfach  die  Anforderungen,  je  nach  den  besonderen  Verwendungs- 
zwecken, hier  wechseln.  Von  den  neueren,  zur  Schmelzpunktsbestimmung 
Ton  Pechen  vorgeschlagenen  Verfahren  hat  sich  das  von  G.  Kraemer 
und  G.  Sarnow  vorgeschlagene  (Chem.  Industrie  1903,  No.  3)  wegen 
seiner  leichten  Handhabung  und  guten  Übereinstimmung  bei  Wieder- 
bolungsversuchen  gut  bewährt  (Beschreibung  s.  Bd.  II,  S.  743).  Von 
einer  größeren  Zahl  von  Erdölpechen  verschiedener  Herkunft  (russische, 
deutsche,  galizische)  zeigten  nach  Versuchen  von  F.Schwarz  diejenigen, 
welche  sich  bei  Zimmerwärme  noch  mit  dem  Glasstab  etwas  bewegen 
ließen,  den  Schm.  25  —  40^,  die  übrigen  gänzlich  starren  Proben  zeigten 
den  Schm.  über  40 '^  bis  zu  80^.  Das  Kraemer-Sarnowsche  Verfahren 
liefert  zwar  scharf  begrenzte  Zahlen,  aber  diese  weichen  naturgemäß  von 
den  nach  anderen  Verfahren,  z.  B.  der  gewöhnlichen  Kapillarmethode, 
erhaltenen  oft  sehr  ab,  wie  nachfolgende,  von  Kraemer  und  Sarnow 
ermittelte  Zahlen  zeigen. 

Schm.  nach  in  der 

Kraemer-Samow         Kapillare 

Ceresin  (?) 52°  47— 53° 

Bienenwachs       ....  55,5®  61,5 — 63,5° 

Paraffin 46 »  45— 48° 

Kolophonium     ....  67 — 67,5®  ganz  unscharf 

Asphalt,  gereinigt  (hart)  51,5 — 52® 

Asphalt  B,  glashart  .     .  82® 
Petroleumrückstand  aus 

Elsasser  Erdöl  105® 

Ein  von  Jenö  Kovacz  konstruierter,  dem  gleichen  Zweck  dienender 
Apparat  sei  hier  noch  erwähnt*). 


^)  Über  Asphalt,  sein  Vorkommen  u.  s.  w.     Budapester  Kongreß  des  Inter- 
natioiiftlea  Verbandes  für  die  Materialprüfimgen  der  Technik. 


56  Minerftlöle. 

Nach  Kovacz,  welcher  nach  seinem  Verfahren  für  Asphalt  'von 
Dalmatien  97  o,  für  Trinidadasphalt  93,5 <>,  für  Tatarosasphalt  II40,  für 
Normalasphalt  105^  Tropfyunkt  fand,  soll  ein  Asphalt  für  Asphaltienin^- 
zwecke  nicht  unterhalb  80^,  für  Fahrstraßenbeläge  nicht  unterhalb  105^ 
abtropfen.  Die  nach  Kraemer  und  Sarnow  erhaltenen  Zahlen  liefen 
erheblich  niedriger  als  diejenigen  von  Kovdcz. 

ni.   Spezifisches  Gewicht 

Zur  spez.  Gewichtsbestimmung  läßt  sich  mit  Vorteil  das  S.  88  be- 
schriebene Verfahren  für  kleine  Substanzmengen  benutzen.  Will  msLa 
nur  ermitteln,  ob  das  spez.  Gew.  eines  Asphaltes  oberhalb  oder  xmter- 
halb  1,0  liegt,  so  läßt  man  einen  Tropfen  der  in  größerer  Menge  gut 
durchgeschmolzenen,  aber  nicht  überhitzten  Asphaltmasse  in  ein  mit 
"Wasser  von  -f-  15*^  gefülltes  Becherglas  fallen  und  beobachtet,  ob  der 
1  Stunde  im  Wasser  verweilende  Tropfen  zu  Boden  fallt  oder  schwimmt. 
Luftbläschen  müssen  sorgfältig  mit  Feder  entfernt  werden. 

IV.  Nachweis  fremder  Teere,  Peche  und  Asphalte 

in  Erdölpechen. 

a)  Erkennung  von  sog»  Fettpechen»  Ebenso  wie  die  teer-  und 
pechartigen  Fetroleumrückstände  dienen  die  bei  der  Destillation  der 
Kerzenfettsäuren  (Stearin-,  Palmitin-  und  Ölsäure),  des  Wollfettes, 
des  Palmöls  u.  s.  w.  im  Großbetriebe  verbleibenden  Rückstände  (Stearin- 
pech, Wollfettpech  u.  s.  w.)  gleichfalls  zur  Gewinnung  von  Heißwalzen- 
schmieren, Kabelisolierstoffen  u.  s.  w.  Sie  sind  schwarzbraun  bis  tief- 
schwarz gefärbt  und,  je  nachdem  sie  mehr  oder  weniger  stark  abdestil- 
liert wurden,  weich,  zähe  oder  pechartig  hart.  Die  weicheren  und 
zäheren  Produkte  lassen  sich  durch  den  in  ihnen  immer  noch  enthaltenen 
Gehalt  an  Fettsäuren  und  Estern  bequem  von  den  weichen  und  harten 
Pechen  der  Erdöldestillation,  die  höchstens  minimale  Mengen  Naphthen- 
säuren  oder  anderer  organischer  Säuren  enthalten,  unterscheiden.  Im 
übrigen  enthalten  sie  die  bei  der  Destillation  der  Fettstoffe  sich  immer 
bildenden,  hochsiedenden  Kohlenwasserstoffe  neben  asphaltartigen,  sauer- 
stoffhaltigen Körpern  in  angereicherter  Menge. 

Die  im  Großbetrieb  stark  abdestillierten,  pechartig  harten  Rück- 
stände der  Destillation  resultieren  aus  solchen  Verarbeitungen,  bei  denen 
die  Beschaffenheit  der  Destiiliergefäße  und  sonstige  fabrikatorische  Ge- 
sichtspunkte die  tunlichst  vollständige  Abtreibung  aller  Fett-  und  Fett- 
säurereste aus  den  Rückständen  zweckdienlich  erscheinen  lassen.  Wegen 
ihres  minimalen  Gehaltes   an  Fettsäuren  und  Estern  sind  sie  nur  nach 


Teer-  und  pechartige  Destillationsrackst&Dde.  57 

den  unter  2. —  4.  beschriebenen    oder    ähnlichen  Methoden    sicher   Ton 

den  Erdölrückständen  zu  unterscheiden. 

1,  Verhalten  der  Fettpeche   beim   Destillieren.     Beim 

Destiilieren  geben  die   Fettpeche  ein  Gemisch  Yon  festen  und  flüssigen 

KohleowasserstofFen,  welche  Fettsäuren  nur  in  äuBerst  geringer  Menge 

enthalten'). 

Aus   den   Destillaten    dieser   Peche    sind    reichliche    Mengen    rein 

weites  Eerzenparaffin  (14 — 17  Proz.)  nach  dem  Alkoholätheryerfahren 
Ton  £ngler-Holde  abzuscheiden.  Nachfolgende  Elementaranalysen 
einzeker  solcher  Destillate  zeigen  die  Zusammensetzung  der  festen 
Paraffine  und  der,  zum  großen  Teil  ungesättigten  Krackdestillaten  aus 
Erdölpechen  entsprechenden,  flüssigen  Destillatanteile. 

Elementaranalysen  von  Destillaten  aus  Fettpechen. 

Proa.  c 

Paraffin  aus  dem  Destillat  eines 
harten  Wollpechs 85,02 

Paraffin  aus  dem  Destillat  eines  1  85,37 
Gemisches  harter  Fettpeche        j  84,51 

Flüssiges,  TOn  Fettsäuren  und 
festem  Paraffin  befreites  Destil- 
lat aus  hartem  Wollpech     .     .     85,89  13,07  98,96 

Die  spez.  Gew.  der  über  freier  Flamme  abgetriebenen.  Destillate 
der  Fettpeche  liegen,  entsprechend  ihrem  chemischen  Charakter,  weit 
unter  1,  wie  bei  den  in  gleicher  Weise  erhaltenen  Destillaten  von  Erdöl- 
und  Braunkohlenteerpechen,  sie  lassen  demnach  diese  Peche  bequem  von 
den  Steinkohlenteerpechen,  deren  Destillate  aromatischen  Charakter,  ein 
spez.  Gew.  >  1,0  haben,  in  Alkohol  leicht  bezw.  bei  schwacher  Erwär- 
mung TöUig  löslich  sind,  unterscheiden. 

2.  Unterscheidung  harter  Fettpeche  von  Petroleum-  und 
ßraunkohlenteerpechen  durch  Säure-  und  Esterzahl.  Die  in 
bestimmter  Weise  bereiteten  alkoholisch-ätherischen  Extrakte  der  harten 
Fettpeche  enthalten  trotz  der  geringfügigen,  in  den  harten  Pechen  ent- 
haltenen Fettsäure-  und  Estermengen  diese  beiden  Körpergruppen  der- 
artig angereichert,  daß  die  in  den  Extrakten  bestimmten  und  auf  diese 
berechneten  Säure-  und  Esterzahlen  ganz  erheblich  höher  ausfallen  als 
die  entsprechend  gewonnenen  Zahlen  der  Extrakte  von  Erdölrückständen. 
In  diesen  Zahlen  ist  mithin  ein  gutes  Kriterium  für  beide  Sorten  von 
Fetten  gegeben. 


?roa.  H 

Proz.  C  +  H 

14,3 

99,32 

14,89 

100,26 

14,93 

99,44 

*)  S.  a.  Donaths  Versache  mit  fettreichem  Pecb,  Chemiker-Ztg.  1893,  1788. 


58 


Mineralöle. 


Tab.  Tl. 

Säure-,  Ester-  und   Verseifungszahlen  von   Erdölrückständen 
und  harten  Fettpechen,  sowie  von  Extrakten  dieser  Peche. 


Ursprüngliches  Pech 


Alkohoiather-Eztrakt 


Säurezahl 


Esterzahl 


Yerseifungszahl     .     . 


Harte 

Erdöl- 

Harte 

Erdöl- 

Fetipeche 

rückstAnde 

Fettpeche 

rfickstande 

f    0,2 

0,1 

(1,9) 

0,6 

1,0 

0,3 

9,3 

0,7 

2,4 

0,3 

8,6 

0,9 

2,9 

1,2 

11,9 

3,0 

[    4,0 



23,5 

f     2,0 

1,2 

16,3 

5,9 

1,4 

1,5 

12,8 

5,0 

2,9 

1,4 

9,4 

3,4 

4,8 

1,4 

16,4 

3,5 

r     2,2 

1,3 

18,2 

6,5 

2,4 

1,8 

22,1 

5,7 

4,3 

1,7 

18,0 

4,3 

8,3 

2,6 

28,3 

6,5 

t 

1,1 

Die  eingeschlagene  Yersuchsausführung  zur  Bestimmung  der  Säure- 
und  Esterzahl  gestaltet  sich,  wie  folgt: 

Etwa  20  g  fein  gepulvertes  Pech  werden  in  80  ccm  Äther,  event. 
durch  Kochen  am  Rückflußkühler,  so  weit  als  möglich  gelöst,  die  Haupt- 
menge der  neutralen,  nicht  säure-  und  esterartigen,  schwarzen  Bestand- 
teile wird  dann  mit  100  ccm  absolutem  oder  80  ccm  96-proz.  Alkohol 
gefällt,  und  nach  einigem  Stehen  wird  der  Niederschlag  imter  Nach- 
waschen mit  Alkohol-Ather  (1 : 1)  filtriert. 

In  dem  eingedampften  gewogenen  Filtrat  werden  unter  Wieder- 
auflösen in  Äther  und  Hinzufügen  von  wenig  Alkohol  Säure-  und  Ester- 
zahl, erstere  unter  Titration  mit  Yjq  N.  alkoholischer  Lauge,  letztere  nach 
Eindampfen  der  Lösung,  Y4- stündigem  Kochen  mit  25  ccm  Yj  N.  alkoholi- 
scher Lauge  und  25  ccm  Benzol  und  Rücktitration  des  überschüssigen 
Alkalis  mit  Salzsäure  bestimmt.  Als  Indikator  wird  eine  alkoholische 
2-proz.  Lösung  von  Alkaliblau  6b  von  Meister,  Lucius  &  Brüning 
benutzt,  die  auf  Zusatz  von  Säureüberschuß  die  dunklen  Lösungen  blau, 
bei  Alkaliüberschuß  rot  färbt.  Diese  Farbenübergänge  sind  aber  nur 
beim  Schütteln  der  Lösungen  im  Glaskolben  und  Beobachten  der  an  den 
Wandungen  ablaufenden  Flüssigkeit,  bezw.  beim  Umgießen  eines  Teiles 
der  Lösung  in  ein  Reagensglas  und  Schütteln  scharf  zu  erkennen. 


Teer-  and  pechartige  DestiUationsrückst&nde.  59 

3.  Die  Säuregehalte  der  Destillate  yon  Fett-  und  Erdöl- 
pechen. Die  gewöhnlichen  weichen  Fettpeche  geben  beim  Destillieren 
aber  freier  Flamme  im  Kolben  noch  groBe  Mengen  Fettsäuren  ab,  die 
besonders  im  ersten  Teil  der  Destillate  angereichert  sind.  Auch  bei  den 
harten  Pechen  sind  aber  noch  bemerkenswerte  Mengen  Fettsäure  in  den 
ganz  zuerst  aufgefangenen  Destillaten  festzustellen  (Tabelle),  und  mit 
gegen  300^  erhitztem  Wasserdampf  können  noch  stark  fettsaure  Destillate 
aus  diesen  Fettpechen  erhalten  werden  (Tabelle).  Angesichts  der  bekannt- 
lich minimalen  Säuremengen  (Säurezahl  <.  1)  der  entsprechend  gewonnenen 
Erdöl-  und  Braimkohlen-Pechdestillate  ist  auch  in  dem  Säuregehalt  des 
ersten  Teiles  der  mit  oder  ohne  Wasserdampf  erhaltenen  Destillate  ein 
gutes  Kriterium  der  Fettpeche  gegenüber  den  Erdölpechen  gegeben. 

Tab.  yn. 

Säarezahl  der  Krackdestillate  verschiedener  Peche. 

Fraktion  I         Fraktion  II        Fraktion  III 

(etwa  >/4  des  (etwa  ^/s  des  (etwa  V4  des 

OesamtdeBtUlats)    GetamtdettiUatB)    OesamtdeBtillats) 

5.2  1,1  0,08 

5.3  0,95  0,6 
0,4  0,4  0,3 
0,1  0,2  0,4 
0,2  0,6  0,6 


Hartes  Wollpech  .  .  . 
Gemisch  barter  Fettpeche 
Hartes  Erdölpech  .  .  . 
Braonkohlenteerpech  .  . 
firaunkohlenteerpech  II  . 


Tab.  Tin. 

Säurezahl  der  Wasserdampfdestillate  Yon  Fettpechen. 


Fraktion  I 

Fraktion  II 

Fraktion  TTT 

Hartes  Pechgemisch 

14,6 

13,7 

13,4 

Weiches  Wollpech 

34,8 

37,8 

7,0 

4.  Kupfergehalt  der  Fettpeche.  Wohl  fast  alle  Fettpeche 
«Qthalten  Kupferseifen,  wenn  auch  nur  in  minimalen  Mengen.  Das 
Kupfer  rührt  augenscheinlich  Ton  den  kupfernen,  zur  Fettdestillation 
verwendeten  Destillationsblasen  her.  Die  Erdölpeche  sind  sämtlich 
kupferfrei;  bekanntermaßen  wird  Erdöl  nur  in  schmiedeeisernen  oder 
gußeisernen  Blasen  destilliert. 

b)  NoiChweis  von  HcHateer  und  Steinkohlenteerf  bezw»  JBotz^ 
ker^  und  Sieinkohlenteerpech.  Holzteer  ist  durch  seinen  charakte- 
ristischen Kreosotgeruch  und  seine  fast  Yöllige  Löslichkeit  in  kaltem 
absoluten  Alkohol,  sowie  in  Eisessig  kenntlich.  Etwa  zugesetzte  fremde 
Teere  oder  Peche  wie  Erdöl-  oder  Fettpech  u.  s.  w.  bleiben  bei  der  Be- 
Wdlung  mit  Alkohol  zum  großen  Teil  ungelöst. 


60  Mineralöle. 

Ein  wäßriger  Auszug  des  Holzteers  reagiert  sauer  und  gibt  mit 
einem  Tropfen  Eisenchlorid  eine  anfangs  grüne,  später  braun-grüne 
Färbung.  Die  ersten  Destillate  des  Holzteers  bilden  wäßrige,  sauer 
reagierende  Flüssigkeiten.  Die  öligen  Destillate  riechen  mehr  oder 
weniger  kreosotartig,  sind  in  Alkohol  leicht  löslich  und  werden  durch 
Erwärmen  mit  konz.  HsS04  in  wasserlösliche  Verbindungen  übergeführt. 

Holzteerpech  soll  sich  nach  E.  Donath  imd  B.  Margosches 
(Chem.  Ind.  1904,  224)  durch  seine  große  Schwerlöslichkeit  in  kaltem 
Tetrachlorkohlenstoff  von  allen  übrigen  Pechen  unterscheiden. 

Steinkohlenteer  imd  Steinkohlenpech,  Ton  denen  ersterer  sich  schon 
durch  den  bekannten  Kreosotgeruch  yerrät,  enthalten  erhebliche  Mengen 
freien  Kohlenstoff  (Teer  im  Mittel  21  Proz.,  Pech  bedeutend  mehr). 
Hierdurch  unterscheiden  sie  sich  von  allen  übrigen  nicht  bis  zur  Ver- 
kokung destillierten  Pechen,  die  in  Benzol  ganz  oder  bis  auf  geringfügige 
Mengen  löslich  sind. 

An  Alkohol  geben  Holzteer-  und  Steinkohlenpech  beträchtliche 
Mengen  löslicher  Teile  vom  spez.  Gew.  >  1  ab*);  die  Destillate  des 
Steinkohlenteers  sind  in  Alkohol  leicht  löslich  und  werden  beim  Er- 
wärmen mit  konz.  Schwefelsäure  in  wasserlösliche  Verbindungen  (Sulfo- 
säuren)  übergeführt.  Die  über  200®  siedenden  Anteile  haben  spez.  Gew. 
>  1,  während  die  Destillate  von  Erdöl-,  Braunkohlenteer-  und  Fett- 
pechen sämtlich  spez.  Gew.  unter  1  haben,  in  Alkohol  schwer  löslich  und 
durch  konz.  Schwefelsäure  zum  erheblichen  Teil  nicht  sulfurierbar  sind. 

In  Mischung  mit  anderen  Pechen  sind  Steiükohlenteer  bezw.  -Pech 
durch  vorgenannte  Eigenschaften,  sicher  femer  durch  die  nachstehend 
beschriebene  Anthrachinonprobe  nachzuweisen. 

Ein  Teil  des  über  300°  siedenden  öligen  Destillats,  eventuell  die 
schon  erstarrten  Anteile  desselben  (diese  sind  durch  Behandeln  mit  wenig 
absol.  Alkohol  leicht  von  den  flüssigen  zu  trennen)  werden  nach  Luck 
(Anal.  Chem.  Bd.  16,  S.  61)  oxydiert,  das  gewonnene  Anthrachinon  wird 
als  solches  durch  die  Liebermannsche  Reaktion  (Ann.  Ghem.  Pharm. 
Bd.  212,  S.  65),  bestehend  in  intensiver  Rotfärbung  beim  Kochen  mit 
Zinkstaub  und  Natronlauge,  gekennzeichnet.  Nach  dem  Filtrieren  tritt 
allmähliche  Entfärbung  an  der  Luft  ein. 

Zur  Ausführung  der  Oxydation  wird  1  g  der  zu  oxydierenden  Sub- 
stanz in  45  ccm  Eisessig  gelöst,  die  siedende  Lösung  wird  im  Laufe  von 
2  St.   tropfenweise  mit   einer  Lösung  von   15  g  Chromsäure    in   10  ccm 

')  Auch  G.  Lunge  und  Krepelka  (Chem.-Ztg.  1903)  haben  Beiträge  zum 
Nachweis  von  Steinkohlenteerpech  in  Erdölpechen  geliefert|  welche  sich  auf  die 
erhöhten  spez.  Gewichte,  Jodzahlen  u.  s.  w.  der  Chloroformauszüge  bei  Gegenwart 
von  Steinkohlenteerpech  beziehen. 


Erdölpeche.  61 

Eisessig  und  10  ccm  Wasser  versetzt.  Nach  beendetem  Zulaufen  kocht 
man  ooch  zwei  Stunden,  läßt  erkalten,  versetzt  mit  400  ccm  kaltem 
Wasser  und  saugt  das  ausfallende  Anthrachinon  ab. 

Bei  geringem  Gehalt  an  Steinkohlenpech  wird  entsprechend  mehr 
Ausgangsmaterial  und  Oxydationsmittel  verwendet. 

c)  Der  Nachtveia  von  yaturttsphaU  in  Erdölpechen  kommt  wegen 
des  höheren  Wertes  des  ersteren  kaimi  in  Frage  und  ist  bekanntlich 
auch  kaum  mit  Sicherheit  zu  erbringen.  Naturasphalte  enthalten  in  der 
Kegel  2 — 10  Proz.  Schwefel,  während  viele  Petroleumpeche,  welche  aus 
ächwefelfreiem  oder  Schwefel  armem  Rohöl  erhalten  wurden,  schwefelfrei 
sind  oder  nur  minimale  Mengen  Schwefel  enthalten.  Es  kann  somit  bei 
bekannter  Herkunft  des  zu  untersuchenden  Petroleumpechs  unter  Um- 
standen aus  dem  Gehalt  an  Schwefel  auf  die  An-  oder  Abwesenheit  von 
Xaturasphalt  geschlossen  werden.  Zu  berücksichtigen  ist  aber  hierbei, 
daß  auch  Petroleumpech,  Steinkohlen teerpech  u.  s.  w.  durch  Kochen  mit 
Schwefel  in  zur  Asphaltherstellung  geeignetere  Produkte  übergeführt  wer- 
den, und  daB  in  diesen  Fällen  natürlich  der  Schwefelgehalt  noch  weniger 
aussagt.  —  Endlich  ist  zu  bemerken,  daß,  abgesehen  von  der  wechselnden 
Zusammensetzung  der  Petroleumpeche  und  der  natürlichen  Asphalte, 
welche  man  im  allgemeinen  als  natürliche  Yerdunstungs-  und  Oxydations- 
produkte des  Rohöls  auffaßt,  eine  strenge  Scheidung  von  Naturasphalt 
and  Eunstasphalt  schon  nach  der  ursprünglichen  Gewinnung  einzelner 
Produkte  nicht  vorzunehmen  ist. 

An  einzelnen  Orten,  z.  B.  in  Dema  und  Tataros  in  Südungam,  wird 
ein  „Naturasphalt"  genannter  Asphalt  dadurch  gewonnen,  daß  ein  mit 
weichem  Bitumen  getränkter  sog.  Asphaltsand  durch  Auskochen  mit 
heißem  Wasser  in  Sand  und  geschmolzenes  Bitumen  getrennt  und  dieses 
nach  dem  Abschöpfen  und  Entwässern  durch  Destillation  ia  Schmieröl 
.und  einen  härteren,  als  Bau-  und  Straßenasphalt  benutzten  Asphalt  ge- 
trennt wird.     Dieser  „Naturasphalt''  ist  also  ein  Destillationsrückstand. 

V.  Die  üntersuchuDg  von  Asphaltpnlvern  und  Asphaltsteinen. 

Als  Surrogat  für  „Naturasphalt"  finden  sich  Petroleumpeche  und 
andere  Rückstände  der  Destillation  bituminöser  Stoffe  auch  mit  ton-  und 
magnesiahaltigem  Kalkstein  gemischt,  und  es  ist  in  diesen  teils  gepulvert, 
t«ils  in  festen  Stücken  zur  Prüfung  gelangenden  Steinen  der  Gehalt  an 
*  Bitumen^  und  die  Natur  des  letzteren  zu  ermitteln. 

a)  Zur  BeeUmtnung  de»  BUwmengehaUes  werden  zwei  Proben 
je  nach  der  Bitumenmenge  2  bis  5  g)  des  feingepulverten  lufttrocknen 
Materials  im  Erlenmeyerkolben  mit  100  bis  200  ccm  Benzol  am  Rück- 
flußkühler gekocht.     Die    abgekühlte   Lösung    läßt   man   im  schräg  ge- 


52  Mineralöle. 

stellten  Erlenmeyerkolben  über  Nacht  stehen  und  gießt  die  geklärte 
Hauptmenge  der  Lösung  am  nächsten  Morgen  in  einen  zweiten  schräg: 
zu  stellenden  Kolben  klar  ab.  Diese  Lösung  läßt  man  nochmals  stehen, 
gießt  auf  den  Rückstand  im  ersten  Kolben  frisches  Benzol  und  gibt  die 
geklärte  Lösung  noch  am  selben  Tage  zur  Hauptmenge  der  Bitumen- 
lösung in  Kolben  1.  Aus  letzterem  dekantiert  man  nach  nochmaligem 
Stehen  über  Nacht  vom  eventl.  abgesetzten  Niederschlag  ab  und  destil- 
liert alsdann  das  Benzol  ab.  Der  Rückstand  der  Benzol  Verdampfung 
wird  in  tarierter  Schale  nach  dem  Trocknen  bei  105°  gewogen.  Zu 
dieser  Bitumenmenge  kommt  noch  dasjenige  Bitumen,  welches  nach  Zer- 
setzung des  unlöslichen  hauptsächlich  anorganischen  Rückstandes  mit 
einigen  Tropfen  Salzsäure  durch  Benzol  extrahiert  wurde.  Von  dem 
gefundenen  Bitumen  wird  noch  die  in  demselben  ermittelte  Aschenmenge 
abgezogen.  Das  lösliche  Bitumen  wird  nach  S.  56 — 61  auf  seinen  Ur- 
sprung geprüft. 

Die  löslichen  Bitumina  enthalten  in  der  Regel  noch  2 — 8  Proz. 
Asche,  die  teils  auf  Kalk,  teils  auf  gelöste  asphaltinsaure  Salze  zurück- 
zuführen ist. 

Nach  manchen  Autoren  löst  Chloroform  noch  besser  als  Benzol 
das  Bitumen,  daher  kann  auch,  wenn  dieser  Fall  zutrifft  (was  ich  bisher 
nicht  beobachtete)  Chloroform  zur  Lösung  benutzt  werden.  Insbesondere 
ist  aber  außer  dem  löslichen  Bitumen  noch  das  unlösliche,  nur  durch 
Glühen  zerstörbare  Bitumen  in  dem  durch  Salzsäure  zersetzten,  einge- 
dampften und  gewogenen,  benzolunlöslichen  Rückstand  zu  bestimmen. 

b)  Kohlensaurer  Kalk  etc.  Von  dem  in  Benzol  bezw.  Chloro- 
form unlöslichen  gewogenen  Rückstand  wird  im  aliquoten  Teil  die 
Kohlensäure  titrimetrisch  oder  nach  Finkener  bestimmt  und  aus  diesem 
Wert  und  an  der  Hand  der  Magnesia-  und  Kalkmengen  etc.  der  Gehalt 
an  CaCOj,  MgCOs  ^*  s.w.  berechnet. 

Außer  den  in  Salzsäure  löslichen  Stoffen  wird  die  in  Salzsäure 
nach  mehrfachem  Eindampfen  unlösliche  Gangart  bestimmt. 


K*  Abfälle  der  Raffination  von  Erdölen  und  anderen 

Mineralölen. 

I.   Säureharze. 

Beim  Raffinieren  der  hochsiedenden  Öle  mit  konz.  und  rauchender 
Schwefelsäure,  insbesondere  beim  Abscheiden  des  Asphalts  aus  dunklen 
Residuen,  werden  mehr  oder  weniger  beträchtliche  Mengen  braunschwarzer 
harziger  Stoffe  ausgeschieden.  Von  diesen  sogen.  Säureharzen  lösen  sich 
einzelne,  z.  B.  die  bei  der  Herstellung  weißer  Vaselinöle  erhaltenen,  als 


Säurebarze.   Abfallsäaren  etc.  g3 

Sulfosänren  in  Wasser  mit  dunkler  Farbe  auf  und  können  zur  Her- 
Stellung  wasserlöslicher  Ole  benutzt  werden.  Andere,  z.  £.  die  bei  der 
Raffination  Ton  Wagenölen  (Residuen)  in  Mengen  bis  zu  30  Proz.  er- 
haltenen pechartigen  Abfälle  sind  in  Wasser  nicht  löslich;  sie  werden 
nach  dem  Auskochen  der  freien  Säure  mit  Wasser  oder  Abstumpfen  mit 
Kalk  entweder  in  dünneren  Abfallölen  aufgelöst,  auf  den  Destillations- 
k^'.sseln  yerheizt  oder  durch  Destillation  über  freier  Flamme  wiederum 
auf  Ol  verarbeitet  oder  als  Surrogat  für  Peche  und  Asphalt  benutzt. 

Solche  Abfälle  sind  bei  einem  spez.  Gew.  >  1  zollfrei;  ihre  Prüfung 
erstreckt  sich  außer  auf  spez.  Gew.  eventuell  auf  wasserlösliche  Anteile, 
Gehalt  an  neutralen  Pechstoffen,  Asq)ie  u.  s.  w. 

Sulfosäuren  werden  von  freier  Schwefelsäure  dadurch  getrennt,  daß 
sie,  mit  Barjumchlorid  behandelt,  lösliche  Baryumsalze  geben.  Um  Sulfo- 
säuren  neben  der  freien  Schwefelsäure  zu  bestimmen,  wird  die  zu 
prüfende  Lösung  (auf  200  oder  500  ccm  zu  verdünnen)  in  zwei  aliquote 
Hälften  geteilt.  In  der  einen  wird  mit  Viq  oder  7«  Normal-Lauge  unter 
Zusatz  von  Phenolphtalein  die  Gesamtsäure  titriert,  in  der  anderen  Hälfte 
wird  mit  Bayrumchlorid  die  freie  Schwefelsäure  gefällt  und  als  BaSO^ 
gewogen.  Der  Gehalt  an  Sulfosänren  wird  in  Äquivalenten  KOH  oder  SOg 
au9{;edrückt. 

U.   Neutrale  pechartige  Stoffe. 

Solche  Stoffe,  welche  unmittelbar  als  Pech  oder  Asphalt  für  Lacke, 
Dichtungen  u.  s.  w.  zu  benutzen  sind,  werden  nach  dem  Patent  von 
C.  Daeschner,  D.R.P.  124980,  Kl.  23b  bei  der  Raffination  dunkler 
Residuen  durch  Fuselöl  (Amylalkohol)  erhalten.  Die  Prüfung  dieser  Stoffe 
erstreckt  sich  vornehmlich  auf  die  Bestimmung  des  Schmelzpunktes  nach 
S.  743,  Bd.  II.  Andere  Prüfungen,  z.  B.  auf  Aschengehalt,  fremde  Zusätze 
u.  8.  w.,  werden  nach  Bedarf  nach  den  S.  56 — 62  gegebenen  Anweisungen 
vorgenommen. 

in.   AbfaUsäuren. 

Neben  den  unter  I.  beschriebenen  Säureharzen  fallen  selbstverständ- 
lich auch  unreine  verdünnte  oder  stärkere  Säuren  (Schwefelsäure,  Sulfo- 
?äure)  bei  der  Raffination  der  Erdöle  mit  Säuren  ab.  Diese  Säuren  sind 
öfter  noch  stark  mit  Säureharzen  beladen,  so  daß  gelegentlich  in  Rück- 
sicht auf  die  Frachttarifierung  Streitigkeiten  entstehen,  ob  die  Säure  als 
Abfallharz  oder  Abfallsäure  anzusprechen  ist.  Über  solche  Fälle  ent- 
scheidet die  Bestimmung  der  freien  Säure,  der  Sulfosänren,  des  Wassers 
und  des  neutralen  in  Benzol  löslichen  Harzes. 

Bie  Abfallsäuren  werden,  sofern  sie  nicht  ebenso,  wie  dies  auch 
mit  den  Abfallharzen   hie    und  da  noch  geschieht,  durch  Vergraben  be- 


g4  Mineralöle. 

seitigt  werden,  entweder  durch  Konzentration  und  mechanische  Reinigung 
auf  Schwefelsäure  oder  durch  Behandeln  mit  Kupfer-  und  Eisenabfalien 
auf  Vitriolsalze  verarbeitet  (die  regenerierte  Schwefelsäure  wird  wieder 
zur  Raffination  benutzt).  In  beiden  Fällen  ist  für  die  Bewertung  der 
Säure  der  Gehalt  an  freier  Schwefelsäure  (nach  dem  oben  angegebenen 
Schema  zu  ermitteln)  maßgebend. 

Beispiel. 

Bei  einer  als  Abfallharz  deklarierten  Abfallsäure  der 
Mineralölverarbeitung  ist  die  richtige  Deklaration  zu  er- 
mitteln.    Die  Probe  zeigte  folgendes  Verhalten; 

1.  Äußere  Erscheinungen.  Zähflüssig,  schwarz,  mit  feinen 
schwarzen  Teilchen  durchsetzt,  nach  schwefliger  Säure  riechend. 

2.  Wasserunlösliche  Pechstoffe.  5  g  Abfallsäure  wurden  mit 
50  ccm  Wasser  versetzt,  ausgeschiedene  pechartige  Anteile  wurden  mit 
heißem  Wasser  mineralsäurefrei  gewaschen,  mit  heißem  Benzol  behandelt 
und  vom  Benzol  durch  Abdampfen  befreit.  Extrakt  nach  Trocknen  bei 
105°  braunschwarz,  asphaltartig  =  19,3  Proz. ;  benzolunlöslich  0,1  Proz., 
von  gleichem  Aussehen  wie  Benzollösliches,  enthielt  Spuren  Asche. 

3.  Freie  Schwefelsäure.  Von  imlöslichen  Pechstoffen  befreite 
wässrige  Flüssigkeit  mit  Waschwässem  vereinigt,  zu  1  1  aufgefüllt; 
50  ccm  bei  Gegenwart  verdünnter  Salzsäure  heiß  mit  Chlorbaryum  gefällt. 
(Barytsalze  von  Sulfosäuren  fallen  aus  salzsaurer  Lösung  nicht  aus.) 

Gehalt  der  ursprünglichen  Probe  an  freier  Schwefelsäure  zu  58  Proz. 
ermittelt. 

4.  Sulfosäuren.  20  ccm  der  nach  3.  hergestellten  wässerigen 
Lösung  mit  Yjq  N. -Natronlauge  bei  Gegenwart  von  Phenolphtalein  titriert. 
Gefunden,  auf  ursprüngliche  Probe  bezogen  =  60,2  Proz.  freie  Säure 
einschließlich  Sulfosäuren,  her.  als  Schwefelsäure. 

Da  nach  3.  nur  58  Proz.  Schwefelsäure  zugegen,  entfallen  die 
übrigen  2,2  Proz.  auf  Sulfosäuren,  deren  Molekulargewicht  und  wirk- 
liche Menge,  weil  für  die  vorliegende  Frage  belanglos,  nicht  ermittelt 
wurden. 

5.  Wasser.  Wasser  in  erheblicher  Menge  qualitativ  durch  Destil- 
lation  der  ursprünglichen  Probe  bis  120^  nachgewiesen.  Übergetrieben  == 
14  Proz.  einer  wässrigen  Flüssigkeit  (Wasser  und  schweflige  Säure). 
Jedenfalls  ist  mehr  als  14  Proz.  Wasser  in  der  Probe  zugegen,  da  ein 
Teil  des  Wassers  von  der  Schwefelsäure  zurückgehalten  wird. 

6.  Sonstige  Bestandteile.  Nach  Eindampfen  von  100  ccm  der 
nach  3.  erhaltenen  Lösung  und  Abrauchen  der  Schwefelsäure  blieben 
neben  geringfügigen  Mengen  organischer  Stoffe  etwa  1  Proz.  (auf  ursprüng- 
liche Probe  bezogen)  Eisenoxyd  zurück. 


Picenfraktioo.    Koks.  ß5 

7.  Zusammenfassung  der  Ergebnisse.  Die  Probe  ist  kein 
Säareharz,  sondern  eine  Abfallsäure  der  Mineralölverarbeitung,  die  etwa 
58  Proz.  wasserfreie  Schwefelsäure,  etwa  19  Proz.  wasserunlösliche  Säure- 
karze,  sowie  Wasser  und  wasserlösliche  Verunreinigungen  enthielt. 

IV.  Abfalllaagen. 

Die  beim  Auslaugen  der  gesäuerten  Ole  erhaltenen  Abfalllaugen 
werden  entweder  beseitigt,  oder,  sofern  dies  bei  genügend  großem  Be- 
trieb lohnend  erscheint,  durch  Kalzinierung  regeneriert.  In  einigen 
Fabriken  werden  aus  diesen  Laugen,  welche  neben  freiem  Alkali  und 
Salzen  Ton  Erdölsäuren  bisweilen  beträchtliche  Mengen  unverändertes 
Öl  gelöst  und  emulgiert  enthalten,  durch  Versetzen  mit  Mineralsäure, 
sog.  dunkelfarbige  Seifenöle  abgeschieden,  welche  anderen  Ölen,  z.  B. 
Schmierölen  für  Wagen  u.  s.  w.,  zugesetzt  werden. 

Die  Prüfung  von  Abfalllaugen  wird  sich  zwecks  Feststellung  der 
Terarbeitungsfahigkeit  auf  Alkalität,  Gehalt  an  neutralen  Seifen,  eventL 
auch  auf  Ausbeute  an  Seifenölen  nach  dem  Versetzen  mit  Mineralsäure 
zu  erstrecken  haben.  Die  hierzu  erforderlichen  chemischen  Operationen 
sind  einfach  imd  auch  z.  T.  bezw.  in  ähnlicher  Weise  anderweitig  (s.  unter 
Seifen  Bd.  III)  beschrieben,  so  da£  hier  ein  näheres  Eingehen  auf  diese 
Prüfungen  nicht  erforderlich  erscheint. 

V.   Seifenöle. 

In  diesen  ist  der  Gehalt  an  freier  organischer  Säure  (s.  S.  118)  und 
etwaiger  Gehalt  an  Alkali  zu  bestimmen. 

li.  Pieenfraktioii. 

Gegen  Schluß  der  Destillation  mancher  Erdöle,  nämlich  wenn  die 
als  Gasöl,  Schmieröl  oder  Paraffinmasse  u.  s.  w.  verwertbaren  Haupt- 
produkte  abdestilliert  sind,  gehen  äußerst  zähe  braunrote,  leicht  er- 
starrende Massen  über,  welche  einen  nennenswerten  Nutzwert  im  Vergleich 
in  den  eben  genannten  Stoffen  zur  Zeit  nicht  haben  und  daher  gewöhn- 
lich nur  unter  den  Destillationskesseln  verbrannt  werden.  Eine  technische 
Untersuchung  zur  Bewertung  dieser,  Picen,  Kracken  und  ähnliche  stark 
QQgesättigte  Kohlenwasserstoffe  enthaltenden  Massen  erfolgte  bisher  noch 
nicht. 

WL  Kok». 

Wenn  die  Erdöldestillation  soweit  getrieben  wird,  daß  selbst  bei 
stärkster  Unterstützung  durch  freies  Feuer  keine  Destillate  mehr  über- 
gehen —  häufig  wird   nur   bis    auf  Pech  abgetrieben  —  so  hinterbleibt 

Untaraachungen.   6.  Aufl.  in.  5 


QQ  Mineralöle. 

ein  wegen    seines    geringen  Aschengehaltes    als    Elektrodenmaterial    für 
Bogenlicht  sehr  geschätzter  Koks. 

Bezüglich  der  Untersuchung  dieses  Materials  ist  auf  die  ent- 
sprechenden Kapitel  unter  Brennstoffuntersuchung  zu  verweisen. 

Um  Pemtanente  Oase. 

Bei  allen  Destillationen  von  Mineralöl  im  GroBbetrieb  bilden  sich 
permanente  Gase.  Diese  werden  in  größeren  Betrieben  zuweilen  dadurch 
nutzbar  gemacht,  daß  man  sie  unter  Einschaltung  von  Wasserverschlüssen 
zum  Schutz  gegen  Eückschlagen  des  Feuers  in  die  Feuerung  xmter  den 
Destillationskesseln  leitet. 

Sofern  in  einzelnen  Fällen  aus  betriebstechnischen  Gründen  eine 
Untersuchung  dieser  Gase,  welche  hauptsächlich  gesättigte  und  ungesättigte 
Kohlenwasserstoffe  enthalten  dürften,  nötig  wird,  geschieht  dies  nach  den 
anderweitig  (Bd.  II,  S.  576  ff.)  beschriebenen  gasanaljtischen  Verfahren. 

O.    Bitamen  imd  Teer  ans  BrannkoUe. 

(Literatur:    Scheithauer-Muspratt,  Paraffin  und  Mineralöle.) 

Während  das  Rohpetroleum  fertig  gebildet  in  der  Erde  vorkommt, 
werden  Braunkohlenteer,  Schiefer-,  Torfteer,  Asphaltöl  etc.  erst  durch 
trockne  Destillation,  gelegentlich  auch  durch  Wasserdampfdestillation, 
aus  den  genannten  festen  bituminösen  Stoffen  gewonnen.  Der  Rohteer 
aus  Braunkohle,  Schiefer  und  Torf  wird  in  ähnlicher  Weise  wie  das 
Rohpetroleum  auf  Leuchtöl  (Solaröl),  Putzöl,  Gasöl,  insbesondere  aber 
auf  Paraf&n  und  Abfallprodukte  verarbeitet.  Das  Gasöl  stellt  beim 
Braunkohlenteer  40 — 50  Proz.  der  gesamten  Teerverarbeitung  dar.  Das 
wertvollste  Produkt  der  Braunkohlenteerverarbeitung  ist  das  Paraffin. 

Aus  einigen  Sorten  Braunkohle  wird  in  den  letzten  Jahren,  nach- 
dem die  älteren  Versuche  zur  direkten  Extraktion  des  Bitumens  durch 
Lösungsmittel  sich  als  unwirtschaftlich  erwiesen  haben,'  nach  dem 
neueren  Verfahren  von  E.  v.  Boyen  und  Modifikationen  von  F.  Frank  u.  a. 
durch  Extraktion  mit  Benzin,  Benzol  und  dgl.  direkt  sog.  rohes  Montan- 
wachs gewonnen,  welches  durch  geeignete  Raffination  auf  sehr  hoch 
schmelzendes  Kerzenmaterial  verarbeitet  wird.  Bisher  sind  im  Vergleich 
zu  der  durch  trockne  Destillation,  sog.  Schwelung,  gewonnenen  Bitumen- 
menge nur  untergeordnete  Mengen  Montanwachs  durch  Extraktion  her- 
gestellt worden,  indessen  ist  neuerdings  ein  Aufschwung  dieser  noch 
jungen  Industrie  zu  bemerken,  weshalb  auch  der  Untersuchung  der  hier- 
her gehörenden  Produkte  (s.  S.  75)  einige  Aufmerksamkeit  schon  jetzt 
zu  widmen  ist. 


Teeraasbeute  aus  Braunkohle.  g7 

Der  durch  Schwelung  erhaltene,  mehr  vaselinartige  Teer  ist  sowohl 
in  qualitatiYer  wie  in  quantitativer  Hinsicht  sehr  erheblich  von  dem 
durch  Extraktion  aus  der  Braunkohle  erhaltenen  Montanwachs  ver- 
schieden. Die  Teerausbeute  ist,  weil  auch  das  unlösliche  Bitumen  beim 
Schwelen  zersetzt  wird,  in  der  Kegel  höher,  während  selbstredend  das 
hochschmelzende,  ohne  Zersetzung  zu  erhaltende  Montanwachs  bedeutend 
höherwertig  ist  als  der  Teer,  bezw.  das  aus  diesem  durch  Destillation 
imd  spätere  Reinigung  gewonnene  Paraffin. 


L  Schwelversnche  zur  Feststellung  der  Teerausbente 

werden  bei  deutscher  Braunkohle  in  Thüringen,  der  schottischen  Boghead- 
kohle,  bituminösem  Schiefer  (z.  B.  in  Messel  bei  Darmstadt  und  in  Schott- 
land) ausgeführt.  Bei  Schwelung  der  Braunkohle  wird  als  Nebenprodukt 
auch  die  Eoksmenge  ermittelt.  Da  sich  gleichzeitig  beim  Schwelen  der 
Kohle  Wasser  in  erheblichen  Mengen,  sowie  Schwelgase  bilden,  so  werden 
auch  die  Mengen  der  letzteren  beiden  Stoffe  festgestellt. 

Die  Schwelkohle  bildet  in  dem  Zustande,  wie  sie  aus  der  Erde 
gefördert  wird,  eine  mehr  oder  weniger  plastische,  zuweilen  auch 
schmierige,  sich  fettig  anfühlende  Masse  von  braunschwarzer  Farbe. 
Im  trocknen  Zustande  ist  sie  im  Gegensatz  zu  der  dunkelbraunen  bis 
schwarzen  Feuerkohle  gelb  bis  gelbbraun  gefärbt.  Die  besten  Sorten 
Scbwelkohle  hieBen  früher  Pyropissit;  sie  kommen  zur  Zeit  nicht  mehr  vor, 
ihre  Teerausbeute  betrug  64  —  66  Proz.  Eine  jetzt  noch  als  gut  geltende 
Schwelkohle  gibt  nach  Scheithauer  10  Proz.  Teer,  52  Proz.  Wasser, 
32  Proz.  Koks  und  6  Proz.  Gas  und  Verlust.  Der  schottische  Schieferton 
in  Broxburn  gibt  12  Proz.  Teer,  8  Proz.  Wasser,  9  Proz.  Koks,  4  Proz. 
Gas  und  67  Proz.  Asche,  der  Schwelschiefer  von  Messel  bei  Darmstadt 
liefert  6—10  Proz.  Teer,  40—45  Proz.  Wasser  und  40—50  Proz.  Rückstand. 

Torf,  welcher  geologisch  als  eine  Vorstufe  der  Braunkohle  anzu- 
sehen ist,  liefert  2 — 6  Proz.  Teer. 

Bituminöser  Asphalt  von  Hannover  liefert  29 — 34  Proz.  Teer. 

Zur  Ermittelung  der  Teerausbeute  vorstehend  genannter  Bitumina 
genügt  nicht  etwa  eine  Extraktion  mit  flüchtigen  Lösungsmitteln,  sondern 
es  muß  vielmehr  eine  trockne  Destillation  in  nachfolgender  Weise  aus- 
geführt werden: 

In  einer  tarierten,  150 — 200  ccm  fassenden  Retorte  von  der  in 
Flg.  21  skizzierten  Form  aus  schwer  schmelzbarem  Kaliglas,  welche  mit 
einer  tnbulierten,  in  Wasser  gekühlten  tarierten  Vorlage  b  verbunden  ist, 
▼erden  20 — 50  g  der  zerkleinerten  Kohle  anfänglich  mit  kleinerer,  später 
mit  größerer  Flamme  so  lange  erhitzt,  bis  keine  Dämpfe  mehr  über- 
gehen.    In    dem    einen    Tubus    der   Vorlage   befindet   sich    ein    kleines 

5* 


68 


Mineralöle. 


Gasentbindungsrohr.  Bei  normal  geführter,  4  —  6  Stunden  dauernder 
Schwelung  dürfen  die  entweichenden  Gase  entweder  gamicht  oder  nur 
vorübergehend  mit  kleiner  Flamme  bei  Annäherung  einer  Zündflamine 
brennen.  Das  Destillat,  bestehend  aus  weü^lich  bis  gelblich  gefärbtem 
trüben  Wasser  und  Teer,  wird  gewogen.  Der  in  dem  Retortenhals 
kondensierte  Teer  wird  durch  Aufschmelzen  in  die  Vorlage  gebracht. 
Durch  Einstellen  der  Vorlage  in  heißes  Wasser  und  Einfüllen  YOn  heiBenoi 
Wasser  in  die  Vorlage  wird  bewirkt,  daß  der  Teer  oben  schwimmt.  Nach 
dem  Abkühlen  wird  der  erstarrte  Teer  durchstochen,  das  Wasser  abge- 
gossen und  die  Vorlage  mit  dem  an  der  Luft  getrockneten  Teer  gewogen, 
nachdem  der  Rest  des  anhaftenden  Wassers  mit  Fließpapier  entfernt 
wurde.  Sicherer  arbeitet  man  nach  den  Erfahrungen  des  Ref.,  wenn  man 
nach  Torsichtigem  Abgießen  des  Wassers  den  Teer  durch  Ausschütteln  der 
Vorlage  mit  Benzol  auszieht  und  im  Auszug  den  Teergehalt  bestimmt. 

Fig.  n. 


Geringe  Mengen  Ton  Wasser  entfernt  man  durch  Beigabe  von  wenig 
absol.  Alkohol  und  Verdampfung  des  letzteren.  Die  Analysenangaben 
enthalten  den  Wassergehalt  und  die  Teerausbeute,  bezogen  auf  den 
bestimmten  Wassergehalt  von  55  Proz.  (Grubenfeuchtigkeit).  Die  so  ge- 
wonnene theoretische  Ausbeute  wird  noch  auf  den  Großbetrieb  um- 
gerechnet, wofür  man  je  nach  den  Betriebs  Verhältnissen  60 — 70  Proz.  der 
theoretischen  Ausbeute  annimmt.  Der  im  Großbetrieb  erhaltene  Teer 
enthält  weniger  saure  Körper  und  ist  leichter. 


IL  Prüfong  des  Rohteers  ans  Brannkohle. 

Der  Braunkohlenteer  ist  bei  Zimmerwärme  butterartig  fest,  gelblich- 
braun bis  dunkelbraun  und  riecht  kreosotartig,  z.  T.  auch  nach  Schwefel- 
wasserstoflF,  welcher  sich  bei  der  Teerdestillation  oft  in  erheblicher 
Menge  bildet.  Er  wird  bei  mäßiger  Erwärmung  leichtflüssig,  da  er  keine 
viskosen  Schmierölanteile  enthält,  sein  ep  liegt  je  nach  Zusammensetzung 
zwischen    4- 15   imd   +  30®.     Der   Teer   beginnt   gegen   80° ,   bisweilen 


Rohte«r  ans  Braankohle.  g9 

aach  erst  gegen  100^  zu  sieden.  Die  Hauptmenge  der  Destillate  geht 
»wischen  250**  und  350^,  bei  einigen  Teeren  zwischen  250  und  300°  über. 

Bezuglich  der  chemischen  Zusammensetzung  ist  bei  genaueren 
technischen  Untersuchungen  zu  berücksichtigen,  daß  der  Rohteer  als 
Hauptbestandteile  gesättigte  und  ungesättigte  Kohlenwasserstoffe  enthält. 
Erstere  bilden  die  größere  Menge  und  finden  sich  Tom  Heptan  CfHi« 
bis  zum  festen  Heptakosan  C^Hj«  vor;  der  immerhin  noch  starke  Gehalt 
des  Braunkohlenteers  an  ungesättigten  Kohlenwasserstoffen  bewirkt,  daß 
Braonkohlenteeröle,  auch  die  leichter  schmelzenden  Paraffine,  erheblich 
mehr  Jod  (erstere  bis  zu  70  Proz.,  Paraffin  bis  zu  9  Proz.)  absorbieren  als 
Öle  aus  Rohpetroleum.  Auch  die  Schieferöle  und  in  noch  höherem  Maße 
die  Torföle  absorbieren  mehr  Jod  als  Destillate  des  Rohpetroleums,  und 
alle  Torgenannten  Öle  aus  Braunkohlen-,  Schiefer-  und  Torfteer  reagieren 
daher  mit  rauchender  Salpetersäure  und  mit  Schwefelsäure  unter  wesent- 
lich stärkerer  Temperaturerhöhung  als  die  nur  schwach  reagierenden  Öle 
aas  Bohpetroleum.  In  geringeren,  aber  immerhin  noch  bemerkenswerten 
Mengen  finden  sich  im  Braunkohlenteer  Phenole  und  Kresole,  aroma- 
tische Kohlenwasserstoffe  wie  Benzol  und  dessen  Homologe,  Naphthalin 
(0,1—0,2 Proz.),  Chrysen  CigH,j  und  Picen  C^^B-^^,  Femer  sind  in  kleinen, 
die  Gewinnung  allerdings  nicht  lohnenden  Mengen  Aldehyde,  Ketone, 
Pyridinbasen  von  C5H5N  aufwärts  bis  zum  Parvolin  C9H3N,  auch 
Chinolin  und  Schwefelverbindungen  wie  Schwefelwasserstoff,  Schwefel- 
kohlenstoff, Thiophen  C^  H^  S  und  Merkaptane  gefunden  worden. 

Für  die  technische  Bewertung  des  Teers  kommen  in  erster  Linie 
folgende  Punkte  in  Betracht. 

a)  SpesU/Uchea  €fewMU»  Schwankt  je  nach  Ausgangsmaterial 
iwischen  0,820  und  0,950  (bei  Steinkohlen-  imd  Buchenholzteer  ist  es 
>1);  wird  in  bekannter  Weise  (s.  S.  85  ff.)  mit  Pyknometer  oder  Aräo- 
meter festgestellt.  Nach  Scheithauer  wird  das  spez.  Gew.  bei  35^  R. 
bestimmt.  Die  wertvollen  Teile  des  Teers,  Kohlenwasserstofföle  und 
Paraffin,  erniedrigen,  die  minderwertigen  Kreosotstoffe  und  basischen  An- 
teile erhöhen  das  spez.  Gewicht. 

b)  ErsUM/rrungapuhkU  ep  liegt  um  so  höher,  je  höher  der 
Paraffingehalt  des  Teers  ist;  zur  Prüfung  taucht  man  die  Quecksilber- 
kugel eines  Thermometers  in  den  geschmolzenen,  auf  60-^70^  erhitzten 
Teer  und  läßt  nach  dem  Herausziehen  des  Thermometergefäßes  dieses, 
gegen  Luftzug  geschützt,  abkühlen.  Die  Temperatur,  bei  welcher  der 
Tropfen  am  Quecksilbergefäß  erstarrt,  ist  die  Erstarrungstemperatur. 

e)  Die  DeatUkMUansprobef  die  wichtigste  Prüfung  zur  Bewertung 
des  Bohteers,  läßt  die  Ausbeute  an  leichtem  Rohöl  und  an  Parafünmasse 
erkennen.  Man  destilliert  etwa  200  g  Teer  in  einer  Retorte,  fängt  zunächst 
das  Destillat  bis  zu  demjenigen  Punkt,  wo  ein  Tropfen  auf  Eis  erstarrt. 


70  Mineralöle. 

als  „leichtes  Rohöl",  das  weitere  Destillat  bis  zu  dem  Punkt,  wo  gelb- 
lichrote harzige  Massen  (Picene)  übergehen,  als  „Paraffinmasse"  auf. 
Die  rötlichen,  Picen  enthaltenden  Teile  werden  getrennt  aufgefangen. 
Der  gewogene  Destillationsrückstand  stellt  den  Koks  dar;  die  Ge- 
wichtsdifferenz der  anfanglichen  Teermenge  und  der  übrigen  gewo- 
genen Produkte  ergibt  die  Menge  der  Gase  und  Verluste.  Bei  ge- 
nauer Prüfung  bestimmt  man  die  Destillate  nach  Temperaturinteryallen 
(bis  150®,  bis  250°  u.  s.  w.)  unter  gleichzeitiger  Beobachtung  ihres  Ver- 
haltens auf  Eis. 


ni.  Prttfting  der  ans  BrannkoUen-  und  Sdiieferteer 

erhaltenen  öligen  Destillate. 

Die  durch  Destillation  des  Teers,  Rektifikation  und  Abpressen  der 
ParafQnmassen  erhaltenen  Öle  (Benzin,  SolarÖl,  Paraffinöl,  Gasöl  etc.) 
werden  fast  in  gleicher  Weise  wie  die  entsprechenden  Produkte  aus  Roh- 
petroleum (s.  S.  19  und  ff.)  geprüft. 

Für  Gasöl  aus  Braunkohlenteer  kommen  noch  folgende  Punkte 
in  Betracht: 

a)  Der  KreosotgehaU  soll  bei  gutem  Gasöl  nur  minimal  sein.  Die 
Bestimmung  erfolgt  durch  5  Min.  langes  Schütteln  yon  je  100  ccm  Öl 
imd  Natronlauge  TOn  6°  Be.  Die  Volumenverminderung  des  Öles  ergibt 
den  Kreosotgehalt. 

b)  Der  SchwefeigeJuMU  kann  nach  S.  38  oder  nach  Graefe  (Angew. 
Chemie  1904,  S.  619)  durch  Verbrennung  in  Sauerstoff  ermittelt  werden; 
in  ersterem  Fall  wird  yon  schweren  Ölen  eine  gewogene  Menge  in 
schwefelfreiem  Leuchtöl  gelöst. 

e)  QehaU  an  in  konz.  SfchwefeUäure  löMchen  sog.  schweren 
KoMenwoMerstoffen  wird  nach  S.  23  ermittelt.  Eisenlohr  ermittelt 
deren  Menge  durch  mehrfaches  Ausschütteln  von  300  g  Ol  mit  je  10% 
konz.  Schwefelsäure  bis  zu  dem  Punkte,  wo  das  Ol  keine  Gewichtsab- 
nahme mehr  erleidet. 

d)  DestUlationsprobe.  Für  die  Beurteilung  eines  Gasöls  nach  den 
Siedegrenzen  ist  zu  berücksichtigen,  daß  ein  Gasöl  um  so  höherwertig 
angesehen  wird,  je  geringer  die  Grenzen  sind,  innerhalb  deren  es  siedet. 
Zweckmäßig  ist  es,  die  Siedegrenzen  zu  ermitteln,  innerhalb  welcher 
80  Proz.  des  Öls  übergehen.  (Vorläufige  Deutsche  Verbands -Beschlüsse 
1904.)  Wie  Kreosot  und  ein  hoher  Gehalt  an  ungesättigten  Kohlen- 
wasserstoffen, so  beeinträchtigt  auch  ein  Gehalt  an  schwereren,  über 
300^  siedenden  Ölen  den  Vergasungswert,  es  ist  daher  durch  einen 
Destillationsversuch  die  Menge  dieser  Öle  bei  der  Prüfung  der  Gasöle 
festzustellen. 


Destillate  aus  Braonkohlen-  oder  Schieferteer.  71 

Die  Siedeanalyse  wird  im  Englerkolben  (S.  10)  vorgenommen, 
ermittelt  werden  die  Destillate  in  Abständen  der  Siedegrenze  von  je  50^. 
Wichtig  ist  zu  bestimmen,  nach  wie  viel  Destillatprozenten  das  Destillat 
auf  £is  erstarrt,  weil  sich  danach  entscheidet,  ob  das  Destillat  noch  auf 
Paraffin  verarbeitet  werden  kann.  (Vorläufige  Deutsche  Verbands -Be- 
schlüsse^ 1904). 

e)  I>er  CMutU  an  Weichparafflnen,  welche  sich  in  dem  haupt- 
sächlich  aus  leichteren  Ölen  bestehenden  Gasöl  finden,  hat  (Eisenloh r, 
Angew.  Chem.  1897,  S.  300  und  332,  und  1898,  S.  549)  eine  besondere 
Bedeutung  in  Eücksicht  auf  den  Yergasungswert  dieser  Ole.  Nach 
£isenloh.rs  Versuchen,  welche  auf  dem  bereits  beschriebenen  Apparat 
▼on  Wem  ecke  ausgeführt  sind,  ist  —  ceteris  paribus  —  der  Vergasungs- 
wert um  so  höher,  je  mehr  Weichparafßne  zugegen  sind.  Die  von 
Eisen  lehr  angeregte  quantitative  Bestimmung  der  Weichparaffine  im 
Gasöl  bedarf  aber  noch  eingehender  Durcharbeitung. 

AuBer  der  Methode  des  Ref.  hat  sich,  besonders  für  praktische 
Zwecke,  nach  Scheithauer  das  Verfahren  von  Zaloziecki  bewährt. 
Man  löst  bei  Ausübung  letzteren  Verfahrens  etwa  5  g  Öl  in  der  zehn- 
fachen Menge  Amylalkohol,  fällt  mit  der  gleichen  Menge  nahezu  absol. 
Alkohol  bei  0^  das  Paraffin  aus  und  filtriert  es  bei  dieser  Temperatur. 

f)  Der  JPlamfnpunkt  wird  in  einzelnen  Fällen  zur  Orientierung 
bestimmt  (s.  Schmieröle). 

g)  IHe  BesHfntnung  des  Vergasungswertes  nach  Wernecke- 
Helfers,  sowie  der  übrigen  Punkte,  welche  ein  summarisches  Urteil 
über  die  Brauchbarkeit  der  Gasöle  liefert,  ist  S.  45  u.  £F.  beschrieben. 

Von  den  Schieferölen  liefern  die  schottischen  eine  größere  Gas- 
ausbeute als  die  französischen,  erstere  54 — 58,  letztere  43 — 44  cbm  (Jas 
auf  100  kg  Öl,  die  Messeischen  Schieferöle  liefern  57 — 58  cbm  Gas  mit 
10,5  Hefher-Kerzen,  35  kg  Teer  und  4,6  kg  Koks.  Diese  Angaben  haben 
nur  Vergleichswert  für  gleichartige  Anlage  und  Vergasung.  Der  Apparat 
TOn  Wern  ecke -Helfers  hat  sich  auch  in  der  Braunkohl  enteerindustrie 
nicht  allgemeiner  eingeführt,  weil  die  mit  demselben  erhaltenen  Ergebnisse 
wegen  ihrer  oft  geringen  Übereinstimmung  mit  denjenigen  des  Groß- 
betriebs in  der  Versuchsgasanstalt  nicht  genügend  praktischen  Vergleichs- 
wert haben.  £isenlohr  hält  nach  eingehenden  neueren  Versuchen  den 
Apparat  indes  für  durchaus  geeignet  zur  Bestimmung  des  Vergasungs- 
wertes und  hat  auch  recht  gute  Übereinstimmung  mit  den  Ergebnissen 
der  Versuchsgasanstalten  erzielt  (briefliche  Mitteilung  an  den  Ref.). 

h)  Auch  Farbe,  Leuchtwert  und  KäUebeständigkeit  von  Leuchtöl- 
ond  Gasöldestillaten  aus  Braunkohlenteer  u.  s.  w.  werden  gelegentlich 
oach  den  S.  24  u.  ff.  beschriebenen  Verfahren  bestimmt. 


72  Mineralöle. 

rv.  ParafflnmasBen,  -schuppen  und  fertiges  Paraffin  aus 

Braunkohlenteer. 

a)  ParafflnbesHnMUung.  Für  ungefähre  Ermittelungen  wird  die 
Rohparaffinmasse  auf  2 — 3^  abgekühlt  und  zwischen  Filtrierpapier  oder 
Leinewand  gepreßt.  Von  dem  abgepreßten  und  gewogenen  Paraffin  wird 
der  Schmelzpunkt  bestimmt. 

Die  genaue  Bestimmung  des  Paraffins  in  diesen  Massen  geschieht 
ebenso  wie  in  den  Paraffinschuppen  nach  S.  53. 

Weichparaffinschuppen  aus  Braunkohlenteer,  welche  nicht  mehr  als 
14  Proz.  Öl  enthalten,  werden  nach  Eisenlohr  (s.  oben),  wie  folgt,  auf 
Paraffingehalt  geprüft. 

0,5  g  Substanz  werden  in  100  ccm  abs.  Alkohol  gelöst;  zur  Lösung 
werden  25  ccm  Wasser  zugegeben,  und  die  Masse  wird  auf  — 18  bis  —  20*^ 
abgekühlt.  Das  Paraffin  wird  in  der  S.  15  beschriebenen  Filtriervorrieh- 
tung  unter  Anwendung  der  Saugpumpe  filtriert  und  mit  auf  — 18^  ab- 
gekühltem Alkohol  Ton  80^  Tr.  ausgewaschen,  bis  sich  das  Filtrat  auf 
Wasserzusatz  nicht  mehr  trübt.  Das  ParafiGln  wird  nach  Trocknung  im 
Yakuumexsikkator  bei  35 — 40^  bis  zur  Gewichtskonstanz  gewogen.  Die 
Gewichtskonstanz  ist  in  6 — 8  Stunden  erreicht. 

Nach  Scheithauer  hat  sich  auch  das  Verfahren  von  Zaloziecki 
(s.  oben)  zur  Bestimmung  des  Paraffins  in  den  Schuppen  mit  der  Maß- 
gabe bewährt,  daß  man  die  Schuppen  in  dem  15 — 20-fachen  Gemisch 
Yon  Amyl-  und  Äthylalkohol  löst. 

Die  sonstigen  Untersuchungen  der  Paraffinschuppen  und  fertigen 
Paraffine  werden,  wie  S.  53  und  unter  „Kerzenmaterialien^  beschrieben, 
ausgeführt. 

b)  Schmelzpunkt  und  MratarrungapunkL  1.  Die  Schmelz- 
punktsbestimmung im  Kapillarröhrchen  wird  von  einzelnen 
Fabriken  den  anderen  Methoden  gegenüber  bevorzugt,  weil  sie  nicht 
nur  den  Endpunkt  des  Schmelzens,  sondern  auch  den  für  die  tech- 
nische Beurteilung  wichtigen  Beginn  des  Schmelzens  zu  beobachten 
gestattet. 

2.  Die  bekannte  Hallesche  Methode  ist  unpraktischer  und 
diffizil  auszuführen.  Als  Beginn  des  Erstarrens  gilt  hier  die  Paraffinnetz- 
bildung in  einem  flüssigen  Paraffintropfen,  welcher  auf  heißem,  sich  all- 
mählich abkühlenden  Wasser  schwimmt. 

3.  Der  Shukoffsche  Apparat  (Chem.-Ztg.  1901,  26,  No.  95)  hat 
sich  neuerdings  für  die  Bestimmung  des  Erstarrungspunktes  von  Paraffinen 
in  der  Braunkohlenindustrie  eingeführt.  Dieser  Apparat  (Fig.  22)  ist  eine 
handlichere  Umformung  der  bekannten  Dalican sehen  und  Finkener- 
schen   Apparate    zur   Bestimmung    des  Erstarrungspunktes    von  Fetten. 


Paraffinmaasen. 


78 


Fi|:.  u. 


Als  Erstarrungspunkt  gilt  hier  derjenige  Wärmegrad,  bei  welchem 
während  der  Abkühlung  des  geschmolzenen  Paraffins  das  Thermometer 
deutlich  längere  Zeit  stehen  bleibt,  oder  derjenige  höchste  Wärmegrad^ 
bis  zu  welchem  das  Thermometer  von  selbst  nach  einigem  Verweilen 
aaf  einem  Punkte  ohne  äußere  Wärmezufuhr  steigt. 

Bei  den,  von  erheblichen  Stearinsäurezusätzen  freien  Paraf&nmassen 
wird  immer  nur  Stehenbleiben,  nicht  aber  von  selbst  stattfindendes  An- 
steigen der  Temperatur  beobachtet. 

Nach  S hu k off 8  Vorschrift  werden  30 — 40  g  der  zu  prüfenden 
Kerzenmasse  im  Gefäß  a  geschmolzen.  Sobald  die  Temperatur  der 
Masse  auf  etwa  5^  oberhalb  des  Erstarrungspunktes  gesunken  ist,  wird 
der  Apparat  stark  und  regelmäßig  geschüttelt,  bis  der  Inhalt  deutlich 
trübe  und  undurchsichtig  geworden  ist.  Dann  wird  ohne  Schütteln 
weiter  beobachtet,  bei  welchem  Punkt  das  Thermometer  stehen  bleibt, 
bezw.  bis  zu  welchem  höchsten  Punkt  es  nach  dem  Stehenbleiben 
ansteigt. 

Die  nach   dem  Shuko  ff  sehen   Verfahren    er- 
haltenen Ergebnisse  zeigen   bei  Wiederholungsyer- 
suchen  höchstens  Unterschiede  von  wenigen  Zehntel 
Graden  und  stimmen  bedeutend  besser  überein  als 
die  nach  der  Hall  eschen  Methode  erhaltenen  Zahlen. 
Bei  besseren   Paraffinkerzen  differieren  Beginn  und 
Endpunkt     des     Schmelzens    im    Eapillarrohr    um 
böchstens  2 — 4^,  Anfang  des  Schmelzens  liegt  über 
50®,   Endpunkt  zwischen  53  und  55^.     Die   gerin- 
geren   Marken    beginnen    schon    bei    47  —  48^    zu 
schmelzen.      Endpunkt    des    Schmelzens    und    Er- 
starrungspunkt, nach  Hallescher  Methode  bestinmit, 
liegen   nahe    beieinander,    selten  gehen  die  IJnter- 
scbiede    bis    zu    2^.      Die    nach    der    Hai  leschen 
Methode  gefundenen  Zahlen  liegen  gewöhnlich  etwas 
niedriger   als    die   Endpunkte    des    Schmelzens    im 
Rapillarrohr   und  meistens  fast  genau  so  hoch  wie 
die  nach  Shukoff  ermittelten  Zahlen. 

Gräfe  hat  gezeigt,    daß  bei  Mischungen  von 
Montanwachs  oder  HartparaMn  mit  minderwertigem 
Weichparaffin     der    Charakter    des    Materials    nur 
durch  ein  Verfahren   richtig  gekennzeichnet  werden  kann,  welches  wie 
das  Shuko  ff  sehe  die  Beobachtung  der  Erstarrungswärme  einschließt. 

4.  Die  Bestimmung  des  Tropfpunktes  (nach  Finkener)  ist 
Dar  für  zoUtechnische  Unterscheidung  von  Paraffin  und  Ceresin  seitens  der 
Steaerbehörden  yorgeschrieben  (Versuchsausführung  s.  S.  140). 


74  Mineralöle. 

c)  BesHmtnung   des   Kölaphaniums    geschieht   wie  bei  Geresin 

unter  Auskochen  mit  70-proz.  Alkohol  (s.  S.  79). 

d)  SansUge  Zusätze  oder  Verunreinigungen  werden  nach  den 
unter  „Mineralschmieröle"  beschriebenen  Verfahren  ermittelt. 

y.  Fertige  Paraffinkerzen. 

a)  ChhaU  an  Weiche  und  Hartparafßn  wird  nach  S.  53  be- 
stimmt. 

b)  Biegeprobe*  Diese  Probe  kennzeichnet  die  Neigimg  der  Kerzen 
zum  Verbiegen,  welche  vom  Gehalt  an  Weichparaffin  abhängig  ist;  sie 
wird  so  ausgeführt,  daß  22  mm  lange  Kerzen,  welche  an  der  Spitze 
16  mm,  am  FuB  etwa  18  mm  stark  sind,  an  ihrem  Kopfende  in  runde 
Löcher  eines  senkrecht  aufgestellten  Brettes  horizontal  eingefügt  und 
auf  Biegung  unter  dem  Eigengewicht  geprüft  werden. 

Der  herausragende  Teil  der  Kerze  wird  21  cm  lang  gewählt.  Nach 
einstündigem  Stehen  bei  22^  wird  die  Durchbiegung  der  Kerzen  in  mm 
ermittelt.  Je  größer  die  Durchbiegung  in  einer  Stunde,  um  so  geringer 
ist,  ceteris  paribus,  das  Material. 

Bei  Untersuchung  anders  geformter  Kerzen  ist  das  Material  in  die 
für  die  Biegeprobe  angegebene  Form  zu  bringen.  Zu  diesem  Zwecke 
wird  die  (Metall-)Form  angewärmt;  etwas  oberhalb  des  Erstarrungs- 
punktes des  Kerzen materials  wird  die  geschmolzene  Masse  in  die  Form 
eingegossen  und  diese  in  Kühlwasser  von  Zimmertemperatur  bis  zum 
Erstarren  der  Masse  gekühlt. 

Die  Biegeprobe  soll  nur  mit  Kerzen  vorgenommen  werden,  die 
sich  wenigstens  6  Stunden  außerhalb  der  Form,  und  dabei  mindestens 
3  Stunden  in  dem  Raum  befinden,  in  dem  die  Biegeprobe  yorgenommen 
wird. 

VI.  Komposittonskerzen. 

a)  JD^niHon»  Alle  Paraffinkerzen  enthalten  kleine  Mengen, 
1 — 2  Proz.,  Stearin,  welche  zur  Erleichterung  des  Herausbringens  der 
gegossenen  Kerzen  aus  den  Formen  zugesetzt  werden.  Kompositions- 
kerzen sind  solche  Kerzen,  die  aus  wechselnden  Mengen  Paraffin  und 
beträchtlichen  Mengen  Stearin  (in  der  Regel  Y3  Stearin)  bestehen.  Durch 
den  großen  Stearinzusatz  yerlieren  die  Kerzen  die  Transparenz  der  Paraffin- 
kerze und  werden  den  höherwertigen  Stearinkerzen  somit  auch  äußerlich 
ähnlicher;  Stearinzusatz  wird  bei  der  Herstellung  ständig  kontrolliert, 
damit  er  sich  innerhalb  der  zulässigen  Grenzen  bewegt.  Die  untere 
Grenze  ist  durch  die  bei  geringen  Stearinzusätzen  beginnende  Trans- 
parenz des  Gemisches,  die  obere  durch  die  Preisdifferenz  von  Paraffin 
imd  Stearin  bedingt.     Nach  Krey  differiert  der  Stearingehalt  in  Spitze 


Eompositionskerzen.    Montanwachs.  75 

und  fnB  der  Kompositions -Kerzen  oft  um  2 — 3  Proz.;  diese  Differenz 
rührt  nach  Gräfe  (Braunkohle  3,  109)  von  der  in  verschiedenen  Schicht- 
höhen ungleichartigen  Temperatur  des  Kühlwassers  her,  durch  welches 
die  gegossenen  Kerzen  zum  Erstarren  gebracht  werden. 

Zu  Kompositionskerzen  wählt  man  meistens  nicht  das  sehr  hoch 
schmelzende,  sondern  eine  niedriger,  nahe  bei  50^  schmelzende  Marke 
ParaflSn.  Ein  Zusatz  von  wesentlich  unter  49°  schmelzendem  Paraffin 
ZOT  Eompositionskerze  gilt  als  Qualitätsverminderung. 

Der  Schmelzpunkt  der  Mischungen  von  Stearin  und  Paraffin  liegt 
entsprechend  dem  Raoult sehen  Gesetz  niedriger  als  der  berechnete 
mittlere  Schmelzpunkt. 

b)  Alkoholkerzen.  In  den  letzten  Jahren  kamen  auch  Paraffin- 
kerzen in  den  Handel,  bei  denen  der  äußere  Eindruck  der  weißen  Stearin- 
kerze durch  Alkoholzusatz  zu  Paraffinkerzen  und  bei  wesentlich  ge- 
ringerem Stearinzusatz,  als  dies  sonst  bei  Kompositionskerzen  üblich  ist, 
erreicht  wird.  Durch  allmähliches  Verdunsten  des  Alkohols,  insbesondere 
beim  Brennen,  wird  die  Kerze  allmählich  durchsichtiger. 

e)  Prüfwng.  Die  Prüfung  der  Kompositionskerzen  erstreckt  sich 
in  erster  Linie  auf  den  Gehalt  an  Stearinsäure  (einschl.  Palmitinsäure), 
welche  bekanntlich  das  höherwertige  Material  ist.  Diese  Prüfung  erfolgt 
durch  einfache  Titrierung  des  Materials  in  ätherisch-alkoholischer  Lösung 
mittels  y,„  N.  alkoholischer  Lauge.  Der  Gehalt  an  Ölsäure  bezw.  Isoöl- 
saure  (Jodzahl  90,1)  ergibt  sich  aus  der  Bestimmung  der  Jodzahl  (s.  Kap. 
Fette,  Öle  und  Wachse).  Eine  Jodzahl  4,5  würde  denmach  5  Proz.  Ölsäure 
Wzw.  IsoÖlsäure  entsprechen.  Je  geringer  die  Ölsäuremenge,  um  so  besser 
-  ceteris  paribus  —  das  Material. 

Vn.  Montanwachs. 

Durch  Extraktion  mittels  Benzin  oder  Benzol  lassen  sich,  wie  oben 
erwähnt,  nicht  die  gesamten  in  einer  Schwelkohle  enthaltenen  Bitumen- 
teile, welche  durch  Verschwelung  zu  gewinnen  sind,  gewinnen.  40  bis 
50  Proz.  des  letzteren,  bisweilen  auch  bis  90  Proz.  und  darüber  ver- 
Meiben  beim  Extrahieren  in  der  Kohle.  Der  Schmelzpunkt  des  extra- 
Herten  Bitumens  liegt  zwischen  70  und  80**,  zuweilen  höher,  zuweilen 
mch  bedeutend  niedriger.  Nach  Scheithauer  („Das  Bitumen  der 
Braunkohle*',  Braunkohle  1904,  III  Jahrg.  97—98)  ist  der  Schmelzpunkt 
des  Bitumens  nicht  nur  yon  dem  benutzten  Lösungsmittel,  sondern  auch 
TOQ  der  Art  der  Kohle  abhängig. 

Bas  durch  Extraktion  gewonnene  Bitumen  besteht  nach  Unter- 
suchungen TOn  G.  Krämer  und  Spilker  (Ber.  1902,  S.  1212)  aus  Estern 
^ochnolekularer    Säuren,    freien    Säuren   und   schwefelhaltigen  Begleit- 


76  MiDeralöle. 

Stoffen.     Hübner  (Inauguraldissertation,  Halle  1903)  fand  einen  keton- 
artigen  Körper  Cje  H39  0  als  Bestandteil  des  Bitumens. 

Durch  trockne  Destillation  wird  das  Bitumen,  wie  sich  aus  der 
Zusammensetzung  des  Teers  ergibt,  in  gesättigte,  ungesättigte  Kohlen- 
stoffe, saure  und  basische  Stoffe  unter  Abscheidung  yon  Wasser  und 
Kohlensäure  zersetzt. 

Ramdohr  (D.  R.  P.  2232)  hat  zuerst  1869  und  1878  versucht, 
durch  Behandeln  der  Schwelkohle  mit  Dampf  Bitumen  zu  erhalten; 
dieses  bestand  aber  aus  Teer  und  festem  Bitumen  und  erforderte  zu 
kostspielige  Verarbeitung.  Erst  1897  hat  E.  v.  Bojen  (D.  R.  P.  101373 
Tom  1.  Juli  1897)  nochmals  mit  besserem  Erfolg  die  Gewinnung  Ton 
Bitumen  aufgenonmien,  indem  er  die  grubenfeuchte  Braunkohle  mit  über- 
hitztem Wasserdampf  oder  die  getrocknete  Kohle  mit  Extraktionsmitteln 
auf  Bitumen  verarbeitete.  Das  Bitumen  verarbeitete  er  auf  Montanwachs 
durch  mehrfaches  Destillieren  mit  auf  250^  erhitztem  Wasserdampf, 
später  durch  Destillieren  im  Vakuum.  So  wurde  ein  über  80°  schmelzen- 
des krystallisiertes  weiBes  Produkt  erhalten. 

Im  Handel  ist  Montanwachs  bisher  noch  nicht  oder  nur  vereinzelt 
in  kleinen  Mengen  aufgetreten,  weshalb  auch  noch  nicht  besondere 
Prüfungsverfahren  für  dasselbe  vereinbart  sind. 

Das  rohe  Montanwachs  wird  man  ähnlich  wie  rohes  Erdwachs  auf 
fremde  mechanische  Verunreinigungen,  Schmelzpunkt  u.  s.  w.  prüfen  und 
fremde  Zusätze  feststellen,  soweit  dies  nach  den  bekannten  Konstanten 
(s.  auch  unter  Kerzenmaterialien  Bd.  III)  möglich  ist.  Das  gereinigte 
Produkt  wird  man  auf  Schmelz-  bezw.  Erstarrungspunkt  und  gleichfalls 
auf  Gegenwart  von  Zusätzen  prüfen  müssen. 

P.  Scldeferteer. 

Der  jetzt  in  Schottland  geschwelte  Schiefer  gibt  gegenüber  der 
früher  dort  verarbeiteten  Bogheadkohle,  die  bis  35  Proz.  Teer  lieferte, 
nur  8 — 14  Proz.  Teer.  Der  M  es  seier  bituminöse  Schiefer  gibt  6  bis 
10  Proz.  Teer.  Die  Schwelfähigkeit  wird  in  gleicher  Weise  wie  bei 
den  Kohlen  geprüft. 

Im  großen  wird  in  stehenden  kontinuierlich  arbeitenden  Retortenöfen 
der  Systeme  Henderson  und  Young-Beilby  unter  Mitwirkung  von 
überhitztem  Wasserdampf  geschwelt.  Die  hierbei  entstehenden 
Gase  werden  mit  minderwertigem  oder  ausgekoktem  Schiefer  unter  den 
Retorten  verheizt  und  dienen  femer  zur  Beleuchtung  der  Arbeitsräume 
oder  zum  Betriebe  der  Motoren.  Das  Schwel wasser  enthält  ca.  0,6  Proz. 
Ammoniak  und  wird  dementsprechend  auf  Ammoniumsulfat  verarbeitet. 
Die  Messeischen  Schwelwässer  liefern  noch  Brenzkatechin. 


Schieferteer-    Torfteer.  77 

Der  Schieferteer  (spezifisches  Gewicht  0,850 — 0,900,  Schmelz- 
punkt sehr  schwankend)  wird  in  gleichen  oder  ähnlichen  Blasen  wie  der 
Braonkohlenteer,  aber  ohne  vorherige  chemische  Reinigung,  destilliert, 
in  Schottland  meistens  ohne  Yakuum,  in  Messel  ausschließlich  mit 
Yakuuin.    Die  Unterstützung  der  Destillation  durch  Wasserdampf  ist  bei 

^^  mm 

Schieferteer  unschädlich.  Die  Oldestillate  sind  etwa  die  gleichen  wie 
beim  Braunkohlenteer  und  werden  auch  entsprechend  yerarbeitet  und 
geprüft.  Die  Paraffinkrystallisation  geschieht  in  Messel  imter  steter  Be- 
wegung. Überall  wird  zum  Auskrjstallisieren  künstliche  Abkühlung 
durch  Eältemaschiaen  benutzt. 


^.  Torfteer« 

Die  groBe  Ausdehnung  der  Torfmoore  hat  schon  zu  zahlreichen 
Problemen  imd  Patenten  hinsichtlich  einer  guten  Ausnutzung  der  Torf- 
lager Veranlassung  gegeben.  Wesentlich  ist  zunächst  die  billige  und 
unabhängig  Ton  der  Witterung  zu  vollziehende  Beseitigung  des  etwa 
90  Proz.  betragenden  Wassergehalts  der  Torfinassen  unter  entsprechender 
Herabminderung  ihres  Volumens.  Am  vorteilhaftesten  hat  sich  für 
diesen  Zweck  die  Schwelerei  bewährt,  bei  der  die  abziehenden  Feuer- 
gase gleich  den  Torf  vortrocknen.  Der  aus  den  Pressen  kommende  Torf 
bnn  nach  der  Vortrocknung  unbeschadet  transportiert  und  in  Luft- 
schnppen  sich  selbst  überlassen  bleiben.  Die  übrigen  auf  eine  Trocknung 
abzielenden  Patente  sind  meistens  zu  kompliziert  und  gestatten  nicht 
eine  genügende  Verringenmg  des  Torfvolumens. 

Bei  der  Schwelerei  wird  der  Torf  entweder  ganz  verkokt  —  der 
hh  wird  dann  statt  Holzkohle  in  der  Metallurgie  benutzt  —  oder 
iialbverkohlt,  so  daß  eine  gute  Heizkohle  entsteht.  Als  Schwelprodukte 
resultieren  so  4  oder  2  Proz.  Teer,  40  bezw.  36  Proz.  Schwelwasser, 
21  bezw.  12  Proz.  Gase. 

Zur  Versuchsschwelimg  im  Laboratorium  ist  eine  gute  Durchschnitts- 
probe von  etwa  0,5  kg  aus  einer  eisernen  Retorte  zu  destillieren.  Der 
Aschengehalt  soll  6 — 8  Proz.  nicht  übersteigen.  70  Proz.  des  erhaltenen 
Teers  werden  wie  bei  der  Braunkohle  als  Ausbeute  des  Großbetriebes 
berechnet. 

Der  kontinuierlich  betriebene  Schwelofen  ähnelt  dem  Roll  eschen, 
l^at  aber  keine  Glocke  und  wird  mit  Schwelgas  geheitzt.  Der  zu  ver- 
schwelende Torf  hat  20 — 30  Proz.  Wassergehalt.  Entsprechend  der 
oatürlichen  Stellung  des  Torfes  zwischen  Holz  und  Kohle  enthält  das 
Schwelwasser    hauptsächlich  Ammoniak,    Methylalkohol   und  Holzessig. 

Der  dem  Braunkohlenteer  ähnliche  Torfteer  wird  auch  entsprechend 
verarbeitet  auf  wenig  Photogen,    Solaröl,    Gasöl,   Paraf&n  und  die  zu- 


78  Mineralöle. 

gehörigen  Kreosote.  Eine  neue  Torfverkokungsanstalt  in  HuBland  ver- 
arbeitete 18  t  lufttrocknen  Torf  in  24  Stunden  bei  Gewinnung  von  Xoks 
oder  25  t  Torf  beim  Arbeiten  auf  Heizkohle. 

Eine  gröBere  technische  Bedeutung  hat  der  nur  in  untergeordneten 
Mengen  bisher  erhaltene  Torfteer  noch  nicht  gewonnen. 

Die  chemische  Zusammensetzung  der  Teere  aus  Schiefer  und  Torf 
ist  derjenigen  Ton  Braunkohlenteer  qualitativ  sehr  ähnlich,  weicht  aber 
in-  quantitativer  Hinsicht  von  dieser  sehr  ab. 


R«  Erdwachs« 

I.  Vorkommen,  Eigenschaften  und  Zusammensetzung. 

Rohes  Erdwachs  wird  hauptsächlich  in  Galizien  hüttenmännisch 
durch  Bergbau  gefördert.  Es  stellt  im  Rohzustand  eine  schwarze  wachs- 
artige  Masse  mit  matter  Oberfläche  von  kaum  wahrnehmbarem  oder 
schwach  bituminösem  Geruch  dar.  Es  schmilzt  je  nach  der  Qualität, 
dem  Gehalt  an  öligen  Beimengungen  gegen  60 — 85^  imd  ist  im  Gegensatz 
zu  Paraffin  amorph.  Die  Hauptmasse  des  Erdwachses  besteht  aus  hoch- 
molekularen gesättigten  Kohlenwasserstoffen  CnHtn  +  «,  in  den  Neben- 
bestandteilen aus  imgesättigten  Kohlenwasserstoffen  imd  gefärbten,  oxy- 
dierten Stoffen. 

n.  Reinigung. 

Bas  rohe  Erdwachs,  auch  Ozokerit  genannt,  wird  in  der  Regel 
mit  etwa  20  Proz.  konz.  Schwefelsäure  gereinigt,  d.  h.  von  den  förbenden 
Stoffen  befreit,  wobei  etwa  20  Proz.  Wachs  verloren  gehen.  Die  saure 
Masse  wird  mittels  der  kohligen  Rückstände  der  Blutlaugensalzfabrikation 
weiter  gereinigt,  wodurch  naturgelbes  Wachs  erhalten  wird.  Durch 
wiederholte  Reinigung,  wobei  die  Rückstände  in  erwärmten  Filterpressen 
von  dem  gereinigten  Erdwachs  (Geresin)  getrennt  und  die  in  der  Kohle 
verbleibenden  Ceresinmeugen  durch  Extraktion  mit  Benzin  gewonnen 
werden,  erhält  man  weiße  Fabrikate,  deren  Wert  nach  der  Farbe  und 
Höhe  des  Schmelzpunktes  beurteilt  wird. 

m.  Die  Prüfung  auf  Ausbeute 

beim  Raffinieren  geschieht  nach  B.  Lach  (Chem.-Ztg.  9,  105)  durch 
Erhitzen  von  100  g  Rohwachs  mit  20  g  rauchender  Schwefelsäure  auf 
170 — 180°  bis  zum  Verschwinden  der  schwefligsauren  Dämpfe.  In  die 
Gewichtsabnahme  ist,  da  alsdann  die  Schwefelsäure  aufgebraucht  ist,  der 
Verlust  durch  Verflüchtigung  von  Ceresindämpfen  eingeschlossen.    In  die 


Erdwachs.  79 

heiße  Masse'  'werden  10  Proz.  Entfärb ungspulyer  (Blutlaugensalzrück- 
stande,  die  nahe  bei  140®  getrocknet  wurden)  eingerührt.  Von  der  er- 
kalteten Masse  wird  ein  aliquoter  Teil  im  Soxhletapparat  mit  Benzin 
extrahiert.     Die  Menge  des  Benzinextraktes  ergibt  die  Ausbeute. 


IV.  Verf älschungen  nnd  Prttftuig. 

Da  Erdwachs  und  Ceresin  sehr  teuer  sind  —  sie  dienen  zur  Fabrika- 
tion Ton  Kabeln,  Walzenmassen,  Luxus-  imd  feinen  Kirchenkerzen  u.  s.  w. 
—  so  werden  sie  sehr  häufig,  und  zwar  meistens  mit  dem  billigeren 
Paraffin,  verfälscht. 

a)  €^€nwart  van  JParaffn  ist  oft  schwer  zu  erkennen. 

1.  Bei  erheblichen  Zusätzen  ist  Paraffin  im  Roh  wachs  durch  die 
starke  Verringerung  des  Raffinationsverlustes  zu  erkennen,  den  das 
Material  beim  Behandeln  mit  Schwefelsäure  erleidet. 

2.  Da  Paraffin  in  der  Regel  einen  wesentlich  niedrigeren  Schmelz- 
punkt als  Ceresin  hat,  meistens  50 — 54®  C,  weichere  Sorten  bis  zu  35®, 
härtere  bis  zu  60®,  so  kann  man  auch  aus  dem  Schmelzpunkt  der  zu 
untersuchenden  Probe  bis  zu  einem  gewissen  Grade  Schlüsse  auf  grobe 
Paraffinzusätze  ziehen. 

3.  Spez.  Gewicht  von  Paraffin  (ep.  44—58®)  liegt  bei  4-15® 
zwischen  0,867  und  0,915;  der  Schmelzpunkt  steigt  mit  dem  Gewicht. 
Ozokerit  vom  Schmelzpunkt  56 — 82®  hat  je  nach  der  Höhe  des  Schmelz- 
punktes spez.  Gew.  =  0,912 — 0,943.  Hiemach  lassen  sich  auch  aus  dem 
spez.  Gewicht  Schlüsse  auf  Reinheit  ziehen. 

b)  Zusätze  von  Kolophonium  werden  in  der  Probe  durch  er- 
schöpfendes Auskochen  mit  70-proz.  Alkohol  nachgewiesen;  die  vereinigten 
Auszüge  werden  nach  völligem  Erkalten  filtriert.  Aus  der  klaren  Lösung 
wird  der  Alkohol  ab  destilliert,  der  Rückstand  wird  bei  110 — 115®  bis 
eben  zur  Klarflüssigkeit  getrocknet  und  gewogen.  Bei  gleichzeitiger 
Gegenwart  von  Fettsäuren  wird  der  mit  70-proz.  Alkohol  erhaltene  Aus- 
zug nach  dem  Abdestillieren  des  Lösungsmittels  nach  der  S.  119  ge- 
gebenen Vorschrift  weiter  verarbeitet. 

Auch  in  Paraffin  kann  in  gleicher  Weise  Kolophonium  bestimmt 
werden. 

e)  Srdälrückstände  und  Rückstände  von  der  Mineralöldestillation 
geben  sich  im  Erdwachs  dadurch  zu  erkennen,  daß  sie,  mit  Petroleum- 
benzin behandelt,  starke  Asphaltniederschläge  geben,  welche  in  Benzol 
löslich  sind  und,  aus  Benzollösung  abgedampft,  einen  festen  schwarz- 
glänzenden Asphaltlack  hinterlassen,  während  rohes  Erdwachs  sich  in 
Benzin  fast  völlig  löst,  bezw.  nur  äußerst  geringfügigen  wenig  charakte- 
ristischen Rückstand  (mechanische  Yerunreinigungen)  hinterläßt. 


gO  Mineralöle. 

d)  MineraUsche  Ztuätxe  wie  Talk,  Kaolin,  Gips  werden  nach 
dem  Veraschen  oder  Auflösen  des  Erdwachses  in  Benzin  durch  Unter- 
suchung des  Rückstandes  nach  den  bekannten  analytischen  Verfahren 
qualitativ  und  quantitativ  ermittelt. 

e)  Zusätze  van  Stearin,  PalmiHn,  Japa/nw€Lch8f  Talg  tc.  «•  ir. 
werden  nach  den  S.  74 — 75  und  im  Abschnitt  „Fette,  Öle  und  Wachse** 
beschriebenen  Verfahren  festgestellt. 

f)  Schnuizpunkt,  Ehratarrungspunktf  Tropfpunkt  werden,  wie 
imter  Paraffin  und  S.  139  beschrieben,  ermittelt.  In  der  Regel  wird  bei 
Ceresin  der  Schmelzpunkt  im  Kapillarrohr,  bei  rohem  Erdwachs  und 
bei  zoll  technischen  Prüfungen  der  Tropfpunkt  festgestellt. 


Untersnchnng  der  SchmiennitteL 


Von 
Prof.  Br.  D.  Holde. 


Als  Sduniermittel  werden  heutzutage  bei  Maschinen,  Transmis- 
sionen, Wagenachsen,  Dampf zy lindem,  Turbinen  etc.  folgende  Stoffe  bezw. 
Gruppen  Ton  Stoffen  benutzt: 

a>  ÄHt^emiächfnieräle.  Sie  bilden  das  zur  Zeit  sowohl  des  billigen 
Preises  als  a.iich  groBer  technischer  Vorzüge  wegen  beliebteste  Schmier- 
material und  werden  in  groBen  Mengen  aus  RuBland  und  Amerika,  zum 
geringeren  Teil  aus  Galizien,  bezw.  Osterreich -Ungarn  in  Deutschland 
eingeflährt,  zum  kleinen  Teil  (Y^)  werden  sie  im  Inland  aus  deutschem 
Rohöl  oder  ausländischen  Roh-  und  Halbfabrikaten  gewonnen. 

Die  deutschen  Staatsbahnen  verbrauchten  im  Jahre  1903  etwa 
20  Millionen  kg  Schmieröl  für  Wagenachsen,  von  denen  ein  groBer  Teil 
aus  dem  an  Schmieröl  sehr  reichen  schweren  Wietzer  Rohöl  hergestellt 
wurde.  Je  nach  dem  Verwendungszweck  benutzt  man  teurere  helle, 
d.  h.  raffinierte  Öle  oder  dunkle,  z.  T.  raffinierte  oder  gar  nicht  raffinierte 

^^  mm 

Mineralscbmieröle.  Derartige  Ole  bestehen  aus  den  hochsiedenden  (über 
300^  destillierenden)  Teilen  oder  den  undestillierten  dickflüssigen  bis 
salbenartigen  Rückständen  des  Rohpetroleums.  Diese,  allen  Mineral- 
schmierölen eigenartige  Zusammensetzung  bedingt  zwei  unerläBliche, 
nach  Bedürfiiis  abzustufende  Eigenschaften  solcher  öle:  die  schwere 
Verdunstbarkeit,  sowie  dementsprechende  Yolumenbeständigkeit  und  ge- 
ringe Feuergefahrlichkeit  einerseits  und  andererseits  eine  gewisse  Zäh- 
flüssigkeit, -welche  das  Öl  im  Gegensatz  zu  den  leichteren  Rohpetroleum- 
destillaten (Benzin,  Petroleum,  Putzöl)  je  nach  dem  Verwendungszweck 
befähigt,  unter  den  herrschenden  Druckyerhältnissen  noch  eine  genügende 
Schichtendicke  zwischen  den  aneinander  gleitenden  Metallflächen  zu  bilden 
imd  an  den  letzteren  genügend  haften  zu  bleiben. 

Man    kann  die  Mineralschmieröle  je  nach   der  Verwendungsweise 
in  folgende  Unterklassen  einteilen: 

Xjui»T9uthxtngexk.  5.  Aufl.  in.  6 


g2  Untersachung  der  Schmiermittel. 

1.  Spindelöle  für  Spinnereimaschinen,  unter  sehr  geringem 
Druck  gehende  leichtflüssige  helle  Öle,  fe  5 — 12  bei  20°,  fp  Pensky 
160—2000. 

2.  Eismaschinen-  oder  Kompressoröle,  leichtflüssig,  fe  bei 
200  =  5—7,  ep  unter  -20®,  fp  Pensky  zwischen  140  und  180®. 
Biese  Öle  müssen  entsprechend  ihrer  Verwendimgstemperatur  (bis  —  20®) 
eine  sehr  tiefliegende  Erstarrungsgrenze  haben. 

3.  Leichte  Maschinen-,  Transmissions-,  Motoren-  und 
Dynamoöle,  mäßig  zähflüssig,  fe  bei  20°  13—25,  fp  Pensky  170  bis 
220°.  Gasmotorenöle  haben  ^  Pensky  195 — 220.  Das  leichte  russische 
Mineral -Maschinenöl  Nobel  II  hat  fe  bei  20<»  =  12,4,  bei  50^  3,0; 
spez.  Gew.  =  0,900,  fp  =  170°. 

4.  Schwere  Transmissions-  und  Maschinenöle,  zähflüssig, 
fe  bei  20^  25—45,  in  einzelnen  Fällen  bis  60,  fp  Pensky   190—220°. 

Die  typischen  Marken  Nobel  I,  Bakuin  u.  s.  w.  haben  fe  bei  20° 
zwischen  41  und  44. . 

Die  vorgenannten  Gruppen  von  Ölen  sind  in  der  Regel  raffiniert 
und  im  Reagensglas  bräunlichgelb  bis  braunrot  gefärbt,  einzelne  teurere 
Öle  der  Gruppen  a — c  sind  sogar  farblos,  einzelne,  insbesondere  Kom- 
pressoröle sind  öfter  künstlich  violettrot  gefärbt.  Geringere  Marken 
schwerer  Maschinenöle  sind  im  Reagensglase  undurchsichtig. 

5.  Dunkle  Eisenbahnwagen-  und  Lokomotivöle,  fe  für 
Sommeröl  bei  20°  =  45  —  60,  für  Winteröl  25—45,  ^  Pensky  über 
140°  ep  für  Sommeröl  unter  —5°,  für  Winteröl  unter  —20°.  Vor- 
stehende Eigenschaften  verlangen  die  preußischen  Staatsbahnen. 

6.  Dampf  Zylinder  öle,  höchstsiedende  Destillationsprodukte  von 
sehr  dickflüssiger  bis  salbenartiger  Beschaffenheit,  die  entweder  bei 
Zimmerwärme  oder  mehrere  Grade  über  0  zu  dünnsalbigen  Massen  er- 
starren; fe  beträgt  bei  50°  =  23  —  45,  Heißdampfzylinderöle  haben  oft 
höheren  fe,  bei  50°  z.  B.  50 — 60.  Sind  diese  Ole  destilliert  oder  un- 
destilliert  über  Fullererde  filtriert,  so  sind  sie  von  braunroter  Farbe  und 
durchscheinend ;  sind  sie  nicht  filtriert  und  undestilliert,  so  sind  sie  grün- 
schwarz und  undurchsichtig.  Bei  auffallendem  Lichte  sind  die  amerikani- 
schen helleren  Öle  meistens  graugrün,  die  russischen  bläulich,  fp  liegt 
je  nach  der  Qualität  des  Öles  zwischen  220  und  315°;  bessere  Marken 
zeigen  fp  stets  über  260°,  sehr  schwer  verdampfbare  Heifldampfzylinder- 
Öle  haben  fp  im  Pensky  über  280°  bis  zu  nahezu  300°  und  darüber. 

b)  Fette  Öle»  Von  diesen  werden  hauptsächlich  rohes  und  raffi- 
niertes Rüböl,  Senfsaatöl,  Olivenöle  (Baumöl),  Rizinusöl, 
Klauenfette  und  Knochenöle,  Spermacetiöl,  Talg  (zur  Stopf- 
büchsenschmierung bei  Dampfzylindem),  Palmöl,  Wollfett,  Tran  als 
Schmiermittel  benutzt.  Rohes  Rüböl  wird  in  Mischung  mit  dunklen  Mineral- 


AufzähloBg  der  Schmiermittel.  g3 

ölen  zur  Schmierung  von  Lokomotivzylindeni  benutzt;  in  den  letzten 
Jahren  treten  indessen  auch  an  Stelle  dieser  Mischungen  reine  Mineral- 
zrlinderöle,  auch  solche  mit  geringen  Mengen  Knochenölzusatz.  Olivenöl 
und  Rizinusöl  werden  auf  Dampfschiffen,  das  Rizinusöl  insbesondere  in 
den  heißen  Gegenden  von  italienischen  Schiffen,  da  Rizinusöl  in  Italien 
viel  gewonnen  wird,  verwendet.  Wollfett  wird  erst  neuerdings  und  zwar 
meistens  in  Mischimg  mit  Mineralöl  etc.  als  Schmiermittel  in  Anwen- 
dung gebracht. 

e)  MiKhungen  von  fetten  Ölen  und  MineräUSlen  werden  in 
recht  großem  Maßstabe  benutzt  (s.  auch  vorstehend  unter  b).  Geblasene, 
sehr  dickflüssige  Rüböle  werden  hauptsächlich  in  Mischung  mit  Mineral- 
maschinenöl zur  Schmierung  der  unter  hohem  Druck  laufenden  kalten 
Teile  der  Schiffsmaschinen  hoher  Pferdekraftzahl  verwendet.  In  kleinen 
Mengen  (2 — 12  Proz.)  sind  Zusätze  von  Klauen-  und  Knochenfetten  zu 
dickflüssigen  Mineralzylinderölen  beliebt. 

d)  Konsistente  JFette.  Die  sogenannten  konsistenten  Maschinen- 
fette sind  in  der  Regel  Aufquellungen  von  Kalkseifen  (ev.  gemischt  mit 
Alialiseifen)  in  Mineralölen  unter  Beimischung  von  kleinen  (in  der  Regel 
2—6  Proz.)  Mengen  Wasser;  sie  werden  in  Rücksicht  auf  Sparsamkeit 
und  bequeme  Handhabung  der  Schmierung  hauptsächlich  zur  Schmierung 
Ton  Transmissionen,  Leerscheiben,  Kurbelzapfen  u.  s.  w.  benutzt;  ihr 
Fließpunkt  liegt  meistens  zwischen  70  und  80^.  Auch  Mischungen  von 
Wollfett,  Talg,  Alkaliseifen  u.  s.  w.  kommen  in  Mischung  mit  Mineral- 
ölen als  konsistente  Fette  in  den  Handel,  femer  Mischungen  mit  Graphit 
als  Zahnradschmiere,  als  Fahrradkettenschmiere  u.  s.  w. 

Geringwertige  Abarten  der  konsistenten  Fette  sind  die  "Wagenfette, 
welche  zur  Schmierung  der  Radachsen  gewöhnlicher  Wagen  dienen.  In 
üuien  sind  öfter  neben  Kalkseife  Harzöl,  Braunkohlenteeröl  und  andere 

■*  — - 

nunderwertige  Ole,  z.  B.  Steinkohlenteeröl,  femer  erhebliche  Mengen 
feiner  sogen,  fettiger  Magnesiasilikate  (Talk,  Serpentin  u.  s.  w.),  femer 
aber  auch  bei  geringeren  Marken  freier  Kalk,  Sand,  Schwerspat,  Gips  etc. 
wgegen.  Zahnrad-,  Treibriemen-  und  Walzenschmieren,  die  auch  zu  den 
konsistenten  Schmieren  zu  rechnen  sind,  haben  sehr  wechselnde  Zusam- 
mensetzung, s.  a.  S.  54  „Erdölpeche**. 

e>  BmuiffieriHire  sog*  wassenMäUche  MineroXMe  bestehen  aus 
fiWgen  Auflösungen  von  Ammoniak-  oder  Alkaliseifen  in  hellen  Mineral- 
<^leD  (unter  Alkohol-  und  Benzinzusatz);  sie  dienen  hauptsächlich  zur 
Schmierung  von  Werkzeugmaschinen,  ferner  wegen  ihres  unter  0®  liegen- 
den Erstarrungspunktes  als  Füllflüssigkeit  von  hydraulischen  Pressen  und 
Önickleitungen,  als  Einfettungsmittel  für  Game  in  der  Textilindustrie, 
*^8  Sprengöl  (z.  B.  „Westmmit")  zur  Beseitigung  von  Straßenstaub.  Bei 
^^ensprengölen  benutzt  man  als  Olgrundlage  dunklere  billige  Ole.    Die 


g4  Untersuch  an  g  der  Schmiermittel. 

Eigenschaft  der  emul gierbaren  Ole,  beim  bloßen  Anrühren  mit  grosen 
Mengen  Wasser  milchige  Flüssigkeiten  zu  geben,  welche  das  Rosten  der 
zu  kühlenden  Metallteile  verhindern,  bedingt  ihre  Beliebtheit  als  Werk- 
zeugmaschinenöl. 

t)  Kautschukale,  d.  s.  zwecks  Erhöhung  der  Konsistenz  und 
Schlüpfrigkeit  bereitete  Auflösungen  von  geringen  Mengen  unvulkani- 
siertem  Kautschuk  in  Mineralschmierölen. 

g)  NichtöUge  SchmiermitM  werden  dort  benutzt,  wo  orga- 
nische Schmiermittel  durch  die  bei  der  Maschine  in  Betracht  kommen- 
den chemischen  Einflüsse  zerstört  würden,  z.  B.  wird  bei  Chlorkom- 
pressionszylindem  konz.  Schwefelsäure,  bei  Sauerstoffkompressionszylin- 
dem  wässerige  Glyzerinlösung  benutzt.  In  den  Schwefligsäure -Eis- 
maschinen schmiert  die  flüssige  schweflige  Säure  Kolben  und  Zylinder 
selbst. 

A.  MineralSle« 

I.  Äußere  Erscheinangen. 

Farbe,  Durchsicht,  Geruch  und  Konsistenz  geben  dem  geübten 
Beobachter  bereits  wertvollen  Anhalt  für  die  Beurteilung,  Klassifizierung 
des  Materials  und  den  Gang  der  Untersuchung;  sie  werden  in  der  Regel 
im  Reagensglas  beobachtet.  Der  Geruch  gibt  sich  beim  Verreiben  auf 
der  Handfläche  meistens  noch  schärfer  zu  erkennen. 

a)  Fiirbe*  Im  Bedarfsfall  ist  die  Farbe  in  10  cm  weiter  Schicht 
anzugeben,  in  welcher  die  Beobachtung  natürlich  schärfer  ist.  Genaue 
Messungen  der  Farbe,  wie  sie  allerdings  nur  selten  bei  Maschinenölen 
verlangt  werden,  sind  im  Kolorimeter  von  Stamm  er  auszufuhren  (s. 
Petroleum  S.  25). 

Die  Farbe  variiert  je  nach  dem  Reinigungsgrad  von  wasserhell 
(Paraffinum  liquidum)  über  gelb,  rötlichgelb  u.  s.  w.  bis  blutrot  im  durch- 
fallenden Licht.  Die  nicht  mit  Entscheinimgsmitteln  (Nitronaphthalin, 
Anilinfarbstoffen)  behandelten  hellen  Ole  fluoreszieren  sämtlich,  amerika- 
nische  Ole  mit  stark  grasgrünem,  russische  Ole  mit  bläulichem  Schimmer. 

Ist  man  bezüglich  der  Fluoreszenz  im  Zweifel,  so  entscheidet  die 
Farbe  eines  Tropfens  auf  schwarzem  Glanzpapier;  fluoreszierende  Ole 
erscheinen  hierbei  schön  blau,  entscheinte  fast  ganz  schwarz.  (Nachweis 
von  Entscheinungsmitteln  s.  S.  133.) 

Ole,  welche  erhebliche  Mengen  Destillationsrückstände  enthalteo, 
und  nicht  über  Fullererde  filtriert  wurden,  sind  undurchsichtig  und  braun 
bis  grünschwarz.  Hierher  gehören  die  Eisenbahnwagen-  und  Lokomotiv- 
öle,  Bergwerks-  und  sonstige  Kleinbahnöle.  Wohl  sämtliche  Maschinen- 
öle sind  destilliert,  also  im  Reagensglas  durchsichtig. 


Mineralöle:  Äußere  Erscheinungen,  spezif.  Gewicht.  g5 

Toter  den  Dampfzylinderölen  finden  sich  im  Reagensglas  rötlich 
durchscheinende  Destillate  oder  durch  Filtrieren  über  Füller-  bezw.  Florida- 
erde (Aluminiummagnesiumhydrosilikat)  in  gleichem  Grade  aufgehellte 
Rückstände  oder  endlich  unfiltrierte  undurchsichtige  grün-  oder  braun- 
schwarze Rückstände.  Feste,  leicht  schmelzbare  Teilchen,  welche  sich 
LQ  dünner  Schicht  bei  Zylinderölen  zeigen ,  rühren  entweder  von  Paraffm, 
Pechteilchen  oder  von  Erdwachs  her.  Letzte];es  wird  zur  künstlichen 
Verdickung  vereinzelt  russischen  Zylinderölen  beigefügt. 

Feine  Trübungen  in  hellen  Ölen  rühren  oft  von  Wasser  her. 

b)  Kansigtenz.  Zur  Beurteilung  der  Konsistenz  nach  der  äußeren 
Erscheinung  sind  folgende  Unterschiede  festzusetzen: 

dünnflüssig  oder  petroleumartig, 

wenig  zähflüssig  oder  spindelöl artig, 

mäßig  zähflüssig,  entsprechend  leichten  Maschinenölen, 

zähflüssig,  entsprechend  schweren  Maschinenölen, 

sehr  dickflüssig,  entsprechend  flüssigen  Zylinderölen, 

salbenartig  (dünn-  oder  dicksalbenartig), 

schmalzartig, 

butterartig, 

talgartig. 
Dampfzylinderöle  zeigen,  infolge  von  Bewegung  imd  Temperatur- 
schwankungen vor  der  Prüfung,  öfter  bedeutende  Schwankungen  ihrer 
Konsistenz;  das  eine  Mal  erscheinen  sie  nicht  fließend,  das  andere  Mal 
fließend.  Um  nim  eine  tunlichst  einheitliche  Beurteilung  der  Konsistenz 
za  erzielen,  werden  diese  Öle  im  15  mm  weiten  Reagensglas  3  cm  hoch 
aufgefüllt,  10  Minuten  im  kochenden  Wasserbad  erwärmt  und  dann  vor 
der  Prüfung  ihrer  Konsistenz  noch  1  Stunde  unter  Vermeidung  von  Be- 
wegung im  Wasserbad  von  20®  belassen.  Die  Prüfung  geschieht  durch 
Neigen  des  Probeglases. 

c)  Mechanische  Verunreinigungen  wie  Strohteilchen,  Spund- 
fasern etc.,  welche  man  bei  hellen  Ölen  schon  in  der  Probeflasche  oder 
beim  Umgießen  erkennt,  lassen  sich  in  dunklen  Ölen  beim  Durchgießen 
durch  ein  feinmaschiges  Sieb  erkennen.  Man  bediene  sich  der  ^3  mm  Sieb- 
maijchenweite.  Durch  ein  solches  Sieb  gieße  man  in  der  Regel  wenigstens 
250  ccm  Öl. 

n.  Spezifisches  Gewicht. 

Das  spez.  Gew.  kann  bei  Mineralölen  nur  als  Kennzeichen  für  die 
Klassifizierung  von  Mineralölen  bestimmter  bekannter  Herkunft,  sowie 
als  Identitäts-  und  Vergleichsprobe  dienen. 

Die  Begrenzung  desselben  in  Rücksicht  auf  den  Gebrauchszweck 
ist  nicht   erforderlich.     Nur   wenn    Öle   bestimmter   Herkunft   verlangt 


gg  Untersuchung  der  Schmiermittel. 

werden,  sind  zur  Klassifizierung  bestimmte,  nicht  zu  eng  zu  i^äblende 
Gewichtsgrenzen  festzusetzen  (Deutsche  Verbandsbeschlüsse). 

a)  yömuxl-'Ölaräinneier»  Das  spez.  Gew.  flüssiger  Fette,  Wachse 
und  Mineralöle  wird  bei  Yorhandensein  genügender  Olmengen  mit  den 
amtlich  geeichten  Normal aräometem  für  schwere  Mineralöle  (Normal- 
temperatur -+-15*^,  Einheit  Wasser  von  4-4°)  bestimmt*).  Man  füllt 
das  Ol,  nachdem  es  läugere  Zeit  im  Yersuchsraum  gestanden  hat,  in 
5 — 6  cm  weite,  wenigstens  50  cm  hohe  Glaszylinder,  welche  auf  einem 
mit  3  Stellschrauben  versehenen  Brett  stehen,  und  läßt  die  Aräometer 
langsam  in  das  Ol  hinabgleiten.  Die  Ablesung  erfolgt  etwa  Y4  Stunde 
nach  Eintauchen  der  Spindel,  so  daß  diese  sicher  die  Temperatur  des 
Öles  angenonmien  hat.  Man  liest  die  der  jeweiligen  Zimmerwärme  ent- 
sprechende Öltemperatur,  z.  B.  17,5  °,  am  Thermometer  der  Spindel,  und 
in  der  Höhe  des  ebenen  Spiegels  der  Flüssigkeit  das  für  die  Versuchs- 
temperatur gültige  spez.  Gew.  des  Öles  ab.  Bei  dunklen  ölen  liest 
man  das  Gewicht  am  oberen  Wulstrande  des  Öles  ab  und  addiert  0,0015 
oder  0,0010  zu  dem  gefundenen  Gewicht,  je  nachdem  die  Papierskala 
kleiner  oder  größer  als  16  cm  ist.  Die  Spindel  muß  bei  den  Ablesungen 
frei  im  Öle  schweben. 

Die  so  festgestellten  Ablesungen  werden  dann  auf  -h  15  ^  (für 
Eisenbahnöle  beträgt  die  Normaltemperatur  zur  Zeit  -f-20^)  umgerechnet, 
indem  man  für  je  1^  Differenz  der  Versuchstemperatur  gegenüber  der 
Normaltemperatur  it  0,00065  Korrektur  anbringt,  je  nachdem  die  Ver- 
suchstemperatur oberhalb  oder  imterhalb  der  Normaltemperatur  liegt. 

Beispiel. 

Abgelesenes  Gewicht 0,9010  bei  17,5  ^ 

Korrektur  für  Niveauablesung  .  .  .  +  0,0010 
2,5  X  0,00065  Korrektur  f.  Temperatur  -h  0,0016 
Spez.  Gew.  bei  Normaltemp.  von  15  ^         0,9036 

Nach  Mendelejeff  sind  folgende  Korrekturen  für  die  spez.  Gew. 
bei  hochsiedenden  russischen  Petroleumdestillaten  verschiedener  Siede- 
grenzen anzubringen: 

Für  Bpes.  Gew.  Korr.  pro  l^Wflnue 

von  0,860—0,865  0,000700 

-  0,865—0,870  0,000692 

-  0,870—0,875  •       0,000685 

^)  Für  die  Ermittelimgeii  der  Dichte  von  amerikanischem  Petroleum  und 
dessen  Produkten  mit  Hilfe  des  Thermoar&ometers  sind  die  erforderlichen  Tafeln 
von  der  Normaleichnngskommission  ausgearbeitet.  (Verlag  von  Julius  Springer, 
Berlin.) 


ifineralöle:  Spezif.  Gewicht. 


87 


Für  apez.  Gew. 

Yon  0,875—0,880 

-  0,880—0,885 

-  0,885—0,890 

-  0,890—0,895 

-  0,895—0,900 

-  0,900—0,905 

-  0,905—0,910 

-  0,910—0,920 


Korr.  pro  1»  Wärme 

0,000677 
0,000670 
0,000660 
0,000650 
0,000640 
0,000630 
0,000620 
0,000600 


ft>  ElHne  Aräometer*  Stehen  nur  kleine  Ölmengen  zur  Ver- 
"^g  und  genügt  eine  Genauigkeit  bis  zur  3.  Dezimale,  so  kann  man 
die  Kleben,  etwa  16  cm  langen  Normalaräometer  benutzen,  welche  in 
^^n  Sätzen  (spez.  Gew.  0,64  bis  0,940)  von  den  „Vereinigten  Ber- 
™*r  rabriken  für  Laboratoriumsbedarf  ^  bezogen  werden  können.  Diese 
-^^meter  sind  nicht  mit  Thermometer  versehen,  so  daß  die  Öltempe- 
^lür  besonders  gemessen  werden  muB.  Bei  Benutzung  dieser  besonders 
^  Betriebskontrolle  geeigneten  Aräometer  wird  das  Öl  in  kleine,  etwa 
^3,5  cm  weite  und  16  cm  hohe  Zylinder  eingefüllt. 

^)  JPyknon^eter.  Bei  kleinen  Ölmengen,  welche  auch  zur  Bestim- 
nmng  mit  kleinen  Aräometern  nicht  ausreichen,  bei  dickflüssigen  Zylinder- 
olen,  in  welchen  das  Aräometer  zu  langsam  niedersinkt, 
Q^d  insbesondere  für  Versuche,  bei  denen  die  festgestellten 
^2-  Gew.  selbst  in  der  4.  Dezimale  nur  mit  geringen 
^«^lem  (0,0001—0,0004)  behaftet  sein  sollen,  benutzt 
^^  zur  spez.  Gewichtsbestimmung  Pyknometer  vom  In- 
halt 15-50  ccm  mit  Steigrohr  und  Thermometer  (Fig.  23). 
^e  Umrechnung  des  auf  Wasser  von  4  ^  bezogenen  spez. 
w.  von  Zinmiertemperatut  auf  die  vorgeschriebene  Tem- 
peratur, geschieht,  wie  oben  angegeben. 

Bei  kleinen  Mengen  Öl  (wenige  ccm),  welche  auch 
rar  Füllung  kleinerer  Pyknometer  nicht  ausreichen,  füllt 
Dan  das  Pyknometer  nur  bis  kurz  unter  dem  Steigrohr- 
tt«atz  mit  Wasser  auf,  wiegt,  füllt  hierauf  mit  Öl  und 
setzt  diLS  Thermometer  dann  so  ein,  daß  nur  Öl,  aber  kein  Wasser  in 
den  Hals  oder  das  Steigrohr  eindringt.  Das  Pyknometer  wird  alsdann 
nieder  gewogen. 

Die  im  Pyknometer  enthaltene  Wassermenge  Wj  wird  vom  „Wasser- 
wert*'  des  Pyknometers  abgezogen;   die  Differenz  ergibt  die  Menge  des 

Ton  der  Olmenge  O  verdrängten  Wassers  Wj.    ergibt  das  spez.  Gew. 

Wj 

des  Öls  bei  der  Yersuchstemperatur  und  wird  auf  -1-15®  umgerechnet. 


88 


Untersachung  der  Schmiermittel. 


Tab.  IX. 

Spez.  Gewichte  verschiedener  öle  bei  4-15^. 


Petroleum 


Spindelöle, 
Paraffinöle  etc. 


Leichte  bis 

schwere 
Maschinenöle 


Zylinderöle 


Russische  Mineralöle 


0,800-0,830    ,    0,850—0,900 


0,900-0,915 


0,909—0,932 
(selten  bis  0,95) 


Amerikanische  Mineralöle 
0,780-0,800        0,840-0,907         0,875-0,914 


Schweres 
Harzöl 


0,973-0,982 

(harzreiches  Öl 

bis  1,0) 


0,883-0,895 


Braunkohlen- 
teeröl 


1,090-1,100 


0,893-0,974 


Nicht  trocknende 

yegetabilische 

Öle 


0,913-0,925 


Halbtrocknende 

vegetabilische 

Öle 


Trocknende 

vegetabilische 

Öle 


Klauenfette, 
Knochen  öle 


0,921-0,936    '    0,923-0,943         0,913-0,917 


Flüssige  Wachse 

z.B. 

Spermacetiöl 


0,876-0,884 


Lebertrane      !     Walfischtran      Meerschweintran 


0,922-0,931    I    0,919—0,930 


0,926-0,938 


Robbentran 


0,915-0,930 


Bei  Steinkohl enteeröl ,  Erdölpech  u.  s.  w.,  welche  schwerer  als 
Wasser  sind,  verfährt  man,  wie  folgt:  Man  gießt  eine  ganz  kleine  Menge 
der  nötigenfalls  geschmolzenen  Substanz  auf  den  Boden  des  Gefäßes, 
wiegt  alsdann,  füllt  das  Gefäß  mit  Wasser  ganz  voll  und  wiegt  wiederum 
nach  dem  Abtrocknen  des  gefüllten  Gefäßes. 

d)  IHe  Alkohdschtvitnmfnethode.  Stehen  nur  äußerst  geringe 
Mengen  Ol  zur  Verfügung  oder  liegen  bei  Zimmer  wärme  feste  Fette  wie 
Talg,  Walrat  etc.  zur  Prüfung  vor,  so  kann  man  aucb,  aber  nur  für  in 
verdünntem  Alkohol  nicht  lösliche  Produkte,  die  sogen.  Alkoholschwimm- 
methode anwenden. 

Zur  Ausübung  dieser  Methode  probiert  man  durch  vorsichtiges  Ein- 
tropfenlassen  des  Öles  bezw.  geschmolzenen  Fettes  in   einige  Alkohole 


Mineralöle:   AnadehnongskoeffizienteD.  g9 

TOn  TersdüedeDen  spez.  Gewichten  aus,  zwischen  welchen  Zahlenwerten 
das  gesuchte  apez.  Gew.  Hegt.  Man  verändert  hierauf  bei  demjenigen 
Alkohol ,  dessen  spez.  Gew.  demjenigen  des  Fettes  am  nächsten  lieg;t, 
nnter  Umrüfaren  mit  dem  Thermometer  unter  Zusatz  sehr  verdünnten  AI- 
kubots  bezw.  absoluten  Alkohols  das  spez.  Gew.  so  lange,  bis  ein  Tropfen 
des  Fettes  im  Alkohol  schwebt,  d.  h.  weder  an  die  Oberfläche  steigt 
noch  zu  Boden  fällt.  Das  spez.  Gew.  dieses  Alkohols,  mittels  Pykno- 
meter oder  Mohrscher  Wage  ermittelt,  zeigt  das  spez.  Gew.  des  Fettes 
an,  welches  alsdann  wie  üblich  auf  Normaltemperatur  umzurechnen  ist. 
Luftbläschen  im  Fett  und  im  Alkohol  sind  zu  vermeiden. 


m.  Die  AnsdehDiingflkoefflsienten 

dienen    zur    Umrechnung  der  spez.  Gew.  auf  verschiedene  Wärmegrade, 
zur  Berechnung  der  Expansionsräume  bei  Transporten  von  Ölen  u.  a.  w. 
a}    JHe  Beattmmung  Oea  Attadehnungakoeffljetenten  erfolgt  ent- 
weder durch  Ermittlung  der  spez.  Gewichte  bei  ver- 
schiedenen Temperaturen  oder  dnrch  direkte  Ab- 
lesung der  Ausdehnung  in  Dilatometem.  Letzterem 
Zweck  dient  die  Apparatenanordnung  (Fig.  24—27) 
von  Holde,  welche  die  gleichzeitige  Prüfung  von 
8  Ölen  und   bequemes  Konstanthalten  der  Tem- 
peratur in   beliebiger  Höhe  gestattet.     Die  etwa 
30  com  fassenden  Dilatometer  haben  Eugelform 
und  graduierten  0,7  mm  weiten  Hals  von  850  cbmm 
Inhalt.    Das  Anfangsvolumen  des  Öles 
FiK  »*-         bei  Zimmerwärme  wird  in  einem  großen 

j  Waaserbad  (2  in einand ergesetzte  große 

9  Bechergläser,  Fig.  25)  eingestellt.    Spä- 

1  ter  werden  die  Dilatometer  durch  ein 

j  Dampfwasserbad  B  (Fig.  26)  auf  kon- 

^  s  tanter     Temperatur     gehalten.       Das 

Wasserbad  B  (Fig.  2ß)  wird  durch  das 

6         mittels    Bunsenbrenner    zu    erhitzende 
Dampfbad  A  erwärmt.    Je   nach  der 
gewünschten  Temperatur  wird  letzteres 
mit   Äthyläther  (Kp.  35«),   Bromäthyl   (Kp.  38«),   Chloroform   (Kp.  61«), 
Schwefelkohlenstoff,  Alkohol   u,  s.  w.   beschickt.      Zur  Verdichtung    der 
Dämpfe    dient    der   Kühler  e.     In  dem   Wasserbad    können    gleichzeitig 
10  an  Gummiringen  pendelnde  Dilatometer  nebst  einem  '/,o  Grade  an- 
zeigenden  Normalthermometer   Platz    haben.     Die    Öle    werden    in    die 
Dilatometer  gemäß  Fig.  27  mittels  kupfernen  oder  Messingkapillarrohrs 


90 


Untersuchung  der  Schmiermittel. 


aufgesaugt.    Die  Bilatometer  werden  bei  gleicher  Anordnung  durch  Ein- 
blasen  Yon  Luft  entleert. 

Die  nach  Herausnahme  der  Kapillare  aus  dem  Dilatometer  häufige 
imten  am  Röhrenhals  im  Öl  haftende  Luftblase  läBt  sich  meistens  durcb. 
wiederholtes  kurzes  Saugen  mittels  der  Kapillare  entfernen.     Die  Glas- 
wandung wird  von  anhaftendem  Öl  mittels  eines  unten  gewindeartig  zu- 
geschnittenen und  mit  kleinem  Watte- 
pfropf yersehenen  Drahts    gereinigt. 
Die   benutzten    Dilatometer    werden 
später  mit  Äther,  imter  Anwendung 
eines  Kapillartrichters,  gereinigt;  die 
Atherreste  werden  ausgeblasen. 


Fig.  27. 


Vor  der  Benutzung  müssen  die  Röhren  durch  Auswägen  mit  Queck- 
silber bezw.  Verschieben  eines  in  die  Röhre  gebrachten  gewogenen 
Quecksilberfadens  genau  kalibriert  werden. 

Das  Quecksilber  kann  durch  Einschieben  eines  dünnen  Glasfadens 
in  ein  Bechergläschen  gespült  werden,  welcher  vorher  mit  dem  Glasfaden 
gewogen  wurde.  Aus  den  erhaltenen  Gewichten  werden  die  Volumina 
des  Quecksilbers  bezw.  der  Röhrenabschnitte  berechnet. 

Für  alle  Röhren  müssen  Korrekturentabellen  angefertigt  werden. 
Der  Kugelinhalt  bis  zur  0-Marke  wird  durch  Auswägung  mit  Wasser 
oder  Öl  bestimmt;  diese  Wägungen  werden  auf  den  luftleeren  Raum 
bezogen;  nur  die  Wägungen  der  Quecksilberfäden  in  der  Röhre  brauchen 
nicht  auf  den  leeren  Raum  bezogen  zu  werden,  da  die  hierdurch  be- 
dingten Fehler  zu  geringfügige  sind. 


Mineralöle:  AasdehnungskoeffizienteD.  91 

b)  Zur  Ber&^mung  von  a  dient  die  Formel 

«  —  (ti  — t)V  "^  ^ 
V  ist  das  AnfangsYol.  des  Öls  für  die  Temperatur  t;  Vj  das  Vol.  bei 
der  höheren  Temperatur  tj  und  c  der  AusdehnungskoeMzient  des  Glases 
0,000025.  Die  hiemach  für  yerschiedene  Temperaturintervalle  bestimmten 
Ausdehnungskoeffizienten  verscliiedener  typischer  Mineralschmieröle  sind 
folgende: 

e)  JHe  Werte  für  a  betrugen  bei  schweren  zähflüssigen  Mineral- 
maschinen- und  Wagenölen  (spez.  Gew.  mindestens  0,908)  zwischen  +  20 
und  +  78*^:  0,00070—0,00072.  Bei  denjenigen  dieser  Öle,  welche  unter 
20®  feste  Yaselin-  oder  Pechteilchen  suspendiert  enthalten,  ist  zwischen 
12  und  20®  infolge  Schmelzung  der  festen  Teile  a  höher  als  bei  den 
anderen  ganz  homogen  flüssigen  ölen,  nämlich  0,00075 — 0,00081. 

Bei  leichtflüssigen,  zum  Schmieren  leichtgehender  Teile,  z.  B.  von 
Spindeln,  kleinen  Dynamos  u.  s.  w.,  benutzten  Ölen  (spez.  Gew.  <!  0,905 
bei  15^)  ist  a  höher  als  bei  schweren  Maschinenölen,  nämlich  0,00072 
bis  0,00076  zwischen  20  und  78°. 

Bei  homogen  flüssigen  Mineralölen  steigt  a  mit  steigender  Temperatur 
langsam,  entsprechend  dem  Verhalten  sonstiger  homogener  Flüssigkeiten. 

Bei  Ölen,  welche  leicht  schmelzbare  Yaselin-  oder  Pechteile 
suspendiert  enthalten,  sinkt  a  zunächst  mit  steigender  Tempei^atur  bis 
zur  Yollständigen  Verflüssigung  aller  schmelzbaren  Teile;  hierauf  beginnt 
a  mit  steigender  Temperatur  wieder  zu  wachsen. 

a  ist  bei  Mineralölen  yerschiedener  Herkunft,  bei  sonst  gleicher 
Zähigkeit,  nicht  unerheblich  yerschieden,  was  den  Unterschieden  der 
chemischen  Zusammensetzung  entspricht,  femer  läßt  die  erwähnte  Ände- 
rang  Ton  a  beim  Erhitzen  der  Ole  leicht  schmelzbare  Paraffin-  oder 
Pechteilchen  erkennen. 

d)  IHe  Morrekhir  fUr  die  Umrechnung  der  apez*  G-ewichte 
von  einer  gegebenen  Temperatur  auf  eine  höhere  oder  niedere  Temperatur 
beträgt  bei  flüssigen  Mineralschmierölen  für  je  1«  0,00063—0,00072, 
oder  etwa  0,00065  im  Mittel. 

Bei  Bestimmung  des  spez.  Gew.  im  Pyknometer  bei  höheren  Wärme- 
graden über  30**  ist  auch  noch  die  Ausdehnung  des  Pyknometergefäfles 
ZQ  berücksichtigen. 

Die  Korrektur  für  die  spez.  Gew.  der  vaselinartigen  oder  sehr 
sdiwer  flüssigen  Zylinderöle,  bei  denen  a  zwischen  0,000777  und  0,000876 
gefunden  wurde  (Mitteil.  1895,  Ergänzungsheft  V,  23),  ist  im  Mittel  zu 
0,00075  anzunehmen.   Vereinzelt  wurden  auch  niedrigere  Werte  gefanden. 

Für  rumänische  Erdölresiduen  ist  nach  Singer  a  0,00073—0,00079 
(Chem.  Rev.  1996,  S.  298). 


92  nnteTBachniig  der  Scbmiermittel. 

IT.  Die  ZähflttBsigbeit. 

Die  Zähflüssigkeit  der  Öle  wird  jetzt  fast  allgemein  bei  technischen 
Behörden  und  in  den  Mineralöl f ab riken  des  Festlandes  auf  dem  Engler- 
echen  Apparat  bestimmt,  dessen  Vorzug  in  großer  Einfacbheit  und  Über- 
sichtlichkeit der  Anordnung  besteht  ■)  (Fig.  28—29). 

Wie  die  ersten  Viskosimeter  TOn  Vogel,  Colemann,  Fischer  u.  a., 
so  gestattet  auch  der  Englersche  Apparat  nur  eine  Ordnung  der  Öle 
nach  ihrer  Zähflüssigkeit  durch  Ermittlung  ihrer  Auafluflzeiten  aus  einem 
engen  ROhrchen  unter  bestimmten  Fl ieSbe dingungen  bei  gleicher  Anfangs- 


HiO 


druckhjthe  und  gleicher  Temperatur  (Ztsch,  d.  V.  d.  Ing.  1885,  8H2). 
Ein  Mangel  des  Apparates,  dem  aber  nur  dilrch  ziemliche  Komplikationen 
abzuhelfen  ist,  besteht  in  der  Veränderung  der  Druckbühe  beim  Aus- 
fliefien  des  Öles.    Diesem  Mangel  ist  z.  B.  beim  Viskosimeter  von  Nobel- 


I)  Das  Viskosimeter  von  G.Lunge  (s.  Bd.  II,  S.  792]  besteht  aus  eiaeni 
D  InstrumeDt,  bei  neluhem  die  Schnelligkeit  des  EicsinkaDS  d^s 
Instnimenls  ein  Maß  für  die  Z&hflüssiglteit  gibt.  Dieses  InstrumeDt  wird  bei 
rrüfuDgen  von  Leim,  Teer,  Zuck  erlös  un  gen  u.  s.w.  benutzt,  während  bei  Sulunierül- 
prüfungen  das  iicere  Englersche  Viskosimeter  bisher  uus  Gründen  der  Einheit- 
lichkeit beibehalten  wurde. 


Miaentlöle:   ZähAäesigkeit.  93 

Lamansky  begegnet,  indessen  erfordert  dieser  Apparat  eine  viel  um- 
ständlichere Bedienung  als  der  Englersche,  und  er  kann  nur  bei  mäflig 
starker  Erhitzung  benutzt  werden.  Die  genaue  Bestimmung  der  inneren 
Reibung  muß  auf  besonders  für  diese  Zwecke  konstruierten  komplizier- 
ten Apparstea,  z.  B.  demjenigen  TOn  J.  Traube  (Ztschr.  d.  Vereins 
deutsch.  Ing.  1887,  Mitteil.  1888,  Ergänz.  III,  20)  oder  TOn  Petroff 
fGroBmasD,  Die  Schmiermittel,  £reidels  Verl.  1894)  erfolgen. 


a)  ToTBchriften  zur  Benutzung  de»  ein/a«Ae»  Englertdhen 
Apparates.  1,  Beschreibung  des  Apparates,  Das  AusfluQgefäS  A 
'Fig.  28)  dient  zur  Au&ahme  des  Probeöls  und  wird  bei  Ausführung 
eines  Versuchs  bis  zu  den  Markenspitzen  c  mit  öl  gefüllt,  während  das 
aus  Platin  bestehende  Ausflufi röhrchen  a  mit  dem  hölzernen,  durch  den 
Deckel  A^  geführten  Stift  b  Terschlossea  wird.  Durch  das  mit  Leitungs- 
wasser oder  hochsiedendem  Mineralöl  zu  füllende  Erwärmungsbad  B  wird 
die  Temperatur  des  Probeöls  reguliert.  Der  zur  Erwärmung  dienende 
Kranzbrenner  ist  verBchiebbar.  Mittels  des  Meßkolbens  C,  welcher  bei 
200  und  340  com  Marken  besitzt,  wird  das  ausfließende  Ol  bezw.  Wasser 


94  Untersuchung  der  Schmiermittel. 

Die  Zähflüssigkeit  (gewöhnlich  „Flüssigkeitsgrad*'  genannt)  wird 
durch  den  Quotient  aus  Ausflußzeit  von  200  ccm  Ol  bei  der  Versuchs- 
temperatur und  derjenigen  von  200  ccm  Wasser  bei  20°  ausgedrückt. 

Eine  von  Ragosin  vorgeschlagene  Form  des  Engler- Apparats, 
bei  welcher  die  Gefahr  einer  Überhitzung  des  Platinröhrchens  durch  den 
Eranzbrenner  ganz  vermieden  ist,  zeigt  Fig.  29  a.  Die  Erhitzung  des 
Wasserbades  erfolgt  hier  seitlich. 

2.  Abmessungen  des  Apparates'):  Fehlergrenze 

Rohrweite  oben  2,90,  unten  2,80  mm dz  0,01  mm 

Rohrlänge  20  mm ±0,1       „ 

Höhe  d.  Markenspitzen  über  der  oberen  Ausfluflöfihimg  32  mm    d=  0,3       « 

Zur  Kontrolle  dieser  Abmessung  mißt  man  gemäfl  Fig.  30 
die  Differenz  zwischen  dem  Volumen  des  Wassers  bei 
EinfüUimg  bis  zu  den  Markenspitzen  und  demjenigen, 
welches  bei  Einfüllung  bis  zur,  52  mm  über  dem  im- 
teren  Röhrchenende  beflndlichen  Spitze  des  metallenen 
Normalstiftes  a  ermittelt  wurde.  Aus  dieser  Volum- 
differenz ergibt  sich  der  Höhenfehler. 

Weite  des  Gefäßes  105  mm ±1  mm 

Höhe  des  zylindrischen  Teils  des  Gefäßes  24  mm  .     .     .     .     d=  1     „ 

Inhalt  bis  zu  den  Markenspitzen  240  ccm zb  4  ccm 

Die  Meßkolben  müssen  bei  200  und  240  ccm  je  eine  Marke 
haben  (siehe  jedoch  S.  99). 

Das  Viskosimetergefäß  muß  innen  stark  vergoldet  sein,  das  Aus- 
flußröhrchen  muß  aus  Platin  bestehen  und  glatte  Innenwand  zeigen.  (Wo 
in  der  Regel  säurefreie  Mineralöle  geprüft  werden,  dürften  Messinggefäße 
und  Messingröhrchen  genügen.  —  Der  Ref.). 

3.  Eichung  mit  Wasser.     Bei  Einlieferung  des  Apparats  wird 
in  nachfolgend  beschriebener  Weise  die  Berechnungseinheit,  d.  h.  die  Aus- 
flußzeit von  Wasser,  ermittelt;  von  Zeit  zu  Zeit 

Fig.  30.  (etwa  alle  6  Monate),  insbesondere  bei  etwaigen 

Störungen,  wird  dieser  Wert  kontrolliert. 

Gefäß  und  Ausflußröhrchen   sind  zunächst 
sorgfältig  mit  Alkohol    imd   Äther  «zu  reinigen. 
Nach    Einfügung    eines    absolut    reinen,    vorher 
nicht  mit  öl  benetzten  Verschlußstiftes  wird  fil- 
H  triertes  destilliertes  Wasser  von  annähernd  20® 

in  den  Apparat  genau  bis  zur  Höhe  der  Marken- 
spitzen  mittels  Meßkolbens    eingefüllt   und    durch   Regelung    der   Bad- 


')  Mechaniker   Behm  in  Karlsruhe  liefert   sämtliche  Meßinstrumente  zur 
Kontrolle  des  Apparats. 


Mineralöle:  Viskosimeter  nach  Engler.  95 

wärme  auf  genau  20°  erhalten  (Badflüssigkeit:  Leitungswasser).  Hierauf 
läBt  man  ohne  Messung  der  Zeit  das  ganze  Wasser  ausfließen,  gibt 
es  sofort  wieder  in  das  Gefäß  zurück,  läßt  nach  wiederholter  Lüftung 
des  Stiftes  etwa  5 — 10  ccm  Wasser  ausfließen,  gibt  diese  wieder  in  den 
Apparat  zurück,  füllt  nach  Herausnahme  des  Thermometers  durch  kurzes 
schwaches  Lüften  des  Stiftes  das  Ausflußröhrchen  so  weit  mit  Wasser, 
daß  unten  ein  Tropfen  hängt,  und  bestimmt  alsdann  mittels  eines  genauen, 
^5  Sek.  anzeigenden  Chronoskops  bei  völlig  ruhiger  Wasseroberfläche 
die  Ausflußzeit  von  200  ccm  Wasser.  Der  Versuch  ist  mehrfach  zu 
wiederholen,  indem  man  in  gleicher  Weise  zunächst  wenig  Wasser  aus- 
fließen und  das  Röhrchen  sich  mit  Wasser  füllen  läßt.  Wenn  drei 
höchstens  0,4  Sek.  von  einander  abweichende  Ergebnisse  vorliegen  und 
die  Werte  nicht  fortschreitend  abnehmen,  gilt  die  erste  Versuchsreihe 
als  beendet.  Dieselben  Versuchsreihen  werden  nach  jedesmaliger  vor- 
hergehender Reinigung  des  Apparats  so  lange  wiederholt,  bis  die  Aus- 
fiaßzeiten  konstant  bleiben.  Dies  ist  meistens,  wenn  die  erste  Reinigung 
sorgfaltig  war,  schon  bei  der  ersten  Wiederholungsreihe  der  Fall. 

Aus  den  letzten,  bis  auf  höchstens  0,4 — 0,5  Sek.  von  einander 
abweichenden  drei  Werten  der  letzten  Versuchsreihe  wird  der  mittlere 
Eichwert  für  die  Ausflußzeit  des  Wassers  gebildet. 

Bei  richtig  gebauten  Apparaten  muß  die  Ausflußzeit  zwischen  50  und 
52  Sek,  liegen. 

4.  Bestimmung  der  Ausflußzeit  der  Ole.  Nach  sorgfältiger 
Reinigung  des  Apparats  und  Einfügung  des  Verschlußstiftes  wird  das 
Ol  genau  bis  zu  den  Markenspitzen  eingefüllt.  Bei  höheren  Wärme- 
graden ist  in  Rücksicht  auf  die  Ausdehnung  der  Öle  die  genaue  Niveau- 
einstellung erst  vorzunehmen,  nachdem  das  Probeöl  annähernd  die  Ver- 
suchstemperatur  erreicht  hat.  Helle  Öle,  welche  mechanische  Verun- 
reinigungen enthalten,  und  alle  dunklen  Öle  sind  vor  der  Einfüllung  in 
den  Apparat  durch  ein  Sieb  von  0,3  mn^  Maschenweite  zu  gießen. 

Tor  Einfüllung  des  Öles  ist  das  Bad  so  anzuheizen,  daß  das  Öl 
niöglichst  schnell  auf  die  gewünschte  Versuchstemperatur  kommt.  Durch 
Rühren  des  Versuchsöls  und  des  Wassers  im  Bade  mit  Thermometern 
wird  die  Ausgleichung  der  Temperatur  gefördert.  Auch  durch  Lüften 
de<i  Deckels  kann  man  die  Temperatur  des  Öls  mäßigen.  Im  übrigen 
i&t  die  Regulierung  der  Temperatur  Sache  der  Übung.  Bewährt  hat 
sich  z.  B.  nach  Kissling  auch  die  Aufstellung  eines  besonderen,  als 
Thennostat  ausgebildeten  größeren  Wasserbehälters,  von  dem  aus  das 
^of  bestimmte  Temperatur  gehaltene  Wasser  in  konstantem  Strom  zum 
Viskosimeter  fließt. 

Nachdem  die  Temperatur  des  Öles  bei  zuletzt  geschlossenem  Ge^ß 
konstant  geworden    ist,   setzt   man    den  Meßkolben    zentriert   unter  die 


96  Untersuchung  der  Schmiermittel. 

AusfluBöffhung  und  lüftet  nunmehr  den  Yerschlußstift  unter  gleichzeitigem 
Ingangsetzen  des  Uhrwerks.  Während  des  Ausfließens  sorgt  man  durch 
Erwärmen  mit  dem  Kranzbrenner  oder  durch  Zugießen  Ton  kaltem 
Wasser  zum  Wasserbad  für  konstante  Temperatur  im  Ol. 

0,05  bis  0,15  Grad  ständige  Differenz  der  Badtemperatur  gegenüber 
der  Öltemperatur  sind  bei  20<>,  0,2°  bei  30»,  0,4»  bei  40°,  0,6°  bei  50«> 
Yersuchstemperatur  zulässig.  Ganz  kurze  Zeit  kann  die  Badtemperatur 
auch  um  größere  Beträge  nach  oben  und  unten  schwanken.  Die  Differenz 
kann  bis  auf  etwa  4 — 5°  bei  150®  gesteigert  werden,  wobei  natürlich 
außen  ein  Ölbad  benutzt  werden  muß. 

Sobald  das  ausfließende  Öl  die  Marke  200  ccm  am  Meßkolben  er- 
reicht hat,  wird  die  Zeit  an  der  Uhr  abgelesen,  bezw.  das  Laufwerk  ge- 
stoppt. Nach  völligem  Auslaufen  des  Öls  stellt  man  unter  schätzungs- 
weiser Berücksichtigung  der  im  Apparat  hängen  gebliebenen  Ölmenge  an 
dem  im  Kolben  befindlichen  Olvolum^en  den  etwaigen  AuffÜllungsfekler 
gegenüber  der  normalen  Auffüllungsmenge  fest.  Bei  Versuchen,  welche 
bei  höheren  Temperaturen  ausgeführt  wurden,  ist  die  Yolumenzusammen- 
ziehung  des  ausgelaufenen  Öls  zu  berücksichtigen.  Für  je  10^  Erwär- 
mung  dehnen  sich  240  ccm  Ol  um  1,7  ccm  aus.  Man  bringt  alsdann 
eine  Korrektur  an,  welche  auf  je  5  Min.  Ausflußzeit  für  1  ccm  Auf- 
fdllungsfehler  d=  1  Sek.  beträgt. 

Bei  Apparaten  mit  sauber  gearbeiteten  Einfüllspitzen  ist  es  bei 
einiger  Übung  zu  erreichen,  daß  die  eingefüllte  Ölmenge  nur  mit  einem 
Maximalfehler  Yon  dt  2  ccm  gegenüber  der  vorgeschriebenen  Auffüllung 
behaftet  ist.  Unter  dieser  Bedingung  kann  Ton  der  Anbringung  der 
Zeitkorrektur  für  die  Auffüllung  abgesehen  werden. 

Sind  nur  Bestimmungen  bei  1  oder  2  Wärmegraden  auszuführen, 
so  werden  für  jeden  Grad  je  zwei  Bestimmungen  ausgeführt,  aus  welchen 
das  Mittel  gebildet  wird.  Sonst  werden  zwischen  20  und  50^  wenigstens 
fünf,  zwischen  20  und  150^  wenigstens  sechs  Bestimmungen  bei  ge- 
eigneten Punkten  ausgeführt,  deren  Ergebnisse  zu  einer  Kurve  vereinigt 
werden;  aus  letzterer  können  die  Ausflußzeiten  für  die  gewünschten 
Wärmegrade  entnommen  werden.  Die  Übereinstimmung  der  nach  vor- 
stehenden Bestimmungen  ausgeführten Yersuche  ist  eine  gute.  Bei  den  unter- 
halb 50°  ausgeführten  Versuchen  betragen  die  Abweichungen  der  Einzel- 
versuche  vom  Mittel  für  leichtflüssige  und  schwerflüssige  Ole  it  0,5  Proz., 
bei  4-  50°  betragen  diese  Abweichungen  für  leichtflüssige  Öle  bis  zu 
±  0,5  Proz.,  für  schwere  Maschinenöle  bis  zu  1,6  Proz.,  für  Zylinderöle 
bis  zu  3,5  Proz.  Auf  verschiedenen  Engler-Apparaten  gibt  das  gleiche 
Ol  bei  -f  50°  Abweichungen  in  der  Zähflüssigkeit  von  höchstens  2,5  Proz. 

b)  Ändertmgen  der  Zähflüssigkeit  vtm  Ölen*  Einzelne  dunkle 
Ole,    welche    feine    feste    Paraffin-    oder   Pechteilchen    suspendiert    ent- 


Mineralöle:  Z&higkeitsbestimmnng.  97 

halten,  zeigen  bei  Zimmerwäime  (20^)  infolge  Ton  starken  Temperatur- 
scbwankungen  Tor  dem  Versuch  bis  zu  15  Proz.  des  fe  betragende 
Schwankungen.  Durch  vorangehendes  Erhitzen  finden  Erniedrigungen 
der  Zähigkeit  bei  20^  und  durch  starkes  Abkühlen  Erhöhungen  der 
letzteren  statt.  Bei  hellen  und  dunklen  Destillatölen,  welche  in 
dunner  Schicht  keine  festen  Paraffin-  oder  Asphaltteilchen  enthielten, 
treten  die  fraglichen  Schwankungen  nicht  auf.  Sie  dürften  meistens 
in  der  durch  Erhitzen  erfolgten  Schmelzung  und  bei  kurzem  Abkühlen 
auf  Zimmerwärme  nicht  wieder  yöllig  wiederkehrenden  Abscheidung 
der  festen  Teilchen  oder  in  zu  langsamer  Schmelzung  der  durch  starkes 
Abkühlen  in  yermehrter  Menge  ausgeschiedenen  Paraffin-  und  Pech- 
teile ihre  Ursache  haben.  Bei  künstlich  mit  Paraffin  im  Überschuß  ver- 
setzten  hellen  Ölen  wurde  letztere  Annahme  durch  Versuche  bestätigt. 

Die  geschilderten  Schwankungen  sind  bei  Erzielung  vergleichbarer 
Zähigkeitswerte  gebührend  zu  berücksichtigen,  indem  man  bei  denjenigen 
Ölen,  welche  in  dünner  Schicht  feine  feste  Teilchen  erkennen  lassen, 
von  vornherein  die  Möglichkeit  einer  Veränderung  der  bei  20°  be- 
stimmten Zähigkeit  um  db  7  bis  8  Proz.  zugibt  oder  neben  der  in  üblicher 
Weise  ausgeführten  Bestimmimg  noch  je  eine  mit  dem  10  Min.  auf 
100®  erhitzten  und  dem  vorher  auf  —  15 '^  abgekühlten  Ol  vominunt. 
Der  erstere  einfachere  Weg  wird  im  allgemeinen,  da  nur  eine  beschränkte 
Zahl  von  Ölen  die  fraglichen  Änderungen  zeigt,  vorgezogen;  in  besonderen 
Fällen,  z.  B.  wenn  die  gefundenen  Werte  nahe  einer  vorgeschriebenen 
Grenze  liegen,  wird  man  den  zweiten  Weg  wählen. 

c)  AbkÜTTsung  der  Versuche  und  eonsHge  Abweichungen  von 
der  gewöhnlichen  Versuchsaueführung  bei  den  ZähigkeUsbesthn- 
mungen»  Für  zahlreiche  und  fortlaufend  auszuführende  Bestimmungen 
bat  sich  das  Bedürfnis  ergeben,  die  gewöhnliche  Versuchsanordnung 
und  Einrichtung  des  Englerschen  Apparats  zwecks  Zeitersparnis  und 
Ausführung  von  Versuchen  bei  sehr  hohen  Wärmegraden  zu  ändern. 
Bei  aUen  Änderungen  sind  die  allgemein  vereinbarten  Hauptgrund- 
lagen des  Apparats,  d.  h.  die  oben  angegebenen  Abmessungen  für  die 
einzelnen  Apparate,  beibehalten  worden,  so  daß  die  Vergleichbarkeit 
der  Ergebnisse  mit  den  auf  dem  gewöhnlichen  Apparat  bestimmten 
gewahrt  bleibt. 

1.  Vierfacher  Apparat.  Zur  gleichzeitigen  Prüfung  von  vier 
Ölen  dient  das  vierfache  Viskosimeter  (Anordnung  von  A.  M  arten s),  bei 
welchem  vier  Engl  ersehe  AusfiuBgefafie  in  einem  großen  Wasserbade  W 
vereinigt  sind  (Fig.  31).  Die  Temperatur  des  Bades  läßt  sich  hier 
durch  das  von  der  Turbine  BS  getriebene  Schaufelrührwerk  T,  Zufließen- 
lassen Ton  kaltem  Wasser  aus  E  oder  Erwärmung  des  Bades  durch 
eine  kleine  Gasflamme  bequem  und  schneller  als  beim  einfachen  Zähig- 

tTnienuchung^en.   6.  Aufl.    HL  7 


96  Uateraiichuiig  der  Sehmiermittel. 

keitsmesser  regeln.  Eioe  erhebliche  Zeitersparnis  bietet  selbstverständ- 
lich die  gleichzeitige  Prüfung  mehrerer  öle  nebeneinander.  Sie  Zeit- 
ablesung  kann  an  einer  einzigen  ühr  erfolgen,  indem  man  die  Ote 
nachemander,  z.  B.  in  Zeitabständen  von  10  zu  10  Sek.,  ausflieBea  läßt 
und  den  Beginn  des  FlieSens  jedesmal  notiert.  Man  benutzt  auch  hier  am 
zweckmäfligsten  eine  ühr  mit  arretierbarem  Sekunden-  und  Mkiuten- 
laufwerk. 


Bei  100"  lassen  sicli  unter  schneller  Erzielung  der  vorgeschrie- 
benen Temperatur  die  Versuche  ausführen,  wenn  man  auf  eine  Tülle  des 
Wasserbades  ein  etwas  spitz  auslaufendes  Depblegmatorrohr  aufsetzt, 
die  übrigen  Tüllen  des  Bades  durch  Kork  verschließt  und  das  im  Bade 
nur  mäßig  hoch  aufgefüllte  Wasser  im  Sieden  erhält. 

Für  die  zentrierte  Aufstellung  der  Kolben  unter  den  Ausfiuß- 
Öffnungen  ist  die  Tragplatte  am  Fuß  des  .Apparates  mit  kreisförmigen 
Ausschnitten  zu  versehen. 


Mineralöle:  Z&higkeitsbestiinmang.  99 

2.  Abkürzung  der  Versuche  durch  Bestimmung  der  Aus- 
fluBzeit  kleinerer  Flüssigkeitsvolumina  bei  normaler  Auf- 
füllung. Einem  Hauptübelstand  der  gewöhnlichen  Yersuchsausführung 
beim  £n  gl  er- Apparat,  der  zeitraubenden,  in  einzelnen  Fällen  stundenlang 
währenden  Dauer  des  AusfiieBens  Yon  200  ccm  Öl,  kann  man  dadurch 
begegnen,  daß  man  die  AusfluOzeit  kleinerer  FlüssigkeitsYolumina  be- 
stimmt und  aus  diesen  die  Yorgeschriebene  Ausfluß- 
zeit Yon  200  ccm  berechnet.  Es  stehen  nämlich  die  ^^8-  **• 
Ausflußzeiten  kleiner  Yolumina,  z.  B.  50  oder  100  ccm 
der  Öle  zu  der  Ausflußzeit  Yon  200  ccm  in  einer  für 
alle  de  gleichen  proportionalen  Beziehung,  Yoraus- 
gesetzt,  daß  dieOle  nicht  zu  dünnflüssig  sind.  Man 
hat  die  Ausflußzeiten  Yon  50  ccm  Öl  mit  5,  diejenigen 
TOD  100  ccm  mit  2,35  zu  multiplizieren,  um  die  Aus- 
flußzeiten Yon  200  ccm  zu  erhalten.  Diese  gesetz- 
mäßige Beziehung  gilt  für  alle  öle,  Yon  welchen  200  ccm 
wenigstens  3  Min.  bei  der  Yersuchstemperatur  fließen. 
Als  Meßgefäße  werden  die  hier  abgebildeten  Kolben  (Fig.  32)  benutzt. 

In  der  Regel  werden  die  abgekürzten  Versuche  nur  zur  Eontrolle 
der  unter  gewöhulichen  Umständen  ausgeführten  Versuche  benutzt,  indem 
unter  Anwendung  des  größeren  Meßkolbens  (Fig.  32)  zunächst  die  Aus- 
flußzeit Yon  100  ccm  und  hinterher  diejenige  Yon  200  ccm  notiert  wird. 
So  wird  jeder  Versuch  gewissermaßen  in  sich  kontrolliert. 

3.  Abkürzung  der  Versuche  durch  Bestimmung  der  Aus- 
fluBzeit  bei  kleiner  Anfangsauffüllung,  z.B.  45  ccm.  Nicht  immer 
i^hen  bei  kleiner  Anfangsauffüllung  zur  Viskositätsbestimmung  so  große 
Mengen  Öl  zur  Verfügung,  wie  sie  zu  den  üblichen  und  nach  Yorstehen- 
der  Beschreibung  abgekürzten  Versuchen  nötig  sind.  Dies  ist  z.  B.  der 
Fall,  wenn  aus  Gemischen  das  Mineralöl  (s.  S.  137)  zur  näheren  Prüfung 
auf  seine  Eigenschaften  extrahiert  wird.  Größere  Mengen  als  40 — 50  g 
Mineralöl  zu  extrahieren,  ist  mit  Umständlichkeiten  Yerknüpft,  zumal  wenn 
nur  wenige  Prozente  des  Mineralöls  in  dem  Gemisch  Yorhanden  sind. 
Aach  in  solchen  Fällen  kann  man  sich  der  abgekürzten  Viskositäts- 
bestimmung bedienen,  indem  man  eine  kleinere,  Yor  dem  Versuch  auf 
^^  erwärmte  Ölmenge,  z.  B.  45  ccm,  in  den  Engl  er  sehen  Apparat 
einfüllt  und  die  Ausflußzeit  Yon  20  Gcm  Öl  unter  Verwendung  geeigneter 
Meßzylinder  bestimmt.  Dm  für  diesen  Fall  die  Ausflußzeit  YOn  200  ccm 
Ol  ru  berechnen,'  ist  die  Fließzeit  Yon  20  ccm  mit  7,24  zu  multiplizieren. 
Bas  Bad  des  Apparates  bringt  man  zweckmäßig  Yor  Einfüllung  des 
Probeöles  gleichfalls  auf  die  erforderliche  Versuchstemperatur.  Statt 
<ier  Aasflußzeit  Yon  20  ccm  und  des  AufftillungsYolumens  Yon  45  ccm 
kann  man  natürlich  auch    andere  Volumina  für    die  Auffüllung  und  Be- 


100 


Untenachang  der  Schmiermittel. 


50 

60 

120      cci 

40 

50 

100         „ 

3,62 

2,79 

1,65 

Fig.  83. 


Stimmung  der  AusfloBzeit  wählen,  nachdem  man  durch  YergleichsTersuche 
an  yerschiedenen  Ölen  die  Umrechnungskoeffizienten  für  die  Ermittelung 
der  Normalausflußzeit  Ton  200  ccm  festgestellt  hat. 

Nach  Gans  (Chem.  Revue  1899,  S.  221)  betragen  die  TJmrechniings- 
koeffizienten: 

bei  Anfangsauffüllung  45 

und  Ausflußmenge  25 

für  die  AusfloBzeit  yon  200  ccm     5,55 

Was  die  bei  den  Versuchen  zu  wählenden  Temperaturen  anbetrifft, 
so  genügt  im  allgemeinen  bei  Ölen,  welche  nicht  unter  Dampfzutritt 
benutzt  werden,  also  Spindel-,  Maschinen-,  Wagenölen  u.  s.  w.,  die  Be- 
stimmung bei  20  und  50^,  bei  eingehenden  Prüfungen  außerdem  bei 
30  und  40  0. 

4.  Versuche  bei  sehr  hohen  Wärmegraden.  Der  Umstand, 
daß  Dampfzylinderöle,  z.  B.  in  Heißdampfzylindem,  oft  Temperaturen 
bis  zu  200^  und  darüber  ausgesetzt  sind,  bringt  es  mit  sich,  daß  bis- 
weilen Zähigkeitsbestimmungen  bei  180, 
200®  u.  s.  w.  verlangt  werden.  (In  W^irk- 
lichkeit  ist  die  Bestimmung  der  Zähig- 
keit von  Zylinderölen  bei  -|-  50  und 
-h  100®  auch  bei  Heißdampfzylinderölen 
im  allgemeinen  ausreichend.)  Da  der  ge- 
wöhnliche weichgelötete  Engl  er  sehe  Ap- 
parat starke  Erhitzungen  nicht  zuläßt 
und  ein  Ölbad  für  diese  starke  Erwär- 
mung wegen  der  Belästigung  des  Beob- 
achters durch  Dämpfe  und  wegen  der 
Schwierigkeit,  die  Temperatur  konstant 
zu  halten,  unzuträglich  ist,  so  ist  für 
Versuche  bei  180®,  200®  u.  s.  w.  ein  hart- 
gelöteter Apparat  mit  Dampfbad  für 
Anilin  (180®),  Nitrobenzol  (200®)  oder 
Naphthalinfüllung  zu  benutzen  (Fig.  33). 
Die  Siedeflüssigkeiten  geben  genau  kon- 
stante Temperatur,  indessen  liegt  die  Temperatur  des  Probeöls  wegen  der 
nicht  zu  vermeidenden  Wärmeausstrahlungen  natürlich  etwas  tiefer  als 
diejenige  des  Bades,  sie  ist  auch  durch  mehr  oder  weniger  starkes  Sieden- 
lassen des  Bades  zu  regulieren.  Bei  den  erwähnten  hohen  Temperaturen 
sind  mit  dem  Engl  ersehen  Apparat  meßbare  Unterschiede  in  der  Zähig- 
keit von  praktischer  Bedeutung  bei  verschiedenen  Zylinderölen  kaum 
vorhanden. 


"^kfkUamalovuffii 


aw-Hif 


Mineralöle:  .Verhalten  in  der  E&lte.  101 

V.   yerhalten  in  der  Kälte. 

Um  die  Konsistenz  der  Mineralöle  in  der  Kälte  einwandjErei  fest- 
zustellen, sind  folgende  Punkte  zu  beachten. 

Werden  Mineralöle  beim  Übergang  aus  dem  tropfbar  flüssigen  in 
den  salbenartig  festen  Zustand  bewegt,  so  kann  das  Gefrieren  infolge 
Ton  Zerstörung  der  gebildeten  netzartigen  Paraffin-  oder  Pechaus- 
scheidungen wesentlich  yerzögert  werden.  Bei  Prüfung  der  Erstarrungs- 
temperatur der  Mineralöle  müssen  diese  also  ohne  Erschütterung  ab- 
gekühlt werden. 

Die  Öle  werden  auf  die  Yersuchstemperatur  wenigstens  eine  Stunde 
lang  abgekühlt,    da    die    festen    Paraffinteilchen    sich    nicht   momentan, 
sondern    langsam    abscheiden    und  das  Ol  nur  langsam  die  Temperatur 
der  Umgebung  annimmt.     Durcb  Erhitzen   der  Öle  Tor  der 
Abkühlung  können,  infolge  physikalischer  Umlagerungen  im 
Ol  gelöster  Stoffe,    oder  durch  Schmelzungen  von  Paraffin- 
ader Pechteilen  im  Öl  die  Gefriergrenzen  verschoben  werden. 
Solche  Änderungen    können   auch    eintreten,    wenn    das    er- 
hitzte Ol  auf  Zimmerwärme  gebracht  und  dann  wiederholt 
auf  die   in  Frage    kommende   Temperatur    abgekühlt  wird. 
Diese   auch    bei    Transporten    und   beim   Lagern    in    Frage 
kommenden  Temperaturschwankungen  bewirken,  daß  einzelne 
'^le,   ohne   weitere    Behandlung    geprüft,   zu    verschiedenen 
Zeiten  ganz  erheblich  verschiedene  Gefriergrenzen  zeigen. 

Helle  Mineralöle  sind  bisweilen  fast  völlig  klar,  wäh- 
rend sie  bereits  gelatinös  erstarrt  sind. 

Bei  der  Untersuchung  ist  nun  entweder  festzustellen, 
üb  und  in  welchem  Maße  das  Öl  bei  einer  vorgeschriebenen 
Temperatur  ( —  5  oder  —  15°  u.  s.  w.)  flüssig  ist,  oder  es 
ist  zu  ermitteln,  wann  das  Ol  die  ersten  Ausscheidungen 
gibt,  und  wann  es  schließlich  salbenartig  fest  wird.  Da 
hierzu  ohne  ungefähre  Kenntnis  der  Gefriergrenze  des  Öles 
mehrere  je  einstündige  Abkühlungen  auf  verschiedene  Kältegrade  er- 
forderlich wären,  so  prüft  man  zunächst  im  einfachen  Vorversuch  (nach 
Pig.  34)  das  Probeöl  im  Reagensglas  in  einer  Mischung  von  Eis  und 
Viehsalz  unter  zeitweisem  Neigen  des  Glases  nach  momentanem 
Herausnehmen  aus  der  Kältemischung  auf  Konsistenz  und  äußere  Be- 
!^haffenheit. 

Um  zur  genaueren  Prüfung  bei. je  einem  Temperaturgrad  die  Ole 
genügend  lange  abzukühlen,  werden  diese  in  gefrierenden  Salzlösungen 
^on  Terschiedener,  dem  konstant  zu  haltenden  Gefrierpunkt  (s.  nach- 
folgende Übersicht)  angepaßter  Zusammensetzung  abgekühlt.  Die  Lösungen 


K^ 


102  UnUreachnitg  der  Schmiennitt«!. 

werden  durch  Mischungen  von  etwa  1  T.  Viehsalz  und  2  T.  feinge- 
stoBenem  Eis  oder  Schnee  abgekühlt  und  zum  langsamen  Gefrieren 
gebracht. 


Die  Versuche  werden,  wie  folgt,  ausgeführt: 

a)  Btttfiachea  BeagensgUu- Verfahren.  Bei  diesem  fttr  viele 
praktische  Zwecke  ausreichenden  Verfahren  wird  nur  beobachtet,  ob 
das  Öl  bei  der  Versuchstemperatur  tropfbarflüssig  oder  salbenartig 
bezw.  talgartig  erstarrt  ist.  (Vereuchsvorrichtung  Fig.  36/36  von  Hof- 
meister'). 


0  g  Salz,  also 
gewöhnliches  Eis. 

13  T. 

Kalisalpeter. 

13  T 
21 

Kalisalpeter 
.  Kochsalz. 

und  3,8  T.  Kochsalz. 

35,8  T 

-8,7" 
Chlorbaryum. 

22,5  T. 

-10» 
Chlorkalium 

—  14" 
20  T.  Salmiak. 

— 15  bis  —  15,4» 
25  T.  Salmiak. 

Die  gefrierende  Salzlösung  befindet  sich  im  emaillierten,  12  cm 
breiten  Topf  a,  die  zur  Abkühlung  dienende  Mischung  von  Eis  und  Salz 
im  irdenen,  mit  Filz  c  umwickelten  Topf  6.  Die  bis  zu  einer  3  cm  hohen 
Marke  mit  Öl  gefüllten  Reagensgläser  werden  in  das  Gestell  de/g 
(obere  Ansicht,  Fig.  36)  gebracht.  Nach  einstUndiger  Abkühlung  der 
Proben  beobachtet    man    die  Konsistenz   der  Öle  wie  bei  der  Vorprobe. 


■)  Mitteilungen  1869,  S.  24. 


Mineralöle:  Verhalten  in  der  Kälte.  103 

Je  Dacbdem  ein  in  das  erstarrte  Ol  hineingebrachter  Stab  nach  Y4-stün- 
digem  Verweilen  im  Ol  beim  Anheben  so  fest  haftet,  daß  das  Glas  mit 
gehoben  wird  oder  nicht,  gilt  das  Ol  als  dick-  oder  dünnsal benartig  ^). 
Überkältong  der  gefrierenden  Salzlösungen,  welche  sich  wie  gefrierendes 
Wasser  verhalten,  yermeidet  man  durch  Abstoßen  der  gefrorenen  Teile 
TOD  den  Wandungen  des  Topfes  und  zeitweises  Herausnehmen  des  Topfes 
aas  der  Kältemischung.  In  letzterem  Falle  verhält  sich  die  Salzlösung 
wie  langsam  auftauendes  Eis.  Die  Temperatur  der  Salzlösung  wird  an 
einem  genauen  Thermometer,  auf  Yio  Grade  geschätzt,  abgelesen.  Die 
Viehsalzmischung  wird  nach  Bedarf  von  Zeit  zu  Zeit  erneuert;  dies  ist 
in  der  Regel  nur  bei  Gefrierlösungen  von  —  15®  nötig. 

Temperaturen  von  —  20°  bis  —  21**  erhält  man  bequem 
konstant  durch  Einbringen  der  Mischung  von  Eis  und  Viehsalz  in  ein 
6e^,  welches  in  ein  zweites,  ebenfalls  mit  jener  Mischung  gefülltes 
6ef&6  gestellt  wird.  Bei  einiger  Übung  genügt  die  schätzungsweise  Ent- 
nahme der  Eis-  und  Salzmengen  zur  Erzeugung  von  —  21°  Temperatur- 
emiedrigung. 

Zar  Erzeugung  noch  tieferer  Temperaturen  gibt  man  in  das  innere, 
aus  nicht  emailliertem  Blech  bestehende  und  in  das  äußere  Gefäß  Alkohol 
and  kühlt  durch  feste  Kohlensäure,  welche  man  mittels  Spatel  in  die 
beiden  Gefäße  schaufelt,  die  zu  prüfenden  Ole  ab ;  man  kann  so  genügend 
lange  Temperaturen  von  —  25°,  —  30°  u.  s.  w.  konstant  erhalten. 

b)  Zur  zoMetMnäfäigen  Vergleichung  des  FUefsvermögena  in  der 
KäUef  wie  sie  z.  B.  für  die  Bewertung  der  dunklen  Eisenbahnöle  er- 
forderlich ist,  bedient  man  sich  des  in  Fig.  37 — 42  abgebildeten  Appa- 
rates. Fig.  37  zeigt  die  von  den  preußischen  Bahnverwaltungen  für  die 
Präfung  der  Mineralöle  nach  den  Lieferungsbedingungen  vorgesehene 
Anordnung. 

1.  Vorbereitung  des  Öles  zum  Versuch.  Das  in  der  Probe- 
iasche  gut  durchgeschüttelte  Ol  wird  zur  Entfernung  mechanischer  Ver- 
unreinigungen durch  ein  Ys  mm-Maschensieb  bei  Zinmierwärme  gegossen. 
Zur  Berücksichtigung  der  Einflüsse  von  Erhitzung  auf  den  Kältepunkt 
werden  zwei  imerhitzte  und  zwei  10  Min.  auf  50°  im  Wasserbade  er- 
Utzte  Proben  geprüft.  Bei  strengen  Anforderungen  ist  außerdem  noch 
eine,  wie  beschrieben,  erhitzte  und  dann,  nach  einstündiger  Abkühlung 
bei  der  Prüfungstemperatur  oder  bei  —  25°,  auf  Zimmerwärme  gebrachte, 
Probe  zu  prüfen,  falls  die  ersten,  nicht  erhitzten  Proben  den  vorge- 
schriebenen Kältepunkt  gezeigt  haben.  Das  Erhitzen  der  Probe  erfolgt 
zweckmäßig    auch    bei    dem    einfacheren    Verfahren    der    Kälteprüfung 


')  Über  die  Erwärmung  der  Proben  vor  den  Versuchen  siehe  nachstehend 
wt«r  b)  1. 


Unteraachaug  der  Schmienuitt«!. 


'S.  102)  direkt    im  ProberÖfarcheB,    d.  h.  bei    dem  Torliegenden  Apparat 
in  6  mm  weiten  Ü-Rühren  (Fig.  40). 


2.    Die    Einbringung    der    Öle    in    die 
U-Röhren  geschieht  durch   den  langen  Schenkel 
mittels    kleiner    Pipetten    (Fig.  41) ,    welche    mit 
Giunmiball  zum  Aufsaugen  des  Öles  versehen  sind, 
bis  zur  3  cm  hoch  an  jedem 
*"'*"  **'  Schenkel   angebrachten  0- 

Marke;   bei  dem  kürzeren 
Schenkel   schließt  sich  an 
diese  nach  oben  hin  eine 
Millimeterteilung  an.    Die 
Rühren  dürfen  an  der  Bie- 
gungsstelle   nicht   verengt 
sein,    und    die  Weite    der 
Rohren  darf  gegen  die  vor- 
i   höchstens  um  ±0,3  mm  abweichen. 
'.  Abkühlung    der  Proben    in  den  Gefrierlösungen  währt 
eine  Stunde.     Die  Oberfläche    des  Öls    befindet    sich   hierbei  wenigstens 
1  cm  unter  der  Oberfläche  der  Salzlösung,     Gegen  Ende  der  Abkühlung 
wird  der  Druck  im  Druckerzeuger  hergestellt. 

4.    Die  Einrichtung  des  Druckerzeugers  (Fig.  43).    Der  oben 
durch  die  Schlauchklemme  k  und  das  Wassermanometer  n  zunächst  ahge- 


geschriebeneu  t 


Hinenlöle:  Verhalten  in  der  Kälte.  105 

scltloasene  Trichter  a  wird,  beschvfert  durch  das  Gewicht  c,  auf  das 
YTasser  im  GefäB  6  gesetzt.  Hierdurch  entsteht  in  dem  Trichter  und 
dem  aaschließenden  Luftraum  in  den  Verbindungs schlauchen  und  Röhren 
ein  der  Niveaudifferenz  des  Wassers  im  Trichter  und  außerhalb  des 
letzteren' entsprechender  Druck,  welcher  im  Manometer  gemessen  wird. 
Die  Einstellung  des  Druckes  auf  genau  50  mm  Wassersäule  geschieht 
dorcfa  Zugiefien  toh  Wasser  in  b  oder  Lüften  des  Quetschhahnes  t,  wo- 
bei Qiietscfahahn  l  geöffnet  ist. 

Fig.  *». 


5.  Die  Prüfung  der  abgekühlten  Proben  geschieht,  wie  folgt: 
Die  langen  Schenkel  der  Ü-Röhren  werden,  während  sich  letztere  noch 
ün  Kältebad  befinden,  mit  dem  Druckerzeuger  durch  die  Schläuche  und 
den  Zehnwegehahn  e  verbunden;  vorher  wird  der  Quetschhahn  /  von  dem 
Schlauch  des  ZweiwegeatUcks  abgezogen,  damit  das  Zusammenpressen 
der  Luft  während  des  Aufsetzens  der  Schläuche  vermieden  wird.  Nach 
vollständiger  Herstellung  der  Verbindungen  der  U-Rohren  mit  dem  Uruck- 
erzeuger  werden  die  nicht  benutzten  Verbindungaschläuche  am  Zehnwege- 
hahn durch  Glasstäbe,  das  kurze  Schlauchende  des  Zweiwegstücks  durch 
den  Quetschhahn  l  verschlossen.  Hierauf  läQt  man  den  Druck  1  Min. 
luiganf  die  öle  einwirken,  ind«m  man  unter  Beobachtung  einer  Sekunden- 


106  Untenachung  der  Scbmiermittel. 

uhr  den  Quetschhalm  k  lüftet.  Alsdann  wird  durch  schnelles  Abziehen 
des  Quetschhahnes  /  der  gewöhnliche  Luftdruck  in  der  gesamten  Luft- 
leitung hergestellt.  Die  TJ-Röhrchen/  werden  aus  der  Eältelösung  heraus- 
gezogen; der  an  der  Skala  am  kürzeren  Schenkel  beobachtete 
Aufstieg,  welcher  auch  nach  dem  AbflieBen  des  Öles  durch  die  zurück- 
bleibende Benetzung  der  Wände  zu  erkennen  ist,  gibt  das  MaB  für  das 
Flie&yermögen  der  Ole. 

VI.  Verdampfbarkeit  and  Entflammbarkeit. 

Die  Mineralschmieröle,  d.  h.  die  am  höchsten  siedenden  Destil- 
lationsprodukte oder  Residuen  des  Rohpetroleums,  sollen  erst  bei  starker 
Erhitzung  verdampfbar  sein.  Es  ist  bisher  üblich  gewesen,  den  ver- 
hältnismäBig  einfach  zu  bestimmenden  Entflammungspunkt  als  Yergleichs- 
maßstab  für  die  Verdampfbarkeit  der  Ole  zu  bestimmen;  man  bedient 
sich  hier  je  nach  dem  Zweck  der  Prüfung  offener  oder  geschlossener 
Prober.  Die  Qualitäten  von  Maschinenölen,  insbesondere  aber  diejenigen 
Yon  Dampfzylinderölen  werden  daher  erfahrungsgemäß  —  ceteris  pari- 
bus  —  nach  der  Höhe  der  Flammpunkte  beurteilt. 

Der  Flammpunkt  kann  aber  immer  nur  einen  sicheren  Schluß  auf 
den  Grad  der  Verdampfbarkeit  eines  Schmieröls  gestatten,  wenn  er 
ojberhalb  der  festgesetzten  Minimalgrenze  liegt.  In  Zweifelsfallen  muß 
man  entweder  einen  Destill ationsversuch  im  Eng  1er sehen  Kolben  zur 
Ermittlung  der  Gegenwart  von  Petroleum  oder  benzinartigen  Ölen  oder 
bei  Abwesenheit  dieser  Öle  einen  direkten  Verdampfungsversuch  im 
offenen  Gefäß  unter  Bestimmung  der  Verdampfungsmenge  zur  Beurteilung 
der  Qualität  anstellen^).  Die  Destillation  im  Engl  ersehen  Kolben 
würde  für  die  von  leichten  Ölen  freien  Schmieröle  wegen  der  Zersetzung 
der  letzteren  zwecklos  sein.  Praktisch  werden  die  direkten  Bestim- 
mungen der  Verdampfbarkeit  fast  nur  für  Dampfzylinder-,  Heißdampf- 
maschinen- oder  Dampfturbinenöle  herangezogen  (s.  a.  Transformatoren- 
Öle  S.  50).  Bei  Beurteilung  der  Verdampfbarkeit  und  natürlich  auch  der 
Feuergefährlichkeit  der  Mineralöle  nach  ihrem  Flammpunkt  muß  man, 
was  leider  nicht  immer  geschieht,   die  oft  sehr  großen,   weiter  unten  er- 


')  Die  Festsetzung  einer  Minimalgrenze  für  den  Flammpunkt  ist 
für  Eisenbabnöle,  MaschiDenöle,  Zylinderöle  u.  s.  w.  erwünscht,  am  das  Schmieröl 
in  einfacher  Weise  als  frei  yon  leichtflüchtigen  Ölen  und  nicht  feaerge&hrlich  za 
kennzeichnen,  femer  zum  Identitäts-Nachweis,  und  weil  der  Flammpunkt  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  mit  wesentlichen  Eigenschaften  der  Öle  zusammenhängt 
Die  Höhe  dieser  Grenzen  ist  für  die  verschiedenen  Sorten  yon  ölen  nach 
Maßgabe  der  besonderen  Betriebsbedürfnisse  festzusetzen  (Deutsche  Verbands- 
Beschlüsse). 


Mineralöle:  Verdampfbarkeit  107 

mm 

örterten  ünterscbiede  berücksichtigen,    welche  ein  und  dasselbe  Ol  bei 
der  Prüfbng  im  offenen  und  geschlossenen  Prober  ergibt. 

Außer  dem  Flammpunkt  wird  zur  Charakterisierung  der  Verdampf- 
barkeit oder  Feuergefährlichkeit  auch  der  Brennpunkt,  d.  i.  diejenige 
Temperatur,  bei  welcher  auf  Annäherung  einer  Zündflamme  die  Ober- 
Oäche  ruhig  fortbrennt,  herangezogen.  Dieser  Punkt  gilt  sogar  gegen- 
über der  Flammpunktsprüfimg  einigen  Autoren  als  schärferer  Maßstab  für 
die  Verdampfbarkeit  der  Schmieröle. 

a)  VerdampfbarkeU.  Handelt  es  sich  um  genaue  Ermittelung 
der  bei  bestimmten  Temperaturen  verdampfenden  Olmengen,  wie  sie 
natürlich  bei  der  Flammpunkts-  oder  Brennpunktsbestimmung  nicht  er- 
mittelt werden  können,  so 'kann  man  sich  der  in  Fig.  43  und  44  darge- 
stellten Vorrichtungen  Ton  Holde^)  bedienen.  Dieser  Apparat  dient 
zur  Feststellung  der  bei  mehrstündigem  Frhitzen  von  Transformatoren- 
ölen, Heißdampfzylinderölen  u.  s.  w.  auf  konstante  Temperaturen  von 
100»,  170^  190®  oder  310®  entweichenden  Dampfmengen. 

Der  in  den  Vereinigten  Staaten  zur  Prüfung  der  Entflammbarkeit 
TOD  Ölen  gebräuchliche  New  York  State  Board  of  Health  tester  ist 
gleichzeitig  für  die  Bestinunung  der  Verdampfungsmengen  der  Öle  unter 
bestimmten  Bedingungen  vorgesehen.  Zu  diesem  Zweck  wird  das  äußere 
Bad  des  Probers  mit  Wasser  gefällt,  nachdem  das  tarierte  Olgefäß  in 
gleicher  Weise  wie  zur  Flammpunktsbestimmung  mit  Öl  gefüllt  und  dann 
wieder  gewogen  wurde.  Darauf  soll  das  Ol  in  10 — 15  Min.  in  dem  zum 
Kochen  erhitzten  Wasserbad  auf  208—210®  F.  d.  i.  etwa  98,5®  C.  erwärmt, 
5  Standen  auf  dieser  Temperatur  erhalten  und  hierauf  schnell  auf  etwa 
10®  F.  d.  i.  5,5  ®C.  abgekühlt  werden.  Der  Gewichtsverlust  eines  Maschinen- 
öles soll  alsdann  nicht  mehr  als  0,1  Proz.  betragen.  Zur  Prüfung  der  Ver- 
dampfbarkeit von  ölen  bei  starker  Erhitzung  scheint  der  Apparat  nicht 
eingerichtet  zu  sein. 

Bei  dem  Apparat  von  Holde  wird  das  in  seinen  Abmessungen 
genau  festgelegte  Olgefaß  des  Pensky  sehen  Flammpunktprüfers  benutzt. 
Die  Erhitzung  geschieht,  je  nachdem  1  oder  2  Olproben  gleichzeitig  ge- 
proft  werden  sollen,  durch  die  Dämpfe  siedender  Flüssigkeiten  in  dem 
kartgelöteten  einfachen  Apparat  (Fig.  43)  oder  in  dem  Doppelapparat 
(Fig.  44).  Im  Dampfbad  A  werden  durch  den  Brenner  ^,  je  nach  der 
gewünschten  Versuchstemperatur,  wäßrige  Kochsalzlösung  oder  Toluol 
(Kp  =  111),  Nitrobenzol  (Kp  =  209)  oder  Anthracen  (Kp  =  351)  zum 
Sieden  gebracht.  Zur  Verflüssigung  der  Dämpfe  dient  ein  Wasserkühler 
oder  ein  1  cm  weites,  1,5  m  langes  Dephlegmatorrohr  D,  In  der  einen 
Tülle  sitzt  Thermometer  t. 


')  Apparat  2  ist  von  der  Firma  Paul  Altmann,  Berlin  NW.,   Luisen - 
i^n^  47»  geliefert  worden. 


108 


UntersachuDg  der  Schmiermitl«!. 


Durch  das  Sicherheitsbad  C,  in  welches  durch  eise  schmale  ÖfihuDg 
der  Brenner  eingepaßt  ist,  ist  die  Gefahr  des  Anbrennens  der  Dämpfe 
d£r  SiedeQüssigkeit  fast  ausgeschlossen.  Der  Brenner  wird  nach  Beiseite- 
schieben der  Klappe  K  angezündet. 

In  die  kleinen  Kessel  B  kommt  als  Wärmeübertrager  fOr  die  £r- 
hUzung  der  einzuhängenden  Penskyschen  Ölgeßifie  entweder  Glyzerin 
(für  Versuche  bei  100")  oder  hochentflammbares  Dampfzylinderöl  (fp 
hoher  als  300°  im  Pen skj- Apparat)  für  Versuche  bei  300  und  300". 


FiC-M. 


Das  zu  prüfende  Öl  wird  bis  zur  Auffiillmarke,  d.  h.  in  3,ö  cm  hober 
Schicht  in  den  Penskjschen  Tiegel  eingefüllt.  Der  Tiegel  wird  in  das 
Glyzerin-  bezw.  Ölbad  erst  eingesetzt,  wenn  das  Thermometer  im  Dampf- 
bad schon  einige  Minuten  den  Siedepunkt  des  eingefüllten  Kürpers  zeigt. 
Das  zu  prüfende  Öl  im  Tiegel  nimmt,  wegen  eigner  "Wärmeabgabe 
und  derjenigen  des  Zwischenbades  nach  aufien,  nicht  ganz  die  Temperatur 
des  Dampfbades  an.  In  siedender  Salzlösung  (Siedetemperatur  etwa 
1070)  wurde  ein  in  den  Tiegel  gebrachtes  Öl  aahezii  100",  in  Nitrobenzol- 
dämpfen  nur  133—195",  in  Anthracendämpfen  305—310"  heiß.  Um 
diese  Erwärmung  in  jedem   Fall  messen  zu   könneo,    bringt  man  in  je 


Mineralöle:  Flammpunktsbestimmung.  109 

eine  der  zu  prüfenden  Olproben  ein  Thermometer  und  wischt  zum  Schluß 
der  Versuche  die  am  Thermometer  nach  dem  Herausnehmen  anhaftende 
Oimenge  mit  einem  Stückchen  Fließpapier  ab,  welches  letztere  zu  Anfang 
gemeinschaftlich  mit  dem  ölgefüllten  Tiegel  gewogen  werden  muß.     Der 

am 

nach  dem  Versuch  in  Wasser  abgekühlte  Tiegel  wird  mit  Olinhalt  und 
ölhaltigem  Fließpapier  nach  Abtrocknen  der  Außenwandungen  und  nach 
wenigstens  Y,-stündigem  Verbleiben  im  Exsikkator  gewogen. 

b)  IHe  FtamfnpunktsbesUfntnung.  1.  Pensky-Martensscher 
Apparat.  (Querschnitt  Fig.  45  a,  Grundriß  des  Deckels  45  b.)  Der 
Apparat')  gestattet  wegen  der  Art  der  Erhitzung,  der  Führung  der  Zünd- 
flamme und  der  Beobachtung  der  Entflammung  ein  sicheres  Arbeiten, 
während  bei  den  offenen  Probem  diese  Vorzüge  wegfallen  und  auch  die 
ungestörte  Dampf ansammlung  über  der  Oberfläche  der  Öle  leicht  gestört 
wird,  wenn  man  nicht  in  einem  zugfreien  Raum  arbeitet.  Ein  gewisser 
Vorzug  des  Pensky  sehen  Probers  ist  femer  die  Vergleichbarkeit  der 
Ergebnisse  mit  den  auf  den  Ab  eischen  Probern  gewonnenen  Resultaten, 
insoweit  es  sich  um  niedriger  entflammbare  Ole  handelt.  Eigentümlich 
ist  diesem  Prober  seine  in  einzelnen  Fällen  sehr  große  Empfindlichkeit. 
Es  drucken  nämlich  bereits  sehr  geringe  Mengen  leichtflüchtiger  Dämpfe, 
welche  im  offenen  Tiegel  ungehindert  und  unbeobachtet  entweichen,  den 
fp  im  Pensky- Apparat  oft  überaus  stark  herab. 

Zur  Ausführung  der  Versuche  wird  die  Ölprobe  im  Gefäß  E  bis 
ZOT  34  mm  hohen  Marke  M  aufgefülUt  und   durch  den  Dreibrenner  er- 
hitzt.   Das  Gefäß  E  ruht,  durch  eine  Luftschicht  getrennt,  in  dem  Eisen- 
körper H^   welcher  durch  den  Messingmantel  L  vor  zu  starker  Wärme- 
abgabe geschützt  wird*).     Sobald  das  durch  den  Dreibrenner  erhitzte  öl 
etwa  100**  erreicht  hat,  wird  beständig  der  Handrührer  J  bewegt.    Von 
120®  an  wird  unter  fortgesetzter  Bewegung  des  Rührers  das  durch 
Gas  oder  Rüböl  gespeiste  Zündflämmchen  z  durch  Drehung  des  Griffes  G 
zunächst  von  2®  zu  2°  und  später,  wenn  das  Zündflämmchen  beim  Ein- 
tauchen größer  erscheint,  von  Grad  zu  Grad  so  lange  in  den  Dampfraum 
des  Gefäßes  E  getaucht,  bis  deutliches  Aufflammen  der  Dämpfe  in  dem 
dunklen  Dampfraum    eintritt.      Die    hierbei    am    Thermometer    t    abge- 
lesene Temperatur,   bei  welcher  die  Korrektur  für  den  herausragenden 
Qaecksilberfaden  und  die  Fehler  des  Thermometers   zu  berücksichtigen 
sind,  ist  der  fy.    Dem  Aufflammen  folgt  zuweilen  vollständiges  Verlöschen 
des  Zündflämmchens.  Beim  Wiedereintauchen  des  Zündflämmchens  braucht 
sich  das  Aufflammen  nicht  zu  wiederholen,  da  sich  erst  durch  weiteres 


0  Verfertiger  Sommer  &  Range,  Berlin  SW.  48,  Wilhelm straße  122. 
')  Als  zweckmäßig  far  die  Handhabung  des  Apparates  hat  sich  die  Um- 
kUiduog  des  Messingmantels  mit  Asbest  erwiesen. 


110 


üntenachung  der  Schmiermittel. 


Erwärmen  neue  entflammbare  Dampfmengen  ansammeln.  Zur  Beobachtung 
wählt  man  zweckmäßig  einen  Platz  mit  gedämpfter  Beleuchtung. 

Die  Temperatur  darf,  sorgfältiges  Rühren  vorausgesetzt,  während 
der  Erhitzung  auf  120°  noch  6  — 10*>,  von  20°  unterhalb  der  Ent- 
flammungstemperatur an  nur  4 — 6**  in  1  Minute  steigen.  Unter  diesen 
Bedingungen  wird  zu  lange  Yersuchsdaüer  und  Überhitzung  des  01s 
vermieden. 

Fig.  45. 
kBbmitderZimi. 


Sollte  der  Flammpunkt,  was  bei  Schmierölen  selten  vorkommt, 
unter  120®  liegen,  so  muß  von  80®  an  gerührt  und  von  100®  an  das 
Zündflämmchen  unter  fortgesetzter  Bewegung  des  Rührwerks  eingetaucht 
werden.    Dem  Yerlöschen  des  Zündflämmchens  beim  Eintauchen  begegnet 


Mineralöle:  Flammpunktsbestimmung.  XI 1 

das  neben  der  einzutauchenden  Zündflamme  angebrachte  Sicherheits- 
fl&mmchen  S, 

Die  erhaltenen  Flammpunkte  dürfen  bei  Wiederholungsversuchen 
mit  Ölen  im  allgemeinen  nur  um  höchstens  3^  differieren;  gewöhnlich 
liegen  die  Differenzen  zwischen  0®  und  2^.  In  der  Regel  genügen  daher 
zur  Mittelbildung  2  Wiederholungsversuche,  nur  in  Zweifelsfällen  ist  ein 
dritter  oder  yierter  Versuch  auszufuhren. 

Wesentlich  höher  können  die  Unterschiede  in  den  Wiederholungs- 
Tersochen  bei  Gemischen  mit  yiel  fettem  Ol  oder  reinen  fetten  Ölen 
ausfallen,  weil  die  Fette  beim  Erhitzen  sich  ungleichmäßig  zersetzen  und 
Terschiedene  Mengen  brennbarer  Gase  bei  Wiederholungsversuchen  ent- 
wickeln. 

01.  welches  einmal  zum  Versuch  benutzt  wurde,  ist  nicht  immer 
als  einwandfrei  für  Wiederholungsyersuche  anzusehen,  da  sich  der  Flamm- 
punkt durch  Abgabe  Ton  Dämpfen  etwas  erhöht  haben  kann. 

Die  Thermometer  zum  Apparat  sind  so  zu  prüfen,  daß  sie  während 
der  Prüfung  bis  zur  Hülse,  entsprechend  ihrer  Benutzung  in  diesem 
Apparat,  in  das  Temperaturbad  eintauchen.  Die  unter  diesen  Umständen 
gemachten  Fehlerangaben  ersparen  alsdann  später  die  jedesmalige  Be- 
rechnung der  Korrektur  für  den  herausragenden  Faden.  Man  benutzt 
zweckmäßig  die  gleichen  Thermometer  für  die  Prüfung  im  offenen  Tiegel 
und  liest  so  stets  unmittelbar  korrigierte  Flammpunkte  am  Thermometer  ab. 

Wasserhaltige  Ole  werden  nur  dann  auf  dem  Penskv sehen  Apparat 
geprüft,  wenn  während  der  Prüfung  die  Zündflamme  nicht  häufig  erlischt, 
anderenfalls  sind  sie  vor  den  Versuchen  durch  Chlorcalcium  und  nach- 
heriges  Filtrieren  zu  entwässern.  Das  durch  den  Wasserdampf  herbei- 
geführte Verlöschen  der  Zündflamme  ist  mit  dem  nach  dem  Aufflammen 
beim  fjp  öfter  stattfindenden  Verlöschen  nicht  zu  verwechseln. 

2.  Im  Abelschen  Petroleumprober.  Es  kommt  ausnahmsweise 
Tor,  daß  Schmieröle  mit  Petroleum  versetzt  sind,  bezw.  so  niedrig  ent- 
flammen, daß  der  fp  nicht  mehr  auf  dem  Pensky- Apparat  bestimmt  werden 
kann.  In  diesem  Falle  wird  der  dem  Pen sky sehen  Apparat  ähnliche 
Abel  sehe  Petroleumprober  benutzt.  Bei  Schmierölprüfungen  braucht 
der  Barometerstand  nicht  berücksichtigt  zu  werden. 

3.  Im  offenen  Tiegel.  Diese  Bestimmung  wurde  gewöhnlich 
früher  unter  Erhitzen  des  Tiegels  auf  flacher  Sandbadschale  vorgenommen 
und  ist  heute  noch  unter  Anwendung  einiger  Modifikationen  bei  den 
preußischen  Eisenbahnverwaltungen,  hauptsächlich  wegen  der  Einfachheit 
und  Billigkeit  der  Versuchsvorrichtung,  im  Gebrauch.  Ferner  werden 
Prüfungen  von  Mineralölen  im  offenen  Tiegel  in  Mineralölfabriken  zur 
>chnellen  Betriebskontrolle  über  den  Verlauf  der  Destillation  und  auch 
im  Ölhandel  wegen  der  vorstehend  erwähnten  Vorzüge  vielfach  ausgeführt. 


112 


UntersachuDg  der  Schmiennittel. 


Fig.  4«. 


Die  bei  den  preußischen  Bahnen  maßgebenden  Vorschriften  für  die 
Flammpunktsbestimmung  seien  nach  den  Lieferungsbedingungen  an  der 
Hand  der  Fig.  46  mitgeteilt. 

a  ist  ein  zylindrischer,  glasierter,  4  cm  hoher  und  4  cm  im  Lichten 
weiter  Porzellantiegel  zur  Aufnahme  des  Öles;  die  halbkugelförmige, 
18  cm  breite  Blechschale  wird  1,5  cm  hoch  mit  feinem  Sand  gefüllt;  die 

Skala  des  Thermometers  reicht  von  lOO 
bis  200^;  g  stellt  ein  Zündrohr  mit  Gummi- 
schlauch dar. 

Der  Tiegel  wird  bis  auf  1  cm  vom 
Rand  mit  Ol  gefüllt  und  auf  den  Sand 
gesetzt,  nicht  in  diesen  eingehüllt.  Die 
Quecksilberbime  des  Thermometers  muß 
vollständig  vom  Ol  umspült  werden.  Die 
Blechschale  schützt  die  Oloberfläche  wäh- 
rend der  Prüfung  vor  nachteiligen  Luft- 
strömungen. 

Fig.  47. 


^Tu'/' 


'm/ 


's.. 


e 


^%==" 


m7!?F, 


Von  100°  ab  wird  langsam  erhitzt,  so  daß  Überhitzung  ver- 
mieden  wird.  Hat  das  Ol  den  Wärmegrad,  bei  welchem  geprüft  werden 
soll  (120°),  erreicht,  so  führt  man  die  10  mm  lange  Zündflamme,  indem 
man  das  Zündrohr  auf  dem  Rande  der  Blechschale  gleiten  läßt,  langsam 
und  gleichmäßig  in  wagerechter  Richtung  über  den  Tiegel  a  in  der  Ebene 
seine^  Randes  einmal  hin  und  her^),  so  daß  die  Flamme  sich  jedesmal 
4  Sekunden  über  dem  Tiegel  befindet  und  von  den  etwa  sich  entwickeln- 
den Dämpfen  bestrichen  wird,  ohne  daß  die  Flamme  das  zu  prüfende 
Öl  oder  den  Rand  des  Tiegels  berührt.  Bis  zur  Erwärmung  auf  145° 
wird  von   5   zu   5°,   von   145°  an  aufwärts  von  Grad   zu  Grad  geprüft. 


*)  Die  Flamme   selbst   soll  hierbei  vertikal  gemäß  Fig.  47  in  den  Tiegel 
eiotaachen  und  von  der  Oloberfläche  4  mm  entfernt  bleiben.     (Der  Ref.) 


Mineralöle:  Flammpunktsbestimmang.  J13 

Die  Erwärmung  soll  so  lange  fortgesetzt  werden,  bis  bei  Annäherung 
des  Flämmchens  ein  yorübergehendes  Aufflammen  über  der  Öloberfläcbe 
oder  eine  durch  schwachen  Schall  wahrnehmbare  Verpuffung  eintritt. 

Der  beschriebene  Apparat  gestattet  nur  die  Prüfung  mäßig  hoch 
entflammbarer  Öle.  Schon  gegen  200**  ist  es  schwer,  den  auf  dem 
Sandbade  ruhenden  Tiegel  so  zu  erhitzen,  daß  ein  stetiger  Temperatur- 
anstieg im  Öl  stattfindet,  über  200°  bleibt  das  Thermometer  gewöhnlich 
stehen,  wenn  nicht  mit  Dreibrenner  erhitzt  wird.  Aber  auch  mit  letzterem 
Brenner  gelingt  es  nicht,  wenn  der  Tiegel  nicht  in  das  Sandbad  ein- 
gehüllt wird,  hoch  entflammbare  Zylinderöle  auf  ihre  Entflammungs- 
temperatur zu  erhitzen. 

Es  ist  femer  oft  nicht  leicht,  den  Temperaturanstieg  so  zu  regeln, 
daß  er  nicht  weniger  als  2  °  imd  nicht  mehr  als  5  °  in  der  Minute  be- 
trägt. Ist  letztere  Bedingung  nicht  erfüllt,  so  fallen  die  erhaltenen 
Flammpunkte  zu  hoch  oder  zu  niedrig  aus. 

Unterschiede  zwischen  den  im  Pensky-Martensschen  Apparat 
und   im  offenen   Tiegel   bestimmten  Flammpunkten. 

Da  die  aus  den  Mineralölen  entwickelten  Dämpfe  bei  der  Prüfung 
im  offenen  Tiegel  durch  die  Luftströmungen  von  der  Oberfläche  des  Öles 
mehr  fortgeführt  werden,  als  in  dem  nur  vorübergehend  wenig  geöffneten 
Pensky-Martens sehen  Prober,  so  fallen  die  im  ersteren  gefandenen 
Flammpunkte  durchweg  höher  aus,  als  im  Pensky sehen  Apparat.  Bei 
nonnal  zusammengesetzten  Mineralschmierölen  schwanken  die  Differenzen 
je  nach  der  Höhe  des  fp  zwischen  5  und  40**.  Bei  solchen  Ölen  aber, 
welche  geringe  Mengen  leicht  flüchtiger  und  im  geschlossenen  Gefäß  sehr 
früh  entzündlicher,  z.  B.  benzin-  bis  petroleumartiger  Öle  enthalten, 
finden  sich  weit  höhere,  unter  Umständen  mehr  als  140®  imd  darüber 
betragende  Differenzen.  So  wird  beispielsweise  der  fp  einzelner  im 
Pensky  sehen  Apparat  bei  180°,  im  Tiegel  nahe  bei  200®  ent- 
flammender Mineralöle  durch  Zusatz  von  0,5  Proz.  Benzin,  welche  die 
Zähigkeit  um  8  Proz.  verringern,  im  Pensky- Apparat  auf  unter  80® 
herabgedrückt,  während  im  offenen  Tiegel  gar  keine  Veränderung  des 
ursprunglichen  fp  bemerkbar  ist.  Andere  niedriger  entflammbare  Ole 
(zwischen  160  und  180®  im  offenen  Tiegel)  zeigen  auch  im  offenen 
Tiegel  nach  Zusatz  von  0,5  Proz.  Benzin  starke  Herabsetzung  des  fp. 
Angaben  über  den  Flammpunkt  von  Schmierölen  können  also  nur  dann 
verglichen  werden,  wenn  der  benutzte  Apparat  genannt  ist. 

e)  Die  BrennptmkMpeMtnfnung.  Erfolgt  zweckmäßig  im  Anschluß 
«i  die  Ermittelung  des  ^  im  Tiegel  (flache  Sandbadschale,  Fig.  48).  Die 
Temperatur  wird  stetig  um  2 — 5®  pro  Min.  bis  zum  Brennpunkt  ge- 
steigert.   Die  horizontal  geführte  Zündflamme   darf  nur   1—2   Sek.   bei 

Untersuchungen.  5.  Aufl.  III.  g 


114  Untersuchung  der  Schmiermittel. 

der  Prüfung  dem  Ol  genähert  werden  und  dieses  nicht  berühren,  da  durch 
Uberhitzung  des  Öles  zu  niedrige  Zahlen  erhalten  werden. 

d)   DesHUatiansprobe  und  SiedepunktabesHtnniung.     Kommen 
bei   Mineralschmierölen    hauptsächlich    zum    Nachweis    von    Petroleum- 
destillaten, z.  B.  bei  Untersuchungen  über  die  Zolltarifierung  von  Mineral- 
schmierölen, in  Betracht.     Für  bloßen  Petroleumnachweis 
Fig.  48.  genügt  die  Engl  ersehe  Fraktionierung  (S.  10).    Beginnt 

das  Produkt  unter  150^  zu  sieden,  so  ist  Leuchtpetroleum 
zugegen.    Die  Menge  des  letzteren  läßt  sich  nur  annähernd 
durch  Abdestillier en  bis  800^  bestimmen. 
Die  zolltechnische  Untersuchung  und  Tarifierung  von  Schmierölen, 
Rohölen  etc.    auf   Grund    der   Destillationsprobe    geschieht   mittels   des 
S.   12    beschriebenen    Apparates    und    nach    den    daselbst   mitgeteilten 
Anleitungen. 

VIL  Optische  Prüfungen. 

a)  Optische  I>rehung.  Wird  zur  Auffindimg,  bezw.  Bestätigung 
einer  schon  anderweitig  festgestellten  Verfälschung  durch  Harzöl,  zum 
Nachweis  der  Identität  verschiedener  Proben  etc.  festgestellt.  Für  diese 
Prüfung  kann  z.  B.  ein  Laurentscher  Halbschattenapparat  von  Schmidt 
und  Haensch,  Berlin,  benutzt  werden.  Wegen  der  Schwierigkeit  der 
Beobachtung  der  Farben  gl eichheit  der  immerhin  noch  etwas  dunkel 
erscheinenden  Mineralöle  ist  die  Benutzung  eines  Landolt sehen  Polari- 
sationsapparates mit  3-fach  geteiltem  Gesichtsfeld  für  diese  Untersuchungen 
vorzuziehen.     (Siehe  Kapitel  Zucker.) 

Mineralöle  zeigen  Drehungen  von  0  bis  1,2^,  vereinzelt  bis  H-  3,1. 

Harzöle  von   +30  bis  44^   (nach  Demski-Morawski  bis  50®). 

Von  fetten  Ölen  haben  nur  Sesamöl  und  Rizinusöl  stärkere 
Drehung,  nämlich  ersteres  +3,1  bis  9**,  letzteres  +  40,7  bis  43". 

Von  stark  gefärbten  Ölen,  deren  breitere  Schichten  von  dem 
schwachen  Natriumlicht  nicht  hinreichend  durchdrungen  werden,  kanA 
man  den  Ablenkungswinkel  in  der  Weise  bestimmen,  daß  man  die  Ole 
entweder  in  geeignetem  Verhältnis  in  einem  wasserhellen  indifferenten 
Mineralöl  oder  in  einem  indifferenten  Lösungsmittel,  wie  Petroleum- 
benzin, Benzol  etc.,  löst  und  den  Ablenkungswinkel  der  so  hergestellten 
Flüssigkeit  bestimmt.  Die  Berechnung  der  spezifischen  Drehung  des 
ursprünglichen  Öles  [«(]d   ergibt  sich  nach  folgender  Formel: 

1(V  .  a 
M°=    l.p.d- 

In  dieser  Formel  bedeuten  a  den  abgelesenen  Ablenkungswinkel, 
1  die  Länge  der  Flüssigkeitsschicht,  d  das  spez.  Gew.  der  Lösung,  p  den 
Prozentgchalt  an  dem  zu   prüfenden  Öl. 


Mineralöle:  Säuregehalt  und  freies  Alkali.  X15 

b)  Brechungskoe/jfizient.  Wird  bei  der  Mineralschmierölprüfung 
hauptsächlich  zur  Kennzeichnung  Yon  Harzölen  in  Mineralölen  bestimmt. 
Man  bedient  sich  hierzu  des  Abb  eschen  Refraktometers  (S.  156),  dessen 
Beschreibung  als  bekannt  Torauszusetzen  ist.  Die  erforderlichen  Versuche 
sind  nach  der  dem  Instrument  beigegebenen  Vorschrift  in  wenigen  Minuten 
auszufuhren. 

Hochsiedende  Harzöle  haben  Br  1,530 — 1,550,  Mineralschmieröle 
1,490^1,500,  Olivenöle  1,469—1,470,  Rüböle  1,472—1,474,  Klauenfette 
1,467—1,470  bei  18^  C. 

Chemische  Prttftangen. 
YIII.  Säuregehalt  und  freies  Alkali. 

In  hellen,  raffinierten  Mineralölen  findet  sich  in  der  Regel  keine 
freie  Säure  oder  höchstens  Spuren  (bis  0,03  Proz.  als  SO3  berechnet) 
Tor.  In  dunklen  Ölen  steigt  der  Säuregehalt  bis  zu  0,3  Proz.,  ausnahms- 
weise auch  wohl  bis  0,5  Proz.,  wenn  Abfallöle  (s.  S.  65)  mitverarbeitet 
sind.  In  der  Regel  beträgt  aber  der  Säuregehalt  der  dunklen  Ole  auch 
Dicht  mehr  als  0,15  Proz.,  als  SO3  berechnet.  Da  ein  etwaiger  Säuregehalt 
bei  Mineralschmierölen  auf  harzartige  Körper  oder  Naphthenkarbonsäuren 
zurückzuführen  ist,  deren  Molekulargewicht  schwankend  ist,  so  wählt 
man  als  Einheit  Schwefel  Säureanhydrid  oder  Säurezahl.  Am  meisten 
eingeführt  ist  bisher  bei  Schmierölen  die  Einheit  SO3.  Die  neueren 
Deutschen  Verbands-Beschlüsse  schlagen  als  Einheit  „Säurezahl"  vor. 

Von  der  Raffination  herrührende  freie  Schwefelsäure  oder  freies 
Alkali  konunen  nur  ganz  ausnahmsweise  in  Schmierölen  vor;  sie  werden 
durch  Ausschütteln  mit  heilem  Wasser  qualitativ  oder  quantitativ  in 
bekannter  Weise  nachgewiesen  *).  Die  auf  einfacher  Titration  der  ätherisch- 
alkoholischen Lösungen  der  Öle  oder  der  alkoholischen  Auszüge  der 
Säure  beruhenden  quantitativen  Bestimmungen  werden,  je  nachdem  die 
Lösung  des  Öles  den  Farbenumschlag  des  Indikators  zu  beobachten  ge- 
stattet oder  nicht,  nach  a)  oder  b)  ausgeführt. 

a)  Versiichaausfahrung  bei  hellfarbigen  Ölen.  10  ccm  Ol  werden 
mit  etwa  150  ccm  eines  genau  neutralisierten  Gemisches  von  2  Tl.  absol. 
Alkohol  und  1  Tl.  Äther  in  einen  Erlenmeyerkolben  gespült,  welcher 
l>ereits  mit  einer  kleinen  Menge  des  kurz  vorher  neutralisierten  Alkohol- 
äthers beschickt  ist.  Nach  Zusatz  von  1  ccm  l-proz.  alkoholischer 
Phenolphtaleinlüsung  läßt  man  aus  der  Bürette  alkoholische  Natronlauge, 
von  welcher  1  ccm  0,004  g  SO3  entspricht,  so  lange  hinzufließen,  bis  die 
durchgeschüttelte  Flüssigkeit  eben  rot  bleibt. 


1)  8.  Bd.  I,  Maßanalyse. 

8' 


WQ  Untersuckang  der  Schmiermittel. 

Die  Bürette  ist  derartig  graduiert,  daß  die  Prozentgehalte  an 
freier  Säure,  berechnet  als  Schwefelsäureanliydrid  oder  Säurezahl,  un- 
mittelbar abzulesen  sind.   Die  Einteilung  beruht  auf  folgender  Rechnung. 

Beträgt  die  zur  Neutralisation  der  angewandten  10  ccm  Ol  erfor- 
derliche  Menge   Natronlauge   x    ccm   bei   einem  Säuregehalt    des   Öles 

von  1,0  Proz.  (als  SO3  ber.),   so  muß  — '     '    ' =  1  sein,  wenn  0,004 

die  1  ccm  Natronlauge  entsprechende  Menge  Schwefelsäureanliydrid   ist 

mm 

und  0,915  als  durchschnittliches  spez.  Gew.   der  Ole  angenommen  wird. 

Hiemach  berechnet  sich  x  =  22,9  ccm.    Diesen  Inhalt  muß  der  1  Proz. 

Säuregehalt  entsprechende  Raum  der  Bürette  haben;    letzterer   ist   nun 

in  7,Q  und  7ioo  ^^oz.  SO3  geteilt,  so  daß  man  7iooo  P^'oz.  schätzen  kann. 

Ole,  welche  weniger  als  0,01  Proz.  Säure  enthalten,  werden  als  säurefrei 

bezeichnet. 

Bei  Übertragung  der  in  der  Fettanalyse  üblichen  Einheit  „Säure- 

zahl**    auf   die    Teilung    der  Bürette    berechnet  sich  der  Raum    für  die 

22  9 
Säurezahl  14  auf  22,9,   also  für  die  Säurezahl  1  auf  — fj—  =  1,64  ccm. 

b)    Versuchsausführung  bei  dunkelfa/rbigen  Ölen.     20  ccm  Ol 

werden  in  einem  mit  Glasstopfen  Terschlossenen  Meßzylinder  mit  40  ccm 
neutralisiertem  abs.  Alkohol  gehörig  (bei  dicken  Ölen  unter  Erwärmung) 
durchgeschüttelt.  Nach  über  Nacht  erfolgter  Trennung  der  Flüssig- 
keiten werden  20  ccm  Alkohol  abgegossen  und  mit  7,q  N.-Lauge  unter 
Benutzung  oben  beschriebener  Bürette  titriert.  Beträgt  der  gefundene 
Säuregehalt  über  0,03  Proz.,  so  muß  noch  mehrfach  nach  Abgießen  des  in 
dem  Zylinder  yerbliebenen  Alkoholrestes  mit  40  ccm  Alkohol  geschüttelt 
und  von  neuem  titriert  werden.  Die  Summe  der  bei  sämtlichen  Titrierungen 
gefundenen  Säuregehalte  entspricht  der  Yorhandenen  Säuremenge. 

Man  kann  auch,  wo  zt  0,01  Proz.  Fehlergrenze  erlaubt  ist,  statt 
mehrere  Ausschüttelungen  vorzunehmen,  die  nachfolgenden  für  bestimmte 
Werte  des  Säuregehaltes  der  1.  Ausschüttelung  empirisch  ermittelten 
Korrekturen  für  die  2.  und  3.  Ausschüttelung  in  Rechnung  bringen. 

1.  Aus-     1 

gchütteiung    0,015—0,025  bis  0,033  bis  0,069  bis  0,089  bis  0,099  bis  0,115  bis  0,145 

Proz.  80g   J 


zu  addieren ' 
für  2.  und  S. 

AU8- 

Bchüttelung 


•    0,005  0,010        0,015        0,020       0,025        0,030        0,035 


Auch  für  den  vorliegenden  Fall  ist  die  Rechnung  die  gleiche  wie 
oben,  da  die  verbrauchten  Kubikzentimeter  Natronlauge  wiederum  nur 
zur  Titrierung  von  10  ccm  Ol,  nämlich  der  Hälfte  des  im  ganzen  ange- 
wandten  Öles,  benutzt  wurden. 


Mineralöle:  freie  S&nre.  1X7 

Bei  direkten  Titrationen  dunkler  alkoholisch- ätherischer  Pech- 
extrakte hat  sich  auch  der  von  De  Negri  und  6.  Fabris  zuerst  für 
die  Fettanalyse  Torgeschlagene  Indikator  Alkaliblau  6b  Yon  Meister, 
Lucius  u.  Brüning  bewährt.  Man  wird  daher  versuchen,  diesen  in 
saurer  Lösung  blauen,  in  alkalischer  Lösung  roten  Indikator  auch  zur 
direkten  Titration  der  freien  Säure  in  dunklen  Mineralölen  zu  benutzen. 
In  diesem  Fall  kann  also  das  einfachere,  unter  a)  beschriebene  Titrations- 
verfahren angewendet  werden. 

c)  Zur  qualitativen  ^Prüfung  auf  freie  Mineralsäure  —  es 
kommt  höchstens  Schwefelsäure  in  Betracht  —  werden  etwa  100  ccm  Ol 
heiB  mit  der  gleichen  bis  doppelten  Menge  destillierten  Wassers  im 
Kolben  stark  durchgeschüttelt,  bis  genügend  feine  Verteilung  des  Öles 
im  Wasser  stattgefunden  hat.  Dann  überläßt  man  die  Flüssigkeiten  der 
Ruhe,  pipettiert  nach  Trennung  der  Flüssigkeiten  20 — 30  ccm  Wasser 
ab.  filtriert  es  durch  ein  gewöhnliches  Filter  und  prüft  es  nach  yoU- 
standiger  Klärung  mit  einigen  Tropfen  Methylorange  (Lösung  von  0,3  g 
Methjlorange  in  1  Liter  Wasser).  Bei  Gegenwart  von  Mineralsäure 
tritt  Rotfarbung  ein.  Freies  Alkali  würde  in  entsprechender  Weise 
durch  Phenolphtalein  nachzuweisen  sein.  (Einen  anderen  aliquoten  Teil 
des  wäßrigen  Auszuges,  50 — 100  ccm,  kann  man  zur  Bestimmung  der 
in  Wasser  löslichen  festen  Stoffe,  wie  Leim,  Seife,  Salz  etc.,  benutzen, 
siehe  S.  134.) 

Mineralöle,  denen  zum  Zwecke  der  Verdickung  Alkaliseife  zugesetzt 
i>t,  geben  beim  Schütteln  mit  Wasser  milchige  bleibende  Emulsionen; 
diese  zeigen  infolge  der  Zersetzung  der  Seife  in  saures  Salz  und  freies 
Alkali  mit  Phenolphtalein  alkalische  Reaktion  und  kommen  daher  zur 
Prüfung  auf  freie  Mineralsäure  nicht  in  Betracht. 

d)  SäurebeMnMnung  bei  hünsGich  gefärbten  Ölen*  1.  In 
Mineralölen.  Helle  Mineralöle,  z.  B.  Eismaschinenöle,  werden  bisweilen 
durch  künstliche  Farbstoffe  rot  geförbt.  In  solchen  Ölen  verdeckt  die  künst- 
liche Färbung  den  Farbenumschlag  des  Phenolphtaleins  beim  Titrieren, 
and  es  ist  der  Gehalt  an  organischer  Säure  in  üblicher  Weise  durch 
Titration  der  Alkoholätherlösung  des  Öles  bezw.  des  alkoholischen  Aus- 
zuges meistens  nicht  ohne  weiteres  bestimmbar.  Es  sind  dann  yielmehr 
andere,  z.  B.  die  nachfolgend  beschriebenen  Modifikationen  zu  benutzen, 
▼Ott  denen  a — y  nur  bei  Abwesenheit  von  Seife  im  Ol  anwendbar  sind. 

a)  Ist  der  Farbstoff  in  verdünnter  Salzsäure  löslich,  so  schüttelt 
man  eine  Petrolätherlösung  des  Öles  erschöpfend  mit  verdünnter  Salz- 
säure aus,  entfernt  die  Mineralsäure  durch  Auswaschen  mit  Wasser  und 
titriert  die  farbstoMreie  Öllösung  wie  üblich. 

Liegen  in  Säuren  schwer  lösliche  Farbstoffe  vor,  so  verfährt  man 
folgendermaßen: 


Xlg  Untersachimg  der  Schmiermittel. 

ß)  Das  Ol  wird  mit  Zinn  und  Salzsäure,  nötigenfalls  unter  Erwärmen, 
behandelt,  wobei  der  Farbstoff  zur  Leukobase  bezw.  farblosen  Spaltungs- 
produkten reduziert  wird.  Das  nun  nicht  mehr  gefärbte  Ol  wird  mit 
Petroläther  aufgenommen  und  nach  Wegwaschung  der  Mineralsäure  in 
üblicher  Weise  titriert. 

f)  Eine  Petrolätherlösung  des  Öles  wird  mit  gemessenen  Mengen 
Yio  N.  alkoholischer  Natronlauge  (Alkohol  50-proz.)  stark  durchgeschüttelt. 
Dann  wird  ohne  vorheriges  Abtrennen  der  Laugenschicht,  bei  Gegenwart 
von  Phenolphtalein,  mit  Salzsäure  bis  zur  Farblosigkeit  der  Laugen- 
schicht  titriert.  Aus  dem  Verbrauch  an  Salzsäure  kann  die  zum  Binden 
der  Säure  im  Ol  erforderliche  Laugenmenge  berechnet  werden. 

In  beiden  Fällen  empfiehlt  es  sich,  falls  man  geringen  Säuregehalt 
vermutet,  etwa  50 — 100  ccm  Ol  anzuwenden,  um  die  durch  Einwirkung  von 
Kohlensäure  und  Luftsauerstoff  bedingten  Fehler  möglichst  zu  verringern. 

8)  Liegen  in  Alkohol  nicht  leicht  lösliche  Farbstoffe  vor,  so  kommt 
man  bisweilen  durch  ein-  bezw.  mehrmaliges  Ausschütteln  des  Öles  in  der 
Wärme  mit  80-proz.  Alkohol,  in  dem  die  Säuren  sich  lösen,  und  Titrieren 
des  nicht  oder  sehr  schwach  gefärbten  alkoholischen  Auszuges  zum  Ziele. 

Bei  seifenhaltigen  gefärbten  Ölen  ist,  wenn  die  Verfahren  1—3 
verwendet  werden,  die  Seife  erst  abzuscheiden,  was  in  manchen  Fällen 
durch  Behandeln  mit  Benzin  oder  wasserfreiem  Aceton  gelingen  wird; 
andernfalls  ist  nach  einem  der  Verfahren  y  und  8  zu  prüfen. 

Mineralsäure  ist  in  allen  bezeichneten  Fällen  durch  Versetzen  des 
wäßrigen  Auszugs  mit  Methylorange  in  üblicher  Weise  nachzuweisen 
bezw.  zu  titrieren,  da  sich  die  in  Frage  kommenden  Farbstoffe  in  Wasser 
nicht  lösen. 

2.  In  Mischungen  mit  Fetten  und  fetten  Ölen.  Prüfung 
erfolgt  wie  bei  Mineralölen.  Verfahren  ß  ist  jedoch  nicht  anwendbar,  da 
durch  Einwirkung  konz.  Salzsäure  freie  Fettsäure  durch  Zersetzung  von 
Neutralfett  gebildet  werden  kann. 

Feste  Fette  können  bisweilen  von  dem  Farbstoff  durch  eines  der 
bekannten  Fettlösungsmittel  befreit  werden. 

In  einem  dunkelblauschwarzen  Lederfett,  das  aus  verschiedenen 
Wachsen,  Terpentinöl  und  einem  Nigrosinfarbstoff  bestand,  wurde  z.  B. 
die  freie  Säure  folgendermaßen  ermittelt: 

5  g  Fett  wurden  mit  Benzin  ausgekocht,  die  Lösung  w^urde  kalt 
filtriert  (in  der  Hitze  war  der  Farbstoff  merklich  löslich);  der  Rückstand 
wurde  noch  mehrfach  in  gleicher  Weise  behandelt.  Die  Hauptfarbstoff- 
menge blieb  so  ungelöst;  aus  der  noch  sehr  schwach  gefärbten  Lösung 
wurde  der  Farbstoff  völlig  durch  mehrfaches  Ausschütteln  mit  verd.  Salz- 
säure ausgezogen;  dann  wurde  die  Salzsäure  ausgewaschen  und  die 
Benzinlösung  titriert. 


Mineralöle:  Gehalt  an  Harz.  119 

IX.  Gehalt  an  Harz. 

a)  QuaUtfMver  Nachweis*  Ein  Gehalt  an  Kolophonium  verrät 
sich  in  Mineralölen  durch  den  entsprechend  erhöhten  Säuregehalt.  Eine 
Säurezahl  von  14,  entsprechend  1  Proz.  SO3,  entspricht  etwa  9  Proz. 
Kolophonium,  -welches  hauptsächlich  Abietinsäure  (amerikanisches  Harz) 
oder  die  dieser  isomere  Pimarsäure  (französisches  Harz)  enthält  und, 
je  nach  dem  Gehalt  an  Nebenbestandteilen,  die  Säurezahl  146 — 170,  die 
Jodzahl  100—125,  die  Verseifungszahl  167—194  besitzt. 

Zur  Abscheidung  des  Harzes  mu£  man  das  Ol  wiederholt  mit 
Terdünnter  Natronlauge,  unter  Zusatz  von  Petroläther,  stark  schütteln, 
aas  der  alkalischen  Schicht  das  Harz  durch  Mineralsäure  ausfällen  und 
durch  seine  äuBere  Erscheinung,  spez.  Gew.  und  die  Morawskische 
Farbenreaktion  kennzeichnen.  Die  geringen,  sich  auch  in  zusatzfreien 
Mineralölen  findenden  Mengen  harziger  Substanz  (bei  hellen  Ölen  neu- 
tral, bei  dunklen  Ölen  sauer  reagierend)  geben  nicht  die  Morawski- 
Reaktion. 

Auch  durch  Extraktion  mit  70-proz.  Alkohol  kann  man,  allerdings 
nur  anvollständig,  das  Harz  ausziehen.  Sollte  etwa  abgeschiedenes  Harz 
bei  einem  gleichzeitig  gefundenen  erheblichen  Säuregehalt  (bei  hellen 
Ölen  Säurezahl  über  0,3,  bei  dunklen  Ölen  über  4)  die  Morawskische 
Reaktion,  d.  i.  Yiolettfarbung  nach  Auflösen  in  1  ccm  Essigsäureanhydrid 
auf  Zusatz  von  1  Tropfen  Schwefelsäure  vom  spez.  Gew.  1,530,  geben, 
so  ist  ein  Zusatz  von  Kolophonium  nachgewiesen. 

b)  QuatUUaHve  BesUmvnung.  Geschieht  bei  Abwesenheit  von 
fettem  Ol  und  Fettsäuren  durch  Ausziehen  mit  Lauge  und  Wägung  der 
aus  dem  alkalischen  Auszug  mit  Säure  abgeschiedenen  Harzsäure.  Bei 
gleichzeitiger  Gegenwart  von  Kolophonium,  Fettsäuren  und  fettem  Ol  in 
Mineralölen  muB  das  Kolophonium  nebst  den  Fettsäuren  des  fetten 
Öles  aus  der  mit  alkoholischem  Kali  hergestellten  Seifenlösung  des  Ge- 
misches abgeschieden  und  durch  Veresterung  nach  Twitchell  und 
Überführung  in  die  Silbersalze  nach  Gladding  von  den  Fettsäuren  des 
verseifbaren  Fettes  getrennt  werden. 

Die  Menge  der  abzuwägenden  Probe  wird  derart  bemessen,  daß 
das  Gewicht  der  später  abzuscheidenden  Harzsäuren  und  Fettsäuren  etwa 
0  g  beträgt.  Die  Probe  wird  unter  Zusatz  von  thiophenfreiem  Benzol 
verseift.  Aus  der  Seifenlösung  werden  die  imverseif baren  Stoffe  durch 
Petroläther  nach  Spitz  und  Honig  ausgezogen.  Die  verbleibende  alka- 
lische Lösung  von  Harz-  und  Fettseifen  wird  eingedampft,  der  Rück- 
stand mit  Wasser  aufgenommen  und  mit  Salzsäure  zersetzt.  Die  abge- 
sdiiedenen  Fettsäuren  werden  durch  Äther  ausgezogen;  die  saure  Lösung 
neutralisiert  man,    dampft  auf  etwa  25  ccm  ein,    säuert  mit  verdünnter 


J20  Untersuchuog  der  Schmiermittel. 

Salzsäure  an  und  äthert  erschöpfend  aus.   Aus  den  gesamten  ätherischen 
Auszügen  wird  das  Lösungsmittel  ab  destilliert. 

1.  Veresterung.  Die  zurückgebliebenen  Fettsäuren  löst  man  in 
50  ccm  absol.  Alkohol  und  verestert  sie  durch  1  —  2 -stund.  Einleiten 
eines  mäßig  starken  Stromes  von  trockenem  Salzsäuregas  bei  einer 
-h  10°  nicht  übersteigenden  Temperatur  bis  zur  Sättigung  (Kühlung 
durch.  Eiswasser!).  Die  Harzsäuren  bleiben  hierbei  unverestert.  Nach 
beendeter  Veresterung  läßt  man  das  Kölbchen  noch  7,  St.  bei  Zimmer- 
wärme stehen,  spült  den  Inhalt  mit  der  fünffachen  Menge  Wasser  in 
einen  großen  Erlenmeyerkolben  und  kocht  etwa  ^j^  Stunde  am  Rück- 
ilußkühler. 

2.  Entfernung  der  Salzsäure.  Die  erkaltete  Flüssigkeit 
schüttelt  man  im  Scheidetrichter  erst  mit  100  ccm,  dann  noch  einige  Male 
mit  je  50  ccm  Äthyläther ^)  aus,  bis  keine  färbenden  Bestandteile  mehr 
ausgezogen  werden,  dampft  die  wäßrige  Flüssigkeit  nach  Yorherigem 
Neutralisieren  mit  Alkali  auf  etwa  50  ccm  ein,  säuert  an  und  schüttelt 
mehrfach  mit  je  25  ccm  Äther  bis  zum  Farblos  werden  der  Ätherschicht 
aus,  um  die  leichter  löslichen  Bestandteile  des  Kolophoniums  noch  zu 
gewinnen. 

3.  Auslaugen  der  Harz  säuren.  Die  vereinigten  ätherischen 
Auszüge  werden  mit  etwa  50  ccm  Kalilauge  (10  g  Kali,  10  g  Alkohol. 
100  ccm  Wasser)  ausgeschüttelt.  Die  zwischen  Äther  und  Kalilauge  auf- 
tretende braune,  in  Wasser  lösliche  Zwischenschicht  läßt  man  mit  der 
Kalilauge  ab.  Sie  enthält  einen  erheblichen  Teil  der  Harzseifen,  die 
in  der  Lauge  schwer  löslich  sind.  Alsdann  wird  die  Ätherschicht  zu- 
nächst mit  Wasser  gut  gewaschen^),  weil  in  diesem  die  Harzseifen  gut 
löslich  sind,  hierauf  noch  zweimal  mit  je  10  ccm  Kalilauge  und  schließ- 
lich wieder  mit  Wasser  ausgeschüttelt,  bis  letzteres  farblos  bleibt.  Die 
vereinigten  wäßrig-alkalischen  Auszüge  werden  mit  50  ccm  Äther  behufs 
Entfernung  mechanisch  anhaftender  Esteranteile  geschüttelt.  Die  ab- 
gehobene Ätherschicht  schüttelt  man  nochmals  mit  5  ccm  Kalilauge  durch 
und  vereinigt  letztere  mit  der  Hauptmenge  der  alkalischen  Auszüge. 

4.  Zersetzung  der  Harzseifen.  Die  vereinigten  alkalischen 
Auszüge  säuert  man  an  und  schüttelt  bis  zur  Erschöpfung  mit  je  50  ccm 
Äther    aus.      Die    saure  Lösung  wird  neutralisiert,  möglichst   weit  ein- 


')  Im  Äther  sich  abscheidende  dunkle  Oxysauren  löst  man  nach  dem  Ab- 
lassen des  Äthers  in  wenig  Alkohol  und  fügt  die  entstandene  Losung  der  Ather- 
lösung  zu. 

')  Diese  Waschung  muß  in  einigen  Fällen,  z.  B.  bei  Gegenwart  von  Tran- 
säuren und  viel  Kolophonium,  ziemlich  häufig  wiederholt  werden,  bis  das  Wasser 
farblos  ist. 


Mineralöle:  Bestimmung  von  Harz.  121 

gedampft,  angesäuert  und  wieder  mit  Äther  ausgezogen.  Die  gesamten 
Ätherauszüge  werden  vereinigt,  mit  20  ccm  Wasser  gewaschen  und  dann 
vom  Lösungsmittel  durch  Abdestillieren  befreit.  Die  so  erhaltenen,  noch 
durch  einige  oder  mehr  Proz.  nicht  veresterte  Fettsäuren  verunreinigten 
Harzsäuren  werden  nach  Abdampfen  der  Atherreste  in  tarierter  Glas- 
schale auf  dem  Wasserbad,  nötigenfalls  unter  Zugabe  von  wenig  absol. 
Alkohol  zur  Entfernung  von  Wasser,  gewogen  *)  (Gewicht  a). 

5.  Entfernung  der  noch  unveresterten  Fettsäuren  durch 
Behandeln  nach  Gladding.  Zur  weiteren  Verarbeitung  werden  etwa 
0,4—0,6  g  der  so  erhaltenen  Säuren  (Gewicht  b)  in  einem  mit  einge- 
geschliffenem  Glasstopfen  versehenen,  100  ccm  fassenden  Meßzylinder  in 
20  ccm  95-proz.  Alkohol  gelöst.  Hat  man  weniger  Säuren  erhalten,  so 
werden  die  nachfolgend  angegebenen  Mengenverhältnisse  der  Alkohol- 
äthermischung dementsprechend  geändert.  Bei  größeren  Mengen  der 
Säuren  löst  man  das  gesamte  erhaltene  Produkt  in  soviel  95- proz. 
Alkohol,  daß  20  ccm  der  Lösung,  die  dann  zur  weiteren  Untersuchung 
mittels  Pipette  entnonmien  werden,  etwa  0,5  g  Säure  enthalten. 

Die,  wie  eben  beschrieben,  hergestellte  Lösung  wird  in  einem  100  ccm 
fassenden  Meßzylinder  mit  einem  Tropfen  Phenolphtaleinlösung  (bei  sehr 
dunklen  Lösungen  ninunt  man  zwei  bis  drei  Tropfen  Alkaliblau  6  b) 
und  soviel  Tropfen  einer  konz.  wäßrigen  Natronlauge  (1  Tl.  Na  OH, 
2  Tl.  HjO)  unter  lebhaftem  Bewegen  der  Flüssigkeit  versetzt,  daß  die 
Flüssigkeit  eben  alkalisch  reagiert.  Den  lose  verschlossenen  Zylinder 
erwärmt  man  kurze  Zeit  im  Wasserbade.  Hierauf  läßt  man  abkühlen, 
bringt  mit  Äther  auf  100  ccm,  schüttelt  durch,  fügt  1  g  gepulvertes  und 
getrocknetes  Silbemitrat  hinzu  und  schüttelt  15 — 20  Minuten  behufs 
tberfOhrung  der  Säuren  in  die  Silbersalze.  Hat  sich  der  aus  fettsaurem 
Silberoxyd  bestehende  Niederschlag  gut  abgesetzt  (nötigenfalls  über  Nacht 
stehen  lassen!),  so  zieht  man  mit  einer  Pipette  etwa  70  ccm  der  Flüssig- 
keit in  einen  zweiten  100  ccm-Zylinder  ab,  wenn  nötig  unter  Zuhilfe- 
nahme eines  Faltenfilters.  Diesen  Teil  schüttelt  man  mit  20  ccm  ver- 
dünnter Salzsäure  (1  Tl.  konz.  Salzsäure,  2  Tl.  Wasser)  gut  durch,  hebt 
die  Ätherschicht  ab  und  schüttelt  die  wäßrige  Flüssigkeit  noch  zweimal 
mit  je  20  ccm  Äther  aus. 

Die  vereinigten  ätherischen  Auszüge  werden  mit  etwa  20  ccm  Wasser 
zur  Entfernung  der  Salzsäure  durchgeschüttelt,  vom  Wasser  getrennt,  in 
ein  Kölbchen  filtriert  und  von  der  Hauptmenge  des  Äthers  durch  Destil- 
lation befreit.  Der  Rückstand,  etwa  10  ccm,  wird  in  ein  gewogenes 
Schälchen  gespült  und  eingedampft,    endlich  durch  kurzes  Erhitzen  auf 


0  Bas  Überkriechen  der  ätherischen  Harzlösung  ISßt  sich  am  besten  durch 
Einstellen  der  gewogenen  Glasschale  in  eine  zweite  zylindrische  Schale  vermeiden. 


X22  Untersachung  der  Schmiermittel. 

110 — 115^5  bis  er  eben  klarflüssig  geworden,  von  Feuchtigkeit  und  an- 
haftendem Lösungsmittel  befreit. 

Das  Gewicht  c  des  Rückstandes  rechnet  man  auf  die  gesamte  zum 
61  ad  dingschen  Prozeß  verwendete  Säuremenge  b  um,  d.  h.  es  sind  bei 
Verwendung  von  70  ccm  Alkoholätherlösung  für  vorstehende  Versuche 
in  100  ccm 

d  =  — ijT: —  g  Harzsäuren 

vorhanden  gewesen.  Der  so  gefundene  Wert  d  ergibt  den  Gehalt  an 
Harzsäuren  in  den  nach  Twitchell  erhaltenen  Säuremengen,  sowie  in 
der  ursprünglich  angewandten  Probemenge  entweder  unmittelbar  oder 
durch  einfache  Umrechnimg. 

Aus  d  ergibt  sich  die  Prozentmenge  e  an  Harzsäuren  in  der  ursprüng- 
lich angewandten  Substanz,  wie  folgt: 

dlOO 
e  = 


Von  der  erhaltenen  Menge  Harzsäure  e,  die  immer  noch  geringe 
Menge  Fettsäure  enthält,  ist  als  mittlere  Korrektur  0,4  Proz.  in  Abzug 
zu  bringen. 

Unverseifbare  Anteile  des  Kolophoniums. 

Der  unverseifbare  Anteil  des  Kolophoniums  wird,  wenn  die  wie 
vorstehend  ermittelte  Harzmenge  unter  20  Proz.  beträgt,  durch  die  Kor- 
rektur +  8  Proz.,  auf  die  gefundenen  Harzmengen  bezogen,  berück- 
sichtigt. 

Sind  also  nach  Vorstehendem  e  —  0,4  Proz.  Harzsäuren  gefunden, 
so    berechnet  sich  der  mittlere  Harzgehalt  f  nach  folgender  Gleichung: 

100  (e  —  0,4) 


f  = 


Q9 


Bei  Gegenwart  von  über  20  Proz.  Harz  empfiehlt  es  sich,  die  un- 
verseif baren  Stoflfe  direkt  zu  bestimmen;  hierzu  wird  die  nach  S.  120 
erhaltene  ätherische  Lösung  der  Ester  nach  völliger  Beseitigung  der  Harz- 
säuren mit  25  ccm  normaler  alkoholischer  Kalilauge  verseift.  Die  Seifen- 
lösung  wird  mit  150  ccm  Wasser  versetzt  und  mit  je  150  ccm  Äther 
zweimal  ausgezogen.  Die  Hauptmenge  des  Äthers  wird  abdestilliert, 
der  Rest  bei  Zimmerwärme  (bei  höherer  Temperatur  gehen  flüchtige 
Stoflfe  fort)  abgedunstet.  Der  hinterbleibende  ölige  Rückstand  enthält 
nur  noch  geringe  Mengen  saurer  Seife.  Diese  wird  durch  Behandeln 
mit  wenig  alkoholischem  Kali,  langsames  Verdampfen  des  Alkohols  und 
Aufnehmen    mit    Petroläther    entfernt.     Das  Gewicht  des  so  gereinigten 


Mineralöle:  Verharzungs-  und  Angriffsvennögen.  123 

unYerseifbaren  Rückstandes  wird  auf  100  Tl.  der  angewandten  Sub- 
stanzmenge berechnet  und  zu  der  gefundenen  Menge  der  Harzsäuren 
e  —  0,4  hinzugezählt. 


X.    Yerharzungsvermögen  in  dünner  Schicht. 

Helle  Mineralschmieröle  verharzen  in  dünner  Schicht  weder  bei 
Zimmerwärme  noch  bei  Lagerschalenwärme  (25 — 50°)  noch  bei  100**. 

Dunkle  Öle,  welche  erhebliche  Mengen  Residuen  enthalten,  zeigen 
nach  sehr  langem  Stehen  bei  Zimmerwärme  sehr  geringe  Verharzung; 
bei  höheren  Wärmegraden  (50 — 100°)  findet  merkliche  Verdickung,  bei 
sehr  pechreichen  Ölen  sogar  völlige  Verharzung  statt,  indem  die 
flüssigen  Kohlenwasserstoffe  sich  zum  größeren  Teil  verflüchtigen,  zum 
geringeren  Teil  oxydieren  und  die  vorhandenen  Pech-  und  Asphaltstoffe 
im  Rückstand  angereichert  werden. 

Zur  Ausführung  der  Verharzungsprobe,  welche  allerdings  im  allge- 
meinen  bei  Mineralölen  entbehrt  werden  kann,  breitet  man  1  Tropfen  Ol 
auf  einer  Glasplatte  (5x10  cm)  aus,  erhitzt  während  der  zur  Verfügung 
stehenden  Zeit  Maschinenöle  bis  etwa  50°,  Dampfzylinderöle  bis  etwa 
100®  und  beobachtet  von  Zeit  zu  Zeit,  etwa  täglich  einmal,  nach  dem 
Erkalten  die  Konsistenz  der  Olschicht. 

XL   Angriffsvermögen  auf  Lagermetalle. 

a)  Maschinen^  und  Wagenöle.  Bas  Angriffsvermögen  der  Mi- 
neralöle  auf  Lagermetalle  ist",  sofern  nicht  säurehaltiges  fettes  Ol  zu- 
gegen ist,  bei  den  in  Frage  kommenden  Temperaturen  gleich  Null  oder 
verschwindend  gering.  Kommt  nichtsdestoweniger  eine  nähere  Prüfung 
dieser  Eigenschaft  in  Frage,  z.  B.  bei  vergleichenden  Prüfungen  mit  säure- 
haltigen Ölen,  so  werden  gewogene,  blank  geschmirgelte  Platten  der  in 
Frage  kommenden  Metalle,  30x30  oder  50x50  mm,  möglichst  lange 
mit  dem  zu  prüfenden  Ol  in  Glas-  oder  Porzellanschalen,  vor  Staub  ge- 
schätzt, bei  50®  im  Luftbade  erhitzt.  Von  Zeit  zu  Zeit  werden  die 
äußere  Veränderung  der  Platten  und  die  Gewichtsveränderung  nach  vor- 
angegangener Reinigung  mit  Fließpapier  und  Äther  ermittelt. 

b)  I>ainpfzyUnder6le.  Auch  bei  Gegenwart  von  gespanntem 
Dampf  greifen  die  Schmieröle  die  in  Frage  kommenden  Metalle  nur 
merklich  an,  wenn  in  ihnen  erhebliche  Mengen  fettes  Ol  zugegen  sind, 
welche  durch  den  gespannten  Dampf  allmählich  ganz  in  freie  Fettsäuren 
und  Glyzerin  zersetzt  werden.  Die  Prüfung  des  Angriffs  Vermögens  braucht 
daher  nur  bei  fetthaltigen  Dampfzylinderölen,  und  zwar  wie  folgt,  aus- 
geführt zu  werden. 


124 


Untersachong  der  Schmiermittel. 


Fig.  49. 


25 — 30  g  Ol  werden  in  einer  auf  einem  kupfernen  Dreifuß  ruhenden 
und  lose  mit  einem  Kupferblech  bedeckten  Achatschale  a  (Fig.  49)  mit 
einer  quadratischen,  30  mm  breiten,  blank  geschmirgelten  Gußeisenplatte, 
welche  vorher  gewogen  wurde,  in  einem  Autoklaven  ^4  je  sechs  Stunden 
lang  der  Einwirkung  des  hochgespannten  Dampfes  ausgesetzt.  Der 
Autoklav  (Fig.  50),  bis  zur  halben  Höhe  mit  Wasser  gefüllt,  wird  na<.'h 
gehörigem  Verschluß  anfänglich  durch  einen  Dreibrenner,  später  mit 
Einbrenner  erhitzt.  Das  Manometer  c  mit  selbsttätiger  Regulierung  des 
Druckes  hält  die  Dampfspannung  auf  der  durch  die  Anfangseinstellung 
des  Zeigers  gegebenen  Höhe  (z.  B.  10  Atm.).  Die  in  die  Gaszufiihrung 
eingeschaltete  Weckeruhr  A  mit  selbsttätiger  Hahnschließung  unterbricht 

zu  einer  bestinmiten  Zeit,  z.  B.  nach 
sechsstd.  Einwirkung  des  Dampfes, 
durch  Abschließung  von  Gashahn  a 
die  weitere  Erhitzung  (s.  Fig.  50;. 
Nach  Abkühlung  des  Autoklaven 
wird  die  Platte  mit  Fließpapier  und 
Äther  gereinigt  und  gewogen.  Die 
Gewichtsabnahme  gibt  das  Maß  für 
die  Zerstörung  der  Platte.  In  dem 
zurückgebliebenen  Ol  kann  nach  Be- 
darf die  Menge  der  entstandenen 
freien  Fettsäuren,  insoweit  dieselbe 
nicht  an  das  Metall  gebunden  wurde, 
bestimmt  werden.  Die  Zeitdauer  der 
Versuche  erstreckt  sich  auf  4  bis  6  oder,  wenn  bis  dahin  kein  merk- 
licher Angriff  des  Metalls  stattgefunden  hat,   auf  10-stündige  Erhitzung. 


-^^^"^^"JHU — -^  //  Thermameier 


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XII.   Gehalt  an  Wasser. 

a)  QuaUtaUve  Prüfung.  Die  Gegenwart  von  Wasser  verrät  j^ich 
in  hellfarbigen  Ölen  in  der  Regel  durch  mehr  oder  weniger  starke 
Trübung,  wenn  die  Probe  vorher  durchgeschüttelt  worden  war.  Nach 
längerem  Erhitzen  auf  dem  Wasserbade  verschwindet  die  Trübung  und 
kehrt  nach  dem  Erkalten  nicht  wieder.  Zur  näheren  Prüfung  werden 
etwa  3 — 4  ccm  des  Öles  im  Reagensglas,  dessen  Wände  vollständig  nut 
dem  Ol  benetzt  sind,  mittels  eines  kleinen  Bades  von  Paraffinum  liquidum 
unter  Umrühren  mit  dem  Thermometer  bis  160°  (bei  Dampfzylinder- 
ölen bis  180°)  erhitzt.  Wasserhaltige  Öle  zeigen  hierbei  in  der  Regel 
Emulsionsbildung  an  den  benetzten  Wandungen  des  Reagensglases, 
Schäumen  und  Stoßen.  Nur  bei  Gegenwart  von  Spuren  Wasser  bleil>t 
die  eine  oder  die  andere  Erscheinung  aus. 


lÜDerslöle:   Wasser-  nad  Äschegehalt.  125 

h)  QttanUUUtve  BeaUmmung.  In  einer  6  — 10  cm  weiten  Glae- 
schtle  werden  10—12  g  des  du  retiges  chüttelten  Öles  (von  wasserreichen  Ölen 
3—5  g,  gehörig  gemiacht  mit  10 — 15  g  des  durch  Schütteln  mit  Chlor- 
(•alciuin  uod  Filtration  entwässerten  Öles)  so  l&nge  auf  stark  kochendem 
Wasserbade  erhitzt,  bis  beim  Rühren  mit  Glasstab  der  Schaum  an  der 
Oberäicbe  verschwunden  ist.  Die  vorher  emporsteigenden  Wasserdampf- 
blischeo  werden  mit  dem  Stabende  an  den  Wandungen  der  Schale  zer- 
dnickt     Gleichzeitig    mit    dem    ursprünglichen   Ol    wird    eine    in    etwa 


jieicher  Menge  abgewogene,  entwässerte  Probe  des  Öles  bis  zum  Ver- 
sthwinden  des  Schaumes  in  der  ersten  Probe  erhitzt.  Aus  der  nach 
'iem  Erkalten  der  Schalen  festgestellten  Gewichtsabnahme  des  ursprüng- 
lidien  Öles,  abzüglich  der  Gewichtsabnahme  der  gleichen  Menge  des 
•TiU-äMerten  Öles,  er^bt  sich  der  Prozentgehalt  an  Wasser  im  ursprüng- 
lichen 01.  Bei  den  schwer  verdampfbaren  M in eraldampfzy linde rölen 
bno  von  der  Vornahme  des  blinden  Versuchs  Abstand  genommen 
"t^rden. 

XIO.   Gehalt  an  Asche 

«ird  durch  TOrsichtiges  Abbrennen    und  Einäschern   von    10 — 20  g  Öl 

l^stimmt. 


126  Untersachnng  der  Schmiermittel. 

XIV.   Gehalt  an  Seife. 

Manchen  Mineralölen  wird  zum  Zwecke  der  Verdickung  Alkali- 
seife oder  Erdalkaliseife  in  geringen  Prozentsätzen  beigegeben. 

a)  QualUaMver  Niichweia.  Ein  Gehalt  an  Alkaliseife  macht 
sich  beim  Schütteln  des  Öles  mit  Wasser  durch  Bildung  weißer,  schleimiger 
Emulsionen  bemerkbar.  Von  den  durch  anderweitige  Ursachen  veran- 
laßten  weißen  Trübungen,  welche  z.  B.  beim  Schütteln  schleimhaltiger  Ole 
mit  Wasser  in  letzterem  entstehen  können,  unterscheiden  sich  jene 
feinen  Emulsionen  dadurch,  daß  sie  infolge  von  Dissoziation  der  Seife 
alkoholische  Phenolphtaleinlösung  schwach  röten  und  beim  Behandeln 
mit  Mineralsäure  infolge  Zersetzung  der  Seifen  sofort  zerstört  werden. 
In  der  salzsauren  Lösung  kann  man  obendrein  die  Gegenwart  Ton 
Kalium  bezw.  Natrium  nachweisen.  Ist  Ammoniakseife  zugegen  ge- 
wesen,  so  verrät  sich  diese  im  ursprünglichen  Ol  durch  ihre  spontan 
eintretende  Zersetzlichkeit  in  Ammoniak  und  Fettsäure  imd  den  damit 
verbundenen  Geruch  nach  Ammoniak  (s.  a.  S.  147).  Kalk-,  Tonerdeseife 
etc.  lassen  sich  durch  qualitative  Prüfung  des  salzsauren  Auszuges  des 
Öls  auf  Kalk  und  Tonerde  nachweisen. 

b)  QuantUaHver  Nachweis.  Dieser  Nachweis  kann  durch  Be- 
stimmung des  Gehalts  an  Basenbestandteil  im  salzsauren  Auszug  einer 
gewogenen  Menge  des  Öles,  noch  schneller  aber  in  nachfolgender  Weise 
geschehen : 

Das  Prinzip  des  Verfahrens  beruht  darauf,  daß  beim  Schütteln 
einer  gewogenen  Olmenge  mit  einem  kleinen  Überschuß  an  Mineral- 
säure  die  im  Ol  vorhandene  Seife  in  eine  äquivalente  Menge  Fettsäure 
zersetzt  wird  und  nach  Auswaschen  der  Mineralsäure  mit  Wasser  der  ur- 
sprüngliche Säuregehalt  des  Öles  sich  um  einen  der  zersetzten  Seifen- 
menge  entsprechenden  Betrag  erhöht.  Ermittelt  man  alsdann  in  der 
salzsauren  Lösung  qualitativ  die  Art  der  Seifenbasis  und  das  Molekular- 
gewicht der  Säuren,  welche  aus  der  mit  Lauge  titrierten  Lösung  der 
freien  und  ursprünglich  gebundenen  Fettsäuren  abgeschieden  wurden,  so 
sind  die  Grundlagen  für  die  Berechnung  des  Gehalts  an  Seife  aus  der 
Zunahme  an  Fettsäure  nach  S.  144  gegeben. 

Zur  Ausführung  vorstehender  Methode  werden  10  ccm  Ol  mit  40 
bis  60  ccm  Äther  in  einen  Scheidetrichter  gespült.  Die  ätherische 
Lösung  wird  im  Scheidetrichter  mit  so  viel  verdünnter  Salzsäure  stark 
geschüttelt,  daß  die  nach  dem  Schütteln  niederfallende  wäßrige  Schicht 
sauer  reagiert.  Hierauf  läßt  man  die  salzsaure  untere  Schicht  ab  und 
wäscht  wiederholt  mit  Wasser  bis  zum  Verschwinden  der  sauren  Re- 
aktion in  der  unteren  Flüssigkeitsschicht.  Zur  Vermeidung  etwaiger 
Emulsionen   vergrößert  man   entweder  den   Ätherzusatz   oder  setzt  eine 


Mineralöle:  Gehalt  an  Seife  und  fettem  öl.  127 

konzentrierte  Chlomatriamlösung  zu  der  Flüssigkeit  im  Scheidetrichter. 
Auch  durch  langsames  Zufließenlassen  von  wenig  Alkohol  unter  Ver- 
meidung Ton  Schütteln  kann  die  klare  Trennung  der  Flüssigkeiten  be- 
schleunigt werden.  Endlich  kann  man  auch  dem  Auftreten  YOn  Emulsionen 
durch  Benutzung  Yon  heißem  Petroleumbenzin  statt  Äther  und  Waschen 
der  Benzinlösung  mit  heißem  Wjasser  begegnen.  Nach  völligem  Aus- 
waschen der  ätherischen  Lösung  wird  bei  hellen  Ölen  in  der  ätherischen 
Jschicht  unter  Zusatz  von  etwas  Alkohol  in  üblicher  Weise  (s.  S.  115) 
der  Säuregehalt  direkt  bestimmt.  Bei  dunklen  Ölen  wird  die  äthe- 
rische Fettlösung  in  einen  Erlenmeyerkolben  gespült  und  in  diesem 
durch  Destillation  von  Äther  befreit.  Der  Rückstand  wird  mit  20  ccm 
heißen  Alkohols  in  einen  Zylinder  gebracht  und  nach  erfolgter  Trennung 
der  öligen  und  alkoholischen  Schicht  in  letzterer  der  Gehalt  an  freier 
Säure  bestimmt*).  In  beiden  Fällen,  d.  h.  sowohl  bei  hellen  als  bei 
dunklen  Ölen  kann  man  bei  Benutzung  der  in  %  SO3  geteilten  Bürette 
und  vorstehender  Versuchsausführung  direkt  den  Gesamt- Prozentgehalt 
an  freier  Fettsäure,  bestehend  aus  der  im  ursprünglichen  Ol  enthaltenen 
Fettsäure  und  der  durch  Zersetzung  von  vorhandener  Seife  abgeschiedenen 
Fettsäure,  ablesen.  Der  aus  der  Differenz  ermittelte  Säuregehalt  wird 
in  der  oben  erläuterten  Weise  der  Berechnung  des  Gehalts  an  Seife  zu 
Grande  gelegt,  nachdem  man  sich  vorher  durch  qualitative  Prüfung  des 
Salzsäuren  Auszugs  des  Öles  über  die  Natur  der  Seifenbasis  orientiert  hat. 


XV.  Gehalt  an  fettem  Ol. 

a)  QwuUÜaÜv*  Zum  qualitativen  Nachweis  von  fetten  Ölen  in 
flüssigen  bezw.  leicht  schmelzbaren  Schmierölen  dient  die  Beobachtung 
der  Seifenbildung  beim  Erhitzen  der  Ole  mit  Natrium  bezw.  Natrium- 
bydrat.  Es  empfiehlt  sich,  je  eine  Probe  Öl  von  3 — 4  ccm  im  Reagens- 
s;las  mit  Natrium  bezw.  Natriumhydroxyd  eine  Viertelstunde  im  Paraffin- 
bad (helle  Öle  auf  etwa  230®,  dunkle  Öle  und  Zylinderöle  auf  etwa 
20Ö")  zu  erhitzen. 

Enthält  ein  helles,  flüssiges  Mineralöl  wenigstens  7^  Proz.,  ein 
dunkles,  flüssiges  Mineralöl  wenigstens  2  Proz.  fettes  Ol,  so  wird  man 
immer  bei  je  einer  der  beiden  mit  Natrium  resp.  Natriumhydrat  erhitzten 
Proben  nach  dem  Erkalten  Gelatinieren  oder  Auftreten  von  Seifen- 
schaum an  der  Oberfläche  oder  beide  Erscheinungen  nebeneinander  be- 
obachten.  Enthält  ein  Zyiinderöl  wenigstens  1  Proz.  fettes  Ol,  so  wird 
man   an    der  Oberfläche    der    mit  Natrium  bezw.  mit  Natriumhydroxyd 


*)  8.  jedoch  S.  117  oben  über  Verwendung  von  Alkaliblau. 


128  Untersachang  der  Schmiermittel. 

erhitzten    Proben    nach    dem    Erkalten    flockigen,    reichlich    mit  Blasen 
durchsetzten  Seifenschaum  beobachten. 

Als  Paraffinbad  kann  man  einen  innen  emaillierten  eisernen  Topf 
benutzen.  Von  dem  Kontroll  versuch  mit  Natrium  kann  man  absehen, 
wenn,  wie  es  häufig  der  Fall  ist,  die  Möglichkeit,  bis  zu  1  bezw.  2  Proz. 
herab  Zusätze  von  fettem  Ol  nachzuweisen,  genügt. 

b)  QuanUiaUver  Nof^weiB»  Geschieht  entweder  nach  Spitz  und 
Honig  durch  Verseifen  von  7 — 10  g  Öl  mit  25  ccm  Vi  N.  alkoh.  Lauge 
und  Ausziehen  des  Mineralöls  mit  Petroläther,  wobei  die  Menge  des 
fetten  Öles  durch  Bifferenzbestimmung  unter  Abzug  der  gefundenen 
Menge  von  freier  Fettsäure  imd  Mineralöl  ermittelt  wird,  oder  durch 
Ermittelung  der  Yerseifiingszahl ,  wenn  angenäherte  Zahlen  genügen. 
Zur  Bestimmung  der  letzteren  kocht  man,  je  nachdem  wenig  oder  viel 
fettes  Ol  vermutet  wird,  2 — 10  g  des  zu  prüfenden  Öles  mit  25  ccm 
Y,  N  alkoholischer  Kalilauge,  bei  dickeren  Ölen  oder  Mengen  über 
4  g  mit  25  ccm  Yj  N  alkoholischer  Lauge  unter  Zusatz  der  gleicheo 
Menge  Benzol,  Ya  Stunde  am  Rückfiußkühler  und  titriert  dann  zurück. 
Man  ist  bei  dieser  Verseifungsart  sicher,  vollständige  Verseifung  der  vor- 
handenen Fette  herbeizuführen,  während  dies  bei  der  sonst  üblichen  Ver- 
seifung ohne  Zusatz  eines  Lösungsmittels  nicht  immer  der  Fall  ist.  Für  die 
als  Zusätze  in  Frage  kommenden  fetten  Öle  kann  man  185  als  mittleren 
Wert  der  Verseifimgszahl,  für  die  Mineralöle  die  Verseifungszahl  0  an- 
nehmen. Findet  ncian  also  die  Verseifungszahl  92,5,  so  beträgt  der  Ge- 
halt an  fettem  Öl  50  Proz.,  findet  man  die  Zahl  18,5,  so  sind  10  Proz. 
fettes  Ol  zugegen.  Von  der  gefundenen  Verseifungszahl  müssen  die 
Anzahl  mg  KOH  natürlich  in  Abzug  gebracht  werden,  welche  zur  Neu- 
tralisation etwa  vorhandener  freier  Säure  im  Öl  dienen,  wenn  nur  die 
Menge  des  vorhandenen  Neutralfettes,  nicht  des  gesamten  fetten  Öles 
bestimmt  werden  soll. 

Für  genauere  Bestimmungen  läßt  sich  auch  durch  Abscheidung 
der  Fettsäuren  nach  dem  unter  c)  beschriebenen  Verfahren  und  Ermitte- 
lung des  Molekulargewichts  der  letzteren  der  Gehalt  an  fettem  Öl  be- 
recbnen. 

Liegt  ein  Zusatz  von  Wollfett  vor,  das  sich  gewöhnlich  bereits 
durch  seinen  Geruch  und  Verdickung  des  Mineralöls  verrät,  so  ist  die 
Verseifungszahl  dieses  Fettes  (im  Mittel  105)  der  Berechnung  des  Ge- 
haltes an  verseifbarem  Fett  zu  Grunde  zu  legen. 

Da  man  femer  bei  der  oben  erwähnten  gewichtsanalytischen  Be- 
stimmung nach  Spitz  und  Honig  bei  Gegenwart  von  Wollfett  auch  die 
in  letzterem  enthaltenen  höheren  unverseifbaren  Alkohole  mit  dem  ab- 
geschiedenen Mineralöl  zusammen  erhält,  so  ist  eine  Trennimg  des 
letzteren    von    den  Alkoholen  durch  zweistündigss  Kochen  gleicher  Ge- 


Mineralöle:  Gehalt  an  fremden  Ölen.  129 

wichtsteile  der  Mischung  von  Mineralöl  und  höheren  Alkoholen  einer- 
seits und  Essigsäureanhydrid  andererseits  am  RückfluBkühler  erforder* 
lieh.  Hierbei  gehen  die  Alkohole  als  Ester  in  die  saure  Lösung  und 
werden  unter  mehrfachem  Auswaschen  mit  einigen  Kubikzentimetern 
Essigsäureanhydrid  im  Scheidetrichter  vom  Mineralöl  nach  dem  Abkühlen 
der  Flüssigkeiten  getrennt.  Einige  Prozente  (3 — 5)  der  MineralQkubstanz 
gehen  hierbei  mit  in  Lösung  und  sind  entsprechend  in  Rechnung  zu 
ziehen.  Da  femer  im  Wollfett  selbst  auch  geringe  wechselnde  Mengen 
TOD  Kohlenwasserstoffen  vorhanden  sind  imd  es  fraglich  erscheint,  ob 
die  Verseilung  des  Wollfettes  beim  Kochen  mit  alkoholischem  Kali  ganz 
ToUständig  ist,  so  liefert  die  quantitative  Bestimmung  des  Wollfettes 
immer  nur  Annäherungswerte. 

c)  ErmUäung  der  Art  des  fetten  Öles*  Für  diesen  Zweck  wird 
die  nach  Spitz  und  Honig  gewonnene,  die  Fettsäuren  des  verseif  baren 
Fettes  enthaltende  Seifenlauge  nach  völliger  Erschöpfung  durch  Petroleum- 
benzin im  Scheidetrichter  mit  Mineralsäure  unter  Zusatz  von  Petroläther 
zersetzt,  wobei  die  Fettsäuren  in  petrolätherische  Lösung  gehen  und  nach 
Verdunstung  des  Petroläthers  rein  zu  erhalten  sind.  Unlösliche  Oxy- 
sänren  scheiden  sich  in  der  Trennungsschicht  der  sauren  und  petrol- 
atherischen  Lösung  oder  an  der  Wandung  des  Scheidetrichters  ab;  sie 
werden  durch  Abgießen  oder  Filtration  der  Lösung  und  spätere  Auf- 
lösung in  absolutem  Alkohol  isoliert.  Die  übrigen  Fettsäuren  werden 
nach  genügender  Trocknung  auf  Jodzahl,  Molekulargewicht  imd  Schmelz- 
punkt geprüft.  Aus  den  Eigenschaften  der  Fettsäuren  wird  nach  den 
unter  „Fette,  Öle  und  Wachse^  gegebenen  Anleitungen  auf  die  Natur  des 
dem  Mineralöl  zugesetzten  fetten  Öles  geschlossen. 

XYI.   Grelialt  an  fremden  nnverseifbaren  ölen. 

(Harzöle  und  Destillate  aus  Steinkohlen-,  Braunkohlen-,  Buchenholzteer.) 

a)  Harzöle*  1.  Allgemeines.  Bei  der  Destillation  des  Kolo- 
phoniums unter  direkter  Erhitzung  erhält  man  neben  leichtflüchtigem  dünn- 
fiössigen  Harzspiritus  oder  Pinolin  über  300^  siedendes  schweres  Harzöl. 

fiohes  Harzöl  enthält  neben  wechselnden  Mengen  (bis  zu  30  Proz.) 
abergerissenen  sauren  Harzes  Kohlenwasserstoffe,  nach  Bruhn  und 
Tschirch  (Chem.-Ztg.  1900;  1105  und  Arch.  f.  Pharm.  1903,  523—545) 
Hiuptsächlich  hydrierte  Ketene. 

Rohes  und  gereinigtes  Harzöl  dienen  zur  Herstellung  von  Wagen- 
fetten, als  Transformatorenöl  zum  Isolieren,  zum  Verschneiden  von 
Schmierölen  und  Firnissen,  zur  Herstellung  von  wasserlöslichen  Ölen. 

2.  Farbenreaktionen.  Beim  Schütteln  gleicher  Vol.  (etwa  5  ccm) 
Ol  and   Schwefelsäure,    spez.   Gew.    1,6    wird    die    Säure    rot   gefärbt. 

üaiersttchtoifen.   5.  Aufl.  HL  9 


J30  Untersuchusg  der  Schmiermittel. 

Mittels  dieser  Reaktion  kann  man  bis  zu  1  Proz.  Harzöl  meistens  er- 
kennen. In  neuerer  Zeit  sollen  indessen  sebr  sorgßlltig  raffinierte  Harz- 
öle in  den  Verkehr  kommen,  welche  die  Reaktion  schwach  oder  gar- 
nicht  geben. 

Je  1  ccm  Öl  und  Acetanhydrid,  kräftig  durchgeschüttelt,  geben  auf 
Zusatz  ypn  einem  Tropfen  Schwefelsäure  spez.  Gew.  1,53  zur  Essigsäure- 
anhydridlösung  bei  Gegenwart  von  Harzöl  Yiolettfarbung.  (Storch- 
Lieb  ermann  sehe  Reaktion.)  Diese  Reaktion  ist  schärfer  als  erstere, 
wird  aber  auch  von  Harz  veranlaßt.  Neben  freiem  Harz  wird  Harzöl 
nach  2  bis  7  sowie  durch  den  Geruch  nachgewiesen. 

3.  Löslichkeit  in  Alkohol  und  Aceton.  Harzöl  ist  im  doppel- 
ten Vol.  absol.  Alkohol  zu  50 — 100  Proz.,  Mineralschmieröle  sind  zu 
2 — 15  Proz.,  sehr  leichte  bis  zu  35  Proz.  löslich.  Mit  Aceton  ist  Harzöl 
in  jedem  Verhältnis  mischbar,  Mineralschmieröl  gebraucht  das  Mehr- 
fache seines  Volumens  zur  Lösung. 

4.  Brechungsexponent,  nach  Abbe  ermittelt,  beträgt  für  Harzöle 
bei  etwa  18°  1,535—1,550,  bei  Mineralschmierölen  1,490—1,507. 

5.  Optisches  Drehungsver mögen.  Mineralöle  drehen  sehr 
wenig,  Ojj  beträgt  höchstens  •+■  3,1  (M.  A.  Rakuzin,  Chem.-Ztg.  1904, 
574),  oft  ist  oLjy  fast  0,  bei  Harzölen  dagegen  -h  30  bis  4-  50®. 

6.  Spez.  Gewicht  beträgt  bei  Harzölen  0,97 — 1,00,  bei  Mineral- 
schmierölen 0,84—0,93,  in  der  Regel  0,880—0,915  bei  4-  15°. 

7.  Jodzahl  beträgt  bei  Harzölen  43—48  (Benedikt-Ulzer,  265), 
bei  Mineralölen  meistens  unter  6,  selten  über  14;  bei  Grackdestillaten 
aus  Mineralöl  liegt  sie  bedeutend  höher,  z.  B.  bis  gegen  70. 

Liegt  auf  Grund  der  unter  2  angegebenen  Farbenreaktionen  begründe- 
ter Verdacht  auf  Harzöl  in  einem  Schmieröl  yor,  so  ermittelt  man  noch  die 
unter  3 — 7  geDannten  Eigenschaften,  nötigenfalls  auch  an  dem  in  absol. 
Alkohol  löslichen  Teil  des  zu  prüfenden  01s.  Dieser  Auszug  muB  natürlich 
die  fraglichen  Eigenschaften  des  Harzöls  noch  ausgeprägter  zeigen. 

8.  Quantitativer  Nachweis  von  Harzöl  in  Mischung  mit 
Mineralöl.  Nach  Storch  werden  10  g  Öl  (fettfreies)  mit  der  fünf- 
fachen Menge  96-proz.  Alkohol  leicht  erwärmt  und  geschüttelt.  Die 
abgegossene  gekühlte  Lösung  wird,  nachdem  man  das  im  Kolben  zurück- 
gebliebene Mineralöl  mit  wenig  96-proz.  Alkohol  gewaschen  hat,  in 
einen  tarierten  Erlenmeyerkolben  gebracht  und  dort  vom  Alkohol 
durch  Erhitzen  im  Wasserbad  befreit.  Der  Rückstand  (A)  wird  gewogen 
und  dann  mit  der  zehnfachen  Menge  Alkohol  behandelt.  Das  in  Lösung 
gehende  Harzöl  wird  nach  dem  Verdunsten  des  Lösungsmittels  gewogen  (B). 
Das  inB  noch  gelöste  Mineralöl  berechnet  sich,  wie  folgt:  Sind  zum  Lösen 
der  10  g  Substanz  a,  zum  Lösen  von  A  im  ganzen  b  g  Alkohol  ver- 
braucht,   so  lösen  a  —  b  g  A.lkohol  A  —  B  g  Mineralöl,  also  lösen  b  g 


Mineralöle:  Gremische  fon  Mineralöl  und  Harzöl.  131 

Alkohol   -^ y~ .  b  g  Mineralöl;  diese  Menge  ist  von  dem  Gewicht  B 

abzuziehen,  um  die  richtige  Menge  Harzöl  zu  erhalten. 

9.  Qualitativer  Nachweis  von  schwerem  Mineralöl  in 
Mischung  mit  Harzöl.  Da  Mineralöl  keine  irgendwie  ausgeprägten 
Reaktionen  hat  und  die  in  gewöhnlicher  Weise  ermittelten  Löslichkeits- 
Terbältnisse  kleinere  Mengen  Mineralöl  (unter  15  Proz.)  nicht  scharf  er- 
kennen lassen,  so  muB  man  sich  zur  sicheren  Erkennung  kleiner  Mineral- 
ölmengen des  nachfolgenden  Verfahrens  bedienen,  welches  vom  Bef. 
ausgearbeitet  ist  und  sich  auf  die  verschiedene  Löslichkeit  von  Harzöl 
und  Mineralöl  in  Alkohol  und  auf  die  verschiedenen  Brechungskoeffizienten 
beider  Ole  gründet.  10  ccm  Ol  werden  in  90  ccm  96-proz.  Alkohol  im 
Scbüttelmeßzylinder  bei  Zimmerwärme  gelöst.  Die  Auflösung  muß  in 
einzelnen  Fällen  durch  kräftiges  Schütteln  unterstützt  werden.  Das 
Verbleiben  ungelöster  Spuren  ist  für  den  weiteren  Gang  der  Prüfung 
ohne  Bedeutung  (Fall  1). 

Bleiben  beträchtliche  Mengen  Öl  ungelöst  (Fall  2),  so  ist  ohne 
weiteres  der  Verdacht  auf  Gegenwart  größerer  Mengen  Mineralöl  gegeben. 
Gewißheit  hierüber  verschafft  man  sich  nach  genügendem  Absitzenlassen 
der  Mischung  (über  Nacht)  durch  Untersuchung  des  abgesetzten  und  mit 
wenig  96-pro^.  Alkohol  abgespülten  Öles  auf  Brechungskoefßzient.  Bei 
Gegenwart  von  Mineralöl  beträgt  dieser  weniger  als  1,5330  bei  etwa 
18^  Man  kann  aber  hier  in  Zweifelsfällen  das  ausgeschiedene  Ol  wie 
nach  Fall  1  weiter  behandeln  und  prüfen. 

Im  Fall  1  wird  die  alkoholische  Lösung  mit  kleinen  Mengen 
Wasser,  bis  zum  Eintritt  einer  starken  milchigen  Trübung,  versetzt. 
Nach  längerem  Stehen  (erforderlichenfalls  über  Nacht)  wird  die  klare 
alkoholische  Lösung  von  der  niedergefallenen  Olmenge  A,  die  aber 
uidkt  mehr  als  1  ccm  einnehmen  darf,  abgegossen.  Der  am  Ol  dann  noch 
haften  gebliebene  Rest  alkoholischer  Lösung  wird  mit  einigen  ccm 
96-proz.  Alkohol  abgespült,  worauf  der  zurückgebliebene  Olrest  im 
Scbüttelzylinder  in  20  ccm  96-proz.  Alkohol  bei  Zimmerwärme  gelöst 
wird.  Aus  dieser  Lösung  werden  wiederum  durch  Wasserzusatz  und 
darauf  folgendes  Stehenlassen  wenige  Öltröpfchen  B  (höchstens  0,1  ccm) 
abgeschieden,  durch  Abspülen  mit  Alkohol  von  anhaftender  Lösung  be- 
freit und  durch  Waschen  mit  heißem  absoluten  Alkohol  in  ein  kleines 
Glasschälchen  gebracht.  Nach  Verdampfen  des  Alkohols  und  Abkühlen 
der  zortickbleibenden  Öltröpfchen  auf  Zimmerwärme  wird  dessen  Brechungs* 
koeffizient  bestimmt. 

Liegt  dieser  unter  1,5330,  so  ist  Mineralöl  zugegen  gewesen. 

Der  zu  den  Versuchen  benutzte  96-proz.  Alkohol  muß  gewichts- 
prozentig sein. 

9* 


132  Uotersachang  de^  Schmiermittel. 

10.  DieVerdampfbarkeit  der  schweren  Harzöle  ist  beim  Er- 
hitzen auf  100®  und  180°  wesentlich  höher  als  diejenige  der  Mineral- 
sclimieröle,  auch  der  leichtflüssigen  Spindelöle.  Ganz  entsprechend  ist 
auch  die  Entflammbarkeit  der  Harzöle  niedriger  als  bei  den  Mineral- 
schmierölen. 


Verdampfun 

gsverluste 

inP 

roz. 

Flammp 

unkt  ^C. 

nach  5-8tüzid. 

nach  8-stünd. 

Erhitzen  auf 

Erhitzen  auf 

Penzky 

Offener  Tiegel 

100  0 

170« 

0,4  —0,8 

5,6     7,4 

109—146 

148—162 

0,05—0,10 

0,5—1,8 

177—203 

(1  öl  121) 

189     213 

0,06—0,13 

0,6     1,05 

188—195 

(1  öl  1S6 
1  Öl  189) 

205     221 

Schwere  Harzöle 
Mineralspindelöle 

Mineralmaschinenöle 


b)  SUinkoMenteeröle.  Biese  Öle  sind,  soweit  sie  als  Zusatz  zu 
Mineralölen  in  Frage  kommen,  die  schweren  durch  Abpressung  des 
Anthracens  erhaltenen  dunklen  Öle,  vom  spez.  Gew.  über  1,0.  In  Alkohol 
sind  sie  völlig  bei  Zimmerwärme  löslich,  ihr  Geruch  ist  meistens  charak- 
teristisch kreosotartig,  konz.  Schwefelsäure  löst  sie  beim  Erwärmen  im 
Wasserbad  zu  wasserlöslichen  Verbindungen  auf.  Vorstehende  Eigen- 
Schäften  ermöglichen  die  Erkennung  dieser  Ole  in  Mineralölen  mit  hin- 
reichender Genauigkeit. 

e)  Hochsiedende  BraunkoMenteeräie  (s.  S.  70)  haben  meistens 
etwas  kreosotartigen  Geruch,  schwankendes  spez.  Gew.  (0,89 — 0,97)  und 
sind,  bei  Zimmerwärme  mit  dem  doppelten  Volumen  Alkohol  geschüttelt 
zu  22—62  Proz.  löslich.  Ihre  Viskosität  bei  20^  (Engler)  ist  meistens 
sehr  gering  (1,6 — 3,0),  ausnahmsweise  kommen  auch  dickere  Öle  vor 
(bis  30).  Der  Nachweis  der  Braunkohlenteeröle  in  Mineralölen  läßt  sich 
nach  Vorstehendem  nicht  immer  mit  genügender  Sicherheit  erbringen. 

d)  Buchenhdzieer&l  verrät  sich  durch  seinen  durchdringenden 
charakteristischen  Geruch;  sein  spez.  Gew.  liegt  nahe  bei  1,  in  Alkohol 
absol.  ist  es  wie  Steinkohlenteeröl  völlig  löslich.  Das  Ol  wie  seine 
Destillate  mischen  sich  nicht  mit  fetten  Ölen  oder  mit  Mineralölen. 

XVn.   Gehalt  an  Kantschak. 

Um  Mineralölen  dickflüssigere  Beschaffenheit  zu  geben,  setzt  man 
denselben  bisweilen  in  geeigneter  Weise  Kautschuk  zu.  Der  Kautschuk 
verrät  sich  in  der  Regel  durch  die  Eigentümlichkeit  des  Öles,  beim  Auf- 
nehmen mit  Glasstab  oder,  zwischen  den  Fingern  gedrückt,  beim  Ent- 
fernen, der  Finger  von  einander  dünne  Fäden  zu  ziehen.  Qualitativ  und 
annähernd  quantitativ  kann  man  den  Kautschuk  durch  Fällen  mittels 
absol.  Alkohols  in  ätherischer  Lösung  des  Öls  nachweisen.   Der  Kautschuk 


\ 


\ 


Minenlöle:  Geh.  an  Eaatschnk  a.  an  Entscheinangs-  a.  Parfumierongsmitteln.     133 

ist  sofern  er  sich  im  TöUig  homogenen,  gelösten  Zustand  im  Ol  befindet, 
als  unschädlicher  Zusatz,  der  nicht  metallangreifend  oder  yerharzend 
wirkt,  anzusehen.  Ein  mit  Kautschuk  versetztes  Öl  besitzt  eine  gröfiere 
Schlüpfrigkeit  und  ein  größeres  AdhäsionsYermögen  als  das  entsprechende 

mm  ^^  ____ 

kaotschukfreie  Ol.  Zu  hober  Kautschukzusatz  erhöht  die  innere  Reibung 
des  Öles  über  Gebühr  und  ist  darum  als  schädlich  anzusehen.  Solche 
Ole  haben  auch  zum  Teil  klumpige  Beschaffenheit,  kommen  aber  heute 
kaum  noch  in  den  Handel. 

Verfahren  zur  genauen  quantitativen  Bestimmung  von  Kautschuk  in 
Olen  sind  noch  nicht  ausgebildet  worden.  Gegebenenfalls  sind  solche 
Verfahren  unter  Benutzung  der  Fällbarkeit  der  reinen  Kautschuksubstanz 
in  Äther  oder  Petroläther  durch  Alkohol,  oder  unter  Heranziehung  der 
C.  Harriesschen  bezw.  C.  O.  Web  ersehen  acetonunlöslichen  Additions- 
produkte, welche  Kautschuk  mit  salpetriger  Säure  oder  Untersalpetersäure 
gibt,  auszubilden. 

Xvill.  Gehalt  an  Entscheürnngsmitteln 
und  ParfILmiemiiggBtoffeii. 

Zur  Beseitigung  der  Fluoreszenz  von  Mineralölen  dient  gewöhnlich 
Nitronaphthalin  CiqHjNO^,  zur  Beseitigung  unliebsamen  oder  charakte- 
ristischen Fettgeruches  Nitrobenzol  CgHsNO,.  Letzteres  ist  an  seinem 
bittennandelölartigen  Geruch  leicht  zu  erkennen.  Gelbe  Anilinfarben 
werden  gleichfalls  zur  Yerdeckung  der  Fluoreszenz  benutzt,  verraten  sich 
aber  schon  durch  ihre  augenfällige  gelbe  Färbung.  Die  mit  Nitro- 
naphthalin entscheinten  Mineralöle  dunkeln  beim  Stehen  nach. 

Das  fast  geruchlose  Nitronaphthalin  wird,  wie  folgt,  nachgewiesen: 

a)  Varprobe:  Kocht  man  1 — 2  ccm  Mineralöl  etwa  1 — 2  Min. 
im  Reagensglas  mit  2 — 3  ccm  konz.  alkoholischem  Kali  (etwa  doppelt 
normal),  so  erhält  man  gelbe  bis  braungelbe  Lösungen,  ebenso  verhalten 
sich  Mischungen  mit  fetten  ölen,  nur  Trane,  geben  gelbrote  bis  blutrote 
Färbungen. 

Die  mit  Nitronaphthalin,  Nitrobenzol  versetzten  Öle  und  Fette 
geben  nach  kurzem  Kochen  (7a — V/^  Min.)  mit  alkoholischer  Kalilauge 
(infolge  von  Reduktion  zu.Azokörpern)  blutrote  bis  violettrote  Färbung; 
hierbei  werden  insbesondere  die  an  der  Glaswand  über  der  Flüssigkeit 
haftenden  Tröpfchen  der  gekochten  Mischung  sofort  rotviolett  gefärbt, 
wenn  man  die  entsprechende  Stelle  der  Außenwand  des  Gläschens  vor- 
übergehend mit  der  Gasflamme  bestreicht. 

Zur  Abscheidung  der  Nitrokörper,  speziell  des  Nitronaphthalins, 
dient  folgen.de  Reaktion: 

b)  Hauptprobe:  Wird  bei  positivem  Ausfall  der  Yorprobe  aus- 
geführt und  beruht  auf  der  gänzlichen  Reduktion   des  Nitronaphthalins 


134  Untenndiang  der  Schmiermittel. 

durch  naszierenden  Wasserstoff  zu  a-Naphthjlamin.  Einige  ccm  des  Öles 
werden  im  Erlenmeyerkolben  5 — 10  Min.  durch  Erhitzen  mit  Zinn 
und  Salzsäure  reduziert.  Durch  Einbringen  eines  Platindrahtes  in  die 
kochende  Säure  wird  die  Gasentwicklung  stetiger.  Die  salzsaure  Lösung, 
welche  bei  vorheriger  Anwesenheit  von  Nitronaphthalin  im  Ol  neben 
Zinnchlorür  salzsaures  Naphthylamin  in  Lösung  enthält,  wird  mittels 
Scheidetrichters  TOn  der  Fettschicht  sorgfältig  getrennt,  von  emulgierten 
Olteilchen  durch  Filtration  befreit  und  dann  in  einem  zweiten  Scheide- 
trichter mit  so  viel  Kali*  oder  Natronlauge  versetzt,  daß  das  gefällte 
Zinnhydroxyd  wieder  gelöst  wird.  Nach  dem  Abkühlen  wird  die  Lösung, 
welche  nunmehr  das  durch  Kalilauge  in  Freiheit  gesetzte  a-Naphthylamin 
enthält  und  dessen  deutlichen  Geruch  zeigt,  mit  10 — 20  ccm  Atber 
tüchtig  durchgeschüttelt.  a-Naphthylamin  geht  in  den  Äther  über  und 
erteilt  diesem  eine  violette  Färbung  mit  Fluoreszenzerscheinung.  Die 
ätherische  Lösung  wird  nach  dem  Ablassen  der  wäßrigen  alkalischen 
Lösung  in  einer  Glasschale  eingedampft.  Bei  Gegenwart  von  a-Naph- 
thylamin bleibt  letzteres  als  violett  gefärbtes,  stark  riechendes  Produkt 
zurück.  Behandelt  man  dieses  mit  wenigen  Tropfen  Salzsäure,  so  er- 
hält man  teilweise  gelöstes,  teilweise  ungelöstes  salzsaures  Salz,  welches 
jedoch  nach  dem  völligen  Verdampfen  der  Salzsäure  mit  Wasser  eine 
klare  Lösung  gibt,  in  welcher  Eisenchlorid  einen  starken  azurblauen 
Niederschlag  hervorruft.  Dieser  Niederschlag  nimmt,  abfiltriert,  alsbald 
eine  purpurrote  Färbung  an,  während  das  Filtrat  eine  schöne  violette 
Färbung  zeigt. 

XIX.  Gehalt  an  Leim  nnd  anderen  wasserUsIichen  Snbstansen. 

Tierischer  Leim,  von  schlecht  geleimten  Fässern  in  das  Ol  über- 
gehend, findet  sich  nur  gelegentlich  in  den  Ölen  in  sehr  geringen  Mengen 
und  wird  wie  folgt  erkannt: 

100  g  Ol  werden  mit  siedend  heißem  Wasser  im  Erlenmeyer- 
kolben  gehörig  durchgeschüttelt.  Nach  Trennung  der  wäßrigen  und 
öligen  Schicht  wird  von  ersterer,  welche  Leim  und  etwa  vorhandene 
Alkaliseifen  aufnimmt,  ein  aliquoter  Teil,  z.  B.  60  ccm,  filtriert,  in  einem 
Meßzylinder  aufgefangen  und  dann  in  einer  gewogenen  Glasschale  auf 
dem  Wasserbade  zur  Trockne  eingedampft.  Der  Rückstand  wird,  so- 
fern derselbe  überhaupt  als  eine  zu  beachtende  Menge  Substanz  erscheint, 
und  nach  der  äußeren  Beschaffenheit  und  dem  Geruch  beim  Erhitzen 
die  Gegenwart  von  Leim  vermutet  werden  kann,  2 — 3  mal  mit  5 — 8  ccm 
heißem  absol.  Alkohol,  welcher  vorhandene  Alkaliseifen  löst^  Leim  aber 
ungelöst  läßt,  extrahiert.  Ein  etwa  zurückgebliebener  Leimrückstand 
wird   nötigenfalls    nach    Verdampfung    des    Alkoholrestes    gewogen,    er 


Mineralöle:  Saspendierte  Stoffe,  Asphalt  etc.  135 

gibt  beim  Erhitzen  auf  dem  Platinblech  den  charakteristischen  Geruch 
nach  stickstoffhaltiger  organischer  Substanz.  In  1 — 2  ccm  Wasser  gelöst, 
gibt  der  Rückstand  mit  konz.  Gerbsäurelösung  gelblichweiBen  Nieder- 
schlag oder  Trübung.  Auch  Alkohol  fällt  naturgemäß  aus  der  wäßrigen 
Lösung  den  Leim  aus. 

Schwefelsaures  Natron,  welches  zuweilen  Trübewerden  oder  das 
sog.  gBrechen^  der  Mineralöle  veranlaßt,  kann  im  wäßrigen  Auszug  durch 
Barjumchlorid  etc.  nachgewiesen  werden. 

XX.  Suspendierte  Stoffe. 

a)  ZufQXUge  mechamisehe  Verunreinigungen.  Sind  bei  hellen 
Ölen  mit  bloßem  Auge,  bei  dunklen  ölen  nach  dem  Durchsieben  durch 
7}  mm-Maschensieb  und  Abspülen  des  letzteren  durch  Äther  zu  erkennen. 

Zur  quantitativen  Ermittlung  werden  5 — 10  g  gut  durchgeschütteltes 
Öl  im  Glaszylinder  in  100  ccm  Benzin*)  gelöst.  Die  Lösung  wird  nach 
Stehen  über  Nacht  durch  ein  gewogenes  Filter  gegossen.  Letzteres  wird 
mit  Benzin  unter  Nachspülung  des  Glaszylinders  so  lange  gewaschen, 
bis  die  Auswaschlösung  nach  dem  Verdunsten  des  Benzins  auf  dem 
Wasserbad  keinen  Rückstand  mehr  gibt.  Der  Rückstand  auf  dem  Filter 
wird  alsdann  bei  105^  getrocknet  und  gewogen. 

b)  AsphaU  und  JPechtelle  (benzollöslich)  können  sich  in  dunklen 
Ölen  neben  benzolunlöslichen  mechanischen  Verunreinigungen  suspendiert 
finden,  um  sie  zu  kennzeichnen,  muß  man  den  Asphaltgehalt  nach  S.  13 
im  bei  Zimmerwärme  filtrierten  und  nicht  filtrierten  Ol  bestimmen.  Aus 
der  Differenz  ergibt  sich  die  Menge  des  suspendierten  Asphalts.  Li 
analoger  Weise  können  die  in  Alkoholäther  unlöslichen,  im  Ol  suspen- 
dierten Pechstoffe  bestimmt  werden  (s.  S.  14). 

e)  VaseUn,  Paraffin,  Seife  etc.  AuBer  den  genannten  Stoffen  können 
in  Mineralölen  noch  Vaselin-  und  Paraffinteilchen,  Eisenseifen  u.  s.  w. 
suspendiert  sein.  Man  stillt  die  Natur  dieser  Stoffe  nach  deni  Ab- 
filtrieren fest.  Z.  B.  hinterläßt  der  Filterrückstand,  wenn  er  Eisenseife  ent- 
hält, beim  Verbrennen  Rückstand  von  Eisenoxyd,  durch  Salzsäure  läßt  sich 
die  Fettsäure  abspalten  u.  s.  w.  Über  die  Zusammensetzung  aller  nicht 
zufalligen  Verunreinigungen  muß  TOn  Fall  zu  Fall  entschieden  werden. 

XXL  Crelöster  Asphalt  nnd  gelöstes  Paraffin 

sind   als   natürliche  Bestandteile   von  Schmierölen   zu    betrachten.     Die 
dunklen  Öle  sind  z.  B.  Auflösungen  der  in  den  Rohölen  enthaltenen  und 

')  Dunkle  öle  werden  zur  Vermeidung  von  Asphaltabscheidong  in  Benzol 
gelöst,  nshe  S.  7. 


136  Untenachimg  der  Schmiermittel. 

bei  der  Destillation  gebildeten  AsphaltstofiFe  in  hochsiedenden  Kohlen- 
wasserstoffen. Die  genannten  Stoffe  werden  nur  in  ganz  besonderen 
Fällen  Interesse  verdienen;  ihre  Bestimmung  geschieht,  wie  unter  ,,Roh- 
petroleum^  beschrieben. 

XXn.  Gehalt  an  Ceresin. 

Den  bei  Zimmerwärme  flüssigen  Dampfzylinderölen  werden  bis- 
weilen zur  Erzielung  salbenartiger  Konsistenz  geringe  Mengen  Ceresin 
beigegeben;  der  Ceresinzusatz  verrät  sich  bei  nicht  zu  dunklen  Ölen 
durch  Auftreten  eines  hellweiBen  Niederschlags  nach  Zusatz  von  3  T. 
Alkohol  zu  4  T.  der  ätherischen  Lösung  des  Öles.  Der  weiBe  Nieder- 
schlag ist  leicht  abzuflltrieren,  durch  Waschen  mit  Alkoholäther  zu 
reinigen  und  schmilzt  in  der  Regel  zwischen  66  und  71^.  Zur  quanti- 
tativen Bestimmung  muB  durch  wiederholtes  Fällen  des  Ceresins  bei 
verschiedenen  Temperaturen  über  0®  versucht  werden,  die  Hauptmengen 
des  Ceresins,  ähnlich  wie^  bei  der  Paraf&nbestimmung  abzuscheiden; 
die  Ausarbeitung  eines  besonderen  Yeirfahrens  für  diesen  Zweck  steht 
noch  aus. 

XXUI.  Der  Raffinationsgrad. 

Dieser  wird  meistens  durch  die  schon  früher  beschriebenen  Prü- 
fungen auf  Säure,  Alkali  u.  s.  w.  genügend  gekennzeichnet.  Ein  gut  ge- 
reinigtes Schmieröldestillat  soll  femer  klar  durchsichtig  sein,  bei  längerem 
Stehen  und  Temperaturwechsel  keine  Abscheidungen  bilden  und  weder 
Wasser  noch  Harzteilchen,  Natriumsulfat  oder  gelöste  Erdölseifen  ent- 
halten. Die  zum  Nachweis  der  letzteren  eingeführten  Laugenproben  sind 
von  fachkimdigen  Technikern  der  Erdölindustrie  z.  T.  wenig  anerkannt. 

Nach  Lissenko  und  Stepanow  soll  sich  folgende  Laugenprobe 
bewährt  haben: 

5  ccm  ly^-proz.  wäfiriger  Natronlauge  werden  mit  10  ccm  Ol  bei  etwa 
800  c.  2—3  Min.  stark  geschüttelt.  Die  Mischung  bleibt  2—3  Stimden 
in  Wasser  von  70°  stehen.  Als  Beweis  für  die  imgenügende  Raffination 
gilt  die  Bildung  eines  Seifenhäutchens,  davon  herrührend,  dafi  die  im  Ol 
befindliche  freie  Naphthasäure  neutralisiert  wird,  und  die  in  verdünntem 
Alkali  unlösliche  Seife  sich  ausscheidet. 

B.  Fette  Ole. 

Soweit  es  sich  um  die  Beurteilung  der  fetten  Öle  zu  Schmierzwecken 
handelt,  ist  hauptsächlich  die  Prüfung  dieser  Öle  auf  Reinheit  heranzu- 
ziehen. Dieses  Gebiet  ist  im  Kapitel  „Öle,  Fette  und  Wachse"  ausführlich 
behandelt.     In  vereinzelten  Fällen  ist  es,  z.  B.  bei  Prüfung  auf  den  Grad 


Fette  Öle.    MischuDgeo  von  fetten  ölen  a.  Mineralölen.    Vaselin.         137 

der  Feuergefahrlichkeit,  auf  Konsistenz,  Gefriervermögen  etc.,  erforder- 
lich, einige  der  unter  A.  „Mineralschmieröle''  beschriebenen  Verfahren 
heranzuziehen. 

Die  Konsistenz  in  der  Kälte  wird  bei  fetten  ölen  nach  dem  S.  102 
beschriebenen  einfacheren  Verfahren  im  Reagensglas  bestimmt.  Man 
kühlt  zwei  Proben,  eine  Yon  Zeit  zu  Zeit  mit  Glasstab  bewegte  imd 
eine  in  Ruhe  befindliche,  wenigstens  4  St.  auf  die  in  Frage  kommende 
VersQchstemperatur  ab.  Einzelne  zur  Uberkältung  neigende  Ole,  wie 
Rüböl,  Senfbl  etc.,  bedürfen  aber  oft  8 — lO-stündiger,  ja  eintägiger  Ab- 
kühlung auf  ihren  Gefrierpunkt,  bis  Erstarren  eintritt.  Die  zeitweise 
Bewegung  der  abgekühlten  Öle  mit  Glasstab  befördert  die  Erstarrungs- 
erscheinungen. Rüböle,  welche  nach  4-stündiger  Abkühlung  auf  0^  mit 
Glasstab  noch  klarflüssig  sind,  werden  oft  erst  nach  8 — 10  St.,  vereinzelt 
erst  nach  eintägiger  Abkühlung  auf  0^  ganz  starr. 

Die  Zähigkeit  der  fetten  Öle  variiert  weit  weniger  als  diejenige 
der  Mineralöle;  so  haben  Rüböle,  Baumöle,  flüssige  Klauen-  und  Ejiochen- 
öle  fe  nach  Engler  bei  20°  11 — 15,  halbtrocknende  Öle  (Sesamöl, 
Cottonöl  etc.)  9,3 — 10,4  und  trocknende  Öle  6,8 — 8,3.  Eine  Ausnahme 
machen  Rizinusöl  mit  fe  139 — 140  und  die  ihm  verwandten  Öle.  Sper- 
macetiöle  haben  fe  5,6 — 7,1. 

Bezüglich  der  Ermittlung  des  Flammpunktes  von  fetten  Ölen 
ist  auf  deren  Zersetzlichkeit  bei  starkem  Erhitzen  hinzuweisen.  In 
der  Regel  liegen  die  Flammpimkte  der  fetten  Öle  bedeutend  höher 
als  200». 


€.  Miichimi^eii  Ton  fetten  Alen  und  MineralSlen. 

Die  Untersuchung  dieser  Mischungen  geschieht  in  der  Hauptsache 
nach  den  im  Abschnitt  A.  „Mineralschmieröle^  beschriebenen  Unter- 
suchnngsmethoden.  Handelt  es  sich  darum,  aus  derartigen  Gemischen 
das  vorhandene  Mineralöl  und  fette  Öl  abzuscheiden  und  auf  seine  Eigen- 
schaften zu  prüfen,  so  sind  neben  den  allgemeineren  Prüfungsverfahren 
insbesondere  die  S.  128  u.  129  beschriebenen  Methoden  heranzuziehen. 


B.  Taselin. 

Yaselin,'  d.  h.  ein  aus  Mineralölen  hergestelltes  schmalzartiges 
Produkt,  wird  entweder  aus  amerikanischem  Rohöl  durch  langsames  Ver- 
dunstenlassen der  leichtflüchtigen  Anteile  und  Raffination  des  Rückstandes 
durch  Säure  oder  Bleicherde  gewonnen  (Chesebrough  Vaselin),  oder  es 
▼ird  durch  Auflösen  von  Paraf&n  und  Ceresin  in  farblosen  Parafflnölen 


J38  Untersuchung  der  SchmiermitteL 

erhalten  (Deutsches  Vaselin  oder  künstliches  Vaselin).  Das  Vaselin 
wird  zwar  hauptsächlich  zu  kosmetischen  und  dermatologischen  Zwecken 
benutzt,  indessen  findet  es  auch  hier  imd  da  als  Schmiermittel  und  Rost- 
schutzmittel Verwendung.  Die  Prüfung  erstreckt  sich  auf  Säuregehalt 
und  Abwesenheit  fremder  Zusätze  und  kann  in  gleicher  oder  ganz  ähn- 
licher Weise,  wie  dies  schon  in  den  Torangehenden  Abschnitten  unter 
„Mineralöle**  etc.  beschrieben  ist,  durchgeführt  werden.  Das  spez.  Grew. 
wird  meistens  bei  100°  mit  der  hydrostatischen  Wage,  deren  Senk- 
körper ein  bis  100°  reichendes  Thermometer  hat,  oder  mit  dem 
Sprengeischen  Pyknometer  bestimmt  (s.  S.  153).  Die  Benutzung  dieser 
Apparate  darf  als  bekannt  vorausgesetzt  werden.  Das  spez.  Gew.  eines 
Chesebrough  Vaselin  wurde  zu  0,845,  dasjenige  eines  deutschen  Vaselins 
zu  0,827  bei  100°  ermittelt. 

El.  Konsistente  Sehmiermittel. 

Ein  allgemein  gültiger  Prüfungsgang  läßt  sich  nicht  ohne  weitere^ 
für  alle  konsistenten  Schmiermittel  aufstellen.  Vielmehr  erweisen  sich 
bei  der  Mannigfaltigkeit  der  Zusammensetzung  dieser  Materialien  und 
der  an  sie  gestellten  Anforderungen  oft  von  einander  abweichende  Prüfungs- 
wege als  recht  zweckdienlich.  Einzelne  dieser  Produkte,  deren  Zu- 
sammensetzung schon  S.  83  gestreift  wurde,  schmelzen  bereits  bei  60  bis 
65°,  andere  erst  weit  über  100°. 

Bei  Prüfung  konsistenter  Fette  kommen  hauptsächlich  folgende 
Punkte  in  Frage: 

I.    Äußere  Erscheinungen; 

II.    Tropfpunkt; 

III.  Qualitative  Vorprüfung  auf  Zusammensetzung; 

IV.  Quantitative  Bestimmungen; 

a)  Freie  Fettsäure; 

b)  Gehalt  an  Seife; 

c)  Unverseif bares  Fett  (Mineralöl,  Harzöl,  Wollfett  etc.); 

d)  Wasser; 

e)  Nebenbestandteile  wie  Glyzerin,  welches  in  geringen  Mengen 
ständiger  Begleiter  konsistenter  Fette  ist  und  von  der 
Verseifung  bei  Herstellung  der  Fette  herrührt,  Nitrobenzol 
und  Nitronaphthalin  (zum  Parfümieren  bezw.  Entscheinen 
der  Mineralöle  benutzt)  sind  nur  bei  ganz  ausführlichen 
Analysen  zu  bestimmen; 

f)  Freier  Kalk,  von  unvollkommener  Verseifung  herrührend: 

g)  Fremde  Verunreinigungen  und  Zusätze. 


Konsisteiite  Schmiermittel:    Äußere  ErBcheinongen.    Tropfpunkt.         139 

I.  Äußere  Erscheinungen. 

Biese  geben  unter  umständen  schon  einen  guten  Anhalt  für  die 
Qoaütätsbeurteilung.  £in  gut  durchgearbeitetes  Maschinen-  oder  Wagen- 
fett moB  an  allen  Stellen  in  Bezug  auf  Konsistenz  und  in  der  Farbe 
tonlichst  gleichartig  sein;  es  soll  schmalz-  bis  butterartige  Konsistenz 
zeigen.  Der  Gerach  läBt  oft  Zusätze  von  Harzöl,  Teeröl,  Nitrobenzol  etc. 
Terraten.  Hellgelbe  bis  höchstens  bräunlich-  oder  rotgelbe  Fette  werden 
im  allgemeinen  den  dunkleren  Fetten  gegenüber  bevorzugt. 


n.   Tropf^nnkt. 

Der  Schmelzpunkt  der  konsistenten  Fette  wird  —  ceteris  paribus  — 
im  Handel  zur  Beurteilung  der  Güte  in  erster  Linie  herangezogen.  Von 
einem  scharfen  Schmelzpunkt  kann  bei  derartigen  Produkten  überhaupt 
kaom  gesprochen  werden.  Beim  Schmelzen  dieser  Fette  findet  zunächst 
ein  Erweichen  der  Oberfläche  statt,  und  schließlich  gelangt  nur,  bei  sehr 
boch  schmelzenden  Fetten  erst  nach  Abdunsten  eines  Teils  des  Wassers, 
der  mit  Seife  mehr  o^er  weniger  beladene  eigentliche  Fettbestandteil 
der  Masse  zum  Schmelzen. 

Die  üblichen  Verfahren  zur  Trop^unktsbestimmung  seien  im  nach- 
btehenden  beschrieben.  Am  meisten  zu  empfehlen  ist  hiernach  dasjenige 
Ton  übbelohde. 

a)  D^hUÜon.  Der  sog.  Tropfyunkt  wird  statt  des  Erstarrungs- 
ponktes  oder  Schmelzpunktes  für  gewisse  Fälle  nicht  nur  bei  Maschinen- 
fetten, sondern  auch  zur  Bewertung  yon  anderen  Fetten,  Paraffinen, 
Ceresinen  u.  s.  w.  bestimmt.  Nach  dem  modifizierten  Pohl  sehen  Yer- 
fihren  oder  nach  Finkener  wird  er  so  ermittelt,  daß  die  Queck- 
siiberkngel  eines  Thermometers  (Pohl),  oder  das  Ende  eines 
Glasstabes  (Finkener)  in  die  zu  prüfende  Substanz  getaucht 
imd  anter  allmählicher  Erhitzung  derjenige  Punkt  ermittelt 
^d,  bei  welchem  entweder  die  Quecksilberkugel  sichtbar 
wird  (Pohl)  oder  unter  freier  allmählicher  Erhitzung  der  Pa- 
raffin- oder  Fettmasse  im  Luftbade  das  erste  Abtropfen  stattfin- 
det (modifiziertes  Pohlsches  und  Finken  er  sches  Verfahren). 

h)  l^iMs  Verfahren.  Bei  dem  für  konsistente  Ma- 
^^enfette  modifizierten  Pohl  sehen  Yerfahren  wird  die 
Hasse  auf  das  Thermometergefaß  entweder  durch  kurzes  Ein- 
tauchen des  Thermometers  in  die  geschmolzene  Masse,  oder, 
^e  dies  z.  B.  bei  den  meisten  konsistenten  Fetten  erforder- 
^ch  ist,  durch  Aufstreichen  der  Masse  bei  Zimmerwärme  aufgetragen. 
^>s  Thermometer  wird  im  15 — 20  mm  weiten  Reagensglas  mittels  Kork 


Fig:.  51. 


f 


Cb 


\40  UnteiBDchuiig  der  Schmiermittel. 

befestigt  (Fig,  51)  und  durch  ein  Wasserbad  (Becherglas)  langs&m  erhitzt. 
Fehle rquellen  sind  die  unbestimmte  Form  der  Thermometerkngel,  die 
unbestimmte  Menge    der  Fettmasse,    die  Schnelligkeit  der   Temperatur- 


en Fink^iera  Verfahren.  Einige  der  genannten  Fehlerquellen 
sind  bei  dem  zolltechnischen  Finkenerschen  Verfahren  zur  Unter- 
scheidung von  Ceresin  und  Paraffin  vermieden.  Bei  diesem  Verfahrea 
wird  das  Ende  eines  3  mm  starken,  unten  eben  abgeschliffenen  Glasstabs 
zweimal  hintereinander  im  Abstand  von  3  Min.  je  1  Sek.  lang  senkrecht 
10  mm  tief  in  die  auf  siedendem  Wasserbade  geschmolzene  Masse  ein- 
getaucht. Dann  werden  die  Stäbchen  in  einem  3  «n 
^'  weiten  Reagenarohr  gemäß  Fig.  52  aufgehängt,  Thermct- 

meterkugel  und  Stäbchenende  sind  gleich  hoch  und  weil 
von  der  Rohrwand  entfernt.  Die  Erhitzung  des  Olas- 
rohrs  erfolgt  in  einem  gröGeren  Wasserbade  (Becber- 
glas  von  2  1  Inh.)  und  wird  um  1"  pro  Min.  gesteigert 
Auch  diese  Methode  gibt  bei  sorgfältiger  Beobschtuitg 
der  Vorschrift  noch  Abweichungen  der  Wieder  hol  ungs- 
versuche  mit  Ceresin  und  F%raffiu  bis  zu  1,5",  ^ei^ 
einzelt  sogar  bis  zu  5",  weil  nicht  immer  gleich  groSe 
Mengen  Ceresiu  etc.  durch  das  beschriebene  Eintaucb- 
Tcrfahren  aufgetragen  werden  kOnnen'). 

d)  Vbbdohdea  Verfahren.  Dbbelohde  defi- 
niert den  wahren  Tropfpunkt  als  denjenigen  scharf 
bestimmten  Wärmegrad,  bei  dem  ein  Tropfen  der  lu 
prüfenden  Masse  unter  seinem  Eigengewicht  von  einer 
gleichmäBig  erwärmten  Masse  abfällt,  ohne  daB  Menge 

©oder  Gewicht  der  aufgetragenen  Masse  (bei  Terschiedenen 
Versuchen)    die    Hohe    des    Trop^unktes   beeindusseo. 
Diesen  Punkt  kann  man,  allerdings  umständlich,  mitteU 
des  Finkenerschen  Verfahrens  nach  folgender  Erwägung  bestimmen. 

Gröfiere  imd  kleinere  Auftragungsmengen  beeinflussen  die  Tropfeo 
in  zweierlei  Weise.  Bei  relativ  kleiner  Auftragungsmenge  mufi  die  ge- 
schmolzene Masse  durch  fortschreitende  Erhitzung  erst  eine  sehr  geringe 
innere  Reibung  erlangen,  d.  h.  sehr  leicht  flüssig  werden,  also  verhältai«- 
mäfiig  hoch  erwärmt  werden,  damit  ein  genügend  großer  Tropfen  ent- 
stehen und  abfallen  kann.  In  diesem  Falle  wird  ein  zu  hoher  TropC- 
punkt  beobachtet,  wie  Versuche  ohne  weiteres  zeigen. 

Bei  großer  Auftragungsmenge  veranlaßt  das  hohe  Gewicht  der 
teilweise  geschmolzenen  noch  breiigen  Masse  bei  verhältnismäßig  niedere' 

')    Holde,  Mitteilungen  1899. 


KonsiBtente  Schmiennttt«]:   Tropfpuitkt. 


141 


Temperatur  Abfallen    eines    ziemlich    großen  Tropfens    ungenügend    ge- 
schmolzener Masse.   Der  Tropfpunkt  liegt  in  diesem  Falle  also  zu  niedrig. 
In  beiden  Fällen  ist  der  Tropfen  groB  im  Verliältnis 
Auftragungsmenge 


irAofbragungsmenge,  der  Quotient  — 


Tropfenmenge 

relativ  klein.  Dem  wahren  Tropfpunkt,  welcher  zwischen 
beiden  Fällen  liegt,  kommt  man  näher,  wenn  man,  ron 
dem  ersten  bezw.  zweiten  extremen  Falle  ausgehend,  die 
Aoftrsgungsmenge  immer  vergr&Bert  bezw.  verkleinert. 
In  beiden  Keihen  werden  dann  die  Quotienten  immer 
gröfler  and  nähern  sich  einem  Höhepunkt,  bei  dem  die 
eine  Reihe  in  die  andere  übergeht.  Dieser  Höhepunkt  ist 
demnach  der  durch  die  Masse  unbeeinfluBtc  wahre  Tropf- 
pnnkt;  seine  Ermittlung  nach  vor  stehendem  Verfahren 
würde  aber  für  jede  Substanz  zahlreiche  Wägungen  der 
Tropfenmaase  erfordern,  bt  also  zu  mühsam.  Uan  er- 
mittelt ihn  in  kürzester  Zeit  auf  dem  Apparat  von  übbe- 
lohde,  bei  dem  die  Fehler  der  bisherigen  Bestimmungen, 
die  Unsicherheit  der  Auftragungsmengen,  sowie  der  Ein- 
fluß des  Temperatu^efällea  und  der  versf^edenen  Wärme- 
ktpazität  beeeltlgt  sind. 

Der  Apparat')  (Fig.  63)  besteht  aus  dem  mit  der 
irlindrischen  Metallhalse  b  fest  verbundenen  Einschlufi- 
thermometer  a  und  der  Glashülse  e.  Die  Hülse  b  besitzt 
bei  c  eine  kleine  Offiiung;  ihr  nnterer  federnder  Teil  trägt 
die  tylindrische  geschliffene  10  mm  lange,  an  der  unteren 
Offiiong  3  mm  weite  Glashülse  e. 

Das  Thermometergefäfi  ist  gleich  weit  von  den 
Wandungen  der  Hülse  entfemt,  deren  oberer  Rand  sich 
etwa  2  mm  über  dem  ThermometergefäS  befindet. 

Das  abgenommene  gläserne  GefäB  e  wird  mit  der 
iD  präfenden  Masse  durch  Hineindrücken  oder  Hinein- 
jtreicheo  gefüllt,  die  überschüssige  Masse  wird  unten  und 
obea  glatt  abgestrichen  und  der  Apparat  parallel  seiner 
■\chse  eingeführt.  Feste  Massen  (Paraffin,  Ceresin  u.  s.  w.), 
««Iche  beim  Einstecken  des  Apparates  leicht  Zerbrechen 
*ersala3sen  kOnnten,  werden  geschmolzen  in  das  mit  der 
Ueioen  Öffnung  auf  eine  Glasplatte  gestellte  Gefäß  ge- 
pwsen;  noch  ehe  sie  völlig  erstarrt  sind,  wird  von  oben 


■)  Der  Apparat  wird  v 
pfiebn. 


1  der  Firma  U.  I 


,  Berliu,  JohaDsiestr.  14, 


X42  Untersachung  der  Schmiermittel. 

her  der  Apparat  aufgesteckt.  Die  Glashülse  e  muß  so  tief  in  die 
Metallhülse  hineingreifen,  wie  die  drei  Sperrstäbchen  gestatten.  Der 
Apparat  wird  dann  in  einem  etwa  4  cm  weiten  Reagensrohr,  durch 
Kork  befestigt  und  durch  ein  Wasserbad  (Becherglas  von  3  1  Inhalt  auf 
Asbestdrahtnetz)  wie  bei  Finkeners  Verfahren  erhitzt.  Der  Tempe- 
raturanstieg im  Wasserbad  wird  bei  Berechnung  des  wirklichen  Tropf- 
punktes berücksichtigt.  Diejenige  Temperatur,  bei  welcher  der  erste 
Tropfen  abfallt,  ist,  falls  nicht  äußerst  langsam,  z.  B.  0,1^  Anstieg  pro 
Minute,  erhitzt  wird,  wegen  des  Temperaturgefälles  vom  äußeren  Rand  der 
Fettmasse  bis  zur  Thermometerkugel  nur  als  scheinbarer  Tropfpunkt 
anzusehen.  Dieses  Gefälle  wächst  naturgemäß  mit  der  Schnelligkeit  des 
£rhitzens;  es  beträgt  z.  B.,  wie  Versuche  zeigten,  bei  1°  Temperatur- 
anstieg pro  Min.  0,5®,  bei  2^  Temperaturanstieg  1®  u.  s.  w. 

Aus  der  Differenz  zweier  Tropfpunkte,  welche  bei  verschiedenen 
Temperaturanstiegen  erhalten  wurden,  läßt  sich  der  wirkliche  Tropf- 
punkt, wie  folgt,  berechnen: 

Ist  der  scheinbare  Tropfpunkt  eines  Paraffins  bei  1°  pro  Min. 
Temperaturanstieg  zu  47,5°,  bei  2®  zu  47,0°  gefunden  worden,  so  beträgt 
pro  1°  Temperaturanstieg  die  Differenz  zwischen  Temperatur  des  Fettes 
und  der  Thermometerkugel  0,5°.  Man  würde  also  bei  unendlich  kleinem 
Temperaturanstieg  den  wirklichen  Tropfpunkt  zu  47,5  +  0,5  finden. 

Die  Korrektur  von  0,5°  bei  1°  Temperaturanstieg  ist  durch  Ver- 
suche bestätigt  worden,  sie  gilt  für  konsistente  Fette,  Paraffin,  Ceresin, 

Talg  u.  s.  w. 

Beispiel. 

Scheinbarer  Tropfpunkt  gefunden 60,5® 

Temperaturanstieg  im  Wasserbad  2°  pro  Min. 

Korrektur  für  2°  Temperaturanstieg 1,0° 

Wirklicher  Tropfpunkt  "61^'^ 

m 

III.   Qualitative  Vorprttfang  auf  Zusammensetzang. 

Löst  sich  das  Fett,  was  nur  selten  vorkommt,  in  Benzin  oder 
Äther  klar  auf  und  hinterläßt  es  beim  Yerbrennen  auf  dem  Platinblech 
keinen  Aschenrückstand,  so  sind  nur  reine  Fettbestandteile,  ev.  auch 
Zusätze  von  Harz  und  Ceresin  zugegen,  welche  nach  den  anderweitig 
(S.  119  u.  128)  gegebenen  Anweisungen  nachgewiesen  werden.  Beträcht- 
liche Mengen  von  Wasser  verursachen  in  der  Benzinlösung  eine  Trübung, 
welche  auf  Zusatz  von  absolutem  Alkohol  verschwindet.  Bei  völliger 
Löslichkeit  des  Fettes  in  Benzin  wird  das  Fett  dann  in  üblicher  Weise, 
wie  unter  „Fette,  Öle  und  Wachse"  und  Mineralschmierölen  beschrieben, 
untersucht. 


Eonsistente  Schmiermittel:  Quantitative  Bestimmung.  143 

Ist  das  Fett,  wie  das  bei  Wagenfetten,  koD eisten ten  Maschinen- 
fetten und  ähnlichen  seifenhaltigen  Produkten  der  Fall  ist,  in  Benzin 
zam  Teil  unlöslich,  so  wird  eine  Probe  des  Fettes  in  einem  Gemisch 
Ton  90  Yol.  Benzin  und  10  Yol.  abs.  Alkohol  heiß  gelöst.  Die  Lösung 
wird  kurze  Zeit  der  Ruhe  überlassen  und  dann  warm  filtriert.  In 
Losung  sind  Fett,  Seife,  Mineralöl,  im  Rückstand  etwaige  Verunreini- 
gungen von  freiem  Kalk,  kohlensaurem  Kalk,  sowie  etwaige  Zusätze 
Ton  Schwerspat,  Kieselgur,  Graphit  etc.,  die  nach  den  bekannten  ana- 
lytischen Yerfahren  untersucht  werden. 

Bei  typischen  konsistenten  Fetten  erfolgt  die  quantitative  Bestim- 
mung der  Hauptbestandteile  \md  Yerunreinigungen  alsdann  in  folgender 
Weise: 

lY.   Quantitative  Bestimnumgen. 

a)  i^Vete  Fettsäure*  Diese  Bestimmung  erfolgt,  nachdem  man 
sich  durch  Ausschütteln  des  Fettes  mit  heißem  Wasser  von  der  Ab- 
wesenheit freier  Mineralsäure  überzeugt  bezw.  letztere,  falls  sie  vor- 
handen, in  bekannter  Weise  durch  Titration  ermittelt  hat,  nach  J.  Marcus - 
son  in  folgender  Weise: 

5 — 10  g  Fett  (auf  der  Handwage  abgewogen)  werden  in  etwa  50  ccm 
eines  neutralisierten  Gemisches  von  90  Yol.  Benzin  (spez.  Gew.  0,70) 
und  10  Yol.  abs.  Alkohol  kurze  Zeit  am  Rückflußkühler  erhitzt.  Nicht 
künstlich  beschwerte  Fette  lösen  sich  ganz  oder  fast  vollkommen  auf; 
Ungelöstes  wird  auf  gehärtetem  Filter  warm  abflltriert  und  ausgewaschen. 
Man  setzt  zur  Lösung  30  ccm  neutralisierten,  50-proz.  Alkohol  hinzu 
ond  titriert  unter  häufigem  Durchschütteln  und  mehrfachem  Erwärmen 
mit  y,Q  N.-Natronlauge  bei  Gegenwart  von  Phenolphtalein,  bis  die  untere 
alkoholische  Schicht  rosa  gefärbt  bleibt.  Die  beiden  Schichten  trennen 
sich  in  der  Wärme  sehr  leicht.  Die  an  der  Bürette  abgelesene  Laugen- 
menge gibt  das  Alkaliäquivalent  für  die  in  der  abgewogenen  Fettmenge 
enthalten  gewesene  freie  Fettsäuremenge.  (Bei  einer  Einwage  von  9,15  g 
Fett  und  Benutzung  der  nach  %  SO3  oder  Säurezahlen  eingeteilten  Bürette 
kann  man  bei  der  Titration  unmittelbar  die  Säure  zahl  des  Fettes  an  der 
Bürette  ablesen.)  Wesentlich  ist  bei  der  beschriebenen  Arbeitsweise  die 
Verwendung  des  verdünnten  Alkohols.  Arbeitet  man  mit  96-proz.  Al- 
kohol in  Mischung  mit  Benzin  oder  Äther,  wie  beim  üblichen  Verfahren 
zur  Sänrebestimmung  in  hellen  Schmierölen,  so  erhält  man  oft  ungenauen 
Farbeniunschlag  und  imbefriedigende  Ergebnisse.  Die  Natronlauge  bleibt 
nämlich  bei  der  Bindung  der  freien  Säure  nicht  stehen,  sondern  zersetzt 
seUiefilich  auch  Kalkseife.  Die  entstehenden  basischen  Stoffe  (Ätzkalk 
bezw.  basische  Seifen)  rufen  nur  bei  Gegenwart  von  Wasser  den  Farben- 
^"i^lag  des  Phenolphtaleins  scharf  hervor. 


J44  Untersuchung  der  Schmiermittel. 

Vorstehend  beschriebenes  Verfahren  ist  aber  nur  brauchbar,  wenn 
in  dem  Fett  nicht  noch  andere,  durch  Natronlauge  angreifbare  Sub- 
stanzen nicht  saurer  Natur  sind.  Z.  £.  wird  Zinkchlorid,  welches  in 
Lötfetten  gefunden  wurde,  durch  Natronlauge  in  die  Zinkate  übergeführt. 
Man  muB  in  diesem  Fall  das  Zinkchlorid  erst  durch  Wasser  aus  dem 
in  Bflsnzin  und  Alkohol  gelösten  Fett  ausziehen,  bevor  man  die  Säure- 
bestimmung macht.  Ohne  Beachtung  dieses  Punktes  werden  natürlich 
in  sonst  säurefreien,  zinkchloridhaltigen  Fetten  durch  direkte  Titration 
mit  Lauge  enorme  Mengen  Fettsäure  gefunden.  £s  wird  sich  im  all- 
gemeinen bei  Prüfung  von  Fetten  auf  freie  Säure  inuner  eine  vorangehende 
Feststellung  der  Basen  empfehlen. 

h)  Geh€iU  an  Seife*  Die  gesamte  nach  a)  erhaltene  Flüssigkeit 
wird  heiß  mit  überschüssiger,  verdünnter  Salzsäure  behufs  Zersetzung 
der  Seife  durchgeschüttelt.  Die  salzsaure  Schicht^),  wird  abgegossen. 
Nach  Auswaschung  der  Mineralsäure  wird  die  Benzinlösung  unter  Zusatz 
von  20  ccm  abs.  Alkohol  und  Phenolphtalein  titriert.  Die  ermittelte 
Säurezahl  stellt  die  nach  a)  ermittelte  freie  Säure  zuzüglich  der  in 
Form  von  Seife  gefundenen  Säure  dar.  Durch  Abzug  des  nach  a)  er- 
haltenen Wertes  erhält  man  also  die  als  Seife  vorhanden  gewesene  Fett- 
säure. Zur  Berechnung  des  Seifengehaltes  ist  in  dem  heiß  hergestellten 
salzsauren  Auszug  des  Fettes  die  Natur  der  Seifenbasi^  (gewöhnlich 
Kalk)  und  das  Molekulargewicht  M  der  an  die  Basis  gebundenen  Fett- 
säure zu  bestimmen. 

Hierzu  wird  die  titrierte  Benzinlösung  des  mit  Salzsäure  zersetzten 
Fettes  mit  so  viel  Wasser  versetzt,  daß  der  Alkohol  etwa  50-proz.  ist, 
und  mit  50-proz.  Alkohol  ausgeschüttelt.  Aus  der  alkoholischen,  durch 
wiederholtes  Schütteln  mit  Petroleumäther  gereinigten  Seifenlösung  werden 
in  bekannter  Weise  die  Fettsäuren  abgeschieden,  deren  Molekulargewicht 
dann  durch  Titration  bestimmt  wird. 

Beispiel.  Ist  das  Molekulargewicht  M  der  Fettsäuren  300,  die 
Menge  der  in  1  g  Fett  als  Seife  enthaltenen  Fettsäure,  als  Säurezahl 
berechnet,  S  =  30,  und  ist  die  Seifenbasis  Kalk,  so  berechnet  sich  der 
Seifengehalt  x  in  100  g  Fett  nach  der  Gleichung 

Kalkseife 

X  :  S  =  (40  -+-  2  (M  —  1))  X  100 :  112,3, 

in  welcher  40  das  Atomgewicht  von  Calcium,  und  112,3  =  2  Mol.  KOH, 
entsprechend  1  Mol.  Kalkseife,  darstellt. 


*)  Diese  Schicht  ist  bisweilen  durch  organische  Farbstoffe,  welche  zum 
Färben  des  Fettes  zugesetzt  waren,  stark  rot  gefärbt.  In  diesem  Falle  wird  die 
Ausschüttelung  mit  Salzsäure  so  oft  wiederholt,  bis  der  Auszug  farblos  erscheint. 
Bei  ungeförbten  Fetten  genügt  zweimaliges  Ausschütteln. 


Koiuisteiite  Schmiemiittel:  Wassergehalt  145 

x:  30  =100.638:112,3. 
X  =  17,0  g  Kalkseife  in  100  g  Fett. 
Für  Natronseife  wäre  die  Gleichung 

Natronseife 

X :  S  =  (23  +  M  —  l)  X  100 :  56,15 

iniuwenden,  in  der  23  das  Atomgewicht  des  Natriums  ist. 

e)  UwverseifieB  und  unveraeifbares  FeU  bezw*  Öl  TNeutralfett 
and  Mineralöl).  Aus  der  nach  b)  Yon  Seifen  befreiten  Benzinlösung 
wild  Benzin  abdestilliert,  Rückstand  =  Neutralfett  +  Mineralöl  gewogen. 
Durch  Bestimmung  der  Yerseifungszabl  des  Rückstandes  wird  der  Gehalt 
an  Terseif  barem  Fett  festgestellt  (yergl.  S.  128)  und  auf  die  ursprüngliche 
Menge  konsistentes  Fett  umgerechnet. 

Will  man  die  Eigenschaften  des  von  verseifbarem  Fett  freien 
Mineralöls  bestimmen,  so  ist  noch  Trennung  nach  Spitz  und  Honig 
fS.  128  und  Holde,  Schmiermittel,  S.  119)  erforderlich. 

ä)  Be&U/mimung  des  Wasäers*    Das   ältere  Verfahren,  nach  dem 
eine  gewogene  Menge  Fett,  mit  Alkohol  verrührt,  bis  zum  Verschwinden 
des  Schaumes  erwärmt  imd  nach  dem  Erkalten  gewogen  wurde,  gibt  nur 
bei  Abwesenheit  leicht  flüchtiger  ölanteile  brauchbare  Werte.    Allgemeiner 
hat  sich  folgendes  von  Marcusson  vorgescblagenes  Verfahren  bewährt: 
100  g  Fett  werden  in  einem    weithalsigen,    oben   mit   Asbest    um- 
wickelten Erlenmeyerkolben  von   1  1  Inhalt   mit  100  ccm  Toluol  unter 
Zusatz  einiger  Bimssteinstückchen  durch  ein  Sicherheitsölbad  nach  Bau- 
mann  erhitzt.    Die  Destillation  beginnt,  falls  das  Fett  nicht  sehr  geringen 
Wassergehalt  aufweist,  schon  erheblich  unter  100^;  bei  Gegenwart  von 
5  Proz.  Wasser  im  Fett  lag  der  Siedebeginn  meist  bei  etwa  85^.    Das  durch 
einen  kurzen  Kühler  verdichtete  Destillat  wird  in  einem  100  ccm  fassenden, 
oach  unten  zu  yerengten  Meßzylinder  (s.  S.  7)  aufgefangen.    Es  trennt  sich 
schnell  in  eine  untere  Wasser-  und  eine  obere  Toluolschicht.     Nachdem 
die  Hauptmenge  des  Wassers  übergegangen  ist,  werden  durch  das  höher 
siedende   Toluol    die    letzten,    noch    im    Erlenmeyerkolben    beflndlichen 
Wasserteilchen    übergetrieben.      Man    destilliert,  bis    die    Tropfen   voU- 
konunen  klar   übergehen.      Sollten    zum    Schluß    noch    kleine    Wasser- 
bläschen im  Kühler  haften,  so  spült  man  mit  etwas  Toluol  nach.     Die 
Destillation   geht  auch  bei   Gegenwart  Ton  yerhältnismäßig  viel  Wasser 
nihig  Ton  statten.     Der  Wassergehalt  kann  an  der  unteren  Teilung  des 
Meßzylinders  nach  völliger  Klärung  des  Destillates  durch  Erwärmen  im 
^'ssserbade  direkt  in  Prozenten  abgelesen  werden. 

Die  nach  diesem  Verfahren  ermittelten  Wassergehalte  lagen  bei 
6  konsistenten  Fetten  zwischen  1  und  6,3  Proz.  Die  Unterschiede  in 
den  WiederholungsYersuchen  betragen  für  das  gleiche  Fett  in  der  Regel 

Uültnudinngan.  S.  Aufl.   TU.  10 


146  Untenachung  der  Schmiermittel. 

0 — 0,2  Proz.,  höchstens  0,35  Proz.  Bei  dem  älteren  Verfahren  wurden 
die  Wassermengen  um  0,5 — 2,2  Proz.,  vereinzelt  um  noch  größere  Werte 
zu  hoch  gefunden. 

e)  Glyzerin»  Das  Glyzerin  spielt  in  den  konsistenten  Fetten  nur 
die  Rolle  eines  in  geringer  Menge  (0,5 — 2  Proz.)  yorkommenden  Neben- 
bestandteils, entstanden  durch  Verseifung  des  zugesetzten  Fettes;  es  ist 
nur  in  Ausnahmefallen  zu  bestimmen. 

Die  gewöhnliche  Bestimmung  des  Glyzerins  beruht  auf  der  Oxy- 
dation desselben  durch  Permanganat  in  alkalischer  Lösung  zu  Oxalsäure 
(s.  unter  „Ole,  Fette  und  Wachse**)  und  wird  bei  konsistenten  Fetten, 
wie  folgt,  ausgeführt: 

Die  nach  b)  durch  Zersetzen  von  10  g  Fett  mit  vcrd.  Salzsäure 
erhaltene  salzsaure  Flüssigkeit  gießt  man  zur  völligen  KJärung  durch 
ein  doppeltes  Filter,  wäscht  nach,  neutralisiert  mit  Kalilauge  und  setzt 
noch  10  g  Ätzkali  in  300  ccm  Wasser  hinzu.  Dann  läßt  man  in  der 
Kälte  unter  Umschütteln  so  viel  einer  5 -proz.  Permanganatlösung  zu- 
fließen, bis  die  Flüssigkeit  nicht  mehr  grün,  sondern  blau  oder  schwärz- 
lich geförbt  ist.  Nach  7,- stündigem  Stehen  wird  unter  Vermeidung  eines 
größeren  Überschusses  Wasserstoffsuperoxyd  zugesetzt,  bis  die  über  dem 
Niederschlage  stehende  Flüssigkeit  farblos  geworden  ist.  Man  füllt  in 
einem  Literkolben  bis  zur  Marke  auf,  filtriert  500  ccm  ab,  erhitzt  sie 
zur  Zerstörung  des  Wasserstoffsuperoxyds  y.  Stunde  zum  Kochen,  läßt 
auf  etwa  60°  abkühlen  und  titriert  die  Oxalsäure  unter  Zusatz  von 
Schwefelsäure  mit  */iq  N.-Permanganatlösung. 

2  Mol.  Permanganat  entsprechen  1  Mol.  Glyzerin. 

f)  Freier  Kalk.  Geringe  Mengen  freier  Kalk  finden  sich,  von 
der  Herstellung  herrührend,  in  vielen  konsistenten  Fetten. 

Vorprobe  auf  freien  Kalk:  Einige  g  Fett  werden  mit  phenolphta- 
leinhaltigem  80-proz.  Alkohol  gekocht.  Rotfärbung  rührt  gewöhnlich 
von  Atzkalk  her,  selten  von  freiem  Alkali. 

Bestimmung:  10  g  Fett  werden  mit  50  ccm  Benzol  und  5  ccm 
Alkohol  Yi  Stunde  am  Rückflußkühler  erwärmt;  das  Ungelöste  wird  filtriert 
und  mit  heißem  Benzolalkohol  völlig  ausgewaschen.  In  dem  fett-  und 
seifenfreien  Rückstand  wird  Ätzkalk  in  bekannter  Weise  bestimmt. 

g)  Fremde  Verunreinigungen  und  Zusätze.  Beschwerungs- 
mittel,  wie  Gips,  Schwerspat,  Stärkemehl,  Talk,  ebenso  etwa  zugesetzter 
Graphit  oder  Ruß,  bleiben  bei  der  unter  f)  beschriebenen  Behandlung 
mit  Benzolalkohol  ungelöst  und  sind  als  solche  nach  bekannten  Methoden 
leicht  zu  kennzeichnen. 

In  Benzolalkohol  lösliche  Fremdstoffe  werden  nach  Abdestillieren 
des  Lösungsmittels  und  Zersetzen  der  Kalkseife  mit  verdünnter  Salz- 
säure ^emäß  den  Angabou  auf  S.  115  u.  ff.  ermittelt. 


Wasserlöaliche  oder  emulgierbare  Mineralöle.  247 

y.  Beispiele. 

a)  IHe  Tnypfpunkte  der  meisten  Fette  liegen  zwischen  75  und 
^'^%  in  seltenen  Fällen  liegt  der  Tropfpunkt  niedriger  und  selten  höher. 
Das  Fließen  der  Fette  an  der  Thermometerkugel  beginnt  gewöhnlich 
1 — 3°,  seltener  schon  5^  imterhalb  des  Abtropfpunktes.  In  neuerer  Zeit 
kommen  konsistente  Fette  mit  über  98^,  sogar  solche  mit  über  120^ 
liegendem  Tropfpunkt  in  den  Handel. 

b)  €MumU  an  FeUsäure  ist  meistens  nahezu  0. 

c)  €tehaU  an  Seife  bewegt  sich  bei  den  typischen  konsistenten 
Fetten  innerhalb  10  und  23  Proz.,  am  häufigsten  liegt  der  Seifengehalt 
zwischen  12  und  16  Proz. 

d)  €tehaU  an  Wasser  liegt  bei  konsistenten  Fetten  gewöhnlich 
zwischen  2  und  6  Proz.,  selten  unterhalb  und  oberhalb  dieser  Grenzen. 

e)  GehaU  an  verseifbarem  NeutrtUfeU  liegt  in  der  Kegel 
zwischen  1  und  5  Proz. 

f)  Mineraläl  ist  meistens  in  Mengen  von  75  bis  81  Proz.  vor- 
handen« 


F.  Soc*  urasserldsliehe  oder  emalsierbare  Mimeraldle. 

Allgemeines. 

Die  sog.  wasserlöslichen  Mineralöle,  welche  entweder  mit  Wasser 
haltbare  Emulsionen  oder  klare  bezw.  annähernd  klare  Lösungen  bilden, 
haben  neuerdings  große  Bedeutung  erlangt.  Sie  werden  hergestellt 
darch  Auflösen  der  Ammoniak-,  Eali-  oder  Natronseifen  von  Ölsäuren, 
Fettschwefelsäuren,  Harzsäuren,  Naphthensäuren  in  Mineralölen,  häufig 
unter  gleichzeitigem  Zusatz  von  Anmioniak,  Benzin  oder  Alkohol,  in 
«einzelnen  Fällen  (bei  den  Bolegschen  Ölen  D.R.P.  122451)  unter  gleich- 
zeitiger Oxydation  mit  Luftsauerstoff.  Die  in  Wasser  klar  oder  fast 
TöUig  klar  löslichen  Ole  sind  als  Auflösungen  von  Mineralölen  in  Seifen- 
lö>Qngen  aufzufassen. 

Verwendet  werden  die  Ole  oder  deren  wässerige  Emulsionen  bezw. 
Auflösungen  zu  Bohr-,  Fräs-,  Schneide-  und  Polierarbeiten  (die  bisher 
für  den  gleichen  Zweck  yielfach  verwendeten,  aber  nicht' so  bequem  zu 
bereitenden  Seifenlösungen  lassen  Stahl  und  Goßeisen  eher  rosten),  zum 
Einfetten  der  Wolle  vor  dem  Verspinnen,  zum  Behandeln  von  Tuchstoffen 
in  der  Textilindustrie,  zum  Sprengen  von  Straßen  behufs  Bindung  des 
Straßenstaubes  u.  s.  w. 


10' 


J48  Untersuchang  der  Schmiermittel. 

Prttfuns  der  Zusammensetzung. 

a)  GehaU  an  flüchUgen  Stoffen  (Wasser,  Alkohol,  Benzin).  Man 
yersucht,  durch  Destillation  einer  größeren  Olmenge  (etwa  100  g)  im 
Destillierkolben  von  wenigstens  200  ccm  Inhalt  die  leicht  flüchtigen 
Stoffe  überzutreiben.  Gelingt  dies  wegen  zu  starken  Schäumens  nicht, 
so  zersetzt  man  die  yorhandenen  Seifen  erst  durch  tropfenweise  Zugabe 
von  Salzsäure  aus  einer  Bürette,  bis  man  mit  Methylorange  Rotfarbung 
bekommt,  und  destilliert  alsdann  über.  Die  Destillate  fängt  man  im 
Meßzylinder  auf. 

Sind  die  Destillate  noch  trübe,  so  sind  sie  mit  gemessenen  Mengen 
Salzsäure  eben  zu  neutralisieren.  Man  liest  nach  dem  Stehen  des  im 
Meßzylinder  aufgefangenen  Destillats  etwaige  Benzin-  und  Wassermengen 
unter  Berücksichtigung  des  mit  der  Salzsäure  zugesetzten  Wassers  ab. 
Alkohol  wird  durch  nochmaliges  Fraktionieren  des  im  unteren  Teil  des 
Meßzylinders  befindlichen  Destillats  angereichert  und  kann  durch  die 
Jodoformreaktion  qualitativ  nachgewiesen  werden. 

b)  Freie  argcMiache  Säure*  1.  Bei  Abwesenheit  yon  Ammo- 
niak (durch  den  Geruch  beim  Erhitzen  leicht  kenntlich)  wird  die  freie 
Säure  in  üblicher  Weise  durch  Titration  mit  Yjq  N.  alkoholischer  Natron- 
lauge bestimmt. 

2.  Bei  Gegenwart  Ton  Ammoniakseife  sättigt  die  Natronlauge 
nicht  nur  die  freie  Säure,  sondern  sie  zersetzt  bei  weiterem  Zusatz  auch 
die  Torhandene  Ammoniakseife.  Der  Farben  Umschlag  mit  Phenol  phtalein 
tritt  also  nicht  nach  Abbindung  der  freien  Säure,  sondern  erst  nach 
völliger  Zersetzung  der  Anmioniakseife  ein,  und  der  Verbrauch  an  Alkali 
entspricht  der  vorhanden  gewesenen  freien  Säure  zuzüglich  der  an  Am- 
moniak gebundenen.  Um  letztere  zu  ermitteln,  bestimmt  man  in  den 
bekannten  Destilliervorrichtungen  (geräumiger  Erlenmeyerkolben  mit  Beit- 
meyerschem  Aufsatz)  den  Ammoniakgehalt  des  Öles  durch  Erhitzen  von 
20  bis  30  g  Öl  mit  konzentrierter  Natronlauge,  Auffangen  des  übergehen- 
den Ammoniaks  in  Yjq  N.-Schwefelsäure  und  Zurücktitrieren  der  letzteren 
mit  7io  N.-Natronlauge. 

Sind  außer  Ammoniak  keine  anderen  Basen  zugegen,  so  läßt  sich 
das  Ammoniak  auch  durch  einfache  Titration  einer  wässerigen  Emulsion 
des  Öles  mif  Yj,  N.-Salzsäure  bei  Gegenwart  von  Methylorange  be- 
stimmen. Die  der  gefundenen  Ammoniakmenge  entsprechende  Saure, 
berechnet  als  Säurezah],  zieht  man  von  dem  durch  direkte  Titration  des 
Öles  gefundenen,  ebenso  berechneten  Säuregehalt  ab.  Die  Differenz  ist 
freie  Säure. 

e)  Unveraeifte  Neutralatoffe  werden  aus  dem  mit  Benzin  und 
7io  N.  alkoholischer  Natronlauge  (Alkohol  50-proz.)  geschüttelten  Öl  nach 


Wasserlösliche  oder  emulgierbare  Mineralöle.  149 

Spitz  und  Honig  (S.  128)  quantitativ  ausgezogen.  Das  in  der  Benzin- 
lösnng  yerbleibende  Neutralöl  wird  in  üblicher  Weise  (S.  127 — 130)  auf 
Menge  und  Art  von  vorhandenem  fetten  Öl,  Mineralöl,  Harzöl  u.  s.  w. 
geprüft. 

d)  SeifengehaJU. 

1.  Den  Seifengehalt  der  wasserlöslichen  Ole  kann  man,  wenn  nur 
gewöhnliche  einbasische  Fett-  oder  Naphthensäuren  und  nicht  Fett- 
schwefelsauren  oder  oxydierte  Harzsäuren  (Bolegsche  Ole)  als  Grundlage 
der  die  Wasserlöslichkeit  bedingenden  Seifen  dienen,  ähnlich  wie  unter 
Miaeralflchnderölen  und  koosistenten  Fetten  (S.  126  und  144)  beschrieben, 
ermitteln.  Zu  diesem  Zweck  werden  die  gewogenen  Gesamtfettsäuren, 
welche  aus  dem  nach  c)  erhaltenen  alkalischen  Auszug  nach  Zersetzimg 
mit  Mineralsäure  in  üblicher  Weise  gewonnen  werden  und  die  Summen 
der  ursprünglicb  im  freien  Zustand  und  an  Alkali  gebunden  gewesenen 
Fettsäuren  darstellen,  titriert;  man  muB  von  diesem  Gesamtbetrag  den 
nach  b)  ermittelten  Gehalt  an  freier  Säure  abziehen  und  nach  der  Formel 

NatroMeife 

x:  S  =  100  (23  4-  M  —  1) :  56,15 

den  Seifengehalt  berechnen.  Sofern  neben  Alkaliseife  Ammoniakseife 
vorhanden  ist,  welche  gleichfalls  nach  b)  bestimmt  wurde,  ist  diese  na- 
türlich mit  zu  berücksichtigen. 

2.  Bei  Gegenwart  von  Fettschwefelsäuren  oder  oxydierten 
Harzsäuren    als    Seifengrundlage    läßt    die    bloße    Titration   nach    dl 
nicht  die  Menge  des  ursprünglich  in  den  Seifen  dieser  Säuren  gebunden 
gewesenen  Alkalis  bestimmt  erkennen,  weil  jene  Säuren  Alkali  doppelt, 
niimlidi    in    der    Carboxjl-    imd    in    der    Sulfogruppe     zu   binden    ver- 
mögen und  die  in  den  Bolegschen  Ölen  sich  findenden  oxydierten  Harz- 
säoren    auch    erheblich    mehr  Alkali    au&ehmen,    als  einer   1 -basischen 
oder  1-atomigen  Säure  entspricht.     Man  muß  in  diesem  Fall  neben  der 
Menge  der  an  Alkali  im  ursprünglichen  Ol  gebunden    gewesenen  Fett- 
saore  F.    die  sich   aus  der  Differenz  der  nach  dl  ermittelten  Gesamt- 
fettsäure   imd  der    ursprünglich    vorhanden    gewesenen    freien  Fettsäure 
ergibt,  das  gesamte  an  Fettsäure  gebundene  Alkali  A  durch  Yeraschung 
und  Umrechnung   der  erhaltenen  Karbonate  auf  das  Metall  berechnen. 
Ans  diesem  wird  alsdann  durch  Addition  von  A  zu  Fg  die  ursprünglich 
Torhanden  gewesene  Seifenmenge  berechnet. 

Beispiel  für  d2: 

Die  als  freie  Fettsäure  vorhanden  gewesene  Säure  Ff  entspreche 
emer  Säurezahl  S  =  10. 

Die  freien  und  an  Basen  gebunden  gewesenen  Fettsäuren,  welche 
nach  c  abgeschieden  worden  waren,  und  insgesamt  15  g  wiegen,  ent- 
sprechen zusammen  einer  Säurezahl  S]  =  30. 


X50  UntersachaDg  der  Schmiermittel. 

Dann  entfallen  auf  die  freie  Säure  ^ =  5  g   i"id    auf  F, 

mithin  10  g. 

Sind  femer  2  g  Alkali,  als  Metall  berechnet,  gefunden  worden,  so 
sind  etwa  10  +  2g=12g  Seife  vorhanden  gewesen. 

Um  sich  darüber  zu  entscheiden,  ob  man  das  einfachere  titri- 
metrische  Verfahren  d,  oder  das  etwas  kompliziertere  gewichtsanalytische 
Verfahren  d^  anwendet,  ist  es  natürlich  erforderlich,  die  abgeschiedenen 
Fettsäuren  als  Ölsäure,  Harzsäure  oder  Fettschwefelsäure  vor  Ausführung 
des  einen  oder  anderen  Verfahrens  zu  kennzeichnen. 

Hierbei  ist  zu  beachten,  daß  Ölsäure  flüssig  ist,  spez.  Grew.  <  1, 
Jodzahl  90  und  Molekulargewicht  282  hat. 

Fettschwefelsäuren  haben  hohen  Schwefelgehalt,  scheiden  sich,  so- 
fern sie  in  größerer  Menge  Torhanden  sind,  beim  Ansäuern  ihrer  Lösung 
mit  Mineralsäuren  als  schwere  Ole  am  Boden  ab  und  bilden  für  sich 
ohne  Basenzusatz  haltbare  Emulsionen. 

Harzsäuren  sind  harzartig  zähe  oder  sehr  dickflüssig  klebrig  und 
haben  spez.  Gew.  >-  1. 

In  einem  mit  Wasser  emulgierbaren,  sog.  wasserlöslichen,  in 
Wirklichkeit  aber  nicht  yöUig  löslichen  Ol,  welches  als  Bohröl  benutzt 
wurde,  wurden  78  Proz.  Mineral  Schmieröl  (hell),  9,8  Proz.  Gesamtfett- 
säure, hiervon  9,1  Proz.  an  Basen  gebunden  und  0,8  Proz.  freie  Fett- 
säure, sowie  11,1  Proz.  unter  100^  siedende  Bestandteile  (Benzin  und 
Alkohol)  gefunden. 


Ole^  Fette  nnd  Wachse« 

Von 
Dr.  J.  Lewkowltseh. 


Systematik  der  Öle,  Fette  luid  Wachse. 

Die  Öle,  Fette  und  Wachse,  welche  das  Rohmaterial  der  Fett-  und 
Ölindustrieen  bilden,  finden  sich  in  den  Pflanzen  und  Tieren  fertig  ge- 
bildet vor.  Chemisch  unterscheiden  sich  die  öle  und  Fette  von  den 
Wachsen  dadurch,  daß  erstere  Glyzerinester  der  Fettsäuren  darstellen, 
während  letztere  als  Fettsäureester  einwertiger  Alkohole  anzusehen  sind. 
Hiemach  ist  es  leicht,  auf  chemischem  Wege  Ole  und  Fette  yon  Wachsen 
und  zwar  durch  den  Nachweis  von  Glyzerin  zu  unterscheiden.  In  der 
Natur  kommen  anscheinend  nur  die  Triglyzeride  TOr;  die  Mono-  und 
Diglyzeride  treten  als  Produkte  einer  sekundären  Reaktion,  die  wir  als 
eine  natürliche  Hydrolyse  ansehen  können,  auf.  Uns  interessieren  hier 
nur  die  Triglyzeride.  Da  die  natürlichen  öle  und  Fette  ein  kom- 
pliziertes Gewirr  der  yerschiedensten  Triglyzeride  darstellen,  und  zwar 
nicht  nur  der  einfachen  Triglyzeride  —  die  also  nur  die  Radikale 
einer  einzigen  Fettsäure  enthalten  — ,  sondern  auch  der  gemischten 
Triglyzeride,  in  welchen  die  Säureradikale  verschiedener  Fettsäuren  an 
einen  Glyzerinrest  gebunden  sind,  so  ist  an  eine  erschöpfende  Analyse, 
wie  sie  etwa  in  der  Mineralanalyse  angewendet  wird,  nicht  zu  denken. 
Dies  ist  aber  auch  nicht  erforderlich,  da  wir  bei  Zugrundelegung  eines 
systematischen  Untersuchungsganges  in  den  meisten  Fällen  im  stände 
:«ind,  ein  gegebenes  Ol,  Fett  oder  Wachs  zu  identifizieren  und  fest- 
zustellen, was  in  der  technischen  Analyse  von  größter  Wichtigkeit  ist, 
ob  die  Probe  rein  oder  verfälscht  ist. 

£s  ist  auch  möglich,  mit  Hilfe  der  unten  beschriebenen  Methoden 
ein  Gemisch  von  zwei  oder  mehreren  Ölen  und  Fetten  zu  identifizieren 
und  annähernd  die  Mengenverhältnisse  der  einzelnen  Öle  und  Fette  fest- 
zQStellen.  Je  größer  die  Anzahl  der  Komponenten  eines  Gemisches  ist, 
tun  so  schwieriger  wird  natürlich  die  Untersuchung.    Wenn  man  jedoch 


152  Öle,  Fette  und  Wachse« 

auf  streng  logischer  Basis  vorgeht  und  die  unten  beschriebenen  Methoden 
in  geeigneter  Weise  kombiniert,  ist  es  in  vielen  Fällen  möglich,  mit  einer 
für  technische  Zwecke  hinreichenden  Genauigkeit  die  Zusanmiensetzung 
eines  anfanglich  unentwirrbar  erscheinenden  Gemisches  zu  ermitteln. 

Da  sämtlichen  Ölen  und  Fetten  als  gemeinsamer  Bestandteil  das 
Glyzerin  zukonunt,  so  kann  eine  Verschiedenheit  der  einzelnen  Glyzeride 
nur  auf  einer  Verschiedenheit  der  Fettsäuren  beruhen,  wenn  wir  vorläulig 
von  den  feineren,  bisher  noch  unerforschten  unterschieden  abseben,  die 
durch  die  Isomerieverhältnisse  der  gemischten  Glyzeride  bedingt  werden. 
Hieraus  folgt,  daß  neben  der  Prüfung  der  Öle  und  F^tte  selbst  die  Unter- 
suchung der  Fettsäuren  eine  wichtige  Rolle  spielen  muß. 

Bei  den  Wachsen,  deren  alkoholischer  Bestandteil,  im  Gegensatz 
zu  Glyzerin,  im  Wasser  unlöslich  ist,  hat  die  Untersuchung  des  alkoho- 
lischen Anteiles  erhöhte  Wichtigkeit.  In  der  Praxis  wird  der  alkoho- 
lische Bestandteil  mit  dem  Namen  „Unverseifbares^  bezeichnet,  obwohl 
dieser  Ausdruck  —  im  Gegensatz  zu  Verseifbarem  —  nicht  nur  die 
Alkohole,  sondern  aucb  nicht  verseif  bare  Öle,  wie  Mineralöle,  Harzöle, 
Teeröle,  einschließt.  Streng  genonmien  sind  nur  die  Fettsäuren  selbst 
völlig  verseif  bar,  d.  h.  überführbar  in  Seifen.  Da  aber  Glyzerin, 
welches  an  sich  „imverseifbar^  ist,  in  Wasser  löslich  ist  (im  Gegensatz 
zu  den  Alkoholen  der  Wachse  und  zu  den  Mineralölen  etc.),  werden  im 
technischen  Sinne  auch  die  Glyzeride  selbst  als  vollständig  verseifbar 
bezeichnet. 

£ine  sachgemäße  Untersuchung  wird  sich  daher  zunächst  auf  die 
Öle,  Fette  und  Wachse  selbst,  dann  auf  die  Untersuchung  der  Fett- 
säuren und  schließlich  auf  die  Prüfung  des  Unverseifbaren  erstrecken. 


•• 


Untersnchnng  der  Ole,  Fette  und  Wachse. 

Die  Untersuchung    der   natürlichen    Öle    und    Fette    wird    mittels 
physikalischer  und  chemischer  Methoden  ausgeführt. 


A.   Physikalische  Methoden. 

Vorläufige  Anhaltspunkte  gewähren  die  Farbe,  die  Konsistenz 
imd  auch  der  Geruch  und  Geschmack.  Die  Farbe  gibt  besonders 
bei  den  festen  Fetten  eine  Andeutung  für  die  vorläufige  Erkennung 
einiger  Individuen,  wie  z.  B.  von  Palmöl  und  Sheabutter.  Die  Kon- 
sistenz bei  gewöhnlicher  Temperatur  verhilft  zu  einer  raschen  Beur- 
teilung, ob  eine  Probe  zu  den  flüssigen  Fetten  (Ölen)  oder  festen  Fetten 


Bestimmtuig  des  spezifischen  Gewichtes.  153 

gehurt,  Geruch  und  Gescbmack  geben  nur  dem  Geübten  geeignete 
Fingerzeige;  sie  erfordern  Allerdings  eine  Erfahrung,  die  dem  Handels- 
chemiker nicht  immer  zur  Verfügung  steht,  deren  Erwerbung  aber  nicht 
dtingend  genug  angeraten  werden  kann. 

Ton  größerer  Wichtigkeit  sind  die  Bestimmung  des  spezifischen 
Gewichtes,  des  Schmelz-  und  Erstarrungspunktes  (namentlich  der  Fett- 
sinren)  und  des  Brechungsexponenten.  Nur  untergeordnetere  Bedeutung 
haben  die  Bestimmung  der  Viskosität,  des  optischen  DrehungsvermOgens 
uod  die  LösHehkeitsbeetimmuiig. 


1.    Bestlnuniing  des  spezlflscben  C^wlclites. 

Das  spezifische  Gkwicht  der  flüssigen  Öle  und  Wachse  wird  mittels 

Aräometers,  Pyknometers  oder  der  bydrostatiscben  Wage  bestimmt.    Es 

ist  tatsam,  die  Bestimmong  bei  der  Normaltemperatur  TOn  15**  G.  (oder, 

wie  es  zumeist  in  England  und  Amerika  geschieht,  bei  15,5<'  {==  60"  F.]) 

aagznführen,  da  die  meisten  der  in  der  Literatur 

veizeichneten  Beobachtongen  bei  dieser  Temperatur  Pig.6*. 

gemacht  worden    sind    und    somit   als  Verglelchs- 

naterial    herangezogen    werden    kOnnen.     Ist   es 

jedoch  unmttglicb,   bei  dieser  Temperatur  die  Be- 

stuomung    auszuführen,    so  bringt  mau  für   je    l'* 

«ne  Korrektur  Ton   ±  0,00064   an.     Häufig  wird 

die  Bestimmung    bei    höheren    Temperaturen   aus- 

gefabrt,  z.  B.  bei  dem  Siedepunkte   des  Wassers. 

In  solchen  F&Uen  benütze  man  das  Sprengelsche 
Pyknometer  (Fig.  M).  Man  füllt  das  Sprengelsche 

Rohr  mit  dem  Fette,  indem  man  das  Ansatzrohr  b 
in  das  Ol  taucht  und  mittels  eines  an  a  ange- 
setzten  Gummischlauches  einsaugt.  Man  hängt 
dann  das  Rohr  so  tief  als  möglich  in  ein  mit 
Wasser  gerilltes  Becherglas  ein,  das  über  der 
Flunme  sum  Sieden  erhitzt  wird.  Das  Ol  dehnt 
»ch  im  Sprengeischen  Rohr  in  der  Richtung 
des  geringsten  Widerstandes  nach  a  aus,    so  daS 

das  SütenrOhrchen  a  immer  voll  bleibt.  Befindet  sich  der  Flüssig- 
keitsmeniskus  jenseits  m,  so  ninmit  man  den  Überschufl  mittels  eines 
FiltrierpapierrOl leben s  bei  o  ab.  Ist  etwa  zu  wenig  Öl  in  dem  Rohre, 
K  bringt  man  einen  Tropfen  des  Fettes  mittels  eines  Glasstabes  an  a, 
vodorch  etwas  Flüssigkeit  in  das  Rohr  durch  KapUlarattraktion  einge- 
saugt wird.  Das  spezifische  Gewicht  der  Substanz  bezieht  man  auf 
Wasser  von  der  gleichen  Temperatur;  hierzu  wiederholt  man   den  Ver- 


154  Öle,  Fette  and  Wachse. 

such  mit  Wasser.  Jedenfalls  ist  aber  bei  allen  spezifischen  Gewichts- 
bestimmungen genau  anzugeben,  auf  welche  Wassertemperatur  sich  das 
spezifische  Gewicht  bezieht. 

Bei  festen  Fetten  wird  gewöhnlich  das  spezifische  Gewicht  bei 
100^  in  der  eben  beschriebenen  Weise  bestimmt.  Bei  Bienenwachs  Ter- 
fahrt  man  meistens  in  folgender  Weise:  Man  schmilzt  das  Wachs  auf 
einem  Uhrglase  (auf  dem  Wasserbade),  läßt  allmählich  erstarren  and 
schneidet  kleine  Stücke  aus  der  Masse  heraus.  Diese  werden  mit  einem 
nassen  Pinsel  behufs  Entfernung  von  Luftblasen  abgestrichen  und  sorg- 
faltig mittels  einer  Pinzette  in  verdünnten  Alkohol  gebracht,  der  durch 
Zusatz  von  Wasser  oder  Alkohol,  je  nach  Erfordernis,  auf  eine  solche 
Dichte  gebracht  wird,  daß  die  Wachsstücke  gerade  darin  schwimmen. 
Man  filtriert  den  Alkohol  ab  und  bestimmt  sein  spezifisches  Gewicht, 
welches  nun  das  spezifische  Gewicht  des  Wachses  ist. 

Im  allgemeinen  läßt  sich  aus  der  spezifischen  Gewichtsbestimmang 
geringe  Information  über  die  Natur  einer  vorliegenden  Probe  gewinnen. 
Man  ist  jedoch  im  stände,  einerseits  die  flüssigen  Wachse  an  ihrem 
niedrigen  spezifischen  Gewichte  und  andererseits  Rizinusöl  an  seinem 
hohen  spezifischen  Gewichte  zu  erkennen.  Die  spezifische  Gewichtszahl 
liefert  auch  häufig  Fingerzeige  für  das  Vorliegen  einer  Verfälschung  oder 
dient  als  Bestätigung  von  Schlüssen,  die  aus  den  unten  zu  beschreiben- 
den Methoden  hergeleitet  werden  können.  In  den  unten  (S.  196  ff.)  fol- 
genden Tabellen  finden  sich  die  spezifischen  Gewichte  der  am  häufigsten 
vorkommenden  Ole,  Fette  und  Wachse  verzeichnet. 

2«  Bestimmansr  cles  Sclmielz-  und  Erstamingrspunktes« 

Die  Fette  und  Wachse  haben  keinen  scharfen  Schmelzpunkt,  wie 
er  bei  reinen  chemischen  Substanzen  im  Kapillarrohr  beobachtet  wird. 
Daher  schmelzen  auch  die  Fette,  wenn  man  sie  in  der  üblichen  Weise 
im  Eapillarrohr  untersucht,  innerhalb  mehrerer  Grade,  indem  zunächst 
ein  Erweichen  eintritt,  dann  ein  Schmelzen  am  Rande,  wobei  die  Sub- 
stanz durchscheinend  wird,  bis  sie  zuletzt  vollständig  geschmolzen  er- 
scheint. Infolgedessen  herrscht  eine  gewisse  Unsicherheit  darüber,  welche 
Temperatur  als  Schmelzpunkt  anzunehmen  ist.  Einige  Chemiker  be- 
zeichnen als  Schmelzpunkt  diejenige  Temperatur,  bei  welcher  das  Fett 
erweicht,  so  dafi  es  durch  den  hydrostatischen  Druck  des  Wassers  in 
die  Höhe  getrieben  wird,  wenn  es  in  eiuem  beiderseits  offenen  Röhrchen 
in  Wasser  eingesenkt  wird.  Andere  wieder  betrachten  diejenige  Tem- 
peratur als  Schmelzpunkt,  bei  welcher  das  Fett  so  weit  erweicht  ist, 
daß  es  von  einer  in  das  zuvor  geschmolzene  Fett  eingetauchten  Qaeck- 
silberthermometerkugel    gerade    abtropft.     Da   im  Handel    verschiedene 


Bestimmoog  des  Schmelzpunktes.  155 

Methoden  noch  gebräuchlich  sind,  ist  es  durchaus  erforderlich, 
stets  anzugeben,  nach  welcher  Methode  die  Schmelzpunkts- 
bestimmung   ausgeführt  worden  ist. 

£s  muß  femer  noch  beachtet  werden,  daB  eine  frisch  ge- 
schmolzene Probe  nicht  den  richtigen  Schmelzpunkt,  anzeigt  und  daß 
es  durchaus  erforderlich  ist,  eine  Probe  24  Stunden  nach  dem  Schmelzen 
ruhen  zu  lassen,  ehe  der  Schmelzpunkt  bestimmt  wird. 

Die  folgenden  Methoden  sind  noch  bei  Eontraktabschlüssen  im 
Gebrauch: 

Die  Po  hl  sehe  Methode  besteht  darin,  daß  man  die  Kugel  eines 
Thermometers  in  die  geschmolzene  Substanz  eintaucht,  so  daß  sie 
ein»  dünnen  Überzug  auf  dem  Glase  bildet.  Das  Thermometer  wird 
alsdann  nach  1 — 2  Tagen  in  einem  weiten  Reagensglase  mittels  eines 
Korkens  so  befestigt,  daß  die  Kugel  1,25  cm  vom  Boden  absteht.  Das 
Reagensglas  wird  in  einem  Wasserbade  erhitzt  und  diejenige  Tempe- 
ratur als  Schmelzpunkt  angesehen,  bei  welcher  sich  ein  Tropfen  unten 
am  Thermometer  ansammelt. 

£ine  bessere  Methode  ist  die  von  Redwood  eingeführte,  die  in 
der  folgenden  Form  bei  genügend  festen  Fetten  gute  Resultate  gibt. 
Man  bringt  ein  etwas  größeres  Stück  des  nicht  kurz  zuvor  ge- 
schmolzenen Fettes  auf  die  Oberfläche  blanken  Quecksilbers,  welches 
in  einer  Schale  über  einem  Becherglase  langsam  erwärmt  wird.  Die- 
jenige Temperatur,  bei  welcher  das  Fett  sich  auf  der  Quecksilberober- 
fläche ausbreitet,  wird  als  der  Schmelzpunkt  angesehen. 

Die  Schmelzpunktsbestimmung  im  Kapillarrohr  wird 
häufig  angewandt.  Da  in  diesem  die  oben  erwähnten  Erscheinungen 
des  Erweichens,  Durchscheinendwerdens  und  schließlichen  Schmelzens 
deutlich  wahrnehmbar  sind,  so  wird  gewöhnlich  der  Anfangspunkt  und 
Endpunkt  des  Schmelzens  angegeben. 

Die  Schmelzpunktsbestimmung  ist  nur  von  Bedeutung  bei  „Winter- 
ölen*' und  Schokoladefetten. 

Yon  yiel  größerer  Bedeutung  ist  der  Erstarrungspunkt  der 
Fettsäuren  oder,  wie  er  im  Handel  genannt  wird,  der  „Titer".  Hierzu 
müssen  zunächst  die  Fettsäuren  dargestellt  und  nach  der  im  nächsten 
Kapitel  (vergl.  S.  226)  ausführlich  zu  beschreibenden  Methode  untersucht 
werden. 

3.   Bestimmangr  des  Brechungsveriuö^ens* 

Die  Bestimmung  des  Brechungsvermögens,  welches  durch  die  Ein- 
führung des  Oleorefraktometers  von  Amagat  u.  Jean,  und  besonders 
durch  die  Konstruktion  des  Z ei 6 sehen  Butterrefraktometers  außer- 
ordentlich erleichtert  worden  ist,  bildet  eine  der  einfachsten  und  wich- 


156  öle,  Fette  und  Wachse. 

tigsten  Yorproben  bei  der  Untersuchung  der  Ole  und  Fette,  namentlich 
aber  bei  der  Untersuchung  des  Butterfettes  und  des  Schweineschmalzes. 
Ben  unberechtigten  Einwänden  älterer  Beobachter  gegen  die  Zuverlässig- 
keit der  refraktometrischen  Methode  ist  dank  der  leichten  und  raschen 
Ausführbarkeit  der  Untersuchung  mittels  des  Butterrefraktometers,  wie 
viele  Veröffentlichungen  beweisen,  eine  Überschätzung  gefolgt,  vor  welcher 
hier  ausdrücklich  gewarnt  werden  muB.  Namentlich  sind  vielfach  bei 
der  Untersuchung  des  Butterfettes  Schlüsse  gezogen  worden,  welche 
einer  Berechtigung  entbehren.  Mittels  eines  Blickes  durch  das  Instrument 
ist  man  im  stände,  zu  entscheiden,  ob  ein  Butterfett  eine  grobe  Ver- 
fälschung erlitten  hat.  Wenn  jedoch  nur  wenig  abweichende  Zahlen 
oder  selbst  sogenannte  „Normalzahlen^  erhalten  werden,  so  ist  dies  noch 
kein  Beweis  für  die  Reinheit  eines  Butterfettes,  denn  es  lassen  sich 
leicht  Gemische  von  Margarine  und  KokosnuBöl  herstellen,  die  den 
Brechimgsexponenten  eines  normalen  Butterfettes  zeigen.  Selbst  wenn 
außerhalb  der  Normalzahlen  fallende  Werte  erhalten  werden,  so  liegt 
hierin  noch  nicht  der  Beweis  für  eine  Verfälschung,  da  an  sogenannten 
abnormen  Buttersorten  leicht  refraktometrische  Zahlen  erhalten  werden, 
die  von  den  Normen  beträchtlich  abweichen.  Es  ist  daher  der 
refraktometrischen  Beobachtung  nur  der  Wert  einer  —  allerdings  sehr 
wichtigen  —  Vorprobe  zuzumessen.  Es  wäre  völlig  falsch,  auf  Grund 
dieser  Methode  allein  Ole  und  Fette  identifizieren  zu  wollen. 

Im  allgemeinen  besteht  eine  gewisse  Korrelation  zwischen  den 
Brechungsexponenten  und  der  Jodzahl,  wie  aus  den  S.  196  ff.  gegebenen 
Tabellen,  in  welcher  die  refraktometrischen  Konstanten  der  wichtigsten 
Öle  imd  Fette  zusammengestellt  sind,  ersichtlich  ist. 

Die  Beschreibung  des  Butterrefraktometers  in  der  jetzt  üblichen 
Form  und  des  Arbeitens  mit  demselben  sei  nach  den  „Offiziellen  Be- 
stinmiungen  über  die  chemische  Untersuchung  von  Butter,  Margarinefett, 
Schweineschmalz  etc.^  ausführlich  wiedergegeben. 

„Die  wesentlichen  Teile  des  Butterrefraktometers  sind  zwei  Glas- 
prismen, die  in  den  zwei  Metallgehäusen  A  und  B  enthalten  sind.  Je 
eine  Fläche  der  beiden  Glasprismen  liegt  frei.  Das  Gehäuse  B  ist  um 
die  Achse  C  drehbar,  so  daß  die  beiden  freien  Glasflächen  der  Prismen 
aufeinander  gelegt  und  voneinander  entfernt  werden  können.  Die 
beiden  Metallgehäuse  sind  hohl;  läfit  man  warmes  Wasser  hindurch- 
fließen, so  werden  die  Glasprismen  erwärmt.  An  das  innere  Ge- 
häuse ist  eine  Metallhülse  für  ein  Thermometer  M  angesetzt,  dessen 
Quecksilbergefaß  bis  in  das  Gehäuse  reicht.  K  ist  ein  Femrohr,  in  dem 
eine  von  0  bis  100  eingeteilte  Skala  angebracht  ist;  J  ist  ein  Queck- 
silberspiegel ,  mit  Hilfe  dessen  die  Prismen  und  die  Skala  beleuchtet 
werden. 


Refraktometer.  157 

Zur  Erzeugung  des  für  die  Butterprüfung  erforderlichen  -warmen 
Wassers  kann  die  in  Fig.  56  gezeichnete  Heizvorrichtung  dienen.  Der 
auflache  Heizkessel  ist  mit  einem  gewöhnlichen  Thermometer  T|  und 
önem  sogenannten  Thermoregulator  Si  mit  Gasbrenner  B^  Yersehen.  Der 
Rohrstutzen  Ai  steht  durch  einen  Gummischlauch  mit  einem  Ya  ^^^  1  m 
höher  stehenden  Gefäße  C|  mit  kaltem  Wasser  (z.  B.  einer  Glasflasche) 
inTerbindung;  der  Gummischlauch  trägt  einen  Schraubenquetschhahn  Jf?i . 
Vor  Anheizung  des  Kessels  läBt  man  ihn  durch  OfiEaen  des  Quetsch- 
bahns  E^  voll  Wasser  flieBen,  schließt  dann  den  Quetschhahn,  verbindet 
das  Schlauchstück  Gi  mit  der  Gasleitung  und  entzündet  die  Flamme 
bei  ^1 .  Durch  Drehen  an  der  Schraube  P^  reguliert  man  den  Gaszufluß 
zu  dem  Brenner  B^  ein-  für  allemal  in  der  Weise,  daß  die  Temperatur 
des  Wassers  in  dem  Kessel  40  bis  45^  C.  beträgt.  An  Stelle  der  hier 
beschriebenen  Heizvorrichtung  können  auch  andere  £inrichtungen  yer- 
wendet  werden,  welche  eine  möglichst  gleichbleibende  Temperatur  des 
Heizwassers  gewährleisten.  Falls  eine  Gasleitung  nicht  zur  Verfügung 
steht,  behilffc  man  sich  in  der  Weise,  daß  man  das  hochstehende  Gefäß  C^ 
mit  Wasser  Ton  etwa  45®  füllt,  dasselbe  durch  einen  Schlauch  unmittel- 
bar mit  dem  Schlauchstücke  D  des  Refraktometers  verbindet  und  das 
warme  Wasser  durch  das  Prismengehäuse  fließen  läßt.  Wenn  die  Tem- 
peratur des  Wassers  in  dem  hochstehenden  Gefäße  Cj  bis  auf  40®  ge- 
sunken ist,  muß  es  wieder  auf  die  Temperatur  von  45®  gebracht  werden. 

Dem  Refraktometer  werden  zwei  Thermometer  beigegeben;  das 
eine  ist  ein  gewöhnliches,  die  Wärmegrade  anzeigendes  Thermometer, 
das  andere  hat  eine  besondere,  eigens  für  die  Prüfung  von  Butter  bezw. 
Ton  Schweineschmalz  eingerichtete  Finteilung.  An  Stelle  der  Wärme- 
grade sind  auf  letzterem  diejenigen  höchsten  Refraktometerzahlen  auf- 
gezeichnet, welche  normales  Butterfett  bezw.  Schweineschmalz  erfahrungs- 
gemäß bei  den  betreffenden  Temperaturen  zeigt.  Da  die  Refraktometer- 
zahlen der  Fette  bei  steigender  Temperatur  kleiner  werden,  so  nehmen 
die  Gradzahlen  des  besonderen  Thermometers,  im  Gegensatze  zu  den 
gewöhnlichen  Thermometern,  von  oben  nach  unten  zu. 

a)  Aufstellung  des  Refraktometers  in  Verbindung  mit  der 

Heiz  Vorrichtung. 

Man  hebt  das  Instrument  aus  dem  zugehörigen  Kasten  heraus, 
wobei  man  nicht  das  Femrohr,  sondern  die  Fußplatte  anfaßt,  und  stellt 
^  80  auf,  daß  man  bequem  in  das  Femrohr  hineinschauen  kann.  Zur 
Beleuchtung  dient  das  durch  das  Fenster  einfallende  Tageslicht  oder 
das  Licht  einer  Lampe. 

Man  verbindet  das  an  dem  Prismen  gehäuse  des  Refraktometers 
(Fig.  55)  angebrachte  Schlauchstück  mit  dem  Rohrstutzen  Z)|  des  Heiz- 


158  Öle,  Fett«  UDd  Wachse. 

kesBels;  gleichzeitig  schiebt  man  über  das  an  der  MetallhüUe  des 
Refraktometers  angebrachte  Schlauchstück  einen  Gummi  schlauch ,  den 
man  zu  einem  tiefer  stehenden  leeren  Gefäß  oder  einem  Wassentblaaf- 
becken  leitet.  Man  Öffnet  hierauf  den  Schrauhenquetschhahn  £,  und 
läßt    aus   dem  Gefäfie  C,   (Fig.  56)   Wasser    in    den   Heizkessel    Hießen. 

FiB-M. 


Dadurch  wird  warmes  Wasser  durch  den  Rohrstutzen  und  mittels  des 
Guromischlauchs  durch  das  Schlauchstück  D  in  das  Prismen gebäuse  fi, 
von  hier  aus  durch  den  io  der  Fig.  55  gezeichneten  Schlauch  nach  dem 
Prismengehäuse  gedrängt  und  fließt  durch  die  Metallhalse  des  Thermo- 
meters, den  Stutzen  und  den  daran  angebrachten  Schlauch  ab.  Die 
beiden  Glasprismeu  und  da,s  QuecksilbergefäS  des  Thermometers  werden 
durch  das  warme  Wasser  erwärmt. 

Durch     geeignete     Stellung     de.-i     (^uetschhahns     regelt    mau    den 
zu  dem  Heizkessel  so,  daß  das  aus  E  austretende  Wasser 


Refraktometer. 


159 


Fig.  5«. 


a 


id. 


nur  in  schwachem  Strahle  ausfließt  und  daß  bei  Verwendung  des  ge- 
wöhnlichen Thermometers  dieses  möglichst  nahe  eine  Temperatur  von 
40*^  anzeigt. 

b)  Aufbringen  des  Öles  oder  Fettes  auf  die  Prismenfläche 

und  Ablesung  der  Kefraktometerzahl. 

Man  öfEhet  das  Prismengehäuse  des  Refraktometers,  indem  man  den 
Stift    F   (Fig.  55)    etwa   eine   halbe 
Umdrehung    nach   rechts  dreht,    bis 
Anschlag  erfolgt;  dann  läßt  sich  die 
eine   Hälfte  des   Gehäuses  zur  Seite 
legen.     Die  Stütze  H  hält  B  in  der 
in   Abbildung  55   dargestellten  Lage 
fest.    Man  richtet  das  Instrument  mit 
der  linken  Hand  so  weit  auf,    daß 
die     freiliegende    Fläche    des    Glas- 
prismas B  annähernd  horizontal  liegt, 
bringt  mit  Hilfe  eines  kleineu  Glas- 
!>tabs  drei  Tropfen  des  filtrierten  Öles 
■oder  Butterfetts  etc.)  auf  die  Pris- 
menfläche, Terteilt  das  geschmolzene 
Fet^  mit   dem  Glasstäbchen  so,  daß 
die  ganze   Glasfläche  davon  benetzt 
ist,  and  schließt  dann  das  Prismen- 
Gehäuse  wieder.    Man  drückt  zu  dem 
Zwecke   den   Teil   ^  an   ^4   an    und 
führt  den  Stift  durch  Drehung  nach 
Hnks     wieder    in    seine    anfangliche 
Lage  zurück;  dadurch  wird  der  Teil  B 
am  Zurückfallen  verhindert  und  zu- 
gleich  ein  dichtes  Aufeinanderliegen 
der   beiden  Prismen  flächen  bewirkt. 
Das     Instrument     stellt    man    dann 
wieder    auf   seine    Bodenplatte    und 
:<ibt  dem  Spiegel  eine  solche  Stellung, 
daß    die    Grenzlinie    zwischen    dem 
hellen    und   dunklen   Teile  des   Ge- 
r^ichtsfeldes    deutlich    zu    sehen    ist, 

wobei  nötigenfalls  der  ganze  Apparat     ;;^,^.^.^^;^■^^(;,w^^^l;^^■  /.;v..v.v'A'-w^v^ty-".    .v.w;v.. 
etwas  verschoben  oder  gedreht  wer- 
den muß.     Femer   stellt  man   den  oberen   ausziehbaren   Teil   des   Fern- 
rohrs so  ein,  daß  man  die  Skala  scharf  sieht. 


■iZ> 


Ä- 


160  Öle,  Fette  und  Wachse. 

Nach  dem  Aufbringen  des  geschmolzenen  Fettes  auf  die  Prismen- 
flache  wartet  man  etwa  3  Minuten  und  liest  dann  in  dem  Fernrohr  ab. 
an  welchem  Teilstriche  der  Skala  die  Grenzlinie  zwischen  dem  hellen 
und  dunklen  Teile  des  Gesichtsfeldes  liegt;  liegt  sie  zwischen  zwei  Teil- 
strichen, so  werden  die  Bruchteile  durch  Abschätzen  ermittelt.  Sofort 
hinterher  liest  man  das  Thermometer  ab. 

1.  Bei  Verwendung  des  gewöhnlichen  Thermometers  sind  die 
abgelesenen  Refraktometerzablen  in  der  Weise  auf  die  Normaltemperator 
Ton  40^  umzurechnen,  daß  für  jeden  Temperaturgrad,  den  das  Thermo- 
meter über  40°  zeigt,  0,55  Teilstriche  zu  der  abgelesenen  Refrakto- 
meterzahl zuzuzählen  sind,  während  für  jeden  Temperaturgrad,  den  das 
Thermometer  unter  40**  zeigt,  0,55  Teilstriche  von  der  abgelesenen 
Refraktometerzahl  abzuziehen  sind. 

2.  Bei  Verwendung  des  Thermometers  mit  besonderer  Ein- 
teilung zieht  man  die  an  dem  Thermometer  abgelesene  Refraktometer- 
zahl ab  und  gibt  den  Unterschied  mit  dem  zugehörigen  Vorzeichen  an. 
Wurde  z.  B.  im  Femrohre  die  Refraktometerzahl  44,5,  am  Thermometer 
aber  46,7°  abgelesen,  so  ist  die  RefraktometerdifPerenz  des  Fettes 
44,5  —  46,7  =  —  2,2. 

c)  Reinigung  des  Refraktometers. 

Nach  jedem  Versuche  müssen  die  Oberflächen  der  Prismen  und 
deren  Metallfassungen  sorgfaltig  von  dem  Fette  gereinigt  werden.  Dies 
geschieht  durch  Abreiben  mit  weicher  Leinwand  oder  weichem  Filtrier- 
papier, wenn  nötig,  unter  Benutzung  von  etwas  Äther. 

d)   Prüfung  der  Refraktometerskala  auf  richtige 

Einstellung. 

Vor  dem  erstmaligen  Gebrauch  und  späterhin  von  Zeit  zu  Zeil 
ist  das  Refraktometer  daraufhin  zu  prüfen,  ob  nicht  eine  Verschiebung 
der  Skala  stattgefunden  hat.  Hierzu  bedient  man  sich  der  dem  Apparate 
beigegebenen  Normalflüssigkeit*).  Man  schraubt  das  zu  dem  Refrakto- 
meter gehörige  gewöhnliche  Thermometer  auf,  läßt  Wasser  von  Zimmer- 
temperatur durch  das  Prismengehäuse  fließen  (man  heizt  also  in  diesem 
Falle  die  Heizvorrichtung  nicht  an),  bestimmt  in  der  vorher  beschriebenen 
Weise  die  Refraktometerzahl  der  Normalflüssigkeit  und  liest  gleichzeitig 
den  Stand  des  Thermometers  ab.  Wenn  die  Skala  richtig  eingestellt 
ist,  muß  die  Normalflüssigkeit  bei  verschiedenen  Temperaturen  folgende 
Refraktometerzahlen  zeigen: 


')  Diese  ist  von  der  Firma  Carl  Zeiß  in  Jena  zu  beziehen. 


BrechiingsYerm  5gen. 


161 


Sei  einer 

Skalen- 

Bei einer 

Skalen- 

Temperatur von 

teile 

Temperatur  von 

teile 

250  c. 

71,2 

160  C. 

76,7 

240  - 

71,8 

150  - 

77,3 

230  - 

72,4 

140  - 

77,9 

220  - 

73,0 

130  - 

78,6 

210  . 

73,6 

120  - 

79,2 

200  . 

74,3 

11^  •- 

79,8 

190  - 

74,9 

100  - 

80,4 

180  . 

75,5 

90  - 

81,0 

170  - 

76,1 

80  - 

81,6 

Weiclit  die  Refraktometerzahl  bei  der  Versuchstemperatur  von  der 
in  der  Tabelle  angegebenen  Zahl  ab,  so  ist  die  Skala  bei  der  seitlichen 
kleinen  Öffnung  mit  Hilfe  des  dem  Instrumente  beigegebenen  ührschlüssels 
wieder  richtig  einzustellen." 

I>ie  Skalenteile  des  Refraktometers  entsprechen  folgenden  Brechungs- 
exponenten : 

Differenz 

0,0080 
0,0077 
0,0075 
0,0072 
0,0069 
0,0066 
0,0064 
0,0060 
0,0057 
0,0055 

Die  dazwischen  liegenden  Werte  sind  durch  Interpolation  leicht  zu 
bereclmen. 

4.  Die  Bestimmangr  der  Viskosität 

wird  in  einem  der  bekannten  Yiskosimeter  ausgeführt,  und  zwar  ist  in 
Deutschland  das  Engl  ersehe  Yiskosimeter  allgemein  eingeführt,  während 
in  England  der  Redwoodsche  und  in  Amerika  der  Sayboltsche  Apparat 
im  Gebrauch  sind.  Betreffs  der  Beschreibung  dieser  Apparate  und  der 
Ausfahrung  der  Bestimmungen  vergl.  S.  92  ff.  Von  Wichtigkeit  ist  diese 
Bestimmung  nur  bei  denjenigen  Ölen,  die  zu  Schmierzwecken  dienen,  wie 
z.  B.  Rüböle,  geblasene  Öle. 

Untervacliuiigen.   6.  Aufl.    IH.  11 


Skalenteile 

Brechungsezponent 

0 

1,4220 

10 

1,4300 

20 

1,4377 

30 

1,4452 

40 

1,4524 

50 

1,4593 

60 

1,4659 

70 

1,4723 

80 

1,4783 

90 

1,4840 

100 

1,4895 

162  öl^'  P^^^  "^^  Wachse. 

5.  lidsliclikeltsbestiminiinsren 

sind  von  nur  untergeordneter  Bedeutung,  da  fast  sämtliche  Fette  in  den 
üblichen  Lösungsmitteln  leicht  löslich  sind.  Nur  Rizinusöl  bildet  eine 
Ausnahme  infolge  seiner  Löslichkeit  in  Alkohol  imd  seiner  Schwerlös- 
lichkeit  in  Petroleumkohlenwasserstoffen.  Diese  Ausnahmestellung  kann 
zur  Identifizierung  des  Rizinusöles  imd  zur  Unterscheidung  desselben  von 
anderen  Ölen  herangezogen  werden. 

6.  Das  optische  DrehangrsTermdgren 

wird  in  der  Handelsanalyse  nur  selten  bestimmt.  Tatsächlich  dürfte  es 
gegenwärtig  nur  zur  Identifizierung  von  Stillingiaöl  und  Chaumugraöl  be- 
nutzt werden,  sowie  auch  zur  Bestätigung  des  Vorhandenseins  von  Harz- 
ölen  in  fetten  Ölen. 


B.  Cheiilsehe  Ketlioden. 

Die  hauptsächlichsten  chemischen  Methoden,  die  in  der  technischen 
Analyse  angewendet  werden,  bezwecken  die  Ermittelung  gewisser  Zahlen- 
werte,  die  von  der  Natur  der  in  den  Ölen  und  Fetten  sowie  auch  in 
Wachsen  vorkommenden  Fettsäuren  abhängen.  Da  diese  Zahlen  ein 
Maß  der  vorhandenen  Mengen  einzelner  Fettsäuren  oder  Fettsäuregruppen 
bieten,  ohne  jedoch  ihre  absolute  Menge  anzugeben,  so  sind  diese  Me- 
thoden mit  dem  passenden  Namen  quantitative  Reaktionen  belegt  worden. 

Außer  diesen  quantitativen  Reaktionen  besitzen  wir  noch  eine  An- 
zahl von  Prüfungsmethoden,  die  ich  unter  dem  Namen  „qualitative  Me- 
thoden^ zusammenfasse. 

L   Quantitative  Methoden. 

Die  Zahlenwerte,  die  mittels  der  quantitativen  Methoden  ermittelt 
werden,  teile  ich  in  zwei  Klassen  ein*). 

a)  Konstanten,  d.  h.  diejenigen  Zahlen,  die  für  die  Natur  eines 
Öles,  Fettes  oder  Wachses  charakteristisch  sind  und  daher  zur  Identi- 
fizierung einer  gegebenen  Probe  dienen. 

b)  Variabel e,  d.  h.  diejenigen  Zahlen,  welche  ein  Mittel  liefern, 
die  Qualität  eines  Produktes  zu  beurteilen,  da  diese  Zahlen  von  der 
Art  der  Reinigung  des  Rohproduktes,  dem  Alter,  der  Ranzidität  und 
anderen  Umständen  abhängen. 


*)  Vgl.  Lewkowitscb,  Chemische  Technologie  and  Analyse  der  Öle,  Fette 
und  Wachse.    Braunschweig  1905.   Bd.  I,  S.  244. 


Verseifdngszahl.  X63 

Eine  Mittelstellung  zwischen  diesen  beiden  Klassen  nimmt  die 
Acetjlzahl  ein,  indem  sie  bald  als  Konstante,  bald  als  Yariabele  anzu- 
sehen ist. 

»)  Konstfinten. 

Die  folgenden  Konstanten,  in  der  Reihenfolge  ihrer  Wichtigkeit  auf- 
gezählt, werden  hier  betrachtet  werden. 

1.  Die  Yerseifungszahl. 

2.  Die  Jodzahl. 

3.  Die     Reichertsche     (Reichert-Meifilsche,     Reichert- 
Wollnysche)  Zahl. 

4.  Die  H  ebner  sehe  Zahl. 

!•  Bestiinniimsr  der  Yerseifkmgrszahl. 

Die  Yerseifungszahl  (Köttstorferzahl)  gibt  die  Anzahl 
von  Milligrammen  Kalihjdrat  an,  welche  für  die  Yerseifung 
Ton  1  g  Fett  oder  Wachs  erforderlich  ist. 

Die  Yerseifungszahl  wird  in  der  folgenden  Weise  bestimmt:  Man 
wägt  in  einem  150 — 200  ccm  fassenden  Kolben  aus  gutem  Glase  1,5 — 2,0  g 
des  filtrierten  Fettes  oder  Wachses  ab  und  setzt  25  ccm  einer  annähernd 
halbnormalen  alkoholischen  Kalilauge  zu.  Die  Lauge  wird  am  besten 
mittels  einer  Yollpipette  abgemessen,  welche  man  stets,  sowohl  beim 
wirklichen  Yersuche  als  auch  beim  blinden  Yersuche,  in  gleicher  Weise 
auslaufen  läßt.  Man  verbindet  den  Kolben  mit  einem  Kühlrohr  oder 
einem  Rückflußkühler  und  erwärmt  auf  dem  kochenden  Wasserbade  oder 
über  einem  kleinen  Flämmchen,  so  daß  der  Alkohol  in  leichtes  Sieden 
gerat.  Y^on  Zeit  zu  Zeit  schwenkt  man  den  Kolbeninhalt  um,  solange 
noch  am  Boden  eine  Olschicht  bemerkbar  ist.  Nach  einer  halben  Stunde 
ist  in  den  weitaus  meisten  Fällen  die  Yerseifung  beendet;  nur  bei  den 
Wachsen  (s.  Seite  236)  ist  es  erforderlich,  mindestens  eine  Stunde  lang 
über  der  freien  Flanmie  zu  kochen.  (Je  stärker  der  Alkohol,  der  zur  Dar- 
stellung der  alkoholischen  Kalilauge  benutzt  wurde,  ist,  desto  rascher 
findet  die  Yerseifung  statt.  £s  ist  nicht  ratsam,  schwächeren  Alkohol  als 
96-proz.  zu  Terwenden.)  Alsdann  wird  1  ccm  einer  einprozentigen  alko- 
hoüschen  Phenolphtaleinlösung  zugesetzt  und  der  Überschuß  des  Kalis  mit 
halbnormaler  Salzsäurelösung  zurücktitriert.  Gleichzeitig  stellt  man  einen 
blinden  Yersuch  in  genau  derselben  Weise  mit  25  ccm  der  alkoholischen 
Kalilösung  an.  Die  Differenz  der  in  den  beiden  Yersuchen  verbrauchten 
?fäure  entspricht  der  von  den  Fettsäuren  gebundenen  Menge  Kalihydrats. 

Beispiel. 
1,6775  g  Schweinefett  wurden   mit  25  ccm  einer  alkoholischen  Kalilauge 
reneift,  welche  24,6  ccm  halbnormaler  Salzsäure  entsprachen.    Zum  Zorucktitrieren 

11* 


134  Öle,  Fette  und  Wachse. 

wurden    12,95  ccm    halbnormaler  Salzsäure,    also    zur  Sättigung   der  Fettsäuren 
24,60  — 12,95  =  11,65  ccm  verbraucht. 

Daher  wurden  verbraucht 

11,65  X  0,0561 
2 
also  für  1  g  Schweinefett 

326,78 


=  326,78  mg  KOH, 


1,6775    =  1^«  "•«  ^<^«- 

Die  Verseif ungszahl  der  Probe  ist  daher  194,8. 

Die  von  Henriques  vorgeschlagene  „kalte  Verseifung"  ist  nur 
bei  der  Untersuchung  von  „Faktis"  der  oben  beschriebenen  Methode 
vorzuziehen.    Es  sei  dahei'  auf  den  Abschnitt  „Kautschuk"  verwiesen. 

Die  Verseifungzahlen  der  meisten  Ole  und  Fette  liegen  in  der 
Nähe  von  195  und  das  mittlere  Molekulargewicht  der  darin  vorkonmienden 
Fettsäuren  (s.  S.  183)  ist  daher  etwa  276.  Die  Öle  der  Rübölgruppe 
zeichnen  sich  jedoch  durch  eine  niedrigere  Verseifungszahl  —  etwa  175 

mm  ^^  • 

—  aus,  da  diese  Ole  beträchtliche  Mengen  von  Erucasäure  enthalten, 
deren  Molekulargewicht  338  ist.  Andererseits  haben  Ole  und  Fette, 
welche  eine  beträchtlichere  Menge  TOn  niedrigen  Fettsäuren  enthalten, 
eine  höhere  Verseifungszahl  als  195.  So  liegt  die  Verseifungszahl  des 
Butterfettes  bei  227,  während  die  Verseifungszahlen  der  zur  Kokosnuß- 
ölgruppe  gehörenden  Fette  sogar  bis  240 — 260  ansteigen. 

Die  Verseifungszahlen  der  Wachse  liegen  bei  weitem  niedriger  als 
die  der  Ole  imd  Fette,  und  zwar  zumeist  zwischen  80  und  136.  Es  ist 
also  möglich,  durch  Bestimmung  der  Verseifungszahl  allein  zunächst  die 
Wachse  (flüssige  und  feste),  ferner  die  Öle  der  Rübölgruppe,  sowie  auch 
Butterfett  und  die  zur  EokosnuBölgruppe  gehörenden  Ole  zu  erkennen. 
Dies  gilt  natürlich  nur  unter  der  Voraussetzung,  daß  die  zur  Untersuchung 
vorliegenden  Proben  vemachlässigenswerte  Mengen  un  verseif  barer  Öle  ent- 
halten, da  letztere  natürlich  die  Verseifungszahl  herabdrücken. 

Über  den  Einfluß  freier  Fettsäuren  in  einem  Fette  auf  die  Ver- 
seifungszahl vergl.  Lewkowitsch,  Chemische  Technologie  und  Analyse 
der  Öle,  Fette  und  Wachse.     Bd.  I,  S.  253. 

2.   Bestlmmunsr  der  «Todzahl. 

Die  Jodzahl  gibt  die  Menge  von  Jodchlorid,  ausgedrückt 
in  Prozenten  von  Jod,  an,  welche  ein  Fett  oder  Wachs  zu  ab- 
sorbieren vermag.  Die  Jodzahl  ist  ein  Maß  der  vorhandenen  ung^ 
sättigten  Fettsäuren,  da  diese  Säuren,  sowohl  in  der  Form  ihrer  Glyzeride 
als  auch  freier  Fettsäuren,  für  jedes  Paar  doppelt  gebimdener  Kohlen- 
stoffatome 1  Molekül  Jodchlorid,  entsprechend  2  Atomen  Jod,  zu  *^' 
sorbieren  imstande  sind. 


Jodzahl.  155 

Die  Bestiinmimg  der  Jodzahl  ist  von  t.  Hübl  in  die  Fettanaljse 
eingeiulirt  worden  und  wird  entweder  in  der  ursprünglich  von  ihm  vor- 
geschriebenen Weise  oder  nach  der  Wijs  sehen  Modifikation  ausgeführt. 
Auf  Grand  mehrjähriger  Erfahrung  kann  ich  die  letztere  Methode  als 
die  schnellere  und  zuverlässigere  empfehlen.  Da  jedoch  die  Wijs  sehe 
Methode  sich  noch  nicht  so  rasch  eingebürgert  hat,  als  sie  tatsächlich 
verdient,  sollen  hier  beide  Methoden  beschrieben  werden. 

HiMsche  Methode*  Man  bringt  0,15 — 0,18  g  eines  trocknenden 
Öles  oder  eines  Öles  der  Seetiere,  0,2 — 0,3  g  eines  halbtrocknenden 
Öles,  0,3 — 0,4  g  eines  nichttrocknenden  Öles  und  0,8 — 1,0  eines  festen 
Fettes  in  eine  500 — 800  ccm  haltende,  mit  einem  gutschUeßenden  Stopfen 
versehene  Glasflasche.  Das  Abwägen  geschieht  am  besten  in  einem  Wäge- 
gläschen, dessen  Kork  mit  einer  Bürettenspitze  versehen  ist,  so  daß  man 
eine  bestimmte  Anzahl  Tropfen  des  Öles  oder  des  zuvor  geschmolzenen 
Fettes  mit  Hilfe  eines  angesetzten  Gummischlauches  herausnehmen  kann. 
Einige  Übung  gestattet,  an  der  Anzahl  der  Tropfen  das  Gewicht  bis  auf 
Zentigramme  im  voraus  zu  erkennen.  Man  setzt  nun  10  ccm  reinen  Chloro- 
fonns  (oder  Ghlorkohlenstoffs)  hinzu,  bringt  die  Substanz,  wenn  erforder- 
lich, dorch  leichtes  £rwärmen  in  Lösung  und  setzt  aus  einer  Yollpipette 
25  ccm  einer  Jodchloridlösung  hinzu,  die,  wie  folgt,  bereitet  wird:  25  g 
reinen  Jods  einerseits  und  30  g  Quecksilberchlorids  andererseits  werden 
in  je  500  ccm  95-proz.  Alkohols  gelöst.  Diese  Lösungen  werden  getrennt 
aofbewahrt;  die  für  einen  Versuch  erforderliche  Menge  muß  24  Stunden 
zuvor  durch  Vermischen  gleicher  Volumina  hergestellt  werden.  Das 
Gemisch  darf  nicht  sofort  benutzt  werden,  da  die  Jodchlorid- 
losnng  unmittelbar  nach  der  Bereitung  ihren  Titer  rasch  ändert. 

Obwohl  selbst  nach  24-stündigem  Stehen  das  Gemisch  seinen  Titer 
langsam  verändert,  bleibt  er  doch  während  der  Dauer  des  Versuches 
hinreichend  konstant. 

Um  etwaigen  Verlust  von  Jod  durch  Verflüchtigung  zu  vermeiden, 
i>t  es  ratsam  den  Glasstopfen  mit  einer  konzentrierten  Kaliumjodidlösung 
anzufeuchten.  Beim  Umschwenken  muß  man  eine  klare  Lösung  erhalten, 
sonst  muß  mehr  Chloroform  zugesetzt  werden.  Man  stellt  alsdann  die 
Flasche  an  einen  vor  Licht  geschützten  Ort.  Gleichzeitig  wird  ein 
«blinder  Versuch**  angesetzt,  in  welchem  genau  dieselbe  Menge  Chloro- 
form (oder  Chlorkohlenstoff)  und  Jodchloridlösung  zur  Verwendung 
kommt;  diese  Lösung  dient  zur  Titerstellung.  Nach  etwa  2  Stunden 
muß  die  Flüssigkeit  noch  eine  tiefbraune  Farbe  haben,  andernfalls  enthält 
*ie  zu  wenig  Jod  und  eine  weitere  Quantität  von  25  ccm  der  Jodchlorid- 
lösung muß  zugesetzt  werden.  Während  dieser  ersten  beiden  Stunden 
wird  die  Hauptmenge  des  Jodchlorids  absorbiert; .  alsdann  wird  die 
Kt^ktion   träger.     Sie  darf  jedoch  nicht  als  beendet  betrachtet  werden 


166  öle,  Fette  und  Wachse. 

vor  Ablauf  von  6 — 8  Stunden  bei  festen  Fetten  und  nicbttrocknenden 
Ölen,  und  von  12 — 18  Stunden  bei  trocknenden  Ölen  und  Ölen  der 
Seetiere.  Bei  halbtrocknenden  Ölen  gestatte  man  8  — 10  Stunden  für 
Vollendung  der  Reaktion. 

Nach  Verlauf  der  erforderlichen  Anzahl  von  Stunden  setzt  man 
20  ccm  einer  10-proz.  Ealiumjodidlösung  hinzu,  schüttelt  um  und  fügt 
400  ccm  Wasser  hinzu.  Sollte  sich  hierbei  ein  roter  Niederschlag  von 
Quecksilberjodid  ausscheiden,  so  muß  man  mehr  Ealiumjodidlösung 
hinzusetzen.  Der  ÜberschuB  des  freien  Jods  wird  nun  zurücktitriert 
durch  Einlaufenlassen  einer  genau  titrierten,  etwa  y,o  N.-Natriumthio- 
sulfatlösung,  deren  Titer  nach  der  Volhard  sehen  Methode  mittels 
Ealiumbichromat  (vergl.  Bd.  I,  Seite  139)  bestimmt  worden  ist,  wobei  man 
den  Flascheninhalt  durch  Umschwenken  in  rotierende  Bewegung  versetzt, 
so  daß  das  freie  Jod,  welches  in  der  Ghloroformscliicht  gelöst  ist,  wieder 
in  die  wäßrige  Lösung  übergeht.  Wenn  die  anfangs  tiefbraune  Farbe 
verblaßt  ist,  setzt  man  einige  Tropfen  Stärkelösung  hinzu  und  bringt  die 
Titration  zu  Ende.  In  genau  derselben  Weise  wird  das  Jod  in  dem 
blinden  Versuche  gemessen.  Die  Differenz  zwischen  den  beiden  Resul- 
taten entspricht  der  Menge  des  absorbierten  Jodchlorids,  welches  auf 
Prozente  Jod  umgerechnet  wird*). 

Beispiel. 

0,3394  g  Schweinefett  wurden  mit  25  ccm  Jodchloridlösung  versetzt,  die 
im  „blinden  Versuche"  60,9  ccm  einer  NatriomsalfatlösuDg  verbrauchte,  von 
welcher  16,45  ccm  genau  0,2  g  Jod  äquivalent  waren.  Zum  Rücktitrieren  des 
Jodüberschusses  wurden  verbraucht  39,6  ccm  ThiosulfatlÖsung;  daher  entspricht 
die   absorbierte   Menge    von  Jod:    60,9  —  39,6  =  21,3  ccm  ThiosulfatlÖsung.    Da 

16,45  ccm  ThiosulfatlÖsung  0,2  g  Jod  entsprechen,  so  sind    \         '   =  0,2589  g 

lb,4o 

Jod  absorbiert  worden.    Daher  absorbieren  100  g  Schweinefett     ^  noaoA ^^ 

76,28  g  Jod.    Die  Jodzahl  der  Probe  ist  daher  76,28. 

Betreffs  der  Theorie  der  komplizierten  Vorgänge,  die  sich  in  der 
Hüb  Ischen  Jodchloridlösung  abspielen,  muß  auf  Lewkowitsch:  Che- 
mische  Technologie  und  Analyse  der  Ole,  Fette  und  Wachse,  Bd.  I, 
S.  268  ff.,  verwiesen  werden. 

Wijssche  Methode*  Man  löst  einerseits  9,4  g  Jodchlorid  und 
andererseits  7,2  g  Jod  in  Eisessig  auf  dem  Wasserbade  auf,  wobei  man 


^)  Zur  raschen  Berechnung  bediene  man  sich  der  Tabelle  II  S.  31  meines 

„Laboratoriumbuchs  für  die  Fett-  und  Ölindustrie,  Braunschweig  1902,  in  welchem 

02 
die  Logarithmen  der  Quotienten =,^r-, —  ,        zusammengestellt  sind. 


Jodzahl.  167 

dafür  Sorge  trägt,  daß  keine  Feuchtigkeit  aus  der  Luft  angezogen  wird. 
(Der  Eisessig  muB  rein  sein  und  darf  beim  Erhitzen  mit  Ealiumbichromat 
und  konzentrierter  Schwefelsäure  keinen  Stich  ins  Grüne  geben.)  Die 
beiden  Lösungen  werden  in  einen  Literkolben  gegossen  und  bis  zur 
Marke  mit  Eisessig  aufgefüllt. 

In  einem  Laboratorium,  in  welchem  viele  Jodzahlbestimmungen  aus- 
geführt werden,  ist  es  billiger,  13  g  Jod  in  einem  Liter  Eisessig  aufzulösen, 
den  Titer  der  Lösung  mittels  Thiosulfat  genau  zu  bestimmen  und  alsdann 
gewaschenes  und  getrocknetes  Chlorgas  durch  die  Lösung  zu  leiten,  bis 
der  Titer  sich  gerade  verdoppelt  hat.  Einige  Übung  zeigt  schon  durch 
den  Farbenumscblag  der  Lösung  genau  den  Zeitpunkt  an,  wann  alles 
Jod  in  Jodchlorid  übergeführt  ist. 

Die  Jodzahl  wird  in  genau  derselben  Weise,  wie  oben  beschrieben, 
mit  Hilfe  der  Wijsscben  Lösimg  bestimmt.  Statt  Chloroform  wende 
man  jedoch  Tetrachlorkoblenstoff  an,  da  ersteres  häufig  Alkohol  enthält. 
Die  Wijssche  Lösimg  kann  sofort  benutzt  werden  und  hält  sich  monate- 
lang unverändert,  so  daß  es  nicht  stets  nötig  ist,  einen  blinden  Versuch 
anzustellen.  Diese  Lösung  gewährt  auch  noch  den  weiteren  eminenten 
Vorteil,  daß  man  die  Lösung  bei  festen  Fetten  und  nicht  trocknen- 
den  Ölen  nur  Yj  Stunde,  bei  halb  trocknenden  Ölen  nur  etwa  eme 
Stunde  imd  bei  trocknenden  Ölen  etwa  2  Stunden  einwirken  zu  lassen 
braucht. 

Die  Jodzahl  ist  eine  der  wichtigsten  Konstanten  in  der  Fettanalyse, 
da  sich  sämtliche  Öle,  Fette  und  Wachse  innerhalb  der  in  den  unten- 
stehenden Tabellen  angegebenen  Klassen  in  eine  natürliche  Reihenfolge 
nach  der  Größe  der  Jodzahl  bringen  lassen,  wie  ein  Blick  auf  die  Ta- 
bellen S.  196—203  zeigt. 

3.  Bestlmmnng  der  Beichertsclien  (Beicliert-MeliSlsclieii, 

Beichert-Wollnysclien)  Zahl. 

Die  Reichertsche  (Reichert- Meißische,  Reichert- Woll- 
nysche)  Zahl  gibt  die  Anzahl  von  Kubikzentimeter  Y^o  N.-Kali- 
lauge  an,  die  zur  Neutralisation  desjenigen  Anteiles  der  lös- 
lichen flüchtigen  Fettsäuren  erforderlich  ist,  die  man  aus  2,5  g 
(oder  5  g)  Fett  nach  dem  Reichertschen  Destillationsverfahren 
erhält. 

Reichert,  der  diese  Methode  in  die  Fettanalyse  einführte,  be- 
nutzte 2,5  g  Fett;  nach  Meißl,  sowie  Wollny,  werden  jedoch  in  den 
jetzt  zumeist  üblichen  Bestimmungen  5  g  Fett  verwendet.  Die  Reichert- 
Meißlsche  oder  die  Reichert-Wollnysche  Zahl  ist  jedoch  nicht  das 
Zweifache  der  Reichert-Zahl,   wie  häufig  angenommen  wird.     Es  ist 


168 


öle,  Fette  and  Wachse. 


erforderlich,  stets  genau  anzugeben,  nach  welcher  Methode  man  bei  der 
Analyse  vorgeht,  da  die  Zahlen  je  nach  der  Arbeitsmethode  etwas 
schwanken.  Im  allgemeinen  kann  jedoch  gesagt  werden,  daB  die 
Reichert- Meißische  Zahl  oder  Reichert- Wollnysche  Zahl  das 
2,2-fache  der  Reichert- Zahl  ist. 

Die  Einzelheiten  des  folgenden  Verfahrens  (Analyst  1900,  S.  309) 
sind  von  einem  Komitee  des  englischen  Regierungslaboratoriums  und 
der  Society  of  Public  Analysts  festgesetzt  worden.  Es  sei  deshalb  in 
dieser  Form  beschrieben,  und  zwar  besonders  aus  dem  Grunde,  weil  es 
bei  den  —  in  Aussicht  stehenden  —  internationalen  Vereinbarungen 
betreffs  der  Butteranalyse  zu  allgemeiner  Anwendung  gelangen  wird. 

Fig.  67. 


Meicheri-WoUnysches  Verfahren»  Man  bringt  5  g  des  filtrierten 
Fettes  in  einen  300  ccm  haltenden  Kolben  von  der  in  der  Figur  57 
gezeigten  Form.  Man  setzt  alsdann  2  ccm  einer  Natriumhydratlösung 
(die  durch  Auflösen  von  reinem  98-proz.  Natriumhydrat  in  der  gleichen 
Menge  von  Wasser  dargestellt  und  imter  möglichem  Ausschluß  von 
Kohlensäure  der  Luft  aufbewahrt  wird)  und  10  ccm  etwa  92-proz.  Al- 
kohol hinzu  und  erhitzt  das  Gemisch  unter  einem  RückfluBkühler  etwa 
15  Minuten  lang  im  siedenden  Wasserbade.  Der  Alkohol  wird  nun 
durch  Erhitzen  des  Kolbens  auf  dem  Wasserbade  abgedimstet,  bis  die 
Seife  trocken  geworden  ist.  Man  setzt  dann  100  ccm  heißes  Wasser, 
welches  mindestens  10  Minuten  lang  zuvor  im  Sieden  erhalten  wurde, 
zu  und  erwärmt  den  Kolben,  bis  die  Seife  sich  gelöst  hat.  Man  trägt 
nun  40  ccm  N. -Schwefelsäure  und  drei  bis  vier  erbsengroße  Bimsstein- 
stückchen ein  und  verbindet  sofort  den  Kolben  mittels  des  Kugelrohres 


Reichertsche  Zahl.  169 

mit  dem  Kübler.  Man  erwärmt  den  Kolben  auf  einer  Asbestplatte  von 
12  cm  Durchmesser,  die  in  der  Mitte  einen  Ausschnitt  von  5  cm  trägt, 
zunächst  über  einer  kleinen  Flamme,  um  die  Fettsäuren  zu  schmelzen. 
Wenn  letztere  klar  sind,  verstärkt  man  die  Wärmezufuhr  und  destilliert 
so,  daß  innerhalb  30  (28 — 32)  Minuten  genau  110  ccm  in  den  Meßkolben 
übergehen.  Das  Destillat  wird  umgeschüttelt,  100  ccm  werden  abfiltriert, 
mit  0,5  ccm  einer  alkoholischen  Lösung  von  Phenolphtalein  (1  g  in 
100  ccm)  versetzt  und  das  Filtrat  mit  7,o  N.-Alkalilauge  (oder  Baryt- 
lauge) titriert.  In  genau  derselben  Weise  wird  ein  „blinder  Versuch" 
mit  denselben  Reagenzien  durchgeführt.  Die  hierbei  verbrauchte  Menge 
von  Y,Q  N.-Alkali  darf  nicht  0,3  ccm  überschreiten.  Die  beim  wirklichen 
Versuche  verbrauchte  Menge  von  Yio  N.-Alkalilösung  wird  um  die  beim 
blinden  Versuche  benutzte  Menge   vermindert  und  mit  1,1  multipliziert. 

Die  so  gefundene  Zahl  ist  die  Reichert-Wollnysche  Zahl,  mit 
welcher  die  Reich  er  t-Me  iß  Ische  Zahl  nahezu  identisch  ist.  Die 
Reichert-Meißlsche  Zahl  der  meisten  Ole  und  Fette,  nämlich  der- 
jenigen, deren  Verseifungszahl  unter  200  liegt,  beträgt  weniger  als  0,5. 
Alle  Ole  und  Fette,  deren  Verseifungszahl  200  überschreitet,  haben  über 
1,0  liegende  Reichert-Wollnysche  Zahlen. 

Die  Reichert-Meißlsche  Zahl  liefert  wichtige  Aufschlüsse  über 
die  Natur  eines  vorliegenden  Öles  oder  Fettes.  So  ist  Butterfett  durch 
eine  Reichert-Wollnysche  Zahl  von  27 — 29,  die  Fette  der  Kokosnußöl- 
gmppe  durch  eine  Reichert-Wollnysche  Zahl  von  5 — 8,  sowie  endlich 
Delphintran  und  Meerschweintran  durch  Reichert-Meißlsche  Zahlen 
von  47 — 120  charakterisiert  (vergl.  die  S.  196 — 203  gegebenen  Tabellen). 

Da  das  Leffmann-Beamsche  Verseifungs verfahren  noch  vielfach 
(z.  B.  im  deutschen  Reichsgesundheitsamte)  zur  Anwendung  gelangt,  sei 
es  hier  beschrieben: 

Man  löst  100  g  Natriumhydrat  in  100  ccm  Wasser  und  vermischt 
20  ccm  dieser  Lösung  mit  180  ccm  reinen  konzentrierten  Glyzerins. 
20  ccm  dieser  Glyzerin-Alkalilösung  werden  mit  5  g  des  filtrierten  Fettes 
in  einen  Erlenmeyerkolben  gebracht  und  2 — 3  Minuten  über  freiem  Feuer 
erhitzt,  bis  das  Wasser  verjagt  ist  und  die  Flüssigkeit  klar  geworden 
ist.     Im  übrigen  verfahrt  man,  wie  oben  beschrieben. 

4.  Bestlmmnngr  der  Hehnerschen  Zahl. 

Die  Hehnersche  Zahl  gibt  die  Summe  der  in  einem  Fette 
enthaltenen  unlöslichen  Fettsäuren  und  des  Unverseifbaren 
in  Prozenten  an.  Man  wägt  3 — 4  g  des  filtrierten  Fettes  in  eine  Por- 
zellanschale von  etwa  13  cm  Durchmesser  genau  ab,  setzt  50  ccm  starken 
Alkohol  und  1  —  2  g  festes  Kalihydrat    hinzu  und  erwärmt  unter  fort- 


170  öle,  Fette  und  Wachse. 

währendem  Umrühren  auf  dem  Wasserbade,  bis  eine  klare  Lösung  er- 
halten wird.  Nach  etwa  15  Minuten  ist  die  Verseif ung  beendet.  Man  kann 
sich  dadurch  davon  überzeugen,  daß  man  einen  Tropfen  destillierten 
Wassers  hinzusetzt,  wodurch  keine  Trübung  eintreten  darf,  andernfalls 
muß  länger  erhitzt  werden.  Man  erwärmt,  bis  der  Alkohol  verdampft  ist 
und  die  Seifenlösung  dick  geworden  ist.  Hierauf  setzt  man  100 — 150  ccm 
heißes  Wasser  hinzu,  säuert  mit  verdünnter  Schwefelsäure  an  und  erwärmt, 
bis  die  freigemachten  Fettsäuren  als  eine  klare  Olschicht  auf  der  Oberfläche 
schwimmen.  Alsdann  filtriert  man  durch  ein  bei  100^  getrocknetes  und 
gewogenes  Filter  von  etwa  10  cm  Durchmesser  mit  der  Vorsicht,  daß 
man  das  Filter  zunächst  mit  heißem  Wasser  halb  voll  füllt.  Man  bringt 
Flüssigkeit  auf  das  Filter  und  hält  dasselbe  bis  zur  Beendigung  der 
Operation  halb  voll.  Man  wäscht  die  Fettsäuren  auf  dem  Filter  mit 
siedendem  Wasser,  bis  einige  ccm  des  Filtrates  empfindliche  Lackmus- 
tinktur nicht  mehr  röten.  Bei  Fetten,  die  zur  Kokosnußölgruppe  ge- 
hören, sind  manchmal  2 — 3  Liter  Waschwasser  erforderlich.  Ist  das 
Waschen  beendet,  so  senkt  man  den  Trichter  samt  Filter  in  kaltes 
Wasser  ein,  so  daß  die  Flüssigkeit  auf  dem  Filter  und  das  Wasser  das 
gleiche  Niveau  einnehmen.  Hierbei  erstarren  zumeist  die  Fettsäuren. 
Man  läßt  das  Wasser  abtropfen,  bringt  das  Filter  in  ein  gewogenes 
Bechergläschen  und  trocknet  bei  100^  während  zweier  Stunden.  Man 
wägt,  trocknet  nochmals  eine  Stunde  lang  und  wägt  wieder.  Die  Differenz 
zwischen  den  beiden  Wägungen  beträgt  meist  nur  1  mg;  völlige  Eonstanz 
kann  nicht  erwartet  werden,  da  zwei  Fehlerquellen,  die  sich  jedoch  meist 
kompensieren,  hierbei  auftreten.  Einerseits  werden  ungesättigte  Fett- 
säuren oxydiert,  andrerseits  verflüchtigt  sich  ein  geringer  Teil. 

Die  H  ebner  sehe  Zahl  der  meisten  Fette  liegt  bei  95;  nur  die- 
jenigen Fette,  welche  hohe  Reichert  sehe  Zahlen  geben,  haben  weit 
unter  95  Proz.  liegende  Werte.  Da  somit  eine  Korrelation  zwischen  der 
Hehnerschen  Zahl  und  der  Reichertschen  Zahl  besteht,  so  lieferte 
erstere  keine  weitere  Auskunft,  als  sie  bereits  durch  die  Verseifungs-  und 
R ei chert-Meiß Ischen  Zahlen  erhalten  worden  ist.  Durch  die  Ein- 
führung der  beiden  letztgenannten  Methoden  hat  die  H  ebner  sehe  Zahl 
sehr  viel  an  Bedeutung  eingebüßt,  und  ihre  Bestimmung  kann  daher 
meist  imterlassen  werden.  Bei  den  Wachsen  führt  offenbar  die 
H  ebner  sehe  Zahl  zu  über  100  Proz.  liegenden  Werten,  da  ja  auch  die 
Alkohole  in  Wasser  unlöslich  sind. 


Bestimmung^  der  Acetylzahl. 

Die  Acetylzahl    gibt    die  Anzahl  von  Milligrammen  Kali- 
hydrat   an,    die    zur    Neutralisation    der    bei    der   Verseifung 


Acetylzahl.  171 

eines  Grammes    acetylierten  Fettes    oder  Wachses  gebildeten 
Essigsäure  erforderlich  ist. 

Die  Bestimmung  der  Acetylzahl  der  Ole  und  Fette  beruht  auf  dem 
Prinzipe,  daß  Glyzeride,  welche  hydroxylierte  Fettsäuren  enthalten,  beim 
Erhitzen  mit  Essigsäureanhydrid  für  jede  vorhandene  alkoholische 
Hydroxylgruppe  eine  Acetylgruppe  aufnehmen.  Der  chemische  Umsatz 
besteht  also  darin,  daß  das  Wasserstoffatom  der  alkoholischen  Hydroxyl- 
gruppe (oder  -gruppen)  durch  das  Radikal   der  Essigsäure  ersetzt  wird. 

Die  Bestimmung  der  Acetylzahl  wird  in  der  von  Lewko witsch 
angegebenen  Form,  wie  folgt,  ausgeführt:  10  g  Ol  werden  mit  der  doppelten 
Menge  von  Essigsäureanhydrid  ein  bis  zwei  Stunden  in  einem  Kolben 
am  Rückflußkühler  erhitzt.  Die  Lösung  wird  dann  in  ein  Becherglas 
von  1000  ccm  Inhalt  gegossen,  mit  500  bis  600  ccm  kochenden  Wassers 
vermischt  und  eine  halbe  Stunde  lang  erhitzt,  während  ein  langsamer 
Kohlensäurestrom  durch  die  Flüssigkeit  streicht.  Hierdurch  wird  das 
Stoßen  der  Flüssigkeit  verhindert.  Man  läßt  dann  das  Gemisch  sich  in 
zwei  Schichten  scheiden,  das  Wasser  wird  abgehebert  und  die  Olschicht 
dreimal  in  derselben  Weise  mit  Wasser  ausgekocht.  Die  letzten  Spuren 
von  Essigsäure  werden  auf  diese  Weise  entfernt,  was  durch  Prüfung  von 
Lackmuspapier  festgestellt  wird.  Zu  langes  Waschen  verursacht  merkbare 
Dissoziation  des  acetylierten  Produktes  und  führt  zu  einer  zu  niedrigen 
Acetylzahl.  Das  acetylierte  Produkt  wird  hierauf  durch  ein  trockenes 
Filter  im  Trockenschrank  filtriert. 

Etwa  5  g  des  acetylierten  Produktes  werden  dann  durch  Kochen 
mit  einer  genau  abgemessenen  Menge  alkoholischer  Kalilauge  verseift,  wie 
unter  „Bestimmung  der  Verseifungszahl"  S.  163  beschrieben.  Der  Alkohol 
wird  abgedunstet,  die  Seife  in  Wasser  gelöst  und  so  viel  Normalschwefel- 
säure zugesetzt,  als  der  angewandten  alkoholischen  Kalilauge  entspricht. 
Durch  vorsichtiges  Erwärmen  scheiden  sich  die  Fettsäuren  als  eine  Ol- 
schicht ab,  die  mm  abfiltriert  und  mit  siedendem  Wasser  gewaschen 
wird,  bis  da«  Waschwasser  nicht  mehr  sauer  reagiert.  Das  Filtrat  wird 
nun  mit  Yio  N.-Alkali  titriert.  Die  Anzahl  der  verbrauchten  Kubikzenti- 
meter wird  mit  56,1  multipliziert  und  durch  das  Gewicht  der  Substanz 
dividiert.  Triglyzeride,  welche  keine  hydroxylierten  und  keine  löslichen 
Fettsäuren  enthalten,  haben  keine  Acetylzahl;  Triglyzeride  der  hydroxy- 
lierten Fettsäuren  liefern  die  von  der  Theorie  verlangten  Zahlen,  daher 
ist  iü  diesem  Falle  die  Acetylzahl  eine  Konstante. 

Bei  Triglyzeriden,  welche  neben  hydroxylierten  auch  noch  lösliche 
Fettsäuren  enthalten,  würde  die  wie  oben  bestimmte  Acetylzahl  die  lös- 
lichen Fettsäuren  einschliefien.  Yon  der  in  diesem  Falle  erhaltenen 
scheinbaren  Acetylzahl  muß  die  zur  Sättigung  der  löslichen  Fettsäuren 
verbrauchte  Alkalimenge  (welche  in  einem  „blinden**  Versuche  ermittelt 


172  öle,  Fette  und  Wachse. 

werden  muß)  abgezogen  werden,  um  die  wahre  Acetylzahl  zu  erhalten. 
Auch  hier  ist  die  wahre  Acetylzahl  eine  Konstante. 

In  den  natürlichen  Ölen  und  Fetten  jedoch,  welche  variierende 
Mengen  freier  Fettsäuren  und  daher  auch  yariierende  Mengen  von  Mono- 
glyzeriden  und  Diglyzeriden  enthalten,  ist  die  Acetylzahl  eine  Variable, 
da  ihre  Größe  außer  von  der  Anwesenheit  der  hydroxylierten  Säuren 
auch  noch  von  der  Menge  der  Monoglyzeride  und  Diglyzeride  abhängt. 
Femer  enthalten  die  natürlichen  Ole  und  Fette  geringe  Mengen  freier 
Alkohole,  welche  ebenfalls  ihre  Quota  zur  Acetylzahl  beitragen.  Da 
auch  oxydierte  Säuren  (s.  unten  S.  189)  Acetylzahlen  liefern,  wird 
die  Acetylzahl  wahrscheinlich  ein  Maß  der  Ranzidität  liefern  können 
(vergl.  Lewkowitsch:  Chemische  Technologie  und  Analyse  der  Ole, 
Fette  und  Wachse  Bd.  I,  S.  301). 


b)  Tariabele. 

Die  folgenden  Variabelen  werden  hier  betrachtet  werden. 

1.  Die  Säurezahl. 

2.  Der  Glyzeringehalt. 

3.  Das  Unverseifbare. 

1.  BestimmunsT  der  Sfturezahl. 

Die  Säurezahl  gibt  die  Anzahl  von  Milligrammen  Eali- 
hydrat  an,  welche  erforderlich  sind,  um  die  freien  Fettsäuren 
in  1  g  Fett  oder  Wachs  zu  neutralisieren. 

Die  Säurezahl  ist  daher  ein  Maß  der  freien  Fettsäuren  in  einem 
Fette  oder  Wachse.  Behufs  Bestimmung  der  Säurezahl  vermischt  man 
eine  genau  abgewogene  Menge  —  nicht  weniger  als  5  g  —  mit  neutralem 
oder  neutralisiertem  Alkohol  oder  löst  sie  in  einem  Gemische  von  Al- 
kohol und  Äther  und  titriert  mit  wäßriger  oder  alkoholischer  Kali- 
lauge oder  Natronlauge  unter  Verwendung  von  Phenolphtalein  als  In- 
dikator. Die  Berechnung  der  Säurezahl  ist  einfach,  wie  das  folgende 
Beispiel  zeigt. 

Beispiel. 

Zur  Neutralisation  der  freien  Fettsäuren  ia  6,508  g  Talg  waren  3,5  ccm 
Vio  N.-Kalihydrat  erforderlich.    Es   wurden  also  verbraucht  3,5x5,61  mg  KOH 

Die  f ür  1  g  erforderliche  Menge  ist  daher  =     *  g  e^i  —  =  3,01. 

Häufig  wird  die  Säurezahl  in  Prozenten  Ölsäure  ausgedrückt;  es 
ist  alsdann  hinreichend  genau,  die  Hälfte  der  Säurezahl  als  Prozente 
freier  Fettsäuren  anzugeben. 


S&urezahl. 


173 


Ältere  Berechnungsweisen  beziehen  sich  auf  Schwefel säureanhydrid 
und  „Säuregrade^.  Unter  „Säuregrade^  yerstand  man  die  Anzahl  ccm 
Normalalkalilauge,  die  zur  Neutralisation  Ton  100  g  Fett  verbraucht 
werden.  Die  folgende  Tabelle  gestattet  eine  rasche  Umrechnung  einer 
Ausdrucksform  in  die  anderen. 


Säuresahl 


1 

1,9867 
14 
0,56 


In  Prozenten 
ÖlsAure        1  SOg 


0,5036 
1 

7,042 
0,2817 


0,0714 
0,142 
1 
0,04 


Sfluregrad 


1,7867 
3,5468 
25 
1 


In  der  Fettliteratur  wird  die  Säurezahl  noch  gar  zu  häufig  als 
„Konstante^  bezeichnet.  Dies  muB  als  TöUig  irreführend  bezeichnet 
werden,  weil  die  Säurezahlen  der  natürlichen  Ole  und  Fette  und  yielleicht 
auch  der  Wachse  von  der  Reinheit  der  Probe,  von  ihrem  Alter,  dem 
Betrage  der  bereits  erlittenen  Hydrolyse  und  der  stattgefundenen  Oxy- 
dation abhängen.  Die  Säurezahl  kann  daher  bei  jedem  Fette  zwischen 
0  und  dem  Maximum  von  etwa  190  liegen;  letztere  Zahl  würde  alsdann 
100  Proz.  freier  Fettsäuren  repräsentieren,  welche  Zahl  ich  tatsächlich 
bei  sehr  altem  Palmöle  gefimden  habe. 

Ebenso  irreführend  ist  die  in  der  Fettliteratur  als  „Konstante^  an- 
geführte  „Atherzahl''  oder  „EsterzahP,  welche  sich  aus  der  Differenz  der 
Yerseifungszahl  und  der  Säurezahl  ergibt. 


2.  Besttmmnng  des  Glyaserinsrehaltes. 

Wenn  die  natürlichen  Ole  und  Fette  neutrale  Triglyzeride  wären, 
so  könnte  man  aus  der  Yerseifungszahl  die  Menge  des  Glyzerins  nach 
der  folgenden  Gleichung: 

C,  Hs  (0R)3  +  3  KOH  =  Cj  H«  O3  +  3  KOR 

berechnen.  In  diesem  Falle  würde  der  Glyzeringehalt  als  eine  „Eon- 
staute^  anzusehen  sein.  Da  jedoch  die  meisten  natürlichen  Ole  und 
Fette  freie  Fettsäuren,  also  wahrscheinlich  auch  Mono-  und  Diglyzeride, 
enthalten,  schwankt  auch  der  Glyzeringehalt,  so  daß  er  als  eine  Yariabele 
angesehen  werden  muß. 

Die  Bestimmung  des  Glyzerins  in  Ölen  oder  Fetten  wird  am  besten 
nach  dem  Acet  in  verfahren  ausgeführt,  da  das  bei  der  Yerseifung 
eines  Fettes  erhaltene  Glyzerin  stets  organische  Yerunreinigungcn  ent- 
hält, welche  bei  Anwendung  der  Oxydationsmethoden  (mittels  Per- 
manganat  oder  Bichromat)  zu  zu  hohen  Yerseifungszahlen  führen. 


174  Öle,  Fette  und  Wachse. 

Für  die  Ausführung  des  Acetinverfahrens  ist  es  erforderlich,  zu- 
nächst das  Rohglyzerin  darzustellen.  Zu  diesem  Zwecke  verseift  man 
20  g  der  Probe  mit  alkoholischem  Kali  (wie  unter  Bestinmiung  der 
Hehn ersehen  Zahl  S.  169  beschrieben)  und  verjagt  den  Alkohol  auf  dem 
Wasserbade.  Die  Seife  wird  in  Wasser  gelöst  und  mit  Schwefelsäure 
zersetzt,  so  daß  die  sich  abscheidenden  Fettsäuren  abfiltriert  werden 
können.  Das  Filtrat  wird  mit  einem  Überschuß  von  Baryumkarbonat 
behandelt  imd  auf  dem  Wasserbade  bis  zur  Vertreibung  der  Hauptmenge 
des  Wassers  eingedunstet.  Der  Rückstand  wird  nun  mit  einem  Gemisch 
von  Äther  und  Alkohol  (1 :  3)  ausgezogen,  die  Hauptmenge  des  Ather- 
Alkohols  auf  dem  Wasserbade  durch  vorsichtiges  Erwärmen  verjagt  und 
der  Rückstand  in  einem  Exikkator  getrocknet  und  gewogen.  Es  ist 
nicht  erforderlich,  bis  zum  konstanten  Gewicht  zu  trocknen,  da  das 
Glyzerin  in  dem  so  erhaltenen  Rohglyzerin  nach  dem  Acetinverfabren 
genau  bestimmt  wird. 

Dieses  Verfahren  beruht  auf  der  vollständigen  Überführung  des 
Glyzerins  beim  Kochen  mit  Essigsäureanhydrid  in  Triacetin,  welches 
alsdann  mit  Natriumhydrat  verseift  wird.  Die  hierbei  abgespaltene 
Essigsäure  liefert  mithin  ein  genaues  Maß  des  Glyzerins.  Das  wie  oben 
erhaltene  Rohglyzerin  wird  mit  8 — lOccm  Essigsäureanhydrid  und  mit 
4  g  wasserfreiem  Natriumacetat  in  einem  Rundkolben  von  etwa  100  ccm 
Inhalt  1%  Stunden  am  Rückflußkühler  zum  Sieden  erhitzt.  Man  läßt 
nun  ein  wenig  abkühlen,  gießt  durch  das  Eühlrohr  50  ccm  warmes  Wasser 
und  löst  das  Acetin  durch  Umschwenken  auf.  Falls  erforderlich,  mag 
der  Kolbeninhalt  schwach  erwärmt  werden,  darf  aber  nicht  zum  Kochen 
gebracht  werden,  da  Triacetin  mit  Wasserdämpfen  flüchtig  ist.  Man 
filtriert  nun  von  einem  flockigen  Niederschlage  in  einen  weithalsigen 
Kolben  von  etwa  500 — 600  ccm  Inhalt  ab  und  läßt  auf  die  gewöhnliche 
Temperatur  erkalten.  Man  setzt  Phenolphtalein  zu  und  neutralisiert 
die  freie  Essigsäure  mit  einer  etwa  2-proz.  Natronlauge.  Während  die 
Natronlauge  einläuft,  muß  die  Lösung  fortwährend  umgeschwenkt 
werden,  so  daß  das  Alkali  selbst  an  der  Einfallstelle  nicht  im  Über- 
schuß vorhanden  sein  kann.  Die  Neutralität  ist  erreicht,  wenn  die 
schwach  gelbliche  Färbung  der  Lösung  gerade  in  Rötlich-Gelb  umschlägt. 
Man  hüte  sich,  soviel  Natronlauge  zuzusetzen,  daß  die  Lösung  rot  wird. 
Ist  dies  etwa  eingetreten,  so  ist  der  Neutralitätspunkt  bereits  über- 
schritten, und  der  Versuch  muß  verworfen  werden.  Der  Farbenumschlag 
ist  bei  einiger  Übung  leicht  zu  treffen.  Man  setzt  nun  genau  25  ccm 
«iner  etwa  10-proz.  Natronlauge,  deren  Gehalt  mittels  Normalsäure  in 
einem  „blinden  Versuche"  ermittelt  wird,  hinzu  und  kocht  die  Lösung 
eine  Viertelstunde  lang.  Alsdann  titriert  man  den  Überschuß  der  Natron- 
lauge in  dem  wirklichen  Versuche,  wie  auch  die  Gesamtmenge  der  Natron- 


ün  vereeif  bares.  175 

lauge  in  dem  ^blinden  Versuche".  Die  Differenz  gibt  die  für  die  Ver- 
seifung des  Triacetins  erforderliche  Alkalimenge  an. 

Beispiel. 

Abgewogen    1,5064  g   Robgljzerin.     Zum    Rücktitrieren    der    zugesetzten 

25  ccm  Natronlauge,  welche  in  dem  „blinden  Versuche^  53,0  ccm  Normalsalzsäure 

erforderte,  seien  14,7  ccm  Normalsalzsäure  gebraucht  worden.    Zur  Verseif ung  des 

Triacetins  sind  also  53,0 — 14,7  =  38,3  ccm  verbraucht  worden.    Da  1  ccm  Normal- 

0092 
sabssäure  — ^—^ —  =  0,03067  g    Glyzerin    entspricht,    enthielt    das    Rohgljzerin 

0,03067  X  38,3  =  1,1746  g  Glyzerin  (=  77,97  Proz.  Glyzerin).  Die  in  Arbeit 
genommenen  20  g  Fett  lieferten  daher  =  1,1746  g  Glyzerin  oder  5,87  Proz. 
Glyzerin. 

3«  BestimmunsT  des  Unverseifbaren. 

Unter  dem  Ausdrucke  „TJnverscifbares**  müssen  alle  diejenigen 
Substanzen  verstanden  werden,  die  in  Wasser  unlöslich  sind  oder  mit 
kaustischen  Alkalien  keine  löslichen  Seifen  bilden.  Die  natürlichen 
Ole  und  Fette  enthalten  stets  geringe  Mengen  von  Unverseifbarem, 
dessen  Bestimmung  für  die  Reinheit  eines  Fettes  von  Wichtigkeit  ist. 

Das  Unverseifbare  virird  in  Substanz  abgeschieden,  und  zu  diesem 
Zwecke  muß  daher  das  Fett  zunächst  verseift  werden.  Es  ist  zweck- 
mäßig, die  Bestimmung  des  Unverseifbaren  mit  der  der  Verseifungs- 
zahl  zu  vereinigen,  wobei  jedoch  zu  beachten  ist,  daß  in  Anbetracht  der 
meist  sehr  geringen  Menge  von  Unverseifbarem  man  nicht  weniger  als 
5  g  Substanz  in  Arbeit  nehmen  soll.  Man  verfährt,  wie  folgt:  5  g  der 
Probe  werden  mit  25  ccm  alkoholischer  Natronlauge,  welche  80  g  Natron- 
hydrat im  Liter  enthält,  in  einer  Porzellanschale  auf  dem  Wasserbade 
verseift  und  zur  Trockne  eingedampft.  Die  Seife  wird  in  50  ccm  heißem 
Wasser  aufgelöst,  in  einen  Scheidetrichter  von  etwa  200  ccm  Inhalt  über- 
geführt imd  mit  20 — 30  ccm  Wasser  nachgespült.  Nach  dem  Abkühlen 
fügt  man  etwa  50  ccm  Äther  hinzu  und  schüttelt  tüchtig  durch.  Sollten 
sich  die  Schichten  nicht  trennen,  so  setzt  man  ein  wenig  Alkohol  oder 
auch  starke  Natronlauge  hinzu.  Die  klare  Seifenlösimg  wird  in  einen 
zweiten  Trichter  übergeführt  und  noch  einmal  mit  Äther  ausgeschüttelt. 
Die  ätherischen  Lösungen  werden  vereinigt, .  mit  einer  geringen  Menge 
Wasser  gewaschen  und  in  einen  gewogenen  Kolben  übergeführt.  Man 
verjagt  den  Äther  auf  dem  Wasserbade,  trocknet  bei  100°  und  wiegt.  Bei 
den  meisten  Ölen  und  Fetten  ist  Äther  dem  Petroleumäther  vorzu- 
ziehen. 

Die  hier  beschriebene  Methode  kann  nicht  zur  Bestimmung  des 
unverseifbaren  Anteiles  in  Bienenwachs,  Kamaubawachs  und  anderen 
festen  Wachsen  angewendet  werden,  da  nicht  nur  die  Alkohole  in  dem 


176  01^9  Fette  und  Wachse. 

kalten  Äther  schwer  löslich  sind,  sondern  auch,  weil  die  Alkalisalze  der 
Fettsäuren  in  Wasser  oder  selbst  yerdünntem  Alkohol  nicht  leicht  lös- 
lich sind.  In  diesen  Fällen  ist  es  ratsam,  die  Seifenlösung  nach  Zusatz 
YOn  Phenolphtalein  mit  Essigsäure  zu  neutralisieren  und  mit  Baryum- 
Chlorid  oder  Bleiacetat  auszufällen.  Der  Niederschlag  wird  dann  ge- 
waschen, getrocknet,  mit  Sand  verrieben  und  in  einem  Soxhletapparat 
mit  Petroleumäther,  der  keinen  über  80^  siedenden  Bestandteil  enthalten 
darf,  ausgezogen. 

Das  Unverseifbare  der  vegetabilischen  Ole  und  Fette  besteht  haupt- 
sächlich aus  Phytosterin,  das  Unverseifbare  der  animalischen  Fette 
aus  Cholesterin.  Die  weitere  Untersuchung  des  Unverseifbaren  wird 
erforderlich,  wenn  es  sich  darum  handelt,  vegetabilische  Fette  in  ani- 
malischen Fetten  nachzuweisen.     (Siehe  weiter  unten  S.  190 — 193). 


n.  Qualitative  Metiioden. 

Die  hier  aufzuführenden  qualitativen  Methoden  liefern  häufig 
wichtige  Winke  für  die  Beurteilung  und  müssen  zur  Ergänzung  der 
quantitativen  Reaktionen  herangezogen  werden,  wenn  letztere  unzwei- 
deutigen Aufschluß  zu  liefern  nicht  imstande  sind.  Eine  Anzahl  von 
qualitativen  Methoden  sind  durch  die  Ausbildung  der  Jodzahl bestim- 
mungsmethode  überflüssig  geworden,  so  die  Elaidinprobe,  Chlor- 
schwefelprobe, und  auch  die  Thermalreaktionen  mit  Schwefel- 
säure, Brom  und  Chlorschwefel.  Es  werden  daher  nur  die  folgenden 
Methoden  betrachtet  werden: 

1.  Sauerstoffabsorptionsmethode. 

2.  Die  Hexabromidpröbe. 

3.  Farbenreaktionen. 


1.  Sauerstoffabsorptionsmethode. 

Die  Sauerstoffaufnahme  aus  der  Luft  ist  von  großer  Wichtigkeit 
für  die  Beurteilung  der  Feuergefährlichkeit  der  Ole,  wenn  sie  in  fein 
verteiltem  Zustande  auf  organischen  Faserstoffen  ausgebreitet  sind  (vergl. 
„W  oll  öle"  S.  211).  Hauptsächlich  wird  jedoch  die  SauerstoffaufDahme 
bei  der  Untersuchung  der  trocknenden  Ole  bestimmt.  Die  hierzu  dienenden 
Methoden  sind  meist  „praktische"  Proben;  diese  werden  im  nächsten 
Kapitel  (vergl.  unten  S.  214)  beschrieben  werden. 

Wenn  eine  bequeme  Methode  zur  genauen  Bestimmung  der  während 
des  Trocknens  aufgenommenen  Sauerstoffmenge  bekannt  wäre,  so  würde 
man  imstande  sein,  die  Bestimmung  der  Trockenfähigkeit  oder,  wie  man 


Sauerstoffabsorption.  }  7  7 

es  auch  nennen  könnte,  der  ^jSsuerstofiFzahl",  unter  die  quantitativen 
Methoden  einzureihen.  Quantitative  Bestimmungen  sind  von  älteren 
Beobachtern  in  sehr  unsystematischer  Weise  angestellt  worden,  indem 
solch  wichtigen  Faktoren  wie  der  Temperatur,  dem  Einfluß  des  Lichtes, 
der  Feuchtigkeit  der  Atmosphäre,  Dicke  der  ausgesetzten  Schicht  und 
Alter  des  Öles  ungenügende  Aufmerksamkeit  geschenkt  wurde. 

Da  das  Trocknen  eines  Öles  eine  ziemlich  lange  Zeitdauer  er- 
fordert, so  hat  man  versucht,  die  Sauerstoffaufnahme  zu  beschleunigen, 
indem  man  den  Ölen  fein  verteiltes  Bleipulver  (im  sogenannten  mole- 
kularen Zustande)  (L  i  v  a  c  h  e)  oder  fein  verteiltes  Kupfer  (H  ü  b  1 , 
Lippert)  zusetzte.  Das  Bleipulver  wird  durch  Ausfallen  eines  Bleisalzes 
mittels  Zink  dargestellt.  Der  Niederschlag  wird  in  rascher  Aufeinander- 
folge mit  Wasser,  Alkohol  und  Äther  gewaschen  und  schließlich  im 
Vakuum  getrocknet.  Die  Liva  che  sehe  Probe  wird,  wie  folgt,  ausgeführt: 
1  g  Bleipulver  wird  auf  einem  ziemlich  großen  Uhrglase,  in  dünner 
Schicht  ausgebreitet,  abgewogen,  worauf  man  auf  dasselbe  aus  einer 
Pipette  6  bis  7  g  (nicht  mehr)  des  zu  untersuchenden  Öles  tropfen  läßt, 
mit  der  Vorsicht,  daß  man  jeden  Tropfen  auf  eine  besondere  Stelle  des 
Bleipulvers  (oder  Kupferpulvers)  fallen  läßt  und  Sorge  dafür  trägt,  daß 
die  Tropfen  nicht  ineinander  fließen.  Man  läßt  alsdann  das  Uhrglas  bei 
gewöhnlicher  Temperatur,  dem  Lichte  ausgesetzt,  stehen.  Leinöl  erreicht 
das  Maximum  der  Sauerstoffabsorption  innerhalb  weniger  Tage,  während 
unter  anderen  Bedingungen  dasselbe  Resultat  erst  nach  längerer  Zeit 
erreicht  wird.  Livache  gibt  an,  daß  trocknende  Öle  ihre  Maximalsauer- 
stoffabsorption nach  18  Stunden  oder  in  einzelnen  Fällen  nach  3  Tagen 
erreichen,  während  nicht  trocknende  Öle  eine  Gewichtszunahme  erst 
nach  4  bis  5  Tagen  anzeigen.  Weger  verwirft  Livache s  Methode  und 
schlägt  vor,  größere  Bleimengen  anzuwenden,  so  daß  für  je  0,2  g  Öl 
mindestens  2  g  Blei  benutzt  werden.  Aber  selbst  in  diesem  Falle  waren 
die  Kesultate  nicht  zufriedenstellend. 

Weger  und  auch  Lippert  haben  ein  systematisches  Studium  der 
Trockenfahigkeit  der  Öle  imternommen,  indem  sie  die  Öle  in  äußerst 
dünnen  Schichten  auf  Glasplatten  der  Einwirkung  der  Atmosphäre  aus- 
setzten. £s  wurde  dabei  festgestellt,  daß  Glasplatten  durch  kein  anderes 
leichteres  Material  ersetzt  werden  dürfen.  (So  wurden  z.  B.  Zelluloid- 
platteo,  Gelatineplatten  und  selbst  Ebonitplatten  als  völlig  unbrauchbar 
befunden.  Glimmerplatten  erwiesen  sich  zwar  dienlich,  doch  werden 
sie  zu  leicht  beschädigt;  selbst  dünne  Metallplatten  haben  den  Nach- 
teil, daß  sie  zu  leicht  verbogen  werden.)  Bei  Anstellung  des  Ver- 
suches sind  folgende  Kautelen  zu  beachten:  Die  Glasplatte  muß  ganz 
rein  sein  (frei  von  Staub)  und  das  Öl  muß  mit  größter  Sorgfalt  in  einer 
gleichmäßig   dünnen  Schicht   ausgebreitet  werden.     Ist  die   Schicht  von 

Untenuchungen.   5.  Aufl.   Tu.  12 


178  Öle,  Fette  und  Wachse. 

ungleicher  Dicke,  so  kann  an  einer  Stelle  noch  eine  Zunahme  eintreten, 
während  an  einer  anderen  Stelle  bereits  eine  Gewichtsabnahme  statt- 
findet.  Eine  Reihe  von  Versuchen  zeigte,  daB,  je  dünner  die  Olschicht 
ist,  desto  rascher  der  Sauerstoff  bei  Beginn  des  Versuches  absorbiert 
wird,  jedoch  nach  24  Stunden  ein  Gleichgewichtszustand  einzutreten 
scheint.  Je  dicker  die  Schicht  ist,  desto  geringer  ist  die  Gewichts- 
zunahme. Ist  aber  die  Schicht  gar  zu  dünn,  so  werden  unzuverlässige 
Resultate  erhalten.  Die  besten  Bedingungen  für  die  Sauerstoffabsorption 
scheinen  gegeben  zu  sein,  wenn  die  Olschicht  so  dünn  ist,  daß  je 
0,0005  g  pro  Quadratzentimeter  der  Glasplatte  angewandt  worden  sind. 
Offenbar  ist  diese  Methode  äußerst  schwerfällig  und  hängt  von 
der  Genauigkeit  ab,  mit  welcher  Dezimilligramme  gewogen  werden 
können;  außerdem  liefert  sie  nicht  absolute  Zahlen  und  kann  nur  als 
Anhalt  bei  vergleichenden  Versuchen  benutzt  werden.  Wenn  es  sich  nur 
darum  handelt,  zwischen  trocknenden,  halbtrocknenden  und  nichttrock- 
nenden  Ölen  zu  unterscheiden,  dann  ist  die  „  Jodzahl ^  (S.  164)  nicht  nur  die 
am  leichtesten  auszuführende  Vorprobe,  sondern  sie  bietet  auch  den  Vor- 
teil, daß  sie  gleichzeitig  quantitative  Resultate  liefert.  £s  sei  jedoch  be- 
sonderer Nachdruck  daraufgelegt,  daß  die  Jodzahl  nicht  als  gleichbedeutend 
mit  der  Trockenfähigkeit  angesehen  werden  darf,  denn  die  Fischöle  und 
Leberöle  assimilieren  etwa  ebensoviel  Jod,  wie  die  am  besten  trocknenden 
Ole,  und  doch  absorbieren  sie  viel  weniger  Sauerstoff.  Femer  unter- 
scheiden sie  sich  noch  dadurch  wesentlich  von  letzteren,  daß  sie  nicht 
wie  Leinöl  eine  Haut  bilden.  Fischöle  und  Leberöle  werden  jedoch  am 
besten  von  den  trocknenden  Ölen  durch  die  zunächst  zu  beschreibende 
Hexabromidprobe  unterschieden  (vgl.  S.  188). 


2.  Hexabromidprobe« 

Auf  Grund  der  Hazuraschen  Untersuchungen  über  die  Brom- 
produkte der  ungesättigten  Säuren  haben  Hehner  und  Mitchell  die 
folgende  Methode  ausgearbeitet.  1 — 2  g  eines  Öles  werden  in  40  ccm 
Äther,  unter  Zusatz  einiger  ccm  Fisessig,  aufgelöst.  Die  Lösung  wird 
in  einem  verkorkten  Kolben  auf  5^  abgekühlt.  Hierauf  wird  Brom 
tropfenweise  zugesetzt,  bis  die  braune  Färbung  nicht  mehr  verschwindet. 
Man  läßt  drei  Stunden  lang  stehen,  filtriert  die  Flüssigkeit  durch  ein 
Asbestfilterrohr  imd  wäscht  viermal  nacheinander  mit  je  10  ccm  Äther, 
der  auf  0®  abgekühlt  ist,  aus.  Schließlich  wird  der  Rückstand  bis  zum 
konstanten  Gewicht  getrocknet. 

In  der  folgenden  Tabelle  stelle  ich  die  von  Ilehner  und  Mitchell, 
von  mir  selbst  und  von  meinen  Assistenten  Walker  und  Warburton 
gefundenen  Zahlen  zusammen. 


Hezabromidprobe. 


179 


Tab.  I. 


Öl 


HexabromidaujBbeute 

von  Glyzeriden 

Proz. 


Beobachter 


LeiDöl  (Jodzahl  181)  .  . 
Leinöl  (Jodzahl  186,4)  .  . 
Leinöl  (Jodzahl  190,4)  .     . 

Leinöl 

Tangöl 

Tangöl  1.  Probe  .... 
Tangöl  2.  Probe  .... 

Candlenußöl 

Walnoßöl 

Mohnöl 

Maisöl 

BaumwoUsamenöl  .  .  . 
BaamwoUsamenöl      .     .     . 

Paranoßöl 

Mandelöl 

Olivenöl 

Japanfischöl 

Fischöl,  deodorisiert      .     . 

Dorschleberöl 

Dorschleberöl 

Dorschleberöl,  Neufundland 
Haifischleberöl      .... 
Haifischleberöl      .... 

Robbentran 

Walfischtran 

Walfischtran 

Walratöl 

Walratöl 


23,14;  23.52 

24,17 

37,72 

23,86—25,8 

0 

0 

0,38;  0,39 

8,21;  7,28 

1,42—1,9 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

21,14;  22,07 

49,01;  52,28 

42,9 
35,33;  38,76 
32,68;  30,62 

22 
21,22;  19,08 
27,54;  27,92 

25 

15,54;  16,14 

2,61;  2,42 

3,72;  3,69 

nach  48- standigem 

Stehen 


Walker  und  Warburton 
LewkoiB^itsch 

Hehner  und  Mitchell 

^  ^  ^ 

Walker  und  Warburton 


Hehner  und  Mitchell 


Lewkowitsch 
Hehner  und  Mitchell 


Walker  und  Warburton 

Hehner  und  Mitchell 
Walker  und  Warburton 

Hehner  und  Mitchell 
W^alker  und  Warburton 

Hehner  und  Mitchell 
Walker  und  Warburton 


Die  Hexabromidprobe  ist  vorzüglich  geeignet  zur  Untersuchung 
von  trocknenden  Ölen.  No^h  besser  wendet  man  diese  Methode  bei  der 
Untersuchung  der  Fettsäuren  an,  da  man  auf  diese  Weise  einen  Anhalt 
zur  Unterscheidung  zwischen  vegetabilischen  trocknenden  Ölen  und  Ölen 
der  Seetiere  gewinnt  (vgl.  unten  S.  188). 


3«  Farbenreaktionen. 

Yon  den  in  außerordentlich  großer  Zahl  in  Vorschlag  gebrachten 
Farbenreaktionen  haben  sich  nur  die  folgenden  nützlich  erwiesen,    wie 

12  • 


IgO  01^9  Fette  und  Wachse. 

ich  durch  ausgedehnte  Untersuchungen  festgestellt  habe  (Joum.  Soc. 
Chem.  Ind.  1894,  617')).  Die  folgenden  Reaktionen  können  als  zuverlässig 
empfohlen  werden: 

1.  Die  Baudouin sehe  Reaktion.  Diese  ursprünglich  von  C am oin 
eingeführte  Reaktion  zeigt  die  Anwesenheit  von  Sesamöl  an,  indem 
ein  in  diesem  Öle  vorhandener  Körper  mit  Salzsäure  und  Rohrzucker 
eine  höchst  charakteristische  rote  Farbe  gibt.  Da  Rohrzucker  unter  der 
Einwirkung  der  Salzsäure  LäYulose  und  Furfiirol  liefert,  haben  Yilla- 
vecchia  und  Fabris  die  folgende  Form  vorgeschlagen:  —  Man  setzt  zu 
0,1  ccm  einer  alkoholischen  Furfurollösung  (ein  Volumen  farbloses  Für- 
furol  in  100  Yolumen  absoluten  Alkohols)  10  ccm  des  zu  untersuchenden 
Öles  und  10  ccm  Salzsäure  vom  spez.  Gew.  1,19,  schüttelt  kräftig  durch 
und  läßt  absitzen.  Wenn  die  Probe  auch  weniger  als  1  Proz.  Sesamöl 
enthält,  zeigt  die  untere  wäßrige  Schicht  eine  deutlich  karmoisinrote 
Farbe  an.  Sollten  etwa  in  dem  Fette  Farbstoffe  vorhanden  sein,  welche 
mit  Salzsäure  allein  eine  Färbung  geben,  so  sind  diese  vorher  durch 
Durchschütteln  der  Probe  mit  konzentrierter  Salzsäure  zu  entfernen. 
Die  Empfindlichkeit  dieser  Reaktion  ist  so  groß  und  so  zuverlässig, 
daß  sie  zum  Nachweis   von  Margarine  (die  gesetzlich  einen  Zusatz  von 

I  10  Proz.  Sesamöl  enthalten  muß)  dienen  kann. 

2.  Die  Halphen'sche  Reaktion.  Diese  Reaktion  zeigt  Baum- 
wollsamenöl  an.  Man  erwärmt  gleiche  Volumina  Ol,  Amylalkohol  und 
Schwefelkohlenstoff,  der  1  Proz.  Schwefelblumen  in  Lösung  enthält,  in 
einem  Reagensglase  im  Wasserbade  oder  Kochsalzbade  15 — 30  Minuten 
lang.  Bei  Gegenwart  von  Baumwollsamenöl  tritt  eine  charakteristische 
rote  Färbung  ein.  Es  muß  jedoch  vor  einer  Überschätzung  dieser  Probe 
gewarnt  werden,  da  einerseits  Baumwollsamenöl,  welches  auf  180  bis 
250^  erhitzt  worden  ist,  diese  Reaktion  nicht  mehr  anzeigt,  andererseits 
aber  der  farbgebende  Körper  beim  Füttern  mit  Baumwollsamenkuchen 
oder  Baumwollsamen  in  das  Milchfett  der  Kühe  und  auch  in  Schweine- 
fett übergeht.  Es  sei  hinzugefügt,  daß  auch  Kapoköl  imd  Baobaböl 
diese  Reaktion  geben. 

3.  Die  Bechische  Reaktion  (Silbernitratprobe).  Diese  Re- 
aktion für  Baumwollsamenöl  ist  weniger  zuverlässig  als  die  Halphen- 
sche  Probe.  Am  sichersten  wird  sie  in  der  folgenden  von  Tortelli  und 
Ruggeri  vorgeschlagenen  Form  ausgeführt:  —  Man  stellt  aus  5  g  der 
zu  untersuchenden  Probe  die  flüssigen  Fettsäuren  des  Öles  dar  (vergl. 
weiter  unten  S.  186),  löst  in  10  ccm  95 -proz.  Alkohol,  setzt  1  ccm 
einer  5-proz.  Silbemitratlösung  hinzu  und  erwärmt  im  Wasserbade  auf 


')  Vergl.  auch  Lewko witsch,  Chemische  Technologie  und  Analyse  der  Öle, 
Fette  und  Wachse,  Bd.  I,  S.  357  ff. 


Farbenreaktionen.  181 

70 — 80°.     Bei   Gegenwart   von  Baumwollsamenöl  wird   das  Silbemitrat 
sofort  reduziert,  während  andere  Öle  eine  geraume  Zeit  unverändert  bleiben. 

4.  Die  Salpetersäurereaktion  gibt  in  vielen  Fällen  vorläufige 
Auskunft  über  die  Gegenwart  von  Baumwollsamenöl.  Man  schüttelt 
einige  ccm  der  Probe  mit  dem  gleichen  Volumen  Salpetersäure  vom  spez. 
Gew.  1,375  durch  imd  läBt  einige  Zeit  lang,  bis  zu  24  Stunden,  stehen.  Bei 
Anwesenheit  von  Baumwollsamenöl  bemerkt  man  eine  kaffeebraune 
Färbung,  welche,  wie  ich  gefunden,  selbst  von  erhitztem  Baumwoll- 
samenöl und  dessen  Fettsäuren  (die  also  nicht  mehr  die  Halphensche 
Reaktion  anzeigen)  geliefert  wird. 

Die  drei  letztgenannten  Farbenreaktionen  für  den  Nachweis  von 
Baumwollsamenöl  dürfen  nur  mit  größter  Vorsicht  angewendet  werden 
und  können  besten  Falles  nur  als  Vorproben  oder  als  Bestätigungsproben 
dienen. 

5.  Die  Liebermann-Storch-Reaktion.  Diese  Farbenreaktion 
ist  für  den  Nachweis  von  Harzsäuren  außerordentlich  zuverlässig.  Man 
löst  1 — 2  ccm  der  Probe  in  Essigsäureanhydrid  imter  mäßigem  Er- 
wärmen auf;  nach  dem  Abkühlen  läßt  man  einen  Tropfen  Schwefelsäure 
vom  spez.  Gew.  1,53  (dargestellt  durch  Vermischen  von  34,7  ccm  kon- 
zentrierter Schwefelsäure  imd  35,7  ccm  Wasser)  einlaufen.  Bei  Anwesen- 
heit von  Harzsäuren  tritt  eine  schön  violettrote,  bald  wieder  ver- 
schwindende Farbe  auf.  Auch  Cholesterin  gibt  eine  ähnliche  Färbung. 
Vermutet  man  die  Anwesenheit  des  letzteren,  so  muß  die  Harzsäure 
von  dem  unverseifbaren  Cholesterin  getrennt  werden.  Cholesterin  wird 
am  besten,  wie  weiter  unten  beschrieben,  nachgewiesen. 

6.  Die  Schwefelsäurereaktion.  Sämtliche  in  der  älteren  Lite- 
ratur aufgeführten  Farbenreaktionen  mit  Schwefelsäure  sind  unzuverlässig, 
mit  Ausnahme  der  Reaktion  für  die  Erkennung  von  Leberölen.  Man 
löst  1  Tropfen  Ol  in  20  Tropfen  Schwefelkohlenstoff  und  setzt  einen 
Tropfen  konzentrierter  Schwefelsäure  hinzu.  Wenn  Leberöle  vorhanden 
sind,  entsteht  eine  violettblaue  Farbe,  die  bald  in  Rot  und  Braun  übergeht. 
Die  Färbung  scheint  nicht  nur  durch  Cholesterin,  sondern  auch  durch 
„Lipochrome"  hervorgerufen  zu  werden. 


C.  Untersnehiiiig  der  Fettsäuren. 

Falls  die  voranstehenden  Methoden  ausreichende  Information  für 
die  Identifizierung  eines  Fettes  nicht  geliefert  haben,  muß  man  die  freien 
Fettsäuren  untersuchen.  Hierzu  dienen  zunächst  die  physikalischen  Me- 
thoden, so  Bestimmung  des  Erstarrungspunktes  (Titers)  (vergl.  S.  226 
unter  Eerzenmaterial  und  Tabellen  S.  196 — 203.     Im  besonderen  aber 


182  öle,  Fette  und  Wachse. 

benutzt  man  die  folgenden  chemischen  Methoden,  welche  den  oben  be- 
schriebenen quantitativen  Reaktionen  zum  Teil  nachgebildet  sind^). 

1.  Bestimmung    der   Neutralisationszahl,    aus    welcher   das 
mittlere  Molekulargewicht  abgeleitet  werden  kann. 

2.  Bestimmung  der  Laktone  (Anhydride). 

3.  Trennung    der    gesättigten  Fettsäuren   von  ungesättigten 
Fettsäuren. 

4.  Untersuchung  der  gesättigten  Fettsäuren. 

5.  Bestimmimg  der  Ölsäure,  Linolsäure  und  Linolensäure. 

6.  Bestimmung  der  „oxydierten"  Fettsäuren. 

Die  freien  Fettsäuren  werden  in  der  unter  „Bestimmung  der  Hehn er- 
sehen Zahl"  (S.  169)  beschriebenen  Weise  dargestellt.  Nur  bei  denjenigen 
Ölen  und  Fetten,  deren  Yerseifungszahl  über  200  liegt,  ist  auf  die  lös- 
lichen (flüchtigen)  Fettsäuren  Rücksicht  zu  nehmen. 


1.  Bestimmiinsr  der  NeutralLiationszahl  und  des 
mittleren  Molekolargrewlchts. 

Die  Neutralisationszahl  gibt  die  Anzahl  von  Milli- 
grammen Kaliumhydrat  an,  die  zur  Sättigung  TOn  1  g  der 
Fettsäuren  erforderlich  sind. 

Die  Bestimmung  der  Neutralisationszahl  wird  in  genau  derselben 
Weise  ausgeführt,  wie  unter  „Säurezahl"  (S.  172)  beschrieben,  jedoch 
unter  Benutzung  von  wäßriger  Normallauge.  Es  ist  nicht  ratsam, 
weniger  als  5  g  zu  benutzen.  Ein  Schlufi  auf  die  ungefähre  Zusammen- 
setzung eines  Fettsäuregemisches  läßt  sich  aus  folgender  Tabelle  gewinnen 
(vergl.  auch  die  S.  19ß  ff.  gegebenen  Tabellen). 

Aus  der  so  gefundenen  Neutralisationszahl  wird  das  mittlere  Mole- 
kulargewicht, wie  folgt,  berechnet:  Bezeichnet  man  mit  M  das  mittlere 
Grammmolekulargewicht  der  Fettsäure,  so  müssen  M  Gramme  der  Theorie 
nach  durch  56,1  g  KOH  gesättigt  werden.  Ist  n  die  Anzabl  Gramme 
Kaliumhydrat,  die  in  dem  Versuche   1  g  Fettsäuren  gesättigt  haben,  so 

56  1 
folgt  aus    der  Proportion    M  :  56,1  =  1 :  n,    daß  M  =  — ^—  ist.    n  wird 

gefunden  durch  Multiplikation  der  Anzahl  der  für  1  g  Fettsäuren  ver- 
brauchten ccm  Normalkalilauge  mit  0,0561.  Ist  diese  Anzahl  a,  so  ist 
n  =  a  X  0,0561 .     Durch  Einsetzen  in  die  obige  Gleichung  erhält  man 

56,1  1000 


M 


a  X  0,0561  a 


*)  Betreffs  fernerer  Methoden  vergl.  Lewkowitsch,  Chemische  Techno- 
logie und  Analyse  der  Öle,  Fette  und  Wachse,  Bd.  I,  Kapitel  VIII. 


Neatralisationszahlen  der  Fettsäuren. 


183 


Tab.  IL 

Neutralisationszahlen  der  Fettsäuren. 


SAure 


Formel 

Molekular- 

Neutralisations- 

gewicht 

zahl 

C,H,0, 

60 

935,0 

C,H,0, 

88 

637,5 

CeHjjOj 

116 

483,6 

CgHißO, 

144 

389,6 

CioHjoOj 

172 

326,2 

C|jHj4  0, 

200 

280,5 

CuHjgO, 

228 

246,1 

CisHaa^j 

256 

219,1 

CijHj^Oj 

270 

207,7 

CigHjgO, 

284 

197,5 

CigH^O, 

282 

198,9 

CisHsjOj 

280 

200,4 

G|gH,oOs 

278 

198,2 

C18HJ4O3 

298 

188,3 

CioHioOj 

812 

179,8 

CmH4,0, 

338 

166,0 

Cje^sjO, 

396 

141,7 

CsoHßoOj 

452 

124,1 

CigHjßOj 

300 

187,0 

CigHjfiO^ 

316 

177,6 

CigH^Oj 

332 

169,0 

CigHseOß 

348 

161,2 

CjgHjgOg 

380 

147,6 

Essigsäure 

Buttersäure 

Capronsäure      .     .     .     . 

Caprylsäure 

Caprinsäure 

Laurinsäure 

Mjristiusäure  .  .  .  . 
Palmitinsäure  .  .  .  . 
Daturinsäure      .     .     .     . 

Stearinsäure 

Ölsäure 

Linolsäure 

Linolensäure      .     .     .     . 

Rizinolsäure 

Arachinsäure     .... 

Erucasäure  

Cerotinsäure  .  .  .  . 
Melissinsäure  .  .  .  . 
(H7dr)oxystearinsäure 
Di(hydr)ox)rstearinsäure . 
Tri(hydr)oxy8tearinsäure 
Sativinsäure  .  .  .  . 
Linusinsäure      .     .     .    . 


2.  Bestimmung  der  Laktone  (Anliydride). 

Wenn  die  freien  Fettsäuren  statt,  wie  unter  „Bestimmung  der  Neu- 
tralisationszahl'^  S.  182  beschrieben,  mit  einem  Überschuß  von  alko- 
holischem Kali  gekocht  werden  (wie  bei  der  Bestimmung  der  „Ver- 
seifungszahl^  S.  163),  so  sollte  sich  derselbe  Wert  ergeben,  oder  mit 
anderen  Worten  ausgedrückt:  Die  Verseifungszahl  der  Fettsäuren  sollte 
identisch  sein  mit  ihrer  Neutralisationszahl.  (Voraussetzung  ist  hierbei, 
daß  die  Menge  des  Unverseifbaren  vemachlässigenswert  ist.)  Falls  jedoch 
die  Fettsäuren  Laktone  oder  Anhydride  enthalten,  so  wird  die  Ver- 
seifungszahl größer  als  die  Neutralisationszahl  sein.  Die  Differenz  ergibt 
ein  Maß  der  Laktone  oder  Anhydride.  Die  Bestimmung  derselben  ist 
namentlich  bei  der  Untersuchung  von  Kerzenmaterial  von  Bedeutung 
(siehe  nächstes  Kapitel). 


Ig4  Ö^®}  F®^^  ^<^  Wachse. 

3.  Trennungr  der  gresättigrten  Fettsäuren  von  den 

unsres&ttigrten  Fettsäuren. 

Die  beste  —  obwohl  immer  noch  unvollkommene  —  Trennungs- 
methode beruht  auf  der  Löslichkeit  der  Bleisalze  der  ungesättigten 
Fettsäuren  in  Äther,  während  die  Bleisalze  der  festen  Fettsäuren  fast 
unlöslich  sind.  Diese  Methode  wird  am  zuverlässigsten  in  der  folgen- 
den, in  meinem  Laboratorium  durchgearbeiteten  Form  ausgeführt,  welche 
auf  einer  Kombination  der  von  Muter  u.  de  Koninck  und  von  Lane 
gegebenen  Modifikationen  des  ursprünglich  von  Yarrentrapp  an- 
gegebenen Verfahrens  beruht. 

3 — 4  g  der  Fettsäuren  werden  in  der  üblichen  Weise  in  einem 
300  ccm- Kolben  mit  50  ccm  etwa  Y^- normaler,  wäßriger  Kalilauge 
neutralisiert.  (Man  kann  auch  von  dem  ursprünglichen  Fette  ausgehen, 
wobei  man  natürlich  mit  alkoholischer  Kalilauge  kocht,  um  erst  zu  ver- 
seifen. Nach  Zusatz  von  Phenolphtalein  wird  alsdann  die  Lösung  mit 
Essigsäure  schwach  angesäuert  und  schließlich  mit  alkoholischer  Kali- 
lauge bis  zur  Neutralität  versetzt.)  Die  Lösung  wird  mit  Wasser  auf 
etwa  100  ccm  aufgefüllt.  Alsdann  verdünnt  man  in  einem  Becherglase 
30  ccm  einer  10-proz.  Bleiacetatlösung  mit  150  ccm  Wasser  und  bringt 
zum  Sieden  und  gießt  die  siedend  heiße  Lösung  in  die  Seifenlösung 
unter  fortwährendem  Umschütteln,  damit  die  ausgeschiedenen  Bleiseifen 
sich  an  die  Kolbenwand  anlegen.  Man  füllt  den  Kolben  mit  heißem 
Wasser  bis  zum  Halse  und  läßt  abkühlen.  Nachdem  sich  die  Flüssig- 
keit geklärt  hat,  wird  sie,  wenn  nötig,  durch  ein  Filter  abgegossen. 
Die  Bleiseifen  werden  sorgfaltig  mit  heißem  Wasser  gewaschen,  wobei 
man  die  Vorsicht  gebraucht,  die  heißen  Lösungen  vor  dem  Filtrieren 
abzukühlen,  damit  die  erkalteten  Bleiseifen  an  den  Kolbenwänden  an- 
hängen. Die  letzten  Spuren  Wassers  werden  mittels  eines  Filtrierpapier- 
röllchens entfernt.  Es  ist  nicht  ratsam,  die  Bleisalze  zu  trocknen,  da 
sie,  besonders  wenn  Fettsäuren  trocknender  Ole  vorliegen,  Sauerstoff 
aus  der  Luft  anziehen.  Man  übergießt  die  Bleisalze  mit  150  ccm  Äther, 
verkorkt  den  Kolben  und  schüttelt  gut  durch,  so  daß  die  Masse  zer- 
teilt wird.  Der  Kolben  wird  dann  mit  einem  Rückflußkühler  ver- 
bunden und  auf  dem  Wasserbade  unter  häufigem  Umschütteln  erwärmt. 
Die  Bleisalze  der  flüssigen  Säuren  lösen  sich  leicht  im  heißen  Äther, 
gleichzeitig  gehen  aber  auch  gewisse  Mengen  gesättigter  Säuren  in  die 
Lösung  über.  Wenn  sich  die  ungelösten  Seifen  auf  dem  Boden  des 
Kolbens  als  feines  Pulver  abscheiden,  hört  man  mit  dem  Erwärmen  auf. 
Wird  die  Arbeit  rasch  ausgeführt  und  unnötiges  Aussetzen  an  die  Luft 
vermieden,  ist  es  nicht  nötig,  die  Operation  in  einer  Wasserstoff-  oder 
Kohlenstoffatmosphäre    vorzunehmen.     Man  läßt  die   ätherische  Lösung 


Gesättigte  and  ungesättigte  Fettsäuren. 


185 


Tab.  HL 


Säure 


Tiglinsäure 


Hypogäasäure 

Physetolemsäure 

Lycopodiulhsäure 

( Asellinsäure  ?)  . 

Ölsäure 

Elaidinsänre 

Isoöls&nre 

Raptnsänre 

Döglingsäure  ) 

Jekoleinsäure  / 

Erucasäure 

Brassidinsäure 

Isoerucasäure 

Lin  Ölsäure 

Taririnsänre 

Hirseölsäure 

Telfairasäure 

Eläomargarinsäure 

Linolensäure 

Isolinolensäure 

Jecorinsäure 

Isansäure    .    .    . 

Therapinsäure    . 

Rizinolsäure 

Isorizinolsäure 

Rizinelaldinsäure 

Rizinsäure 

Gemischte  Triglyzeride 
MjristopalmitooleTn 
Oleodipalmitin  .    . 
Oleodimargarin 
Oleopalmitostearin 
Oleodistearin     .    . 
Elaidodistearin  .    . 
Dioleostearin     .    . 


Formel 

Jod7.ah1i) 

der 
Fettsäure 

Ci4H,eOj 

254,00 
128,28 
112,39 

Ci^HmO, 

100,00 

CitH,,0, 

94,78 

C18HJ4O2 

90,0T 

CisHjeOj 

85,81 

C,»H,,0, 

75,15 

Ci8H,,0| 

181,42 

CisUmO, 

274.10 

461,82 

387,78 

Ci«H,40, 

85,23 

— 

— 

Jodsahl  des 


Mono-      I         Di-        I        Tri- 
g:lyieride8  |  glyzerides  '  glyserides 


145,98 
93,38 
84,67 

198,43 
112,39 
100,00 

225,44 
120,57 
106,42 

77,44 

90,07 

95,25 

74,27 

85,81 

90,50 

71,85 

81,93 

86,20 

68,65 

78,39 

82,29 

61,65 

69,40 

72,43 

143,50 

164,93 

173,58 

216,47 

345,57 
302,38 

68,28 


249,02    ;     262,15 


409,67 
350,34 

77,91 


436,67 
369,90 

81,76 


31,59 
30,53 
29,53 
29,53 
28,60 
28,60 
58,00 


0  Bas  Atomgewicht  des  Jods  ist  mit  127  eingesetzt. 


Igg  öle,  Fette  und  Wachse. 

abkühlen  und  filtriert  durch  ein  mit  einem  Uhrglase  bedecktes  Falten 
filter  in  einen  Scheidetrichter.  Die  ungelösten  Seifen  werden  durch 
3-  bis  4 -maliges  Auswaschen  des  Kolbens  mit  Äther  auf  das  Filter 
gebracht,  wobei  man  jedesmal  30 — 40  ccm  Äther  anwendet.  Das  äthe- 
rische Filtrat  wird  nun  mit  verdünnter  Salzsäure  durchgeschüttelt,  um 
die  Bleiseifen  zu  zersetzen,  wobei  die  Fettsäuren  sofort  in  den  Äther 
übergehen.  Man  zieht  das  ausgeschiedene  Bleichlorid  und  die  wäßrige 
Lösung  ab  und  wäscht  die  Ätherschicht,  bis  die  Waschwässer  säurefrei 
sind.  Schließlich  wird  die  Ätherlösung  durch  ein  kleines  Faltenfilter  in 
einen  gewöhnlichen  Kolben  filtriert.  Bestehen  die  flüssigen  Fettsäuren 
vorwiegend  aus  Ölsäure,  so  kann  der  Äther  auf  dem  Wasserbade  ver- 
dampft werden  und  der  Rückstand  im  Wasserschrank  bis  zur  Gewichts- 
konstanz getrocknet  werden.  Yermutet  man  jedoch  stärker  ungesättigte 
Fettsäuren  (Leinöl,  Maisöl),  so  muß  die  ätherische  Lösung  in  einem 
Strome  trockenen  Wasserstoffes  oder  trockener  Kohlensäure  abdestilliert 
werden.  Auf  dem  Filter  finden  sich  die  Seifen  der  gesättigten  Fett- 
säuren, welch  letztere  ebenfalls  durch  Zersetzen  mit  Salzsäure  ge- 
wonnen werden  können. 

Es  sei  jedoch  ausdrücklich  betont,  daß  diese  Trennungsmethode 
keine  völlig  genaue  ist  und  daß  daher  die  festen  Fettsäuren  stets  noch 
ungesättigte  Fettsäuren  enthalten  (deren  Menge  man  annähernd  durch 
Bestimmung  der  Jodzahl  ermitteln  kann).  Auch  die  ätherische  Lösung 
der  Bleisalze  enthält  gesättigte  Fettsäuren,  namentlich  die  der  flüchtigen 
Fettsäuren.  Immerhin  gibt  diese  Methode  hinreichend  genaue  Resultate 
für  die  gewöhnlichen  Zwecke  des  Handelsanalytikers.  Es  ist  ratsam, 
die  Jodzahl  der  flüssigen  Fettsäuren  zu  bestimmen,  da  sich  aus  der- 
selben wertvolle  Schlüsse  auf  die  Zusammensetzung  der  Fette  ziehen 
lassen,  wenn  man  die  vorstehende  Tabelle  III  (S.  185)  zu  Rate  zieht. 
(Vergl.  auch  unter  No.  5  S.  188.) 

4.   UntersuchunsT  der  sresättisrten  Fettsäuren. 

Von  den  festen  Fettsäuren  können  gegenwärtig  mit  annähernder 
Genauigkeit  nur  bestimmt  werden:   Arachinsäure  und  Stearinsäure. 

Aracfiinsüure*  Die  Bestimmung  derselben  ist  erforderlich  für  die 
Erkennung  des  Erdnußöls  oder  der  Gemische  von  Ölen,  die  Erdnußöl 
enthalten.  Man  löst  die  festen  Fettsäuren,  die  aus  10  g  Ol  erhalten  worden 
sind,  in  50  ccm  heißem,  90-proz.  Alkohol.  Falls  Arachinsäure  vorhanden 
ist,  erhält  man  beim  Abkühlen  der  alkoholischen  Lösung  eine  krystal- 
linische  Masse,  die  aus  „roher  Arachinsäure",  d.  h.  einem  Gemische  von 
Arachinsäure  und  Lignocerinsäure,  besteht.  Die  Krystalle  werden  ab- 
filtriert   und   auf  dem  Filter   zunächst   mit    einer    abgemessenen  Menge 


Gesättigte  Fettsäuren.  Ig7 

90-proz.  Alkohol,  dann  mit  70-proz.  Alkohol  gewaschen.  Letzterer  löst 
nur  geringe  Mengen  auf.  Die  Krystalle  auf  dem  Filter  werden  schließ- 
lich mit  siedendem  absoluten  Alkohol  gewaschen  und  das  Filtrat  in 
einer  Porzellanschale  oder  einem  Kolben  aufgefangen.  Der  Alkohol  wird 
abgedunstet  und  die  getrockneten  Erystalle  zur  Wägung  gebracht.  Zu 
dem  so  erhaltenen  Gewichte  roher  Arachinsäure  addiert  man  die  von 
dem  angewandten  90-proz.  Alkohol  gelöste  Menge,  indem  man  der  Rech- 
nung zu  Grunde  legt,  daß  100  ccm  bei  15 «  0,022  oder  bei  20®  0,045  g 
roher  Arachinsäure  auflösen.  Schließlich  bestimmt  man  den  Schmelz- 
punkt der  rohen  Arachinsäure,  der  zwischen  71 — 72°  liegen  sollte. 

(Betreffs  einer  von  Tortelliu.  Ruggeri  angegebenen  Modifikation 
und  deren  Kritik  vergl.  Lewkowitsch,  Chemische  Technologie  etc., 
Bd.  II,  S.  174.) 

Stearinsäure.  Die  Bestimmung  der  Stearinsäure  beruht  auf  dem 
von  David  angegebenen  Prinzipe,  daß  beim  Behandeln  mit  einer  bei  0° 
gesättigten  alkoholischen  Lösung  von  reiner  Stearinsäure  alle  niedrigeren 
festen  Fettsäuren  sowie  auch  die  ungesättigten  Säuren  in  Lösung  gehen, 
während  Stearinsäure  ungelöst  bleibt.  Bei  der  Ausführung  geht  man 
entweder  von  den  gesättigten  (vergl.  S.  186)  oder  den  gesamten  Fett- 
säuren eines  Fettes  aus.  Es  sei  jedoch  bemerkt,  daß  etwa  vorhandene 
Arachinsäure  zunächst  entfernt  werden  muß,  da  sie  sonst  zusammen  mit 
Stearinsäure  gefunden  werden  würde.  Hehner  u.  Mitchell  haben 
dieses  Prinzip  zu  einer  in  vielen  Fällen  brauchbaren  Methode  ausgebildet. 
Man  bereitet  die  Stearinsäurelösung  durch  Auflösen  von  3  g  reiner 
Stearinsäure  in  1000  ccm  Alkohol  vom  spez.  Gew.  0,8183  in  einer  Stöpsel- 
fiasche. Die  Flasche  läßt  man  im  Eisschrank  über  Nacht  stehen,  als- 
dann hebert  man  die  Mutterlauge,  ohne  die  Flasche  aus  dem  Eiswasser 
herauszunehmen,  ab.  Hierzu  bedient  man  sich  eines  zu  einem  kleinen 
Trichter  erweiterten  Rohres,  welches  in  die  alkoholische  Lösung  ein- 
taucht; das  Trichterchen  ist  mit  feinem  Linnen  überbunden,  um  die  ab- 
geschiedenen Stearinkrystalle  zurückzuhalten.  Das  Trichterrohr  ist 
zweimal  rechtwinklig  gebogen  und  an  eine  Saugflasche  angepaßt,  so  daß 
die  klare  Flüssigkeit  mit  Hilfe  einer  Filterpumpe  rasch  abgezogen 
werden  kann. 

0,5 — 1,0  g  fester  Fettsäuren  —  oder,  falls  die  Fettsäuren  flüssig  sind, 
5  g  —  werden  in  einem  Kolben  genau  abgewogen  und  in  100  ccm  der 
oben  beschriebenen  Stearinsäurelösung  aufgelöst.  Der  Kolben  wird  über 
Nacht  in  Eiswasser  stehen  gelassen.  Am  nächsten  Tage  wird  die  Flüssig- 
keit umgeschüttelt,  während  der  Kolben  sich  noch  im  Eiswasser  befindet, 
damit  sich  die  Krystalle  absetzen,  und  dann  noch  etwa  Y,  Stunde  lang 
im  Eiswasser  stehen  gelassen.  Die  alkoholische  Lösung  wird,  wie  oben 
beschrieben,  abfiltriert  und  der  im  Kolben  zurückbleibende  Niederschlag 


188  Öle,  Fette  und  Wachse. 

dreimal  hintereinander  mit  je  10  ccm  der  auf  0^  abgekühlten  alkoholischen 
Stearinsäurelösung  gewaschen.  Schließlich  werden  die  am  Trichterchen 
haftenden  Krystalle  mit  heiBem  Alkohol  in  den  Kolben  gespült.  Der 
Alkohol  wird  abgedunstet,  der  Rückstand  bei  100^  getrocknet,  und  ge- 
wogen und  auf  reine  Stearinsäure  berechnet.  Der  Schmelzpunkt  der 
Krystalle  darf  nur  wenig  unter  68,5^  liegen.  Für  die  durch  die  Stearin- 
säurelösung eingeführte  Menge  Stearinsäure  ist  eine  Korrektion  von 
0,005  g  anzubringen. 

5.   Bestimmniisr  der  Ölsäure,  liinolsäure,  liinolensfture« 

Aus  der  Jodzahl  der  flüssigen  Fettsäuren  erhält  man  einen  vor- 
läufigen Anhalt,  welche  Fettsäuren  zu  berücksichtigen  sind.  Bei  dem 
gegenwärtigen  Stande  unserer  Kenntnis  wird  man  hauptsächlich  auf 
Ölsäure,  Linolsäure  und  Linolensäure  zu  fahnden  haben.  Liegt  die  Jod- 
zahl  bei  etwa  90,  so  hat  man  es  mit  praktisch  reiner  Ölsäure  zu  tun; 
liegt  jedoch  die  Jodzahl  viel  höher,  so  muß  man  die  Anwesenheit  von 
Linolsäure  und  Linolensäure  in  Betracht  ziehen.  Die  Anwesenheit  von 
Linolensäure  wird  durch  die  Hexabromidprobe  festgestellt  und  ihre 
Menge  auch  annähernd  quantitativ  ermittelt.  Hierzu  verfahrt  man  wie 
folgt  (Hehner  u.  Mitchell,  Analyst  1898,  13): 

0,3  g  der  Fettsäuren  werden  in  Eisessig  gelöst  und  die  Lösung  in 
einem  verkorkten  Kolben  auf  5°  abgekühlt.  Nun  wird  Brom  tropfen- 
weise zugesetzt,  bis  die  braune  Farbe  nicht  mehr  verschwindet.  Man 
läßt  drei  Stunden  lang  stehen,  damit  das  Brom  vollständig  absorbiert 
werde,  filtriert  durch  ein  Asbestfilter  und  wäscht  den  Niederschlag  nach- 
einander mit  je  5  ccm  abgekühltem  Eisessig,  Alkohol,  Äther.  Der 
Rückstand  auf  dem  Filter  wird  in  einem  Wassertrockenschrank  bis  zum 
konstanten  Gewicht  getrocknet;  der  Schmelzpunkt  des  Rückstandes 
soll  zwischen  175 — 180®  liegen^).  In  dem  Filtrate  kann  man  die  Linol- 
säure unter  Zuziehung  einer  von  Farnsteiner  gegebenen  Methode  an- 
nähernd als  Tetrabromid  bestimmen,  indem  man  das  in  der  Lösung 
vermutlich  vorhandene  Gemisch  von  Olsäuredibromid  und  Linolsäure- 
tetrabromid  durch  Verdampfen  des  Lösungsmittels  gewinnt  und  mit 
heißem  Petroleumäther  (der  zwischen  35 — 67,5®  siedet)  behandelt.  Beim 
Erkalten  scheidet  sich  das  Linolsäuretetrabromid  größtenteils  ab,  wäh- 
rend Olsäuredibromid  in  Lösung  bleibt.  Die  abfiltrierten  Krystalle  müssen 
bei  etwa  112®  schmelzen. 

Die  folgende  Tabelle  enthält  eine  Anzahl  von  Bestimmungen,  die 
in  meinem  Laboratorium  ausgeführt  wurden. 

')  Die  Hexabromide  der  Öle  der  Seetiere  schwärzen  sich  bei  200^,  ohne 
jedoch  zuvor  zu  schmelzen. 


Oxydierte  Fettsäuren. 


189 


Ol 


Hexabromidausbeuten 
Pro«. 


Leinöl  (Jodzahl  181) 

-  (      -        184) 

-  ,  flfiseige  Sftoren  (Jodzahl  208) 

Gandlennßöl 

Stillingiaöl 

Safloröl 

Japanfischöl 

Deodorisiertes  Fischöl 

Dorschleberöl,  Norwegen 

Dorschleberöl,  Neafondland    .    .    .    . 

Haifischleberöl 

Robbentran 

Walfischtran 

Walratöl 


29,06;    29,34 
31,31;    30,44;    30,80 

34,9 

11,53;    11,23;    12,63 

25,78 

1,65;      0,65 


23,04; 

38,42; 

29,86; 

39,1; 

12,68; 

19,83; 

12^; 


23,32 

39,27 
30,36 
37,76 
15,08 
19,93 
12,44 


2,05 


Betre£fs  fernerer  Einzelheiten  muß  auf  Lewkowitsch,  Chemische 
Technologie  der  Ole,  Fette  und  Wachse,  Bd.  I,  S.  398  verwiesen  werden. 


6«  Besttirnnung  der  oxydierten  Fettsfturen« 

Mit  dem  Namen  „oxydierte^  Fettsäuren  habe  ich  diejenige  Klasse 
von  Fettsäuren  belegt,  die  sich  in  oxydierten  Ölen  und  Fetten  finden 
und  sich  durch  ihre  Unlöslichkeit  in  Petroleumäther  von  anderen  Fett- 
säuren unterscheiden.  Die  „oxydierten"  Fettsäuren  werden  nach  Fahrions 
Methode  bestimmt.  4 — 5  g  des  oxydierten  Fettes  oder  Öles  werden  in 
der  üblichen  Weise  mit  alkoholischem  Kali  verseift.  Der  Alkohol  wird 
abgedunstet,  die  Seife  in  heifiem  Wasser  aufgelöst,  in  einen  Scheide- 
trichter übergeführt  und  mit  Salzsäure  zersetzt.  Nach  dem  Abkühlen 
wird  die  Flüssigkeit  mit  Petroleumäther  (der  unter  80**  siedet)  durch- 
geschüttelt und  dann  stehen  gelassen,  bis  sie  sich  ganz  in  zwei  Schichten 
geschieden  hat.  Die  unlöslichen  oxydierten  Fettsäuren  haften  an  den 
Wänden  des  Scheidetrichters  oder  bilden  Klumpen  unter  der  Petroleum- 
ätherschicht. Die  wäfirige  Lösung  wird  abgezogen,  die  Petroleumäther- 
schicht abgegossen  und  die  oxydierten  Säuren  nochmals  mit  Petroleumäther 
durchgeschüttelt,  um  okkludierte  Fettsäuren  auszuwaschen.  Falls  die 
Menge  der  oxydierten  Fettsäuren  groß  ist,  ist  es  ratsam,  sie  in  Kalilauge 
zu  lösen,  die  Seife  mittels  Salzsäure  zu  zersetzen  und  wie  oben  mit 
Petroleumäther  auszuschütteln.  Die  zurückgebliebenen  oxydierten  Säuren 
werden  in  warmem  Alkohol  aufgelöst,  die  Lösung  in  eine  tarierte  Schale 
gebracht,  der  Alkohol  abgedunstet  und  der  Rückstand  bis  zur  Gewichts- 
konstanz getrocknet. 


190  Öle,  Fette  und  Wachse. 


D.  IJiitersachaiig  des  ünverseif baren. 

Das  Unverseifbare,  welches,  wie  oben  (S.  175)  beschrieben,  in  Sub- 
stanz isoliert  worden  ist,  kann  sofort  weiter  untersucht  werden.  Wenn 
keine  Verfälschung  mit  Mineralöl,  Harzöl  oder  Teeröl  stattgefunden  hat, 
wird  die  Menge  des  Unverseifbaren  nur  gering  sein,  da  die  in  Ölen  und 
Fetten  natürlich  vorkommenden  unverseifbaren  Substanzen  zumeist 
weniger  als  1  Proz.  betragen.  Bei  den  Wachsen  ist  jedoch,  wie  bereits 
oben  ausgeführt,  die  Menge  des  Unverseifbaren  beträchtlich  —  bis  zu 
50  Proz.     Die  üntersuchimg  des  Unverseifbaren  zerfällt  daher  in 

'1.  die  Untersuchung  der  natürlich  vorkommenden  unverseifbaren 
Substanzen ; 

2.  Auffindung  und  Bestimmung  beigemischter  unverseifbarer  Sub- 
stanzen. 


1.  Untersuchungr  der  natürlicb  vorkommeDden  unverseifbaren 

Substanzen. 

a)  In  Ölen  und  Fetten. 

Das  Unverseifbare  in  natürlichen  Ölen  und  Fetten  besteht  auBer 
geringen  Mengen  von  Farbstoffen,  harzartigen  Substanzen  oder  Eiweiß- 
körpem  entweder  aus  Cholesterin  oder  Phytosterin.  Da,  wie  oben  ge- 
zeigt,  Cholesterin  für  animalische  Ole  und  Fette,  Phytosterin  für  vege- 
tabilische  Ole  und  Fette  charakteristisch  ist,  so  gibt  die  Untersuchung 
des  Unverseifbaren  ein  Mittel  an  die  Hand,  zwischen  animalischen 
und  vegetabilischen  Produkten  zu  unterscheiden.  Liegt  ein 
Gemisch  animalischer  und  vegetabilischer  Fette  vor,  so  erhält  man  ein 
Gemisch  beider  Alkohole. 

Man  löst  das  Unverseifbare  in  einer  möglichst  geringen  Menge 
absoluten  Alkohols  auf  (Bömer,  Zsch.  f.  Unters,  d.  Nahrungs-  u.  Genuß- 
mittel 1898,  S.  544)  und  stellt  zum  Krystallisieren  hin.  Sind  nur  ge- 
ringe Mengen  von  Farbstoffen  und  harzartigen  Substanzen  zugegen,  so 
erhält  man  in  der  Regel  wohlausgebildete  Krystalle;  andernfalls  löst 
man  das  Unverseifbare  in  95 -proz.  Alkohol  auf  und  entfernt  die  Farb- 
stoffe durch  Behandeln  mit  Tierkohle  in  der  Wärme.  Dann  dunstet 
man  das  Filtrat  zur  Trockene  ein,  nimmt  den  Rückstand  mit  absolutem 
Alkohol  auf  und  läßt  krystallisieren.  Die  aus  der  Mutterlauge  heraus- 
genommenen Krystalle  werden  nun  unter  dem  Mikroskop  untersucht. 
W^enn  entweder  Cholesterin  oder  Phytosterin  allein  vorhanden  ist,  dann 
kann  man  zumeist  deren  charakteristische  Krystallformen,  wie  sie  in 
Fig.  58  u.  59   gezeigt  sind,   beobachten.     Sind   jedoch    Cholesterin    und 


UntersuchuDg  des  Unverseif baren. 


191 


Phytosterin  zugleich  yorhanden,  so  liefert  die  mikroskopische  Unter- 
suchung sehr  unsichere  Resultate.  Bömer  zeigte,  daß  Mischformen  er- 
halten werden  (Fig.  60),  während  ich  in  meiner  eigenen  Praxis  häufig  beim 
Umkrjstallisieren  von  Cholesterin  und  Phytosterin  nicht  die  Mischformen, 
sondern  die  Krjstallformen  beider  Alkohole  nebeneinander  liegend  fand. 
(Vergl.  femer  Lewkowitsch,  Chemische  Technologie  und  Analyse  der 
Öle,  Fette  und  Wachse,  Bd.  1,  S.  407.) 


Fig.  58. 


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Fig.  60. 


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Die  Unsicherheit  der  mikroskopischen  Untersuchungsmethode  wird 
jedoch  durch  die  von  Bömer  ausgearbeitete  Phytosterin-Acetat- 
probe  beseitigt.  Die  alkoholische  Lösung,  aus  welcher  sich  die  Krystalle 
ausgeschieden  haben,  wird  auf  dem  Wasserbade  zur  Trockene  verdampft 
und  in  einer  kleinen  Schale  kurze  Zeit  mit  2 — 3  ccm  Essigsäureanhydrid 
über  einer  kleinen  Flamme  erhitzt,  wobei  man  die  Schale  mit  einem 
Uhrglase  bedeckt  hält.  Das  Uhrglas  wird  dann  abgenommen  und  der 
Überschuß  des  Essigsäureanhydrids  auf  dem  Wasserbade  verdampft. 
Der  Rückstand  wird  nun  mit  einer  möglichst  geringen  Menge  absoluten 


192  01^9  ^'^^^  u°<^  Wachse. 

Alkohols  erwärmt  und  die  Masse  zum  Krystallisieren  hingestellt.  Um 
sofortiges  Erstarren  oder  Krystallisieren  zu  yerhindem,  werden  einige 
ccm  Alkohol  zugesetzt.  Die  auskrystallisierten  Acetate  werden  auf 
einem  kleinen  Filter  gesammelt  und  mit  etwas  95-proz.  Alkohol  ge- 
waschen. Man  bringt  nim  die  Acetate  in  die  Schale  zurück,  löst  in 
5 — 10  ccm  absoluten  Alkohols  und  läßt  wieder  krystallisieren.  Die 
Krystalle  werden  abfiltriert  und  der  Schmelzpunkt  bestimmt.  Da 
Cholesterinacetat  bei  114,3 — 114,8°  (korr.)  schmilzt,  während  die  aus 
verschiedenen  Ölen  und  Fetten  erhaltenen  Phytosterinacetate  zwischen 
125,6 — 137°  (korr.)  schmelzen,  so  kann  schon  aus  dem  Schmelzpunkte 
der  zweiten  Krystallisation  ein  vorläufiger  SchluB  gezogen  werden,  ob 
nur  Cholesterin  oder  nur  Phytosterin  vorliegt.  In  zweifelhaften  Fällen 
ist  es  erforderlich,  noch  mehrmals  umzukrystallisieren.  Ist  der  Schmelz- 
punkt der  fünften  Krystallisation  unter  116°  gefunden  worden,  so  ist 
die  Abwesenheit  von  Phytosterin  mit  Sicherheit  erwiesen. 

b)  In  W^achsen. 

Da  die  Wachse  beträchtliche  Mengen  von  höheren,  in  Wasser  un- 
löslichen Alkoholen  enthalten,  die  eine  rasche  Yerseifung  verhindern,  ist 
es  am  besten,  mit  doppelt  normaler  alkoholischer  Kalilauge  unter  Druck, 
oder  einfacher  mittels  Natriumalkoholats,  zu  verseifen.  Eine  systema- 
tische Untersuchung  des  in  Wachsen  enthaltenen  Unverseif  baren  ist  mit 
Schwierigkeiten  verbunden  und  wird  daher  in  der  Handelsanalyse  nur 
selten  auszuführen  sein.  Der  Leser  sei  daher  hier  auf  Kap.  IX  der 
„Chemischen  Technologie  und  Analyse  der  Ole,  Fette  und  Wachse"  von 
J.  Lewkowitsch  und  auf  die  folgende  Tabelle  IV  verwiesen. 

Die  Schmelzpunktsbestimmung  des  Unverseif  baren  kann  einen  vor- 
läufigen Anhalt  über  die  Natur  der  vorliegenden  Substanzen  geben.  Das 
Yerhalten  gegen  Essigsäureanhydrid  gestattet,  mit  Sicherheit  zwischen 
Alkoholen  imd  Kohlenwasserstoffen  zu  unterscheiden.  Man  kocht  das 
Gemisch  der  unverseifbaren  Substanzen  mit  der  doppelten  Menge  von 
Essigsäureanhydrid  kurze  Zeit  unter  einem  Rückflußkühler  und  beob- 
achtet das  Aussehen  der  noch  heißen  Lösung.  Hat  sich  alles  gelöst,  so 
sind  aliphatische  Alkohole  oder  Cholesterin  und  Phytosterin  vorhanden, 
die  in  ihre  Acetate  übergeführt  worden  sind.  Schwimmt  jedoch  auf 
der  heißen  Essigsäureanhydridlösung  ein  ungelöstes  Ol,  so  ist  Paraffin 
oder  Ceresin  vorhanden.  Die  aliphatischen  Alkohole  bleiben  zumeist 
auch  in  dem  erkalteten  Essigsäureanhydrid  gelöst.  Scheidet  sich  jedoch 
beim  Erkalten  aus  der  Lösung  ein  Krystallbrei  aus,  so  kann  man 
auf  da&  Vorhandensein  von  Cholesterin  und  Phytosterin  schließen,  ob- 
wohl die  Anwesenheit  höherer  aliphatischer  Alkohole  nicht  ausge- 
schlossen ist. 


Untersuchung  des  Unverseifbaren. 


193 


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Untenuchtuigen.   5.  Aufl.   III. 


13 


194  Öle,  Fette  und  Wachse. 


2«  AufiCLndunfiT  und  Bestimmangr  beisremischter  anverseifbarer 

Substanzen. 

Das  Yorhandensein  beigemischter  unyerseif barer  Substanzen  in 
Ölen  und  Fetten  "wird  schon  an  einer  abnorm  niedrigen  Yerseifungs- 
zahl  erkannt.  Feste  imverseifbare  Substanzen,  wie  Paraffin  und  Ceresin, 
werden  bei  Abwesenheit  von  Wachsen  durch  ihren  Aggregatzustand  und 
Schmelzpunkt  identifiziert.  Zumeist,  besonders  bei  flüssigen  Fetten, 
besteht  etwa  beigemischtes  Unverseifbares  aus  flüssigen  Substanzen, 
welche  einer  der  drei  folgenden  Gruppen  angehören: 

a)  Mineralöle, 

b)  Harzöle, 

c)  Teeröle. 

Alle  drei  Klassen  von  Ölen  finden  sich  kaum  nebeneinander  vor.  Wir 
brauchen  daher  nur  das  gleichzeitige  Yorhandensein  von  Mineralöl  und 
Harzöl,  oder  Harzöl  und  Teeröl  ins  Auge  zu  fassen. 

£s  sei  hierbei  bemerkt,  daß  ein  gewisser  Prozentsatz  von  Mineral- 
ölen nicht  immer  als  Yerfälschung  anzusehen  ist,  da  häufig  (bei  Brenn- 
ölen  oder  Schmierölen)  den  fetten  Ölen  Mineralöl  eingestandenermaßen 
zugemischt  wird.  Um  die  Natur  des  isolierten,  unverseif baren  Öles 
näher  kennen  zu  lernen,  wird  eine  zur  Untersuchung  hinreichende  Menge 
dargestellt  und  zunächst  das  spezifische  Gewicht  bestimmt.  Da  die  in  Frage 
kommenden  Mineralöle  ein  spez.  Gew.  von  0,84 — 0,92,  die  Harzöle  das 
spez.  Gew.  von  0,96 — 1,01  haben,  während  die  Teeröle  ein  über  1,01 
liegendes  spez.  Gew.  zeigen,  so  kann  das  spezifische  Gewicht,  falls  nur 
ein  Öl  vorliegt,  einen  Anhalt  geben.  Liegt  ein  Gemisch  von  Mineralöl 
und  Harzöl  vor,  so  gewährt  die  Lieb  ermann- Storchsche  Reaktion 
das  sicherste  Mittel,  Harzöl  qualitativ  nachzuweisen.  Hierzu  wird 
1 — 2  ccm  des  unverseif  baren  Öles  in  einem  Probierrohre  unter  leichtem 
Erwärmen  mit  Essigsäureanhjdrid  durchgeschüttelt.  Nach  dem  Abkühlen 
zieht  man  die  untere  Schicht  mittels  einer  fein  ausgezogenen  Pipette  ab 
und  prüft  die  Lösung,  wie  oben  (S.  181,  5)  beschrieben.  Bei  Anwesenheit 
von  Harzöl  tritt  eine  prächtig  violette,  unbeständige  Farbe  auf.  (Es  ist 
zu  beachten,  daß  Cholesterin  eine  ähnliche  Farbenreaktion  gibt.)  Das 
Yorhandensein  von  Harzöl  kann  auch  durch  Bestimmung  des  optischen 
Drehungsvermögens  konstatiert  werden,  da  Mineralöle  die  Ebene  des 
polarisierten  Lichtes  nur  sehr  wenig  ablenken,  während  Harzöle  ein 
sehr  starkes  Drehungsvermögen  zeigen.  (Es  darf  jedoch  nicht  übersehen 
werden,  daß  auch  die  bei  der  Destillation  des  Wollfettes  entstehenden 
Kohlenwasserstoffe,  wie  Lewkowitsch  zuerst  nachgewiesen  hat,  optisch 
aktiv  sind.) 


Mineralöle,  Harzöle,  Teeröle.  195 

Die  quantitative  Bestimmung  YOn  Harzöl  in  Mineralöl  wird  am  besten 
mittels  der  Yal entaschen  Methode  ausgeführt.  10  ccm  Eisessig  lösen  bei 
50°  0,2833—0,6849  g  oder  2,6—6,5  Proz.  Mineralöl,  während  Yon  Harzöl 
1,7788  g  oder  16,9  Proz.  gelöst  werden.  Man  vermischt  2  ccm  des  Un- 
yerseifbaren  in  einem  Reagensglase  mit  10  ccm  Eisessig  und  hält  das 
lose  mittels  eines  Korkens  verschlossene  Rohr  5  Minuten  im  Wasserbade, 
wobei  man  häufig  durchschüttelt.  Alsdann  wird  durch  ein  angefeuchtetes 
Filter  filtriert  und  der  mittlere  Anteil  des  Filtrates  aufgefangen.  Ein 
Teil  desselben  wird  genau  abgewogen  und  die  darin  enthaltene  Essig- 
säure durch  Titrieren  bestimmt.  Der  Unterschied  zwischen  dem  Prozent- 
gehalt der  angewandten  Säure  und  der  nun  gefundenen  Menge  gibt  die 
Menge  des  ungelösten  Öles  an  (vergl.  Lewkowitsch,  Techn.  der  Ole 
und  Fette,  Bd.  II,  S.  536). 

Liegt  ein  Gemisch  von  Mineralöl  und  Teeröl  vor,  so  wird  die 
Anwesenheit  des  letzteren  mit  Hilfe  von  Salpetersäure  vom  spez.  Gew.  1,45 
nachgewiesen.  Teeröle  geben  eine  durch  beträchtliche  Temperatur- 
erhöhung charakterisierte  Reaktion,  während  reine  Mineralöle  sich  nur 
leicht  dabei  erwärmen» 


Mit  Hilfe  der  nachstehenden  Tabellen  V — IX*),  die  nach  einem  nahezu 
natürlichen  Systeme  angeordnet  sind,  wird  es  nicht  schwer  fallen,  unter 
Einhaltung  der  Reihenfolge  der  im  Vorangehenden  beschriebenen  ünter- 
suchungsmethoden  eine  vorliegende  Probe  eines  einzigen  Individuums  in 
dem  Systeme  aufzufinden.  Eine  Reihe  von  Beispielen,  welche  als  An- 
leitung zur  Untersuchung  komplizierterer  Probleme  dienen  können,  finden 
sich  in  Kap.  XI  der  „Chemischen  Technologie  und  Analyse  der  Ole, 
Fette  und  Wachse"  von  J.  Lewkowitsch  zusanmiengestellt.  Man  ver- 
gleiche auch  die  im  folgenden  Abschnitte  erwähnten  speziellen  Methoden. 


')  Vollständigere  Tabellen  finden  sich  in  Lewkowitsch:    Laboratoriams- 
buch  für  die  Fett-  und  Ölindustrie.    Braonschweig,  1902. 


13' 


196 


öle,  Fette  und  Wachse. 


Tab.  T. 

Vegeta 

bilische 

Kons 

t  a  n  t  e  n 

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UalOalicbs 

Speifflaehes 

Br- 
•tarmngi- 

Sebmelc- 

Ver- 
selftings- 

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(R.)  oder 
Relehert- 

FtttteAnree 
+  UoTer 

• 

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öl 

Oewlebt 

ponkt 

ponkt 

labl 

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Meißl- 

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(HehnerzaU) 

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Pros. 

VwN.-KOH 

Pros. 

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Leinöl 

15 

0-9815-0*9345 

-87 

—  80 

188-.195 

171-201 

• 

95-5 

s 

TungÖl^Chinesisch. 

16 

0-9360-0*9482 

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198 

160-166 

9S-S 

o 

(Japan.)  HoIböI 

-17 

Candlenußöl 

15*5 

0*9856 

— 

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198^ 

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^^^ 

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S 

(Bankulnufiöl) 

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Hanföl 

15 

0*9855-0*9880 

-87 

— 

198*5 

148 

.. 

— 

^^ 

Walnußöl 

15 

0*9850-0*9860 

-87-6 

— 

196 

145 

.. 

95-4 

H 

Safloröl 

15*5 

0*9851-0*9880 

— 

— 

186-8-198  8 

189*8-149-9 

1-54  (R.-M.) 

95-87 

Mohnöl 

15 

0*9840-0*9870 

-18 

— 

195 

133-143 

0 

95-8 

Sonnenblumenöl 

15 

0*9840-0'9858 

-18-5 

— 

198-6 

119-186 

__ 

•  95 

' 

> 

Leindotieröl  peut- 
•ches  SeeamÖI) 

15 

0*9800-0*9860 

-18 

— 

188 

185-148 

— 

— 

Sojabohnenöl 

15 

0-9848—0*9870 

-  B 

— 

198-7 

181*7 

— 

95-5 

s. 

KOrbiakemöl 

15 

0-9887 

-15-6 

— 

188*4 

128-130 

96-S 

Maisöl 

15-5 

0*9818-0*9855 

-10  bis 
—  SO 

— 

188-198 

118—185 

4-5  (R-M.) 

9S— 96 

.-3 

S 

6  . 

Kapoköl 

18 

0*9199 

^^m 

— 

181 

116 

_ 

94-9 

BaumwollsamenÖl 

1? 

0*9880-0*9850 

— 

3  bis  4 

198-195 

100-110 

95—9« 

A 

et 

OB 
1 

Sesamöl 

15 

0*9880-0-9887 

-   5 

— 

189—198 

108-108 

1*8  (R.-M.) 

95-7 

•o 

> 
1 

Bucheckemöl 

15 

0*9800-0-9285 

-17 

— — 

191-196 

104-111 

, 

95-8 

% 

ParanuBöl 

15 

0-9180-0-9185 

0bis4 

— 

198-4 

106-8 

^m 

— 

s 

n 

Curcasöl,  Purgier- 

15-5 

0*9804 

-   8 

— 

198-8 

98-110 

0-6  (R.-M .) 

95-S 

£■ 

nuBöl 

1 

Crotonöl 

15 

0-9600 

-16 

810-816. 

108-104 

18  -13*6 

690 

k 

(R.-M.) 

' 

RaTieonöl 

155 

0*9183-0*9217 

-  8 

— 

174-179 

101-188 

—~ 

— 

H 

HederichÖl 

15 

0*9175 

-  8 

— 

174 

105 

— 

— 

« 

Ruböl  (Colza) 

15-5 

0-9188-0-9168 

-2bU 
in 

— 

170-179 

94-108 

0-3 

95-1 

1 

Schwarzsenföl 

15 

0*916-0-980 

-17 

^_^ 

174 

96-110 

95-1 

3 

^ 

WeiBsenföl 

15-5 

0*914-0-916 

-8  bis 
— 16 

— 

170-174 

98-97 

— 

96*2 

•9 

Rettigöl 

15 

0*9176 

-lObU 
-17*5 

__ 

173-178 

93-86 

0*83  (R-M.) 

95-9 

Jambaöl 

15 

0*9164 

- 10  bli 
1« 

— 

178*8 

95-4 

— 

— 

• 

> 

Kirichkernöl 

15 

0-9884 

- 19  bis 
-80 

-14 

— 

193-195 

110-114 

— 

— 

2 

80     < 

Aprikosenkemöl 

15*5 

0-9195 

^.. 

192*5 

96-108 

0 

95*4 

Pflaumenkemöl 

15 

0*9160-0*9195 

-5  bis -6 

191*5 

98*3-100*8 

— 

— 

o 

Pfirsicbkemöl 

15 

0-918-0-9816 

unter 
—  20 

— 

198-5 

98-109 

— 

— 

O 

(4 

Mandelöl 

15 

0-9175—0*9195 

-10  bis 
—  80 

— 

191 

98-97 

— 

962 

«    / 

Arachisöl 

15 

0-9170-0*9809 

-8bU0 

0 

190-196 

83-100 

,  1 

95*8 

l. 

(Erdnußöl) 

2 

1 

Haselnußöl 

15 

0-9146-0-9170 

-17 

— 

198 

83-90 

0-99  (R.-M.) 

96« 

Olivenöl 

16 

0*916—0*918 

-6  bis  8 

— 

186-196 

79-88 

08 

96 

OliTenkemöl 

15 

0'9184-0*9191 

— 

— 

183 

87*4 

__ 

"^ 

O    . 

Benöl 

16 

0-9180-0-9198 

0 

— 

82 

— 

— 

Traubenkemöl 

15 

0-936 

- 10  bis 

—  18 

178-5 

96 

0-46  (B.>M.) 

98-18 

2  o« 

Rizinusöl 

16'5 

0-9600-0-9679 

- 10  bis 
-18 

— 

188-186 

83-86 

1-4 

— 

1 

2i 

Vegetabilische  öle. 


197 


Ol 

e. 

Tab.  y. 

Variab  ele 

Konstanten    der  Fe 

ttsfiaren 

Reft«ktl«a 

Am- 

tyl- 

Mbl 

SAor«. 
sfthl 

Un- 
▼erteir- 

bftTM 

SpesIfltohM 
Gewicht 

•Urrnng«- 
ponkt 

Schmelft- 
paakt 

Neu- 
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■fttioiM* 

sftbl 

Jodsfthl 

Re- 

Bottor- 

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meter 

Ae«- 
tyl- 
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frftktion 

OC. 

Skftleii- 
t«il« 

KOH 

ProB. 

oa 

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KOH 

OeMint- 
fett- 

FlttMlge 
Fett- 

•C. 

mg 

«C. 

mg 

■iaren 

elaren 

20 
40 

84-90 
7r5 

I 

3-98 

0*8-8*4 

0*49-1*1 

15-5 

0*9238 

13-17 

19*4  bii 
20*6 

17-21 

197 

179-182 

190-201 

60 

1-4546 

— 

— 

— 

— 

7-6-12 

0<44 

— 

— 

31;  34 

37-2 

31;  43*8 

188*8 

lU— 169 

— 

— 

— 

15 

76 

— 

9*86 

8-1 

0-76 

— 

— 

13 

— 

20-21 

— 

— 

- 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

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1-08 

— — 

— 

16 

16-6 

18-19 

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141 

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0-43 

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16*5 

16-2 

20*6 

199 

189 

160 

60 

1-4506 

25 

72-2 

— 

— 

11-8 

0*81 

— 

— 

18 

— 

22-24 

201-6 

124-184 

154'8 

60 

1-4631 

—  1        — 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

14-13 

— 

18-20 

— 

136*8 

165*4 

— 

— 

1         ___ 

— 

— 

4*6 

0*28 

_ 

_ 

24 

_ 

28 

_ 

119 

i— 

— 

— 

25 

76-2-72-5 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

24-5 

— 

28-29 

197 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

^— 

7*5bifl 
8-76 

1-7 -20*6 

1-85-2-86 

— 

^^ 

16-14 

— 

18-20 

198-4 

119*5 

140-144 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

0*9162 

24-23 

— 

29 

191 

108 

— 

— 

— 

25 

67-6-69-4 

^— 

7-6—18 

0 

0*78-1-64 

15*5 

0*9206  bla 
0*9219 

82-86 

32-35 

35-88 

202-208 

111-115 

147-161 

60 

1*4460 

25 

68 

""* 

— 

0*93  bis 
66(1) 

0*95-1-82 

— 

— 

23-5 

22-9  bf  ■ 
23-8 

26-32 

2004 

110*46 

129-136 

60 

1-4461 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

17 

— 

23-24 

— 

114 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

32-25 

— 

29 

— 

108 

— 

— 

— 

25  1       65 
40  1       56-5 

— 

7-5 

0*7-8*5 

0*5-0*58 

— 

— 

26*5  bis 
25-7 

28 

27*5  bti 
30-5 

— 

105*1 

— 

— 

— 

27 

77-5 

— 

19-82 

— 

0-55 

— 

— 

16*7 

19 

— 

201 

1115 

— 

— 

— 

20 

75—74 

— 

— 

4-8-12 

1*45-1*66 

100 

0*8802 

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124*2 

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25 

70*5—71-5 

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25 

68 

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100 

0*8758 

16 

12-13 

16-19 

186 

99-103 

121-126 

60 

1-4991 

40 

59*5 

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1-86  btfl 
7*85 

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15*5 

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16 

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40 

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5*4 

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15-16 

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40 

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15-13 

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20 

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19-21 

189 

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15-13 

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200*5 

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25 

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11*8 

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66-67-5 

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292 

27-7—32 

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96-103 

105-128 

60 

1-4461 

— 

— 

— 

8-8 

0*5 

— 

— 

19-20 

— 

22-24 

200-6 

90-3 

91*3-97*6 

— 

— 

25 

6r4 

— 

10-64 

1-9-50 
2-3-6 

0-46-1 

100 

0-8749 

22-17 

17-2  bIt 
26-4 

24-27 

193 

86-90 

95*5  bli 
103*5 

60 

1-4410 

— 

— 

— 

— 

16-9 

— 

— 

— 

20-18 

— 

24 

187-4 

99 

— 

— 

— 

25 

78 

146-7 
bis 
150 

— 

014  bit 
14-61 

— 

16-5 

0-9509 

3 

— 

13 

192*1 

87-93 

106*9 

60 

1 

1*4546 

öle,  Fette  and'WBcW. 


(Japan.  Fiichfil) 
Herinsafil 
SllchUngai 

sierai 

SpTOtteafil 
DonchlebetSl 

Kabel  Jaulebei6I 
SkataleberSl 
ThuafiscUeberöI 
Haifiichleberöl 

(AiktUcb) 
Sejleberi;i 
SaehecblleberSl 
Rochenleberfit 
Linglebsräl 
Robbentran 
Waieschlraa 
Delphlnlian 

(KärpetCl) 
Delphin  troQ 

(KiDDbackenSI) 
Ueerichweintraa 

(Körperül) 
MeerHChneintran 

(Kinnbackenei) 
HammelklauenCl 
PferdflfuSül 
OchieDklauenül 


Q«W 

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K-M 

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IM'l 

11« 

189-198 

117-1« 

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111-IM 

Animalische  öle. 


199 


öle. 


Tab.  TL 


Varial 

»ele 

Kons  ti 

Binten   der  Fe 

tts&uren 

R«flr«ktloa 

Aea- 
tfh 

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SlnresaU 

ÜBTanalf- 
barat 

SpaiUliahat 
Gewloht 

Bntarraag»* 
pankt 

Salunala- 
pankt 

NantraU* 

■atioB«- 

lahl 

Jodxahl 

B 
•C. 

attttr* 

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B«tar 

Bafiraktion 

Skalas- 
taUa 

KOH 

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•C. 

OC. 

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•C. 

KOH 

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Fattanran 

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181-5 

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— 

— 

25         75 

4-8 

1-25 

0-54-7-83 

— 

— 

— 

18-4-24-8 

21-25 

204-207 

180-5-170 

— 

60 

1*4521 

—         — 

— 

— 

1-1 

— 

- 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

—          — 

10-6 

— 

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— 

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— 

— 

— 

— 

— 

— 

—         — 

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0-2-84 

1-0-1-8 

— 

— 

— 

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1770 

— 

— 

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11-9 

— 

10-2 

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— 

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— 

— 

—         — 

— 

1-26-1-68 

— 

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i 

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— 

1 

— 

11-0 

2-28 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

16-5 

1-9-40 

0-88— 1-4 

— 

— 

— 

16-5-15-9 

22-28 

198-2 

— 

— 

— 

— 

25 ;      70 

— 

0-5-87 

0D2-8-72 

100 

0*8922 

^^ 

28-9 

27-0 

— 

181-2 

144*7 

— 

— 

—         — 

^ 

— 

— 

— 

— 

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— 

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— 

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— 

— 

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—         — 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

—         — 

— 

8-7 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

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5-0 

16-4 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

—         — 

— 

— 

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— 

21-1 

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18*0 

— 

— 

— 

— 

28*6 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

—         — 

n-0 

— 

— 

— 

— 

26-1-26-5 

29-8-80-8 

— 

61-98-68-26 

— 

— 

— 

i5 

68-5 

• 

1-f 

1-7 

84-89 

194*9 

72-9 

Ol«,  Fstte  und  W&chM. 


(If  S  c  1) 
10 

(1S-6  =  I) 


EokaiDuBfil 


Myrtenwach* 
jBpaawacht 


OWIO 

SO-5 

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»-H 

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«-i* 

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(B.->f.) 


87-6-- »11 
88-6-90 


Vegetabilische  Fette. 


201 


Fette. 


Tab.yiL 


Variab  ele       | 

Konstante]} 

i    der   Fettsäuren 

RefrftktiM 

Aeetjl- 

SAhl 

S&nre- 
uhl 

Un- 

T9T9M' 
iMUTM 

SpeslfliehM 
Gewicht 

Bntftrmnga- 
pnnkt 

Sehmeli- 
ponkt 

Meu- 

trali- 

Mtlont- 

uthl 

JodMhl 

Batt«r> 

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Refiraktloii 

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1 

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— 

88 

68*8 

58 

— 

56—67-8 

— 

— 

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— 

100 

0-8701 

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53-3 

94-6 

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—  1       — 

— 

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— 

— 

— 

— 

45*8-68*6 

68-67 

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80—89 

— 

— 

— 

—  1       — 

— 

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— 

— 

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58-55 

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50-58 

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— 

40 

48-85 

— 

17-44'8 

— 

— 

— 

40 

35-9 

42-5 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

888 

— 

— 

— 

67-6 

61*5 

59-61*6 

— 

42-1 

— 

— 

— 

— 

— 

88 

— 

— 

— 

54*8 

— 

56-6 

— 

— 

— 

— 

40 

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1-8 

1-1 -1-88 

— 

— 

— 

47-45 

48-8 

48-60 

190 

83-39 

— 

60 

1-488 

25 

1*4618 

— 

81 

— 

— 

— 

69-4 

— 

60-61 

198-9 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

80 

— 

— 

— 

68-6-64 

— 

— 

— 

- 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

19-6 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

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— 

88-80 

— 

83-26 

864 

— 

— 

— 

— 

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(16-6  =  1) 

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— 

— 

— 

— 

80-5-855 

85-88*6 

258-264 

120 

— 

60 

1-4310 

40 

+  84 

D-9-1W 

6-60 

— 

98-99 

(16-6=1) 

0*8864 

80-16 

22-6-86-2 

25-27 

258-266 

8*4-9-3 

18-6 

60 

1*4895 

— 

— 

— 

8-4-4 

— 

— 

— 

46 

— 

47*5 

230-9 

— 

— 

— 

— 

«7-8rt 

7-88 

1-1-1-63 

96-99 

(16-6  =  1) 

0-8480 

53-0-66-6 

59-4 

56-62 

218-7 

öle,  Fette  nod  WAchse. 


mi 

EiibArfell 

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MG 

ni-M» 

7-9-11 

Animalische  Fette.    Wachse. 


203 


Fette. 


Tali.TIIL 


Variabel« 

9n 

Konstant 

en    der   Fette 

i&aren 

1 
1 

Ae*- 

tyl- 

lahl 

Mif- 
bar«s 

SpMlfltehM 
a«wiobt 

sUmuigt- 
poakt 

8«h]B«lt- 
pnnkt 

Neatrall- 
sab] 

Jodsakl 

BeflMktlon 

laU 

KOH 

Pros. 

•C. 

oa 

Titer 
•C. 

OC. 

KOH 

GMunt- 

Fett- 

sKoren 

Flttssig« 

Fett- 

sioren 

OC. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

5-9 

— — 

15 

0-9374 

25—28 

^ 

80-38 

199*8 

120 

_ 

... 

_ 

"-"      1 

2-78 

^^ 

15 

0*9861 

86-40 

^^ 

44-47 

209 

93-8 

^^ 

40 

Bvtterrcfr. 
86 

—      1 

7« 

— 

15 

0*9246 

35-36 

— 

89-41 

209-5 

101*1 

— 

— 

~ 

—      1 

rs 

— 

15 

0*9264 

37-89 

— 

40-42 

218-1 

64*4 

— 

40 

Batt«rr«fr. 
86 

—      1 

1-5 

__ 

— 

80-31 

— 

36-40 

— 

— 

— 

— 

— 

—      1 

0-r44 

— 

— 

87-7 

88-7 

37-8-89*5 

202-6 

84-87 

-- 

— 

— 

1 

1 
i 

1 

— 

15 

0-9182-0-9289 

36-34 

^■^ 

42-44 

210*8  bis 
217-6 

71-8  Us 
72*2 

— 

— 

— 

__      1 

1 

0*59 

— 

15 

0-9257 

81-82 

~~ 

38-40 

202-4 

66*8 

— 

— 

— 

1 
1 

0«S 

— 

15 

0-9251 

88-84 

— 

84-40 

196-4 

66*1 

— 

— 

— 

! 

1 

0-54  bU 
1-28 

0-23 

99 

0-8445 

89 

41-42 

48-44 

201*8 

64 

92-1») 
90—106«) 

60 
22 

1-4895 

Olaortfr. 

-30 

—       1 

2-t 

— 

15 

0*9386 

32-5-336 

— 

89-40 

203*6 

81*2 

— 

— 

— 

4-2     1 

l« 

15 

0-9800-0-9899 

87*9-38 

— 

44-46 

204*5 

55-5 

— 

— 

— 

11-3     ! 

29«-5S 

0*5-1*8 

— 

— 

28 

— 

80 

200 

55*7-57*4 

— 

— 

— 

2-7 -«1 

8*5-50 

100 
(100  =  1) 

0*8698 

— 

37-9  bis 
46*2 

48-44 

197*2 

41*8 

92-4 

60 

1-4875 

_       1 

1-7—14 

— 

— 

41 

40*15-48-2 

49-50 

210 

84*8 

92*7 

60 

1-4374 

1-0-W' 

! 

0-45  bU 
85-38 

87-75 

(15-5  =  1) 

0.9075 

33-88 

— 

88-40. 

210-220 

28-81 

— 

60 

1*437 

_       1 

3*5 

— 

15., 

0-9686 

46-48 

— 

60-52 

201*3 

28*6 

— 

— 

— 

>)  Bnrop&lsebe  Sehmalse.       ')  Amerikanische  Sehmalse. 


Wachse. 


Variabelen 

Konstanten   der   Fetts 

äuren 

B«lck«rt- 

(B.)od«r 

Refiraktlon 

Aee- 
tyl- 
sshl 

Sinre- 
sabl 

Fett- 

iiare- 

gehslt 

Spesiüsehes 
Gewicht 

Er- 

starraags- 
ponkt 

Sehmels> 
pnnkt 

Hittleret 

Moleknlar- 

gewleht 

Jod- 

Bdchert. 
(R.^M.)saU 

Bntter- 
refirrnktoneter 

sahl 

>/,9X.-K0H 

«C 

Skalea- 
teile 

KOH 

Pros. 

ojC. 

«C. 

Titer 

«C. 

Pros. 

ecm 

mg 

»C. 

* 

1-8 

40 

46*2 

4*5-6*4 

_ 

60-64 

15*5 

0*899 

16*1 

11-1-11*9 

13-8 

281-294 

88-2-85*6 

1-4 

— 

^— 

4*1-6-4 
55*24 
23*8 

4-7 

61-65 

— 

"^ 

10 

8-3-8-6 

10*8-10*8 

— 

82*7 

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59*8 

„_ 

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40 

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327-5 

17 

0-84-6r54     i 

62 

2^5-80 

16-24 

16-8- 21-2 

— 

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1 
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2-63 

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1 

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— 

Spezielle  Methoden  der  öl-  und 

Fettindastrie/) 


Von 
Dr.  J*  Lewkowltseh. 


I.  Ölsaaten,  Ölkuchen,  Rohfette  etc. 

Zur  Bestimmung  des  Fettgehaltes  der  Rohmaterialien  der  Öl- 
und  Fettindustrie  werden  dieselben  in  möglichst  fein  zerkleinertem 
Zustand  mit  Äther,  Petroläther  oder  ähnlichen  Lösungsmitteln  extrahiert. 
Das  Zerkleinern  der  harten  Ölsaaten  kann  durch  Quetschen  im  Porzellan- 
mörser geschehen,  den  man,  um  bereits  ausgeflossenes  Fett  nicht  zu  yer- 
lieren,  nachher  mit  dem  Extraktionsmittel  ausspült.,  Auch  mittels  einer 
gewöhnlichen  Kaffeemühle  lassen  sich  Ölsaaten  gut  vermählen,  doch  sind 
dabei  Yerluste  an  Ol  nicht  ganz  zu  vermeiden.  Eine  kleioe  Labora- 
toriumsmühle, deren  Dimensionen  es  erlauben,  sie  mitsamt  der  in  ihr 
gemahlenen  Probe  in  den  Extraktionsapparat  zu  bringen,  hat  Max 
Lehmann  (Ghem.-Ztg.  1894,  412)  konstruiert.  Ist  der  Feuchtigkeits- 
gehalt der  Substanzen  ein  beträchtlicher,  so  werden  dieselben,  wo  dies 
ohne  Veränderung  des  Fettes  angängig  ist,  zuvor  im  Trockenschrank  ge- 
trocknet. Ist  aber  eine  Oxydation  oder  der  Verlust  flüchtiger  Anteile 
hierbei  zu  befürchten,  so  gelingt  die  Extraktion  des  Fettes  auch  aus 
den  feuchten  Substanzen  bei  Verwendung  von  Petroläther  (vollkommen 
unterhalb  80°  siedend).  Äthyläther,  Schwefelkohlenstoff  oder  Chloroform 
sind  nur  bei  trocknen  Substanzen  zu  verwenden. 

Von  den  vielen  vorgeschlagenen  Extraktionsapparaten  erfreut  sich 
derjenige  von  Soxhlet  weitester  Verbreitung;  er  ist  in  Figur  61 
abgebildet.  Man  füllt  eine  gewogene  Menge  (20 — 50  g)  der  Substanz 
in  eine  Hülse  aus  Filtrierpapier,  die  man  entweder  fertig  beziehen 
oder  durch  Rollen  des  Papiers  um  ein  zylindrisches  Holzstück  selbst 
herstellen  kann.    Alsdann  verbindet  man  das  Rohr  B  mit  einem  Kölbchen 


*)  Behufs  weiterer  Information  über  die  hier  behandelten  Gegenstände  vergl. 
Lewko witsch,  Chemische  Technologie  und  Analyse  der  öle,  Fette  und  Wachse. 
Braonschweig  1905. 


Speiseöle,  Speisefette. 


205 


Fis:.  61. 


Fig.  6%. 


Yon  100 — 200  ccm  Inhalt,  gieBt  das  Extraktionsmittel  bei  Ä  auf,  bis 
es  durch  den  Heber  D  abfließt,  gibt  noch  eine  'weitere  kleine  Menge 
hinzu,  verbindet  A  mit  einem  Rückflußkühler  und  erwärmt  das  Kölbchen 
auf  dem  Wasserbade. 

Bei  Anwendung  dieser  Form  des  Extraktors  ist  man  stets  im 
Zweifel,  wann  die  Extraktion  beendet  ist,  und  sie  dauert  daher  meist 
länger  als  erforderlich,  so  daß  Zeit  und  auch  Lösungsmittel  verloren 
werden.  Daher  bedient  man  sich  mit  Vorteil  der  von  Lewko witsch 
(Joum.  Chem.  Soc.  1889,  360)  angegebenen,  durch  Figur  62   erläuterten 

Form  des  Soxhletschen  Apparates;  nach  gewissen  Zeit- 
intervallen wird  eine  Probe  in  ein  IJhrglas  entnommen 
und  auf  etwaigen  Fettgehalt   durch  Ver- 
dunstenlassen geprüft 

Ist  die  Extraktion  beendet,  so  hört 
man  mit  dem  Erwärmen  auf,  destilliert 
den  Inhalt  des  Eölbchens  auf  dem  Wasser- 
bade  ab,  trocknet  und  wägt.  Da  Athyl- 
äther  aus  feuchten  Substanzen  nicht  nur 
beträchtliche  Mengen  Wasser,  sondern  auch 
Nichtfette  zu  lösen  vermag,  so  tut  man 
gut,  bei  Verwendung  desselben  nach  dem 
Abdestillieren  das  Fett  nochmals  mit 
Petroläther  aufzunehmen. 

Das  Trocknen  kann  in  der  Weise 
geschehen,  daß  man  das  Kölbchen  einige 
Stunden  in  einen  auf  100 — 105®  geheizten  Trocken- 
kästen  legt.  Bei  trocknenden  Ölen  erhitzt  man  das- 
selbe in  einem.  Olbade  auf  diese  Temperatur  und  läßt 
mit  Hilfe  eines  doppelt  durchbohrten  Korks  einen  langsamen  Strom 
trockener  Kohlensäure  oder  Wasserstoffs  über  die  Oberfläche  des  ge- 
schmolzenen Fettes  streichen.  Die  Natur  des  extrahierten  Fettes  wird  nach 
den  im  vorigen  Kapitel  besprochenen  Methoden  bestimmt.  Bei  Ölsaaten 
und  Ölkuchen  lehrt  eine  genaue  mikroskopische  Betrachtung  deren  Her- 
kimft,  Reinheit  etc.  kennen.  Es  muß  in  dieser  Hinsicht  auf  Spezial- 
werke,  wie  J.  König,  Untersuchung  landwirtschaftlich  und  gewerblich 
wichtiger  Stoffe,  S.  244  und  278  ff.  verwiesen  werden. 


II.  Speiseöle,  Speisefette. 

Die  Untersuchung  der  Speiseöle  wird  nach  den  im  vorigen  Kapitel 
angegebenen  Methoden  ausgeführt.  Zumeist  handelt  es  sich  darum,  in 
Tafelölen,  die  unter  dem  Namen  Olivenöl  verkauft  werden,  Baumwollen- 


206  Spezielle  Methoden  der  Öl-  und  Fettindustrie. 

samenöl  und  Erdnußöl  nachzuweisen.  Von  Wichtigkeit  ist  die  Bestimmung 
der  Säurezahl,  obwohl  auf  Grund  einer  etwas  hohen  (über  2  liegenden) 
Säurezahl  allein  eine  Probe  nicht  verurteilt  werden  sollte.  Ausschlag- 
gebend muB  vielmehr  stets  die  Schmackhaftigkeit  sein.  Von  den  Speise- 
fetten seien  hier  kurz  die  folgenden  besprochen: 

!•  Sutter.  Hier  kann  nur  die  Untersuchung  des  Butterfettes  be- 
handelt werden.  Zunächst  wird  das  Butter  fett  durch  Schmelzen  der 
Probe  und  Abgießen  des  geschmolzenen,  klar  abgeschiedenen  Fettes  durch 
ein  trocknes  Faltenfilter  dargestellt.  Als  Vorprobe  dient  die  Refrakto- 
meteranzeige (S.  155).  Von  Wichtigkeit  ist  die  Bestimmung  der  Reichert- 
Wollny  sehen  Zahl  (S.  167),  die  bei  einer  normalen  Butter  oberhalb  24 
liegen  sollte.  Ist  eine  niedrigere  Zahl  beobachtet  worden,  so  ist  der  Ver- 
dacht einer  Fälschung  mit  anderen  tierischen  Fetten  oder  mit  pflanzlichen 
Fetten  begründet,  falls  nicht  etwa  eine  „anormale"  Butter  vorliegt. 
Erstere  werden  meist  in  der  Form  von  Margarine  der  Butter  einverleibt. 
War  die  benutzte  Margarine  mit  dem  gesetzlich  vorgeschriebenen  Sesam- 
ölgehalt  hergestellt  worden,  so  gibt  der  positive  Ausfall  derBaudouin- 
schen  Reaktion  (S.  180)  den  nötigen  Fingerzeig;  anderenfalls  muß  man  die 
Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes,  der  Verseifungszahl  etc.  als  weitere 
Kennzeichen  heranziehen  (vergl.  Lewkowitsch,  Ghem.  Tech.  u.  Analys. 
Bd.  II,  S.  441),  sowie  auch,  da  Margarine  zumeist  pfianzliche  Fette  ent- 
hält, die  Phytosterinacetatprobe  ausführen. 

Mit  Hilfe  der  letztgenannten  Probe  werden  pflanzliche  Fette  am 
raschesten  erkannt.  Von  Wichtigkeit  ist  der  Nachweis  geringer  Mengen 
von  Kokosnußöl  in  Butterfett.  Hierfür  bediene  man  sich  der  Polenske- 
schen  Methode  (Arbeit,  a.  d.  Kaiserl.  Gesimdheitsamte  1904,  543),  die 
mangels  besserer  Methoden  als  eine  Ergänzung  der  Phytosterinacetat- 
probe anzusehen  ist. 

Man  verseift  5  g  des  filtrierten  Butterfettes  nach  dem  Leffmann- 
Be  am  sehen  Verfahren  mit  20  g  Glyzerin  imd  2  ccm  Natronlauge  (bereitet 
aus  gleichen  Teilen  Natronhydrat  und  Wasser)  in  einem  300  ccm-Kolben 
durch  Erhitzen  über  freiem  Feuer.  Die  Lösung  läßt  man  bis  unter  100** 
abkühlen,  setzt  90  ccm  Wasser  hinzu  und  löst  die  Seife  durch  Erwärmen 
auf  dem  Wasserbade  bei  etwa  50®.  Die  Lösung  soll  klar  und  fast 
farblos  sein.  Falls  eine  braune  Lösung  erhalten  wird,  muß  der  Versuch 
verworfen  werden.  Zu  der  heißen  Seifenlösimg  setzt  man  50  ccm  ver- 
dünnter Schwefelsäure  (25  ccm  reiner  konzentrierter  Schwefelsäure  in 
1,000  ccm  Wasser)  und  etwas  gepulverten  Bimsstein  hinzu.  Der  Kolben 
wird  unmittelbar  darauf  an  dem  Kühler  befestigt.  Der  zu  verwendende 
Apparat  muß  genau  in  allen  Einzelheiten  den  in  Fig.  63  gegebenen 
Dimensionen  entsprechen.  Die  Wärmezufuhr  muß  so  gehandhabt  werden, 
daß    innerhalb    19   bis  20  Minuten   110  ccm  abdestilliert  werden.     Der 


Butter. 


207 


Fig.  63. 


KühlwasserzufluB  ist  derart  zu  regulieren,  daß  das  Destillat  nicht  bei 
einer  höheren  Temperatur  als  20  bis  23°  in  den  110  ccm-Kolben  abtropft. 
Sobald  110  ccm  überdestilliert  sind,  wird  der  110  com -Kolben  entfernt 
und  durch  einen  Maßzylinder  von  20  ccm  Inhalt  ersetzt. 

Das  Destillat  darf  nicht  durchgeschüttelt  werden.  Man  senkt  den 
Kolben  fast  vollständig  in  Wasser  yon  15°  ein;  nach  etwa  5  Minuten 
wird  der  Hals  des  Kolbens  leicht  erschüttert,  so  daß  die  an  der  Ober- 
fläche  schwimmenden  Oltropfen  an  die  Wandungen  des  Halses  gebracht 
werden.  Nach  etwa  weiteren  10  Minuten  beobachtet  man  die  Kon- 
sistenz der  unlöslichen  Säuren  und  konstatiert, 
ob  sie  eine  feste  oder  halbfeste  Masse  oder 
ölige  Tropfen  bilden.  Der  Kolbeninhalt  wird 
dann  durchgemischt,  indem  man  den  ver- 
schlossenen Kolben  vier-  oder  fünfinal  um- 
kehrt, energisches  Durchschütteln  jedoch  ver- 
meidet. 100  ccm  werden  durch  ein  Filter  von 
8  ccm  Durchmesser  abflltriert  und  mit  Y,q  N.- 
Kalilauge titriert,  genau  so,  wie  bei  dem 
Reichert  sehen  Verfahren  S.  167.  Um  die 
lösliche  Säure  vollständig  zu  entfernen,  wird 
das  Filter  dreimal  hintereinander  mit  je  15  ccm 
Wasser  gewaschen,  die  nacheinander  durch 
das  Kühlrohr,  den  Maßzylinder  von  20  ccm 
Inhalt  und  den  110  ccm-Kolben  hindurch- 
gespült worden  waren.  Das  Kühlrohr,  der 
Maßzjlinder  und  der  110  ccm-Kolben  werden 
dann  in  derselben  Weise  dreimal  hintereinan- 
der mit  je  15  ccm  neutralisiertem  90-proz. 
Alkohol  gewaschen,    wobei  man  die  Wasch- 

fiüssigkeit  gut  ablaufen  läßt,  ehe  eine  neue  Quantität  auf  das  Filter  ge- 
bracht wird.  Das  alkoholische  Filtrat  wird  schließlich  mit  7,oN.- Alkali 
titriert.  In  der  folgenden  Tabelle  I  ist  eine  Anzahl  der  von  Polenske 
veröffentlichten  Werte  für  reine  Butterfette  und  dieselben  Butterfette 
mit  Zusätzen  von  10,  15  und  20  Proz.  Kokosnußöl  wiedergegeben.  (Einst- 
weilen ist  der  von  Polenske  eingeführte  Ausdruck  „neue  Butterzahl" 
von  mir  vermieden  worden.) 

Polenske  beansprucht,  mit  Hilfe  dieser  Tabelle  in  annähernd 
quantitativer  Weise  die  einer  verfälschten  Butter  zugemischte  Menge 
von  Kokosnußöl  bestimmen  zu  können,  indem  er  sich  auf  die  aus  den 
angegebenen  Zahlen  ableitbare  Forderung  stützt,  daß  die  für  die  Neu- 
tralisation der  unlöslichen  Fettsäuren  erforderliche  Menge  von  Alkali 
durch     Zusatz    von     1  Proz.    Kokosnußöl    um    0,1  ccm    erhöht    wird. 


208 


Spezielle  Methoden  der  Ol-  und  Fettindostrie. 


Tab.  L 


Anzahl  ccm  Vio^*~KOH,  die  erforderlich  sind  für  die  Neutralisation  der 


-^       •  c? 

(3  a 

•d       •  s? 

(3   ea 

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Dasselbe 

Dasselbe 

Dasselbe 

Reines  I 

iutterfett 

Butterfett,  mit 

Butterfett,  mit 

Butterfett,  mit 

^  ^*  •  w^^A  ^^^  »m 

10  Proz. 

KokoB- 

l5Proz. 

Koko(- 

SOProz 

Kokos- 

nuBöl  versetzt 

nußöl  versetzt 

nufiöl  versetzt 

1 

19,9 

1,36 

18,7 

2,4 

18,1 

2,9 

17,6 

3,3 

2 

21,1 

1,4 

19,7 

2,3 

19,2 

3,0 

18,5 

3,6 

8 

22,5 

1,5 

21,0 

2,6 

20,4 

2,9 

19,8 

3,6 

4 

23,3 

1,6 

22,0 

2,5 

21,5 

8,1 

21,0 

8.7 

6 

23,4 

1,6 

22,8 

2,4 

21,7 

3,1 

21,2 

3,7 

6 

28»6 

1,7 

22,5 

2,5 

21,9 

3,3 

21,4 

4,0 

7 

24,5 

1,6 

28,3 

2,5 

22,4 

3,1 

21,7 

3,7 

8 

24,7 

1,7 

23,8 

2,9 

22,9 

8,5 

22,1 

8,9 

9 

24,8 

1,7 

23,5 

2,7 

22,7 

3,2 

10 

24,8 

1,6 

23,4 

2,5 

22,8 

3,0 

22,1 

8,6 

11 

25,0 

1,8 

23,0 

2,7 

23,8 

8,1 

21,8 

8,6 

12 

25,1 

1,6 

23,5 

2,5 

23,1 

3,0 

22,5 

8.8 

13 

25,2 

1,6 

23,4 

2.6 

22,9 

3,0 

22,3 

8,7 

14 

25,3 

1,8 

24,0 

2,9 

23,5 

3,5 

22,6 

4,1 

15 

25,4 

1,9 

24,2 

3,0 

23,7 

3,6 

22,6 

4,1 

16 

26,6 

1,7 

24,1 

2,7 

23,3 

3,1 

22,7 

8,7 

17 

25,4 

1,7 

23,8 

2,6 

28,0 

8,1 

18 

26,2 

1,9 

25,0 

8,1 

24,2 

3,6 

23,6 

4,0 

19 

26,5 

1,9 

25,0 

2,9 

24,1 

8,5 

23,2 

4,1 

20 

26,6 

1,8 

25,4 

2,9 

24,6 

3,8 

28,9 

8,8 

2i 

26,7 

2,0 

25,2 

3,2 

24,5 

3,6 

23,7 

4,2 

22 

26,8 

2,0 

24,8 

3,0 

24,2 

3,4 

28,5 

4,0 

23 

26,9 

2,1 

25,2 

2,9 

24,1 

3,6 

23,2 

4,2 

24 

26,9 

1,9 

24,9 

2,9 

24,0 

8,3 

23,3 

4.0 

25 

27,5 

1.9 

25,7 

2,7 

24,9 

8,8 

24,0 

8,9 

26 

27,8 

2,2 

26,0 

3.1 

25,0 

3,7 

— 

27 

28,2 

2,3 

26,1 

8,1 

25,1 

8,8 

24,5 

4,4 

28 

28,4 

2,3 

26,5 

3,5 

25,7 

4,0 

25,1 

4,5 

29 

28,8 

2,2 

26,8 

3,3 

26,0 

8,9 

— 



80 

28,8 

2,5 

27,1 

3,5 

26,3 

4,0 

25,4 

4,7 

31 

29,4 

2,6 

27,6 

3,8 

26,9 

4.2 

— 



32 

29,6 

2,8 

27,5 

3,8 

26,2 

4,2 

25,5 

4,9 

33 

29,5 

2,5 

27,4 

3,5 

26,6 

4,1 

25,4 

4,7 

34 

30,1 

3,0 

27,8 

3,8 

26,9 

4,4 

26,2 

6,0 

Margarine.    Schweinefett.  209 

Ein  Beispiel  möge  die  Berechnungsweise  erklären:  Angenommen,  eine 
Probe  Yon  Butterfett  ergab  die  Eeichert-MeiBl-Zahl  24,5  und  erforderte 
für  die  Neutralisation  der  unlöslichen  flüchtigen  Fettsäuren  3,0  ccm  Dezi- 
normalalkali. Die  unlöslichen  flüchtigen  Fettsäuren  waren  yon  flüssiger 
Konsistenz.  Gemäß  der  Tabelle  I  yerlangt  ein  reines  Butterfett  yon  der 
Reichert-Meißl-Zahl  24,5  nur  1,6  ccm  Dezinormalalkali  für  die  Neu- 
tralisation der  unlöslichen  flüchtigen  Fettsäuren;  daher  war  ein  Über- 
schuB  yon  3,0  —  1,6  =  1,4  für  die  Neutralisation  der  imlöslichen  flüch- 
tigen Fettsäuren  erforderlich;  die  yorliegende  Probe  muß  daher  als  mit 
Kokosnußöl  yerfälscht  angesehen  werden.  Da  je  0,1  ccm  als  1  Proz.  zu- 
gesetzten Kokosnußöles  entsprechend  angenommen  wurde,  so  würde  die 
Probe  14  Proz.  Kokosnußöl  enthalten.  Beispiele  15  und  22  der  yor- 
stehenden  Tabelle  (24,2,  3,0  und  24,8,  3,0)  deuten  auf  einen  Zusatz  yon 
10  Proz.  Kokosnußöl  hin.  Die  Probe,  welche  diese  Zahlen  lieferte, 
enthielt  tatsächlich  10  Proz.  Kokosnußöl.  (Eine  auf  demselben  Prinzipe 
beruhende,  nur  in  der  Ausführung  abweichende  Methode  ist  yon  Müntz  imd 
Coudon  [Annal.  de  l'Inst.  Nation.  Agronom.  1904]  beschrieben  worden.) 

^«  Marga/rine*  Die  Untersuchung  des  Margarine  fett  es  erstreckt 
sich  zunächst  auf  den  Nachweis  des  gesetzlich  yorgeschriebenen  Sesamöl- 
zusatzes  mittels  der  B au douin sehen  Reaktion  (S.  180)  und  die  Be- 
stimmung der  Reichert-Wollnyschen  Zahl.  War  die  gesetzlich  yor- 
geschriebene  Milchmenge  bei  der  Darstellung  der  Margarine  nicht  über- 
schritten worden,  so  darf  die  Reich ert-Wollny sehe  Zahl  nicht  höher 
als  2  sein.  Dies  ist  jedoch  nur  der  Fall,  wenn  die  Margarine  kein 
Kokosnußöl  enthielt.  Seitdem  aber  letzteres  in  der  Margarinefabrikation 
yerwendet  wird,  muß  erforderlichen  Falles  die  Reichert  sehe  Methode 
durch  die  Polen ske sehe  ergänzt  werden. 

3.  Schweinefett;  Kungtschnmlz;  Schnudasurrogate.  Die  Prü- 
fung des  Schweinefettes  auf  Reinheit  und  der  Nachweis  yon  Surrogaten 
gehören  zu  den  wichtigsten  Aufgaben  der  Speisefettuntersuehung.  Man 
beobachte  zunächst  die  Refraktion  im  Butterrefraktometer  und  bestimme 
die  Jodzahl  des  Fettes,  sowie  der  flüssigen  Fettsäuren.  Geben  diese 
Anlaß  zu  einem  Verdachte,  so  fahnde  man  auf  die  Anwesenheit  yon 
yegetabilischen  ölen  und  Fetten  mittels  der  Phytosterinacetatprobe 
(S.  191).  Vermutet  man  Kokosnußöl  oder  Palmkernöl,  so  bestimme 
man  die  Reichert-Meißlsche  (Reiehert-Wollnysehe)  Zahl  (S.  167), 
sowie  auch  zur  Bestätigung  das  Verhältnis  der  löslichen  flüchtigen  Säuren 
zu  den  unlöslichen  flüchtigen  Fettsäuren  (Polenskes  Methode  S.  208). 

Der  Nachweis  yon  Talg  oder  Rindsstearin  ist  ein  schwierigeres 
Problem,  betreffs  dessen  auf  die  Monographie  „Schweinefett^  in  Lewko- 
witsch,  Chemische  Technologie  und  Analyse  der  Ole,  Fette  u.  Wachse, 
Bd.  II,  S.  380  yerwiesen  werden  muß. 

Untersuchung^en.  6.  Aufl.  HL  14 


210  Spezielle  Methoden  der  öl-  and  Fettindustrie. 

4»  Schokoladen fetUf  KakaobiMersurrogate.  Unter  ersterem 
Namen  fasse  ich  alle  diejenigen  Fette  zusammen,  die  zur  Fabrikation 
billiger  Schokolade  als  Ersatz  der  teuren  Kakaobutter  dienen.  Zumeist 
fsind  dies  „EokosnuBölstearin^  und  ,,Palmkem8tearin^,  die  an  ihrer  niedrigen 
Jodzahl  und  hohen  Yerseifungszahl,  sowie  an  der  Reichert-Me  iß  Ischen 
Zahl  erkannt  werden.  Yon  Wichtigkeit  für  die  Bewertung  ist  die  Be- 
stimmung des  Schmelzpunktes  des  Fettes  sowie  der  Titertest  der  Fett- 
säuren. 

m.  WoUöle,  Wollspicköle,  WoUsdimälzöle. 

Unter  diesen  Handelsnamen  Tersteht  man  Öle,  die  zum  Einfetten 
—  Schmälzen  —  der  Wollfaser  vor  dem  Spinnen  und  Weben  benutzt 
werden.  Diese  Öle  sind  entweder  reine  fette  Öle  (Olivenöl,  Schmalzöl, 
Ochsenklauenöl)  oder  Ölsäure  oder  Gemische  derselben  mit  imverseif- 
baren  Ölen  (Mineralöle,  WoUfettkohlen Wasserstoffe). 

Der  Wert  dieser  Öle  hängt  ab  von  der  Leichtigkeit,  mit  der  sie  beim 
Walken  von  der  Faser  entfernt  werden,  sowie  ferner  von  ihrer  Feuer- 
geföhrlichkeit. 

Der  quantitative  Nachweis  des  ünver seifbaren  (S.  175)  gewährt 
einen  Anhalt.  Dieser  wird  auch  von  den  Feuerversicherungsgesellschaften 
verlangt,  da  je  höher  der  Grehalt  an  Unverseifbarem,  desto  höher  die 
Versicherungsprämie  bemessen  wird. 

Die  Feuergefährlichkeit  wird  durch  Bestinmiung  des  Flammpunktes 
(S.  31  u.  109)  ermittelt;  außerdem  wird  besonders  bei  reinen  fetten  Ölen 
imd  reinen  Fettsäuren  in  Mackeys  „Cloth  Oil  Tester"  das  Verhalten  des 
Öles  gegen  Baumwollfaser  bei  etwas  höherer  Temperatur  untersucht. 

Dieser  Apparat*)  (Fig  78)  besteht  wesentlich  aus  einem  zylin- 
drischen Wasserbade,  das  mittels  eines  Deckels,  in  dem  ein  Thermo- 
meter befestigt  ist,  verschlossen  wird.  Der  Deckel  trägt  außerdem  zwei 
Röhren  A  und  J5,  durch  welche  Luft  in  der  Richtung  der  Pfeile  zu- 
geführt und  abgeführt  wird.  In  dem  Wasserbade  steht  ein  Drahtnetz- 
zylinder C,  in  welchen  ein  Baumwollpfropfen  (Watte),  der  mit  dem  zu 
untersuchenden  Wollöle  getränkt  ist,  eingesetzt  wird.  Man  wägt  7  g 
reiner  Baumwolle  ab  imd  durchfeuchtet  sie  mit  14  g  des  zu  unter- 
suchenden  Öles  in  einer  ilachen  Porzellanschale.  Dies  muß  sorgfaltig  ge- 
schehen,  damit  das  Ol  gleichmäßig  verteilt  ist.  Man  verfährt  am  besten 
so,  daß  man  die  Watte  vollständig  zerzupft  und  sorgfältig  mit  dem  Öle 
tränkt,  denn  der  Erfolg  des  Versuches  hängt  in  hohem  Maße  von  der 
gleichförmigen  Verteilung  ab.  Die  geölte  Watte  wird  in  den  Zylinder  C 
gebracht,  während  man  das  Thermometer  festhält,  so  daß  die  Watte  um 


^)  Erhältlich  von  Reynolds  and  Branson,  Leeds. 


Wollöle,  LithogntpheufirniMe.  211 

den  Quecksilberkörper  hentm  eingepackt  wird.  Dos  Wasser  im  Dampf- 
mantel wird  nun  in  wallendes  Sieden  gebracht,  der  Zylinder  in  das  Bad 
eingesetzt,  der  Deckel  Ober  das  Thermometer  geschoben  und  mittels 
der  Klaznmer  D  in  seiner  Lage  festgehalten.  Nach  Verlauf  einer  Stunde, 
während  welcher  das  Wasser  in  heftigem  Kochen  erhalten  wird,  beob- 
achtet man  die  Temperatur.  Es  ist  erforderlich,  Feuchtigkeit'  sorgfilltig 
auszuscUieSen. 

Wenn  nach  Verlauf  einer  Stunde  das  Thermometer  eine  höhere 
Temperatur  als  100"  anzeigt,  so  mvS  das  Öl  als  feuergefährlich  an- 
gesehen werden.  Bei  sehr  geföhrlichen  Ölen  steigt  die  Temperatur 
innerhalb  4&  Minuten  rasch  auf  300*'.  Falls  die  Temperatur  bis  über 
150"  ansteigt,  ist  es  ratsam,  das  Thermometer  herauszuziehen,  da  die 
eingefettete  Baumwolle  sich  leicht  entzündet. 

Fig.M. 


Da  die  beschriebene  Methode  nur  Vergleichs  werte  liefert,  müssen 
die  angegebenen  Vorschriften  genau  befolgt  werden.  Ehe  man  einen 
Versuch  ausführt,  ist  es  ratsam,  reines  OlivenOl  und  Baumwollsamenöl 
als  Repräsentanten  je  eines  gefahrlosen  und  gefährlichen  Öles  zu  prüfen. 

IV.  Lithographenflnüsse.  —  Polymerisierte  LeinSle. 

Die  Lithographenfimisse  werden  durch  Erhitzen  von  trocknenden 
Ölen  —  hauptsächlich  Leinöl  —  auf  hohe  Temperaturen  unter  Luftaus- 
schluB  erhalten.  Je  höher  das  öl  erhitzt  wird,  um  so  weitgreifesdere 
Polymerisation  tritt  ein.  Die  Bestimmung  der  Jodzahl  gibt  keinen 
genügenden  Anhalt  für  die  Beurteilung  dieser  Öle.  Nach  Lewkowitsch 
(Analyst  1904,  2)  führt  die  Ermittelung  der  Hexabromidausbeute  (S.  179) 

14» 


212 


Spezielle  Methoden  der  öl-  und  Fettindustrie. 


zu  sichereren  Resultaten.  .  Denn  während  rohes  Leinöl  24 — 30  Proz.  an 
Hexabromiden  liefert,  fällt  deren  Ausbeute  in  stark  polymerisierten  Ölen 

bis  auf  0. 

Für  die  Untersuchung  geben  übrigens  die  in  der  folgenden  Tabelle 
enthaltenen  Werte  geeignete  Anhaltspunkte. 

« 

Polymerisierte  Leinöle.  —  Lithographenfirnisse  (Lewkowitsch). 


OD 

Yerseifungs- 
zahl 

2 

Ol 
N 

o 

»  i 

Proz. 

q 

1 

J    Oxydierte 
g    Fettsäuren 

• 

BD 

Proz. 

tl 

Proz. 

OQ 

1 

< 

Jodzahl 

der 

Fettsäuren 

9  S 

sS 

Proz. 

Leinöl,  roh   .    .    . 

Leinöl,  auf  310» 

erhitzt  .... 

Dünner  Firnis  I  . 

-  n  . 

Mittelfimis  I    .    . 

II    .    . 

Dicköl  I   .    .    .    . 

.      It  .    .    .    . 

Gebrannter  Firnis 

0,9308 

0,9354 
0,%76 
0,9691 
0,9693 
0,9703 
0,9720 
0,9747 
0,9912 

189,6 
193,0 
194,4 
190,5 
190,0 
193,7 
178,6 

186,4 

176,3 
107,7 
125,3 
121,9 
126,6 
109,4 
118,6 
102,69 

24,17 

8,44 

0,17 

2,0 

0,95 

0,0 

0,24 

0,0 

0,0 

94,75 

94,8 

93,8 

94,68 

95,6 

93,53 

4,17 
0,34 

1,48 

1,53 

6,36 

0,36 

9,12 

1,76 

0,13 

0,57 

1,8 

1,45 

0,25 

1,14 

9,71 

9,17 

6,09 
5,12 

6,6 
1,66 

114,74 

13,53 

1 

39,31 
32;31 

y.   „Gekochtes^'  Leinöl,  LelnMflniis,  Finiisöle. 

Der  Ausdruck  „gekochtes **  Ol  rührt  von  dem  beinahe  schon  ver- 
alteten Verfahren  her,  Leinöl  nach  Zusatz  einer  geringen  Menge  ge- 
eigneter Metallsalze  oder  Metalloxyde  —  Sikkative,  Trockenstoffe  — 
über  freiem  Feuer  bis  auf  210 — 260°  zu  erhitzen.  Gegenwärtig  wird  die 
Hauptmenge  der  Firnisse  durch  Erhitzen  von  Leinöl  mit  Sikkativen  auf 
150**  C.  (mittels  gespannten  Dampfes)  hergestellt,  wobei  durch  Rühren  ein 
inniges  Vermischen  zwischen  Ol  und  Sikkativ  stattfindet.  Je  nach  der 
Beschaffenheit  und  der  Menge  des  Sikkatives  und  der  Zeitdauer  des  Er- 
hitzens  erhält  man  „hell  gekochte"  Öle  (pale  boiled  oils)  oder  „doppelt 
gekochte"  Ole  (double  boiled  oils).  (Betreffs  der  Theorie  des  Vorganges 
sowie  weiterer  Einzelheiten  und  der  Darstellung  von  Firnissen  bei  ge- 
wohnlicher  Temperatur  vergl.  Lewkowitsch,  Ghem.  Technol.  der  Ole  etc., 
Bd.  II,  S.  567.) 

In  der  Technik  ist  —  wenigstens  gegenwärtig  —  Leinöl  das  einzige 
trocknende  vegetabilische  Ol,  welches  zur  Fimisbereitung  dient. 

Die  Untersuchung  der  Rohmaterialien  der  Fimisindustrie  zerfallt 
in  die  Untersuchung 


Leinöl.  213 

1.  des  Leinöles, 

2.  der  Sikkatiye. 

LetnÖlm  Das  spez.  Gew.  soll  nicht  unter  0,930  liegen.  Die  Jod- 
zahl soll  möglichst  hoch,  mindestens  aber  170  sein;  je  höher,  desto 
besser.  AoBerdem  muß  das  Öl  frei  von  Yerfalschungsmitteln  wie  Fisch- 
ölen (Hexabromidprobe) ,  Harzölen,  Mineralölen  und  von  Harzsäuren 
(Kolophonium)  sein. 

Als  wichtiges  Moment  bei  der  Wertbestimmung  eines  als  rein  be- 
fundenen Leinöles  dient  die  Zeitdauer,  innerhalb  welcher  es  eintrocknet. 
Neben  der  Feststellung  der  Zeit,  die  ein  Leinöl  braucht,  um  zu  einer 
elastischen  Haut  einzutrocknen,  wird  noch  vielfach  der  Handelswert  eines 
Leinöles,  das  zur  Firnis-  (oder  Lack-)  Fabrikation  dienen  soll,  durch  die 
Menge  von  Sauerstoff  ermittelt,  die  es  absorbiert.  Liyaches  Methode, 
sowie  auch  die  Glasplattenmethode  (vergl.  S.  177)  mag  wohl  für 
quantitative  Bestimmungen  benutzt  werden,  doch,  besondere  Fälle  aus- 
genommen, geben  diese  Methoden  nur  geringen  Aufschluß.  Von  weit 
größerer  Wichtigkeit  ist  es,  die  Zeit,  die  zum  Austrocknen  erforderlich 
ist,  sowie  auch  die  Beschaffenheit  der  elastischen  Haut  festzustellen. 
Dies  geschieht  nach  der  in  der  Praxis  üblichen  Weise.  Es  erfordert 
jedoch  viel  praktische  Erfahrung,  um  die  Qualität  eines  Öles  mittels  der 
Trockenprobe  zu  beurteilen.  In  einem  gegebenen  Falle  wird  daher  der 
Analytiker  eine  zu  untersuchende  Probe  mit  einem  als  rein  und  gut 
trocknend  bekannten  Öle  vergleichen,  indem  er  nebeneinander  eine  An- 
zahl Glasplatten  aufstellt,  auf  die  man  eine  dünne  Schicht  von  Öl  mittels 
eines  Spatels  (nicht  mittels  eines  Pinsels)  aufstreicht.  Ein  gutes 
Leinöl  soll  in  weniger  als  drei  Tagen  trocknen;  es  darf  alsdann  beim 
Betupfen  mit  den  Fingern  nicht  klebrig  sein  und  soll  eine  zusammen- 
hängende  elastische  Haut  geben.  (Ole,  die  beträchtliche  Mengen  von 
ünverseifbarem  oder  von  fremden  Ölen  enthalten,  verraten  sich  schon 
bei  dieser  Probe,  da  ihre  Anwesenheit  die  Bildung  einer  guten  elastischen 
Haut  verhindert.) 

Eine  wichtige  Probe  für  die  Beurteilung  der  Brauchbarkeit  eines 
Leinöles  für  die  Zwecke  der  Firnis-  (und  Lack-)  Fabrikation  besteht 
dann,  daß  man  das  Öl  in  einem  Reagensglase  erhitzt,  bis  es  zu  kochen 
beginnt.  Gutes  Öl  bleibt  hierbei  klar  (meist  wird  das  öl  durch  das 
Erhitzen  etwas  heller  gefärbt) ;  wenn  sich  eine  schleimartige  Masse  ^)  am 
Boden  des  Probierrohres  abscheidet,  so  ist  das  Öl  als  untauglich  anzu- 
sehen. Bei  Ölen  geringer  Qualität  zieht  sich  die  Abscheidung  („mucilage^, 
„spawn")  froschlaichartig  durch  die  gesamte  Masse  des  Öles  hindurch. 
Derartige  „brechende^  Öle  sind  in  diesem  Zustande  für  die  Farben-  und 


^)  Dies  wird  in  der  Praxis  als  „Brechen^  des  Öles  bezeichnet. 


214  Spezielle  Methoden  der  öl-  und  Fettindustrie. 

Lackfabrikation  unbrauchbar.  Frischgeschlagenes  (^junges^)  Leinöl 
schäumt  beim  Erhitzen,  während  alte  „gelagerte^  Ole,  aus  denen  sich 
Wasser  und  Schleimstoffe  abgesetzt  haben,  nicht  schäumen.  Da  letztere 
am  geeignetsten  zur  Firnis-  (und  Lack-)  Bereitung  sind,  erklärt  sich  die 
Vorliebe  der  Fabrikanten  für  „gelagertes"  Leinöl.  Die  oben  erwähnte 
Schleimmasse  besteht,  wie  Thompson  gezeigt  hat,  etwa  zur  Hälfte  aus 
Phosphaten  (und  Sulfaten)  des  Calciums  und  Magnesiums,  welche  beim 
Ausscheiden  organische  Verunreinigungen  mitreißen. 

SikkaUve  (vergl.  Weger,  Zsch.  f.  angew.  Chem.  1896,  531;  1897, 
401,  542,  560).  Bei  den  älteren  Verfahren  der  Fimisbereitung  wurden 
nur  die  Oxyde  des  Bleies  und  Mangans  wie  Massicot,  Mennige,  Braun- 
stein als  Trockenstoffe  benutzt.  Zink-,  Kupfer-  und  Eisensalze  haben 
nicht  die  Fähigkeit,  den  Ölen  die  gewünschten  Eigenschaften  zu  ver- 
leihen. In  den  letzten  Jahren  sind  auch  Manganacetat,  Manganoxalat 
und  Manganborat  zur  Verwendung  gelangt.  Da  Kolophonium  aus  der 
Luft  Sauerstoff  anzuziehen  im  stände  ist,  sind  auch  die  Metallsalze  der 
Harzsäuren  als  Sikkatiye  in  Autiiahme  gekommen.  Die  Metallsalze  der 
Harzsäuren  werden  entweder  durch  „Fällung**  ihrer  Natronseifenlösungen 
mittels  Metallsalzen,  wie  z.  B.  Natriumresinat  mittels  Mangansulfat,  dar- 
gestellt, oder  sie  werden  synthetisch  durch  Zusammenschmelzen  eines 
Metalloxydes  mit  Kolophonium  bereitet.  Daher  unterscheidet  man  im 
Handel  „gefällte**  Sikkatiye  und  „geschmolzene**  Sikkatiye.  Durch 
„Schmelzen**  oder  „Fällen**  des  Kolophoniums  mit  einem  Gemisch  von 
Mangan-  und  Bleisalzen  erhält  man  „geschmolzene**  oder  „gefällte** 
Mangan-Bleisikkative.  Eine  einfache  Methode,  „gefällte**  Sikkative  von 
„geschmolzenen**  Sikkativen  zu  unterscheiden,  ist  durch  die  Wasser- 
bestimmung gegeben.  Nur  die  „gefällten**  Sikkative  enthalten  beträcht- 
liche Mengen  von  Wasser  (bis  zu  6  Proz.).  Von  Wichtigkeit  ist  noch 
der  Feinheitsgrad.  Die  fernere  Wertbestimmung  dieser  Sikkative  wird 
nach  den  Methoden  der  Mineralanalyse  ausgeführt. 

Eine  weitere  Entwicklung  in  der  Industrie  der  Trockenstoffe  ist 
in  der  Verwendung  der  Metallsalze  der  Leinölfettsäuren  zu  erblicken. 
Diese  Salze  werden  entweder  dargestellt  durch  Fällen  von  Seifenlösungen 
(die  durch  Verseif ung  von  Leinöl  mit  Natronlauge  erhalten  werden)  mit 
Metallsalzen  oder  durch  Zusammenschmelzen  der  Fettsäuren  mit  Oxyden. 
So  erhält  man  „gefälltes**  Manganlinoleat  und  Bleilinoleat  oder  die  ent- 
sprechenden „geschmolzenen**  Salze.  Die  aus  Leinölfettsäuren  und  Kolo- 
phonium dargestellten  Salze  sind  in  Terpentinöl,  Äther,  Chloroform  und 
in  Leinöl  löslich  imd  werden  daher  als  „lösliche  Sikkative**  bezeichnet. 
Lösungen  derartiger  Sikkative  in  Leinöl  oder  Terpentinöl  oder  in  einem 
Gemisch  beider  sind  im  Handel  unter  Phantasienamen  wie  „flüssiges 
Sikkativ**,  „Terebene**  u.  s.  w.  erhältlich. 


Sikkative.  215 

Die  Bewertung  der  löslichen  Sikkatiye  kiann  nicht  auf  den  Metall- 
gehalt basiert  werden,  wie  er  sich  durch  Einäschern  ergibt,  da  suspen- 
dierte Oxyde,  die  also  nicht  chemisch  an  Fettsäuren  oder  Harzsäuren 
gebunden  sind,  nicht  nur  für  den  Fimisfabrikanten  wertlos,  sondern  sogar 
schädlich  sind,  indem  sie  den  Firnis  trübe  machen.  Zur  Yorprobe  be- 
handle man  den  Trockenstoff  mit  organischen  Lösungsmitteln.  Ein  gutes 
Sikkatiy  muB  sich  yoUständig  in  Äther  oder,  falls  ein  Bleiresinat  yor- 
liegt,  in  Chloroform  und  in  Terpentinöl  lösen.  (Terpentinöl  löst  auch 
Bleiresinat  in  der  Wärme,  doch  das  gelöste  Sikkatiy  scheidet  sich  beim 
Erkalten  aus.) 

Bei  der  analytischen  Untersuchung  eines  löslichen  Trockenstoffes 
wird  der  organische  Bestandteil  zunächst  in  einem  Porzellantiegel  y er- 
brannt und  das  Blei,  Mangan  u.  s.  w.  in  der  Asche  bestimmt.  Das 
Gewicht  der  Asche  allein  Hefert  nicht  immer  brauchbare  Resultate, 
da  die  „ geschmolzenen*'  Sikkatiye  oft  Sand  u.  s.  w.  enthalten.  Außer 
Blei  und  Mangan  sollte  auch  das  Calcium  in  der  Asche  bestimmt  werden. 
(Calciumresinat  ist  ein  zulässiger  Bestandteil  eines  Sikkatiy s.)  Ein 
frischer  Anteil  der  Probe  wird  dann  mit  Äther,  Chloroform  oder  Terpen- 
tinöl extrahiert.  Man  filtriert  die  Lösung,  dampft  das  Lösungsmittel  ab 
und  äschert  den  Rückstand  ein.  In  der  Asche  wird  das  Blei  oder  (und) 
Mangan  quantitatiy  ermittelt;  die  Differenz  zwischen  dem  in  diesem  Ver- 
suche und  dem  ersten  Yersuche  gefundenen  Blei  oder  (und)  Mangan  ist 
als  das  in  dem  Trockenstoffe  yorhandene  Blei  oder  (und)  Mangan  anzu- 
sehen. Das  Resultat  kann  durch  Bestimmung  des  gelösten  Metalls  in 
einem  aliquoten  Teile  der  Lösung  kontrolliert  werden.  Falls  ein  Resinat 
yorliegt,  muB  das  aufgelöste  Blei  durch  Differenz  bestimmt  werden,  da 
sich  Chloroform  aus  dem  Resinate  angeblich  nur  bei  Rotglühhitze  gänz- 
lich entfernen  lassen  soll,  wobei  sich  gleichzeitig  ein  Teil  des  Bleichlorids 
yerflüchtigt. 

Die  Bestimmung  und  Untersuchung  der  Fettsäuren  imd  Harzsäuren 
(yergl.  S.  248)  ist  yon  geringerer  Bedeutung;  sie  kann  jedoch  ausgeführt 
werden,  indem  man  die  ätherische  Lösung  mit  einer  Mineralsäure  zer- 
setzt. Es  sei  aber  ausdrücklich  bemerkt,  daß  die  chemische  Unter- 
suchung keine  genügenden  Anhaltspimkte  bietet,  auf  Grund  deren  man 
sich  eine  Ansicht  über  die  Wirkung  des  Trockenstoffes  bilden  könnte. 
Die  Farbe  des  darzustellenden  Firnisses,  seine  Trockenfahigkeit  und 
andere  Bedingungen  sind  für  die  Wahl  imd  Menge  des  Trockenstoffes 
maßgebend. 

Die  chemische  Untersuchung  der  fertigen  Firnisse  (Firnisöle) 
erstreckt  sich  auf  den  Nachweis  yon  Verfälschungsmitteln  wie  Fischöle, 
andere  yegetabilische  Ole  als  Leinöl,  Mineralöle,  Harzöle  und  Eolo- 
phonium.    Ole,  die  mittels  flüssiger  Sikkatiye  dargestellt  wurden,  dürfen 


216 


Spezielle  Methoden  der  öl-  und  Fettindiutrie. 


legitimerweise  geringe  Mengen  Ton  Terpentinöl  enthalten.  Die  söge- 
nannten  „Patentfimisse^  sind  meistens  yerfalschte  Ole. 

JjehMflmiB  wird  Ton  rohem  Leinöl  durch  das  höhere  spezi- 
fische Gewicht  —  über  0,94  —  unterschieden,  femer  durch  das  Vor- 
handensein eines  Sikkativs,  so  daß  beim  Einäschern  ein  Rückstand 
bleibt.  Leinölfirnis  wird  häufig  mit  rohem  Leinöl  vermischt,  da  Leinöl- 
firnis, allein  verwendet,  in  manchen  Fällen  einen  „harten^,  leicht  sprin- 
genden Überzug  liefert;  daher  ist  eine  Methode  fiir  die  Auffindung  von 
rohem  Leinöl  in  Leinölfirnis  von  geringer  technischer  Bedeutung,  es  sei 
denn,  daß  Leinöl  und  Firnis  verschieden  hoch  besteuert  werden. 
Finkener  empfiehlt  für  den  zollamtlichen  Nachweb  die  folgende  Me- 
thode, mittels  welcher  25  Proz.  Fimisöl  iu  rohem  Leinöl  nachgewiesen 
werden  können.  Die  folgenden  Reagenzien  sind  erforderlich:  Eine 
20-proz.  Ammoniaklösung  imd  eine  Lösung,  die  100  g  Bleiacetat  imd 
32  g  Glyzerin  in  120  ccm  Wasser  enthält.  Man  vermischt  1  com  der 
Ammoniaklösung  mit  5  ccm  der  Bleilösung,  setzt  12  ccm  der  Probe  zu, 
schüttelt  das  Gemisch  kräftig  durch  imd  erhitzt  dann  drei  Minuten  lang 
auf  100^.  Beim  Erkalten  bilden  sieb  zwei  Schichten.  Bei  reinem  Leinöl 
ist  die  untere  Schicht  klar,  während  bei  Anwesenheit  von  Fimisöl  die 
untere  Schicht  eine  weiche  gelatinöse  Masse  bildet. 

Die  beste  Methode  für  den  Nachweis  und  die  annähernde  Bestimmung 
von  rohem  Leinöl  in  Firnissen,  die  bei  erhöhter  Temperatur  dargestellt 
worden  sind,  ist  die  Hexabromidprobe  S.  178  (Lewkowitsch,  Analyst. 
1904,  S.  2).  Die  folgende  Tabelle  wird  bei  derselben  sich  dienlich  erweisen. 


Hexabromide 

Spesifischea 

Jodzahl 

auB  den 

Gewicht 

Olyseriden 

Proz. 

LeinÖL  roh 

0,9308 

186,4 

24,17 

hell  gekochtes  Fimisöl  .    . 

0,9429 

171,0 

20,97 

doppelt  gekochtes  Fimisöl 

0,9449 

169,96 

13,03 

ozonisiertes  Fimisöl   .    .    . 

0,9310 

180,1 

36,26-36,34 

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0,9388 

171,2 

25,73 

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0,9483 

169,7 

30,19 

Die  Menge  der  oxydierten  Säuren  (S.  189)  in  Fimisölen  soll  nur 
wenige  Prozente  betragen. 

Es  sei  bemerkt,  daß  infolge  der  Anwesenheit  von  Metallen  in  ge- 
kochten  Ölen  die  Jodzahl  zu  hoch  gefunden  werden  muB,  wenn  nicht 
das  Metall  zuvor  durch  Behandlung  mit  Mineralsäuren  entfernt  worden 
ist.  Die  Höhe  des  Fehlers,  der  auf  diese  Weise  begangen  werden  kann, 
ist  durch  die  in  der  nachstehenden  Tabelle  enthaltenen  Zahlen  aus- 
gedrückt. 


Leinölfarben  und  Lacke.  217 


Fmusöl  aus 

Ursprüngliches 
Pimisöl 

Nach  Abtrennung 
des  Metalles. 

Leinöl 

173,3 
177,2 

169,7 
171,1 

Die  Bewertung  eines  gekochten  Öles,  das  frei  von  Yerfälschungs- 
mitteln  befunden  wurde,  muß  auf  praktische  Versuche  basiert  werden, 
indem  man  das  Ol  in  eüier  dünnen  Schicht  auf  Glasplatten  der  Atmo- 
sphäre aussetzt,  wie  dies  S.  214  beschrieben  worden  ist.  Das  Fimisöl 
wird  entweder  in  seinem  Originalzustande  oder  nach  dem  Verreiben  mit 
Pigmenten,  wie  sie  bei  der  Darstellung  von  Ölfarben  benutzt  werden, 
der  Luft  ausgesetzt.  Man  verreibt  hierzu  eine  gewogene  oder  abge- 
messene Menge  des  Fimisöles  aufs  innigste  mit  einer  gewogenen  Menge 
von  Pigment  auf  einer  Glasplatte,  breitet  die  Masse  in  einer  dünnen 
Schicht  aus  und  setzt  sie  der  Luft  aus,  neben  einer  auf  genau  dieselbe 
Weise  zubereiteten  Farbe,  für  welche  ein  Fimisöl  von  bekannter  Güte 
benutzt  wurde.  Zur  richtigen  Beurteilimg  ist  jedoch  praktische  Erfahrung 
auf  diesem  Gebiete  imerläßlich. 

Leinölfmis  wird  in  ausgedehntem  MaBe  zur  Darstellimg  von 
Leinölfarben  und  Lacken  benutzt. 

VI.  Leintflfarben  lud  Lacke. 

Die  Untersuchung  der  Leinölfarben  bietet  keine  Schwierigkeiten 
dar.  Die  zu  untersuchende  Farbe  wird  mit  Äther  durchgeschüttelt,  eine 
Mineralsäure  zugesetzt,  um  die  Metallseife  zu  zersetzen  und  das  Metall 
in  Lösung  zu  bringen,  falls  es  in  Säure  löslich  ist.  Die  ätherische  Lö- 
sung wird  von  der  wäßrigen  Lösung  und  etwa  ungelöstem  Niederschlage 
getrennt.  Nach  dem  Verjagen  des  Äthers  kann  das  zurückbleibende  Ol 
weiter  untersucht  werden.  Die  Mineralbestandteile  werden  nach  den 
bekannten  Methoden  der  Mineralanalyse  untersucht. 

Die  ÖiUu^ce,  auch  fffeUe  lAick&*  genannt,  beistehen  aus  einem 
Gemisch  von  Leinölfirnis  mit  verschiedenen  Lackharzen  und  Terpentinöl^). 

Die  Darstellung  derselben  wird  als  ein  sehr  wertvolles  Geheimnis 
betrachtet.  Die  ,,Eunst^  des  Fabrikanten  liegt  in  der  Auswahl  geeig- 
neter Lackharze  und  in  der  Vorbereitung  derselben  für  das  Auflösen  in 
Ol.  Die  meisten  Lackharze  müssen  einer  Vorbehandlung  durch  Erhitzen 
auf  über  300®  unterworfen  werden.  Hierbei  schmelzen  sie  und  erleiden 
eine  gewisse  Zersetzung,  während  Ölige  Bestandteile  überdestillieren.   Da- 

')  Die  „flüchtigen*'  Lacke  stellen  einfache  Auflösungen  von  Harzen  (Lack- 
harzen) in  Alkohol,  Terpentinöl,  Fuselöl  etc.  dar.  Die  chemisch-technische  Unter- 
suchung derselben  fallt  außerhalb  des  Rahmens  dieses  Kapitels. 


218  Spezielle  Methoden  der  öl-  and  Fettindastrie. 

durch  verlieren  die  Lackharze  etwa  5  bis  25  Proz.  an  Gewicht.  In  der 
Technik  werden  die  geschmolzenen  Harze  in  der  Wärme  in  einem  trock- 
nenden Öle  oder  in  Fimisöl  aufgelöst.  Im  ersteren  Falle  wird  das  Öl 
nach  Zusatz  geeigneter  Sikkative  „gekocht^.  Das  so  erhaltene  Produkt 
wird  „Lacköl''  („Yamisli  Oil^)  genannt.  Man  läßt  das  Lacköl  stehen, 
damit  sich  der  „Satz^  ausscheidet,  oder  filtriert  durch  eine  Filterpresse. 
Schließlich  wird  zur  Herstellung  der  käuflichen  Lacke  das  „Lacköl^  mit 
Terpentinöl  verdünnt. 

Das  geeignetste  Öl  und  tatsächlich  das  einzige,  welches  zur  Dar- 
stellung der  besten  Öllacke  verwendet  wird,  ist  Leinöl.  Eine  große 
Anzahl  von  Patenten  ist  für  die  Fabrikation  von  Leinölsurrogaten  ge- 
nommen worden,  indem  man  das  Leinöl  durch  Tungöl  oder  ein  Gemisch 
von  Leinöl  mit  Tungöl  zu  ersetzen  suchte.  In  den  meisten  so  dar- 
gestellten Produkten,  die  ich  zu  untersuchen  Gelegenheit  hatte,  waren 
die  teuren  Harzlacke  durch  Kolophonium  ersetzt. 

Auch  das  Terpentinöl  wird  häufig  durch  billigere  Kohlenwasser- 
stoffe ersetzt,  insbesondere  durch  Petroleumkohlenwasserstoffe  von  dem- 
selben Siedepunkte. 

Eine  vollständige  chemische  Untersuchung  der  Lacköle  ist  bei 
dem  gegenwärtigen  Stande  unserer  Kenntnis  ein  äußerst  schwieriges 
Problem.  Während  man  das  angewandte  fette  Ol  mehr  oder  weniger 
leicht  identifizieren  kann,  ist  es  in  manchen  Fällen  vollständig  unmög- 
lich, das  Harz  durch  chemische  Mittel  allein  zu  erkennen,  und  eine 
beträchtliche  praktische  Erfahrung  ist  nötig,  um  die  rein  chemischen 
Methoden  richtig  zu  deuten  und  zu  ergänzen. 

Bei  der  chemischen  Untersuchung  eines  Lacköles  wird  zunächst 
das  flüchtige  Lösungsmittel  entfernt.  Dies  geschieht  durch  Behandlung 
von  100  g  des  Lacköles  in  einem  Dampfstrome,  bis  kein  flüchtiges  Ol 
mehr  mit  den  Dämpfen  übergeht.  Die  Untersuchung  des  flüchtigen  Öles 
ist  verhältnismäßig  einfach;  das  spezifische  Gewicht,  der  Siedepunkt  und 
die  Jodzahl  der  Probe  liefern  die  nötigen  Anhaltspunkte.  Die  Jodzahl 
echten  amerikanischen  Terpentinöles  liegt  zwischen  370  und  400. 

Der  in  dem  Kolben  zurückgebliebene  Rückstand  wird  hierauf  von 
Wasser  befreit.  Man  ermittelt  die  nach  dem  Verseifen  erhaltene  Glyzerin- 
menge  und  gelangt  so  annähernd  zu  der  Menge  des  fetten  Öles.  Die 
Trennung  der  Lackharze  von  dem  Fimisöle  kann  nicht  immer  in  be- 
friedigender Weise  ausgeführt  werden.  Die  üblichen  Charakteristika 
(Konstanten  und  Yariabelen)  der  Harze  liefern  nicht  immer  genügende 
Information,  da  beim  Erhitzen  auf  etwa  300^  die  chemische  Zusammen- 
setzung der  Lackharze  völlig  verändert  wird.  Die  in  der  Tabelle  (S.  220) 
gegebenen  Zahlen  (Lewkowitsch,  Analyst  1901,  37)  können  bei  der 
chemischen  Untersuchung  von  OUacken  geeignete  Anhaltspunkte  liefern. 


ÖUacke. 


219 


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220  Spezielle  Methoden  der  Öl-  und  Fettindustrie. 

Die  Untersuchung  der  Asche  zeigt  an,  welches  Metall  oder  welche 
Metalle  in  den  Sikkativen  enthalten  waren.  Beträchtliche  Mengen  von 
Kalk  in  der  Asche  weisen  auf  Zusatz  von  Harzkalk  (Calciumresinat)  hin, 
welcher  häufig  in  gar  zu  groBer  Menge  zugefügt  wird,  um  dem  eingetrock- 
neten Lacke  eine  scheinbar  größere  Härte  und  hohen  Glanz  zu  verleihen. 

Die  chemische  Untersuchung  muß  durch  „praktische^  Proben 
ergänzt  werden.  Die  praktische  Untersuchung  eines  Lacköles  auf  Brauch- 
barkeit und  Trockenfähigkeit  wird  in  ähnlicher  Weise,  wie  oben  unter 
Leinölfirnis  beschrieben,  ausgeführt.  Der  Einfluß  der  Atmosphärilien 
(Feuchtigkeit,  Licht  u.  s.  w.)  kann  nur  durch  praktische  Untersuchung  der 
Lacke  selbst  oder  Gemische  derselben  mit  Pigmenten  beobachtet  werden. 

ÖlUuske.  Xhnaüfarben*  Öllacke  oder  Emailfarben  >)  ist  ein  tech- 
nischer Name  für  Gemische  von  Lackölen  mit  Pigmenten,  wie  Zink- 
oxyd, Bleioxyd,  Eisenoxyd  u.  s.  w.  Behufs  chemischer  Untersuchung 
müssen  die  für  Leinölfarben  und  Lacköle  gegebenen  Methoden  kom- 
biniert werden. 

VIL  Oxydierte  Öle. 

Unter  „oxydierten  Ölen"  verstehe  ich  alle  diejenigen  Öle,  welche 
beim  Aussetzen  an  die  Luft  Sauerstoff  aufgenommen  haben  oder  künst- 
lich durch  Erhitzen  („Blasen")  in  einem  Strome  von  Luft  oder  Sauer- 
stoffgas oxydiert  worden  sind. 

Es  ist  zweckmäßig,   die  oxydierten  Ole  in  2  Gruppen  einzuteilen: 

1.    Oxydierte  öle,   erh&ltlloh  aus  halbtrocknenden 
vesretabiliflclien   ölen»  Tranen  und  flüssisren  Waclmen. 

Diese  Ole  (im  Handel  „geblasene  Ole"  [„blown  oils"],  „verdickte 
Ole"  [„thickened  oils"],  „lösliches  Rizinusöl"  [„soluble  castor  oil"]  ge- 
nannt)  werden  durch  Behandeln  vegetabilischer  halbtrocknender  Ole, 
Trane  oder  flüssiger  Wachse  mit  einem  Luftstrome  bei  etwas  erhöhter 
Temperatur  erhalten. 

Hierbei  nehmen  die  Ole  an  Dichte  und  Viskosität  zu;  sie  nähern 
sich  somit  in  ihren  Eigenschaften  dem  Rizinusöl,  unterscheiden  sich 
jedoch  von  demselben  dadurch,  daß  sie  mit  Mineralölen  mischbar  bleiben. 
Aus  diesem  Grunde  ist  ihnen  der  Handelsname  „lösliches  Rizinusöl" 
beigelegt  worden.  Sie  unterscheiden  sich  femer  von  Rizinusöl  durch 
ihre  Schwerlöslichkeit  in  Alkohol.  Die  auffallendste  chemische  Ver- 
änderung, welche  die  Ole  durch  das  „Blasen"  erleiden,  besteht  darin, 
daß  eine  beträchtliche  Menge  von  löslichen  Fettsäuren  und  oxydierten 


^)  Nicht  za  verwechseln  mit  den  Emailfarben  der  Keramik. 


Oxydierte  öle.  221 

Fettsäuren  gebildet  wird.  Daher  zeichnen  sich  diese  Öle  durch  hohe 
Yerseifiingszahlen  und  beträchtliche  Reichert-MeiBlsche  Zahlen  aus. 
Aufierdem  besitzen  diese  Öle  hohe  Acetjlzahlen. 

Ausführliche  Tabellen,  welche  die  Charakteristika  von  ,,geblasenen^ 
Ölen  auffuhren,  finden  sich  in  Lewko witsch,  „Chemische  Technologie 
und  Analyse  der  Öle,  Fette  und  Wachse«,  Bd.  II,  S.  580—587. 

Die  geblasenen  Ole  finden  technische  Anwendung  als  Schmieröle 
und  zwar  meist  im  Gemisch  mit  Mineralölen,  fetten  Ölen  und  Harzölen. 


2.    Oxydierte  öle,  erh&Itlicli  aus  trocknenden  ölen. 

Wenn  trocknende  vegetabilische  öle  der  Atmosphäre  oder  einem 
Luft-  oder  SauerstofPstrome  bei  etwas  erhöhter  Temperatur  ausgesetzt 
werden,  so  schreitet  die  Bildung  der  oxydierten  Säuren  viel  rascher 
vorwärts,  als  dies  bei  den  halbtrocknenden  Ölen  der  Fall  ist.  Von 
dieser  Eigenschaft  wird  bei  den  Anstrichfarben  und  Öllacken  aus- 
gedehnte Anwendung  gemacht,  indem  das  vegetabilische  Öl  —  vor- 
nehmlich Leinöl  —  schliefilich  zu  einer  festen  Masse  eintrocknet,  die 
einen  zusammenhängenden  Überzug  auf  der  Oberfläche  des  Gegenstandes 
bildet,  auf  den  die  Farbe  oder  der  Öllack  aufgestrichen  worden  ist. 

Die  chemische  Yeränderung,  welche  stattfindet,  wenn  ein  vegetabi- 
lisches Öl  zu  einer  festen  elastischen  Haut  eintrocknet,  ist  nur  sehr 
unvollständig  erforscht.  Der  Vorgang  scheint  jedoch  derselbe  zu  sein, 
ob  rohes  Leinöl  aus  der  Atmosphäre  Sauerstoff  absorbiert  oder  ob  das 
Trocknen  dadurch  beschleunigt  wird,  daB  man  das  Öl  zuerst  in  ein 
„gekochtes  Öl**  überführt  oder  ob  das  rohe  Leinöl  nach  Zusatz  von 
Sikkativen  in  einem  Sauerstoffstrome  bei  erhöhter  Temperatur  be- 
handelt wird. 

Es  ist  wahrscheinlich,  daß  im  ersten  Stadium  die  Linolensäuren 
(des  Leinöls)  angegriffen  werden;  die  Jodzahlen  nehmen  ab  und  die 
Menge  der  oxydierten  Fettsäuren  nimmt  zu.  Wenn  die  Oxydation  des 
Leinöls  weitergeführt  wird,  also  bis  das  Leinöl  die  Maximalmenge  an 
Sauerstoff  aufgenommen  hat,  erhält  man  eine  gelatinöse  feste  Masse,  die 
als  „festes  Leinöl^,  „oxydiertes  Leinöl^  (Linoxyn)  bekannt  ist. 

Das  feste  Leinöl  wird  im  großen  Maßstabe  zur  Fabrikation  von 
lAnolewm  verwendet,  indem  man  das  feste  Ol  mit  verschiedenen 
Lackharzen,  geraspeltem  Kork  und  Beschwerungsmitteln  vermengt.  Die 
so  erhaltene  Masse  heifit  Linoleumzement.  Sie  wird  auf  eia  Jute- 
gewebe mittels  Walzen  aufgepreßt  und  schließlich  bei  einer  Temperatur 
von  etwa  20**  „reifen"  gelassen. 

Die  Bewertung  des  Linoleums  beruht  fast  ausschließlich  auf  prak- 
tischen Proben.    Die  chemische  üntersuchimg  besteht  in  der  Bestimmung 


222  Spezielle  Methoden  der  öl-  und  Fettindustrie. 

der  Asche  und  dem  Behandeln  der  zerkleinerten  Masse  mit  Äther. 
Eine  beträchtliche  Menge  von  Leinöl  im  Extrakt  neben  Harzen  würde 
anzeigen,  daß  das  Ol  nicht  genügend  lange  mit  Sauerstoff  behandelt 
wurde.  Die  von  den  Königl.  Technischen  Versuchsanstalten  (Burchart z 
1899,  286)  angewendeten  Untersuchungsmethoden  umfassen  die  Be- 
stimmung des  spezifischen  Gewichtes,  die  Bestimmung  des  absoluten 
Gewichtes  pro  Quadratzentimeter,  der  Dicke,  Dauerhaftigkeit,  Biegever- 
suche über  Domen  von  10 — 45  mm  Durchmesser,  Zugfestigkeit,  Dehn- 
barkeit, Durchlässigkeit  gegen  Wasser  und  Verhalten  gegen  verdünnte 
Säuren,  Alkalien  und  Petroleum.  Diese  Methoden  sind  von  Ingle  (Joum. 
Soc.  Chem.  Ind.  1904,  1197)   einer  abfälligen  Kritik  unterzogen  worden. 

Vni.  Yolkanisierte  Öle,  Kaatschnksiirrogate,  Faktis. 

Siehe  den  Abschnitt  „Kautschuk  und  Guttapercha^. 

IX.   Snlfonierte  Öle,  Tttrkischrotöle. 

Türkisch  rotöle  sind  dicke  ölige,  dunkelgelbe  Flüssigkeiten,  die 
beim  Drucken  und  Färben  der  Baumwolle  Verwendung  foiden.  Die  Rolle, 
die  sie  bei  der  Fixierung  der  Farbstoffe  spielen,  ist  noch  nicht  völlig 
aufgeklärt.  Das  echte  Türkischrotöl  bereitet  man  durch  Einwirkung  von 
konzentrierter  Schwefelsäure  auf  Rizinusöl.  Das  so  entstehende  Ol  wird 
isoliert  durch  Abziehen  der  Säureschicht,  Waschen  mit  Glaubersalz- 
lösung imd  partielles  Neutralisieren  desselben  mit  kaustischer  Soda 
oder  Anmioniak,  bis  das  Produkt  mit  wenig  Wasser  eine  völlig  klare 
Lösimg  gibt. 

Der  in  Wasser  lösliche  Teil  des  gewaschenen  Einwirkimgsproduk- 
tes  von  Schwefelsäure  auf  Rizinusöl  enthält  vorwiegend  Rizinolschwefel- 
säure,  die  durch  Kochen  mit  verdünnten  Säuren  leicht  in  Schwefelsäure 
und  Rizinolsäure  gespalten  wird.  Der  wasserunlösliche  Teil  enthält 
Rizinolsäure  und  Anhydride  derselben,  sowie  unverändertes  freies  Ol 
(Neutralfett).  Die  Prüfung  des  Türkischrotöls  zerfällt  in  die  Vorprüfung, 
deren  wesentlicher  Teil  die  Probefarbung  ist,  und  in  die  Bestimmung 
der  chemischen  Konstanten. 

Vorprüfung.  Türkischrotöl  muß  mit  10  Volumen  Wasser  eine 
vollkommene  Emulsion  geben,  aus  der  sich  erst  nach  längerem  Stehen 
Oltröpfchen  ausscheiden  dürfen.  Man  vergleicht  die  Emulsion  mit  einer 
auf  genau  dieselbe  Weise  aus  einem  als  gut  bekannten  Die  hergestellten 
Emulsion.  Ist  ein  Überschuß  von  Alkali  vorhanden,  so  muß  dieses  vor- 
her durch  tropfenweisen  Zusatz  verdünnter  Essigsäure  abgestumpft  sein. 
Die  Emulsion  muß  gegen  Lackmus  schwachsauer  reagieren.   In  Ammoniak 


Türkischrotöle.  223 

m 

soll  sich  ein  gutes  Ol  in  jeder  Konzentration  annähernd  klar  lösen, 
höchstens   darf  bei  starker  Verdünnung  eine  leichte  Trübung  eintreten. 

Zur  Probefarbung  verdünnt  man  das  zu  prüfende  Ol  sowie  ein  als 
Type  dienendes,  als  gut  bekanntes  Muster  mit  15 — 20  Teilen  Wasser 
und  tränkt  gleich  große  Stücke  desselben  Baumwollstoffs  auf  ganz  gleiche 
Art  mit  den  beiden  yerdünnten  Ölen.  Alsdann  trocknet  man  die  Stoffe, 
beizt  sie  mit  Tonerde  an  und  färbt  mit  Alizarin  aus.  Neuerdings  bevor- 
zugen Praktiker  zur  Beurteilung  das  Ausfarben  mit  Paranitranilinrot. 
Ohne  praktische  Erfahrungen  dürfte  ein  richtiges  Urteil  über  ein 
Türkischrotöl  schwer  zu  fällen  sein. 

Bestimmung  der  Konstanten.  Der  Wert  eines  Türkischrotöls 
ist  in  erster  Linie  abhängig  von  dem  Gehalt  an  Gesamt  fett,  das  ist 
von  der  Summe  unlöslicher  Fettsäuren  und  des  Neutralfettes,  die  bei 
der  Zersetzung  des  01s  beim  Kochen  mit  verdünnten  Säuren  entstehen. 
Man  bestimmt  das  Gesamtfett,  wie  folgt: 

Man  tariert  eine  kleine  Porzellanschale  (tiefe  Form)  von  100  bis 
150  ccm  Inhalt  mit  Glasstab,  wiegt  alsdann  3 — 4  g  Türkischrotöl  ein 
und  rührt  mit  20  ccm  Wasser  an,  das  man  allmählich  hinzufügt.  Trübt 
sich  hierbei  die  Flüssigkeit,  so  versetzt  man  sie  mit  einem  Tropfen 
Phenolphtalein  und  darauf  mit  Ammoniak  bis  zur  bleibenden  Rotfärbung, 
w^odurch  eine  klare  Lösung  erhalten  wird.  Nun  setzt  man  30  ccm  ver- 
dünnte Schwefelsäure  (1 :  4),  sowie  5 — 8  g  Hartparaffin  hinzu  und  erhitzt 
so  lange  zum  schwachen  Sieden,  bis  sich  die  Olschicht  klar  abgeschieden 
hat.  Man  läßt  dann  erkalten,  hebt  den  erstarrten  Fettkuchen  samt  dem 
Glasstabe  ab  und  verföhrt,  wie  weiter  unten  (S.  244)  unter  Seifenanalyse 
angegeben  ist,  imd  wägt.  Vom  erhaltenen  Gewicht  wird  natürlich  das 
Gewicht  des  Hartparaffins  abgezogen. 

Die  folgende  abgekürzte  Methode,  die  von  F ins  1er  herrührt  und 
von  Breindl  empfohlen  worden  ist,  wird  häufig  in  der  Fabrikpraxis 
angewendet:  30  g  der  Probe  werden  genau  abgewogen  imd  mit  etwa 
70  ccm  heißen  Wassers  in  einen  etwa  200  ccm  fassenden  Kolben,  dessen 
Hals  IQ  Y5  oder  Yiq  ccm  eingeteilt  ist,  gespült.  Man  setzt  25  ccm 
Schwefelsäure  vom  spez.  Gew.  1,563  (52^  Be)  hinzu  und  erhitzt  das 
Gemisch  imter  häufigem  ümschütteln  zum  Kochen,  bis  die  Fettmasse 
eine  klare,  durchsichtige  Schicht  bildet.  Man  fügt  alsdann  eine  heiße 
gesättigte  Lösung  von  Kochsalz  oder  Glaubersalz  vorsichtig  hinzu,  um 
die  Fettschicht  vollständig  in  den  Hals  des  Kolbens  überzuführen.  Nach 
etwa  halbstündigem  Stehen  wird  das  Volumen  der  Fettmasse  abgelesen. 
Die  Anzahl  der  Kubikzentimeter,  mit  3,33  multipliziert,  entspricht  der 
Totalfettmenge  in  Prozenten.  Da  jedoch  das  spezifische  Gewicht  der 
Fettmasse  niedriger  ist  als  1  (meist  0,945),  muß  eine  entsprechende 
Korrektion  angebracht  werden. 


224  Spezielle  Methoden  der  Öl-  und  Fettindiutrie. 

• 

Die  80  erhaltene  Totalfettmenge  beträgt  weniger  als  das  im  Wasser 
aufgelöste  sulfonierte  Öl,  und  zwar  um  die  beim  Kochen  mit  Salzsäure 
abgespaltene  Menge  Yon  Schwefelsäure. 

AuBer  dem  Gesamtfett  werden  noch  a)  das  Neutralfett,  b)  die 
sulfonierten  Fettsäuren,  c)  die  Alkalien  (Ammoniak  und  Natron), 
d)  Schwefelsäure  bestimmt. 

a)  Neutralfett.  30  g  der  Probe  werden  in  50  ccm  Wasser  gelöst, 
mit  20  ccm  Ammoniak  und  30  ccm  Glyzerin  versetzt  und  2 — 3  mal  mit 
je  100  ccm  Äther  ausgeschüttelt.  Die  vereinigten  Ätherextrakte  werden 
mit  Wasser  gewaschen,  der  Äther  aus  einem  gewogenen  Kölbchen  ab- 
destilliert und  der  Rückstand  in  demselben  bei  100^  getrocknet  und  gewogen. 

b)  Sulfonierte  Fettsäuren.  4  g  der  Probe  werden  in  einem 
Erlenmeyerkolben  mit  30  ccm  verdünnter  Salzsäure  (1 : 5)  40  Minuten 
lang  unter  häufigem  Schütteln  gekocht.  Nach  dem  Abkühlen  wird  die 
Flüssigkeit  in  einen  Scheidetrichter  übergeführt  und  mit  Äther  aus- 
geschüttelt. Die  wässerige  Schicht  wird  abgezogen,  und  die  ätherische 
Schicht  mit  Wasser  gewaschen.  Die  Waschwässer  werden  mit  der 
wässerigen  Hauptlösung  vereinigt  und  die  Schwefelsäure  durch  Ausfällen 
mit  Baryumchlorid  bestimmt.  Yon  der  so  erhaltenen  Quantität  wird 
die  nach  d)  (s.  unten)  gefundene  Menge  abgezogen  und  die  Differenz  auf 
Eizinolsäure  berechnet.  80  Tle.  SO3  entsprechen  378  Tln.  Rizinolschwefel- 
säure,  Cjg  H33  0^  .  0  .  SO3  H. 

c)  Ammoniak  oder  Natriumhydrat.  7  bis  10  g  der  Probe 
werden  in  etwas  Äther  gelöst  und  viermal  mit  je  5  ccm  verdünnter 
Schwefelsäure  (1 :  6)  ausgeschüttelt. 

Zur  Bestimmung  des  Ammoniaks  wird  die  saure  Flüssigkeit  mit 
Kalilauge  in  bekannter  Weise  destilliert  und  das  Ammoniak  in  einer 
genau  abgemessenen  Menge  von  Normalsäure  aufgefangen. 

Zur  Bestimmung  des  Natriumhydrates  wird  die  saure  Flüssigkeit 
in  einer  Platinschale  auf  dem  Wasserbade  eingedampft,  der  Überschuß 
der  Schwefelsäure  durch  Erhitzen  auf  dem  Sandbade  verjagt,  der  Rück- 
stand mit  Ammoniumsulfat  vermischt,  geglüht  und  das  zurückbleibende 
Natriumsulfat  gewogen. 

d)  Schwefelsäure.  Die  in  der  Form  von  Ammonium-  oder 
Natriumsulfat  vorhandene  Schwefelsäure  wird  bestimmt,  indem  man  eine 
gewogene  Menge  der  Probe  in  Äther  auflöst  und  mehrmals  mit  einigen 
Kubikzentimetern  konzentrierter  Kochsalzlösimg,  welche  frei  von  Sulfat 
ist,  ausschüttelt.  Die  Waschwässer  werden  vereint,  verdünnt,  filtriert 
und  das  Filtrat  mit  Baryumchlorid  gefällt. 

Falls  man  die  Natur  der  bei  der  Darstellimg  des  Türkischrotöles 
benutzten  Ole  ermitteln  will,  muß  die  Acetylzahl  der  Gesamtfettmenge 
bestimmt  werden. 


Kerzenindustrie.  225 

Liegt  die  Acetylzahl  bei  125  oder  darüber,  so  ist  reines  Rizinusöl 
angewandt  worden;  falls  anderes  Material  gebraucht  wurde,  wird  eine 
niedrigere  Acetylzahl  gefunden  werden. 


X.  Kersenindnstrle. 

Die  einst  blühende  Industrie  der  Talglichter  ist  so  gut  wie  aus- 
gestorben. Heute  kommen  im  Handel  hauptsächlich  yor  1.  Stearinkerzen, 
zumeist  mit  größeren  oder  geringeren  Zusätzen  von  Paraffin,  2.  Paraf&n- 
kerzen,  stets  mit  geringen  Zusätzen  von  „Stearin^,  3.  Walratkerzen, 
4.  Wachskerzen  (Bienenwachskerzen).  Ceresin  findet  direkt  keine  Ver- 
wendung als  Kerzenmaterial;  da  es  jedoch  in  der  Nachtlichterindustrie 
in  ausgedehntem  MaBe  gebraucht  wird,  muB  es  hier  ebenfalls  besprochen 
werden. 

1«    Stearinkerzen« 

Als  Material  zur  Herstellung  der  Stearinkerzenmasse  (des  tech- 
nischen „Stearins^  oder  der  technischen  Stearinsäure)  kommen  in  erster 
Linie  Rinds-  und  Hammeltalg,  Enochenfett  und  Palmöl  in  Betracht. 
Von  geringerer  Bedeutung  sind  einige  feste  Pflanzenfette,  wie  chinesischer 
Talg,  Malabar-Talg,  Shea-Butter  etc.  In  den  Kerzenfabriken  werden  die 
festen  Fette  in  drei  Teile  zerlegt,  in  das  „Stearin"  genannte  Gemenge 
der  festen  Fettsäuren,  das  eigentliche  Kerzenmaterial,  in  Olein  oder 
Elain,  die  technische  Ölsäure,  die  in  der  Fabrikation  von  Seifen  oder 
als  Wollspicköl  u.  s.  w.  Verwendung  findet,  und  in  Glyzerin.  Die 
Spaltung  der  Fette  in  freie  Fettsäuren  und  Glyzerin  findet  nach 
folgenden  Verfahren  statt:  1.  durch  Behandeln  mit  Wasser  unter 
hohem  Druck,  2.  durch  Kalk-  oder  Magnesiaverseifung,  3.  durch  Hydro- 
lyse mittels  konzentrierter  Schwefelsäure,  4.  durch  Kombination  der 
Veifahren  2  und  3,  und  5.  durch  Hydrolyse  mittels  des  Twitchel Ischen 
Reagenses.  Die  nach  diesen  verschiedenen  Verfahren  gewonnenen  und 
durch  Pressen  von  den  flüssigen  Säuren  be&eiten  festen  Fettsäuren  sind 
nicht  gleichwertig,  denn  während  sie  bei  der  Wasser-,  Kalk-  und  Magnesia- 
Terseifung  lediglich  aus  den  in  den  Fetten  ursprünglich  yorhandenen 
Säuren  (hauptsächlich  Palmitin-  und  Stearinsäure)  bestehen,  bildet  sich 
bei  der  Behandlung  mit  konzentrierter  Schwefelsäure  aus  einem  Teile 
der  Ölsäure  feste,  als  Kerzenmaterial  yerwendbare  IsoÖlsäure  und  festes 
Stearolakton. 

A.   Prüfung  der  Rohmaterialien. 

Für  die  Wertbestimmung  der  Fette,  die  zur  Kerzenfabrikation 
Verwendung  finden,  sind  maßgebend  der  Gehalt  an  Wasser  imd 
Nichtfetten   und   hauptsächlich    der  Erstarrungspunkt   der  Fett- 

Untennichimgeii.  5.  Aufl.  IQ.  15 


226  Spezielle  Methoden  der  öl-  and  Fettindastrie. 

säuren  und  die  Farbe.  In  vielen  Fällen  empfiehlt  sich  noch  die  Be- 
stimmung des  Unverseifbaren,  der  freien  Säuren,  des  Ölsäure- 
gehalts  und  der  zu  erzielenden  Ausbeute  an  Glyzerin..  Über  alle 
diese  einzelnen  Bestimmungen  ist  das  Nähere  in  der  Hauptsache  bereits 
im  vorigen  Kapitel  angegeben.  Zur  Ergänzung  sei  hier  noch  folgendes 
zugefügt. 

1.  Fette,  die  große  Mengen  unverseif barer  Substanzen  ent- 
halten —  z.  B.  manche  Sojrten  von  Shea-Butter,  die  15  Proz.  Unverseif- 
bares  liefern  —  sind  zur  Kerzenfabrikation  ungeeignet.  Ein  geringer 
Gehalt  an  unverseifbaren  Substanzen,  wie  bei  £jiochenfetten,  ist  für  die 
Qualität  des  Kerzenmaterials  nicht  störend. 

2.  Der  Erstarrungspunkt  der  Fettsäuren,  nach  Dalicans 
Vorschlag  kurzweg  „Talgtiter"  genannt,  dient  als  wichtigstes  Kriterium 
bei  der  Beurteilimg  der  Kerzen-Kohmaterialien.  Je  höher  der  Titer  liegt, 
desto  wertvoller  ist  das  Material.  Da  es  bei  der  Bestimmung  des  Titers, 
nach  dem  die  Talge  meist  gehandelt  werden,  auf  peinlichste  Innehaltung 
der  vereinbarten  Arbeitsmethode  ankommt,  imi  Differenzen  von  selbst 
Zehntel-Graden  zu  vermeiden,  so  sei  die  Titerb estimmungsmethode  hier 
ausführlicher  geschildert. 

Die  von  Dalican  vorgeschlagene  Methode  ist  in  England,  Frank- 
reich  und  den  Vereinigten  Staaten  für  die  Untersuchung  und  Bewertung 
von  Handelsfetten  adoptiert  worden.  Wie  ich  aus  meiner  eigenen  Er- 
fahrung bestätigen  kann,  gibt  diese  Methode  verläßliche  imd  bei  Wieder- 
holung der  Beobachtungen  konstante  Resultate,  vorausgesetzt,  daß  die 
Bestimmung  stets  unter  genau  denselben  Bedingxmgen  ausgeführt  wird. 
100  g  der  Probe  werden  durch  Erwärmen  mit  80  ccm  wäßriger  Kalium- 
hydratlösung vom  spez.  Gew.  1,4  und  80  ccm  starkem  Alkohol  in  einer 
Porzellanschale  auf  dem  Wasserbade  verseift,  die  mittels  Schwefelsäure 
abgeschiedenen  Fettsäuren  von  Wasser  befreit  und  schließlich  durch  ein 
trockenes  Faltenfilter  in  eine  Porzellanschale  filtriert.  Die  Fettsäuren 
werden  alsdann  unter  einem  Exsikkator  erstarren  gelassen  und  über 
Nacht  aufbewahrt.  Am  folgenden  Tage  wird  die  Fettsubstanz  in  einem 
Luftbade  oder  über  freier  Flamme  vorsichtig  geschmolzen  imd  so  viel 
davon  in  ein  16  cm  langes  und  3,5  cm  weites  Reagensglas  gegossen, 
als  notwendig  ist,  um  das  Kohr  mehr  als  zur  Hälfte  zu  füllen.  Das 
Reagensglas  wird  dann  in  dem  Halse  einer  10  cm  weiten  und  13  cm 
hohen  Flasche  mittels  eines  Korkens  befestigt  und  ein  genaues,  in 
Vio  Grade  eingeteiltes  Thermometer  so  in  die  Fettsäuren  eingesenkt,  daß 
das  Quecksilbergefäß  sich  in  der  Mitte  der  Fettmasse  befindet.  Man 
läßt  dann  langsam  erkalten.  Sobald  man  am  Boden  des  Reagens- 
glases einige  Kristalle  beobachtet,  wird  die  Masse  mittels  des  Thermo- 
meters   umgerührt,    und    zwar  erst  dreimal  von  rechts  nach  links  und 


Stearinkerzen. 


227 


dann  dreimal  von  links  nach  rechts.  Darauf  wird  rasch  mit  dem  Thermo- 
meter umgerührt,  unter  Beobachtung  der  Vorsicht,  daB  die  Gefaßwände 
nicht  von  dem  Thermometer  berührt  werden,  so  daß  alle  erstarrten 
Partikelchen,  sowie  sie  entstehen,  in  die  Masse  gut  verrührt  werden. 
Die  Fettsäuren  werden  alsdann  durch  ihre  ganze  Masse  hindurch  trübe. 
Jetzt  wird  die  Temperatur  genau  beobachtet.  Erst  fallt  die  Tem- 
peratur, dann  steigt  sie  plötzlich  einige  Zehntel  Grade,  erreicht  ein 
Maximum  und  bleibt  dabei  kurze  Zeit  stehen,  worauf  sie  wieder 
fallt.  Dieser  Temperaturgrad  wird  der  „Titer"  oder  Erstarrungs- 
punkt genannt. 

Finkener  (Mitt.  Königl.  Techn.  Versuchsanstalt  1889,  S.  27;  1890, 
S.  153)  verwendet  größere  Quantitäten  von  Fettsäuren  in  kleinen  birnen- 
förmigen Flaschen  von  etwa  50  mm  Durchmesser.     Um  die  rasche  Ab- 
kühlung   zu    verhindern,    bringt   er  die    mit    den    ge- 
Fig-  66.  schmolzenen  Fettsäuren  gefüllten  Gefäße  in  eine  Holz- 

kiste. (Fig.  65,  ,, Schilderhaus''.)  Dieser  Apparat  ist 
bei  den  deutschen  Zollbehörden  als  offizieller  Apparat 
adoptiert  worden. 

In  Österreich  wird  im  Han-  pig.  «6. 

delsgeb  rauche  das  von  Wolfbauer         ^^         -.^- — .^- 
(Mitteü.  des   k.  k.  Technol.  Ge-    J?        V\    | 
werbemuseums   1894,   No.  1 — 4)    ^ 
vorgeschlagene    Verfahren     ange- 
wendet. Wolfbauer  trocknet  die 
Fettsäuren  (aus  120  g)  2  Stunden 
lang  bei    100®   und    verfährt   im 
übrigen  genau  nach  dem  eben  be- 
schriebenen Verfahren. 

Shukoff  (Chem.  Revue  1899, 
11)  hat  einen  Apparat  konstruiert, 
mittels  dessen  es  möglich  ist,  kleine  Vs^ 
persönliche  Fehler  zu  vermeiden. 
£s  ist  wahrscheinlich,  daß  dieser  Apparat,  auf  dem  Kontinente  wenigstens, 
(in  der  Paraffinkerzenindustrie)  als  Normalapparat  adoptiert  werden  wird. 
Dieser  Apparat  besteht  aus  einem  Gefäß,  das  von  einem  Dewarschen 
Vakuummantel  umgeben  ist.  Hierdurch  wird  ein  zu  rasches  Abkühlen 
der  Fettsäure  an  den  Wänden  vermieden.  Die  Maße  des  Apparats  gibt 
die  Fig.  66  an.  Man  gießt  30 — 40  g  geschmolzene  Fettsäuren  in  das  innere 
Grefäß,  schließt  dasselbe  mit  einem  Kork,  der  eiu  in  Y5  Grade  geteiltes 
Thermometer  trägt,  und  wartet,  bis  die  Temperatur  auf  etwa  5^  ober- 
halb des  zu  erwartenden  Erstarrungspunktes  gefallen  ist.  Hierauf  schüttelt 
man  stark  und  regelmäßig  von  oben  nach  unten  und  hört  damit  erst  auf, 

15  • 


*— «JCT/^ « 


■Scnh- 


Li, 


228  SpezieUe  Methoden  der  Öl-  and  Fettindustiie. 

wenn  der  Inhalt  deutlich  trüb  und  undurchsichtig  geworden  ist.  Jetzt 
beobachtet  man  das  Thermometer  imd  notiert  den  höchsten  Stand,  den 
die  Quecksilbersäule  erreicht. 

Später  zeigte  Shukoff  (Chem.-Ztg.  1901,  99),  daß  der  Vakuum- 
mantel nicht  unumgänglich  notwendig  ist  und  daß  gleich  gute  Resultate 
erhalten  werden,  wenn  ein  279 — 3  cm  weites,  mit  einem  Thermometer 
versehenes  Reagensrohr  mittels  eines  Korkens  in  einer  weithalsigen  Flasche 
befestigt  wird  (vgl.  S.  73). 

Titerteste  der  Fettsäuren  sind  in  den  Tabellen  VII  u.  VIII  (S.  196  ff.) 
des  voranstehenden  Kapitels  angeführt. 

3.  Die  Farbe  dient  als  wichtiges  Merkmal  bei  der  Bewertung  des 
Talges.  Die  überseeischen  Talge,  die  zumeist  auf  dem  englischen  Markte 
gehandelt  werden,  werden  daher  unter  solchen  Namen  wie  „good  colour^, 
„off  colour**,  „no  colour"  etc.  gekauft. 

4.  Der  Gehalt  an  freien  Fettsäuren  ist  bei  frischen  tierischen 
Fetten  ein  ziemlich  geringer.  Überseeische  Talge  enthalten  häufig 
20  Proz.  und  mehr  freie  Fettsäuren.  In  Palmölen  steigt  die  Prozentzahl 
der  Fettsäuren  noch  weit  höher.  Die  Menge  der  freien  Fettsäuren  wird 
durch  Bestimmung  der  Säurezahl  ermittelt  (S.  172). 

5.  Die  zu  erwartende  Ausbeute  fester  Fettsäuren  aus  Talg 
durch  Kalkverseifung  kann  mit  Hilfe  einer  von  Dalican  empirisch  be- 
stimmten Tabelle  ^)  festgestellt  werden.  Es  empfiehlt  sich,  für  jede  Fett- 
gattung eine  besondere  Tabelle  sich  selbst  anzufertigen,  in  der  Weise, 
daß  aus  den  festen  und  flüssigen  Fettsäuren,  wie  sie  aus  dem  gleichen 
Fette  technisch  gewonnen  sind,  Mischungen  von  bekanntem  Gehalt  her- 
gestellt und  deren  Titer  bestimmt  werden.  Für  Kerzenmaterial  mittels 
Schwefelsäureverseifiing  ist  selbstredend  Dalican s  Tabelle  nicht  zu  ver- 
wenden und  es  muß  daher  für  diese  Methode  eine  besondere  Tabelle') 
angefertigt  werden.  Genauere  Resultate  erhält  man  bei  den  Ver- 
seifungsmethoden  mittels  Wasser  imd  Kalk  (oder  Magnesia)  durch  Be- 
Stimmung  der  Jodzahl  und  Berechnung  derselben  auf  Ölsäure.  Bei 
dem  Kerzenmaterial,  das  mittels  des  Schwefelsäureverseifungsverfahrens 
oder  mittels  des  gemischten  Veifahrens  erhalten  wird,  ist  diese  Me- 
thode jedoch  nicht  mehr  zulässig,  da  IsoÖlsäure  ebenfalls  Jod  ab- 
sorbiert. 

6.  Die  Ausbeute  an  Glyzerin  wird  direkt  nach  der  oben  (S.  174) 
beschriebenen  Methode  ermittelt.  Zumeist  ist  diese  Bestimmimg  jedoch 
überflüssig,    indem   man  rund   10  Proz.  Ausbeute  für  ein  neutrales  Fett 


*)  Vergl.  Lewkowitsch,  Ghem.  Technologie  o.  Analyse  der  Öle,  Fette  und 
Wachse,  Bd.  II,  S.  398. 

>)  Ibid.  Bd.  n,  S.  628. 


Stearinkerzen.  229 

annimmt  und  für  je  10  Proz.  freier  Fettsäuren  1  Proz.  Glyzerin  in  Ab- 
zug  bringt  (vergl.  Tabelle  5,  „Laboratoriumsbuch  ftir  die  Fett-  und  Öl- 
industrie", Braunschweig  1902). 

B.  Untersuchung  der  Zwischen-  und  Endprodukte. 

Um  den  Gang  der  Verseif ung  sowohl  bei  der  Autoklavenarbeit 
als  auch  bei  der  Spaltung  mit  Schwefelsäure  zu  kontrollieren,  bestimmt 
man  Yon  Zeit  zu  Zeit  die  Menge  des  noch  unzersetzten  Neutralfettes. 
Man  zieht  hierzu  eine  gute  Durchschnittsprobe,  kocht  dieselbe  bei  der 
Schwefelsäureyerseifung  mit  Wasser,  bei  der  Kalk-  und  Magnesiayerseifung 
mit  dünner  Schwefel-  oder  Salzsäure  gut  aus,  läßt  erkalten,  hebt  den 
Fettkuchen  ab  und  wäscht  denselben  säurefrei.  Alsdann  bestimmt  man 
in  ihm  die  Säure-  und  die  Yerseifungszahl.  Ist  z.  B.  die  Verseifimgs- 
zahl  einer  Probe  autoklavierten  Talges  k  =  203  und  die  Säurezahl 
a  =  162,2,  dann  entspricht  die  Differenz  k  —  a  =  203,0  —  162,2  =  40,8 
dem  in  der  Probe  vorhandenen  Neutralfette.  Da  die  Yerseifungszahl 
eines  neutrales  Talges  rund  195  ist,  so  haben  wir  die  Proportion 

195  :  100  =  40,8  :  x;  x  =  20,92. 

Der  Prozentgehalt  des  neutralen  Fettes  in  der  Probe  ist  daher 
20,92  und  die  Prozentzahl  der  freien   Fettsäuren  100  —  20,92  =  79,08. 

Die  Zwischenprodukte  werden  nach  den  Erstarrungspunkten 
und  der  Jodzahl  (mit  der  oben  gegebenen  Einschränkung)  bewertet. 

Von  den  Endprodukten  werden  im  Handel  die  bei  der  Wasser-, 
Kalk-  imd  Magnesiayerseifung  erhaltenen  als  Saponifikat-  oder  Saponi- 
fikationsprodukte,  diejenigen  der  übrigen  Yerseifungsmethoden,  die  stets 
zur  Reinigung  mit  überhitztem  Dampf  destilliert  werden  müssen,  als 
Destillat-  oder  Destillationsprodukte  bezeichnet.  Man  spricht  daher  Yon 
Saponifikat-  resp.  Destillat-Stearin,  -Olein  und  -Glyzerin. 

Die  Bewertung  des  „Saponifikatstearins^  beruht  auf  der  Höhe 
des  Erstarrungspunktes.  Je  höher  dieser  ist,  desto  wertvoller  ist  das  Kerzen- 
material. Eine  definitive  Jodzahl  zeigt  die  Menge  der  in  den  PreB- 
kuchen  zurückgebliebenen  Ölsäure  an.  Eine  ausgesprochene  Differenz 
zwischen  der  Neutralisations-  und  der  Yerseifungszahl  entspricht  der 
Menge  des  Neutralfettes,  das  der  Yerseifung  entgangen  ist  und  nicht  mit 
der  Ölsäure  ausgepreßt  wurde.  Für  Handelszwecke  ist  es  nur  selten 
erforderlich,  die  Mengen  der  Palmitinsäure  imd  Stearinsäure  einzeln  zu 
bestinuuen. 

Das  „Destillationsstearin^  wird  ebenfalls  nach  seinem  Er- 
starrungspunkte, welcher  gewöhnlich  niedriger  als  der  des  Yerseifungs- 
stearins  ist,  bewertet.  Die  Jodzahl  eines  Destillationsstearins  bildet  ein 
Maß  der  vorhandenen  Menge  von  IsoÖlsäure;  die  Differenz  zwischen  Neu- 


230  Spezielle  Methoden  der  Öl-  and  Fettindastrie. 

tralisations-  und  Yerseifungszahl  gibt  ein  Maß  des  yorhandenen  Stearo- 
laktones  an. 

Eine  yoUständige  üntersucliung  des  Bestillationsstearins  umfaßt 
daher  die  Bestimmung  der  Jodzahl,  der  Neutralisationszahl  und  der 
Yerseifungszahl  und  die  direkte  Bestimmung  der  Stearinsäure.  Die  Pal- 
mitinsäure wird  alsdann  durch  Differenz  gefunden.  Es  ist  daher  mög- 
lich, vermittelst  der  Jodzahl  zwischen  „Verseifuugsstearin**  und  „Destil- 
lationsstearin" zu  imterscheiden.  Die  Jodzahl  des  erstgenannten  Produktes 
überschreitet  selten  wenige  Einheiten,  während  Destillationsstearine  Jod- 
zahlen liefern,  die  meist  zwischen  15  und  30  liegen. 

Eine  beträchtliche  Menge  von  Neutralfett  findet  sich  im  Kerzen- 
material, welches  für  diejenigen  „Eompositionskerzen"  verwendet  wird, 
die  aus  einem  Gemische  von  Stearin  und  Kokosnußstearin  bestehen. 
Verlangt  man  eine  genaue  Bestimmung  des  Neutralfettes,  so  verseift 
man  am  besten  50  g  der  Probe  und  bestimmt  darin  die  Glyzerinmenge. 

Yerfälschungs mittel  des  „Stearins"  sind  Kohlenwasserstoffe  (Pa- 
raffin, Geresin),  destilliertes  Wollfettstearin,  sowie  auch  Kamaubawachs, 
das  manchmal  zugesetzt  wird,  um  den  Erstarrungspunkt  des  Kerzen- 
materiales  zu  erhöhen. 

Die  Anwesenheit  dieser  Substanzen  gibt  sich  durch  die  Bestimmung 
des  Unverseifbaren  zu  erkennen.  Die  Untersuchung  des  Unverseifbaren 
wird  nach  den  im  vorangehenden  Kapitel  beschriebenen  Methoden  aus- 
geführt. Auf  diese  Weise  können  Paraffin,  Ceresin,  sowie  auch  Kamauba- 
wachs  nachgewiesen  werden.  Die  Anwesenheit  von  Cholesterin  deutet 
auf  einen  Zusatz  von  „destilliertem  Wollfettstearin"  hin. 

Kerzen,  die  fast  vollständig  aus  Stearin  bestehen,  werden  haupt- 
sächlich in  heißen  Ländern  gebraucht,  da  Kerzen,  die  neben  Stearin 
auch  noch  viel  Paraffin  enthalten,  infolge  ihrer  niedrigen  Schmelzpunkte 
sich  leicht  biegen  und  tropfen. 

In  gemäßigten  Zonen  werden  Kerzen  gewöhnlich  aus  Gemischen 
von  Stearin  und  Paraffin  dargestellt. 

Die  Ölsäure  des  Handels,  „Olein",  „Elain",  ist  ein  Nebenprodukt 
und  wird,  wie  oben  bereits  angedeutet  ist,  in  zwei  Qualitäten  —  „Saponi- 
fikationsolein"  und  „Destillationsolein"  —  auf  den  Markt  gebracht. 

Das  „Saponifikationsolein"  ist  gewöhnlich  dunkel  gefärbt, 
imd  falls  es  nicht  durch  künstliche  Abkühlung  von  „Stearin"  befreit 
worden  ist,  enthält  es  gewöhnlich  beträchtliche  Mengen  fester  Fett- 
säuren. Daher  liegt  die  Jodzahl  eines  „Oleins"  weit  unter  90.  Alles  Neu-« 
tralfett,  welches  im  Autoklavenprozeß  der  Hydrolyse  entgangen  ist,  findet 
sich  in  diesem  „Olein";  daher  ist  seine  Yerseifungszahl  höher  als  seine 
Neutralisationszahl.  Alles  in  dem  ursprünglichen  Fette  enthaltene  Un- 
verseif  bare  findet  sich  ebenfalls  im  „Olein". 


Paraffinkerzen.  231 

Das  „Destillationsolein",  welches  durch  Schwefelsäureverseifung 
oder  nach  dem  ^gemischten  Verfahren^  erhalten  worden  ist,  ist  ein 
Destillationsprodukt  und  stellt  daher  ein  helles  durchsichtiges  Öl  dar. 
Es  enthält  gewöhnlich  geringe  Mengen  fester  Fettsäuren,  so  daß  die  Jod- 
zahl eines  fachgemäß  fabrizierten  Destillationsoleins  aus  Talg  zwischen 
80—86  liegt. 

Ehe  das  Destill ationsYerfahren  der  Fettsäuren  seine  gegenwärtige 
YoUkommenheit  erreicht  hatte,  enthielten  die  destillierten  Oleine  be- 
trächtliche Mengen  Ton  Kohlenwasserstoffen,  die  sich  durch  Zersetzung 
des  in  der  Destillationsblase  hinterbliebenen  Neutralfettes  gebildet  hatten 
und  zugleich  mit  der  Ölsäure  überdestillierten.  Daher  war  es  früher 
möglich,  Destillationsolein  yon  Saponifikationsolein  durch  die  Anwesen- 
heit Ton  Kohlenwasserstoffen .  in  ersteren  zu  unterscheiden.  Gegen- 
wärtig Yollziehen  sich  jedoch  die  Fabrikationsprozesse  in  einer  so  toU- 
kommenen  Weise,  daß  die  Destillationsoleine  des  Handels  praktisch  frei 
Ton  Zersetzungsprodukten  sind. 

Das  weitere  Nebenprodukt  „Glyzerin^  wird  unten  ausführlich 
besprochen  werden. 

2.  Paraffinkerisen  (s.  a.  S.  72  ff.). 

Die  chemische  Zusammensetzung  des  Paraffins  ist  noch  nicht  völlig 
bekannt.  Sie  variiert  je  nach  dem  Ursprünge.  Das  amerikanische 
Paraffin  mag  als  hauptsächlich  aus  einem  Gemische  von  Kohlenwasser- 
stoffen, der  Äthanreihe  bestehend  angesehen  werden.  Das  in  der  säch- 
sisch-thüringischen Braimkohlenindustrie  dargestellte  Paraffin  enthält 
einige  Prozente  von  Olefinen;  daher  schwanken  auch  die  Jodzahlen  der 
im  Handel  erhältlichen  Paraffine.  Paraffin,  welches  aus  Petroleum 
erhalten  wird,  darf  nicht  als  identisch  angesehen  werden  mit  dem 
ParaMn,  das  mittels  trockener  Destillation  erhalten  worden  ist.  In  der 
Regel  ist  das  durch  trockene  Destillation  dargestellte  Paraffin  in  seiner 
technischen  Verwendbarkeit  dem  Petroleumparaffin  überlegen. 

Das  schottische  Rohparaffin  ist  im  Handel  unter  dem  Namen 
„Schuppen^  („scale")  bekannt.  Dieses  Rohparaffin  enthält  wechselnde 
Mengen  von  Verunreinigungen,  Schmutz,  Wasser  und  Kohlenwasserstoffen 
von  niedrigem  Schmelzpunkte,  die  hauptsächlich  aus  „Weichparaffin^ 
bestehen.  Letzteres  wird,  da  es  für  den  Kerzenfabrikanten  wertlos  ist, 
im  Handel  (England)  als  „Öl"  bezeichnet. 

Es  besteht  keine  feste  Trennungslinie  zwischen  den  festen  Kohlen- 
wasserstoffen und  dem  „Öle'',  da  das  Hartparaffin  allmählich  durch 
Weichparaffin  oder  niedriger  schmelzende  Paraffine  hindurch  in  „Öl" 
übergeht.  Die  Menge  des  Öles,  das  im  Fabrikbetriebe  ausgepreßt  wird, 
hängt  natürlich  von  einer  Reihe  von  Bedingungen   ab,  wie  Temperatur, 


232  Spezielle  Methoden  der  Öl-  und  Fettindostrie. 

Druck,  Zeitdauer,  während  welcher  der  Druck  auf  der  Masse  lastet,  u.  s.  w. 
Es  ist  daher  leicht  ersichtlich,  dafi  eine  Laboratoriumsprobe  zur  Bestim- 
mung Yon  „Öl*'  eine  etwas  willkürliche  sein  muB. 

Aus  diesem  Grunde  werden  die  Untersuchungsmethoden  zwischen 
Verkäufer  und  Käufer  in  den  Lieferungsbedingungen  niedergelegt. 

Das  Endprodukt  der  schottischen  Paraffinölindustrie  wird,  falls 
der  Schmelzpunkt  unter  48^  (=  IIS^  F.)  liegt,  als  „Weichparaffin*' 
Terkauft.  Paraffinwachs  von  einem  oberhalb  120°  F.  =  48,9°  C.  liegenden 
Schmelzpunkte  wird  „Hartparaffin**  genannt.  Das  Kerzenmaterial, 
welches  in  der  sächsisch-thüringischen  Industrie  erzeugt  wird,  hat  in 
der  Regel  einen  Schmelzpunkt  von  53  —  56°  C;  Material  von  niedri- 
gerem Schmelzpunkte  (50 — 52°  C.)  oder  höherem  Schmelzpunkte  wird 
nur  selten  fabriziert. 

Außer  Farbe,  Durchsichtigkeit  und  auch  Geruch  ist  das  wichtigste 
Kriterium  bei  der  Beurteilung  von  Paraffin  die  Bestimmung  des  Schmelz- 
punktes. Der  Schmelzpunkt  und  Erstarrungspimkt  fallen  beim  Paraffin 
zusammen.  Eine  einheitliche  Methode,  den  Erstarrungspunkt  des  Paraffins 
zu  bestimmen,  ist  bis  jetzt  noch  nicht  vereinbart  worden,  daher  findet 
man  im  Handel  3  Methoden.  Diese  sind  als  1.  deutsche  Probe  (Hallenser 
Vorschrift),  2.  englische  Probe  (English  test),  3.  amerikanische  Probe 
(American  test)  bekannt. 

Deutsche  Probe.  „Ein  kleines,  mit  Wasser  gefülltes  Becherglas 
von  ungeföhr  7  cm  Höhe  und  4  cm  Durchmesser  wird  bis  ungefähr  70°  C. 
erwärmt,  und  auf  das  erwärmte  Wasser  ein  kleines  Stückchen  des  zu 
imtersuchenden  Paraffins  geworfen,  so  groB,  daß  es  nach  dem  Zusammen- 
schmelzen ein  rundes  Auge  von  etwa  6  mm  Durchmesser  bildet.  Sobald 
dies  flüssig,  wird  in  das  Wasser  ein  Celsiussches  Thermometer  (zu  be- 
ziehen von  Ferd.  Dehne  oder  von  Jul.  Herm.  Schmidt  in  Halle  a.  S.) 
von  der  durch  den  „Verein  für  Mineralölindustrie  ^  festgestellten  Ein- 
richtung so  tief  eingetaucht,  daß  das  längliche  Quecksilbergefaß  des 
Thermometers  ganz  von  Wasser  bedeckt  wird.  In  dem  Augenblicke, 
wo  sich  auf  dem  Paraffinauge  ein  Häutchen  bildet,  wird  der  Erstarrungs- 
punkt an  der  Skala  des  Thermometers  abgelesen.  Während  dieser  Ope- 
ration muß  das  Becherglas  durch  eine  Umgebung  von  Glastafeln  sorg- 
fältig vor  Zugluft  geschützt  werden  und  darf  der  Hauch  des  Mundes 
beim  Beobachten  der  Skala  das  Paraffinauge  nicht  treffen.'' 

Englische  Probe.  Ein  Reagensglas  von  etwa  1  Zoll  Durch- 
messer wird  etwa  2  Zoll  hoch  mit  dem  geschmolzenen  Paraffin  angefüllt. 
Ein  kleines  Thermometer  wird  eingesenkt  und  die  Masse  langsam  um- 
gerührt, so  daß  Reagensglas  und  Inhalt  langsam  abkühlen.  Diejenige 
Temperatur,  bei  welcher  das  Thermometer  für  kurze  Zeit  stationär  bleibt, 
wird  als  Schmelzpunkt  angesehen.     Es  sei  hierzu  bemerkt,  daß  Paraffin 


Paraffinkerzen.  233 

sich  nicht  wie  ein  Fettsäuregemisch  verhält,  welches  beim  Erstarren 
eine  plötzliche  Temperaturerhöhung  erleidet.  Bei  Paraf&n  bleibt  die 
Quecksilbersäule  des  Thermometers  etwa  eine  halbe  Minute  lang  stationär, 
jedoch  findet  kein  Ansteigen  der  Quecksilbersäule  statt;  darauf  fällt  das 
Quecksilber  allmählich. 

Amerikanische  Methode.  Der  Schmelzpunkt  wird,  wie  folgt, 
bestimmt:  Eine  Menge  YOn  Paraffin,  die  hinreichend  ist,  eine  runde 
Schale  von  3%  Zoll  im  Durchmesser  drei  Viertel  voll  zu  füllen,  wird 
geschmolzen.  Ein  Thermometer  mit  rundem  Quecksilbergefaß  wird  dann 
in  die  geschmolzene  Masse  eingesenkt,  so  daß  die  Kugel  sich  nur  zu 
drei  Viertel  im  Paraffin  befindet.  Man  läBt  nun  das  Paraffin  langsam 
abkühlen  und  notiert  diejenige  Temperatur,  bei  welcher  die  ersten  An- 
zeichen einer  Haut,  die  von  der  Gefäßwandung  bis  zum  Thermometer 
sich  hinzieht,  auftreten,  als  Schmelzpimkt. 

Es  ist  klar,  daß  die  Schmelzpunktsbestimmung  nach  der  deutschen 
und  amerikanischen  Methode  zu  sehr  unsicheren  Resultaten  führen  muß. 
Es  wäre  am  zweckmäßigsten,  die  englische  Methode  zu  adoptieren.  Mit 
Bezug  auf  die  deutsche  Methode  sei  erwähnt,  daß  die  Fabrikanten 
von  Braunkohlenparaffin  wahrscheinlich  die  Shukoffsche  Methode 
(S.  72  u.  227)  annehmen  werden.  L.  Weinstein  hat  gezeigt,  daß 
Schmelzpunktsbestimmungen  im  Eapillarrohr  zu  übereinstinmienden  Re- 
sultaten führen. 

Kerzen,  die  ausschließlich  aus  Paraffin  hergestellt  werden,  sind 
zu  weich  und  biegen  sich  zu  leicht;  daher  ist  es  erforderlich,  dem 
Paraffin,  das  zur  Kerzenfabrikation  dient,  5 — 15  Proz.  „Stearin^  zu- 
zusetzen. 

Es  ist  bereits  oben  angedeutet  worden  (S.  225),  daß  „Stearin^  mit 
verschiedenen  Mengen  von  Paraffinwachs  versetzt  wird.  Der  Schmelz- 
punkt eines  Gemisches  von  „Stearin^  und  Paraffin  kann  nicht  aus  den 
Schmelzpunkten  der  Komponenten  berechnet  werden.  Es  ist  daher  für 
die  Betriebskontrolle  eif orderlich,  daß  jeder  Fabrikschemiker  für  sich 
eine  Tabelle  für  das  von  ihm  verarbeitete  Material  konstruiere. 

Eine  derartige  empirische  Tabelle  ist  die  folgende,  von  Scheit- 
hauer für  Gemische  von  thüringischem  Paraffin  und  „Stearin^  angegebene 
Tabelle  (S.  234). 

Der  Stearinsäuregehalt  in  Paraffinkerzen  wird  bestimmt  durch 
Auflösen  von  5  — 10  g  der  Probe  in  Petroleumäther  oder  Äther,  Zusatz 
einiger  Kubikzentimeter  Alkohol  und  Titration  mit  Normalalkali  unter 
Anwendung  von  Phenolphtalein  als  Indikator.  Die  Anzahl  der  Kubik- 
zentimeter verbrauchten  Alkalis  wird  mit  0,284  multipliziert  und  durch 
das  in  Arbeit  genommene  Gewicht  dividiert. 


234 


Spezielle  Methoden  der  öl-  und  Feltindastrie. 


Paraffin 

Schmelspunkt 

Btearins&ure  toid 
Schmelcpunkt  54<*  G. 

Schmebspunkt  der 
lÜBchung: 

ProE. 

OC. 

Pro». 

OC. 

90,0 

10,0 

86,5 

66,6 
33,3 

86,5 

33,8 
66,6 

89,0 
45,75 

10,0 

90,0 

51,75 

90,0 

10,0 

36,5 

66,6 
33,3 

37,5 

38,3 
66,6 

85,5 
47,0 

10,0 

90,0 

52,0 

90,0 

10,0 

89,75 

66,6 
83,8 

40,75 

33,3 
66,6 

40,5 
47,5 

10,0 

90,0 

52,0 

90,0 

10,0 

44,0 

66,6 
38,8 

45,0 

88,3 
6G,6 

40,75 
48,0 

10,0 

90,0 

52,5 

90,0 

10,0 

47,5 

66,6 
33,3 

48,5 

38,8 
66,6 

45,0 
47,75 

10,0 

90,0 

52,5 

90,0 

, 

10,0 

49,0 

66,6 
38,3 

50,0 

33,3 
66,6 

47,0 
47,5 

10,0 

90,0 

52,5 

90,0 

10,0 

58,0 

66,6 
38,3 

54,0 

88,8 
66,6 

49,0 
47,0 

10,0 

90,0 

52,5 

90,0 

10,0 

56,5 

66,6 
38,3 

56,5 

83,3 
66,6 

52,0 
47,5 

10,0 

90,0 

52,5 

WalratkerzeD.    Bienenwachs.  235 


3.  Walratkerssen. 

Walratkerzen  werden  aus  raMniertem  Walrat  dargestellt.  Sie 
werden  immer  noch  als  Beleuchtungsmittel  gebraucht,  obwohl  sie  zum 
größten  Teile  durch  die  billigeren  Stearin-  und  Parafünkerzen  verdrängt 
worden  sind.  Bis  vor  kurzem  wurden  die  Walratkerzen  ausschließlich 
als  Norm  für  die  photometrischen  Messungen  in  England  verwendet. 

Aus  Walrat  allein  können  Kerzen  nicht  dargestellt  werden,  da  das 
Material  zu  spröde  ist;  daher  wird  dem  Walrat  Bienenwachs,  Talg, 
„Stearin^,  Paraffin  und  Geresin  zugemischt.  Die  für  photometrische 
Zwecke  in  England  benutzten  Standardwalratkerzen  dürfen  nur  einen 
Zusatz  besten  luftgebleichten  weißen  Bienenwachses  vom  Schmelzpunkte 
62^  enthalten.  Kein  anderes  Material  darf  verwendet  werden,  und  die 
erlaubte  Menge  von  Bienenwachs  muß  zwischen  3 — 4,5  Proz.  liegen. 
Der  Walrat  selbt  muß  einen  zwischen  45^  und  46^  liegenden  Schmelz- 
punkt haben. 

Die  in  der  Tabelle  IX,  S.  202  angegebenen  Konstanten  des  Walrats 
gestatten,  Yerfölschungen  mit  den  genannten  Materialien   nachzuweisen. 

4.  Wachskersseii»  Bienenwachskerzen. 

Die  Wachskerzen  sollten  stets  aus  reinem  Bienenwachs  gefertigt 
sein;  für  die  Kirchenlichter  Rußlands  (für  die  ein  sehr  bedeutender 
Teil  der  ganzen  Wachsproduktion  Yerwendung  findet)  ist  dies  sogar 
gesetzliche  Bestimmung.  Trotzdem  sind  unverfälschte  Wachskerzen  im 
Handel  kaum  anzutreffen.  Die  gebräuchlicbsten  Zusätze  sind  Stearin- 
säure, Talg  und  Harz,  vor  allem  aber  Ceresin  und  Paraffin.  Wachs- 
arten des  Pflanzenreichs,  wie  Kamaubawachs,  machen  Bienenwachskerzen 
praktisch  wertlos.  Bienenwachs  enthält  keine  Glyzeride,  sondern  neben 
freien  hochmolekularen  Pettsäuren  (viel  Cerotin-  imd  wenig  Melissinsäure) 
hauptsächlich  Myricin  (Palmitinsäure-Myricylester),  Myricyl-  und  Ceryl- 
alkohol,  daneben  noch  kleine  Mengen  Kohlenwasserstoffe  und  ungesättigte 
Säuren.  Das  rohe  Wachs  ist  in  der  Regel  gelb  bis  rotbräunUch  gefärbt. 
Es  besitzt  den  angenehmen  Geruch  des  Honigs,  eine  feinkörnige  Struktur 
und  ist  bei  mittlerer  Temperatur  knetbar,  bei  niedriger  spröde.  Es  ent- 
hält stets  eingebettete  Pollenkömer,  die  den  Nachweis  von  Rohwachs 
mittels  des  Mikroskops  leicht  machen.  Durch  mehrmaliges  Umschmelzen 
mit  heißem  Wasser  gereinigt  und  durch  Einwirkung  der  Sonne  oder  durch 
chemische  Agentien  gebleicht  verliert  das  Rohwachs  seinen  Farbstoff  und 
bildet  das  weiße  Wachs,  das  rein  weiß  oder  schwach  gelblich  gefärbt, 
geruch-  und  geschmacklos,  spröde  und  schwerer  ist  als  gelbes  Wachs, 
auch  zumeist  einen  glatten  Bruch  zeigt. 


236  Spezielle  Methoden  der  Öl-  und  Fettindustrie. 

Die  wichtigsten  Konstanten  des  Bienenwachses  sind  in  Tabelle  IX, 
S.  202,  angegeben  worden.  Es  sei  jedoch  bemerkt,  daß  diese  Zahlen 
nicht  für  indische  Wachse  gelten,  welche  abnorme  Zahlen  liefern  (vergl. 
Lewkowitsch,  Chemische  Technologie  und  Analyse  der  Öle,  Fette  imd 
Wachse,  Bd.  II,  S.  756). 

Über  die  Eeinheit  einer  Wachssorte  geben  der  Schmelzpunkt,  das 
spez.  Gewicht  und  die  Löslichkeit  in  Chloroform  vorläufigen  AufschluB. 

Auch  die  Jodzahl,  die  bei  reinem  gelben  Wachs  9  — 11  beträgt, 
während  sie  für  weißes  Wachs  niedriger  liegt  (rund  4),  kann  in  Zweifels- 
fällen herangezogen  werden. 

Die  wichtigsten  Charakteristika  der  Wachsanalyse  sind  jedoch  die 

Säure-  und  die  Yerseifimgszahl.    Die  Säurezahl  des  gelben  Wachses  liegt 

bei  18 — 22  (zumeist  19 — 20),  die  Verseifungszahl  bei  88 — 99,   daher  die 

Differenz  *)  der  Verseifungszahl  und  Säurezahl  zwischen  69 — 78.    Da  die 

höheren  imd  niedrigeren  Zahlen  häufig  zusammen  vorkommen,  so  schwankt 

_       _       .          Verseifungszahl — Säurezahl        -tt    ,  i     i     -r,-    i    i     .      ,  i,, 
der  Quotient ^r^ r^ ,  „Hüb Ische  Verhältniszahl", 

in   engen  Grenzen,  nämlich  zwischen  3,6 — 3,8.     Für  weißes  Wachs  sind 
die  Grenzen  etwas  weiter  zu  stecken,  nämlich  für  die 

Säurezahl  19,7  —  24,00 

Verseifungszahl  93,5  —107,00 

Hübische  Verhältniszahl         2,96—     3,97. 

Die  Bestimmungsmethode  der  Verseifungszahl  ist  im  allgemeinen 
dieselbe  wie  bei  den  Fetten  (S.  163).  Sie  wird  nur  dadurch  etwas  modi- 
fiziert, daß  sowohl  die  Ester  des  reinen  Bienenwachses  als  auch  vor  aHem 
die  üblichsten  Verfälschungsmittel  desselben  (Paraffin  imd  Ceresin)  in 
Alkohol  fast  unlöslich  sind.  Indem  diese  die  löslichen  Teile  umhüllen 
imd  der  Einwirkung  des  Alkalis  entziehen,  können  leicht  falsche  Re- 
sultate erhalten  werden. 

Zur  Bestimmung  der  Säurezahl  werden  3 — 5  g  Wachs  mit 
25  ccm  95-proz.  Alkohol  einige  Zeit  erwärmt  und  dann  die  freie  Säure 
unter  Zusatz  von  Phenolphtalein  mit  alkoholischer  Y^  N. -Alkalilauge 
titriert.  Die  Verseifungszahl  bestimmt  man  in  einer  frischen 
Menge  von  etwa  1,5 — 2  g  mit  25  ccm  Yj  N.-Kalilauge,  die  mit  Alkohol 
von  mindestens  96  Proz.  hergestellt  war.  Das  Kochen  muß  mindestens 
eine  Stunde  lang  (auf  dem  Drahtnetze)  unterhalten  werden,  da  sonst  die 
Verseifung  nicht  vollständig  ist. 

Handelt  es  sich  lediglich  darum,  die  Reinheit  eines  Bienen- 
wachses   zu    konstatieren,    so    kann    man  sich  darauf  beschränken,    die 


^)  Diese    Differenz   wurde   von   Hübl    als    „Ä.therzahl''    bezeichnet;     aas 
Zweckmäßigkeitsgründen  wurde  dieser  Ausdruck  von  mir  vermieden. 


Biesenwachs. 


237 


Säure-  und  Verseifungszalil  zu  bestimmen.  Geben  diese  normale  Werte, 
so  bestimmt  man  noch  das  spez.  Gewicht  und  prüft  qualitativ  auf  Ceresin 
und  Paraf6iL  nach  der  Weinwurm  sehen  Methode  (s.  unten  S.  238).  Sind 
letztere  Kohlenwasserstoffe  abwesend  und  liegt  das  spez.  Gewicht  in  den 
oben  angegebenen  Grenzen,  so  kann  die  Probe  rein  sein.  Zur  Sicherheit 
bestimmt  man  noch  den  Schmelzpunkt  und  eventl.  auch  die  Jodzahl. 

Folgende    Tabelle    enthält    die    Konstanten    reinen  Bienenwachses 
und  dessen  üblichster  Yerfälschungsmittel  (Durchschnittswerte): 


Sflurezahl 


VeneifungB- 
zahl 


Verhaitnis- 
sahl 


Bienenwachs,  gelbes     .... 
weißes    .... 

Eamaubawachs 

Chinesisches  (Insekten-)  Wachs 

Japanwachs 

Myrtenwachs 

Wahat 

Talg-  und  Preßtalg 

Stearinsäare  (technisch)  .    .    . 

Kolophonium 

Paraffin  and  Ceresin  ^)    .   .    . 


19-21 
19,7-24 
2 
0 
20 
3 
3 
4—10 
200 
130—164,6 
0 


91—97 

93,5—107 

80 

80,4 

227 

208 

133 

195 

200 

146,8-194 

0 


3,62-3,84 

2,96-3,97 

39 

10,8 

68,3 

43,3 

18,5-48 

0,126-0,191 
0 


Aus  diesen  Zahlen  lassen  sich  folgende  Schlüsse  ziehen:  Liegt  die 
Yerseifungszahl  eines  Wachsmusters  unter  92  und  ist  die  Yerhältniszahl 
zugleich  die  des  reinen  Wachses,  so  ist  Para^n  oder  Ceresin  beigemengt. 

Ist  die  Yerhältniszahl  größer  als  3,8,  so  sind  Yerfälschungen  mit 
Talg,  Japanwachs,  Walrat  oder  fremden  Wachsarten  wahrscheinlich. 
Liegt  zugleich  die  Säurezahl  tmter  20,  so  ist  Japanwachs  ausgeschlossen. 
Eine  zu  kleine  Yerhältniszahl  (hohe  Säurezahl)  läßt  auf  Zusatz  von 
Stearinsäure  oder  Harz  (Kolophonium)  schließen.  Zugleich  aber  zeigen 
die  mitgeteilten  Zahlen,  daß  kompliziertere  Fälschungen  unter  gleich- 
zeitigem Zusatz  mehrerer  Surrogate  möglich  sind,  die  auf  diese  Weise 
nicht  erkannt  werden.  So  würde  ein  Gemisch  von  37ya  Proz.  Japan- 
wachs, 6Ys  Proz.  Stearinsäure  und  56  Proz.  Ceresin,  das  also  überhaupt 
kein  Wachs  enthält,  ganz  normale  Zahlen  ergeben.  In  solchen  Fällen 
verrät  sich  indessen  die  Fälschung  nicht  nur  an  den  äußeren  Eigenschaften 
(Bruch,  Geschmack),  sondern  auch  durch  folgende  Prüfungsmethoden: 

Nachweis  von  Glyzeriden.  Bienenwachs  enthält  keine  Gly- 
zeride.    Yerseift  man  20  g  der  Probe  und  prüft  auf  Glyzerin,  so  ist  bei 


^)  Käufliches  Paraffin  und  Ceresin  sind  nicht  immer  völlig  säurefrei. 


238  Spezielle  Methoden  der  öl-  und  j^ettindustrie. 

positivem  Ausfall  auf  die  Gegenwart  von  Fetten  (Japanwachs,  Talg)  zu 
schlieBen. 

Nachweis  von  Stearinsäure.  Die  Stearinsäure  ist  in  Alkohol 
leichter  löslich  als  die  im  Wachse  frei  vorkommende  Cerotinsäure. 
Kocht  man  daher  1  g  Wachs  mit  10  ccm  Alkohol  von  80  Vol. -Prozent, 
läßt  erkalten,  filtriert  und  setzt  zum  Filtrat  Wasser,  so  trübt  sich  die 
Flüssigkeit  nur  sehr  wenig,  falls  das  Wachs  rein  ist,  während  sich  vor- 
handene Stearinsäure  in  Flocken  abscheidet.  Es  wird  auf  diese  Weise 
noch  der  Zusatz  von  1  Proz.  Stearinsäure  erkannt. 

£s  ist  jedoch  zu  beachten,  daß,  falls  Kolophonium  gleichzeitig 
vorhanden  ist,  auch  dieses  aufgelöst  wird  und  mit  Wasser  eine  Emulsion 
gibt.  (Betreffs  einer  von  Buchner  vorgeschlagenen  imd  von  Berg  kriti- 
sierten Methode,  vergl.  Lewkowitsch,  Chem.  Technologie  u.  Analyse 
der  Öle,  Fette  und  Wachse,  Bd.  II,  S.  489.) 

Nachweis  von  Harz.  Mit  Harz  versetztes  Wachs  gibt  sich  leicht 
durch  seinen  Geschmack  und  seine  Klebrigkeit  zu  erkennen.  Es  hängt 
sich,  im  Gegensatz  zu  reinem  Wachs,  beim  Kauen  an  die  Zähne.  Zum 
Nachweise  von  Harz  bedient  man  sich  der  Reaktion  von  Liebermann- 
Storch  (S.  181),  zur  quantitativen  Bestimmung  der  Methode  von 
Twitchell  (S.  248). 

Nachweis  von  Geresin  und  Paraffin.  Weinwurms  Probe. 
Man  verseift  5  g  Wachs  mit  25  ccm  alkoholischer  7,  N.- Alkalilauge,  ver- 
dunstet den  Alkohol,  setzt  dann  20  ccm  konzentriertes  Glyzerin  hinzu 
und  erwärmt  weiter,  bis  alles  gelöst  ist.  Fügt  man  jetzt  ca.  100  ccm 
kochendes  Wasser  hinzu,  so  erhält  man  bei  echtem  Bienenwachs  eine 
mehr  oder  weniger  klare,  durchsichtige  bis  durchscheinende  Lösung. 
Legt  man  ein  mit  normaler  Lettemgröße  bedrucktes  Papier  unter  das 
Gefäß,  so  muß  die  Schrift  vollkommen  lesbar  sein.  Sind  dagegen  dem 
Wachs  mindestens  5  Proz.  Geresin  oder  Parafön  beigemengt,  so  erhält 
man  eine  trübe  Lösung  oder  einen  stärkeren  Niederschlag,  der  ein  Lesen 
nicht  zuläßt.  Ist  die  Trübung  gering,  so  ist  die  Anwesenheit  von  etwa 
3  Proz.  Geresin  möglich.  Um  diese  nachzuweisen,  stellt  man  eine  zweite 
Probe  an  und  fügt  vor  der  Yerseifung  dem  Wachs  3  Proz.  Geresin  zu. 
Erhält  man  jetzt  eine  starke  Trübung,  so  waren  schon  vorher  kleine 
Mengen  fremder  Kohlenwasserstoffe  zugegen,  wird  die  Trübung  nicht 
wesentlich  stärker,  so  ist  deren  Gegenwart  nicht  anzimehmen.  Bei  An- 
wesenheit von  8  Proz.  erhält  man  schon  einen  Niederschlag. 

Es  ist  jedoch  hierbei  zu  beachten,  daß  diese  Probe  nur  als  Yor- 
probe  dienen  darf.  Auch  zeigt  eine  Trübung  nicht  ausschließlich  Paraffin 
und  Geresin  an,  da  (wie  ich  gefunden  habe)  ein  mit  50  Proz.  Karnauba- 
wachs  oder  Insektenwachs  versetztes  Bienenwachs  eine  ebenso  starke 
Trübung  gibt  wie  ein  mit  5  Proz.  Paraffin  verfälschtes  Bienenwachs. 


Ceresin.  239 

Zur  quantitativen  Bestimmung  des  Ceresins  oder  Paraffins  benutzt 
man  die  zuverlässige  Methode  von  A.  und  P.  Buisine  (Monit.  scientif. 
1890,  1134).  Man  schmilzt  2 — 10  g  Wachs  in  einem  kleinen  Porzellan- 
tiegel, fügt  das  gleiche  Gewicht  feingepulverten  Ätzkalis  hinzu  und  rührt 
um.  Die  beim  Erkalten  entstandene  harte  Masse  wird  pulverisiert  und 
mit  3  Teilen  Kalikalk  auf  1  Teil  Wachs  innig  gemischt.  Der  Ealikalk 
wird  aus  1  Teü  Ealihydrat  und  2  Teilen  Kalk  bereitet.  Das  Gemisch 
wird  in  eine  Proberöhre  oder  in  ein  bimförmiges  Kölbchen  gebracht  und 
dieses  im  Quecksilberbade  erhitzt,  wobei  man  die  Temperatur  2  Stunden 
lang  auf  250^  erhält.  Das  Bad  besteht  aus  einem  eisernen  Gefäße  mit 
luftdicht  aufzusetzendem  Deckel,  welcher  drei  Öffnungen  enthält:  in  die 
eine  wird  das  Kölbchen,  in  die  zweite  ein  Thermometer  mittels  Korkes 
eingesetzt,  während  die  dritte  ein  langes  Eisenrohr  zur  Verdichtung  der 
Quecksilberdämpfe  trägt.  Die  Schmelze  wird  nach  dem  Erkalten  gepulvert, 
mit  trocknem  Äther  extrahiert,  der  Auszug  filtriert,  abdestilliert  und  der 
Rückstand,  wenn  nötig,  nach  nochmaligem  Lösen  in  Äther  und  Filtrieren 
getrocknet  und  gewogen.  Der  KohlenwasserstofFgehalt  des  gelben  Bienen- 
wachses schwankt  zwischen  12,5  und  14,5  Proz.^);  ein  Zusatz  von  3  bis 
5  Proz,  Ceresin  oder  Paraffin  läßt  sich  schon  mit  Sicherheit  erkennen. 

Erkennung  von  Karnaubawachs.  Ein  Zusatz  von  Karnauba- 
wachs  erhöht  das  spez.  Gewicht  und  den  Schmelzpunkt  der  Probe.  In 
Chloroform  ist  Karnaubawachs  nicht  vollständig  löslich,  im  Gegensatz 
zu  reinem  gelben  Wachs.  Auch  die  Wein  wurm  sehe  Probe  dient  als 
gute  Vorprobe.  Der  einwandsfreie  Nachweis  und  etwa  gar  die  quantitative 
Feststellung  des  Zusatzes  ist  ein  schwieriges  Problem  und  kann  nur  durch 
eine  eingehende  Untersuchung  der  freien  wie  der  gebundenen  Fettsäuren 
gelöst  werden.  Das  gleiche  gilt  von  der  Erkennung  des  Insekten- 
wachses. 

5.  Ceresin  (s.  a.  S.  78). 

Ceresin  ist  das  aus  dem  Ozokerit  (Erdwachs)  durch  Raffination 
erhaltene  Produkt.  Der  Ozokerit  ist  ein  bituminöses  Naturprodukt,  das 
sich  meist  in  der  Nähe  von  Petroleumfimdorten  an  vielen  Punkten  der 
Erde  vorfindet.  Die  ergiebigsten  Lagerstätten  finden  sich  zur  Zeit  in 
Galizien.  Das  gereinigte  Ceresin  variiert  in  der  Farbe  von  dunklem 
Orangengelb  bis  zum  fast  reinen  Weifi,  Es  hat  das  spezifische  Gewicht 
0,918—0,922,  schmilzt  (höher  als  Paraffin)  bei  61—780  C,  zeigt  musche- 
ligen Bruch  und  ist  nicht  krjstallinisch.  Keine  Muster  sind  geruchlos.  Es 
vnrd  verfälscht  mit  Paraffin  und  mit  Kolophonium.  Auch  Zusätze  von 
Karnaubawachs,  zur  Erhöhimg  des  Schmelzpunktes,  kommen  vor. 

')  Kürzlich  fanden  Hett  und  Ahrens  sogar  bis  za  17,35  Proz.  Kohlen- 
wasserstoffe. 


240  Spezielle  Methoden  der  öl-  und  Fettandastrie. 

Der  Schmelzpunkt  des  Ceresins  wird  durch  einen  beträchtlichen 
Paraf&nzusatz  bedeutend  herabgedrückt.  Für  zollamtliche  Zwecke  ist 
daher  zum  Nachweis  Ton  Paraffin  die  Bestimmung  des  „Tropfpunktes^ 
vorgeschrieben.  Es  ist  dies  diejenige  Temperatur,  bei  welcher  ein  an  einem 
Glasstab  von  3  mm  Dicke  hängender  Tropfen  der  zu  imtersuchenden 
Masse  beim  langsamen  Erwärmen  in  einem  nicht  luftdicht  verschlossenen, 
30  mm  weiten,  50  mm  hohen  Reagensglas  abfällt.  Für  die  Feststellung 
des  Trop^imktes  ist  das  Reagensglas  zu  vier  Fünfteln  in  Wasser  ein- 
zutauchen, dessen  Temperatur  von  Minute  zu  Minute  um  1  ^  C.  steigen 
soll.  Neben  dem  Glasstab  ist  das  Thermometer  in  der  Weise  anzu- 
bringen, daß  die  Eugel  in  gleicher  Höhe  mit  dem  Tropfen  20  mm  vom 
Boden  des  Glases  absteht,  und  daß  Glasstab  und  Thermometer  sich 
gleich  weit  von  den  Wandungen  des  Glases  befinden.  Die  Größe  des 
Tropfens  ist  bei  der  Herstellung  durch  etwa  10  mm  tiefes  Eintauchen 
des  Stabes  in  die  auf  einem  Wasserbade  schmelzende  Masse  so  zu  be- 
messen, daß  der  erstarrende  Tropfen  unter  der  ebenen  Endfläche  des 
Stabes  nahezu  eine  Halbkugel  bildet.  Diese  Yorschrift  ist  von  Holde 
(Mitteil,  der  k.  techn.  Yersuchsanst.  zu  Berlin  1899,  103)  als  unzuver- 
lässig bezeichnet  worden.  Im  Handelsgebrauche  ist  noch  vielfach  die 
Schmelzpunktsbestünmimg  nach  der  Pohl  sehen  Methode  üblich. 

Zum  Nachweis  von  Paraffin  in  Ceresin  findet  sich  folgendes  Ver- 
fahren angegeben:  Man  erwärmt  die  Probe  mit  Alkohol,  läßt  erkalten, 
filtriert  und  läßt  einige  Tfopfen  des  Filtrats  auf  dem  Uhrglas  verdunsten. 
Paraffin  soll  sich  unter  dem  Mikroskop  durch  die  krystallinische  Natur 
des  Yerdunstungsrückstandes  zu  erkennen  geben.  Das  Verfahren  ist 
aber  unzuverlässig,  und  Paraffinzusätze  sind  mit  Sicherheit  in  Ge- 
mischen bisher  nicht  erkennbar. 

Bei  Anwesenheit  von  Kolophonium  zeigt  das  Ceresin  eine  Säure- 
zahl. Zwar  kommen  unverfälschte  Handelsprodukte  vor,  die  von  der  Raffi- 
nation mit  Schwefelsäure  her  einen  kleinen  Säuregehalt  aufweisen  (Säure- 
zahl bis  4),  doch  rentieren  sich  Verfälschungen  mit  Harz  nur  bei  Zusätzen, 
die  weit  höher  sind,  als  es  diesen  Zahlen  entspricht.  Kolophonium  läßt 
sich  im  Alkoholauszug  wie  S.  238  beschrieben  nachweisen  und  be- 
stimmen. 

XL  Seife. 

Chemisch  gesprochen,  sind  Seifen  Salze  der  Fettsäuren.  Wir  unter- 
scheiden Salze  der  Alkalimetalle  einerseits  und  Salze  der  Erdalkali- 
und  Schwermetalle  andererseits.  In  der  Technik  wird  jedoch  der  Aus- 
druck Seife  gewöhnlich  nur  auf  die  Alkalisalze  der  nichtflüchtigen  Fett- 
säuren angewendet.  Je  nachdem  die  Base  Natron  oder  Kali  ist,  unter- 
scheiden wir  zwischen  harten  Seifen  —  Natronseifen  —  und  weichen 


Seife.  241 

Seifen  —  Kaliseifen  (Schmierseifen).  Diese  Seifen  werden  auch  lösliche 
Seifen  genannt. 

Die  Salze  der  Erdalkali-  und  Schwermetalle  werden  als  Metall- 
seifen,  wasserunlösliche  Seifen  bezeichnet  (s.  unten). 

Die  Nainnmaeifen  werden  im  groBen  nach  zwei  Verfahren  dar- 
gestellt: 1.  nach  dem  sogen,  kalten  Verfahren,  2.  nach  dem  Eochver- 
fahren  (heiBen  Verfahren). 

Zur  Fabrikation  nach  dem  ersten  Verfahren,  wozu  starke  kaustische 
Soda  benutzt  werden  muB,  eignen  sich  vorzugsweise  die  zur  KokosnuBöl- 
gruppe  gehörenden  Pflanzenfette.  Mit  Hilfe  dieser  Fette  lassen  sich 
auch  andere  Fette,  die  durch  konzentrierte  Natronlauge  nicht  leicht  an- 
gegriffen werden  (wie  Olivenöl,  Talg,  Schweinefett)  in  der  Kälte  in  Seife 
überführen.  Die  so  resultierenden  „kaltgerührten^  Seifen  enthalten  natür- 
lich das  gesamte  Glyzerin,  sowie  auch  alle  in  der  Natronlauge  etwa 
vorhandenen  fremden  Salze  (und  häufig  auch  freies  Alkali  und  sogar 
auch  un verseiftes  Fett). 

Theoretisch  hat  eine  aus  KokOsnuBöl  oder  Palmkemöl  bereitete 
Seife  die  folgende  Zusammensetzung: 

Fettsäureanhydride   .     .  .     .     54,50  Proz. 

Natriumoxyd  (Na,  0) 8,86      - 

Wasser  und  Glyzerin  (Diflf.) .     .     .     36,64      - 

100,00  Proz. 

Diesen  Seifen  werden  häufig  noch  „FüllungsmitteP  einverleibt. 

Die  nach  dem  zweiten  Verfahren  (Kochverfahren)  hergestellten 
Seifen  werden  entweder  aus  den  verschiedensten  Gemischen  neutraler  Öle 
und  Fette  durch  Kochen  mit  Natronlauge  oder  aus  den  im  groBen  dar- 
gestellten „Fettsäuren^  durch  Kochen  mit  Natriumkarbonat  und  Natron- 
lauge gewonnen.  Der  hierbei  erhaltene  „Seifenleim"  wird  mit  Kochsalz 
ausgesalzen,  der  „Kern*'  wieder  verleimt  und  durch  geeignete  „Abrich- 
tung" in  „Kernseife"  übergeführt,  die  beim  Abkühlen  zu  einer  festen 
Masse  erstarrt,  so  daB  sie  in  die  bekannten  Seifenriegel  geschnitten 
werden  kann.  Das  Glyzerin  der  Neutralfette  geht  dabei  in  die  „Unter- 
lauge". Eine  solche  Seife  kann  nicht  mit  einem  höheren  Gehalte  an 
Fettsäuren  als  63 — 64  Proz.  hergestellt  werden.  Die  theoretische  Zu- 
sammensetzung derselben  ist,  unter  Annahme  des  mittleren  Molekular- 
gewichtes der  Fettsäuren  von  275,  die  folgende: 

Fettsäureanhydride 61,80  Proz. 

Natriumoxyd 7,21 

Wasser 30,99      - 

Will  man  Seifen  mit  einem  geringeren  Gehalte  an  Wasser  —  wie 
bei  der  Fabrikation  der  pilierten  Seifen  (Toiletteseifen)  —  darstellen, 

Untersuchungen.   5.  Aufl.    IIL  16 


242  Spezielle  Methoden  der  Öl-  und  Fettindustrie. 

80  muß  die  Kernseife  zuvor  durch  T-rocknen  von  einem  Teile  des 
Wassers  („Konstitutionswasser")  befreit  werden.  Will  man  umgekehrt 
Seifen  mit  höherem  Wassergehalt  herstellen,  so  werden  der  Kernseife 
Lösungen  von  Wasserglas,  Soda,  Glaubersalz,  Kochsalz  etc.  entweder  in 
der  Seifenpfanne  selbst  einverleibt  oder  auch  in  besonderen  Misch- 
apparaten zugesetzt.  Diese  „gestreckten"  oder  „geschliffenen"  Seifen 
sind  die  billigen  Haushaltungsseifen,  deren  Fettsäuregehalt  durch  die 
Füllung  sogar  bis  auf  12 — 16  Proz.  herabgedrückt  werden  kann. 

Weitere  Abarten  der  Natronseifen  sind  1.  Transparentseifen, 
die  entweder  durch  Auflösen  von  Kernseifen  in  Alkohol,  Abdestillieren 
des  Alkohols  und  Formen  des  gelatinösen  Rückstandes  dargestellt 
werden  und  hohe  Prozentgehalte  an  Fettsäuren  aufweisen,  oder  (billige) 
gefüllte,  durch  Zusatz  von  Zuckerlösung  transparent  gemachte  Seifen 
sind,  2.  Seifenpulver,  Waschpulver,  „Fettlaugenmehl",  die 
durch  Vermählen  von  Natronseifen  mit  Soda  hergestellt  werden. 

Die  Kiüiseifen  (Schmierseifen)  werden  durch  Kochen  der  Neutral- 
fette oder  der  technischen  „Fettsäuren"  mit  Kalilauge,  resp.  Pottasche 
und  Kalilauge  dargestellt.  Ein  Aussalzen  findet  bei  der  Fabrikation  dieser 
Seifen  nicht  statt,  daher  verbleibt  in  den  Schmierseifen  —  wie  in  den 
kaltgerührten  harten  Seifen  —  alles  aus  dem  Neutralfette  erhältliche 
Glyzerin,  sowie  der  Überschuß  des  Alkalis,  der  Pottasche  und  alle  etwa 
zugesetzten  „Füllungen".  Normale  Schmierseifen  können  in  der  Seifen- 
pfanne nicht  mit  einem  höheren  Fettsäuregehalte  als  etwa  40  Proz.  dar- 
gestellt werden.  Daher  ist  die  theoretische  Zusammensetzung  einer 
Schmierseife,  unter  der  Annahme  des  mittleren  Molekulargewichtes  der 
Fettsäuren  von  275,  die  folgende: 

Fettsäureanhydride 38,700  Proz. 

Kaliumoxyd  (K^  0) 6,843      - 

Wasser  und  Glyzerin  (Diff.)     .     .     54,457 

100,000  Proz. 

Auch  die  Kaliseifen  werden  häufig  „gefüllt",  so  daß  der  Fettsäure- 
gehalt der  Handelsprodukte  bis  auf  25  Proz.  und  weniger  sinkt. 

Die  Anzahl  von  Substanzen,  die  zugestandenermaßen  den  Seifen 
einverleibt  werden,  um  ihnen  irgend  eine  (wirklich  oder  angeblich)  wert- 
volle Eigenschaft  zu  verleihen,  ist  nahezu  Legion.  Es  muß  in  jedem 
einzelnen  Falle  dem  Analytiker  die  Entscheidung  darüber  überlassen 
werden,  ob  Petroleum,  Paraffin,  Teeröl,  Schwefel  u.  s.  w.  als  Verftllschungs- 
mittel  anzusehen  sind  oder  nicht. 

Bei  dem  gegenwärtigen  Stande  der  Seifenindustrie  und  im  Hin- 
blick auf  die  vom  Publikum  gestellten  Anforderungen  ist  es  schwer  zu 
sagen,  was  eine  Verfälschung  konstituiert. 


Seife.  243 

Harz  (Kolophonium)  ist  ein  legitimes  Ersatzmittel  der  Fettsäuren, 
da  die  Alkalisalze  der  Harzsäuren  Waschkraft  besitzen.  Daher  wird 
Harzsäure,  die  man  beim  Zersetzen  einer  Seife  mit  Mineralsäure  erhält, 
gewöhnlich  als  Fettsäure  angerechnet. 

Silikat  und  Borat  besitzen  ebenfalls  Waschkraft;  diese  Sub- 
stanzen müssen  aber  als  auf  der  Grenzlinie  zwischen  legitimen  Bestand- 
teilen und  Verfälschungen  stehend  angesehen  werden. 

Farbstoffe  in  Seifen  dürfen  nicht  als  unerlaubte  Zusätze  be- 
trachtet werden,  da  im  Handel  geerbte  Seifen  verlangt  werden.  Vor- 
ausgesetzt, daß  der  Farbstoff  unschädlich  ist,  darf  daher  kein  Wider- 
spruch gegen  denselben  erhoben  werden.  Der  Analytiker  wird  höchstens 
zu  untersuchen  haben,  ob  ein  Farbstoff  giftige  Metalle  enthält  oder  nicht. 

Ätherische  Öle  in  Seifen  sind  gegenwärtig  nahezu  ein  not- 
wendiger Bestandteil  geworden.  Die  Menge  derselben  ist  natürlich 
zumeist  gering  und  beansprucht  nur  selten  die  Aufmerksamkeit  des 
Analytikers. 

Ein  Zweifel  darüber,  daB  eine  Verfälschung  stattgefunden  hat, 
kann  jedoch  dann  nicht  obwalten,  wenn  man  Füllmittel  oder  „Beschwe- 
rungsmittel^  in  einer  Seife  gefunden  hat.  Unter  diese  Kategorie  fallen 
Stärke,  Ton,  Talk,  Sand  u.  s.  w.  Der  in  einer  als  „Sandseife"  verkauften 
Seife  gefundene  Sand  kann  natürlich  nicht  als  Verfalschungsmittel  an- 
gesehen werden. 

Das  FeUroInnaieri€d  der  Seifenfabrikation  —  die  Neutralfette  und 
die  Fettsäuren  —  werden  nach  den  im  varigen  Kapitel  angegebenen 
Methoden  untersucht.  In  den  technischen  „Fettsäuren"  wird  die  Menge 
des  Neutralfettes  imd  der  Fettsäuren  bestimmt  (vergl.  S.  229). 

Im  folgenden  sind  die  zuverlässigsten  Methoden  (unter  Weglassung 
einer  großen  Anzahl  von  Vorschlägen)  für  die  Untersuchung  und  JBe- 
weriufig  van  Handeisseifen  angegeben.  Ich  habe  keinen  Versuch  ge- 
macht, einen  vollständigen  Gang  einer  Seifenanalyse,  welche  die  Er- 
mittelung aller  Substanzen,  die  möglicherweise  vorhanden  sein  können, 
einschließt,  zu  geben,  da  ein  solches  Vorgehen  nur  sehr  wenig  Wert 
haben  würde. 

Beim  Probenehmen  muß  große  Umsicht  geübt  werden,  wenn 
schwere  Irrtümer  in  der  Wasserbestimmung  vermieden  werden  sollen. 
Beim  Aussetzen  an  die  Luft  trocknet  Seife  an  der  Oberfläche,  und  so- 
bald sich  eine  trockene  Schicht  („Rinde")  an  den  Außenflächen  einer 
harten  Seife  gebildet  hat,  wird  das  Innere  gegen  Wasserverlust  durch 
Verdunstung  geschützt.  Bei  harten  Seifen  müssen  daher  die  zur  Analyse 
bestimmten  Proben  aus  der  Mitte  des  Seifenstückes  entnommen  werden, 
indem  man  die  Rinde  wegschneidet;  wieviel  weggeschnitten  werden  muß, 
kann  meistens  diirch  Besichtigung  der  Probe  entschieden  werden,  da  ein 

16» 


244  Spezielle  Methoden  der  Öl-  und  Fettindnstrie. 

TransTersalschnitt  zeigt,  bis  zu  welcher  Tiefe  das  Trocknen  stattgefunden 
hat.  Vorschläge,  eine  Probe  mittels  eines  Korkbohrers  zu  nehmen  oder 
durch  Transyersalschnitte  ein  Stück  herauszuschneiden,  um  eine  „Durch- 
schnittsprobe''  zu  erhalten,  führen  zu  falschen  Resultaten.  Wenn  die  zu 
untersuchende  Probe  frisch  ist,  also  mindestens  30  Proz.  Wasser  enthält, 
dann  wägt  man  eine  etwas  größere  Menge  ziemlich  rasch  ab  (da  Seife 
an  die  trockene  Luft  einer  Wage  leicht  Wasser  abgibt).  Aus  demselben 
Grunde  soll  auch  die  Probe  Yor  dem  Abwägen  nicht  in  Scheiben  ge- 
schnitten werden;  dies  ist  höchstens  zulässig,  wenn  eine  pilierte  Seife 
oder  eine  ausgetrocknete  Seife  Yorliegt. 

In  solchen  Fällen  müssen  die  wohlbekannten  Hilfsmittel  zur  Ver- 
hinderung eines  Wasserverlustes  während  des  Wagens  angewandt  werden. 

Ahnliche  Vorsicht  muB  beim  Probeziehen  einer  Schmierseife  beob- 
achtet werden.     Das  Muster  muß  aus  der  Mitte  entnommen  werden. 

a)  Bestimmung  der  Fettmasse  und  des  Gesamtalkalis. 

£ine  rasche  und  für  die  Zwecke  der  Handelsanalyse  genügend 
genaue  Methode  ist  die  folgende:  Man  wägt  5 — 10  g  der  Probe  (oder 
50  g  auf  einer  Zentigramme  angebenden  Wage)  genau  ab  und  löst  in  heißem 
Wasser  in  einem  Becherglase  oder  einer  Porzellanschale  durch  langsames 
£rwärmen,  wobei  man  beständig  mit  einem  Glasstabe  durchrührt,  um 
das  Anbacken  der  Seife  am  Boden  des  Gefäßes  zu  verhindern.  Nach 
Zusatz  einiger  Tropfen  Methylorange  wird  mit  einem  Überschusse  titrierter 
Schwefelsäure  (oder,  falls  die  Chloride  und  Sulfate  bestimmt  werden 
sollen,  verdünnter  Salpetersäure)  unter  fortwährendem  Rühren  erwärmt, 
bis  die  abgeschiedenen  Fettsäuren  sich  verflüssigt  haben,  etwa  5  g  (oder 
20  g  für  50  g  Seife)  trocknen  Bienenwachses  oder  Paraffins  ^)  werden 
zugesetzt  imd  wieder  erhitzt,  bis  das  Gemisch  der  Fettsäuren  und  des 
Wachses  sich  über  der  wäßrigen  Lösung  als  eine  klare,  durchsichtige 
Olschicht,  frei  von  festen  Partikelchen,  abgeschieden  hat.  Man  spült 
den  Glasstab  mit  siedendem  Wasser  ab,  erhitzt,  bis  die  Fettsubstanz 
sich  wieder  zu  einer  Masse  vereinigt  hat,  entfernt  das  Gefäß  von  der 
Wärmequelle  und  läßt  erstarren.  Ein  etwaiger  weißer  Niederschlag  am 
Boden  des  Gefäßes  deutet  auf  die  Anwesenheit  von  Silikat  oder  von 
Füllungsmitteln  hin,  die  in  Mineralsäuren  imlöslich  sind. 

Der  erstarrte  Fettkuchen  wird  mittels  eines  Platinspatels  abge- 
nommen, mit  kaltem  Wasser  abgespült  und  auf  Filtrierpapier  gebracht. 
Etwaige  geringe  Fettmengen,  die  an  der  Gefaßwandung  anhängen, 
werden    sorgfältig  abgekratzt  und  mit  der  Hauptmasse  vereinigt.     Man 


^)  Wenn  man  weiß,  daß  die  Fettsäuren  zu  einer  harten  Masse  erstarren, 
kann  der  Zusatz  von  Wachs  u.  s.  w.  natürlich  unterbleiben. 


Seife.  245 

trocknet  den  Kuchen  mit  Filtrierpapier  und  bringt  ihn  auf  das  zuvor 
benutzte  XJhrglas,  mit  der  unteren  Seite  nach  oben,  läBt  in  einem  Ex- 
sikkator  trocknen  und  wägt.  (Für  die  Betriebskontrolle,  wozu  am  besten 
50  g  angewendet  werden,  ist  es  hinreichend  genau,  unmittelbar  nach  dem 
Trocknen  mit  Filtrierpapier  zu  wägen ;  man  muß  nur  dafür  Sorge  tragen, 
daß  alles  Wasser,  welches  sich  etwa  in  den  Höhlungen  des  Kuchens 
befindet,  entfernt  wird.)  Sollte  der  Kuchen  etwa  Höhlungen  enthalten, 
welche  Wasser  und  sogar  Säure  einschließen,  was  nur  dann  eintritt, 
wenn  die  Masse  nicht  genügend  lange  erhitzt  worden  ist,  dann  schmelze 
man  den  Kuchen  in  einer  Porzellanschale  über  Wasser,  lasse  erstarren 
und  verfahre,  wie  zuvor  beschrieben. 

Von  dem  so  gefii^idenen  Gewichte  wird  das  Gewicht  des  Wachses 
oder  Paraffins  abgezogen,  die  Differenz  als  Fettmasse  berechnet 
und,  wenn  keine  weitere  Untersuchung  nötig  ist,  gewöhnlich  als 
Fettsäure  betrachtet;  dies  ist  jedoch  nur  dann  richtig,  wenn  man  sich 
von  der  Abwesenheit  von  Neutralfett,  Wachs  und  Unverseifbarem 
überzeugt  hat.  Harzsäure  rechnet  man  als  Fettsäure  an,  es  sei 
denn,  daß  die  Harzsäuren  besonders  bestimmt  werden  sollen.  Die  saure 
Flüssigkeit  wird  filtriert,  der  Überschuß  der  Säure  mit  Normalalkali 
zurücktitriert  und  somit  das  Gesamtalkali  gefanden. 

Etwaige  lösliche  Fettsäuren,  die  in  der  Seife  vorhanden  sind, 
gehen  zum  Teil  in  die  saure  Flüssigkeit  über;  in  der  Regel  können 
dieselben  vollständig  vernachlässigt  werden,  es  sei  denn,  daß  Kokos- 
nußöl-  oder  Palmkemölseifen  vorliegen.  In  solchen  Fällen  ist  es  am 
besten,  mit  konzentrierten  Lösungen  zu  arbeiten  oder,  falls  es  zulässig 
ist,  Kochsalz  zuzusetzen,  welches  das  Lösen  der  Hauptmenge  der  lös- 
lichen Säuren  verhindert,  so  daß  der  gelöst  gebliebene  Anteil  vernach- 
lässigt werden  kann.  Ist  große  Genauigkeit  erforderlich,  so  zersetze 
man  die  Seife  unter  Äther  und  bringe  dadurch  die  Fettsäuren  so,  wie 
sie  sich  abscheiden,  in  ätherische  Lösung.  Weniger  genau  ist  es,  die 
wäßrige  Lösung  bis  zur  Neutralität  gegen  Methylorange  zu  titrieren, 
darauf  Phenolphtalein  zuzusetzen  und  wiederum  mit  Y^q  Normalalkali 
zu  titrieren.  In  solchen  Fällen  berechnet  man  das  bei  der  zweiten 
Titration  verbrauchte  Alkali  etwa  auf  Caprylsäure,  Cg  Hjg  Oj,  vom  Mole- 
kulargewicht 144  und  addiert  die  so  gefundene  Menge  zur  Hauptmasse 
der  Fettsäuren. 

Eine  beträchtliche  Anzahl  von  Methoden  ist  von  verschiedenen 
Chemikern  vorgeschlagen  worden,  angeblich  um  größere  Genauigkeit  zu 
erzielen.  Meiner  Ansicht  nach  komplizieren  sie  jedoch  nur  die  Analyse, 
ohne  irgendwelche  Yorteile  zu  bieten. 

Wenn  durch  eine  eingehendere  Untersuchung  die  Abwesenheit  von 
Neutralfett,  Wachs   und    Unverseifbarem    (S.  250)   erwiesen  worden  ist, 


246  Spezielle  Methoden  der  Öl-  and  Fettindastiie. 

dann  wird  die  Fettmasse  als  Fettsäure  angerechnet.  Sie  wird  in  einer 
Yollständigen  Seifenanaljse  mit  0,9675  multiplizirt,  um  sie  auf  Anhydrid 
umzurechnen. 

Je  höher  die  Prozentzahl  der  Fettsäuren  ist,  um  so  mehr 
wirkliche  Seife  enthält  die  Probe.  £in  Vergleich  der  Analysen- 
resultate  mit  den  oben  gegebenen  theoretischen  Zusammensetzimgen  von 
Seifen  wird  bei  der  Bewertung  einer  Probe  die  geeignete  Anleitung  geben. 

b)  Gebundenes  Alkali,  freies  kaustisches  Alkali  und 
alkalische  Salze.     Freie  Fettsäuren. 

Das  Gesamtalkali  ist  die  Summe  der  einzelnen  Mengen  von  Alkali, 
die  in  der  Seife  Torhanden  sind,  als  1.  Alkali  an  Fettsäuren  und  Harz- 
säuren gebunden:  „Gebundenes  Alkali^,  2.  freies  kaustisches  Alkali, 
3.  Alkali  als  Karbonat,  Silikat  oder  Borat. 

1.  Das  gebundene  Alkali  wird  gewöhnlich  durch  Differenz 
gefunden,  indem  man  die  Summen  der  Alkalimengen,  die  imter  2.  und  3. 
ermittelt  wurden,  von  der  wie  oben  flir  das  Gesamtalkali  gefundenen 
Menge  abzieht.  Dieses  gebundene  Alkali  kann  jedoch  auch  direkt  be- 
stimmt werden,  indem  man  die  alkoholische  Lösung  der  Seife  (2.),  nach- 
dem man  sie  gegen  Phenolphtalein  neutral  gemacht  hat,  nach  Zusatz  von 
Methylorange  titriert.  Dieses  mag  zur  Kontrolle  ausgeführt  werden, 
oder  um  die  Bestimmung  des  Alkalis,  welches  als  Karbonat,  Silikat 
oder  Borat  vorhanden  ist,  zu  umgehen,  da  letztere  Menge  dann  offenbar 
durch  Differenz  gefunden  werden  kann. 

2.  Freies  kaustisches  Alkali.  Man  stellt  zuerst  eine  Vor- 
probe an,  indem  man  einen  Tropfen  alkoholischer  Phenolphtaleinlösung 
auf  eine  frische  Schnittfläche  der  Seife  fallen  läßt.  £ine  rote  Färbung 
weist  auf  die  Anwesenheit  von  freiem  Natronhydrat  hin;  falls  die  Seife 
feucht  ist,  kann  die  rote  Färbung  auch  durch  Karbonat,  Silikat  oder 
Borat  hervorgerufen  sein.  Ist  die  Seife  ausgetrocknet,  so  bringen  die 
genannten  alkalischen  Salze  keine  Rötung  hervor.  Um  das  freie  kau- 
stische Alkali  von  alkalischen  Salzen  zu  trennen,  wird  ein  Teil  der  Probe 
in  absolutem  Alkohol  gelöst  imd  filtriert.  Die  alkalischen  Salze  bleiben 
auf  dem  Filter,  so  daß  das  alkoholische  Filtrat  nunmehr  mit  Phenol- 
phtalein geprüft  werden  kann. 

Sachgemäß  fabrizierte  Seifen  sollten  kein  freies  kaustisches  Alkali 
enthalten;  insbesondere  gilt  dies  von  Toiletteseifen.  Da  große  Sorgfalt 
und  Erfahrung  beim  „Abrichten"  erforderlich  sind,  wenn  eine  Seife 
praktisch  kein  freies  Alkali  enthalten  soll,  so  findet  man  in  den  meisten 
gewöhnlichen  Handelsseifen,  namentlich  Haushaltungsseifen,  einen  Über- 
schuß an  freiem  kaustischen  Alkali.  Ist  diese  Menge  sehr  gering,  so 
wird  die  kaustische  Soda  beim  Aussetzen  an  die  Luft  in  Karbonat  ver- 


Seife.  247 

wandelt,  so  daß  in  manchen  Fällen  kein  freies  kaustisches  Alkali  gefunden 
wird,  insbesondere,  wenn  man  nur  die  äußeren  Schichten  der  Seife  prüft. 

Freies  kaustisches  Alkali  wird  quantitativ  bestimmt  (Hope, 
Chem.  News.  1881,  219),  indem  man  10 — 30  g  der  Probe  in  heißem,  ab- 
solutem Alkohol  in  einem  lose  verschlossenen  Kolben  (um  Anziehen  von 
Feuchtigkeit  aus  der  Luft  zu  yerhindern)  auflöst.  Stark  wasserhaltige 
Seifen  müssen  zunächst  teilweise  von  Wasser  befreit  werden,  wobei  man 
Zutritt  von  Luft  (Kohlensäure)  auszuschließen  hat.  Die  heiße  Lösung 
wird  rasch  filtriert,  wobei  man  Sorge  dafür  trägt,  daß  sich  die  Seife 
nicht  als  gelatinöse  Masse  auf  dem  Filter  ausscheide.  Wenn  die  Ope- 
ration mit  Umsicht  ausgeführt  wird,  so  kann  man  eines  Heißwasser- 
trichters  vollständig  entraten.  Das  Filter  wird  mit  absolutem  Alkohol 
gewaschen  und  das  Filtrat  in  einem  enghalsigen  Kolben  aufgefangen. 
Man  setzt  nun  Phenolphtalein  zu  und  titriert  die  Lösung  mit  Yiq  Nor- 
malsalzsäure. In  manchen  Fällen  wird  die  alkoholische  Seifenlösung 
sich  gegen  Phenolphtalein  sauer  verhalten.  Die  saure  Reaktion  mag 
dem  Vorhandensein  eines  sauren  Salzes  (Distearat,  Dipalmitat,  Dioleat) 
infolge  fehlerhafter  „Abrichtung^  zuzuschreiben  sein,  oder  auch  dem 
Umstände,  daß  der  fertigen  Seife  Fettsäuren  zugesetzt  wurden,  in  der 
Absicht,  freies  Alkali  zu  neutralisieren.  Die  Menge  von  Yjq  Normal- 
alkali, die  erforderlich  ist,  um  die  Lösung  zu  neutralisieren,  wird  als 
freie  Fettsäure  angesehen  und  auf  Ölsäure  berechnet. 

3.  Der  auf  dem  Filter  zurückgebliebene  Rückstand  enthält  Kar- 
bonat, Silikat  und  Borat,  mit  welchen  andere  unlösliche  Substanzen,  die 
als  Füllmittel  zugesetzt  waren,  wie  Stärke,  Talk,  Farbstoff  u.  s.  w.,  ver- 
mischt sein  können.  (Betreffs  einer  vollständigen  Untersuchung  dieses 
Niederschlages  vergl.  S.  250.)  Zur  Bestimmung  des  in  den  alkalischen 
Salzen  enthaltenen  Alkalis  wird  der  Niederschlag  auf  einem  Filter  mit 
kaltem  Wasser  gewaschen  (vergl.  e)  1.).  Das  Alkali  im  Filtrat  wird 
durch  Titrieren  mit  Normalsäure  nach  Zusatz  von  Methjlorange  ermittelt. 
Die  Säure  wird  auf  Na,  0  umgerechnet. 

c)    Bestimmung  von  Wasser. 

Die  direkte  Bestimmung  des  Wassers  in  einer  Seife  ist  in  der 
Regel  eine  unnötige  Operation.  Bei  Kernseifen  genügt  es  für  alle  prak- 
tischen Zwecke,  die  Fettsäuren  auf  Anhydride  zu  berechnen  und  die 
Menge  von  Alkali,  die  in  den  verschiedenen  Formen  gefunden  wurde, 
hinzuzuaddieren.     Das  Wasser  wird  dann  durch  Differenz  gefunden. 

Die  direkte  Bestimmung  von  Wasser  wird  daher  nur  in  Ausnahme- 
fallen vorgenommen.  Hierzu  bringt  man  die  Seife  in  dünnen  Spänen  in 
eine  Porzellanschale,  wägt  mit  einem  Glasstabe,  so  daß  von  Zeit  zu  Zeit 
die  trockene  Haut,  welche  das  Entweichen  von  Wasser  aus  den  inneren 


248  Spezielle  Methoden  der  öl-  und  Fettmdastrie. 

Schichten    yerhindert,    durchbrochen   werden  kann.     Dies  ist  besonders 
erforderlich  bei  stark  gefüllten  Seifen, 

Für  die  Bewertung  einer  Seifenprobe  genügen  meistens  die  unter 
a)  bis  c)  angegebenen  Bestimmungen.  Weitergehende  Untersuchungen 
erstrecken  sich  auf  die  Prüfung  der  Fettmasse  und  den  Nachweis  und 
die  Bestimmung  anderer  Bestandteile  der  Probe. 

d)  Untersuchung  der  Fettmasse. 

Falls  bei  der  Abscheidung  der  Fettmasse  kein  Wachs  u.  s.  w.  an- 
gewendet wurde,  so  kann  dieselbe  sofort  für  die  weitergehende  Unter- 
suchung in  Arbeit  genommen  werden.  Die  Fettmasse  kann  außer  Fett- 
säuren enthalten:    1.  Harzsäuren,  2.  Neutralfett,  3.  Unverseifbares. 

1.  Harz  säuren.  Diese  werden  nach  Twitchells  Verfahren  be- 
stimmt, da  Lewkowitsch  nachgewiesen  hat,  daß  die  älteren  von 
Barfoed  und  Gladding  u.  s.  w.  vorgeschlagenen  Methoden  und  deren. 
Modifikationen  zu  unzuverlässigen  Resultaten  führen. 

Twitchells  Verfahren  beruht  auf  der  Eigenschaft  der  aliphati- 
schen Säuren,  bei  Behandlung  mit  Salzsäuregas  in  alkoholischer  Lösung 
in  Ester  übergeführt  zu  werden,  während  Kolophonium  bei  derselben 
Behandlung  nur  eine  sehr  geringe  Veränderung  erleidet,  indem  sich 
Abietinsäure  aus  der  Lösung  ausscheidet. 

2  —  3  g  des  Gemisches  von  Fettsäuren  und  Harzsäuren  werden  in 
einem  Kolben  genau  abgewogen  und  in  der  zehnfachen  Menge  absoluten 
Alkohols  (90-proz.  Alkohol  darf  nicht  benutzt  werden,  da  sonst  die 
Umwandlimg  der  Fettsäuren  in  Äthylester  nicht  vollständig  ist)  aufgelöst. 
Der  Kolben  wird  in  kaltes  Wasser  eingesenkt  und  durch  die  Flüssigkeit 
ein  Strom  trockenen  Salzsäuregases  durchgeleitet.  Nach  etwa  dreiviertel 
Stunden,  wenn  das  Gas  unabsorbiert  durch  die  Lösung  streicht,  wird 
die  Operation  als  beendet  angesehen.  Um  möglichst  vollständige  Esteri- 
fizierung  zu  erzielen,  läßt  man  den  Kolben  eine  Stunde  lang  stehen. 
Während  dieser  Zeit  steigen  die  Athylester  und  die  Harzsäuren  als  eine 
ölige  Schicht  an  die  Oberfläche.  Man  verdünnt  alsdann  den  Kolben- 
inhalt mit  5  Vol.  Wasser  und  erhitzt,  bis  die  wäßrige  Lösung  klar 
geworden  ist.  Die  Analyse  kann  nun  entweder  a)  volumetrisch  oder  b) 
gravimetrisch  zu  Ende  geführt  werden. 

a)  Volumetrisches  Verfahren.  Der  Inhalt  des  Kolbens  wird 
in  einen  Scheidetrichter  übergeführt  und  der  Kolben  mehrmals  mit  Äther 
nachgespült.  Nachdem  man  gut  durchgeschüttelt  hat,  wird  die  saure 
Lösung  abgezogen  und  die  rückständige  ätherische  Lösung,  welche  die 
Athylester  der  Fettsäuren  und  die  Harzsäuren  enthält,  mit  Wasser 
gewaschen,  bis  die  Salzsäure  völlig  entfernt  ist.     Man  gibt  nun  50  ccm 


Seife.  249 

Alkohol  zur  Lösung  und  titriert  mit  Normalkalilauge  oder  Natronlauge 
unter  Anwendung  von  Phenolphtalein  als  Indikator.  Die  Harzsäuren 
Terbinden  sich  sofort  mit  dem  Alkali,  während  die  Athylester  fast  un- 
Terändert  bleiben.  Man  nimmt  346  als  das  Yerbindungsgewicht  des 
Harzes  an;  dann  gibt  die  verbrauchte  Anzahl  Kubikzentimeter  Normal- 
alkalis mit  0,346  multipliziert  die  Menge  des  Harzes   in  der  Probe  an. 

b)  Grayimetrisches  Verfahren.  Der  Eolbeninhalt  wird  mit 
etwas  Petroleumäther,  der  unter  80^  siedet,  yermischt  imd  in  einen 
Scheidetrichter  übergeführt;  der  Kolben  wird  mit  Petroleumäther  nach- 
gewaschen. Die  Petroleumätherschicht  soll  etwa  50  ccm  betragen.  Nach 
dem  Durchschütteln  zieht  man  die  saure  Lösung  ab,  wäscht  die  Petroleum- 
ätherlösung einmal  mit  Wasser,  zieht  das  Wasser  ab  und  gibt  dann  in 
den  Scheidetrichter  50  ccm  einer  wäßrigen  Kalilauge,  die  0,5  g  Kali- 
hydrat imd  5  ccm  Alkohol  enthält.  Die  Harzsäuren  werden  durch  die 
verdünnte  Ätzkalilösung  unter  Bildung  von  Seifen  ausgezogen,  während 
die  im  Petroleumäther  gelösten  Äthjlester  auf  der  Oberfläche  schwimmen. 
Man  zieht  die  Seifenlösung  ab,  zersetzt  sie  mit  Salzsäure  und  bringt 
die  abgeschiedenen  Harzsäuren  entweder  in  Substanz  auf  ein  Filter,  oder, 
was  Torzuziehen  ist,  man  extrahiert  sie  mit  Äther  und  wägt  nach  dem 
Yerdampfen  des  Äthers.  Der  Rückstand  gibt  die  in  der  Probe  ent- 
haltenen Mengen  Harz  an. 

Von  allen  bisher  für  die  Bestimmung  von  Harzsäuren  vorge- 
schlagenen Methoden  liefert  die  Twitchellsche  Methode  die  besten 
Resultate.  Sie  dürfen  jedoch  nicht  als  streng  genau  betrachtet  werden; 
wie  Lewko witsch  (Joum.  Soc.  Ohem.  Ind.  1893,  504)  in  einer  aus- 
führlichen Untersuchung  über  das  volumetrische  und  gravimetrische  Ver- 
fahren bewiesen  hat,  geben  dieselben  nur  angenäherte  Resultate. 

Kürzlich  wurde  eine  Kombination  der  6  ladding  sehen  Methode 
mit  der  Twitchellschen  von  Holde  (Mitt.  a.  d.  Königl.  Techn.  Ver- 
suchsanst.  1902,  41)  vorgeschlagen.  Da  jedoch  die  hierbei  anzubringenden 
Korrektionen  mir  etwas  willkürlich  erscheinen,  muß  auf  die  Original- 
abhandlung verwiesen  werden. 

2.  Neutral  fett.  Eine  richtig  angefertigte  Seife  wird  nur  selten 
unverseiftes  Fett  enthalten.  Falls  neutrale  Fettsubstanzen  der  fertigen 
Seife  absichtlich  zugesetzt  worden'  sind,  wie  z.  B.  bei  den  „überfetteten^ 
Seifen  (Zusatz  von  Olivenöl  oder  —  bei  gewissen  Toiletteseifen  — 
Wollwachs),  so  werden  dieselben  zusammen  mit  etwa  vorhandenem  ün- 
verseifbarem  erhalten  werden.  Dieses  Neutralfett  muß  dann  von  dem 
TJnverseifbaren  getrennt  werden. 

Das  Neutralfett  plus  Un  verseif  bares  kann  direkt  aus  der  Seifen- 
probe erhalten  werden,  indem  man  eine  gewogene  Menge  in  Wasser  oder 
Alkohol  auflöst,  mit  Normalkalilauge  nach  Zusatz   von  Phenolphtalein 


250  Spezielle  Methoden  der  Öl-  und  Fettindustrie. 

titriert,  um  etwa  Yorhandene  freie  Fettsäuren  zu  neutralisieren,  und  die 
Seifenlösung,  wie  S.  175  beschrieben,  extrahiert. 

Der  Rückstand  der  ätherischen  Lösung  besteht  aus  Neutralfett 
plus  üny  erseif  barem.  Die  Trennung  der  beiden  Bestandteile  wird 
durch  Verseifen  der  Masse  bewirkt,  worauf  dann  wiederum  mit  Äther 
extrahiert  wird. 

Falls  Uny  erseif  bares  nicht  vorhanden  ist,  so  besteht  die  Haupt- 
menge  des  Atherrückstandes  aus  Neutralfett;  im  Nichtfalle  wird  das 
Neutralfett  durch  Differenz  gefunden  oder  kann  auch  direkt  gefunden 
werden  durch  Isolierung  der  Fettsäuren  imd  Umrechnung  ihrer  Menge 
auf  Glyzeride. 

Eine  Komplikation  tritt  ein,  wenn  die  Seife  Wollwachs  enthält. 
Vermutet  man  letzteres,  so  muß  der  Atherrückstand  mit  verdünntem 
alkoholischen  Kali  auf  dem  Wasserbade  verseift  werden,  um  so  min- 
destens einen  Teil  des  Wollwachses  in  der  Form  von  Unverseifbarem 
zu  erhalten. 

3.  ünverseifbares.  Das  Un  verseif  bare  wird  zusammen  mit 
dem  Neutralfett,  wie  beschrieben,  bestimmt.  Falls  kein  Neutralfett  ge- 
funden wurde,  so  ist  der  gesamte  Ätherrückstand  als  ünverseifbares 
anzusehen.  Dasselbe  wird  nach  der  S.  194  beschriebenen  Methode 
untersucht. 

Außer  den  S.  194  angegebenen  Substanzen  muß  auch  die  Anwesen- 
heit von  Vaselin,  Petroleumkohlenwasserstoffe,  Naphthalin,  Petroleum, 
Wollfettkohlenwasserstoffen  u.  s.  w.  ins  Auge  gefaßt  werden. 

Die  Untersuchung  der  Fettsäuren  selbst  (nach  dem  Abscheiden 
der  Harzsäuren,  des  Neutralfettes  und  des  Unverseif  baren)  wird  nach 
den  im  vorigen  Kapitel  beschriebenen  Methoden  ausgeführt. 

e)    In  Alkohol  unlösliche  Substanzen. 

Die  Bestimmung  aller  derjenigen  Substanzen,  die  in  Alkohol  un- 
löslich sind,  wird  zweckgemäß  mit  der  Ermittelung  des  freien  kausti- 
schen Alkalis  (S.  246)  verbunden,  indem  man  das  Unlösliche  auf  einem 
bei  100^  getrockneten  und  tarierten  Filter  sammelt  und  nach  dem 
Trocknen  bei  100«»  wägt. 

Gute  Seifen  geben  meist  einen  vernachlässigens werten  Rückstand. 
Nur  die  nach  dem  „Alkohol verfahren"  dargestellten  Toiletteseifen  sind 
ganz  frei  von  unlöslichen  Substanzen. 

Der  auf  dem  Filter  verbliebene  Rückstand  kann  bestehen  aus: 

1.  Wasserlöslichen  Substanzen,  wie  Chlorid,  Sulfat,  Karbonat, 
Silikat  und  Borat  der  Alkalimetalle. 

2.  Wasserunlöslichen  mineralischen  Substanzen,  wie  Farbstoffen, 
„FüUungs"-  und  „Beschwerungs"- Mitteln,  wie  Specksteinpulver  u.  s.  w. 


Seife.  251 

3.  Organischen  Substanzen,  insbesondere  Stärke,  Dextrin,  Gelatine 
(Carrageenschleim) . 

1.  Wasserlösliche  Substanzen.  Der  auf  dem  Filter  ver- 
bliebene Kückstand  wird  mit  kaltem  Wasser  gewaschen,  damit  etwa 
vorhandene  Gelatine  nicht  aufgelöst  werde.  Die  Anwesenheit  von  Silikat 
wird  bereits  bei  der  Bestimmung  der  Fettmasse,  d.  h.  bei  der  Zersetzung 
der  Seife  mittels  Säure,  siehe  oben  unter  a),  bemerkt  worden  sein.  Die 
Sieseisäure  kann,  vorausgesetzt,  daß  keine  anderen  wasserunlöslichen 
Substanzen  vorhanden  sind,  an  dieser  Stelle  bestimmt  werden,  indem 
man  das  Filtrat  mit  Salzsäure  ansäuert,  nachdem  man  das  Gesamtalkali 
mittels  Titration  bestimmt  hat  (siehe  b)  3.),  und  in  der  üblichen  Weise 
zur  Trockne  eindampft.  Das  Filtrat  von  der  abgeschiedenen  Kieselsäure 
kann  dann  auf  Borsäure  untersucht  werden. 

Falls  Borsäure  abwesend  ist,  kann  Karbonat  imd  Silikat  aus  dem 
bei  der  Titration  gefundenen  Alkali  und  der  durch  Wiegen  ermittelten 
Kieselsäure  gefunden  werden.  Falls  auch  Borsäure  vorhanden  ist,  und 
die  Menge  derselben  bestimmt  werden  soll,  teilt  man  die  wäßrige  Lösung 
am  besten  in  drei  Teile.  Im  ersten  Teile  bestimmt  man  die  Kohlen- 
säure, in  dem  zweiten  Teile  die  Kieselsäure  und  in  dem  dritten  Teile 
das  Gesamtalkali  durch  Titration. 

Chloride  und  Sulfate  werden  am  besten  in  aliquoten  Anteilen 
der  sauren  Flüssigkeit,  die  man  nach  dem  Abscheiden  der  Fettmasse, 
wie  unter  a)  beschrieben,  erhalten  hat,  bestimmt.  £s  sei  wiederholt, 
daß  in  diesem  Falle  Salpetersäure  zur  Zersetzung  der  Seifen  angewendet 
werden  muß. 

2.  Der  wasserunlösliche  Anteil  wird  eingeäschert,  um  orga- 
nische Substanzen  zu  verbrennen,  und  der  Rückstand  gewogen.  Die 
Asche  wird  in  der  üblichen  Weise  qualitativ  und  quantitativ  untersucht. 

3.  Organische  Substanzen.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
des  gesamten  in  Alkohol  unlöslichen  Rückstandes  kann  wertwolle  Finger- 
zeige liefern.  Stärke  kann  auf  diese  Weise  nachgewiesen  werden. 
Die  mikroskopische  Untersuchung  mag  durch  die  Jodprobe  bestätigt 
werden.  Falls  die  quantitative  Bestimmung  erforderlich  ist,  wird  die 
Stärke  in  Glukose  (Stärkezucker)  übergeführt,  indem  man  den  alkohol- 
unlöslichen  Rückstand  auf  dem  Filter  mit  kaltem  Wasser  wäscht,  um 
die  wasserlöslichen  Substanzen  imd  Dextrin  zu  entfernen,  und  darauf 
mit  verdüimter  Schwefelsäure  kocht,  wobei  man  das  verdampfende  Wasser 
ersetzt.  Die  Flüssigkeit  wird  dann  mit  Kaliumkarbonat  neutralisiert, 
filtriert  und  der  Stärkezucker  durch  Titrieren  mit  Fehl  in  gscher  Lösimg 
in  der  üblichen  Weise  bestimmt. 

Dextrin  ist  gleichzeitig  mit  den  löslichen  Salzen  mittels  kalten 
Wassers  entfernt  worden.     Das  Dextrin  wird  bestimmt  durch  Ausfällen 


252  Speziolle  Methoden  der  Öl-  und  Fettindastrie. 

mit  Alkohol.  Dies  geschieht  am  besten  in  einem  mit  einem  Olasstabe 
gewogenen  kleinen  Becberglase.  Die  Flüssigkeit  -wird  energisch  durch- 
gerührt, so  daB  alles  Dextrin  sich  an  den  Seitenwänden  des  Becher- 
glases absetzt.  Man  gießt  dann  die  wäßrige  Flüssigkeit  ab,  wäscht  das 
Dextrin  mit  Alkohol  und  bestimmt  durch  Wiegen  des  Becherglases  nach 
dem  Trocknen  bei  100°. 

Gelatine  wird  durch  Waschen  des  alkoholunlöslichen  Rückstandes 
mit  heißem  Wasser  entfernt.  Das  Filtrat  wird  alsdann  mittels  Gerb- 
säure geprüft. 

f)  Andere  in  Seife  vorkommende  Substanzen. 

1.  Glyzerin.  Die  geringen  Mengen  Glyzerins,  welche  in  harten, 
nach  dem  Kochverfahren  dargestellten  Seifen  zurückbleiben,  können  mit 
Genauigkeit  nur  unter  Anwendung  einer  großen  Seifenmenge  bestimmt 
werden.  Beim  Zersetzen  der  Seife  mit  Mineralsäure  geht  das  Glyzerin 
in  die  wäßrige  Lösung  über;  diese  wird  nach  der  unter  „Bestimmung  von 
Glyzerin  in  Seifenlaugen^  (S.  256)  zu  beschreibenden  Methode  analysiert. 
Aus  der  Menge  von  Glyzerin  kann  man  erschließen,  ob  eine  harte  Seife 
nach  dem  kalten  Verfahren  dargestellt  worden  ist.  In  diesem  Falle  werden 
etwa  5  Proz.  Glyzerin  gefunden.  Das  Fehlen  von  Glyzerin  in  einer 
Schmierseife  beweist,  daß  dieselbe  aus  Fettsäuren  dargestellt  worden  ist. 

Beträchtliche  Mengen  Glyzerin  werden  manchen  Toiletteseifen  in 
der  Piliermaschine  zugesetzt.  Glyzerin  muß  dank  seinen  kosmetischen 
Eigenschaften  als  wertvoller  Bestandteil  einer  Seife  angesehen  werden. 
Man  bestimmt  das  Glyzerin  durch  Lösen  der  Seife  in  Wasser,  Abscheiden 
der  Fettmasse  mittels  einer  Mineralsäure  und  Abfiltrieren.  Das  Filtrat 
wird  mit  Baryumkarbonat  neutralisiert  und  zur  Sirupkonsistenz  ein- 
gedampft; der  Rückstand  wird  alsdann  mit  einem  aus  3  Tln.  95-proz. 
Alkohols  und  1  Tl.  Äther  bestehenden  Gemische  ausgezogen.  Die  alko- 
holische Lösung  wird  filtriert,  auf  dem  Wasserbade  bis  auf  eine  geringe 
Menge  eingedampft  und  schließlich  unter  einem  Exsikkator  getrocknet. 
Das  Glyzerin  wird  in  dem  so  erhaltenen  Rohglyzerin  nach  dem  Acetin- 
verfahren  (S.  174)  bestimmt. 

Falls  in  einer  Seife  auch  Zucker  vorhanden  sein  sollte,  wie  z.  B. 
in  billigen  Transparentseifen,  muß  der  Zucker  zunächst  entfernt  werden. 

2.  Zucker  findet  sich  in  beträchtlichen  Mengen  —  bis  zu  25  Proz. 
und  mehr  —  in  billigen  Transparentseifen.  Die  Bestimmung  des  Rohr- 
zuckers wird  am  besten  dadurch  ausgeführt,  daß  man  das  in  a)  erhaltene 
Filtrat  oder  einen  aliquoten  Teil  desselben  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure kocht,  um  den  Zucker  zu  invertieren,  darauf  die  Lösung  alkalisch 
macht  und  mit  Fehlingscher  Lösung  erhitzt,  nachdem  man  reichlich  ver- 
dünnt hat,  um  eine  Oxydation  des  Glyzerins  zu  vermeiden.     Das  abge- 


Seife.  253 

schiedene  Eupferoxydul  wird  in  der  üblichen  Weise  bestimmt  und  auf 
Rohrzucker  berechnet.  Falls  eine  beträchtliche  Menge  Ton  Zucker  vor- 
handen ist,  kann  derselbe  polarimetrisch  bestinunt  werden. 

Kommen  Glyzerin  und  Zucker  gleichzeitig  vor,  so  wird  die  Trennung 
nach  Donath  imd  Mayrhofer  (Zsch.  f.  analyt.  Chem.  20,  383)  dadurch 
ausgeführt,  daß  man  der  Lösung  eine  Menge  gelöschten  Kalkes  zusetzt,  die 
hinreicht,  den  Zucker  zu  binden,  darauf  eine  gleiche  Menge  gewaschenen 
und  geglühten  Sandes  zumischt,  bis  zur  Sirupkonsistenz  eindampft,  den 
Rückstand  nach  dem  Abkühlen  pulvert  und  in  einem  verschlossenen 
Kolben  mit  80 — 100  ccm  eines  Gemisches  gleicher  Volumina  Alkohols  und 
Äthers  extrahiert.  Die  Lösung  soll  nun  nur  Glyzerin,  frei  von  Zucker, 
enthalten.    Das  Glyzerin  wird  dann,  wie  unter  1.  beschrieben,  bestimmt. 

3.  Karbolsäure.  Die  Bestimmung  von  „Karbolsäure^  (Phenol 
und  Kresole)  in  Karbolseifen  wird  mit  hinreichender  Genauigkeit  nach 
dem  folgenden  Verfahren  ausgeführt  (Lewkowitsch): 

Man  wägt  eine  größere  Menge  der  Probe  (etwa  100  g)  ab,  löst  in 
heißem  Wasser  und  setzt  so  viel  Natronlauge  zu,  daß  die  Lösung 
stark  alkalisch  wird.  Man  scheidet  alsdann  die  Seife  durch  Zusatz  von 
Kochsalz  aus,  filtriert  den  „Kem^  ab  und  wäscht  die  Seife  mit  Koch- 
salzlösung. Die  Lösung,  welche  nun  das  Phenol  imd  die  Kresole  als 
Natriumsalze  enthält,  wird  eingedampft  und  etwa  gelöste  Seife  durch 
erneuten  Zusatz  von  Kochsalz  ausgefällt.  Man  filtriert  wiederum,  dampft 
auf  eine  geringe  Menge  ein,  bringt  die  Lösung  in  einen  graduierten 
Stöpselzylinder  von  50 — 100  ccm  Inhalt,  setzt  so  viel  Salz  zu,  daß  etwas 
ungelöst  bleibt,  und  säuert  mit  Schwefelsäure  an.  Man  liest  das  Volumen 
der  abgeschiedenen  Phenole  ab  imd  setzt  die  Anzahl  Kubikzentimeter 
als  ebensoviel  Gramme  in  die  Rechnung  ein. 

Ist  größere  Genauigkeit  erforderlich,  so  bringt  man  die  abge- 
schiedenen Phenole  in  ätherische  Lösimg,  dampft  den  Äther  ab  und 
bestimmt  die  Menge  des  Phenols  und  der  Kresole  nach  den  Bd.  II, 
S.  772  fF.  beschriebenen  Methoden. 

Die  MeUiXUeifen  sind  entweder  Salze  der  Fettsäuren  oder  der 
Harzsäuren  oder  ein  Gemisch  beider,  wie  z.  B.  die  S.  204  beschriebenen 
Sikkative.  Zu  dieser  Klasse  von  Seifen  gehören  auch  die  Bleipflaster 
(hauptsächlich  Bleioleat),  Aluminiumoleat,  das  zum  Verdicken  von 
Schmierölen  verwendet  wird,  Kalkseifen,  die  zur  Herstellung  „kon- 
sistenter Fette"  dienen,  Magnesiumoleat,  dessen  petrolätherische  Lösung 
in  der  „chemischen  Wäsche"  von  Seidenstoffen  zur  Verhütung  elektrischer 
Funken  dient,  und  endlich  die  Zink-,  Eisen-,  Chrom-  und  Kupfer- 
seifen, die  als  Rostschutzmittel  bei  den  Anstrichfarben  Verwendung  finden. 

Behufs  analytischer  Untersuchung  werden  die  Metallseifen  mittels 
«iner  geeigneten  Mineralsäure   (Salzsäure,  Schwefelsäure,  Salpetersäure) 


254  Spezielle  Methoden  der  Öl-  und  Fettindustrie. 

zersetzt,  wodurch  man  die  Fettsäuren  (und  Harzsäuren)  als  eine  ölige 
Schicht,  oder,  falls  man  die  Salze  unter  Äther  zersetzt  (was  in  vielen 
Fällen  das  geeignetste  Verfahren  ist),  in  ätherischer  Lösung  erhält.  Das 
Metall  geht  in  die  saure  Lösung  über;  die  abgeschiedenen  Fettsäuren 
(und  Harzsäuren)  werden,  wie  bereits  oben  beschrieben,  untersucht. 


Xn.  Glyzerin. 

Die  im  Handel  erhältlichen  Gljzerine  teilt  man  ein  in:  1.  Roh- 
glyzerin,  2.  destilliertes  Glyzerin,  Dynamitglyzerin,  3.  chemisch  reines 
Glyzerin. 

1.   Rohgrlyzerin« 

Je  nach  der  Herkunft  werden  im  Handel  3  Sorten  von  Rohglyzerin 
unterschieden,  a)  Saponifikationsrohglyzerin,  b)  Destillationsrohglyzerin, 
c)   Seifenlaugenrohglyzerin,  Laugenrohglyzerin,  Seifenrohglyzerin. 

a)   Saponifikationsrohglyzerin. 

Dieses  Glyzerin  entstammt  dem  Autoklavenverfahren  (siehe  S.  225). 
Es  wird  bis  auf  das  apez.  Gewicht  1,240 — 1,242  eingedampft  und  wird 
als  „28°  Be  Saponifikationsrohglyzerin**  oder  „Kerzenrohglyzerin"  ver- 
kauft. Es  hat  einen  rein  süßen  Geschmack  und  variiert  in  der  Farbe 
von  hellgelb  bis  dunkelbraun.  Mit  Bleiessig  gibt  es  nur  einen  schwachen 
Niederschlag;  mit  Salzsäure  soll  es  kaum  eine  Trübung  geben.  Die 
Bewertung  dieses  Glyzerins  umfaßt  die  Bestimmung  der  Asche,  welche 
0,3 — 0,5  Proz.  nicht  überschreiten  soll,  die  Bestimmung  des  reinen 
Glyzerins  und  der  organischen  Verunreinigungen.  * 

Das  Reinglyzerin  wird  am  besten  nach  der  Acetinmethode  bestimmt 
(s.  S.  174).  Von  den  Oxydationsmethoden  ist  nur  die  (H  ebner  sehe 
Modifikation  der)  Bichromatmethode  zu  empfehlen.  Wie  Lewkowitsch 
(Analyst.  1903,  104)  gezeigt  hat,  wird  jedoch  nach  letzterer  Methode 
und  zwar  namentlich  bei  unreinem  Glyzerin  der  Prozentgehalt  zumeist 
zu  hoch  gefunden. 

Da  jedoch  die  Bichromatmethode  noch  vielfach  in  der  Handels- 
analyse angewendet  wird,  sei  sie  hier  beschrieben.  Die  folgenden  Nor- 
mallösungen sind  erforderlich.  1.  Eine  Lösung  von  Kaliumbichromat, 
74,86  g  Crj  O7  Kg  pro  Liter  enthaltend  ^).  Der  wirkliche  Oxydationswert 
der  Lösung  muß  durch  Titrieren  mit  einer  bekannten  Lösung  von  Ferro- 


*)  H ebner  empfiehlt,  150  com  konzentrierter  Schwefelsäure  zuzusetzen, 
ehe  man  auf  1000  ccm  auffüllt  Ich  halte  es  jedoch  für  besser,  die  nicht  an- 
gesäuerte Bichromatlösung  vorrätig  zu  halten  und  die  Schwefelsäure  erst  bei 
Ausführung  des  Versuches  zuzusetzen. 


Glyzerin.  255 

Sulfat  oder  reinem  Ferroammoniumsulfat  oder  reinem  Eisendraht  be- 
stimmt werden.  2.  Lösimg  von  Ferroammoniumsulfat,  etwa  240  g  pro 
Liter  enthaltend.  3.  Eine  Bichromatlösung,  die  durch  Verdünnen  von 
100  ccm  der  Lösung  1.  auf  ein  Liter  hergestellt  ist.  Die  Lösung  2.  wird 
genau  auf  die  starke  Bichromatlösung  eingestellt,  von  welcher  1  ccm 
0,01  g  Glyzerin  entspricht.  Etwa  1,5  g  Rohglyzerin  werden  in  einem 
100  ccm-Kolben  genau  abgewogen,  mit  etwas  Wasser  verdünnt,  Silber- 
oxyd zugesetzt  (oder  etwas  Kupfersulfat  und  Kalilauge)  und  nach  kurzem 
Stehen  mit  einigen  Tropfen  Bleiacetat  versetzt  und  auf  100  ccm  auf- 
gefüllt. Man  filtriert,  bringt  25  ccm  dieser  Lösung  in  ein  mittels 
Bichromatlösung  und  konzentrierter  Schwefelsäure  gereinigtes  Becherglas 
imd  setzt  40  ccm  der  konzentrierten  Kaliumbichromatlösimg  zu.  Da  die 
Bichromatlösung  notwendigerweise  eine  konzentrierte  ist,  so  muB  nicht 
nur  das  Abmessen  mit  größter  Sorgfalt  ausgeführt  werden,  sondern  auch 
die  Temperatur  der  Lösung  muß  genau  beobachtet  werden.  H ebner 
gibt  an,  daß  die  konzentrierte  Bichromatlösung  sich  um  0,05  Proz.  per 
Grad  ausdehnt.  Ich  vermeide  Korrektionen,  indem  ich  die  Lösungen 
bei  der  Normaltemperatur  in  einem  großen  Wasserbade  halte,  bis  die 
Titration  beendet  ist. 

Man  setzt  nun  25  ccm  konzentrierter  Schwefelsäure  zu,  bedeckt 
das  Becherglas  mit  einem  Uhrglase  und  hält  es  2  Stunden  lang  im  sie- 
denden  Wasser.  Der  Überschuß  des  Bichromates  wird  dann  mit  einem 
Überschuß  von  Ferroammoniumsulfatlösung  reduziert  und  der  Überschuß 
des  letzteren  schließlich  mit  verdünnter  Bichromatlösung  zurücktitriert, 
wobei  Kaliumferricyanid  als  Indikator  dient. 

Der  Prozentgehalt  der  Handelsmuster  schwankt  in  der  Regel 
zwischen  85 — 90  Proz.  Organische  Verunreinigungen  werden 
quantitativ  bestimmt,  indem  man  einige  g  in  einer  Platinschale  im 
Trockenofen  langsam  auf  160°  erhitzt.  Schnelles  Erhitzen  führt  zur 
Bildung  von  Polyglyzerinen,  die  den  Rückstand  zu  hoch  erscheinen 
lassen.  Man  verfährt  am  besten  in  der  Weise,  daß  man  von  Zeit  zu 
Zeit  das  Glyzerin  in  der  Platinschale  mit  einigen  Tropfen  Wassers  be- 
feuchtet, so  daß  sich  das  Glyzerin  mit  den  Wasserdämpfen  verflüchtigen 
kann.  Man  trocknet  bis  zur  Gewichtskonstanz.  Die  nun  gefundene 
Menge  besteht  aus  der  Summe  der  Asche  und  organischen  Verunreini- 
gungen. Durch  Verglühen  findet  man  die  Asche  und  zieht  deren  Ge- 
wicht von  dem  gefundenen  Gesamtgehalte  ab. 

b)   Destillationsrohglyzerin. 

Dieses  Rohglyzerin  wird  aus  den  sauren  Wässern  erhalten,  die 
beim  Säurevers eifungsverfahren  erhalten  werden.  Es  wird  ebenfalls  auf 
das  spezifische   Gewicht  1,240 — 1,242  eingedampft,  hat  gewöhnlich  eine 


256  Spezielle  Methoden  der  Öl-  und  Fettindustrie. 

hellgelbe  Farbe  und  einen  scharfen  adstringierenden  Geschmack  und 
riecht  beim  Yerreiben  auf  der  Handfläche  unangenehm.  Es  enthält  in 
der  Regel  84 — 86  Proz.  Reinglyzerin.  Der  Aschengehalt  liegt  gewöhn- 
lich zwischen  2 — 3,5  Proz.  Der  Prozentgehalt  an  Glyzerin  wird  sicherer 
nach  dem  Acetinverfahren  als  nach  dem  Oxydationsverfahren  bestimmt. 
Mit  Bleiessig  gibt  dieses  Rohglyzerin  einen  starken  Niederschlag;  auf 
Zusatz  von  Salzsäure  tritt  meist  eine  starke  Trübung  ein  (Fettsäuren). 

c)    Seifenlaugenglyzerin,    Laugenglyzerin, 

Seifenrohglyzerin. 

Dieses  Glyzerin  wird  aus  den  Unterlaugen  der  Seifenfabriken  ge- 
wonnen. Das  spezifische  Gewicht  der  Handelsmuster  soll  nicht  unter  1,3 
liegen,  der  Gehalt  an  Reinglyzerin  soll  im  Minimum  80  Proz.  betragen;  der 
Gehalt  an  Salzen  soll  das  Maximum  von  10  Va  Proz.  nicht  überschreiten. 

Der  Prozentgehalt  an  Reinglyzerin  wird  auch  hier  sicherer  nach 
der  Acetinmethode  als  nach  der  Bichromatmethode  (S.  254)  ermittelt. 

Zur  Bestimmung  der  Asche  werden  3 — 5  g  in  einer  Platinschale 
über  einem  kleinen  Brenner  langsam  verraucht.  Die  Schale  wird  erst 
dann  etwas  stärker  erhitzt,  wenn  das  meiste  Glyzerin  verjagt  ist  und 
ein  voluminöser  kohliger  Rückstand  in  der  Schale  verbleibt.  Man  ver- 
kohlt alle  organische  Substanz,  wobei  sich  jedoch  kein  Kochsalz  ver- 
flüchtigen darf.  Die  verkohlte  Masse  wird  mit  Wasser  erschöpft  und  das 
Filtrat  in  der  Platinschale  auf  dem  Wasserbade  eingedampft.  Der  Rück- 
stand, der  weiß  sein  muß,  wird  erhitzt  (nicht  über  400**,  um  Verflüchtigung 
von  Natriumchlorid  zu  vermeiden)  und  gewogen.  Die  Kohle  kann  in  der 
Regel  vernachlässigt  werden.  Vizern  empfiehlt,  auch  den  Kohlenstoff  zu 
verbrennen;  dies  mag  notwendig  sein,  wenn  die  Probe  Kalk  enthält. 

Rohglyzerine,  welche  Sulfate  und  Thiosulfate  enthalten,  sind  für 
den  Raffineur  fast  wertlos,  daher  ist  der  qualitative  Nachweis  dieser 
Substanzen  von  Wichtigkeit. 

2.  DestiUationssrlyzerlne,  Dsmamltsrlyzerine  (vgl.  Bd.  II,  S.  480). 

Diese  Glyzerine  werden  aus  den  oben  beschriebenen  Rohglyzerinen 
durch  Destillation  erhalten. 

Die  destillierten  Glyzerine  variieren  in  der  Farbe  von  gelb  bis 
nahezu  weiß.  Ihr  Glyzeringehalt  schwankt  je  nach  dem  spez.  Gewichte, 
das  meist  zwischen  1,220 — 1,260  liegt.  Der  Gehalt  an  Reinglyzerin 
kann  annähernd  mittels  des  spezifischen  Gewichts  gefunden  werden 
(vergl.  Tab.  S.  259).  Da  jedoch  diese  Glyzerine  geringe  Mengen  von  Asche 
enthalten,  so  muß  bei  genauen  Bestimmungen  das  Reinglyzerin  nach 
der  Acetin-  oder  Bichromatmethode  oder  nach  der  Permanganatmethode 


Glyzerin.  257 

(s.  S.  263)  bestimmt  werden.  Aucli  hier  führen  die  Oxydationsmethoden 
leicht  zu  zu  hohen  Hesultaten.  Als  Dynamitglyzerin  wird  im  Handel 
diejenige  Qualität  des  destillierten  Glyzerins  bezeichnet,  die  ein  spezifisches 
Gewicht  von  1,261  und  darüber  hat.  Die  Farbe  variiert  zwischen  tiefgelb 
bis  hellstrohgelb.  Die  Qualitätsprüfung  des  Dynamitglyzerins  unterliegt 
besonderen  Yereinbarungen  zwischen  Verkäufer  und  Käufer.  Aus  einer 
großen  Zahl  von  Kaufsspezifikationen  stelle  ich  die  folgenden  zusammen: 

a)  Spezifisches  Gewicht.  Dieses  darf  nicht  weniger  als  1,261 
bei  15,5^  betragen. 

b)  Kalk,  Magnesium  und  Tonerde  müssen  abwesend  sein. 

c)  Chloride  dürfen  nur  in  Spuren  vorhanden  sein.  1  ccm  Glyzerin 
mit  2  ccm  Wasser  verdünnt  darf  auf  Zusatz  von  Silbemitrat  keine  stark 
milchige  Trübung  geben. 

d)  Arsen.  Nur  Spuren  sind  zulässig.  Da  die  Gutzeitsche  Methode 
(S.  264)  zu  scharf  ist,  wird  folgende  Methode  angewandt:  Das  zu  unter- 
suchende Glyzerin  wird  mit  einer  sehr  geringen  Menge  von  Ammoniak 
gerade  alkalisch  gemacht  und  nun  Silbemitrat  zugesetzt.  Eine  milchige 
Trübimg  darf  nicht  bemerkbar  sein.  Man  muB  sich  vor  einem  Überschuß 
an  Ammoniak  hüten,  da  arsenigsaures  Silber  in  Ammoniak  löslich  ist. 

e)  Organische  Fremdstoffe.  1  ccm  der  Probe  wird  mit  2  ccm 
Wasser  verdünnt  xmd  mit  einigen  Tropfen  einer  10-proz.  Silbemitrat- 
lösung versetzt.  Innerhalb  10  Minuten  darf  sich  die  Lösung  weder 
schwärzen  noch  bräunen. 

f)  Gesamtrückstand.  Dieser  wird,  wie  oben  beschrieben  (S.  255), 
bestimmt. 

g)  Freie  Säuren.  Das  Glyzerin  darf  blaues  Lackmuspapier  nicht 
röten.  Flüchtige  Fettsäuren  werden  am  schnellsten  an  dem  Fruchtäther- 
geruch erkannt,  der  sich  beim  Erhitzen  der  Probe  mit  Alkohol  und  reiner 
konzentrierter  Schwefelsäure  bemerkbar  macht.  1  ccm  mit  2  ccm  Wasser 
verdünnt  darf  auf  Zusatz  von  starker  Salzsäure  keine  Trübung  geben. 

h)  Nitrierungs-  und  Scheidungsprobe  (Lewkowitsch, 
Chem.-Ztg.  1895,  S.  1423).  Ein  Handelsmuster  kann  sich  in  den  voran- 
gehenden Proben  vollkommen  stichhaltig  erweisen  und  trotzdem  für  die  Fa- 
brikation von  Nitroglyzerin  untauglich  sein.  Die  Brauchbarkeit  muß  daher 
durch  die  folgende  Methode,  die  dem  Verfahren  im  Großen  nachgebildet  ist, 
besonders  konstatiert  werden.  375  g  eines  Salpetersäure-Schwefelsäure- 
gemisches (bereitet  durch  Mischen  eines  Gewichtsteiles  rauchender  Sal- 
petersäure vom  spez.  Gewicht  1,5  mit  zwei  Gewichtsteilen  reiner  kon- 
zentrierter Schwefelsäure  vom  spez.  Gewicht  1,845),  das  man  zuvor  in 
einem  verschlossenen  Gefäße  erkalten  läßt,  werden  in  einem  Becherglase 
von  etwa  500  ccm  Inhalt  abgewogen;  ein  Thermometer,  welches  während 
der  Nitrierung  als  Rührer  dient,  wird  hineiQgestellt  und  das  Becherglas 

Untersuchungen.   5.  Aufl.    HL  17 


258  Spezielle  Methoden  der  Öl-  und  Fettindastrie. 

in  ein  geräumiges,  mit  kaltem  Wasser  gefülltes  Geföß  gebracht.  In 
letzterem  zirkuliert  durch  einen  starken  Gummischlauch,  der  sorgfaltig 
an  die  Wandung  des  Eühlgefäßes  gelegt  wird,  ein  Strom  kalten  Wassers, 
80  daß  das  Kühlwasser  über  den  Rand  des  Gefäßes  hinwegläuft.  Es 
ist  dringend  darauf  zu  achten,  daß  der  Gummischlauch  sicher  am  Leitungs- 
hahn befestigt  ist,  wenn  die  Nitrierung  in  der  Nähe  des  letzten  aus- 
geführt wird,  da  es  leicht  vorkommen  kann,  daß  infolge  eines  plötzlichen 
Druckwechsels  im  Wasserleitungsrohre  der  Gunmiischlauch  abgeschleudert 
wird.  Spritzt  dann  etwas  Wasser  in  das  Nitriergefaß,  dann  kann  die 
Temperatur  leicht  bis  zum  Explosionspunkte  steigen.  Es  ist  daher  auch 
am  sichersten,  ein  dünnwandiges  Becherglas  zu  benutzen,  das  man  im 
Momente  der  Gefahr  mit  dem  Thermometer  rasch  durchstoßen  kann. 

Wenn  die  Temperatur  des  Säuregemisches  auf  etwa  12 — 15®  C. 
gefallen  ist,  läßt  man  50  g  des  zu  untersuchenden  Dynamitgljzerins,  das 
man  zuvor  in  einem  mit  Ausguß  versehenen  Becherglase  abgewogen 
hat,  tropfenweise  in  die  Säure  fallen  unter  fortwährendem  Umrühren 
mit  dem  Thermometer,  dessen  Stand  nach  Zusatz  jedes  einzelnen 
Tropfens  beobachtet  wird.  Da  diese  Operation  nicht  ungefährlich  ist, 
ist  es  für  den  ungeübten  vielleicht  iEtm  besten,  sich  die  Einzelheiten 
zeigen  zu  lassen.  Ist  dies  nicht  möglich,  dann  verfahrt  man  langsam, 
genau  wie  beschrieben,  d.  h.  man  rühre  fortwährend  um,  damit  auch 
nicht  eine  lokale  Erwärmung  eintrete,  imd  setze  nie  einen  weiteren 
Tropfen  Glyzerins  zu,  ehe  nicht  die  Temperatur  unter  25®  C.  gefallen 
ist.  Die  Temperatur  von  30®  C.  darf  nie  überschritten  werden.  (Wer 
Übung  hat,  wird  natürlich  viel  schneller  operieren.) 

Ist  alles  Glyzerin  in  die  Säure  eingetragen,  so  wird  noch  weiter 
gerührt,  bis  die  Temperatur  auf  15®  G.  gefallen  ist,  und  alsdann  das 
Gemisch  von  Nitroglyzerin  und  Säuren  in  einen  vollkommen  trockenen 
Scheidetrichter  übergeführt.  Man  geht  am  sichersten  so  vor,  daß  man 
den  Scheidetrichter  vorher  mit  konzentrierter  Schwefelsäure  ausspült. 

Wenn  das  Glyzerin  gut  war,  so  scheidet  sich  das  Nitroglyzerin 
rasch  über  dem  Säuregemisch  als  eine  ölige,  etwas  trübe  Schicht  aus. 
Je  schneller  die  Scheidung  in  zwei,  durch  eine  scharfe  Grenzlinie  markierte 
Schichten  stattfindet,  um  so  besser  ist  das  Glyzerin.  Wenn  Schleier  oder 
Flocken  im  Nitroglyzerin  schweben,  oder  wenn  die  Scheidung  nicht  inner- 
halb 5  bis  10  Minuten  erfolgt,  oder  gar,  wenn  die  Scheidungslinie  un- 
deutlich ist  infolge  einer  wolkigen  Zwischenschicht,  dann  ist  das  Glyzerin 
für  die  Zwecke  der  Dynaniitfabrikation  unbrauchbar. 

Wenn  ein  sehr  schlechtes  Glyzerin  vorliegt,  dann  kann  man  über- 
haupt keine  Scheidungsgrenze  erkennen,  und  das  Nitroglyzerin  erscheint 
wie  von  einem  Zellengewebe  durchsetzt,  das  erst  nach  vielen  Stunden 
niederfällt.     Ein  solches  Muster  ist  natürlich  zu  verwerfen. 


Glyzerin. 


259 


Infolge  der  mit  der  Ausführung  dieser  Probe  verbundenen  Gefahr 
haben  die  Handelschemiker  allmählich  auf  Herabsetzung  der  in  Arbeit 
zu  nehmenden  Menge  gedrängt  und  manche  Analytiker  nehmen  nur 
15  g  für  die  Eintrage.  Diese  Menge  sollte  jedoch  als  die  niedrigst  zu- 
lässige angesehen  werden,  da  die  durch  die  Nitrierprobe  gelieferten  An- 
gaben völlig  unzuverlässig  werden,  wenn  man  nur  10  g  Glyzerin  in  Arbeit 
nimmt. 

3«    Chemisch  reines  Glyaserin. 

Dieses  Glyzerin  stellt  die  reinste  Handelssorte  dar  und  soll,  ab- 
gesehen von  einem  etwaigen  Wassergehalt,  die  chemisch  reine  Substanz 
G3  Hg  O3  repräsentieren.     Im  Handel  unterscheidet  man 

chemisch  reines  Glyzerin  vom  spez.  Gew.  1,24      ' 

-       1,25 
-        -         -       1,26. 

Der  Prozentgehalt  wird  am  raschesten  durch  Bestimmung  des 
spez.  Gew.  ermittelt,  wobei  man  sich  der  folgenden  Tabelle  bedient: 

Spezifische  Gewichte  wässeriger  Lösungen 
chemisch  reinen  Glyzerins. 


Lenz 

Strohmer 

Ger 

lach 

Nicol 

Glyzerin 

Spes.  Oew. 

Spez.  Oew. 

Spez.  Gew. 

Spez.  Gew. 

^pez.  Gew. 

m 

bei  12-14«  C, 

bei  17^0  C, 

bei  150  C, 

bei  200  C, 

bei  200  c, 

passer  bei 

Wasser  bei 

Wasser  bei 

Wasser  bei 

Wasser  bei 

Proz. 

120  C  =  1 

17,50  C  =  1 

150  C  =  1 

200  C  =  1 

200  C  =  1 

100 

1,2691 

1,262 

1,2653 

1,2620 

1,26348 

d9 

1,2664 

1,259 

1,2628 

1,2594 

1,26091 

d8 

1,2687 

1,257 

1,2602 

1,2568 

1,25832 

97 

1,2610 

1,254 

1,2577 

1,2542 

1,25572 

96 

1,2584 

1,252 

1,2552 

1,2516 

1,25312 

95 

1,2557 

1,249 

.   1,2526 

1,2490 

1,25052 

94 

1,2531 

1,246 

1,2501 

1,2464 

1,24790 

93 

1,2504 

1,244 

1,2476 

1,2438 

.1,24526 

92 

1,2478 

1,241 

1,2451 

1,2412 

1,24259 

91 

1,2451 

1,239 

1,2425 

1,2386 

1,23990 

90 

1,2425 

1,236 

1,2400 

1,2360 

1,23720 

89 

1,2898 

1,233 

1,2373 

1,2333 

1,23449 

88 

1,2372 

1,231 

1,2346 

1,2306 

1,23178 

87 

1,2345 

1,228 

1,2319 

1,2279 

1,22907 

86 

1,2318 

1,226 

1,2292 

1,2252  ^ 

1,22636 

85 

1,2292 

1,223 

1,2265 

1,2225 

1,22365 

84 

1,2265 

1,220 

1,2238 

1,2198 

1,22094 

83 

1,2238 

1,218 

1,2211 

1,2171 

1,21823 

82 

1,2212 

1,215 

1,2184 

1,2144 

1,21552 

17' 


260 


Spezielle  Ifethoden  der  Ol-  and  Fettindostrie. 


Lenz 

Strohmer 

Gerlach 

Nicol 

Glyzerin 

Spes.  Oew. 

Spes.  Gew. 

Spes.  Oew. 

Spes.  Oew. 

Spez.  Gtow. 

bei  12—14«  0. 

bei  17^0  c, 

bei  15«  C, 

bei  20«  C, 

bei  20«  C, 

Wasser  bei 

Wasser  bei 

Wasser  bei 

Wasser  bei 

Wasser  bei 

Proz. 

12»  C  =  1 

17^0  c  =  1 

15«C  =  1 

20«C  =  1 

20«C  =  1 

81 

1,2185 

1,213 

1,2167 

1,2117 

1,21281 

80 

1,2159 

1,210 

1,2130 

1,2090 

1,21010 

79 

1,2122 

1,207 

1,2102 

1,2063 

1,20739 

78 

1,2106 

1,204 

1,2074 

1,2036 

1,20468 

77 

1,2079 

1,202 

1,2046 

1,2009 

1,20197 

76 

1,2042 

1,199 

1,2018 

1,1982 

1,19925 

76 

1,2016 

1,196 

1,1990 

1,1965 

1,19653 

74 

1,1999 

1,193 

1,1962 

1,1928 

1,19381 

73 

1,1973 

1,190 

1,1984 

1,1901 

1,19109 

72 

1,1946 

1,188 

1,1906 

1,1874 

1,18837 

71 

1,1918 

1,185 

1,1878 

1,1847 

1,18565 

70 

1,1889 

1,182 

1,1860 

1,1820 

1,18293 

69 

1,1858 

1,179 

— 

1,18020 

68 

1,1826 

1,176 

1,17747 

67 

1,1795 

1,173 

— 

1,17474 

66 

1,1764 

1,170 

— ^ 

1,17201 

66 

1,1733 

1,167 

1,1711 

1,1685 

1,16928 

64 

1,1702 

1,163 

— 

— 

1,16654 

68 

1,1671 

1,160 

— 

1,16380 

62 

1,1640 

1,157 

1,16107 

61 

1,1610 

1,154 

1,15834 

60 

1,1582 

1,161 

1,1570 

1,1560 

1,15561 

69 

1,1566 

1,149 

— 

1,16288 

58 

1,1530 

1,146 

— 

1,16015 

67 

1,1506 

1,144 

— 

— 

1,14742 

56 

1,1480 

1,142 

— 

1,14469 

55 

1,1466 

1,140       1 

1,1430 

1,1415 

1,14196 

54 

1,1430 

1,187 

M^^ 

— 

1,13923 

53 

1,1403 

1,136 

— 

1,13650 

62 

1,1375 

1,133 

— 

.^^ 

1,13377 

51 

1,1348 

1,130 

1,13104 

50 

1,1320 

1,128 

1,1290 

1,1280 

1,12881 

45 

1,1183 

1,1155 

1,1145 

1,11469 

40 

1,1046 

— 

1,1020 

1,1010 

1,10118 

35 

1,0907 

— 

1,0885 

1,0875 

1,08786 

30 

1,0771 

1,0760 

1,0740 

1,07469 

26 

1,0635 

1,0620 

1,0610 

1,06166 

20 

1,0498 

1,0490 

1,0480 

1,04884 

15 

1,0374 

— 

— 

1,03622 

10 

1,0245 

1,0245 

1,0235 

1,02391 

5 

1,0123 

— 

— 

— 

1,01184 

0 

1,0000 

1,0000 

1,0000 

1,00000 

Glyzerin. 


261 


Bei  der  Bestimmung  des  spezitischen  Gewichtes  der  konzentriertesten 
Glyzerine  ist  darauf  zu  achten,  daß  das  Glyzerin  frei  Yon  Luftblasen  ist. 
Um  diese  zu  vermeiden,  erwärmt  man  das  Glyzerin  am  besten  in  einer 
verkorkten  Flasche  in  heißem  Wasser,  bis  alle  Luftblasen  nach  oben  ge- 
stiegen sind.  Es  wird  alsdann  in  der  Flasche  bis  auf  die  Normal- 
temperatur abkühlen  gelassen  und  vorsichtig  in  ein  Pyknometer  eingefüllt, 
indem  man  es  an  der  Wandung  herablaufen  läßt. 

Auch  der  Brechungsexponent  kann  zur  Gehaltsbestimmung  heran- 
gezogen werden.  Hierzu  genügen  schon  einige  Tropfen.  Die  folgende 
Tabelle  gibt  die  von  Lenz  ermittelten  Werte  an: 

Tabelle  über  das  spezifische  Gewicht  and  den  Brechangsindex 

w&ßriger  Glyzerinlösangen. 


Wasserfreies 
Glyzerin 

1 

i   o 

o 

c.   2 

K 

'S   ö 

1    5 

Wasserfreies 
.    Glyzerin 

i  « 

Q,    M 

OD    »^ 

5 

1  ^ 

Wasserfreies 
Glyzerin 

VI 

CO    ^ 

H 

t-sS 

Wasserfreies 
Glyzerin 

spez.  Gew. 

bei 
12—14»  C. 

H 

1  - 

100  1-2691 

1-4758 

74 

1-1999 

1-4380 

49 

1-1293 

1-3993 

24 

1-0608 

1-3639 

d9 

1-2664 

1-4744 

73 

1-1973 

1-4366 

48 

11265 

1-3979 

23 

1-0680 

1-3626 

98 

1-2637 

1-4729 

72 

1-1945 

1-4352 

47 

1-1238 

1-3964 

22 

1-0553 

1*3612 

97 

1-2610 

1-4715 

71 

1-1918 

1-4337 

46 

11210 

1-3950 

21 

1-0525 

1-3599 

% 

1-2584 

1-4700 

70 

1-1889 

1-4321 

45 

1-1183 

1-3935 

20 

1-0498 

1-3585 

95  i  1-2557 

1-4686 

69 

11858 

1-4304 

44 

1-1155 

1-3921 

19 

1-0471 

13572 

94  1-2581 

1-4671 

68 

1-1826 

1-4286 

43 

1-1127 

1-3906 

18 

10446 

1-3559 

93 

1-2504 

1-4667 

67 

11795 

1-4267 

42 

1-1100 

1-3890 

17 

1-0422 

1-3546 

92 

1-2478 

1-4642 

66 

1-1764 

1-4249 

41 

11072 

1-3875 

16 

10398 

1-3533 

91 

1-2451 

1-4628 

65 

1-1733 

1-4281 

40 

11045 

1-3860 

15 

10374 

1-3520 

90 

1-2425 

14613 

64 

11702 

1-4213 

39 

11017 

1-3844 

14 

1-0349 

1-3507 

89 

1-2898 

1-4598 

63 

1-1671 

1-4195 

38 

10989 

1-3829 

13 

1-0332 

1-3494 

88  1-2372 

1-4584 

62 

1-1640 

1-4176 

37 

1-0962 

1-3813 

12 

1-0297 

1-3480 

87  1-2345 

1-4569 

61 

11610 

1-4158 

36 

1-0934 

1-3798 

11 

10271 

1-3467 

86  1-2318 

1-4555 

60 

1-1582 

1-4140 

35 

10907 

1-3785 

10 

1-0245 

1-3454 

85 

1-2292 

1-4540 

59 

1-1556 

1-4126 

34 

10880 

1-3772 

9 

1-0221 

1-3442 

84 

1-2265 

1-4525 

58 

1-1530 

1-4114 

33 

10852 

1-3758 

8 

1-0196 

1-3430 

83  i  1-2238 

1-4511 

57 

11505 

1-4102 

32 

1-0825 

1-3745 

7 

10172 

1-8417 

82 

1-2212  1-4496 

56 

1-1480 

1-4091 

31 

1-0798 

1-3732 

6 

1-0147 

1-3405 

81 

1-2185  1-4482 

55 

1-1455 

1-4079 

30 

1-0771 

1-3719 

5 

1-0123 

1-3392 

80  1-2159 

1-4467 

54 

1-1430 

1-4065 

29 

1-0744 

1-3706 

4 

10098 

1-3380 

79  1-2122 

1-4453 

53 

11403 

1-4051 

28 

1-0716 

1-3692 

3 

1-0074 

1-3367 

78 

1-2106 

1-4438 

52 

1-1375 

1-4036 

27 

1-0689 

1-3679 

2 

1-0049 

1-3355 

77  1-2079 

1-4424 

51 

1-1348 

1-4022 

26 

10663 

1-3666 

1 

1-0025 

1-3342 

76 

1-2042 

1-4409 

50 

1-1320 

1-4007 

25 

1-0636 

1-3652 

0 

10000 

1-3330 

75 

1-2016 

1-4395 

262 


Spezielle  Methoden  der  öl-  und  Fettindüstrie. 


Da  genaue  Bestimmungen  die  Innehaltung  der  angegebenen  Normal- 
temperatur voraussetzen,  so  schlägt  Lenz  vor,  direkt  hintereinander  die 
Refraktion  der  betreffenden  Glyzerinlösung  und  diejenige  von  reinem 
Wasser  derselben  Temperatur  zu  beobachten.  Man  macht  sich  so  von 
dem  EinfluB  der  Temperatur  und  zugleich  auch  von  kleinen  Schwankungen 
in  der  Justierung  des  Index  unabhängig.  Die  Differenzen  finden  sich 
mit  den  ihnen  entsprechenden  Prozentgehalten  der  Glyzerinlösungen  in 
der  folgenden  Tabelle  zusammengestellt: 

Tabelle  über  die  Differenzen  zwischen  den  Brechungsindices 
wäßriger  GlyzeriDlösungen  und  reinen  Wassers.    Nach  Lenz. 


* 

11 

Gew.-Proz. 
Glyzerin 

p« 

Gew.-Proz. 
Glyzerin 

1  s 

Gew.-Proz. 
Glyzerin 

1  - 
o  ^ 

Gew.-Proz. 
Glyzerin 

01424 

100 

01046 

74 

00645 

48 

0-0288 

22 

01410 

99 

01032 

73 

0-0630 

47 

0-0275 

21 

01395 

98 

01018 

72 

0-0616 

46 

0*0261 

20 

01381 

97 

01003 

71 

00601 

45 

0*0238 

19 

0*1366 

96 

00987 

70 

00587 

44 

0-0225 

18 

01352 

95 

00970 

69 

0-0572 

43 

00212 

17 

01337 

94 

0-0952 

68 

00556 

42 

00199 

16 

01323 

93 

00933 

67 

0-0641 

41 

00186 

15 

0-1308 

92 

00915 

66 

00526 

40 

00173 

14 

01294 

91 

00897 

65 

00510 

39 

0-0160 

13 

0-1279 

90 

00889 

64 

0-0495 

38 

0-0146 

12 

01264 

89 

00861 

63 

00479 

37 

00133 

11 

01250 

88 

00842 

62 

0*0464 

36 

00120 

10 

01235 

87 

0-0824 

61 

00451 

35 

00108 

9 

01221 

86 

0-0806 

60 

0*0438 

34 

0-00% 

8 

0-1206 

85 

0-0792 

59 

00424 

33 

0-0083 

7 

01191 

84 

0-0780 

58 

00411 

32 

0-0071 

6 

0-1177 

83 

00768 

57 

00398 

31 

00058 

5 

01162 

82 

0-0757 

56 

00385 

30 

00046 

4 

01148 

81 

00745 

55 

00372 

29 

0*0033 

3 

0-1133 

80 

00731 

54 

00358 

28 

0-0021 

2 

01119 

79 

0-0717 

53 

00345 

27 

0-0008 

1 

01104 

78 

0-0702 

52 

00332 

26 

00000 

0 

0-1090 

77 

0-0688 

51 

0*0318 

25 

0-1075 

76 

00663 

50 

00315 

24 

01061 

75 

00659 

49 

0*0302 

28 

Wenn    verdünnte  Lösungen    chemisch    reinen   Glyzerins    vorliegen, 
dann  ist  es  am  sichersten,  die  Oxydationsmethoden  mittels  Bichromats 


Glyzerin.  263 

oder  Permanganats  anzuwenden.  Letztere  wird  in  der  von  Benedikt 
und  Zsigmondy  (Ghem.-Ztg.  1885,  975)  angegebenen  Modifikation  der 
Wanklyn  und  Fox  sehen  Methode  ausgeführt.  Diese  beruht  auf  der 
Yollständigen  Oxydation  des  Glyzerins  in  kalter,  stark  alkalischer 
Lösung  zu  Oxalsäure  nach  der  Gleichung: 

C,H«0,  +  60  =  C,H,04-I-C0,4-8H,0. 

0,2  bis  0,8  g  hoch -konzentriertes  Glyzerin  oder  eine  dieser  Menge 
entsprechende  Quantität  verdünnten  Glyzerins  (annähernd  aus  dem  spez. 
Gew.  berechnet)  werden  in  einen  geräumigen  Kolben  gebracht,  auf  etwa 
250  ccm  mit  Wasser  verdünnt  und  mit  10  g  festen  Kalihydrats  versetzt, 
worauf  man  bei  gewöhnlicher  Temperatur  eine  5-proz.  Lösung  von 
Kaliimipermanganat  so  lange  zusetzt,  bis  die  Flüssigkeit  nicht  mehr 
grün,  sondern  blau  oder  schwärzlich  gefärbt  ist.  Statt  dessen  kann  man 
auch  feingepulvertes  Permanganat  eintragen.  Sodann  erhitzt  man  zum 
Kochen,  wobei  sich  Manganperoxydhydrat  ausscheidet  und  die  Flüssig- 
keit rot  wird.  Man  setzt  tropfenweise  eine  Lösung  von  schwefliger 
Säure  oder  Natriumsulflt  zu,  bis  die  Flüssigkeit  sich  gerade  entfärbt. 
Man  filtriert  durch  ein  glattes  Filter  von  solcher  Größe,  daß  es  mindestens 
die  Hälfte  der  ganzen  Flüssigkeit  auf  einmal  aufnimmt,  imd  wäscht  sorg- 
faltig mit  heißem  Wasser  aus.  Die  letzten  Waschwässer  sind  häufig 
durch  etwas  Manganperoxydhydrat  getrübt;  diese  Trübung  verschwindet 
aber  bei  dem  nun  folgenden  Ansäuern  mit  £ssigsäure,  indem  die  nun 
in  Freiheit  gesetzte  schweflige  Säure  zur  Wirkung  gelangt.  Man  erhitzt 
zum  Sieden  und  fallt  mit  10  ccm  einer  10-proz.  Lösung  von  Calcium- 
chlorid.  Der  Niederschlag  von  oxalsaurem  Kalk  wird  auf  die  übliche 
Weise  weiter  behandelt  und  die  Oxalsäure  nach  obiger  Gleichung  auf 
Glyzerin  umgerechnet. 

Der  Gehalt  an  Asche  plus  Polygly zerinen  darf  höchstens 
0,03  Proz.  betragen;  der  Aschengehalt  selbst  soll  0,01  Proz.  nicht  über- 
steigen. 

Akrolein  (wie  auch  andere  reduzierende  Substanzen)  wird  am 
besten  dadurch  nachgewiesen,  daß  man  einige  Tropfen  Silbemitratlösung 
zur  verdünnten  Lösung  des  Glyzerins  zufügt  imd  24  Stunden  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  stehen  läßt.  Noch  empfindlicher  wird  die  Probe  bei 
Anwendung  einer  anmioniakalischen  Silberlösung. 

Flüchtige  Fettsäuren  werden  beim  Erhitzen  des  Glyzerins  mit 
Alkohol  und  konzentrierter  Schwefelsäure  durch  den  bei  deren  Gegen- 
wart  auftretenden  Ananasgeruch  der  Athylester  der  Fettsäuren  erkannt. 

Zucker  wird  polarimetrisch  nachgewiesen. 

Arsen  soll  vollständig  fehlen.  Eine  rasche  und  äußerst  empfind- 
liche Probe  für  den  Nachweis  von  Arsen  ist  die  Gutzeitsche.  Man 
bringt  2  ccm  des  Glyzerins  in   ein  hohes  Reagensglas  und  setzt  arsen- 


264  Spezielle  Methoden  der  Öl-  ond  Fettindastrie. 

freies  Zink  und  einige  Kubikzentimeter  reinster  rerdünnter  Schwefel- 
säure zu.  Man  bedeckt  das  Reagenzglas  mit  einer  dicht  schließenden 
Kappe  Yon  Filtrierpapier,  zwei  bis  drei  Lagen  dick,  deren  innerste 
Lage  zuvor  mit  Hilfe  eines  Glasstabes  mit  einer  &0-proz.  Lösung  Ton 
Silbemitrat  angefeuchtet  worden  ist.  Falls  Arsen  vorhanden  ist,  ent- 
wickelt sich  Arsenwasserstoff.  Nach  10  Minuten  langem  Stehen  nimmt 
man  die  Papierkappe  ab.  Auf  der  innersten  Papierlage  darf  kein 
tiefgelber  Fleck  bemerkbar  sein.  Nur  eine  ganz  schwache  gelbe  Fär- 
bung mag  erlaubt  sein.  Diese  Probe  ist  so  außerordentlich  empfindlich, 
daß  es  durchaus  unerläßlich  ist,  einen  blinden  Versuch  unter  Verwen- 
dung derselben  Reagenzien  zu  machen.  Die  Silbemitratprobe  ist  fast 
zu  empfindlich  (obwohl  Handelsglyzerine  angetroffen  werden,  die  nach 
10  Minuten  keine  Färbung  geben)  und  ist  deshalb  durch  weniger 
empfindliche  Proben  ersetzt  worden.  Ein  Glyzerin  mag  als  praktisch 
frei  von  Arsen  angesehen  werden,  wenn  man  in  der  Gutzeitschen  Probe 
die  Silbemitratlösung  durch  eine  konzentrierte  Lösung  von  Quecksilber- 
chlorid ersetzt  imd  nach  10  Minuten  keine  gelbe  Färbung  erhält. 
Falls  man  Quecksilberchlorid  benutzt,  kann  man  auch  Salzsäure  statt 
Schwefelsäure  anwenden.  Beim  Prüfen  mit  Silbemitrat  vermeide  man 
Salzsäure,  da  leicht  Salzsäuregas  abgegeben  wird,  wenn  etwa  die 
Flüssigkeit  zu  heiß  wird.  Natürlich  kann  auch  die  Marsh  sehe  Probe 
benutzt  werden  (vgl.  „Detection  and  Determination  of  Arsenic".  Abdruck 
aus  Joum.  Soc.  Ghem.  Ind.,  Ejre  and  Spottiswoode,  London  1901 ;  femer 
Bd.  I  S.  377). 


Die  Untersnchnng 
der  Harze,  Balsame  und  Onmmiharze. 

Von 
Dr.  Karl  Dteterlch-Helfenberg, 

Direktor  der  chemischen  Fabrik  Helfenberg  Akt.-Ghes.  rorm.  E.  Dieterich. 


Unter  Balsamen,  Harzen  und  Gummiharzen  yersteben  wir  yer- 
schieden  zusammengesetzte  Gemische,  welche  als  Sekrete  meist  nicht 
einheimischer  Pflanzeu  teils  technische,  teils  medizinische  Verwendung 
finden;  sie  werden  gewöhnlich  auf  so  irrationelle,  ja  sogar  oft  rohe 
Art  und  ViTeise  gewonnen,  daß  das,  was  wir  als  Balsame,  Harze  oder 
Gummiharze  in  unsere  Hände  bekommen,  TöUig  umgestaltete,  jedenfalls 
gänzlich  andere  Produkte  sind,  als  wie  sie  im  Stammbaum  selbst  vor- 
handen sind.  Da,  wie  schon  gesagt,  die  meisten  der  Harzlieferanten 
nicht  einheimisch  sind,  so  ist  es  nur  bei  wenigen  Harzkörpem  bisher 
gelungen,  authentische  Proben  Yom  Stammbaum  selbst  zu  erlangen.  Es 
liegt  ja  klar  auf  der  Hand,  daß  bei  dem  weiten  Weg,  den  die  Harz- 
körper zu  machen  haben,  bei  den  vielen  Händen,  durch  welche  sie 
gehen,  bei  ihrer  gänzlich  veränderten,  inkonstanten  Zusammensetzung 
gerade  die  üntersuchimg  authentisch  reiner,  vom  Stammbaum  direkt 
entnommener  Proben  von  hohem  Wert,  ja  für  die  Beurteilung  und  für 
die  Wertbestimmung  von  grundlegender  Bedeutimg  sein  muß.  Die  aus 
authentisch  echten  Harzkörpem  erhaltenen  Analysenresultate  haben  — 
so  beim  Perubalsam  —  zu  einem  gewissen  Abschluß  geführt,  haben 
aber  auch  andererseits  gezeigt,  daß  die  Handelsprodukte  nur  in  den 
wenigsten  Fällen  den  echten  Harzkörperu  entsprechen,  und  daß  man 
nicht  erwarten  oder  fordern  soll,  daß  die  Handelsprodukte  den  Normal- 
produkten entsprechen  müßten.  Derartige  Forderimgen  wären  mit  einer 
Boykottierung  fast  aller  Handelssorten  gleichbedeutend.  Wenn  wir  somit 
den  Handelsprodukten  a  priori  gewisse  Schwankungen  zubilligen  müssen, 
wenn  wir  nicht  wie  bei  Fetten  und  Ölen  gut  übereinstimmende  Zahlen 
erwarten  dürfen,  so  müssen  wir  doch  —  leider  —  konstatieren,  daß  die 


266  ^®  Untersachoiig  der  Harze,  Balsame  und  Gammiharze. 

bisher  erhaltenen  Analjsenresultate  der  Harzkörper  nicht  allein  schwanken, 
sondern  im  allgemeinen  sogar  oft  direkt  widersprechende  sind.  Es  ist 
aus  diesen  Gründen  also  nicht  möglich,  wenigstens  jetzt  noch  nicht, 
oder  doch  noch  nicht  in  allen  Fällen,  an  dieser  Stelle  durchaus  sichere 
Methoden  und  durchaus  zuverlässige  und  gerechte  Grenzwerte  und  Anfor- 
derungen aufzustellen;  die  Zukunft  und  weitere  gründliche  Prüfungen 
ganz  reiner  Produkte  werden  uns  aber  gewiß  zu  dem  Ziele  fuhren, 
welches  die  Analyse  der  Fette  imd  Ole  schon  zum  Teil  erreicht  hat. 
So  wenig  im  chemischen  Sinn  die  Fette  und  Ole  als  wohlcharakterisierte 
Körper  und  die  Harze  als  veränderliche  Gemische  meist  amorpher,  noch 
teils  unbekannter  Körper  gemein  haben,  so  sehr  ist  man  bestrebt  ge- 
wesen, die  TJntersuchungsmethoden  der  ersteren  auf  letztere  zu  über- 
tragen. Im  allgemeinen  darf  man  nach  K.  Bieterich  wohl  folgende 
Punkte  für  die  schlechte  Übereinstimmung  der  Werte  —  von  den  quali- 
tativen Proben  gar  nicht  zu  reden  —  verantwortlich  machen: 

1.  Das  Fehlen  einheitlicher,  rationeller  Methoden  unter  Festlegung 
allgemein  gültiger  Ausführungsvorschriften. 

2.  Die  geringe  Individualisierung  der  Methoden  ohne  Berücksich- 
tigung der  neueren  Harzchemie. 

3.  Die  Verwendung  von  Extrakten  an  Stelle  der  unveränderten 
Naturdroge. 

4.  Das  Fehlen  von  Untersuchungen  über  authentisch  reine,  direkt 
vom  Stammbaum  entnommene  Harzprodukte  als  Grundlage  für 
die  Wertbestinunung.  (Bisher  sind  nur  wenige  derartiger 
authentisch  echter  Harzkörper  —  Perubalsam,  Styrax  und 
einige  andere  —  untersucht  worden.) 

Man  darf  zur  Verbesserung  der  Harzanalyse,  wie  K.  Dieterich 
wiederholt  ausgeführt  hat,  folgende  Punkte  als  Leitsätze  aufstellen: 

1.  Die  Verwendung  der  Naturdroge  zur  Analyse. 

2.  Die  Feststellung  einheitlicher  Vorschriften  zur  Ausführung 
rationeller  Methoden. 

3.  Die  Individualisierung  dieser  Methoden  auf  Grund  der  neusten 
Harzchemie. 

4.  Bevorzugung  quantitativer  Methoden  vor  qualitativen,  besonders 
Farbenreaktionen. 

5.  Festlegung  von  Grenznormalwerten  auf  Grund  von  Unter- 
suchungen authentisch  reiner,  vom  Stammbaum  direkt  ent- 
nommener Proben. 

Eine  kritische  Sichtung  der  bisher  vorhandenen  Resultate,  eine 
Lösung  der  teilweise  vorhandenen  Widersprüche,  genau  präzisierte  Me- 
thoden   und  Grenzwerte  und   Anforderungen  können  natürlich  in   einer 


Untersachungsmethoden.  267 

kurzen  AbbandluBg,  wie  durch  die  yorliegende,  schon  in  Rücksicht  auf 
den  beschränkten  Platz  nicht  gegeben  werden;  die  richtige  Anwendung 
der  Methoden,  die  Beurteilung  und  Nutzanwendung  der  bisher  erhaltenen 
Werte  und  Erfahrungen  muB  selbstredend  einem  speziellen  ausführlichen 
Handbuch  der  Analyse  der  Harze  ^)  vorbehalten  bleiben.  Das,  was  an 
dieser  Stelle  wiedergegeben  werden  soll,  macht  nur  darauf  Anspruch, 
ein  Überblick  und  Grundriß  der  Analyse  der  Harze  zu  sein,  um  auch 
den  in  der  Analyse  der  Harze  Unerfahrenen  die  Punkte  an  die  Hand 
zu  geben,  welche  erst  unter  Benutzung  eines  ausführlichen  Leitfadens 
über  die  Harzanalyse  zur  einigermaßen  einwandfreien  Beurteilung  dieser 
Rohprodukte  führen  können;  auch  konnten,  schon  in  Rücksicht  auf  den 
Platz,  nur  die  gebräuchlichsten  und  wichtigsten  Balsame,  Harze  und 
Gummiharze  aufgenonmien  werden. 

In  Bezug  auf  die  Einteilung  der  Harzprodukte  sind  die  Abteilungen 
„Balsame,  Harze  und  Gummiharze''  beibehalten  worden,  trotzdem  schon 
mehrfach  der  Versuch  anderer  Einteilungen  (nach  chemischen  Gesichts- 
punkten) versucht  worden  ist.  Die.  obige  Scheidung  erscheint  vorläufig 
—  besonders  für  die  Technik  und  Handel  —  noch  die  praktischste. 

Die  Untersuchung  der  Harze  findet  sowohl  auf  qualitativem,  wie 
auf  quantitativem*  Wege  statt.  Während  vor  Jahren  fast  nur  qualitative 
Proben,  Farbenreaktionen  etc.  zur  Identifizierung  —  hierin  hat  sich 
Hirsch  söhn  ein  großes  Verdienst  erworben  —  xmd  Beurteilung  heran- 
gezogen wurden,  verfugen  wir  heute  schon  über  eine  stattliche  Anzahl 
von  quantitativen  Prüfungen,  die  bekanntlich  zum  großen  Teil  schon  in 
das  neue  deutsche  Arzneibuch  und  andere  Pharmakopoen  übergegangen 
sind.  Von  diesen  quantitativen  Prüfungen  verdienen  besonders  die  von 
Fetten  und  Ölen  auf  die  Harze  übertragenen  Bestimmungen  der  Säure-, 
Ester-  und  Verseifungszahl  Erwähnung;  das  Verdienst,  diese  Prüfungen 
auf  die  Harze  übertragen  zu  haben,  gebührt  A.  Eremel,  mit  diesem 
fast  gleichzeitig  von  Schmidt  und  Erban,  Williams,  Mills, 
£.  Dieterich,  Gehe  &  Co.  imd  später  Beckurts  und  Brüche, 
K.  Dieterich  u.  a.  m.  Während  man  diesen  von  den  Fetten  über- 
tragenen Bestimmungen  wirklichen  Wert  zumessen  muß,  sind  die  Jod- 
Bromzahlen  der  Harze  von  nur  relativem  Wert.  In  neuester  Zeit  sind 
die  Methyl-,  Garbonyl-,  Acetylzahlen  (Methylzahlen  nach  Gregor- 
Bamberger,  Carbonylzahlen  nach  Kitt,  Acetylzahlen  nach  E.  Die- 
terich)  und  die  Untersuchung  der  Harzalkohole  und  Harzsäuren  (nach 
K.  Dieterich)  noch  als  Fortschritt  resp.  Bereicherung  der  vorhandenen 
quantitativen  Methoden  hervorzuheben. 


')  Dr.  E.  Dieterich,  „Analyse  der  Harze,  Balsame  and  Gummiharze  nebst 
ihrer  Chemie  und  Pharmakognosie*^,  Julius  Springer,  Berlin  1900. 


268  ^^^  Untersachong  der  Harze,  Balsame  und  Gummiharze. 

Daß  auf  die  Entwicklung  der  Harzanalyse  auch  die  Fortschritte 
der  Harzchemie  —  speziell  die  wertvollen  Arbeiten  von  A.  Tschirch*) 
und  seinen  Schülern  —  einen  großen  Einfluß  gehabt  haben  und  stets  haben 
werden,  ist  nicht  zu  verkennen.  Die  Fortschritte  der  Harzanalyse  haben 
auch  neuerdings  nach  der  Richtung  hin  Würdigung  und  Förderung  er- 
fahren, daß  das  neue  deutsche  Arzneibuch,  lY.  Ausgabe,  die  Balsame 
und  Harze  zum  großen  Teil  „quantitativ^  prüfen  läßt,  d.  h.  jene  modernen 
Methoden  anwendet,  die  die  Identität  und  Wertbestimmung  nicht  allein 
wie  früher  und  jetzt  noch  die  meisten  anderen  Arzneibücher  auf  quali- 
tativem Weg,  sondern  quantitativ  durch  Bestimmung  der  Säure-,  Yer- 
seifungs-  und  anderer  Zahlen  durchfuhren  lassen. 

Nach  dem  heutigen  Stand  der  Harzanalyse  werden  im  allgemeinen 
folgende  quantitative  Bestimmimgen  durchgeführt: 

Bestimmung  der: 

a)  Säurezahl  nach  verschiedenen  Methoden, 

b)  Esterzahl  durch  Berechnung, 

c)  Yerseifungszahl,  resp.  Harzzahl  nach  verschiedenen  Me- 
thoden, 

d)  des  Wassergehaltes, 

e)  der  Asche, 

f)  des  alkohollöslichen  Anteils, 

g)  des  alkoholunlöslichen  Anteils, 

h)  der  von  anderen  Lösungsmitteln  aufgenommenen  Anteile, 

i)  des  spez.  Gewichtes. 
Hierzu  kommen  noch  die: 

k)  speziellen  Bestimmungen,   wie   die  des  Cinnameins    und 
Harzesters  im  Perubalsam, 

1)  die  Identitätsreaktionen,  z.  Teil  mit  a)  b)  c)  und  o)  zu- 
sammenfallend, 

m)  Acetyl-,  Carbonyl-  und  Methylzahlen, 

n)  Untersuchung  der  Harzsäuren  und  Harzalkohole, 

o)  qualitativen  Reaktionen. 


I.  Hethoden. 

Es  sei  vorausgeschickt,  daß  für  die  verschiedenen  Methoden  und 
Arten  der  Säurezahl-,  Esterzahl-  und  Yerseifangszahlbestimmungen  von 
K.  Dieterich    gewisse,    schon  in    der  Fettanalyse    teilweise  allgemein 


*)  Prof.   Dr.    A.   Tschirch,    „Harze   und   Harzbehälter".     Verlag  von 
Gebr.  Bomträger.    Berlin  1900. 


Definition  der  Methoden.  269 

gültige  Abkürzungen  vorgeschlagen  worden  sind  (yergl.  dessen  „Analyse 
der  Harze",  Julius  Springer,  Berlin  1900,  S.  37  u.  53),  welche  sofort 
die  angewendete  Methode  erkennen  lassen. 

Folgende  Abkürzungen  werden  bei  den  Methoden  und  Grenzwerten 
systematisch  durchgeführt: 

Abkürzung :  Bedeuiting : 

S.-Z.  d.  =  Säurezahl  direkt  bestimmt 

S.-Z.  ind.  =  Säurezahl  durch  Rücktitration  bestimmt. 

S  -Z.  f.  =  Säurezahl  der  flüchtigen  Anteile. 

E.-Z.  =  Esterzahl. 

y.-Z.  h.  =  Verseifongszahl  auf  heißem  Weg  erhalten. 

V.-Z.  k.  =  Verseifongszahl  auf  kaltem  Weg  erhalten. 

H.-Z.  =  Harzzahl. 

G.-V.-Z.  =  Gesamtverseifongszahl. 

G.-Z.  =  Gummizahl. 

A-Z.  =  Acetylzahl  (resp.  A.-S.-Z.,  A.-E.-Z.,  A.-V.-Z.). 

G.-Z.  =  Carbonylzahl. 

M.-Z.  =  Methylzahl. 

Biese  Abkürzungen,  wie  sie  zuerst  in  der  K.  Dieterichschen 
Analyse  der  Harze  durchgeführt  sind,  haben  in  der  Literatur  bereits, 
wie  die  letztjährigen  Arbeiten  über  die  Harze  -von  Tschirch  und  seinen 
Schülern  zeigen  (Archiy  d.  Pharmacie),  Eingang  gefunden;  sie  sollen 
auch  hier,  weil  sie  sofort  die  Methode  erkennen  lassen,  dem  Allgemein- 
gebrauch nochmals  anempfohlen  werden. 

Endlich  erübrigt  es  noch,  zum  Verständnis  vorauszuschicken  die: 

Definition 
der 

1.  Säurezahl  (direkt  und  indirekt):  Die  Anzahl  Milligramme 
KOH,  welche  die  freie  Säure  von  1  g  Harz  bei  der  direkten  oder  der 
Rücktitration  zu  binden  vermag  (vgl.  S.  172). 

2.  Säurezahl  der  flüchtigen  Anteile:  Die  Anzahl  Milligramme  KOH, 
welche  500  g  Destillat  von  0,5  g  Gummiharz  (Anmioniacum,  Galbanum), 
mit  Wasserdämpfen  abdestilliert,  zu  binden  vermögen  (vgl.  S.  167). 

3.  Yerseifungszahl  (heiß  und  kalt):  Die  Anzahl  Milligramme 
KOH,  welche  1  g  Harz  bei  der  Verseifung  auf  kaltem  oder  heißem 
Wege  zu  binden  vermag  (vgl.  S.  163). 

4.  Harzzahl:  Die  Anzahl  Milligramme  KOH,  welche  1  g  ge- 
wisser Harze  und  Gummiharze  bei  der  kalten  fraktionierten  Verseifung 
mit  nur  alkoholischer  Lauge  zu  binden  vermag. 

5.  Gesamt-Verseifungszahl  (fraktionierte  Verseifung):  Die  An- 
zahl Milligramme  KOH,    welche   1  g  gewisser  Harze  und  Gummiharze 


270  ^^®  Untersachung  der  Harze,  Balsame  und  Gummiharze. 

bei  der  kalten  fraktionierten  YerBeifimg  mit  alkoholischer  und  wässeriger 
Lange  nacheinander  behandelt  in  summa  zu  binden  vermag. 

6.  Gummizahl:  Die  Differenz  von  Gesamtverseifungs-  und 
Harzzahl. 

7.  Esterzahl:    Die  Differenz  von  Verseifungs-  und  Säurezahl. 

8.  Acetylzahl:  Die  Differenz  von  Acetylverseifungs-  und  Acetyl- 
säurezahl  (vgl.  S.  170). 

9.  Garbonylzahl:  Die  Prozente  Garbonylsauerstoff  der  an- 
gewandten Substanz. 

10.  Methyl  zahl:    Die  Menge  Methyl,  welche  1  g  Harz  ergibt. 

Im  speziellen  lassen  sich  je  nach  Beschaffenheit  des  Untersuchungs- 
materials —  vergl.  die  Beispiele  —  für  die  einzelnen  Bestimmungen  der 
Kennzahlen  folgende  Ausführungsvorschriften  aufstellen,  wobei  zu  be- 
merken ist,  daß  für  die  größte  Zahl  der  Harzkörper  mehrere  Methoden 
bisher  angewendet  worden  sind. 

a)  SäaresahL 

1.   Bwrch  direkte  TUraUan  (S.-Z.  d.y)  nach  E.  Eremel: 

a)  der  vollständigen  Lösung  des  löslichen  Harzkörpers  in  Alkohol, 

Ghloroform  etc. 

Ausführung:    1  g  des  betreffenden  Balsams,  Harzes  etc.  wird  in 

dem  geeigneten  Lösimgsmittel  resp.  in  einer  Mischung  derselben  gelöst 

und   unter  Zusatz    von   Phenolphtalein   und    alkoholischer    y,  N.-   oder 

Yto  N.-Kalilauge  bis  zur  Rotfarbung  titriert. 

Beisp.:   Fast  alle  Harzkörper,    für  welche  besondere  Methoden  nicht 
ausgearbeitet  worden. 

ß)  nach  Herstellung  eines  alkoholischen  Extraktes  bei  nur  teil- 
weise löslichen  Harzkörpem  und  Titration  der  alkoholischen  Extrakt- 
lösung. 

Ausführung:  Man  verfährt  genau  so  wie  bei  a),  nur  nimmt  man 
eine  alkoholische  Lösung  des  Extraktes  und  berechnet  nach  der  Titration 
auf  1  g  Rohprodukt. 

Beisp.:    Gummiharze,  Benzoe,  Styrax  etc. 

f)  nach  Herstellung  eines  wässerig-alkoholischen  Auszuges  bei  nur 
teilweise  löslichen  Harzkörpem  imd  direkter  Titration  des  Auszuges. 

Ausführung:  Man  erschöpft  durch  Kochen  1  g  des  fein  zer- 
riebenen Materials  mit  30  ccm  Wasser  durcb  Erhitzen  am  Kückfluß- 
kühler  und  durch  darauffolgenden  Zusatz  von  50  ccm  starken  Alkohols 
(96-proz.)    und  nochmaliges  Kochen    am  Rückflußkühler  —  15  Minuten 


^)  Vergl.  die  Abkürzungen  auf  der  vorigen  Seite. 


S&urezahl.  271 

für  jede  Extraktion  — ,    läBt  erkalten  und  titriert,    ohne  zu  filtrieren, 
mit  alkoholischer  Y,  N.-Kalilauge  und  Phenolphtalein  bis  zur  Rotfärbung. 
Beisp.:   Myrrha,  Bdelliam,  Opoponax,  Sagapen  etc. 

2.  nuTch  BückMraUan  (S.-Z.  ind.)  nach  K.  Dieterich: 

a)  bei  völlig  oder  fast  völlig  löslichen  —  esterfreien  —  Harzen, 
wobei  die  Lauge  gleichzeitig  die  Säure  bindet  und  das  Harz  löst. 

Ausführung:  1  g  des  betreffenden  esterfreien,  fein  zerriebenen 
Harzes  wird  mit  25  ccm  alkoholischer  Y,  N.-Kalilauge  und  50  ccm  Benzin 
(bei  Copal  Benzol)  übergössen,  in  einer  Glasstöpselflasche  24  Stunden  — 
jedenfalls  bis  zur  vollständigen  Lösung  oder  bis  eine  weitere  Lösung 
nicht  mehr  stattfindet  —  stehen  gelassen  imd  mit  Ya  N. -Schwefelsäure 
und  Phenolphtalein  zurücktitriert. 

Beisp.:    Kolophon,  Dammor,  Sandarak,  Mastix,  Guajak,  Copal  etc. 

ß)  bei  nur  teilweise  löslichen  —  esterhaltigen,  aber  schwer  ver- 
seifbaren —  Harzkörpem,  wobei  die  Lauge  die  Säure  bindet  und  die 
sauren  Anteile  herauslöst. 

Ausführung:  1  g  des  betreffenden  esterhaltigen,  schwer  verseif- 
baren Harzes  —  vorher  fein  zerrieben  —  wird  mit  10  ccm  alkoholischer 
Ys  N.-  und  10  ccm  wässeriger  Y»  N.-Kalilauge  übergössen,  in  einer  Glas- 
stöpselfiasche 24  Stunden  stehen  gelassen  und  dann  unter  Zusatz  von 
500  ccm  Wasser  zurücktitriert. 

Beisp.:    Asa  foetida,  Olibanum. 

y)  bei  nur  teilweise  löslichen  —  esterhaltigen  —  Harzkörpem 
unter  Verwendung  eines  wässerig-alkoholischen  Auszugs. 

Ausführung:  1  g  des  betreffenden,  fein  zerriebenen  Harzkörpers 
kocht  man  am  Rückflufikühler  15  Minuten  mit  50  ccm  Wasser,  fugt 
dann  100  ccm  starken  Alkohol  hinzu,  kocht  nochmals  15  Minuten  xmd 
läßt  erkalten.  Man  ergänzt  die  Flüssigkeit  inkl.  angew.  Substanz  auf 
150  g,  versetzt  75  g  des  Filtrats  (=  0,5  g  Substanz)  mit  10  ccm  alkoho- 
lischer Ys  N.-Ealilauge,  läfit  genau  5  Minuten  in  einem  Eölbchen  stehen 
und  titriert  dann  mit  Ya  N. -Schwefelsäure  und  Phenolphtalein  zurück. 
Beisp.:   Ammoniacam,  Galbanan,  Gutti. 

8)  bei  fast  ganz  löslichen,  esterhaltigen,  aber  leicht  verseifbaren 
Harzen  unter  Verwendung  des  Naturproduktes,  keiner  Lösung,  Auszugs 
u.  s.  w. 

Ausführung:    Man  nimmt  nur  10  ccm  Ya  ^-"^^^^^^^^^^^^^  Lauge, 
läßt  aber  genau  5  Minuten  stehen  imd  verwendet  das  fein  zerriebene 
Naturprodukt,  kein  Extrakt  oder  Auszug  etc. 
Beisp.:   Benzoe. 

3.  Durch  Besümvnung  der  fiüchUgen  Säuren.    (Bei  Gummiharzen 
mit  viel  ätherischem  Öl.)     (S.-Z.  f.) 

Ausführung:    0,5  g  des  Harzproduktes   übergießt  man  in  einem 


272  ^i®  UntenachoDg  der  Harze,  Balsame  und  Gummiharze. 

Kolben  mit  etwas  Wasser  und  leitet  nun  beiBe  Dämpfe  durcb.  Der 
erstere  Kolben  wird  in  einem  Sandbad  zur  Verhütung  zu  starker  Wasser- 
dampf-Kondensation erhitzt.  Die  Vorlage  beschickt  man  mit  40  ccm 
wässeriger  Y,  N.-Kalilauge  und  taucht  das  aus  dem  Kühler  konmiende 
Rohr  in  dieselbe  ein.  Man  zieht  genau  500  ccm  über,  spült  das 
Destillationsrohr  von  oben  her  und  unten  gut  mit  destilliertem  Wasser 
ab  und  titriert  unter  Zusatz  von  Phenolphtalein  zurück.  In  diesem 
Falle  gibt  die  Säurezahl  die  Anzahl  Milligramme  KOH  an,  welche 
500  ccm  Destillat,  TOn  0,5  g  Harzkörper  abdestilliert,  zu  binden  vermögen. 
Beisp.:    Ammoniacam,  Galbanam. 

b)  Bsterzahl.    (E.-Z.) 

Stets  indirekt  zu  bestimmen  durch  Berechnung  und  zwar  durch 
Subtraktion  der  Verseifungszahl  von  der  Säurezahl,  mit  Ausnahme  der 
Fälle,  wo  die  Säurezahl  nach  a)  3  bestimmt  wird  und  wo  Harz-  und 
Gesamtverseifungszahl  vorhanden  ist;  in  diesen  Fällen  läßt  sich  die 
Esterzahl  nicht  berechnen. 

c)  Terseifüngnisalil. 

JE.   Auf  heifaem  Wege  (V.-Z.  h.): 

a)  der  Lösung  vollständig  löslicher  Harzkörper. 

Ausführung:  lg  des  betreffenden  Harzkörpers  wird  gelöst  und 
mit  25 — 30  ccm  7a  N.  alkoholischer  Kalilauge  am  Rückflußkühler  7,  Stunde 
im  Dampfbad  im  Sieden  erhalten  und  nach  Verdünnung  durch  Alkohol 
mit  Yj  N. -Schwefelsäure  und  Phenolphtalein  zurücktitriert. 

Beisp.:   Fast  alle  Balsame  und  Harze,  für  welche  spezielle  Methoden 
noch  nicht  aasgearbeitet  sind. 

ß)  der  alkoholischen  Lösung  eines  vorher  mit  Alkohol  dargestellten 
Extraktes  von  nur  teilweise  oder  schwer  löslichen  Harzkörpem. 

Ausführung:  Man  verfährt  genau  so  wie  bei  a),  nur  nimmt  man 
eine  alkoholische  Lösung  des  Extraktes  imd  berechnet  auf  1  g  Roh- 
produkt, nicht  Extrakt. 

Beisp.:    Gummiharze,  Benzoe,  Styrax. 

;')  wie  a),  nur  verwendet  man  die  Rohdroge  nach  vorherigem 
Wasserzusatz  zur  Lösung  der  gummösen  Teile. 

Beisp.:   Mjrrha. 
2.   Auf  kaUem  Wege  (V.-Z.  k.);  nach  K.  Dieterich; 

a)  nut  nur  alkoholischer  Lauge  und  Benzin  „V.-Z.  auf  kaltem 
Wege",  bei  völlig  löslichen  Harzen. 

Ausführung:  1  g  des  betreffenden  Harzkörpers  versetzt  man 
in  einer  Glasstöpselflasche  von  500  ccm  Inhalt  mit  50  ccm  Benzin  (spez. 


Verseifongszahl.    Wasser.    Asche.  273 

Gew.  0,700  bei  15°  C.)  und  50  ccm  alkoholischer  V,N. -Kalilauge,  läßt 
24  Stunden  in  Zimmertemperatur  stehen  und  titriert  dann  mit  V^  N.- 
Schwefelsäure zurück;  eventuell  (bei  Perubalsam)  sind  ca.  300  ccm  Wasser 
Yorher  hinzuzufügen,  um  die  am  Boden  ausgeschiedenen  Salze  zu  lösen. 
Beisp.:   Perabalsam,  Kopaivabalsam,  Benzoe,  Styrax  cl  s.  w. 

ß)  mit  alkoholischer  und  wässeriger  Lauge  unter  jedesmaligem 
Zusatz  Ton  Benzin  nacheinander:  „Fraktionierte  Yerseifiing^  inkl.  „Harz- 
zahl^  und  „Gummizahl^  bei  unvollständig  löslichen  Harzkörpem. 

Ausführung:  Zweimal  je  1  g  des  betreffenden  Harzkörpers  zer- 
reibt man  und  übergießt  mit  je  50  ccm  Petroleumbenzin  (0,700  spez. 
Gew.  bei  15^  C),  dann  fügt  man  je  25  ccm  alkoholische  7,  N.-Kalilauge 
zu  und  läßt  in  Zimmertemperatur  unter  häufigem  Umschwenken  in  zwei 
Glasstöpselflaschen  vod  1  Liter  Inhalt  24  Stunden  verschlossen  stehen. 
Die  eine  Probe  titriert  man  nun  unter  Zusatz  von  500  ccm  Wasser  und 
unter  Umschwenken  nach  Verlauf  dieser  Zeit  mit  Y,  N. -Schwefelsäure 
und  Phenolphtalein  zurück.  Diese  Zahl  ist  die  „HarzzahP.  (H.-Z.) 
Die  zweite  Probe  behandelt  man  weiter,  und  zwar  setzt  man  noch  25  ccm 
wässerige  Ya  N.-Ealilauge  und  75  ccm  Wasser  zu  und  läßt  unter  häufigem 
Umschütteln  noch  24  Stimden  stehen.  Man  verdünnt  dann  mit  500  ccm 
Wasser  imd  titriert  mit  Ya  N. -Schwefelsäure  und  Phenolphtalein  unter 
Umschwenken  zurück.  Diese  Zahl  ist  die  „Gesamtverseifungszahl" 
(6.-V.-Z.).  Die  Differenz  von  G.-V.-Z.  und  H.-Z.  ist  die  „Gummi - 
zahl«.  (G.-Z.) 

Beisp.:   Ammoniacnm,  Galbanum,  Gutti. 

d)  Wamersretaalt. 

(Verlust  bei  100^  C.) 

Ausführung:  2 — 3  g  des  betreffenden  Harzkörpers  werden  bei 
100^  C.  im  Trockenschrank  so  lange  erhitzt,  bis  konstantes  Gewicht  ein- 
getreten ist.  Bei  Harzen  mit  ätherischem  Öl  ist  der  Verlust  nicht  allein 
auf  das  Wasser,  sondern  auch  auf  die  flüchtigen  Substanzen  zurückzu- 
führen und  dann  richtiger  als  „Verlust  bei  100^  C.«  zu  bezeichnen. 

Beisp.:  Bei  allen  Harzkörpem  mit  Ausoabme  der  eigentlichen  Balsame. 

e)  Aisch^ebalt. 

Ausführung:    Die   bei  der  Bestimmung   des  Wassergehaltes  er- 
haltenen Rückstände  werden  vorsichtig  verascht. 
Beisp.:   Bei  fast  allen  Harzkörpem. 


Untersuchungen.  5.  Aufl.   m.  18 


\ 


274  ^^^  Untersuchung  der  Harze,  Balsame  und  Gummiharze. 

f)  AlkohoUÖBlicher  AnteUi)« 

1.  Im  EaetraMUnksapparat. 

Ausführung:  10  g  des  betreffenden  Harzes  oder  Gummiharzes 
werden  entweder  mit  Sand  gleichmäßig  gemischt  und  in  einer  Patrone 
im  Soxhlet  mit  90-  resp.  96-proz.  Alkohol  extrahiert,  oder  aber  man  löst 
am  RückfluBkühler  mit  heißem  Alkohol,  bringt  alles  auf  ein  tariertes 
Filter  imd  wäscht  mit  heißem  Alkohol  nach.  Die  Filtrate  werden  ver- 
dampft imd  der  Rückstand  bei  100^  C.  bis  zum  konstanten  Gewicht  ge- 
trocknet. Beim  Verdampfen  der  alkoholischen  Filtrate  ist  es,  van  das 
Überkriechen  zu  vermeiden,  nötig,  die  Schale  in  eine  zweite  Schale  mit 
Wasser  zu  setzen  und  letztere  als  Wasserbad  zu  benutzen.  Der  Alkohol 
steigt  auf  diese  Weise  nie  höher  als  bis  zum  Niveau  des  äußeren 
Wassers.  Bei  allen  Harzkörpem  mit  ätherischem  Öl  —  z.  B.  Gummi- 
harzen —  empfiehlt  es  sich,  nicht  den  alkohollöslichen,  sondern  -unlös- 
lichen Anteil  zu  bestinmien  und  aus  diesem  den  ersteren  zu  berechnen. 
Auf  diese  Weise  kommen  auch  die  sonst  verloren  gehenden  flüchtigen 
BestandteUe  mit  zur  Bestimmung. 

2.  Durch  Oan^ageverfdh/ren  nach  E.  Dieterich. 

Ausführung:  Die  betreffenden  Harze  werden  in  kleinen  Mengen, 
wie  bisher,  in  zerriebenem  Zustande  (1 — 2  g)  abgewogen  und  in  eine 
gewogene,  aus  gewöhnlichem  Filtrierpapier  hergestellte  Patrone  oder  in 
ein  gefaltetes  kleines  Filter  hineingebracht  und,  um  das  Zusammenbacken 
auf  alle  Fälle  zu  vermeiden,  event.  etwas  feines  Glaspulver  oder  ge- 
reinigter Sand  hinzugefügt  und  das  Ganze  in  ein  Gazesäckchen  ein- 
gebunden. Das  so  beschickte,  zum  Ausziehen  fertige  Harz  wird  mit 
dem  Inhalt  der  Patrone  oder  des  Filters  und  der  Gaze  in  den  Trocken- 
Apparat  gebracht  imd  nach  einigen  Stunden  nochmals  genau  gewogen. 
Diese  fertigen  Säckchen  hängt  man  nun  in  gewöhnliche  Weithalsflaschen 
oder  Bechergläser  ein  und  zwar  so,  daß  das  Säckchen  zur  Hälfte  in  die 
Extraktionsflüssigkeit  eintaucht,  das  auszuziehende  Harz  also  vollkommen 
überdeckt  ist,  unter  der  Vorsichtsmaßregel,  daß  die  Flüssigkeit  nicht 
von  oben  in  das  Filter  und  Säckchen  einfließen  kann.  Wenn  man  sich 
eine  Reihe  derartiger  Fläschchen  aufstellt  und  die  Säckchen  an  einer 
darüber  gelegten  Stange  oder  einem  Glasstab  aufhängt,  so  können  auf 
diese  Weise  20  oder  mehr  Extraktionen  auf  einmal  ausgeführt  werden 
und  zwar  ohne  Anwendung  von  Wärme,  bei  gewöhnlicher  Zimmer- 
temperatur und  unter  Benutzung  nicht  nur  der  Tages-,  sondern  auch 
der  Nachtstunden.     Die  Hauptsache  ist  nun   die,    daß  bei  diesem  Ver- 

')  In  Rücksicht  auf  die  meist  vorhandenen  fluchtigen  Anteile  ist  es  richtiger, 
den  löslichen  Anteil  zu  berechnen,  und  nur  den  unlöslichen  zu  bestimmen. 
Dies  geht  am  besten  vermittelst  des  Osmoseverfahrens.  Vergl.  Helfenberger 
Annalen  1902  S.  38  ff. 


Löslichkeit  in  Alkohol  etc.  275 

fahren  eigentlich,  nicht  der  lösliche,  sondern  der  unlösliche  Bestandteil 
bestimmt  wird;  der  lösliche  Anteil  wird  dann  indirekt  berechnet.  Wenn 
man  die  fertigen  Säckchen  nun  eingehängt  hat,  so  sieht  man  darauf, 
daß  der  Rand  des  Glases  möglichst  mit  einem  Pappdeckel  bedeckt  ist, 
durch  welchen  der  Bindfaden  als  Träger  des  Säckchens  hindurch  geht, 
um  einem  Verdunsten  möglichst  vorzubeugen.  Nach  zwei-  bis  drei- 
maligem Erneuern  des  Lösungsmittels  in  1 — 2  Tagen  wird  mit  der  Spritz- 
fiasche  das  Säckchen  auf  das  genaueste  abgespült  und  auch  von  oben 
her  nochmals  der  Inhalt  nachgewaschen.  Die  yom  Säckchen  ablaufenden 
Tropfen  dürfen,  auf  dem  Ührglas  verdunstet,  keinen  Rückstand  mehr 
hinterlassen.  Das  Säckchen  wird  dann  erst  in  den  Exsikkator  gebracht 
und  möglichst  unter  Abschluß  der  Luft  und  zu  großer  Wärme  bei 
50 — 60°  C.  getrocknet.  Es  tritt  sonst  bei  einzelnen  Harzen  event.  der 
Fall  ein,  daß  durch  die  Oxydation  das  Gewicht  wieder  steigt.  Man 
nimmt  dann  den  niedrigsten  Stand  des  Gewichtes  als  den  maßgebenden 
an  und  berechnet  aus  diesem  den  unlöslichen  Rückstand. 

Beisp.:  Bei  fast  allen  in  Alkohol  teilweise  löslichen  Harzen. 

Sr)  Alkoholnnldslieher  Anteil  0« 

Ausführung:    Die  auf  dem  Filter  resp.  in  der  Patrone  beim  Aus- 
ziehen mit  Alkohol  bei  f )  verbleibenden  Rückstände  werden  ebenfalls  bei 
100°  C.  bis  zum  konstanten  Gewicht  getrocknet  und  gewogen.    Eventuell 
ist  —  s.  o.  —  der  alkohollösliche  Anteil  hieraus  zu  berechnen. 
Beisp.:    Bei  fast  allen  in  Alkohol  teilweise  löslichen  Harzen. 

Vergl.  hierzu:    Osmoseverfahren  K.  Dieterich,  Helfenberger  An- 
nalen  1902. 

li)    Die  von  anderen  liösnngrsmitteln  aniOgrenonimenen  Anteile. 

Ausführung:    Man  verfährt  genau  so  wie  oben  sub  f)  und  g), 

nur  nimmt  man  Äther,    Benzin,    Petroläther,    Chloroform     resp. 

dasjenige   Lösungsmittel,    welches    die   in    demselben   löslichen  Anteile 

aufnehmen  soll.     Auch  kann  der  unlösliche  Rückstand  wie  sub  g)  be- 

stinmit  werden.    Ton  Körpern  mit  flüchtigen  Substanzen  gilt  auch  hier 

das  sub  f)  und  g)  am  Schluß  Gesagte.     In  Bezug  auf  Bestimmung  der 

löslichen  und   imlöslichen  Anteile    durch    das  Osmose  verfahren  vergl. 

K.  Dieterich,  Helfenberger  Annalen  1902  S.  33  ff.  und  oben  sub  f). 

Beisp.:    Bei  fast  allen  ia  obigen  Lösungsmitteln  nur  teilweise  löslichen 
Harzen. 


^)  In  Rücksicht  auf  die  meist  vorhandenen  flüchtigen  Anteile  ist  es  richtiger, 
den  löslichen  Anteil  zu  berechnen  und  nur  deo  unlöslichen  zu  bestimmen. 
Dies  geht  am  besten  vermittelst  des  Osmoseverfahreus.  Vergl.  Helfenberger 
Annalen  1902  S.  38  ff. 

18* 


276  ^^®  Untersachimg  der  Harze,  Balsame  und  Gummiharze. 

1)  Spezifisches  Gtewicht  bei  15®  C. 

JE.   Bei  JP%Ü8gigheUen. 

Ausführung:  Das  spez.  Gew.  des  betr.  Balsams  wird  nach  der  alt- 
bekannten Methode  mit  der  M  o  hr -We  s  tp h  a  1  sehen  Wage  direkt  bestimmt. 

Beisp.:    Balsame  wie  Mekka-,  Kopaiva-,  Perubalsam. 
2»   Bei  fegten  HiMrxMrpem. 

Ausführung:  Man  formt  sich  durch  Erwärmen  oder  Schmelzen 
wie  bei  der  Bestimmung  des  spez.  Gew.  des  Wachses  einen  kleinen 
Kegel  des  Harzes  —  wobei  zu  vermeiden  ist,  daß  Luft  hineinkommt  — 
und  verfahrt  dann  folgendermaßen  unter  Benutzung  der  Mohr  sehen 
Senkwage.  Man  läßt  das  Wägeschälchen  außerhalb  des  in  einem 
Becherglas  befindlichen  Wassers  von  15*^  C.  hängen,  so  daß  nur  der  unter- 
halb des  Schälchens  befestigte  Bügel  eintaucht,  bringt  den  Harzkegel  auf 
das  Schälchen  und  stellt  durch  Reiter  das  Gleichgewicht  her.  Ersetzt  man 
nun  den  Harzkörper  durch  Gewichte,  so  erhält  man  das  Gewicht  desselben 
in  der  Luft  (=  p) ;  klemmt  man  hierauf  den  Harzkegel  in  den  im  Wasser 
befindlichen  Bügel  und  bestimmt  den  Auftrieb  (=  v),  so  erhält  man  das 
spez.  Gew.  direkt  durch  Division  nach  der  bekannten  Formel 

V 

Auch  kann  man  sich  mit  Vorteil  des  Aero-Pyknonieters  bedienen 
oder  —  wie  bei  Eolophoniimi  —  gewisser  Salzlösungen  von  bekanntem 
Gehalt»). 

k)   Spezielle  Bestünnmnigrei^f 
wie  die  des  Cinnameins  und  der  aromatisolien  Bestandteile 

nnd  der  Harzester  im  Pernbalsam. 

Ausführung  (nach  K.  Dieterich): 

a)  Die  praktische  Ausführung  der  Cinnameinbestimmung  schließt 
sich  direkt  an  diejenige  des  ätherunlöslichen  Anteils  an.  Die  ätherische 
Lösung,  welche  als  Filtrat  von  der  Bestimmung  des  ätherunlöslichen 
Anteils  resultiert,  wird  in  einem  Scheidetrichter  einmal  mit  20  ccm 
einer  2-proz.  Natronlauge  ausgeschüttelt  und  sorgföltig  getrennt.  Zur 
Lösung  des  Harzesters  genügt  es  auch  vollständig,  einmal  auszuschütteln. 
Die  ätherische,  gelbe  Lösung  überläßt  man  der  Selbstverdunstung  und 
stellt,  wenn  kein  Äther  mehr  wahrzunehmen  ist,  12  Stunden  in  den 
Exsikkator.  Man  wägt  nun  das  erste  Mal  und  nach  nochmaligem 
12-stündigen  Stehen  zum  zweiten  Mal.  Das  Mittel  beider  Zahlen,  wie 
sie  die  Wägungen  nach  12  und  24  Stunden  ergeben,  ist  als  Gehalt  an 
Cinnamein  und  aromatischen  Stoffen  anzugeben.    Da  diese  Zahlen  außer 


^)  E.  Dieterich,  Analyse  der  Harze,  p.  118. 


Spezielle  Bestimmuiigeii.  277 

Cinnamein  noch  die  anderen  aromatischen  Teile  angeben,  liegen  sie 
höher  als  nach  folgender  Methode: 

ß)  Man  ver^Oirt  wie  bei  a),  nur  schüttelt  man  (nach  Thoms)  die 
Lösung  des  Balsams  zweimal  mit  je  20  ccm  2-proz.  Lauge  aus,  wäscht 
zweimal  mit  Wasser  nach  und  tjrocknet  das  ätherische  Extrakt  7^  Stunde 
auf  dem  Dampfbad.    Diese  Methode  liefert  etwas  niedrigere  Zahlen  als  a). 

Außerdem  die  Ausführung  zur  Cinnameinbestimmung  nach  der  Yor- 
Schrift  des  Deutschen  Arzneibuchs  lY.  Ausgabe. 

f)  Die  praktische  Ausführung  der  Harzesterbestimmung  schließt 
sich  direkt  an  die  des  Cinnameins  an: 

Ausführung:  Zur  Bestimmung  des  Harzesters  (Zimtsäureperuresi- 
notannolester)  fallt  man  die  von  der  ätherischen  Flüssigkeit  getrennte 
braune  alkalische  Harzlösung  mit  verdünnter  Salzsäure  aus,  filtriert  durch 
ein  gewogenes  Filter  imd  wäscht  unter  Yerwendimg  der  Saugpumpe  bis 
zum  Ausbleiben  der  Ghlorreaktion  aus.  Das  bei  80^  C.  bis  zum  kon- 
stiinten  Gewicht  getrocknete  Harz  wird  auf  Prozente  berechnet  angegeben. 
Außerdem  ist  das  Yerhältnis  Yom  Harzester  zum  Cinnamein  zu  berechnen. 
B  e  i  8  p. :   PerabalBam. 

1)  Identitfttsreaktlonen« 

Diese  werden  entweder  durch  die  Bestimmung  der  S.-Z.,  E.-Z. 
und  Y.-Z.  bewerkstelligt  oder  auf  qualitativem  Wege  durch  das  physi- 
kalische und  sonstige  chemische  Yerhalten  gegen  Lösungsmittel  und 
Reagentien;  eventuell  für  die  offizinellen  Balsame  und  Harze  unter  Zu- 
grundlegung  der  Yorschriften  des  Deutschen  Arzneibuchs  lY.  Ausgabe. 

m)  Aoetyl-y  Carbonyl-  und  Metliylzalileii. 

1.    AeetylxaM.    (A.-Z.) 

Ausführung:  Die  Acetylierung  selbst  wird  so  vorgenonmien, 
daß  das  betreffende  Harz  mit  einem  Überschuß  von  Essigsäureanhydrid 
und  etwas  wasserfreiem  Natriumacetat  am  Rückflußkühler  bis  zur  völligen 
Lösung  gekocht  wird.  Wo  die  Lösung  nicht  ganz  erfolgt,  wird  so  lange 
erwärmt,  als  sichtbar  noch  eine  Abnahme  der  unlöslichen  Produkte  er- 
folgt. Die  Lösung  selbst  wird  in  Wasser  eingegossen,  das  ausgeschiedene 
Produkt  gesammelt  und  so  lange  mit  heißem  Wasser  ausgezogen  und 
ausgekocht,  bis  alle  freie  Essigsäure  vollständig  entfernt  ist.  Ebenso 
werden  die  linlöslichen  Rückstände  von  Dammar  und  Kopal  behandelt. 
Die  erhaltenen  Acetylprodukte  werden  dann  wie  gewöhnliche  Harze  be- 
handelt, d.  h.  in  Alkohol  gelöst  und  durch  direkte  Titration  die  Säure- 
zahl bestimmt.  Die  Yerseifungszahl  wird  durch  Kochen  des  Acetyl- 
produktes    mit    alkoholischer   7^  N.-Lauge  —  7,  Stunde    am   Rückfluß- 


278  ^^®  Untersuchnng  der  Harze,  Balsame  und  Gammiliarze. 

kühler  —  festgestellt  und  durch  Subtraktion  dieser  Acetyl-Säorezahl  von 
der  Acetyl-Verseifimgszahl  die  eigentliche  „Acetjl- (Ester-)  Zahl"  erhalten. 

Beisp.:   Terpentin,  Kolophon,  Sandarak,  Dammar,  Kopal  etc. 
2.    CarbonylaoM*    (C.-Z.)  nach  Kitt: 

Ausführung:  Zur  Bestimmung  der  Carbonylzahl  verfahrt  man 
so,  daß  man  die  zu  untersuchende  Substanz  mit  essigsaurem  Natron 
und  einer  genau  gemessenen  Menge  salzsaurem  Phenylhydrazin  in  Ter- 
dünnter  alkoholischer  Lösung  erwärmt.  Der  Überschuß  und  die  an  der 
Reaktion  nicht  beteiligte  Menge  des  Hydrazinsalzes  wird  zurückgemessen, 
indem  man  durch  Oxydation  mit  Fehlingscher  Lösung  den  Stickstoff 
abspaltet  und  im  Meßrohr  auffangt.  Die  Carbonylzahl  —  die  Prozente 
Carbonylsauerstoff  der  angew.  Substanz  —  ergibt  sich  aus  der  Formel: 

Proz.:    0=V  —  Vo  — ^-0 ,  wobei  V  —  Vo   die  Differenz  der  auf  0 

oder  760  mm  reduzierten  Stickstoffvolumina  bedeutet  und  S  das  Gewicht 
der  angewendeten  Substanz  in  g  bezeichnet. 

Beisp.:    Sandarak,  Elemi,  Eolophoniom,  Eopal,  Akaroid  etc. 
S.   Meth/yUsoM.    (M.-Z.)  nach  Gregor: 

Ausführung:  Im  allgemeinen  beruht  die  Methode  auf  dem 
Z  eis  eischen  Verfahren,  indem  vermittelst  Jodwasserstoffsäure  die  vor- 
handenen Methoxylgruppen  als  Methyljodid  abgespalten  werden.  Letzteres 
wird  wieder  durch  Silbemitrat  als  Jodsilber  bestimmt  und  berechnet. 
Ausführliche  Methode:    Österreichische  Chem.-Ztg.  1898,  No.  8  imd  9. 

Beisp.:    Fast  alle  Harze. 

n)   UntersuchunsT  der  Harzs&aren  and  Haroalkohole 

(nach  K.  Dieterich): 

Ausführung:  Die  Verseifimgsprodukte  der  Harzkörper,  wie  sie 
genau  nach  obigen  Yerseifungsmethoden  (c  1  u.  2)  erhalten  werden,  werden 
mit  Säure  zersetzt,  ausgewaschen  und  dann  getrocknet.  Die  so  erhalte- 
nen Resinotannole  einerseits  —  bei  esterhaltigen  Harzen  —  und  Harz- 
säuren andererseits  —  bei  esterfreien  Harzen  —  werden  qualitativ  und 
quantitativ  untersucht,  d.  h.  ihre  Lösungsverhältnisse,  Säure-,  Ester-, 
Yerseifungszahlen  bestimmt. 

Beisp.:   Balsame,  Benzoe,  Kolophon,  Dammar,  Eopal  etc. 

o)   Qualitative  Reaktionen. 

Die  wichtigsten  qualitativen  Reaktionen,  wie  die  vielen  gebräuch- 
lichen auf  Eolophon,  die  verschiedenen  bei  den  Balsamen,  die  auf 
Galbanum  im  Ammoniacum,  die  gebräuchlichsten  des  Arzneibuchs, 
werden  in  der  zweiten  Abteilung  bei  den  Grenzwerten  und  Anforderungen, 
soweit  zweckentsprechend,  mit  aufgeführt. 


Anforderangen  an  Balsame. 


279 


II.    Orenswerte  und  Anfbrderimgeii. 

Es  sei  vorausgeschickt,  daß  die  hier  angeführten  „Grenzwerte^ 
das  repräsentieren,  was  die  zahlreichen  Untersuchungen  yon  Williams, 
Kremel,  Yon  Schmidt  und  Erban,  Gehe  &  Co.,  Beckurts  und 
Brüche,  E.  Dieterich,  E.  Dieterich  u.  a.  m.  im  Laufe  der  Jahre  er- 
geben haben.  Diese  Grenzwerte*)  —  abgerundet  angegeben  —  sollen 
keine  durchaus  sicheren  Anhaltspunkte  für  die  Reinheit  und  Güte  der 
Harzprodukte  darstellen,  sondern  nur  zeigen,  in  welchen  Grenzen  sich 
nach  den  verschiedenen  Methoden  die  jetzt  gebräuchlichen  Eonstanten 
bewegen.  Die  Löslichkeitsverhältnisse  entsprechen  nach  dem  heutigen 
Stand  und  den  jetzigen  Erfahrungen  den  Ajif orderungen,  welche  man  mit 
einiger  Sicherheit  an  die  betreffenden  Harzkörper  zu  stellen  berechtigt 
ist.  Von  den  zahlreichen  Harzkörpem  konnten  an  diesem  Platz,  schon 
in  Rücksicht  auf  letzteren,  natürlich  nur  die  gebräuchlichsten  und 
wichtigsten  Balsame,  Harze  imd  Gummiharze  Platz  finden.  Es  sei  fär 
eingehende  spezielle  Untersuchungen  nochmals  auf  das  Buch  verwiesen, 
welches  augenblicklich  als  das  einzige  Werk  über  die  Analyse  der  Harze 
existiert,  nämlich  auf:  „Die  Analyse  der  Harze,  Balsame  und  Gummi- 
harze^ von  Dr.  E.  Dieter  ich.     (Verlag  von  Julius  Springer  in  Berlin.) 


A.  Balsame« 


KoiMtvabalBam. 


1»   Maracaibo» 

S.-Z.d.»)  (nach  al«)») 
E.-Z.  (  -  b  )  . 
V.-Z.  h.  (  -  cla)  . 
V..Z.k.     (   -      c2«)    . 

Spez.  Grdw 

Methylzahl  (nach  m3) 


Lösl] 

Lchkeit: 

75     —100 

Äther 

' 

0,5          8 

Chloroform 

voll- 

80    —100 

Petrol&ther 

ständig 

80-90 

Terpentinöl 

löslich 

0,96—    0,99 

Schwefelkohlenstoff 

0 

Alkohol  90  7o 

1    nur 

teilweise 

Essigäther 

löslich 

Präfang  nach  dem  Deutschen  Arzneibach  IV,  s.  d. 


0  ^^^-  hierzu  „Über  die  Herkonft  und  die  Veränderlichkeit  technisch 
and  medizinisch  wichtiger  Harzprodukte''.    Ghem..  Revue  1904,  Heft  5,  p.  96  ff. 

^  Betreffs  dieser  Bezeichnungen  siehe  S.  270. 

')  Die  Buchstaben  and  Zahlen  bedeuten  die  in  Abteilang  I:  Methoden  an- 
gegebenen Aasfuhrongsbestimmangen,  die  zwar  schon  aas  den  Abkürzungen 
S.'Z.  d.,  S.-Z.  ind.  etc.  ersichtlich,  aber  der  Bequemlichkeit  wegen  noch  extra 
hinzugesetzt  worden  sind. 


280 


Die  Untersachong  der  Harze,  Balsame  and  Gummiharze. 


2»  JPara» 

S.-Z.  d.  (nach  a  1  a)  . 
E.-Z.  (  -  b  )  . 
V.-Z.  h.  (  -  c  1 «)  . 
V.-Z.  k.  (  -  c2a). 
Spez.  Gew 


25 

0,5 
30 
30 


-65 
—8 
—70 
—60 


0,91—  0,99 


3*  OMndicum  (Goijunbalsam). 


S.-Z.  d.  (nach  a  1  a) 
E.-Z.  (  -  b  ) 
V.-Z.  h.  (  -  c  1 «) 
V.-Z.  k.  (  -  c  2  «) 
Spez.  Gew 


5 
1 

8 
10 


-20 
—15 
-20 
—25 


0,955—  0,980 


Perubalsam. 


S.-Z..d. 
E.-Z. 
V.-Z.  h. 
V.-Z.  k. 

Ginnamein 
Ginnamein 
Harzester 
V.-Z.  h.  vom 
Ginnamein  ( 
Spez.  Gew.  . 


(nach 

ala) 

(    - 

b      ) 

(   - 

cla) 

(   - 

c2(t) 

(   - 

m8  ) 

(    - 

k«   ) 

(   - 

kß  ) 

(   - 

ky   ) 

cla) 


40 
140 
220 
240 

14,4 

65 

60 

19 


-  80 
-200 
—260 
-270 

-  22,1B 

-77% 

-  61  % 
-28.0/^ 


240 
1,138—    1,148 

Prüfung  nach  dem  Deutschen  Arzneibuch  IV,  s.  d. 


Löslichkeit: 
Äther 
Ghloroform 
Benzol 
Texpentinol 
Alkohol  90  % 
Essigätiier 
Petroläther 
SchwefelkohlenstofiF 


vollständig 
löslich 


nur 

teilweise 

löslich 


Löslichkeit: 


Alkohol  90  % 

Ghloroform 

Essigäther 

Benzol 

Terpentinöl 

Äther 

Petroläther 

Schwefelkohlenstoff 


vollständig 
löslich 


nur 

teilweise 

löslich 


Löslichkeit: 
Ghloroform   1   vollständig 
Essigäther     J       löslich 
Alkohol  90  7o  fast  ganz  löslich 
Äther  92— 98%  löslich 
Benzol  94—98%  loBlich 
Petroläther  66—68%  löslich 
Terpentinöl  85—89%  löslich 
Schwefelkohlenstoff  86—88% 
löslich 


Bernstein. 

S.-Z.d.  (nachal/J)15  —35 
E.-Z.  (  -  b  )  71  —  91 
V.-Z.h.(  -  c  1/9)  86  —145 
Wassergehalt  .     .  1  % 

Aschegehalt     .     .  0,2—    0,3  7o 


B.  Harse. 

Löslichkeit: 

g^eschmolsen 

naturell 

Alkohol  .    .    . 

fast  unlöslich 

fast  unlöslich 

Äther  .... 

teilweise  löslich 

- 

Methylalkohol 

fast  unlöslich 

- 

Amylalkohol  . 

teilweise  löslich 

- 

Benzol    .    .    . 

fast  ganz  löslich 

- 

Petroläther 

fast  unlöslich 

- 

Aceton    .    .    . 

- 

unlöslich 

Eisessig  .    .    . 

teilweise  löslich 

- 

Chloroform 

- 

• 

O02      .... 

fast  ganz  löslich 

teilw.  löslich 

Terpentinöl    . 

-       _ 

- 

Anfordenmgen  an  Harze. 


281 


Eopal  ist  die  hauptsächlichste  Verwechslung  des  Bernsteins;  ersterer  ist  in 
Eajeputöl  löslich,  letzterer  unlöslich.  Beim  Verbrennen  schwärzt  der  Bernstein 
feuchtes  Bleizuckerpapier,  Kopal  nicht.  Vertuschungen  und  Kunstprodukte  aus 
Eolophon  etc.  sind  durch  die  Löslichkeit  in  Alkohol  und  die  hohen  Säurezahlen 
erkenntlich. 


Benzol« 

S.-Z.  d.     (nach  a  1  ^)  120   —170 


S.-Z.  ind.  ( 
E.-Z,  ( 
V-Z.h.  ( 
V.-Z.  k.  ( 
Aschegehalt 


a2<f)  140    -170 
b      )    35   —75 
c  1  ^)  170   —210 
c2a)  220    -240 
....     0,2-    1,5% 
IL-Z.  (nach  m  3)     .    .    28,5—  43,5 

Soll  bis  auf  geringe  Rückstände 
(höchstens  5%  Pflanzenteile)  in  Alkohol 
löslich  sein. 

Prüfung  nach  dem  Deutschen  Arznei- 
buch, s.  d. 


2.  Sumatnu 


S.-Z.  d. 
S.-Z.  ind. 
E.-Z. 
V.-Z.  h. 
V.-Z.  k. 
Wassergehalt 


nach  a  1  /)) 

-  a2<f) 

-  b      ) 

-  cl/J) 

-  c2a) 


95  —190 

100  -130 

30  -175 

155  —270 

180  —230 

4  -    9% 


Aschegehalt 0,2—    1,5% 

M.-Z.  (nach  m  3)  ...    13   —  25,5 

Die  Sumatrabenzoe  soll  mindestens 
70^80%  in  Alkohol  lösUche  AnteUe 
haben. 


Kolophonimn. 

S.-Z.  d.     (nach  a  1 «)    .    .    .145       —180 
S.-Z.  ind.  (   -     a  2 «)    .    .    .  145       —185 

Spez.Gew 1,045-    1,085 

Wassergehalt 0,0    —    0,5% 

Aschegehalt     0,02  —    1,2  % 

f  S.-Z.  155,82  —155,84 
Acetyl-  (nach  m  1)    |   E.-Z.       92,12  —  95,37 

l  V.-Z.  251,21  -274,94 
C.-Z.  (  -  m2)  .  .  .  .  0,34—0,56 
IL-Z.     (  -     m3)     .   .   .   .  0 

In  Essigsäure  gelöst,  gibt  das  Kolophonium 
mit  Schwefelsäure  eine  schöne  rote  Farben- 
reaktion. 


Löslichkeit 
Alkohol 
Terpentinöl 
Ätherische  öle 
Aceton 
Äther 
Chloroform 
Methyklkohol 
Amylalkohol 
Essigäther 
Benzol 

Schwefelkohlenstoff 
Benzin 

Petroleum     \  teilweise  löslich 
Petroläther 


▼oU- 
ständig 
löslich 


Prüfung  nach  dem  Deutschen  Arzneibuch  FV,  s.  d. 


Kopal  (Zanzibar). 

S.-Z.  d.     (nach  a  1  a) 35     —95 

S.-Z.  ind.  (   -     a2a) 60     —65 

Wassergehalt 0,5  —  2,5  % 

Aschegehalt 0,25—  2,0% 


282 


Die  Untersuchung  der  Harze,  Balsame  und  Gummiharze. 


Acetyl-  (nach  m  1} 

Acetyl-  (   -     ml) 
G.-Z.  (nach  m  2)  .    , 


S.-Z 77,71 

E.-Z 126,58 

V.-Z 203,29 

S.-Z 210,10-221,14 

E.-Z 84,80—111,17 

V.-Z 203,94—231,27 

0,61 


Löslichkeit: 


Alkohol 

Äther 

Methylalkohol 

Amylalkohol 

Benzol 

Petroläther 

Aceton 

Eisessig 

Chloroform 

Schwefelkohlenstoff 

Terpentinöl 

Kajeputöl 

80  %  ige  GhlonJhjdratlösung  . 


natOrllcher 
unlöslich 
teilweise  löslich 
unlöslich 
wenig  löslich 
teilweise  löslich 
unlöslich 

teilweise  löslich 

unlöslich 
teilweise  löslich 
Yöllig  löslich 
ganz  unlöslich 


vom  löslichen  Anteil 


vom  unlöslichen  AnteU 


gOBchälier 

fast  löslich 
teilweise  löslich 
unlöslich 
teilweise  löslich 
fast  ganz  löslich 
unlöslich 
fast  löslich 
teilweise  löslich 

fast  löslich 

yöllig  löslich 
ganz  unlöslich 


Danunar. 

S.-Z.-d.     (nach  ala) 20     —  36 

S.-Z.  ind.  (   -     a  2  a) 20     —  30 

Wassergehalt 0,1—1% 

Aschegehalt 0,01—    0,1% 

r    S.-Z 60,52—  61,80 

Acetyl-  (nach  m  1)    {    E.-Z 81,56—  83,06 

l    V.-Z 132,08—134,86 

Prüfung  nach  dem  Deutschen  Arzneibuch  FV,  s.  d. 
Löslichkeit   (durch   Osmoseyerfahren   bestimmt): 


a)  ungeschmolzen: 
Es  blieben  %  unlösliche  Anteile 


Benzol  .  .  . 
Benzin  .  .  . 
Petrol&ther  . 
Petroleum 
Terpentinöl  . 
Spiritus  96% 
Äther    .    .    . 


1,00 
2,39 
8,71 

25,28 
1,57 

16,47 
2,00 


b)  geschmolzen: 
Es  blieben  %  unlösliche  Anteile 


Benzol  .  .  . 
Benzin  .  .  . 
Petroläther  . 
Petroleum 
Terpentinöl  . 
Spiritus  96% 
Äther    .    .    . 


0,00 

0,00 
13,46 
27,36 

0,00 
17,56 

0,00 


Anforderungen  an  Harze. 


283 


a)  angeschmolzen: 
Es  blieben  %  unlösliche  Anteile 


b)  geschmolzen: 
Es  blieben  %  unlösliche  Anteile 


Chloroform  .    .    .    . 

Spiritus  90  Vo  •    •    • 

Aceton 

Amylalkohol    .    .    . 

Methylalkohol     .    . 

Schwefelkohlenstoff 

Benzin 

Terpentinöl 

Petroläther 

Spiritus  96% 

Spiritus  %  7o 

Äther 

Chloroform 

Äther 

Spiritus  90% 

Äther 

Benzin 


} 
1 
1 
1 


ana  p. 


ana  p. 


ana  p. 


ana  p. 


ana  p. 


0,00 
20,88 
14,29 
29,38 
21,20 

0,00 

1,20 
4,01 
7,79 
0,00 

2,06 


Chloroform  .    .    .    . 
Spiritus  90  %  .    .    . 

Aceton 

Amylalkohol    .    .    . 

Methylalkohol     .    . 

Schwefelkohlenstoff 

Benzin 

Terpentinöl 

Petroläther 

Spiritus  %% 

Spiritus  96% 

Äther 

Äther 

Chloroform 

Spiritus 

Äther 

Benzin 


1 

) 
1 


ana  p. 


ana  p. 


ana  p. 


an 


ana  p, 


0,Ö0 
21,77 
11,46 

9.01 
21,89 

0,00 

0,00 
1,11 
6,76 
0,00 

2,76 


Gui^aklian« 

S.-Z.  d.     (nach  a  1  a)    .    .    . 
S.-Z.  ind.  (  -      a  2  er)    .    .    . 

Aschegehalt 

S.-Z. 
Acetyl-  (nach  ml) 


E.-Z. 
V.-Z. 


M.-Z.     (  -     m3) 


.  20-  46 
.  70—  92 
.  2-  10% 
.  13-  23 
.  120—160 
.  163—193 
.    73—  84 


Löslichkeit: 
Alkohol  mindestens  80% 


3     —  5  - 

0,06—10  - 

22     -91  - 

20     -90  - 


löslich 


Mastix  (levantinisches). 

S.-Z.  d.     (nach  a  1  a)  .    .    .  60   —70 

S.-Z.  ind.  (   -      a2a).    .    .  44   —66 

Wassergehalt 0,9—  1,6% 

Aschegehalt 0,1—  0,2% 

M.-Z.  (nach  m3) 0—1,9 


Wasser 
Petroläther 
Äther 
Benzol 
Schwefel- 
kohlenstoff 12     —37  - 
Chloralhydratlösung  60  u.  80%ige : 
fast  völlig  löslich 

Löslichkeit: 
Alkohol  teilweise  lösUch 
Äther  löslich 

Methylalkohol  teilweise  löslich 
Amylalkohol  löslich 
Benzol  löslich 
Petrol&ther  unlöslich 
Aceton  teilweise  löslich 
Eisessig 

Chloroform  teilweise  löslich 
Schwefelkohlenstoff  wenig  löslich 
Terpentinöl  teilweise  löslich 
Chloralhydratlösung  60  u.  80%ige: 
teilweise  löslich 


284 


Die  Untersachong  der  Harze,  Balsame  und  Gammiharze. 


Beslna  PinL 


S.-Z.  d.  (nach  a  1  a) 
E.-Z.       (    .     b      ) 
V.-Z.  h.  (   -      c  1  ff) 
Verlust  bei  100<>  C.  . 
Aschegehalt   .... 


Acetyl-  (nach  m  1) 


100     —160 

10—30 

150     —190 

5     -  12,6% 

IVo 
S.-Z.   155,27—158,48 

E.-Z.     64,38—  75,48 

V.-Z.  222,86-280,75 


Sandarak* 

S.-Z.  d.     (nach  a  1  a)  .    . 
S.-Z.  iftd.  (   -      a  2  a)  .    . 

Wassergehalt 

Aschegehalt 

S.-Z. 
Acetyl-  (nach  m  1) 


C.-Z.  (nach  m  2) 


95     —155 
130     —160 
0,04-    0,2% 
0,1  -    2o/o 
166     —170 
74     —  82 
V.-Z.  239     -252 
.   .        0,43—    0,74 


E.-Z. 


Styrax. 

S.-Z.  d.  (nach  a  1  /9) 
S.-Z.  d.  (  -  a  1  a) 
E.-Z.  (  -  b  ) 
V.-Z.  h.  (  -  clß) 
V.-Z.  k.  (  -  c  2  «) 
Wassergehalt  .  .  . 
Aschegehalt  .... 
M.-Z.  (nach  m3)  .    . 


35   -180 

35—75 

70  —185 
130  -250 
100   —190 

5  -  40% 
0,0-    1,5% 
3,6-    4,5 


Prüfung  nach  dem  Deutschen 


Löslichkeit: 
Alkohol  90%  Tollständig  löslich 
Chloroform 
Essigäther 
Benzol 

Schwefelkohlenstoff  vollst,  löslich 
Äther  fast  YoUständig  löslich 
Terpentinöl  teilweise  löslich 
Petroläther 

Löslichkeit: 
Absoluter  Alkohol  vollst,  löslich 
Äther 

Amylalkohol 

Methylalkohol  teilweise  löslich 
Aceton  völlig  löslich 
Chloroform  teilweise  löslich 
Äther,  öle 

Benzol  fast  unlöslich 
Eisessig  teilweise  löslich 
Schwefelkohlenstoff  fast  unlöslich 
Chloralhydratlösung  60%  ige    so 
gut  wie  unlöslich 

Löslichkeit: 
Alkohol  fast  vollständig  löslich 
Essigäther  teilweise  löslich 
Chloroform 
Äther 
Benzol 
Terpentinöl 

Schwefelkohlenstoff  teilw.  löslich 
Petroläther 

Arzneibuch  IV,  s.  d. 


Terpentin. 
JL    etewöhfMcher  Terpentin. 

S.-Z.  d.  (nach  ala)  .  .  110  —145 
E.-Z.  (  -  b  )  .  .  2—60 
V.-Z.  h.  (   -     c  1 «)   .   .  108     —180 

S.-Z.  123     -126 
Acetyl-  (nach  m  1)    E.-Z.   62—96 

J  V.-Z.  187     -217 
C.-Z.  (nach  m  2)     ...       0,28—    0,57 

Dieser  Terpentin  erhärtet  mit 
Kalkhydrat. 


Löslichkeit: 
Alkohol  90%  vollständig  löslich 
Äther 
Chloroform 
Essigäther 
Benzol 
Terpentinöl 

Schwefelkohlenstoff  fast  vollst,  lösl. 
Petroläther  teilweise  löslich 


Anforderungen  an  Gummiharze. 


285 


2. 

Lärchen-TerpenHn. 

S.-Z.  d.  (nach  a  1  a)   .    . 

65—100 

£.-Z.      (   •>     b      )   .    .    . 

0—  56 

V.-Z.  h.  (   -     c  1 «)   .    . 

85    130 

O.'iU«    1 

70-  72 

Acelyl-  (nach  m  1) 

izi.-Z.  , 

109-119 

[  V.-Z. . 

179-191 

Dieses  Terpentin  erhärtet  mit 
Ealkhydrat  nicht 


Löslichkeit: 
Alkohol  lösUch 

Äther 

Methylalkohol     - 
Amylalkohol 
Benzol 

Petrol&ther  fiast  ganz  löslich 
Aceton       löslich 
Eisessig 
Chloroform    - 
Essigäther 

SchwefelkoUenstoff  fast  ganz  lösl. 
Terpentinöl  yöllig  löslich 


Prüfung  nach  dem  Deutschen  Arzneibuch  IV,  s.  d. 


S.-Z.  d. 
S.-Z.  f. 
S.-Z.  ind. 
R-Z. 
V.-Z.  h. 
G.-V.-Z. 

H.-Z 

Verlust  bei  100«  C 
Aschegehalt  .  .  . 
M.-Z.  (nach  m3)  . 


O. 

A  mTnoniacmn« 

nach  a  1  /9)  .    .    .       55   —135 


a3    ) 

a2y) 

b      ) 
cl/J) 

c2/J) 


100   -200 

80  —105 

60  —100 

145   —236 

99   —155 

145  —162 

2,0-  150/0 

1  -  10% 

8,6—  11 


Prüfung  nach  dem  Deutschen 


Löslichkeit: 

In  allen  indifferenten  Lösungs- 
mitteln nur  teilweise  löslich.  Al- 
kohol nimmt  bis  90  7o9  Wasser  bis 
20%  &^«  Soll  frei  sein  yon  Gal- 
banum  nach  folgender  Probe: 

6  g  des  möglichst  fein  zer- 
riebenen Ammoniakgnmmi  kocht 
man  in  einem  Schälchen  mit  15  g 
starker  Salzsäure  (1,19  spez.  Gew.) 
eine  Viertelstunde  lang  und  filtriert 
dann  durch  ein  doppeltes  —  vor- 
her genäßtes  —  Filter.  Das  blanke 
Filtrat  übersättigt  man  vorsichtig 
mit  Ammoniak.  Bei  Anwesenheit 
von  Galbanum  zeigt  dieses  so  be- 
handelte Filtrat  im  auffallenden 
Licht  die  charakteristische  blaue 
Fluoreszenz  des  Umbelliferons. 
Arzneibuch  IV,  s.  d. 


Gatbannm. 

» 

Löslichkeit: 

S.-Z.  d.     (nach  a  1  /}}...    .       5—70 

Wie  bei  Ammoniacum.     Soll 

S.-Z.  f.       (   -     a3  ) 

.      7^-115 

nicht  über  10  %  Asche  haben. 

S.-Z.  ind.  (   -     a  2  y) 

.      20-  70 

E.-Z.         (   .     b      ) 

.     60-180 

V.-Z.  h.     C  -     cl^) 

.     75-245 

G.-V.-Z.    (  -     c2^). 

107-123 

H-Z. 

115-136 
1-  81  % 

Verlust  bei  100«  C.  . 

Aschegehalt 

1-  30% 

M.-Z.  (nach  m  3}  .   .    . 

3,7 

Prüfung  nach  dem  Deutschen  Arzneibuch  IV,  s.  d. 


286 


Die  Untersuchung  der  Harze,  Balsame  und  Gummiharze. 


Myrrha* 

S.-Z.  d.  (nach  a  1  ^) 
S.-Z.  d.  (  -  a  1  y) 
E.-Z.  (  -  6  ) 
V.-Z.  h.  (  .  cl/9) 
V.-Z.h.  (  -  cly) 
Aschegehalt  .... 
M.-Z.  (nach  mS)  .    . 


60—70 

20—30 

95   —145 

159   —216 

220  —230 

1   -  lOo/o 

3,6-    4,6 


Löslichkeit: 
In  allen  indifferenten  Lösungs- 
mitteln nur  teilweise  löslich.  An 
Wasser  soll  sie  im  höchsten  Fall 
50%,  an  Alkohol  im  niedrigsten 
Fall  50  %  abgeben.  Soll  nicht 
über  8%  Asche  haben. 


S.-Z.  d. 
S.-Z.  ind. 
E.-Z. 
V.-Z.  h. 
V.-Z.  h. 
C-Z. 


Olibanuin. 

nach  a  1  /}) 45 


a2/J) 

b      ) 
cl/J) 

cly) 
m2  ) 
m3   ) 


30 

6 

65 

110 


-  60 

-  50 

-  60 
—120 
—120 


0,36 
5,3— 


6,4 


Löslichkeit  (nach  Osmoseverfahren) : 


a)  ungeschmolzen: 


LÖBungsmiitel 


unlösliche 
Anteile 


b)  geschmolzen: 


Lösungsmittel 


unlösliche 
Anteile 


Benzol 

Benzin 

Petrol&ther  .  .  . 
Petroleum  .... 
Terpentinöl  .  .  . 
Spiritus  96%    •    • 

Äther 

Chloroform  .  .  . 
Spiritus  90  %    .    . 

Äther 

Amylalkohol  .    .    . 

Methylalkohol    .    . 

Schwefelkohlenstoff 

Benzin 

Terpentinöl 

Spiritus  %% 

Petroläther 

Spiritus  96  % 

Äther 

Äther 

Chloroform 

Spiritus  90  7o 

Äther 

Beuzin 


\  ana  p.  . 

I  ana  p.  . 

I  aHa  p.  . 

I  ana  p.  . 

ana  p.  . 


22,52 
28,82 
82,54 
31,79 
22,82 
21,81 
23,72 
22,28 
24,51 
22,87 
28,73 
24,25 
25,45 

26,22 
22,57 
24,91 
24,39 

23,72 


Benzol 

Benzio 

Petroläther     .    .    .    . 

Petroleum 

Terpentinöl    .    .    .    . 
Spiritus  96%    .    .    . 

Äther 

Chloroform    .    .    .    . 
Spiritus  90%    .    .    . 

Aceton 

Methylalkohol   .    .    . 

Schwefelkohlenstoff  . 

Terpentinöl 

Benzin 

Spiritus  96  7o 

Petroläther 

Spiritus  96% 

Äther 

Äther 

Chloroform 

Spiritus  90% 

Äther 

Benzin 


[  ana  p. 

I  anap. 

[  ana  p. 

>  ana  p. 

ana  p. 


25,21 
29,25 
29,33 
88,06 
27,78 
28,25 
26,83 
27,48 
28,44 
27,46 
26,87 
28,05 

29,18 
27,65 
26,79 
26,76 

27,49 


Anforderungen  an  Gammiharze. 


287 


S.->Z.  d. 
S.-Z.  ind. 
E.-Z. 
V.-Z.  h. 
V.-Z.  h. 
Aschegehalt   .    . 
M.-Z.  (nach  mS) 
C.-Z.    (   -      m2) 


Stinkasant, 

nach  al/)) 

-  a2/J) 

-  b      ) 

-  cly) 


10  - 

-  86 

68  - 

-  76 

80  - 

-120 

120  - 

-185 

120  - 

-185 

1,6- 

-  10% 

6,9- 

-  18 

0,20 

Lösliohkeit: 
Wie  bei  Galbanum.  Soll  nicht 
über  10%  Asche  haben. 


Prüfung  nach  dem  Deutschen  Arzneibuch  IV,  s.  d. 


Drogen  nnd  galenische  Präparate. 

Von 
Dr.  Karl  Dieterleh-Helfenberg, 

Direktor  der  chemischen  Fabrik  Helfenberg  Akt-Ges.  Torm.  E.  Dieterich. 


Wie  bekannt,  bezeichnet  man  als  ^eigentliche  Drogen  ^)^  alle  die- 
jenigen Rohprodukte,  welche  getrocknete  Pflanzenteile  oder  Pflanzen- 
extrakte darstellen  und  als  Ausgangsmaterial  verschiedener  wichtiger, 
jetzt  in  der  Technik  und  in  der  Großindustrie  hergestellter  pharmazeu- 
tisch-medizinischer Zubereitungen  und  Präparate  dienen.  Dafl  die  Drogen 
nur  mehr  als  sekundäre,  ja  tertiäre  und  quartäre  Produkte  in  die  Hände 
der  Fabrikanten  kommen,  liegt  in  den  bei  der  Gewinnung  stets  statt- 
findenden, zum  Teil  unbeabsichtigten,  zum  Teil  beabsichtigten  chemischen 
Vorgängen*).  Die  weitere  Folge  hiervon  ist,  dafl  die  Drogen  stets  — 
schon  in  Rücksicht  auf  die  verschiedene  Bodenbeschaffenheit  —  wechselnd 
zusammengesetzt,  und  somit  XJntersuchungsmethoden  für  ihre  Zusammen- 
setzung und  Wertbestimmung  notwendig  geworden  sind.  Ebenso  wie  bei 
den  Harzen,  so  sind  auch  hier  die  durch  die  Untersuchungsmethoden 
resultierenden  Werte  nur  durch  Grenzzahlen  nach  oben  und  unten  aus- 
zudrücken. Wenn  auch  die  Pharmakochemie  groBe  Fortschritte  zu  ver- 
zeichnen hat,  so  sind  wir  doch  bei  vielen  Drogen  noch  nicht  einmal  so 
weit,  ihre  Bestandteile  —  wirksame  und  unwirksame  —  zu  kennen, 
geschweige  ihre  wirksamen  Prinzipien  quantitativ  bestimmen  zu  können. 
Selbst  dort,  wo  wir,  wie  bei  den  alkaloidhaltigen  Drogen,  die  Alkaloide 
kennen  und  quantitativ  bestimmen  können,  mufl  bedacht  und  in  Erwägung 
gezogen  werden,  daß  ein  gewisser  Gehalt  z.  B.  an  Alkaloid  noch  keine 
alleinige  Gewährleistimg  für  die  gute  Beschaffenheit  und  Reinheit  der 
Droge  ist.  Ebenso  ist  es  bei  den  galenischen  Präparaten,  speziell  den 
Extrakten  und  Tinkturen.     Ausgeschlossen  wurden  an  dieser  Stelle   die 


')  Die  Schreibweise  „Droge^,  nicht  „Drogae'  ist  die  einzig  richtige;  vergl. 
Note  2. 

*)  Vergl.  hierzu  K.  Dieterich,  „Über  die  chemischen  Vorgänge  bei  der 
Gewinnang  der  Drogen*",  Helfenberger  Annalen  18%,  S.  9—20. 


Katechu.  289 

Drogen  im  „weiteren  Sinn^  (nicht  pflanzlichen  Ursprungs)  und  die 
Drogen  und  Präparate,  welche  im  Deutschen  Arzneibuch  eine  ausführ- 
liche quantitative  Prüfung  erfahren,  so  daß  auch  die  Beurteilung  der- 
selben Yom  pharmazeutisch -technischen  Standpunkt  als  mit  ersterem 
übereinstimmend  bezeichnet  werden  kann.  Weiterhin  wurden  von  Drogen 
im  weiteren  Sinn  (richtiger  als  Rohstoffe  zu  bezeichnen)  die  Fette,  öle, 
Wachse,  Parafßne,  Ceresine  ausgeschlossen,  da  dieselben  in  diesem  Werk 
an  anderer  Stelle  ausführlich  behandelt  sind. 

Von  den  zahlreichen  Drogen,  welche  heute  technisch  im  Großbetrieb 
yerarbeitet  werden,  konnten  natürlich  in  Rücksicht  auf  den  Platz  nur 
die  wichtigsten  aufgenommen  werden.  Die  bisher  erhaltenen  Grenz- 
werte und  Anforderungen  entsprechen  den  Erfahrungen,  welche  in  zahl- 
reichen Werken  der  pharmazeutischen  Chemie  und  Pharmakochemie 
niedergelegt  sind^). 

I.  "Drogen. 

Katecha  (Gambir) 

(nach  K.  Dieterich). 

a)  Identitätsreaktion.  Versetzt  man  3  g  Gambir  mit  25  ccm 
wäßriger  Normalkalilauge,  100  ccm  Wasser  und  50  ccm  Benzin  yom 
spez.  Gew.  0,700  bei  15^  C.  und  schüttelt  einige  Male  im  Scheidetrichter 
um,  so  zeigt  nach  Trennung  beider  Schichten  das  Benzin  im  auffallenden 
Lichte  eine  mit  der  Einwirkungsdauer  der  Lauge  zunehmende  intensiy 
grüne  Fluoreszenz  (Gambir-Fluorescin). 

Versetzt  man  die  verdünnte  weingeistige  Lösung  mit  Eisen chlorid- 
lösung,  so  tritt  eine  intensiv  grüne  länger  bleibende  Färbung  ein. 

b)  Pflanzenrückstände.  Kocht  man  20  Teile  Gambir  mit 
200  Teilen  Weingeist  aus,  so  darf  der  bei  100°  C.  getrocknete  Rück- 
stand nicht  mehr  als  3  Teile  =  15  Proz.  betragen. 

c)  Aschebestimmung.  1  g  Gambir  verascht  man  vorsichtig  und 
glüht  so  lange,  bis  nach  dem  Erkalten  im  Exsikkator  konstantes  Gewicht 
eingetreten  ist.    Die  Asche  darf  5  Proz.  nicht  überschreiten. 

Grenzwerte:    Pflanzliche  Rückstände:  höchstens  15  Proz. 

Asche:  -  5     -       . 

Anforderungen:  Soll  obige  sub  a)  angegebene  Reaktion  zeigen 
und  obigen  Grenzwerten  entsprechen. 


^)  Eugen  Dieterich,!.  Dezennium  d.  Helfenberger  Annalen  (JuL  Springer). 
Karl  Dieterich,   Helfenberger  Annalen  1896  u.  97,   iveiterhin  1900, 
1901,  1902  und  1908  (Julius  Springer). 

E.  Schmidt,  Pharmaz.  Chemie,  III.  Aufl.  (Fr.  Vieweg  &  Sohn). 
H.  Beckurts,  AnalytiBche  Chemie  f.  Apoth.  (Ferd.  Enke). 
UnterBuchungen.  6.  Aufl.  IIL  19 


290  Drogen  and  galenische  Pr&pante. 

Katecbu  (Pegra) 
(nach  EL  Dieterich). 

a)  Identitätsreaktion.  Versetzt  man  Pegu-Eatechu  in  verdünnter 
weingeistiger  Lösung  mit  Eisenchloridlösung,  so  tritt  eine  rasch  in  braun 
übergehende  Grünfarbung  und  ein  mit  Alkalien  blauyiolett  werdender 
Niederschlag  auf. 

Die  Fluoreszenzreaktion  des  Gambir  zeigt  Pegu-Eatechu  nicht. 

b)  Pflanzenrückstände.  Die  Pflanzenrückstände,  nach  dem  oben 
unter  Gambir  angegebenen  Verfahren  bestimmt,  dürfen  15  Proz.  nicht 
übersteigen. 

c)  Aschebestimmung.  Wie  oben  unter  Gambir  angegeben,  aus- 
geführt, gebe  Pegu-Eatechu  nicht  mehr  als  4  Proz.  Asche. 

Grenzwerte:    Pflanzliche  Rückstände:  höchstens  15  Proz. 

Asche:  -  4      - 

Anforderungen:  Soll  die  Gambirreaktion  nicht  geben,  im  übrigen 
obigen  Grenzwerten  entsprechen. 

Nuces  Oolae  —  KolantUse 

(nach  E.  Dieterich). 

a)  Gesamtalkaloid.  10  g  der  fein  geraspelten  Droge,  die  man 
mit  etwas  Wasser  gleichmäßig  befeuchtet  hat,  mischt  man  mit  10  g  un- 
gelöschtem Ealk  (gekörnt)  und  bringt  die  Mischung  in  eine  Patrone. 
Diese  wird  im  Soxhletschen  Apparat  Yi  Stunde  ausgezogen  —  jeden- 
falls nur  so  lange,  als  noch  das  Chloroform  klar  abläuft,  —  dann  mit 
Chloroform  nachgespült  und  die  Chloroformlösung  nicht  gänzlich,  sondern 
nur  annähernd  zur  Trockne  gebracht.  Diesen  Rückstand  nimmt  man 
unter  sehr  gelindem  £rwärmen  mit  20  ccm  Normalsalzsäure  auf  und 
filtriert  die  Lösung  amter  sorgfältigem  Nachwaschen  des  Filters  und  des 
Schälchens,  in  dem  die  Lösung  vorgenommen  wurde,  in  einen  Scheide- 
trichter von  100  ccm  Inhalt.  Den  Inhalt  des  Scheidetrichters  macht  man 
stark  ammoniakalisch,  läßt  eine  Viertelstunde  unter  öfterem  ümschütteln 
stehen  und  schüttelt  dreimal  mit  je  20  ccm  Chloroform  aus.  Die  Chloro- 
formlösung verdunstet  man  am  besten  im  Erlenmeyer  oder  in  einer  Erj- 
stallisierschale  (letztere  ist  dann  zur  Vermeidung  des  Überkriechens  in 
eine  Schale  mit  heißem  Wasser,  nicht  auf  den  direkten  Dampf  zu  setzen) 
und  trocknet  das  Eoffein,  das  jetzt  völlig  weiß  ist,  bis  zum  konstanten 
Gewicht.  Durch  Multiplikation  mit  10  erhält  man  die  Prozente  an  Ge- 
samtalkaloid. 

b)  Freies  und  gebundenes  Alkaloid  und  Fett.  10  g  der  fein 
geraspelten  „trocknen"  Droge  mischt  man,  ohne  vorherige  Anfeuchtung, 


Kolanasse.  291 

mit  10  g  grobem  Sandpulver  (yorher  gereinigt)  und  extrahiert  im  Soxhlet- 
apparat  2  Stunden.  Diese  Ghloroformlösung  verdunstet  man,  trocknet 
bis  zum  konstanten  Gewicht  und  notiert  dann  das  Gesamtgewicht  yon 
Fett  und  freiem  Koffein.  Die  erhaltene  Mischung  yon  Fett  und  freiem 
Koffein  kocht  man  mit  heißem  Wasser  aus,  filtriert  die  Lösung  und 
wäscht  das  Filter  sorgfaltig  nach.  Die  wäßrige  Lösung  verdampft  man, 
nimmt  das  Rohkoffein,  wie  oben  bei  der  Gesamtalkaloidbestimmung, 
zur  Reinigung  mit  20  ccm  Normalsalzsäure  auf,  filtriert  die  Lösung,  ver- 
seift mit  Ammoniak  und  schüttelt  nach  Y^-stündigem  Stehen  dreimal  mit 
Chloroform  aus.  Man  verdampft  dann  die  Lösung  und  trocknet  den 
Rückstand  bis  znm  konstanten  Gewicht.  Durch  Multiplikation  mit  10 
erhält  man  die  Prozente  an  freiem  Koffein.  Subtrahiert  man  die  ge- 
fundene Menge  des  freien  Koffeins  von  obiger  Gesamtmenge  von  Koffein 
und  Fett,  so  erhält  man  die  Menge  des  vorhandenen  Fettes. 

Zieht  man  die  Menge  des  freien  Koffeins  von  der  des  Gesamt- 
alkaloides  ab,  so  erhält  man  das  gebundene  Koffein. 

c)  Wassergehalt.  5  g  der  fein  geraspelten  Droge  trocknet  man 
im  Platinschälchen  bei  100^  C.  bis  zum  konstanten  Gewicht  aus. 

d)  Aschebestimmung.  Die  obigen  zur  Wasserbestimmung  ver- 
wendeten 5  g  der  Droge  verascht  man,  glüht  so  lange,  bis  nach  dem 
Erkalten  im  Exsikkator  gleichbleibendes  Gewicht  eingetreten  ist. 

e)  Identität.  20  g  des  fraglichen  Pulvers  mischt  man  mit  10  g 
Magnesia  usta,  befeuchtet  mit  Spiritus  dilutus  und  zieht  das  Ganze  mit 
100  g  Spiritus  dilutus  durch  Digestion  bei  geringer  Wärme  aus,  am 
besten  durch  Stehenlassen  im  warmen  Zimmer  innerhalb  12  Stunden; 
man  preßt  dann  ab,  filtriert  und  bringt  das  Filtrat  in  ein  weißes  Glas, 
dessen  Breite  mindestens  10  cm  beträgt.  In  dieser  dicken  Schicht  zeigt 
die  Flüssigkeit  eine  blaugrüne,  an  Kurkumatinktur  erinnernde 
Fluoreszenz.     Diese  Reaktion  gibt  nur  un geröstetes  Kolapulver. 

Grenzwerte:   Gesamtalkaloid:  1,0 — 2,0     Proz. 

Freies  Alkaloid:  0,106—0,778     - 

Gebundenes  Alkaloid:  0,788—1,282     - 

Fett:  0,324—1,298     - 

Wassergehalt:  9,49—13,57     - 

Asche :  2,79—5,46 

Anforderungen:  Soll  obigen  Grenzwerten  entsprechen  und  mög- 
lichst viel  Gesamtalkaloid  —  nicht  unter  1  Proz.  —  haben;  auf  dieses 
soll  sich  mehr  gebundenes,  wie  freies  verteilen. 

Hierzu  ist  zu  bemerken,  daß  nach  G  ad  am  er  das  Koffein  in  nur 
sehr  lockerer  Bindung  vorhanden  ist  und  freies  und  gebundenes  Koffein 
erst  wahrscheinlich  beim  Trockenprozeß  entsteht;  die  bedeutend  kürzere 

19* 


292  Drogen  und  galenische  Präparate. 

Kell  ersehe  Methode  oder  die  nach  Siedler  (Berichte  d.  Deutsch,  pharm. 
Gesellschaft  1898,  S.  18)  mit  ammoniakalischem  Chloroform  geben  alle 
kein  so  reines  Koffein,  genügen  aber  für  eine  Rohanalyse. 

Opium 

(nach  £.  Dieterich). 

a)  Wassergehalt.  Man  trocknet  2  g  Opium  im  Trockenschrank 
bei  100^  C.  bis  zum  konstanten  Gewicht. 

b)  Aschebestimmung.  Man  verascht  das  getrocknete  Opium 
und  glüht  bis  zum  konstanten  Gewicht. 

c)  Morphinbestimmung.  6  g  feines  Opiumpulyer  reibt  man  mit 
6  g  Wasser  an,  verdünnt,  spült  die  Mischung  mit  Wasser  in  ein  gewogenes 
Kölbchen  und  bringt  den  Inhalt  durch  weiteren  Wasserzusatz  auf  54  g 
Gesamtgewicht. 

Man  läfit  imter  Öfterem  Schütteln  nur  y^  Stunde  lang  stehen  und 
filtriert  dann  durch  ein  Faltenfilter  von  10  cm  Durchmesser. 

42  g  des  Filtrates  versetzt  man  mit  2  g  einer  Mischung  aus  17  g 
Ammoniakflüssigkeit  und  83  g  Wasser,  mischt  gut  durch  Schwenken  (nicht 
Schütteln)  und  filtriert  sofort  durch  ein  bereitgehaltenes  Faltenfilter  von 
10  cm  Durchmesser. 

36  g  dieses  Filtrates  mischt  man  in  einem  genau  gewogenen  Kölb- 
chen durch  Schwenken/mit  10  g  Essigäther,  fügt  4  g  der  obigen  ver- 
dünnten Ammoniakflüssigkeit  hinzu,  verkorkt  das  Kölbchen  und  schüttelt 
10  Minuten  lang  recht  kräftig. 

Um  die  durch  das  Schütteln  gebildete  Emulsion  zu  trennen,  fügt 
man  dann  sofort  10  g  Essigäther  hinzu,  gießt  die  Essigätherschicht  vor- 
sichtig und  soweit  wie  möglich  ab,  fugt  nochmals  10  g  Essigäther  hinzu 
und  wiederholt  das  Abgiefien.  Man  bringt  nun  den  Inhalt  des  Kölb- 
chens  mit  der  geringen  überstehenden  Essigätherschicht  und  ohne  Rück- 
sicht auf  die  im  Kölbchen  verbleibenden  Krystalle  auf  ein  glattes  Filter 
von  8  cm  Durchmesser  und  spült  Kölbchen  und  Filter  zweimal  mit  5  g 
essigäthergesättigtem  Wasser  nach. 

Nachdem  man  das  Kölbchen  gut  hat  austropfen  lassen  und  das 
Filter  ebenfalls  vollständig  abgelaufen  ist,  trocknet  man  beide  bei  100^  C, 
bringt  den  Filterinhalt  mittels  Pinsels  in  das  Kölbchen  imd  setzt  das 
Trocknen  bis  zum  gleichbleibenden  Gewicht  fort. 

d)  Mikroskopische  Prüfung  insbesondere  auf  Stärke. 

e)  Prüfung  nach  dem  Deutschen  Arzneibuch  IV  mit  der 
Erweiterung,  das  erhaltene  Morphin  sowohl  titrimetrisch  wie  gewichts- 
analytisch zu  bestinunen. 


Opium.    Mutterkorn.  293 

Grenzwerte:    Wassergehalt:  7,35 — 24,13  Proz. 

Asche:  3,55—5,49 

wäßriges  Extrakt:      45—45,25      - 
Morphin:  9,98—15,82      - 

Anforderungen:  Soll  nicht  unter  10  Proz.  Morphin  haben,  sonst 
dem  Arzneibuch  entsprechen. 

über  seltene  Opiumsorten  und  ihre  analytische  Untersuchung  (über 
100  Sorten)  vergl.  die  ausfahrliche  Arbeit  von  E.  Dieterich,  I.  De- 
zenniimi  der  Helfenberger  Annalen  S.  191  u.  ff. 

über  die  Morphinbestimmungsmethode  von  Loof  vergl.  Apoth.- 
Ztg.  1896,  No.  22. 

Seeale  eomutam  —  Mutterkorn« 

a)  Extraktbestimmung.  10  g  der  fein  zerstoßenen  Droge  über- 
schüttet man  mit  100  ccm  Wasser,  läßt  24  Stunden  verschlossen  stehen 
und  filtriert.  20  ccm  des  klaren  Filtrats  dampft  man  in  einem  tarierten 
Porzellanschälchen  zur  Trockne  ein  und  trocknet  bei  100®  C.  bis  zum 
konstanten  Gewicht.  Das  erhaltene  Gewicht  des  trockenen  Extrakts 
mit  50  multipliziert  gibt  den  Gehalt  der  Droge  an  trockenem,  mit  Wasser 
bereiteten  Extrakt  in  Prozenten  an. 

b)  Alkaloidbestimmung  (nach  C.  C.  Keller).  25  g  trockenes 
Mutterkompulver  bringt  man  in  ein  unten  mit  Watte  verschlossenes  Ex- 
traktionsrohr, bedeckt  es  mit  einem  Wattebäuschchen  und  extrahiert  mit 
Petroläther.  Wenn  der  Petroläther  nichts  mehr  aufiiimmt,  trocknet  man 
das  Drogenpulver  bei  gelinder  Wärme  völlig  aus,  bringt  es  in  ein 
tariertes,  trockenes  Medizinglas  von  250  ccm  Inhalt,  übergießt  es  mit 
100  g  Äther  und  nach  10  Minuten  mit  einer  Magnesiamilch,  welche  man 
durch  Anschütteln  von  1,0  g  gebrannter  Magnesia  mit  20  ccm  Wasser 
im  Reagensglas  bereitet  hat.  Das  Ganze  schüttelt  man  anhaltend  und 
kräftig,  bis  sich  das  Mutterkorn  zusammenballt  und  die  Lösung  klar 
wird.  Das  XJmschütteln  wird  während  einer  halben  Stunde  öfters  wieder- 
holt, worauf  man  80  g  =  20  g  Droge  der  ätherischen  Lösung  abgießt. 
In  einem  Scheidetrichter  schüttelt  man  diese  Lösung  dreimal  mit  25, 
15  und  10  ccm  Ya'P^oz.  Salzsäure  aus.  Sollte  das  dreimalige  Aus- 
schütteln noch  nicht  genügt  haben,  so  schüttelt  man  noch  ein  oder  zwei- 
mal mit  10  ccm  Y^-proz.  Salzsäure  aus.  Die  saure  Lösimg  wird  mit 
dem  gleichen  Yolumen  Äther  und  überschüssigem  Ammoniak  geschüttelt 
und  dieses  Ausschütteln  noch  zweimal  mit  weniger  Äther  wiederholt. 
Den  Äther  destilliert  man  aus  einem  gewogenen  Kolben  ab,  nimmt  den 
Rückstand  noch  zweimal  mit  wenig  Äther  auf,  läßt  denselben  weg- 
kochen, trocknet  bis  zxim  konstanten  Gewicht  und  wägt. 


294  Drogen  und  galenische  Präparate. 

Grenzwerte:    Extrakt:     12,50—17,84  Proz. 

Alkaloid:       0,1—0,34 
Anforderungen:    Soll  nicht  ranzig  riechen  und  möglichst  hohen 
Extraktgehalt  und  Alkaloidgehalt  haben. 

Seinen  sinapls  —  Senftamen 

(nach  der  von  E.  Dieterich  modifizierten  E.  Dieterichschen  Methode). 

a)  Senfölbestimmung.  5  g  Senfsamen  zerquetscht  man  sorg- 
fältig in  einem  Mörser,  spült  mit  100  com  Wasser  in  einen  etwa  200  ccm 
fassenden  Rundkolben,  verschlieBt  den  Kolben  gut  imd  stellt  2  Stunden 
bei  20 — 25^  G.  zurück.  Man  setzt  dann  10  g  Spiritus  hinzu,  verbindet 
mit  einem  Liebigschen  Kühler,  legt  einen  etwa  200  ccm  fassenden  Kolben 
mit  30  ccm  Ammoniakflüssigkeit  vor  und  destilliert,  indem  man  das 
Kühlerrohr  eintauchen  läBt,  ohne  Olzusatz  50 — 60  ccm  über.  Gleich- 
zeitig verschließt  man  den  Kolben  mit  einem  doppelt  durchbohrten 
Stopfen  und  führt  ein  zweites  Rohr  in  ein  zweites  Kölbchen  mit  Am- 
moniakflüssigkeit. Auf  diese  Weise  sind  jegliche  Verluste  ausgeschlossen. 
Den  Kühler  spült  man  mit  etwas  Wasser  nach  und  versetzt  das  Destillat 
mit  überschüssiger  Silbemitratlösung.  Das  Zusammenballen  des  Schwefel- 
silbers beschleunigt  man  durch  Umschwenken  und  Erwärmen  im  Wasser- 
bade. Nachdem  sich  der  Niederschlag  gut  abgesetzt  hat,  sammelt  man 
ihn  durch  Filtrieren  der  heißen  Flüssigkeit  auf  einem  vorher  mit  Am- 
moniak, heißem  Wasser,  Alkohol  und  Äther  nacheinander  gewaschenen 
Filter,  wäscht  denselben  mit  heißem  Wasser  lege  artis  aus,  verdrängt 
die  wäßrige  Flüssigkeit  mit  starkem  Alkohol  imd  diesen  wieder  mit  Äther. 
Der  so  behandelte  Niederschlag  trocknet  rasch  und  leicht  bei  ca.  80°  C. 
und  wird  bis  zur  Gewichtskonstanz  getrocknet.  Das  so  erhaltene  Ag,  S 
gibt  mit  0,4311  multipliziert  die  Menge  Senföl,  welche  die  angewandten 
5  g  Senfsamen  geliefert  hatten.  Hat  man  Senföl,  so  löst  man  dasselbe 
in  Alkohol  auf,  führt  es  in  Thiosinamin  über  und  verfahrt  dann  wie  oben. 
Je  nachdem  man  nun  den  Schwefel  oder  das  Isosulfocyanalljl  bestimmen 
will,  berechnet  man  auf  ersteres  oder  wie  oben  auf  letzteres*). 

Auch  kann  man  das  Senföl  direkt  in  Silberlösung  leiten  und  dann 
das  überschüssige  Silber  mit  Rbodanammonium  zurücktitrieren  (nach 
Gadamer)*). 

Grenzwerte  (nach  K.  Dieterich)  siehe  nebenstehende  Tabelle. 

Vom  indischen  Senf  sind  0,6  Proz.  ätherisches  Senföl  die  unterste 
zulässige  Grenze. 


')  Vergl.    Zar  Wertbestimmung   des    Senfsamens    und    der   Senfpr&parate 
Ph.  Ztg.  1900,  No.  79. 

«)  Vergl.  Archiv  d.  Pharm.  1899,  S.  100  and  1899,  S.  185. 


Senfsamen. 


295 


Handelssorte 


Eömnng  nnd 

äußere 
Beschaffenheit 


Verlust 
bei 

100»  = 
Wasger- 

gehalt 

ProB. 


Asche 

der 
glänzen 
Kömer 

Proz. 


Fettes  Öl 

=  inPe- 

troiather 

lösliche 

Anteile 

Proz. 


In 

Petrol- 

ather 

unlöslich 

Proz. 


Asche 
der  ent- 
fetteten 
Kömer 

Proz. 


Äthe- 
risches 
Öl 

Proz. 


1.  Deutscher  Senf     .    . 


2.  Türkischer  Senf 


3. 


do. 


4.  Holländischer  Senf 


5.  Sizilianischer  Senf 


6.  Englischer  Senf 


7. 


do. 


8.  Italienischer  Senf    . 

9.  Kalifornischer  Senf . 

10.  Indischer    Braimsenf 
von  1899  

11.  Indischer    Braunsenf 
von  1900 

12.  Prank,  Spielart  des  in- 
dischen Senfs   .    .    . 

13.  Rassischer  Senf    .    . 

14.  Sarepta-Senf  (Spielart 
des  russischen)     .    . 

15.  Gardal    (Konsiersenf ) 
(Spielart  des  russischen) 

16.  Rumänischer  Senf    .    . 

17.  Rassische  Senf  kuchen 
(darch  Pressen  vom 
fetten  Öl  befreit)  .    .    . 


mittelgroßkömig 

sehr  kleinkörnig 

do. 

kleinkörnig 

mittelgroßkömig 

do. 

do. 

do. 

do. 

großkömig 

.  do. 

kleinkörnig 

großkörnig 

do. 

sehr  großkömig 

mittelgroßkömig 

gepreßte  Stücke, 
wie  die  Bitter- 
mandelkuchen 


9,012 


8,046 


7,046 


7,402 
7,882 
7,370 
6,795 
6,312 
5,448 
6,065 
6,416 
7,894 
7,274 
8,137 
7,547 

9,012 


5,221 


5,294 


5,917 


8,0051     6,019 


4,040 
4,277 
4,592 
4,758 
4,506 
7,635 
7,195 
5,384 
4,434 
3,777 
3,558 
3,920 

14,031 


27,776 


30,740 


29,820 
27,744 
33,028 
26,584 
29,480 
35,636 
38,600 
40,320 
37,888 
36,040 
31,656 
38,628 
24,388 
32,550 

11,580 


62,766 


61,060 


62,820 
64,244 
59,364 
65,524 
63,116 
58,060 
54,876 
54,524 
55.840 
57,480 
60,412 
54,516 
67,560 


80,092 


5,124 


4,864 


6,520 
5,412 
3,956 
4,200 
4,420 
4,160 
4,243 
5,077 
5,995 
4,715 
4,015 
3,584 
3,477 
4,250 

8,459 


1,174 
1,192 
1,242 
1,319 
1,160 
1,190 
1,302 
1,304 
1,362 
1,378 
0,812 
0,845 
1,031 
1,042 
1,139 
1,161 
1,335 
1,347 
0,855 
0,861 
0,916 
0,943 
0,776 
0,800 
0,854 
0,862 
0,980 
0,992 
0,697 
0,778 
0,091 
0,093 
0,715 
0,720 

1,362 
1,373 


Grenzwerte  (von  1—16)    . 
Durchschnitte  (von  1—16) 


5,448 

3,777 

24,388 

54,516 

3,477 

-  9,012 

-7,635 

-40,320 

67,500 

6,520 

7,730 

5,706 

32,354 

61,038 

4j997 

0,09 

— 1,378 
0,734 


296  Drogen  und  galenische  Pr&parate. 

Vegetabilien. 

A.  Bl&tter. 

Die  allgemeine  Methode,  nach  welcher  man  die  Blätter  untersucht, 
ist  die,  daß  man  das  durch  Wasser  lösliche  Extrakt  feststellt.  Man 
yerfährt  folgendermaBen: 

I.  Extraktgehalt.  10  g  fein  zerschnittene  Blätter  übergießt  man 
in  einem  gewogenen  Becherglase  mit  100  g  siedendem  Wasser  und  läßt 
24  Stunden  in  Berührung.  Nachdem  man  das  yerdampfte  Wasser  er- 
gänzt hat,  filtriert  man.  20  ccm  Filtrat  =  2  g  Droge  dampft  man  zur 
Trockne  ein  und  trocknet  so  lange  bei  100^  C,  bis  konstantes  Gewicht 
eingetreten  ist;  man  berechnet  dann  auf  Prozente. 

II.  Prüfung  nach  dem  Arzneibuch.  Bei  denjenigen  Blättern, 
welche  offizinell  sind,  führt  man  auch  diese  Prüfung  aus. 

Etwas  anders  in  der  Ausführung  gestaltet  sich  die  üntersuchimg  von 
Folia  Bella'donnae,  Gocae,  Digitalis,  Sennae  und  Folia  Trifoliü 

FcUa  JMladonnas  —  TcUkirwhenbläUer. 

Atropinbestimmung  (nach  C.  C.  Keller). 

25  g  gepulverte  Belladonnablätter  bringt  man  in  ein  yerschließ- 
bares  Glas  von  150  ccm  Inhalt,  übergießt  mit  100  g  Äther  und  25  g 
Chloroform,  fügt  nach  15  Minuten  10  g  Ammoniakflüssigkeit  hinzu  und 
schüttelt  mehrmals  kräftig  durch.  Nach  einer  halben  Stunde  fügt  man 
50  g  Wasser  hinzu  und  bewirkt  die  Abscheidung  der  Droge  durch  an- 
haltendes kräftiges  Schütteln.  Darauf  gießt  man  100  g  des  klaren  Äther- 
Chloroformauszuges  (=  20  g  Belladonnablätter)  ab  und  schüttelt  in  einem 
Scheidetrichter  zuerst  mit  50,  dann  noch  einmal  mit  25  ccm  verdünnter 
Salzsäure  (Y^-proz.)  aus.  Die  saure  wäßrige  Lösung  wird  wieder  in 
einen  Scheidetrichter  gebracht,  mit  Anamoniak  alkalisch  gemacht  und 
zweimal  mit  je  40  ccm  einer  Mischung  von  3  Teilen  Chloroform  und 
2  Teilen  Äther  ausgeschüttelt.  Die  Chloroform -Ätherlösung  wird  in 
einem  Erlenmejerkolben  von  Äther  und  Chloroform  befreit,  der  Rück- 
stand in  Weingeist  gelöst,  die  Lösung  mit  75  ccm  Yiq  ^-'^alzsäure  ver- 
setzt und  mit  Eochenilletinktur  imd  7,oü  N.- Kalilauge  zurücktitriert. 
1  ccm  V,o  N.-Salzsäure  =  0,0280  Atropin. 

Grenzwerte:    Trocknes,   wäßriges    Extrakt:    23,90—32,90  Proz. 

Atropin:  bis  0,4 

FöUa  IHgUoMs  —  FingerhvOblätter. 

Digitoxinbestimmung  (nach  C.  C.  Keller). 

Man  erschöpft  die  Digitalisblätter  vollkommen  mit  Weingeist  von 
70  Proz.  im  Extraktionsapparat  oder  durch  Perkolation;  die  völlig  ein- 
getretene Erschöpfung  wird  dadurch  konstatiert,  daß  man  3 — 4  ccm  des 


Blatter.  297 

Ferkolates  verdunstet,  den  Rückstand  mit  ca.  3  ccm  Wasser  und  zwei 
Tropfen  yerdünnter  Salzsäure  aufnimmt  und  das  Filtrat  mit  Tannin- 
lösung versetzt;  es  darf  keine  nennenswerte  Trübung  eintreten. 

Das  ganze  Perkolat  wird  nunmehr  in  einer  Porzellanschale  im 
Wasserbade  unter  fleißigem  Rühren  auf  ca.  25  g  eingedampft,  um  den 
Alkohol  zu  entfernen.  Der  Rückstand  wird  mit  Wasser  aufgenommen, 
in  ein  Glas  von  250  g  Inhalt  gespült  und  das  Gesamtgewicht  auf  222  g 
gebracht;  zu  dieser  trüben  Extraktlösxmg  setzt  man  25  g  Bleiessig, 
worauf  ein  reichlicher  Niederschlag  entsteht.  Man  bewirkt  durch  sanftes 
Umschwenken  gleichmäßige  Mischung,  vermeide  aber  heftiges  Schütteln, 
da  sonst  starke  Schaumbildung  eintritt,  welche  die  nachfolgende  Filtration 
bedeutend  erschwert.  Der  sehr  voluminöse  Niederschlag  wiegt  ausge- 
waschen imd  getrocknet  doch  nur  ca.  7  g,  so  daß   12  g  der  Flüssigkeit 

1  g  Digitalis  entsprechen.  Man  gibt  die  dickliche  Mischung  auf  ein 
Filter  von  ca.  18  cm  Durchmesser  und  läßt  132  g  abfließen;  zu  dem 
klaren,  blaßgelb  gefärbten  Fil träte  gibt  man  eine  Lösung  von  5  g 
Natriumsulfat  in  7  g  Wasser,  um  das  überschüssige  Blei  auszufällen. 
Nimmt  man  die  Fällung  in  einem  Erlenmeyerkolben  vor,  den  man  nach 
einiger  Zeit  in  schiefe  Lage  bringt,  so  setzt  sich  das  Bleisulfat  im  Winkel 
der  Eolbenwandungen  ab,  so  daß  man  nach  Verlauf  von  4 — 5  Stunden 
130  g  der  Flüssigkeit  (entsprechend  10  g  Digitalis)  vollkommen  klar  ab- 
gießen und  das  mißliche  Abflltrieren  und  Auswaschen  des  Niederschlages 
umgehen  kann.     Die  Flüssigkeit  bringt  man  in  Scheidetrichter  und  setzt 

2  ccm  Ammoniak  (10  Proz.)  hinzu,  worauf  eine  etwas  dunklere  Färbung 
eintritt,  doch  muß  die  Lösung  absolut  klar  bleiben,  der  Bleigehalt  dem- 
nach bis  auf  minimale  Spuren  entfernt  sein,  da  sich  sonst  beim  Aus- 
schütteln Emulsionsbildung  eiustellen  würde.  Man  schüttelt  nunmehr 
4 — 5  mal  mit  je  30  ccm  Chloroform  aus.  Die  vereinigten,  wenig  trüben 
Ausschüttelungen  gießt  man  durch  ein  doppeltes,  mit  Chloroform  ge- 
tränktes Faltenfllter  von  8 — 9  cm  Durchmesser,  wodurch  die  Flüssigkeit 
krystallklar  erhalten  wird.  Das  Chloroform  wird  im  Wasserbade  aus 
einem  tarierten  Erlenmeyerkölbchen  abdestilliert,  wobei  das  Digitoxin 
als  gelber  Firnis  zurückbleibt.  Schüttelt  man  es  nicht  aus  alkalischer, 
sondern  aus  saurer  Lösung  aus,  so  erhält  man  das  Digitoxin  in  viel 
weniger  reinem  Zustande. 

Das  Roh-Digitoxin  enthält  geringe  Mengen  von  Fett  und  nament- 
lich die  Riechstoffe  der  Digitalis  und  bedarf  daher  einer  Reinigung. 
Man  löst  den  Rückstand  in  3  g  Chloroform  und  setzt  7  g  Äther  und 
50  g  Fetroläther  hinzu,  worauf  das  Digitoxin  in  weißen  Flocken  aus- 
fallt, die  sich  rasch  absetzen,  während  die  Flüssigkeit  durch  kräftiges 
Schütteln  vollkommen  klar  wird.  Um  den  Niederschlag  zur  Wägung  zu 
bringen,  kann  auf  verschiedene  Weise  vorgegangen  werden. 


298  Drogen  und  galeuische  Präpftrate. 

Man  sammelt  den  Niederschlag  auf  einem  kleinen  Falten£lter  imd 
spült  Eölbchen  und  Filter  mit  etwas  Petroläther  nach,  wobei  man  das 
Trichterchen  mit  einem  Uhrglase  bedeckt  hält.  Nachdem  der  Petrol- 
äther abgeflossen,  setzt  man  den  Trichter  wieder  auf  das  Kölbchen,  an 
dessen  Wandungen  ein  Teil  des  Digitoxins  haften  geblieben  ist,  und 
bringt  den  noch  feuchten  Filterinhalt  wieder  in  Lösung,  indem  man  ihn 
mit  heiBem  absoluten  Alkohol  übergiefit.  Die  alkoholische  Lösung  wird 
yerdunstet,  der  Rückstand  mit  ca.  5  ccm  Äther  übergössen,  den  man  im 
Wasserbade  wegkochen  läßt,  wobei  der  Firnis  teilweise  in  krystallinische 
Form  übergeht.  Der  Rückstand  wird  im  Wasserbade  getrocknet  und 
gewogen. 

Ein  anderer  Modus  ist  folgender:  Man  bringt  das  Kölbchen  mit 
dem  ausgefällten  Digitoxin  in  schiefe  Stellung  und  läßt  es  einige 
Stunden  ruhig  stehen,  bis  sich  die  Flöckchen  gut  abgesetzt  haben, 
worauf  der  Petroläther,  soweit  es  ohne  Verlust  irgend  möglich  ist,  ab- 
gegossen wird.  Der  im  Kölbchen  verbleibende  Rest  wird  gewogen  xmd 
hierauf  bei  gelinder  Wärme  verdunstet;  am  besten  indem  man  vermittelst 
eines  kleinen  Handgebläses  einen  warmen  Luftstrom  in  das  Kölbchen 
führt.  Man  hüte  sich  davor,  das  Kölbchen  auf  ein  heißes  Wasserbad 
zu  stellen,  weil  sonst  der  Inhalt  mit  explosiver  Heftigkeit  heraus- 
geschleudert würde.  Das  Digitoxin  hinterbleibt  als  weißes  Pulver  und 
kann  nun  gewogen  werden,  wobei  jedoch  eine  Korrektur  anzubringen 
ist.  Angenommen,  das  Roh-Digitoxin  wog  0,062  g,  das  gereinigte  0,048  g, 
der  abgegossene  Petroläther  50  g,  der  zum  Verdunsten  gebrachte  Rest 
10  g,  so  enthielt  letzterer  noch  0,0028  g  verunreinigende  Sto£Pe.  Das 
gereinigte  Digitoxin  berechnet  sich  daher  zu  0,048  —  0,0028  =  0,0452  g 
oder  0,452  Proz. 

Grenzwerte:  Digitoxingehal t :  0,26 — 0,62  Proz . 

Trockenes,  wäßriges  Extrakt  bis  40 

FcUa  Cocae  —  KokaUäUer. 

Kokainbestimmung  (nach  G.  G.  Keller). 

12  g  gepulverte  Kokablätter  übergießt  man  in  einem  verschließ- 
baren 150  g- Glas  mit  120  g  Äther,  fügt  nach  15  Minuten  10  ccm  Am* 
moniak  hinzu  und  schüttelt  öfters  kräftig  um.  Nach  einer  halben 
Stunde  gibt  man  20  ccm  Wasser  hinzu  und  bewirkt  die  Abscheidung 
der  Droge  durch  anhaltendes  kräftiges  Schütteln.  Darauf  gießt  man 
100  g  der  dunkelgrünen  ätherischen  Lösung  (=  10  g  Blätter)  ab  und 
läßt  sie  kurze  Zeit  stehen;  hierbei  scheidet  sich  eine  geringe  Menge 
des  feinsten  Drogenpulvers  mit  Wassertröpfchen  am  Boden  des  Glases 
ab;  die  klare  Lösung  bringt  man  nun  in  einen  Scheidetrichter  und 
schüttelt  sie  zuerst  mit  50,  dann  noch  einmal  mit  25  ccm  verdünnter 
Vt-proz.  Salzsäure  aus.     Die    saure,    wäßrige   Lösung   wird   im  Scheide- 


Blüten,  Früchte,  Kräuter.  299 

trichter  mit  Ammoniak  alkalisch  gemacht  und  2  mal  mit  je  40  ccm  Äther 
ausgeschüttelt.  Die  klare,  ätherische  Lösung  wird  in  einem  tarierten 
Kölbchen  abdestilliert  und  der  Rückstand  im  Wasserbade  getrocknet 
und  gewogen. 

Grenzwerte:  ca.  1  Proz.  Kokain. 

B.  Blüten. 

Im  allgemeinen  bestimmt  man  bei  den  Blüten  das  alkoholische 
Extrakt  nach  folgender  Methode. 

I.  Alkoholisches  Extrakt.  10  g  der  zerriebenen  Blüten  über- 
gießt man  in  einem  gewogenen  Becherglase  mit  100  ccm  eines  Gemisches 
aus  1  Teil  Alkohol  und  2  Teilen  Wasser  und  stellt  das  Gesamtgewicht 
fest.  Man  läßt  unter  öfterem  Umrühren  24  Stunden  stehen,  ergänzt  den 
etwa  verdunsteten  Alkohol,  läßt  absitzen  und  filtriert  durch  ein  trockenes 
Filter.  20  ccm  des  Filtrats  =  2  g  Droge  dampft  man  in  einem  gewogenen 
Schälchen  ein  und  trocknet  bei  100^  bis  zum  konstanten  Gewicht. 

II.  Prüfung  nach  dem  Arzneibuch  für  die  offizineilen  Blüten. 

O.  Früchte. 

JFructus  FöenieuU  —  Fem^ul. 

Ätherisches  Ol  (nach  K.  Dieterich).  10  g  der  fein  zer- 
stoßenen Früchte  destilliert  man  so  lange  mit  Wasserdämpfen,  bis  das 
aus  dem  Destillationsrohr  kommende  Wasser  keinen  Geruch  mehr  zeigt 
(ca.  500  ccm).  Das  Destillat  übersättigt  man  mit  Kochsalz  und  läßt 
24  Stunden  stehen.  Das  so  ausgeschiedene  Ol  wird  mit  50  ccm  Äther 
durch  Ausschütteln  im  Scheidetrichter  gelöst  und  der  Äther  vor  der 
Verdunstung  über  ein  wenig  scharf  getrocknetes  Kochsalz  filtriert.  Man 
spült  mit  20  ccm  Äther  nach  und  überläßt  der  Selbstverdunstung,  indem 
man  das  Becherglas  mit  einem  mit  kleinen  Löchern  versehenen  Filter- 
papier überbindet.  Nachdem  der  Äther  völlig  verdunstet  ist,  trocknet 
man  noch  12  Stunden  im  Exsikkator  und  wägt. 

Grenzwerte:   ätherisches  Ol:  3,0 — 4,0  Proz. 

Anforderungen:  Soll  dem  Arzneibuch  entsprechen  und  möglichst 
viel  ätherisches  Ol,  nicht  unter  3  Proz.,  haben. 

D.  Kräuter. 

Die  allgemeine  Vorschrift  zur  Untersuchung  der  Kräuter  ist  die,  daß 
man  entweder  das  alkoholische  Extrakt,  wie  imter  „Blüten^  beschrieben, 
oder  das  wäßrige  Extrakt,  wie  unter  „Blätter^   beschrieben,  bestimmt. 

Im  Einzelfall  verfahrt  man  bei  allen  Kräutern,  soweit  sie  zur 
Extraktbereitung  benutzt  werden  sollen,  unter  möglichster  Anlehnung  an 
die  entsprechenden  Extraktvorschriften. 


300  Drogen  und  galenische  Präparate. 

Die  Grenzwerte  der  Kräuter  (nach  E.  Dieterich): 

Herba  Absinthii:    Trocknes,  alkoholisches  Extrakt:      20 — 25        Proz. 

Herba  Hyoscyami:    Feuchtigkeit:  9,4 — 14,00 

Trocknes,  wäßriges  Extrakt:  24—31 

Alkaloid:  0,105—0,188      - 

Herba  Cardui  benedicti:  Trockn.  wäßriges  Extrakt:       18 — 21,5 


E.  Binden. 

Cartex  Chinae  —  €h4n€Mrinde. 

a)  Wäßriges  Extrakt.  10  g  fein  gepulverte  Rinde  übergießt 
man  in  einem  Becherglase  mit  100  g  kaltem  Wasser  und  läßt  unter 
öfterem  Umrühren  24  Stunden  stehen.  Man  läßt  absitzen,  filtriert  und 
dampft  20  g  Filtrat  =  2  g  Rinde  ein  und  trocknet  bis  zum  konstanten 
Gewicht. 

b)  Alkoholisches  Extrakt.  Man  verfahrt  wie  sub  a),  nur  daß 
man  verdünnten  Alkohol  nimmt. 

c)  Alkaloidbestimmung.     Nach  dem  deutschen  Arzneibuch. 
Man  schüttelt  20  g  feines  Chinarindenpulyer  wiederholt  kräftig  mit 

10  ccm  Ammoniakflüssigkeit,  20  ccm  Weingeist,  170  ccm  Äther  und  gießt 
nach  einem  Tage  100  ccm  klar  ab.  Nach  Zusatz  von  3  ccm  N.-Salz- 
säure  und  27  ccm  Wasser  entfernt  man  den  Äther  und  Weingeist  durch 
Destillation  und  fügt  nötigenfalls  noch  so  viel  N.-Salzsäure  zu,  als  er- 
forderlich ist,  um  die  Lösung  anzusäuern.  Hierauf  werde  dieselbe  filtriert 
und  in  der  Kälte  mit  3,5  ccm  oder  so  viel  N.-Kalilauge  imter  Umrühren 
vermischt,  bis  Phenolphtaleinlösung  gerötet  wird.  Der  auf  einem  Filter 
gesammelte  Niederschlag  werde  nach  und  nach  mit  wenig  Wasser  aus- 
gewaschen, bis  die  abfließenden  Tropfen  Phenolphtaleinlösung  nicht 
mehr  röten.  Nach  dem  Abtropfen  preßt  man  die  Alkaloide  gelinde 
zwischen  Filtrierpapier,  trocknet  sie  zunächst  über  Schwefelsäure  und 
schließlich  im  Wasserbade  vollkommen  aus. 

Alkaloidbestimmung  (nach  W.  Lenz).  10  g  Rindenpulver 
werden  in  einem  Eochkolben  von  etwa  300  ccm  mit  einer  Lösung  von 
20  g  Chloralhydrat  in  12,5  ccm  Wasser  gleichmäßig  durchfeuchtet,  über 
Nacht  stehengelassen.  Die  Rinde  schwillt  hierbei  stark  auf  und  die 
Mischung  bildet  am  anderen  Tage  eine  ziemlich  zähe  Masse.  Letztere 
wird  mit  etwa  150  ccm  Spiritus  dilutus  und  2  g  Salzsäure  versetzt,  eine 
halbe  Stunde  im  Wasserbade  erhitzt,  durch  einen  lockeren  Glaswollebausch 
abfiltriert  und  der  Rückstand  auf  diesem  Filter  unter  Anwendung  der 
Saugpumpe  mit  Spiritus  dilutus,  welchem  einige  Tropfen  Salzsäure  zu- 
gesetzt   sind,    erschöpft.      Die    alles  Alkaloid  enthaltende  Lösung  wird 


Rinden.  301 

zur  Konsistenz  eines  Sirups  abgedampft,  dann  vorsichtig  und  sehr  all- 
mählich mit  einigen  Tropfen  Salzsäure  imd  wenig  Wasser  durchgearbeitet. 
Man  setzt  ganz  allmählich  Wasser  zu,  und  zwar  nur  so  viel,  bis  die 
Menge  des  hierdurch  abgeschiedenen  Harzes  sich  nicht  weiter  vermehrt. 
Es  ist  hierbei  darauf  zu  achten,  daß  das  Harz  sich  in  feinen  Flocken, 
nicht  klumpig  abscheidet,  weil  in  letzterem  Falle  Alkaloid  mechanisch 
eingeschlossen  und  der  ferneren  Bestimmung  entzogen  werden  kann. 
Die  Alkaloidlösung  wird  nun  von  dem  flockig  abgeschiedenen  Harze 
durch  ein  Glaswollefilter  mit  Hilfe  der  Saugpumpe  abfiltriert,  der  gehörig 
abgesogene  nnd  ausgewaschene  Rückstand  nochmals  mit  einigen  Tropfen 
Salzsäure  imd  Wasser  durchgearbeitet,  nochmals  abfiltriert  und  ausge- 
waschen. Durch  Verwendung  bestimmter  Anteile  läßt  sich  natürlich 
jedes  Auswaschen  umgehen  und  das  Verfahren  abkürzen. 

Die  filtrierte  saure  Alkaloidlösung  wird  im  Scheidetrichter  mit 
Natronlauge  alkalisch  gemacht,  sogleich  dreimal  hintereinander  mit  je 
100,  50  und  50  ccm  Chloroform  (welche  zur  Erschöpfung  gewöhnlich  ge- 
nügen) gut  ausgeschüttelt  und  die  vereinigten  Chloroformauszüge  durch 
Schütteln  mit  Wasser,  welches  2  Proz.  Salzsäure  enthält,  von  ihrem 
Alkaloidgehalt  befreit.  Es  genügen  hierzu  100,  50  und  50  ccm  sauren 
Wassers  und  einmaliges  Nachwaschen  mit  50  ccm  reinen  Wassers.  Die 
vereinigten  sauren  Lösungen  versetzt  man  im  Scheidetrichter  mit  100  ccm 
Äther,  alsdann  mit  Natronlauge  im  Überschuß,  schüttelt,  trennt  sofort 
nach  Scheidung  der  Flüssigkeiten  die  Ätherschicht  ab  und 
wiederholt  das  Durchschütteln  mit  je  50  ccm  Äther,  bis  letzterer  nichts 
mehr  löst,  was  nach  zweimaliger  Wiederholung  der  Fall  zu  sein  pflegt. 
Dieses  Ausschütteln  mit  Äther  muß  gewandt  und  rasch  ausgeführt 
werden,  damit  sich  kein  in  .Äther  schwer  lösliches  Alkaloid  abscheiden 
kann.  Die  vereinigten  klaren  ätherischen  Auszüge  werden  abdestilliert, 
der  Rückstand  bei  100^  getrocknet  imd  gewogen. 

Die  Verfahren  von  Hauben  sack  siehe  Schweiz.  Ap.  V.  Festschrift 
1893,  S.  115,  Hielbig  siehe  Ap.-Ztg.  1896,  S.  147,  Ekroos  und  Keller 
siehe  Archiv  der  Pharm.  1898,  Heft  5,  S.  328  f. 

Grenzwerte:    Trockn.  alkoholisches  Extraxt:  34,0 — 39,5  Proz. 

Trockn.  wäßriges  Extrakt:  11,1—26,0      - 

Alkaloide:  nicht  imter  5 

Anforderungen:  Soll  obigen  Grenzwerten  und  dem  deutschen 
Arzneibuch  entsprechen. 

Alle  anderen  Rinden,  welche  zur  Bereitung  von  Extrakten  benutzt 
werden  sollen,  untersucht  man  unter  möglichster  Anlehnimg  an  die  ent- 
sprechenden Extraktvorschriften  in  ähnlicher  Weise.  Vergl.  hierzu  auch: 
„Über  die  systematische  Vegetabilienuntersuchung^,  Helfenberger  Annalen 
1903  p.  187  ff. 


302  Drogen  und  galenische  Pr&parate. 

Die  Grenzwerte  der  Rinden: 

Gort.  Frangulae:  Trockn.  alkoholisches  Extrakt:  15 — 18,6  Proz. 

Trockn.  wäBriges  Extrakt:  14,90—16,5     - 
Gort.  Ginnamomi  Geyl.:  Trockn.  alkohol.  Extrakt:  12,6     - 

Gort.  Ginnamomi  Sin.:  Trockn.  alkohol.  Extrakt:  7 — 10 

Gort.  Granati  rad.:  Trockn.  alkohol.  Extrakt:  9 — 14 

F.  Worseln. 

Im  allgemeinen  lautet  die  Yorschrift,  je  nachdem  wäßriges  oder 
alkoholisches  Extrakt  bestinmit  wird,  so: 

I.  Wäßriges  Extrakt.  10  g  fein  gepulverte  Wurzel  über- 
gießt man  in  einem  Becherglas  mit  100  g  kaltem  Wasser  und  läßt 
unter  öfterem  Umrühren  24  Stunden  stehen.  Man  filtriert  durch  ein 
trockenes  Filter.  20  ccm  Filtrat  =  2  g  Wurzel  dampft  man  in  einem 
gewogenen  Schälchen  ein  und  trocknet  bei  100^  bis  zum  konstanten 
Gewicht. 

Die  zweite  allgemeine  Methode  ist  die  Bestimmung  des  alkoho- 
lischen Extrakts.     Man  verfahrt  folgendermaßen: 

II.  Alkoholisches  Extrakt.  Man  benutzt  ein  Gemisch  aus 
gleichen  Teilen  Alkohol  und  Wasser  und  verföhrt  wie  bei  der  Bestim- 
mung des  wäßrigen  Extrakts.  Nach  dieser  Methode,  eventuell  nach 
dem  deutschen  Arzneibuch  untersucht  man  Rad.  Rh  ei  (2  Teile  Alkohol, 
3  Teile  Wasser),  Rad.  Senegae  (gleiche  Teile  Alkohol  und  Wasser)*) 
und  Rad.  Yalerianae  (gleiche  Teile  Alkohol  und  Wasser). 

Spezielle  Methoden  sind  folgende: 

B€uUx  BMadannae  —  TcUhirachenwu/rxel» 

Alkaloidbestimmung  (nach  G.  G.  Keller).  12  g  trockenes 
Belladonnawurzelpulver  bringt  man  in  ein  Medizinglas  und  übergießt 
mit  90  g  Äther  und  30  g  Ghloroform  und  mazeriert  unter  öfterem  Um- 
schütteln während  10  Minuten,  darauf  setzt  man  10  g  Ammoniak  (10-proz.) 
hinzu  und  mazeriert  unter  öfterem  Umschütteln  eine  halbe  Stunde  lang. 
Hierauf  setzt  man  15  g  Wasser  hinzu,  schüttelt  während  einiger  Minuten 
kräftig  durch,  bis  sich  das  Drogenpulver  zusammengeballt  hat,  und  gießt 
100  g  klar  ab.  Die  abgegossene  Flüssigkeit  wird  dreimal  mit  Salzsäure 
(1-proz.)  ausgeschüttelt.  Darauf  wird  wieder  mit  Ammoniak  alkalisch  ge- 
macht und  mit  Ghloroformäther  ausgeschüttelt,  im  gewogenen  Kölbchen 
eingedampft  und  gewogen. 

Darauf  wird  der  Rückstand  in  wenig  Alkohol  gelöst,  mit  Wasser  ver- 
dünnt und  mit  7,oN.-HCl  oder  H3SO4  unter  Verwendung  von  Häma- 
toxylin  als  Indikator  titriert.     1  ccm  YiqN.- Säure  =  0,0289  g  Atropin. 


')  Vergl.  hierzu  Helfenberger  Annalen  1903  p.  184  ff. 


Waizeln.    Wnrzelstocke.  303 

Grenzwerte:    Wäßriges  Extrakt:     20,0  —23,33  Proz. 

Alkaloid:  0,63—  0,70      - 

Anforderungen:    Soll  nicht  unter  0,5  Proz.  Alkaloid  haben. 
jßadioc  IpectuswMnhas  —  BrechwurzeL 

a)  Prüfung  nach  dem  deutschen  Arzneibuch. 

b)  Emetinbestimmungen  (nach  G.G. Keller).  12 g Ipecacuanha- 
pulver  werden  im  Extraktionsrohr  entfettet,  mittels  Äther  in  ein  tariertes 
Medizinglas  von  200  ccm  Inhalt  gespült,  der  Äther  auf  90  g  ergänzt 
und  30  g  Ghloroform  zugesetzt.  Nach  5  Minuten  gibt  man  10  ccm 
10-proz.  Ammoniak  hinzu  und  schüttelt  die  Mischung  während  einer 
halben  Stunde  wiederholt  kräftig  um;  dann  setzt  man  10  ccm  Wasser 
hinzu  und  schüttelt  3  Minuten  kräftig.  100  g  der  klaren  Lösung  =  10  g 
Droge  gießt  man  ab,  destilliert  Äther  und  Ghloroform  ab,  behandelt 
den  Rückstand  zur  Beseitigung  des  Ghloroforms  zweimal  mit  kleinen 
Mengen  Äther,  trocknet  im  Wasserbade,  wiegt  imd  titriert.  1  ccm  Yk,  N.- 
Säure =  0,0254  g  Emetin. 

Grenzwerte:    Alkaloid:  0,97 — 3,20  Proz. 

Anforderungen:  Soll  nicht  unter  1  Proz.  Alkaloid  haben  und 
dem  deutschen  Arzneibuch  entsprechen. 

Grenzwerte: 
Radix  Althaeae:  Trockn.  alkohol.  Extrakt:  23,5    Proz. 

Radix  Graminis:  Trockn.  wäßriges  Extrakt:  22,5—32,39  - 
Radix  Taraxaci:  Trockn.  wäßriges  Extrakt:  18,9—32,05  - 
Radix  Valerianae:  Trockn.  alkohol.  Extrakt:    17,0—23,0 


G.  Wnrzelstocke. 

Für  die  Wurzelstöcke  gut  dasselbe  wie  für  die  Wurzeln.  Man  be- 
stimmt entweder  —  je  nachdem  es  die  Extraktvorschrift  verlangt  — 
das  wäßrige  oder  das  alkoholische  Extrakt,  und  zwar  genau  so,  wie  es 
bei  den  Wurzeln  angegeben  ist.  Eventuell  ist  die  Prüfung  nach  dem 
deutschen  Arzneibuch  vorzunehmen. 

Alkoholisches  Extrakt  bestimmt  man  bei  Rhizoma  Galami. 

Bh4zafna  Hydrcuüs  —  HydrasHswwrzel. 

a)  Alkoholisches  Extrakt.  Man  verfährt,  wie  unter  „Wurzeln** 
als  allgemeine  Methode  angegeben. 

b)  Hydrastinbestimmung  (nach  G.  G.  Keller).  Man  führt 
dieselbe  mit  12  g  der  Droge  so  aus  wie  bei  der  Brechwurzel,  statt 
120  Ather-Ghloroform  nimmt  man  dasselbe  Gewicht  Äther,  dann  10  ccm 
10-proz.  Ammoniak  und  15  ccm  Wasser.  100  g  der  klaren  Flüssigkeit 
=  10  g  Droge  werden  mit  7rP^z*  Salzsäure  ausgeschüttelt  tmd  so  weiter 
verfahren,  wie  unter  „Seeale  comutum"  angegeben. 


304  Drogeo  und  galenische  Pr&p&rate. 

Da  sich  das  Hydrastin  nicht  titrieren  läßt,    wird  dasselbe  nur  ge- 
wogen. 

Grenzwerte:    Alkoholisches  Extrakt:     20,04 — 28  Proz. 

Hydrastin:  1,26—2,34    - 

Anforderungen:    Soll   nicht   unter   20  Proz.  Extrakt  und  nicht 
unter  1  Proz.  Hydrastin  haben. 


II.  Oalenlselie  Präparate. 

Nachdem  die  Herstellung  der  galenischen  Präparate  ein  Zweig  der 
Großindustrie  geworden  ist,  haben  sich  auch  für  diese  TJntersuchungs- 
methoden  herausgebildet,  und  zwar  deshalb,  weil  die  hierzu  verwendeten 
Rohmaterialien  und  Drogen  —  wie  im  vorigen  Abschnitt  gezeigt  wurde  — 
nicht  nur  großen  Schwankungen  unterworfen  sind,  sondern  weil  sie 
auch  im  Handel  in  so  minderwertiger  Form  kursieren,  daß  logischer- 
weise die  daraus  hergestellten  galenischen  Präparate  minderwertig  sein 
müssen.  Wenn  auch  die  üntersuchungsmethoden  der  galenischen  Prä- 
parate, beispielsweise  der  Tinkturen  und  Extrakte,  noch  nicht  als  ab- 
geschlossen gelten  können,  so  haben  wir  doch  —  abgesehen  von  den 
Forderungen  des  deutschen  Arzneibuches  —  eine  ziemliche  Anzahl  von 
Methoden,  welche  uns  wohl  in  Stand  setzen,  über  die  betreffenden  Prä- 
parate, ihre  Güte  und  die  dazu  verwendeten  Drogen  ein  einigermaßen 
brauchbares  Urteil  zu  fallen. 

Ghartae  —  Papiere. 

Charta  explarataria  —  B/eagenapapier   (nach  E.  Die te rieh). 

Empfindlichkeit.  Man  stellt  sich  8  Schwefelsäureverdün- 
nungen her,  welche  1  Teil  SO3  in  5,  10,  20,  30,  40,  50,  60  bezw. 
80 tausend  Teilen  Wasser  und  8  Ammoniakverdünnungen,  welche  in 
demselben  Verhältnis  NHj  enthalten.  Von  den  mit  Filtrierpapier  her- 
gestellten Reagenspapieren  taucht  man  je  einen  Streifen  einmal  der 
Reihe  nach  in  die  SOs-  bezw.  NHg-Lösungen  ein  imd  beobachtet,  nüt 
welcher  Lösung  noch  ein  Farbenumschlag  eintritt. 

Die  mit  Postpapieren  hergestellten  Papiere  prüft  man  durch  Be- 
tupfen mit  den  genannten  Lösungen. 

Grenzwerte:  Kongorotpapier:    1 :  5000 — 1 :  10000  SOj. 

Kurkumapapier:    1 :  5000—1 :  10000  NH,. 
Lackmus  blau:  1 :  10000—1 :  40000  SO3. 
rot :     1 :  10000—1 :  30000  NH3. 

Anforderungen:  Die  Papiere  sollen  obigen  Grenzwerten  ent- 
sprechen. 


Papiere.    Pflaster.  3()5 

Charia  Hnapiaata  und  Idnteutn  Sinapis  —  Senfi^pier  und 
Senflelnwcmd  (nach  K.  Bieterich). 

a)  Senfmehlmenge.  Man  löst  durch  vorsichtiges  Schaben  mit 
einem  Messer  das  Senfmehl  yon  100  qcm  ab  und  wägt. 

b)  Senfölbestimmung.  Nachdem  man  das  Senfimehl  gewogen 
hat,  bringt  man  es  in  ein  Kölbchen  von  etwa  100  ccm  Inhalt,  übergießt 
es  mit  50  ccm  Wasser  von  20 — 25®  C.  und  läßt  das  gut  verschlossene 
Kölbchen  unter  öfterem  Umschwenken  10  Minuten  bei  derselben  Tem- 
peratur stehen.  Hierauf  verfahrt  man  genau  so,  wie  unter  Semen 
Sinapis,  Abt.  Drogen,  S.  294  angegeben  ist. 

I.  Grobes  Mehl. 

Grenzwerte:   Grobes  Senfmehl  auf  100  qcm:     2,016 — 4,551  g 

Senföl  auf  Mehl  berechnet:  0,89—1,57  Proz. 

II.  Feines   Mehl. 

Feines  Senfmehl  auf  100  qcm:        1,50—2,991  g 
Senföl  auf  Mehl  berechnet:  0,80—1,44  Proz. 

III.    Leinwand. 
Senfinehl  auf  100  qcm:  2,1—2,711  g 

Senföl  auf  Mehl  berechnet:  1,11—1,21  Proz. 

Anforderungen:  Soll  obigen  Grenzwerten  und  dem  D.  A.  IV  ent- 
sprechen. 

Die  Prüfung  des  Deutschen  Arzneibuches  lY  stützt  sich  auf  die 
G  ad  am  ersehe  Methode  und  ist  nach  dieser  auszuführen. 

Collemplastra  —  Kautschukpflaster. 

Die  in  der  Medizin  jetzt  am  meisten  gebräuchlichen  Kautschuk- 
pflaster müssen  in  erster  Linie  auf  ihren  Gehalt  an  Kautschuk  unter- 
sucht werden. 

Bestimmung  des  Kautschuks:  Siehe  K.  Dieterich,  „Über 
die  quantitative  Bestimmung  von  Kautschuk  in  K.-Pflastem",  Pharm. 
Ztg.  1903,  No.  78,  weiterhin  Helfenberger  Annalen  1903. 

Emplastra  —  Pflaster« 

Die  allgemeine  Methode  ist  die,  daß  man  den  Wassergehalt  bestimmt. 

a)  Wassergehalt.  Man  trocknet  1  g  in  einem  gewogenen  Por- 
zellanschäl chen,  das  möglichst  flach  gewählt  wird,  im  Trockenschrank 
bei  100®  C.  bis  zum  konstanten  Gewicht. 

Die  auch  verschiedentlich  durchgeführten  Glyzerinbestimmungen 
sind  so  unsicher,    daß  erst  noch  eine  zuverlässige  Methode   abgewartet 

Untenuchungen.  5.  Aufl.  m.  20 


306  Drogen  und  galenische  Präparate. 

werden  muß,    bevor  man  aus  der  —  beispielsweise  mit  Alkohol  —  er- 
haltenen Glyzerinmenge  Schlüsse  zu  ziehen  berechtigt  ist. 

Grenzwerte  (nach  E.  Dieterich). 

Pro».  WaBser 

£mpl.  adhaesivum  1,2  — 4,40 

mite  1,57—4,50 

nigrum  2,20 

Ammoniaci  10,05 

Cerussae  0,80—3,77 

consolidans  4,75 — 5,55 

fuscum  0,30—2,90 

Hydrargyri  1,05—1,25 

-       Lithargyri  0,75—3,20 

comp.  1,50 — 3,50 

-     rubrum     2,05—2,95 

oxycroceum  o£F.  3,07 — 5,80 

venale  4,60—6,50 

Picis  irritans  8,52 

saponatum »)  3,10—7,80 

rubrum  4,65—7,00 

stomachale  3,60 — 4,70 

Im  allgemeinen  ist  die  Forderung  zu  stellen,  daß  die  Pflaster, 
besonders  das  Bleipflaster,  möglichst  wasserfrei  seien,  da  ein  zu  hoher 
Gehalt  an  Wasser  in  den  mit  Harzen  etc.  gemischten  Pflastern  Zer- 
setzung der  Harzseifen  und  Fettseifen  hervorruft. 

Extraeta  fluida  —  Fluidextrakte. 

Man  zieht  nach  der  allgemeinen  Untersuchungsmethode  folgende 
Punkte  in  Betracht: 

a)  Identitätsnachweis.  Siehe  Helfenberger  Annalen  1891, 
Seite  50—80. 

b)  Spezifisches  Gewicht  bei   15^  C. 

c)  Trockenrückstand  bei  100°  C.  5  g  dampft  man  in  einem 
ausgeglühten  und  gewogenen  Platinschäl chen  ein  und  trocknet  bei  100°  C. 
bis  zum  gleichbleibenden  Gewicht. 

d)  Asche.     Den  Trockenrückstand  verascht  man. 

e)  Prüfung  nach  dem  Arzneibuch  IV.  Diese  wird  bei  denen, 
welche  offizinell  sind,  ausgeführt. 


*)  Dem  Empl.  sapoDatiim  wird,  um  die  Farbe  des  Arzneibuches  zu  erzielen, 
Wasser  besonders  zugesetzt. 


Fluidextrakte.  397 

Die  spezifischen  Gewichte  und  Trockenrückstände  resp.  die  bisher 
erhaltenen  Grenzwerte,  ebenso  die  Identitätsreaktionen  finden  sich  yer- 
einigt  im  I.  Dezennium  der  Helfenberger  Annalen  von  E.  Dieterich, 
und  zwar  S.  334—346  und  275—301.  Eine  spezielle  Methode  ist  fttr 
Kolafluidextrakt  und  Hydrastisfluidextrakt  nötig. 

ISxtractain  Colae  flaidum  aus  ungrerösteten  Nüssen. 

(Nach  K.  Dieterich.) 

a)  Gesamtalkaloid.  20  g  des  Kolafluidextraktes  dampft  man 
bis  zur  Sirupkonsistenz  oder  so  lange  ein,  bis  aller  Alkohol  entfernt 
ist,  und  verreibt  den  Rückstand  mit  10  g  oder  so  viel  ungelöschtem 
Kalk,  daß  eine  krümelige  Masse  entsteht,  die  sich  quantitativ  in  den 
Soxhlet,  resp.  die  hierzu  nötige  Patrone  überfuhren  läßt.  Man  extrahiert 
mit  Chloroform  7*  Stunde  —  jedenfalls  nur  so  lange,  als  die  Chloroform- 
lösung klar  abläuft  — ,  spült  mit  Chloroform  nach  und  bringt  die  Lösung 
nicht  gänzlich,  sondern  nur  annähernd  zur  Trockne.  Diesen  Rückstand 
nimmt  man  unter  sehr  schwachem  Erwärmen  mit  20  ccm  Normalsalzsäure 
auf  und  filtriert  unter  sorgfältigem  Nachwaschen  des  Filters  und  des 
Kölbchens,  in  dem  die  Lösung  vorgenommen  wurde,  in  einen  Scheide- 
trichter von  100  ccm  Fassungsvermögen.  Den  Inhalt  dieses  Scheide- 
trichters macht  man  stark  ammoniakalisch,  läßt  eine  Yiertelsttmde  unter 
öfterem  Schütteln  stehen  und  schüttelt  nun  dreimal  mit  je  20  ccm  Chloro- 
form aus.  Die  Chloroformlösung  verdunstet  man  —  am  besten  im  Erlen- 
mejer  oder  einer  Krystallisierschale  (letztere  ist  dann  zur  Vermeidung 
des  Überkriechens  in  eine  Schale  mit  kochendem  Wasser,  nicht  direkt 
auf  den  Dampf  zu  setzen)  —  und  trocknet  das  Koffein  bis  zum  kon- 
stanten Gewicht.  Durch  Multiplikation  mit  5  erhält  man  die  Prozente 
an  „Gesamtalkaloid^. 

b)  Freies  und  gebundenes  Alkaioid.  20  g  des  Kolafluid- 
extraktes dampft  man  zur  Sirupdicke  ein,  bis  aller  Alkohol  entfernt  ist, 
und  verreibt  den  Rückstand  mit  so  viel  gereinigtem  Sandpulver,  daß 
eine  krümelige  Masse  entsteht,  die  sich  quantitativ  in  den  Soxhlet,  resp. 
die  hierzu  nötige  Patrone  überführen  läßt. 

Man  extrahiert  nun  2  Stunden  mit  Chloroform  und  verdunstet  die 
Chloroformlösnng.  Den  gefärbten  Rückstand  nimmt  man  im  Kölbchen 
unter  gelindem  Erwärmen  mit  20  ccm  Normalsalzsäure  auf  imd  spült 
die  Lösung  auf  ein  Filter,  wäscht  Kolben  und  Filter  nach  und  bringt 
die  Flüssigkeit  in  einen  Scheidetrichter  von  100  ccm  Inhalt.  Man  macht 
nun  stark  ammoniakalisch  imd  schüttelt  dreimal  mit  je  20  ccm  Chloro- 
form aus.  Die  Chloroformlösung  verdunstet  man,  wie  oben  unter  „Be- 
stimmung des  Gesamtalkaloids''  angegeben,  und  trocknet  bis  zum  kon- 
stanten Gericht.     Durch  Multiplikation  mit  5  erhält  man  die  Prozente 

20* 


nach  bekannter  Methode. 


308  Drogen  und  galenische  Präparate. 

an    „freiem   Koffein^.     Durch    Subtraktion  des  freien  Koffeins  vom 
Gesamtalkaloid  erhält  man  das  „gebundene  Koffein^. 

Die  Reinigung  des  Koffeins  ist  überhaupt  nur  mit  Säure  deshalb 
möglich,  weil  manche  Fluidextrakte  Glyzerin  enthalten,  von  welchem 
das  Koffein  nur  durch  Säure  und  nicht  durch  Wasser  oder  Alkohol 
getrennt  werden  kann. 

c)  Asche 

d)  Spezifisches  Gewicht 

e)  Trockenrtickstand  bei  lOO^  C. 

f)  Identifizierung.  Die  Identifizierung  des  Kolafluidextraktes 
bewerkstelligt  man  entweder  aus  dem  erhaltenen  Alkaloidrückstand  oder 
aus  dem  Extrakt  selbst.  Entweder  identifiziert  man  die  aus  dem 
Extrakt  nach  obiger  Methode  erhaltenen  Alkaloi drückstände  durch  die 
Purpurfarbung  mit  Ghlorwasser  und  Ammoniak,  wobei  bekanntlich 
Amalinsäure  =  Tetramethylalloxanthin  gebildet  wird,  oder  man  dampft 
20  g  Extrakt  ein,  reibt  mit  Ammoniak  an  und  schüttelt  mit  Äther 
aus.  Der  verdunstete  Äther  hinterläßt  einen  allerdings  unreinen 
Rückstand,  der  aber  auch  die  Amalinsäurereaktion  mit  obigen  Rea- 
gentien  zeigt. 

Grenzwerte:    Gesamtkoffein:  0,95 — 1,5      Proz. 

Freies  Koffein:  0,110—0,810    - 

Gebundenes  Koffein:  0,03—1,019     - 

Spez.  Gew.  bei  15 «  C.  0,974—0,976 

Trockenrückstand :  14,0—17,0  Proz. 

Asche:  1,04—1,42     - 

Anforderungen:  Soll  aus  den  wirksameren  ungebrannten  Nüssen 
hergestellt  sein,  was  sich  aus  obigen  Zahlen  ergibt. 

Extractum  Hydrastis  canad.  fluldum  —  Hydrastisfluideztrakt. 

a)  AI kaloidbe Stimmung  (nach  Beckurts).  Man  versetzt  zur 
Bestimmung  des  Hydrastins  10  ccm  des  Fluidextraktes  mit  20  ccm  Blei- 
essig und  verdünnt  mit  Wasser  auf  100  ccm.  50  ccm  des  Filtrates 
werden  mit  10  ccm  verdünnter  Schwefelsäure  versetzt,  wieder  mit  Wasser 
auf  100  ccm  verdünnt  imd  filtriert.  50  ccm  Filtrat  =  2,5  ccm  Fluid- 
extrakt werden  auf  dem  Wasserbade  vom  Weingeiste  befreit,  der  Rück- 
stand wird  mit  Ammoniak  bis  zur  alkalischen  Reaktion  versetzt  und 
dreimal  mit  Äther  ausgeschüttelt.  Von  den  vereinigten  ätherischen  Aus- 
schüttelungen wird  der  Äther  abdestilliert,  der  Rückstand  mit  5  ccm 
Vio  N.-Salzsäure  aufgenommen,  einige  Minuten  erwärmt,  filtriert  und  das 
Filter  mit  Wasser  nachgewaschen.  Im  Filtrat  wird  die  überschüssige 
Säure  mit  Vioo  N.- Alkali  und   mit  Cochenillelösung  zurücktitriert.     (Die 


Extrakte.  309 

angew.  5  ccm  y,o  N.-Salzsäure  sind  =  50  ccm  Yiqq  N.-HCl  zu  setzen.) 
1  ccm  Vioo  N.-Salzsäure  =  0,00383  Hydrastin. 

Grenzwerte:    1,5 — 2,5  Proz.  Hydrastin. 

b)  Alkaloidbestimmung  nach  dem  D.  A.  lY.  Dasselbe  ver- 
langt mindestens  2  Proz.  Alkaloid. 

Extraeta  spissa  et  sleea  —  DIeke  und  troekene  Extrakte« 

Die  allgemeine  Methode,  diese  Extrakte  zu  untersuchen,  ist  nach 
E.  Dieter  ich  folgende: 

a)  Identitätsreaktionen.  Siehe  Helfenberger  Annalen  1891, 
Seite  50—80. 

b)  Verlust  bei  100®  C.  2  g  trocknet  man  in  einem  ausgeglühten 
und  gewogenen  Schälchen  aus  Platin  bei  100®  G.  bis  zum  konstanten 
Gewicht. 

c)  Asche.     Das  getrocknete  Extrakt  verascht  man. 

d)  Prüfung  nach  dem  Arzneibuch  lY.  Man  führt  diese  bei 
denen,  welche  offizineil  sind,  aus. 

Sämtliche  Grenzwerte  ersehe  man  aus:  E.  Dieterich,  I.  De- 
zennium der  Helfenberger  Annalen  S.  302 — 333. 

Sämtliche  Identitätsreaktionen:  I.  Dezennium  der  Helfen- 
berger Annalen  S.  270—333. 

Spezielle  Methoden  wendet  man  an  für  die  narkotischen  Extrakte: 

Exira45iufn  AcmUUf  BeUiidannae,  Hyasoyami,  Strychni  (nach 
E.  Dieterich). 

a)  Identitätsreaktionen.  Siehe  Helfenberger  Annalen  1891, 
Seite  50—80. 

b)  Alkaloidbestimmung.  Yon  der  „dicken^  Form  des  Akonit-, 
Belladonna-  und  Bilsenkrautextraktes  löst  man  2  g  in  3  ccm 
destilliertem  Wasser,  von  der  „trockenen"  reibt  man  2  g  mit  4  ccm 
Wasser  an.  Bei  Brechnußextrakt  löst  man  1  g  in  3  ccm  Wasser. 
Die  Lösung  mischt  man,  ohne  stark  zu  drücken,  mit  10  g  grobgepul- 
vertem reinen  Calciumoxyd  (GaO  aus  Marmor),  füllt  die  krümelige 
Mischung  sofort  in  den  Bartheischen  Extraktionsapparat  und  extrahiert 
sofort  3/4 — 1  Stunde  mit  Äther.  Will  man  den  Soxhletschen  oder 
einen  ähnlichen  Apparat  benutzen,  so  hat  man  das  Gemisch  sofort  in 
eine  entsprechende  Hülse  zu  füllen  und  sofort  zu  extrahieren.  Yorher 
bringt  man  aber  unter  die  Patrone  einen  dichten,  mindestens  2  cm 
hohen  Wattepfropfen.  Nachdem  die  Extraktion  beendet  ist,  bringt  man 
den  Auszug  in  eine  tiefe  Porzellanschale  von  10 — 12  cm  Durchmesser, 
spült  das  Extraktionskölbchen  mit  einigen  Tropfen  Alkohol  und  etwas 
Äther  nach  und  läßt  den  Äther,  nachdem  man  noch  3 — 5  Tropfen  Wasser 
hinzugesetzt  hat,  auf  dem  Wasserbade  verdunsten.    Den  Rückstand  löst 


310  Drogen  and  galenische  Präparate. 

man  in  möglichst  wenig  (etwa  0,5 — 1  ccm)  Alkohol  und  setzt  der 
Lösung  2 — 3  ccm  Wasser  hinzu.  Nachdem  man  die  Mischung  dann  noch 
mit  1  —  2  Tropfen  Hämatoxylinlösung  (1  :  100  Alkohol)  versetzt  hat, 
titriert  man  mit  y,oQ  N.-  bezw.  bei  £xtr actum  Strychni  mit  7^  N.- 
Schwefelsäure. 

Wegen  der  Alkalität  des  Glases  ist  eine  Titration  in  Glasge^ißen 
zu  yermeideu. 

Es  entsprechen  1  ccm  7,^0  N.-H,  SO4  =  0,00289  Atropin, 

=  0,00289  Hyoscyamin, 
=  0,00533  Akonitin; 

1  ccm  7^N.-HaS04  =  0,0182  Strychnin  u.  Brucin 

(zu  gleichen  Teilen). 

Grenzwerte:  siehe  £.  Dieterich,  I.  Dezennium  der  Hlfbg.  An- 
nalen,  Seite  311,  314,  315,  326,  331,  332. 

c)  Alkaloidbestimmung  nach  dem  D.  A.  lY  bei  Extr.  Bella- 
donnae,  Hyoscyami  und  Strychni.  Dasselbe  verlangt  bei  Extr.  Bella- 
donnae  mindestens  1,52  Proz.,  bei  Extr.  Hyoscyami  mindestens  0,76  Proz., 
bei  Extr.  Strychni  mindestens  17,47  Proz. 

Eacira4Siutn  OpU  —  Opiwmexirakt  (nach  E.  Dieterich). 

a)  Alkaloidbestimmung.  Man  löst  3  g  in  40  g  Wasser,  ver- 
mischt, aber  unter  Vermeidung  unnötigen  Schütteins,  mit  2  ccm  Normal- 
Ammoniak  und  filtriert  sofort  durch  ein  bereitgehaltenes  Faltenfilter  von 
10  cm  Durchmesser.  30  g  des  Filtrats  =  2,0  Opiumextrakt  behandelt 
man  weiter,  wie  unter  Opium  (siehe  Drogen)  angegeben  wurde. 

Die  gefundene  Morphinzahl  entspricht  2,0  Opiumextrakt  und  gibt 
mit  30  multipliziert  die  Morphinprozente  des  respektiven  Opiums. 

b)  Alkaloidbesimmung  nach  dem  D.  A.  IV.  Dasselbe  ver- 
langt 17,11—19,97  Proz.  Morphin. 

c)  Identitätsnachweis.     Siehe  allgemeine  Methode. 

d)  Verlust  bei  lOO^C. 

e)  Asche. 

Grenzwerte:  siehe  I.  Dezennium  S.  328. 

JExtractutn  Ferri  pomaU  —  Apfdsaures  EisenextrakU 

a)  Aschebestimmung.  2  g  Extrakt  verascht  man  in  einem  Tiegel, 
glüht  bis  konstantes  Gewicht  eingetreten  ist,  und  wägt. 

b)  Verlust  bei  lOO^C. 

c)  Eisenbestimmung  (nach  K.  Dieterich).  Man  löst  die  Asche 
in  5 — 10  ccm  Salzsäure,  kocht  mit  einigen  Tropfen  Salpetersäure  und  ver- 
dünnt auf  100  ccm.  Die  Lösung  filtriert  man  durch  ein  trockenes  Filter. 
50  ccm  des  Filtrats  versetzt  man  mit  Ammoniak  in  geringem  Über- 
schuß und  erhitzt  die  Mischung  so  lange,  bis  sich  alles  Eisen  abgeschie- 


Tinkturen.  311 

den  hat.  Den  Niederschlag  sammelt  man  auf  einem  Filter  Ton  bekanntem 
Aschengehalt,  wäscht  mit  heiBem  Wasser  aus,  trocknet,  glüht  und  wägt 
nach  dem  Erkalten.  Das  Gewicht  des  gefundenen  Eisenoxyds  mit  0,7 
multipliziert  ergibt  das  Eisen. 

Oder  man  berechnet  nach  dem  Ansatz: 

160  Fe,  O3  :  112  Fe^  =  gef.  Menge  Fe,  Oj :  x 

Grenzwerte:  Verlust  bei  lOO^C:  20— 30  Proz. 

Asche:  9—25     - 

Fe:  6—  7     - 

Extrakte  mit  mehr  als  7,5  Proz.  Fe  sind  unhaltbar, 
d)   Eisenbestimmung  nach   dem  D.  A.  IV.     Dasselbe  yerlangt 
mindestens  5,04  Proz.  Fe. 

Tinctnrae  —  Tinkturen« 

Die  allgemeine  Methode,  nach  der  man  Tinkturen  untersucht, 
ist  folgende: 

a)  Spezifisches  Gewicht  bei  15° C. 

b)  Trockenrückstand  bei  100° C.  10  g  dampft  man  in  einem 
gewogenen  Porzellanschälchen  ein  und  trocknet  bei  100°  C.  bis  zum 
gleichbleibenden  Gewicht. 

c)  Säure  zahl  (nach  K.  Dieterich).  1  g  Tinktur  vermischt 
man  mit  200  ccm  90 -proz.  Spiritus  und  titriert  mit  alkoholischer 
7to  N.-Kali-lauge  und  Phenolphthalein  bis  zur  Rotfärbung.  Die  An- 
zahl der  verbrauchten  ccm  K  OH  mit  5,616  multipliziert  ergibt  die 
Säurezahl. 

d)  Verseifungszahl  (nach  K.  Dieterich).  3  g  der  betreffenden 
Tinktur  versetzt  man  mit  20  ccm  alkoholischer  7,  N.-Kalilauge,  kocht 
offen  eine  Stunde  auf  dem  Dampfbad  und  dampft  zur  Trockne  ein. 
Den  Rückstand  nimmt  man  mit  500  ccm  Wasser  auf  und  titriert  mit 
Y,  N.-  Schwefelsäure  und  Phenolphtalein  zurück.  Bei  stark  gefärbten 
Lösungen  verdünnt  man  auf  1  Liter. 

Eine  Filtration  ist  nicht  vorzunehmen. 

Die  Anzahl  der  gebundenen  ccm  K  OH  mit  28,08  multipliziert  gibt 
die  Verseifungszahl. 

Man  berechnet  auf  3  g,  nicht  auf  1  g. 

e)  Prüfung  nach  dem  D.  A.  IV.  Man  führt  dieselbe  bei  denen, 
welche  offizinell  sind,  aus. 

Die  für  die  Beurteilung  der  Tinkturen  sehr  brauchbare  Eapillar- 
analyse  von  Kunz-Krause  kann  nur  erwähnt  werden,  da  es  bisher 
nicht  gelungen  ist,  farbige  Reproduktionen  der  Bänder  herzustellen. 


312 


Drogen  und  galenische  Präparate. 


Grenzwerte. 


Säxirezahlen 

Yerseifungs- 

Trocken- 

No. 

Tinctara 

nach 

zahlen  nach 

riickstand 

K.  Dieterich 

K.  Dieterich 

Pro«. 

1 

Absinthii  D.  A.  IV 

8-40-  8-96 

2800-  68-10 

2-22—  3-21 

2 

Aconita  D.  A.  IV    .    .    .    . 

3-36-  3-62 

43-31-  46-39 

1-45      3-12 

3 

Aloes  D.  A.  rV 

2Ö-40-25-67 

117-60-162-00 

8-60-15-87 

4 

composita  D.  A.  IV 

5-32-  8-40 

43-40-  65-80 

2-80—  3-80 

5 

amara  D.  A.  IV     .... 

6-72      700 

56-00  -  58-80 

3-96—  5-81 

6 

Amicae  D.  A.  IV  .    .    .    . 

8-96-  9-62 

26-00      37-80 

1-05-  2-24 

7 

duplex 

9-80— 12-23 

36-40-  61-60 

2-25-  4-31 

8 

aromatica  D.  A.  IV   .    .    . 

3-64      6-72 

19-60-  32-20 

1-56—  2-15 

9 

Asae  foetidae  PL  G.  IE    . 

7-00      9-52 

46-20-  50-00 

6-54    10-32 

10 

Aurantii  D.  A.  IV  . 

9-24— 10-36 

82-60    104-30 

6-52-  8-26 

11 

Benzoes  officin.  D.  A.  IV 

31-63-3304 

129-20-185-80 

13-48-16-93 

12 

Yenalis     .... 

19-88    25-48 

7000-128-60 

10-18—15-87 

13 

Cannabis  indicae  Ph.  G.  TT 

5-18      5-46 

2100-  2800 

3-45      4-82 

14 

Cantharidnm  D.  A.  IV  .    . 

4-48-  6-16 

18-40-  23-80 

115      2-85 

15 

Capsici  D.  A.IV    .    .    .    . 

5-32-  5-88 

18-20      22-40 

102      1-87 

16 

Cascarülae  Ph.  G.  I  .    .    . 

4-48-  616 

16-80-  32-80 

1-37      2-24 

17 

Catechu  D.  A.  IV  .    .    .    . 

2212-22-68 

79-80      8200 

7-31    11-52 

18 

Chinae  D.  A.IV     .... 

9-24-11-76 

72-80-  81-20 

4-59-  6-90 

19 

composita  D.  A.  IV 

9-52-10-92 

57-40      72-80 

4-46—  6-91 

20 

Ghinoidini 

30-24-3108 

89-60      95-20 

8-88-1201 

21 

Cinnamomi  Geylanici   .    . 

5-74      6-14 

3500      36-40 

1-56—  1-87 

22 

D.A.IV     .    . 

4-20      4-76 

18-20-  23-80 

1-62      2-47 

23 

Colchici  D.  A.  IV  .    .    .    . 

3-92-  4-48 

1540—  26-60 

1-07      2-06 

24 

Golocynthidis  D.  A.  IV     . 

3-36-  400 

18-20-  2000 

1-60-  2-65 

25 

Digitalis  D.A.  IV  .... 

7-28-10-33 

28-00-  44-80 

1-93-  3-24 

26 

aetherea  Ph.  G.  I 

4-76-  7-56 

26-60—  33-30 

1-38—  2-16 

27 

Euphorbii  Ph.  G.  I    .    .    . 

4-06      616 

22-40-  30  80 

430-  4-90 

28 

Ferri  acetici  Rademacheri 

71-68-86-80 

190-80-238-00 

— 

29 

chlorati  aetherea  D.  A. 

IV 

700-  7-56 

95-20-100-80 

30 

composita     .... 

3-36      5-88 

8-40      26-60 

15-50-18-50 

31 

pomata  D.  A.  IV     . 

17-64-18-48 

95-20    108-80 

5-33—  7-90 

32 

fumalis 

1904    19-60 

70-00-  72-00 

— 

33 

duplex 

32-62-33-00 

126-00    128-00 

34 

Gallarum  D.  A.  IV    .    .    . 

36-40-38'36 

22400-266-00 

11-76-16-12 

36 

Galangae 

6-58-  7-28 

30-80-  36-40 

2K)3      2-58 

36 

Gentianae  D.  A.  IV  .    .    . 

5-50      7-56 

56-00-  64-40 

5-26-  8-36 

37 

Guajaci  Ph.  G.  I    .    .    .    . 

22-40-23-80 

58-80      63-00 

12-81    16-91 

38 

ammoniata  .    .    . 

29-68-30-80 

61-60-  63-00 

15.33—15-41 

39 

Hellebori  viridis  Ph.  G.  I 

5-32—  616 

23-80-  2800 

1-75—  2-12 

40 

Ipecacuanhae  Ph.  G.  II 

4-48      5-18 

21-00-  25-20 

1-41—  1-98 

Tinkturen. 


313 


Saurezahlen 

Veraeifungfl- 

Trocken- 

No. 

Tinctura 

Aach 

sahlen  nach 

riickstand 

K.  Dieterich 

K.  Dieterich 

ProB. 

41 

Lobeliae  D.  A.  IV 

5-60—  5-88 

26-60      30-80 

1-21      1-91 

42 

Macidis  Ph.  G.  I    .   .   .    . 

4-76      5-04 

23-80-  26-60 

1-46      3-15 

43 

Myrrhae  D.  A.  IV  .    .    .    . 

5-88  -  7-28 

40-60-  71-40 

4-11—  7-19 

44 

Opü  benzolca  D.  A.  IV   . 

14-00--1600 

30-80-  47-60 

6-35-  6-59 

45 

crocata  D.  A.  IV  .    . 

1400-17-08 

58-80—  89-60 

4-78      6-92 

46 

-     mmplez  D.  A.  IV  .    . 

6-72-17-08 

49-00—  65-80 

4-00      5-81 

47 

Pimpinellae  D.  A.  IV   .    . 

4-20      616 

88-50-  43-30 

2-79      4-41 

48 

Pini  composita  Ph.  G.  I  . 

8-68-  8-96 

37-80-  47-60 

3-24—  4-99 

49 

Ratanhiae  D.  A.  IV  .    .    . 

2-80—  6-88 

72-80-  81-20 

5-92—  7-14 

60 

Resinae  Jalapae  Ph.  G.  I 

4-48-  6-88 

60-40—  53-20 

7.49—  8-67 

61 

Rhei  aquosa  D.  A.  IV  .    . 

4-20-  616 

1960-  32-20 

4-49      5-50 

52 

-     Yinosa  D.  A.  IV    .    . 

8-96      9-24 

110-60 -254-80 

1400-21-50 

53 

Scillae  D.  A.  IV    .... 

6-58—  8-40 

19-60-  21-00 

8-16-14-21 

54 

-       kaUna  Ph.  G.  I  .    . 

3-92-  4-48 

5-60-    700 

1-51      2-14 

55 

Seealis  comuti  Ph.  G.  I  . 

4-20      4-48 

11-20-  15-40 

0-86-  2-20 

56 

Spilanthis  comp.  Ph.  G.  I 

9-80-12-32 

43-40-  51-80 

3-89-  5-13 

57 

Strophanthi  D.  A.  IV    .    . 

2-21      3-92 

12-60-  19-60 

115-  206 

58 

Strychni  D.  A.  IV  .    .    . 

3-64—  6-16 

14-00-  25-80 

0-85-  1-58 

59 

Valerianae  D.  A.  IV  .    .    . 

2-52      5-88 

33  60-  51-80 

3-82—  5-83 

60 

aetherea  D.  A. 

IV. 

4-48      5-88 

18-20      25-20 

106-  2-34 

61 

VanUlae  Ph.  G.  I  .    .    . 

8-40      8-68 

50  40-  58-80 

3-85—  4-63 

62 

Veratri  D.  A.  IV    .    .    . 

3-92      4-20 

25-20      3220 

1.35—  2-10 

63 

Zingiberis  D.  A.  IV    .    . 

2-80-  5-60 

12-60-  21-00 

0-73      1-27 

Für  Tinct.  Digitalis,  Opii  und  Stryclini  machen  sich  folgende  spezielle 
Bestimmungen  nötig: 

TincU  DigUaUs  —  :FingerhuMhktur. 

Digitoxinbestimmung  (nach  C.  C.  Keller). 

Man  dampft  200  g  Tinktur  im  Wasserbad  auf  ca.  20  g  ein,  nimmt 
den  Rückstand  mit  Wasser  auf,  yerdünnt  auf  222  g  und  Yerfährt,  wie 
bei  Folia  Digitalis  angegeben. 

Grenzwerte:    Digitoxingehalt:  0,013 — 0,039  Proz. 

Tinctura  Opü  aimplex  und  crocata  —  einfache  und  safran- 
haUige  OpiunMnktur. 

Morphingehalt  (nach  E.  Dieterich). 

50,0  Opiumtinktur  (simplex  oder  crocata)  dampft  man  in  tarierter 
Schale  auf  dem  Wasserbad  auf  15,0  g  ein,  yerdünnt  mit  Wasser  bis  zimi 
Gewicht  von  38,0  g,  versetzt  diese  mit  2  ccm  N.-Ammoniak,  mischt  durch 
einmaliges  Schütteln  und  filtriert  sofort  durch  ein  bereit  gehaltenes 
Faltenfilter  von  10  cm  Durchmesser.  32  g  dieses  Filtrates  =  40  g  Tinktur 
behandelt  man  nun  weiter,    wie   unter  Opium  angegeben  wurde.     Das 


314  Drogen  und  galenische  Pr&parate. 

Gewicht  des  Morphins  mit  2,5  multipliziert  ergibt  den  Morphingehalt 
der  Tinktur  nach  Prozenten,  mit  26,5  multipliziert  erhalten  wir  die 
Morphinprozente  des  betre£fenden  Opiums. 

vxrenz  werter  crocata:  simpIex: 

Spez.  Gew.  bei  150C.    0,980—  0,984;  0,974—  0,978 

S.-Z.:  14,0    —17,08;  6,72  —17,08 

V.-Z.:  58,80  —89,60;  49,0    —65,80 

Trockenrückstand:  4,78  —  6,92  Proz.;       4,0    —  5,81  Proz. 

Alkaloid:  nicht  unter  1       -  nicht  unter  1     - 

Anforderungen:  Sollen  obigen  Grenzwerten  imd  dem  Arznei- 
buch IV  entsprechen. 

Tinctura  Strychni  —  BrechnusMnktur. 

a)    Alkaloidbestimmung  (nach  £.  Dieterich). 

50  g  dampft  man  in  einer  Porzellanschgile  zur  Trockne.  Den  Rück- 
stand behandelt  man  folgendermaßen:  Man  löst  ihn  in  3  ccm  Wasser, 
die  Lösung  mischt  man,  ohne  stark  zu  drücken,  mit  10  g  grobgepulvertem 
reinen  Calciumoxyd  (Ca  0  aus  Marmor),  füllt  die  krümelige  Mischung 
sofort  in  den  Bartheischen  Extraktionsapparat  und  extrahiert  sofort 
^4 — 1  Stunde  mit  Äther.  Will  man  den  Soxhletschen  oder  einen  ähn- 
lichen Apparat  benutzen,  so  hat  man  das  Gemisch  sofort  in  eine  ent- 
sprechende Hülse  zu  füllen  und  sofort  zu  extrahieren.  Vorher  bringt 
man  aber  unter  die  Patrone  einen  dichten,  mindestens  2  cm  hohen 
Wattepfropfen.  Nachdem  die  Extraktion  beendet  ist,  bringt  man  den 
Auszug  in  eine  tiefe  Porzellanschale  von  10 — 12  cm  Durchmesser,  spült 
das  Extraktionskölbchen  mit  einigen  Tropfen  Alkohol  und  etwas  Äther 
nach  und  läßt  den  Äther,  nachdem  man  noch  3 — 5  Tropfen  Wasser  zu- 
gesetzt hat,  auf  dem  Wasserbade  verdunsten.  Den  Rückstand  löst  man 
in  möglichst  wenig  (etwa  0,5 — 1  ccm)  Alkohol  und  setzt  der  Lösung 
2 — 3  ccm  Wasser  hinzu.  Nachdem  man  die  Mischung  dann  noch  mit 
1 — 2  Tropfen  Hämatoxylinlösung  (1 :  100  Alkohol)  versetzt  hat,  titriert 
man  mit  7,0  N.-Schwefelsäure. 

Wegen  der  Alkalität  des  Glases  ist  eine  Titration  in  Glasgefaßen 
zu  vermeiden. 

1  ccm  Yjq  N.-Schwefelsäure  entspricht  0,0182  g  Alkaloid  (Brucin 
und  Strychnin  zu  gleichen  Teilen). 

Grenzwerte: 

Spez.  Gew.  bei  15^0:  0,896—  0,909 

S.-Z.:  3,64  —  6,16 

V.-Z.:  14,0    —25,80 

Trockenrückstand :  0,85  —  1,58  Proz. 

Alkaloid:  0,17  —  0,32      - 


Salben  and  Pasten.  3] 5 

b)    Alkaloidbestimmung  nach  dem  D.  A.  IV. 
Anforderungen:  Soll  obigen  Grenzwerten  und  dem  D.  A.  IV  ent- 
sprechen. 

Ungruenta  et  Pastae  —  Salben  und  Pasten 

(nach  £.  Dieterich). 

Mikrometrische  Messung. 

Man  befreit  eine  möglichst  geringe  Menge  der  zu  untersuchenden 
Salbe  mit  Petroläther  auf  dem  Objektträger  vom  Fett. 

Die  zurückbleibende  Substanz  bettet  man  in  flüssiges  Paraffin  und 
verteilt  durch  gelindes  Reiben  mit  dem  Deckgläschen  möglichst  fein. 
Man  bringt  das  Präparat  unter  ein  Mikroskop  und  stellt  die  Maximal- 
größe der  einzelnen  Teilchen  fest.  Zum  Messen  bedient  man  sich  eines 
Okularmikrometers  5  mm  =  100  Teilstrichen  bei  590-facher  Vergrößerung. 
1  Teilstrich  =  0,00135  mm  =  1,35  /x. 

Bei  Vngueniutn  Hydrargyri  cinereutn  bestimmt  man  außer  der 
Maximalgröße  der  Quecksilberkugeln  noch  den 

Quecksilbergehalt.  Nach  dem  D.A.IV  sollen  3  g  graue  Queck- 
silbersalbe  nach  Entfernung  des  Fettes  durch  Äther  nahezu  1  g  Queck- 
silber hinterlassen.  Besser  nimmt  man  etwas  mehr,  5 — 10  g  Salbe  in 
Arbeit  und  übergießt  dieselbe  in  einem  kleinen  gewogenen  Becherglase 
(v.  100 — 150  ccm  Inhalt)  mit  ungefähr  30  g  Äther.  Unter  Umschwenken 
und  eventuellem  gelinden  Erwärmen  löst  man  das  Fett,  läßt  recht  gut 
absetzen  und  gießt  die  ätherische  Fettlösung  vorsichtig  von  dem  Queck- 
silberschlamm ab.  Man  wiederholt  diese  Behandlung  nochmals  mit 
weniger  Äther  und  gibt  nach  dem  nochmaligen  Abgießen  1 — 2  ccm  Sol. 
Stanni  chlorati  hinzu.  Durch  gelindes  Erwärmen  findet  ein  schnelles 
und  vollständiges  Zusammenfließen  der  Quecksilberkügelchen  stat.  Nach 
dem  Auswaschen  des  Zinnsalzes  mit  Wasser,  dann  mit  etwas  Alkohol  und 
Äther  kann  man  bei  30 — 40^  C.  trocknen  oder  auch  das  Becherglas  mit 
einem  sauberen  Tuche  auswischen  und  sofort  zur  Wägung  bringen.  Nach 
dieser  Methode  ist  man  sicher,  das  Quecksilber  frei  von  jeglichen  Ver- 
unreinigungen  zu    erhalten  und    die   Bestimmung    geht   schnellstens   zu 

erledigen. 

Grenzwerte. 


Maximal- 
l^röße  in  ii 


Unirn^ntiim:    Acidi  borici  D.  A.  IV  .   .   .   . 

concentratum 

salicjlici 

Bismati  sabnitr.  conceDtratum 
Cerussae  D.  A.  IV 


263-25 

25110 

206-55 

87-75 

43-20 


316 


Drogen  and  galenische  Präparate. 


Pasta: 


Cerussae  concenträtum 

Ghrjsarobini  concenträtum     .... 
Hydrargjrri  albam  D.  A.  IV    .    .    .    . 

concenträtum 
cinereum  D.  A.  IV   .    .    . 
durum  .... 

rubrum 

concenträtum  .    . 

Jodoformii  concenträtum 

Minii  rubrum  concenträtum  .... 

Resorcini  concenträtum 

sulfuratum 

concenträtum 

compositum  concenträtum 

Tartan  stibiati 

WilkinsoDÜ 

Zinci  D.  A.  IV 

concenträtum 


salicylica  m.  gelb.  Vasel. 
m.  weißer  Vasel. 

Zinci 

-    mit  Loretin  .... 


Maximal- 
große  in  jt 


37-80 

13230 
4100 
64-80 
25-65 
20-25 
40-50 
80-00 

216-00 
6000 

160-65 
95-85 
76-95 

128-25 
67-20 

103-95 

33-75 

6-75 

20-25 

43-20 

36-45 

101-25 


Diese  Grenzen  sollen  gut  verriebene  Salben  im  allgemeinen  nicht 
wesentlich  überschreiten. 


Mit  diesen  Methoden  sind  diejenigen  für  die  galenischen  Präparate 
und  für  die  Drogen  bei  weitem  nicht  erschöpft.  Bei  dem  beschränkten 
Platz  haben  jedoch  nur  die  wichtigsten  Methoden  und  die  notwendigsten 
Momente  zur  Beurteilung  Platz  finden  können. 


Eantschnk  und  Kantschnkwaren. 

Von 
Dr.  Fritz  Frank  und  Dr.  Eduard  Xarekwald  in  Berlin. 


A.  Robkantschnk  nnd  ynlkaiiisierter  Kantschnk. 

Als  KautscHuk  bezeichnet  man  die  festen  Massen,  die  aus  den 
Milchsäften  verschiedener  Pflanzen  durch  chemische  oder  mechanische 
Mittel  gewonnen  sind.  Die  Kautschuk  liefernden  Pflanzen  gehören  zu- 
meist den  Familien  der  Euphorbiaceen,  Asklepiadeen  und  Apocynaceen 
an.  Ihre  Heimat  befindet  sich  teils  in  Süd-  und  Zentralamerika,  teils 
in  Afrika,  teils  endlich  in  Hinterindien  und  auf  den  angrenzenden  Inseln. 
Man  kennt  eine  grofle  Anzahl  verschiedener  Kautschuksorten,  die  nicht 
nur  der  Herkunft  und  dem  Äufleren  nach  sich  wesentlich  voneinander 
unterscheiden,  sondern  die  auch  in  ihrem  physikalischen  und  chemischen 
Yerhalten  mancherlei  Abweichungen  imtereinander  zeigen.  Das  allen 
Kautschukarten  Gemeinsame  und  deren  Wert  Bedingende  ist  die  Kaut- 
schuksubstanz. Diese,  nach  einem  Vorschlage  von  Weber  Polypren 
genannt,  gehört  chemisch  in  die  Eeihe  der  aliphatischen  Terpene,  ist  also 
ein  Kohlenwasserstoff  (CioHje)  x— .  Sie  unterscheidet  sich  bei  den 
Handelssorten  verschiedener  Provenienz  wahrscheinlich  durch  die  mole- 
kulare Struktur  und  den  Grad  der  Polymerisation,  wodurch  die  tatsächlich 
vorhandene  Mannigfaltigkeit  bei  prozentisch  gleicher  Zusammensetzung 
erklärlich  wird.  Neben  der  verschiedenen  Struktur  und  Größe  des 
Moleküls  wird  die  erhebliche  Verschiedenheit  der  Rohkautschuksorten 
durch  Fremdkörper  bedingt,  die  entweder  dem  Milchsaft  selbst  ent- 
stammen oder,  sei  es  aus  Unkenntnis,  sei  es  in  betrügerischer  Absicht, 
bei  der  Gewinnung  hinzugefügt  worden  sind.  Auch  können  solche  Fremd- 
körper durch  chemische  Veränderungen,  welche  die  Rohware  beim  Lagern 
und  Transport  erleidet,  entstanden  sein.  Wenn  im  folgenden  also  schlecht- 
weg von  „dem  Kautschuk"  die  Rede  ist,  so  darf  nicht  vergessen  werden, 
daB  unter  diesem  Namen  eine  ganze  Reihe  chemisch  zwar  nahe  ver- 
wandter, aber  keineswegs  immer  identischer  Körper  zusammengefaßt 
werden. 


318  Kautschuk  und  Kautschukwaren. 

Die  Erkennung  und  Bewertung  der  einzelnen  Rolikautschuksorten, 
deren  Preise  sich  oft  um  das  Mehrfache  Toneinander  unterscheiden,  ist 
dem  Fachmann  durch  mancherlei  Merkmale  ermöglicht,  wie  Farbe,  Ge- 
ruch, Elastizität,  äußere  Form  u.  s.  w.^).  Auf  diese  Hilfsmittel  kann  an 
dieser  Stelle  nicht  näher  eingegangen  werden,  zumal  die  auf  solche 
Kennzeichen  begründete  Beurteilung  der  Rohprodukte  nicht  als  analytische 
Methode  zu  bezeichnen  ist. 

Jeder  Rohkautschuk  enthält,  wie  bereits  erwähnt,  in  Mengen,  die 
nicht  nur  für  die  verschiedenen  Handelssorten,  sondern  selbst  für  ver- 
schiedene Muster  derselben  Varietät  stark  wechseln,  einerseits  Wasser, 
andererseits  anorganische  und  organische  Verunreinigungen  (Sand,  Steine, 
Lehm,  Rinde,  Blätter,  wasserlösliche  Substanzen  etc.).  Diese  Verun- 
reinigungen werden  dem  Kautschuk  im  Laufe  der  fabrikatorischen 
Reinigung  zum  größten  Teil  entzogen,  und  ihre  Gesamtsumme  pflegt  als 
Wasch-  oder  Walzenverlust  bezeichnet  zu  werden.  Es  hat  absolut 
keinen  Wert,  an  kleinen  Mustern  (einigen  Grammen)  einer  Kautschuk- 
partie den  Wasser-  oder  Aschengehalt  dieser  letzteren  mit  den  üblichen 
Hilfsmitteln  des  Laboratoriums  bestimmen  zu  wollen,  da  die  Verteilung 
der  Verunreinigungen  in  einer  bestimmten  größeren  Partie  eine  höchst 
unregelmäßige  und  die  Herstellung  eines  zuverlässigen  kleinen  Durch- 
schnittsmusters vollständig  unmöglich  ist.  Will  man  den  Waschverlust 
bestimmen,  so  muß  man  vielmehr  von  einem  gewogenen  Durchscbnitts- 
muster  von  wenigstens  100 — 250  g  ausgehen  und  dieses  in  ganz  derselben 
Weise,  wie  es  in  der  Technik  geschieht,  zwischen  zwei  kleinen  Wasch- 
walzen mit  Wasser  behandeln.  Jeder  gewaschene  Rohkautschuk  ent- 
hält neben  der  eigentlichen  Kautschuksubstanz  noch  in  wechselnder 
Menge  organische  sauerstoffhaltige  Körper,  deren  Natur  bisher  noch  wenig 
aufgeklärt  ist.  Es  sind  dies  die  sogenannten  „Kautschukharze". 
Eine  Kautschuksorte  ist  im  allgemeinen  um  so  wertvoller,  je  geringer 
der  Gehalt  an  Kautschukharzen  ist.  Im  Gegensatz  zur  eigentlichen 
Kautschuksubstaiiz  sind  die  Kautschukharze  in  Alkohol  und  in  Aceton 
löslich.  Man  bestinmit  sie  daher  am  einfachsten,  indem  man  5  g  der 
in  kleine  Stücke  zerschnittenen,  gewaschenen  und  getrockneten  Probe 
im  Zuntzschen  Extraktionsapparat  bis  zur  Erschöpfung  (3  —  4  Stimden 
lang)  mit  Aceton  extrahiert.  Die  Probe  wird  am  besten  in  eine  mög- 
lichst dünne  Platte  ausgezogen,  diese  ganz  oder  in  schmale  Stücke  ge- 
schnitten   auf   einem  Batiststreifen   ausgebreitet,    ein   zweites   Stoffstück 


')  Vergl.  Henriques,  Der  Kautschuk  und  seine  Quellen.  Verlag  von 
Steinkopf  u.  Springer,  Dresden  1899. 

Marckwald  U.Frank,  Herkommen  und  Chemie  des  Kautschuks.  Verlag 
von  Steinkopf  u.  Springer,  Dresden  1904. 


Rohkaatschak.  3X9 

darüber  gelegt  und  über  einen  Glasstab  aufgerollt  (Fig.  67).  Wenn  eine 
Laboratoriumswalze  nicht  zur  Verfügung  steht,  so  empfiehlt  sich  doch 
auf  jeden  Fall  die  Anwendung  des  Batiststreifens.  Der  ungelöst  ge- 
bliebene Kautschuk  wird  vom  anhaftenden  Lösungsmittel  durch  Trocknen 
bei  60 — 80®,  am  besten  im  Wasserstoffstrome,  befreit.  Der  Gewichtsverlust 
entspricht  dem  Harzgehalte.  Guter  Kautschuk  haftet  nach  dem  Trocknen 
nicht  am  Stoff. 

Fig.  67. 


^^^^^^S;^S^^^ 


Folgende  kleine  Tabelle  enthält  den  durchschnittlichen  Harzgehalt 
einiger  (vorher  gewaschener)  wichtiger  Kautschuksorten. 

Parakautschuk  (1,0—4,5)  ...  im  Mittel  2,0  Proz. 

Ceara  scraps -  -  2,1  - 

I  Rio  Sheet -  -  8,3  - 

Columbia -  -  5,0 

Congo -  -  3,7  - 

Lagos -  -  4,5 

Sierra  Leone  (4,0—7,0)     ...  -  -  6,0  - 

Kassai,  rot -  -  3,3 

Java -  -  4,0 

Bomeo -  -  2,2  - 

Ceylon    .  * -  -  3,2  - 

III  Bomeo -  -  10,0  - 

In  der  Technik  werden  dem  Kautschuk  die  Harze  nicht  entzogen, 
sondern  das  harzhaltige  Produkt  wird  direkt  verarbeitet.  Die  Bestimmung 
des  Harzgehaltes  erfolgt  also  nur,  um  ein  Maß  für  die  relative  Güte 
des  gereinigten  Materials  zu  erhalten.  Sie  wird  bisher  von  den  Fabrikanten 
—  sehr  mit  Unrecht  —  nur  selten  vorgenommen. 

Neben  der  Bestimmung  des  Harzes  ist  die  Wasserbestimmung 
wichtig.  Dieselbe  wird  am  besten  im  Wasserstoff-  oder  Kohlensäure- 
strom, wie  unter  Abschnitt  C  näher  beschrieben,  ausgeführt.  Ebenso  ist 
die  Aschenbestimmung  von  Wert  (Ausführung  S.  335). 

Fiknr  die  WertbeMtnmung  von  MohkatUschuk  sind  einige  wert- 
volle Methoden  zu  nennen,  welche  ein  sicheres  Bild  auch  für  den 
mit  den  Verhältnissen  nicht  vollauf  vertrauten  Chemiker  geben ,  wenn 
sie  auch  nicht  als  absolut  einwandsfreie  Analysenmethoden  gelten  dürfen 
und  für  die  Interpretation  Erfahrung  nötig  ist.  Die  wichtigste  dieser 
Arbeitsweisen  stammt  von  Schneider  (Gummi-Ztg.  1903,  XVII,  S.  874). 


320  Kautschuk  und  Kautschukwaren. 

Wir  wenden  sie  mit  geringer  Abänderung  der  Originalmitteilung  in 
folgender  Weise  an:  2 — 4,  jedenfalls  in  keinem  Fall  über  5  g  des 
rohen  oder  gewaschenen  Kautscbukmusters  werden  in  30  ccm  Chloro- 
form aufquellen  gelassen  und  dann  allmählich  weitere  270  ccm  des 
gleichen  Lösungsmittels  unter  Umrühren  hinzugefügt.  Bas  Gemisch 
wird  auf  dem  Wasserbade  erwärmt,  wobei  der  gröBte  Teil  des  Kautschuks 
glatt  in  Lösung  geht.  Nur  die  mechanischen  Yerunreinigungen  und  einige 
in  ihrer  Zusammensetzung  nicht  genau  bekannte,  sauerstoffhaltige,  kaut- 
schukartige Produkte  bleiben  ungelöst.  Die  letzteren  befinden  sich  in 
stark  aufgequollenem  Zustand  in  der  Lösung,  so  daß  sie  nicht  inuner 
mit  Sicherheit  als  ungelöste  Substanz  erkannt  werden  können.  Die 
Lösung  bezw.  Mischung  wird  durch  feine  Seidengaze  vom  Rückstand  ge- 
trennt und  der  letztere  sorgfältig  gewaschen,  getrocknet  und  zur  Wägung 
gebracht.  Das  Filtrat  oder  ein  gewogener  bezw.  gemessener  Teil  desselben 
wird  auf  60°  erwärmt  und  unter  fortwährendem  Umrühren  Alkohol 
tropfenweise  hinzugefügt,  so  daß  die  von  jedem  Tropfen  bewirkte  Fällung 
sich  immer  wieder  auflöst.  Sobald  eine  bleibende  gelinde  Trübung  ein- 
getreten ist,  wird  mit  dem  Alkoholzusatze  aufgehört.  Die  anfanglich 
geringe  Trübung  ergibt  nach  kurzer  Zeit  eine  reichliche,  flockige  Fällung. 
Das  ausgefällte  Produkt  wird  wieder  auf  feiner  Seidengaze  gesammelt, 
mit  Alkohol  gewaschen,  schnell  vom  Filter  abgenommen,  im  Wasserstoff- 
strom getrocknet  und  zur  Wägung  gebracht.  Es  stellt  den  technich 
wertvollsten  Anteil  des  Gesamtkautschuks  dar  und  wird  nach  Schneider 
als  a-Eautschuk  bezeichnet.  Das  Filtrat  wird  nunmehr  mit  etwa  500  ccm 
Alkohol  versetzt,  wodurch  eine  zweite  Fällung,  der  yd-Eautschuk,  nieder- 
geschlagen wird.  Er  wird  in  gleicher  Weise  wie  vorher  gesammelt 
und  gewogen.  Das  nunmehr  verbleibende  Filtrat  wird  zur  Trockne  ge- 
dampft und  der  Rückstand  wiederholt  mit  absolutem  Alkohol  ausgekocht, 
wobei  als  unlöslich  der  ^'-Eautschuk  zurückbleibt,  während  die  Harze 
zum  großen  Teil  in  Lösung  gehen. 

Der  zuerst  ausfallende  a-Eautschuk  ist  der  bei  weitem  zäheste 
und  beste  Anteil.  Der  /9-Eautschuk  ist  weicher  und  der  /'-Eautschuk 
in  noch  höherem  Maße  klebend  und  weich.  Man  kann  daher  aus  dem 
Gehalt  an  a-Eautschuk,  bezw.  aus  dem  Verhältnis,  in  welchem  die  drei 
Sorten  in  der  Rohware  enthalten  sind,  einen  Schluß  auf  den  Wert  der- 
selben ziehen.  Noch  nicht  mit  Sicherheit  festgestellt  ist,  ob  die  mit 
Chloroform  nur  stark  aufquellende,  nicht  aber  lösliche  Substanz,  welche 
bei  der  angegebenen  Ausführung  der  Schneid  ersehen  Wertbestimmungs- 
methode als  Nicht -Eautschuk  ausgeschieden  wird,  in  allen  Fällen  auch 
wirklich  wertlos  ist.  Sie  ist  häufig  von  hoher  Zähigkeit,  so  daß  sie 
doch  wohl  nur  dann  als  den  Eautschuk  verschlechternd  angesehen  werden 
darf,   wenn  sie  in  besonders  großer  Menge  vorhanden  ist.     Im  letzteren 


Bestunmang  des  Kautschuks  als  Nitrosit  321 

Falle  yermindert  sie  allerdings  den  Wert  des  gewaschenen  Produktes, 
weil  sie  bei  der  Verarbeitung  der  Rohware  auf  den  Waschwalzen 
schmierig  wird.  Diese  Substanz  ist  stets  sauerstoffhaltig  und  wird  als 
ein  Zersetzungsprodukt  der  eigentlichen  Eautschuksubstanz  angesehen. 
Eine  ähnliche  Methode  hat  Feudi  er  (Gummi-Ztg.  1904,  XIX,  S.  41) 
Yorgescblagen.  Aus  der  Arbeit  Fendlers  kommt  für  die  wirkliche 
Wertbestimmung  folgendes  in  Betracht :  £twa  3  g  getrockneter  Kaut- 
schuk werden  in  97  g  Benzol  unter  häufigem  Umschütteln  gelöst,  durch 
Glaswolle  abfiltriert  und  der  Filterrückstand  sorgfältig  mit  Benzol  ge- 
waschen. Dieser  enthält,  wie  bei  der  Schneid  ersehen  Methode,  die 
nicht  YoUwertigen  sauerstoffhaltigen  Verbindungen  und  die  mechanischen 
Verunreinigungen.  Das  Filtrat  enthält  die  Kautschuksubstanz  und  das 
Kautschukharz.  Es  wird  gewogen  oder  gemessen  und  ein  aliquoter  Teil 
desselben  in  die  anderthalbfache  Gewichtsmenge  absoluten  Alkohols 
unter  Schütteln  eingetragen.  Das  Ausfallende  wird  auf  Glaswolle  ge- 
sammelt, getrocknet  und  als  Eautschuksubstanz  zur  Wägung  gebracht. 
Biese  Bestimmung  kann  nur  dann  einen  Wert  haben,  wenn  das  Trocknen 
im  Strom  eines  indifferenten  Gases  oder  im  Vakuum  statthat.  Ein 
Fehler  derselben  liegt  auch  darin,  daß  leicht  etwas  Eautschukharz  bei 
der  Fällung  mit  niedergerissen  wird,  imd  es  ist  daher  erforderlich,  den 
Alkohol  und  die  Lösung  vor  dem  Vermischen  auf  50 — 60"  zu  erwärmen. 
Unter  Berücksichtigung  aller  Vorsichtsmaßregeln  kann  diese  Methode  da 
empfohlen  werden,  wo  es  sich  um  die  Erlangung  von  Vergleichswerten 
handelt. 

Kautächuksubsianz  als  NUraHL  Erwähnt  werden  muß  auch 
noch  eine  Methode  zur  Bestimmung  der  Eautschuksubstanz  in  rohen 
oder  gewaschenen  Eautschuken,  welche  darauf  beruht,  das  Eautschuk- 
terpen  in  ein  Nitrosit  überzufuhren.  Dieses  Verfahren,  das  sich  auf 
Forschungen  von  C.  Harries  (Ber.  der  Deutschen  Ghem.  Ges.  XXXVI, 
S.  1937)  gründet,  ist  durch  geringe  Änderungen  von  Feudi  er  (Gummi- 
Ztg.  XVIII,  1904,  S.  848)  für  den  allgemeinen  analytischen  Gebrauch 
verwendbar  gemacht  worden.  Nach  den  Arbeiten  von  Harries  entsteht 
durch  Einleiten  von  vollkommen  trockenem  Salpetrigsäuregas  in  eine 
wasserfreie,  benzolische  Lösung  von  Eautschuk  ein  Nitrosit  von  an- 
nähernd konstanter  prozentischer  Zusammensetzung,  CgoH9QNeO]4.  Da 
es  jedoch  noch  nicht  mit  hinreichender  Sicherheit  festgestellt  ist,  daß 
die  Zusanunensetzung  in  jedem  Fall  der  genannten  Formel  entspricht, 
80  ist  die  Methode  nicht  als  einwandsfrei  zu  betrachten.  Doch  muß  sie 
der  Vollständigkeit  wegen  hier  aufgeführt  werden. 

Ausführung  der  Methode:  1  g  Eautschuk  wird  durch  Fällen 
oder  Extrahieren  entharzt,  im  Wasserstoffstrom  getrocknet,  in  75  bis 
100  ccm  wasserfreien  Benzols   gelöst  und  von   den  suspendierten  sauer- 

Unienuchung^en.  5.  Aufl.    m.  21 


322 


Kantschnk  und  Kautschakwaren. 


Fig.  68. 


Stoff  haltigen  Anteilen  durch  Filtration  über  Glaswolle  oder  Seidengaze 
getrennt.  In  die  Lösung  leitet  man  2  Stunden  lang  einen  flotten  Strom 
Ton  Salpetrigsäuregas  ein,  welches  am  einfachsten  aus  Stärke  und 
Salpetersäure  in  bekannter  Weise  entwickelt  und  in  einem  Turm  mit 
Phosphorsäure -Anhydrid  oder  glasiger  Phosphorsäure  in  Stangen  sorg- 
faltig getrocknet  wird.  Das  ausgeschiedene  gelbe  Nitrosit  wird  nach 
Beendigung  der  Reaktion  noch  eine  Stunde  lang  im  Benzol  stehen  ge- 
lassen, das  Benzol  abfiltriert  imd  das  Nitrosit  mit  Benzol  oder  Petrol- 
äther  sorgfaltig  gewaschen.  Da  es  gewöhnlich  in  dem  Gefäß,  in  dem 
es  sich  gebildet  hat,  fest  an  der  Wandung  haften  bleibt,  so  ist  es  meist 
leicht,  das  ganze  Produkt  in  demselben  zu  behalten.  Der  event.  dennoch 
auf  das  Filter  gekonmiene  Anteil  wird  nach  dem  Trocknen  in  das  Glas 
gestäubt.  Das  Glas  mit  Substanz  wird  im  Yakuumexsikkator  oder  bei 
60^  im  Trockenschrank  getrocknet  und  hiemach  gewogen.    Den  trockenen 

Inhalt  des  Becherglases  übergieBt  man 
mit  50  ccm  Aceton,  digeriert  auf  dem 
Wasserbade  und  filtriert  die  entstandene 
klare  rotgelbe  Lösung  durch  ein  getrock- 
netes und  gewogenes  Filter  von  den 
mechanischen  Verunreinigungen  ab.  Der 
event.  verbleibende  Rückstand  wird  mit 
dem  Becherglase  und  Filter  gewogen.  Aus 
der  Differenz  zwischen  der  ersten  und  der 
jetzigen  Wägung  abzüglich  des  Filterge- 
wichtes ergibt  sich  dann  die  Menge  des  ge- 
bildeten Nitrosits.  Die  Differenz  zwischen 
ungelöstem  Rückstand  und  Glas  ist  die 
Menge  der  mechanischen  Venmreinigungen.  Aus  der  gefundenen  Menge 
Nitrosit  wird  der  Gehalt  der  Probe  an  Kautschuksubstanz  nach  der 
folgenden  Formel  berechnet: 

(^80^30  NgQul .  Q^^  jj^^  ^  ggf  Nitrosit :  x-  (Kautschuk) 

289 :  136  =  gef.  Nitrosit :  x-. 

Sehr  empfehlenswert  ist  es,  für  die  Einwirkung  des  Salpetrigsäure- 
gases das  von  Weber  (Fig.  68)  angegebene  Gefäfi  zu  verwenden  und  zur 
besseren  Ausnutzung  des  Gases  3 — 4  solcher  Flaschen  hintereinander  zu 
schalten.  Die  Verbindungen  zwischen  den  Gefäßen  müssen  Glasschliffe 
sein,  die  bei  allen  Gefäßen  gleich  bemessen  sind,  um  die  Reihenfolge 
verändern  und  so  schnelle  vollkommene  Sättigung  erreichen  zu  können. 
Bisher  ist  die  von  Schneider  empfohlene  Methode  noch 
immer    die    zuverlässigste,    besonders   wenn   man  noch  die  empfohlene 


Valkanisierter  Kaatschuk.  323 

Vorsicht  gebraucht,  die  in  dem  Chloroform  nur  suspendierten  bezw. 
aufgequollenen,  sauerstoffhaltigen  Körper  durch  Filtration  abzuscheiden, 
bevor  man  die  eigentliche  Eautschuksubstanz  fitllt. 

Für  die  Bewertung  von  Rohkautschuksorten  ist  häufig  auch  die 
Bestimmung  des  EiweiBgehaltes  von  Wichtigkeit.  Dies  ist  besonders 
dann  der  Fall,  wenn  es  sich  um  die  Lagerfähigkeit  weicher  Rohware, 
bezw.  um  Yerbesserungen  an  solchen  Kautschuken  handelt,  die  durch 
den  EiweiBgehalt  leicht  dem  Verderben  ausgesetzt  sind.  (Bei  größerem 
Eiweiße  und  Wassergehalte  kann  durch  eintretende  Fäulnis  leicht  eine 
Tollkommene  Entwertung  des  Kautschuks  herbeigeführt  werden.)  Die  in 
den  gebräuchlichen  Kautschuklösungsmitteln  unlösliche  Eiweißsubstanz 
findet  sich,  wenn  eine  der  obigen  Bestimmungsmethoden  der  Kautschuk- 
substanz angewendet  wird,  in  den  Anteilen,  die  bei  der  Filtration  der 
ersten  Mischung  zurückbleiben.  Sie  kann  in  diesen  Anteilen  oder  auch 
in  der  gewaschenen  Probe  selbst  qualitativ  durch  die  bekannten 
Reaktionen  und  quantitativ  annähernd  durch  die  Stickstoffbestimmung 
nachKjeldahl  bestimmt  werden. 

Der  gereinigte  Rohkautschuk  ist  eine  amorphe,  plastische  Substanz 
vom  spez.  Gewicht  0,92 — 0,96,  lichtgelber  bis  dunkelbrauner  Farbe  imd 
großer  Elastizität,  die  zwischen  etwa  +  4  und  50^  C.  sich  ziemlich  gleich 
bleibt.  Bei  niedrigerer  Temperatur  wird  er  hart,  bei  höherer  weich  und 
klebrig;  in  beiden  Fällen  wird  der  ursprüngliche  Zustand  nur  sehr 
allmählich  wieder  erreicht.  Frische  Kautschukflächen  haben  die  Fähig- 
keit, bei  geringem  Drucke  aneinander  zu  kleben,  so  daß  die  vereinigten 
Stücke  ein  Ganzes  bilden. 

Der  Kautschuk  geht  leicht  mit  Schwefel  eine  additioneile  Ver- 
bindung ein.  Das  Reaktionsprodukt  ist  die  für  die  Kautschuktechnik 
wichtigste  Substanz,  der  geschwefelte,  sogenannte  vtUkanisierte  Kaut^ 
sehuk*  Die  Verfahren,  die  diese  Reaktion  bewirken,  bezeichnet  man 
als  „Vulkanisation^,  und  zwar  werden  Heiß-  und  Kaltvulkanisation 
unterschieden.  Bei  der  Heißvulkanisation  wird  Kautschuk  mit  mehr  oder 
weniger  Schwefel  gemischt,  längere  oder  kürzere  Zeit  auf  Temperaturen 
erhitzt,  die  für  den  gewünschten  Zweck  erprobt  sind.  Bei  der  Kalt- 
vulkanisation wird  der  zu  vulkanisierende  Kautschuk  durch  eine  dünne 
Lösung  von  Schwefelchlorür  (S^Cl^)  in  der  Kälte  hindurchgeführt.  Die 
bei  der  Reaktion  entstehenden  Substanzen  sind  Weichgummi,  wenn  sie 
relativ  wenig  chemisch  gebundenen  Schwefel  enthalten.  Dies  ist  der 
Fall,  wenn  sie  nur  kurze  Zeit  auf  Temperaturen  von  120 — 135°  oder 
ganz  kurze  Zeit  hindurch  auf  170 — 180*^  erwärmt  worden  sind  (Dunlop- 
Fahrradreifen).  Dem  Weichgummi  ist  die  Feder-  und  Zugelastizität  des 
Rohkautschuks  in  erhöhtem  Maße  eigen,  aber  nicht  nur  innerhalb  der 
oben  erwähnten  Temperaturgrenzen,  sondern  von  sehr  niedrigen  Wärme- 

21  • 


324  Kautschuk  und  Kantschukwaren. 

graden  an  bis  zu  Temperaturen  (über  200°),  bei  denen  die  totale  Zer- 
setzung des  Eautschukmoieküls  beginnt.  Die  Fähigkeit,  aneinander  zu 
kleben  und  äuBerer  Formveränderung  leicht  nachzugeben,  besitzt  der 
Weichgummi  nicht  mehr. 

Behandelt  man  Kautschuk  längere  Zeit  mit  viel  überschüssigem 
Schwefel  bei  niederer  (120— 135 »)  oder  höherer  Temperatur  (150— 160^), 
so  entsteht  der  Hartgummi  (Ebonit),  ein  verhältnismäßig  fester  Körper, 
der  keine  Zug-,  sondern  nur  noch  eine  gewisse  Federelastizität  besitzt. 
Während  Rohkautschuk  in  Chloroform,  SchwefelkohlenstofE',  Benzolen, 
Petroläther,  Benzin  und  ähnlichen  Lösungsmitteln  und  Äther  mehr  oder 
weniger  leicht  löslich  ist,  ist  die  Löslichkeit  seiner  Schwefelverbindungen 
um  so  geringer,  je  höher  der  Yulkanisationsgrad  ist.  Der  vulkanisierte 
Kautschuk  wird  überhaupt  von  chemischen  Reagentien  nur  sehr  schwer 
und  meist  nur  imter  völliger  Zersetzung  angegriffen. 

Die  chemische  Analyse  von  reinem  Weich-  oder  Hartgummi,  von 
Gemischen  also,  die  lediglich  aus  Schwefel  und  Kautschuk  bestehen, 
beschränkt  sich  neben  einer  eventuellen  Aschenbestimmung  auf  die  Be- 
stimmung des  Gesamt-  und  des  chemisch  gebundenen  Schwefels.  Weich- 
oder Hartgummi  enthält  nämlich  neben  dem  chemisch  gebundenen  stets 
wechselnde  Mengen  freien  Schwefels.  Da  dieser  letztere  in  Aceton  sich 
völlig  löst,  so  kann  man  ihn  auf  dieselbe  Weise  entfernen,  wie  es  S.  318 
für  die  sog.  Kautschukharze  beschrieben  worden  ist.  Der  Gewichts- 
verlust nach  der  Behandlung  mit  Aceton  im  Extraktionsapparat  ergibt 
hier  die  Summe  von  Kautschukharzen  und  freiem  Schwefel,  die  Differenz 
im  Schwefelgehalt  der  ursprünglichen  imd  der  extrahierten  Substanz  den 
freien  Schwefel  allein.  Hierbei  muß  aber  bemerkt  werden,  daß  in  vielen 
Fällen  der  in  Aceton  lösliche  Anteil  des  Kautschuks  nach  der  Vulkanisation 
gestiegen  ist.  Über  die  Ausführung  der  Schwefelbestimmung  selbst  etc. 
s.  den  3.  Abschnitt. 

Weichgummi  enthält  2 — 10  Proz.  Schwefel  in  chemischer  Bindung^ 
während  beim  Hartgummi  der  Gehalt  an  gebundenem  Schwefel  25 — 34  Proz. 
beträgt.  Es  lassen  sich  indessen  auch  Zwischenglieder  innerhalb  dieser 
beiden  Grenzen  herstellen. 

Das  als  zweites  genannte  Yulkanisationsverfahren  vermittelst 
Schwefelchlorür  geht,  wie  gesagt,  in  der  Kälte  vor  sich.  Bei  demselben 
tritt  Schwefel  imd  Chlor  mit  dem  Kautschukmolekül  in  chemische 
Bindung.  Da  diese  Vereinigung  momentan  beim  Zusammenbringen  er- 
folgt und  der  dann  entstandene  kalt  vulkanisierte  Kautschuk  späteren 
Formveränderungen  nicht  mehr  zugänglich  ist,  so  ist  es  nur  möglich, 
fertiggeformte  Gegenstände  zu  chlorosulfieren.  Da  ferner  der  flüssige 
Chlorschwefel  hierbei  nur  die  Oberflächenschichten  anzugreifen,  nicht 
aber  tief   einzudringen    vermag,    so    können   lediglich    Gegenstände    von 


Rohstoffe  der  Kaatschakindustrie.  325 

geringer  Dicke  nach  diesem  Verfahren  vulkanisiert  werden.  Zu  den 
kalt  vulkanisierten  Produkten  gehört  in  erster  Linie  der  sog.  Patent- 
gummi. Unter  diesem  Namen  werden  speziell  Platten  verstanden,  die 
aus  kompakten  Blöcken  auf  mechanischem  Wege  geschnitten  (nicht 
gewalzt)  worden  sind.  Aber  auch  gewalzte  Platten  und  wasserdichte 
Stoffe  werden  häufig  kalt  vidkanisiert.  Charakteristisch  für  den  Patent- 
gummi war  früher  die  feine,  gleichmäßige  Riefelung,  die  von  der  Ein- 
wirkung des  Schneidemessers  herrührte.  Heute  wird  diese  häufig  auch 
künstlich  durch  Einpressen  der  gewalzten  Platten  in  Gewebe  erzielt. 
Eine  weitere  Art,  Kautschuk  zu  vulkanisieren,  ist  unbekannt.  Wenn 
sich  oft  Angaben  darüber  finden,  daß  auch  Schwefelmetalle  (Goldschwefel, 
Schwefelalkalien  oder  gar  Schwefelblei)  die  Vulkanisation  zu  bewirken 
vermögen,  so  beruht  das  auf  einem  Irrtum.  Lediglich  der  in  diesen 
Verbindungen  eventl.  enthaltene  freie  Schwefel  wirkt  vulkanisierend, 
während  die  Sulfide  selbst  nur  als  Füll-  oder  Färbemittel  anzusehen 
sind.  Wahrscheinlich  spielen  die  Sulfide,  besonders  Bleisulfid  (vergl. 
C.  0.  Weber,  Gummi-Ztg.  1905,  XIX,  272),  jedoch  als  Eontaktsubstanzen 
beim  Vulkanisationsprozeß  eine  wichtige  Rolle.  In  manchen  Fällen 
(Mitteilung  von  C.  0.  Weber)  sollen  sie  zur  Einleitung  der  Vulkanisation 
unerläßlich  sein. 


B.  Die  für  die  Kantschnkiiidastrie  aufier  Kautschuk  in  Betracht 

kommenden  Rohstoffe. 

Nachdem  im  vorhergehenden  Abschnitt  über  den-  Rohkautschuk 
und  seine  Wertbestimmung  das  Nötige  gesagt  worden  ist,  soll  in  diesem 
Teil,  bevor  auf  die  eigentliche  Analyse  der  Kautschuk  waren,  bezw. 
Mischungen  eingegangen  wird,  noch  über  andere  in  der  Kautschuk- 
industrie verwendete  Rohstoffe  berichtet  werden. 

Die  Kautschukwaren,  die  zu  den  verschiedensten  Gebrauchszwecken 
in  großen  Mengen  in  den  Handel  gebracht  werden,  bestehen  nur  in  den 
seltensten  Fällen  aus  reinem  vulkanisierten  Kautschuk.  In  erster  Linie 
waren  es  Rücksichten  auf  die  verschiedenen  Verwendungsarten,  welche 
dazu  führten,  mannigfache  Beimengungen  anorganischer  wie  organischer 
Natur  den  Rohkautschuken  bei  der  Verarbeitung  zuzufügen.  Bann  aber 
trat  ebensosehr  das  Bestreben  hervor,  dutch  derartige  Fremdkörper 
Verbilligungen  und  zuweilen  auch  Täuschungen  hervorzurufen. 

(Es  ist  daher  wichtig,  bei  der  Beurteilung  der  analytischen  Daten 
besonders  darauf  Rücksicht  zu  nehmen,  zu  welchem  Zweck  die  Zusätze 
gemacht  wurden,  und  festzustellen,  ob  diese  Zusätze  dem  gewünschten 
Zwecke  entsprechen  oder  doch  indifferent  sind,  oder  ob  sie  als  direkte 
Schädlinge  angesprochen  werden  müssen.     Jedenfalls  verändern  die  Bei- 


326 


Kautschuk  ood  Kaatschnkwaren. 


mengungen  den  Wert  und  die  Eigenschaften  der  Kautschuk-waren  in  den 
weitesten  Grenzen.) 

Kaum  eine  Verbindung  der  anorganischen  und  organischen  Chemie 
ist  nicht  bereits  auf  ihre  Verwendbarkeit  für  die  Zwecke  der  Kautschuk- 
fabrikation  geprüft  worden.  Wenn  auch  der  Gebrauch  vieler  wieder 
rasch  verlassen  wurde,  so  sind  doch  noch  eine  groBe  Menge  übrig 
geblieben,  die  sich  teils  häufig,  teils  vereinzelt  in  Kautschukwaren  finden. 
Die  wichtigsten  sind: 

Anorganische  Füll-  und  Befestigungsstoffe: 


Aluminium, 
Eisen, 
Zink, 
Messing, 
Bleioxyd, 
Mennige, 
Bleiweiß, 
Schwefelblei, 
Bleisulfat, 

Bleichromat  (Chrom- 
gelb), 
Zinkoxyd, 
Schwefelzink, 
Lithopon, 


Faktis,  weifi, 
Faktis,  braun, 
Fette  Öle, 
Lanolin, 
Kolophonium, 
Weich- und  Hartharze, 
Harzöle, 


Schwerspat, 
Goldschwefel, 
Zinnober, 
Eisenoxyde, 
Atzkalk, 
Kreide, 

Schwefelcalcium, 
Gips,  wasserfrei, 
Gips,  wasserhaltig, 
Magnesia, 

Magnesiumkarbonat, 
Magnesium- 
Aluminiumsilikate, 
(Infusorienerde, 

Organische  Füllstoffe: 

CeresLn, 

Paraffin, 

Wachs, 

Asphalt  (Bitumen), 

Weichpech  (Teer), 

Kien-  und  Lampenrufi, 

Stärke, 


Kieselgur, 

Talite, 

Floridaerde, 

Meerschaum, 

Asbest, 

Talkum,) 

Ton  (verschieden 
gefärbt), 

Glimmer, 

Glas, 

Bimssteinpulver, 

Anorganische  Farb- 
stoffe. 


Dextrin, 

Kartoffelmehl, 

Faserstoffe(Zellulose), 

Altgummi, 

Regenerierter  Gummi, 

Viskose, 

Organische  Farbstoffe. 


Da  außerdem  meist  eine  ganze  Reihe  dieser  so  verschiedenartigen 
und  zum  Teil  selbst  wieder  kompliziert  zusammengesetzten  Substanzen 
gleichzeitige  Verwendung  bei  der  Herstellung  eines  Musters  fiinden,  so 
begreift  es  sich,  daß  für  den  Analytiker  die  Untersuchung  der  Kautschuk- 
waren noch  immer  ein  sehr  schwieriges  und  wenig  betretenes  Feld 
bildet. 

FcikbU.  Von  den  organischen  Füllmitteln  der  Gummi  waren  spielen 
die  bedeutendste  Rolle  die  sogenannten  Kautschuksurrogate  oder  Faktices. 


Faktie.  327 

Man  benutzt  zwei  Sorten  von  derartigen  Surrogaten,  den  sogenannten 
weiBen  Faktis  und  den  braunen,  bezw.  schwarzen. 

Weifäer  FakUs*  Die  ersteren  Sorten,  yon  hellgelber  bis  fast 
weißer  Farbe,  sind  lockere  krümelige,  elastische  Massen,  die  beim  Be- 
handeln  von  fetten  Ölen,  vor  allem  von  Rüböl  und  Cottonöl,  mit  Schwefel- 
chlorür  erhalten  werden.  Zu  den  besonders  geschätzten  französischen 
weiBen  Faktissorten  wird  vielfach  Rizinusöl  verwendet.  Neuerdings 
kommen  diese  Produkte  häufig  in  schön  gefärbter  Ware  zur  Verwendung. 
Für  diesen  letzteren  Zweck  werden  die  Ole,  vor  der  Einwirkung  von 
Schwefelchlorür,  durch  öllösliche  organische  FarbstojQFe  mehr  oder  weniger 
stark  gefärbt.  Solche  Lösungen  werden  im  Verhältnis  1 :  100  bis  1 :  300, 
je  nach  der  Ausgiebigkeit  des  angewandten  Farbstoffes,  hergestellt. 
Der  chemische  Vorgang  bei  der  Bildung  fester  Produkte  der  fraglichen 
Art  aus  fetten  Ölen  ist  etwa  der  gleiche,  wie  bei  der  Vulkanisation  des 
Kautschuks  durch  Schwefelchlorür.  Es  lagert  sich  Chlor  und  Schwefel 
direkt  dem  Ol -Molekül,  resp.  den  in  diesem  vorhandenen  ungesättigten 
Glyzeriden  an.  Die  so  gebildeten  festen  Produkte  enthalten  6 — 8  Proz. 
Schwefel  und  äquivalente  Mengen  Chlor,  was  der  absoluten  Gewichtsmenge 
Schwefel  annähernd  gleichkommt.  Soweit  sie  vollkommen  mit  Schwefel- 
chlorür gesättigt  sind,  sind  sie  in  den  organischen  Lösungsmitteln  ohne 
Zersetzung  nicht  löslich.  Behandelt  man  sie  indessen  mit  alkoholischem 
Kali  oder  Natron  in  der  Kälte  oder  Wärme,  so  verhalten  sie  sich  genau  wie 
die  nicht  chlorosulfieiten  Glyzeride  und  lösen  sich  unter  Bildung  von 
wasserlöslichen  Seifen  auf.  Bei  dieser  Seifenbildung  wird  das  Chlor  fast 
quantitativ  abgespalten,  während  der  Schwefel  unverändert  an  die 
Fettsäure  gebunden  bleibt.  Wird  daher  aus  dieser  Seife  die  Faktis- 
säure  wieder  abgespalten,  so  enthält  letztere  den  gesamten  Schwefel, 
der  in  dieser  Fettsäure  quantitativ  bestimmt  werden  kann.  Das  Chlor 
ist  überhaupt  im  Faktis  äußerst  labil.  Auch  beim  heißen  Vulkanisieren 
von  Gummimischungen,  die  solche  weißen  Faktices  enthalten,  wird  es  zum 
größten  Teil,  wohl  in  Form  von  Salzsäure,  abgespalten.  Weißer  Faktis 
wirkt  daher  in  Mischungen,  die  für  die  heiße  Vulkanisation  bestimmt 
sind,  stets  schädlich.  Werden  derartige  Mischungen,  wie  es  leider 
häufig  geschieht,  z.  B.  für  Stoffgummierungen  verwendet,  die  heiß  vul- 
kanisiert werden  sollen,  so  kann  das  abgespaltene  Chlor  eine  Zerstörung 
des  Stoffes  herbeiführen,  jedenfalls  aber  bewirkt  es  stets  eine  Lockerung 
des  Gewebes. 

Brauner  FakHs.  Im  Gegensatz  zu  den  beschriebenen  Verbindungen 
enthalten  die  braunen  und  schwarzen  Faktices  kein  Chlor.  Sie  werden 
durch  Erhitzen  von  fetten  Ölen  —  ursprünglichen  oder  oxydierten  —  mit 
Schwefel  auf  höhere  Temperatur  hergestellt,  sind  also,  wie  die  weißen 
Faktices  mit  dem  kaltvulkanisierten,  mit  dem  heißvulkanisierten  Kautschuk 


328  Kautschuk  und  Kautschukwaren. 

yergleichbar.  Sie  kommen  zumeist  in  Form  von  rot-  bis  gelbbraunen 
und  schwarzen,  ziemlich  elastischen  Platten  oder  Stücken,  aber  auch  als 
gemahlenes  Pulver  in  den  Handel  und  zeigen  einen  stark  wechselnden 
Schwefelgehalt.  Neben  Mustern  mit  15 — 18  Proz.  Schwefel  kommen 
auch  solche  mit  4 — 6  Proz.  vor.  Auch  diese  sonst  schwerlöslichen 
Körper  lösen  sitsh  unter  Bildung  geschwefelter  fettsaurer  Salze  in  al- 
koholischem Alkali.  Nicht  alle  im  Handel  befindlichen  Faktices  bestehen 
aber  lediglich  aus  chlorosulfierten  oder  oxydierten  fetten  Ölen.  Viele 
Sorten  enthalten  noch  anorganische  Bestandteile,  andere  wieder  unver- 
seifbare  (Paraffinkohlenwasserstoffe)  Ole  und  die  meisten  nicht  sulfierte 
fette  Ole. 

Auf  die  Wertbestimmung  der  Faktis-Sorten  ist  ein  großes 
Gewicht  zu  legen,  weil  ungenügend  geschwefelte  Produkte  oder  solche, 
welche  aus  schlecht  gekochten  Ölen  durch  spätere  Schwefelung  ge- 
macht worden  sind,  beim  Lagern  der  damit  hergestellten  Gummiwaren 
grofie  Schädigungen  hervorrufen  können.  Wichtig  ist  in  erster  Linie, 
dafi  die  Faktices  nicht  schmierig,  sondern  krümelig  sind.  Von  einem 
guten  Faktis  darf  man  verlangen,  daß  er  nicht  mehr  wie  1  Proz.  freien 
Schwefel  enthält,  daß  sein  Aschengehalt  nicht  über  3  Proz.  liegt  und  daß 
er  nicht  mehr  wie  5  Proz.  Mineralöl  enthält,  es  sei  denn,  daß  dieser 
Gehalt  an  Paraffinkohlenwasserstoffen  genau  bekannt  oder  angegeben 
ist.  So  weiß  jeder  Konsument  genau,  daß  die  als  Para  fran^ais  be- 
zeichnete gelbbraune  Ware  15  bis  20  Proz.  festes  Paraffin  enthält,  und 
nimmt  darauf  bei  der  Verwendung  Rücksicht.  Der  freie  Schwefel,  freies 
fettes  Ol  etc.  imd  Mineralöl,  bezw.  Paraffinkohlenwasserstoffe  werden 
zusammen  durch  Extraktion  mit  Aceton  im  Soxhlet-  oder  Zuntz-Extrak- 
tionsapparat  bestimmt  und  zur  Wägung  gebracht.  Die  Mineralöle,  bezw. 
die  Paraffinkohlenwasserstoffe  allein  werden  nach  dem  Verseifen  in  der 
üblichen  Weise  nach  der  Methode  von  Spitz  u.  Honig  bestimmt  (vergl. 
Band  III,  S.  128).  Die  Bestimmung  des  gesamten  Chlor-  und  Schwefel- 
gehaltes im  weißen  und  des  Schwefels  im  braunen  Faktis,  ebenso  wie 
die  Bestimmungen  des  chemisch  gebundenen  Schwefels  im  Rückstand  des 
Acetonextraktes  werden  in  der  gleichen  Weise  ausgeführt,  wie  dies  bei 
der  Kautschukanalysc  ausführlich  beschrieben  wird  (vergl.  S.  336 — 340). 
Die  Bestimmung  nach  Gar  ins  ist  in  keinem  Fall  anwendbar.  Will  man 
gleichzeitig  Chlor  imd  Schwefel  in  einer  Probe  bestimmen,  so  fügt  man  bei 
der  Zersetzung  der  abgewogenen  Proben  im  Schäl chen  oder  Becherglase 
durch  Salpetersäure  gleich  etwas  Silbemitrat  hinzu,  wodurch  die  frei- 
werdende Salzsäure  sogleich  gebunden  wird.  Die  Bestimmung  der  Asche 
wird  in  gewöhnlicher  Weise,  bezw.  schneller  nach  der  für  die  Aschen- 
bestimmung in  Kautschukwaren  weiter  unten  S.  335  angegebenen  Methode 
ausgeführt. 


Ges.  Substanz  dient  zur  Be- 
stimmung und  qualit.  Unter- 
suchung der  Asche  und  zur 
S  chwef elbestimmr  iig. 


Bestimmimg  von  organischeD  Rohstoffen.  329 

Zusammenstellung  der  Analyse. 

a)  Ausführung.     1.   Extraktion  von  2  g  mit  Aceton  bis  zur 
Erschöpfung: 

In  Losung  gehen;    freier  Schwefel,  freie  fette  öle,  Mineralöl  und 
Paraffinkohlenwasserstoffe,  organ.  Farbstoffe  etc. 
Ungelöst  bleiben:  Aschenbestandteile, 

Geschwefelte  und 
chlorgeschwefelte 
fette  Ole, 

mm 

Oxydierte  fette  Ole. 
2.   Im  Ausgangsmaterial. 
Bestimmung  des  ges.  Schwefels, 
Bestimmung  der  ges.  Asche, 
Bestimmung  der  Mineralöle  n^h  Spitz  und  Honig  (S.  128). 

b)  Interpretation.  Gehalt  an  Mineralölen  und  Paraffinkohlen- 
wasserstoffen, Asche,  gesamtem  und  gebundenem  Schwefel  ergibt  sich 
direkt  aus  den  analytischen  Daten.  Berechnet  wird  der  freie  Schwefel 
aus  der  Differenz  des  gesamten  und  des  gebundenen  Schwefels,  das  freie 
fette  Öl  aus  der  Differenz  des  gefällten  Acetonextraktes  minus  der 
Simime  aus  Mineralöl  und  freiem  Schwefel. 

Andere  organische  Rohstoffe:  Neben  Faktis  sind  Yon  anderen 
organischen  Füllmitteln  die  wichtigsten:  Asphalt,  Teer,  Pech,  Mineral- 
öl, Paraffin,  Ceresin,  Wachs,  fette  Öle  ziemlich  häufig,  besonders  bei 
Mischungen  mit  regeneriertem  Kautschuk  und  Harzölen,  selten  Harz  und 
Lanolin.  Über  die  Untersuchung  dieser  Bestandteile  ist  das  Nötige 
unter  den  betreffenden  Abschnitten  dieses  Werkes  zu  finden.  Für  die 
verwandten  Teere,  Peche,  Öle  etc.  ist  die  wichtigste  Bedingung  voll- 
kommene Wasserfreiheit.  Im  einzelnen  ist  folgendes  besonders 
bemerkenswert: 

AspIuUiL  Der  zu  Gummimischimgen  verwendete  Asphalt  soll  in 
jedem  Fall  ein  reines  Naturprodukt  und  aus  dem  Gestein  durch  Aus- 
saigerung  oder  Extraktion  gewonnen  sein.  Am  geeignetsten  sind  die- 
jenigen Bitumina,  deren  Erweichungspunkt  nach  der  Methode  von 
Krämer  und  Sarnow  (vergl.  Band  II,  S.  743  ff)  nicht  unter  30—350  0. 
liegt.  Besonders  wertvoll  sind  die  selteneren  Sorten,  die  um  50^0. 
erweichen  und  einen  hohen  Gehalt  an  chemisch  gebundenem  Schwefel 
aufweisen  (Einzelheiten  der  Untersuchung  s.  Bd.  III,  S.  61).  Zu  bemerken 
ist,  daß  sich  ein  Teil  des  Asphaltes  in  Aceton  löst. 

Pech*  Das  in  der  Gummischuhfabrikation  in  großer  Menge  ver- 
wendete Steinkohlenteerpech  wird  gewöhnlich  in  den  Gummifabriken 
selbst  durch  Einkochen  von  Teer  dargestellt.  Sein  Erweichungspunkt 
liegt  selten  unter  52^0.,  und   der  Gehalt  an  koksartigen  Bestandteilen 


330  Kautschuk  und  Eautschakwaren. 

ist  durch  die  Art  des  Kochens  sehr  hoch  (15 — 35  Proz.).  Da  dieser  • 
Koks  häufig  hart  ist,  so  ist  nach  Möglichkeit  darauf  zu  halten,  daß  der 
Rohteer,  welcher  zur  Darstellung  des  Peches  verwendet  wird,  wenig 
Koks  enthält,  und  daß  seine  Weiterbildung  durch  Vermeidung  der  Über- 
hitzung  der  Kesselwände  hintenangehalten  wird.  (Über  die  Bestimmung 
des  Koksgehaltes  s.  Band.  II,  S.  730.)  Bei  der  Untersuchungsmethode 
der  Kautschukwaren  kommt  dieser  Koke  stets  als  Ruß  mit  in  die 
Analysenberechnung  und  ist  von  diesem  nicht  zu  trennen.  Ebenso  geht 
ein  Teil  des  Teeres  mit  in  das  Acetonextrakt,  da  sich  der  Teer  in 
diesem  Lösungsmittel  zum  großen  Teil  löst.  Eine  genaue  Pechbestimmung 
in  Kautschukwaren  ist  deshalb  nicht  ausfuhrbar. 

JBenzal  und  Sdventnaphtfuu  Die  Steinkohlenteerdestillate  sind 
hervorragend  gute  Lösungsmittel  für  Kautschuk.  Für  die  Verwendung 
bei  der  Gummifabrikation  kommen  nur  sehr  reine  Produkte  in  Frage, 
weil  sie  in  den  damit  dargestellten  Waren  keinen  Geruch  hinterlassen 
dürfen.  Man  muß  an  dieselben  die  höchsten  Anforderungen  auf  Reinheit 
stellen.  (Einzelheiten  über  die  üntersuchungsmethoden  s.  Bd.  II,  S.  746  ff.) 
Die  zweckdienlichsten  Produkte  der  Steinkohlenteerdestillate  sind  die 
gut  gewaschenen  Benzol-  und  Xylolfraktionen.  Die  Xylolfraktion,  welche 
als  Solventnaphtha  für  die  Kautschukindustrie  im  Handel  ist,  soll  zu 
95  Proz.  bis   140»  sieden.     (Einzelnes  Gummi-Ztg.  1903,  XVII,  S.  793.) 

Schdeferöl  (Shale  Oil).  Das  besonders  in  England  mannigfach 
gebrauchte  leichte  Schieferöl  soll  für  den  vorliegenden  Zweck  keine 
über  140^  siedenden  Anteile  haben.  Der  Siedebeginn  kann  um  80® 
ungefähr  liegen.  Es  ist  ein  Produkt,  welches  Benzol,  Paraffin  und 
Naphthenkohlenwasserstoffe  in  bisher  nicht  bestimmten  Anteilen  enthält. 

Benzin,  Die  für  Lösezwecke  bisher  noch  immer  am  meisten 
verwandte  Flüssigkeit  ist  das  Benzin  aus  Petroleum.  Außer  zum  Lösen 
dient  es  zum  Verdünnen  des  Schwefel chlorürs  für  die  Zwecke  der 
Kaltvulkanisation,  ist  hier  etwas  geringwertiger  wie  Benzol  und  steht 
hinter  Schwefelkohlenstoff  erheblich  zurück.  Bei  Auswahl  der  Benzine 
ist  sehr  darauf  zu  achten,  daß  sie  weder  zu  niedrig  noch  zu  hoch 
sieden.  Im  erster en  Fall  erleidet  man  durch  die  zu  große  Flüchtigkeit 
unverhältnismäßige  Verluste;  auch  ist  die  Lösefähigkeit  der  niedrig 
siedenden  Anteile  für  Kautschuk  eine  geringere,  was  für  die  Herstellung 
wasserdichter  Stoffe  und  nahtloser  Kautschukwaren  von  Belang  ist.  Ein 
zu  hoher  Siedepunkt  hat  aber  noch  viel  schlinmiere  Folgen.  Die  höher 
siedenden  Anteile  erteilen  den  Stoffen  einen  unangenehmen,  nur  sehr 
schwer  aus  ihnen  wieder  zu  entfernenden  Geruch.  Man  wählt  deshalb 
die  zu  95  Proz.  von  100 — 140^  siedenden  Anteile  aus. 

Megenerierier  KatUschuk»  Ein  in  größter  Menge  zur  Verwendung 
kommendes  Produkt  ist  der  regenerierte  Kautschuk.    Seine  Untersuchung 


Anorganische  Rohstoffe«  331 

ist  für  die  Bewertung  der  Kautschukwaren  von  größter  Bedeutung,  da 
seine  äuBeren  Eigenschaften  ein  durchaus  trügerisches  Bild  geben. 

Festgestellt  werden  muß  in  erster  Linie  der  Aschengehalt  und  die 
Menge  und  Art  des  in  Aceton  löslichen  Anteiles.  Auch  der  Faktis  geht 
durch  die  meisten  Regenerations Vorgänge  zum  großen  Teil  in  eine  in 
Aceton  lösliche  Form  über.  Freier  Schwefel  soll  nicht  oder  doch 
nicht  in  erheblicher  Menge  vorhanden  sein  oder  aber  sein  Gehalt  genau 
angegeben  werden,  um  ihn  in  Rechnung  ziehen  zu  können.  Ein  nur 
durch  Zusatz  von  viel  Miueralöl,  von  ParaffinkohlenwasserstofPen  oder 
Harzöl  wieder  plastisch  gemachter  Altgummi  ist  schon  durch  diese  Zu- 
sätze minderwertig  und  wird  es  noch  mehr  dadurch,  daß  in  solchen 
Waren  stets  auf  den  wirklichen  Kautschukgehalt  viel  Asche  kommt. 
Das  spezifische  Gewicht  kann  einen  Ajihalt,  aber  keine  endgültige  Wert- 
bestimmung geben. 

Die  argtmiachen  JFarbsioffe»  In  Frage  kommen  die  Lackfarb- 
sto£fe  und  die  wasserunlöslichen,  aber  in  Öl,  bezw.  Kohlenwasserstoff 
löslichen  Farbstoffe  für  kalt  zu  vulkanisierende  Waren.  Die  Untersuchung 
derselben  erstreckt  sich  auf  den  Aschengehalt,  während  ihre  Identifizierung 
in  das  Gebiet  der  Farbenchemie  fallt.  Die  zuverlässigsten  Methoden 
sind  die  spektralanalytischen  (siehe  die  Spezial werke  von  Formanek, 
„Spektral analytische  Untersuchung  der  Farbstoffe^  und  von  Eder  und 
Valenta,  Wien,  „Beiträge  zur  Photochemie,  Spektralanalyse  etc.";  vergl. 
auch  Band  II,  S.  828  ff.  und  den  Abschnitt  „Organische  Farbstoffe"  in 
Bd.  III). 

Die  Stoffe,  welche  zur  Gummierung  und  als  Zwischenlagen  zur 
Verwendung  kommen, .  sollen  frei  von  Appretur  sein  und  die  gefärbten 
keine  Kupfersalze  als  Beizen  enthalten.  Es  ist  nötig,  sie  hierauf  zu 
prüfen,  weil  beim  Vorhandensein  solcher  Beizen  die  Gummierung,  be- 
sonders bei  längerem  Lagern,  Schaden  nimmt. 

SchwefeL  Einer  der  wichtigsten  Rohstoffe  ist  der  Schwefel.  Über 
seine  Untersuchung  s.  Bd.  I,  S.  265  ff.  Die  hauptsächlichsten  Anforderungen, 
die  für  die  Kautschukfabrikation  an  denselben  gestellt  werden  müssen, 
sind  die  vollkommene  Freiheit  von  Feuchtigkeit  und  von  Säure,  sowie 
ein  hoher  Grad  von  Feinheit. 

Sch/wefelchlarür»  Um  eine  reguläre,  kalte  Vulkanisation  zu  er- 
zielen, muß  der  verwendete  Chlorschwefel  möglichst  rein  sein.  Ist 
Schwefelchlorid  (SCI3),  oder,  was  dasselbe  sagen  will,  ein  Überschuß 
von  Chlor  in  ihm  vorhanden,  so  erhält  man  rissige,  spröde  (verbrannte) 
Oberflächen,  während  freier  Schwefel,  der  sich  in  unreiner  Ware  oft  in 
großen  Mengen  findet,  ein  baldiges  Ausblühen  und  Grauwerden  der 
Kautschukflächen  bewirkt.  Immerhin  ist  der  letztere  weniger  gefährlich 
und  kann  ein  überschüssiger  Schwefelgehalt  von  3 — 5  Proz.  noch  geduldet 


332  Kautschuk  und  Kantschukwaren. 

werden.  Die  Analyse  des  Schwefelchlorürs  wird  nach  Weber  folgender- 
maßen ausgeführt: 

Eine  kleine,  gut  schließende  Flasche  mit  Schwefelchlorür  wird 
gewogen,  dann  20. — 30  g  daraus  in  eine  etwa  zur  Hälfte  mit  Wasser 
gefüllte  Literflasche  abgegossen  und  der  Rest  zurückgewogen.  Die  Liter- 
flasche wird  nun  mit  aufgesetztem  Stopfen  so  lange  geschüttelt,  bis  keine 
öligen  Tropfen  mehr  sichtbar  sind,  dann  kurze  Zeit  auf  dem  kochenden 
Wasserbad  erhitzt,  nunmehr  für  jedes  Gramm  zersetztes  Ghlorür  1  com 
Salpetersäure  (spez.  Gew.  1,42)  hinzugefügt,  tüchtig  geschüttelt  und  erkalten 
gelassen.  Hierauf  füllt  man  zur  Marke  auf,  filtriert  durch  ein  trockenes 
Faltenfllter  und  bestimmt  in  einem  aliquoten  Teil  das  Ghlor  gewichts-  oder 
maßanalytisch.  Aus  dem  Ghlorgehalt  wird  der  Gehalt  an  S^  Gl^  berechnet, 
ebenso  ein  etwaiger  Überschuß  an  Schwefel  oder  Chlor  (als  SClj). 

Gcidachwefel»  Das  technische  Schwefelantimon  (Goldschwefel) 
enthält  stets  mehr  oder  weniger  große  Mengen  freien  Schwefels.  Selbst 
reinster  technischer  Goldschwefel  enthält  ca.  8  Proz.  Schwefel,  dessen 
Bildung  im  Lauf  seiner  Herstellung  nicht  zu  vermeiden  ist.  Außerdem 
Terkaufen  aber  die  Fabrikanten  eine  gro^e  Reihe  von  Sorten  Gold- 
schwefel, die  sich  durch  die  Menge  des  ihnen  mechanisch  beigefügten 
Schwefels  (20,  30,  50  Proz.  etc.)  unterscheiden  und  deren  Schwefelgehalt 
meist  den  Käufern  garantiert  wird.  Zur  Bestinmiung  des  freien  Schwefels 
extrahiert  man  eine  im  Exsikkator  getrocknete,  gewogene  Probe  im 
Soxhlet-Apparat  mit  Schwefelkohlenstofif,  trocknet  den  Rückstand,  wägt 
und  bestimmt  den  Schwefel  aus  der  Differenz.  Das  Verhältnis  des  an 
Antimon  gebundenen  Schwefels  zum  Metall  wechselt  in  den  Handels- 
waren sehr,  wie  folgende  Analysen  zeigen  mögen. 

A  -n  C  Ti  F      ^^uies  Fabrikat  Ton 

Henriquea  dargestellt 

SiOa 2,85  —  0,60  1,56  —  _          — 

CaSO^ 15,45  3,38  6,55  14,33  _  —         — 

Freier  S     .     .     .     .  17,10  8,55  11,06  24,00  40,06  8,10      8,80 

Sb     .....     .  44,03  61,28  53,54  41,53  40,30  58,24  58,84 

an  Sb  gebundener  S  19,97  27,57  27,91  18,30  19,09  33,47  32,36 

—  SbaSs    .     .     .     .  16,54  21,84  43,18  13,64  20,45  66,66  58,14 

=  4-  Sbj  S3     .     .     .  47,46  67,01  38,27  46,19  38,94  25,05  33,06 

Die  Ausführung  der  Analyse  geschieht  in  folgender  Weise:  Es 
wird  Yj  g  der  Probe  mit  konzentrierter  Salpetersäure  zweimal  eingedampft 
imd  dann  mit  Soda-Salpeter  geschmolzen.  Die  Schmelze  wird  mit  ver- 
dünnter Salzsäure  unter  Zusatz  von  Weinsäure  gelöst,  zu  100  ccm  auf- 
gefüllt und  im  aliquoten  Teile  das  Antimon  als  Schwefelantimon,  der 
Schwefel  als  Baryumsulfat  gefällt. 


Untersachong  von  Kautschakwaren.  333 

Der  freie  Schwefel  wird  durch  Extraktion  von  1 — 2  g  Substanz 
mit  Schwefelkohlenstoff  im  Soxhlet-Apparat  und  Differenzwägung  be- 
stimmt. Bei  den  besseren  Sorten  entspricht  die  Durchschnittszusammen- 
setzimg  des  vom  freien  Schwefel  befreiten  Goldschwefels  etwa  der 
Formel  SbaS4. 

Zinnober^  Der  Zinnober  wird  zur  Herstellung  des  Zahngummis 
(Eautschukmasse  für  Zahnärzte)  in  einer  Reihe  von  verschiedenen  Nuancen 
verkauft,  die  alle,  soweit  es  sich  um  reelle  Waren  handelt,  aus  reinem 
Zinnober  bestehen,  der  nur  z.  T.  mit  kleinen  Mengen  wasserunlöslicher 
Anilinfarbe  gefärbt  ist.  Durch  Extraktion  dieser  Waren  mit  Äther  be- 
stinmit  man  den  Gehalt  an  organischem  Farbstoff.  Die  Entscheidung 
darüber,  welches  Farb-Individuum  vorliegt,  fällt  ins  Gebiet  der  Farben- 
chemie. Es  scheinen  meist  Azofarbstoffe  und  Eosine  zur  Verwendung 
zu  kommen. 

IHe  l>eckkrafi  der  anarganUchtn  Farbstoffe  erkennt  man  am 
besten  durch  Anreiben  derselben  mit  Ol  auf  einer  reinen  und  trockenen 
Glasscheibe.  Die  erzielten  Mischungen  müssen  voll  gefärbt  und  nicht 
durchscheinend  sein. 

An  die  nicht  erwähnten  organischen  und  anorganischen  Füll-  und 
Hilfsmittel  werden  keine  besonderen  Anforderungen  gestellt. 

C.  Die  analytischen  Methoden  der  Untersuchnng  von  Kantschnk- 
waren  nnd  ihre  AnsfÜhrong  im  einzelnen. 

Henriques  war  es,  welcher  zuerst  die  Kautschukanalyse  mit  den 
Hilfsmitteln  logischer  chemischer  .Erkenntnis  angriff  imd  ihr  so  Gestalt 
gab.  Die  grundlegenden  und  weiter  die  ausführenden  Arbeiten  finden 
sich  in  den  Jahrgängen  1892 — 1900  der  Chemiker-  und  Gummizeitung. 
Den  analytischen  Arbeiten  von  Henriques  reihen  sich  in  erster  Linie 
die  von  C.  O.Weber  an. 

Unter  Berücksichtigung  der  in  den  vorhergehenden  Abschnitten 
beschriebenen  Eigenschaften  des  Kautschuks,  der  Befestigungs-,  Füll- 
und  Yerbilligungsmittel  ist  aus  den  Arbeiten  der  genannten  Forscber 
und  einigen  neueren  die  im  folgenden  beschriebene  Methode  entwickelt 
worden,  die  es  ermöglicht,  die  Zusammensetzung  einer  Kautschukware 
mit  ziemlicher  Sicherheit  festzustellen.  Da  die  mannigfachen  Zusätze 
meist  unrein  und  von  verschiedenartiger  Beschaffenheit  sind,  ist  es  in 
der  Regel  allerdings  nicht  möglich,  diese  Zusätze  ihrer  Art  nach  voll- 
kommen festzulegen.  Es  können  vielmehr  nur  ihre  einzelnen  Kompo- 
nenten auf  analytischem  Wege  ermittelt  werden.  Femer  ist  es  bisher 
nur  in  wenigen  Fällen  angängig,  aus  der  chemischen  Analyse  sichere 
Schlüsse  auf  die  Herkunft  des  Rohkautschuks  zu  ziehen. 


334  Kaatschak  and  KautschukwareD« 

Die  AasfiUuningrsweise 
der  vorbereitenden  und  einzelnen  Arbeiten« 

!•  HersteUung  eines  DurchächnUtgnmsiers»  Bei  der  Fabrikation 
von  Kautschukwaren  wird  zunächst  der  Rohkautschuk  mit  Schwefel  und 
den  übrigen  Zusatzmitteln  auf  den  sogenannten  Mischwalzen  zusammen- 
geknetet. Diese  Arbeitsweise  macht  es  begreiflich,  dafi  die  technischen 
Artikel  keineswegs  immer  ein  in  sich  völlig  homogenes  Material  dar- 
stellen. Soll  die  Analyse  deshalb  die  durchschnittliche  Zusammensetzung 
der  Waren  ergeben,  so  ist  die  sorgfältige  Herstellung  eines  Durchschnitts- 
musters aus  nicht  zu  kleinen  Materialproben  erste  Bedingung.    Für  diese 

• 

Zwecke  führe  man  die  letzteren,  wenn  irgend  tunlich,  in  ein  möglichst 
feines  Pulver  über.  Dieses  wird  am  sichersten  dadurch  erreicht,  daß 
man  das  zu  untersuchende  Muster,  unter  Verwendung  einer  groben  Eisen- 
raspel, gut  zerkleinert. 

Bei  Hartgummiartikeln  und  bei  kompakten  Weichgummiwaren  ge- 
lingt das  sehr  leicht.  Aber  auch  dünnere  Weichgummiplatten,  Röhren  etc. 
bieten  meist  keine  Schwierigkeiten,  wenn  man  sie  zu  dickeren  Rollen 
wickelt,  fest  zusammenbindet  und  nun  in  der  Querrichtung  raspelt. 
Lediglich  unvulkanisierte  Muster,  sehr  weiche  Patentgummis,  Kautschuk- 
stoffe und  dergl.  lassen  sich  nicht  pulverisieren.  Man  knetet  diese, 
wenn  angängig,  gut  durch  und  schneidet  alsdann  Streifen  in  der  Richtung 
der  diagonalen  und  der  Mittellinien  heraus,  die  gut  gemischt  werden. 
Es  ist  von  verschiedenen  Seiten  vorgeschlagen  worden,  für  diese  Zer- 
kleinerung und  für  die  Darstellung  des  Durchschnittsmusters  kleine 
Mahl-  oder  Waschwalzen  anzuwenden,  .um  einmal  von  größeren  Mengen 
einen  gleichmäßigen  Durchschnitt  erzielen  zu  können  und  dieselben 
gleichzeitig  zu  zerreißen.  Wir  möchten  diese  Art  der  Darstellung  des 
Durchschnittsmusters  nicht  empfehlen,  weil,  besonders  bei  den  vulkani- 
sierten Waren,  durch  das  starke  Arbeiten  der  Walzen  eine  Depolymeri- 
sation  des  Kautschuk-Moleküls  Platz  greifen  kann,  wodurch  die  Löslich- 
keitsverhältnisse  und  dadurch  die  Analvsen-Resultate  nachträglich  be- 
einflußt werden  können. 

2.  Iku  Trocknen  der  IkurchschnUtsprobe*  Das  Trocknen  der 
Proben  ist  eine  Operation,  welche  beim  Gang  der  Analyse  sich  oft 
wiederholt  und  auf  die  besondere  Sorgfalt  verwendet  werden  muß.  Am 
besten  ist  es,  die  Muster  in  Porzellanschiffchen  abzuwägen,  solche  zu 
mehreren  in  ein  weites  Glasrohr  zu  bringen  und  im  Wasserstoff  oder 
Kohlensäurestrom  bei  einer  Temperatur  von  80 — 95®  zu  trocknen.  Bei 
dieser  Arbeitsweise  ist  keinerlei  Zersetzung  zu  befürchten.  Trocknet  man 
im  luftverdünnten  Raum,  so  muß  man  die  Vorsicht  gebrauchen,  vor  dem 
Offnen  des  Gefäßes  ganz  abkühlen  zu  lassen  und  anstatt  Luft  am  besten 


Aschenbestimmcmg.  335 

ein  indifferentes  Gas  in  dasselbe  hineinzulassen.  Letztere  Arbeitsweise 
ermöglicht  zwar-  die  Anwendung  einer  niedrigen  Temperatur,  hat  aber 
sonst  mancherlei  Nachteile.  Die  vielfach  verwendete  Trocknung  im 
Leuchtgasstrome  ist  zwar  sehr  einfach  und  kann  wohl  für  oberflächliche 
technische  Untersuchungen  herangezogen  werden,  in  keinem  Fall  aber 
ist  sie  für  eine  genaue  Analyse  verwendbar,  weil  der  Kautschuk  in  jedem 
Fall  erhebliche  Mengen  der  Kohlenwasserstoffe  aus  dem  Gase  zurückhält. 
Die  Trocknung  an  der  Luft  im  Trockenschrank  bei  100  bis  105^  0.  end- 
lich hat  den  Nachteil,  daß  die,  besonders  bei  gefüllten  vulkanisierten 
Waren  leicht  eintretende  Oxydation  des  Kautschuks  nicht  vermieden 
werden  kann.  Wohl  die  meisten  Differenzen,  welche,  besonders  bei  den 
wissenschaftlichen  Arbeiten  auf  diesem  Gebiete,  bei  der  Eiementaranalyse 
erhalten  wurden,  sind  auf  eine  ungeeignete  Trocknung  zurückzuführen. 
3»  AgchenbeMnMnunff  und  quaUUMve  Anatyse  der  nUneraU^ 
9chen  Bestandteile»  Der  Aschengehalt  wurde  früher  als  wichtigste 
Konstante  einer  jeden  Kautschukanalyse  angesehen.  Natürlich  gibt  er 
stets  annähernde  Werte  für  die  Summe  der  vorhandenen  anorganischen 
Bestandteile.  Dennoch  können  sich  immerhin  Differenzen  von  mehreren 
Prozenten  ergeben,  da  bei  der  Yeraschung  Karbonate  und  Sulfate  mehr 
oder  weniger  weit  zersetzt,  Oxyde  geschwefelt  werden  und  flüchtige 
Metallverbindungen  entweichen.  Die  trotzdem  bei  beschwerten  Waren 
als  erste  Bestimmung  stets  auszuführende  Yeraschung  kann  daher  nicht 
als  absolut  maßgebend  angesehen  werden;  sie  dient  indessen  einerseits 
zur  Kontrolle  der  anorganischen  Einzelbestimmungen,  andererseits  ist 
sie  notwendig  für  die  später  zu  besprechende  Berechnung  des  Faktis- 
gehalts  nach  Henriques.  Zur  Ausführung  der  Aschenbestimmung 
werden  etwa  0,5  g  der  Durchschnittsprobe  in  einem  flachen,  außen  un- 
glasierten Porzellanschälcben  von  ca.  5  cm  Durchmesser,  unter  Anwen- 
dung folgender  Yorsichtsmaßregeln,  erhitzt.  Asbest-  oder  Blechscheiben 
werden  mit  runden  Ausschnitten  von  B — 4  cm  Durchmesser  versehen, 
und  in  diese  die  Schale  hineingesetzt.  Es  wird  nun  mit  kleiner  Flamme 
langsam  der  Kautschuk  und  die  organische  Substanz  wegsublimiert,  ohne 
daß  das  Abziehende  Feuer  fängt.  Es  gelingt  so  in  den  meisten  Fällen, 
nur  mit  geringer  Rußabscheidung,  oder  gänzlich  ohne  eine  solche,  die 
organische  Substanz  zu  verjagen.  Wird  in  gewöhnlicher  Weise  die  Yer- 
aschung ausgeführt,  so  entsteht  stets  in  größeren  Mengen  Ruß,  welcher 
erst  durch  längeres  Glühen  zu  entfernen  ist.  Durch  die  im  letzteren 
Falle  erforderliche  höhere  Temperatur  wird  die  Genauigkeit  der  Aschen- 
bestimmung herabgemindert  und  viel  Zeit  verloren.  Bei  sorgfältiger 
Ausführung  dauert  eine  Aschenbestinunung  nicht  länger  wie  10 — 20  Min. 
und  erfordert  nur  mäßige  Temperatur,  bei  der  eine  Zersetzung  des  Kar- 
bonats z.  B.  ausgeschlossen  ist.      Die  Asche  wird  abgewogen  und  zur 


336  Kautschuk  und  Kautschukwaren. 

Ausfuhrung  der  qualitativen  Untersuchung  nach  dem  üblichen  Analysen- 
gang benutzt. 

Bei  unbeschwerten  Kautschukwaren  ergibt  die  Aschenbestimmung 
den  geauen  Gehalt  an  mineralischen  Verunreinigungen,  die  selbst  bei  gut 
gewaschenen  Rohkautschuken  mehrere  Zehntel  Prozente,  ja  bei  einzelnen 
Sorten  mehrere  ganze  Prozente  zu  betragen  pflegen. 

4*  Quantitative  JBeMtnmung  des  CfesamtachwefeU  und  der 
nUneraUgchen  Bünzeibeetandteile  (Zsch.  f.  angew.  Chemie  1899,  802). 
Diese  Bestimmungen  sind  gegen  früher  etwas  vereinfacht  und  geben  wir 
dieselben  in  den  bei  uns  und  anderswo  üblichen  Ausfuhrungsformen  an. 

a)  Ca.  1  g  der  zerkleinerten  Burchschnittsprobe  wird  in  einem 
kleinen  Philippsbecher  mit  AusguB  abgewogen  und  sofort  mit  15 — 20  ccm 
konzentrierter,  reiner  Salpetersäure  vom  spez.  Gewicht  1,4  übergössen. 
Nach  kurzem  Stehen  wird  der  Becher,  welcher  mit  einem  durchlochten 
Uhrglas  bedeckt  ist,  auf  ein  kaltes  Wasserbad  gesetzt  und  dieses  langsam 
angewärmt.  Die  eintretende  Reaktion  ist  in  keinem  Falle  so  stark,  daß 
ein  Spritzen  stattfindet.  Nach  etwa  einer  Stunde  ist  die  Reaktion  vor- 
über. Die  Mischung  wird  noch  heiß  in  die  bekannte,  außen  unglasierte 
Aschenschale  von  ca.  5  cm  Durchmesser  hineingegossen  und  auf  dem 
Wasserbade  abgedampft.  Man  beläßt  den  kleinen  Glasstab,  an  dem 
man  die  Mischung  aus  dem  Becher  in  die  Schale  gegossen  hat,  in  der 
letzteren  während  der  ganzen  später  folgenden  Behandlung.  Den  Philipps- 
becher spült  man  mit  konzentrierter  oder  rauchender  Säure  nach.  £s 
ist  empfehlenswert,  nach  Yerjagung  der  angewendeten  Salpetersäure 
den  Schalenrückstand  nochmals  zweimal  mit  je  3  ccm  rauchender 
Salpetersäure  zu  behandeln.  Ist  derselbe  hiemach  bis  zu  zähester  Sirup- 
konsistenz eingedickt,  so  verrührt  man  ihn.  in  der  Wärme  sorgfaltig  mit 
einem  feinpulverigen  Gemisch  aus  reiner  Soda  und  Salpeter  (i.  V.  5:3) 
zu  einem  gleichmäßigen,  anscheinend  trockenen  Pulver  und  überstreut 
dieses  noch  genügend  mit  dem  Salzgemisch.  £s  folgt  dann  der  zweite 
Teil  der  Operation,  die  Schmelze,  die  im  Anfang  sehr  vorsichtig  und 
unter  ganz  allmählicher  Steigerung  der  Temperatur  vorgenommen  werden 
muß,  um  plötzliche  Yerpuffungen  zu  vermeiden.  Man  setzt  hierzu  das 
Schmelzschälchen  etwa  5  cm  über  eine  ganz  kleine  leuchtende  Bunsen- 
flamme,  die  dann  langsam  höher  geschraubt  wird,  und  überdeckt  das 
erste re  noch  mit  einem  zweiten  Schälchen  derselben  Form  (Hohlseite 
nach  unten).  Vom  Deckschälchen  wischt  man  von  Zeit  zu  Zeit  das 
anfänglich  destillierende  Wasser  ab,  damit  nicht  etwa  ein  Tropfen  zurück- 
fällt und  so  eine  plötzliche  Reaktion  herbeiführt.  Tritt  dennoch  einmal 
eine  Verpuffung  ein,  so  bleiben  weggeschleuderte  Teilchen  in  der  Deck- 
schale, wo  sie  später  für  sich  mit  Soda-Salpeter  geschmolzen  werden. 
Unter  normalen  Yerhältnissen  aber  schwärzt  sich  die  Masse  allmählich 


Bestimmong  des  Schwefels  in  Kautschukwaren.  337 

an  den  Rändern  und  kann  dann  kräftiger  geschmolzen  werden,  während 
in  der  Deckschale  sich  nur  braune,  schwefelfreie  Destillationsprodukte 
festsetzen.  Dauer  der  Schmelze,  die  man  gegen  Schluß,  nach  Abnahme 
der  Deckschale,  durch  Rühren  des  mit  der  Tiegelzange  gefaßten  Glas- 
stäbchens beschleunigt,  ly^ — ^Vs  Stunden. 

Die  Schälchen  werden  mit  einer  dünnen  Innenglasur  für  diesen 
Zweck  Yon  der  Firma  Haldenwanger,  Charlottenburg,  besonders  her- 
gestellt. Zu  empfehlen  ist  es,  die  Schmelze  in  den  Schalen  nicht  ganz 
kalt  werden  zu  lassen,  sondern  sie  über  ganz  kleiner  Flamme  mäßig 
abzukühlen  und  noch  warm  mit  siedendem  Wasser  die  Krusten  zur 
Lösung  zu  bringen.  Nachdem  die  Schälchen  einige  Male  ausgespritzt 
sind,  pflegen  sie  rein  zu  sein,  und  es  gelingt  sehr  leicht,  die  Alkali- 
sulfate Yon  den  Karbonaten  und  Oxyden  der  Metalle  imd  Erden  zu 
trennen.  Der  nicht  in  Lösung  gehende  Schaleninhalt  wird  zu  dem 
Zweck  auf  einem  kleinen  Filter  gesammelt  und  solange  mit  siedendem 
Wasser  ausgewaschen,  bis  das  ablaufende  Filtrat  keiae  Schwefelsäure- 
reaktion mehr-  gibt. 

Nur  falls  größere  Mengen  Kieselsäure  yorhanden  sind,  worüber 
die  qualitative  Analyse  der  Asche  bereits  Auskunft  gegeben  hat,  kann 
ein  Teil  derselben  gelöst  sein.  Man  dampft  alsdann  das  mit  Salzsäure 
angesäuerte  Filtrat  zur  Trockne,  macht  so  die  Kieselsäure  in  bekannter 
Weise  unlöslich  und  flltriert  ein  zweites  Mal.  Im  Filtrat  befindet  sich 
jetzt  der  gesamte  Schwefel  in  Form  von  Schwefelsäure;  er  wird  in 
üblicher  Art  als  schwefelsaurer  Baryt  gefällt  und  bestimmt.  Da  ziem- 
lich viel  Nitrate  zugegen  sind,  darf  man  nicht  versäumen,  das  gefällte 
Baryumsulfat  zur  Entfernung  von  etwa  mitgefallenem  Baryumnitrat  mit 
heißer  Salzsäure  auszuwaschen.  Bei  Hartgummi  waren  oder  bei  Weich- 
gummiwaren, die  mit  großen  Mengen  von  Sulfaten  beschwert  sind,  empfiehlt 
es  sich,  nur  einen  aliquoten  Teil  des  Filtrates  zur  Schwefelbestimmung 
zu  benutzen. 

Auf  den  Filtern  gesammelt  hat  man,  wie  bereits  erwähnt,  alle  in 
den  Kautschukwaren  vorhandenen  mineralischen  Bestandteile  in  Form 
der  Oxyde  oder  Karbonate,  also  in  leicht  löslichem  Zustand  ^).  Man 
wäscht  die  Filter  daher  direkt  mit  heißer  verdüimter  Salzsäure  aus,  wo- 
bei die  Kieselsäure  allein  ungelöst  zurückbleibt,  und  verwendet  die  salz- 
saure Lösung  zur  quantitativen  Bestimmung  der  übrigen  Metalloxyde 
nach  den  allgemein  bekannten  Methoden. 

')  Sehr  geringe  Mengen  Blei,  Kalk  und  Antimon  werden  mitunter  im  alkar 
liflchen  Filtrat  der  Schmelze  gefunden.  Ihre  Vemachl&ssigung  fahrt  keine  irgend- 
wie ins  Gewicht  fallende  Ungenauigkeit  herbei,  höchstens  empfiehlt  es  sich,  in 
der  Mutterlauge  von  der  S-Bestimmung  In  Lösung  gegangenes  Antimon  mit  HgS 
za  fÜLllen. 

Untersuchunsen-   5.  Aufl.  HL  22 


338  Kautschuk  und  Kautschuk  waren. 

Einzig  Quecksilberverbindungen  würden  bei  dieser  Art  des  Arbeitens 
yerloren  gehen.  Da  Zinnober  in  feineren  roten  Gummiwaren  nicht  selten 
Yorkonunt  —  so  in  fast  allen  Zahngummis,  in  dem  hartgummiartigen 
Stabilit  und  in  yielen  anderen  roten  Gummiwaren  — ,  so  muß  man  hier 
die  Schmelze  yermeiden  und  die  Quecksilberbestimmung  in  einer  ge- 
sonderten Probe  vornehmen.  Diese  zersetzt  man  lediglich  durch  Sal- 
petersäure, unter  schließlicher  Beigabe  von  etwas  Salzsäure,  verdünnt 
nach  dem  Verdampfen  der  überschüssigen  Säure  direkt  mit  Wasser, 
filtriert  und  fällt  das  Metall  mit  Schwefelwasserstoff. 

b)  Ein  anderes  bewährtes  Verfahren  zur  Schwefelbestimmung 
ist  das  folgende:  Die  etwa  1  g  betragende  Kautschukprobe  wird 
direkt  in  dem  Aschenschälchen  abgewogen  und  mit  2 — 3  ccm  kon- 
zentrierter Salpetersäure  1  Stunde  hindurch  bei  Zimmertemperatur 
unter  dem  Abzüge  stehen  gelassen.  Hiemach  wird  das  Schälchen  auf 
das  kalte  Wasserbad  gesetzt  und  das  letztere  langsam  angeheizt.  Eine 
starke  Reaktion  ist  kaum  zu  befürchten  und  uns  jedenfalls  nicht  ein 
einziges  Mal  vorgekommen.  Ist  die  zunächst  zugegebene  Säure  verjagt, 
so  werden  5  ccm  rauchender  Salpetersäure  hinzugegeben  und,  wie  oben, 
weiter  behandelt. 

c)  Erwähnt  werden  soll  noch  die  Gar  ins -Methode.  Nach  dieser 
werden  0,5  g  bis  maximal  1  g  der  Kautschukprobe  in  einem  Wiege- 
röhrchen  abgewogen  und  in  ein  Einschmelzrol^r  gebracht,  das  vorher 
mit  15  ccm  eines  Gemisches  aus  gleichen  Teilen  konzentrierter  und 
rauchender  Salpetersäure  beschickt  worden  ist.  Das  zugeschmolzene 
Rohr  wird  durch  ein  Schutzrohr  gesichert  und  nunmehr  die  Salpeter- 
säure zur  Kautschukprobe  fließen  gelassen.  Bei  vorsichtigem  Experimen- 
tieren ist  das  Verfahren  brauchbar.  Bei  sehr  niedrig  vulkanisierten  und 
faktishaltigen  Produkten  können  leicht  erhebliche  Explosionen  auftreten. 
Das  Rohr  wird  in  der  gleichen  Weise  weiter  behandelt,  wie  dies  bei 
der  Carius-Methode  üblich  ist.  Die  nach  beendetem  Aufschluß  aus  dem 
Rohr  gespülte  Masse  kann  jedoch  nicht  direkt  zur  Schwefelsäurebestim- 
mung verwendet  werden,  weil  in  ihr  Metalle  und  Erden,  soweit  sie  als 
Sulfate  vorhanden  waren,  nicht  aufgeschlossen  sind  imd,  soweit  sie  als 
Oxyde  zugegen  waren,  in  Lösung  gingen  oder  in  Sulfate  übergeführt 
wurden.  Die  gesamte  Menge  wird  daher  im  Schälchen  zur  Trockne 
gedampft  und  mit  Soda-Pottasche-Gemisch  in  bekannter  Weise  durch 
Glühen  aufgeschlossen.  Die  Schmelze  wird  behandelt  wie  die  unter  4.  a) 
erhaltene  und  dient  zur  Bestimmung  der  mineralischen  Anteile  und  des 
Schwefels  als  Schwefelsäure. 

d)  Endlich  soll  noch  auf  das  sogen,  v.  Koneksche  Rapid- 
verfahren hingewiesen  werden,  welches  darauf  beruht,  daß  die  Kaut» 
schukprobe    in    einem    Natriumsuperoxydzündsatz    zersetzt    wird.      Die 


Bestimmong  von  Chlor,  Metallschwefel.  339 

genaue  Beschreibung  des  Verfahrens  würde  zu  weit  führen  und  soll  es 
genügen,  auf  die  Arbeit  von  P.  Alexander,  Gunimi-Ztg.  1904  (XVIII) 
S.  729  ff.  zu  verweisen,  in  der  speziell  auch  die  von  Pennock  und 
Morton  angegebene  titrimetrische  Methode  zur  Bestimmung  des  Schwefels 
empfohlen  und  beschrieben  wird. 

6,  BeaHnunung  van  CfUor.  Chlor  ist  in  Eautschukwaren  ledig- 
lich in  organischer  Bindung  vorhanden.  Zur  quantitativen  Chlorbestim- 
mung wird  die  Substanz  (1  g)  vorsichtig  mit  Soda-Salpetergemisch  ver- 
schmolzen. Ein  Verlust  an  Halogen  ist  dabei  nicht  zu  befürchten.  Die 
Schmelze  wird  in  Wasser  gelöst,  filtriert,  mit  Salpetersäure  angesäuert, 
mit  einem  Überschuß  von  Silbemitrat  versetzt  und  nun  entweder  dieser 
UberschuB  nach  Volhard  mit  Vio  N.-Rhodanlös\mg  zurücktitriert  oder 
aber  das  ausgeMlte  Chlorsilber  gewichtsanaljtisch  bestimmt.  Man  über- 
zeuge sich  vorher  stets,  daß  das  angewendete  Soda-Salpetergemisch  nicht 
nur  chlor-,  sondern  auch  chloratfrei  ist,  daß  also  eine  Probe  desselben 
auch  nach  längerem  Schmelzen  keine  Chlorreaktion  zeigt. 

Aus  der  Chlorbestimmung  kann  folgendes  gefolgert  werden: 

Bei  unvulkanisierten  Waren  weist  ein  Chlorgehalt  auf  die  An- 
wesenheit von  weißem  Faktis  hin.  Da  dieser  6 — 8  Proz.  Chlor  enthält, 
läßt  sich  der  ungefähre  Faktisgehalt  schon  hier  aus  der  gefundenen 
Ghlormenge  annähernd  berechnen.  Bei  heiß  vulkanisierten  Waren  deutet 
ein  Chlorgehalt  ebenfalls  auf  weißen  Faktis,  denn  Chloride  kommen  in 
den  Gummiwaren  nicht  vor.  Wie  aber  bereits  erwähnt,  geht  bei  der 
HeiBvulkanisation  das  meiste  Chlor  der  Surrogate  verloren,  so  daß  die 
dann  noch  vorhandene  Menge  nicht  auf  die  Größe  des  Faktisgehaltes 
schließen  läßt.  Bei  kalt  vulkanisierten,  surrogatfreien  Waren  ergibt  sich 
aus  dem  Chlorgehalt  die  Menge  des  chemisch  gebundenen  Chlorschwefels, 
da  dieser  sich,  wie  oben  dargelegt  ist,  dem  Eautschukmolekül  glatt  an- 
addiert. Sind  zugleich  in  diesen  Waren  Surrogate  nachgewiesen,  so 
kann  ein  Teil  des  Chlors  dem  weißen  Faktis  angehören.  In  diesem 
Fall  sind  ebenfalls  Chlor  imd  Schwefel  in  etwa  äquivalenter  Menge  vor- 
handen, während  bei  Anwesenheit  von  braunem  Faktis  wesentlich  mehr 
Schwefel  als  Chlor  vorhanden  sein  würde.  In  kalt  vulkanisierten 
Mischungen  von  Kautschuk  und  weitem  Faktis  kann  man  aus  dem 
Gehalt  an  mit  Kautschuk  ^verbundenem  Schwefel  annähernd  den  Chlor- 
gehalt berechnen,  der  auf  das  Vulkanisierungsmittel  entfällt.  Der  Rest 
des  Gesamtchlorgehaltes  gehört  dem  Faktis  an. 

6.  An  MetaUe  gebundener  Schwefd»  In  anorganischer  Bindung 
kann  Schwefel  vorhanden  sein: 

a)  In  Form  von  Sulfiden.  Durch  Auskochen  der  Substanz  mit 
Salzsäure  bis  zum  Verschwinden  des  Schwefelwasserstoffgeruches  werden 
diese  zersetzt.     Man  filtriert  hierauf,  wäscht  mit  Wasser  aus,    trocknet, 

22» 


340  Kautschuk  und  Kautschukwaren. 

wägt  und  bestimmt  den  Schwefel  der  so  erhaltenen  Substanz.  Der 
Suliidschwefel  ergibt  sich  aus  der  Differenz  vom  Gesamtschwefel.  Diese 
Bestimmung  ist  aber  in  vielen  Fällen  überflüssig.  Bleisulfid,  das  sich 
häufig  vorfindet,  ist  kaum  je  als  solches  den  Mischungen  zugefügt 
worden.  Es  entsteht  vielmehr  zumeist  erst  im  Laufe  der  Vulkanisation 
aus  Bleioxyden  ^) ,  die  für  dunkle  Gummi  waren  häufige  Verwendung 
finden.  Den  Schwefel gehalt  von  Goldschwefel  (Schwefelantimon,  das 
für  rote  Giunmiwaren  vielfach  Verwendung  findet)  kann  man  aus  dem 
Antimongehalte  berechnen,  unter  der  annähernd  zutreffenden  Annahme, 
daß  der  technische  Goldschwefel  die  mittlere  Zusammensetzung  Sb2S4 
zeigt  (siehe  S.  B82).  Quecksilber  ist  nur  in  Form  von  Zinnober  Hg  S 
vorhanden.  Aus  einem  eventl.  ermittelten  Quecksilbergehalte  wird  des- 
halb der  Sulfidschwefel  direkt  berechnet. 

b)  In  Form  von  Sulfaten.  Von  Sulfaten  kommen  eigentlich  nur 
Baryum-  und  Galciumsulfat  als  Füllmittel  von  Eautschukwaren  vor. 
Wurden  Baryumverbindungen  gefunden  und  erhält  man  beim  Auskochen 
einer  Probe  der  Substanz  mit  verdünnter  Salzsäure  keinen  Baryt  in 
Lösung,  so  ist  dieser  in  Sulfatform  vorhanden.  Der  zugehörige  Schwefel 
läßt  sich  mithin  aus  dem  Baryumgehalt  berechnen.  Die  an  Calcium 
gebundene  Schwefelsäure  bestimmt  man  durch  vollständiges  Auskochen 
einer  gewogenen  Probe  mit  Salzsäure  und  Fällen  der  Schwefelsäure  im 
Filtrat  als  Baryumsulfat. 

7*  Kohlenaüure.  Zu  den  häufigsten  Beschwerungen  der  Gummi- 
waren gehören  Karbonate,  vor  allem  Kreide,  aber  auch  Blei-,  Zink-  und 
Magnesiumkarbonat.  Da  neben  diesen  auch  die  entsprechenden  Oxyde 
zum  Füllen  verwendet  werden,  so  muß  eine  direkte  Kohlensäurebestim* 
mung  häufig  ausgeführt  werden.  Man  benutzt  hierzu  am  besten  den 
bekannten  Geißlerschen  Apparat,  dessen  Vorlagen  mit  wenig  Schwefel- 
säure oder  besser  noch  mit  Glaswolle  und  Schwefelsäure  beschickt 
sind.  1  g  der  Probe  wird  am  besten  mit  verdünnter  Phosphorsäure 
oder  auch  mit  Salzsäure  zersetzt  und  die  Kohlensäure  durch  den  Ge- 
wichtsverlust bestimmt.  Da  auf  diese  Weise  aus  Sulfiden  (Bleisulfid, 
Goldschwefel  etc.)  Schwefelwasserstoff  entweichen  könnte,  so  wird  die 
Substanz  mit  Kupfersulfatlösung  überschichtet  und  der  letzteren  ca. 
50-proz.  Alkohol  zugefügt,  um  so  die  Benetzung  der  Fläche  zu  erhöhen. 
Läßt  man  nunmehr  die  Säure  einfließen,  so  wird  der  gesamte  etwa  ent- 
stehende Schwefelwasserstoff  von  der  Kupferlösung  gebunden.  Die 
Kesultate  sind  recht  genaue,  aber  nur  da,  wo  ein  fein  zerriebenes  Kaut- 
schukmuster   zur  Verfügung    steht.      Bei   unvulkanisierten  Mustern   und 


')  Bleioxyd  ist  das   einzige   Metalloxyd,   welches   bei   der   Vulkanisations- 
temperatur in  Sulfid  übergeführt  wird. 


Faktisbestimmimg. 


341 


Fig.  69. 


überall  da,  wo  kein  Pulver,  sondern  nur  geschnittene  Stückchen  zur 
Analyse  yorliegen,  yersagt  die  Methode,  da  die  Säure  nicht  imstande 
ist,  in  das  Innere  der  Stückchen,  auch  wenn  sie  noch  so  klein  ge- 
schnitten sind,  einzudringen.  In  diesem  Fall  wird  nach  dem  Yon 
C.  0.  Weber  (Chem.-Ztg.  1894,  1065)  angegebenen  Verfahren  das  Kaut- 
schukmuster zuerst  durch  Kochen  mit  Nitrobenzol  Yom  Kautschuk  ganz 
oder  doch  zum  größten  Teil  befreit  und  nach  dem  Auswaschen,  Trocknen 
und  Wägen  in  einem  aliquoten  Teil  der  jetzt  zergangenen  und  fein- 
pulverig  gewordenen  Substanz  nach  der  oben  angegebenen  Methode  die 
Kohlensäure  bestimmt. 

8.  Die  ExtrtOeHon  der  Mutter  tnit  LOeungenUtteln.  Eine  der 
am  häufigsten  wiederkehrenden  Arbeiten  ist  die  Extraktion  der  Probe 
mit  organischen  Solventien.  Die  Ausführung 
geschieht  bei  Verwendung  einheitlich  sieden- 
der Lösungsmittel  im  Zuntzschen,  sonst  im  ge- 
wöhnlichen Soxhlet- Extraktionsapparat.  Als 
Siedegefäß  dient  am  besten  der  weithalsige 
Erlenmeyer-  (Philippsbecher)  oder  der  Soxhlet- 
Kolben.  Es  werden  zweckmäßig  6  solcher  Ap- 
parate an  einer  Kühlerbatterie  yereinigt,  wie  es 
die  nebenstehende  Skizze  zeigt  (Fig.  69). 

Pulyerig  zerkleinertes  Material  wird  in  eine 
Soxhlet-Hülse  gebracht,  in  schmalen  Streifen  ge- 
schnittenes auf  Batist,  wie  auf  S.  319  skizziert, 
ausgebreitet  und  der  zusammengefaltete  Stoff 
über  einen  Glasstab  aufgerollt.  Die  Extraktionen 
dauern  4 — 8  Stunden  und  die  Beendigung  der- 
selben wird  durch  Verdampfung  einer  kleinen 
Probe  Flüssigkeit  aus  dem  Extraktor  kontrol- 
liert. Das  Lösungsmittel  wird  abgedampft,  der 
Rückstand  getrocknet  und  gewogen.  Die  Be- 
stimmung kann  durch  Wägung  des  getrockneten 
Extraktionsrückstandes  kontrolliert  werden. 

9*  IHe  BefuMndking  des  Musters  nUt 
aikohoUschem  Kali  (FaJcUsbesHmmung). 
Aus  den  beschriebenen  Eigenschaften  des  Faktis 
ergibt  sich,  daß  seine  Bestimmung  in  der  Gummiware,  bezw.  Mischung, 
durch  Behandlung  mit  alkoholischem  Kali  erfolgen  muß.  Etwa  5  g  des 
rohen  oder  bereits  mit  Aceton  extrahierten  Musters  werden  mit  25  ccm 
halbnormaler  Alkalilauge  4  Stunden  am  Rückflußkühler  gekocht,  wozu 
am  besten  gleichfalls  ein  Philippsbecher  yerwendet  wird.  Der  von  dem 
Lösungsmittel  durch  Abdestillieren  getrennte  Rückstand  wird  vollkommen 


342  Kautschuk  und  Eautschukwaren. 

Tom  Alkohol  befreit  und  mit  siedendem  Wasser  bis  zur  Entfernung  des 
Faktis  behandelt.  Der  nicht  mehr  alkalisch  reagierende  Rückstand  wird 
auf  gewogenem  Filter  oder  im  gewogenen  Gläschen  getrocknet.  Die 
Differenz  zwischen  den  Wägungen  vor  und  nach  der  Alkalibehandlung 
ist  die  für  die  Faktisbestimmung  einzusetzende  Zahl. 

Wird  zur  Verseifung  ein  frisches  Muster  angewendet,  so  wird  aus 
demselben  bei  dieser  Behandlung  alles  entfernt,  was  verseif  bar  und  als 
Seife,  bezw.  Salz  in  Wasser  löslich  ist,  und  die  Summe  aller  verseifbaren 
Anteile  wird  als  Faktisgruppe  zur  Wägung  gebracht.  (£s  gehören  hierhin 
der  wirkliche  Faktis,  die  oxydierten  Öle,  freie  fette  Öle,  Harzsäure, 
bezw.  Spaltungsprodukte  der  Harze  und  ein  Teil  des  freien  Schwefels.) 
Bei  Verwendung  eines  vorher  mit  Aceton  behandelten  Musters  sind  die 
Anteile  schon  geschieden  und  man  erhält  in  Lösung  nur  die  Seifen  des 
Faktis  und  des  oxydierten  Öles,  da  die  anderen  Anteile  bereits  in 
Aceton  gelöst  worden  sind.  In  keinem  Fall  findet  man  also  die  Menge 
des  wirklich  verwendeten  Faktis  und  muß  daher  besonders  bei  Anwen- 
dung der  Verseifiing  auf  das  Rohmuster  eine  Berechnung  des  Faktis- 
gehaltes  eintreten  lassen.  Eine  solche  ist  durch  experimentelle  Ver- 
gleiche von  Henriques  festgelegt  und  bei  derselben  alles  Nötige  be- 
rücksichtigt. Hierzu  gehört  auch  die  Einwirkung  der  Lauge  und  des 
Waschwassers  auf  die  anorganischen  Beschwerungsmittel.  Es  werden 
z.  B.  Goldschwefel,  Zinkoxyd,  Calciumsulfat  dadurch  verändert  oder 
gelöst. 

9a)  FakUs  in  unvulkaniHerten  Mischungen.  Bei  un vul- 
kanisierten Mischungen  greift  das  alkoholische  Kali  nur  äußerlich 
an.  Es  muß  daher  der  Behandlung  mit  Alkali  eine  Quellung,  bezw. 
Lösung  vorausgehen.     Zu  diesem  Zweck  verfährt  man,  wie  folgt: 

5  g  der  Substanz  werden  in  einem  Erlenmeyerkolben  mit  25  com 
Benzol  übergössen,  1  Stunde  am  Rückflußkühler  im  siedenden  Wasser- 
bade erhitzt  und  dann  über  Nacht  stehen  gelassen.  Die  Masse  hat  sich 
jetzt  in  einen  dicken  Kautschukleim  verwandelt,  der  dem  Angriff  des 
Alkali  kein  Hindernis  mehr  entgegensetzt.  Demgemäß  wird  sie  am 
nächsten  Morgen  wieder  erwärmt,  25  ccm  alkoholisches  '/,  N.-Alkali 
zugesetzt  und  4  Stimden  am  Rückflußkühler  gekocht.  Alsdann  wird 
der  Alkohol  und  das  Benzol  im  Wasserbad  völlig  ab  destilliert.  Aus 
der  zurückbleibenden  Masse  wird  die  gebildete  Seife,  wie  üblich,  durch 
Kochen  und  Kneten  mit  heißem  Wasser  ausgewaschen. 

9  h)  ModiflkaMan  der  FakMbesHvMnung.  Bei  aschereichen 
und  faktisarmen  Kautschukwaren  birgt  der  vorher  geschilderte  Analysen- 
gang immerhin  einige  Unsicherheiten  in  sich.  Einesteils  ist  die  Gesamt- 
abnahme durch  Alkali  eine  verhältnismäßig  so  geringe,  daß  kleine  Ver- 
suchsfehler übermäßig  ins  Gewicht  fallen,  andrerseits  ergibt  die  Differenz 


Verschiedene  Bestimmungen  in  Kautschakwaren.  343 

der  Aschenbestimmimg  in  der  ursprünglichen  und  in  der  extrahierten 
Substanz  nicht  immer  ganz  zuverlässige  Zahlen.  Besonders  ist  dies  der 
Fall,  wenn  Sulfate  oder  Sulfide  zugegen  sind.  Alsdann  wird  ein  Teil 
des  auf  diese  fallenden  Schwefels  durch  das  Alkali  gelöst  und  mithin 
fälschlich  auf  Rechnung  des  freien  und  des  Faktisschwefels  gesetzt.  Um 
diese  Fehlerquelle  zu  umgehen,  empfiehlt  es  sich^  bei  aschereichen  Waren 
stets  folgende  Vorbehandlung  einzuschalten. 

5  g  Substanz  werden  mit  verdünnter  Salzsäure  ausgekocht,  abfiltriert 
und  die  Operation  so  oft  wiederholt,  als  noch  anorganische  Anteile  in 
Lösung  gehen.  Schließlich  wird  mit  kochendem  Wasser  ausgewaschen, 
getrocknet  und  gewogen.  Erst  die  so  von  der  Hauptmenge  der  löslichen 
anorganischen  Bestandteile  befreite  und  getrocknete  Substanz  wird  dann 
mit  alkoholischem  Alkali  weiterbehandelt.  In  ihr  ist  jetzt  der  Gehalt 
an  Surrogaten  bedeutend  angereichert  und  es  ist  nicht  zu  befürchten, 
daß  die  Alkalibehandlung  den  noch  bleibenden  Aschengehalt  weiter 
modifiziert. 

lO*  Bestimmung  van  Mufs,  organischer,  bisher  nicht  genannter 
FitUmUiei  etc»  Zur  Erkennung  und  Bestimmung  von  Ruß,  Stärke,  Mehl, 
Dextrin,  Faserstoffen  und  der  mineralischen  Anteile  ist  es  erforderlich, 
auch  die  Kautschuksubstanz  in  Lösung  zu  bringen.  Dies  kann  geschehen 
durch  ein  Lösungsmittel,  dessen  Siedepunkt  so  hoch  liegt,  daß  beim  Er- 
hitzen mit  ihm  das  Eautschukmolekül  zu  löslichen  Substanzen  abgebaut 
wird.  Weber  hat  für  diesen  Zweck  das  Nitrobenzol  imd  Nitronaphthalin 
eingeführt.  Wir  verwenden  mit  Erfolg  auch  manchmal  Anilin,  bei  dem 
die  erforderliche  Kochdauer  zwar  eine  längere  ist,  aber  schließlich  eine 
dünnere  und  leicht  filtrierbare  Lösung  entsteht.  Bei  dem  Kochprozeß 
werden  die  unlöslichen  Kohlenhydrate  gleichzeitig  in  wasserlösliches 
Dextrin  oder  gar  Zucker  übergeführt.  Die  Methode  hat  mancherlei 
Mängel  und  wird  nur  selten  ausgeführt.  Sie  liefert  bei  Schuhen  und 
Weichgummiwaren  häufig  befriedigende  Resultate.  Gut  vulkanisierten 
Parakautschuk  auf  diesem  Wege  vollkommen  in  Lösung  zu  bringen, 
gelang  uns  bisher  in  keinem  Falle. 

Ausführung.  Das  mit  Aceton  und  alkoholischem  Kali  bereits 
behandelte  Muster,  oder  besser  das  zerkleinerte  Ausgangsmaterial,  wird 
mit  der  50-fachen  Menge  Nitrobenzol,  Nitronaphthalin  oder  Anilin  bis 
zur  Zerstörung  des  Kautschukmoleküls  gekocht.  Hierzu  sind  bei  Weich- 
gummiwaren und  unvulkanisierten  Mischungen  mindestens  2  Stunden  er- 
forderlich. Die  entstandene  Lösung  ist,  wenn  Anilin  verwendet  worden 
ist,  meist  dünnflüssig,  während  sie  bei  Nitrobenzol  und  Nitronaphthalin 
häufig  gelatinös  erstarrt.  Bei  Verwendung  von  Anilin  geben  wir,  nach 
dem  Abkühlen  auf  70°  0.,  das  gleiche  Volumen  Essigäther  hinzu,  lassen 
weiter  abkühlen  imd  filtrieren  dann  sofort.    Die  Filtration  verläuft  leicht 


344  Kautschuk  und  Eautschukwaren. 

und  schnell,  weil  eine  dünnflüssige  Lösung  Yorliegt,  und  das  Ungelöste 
sich  gut  absetzt.  Bei  Anwendung  von  Nitrobenzol  wird  nach  den  An- 
gaben Webers  mit  dem  doppelten  Volumen  Äther  oder  Benzin  verdünnt. 
Letzteres  ist  entschieden  vorzuziehen,  oder  an  seiner  Stelle  Essigäther 
zu  verwenden.  Das  Arbeiten  mit  Nitrobenzol  und  Nitronaphthalin  ist  an 
sich  wenig  erfreulich  und  wird  es  im  vorliegenden  Falle  dadurch  noch 
mehr,  daß  die  Lösungen  sehr  schwer  filtrieren. 

Der  Filterrückstand  wird  mit  Essigäther  oder  Benzin  gewaschen, 
getrocknet  und  in  der  bekannten  Weise  gewogen.  Mit  Wasser  werden 
dann  die  in  Dextrin  übergeführten  Substanzen  herausgewaschen  und  aus 
der  Differenz  durch  Wägung  bestimmt.  Rtiß  und  Faserstoffe  werden 
durch  Veraschung  bestimmmt.  Vor  und  nach  der  Veraschung  muß  eine 
Kohlensäurebestimmung  ausgeführt  und  der  bei  der  Veraschung  einge- 
tretene Kohlensäure  Verlust  in  Rechnung  gesetzt  werden,  d.  h.  der  beim 
Verglühen  entstandene  Kohlensäureverlust  wird  von  dem  Gesamtglüh- 
verlust in  Abzug  gebracht. 

Für  genaue  Kohlensäure-  und  Sulfidbestimmungen  ist  der  Rückstand 
besonders  geeignet. 

11»  Die  BesHtnmwng  der  nicht  cuseionlöMehen  Hturze  in 
Ha/rtgummiwaren.  Für  Hartgummiwaren  kommt  noch  eine  Anzahl 
von  Hartharzen  zur  Verwendung,  die  in  Aceton  nicht  oder  nur  teilweise 
löslich  sind.  Für  die  Lösung  dieser  schlägt  Weber  (The  Chemistry  of 
India  Rubber,  London,  Charles  Griffin  &  Co.,  1902)  Epichlorhydrin  vor. 

Er  gibt  folgende  Löslichkeitstabelle  S.  259: 


in  Aceton 

in  Epichlorhydrin 

Kopal   .     .     , 

teilweise  löslich 

löslich 

Dammar    .     . 

. 

- 

Mastix  .     . 

, 

t 

Sandarak  . 

löslich 

teilweise  löslich 

Schellack  . 

.     .           unlöslich 

löslich 

Es  wird  daher,  um  auch  diese  Substanzen  von  Kautschuk  und 
den  mineralischen  Bestandteilen  zu  trennen,  nach  der  Extraktion  mit 
Aceton  mit  Epichlorhydrin  extrahiert. 

12.  Direkte  Beatimtnung  des  Kautachtike  in  Kautschukwaren» 

Von  C.  0.  Weber  ist  eine  Methode  zur  direkten  Bestimmung  des 
Kautschuks  in  den  vulkanisierten  Kautschukwaren  neuerdings  angegeben 
worden  (Gummi-Ztg.  XVII,  1902,  S.  207).  Sie  beruht  auf  der  von  diesem 
Forscher  gefundenen  Darstellung  des  Dinitrokautschuks  CioHjßNjO^  (Ber. 
d.  Deutsch.  Chem.  Ges.  XXXV,  S.  1949).  Obgleich  die  Methode  an  ge- 
sicherter Basis  dadurch  verloren  hat,  daß  es  nicht  möglich  war,  den 
Dinitrokautschuk    aus    reinem  Rohgunmii  darzustellen    (P.  Alexander, 


Bestimmung  des  Kautschuks  in  Kautschukwaren. 


345 


Ang.  Chemie  u.  C.  Harri  es,  Ber.  d.  Deutsch.  Chem.  Ges.),  soll  sie  dennoch 
hier  angegeben  werden.  Der  Grund  dafür  ist,  daß  sie  bei  vulkanisierten 
^aren  in  manchen  Fällen  ein  sehr  gutes  Hilfsmittel  bildet  und  dann  der 
entstandene  Körper  eine  dem  Dinitrokautschuk  entsprechende  Zusammen- 
setzung zu  haben  scheint.  Vielleicht  gelingt  es  noch  durch  weitere 
wissenschaftliche  Bearbeitung  dieser  Methode,  die  Entstehung  eines 
gleichmäßig  zusanmiengesetzten  Körpers  sicher  herbeizuführen  und  so 
das  Verfahren  zu  einem  allgemein  verwendbaren  zu  machen.  Wichtig 
ist  femer,  daß  es  gelingt,  mit  dieser  Substanz  den  gesamten  an  Kaut- 
schuk gebundenen  Schwefel,  wenigstens  bei  den  Weichgummiwaren,  zu 
isolieren  und  so  mit  Sicherheit  diesen  in  vielen  Fällen  wichtigen  Faktor 
bestinmien  zu  können.  Die  Web  ersehe  Methode  ist  von  Alexander 
(Gummi-Ztg.  XVIII,  1904,  S.  789  ff.)  für  die  Analyse  allgemein  ver- 
wendbar gemacht  worden.  Für  die  Ausführung  des  Verfahrens  dient 
der  nebenstehend  skizzierte  Apparat  (Fig.  70). 


Fig.  70. 


Zur  Bestimmung  selbst  werden  in  den  Zersetzungskolben  A,  B^  C 
etc.  je  0,5 — 1  g  der  entharzten  und  vom  Faktis  befreiten,  zerkleinerten 
Probe  noiit  soviel  alkoholfreiem  Chloroform  oder  vollkommen  wasser- 
freiem Benzol  übergössen,  daß  das  Einleitungsrohr  m  gerade  in  die 
Flüssigkeit  eintaucht.  Die  Zersetzungskölbchen  werden  durch  Glas- 
schliffe imtereinander  verbunden  und  3 — 4  solcher  KoUben  hintereinander 
geschaltet.  Jetzt  wird  das  eiserne  Rohr  L,  welches  auf  einem  flachen 
Fletscherbrenner  liegt  und  mit  70 — 100  g  trockenem  Bleinitrat  beschickt 
ist,  erhitzt.     Aus  dem  Bleinitrat  entwickeln  sich  Gase,  welche  etwa  die 


346  Kautschak  und  Eautschakwaren. 

Zusammensetzung  2  Ng  0^  -h  Oj  haben.  Sie  gehen  durch  den  Trocken- 
turm P,  welcher  mit  Phosphorsäureanhydrid  oder  glasiger  Phosphor- 
säure in  Stangen  beschickt  ist,  und  werden  so  vollkommen  getrocknet. 
Es  wird  jetzt  dafür  gesorgt,  daß  das  Gas  in  schnellem  Strom  die  Zer- 
setzungskolben passiert.  Das  Stickstoffdioxyd  tritt  mit  dem  Kautschuk 
in  Reaktion  und  addiert  sich,  während  das  Kautschukmolekül  gleich- 
zeitig depolymerisiert  wird.  Alsdann  ist  die  gesamte  Kautschukmasse 
in  dem  ersten  Kölbchen  in  eine  gelbe,  harte  Masse  y erwandelt.  Jetzt 
wird,  um  das  Gas  gut  auszunutzen,  die  Reihenfolge  der  Kolben  so  ge- 
ändert, daß  immer  der  schon  am  meisten  gesättigte  Kolben  an  das  Ende 
der  Batterie  gestellt  wird.  Ist  die  Kautschukmasse  in  allen  Zersetzungs- 
kolben sicher  in  das  Binitroprodukt  verwandelt,  was  dadurch  erkannt 
wird,  daß  die  Flüssigkeit  eine  tiefrote  Färbung  angenommen  hat  und 
die  Kautschukprobe  in  eine  harte,  gleichmäßig  gelb  rote  Masse  überge- 
gangen ist,  so  wird  die  Entwickelung  des  Gases  unterbrochen.  Hierbei 
ist  darauf  zu  achten,  daß  kein  Zurücksteigen  der  Flüssigkeit  von  einem 
Kolben  in  den  andern  stattfindet.  Nach  etwa  einer  Stunde  wird  das  über- 
flüssige Stickstoffdioxyd  durch  einen  trocknen  Luftstrom  entfernt  und  dann 
das  Lösimgsmittel  von  den  gelben  Krusten  vorsichtig  durch  ein  Filter  abge- 
gossen. Der  Filterrückstand  und  das  im  Gefäß  Gebliebene  werden  an 
der  Luft  oder  im  Trockenschrank  bei  60^  vorsichtig  getrocknet  und  in 
Aceton  gelöst.  Die  Lösung  geht  in  den  meisten  Fällen  schnell  von 
statten,  erfordert  jedoch  manchmal  ein  1 — ly^-stündiges  Kochen  auf  dem 
mäßig  geheizten  Wasserbade.  Sind  fein  suspendierte  Substanzen,  wie 
Zinnober  und  ähnliches  vorhanden,  so  ist  es  vorteilhaft,  zur  Lösung  eine 
Spur  Rhodanammonium  hinzuzusetzen.  Die  rotgelbe  Acetonlösung  wird 
abfiltriert  und  in  einem  kleinen,  weithalsigen  Erlenmeyerkolben  bis 
auf  etwa  15  ccm  konzentriert.  Dann  wird  diese  Lösung  in  die  zehnfache 
Menge  einer  6-proz.  wässrigen  Salmiaklösung  eingegossen  und  das 
Kölbchen  mit  wenig  Aceton  sorgfältig  nachgespült.  Das  Reaktions- 
produkt scheidet  sich  jetzt  gelb  bis  rotgelb  aus  der  wässrigen  Mischung 
ab  und  ist  in  vielen  Fällen  gleich  fest,  in  manchen  zunächst  flüssig. 
Es  wird  dann  jedoch  stets  in  wenigen  Stunden  fest  und  kann  auf  ge- 
wogenem Filter  gesammelt  werden.  Nunmehr  wird  im  Exsikkator  oder 
vorsichtig  bei  60°  getrocknet  und  zur  Wägung  gebracht.  Wie  bereits 
gesagt,  enthält  es  noch  die  gesamte  Menge  des  an  Kautschuk  gebundenen 
Schwefels  und  event.  das  gebimdene  Chlor.  Schwefel  und  Chlor  werden 
in  dem  gewonnenen  Dinitroprodukt  nach  den  angegebenen  Methoden 
bestimmt  und  von  dem  vorher  bestimmten  Gesamtgewicht  in  Abzug  ge- 
bracht. Aus  dem  Rest  wird  die  Kautschukmeuge  berechnet  unter  Zu- 
grundelegimg  der  obigen  Formel  Cjq  H,6  Ng  O4  =  228. 
Die  Berechnungsform  ist  die  folgende: 


Attsfuhrong  der  Gesamtanalyse.  347 

Cio  H,e  N,  0,  (228)  :  C,oH,e  (136)  =  gef.  C,o H,«  N,  0, :  x- 

Doch  kann  auch  der  Ansatz 

Gef.  CioHie  N,  O4 :  x  =  10  :  6 

gewählt  werden.     Der  geringe  Fehler,    der  im  letzteren  Falle   gemacht 
wird,  kommt  nicht  in  Betracht. 

Die  Ausfuhrung  der  Gesamtanalyse. 

Nachdem  im  vorhergehenden  die  Eigenschaften  und  die  aus  den- 
selben sich  ergebenden  Bestimmungsmethoden  für  die  einzelnen  in  den 
Kautschukwaren  Yorkommenden  Substanzen  beschrieben  sind,  sollen  im 
nachfolgenden  nur  noch  der  Gang  der  Analyse,  Einzelheiten  der  Aus- 
fuhrung derselben  und  die  Interpretation  der  gefundenen  Werte  erörtert 
werden. 

Der  Analysengang  beruht  darauf,  daß  die  Mischungen  durch  Sol- 
Tentien  oder  chemische  Umsetzungen  in  verschiedene  Gruppen  zerlegt 
werden,  \md  läßt  sich  daher  am  klarsten  in  Tabellen  übersehen.  Die- 
selben können  von  verschiedenen  Gesichtspunkten  aus  geordnet  werden. 
Wir  folgen  dabei  den  Angaben  von  Henriques  und  Weber  und  be- 
nutzten, besonders  für  Tabelle  2 — 4,  die  von  Weber  gegebenen  Tafeln. 
In  diese  brachten  wir  die  Daten  mit  hinein,  die  sich  aus  der  Anwen- 
dung der  Methoden  ergeben  haben. 

Tabdie  I  enthält  die  alte,  bei  einfach  und  kompliziert  zusanmien- 
gesetzten  Waren  vielfach  bewährte  Methode  von  Henriques.  Diese 
beruht  darauf,  daß  als  erstes  chemisches  Agens  alkoholisches  Kali  zur 
Einwirkimg  auf  das  zu  untersuchende  Muster  konmit.  Hierdurch  werden 
alle  verseifbaren  Anteile  und  die  Hauptmenge  des  freien  Schwefels  zu- 
sanmien  gewonnen.  Dadurch,  daß  nicht  der  gesamte  freie  Schwefel  an 
Alkali  gebunden  und  in  Wasser  löslich  wird,  und  daß  femer,  bei  An- 
wesenheit von  Harz  (Kolophonium)  und  Harzöl,  diese  letzteren  zum 
größten  Teil  mit  in  Lösung  gehen,  können  nennenswerte  Üngenauigkeiten 
veranlaßt  werden.  Aus  diesem  Grunde  ist  der  von  Weber  vorge- 
schlagene Analysenweg  in  manchen  Fällen  mehr  empfehlenswert. 

Tabeüe  II  (Weber:  The  Ghemistry  of  India  Rubber  S.  256).  Der 
Arbeitsgang  der  Tabelle  II  ermöglicht  eine  scharfe  Scheidung  der  Harze, 
des  freien  Schwefels  und  des  Öles  von  dem  geschwefelten  und  oxydierten 
fetten  Ol  (dem  Faktis).  Nach  Weber  wird  zuerst  alles  in  Aceton  Lös- 
liche aus  der  Probe  herausgenonmien,  und  dann  erst  der  Faktis  verseift. 
Zur  Interpretation  der  Analysenwerte,  ist  es  häufig  nötig,  die  Arbeits- 
weisen der  Tabelle  I  und  II  nebeneinander  auszuführen.  In  diesen 
Fällen  muß  die  Summe  der  für  die  Gruppen  A  und  C  gefundenen  Werte 
die  gleiche  sein. 


348 


Kautschuk  und  Kautschukwaren. 


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Kaatschok  und  Kautschokiivaren. 


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Ansiahrang  der  Gesamtanaljse. 


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352  Kaatschak  und  Kautschakwaren. 

Tabelle  111  ist  eine  Erweiterung  des  Analysenganges  der  Tabelle  II. 
Bei  Anwendung  derselben  gelingt  auch  die  Durchführung  der  Analyse 
komplizierter  zusammengesetzter  Eautschukwaren. 

Tabelle  IV  endlich  bezieht  sich  nur  auf  Hartkautschuk  und  berück- 
sichtigt die  bei  der  Fabrikation  dieses  Produktes  in  Anwendung  kommen- 
den Fremdkörper.  Wir  haben  in  diese  noch  die  Alkalibehandlung  mit 
aufgenommen,  weil  sich  vielfach  brauner  Faktis  in  den  Mischungen 
findet.  Dieser  wird  wohl  nur  in  seltenen  Fällen  der  Mischung  zu- 
gesetzt, entsteht  aber  bei  der  Vulkanisation  aus  dem  überschüssigen 
freien  Schwefel  und  dem  zugesetzten  fetten  Ol. 

Zu  Tabelle  L  Die  Ausführung  der  Analyse  ergibt  sich  für  Gruppe  1 
und  2  aus  den  hierunter  gegebenen  Einzelheiten  zur  Tabelle  II,  für 
die  Arbeiten  der  Gruppe  3  und  ihre  Unterabteilungen  aus  den  Torbe- 
schriebenen  einzelnen  Ausführungsformen.  Die  nach  diesem  Arbeits- 
gang ausgeführten  Analysen  geben  bei  Mischungen  aus  Kautschuk,  Faktis, 
Mineralöl  und  anorganischen  Füllmitteln  stets  gute  Resultate. 

Zu  Tabelle  IL  Bei  dieser  Zusammenstellung  «oll  die  Arbeitsweise, 
der  Übersichtlichkeit  wegen,  wiederholt  und  das  Nötige  hinzugefügt  werden. 

Gruppe  I.  Das  vorschriftsmäßig  zerkleinerte  (siehe  Seite  334) 
Muster  wird  in  der  beschriebenen  Weise  im  Zuntz-Apparat  mit  Aceton 
extrahiert.  Der  abdestillierte  und  zur  Gewichtskonstanz  getrocknete 
Extrakt  wird  gewogen.  Er  enthält  sämtliche  vorhandenen  Substanzen 
der  Kolonne  A,  während  der  Rückstand  B  zur  Behandlung  2  weitergeht. 

Die  nur  in  besonderen  Fällen  auszuführende  Trennung  der  Bestand- 
teile aus  Kolonne  A,  welche  gemeinhin  bei  Angabe  der  Resultate  als 
Acetonextrakt  bezeichnet  werden,  ist  eine  sehr  komplizierte.  Sie  kann 
nach  2  Methoden  in  einigermaßen  befriedigender  Weise  gelöst  werden. 

Zerlegung  der  in  Kolonne  A  zusammen  bestimmten  Sub- 
stanzen in  die  einzelnen  Bestandteile: 

1.  Es  wird  nach  der  bekannten  Methode  von  Spitz  und  Honig 
(S.  128)  alles  Verseifbare  mitsamt  dem  größten  Teil  des  freien  Schwefels, 
der  sich  bei  dem  Verseifen  an  Alkali  bindet,  von  den  un verseifbaren 
Anteilen  getrennt.  Man  erhält  dann  in  der  Petrolätherlösung  die  Mineral- 
öle und  einen  Teil  der  unverseifbaren  Anteile  der  Harze  und  Harzöle, 
während  ein  anderer  Teil  sich  unlöslich  ausscheidet.  Die  Petroläther- 
lösung wird  zunächst  durch  Ab  destillieren  der  Hauptmenge  des  Lösungs- 
mittels eingeengt,  der  Rest  in  einem  flachen  Porzellanschälchen  ver- 
dunstet und  der  Rückstand  gewogen.  Dieser  wird  dann  mit  20  bis 
30  Proz.  konzentrierter  Schwefelsäure  auf  180**  im  Sandbade  so  lange 
erwärmt,  bis  alle  Schwefelsäure  verjagt  ist.  Dann  wird,  genau  wie  bei 
der  Bestimmung  von  Ceresin  im  Erdwachs,  mit  geringen  Mengen  Ätz- 
kalk   und  Entfärbungspulver    gemischt,    und    die    pulverige  Masse    mit 


Aasföhrung  der  Gesamtanalyse.  353 

Petroläther  extrahiert.  Der  Extrakt,  welcher  zur  Wägung  gebracht 
wird,  erhält  nur  noch  die  paraffinischen  Kohlenwasserstoffe.  Meist  ge- 
lingt es  nach  den  äuBeren  Eigenschaften  annähernd  zu  sagen,  welcher 
Art  die  zugesetzte  Substanz  war,  da  nur  weiBes  Paraffinöl,  Mineralöl, 
Paraffin  und  Geresin  in  Betracht  zu  ziehen  sind.  Die  Differenz  zwischen 
dem  Gesamtgewicht  der  nach  Spitz  und  Honig  in  den  Petroläther 
gegangenen  Substanzen  imd  den  gefundenen  Paraffinkohlenwasserstoffen 
sind  die  unverseiften  Anteile  der  zugesetzten  und  der  Kautschukharze. 
In  den  verseiften  Anteilen  wird,  nach  dem  Abscheiden  der  Säuren  aus 
der  Seifenlauge,  auf  Kolophonium  geprüft.  Zu  diesem  Zweck  werden 
die  Säuren  mit  65 — 70-proz.  Alkohol  ausgeschüttelt  und  im  Abdampf- 
rückstand des  Alkohols  durch  die  Storch  sehe  Farbenreaktion  auf  Harz 
geprüft  (vergl.  Band  III,  S.  130). 

2.  Ein  anderer  recht  brauchbarer  Weg  zur  Trennung  dieser  Gruppe 
besteht  in  der  eigenartigen  Wirkung  einer  konzentrierten  Chloralhydrat- 
lösung  nach  Arbeiten  yon  Prof.  Schaer  und  R.  Manch.  Man  verfahrt 
in  folgender  Weise: 

5  g  einer  Lösung  aus  80  Teilen  Chloralhydrat  in  20  Teilen  Wasser 
werden  mit  dem  getrockneten  und  gewogenen  Acetonextrakt  vereinigt 
und  das  Gemisch  1 — 2  Stunden  bei  50 — 60°  imter  häufigerem  Umrühren 
stehen  gelassen.  In  Lösung  geht  das  Harz  aus  dem  Kautschuk  und 
eventl.  vorhandenes  Kolophonium.  Man  trennt  die  Lösung  vom  Un- 
gelösten durch  Filtrieren  durch  ein  ganz  kleines  Kapidfilterchen,  wäscht 
einmal  mit  ganz  wenig  der  ursprünglichen  Chloralhydratlösung,  dann 
mit  einer  schwächeren  Lösung  60 :  40  und  schließlich  mit  50-proz. 
Alkohol  nach.  Der  Rückstand  wird  nach  dem  Trocknen  mit  Aceton 
oder  Benzol  in  ein  gewogenes  Schälchen  gespült,  wieder  getrocknet  und 
gewogen.  Die  Differenz  zwischen  dem  ursprünglichen  Extrakt  und  dem 
jetzt  verbliebenen  Rückstand  ist  in  den  meisten  Fällen  das  Kautschuk- 
harz. Falls  Kolophonium  bei  demselben  ist,  wird  es  leicht  durch  die 
bekannte  Farbreaktion  erkannt.  Zur  Prüfung  auf  dasselbe  werden  die 
Harze  aus  der  Chloralhydratlösung  durch  Verdünnen  mit  Wasser  gefällt, 
abfiltriert,  getrocknet,  dann  in  Essigsäureanhydrid  gelöst  und  ein  Tropfen 
Schwefelsäure  hinzugefügt.  Bei  dieser  Reaktion  wird  durch  Kautschuk- 
harz eine  schmutzige,  graugrüne  Färbung  hervorgerufen,  während  schon 
eine  kleine  Menge  von  gleichzeitig  vorhandenem  Kolophonium  die  be- 
kannte,  schöne,  blaurote  Färbung  gibt.  Die  fetten  Ole  und  Mineralöle 
werden  wieder  nach  Spitz  und  Honig  getrennt  \md  es  bedarf  bei 
diesem  Arbeitsgang  weiter  keiner  Charakterisierung  derselben.  Der 
freie  Schwefel  wird  stets  vom  Gesamtextrakt  abgezogen,  da  er  sich  ja 
aus  den  Bestimmungen  des  gesamten  und  gebundenen  Schwefels  in  jedem 
Falle  ergibt. 

Uiit«nuchimK«&.  S.  Aufl.    m.  28 


354  Kautschuk  iiod  Kautschuk  waren. 

Gruppe  2.  Der  noch  nasse  oder  oberflächlich  getrocknete  Rück- 
stand B  von  Gruppe  1  wird  zur  quantitativen  Bestimmung  der  verseif- 
baren  geschwefelten  Öle  benutzt.  Die  nähere  Ausführung  ist  oben  S.  341 
beschrieben.  In  Lösung  geht  das  Extrakt  G,  das  ist  der  wirkliche 
Faktis.  Zu  seiner  näheren  Gharakterisierung  kann  aus  der  wäßrigen 
Seifenlösung  die  geschwefelte  Fettsäure  durch  Säurezusatz  abgeschieden 
werden.  Liegt  reiner  Faktis  vor,  so  löst  sich  die  Säure  in  90-proz. 
Alkohol  bei  Zimmertemperatur  ohne  Rückstand  auf.  Diese  abgeschiedene 
Fettsäure  enthält  noch  den  gesamten  an  das  Gl  gebundenen  Schwefel 
und  kann  daher  zur  Bestimmung  desselben  (nach  der  auf  Seite  336  be- 
schriebenen Weise)  dienen. 

Der  Rückstand  D.  Der  nach  dem  Entfernen  der  geschwefelten 
Öle  verbliebene  Rückstand  enthält  im  allgemeinen  nur  die  in  der 
Kolonne  D  genannten  Substanzen,  die  Kautschuksübstanz ,  die  an  die- 
selbe gebundenen  Schwefel-  und  Ghlormengen,  sowie  femer  die  ge- 
samten Mineralbestandteile,  soweit  sie  nicht  durch  die  Vorbehandlung 
mit  Alkali  zersetzt  oder  gelöst  wurden.  Im  allgemeinen  wird  in  diesem 
Rückstand  der  Kautschuk  nicht  direkt  bestimmt,  weil  eine  einwands- 
freie  Methode  hierfür  noch  nicht  existiert.  Ein  in  manchen  Fällen 
recht  verwendbarer  Arbeitsweg  ist  der  von  G.  G.  Weber  angegebene. 
Nach  demselben  wird  die  Kautschuksubstanz  mitsamt  dem  an  dieselbe 
gebundenen  Schwefel  in  das  Stickstofifdioxydadditionsprodukt  übergeführt. 
Die  Darstellung  dieses  verhältnismäßig  leicht  zu  gewinnenden  Körpers 
geschieht  nach  der  auf  Seite  344  gegebenen  Beschreibung.  Von  dem 
Gesamtgewicht  der  gefundenen  Substanz  wird  der  in  derselben  be- 
stimmte Schwefel  und  das  eventl.  vorhandene  Ghlor  in  Abzug  gebracht. 
Der  Rest  wird  nach  der  angegebenen  Formel  auf  Kautschuk  umge- 
rechnet. 

Im  allgemeinen  ist  es  sicherer,  den  vorhandenen  Kautschuk  rech- 
nerisch zu  ermitteln.  Man  bestimmt  zu  diesem  Zwecke  in  einem  Teil 
des  Rückstandes  D  die  Asche  und  in  derselben  den  Schwefel.  In  einem 
andern  Teil  führt  man  eine  Gesamtschwefelbestimmung  aus  und  findet 
aus  der  Differenz  zwischen  den  Bestimmungen  die  an  Kautschuk  ge- 
bundene Schwefelmenge.  Diese  Zahlen  setzt  man  in  die  weiter  unten 
gegebene  Berechnungsformel  ein,  oder  gibt  direkt  die  Differenz  zwischen 
Rückstand  D  minus  Asche  und  gebundenem  Schwefel  als  Kautschuk- 
substanz an. 

Zu  Gruppe  3.  Diese  gibt  diejenigen  Substanzen  an,  welche 
direkt  in  dem  Durchschnittsmuster  einzeln  bestimmt  werden  müssen. 
Über  die  Ausfühnmg  der  einzelnen  Arbeiten  ist  alles  Erforderliche 
oben  gesagt.  Bei  kompliziert  zusammengesetzten  Substanzen,  z.  B. 
Schuhen  etc.,  wird  nach  Henri ques  die  Bestimmung  von  Pech,  Asphalt, 


Interpretation  der  Analjsenwerte.  355 

Ruß  etc.  direkt  an  dem  Ausgangsmaterial  ausgeführt.  H.  verwendet 
hier  gleichfalls  die  von  Weber  vorgeschlagene  Methode  des  Kochens 
mit  Nitrobenzol  oder  Nitronaph thalin ,  an  deren  Stelle  sich,  wie  aus- 
geführt, manchmal  Anilin  bewährt  hat.  (Hier  liegt  ein  wohl  zu  be- 
achtender Unterschied  zwischen  den  Arbeiten  Webers  und  Henriques' 
vor,  indem  Weber  seinen  Abbau  weiter  verfolgt,  ohne  besonders  Rück- 
sicht auf  bereits  stattgehabte  Zersetzung  zu  nehmen,  während  Hen- 
riques unter  Berücksichtigung  derselben  für  diese  Untersuchung  frisches 
Ausgangsmaterial  verwendet.  Dadurch  werden,  soweit  die  Methode 
überhaupt  Wert  hat,  die  nach  H.  gefundenen  Zahlen  genauer;  und  man 
kann  auch  im  Rückstande  die  Mineralbestandteile  in  unveränderter  Form 
erhalten  und  erkennen.  Aus  diesen  Gründen  ist  es  bei  komplizierter 
zusammengesetzten  Gegenständen  empfehlenswert,  nicht  der  großen  Ta- 
belle Webers  zu  folgen,  sondern  Tabelle  II  und  I  zu  kombinieren. 
Dies  geschieht  so,  daß  zunächst  das  Durchschnittsmuster  mit  Aceton 
extrahiert  wird.  Yon  dem  ungelöst  gebliebenen  Rückstand  wird  ein 
Teil  mit  alkoholischem  Kali  weiterbehandelt  und  ein  anderer  kalt  mit 
Pyridin  ausgeknetet  zur  Pech-  etc.  Bestimmung.  Ein  neuer  Teil  des 
Musters  wird  nach  Henriques  durch  Nitrobenzol  oder  Nitronaphthalin 
in  die  Kolonnen  E  und  F  der  Tabelle  I  zerlegt.  Das  Nötige  zur  weiteren 
Zerlegung  und  Erkennung  der  Substanzen  aus  Kolonne  E  und  F  ergibt 
sich  aus  dem  vorher  hierüber  auf  S.  343  Gesagten. 

Zu    Tabelle  III  und  Tabelle  IV    sind    Einzelheiten    der   Arbeits- 
ausführung  nach  dem  Gesagten  nicht  mehr  erforderlich. 


Interpretation  der  Analysenwerte. 

Die  gefundenen  Werte  geben  nur  in  wenigen  Fällen  endgültige 
Prozentzahlen  für  den  Gehalt  der  einzelnen  Bestandteile  in  den  Mischungen 
an.  Der  Grund  hierfür  ist  der,  daß  die  angewandten  Reagentien  die 
Kautschukmischung  in  Gruppen  und  nicht  genau  in  einzelne  Substanzen 
zerlegen,  und  daB  es  wirklich  einfach  zusammengesetzte  Mischungen 
kaum  gibt.  Man  muß  also  entweder  nach  Webers  Vorschlag  sich  mit 
der  Angabe  der  Gruppenergebnisse  in  einfachen  Fällen  begnügen  oder 
zur  direkten  Bestimmung  die  komplizierte  Zerlegung  der  Gruppen  vor- 
nehmen. Wenn  man  dem  Arbeitsgange  von  Henriques  folgt,  bezw. 
die  modifizierte  Form  der  Tabelle  II  anwendet,  so  gelingt  es  häufig, 
durch  Rechnung  nach  einer  bestimmten  Formel  aus  den  gefundenen 
Werten  den  Kautschuk  zu  ermitteln.  Als  Faktis  würde  nach  Hen- 
riques' Arbeits-  und  Berechnungsweise  allerdings  immer  der  ges.  ver- 
seifbare  Anteil  zur  Angabe  kommen. 

23* 


356  Kautschak  und  Kaatschokwaron. 

1.    Die  Berechnung   nach  Henriques  für  Kautschuk 

und  Faktis. 

Für  diese  Berechnung  müssen  bekannt  sein: 

a)  der  Prozentgehalt  an  Gesamtschwefel, 

ß)  der  Prozentgehalt  an  Gesamtasche, 

y)  der  Prozentgehalt  der  in  Natronlauge  unlöslichen  Substanz, 

8)  der  Schwefelgehalt  derselben,  abzüglich  des  in  der  Asche 
dieses  Anteiles  e  enthaltenen  (in  Prozenten  der  ursprüng- 
lichen Substanz  berechnet), 

e)  die  Asche  derselben  (in  Prozenten  der  ursprünglichen  Sub- 
stanz berechnet). 

Aus  diesen  Zahlen  findet  man  dann  den  Prozentgehalt  x  an  Kaut- 
schuk (+  anderer  unlöslicher  organischer  Substanz)  und  den  Prozent- 
gehalt y  an  gelöster  Fettsäure  aus  Faktis  und  aus  fetten  Ölen  durch 
die  Gleichungen: 

^^-hJ  =  100  —  r-^{^-ß)-ioi-8)  und  x  +  y  =  100-(a-4-Ä 

die  sich  auflösen  lassen  zu 

100 


X  = 


^(r-^-s), 


97, 
j  =  100  —  (a  +  yd -h  x). 

Yon  dem  gefundenen  Gehalt  x  an  Kautschuk  sind  noch  die  in 
Aceton  löslichen  Anteile  und  die  sonst  aufgefundenen  unlöslichen  orga^ 
nischen  Füllstoffe  (Zellulose  etc.)  abzuziehen.  Der  Rückstand  ist  dann 
die  eigentliche  Kautschuksubstanz,  aber  nicht  die  wirklich  ange- 
wendete Kautschukmenge.  Enthält  der  Acetonextrakt  nur  Kautschuk- 
harz und  Schwefel,  so  kann  das  Harz  aus  der  Differenz  bestimmt  und 
der  berechneten  Kautschuksubstanz  zugezählt  werden.  Der  so  erhaltene 
Wert  würde  ein  annäherndes  Maß  für  die  Menge  des  wirklich  ver- 
wendeten technischen  Kautschuks  bilden. 

2.    Die  Berechnung  der  Werte  nach  Tabelle  II  bis  IV  ohne  die 

Formel  von  Henriques. 

Für  die  Berechnung  der  Prozentzahlen  nach  der  in  Tabelle  II  ge 
gebenen  Methode  ist  bei  den  einfach  zusammengesetzten  Substanzen  die 
gegebene  Formel  von  Henriques  anwendbar.    Besser  ist  es  jedoch,  die 


')  Der  weiter  oben  zu  2,5  Proz.  angegebene  Faktor  für  gelösten  Kaatsohak. 


Interpretation  der  Analysenwerte.  357 

genauen  Werte  durch  Einzelberechnung  zu  bestimmen.  Diese  Notwendig 
k«it  tritt  bei  Tabelle  III  imd  IV  und  einer  eventl.  Kombination  von 
II  und  I  noch  mehr  hervor.  Die  erforderliche  Berechnung  ergibt  sich 
aus  den  gefundenen  Gruppendaten,  bezw.  aus  den  bei  der  Zerlegung 
der  betreffenden  Gruppe  gefundenen  Einzelwerten  und  läBt  sich  nicht 
in  allgemein  gültiger  Form  angeben. 

Ein  eventl.  Gehalt  an  Pech  und  Asphalt  kann  aus  den  direkt 
gefundenen  Analysenwerten  nicht  bestimmt  werden,  weil  sich  Anteile 
dieser  Substanzen  stets  in  verschiedenen  Gruppen  finden. 

Die  Menge  der  Eautschuksubstanz  wird  indirekt  aus  der 
Differenz  berechnet  und  dabei  die  Löslichkeit  in  Alkali  meist  nicht 
berücksichtigt.  Falls  der  Dinitrokautschuk  dargestellt  wurde,  wird  die 
Kautschuksubstanz  auch  wohl  direkt  gefunden. 

Der  Faktis  wird  nach  Tabelle  II  u.  f.  als  Extrakt  C  bezw.  E 
gefunden,  imd  kommt  so  nur  diejenige  Menge  desselben  zum  Ausdruck, 
welche  als  mit  Schwefel  oder  Chlorschwefel  gesättigtes,  bezw.  voll- 
kommen  oxydiertes  fettes  Ol  vorliegt.  Dieser  Wert  entspricht  auch 
wirklich  dem  Begriff  Faktis  mehr  als  derjenige,  welcher  nach  Hen- 
riques'  Berechnung  gefunden  wird. 

Die  mineralischen  Bestandteile  werden  in  jedem  Fall  aus 
den  analytischen  Daten  berechnet  und  geben  so  eine  genauere  Wertzahl, 
wie  die  direkte  Aschenbestimmung. 

Die  auf  die  beschriebene  Weise  rechnerisch  oder  direkt  ermittelten 
Werte  lassen  folgende  Analysenangabe  zu: 

1.  Kautschuksubstanz =  Proz. 

(eventl.  Kautschuk  verwendet) Proz. 

2.  Faktis  und  fette  Ole =  Proz. 

3.  Acetonextrakt =  Proz. 

4.  Mineralöl  (Paraffin  etc.) Proz. 

6.    Andere  organ.  Fremdkörper     .     .     =  Proz. 

6.  Gesamtschwefel Proz. 

7.  Freier  Schwefel =  Proz. 

8.  An  Kautschuk  gebundener  Schwefel  =  Proz. 

9.  Mineralische  Bestandteile,  aus  den 

Einzelbestimmungen  berechnet  =           Proz. 
10.    Einzelbestimmungen    der    minera- 
lischen Bestandteile Proz. 

Summa  100,00  Proz. 

Nach  allgemeineren  Gesichtspunkten  genügen  vielfach  folgende  direkt 
ermittelte  Angaben: 


358  Kaatschak  und  Kautschukwaren. 

1.  Asche =  Proz. 

2.  Organ.  Nichtkautschuksubstanz    .     =  Proz.  * 

a)  Acetonextrakt •  .  Proz. 

b)  Verseifbare  Anteile Proz. 

c)  Organische  Fremdkörper Proz. 

3.  Kautschuksubstanz =  Proz. 

4.  Gesamtschwefel Proz. 

a)  freier  Schwefel     .     .     .     .    =  Proz. 

b)  an  Kautschuk  geb.  Schwefel    =  Proz. 

Summa  100,00  Proz. 

Anliangr  zu  ۥ 

Der  Yulkanisationskoeffizient  ist  eine  Zahl,  die  yielfach,  be- 
sonders bei  dem  Vergleich  von  Kautschukwaren,  angegeben  wird.  Biese 
Zahl  bezeichnet  nach  Übereinkimft  diejenige  Menge  Schwefel  in  Gewichts- 
teilen, welche  an  100  Gewichtsteile  Kautschuksubstanz  chemisch  gebunden 
ist.  Sie  wird  am  besten  mit  einem  Ausrufungszeichen  versehen  und  außer- 
halb der  eigentlichen  Analyse  aufgeführt. 

Analyse  von  Kautschukstoffen.  Die  Untersuchung  von  Kaut- 
schukstoffen, d.  h.  von  mit  Kautschukmischungen  überzogenen  Geweben, 
bietet  von  derjenigen  kompakter  Kautschukgegenstände  wenig  Unter- 
schiede. Einzig  die  Bestimmung  des  Gehalts  an  Grundgewebe  verdient 
besprochen  zu  werden.  Diese  wird  nach  Thal  (Pharm.  Zsch.  für 
Rußland  1897 ;  Gummi-Ztg.  XIII,  1898,  67  ff.)  ebenfalls  auf  Grund  des 
von  Weber  empfohlenen  Verfahrens  (S.  343),  wie  folgt,  ausgeführt: 

5  g  des  Kautschuk  Stoffes  werden  mit  150 — 200  ccm  Nitrobenzol 
3  Minuten  lang  zum  Sieden  erhitzt.  Das  Gewebe  wird  alsdann  aus  dem 
Kolben  genommen  und  zweimal  mit  je  50  ccm  95 -proz.  Alkohol  ausge- 
waschen, darauf  mit  warmer  verdünnter  Salzsäure  behandelt,  endlich  mit 
Wasser  ausgewaschen,  bei  100 — 105°  getrocknet  und  gewogen. 

Analyse  von  Kautschuklösungen  und  Pasten.  Für  die  Rad- 
reifen- und  die  Stoffindustrie  und  ganz  besonders  für  die  Lederstiefel- 
fabrikation etc.  finden  sich  kautschukhaltige  Lösungen  und  Pasten  ver- 
schiedenster Zusammensetzung  im  Handel.  Ihre  Analyse  bietet,  soweit 
die  festen  Grundsubstanzen  in  Frage  kommen,  keine  besonderen  Schwierig- 
keiten. Um  die  Menge  des  in  ihnen  enthaltenen  Lösungsmittels  zu  be- 
stimmen, genügt  es,  da  es  sich  naturgemäß  um  flüchtige  Substanzen  handelt, 
gewogene  Mengen  bis  zum  Verschwinden  jeden  Geruchs  im  Trocken- 
schrank zu  erwärmen  und  aus  der  Grewichtsdifferenz  die  Menge  des 
Lösungsmittels  zu  bestimmen.  Will  man  das  letztere  aber  als  solches 
identifizieren  —  es  handelt  sich  wohl  ausnahmslos  um  Schwefelkohlen- 
stoff, Petroläther,  Petroleum  oder  Benzolkohlenwasserstoffe  —  so  knetet 


Spezifisches  Gewicht  von  Kautschuk.  359 

man  nach  Thal  (Chem.-Ztg.  1898,  737)  eine  gewogene  Menge  in  einer 
Schale  Yorsichtig  mehrere  Male  mit  95-proz.  Alkohol  aus  und  fällt  aus 
den  in  einen  Meßzylinder  abgegossenen  alkoholischen  Lösungen  die 
Lösungsmittel  mit  Kochsalzlösung  aus.  Bald  scheiden  sich  die  oben 
genannten  Körper  klar  an  der  Oberfläche  ab  und  können  ihrem  Volumen 
nach  gemessen  werden.  Bestimmt  man  zugleich  das  spezifische  Gewicht, 
so  erfahrt  man  auch  die  vorhandene  Gewichtsmenge.  Die  Erkennung 
der  Natur  der  Lösungsmittel  gelingt  bei  Schwefelkohlenstoff,  Äther  oder 
Petroläther  leicht  durch  Bestimmung  der  Siedepunkte  und  der  anderen 
charakteristischen  Eigenschaften.  Über  die  Unterscheidung  von  Petroleum- 
und  Benzolkohlenwasserstoffen  s.  oben  Abschn.  B.  Einfacher  ist  es,  aus 
den  Lösungen  die  Solventien  durch  Wasserdampf  auszublasen,  man  er- 
hält dann  Destillate,  die  sich  ohne  Emulgierung  absetzen  und  leicht  der 
Art  und  Menge  nach  bestimmt  werden  können.  In  den  Lösungen  ist 
besonders  auf  zugesetzte  Harze  zu  fahnden. 

Das  spezifische  Gewicht  von  Kautschuk  und  Kautschukwaren. 

Diese  am  häufigsten  ausgeführte  Bestimmung  bedarf  in  ihrer  Aus- 
führung  kaum  der  näheren  Besprechung.  Betont  mufi  nur  werden,  daß 
die  Kautschukwaren  selbst  in  fein  verteiltem  Zustand  enorme  Mengen 
Luft  einzuschliefien  pflegen,  die  ihnen  vor  der  Wägung  im  Pyknometer 
durch  längeres  Kochen  mit  Wasser  entzogen  werden  muB.  Auch  un- 
beschwerte Kautschukwaren  und  Rohkautschuke,  die  leichter  als  Wasser 
sind,  lassen  sich  am  sichersten  im  Pyknometer  mit  Wasser  bestinmien. 
Die  Substanz  schwimmt  dann  zwar  oben  auf,  doch  können  die  Stückchen  so 
grofl  genommen  werden,  daß  sie  nicht  in  die  Kapillare  des  Apparates  ge- 
langen können.  Die  Wägung  kompakter  Stücke  mit  der  Mohr  sehen  Senk- 
wage gibt  wegen  der  großen  Lufteinschlüsse  nur  sehr  annähernde  Werte. 

Eine  der  einfachsten  Methoden  ist  das  bekannte  Schwinrniverfahren. 
Zu  seiner  Ausführung  wird  das  Kautschukmuster  in  Wasser  gebracht,  aus- 
gekocht und  es  werden  dann  je  nachdem,  ob  es  schwerei*oder  leichter  wie 
Wasser  ist,  indifferente  Salze  oder  Alkohol  hinzugefügt,  bis  die  Lösung 
das  gleiche  spezifische  Gewicht  wie  die  Probe  hat.  Es  wird  dann  das 
spezifische  Gewicht  der  Lösung  bestimmt. 

Auf  gleicher  Grundlage  beruht  der  sehr  einfache  Apparat^)  für  die 
spezifische  Gewichtsbestimmung  von  Minikes  (Gummi-Ztg.  XII,  1898, 
97).  Er  besteht  aus  einem  graduierten  Reagensglase,  das  links  im 
unteren  Drittel  die  Marke  2,00  und  darüber  die  Marken  1,95 — 1,45, 
rechts  im  oberen  Drittel  1,50  und  absteigend  die  Marken  bis  1,00  trägt. 
Für  schwei'ere  Kaütschukgegenstände  füllt  man  bis  zum  imtersten  Strich 


^)  Peters  &  Kost,  Berlin. 


360  Kaa tschak  und  Kaatschakwaren. 

(2,0)  mit  einer  Ghlorzinklösung  Yom  spezifischen  Gewicht  2,00,  bringt  ein 
Stückchen  der  zu  untersuchenden  Probe  hinein  und  setzt  nun  unter  fort- 
währendem Schütteln  so  lange  Wasser  zu,  bis  das  Eautschukteilchen  in 
der  Mitte  der  Flüssigkeit  schwebt.  Es  entspricht  dann  sein  spezifisches 
Gewicht  dem  links  angegebenen  Teilungsstrich.  Bei  spezifisch  leichten 
Proben  füllt  man  umgekehrt  mit  Wasser  bis  zum  Teilstrich  rechts  1,00  imd 
fugt  nun  Chlorzinklösung  (spez.  Gew.  2,00)  hinzu,  bis  wieder  die  Schwebe- 
lage erfolgt.    Das  spezifische  Gewicht  der  Probe  liest  man  jetzt  rechts  ab. 


D.  Die  Prtiftiiig  der  Kaatschakwaren  aaf  ihr  Verhalten  gegen 
mechanische  and  chemische  Einwirkangen  etc. 

Die  mechanischen  und  chemischen  Prüfungsmethoden  werden  sich 
dem  jedesmaligen  Gebrauchszwecke  der  betreffenden  Kautschukgegen- 
stände anzupassen  haben,  denn  es  ist  ganz  klar,  daß  Gummipuppen, 
Bälle  oder  Schuhelastiks  (Gummifäden)  YoUkommen  anderen  Bedingungen 
werden  genügen  müssen,  als  Dichtungsmaterialien,  Drucks(ihläuche,  Iso- 
liermaterialien, Hartgummikämme  oder  Akkumulatorenkästen.  Auf  alle 
solchen  speziellen  Erfordernissen  angepaßten  Prüfungsmethoden  kann  hier 
nicht  eingegangen  werden,  es  sollen  vielmehr  nur  die  allgemeineren  und 
wichtigeren  Erwähnung  finden. 

1.  Verhalten  zu  verdünnten  Säuren.  Eine  häufig  ausgeführte 
Prüfung  ist  die  auf  Säurebeständigkeit.  Diese  ist  wichtig  bei  Dichtungs- 
aiaterial  und  Hartgummiwaren. 

a)  Untersuchung  des  Verhaltens  von  Hartgummi,  besonders  Akku- 
mulatorenkästen gegen  verdünnte  Schwefelsäure,  Sie  wird  am  unzer- 
kleinerten  und  zerkleinerten  Muster  ausgeführt.  Am  gebräuchlichsten  ist 
das  erstere. 

5  g  der  ganzen  Platte  oder  der  geraspelten  Probe  werden  mit 
25  ccm  20-proz.  Schwefelsäure  (spez.  Gew.  1,15)  übergössen  und  48  Stunden 
lang  im  bedeckteir  Glase  auf  50 — 70^  C.  erwärmt.  Hierauf  filtriert  man  ab, 
wäscht  gut  aus  und  trocknet,  wie  oben  angegeben,  oder  im  Trockenschrank, 
bei  100 — 105®  C.     Der  Verlust  soll  nicht  mehr  wie  4  Proz.  betragen. 

b)  Untersuchung  von  Dichtungsringen  etc.  Ein  Streifen,  welcher 
genügend  lang  ist,  um  in  der  weiter  unten  S.  362  beschriebenen  Weise 
auf  Festigkeit  geprüft  zu  werden,  wird  in  5-proz.  Essigsäure  gelegt  und 
bei  Zimmertemperatur  72  Stunden  hindurch  in  derselben  belassen.  Dann 
wird  der  Streifen  abgewaschen  und  getrocknet,  gewogen  und  im  Festig- 
keitsprüfer von  Schopper*)  im  Vergleich  mit  dem  unbehandelten  Aus- 
gangsmaterial  geprüft.     Ein  zweiter 'Streifen  wird  mit  der  gleich  ver- 


^)  LooIb  Schopper,  Leipzig,  Amdtstr.  27. 


Präfdngdn  von  Kautsch akwaren.  3g X 

dünnten  Säure  40  Stunden  auf  60 — 70°  C.   erwärmt,    weiter  bebandelt 
und  geprüft,  wie  bescbrieben. 

Die  erhaltenen  Zahlen  geben  ein  sehr  wertvolles  BeurteilungsmaB, 
wenn  man  sie  in  Vergleich  zu  solchen  stellt,  welche  aus  Proben  erhalten 
wurden,  die  für  den  gleichen  Verwendungszweck  sich  bestens  bewährt 
haben.  Da  Normalien  noch  nicht  aufgestellt  sind,  muß  diese  allgemeine 
Angabe  an  dieser  Stelle  genügen. 

2.  Verhalten  gegen  fette  Ole.  In  gleicher  Weise,  wie  bei  1 
beschrieben,  wird  die  Prüfung  des  Verhaltens  gegen  fette  Öle  ausgeführt. 
Ein  genügend  langer  gewogener  Streifen  wird  mit  Öl  übergössen  und 
72  Stunden  hindurch  bei  Zimmertemperatur  (ca.  20°  C.)  stehen  gelassen 
oder  40  Stunden  hindurch  auf  60 — 70°  C.  erwärmt.  In  dem  so  behan- 
delten Muster  wird  die  Gewichtszunahme  bestimmt  und  an  ihm  die 
Streckproben  ausgeführt.  Für  Eabel  sind  hier  bereits  gewisse  Normalien 
aufgestellt,  indem  verlangt  wird,  daß  die  Gewichtszunahme  nach  4-stün- 
digem  Liegen  in  auf  70°  C.  erwärmtem  Ol  nicht  mehr  wie  3  Proz.  des 
Gesamtgewichtes  betragen  soll. 

3.  Verhalten  beim  Erwärmen  an  der  Luft  (trockne  Wärme- 
probe). Nach  dieser  von  den  Marine  Verwaltungen  verschiedener  Länder 
eingeführten  Probe  dürfen  Weicbgummiwaren  beim  Erhitzen  auf  höhere 
Temperatur  ihre  Weichheit  und  Elastizität  nicht  ändern.  Nach  Lobry 
de  Bruyn  (Chem.-Ztg.  1894,  329)  führt  man  die  Probe  derart  aus,  daß 
3  g  des  in  dünne  Blättchen  geschnittenen  Artikels  2  Stunden  lang  auf 
135°  im  vorher  erwärmten  Ofen  erhitzt  werden.  Der  abgekühlte  Kaut- 
schuk soll  seine  Eigenschaften  unverändert  beibehalten  haben. 

4.  Verhalten  beim  Behandeln  mit  überhitztem  Wasser- 
dampf. Auch  diese  Probe  entstammt  wohl  den  Vorschriften  der  Marine- 
verwaltungen. Nach  Lobry  de  Bruyn  wird  ein  beliebiges  unzerkleinertes 
Stück  des  Kautschukgegenstandes  in  einem  etwa  zwei  Drittel  mit  Wasser 
gefüllten  Rohr  *4  Stunden  lang  auf  170°  erhitzt.  Der  Kautschuk  soll 
auch  hierbei  seine  Eigenschaften  nicht  verändern. 

5.  Tragmodul.  Von  Heinzerling  und  Pahl  (Verhandl.  z.  Be- 
förder.  d.  GewerbefleiBes  1891,  370)  ist  ein  Apparat  zur  Bestimmung  des 
Tragmoduls  angegeben  und  eine  Berechnung  desselben,  unter  Tragmodul 
versteht  man  die  maximale  Belastung,  bezogen  auf  den  Flächeninhalt 
des  Querschnitts,  bei  welcher  die  Elastizitätsgrenze  noch  nicht  über- 
schritten inrd. 

A  ist  ein  eisernes  Stativ,  das  unten  einen  festen  Fuß  hat;  oben 
ist  dasselbe  mit  einem  Querbalken  q  versehen,  in  dessen  Ende  die 
Klemme  K  hängt.  An  der  Seite  des  Stativs  ist  ein  Millimeterstab  an- 
gebracht, der  es  ermöglicht,  die  Dehnung,  welche  der  Kautschuk  erfährt, 
auf  einen  Millimeter  abzulesen.     In  die   zwei  Klemmen  K  und  K^  wird 


362 


Kantschiik  und  Eaatschokw&ren. 


Fig.  71. 


ein  ö  mm  breiter  Kautschukstreifen  eingespannt,  dessen  Länge  so  be- 
rechnet wird,  daß  diese  nach  dem  Einspannen  in  die  Klemme  genau 
20  mm  beträgt.  Die  Wageschale  W  wird  alsdann  Ton  100  zu  100  g 
belastet  und  nach  15  Sekunden  langer  Belastung  wird  beobachtet,  ob 
der  entlastete  Kautschukstreifen  wieder  auf  seine  ursprüngliche  Länge 
zurückgeht.  Zur  Beobachtung  einer  verbleibenden  Verlängerung  und 
Feststellung  der  größten  Dehnung  ist,  um  das  Ablesen  yon  der  Milli- 

.  meterskala  zu  erleichtem,  an  der  un- 
teren Klemme  Ki  der  Zeiger  Z  an- 
gebracht. Tritt  nach  nochmaliger  Be- 
lastung und  Wiederwegnehmen  der- 
selben eine  nach  15  Sekunden  noch 
bleibende  kleine  Verlängerung  des 
Kautschukstreifens  ein,  so  wird  dar- 
aus der  Tragmodul  berechnet.  Vor 
dem  Einspannen  des  Kautschukban- 
des wurde  durch  ein  Mikrometer  die 
Dicke  desselben  genau  gemessen,  aus 
der  Dicke,  multipliziert  mit  der 
Breite,  der  Flächeninhalt  berechnet 
und  dann  auf  die  Einheit  yon  einem 
Quadratmillimeter  bezogen. 

6.  Die vergleichendeFestig- 
keitsprüfung.  Eine  der  wichtigsten 
Wertbestimmungen  für  die  Kautschuk- 
waren wurde  bisher  bei  der  Analyse 
merkwürdigerweise  yollkommen  yer- 
nachlässigt.  Dies  ist  die  Bestimmung 
der  Belastung,  welche  nötig  ist,  um 
einen  Streifen  oder  besser  einen  Ring  der  zu  bewertenden  Probe  zu  zer- 
reißen. Da  hierzu  häufig  große  Belastungen  und  Apparate  mit  einem  sehr 
großen  Ausdehnungsfeld  erforderlich  sind,  so  wird  besser  die  Ausdehnung 
bei  einer  bestimmten  Belastung  und  die  nach  dem  Aufhören  der  Belastung 
bleibende  Ausdehnung  gemessen.  Wir  können  für  diese  wichtige  Bestim- 
mungsmethode heute  nur  allgemeine  Angaben  machen,  weil  es  noch  nicht 
gelungen  ist,  durchweg  gültige  Normalien  für  dieselbe  festzulegen.  Die  Be- 
stimmung solcher  Konstanten  ermöglicht  es  dem  Fabrikanten,  seine  Waren 
auf  Verwendbarkeit  und  vielfach  auch  auf  Beständigkeit  durch  Vergleich 
zu  prüfen.  Den  Konsumenten  gibt  das  Ergebnis  dieser  Prüfung  einen 
einwandsfreien  Wert  dafür,  ob  die  Ware  für  seine  Zwecke  geeignet  ist. 
Wir  verwenden  für  die  Erlangung  solcher  Vergleichswerte  den  Schopper- 
schen  Patent-Festigkeitsprüfer  und  bestimmen  folgende  Werte. 


Guttapercha  and  Balata.  3g3 

Ein  Vergleichsstreifen  von  1 — 5  mm  Stärke,  10 — 40  mm  Breite  und 
100  mm  Länge  wird  eingespannt  und  nun  entweder  die  Ausdehnung  bei 
Belastung  mit  einem  bestimmten  Gewicht  gemessen  oder  festgestellt, 
welche  Belastung  zur  Ausdehnung  des  Streifens  auf  eine  bestimmte 
Länge  erforderlich  ist.  Im  allgemeinen  wird  die  betreffende  Belastung 
eine  Stunde  lang  zur  Einwirkung  gebracht,  falls  das  Muster  nicht  vorher 
reiBt.  unmittelbar  nach  der  Entlastung  wird  die  Verlängerung  des 
Streifens  gemessen.  Sie  wird  prozentisch  auf  die  Gesamt-Ausdehnung 
berechnet  und  als  Verlängerung  nach  Aufhebung  der  Belastung  ange- 
geben. Nach  6  Stunden  wird  wieder  gemessen  und  festgestellt,  wie  weit 
der  Streifen  auf  seine  ursprüngliche  Länge  zurückgekehrt  ist.  Diese 
Zahl,  in  Prozenten  der  Gesamt -Verlängerung  angegeben,  wird  als  bleibende 
Ausdehnung  bezeichnet. 

Da,  wie  schon  gesagt,  Vergleichsnormalien  fehlen,  müssen  wir  uns 
auf  diese  Angaben  beschränken. 

7.  Verhalten  gegen  hohen  Druck.  Für  Puffer  und  andere 
Kautschukwaren,  für  die  große  Elastizität  gefordert  wird,  verlangt  man, 
daß  die  bei  großer  Belastung  eintretende  dauernde  Deformation  eine 
möglichst  geringe  sei.  Man  prüft  solche  Gegenstände,  indem  man  sie  in 
einer  hydraulischen  Presse  kurze  Zeit  einem  möglichst  starken  Druck 
aussetzt.  So  pressen  Heinzerling  imd  Pahl  5  qcm  große  Stücke  von 
ca.  1  mm  Dicke  eine  Minute  unter  einem  Maximaldruck  von  4900  kg 
und  bestimmen  bei  der  hierdurch  mehr  oder  weniger  deformierten  Eaut- 
schukplatte  die  mittlere  Dicke  des  entstandenen  Randes,  die  Stärke  des 
Zentrums  und  die  Entfernung  der  verdickten  Ränder  voneinander. 

8.  Verhalten  gegen  Stoßwirkung.  Einem  1  qcm  großen  Kaut- 
schukstück werden  mit  einem  2  kg  schweren  Hammer  mit  25  cm  Fall- 
höhe 50  Schläge  erteilt.  Die  Deformationen  und  ihre  Messung  sind 
denjenigen  bei  7.  ähnlich. 

9.  Is.olierfähigkeit  und  Durchschlagsfestigkeit.  Für  Kaut- 
schukwaren, die  als  Isoliermaterialien  und  für  andere  Zwecke  der  Elektro- 
technik dienen,  sind  Messungen  ihrer  diesbezüglichen  Eigenschaften  von 
höchstem  Wert.  Die  hierzu  dienenden  Apparate  näher  zu  beschreiben, 
ist  hier  nicht  der  Platz;  es  sei  daher  lediglich  auf  die  Wichtigkeit  und 
Notwendigkeit  derartiger  Messungen  hingewiesen. 

Anhang.    Guttapercha  nnd  Balata. 

a)  QuUapercha*  Ein  dem  Kautschuk  verwandter,  aber  doch 
chemisch  von  ihm  verschiedener  Stofif  ist  die  Guttapercha.  Sie  ist  das 
Gerinnungsprodukt  des  Milchsaftes  einer  Reihe  von  Pflanzen  aus  der 
Familie  der  Sapotaceen.     Früher  wurde  dieser  Latex  ausschließlich  aus 


364  Kautschuk  und  Kautschukwaren. 

dem  vorher  gefällten  Baum  gewonnen.  Seit  längerer  Zeit  ist  man 
bestrebt,  diese  Gewinnungsweise,  welche  zur  vollkommenen  Vernichtung 
der  erreichbaren  Wälder  geführt  hat,  durch  die  Methode  der  Anzapfung 
lebender  Bäume  zu  beseitigen.  Das  Vorkommen  der  Guttaperchabäume 
beschränkt  sich  auf  die  Halbinsel  Malakka,  auf  die  Inseln  Sumatra, 
Bomeo  und  die  Gruppe  der  Philippinen.  Neuerdings  sollen  im  Sudan  und 
in  den  deutschen  Kolonien  Guttapercha  liefernde  Pflanzen  aufgefunden  sein. 

Neben  der  aus  dem  Milchsaft  gewonnenen  Guttapercha  ist  die 
sogenannte  grüne  Gutta  jetzt  vielfach  auf  dem  Markt.  Diese  ist  eine 
Guttapercha,  welche  durch  Extraktion  oder  mechanische  Behandlung 
der  Zweige  und  Blätter  guttaliefemder  Pflanzen  gewonnen  wird.  Sie 
ist  grün  durch  das  gelöste  Chlorophyll. 

Von  dem  Kautschuk  unterscheidet  sich  die  Guttapercha  vor  allem 
durch  die  Fähigkeit,  bei  mäßiger  Wärme  (unter  70^  C.)  weich  und 
plastisch  zu  werden.  Nach  dem  Erkalten  erstarrt  sie  unter  Beibehaltung 
der  in  der  Wärme  gegebenen  Form,  ohne  spröde  und  klebrig  zu  sein. 
Eine  fernere  chemische  Unterscheidung  liegt  darin,  daß  die  Gutta  aus 
einer  Lösung  in  Chloroform  durch  Äther  gefallt  wird,  was  bei  Kautschuk 
meist  nicht  der  Fall  ist.  Die  Elastizität  der  Gutta  ist  eine  im  Verhältnis 
zum  Kautschuk  sehr  geringe.  Doch  ist  ihre  Isolationsfllhigkeit  bedeutend 
größer  als  die  des  unvulkanisierten  Kautschuks. 

In  der  Guttapercha  ist  die  den  Wert  bedingende  Substanz  ein 
Kohlenwasserstoff,  genannt  Gutta.  Dieser  ist  ein  der  Kautschuksubstanz 
isomeres  Terpen  (CjoH,g)  x— . 

Das  Guttaperchaharz  ist  von  verschiedenen  Forschem  untersucht 
und  im  allgemeinen  in  zwei  Bestandteile,  Alban  und  Fluavil,  zerlegt. 
Nach  den  neuesten  Forschungen  von  van  Romburgh  (Ber.  d.  Deutsch, 
ehem.  Gesellsch.  XXXVII,  1904,  3440)  scheint  es,  wenigstens  für  einen 
Teil  der  Guttaperchaharze,  sicher,  daß  sie  Ester  sind,  welche  durch 
verseifende  Mittel  in  Zimtsäure  und  cholesterinartige  Alkohole  zer- 
legt werden. 

Die  rohe  Guttapercha  des  Handels  enthält  Wasser  und  Schmutz, 
die  eigentliche  Gutta,  sowie  organische  Bestandteile,  die  sauerstoffhaltig 
sind  und  auch  hier  als  Harze  (s.  o.)  bezeichnet  werden.  Die  technische 
Reinigung  geschieht  bei  der  Guttapercha  wie  beim  Kautschuk  durch 
Waschwalzen  oder  durch  Knetapparate.  Für  die  Reinigung  der  Gutta- 
percha kommt  aber  auch  noch  ein  chemisches  Verfahren  zur  Verwendung, 
welches  das  Herauslösen  der  sauerstoffhaltigen,  Harz  genannten  Be- 
standteile bewirkt.  Dieser  chemische  Reinigungsvorgang  wird  als  Härte- 
prozeß bezeichnet. 

2.  Die  Untersuchung  der  Guttapercha.  Dieselbe  erstreckt 
sich  auf  die  Bestinmiung  von: 


Untersachung  der  Gattapercha.  365 

1.  Wasser, 

2.  Asche, 

3.  mechanischen,  organischen  Verunreinigungen, 

4.  Harzbestandteilen, 

5.  Erweichungspunkt, 

6.  mechanischen  und  elektrischen  Prüfungen. 

Die  Ausführung  der  Bestimmimg  1  und  2  geschieht  nach  den 
unter  A  bezw.  G  für  Kautschuk  gegebenen  Methoden. 

3.  Die  Bestimmung  der  mechanischen,  organischen  Ver- 
unreinigungen. Ca.  1  g  des  zu  untersuchenden  Materiales  wird  in 
Chloroform,  Toluol  oder  einem  ähnlichen  guten  Lösungsmittel  für  Gutta 
gelöst.  Das  ungelöste  wird  auf  einem  gewogenen  Filterchen  gesanmielt, 
gut  gewaschen,  getrocknet  imd  gewogen.  Seine  Menge  ist  der  Gehalt 
an  mechanischer,  organischer  Verunreinigung. 

4.  Die   Bestimmung    des   Harzgehaltes.      Für    die   Wertbe- 
stimmung der  Guttapercha  ist  die  Harzbestimmung  ein  noch  bei  weitem 
wichtigeres    Moment,    als  füi  die  Eautschukbewertung.     Sie  wird   hier 
auch  ganz  allgemein  ausgeführt.     Eine  große  Anzahl  von  Beleganalysen 
sind  in  dem  wertvollen  Buch  von  E.  Ob  ach  (Die  Guttapercha,  Steinkopf 
und  Springer,  1899)  niedergelegt.  Die  einfachste  Bestimmungsmethode  wäre 
die  bei  der  Kautschukuntersuchung  unter  A  angegebene,  doch  läBt  sich 
diese  bei  der  Guttapercha  auBerordentlich  schwer,  zum  Teil  sogar  gamicht 
anwenden.     Der  Grund    hierfür    liegt    darin,    daß    die  Oberflächen    der 
feinen  Streifchen  zusammenschmelzend  ein  tieferes  Eindringen  des  Acetons 
unmöglich  machen.    Wir  sahen  uns  daher  genötigt,  ein  anderes  Verfahren 
auszuarbeiten,  und  sind  zu  der  folgenden  einfachen  Methode  gekonmien 
(Zeitschrift  f.  ang.  Chemie   1902,  H.  40.).     Die   von    den   mechanischen 
Verunreinigungen  abflltrierte  Lösung,  bezw.  ein  gewogener  oder  gemessener 
Teil  derselben  wird  auf  10 — 15  ccm  eingeengt  und  noch  heiß  in  75  ccm 
siedendes  Aceton  eingetragen.    Das  Lösungskölbchen  wird  mit  möglichst 
wenig  des  angewandten  Lösungsmittels   nachgespült.     Sofort  beim  Ein- 
gieBen  scheidet  sich  die  Guttasubstanz  flockig  aus.    Die  erhaltene  Mischung 
wird  noch  10  Minuten  hindurch  lebhaft  am  Rückflußkühler  gekocht,^  um 
sicher  das  eventl.  mitgerissene  Harz  wieder  in  Lösung  zu  bringen.    Jetzt 
ballen  sich  die  Flocken  fest  zusammen,  und  nach   dem  Abkühlen  der 
Mischung  kann  die  Lösung  klar  abgegossen,  bezw.  der  Kuchen  quantitativ 
auf  ein  gewogenes  Filterchen   gebracht,   gewaschen,  getrocknet  und  ge- 
wogen werden. 

Für  die  rasche,  annähernd  genaue  Bestimmung  der  Harze  in  ge- 
reinigter Guttapercha  hat  Ob  ach  (a.  a.  0.  S.  57)  ein  Verfahren  aus- 
gearbeitet, das  darauf  beruht,  eine  gewogene  Menge  Material  mit  einem 
bestimmten    Volumen    an    Lösungsmitteln    zu    überschichten    und    nach 


366  Kautschuk  und  Kautschuk  waren. 

längerem  Stehen  das  spezifische  Gewicht  der  entstandenen  Lösung  zu 
bestimmen.  Der  von  Ob  ach  verwandte  Apparat  besteht  aus  zwei  mit 
Stopfen  versehenen  Glaszylindern,  die  durch  Röhren  kommunizieren. 
Der  eine  wird  mit  der  Guttapercha,  der  andere  mit  einer  gemessenen 
Menge  Äther  gefüllt.  Man  drückt  dann  diesen  in  den  ersten  Zylinder 
hinüber,  wo  er  längere  Zeit  über  der  Guttapercha  verweilt.  Dann  wird 
er  in  den  zweiten  Zylinder  zurückgedrückt  und  das  spezifische  Gewicht 
direkt  mit  einer  in  diesem  befindlichen  Spindel,  die  mit  Thermometer 
versehen  ist,  abgelesen.  Der  Apparat  steht  in  einem  Holzgehäuse  mit 
Glasscheiben  vom  und  hinten,  auch  ist  dafür  gesorgt,  daß  kein  Äther 
verdunsten  kann.  In  für  diesen  Spezialzweck  angefertigten  Tabellen 
liest  man  aus  dem  gefimdenen  Gewicht  der  ätherischen  Harzlösung 
sofort  den  Harzgehalt  in  Prozenten  ab. 

5.  Die  Bestimmung  des  Erweichungspunktes  stammt  gleich- 
falls von  Ob  ach.  Sie  wird  in  folgender  Weise  ausgeführt.  Gleiche 
Streifen  verschiedener  zu  untersuchender  Sorten,  bezw.  fertiger  Waren 
werden  in  einem  Rahmen  durch  Federn  unter  Tension  erhalten.  Der 
Apparat  steht  in  einem  mit  Thermometer  versehenen  und  geheizten 
Wasserbade  und  ist  derart  eingerichtet,  daß  in  dem  Augenblick,  in  dem 
die  Feder  die  weichgewordene  Guttapercha  wegdrückt,  ein  elektrisches 
'Läutewerk  ertönt,  worauf  man  die  Temperatur  abliest.  Auch  die  Zeit, 
die  eine  geschmolzene  Probe  gebraucht,  um  wieder  zu  erhärten,  wird 
gemessen. 

6.  Die  außer  dem  Erweichungspunkt  wichtigen  mecha- 
nischen und  physikalischen  Prüfungen  werden  dem  Gebrauchs- 
zweck entsprechend  ausgeführt.  Die  Methoden  sind  die  gleichen  wie 
die  bei  den  Kautschukwaren  beschriebenen.  Vor  allem  bedürfen  die 
elektrischen  Eigenschaften,  der  Isolations widerstand,  die  Induktions- 
kapazität und  die  Druckschlagfestigkeit,  genauester  Messung  nach  exakten 
Methoden.  Gerade  hierbei  zeigen  die  verschiedenen  Sorten  stark  von- 
einander abweichende  Werte.  Auf  Einzelheiten  derselben  kann  hier 
nicht  eingegangen  werden  und  muß  auf  das  Spezialwerk  von  Ob  ach 
verwiesen  werden. 

Anhang  zur  chemischen  Analyse  der  Guttapercha.  Eine 
von  van  Romburgh  stammende,  sehr  wertvolle  Untersuchungsmethode, 
bei  der  in  einer  Probe  die  mechanischen  Verunreinigungen,  Harz  imd 
Gutta  bestinunt  werden,  ist  die  folgende: 

1  g  der  zu  untersuchenden  Guttapercha  wird  in  einem  100  ccm- 
Meßkölbchen  mit  80  ccm  Chloroform  unter  zeitweiligem  Umschütteln 
ca.  1  Stunde  am  Rückflußkühler  im  Wasserbade  erwärmt.  Dann  läßt 
man  erkalten  und  füllt  bis  zur  Marke  mit  Chloroform  auf.  Von  der 
Mischung .  wird  die  Lösung  schnell  durch  einen  zuvor  mit  Chloroform 


Balata.  367 

ausgezogenen  Wattepfropfen,  der  in  das  Rohr  eines  Trichters  gesteckt 
ist,  abfiltriert.  Das  Trichterrohr  soll  ca.  20  cm  lang  sein  und  einen 
lichten  Durchmesser  von  3  mm  haben.  Die  ersten  50  ccm  des  Filtrates 
bringt  man  in  einen  gewogenen,  weithalsigen  Erlenmeyerkolben,  dessen 
Inhalt  etwa  200  ccm  beträgt.  Dann  destilliert  man  das  Chloroform  ab, 
wobei  dafür  gesorgt  wird,  daß  der  Rückstand  als  gleichmäßige  Schicht 
an  den  Wandungen  yerteilt  ist,  und  trocknet  den  in  heißes  Wasser  ge- 
stellten Kolben  in  einem  Strom  trockener  Kohlensäure.  Das  Gefäß  wird 
nach  dem  Abkühlen  gewogen.  Die  Gewichtszunahme  des  Kolbens  gibt 
mit  2  multipliziert  die  Menge  der  löslichen  Substanz.  Die  Differenz 
zwischen  dem  Gewicht  der  angewendeten  Menge  und  dem  der  in  Lösung 
gegangenen  ist  die  mechanische  Verunreinigung.  Zur  Bestimmung  der 
Gutta,  bezw.  des  Harzes  wird  das  mit  Inhalt  gewogene  Glaskölbchen 
dreimal  am  Rückflußkühler  mit  Aceton  ausgekocht.  Die  Acetonlösung 
wird  jedesmal  abgegossen.  Beim  Kochen  und  beim  Abgießen  des  Acetons 
ist  darauf  zu  achten,  daß  die  Masse  sich  nicht  zu  Klumpen  zusammen- 
ballt, weil  dadurch  die  Extraktion  gehindert  wird.  Den  Rückstand  löst 
man  wieder  in  Chloroform,  um  nochmals  eine  fest  an  der  Wandung 
hängende  dünne  Schicht  zu  haben,  und  destilliert  ab.  Hiemach  wird 
nochmals  mit  Aceton  extrahiert,  um  sicher  zu  sein,  daß  alles  Lösliche 
auch  wirklich  herausgenommen  ist.  Der  nun  yerbleibende  Rückstand 
wird  im  Kohlensäurestrom  getrocknet  und  zur  Wägung  gebracht.  Das 
Gelöste  ist  die  Harzsubstanz  und  das  Ungelöste  die  Gutta.  Die  Mengen 
werden  mit  2  multipliziert  auf  Ausgangsmaterial  minus  Wasser  berechnet. 

b)  JMlata*  Der  einzige  natürliche  Ersatz  für  Guttapercha  ist  die 
Balata.  Sie  ist  der  geronnene  Milchsaft  eines  gleichfalls  zu  den  Sapotaceen 
gehörigen  großen  Baumes  Mimusops  Balata  oder  Sapota  Müllen.  Die 
Mimusopeen  sind  weit  verbreitet  und  kommen  in  Jamaika,  Trinidad, 
Venezuela,  Guajana,  im  Gebiet  des  Amazonenstromes  und  nach  neueren 
Berichten  auch  in  imseren  afrikanischen  Kolonien  vor. 

Die  wertvolle  Substanz  der  Balata  ist  eine  Gutta  neben  sehr 
viel  Harz. 

Die  Untersuchung  schließt  sich  vollkommen  den  für  Guttapercha 
gemachten  Angaben  an.  Zu  Isolierungszwecken  wird  unvermischte  Balata 
ihres  niedrigen  Erweichungspunktes  wegen  nicht  gebraucht. 

In  großer  Menge  dient  sie  für  die  Darstellung  von  Treibriemen. 


Ätherische  Öle. 

Von 
Dr.  E.  GOdemeister  in  Ifiltitz  bei  Leipzig. 


Die  anf  den  Nachweis  von  Verfälschungen  gerichtete  Untersuchung 
der  ätherischen  öle  wird  teils  auf  physikalischem,  teils  auf  chemischem 
Wege  ausgeführt. 

Zunächst  wird  durch  Feststellung  der  physikalischen  Eigen- 
schaften ermittelt,  ob  das  zu  prüfende  Ol  von  normaler  BeschafFenheit 
ist;  dies  ist  der  Fall,  wenn  sämtliche  Konstanten  innerhalb  der  für  reine 
Öle  aufgestellten  Grenzwerte  liegen,  über  die  Qualität  des  Öles  gibt 
in  der  Regel  die  chemische  Untersuchung  Auskunft;  auch  wird  durch 
sie  die  Art  und  Menge  einer  etwaigen  Verfälschung  gefunden. 

Zur  physikalischen  Prüfung  gehören  die  Bestinmiungen  des  spezi- 
fischen Gewichts,  des  optischen  Drehungsvermögens  und  der  Löslichkeit 
in  Alkohol  von  verschiedener  Stärke,  mitunter  auch  die  des  Erstarrungs- 
punktes, der  Siedetemperatur  oder  des  Verdampfungsrückstandes.  Die 
gebräuchlichen  Fälschungsmittel  wie  Spiritus,  fettes  Öl,  Petroleum, 
Terpentinöl,  Zedemholzöl  etc.  werden  fast  immer  eine  oder  mehrere  der 
physikalischen  Konstanten  ändern  und  dadurch  entdeckt  werden.  So 
vermindert  beispielsweise  Terpentinöl,  wenn  es  Pomeranzenöl  zugesetzt 
wird,  dessen  Drehungsvermögen;  Zedemholzöl  hebt  die  Löslichkeit  des 
Lavendelöls  in  70-proz.  Alkohol  auf;  die  Verfälschung  eines  jeden 
ätherischen  Öles  mit  Spiritus  hat  die  Erniedrigung  des  spezifischen  Ge- 
wichts zur  Folge;  durch  Petroleum  wird  der  Erstarrungspunkt  des 
Stemanisöles  heruntergesetzt  und  die  Löslichkeit  in  90-proz.  Alkohol, 
beeinträchtigt,  und  so  fort. 

Der  physikalischen  Untersuchung  schlieBt  sich  die  chemische  an. 
Liegt  ein  Verdacht  auf  eine  bestimmte  Verfälschung  vor,  so  sucht  man 
das  Fälschungsmittel  möglichst  zu  isolieren  und  zu  identifizieren.  Selbst 
wenn  das  Öl  normal  befunden  wird,  ist  häufig  noch  eine  Qualitäts- 
bestimmung wünschenswert.  Welche  der  im  folgenden  beschriebenen 
Verfahren   anzuwenden  sind,    hängt  von  der  Zusammensetzung  des  be- 


Feststellung  der  physikalischen  Konstanten.  369 

treffenden  Öles  ab.  Einige  Öle  haben  Alkohole,  andere  Ester,  Aldehyde, 
Phenole  oder  Eetone  als  hauptsächlichste,  den  Wert  bestimmende  Be- 
standteile, durch  deren  quantitative  Ermittlung  man  nicht  nur  Auskunft 
über  normale  oder  anormale  Beschaffenheit,  sondern  auch  über  die 
Qualität  erhält.  So  ist  von  zwei  unverfälschten  Lavendelölen  dasjenige 
das  bessere,  das  den  höheren  Estergehalt  besitzt;  Eassiaöl  wird  nach 
seinem  Aldehydgehalt,  Nelkenöl  nach  seinem  Phenolgehalt  bewertet. 

Feststellung  der  physikalischen  Konstanten. 

SpexifiMhe»  €fewichL  Die  Ermittlung  des  spezifischen  Gewichts 
geschieht,  wenn  genügend  Untersuchungsmaterial  vorhanden  ist,  am 
bequemsten  mit  einer  Senkwage  nach  Mohr  oder  Westphal;  reicht  die 
Menge  des  Öles  hierzu  nicht  aus,  so  bedient  man  sich  eines  Pykno- 
meters unter  genauer  Einhaltung  einer  Temperatur  von  +15^  C. 

OptUehes  IhrehungBvernkögen.  Bas  Rotationsvermögen  der  äthe- 
rischen Öle  kann  in  jedem  für  Natriumlicht  eingerichteten  Polarisations- 
apparate ausgeführt  werden;  besonders  zu  empfehlen  ist  der  Laurent  sehe 
Halbschatten  apparat.  Bei  dunklen  Ölen  benutzt  man,  um  ein  Verdünnen 
mit  einem  Lösungsmittel  zu  umgehen,  kurze  Beobachtungsröhren  von 
50  und  20  mm  Länge.  Man  bezeichnet  mit  aj)  den  im  100  mm -Rohr 
direkt  abgelesenen  Drehungswinkel,  mit  {dy^  das  nach  der  Formel  (a)iQ 

^  -:j — -y-  berechnete  spezifische  Drehungsvermögen*).      Hierbei  bedeutet 

1  die  Rohrlänge  in  Millimetern  und  d  das  spez.  Gewicht  der  Flüssig- 
keit. Im  allgemeinen  ist  es  nicht  notwendig,  eine  bestimmte  Temperatur 
innezuhalten,  nur  bei  einzelnen  Ölen,  wie  Zitronen-  und  Pomeranzenöl, 
führt  man  die  Bestimmung  bei  +20^  aus,  oder  rechnet  das  bei  einem 
anderen  Wärmegrade  erhaltene  Resultat  auf  20^  um. 

lAMcMceU.  Zu  den  gebräuchlichen  Löslichkeitsbestimmungen 
der  ätherischen  Öle  wird  hauptsächlich  Alkohol  von  70,  80  und  90  Vo- 
lumprozenten angewandt.  Man  fügt  zu  1  ccm  des  in  einem  graduierten 
Meßzylinderchen  befindlichen  Öles  so  lange  Alkohol  von  bestimmter 
Stärke  tropfenweise  hinzu,  bis  Lösung  erfolgt.  Meist  wird  die  Flüssig- 
keit auch  dann  klar  bleiben,  wenn  weitere  Mengen  des  Lösungsmittels 
zugesetzt  werden,  in  einzelnen  Fällen  tritt  aber  selbst  bei  reinen  Ölen 
später  wieder  eine  opalisierende  Trübung  ein.  Enthält  das  zu  prüfende 
öl  Petroleum,  so  scheidet  sich  dieses  nach  längerem  Stehen  an  der 
Oberfläche  der  Flüssigkeit  in  Tropfen  ab,    während  fettes   öl   sich  am 


^)  Vergl.  H.  Landolt,  Das  optische  Drehungsvermögen  organischer  Sab- 
Btonzen.   2.  Aufl.  Braonschweig,  1898. 

Untarsuclumgen.   5.  Aufl.  HE.  24 


370  Ätherische  Ole. 

Boden  des  GefäBes  ansammelt.     Zedernholz-,   Kopairabalsam-,    Gurjim- 
balaamöl,   sowie   auch  Terpentinöl  sind  ziemlich  schwer  in  Alkohol  lös- 
lich   und    mAchen    Biclt    durch    diese    Eigenschaft  bemerkbar,    wenn  sie 
anderen  leichter  löslichen  ölen  in  betrügerischer  Absicht  zugesetzt  sind. 
Eratarmngapumht.  Der  im  Laboratorium  von  Schimmel  &  Co. 
(Bericht  von  Schimmel  &.  Co.,    Oktober  1898,  49)    zur  Bestimmung  des 
Erstarrungspunktes    von    ätheriscben    ölen    (z.  B.    Aaisül,    Sternanisöl, 
Feuchelöl)  benutzte  Apparat  ist  dem  bekannten  Beckmannschen  Apparate 
zur  Bestimmung  des  Molekulargewichts    aus    der    Gefrierpunktsemiedri- 
gung  nachgebildet  und  hat  die  aus  Fig.  73  er- 
ni;.  II.  sichtliche  Form.    Das  Batterieglas  A  dient  zur 

Au&ahme  der  Kilhlflüssigkeit  oder  des  Kälte- 
gemisches.  Das  in  dem  Metalldeckel  bangende 
Glasrohr  B  bildet  einen  Luftmantel  um  das  Oe- 
frierrohr  C  und  verhindert  das  vorzeitige  Er- 
starren des  zu  prüfenden  Öles.  Das  Gefrier- 
rohr C  ist  oben  weiter  und  wird  an  der  Stelle 
enger,  v;q  es  auf  dem  Rande  des  Rohres  B  auf- 
liegt. Zur  Fixierung  von  C  sind  im  Rohre  ß, 
ca.  5  cm  unter  seinem  oberen  Ende,  drei  nach 
innen  gerichtete  Glaseinstälpungen  angebracht. 
Das  in  halbe  Grade  eingeteilte  Thermometer 
wird  in  einer  Metallscheibe  durch  drei  Federn, 
in  denen  es  sich  leicht  verschieben  läAt,  fest- 
gehalten. 

Zur  Ausführung  der  Bestimmung  füllt  jnan 
bei  Anis-  und  Sternanisöl  das  Batterieglafi  mit 
kaltem  Wasser  und  Eisstücken,  bei  Fenchelöl 
aber  mit  einer  aus    Eis-  und    Kochsalz  herge- 
stellten Kältemischung.    Dann  gießt  man  in  das 
Gefrierrohr  so  viel  von  dem  zu  untersuchenden 
öle,  daS   es  etwa  5  cm   hoch  darin  steht,    und 
bringt  das  Thermometer,  das  an  keiner  Stelle  die 
Wand  berühren  darf,  in  die  Flüssigkeit  Während 
des  Abkühlens  ist  das  überkaltete  Öl  vor  Erschütterungen,   die  vorzei- 
tiges   Erstarren    hervorbringen    würden,    zu  schützen.     Ist  das  Thermo- 
meter etwa  10°  unter  dem  Erstarrungspunkt,  also  bei  Anis-  und  Stern- 
anisöl   auf   6 — 8**  gesunken,    so   sucht  man  durch   Reiben  und  Kratzen 
mit  dem  Thermometer  an  der  Gefäßwand  die  Krystallisation  einzuleiten. 
Sollte  das  auf  diese  Weise  nicht  gelingen,  so  bringt  man  ein  Kryställchen 
von  erstarrtem  Öl  oder  etwas  festes  Auethol  in   die  Flüssigkeit,  worauf 
das  Erstarren  unter  starker  Wärmeentwickelung  vor  sich  geht.    Das  Fest- 


Fraktjoniert«  Destillatioii.  37J 

werden  beschleunigt  man  durch  fortwährendes  Rühren  mit  dem  Thermo- 
meter, dessen  Quecksilberfaden  schnell  steigt  und  endlich  ein  Maximum 
erreicht,  das  man  den  Erstarrungspunkt  des  Öles  nennt. 

Steht  ein  solcher  Apparat  nicht  zur  Verfügung,  so  kann,  wenn  die 
Menge  des  zu  untersuchenden  Ölea  nicht  zu  klein  ist,  d.  h.  mindestens 
100  g  beträgt,  die  Bestimmung  in  einer  gewöhnlichen  Flasche,  die  durch 
Einstellen  in  ein  Eältegemisch  abgekühlt  wird,  ausgeführt  werden.  Die 
Resultate  stiounen  mit  den  in  dem  oben  beschriebenen  Apparate  erhal- 
tenen gut  überein. 

FrtUMonierte  DeatUUMon.    Die  fraktionierte  Destillation  findet 
Anwendung,  wenn  es  sich  darum  handelt,  einen  bestimmten  Bestandteil 
eines    Öles    zu    isolieren    oder  einzelne  Anteile  voneinander  zu  trennen. 
Zur  wissenschaftlichen  Untersuchung 
ist  eine  sehr  oit  wiederholte  Fraktio-  *^*^"  "' 

nierung  mit  komplizierten  Fraktions- 
aufsätzen  erforderlich,  nm  eine,  mit- 
unter' noch  recht  unvollkommene, 
Trennung  der  verschieden  siedenden 
Bestandteile  herbeizuführen.  Bei  der 
Prüfung  auf  Verrälschung  dient  die 
fraktionierte  Destillation  häufig  zur 
Isolierung  von  Yerfälschungsmitteln, 
wie  Alkohol,  Petroleum,  Terpentinöl 
und  anderen.  Zitronenöl,  Rosmarinöl  f 
und  Spikßl  werden  auf  Terpentinöl  S 
geprüft,  indem  man  von  dem  Öle  10 
oder  50  Proz.  abdestilliert,  um  aus 
dem  Drehungs vermögen  des  Destil- 
lates eine  etwaige  Verfälschung  zu 
ermitteln.  Will  man  hierbei  über- 
einstimmende Resultate  erhalten,  so 
müssen  stets  Destillationskölbchen 
von  gleicher  Größe   benutzt  werden, 

in  denen  die  Fraktionierung  so  ausgeführt  wird,  dafi  das  Destillat 
Tropfen  für  Tropfen  niederfällt. 

Der  bei  der  Prüfung  der  genannten  drei  Öle  im  Laboratorium  von 
Schimmel  &  Co.  (Bericht  von  Schimmel  &  Co.,  Oktober  1898,  46)  an- 
gewandte Ladenburgsche  Fraktionskolben  hat  die  aus  Fig.  73  ersichtliche 
Form  und  Größe. 

Die  Siedepunktsangaben  dieses  Abschnittes  beziehen  sich  jauf  Be- 
stimmungen, bei  denen  sich  der  Quecksilberfaden  des  Thermometers 
ganz  im  Dampf  befindet. 

24« 


372  Ätherische  öle. 

Chemische  üntersuchimgsiiiethodeii. 

BeaUmtnung   des   CfehaUs   an  Estern  durch   Verseifen»     Die 

£8ter  der  Alkohole  Cjo  H|g  0  und  Ciq  H^q  0  gehören  wegen  ihres  Wohl- 
geruches  zu  den  wertvollsten  Bestandteilen  der  ätherischen  Ole.  Linaljl- 
acetat  ist  der  Hauptgeruchsträger  des  Bergamottöls,  des  Petitgrain-  und 
des  Lavendelöls,  Bomylacetat  verleiht  den  Fichtennadel  ölen  ihr  charak- 
teristisches Aroma,  Menthylacetat  findet  sich  im  Pfefferminzöl  und  so 
weiter.  Alle  diese  Ester  lassen  sich  leicht  durch  alkoholisches  Kali 
verseifen  und  quantitativ  bestimmen,  und  zwar  in  derselben  Weise,  wie 
dies  bei  der  Analyse  der  Fette  gebräuchlich  ist. 

Man  unterscheidet  Säurezahl  (S.-Z.),  Esterzahl  (E.-Z.)  und  Ver- 
seifungszahl  (Y.-Z.).  Die  Säurezahl  drückt  aus,  wie  viel  mg  KOH  not- 
wendig sind,  um  die  in  1  g  Öl  enthaltene  Menge  freier  Säure  zu  neu- 
tralisieren.  Die  Esterzahl  gibt  das  zur  Yerseifung  des  in  1  g  Ol  ent- 
haltenen Esters  verbrauchte  Kali  in  Milligrammen  an.  Mit  Yerseifungs- 
zahl  bezeichnet  man  die  Summe  von  Säurezahl  und  Esterzahl.  Da  die 
ätherischen  Öle  gewöhnlich  nur  sehr  wenig  freie  Säure  enthalten,  so 
kann  man  diese  im  allgemeinen  vernachlässigen. 

Die  Yerseifung  führt  man  in  einem  100  ccm  enthaltenden  weithal- 
sigen  Kölbchen  aus  Kaliglas  aus.  Ein  etwa  1  m  langes,  durch  eioen 
durchbohrten  Stopfen  gestecktes  Glasrohr  dient  als  Rückflu^kühler.  In 
ein  solches  Kölbchen  wiegt  man  etwa  2  g  Öl  auf  1  cg  genau  ab  und 
fügt  10 — 20  ccm  alkoholische  Halbnormal-Kalilauge  hinzu.  Zuvor  hat 
man  das  mit  etwas  alkoholischer  Phenolphtaleinlösung  versetzte  Öl  auf 
freie  Säure  geprüft.  Man  erhitzt  das  Kölbchen  mit  aufgesetztem  Kühl- 
rohr eine  halbe  bis  eine  Stunde  auf  dem  Dampf  bade,  verdünnt  nach 
dem  Erkalten  den  Kolbeninhalt  mit  etwa  50  ccm  Wasser  und  titriert  den 
Überschuß  von  Lauge  mit  Halbnormalschwefelsäure  zurück. 

Um  aus  der  gefundenen  Yerseifungszahl  den  Gehalt  eines  01s  an 
Linalyl-,  Geranyl-  oder  Bomylacetat  (CioH^OCHgCO,  Mol.-Gew.  196)  zu 

196  X  Y  -Z 

berechnen,  wendet  man  folgende  Gleichung  an: ^' — -  =  Proz.  Ester. 

Bei  den  Essigestem  von  Alkoholen .  der  Formel  C|o  Hj,  OCH3  O 
(Mol.-Gew.  198)   wie   Menthol,    Citronellol  etc.    ist  der  Estergehalt   in 

T>         .               .      ,            198  X  Y.-Z. 
Prozenten  ausgedrückt  =  — — r^^r • 

Um  den  Gehalt  an  Alkoholen  CjoHigO  (Mol.-Gew.  154),  CioH»0 
(Mol.-Gew.  156)  und  C15  B.„  0  (Mol.-Gew.  222)  zu.  finden,  dienen  die 
Formeln: 

154  X  Y.-Z.  156  X  Y.-Z.  222  x  Y.-Z. 

560  '  560  ""^^  560 


BestiinmaDg  Ton  Alkoholen  and  Aldehyden.  373 

BeaUmtnung  des  GehaUa  an  freien  Atkohoten  durch  Acety- 
iUren.  Die  als  Ester  in  ätherischen  Ölen  Torkommenden  Alkohole 
CioHigO,  C,oH|oO  und  C,,  H^O  sind  auch  häufig  im  £reien  Zustande 
anzutreffen,  z.  B.  Borneol,  Geraniol,  Terpineol,  Linalool,  ThujyUlkobol, 
Ifentbol,  Citroaellol,  Santalol.  Zur  quantitativen  Bestinunung  benutzt 
man  ihr  Verhalten  gegen  £ssigsäureanh;drid,  mit  dem  sie  sieb  beim 
Erhitzen  zu  Essigsäureesteni  lunsetzen: 

C,o  H,g  0  +  (CH,  CO)a  0  =  C,o  H,j  OCH,  CO  +  CH,  COOH. 

Quantitativ    erfolgt  diese  Umwandlung  nur  bei  Bomeol,  Geraniol, 
Menthol,    Citronellol    und    Santatol.      Linalool    und    Terpineol    werden 
jedoch  beim  Kochen  mit  Acetanhjdrid  teilweise  unter 
Wasserabspaltung  zersetzt.     Zur  quantitativen  Acety-  pi^,  ^^ 

lienmg  (Bericht  von  Schimmel  i  Co.,  Oktober  1894,  65) 
werden  10 — 20  ccm  des  Öles  mit  dem  gleichen  Volu- 
men Essigs äureanhydrid  unter  Zusatz  von  1 — 2  g 
trocknem  Natriumacetat  in  einem  mit  eingeschliffenem 
Eühlrohr  veraehenen  EOlbchen  (Fig.  74)  1—3  Stunden 
im  gleichmäßigen  Sieden  erhalten.  Nach  dem  Erkalten 
setzt  man  zu  dem  Eolbeninbalt  etwas  Wasser  und 
erwärmt  '/^ — '/»  Stunde  auf  dem  Wasserbade,  um  das 
überschüssige  Essigs äureanhydrid  zu  zersetzen,  scheidet 
darauf  das  Öl  im  Scheidetrichter  ab  und  wäscht  so 
lange  mit  Sodalösung  und  Wasser  nach,  bis  die  Re- 
aktion neutral  ist. 

Von  dem  mit  wasserfreiem,  schwefelsaurem  Natron 
getrockneten,  acetylierten  Öle  werden  2  g  nach  dem 
»uf  Seite  372  beschriebenen  Verfahren  verseift.  Die 
der  Verseifungsifthl  entsprechende  Menge  des  im  ur- 
sprünglichen Öle  enthaltenen  Alkohols  berechnet  man 
nach  folgenden  Gleichungen: 

1,  Proz.  Alkohol  C[oH(jO  im  ursprünglichen  Öle  =     ,         '     -. 

2.  -  -        C,„H„0  -  -  -    =  ,_(^^  0,042) 
i.       -            .         C„H«0  -                -                 -     -  3_(axO,042) 

In  diesen  Formeln  bezeichnet  a  die  Anzahl  der  verbrauchten  ccm 
Normalkalilauge,  s  die  Menge  des  zur  Verseifung  verwandten  acetylierten 
Öles  in  Graomien. 

Mdehydb€0timmang  durch  die  Biautflitnethode  von  SchimmH 

Jt  Co,     Das  Verfahren  beruht  auf  der  Eigenschaft  einiger  Aldehyde,  mit 


374 


Ätherische  öle. 


Fig.  75. 


Natrimnbisulfit  wasserlösliche  Yerbindungen  einzugehen.  Schüttelt  man 
aldehydreiche  Ole  -wie  Kassiaöl,  Ceylonzimtöl  (Zimtaldehyd)  oder 
Lemongrasöl  (Citral)  mit  heißer  konzentrierter  Natriumbisulfitlösung 
durch,  so  geht  der  gesamte  Aldehyd  in  die  wäßrige  Lösung,  während 
die  übrigen  Anteile  des  Öles  als  wasserunlösliche  Schicht  obenauf 
schwimmen.  Die  Yolumenabnahme,  die  das  Ol  bei  diesem  ProzeB 
erlitten  hat,  entspricht  seinem  Gehalt  an  Aldehyd. 

Zur  Bestimmung  (Bericht  von  Schimmel  &  Co.,  Oktober  1890,  12) 
verwendet  man  ein  besonderes  Glaskölbchen  (Eassiakölbchen,  Aldehyd- 
kölbchen,  Fig.  75)  von  ungefähr  100  ccm  Inhalt,  das  mit  einem  ca.  13  cm 

langen  Hals  von  8  mm  lichter  Weite  versehen  ist,  der 
in  y,o  ccm  eingeteilt  ist.  Der  Hals  faßt  etwas  über 
6  ccm;  der  Nullpunkt  der  Skala  befindet  sich  ein 
wenig  oberhalb  der  Stelle,  wo  der  Kolben  in  den  Hals 
übergeht. 

In  dieses  Eölbchen  mißt  man  mit  einer  Pipette 
genau  10  ccm  Ol  ab,  setzt  die  gleiche  Menge  einer  un- 
gefähr 30-proz.  Lösung  von  Natriumbisulfit  (saures 
schwefligsaures  Natron)  hinzu,  schüttelt  um  und  setzt 
es  in  ein  kochendes  Wasserbad.  Nachdem  das  an- 
fangs entstehende  Gerinnsel  flüssig  geworden  ist,  fügt 
man  nach  und  nach  unter  fortwährendem  Erwärmen  im 
Wasserbade  und  häufigem  Umschütteln  so  viel  Bi- 
sulfitlösung  hinzu,  bis  das  Kölbchen  zu  stark  drei 
Vierteln  gefüllt  ist.  Dann  erwärmt  man  noch  einige 
Zeit  im  Wasserbade,  bis  keine  festen  Partikel chen 
mehr  in  der  Flüssigkeit  schwimmen,  die  Salzlösung 
mit  einem  klaren  Öl  überschichtet  und  der  Geruch 
nach  Aldehyd  verschwunden  ist. 

Nach  dem  Erkalten  füllt  man  das  Eölbchen  mit 
Bisulfitlösung  auf,  so  daß  das  Ol  in  den  Hals  steigt 
und  die  untere  Grenze  der  Olschicht  genau  mit  dem  Nullpunkte  der 
Skala  auf  dem  Flaschenhalse  abschneidet.  Die  Anzahl  ccm  der  nicht 
aldehydischen  Bestandteile  liest  man  auf  der  Skala  ab  und  findet  durch 
Subtraktion  von  10  den  Aldehydgehalt. 

Nach  diesem  Verfahren  läßt  sich  der  Gehalt  nur  bei  solchen  Ölen 
genauer  bestimmen,  die  relativ  reich  an  Aldehyd  sind,  wie  Eassiaöl, 
Zimtöl  und  Lemongrasöl.  Ganz  unzureichend  ist  aber  diese  Bestim- 
mimg bei  Zitronenöl,  das  nur  geringe  Mengen  (5  —  8  Proz.)  Aldehyde 
enthält. 

J^henotbesHmmung.  Zur  annähernd  genauen  Bestimmung  schüttelt 
man  ein  abgemessenes  Quantum  des  zu  untersuchenden  Öles  mit  dünner 


Nachweis  von  Spiritus  und  fettem  öl.  375 

(höchstens  5-^proz.)  Natronlauge  aus.  Die  Volumverminderung  des  Öles 
zeigt  dann  die  Menge  der  vorhandenen  Phenole  an.  Zu  dem  Zwecke 
•wird  eine  60  ccm  haltende  Bürette  bis  zu  dem  den  zehnten  Kubik- 
zentimeter bezeichnenden  Teilstrich  mit  5-proz»  Natronlauge  angefüllt. 
Dann  schichtet  man  10  ccm  des  zu  untersuchenden  Öls  darüber,  ver- 
schließt die  Bürette  mit  einem  gut  passenden  Kork,  schüttelt  kräftig  um 
imd  läßt  12 — 24  Stunden  stehen.  Etwa  an  den  Glaswänden  haftende 
Olteilchen  lOst  man  durch  Klopfen  und  Drehen  der  Bürette.  Ist  die 
Laugenschicht  klar  geworden,  so  liest,  man  die  Menge  der  nicht  aus 
Phenolen  bestehenden  Bestandteile  an  der  Skala  ab. 

Statt  einer  Bürette  kann  man  auch  das  auf  der  vorigen  Seite  ab- 
gebildete Kassiakölbchen  zu  den  Phenolbestimmungen  benutzen:  • 

ydchweis  van  Spiritus»  Auf  die  bei  ätherischen  Ölen  häufig  vor- 
kommende Verfälschung  mit  Spiritus  wird  man  zuerst  durch  die  Ernie- 
drigung des  spezifischen  Gewichts  aufmerksam. 

In  Wasser  fallende  Tropfen  eines  spiritushaltigen  Öles  bleiben  nicht, 
wie  es  bei  reinen  Ölen  der  Fall  ist,  klar  und  durchsichtig,  sondern  sie 
erscheinen  undurchsichtig  und  milchig  getrübt. 

TJm  den  Alkohol  zu  trennen  und  zu  identifizieren,  erhitzt  man  das 
verdächtige  Öl  bis  zum  beginnenden  Sieden,  fängt  die  zuerst  übergegan- 
genen Tropfen  in  einem  ßeagensglase  auf  und  filtriert,  um  mitüber- 
gerissene  Öltröpfchen  zu  entfernen,  durch  ein  mit  Wasser  angefeuditetes 
Pilter.  Nachdem  das  Filtrat  mit  verdünnter  Kalilauge  stark  alkalisch 
gemacht  iat,  versetzt  man  es  nach  dem  Erwärmen  auf  50 — 60^  bis  zur 
bleibenden  Gelbfärbung  mit  einer  Lösung  von  Jod  in  Jodkalium.  Bei 
Gegenwart  von  Alkohol  scheiden  sich  nach  einiger  Zeit  auf  dem  Boden 
der  Flüssigkeit  Kryställchen  von  Jodoform  ab.  Zu  berücksichtigen  ist, 
daß  auch  Aceton,  Essigäther  sowie  niedere  Aldehyde  unter  den  gleichen 
Bedingungen  die  Jodoformreaktion  geben. 

Schüttelt  man  in  einem  graduierten  Zylinder .  ein  *  abgemessenes 
Quantum  eines  spiritushaltigen  Öles  mit  Wasser  durch,  so  entspricht 
die  Zunahme  der  Wasserschicht  imgefahr  der  Menge  des  anwesenden 
Spiritus.  Aus  dem  Wasser  kann  man  den  Alkohol  durch  Destillation 
absondern  und  in  der  oben  beschriebenen  Weise  kennzeichnen. 

Der  Alkoholgehalt  eines  verfälschten  Öles  läßt  sich  auch  durch 
Vergleich  der  spezifischen  Gewichte  des  Öles,  vor  und  nach  dem  Aus- 
schütteln mit  Wasser,  ermitteln. 

Nachweis  van  feUem  OL  Gibt  ein  ätherisches  Ol  selbst  mit 
größeren  Mengen  90-proz.  Alkohols  keine  klare  Lösung  und  hinterläßt 
es  beim  Verdunsten  auf  Schreibpapier  einen  dauernden  Fettfleck,  ao 
kann  man  ziemlich  sicher  auf  eine  Verfälschung  mit  fettem  Ol  schließen. 
Hierbei  ist  zu  berücksichtigen,    daß  besonders  die   durch  Pressung  ge- 


376  Ätherische  Öle. 

wonnenen  Agrumenöle,  z.  B.  Bergamott-,  Zitronen-  und  PomeranzenÖl, 
auf  Papier  ähnliche  dauernde  Flecken  heryorrufen;  diese  Ole  sind  aber 
löslich  in  90-proz.  Alkohol  und  der  Flecken  rührt  nicht  von  fettem  Öle 
her.  Zum  Nachweis  des  fetten  Öles  destilliert  man  das  flüchtige  Ol 
mit  Wasserdampf,  den  man  hindurchleitet,  ab  oder  verdunstet  es  in 
einem  Schälchen  auf  dem  Wasserbade.  Der  Rückstand  ist,  wenn  er 
aus  Fett  besteht,  unlöslich  in  70-  und  90-proz.  Alkohol  (nur  Rizinusöl 
ist  löslich  in  90-proz.  Alkohol,  unlöslich  jedoch  in  70-proz.);  er  ent- 
wickelt, wenn  er  mit  Kaliumbisulfat  im  Reagensrohre  erhitzt  wird, 
stechende  Dämpfe  von  Akrolein,  läßt  sich  mit  alkoholischer  Kalilauge 
verseifen  \md  liefert  eine  zwischen  180  und  200  liegende  Verseifungszahl. 
.  Nachweis  van  MinertMl.  Petroleum,  Mineralöl  oder  Mineralöl- 
fraktionen sind  selbst  im  stärksten  Alkohol  so  gut  wie  unlöslich,  weshalb 
sie  in  ätherischen  Ölen  leicht  zu  entdecken  sind.  Das  anfangs  trübe 
Gemisch  eines  mit  Mineralöl  verfälschten  ätherischen  Öles  mit  90-proz. 
Alkohol  klärt  sich  schnell  beim  Stehen  und  das  abgeschiedene  Mineralöl 
schwinmit  als  ölige  Schicht  auf  dem  Spiritus.  Das  mit  Alkohol  wieder- 
holt ausgewaschene  Mineralöl  wird  als  solches  durch  seine  Beständigkeit 
gegen  Kalilauge,  sowie  gegen  konzentrierte  Schwefelsäure  und  Salpeter- 
säure erkannt. 

Nachweis  von  TerpenUnäL  Die  häufigste,  bei  ätherischen  Ölen 
beobachtete  Verfälschung  besteht  in  einem  Zusatz  von  Terpentinöl.  Der 
Nachweis  wird  bei  solchen  Ölen,  die  im  reinen  Zustande  kein  Pinen  — 
den  Hauptbestandteil  des  Terpentinöls  —  enthalten,  dadurch  geführt, 
daß  man  diesen  Kohlenwasserstoff  durch  oft  wiederholte  fraktionierte 
Destillation  isoliert,  indem  man  die  um  160^  siedenden  Anteile  getrennt 
aufTängt  und  durch  charakteristische  Derivate  identifiziert.  Hierzu  sind 
besonders  geeignet  das  Nitrosochlorid  und  die  daraus  dargestellten  Basen 
Pinennitrolbenzylamin  oder  -piperidin. 

Nach  der  Vorschrift  von  Wallach  (Liebigs  Annalen  245  (1888), 
251;  253  (1889),  251)  werden  je  50  g  der  betreffenden  Fraktion,  Eis- 
essig und  Athylnitrit  (oder  Amylnitrit)  durch  eine  Kältemischung  gut 
abgekühlt  und  in  das  Gemenge  nach  und  nach  15  ccm  rohe  (33-proz.) 
Salzsäure  eingetragen.  Das  Nitrosochlorid  scheidet  sich  bald  kristalli- 
nisch ab;  durch  Absaugen  mit  der  Wasserstrahlluftpumpe  und  Aus- 
waschen mit  kaltem  Alkohol  wird  es  genügend  rein  erhalten,  tun  weiter 
verarbeitet  zu  werden.  Ein  Teil  des  Nitrosochlorids  wird  mit  Kali- 
lauge verseift  und  in  das  bei  132^  schmelzende  Nitrosopinen  (Wallach 
und  Lorentz,  Liebigs  Annalen  258  (1891),  198)  übergeführt.  Zu  einem 
andern  Teile  setzt  man  eine  überschüssige  alkoholische  Lösung  von 
Benzylamin  oder  Piperidin  (Wallach,  Liebigs  Annalen  245  (1888),  253; 
252  (1889),  130)  erwärmt  kurze  Zeit  auf  dem  Wasserbade  und  scheidet 


Konstanten  and  Eigenschaften.  «  377 

das  entstandene  Nitrolamin  durch  Zusatz  yon  Wasser  aus;  der  Schmelz- 
punkt des  Finennitrolpiperldins  liegt  bei  118 — 119®,  der  des  Pinennitrol- 
benzylamins  bei  122—123«. 

Bei  ätherischen  Ölen,  die  Pinen  als  natürlichen  Bestandteil  ent- 
halten, wird  die  Verfälschung  mit  Terpentinöl  durch  die  Veränderung 
der  physikalischen  Eonstanten,  wie  spezifisches  Gewicht,  Löslichkeit  und 
BrehirngsvermÖgen  erkannt.  In  Bezug  auf  das  optische  Verhalten  ist 
zu  beachten,  daß  es  sowohl  rechts-  wie  linksdrehendes  Terpentinöl  gibt. 


Konstanten  nnd  Blgenschaften  einer  Anzahl  der  für  Handel  nnd 

Indastrie  wichtigeren  ^  ätherischen  Öle. 

Ani8&l»  Aus  den  Früchten  von  Pimpinella  Anisum  L.  dgo«^ 
0,980—0,990;  a^  links,  bis  —  1«  50'  (mit  Fenchelöl  oder  Fenchelstea- 
ropten  versetztes  Öl  dreht  rechts);  löslich  in  ly, — 3  Vol.  90-(Vol.)-proz. 
Alkohols;  Erstarrungspunkt  (siehe  S.  370)  +17  bis  4-19®.  Bei  mangel- 
hafter Aufbewahrung  sinkt  der  Erstarrungspunkt  bis  unter  0°;  gleich- 
zeitig  wird  das  Ol  durch  Bildung  yon  Anisaldehyd  schwerer  als  Wasser. 

Anethol  CjoHiaO  .  dgso  0,984—0,986;  a^  H 0°;  n^^o  1,559  bis 

1,561;  Erstarrungspunkt  21— 22®;  Schmelzpunkt  22,5— 23»;'  Siedepunkt 
(760  mm)  233— 233,5°;  löslich  in  2—3  Vol.  90-proz.  Alkohols. 

BayÖl^  Aus  den  Blättern  von  Myrcia  acris  "Wight.  dj* 
0,965—0,985;  a^  links,  bis  -2°.  Meist  nicht  klar  löslich  in  90-proz. 
Alkohol.  Eugenolgehalt  59  —  65  Proz.  Die  Bestimmung  des  Eugenols 
geschieht  auf  die  unter  Nelkenöl  angegebene  Weise. 

JBergamoU&l.  Das  aus  den  Fruchtschalen  von  Citrus  Bergamia 
Risso  gepreßte  Öl.  .  Farbe  grün  oder  gelbbraun;  d^o  0,881 — 0,886; 
ajy-hS  bis  4-  24°;  löslich  in  Va  und  mehr  Vol.  90-proz.  Alkohols.  Ge- 
halt an  Linalylacetat  (s.  S.  372)  35 — 40  Proz;  Verdampfungsrückstand 
5 — 6  Proz.  Zu  seiner  Bestimmung  wägt  man  etwa  5  g  Ol  (auf  1  cg 
genau)  in  einem  Glasschälchen  ab,  erwärmt  auf  dem  Wasserbade,  bis 
das  Zurückbleibende  den  Geruch  nach  Bergamottöl  vollständig  verloren 
hat,  und  wägt  das  vorher  tarierte  Schälchen  nach  dem  Erkalten  mit  dem 
Bückstande.  Dieser  beträgt  mehr  als  6  Proz.,  wenn  fettes  Öl  zugegen 
ist.  Rektifiziertes  Bergamottöl  ist  farblos  und  ist  ohne  nennenswerten 
Rückstand  flüchtig. 


0  Da  es  nicht  angängig  ist,  alle  ätherischen  öle  hier  aafzufohren,  so  muß 
auf  das  aosfuhrliche  Werk:  „Die  ätherischen  öle"  von  £.  Gildemeister 
ond  Fr.  Hoffmann,  Berlin,  Julias  Springer,  1899  verwiesen  werden.  Dort 
finden  sich  auch  nähere  Angaben  über  Herkunft,  Gewinnung,  Zusammensetzung, 
Handelssorten  a.  s.  w. 


378  I  Ätherische  öle. 

SUtertnatuMäl.  Aus  den  vom  fetten  Öle  befreiten  bitteren  Mandeln 
Ton  Prunus  Amygdalus  Stokes  oder  Aprikosenkernen  von  Prunus 
Armeniaca  L.  durch  Gärung  und  darauf  folgende  Destillation. 

Blausäurehaltiges  Bittermandelöl,  d^go  1,045  — 1,070,  bei 
starkem  Blausäuregehalt  ist  das  spezifische  Gewicht  höher;  oj^  inaktiv 
oder  fast  inaktiv;  löslich  in  1 — 2  Vol.  70-proz.  Alkohols. 

Blausäurefreies  Bittermandelöl,  d^so  1,050  — 1,055;  Siede- 
punkt 179^.  Zur  Unterscheidung  des  blausäurefreien  Bittermandelöls 
von  blausäurehaltigem  werden  10 — 15  Tropfen  des  betreffenden  01s  mit 
2 — 3  Tropfen  ca.  30-proz.  oder  einer  entsprechenden  Menge  verdünnter 
Natronlauge  durchgeschüttelt.  Nach  Hinzufügen  einiger  Tropfen  oxyd- 
haltiger  Ferrosulfatlösung  schüttelt  man  abermals  um  und  säuert  mit 
verdünnter  Salzsäure  an,  worauf  sich  der  Eisenoxyduloxjdniederschlag  löst 
und  bei  Gegenwart  von  Blausäure  die  charakteristische  blaue  Fällung 
von  Berlinerblau  eintritt. 

Für  die  quantitative  Blausäurebestimmung  in  ätherischen  Ölen 
sind  verschiedene  maßanalytische  Methoden  vorgeschlagen  worden,  die 
aber  teilweise  recht  schlechte  Resultate  liefern.  Am  meisten  bewährt 
hat  sich  das  folgende  gewichtsanalytische  Verfahren:  Man  wägt  ca.  1  g 
Ol  genau  ab,  löst  es  in  der  10  —  20 -fachen  Menge  Alkohols  und  fügt 
10  g  chlorfreier  alkoholischer  Ammoniaklösung  zu.  Nach  kurzem  Stehen 
setzt  man  eine  wäßrige  Lösung  von  1  g  Silbernitrat  hinzu  und  säuert 
mit  Salpetersäure  an.  Nachdem  sich  die  Flüssigkeit  geklärt  hat,  sammelt 
man  das  Cyansilber  auf  einem  getrockneten  und  gewogenen  Filter,  wäscht 
es  sorgfältig  mit  Wasser  aus  und  trocknet  es  bei  100®  bis  zum  kon- 
stanten Gewicht. 

Der  so  erhaltene  Silbemiederschlag  enthält  die  gesamte  in  dem 
öle  enthaltene  Blausäure,  während  ohne  die  vorhergehende  Behandlung 
mit  Ammoniak,  durch  die  das  Phenyloxyacetonitril  erst  aufgeschlossen 
wird,  nur  ein  Teil  der  Blausäure  bestimmt  würde. 

Die  Berechnung  geschieht  nach  der  Gleichung: 

(Ag^CN)  :  CN  H  ""  8®^^^«^«  ^«^g^  ^g  ^N  :  x. 

Nachweis  von  Chlor.  Bei  der  Darstellung  des  künstlichen  Bitter- 
mandelöls oder  Benzaldehyds  aus  Benzylchlorid  oder  Benzylidenchlorid 
gelangen  stets  größere  oder  kleinere  Mengen  gechlorter  Produkte  hinein. 
Da  der  künstliche  Benzaldehyd  vielfach  zum  Verfalschen  des  echten 
Bittermandelöls  verwendet  wird,  so  kann  man  seine  Gegenwart  durch 
den  Nachweis  von  Chlor  dartun.  Ebenso  ist  auch  der  synthetisch  dar- 
gestellte Zimtaldehyd  manchmal  chlorhaltig,  und  die  Auffindung  von 
Chlor   im  Zimtöl  würde    eine  Verfälschung  mit  dem  künstlichen  Aide- 


Konstanten  und  Eigenschaften.  379 

hyd  beweisen.     Es  muß  jedoch  hervorgehoben  werden,  daß  gegenwärtig 
auch  synthetischer,  chlorfreier  Benz-  und  Zimtaldehyd  im  Handel  sind. 

Zum  Chlomachweis  wird  ein  5x6  cm  großes,  fidibusartig  zu- 
sammengefaltetes Stückchen  Filtrierpapier  mit  dem  zu  untersuchenden 
Öl  getränkt  und  der  Überschuß  an  Öl  durch  zweimaliges  kurzes  Schwenken 
mit  der  Hand  abgeschleudert.  Das  so  präparierte  Papier  wird  in  eine 
kleine  Porzellanschale,  die  in  einer  größeren  von  etwa  20  cm  Durch- 
messer steht,  gebracht  und  angezündet.  Dann  wird  schnell  ein  bereit 
gehaltenes,  etwa  2  1  fassendes,  innen  mit  destilliertem  Wasser  befeuchtetes 
Becherglas  darübergestürzt.  Die  Yerbrennungsgase  schlagen  sich  an  den 
feuchten  Wänden  des  Becherglases  nieder  und  werden  mit  10  ccm 
destillierten  Wassers  auf  ein  Filter  gespült.  Das  Filtrat  darf  nach*  Zu- 
satz von  Silbemitratlösung  keine  Trübimg,  noch  viel  weniger  aber  einen 
Niederschlag  von  Chlorsilber  geben.  Echtes,  d.  h.  auf  natürlichem  Wege 
AUS  Mandeln  oder  Pfirsichkemen  destilliertes  Ol  gibt  niemals  eine  Chlor- 
Reaktion. 

Diese  Prüfungsmethode  hat  sich  als  untrüglich  erwiesen.  Der 
Sicherheit  wegen  mache  man  bei  jeder  Begutachtung  die  Gegenprobe  mit 
reinem  Destillat,  da  Täuschungen  vorkommen  können,  wenn  das  Wasser 
und  die  Gefäße  nicht  vollständig  frei  von  Salzsäurev^rfoindungen  sind. 

JEucalyptU8''Glolnilusöl.  Aus  den  Blättern  von  Eucalyptus 
Globulus  Labill.  d^^o  0,910—0,930;  «d  +  1  bis  +  Ib»;  löslich  in 
2 — 4  Vol.  70-proz.  Alkohols.  Auf  Verfälschung  mit  dem  minderwertigen 
(linksdrehenden),  fast  ganz  aus  Phellandren,  C,oHie,  bestehenden  Ole 
von  Eucalyptus  amygdalina  Labill.  prüft  man,  indem  man  in  einem 
Reagensglase  das  mit  dem  doppelten  Vol.  Petroläther  verdünnte  öl 
mit  einer  konzentrierten  wäßrigen  Auflösung  von  Natriumnitrit  versetzt. 
Fügt  man  nun  Essigsäure  in  kleinen  Portionen  hinzu,  so  bilden  sich  bei 
Gegenwart  von  Phellandren  flockige  Ausscheidungen  von  Phellandrennitrit. 

Eukalyptol.    Cineol.    CioHjgO.    djßo  0,928— 0,930;  ajy -{ 0°; 

Siedepunkt  176— 177<>;    Uj^^o  1,458;  Schmelzpunkt  —  1°. 

Fencheiöl,  Aus  den  Früchten  von  Foeniculum  vulgare  Gaertn. 
di50  0,965—0,977;  oj)  -+- 12  bis  -f  18^  selten  höher;  löslich  in  5—8  Vol. 
80-proz.  (event.  mit  Trübung)  und  in  1  Vol.  90-proz.  Alkohols.  Er- 
starrungspunkt (siehe  S.  370)  nicht  unterhalb  +  5°. 

C^eraniufnÖl,  Aus  den  Blättern  verschiedener  Pelargoniumarten. 
(Palmarosaöl  wird  fälschlich  auch  als  türkisches  oder  indisches  Geraniumöl 
bezeichnet.)  d^o  0,890—0,907;  a^  —  6  bis  —  16°.  S.-Z.  3—12;  E.-Z. 
42 — 78;  löslich  in  3  Vol.  70-proz.  Alkohols  (event.  unter  Parafflnab- 
scheidung). 

KtuHaiU,  Chinesisches  Zimtöl.  Aus  den  Blättern  des  chinesischen 
Zimtstrauches,  Cinnamonum  Cassia  Bl.     d^i^o  1,055  — 1,070;    inaktiv 


380  Ätherische  öle. 

oder  schwach  links  oder  rechtsdrehend;  löslich  in  2 — 3  Vol.  70-proz. 
Alkohols  und  mehr,  meist  mit  Opaleszenz.  Zimtaldehjdgehalt  (s.  S.  374) 
75 — 90  Proz.  Der  bei  der  Destillation  in  einem  mit  niedrig  angeschmol- 
zenem Rohr  versehenen  Fraktionskölbchen  verbleibende  Rückstand  beträgt 
6 — 8,  höchstens  10  Proz.  £r  muB  breiartig,  darf  aber  nicht  hart  und 
spröde  sein,  was  der  Fall  ist,  wenn  das  Öl  mit  Kolophonium  verfälscht 
war.  Diesen  Zusatz  kann  man  auch  folgendermaßen  nachweisen:  Man 
setzt  zu  einer  Lösung  von  1  Yol.  Eassiaöl  in  3  Yol.  70-proz.  Alkohols 
tropfenweise  bis  zu  Y,  Vol.  einer  bei  Zimmertemperatur  gesättigten,  frisch 
bereiteten  Lösimg  von  Bleiacetat  in  70 -proz.  Alkohol  hinzu.  £in  hierbei 
entstehender  Niederschlag  ist  auf  zugesetztes  Kolophonium  zurückzuführen. 
'  KihnmeM,  Aus  den  Früchten  von  Garum  Carvi  L.  di50 
0,907—0,915;  «d  4-  70  bis  80°;  löslich  in  3—10  Vol.  80-proz.  oder  1  Vol. 
90 -proz.  Alkohols. 

Carvol.  Carvon.  CjoHi^O  (das  Kümmelöl  des  Deutschen  Arznei- 
buchs) djgo  0,964— 0,966;  aß  +  58  bis  +60»;  löslich  in  16— 20  VoL 
50-proz.  Alkohols  bei  20®  C.  oder  in  7, — 2  Vol.  70-proz.  Alkohols;  Ud^o 
1,497—1,500. 

LavendeM,  Aus  den  Blüten  von  Lavandula  officinalis  Chaix. 
di5o  0,883—0,895;  aß  —3  bis  —  9«;  löslich  in  3  Vol.  70-proz.  Alkohols; 
Grehalt  an  Linalylacetat  30 — 40  Proz.  und  mehr  (Bestimmung  s.  S.  372). 

Die  steueramtliche  Vorschrift  zur  Untersuchung  des  als  Denatu- 
rierungsmittel  zu  verwendenden  Lavendelöls,  die  jedoch  nicht  hinreicht, 
verfälschte  Öle  von  reinen  zu  unterscheiden,  lautet:  Die  Dichte  des 
Lavendelöls  soll  bei  15®  zwischen  0,880  und  0,900  liegen;  10  ccm 
Lavendelöl  sollen  bei  20®  in  30  ccm  Branntwein  von  63  Gewichtsprozent 
klar  löslich  sein. 

Z^entangrasäl.  Aus  dem  Kraute  von  Andropogon  citratus 
D.  C.  di50  0,895—0,905;  a^  rechts  oder  links  H-1®  bis  —5®;  löslich 
in  2 — 3  Vol.  70-proz.  Alkohols,  bei  weiterem  Zusatz  zuweilen  leichte 
Trübung.  Citralgehalt  (bestimmt  nach  der  Bisulfitmethode  S.  373) 
70—85  Proz. 

Citral  CioHißO.    dij.  0,892—0,895;  ajy -\ 0®;  ud^o  1,4880  bis 

1,4886;    Siedepunkt  228—229®. 

IdfuUoeÖl.  Aus  dem  Holze  verschiedener  Arten  der  Gattung 
Bursera,    djjo  0,875—0,890;  «d  —  3  bis  —5®;  V.-Z.  1—25;  löslich  in 

2  Vol.  70-proz.  Alkohols. 

Muskatnufsöl,  Destillat  der  Muskatnüsse  von  Myristica 
fragrans  Houtt.    d^jo  0,870—0,925;  äd  +  7  bis  4- 30®;  löslich  in  1  bis 

3  Vol.  90-proz.  Alkohols. 

Nelkenöl,  Aus  den  getrockneten  Blütenknospen  des  Nelkenbaumes, 
Eugenia  caryophyllata  Thunb.     djjo  1,044—1,070;  ap  bis  — 1®15'; 


Konstanten  and  Eigenschaften.  331 

löslich  in  1  —  2  Vol.  70-proz.  Alkohols.  Eugenolgehalt  75  —  90  und 
mehr  Proz. 

Nelkenstielöl  wird  aus  den  Nelkenstielen  destilliert.  dj50 
1,040 — 1,065;  Drehung  und  Löslichkeit  wie  bei  Nelkenöl.  Eugenolgehalt 
85—95  Proz. 

Die  Bestimmung  des  Eugenols  geschieht  entweder  mit  B-proz. 
Natronlauge  im  Eassiakölbchen  (Fig.  75  S.  374)  oder  nach  dem  ver- 
besserten Thoms  sehen  Verfahren  (Archiv  der  Pharmarcie  241  (1903)  592), 
welches  erlaubt,   auck  das  als  Ester  im  Öle  enthaltene  Eugenol  mit  zu 

> 

bestimmen. 

5  g  Nelkenöl  werden  mit  20  g  Natronlauge  (15 -proz.)  übergössen 
und  auf  dem  Wasserbade  Y,  Stunde  lang  erwärmt.  Auf  der  Flüssigkeit 
scheidet  sich  alsbald  die  Sesquiterpenschicht  ab.  Der  Inhalt  des  Becher- 
glases wird  noch  warm  in  einen  kleinen  Scheidetrichter  mit  kurzem 
Abflußrohr  gegeben  und  die  sich  gut  und  bald  absetzende  warme 
Eugenol-Natronlösimg  in  das  Becherglas  zurückgegeben.  Das  im  Scheide- 
trichter zurückbleibende  Sesquiterpen  wäscht  man  zweimal  mit  je  5  ccm 
Natronlauge  (15 -proz.)  und  vereinigt  diese  mit  der  Eugenol-Natronlösung. 

Hierauf  gibt  man  zu  letzterer  6  g  Benzoylchlorid  und  schüttelt 
um,  wobei  sich  unter  starker  Erwärmung  die  Bildung  des  Benzoyl- 
eugenols  sogleich  vollzieht.  Die  letzten  Anteile  imangegriffenen  Benzoyl- 
chlorids  zerstört  man  durch  kurzes  Erwärmen  auf  dem  Wasserbade. 
Nach  dem  Erkalten  filtriert  man  die  über  dem  erstarrten  Ester  befind- 
liche Flüssigkeit  ab,  spült  mit  50  ccm  Wasser  die  etwa  auf  das  Filter 
gelangten  Kryställchen  imd  erwärmt,  bis  der  Krystallkuchen  wieder  öl- 
förmig  geworden  ist.  Man  läBt  nach  sanftem  ümschütteln  abermals  er- 
kalten, filtriert  die  überstehende  klare  Flüssigkeit  ab  und  wäscht  in 
gleicher  Weise  noch  zweimal  mit  je  50  ccm  Wasser  den  wieder  ge- 
schmolzenen Kuchen  aus.  Das  noch  feuchte  Benzoyleugenol  wird  sogleich 
mit  25  ccm  Alkohol  von  90  Gewichtsprozent  übergössen,  auf  dem  Wasser- 
bade unter  Umschwenken  erwärmt,  bis  Lösung  erfolgt  ist;  das  Um- 
schwenken des  vom  Wasserbade  entfernten  Becherglases  wird  solange 
fortgesetzt,  bis  das  Benzoyleugenol  in  kleinkrystallinischer  Form  aus- 
krystallisiert  ist.  Das  ist  nach  wenigen  Minuten  der  Fall.  Man  kühlt 
sodann  auf  eine  Temperatur  von  17®  ab,  bringt  den  Niederschlag  auf 
ein  Filter  von  9  cm  Durchmesser  und  läßt  das  Filtrat  in  einen  graduierten 
Zylinder  laufen.  Es  können  bis  gegen  20  ccm  desselben  mit  dem  Filtrate 
angefüllt  werden;  man  drängt  die  auf  dem.  Filter  noch  im  Krystallbrei 
vorhandene  alkoholische  Lösung  mit  soviel  Alkohol  von  90  Gewichts- 
prozent nach,  daß  das  Filtrat  im  ganzen  25  ccm  beträgt,  bringt  das 
noch  feuchte  Filter  mit  dem  Niederschlag  in, ein  Wägegläschen  (letzteres 
war  vorher  mit  dem  Filter  bei  101°  ausgetrocknet  und  gewogen)  und 


382  Ätherisclie  Öle. 

trocknet  bei  101^  bis  zum  konstanten  Gewicht.  Von  25  ccm  90-proz. 
Alkohols  werden  bei  17°  0,55  g  reines  Benzoyleugenol  gelöst,  welche 
Menge  dem  Befunde  hinzugezählt  werden  muß. 

Bezeichnet  a  die  gefundene  Menge  Benzoesäureester,  b  die  ange- 
wandte Menge  Nelkenöl  (gegen  5  g)  und  filtriert  man  25  ccm  alkoholischer 
Lösung  YOm  Ester  unter  den  oben  erläuterten  Bedingungen  ab,  so 
findet  man  den  Prozentgehalt  des  Nelkenöls  an  Eugenol  nach  der  Formel : 

4100  (a  4-  0,55) 

67.  b  • 

Diese  Formel  resultiert  aus  den  beiden  Gleichungen: 

(Benzoyl- 
eugenol) (Eugenol) 

268    :    164  =  (a4-0,55)  :  Gefundene  Menge  Eugenol 

Eugenol  =  m:l-.^3^ 
^  268 

Daher  b:i^i.i5±^'^)-  =  100  :x 

268 

_    1,64  (a  4-  0,55)  .  100  _   4100  (a  +  0,55) 


268  .  b  67  .  b 

OrangenhUUenöl.  Neroliöl.  Destillat  der  Blüten  der  bitteren 
Orange,  Citrus  Bigaradia  Risso.  djjo  0,870—0,880;  aß  +  2^  30' 
bis  -h  8^;  löslich  in  1 — 2  Vol.  80-proz.  Alkohols,  beim  weiteren  Zusatz 
des  Lösungsmittels  tritt  meist  Trübung  infolge  Ton  Paraffinabscheidung 
ein;  V.-Z.  24—55. 

^ahnaroäüMm  (Fälschlich  auch  indisches  oder  türkisches  Geranium- 
öl  genannt.)  Aus  dem  Kraute  Yon  Andropogon  Schoenanthus  L. 
<ii5o  0,888 — 0,900;  «d  schwach  rechts  oder  linksdrehend  -h6°  bis 
—  20  30';  löslich  in  1,5— 3  Vol.  70-proz.  Alkohols;  V.-Z.  14— 46;  V.-Z. 
nach  dem  Acetylieren  nicht  unter  225. 

PoMiouUÖl.  Aus  den  Blättern  von  Pogostemon  Patchouli 
Pellet.  di5o  0,970—0,995;  cd  —50  bis  —68«;  löslich  in  1  Vol.  90-proz. 
Alkohols. 

PfeffertninaÖl.  Aus  dem  Kraute  von  Mentha  piperita  L.  Man 
unterscheidet  verschiedene  Handelssorten,  YOn  denen  das  englische, 
das  amerikanische  und  das  japanische  die  wichtigsten  sind. 

Englisches  oder  Mitcham  Pfefferminzöl.  di50  0,900 — 0,910; 
aj)  —22  bis  -33°;  löslich  in  3—5  Vol.  70-proz.  Alkohols;  Gehalt  an 
Estermenthol  (d.  h.  Gehalt  an  vorhandenem  veresterten  Menthol,  be- 
rechnet als  Menthylacetat,  CjoHig  OCH3  CO)  4—12  Proz.  =  V.-Z.  14—41; 
Gesamtmenthol  (freies  -f-  verestertes  Menthol)  50 — 63  Proz.  =  V.-Z.  nach 
dem  Acetylieren  164 — 194. 


Konstanten  and  Eigenschaften.  383 

Amerikanisches  Pfefferminzöl.  djso  0,900 — 0,920;  «d  — 18 
bis  —  33 '^.  Einige  Ole  lösen  sich  erst  in  Yj  und  mehr  Vol.  90-proz., 
andere  schon  in  4 — 5  Vol.  70*proz.  Alkohols.  Estermenthol  3 — 10  Proz. 
(V.-Z.  10 — 36),  Gesamtmenthol  50 — 61  Proz.  (V.-Z.  nach  dem  Acetylieren 
158—188). 

Japanisches  Pfefferminzöl.  Normales  Ol  ist  eine  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  halbfeste,  mit  Krystallen  von  Menthol  durchsetzte 
Masse.  Im  Handel  finden  sich  meist  Öle,  denen  ein  Teil  des  Menthols 
entzogen  ist  und  die  in  Bezug  auf  Dichte,  DrehungsvermÖgen  und 
Mentholgehalt  außerordentlich  yariieren.  Die  Unterscheidung  der  ein- 
zelnen Pfefferminzsorten  durch  die  physikalische  und  chemische  Unter- 
suchimg ist  sehr  schwer,  immöglich,  wenn  Gemische  verschiedener  Öle 
vorliegen. 

JPameranzenöl,  bitter»  Aus  den  Fruchtschalen  der  bitteren 
Pomeranze,  Citrus  Bigaradia  Risso,  gepreßtes  Ol.  di5o  0,854 — 0,856; 
ajj  -f-90  bis  +  93«  bei  20«  C.  Nicht  klar  löslich  in  90-proz.  Alkohol. 
Abdampfrückstand  (siehe  imter  Bergamottöl)  3 — 5  Proz* 

JPomeranxenölf  süfa»  Aus  den  Fruchtschalen  der  süßen  Pomeranze 
oder  Apfelsine,  Citrus  Aurantium  Risso,  gepreßtes  Ol.  d^s©  0,848  bis 
0,853;  «D  +95030'  bis  +  98°  bei  20»  C.  Nicht  klar  löslich  in  90-proz. 
Alkohol.     Abdampfrückstand  2 — 4  Proz. 

Rosenäl»  Aus  den  Blüten  von  Rosa  damascena  Miller.  dsQO 
0,849—0,862;  Cd  —  l^SO'  bis  —  3«>.  Wegen  seines  Paraffingehalts  gibt 
das  Öl  mit  90-proz.  Alkohol  keine  klaren  Lösungen;  S.-Z.  0,5 — 3,0; 
E.-Z.  8—16;  Gesamtgeraniolgehalt  (Geraniol  +  Citronellol)  66—75  Proz. 
(siehe  S.  373).  Erstarrungspunkt  (d.  h.  der  Punkt,  an  dem  das  Ol  beim 
langsamen  Abkühlen  beginnt  Stearopten  [Paraffin]  abzuscheiden)  +19 
bis  +23,50. 

Momnarinölf  italienisches.  Aus  den  Blüten  von  Rosmari nus 
officinalis  L.  djjo  0,900—0,920;  ajy  rechts  bis  +  15°;  löslich  in  Vs 
und  mehr  Vol.  90-proz.  Alkohols.  Werden  in  dem  auf  Seite  371  be- 
schriebenen Kölbchen  von  50  ccm  Öl  5  ccm  langsam  abfraktioniert,  so 
soll  das  Destillat  nach  rechts  drehen.  Dreht  es  links,  so  liegt  Ver- 
fälschung mit  französischem  Terpentinöl  vor. 

Die  steueramtliche  Vorschrift  zur  Untersuchung  des  Rosmarinöls 
zu  Denaturierungszwecken,  die  aber  ganz  unzureichend  ist,  lautet:  Die 
Dichte  soll  bei  15®  zwischen  0,895  und  0,920  liegen.  10  ccm  Rosmarin- 
öl  sollen  sich  bei  20®  in  100  ccm  Branntwein  von  73,5  Gewichtsprozent 
klar  lösen. 

Sandeihoiz&l.  Aus  dem  Holze  von  Santalum  album  L.  d^so 
0,975  bis  0,983;  a^  —17  bis  -20®;  löslich  in  5  Vol.  70-proz.  Alko- 
hols,   welche  Lösung  auch  bei  weiterem  Zusatz   von  70-proz.  Alkohol 


384  Ätherische  Öle. 

nicht  getrübt  wird;  V.-Z.  5 — 20;  Santalolgehalt  (Bestimmung  auf  S.  373) 
berechnet  auf  C15  H34  0  mindestens  91  Proz. 

8€LSsafr€isÖl.  Aus  der  Wurzel  Ton  Sassafras  officinalis  Nees. 
di5o  1,070—1,080;  «d  +  3  bis  +4»;  löslich  in  1—2  Vol.  95-proz. 
Alkohols. 

Safrol,    CioHiaOj.     dijo  1,105— 1,107;    ajy  A 0«:    Siedepunkt 

2330  (760  mm);  np^o  1,536—1,540.  Erstarrungspunkt  11 0.  Safrol  er- 
starrt oft  sehr  schwer,  es  ist  daher  die  Krystallisation  durch  Einbringen 
eines  Safrolkrystalls  einzuleiten. 

SenfSl,  echtes*  Aus  dem  Samen  Ton  Brassica  nigra  Eoch  und 
Br.  juncea  Hooker.  d^go  1,014 — 1,025;  ajy  H 0°;  siedet  größten- 
teils zwischen  147  u.  153°  (760  nun);  löslich  in  jedem  Verhältnis  in 
90- proz.  Alkohol. 

Senföl,    künstliches,     dijo  1,020—1,025;    a^  H 0^      Siedet 

der  Hauptmenge  nach  zwischen  150  u.  153®  (760  mm)  njj^o  1,527 — 1,529. 

Bestimmung  des  Isosulfocyanallyls  im  SenfÖl.  Ein  Ver- 
fahren zur  quantitativen  Bestimmung  des  Schwefels  im  Senföl  ist  von 
Gadamer  (Archiv,  d.  Pharm.  237  (1899),  110  u.  372)  ausgearbeitet 
worden.  Das  Senföl  wird  durch  Ammoniak  in  Thiosinamin  übergeführt 
und  dieses  durch  ammoniakalische  Silberlösung  in  Alljlcyanamid, 
Schwefelsilber  und  Ammoniunmitrat  verwandelt: 

C3H5  NCS  +  3NH3  +  2 Ag  NO3  =  AgjS  +  N  CNH  .  C3H5 

-I-2NH4NO3. 

Zum  glatten  Verlauf  dieser  Reaktion  ist  ein  großer  Überschuß  von 
Silbemitrat  notwendig.  Das  nicht  verbrauchte  Silbemitrat  wird  mit 
Vio  N.-Bhodanammoniumlösung  zurücktitriert. 

Zur  Prüfung  wird  das  Senfbl  zunächst  in  Senf  Spiritus  (Spiritus 
sinapis  des  deutschen  Arzneibuches)  übergeführt,  indem  2  g  desselben 
mit  98  g  Weingeist  gemischt  werden. 

5  com  des  Senfspiritus  (=  4,2  g)  werden  in  einem  Meßkolben  von 
100  ccm  Inhalt  mit  50  ccm  Yio  N.-Silberlösung  und  10  ccm  Ammoniak- 
flüssigkeit (spez.  Gewicht  0,960)  versetzt  und  wohl  verschlossen  24  Stunden 
unter  öfterem  Umschütteln  stehen  gelassen.  Nach  dem  Auffüllen  zur 
Marke  wird  in  50  ccm  des  klaren  Filtrats,  nach  Zusatz  von  6  ccm 
Salpetersäure  (spez.  Gew.  1,153),  der  Gehalt  an  überschüssigem  Silber- 
nitrat durch  Titrieren  mit  Yjq  N.-Rhodanammoniumlösung  bestimmt.  Als 
Indikator  benutzt  man  Ferriammoniumsulfat-  oder  Ferrisulfatlösimg. 

Da  einem  Molekül  Allylsenföl  (Mol.-Gew.  99)  zwei  Moleküle  Silber- 
nitrat (Mol .-Gew.  340)  entsprechen,  so  ist  1  ccm  Y^q  N.-Silbernitratlösung 
(=  0,017  g  Ag  NO3)  0,00495  g  Allylsenföl  gleichwertig. 

Nach  Firbas  (Pharm.  Post  37  (1904),  33)  ist  die  Umsetzung  der 
Thiosinaminsilberverbindung    bei    24 -stündigem    Stehen    in    der    Kälte 


Eonstanten  und  Eigenschaften. 


385 


niemals  Yollständig.    Er  empfiehlt  deshalb  Erwärmen  im  Druckfläschchen 
auf  100^,  wodurch  allein  eine  völlige  Umsetzung  erreicht  wird. 

SpÜQÖL  Destillat  der  Blüten  Ton  Layandula  Spica  D.  G.  di^^^ 
0,905—0,915;  a^  rechts  bis  4- 7°;  löslich  in  1,5  bis  3  Vol.  70-proz. 
Alkohols.    V.-Z.  5—20. 

StemanMH*  Aus  den  Früchten  yon  Illicium  anisatum  L.  d|5o 
0,980 — 0,990;  a^  schwach  links  bis  — 2^,  selten  schwach  rechts;  löslich  in 
1,5 — 2,5  Vol.  90-proz.  Alkohols;  Erstarrungspunkt  (siehe  Seite  370)  4-  15 
bis  + 180. 

TerpevMnäl.  Destillat  aus  dem  Terpentin  verschiedener  Pinus- 
Arten. 

Amerikanisches  Terpentinöl.  dj50  0,865  —  0,870;  a^  rechts, 
bis  -h  15®,  sehr  selten  schwach  links;  löslich  in  5 — 7  Vol.  90-proz. 
Alkohols,  altes,  verharztes  öl  ist  leichter  löslich.  Bei  der  Destillation 
gehen  von  155— 163<>  85  Proz.  über. 

Französisches  Terpentinöl,  d^o  0,865— 0,876;  aj)  —  20  bis 
—  40^.  Die  sonstigen  Eigenschaften  sind  dieselben  wie  die  des  ameri- 
kanischen  Öles. 

Kienöl  ist  ein  Produkt  der  trockenen  Destillation  der  Kiefem- 
wurzeln  und  kenntlich  an  seinem  unangenehm  brenzlichen  Geruch.  6,^^^ 
0,862—0,875;  «d  +14  bis  -4-24^;  es  siedet  zwischen  160  u.  180^ 

Um  Petroleum  in  Terpentinöl  quantitativ  zu  be- 
stimmen, läßt  man  nach  Burton  (Ghem.  Gentralbl.  1890, 
I,  882)  zu  100  ccm  des  verfälschten  Öles,  das  sich  in 
einem  geräumigen,  mit  RückfluBkühler  versehenen  Kol- 
ben befindet,  aus  einem  Tropftrichter  langsam  und  unter 
guter  Kühlung  300  ccm  rauchender  Salpetersäure  zu- 
tropfen,  wäscht  das  Reaktionsprodukt  mit  heißem  Wasser 
aus  und  wiegt  das  übrigbleibende  Petroleum. 

Zu  dieser  Bestimmungsmethode  hat  H.  Herzfeld 
(Ghem.  Gentralbl.  1903,  I,  258)  einen  kleinen  Apparat 
(Fig.  75  a)  konstruiert,  der  es  ermöglicht,  die  Menge 
des  von  der  Salpetersäure  nicht  angegriffenen  Mineral- 
öls unmittelbar  abzulesen. 

Später  schlägt  Herzfeld  (Ghem.  Gentralbl.  1904, 
I,  548)  vor,  statt  der  Salpetersäure  rauchende  Schwefel- 
säure zu  verwenden.    Man  läßt  10  ccm  des  zu  prüfen- 
den Terpentinöls  langsam  unter   mäßiger  Kühlung  in 
40  ccm  konzentrierter  Schwefelsäure  eintropfen.     Nach  10 — 12  Stunden 
scheiden  sich  8 — 9  Proz.  des   angewandten   Terpentinöls  ab.     Nun  läßt 
man  die  untere  dunkelbraune  Schicht  ablaufen  und  schüttelt  das  zurück- 
bleibende  Ol  nochmals  mit  3 — 4  ccm  rauchender  Schwefelsäure.    Nach 

TJntenuchiingeiL  5.  Aufl.  in.  25 


Fig.  75  a. 


CCMi 
J0 


386  Ätherische  öle. 

mehrstündigem  Stehen  scheiden  sich  nur  noch  0,1 — 0,2  «cm  Öl  ab,  während 
bei  Gegenwart  von  Mineralöl  das  Volumen  entsprechend  größer  ist. 

Die  Refraktion  ist  nach  Herzfeld  ebenfalls  sehr  brauchbar  zur 
Prüfung  des  Terpentinöls.  Normales  Öl  zeigt  im  Z  ei ß sehen  Butterrefrakto- 
meter bei  15°  C.  68 — 72°,  selten  bis  75°.  Die  Refraktion  der  einzelnen 
Fraktionen  Ton  reinem  Terpentinöl  weicht  wenig  Yoneinander  und  von 
der  des  ursprünglichen  Öles  ab,  während  selbst  kleine  Beimengungen 
hierin  Änderungen  verursachen. 

Thymianöl.  Aus  dem  frischen,  blühenden  Kraute  von  Thymus 
vulgaris  L.  di5o  0,900 — 0,915;  aj)  schwach  links,  Phenolgehalt  (Thymol 
und  Karvakrol)  20 — 30  Proz.  (Bestimmung  siehe  S.  374);  löslich  in  1  bis 
2  Vol.  80-proz.  Alkohols. 

Thymol,  CioHi^O.  d^so  1,028;  krystalLLsiertes  Thymol  sinkt  im 
Wasser  unter,  schwinmit  aber  im  geschmolzenen  Zustande  darauf; 
Schmelzpunkt  50—51°.  Siedepunkt  228—230°;  leicht  löslich  in  Alkohol, 
Äther,  Chloroform  und  den  wäßrigen  Lösungen  kaustischer  Alkalien, 
sehr  wenig  (1 :  1100)  in  reinem  Wasser. 

ZinMlf  Ceylon.  Aus  der  Rinde  von  Cinnamomum  zeylanicum 
Breyne.  d^jo  1,023—1,040;  a^  links  bis  —1°;  löslich  in  2— 3  Vol. 
70-proz.  Alkohols;  Aldehydgehalt,  bestimmt  nach  der  Bisulfitmethode 
(Seite  373)^  65—75  Proz. 

2SitronenM*  Aus  den  Fruchtschalen  von  Citrus  Limonum  Risse 
durch  Pressen  dargestelltes  Öl.  digo  0,857—0,861;  ajy  -h  58  bis  +  65° 
bei  20°  C;  trübe  in  90-proz.,  klar  in  absolutem  Alkohol  löslich.  Ver- 
dampfungsrückstand (die  Bestimmimg  ist  unter  Bergamottöl  beschrieben) 
2,5 — 3,5  Proz.  Von  den  zahlreichen  zur  Bestimmung  des  Citralgehalts 
vorgeschlagenen  Methoden  hat  sich  keine  bewährt. 

ZitroneUäl.  Aus  dem  Kraute  von  Andropogon  Nardus  L. 
Man  unterscheidet  das  geringere  Ceylon-  und  das  wertvollere  Javaöl. 

Ceylon-Zitronellöl.  .  digo  0,900— 0,920;  ap  links,  bis  21°.  Es 
soll  sich  in  1 — 2  Vol.  80-proz.  Alkohols  klar  lösen  und  auch  bei  Zusatz 
von  10  Vol.  des  Lösungsmittels  eine  höchstens  opalisierende  Lösung 
geben,  die  aber  «beim  Stehen  keine  Öltröpfchen  abscheiden  darf. 
(Schimmels  Test).  Das  Ol  soll  auch  nach  Zusatz  von  5  Proz.  russischen 
Petroleums  diesen  Löslichkeitsanf orderungen  entprechen  (Verschärfter 
Schimmels  Test).  Gehalt  an  Alkohol  CjoHigO  (Geraniol  H-  Citronellol) 
mindestens  57  Proz.  (die  Bestimmung  siehe  S.  373). 

Java-Zitronellöl.  dijo  0,886— 0,900;  ajy  links,  bis —5°;  löslich 
in  1  oder  1,2  Vol.  80-proz.  Alkohols.  Gehalt  an  Alkoholen  Cjq  Hjq  0  meist 
über  80  Proz. 


Rohstoffe,  Erzengnisse  und  Hilfsprodukte 

der  ZuckerfabrikationO. 

Von 
Prof«  Dr.  Edmnnd  0.  von  Lippmann  in  Halle  a.  d.  S. 


I.   Die  Znckerrftbe. 

Richtigkeit  und  praktischer  Wert  der  Untersuchung  sind  in  hohem 
Maße  von  einer  sorgfältigen  Entnahme  wirklich  zutreffender  Durch- 
schnittsproben*) abhängig,  besonders  da  die  Rüben  ein  höchst  ungleich- 
mäßiges Material  darstellen;  denn  nicht  nur  sind  die  Unterschiede  im 
Zuckergehalte  verschiedener,  auf  demselben  Felde  gewachsener  Rüben 
häufig  sehr  groß,  sondern  auch  in  der  einzelnen  Rübe  ist  der  Zucker 
keineswegs  gleichmäßig  verteilt.  Sollen  Uurchschnittsproben  ganzer 
Rüben  gesammelt  werden,  so  verwendet  man  am  besten  die  zur  Ermittelung 
der  „Schmutzprozente"  während  des  Entladens  der  Wagen  oder  Waggons 
entnommenen    Proben,    deren    Gesamtgewicht    stets    mindestens    einige 


*)  Vorbemerkung.  Aach  bei  der  Neagestaitung  dieses,  in  der  vorigen 
Auflage  unter  Mitwirkung  von  Herrn  Dr.  Georg  Pulvermacher  bearbeiteten 
Abschnittes  lag  es  nicht  in  der  Absicht  des  Verfassers,  sämtliche  vorgeschlagenen 
Untersachnngsweisen  za  besprechen  oder  za  kritisieren,  er  mußte  sich  vielmehr 
abermals  der  Hauptsache  nach  darauf  beschränken,  die  zumeist  üblichen  und 
praktisch  genügend  bewährten  Methoden  anzuführen  und  zu  beschreiben,  wobei 
außerdem  in  mancher  Hinsicht  auf  die  übrigen  Teile  des  vorliegenden  Werkes  zu 
verweisen  war.  Im  ganzen  wurde  jene  Kürze  angestrebt,  die  für  Berufschemiker 
genügt,  und  die  Anordnung  so  getroffen,  daß  jedes  prinzipiell  wichtige  Verfahren 
da,  wo  es  zum  ersten  Male  auftaucht,  auch  gleich  erschöpfend  abgehandelt  wird, 
80  daß  alles  Zugehörige  sich  an  dieser  einen  Stelle  möglichst  vereinigt  findet.  Der 
Natur  der  Sache  nach  sind  Lücken  und  Irrtümer  wohl  unausbleiblich,  und  der  Ver- 
fasser ersucht  die  Leser,  ihn  freundlichst  auf  solche  aufmerksam  zu  machen.  —  Herr 
Prof.  Dr.  A.  Herzfeld  in  Berlin  hatte  die  Güte,  eine  Korrektur  dieses  Abschnittes 
mitzulesen  und  verschiedene  wertvolle  Bemerkungen  und  Zusätze  Jboizufügen. 

•)  Vgl.  Ciaassen,  Vereinszsch.  18%,  S.  98.    Korrespondenzbl.  1893,  No.  11. 

25»    . 


388  Zackerfabrikation. 

Zentner  beträgt;  infolgedessen  ist,  da  man  nicht  die  ganze  Menge  auf 
einmal  verarbeiten  kann,  eine  weitere  Auswahl  nötig,  die  unter  allen 
umständen  mit  gewissen  Willkürlichkeiten  verbunden  bleibt,  ja  dem 
Wesen  der  Saclie  nach  gar  nie  eine  wirklich  ganz  entsprechende  sein  kann. 
Die  ausgewählten  Rüben  werden  gewaschen  und  in  der  Regel  durch  Ab- 
schneiden der  Köpfe,  sowie  der  dünneren  Schwanzteile,  von  den  zur  Ver- 
arbeitung auf  Zucker  ungeeigneten  Teilen  befreit.  Gefrorene  Rüben 
läBt  man  vor  der  Untersuchung  erst  allmählich  in  einem  mäßig  warmen 
Räume  auftauen. 

Die  Untersuchung  bestimmter,  z.  B.  von  auswärts  eingeschickter 
Rübensendungen  erfolgt  am  besten  gemäß  der  hierzu  von  den  öster- 
reichischen Chemikern  besonders  vereinbarten  Vorschrift^).  Zur  Erzie- 
lung einer  richtigen  Durchschnittsprobe  sind,  falls  nur  wenige  Wurzeln 
eingesendet  wurden,  sämtliche  Rüben  zu  zerkleinem  (s.  unten);  ist  eine 
größere  Anzahl  von  Rüben  vorhanden,  so  wird  von  jeder  ein  ihrer 
Größe  entsprechender  aliquoter  Teil  (ein  Ausschnitt  oder  Segment  der 
Länge  nach)  zur  Zerkleinerung  gebracht.  Zu  einer  Probe,  also  zu  einer 
Zuckerbestimmung  sollen  höchstens  30  Rüben  benutzt  werden.  Enthält 
das  eingesandte  Muster  mehr  als  30  Rüben,  so  wird  es  in  mehrere  kleinere 
Muster  von  gleichem  Gewichte  geteilt,  und  der  arithmetische  Durchschnitt 
sämtlicher  Befunde  gilt  als  Zuckergehalt  des  Gesamtmusters. 

Um  gleichartige  Musterproben,  z.  B.  zur  Versendimg  behufs  Ana- 
lyse durch  zwei  verschiedene  Handelschemiker,  zu  erhalten,  sind  die  be- 
treffenden Rüben  nach  dem  Köpfen  imd  Putzen  jede  fiir  sich  zu  wägen 
und  dann  dem  Gewichte  oder  (entsprechend  dem  Augenscheine)  der 
Größe  nach,  imd  zwar  mit  dem  niedrigsten  (kleinsten)  Gewichte  be- 
ginnend und  mit  dem  höchsten  (größten)  endend,  in  eine  Reihe  zu  legen. 
Die  Rüben  1,  3,  5,  7,  9  u.  s.  f.  bilden  die  eine,  die  Rüben  2,  4,  6,  8, 
10  u.  s.  f.  die  zweite  Probe. 

Damit  auf  die  eventuelle  Austrocknung  und  die  durch  sie  veränderte 
Zusammensetzung  der  Rüben  Rücksicht  genommen  werden  könne,  ist 
bei  Absendung  der  Proben  das  Gesamtgewicht  der  gereinigten  Rüben 
zu  ermitteln  und  dem  untersuchenden  Chemiker  mitzuteilen. 

Viel  leichter  als  von  ganzen  Rüben  läßt  sich  eine  zutreffende 
Durchschnittsprobe  von  den  frischen  Rübenschnitzeln  erhalten.  Man 
entnimmt  diese  in  möglichst  kurzen  Zwischenräumen  vom  Schnitzeltrans- 
porteur und  sammelt  die  gleich  großen  Proben  in  einem  gut  verschließ- 
baren Gefäße;  mechanische  (selbsttätige)  Probenehmer  haben  sich  zu 
diesem  Zwecke  noch  nicht  genügend  bewährt. 


')  Jahr-  und  Adressenbach  der  Zuckerfabriken  und  RafEnerien  Österreich- 
Ungarns.     1904/05,  S.  71. 


Rubenanalyse.     Zackergehalt  389 

Rüben  sowohl  wie  Rübenschnitzel  müssen  zum  Zwecke  der  Unter- 
suchung  in  ausreichender  Menge  einer  weitgehenden  Zerkleinerung  unter- 
worfen  werden,  bei  der  jeder  Saftverlust  zu  vermeiden  ist.  Aus  ersteren 
wird  mit  Hilfe  der  Kiehl eschen  Rübenschleifmaschine  oder  der  Rüben- 
bohrmaschine  von  Keil  und  Dolle*)  oder  der  besonders  in  Osterreich 
sehr  verbreiteten  Fern  er  sehen  Reibe,  aus  letzteren  durch  die  ebenfalls 
von  Eiehle  konstruierte  Quetschmühle^)  ein  äuBerst  feiner,  sog.  „unfühl- 
barer, geschliffener^  Brei  gewonnen;  in  vorzüglicher  Beschaffenheit  läßt 
sich  solcher  rasch  und  billig,  und  zwar  aus  allen  Materialien,  auch 
mittels  der  Yorrichtungen  von  Herles')  und  von  Pellet*)  erhalten.  Ein 
gröberer,  aber  gleichmäßig  zerteilter  Brei,  der  jedoch  für  gewisse  Zwecke 
noch  vollständig  genügt,  wird  aus  Rüben  mittels  Handreiben,  aus 
Schnitzeln  mittels  der  bekannten,  neuerdings  sehr  verbesserten  Fleisch- 
hackmaschinen erzeugt.  Erwähnt  sei  schließlich  noch  die  von  Dehne 
in  Halberstadt  konstruierte  Bohrmaschine*),  sowie  jene  von  M.  Wahr  en- 
do rf  in  Oschersleben,  die  angeblich  ohne  motorischen,  ja  selbst  ohne 
indirekten  Handbetrieb  (d.  h.  ohne  Schwungrad  und  Transmission)  stets 
sehr  gleichmäßigen  Brei  ohne  allen  Saftverlust  ergibt.  Alle  diese  Apparate 
sind  stets  in  mechanisch  tadellosem  Zustande  und  peinlich  rein  und  sauber 
zu  erhalten. 

Der  Brei  wird  vor  dem  Gebrauche  sorgfaltig  durchgemischt  und 
in  mit  Deckel  verschließbare  Gefäße  gebracht;  die  für  die  Einzelbe- 
stimmungen  nötigen  Mengen  sind  wegen  der  geringen  Haltbarkeit  und 
der  durch  den  starken  Wassergehalt  bedingten  leichten  Veränderlich- 
keit des  Breies  möglichst  schnell  hintereinander  abzuwägen  und  die 
Gefäße  nach  jeder  Frobeentnahlne  wieder  zu  bedecken. 

A.    Bestimmung  des  Zuckergehaltes. 

Die  zur  Zuckerbestimmung  abzuwägende  Substanzmenge  beträgt 
gemäß  der  im  Jahre  1900  erlassenen  Vorschrift  der  „Internationalen 
Eommission  für  einheitliche  Methoden  der  Zuckeruntersuchungen''  26  g^). 
Diese  Menge  ist  das  „Normalge wicht''  für  den  in  Deutschland  und,  mit 
Ausnahme  des  offiziellen  Frankreich,  auch  in  fast  allen  anderen  Ländern 
üblichen  Folarisationsapparat  von  Soleil-Ventzke-Scheibler,    dessen 


»)  VereinszscL  1889,  S.  584;  vgl.  auch  Frühling,  „Anleitung«,  1903,  S.  198. 
*)  Vereinazsch.  1892,  S.  281. 

«)  Zsch.  für  Zuckerindustrie  in  Böhmen  1900/81,  Bd.  25,  S.  209;  1901/02, 
Bd.  26,  S.  167. 

*)  Sucrerie  indigeoe,  1903,  Bd.  62,  S.  644. 

^)  Centralbl.  für  die  Zuckerindustrie  der  Welt,  1897,  S.  65. 

•)  Vereinszsch.  1900,  S.  357. 


390  Zuckerfabrikation. 

Einrichtung  und  Gebrauch,  namentlich  in  den  verschiedenen,  von  Schmidt 
undHaensch  erdachten  Modifikationen,  als  bekannt  vorausgesetzt  wird^); 
der  erwähnten  internationalen  Vorschrift  von  1900  zufolge  sollen  fortan 
ausschließlich  Halbschattenapparate  zur  Anwendung  gelangen.  Der 
Hundertpimkt  des  Saccharimeters  wird,  nach  Interpretation  der  „Physi- 
kalisch-Technischen Reichsanstalt",  festgestellt >),  indem  man  bei  20^  C) 
im  200  mm -Rohre  eine  Lösung  polarisiert,  die  bei  20*^  C.  in  100  ccm 
26  g    chemisch    reinen   Zucker  enthält,    der  mit  Messinggewichten  von 

8.4  Dichte  in  Luft  von  0,0012  Dichte  abgewogen  wurde  (oder  26,016  g 
Zucker,  falls  das  Gewicht  im  luftleeren  Raum  zu  Grunde  gelegt  wird); 
hierbei  gilt  1  ccm  als  Volum  von  1  g  Wasser  bei  4**  C,  im  luftleeren 
Räume  abgewogen.  Jeder  Teilstrich  der  Skala  entspricht,  wie  ersicht- 
lich, einer  Zuckermenge  von  0,26  g  in  100  ccm  der  Lösung;  wägt  man 
also  von  irgend  einem  Zucker  oder  zuckerhaltigen  Stoffe  26  g  wie  ange- 
geben ab,  löst  bei  20®  C.  zu  100  wahren  ccm  und  bestimmt  die  Ablenkung 
in  einem  200  mm  langen  Rohre  bei  20®  C,  so  erhält  man  ohne  weitere 
Rechnung  den  Prozentgehalt  der  angewandten  Substanz  an  Zucker.  — 
Um  zu  richtigen  Ablesungen  zu  gelangen,  ist,  wie  Schönrock  ausdrück- 
lich hervorhebt^),  bei  Benützung  weifien  Lichtes  zu  berück  sichtigen, 
daß  auch  verschiedene  weiße  Lichtquellen,  besonders  wenn  verschie- 
dene Beobachter  in  Frage  kommen,  immer  noch  merkliche  Differenzen 
bedingen,  die  erst  dann  verschwinden,  wenn  man  das  Licht  durch  eine 

1.5  cm  dicke  Schicht  von  6-proz.  Kaliumbichrom atlösung  reinigt. 

In  der  Praxis  steht  zur  Zeit  noch  vielerorts,  namentlich  in  den 
Zuckerfabriken,  das  sog.  „alte"  Normalgewicht  von  26,048  g  in  Be- 
nützung, das  sich  nicht  auf  wahre  ccm  bezieht,  sondern  auf  Mohr  sehe: 
26,048  g  Zucker  (in  der  Luft  abgewogen)  drehen,  bei  17,5®  C.  zu  100  ccm 
gelöst  und  in  einer  Röhre  von  200  nmi  Länge  bei  17,5°  C.  untersucht,  die 
Polarisationsebene  um  100°,  und  es  entspricht  jeder  Teilstrich  der  Skala 
einer  Zuckermenge  von  0,26048  g  in  100  ccm  der  Lösung. 

Ein  für  allemal  sei  hier  sogleich  bemerkt,  daß  nach  Herz  fei  ds 
Untersuchimgen  (a.  a.  0.)  genaue  und  richtige  polarimetrische  Resultate 


')  Den  käuflichen  Apparaten  sind  überdies  stets  genaue  Gebrauchsan- 
weisungen beigegeben.  —  Über  die  Kontrolle  der  Apparate  durch  Normalquarz- 
platten und  die  großen  Fehler,  die  hierbei  Pressungen  dieser  Platten  (und  infolge- 
dessen auch  weehselnde  Temperaturen!)  veranlassen  können,  s.  Herzfeld,  Ver- 
einszsch.  1899,  1,  und  Wie ch mann,  ebd.,  S.  266,  über  die  durch  Konstruktion 
und  Handhabung  der  Polarimeter  ev.  bedingten  Fehler,  deren  ErmitteluDg  und 
Beseitigung,  Koy&r,  Ö8t.-Ung.  Zsch.  für  Zuckerindustrie  1901,  S.  448. 

«)  Vereinszsch.  1901,  S.  542. 

»)  Vereinszsch.  1900,  S.  997. 

*)  Vereinszsch.  1904,  S.  521. 


Rübenanalyse.    Alkoholische  Extraktion.  391 

nur  dann  zu  erzielen  sind,  wenn  die  Temperatur  der  Polarimeter, 
der  sämtlichen  Geräte  und  der  Arbeitsräume  vor  Anstellung  der 
Versuche  mindestens  drei  Stunden  lang  konstant  erhalten 
wurde;  weicht  die  Beobachtungstemperatur  um  mehr  als  einige  Grade  C. 
von  der  Justierungstemperatur  (20  oder  17,5°  C.)  ab,  so  genügt  die 
bloBe  Einstellung  des  Nullpunktes  nicht  mehr  zur  Eontrolle  des  Appa- 
rates, weil  sich  mit  der  Temperatur  auch  der  Wert  der  Skala  ändert.  In 
diesem  Falle  muß  man  den  Wert  der  Kontroll  quarzplatten  (die  nicht  ein- 
gekittet sein  dürfen)  mittels  einer  Normallösung  chemisch  reinen  Zuckers 
für  eine  bestimmte  (z.  B.  die  in  der  Regel  herrschende)  Temperatur  fest- 
stellen, diese  aber  dann  auch  bei  allen  übrigen  Analysen  einhalten. 
Anderenfalls  sind  bedeutende  und  ihrer  Größe  nach  wechselnde 
Fehler,  die  bis  ±0,65°  betragen  können,  ganz  unvermeidlich. 
Die  Rübenanalyse  durch  die  Zuckerbestimmung  im  Safte, 
d.  h.  durch  Polarisation  des  Preßsaftes  und  Ausrechnung  „auf  Rübe** 
mittels  eines  „Saftgehaltfaktors"  von  0,95,  ist,  als  willkürlich  und  ganz 
imzuverlässig,  unbedingt  zu  verwerfen  und  durch  jene  der  Zucker- 
bestimmung  in  der  Rübe  zu  ersetzen.  Diese  erfolgt  gegenwärtig, 
da  die  kalte  alkoholische  Digestion  des  Rübenbreies  nach  Stammer^), 
wegen  ihrer  Umständlichkeit  und  ihrer  zahlreichen  Fehlerquellen,  außer 
Gebrauch  gekommen  ist,  hauptsächlich  nach  vier  Methoden:  der  heißen 
alkoholischen  Extraktion  und  Digestion  und  der  heißen  und  kalten 
wäßrigen  Digestion.  Insoweit  imbedingte  wissenschaftliche  Genauigkeit 
gefordert  wird,  ist  auch  heute  noch  die,  ursprünglich  von  Scheibler ^) 
angegebene,  von  SickeP)  verbesserte 

alkohoUsche  ExtraikUon 

vorzuziehen,  da  sie  nicht  nur,  richtige  Ausführung  vorausgesetzt,  auch 
stets  richtige  und  genaue  Zahlen  liefert,  sondern  auch  den  wesentlichen 
Vorteil  bietet,  daß  man  sich  jederzeit  davon  überzeugen  kann,  ob 
alle  polarisierende,  lösliche  Substanz  wirklich  ausgelaugt  ist,  eine 
Kontrolle,  die  bei  den  verschiedenen  DigesUansmethoden  in  gleicher 
Weise  nicht  möglich  erscheint. 

Der  zur  Ausführung  der  alkoholischen  Extraktion  zumeist  in  Ge- 
brauch stehende  Apparat  ist  der  von  Sickel  abgeänderte  Soxhletsche 
Heberextraktionsapparat,  der  in  Fig.  76  dargestellt  und  so  allgemein 
bekannt  ist,  daß  er  einer  besonderen  Beschreibung  an  dieser  Stelle  nicht 
bedarf.     Sehr  zweckmäßig,    und  in  der  Handhabung  besonders  bequem 


')  Vereinszsch.  1883,  S.  206;  1884,  S.  73. 

')  Nene  Zeitsch.  f.  Rübenzuckerindastrie  111,  S.  242. 

^  Vereinszsch.  1879,  S.  692. 


392  Zucker&brikktioD. 

und  sicher,  ist  der  Apparat  in  etoer  ihm  von  H«rifeld*)  gegebenen, 
hier  ebenfalls  abgebildeten  Gestalt  (Fig.  76a):  1.  Zu  unterst  befindet  sich 
der  Extraktionskolben  A,  bestehend  aus  zwei,  fast  kngelfSnuigea  Hälften 
Ton  je  etwa  100  ccm   Inhalt;    verbunden    sind    diese  durch  ein  kurzes, 


etwa  1  cm  weites  Rohr,  das  eine  Marke  trägt,  bis  zu  der  die  untere 
Hälfte  genau  100  ccm  faßt  (bei  t  =  -  ^-l-  2.  Der  nun  folgende  Ex- 
traktionsapparat B  ist  der  Mfillersche'),  der  die  Entnahme  von  Proben 
der  auslaugenden  Flüssigkeit  durch  ein  seitlich  angebrachtes,  Rlr  gewOho- 


>)  Terebezsch.  1901,  S.  334;  Tgl.  auch  Baumann,  «bd.  1690,  S.  68R. 
"\  Ztch.  f.  angew.  Chemie  1893,  S.  232. 


Räbenanalyse.    Alkoholische  Extraktion.  393 

lieh  durch  einen  kleinen  Stopfen  yerschlossenes  Röhrchen  gestattet;  vor 
die  innere  O&ung  des  Heberrohres  wird  ein  rondes  Drahtnetz  Yon 
3  cm  Durchmesser  gelegt.  3.  Den  AbschluB  bildet  ein  Soxhletscher 
&laskühler  in  der  von  Richter  angefertigten  (vom  „Institut  für  Zucker- 
industrie", Berlin,  Amrumerstraße,  zu  beziehenden),  gedrungenen  Form. 
Der  ganze  Apparat  steht  in  einem  Wasserbade  von  solcher  Tiefe,  daß 
das  Sieden  in  A  rasch  und  kräftig  genug  erfolgt,  um  alle  3 — 4  Minuten 
den  Heber  in  Tätigkeit  treten  zu  lassen. 

Von  dem  Rübenbrei  ^)  werden  26  g  in  einer  Neusilberschale  mit 
flacher  Schnauze  abgewogen  und  in  ihr  sogleich  ^)  mit  3  ccm  Bleiessig ^) 
und  einigen  ccm  90-proz.  Alkohol  (mittels  eines  Glasstabes)  gut  ver- 
rührt; dieser  sofortige  Bleiessigzusatz  hat  nicht  nur  den  Zweck,  Nicht- 
zuckerstofTe  imlöslich  an  Blei  zu  binden,  sondern  wirkt  auch  auf  den 
Quellungszustand  des  Markes  in  günstiger  Weise  ein  und  vermindert 
dadurch  die  Extraktionsdauer.  Das  Gemenge  spült  man  mit  90-proz. 
Alkohol  verlustlos  in  den  Extraktionsapparat  B,  verteilt  den  Brei  in 
dessen  unterem  Teile  locker  und  gleichmäßig  und  spült  den  Glasstab 
mit  Alkohol  ab;  die  Menge  des  Alkohols  ist  so  zu  bemessen,  daß  sich 
schließlich  in  A  etwa  75  ccm  Flüssigkeit  befinden.  Man  setzt  nun  den 
Apparat  in  Gang, .  nimmt  nach  zwei  Stunden  eine  Probe  der  Auslauge- 
flüssigkeit und  prüft  sie  mittels  der  I  hl  sehen  ^),  von  Müller  und 
Ohlmer^)  weiter  au3gebildeten  a-Naphtholreaktion;  diese  ist,  gemäß  den 
^Beschlüssen  ^)  der  im  Dienste  der  Zuckerindustrie  tätigen  österreichisch- 
ungarischen öffentlichen  Chemiker^  am  besten  in  der  Art  auszuführen, 
daß  einige  Tropfen  der  Probeflüssigkeit  mit  destilliertem  Wasser  in 
einem  Reagensglase  auf  2  ccm  verdünnt,  mit  2  Tropfen  tunlichst  frisch- 
bereiteter 20-proz.  alkoholischer  a-Naphthollösung  gut  durchgeschüttelt 
und    schließlich    mit    10  ccm    reiner,    salpetersäurefreier,    konzentrierter 


')  Bei  Anwendung  von  geschliffenem  Rabenbrei  mischt  man  diesen 
zweckmäßiger  Weise  mit  reinen  Glasperlen,  um  eine  möglichst  gleichmäßige  Ver- 
teilung des  Breies  zu  bewirken  und  Bildang  von  Klumpen  za  verhindern. 

»)  Wiskirchen,  Vereinszsch.  1894,  S.  698. 

')  Der  bei  allen  Untersuchungen  zur  Verwendung  kommende  Bleiessig  wird 
nach  den  Vorschriften  der  Pharm,  germ.  ed.  II  bereitet.  Man  verwendet  3  Teile 
BLeiacetat,  1  Teil  Bleiglätte  und  10  Teile  Wasser.  Das  Bleiacetat  wird  mit  der 
Bleiglätte  verrieben  und  unter  Zusatz  von  '/^o  ^^^^  vorgeschriebehen  Menge  Wassers 
im  Wasserbade  geschmolzen,  bis  die  anfönglich  gelbe  Mischung  rötlich-weiß  ge- 
worden ist.  Dann  wird  das  restliche  Wasser  zugefügt,  die  Flüssigkeit  in  einem 
verschlossenen  Gefäße  zum  Absetzen  bei  Seite  gestellt  und  endlich  filtriert. 
Klare,  farblose  Flüssigkeit  vom  spez.  Gewicht  1,235 — 1,240. 

*)  Chemikerztg.  9,  231. 

»}  Deutsche  Zuckerindustrie  1892,  No.  12. 

«)  Österr.-Ungar.  Zsch.  1897,  S.  509;  1901,  S.  664. 


394  ZnckerfabrikatioD. 

Schwefelsäure  unterschichtet  werden.  Zeigt  sich  ohne  weiteres  Um- 
achütteln  an  der  Grenzschicht  ein  violetter  Farbenring,  bo  ist  noch 
extrahierbarer  Zucker  vorhanden,  und  die  Extraktion  ist  demnach  weiter 
fortzusetzen.  Sobald  kein  Zucker  mehr  nachweisbar  bleibt,  kühlt  man 
den  Kolben  auf  20"*  ab,  füllt  ihn  mit  90-proz.  Alkohol  bis  zur  Marke 
(wobei  das  Innere  der  oberen  kugelförmigen  Hälfte  gut  abzuspülen 
ist)    und  polarisiert   das   Filtrat  im   200  mm-Rohr.     Man  erhält  so  den 

Pig.  17. 


Zuckergehalt  der  Rübe  in  Prozenten.  Bei  dieser  Polarisation,  wie  bei 
der  aller  alkoholischen  Lösungen,  ist  auf  genaue  Einhaltung  der  Nor- 
maltemperatur und  auf  Verwendung  völlig  klarer,  gleichmäSiger,  nicht 
zur  Schlierenbildung  neigender  Filtrate  besonderer  Wert  zu  legen. 

Einen  Apparat  zur  gleichzeitigen  Ausführung  von  sechs  Zuckerextrak- 
tionen zeigt  Fig.  77;  seine  Anordnung  bedarf  keiner  weiteren  Erläuterung. 

Bei  den  verschiedenen 

Dtgeattonmneithoden 

wird  die  Auslaugung  des  Zuckers  direkt  in  einem  genügend  weithalsigen 
MeSkolben  vorgenommen,  und  die  Polarisation  des  Filtrates  ergibt, 
event.  nach  Anbringung  einer  Korrektur   für  den  durch  das  Rübenmark 


Rübenanalyse.    Digestionsmethoden.  395 

eingenommenen  Raimi^),  unmittelbar  den  Prozentgehalt  der  Rübe  an 
Zucker.  Auf  Tollständige  Entfernung  der  vom  Brei  einge- 
schlossenen Luft  ist  hierbei  natürlich  sorgfältig  zu  achten, 
ebenso  sind  die  allmählich  durch  zahlreiche  Arbeiten  festgestellten 
richtigen  Ausführungsvorschriften^)  genauestens  einzuhalten, 
da  sich  anderenfalls  mannigfache  Fehlerquellen  geltend  machen,  die  schon 
wiederholt  bald  die  eine,  bald  die  andere  der  Bigestionsmethoden  in 
den  Ruf  völliger  Ünbrauchbarkeit  brachten^). 

a)  Die  warme  iUkohöUsehe  Digestion  nach  Rapp-Degener^) 
ist,  gemäß  den  Beschlüssen^)  der  „österreichisch-ungarischen  öffentlichen 
Chemiker"  am  besten,  wie  folgt,  auszuführen: 

Das  doppelte  Normalgewicht  (52  g)  Rübenbrei  wird  in  einer  Neu- 
silberschale abgewogen  und  mittels  Alkohol  von  90 — 92  Vol-Proz.  ver- 
lustlos in  einen  auf  201,2  ccm  (vergl.  Anm.  1)  geeichten  Kolben  mit 
trichterförmig  erweitertem  Halse  gespült.  Hierauf  versetzt  man  mit 
4  ccm  Bleiessig,  schwenkt  mehrmals  um  und  fügt  dann  noch  so  viel 
90 — 92-proz.  Alkohol  bei,  daß  der  Kolben  zu  etwa  Ys  seines  Volumens 
gefüllt  ist.  Dieser  wird  nun  mit  einem  etwa  50  cm  langen,  unten  schräg 
abgeschnittenen  Kühlrohre  von  10  mm  lichter  Weite  versehen.  Den 
ganzen  Apparat  stellt  man  in  ein  bereits  vorher  zum  Kochen  gebrachtes 
Wasserbad  ein,  und  zwar  so,  daß  er  eine  schräge  Lage  einnimmt.  Nach- 
dem der  Kolbeninhalt  zum  Kochen  gekommen,  erhält  man  noch  20  Mi- 
nuten in  ruhigem  Sieden,  ninmit  dann  den  Apparat  aus  dem  Wasser- 
bade, spült  Kork  und  Kühlrohr  mit  Alkohol  ab  und  füllt,  ohne  abzu- 
kühlen, mit  Alkohol  bis  nahe  an  die  Marke.  Hierauf  stellt  man  den 
Kolben  nochmals  in  das  heiße  Wasserbad,  bis  Blasen  im  Alkohol  auf- 
zusteigen beginnen,  kühlt  dann  auf  20^  C.  ab  und  füllt  mit  Alkohol 
genau  bis  zur  Marke  auf.  Nach  kräftigem  Durchschütteln  wird  filtriert 
und  im  200  mm-Rohre  polarisiert  ß).  Man  erhält  so  direkt  die  Zucker- 
prozente.   Stehen  keine  auf  201,2  ccm  geeichten  Kolben  zur  Verfügung,  so 


')  Das  Mark  yon  26  g  Rübenbrei  nimmt  nach  Rapp  den  Raum  von  0,6  ccm 
ein.  Man  füllt  entweder  zu  100  ccm  auf  und  multipliziert  die  Polarisation  mit  0,994, 
oder  wendet  Meßkolben  von  100,6  ccm  bezw.  201,2  ccm  Inhalt  an  (s.  unten). 

*)  Vergl.  u.  a.  Kröker,  Vereinszsch.  1894,  S.  322.  Bau  mann,  Korrespon- 
denzblatt 1894,  No.  17. 

*)  Betreffs  der  alkoholischen  Digestion  s.  z.  B.  Weisberg,  Bull,  de  l'Assoc. 
des  Chhnistes,  1899-1900,  Bd.  XVII,  S.  237. 

*)  Vereinszsch.  1882,  S.  786. 

*)  Österr.-Ungar.  Zsch.  1897,  S.  509;  1901,  S.  664. 

')  In  einigen  Laboratorien  hält  man  es  für  unerläßlich,  den  mit  einem  Stopfen 
yerschlossenen  Kolben  unter  häufigem  Umschütteln  zunächst  30  Minuten  stehen 
zu    assen. 


396  Zackerfabrikation. 

kann  man  auch  200  ccm-Eolben  Terwenden;  in  diesem  Falle  sind  jedoch, 
anstatt  52  g  nur  51,8  g  Brei  zur  Untersuchung  abzuwägen^). 

b)  Die  von  Pellet  angegebene  warme  wüfsrige  IHgesHon  führt 
man  auf  Grund  der  oben  angegebenen  ,, Beschlüsse^,  in  der  Modifikation 
Ton  Herles,  wie  folgt,  aus^): 

Es  wird  auf  je  100  ccm  Eolbeninhalt  das  halbe  Normalgewicht 
Brei,  der  auch  yon  gröberer  Beschaffenheit  sein  darf,  abgewogen  (am 
besten  52  g  auf  400  ccm)  und  mit  heißem  Wasser,  dessen  Temperatur 
nicht  unter  90^  C.  sinken  darf,  in  den  Kolben  gespült;  nach  Zusatz 
Ton  Bleiessig  (auf  je  26  g  4 — 5  ccm)  füllt  mau  mit  heiBem  Wasser  fast 
bis  zur  Marke  auf,  schüttelt  gut  durch  und  läfit  den  Kolben  ruhig  stehen ; 
nach  halbstündiger  Digestion  wird  abgekühlt,  zur  Marke  aufgefüllt,  filtriert 
und  polarisiert.  Der  verdoppelte  Befund,  mit  0,994  multipliziert,  ergibt 
die  Zuckerprozente.  Diese  Multiplikation  entfällt,  wenn  man  Kolben  be- 
nutzt, deren  Marke  so  angebracht  ist,  daß  der  Tom  Rübenmarke  einge- 
nommene Raum  von  Tomherein  gebührend  berücksichtigt  erscheint. 

c)  Als  beste  Modifikation  der  kaUen  wüfsrigen  IHgeMon  Pellets 
hat  sich  die  von  Fr.  Sachs 3)  vorgeschlagene  bewährt,  die  eine  prak- 
tische Verbesserung  jener  von  Kaiser  und  Lewenberg*)  ist.  Ein 
von  Le  Docte  angegebener  Apparat  gestattet  die  schnelle  Ausführung 
einer  großen  Anzahl  von  Rübenanalysen  in  sehr  zweckmäßiger  Weise. 
Man  wägt  das  Normalgewicht  (26  g)  feinen  Rübenbreies  (dargestellt 
mittels  der  Keil -Dolleschen  Reibe,  die  nicht  mehr  als  250  Um- 
drehungen machen  soll)^)  in  einer  zylinderförmigen,  glattrandigen,  mit 
flachem  Boden  versehenen  Schale  aus  verzinntem  Kupfer  ab,  setzt  imter 
stetem  Umrühren  ans  der  eigens  konstruierten  Pipette  177  ccm  Wasser 
(inkl.  5  ccm  Bleiessig)  ^)  zu  und  schüttelt  nach  Auflegen  einer  passenden 
mit  Kautschuk  überzogenen  und  etwas  eingefetteten  Glasscheibe  tüchtig 
durch,  indem  man  die  Schale  mit  beiden  Händen  anfaßt,  während  die 
beiden  Daumen  den  Deckel  festhalten.  Binnen  drei  Minuten  ist  die 
Lösung  beendet;  man  filtriert  und  polarisiert  (ev.  nach  Zusatz  von  zwei 
Tropfen  Essigsäure)  im  400  mm-Rohr.  Herzfeld^)  fand  es  jedoch  vor- 
teilhafter, zum  Zwecke  vollständiger  Entlüftung  vor  der  Filtration  unter 
öfterem  Rühren  und  Umschütteln  30  Minuten  stehen  zu  lassen;  die  Ent- 


1)  Deutsche  Zackerind astrie  1889,  S.  531. 
')  Österr.-Ungar.  Zsch.  1897,  S.  510;  1901,  S.  664. 
3)  Bull.  Ass.  Chim.  1896,  Bd.  XIV,  S.  877;  Vereinszsch.  1896,  S.  865. 
*)  Deutsche  Zuckerindustrie  1893,  S.  413. 
*)  Pellet,  Bull.  Ass.  Chim.  1904,  Bd.  XXÜ,  S.  317. 
^)  Man  kann  auch  vorher  Wasser  und  Bleiessig  im  Verhältnis  30 — 35  :  1 
mischen. 

0  Vereinszsch.  1902,  S.  941. 


Rübenan&lyse.    Digestionsmethoden.  397 

luftimg  ist  besonders  wichtig,  wenn  irgendwie  veränderte,  oder  wenn  erfrorene 
Rüben  vorliegen,  und  kann  dann  auch,  unter  Benutzung  einer  geeigneten 
Leitung,  mit  Hilfe  der  Luftpumpen  des  Fabrikbetriebes  geschehen^). 

Bei  richtiger  und  sachgemäßer  Ausführung  liefern  die  Pell  et- 
sehen  Methoden,  namentlich  die  heiße  wäßrige  Digestion  (nach  den 
Erfahnmgen  von  Sachs')  sowie  von  Herzfeld')  aber  auch  die  kalte), 
gute,  mit  denen  der  alkoholischen  Methoden  (auch  der  Extraktion)  über- 
einstimmende Ziffern,  mindestens  in  jener  großen  Mehrzahl  der  Fälle, 
bei  denen  es  sich  um  normale,  d.  h.  unter  günstigen  Umständen  ge- 
wachsene imd  aufbewahrte  Rüben  handelt;  auf  unbedingtes,  jeden 
weiteren  Vergleich  überflüssig  machendes  Zusammenfallen  der  Ergeb- 
nisse ist  aber,  wie  Stift  ausdrücklich  hervorhebt,  nicht  zu  rechnen*). 
Liegen  unter  abnormen  Bedingungen  gewachsene,  geemtete  oder  kon- 
servierte  Rüben,  oder  erkrankte  Rüben  vor  (die  keineswegs  ohne  weiteres 
von  außen  kenntlich  sind!),  so  können  jedoch  nach  Angabe  verschiedener 
Beobachter  die  Ergebnisse  der  Pelletschen  sehr  erheblich  von  jenen 
der  alkoholischen  Methoden  (besonders  der  Extraktion)  abweichen.  Die 
regelmäßige  Kontrolle  mittels  der  Extraktion  bleibt  daher  vorerst  unter 
allen  Umständen  empfehlenswert,  besonders  dann,  wenn  die  analytischen 
Resultate  den  Betriebsrechnungen  zu  Grunde  gelegt  werden  sollen. 

Handelt  es  sich  um  Massenuntersuchungen  von  Rüben,  z.  B. 
zu  Zwecken  der  Rüben  übern  ahme  oder  der  SamenzucMf  wobei  man 
häuflg  nicht  absolut  genaue  Ergebnisse,  sondern  nur  Grenzwerte  fordert 
und  sich  daher  mit  richtig  ermittelten  Yergleichswerten  begnügt,  so  ist 
die  kalte  wäßrige  Digestionsmethode  besonders  am  Platze.  Samenrüben 
darf  behufs  Ermittelung  des  Zuckergehaltes  stets  nur  ein  geringer  Anteil 
entnommen  werden  (um  Schädigungen  ihres  späteren  Wachstumes  aus- 
zuschließen); hierzu  benutzt  man  die  Samenrüben -Bohrmaschine  von 
Keil  und  Dolle.  Man  verwendet  Y4  des  Normalgewichtes  an  Brei  und 
Pipetten  von  44,25  ccm  Inhalt  und  verfährt  im  übrigen  nach  c).  Die 
Polarisationen  nimmt  man  zweckmäßig  mittels  der  außerordentlich  prak- 
tischen Pelletschen  Durchflußröhre')  vor. 

Eiii  sehr  handlicher  Apparat  zur  MtusenuntersuchiMig  der  Rüben- 
ist   von   Krüger^)    konstruiert   worden   und    wird  von  Primavesi  in 

')  Laszewskiy  Centralblatt  f.  d.  Zockerindastrie  1904,  S.  283.  Bull.  Ass. 
Chim.  1905,  Bd.  XXII,  S.  584;  s.  hiogegen  Pellet,  ebd.  S.  579  u.  754. 

*)  Deutsche  Zackerindustrie  1901,  S.  631. 

»)  VereiDszsch.  1902,  S.  941. 

*)  Österr.-Ungar.  Zsch.  1901,  S.  411. 

*)  Veremszsch.  1891,  S.  338;  1892,  S.  277. 

*)  Deutsche  Zackerindastrie  1896,  S.  2434;  verbesserte  Konstruktion  ebd. 
1904,  S.  1644. 


398  Zockerfftbrikatioii. 

Magdeburg  geliefert.  Er  (s.  Fig.  78)  besteht  aus  einer  ^automatischen 
Pipette"  von  70 — 80  ccm  Inbalt,  die  oben  und  unten  mit  Dreiweghäbnen 
versehen  ist,  deren  Griffe  durch  eine  Yerbindungsstange  von  dickem 
Drahte  gekuppelt  sind.  Vom  unteren  Hahne  führt  eine  Itohrleitung  in  ein 
hoch  gestelltes  Get&S  (etwa  eine  Flasche  mit  doppelt  tubuliertem  Boden) 
und  endigt  kurz  oberhalb  dieses  Bodens;  vom  oberen  Hahne  der  Pipette 
fuhrt  ein  Kobr  durch  den  Boden  der  Flasche  durch  und  endigt  in  deren 
oberem  Drittel,  also  oberhalb  ihrer  FUUung.  Die  Flasche  enthält  ver- 
dünnten Bleiessig  (9  :  1).  Die  Hähne  sind  mit 
^^"  '*"  ihren  Bohrungen  so  gegeneinander  gerichtet,  daS 

sich  bei  der  abgebildeten  Stellung  die  Pipette 
selbsttätig  aus  der  Flasche  füllt,  indem  der  obere 
Hahn  gegen  diese  zu  geOfhet  ist;  werden  aber 
die  Griffe  der  gekuppelten  Hähne  nach  unten 
gedreht,  so  wird  jene  Verbindung  abgesperrt,  die 
über  die  Pipette  hin  au  »gestiegene  Flüssigkeit 
flieät  durch  das  seitliche  Ansatzrohr  des  oberen 
Hahnes  in  das  mit  diisem  verbundene  U-Rohr 
ab,  und  die  Pipette  selbst  entleert  sich  durch 
den  unteren  Dreiweghahn. 

Eid  Drittel  der  in  g  ausgedrückten  Menge 
Wasser'),  die  die  automatische  Pipette  zu  fassen 
vermag,  bildet  das  Gewicht  des  zu  jeder  Unter- 
suchung nötigen  Rübenbreies,  das  also  kein  all- 
gemein feststehendes  ist,  sondern  sich  dem  Fas- 
sungsraume  der  benutzten  Pipette  anpaßt.     Der 
Erttgersche    Apparat    bedingt    keine  besondere 
Entlüftung  der  Breimasse  und    erspart  auch  die 
Anwendung  geeichter,  zerbrechlicher  Glaskolben. 
Mit  einem   Apparate  können  von  geübter  Hand 
täglich  bis  300  Rübenuntersuchungen  in  zuverlässiger  Weise   ausgeführt 
werden;  die  Ergebnisse,  die  auf  wissenschaftlichen  Wert  keinen  Anspruch 
erheben,  stimmen  nach  Herzfeld  (a.  a.  0.)  mit  denen  der  genauen  Ver- 
fahren immerhin    meist    bis   auf  einige    Zehntel  fiberein,    vorausgesetzt, 
daB  man  vor  der  Filtration  mindestens  30  Minuten  unter  Öfterem  üm- 
rahren  und  Schütteln  stehen  läßt. 

Nach  Frühling')  wendet  man  den  Krügerschen  Apparat  am 
besten  in  nebenstehender    verbesserter  Gestalt   an,    in    der  die  Pipette, 

')  Über  die  Gründe  dieser  Vorschrift  s.  dia  Origin&larbeit  Krügers  (S.  14) 
oder  die  jedem  Apparat«  beigegebene  Gebmuchaan Weisung. 

')  Deutscbe  Zuckerindustrie  1904,  S.  1545;  Apparat  und  Gebrauchsan- 
weisung sind  vom  Laboratorium  Frühling  u.  Scbulz  iu  Braunschweig  zu  bezieben. 


BubeOBDalfBe.    Markgehalt.  399 

statt  der  älteren,  umständlichea  und  zerbrechlichen  Armatur,  nur  mehr 
einen  einzigen  Glafih&hn  besitzt,  der  jederzeit  mit  Leichtigkeit  gereinigt 
nnd  wieder  eingesetzt  werden  kann.  Jeder  Pipette  wird  ein,  ihrer  zu- 
gehörigen Breimenge  (die  6 — 50  g  betragen  kann)  entsprechendes  Ge- 
wichtsstück beigegeben,  und  bei  Tor- 
BchriftsgemäBem  Verfahren  ergibt  die  Flg.  n. 

polarimetrische  Ablesung  auch  hier 
unmittelbar  den  prozentiachen  Zucker- 
gehalt der  Rübe. 

B.  BestimmunK  des  Mark- 
besvr.  Saftgehaltes. 
Unter  ^Mark"  der  Rübe  ver- 
steht die  Praxis  die  in  "Wasser  unlös- 
lichen festen  Beatandteile  des  Rüben- 
körpers,  die  in  getrocknetem  Zu- 
stande zumeist  etwa  4 — 5  Proz.  vom 
Gewichte  der  Rüben  betragen.  Man 
ermittelt  den  Markgehalt  durch  völ- 
liges .auslaugen  von  30  g  möglichst 
feiner  Wchnitte  oder  auch  feinen 
Breies,  die  in  einem  Becherglaae  mit 
ca.  100  ccm  Wasser  übergössen  und 
damit  unter  Umrühren  '/,  Stunde 
stehen  gelassen  werden.  Darauf 
saugt  man  die  überstehende  Flüssig- 
keit ab,  am  besten  mittels  der  Wasser- 
strahlpumpe, indem  man  in  das  Be-  : 
cherglas  ein  unten  trichteriärmig  er- 
weitertes und  an  dieser  Erweiterung 
(15  mm  Weite)  mit  einem  eng  an- 
schlieflenden  Pfropfen  von  Klavierßlz 

versehenes  Glasrohr  eintauchen  läBt.  "  "  ~ 

Sobald  der  Rückstand  im  Becher- 
glase hinreichend  wasserfrei  erscheint ,  gießt  man  neues  Wasser  auf 
und  wiederholt  diese  Operation  so  oft,  bis  keine  löslichen  Stoffe 
mehr  an  das  Wasser  abgegeben  werden.  Schließlich  bringt  man  den 
Rückstand  auf  ein  vorher  getrocknetes  und  gewogenes  Filter,  spült  das 
Filzfilter  vollständig  ab,  wäscht  mit  heifiem  WasNer,  Alkohol  und  Äther, 
trocknet  den  Filterinhalt  anfangs  bei  mäßiger  Temperatur  (50 — 60"), 
später  bei  100 — 105",  höchstens  bei  110",  wägt  und  verascht.  Die 
Asche  wird  von  dem  Gesamttrockeurückstaud  abgezogen  und  der  Rest 


400  ZuckerfabrikatioD. 

• 
als  aschenfreies  Mark  berechnet;  die  Differenz  dieser  Zahl  gegen  100 
ergibt  den  sogen.  ^Saftgehalt^,  dem  jedoch  keineswegs  die  große  Be- 
deutung zukommt,  die  ihm  gewohnheitsmäßig  noch  immer  von  Vielen 
zugeschrieben  wird.  Denn  da  die  Löslichkeit  der  „festen  Bestandteile'' 
in  hohem  Grade  von  deren  Natur,  von  der  Art  der  auslaugenden  Flüssig- 
keit, von  der  Temperatur  u.  s.  f.  abhängt,  und  da  femer  das  Mark  nicht 
als  solches,  d.  h.  wasserfrei,  in  der  Rübe  enthalten  ist,  sondern 
als  Hydrat,  so  ist  es  offenbar,  daß  die  Menge  dessen,  was  man  üb- 
licher Weise  als  „Mark"  zu  bestimmen  pflegt,  von  vielerlei  Zufällig- 
keiten abhängt  und  auf  die  Höhe  des  tatsächlichen  Saftgehaltes  der 
Rübe  keinerlei  zuverlässigen  Schluß  gestattet.  Zu  Zwecken  der  Fabri- 
kationskontrolle darf  man  daher  nie  vom  sogen.  Saftgehalte  ausgehen, 
sondern  allein  vom  Zuckergehalte  der  Rübe  selbst. 

Die  zur  Bestimmung  des  Wassergehaltes  aller  Rohstoffe  und  Pro- 
dukte der  Zuckerfabrikation  benutzten  Trockenschränke ^)  müssen 
durch  ihre  Konstruktion  die  Gewißheit  bieten,  daß  in  ihnen  tatsächlich 
die  von  dem  Thermometer  angezeigte  Temperatur  herrscht.  Lufttrocken- 
schränke mit  einfachen  Wandungen  und  direkter  Erhitzung  des  Bodens 
sind  ganz  zu  verwerfen;  anwendbar  sind  solche  mit  Doppelwänden  und 
geeigneter  Luftzirkulation.  Die  Schälchen  mit  der  zu  trocknenden  Sub- 
stanz stehen  auf  Asbesteinlagen,  um  jede  direkte  Wärmeübertragung 
auszuschließen.  Yöllige  Sicherheit  gegen  Überhitzung  gewähren  Trocken- 
apparate, deren  Innenraum  durch  geeignete,  in  der  Doppelwandung 
zirkulierende  Flüssigkeitsdämpfe  oder  Flüssigkeiten  (Toluol,  Glyzerin  .  .) 
auf  der  erforderlichen  Temperatur  gehalten  wird.  Besonders  zu  emp- 
fehlen ist  der  Yakuum-Dampftrockenschrank  von  Baumann  und  Hörn'). 
Ganz  unentbehrlich  sind  Yakuumtrockenapparate  dann,  wenn  die  zu 
imtersuchenden  Produkte  saurer  Natur  sind  oder  wesentliche  Mengen 
Invertzucker  enthalten,  weil  anderenfalls  beim  Erhitzen  unter  Luftzutritt 
fortdauernde  tiefgreifende  Zersetzungen  eintreten,  und  daher  überhaupt 
keine  Gewichtskonstanz  zu  erreichen  ist.  Steht  ein  Yakuumtrocken- 
schrank  nicht  zur  Yerfügung,  so  trocknet  man  derartige  Produkte  am 
besten  unter  Zuhilfenahme  eines  indifferenten  Gasstromes  (Wasserstoff^ 
event.  auch  Kohlensäure),  worüber  Drenckmann^)  und  Gees«*)  nähere 
Angaben  gemacht  haben,  auf  die  verwiesen  sei. 


^)  Yergl.  Soxhlet,  Ycreinszsch.  1891,  S.  691.  Alberti  und  Hempel, 
Deutsche  Zackermdustrie  1892,  S.  885.  Yereinszsch.  1892,  S.  856.  Yereinszsch. 
1893,  S.  130  and  445. 

»)  Korrespondenzblatt  1894,  No.  18. 

«)  Centralblatt  für  die  Zuckerindustrie  1897,  S.  1107. 

*)  Ebd.  1904,  S.  778. 


Rübenanalyse.    Bestimmung  des  Invertzackers.  401 

Zur  Aufnahme  der  Substanz  dienen  zweckmäßig  Schalen  aus  Nickel- 
metall, etwa  7  cm  weit  und  2  cm  hoch;  für  hygroskopische  Produkte 
müssen  sie  einen  Deckel  mit  übergreifendem  Rande  und  Grifiknopf  besitzen. 

Flüssige  Produkte  werden,  um  eine  Masse  mit  groBer  Oberfläche 
zu  erhalten,  am  besten  mit  etwa  25  g  reinem,  geglühtem  und  staubfreiem 
Quarzsande  unter  Zuhilfenahme  eines  mitgewogenen  Glasstäbchens  innig 
yermischt,  -  so  daß  das  Ganze  ein  lockeres,  unzusammenhängendes  Ge- 
menge darstellt.  Dünnere  Lösungen  werden  zunächst  auf  dem  Wasser- 
bade zur  Sirupkonsistenz  eingedampft  und  erst  dann  unter  Zusatz  Ton 
Sand  bis  zur  Gewichtskonstanz  getrocknet. 

C.  Bestimmung  des  Invertzuckers. 

Bevor  die  Bestimmung  des  Invertzuckers  in  der  Rübe  beschrieben 
werden  kann,  sind  zunächst  die  üblichen  Verfahren  zur  Invertzucker- 
bestimmung  in  Produkten  der  Zuckerfabrikation  überhaupt  allgemein 
und  in  Kürze  zu  erörtern. 

Die  Ergebnisse  der  direkten  Polarisation  saccharosehaltiger  Substanzen 
entsprechen  bekanntlich  nicht  mehr  dem  wahren  Gehalte  an  Rohrzucker, 
sobald  außer  diesem  noch  andere  optisch  aktive  Substanzen  zugegen  sind. 
Was  speziell  den  Invertzucker  betrifft,  so  ist  es  zwar  bekannt,  daß  1  Teil 
Invertzucker  die  optische  Wirkung  von  etwa  0,34  Teilen  Rohrzucker  auf- 
hebt; da  dieser  Faktor  jedoch  nicht  endgültig  feststeht  imd  außerdem  noch 
andere  Bedenken  obwalten*),  ist  es  unzulässig,  eine  Korrektur  derartig 
vorzunehmen,  daß  man  etwa  unter  allen  Umständen  den  nach  irgend  einer 
Weise  ermittelten  Prozentgehalt  an  Invertzucker  mit  0,34  multipliziert  und 
den  so  erhaltenen  Betrag  zu  dem  Ergebnisse  der  direkten  Polarisation 
hinzu  addiert;  es  wird  deshalb  stets  der  direkt  festgestellte  Invertzucker- 
gehalt  für  sich,  also  getrennt  von  der  Polarisationsermittelung,  angegeben. 

Der  Nachweis  und  die  Bestimmung  des  Invertzuckers  gründen  sich 
in  der  Praxis  der  Zuckerfabrikation  fast  inmier  auf  die  Eigenschaft 
dieser  Zuckerart,  aus  kochender  alkalischer  Kupferlösung  das  Kupfer  in 
Form  von  rotem  Kupferoxydul  auszufallen.  Die  Reaktion  zwischen 
Eupferlösung  und  Invertzucker  verläuft  jedoch  bekanntlich  nicht  in  stets 
gleichbleibender  Weise,  sondern  zeigt  sich  abhängig  von  der  Zusammen- 
setzung der  Kupferlösung,  von  der  Konzentration  der  Zuckerlösung,  von 
dem  Mengenverhältnisse  beider  Lösungen,  von  der  Dauer  der  Einwirkung, 
sowie  auch  von  der  ganzen  Art  und  Weise  der  Versuchsanstellung.  Man 
muß  daher  unbedingt  zur  Erzielung  richtiger  und  vergleichbarer  Resul- 
tate stets  ganz  bestimmte,  auf  Grund  fundamentaler  Arbeiten  ermittelte 
Tersuchsbedingungen  auf  das  strengste  innehalten. 


')  Vergl.  Lippmann,  Chemie  der  Zackerarten  1904,  S.  1420. 
Untenuchungen.  6.  AufL  m.  26 


402  Zuckerfabrikation. 

Die  qualitative  Prüfung  auf  Invertzucker  soll  unter  gleichen 
Bedingungen  wie  die  quantitative  Bestimmung  angestellt  werden.  Ergibt 
sie  keine  oder  eine  nicht  wägbare  Ausscheidung  von  Kupferoxydul,  so 
ist  die  Untersuchung  nicht  weiter  zu  verfolgen;  anderenfalls  wird  sie 
quantitativ  zu  Ende  geführt.  Ist  eine  quantitative  Untersuchimg  über- 
haupt nicht  beabsichtigt,  so  genügt  es,  etwa  10  Tropfen  einer  konzen- 
trierten Lösung  des  zu  prüfenden  Produktes  im  Reagensglase  mit  ca. 
15  ccm  der  Fehlingschen  Lösung  aufzukochen.  Hierbei  sind  verschiedene 
Umstände,  die  Zersetzungen  oder  sekundäre  Reaktionen  bewirken  und 
daher  irreführen  könnten,  zu  beachten^).  So  hat  man  u.  a.  für  voll- 
ständige Mischung  der  Zucker-  imd  der  Eupferlösung  und  gleich- 
mäßiges Anwärmen  der  Mischung  Sorge  zu  tragen;  femer  darf  man 
nicht  zu  lange  und  zu  stark  erhitzen. 

Die  quantitative  Bestimmimg  geschieht  entweder  gewichts- 
analytisch oder  maßanalytisch.  Für  die  erstere  Methode  sind  hinsicht- 
lich bestiiomter  Mischungsverhältnisse  von  Rohrzucker  mit  Invertzucker 
Tabellen  aufgestellt  worden,  aus  denen  die  einer  gefundenen  Menge 
Kupfer  entsprechende  Menge  Invertzucker  entnommen  wird. 

Einen  besonderen  Fall  der  gewichts analytischen  Invertzucker- 
bestimmung  bildet  die  Bestimmung  des  Rohrzuckers  durch  Inversion 
und  Gewichtsanalyse;  diese  wird  namentlich  dann  vorgenommen,  wenn 
erhebliche  Mengen  Invertzucker  vorhanden  sind,  die  die  Genauigkeit 
der  optischen  Analyse  stark  beeinträchtigen. 

Die  für  Invertzuckerbestinmiungen  anzuwendende,  nach  Soxhlets^)^ 
Vorschrift  bereitete  Fehlin gsche  Lösung  wird,  wie  folgt,  dargestellt: 

I.  34,639  g  krystallisierter,  chemisch  reiner  Kupfervitriol  werden, 
mit  völlig  reinem,    destilliertem  Wasser  zu   500  ccm  Flüssigkeit  gelöst.. 

II.  173  g  krystallisiertes  reinstes  Seignettesalz  werden  in  etwa 
400  ccm  völlig  reinen  Wassers  gelöst,  mit  100  ccm  einer  Natronlauge 
versetzt,  die  516  g  reinstes  Natronhydrat  im  Liter  enthält,  und  zu 
500  ccm  aufgefüllt. 

Zum  Gebrauche  werden  gleiche  Volumina  der  völlig  klaren  Lö- 
sungen I  und  II  gemischt.  Die  fertige  Mischung  darf  höchstens  einige 
Tage  aufbewahrt  werden. 

a)  Die  gewicMeatuüyHsche  BesUmmung  geringer  Mengen 
Invertzticker  (0,05—1  l?roz*)  nfhen  Mohrzucker* 

Zu  diesem  Zwecke  hat  Herzfeld^)  eine  Tabelle  ausgearbeitet,  die 
aus  dem  gefundenen  Kupfergehalte  direkt  den  prozentischen  Invertzucker- 

*)  Vergl.  Lippmann,  Chemie  der  Zuckerarten  1904,  S.  1396. 

*)  Neue  Zsch.  f.  Rübenz.-Ind.  1880,  S.  141. 

•^)  Vereinszsch.  1885,  S.  967;  1886,  S.  278;  1890,  S.  447. 


Rübenanalyse.    Bestimmung  des  Invertzackers.  403 

gehalt  der  Substanz  ersehen  läßt  und  die  Anwendung  von  10  g  Substanz, 
zu  50  ccm  gelöst,  sowie  eine  Kochdauer  von  genau  2  Minuten  voraus- 
setzt. Die  Zuckerlösung  muß  stets  völlig  klar  sein;  von  reineren  Pro- 
dukten löst  man  20  g  zu  100  ccm  und  verwendet  50  ccm  des  Filtrates; 
in  allen  anderen  Fällen  löst  man  25  g  der  Substanz  nebst  Bleiessig  zu 
100  ccm,  entbleit  60  ccm  des  Filtrates  mit  kohlensaurem  Natrium,  füllt 
zu  75  ccm  auf  und  benutzt  50  ccm  dieses  Filtrates,  die  10  g  Substanz 
enthalten,  zur  Analyse. 

Die  50  ccm  Flüssigkeit  werden  mit  50  ccm  der  aus  ihren  beiden 
Bestandteilen  frisch  bereiteten  Fehlin g-Soxhletschen  Lösung  in  einer 
Erlenmey ersehen  Eochflasche  von  etwa  300  ccm  Inhalt  durch  Um- 
schwenken gründlich  vermischt  und  möglichst  rasch  (binnen  3 — 4  Min.) 
über  einem  Drahtnetze,  das  eine  Asbestpappe  mit  kreisförmigem  Aus- 
schnitte bedeckt,  mittels  eines  kräftigen  Dreibrenners  zum  Sieden  erhitzt. 
Sowie  der  Augenblick  des  Kochens  eingetreten  ist,  den  man  als  erreicht 
ansieht,  sobald  die  Blasen  von  allen  Teilen  der  Flüssigkeit  aufzusteigen 
beginnen,  wird  noch  genau  2  Minuten  mit  der  kleineren  Flamme  eines 
Einbrenners  im  Sieden  erhalten.  Sodann  wird  sofort  mit  100  ccm 
kaltem,  luftfreiem,  destilliertem  Wasser  verdünnt,  um  die  Flüssigkeit 
abzukühlen  und  so  die  nachträgliche  Abscheidung  von  Kupferoxydul  zu 
verhindern,  und  mittels  der  Luftpumpe  durch  ein  vorher  gewogenes 
Soxhletsches  Asbest£lter  abfiltriert.  Dies  ist  ein  starkwandiges  Eohr 
aus  schwer  schmelzbarem  Glase  von  etwa  2  cm  Weite  und  12 — 14  cm 
Länge,  das  an  dem  einen  Ende  etwa  zur  halben  Weite  konisch  aus- 
gezogen ist.  In  die  Verengerung  bringt  man  einen  mehrfach  durch- 
löcherten Platinkonus  und  darüber  eine  ca.  2  cm  hohe,  mäßig  festgestopfte 
Schicht  reinsten,  besonders  präparierten^)  Asbestes.  Der  mit  heißem 
Wasser  ausgewaschene  Asbest  wird  mit  Alkohol  und  dann  mit  Äther 
nachgewaschen  und  zum  Schlüsse  unter  Durchsaugen  von  Luft  aus- 
geglüht und  im  Exsikkator  erkalten  gelassen.  Bereits  benutzte  Rohre 
werden  durch  Spülen  mit  einigen  Tropfen  rauchender  Salpetersäure, 
Waschen  mit  heißem  Wasser,  Alkohol  und  Äther,  Trocknen  und  Aus- 
glühen wieder  gebrauchsfähig  gemacht;  sobald  ihr  Gewicht  nicht  mehr 
konstant  zu  erhalten  ist,  sind  sie  durch  neue  zu  ersetzen. 

Soll  die  Filtration  beginnen,  so  setzt  man  auf  das  an  der  Saug- 
flasche befestigte  Asbestrohr  mittels  Gummistopfens  ein  Trichterchen, 
befeuchtet  zuerst  mit  Wasser,  gießt  dann  die  Reaktionsflüssigkeit  auf 
und  stellt  hierauf  die  Luftpumpe  an.  Während  der  ganzen  Filtrierzeit 
hat  man  dafür  zu  sorgen,  daß  die  Flüssigkeit  im  Asbeströhrchen  niemals 
völlig    abläuft.     Den  eigentlichen  Niederschlag  bringt  man  zweckmäßig 


*)  Fresenius,  Zsch,  f.  analjt.  Chemie  22,  S.  552.  Vereinzsch.  1897,  S.  1077. 

26» 


404  Zuckerfabrikation. 

mit  kaltem  Wasser  auf  das, Filter,  weil  er  dami  weniger  anhaftet,  wäscht 
ihn  erst  mit  300 — 400  com  siedendem  Wasser  und  sodann  mit  20  ccm 
absolutem  Alkohol  aus,  trocknet  ihn  im  Trockenschranke  bei  130  bis 
200^  und  erhitzt  schliefilich  diejenige  Stelle  des  Röhrchens,  an  der  er 
über  dem  Asbest  liegt,  zum  schwachen  Glühen,  um  die  Oxydation  des 
Kupferoxyduls  zu  Kupferoxyd  zu  bewirken  und  um  zugleich  auch  die 
zuweilen  vorhandenen  kleinen  Mengen  organischer  Kupferverbindungen 
unbekannter  Natur  zu  zerstören.  Das  Rohr  wird  sodann  mit  einem 
Wasserstoffapparate  verbunden,  und  nun  das  Kupferoxyd  durch  lang- 
sames Erwärmen  im  Wasserstoffstrome  bis  zum  schwachen  Glühen  zu 
metallischem  Kupfer  reduziert.  Diese  Reduktion  ist  in  wenigen  Minuten 
beendet.  Sobald  die  in  ihrem  Verlaufe  gebildeten  Wassertröpfchen  ver- 
dampft sind,  läBt  man  im  Wasserstoffstrome  erkalten  und  wägt  das  in 
einer  Drahtschlinge  befestigte  Rohr  sogleich. 

Statt  über  Asbestfilter  kann  man  auch  über  geeignete  Papierfilter 
filtrieren;  man  wäscht  zunächst  mit  kaltem  Wasser,  darauf  mit  300  bis 
400  ccm  heißem  aus,  verascht  und  reduziert  in  einem  mit  durchbohrtem 
Tondeckel  bedeckten  Platihtiegel. 

Nach  Andrlik  und  Hranicka^),  sowie  Bruhns^)  soll  man  das 
im  Tiegel  geglühte  Kupferoxyd  mittels  Dämpfen  von  Methylalkohol  (oder 
auch  von  Alkohol)  reduzieren.  Bezüglich  der  Einzelheiten  dieses,  auch 
von  anderen  Forschern  bewährt  gefundenen  Verfahrens^)  sei  auf  die 
Originalarbeiten  verwiesen. 

Es  ist  auch  zulässig,  die  Reduktion  zu  metallischem  Kupfer  zu 
unterlassen  und  das  Qxydul  durch  Glühen  in  Oxyd  überzuführen  und 
als  solches  zu  wägen.  Die  Überführung  in  Oxyd  kann  im  Asbest- 
röhrchen  selbst  ^)  geschehen,  oder  noch  einfacher  im  offenen  Platintiegel, 
nur  ist  es  erforderlich,  hierbei  gewisse  Vorsichtsmaßregeln  ^)  zu  befolgen. 
Zur  Benutzung  der  Tabelle  I  muß  die  gefundene  Menge  Kupferoxyd 
natürlich  zunächst  auf  Kupfer  umgerechnet  werden. 

Es  sei  hier  gleich  darauf  hingewiesen,  daß  manche  Zuckerprodukte, 
besonders  Sirupe  und  Melassen,  bei  Anwendung  von  10  g  Substanz  Ab- 
scheidungen grüner  Kupferverbindungen  geben,  wodurch  die  Bestimmung 
des  Invertzuckes  nach  der  üblichen  Methode  unmöglich  gemacht  wird. 
Liegen  solche  Produkte  vor,  so  führt  man  die  Invertzuckerbestinmiung 
mit  nur  5  g  Substanz,  zu  50  ccm  gelöst,  aus.   Die  Berechnung  geschieht 


»)  Vereinszsch.  1897,  S.  1077. 

')  Centralbl.  f.  d.  Z.  1897,  S.  44. 

')  Siehe  Lippmann,   Chemie  der  Zackerarten  1904,  S.  595. 

*)  Farnsteiner,  Vereinszsch.  1895,  S.  844. 

*)  Vergl.  Lippmann,  Chemie  der  Zackerarten  1904,  S.  596  ff. 


Rübenanalyse.    BestimmuDg  des  Invertzuckers. 


405 


Tab.  I. 

Zar   Berechnung   des   Prozentgehaltes   an  Invertzucker  bei  Gegen- 
wart  von  Rohrzucker  aus  dem  gefundenen  Kupfer   bei  Anwendung 

von  10  g  Substanz'). 


Cu 

Invort- 

Cu 

Invert- 

Cu 

Invert- 

Cu 

Invert- 

sucker 

zucker 

zucker 

zucker 

mg 

Pros. 

mg 

Proz. 

mg 

Pro«. 

mg 

Proz. 

50 

006 

120 

0-40 

190 

0-79 

260 

1-19 

55 

007 

125 

0-43 

195 

0-82 

265 

1-21 

60 

009 

130 

0-45 

200 

0-85 

270 

1-24 

65 

011 

135 

0-48 

205 

0-88 

275 

1-27 

70 

014 

140 

0-51 

210 

0-90 

280 

1-80 

75 

016 

145 

0-53 

215 

0-93 

285 

1-33 

80 

019 

150 

0-56 

220 

0-96 

290 

1-36 

85 

0-21 

155 

0-59 

225 

0-99 

295 

1-38 

90 

0-24 

160 

0-62 

230 

1-02 

300 

141 

95 

0-27 

165 

0-65 

235 

105 

305 

1-44 

100 

0-30 

170 

0-68 

240 

107 

310 

1-47 

105 

032 

175 

0-71 

245 

110 

315 

1-50 

110 

0-35 

180 

0-74 

250 

113 

115 

1      0-88 

185 

0-76 

255 

116 

Tab.  n. 

Tabelle  zur  Berechnung   des  Prozentgehaltes   an   Invertzucker   bei 
Gegenwart   von    Saccharose    aus    dem    gefundenen    Kupfer   für    5  g 

Substanz*). 


Cu 

Invert- 

Cu 

Invert- 

Cu 

Invert- 

Cu 

Invert- 

zucker 

zucker 

zucker 

zucker 

mg 

Proz. 

mg 

Proz. 

mg 

Proz. 

mg 

Proz. 

(35) 

(004) 

110 

0-83 

185 

1-65 

260 

2-50 

40 

0-09 

115 

0-88 

190 

1-70 

265 

2-56 

45 

0-14 

120 

0-93 

195 

1-76 

270 

262 

50 

0-19 

125 

0-99 

200 

1-82 

275 

2-68 

55 

0-25 

130 

104 

205 

1-87 

280 

2-74 

60 

0-30 

135 

110 

210 

1-93 

285 

2-79 

65 

035 

140 

115 

215 

1-98 

290 

2-85 

70 

0-40 

145 

1-21 

220 

204 

295 

2-91 

75 

0-45 

150 

1-26 

225 

210 

300 

2-97 

80 

0-51 

155 

1-31 

230 

2-16 

305 

3-03 

85 

0-56 

160 

1-37 

235 

2-21 

810 

3-09 

90 

061 

165 

1-42 

240 

2-27 

815 

315 

95 

0-66 

.170 

1-48 

245 

2-33 

320 

3-21 

100 

0-72 

175 

1-54 

250 

2-39 

105 

0-77 

180 

1-59 

255 

244 

0  Vereinszsch.  1885,  S.  1012. 

*)  Bau  mann,  Vereinszsch.  1890,  S.  778. 


406  Zuckerfabrikation. 

nach  der  Tabelle  II  von  Baumann'),   während  die  Arbeitsweise  genau 
nach  Herzfelds  Vorschrift  einzuhalten  ist. 

b)  Die  gewichtsanalytische  BesHmtnung  gröfserer  Mengen 
Invertzucker  neben  Rohrzucker. 

Zu  diesem  Ende  hat  zuerst  MeissP)  eine  Faktorentabelle  auf- 
gestellt, die  dann  von  Hiller  3)  zwecks  Bestimmung  auch  größerer 
Invertzuckermengen  erweitert  worden  ist.  Nach  der  ursprünglichen  Vor- 
schrift ermittelt  man  zunächst  die  Polarisation  des  Normalgewichtes  der 
Substanz,  die  unter  Bleiessigklärung  zu  100  ccm  Flüssigkeit  gelöst  ist, 
fällt  hierauf  in  einem  aliquoten  Teile  des  Filtrates  das  überschüssige 
Blei  durch  die  nötige  Menge  Natriumkarbonatlösung  aus  und  füllt  zu 
einem  bestimmten  Volumen  auf;  vom  Filtrate  verwendet  man  50  ccm 
zur  Invertzuckerbestimmung  nach  der  bekannten  Methode.  Die  Ver- 
dünnung der  Lösung  geschieht  am  besten  derartig,  daB  die  zur  Invert- 
zuckerbestimmung gelangenden  50  ccm  100 — 200  mg  Invertzucker  ent- 
halten, demnach  200 — 400  mg  Kupfer  liefern. 

Die  „Ausführungsbestimmungen  zum  Zuckersteuergesetze,  Anlage  B^ 
ermöglichen  eine  vereinfachte,  weniger  Umrechnungen  erfordernde  Aus- 
führung dieser  Methode,  wobei  jedoch  auf  die  Bleiessigklärung  verzichtet 
werden  muß.  Die  anzuwendende  Substanzmenge  wird,  wie  folgt,  fest- 
gestellt: Man  löst  10  g  des  Untersuchungsmateriales  zu  100  ccm,  bringt 
in  mehrere  Reagensgläser  je  5  ccm  Fehlingsche  Lösung  und  verschiedene 
Mengen  der  Substanzlösung,  nämlich  in  das  erste  8,  in  das  zweite  6,  in 
das  dritte  4  und  in  das  letzte  2  ccm,  und  kocht  auf;  dasjenige  Reagens- 
gläschen, in  dem  die  Fehlingsche  Lösung  nicht  mehr  entfärbt  wird, 
bestimmt  die  Menge  der  anzuwendenden  Substanz.  Ist  dies  z.  B.  bei 
6  ccm  der  Substanzlösung  der  Fall,  so  wägt  man  zur  Invertzucker- 
bestimmung 6  g  der  Substanz  ab,  löst  in  50  ccm  Wasser,  versetzt,  ohne 
vorher  mit  Bleiessig  zu  klären,  mit  50  ccm  Fehl ing scher  Lösung,  kocht 
2  Minuten  und  verfahrt  in  bekannter  Weise. 

Will  man  die  Vereinfachung  des  Verfahrens  beibehalten,  auf  die 
Bleiessigklärung  jedoch  nicht  verzichten,  so  empfiehlt  sich  die  Anwen- 
dung folgender  Vorschrift:  Man  löst  27,5  g  des  Untersuchungsmateriales 
in  Wasser,  bringt  die  Lösung  in  ein  125  ccm-Kölbchen,  klärt  mit  Blei- 
essig, füllt  mit  Wasser  bis  zur  Marke,  mischt  und  filtriert.  Von  diesem 
Filtrate  bringt  man  mittels  einer  Pipette,  je  nach  dem  Ausfalle  obiger 
Vorprüfung,  80,  60,  40,  20  oder  10  ccm  Flüssigkeit  (je  17,6,  13,2,  8,8, 
4,4,  2,2  g  Substanz  enthaltend)  in  einen  Meßkolben  mit  100  bezw.  110  ccm- 


*)  Vereinszsch.  1892,  S.  825. 
»)  Vereinszsch.  1883,  S.  765. 
')  Vereinszsch.  1889,  S.  734. 


Rübenanalyse.    Bestimmung  des  Invertzuckers. 


407 


Marke,    fügt  Wasser  bis  zur   ersten,    Natriumkarbonatlösung   (30  Teile 

krystallisierter    Soda    zu    100    Teilen   Wasser  gelöst)    bis    zur   zweiten 

Marke   hinzu,    mischt   und   filtriert.      50  ccm  dieses   Filtrates    (je  nach 

stattgehabter  Abmessung  8,  6,  4,  2  oder  1  g  Substanz  enthaltend)  werden 

mit  50  ccm  Fehlingscher  Lösung  in  bekannter  Weise    2  Minuten  im 

Sieden  erhalten  und  liefern  hierbei  eine  gewisse  Kupfermenge  Cu. 

Die  Berechnung  geschieht,  wie  folgt:    Es  sei  P  die  Polarisation  der 

Substanz    und    p    ihre  zur  Invertzuckerbestimmung  angewandte   Menge, 

die  Cu  g  Kupfer  ergeben  habe.     Die  in  p  g  enthaltene  Menge  Invert- 

Cu 
Zucker  beträgt  annähernd  =  —^  und  soll  mit  A  bezeichnet  werden. 

Tab.  m. 

Tabelle  der  bei  derBestimmung  des  Invertzuckers  neben  Rohrzucker 
in  Rechnung  zu  stellenden  Faktoren^).    (Von  £.  Hiller.) 


Invertzucker 
auf 

Mil] 

igramm 

Invertzucker  = 

A 

100  Qeftajnt- 

BUcker  =  B 

200 

175 

150 

125 

100 

75 

50 

100 

66-4 

55-4 

54-5 

53-8 

532 

530 

530 

90 

56-3 

55-3 

54-4 

53-8 

53-2 

52-9 

52-9 

80 

56-2 

55-2 

54-3 

53-7 

532 

52-7 

52-7 

70 

56-1 

551 

54-2 

53-7 

53-2 

52-6 

526 

60 

55-9 

550 

541 

53-6 

531 

52-5 

524 

50 

55-7 

54-9 

540 

53-5 

531 

52-3 

52-2 

40 

55-6 

54-7 

53-8 

53-2 

52-8 

521 

51-9 

30 

55-5 

54-5 

53-5 

52-9 

52-5 

51-9 

51-6 

20 

55-4 

54-3 

53-3 

52-7 

52-2 

51-7 

51-3 

10 

54-6 

53-6 

531 

52-6 

521 

51-6 

51-2 

9 

541 

53-6 

526 

521 

51-6 

51-2 

50-7 

8 

53-6 

531 

52-1 

51-6 

512 

50-7 

50-3 

1 

53-6 

531 

521 

51-2 

50-7 

50-3 

49-8 

6 

531 

52-6 

51-6 

50-7 

50-3 

49-8 

48-9 

5 

52-6 

521 

51-2 

50-3 

49-4 

48*9 

48-5 

4 

521 

51-2 

50-7 

49-8 

48-9 

47-7 

469 

3 

60-7 

50-3 

49-8 

48-9 

47-7 

46-2 

451 

2 

49-9 

48-9 

48-5 

47-3 

45-8 

43-3 

40-0 

1 

47-7 

47-3 

465 

45-1 

43-3 

41-2 

38-1 

Es  ergibt  sich  dann  aus  der  Proportion: 


*)  Das   Zuckersteuergesetz   yom   27.    Mai    1896   nebst   den   Ausführungs- 
bestimmungen (Berlin  18%),  S.  155.     Vergl.  Vereinsz.  1889,  S.  735. 


408  Zuckerfabrikation. 

für  B   diejenige  Menge  Invertzucker,  die  in   100  Teilen  des  Gemisches 

Ton  Rohrzucker  -f-  Invertzucker  vorhanden  ist.    Den  prozentischen  Invert- 

zuckergehalt  der  Substanz  findet  man  mit  Hilfe  der  Formel 

Cu 
X  F  =  Proz,  Invertzucker, 

P 
in  der  p   die   angewandte  Menge  der  Substanz    und   F    einen  aus    der 

Tabelle  III  zu  entnehmenden  Faktor  bedeutet.  Man  benutzt  dabei  die- 
jenige Spalte  und  diejenige  Zeile  der  Tabelle,  deren  Bezeichnungen  den 
für  A  und  B  gefundenen  Werten  am  nächsten  kommen;  an  dem  be- 
treffenden Kreuzungspunkte  findet  sich  der  gesuchte  Faktor  F. 

Bei  sehr  invertzuckerreichen  Substanzen  legt  man  statt  des  durch 
Polarisation  festgestellten,  besser  den  durch  Inversion  und  Gewichts- 
analyse (s.  den  folgenden  Abschnitt  c)  ermittelten  Gesamtzuckergehalt 
der  Berechnung  zu  Grunde. 

c)   IHe  ffewicfUaanalyMsche  Inversionsmethode. 

Bei  Gegenwart  sehr  großer  Mengen  Invertzucker  bestimmt  man 
nach  vorangegangener  Inversion  den  Gesamtzuckergehalt  als  Invert- 
zucker (invertierter  Rohrzucker  4-  ursprünglich  vorhandener  Invertzucker) 
und  berechnet  aus  dem  gefundenen  Kupfer  den  Gesamtzucker  als  Rohr- 
zucker. Den  durch  eine  gleichzeitige  besondere  Bestimmung  nach  b) 
ermittelten  Invertzuckergehalt  der  ursprünglichen  Substanz  rechnet  man 
durch  Verminderung  um  Yjq  ^)  auf  Rohrzucker  um  und  zieht  diesen  Wert 
von  dem  Gesamtzuckergehalte  ab;  die  Differenz  ergibt  den  Gehalt  an 
Saccharose. 

Die  von  Herzfeld*)  ausgearbeitete  Tabelle  IV  macht  bei  genauer 
Innehaltung  der  Arbeits  Vorschrift  jede  Rechnung  überflüssig,  indem  sie 
den  der  gefundenen  Kupfermenge  entsprechenden  Prozentgehalt  an  Ge- 
samtzucker, als  Rohrzucker  berechnet,  unmittelbar  angibt. 

Die  Untersuchung  wird,  wie  folgt,  ausgeführt.  Man  bedient  sich 
zur  "Oberführung  des  Rohrzuckers  in  Invertzucker  der  H erzfei dschen 
Inversionsvorschrift  ^),  indem  man  das  halbe  Normalgewicht  (13  g)  der 
Substanz  im  100  ccm-Kölbchen  mit  75  ccm  Wasser  löst,  5  ccm  Salzsäure 
vom  spez.  Gew.  1,19  hinzufügt,  in  einem  auf  70°  C.  erhitzten  Wasser- 
bade unter  Umschwenken  auf  67  °  erwärmt,  wozu  etwa  3  Minuten  erfor- 
derlich sind,    noch  genau  5  Minuten  auf  einer  Temperatur  von  67 — 70® 


')  Da  95  Gewichtsteile  Rohrzacker  bei  der  Inversion  100  Gewichtsteile 
Invertzucker  geben,  so  erhält  man  den  Gehalt  an  Rohrzucker,  wenn  man  die  be- 
treffende Menge  Invertzucker  mit  0,95  multipliziert  oder  sie  um  den  20.  Teil 
verkleinert. 

»)  Vereinszsch.  1896,  S.  417. 

^)  Herzfeld,  Vereinszsch.  1898,  S.  699;  über  die  Ausführung  der  Inversion 
zu  polarimetrischen  Zwecken  s.  weiter  unten. 


Rübenanaljse.    Bestimmang  des  Inyertzuckers. 


409 


Tab.  IV. 

Tabelle  zur  Berechnang  des,  dem  Torhandenen  Invertzucker  ent- 
sprechenden prozentischen  Rohrzuckergehaltes  aus  der  gefundenen 
Kupfermenge  bei  3  Minuten  Kochdauer  und  Anwendung  von  0,1625  g 

Substanz*).    (Von  Herz  fei  d.) 


Kupfer 

Rohr- 
zucker 

Kupfer 

Rohr- 
zucker 

Kupfer 

Rohr- 
zucker 

Kupfer 

Rohr- 
zucker 

mg: 

Proz. 

mg 

Proz. 

ms: 

Proz. 

ms: 

Proz. 

79 

24-57 

126 

38-87 

173 

58-68 

220 

68-87 

80 

24-87 

127 

89-18 

174 

53-95 

221 

69-20 

81 

2517 

128 

39-49 

175 

54-27 

222 

69-53 

82 

25-47 

129 

39-80 

176 

54-59 

223 

69-87 

83 

25-78 

180 

4011 

177 

54-91 

224 

70-20 

84 

26-08 

131 

40-42 

178 

55-23 

225 

70-53 

85 

26-38 

132 

40-73 

179 

55-55 

226 

70-86 

86 

26-68 

138 

41-04 

180 

55-87 

227 

71-19 

87 

26-98 

134 

41-35 

181 

56-19 

228 

71-53 

88 

27-29 

135 

41-66 

182 

56-51 

229 

71-86 

89 

27-59 

136 

41-98 

183 

56-88 

280 

72-19 

90 

27-89 

187 

4229 

184 

57-15 

281 

72-52 

91 

28-19 

138 

42-60 

185 

57-47 

232 

72-85 

92 

28-50 

139 

42-91 

186 

57-79 

233 

7818 

93 

28-80 

140 

43-22 

187 

5811 

234 

,  73-51 

94 

29-10 

141 

48-58 

188 

58-43 

235 

78-85 

95 

29-40 

142 

43-85 

189 

58-75 

236 

74-18 

96 

29-71 

143 

4416 

190 

5907 

237 

74-51 

97 

30-02 

144 

44-48 

191 

59-39 

238 

74-84 

98 

30-32 

145 

44  79 

192 

59-72 

289 

75-17 

99 

30*63 

146 

4510 

193 

6004 

240 

75-50 

100 

3093 

147 

45-42 

194 

60-36 

241 

75-83 

101 

31-24 

148 

45-73 

195 

60-69 

242 

76-17 

102 

31-54 

149 

46-a5 

196 

6101 

243 

76-51 

103 

31-85 

150 

46-36 

197 

61-38 

244 

76-84 

104 

32-15 

151 

46-68 

198 

61-65 

245 

77-18 

105 

32-45 

152 

46-99 

199 

61-98 

246 

77-51 

106 

32-76 

153 

47-30 

200 

62-30 

247 

77-86 

107 

33-06 

154 

47-62 

201 

62-63 

248 

78-18 

108 

83-86 

155 

47-93 

202 

62-95 

249 

78-52 

109 

33-67 

156 

48-25 

203 

63-28 

250 

78-85 

110 

33-97 

157 

48-56 

204 

63-60 

251 

7919 

111 

34-27 

158 

48-88 

205 

63-93 

252 

79-53 

112 

34-58 

159 

49-19 

206 

64-26 

253 

79-88 

113 

34-88 

160 

49-50 

207 

64-58 

254 

80  22 

114 

3519 

161 

49-82 

208 

64-91 

255 

80-56 

115 

35-49 

162 

5013 

209 

65-23 

256 

80-90 

116 

85-80 

163 

50-45 

210 

65-56 

257 

81-24 

117 

3610 

164 

50-76 

211 

65-89 

258 

81-59 

118 

86-41 

165 

51-08 

212 

66-22 

259 

81-93 

119 

86-71 

166 

51-40 

213 

66-55 

260 

8227 

120 

87  01 

167 

51-72 

214 

66-88 

261 

82-61 

121 

37-32 

168 

52-04 

215 

67-21 

262 

82-95 

122 

37-63 

169 

52-35 

216 

67-55 

263 

83-30 

123 

37-94 

170 

52-67 

217 

67-88 

264 

83-64 

124 

38-25 

171 

52-99 

218 

68-21 

265 

83-98 

125 

38-56 

172 

53-31 

219 

68-54 

266 

84-32 

*)  Das  Zuckersteuergesetz  vom  27.  Mai  1896  nebst  den  Ausführungsbestim- 
mungen S.  152. 


410  ZuckerfabrikatioD. 

erhält,  dann  sofort  auf  20^  C.  abkühlt  und  zu  100  ccm  auffüllt.  50  ccm 
der  gut  durchgemischten  und  filtrierten  Flüssigkeit  werden  mit  destil- 
liertem Wasser  zu  1  1  aufgefüllt,  und  von  dieser  wiederum  gut  durch- 
gemischten Flüssigkeit  25  ccm  (=  0,1625  g  der  ursprünglichen  Substanz) 
in  einen  Erlenmey ersehen  Kolben  gebracht.  Man  neutralisiert  dann  die 
vorhandene  freie  Säure  sorgfältig  durch  allmähliche  Zugabe  von  25  ccm 
einer  Lösung,  die  im  Liter  1,7  g  wasserfreie  Soda  enthält,  versetzt  mit 
50  ccm  Fehling-Soxhletscher  Lösung,  erhitzt  in  bekannter  Weise  zum 
Sieden  und  erhält  darin  3  Minuten  lang.  Die  weitere  Behandlung  des 
ausgeschiedenen  Kupferoxydules  ist  genau  dieselbe  wie  bei  a). 

Man  habe  z.  B.  auf  diese  Weise  0,162  g  Cu  und  bei  der  Invert- 
zuckerbestimmung  nach  b)  für  4  g  Substanz  0,310  g  Cu  gefunden.  Aus 
Tabelle  IV  ergibt  sich  dann  für  Cu  =  0,162  g  der  Gesamtzuckergehalt, 
als  Rohrzucker  gerechnet,  Z  =  50,13  Proz.     Aus   Tabelle  III  entnimmt 

t:'        c«.       1      t          0,310x52,1  ,^,  t.  t       _.      1 

man  F  =  52,1,  also  I  =  — j —  =  4,04  Prozent  Invertzucker. 

Der  Gehalt  an  Invertzucker  ist,  als  Rohrzucker  gerechnet,  in  der  Zahl 
50,13  für  den  Gesamtzucker  mitenthalten,  also  zur  Berechnung  der  vor- 
handenen Saccharose,  nach  Verminderung  um  Y^q,  vom  Gesamtzucker  in  Ab- 
zug zu  bringen.  Man  hat  demnach  50,13  —  3,84  =  46,29  Proz.  Saccharose. 
Nach  dieser  Methode  ^)  werden  gemäß  den  Ausführungsbestimmungen 
zum  Zuckersteuergesetze  die  Reinheiten  (s.  weiter  unten)  derjenigen 
Zuckerabläufe  ermittelt,  die  mehr  als  2  Proz.  Invertzucker  enthalten. 
Behördlicherseits  wird  indessen  nicht  der  oben  erwähnte  Abzug  des 
Invertzuckers  gemacht,  sondern  der  Gesamtzuckergehalt  zur  Berechnung 
des  Reinheitsquotienten  herangezogen. 

d)  Die  tnafsanalyUache  BeMmtnung  des  Invertzuckers» 
Da  das  Reduktions Verhältnis  der  Fehling-Soxhletschen  Lösung 
von  der  Konzentration  abhängig,  und  jeder  gefundene  Wert  nur  für  die 
betreffende  Konzentration  gültig  ist,  bei  der  er  bestimmt  wurde,  so  muB 
man,  um  zu  richtigen  Resultaten  zu  gelangen,  stets  unter  annähernd 
gleichen  Konzentrationsverhältnissen  arbeiten.  Nach  Soxhlet^)  erhitzt 
man  25  ccm  der  Kupfervitriollösung  nebst  25  ccm  der  alkalischen  Seignette- 
salzlösung  in  einer  tiefen  Porzellanschale  zum  Kochen  und  setzt  von 
der  zu  untersuchenden  Zuckerlösung  langsam  portionenweise  hinzu,  bis 
die  Flüssigkeit  nach  2  Minuten  langem  Kochen  nicht  mehr  blau  erscheint; 
nachdem  man  durch  diese  Vorprobe  den  Invertzuckergehalt  der  Lösung 
annähernd  festgestellt  hat,  setzt  man  ihr  so  viel  Wasser  zu,  daß  sie  ein- 

*)  In  neuerer  Zeit  wird  bei  steuerlichen  Untersuchungen  eine  Kochdauer 
von  nur  2  (statt  3)  Minuten  verlangt;  die  entsprechend  umgerechneten  Tabellen 
Horzfelds  s.  Vereinszsch.  1908,  S.  538  und  557. 

-)  Journal  f.  prakt.  Chemie  II,  21,  S.  227. 


RäbenaDaljse.    Bestunmung  des  Invertzuckers.  411 

prozentig  wird,  erhitzt  nun  wiederum  50  ccm  der  unverdünnten  Fehling- 
scben  Lösung  zum  Kochen,  fügt  von  der  einprozentigen  Lösung  so  viel 
bei,  als  der  Menge  entspricht  die  beim  Vorversuche  völlige  Entfärbung 
hervorbrachte,  und  kocht  2  Minuten  lang.  Dann  filtriert  man  durch  ein 
großes  Faltenfilter  und  prüft  das  Filtrat,  falls  es  nicht  ohnehin  noch 
deutlich  blau  oder  grünlich  gefärbt  ist,  auf  Kupfer.  Dies  geschieht  durch 
Ansäuern  mit  Essigsäure  und  Zusatz  einiger  Tropfen  einer  Lösung  von 
gelbem  Blutlaugensalz.  Dunkle  Rotfärbung  zeigt  eine  größere  Menge 
Kosafarbung  nur  Spuren  von  Kupfer  an;  verändert  sich  aber  die  Farbe 
nicht,  so  virar  alles  Kupfer  reduziert,  und  somit  ein  Überschuß  der  Zucker- 
lösung vorhanden.  War  Kupfer  gegenwärtig,  so  nimmt  man  zu  einem 
zweiten  Versuche  etwas  mehr  Zuckerlösung,  war  keines  vorhanden,  etwas 
weniger,  und  setzt  diese  Versuche  so  lange  (meist  fünf-  bis  sechsmal)  fort, 
bis  von  zwei  Versuchen,  bei  denen  die  Mengen  der  Zuckerlösungen  nur  um 
0,1  ccm  differieren,  der  eine  ein  kupferhaltiges,  der  andere  ein  kupferfreies 
Filtrat  gibt,  worauf  man  deren  Mittelwert  als  Resultat  zu  betrachten  hat. 
50 ccm  F eh lingscher  Lösung  entsprechen  nach  Soxhletin  einprozentiger 
Lösung  bei  2  Minuten  Kochdauer:  0,2470  g  Invertzucker. 

Bei  der  Untersuchung  gefärbter  Lösungen  kocht  man  das  Filtrat 
mit  einigen  Tropfen  der  Zuckerlösung  eine  Minute  l^img,  läßt  dann  drei 
bis  vier  Minuten  ruhig  stehen,  gießt  die  Lösung  ab  und  wischt  den  Boden 
des  Gefäßes  mittels  eines  mit  weichem  Filtrierpapiere  umwundenen  Glas- 
stabes aus;  selbst  sehr  geringe  Mengen  Kupferoxydul  färben  hierbei  das 
Papier  rot.  —  Die  Resultate  dieses  volumetrischen  Verfahrens  sind  min- 
destens auf  0,2  Proz.  genau. 

Um  ganz  sicher  zu  gehen,  empfiehlt  es  sich,  den  Titer  der  Kupfer- 
lösung einer  regelmäßigen  Kontrolle  zu  unterwerfen,  indem  man  sich 
dazu  einer  reinen  Invertzuckerlösung  von  genau  bekanntem  Gehalte 
bedient.  Zu  diesem  Zwecke  invertiert  man  in  einem  100  ccm-Kölbchen 
9,5  g  völlig  reinen  Rohrzucker  nach  der  oben  beschriebenen  Herzfeld- 
schen  Inversionsvorschrift;  nach  dem  Auffüllen  bis  zur  Marke  und  gutem 
Durchschütteln  bringt  man  von  der  nunmehr  zehnproz entigen  Invert- 
zuckerlösung 20  ccm  (=  2,0  g  Invertzucker)  mittels  der  Pipette  in  einen 
Literkolben,  neutralisiert  genau  mit  verdünnter  Sodalösung  und  füllt 
zur  Marke  auf.  Man  hat  so  eine  0,2-prozentige  Invertzuckerlösimg,  mit 
der  man  in  oben  angegebener  Weise  titriert. 


Auf  dem  unter  d)  angegebenen  Verfahren  -beruht  auch  die  Methode 
Claassens^)  zur  Bestimmung  des  Invertzuckergeh altes  der  Rüben. 


^)  Deutsche    Zackerindustrie  1893,    S.  337    und    Centralblatt   für  Zucker- 
industrie  1896,  No.  83. 


412  Zackerfabrikation. . 

110  g  fein  gehackte  oder  gemahlene  Schnitzel  oder  Rübenbrei 
werden  unter  Zusatz  von  10 — 15  ccm  Bleiessig  und  2  g  gefällten  kohlen- 
sauren Kalkes  mit  Wasser  in  einem  Y^-Literkolben  etwa  eine  Stunde 
auf  dem  Wasserbade  digeriert.  Nach  dem  Abkühlen  und  Auffüllen  bis 
zur  Marke  wird  der  ziemlich  klare  und  nur  ganz  schwach  sauer  rea- 
gierende Saft  abgegossen;  100  ccm  davon  werden  mit  soviel  Bleiessig, 
als  zur  völligen  Klärung  gerade  nötig  ist,  und  mit  Wasser  auf  110  ccm 
aufgefüllt  und  filtriert.  Von  dem  Filtrate  werden  100  ccm  mit  Wasser 
und  der  zur  Ausfällung  des  Bleies  nötigen  Menge  Sodalösung  auf 
200  ccm  gebracht  und  wiederum  filtriert;  100  ccm  dieses  Filtrates,  die 
nunmehr  den  reduzierenden  Zucker  von  10  g  Rüben  enthalten,  dienen 
zur  Titration  mit  Fehlingscher  Lösung.  Zunächst  wird  der  Titer  der 
Fehlingschen  Lösung  in  der  Weise  festgestellt,  daß  man  zu  10  ccm, 
die  zum  Sieden  erhitzt  sind,  eine  in  der  oben  angegebenen  Weise  her- 
gestellte 0,2-prozentige  Invertzuckerlösung,  bei  Gegenwart  von  1,5  g 
Rohrzucker  (dem  durchschnittlichen  Gehalte  an  Rohrzucker  in  10  g 
Rüben),  bis  zur  völligen,  durch  die  Prüfung  mit  Blutlau gensalzlösung 
angezeigten  Reduktion  in  bekannter  Weise  hinzufließen  läßt. 

Zur  Ausführung  der  Untersuchung  werden  die  100  ccm  Flüssigkeit 
(s.  0.)  mit  10  ccm  der  Fehlingschen  Lösung  2  Minuten  im  Sieden 
erhalten  und  dann  mit  der  obigen  Invertzuckerlösung  titriert,  bis  das 
Filtrat  bei  Prüfung  mit  Essigsäure  und  gelbem  Blutlaugensalz  sich 
kupferfrei  erweist.  Am  bequemsten  bedient  man  sich  hierzu  des  von 
der  Papierfabrik  Schleicher  und  Schüll  in  Düren  angefertigten  Tupf- 
reaktionspapieres.  Die  Differenz  zwischen  den  für  die  Titerstellung  und 
für  die  Untersuchung  verbrauchten  ccm  Invertzuckerlösung,  mit  0,002 
multipliziert,  ergibt  den  Invertzuckergehalt  von  10  g  Rüben,  das  Zehn- 
fache hiervon  den  Prozentgehalt. 

D.  ZuckerrUbensamen. 

Die  für  den  Zuckerrübensamenhandel  aufgestellten  „Magdeburger 
Normen*)"  enthalten  folgende  Bestinmiimgen : 

Der  Rübensamen  ist  in  guter  und  gesunder  Beschaffenheit  zu  liefern 
und  muß  den  folgenden  Normen  entsprechen. 

1.  1  kg  Rübensamen  soll  in  14  Tagen  wenigstens  70000  Keime 
liefern ; 

2.  hiervon  müssen   in  6  Tagen   wenigstens    46000  Keime    ausge- 
trieben sein; 

3.  von   100  Samenknäulen  müssen  mindestens  75  gekeimt  haben; 

»)  Vereinszsch.  18%,  S.  531. 


Rübensaft,  Dünnsafb.  413 

4.  der  Wassergehalt  ist  bis  einschlieBlich  14  Proz.  normal;  bis 
einschlieBlich  17  Proz.  Wassergehalt  bleibt  die  Ware  noch 
lieferbar;  es  ist  jedoch  bei  über  14 — 17  Proz.  ein  dem  Gewichte 
des  Wassers  entsprechender  Prozentsatz  zu  vergüten; 

5.  fremde  Bestandteile  sind  bis  einschlieBlich  3  Proz.  gestattet; 
bis  einschließlich  5  Proz.  fremder  Bestandteile  bleibt  die  Ware 
noch  lieferbar;  es  ist  aber  bei  über  3 — 5  Proz.  ein  dem  Gewichte 
der  fremden  Bestandteile  entsprechender  Prozentsatz  zu  vergüten; 

6.  die  Verletzung  auch  nur  einer  der  Normen  von  1  bis  5  macht 
die  Ware  zu  einer  nicht  lieferbaren; 

7.  Differenzen  bei  Untersuchungen  werden  endgültig  entschieden 
durch  das  Mittel  zwischen  einer  neuen  Untersuchung  seitens 
derjenigen  Station,  die  die  bestrittene  Untersuchung  gemacht, 
und  einer  vom  Laboratorium  des  Vereines  für  Zuckerindustrie 
(Berlin)  vorzunehmenden  Untersuchung. 

Auf  die  Einzelheiten  dieser  speziell  landwirtschaftlichen  Unter- 
suchungen kann  jedoch  an  dieser  Stelle  nicht  eingegangen  werden;  be- 
merkt sei,  daß  die  Normen  anderer  Länder  von  den  oben  angeführten 
in  verschiedenen  Punkten  abweichen,  und  daß  auch  in  Deutschland  selbst 
einige  dieser  Vorschriften  als  reformbedürftig  angesehen  werden. 

II.  Bftbensftfte,  Dfinnsftfte  und 
die  bei  der  8af%arbeit  in  Betracht  lieiiimendeii  Produkte« 

(AbsüBw^ser,  ausgelaugte  Schnitzel,  Preßschlamm.) 

1.  Rübensaft,  Dttnnsaft. 

Während  es  bei  Rübensaft  längst  als  imumstöBliche  Regel  galt, 
daß  er  sofort  nach  seiner  Herstellung  auch  zu  analysieren  sei,  glaubte 
man  Saftproben,  insbesondere  Proben  von  Diffusionssaft,  durch  Zusatz 
kleiner  Mengen  Chloroform,  Formaldehyd,  Schwefelkohlenstoff  u.  dergl., 
vor  allem  aber  von  Sublimat,  längere  Zeit  hindurch  unzersetzt  er- 
halten und  so  zuverlässige  Durchschnittsproben  größerer  Betriebsab- 
schnitte aufsammeln  zu  können.  Daß  die,  u.  a.  von  Court onne^) 
empfohlenen,  ganz  minimalen  Mengen  Sublimat  (Sublimatpastillen ^)  nicht 
ausreichend  seien,  zeigte  schon  Pell  et  3)  und  riet  die  Beigabe  derartig 
zu  bemessen,  daß  ein  Rest  unzersetzten  Sublimates  nachweisbar  bleibe; 
die  furchtbare  Giftnatur  des  Sublimates  macht  indessen  die  Hand- 
habung konzentrierter  Lösungen  keineswegs  unbedenklich,  auch  erhöht 


1)  Deutsche  Znckerindustrie  1899,  S.  1206. 
3)  Centralblatt  f.  d.  Z.-1. 1896,  S.  953. 
»)  Bull.  Ass.  Chim.  1901,  Bd.  19,  S.  725. 


414  Zuckerfabrikation« 

nach  Pellet  z.  B.  1  g  Sublimat  im  1  die  aräometrische  Anzeige  schon 
um  2,15^  Brix,  und  endlich  ist,  falls  auch  der  Invertzuckergehalt  be- 
stimmt werden  soll,  die  Entnahme  einer  zweiten,  Yon  Sublimat 
freien  Parallelprobe  erforderlich.  Femer  wiesen  aber  Ciaassen ^)  und 
Herrmann ^)  durch  eine  Reihe  eingehender  Untersuchungen  nach,  daß, 
ebenso  wie  die  stärksten  üblichen  Zusätze  von  Sublimat  (0,05  Proz.), 
auch  jene  von  Chloroform  (0,5 — 1  Proz.),  Formaldehyd  (0,1 — 0,35  Proz.) 
und  dergl.  Mitteln  nicht  genügen,  um  die,  unter  allen  Umständen  er- 
forderliche völlige  Haltbarkeit  des  Diffusionssaftes,  über  ganz  kurze  Zeit 
(etwa  zwei  Stunden)  hinaus  zu  gewährleisten;  will  man  also  nicht  zu 
dem  ehemals  üblichen  Beimischen  von  Bleiessig  zurückgreifen,  von  dem 
man  Abstand  nahm,  weil  es  Yiq,  mindestens  aber  Yjq  Volum  betragen 
muß  und  daher  eine  Berücksichtigung  der  Yolumenveränderung  bedingt, 
so  ist  es  allein  richtig,  Einzelproben  zu  analysieren.  Man  entnimmt 
diese  in  entsprechend  kurzen  Zwischenräumen,  wobei  Ablaßhähne, 
Ventile,  Rohre  u.  s.  f.  sorgfältigst  rein  zu  halten  und  ebenso  nur 
bestens  gereinigte  Gefäße  anzuwenden  sind,  und  schreitet  sofort  zur 
Spindelung  und  Polarisation;  die  (am  besten  kontinuierlich  erfolgende) 
Ansammlung  einer  Burchschnittsprobe  zwecks  Vergleich  und  Kontrolle 
der  bloßen  Spindelung  ist,  da  hierbei  erfahrungsgemäß  binnen  4 — 6  Stunden 
keine  merklichen  Veränderungen  eintreten,  zulässig  und  empfehlenswert. 

A.   Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes. 

Diese  erfolgt,  je  nach  der  geforderten  Schnelligkeit  und  Genauigkeit^ 
mit  Hilfe  von  Aräometern, 
unter  Anwendung  von  Pyknometern, 
oder  mittels  der  hydrostatischen  Wage  von  Mohr-Westphal. 

Die  Flüssigkeit  muß  vorher  entlüftet  werden,  was  entweder  durch 
zeitweiliges  Stehenlassen  oder  schneller  durch  Evakuieren  in  einer 
Flasche  mit  Ablaufhahn  geschieht.  Ein  praktischer  Entluftungsapparat 
ist  von  Dr.  Brumme-Löbejün^)  konstruiert  worden. 

Die  in  der  Praxis  der  Zuckerfabrikation  üblichen  Aräometer 
sind  die  Saccharometer  von  Balling,  deren  Skala  von  diesem  Forscher 
durch  Einsenken  des  Instrumentes  in  reine  Zuckerlösungen  von  bekannter 
Konzentration  bestimmt  und  später  von  Brix  nochmals  sorgfaltig  fest- 
gestellt und  berechnet  wurde.  Die  geringen  Differenzen  dieser  beiden 
Skalen  sind  für  die  Praxis  ohne  Bedeutung.  Bei  Untersuchung  reiner 
Zuckerlösungen  geben  solche  Aräometer  direkt  die  den  spezifischen 
Gewichten  entsprechenden  Gewichtsprozente  Zucker  an.     Bei  unreinen 

')  Centralblatt  f.  d.  Z.-1. 1902,  Bd.  11,  S.  10  u.  100. 

»)  Ebd.  1904,  Bd.  12,  S.  489  u.  701. 

')  Österreichische  Chemikerzeituug  1898,  S.  314. 


Rübensaft.    Spezifisches  Gewicht.  415 

Fabrikationsprodukten  sind  hingegen  die  „Grade  Brix^  natürlich  nicht 
mit  dem  vorhandenen  reinen  Zucker  gleichwertig,  sondern  schlieBen  die 
gesamte  Trockensubstanz,  also  auch  die  gelösten  Nichtzuckerstoffe  mit 
ein;  da  diese  jedoch  die  Dichtigkeit  der  Lösungen  nicht  in  dem 
nämlichen  Sinne  beeinflussen  wie  der  Zucker,  so  ergibt  in  allen  solchen 
Fällen  der  Saccharometer  nicht  den  genauen,  wahren  Gehalt  an  allen 
gelösten  Stoffen,  d.  i.  die  „wirkliche"  Trockensubstanz,  sondern  nur  die 
sog.  „scheinbare"  Trockensubstanz,  die  von  der  wirklichen  um  so  mehr 
abweicht,  je  mehr  Nichtzucker  vorhanden  ist. 

Was  den  Zusammenhang  zwischen  Zuckergehalten  und  spezifischen 
Gewichten  wäßriger  Lösungen  anbelangt,  so  sind  die  zur  Zeit  weitaus 
genauesten  und  den  höchsten  Anforderungen  an  Zuverlässigkeit  ent- 
sprechenden Untersuchungen  jene  von  Plato,  Bomke  und  Harting, 
die  sich  ausfuhrlich  in  den  „Wissenschaftlichen  Abhandlungen  der  k. 
Normal-Eichungs-Kommission"  (Berlin  1900)  niedergelegt  finden;  134, 
bei  14  bis  26®  G.  ausgeführte  und  für  t  =  15®  umgerechnete  Haupt- 
bestimmungen liegen  zwei  ausführlichen  Tafeln  zu  Grunde*),  die  die 
wahren  Dichten  von  Zuckerlösungen  mit  0,1  bis  70,9,  bezw.  100  Proz. 
Zuckergehalt  angeben,  und  zwar  die  erste  bei  15®,  bezogen  auf  Wasser 
von  15®,  die  zweite  bei  20®,  bezogen  auf  Wasser  von  4®.  Die  letztere 
Tabelle*)  sollte,  da  die  Normaltemperatur  von  20®  C.  nach  internationalen 
Beschlüssen  für  alle  zuckeranalytischen  Arbeiten  vorgeschrieben  ist, 
eigentlich  bei  sämtlichen  Untersuchungen  ausschließlich  benützt  werden; 
in  Wirklichkeit  hat  sie  aber  vorerst  selbst  in  Deutschland  noch  so  gut 
wie  keinen  Eingang  in  die  Praxis  gefunden,  teils  weil  man  (angeblich 
der  Vergleichbarkeit  der  Resultate  wegen)  mit  großer  Zähigkeit  an  den 
alten  bei  17,5®  C.  graduierten  Meßgeräten  und  den  zugehörigen  Tafeln 
festhält,  teils  weil  letztere,  in  für  viele  Zwecke  erwünschter  Weise,  auch 
den  Zusammenhang  der  spezifischen  Gewichte  mit  den  Graden  nach 
Baume  ersichtlich  machen.  Angaben  nach  Graden  Baume  werden  aber 
für  manche  Handelsprodukte,  z.  B.  Sirupe,  Melassen,  eingedickte  £nt- 
zuckerungsl äugen  u.  dergl.,  immer  noch  verlangt,  obwohl  die  Skala 
Baumes  eine  rein  empirische  ist  imd  ihre  Grade  in  keinerlei  direktem 
Zusammenhange  mit  dem  Zuckergehalte  der  Lösungen  stehen;  zudem 
unterscheidet  man  auch  noch  die  „alten"  und  (die  richtiger  berechneten, 
für  Handelszwecke  aber  weniger  gebräuchlichen)  „neuen"  Grade  Baume. 

Den  herrschenden  Verhältnissen  und  tatsächlichen  Bedür&issen 
Rechnung  tragend,  ist  an  dieser  Stelle  auf  den  Abdruck  der  Plato  sehen 
Tafel    vorerst   noch    verzichtet   worden,    und    es   folgt  nachstehend  die 


>)  Vereinszsch.  1900,  S.  982,  1005,  1107,  1123. 

*)  Siehe  Lippmaon,  Chemie  der  ZuckerarteD  1904,  S.  1071  ff. 


416 


Zucker  fabrikatioD . 


derzeit  noch  fast  allgemein   gebräuchliche   und   geforderte,    wenngleich 
ungenauere  Tabelle  V  von  Mategczek*)  und  Scheibler^): 

Tab.  y. 

Zum  Vergleich  zwischen  Gewichtsprozenten  oder  Graden  nach  Brix, 
spezifischem  Gewicht,  und  Graden   nach  Baume,  für  reine  Zucker- 
lösungen von  0  bis  95  Prozent    (Temperatur:  17,5°  Celsius.) 

Von  Scheibler  und  Mategczek. 


• 

M  1^  u 

2  b  ffl 

Orade 

IIS 

2  !ä  s 

• 

Grade 

titgproz. 
ir  oder 
»  Brix 

Grade 

Spesi- 
fiBches 
Gewicht 

Baumö 

Spezi- 

fisches 

Gewicht 

BauiD^ 

Spezi- 

fiaoTiAa 

Baum6 

11  s 

■ 

UoVUOB 

Gewicht 

neue 

alte 

5  a  ** 

neue 

alte 

neue 

alte 

00 

100000 

00 

0-0 

3-9 

1-01531 

2-2 

2-2 

7-8 

1-03105 

4-4 

4-3 

Ol 

1-00038 

0-1 

Ol 

4-0 

101570 

2-3 

2-2 

7-9 

103146 

4-5 

4-4 

0-2 

1-00077 

Ol 

0-1 

4-1 

1-011610 

2-3 

2*3 

8-0 

1-03187 

4-5 

4-4 

0-3 

100116 

0-2 

0-2 

4-2 

1-01650 

2-4 

2-3 

8-1 

1032-28 

4-6 

4-5 

0-4 

100155 

0-2 

0-2 

43 

101690 

2-4 

2-4 

8-2 

103270 

4-6 

4-6 

0-5 

100193 

0-3 

0-3 

4-4 

1-01730 

2-5 

2-4 

8-3 

103311 

4-7 

4-6 

0-6 

100232 

0-3 

0-3 

4-5 

101770 

2-55 

2-5 

8-4  103352 

4-8 

4-7 

0-7 

100271 

0-4 

0-4 

4-6  1-01810 

2-6 

2-6 

8-5 

103393 

4-8 

4-7 

0-8 

100310 

0-45 

0-4 

4-7 

1-01850 

2-7 

2-6 

8-6 

1-03434 

4-9 

4-8 

0-9 

100349 

0-5 

0-5 

4-8 

1-01890 

2-7 

2-7 

8-7 

1-03475 

4-9 

4-8 

10 

100388 

0-6 

0-55 

4-9 

1-01930 

2-8 

2-7 

8-8 

1-03517 

50 

4-9 

11 

100427 

0-6 

0-6 

5-0 

101970 

2-8 

2-8 

8-9 

1-03558 

5-0 

49 

1-2 

100466 

0-7 

0-7 

5-1 

102010 

2-9 

2-8 

9-0 

1-03599 

51 

5-0 

1-3 

100505 

0-7 

0-7 

5-2 

1-02051 

2-95 

2-9 

9-1 

1-03640 

5-2 

5-0 

1-4 

1-00544 

0-8 

0-8 

5-3 

1-02091 

3-0 

2-9 

9-2 

1-03682 

5-2 

51 

1-5 

1-00583 

0-85 

0-8 

5-4 

1-02131 

3-1 

3-0 

9-3 

1-03723 

5-3 

5-2 

1-6 

1-006221  0-9 

0-9 

5-5 

102171 

3-1 

3-0 

9-4 

1-03765 

53 

5-2 

1-7 

1-00662 

1-0 

0-9 

5-6 

102211 

3-2 

3-1 

9-5 

1-03806 

5-4 

5-3 

1-8 

1-00701 

1-0 

1-0 

5-7 

1-02252 

3-2 

3-2 

9-6 

1-03848 

5-4 

5-3 

1-9 

1-00740 

1-1 

1-05 

5-8 

102292 

3-3 

3-2 

9-7 

1-03889 

5-5 

5-4 

20 

1-00779 

1-1 

1-1 

5-9 

102333 

3-35 

3-3 

9-8  1-03931 

5-55 

5-4 

2-1 

1-00818 

1-2 

1-2 

60 

1-02373 

3-4 

3-3 

9-9  1-03972 

5-6 

55 

2-2 

100858!  1-2 

1-2 

6-1 

102413 

3-5 

3-4 

100  i  1-04014 

5-7 

5-5 

2-3 

1-00897'  1-3 

1-3 

6-2 

1-02454 

3-5 

3-4 

101 

1-04055 

5-7 

5-6 

2-4 

100936 

1-4 

1-3 

6-3 

1-02494 

3-6 

3-5 

10-2 

104097 

5-8 

5-7 

2-5 

1-00976 

1-4 

1-4 

6-4 

1-02535 

3-6 

3-6 

10-3 

104139 

5-8 

5-7 

2-6 

1-01015  1-5 

1-4 

65 

1-02575 

3-7 

3-6 

10-4 

104180 

5-9 

5-8 

2-7 

101055  1-5 

1-5 

6-6 

102616 

3-7 

3-7 

10-6 

1-04222 

5-9 

5-8 

2-8 

1-01094.  1-6 

1-55 

6-7 

102657 

3-8 

3-7 

10-6 

104264 

6-0 

5-9 

2-9 

101134 

1-6 

1-6 

6-8 

102697 

3-9 

3-8 

10-7 

104306 

6-1 

5-9 

30 

1-01173 

1-7 

1-7 

6-9 

102738 

3-9 

3-8 

10-8 

1-04348 

6-1 

6-0 

3-1 

1-01213 

1-8 

1-7 

7-0 

102779 

4-0 

3-9 

10-9 

104390 

6-2 

605 

3-2 

101252 

1-8 

1-8 

7-1 

102819 

40 

3-9 

11-0 

104431 

6-2 

6-1 

3-3 

1-01292 

1-9 

1-8 

7-2 

1-02860 

4-1 

4-0 

11-1 

104473 

6-3 

6-2 

3-4 

1-01332 

1-9 

1-9 

7-3 

102901 

4-1 

4-1 

11-2 

1-04515 

6-3 

6-2 

3-5 

1-01371 

20 

1-9 

7-4 

1-02942 

4-2 

4-1 

11-3 

104657 

6-4 

6-3 

3-6 

101411 

2-0 

2-0 

7-5  11-02983 

4-25 

4-2 

11-4 

1-04599 

6-5 

6-3 

3-7 

101451 1  2-1 

2-0 

7-6  1-03024 

4-3 

4-2 

11-5 

1-04641 

6-5 

6-4 

3-8 

101491 

2-2 

2-1 

7-7 

1-03064 

4-4 

4-3 

11-6 

1-04683 

66 

6-4 

»)  Vereinszsch.  1865,  S.  580;  1874,  S.  827. 

»)  Vereinszsch.  1870,  S.  263;  1874,  S.  950;  1877,  S.  32. 


Vergleichuog  der  Brixgrade  mit  spezifischen  Gewichten. 

Tabelle  V  (Fortsetzung). 


417 


§1-2 

Grade 

tsproz. 
oder 
Brix 

Grade 

tsproz. 
oder 
Brix 

Grade 

t^« 

Spezi- 

Baum6 

Spezi- 

Baume 

Spezi- 

Baumö 

Ji  bi  a 

fisches 
Gewicht 

j3  b  0 

fisches 
Gewicht 

ji  ii  o 

fisches 
Gewicht 

lll 

i  S2  S 

St  a  *" 

5nO 

neue 

alte 

u& 

neue 

alte 

c  ^  *^ 

5«« 

neue 

alte 

11-7 

1-04726 

6-6 

65 

16-6 

106827 

9-4 

9-2 

21-6 

1-09004 

12-1 

11-9 

11-8 

1-04768 

6-7 

6-55 

16-7 

1-06871 

9-4 

9-25 

21-6 

1-09049 

12-1 

11-95 

11-9 

1-04810 

6-7 

6-6 

16-8 

1-06914 

9-5 

9-3 

21-7 

109095 

12-2 

120 

120 

1-04852 

68 

6-7 

16-9 

1-06958 

9-5 

9-4 

21-8 

1-09140 

12-3 

12-05 

121 

1-04894 

6-8 

6-7 

17-0 

107002 

9-6 

9-4 

21-9 

1-09185  1 12-3 

121 

12-2 

1-04937 

6-9 

6-8 

17-1 

1-07046 

9-7 

9-5 

22-0 

109231 

12-4 

12-2 

12-3 

1-04979 

70 

6-8 

17-2 

107090 

9-75 

9-5 

22-1 

1-09276 

12-5 

12-2 

12-4 

105021 

70 

6-9 

17-3 

107133 

9-8 

9-6 

22-2 

109321  12-5 

12  3 

12-5 

105064 

7-1 

6-9 

17-4 

107177 

9-8 

9-6 

22-3 

1-09367  12-6 

12-3 

12-6 

1-05106 

7-1 

7-0 

17-5 

107221 

9-9 

9-7 

22-4 

109412  12-6 

12-4 

12-7 

1-05149 

7-2 

7-05 

17-6 

107265 

9-9 

9-7 

22-5 

1-09458  12-7 

12-4 

12-8 

105191 

7-2 

7-1 

17-7 

1-07309 

100 

9-8 

22-6 

109603 

12-7 

12-5 

12-9 

1-05233 

7-3 

7-2 

17-8 

1-07353 

100 

9-9 

22-7 

109649 

12-8 

12-55 

13-0 

1-05276 

7-4 

7-2 

17-9 

1-07397 

10-1 

9-9 

22-8 

1-09595 

12a5 

12-6 

131 

105318 

7-4 

7-3 

180 

107441 

10-1 

10-0 

22-9 

1-09640 

12-9 

12-7 

13-2 

105361 

7-5 

7-3 

181 

107485 

10-2 

10-0 

28-0 

106686  13-0 

12-7 

13-3 

105404 

7-5 

7-4 

18-2 

107530 

10-3 

10-1 

28-1 

109732 

13-0 

12-8 

13-4 

1-05446 

7-6 

7-4 

18-3 

1-07574 

10  3 

101 

23-2 

109777 

131 

12-8 

13-5 

105489 

7-6 

7-5 

18-4 

107618 

10-4 

10-2 

23-3  11-09823 

13-1 

12-9 

13-6 

106532 

7-7 

7-5 

18-5 

1-07662 

10-4 

10-2 

23-4 

1-09869 

13-2 

12-9 

13-7 

105574 

7-75 

7-6 

18-6 

1-07706 

10-5 

10-3 

23-5 

1-09915 

13-2 

130 

13-8 

1-05617 

7-8 

7-65 

18-7 

107751 

10-5 

10-35 

23-6 

109961 

13-3 

13-0 

139 

1-05660 

7-9 

7-7 

18-8 

1-07796 

10-6 

10-4 

23-7 

1-10007 

13-3 

131 

140 

105703 

7-9 

7-8 

18-9 

1-07839 

10-6 

10-5 

23-8 

1-10053 

13-4 

13-15 

141 

105746 

80 

7-8 

190 

1-07884 

10-7 

10-5 

23-9 

1-10099 

13-5 

13-2 

14-2 

1-05789 

80 

7-9 

191 

1-07928 

10-8 

10-6 

24-0 

1-10146 

13-5 

13-3 

14-3 

1-05831 

8-1 

7-9 

192 

1-07973 

10-8 

10-6 

24-1 

1-10191 

13-6 

13-3 

14-4 

1-05874 

81 

8-0 

19-3 

1-08017 

10-9 

10-7 

24-2 

1-10237 

13-6 

13-4 

14-5 

1-05917 

8-2 

8-0 

19  4 

1-08062 

10-9 

10-7 

24-3 

110283 

13-7 

13-4 

14-6 

1-05960 

8-3 

8-1 

19-5 

1-08106 

110 

10-8 

24-4 

1-10329 

13-7 

13-5 

14-7 

1-06003 

8-3 

8-15 

19-6 

108161 

111 

10-85 

24-5 

110375 

13-8 

13-5 

14-8 

106047 

8-4 

8-2 

19-7 

1-08196 

111 

10-9 

24-6 

110421 

13-8 

13-6 

14-9 

1-06090 

8-4 

8-3 

19-8 

1-08240 

11-2 

11-0 

24-7 

110468 

13-9 

13-6 

15-0 

106133 

8-5 

8-3 

19-9 

1-08286 

11-2 

11-0 

24-8 

1-10514 

140 

13-7 

151 

1-06176 

8-5 

8-4 

20-0 

1-08329 

11-3 

11-1 

24-9 

1-10660 

140 

18-75 

15-2 

1-06219 

8-55 

8-4 

201 

1-08374 

11-3 

111 

26-0 

1-10607 

141 

13-8 

1Ö-3 

1-06262 

8-6 

8-5 

20-2 

1-08419 

11-4 

11-2 

25-1 

1-10653 

141 

13-9 

15-4 

1-06306 

8-7 

86 

20-3 

108464 

11-6 

11-2 

25-2 

1-10700 

14-2 

13-9 

15-5 

1-06349 

8-8 

8-6 

20-4 

108509 

11-5 

11-3 

25-3 

110746 

14-2 

14-0 

15-6 

1-06392 

8-8 

8-65 

20-5 

108563 

11-6 

11-3 

26-4 

1-10793 

14-3 

14-0 

15-7 

106436 

8-9 

8-7 

20-6 

1-08699 

11-6 

11-4 

26-5 

1-10839 

14-3 

14-1 

15-8 

106479 

8-9 

8-8- 

20-7 

108643 

11-7 

11-45 

26-6 

1-10886 

14-4 

14-1 

15-9 

1-06522 

9-0 

8-8 

20-8 

1-08688 

11-7 

11-5 

25-7 

110932 

145 

14-2 

160 

1-06566 

90 

8-9 

20-9 

1-08733 

11-8 

11-6 

25-8 

1-10979 

14-5 

14-2 

161 

1-06609 

9-1 

8-9 

210 

1-08778 

11-8 

11-6 

26-9 

1-11026 

14-6 

14-3 

16-2 

106653 

9-2 

90 

21-1 

1-08824 

11-9 

11-7 

26-0 

111072 

14-6 

14-36 

16-3 

1066% 

9-2 

9-0 

21-2 

1-08869 

11-95 

11-7 

261 

111119 

14-7 

14-4 

16-4 

106740 

9-3 

9-1 

21-3 

1-08914 

12K) 

11-8 

26-2 

1-11166 

14-7 

14-5 

16-5 

1-06783 

9-3 

91 

21-4 

108969 

120 

11-8 

26-3 

1-11213 

14-8 

14-5 

Untersuchungen.  5.  Aufl.  III. 


27 


418 


Zackerfabrikation. 


Tabelle  V  (Fortsetzung). 


S  ^  u 

Grade 

tsproz. 
oder 
Brix 

Grade 

isproz. 
oder 
Brix 

Grade 

Spezi- 

Baum^ 

Spezi- 

Baume 

Spezi- 

Baumö 

iS  !S  o 

fiaf^TiAM 

Ji  a  et 

fisches 
Gewicht 

Gewicht 
Zucker 
Grade 

fisches 
Gewicht 

|5| 
^  ^  S 

UOWUOB 

Gewicht 

^  S2  S 

neue 

alte 

neue 

alte 

neue 

alte 

26-4 

111259 

14-85 

14-6 

31-3 

113594 

17-6 

17-2 

36-2 

1-16011 

20-25 

19-9 

26-5 

111306 

14-9 

14-6 

31-4 

113642 

17-6 

17-3 

36-3 

1-16061 

20-3 

19-9 

26-6  111353 

15.0 

14-7 

31-5 

1-13691 

17-7 

17-3 

36-4 

116111 

20-4 

200 

26-7 

111400 

15-0 

14-7 

31-6 

1-13740 

17-7 

17-4 

36-5 

1-16162 

20-4 

20O 

26-8 

1-11447 

15-1 

14-8 

31-7 

1-13788 

17-8 

17-4 

36-6 

1-16212 

20-6 

20-1 

26-9 

1-11494 

151 

14-8 

31-8 

1-13837 

17-8 

17-5 

36-7  i  1-16262 

20-5 

20-1 

270 

111541 

15-2 

14-9 

31-9 

1-13885 

17-9 

17-55 

36-8  ,1-16313 

20-6 

20-2 

271 

111588 

15-2 

14-9 

32-0 

1-13934 

17-95 

17-6 

36-9  1-16363 

20-6 

20-2 

27-2 

111635 

15-3 

150 

32-1 

113983 

180 

17-7 

37-0  1-16413 

20-7 

20-3 

27-3 

111682 

15-3 

15-1 

32-2 

114032 

180 

17-7 

37-1  1-16464 

20-7 

20-36 

27-4 

1-11729 

15-4 

151 

32-3 

114081 

18-1 

17-8 

37-2 

1-16614 

20-8 

20-4 

276 

1-11776 

15-5 

15-2 

32-4 

114129 

18-2 

17-8 

37-3 

1-16565 

20-9 

20-6 

27-6 

111824 

15-5 

15-2 

32-5 

1-14178 

18-2 

17-9 

37-4 

1-16616 

20-9 

20-5 

27-7 

1-11871 

15-6 

15-3 

32-6 

1-14227 

18-3 

17-9 

37-5 

1-16666 

21-0 

20-6 

27-8 

111918 

15-6 

15-3 

32-7 

1-14276 

18-3 

180 

87-6  116717 

21-0 

206 

27-9 

1-11965 

15-7 

15-4 

32-8 

1-14325 

18-4 

180 

37-7 

1-16768 

21-1 

20-7 

28-0 

112013 

15-7 

16-4 

32-9 

1-14374 

18-4 

18-1 

37-8 

116818 

2M 

20-7 

281 

112060 

15-8 

15-5 

33-0 

1-14423 

18-5 

1815 

37-9 

1-16869 

21-2 

20-8 

28-2 

112107 

15-8 

15-55 

33-1 

1-14472 

18-55 

18-2 

380 

1-16920 

212 

20-8 

28-3 

1-12155 

15-9 

15-6 

33-2 

1-14521 

18-6 

18-25 

381 

1-16971 

21-3 

20-9 

28-4 

112202 

16-0 

15-7 

33-3 

1-14570 

18-7 

18-3 

38-2 

1-17022 

21-35 

20-9 

28-5 

1-12250 

16-0 

15-7 

33-4 

114620 

18-7 

18-4 

38-3 

1-17072 

21-4 

21-0 

28-6 

1-12297 

16-1 

15-8 

33-5 

1-14669 

18-8 

18-4 

38-4 

1-17123 

21-5 

21-05 

28-7 

1-12346 

161 

15-8 

33-6 

1-14718 

18-8 

18-5 

38-5  ;117174 

21-5 

21-1 

28-8 

1-12393 

16-2 

15-9 

33-7 

1-14767 

18-9 

18-5 

38-6  1-17225 

21-6 

21-15 

28-9 

112440 

16-2 

15-9 

33-8  ;  1-14817 

18-9 

18-6 

38-7 

1-17276 

21-6 

21-2 

290 

1-12488 

16-3 

16-0 

33-9  ,1-14866 

19-0 

18-6 

38-8 

1-17327 

21-7 

21-3 

29-1 

1-12536 

16-3 

16-0 

34-0  ;  1-14915 

19-05 

18-7 

38-9 

117379 

21-7 

21-3 

29-2 

1-12583 

16-4 

161 

34-1  ,1-14965 

19-1 

18-7 

39-0 

1-17430 

21-8 

21-4 

29-3 

1-12631 

16-5 

16-1 

34-2 

1-15014 

19-2 

18-8 

39-1 

1-17481 

21-8 

21-4 

29-4 

112679 

16-5 

16-2 

34-3 

1-15064  19-2 

18-85 

39-2 

1-17532  21-9 

21-5 

29-5 

1-12727 

16-6 

16-25 

34-4 

1-15113 

19-3  ■  18-9 

39-3 

1-17583 '21-9 

21-5 

29-6 

1-12775 

16-6 

16-3 

34-5 

116163 

19-3 

18-95 

39-4 

1-17635  220 

21-6 

29-7 

1-12823 

16-7 

16-4 

34-6 

115213 

19-4 

19-0 

39-5 

1-17686 

2205 

21-6 

29-8 

1-12871 

16-7 

16-4 

34-7 

1-15262 

19-4 

19-1 

39-6 

1-17737 

221 

21-7 

29-9 

1-12919 

16-8 

16-5 

34-8 

115312 

19-5  !  19-1 

39-7 

1-17789 

22-2 

21-7 

300 

1-12967 

16-8 

16-5 

34-9 

1-15362 

19-5  19-2 

39-8 

1-17840  22-2 

21-8 

30-1 

1-13015 

16-9 

16-6 

350 

1-15411 

19-6 

19-2 

39-9 

1-17892  •  22-3 

21-85 

30-2 

113063 

16-95 

16-6 

35-1 

1-15461 

19-65 

19-3 

40-0  11-17943 

22-3 

21-9 

30-3 

113111 

170 

16-7 

35-2 

1-15511 

19-7 

19-3 

40-1  117995 

224 

2-2-0 

30-4 

113159 

17-1 

16-7 

35-3 

1-15561 

19-8 

19-4 

40-2  1-18046  32-4 

220 

30-5 

113207 

171 

16-8 

35-4 

1-15611 

19-8 

19-4 

40-3 

1-18098 '  22-5 

221 

30-6 

113255 

17-2 

16-85 

35-5 

1-15661 

19-9 

19-5 

40-4 

1-18150 ,  22-5 

22-1 

30-7 

113304 

17-2 

16-9 

35-6 

1-15710 

19-9 

19-55 

40-5 

1-18201 

22-6 

222 

30-8 

113352 

17-3 

17-0 

35-7 

1-15760 

20-0  1 19-6 

40-6 

1-18253 

22-6 

22-2 

30-9 

1-13400 

17-3 

170 

35-8 

1-15810 

20-0  •  19-65 

40-7 

1-18305 

22-7 

22-3 

31-0 

1-13449 

17-4 

17-1 

35-9 

1-15861 

20-1 

19-7 

40-8 

118357  22-8 

22-3 

31-1 

1-13497 

17-45 

17-1 

360  '1-15911 

20-1 

19-8 

40-9 

1-18408 

22-8 

2-2-4 

31-2 

1-13545 

17-5 

17-2 

36-1 

1-15961 

20-2 

19-8 

41-0 

1-18460 

22-9 

22-4 

Vergleichung  der  Brixgrade  mit  spezifischen  Gewichten. 


419 


Tabe 

lle  V  (Forteetzung). 

S  ^  M 

Ja  opq 

Grade 

Isproz. 
oder 
Brix 

Grade 

!^  »^  M 

Grade 

Spesi- 

Baumö 

Spezi- 

Baume 

Spezi- 

Baumö 

2  *<  <n 

fiflches 
Gewicht 

^  is  A 

4%af*\%A€t 

:^u  ^ 

"fi  A#«^Aa 

lll 

Gewicht 

Gewic] 
Zucke 
Grad« 

HB  Uta  II 

Gewicht 

neue 

alte 

neue 

alte 

neue 

alte 

41-1 

M8512 

22-9 

22-6 

46-0 

1-21100 

25-6 

261 

50-9 

1-23777 

28-2 

27-7 

41-2 

1-18564 

230 

22-5 

461 

1-21164 

25-6 

25-1 

610 

1-23832 

28-2 

27-7 

41-3 

1-18616 

23-0 

22-6 

46-2 

1-21208 

25-7 

25-2 

61-1 

1-23888 

28-8 

27-8 

41-4 

1-18668 

231 

22-65 

46-3 

1-21261 

26-7 

25-2 

51-2 

1-23943 

2836 

27-8 

41-5 

118720 

23-1 

22-7 

46-4 

1-21316 

26-8 

26-3 

51-3 

1-23999 

28-4 

27-9 

41-6 

1-18772 

23-2 

22-75 

46-5 

1-21369 

25-8 

26-35 

51-4 

1-24055 

28-6 

27-9 

41-7 

1-18824 

23-25 

22-8 

46-6 

1-21423 

25-9 

26-4 

51-5 

1-24111 

28-5 

28-0 

41-8 

1-18877 

23-3 

22-9 

46-7 

1-21477 

25-95 

25-46 

51-6 

1-24166 

28-6 

280 

41-9 

118929 

23-4 

22-9 

46-8 

1-21631 

26-0 

26-5 

51-7 

1-24222 

28-6 

28-1 

420 

118981 

23-4 

23-0 

46-9 

1-21585 

261 

25-6 

51-8 

1-24278 

28-7 

281 

421 

1-19033 

23-5 

23-0 

470 

1-21639 

26-1 

266 

51-9 

124334 

28-7 

28-2 

42-2 

1-19086 

23-5 

231 

471 

1-21693 

26-2 

25-7 

620 

1-24390 

28-8 

28-2 

42-3 

119138 

23-6 

23-1 

47-2 

1-21747 

26-2 

25-7 

521 

1-24446 

28-8 

28-3 

42-4 

M9190 

23-6  23-2 

47-3 

1-21802 

26-3 

25-8 

52-2 

1-24502 

28-9 

28-3 

42-5 

1-19243 

23-7 

23-2 

47-4 

1-21856 

26-3 

25-8 

52-3 

1-24668 

28-9 

28-4 

42-6 

1-19295 

23-7 

23-3 

47-5 

1-21910 

26-4 

25-9 

52-4 

124614 

29-0 

28-4 

42-7 

1-19348 

23-8 

23-3 

47-6 

1-21964 

26-4 

25-9 

52-6 

1-24670 

29-0 

28-5 

42-8 

119400 

238 

23-4 

47-7 

1-22019 

26-5 

26-0 

52-6 

1-24726 

29-1 

28-5 

42-9  ;i-19453 

23-9 

23-45 

47-8  11-22073 

26-5 

260 

52-7  1-24782 

2915 

28-6 

430  1-19505 

23-95 

23-5 

47-9 

1-22127 

26-6 

26-1 

52-8  1-24839 

20-2 

28-65 

43-1  1-19558 

24-0 

23-55 

48-0 

1-22182 

26-6 

26-1 

52-9 

1-24896 

29-2 

28-7 

43-2 

1-19611 

241 

23-6 

48-1 

1-22236 

26-7 

26-2 

53-0 

1-24951 

29-3 

28-76 

43-3 

1-19668 

241 

23-7 

48-2 

1-22291 

26-75 

26-2 

631 

1-25008 

29-4 

28-8 

43-4  119716 

24-2 

237 

48-3 

1-22345 

26-8 

26  3 

53-2 

1-25064 

29-4  28-85 

43-5 

119769 

24-2 

23-8 

48-4 

1-22400 

26-9 

26-35 

53-3 

1-25120 

29-6 

28-9 

43-6 

1-19822 

24-3 

23-8 

48-5 

1-22455 

26-9 

26-4 

63-4 

1-25177 

29-5 

28-9 

43-7 

1-19875 

24-3 

23-9 

48-6 

1-22609 

270 

26-45 

63-6 

1-25233 

29-6 

290 

43-8  1119927 

24-4 

23-9 

48-7 

122564 

270 

26-5 

53-6 

1-25290 

29-6 

291 

43-9  119980 

24-4  1  24-0 

48-8 

1-22619 

27-1 

26-6 

53-7 

1-26347 

29-7 

29-1 

440  1-20033 

24-5 

240 

48-9 

1-22673 

27-1 

26-6 

53-8 

1-25403 

29-7 

29-2 

44-1  1-20086 '  24-55 

24-1 

490 

1-22728 

27-2 

26-7 

53-9 

1-25460 

29-8 

29-2 

44-2 

1-20139 

24-6 

241 

49-1 

1-22783 

27-2 

26-7 

54-0 

1-26617 

29-8 

29-3 

44-3 

1-20192 

24-65 

24-2 

492 

1-22838 

273 

26-8 

54-1 

1-25673 

29-9 

29-3 

44-4  !  120245 

24-7 

24-2 

49-3 

1-22893 

27-3 

26-8 

64-2 

1-25630 

29-9 

29-4 

44-5  11-20299 

24-8 

24-3 

49-4 

1-22948 

27-4 

26-9 

64-3 

1-25687 

30-0 

29-4 

44-6  1-20352 

24-8 

24-35 

49-5 

1-23003 

27-4 

26-9 

54-4 

1-25744 

30-05 

29-5 

44-7  :i-2040ö 

24-9  24-4 

49-6 

1-23068 

27-6 

27-0 

54-5 

1-25801 

30-1 

29-5 

44-8  1-20458 

24-9  24-45 

49-7 

1-23113 

27-6 

27-0 

54-6 

1-25857 

30-2 

29-6 

44-9  !  1-20512 

25-0  !  24-5 

49-8 

1-23168 

27-6 

271 

54-7 

1-25914 

30-2 

29-6 

450 

1-20565 

25-0 

24-6 

49-9 

1-23223 

27-7 

27-1 

54-8 

1-25971 

30-3 

29-7 

451 

1-20618 

251 

24-6 

500 

1-23278 

27-7 

27-2 

54-9 

1-26028 

30-3 

29-7 

45-2 

1-20672 

26-1 

24-7 

50-1 

1-23334 

27-8 

27-2 

650 

1-26086 

30-4 

29-8 

45-3 

1-20726 

26-2 

24-7 

50-2 

1-23389 

27-8 

27-3 

56-1 

1-26143 

30-4 

29-8 

45-4 

1-20779 

25-2 

24-8 

50-3 

1-23444 

27-9 

27-3 

66-2 

1-26200 

30-5 

29-9 

45-5 

1-20832 

253 

24-8 

60-4 

1-23499 

27-9 

27-4 

55-3 

1-26257 

30-5 

29-9 

45-6  1-20886 

25-4 

24-9 

50-5 

1-23556 

280 

27-45 

55-4 

1-26314 

30-6 

30-0 

45-7  1-20939 

25-4 

24-9 

50-6 

1-23610 

28-0 

27-5 

66-5 

1-26372 

30-6 

3006 

46-8 

1-20993 

25-5 

26-0 

50-7 

1-23666 

28-1 

27-65 

65  6 

1-26429 

30-7 

301 

45-9 

1-21046 

25-5 

25-0 

60-8 

1-23721 

281 

27-6 

65-7 

1-26486 

30-7 

30-15 

27' 


420 


ZackerfabrikatioD. 


Tabe 

lle  V  (Fortsetzung). 

h^ 

1 

Grade 

p  g  H           Grade 

S  ^  M 

Grade 

pM 

Spezi- 

Baum^ 

Spezi- 

Baum^' 

Spezi- 

Baumö 

2  i!  o 

fiflf^Tinfl 

2  h  s 

fifloYlAfl 

2  2;  « ;  fiBchoB 

'^-u  ce  Gewicht 

'Säg 

Gewicht 

«S-d 
i  u  S 

Ge-wicht 

1 

1 

neue 

alte 

®  3m 

neue 

alte 

st  a  (^ 

neue 

alle 

65-8 

1-26544 

30-8 

30-2 

60-7 

1-29403 

33  35 

32-7 

65-6 

1-32355 

35-9 

35-2 

55-9 

1-26601 

30-8 

30-25 

60-8  1-29462 

33-4 

32-8 

65-7 

1-32417 

35-9 

35-25 

560 

1-26658 

30-9 

30-3 

60-9  1-29521 

33-45 

32*8 

66-8 

1-82478 

36-0  35-3 

561 

1-26716 

30-9 

30-4 

61-0 

1-29581 

33-5 

32-9 

65-9 

1-32539 

36-0  -  35-35 

56-2 

1-26773 

31-0 

30-4 

61-1 

1-29640 

33-6 

32-9 

66-0 

1-32601 

361 

35-4 

56-3 

1-26831 

3105 

30-5 

61-2 

1-29700 

38-6 

33-0 

66-1 

1-32661  361 

35-5 

56-4 

1-26889 

31-1 

30-5 

61-3 

1-29759 

33-7 

33-0 

66-2 

1-32724  36-2 

35-5 

56-5 

1-26946 

31-2 

30-6 

61-4 

1-29819 

33-7 

331 

66-3 

1-32785  362 

35-6 

56-6 

1-27004 

31-2 

30-6 

61-5 

1-29878 

33-8 

331 

664  1-32847 

36-3 

35-6 

56-7 

1-27062 

31-3 

30-7 

61-6 

1-29938 

33-8 

33-2 

66-5  1-32908 

36-3 

35-7 

56-8 

1-27120 

31-3 

30-7 

61-7  1-29998 

33-9 

33-2 

66-6 

1-32970 

36-4 

35-7 

56-9 

1-27177 

31-4 

30-8 

61-8  1-30057 

339 

33-3 

66-7 

1-33031 

36-4  !35-8 

570 

1-27235 

31-4 

30-8 

61-9 

1-30117 

34-0 

33  3 

66-8 

1-33093  36-5  !  35-8 

57-1 

1-27293 

31-5 

30-9 

62-0 

1-30177 

340 

33-4 

66-9 

1-33155  36-5 

35-9 

57-2 

1-27351 

31-5 

30-9 

62-1 

1-30237 

341 

33-4 

67-0 

1-33217  ;  36-6 

35-9 

57-3 

1-27409 

31-6 

310 

62-2 

1-30297 

341 

33-5 

67-1 

1-33278 !  36-6 

36-0 

57-4 

1-27464 

31-6 

31-0 

62-3 

1-30356 

34-2 

33-5 

67-2 

1-33340  i  36-7 

36-0 

57-5 

1-27525 

31-7 

311 

62-4  1 1-30416 

342 

33-6 

67-3 

1-33402  1  36-75 

361 

57-6 

1-27583 

31-7 

31-1 

62-5  1 1-30476 

34-3 

336 

67-4  1-33464 '36-8 

361 

57-7 

1-27641 

31-8 

31-2 

62-6  i  1-30536 

34-3 

33-7 

67-5 

1-33526  36-85136-2 

57-8 

1-27699 

31-8 

31-2 

62-7 

1-30596 

34-4 

33-7 

67-6 

1-33588  36-9 

36-2 

57-9 

1-27758 

31-9 

31-3 

62-8 

1-30657 

344 

33-8 

67-7 

1-33650  36-95 

36-3 

580 

1-27816 

31-9 

313 

62-9 

1-30717 

34-5 

33-8 

67-8 

1-33712  37-0 

36-3 

58-1 

1-27874 

32-0 

314 

630 

1-30777 

34-5 

33-9 

67-9 

1-33774  37-0 

36-4 

58-2 

1-27932 

320 

31-4 

631 

1-30837 

34-6 

83-9 

68-0 

1-33836  !  37-1 

36-4 

58-3  1-27991 

321 

31-5 

63-2 

1-30897 

34-6 

340 

68-1 

1-33899  37-1 

36-5 

58-4  1-28049 

3215 

31-5 

63*3 

1-30958 

34-7 

34-0 

68-2 

1-33961 

37-2 

365 

58-5  1-28107 

32-2 

31-6 

63-4 

1-31018 

347 

341 

68-3 

1-34053 

37-3 

36-6 

58-6  1-28166 

32-3 

31-6 

63-5 

1-31078 

34-8 

34-1 

68-4 

1-34085 

37-3 

36-6 

58-7  1-28224  323 

31-7 

63-6 

1-31139 

34-85 

34-2 

68-5 

1-34148 

37-4 

36-7 

58-8 

1-28283  32-4 

31-7 

63-7 

1-31199 

34-9 

34-2 

68-6 

1-34210  37-4 

36-7 

589 

1-28342  32-4 

31-8 

63-8 

1-31260 

34-95 

34-3 

68-7 

1-34273 

37-5 

36-8 

59-0 

1-28400  32-5 

31-85 

63-9 

1-31320 

350 

34-3 

68-8 

1-34335 

37-5 

36-8 

59-1 

1-28459  1  32  5 

31-9 

64-0  1-31381 

351 

344 

68-9  1-34398 

37-6 

36-9 

59-2 

1-28518  32-6 

31-95 

64-1 

1-31442 

35-1 

34-4 

69-0  1-34460 

37-6 

369 

59-3 

1-28576  I  32-6 

32-0 

64-2 

1-31502 

35-2 

34-5 

69-1 

1-34523 

37-7 

37-0 

59-4  1-28635 

32-7 

3205 

64-3 

1-31563 

35-2 

34-5 

69-2 

1-34585 

37-7 

37-0 

59-5 

1-28694 

32-7 

321 

64-4 

1-31624 

35-3 

34-6 

69-3 

1-34648  37-8 

371 

59-6 

1-28753 

32-8 

32-15 

64-5 

1-31684 

35-3 

34-6 

69-4 

1-34711  37-8 

371 

59-7  1-28812 

32-8 

32-2 

64-6 

1-31745 

35-4 

34-7 

69-5 

1-34774 

37-9 

37-2 

59-8 

1-28871 

32-9 

32-3 

64-7 

1-31806 

35-4 

34-7 

69-6 

1-34836 

37-9 

37-2 

59-9 

1-28930 

32-9 

32-3 

64-8 

1-31867 

35-5 

34-8 

69-7 

1-34899 

38-0 

37-3 

60-0  1-28989 

330 

32-4 

64-9 

1-31928 

35-5 

34-8 

69-8 

1-34962 

38-0 

37-8 

601  1-29048  33-0 

32-4 

650 

1-31989 

35-6 

34-9 

69  9  1-35025 

38-1 

37-4 

60-2 

1-29107  ,  381 

325 

65-1 

1-32050 

35-6 

34-95 

70-0  1-35088  381 

37-4 

60-3 

1-29166 

331 

32-5 

65-2 

1-32111 

35-7 

350 

70-1 

1-35151  38  2 

37-5 

60-4 

1-29225 

33-2 

32-6 

65-3 

1-32172 

35-7 

35-05 

70-2 

1-35214 

38-2 

37-6 

60-5 

1-29284 

33-2 

32-6 

65-4 

1-32233 

35-8 

351 

70-3 

1-36377 

383 

37-6 

60-6 

1-29343 

33-3 

32-7 

65-5 

1-32294 

35-8 

3515 

70-4 

1-35350 

38-3 

37-6 

Vergloichung  der  Brixgrade  mit  spezifischen  Gewichten. 


421 


Tabelle  V  (Fortsetzung). 


^aproz. 
oder 
Brix 

Grade 

S  ^*  M 

Grade 

Grade 

Spezi-   1       Baume 

Spezi- 

Baumö 

04*2  i? 

Spezi-  - 

Baum^ 

•d  h  o 

fiflttf^hAfl    ' 

2  it  ffi 

^mä>%%^kta 

2  b  A 

fiachea 
Gewicht 

l|l 

Gewicht 

füg.  Gewicht 

1 

1     ._ 

1^1 

1^5 

neue 

alte 

c  »H  M 

neue 

alte 

|äo 

neue 

alte 

70-5 

1-35403 

384 

37-7 

75-4 

1-38547 

40-8 

401 

80-3 

1-41787 

43-2 

42-4 

70-6  '1-35466 

38-4 

37-7 

75-5 

1-38612 

40-9 

40-1 

80-4 

1-41854  j  43-3 

42-5 

70-7  '1-35530 

38-5 

37-8 

75-6 

1-38677 

409 

40-2 

80-5 

1-41921 

43-3 

425 

70-8  1-35593 

38-5 

37-8 

75-7 

1-38743 

41-0 

40-2 

80-6 

1-41989 

434 

42-6 

70-9  |l-3Ö656 

38-6 

37-9 

75-8 

1-38808 

410 

40-3 

80-7 

1-42056 

4345 

42-6 

71-0 

1-35720 

38-6 

37-9 

75-9 

1-38873 

411 

40-3 

80-8 

1-42123 

43-5 

42-7 

71-1 

1-35783 

38-7 

37-9 

760 

1-38939 

411 

404 

80-9 

1-42190 

43-55 

42-7 

71-2 

1-35847 

38-7  !  38-0 

76-1 

1-39004 

41-2 

40-4 

81-0 

1-42258 

43-6 

42-8 

71-3 

1-35910 

38-8 

380 

76-2 

1-39070 

41-2 

40-5 

81-1 

1-42325 

43-65 

42-8 

71-4 

1-35974 

38-8 

38-1 

76-8 

1-39135 

41-3 

40-5 

81-2 

1-42393 

43-7 

42-9 

71-5 

1-36037 

38-9 

38-1 

76-4 

1-39201 

41-3 

40-6 

81-3 

1-42460 

43-7 

429 

71-6 

1-36101 

38-9 

38-2 

76-5 

1-39266 

41-4 

40-6 

81-4 

1-42528 

43-8 

43-0 

71-7 

1-36164 

390 

38-2 

76-6 

1-39332 

414  ;  40-7 

81-5 

1-42595 

43-8 

48-0 

71-8 

1-36228 

390 

38-3 

76-7 

1-39397 

41-5  '  40-7 

81-6 

1-42663 

43-9 

43-1 

71-9 

1-36292 

39-1 

38-3 

76-8 

1-39463 

41-5 

40-8 

81-7 

1-42731 

43-9 

43-1 

72-0 

1-36355 

39-1 

38-4 

76-9 

1-39529 

41-6 

40-8 

81-8 

1-42798 

44-0 

43-2 

721 

1-36419 

39-2 

38-4 

770 

1-39595 

41-6 

40-8 

81-9 

1-42866 

440 

43-2 

72-2 

1-36483 

39-2  1  38-5 

77-1 

1-39660 

41-7 

40-9 

820 

1-42934 

44-1 

43-2 

723 

1-36543 

39-3 

38-5 

77-2 

1-39726 

41-7 

40-9 

821 

1-43002 

44-1 

43-3 

72-4 

1-36611 

39-3 

38-6 

77-3 

1-39792 

41-8 

410 

82-2 

1-43070 

44-2 

43-3 

72-5 

1-36675 

39-4 

38-6 

77-4 

1-39858 

41-8  !  41-0 

82-3 

1-43137 

44-2 

43-4 

72-6 

1-86739 

39-4 

38-7 

77-5 

1-39924 

41-9 

411 

82-4 

1-43205 

44-3 

43-4 

72-7 

1-36803 

89  5 

38-7 

77-6 

139990 

41-9  i  41-1 

82  5  1-43273 

44-3 

43-5 

72-8 

1-36867 

39-5 

38-8 

77-7 

1-40056 

420 

41-2 

82-6 

1-43341 

44-4 

43-5 

72-9 

1-36931 

39-6  1  38-8 

77-8 

1-40122 

420 

41-2 

82-7 

1-43409 

44-4 

43-6 

730 

1-36995 

39-6 

38-9 

77-9 

1-40188 

42-1  1  41-3 

82-8 

1-43478 

44-5 

43-6 

731 

1-37059 

39-7 

38-9 

780 

1-40254 

421 

41-3 

82-9  1-43546 

44-5 

43-7 

73-2 

1-37124 

39-7 

390 

78-1 

1-40231 

42-2 

41-4 

83-0 

1-43614 

44-6 

43-7 

73-3 

1-37188 

39-8 

39-0 

78-2 

1-40387 

42-2 

41-4 

83-1 

1-43682 

44-6 

43-8 

73-4 

1-37252 

39-8 

39-1 

78-3 

140453 

42-3 

41-5 

83-2 

1-43750 

44-7 

43-8 

73-5 

1-37317 

39-9 

391 

78-4 

1-40520 

42-3 

41-5 

83-3 

1-43819 

44-7 

43-9 

73-6 

1-37381 

39-9 

39-2 

785 

1-40586 

42-4 

41-6 

83-4 

1-43887 

44-8 

43-9 

73-7 

1-37446 

40-0 

39-2 

786 

1-40652 

42-4 

41-6 

83-5 

1-43955 

44-8 

440 

738 

1-37510 

400 

39-3 

78-7 

1-40719   42-5 

41-7 

83-6 

1-44024 

44-9 

44-0 

73-9 

1-37575 

40-1 

393 

78-8 

1-40785 

42-5 

41-7 

83-7 

1-44092 

44-9 

441 

74-0 

1-37639 

401 

39-4 

78-9 

1-40852 

426 

41-8 

83-8 

1-44161 

450 

44-1 

741 

1-37704 

40-2 

39-4 

790 

1-40918    42-6 

41-8 

83-9 

1-44229 

450 

44-2 

74-2 

1-87768 

40-2    39-5  1 

79-1 

1-40985 

42-7 

41-9 

84-0 

1-44298 

45-1 

44-2 

74-3 

1-37833 

40-3 

39-5 

79-2 

1-41052 

42-7 

41-9 

84-1 

1-44367 

45-1 

44-2 

74-4 

1-37898 

40-3 

39-6 

79-S 

1-41118 

42-8 

420 

842 

1-44435 

4515 

44-3 

74-5 

1-37962 

40-4 

39-6 

79-4 

1-41185 

42-8 

4S'0 

84-3 

1-44504 

45-2 

44-3 

74-6 

1-38027 

40-4 

39-7 

79-5 

1-41252    42-9 

421 

84-4 

1-44573 

45-25 

44-4 

74-7 

1-38092 

40-5 

39-7 

79-6 

1-41318 

42-9 

421 

84-5 

1-44641 

453 

44-4 

74-8 

1-38157 

40-5 

39-8 

79-7 

1-41385    43-0 

42-1 

84-6 

1-44710 

45-35 

44-5 

749 

1-38222 

40-6  1  39-8 

79  8 

141452 

430 

42-2 

84-7 

1-44779 

45-4 

44-5 

750 

1-38287 

40-6  :  39-9 

79-9 

1-41519 

43-1 

42-2 

84-8 

1-44848 

45-4 

44-6 

751. 

1-38352 

40-7 

39-9 

80-0 

1-41586 

431 

42-3 

84-9 

1-44917 

45-5 

44-6 

75-2 

1-38417 

40-7 

400 

801 

1-41653  1 

43-2 

42-3 

850 

1-44986 

45-5 

44-7 

75-3 

1-3S482 

40-8  , 

400 

80-2 

1-41720 , 

43-2 

42-4 

85-1 

1-45055 

45-6 

44-7 

422 


ZuckerfabrikatioD. 


Tabelle  V  (Forteetzung). 


l^-S 

Grade 

tspros. 
oder 
Brix 

Grade 

§5ö 

Grade 

iifi 

Spesi- 

Baumö 

Spezi- 

Baume 

Spezi- 

Baume 

irichi 
cker 
'ade 

fiBches 
Gewicht 

jd  ii  0 

n  a#^f%  A  a 

2  b  o 

fiatf*T%Aa 

S  u  <tf 

Gewicht 

Gewicht 

S^S 

neue 

alte 

zi  ^  ^ 

neue 

alte 

C  4  ^ 

5äo 

neue 

alter 

85-2 

1-45124   45  6 

44-8 

88-5 

1-47426 

47-2 

46-3 

91-8 

1-49771 

48-8  1  47-8 

85-8 

1-45193 

45-7 

44-8 

88-6 

1-47496 

47-3 

46-4 

91-9 

1-49842 

489 

47-9 

86-4 

1-45262 

45-7 

44-9 

88-7 

1-47567 

47-3 

46-4 

92-0 

1-49915 

48-9 

47-9 

855 

1-45331 

45-8 

44-9 

88-8 

1-47637 

47-4 

46-5 

92-1 

1-49987 

490 

48-0 

85-6 

1-45401 

45-8 

450 

88-9 

1-47708 

47-4 

46-5 

92-2 

1-50058 

49-0 

48-0 

85-7 

1-45470 

45-9 

45-0 

890 

1-47778 

47-45 

46-5 

92-3 

1-50130 

49-05 

481 

85-8 

1-45539 

45-9 

450 

891 

1-47849 

47-5 

46-6 

92-4 

1-50202 

49-1 

481 

859 

1-45609 

46-0 

45-1 

89-2 

1-47920 

47-55 

46-6 

92-5 

1-50274 

49-15 

48-2 

86-0 

1-45678 

46-0 

45-1 

89-3 

1-47991 

47-6 

46-7 

92-6  1-50346 

49-2 

48-2 

86-1    145748 

46-1 

45-2 

89-4 

1-48061 

47-6 

46-7 

927 

1-50419 

49-2 

48-3 

86-2  ;  1-45817 

461 

45-2 

89-5 

1-48132 

47-7 

46-8 

92-8 

1-50491 

49-3  '  48-3 

86-3   1-45887 

46-2 

45-3 

89-6 

1-48203 

47-7 

46-8 

92-9 

1-50563 

49-3 

48*8 

86-4 

1-45956 

46-2 

453 

89-7 

1-48274 

47-8 

46-9 

93-0 

1-50635 

49-4 

48-4 

86-5 

1-46026 

46-3 

45-4 

89-8 

1-48345 

47-8 

46-9 

93-1 

1-50707 

49-4 

48-4 

86-6 

1-46095 

46-3 

45-4 

89-9 

1-48416 

47-9 

47-0 

93-2 

1-50779 

49-5 

48-5 

86-7 

1-46165 

4635 

45-5 

90-0 

1-484^6 

47-9 

47-0 

93-3 

1-50852 

49-5 

48-5 

86-8 

1-46235 

46*4 

45-5 

90-1 

1-48558 

480 

47-1 

93-4 

1-50924 

49-6 

48-6 

86-9 

1-46304 

46-45 

45-6 

90-2 

1-48629 

48-0 

47-1 

93-5 

1-50996 

49-6 

48-6 

87-0 

1-46374 

46-5 

45-6 

903 

1-48700 

48-1 

47-2 

93-6 

1-51069 

49-6 

48-7 

871 

1-46444 

46-55 

45-7 

90-4 

1-48771 

48-1 

47-2 

98-7 

1-51141 

49-7 

48-7 

87-2 

146514 

46-6 

457 

90-5 

1-48842 

48-2 

47-2 

93-8 

1-51214 

49-7 

48-8 

87-8 

1-46584  46-65 

45-8 

90-6 

1-48913 

48-2 

47-3 

93-9  1-51286 

49-8 

48-8 

87-4 

1-46654   46-7 

45-8 

90-7 

1-48985 

48-3 

47-3 

94-0  1-51859 

49-8 

48-8 

87-5 

1-46724 

46-7 

45-8 

90-8 

1-49056 

48-35 

47-4 

941 

1-51431 

49-85  48-9 

87-6 

1-46794 

46-8 

459 

90-9 

1-49127 

48-4 

47-4 

94-2 

1-51504 

49-9    48-9 

87-7 

1-46864 

46-8 

45-9 

910 

1-49199 

48-45 

475 

94-3 

1-51577 

49-9 

49-0 

87-8 

1-46934 

46-9 

46-0 

91-1 

1-49270 

48-5 

47-5 

94-4  1-51649 

500 

490 

87-9 

1-47004 

469 

460 

91-2 

1-49342 

48-5 

47-6 

94-5 

1-51722 

500 

491 

88-0  11-47074 

47-0 

461 

913 

1-49413 

48-6 

47-6 

94-6 

1-51795 

50-1 

491 

88-1 

1-47145 

47-0 

46-1 

91-4 

1-49485 

48-6 

47-7 

94-7  1-51868 

50-1 

49-2 

88-2 

1-47215 

47-1 

46-2 

91-5 

1-49556 

48-7 

47-7 

948  1-51941 

50-2 

49-2 

88-3 

1-47285 

47-1 

46-2 

91-6 

l-4%28 

48-7 

47-8 

94-9  !  1-52014 

50  2    49-8 

88-4 

1-47356 

47-2 

46-3 

91-7 

1-49700 

48-8 

47-8 

950  1 

1-52087 

50-3 

49-3 

Gelangen  Zuckerlösungen  bei  anderer  als  der  Normaltempe- 
ratur zur  Untersuchung,  wie  dies  in  der  Praxis  (zwecks  £rsparung  des 
langwierigen  Abkühlens)  sehr  oft  der  Fall  ist,  so  sind  die  Veränderungen 
des  Volumens  in  Berücksichtigung  zu  ziehen«  Auch  diese  Aufgabe  haben 
Plato  und  seine  Mitarbeiter  auf  das  gründlichste  und  mit  äußerster  Ge- 
nauigkeit gelöst  (a.  a.  0.),  und  die  Yon  ihnen  aufgestellte  Haupttabelle  ^) 
läßt  unmittelbar  die  auf  Wasser  von  15^  C.  bezogenen  Dichten  der  Zucker- 
lösungen Ton  0,1  bis  70  Proz.  Gehalt  bei  Temperaturen  von  0  bis  60®  C. 


*)  Vereinszfich.  1900,  S.  1110;  1903,  S.526;  siehe  Lippmann,  Chemie  der 
Zuckerarten  1904,  S.  1077  fr. 


Temperaturkorrektionen  för  Saccharometergrade. 


423 


ersehen.  Aber  auch  diese  Tafel  steht  bisher  in  den  Fabriklaboratorien 
nicht  in  Gebrauch,  yielmehr  korrigiert  man  die  Angaben  des  Saccharo- 
meters  entweder  gemäß  Scheiblers  Tabellen  (,,Bie  Gehaltsermittlung 
der  Zuckerlösungen  durch  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes  der- 
selben*', Berlin  1891)  oder,  da  diese  ursprünglich  eine  Normaltemperatur 
Yon  nur  15°  C.  Toraussetzen,  meist  nach  der  Stammer-Sachsschen 
Tabelle  VI;  diese  bezieht  sich  auf  die  Temperatur  t  =  17,6°,  doch  hat 
sie  Sachs  neuerdings  auch  für  t  ==  20°  umgerechnet^). 


TabeUe  Tl. 

Umrechnungstabelle    der  Saccharometerangabeu  bei  yerachiedenen 
Temperaturen  auf  solche  bei  17,5®  G.    (Von  Sachs.) 


Temp. 

Orade    Brix    der    Lösunfi: 

nach 

m9 

CelaittB 

0 

5 

10 

15 

20 

25         80 

85 

40 

50 

so 

70 

75 

Der  abgelesene  Betrag  istsu  yerkleinern  um : 

0^ 

0-27 

0-30 

0-41 

0-52 

0-62 

0-72 

0-82 

0-92 

0-98 

111 

1-22 

1-25 

1-29 

5 

0-23 

0-30 

0-37 

0-44 

0-52 

0-59 

0-65 

0-72 

0-75 

0-80 

0-88 

0-91 

094 

10 

0-20 

0-26 

0-29 

0-33 

0-36 

0-39 

0-42 

0-45 

0-48 

0-50 

0-54 

0-58 

0-61 

11 

0-18 

023 

0-26 

0-28 

0-31 

034 

0-36 

0-39 

0-41 

0-43 

0-47 

050 

0-53 

12 

0-16 

0-20 

0-22 

0-24 

0-26 

0-29 

0-31 

0-33 

0-34 

0-86 

0-40 

0-42 

0-46 

13 

0-14 

018 

019 

0-21 

0-22 

0-24 

0-26 

0-27 

0-28 

0-29 

0-33 

0-35 

0-39 

U 

0-12 

015 

0-16 

0-17 

0-18 

019 

0-21 

0-22 

0-22 

0-23 

0-26 

0-28 

0-32 

15 

0-09 

011 

012 

0-14 

014 

015 

016 

017 

016 

0-17 

0-19 

0-21 

0-25 

16 

0-06 

007 

008 

009 

010 

0-10 

011 

012 

0-12 

012 

0-14 

0-16 

018 

17 

0-02 

002 

003  0-03 

003 

004 

0-04 

0-04 

0-04 

004 

005 

006 

006 

Der  abgelesene  Betrag  ist  zu  Tergröfiern  um : 

18 

0-02 

003 

0K)3 

0O3 

0-03 

003 

003 

003 

0-08 

0-03 

0-03 

0-03 

002 

19 

0H)6 

008 

0K)8 

009 

0-09 

0-10 

0-10 

010 

0-10 

010 

010 

008 

006 

20 

011 

0-14 

0-15 

0-17 

0-17 

018 

018 

0-18 

0-19 

0-19 

018 

015 

0-11 

21 

0-16 

0-20 

0-22 

0-24 

0-24 

0-25 

0-25 

0-25 

0-26 

0-26 

0-25 

0-22 

0-18 

22 

0-21 

0-26 

0-29 

031 

0-31 

0-32 

0-32 

0-32 

0-33 

0-34 

0-32 

029 

0-26 

23 

0-27 

0-32 

0-35 

0-37 

0-38 

0-39 

039 

0-39 

0-40 

0-42 

0-39 

0-36 

0-38 

24 

0-32 

0-38 

0-41 

0-43 

0-44 

0-46 

0-46 

0-47 

0-47 

0-50 

0-46 

0-43 

0-40 

25 

0-37 

0-44 

047 

0-49 

0-51 

0-53 

0-54 

0-55 

0-55 

0-58 

0-54 

0-51 

048 

26 

0-43 

0-50 

0-54 

0-56 

0-58 

0-60 

0-61 

0*62 

0-62 

066 

062 

0-58 

0-55 

27 

0-49 

0-57 

0-61 

0-63 

0-65 

068 

0-68 

0-69 

0-70 

0-74 

0-70 

0-65 

0-62 

28 

0-56 

0-64 

0-68 

0-70 

0-72 

0-76 

0-76 

0-78 

0-78 

0-82 

0-78 

0-72 

0-70 

29 

0-63 

0-71 

0-75 

0-78 

0-79 

0-84 

0-84 

0-86 

0-86 

O90 

0-86 

0-80 

0-78 

30 

0-70 

0-78 

0-82 

0-87 

0-87 

0-92 

0-92 

094 

0-94 

0-98 

0-94 

088 

0-86 

35 

110 

117 

1-22 

1-24 

1-30 

1-32 

1-33 

1-35 

1-36 

1-39 

1-34 

1-27 

1-25 

40 

1-50 

1-61 

1-67 

1-71 

1-73 

1-79 

1-79 

1-80 

1-82 

1-83 

1-78 

1-69 

1-65 

50 

— i 

2-65 

2-71 

2-74 

278 

2-80 

2-80 

2-80 

2-80 

2-79 

2-70 

2-56 

2-51 

60 

— . 

3-87 

3-88 

3-88 

3-88 

3-88 

3-88 

3-88 

3-90 

3-82 

3-70 

3-43 

3*41 

70 

— 

517 

5-18 

5-20 

514 

513 

510 

5-08 

506 

4-90 

4-72 

4-47 

4-35 

80 

— . 

— i. 

6-62 

6-59 

6-64 

6-46 

6-38 

630 

6-26 

606 

5-82 

5-50 

5-33 

90 

— 

-~~ 

8-26 

816 

8-06 

7-97 

7-83 

7-71 

7-58 

7-30 

6-96 

6-58 

6-37 

100 

— 

— 

10-01 

9-87 

9-72 

9-56 

9-39 

9-21 

903 

8-64 

8-22 

7-76 

7-42 

')  Lippmann,  Chemie  der  Zuckerarten  1904,  S.  1075. 


424  ZackerfftbiikatioD. 

Der  Gebrauch  auch  dieser  Tabelle  wird  jedoch  durch  Anwendung 
der  Volquartz sehen  Spindel  mit  Korrektionsskala*)  entbehrlich  gemacht. 
Hier  ist  die  Anordnung  in  der  Weise  getroffen,  daß  der  Quecksilber- 
faden  des  Korrektionsthermometers  der  Spindel  nicht  die  Temperaturgrade 
selbst  angibt,  die  bei  den  meisten  Betriebsuntersuchungen  ohne  Interesse 
sind,  sondern  gleich  die  ihnen  entsprechenden  Korrektionsgrade,  um 
die  also  die  Anzeige  der  Spindel  zur  Rückführung  auf  die  Normaldichte 
yermehrt  oder  vermindert  werden  muß.  Ahnliche  Zwecke  verfolgt  die 
Spindel  mit  beweglicher  Skala  von  VosÄtka*). 

Eine  sehr  genaue  Methode  zur  Bestimmung  des  spezifischen  Ge- 
wichtes von  Zuckerlösungen,  die  namentlich  mit  Vorteil  anzuwenden  ist, 
wenn  nur  geringe  Mengen  Material  zur  Verfügung  stehen,  beruht  auf 
dem  Gebrauche  von  Pyknometern.  Im  allgemeinen  bedient  man  sich 
eines  tarierten  50  ccm-Kölbchens,  das  mit  der  zu  untersuchenden  Flüssig- 
keit genau  bis  zur  Marke  gefüllt  wird  (Temp.  17,5®  oder  20®  C);  das 
Gewicht  der  Flüssigkeit  in  g,  durch  50  dividiert,  ergibt  dann  immittel- 
bar deren  spezifisches  Gewicht.  Für  sehr  genaue  Bestimmungen  und 
besondere  Fälle,  z.  B.  für  die  Untersuchung  des  spezifischen  Gewichtes 
von  Melassen,  dienen  Pyknometer  anderer  Art,  die  an  betreffender  Stelle 
beschrieben  werden  sollen. 

Die  Anwendung  der  allbekannten  Mohr-Westphal  sehen  Wage 
in  ihren  verschiedenen  Formen  bietet  hinsichtlich  der  Zuckerlösungen 
keinerlei  Besonderheiten. 


B.    Die  Bestimmung  des  Zuckergehaltes. 

1.  Gewichtsmethode.  Man  wägt  26  g  des  Saftes  in  der  Tarier- 
schale, spült  verlustlos  in  ein  100  ccm-Kölbchen  und  fügt  Bleiessig^) 
hinzu.  Dieser  Zusatz  von  Bleiessig  bezweckt  nicht  nur  eine  Klärung  der 
Lösung,  sondern  auch  eine  Ausfallung  optisch  aktiver  Nichtzuckerstoffe  ^). 
Im  allgemeinen  ist  der  Zusatz  dieses  Klärmittels  so  zu  bemessen,  daß 
kein  merklicher  Überschufi  vorhanden  bleibt;  sobald  also  eine  Probe  der 
betreffenden  Lösung  mit  einem  weiteren  Tropfen  Bleiessig  keine  Fällung 
mehr  ergibt,  ist  genügend  Bleiessig  zugesetzt  worden;  häufig  kann  schon 
der  Eintritt  schwach  alkalischer  Reaktion  als  Kennzeichen  hierfür  dienen. 
Nach  Zusatz  des  Bleiessigs  füllt  man  bis  zur  Marke  auf,  mischt,  filtriert 
und  polarisiert. 


»)  Vereinszsch.  1896,  S.  392. 

')  Zeitschr.  f.  Zackerind,  in  Böhmen,  1903,  Bd.  27,  S.  689. 

')  Zubereitung,  wie  oben  angegeben. 

*)  Vergl.  Ciaassen,  Vereinszsch.  1890,  S.  380  u.  885. 


Bestimmung  des  Zackergehaltes  in  Säften.  425 

2.  Maßmethode.  100  ccm  Saft  werden  in  einem  Kölbchen,  an 
dessen  Hals  sich  eine  Marke  für  100  ccm  und  eine  solche  für  110  ccm 
befindet,  genau  bis  zur  zweiten  Marke  mit  Bleiessig  yersetzt,  worauf  man 
durchschüttelt  und  filtriert^).  Die  bei  der  Polarisation  des  Filtrates  im 
200  mm -Rohr  gefundene  Zahl  muß  um  7jo  vergrößert  und  mit  0,26 
multipliziert  werden.  Man  erhält  so  Volumprozente  Zucker,  deren  Betrag, 
durch  das  spezifische  Gewicht  dividiert,  die  Gewichtsprozente  Zucker 
ergibt. 

Für  den  Fabrikbetrieb  hat  Schmitz*)  besondere  Hilfstabellen  be- 
rechnet, aus  denen,  unter  gleichzeitiger  Hinzuziehung  der  bezüglichen 
spezifischen  Gewichte,  der  Zuckergehalt  ohne  weiteres  in  Gewichts- 
prozenten ersehen  werden  kann. 

Seine  Tabelle  YII  gilt  für  die  MaBmethode,  unter  Berücksichtigung 
der  Klärung  mit  Yjq  Volumen  Bleiessig  und  des  für  yerschiedene  Kon- 
zentrationen verschiedenen  optischen  Drehungs Vermögens  des  Rohrzuckers. 

Die  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes  läßt  sich  mit  der 
Zuckerbestimmung  nach  der  Maßmethode  am  einfachsten  vereinigen, 
indem  man  das  Kölbchen  vor  und  nach  dem  Füllen  mit  100  ccm  Saft 
genau  wägt. 

Osterreichische  Fabriken  bedienen  sich  neuerdings  einer  von  Neu- 
mann^)  aufgestellten  kurzen  Tabelle  YIII,  aus  der  die  Zuckermengen 
zu  ersehen  sind,  die  den  abgelesenen  Polarisationsgraden  entsprechen; 
als  durchschnittliche  Saftreinheit  (s.  hierüber  weiter  unten)  ist  90  zu 
Grunde  gelegt,  welche  Zahl  den  heutigen  Yerhältnissen  besser  entspricht, 
als  die  Ziffer  83  von  Schmitz;  die  Ermittelung  des  spezifischen  Ge- 
wichtes ist  nicht  erforderlich.  Die  Ergebnisse  fallen  meist  um  0,1  Proz. 
(und  auch  darüber)  höher  aus,  als  die  nach  Schmitz,  und  besitzen 
ausreichende  Genauigkeit. 


')  Bei  Rübensäften  läßt  man  die  durchgemischte  Flüssigkeit  10 — 15  Minuten 
stehen,  ehe  man  filtriert. 

»)  Vereinszsch.  1880,  S.  899. 

»)  Zeitschr.  f.  Zuckerind,  in  Böhmen  1903,  Bd.  28,  S.  165. 


426 


ZuckerfabrikatioD . 


Tab. 

Tafel   von 
für  das  Soleil-Scheiblersche  Polarisations- Instrument  für  beobachtete  Dichtigkeiten 

Mit  Vio  Bleiessig- Zusatz  '). 


Pros.  Brix  von 
0-5  bis  12*0 

Grade 

am 
Polari- 

Prozente Brix  und  entsprechendes  spe2 

:.  Gewicht 

Zehntel 

Pro«. 

0-5 

10 

1-5 

20 

2-5 

3-0 

3-5 

40 

4-5 

5-0 

Grade 

Zucker 

meter 

10019 

1-0089  1-0058 

10078  1-0098 

101171 10137 

10157 

1-0177 

10197 

0-1  • 

0-08 

10 

0-29 

0-29 

0-29 

0-28 

0-28 

0-28 

0-28 

0-28 

0-28 

0-28 

0-2 

0-06 

2 

0-57 

0-57 

0-57 

0-57 

0-56 

0-56 

0-56 

0-56 

0-56 

0-8 

0-08 

8 

0-85 

0-85 

0-85 

0-85 

0-85 

0-85 

0-84 

0-84 

0-84 

0-4 

011 

4 

114 

1-18 

1-13 

1-13 

118 

1-18 

112 

112 

0-5 

014 

5 

1-42 

1-42 

1-41 

1-41 

1-41 

1-41 

1-40 

1-40 

0-6 

0-17 

6 

170 

1-70 

1-69 

1-69 

1-69 

1-68 

1-68 

0-7 

019 

7 

1-98 

1-98 

1-98 

1-97 

1-97 

1-% 

1-96 

0-8 

0-22 

8 

226 

226 

2-26 

2-25 

2-25 

2-24 

0-9       0-25 

9 

2-54 

2-54 

263 

2-53 

2-52 

10 

2-82 

2-82 

2-81 

2-81 

2-80 

11 

3-10 

309 

8-09 

8-08 

12 

8-88 

3-38 

3-37 

3-86 

13 

8-66 

3-65 

3-64 

14 

8-94 

3-98 

8-92 

15 
16 

4-21 
4-49 

4-20 

Pros.  Brix  von 

4-48 

60  bis  120 

17 

4-77 

18 

1 

Zehntel 

Proz. 

19 
20 

Grade 

Zucker 

1 

1 

0-1  0 

003 

21 

1 

0-2 

006 

22 

0-8 

008 

23 

1 

0-4 

011 

24 

0-5 

0-14 

26 

(H 

017 

26 

1 

0-7 

0-19 

27 

1 

0-8 

0-22 

28 

0-9 

0-25 

29 

30 

1 

31 

* 

32 

33 

1 

34 

' 

35 

36 

t 

37 

1 

38 

39 

»)  Vereinszeitschrift  1880,  S.  899  und  900. 


Bestimmung  des  Zuckergehaltes  in  Säften  durch  Polarisation.  427 


VIL 

M.  Schmitz, 

und.  mit  Berücksichtigung  des  yeranderlichen  spez.  Drehungsvermögens  des  Zuckers. 

Mit  V]  0  Bleiesssig  -  Z  usatz. 


Prozente  Brix  und  entsprechendes  spea 

:.  Gewicht 

Grade 

am 
Polari- 

ProE. Brix  von 
125  bis  20*0 

5-5 

60 

6-5 

70 

7-5 

8-0 

8-5 

90 

9-5      1 

100 

Zehntel 

Pro«. 

10217 

10287 

1-0258 

1-0278 

10298 

1-0819 

10339 

10360  l-038l| 

1-0401 

meter 

Grade 

Zucker 

0-28 

0-28 

0-28 

0-28 

0-28 

0-28 

0-28 

0-28 

0-28 

0-28 

1» 

Orio 

003 

0-56 

0-56 

056 

0-56 

0-55 

0-55 

0-55 

055 

0-55 

0-56 

2 

0-2 

0-05 

0-84 

0-84 

0-84 

0'83 

0-83 

0-83 

0-83 

0-83 

0-83 

0-82 

3 

0-3 

0-08 

112 

112 

111 

111 

111 

1-11 

1-11 

110 

MO 

1-10 

4 

0-4 

011 

1-40 

1-40 

1-39 

1-39 

1-39 

1-38 

1-38 

1-38 

1-38 

1-37 

5 

0-5 

013 

1-68 

1-67 

1-67 

1-67 

1-66 

1-66 

1-66 

1-66 

1-65 

1-65 

6 

0-6 

016 

1-96 

1-95 

1-95 

1-95 

194 

194 

1-93 

1-93 

1-93 

1-92 

7 

0-7 

0-19 

2-24 

2-23 

2-23 

2-22 

222 

2-22 

2-21 

2-21 

2-20 

2-20 

8 

0-8 

0-21 

2-52 

2-51 

2-51 

2-50 

2-50 

2-49 

2-49 

2-48 

2-48 

2-47 

9 

0-9 

0-24 

2-80 

2-79 

2-79 

2-78 

2-78 

2-77 

2-76 

2-76 

2-75 

2-75 

10 

3-08 

3-07 

306 

306 

305 

305 

304 

303 

303 

302 

11 

3-36 

3-35 

3-84 

3-34 

3-83 

3-32 

3-32 

3-31 

330 

3-30 

12 

3-64 

3-63 

3-62 

3-61 

361 

3-60 

3-59 

3-59 

3-58 

3-67 

13 

3-92 

3-91 

3-90 

3-89 

3-88 

3-88 

3-87 

3-86 

3-85 

3-85 

14 

4-19 

419 
4-47 

4-18 
4-46 

417 
4-45 

4-16 
4-44 

4-15 
4-43 

415 
4-42 

414 
4-41 

413 
4-40 

412 
4-40 

15 
16 

4-47 

ProE.  Brix  von 

4-76 

4-75 
502 

4-74 
5-01 

4-73 
5-00 

4-72 
4-99 

4-71 
4-99 

4-70 
4-97 

4-69 
4-97 

4-68 
4-96 

4-67 
4-95 

17 
18 

12-5  bis  20-0 

503 

Zehntel 
Grade 

Pro«. 
Zucker 

5-32 

5-31 
5-58 

6-29 
5-57 

5-28 
5-56 

5-27 
5-55 

5-26 
5-54 

5-25 
5-53 

5-24 
5-52 

5-23 
5-51 

5-22 
5-50 

19 
20 

5-86 

5-85 

5-84 

5-83 

5-82 

5-81 

5-79 

5-78 

5-77 

21 

0-1« 

0-03 

618 

612 

6-11 

609 

608 

607 

6-06 

6-05 

22 

0-2 

005 

6-41 

6-40 

6-38 

6-37 

6-36 

6-35 

6-33 

6-32 

23 

0-3 

008 

6-67 

6-66 

6-65 

6-64 

6-62 

6-61 

6-60 

24 

0-4 

011 

6-94 

6-93 

6-91 

6-90 

6-89 

6-87 

25 

0-6 

013 

7-22 

7-20 

7-19 

717 

7-16 

7-15 

26 

0-6 

0-16 

7-48 

7-46 

7-45 

7-44 

742 

27 

0-7 

0-18 

7-76 

7-74 

7-73 

7-71 

7-70 

28 

0-8 

0-21 

802 

800 

8-28 
8-55 
9-83 

7-99 

8-26 
8-54 
8-81 
909 

7-97 

8-25 
8-52 
8-80 
907 
9-35 

9-62 

29 

30 
31 
32 
33 
34 

35 
36 
37 
38 
39 

0-9 

0-23 

428 


Zackerfabrikation. 


Tabelle 

i  Vll 

Mit  Vio  Bleiessig -Zusatz. 

Proz.  Brix  Ton 
0*5  bis  12*0 

Grade 

am 
Polari- 

Prozente Brix  und  entsprechendes  spez.  Grewicht 

Zehntel 

Pro«. 

105 

110      11-5 

120      12-5 

130      13-5 

140 

14-6 

150 

Grade 

Zucker 

meter 

10422 

10443  1 0464 

10485  10506 

1-0528  10549 

1-0570 

1-0592 

1-0613 

0-1  • 

0-03 

1« 

0-28 

0-27 

0-27 

0-27 

0-27 

0-27 

0-27 

1 
0-27  ,   0-27 

0-27 

0-2 

0-06 

2 

0-55 

065 

0-55 

0-55 

0-54 

0-54 

0-54 

0-54      0-54 

0-54 

0-3 

008 

3 

0-82 

082 

0-82 

0-82 

0-82 

0-81 

0-81 

0-81      0-81 

0-81 

0-4 

011 

4 

110 

110 

1-09 

109 

109 

1-09 

1-08 

108  ;    1-08 

1-08 

0-6 

014 

5 

1-37 

1-37 

1-36 

1-36 

1-36 

1-36 

1-35 

1-35  i    1-35 

1-35 

0-6 

017 

6 

1-64 

1-64 

1-64 

1-64 

1-63 

1-63 

1-62 

1-62 

1-62 

1-62 

0-7 

019 

7 

1-92 

1-91 

1-91 

1-91 

1-90 

1-90 

1-89 

1-89 

1-89 

1-88 

0-8 

0-22 

8 

219 

219 

218 

218 

2-18 

217 

217 

2-16 

2-16 

2-15 

0-9    1  0-25 

9 

2-47 

2-46 

2-46 

2-45 

245 

2-44 

2-44 

2-43 

2-43 

2-42 

10 

2-74 

2.74 

2-73 

2-73 

2-72 

2-71 

2-71 

2-70 

2-70 

2-69 

11 

302 

301 

300 

3-00 

2-99 

2-99 

2-98 

2-97 

2-97 

2-96 

12 

3-29 

328 

3-28 

3-27 

3-26 

3-26 

3-25 

3-24 

324 

3-23 

13 

3-56 

3-56 

3-55 

3-54 

3-54 

3-53 

3-52 

351 

351 

3-50 

14 

3-84 

3-83 

3-82 

382 

3-81 

3-80 

3-79 

3-78 

3-78 

3-77 

15 
16 

411 
4-39 

411 
4-38 

410 
4-37 

409 
4-36 

4-08 
4-35 

407 
4-34 

406 
4-33 

4-06 
4-33 

4-05 
4-32 

4-04 

Proz  Brix  ▼on 

4-31 

60  bis  12*0 

17 

4-66 

4-65 

4-64 

4-63 

4-62 

4-62 

4-61 

4-60 

4-59 

4-58 

Zehntel 
Grade 

Proz. 
Zucker 

18 

4-93 

4-93 

4-91 

4-91 

4-90 

4-89 

4-88 

4-87 

4-86 

4-8a 

19 
20 

5-21 
5-49 

5-20 
5-47 

519 
5-46 

5-18 
5-45 

517 
5-44 

516 
5-43 

5-15 
5-42 

514 
5-41 

5-13 
5-40 

512 

5^ 

0-10 

0^ 

21 

5-76 

5-75 

5-74 

5-73 

5-71 

5-70 

5-69 

5-68 

5-67 

5-66 

0-2 

006 

22 

6-03 

602 

601 

6-00 

5-99 

5-97      5-96 

5-95 

5-94 

5-93 

0-3 

008 

23 

6-31 

6-30 

6-28 

6-27 

6*26 

6-24 

6-23 

6-22  ;   6-21 

6-20 

0-4 

011 

24 

6-58 

657 

6-56 

6-54 

6-53 

652 

6-50 

6-49      6-48 

6-46 

0-5 

014 

25 

6-86 

6-84 

6-83 

6-82 

6-80 

6-79 

6-78 

6-76      675 

6-73 

0-6 

017 

26 

713 

712 

7-10 

709 

7-07 

7-06      705  1 

703 

7-02 

7-00 

0-7 

019 

27 

7-41 

7-39 

7-38 

7-36 

7-35 

7-33 

7-32 

730 

7-29 

7-27 

0-8 

022 

28 

7-68 

7-66 

7-65 

7-63 

7-62 

7-60 

7-59 

7-57 

7-56 

7-54 

0-9 

0-2Ö 

29 

7-96 

7-94 

7-92 

7-91      7-89 

7-87 

7-86 

7-84 

7-83 

7-81 

30 

8-23 

8-21 

8-20 

8-18 

816 

815      8-13 

8-11 

8-10 

8-08 

31 

8-50 

849 

8-47 

8-4Ö 

8-44 

8-42 

8-40 

8-39      8  37  1 

8-36 

32 

8-78 

8-76 

8-74 

8-73 

8-71 

8-69 

8-67 

8-66 

8-64 

8-62 

33 

905 

903 

902 

900 

898 

8-96      8-94  1 

8-93 

8-91 

8-89 

34 

933 

9-31 

9-29 

9-27 

9-25 

9  23 

922 

9-20 

9-18 

9-16 

35 

9-60 

9-58 

9-56 

9-54 

9-53 

9-51 

9-49 

9-47 

9-45 

9-43 

36 

9-88 

9-86 

9-84 

9-82 

9-80 

9-78 

9-76 

9-74 

972 

9-70 

37 

1015 

1013 

1011 

1009 

10-07 

1005    1008  1 

lOOl 

9-99 

9-97 

38 

10-40 

10-38 

1036 

10-34 

10-32 

10-30 

10-28 

10-26 

10-24 

39 

10-68 

10-66 

10-64 

1 

10-61 

10-59 

10-57 

10-55 

10-53 

10-51 

Bestimmang  des  Zackergehaltes  in  Säften  durch  Polarisation. 


429 


(Fortsetzang). 


Mit  7,0 

Bleiessig -Zasatz. 

Pi 
16-0 

-ozente  Brix  und  entsprechendes  spez.  Gewicht 

Orade 

am 
Polari- 

Proz. Brix  von 
12-5  bis  20*0 

15-5 

16-5 

17-0 

17-5 

180 

18-5 

19-0 

19-5 

200 

Zehntel 

Pro«. 

10635 

1-0657 

10678 

1-0700 

1-0722 

10744 

10766 

1-0788  10811 

1-0833 

meter 

Orade 

Zucker 

0-27 

027 

0-27 

0-27 

0-27 

0-27 

0-27 

0-27 

0-27 

0-26 

1» 

Ol« 

008 

0-54 

054 

0-54 

0-53 

0-53 

0-53 

0-53 

0-53 

0-53 

0-53 

2 

0-2 

005 

0-81 

0-80 

0-80 

0-80 

080 

0-80 

0-80 

0-79 

0-79 

0-79 

3 

0-3 

0-08 

108 

1-07 

1-07 

1-07 

107 

106 

106 

1-06 

106 

1-06 

4 

0-4 

0-11 

1-34 

1-34 

1-34 

1-34 

1-33 

1-33 

1-33 

1-32 

1-32 

1-32 

5 

05 

013 

1-61 

1-61 

1-61 

1-60 

1-60 

1-60 

1-59 

1-59 

1-59 

1-58 

6 

0-6 

016 

1-88 

1-88 

1-87 

1-87 

1-86 

1-86 

1-86 

1-85 

1-85 

1-85 

7 

0-7 

019 

215 

215 

2-14 

214 

213 

213 

2-12 

212 

2-12 

211 

8 

0-8 

0-21 

2-42 

2-41 

2-41 

2-40 

2-40 

2-39 

2  39 

2-38 

2-38 

2-37 

9 

0-9 

0-24 

2-69 

268 

2-68 

2-67 

2-67 

2-66 

2-65 

2-65 

2-64 

2-64 

10 

2-95 

295 

2-94 

2-94 

2-93 

2-92 

2-92 

291 

2-91 

2-90 

11 

3-22 

3-22 

3-21 

3-20 

3-20 

3-19 

3-18 

3-18 

3-17 

3-17 

12 

3-49 

3-49 

3-48 

3-47 

3-46 

3-46 

3*45 

3-44 

3-44 

3-43 

13 

3-76 

3*75 

3-75 

3  74 

3-7J5 

3-72 

372 

3-71 

3-70 

3-69 

14 

403 

4-02 
4-29 

402 
4-28 

401 
4-27 

400 
4-26 

3-99 
4-26 

3-98 
4-25 

397 
4-24 

3-97 
4-23 

3-96 
4-22 

15 
16 

4-30 

P^nx  TtriT  von 

4-57 

4-56 

4-55 

4-54 

4-53 

4-52 

4-51 

4-50 

4-49 

M    mm  ^\ 

4-48 

17 

JL  a\jaia  A.'aA^k    ▼  vaa 

12-5  bis  200 

4-84 

4-83 

4-82 

4-81 

4-80 

4-79 

4*78 

4-77 

4-76 

4-75 

18 

Zehntel 
Grade 

ProB. 
Zucker 

511 

510 
5-36 

5-09 
5-35 

5-08 
5-34 

506 
5-33 

5-05 
5-32 

504 
5-31 

5-03 
5-30 

5-02 
5-29 

501 
5-28 

19 
20 

5-38 

5-65 

5-63 

5-62 

5-61 

5-60 

5-59 

5-58 

5-56 

5-55 

5-54 

21 

0-1» 

003 

5-91 

5-90 

5-89 

5-88 

5-87 

5-85 

5-84 

5-83 

5-82 

5-80 

22 

0-2 

0-05 

6-18 

617 

616 

6-14 

613 

612 

6-11 

609 

608 

607 

23 

0-3 

0-08 

6-45 

6-44 

6-43 

6-41 

6-40 

6-39 

6-37 

6-36 

6-35 

6-33 

24 

0-4 

0-11 

6-72 

6-71 

6*69 

6-68 

6-67 

6-65 

6-64 

6-63 

6-61 

6-60 

25 

0-5 

018 

6-99 

6-97 

6-96 

6-95 

6-93 

6-92 

6-90 

6-89 

6-88 

6-86 

26 

0-6 

0-16 

7-26 

7-24 

7-23 

7-21 

7-20 

.7-18 

7-17 

715 

714 

713 

27 

07 

0-18 

7-53 

7-51 

7-50 

7-48 

7-47 

7-45 

7-44 

7-42 

7-40 

7-39 

28 

0-8 

0-21 

7-80 

7-78 

7-77 

7-75 

7-73 

7-72 

7-70 

7-68 

7-67 

7-65 

29 

09 

0-23 

806 

8-05 

8-03 

8-02 

800 

7-98 

7-97 

7-95 

7-93 

7-92 

30 

8-33 

8-32 

8-30 

8-28 

8-27 

8-25 

8-23 

8-21 

8-20 

818 

31 

8-60 

8-58 

8-57 

8-55 

8-53 

8-51 

8-50 

8-48 

8-46 

8-45 

32 

8-87 

8-85 

8-84 

8-82 

8-80 

8-78 

8-76 

8-75 

8-73 

8-71 

33 

9-14 

9-12 

9-10 

909 

907 

905 

903 

901 

8-99 

8-97 

34 

9-41 

9-39 

9-37 

9-36 

9-34 

9-31 

930 

9-28 

9-26 

9-24 

35 

9-68 

9-66 

9-64 

9-62 

9-60 

9-58 

9-56 

9-54 

9-52 

950 

36 

9-95 

9-98 

9-91 

9-89 

9-87 

9-85 

9-83 

9-81 

9-79 

9-77 

37 

10-22 

10-20 

1018 

1015 

1013 

10-11 

10-09 

1007 

1005 

1003 

38 

10-49 

10-46 

10-44 

10-42 

10-40 

10-38 

10-36 

10-34 

10-32 

10-29 

39 

430 


Zackerfabrikation . 


Tab( 

9lle  ' 

vn 

^^  Vio  ^o^>  Bleiessig -Zusatz. 

Pros.  Brix  Ton 
11-5  bis  n-b 

Orade 

am 
Polari- 

Prozente Brix  und  entsprechendes  spez.  Gewicht 

Zehntel 

ProB. 

11-5 

120 

12-6 

13-0 

13-5 

140 

14-5 

15-0 

16-5 

160 

16-5 

170 :  17-5 

Grade 

Zucker 

meter 

1-0404 

1-0485 

1-0506 

1-0528 

1-0549 

10570 

1-0592 

10618 

1-0635 

1-0657 

10678 

10700  1-07« 

40« 

10-93 

10-91 

10-89 

10-86 

10-84 

10-82 

10-80 

10-78 10-76 

10-73 

10-71 

10^9  10-67 

0-10 

0-03 

41 

1118 

11-16 

11-14 

11-12 

11-09 

1107 

11-05 

11-03 

1100 

10-98 

10^  10-94 

0-2 

005 

42 

11-46 

11-43 

11-41 

11-39 

11-36 

11-34 

11-32 

11-29 

11-27 

11-25 

11-23.11-20 

0-3 

008 

43 

11-71 

11-68 

11-66 

11-64 

11-61 

11-59 

11-56 

11-54 

11-52 

11-49111-47 

0-4 

011 

44 

11-98 

11-95 

11-93 

11-91 

11-88 

11-86 

11-83 

11-81 

11-79 

11-76  11-74 

0-5 

013 

46 

12-26 

12-23 

12-20 

1218 

12-16 

12-13 

12-10 

12-08 

12-05 

12-03:1201 

0-6 

016 

46 

12-50 12-47 

12-45 

12-42 

12-40 12-371 

12-35 

12-32 

12-3012-27 

0-7 

019 

47 

.12-74 

12-72 

12-69 

1267 

12-64 

12-61 

12-59 12-56;  12-54 

0-8 

021 

48 

13-02 

12-99 

12-97 

12-94 

1291 

12-88 

12-86 12-83;i2-81 

0-9       0-24 

49 

' 

13-26 

13-23 

13-21 

13-18 

1315 

13-13 1310  13-üT 

60 

13-50 

13-48 

13-45 

13-42 

1340 

13-37 

13-34 

51 

13-78 

1375 

13-72 

13-69 

1366 

13-64 

13^1 

52 

14-02 13-99 

13-96 

13-93 

13-90 

13'^ 

53 

1 

14-29 14-26 

14-23 

1420 

14-17 

1414 

54 
65 

1 

1 
1 

14-53 
14-80 

14-60 
14-77 

14-47 
14-74 

14-44  14-41 

ProK.  Brix  von 

14-71 14-6i5 

170  bis  830 

56 
57 

1 

1 

1 

1503 
15-30 

1600 
16-27 

14-97  14-94 

Zehntel 

ProB. 

15-24  15-21 

Chrade 

Zucker 

68 

1 

15-57 

15-64116^1  15-48 

69 
60 

1 

1 

15-81 

16-78  15-75 

16-0516-01 

Ol» 

0-03 

61 

1 

16-31 16-2>S 

02 

006 

62 

1 

16-55 

0-3 

008 

63 

i 

1 
1 

1682 

0-4 

011 

64 

1 

1 

1 
1 

0-5 

013 

65 

1 

1 

1 

0-6 

016 

66 

1 

i 

1 

0-7 

018 

67 

t 

' 

0-8 

0-21 

68 

1 

1 

0-9 

0-24 

69 

1 

70 

1 
1 

71 

72 

73 

74 

1 

■ 

75 

i 

1 

76 

77 

1 

1 

78 

1 

1 

1 
< 

I 

79 

1 

1 

80 

1 

• 

1 

Bestimmung  des  Zuckergehaltes  in  Säften  durch  Polarisation.  43 1 


(Fortsetzung). 


Mit  Vio  ^o^-  Bleiessig- Zusatz. 


Prozente  Brix  imd  entsprechendes  spez.  Gewicht 


180 

1-0744 


18-5 

1*0766 


19-0 

1-0788 


19-5 

1-0811 


200 

1-0888 


20-5 

1*0855 


210 

1*0878 


21-5 

1-0900 


22*0 

1*0923 


22*5 

1-0946 


230 

1*0969 


23*5 

1-0992 


240 

1*1015 


Grade 

am 
Polari- 
meter 


Proz.  Brix  von 
230  bis  24*0 


Zehntel 
Grade 


Pros. 
Zucker 


10-64 
10-91 
1118 
11-45 
11-71 

11-98 
1225 
12-51 
12-78 
1305 


10*62 
10-89 
1116 
11-42 
11-69 


10-60 
1087 
11-13 
11-40 
11-66 


11-96 

12-22 

12 

12-75 

18-02 


49  12 


11-93 
12-20 
46 
12-73 
12-99 


13-31 13-29 
13-58 13-55 
13-85 13-82 
14*11 1408 


14-38 


14*35 


14-65 14-62 
14-91 14-88 
15-18 1515 
15-45 15*42 
15-71 15-68 


15-98 
16-25 
16-52 
16*78 
17-05 


15-95 
16*21 
16-48 
16-75 
1701 


17-32 17-28 
17*55 

17-81 


13-26 
13-52 
13*79 
1405 
14-32 

14*59 
14-85 
15*12 
15-38 
15*65 

1592 
1618 
16*45 
16-71 
16-98 

17*24 
1751 
17-78 
1804 
18-31 


10-58 
10-85 
11-11 
11-38 
11-64 

11*91 
12-17 
12-44 
12-70 
12-97 

13-23 
13-50 
13-76 
14-03 
14-29 

14*56 
14-82 
15-09 
15-35 
15-62 

15-88 
16-15 
16-41 
16*68 
16*94 

17-21 
17-47 
17-74 
1800 
18*27 

18-53 


10-56 
10*82 
11-09 
11-35 
11-62 

11-88 
12-15 
12-41 
12-67 
12-94 

13-20 
13-47 
13-73 
1400 
14-26 

14-53 
14-79 
15-06 
15*32 
15-58 

15*85 
1611 
16-38 
16-64 
16-91 


10-54 
10*80 
1107 
11-33 
11-59 

11-86 
1212 
12*39 
12-65 
12-91 

1318 
13-44 
13-70 
13-97 
14*23 

1450 
14-76 
15-02 
15-29 
15-55 

15-82 
16-08 
16-35 
16-61 
16-87 


17-17  1714 


17-44 
17-70 
17-97 
18-23 

18-50 
18-76 
19-03 


17-40 
17-67 
17-93 
1819 

18-46 
18-72 
18-99 
19-25 
19-52 

19-78 


10-52 
10*78 
11-04 
11-31 
11-57 

11*83 
1209 
12*36 
12-62 
12-88 

13-15 
13-41 
13-68 
13-94 
14*20 

14-47 
14-73 
14-99 
15-26 
15-52 

15-78 
16-05 
16-31 
16-57 
16-84 

1710 
17-37 
17*63 

17-89 
18-16 

18-42 
18-68 
18-95 
19-21, 
19-48 

19-74 
20-00 
20-27 


10-49 
10-76 
11-02 
11-28 
11-55 

11-81 
1207 
12-33 
12-60 
12-86 

1312 
13-39 
13-65 
13-91 
14-17 

14-44 
14-70 
14-96 
15-23 
15-49 

15-75 
1601 
16-28 
16-54 
16-80 

1707 
17-33 
17-59 
17-86 
1812 

1838 
18-65 
18-91 
19-17 
19-44 

19-70 
19-96 
20-22 
20-49 
20-75 


10-47 
10-74 
11-00 
11-26 
11-52 

11-78 
1205 
12-31 
12-57 
12-83 

1309 
1336 
1362 
13-88 
14-14 

14-41 
14-67 
14-93 
15-19 
15-46 

15-72 
15-98 
16-24 
16-51 
16  77 

1703 
17-29 
17-56 
17-82 
18-08 

18-35 
18-61 
18-87 
19-13 
19-40 

1966 
19-92 
20-18 
20-45 
20-71 
20-97 


10*45 
10-71 
10-97 
11-24 
11-50 

11-76 
1202 
12-28 
12-54 
12-81 

13-07 
13-33 
13-59 
13-85 
14-11 

14-38 
14-64 
14*90 
1516 
15-42 

15-69 
15*95 
16-21 
16-47 
16-73 

17-00 
17-26 
17-52 
17-78 
18-04 

18-31 
18-57 
18-83 
19-09 
19-35 

19*62 
19-88 
20-14 
20-40 
20-66 
20-93 


10-43 
10-69 
10-95 
11-21 
11-47 

11-73 
1200 
12-26 
12-52 
12-78 

13-04 
13-30 
13  56 
13-82 
1408 

1435 
14-61 
14-87 
15-13 
15-39 

15-65 
15-91 
16-18 
16-44 
16-70 


10-41 
10-67 
10-93 
11-19 
11-45 

11-71 
11-97 
12-23 
12-49 
12-75 

1301 
13-27 
13-53 
13-79 
14-06 

14-32 
14-58 
14-84 
15-10 
1536 

15-62 
1588 
16-14 
16-40 
16-66 


16-96  16-92 
17-221 1719 
17-48  17-45 
17-74 17-71 
18-00  17-97 


18-27 
1853 
18-79 
19-05 
19-31 

19-57 
19-84 
2010 
20*36 
20-62 
20-88 


18-23 
1849 
18-75 
1901 
19-27 

19-53 
19-80 
20-06 
20-32 
20-58 
20  84 


10*38 
1065 
10-90 
11-17 
11-42 

11-69 
11-94 
12-21 
12-47 
12-73 

12-99 
13-25 
13-51 
13-77 
14-02 

14-29 
14-55 
14-81 
15-07 
15-33 

15-59 
15-85 
16-11 
16-37 
16-63 

16-89 
17-15 
17-41 
17-67 
17-93 

18-19 
18-45 
18-71 
18-97 
19-23 

19-49 
19-75 
20-01 
20-27 
20-54 
20-80 


400 

41 

42 

43 

44 

45 
46 
47 
48 
49 

50 
51 
52 
53 
54 

55 
56 
67 
58 
59 

60 
61 
62 
63 
64 

65 
66 
67 
68 
69 

70 
71 
72 
73 
74 

75 
76 

77 
78 
79 
80 


0-1 0 
0-2 
0-3 
0-4 

0-5 

0-6 
0-7 
0-8 
0-9 


0-05 
008 
0-10 

013 
0-16 
0-18 
0-21 
0-23 


Proz.  Brix  von 
23-5  bis  240 


Zehntel 
Grade 


0-10 

0-2 
0-3 
0-4 

0-5 
0-6 
0-7 
0-8 
0-9 


Proz. 
Zucker 


0-03 
005 
0-08 
0-10 

0-13 
016 
0-18 
0-21 
0-23 


432 


Zuckerfabrikation. 


Tab.TUI 

von  Neumann,  für  mit  Vio  ^o^*  Bleiessig  geklärte  Lösungen: 


Polari- 
sations- 
grade 

Proz. 
Zucker 

Polari- 
sations- 
grade 

Proz. 
Zucker 

Polari- 
sations- 
grade 

Proz. 
Zucker 

Polari- 
sations- 
grade 

ProB. 
Zucker 

1 

0-29 

26 

7-22 

51 

13-75 

76 

19-90 

2 

0-57 

27 

7-48 

52 

14-01 

77 

20-14 

3 

0-86 

28 

7-75 

53 

14-26 

78 

20-37 

4 

1-14 

29 

802 

54 

14-51 

79 

20-61 

5 

1-42 

30 

8-29 

55 

14-76 

80 

20-84 

6 

1-71 

31 

8-56 

56 

15.01 

.    81 

21-07 

7 

1-99 

32 

8-82 

57 

15-26 

82 

2130 

8 

2-27 

33 

9  09 

58 

15-51 

83 

21-53 

9 

2-55 

34 

9-35 

59 

15-76 

84 

21-77 

10 

2-83 

35 

9-61 

60 

16-01 

85 

22K)1 

11 

3-11 

36 

9-87 

61 

16-26 

86 

22-25 

12 

3-39 

37 

1014 

62 

16-51 

87 

22*49 

13 

3-67 

38 

10-40 

63 

16.76 

88 

22-73 

14 

3-94 

39 

10*66 

64 

1701 

89 

22-97 

15 

422 

40 

10-92 

65 

17-26 

90 

23-21 

16 

4-49 

41 

11-18 

66 

17-51 

91 

23-44 

17 

4-76 

42 

11-44 

67 

17-76 

92 

23-67 

18 

504 

43 

11-70 

68 

18-00 

93 

23-90 

19 

5-31 

44 

11-96 

69 

18-24 

94 

24-13 

20 

5-59 

45 

12-22 

70 

18-48 

95 

24-36 

21 

5-86 

46 

12-48 

71 

'     18-72 

% 

24-59 

22 

618 

47 

12-74 

72 

1     18-96 

97 

24-82 

23 

6-41 

48 

12-99 

73 

1     1919 

98 

25-05 

24 

6-68 

49 

13-24 

74 

i     19-43 

1 

99 

25-28 

25 

6-95 

50 

13-49 

75 

19-68 

100 

25-51 

Bruchgrade 

Abgelesene  ganze  Grade 

1—800 

31-650 

66—100« 

Ol 
2 

3 

4 
5 
6 
7 
8 
0-9 

003 
05 
08 
11 
14 
16 
19 
22 

0-25 

0-03 
05 
08 
10 
13 
15 
18 
20 

0-23 

0-02 
05 
07 
09 
12 
14 
17 
19 

0-21 

Reinheitsqaotient  der  Rabensäfte.  433 

C.   Die  Bestimmung  des  Wasser-  und  NichtZuckergehaltes; 

Reinheitsquotient. 

Die  B  rix  sehe  Spindel  gibt,  wie  schon  erwähnt,  nur  die  ,)Schein-> 
bare"  Trockensubstanz  an.  Zur  Ermittelung  der  „wirklichen**  Trocken- 
substanz ist  es  erforderlich,  den  Gehalt  des  Saftes  an  Wasser  direkt 
zu  bestimmen.  Man  yerfahrt  nach  S.  400,  indem  man  in  das  mit  Quarz- 
sand und  einem  Glasstäbchen  gewogene  Nickelschälchen  10 — 20  ccm 
Saft  bringt,  nach  abermaliger  Wägung  gut  durchmischt  und  bei  105  bis 
110^  C.  bis  zur  Gewichtskonstanz  trocknet. 

Die  Differenz  zwischen  Trockensubstanz  und  Zucker,  oder  zwischen 
100  und  der  Summe  von  Zucker  4-  Wasser  ergibt  die  Menge  des  Ge- 
samtnichtzuckers. 

Unter  „Reinheitsquotienten^  versteht  man  den  prozentischen 
Zuckergehalt  der  Trockensubstanz,  und  die  Eeuntnis  dieser,  von  der 
jeweiligen  Verdünnung  unabhängigen  Zahl  ist  für  die  Beurteilung  des 
Fabrikations  wertes  zuckerhaltiger  Lösungen  sehr  wichtig.  Dividiert  man 
die  bei  der  Analyse  einer  solchen  Lösung  gefundenen  Zuckerprozente 
(nach  Multiplikation  mit  100)  durch  den  scheinbaren  Trockensubstanz- 
gehalt, so  erhält  man  den  scheinbaren  Reinheitsquotienten;  den  wirk- 
lichen Reinheitsquotienten  berechnet  man  durch  Division  mittels  des 
durch  die  Wasserbestimmung  festgestellten  wirklichen  Trockensubstanz- 
gehaltes. 

Was  speziell  den  Reinheitsquotienten  der  Rübensäfte  an- 
belangt, so  liefert  die  gebräuchliche  Bestimmung  der  Reinheit  des  ab- 
gepreßten Saftes  schon  deshalb  völlig  unzuverlässige  Zahlen,  weil  hier- 
bei das  nämliche  Material,  je  nach  der  Intensität  und  Zeitdauer  des 
Fressens  imd  je  nach  der  Art  der  Herstellung  (namentlich  Zerkleinerung) 
des  PreBgutes,  außerordentlich  verschiedene  Resultate  ergibt;  nur  weil 
es  an  einer  besseren  Methode  fehlte,  behielt  man  die  erwähnte  gewohn- 
heitsgemäß bei  und  übt  sie  da,  wo  auf  die  Ermittlung  dieses  Quotienten 
Wert  gelegt  wird,  meist  auch  noch  gegenwärtig  aus.  Indessen  ist  für 
solche  Fälle  fraglos  ein  von  Krause^)  ausgearbeitetes  Verfahren  bei 
weitem  vorzuziehen.  Den  schon  wiederholt  erwähnten  „Beschlüssen^ 
gemäße)  hat  man  es  in  nachstehender  Weise  auszuführen: 

Man  bringt  104,2  g,  d.  i.  das  vierfache  Normalgewicht,  gleich- 
mäßigen Rübenbreies  (der  beliebig  fein,  aber  auch  so  grob  sein  darf, 
wie  ihn  ein  Handreibeisen  von  5  mm  Lochweite  liefert)  in  einen  Di- 
gestionskolben mit  Marke  bei  402,8  ccm  (nach  Mohr),   spült  die  Brei- 


1)  Öst-Ung.  Zeitschrift  1899,  Bd.  28,  S.  486. 
*)  Ebenda  1901,  Bd.  30,  S.  671. 

UntenuchungeiL   5.  AufL  IIL  28 


434  ZackerfabrikatioD. 

reste  mit  90^  heißem  Wasser  in  den  Kolben  nach,  füllt  ihn  za  Yi  seines 
Inhaltes  mit  heißem  Wasser  an,  bringt  ihn  sogleich  m  ein  90®  heißes 
Wasserbad  und  läßt  20  Minuten  stehen,  wobei  man  zeitweilig  dreht 
und  umschwenkt,  um  die  Luftblasen  emporzutreiben.  Man  schlägt  diese 
mit  ganz  wenig  Äther  nieder  (wobei  man  den  Kolben  einen  Augenblick 
aus  dem  Wasserbade  hebt),  läßt  den  mit  90®  heißem  Wasser  bis  etwa 
1  ccm  über  die  Marke  aufgefüllten  Kolben  noch  10  Minuten  ruhig  im 
90®  warmen  Wasserbade  stehen  imd  setzt  schließlich,  wenn  nötig,  noch 
einige  Tropfen  Äther  zu.  Nun  wird  der  Kolben  nebst  eingesetztem 
Thermometer  (um  spätere  Korrekturen  zu  yermeiden)  am  besten  sofort 
auf  17,5®  abgekühlt,  worauf  man  bis  zur  Marke  anfüllt,  gut  durch- 
schüttelt und  durch  einen  engmaschigen  Drahttrichter  filtriert  (dessen 
Spitze  mit  Baumwolle  oder  Glaswolle  ausgelegt  werden  kann);  das 
Filtrat  gießt  man  nochmals  vorsichtig  auf  den  im  Brahttrichter  befind- 
lichen Rübenbrei  zurück,  um  die  Schaumblasen  zu  entfernen,  beseitigt 
deren  Reste  mit  Filtrierpapier,  bringt  das  klare  Filtrat  in  einen  200  bis 
300  ccm  fassenden  Zylinder  und  spindelt  es  mit  Krauses  Spindel^): 
diese  ist  eine  Spindel  mit  Thermometer  und  Temperaturkorrektion  und 
enthält  in  ihrem  flachen  Stengel  zwei  Skalen;  die  eine  gibt,  wie  üblich, 
die  Brixgrade  der  yerdünnten  Lösung  an,  die  andere  (empirisch  gra- 
duierte) aber  reduzierte  Brixgrade,  die  der  löslichen  (scheinbaren) 
Trockensubstanz  des  ursprünglichen  Rübenbreies  (auf  das  Normalgewicht 
bezogen)  entsprechen.  Man  liest  also  direkt  die  Brixgrade  des 
ursprünglichen  Rübensaftes  ab,  imd  wenn  man  dann  100  ccm  des 
Saftes  wie  gewöhnlich  polarisiert,  kann  man  die  (scheinbare)  Reinheit 
der  Rübe  in  gleichmäßig  zutreffender  Weise  berechnen;  in  dieser  Hin- 
sicht ist  also  die  Krause  sehe  Methode  der  alten  Preßsaffcmethode 
weitaus  überlegen,  und  ihre  Vorzüge  treten  daher,  wie  Herr  mann 
mit  Recht  hervorhebt'),  namentlich  dort  zu  Tage,  wo  es  sich  um  Fest- 
stellung einer  sicheren  Basis,  z.  B.  für  vergleichende  Untersuchungen 
verschiedener  Saftgewinnungsverfahren,  handelt.  Ob  dagegen  die  Krause- 
schen  Reinheiten  zu  den  unmittelbar  bestimmten  Reinheitsquotienten  der 
Diffiisionssäfte  in  konstanten,  für  die  Praxis  maßgebenden  Beziehungen 
stehen,  erscheint  zweifelhaft,  wenngleich  nach  Herrmann')  auch  hier 
in  manchen  Fällen  wertvolle  Anhaltspunkte  zu  ermitteln  sind;  von  vielen 
Seiten  wird  übrigens  dem  Quotienten  des  Rübensaftes  jede  Bedeutung 
für  die  Praxis  gänzlich  abgesprochen,  und  daher  jede  Bemühung, 
ihn  zu  bestimmen,   als  eine  völlig  frucht-  und  zwecklose  angesehen.  — 

')  Zu  beziehen  von  H.  Kappeller,  Wien  V,  Franzensgasse  13. 
>)  Bali.  Ass.  Chim.  1904,  Bd.  21,  S.  988. 

')  VereiDszsch.  1903,  S.  485;  s.  auch  Sigmond,  Öst-Ung.  Zeitschrift  1905, 
Bd.  34,  S.  45. 


Aschengehalt  in  R&bens&fben.  435 

Selbstverständlich  versagt  auch  die  Krause  sehe  Methode,  sobald  Rüben 
YOrliegen,  zu  deren  Analyse  die  heiße  wäBrige  Digestion  unzureichend 
erscheint  (s.  oben). 

Der  Gebrauch  von  Koeffiziententabellen  zur  Umrechnung  von 
scheinbaren  auf  wahre  Reinheiten  mit  Hilfe  von  Durchschnittswerten 
ist  vorerst  noch  nicht  zu  empfehlen,  umsomehr,  als  die  betreffenden 
Werte  je  nach  den  örtlichen  Umständen  veränderlich  zu  sein  scheinen, 
also  z.  B.  für  die  Produkte  jeder  "Fabrik  erst  erfahrungsmäBig  neu  zu 
berechnen  und  zeitweise  auf  ihre  bleibende  Richtigkeit  zu  kontrol- 
lieren sind. 

Da  die  täglich  und  oft  in  sehr  großer  Anzahl  vorzunehmenden 
Berechnungen  des  Reinheitsquotienten  viel  Zeit  erfordern,  hat  man  ver- 
schiedene Tabellen  aufgestellt,  die  für  gegebene  Trockensubstanzen  und 
Zuckergehalte  die  Reinheiten  unmittelbar  abzulesen*  gestatten.  Als 
sehr  nützlich  und  für  alle  Fälle,  in  denen  Multiplikationen  und 
Divisionen  in  Frage  kommen,  gleich  gut  anwendbar  hat  sich  aber 
in  der  Praxis  die  ,)Rechentafel  System  Proell"  bewiesen*);  diese  ebenso 
zweckmäßige  wie  handliche  Tafel  (in  Taschenbuchformat)  sollte  in  keinem 
Laboratorium  fehlen,  da  sie  bei  großer  Zeitersparnis  völlige  Sicherheit 
gewährt. 

Durch  Multiplikation  des  gefundenen  Zuckergehaltes  mit  dem 
scheinbaren,  bezw.  wirklichen  Reinheitsquotienten  und  Division  des  Pro- 
duktes durch  100  erhält  man  die  sog.  „Stammersche  Wertzahl"*), 
auf  die  manche  Praktiker  behufs  Beurteilung  der  Fabrikprodukte  auch 
jetzt  noch  zurückgreifen. 

D.   Die  Bestimmung  des  Aschengehaltes. 

Die  direkte  Bestimmung  des  Aschengehaltes  zuckerhaltiger  Flüssig- 
keiten ist  sehr  zeitraubend  und  umständlich;  man  muß  erst  eindampfen, 
dann  verkohlen,  die  voluminöse  Kohle  wiederholt  mit  Wasser  auswaschen, 
sie  verbrennen  und  die  restliche  unlösliche  Asche  zusammen  mit  dem 
Glührückstande  der  im  Filtrate  befindlichen  löslichen  bestimmen.  Man 
erhält  so  die  Gesamtasche,  die  zumeist  im  wesentlichen  aus  Karbonaten 
besteht. 

Die  viel  raschere  und  daher  allgemein '  angewandte  indirekte  Me- 
thode der  Aschenbestimmung  ist  die  Scheibl ersehe  Sulfatmethode.  Von 
Rübensaft,  Dünnsaft  u.  dergl.  wägt  man  hierbei  in  eineni  flachen  Platiu- 
schälchen  eine  etwa  2 — 3  g  Trockensubstanz  enthaltende  Menge  ab, 
bringt  zur  Trockne,  durchfeuchtet  vollständig  mit  reiner  konzentrierter 

')  Berlin  1903,  Verlag  von  Julias  Springer. 
')  Stammer,  Lehrbuch  d.  Zackerfabrikation,  2.  Aaf läge,  S.  143. 

28' 


436  Zuckerfabrikation. 

Schwefelsäure,  erhitzt  unter  Umrühren  mit  einem  Platindraht  schnell 
über  einem  Brenner  bis  zum  Eintritte  der  Yerkohlung  und  verascht 
hierauf  in  der  Platinmuffel  oder  im  tönernen  Muffelofen  bei  schwacher 
Rotglut  (etwa  700°  C),  so  daß  jedenfalls  kein  Schmelzen  der  Asche 
eintritt*).  Von  dem  erhaltenen  Aschengewichte  werden  10  Proz.  ab- 
gezogen, um  60  (nach  Scheiblers  ursprünglichen  Ermittelungen  an 
Rohzuckem)  dem  größeren  Molekulargewichte  der  schwefelsauren  Salze 
gegenüber  dem  der  anfanglich  vorhandenen  kohlensauren  Rechnung  zu 
tragen;  obwohl  diese  Zahl  (10  Proz.)  selbst  bei  Rohzuckem  keinen  An- 
spruch auf  allgemeine  Richtigkeit  erheben  kann,  ist  sie  trotzdem  für 
sämtliche  zuckerhaltige  Produkte  imd  Rohstoffe  in  ausnahmslosen  Ge- 
brauch gekommen  und  bisher  auch  in  diesem  verblieben. 

Daß  man  die  durch  Verbrennung  organischer  Säuren  entstandene 
Kohlensäure  in  d%r  „kohlensauren  Asche^  als  „Asche^  mitrechnet,  statt 
sie  abzuziehen  und  den  organischen  Stoffen  zuzuaddieren,  ist  gleichfalls 
ein  sinnloser,  jedoch  allgemein  üblicher  Mißbrauch. 

Eine  rationellere,  von  Alberti  und  HempeP)  vorgeschlagene 
Veraschungsmethode  unter  Zusatz  von  Quarzsand,  die  alle  Beachtung 
sowohl  für  wissenschaftliche  Zwecke,  als  auch  für  technische  Unter- 
suchungen verdient,  da  sie  die  wirklich  vorhandenen  anorganischen  Be- 
standteile zu  ermitteln  gestattet,  hat  sich  noch  nicht  in  die  Praxis  ein- 
führen können,  da  der  Handel  das  gewohnte  ältere  Verfahren  verlangt. 

Bringt  man  den  Aschengehalt  vom  Gesamtnichtzucker  in  Abzug, 
so  ergibt  die  Differenz  den  organischen  Nichtzucker;  einen  Unterschied 
zwischen  dem  gesamten  Aschen-  imd  dem  eigentlichen  Salzgehalt  macht 
die  Praxis  und  der  Handel  nicht. 

£.    Die  Bestimmung  des  Invertzuckergehaltes. 

Man  bedient  sich  hierbei  der  Ol  aas  senschen  Titriermethode 3), 
die  auch  hier  auf  den  schon  weiter  oben  erörterten  Prinzipien  beruht. 

Es  werden  100  ccm  des  Saftes  mit  10  ccm  Bleiessig  versetzt,  durch- 
geschüttelt und  filtriert,  und  sodann  55  ccm  des  Filtrates  in  einem 
250  ccm -Kolben  mit  einer  Lösung  von  kohlensaurem  Natron  vorsichtig 
entbleit.  Hierauf  wird  zur  Marke  aufgefüllt,  gemischt  und  filtriert; 
dO  ccm  dieses  Filtrates  (=  10  ccm  des  ursprünglichen  Saftes)  kocht  man 
mit  10  ccm  der  Fehlingschen  Lösung  in  bekannter  Weise  und  titriert 
mit  der  0,2-prQz.  Invertzuckerlösung  zu  Ende.  Die  Titerstellung  der 
Fehlingschen  Lösung   geschieht   hier   in  der  Weise,    daß  10  ccm  mit 


')  Schrefeld,  Vereinszsch.  1897,  S.  560;  Herzog,  ebenda  1899,  S.534. 

»)  Vereinszsch.  1891,  S.  743. 

')  Deutsche  Zackerindustrie  1893,  S.  338. 


Bestimmung  des  Invertzuckers  und  der  Alkalität  in  Säften.  437 

50  ccm  einer  1  g  reinen  Zucker  enthaltenden  Lösung  (entsprechend  dem 
ungefähren  Zuckergehalte  von  10  ccm  Rohsaffc)  versetzt,  gekocht  und  dann 
mit  der  0,2-proz.  Invertzuckerlösung  titriert  werden.  Die  Differenz  der 
bei  dieser  Titerstellung  und  der  bei  der  Untersuchung  verbrauchten  ccm 
Inyertzuckerlösung,  mit  0,002  multipliziert,  ergibt  den  Invertzuckergehalt 
der  10  ccm  Saft,  und  das  Zehnfache  dieses  Betrages  den  Prozengehalt. 
Die  titrimetrische  Bestimmimg  des  Invertzuckers  in  Rübensäften 
und  Dünnsäften  kann  annähernd')  auch  in  der  Weise  erfolgen,  daß  man 
in  eine  Reihe  von  Reagensgläsem  je  5  ccm  Fehling scher  Lösung  bringt, 
dazu  der  Reihe  nach  1,  2,  3  etc.  ccm  des  zu  prüfenden  Saftes  fugt,  auf- 
kocht und  einige  Zeit  im  Sieden  erhält,  dann  sogleich  filtriert,  das  Filtrat 
mit  Essigsäure  stark  ansäuert  und  etwas  Ferrocjankaliumlösung  zu- 
setzt. Jene  Proben,  in  denen  noch  nicht  alles  Kupfer  durch  den 
Invertzucker  redusiert  war,  ergeben  dann  einen  braunen  Niederschlag 
oder  eine  braune  Färbung.  Als  wirklich  verbrauchte  Zahl  ccm  be- 
trachtet man  das  mittlere  Ergebnis  zweier  nächstliegender  Versuche, 
bei  deren  einem  eben  noch  Kupfer  mittels  Ferrocyankalium  nachweisbar 
war,  während  bei  dem  anderen  gerade  keine  Braunfärbung  mehr  ein- 
trat. Zur  Berechnimg  nimmt  man  an,  daß  5  ccm  Fehling-Soxhlet- 
scher  Lösung  0,02  (genauer  0,023)  g  Invertzucker  entsprechen.  Beim 
Verbrauche  von  a  ccm  Saft  hat  man 

a:0,02  =  100  :x; 
folglich  X  (Prozentgehalt  an  Invertzucker)  = — . 

F.  Die  Bestimmung  der  Alkalität. 

Man  bedient  sich  zur  Alkalitätsbestimmung  einer  y^  N.-Säure,  von 
der  1  ccm  =  0,01  g  Ca  O  entspricht.  Bei  Anwendung  von  10  ccm  Saft 
gibt  dann  die  Zahl  der  verbrauchten  ccm  Säure  sofort  die  gesuchte 
Alkalität,  der  herrschenden  Gewohnheit  gemäß  ausgedrückt  in  zehntel 
Volumprozenten  Ätzkalk.  Als  Indikator  benutzt  man  vielfach  noch 
emp&idliche  Lackmustinktur,  deren  Haltbarkeit  sich  durch  Zusatz  einiger 
Kömchen  Thymol  bedeutend  erhöhen  läßt,  am  besten  aber  jedenfalls 
reines  Phenolphtalein*);  bei  vergleichenden  Untersuchungen  darf  man 
mit  dem  Indikator  nicht  wechseln,  da  die  verschiedenen  Indikatoren 
bekanntlich  keineswegs  übereinstimmende  Resultate  ergeben,  und  überdies 
die  Färbung  der  Säfte  die  Beobachtung  oft  noch  sehr  erschwert. 

In  Gegenwart  von  Karbonaten  bedient  man  sich  auch  des  Methyl- 
oranges als  Indikator,  doch  ist  dieser  Stoff,  wie  auch  viele  andere  Indi- 


»)  Korrespondenzblatt  1892,  No.  4. 

2)  VergL  Herzfeld,  Vereinszsch.  1893,  S.  63L 


438  Zackerfabrikation. 

katoren,  in  der  Zackerindustrie  noch  wenig  erprobt.  Zur  Bestimmung 
der  freien  Alkalien  in  den  Rüben-  und  Zuckerfabriksäften  empfiehlt 
CortraitO  auch  Jodstärke  als  Indikator,  die  scharf  und  genau  von 
Schwarzblau  zur  Farblosigkeit  umschlägt  und  durch  Ammoniak  und 
Karbonate  nicht  beeinflußt  wird. 

Pellet^)  rät  auf  Grund  eingehender  Versuche,  als  Indikator  aus- 
schließlich mit  „empfindlicher^  Lackmustinktur  imprägniertes,  geleimtes 
Papier  anzuwenden.  Die  Bereitung  der  Lackmustinktur  sowie  die  Her- 
stellung des  Lackmuspapiers  sind  a.  a.  0.  ausführlich  angegeben;  das 
„empfindliche^  Lackmuspapier  muß  mit  einem  Tropfen  Normalnatron- 
lauge, der  mit  hundert  Tropfen  Wasser  verdünnt  ist,  noch  deutlich 
reagieren  und  ist,  Pellets  ausgebreiteten  Erfahnmgen  zufolge,  unter 
allen  Umständen,  selbst  wenn  z.  B.  Säfte  zu  prüfen  sind,  die  freie  schwef- 
lige Säure  enthalten,  sämtlichen  sonst  vorgeschlagenen  Mitteln  weitaus 
überlegen. 

Den  Kalkgehalt  der  Dünnsäfte  soll  man  nach  einer  schon  längst 
bekannten,  neuerdings  wieder  von  Pellet  vorgeschlagenen  und  von 
Wolf^)  modifizierten  Methode  durch  Titration  mit  einer  alkoholischen 
Seifenlösung  bestimmen,  von  der  1  ccm  äquivalent  0,0005  g  CaO  ist; 
zur  Anwendung  kommen  20  ccm  Saft,  die  mit  destilliertem  Wasser  auf 
ca.  150  ccm  verdünnt  imd  unter  Zusatz  einiger  Tropfen  Ammoniak  mit 
der  Seifenlösung  bis  zur  Bildung  eines  1  cm  hohen,  in  10  Minuten  nicht 
verschwindenden  Schaumes  titriert  werden.  Das  Verfahren  ist  unzuver- 
lässig und  gibt  bestenfalls  vergleichbare  Resultate. 

Richtige  Ergebnisse  erhält  man  am  raschesten  durch  Fällung  des 
Kalkes  mittels  Oxalsäuren  Ammoniaks  und  Titration  mit  Kalium- 
permanganat, welches  bekannte  Verfahren  für  technische  Zwecke  stets 
ausreichend  und  dabei  schnell  genug  ausführbar  ist;  seine  nähere  Be- 
schreibung an  dieser  Stelle  dürfte  unnötig  sein.  —  Bemerkt  sei  aber, 
daß  beim  längeren  Stehen  der  kalkhaltigen,  mit  Essigsäure  und  oxal- 
saurem  Ammonium  versetzen  Lösung  in  der  Wärme  organische  Ver^ 
bindungen  mit  ausfallen  können;  dieser  Punkt  ist  zu  beachten,  da  solche 
Verbindungen  nachher  durch  das  Permanganat  mit  oxydiert  werden. 

G.   Die  Bestimmung  der  Farbe. 

Hierzu  bedient  man  sich  des  Stamm  ersehen  oder  des  verbesserten 
Grögerschen^)  Farbenmaßes.   Da  indessen  derartige  Bestimmungen  nur 


»)  Vereinszsch.  1897,  S.  31. 

*)  Sacrerie  Beige  1898,  Bd.  26,  S.  91;  Bull.  Ass.  Chim.  1901,  Bd.  18,  S.  693. 

«)  Veremszsch.  1892,  S.  691. 

*)  öst-üng.  Zeitschrift  1903,  S.  62. 


Abs&ßw&Bser.  439 

sehr  selten  gefordert  werden,  so  genüge  bezüglich  der  Einrichtang  und 
Benutzung  dieser  Farbenmafie  die  Hindeutung  auf  die  jedem  Apparate 
beiliegende  Gebrauchsanweisung. 

2.  Absiifiwftsser  etc. 

Die  Untersuchung  der  AbsüBwässer  beschränkt  sich  im  allgemeinen 
auf  die  Feststellung  des  Zuckergehaltes.  Läßt  dessen  zu  geringe  Menge 
keine  direkte  Bestimmung  mehr  zu,  so  werden  gewöhnlich  500  ccm  des 
zu  untersuchenden  Wassers,  imter  Zusatz  einiger  Tropfen  Natrium- 
karbonatlösung oder  Kalkmilch,  auf  dem  Wasserbade  zu  etwa  50  ccm 
eingedampft,  in  ein  100  ccm-Kölbchen  gespült,  mit  etwas  Bleiessig  ge- 
klärt und  nach  Auffüllen  zur  Marke,  Durchschütteln  und  Filtrieren 
polarisiert.  Das  Ergebnis  der  Polarisation  wird  mit  0,26  multipliziert 
imd  gibt  dann,  durch  5  diyidiert,  Volumprozente  Zucker  an. 

Wird  die  genaue  Ermittelung  des  Wasser-  und  Salzgehaltes  ge- 
fordert, so  dampft  man  für  jede  Bestimmung  100  ccm  Flüssigkeit  auf 
dem  Wasserbade  zu  einem  geringen  Volumen  ein  und  verfährt  dann 
weiter,  wie  oben  angegeben. 

Zur  Überwachung  der  Absüßarbeit  in  der  Fabrik,  z.  B.  bei  Filter- 
pressen oder  Filtern,  dienen  AbsüBspindeln  yon  besonderer  Einrichtung, 
die,  weil  das  Absüßen  stets  bei  etwa  60 — 80®  vorgenommen  wird,  auch 
selbst  bei  einer  bestimmten  höheren  Temperatur  justiert  sind,  also  die 
Abkühlimg  der  Flüssigkeit  auf  die  Normaltemperatur  entbehrlich  machen. 
Die  Teilung  reicht  von  0 — 5®  Brix,  und  die  Grade  sind  genügend  groß, 
um  die  sichere  Ablesung  von  Zehntelgraden  zu  ermöglichen.  Beliebt 
ist  auch  die  Anwendung  solcher  Absüßspindeln,  die,  bei  der  Normal- 
temperatur von  17,5®  justiert,  eine  Skala  von  —  5®  Brix  bis  -1-5®  Brix 
aufweisen;  eine  derartige  Spindel  taucht  in  reinem  Wasser  von  17,5®  bis 
zum  Nullpunkte  ein,  in  reinem  Wasser  von  70®  C.  bis  — 5®,  in  5-proz. 
Zuckerlösung  von  17,5®  bis  4-5®  tmd  in  einer  ebensolchen  Lösung  von 
70®  C.  bis  zum  Nullpunkte. 

Die  Langen  sehe  Absüßspindel'  läßt  die  Beendigung  des  Ab- 
süßens  bei  jeder  Temperatur  der  Flüssigkeit  ersehen«  Sie  enthält  ein 
von  30 — 70®  reichendes  Thermometer,  und  ihre  Skala  ist  derartig  ein- 
geteilt, daß  an  jenen  Punkten,  bis  zu  denen  die  Spindel  in  reinem 
Wasser  von  30 — 70®  C.  von  Grad  zu  Grad  C.  einsinkt,  dieselben  Zahlen 
wie  auf  der  Temperaturskala  verzeichnet  sind.  Bei  Anwendung  von 
reinem  Wasser  lauten  demnach  die  beiden  Ablesungen  stets  gleich,  bei 
Absüßwässem  wird  hingegen  der  unterschied  tun  so  größer  sein,  je 
höher  ihr  Gehalt  an  gelösten  Stoffen  ist;  bei  Beginn  des  Absüßens  pflegt 
man  demnach  eine  erhebliche  Differenz  zu  beobachten,  die  sich  aber  mit 


440  Zackerfabrikation. 

zunehmender  Absüfizeit  allmählich  yerringert,  bis  endlich,  nach  TölligenoL 
AbsüBen,  beide  Ablesungen  wieder  gleich  ausfallen  und  damit  die  gänz- 
liche Abwesenheit  gelöster  Stoffe  zu  erkennen  geben. 

Die  Fallwässer,  Kondensations-  und  Brüden wässer  werden  in  der 
Regel  nur  qualitativ  auf  Anwesenheit  von  Zucker  mittels  der  a-Naphthol- 
reaktion  geprüft  (event.  nach  Filtration  und  Entfettung  mit  Petroleumäther). 

3.  Ausg^laagte  SchnitzeL 

Für  die  tägliche  Betriebskontrolle  begnügen  sich  noch  jetzt  viele 
Fabriken  mit  einer  von  Stammer^)  angegebenen  Methode:  Eine  be- 
liebige Menge  des  geschliffenen  Breies  wird  mit  wenig  Bleiessig  ver- 
setzt, worauf  man  gut  mischt,  filtriert  und  das  Filtrat  im  400  mm-Rohre 
polarisiert.  Durch  Multiplikation  der  Polarisationsgrade  mit  0,13  erhält 
man  die  Zuckerprozente  des  Schnitzelsaftes;  das  geringe  Volumen  des 
hinzugesetzten  Bleiessigs  kann  vernachlässigt  werden.  Will  man  die 
Herstellung  geschliffenen  Breies  umgehen,  so  kann  man  auch  die  Polari- 
sation des  aus  den  zerkleinerten  Schnitzeln  ausgepreßten  Saftes  aus- 
führen, da  bei  den  in  Betracht  konmienden  geringen  Zuckermengen  kleine 
Differenzen  im  Mark-  bezw.  Saftgehalte  keinen  merklichen  Fehler  be- 
dingen. Man  setzt  dem  Safte  tropfenweise  so  viel  Bleiessig  zu,  bis  der 
Niederschlag  flockig  wird,  und  filtriert.  Die  ermittelte  Polarisationszahl, 
durch  4  dividiert,  gibt  den  Zuckergehalt  an. 

Selbstverständlich  kann  ein  solches,  wegen  seiner  „Einfachheit^ 
allerdings  sehr  beliebtes  Verfahren  nur  den  primitivsten  Anforderungen 
genügen,  umsomehr,  als  schon  die  zutreffende  Probenahme  große  Schwierig- 
keiten bietet.  Wo  genaue,  namentlich  zu  Zwecken  der  Verlustberech- 
nungen brauchbare  Zahlen  verlangt  werden,  empfiehlt  es  sich  daher 
nach  Ciaassen'),  die  abgepreßten  Schnitte  (deren  Gewicht  auch  laufend 
festgestellt  wird)  durch  heiße  wäßrige  Digestion  des  groben  Breies  zu 
untersuchen  und  gleichzeitig  den  Zuckergehalt  des  Schnitzelpreßwassers 
auf  bekanntem  Wege  zu  ermitteln;  Durchschnittsproben  dieses  Preß- 
wassers verschafft  man  sich  am  besten  mittels  einer  der  bekannten 
Tropfvorrichtungen.  Auch  nach  Skärbloms  vergleichenden  Unter- 
suchungen^) ist  die  heiße  wäßrige  Digestion  der  kleingehackten  Schnitte 
allen  anderen  Methoden  vorzuziehen;  Pellet^)  fand  die  kalte  wäßrige 
Digestion  ebenfalls  sehr    brauchbar,    vorausgesetzt,    daß   man  die  Zer- 


1)  Vereinszsch.  1884,  S.  70. 

')  Ciaasse D,  Die  Zackerfabrikation,  1904,  S.  315. 

»)  Contralblatt  f.  d.  Z.  1903,  Bd.  11,  S.  1226. 

«)  Sacrerie  indigene  1902,  Bd.  60,  S.  6;  Journ.  fabr.  de  sacre  1904,  Bd.  45, 
No.44. 


Ausgelaugte  Schnitzel,  Preßschlamm,  Scheideschlamm.  441 

kleinerung  der  Schnitte  mittels  der  Presse  ^Sans  pareil^  yomimmt.  Doch 
ist  es  hierbei  durchaus  erforderlich,  genügend  große  Durchschnitts- 
muster  herzustellen  (etwa  150  g),  femer  empfiehlt  es  sich,  der  stets  nur 
geringen  Polarisationen  wegen,  Beobachtungsröhren  von  600  mm  Länge  an- 
zuwenden. 

4.  Prefischlamm,  Scheideschlamm. 

Eine  richtige  Probenahme  ist  sehr  schwierig  und  gelingt  nach 
Glaassen  (a,  a.  0.  S.  316)  noch  am  ehesten  in  jenen  Fabriken,  die  den 
Schlamm  mit  wenig  Wasser  zu  einem  Brei  aufzumaischen  pflegen;  soll 
die  Analyse  der  Yerlustberechnung  zu  Grunde  gelegt  werden,  so  wird 
das  Gewicht  des  Schlammes  am  sichersten  aus  jenem  des  angewandten 
Kalkes  berechnet  (durch  Multiplikation  mit  3,5  bezw.  4  für  trockenen 
bezw.  nassen  Schlanmi). 

Der  Zucker  kann  teils  in  freiem  Zustande,  teils  an  Kalk  gebunden 
vorhanden  sein.  Die  gut  gemischte  Durchschnittsprobe  wird  nach 
Scheiblers*)  Verfahren  untersucht,  indem  man  in  einem  Teile  (5 — 10  g) 
die  Feuchtigkeit  bestimmt,  in  einem  anderen  Teile  den  Zuckerkalk  durch 
trockene  Kohlensäure  zerlegt.  Hierzu  werden  50  g  des  Schlammes  in 
einem  Kolben  von  ca.  1  1  Inhalt  mit  einer  bestimmten  Menge  Wasser 
(ca.  250  ccm)  gut  durchgeschüttelt,  worauf  man  bis  zur  Zerlegung  des 
Zuckerkalkes  unter  fortwährendem  XJmschütteln  trockene  Kohlensäure 
einleitet.  Man  filtriert  alsdann  durch  ein  trockenes  Faltenfilter  und  be- 
stimmt den  Zuckergehalt  in  100  ccm  des  Filtrates  nach  der  Maflmethode. 

Bei  der  Berechnung  muß  man  zu  der  Menge  des  Yerdünnungs- 
Wassers  noch  die  durch  die  Wasserbestimmung  ermittelte  Menge  hinzu- 
addieren. Enthält  der  Schlamm  z.  B.  40  Proz.  Wasser  und  sind  zum 
Anmaischen  der  50  g  250  g  Wasser  verwendet  worden,  so  hat  man  im 
ganzen  270  g  Wasser;  die  Polarisation  ergab  3,0^;   man  berechnet  dann, 

wie  folgt: 

3,0  +  0,3  =  3,3 0  Polarisation; 

100  ccm  enthalten  .3,3  X  0,26  =  0,86  g  Zucker,  also  270  ccm: 

270X0,86         oQo      »7     1,. 
jg^^ —  =  2,32  g  Zucker; 

demnach  enthält  der  Schlamm  4,64  Proz.  Zucker. 

Einfacher  verfährt  man  nach  der  von  Stammer  beschriebenen  und 
von  Siderskj^)  modifizierten  Methode,  indem  man  26  g  Schlamm  mit 
Wasser  zu  einem   feinen  Brei    anreibt,    einige   Tropfen  Phenolphtalein- 


»)  Vereinszsch.  1884,  S.  70. 

3)  Vereinszsch.  1869,  S.  828. 

«)  Bull.  Ass.  Chim.  1884,  Bd.  2,  S.  314. 


442  Zackerfabrikation. 

lösung  zugibt,  hierauf  tropfenweise  und  unter  fortgesetztem  Reiben  ein 
Gemisch  von  konzentrierter  Essigsäure  und  Äther  hinzufügt,  bis  Ent- 
färbung erreicht  ist,  das  Gemenge  nunmehr  in  ein  100  ccm-Kölbchen 
bringt,  mit  etwas  Bleiessig  klärt,  zur  Marke  aufftlUt  und  das  Filtrat 
polarisiert.  Etwa  Yorhandener  Zuckerkalk  wird  durch  die  Essigsäure 
zersetzt,  während  der  Äther  die  sonst  oft  lästige  Schaumentwickelung 
hindert  oder  doch  beschränkt*). 


HI.  Biekslfte,  g^lmpe. 

A.    BesÜmmung  des  spezifischen  Gewichtes. 

Die  Ermittelung  des  spezifischen  Gewichtes  geschieht  bei  Dick- 
Säften  und  Sirupen  mit  Hilfe  des  Pyknometers  oder  Saccharometers; 
über  die  Beziehungen  zwischen  spezifischem  Gewichte,  Graden  Brix  und 
Baume  vergl.  Tabelle  V. 

B.   Bestimmung  des  Zuckergehaltes. 

Die  Untersuchng  von  Produkten,  die  nur  Kohrzucker,  oder  neben 
Rohrzucker  auch  noch  Invertzucker  enthalten,  auf  chemischem  Wege 
nach  den  Kupfermethoden  wurde  bereits  im  ersten  Abschnitte  aus- 
führlich erörtert;  auf  die  dort  besprochenen  Arbeitsmethoden  und  Ta- 
bellen sei  verwiesen. 

Wenn  es  sich  nur  um  die  Ermittelung  der  Polarisation  handelt, 
verfährt  man  genau  nach  II.  B.  1;  stark  alkalische  Säfte  werden  vor 
der  Zugabe  des  Bleiessigs  (1 — 2  ccm)  mit  einigen  Tropfen  Essigsäure 
neutralisiert. 

Die  gefundenen  Drehungsgrade  entsprechen  aber  (wie  schon 
oben  erwähnt  wurde)  bei  der  Analyse  solcher  Zwischenprodukte 
nicht  immer  dem  wahren  Rohrzuckergehalte,  vielmehr  hat  man 
vielfach  auf  die  Anwesenheit  anderer  optisch  aktiver  Körper  Rücksicht 
zu  nehmen,  und  zwar  handelt  es  sich  in  der  Praxis  der  Rübenzucker- 
fabrikation meistens  entweder  um  die  Gegenwart  von  Invertzucker, 
die  den  wahren  Rohrzuckergehalt  zu  niedrig,  oder  um  jene  von 
Raffinose,  die  ihn  zu  hoch  erscheinen  läfit.  Zur  Kontrolle  der  durch 
direkte  Polarisation  erhaltenen  Werte  benutzt  man  in  solchen  Fällen 
die  von  Clerget^)  angegebene,  von  Herzfeld')  modifizierte  optische 
Inversionsmethode.     Die    mittels    dieser   gefundenen  Werte   für  den 


^)  Zur  Untersuchung  größerer  Schlamm meDgen  eignet  sich  die  Zersetzung 
mit  Ammouianmitrat  (s.  Frühliog,  Anleitung  1903,  S.  237). 
»)  Ann.  de  Chim.  et  Phys.  (3)  26,  S.  201. 
»)  Vereinszsch.  1890,  S.  165. 


Bestimmimg  des  Zackergehaltes  in  Dicksaft  iind  Sirap.  443 

ursprünglichen  Rohrznckergehalt  Z  sind  völlig  genau,  falls  der  Invert- 
Zucker  noch  unverändert  (nicht  etwa  durch  Uberhitzung  u.  s.  f.  teil- 
weise zersetzt)  ist,  bezw.  falls  wirklich  Raffinose  vorliegt  und  nicht 
etwa  ein  Gemisch  anderer  sich  optisch  ähnlich  verhaltender  Stoffe; 
(s.  weiter  unten).  Bei  peinlicher  Einhaltung  der  folgenden  Arbeits- 
vorschnft^)  erhält  man  stets  gleichmäßige  und  sichere  Resultate,  während 
schon  die  geringste  Abweichung  erhebliche  Fehler  bewirken  kann. 

Bas  halbe  Normalgewicht  (13  g  der  zuckerhaltigen  Substanz)  wird 
IQ  75  ccm  Wasser  gelöst  und  in  einem  100  ccm-Kolben  mit  5  ccm  Salz- 
säure vom  spez.  Gewicht  1,188  (also  von  38  Proz.,  2,26  g  HCl  enthaltend) 
versetzt;  hierauf  wird  ein  genaues  (geeichtes  oder  Normal-)  Thermo- 
meter eingesenkt,  der  Kolben  in  die  Mitte  eines  Wasserbades  gesetzt, 
das  in  allen  seinen  Teilen  konstant  die  Temperatur  von  70^  zeigt, 
durch  entsprechend  tiefes  Eintauchen  und  stets  gleichmäßiges  üm- 
schütteln  binnen  2 — 3  Minuten  auf  67°  angewärmt  und  genau  5  Minuten 
bei  67 — 70°  erhalten.  Dann  wird  sofort  auf  20°  abgekühlt,  das 
Thermometer  abgespült,  und  der  Kolben  bis  zur  Marke  (100  ccm)  auf- 
gefüllt. Sind  die  Lösungen  dunkel,  so  setzt  man  zur  Entfärbung  nun- 
mehr 1 — 2  g  mit  Salzsäure  völlig  extrahierter  und  geglühter  Knochen- 
kohle (am  besten  sogen.  Entfärbungskohle')  von  Flemming  in  Kalk 
a./Rh.)  zu,  schüttelt  kräftig  um  und  filtriert;  bei  anfänglich  ungenügen- 
der Entfärbung  gießt  man  die  ersten  Anteile  mehrere  Male  auf  das 
Filter  zurück.  Bas  Filtrat  bringt  man  in  ein  200  mm-Rohr  mit  Kühl- 
mantel, senkt  in  dessen  Tubus  ein  in  Y|0°  geteiltes,  auf  seine  Genauig- 
keit geprüftes  Normalthermometer  ein  und  leitet  durch  den  Mantel 
Wasser  von  20°,  oder  einer  nicht  weit  von  20°  abliegenden  Temperatur. 
Sobald  das  Thermometer  konstante  Temperatur  anzeigt,  wird  es  entfernt, 
worauf  man  sofort  polarisiert.  Zur  Berechnung  dienen  nachstehende 
Formeln^): 

Rohrzucker  nach  der  verbesserten  Clergetschen  Formel: 

Z  (Rohrzucker)  =  ^^, 

falls  die  Inversionspolarisation  bei  genau  20°  C.  ausgeführt  ist,  oder 

100  S 


Z  = 


142,66  —  ~ 


>)  Vereinszach.  1890,  S.  452. 

')  Auf  ihre  AbsorptionsAhigkeit  für  Rohrzucker  ist  sie  durch  einen  Versach 
mit  reiner  invertierter  Zuckerlösang  zu  prüfen. 

')  Bezüglich  der  Ableitung  der  Formeln  sei  auf  Herzfeld,  Vereinszsch. 
1890,  S.  165  verwiesen. 


444 


Zackerfabrikation. 


falls  die  Inversionspolarisation  bei  yon  20^  C.  abweichender  Temperatur^} 
ermittelt  wurde.  Es  bedeutet  hierbei  S  die  durch  die  Inyersion  hervor- 
gerufene Abnahme  der  Drehung  in  Saccharimetergraden,  wobei  direkte  und 
Inversions-Polarisation  auf  das  ganze  Normalgewicht  umzurechnen  sind, 
und  t  die  Beobachtungstemperatur  während  der  Inyersionspolarisation. 
Rohrzucker  nach  der  RaffinoseformeP)  (nur  in  Gegenwart 
wirklicher  Raffinose  anwendbar,  siehe  weiter  unten): 

7  /t>  V.        IN         0,5124  P  —  I-o 
Z  (Rohrzucker)  =  -^ — -^-gg^ — f^. 

Es  bedeutet  hier  P  die  direkte  Polarisation  und  Ijq  die  auf  das 
ganze  Normalge  wicht  umgerechnete  Inversionspolarisation  bei  20°;  wurde 
die  Inversionspolarisation  bei  einer  von  20®  abweichenden  Temperatur 
vorgenommen,  so  korrigiert  man  zunächst  den  beobachteten  Wert  nach 
der  Hammers chmidtschen  Formel^) 

lao  =  It  +  0,0038  .  S  .  (20  —  t) 

imd  setzt  diesen  in  die  erstangeführte  Formel  ein. 

Tabelle  IX  enthält  alle  für  die  eben  besprochene  optische  Inver- 
sionsmethode erforderlichen  Zahlenangaben. 


Tab.  IX. 

Tabellen  zur  Berechnung  der  InversionBpolarisation. 

A.   Temperaturkorrektion  nach  Hammerschmidt. 

1,0  =  I^ -h  0-0038  S .  (20  —  t). 


S  = 


134 


132 


130 


128 


126 


124 


122 


120 


118 


116 


114 i 112 


110 


105 


100 


95 


90 


20-t  =  l 
2 
3 

4 
5 
6 

7 
8 
9 


0-51 
102 
1-53 

2-04 
2-55 
306 

3-56 
4-07 
4-68 


0-50 
1-00 
1-50 

2K)1 
2-61 
301 

3-51 
401 
4-51 


0-49  0-49 
0-99  0  97 


1-48 

1-98 
2-47 
2-96 

3-46 
3-95 
4-45 


1-46 

1-95 
2-43 
2-92 

3-40 
3-89 
4-38 


0-48 
0-96 
1-44 


0-47 
0-94 
1-41 


1-92  1-88 
2-39  2-36 


2-87 

3-35 
3-83 
4-31 


2-83 

3-30 
3-77 
4-24 


0-46  0-46 
0-93091 
1-39137 

1-851-82 
2-32,2-28 

2-782-74 


0-45 
0-90 
1-35 

1-79 
2-24 
2-69 


0-44 
0-88 
1-32 

1-76 
2-20 
2-64 


0-43,0-43 
0-8710-85 
1-30 1-28 


1-73 
2-17 


1-70 
2-13 


0-420-40 
0-84.0-80 
1-251-20 


1-671 


2-6012-5Ö 


3-253-19  314  3  09  303 
3-713-65  3.59  3-53  347 
417'410'4-04'3.97i3-90 


2-98 
3-40 


0-38 
0-76 
1-14 


2-092-00 
2-612-39 

2-932-79 
3-348-19 


60 1-52 
1-90 


2-28 

2-66 
3-04 


0-36  0-34 


0-72 
108 

1-44 


0-68 
1-03 

1-87 


1-81 1-71 


2-17 


2-05 


2-53  2-39 
2-89  2-74 


3-83|3-76ß-59|3-42|3-25;3-08 


*)  Eine  RohrzackerlösuDg  von  100^  Rechtsdrehnng  zeigt  nach  der  völligen 
Überfuhrung  in  Invertzucker  eine  Linksdrehung  von  42,66®  bei  O^C;  diese  Links- 
drehung nimmt  für  jeden  Grad  Celsius  bei  steigender  Temperatur  um  0,5®  ab. 

')  Vergl.  Creydt,  Vereinszsch.  1887,  S.  153;  Herzfeld  und  Dammülier, 
ebendas.  1888,  S.  742;  Herzfeld,  ebendas.  1890,  S.  194. 

')  Vereinszsch.  1890,  S.  200. 


Tabellen  für  Inversionspolarisation. 


445 


S  = 


85 


80 


75 


70 


65 


60 


55 


50 


45 


40 


35 


80 


25 


20 


15 


10 


20— 1  = 


1 
2 
3 

4 
5 
6 

7 
8 
9 


0-32 
0-65 
097 

1-29 
1-62 
1-94 

2-26 
2-58 
2-91 


0-30 
0.61 
0-91 

1-22 
1-52 
1-82 

213 
2-43 

2-74 


0-29 
0-57 
0-86 

1-14 
1-43 
1-71 

200 
2-28 
2-57 


0-27 
0-53 
0-80 

106 
1-33 
1-60 

1-86 
213 
2-39 


0-25 
0-49 
0-74 

0-99 
1-24 
1-48 

1-73 
1-98 
2-22 


0-23|0-210-19 
0-46  0-42  0-38 


017 
034 


0-68  0  630-57  0-51 


0-91 
114 
1-37 

1-60 
1-82 
205 


0-840-76 
1050-95 
1-25 114 


•461 


671 


•33 
•62 

1-88 1-71 


0.68 
0-86 
1-03 

1-20 
1-37 
1-54 


015 
0-30 
0-46 

0-61 
0-76 
0-91 

1-06 
1-22 
1-37 


0-18 
0-27 
0-40 

0-53 
0-67 
0-80 

0-93 
1-06 
1-20 


011 
0-23 
0-34 

0-46 
0-57 
0-68 

0-80 
0-91 
103 


0-10 
0-19 
0-29 

0-38 
0-48 
057 

0-67 
0-76 
0-86 


0-08 
015 
0-23 

0-30 
0^38 
0-46 

0-53 
0-61 
0-68 


0-06t)-04 
0-11 0-08 
0-170-11 

0-230-15 
0-290-19 
0-34'o-23 

0-400-27 
0-460-30 
0-610-34 


(y02 
004 
0-06 

0-08 
010 
011 

013 
0-15 
017 


B.  Zucker  nach  Clerget. 
100.  S 


Z  = 


132-66 

0-75380 


=  0,75380.8 


1 

0-7538 

6 

4-5228 

10 

7-5380 

2 

1-5076 

7 

5-2766 

11 

8-2918 

3 

2-2614 

8 

60304 

12 

9-0466 

4 

30152 

9 

6-7842 

13 

9-7994 

5 

3-7690 

G.   Zucker  und  Raffinose  nach  den  Formeln: 


0-6188  -  P  —  I 


so 


^  "^     0-845 
0-61396.  P  — 1-18343. 1«> 
0-61396      1-18343 


1 

0  6140 

2 

1-2279 

3 

1-8419 

4 

2-4568 

5 

3-0698 

6 

3-6838 

7 

4-2977 

1 

1-1834 

2 

2-3669 

3 

3-650B 

4 

4-7387 

5 

5-9172 

6 

71006 

7 

8-2840 

8 

9-4674 

9 

10-6509 

10 

11-8343 

R  =  — :ror= — 
l-8o 

=  0-5445.  (P-Z) 

0-5405 


1 

0-541 

2 

1-081 

3 

1-622 

4 

2162 

5 

2-703 

6 

3243 

7 

8-784 

8 

4-324 

9 

4-865 

10 

5.405 

z  = 


0-5124 .  P  —  I 


so 


0-839 

=  0-61073 .  P  — 1-19190 . 1,0 
0-61073       1-19190 


1 

0-6107 

2 

1-2215 

3 

1-8322 

4 

2-4429 

5 

3-0537 

6 

3-6644 

7 

4-2751 

8 

4-8858 

9 

5-4966 

10 

61073 

1 

11919 

2 

2-8838 

3 

3^767 

4 

4-7676 

5 

6-9595 

6 

7-1514 

7 

8-8433 

8 

9-5352 

9 

10-7271 

10 

11-9190 

446  Zackerfabrikation. 

Zur  Eontrolle  der  optischen  Methode  ist  es  in  manchen  Fällen^) 
nützlich,  den  Gesamtzuckergehalt  der  invertierten  Lösung  mittels  Feh- 
1  in g scher  Lösung  zu  bestimmen;  man  fällt  hierzu  50  ccm  der  Polari- 
sationsfLüssigkeit  zu  1  1  auf,  neutralisiert  davon  25  ccm  (=  0,1625  g 
Substanz)  mit  25  ccm  einer  Sodalösung,  die  1,7  g  wasserfreie  Soda  im 
Liter  enthält,  \md  verfahrt  dann  weiter,  wie  S.  410  angegeben  wurde. 

C.   Bestimmung  des  Wasser-  und  NichtZuckergehaltes. 

3  g  des  Saftes  werden  nach  S.  400  bis  zum  konstanten  Gewicht  ge- 
trocknet. Über  die  Berechnimg  des  Reinheitsquotienten  vergl.  auch  II.  C. 
(S.  433). 

D.   Bestimmung  des  Aschengehaltes. 

Diese  wird  mit  2 — 3  g  des  Saftes  nach  II.  B.  (S.  435)  ausgeführt. 

E.    Bestimmung  des  Invertzuckers. 

Bei  geringeren  Mengen  verfahrt  man  nach  I.  G.  a)  (S.  402),  bei 
größeren  nach  I.  C.  b)  (S.  406),  bezw.  I.  C.  c)  (S.  408). 

F.   Bestimmung  der  Raffinose  (auch  neben  Invertzucker). 

Da  die  Eaffinose  nachweislich  aus  der  Rübe  stammt,  so  ist  ihre 
Anwesenheit  in  allen  Produkten  der  Zuckerfabrikation  möglich. 
Größere  Mengen  von  Raffinose  werden  sich  aber,  wegen  der  großen 
Löslichkeit  dieser  Zuckerart,  zumeist  nur  in  Endprodukten  und  Melassen, 
hauptsächlich  aber  in  den  Produkten  der  Melassenentzuckerung  finden. 
Für  die  Analyse  derartiger  Produkte  ist  die  Raffiuoseformel  ausge- 
arbeitet worden,  daher  ist  auch  ihre  Anwendung  zunächst  auf 
solche  Substanzen  beschränkt,  die,  ihrer  ganzen  Herkunft 
nach,  sicherlich  oder  wenigstens  sehr  wahrscheinlich  Raffinose 
enthalten.  Untersucht  man  Substanzen  anderen  Ursprunges  nach 
dieser  Formel,  so  kann  man  leicht  große  Irrtümer  begehen,  weil 
manche  Nichtzuckerstoffe,  insbesondere  gewisse  Überhitzungs-  und  Zer- 
setzungsprodukte der  Zuckerarten,  sich  optisch  der  Raffinose  analog 
verhalten,  also  RaMnose  prozentweise  vortäuschen  können,  wo  gar 
keine  solche  vorhanden  ist.  Auch  wo  derartige  Stoffe  die  Raffinose  nur 
begleiten,  wird  selbstverständlich  die  Rafßnoseformel  schon  unsicher, 
ja  unter  Umständen  un anwendbar. 

Die  optische  Raffinosebestimmung  erfolgt  nach  dem  Herzfei dschen 
Verfahren,  und  neben  dem  Werte  für  Rohrzucker,  Z,  ergibt  sich  (s.  S.  445) 


^)  Siehe  Lippmann,  Chemie  der  Zuckerarten  1904,  S.  1659;  Baumaon, 
Vereinszsch.  1898,  S.  780. 


Bestimmung  der  Raflfinose  in  Dicksaft  und  Sirup.  447 

p 2 

der  Wert  für  wasserfreie  Raffinose  R  =  — _ — .     Außer  der  optischen 

1,852 

Inyersionsmethode  nach  Glerget-Herzfeld  sind  noch  zur  quantitativen 

Bestimmung   der  Raffinose    neben   Rohrzucker   die  Extraktionsmethode 

yon   Scheibler ^)    (mittels    zuckergesättigten   Methylalkohols)   und   die 

Schleimsäuremethode  von  Creydt*)  vorgeschlagen  worden.    Beide  haben 

jedoch  keinen  Eingang  in  die  Praxis  gefunden,  denn  die  erstere  ist  nicht 

genügend    ausgearbeitet,    während   die   letztere    zu   viel    Zeit   erfordert 

(3  Tage)  und  zudem  zwar  bei  Gemischen  von  reinem  Rohrzucker  und 

reiner  Raffinose  bis   auf  einige  Y^q- Prozente  stimmende  Zahlen  ergibt, 

bei  Zuckern,  Sirupen   oder  Melassen   des   Fabrikbetriebes   aber  oft  zu 

großen  Differenzen    (selbst   von    einigen   ganzen  Prozenten)  führt.     Die 

Gegenwart  anderer,  bei  der  Oxydation  gleichfalls  Schleimsäure  liefernder 

Stoffe  z.  B.  läßt  den  Betrag  an  Schleimsäure  viel    zu  hoch  erscheinen; 

umgekehrt  scheidet  sich  aus  sehr  unreinen,  namentlich  an  organischen 

Substanzen  reichen  Lösungen  die  Schleimsäure  oft  überhaupt  nicht  ab. 

Handelt  es  sich  darum,  festzustellen,  ob  z.  B.  eine  optisch  als 
Raffinose  bestimmte  Substanz  wirklich  solche  ist,  so  kann  die  Schleim- 
säuremethode sehr  wertvolle  Dienste  als  Eontrollverfahren  leisten;  auf 
die  Einzelheiten  derartiger,  oft  sehr  schwieriger  Bestimmungen  einzu- 
gehen, fehlt  es  jedoch  hier  an  Raum. 

Nach  der  Raffinoseformel  können,  ihrer  Herleitung  gemäß,  nur 
solche  Produkte  untersucht  werden,  die  ausschließlich  Raffinose  und 
Rohrzucker,  jedoch  keinen  Invertzucker,  oder  höchstens  sehr  geringe 
und  deshalb  bei  den  Berechnungen  zu  vernachlässigende  Mengen  des- 
selben enthalten.  Für  den  Fall  der  Anwesenheit  größerer  Mengen 
Invertzucker  hat  Wortmann^)  eine  Methode  ausgearbeitet,  die  aus  der 
direkten  Polarisation,  der  Inversionspolarisation  und  dem  nach  Meißl- 
Hiller  (vergl.  I.  C.  b),  S.  406)  unmittelbar  bestimmten  Invertzuckergehalte 
die  Mengen  der  genannten  drei  Bestandteile  zu  ermitteln  gestattet. 
Nach  Baumann^)  wird  jedoch  bei  größerem  Invertzuckergehalte  die 
direkte  Polarisation  ein  zu  imsicherer  Faktor  für  die  Berechnung,  und 
es  ist  deshalb  folgende  Methode  vorzuziehen:  Man  bestimmt  in  der 
invertierten  Flüssigkeit  (s.  S.  408)  nach  Herzfelds  Methode  (mit  0,1625  g 
Substanz)  den  Gesamtzucker  mittels  Fehling scher  Lösung;  das  hierbei 
reduzierte  Kupfer   rührt  her:    1.    von    dem   aus    der  Saccharose    durch 


')  Berichte  der  Deutschen  chemischen  Gesellschaft  18,  S.  1409. 
*)  Yereinszsch.  1887,  S.  153;  vergl.  Lippmann,  Chemie  der  Zackerarten 
1904,  S.  1662. 

»)  Vereioszsch.  1889,  S.  767. 
*)  Vereinszsch.  1898,  S.  779. 


448 


Zuckelfabrikation. 


die  Inversion  entstandenen  und  dem  ursprünglich  bereits  Torhandenen 
Invertzucker,  2.  von  den  ebenfalls  reduzierend  wirkenden  Inversions- 
Produkten  der  Raf&nose.  Neben  dieser  Ermittelung  wird  (den  oben 
gegebenen  Vorschriften  entsprechend)  die  Inversionspolansation  ausgeführt. 
Die  Berechnung  geschieht  dann  nach  folgenden  Formeln: 


I. 
II. 


Z 
R 


_      582,98 X  Cu  —  (I  xFj) 


0,9491  X  Fl  +  0,3266  x  F^ 
1,054  X I  +  0,344  X  Z. 


In  diesen  bedeutet: 

Z:  den  Gehalt  an  Rohrzucker  +  Invertzucker,  letzteren  als  Rohr- 
zucker gerechnet  (Gesamtzucker). 

R:    den  Gehalt  an  wasserfreier  Raffinose. 

Cu:    die  insgesamt  ausgeschiedene  Eupfermenge. 

I:    die  Inversionspolarisation. 

F|:    den  Reduktionsfaktor  der  invertierten  Saccharose. 

F^:    den  Reduktionsfaktor  der  invertierten  Raffinose. 

Die  Reduktionsfaktoren  F|  und  F,  ermittelt  man,  indem  man  in 
den  Tabellen  zur  Berechnung  des  Rohrzucker-^),  bezw.  Raffinosegehaites^) 
die  gefundene  Zahl  für  Kupfer  aufsucht  imd  sie  durch  die  daneben 
stehende  Zahl  für  Zucker,  bezw.  Raffinose  dividiert.  Da  jedoch  die 
Reduktionsfaktoren  nur  langsam  abnehmen,  so  braucht  man  diese  Eon- 
stanten nicht  für  jeden  Fall  zu  berechnen,  es  genügt  vielmehr,  wenn 
man  dies  von  10  zu  10  mg  Cu  tut.  Für  die  hauptsächlich  in  Betracht 
kommenden  Eupfermengen  von  0,150 — 0,200  g  benutzt  man  die  von 
Bau  mann  angegebenen  vereinfachten  Formeln: 


Cu  = 

0,150 
0,160 
0,170 
0,180 
0,190 
0,200 


Z  = 


248.1  X  Cu 
248,4  X  Ca 
248,7  X  Ctt 

249.2  X  Cq 
249,7  X  Ca 
250,0  X  Ca 


0,605x1 
0,604x1 
0,604x1 
0,604  X I 
0,604X1 
0,604x1 


R  =  1,064  X I  -I-  0,344  Z. 


Will  man  auBer  dem  Gesamtzucker  auch  die  als  solche  vor- 
handene Saccharose  bestimmen,  so  führt  man  noch  eine  direkte  Invert- 
zuckerbestimmung  nach  Meißl-Hiller  (s.  S.  406  ff.)  aus,  wobei  man, 
zur  Berechnung  des  Hill  ersehen  Faktors  F,  statt  der  direkten  Polari- 
sation den  nach  obigen  Formeln  ermittelten  Gesamtzuckergehalt  benutzt. 


')  Vereinszsch.  1888,  S.  714;    1890  S.  786. 
')  Vereinszsch.  1888,  S.  741. 


Bestimmang  des  Invertzuckers  in  S&ften  und  Simp.  449 

Von  dem  so  festgestellten  Invertzuckergehalte  bringt  man  dann  zur 
Umrechnung  auf  Saccharose  Yso  ^  Abzug  (yergl.  die  Anmerkung  S.  408) 
und  findet,  durch  Subtraktion  der  so  erhaltenen  Zahl  von  der  des 
Gesamtzuckers,  den  in  der  Substanz  vorhandenen  Rohrzucker. 

Zur  Erläuterung  der  obigen  Formeln  diene  folgendes  Beispiel: 

Ein  Sirup  ergab  bei  der  Untersuchung: 

1.  Inversionspolarisation:  I  =  — 8,5; 

2.  Kupfer  nach  der  Inversion,  von  0,1625  g  Substanz:  Cu  =  0,184  g; 

3.  Kupfer  vor  der  Inversion  (direkte  Invertzuckerbestimmimg)  von 
2  g  Substanz:  Cu,  =  0,250  g. 

Behufs  Benutzimg  der  allgemeinen  Formel  (S.  448)  für  den  Ge- 
samtzucker hätte  man  aus  den  entsprechenden  Tabellen   die  Faktoren 

F,  =  ■QÖ~r  ^^^^  ^«  =     -iQf)    2^  entnehmen  und  einzusetzen;  man  kann 

jedoch  auch,  ohne  einen  wesentlichen  Fehler  zu  begehen,  die  oben  (S.  448) 
für  Cu  =  0,180  angegebene  vereinfachte  Formel  anvrenden.   Danach  ist: 

Z  =  249,2  X  0,184  —  0,604  x  (—  8,5)  =  50,98, 
R  =  1,054  X  (—  8,5)  4-  0,344  x  50,98  =  8,58. 

Um  das  Verhältnis  von  Saccharose  (S)  zu  Invertzucker  (I)  zu  er- 
mitteln, setzen  wir  nach  Hill  er: 

^^  Cu. 
100-2^ 

I  = ^  =  6,25 

P 
also 

S  +  I :  I  =  50,98 :  6,25  =  100 :  12 

S  :  I  =  88  :  12 

0,250  X  52,6 
I  =  — 2 —  =  6,58. 

Hiervon  wird  behufs  Umrechnung  auf  Saccharose  Yjq  in  Abzug^ge- 
bracht,  und  somit  6,25  vom  Gesamtzucker  abgezogen. 

S  =  50,98  —  6,25  =  44,73. 

Der  untersuchte  Sirup  enthielt  also: 

44,73  Proz.  Rohrzucker, 
6,58     -      Invertzucker, 
8,58     -      Raffinose. 

G.   Bestimmung  der  Farbe. 
Hierfür  gut  das  unter  II.  G.  (S.  438)  Gesagte. 

Untertiichungen.  5.  Aufl.  IIL  29 


450  Zackerfabrikation. 

H.    Bestimmung  der  Alkalität. 

10  ccm  des  Saftes  werden  mit  destilliertem,  vorher  neutralisiertem 
Wasser  verdünnt  und  mit  7,3  N. -Säure  unter  Anwendung  von  Phenol- 
phtalein  als  Indikator  titriert.     Vergl.  H.  F.  (S.  437). 

Der  Ealkgehalt  wird,  je  nach  der  Ealkmenge,  in  5 — 15  g  des 
Saftes  nach  den  Angaben  auf  S.  438  ermittelt. 


IT.   fÜllmasBeii. 

A.   Bestimmung  der  Trockensubstanz,  besw.  des 

spezifischen  Gewichtes. 

Eine  genaue  Ermittelung  der  Trockensubstanz,  bezw.  des  ihr  ent- 
sprechenden spezifischen  Gewichtes,  ist  allein  durch  Austrocknen  möglich 
(s.  unter  E.),  und  dieses  ist  unerläßlich,  wenn  die  Eenntnis  der  Trocken- 
substanz (bezw.  der  entsprechenden  Brixgrade)  der  Berechnung  der 
Reinheit  zu  Grunde  gelegt  werden  soll,  da  bei  Füllmassen  die  schein- 
baren und  wirklichen  Reinheiten  oft  schon  sehr  erheblich  und  nicht  stets 
im  gleichen  Sinne  differieren. 

Nach  Sachs^)  verfahrt  man  am  besten  in  folgender,  stets  genau 
gleichbleibender  Weise :  Man  löst  78  g  der  völlig  homogenen  Füllmasse  (das 
dreifache  Normalge  wicht)  in  300  ccm  Wasser,  verrührt  10  ccm  der 
Lösung  mit  12 — 15  g  Sand  in  einem  Schäl  eben  und  trocknet  zunächst 
bei  100^,  dann  langsam  ansteigend  bei  100 — 107®,  bis  nach  einigen 
Stunden  Gewichtskonstanz  erreicht  ist.  Reagiert  eine  Füllmasse  sauer, 
was  in  der  Praxis  zuweilen  vorkommt,  so  hat  man  mit  einer  titrierten 
Sodalösung  zu  neutralisieren  und  deren  (bekannten)  Trockensubstanz- 
gehalt bei  der  Berechnung  zu  berücksichtigen;  nach  Pellet')  kann 
man  sich  mit  Vorteil  statt  der  Soda  auch  des  Ammoniaks  bedienen. 

Ist  nur  eine  annähernd  genaue  Ermittelung  des  spezifischen 
Gewichtes  einer  Füllmasse  erforderlich  (wie  oft  im  Fabrikbetriebe),  so 
bedient  man  sich  häufig  einer  pyknometrischen  Methode,  die  ursprünglich 
von  Sidersky^)  speziell  für  Melasse  angegeben  wurde.  Die  Füllmasse 
wird  hierbei  auf  dem  Wasserbade  bis  zur  Dünnflüssigkeit  erwärmt  und 
in  diesem  Zustande  in  das  trocken  gewogene,  vorher  entsprechend  an- 
gewärmte Maßkölbchen  (ein  oberhalb  der  Marke  abgesprengtes  50  ccm- 
Kölbchen)  gebracht;  man  füllt  bis  etwas  ujiterhalb  der  Marke,  kühlt 
auf  Normaltemperatur  (20^  C.)  ab  und  wägt.    Sodann  überschichtet  man 


')  Sucrerie  Beige  1901,  Bd. 29,  S.313;  Österr.-Ungarische  Zeit8ch.l901,  S.866. 
')  Sucrerie  indigene  1901,  Bd.  57,  S.  579. 
5)  Vereinszsch.  1881,  S.  192. 


Untersuchung  der  Fallmassen.  451 

langsam  und  sehr  vorsichtig,  so  daß  keinerlei  Vermischung  eintritt,  mit 
Wasser  von  20*^  C.  bis  zur  Marke ;  hat  man  n  ccm  Wasser  verbraucht, 
so  ist  50 — n  das  Volumen  der  ange'wandten  Füllmasse,  und  da  man 
deren  Gewicht  ebenfalls  ermittelt  hat,  so  läßt  sich  ihr  spezifisches 
Gewicht  ohne  weiteres  berechnen.  Wie  man  sieht,  ist  die  Genauigkeit 
des  Resultates  davon  abhängig,  daß  die  eingefüllte  Masse  völlig  homogen, 
also  vor  allem  frei  von  Luftblasen  ist;  dies  läßt  sich  aber  nur  außer- 
ordentlich schwer  mit  Sicherheit  erreichen  und  erkennen,  so  daß  die 
Fehlergrenze  dieser  so  beliebten  Methode  eine  keineswegs  enge  ist, 
namentlich  bei  auf  Korn  gekochten  Füllmassen. 

Für  bloß  vergleichende  Bestimmungen  (z.  B.  zu  Zwecken  der 
täglichen  Betriebskontrolle)  ist  es  hinreichend,  die  Spindelung  einer 
Lösung  von  26  g  Füllmasse,  zu  100  ccm  gelöst,  zu  ermitteln,  oder  jedes- 
mal eine  gewisse  größere  Menge  der  Füllmasse  (z.  B.  200  g)  in  einem 
tarierten  Becherglase  in  warmem  Wasser  zu  lösen,  nach  dem  Abkühlen 
auf  Normaltemperatur  mit  einem  gleichen  Gewichte  Wasser  zu  ver- 
dünnen und  die  Grade  Brix  dieser  Lösung  zu  bestimmen;  man  multi- 
pliziert das  Resultat  mit  2  und  ersieht  das  spezifische  Gewicht  aus 
Tabelle  V.  Da  man  bei  diesem  Verfahren  den  Einfluß  der  Eontraktions- 
verhältnisse vernachlässigt,  so  sind  die  Ergebnisse,  auch  wenn  man 
stets  in  genau  der  nämlichen  Weise  verfährt,  niemals  wirklich  zu- 
verlässige; außerdem  erhält  man,  je  nach  dem  Grade  der  Verdünnung, 
auch  beim  nämlichen  Produkte  sehr  verschiedene  Resultate,  es  wird 
sich  z.  B.  die  Reinheit  fast  immer  desto  höher  ergeben,  in  je  größerer 
Verdünnung  die  scheinbare  Trockensubstanz  (bezw.  die  Grade  Brix) 
ermittelt  wurden. 

B.    Bestimmung  des  Zuckergehaltes. 

Man  löst  das  Normalgewicht  der  Füllmasse  in  der  Tarierschale 
mit  warmem  Wasser,  bringt  verlustlos  in  den  100  ccm-Kolben,  kühlt  ab, 
klärt  mit  der  nötigen  Menge  Bleiessig  und  verfährt  zur  Ausführung  der 
Polarisation  in  bekannter  Weise;  das  nämliche  gilt  für  die  Ausführung 
der  Inversionsmethode. 

C.   Bestimmung  der  RafQnose. 

Biese  erfolgt  nach  III.  F.  (S.  446). 

D.   Bestimmung  des  Invertzuckers. 

Man  verfährt  nach  den  unter  I.  C.  (S.  400)  gegebenen  Methoden. 
Löst  man  44  g  der  Füllmasse  unter  Zusatz  von  Bleiessig  zu  200  ccm, 
versetzt  100  ccm  des  Filtrates  (entsprechend  22  g  Füllmasse)  mit  10  ccm 

29» 


452  Zackerfabrikation. 

Sodalösung  und  verwendet  von  diesem  Filtrate  50  ccm,  so  entsprechen 
diese  50  ccm  gerade  10  g  der  ursprünglichen  Substanz.  Zur  Berechnung 
dient  dann  die  Tabelle  I. 

E.  Bestimmung  des  Wassergehaltes. 

Biese  erfolgt  wie  unter  lY.  A.  angegeben.  Ben  Reinheitsquotienten 
berechnet  man  nach  II.  G.  (S.  438). 

F.  Bestimmung  des  Aschengehaltes. 

3  g  der  Füllmasse  werden  nach  Scheiblers  Methode  verascht. 
Vergl.  II.  B.  (S.  435). 

G.    Bestimmung  der  Alkalität 

Zu  dieser  dienen  10  g  der  Füllmasse  in  reichlich  verdünnter  Lösung 
nach  IL  F.  (S.  437).  Bas  zuzusetzende  destillierte  Wasser  ist  vorher  zu 
neutralisieren. 

Über  die  Bestimmung  des  Kalkgehaltes  vergl.  III.  H.  (S  450). 

H.   Bestimmung  der  Farbe. 

Hierfür  gilt  das  unter  IL  G.  (S.  438)  Gesagte. 

I.   Bestimmung  des  Gehaltes  an  Krystallen. 

Von  den  verschiedenen  indirekten  Methoden^)  hat,  teils  infolge  der 
schwierigen  Handhabung,  teils  wegen  der  zeitraubenden  Arbeitsvor- 
Schriften,  keine  allgemeinen  Eingang  in  die  Praxis  gefunden.  Am  an- 
gemessensten ist  deren  Zwecken  entschieden  die  Versuchs  Zentrifuge, 
da  sie  Sirup  und  Krystalle  unter  denselben  Bedingungen  zu  trennen 
gestattet,  die  auch  im  Fabrikbetriebe  vorliegen,  die  Krystalle  in  jeder 
gewünschten  Reinheit  (als  Rohzucker  oder  weisen  Krystallzucker)  liefert 
und  eine  direkte  Wägung  ermöglicht;  eine  passende  Zentrifuge  (auch 
mit  elektrischem  Antriebe)  nach  Konstruktion  von  Brumme  in  Löbejün, 
ist  durch  die  Firma  F.  Rassmus  in  Magdeburg  in  guter  Ausführung  zu 
beziehen. 

Statt  der  Zentrifuge  bedienen  sich  manche  Fabriken  auch  geeigneter 
Nutschvorrichtimgen;  andere  begnügen  sich  damit,  die  Krystalle  und 
den  Sirup  in  stets  gleichbleibender  Weise  durch  einfaches  Abtropfen 
auf  Drahtsieben  oder  in  Drahtdüten  nach  Möglichkeit  voneinander  zu 
trennen. 


')  Eine  Zusammenstellang  s.  Veremszsch.  1894,  S.  892. 


Untersuchang  des  Zackers.  453 

T.  Zueker* 

(Bohmekery  rmfitiilerte  Zaeker,  Naehprodiikte«) 

A.  Bestimmung  des  Zuckergehaltes. 

Bas  Nonnalgewicht  der  gut  durchgemischten  Probe  (26  g)  wird  in 
der  Tarierschale  mit  warmem  ^)  Wasser  gelöst  und  in  den  100  ccm-Kolben 
gebracht.  Die  Klänmg  der  abgekühlten  Lösung  erfolgt  bei  Rohzuckem 
und  Nachprodukten  mit  Bleiessig  (bei  Erstprodukten  etwa  1  ccm,  bei 
Nachprodukten  etwa  2 — 3  ccm;  vergl.  auch  S.  392),  bei  reinen  Zuckern 
mit  3 — 5  ccm  Tonerdehydratbrei.  Dieser  wird  nach  Scheiblers 
Vorschrift  bereitet,  indem  man  eine  nicht  zu  konzentrierte  Lösung  von 
schwefelsaurer  Tonerde  oder  Alaun  mit  einem  Überschuß  von  Ammoniak 
versetzt,  den  Niederschlag  absitzen  läßt  imd  ihn  durch  Dekantation, 
oder  durch  Entfernen  der  überstehenden  Flüssigkeit  mittels  eines  Hebers 
so  lange  auswäscht,  bis  alle  Salze  und  das  Ammoniak  verschwunden 
sind  und  Lackmuspapier  nicht  mehr  gebläut  wird.  Den  reinen  Ton- 
erdebrei Terwahrt  man  in  gut  Terschließbaren  Flaschen  und  schüttelt 
Yor  dem  Gebrauche  stets  gründlich  um.  Nach  Baumann*)  kann  man 
sich  Tonerdebrei  sehr  schnell  sofort  in  reinem  Zustande  darstellen, 
indem  man  mittels  des  elektrischen  Stromes  (z.  B.  jenes  einer  Beleuch- 
tungsanlage) Wasser  unter  Anwendung  von  Aluminiumelektroden  zersetzt. 

Nach  der  Klärung  wird  die  Zuckerlösung  bei  20^  zur  Marke  auf- 
gefüllt und  bei  20^  im  200  mm-Rohre  polarisiert. 

Den  wahren  Rohrzuckergehalt  bei  Gegenwart  von  Raffinose  oder 
(größeren  Mengen)  Invertzucker  bestimmt  man  nach  der  auf  S.  446  ff. 
ausfuhrlich  besprochenen  optischen  Inversionsmethode. 

B.  Bestimmung  des  Wasser-  und  NichtZuckergehaltes. 

10  g  des  Zuckers  werden  unter  Beobachtung  der  auf  S.  399  gegebenen 
Vorschriften  bei  105 — 110®  C.  bis  zum  konstanten  Gewichte  getrocknet. 

Durch  Subtraktion  der  für  Zucker  -+-  Wasser  gefundenen  Prozente 
von  100  erhält  man  den  Gesamtnichtzucker. 

C.  Bestimmung  des  Aschengehaltes. 

3  g  des  Zuckers  werden  nach  der  Scheibl ersehen  Methode  (siehe 
S.  435)  verascht.  Der  Gesamtnichtzucker,  um  den  Aschengehalt  ver- 
mindert, ergibt  den  organischen  Nichtzucker. 


')  Nach  den  „Beschlüssen  der  im  Dienste  der  Österr.-ongarischen  Zucker- 
indostrie  tätigen  Chemiker"  ist  beim  Aoflösen  künstliche  Erwärmung  unzulässig. 
>)  Korrespondenzblatt  1893,  No.  10. 


454  Zackerfabrikation. 

Enthalten  Zucker,  besonders  Nachprodukte,  erhebliche  Mengen 
mechanischer  Verunreinigungen,  so  löst  man  zur  Bestimmung  des  wirk- 
lichen Aschengehaltes  ein  abgewogenes  Quantum  in  einer  bestinmiten 
Menge  Wasser,  filtriert,  dampft  einen  aliquoten  Teil  des  Filtrates  in 
dem  Yeraschimgsschälchen  ein  und  verascht  dann  unter  Zusatz  von 
Schwefelsäure.  Man  kann  jedoch  auch  die  Lösung  durch  ein  gewogenes 
Filter  filtrieren  und  den  Rückstand  bestimmen. 

D.   Bestimmung  des  Invertsuckers. 

Diese  erfolgt  nach  den  unter  I.  C.  (S.  400  ff.)  beschriebenen  Me- 
thoden; ein  Gehalt  von  weniger  als  0,05  Proz.  Invertzucker  kann  nicht 
mit  Sicherheit  bestimmt  werden. 

In  Osterreich-üngarn  erfolgt,  gemäß  den  wiederholt  angeführten 
„Beschlüssen",  der  qualitative  Nachweis  von  Invertzucker  in  Roh- 
zuckem  mittels  So  Idaini  scher  Lösung;  man  löst  10  g  des  Zuckers  in 
25  ccm  Wasser,  versetzt  mit  100  ccm  der  Kupferlösung  und  kocht 
5  Minuten  lang  auf,  vom  Beginne  des  Siedens  an  gerechnet.  Die  Sol- 
dainische  Lösimg  wird  bereitet,  indem  man  15  g  gefälltes  Eupferkarbonat 
und  416  g  Ealiumbikarbonat  in  1400  ccm  Wasser  löst,  oder  auch  die 
entsprechende  Menge  Kupfervitriol  in  die  Kaliumbikarbonatlösung  ein- 
trägt >). 

E.  Bestimmung  der  RafBnose. 

Der  Gehalt  an  Raffinose  wird  nach  erfolgter  Inversion  (s.  S.  446) 
aus  der  S.  447  angegebenen  Formel  berechnet.  Es  sei  hier  nochmals 
daran  erinnert,  daß  es  nach  Herzfeld')  geboten  ist,  die  Anwendung 
der  Raffinoseformel  auf  solche  Zucker  zu  beschränken,  in  denen  von 
vornherein  die  Anwesenheit  von  Raffinose  mit  Grund  vermutet  werden 
kann,  also  vorzugsweise  auf  die  der  Melassenentzuckerung  entstammenden 
Produkte;  femer  muß  man  von  einer  Bestimmung  der  Raffinose  mittels 
der  einfachen  Inversionsmethode  in  mehr  als  2  Proz.  Invertzucker  ent- 
haltenden Produkten  absehen 3)  (vergl.  S.  447). 

F.  Bestimmung  der  Farbe. 

Hierfür  gilt  das  unter  II.  G.  (S.  438)  Gesagte. 

G.  Bestimmung  der  Alkalität 

Jeder  Rohzucker  sollte  gegen  Phenolphtalein,  mindestens  aber  gegen 
Lackmus    deutlich    alkalisch   reagieren,    weil    im  allgemeinen  die  Halt- 

*)  Vereinszsch.  1889,  S.  933;  1890,  S.  792. 
«)  Vereinszsch.  1890,  S.  167. 

')  Vergl.  die  Ausfährangsbestimmangen  z.  Zuckersteaergesetz  v.  27.  Ifai  1896, 
§  2,  Absatz  5  und  Anlage  B.  II. 


Untersuchung  des  Zuckers.  455 

barkeit  und  Lagerfestigkeit  neutraler  oder  gar  saurer  Zucker  eine  sehr 
geringe  ist,  und  leicht  große  Verluste  entstehen,  wenn  dergleichen  Roh- 
zucker längere  Zeit  aufbewahrt  werden  müssen. 

Die  qualitative  Prüfung  kann  geschehen,  indem  man  einige  Krystalle 
auf  rotes  Lackmuspapier  bringt  und  mit  Wasser  befeuchtet,  wobei  sich 
an  der  Berührungsstelle  deutliche  Blaufärbung  ergeben  soll.  Schärfer 
ist  die  Prüfimg  mittels  Phenol phtalein,  da  viele,  mit  Lackmus  alkalisch 
oder  noch  neutral  befundene  Rohzucker,  mit  diesem  richtiger  charakteri- 
sierenden Reagens  untersucht,  noch  sauer  erscheinen  und  so  ihre  minder- 
wertige Beschaffenheit  zu  erkennen  geben.  Die  quantitative  Bestimmung 
der  Alkalität  ist  selten  erforderlich;  vorkommenden  Falles  titriert  man 
10  g  des  Zuckers,  in  einer  reichlichen  Menge  neutralen  Wassers  gelöst, 
mit  der  Y»  Normalsäure. 

Was  die  besonderen  Handelsgebräuche  einzelner  Länder  an- 
belangt, so  schreiben  in  Österreich-Ungarn  die  „Beschlüsse^  '^or*), 
Lackmus  als  Indikator  anzuwenden  und  genau  anzugeben,  ob  der  Zucker 
alkalisch,  sauer  oder  neutral  reagiert.  In  Deutschland  steht  zur  Zeit 
eine  zwischen  den  Zuckerfabrikanten  und  Zuckerhändlem  vereinbarte, 
von  Herzfeld*)  ausgearbeitete  Vorschrift  in  Kraft,  zu  deren  Innehaltung 
sich  die  für  den  Zuckerhandel  tätigen  Handelschemiker  verpflichtet 
haben.  Der  Wortlaut  dieser  vielumstrittenen  Vorschrift,  auf  deren 
Kritik  an  dieser  Stelle  natürlich  nicht  eingegangen  werden  kann,  ist 
nachstehender: 

„Zur  Ausführung  der  Alkalitätsbestimmung  benötigt  man  einer  Reihe 
von  Flüssigkeiten,  deren  Herstellung  zimächst  beschrieben  werden  soll. 

1.  Eine  konzentrierte  PhenoiphUileifUöming.  Die  konzentrierte 
Pbenolphtaleinlösung  wird  hergestellt  durch  Lösen  käuflichen  Phenol- 
phtaleins  in  90-proz.  Alkohol,  und  zwar  im  Verhältnis  1  :  30. 

Bei  der  Untersuchung  sollen  von  dieser  Lösung  auf  je  100  ccm 
Flüssigkeit  2  Tropfen  genommen  werden. 

Das  käufliche  Phenolphtalein  ist  mehr  oder  weniger  sauer  reagierend, 
worauf  jedoch  keinerlei  Rücksicht  genommen  wird.  Die  Pbenolphtalein- 
lösung wird  nicht  neutral  oder  schwach  alkalisch  gemacht. 

2.  Das  Lö9ungsw€t88er*  Zur  Bereitung  des  Lösimgswassers  wird 
eine  größere  Menge  frisch  ausgekochten  destillierten  Wassers  mit  7aooo 
seines  Volumens  an  Pbenolphtaleinlösung  (also  z.  B.  10  Liter  Wasser 
mit  5  ccm  der  Pbenolphtaleinlösung)  versetzt  und  darauf  mit  Natronlauge 
so  stark  alkalisch  gemacht,  bis  eine  anhaltende  deutliche  Rotfarbung 
der  Flüssigkeit  eintritt.    Da  diese  Rotfärbung  nach  1 — 3  Tagen  wieder 


>)  Österr.-Ungar.  Zach.  1901,  S.  666. 
')  Vereinszsch.  1902,  S.  115. 


456  Zackerfabrikation. 

verschwindet,  soll  man  immer  nur  eine  für  einen  solchen  Zeitraum  aus- 
reichende Menge  des  Lösungswassers  herstellen.  Dasselbe  muß  jedoch 
immer  mehrere  Stunden  vor  dem  Gebrauch  bereitet  worden  sein. 

S.  IHe  ^BrobeaAure»  Die  Probesäure  wird  so  eingestellt,  daß 
1  com  derselben  einer  Ealkalkalität  Yon  0,0001  entspricht.  Man  stellt 
die  Lösung  mit  genügender  Genauigkeit  her,  indem  36  ccm  Y|  Normal- 
schwefelsäure mit  Wasser  bis  zu  einem  Volumen  von  10  Liter  yerdünnt 
werden. 

4.  Die  Prob€iUiuge.  Als  Probelauge  dient  Natronlauge,  welche 
derartig  verdünnt  ist,  daß,  wie  bei  der  Schwefelsäure,  1  ccm  einer  Kalk- 
alkalität  von  0,0001  entspricht.  Für  den  vorliegenden  Zweck  genügt 
es,  die  entsprechend  verdünnte  Natronlauge  gegen  die,  wie  oben  ange- 
geben, bereitete  Probesäure  einzustellen. 

ö.  IHe  JilkaUUUtbeeUfnfnung*  Für  die  Prüfung  des  Rohzuckers 
auf  Alkalität  wägt  man  sich  einerseits  10  g  Rohzucker  ab,  andererseits 
mißt  man  100  ccm  des  schwach  geröteten  Lösungswassers,  dessen  Be- 
reitung unter  2.  beschrieben  wurde,  ab  und  neutralisiert  dasselbe  in  einer 
weißen  Porzellanschale  zunächst  möglichst  genau  bis  zur  Farblosigkeit 
mit  der  imter  3.  beschriebenen  Probesäure.  Barauf  setzt  man  so  viel 
von  der  Probelauge  hinzu,  daß  die  Flüssigkeit  wiederum  schwach  rötlich 
gefärbt  erscheint. 

Die  Färbung  soll  jedoch  nur  so  stark  sein,  daß  sie  durch  Zusatz 
eines  Kubikzentimeters  der  Probesäure  wieder  zum  Verschwinden  ge- 
bracht werden  kann. 

Nunmehr  werden  ohne  Verzug  die  bereits  vorher  abgewogenen  10  g 
Rohzucker  in  der  Flüssigkeit  aufgelöst.  Bleibt  die  Rotfärbung  des 
Wassers  beim  Lösen  des  Zuckers  bestehen,  oder  wird  sie 
stärker,  so  ist  der  Zucker  alkalisch,  verschwindet  dieselbe, 
so  ist  er  sauer. 

In  Zweifelsfällen  überzeugt  man  sich  durch  Titrieren  mit  Probesäure 
oder  Probelauge,  nach  welcher  Richtung  der  Farbenumschlag  eintritt. 

Bei  dunklen  Zuckern  genügen  in  der  Regel  100  ccm  des  Lösungs- 
wassers nicht,  es  muß  vielmehr  so  viel  Wasser  verwendet  werden,  bis 
die  Zuckerlösung  hell  genug  erscheint,  um  die  Titration  ausfuhren  zu 
können. 

Schließlich  sei  ausdrücklich  bemerkt,  daß  bei  Anwendung  dieser 
Methode  die  neutralen  Zucker  mit  zu  den  alkalischen  gerechnet  werden.^ 

H.  Prüfung  auf  schweflige  Säure. 

Zur  Entfärbung  oder  Reinigung  der  Rübensäfte  wird  häufig  schwef- 
lige Säure  benutzt,  wobei  nicht  selten  kleinere  oder  größere  Mengen 
schwefligsaurer  Salze  in   die  Rohzucker    übergehen,    während   zuweilen 


Rendement  des  Rohzuckers.  457 

sogar  freie  Schwefligsäure  Yorhanden  ist.  Wird  der  Nachweis  dieser 
Verbindangen  verlangt,  so  löst  man  10  g  des  Zuckers  in  ca.  30  ccm 
Wasser  und  fügt  ein  Stückchen  chemisch  reinen  Zinks  oder  etwas 
Magnesiumdraht  und  5  ccm  chemisch  reiner  Salzsäure  hinzu;  bei  Gegen- 
wart von  schwefliger  Säure  wird  dann  Schwefelwasserstoff  entwickelt, 
der  sich  oft  schon  durch  den  Geruch,  jedenfalls  aber  durch  die  Bräunung 
eines  mit  Bleizuckerlösung  befeuchteten  Filtrierpapiers  zu  erkennen 
gibt.  Nach  Davidsen*)  löst  man  1 — 1,5  g  Zucker  in  ca.  2  ccm  sehr 
verdünnter  Stärkelösung  und  setzt  einige  Tropfen  Jodsäurelösung  hinzu: 
auftretende  Blaufärbung  deutet  auf  Anwesenheit  von  schwefliger  Säure  hin. 
Die  quantitative  Bestimmung  der  Sulfite  nimmt  Sachs^)  nach 
einer  etwas  abgeänderten  Methode  Pellets  vor.  Man  versetzt  100  ccm 
der  10-  bis  15-proz.  Lösung  mit  etwas  Essigsäure  und  einigen  cg 
Natriumbikarbonat,  titriert  mit  Jodlösung  (1  ccm  =  0,01  g  Jod)  unter 
Anwendung  von  Stärkelösung  als  Indikator  und  betrachtet  (da  127  g 
Jod  126  g  Na,  SO3  entsprechen)  die  Menge  verbrauchten  Jodes  als  gleich 
jener  der  Sulfite;  zur  Eontrolle  stellt  man  einen  Parallel  versuch  mit 
einer  bestimmt  sulfitfreien  Substanz  an. 

I.  Bestimmung  des  Gehaltes  an  Krystallen. 

Hiefür  sind  die  unter  IV.  I.  (S.  452)  beschriebenen  Methoden  an- 
wendbar; die  Gleichmäfiigkeit,  bezw.  Verschiedenheit  der  Korngrößen 
läßt  sich  mittels  Normalsiebsätzen  zahlenmäßig  feststellen. 

K.  Berechnung  des  Rendements. 

Unter  „Rendement^  oder  Raffinationswert  versteht  man  eine  Zahl, 
die  angeben  soll,  welche  Menge  an  krystallisierter  weißer  Ware  durch 
Raffination  eines  Rohzuckers  zu  gewinnen  oder  „auszubringen"  sei.  Wenn- 
gleich es  feststeht,  daß  die  Ermittelung  des  sogen.  Rendements  sowohl 
in  wissenschaftlicher  wie  in  praktischer  Hinsicht  keinerlei  Wert  besitzt, 
so  hat  der  Handel  dennoch  das  sogen.  „Aschenrendement"  allgemein 
angenommen  und  beibehalten.  Man  berechnet  dieses  Rendement,  indem 
man  von  der  Polarisation  den  fünffachen  Aschengehalt  abzieht  und  da- 
bei von  der  Annahme  ausgeht,  daß  allein  der  Aschengehalt  melassen- 
bildend wirke,  daß  je  1  Tl.  Asche  5  Tl.  Zucker  am  Krystallisieren 
bindere,  und  daß  die  physikalischen  Eigenschaften  des  Rohzuckers,  sowie 
die  Art  des  Raffinationsprozesses  keinen  Einfluß  auf  die  Ausbringbarkeit 
hätten.  Alle  diese  Voraussetzungen  sind  allgemein  als  unrichtig  an- 
erkannt, und  der  Handel  behält  das  Aschenrendement  nur  deshalb  bei. 


>)  Chem.-Ztg.  1887,  Repert.  S.  204. 
»)  Ö8terr.-Üng.  Zach.  1901,  S.  866. 


458  Zackerfabrikation. 

weil  Zucker  und  Asche  rasch  und  ohne  allzugroBe  Differenzen  bestimmt 
werden  können. 

Ein  etwa  vorhandener  Invertzuckergehalt  kommt  jedoch  bei  der 
Kendementsberechnung  ebenfalls  in  Betracht;  die  Faktoren,  mit  denen  er 
multipliziert  und  Tom  Aschenrendement  abgezogen  werden  soll,  stehen 
jedoch  nicht  allerorten  gleichmäßig  fest  und  sind  überhaupt  ebenfalls 
rein  willkürlich. 

Das  sogen,  ^neue  Rendement^,  dessen  Berechnung  erfolgte,  indem 
man  vom  Polarisationsbetrage  das  Produkt  (Gesamtnichtzucker  X  2,25)  in 
Abzug  brachte,  hat  sich  im  Handel  nicht  behaupten  können. 

Tl.  Heiasse,  Ablftnfe« 

A.  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes. 

Die  genaue  Ermittelung  des  spezifischen  Gewichtes  geschieht  mit 
Hilfe  des  Pyknometers.  Vor  dem  Einfüllen  in  dieses  ist  es  jedoch 
erforderlich,  die  mechanischen  Verunreinigungen  aller  Art  aus  der  Masse 
zu  entfernen  imd  sie  durch  Erwärmen  luftfrei  und  genügend  leichtflüssig 
zu  machen.  Man  bedient  sich  zu  diesem  Zwecke  eines  durch  einen 
Glasstab  yerschlossenen  Trichters,  den  man  mit  Melasse  beschickt  und 
in  ein  geeignetes,  mit  siedendem  Wasser  gefülltes  Gefäß  (Wasserbad) 
einhängt;  nach  einiger  Zeit  wird  die  Melasse  dünnflüssiger,  und  die  ein- 
geschlossenen Luftblasen  steigen  an  die  Oberfläche  empor,  wo  sie  mit 
dem  größten  Teil  der  Verunreinigungen  einen  zähen,  dichten  Schaum 
bilden,  während  Sandteilchen  u.  dergl.  sich  auf  dem  Boden  absetzen. 
Nach  längstens  30  Minuten  hebt  man  den  Trichter  yon  dem  Wasserbade 
ab  und  läßt,  nach  Entfernung  des  zuerst  auslaufenden  Anteiles,  die  Melasse 
in  dünnem  Strahle  in  das  vorher  stark  erwärmte  Pyknometer  fließen. 
Um  dem  Ubelstande  der  Wasser verdimstimg  bei  lang  andauerndem 
Erwärmen  stark  lufthaltiger  Melassen  zu  begegnen,  wird  ein  verschließ- 
barer kupferner  Melasseentlufter  mit  Doppelwandimg  und  Abflußhahn 
empfohlen^),  der  sich  gut  bewährt  hat. 

Bei  Anwendung  eines  50  ccm-Eölbchens  als  Pyknometer  erfolgt  die 
Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes  nach  der  bereits  auf  S.  450  be- 
schriebenen Methode  von  Sidersky.  Für  den  vorliegenden  besonderen 
Zweck  hat  Boot^)  eine  Modifikation  vorgeschlagen:  Man  füllt  hierbei 
das  50  ccm-Eölbchen  nach  dem  Erkalten  nicht  mit  Wasser,  sondern  mit 
einer  Lösung  von  kohlensaurem  Kalium  von  35,45  Proz.  =  1,400  spez. 
Gewicht  auf  imd  wägt.   Das  gefundene  Nettogewicht,  mit  2  multipliziert, 


')  Korrespondenzblatt  1893,  No.  9. 
»)  Vereinszsch.  1897,  S.  455. 


Spezifisches  Gewicht  der  Melasse. 


459 


Fig.  80. 


ergibt  unmittelbar  das  spezifische  Gewicht  der  Melasse,  und  zwar 
desto  genauer,  je  weniger  es  Yom  annähernden  Durchschnittswert  1,400 
abweicht. 

Resultate  von  fast  wissenschaftlicher  Genauigkeit  liefert  die  Me- 
thode von  Genieser*).  Sie  vermeidet  das  vorherige  Entlüften  der 
Melasse  und  die  Ungenauigkeit  des  Abmessens,  indem  die  mäßig  an- 
gewärmte und  mittels  Durchseihens  durch  ein  Drahnetz  von  XJnreinig- 
keiten  befreite  Melasse  im  Eölbchen  selbst  entlüftet,  und  die  Menge 
des  über  die  Melasse  geschichteten  Wassers  nicht  durch  Messen, 
sondern  durch  Wägen  ermittelt  wird.  Bas  bei  der  Entlüftung  ent- 
weichende Wasser  kann  hierbei  offenbar  keinen  Fehler  verursachen, 
da  das  Kölbchen  schliefilich  wieder  mit  Wasser  gefüllt,  und  die  Ge- 
wichtszunahme gegenüber  der  ursprünglichen,  nicht  erhitzten  Melasse 
bestimmt  wird. 

Baumann^)  empfiehlt  das  Verfahren  von  Genies  er  unter  An- 
wendung eines  von  ihm  angegebenen  Pyknometers  (Fig.  80)^).  Dieses 
ist  ein  zylindrisches  Kölbchen  von  ca.  30  ccm  Inhalt,  verschlossen  mittels 
eines  durchbohrten  Glasstopfens,  der  oben  zu  einer 
etwa  2  cm  langen  Kapillarröhre  verjüngt  ist.  Auf 
letztere  ist  eine  kleine  Glaskappe  aufgeschliffen,  um 
den  Inhalt  des  Pyknometers  zu  ermitteln,  füllt  man 
es  nach  Abnahme  des  Stopfens  mit  Wasser  von  20**  C. 
und  setzt  dann  den  Stopfen  ein,  wobei  das  über- 
schüssige Wasser  herausgedrängt,  und  die  Kapillare 
mit  Wasser  gefüllt  wird;  eine  auf  dem  Röhrchen  be- 
findliche kleine  Wasserkuppe  wischt  man  glatt  ab, 
setzt  die  Glaskappe  auf,  trocknet  ab  imd  wägt.  Nun 
füllt  man  das  trockene  Gläschen  zu  7^  ^^^  Vs  ^^^ 
Melasse  (ohne  sie  vorher  entlüftet  zu  haben),  ermittelt 
das  Gewicht  und  stellt  dann  das  Kölbchen  in  ein 
siedendes  Wasserbad,  um  die  Luftblasen  zu  ver- 
treiben. Die  Melasse  im  Kochsalzbade  bis  zum 
völligen  Sieden  zu  erhitzen,  wie  Genieser  rät,  ist  wegen  der  Möglich- 
keit eintretender  Zersetzungen  nicht  zu  empfehlen.  Sobald  der  Sirup 
frei  von  Luftblasen  ist  imd  nur  auf  der  Oberfläche  feinen  Schaum  zeigt, 
kühlt  man  auf  Normaltemperatur  ab,  füllt  mit  Wasser  von  20®  nach, 
verschließt  das  Pyknometer,  wie  oben  angegeben,  wägt  und  berechnet 
aus  dem  Ergebnisse  das  Volumen  der  Melasse. 

0  Deatsche  Zackerindustrie  1890,  S.  168. 
*)  Korrespondenzblatt  1891,  No.  1. 

')  Die  Pyknometer  können  durch  das  Vereinslaboratorium  in  Berlin  be- 
zogen werden. 


460  Zackerfabrikation. 

Die  dem  gefundenen  spezifischen  Gewichte  entsprechenden  Grade 
Brix  oder  Baume  werden  aus  Tabelle  Y  entnommen;  da  der  Nichtzucker 
der  Melasse  die  Befunde  in  hohem  Grade  beeinflußt,  so  ist  die  Benutzung 
dieser  für  reine  Zuckerlösungen  ermittelten  Tabelle  freilich  eine  will- 
kürliche und  rein  konventionelle. 

Die  weniger  genaue  ^jYerdünnungsmethode'^,  wie  sie  in  den  Aus- 
führungsbestimmungen zum  Zuckersteuergesetze  (Anlage  A.  2  a)  Torge- 
schrieben  und  für  einige  Zwecke  auch  ausreichend  ist,  wurde  bereits  auf 
S.  451  beschrieben. 

B.   Bestimmung  des  Zuckergehaltes. 

a)  Zur  direkten  Polarisation  wägt  man  das  halbe  Normal- 
gewicht (13  g)  in  der  tarierten  Neusilber  schale  ab,  verrührt  in  dieser 
mit  warmem  Wasser  und  spült  in  den  100  ccm-Eolben.  Zur  Klärung 
sind  ca.  10  ccm  Bleiessig  erforderlich.  Nach  dem  Auffüllen  zur  Marke 
wird  gut  durchgeschüttelt,  völlig  klar  filtriert  und  polarisiert.  Das  Er- 
gebnis ist  mit  2  zu  multiplizieren. 

b)  Die  Ermittelung  des  wahren  Rohrzuckerhaltes  neben  Invert- 
zucker und  Raffinose  erfolgt  genau  in  der  unter  III.  B.  S.  442  ff.  be- 
schriebenen Weise  nach  der  optischen  Inversionsmethode.  Die  für  die 
Berechnung  erforderlichen  Formeln  sind  in  Tabelle  IX  enthalten. 

Enthalten  Melassen  (und  ähnliche  Substanzen)  grofie  Mengen  ge- 
wisser Salze,  namentlich  auch  organischer,  so  kann  es  vorkommen,  daß 
die  vollständige  Inversion  gemäß  der  üblichen  Vorschrift  binnen  fünf 
Minuten  nicht  gelingt;  in  solchen  Fällen  erhöht  man  nach  Hinze  ^)  die 
Menge  der  Salzsäure  auf  6  ccm  und  steigert  nach  KoydP)  die  Tem- 
peratur auf  75 — 80*^. 

Melassen  (imd  ähnliche  Substanzen),  die  einen  hohen  Gehalt  an 
Raffinose  besitzen,  wie  er  z.  B.  den  Produkten  der  Melassenentzuckerung 
eigen  ist,  können  in  der  Regel  ohne  Entfärbung  mittels  gereinigter 
Knochenkohle  oder  Blutkohle  nicht  untersucht  werden.  Diese  Zusätze 
bedingen  jedoch,  nach  den  Untersuchungen  von  Reinhardt^)  und 
Wiske*),  infolge  gewisser  Absorptionserscheinungen*)  oft  beträchtliche 
Differenzen,  die  einer  Korrektur  bedürfen:  die  Fehler  werden  erfahrungs- 
gemäß in  einer  für  praktische  Zwecke  genügenden  Weise  ausgeglichen, 
wenn   man,    etwa  von  3  Proz.  Raffinosegehalt  an  und  unabhängig  vom 


^)  Deatschd  Zuckerindastrie  1900,  S.  1830. 

')  Österr.-Üng.  Zsch.  1900,  S.  403. 

')  Vereinzsch.  1902,  S.  114. 

*)  VereiDSzsch.  1902,  S.  945. 

^)  Lippmann,  Chemie  der  ZuckerarteD  1904,  S.  1660. 


Untersachung  der  Melasse.  461 

Zuckergehalte  der  Lösung,  von  der  nach  der  Inversion  gefundenen  Links- 
drehung für  jedes  Prozent  RafGuiose  0,1  Proz.  absetzt.  Angenommen 
ist  hierbei,  daß  auf  die  das  halbe  Normalgewicht  enthaltende  Lösimg 
3  g  reinster  Kohle  5  Minuten  lang  zur  Einwirkung  gelangten. 

Betreffs  der  Anwendung  basischen  Bleinitrates  als  Elärmittel  siehe 
unten  bei  „Osmosewasser". 

C.  Bestimmung  des  Wasser-  bezw.  NichtZuckergehaltes. 

Die  „wirkliche"  Trockensubstanz  wird  mit  2  g  Melasse  nach  den 
Angaben  auf  S.  399  bestinmit.  Die  Differenz  zwischen  Trockensubstanz 
und  Zucker  ergibt  die  Menge  des  Gesamtnichtzuckers.  Über  die  Be- 
rechnung des  „wirklichen"  und  des  „scheinbaren"  Reinheitsquotienten 
vergl.  II.  C.  S.  433. 

Nach  den  „Ausführungsbestimmungen"  zum  deutschen  Zuckersteuer- 
gesetze gilt  für  steueramtliche  Zwecke  als  Quotient  der  weniger  als 
2  Proz.  Invertzucker  enthaltenden  Zuckerabläufe  diejenige  Zahl, 
die  sich  aus  der  Polarisation  und  dem  nach  der  Yerdünnungsmethode 
(S.  451)  ermittelten  spez.  Gewichte,  bezw.  den  entsprechenden  Graden 
Brix,  berechnet.  Enthält  der  Ablauf  2  Proz.  oder  mehr  Invert- 
zucker, so  sind  die  Grade  Brix  aus  dem  vermittelst  des  Pyknometers 
festgestellten  spez.  Gewichte  des  unverdünnten  Ablaufes  zu  berechnen, 
während  als  Zuckergehalt  der  durch  die  gewichtsanalytische  Inversions- 
methode festgestellte  Gesamtzucker  (Tab.  lY)  in  Berechnung  gezogen 
wird.  Bei  den  raffinosehaltigen  Abläufen  schließlich  ist  die  optische 
Inversionsmethode  unter  Benutzung  der  Raffinoseformel  für  die  Berech- 
nung vorgeschrieben. 

D.  Bestimmung  des  Aschengehaltes. 

Im  allgemeinen  wird  die  Aschenbestimmung  mit  2  g  Substanz  nach 
der  rasch  auszuführenden  Sulfatmethode  (S.  435)  vorgenommen,  wobei  es 
sich  in  manchen  Fällen  empfiehlt,  nach  Zusatz  der  Schwefelsäure  erst 
25 — 30  Minuten  bei  100 — 130®  vorzutrocknen,  bevor  man  die  Temperatur 
weiter  steigert.  Zur  Erzielung  genauer  Resultate  ist  die  allerdings  zeit- 
raubende Karbonatmethode  mit  ca.  10  g  Substanz  vorzuziehen. 

Wird  die  Bestimmung  einzelner  oder  aller  einzelnen  Bestandteile 
der  Asche  verlangt,  so  sind  die  bekannten  analytischen  Trennimgs- 
methoden  anzuwenden. 

E.   Bestimmung  des  Invertzuckers. 

Hierfür  gelten  die  unter  I.  C.  S.  400  ff.  vorgeschriebenen  Methoden, 
wobei  speziell  auf  die  Anwendung  von  5  g  Melasse  (vergl.  S.  405)  und 
Benutzung  der  Baumannschen  Tabelle  (II)  hingewiesen  sei. 


462  Zackerfabrikation. 

F.  Bestimmung  der  Raffinose. 

Sie  erfolgt  nach  III.  F.  (S.  447);  betreffs  der  Entförbung  siehe 
unter  B. 

G.   Bestimmung  der  Farbe. 

Hierüber  vergl.  IL  G.  (S.  438). 

H.  Bestimmung  der  Alkalität. 

Strohmer^)  empfiehlt  hierfür  folgende  Methode:  Es  werden  15 
bis  20  g  Substanz  zu  125  ccm  gelöst  und  von  der  Lösung,  je  nach  der 
Farbe,  25 — 50  ccm  mittels  eines  schmalen  Meßzylinders  (mit  eingeriebenem 
Glasstöpsel)  abgemessen.  Zu  dieser  Lösung,  die  im  Meßzylinder  ver- 
bleibt, gibt  man  1  —  2  ccm  Lackmus tinktur  und  1  —  2  ccm  Äther  (zur 
Beseitigung  der  sich  beim  Durchmischen  bildenden  Schaumblasen).  Hält 
man  den  verschlossenen  Zylinder  in  wagerechter  Lage,  imd  zwar  ober- 
halb eines  Blattes  weißen  Papieres  und  bringt  man  die  Flüssigkeit  in 
eine  wiegende  Bewegung,  so  sieht  man,  daß  die  Lösung  bei  alkalischen 
Sirupen  blau  oder  blaugrün,  bei  dunklen  und  karamelisierten  Melassen 
graugrün  erscheint.  Die  Titration  geschieht  mittels  Yio  (bei  dunklen 
Lösungen  Y5  oder  Y,)  Normalsäure.  Der  Farbenübergang  ist  ein  ganz 
deutlicher. 

TU.  Produkte  der  Terarbeitmii:  Ton  Heiasse. 

Mit  Ausnahme  des  Osmoseverfahrens  beruhen  alle  Methoden  der 
Melassenentzuckerung  auf  der  Fällung  des  Zuckers  in  Gestalt  von  Ver- 
bindungen mit  Metalloxyden.  Neben  den  ^ai^erfahren  wird,  und 
zwar  in  bei  weitem  größter  Ausdehnung,  das  ^S^ronManverfahren  be- 
trieben, während  die  in  neuerer  Zeit  vorgeschlagenen  Baryt-  und  .Bfei- 
verfahren  bisher  nur  vereinzelt  Eingang  in  die  Technik  gefunden  haben. 

A.  Kalksaccharat  nnd  dessen  AbfaUlauge. 

1.  Kalksaccharat. 

Das  bei  den  Entzuckerungsmethoden  der  Melasse  mittels  Kalk 
erhaltene  Rohprodukt  nennt  man  Melassenkalk,  die  gereinigten  Produkte 
heißen  Kalksaccharat  und  Zuckerkalk,  bezw.  Zuckerkalkmilch.  Die  Unter- 
suchungsmethoden sind  für  alle  diese  Produkte  die  nämlichen. 

a)  BegUmmung  des  spezifischen  OeuHchtes»  Diese  kann  natür- 
lich nur  für  die   Zuckerkalkmilch  in  Frage  kommen  und  zwar  bedient 


^)  Jahr-  and  Adressenbuch  der  Zackerfabriken  Österreich-Unganis  1904/19059 
Seite  78. 


Untersuchoog  des  Kalksaccharats.  463 

man  sich  der  pyknometrischen  Methode  unter  Anwendung  eines  50  com- 
Eölbchens. 

b)  Bestimmung  des  ZuckergehaUes.  Man  wägt  das  halbe  Nor- 
malgewicht des  Saccharates  bezw.  das  ganze  Normalgewicht  der  Zucker- 
kalkmilch in  der  Tarierschale  ab,  spült  mit  Wasser  in  einen  100  ccm- 
Kolben  und  fügt  einige  Tropfen  Phenolphtaleinlösung  hinzu,  wodurch 
der  Eolbeninhalt  rot  gefärbt  wird.  Hierauf  gibt  man  zur  Zersetzung 
des  Saccharates  allmählich  (am  besten  tropfenweise)  unter  stetem  Um- 
schwenken des  £olbens  konzentrierte  Essigsäure  zu,  bis  die  Rotfärbung 
verschwunden  ist.  Ein  geringer  Überschuß  an  Essigsäure  wird  durch 
etwas  Sodalösung  abgestumpft,  sodann  wird  zwecks  Klärung  etwas  Blei- 
essig hinzugefügt,  zur  Marke  aufgefüllt,  filtriert  und  polarisiert. 

c)  BesUm,mung  des  KalkgehaUes*  5  g  des  Saccharates  oder 
10  g  der  Zuckerkalkmilch  werden  in  einer  geräumigen  Porzellanschale 
mit  etwa  150  ccm  Wasser  verrührt  und  nach  Zusatz  einiger  Tropfen 
Lackmus-  oder  Phenolphtaleinlösung  mit  Normalsalzsäure  oder  Normal- 
salpetersäure (nicht  Normalschwefelsäure,  die  Gips  ausscheiden  würde!) 
bis  zum  Farbenumschlag  titriert.  1  ccm  der  Normalsäure  entspricht 
0,028  g  Kalk  (Ca  0). 

d)  BesUm^mung  der  BMnheU.  Unter  Reinheit  des  Saccharates 
versteht  man  den  Zuckergehalt  auf  100  Teile  der  nach  Abscheidung  des 
Kalkes  verbleibenden  Trockensubstanz.  Zu  ihrer  Ermittelung  zerlegt 
man  eine  größere  Menge  des  Saccharates  (200 — 300  g)  nach  Anrühren 
mit  Yj  Liter  Wasser  durch  Kohlensäure,  erhitzt  auf  dem  Wasserbade  bis 
zur  Zersetzung  des  gebildeten  doppeltkohlensauren  Calciums,  filtriert 
und  dampft  das  Filtrat  —  den  saturierten  Saft  —  zu  einem  dünnen 
Sirup  ein,  den  man  auf  Zucker-,  Wasser-  und  Aschengehalt  nach  den 
unter  IL  (S.  413  ff.)  gegebenen  Vorschriften  untersucht.  Da  die  in  derlei 
Säften  vorhandenen  Nichtzuckerstoffe  die  Angaben  der  Brixspindeln 
erheblich  beeinflussen,  weichen  hier  die  scheinbaren  Reinheiten  meist 
erheblich  von  den  wahren  ab  und  werden  gewöhnlich  desto  höher  be- 
fanden, in  je  größeren  Verdünnungen  man  arbeitet;  Vergleichswerte 
sind  daher  nur  zu  erzielen,  wenn  man  mindestens  stets  die  nämliche 
Konzentration  einhält. 

Bezüglich  der  Aschenbestinmiung  ist  zu  bemerken,  daß  diese  hier 
nach  der  Karbonatmethode  auszuführen  ist,  und  zwar  ermittelt  man 
den  in  Wasser  löslichen  Anteil,  die  Alkaliasche  (Karbonate,  Chloride 
und  Sulfate  der  Alkalien)  und  den  in  Wasser  unlöslichen  Anteil,  die 
Kalkasche  (hauptsächlich  kohlensauren  Kalk,  der  durch  Zersetzung  lös- 
licher organischsaurer  Kalksalze  entstand) :  20  g  des  Sirups  werden  in 
einer  gewogenen  PlatLnschale  eingetrocknet  und  bei  dunkler  Rotglut  ver- 
kohlt; die  Kohle  wird  mit  heißem  Wasser  extrahiert  und  vollständig  ver- 


464 


Zackerfabrikation. 


brannt  (Kalkascbe),  während  man  das  farblose  Filtrat  auf  dem  Wasserbade 

zur  Trockne  yerdampft  und  den  Rückstand  schwach  glüht  (Alkaliasche). 

Für  die  Berechnung  der  Resultate  diene  folgendes  Beispiel: 


In  100  Teilen  Saft 

In  100  Teilen 
Trockensubstanz 

Auf  100  Teile 
Zucker  kommen 

Prozent 

Prozent 

Prozent 

Wasser 

73-20 

Zucker     ...         ... 

22-80 

8510 

— 

Alkaliasche 

Ml 

(Reinheits- 
Quotient) 

414 

4-87 

Kalkasche 

0-52 

1*94 

2-28 

Organ.  Nichtzucker    .     .     . 

2-37 

8-82 

10-89 

10000 

10000 

Zwecks  Umrechnung  auf  die  Zusammensetzung  des  ursprünglichen 
Saccharates  macht  man  die  keineswegs  willkürfreie  Annahme,  daß  das 
Mengenverhältnis  des  Zuckers  zum  ätzkalkfreien  Nichtzucker  im  Zucker- 
kalke das  nämliche  sei  wie  im  saturierten  Safte. 


2.  Abfialllausre. 

Die  Abfalllauge  enthält  neben  geringen  Mengen  Zucker  den  größten 
Teil  der  in  der  Melasse  yorhandenen  Salze  imd  organischen  Nichtzucker- 
stoffe und  findet  hauptsächlich  als  Düngemittel  Verwendung.  Für  die 
Betriebskontrolle  ist  das  spezifische  Gewicht  und  der  Zuckergehalt  zu 
ermitteln;  die  Untersuchung  auf  Düngewert  beschränkt  sich  meistens 
auf  die  Bestinmiung  des  Ksli-  und  des  Stick stoffgehaltes. 

a)  BesHmtnung  des  speadftachen  €kewicMe$.  Diese  erfolgt  durch 
Spindelung  nach  II.  A.  (S.  463),  wobei  man  jedoch,  des  Einflusses  der 
angehäuften  Nichtzuckerstoffe  wegen,  nur  Vergleichs  werte  erhält. 

b)  BeMfntnung  des  ZuckergehaUea»  Das  Normalgewicht  (26  g) 
der  Lauge  wird  mit  Wasser  in  ein  100  ccm-Kölbchen  gespült  und  nach 
Zustaz  einiger  Tropfen  Phenolphtaleinlösung  gemäß  der  unter  VII.  A.  b. 
(S.  463)  gegebenen  Vorschrift  behandelt. 

c)  Be&Ufnmunff  des  KiUigehaUes»  50  ccm  Lauge  werden  in  einer 
Platinschale  zur  Trockne  yerdampft  und  yerascht  (s.  S.  463);  die  Asche 
wird  mit  salzsäurehaltigem  Wasser  aufgenommen  und  in  einen  250  ccm- 
Kolben  filtriert,  worauf  man  in  50  ccm  des  bis  zur  Marke  aufgefüllten 
und  durchgemischten  Filtrates  nach  Ausfällung  der  Schwefelsäure  das 
Kali  in  bekannter  Weise  bestimmt. 

d)  BeMnvmung  des  SHcketoffgehaUes.  Diese  erfolgt  in  25  ccm 
der  Lauge  nach  der  Methode  yon  Kjeldahl. 


ÜDtersachang  des  Strontianits.  465 

B.   Strontianit  und  Produkte  des  StrontianTerfahrens. 

1«  Strontianit  (Stückerz  und  Wascherz). 

Dieses  Mineral  bildet  ein  wichtiges  Ausgangsmaterial  für  die  Her- 
stellang  der  zur  Entzuckerung  erforderlichen  Strontianprodukte  und  ent- 
hält als  Hauptbestandteil  kohlensaures  Strontium  (80 — 90Proz.)  neben 
kohlensaurem  Calcium,  Eisenoxyd,  Tonerde  und  in  Säure  unlöslichen 
Bestandteilen.    Die  quantitative  Untersuchung  wird,  wie  folgt,  ausgeführt. 

a)  Bestimmung  der  FeucMigkeitm  10  g  der  fein  gepulverten 
Durchschnittsprobe,  die  mit  besonderer  Sorgfalt  zu  entnehmen  und  zu 
bereiten  ist,  werden  bei  110^  C.  bis  zur  Gewichtskonstanz  getrocknet. 

b)  BeMmmung  des  in  Süure  UnlöMchen»  10  g  Substanz  werden 
in  einem  Erlenmeyerschen  Kolben  mit  Wasser  übergössen  und  allmählich 
mit  konzentrierter  Salzsäure  oder  Salpetersäure  zersetzt.  Nach  Beendigung 
der  Kohlensäureentwicklung  erhitzt  man  zum  Sieden  und  filtriert  über  ein 
Filter  von  bekanntem  Aschengehalte  in  einen  500  ccm-Kolben.  Das  mit 
heißem  Wasser  ausgewaschene  Filter  wird  im  Platintiegel  verascht. 

e)  BeMmmung  von  Eiaenoicyd  und  Tonerde»  Das  Filtrat 
von  b)  wird  nach  dem  Erkalten  bis  zur  Marke  aufgefüllt  und  durch- 
gemischt. Aus  100  ccm  (=  2  g  Substanz)  werden,  eventl.  nach  voran- 
gegangener Oxydation  durch  Salpetersäure  (um  sicher  zu  sein,  daß  alles 
Eisen  in  der  Form  von  Oxyd  vorliegt),  Eisenoxyd  und  Tonerde  mittels 
Ammoniak  abgeschieden  und  gemeinsam  bestimmt,  wobei  es  sich  sehr 
empfiehlt,  den  Niederschlag  auf  dem  Filter  in  verdünnter  Salzsäure  zu 
lösen,  und  aus  der  (nunmehr  nur  wenig  Calcium  und  Strontium  ent- 
haltenden) Lösung  Eisen  und  Tonerde  von  neuem  zu  fällen.  Das  Filtrat 
hiervon  samt  dem  Waschwasser  dient  zur 

d)  Trennung  und  BesHm/m^ung  von  kohlensawrem  StrotiMtM/m 
und  kohlensaurem,  Calcium^  Man  versetzt  in  der  Siedehitze  mit 
einer  Lösung  von  kohlensaurem  Ammonium,  löst  die  mit  siedendem 
Wasser  gewaschenen  Karbonate  auf  dem  Filter  in  konzentrierter  Salpeter- 
säure und  fängt  das  Filtrat  in  einer  Porzellanschale  auf.  Nach  dem 
Eintrocknen  und  einstündigen  Erhitzen  Äuf  110®  C.  werden  die  Nitrate 
mit  einem  Gemenge  von  gleichen  Teilen  wasserfreien  Alkohols  und  Äthers 
Übergossen,  mittels  eines  Glaspistills  fein  zerrieben  und  ca.  12  Stunden 
unter  Vermeidung  von  Wasseranziehung  stehen  gelassen.  Hierauf  filtriert 
man  das  ungelöst  gebliebene  Strontiumnitrat  auf  ein  gewogenes  Filter, 
wäscht  mit  Ätheralkohol  aus,  wägt  und  rechnet  das  Nitrat  auf  Karbonat 
um  (Faktor  0,6973).  Zum  Filtrate  setzt  man  20  ccm  heißes  Wasser,  erhitzt 
einige  Zeit  auf  dem  kochenden  Wasserbade,  fällt  das  Calcium  mit  oxal- 
saurem  Ammonium  als  Oxalat  oder  mit  verdünnter  Schwefelsäure  und 
Alkohol  als  Sulfat  und  verfahrt  in  bekannter  Weise  weiter. 

Untersuchungen.   5.  Aufl.   III.  30 


466  ZackerfabrikatioD. 

Ist  lediglich  die  Bestimmung  des  kohlensauren  Strontiums  (und 
Calciums)  erforderlich,  so  läßt  sich  der  Gang  der  Untersuchung,  wie  folgt, 
vereinfachen:  10  g  der  Substanz  werden  mit  Wasser  in  einen  500  ccm- 
Kolben  gespült  und  mit  konzentrierter  Salpetersäure  zersetzt,  worauf  man 
zu  der  zum  Sieden  erhitzten  Flüssigkeit  Ammoniak  in  geringem  Überschüsse 
fügt  und  wie  imter  c)  verfährt.  Sodann  füllt  man  mit  Wasser  bis  fast  zur 
Marke  imd  kühlt  den  lose  verstopften  Kolben  ab;  nach  dem  Erkalten 
wird  aufgefüllt,  durchgemischt,  möglichst  schnell  durch  ein  Falt^ifLlter 
filtriert,  und  ein  Teil  des  Filtrates  (100  ccm)  zur  Untersuchung  verwendet. 

Die  jetzt  vielfach  in  der  Technik  gebrauchten,  aus  Cölestin  dar- 
gestellten Karbonate  und  Hydrate  werden  im  allgemeinen  nach  den  in 
diesem  Abschnitte  besprochenen  Methoden,  oder,  wenn  die  genaue  ße- 
Stimmung  des  als  Sulfid,  Sulfit  und  Hjposulfit  vorhandenen  Strontiums 
gewünscht  wird,  nach  dem  von  W.  Feld^)  angegebenen  Verfahren  unter- 
sucht. 

2.   Glühmasse  und  Rückstände. 

a)  Qlühnuxsse*  Mit  dem  Namen  „Glühmasse^  bezeichnet  man 
jenes  Produkt,  das  durch  Brennen  des  natürlichen  Strontianits  oder  des 
im  Betriebe  durch  Saturation  strontianhaltiger  Lösungen  entfallenden 
kohlensauren  Strontiums  („weiBer"  und  „brauner*'  Schlamm')  erhalten 
wird.  Die  Untersuchung  der  Glühmasse  beschränkt  sich  auf  die  Fest- 
stellung des  Gehaltes  an  Strontiumoxyd;  man  hat  sie,  wegen  der 
geringen  Löslichkeit  des  Strontiumhjdroxydes  in  kaltem  Wasser,  stets 
in  heißer  Lösung  und  möglichst  schnell  auszuführen:  10  g  der  gut 
gepulverten  Durchschnittsprobe  werden  in  einer  emaillierten  Eisenschale 
mit  500  ccm  heiBem  Wasser  übergössen.  Nach  Feststellung  des  Gresamt- 
gewichtes  erhält  man  einige  Minuten  unter  Umrühren  im  Sieden,  ersetzt 
dann  das  verdampfte  Wasser  durch  Hinzufügung  von  heiBem  Wasser, 
mischt,  filtriert  durch  ein  trockenes  Faltenfilter  in  ein  trockenes  GefaB 
und  titriert  50  ccm  des  heiBen  Filtrates  (=  1  g  Substanz)  unter  Zusatz 
einiger  Tropfen  Phenolphtalein  mit  %  N.-Salzsäure  oder  %  N.-Salpeter- 
säure.  Die  Anwendung  von  3/4  Normalsäure  bezweckt  lediglich  die 
Vereinfachung  der  Berechnung;  1  ccm  Normalsäure  entspricht  nämlich 
0,13265  g  krystallisierten  Strontiumhydroxydes  Sr(OH),  +  8H,0.  Aus 
dem  Ansätze 

1000 :  132,65  =  750 :  x 
ergibt  sich 

X  =  99,58, 

•)  Chem.  Ind.  Bd.  21,  372. 

')  Diese  Produkte  werden  feucht  mit  Sägemehl  gemischt,  zu  Ziegeln  ge- 
formt, getrocknet  and  gebrannt. 


Produkte  des  StrontianTerfahrens.  467 

80  daß  1  com  y^  Normalsäure  =  0,09958  g  Strontiumhydroxyd  ist,  wofür 
man,  ohne  einen  Fehler  zu  begehen,  0,1  einsetzen  darf.  Wendet  man 
also  10  g  der  zu  titrierenden  Substanz  an,  so  geben  die  verbrauchten  com 
^4  Normalsäure  direkt  Prozente  krystallisierten  Strontiumhydrozydes 
an.  Bei  der  Titration  der  Glühmasse  muß  man  natürlich  die  gefundenen 
Prozente  Strontiumhydroxyd  auf  Strontiumoxyd  umrechnen,  was  mit 
Hilfe  des  Faktors  0,3893  geschieht. 

b)  JRiiekstände.  Der  beim  „Löschen^  der  Glühmasse  verbleibende 
Rückstand,  „I.  Rückstand^,  wird  nochmals  zu  Ziegeln  geformt  imd  ge- 
brannt; beim  Löschen  hinterläßt  er  den  „II.  Rückstand^,  der  im  Betriebe 
meist  nicht  mehr  verwendet  wird.  Die  Untersuchung  dieses  Abfall- 
produktes (des  feuchten  Materiales  aus  dem  Betriebe)  auf  Strontian 
ist  für  die  Feststellung  des  Strontianverlustes  erforderlich;  jedoch  wird 
häufig  auch  die  Bestimmung  des  in  Säure  Unlöslichen,  des  Eisenoxydes 
und  der  Tonerde,  sowie  des  Salkgehaltes  verlangt.  Die  für  die  einzelnen 
Bestimmungen  nötigen  Mengen  sind  schnell  hintereinander  abzuwägen. 

d)  Bestimmung  des  Wassergehaltes.  Diese  erfolgt  nach  YII.  B. 
1.  a)  (S.  465). 

ß)  Bestimmung  des  in  Säure  Unlöslichen.  10  g  Substanz 
werden  mit  verdünnter  Säure  gekocht;  das  ungelöst  Bleibende  wird 
abfiltriert,  mit  heißem  Wasser  ausgewaschen  und  im  Platintiegel  verascht. 
Das  Filtrat  dient  zur 

y)  Bestimmung  von  Eisenoxyd  und  Tonerde  nach  VII. B. 
1.  c)  (S.  465). 

^)  Bestimmung  des  Strontiumhydroxydes.  20  g  der  Substanz 
werden  in  einem  500  ccm-Eolben  mehrere  Minuten  lang  mit  ca.  250  ccm 
Wasser  gekocht;  nach  dem  Erkalten  —  wegen  des  geringen  Gehaltes 
an  Strontiumhydroxyd  kann  diese  Untersuchung  in  kalter  Lösung  vor- 
genommen werden  —  füllt  man  zur  Marke  auf,  mischt  und  filtriert  durch 
ein  trockenes  Faltenfilter.  250  ccm  des  Filtrates  (=  10  g  Substanz) 
dienen  zur  Titration  mit  ^4  Normalsäure  (vergl.  S.  466). 

e)  Bestimmung  des  kohlensauren  Strontiums  und  des 
kohlensauren  Calciums.  20  g  Rückstand  werden  mit  etwas  Wasser 
in  einen  500  ccm-Kolben  gespült,  mit  25  ccm  Essigsäure  versetzt  und 
weiterhin  nach  S.  466  (vereinfachter  Untersuchungsgang)  behandelt. 

3.  Weißes  Salz,  braimes  Salz,  Scbleudersalz  und  Saccharat« 

Das  „weiße  Salz^  entsteht  durch  Löschen  der  Glühmasse  und  liefert 
durch  seine  Einwirkung  auf  Melasse  in  heißer  Lösung  das  unlösUche 
Strontiumbisaccharat,  sowie  eine  braungefarbte  Mutterlauge,  aus  der 
beim  Erkalten  das  „braune  Salz^  auskrystallisiert.     Das   durch  Decken 

80  • 


468  Zackerfabrikation. 

mit  10-proz.  reiner  Hydroxydlösung  gereinigte  Saccharat  zersetzt  sich 
in  der  Kälte  unter  Bildung  von  krystallisiertem,  gelblichbraun  gefärbtem 
Hydroxyd,  das  durch  Zentrifugieren  als  „ Schleudersalz "  von  der 
Strontiumhaitigen  Zuckerlösung  getrennt  wird. 

Zur  Bestimmung  des  Strontiumhydroxydes  in  den  drei 
Salzen  werden  10  g  in  einem  500  ccm-Kolben  in  siedendem  Wasser  ge- 
löst. Man  füllt  mit  heiBem  Wasser  bis  zur  Marke  auf,  mischt,  filtriert 
erforderlichen  Falles  und  titriert  50  ccm  des  heißen  Filtrates  (=  1  g 
Substanz)  mit  ^4  Normalsäure. 

Die  Bestimmung  des  Zuckergehaltes  im  Schleudersalze  (es 
enthält  meist  ca.  3 — 4  Proz.  Zucker)  wird  mit  dem  halben  Normalgewichte, 
13  g,  nach  VIT.  A.  b)  (S.  463)  ausgeführt. 

Das  Saccharat  wird  in  derselben  Weise  untersucht,  wie  es  beim 
Ealksaccharate  (S.  463)  angegeben  worden  ist,  nur  daß  man,  wie  schon 
erwähnt,  bei  der  Bestimmung  des  Stronti angehaltes  sich  dei'  ^4  Normal- 
säure bedient. 

4«   Schlempekohle« 

Die  braungefarbte  Mutterlauge  des  Strontiansaccharates  (s.  VII. 
B.  3.)  (S.  468)  liefert  nach  dem  freiwilligen  Auskrystallisieren  des  „braunen 
Salzes^  (s.  d.)  und  nach  der  Saturation  mit  Kohlensäure  („brauner 
Schlamm**;  vergl.  VII.  B.  2.  S.  466)  eine  fast  strontianfreie  Abfalllauge, 
die  sogen.  Schlempelauge,  die  nicht  selten  durch  Eindampfen  und  Ver- 
brennen auf  Schlempekohle  verarbeitet  wird.  Der  Handelswert  der 
letzteren  ist  durch  ihren  Gehalt  an  kohlensaurem  Kalium  bedingt. 
Außer  diesem  enthält  sie  hauptsächlich  noch  kohlensaures  Natrium, 
Chlorkalium,  schwefelsaures  Kalium,  phosphorsaures  Kalium  und  in 
Wasser  unlösliche  Verunreinigungen  (Kohle,  Sand  und  Ton). 

Die  vollständige  Untersuchung  solcher  Schlempekohlen  erfolgt  nach 
einer  bestimmten,  handelsüblich  gewordenen  Methode  von  Hey  er*),  deren 
Gang  nachstehend  angegeben  werden  soll.  Bei  der  Probenahme  und 
Aufbewahrung  ist  auf  die  stark  hygroskopischen  Eigenschaften  der 
Schlempekohle  Bücksicht  zu  nehmen. 

a)  BesHmmung  der  Feuchtigkeit*     10  g  werden  bei  110^  bis  zur 
Gewichtskonstanz  getrocknet. 

b)  Bestimmung  des  in  Wasser  TJnlöMchen.  20  g  werden  im 
Erlenmey ersehen  Kolben  mit  ca.  250  ccm  Wasser  15  Minuten  auf  sieden- 
dem Wasserbade  erhitzt;  die  Lösung  filtriert  man  heiß  durch  ein  ge- 
trocknetes und  gewogenes  Filter  in  einen  500  ccm-Kolben  und  wäscht 


')  Chem.-Ztg.  1891,  Bd.  15,  No.  82;  vergl.  auch  Lacombe,  Bull.  Ass.  Chim. 
Bd.  17,  S.  82. 


Schlempekoble  des  Strontianverfahrens.  469 

mit  heiBem  Wasser  yollständig  aus.  Das  Filter  wird  getrocknet  und 
gewogen  (Kohle,  Sand  und  Ton),  hierauf  verascht  (Sand  und  Ton). 
Das  erkaltete,  aufgefüllte,  gründlich  durchgemischte  Filtrat  dient  zu 
allen  ferneren  Bestimmungen. 

€)  Bestimmung  der  gesamten  AUuMUsalze^),  Je  25  ccm  der  oben 
bei  b)  erhaltenen  Lösung  (=  1  g  Substanz)  werden  in  vier  mit  kleinen 
Glasstäbchen  gewogenen  flachen  Porzeil anschälchen  zunächst  auf  dem 
Wasserbade  eingetrocknet,  worauf  man  den  Rückstand  auf  einer  erhitzten 
Asbestplatte  unter  beständigem  Umrühren  kalziniert  und  schliei^lich 
über  freier  Flamme  bis  zum  eben  beginnenden  Schmelzen  glüht.  Das 
mittlere  Gewicht  der  Glührückstände   ergibt  die  gesamten  Alkalisalze. 

d)  Beettmmung  des  CMarkaUums.  Der  Inhalt  des  ersten  Schäl- 
chens  wird  in  heißem  Wasser  gelöst  und  nach  Ansäuern  mit  Salpeter- 
säure durch  Silberlösung  gefallt  oder  mit  Y^q  N.-Silbemitratlösung  titriert 
(1  8cm  =  0,00746  g  KCl). 

e)  SesHmmung  des  schwefelsauren  KaUums*  Der  Inhalt  des 
zweiten  Schäl chens  wird,  eventl.  nach  Oxydation  niedrigerer  Schwefel- 
verbindungen mittels  Brom,  nach  Lösen  in  heißem  Wasser  imd  Zusatz 
von  Salzsäure,  mit  Chlorbaryumlösung  gefällt;  das  Gewicht  des  schwefel- 
sauren Baryums,  mit  0,7469  multipliziert,  ergibt  die  in  1  g  Schlempe- 
kohle vorhandene  Menge  schwefelsauren  Kaliums. 

f)  Bestimm,v/ng  des  phosphorsauren  Kaliums*  Der  Inhalt  des 
dritten  Schälchens  wird,  nach  Lösen  in  heißem  Wasser,  der  allgemein 
bekannten  Methode  folgend,  zunächst  mit  molybdänsaurem  Ammonium 
gefallt,  der  ausgewaschene  Niederschlag  aber  in  heißem  Ammoniakwasser 
gelöst,  und  die  Phosphorsäure  durch  Zusatz  von  Magnesiamixtur  in  Form 
phosphorsaurer  Ammoniakmagnesia  ausgeschieden,  die  man  in  pyro- 
phosphorsaures  Magnesium  überführt.  Das  Gewicht  des  letzteren,  mit 
1,9078  multipliziert,  ergibt  den  Gehalt  an  phosphorsaurem  Kalium  in 
1  g  Schlempekohle. 

g)  Bestimmung  des  kohlensauren  Kaliums,  Der  Inhalt  des 
vierten  Schälchens  wird  nach  Lösen  in  heißem  Wasser  in  ein  100  ccm- 
Kölbchen  gespült,  nach  Übersättigung  mit  Salzsäure  zum  Sieden  erhitzt 
und  mit  so  viel  einer  Chlorbaryumlösung  (in  100  ccm  1,047  g  krystallisiertes 
Chlorbaryum  [0,1  ccm  =  0,001  g  BaSOJ  enthaltend)  versetzt,  als  zur 
Ausfallung  der  nach  e)  bestimmten  Schwefelsäure  erforderlich  ist,  indem 
man  also  für  je  1  mg  des  gefundenen  schwefelsauren  Baryums  0,1  ccm 
der  Chlorbaryumlösung  hinzufügt.     Nach  dem  Erkalten   füllt  man  mit 


0  In  Schlempekohlen  aus  Kolonialmelassen  kann  nach  Pellet  zuweilen 
freies  Alkali  vorhanden  sein,  was  bei  der  Analyse  derartiger  Produkte  berück- 
sichtigt werden  sollte  (Bull.  Ass.  Chim.,  Bd.  17,  S.  86). 


470  Zackerfabrikation. 

destilliertem  Wasser  bis  zur  Marke  auf,  mischt,  filtriert  durch  ein 
trockenes  Filter  imd  bestimmt  in  20  ccm  des  Filtrates  (=  0,2  g  Schlempe* 
kohle)  das  Gesamtkali  als  Kaliumplatinchlorid.  Das  Gewicht  des  letzteren, 
mit  0,2847  multipliziert,  ergibt  den  Gesamtkaliumgehalt  yon  0,2  g 
Schlempekohle,  als  kohlensaures  Kalium  ausgedrückt.  Zur  Ermittelung 
des  wirklichen  Gehaltes  an  kohlensaurem  Kalium  werden  die  unter  d), 
e)  und  f)  gefundenen  Prozente  yon  Chlorkalium,  schwefelsaurem  Kalium 
und  phosphorsaurem  Kalium  durch  Multiplikation  mit  0,9269,  bezw. 
0,7932,  bezw.  0,9765  auf  kohlensaures  Kalium  umgerechnet  und  von 
den  unter  g)  gefundenen  Prozenten  abgezogen. 

h)  BeMm/mung  des  kohlensauren  Natriume.  Den  Gehalt  an 
kohlensaurem  Natrium  erhält  man  durch  Subtraktion  der  Summe  der 
Kaliumsalze  vom  Betrage  der  imter  c)  ermittelten  Gesamtalkalisalze. 

Die  Berechnung  des  Wertes  der  Schlempekohle  auf  Grund  der, 
wie  angegeben,  ermittelten  analytischen  Daten  erfolgt  nach  gewissen, 
im  Handel  üblichen,  übrigens  nicht  allerorten  übereinstimmenden  Methoden, 
die  jedoch  keinerlei  wissenschaftliche  Grundlagen  besitzen,  sondern  mehr 
oder  weniger  willkürlich  sind;  es  wird  deshalb  an  dieser  Stelle  nicht 
auf  sie  eingegangen. 

C.  Osmosewässer. 

Die  Untersuchung  der  Osmosewässer  umfaßt  die  Feststellung  der 
Brix-  oder  Baumegrade,  des  Zuckergehaltes  und  der  Reinheit.  Die 
ersteren  werden  am  besten  aus  dem  spezifischen  Gewichte  berechnet, 
das  pyknometrisch  nach  der  für  Melasse  angegebenen  Methode  bestimmt 
wird;  die  Fehler  infolge  Benutzung  der  für  reine  Zuckerlösungen  gültigen 
Tabellen  machen  sich  hier  natürlich  in  noch  erhöhtem  Grade  geltend. 

Bei  der  Ermittelung  der  direkten  Polarisation  ist  es  vorteilhaft, 
die  Verdünnung  so  zu  wählen,  daB  100  ccm  der  geklärten  Lösung  dem 
halben  Normal  gewichte  entsprechen;  als  Klärmittel  ist  hier  das  basische 
Bleinitrat*)  ganz  besonders  zu  empfehlen,  da  es  in  fast  allen  Fällen 
sofort  klare  und  stark  entfärbte  Lösungen  ergibt.  Die  Untersuchung 
nach  der  Inversionsmethode  geschieht  gemäß  den  a.  a.  0.  gegebenen 
Methoden,  jedoch  ist  bei  der  Anwendung  von  Bleinitrat  als  Klärmittel 
an  Stelle  der  Konstante  132,66  die  Herlessche  Konstante  133,5  in  die 
Formel  einzusetzen,  so  daß  letztere  folgendennaßen  lautet: 

2  ^    lOOS 
133,5  ' 


')  Siehe  Lippmann,  Chemie  der  Zuckerarten  1904,  S.  1391.  Die  Her- 
stelluDg  der  Herlesschen  KlärlösuDg  geschieht  nach  folgender  Vorschrift:  Blei- 
nitratlösung: 1  kg  Bleinitrat  in  2  1  Wasser  gelöst.  Lauge:  100  g  festes  Ätznatron 
in  2  1  Wasser  gelöst. 


Osmosewässer.    Melassenfatter.  471 

Die  Kaffinoseformel  Z  =  — ^ ^   ändert    sich   bei  Klärung 

0,839  ^ 

mittels  Bleinitrat,  wie  folgt: 

2  ^  (0,4724  +  0,002  t)F  —  l^  Q 
0,9074  —  0,003  t 

Die  Bestimmung    des  Invertzuckers    und    der  Alkalität    geschieht 
nach  den  a.  a.  O.  gegebenen  Vorschriften. 


D.  Helassenfütter. 

Bestimmte,  allgemein  angenommene  Methoden  zur  Untersuchung 
der  höchst  mannigfaltig  zusammengesetzten  Melassenmischfutter  liegen 
zur  Zeit  noch  nicht  vor,  und  die  Sichtung  der  sehr  zahlreichen  in  dieser 
Hinsicht  gemachten,  oft  ganz  speziellen  Bedürfiüssen  entsprungenen  Vor- 
schläge muB  weiterer  Erfahrung  überlassen  bleiben.  Die  wichtigsten 
Bestandteile  können  am  einfachsten  in  nachstehender  Art  bestimmt 
werden'),  wobei  auf  die  ganz  besondere  Schwierigkeit  der  Probenahme 
ausdrücklich  hingewiesen  sei: 

i.  BesUmmung  der  JFeuchHgkeU*  5 — 10  g  der  oft  sehr  hygro- 
skopischen Substanz  werden  im  Messingschälchen  bei  100 — 105^  bis  zur 
Gewichtskonstanz  getrocknet;  da  dies  selten  gelingt,  ist  das  Ergebnis 
nur  ein  annäherndes. 

2m  BesHfnmting  des  Zuckergehaltes*  Nach  dem  durch  Frühling 
in  sehr  zweckmäßiger  "Weise  abgeänderten  Verfahren  von  K.  Müll  er 5) 
werden  26  g  Substanz  in  einem  Kolben  mit  soviel  kaltem  Wasser  übergössen, 
daß  von  diesem,  einschließlich  des  vorher  festgestellten  Wassergehaltes 
der  Substanz,  200  g  vorhanden  sind;  sobald  nach  längerem  Stehen  unter 
öfterem  Umschütteln  völlige  Lösung  und  Auslaugimg  erfolgt  ist,  filtriert 
man  und  polarisiert  50  ccm  imter  Zugabe  von  5  ccm  Bleiessig;  der  be- 
rechnete Betrag  ist  (mit  Kücksicht  auf  die  Lösung  in  200  ccm)  zu  ver- 
doppeln. Etwa  vorhandene  größere  Mengen  Invertzucker  sind  gesondert 
zu  ermitteln,  wozu  man  den  Extrakt  einer  geeigneten  größeren  Menge 
Substanz  mit  dem  etwa  zehnfachen  Wasserquantum  benützen  kann. 

Nach  Herzfeld  läßt  sich  mit  Vorteil  auch  in  nachstehender  Weise 
arbeiten:  26  g  der  Substanz  werden  im  200  ccm-Kolben  mit  Wasser  und 
Bleiessig  (mindestens   10  ccm)  bei  65 — 70^  45— 50  Minuten  digeriert 


')  Jahr-  u.  Adressenbach  der  Zuckerfabriken  Österreich-Ungarns  1904/5,  S.  78. 
')  Vergl,  auch  Österr.-Ungar.  Zsch.  1901,  S.  678;  Landw.  Versuchsstationen 
1901,  Bd.  56,  S.  81. 

')  Landw.  Versuchsstationen,  Bd.  47,  S.  249. 


472  ZuckerfabrikatioD. 

und  dann  wie  üblich  weiter  behandelt;  den,  durch  das  Markvolumen 
yerursachten  Fehler  darf  man  für  praktische  Zwecke  meist  vemachlässigen, 
oder  man  bestimmt  ihn  durch  Auflösen  Ton  26  g  Zucker  nebst  26  g  aus- 
gelaugten Markes  zu  200  ccm  und  korrigiert  den  Befund  mittels  der  so 
gefundenen  Zahl  in  sinngemäßer  Weise. 

Einem  von  Scheibler  aufgestellten  Prinzipe  gemäß  kann  man  auch 
das  halbe  Normalgewicht  Substanz  zu  100  imd  zu  200  ccm  lösen;  aus 
den    beiden   Polarisationen   a  und  b  ergibt  sich  das  Volum  des  Unlös- 

a —  2b 

liehen    zu    x  =  100 r- »  und  die  Polarisation  des  halben  Normal- 

a  —  b  ' 

.  ,         .        ^            -r                  ^        (100  —  x)  a 
gewichtes  für  100  ccm  Lösung  zu  P  =  -^^ ir^ — . 

Nimmt  man  den  Durchschnittsgehalt  der  Melasse  an  Zucker  zu 
48  oder  50  Proz.  an,  so  läßt  sich  annähernd  berechnen,  wieviel  Melasse 
dem  Futtermittel  zugesetzt  worden  ist. 

Die  Extraktionsverfahren,  wie  sie  zuerst  Förster^)  und  Gonner- 
mann')  vorschlugen,  sind  in  der  Praxis  trotz  ihnen  vielfach  zuteil 
gewordener  Verbesserungen  nicht  beliebt;  sie  werden  als  umständlich 
imd  zeitraubend,  bei  manchen  Arten  Futtermischungen  auch  als  schwer 
ausfuhrbar  und  nicht  ausreichend  bezeichnet. 

Ist  einem  Melassenfutter  Leinsamen  zugesesetzt,  so  versagen  nach 
Hissink-Goes ')  alle  bisher  empfohlenen  Methoden  der  Zuckerbestim- 
mung; betreffs  des  in  diesem  besonderen  Falle  einzuschlagenden  Weges 
muß  jedoch  auf  die  Original  arbeit  verwiesen  werden. 

S.  BesHmtnung  des  FettgehtUtes.  Aus  5  g  bei  80^  getrockneter 
und  fein  gemahlener  Substanz  wird  zunächst  der  Zucker  auf  einem 
kleinen  Filter  durch  sehr  allmähliches  Aufgeben  von  insgesamt  etwa 
100  ccm  kaltem  Wasser  ausgelaugt;  das  Filter  nebst  dem  Rückstände 
trocknet  man  zuerst  vor,  sodann  bei  95^  völlig  fertig,  zieht  in  einem 
geeigneten  Extraktionsapparate,  z.  B.  in  dem  ganz  vortrefflichen  Früh- 
lin g sehen ^),  6 — 8  Stunden  mit  wasserfreiem  Äther  aus  und  wägt  den 
Extraktionskolben  erst  leer  und  später  nach  vollendeter  Extraktion, 
Verdunstung  des  Äthers  und  Trocknung  bei  100®. 

4»  SesUm/mung  des  SHcksioffg^uUtes»  Diese  erfolgt  in  5  g 
Substanz  nach  der  Methode  von  Kjeldahl.  Die  gefundenen  Prozente 
Stickstoff,  mit  6,25  multipliziert,  ergeben  den  Gehalt  an  „Protein";  der 
Handel,  der  die  Angabe  dieser  Zahl  fordert,    pflegt  hierbei  immer  noch 


1)  Chem.-Ztg.  1899,  No.  19. 
*)  Deutsche  Zuckerindustrie  1899,  S.  448. 
•)  Landw.  Versuchsstationen  1904,  60,  125. 
*)  Zsch.  f.  angew.  Chemie  1900,  S.  270. 


Knochenkohle.  473 

Ton  der  Annahme  auszugehen,  daB  die  Proteinstoffe  im  Durchschnitt 
16  Proz.  Stickstoff  enthalten.,  und  das  Resultat  ist  daher  ein  rein  kon- 
ventionelles, ganz  abgesehen  davon,  daß  bekanntermaßen  gerade  bei 
Melassen  die  „Proteine"  nur  den  kleinsten  Teil  der  stickstoffhaltigen 
Substanzen  bilden.  Auf  die  zuweilen  verlangte  Bestimmung  der  einzelnen 
Formen  des  Stickstoffes,  des  sogen,  verdaulichen  Stickstoffes  u.  s.  f., 
gemäß  den  „Beschlüssen" '),  kann  an  dieser  Stelle  nicht  näher  eingegangen 
werden. 

Till.   Hilfsstoffe. 

A.  Knochenkohle. 

Die  Wirkungsweise  der  Knochenkohle  im  Betriebe  beruht  auf  ihrer 
Fähigkeit,  gewisse  Bestandteile  des  Nichtzuckers,  namentlich  Farbstoffe, 
Alkalien,  und  Ealksalze  aus  den  Säften  zu  absorbieren;  ist  diese  Ab- 
sorptionsfähigkeit erschöpft,  so  muß  die  Kohle  „wiederbelebt^  werden. 

Neue  Knochenkohle  wird  nach  ihrem  Gehalte  an  Feuchtigkeit, 
an  Kohlenstoff  und  an  in  Säuren  unlöslichen  Bestandteilen  (Sand  und 
Ton)  bewertet;  ersterer  soll  nicht  höher  als  7 — 8  Proz.,  letzterer  nur 
minimal  sein.  Fernerhin  werden  bestimmt:  kohlensaures  Calcium, 
schwefelsaures  Calcium,  Schwefelcalcium  imd  die  organischen  Stoffe. 
Knochenkohle  des  Betriebes  wird  außerdem  auf  absorbierten  Zucker 
untersucht,  Knochenkohlen- Abfall,  der  zur  Darstellung  von  Super- 
phosphaten  dient,  meist  nur  auf  Phosphorsäure. 

1.  BesUmmung  der  FeuchUgkeU.  15 — 20  g  der  sorgfältig  ge- 
zogenen Burchschnittsprobe  werden  in  einem  mit  eingeschliffenem  Glas- 
stopfen  versehenen  Trockenglase  abgewogen  und  bei  130 — 140°  bis  zum 
konstanten  Gewichte  getrocknet. 

2*  BesHfnmung  van  KohleiMtofff  Sand  und  Tan.  10  g  der 
feinst  gemahlenen  Knochenkohle  werden  in  einem  Erlenmey ersehen 
Kolben  mit  etwas  Wasser  und  50  ccm  reiner  Salzsäure  versetzt  imd 
15  Minuten  gekocht;  der  Rückstand  wird  auf  einem  getrockneten  und 
gewogenen  Filter  gesammelt,  mit  heißem  Wasser  bis  zum  Verschwinden 
der  sauren  Reaktion  ausgewaschen  und  bei  110°  bis  zur  Gewichts- 
konstanz getrocknet.  Hierauf  verbrennt  man  das  Filter  im  Platintiegel. 
Die  Gewichtszunahme  des  Tiegels  stellt  den  Gehalt  an  Sand  und  Ton 
dar;  sie  ergibt,  vom  Gewichte  des  Gesamtrückstandes  abgezogen,  den 
Gehalt  an  Kohlenstoff. 

^  BegHfmmung  des  kohlensauren  Calciums.  Man  führt  diese 
Analyse  in  der  Regel  indirekt,    d.  h.  in  Form  einer  quantitativen  Be- 


^)  Ö8terr.-Üng.  Zsch.  1901,  S.  673. 


474  ZackerfabrikstioiL. 

Stimmung  der  Kohlensäure,  aus,  deren  Betrag  man  dann  auf  kohlensaures 
Calcium  umrechnet. 

Die  Eohlensäurebestimmung  kann  mit  Hilfe  des  bekannten  6 eiBl  er- 
sehen Apparates  (aus  dem  Gewichtsverluste)  erfolgen;  in  den  Labora- 
torien der  Zuckerfabriken  ist  jedoch  fast  ausschlieBlich  der  neben- 
stehend abgebildete  (s.  Fig.  81)  Scheibl ersehe  Apparat  im  Grebrauche, 
der  eine  schnelle  und  hinreichend  genaue  volumetrische  Bestimmung  der 
Kohlensäure  ermöglicht^). 

Die  Flasche  A  dient  zur  Entwickelung  der  Kohlensäure,  die  aus 
1,7  g  fein  gemahlener  Knochenkohle  mit  Hilfe  verdünnter,  in  dem  Gutta- 
perchazylinder iS  befindlicher  Salzsäure')  ausgetrieben  wird.  Die  Kohlen- 
säure tritt  durch  den  eingeschliffenen,  mit  Glasansatz  versehenen  Stopfen 
und  den  an  dem  Ansätze  befestigten  Kautschukschlauch  r  in  eine  dünne 
Gummiblase  K^  die,  durch  das  rechtwinkelige  Ajisatzrohr  r^  luftdicht 
mit  r  verbunden,  sich  in  der  dreifach  tubulierten  Flasche  B  befindet. 
Diese  steht  durch  das  Glasrohr  uu  mit  der  graduierten  Mefiröhre  C, 
durch  das  mit  Gummischlauch  und  Quetschhahn  versehene  Köhrchen  q 
mit  der  äuBeren  Luft  in  Verbindung.  Die  in  25  „Scheiblersche  Grade^ 
(1  Grad  =  4  ccm)  und  deren  Unterabteilungen  eingeteilte  Mefiröhre  C, 
kommuniziert  durch  die  imtere  Verbindung  mit  der  Gasdruck-Kontroll- 
röhre Z),  die  ihrerseits  am  unteren  Ende  eine  durch  den  Quetschhahn  p 
verschließbare  Abflußröhre  enthält;  letztere  führt  bis  auf  den  Boden  des 
zweihalsigen  Wasserbehälters  E.  Mittels  Einblasen  von  Luft  durch  v 
kann  man  bei  geöffnetem  Quetschhahn  p  das  in  F  enthaltene  Wasser 
nach  C  und  D  empordrücken,  andrerseits  kann  dieses  durch  Öffnen 
von  p  nach  E  abgelassen  werden.  Alle  Teile  des  Apparates  mit  Aus- 
nahme von  A  sind  durch  Metallfassungen  an  ein  Holzstativ  befestigt, 
das  außerdem  noch  einen  Thermometer  zur  Beobachtung  der  Versuchs- 
temperatur trägt. 

Zur  Ausführung  der  Kohlensäurebestimmung  mit  Hilfe  des  eben 
beschriebenen  Apparates  bringt  man  zunächst  den  Wasserstand  in  C  auf 
den  Nullpunkt.  Darauf  stellt  man  die  Verbindung  mit  der  vollkommen 
ausgetrockneten  Entwicklungsflasche  A  her,  in  die  man  die  abge- 
wogene Menge  (1,7  g)  Knochenkohle,  sowie  das  mit  der  Salzsäure  ge- 
füllte Guttaperchagefäß  hineingebracht  hat.  Die  durch  das  Einsetzen 
des  ein  geschliffenen  (ringsum  eingefetteten)  Glasstopfens  verursachte 
Niveauverschiebung  in  C  und  D  wird  durch  einmaliges  O&en  des 
Quetschhahnes    q    ausgeglichen.      Man    faßt    nun   A  vorsichtig  mit  zwei 

1)  Mindestens  ebenso  schnell,  aber  ungleich  genauer  sind  die  Bestimmongen 
nach  der  Methode  von  Lunge  und  Marchlewski,  Bd.  I,  8.171,  bei  der  auch 
alle  Tabellen  wegfallen.   Vergl.  auch  I,  674  ff. 

*)  2  Vol.  konzentrierter  Salzsäure  und  1  Vol.  Wasser. 


Bestimmiing  der  Kohlenature  in  Knochenkohle.  475 

Fingern  der  rechten  Hand  unter  Vermeidung  tob  unnötiger  Erwärmung 
durch  die  Handfläche  und  bringt  durch  Neigung  des  GefaQes  die  Salz- 
säure langsam  zum  AusflieSen.  Die  sich  entwickelnde  Kohlensäure 
drückt  das  Wasser  in  C  herab  und  in  D  empor;    durch  gleichzeitiges 


öffaen  von  p  mit  der  linken  Hand  reguliert  man  den  Wasserstand, 
während  man  A  fortwährend  bewegt  und  schlieBUch  schüttelt,  indem 
man  Sorge  trägt,  daß  von  der  Flüssigkeit  in  A  nichts  durch  r  nach  B 
gelangt.  Sobald  keine  Yolumenänderung  in  C  mehr  eintritt,  wird  der 
Wasserstand  in  C  und  D  genau  eingestellt    und    nebst  der  Temperatur 


476  Zuckerfabrikation. 

abgelesen.  Mittels  dieser  beiden  Zahlen  entnimmt  man  den  gesuchten 
Prozentgehalt  an  kohlensaurem  Calcium  direkt  einer  Ton 
Scheibler  berechneten  Tabelle,  die  in  der  jedem  Apparate  beigegebenen 
Gebrauchsanweisung  abgedruckt  ist. 

Der  normale  Gehalt  der  Knochenkohle  an  kohlensaurem  Calcium 
beträgt  im  Mittel  6 — 7  Proz.  Während  des  Betriebes  häufen  sich  Kalk- 
salze in  der  Knochenkohle  an,  und  es  muß  daher  zeitweise  deren  Ge- 
halt an  kohlensaurem  Calcium  auf  die  normale  Menge  zurückgeführt 
werden  (durch  die  „Wiederbelebung").  Die  Feststellung  derjenigen  Menge 
Salzsäure,  die  zur  Lösung  des  Kalkes  erforderlich  ist,  kann  aus  einer 
ebenfalls  von  Scheibler  berechneten  Tabelle  entnommen  werden. 

Hat'  man  z.  B.  8,37  Proz.  Calciumkarbonat  in  einer  Knochenkohle 
gefunden,  so  sind  8,37  —  7,00  =  1,37  Proz.  durch  Salzsäure  zu  ent- 
fernen, um  ein  „normales  Verhältnis",  z.  B.  von  7  Proz.,  wieder  herzu- 
stellen. Bei  Anwendung  einer  Salzsäure  vom  spez.  Gew.  1,17  oder 
21°  Baume  ergibt  sich  aus  jener  Tabelle: 

1,0    Tl.  Ca  CO3  =  2,1534  Tl.  Salzsäure  von  21 »  Be. 
0,3      -  -       =  0,6460     -  -  -     21"     - 

0,07    -  -       =  0,1507     -  -  -     210     - 

1,37  Tl.  CaCOj  bedürfen  also  2,9501  Tl.  Salzsäure  von  21  <>  Be., 
imd  es  müssen  demnach  100  kg  Ejiochenkohle,  8,37  Proz.  kohlensaures 
Calcium  enthaltend,  mit  2,95  kg  Salzsäure  von  21  °  Be.  behandelt  werden. 

4,  BesUmmung  des  schwefelsauren  Calciwms,  25  g  der  fein 
gemahlenen  lufttrockenen  Knochenkohle  werden  in  einem  Erlenmey ersehen 
Kolben  mit  Wasser  durchfeuchtet  und  darauf  mit  100  ccm  reiner  Salz- 
säure versetzt;  nach  Beendigung  der  Kohlensäureentwickelung  wird 
15  Minuten  gekocht,  der  Gesamtinhalt  in  einen  250  ccm-Kolben  gespült, 
nach  dem  Erkalten  zur  Marke  aufgefüllt,  durchgemischt  und  durch  ein 
trockenes  Filter  filtriert.  In  200  ccm  des  Filtrates  (=  20  g  Knochen- 
kohle) fällt  man  in  bekannter  Weise  die  Schwefelsäure  mittels  Chlor- 
baryum  und  rechnet  sodann  die  Menge  des  Baryumsulfates  durch  Multi- 
plikation mit  dem  Faktor  0,5828  auf  die  des  Calciumsulfates  um. 

Das  Entgipsen  gebrauchter  Knochenkohle  geschieht  durch  Aus- 
kochen mit  Sodalösung;  von  dieser  wird  stets  ein  Überschuß,  meistens 
etwa  das  Doppelte  der  berechneten  Menge,  angewendet. 

6.  BesHtnmung  des  Schwefeicaiciums,  25  g  der  fein  gemahlenen, 
lufttrockenen  Knochenkohle  werden  mit  0,5 — 1  g  chlorsaurem  Kalium 
versetzt,  mit  heiBem  Wasser  durchfeuchtet  imd  dann,  wie  unter  4.  an- 
gegeben, behandelt.  Von  der  so  ermittelten  Gesamtmenge  des  schwefel- 
sauren Baryums  wird  die  unter  4.  gefundene  Menge  abgezogen;  der  Rest 
ergibt  durch  Multiplikation  mit  dem  Faktor  0,3087  die  entsprechende 
Menge  Schwefelcalcium. 


Knochenkohle.    Kalkstein.  477 

Ist  Schwefelcalcium  in  größeren  Mengen  zugegen,  ^as  nur  aus- 
nahmsweise Yorkommen  kann,  so  ist  die  Oxydation  mit  Brom  in  alka- 
lischer Lösung,  nach  dem  Verfahren  Ton  Rössing^)  vorzunehmen. 

6»  BeMmmung  der  organischen  Stoffe,  Die  qualitative  Prüfung 
erfolgt  durch  Kochen  mit  verdünnter  Natron-  oder  Kalilauge;  es  darf 
hierbei  keine  oder  nur  eine  sehr  geringe  Braunfärbung  der  Lauge  auf- 
treten. Quantitative  Bestimmungen,  die  übrigens  stets  nur  Vergleichs- 
wert besitzen  können,  führt  man  nach  Drenckmann^)  am  besten  durch 
Titration  mit  übermangansaurem  Kalium  aus,  etwa  in  derselben  Weise, 
wie  man  die  organischen  Stoffe  im  Wasser  bestimmt. 

7.  BeMmn^ung  des  Zuckergehtdtes  der  gebrauchten  Knochen- 
kohle, 100  g  der  Kohle  kocht  man  4 — 5  mal  gründlich  mit  Wasser  aus ; 
die  wäßrigen  Auszüge  werden  nach  Zusatz  einiger  Tropfen  Sodalösung 
auf  ein  kleines  Volumen  eingedampft,  in  ein  100  ccm-Kölbchen  gespült 
und  wie  übHch  polarisiert..  Der  mit  0,26  multiplizierte  Drehungsbetrag 
ergibt  den  Prozentgehalt  an  Zucker  in  der  feuchten  Knochenkohle, 
der  unter  gleichzeitiger  Ausführung  einer  Wasserbestimmung  auf  die 
trockene  Knochenkohle  umgerechnet  wird'). 

8,  BesHmmtmg  der  Phosphorsäure  in  den  Knochenkohlen" 
abfäUen,  5  g  Substanz  werden  mit  50  ccm  Salpetersäure  (spez.  Gew.  1,42) 
und  50  ccm  reiner  konzentrierter  Schwefelsäure  versetzt  und  eine  halbe 
Stunde  im  gelinden  Sieden  erhalten.  Nach  dem  Erkalten  spült  man 
die  gesamte  Flüssigkeit  in  einen  500  ccm-Kolben,  füllt  zur  Marke  auf, 
mischt  und  filtriert  durch  ein  trockenes  Filter.  In  50  ccm  des  Filtrates 
(=  0,5  g  Substanz)  bestimmt  man  die  Phosphorsäure  nach  der  bekannten 
Molybdänmethode.  Der  Betrag  des  schließlich  erhaltenen  pyrophosphor- 
sauren  Magnesiums,  mit  den  Faktoren  0,6376  bezw.  1,3919  multipliziert, 
ergibt  die  entsprechenden  Mengen  Phosphorsäure  bezw.  dreibasisches 
Calciumphosphat. 

B.  Strontiaiiit  nod  strontiumhaltige  Fabrikationsprodiikte. 

Diese  Produkte  sind  bereits  unter  VII.  B.  (S.  465)  abgehandelt 
worden. 

G.  Kalkstein. 

Der  Kalkstein  bildet  für  die  Zuckerfabriken  das  Rohmaterial  für 
die  Gewinnung  des  zur'  Scheidung  erforderlichen  Ätzkalkes  (Scheide- 
kalkes),  sowie  der  zur  Saturation  nötigen  Kohlensäure;    auf  seine  mög- 


1)  Zsch.  f.  analyt.  Chemie,  Bd.  41,  S.  610. 
»)  Vereinszsch.  1880,  S.  733. 

')  Der  Scheibl ersehe  oder  ein  analoger  Extraktionsapparat  kann  ebenfalls 
zur  Auslaugung  des  Zuckers  ans  der  gebrauchten  Kohle  angewandt  werden. 


478  Zuckerfabrikation. 

lichste  Keinheit  ist  daher  groBes  Gewicht  zu  legen,  und  Steine,  die 
durch  Gips,  Ton,  Kieselsäure,  Alkalien  etc.  wesentlich  verunreinigt  sind, 
solltcA  in  Zuckerfabriken  keinesfalls  Anwendung  finden.  Ausführliche 
Anweisungen  über  seine  Analyse  finden  sich  Bd.  I,  S.  490  und  673  ff. ^). 

D.  Scheidekalk  (gebrannter  Kalk). 

Aus  der  Untersuchung  des  zur  Darstellung  des  Scheidekalkes  be- 
nutzten Kalksteines  läfit  sich  die  Zusammensetzung  des  Scheidekalkes 
mit  genügender  Sicherheit  ersehen.  Ist  eine  Analyse  geboten,  so  ver- 
fahrt man  wie  bei  Kalkstein,  wozu  jedoch  dann  noch  die  Bestimmung 
des  Ätzkalkes  kommt,  wie  sie  Bd.  I,  S.  491  und  685  beschrieben  ist'). 
Die  letztere  genügt  für  sich  allein  in  den  meisten  Fällen;  im  Betriebe 
wird  sogar  meist  nur  mittels  des  Aräometers  der  Gehalt  an  Kalkmilch 
gemäß  der  Tabelle  von  Blattner  (Bd.  I,  S.  492)  festgestellt. 

Einen  sehr  sinnreichen  Apparat  zur  Ermittelung  des  ablöschbaren 
Ätzkalkes  im  gebrannten  Kalk  auf  kalorimetrischem  Wege  hat  Stiepel 
konstruiert»).    Vergl.  Bd.  I,  S.  491  u.  686. 

E.  Wasser. 

Für  den  Betrieb  der  Zuckerfabriken  ist  das  Wasser  um  so  ge- 
eigneter, je  weniger  gelöste  Stoffe  es  enthält,  da  diese  in  den  Dampf- 
kesseln zur  Kesselsteinbildung  führen  können  und  auch  stets  eine  Ver- 
schlechterung der  Säfte  bewirken.  Die  Analyse  des  Wassers  ist  Bd.  I, 
S.  768  ff.,  diejenige  für  technische  Zwecke  I,  S.  837  ff.  beschrieben. 

F.  Soda,  Ätznatron,  Salzsäure,  Schwefelsäure. 

Hierüber  sind  die  Spezialabschnitte  im  ersten  Bande  dieses  Werkes 
zu  vergleichen. 

6.  Saturationsgas;  Kesselgase« 

1*  Saturationsgas. 

Die  Untersuchung  des  durch  Brennen  des  Kalksteins  oder  des 
Strontianits  erzeugten  Saturationsgases  beschränkt  sich  im  allgemeinen 
auf  den  seinen  Wirkungswert  bedingenden  Kohlensäuregehalt,  den 
man  schnell  und  hinreichend  genau  mit  Hilfe  der  Stamm  ersehen  Röhre 
(s.  Fig.  82)  ermittelt.    Zur  Entnahme  des  Gases  dient  ein  an  der  Rohr- 


')  Über  die  Bestimmung  der  Magnesia  s.  Herzfeld  (Vereinszsch.  1896, 
S.  204). 

')  Über  eine  rasche  Bestimmung  des  Kalkgehaltes  s.  Herzfeld  (Vereinszsch. 
J896,  S.  501). 

3)  Vereinszöch.  1901,  S.  897. 


.  SaturaUonagas. 


479 


leitung  zwischen  der  Pumpe  und  den  SaturationsgefäBea  angebrachter 
Probehahn,  der  durch  einen  Gummischlauch  mit  der  Spitze  der  Rühre 
yerbunden  wird.  Man  lä6t  das  6aa  einige  Zeit  durch  die  in  Wasser 
eingestellte  Röhre  streichen,  bis  alle  Luft  YoUständig  verdrängt  ist, 
schließt  hierauf  den  Glashahn  der  Röhre  und  entfernt  den  Gummi- 
schlauch.      Nach    dem    Einstellen    auf    den  Nullpunkt    bringt  man   von 

F^.  SS. 


unten,  am  besten  mittels  eines  Gummifingers,  rasch  ein  Stückchen  Eali- 
hydrat  in  die  Röhre,  verschließt  diese  mit  dem  Daumen  und  schüttelt 
kräftig  um.  Beim  abermaligen  Einstellen  der  Röhre  in  das  Wasser 
tritt  dieses  an  die  Stelle  der  absorbierten  Kohlensäure,  und  die  Volum- 
verminderung ergibt  ohne  weiteres  den  prozentischen  Gehalt  des  unter- 
suchten Gases. 

Will  man  aus  bestimmten  Gründen  andere  Bestandteile    des  Satu- 
ratioDSgases  ermitteln,  vor  allem  einen  etwa  .zu  hohen  Sauerstoffgehalt, 


480  Zackeifabrikation. 

der  entweder  von  zu  groBer  Luftzufdhr  zum  Kalkofen  oder  Yon  Undich- 
tigkeiten im  Saugstrange  herrühren  kann,  so  muß  man  das  Gas  aus  der 
betreffenden  Zone  des  Kalkofens  oder  aus  den  entsprechenden  Stellen 
des  Saugstranges  mittels  eines  kräftigen  Aspirators  ansaugen.  Zu  diesen 
Untersuchungen  bedient  man  sich  am  besten  der  Hemp eischen  Büretten 
und  Absorptionspipetten  (Bd.  1,  S.  227  ff.  und  II,  S.  563  ff.).  Bezüglich 
aller  hierher  gehörenden  Einzelheiten  sei  auf  das  Yortreffliche  Spezial- 
•werk  von  J.  Seyffart*)  hingewiesen. 

Auf  Vorhandensein  vor  schwefliger  Säure  im  Saturationsgase  prüft 
man  qualitativ  meist  nur  in  der  Weise,  daB  man  das  Gas  durch  eine 
verdünnte  Jodstärkelösung  oder  durch  eine  verdünnte,  mit  einer  kleinen 
Menge  chlorsauren  Kaliums  versetzte  Indigolösung  hindurchstromen 
läßt.  Bei  Anwesenheit  von  schwefliger  Säure  werden  beide  Flüssigkeiten 
allmählich  entfärbt^). 

Schwefelwasserstoff,  der  natürlich  nur  bei  Abwesenheit  von  schwef- 
liger Säure  vorhanden  sein  kann,  gibt  sich  durch  den  Geruch  oder  durch 
Braunfärbung  eines  mit  Bleilösung  getränkten  Papierstreifens  zu  erkennen. 

Wird  mit  schwefliger  Säure  saturiert,  so  unterbleibt  in  jenen 
Fabriken,  die  sich  verflüssigter  Säure  bedienen,  in  der  Regel  jede  Analyse 
des  Gases;  anderenfalls  begnügt  man  sich  meist  mit  einer  Bestimmung 
in  der  Stamm  ersehen  Röhre,  die  jedoch  schon  der  großen  Löslichkeit 
der  schwefligen  Säure  in  Wasser  wegen  notwendig  ungenau  ausfallen 
muß  und  bestenfalls  Vergleichswerte  liefert. 

2.  Kesselgrase. 

Vergl.  über  deren  Analyse  und  die  Beurteilung  der  Resultate  Bd.  I, 
S.  214  ff.  und  242  ff. 

£s  sei  auch  auf  diejenigen  Apparate  hingewiesen,  die  den  jeweiligen 
Kohlensäuregehalt  der  Gase  vermittelst  eines  Zeigers  an  einer  empirisch 
graduierten  Skala  kontinuierlich  anzeigen.  Hierher  gehören  u.  a.  die 
Luxsche  Gaswage,  das  Dasymeter  von  Siegert  und  Dürr,  das  Okono- 
meter  von  Arndt 3),  der  Apparat  von  Schultze*);.  diejenigen  Vorrich- 
tungen, die  sich  unmittelbar  in  die  Leitungen  einschalten  lassen,  sind 
jenen  vorzuziehen,  die  auf  Ansammlung  und  spätere  Analyse  größerer 
Gasproben  hinzielen. 

^)  Dr.  J.  Seyffart,  Kesselhaus-  und  Kalkofenkontrolle.  2.  Aufl.,  1904, 
Schal  lehn  und  WoUbrück. 

-)  Genauere  Angaben  über  die  Bestimmung  der  schwefligen  Säure  finden 
sich  auch  in  den  Arbeiten  von  Buisson,  Bull.  Ass.  Chim.,  Bd.  15,  S.  146  und 
Bd.  17,  S.  640. 

3)  Vergl.  Seyffart,  a.  a.  0. 

*)  Vereinszsch.  1904,  S.  914. 


Rohrzuckerindastrie.  481 

H.  Brenn-  and  Heizstoffe. 

Hinsichtlich  der  YoUständigen  Untersuchung  der  genannten 
Materialien  und  der  hier  besonders  wichtigen  Vorschriften  für  richtige 
Probenahme  sind  die  Spezialabschnitte  im  ersten  Bande  dieses  Werkes 
(Bd.  I,  S.  244  £f.)  zu  yergleichen.  Für  die  Praxis  des  Zuckerfabrikbetriebes 
kommen  meist  nur  vergleichende  Bestimmungen  der  Feuchtigkeit,  der  Asche 
(I,  S.  245  u.  428),  sowie  des  Schwefelgehaltes  (I,  S.  248  u.  428)  in  Betracht. 


IX.  Produkte  der  Boluriuekerindastrie. 

Die  üntersuchirngsmethoden  für  die  Ausgangsmaterialien  und  Pro- 
dukte der  Rohrzuckerindustrie  sind  noch  auBerordentlich  weniger 
weit  ausgebildet,  als  die  in  der  Rübenzuckerfabrikation  üblichen.  £s 
fehlt  zwar  auch  über  diesen  Gegenstand  nicht  an  zahlreichen  Arbeiten 
(die  naturgemäß  zumeist  in  fremdländischen  Fachzeitschriften  yeröffent- 
licht  wurden);  die  Meinungen  über  die  wissenschaftliche  Richtigkeit  und 
praktische  Brauchbarkeit  vieler  der  vorgeschlagenen  Methoden  sind  aber 
durchaus  nicht  genügend  geklärt.  Einheitliche,  allgemein  anerkannte 
Untersuchungsverfahren  lassen  sich  daher  noch  nicht  aufstellen,  und  sehr 
oft  handelt  es  sich  nur  um  Übertragungen  der  für  die  Produkte  der 
Rübenzuckerindustrie  ausgearbeiteten  Methoden,  wobei  es  aber  zweifel- 
haft ist  und  bleibt,  mit  welchem  Grade  von  Sicherheit  sie  auf  Erzeug- 
nisse der  Rohrzuckerindustrie  angewandt  werden  können.  Die  hier  zu 
gebende  Darstellung  muß  sich  demnach  darauf  beschränken,  nur  einige 
besondere  Arbeitsweisen,  die  als  gut  imd  brauchbar  empfohlen  werden, 
kurz  zu  besprechen  imd  auf  die  Schwierigkeiten  hinzuweisen,  die  sich 
auch  bei  ihnen  der  Erzielung  sicherer  Resultate  noch  entgegenstellen. 

Vorausgeschickt  sei  gleich  an  dieser  Stelle,  daß  bei  allen  in 
tropischen  Gegenden  auszuführenden  polarimetrischen  Be- 
stimmungen der  Einfluß  der  Temperatur  zu  berücksichtigen 
ist.  Die  aus  Europa  bezogenen,  daselbst  bei  20®  C.  mit  Normalquarz- 
platten eingestellten  Polarimeter  ergeben  nämlich ,  wie  Prinsen- 
Geerligs  zeigte'),  im  tropischen  Klima  bei  30*^  C.  zwar  noch  richtige 
Ablesungen  für  diese  Quarzplatten,  aber  nicht  mehr  für  die  äquivalente 
Normalmenge  Zucker:  statt  -f-  100®  findet  man  für  diese  nur  +  99,7®, 
es  besteht  also  für  zb  1®  C  eine  Differenz  von  zb  0,03®.  Zur  Korrektur 
empfiehlt  es  sich,  da  eine  Abänderung  der  optischen  Einrichtung  um- 
ständlich und  kostspielig  wäre,  die  Beobachtungsröhren  zu  verlängern 
und  statt  der  üblichen  von  100,    200  und  400  mm    solche    von    100,25, 


0  Archiv  f.  d.  Zackerindastrie  Javas  1903,  Bd.  11,  S.  722. 
Untenuchungen.   5.  Aufl.  IIL  31 


482  Zuckerfabrikation. 

200,50  und  401  mm  Länge  anzuwenden.  Will  man  eine  reclmerische 
Korrektur  Yomehmen^),  so  gilt,  falls  Zucker,  Wasser  imd  Lösung  die 
Temperatur  t  aufweisen,  die  entsprechend  abgeänderte  Scbönrocksche 
Formel  Sjq  =  st  -h  st  0,000318  (t  —  20),  oder,  wenn  Polarimeter  und 
Kölbchen  bei  17,5^  justiert  sein  sollten,    die  Formel 

817,6  =  St  +  St  0,00032  (t  — 17,5). 

1.  Das  Zuckerrohr  *)• 

Ein  gutes  Durcbschnittsmuster  vom  Felde  zu  ziehen,  wie  das  in 
der  Praxis  häufig  verlangt  wird,  ist  außerordentlich  schwierig,  ja  eigent- 
lich kaum  möglich,  denn  selbst  um  nur  vergleichbare  Resultate  zu 
ergeben,  müßten  die  einzelnen  Proben  wenigstens  annähernd  richtige 
Mittel  der  Rohrqualitäten  jedes  Feldes  darstellen.  Am  meisten  empfiehlt 
es  sich  noch,  jeder  Parzelle  der  Yersuchsfläche  mindestens  dreißig 
Stück  Zuckerrohr  zu  entnehmen,  indem  man  beiden  Diagonalen  entlang 
vorgeht;  die  einzelnen  Rohre  werden  dann  der  gesamten  Länge  nach  in 
zwei  Hälften  und  diese  in  je  vier  Teile  geteilt,  worauf  man  vom  ersten 
Rohre  das  erste  und  dritte  Stück,  vom  zweiten  Rohre  das  zweite  imd 
vierte  Stück  auswählt  u.  s.  f.  Diejenige  Probe,  die  schließlich  zerkleinert 
wird,  soll  mindestens  8 — 10  kg  wiegen. 

Auch  bei  der  Probenahme  aus  Waggon-  und  Schiffsladungen,  die 
am  besten  während  des  Entladens  geschieht,  wird  man  selbst  bei  pein- 
lichster Sorgfalt  kaum  auf  wirklich  zutreffende  und  untereinander  über- 
einstimmende Ergebnisse  rechnen  dürfen. 

Betreffs  der  Untersuchung  des  Rohres  ist  zu  beachten,  daß  es  be- 
stimmte Teile  des  Rohres,  die  den  „mittleren  Zuckergehalt^  enthalten, 
nicht  gibt;  der  Gehalt  an  Zucker  und  auch  an  Invertzucker  variiert 
vielmehr  je  nach  der  Stellung  der  Glieder  am  Rohrstengel  und  nach 
deren  anatomischen  Eigenschaften. 

Was  die  direkte  Bestimmung  des  Zuckergehaltes  im  Rohre 
anlangt,  so  ist  von  den  alkoholischen  Methoden  nur  die  Extraktion 
empfehlenswert,  wird  jedoch  (obwohl  sie  eine  gleichzeitige  Bestimmung 
der  Holzfasertrockensubstanz  ermöglicht)  nur  selten  angewandt;  un- 
brauchbar ist  die  Stamm  er  sehe  Alkoholbreipolarisation,  da  es  bisher 
nicht  gelungen  ist,  aus  Rohr  den  erforderlichen  feinen  Brei  herzustell eu. 
Die  warme  alkoholische  Digestion  gibt  ebenfalls  keine  genügend  zuver- 
lässigen Resultate.  Bei  allen  Verfahren,  die  ein  längeres  Erwärmen  des 
oft    stark    sauren  Saftes    erfordern,    empfiehlt    es   sich,    nach    Krüger 


>)  Archiv  für  Zuckerindustrie  1904,  Bd.  12,  S.  832. 

')  Vergl.  Pellet,  Etudes  sur  la  canne  ä  euere.   Nancy  1898.  —  Krüger, 
Das  Zuckerrohr  und  seine  Kultur.   Magdeburg  und  Wien  1899;  bes.  S.  167  ff. 


Zuckerrohr.  4g3 

Calcium-  oder  Magnesiumkarbonat  zuzusetzen,  um  nachträgliche  Ein- 
wirkungen der  freien  Säure  auf  den  Rohrzucker  auszuschließen. 

Eine  Methode  und  einen  Apparat  zur  direkten  Zuckerbestinmiung 
durch  systematisches  Auslaugen  mittels  heißen  Wassers  hat 
Zamaron^)  beschrieben.  Die  Rohrstücke  werden  zunächst  auf  einer 
besonderen  Maschine  ^)  (coupe-cannes)  zu  feinen  Schnitzelchen  zerkleinert, 
die  man  in  einem  eisernen  Mörser  zu  Pulpe  zerstößt.  Man  bringt  sodann 
100  g  der  gut  gemischten,  womöglich  ganz  frisch  bereiteten  Pulpe 
in  den  siebartig  durchlöcherten  Metallkorb  des  Apparates,  stellt  diesen 
in  den  unten  mit  einem  Ablaßhahne  yersehenen  Behälter  ein,  gießt  auf 
die  Pulpe  200  ccm  siedendes  Wasser,  erhält  10 — 12  Minuten  im  Sieden 
und  läßt  den  wäßrigen  Auszug  durch  den  Ablaßhahn  in  einen  Liter- 
kolben ab,  in  den  man  10 — 15  ccm  Bleiessig')  von  28°  Baume  gebracht 
hat.  Dasselbe  Verfahren  wiederholt  man  nun  nochmals  erst  mit  200  ccm 
und  dann  mit  150  ccm  Wasser  und  laugt  auf  diese  Weise  etwa  sechs- 
mal aus,  so  daß  sich  schließlich  im  Literkolben  960  ccm  Flüssigkeit 
ansanmieln.  Nun  kühlt  man  ab,  füllt  bis  zur  Marke  auf,  mischt,  filtriert 
und  polarisiert  im  400  mm -Rohre;  bei  Anwendung  des  von  Schmidt 
und  Haensch  konstruierten  Polarisationsapparates  ergeben  die  abge- 
lesenen Grade,  mit  1,3  multipliziert,  den  prozentischen  Zuckergehalt  des 
Rohres.  Den  im  Metallkorbe  verbliebenen  Rückstand  kann  man  mittels 
eines  dem  Apparate  beigegebenen  Stempels  stark  auspressen  und  in  dem 
Korbe  selbst  bei  100 — 110®  trocknen,  wodurch  sich  (in  annähernder 
Weise!)  die  Menge  der  in  100  g  Rohr  enthaltenen  Holzfaser- Trocken- 
substanz ergibt. 

Die  heiße  wäßrige  Digestion  Pellets  wird  nach  dessen  An- 
gaben*), wie  folgt,  ausgeführt: 

Man  wägt  das  einfache,  doppelte  oder  dreifache  Normalgewicht 
des  zerkleinerten  Rohres  ab,  bringt  die  Substanz  in  einen  100,  200, 
bezw.  300  ccm-Kolben,  fügt  10,  20  bezw.  30  ccm  Bleiessig  *)  und  dann 
Wasser  bis  zur  Marke  hinzu;  eine  kleine  durchlöcherte  Bleischeibe,  unter 
das  Flüssigkeitsniveau  des  Kölbchens  gebracht,  yerhindert,  daß  lufterfüllte 
Faserteile  an  die  Oberfläche  der  Flüssigkeit  gelangen.  Hierauf  erhitzt  man 
eine  Stunde  auf  dem  siedenden  Wasserbade  imter  öfterem  Umschütteln, 
läßt  erkalten,  füllt  nach  Entfernung  der  Bleischeibe  auf  imd  polarisiert 


r 

')  Ball.  Ass.  Chim.  Bd.  15,  S.  74.  Vergl.  Pellet,  Etades  aar  la  canne  k 
sQcre,  S.  75  ff. 

»)  Dapont,  Bull.  Ass.  Chim.  Bd.  13,  S.  292. 

')  Über  den  Ersatz  des  basischen  Bleiessigs  durch  neutrales  Bleiacetat 
8.  weiter  unten. 

*)  Pellet,  Etades  sar  la  canne  ä  sacre,  S.  87. 

*)  Vergl.  die  Faßnote  auf  S.  392. 

^  31» 


484  ZackerfabrikatioD. 

schließlich  das  Filtrat  im  200  mm -Rohr;  das  Ergebnis  wird  bei  An- 
wendung von  26  g  Material  und  bei  Gebrauch  des  100  ccm-Eolbens  mit 

' —  =  0,974    multipliziert  und    ergibt    dann  den  Zuckergehalt 

xKaJ 

des  Rohres  in  Prozenten.  Am  besten  führt  man  nebeneinander  zwei  bis 
drei  derartige  Bestimmungen  aus  und  ninunt  deren  Mittel. 

Die  Bestimmung  der  Trockensubstanz  des  Zuckerrohres  kann 
in  derselben  Weise  wie  bei  der  Zuckerrübe  (s.  S.  399)  mittels  10  g  Sub- 
stanz geschehen,  gibt  aber  (wegen  der  Langsamkeit  und  Schwierigkeit,, 
mit  der  das  Wasser  Yollständig  entweicht,  und  wegen  beginnender  Zei^ 
Setzungen)  nur  sehr  ungefähre  Resultate  und  gestattet  daher  auch 
keine  zutreffenden  Schlüsse  auf  den  Saftgehalt. 

Vielfach  ersetzt  man,  wie  Krüger^)  erwähnt,  in  der  Praxis  die 
Bestimmung  des  Zuckergehaltes  im  Zuckerrohre  durch  eine  Berech- 
nung  aus    dem    Zuckergehalte    des    ausgepreßten   Saftes,    indem  man 

Zucker  im  Preßsafte  X  Saftgehalt        _    _        ,      t>  ,  -r%. 

ansetzt: ttt^t =  Zucker  des  Rohres.     Die 

Ergebnisse  dieser  Berechnung  sind  natürlich  in  hohem  Maße  unzuver- 
lässig, da  der  ausgepreßte  Teil  des  Saftes  auch  hier  eine  ganz  andere 
Zusammensetzung  zeigt  wie  der  Gesamtsaft,  ein  bestinmites  Verhältnis 
beider  Zusammensetzungen  nicht  besteht,  und  außerdem  die  Quantität 
und  Qualität  der  gewogenen  Saftmenge  von  der  Art  der  Zerkleinerung, 
Ton  der  Höhe  und  Dauer  des  Druckes  beim  Pressen  und  von  der  Stellung 
und  anatomischen  Beschaffenheit  der  betreffenden  Rohrglieder  abhängt. 
Bei  Anwendung  dieser  Preßsaftmethode  muß  man  daher,  um  wenigstens 
einigermaßen  vergleichbare  Zahlen  zu  erhalten,  stets  unter  ganz 
genau  gleichbleibenden  Verhältnissen  arbeiten  und  namentlich  in  stets 
gleicher  Weise  abpressen;  empfohlen  wird  für  derlei  Bestimmungen  eine 
von  Fontaine')  beschriebene  Walzenmühle. 

Zur  Untersuchung  von  ausgepreßtem  Zuckerrohre  (Ampas) 

—  bei  dem  die  Probenahme  sehr  schwierig  ist  —  finden  die  beschriebenen 
Methoden  (besonders  das  Auslaugen  oder  Auskochen  mit  heißem  Wasser 
und  einigen  ccm  Bleiessig)  meistens  ebenfalls  Anwendung. 

2«  Fabrikationsprodukte. 

Alle  Fabrikationsprodukte  sollen  in  möglichst  frischem  Zu- 
stande, also  wenn  tunlich  sogleich  nach  der  Probenahme, 
analysiert  werden,  da  der  Invertzucker  und  der  leicht  zersetzliche  orga- 


^)  ZackenDdustrie- Kaieoder  1899;   s.  auch  Pellet,    Sacrerie  indigene  et 
coloniale  1899,  Bd.  63,  S.  170. 

»)  Bull.  Ass.  Chim.  Bd.  13,  S.  291. 


Prodakte  aus  Zackerrohr.  485 

nische  Nichtzucker  sie  sehr  yeränderlich  machen,  namentlich  wenn  sie  stark 
sauer  reagieren;  dies  gilt  besonders  auch  für  fertige  Rohrzucker, 
die  infolge  der  Acidität  oft  schon  nach,  ziemlich  kurzer  Zeit  starke  Polari- 
sationsrückgänge aufweisen,  die  teils  durch  die  Säure  selbst  bedingt  sind, 
teils  (jedoch  anscheinend  in  geringerem  Grade)  durch  Mikroorganismen 
verursacht  werden.  Die  Probenahme  von  solchen  Produkten  und 
namentlich  Yon  Rohzucker  ist  eine  äußerst  schwierige. 

Können  Säfte  oder  Sirupe  nicht  sofort  untersucht  werden,  so  sind 
konservierende  Zusätze  unentbehrlich;  gut  bewährt  haben  sich  auch  hier 
Pastillen  von  Sublimat  (0,01  g  auf  100  ccm),  doch  kann  über  die  erfor- 
derliche Höhe  des  Zusatzes  und  über  die  Dauer  der  Haltbarkeit  nur  die 
Erfahrung  entscheiden.  Bleiessig  ist  nach  Pellet^)  unter  allen  Um- 
ständen zu  vermeiden  (s.  unten)  bezw.  durch  Bleiacetat  (neu- 
trales) zu  ersetzen. 

Die  übliche  Polarisation  der  Rohrzuckerprodukte  ergibt, 
auch  wenn  (was  durchaus  nötig  ist!)  den  Einflüssen  der  Tem- 
peratur in  der  S.  481  erwähnten  Weise  Rechnung  getragen  wird,  häufig 
Zahlen  für  die  Zuckergehalte  und  die  Reinheiten,  die  mit  den  Betriebs- 
verhältnissen gänzlich  unvereinbar  sind.  Diese  Unregelmäßigkeiten  werden 
nach  Prinsen-Geerligs  größtenteils  durch  die  Art  der  Klärung  mit 
basischem  Bleiessig')  bedingt,  da  dieser  aus  unreinen  und  namentlich 
aus  salzhaltigen  Lösungen  die  Fruktose  des  vorhandenen  Invertzuckers 
in  den  Bleiniederschlag  mit  niederreißt.  Während  vom  Traubenzucker 
nur  relativ  geringe  Mengen  in  diesen  mit  eingehen,  kann  die  ausgefällte 
Fruktose  unter  Umständen  bis  23  Proz.  (nach  Pellet  bei  längerer  Ein- 
wirkungsdauer imd  höherer  Temperatur  sogar  40 — 80,  ja  binnen  fünf 
Stunden  bei  50°  C.  sogar  100  Proz.)  der  Gesamtmenge  betragen,  wo- 
durch natürlich  die  Polarisationen  sehr  bedeutend  erhöht  scheinen.  Bei 
Mühlensäften  und  Dünnsäften,  die  meist  ziemlich  sauer,  und  dabei  salz- 
arm sind,  tritt  diese  Erscheinung  weniger  deutlich  hervor,  in  steigendem 
Maße  jedoch  bei  Kochklären,  Sirupen,  Nachprodukten  und  Melassen,  die 
infolge  ihrer  dunklen  Farbe  ohnehin  auch  einen  starken  Bleiessigzusatz 
erfordern.  Wünschenswert  wäre  es  daher  jedenfalls,  den  basischen 
Bleiessig  ganz  zu  verwerfen  und  als  Entförbungs-  und  Klärmittel 
ausschließlich  neutrales  Bleiacetat  anzuwenden,  wie  dies  auch 
Pellet  als  allein  richtig  und  unbedingt  empfehlenswert  befunden  hat'). 

0  Bull.  Ass.  Chim.  Bd.  17,  S.  52;  s.  aber  Maxwell,  Ghem.-Ztg.  1905, 
Ref.  S.  87. 

*)  Prinsen-Geerligs,  Archiv  f.  d.  Zuckerindastrie  Javas  6,  914;  siehe 
auch  6,  Beilage  272. 

*)  Journal  des  fabricants  de  sucre  1899,  Bd.  40,  No.  15;  Bull.  Ass.  Chim.  Bd.  16, 
S.  1007  and  S.  1147;  ebd.  Bd.  22,  S.  744;  Sncrerie  indigene  1904,  Bd.  64,  S.  67. 


486  Zuckerfabrikation. 

In  der  Praxis  stößt  dieser  Ersatz  aber  noch  auf  mancherlei  Schwierig- 
keiten und  in  der  Regel  wird  der  basische  Bleiessig  als  ganz  unent- 
behrlich bezeichnet,  umsomehr,  als  Bleinitrat  meist  mindestens  nicht 
besser  wirkt,  neutrales  Acetat  oder  Knochenkohle  nicht  ausreichend 
entfärbt,  und  Zinkstaub  von  ungenügendem  und  unsicherem  Erfolge  ist. 
um  wenigstens  stets  vergleichbare  Resultate  zu  erhalten,  empfiehlt 
Prinsen-Geerligs,  man  möge  das  für  die  Produkte  jeder  Fabrik  zu- 
zusetzende Maximum  an  Bleiessig,  das  deren  Melasse  zur  Polarisation 
genügend  entfärbt,  feststellen,  dann  aber  diese  nämliche  Menge  auch 
bei  allen  anderen  Untersuchungen  benützen;  jedenfalls  müssen  aber 
sämtliche  überhaupt  YOrkommenden  Analysen  in  genau  gleich- 
bleibender Weise  ausgeführt  werden.  Pellet  rät  hingegen,  falls 
das  neutrale  Acetat  oder  der  mit  Essigsäure  neutralisierte  und  gegen 
empfindliches  Lackmuspapier  neutral  reagierende  Bleiessig  (in  30-proz. 
Lösung)  nicht  genügend  entfärbt,  entweder  in  kürzeren  Röhren  und 
mittels  helleren  Lichtes  (elektrisches  Licht,  Acetylenlicht)  zu  polarisieren 
oder  weitere  entfärbende  Hilfsmittel,  am  besten  eine  kalte  Lösung 
schwefliger  Säure,  oder  frischbereitetes  Chlorwasser*),  oder  Natrium- 
hjpochlorit,  oder  Chlorkalk  und  etwas  neutrales  Bleiacetat  anzuwenden 
(nicht  aber  basisches  Bleinitrat  oder  Knochenkohle,  die  fast  stets  ein  Ab- 
sorptionsvermögen für  die  Zuckerarten  besitzt).  Die  schweflige  Säure  bietet 
noch  den  Vorteil,  gleichzeitig  Reste  vorhandenen  Bleies  gänzlich  nieder- 
zuschlagen, und  ist  hierzu  geeigneter  als  selbst  die  besten  der  anderen  zu 
diesem  Zwecke  vorgeschlagenen  Mittel,  z.  B.  das  Natriumoxalat. 

Da  die  direkte  Polarisation  der  Kolonialprodukte,  selbst  wenn 
durch  Ersatz  des  Bleiessigs  durch  neutrales  Acetat  die  Ausfallung  redu- 
zierenden Zuckers  und  sonstiger  reduzierender  Stoffe,  sowie  die  Verän- 
derung des  Drehungsvermögens  der  reduzierenden  Zucker  vermieden 
wird,  doch  niemals  richtige  Resultate  geben  kann,  so  haben  Pellet 
(a.  a.  0.)  und  Tervooren*)  vorgeschlagen,  alle  Produkte,  die  redu- 
zierenden Zucker  enthalten,  ausschließlich  mittels  der  Inver- 
sionsmethode zu  untersuchen;  ob  sich  die  Praxis  diesen  Vorschlag 
aneignen  wird,  erscheint  jedoch  noch  fraglich,  denn  obwohl  er  gegen- 
über den  üblichen  Methoden  zweifellos  einen  großen  Fortschritt  bedeutet, 
so  bietet  er  doch  der  Ausführung  durch  die  in  vielen  tropischen  Ländern 
allein  zu  Gebote  stehenden  Hilfskräfte  außerordentliche  Schwierigkeiten 
dar;  auch  kann  in  wissenschaftlicher  Hinsicht  eingewandt  werden,  daß 
der  reduzierende  Zucker  der  Kolonialprodukte  fast  niemals  einheit- 
licher Natur  ist   und  deshalb  eigentlich  die  Anwendung  keiner    der 


^)  Vorschrift  z.  Bereitung  nach  ZamaroD,  Ball.  Ass.  Chim^  17,  52. 
>)  Archiv  f.  d.  Zuckerindostrie  Javas  1904,  12,  321. 


Prodakte  aus  Zuckerrohr.  '487 

optischen  oder  chemischen  nur  für   bestimmte    Individuen  gültigen 
Konstanten  völlig  gerechtfertigt  erscheint. 

Was  die  Bestimmung  des  Reinheitsquotienten  (s.  S.  433)  an- 
langt, so  wird  von  Pellet^)  imd  ebenso  von  Prinsen-Geerligs') 
darauf  hingewiesen,  daß  bei  Rohrzuckersirupen  die  unterschiede  zwischen 
den  Graden  Brix  und  der  wirklichen  Trockensubstanz  erheblich  größer 
zu  sein  pflegen  als  bei  Rübenzuckersirupen,  indem  die  Differenzen,  die 
bei  konstanter  Arbeitsweise  einer  bestimmten  Fabrik  allerdings  auch 
ziemlich  konstant  zu  bleiben  pflegen,  bei  Klären  und  Sirupen  ersten 
Produktes  1 — 2  Proz.,  bei  jenen  des  zweiten  Produktes  4 — 5  Proz.,  bei 
den  Melassen  aber  7 — 9  Proz.  betragen  können.  Wenn  sich  nun  auch 
diese  Unterschiede  durch  stets  genau  gleichmäßige  Ausführung  der  Ana- 
lysen (in  gleicher  Verdünnung,  bei  gleicher  Temperatur  bezw.  unter 
Anbringung  einer  Temperaturkorrektion  u.  s.  f.)  bis  zu  gewissem  Grade 
ausgleichen  lassen,  so  tut  man  nach  Pellet  doch  besser,  sobald  es  sich 
um  die  Erlangung  zuverlässiger  Resultate  bandelt,  ganz  auf  die  Spinde- 
lung  (zu  der  vielfach  Brixspindeln  mit  einer  Normaltemperatur  vOn 
27,5®  C.  im  Gebrauche  stehen)*)  zu  verzichten  und  eine  Wasserbestim- 
mung vorzunehmen;  der  Quotient  wäre  dann  aus  dem  Ergebnisse  der 
Inversionspolarisation  und  dem  Resultate  der  Wasserbestimmung  zu 
berechnen.  Aber  auch  die  Wasserbestimmung  in  Produkten  der 
Rohrzuckerindustrie  unterliegt  außerordentlichen  Schwierigkeiten^).  Be- 
gründet sind  diese  einerseits  in  der  Anwesenheit  des  Invertzuckers  und 
besonders  der  Fruktose,  die  sich  schon  bei  95®  zu  zersetzen  beginnt, 
andrerseits  in  der  Natur  des  organischen  Nichtzuckers,  der  teils  selbst 
sehr  zersetzlich  ist,  teils  auch  schon  bei  der  üblichen  Trocknungstem- 
peratur stetig  neue  Säuremengen  erzeugt,  die  ihrerseits  immer  weiteren 
Rohrzucker  invertieren.  Pellet  empfiehlt  deshalb,  erst  die  mit  Am- 
moniak neutralisierten  Massen  zur  Trocknung  zu  bringen  und  diese 
mittels  Bimssteinzusatz  und  höchstens  bei  102 — 103®  zu  bewirken,  wo- 
bei jedoch  Melassen  auch  nach  5 — 5V9  Stunden  immer  noch  Differenzen 
von  1 — 2  mg  ergeben.  Nach  Krüger*)  sollten  Zuckerrohrprodukte, 
besonders  aber  Zuckerrohrsäffce,  jedenfalls  nicht  oberhalb  einer  Temperatur 
von  90®  G.  getrocknet  werden  imd  auch  dies  womöglich  nur  mit  Hilfe 
von    Filtertrocknem    mit   Filtrierpapierrollen,    deren    große    Oberflächen 


0  Bali.  Ass.  Chim.,  18,  836;  16,  1146. 
>)  Archiv  f.  d.  Zackerindustrie  Javas  1902,  10,  1093. 
•)  Krüger  1.  c. 

^)  Ganning,  Die  Bestimmung  des  Wassers  in  den  Rohrzuckern.   Vereins- 
zach.  1894,  S.  927. 
»)  a.  a.  0. 


488  Znckerfabrikation. 

eine  gewogene  Menge  Saft  leicht  aufzunehmen  und  das  Wasser  rasch 
abzugeben  geeignet  sind. 

Trocknen  in  der  Luftleere  -wird  auch  hierbei  wohl  nicht  zu  um- 
gehen sein,  wenn  man  genauere  Resultate  erreichen  will;  für  die  große 
Praxis  ist  aber  die  Anwendung  von  Luftleere  meist  schon  zu  kompliziert, 
und  es  haben  deshalb  einschlägige  Verfahren,  wie  die  von  Drenck- 
mann,  von  Thorne  und  Jeffers  ^)  u.  s.  f.,  keine  Anwendung  gefunden. 

Prinsen-Geerligs  empfiehlt ^)  auf  Grund  seiner  umfassenden  Er- 
fahrungen, bessere  Rohrzucker,  etwa  von  95  Pol.  an,  2 — 3  Stunden  bei 
103 — 107®  zu  trocknen,  wobei  5  g  Substanz  genügen;  von  geringwertigeren 
Zuckern,  Sirupen,  Füllmassen  u.  dergl.  löst  man  3  g  in  möglichst  wenig 
heißem  Wasser,  läßt  die  Lösung  durch  2  Filtrierpapierrollen  von  je  1  m 
Länge  und  1  cm  Höhe  aufsaugen  und  trocknet  4  Stunden  bei  105^. 

Zur  raschen  Bestimmung  der  scheinbaren  Reinheit  des 
(stets  nur  in  klarem  und  luftfreiem  Zustande  zu  untersuchenden) 
Rohsaftes  hat  Weinberg  ein  Verfahren  angegeben^),  das,  wie  folgt, 
auszuführen  ist:  1.  Aus  der  abgelesenen  Polarisation  und  den  mit  einer 
bei  17,5®  geeichten  Spindel  bestimmten  unkorrigierten  Brixgraden 
ergibt  die  Schmitz  sehe  Tafel  (s.  oben  S.  426)  die  Prozente  Saccharose; 
2.  Aus  diesen  und  aus  den  mit  einer  bei  17,5®  geeichten  Spindel  be- 
stimmten und  der  Temperatur  entsprechend  korrigierten  Brixgraden 
berechnet  man  die  Saftreinheit.  Bedient  man  sich  einer  bei  27,5®  0. 
geeichten  Spindel,  so  hat  man  die  Temperaturkorrektion  bei  1.  abzu- 
ziehen, bei  2.  aber  hinzuzuzählen;  die  jedesmalige  Rechnung  wird  durch 
eine  spezielle  Tabelle  überflüssig  gemacht,  aus  der  man  die  Quotienten 
unmittelbar  ablesen  kann. 

Was  die  Bestinmiung  des  reduzierenden  Zuckers  betrifft,  so 
erwähnt  Krüger  eine  praktisch  vielfach  übliche,  wenngleich  wenig  genaue 
Methode,  die  darin  besteht,  daß  5  ccm  zuvor  verdünnte  Fehlingsche 
Lösung  mit  dem  mittels  Bleiessig  geklärten  und  verdünnten  Rohrsafte 
bis  zur  Entfärbung,  unter  den  bei  Invertzuckerbestimmungen  zu  beob- 
achtenden Maßregeln,  titriert  werden.  Man  stellt  hierbei  also  fest,  wie- 
viel Saft  jedesmal  erforderlich  ist,  um  5  ccm  Fehlingsche  Lösung 
gerade  zu  entfärben.  Da  1  ccm  Fehlingscher  Lösimg  2,5  mg  Invert- 
zucker entspricht,  so  läßt  sich  aus  dem  Ergebnisse  der  Titration  leicht 
der  Invertzuckergehalt  des  Saftes  annähernd  berechnen. 

^)  Sacrerie  Beige  1898,  S.  499;  diese  Autoren  trocknen  bei  50 — 80  mm 
Luftleere,  im  Kohlensäarestrome,  und  in  durch  Alkoholdampf  auf  65 — 70°  er- 
wärmten Röhrchen. 

*)  Archiv  f.  d.  Zuckerindastrie  Javas  1902,  Bd.  10,  S.  1089. 

')  Archiv  f.  d.  Zuckerindustrie  Javas  1900,  Bd.  8,  248.  —  Quotienten- 
Tabellen  von  Volkmann  und  Maronier,  s.  Krüger  1.  c. 


Produkte  ans  Zuckerrohr.  4g9 

Tervooren*)  leitet  die  Zusammensetzung  auch  sehr  invertzucker- 
reicher  Produkte  mit  Hilfe  zweier  Bestimmungen  ab:  1.  13  g  Substanz 
löst  man  im  100  ccm-Eölbchen,  klärt  mit  15  ccm  Bleiessig,  polarisiert 
das  Filtrat  wie  üblich  und  verdoppelt  das  Resultat;  2.  6  g  Substanz 
löst  man  im  250  ccm-Kolben,  klärt  mit  15  ccm  Bleiessig,  füllt  auf  und 
filtriert;  50  ccm  des  Filtrates  bringt  man  in  ein  100  ccm-Eölbchen,  fällt 
Blei-  und  Kalkyerbindungen  mit  4  ccm  Striegl  er  scher  Natriumoxalat- 
lösung*),  füllt  auf  und  filtriert;  50  ccm  des  Filtrates,  0,6  g  Substanz 
enthaltend,  kocht  man  2  Minuten  mit  F  eh ling scher  Lösung  imd  be- 
stimmt wie  gewöhnlich  das  metallische  Kupfer.  Aller  weiteren  Berech- 
nung überhebt  eine  Tabelle,  die  auf  Grund  der  Polarisationen  (zwischen 
10  und  60  liegend)  imd  der  Eupfergewichte  (zwischen  100  und  400  mg 
liegend)  den  Gehalt  an  reduzielrenden  Stoffen  direkt  abzulesen  gestattet. 
Das  Verfahren  liefert  natürlich  (ganz  abgesehen  von  der  nach  Pellet') 
unbedingt  verwerflichen  Klärung  mit  Bleiessig)  bestenfalls 
nur  Vergleichswerte,  die  aber  für  viele  praktische  Zwecke  genügend 
erscheinen. 

Eine  genauere  Methode  der  Invertzuckerbestimmung  in  Kolonial- 
produkten, die  auch  auf  das  Reduktionsvermögen  des  Rohrzuckers  in 
Gegenwart  von  Invertzucker  Rücksicht  ninmit,  hat  Winter*)  ausge- 
arbeitet. Nach  dieser  kommen  auf  je  50  ccm  Fehling  scher  Lösung 
stets  gleich  große  Mengen  Rohrzucker  in  gleichbleibender  Verdünnimg 
zur  Wirkimg;  imi  eine  solche  zu  erreichen,  ist  natürlich  eine  vorherige 
Polarisation  erforderlich  (s.  Tabelle  X). 

50  ccm  Fehling  scher  Lösimg  werden  mit  50  ccm  des  verdünnten 
Saftes  2  Minuten  gekocht,  worauf  man  das  ausgefällte  Kupferoxydul  ab- 
filtriert, auswäscht  und,  eventuell  unter  Beihilfe  von  chlorsaurem  Kali, 
in  titrierter  Salzsäure  löst.  Den  Überschuß  der  Salzsäure  titriert  man 
mit  Natronlauge  zurück,  und  aus  jener  Menge  Natronhydrat,  die  der 
zur  Lösung  des  Kupferoxydul  es  erforderlichen  Menge  Salzsäure  äquiva- 
lent ist,  kann  man  (nach  Tabelle  X)  G'  ermitteln,  dessen  Wert,  mit 
dem  entsprechenden  Faktor  der  Tabelle  IX  multipliziert,  die  Prozente 
des    im    Safte    vorhandenen    Invertzuckers    ergibt.    —    Den    Ausdruck 

Invertzucker  x  100      .     ^  ,     ,    t  ,        t^      ^^.    . 
p-v- r pnegt  man  auch  als  Invertzucker-Koeffizienten 

zu   bezeichnen   und  j;>etrachtet    ihn   als   einen  wichtigen  Vergleichs  wert 
für  die  Beschaffenheit  der  verschiedenen  Produkte. 


1 


)  Archiv  f.  d.  Zackerindustrie  Javas  1902,  Bd.  10,  S.  897. 
')  Lippmann,  Chemie  der  Zackerarten  1904,  S.  607. 
3)  Sacrerie  indigene  1904,  Bd.  64,  S.  67. 
*)  S.  bei  Krüger  a.  a.  0. 


490 


Zuckerfabrikation. 


Tab.  X'). 

Tabelle    zur  Ermittelung   der  zu  verwendenden  Saftmenge  und  der 
in  Anwendung  kommenden  Faktoren  bei  der  Bestimmung  des  redu- 
zierenden Zuckers  in  Rohrzuckersäften  (nach  Winter). 

Anm.:  H  Oramm  Saft  sind  nach  Zusatz  Ton  Bleiessig  zu  200  ccm  zu  rerdünnen; 
150  ccm  des  FUtrates  werden  mit  schwefelsaurem  Natron  versetzt  und  zu  SOO  ccm  aufgefüllt 
filtriert  und  50  ccm  des  letzteren  FUtrates  mit  50  ccm  Fehling scher  Lösung  2  Min.  gekocht 

P  =  Polarisation  des  ursprünglichen  Saftes;  F  x  G'  (s.  Tab.  XI)  =  Proz.  Glykose. 


H 

P 

F 

H 

P 

F 

H 

P 

F 

80-00 

100 

6-67 

5714 

14-0 

9-33 

44-44 

18-0 

12-00 

79-21 

1 

73 

56-74 

1 

40 

44-20 

1 

07 

78-43 

2 

80 

56-34 

2 

47 

43-96 

2 

13 

77-67 

3 

87 

55-94 

3 

53 

43-72 

3 

20 

76-92 

4 

93 

55-55 

4 

60 

43-48 

4 

27 

76-19 

5 

700 

55-17 

5 

67 

43-24 

5 

33 

75-47 

6 

07 

54-79 

6 

73 

43-01 

6 

40 

74-77 

7 

13 

54-42 

7 

80 

42-78 

7 

47 

7407 

8 

20 

5405 

8 

87 

42-55 

8 

53 

73-39 

9 

27 

53-69 

9 

93 

42-33 

9 

60 

72-72 

11-0 

7-33 

53-33 

15-0 

10-00 

42-11 

19-0 

12-67 

72-07 

1 

40 

52-98 

1 

07 

41-89 

1 

73 

71-43 

2 

47 

52-63 

2 

13 

41-67 

2 

80 

70-80 

3 

53 

52-29 

3 

20 

41-45 

3 

87 

70-18 

4 

60 

51-95 

4 

27 

41-24 

4 

93 

69-57 

5 

67 

51-61 

5 

33 

41-03 

5 

13-00 

68-97 

6 

73 

51-28 

6 

40 

40-82 

6 

07 

68-38 

7 

80 

50-95 

7 

47 

40-61 

7 

13 

67-80 

8 

87 

50-63 

8 

53 

40-40 

8 

20 

67-23 

9 

93 

50-31 

9 

60 

40-20 

9 

27 

66-67 

12-0 

800 

50-00 

16-0 

10-67 

40-00 

20-0 

13-33 

66-12 

1 

07 

49-69 

1 

73 

39-80 

1 

40 

65-57 

2 

13 

49-38 

2 

80 

39-60 

2 

47 

6504 

3 

20 

49-08 

3 

87 

39-41 

3 

53 

64-52 

4 

27 

48-78 

4 

93 

39-22 

4 

60 

64-00 

5 

33 

48-48 

5 

11-00 

39-02 

5 

67 

63-49 

6 

40 

4819 

6 

07 

38-83 

6 

73 

62-99 

7 

47 

47-90 

7 

13 

38-64 

7 

80 

62-50 

8 

53 

47-62 

8 

20 

88-46 

8 

87 

6202 

9 

60 

47-34 

9 

27 

38-28 

9 

93 

61-54 

13-0 

8-67 

47-06 

170 

11-33 

88-10 

210 

14-00 

61-07 

1 

73 

46-78 

1 

40 

37-92 

1 

07 

60-61 

2 

80 

46-51 

2 

46 

37-74 

2 

13 

6015 

3 

87 

46-24 

3 

53 

37-56 

3 

20 

59-70 

4 

93 

45-97 

4 

60 

57-38 

4 

27 

59-26 

5 

9-00 

45-71 

5 

67 

37-21 

5 

33 

58-82 

6 

07 

45-45 

6 

73 

37-04 

6 

40 

58-39 

7 

13 

45-20 

7 

80 

36-87 

7 

47 

57-97 

•   8 

20 

44-94 

8 

87 

36-70 

8 

53 

57-55 

9 

27 

44-69 

9 

93 

36-53 

9 

60 

')  Krüger,  Zucker-Industrie-Kalender  1899. 


Prodakte  aus  Zuckerrohr. 


491 


TabeUe  XI 0* 
Tabelle  zur  Ermittelung  von  G'  aus  der,  dem  Kupferoxydul  äqui- 
valenten Menge  Natronhydrat  bei  der  Bestimmung  des  reduzieren- 
den Zuckers  in  Rohrzuckersftften  (nach  Winter). 
Anm.:  Um  den  ProEentgehalt  eines  Saftes  an  „Qlykose"  zu  ermitteln,  stellt  man 
nach  der  Lösung  des  Kupfezozydtas  in  SO  ccm  Salzsflure  durch  Rücktitrailon  den  durch 
das  Kupferozydul  bedingten  Minderrerbrauch  an  Na  OH  fest.  In  TabeUe  XI  entspricht  Q' 
der  in  50  ccm  der  verdünnten  Lösung  enthaltenen  Menge  Glykose.  Den  Prozentgehalt  des 
ursprünglichen  Saftes  an  Glykose  erhält  man,  indem  man  die  für  O'  gefundene  Zahl  mit 
dem,  neben  der  Polarisation  des  Saftes  in  Tabelle  X  angegebenen  Faktor  F  multipliziert 
Oewichtsanalytisch  findet  man  den  Gehalt  an  Glykose  mit  Hilfe  der  Spalte  Cu  von  TabeUe  XI. 


Cu 

G' 

Na  OH 

Cu 

G' 

Na  OH 

Cu 

G' 

Na  OH 

__ 

0-070 

00269 

00885 

0-110 

00473 

01391 

71 

0274 

0898 

111 

0478 

1404 

— 

72 

0279 

0911 

112 

0483 

1417 

73 

0284 

0923 

113 

0488 

1429 

— 

74 

0289 

0936 

114 

0493 

1442 

0035 

0-0092 

0-0443 

75 

0294 

0949 

115 

0499 

1466 

86 

0097 

0455 

76 

0299 

0961 

116 

0504 

1467 

37 

0102 

0468 

77 

0304 

0974 

117 

0509 

1480 

38 

0107 

0481 

78 

0309 

0987 

118 

0614 

1493 

39 

0112 

0493 

79 

0314 

0999 

119 

0520 

1605 

0-040 

00117 

00506 

0-080 

00319 

01012 

0120 

00526 

0-1618 

41 

0122 

0519 

81 

0324 

1025 

121 

0531 

1531 

42 

0127 

0531 

82 

0329 

1037 

122 

0536 

1643 

43 

0132 

0544 

83 

0334 

1050 

123 

0542 

1556 

44 

0187 

0557 

84 

0339 

1063 

124 

0548 

1569 

45 

0142 

0569 

85 

0344 

1075 

125 

0554 

1582 

46 

0147 

0582 

86 

0349 

1088 

126 

0559 

1694 

47 

0152 

0594 

87 

0354 

1100 

127 

0564 

1606 

48 

0167 

0607 

88 

0359 

1113 

128 

0570 

1619 

49 

0162 

0620 

89 

0364 

1126 

129 

0576 

1632 

0-050 

00167 

0-0682 

0090 

00370 

01138 

0130 

00581 

0-1644 

51 

0172 

0645 

91 

0375 

1161 

131 

0586 

1657 

52 

0177 

0658 

92 

0380 

1164 

132 

0591 

1670 

53 

0182 

0670 

93 

0385 

1176 

133 

0597 

1682 

54 

0187 

0683 

94 

aS90 

1189 

134 

0603 

1695 

55 

0192 

0696 

95 

0395 

1202 

135 

0608 

1708 

56 

0197 

0708 

96 

0400 

1214 

136 

0613 

1720 

57 

0202 

0721 

97 

0405 

1227 

137 

0618 

1733 

58 

0207 

0734 

98 

0410 

1240 

138 

0624 

1746 

59 

0212 

0746 

99 

0415 

1252 

139 

0630 

1758 

0-060 

0-0218 

00759 

0100 

0-0421 

0-1265 

0-140 

00635 

0-1771 

61 

0223 

0772 

101 

0426 

1278 

141 

0640 

1783 

62 

0228 

0784 

102 

0431 

1290 

142 

0645 

1796 

63 

0233 

0797 

103 

0436 

1303 

143 

0651 

1809 

64 

0238 

0810 

104 

0441 

1316 

144 

0667 

1821 

65 

0243 

0822 

105 

0447 

1328 

145 

0662 

1834 

66 

0248 

0835 

106 

0452 

1341 

146 

0667 

1847 

67 

0253 

0847 

107 

0457 

1353 

147 

0672 

1859 

68 

0258 

0860 

108 

0462 

1366 

148 

0678 

1872 

69 

0263 

0873 

109 

0467 

1379 

149 

0684 

1885 

')  Krüger,  Zucker-Industrie-Kalender  1899. 


492 


Zuckerfabrikation. 


Cu 

G' 

Na  OH 

Cu 

G' 

Na  OH 

Cu 

G' 

Na  OH 

O-löO 

00689 

01897 

0-200 

0^)970 

0-2530 

0-250 

0-1266 

0-3162 

151 

0694 

1910 

201  ! 

0975 

2542 

251 

1271 

3175 

152 

0699  ' 

1923 

202  1 

0981 

2555 

252 

1277 

3188 

153 

0705 

1935 

203  ! 

0987 

2568 

253 

1283 

3200 

154 

0711 

1948 

204 

0993 

2580 

254 

1289 

3213 

155 

0716 

1961 

205 

0999 

2593 

255 

1295 

3226 

156 

0721 

1973 

206 

1005 

2606 

256 

1300 

3238 

157 

0726 

1986 

207 

1011 

2618 

257 

1306 

'  3251 

158 

0732 

1999 

208 

1017 

2631 

258 

1312 

3264 

159 

0738 

2011 

209 

1023 

2644 

259 

1318 

3276 

0160 

0-0744 

0-2024 

0-210 

01029 

0-2656 

0-260 

0-1324 

0-3289 

161 

0749 

2036 

211 

1035 

2669 

261 

1329 

3301 

162 

0754 

2049 

212 

1041 

2682 

262 

1335 

3314 

163 

0760 

2062 

213 

1047 

2694 

263 

1341 

3327 

164 

0766 

2074 

214 

1053 

2707 

264 

1347 

3339 

165 

0772 

2087 

215 

1059 

2720 

265 

1353 

3352 

166 

0777 

2100 

216 

1065 

2732 

266 

1358 

3365 

167 

0782 

2112 

217 

1071 

2745 

267 

1364 

3377 

168 

0788 

2125 

218 

1077 

2758 

268 

1370 

3390 

169 

0794 

2138 

219 

1083 

2770 

269 

1376 

3403 

0170 

00800 

0-2150 

0-220 

0-1089 

0-2783 

0-270 

01382 

0-3415 

171 

0805 

3163 

221 

1095 

2795 

271 

1387 

3428 

172 

0810 

2176 

222 

1101 

2808 

272 

1393 

3441 

173 

0816 

2188 

223 

1107 

2821 

273 

1399 

3453 

174 

0822 

2201 

224 

1113 

2833 

274 

1405 

3466 

175 

0828 

2214 

225 

1119 

2846 

275 

1411 

3479 

176 

0833 

2226 

226 

1125 

2859 

276 

1416 

3491 

177 

0838 

2239 

227 

1131 

2871 

277 

1422 

3504 

178 

0844 

2252 

228 

1137 

2884 

278 

1428 

1   3516 

179 

0850 

2264 

229 

1143 

2897 

279 

1434 

3529 

0180 

0-0856 

0-2277 

0-230 

0-1149 

0-2909 

0-280 

0-1440 

0-3542 

181 

0861 

2289 

231 

1155 

2922 

281 

1445 

3554 

182 

0866 

2302 

232 

1161 

2935 

282 

1451 

3567 

183 

0872 

2315 

233 

1167 

2947 

283 

1457 

3580 

184 

0878 

2327 

234 

1173 

2960 

284 

1463 

3592 

185 

0884 

2340 

235 

1179 

2973 

285 

1469 

3605 

186 

0889 

2353 

236 

1184 

2985 

286 

1474 

3618 

187 

0894 

2365 

237 

1190 

2998 

287 

1480 

3630 

188 

0900 

2378 

238 

1196 

3011 

288 

1486 

3643 

189 

0906 

2391 

239 

1202 

3023 

289 

1492 

3656 

0190 

0-0912 

0-2403 

0-240 

0-1208 

0-3036 

0-290 

0-1498 

0-3668 

191 

0917 

2416 

241 

1213 

3048 

291 

1503 

3681 

192 

0923 

2429 

242 

1219 

3061 

292 

1509 

3694 

193 

0929 

2441 

243 

1225 

3074 

293 

1515 

3706 

194 

0935 

2454 

244 

1231 

3086 

294 

1521 

3719 

195 

0941 

2467 

245 

1237 

3099 

295 

1527 

3732 

196 

0946 

2479 

246 

1242 

3112 

2% 

1532 

3744 

197 

0952 

2492 

247 

1248 

3124 

297 

1538 

3757 

198 

0958 

2505 

248 

1254 

3137 

298 

1544 

3769 

199 

0%4 

2517 

249 

1260 

3150 

299 

1550 

3782 

Prodakte  aas  Zuckerrohr.  493 

Allen  diesen  Methoden  gegenüber  bleibt  nochmals  daran  zu 
erinnern,  daß  der  fälschlich  „Glykose^  benannte  „reduzierende  Zucker^ 
der  Zuckerrohrprodukte  niemals  einheitlicher  Natur  ist,  sondern 
ein  Gemisch  von  Glykose,  Invertzucker,  deren  Zersetzungs-  und  deren 
XJmwandlungsprodukten  darstellt;  betreffs  der  mannigfachen  Natur  und 
weiteren  Veränderlichkeit  dieser  Produkte  sei  auf  die  Arbeiten  von 
Lobry  de  Bruyn  und  van  Ekenstein  verwiesen*).  Verfahren,  die 
ein  konstantes  Drehungs-  und  Reduktions vermögen  des  reduzierenden 
Zuckers  voraussetzen,  können  daher,  der  Natur  der  Sache  nach,  nie- 
mals für  jeden  Einzelfall  wirklich  zutreffende  Resultate  liefern; 
es  bleibt  aber  natürlich  kein  anderes  Mittel  übrig,  als  sie  trotz  dieser 
Mängel  dennoch  anzuwenden  und  sich  mit  annähernden  und  vergleich- 
baren Ergebnissen  zu  begnügen. 


Von  näherer  Erörterung  der  mancherlei  sonstigen  analytischen 
Spezial -Verfahren,  die  in  der  Kolonialzucker-Industrie  üblich  sind,  muß  an 
dieser  Stelle  abgesehen  werden;  ohnehin  gehen  sie  in  den  verschiedenen, 
Rohrzucker- erzeugenden  Ländern  weit  auseinander  und  sind  nicht  nur  von 
lokalen  Bedingungen  und  von  den  sehr  wechselnden  Anforderungen  ab- 
hängig, die  seitens  der  betreffenden  Industrie  an  die  Genauigkeit  der 
chemischen  Eontrolle  und  der  Verlustbestimmung  gestellt  werden,  sondern 
nicht  selten  auch  von  Handelsgebräuchen,  steuerlichen  Maßregeln  der 
Mutterländer,  fiskalischen  Zwecken  u.  s.  f.,  -kurz  von  Einflüssen,  denen 
gegenüber  der  wissenschaftliche  Standpunkt  keine  oder  nur  eine  neben- 
sächliche Rolle  zu  spielen  pflegt. 

Eine  Zusammenstellung  der  besten  imd  praktisch  bewährtesten 
Methoden,  die  den  Verhältnissen  Javas  angepaßt  ist,  —  also  jener 
kolonialen  Erzeugungsstätte,  deren  Zuckerindustrie  allgemein  als  die 
vorgeschrittenste  und  wissenschaftlich  höchststehende  anerkannt  wird  — 
hat  Prinsen-Geerligs  herausgegeben;  auf  diese  vorbildliche,  für  jeden 
tropischen  Zuckerfabrikanten  unentbehrliche  Arbeit,  die  sich  im  7.  Hefte 
der  Berichte  der  westjavanischen  Versuchsstation  Kagok*)  abgedruckt 
findet,  seien  die  Interessenten  auch  anderer  Länder  ausdrücklich  ver- 
wiesen*). 


»)  Vereinszsch.  1895,  S.  909  u.  1090;  18%,  S.  669;  1897,  S.  1026. 

*)  Tegal  1904,  bei  Boer;  s.  auch  The  international  Sagar  Joomal  (Man- 
chester 1904),  6,  380. 

')  Soeben  ist  noch  erschienen:  Tervooren,  Methoden  zur  Analyse  der 
Rohrzuckerprodukte,  Bd.  I  des  Handbaches  der  javanischen  Zackerrohrkultur  und 
Zuckelfabrikation.    Amsterdam  1904  (in  holländischer  Sprache). 


stärke. 


Von 
Prof.  Hr.  G.  Ton  Eekenbrecber, 

Vorsteher  der  deutschen  Kartoffel-Kultur-Station  in  BerUn. 


Die  Fabrikation  der  Stärke  beruht  im  wesentlichen  auf  sehr  ein- 
fachen und  rein  mechanischen  Operationen.  Biese  bestehen  darin,  das 
Rohmaterial  fein  zu  zerkleinem,  um  die  stärkehaltigen  Zellen  bloßzu- 
legen, aus  ihm  die  Stärke  mittels  Wassers  auszuwaschen,  diese  absitzen 
zu  lassen  und  zu  trocknen. 

Wo  die  mechanische  Zerkleinerung  nicht  ausreicht,  den  Inhalt  der 
Zellen  für  das  Auswaschen  genügend  freizulegen,  wie  bei  den  Getreide- 
kömern,  überläBt  man  die  Rohmaterialien  entweder  einer  Gärung,  oder 
man  wendet  Chemikalien  an  (ätzende  Alkalien  und  Säuren,  namentlich 
schweflige  Säure),  um  hierdurch  eine  yollkommenere  AufschlieBung  zu 
bewirken. 

In  der  Praxis  findet  eine  regelmäßige  analytische  Eontrolle  des 
Fabrikbetriebes  nicht  statt,  so  sehr  dies  zu  wünschen  wäre.  Man  be- 
gnügt sich  im  allgemeinen  damit,  die  Rohmaterialien  auf  ihren  Stärke- 
gehalt und  das  fertige  Produkt  der  Handelsware  auf  seine  Reinheit  und 
den  Wassergehalt  zu  prüfen. 

Die  Untersuchungen,  welche  bei  der  Stärke  und  der  Stärke- 
fabrikation in  Betracht  kommen,  beziehen  sich  1.  auf  das  Rohmaterial, 
2.  auf  das  Fabrikat,  3.  auf  die  Abfallprodukte,  und  4.  auf  die  in 
der  Fabrikation  zur  Verwendung  kommenden  Hilfs  roh  Stoffe. 


A.  IHe  Untenuchitiii:  des  Rohmaterials. 

In  Deutschland  wird  die  Stärke  vorwiegend  aus  Kartoffeln  und 
Weizen  gewonnen,  weniger  ausgedehnt  ist  die  Fabrikation  von  Mais- 
und Reisstärke, 

Alle  diese  Rohstoffe  werden  für  die  Zwecke  der  Fabrikation  haupt- 
sächlich nur  auf  ihren  Stärkegehalt  imtersucht.     Bei  den  Körnerfrüchten 


Bestimmimg  des  Stärkemehls.  495 

erstreckt  sich  die  Untersuchung  noch  auf  die  Bestimmimg  des  Wasser- 
gehaltes und  bei  Weizen  auf  Feststellung  der  stickstoffhaltigen  Sub- 
stanzen (Klebergehalt). 

Die  quantitative  Bestimmung  der  Stärke  erfolgt  entweder  durch 
einfaches  Auswaschen  oder  auf  chemischen  Wege  oder  endlich  (bei  der 
Kartoffel)  durch  die  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes. 

1.  Quantitative  Bestimmnng  des  Stärkemehls  durch  Auswaschen 

des  Rohmaterials. 

Man  weicht  eine  gewogene  Menge  des  zu  untersuchenden  Roh- 
materials in  Wasser  ein,  zerquetscht  dieselbe  und  wäscht  sie,  analog 
der  Fabrikation  im  großen,  über  einem  Siebe  von  feiner  Gaze,  oder  in- 
dem man  sie  in  ein  Tuch  einbindet,  mit  Wasser  aus,  bis  das  Wasch- 
wasser  klar  abläuft.  Mehl  knetet  man  zu  einem  Teige  an,  Kartoffeln 
werden  fein  zerrieben.  Die  Stärke  geht  in  das  Waschwasser,  aus  welchem 
sie  sich  leicht  absetzt.  Sie  wird  durch  wiederholtes  Dekantieren  mit 
Wasser  ausgewaschen,  in  ein  Schäl chen  gebracht,  getrocknet  und  ge- 
wogen. 

Um  die  Stärkeausbeute  der  Kartoffeln  direkt  zu  bestimmen,  kon- 
struierte Günther  (Zsch.  f.  Spiritusrnd.  1884,  S.  93)  einen  Apparat,  in  wel- 
chem mittels  einer  Reibetrommel  eine  gewogene  Menge  Kartoffeln  (250  g) 
zerrieben  imd  ausgewaschen  wird.  Das  die  Stärke  enthaltende  Waschwasser 
fließt  in  einen  entsprechend  in  Grade  geteilten  Meßzylinder,  in  welchem 
es  6  Stunden  lang  ruhig  stehen  bleibt.  In  dieser  Zeit  setzt  sich  die 
Stärke  ab  und  man  kann  nach  der  angebrachten  Skala  ohne  weiteres 
beurteilen,  wieviel  Prozent  Prima-,  Sekunda-  und  Schlammstärke  aus 
den  vorliegenden  Kartoffeln  gewonnen  werden  kann. 

Genaue  Resultate  vermag  diese  rohe  Methode  des  Auswaschens 
natürlich  nicht  zu  geben;  sie  gewährt  nur  ein  ungefähres  Urteil  über 
den  Gehalt  an  Stärke.  Man  findet  z.  B.  von  21  Proz.  Stärkemehl  in 
Kartoffeln  nur  14 — 15  Proz.;  der  Rest  bleibt  in  den  vermöge  unvoll- 
ständigen Zerreibens  unaufgeschlossenen  Zellen  und  auf  dem  Siebe  zurück. 

2.   Quantitative  Bestimmung  des  Stärkemehls 
auf  chemischem  Wege. 

Die  chemische  Feststellung  des  Stärkegehaltes  in  den  Rohmaterialien 
geschieht  entweder  durch  die  direkte  Bestimmung  der  darin  enthaltenen 
Stärke  oder  auf  indirektem  Wege,  indem  man  die  Stärke  in  Trauben- 
zucker (Dextrose)  umwandelt,  dessen  Mengen  durch  Reduktion  einer 
alkalischen  Kupferlösung  bestimmt  und  hieraus  den  Stärkewert  berechnet. 


496  Stärke. 

Von  den  Methoden  der  indirekten  Stärkebestinunung  sind  zur  Zeit 
die  gebräuchlichsten  die  Yon  Reinke,  bei  welcher  die  Stärke  unter 
Anwendung  Ton  Hochdruck  auf  die  mit  Wasser  angerührte  und  mit 
Milchsäure  versetzte  Substanz  in  lösHche  Form  übergeführt  wird,  und 
die  Yon  Märcker  und  Morgen,  welche  darauf  beruht,  daß  die  zu 
untersuchenden,  fein  gemahlenen  Kömer  oder  getrockneten  Kartoffeln 
durch  Kochen  mit  Wasser  verkleistert  und  die  Kohlehydrate  durch 
Zusatz  von  Malzextrakt  in  Lösung  gebracht  werden.  Die  auf  die  eine 
oder  die  andere  Weise  hergestellte  Lösung  wird  mit  Salzsäure  invertiert 
und  in  ihr  der  gebildete  Zucker  mit  alkalischer  Kupferlösung  (Fehling- 
scher  Lösung)  entweder  gewichtsanalytisch  nach  Allihn  oder  maß- 
analytisch  nach  Soxhlet  bestimmt. 

Bezüglich  der  Durchführung  dieser  Untersuchungsmethoden  ver- 
weisen wir  auf  den  Abschnitt  „Spiritus**. 

Zu  beachten  ist,  daß  bei  der  nach  den  angegebenen  Methoden  aus- 
geführten Stärkebestimmung  neben  der  Stärke  immer  auch  die  in  den 
zu  untersuchenden  Substanzen  ursprünglich  enthaltenen  Mengen  von 
Zucker  und  Pentosanen  mit  bestimmt  und  als  Stärke  berechnet  werden, 
so  daß  die  gefundene  Stärkemenge  nicht  dem  wahren  Stärkegehalt  ent- 
spricht, sondern  vielmehr  den  „Stärkewert",  d.  h.  die  Menge  der  in 
Dextrose  (Pentose)  überführbaren  Kohlenhydrate,  angibt.  Um  den  wahren 
Stärkegehalt  zu  erfahren,  muß  man  deshalb  den  Gehalt  an  Zucker  und 
Pentosanen  gesondert  bestimmen  und  in  Abzug  bringen.  Die  Zucker- 
bestimmung erscheint  besonders  wichtig  bei  der  Untersuchung  von 
Kartoffeln  auf  Stärke,  da  diese  je  nach  der  Reife,  nach  den  Lagerungs- 
verhältnissen und  nach  der  Sorte  einen  sehr  verschiedenen  Zuckergehalt 
aufweisen,  der  nach  Saar  es  Beobachtungen  bis  4  Proz.  beträgt.  Eine 
besondere,  ziemlich  umständlich  auszuführende  Methode  der  Zucker- 
bestimmung in  Kartoffeln  gibt  Saare  in  seiner  „Fabrikation  der  Kartoffel- 
stärke", Verlag  von  Julius  Springer,  Berlin  1897,  S.  489. 

Die  Bestinmiung  der  Pentosane  wird  nach  dem  Phloroglucid- 
verfahren  von  To Ileus  ausgeführt  (Zsch.  angew.  Chemie  1902,  S.  477). 

Für  die  direkte  Feststellung  des  Stärkegehaltes  in  den  Roh- 
materialien haben  G.  Baumert  und  H.  Boden  (Zsch.  angew.  Chem.  1900, 
S.  1074  u.  1111)  eine  neue  Methode,  zunächst  zur  Bestimmung  des 
wahren  Stärkegehalts  der  Kartoffel,  ausgearbeitet.  Die  Ausführung  der 
Stärkebestimmung  nach  diesem  Verfahren  geschieht  in  folgender  Weise: 

3  g  der  sehr  fein  gemahlenen  lufttrockenen  Kartoffelsubstanz  werden 
in  einem  Porzellanbecher ^)  mit  etwa  50  ccm  kaltem  Wasser  angerührt. 
Nachdem    man    das  Gemisch   unter  gelegentlichem  Umrühren  1  Stunde 

*)  Am  besten  eignet  sich  hierza  Form  No.  0,366  auf  Seite  51  des  Preis- 
verzeichnisses No.  V  der  Königl.  Porzellanm&nafaktur  in  Berlin. 


Direkte  Bestimmung  des  Stärkemehls.  497 

stehen  gelassen  hat,  gieBt  man  die  Flüssigkeit  Tom  Bodensatze  durch 
ein  kleines  Asbestfilter  (Siebplatte  2  —  3  cm  Durchmesser)  möglichst 
Tollstandig  ab.  Letzteres  bringt  man  mit  den  darauf  befindlichen 
Substanzteilchen  in  den  Becher  zurück,  gibt  wiederum  50  ccm  Wasser 
darauf  und  erhitzt  den  mit  dem  Deckel  yerschlossenen  Becher  im 
Soxhl  et  sehen  Dampftopfe  3  Y,  Stunden  auf  annähernd  (nicht  über) 
3  Atmosphären.  Nach  dem  Abkühlen  wird  der  Inhalt  des  Bechers  mit 
150 — 200  ccm  kochenden  Wassers  in  einen  250  ccm-Eolben  gebracht  und 
10  Minuten  gekocht,  um  die  Stärke  vollständig  zu  lösen.  Nach  dem 
Erkalten  füllt  man  bei  15^  zur  Marke  auf,  mischt  gut  durch  und  filtriert 
durch  ein  Faltenfilter.  100  ccm  des  Filtrates  werden  mit  10  ccm  einer 
10-proz.  Natronlauge  versetzt,  wobei  die  Opalisierung  der  Flüssigkeit 
verschwindet  und  eine  klare,  beliebig  lange  haltbare  Lösung  entsteht. 
Von  dieser  mischt  man  25  ccm  unter  Umrühren  mit  etwa  100  ccm 
94 — 96-proz.  Alkohol,  setzt,  bevor  sieb  der  Niederschlag  zusammenballt, 
etwa  1  g  feinflockigen  Asbest  hinzu  und  rührt  kräftig,  bis  der  Niederschlag 
sich  schnell  unter  Klärung  der  Flüssigkeit  absetzt.  Wenn  dies  nach  etws^ 
1  Minute  noch  nickt  geschehen  ist,  so  tut  man  unter  fortgesetztem  Rühren 
weitere  kleine  Mengen  Asbest  hinzu,  bis  das  Absetzen  erfolgt. 

Hierauf  wird,  wie  bei  der  Dextrosebestimmung,  durch  eine  vorher 
ausgeglühte  Soxbletsche  Asbestfilterröhre  unter  vorsichtiger  Benutzung 
der  Wasserluftpumpe  filtriert,  indem  man  zunächst  die  klare  Flüssigkeit 
abgieBt,  dann  den  Niederschlag,  ohne  ihn  mit  dem  Glasstabe  zusammen- 
zudrücken, mit  80-proz.  Alkohol  anrührt  und  ebenfalls  in  möglichst 
lockerem  Zustande  auf  das  Filter  bringt  und  auswäscht.  Um  ein  Fest- 
saugen des  Niederschlages  während  des  Auswaschens  zu  verhindern,  ist 
darauf  zu  achten,  daß  sich  in  der  Röhre  stets  Flüssigkeit  befindet.  Die 
letzten  Reste  des  Niederschlages  werden  am  zweckmäßigsten  dadurch 
aus  dem  Becherglase  entfernt,  daß  man  dies  mit  der  zur  Zersetzung  des 
Stärkenatriums  erforderlichen  Salzsäure,  und  zwar  mit  3 — 5  ccm  5-proz. 
Salzsäure  mittels  einer  Federfahne  auswäscht.  Die  gelöste '  Substanz 
wird  durch  25 — 30  ccm  94— 96-proz.  Alkohol  wieder  gefällt  und  auf  das 
Filter  gespült,  worauf  dies  zunächst  mit  80-proz.  Alkohol,  dann  mit 
absolutem  Alkohol  und  zuletzt  mit  wasserfreiem  Äther  ausgewaschen 
wird.  Nachdem  der  Äther  durch  scharfes  Absaugen  vollständig  entfernt 
ist,  wird  das  Filter  im  Luftstrome  (im  Luft-  oder  Sandbade)  bei  120 
bis  130^  bis  zum  konstanten  Gewicht  getrocknet  und  nach  dem  Erkalten 
im  Exsikkator  gewogen.  Darauf  erhitzt  man  das  Rohr  unter  Durch- 
leitung eines  Luft-  oder  Sauerstoffstromes  vorsichtig  in  der  Richtung 
des  Stromes  mit  einer  Gasflamme.  Hierbei  verbrennt  die  Stärke  schnell, 
ohne  irgendwelchen  kohligen  Rückstand  zu  hinterlassen,  bei  so  niedriger 
Temperatur,  daß  der  Asbest  kaum  ins  Glühen  konmit. 

Untersuchungen.   6.  Aufl.    HL  32 


498  Städte. 

Bas  Rohr  wird  im  Exsikkator  erkalten  gelassen  und  darauf  durch 
Wägung  der  durch  das  Glühen  entstandene  Gewichtsverlust  festgestellt. 
Dieser  ist  dann  gleich  derjenigen  Stärkemenge,  welche  in  25  ccm  der 
mit  Natronlauge  versetzten  ursprünglichen  Stärkelösung  enthalten  war, 
imd  gleich  der  in  0,3  g  lufttrockener  Substanz  enthalten  gewesenen 
Stärkemenge,  wenn  man  ihn,  entsprechend  der  durch  den  Zusatz  der 
Natronlauge  entstandenen  Verdünnung  der  Lösung,  um  7io  erhöht. 

Die  Umrechnung  auf  den  Prozentgehalt  in  frischer  Substanz  erfolgt, 

wenn  man    das   Gewicht    der  frischen  Kartoffel  mit  f^    das  der  daraus 

erhaltenen    lufttrockenen    Substanz    mit  1  und    den    durch    Glühen    des 

Asbestrohres   entstandenen  Gewichtsverlust  mit  v  bezeichnet,  nach  der 

Formel: 

_   100  (vXM)    2. 

0,3  '   f 

Behrend  und  Wolfs  (Zsch.  angew.  Ghem.  1901,  S.  461),  welche 
dieses  Verfahren  nachprüften,  erzielten  damit  bei  Kartoffeluntersuchungen 
sehr  genaue  Resultate,  während  sie  bei  Untersuchungen  von  Weizen  und 
Mais  zu  niedrige  Zahlen  erhielten.  Sie  empfehlen  für  das  Filtrieren 
etwas  weitere  Röhrchen  (von  20  bis  22  nun  lichter  Weite)  und  Ver- 
brennen der  Stärke  im  Sauerstoffstrom. 

Das  von  Witte  (Zsch.  angew.  Chem.  1904,  S.  65)  für  die  Unter- 
suchung von  Weizenmehl  und  Handelsstärke  abgeänderte  Verfahren  von 
Baumert  und  Boden  ist  nach  des  Verfassers  eigener  Ansicht  für  die 
industrielle  Praxis  zu  umständlich  und  zeitraubend. 

3.  Bestimniling  des  Stärkegehaltes  (Stärkewertes)  durch  Ermitteliuig 

des  spezifischen  Gewichtes  (bei  Kartofl^eln). 

Für  den  Stärkefabrikanten  ist  es  nicht  möglich,  immer  die  mecha- 
nische oder  die  chemische  Analyse  zur  Beurteilung  der  zu  verarbeitenden 
Materialien  anzuwenden,  weil  beide  zu  viel  Zeit  in  Anspruch  nehmen. 
Bei  den  Körnerfrüchten  muB  es  ihm  oft  genügen,  die  Bruchfläche,  Maß 
und  Gewicht  der  Kömer  in  Betracht  zu  ziehen;  für  die  Kartoffeln  aber 
steht  ihm  noch  eine  andere,  schnell  auszuführende  Untersuchungsmethode 
zur  Verfügung,  die  genügend  genaue  Resultate  ergibt,  nämlich  diejenige, 
welche  auf  der  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes  beruht. 

Das  ziemlich  hohe  spezifische  Gewicht  des  Stärkemehles  und  der 
Umstand,  daß  die  Trockensubstanz  der  Kartoffel  zum  weitaus  größten 
Teil  aus  Stärkemehl  besteht,  brachte  zuerst  Berg  auf  den  Gedanken, 
es  müsse  zwischen  dem  spezifischen  Gewichte  und  dem  Stärkegehalt  der 
Kartoffeln  ein  bestimmtes  Verhältnis  bestehen.  £r  fand  seine  Vermutung 
bestätigt  und  stellte    eine  Gleichung  auf,    durch  welche  man  aus  dem 


Bestunmong  des  Stärkegehaltes  dnrch  spez.  Gewicht. 


499 


ermittelten  spezifischen  Gewichte  den  Stärkegehalt  der  Kartoffeln  be- 
rechnen konnte.  Die  durch  seine  Methode  erhaltenen  Resultate  waren 
aber  sehr  wenig  genau,  weil  er  die  seiner  Berechnung  zu  Grunde  gelegten 
Stärkemehlbestinmiungen  durch  einfaches  Auswaschen  Yorgenonunen  hatte. 
Später  wurde  die  Methode  durch  Lüdersdorff,  Balling  und  Holde- 
fleifi,  welche  die  Stärkebestimmungen  auf  chemischem  Wege  genauer 
ausführten,  verbessert.  Dann  waren  es  Märcker,  Behrend  und 
Morgen,  welche  unter  Anwendimg  der  inzwischen  yervoUkommneten 
Stärkebestimmungsmethoden  die  Frage  yon  neuem  einer  Bearbeitung 
unterzogen.  Sie  untersuchten  eine  groBe  Anzahl  yerschiedener  Kartoffeln 
(144  Sorten)  auf  ihren  Trockensubstanzgehalt,  Stärkegehalt  und  das 
spezifische  Gewicht  imd  berechneten  daraus  eine  Tabelle,  indem  sie  die 
mittlere  Differenz  zwischen  Stärkemehl-  und  Trocken substanzgehalt,  die 
sich  als  5,752  Proz.  ergab,  zu  Grunde  legten.  Diese  Tabelle  ist  nach 
Märckers  Handbuch  der  Spiritusfabrikation  folgende: 


Bestimmung  des  Prozent-Trocken-  and  Stärkegehaltes  derKartoffeln 
aus  dem  spezifischen  Gewicht  nach  Behrend,  Märcker  and  Morgen. 


1^ 

td  ^ 
1   « 

00 

JIg 

H  « 

Stärkemehl 
Proz. 

a 
9 

li 

9   Ö> 

w 

o  m  z 

Stärkemehl 
Proz. 

SpezifischeB 
Gewicht 

d  ^ 

Stärkemehl 
Proz. 

SpezifischeB 
Gewicht 

Stärkemehl 
Proi. 

1080 

19-7 

13-9 

1100 

240 

18-2 

1120 

28-3 

22-5 

1-140 

32-5  26-7 

081 

19-9 

141 

101 

24-2 

18-4 

121 

28-5 

22-7 

141 

32-8 

27-0 

082 

201 

14-3 

102 

24-4 

18-6 

122 

28-7 

22-9 

142 

330 

27-2 

083 

20-3 

14-5 

103 

24-6 

18-8 

123 

28-9 

231 

143 

33-2 

27-4 

084 

20*5 

14-7 

104 

24-8 

19-0 

124 

29-1 

23-3 

144 

33-4 

27-6 

085 

20-7 

14-9 

105 

250 

19-2 

125 

29-3 

23-5 

145 

33-6 

27-8 

086 

20-9 

151 

106 

25-2 

19-4 

126 

29-5 

23-7 

146 

33-8 

28-0 

087 

21-2 

15-4 

107 

25-5 

19-7 

127 

29-8 

240 

147 

341 

28-3 

088 

21-4 

15-6 

108 

25-7 

19-9 

128 

30-0 

24-2 

148 

34-3 

28-5 

089 

21-6 

15-8 

109 

25-9 

20-1 

129 

30*2 

24-4 

149 

34-5 

28-7 

1-090 

21-8 

160 

1110 

26-1 

20-3 

1130 

30-4 

24-6 

1150 

34-7 

28-9 

091 

220 

16-2 

111 

26-3 

20-5 

131 

30-6 

24-8 

151 

34-9 

29-1 

092 

22-2 

164 

112 

26-5 

20-7 

132 

30-8 

250 

152 

351 

29-3 

093 

22-4 

16-6 

113 

26-7 

20-9 

133 

31-0 

25-2 

153 

35-4 

29-6 

094 

22-7 

16-9 

114 

26-9 

211 

134 

31-3 

25-5 

154 

35-6 

29-8 

095 

22-9 

17-1 

115 

27-2 

21-4 

135 

31-5 

25-7 

155 

35-8 

30H) 

096 

231 

17-3 

116 

27-4 

21-6 

136 

31-7 

25-9 

156 

360 

30-2 

097 

23-3 

17-5 

117 

27-6 

21-8 

137 

31-9 

261 

157 

36.2 

30-4 

098 

23-5 

17-7 

118 

27-8 

22-0 

138 

321 

26-3 

158 

36-4 

30-6 

099 

23-7 

17-9 

119 

28-0 

22-2 

139 

32-3 

26-5 

159 

36-6 

30-8 

32' 


500  Stärke. 

Da  einerseits  in  den  Kartoffeln  immer  lufterfÜUte  Hohlräume  in 
wechselnden  Mengen  vorkommen,  die  einen  Einflofi  auf  die  Höhe  des 
spezifischen  Gewichts  ausüben,  andrerseits  die  für  die  Aufstellung  obiger 
Tabelle  verwendeten  Stärkebestimmungen  nach  einer  keineswegs  als 
vorwurfsfrei  anzusehenden  Methode  ausgeführt  wurden,  so  ist  nach 
Märcker  (Hdb.  d.  Spiritus-Fabrikation,  8.  Aufl.,  S.  148)  die  Fehlergrenze 
der  Schätzung  des  Stärkegehalts  der  Kartoffel  nach  dem  spezifischen 
Gewicht  keine  kleine,  imd  man  darf  höchstens  hoffen,  den  Stärkegehalt 
auf  d=  1  Proz.  genau  danach  zu  finden;  d.  h.  eine  Kartoffel,  die  nach 
dem  spezifischen  Gewicht  zu  23  Proz.  Stärke  eingeschätzt  wird,  kann  in 
Wirklichkeit  22  oder  24  Proz.  enthalten,  ja  man  darf  sich  nicht  wundem, 
wenn  in  einzelnen  Fällen  Abweichungen  von  =h  2  Proz.  imd  gelegentlich 
sogar  darüber  vorkommen. 

Bei  der  Benutzung  der  Tabelle,  die  eigentlich  für  den  Spiritus- 
fabrikanten berechnet  ist,  mufi  femer  beobachtet  werden,  daß  die  Be- 
stimmung der  Stärke  nach  dem  spezifischen  Gewicht,  nicht  den  wahren 
Stärkegehalt,  sondern  wiederum  nur  den  sich  aus  Stärke  und  anderen 
Kohlehydraten,  namentlich  Zucker,  zusammensetzenden  Stärkewert  an- 
gibt. Deshalb  muß  der  Stärkefabrikant,  wenn  er  von  vorstehender 
Tabelle  Gebrauch  macht,  von  dem  darin  angegebenen  Stärkegehalt  eine 
dem  durch  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichts  mitbestimmten  Zucker 
entsprechende  Stärkemenge  in  Abzug  bringen,  für  welche  nach  Saare 
ein  Mittelwert  von  1,5  Proz.  anzusetzen  ist. 

Die  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichts  fester  Körper  kann  auf 
indirektem  oder  direktem  Wege  geschehen. 

Bei  der  indirekten  Bestimmung  wird  das  spezifische  Gewicht  einer 
Flüssigkeit  demjenigen  des  festen  Körpers  gleich  gemacht  und  dann 
das  spezifische  Gewicht  der  Flüssigkeit  durch  Aräometer  oder  auf  irgend 
eine  andere  Weise  bestimmt.  Auf  ihr  beruht  die  TJntersuchungsmethode 
von  Kroker.  Es  wird  eine  größere  Anzahl  Kartoffeln  (20 — 30)  in 
ein  zum  Teil  mit  Wasser  gefülltes,  zylindrisches  Glas  gebracht  und 
von  einer  konzentrierten  Salzlösung  unter  Umrühren  so  lange  hinzugefügt, 
bis  etwa  1/3  der  Kartoffeln  zu  Boden  sinkt,  Ys  ^  ^^^  Flüssigkeit  schwimmt 
und  Ys  ^^  ^^^  Oberfläche  schwebt.  Hierauf  bestimmt  man  das  spezifische 
Gewicht  der  Flüssigkeit,  dem  also  das  spezifische  Gewicht  der  Kartoffeln 
entspricht,  und  liest  aus  der  obigen  Tabelle  den  Stärkegehalt  ab.  Man 
kann  auch  so  verfahren,  daß  man  eine  Anzahl  Gefäße  mit  Salzlösungen 
verschiedener  Konzentrationen  nebeneinander  aufstellt  und  die  zu  prüfen- 
den Kartoffeln  nacheinander  in  die  verschiedenen  Lösungen  bringt,  bis 
man  die  dem  spezifischen  Gewicht  der  Kartoffeln  entsprechende  Konzen- 
tration findet.  Im  ganzen  ist  diese  Methode  ziemlich  umständlich  und 
sie  liefert  wenig  zuverlässige  Resultate. 


Bestimmmig  des  Stärkegehaltes  durch  spez.  Grewicht,  501 

Zu  genaueren  Resultaten,  führt  die  Bestiounung  des  Bpezifischen 
Gemchtes  auf  direktem  Wege. 

Das  spezi^sche  Gericht  eines  Körpers  vird  nach  der  belcannten 
Formel 


gefunden,  indem  man  das  absolute  Gewicht  (g)  desselben  durch  das  Ge- 
richt eines  gleichen  Volumens  Wasser  (t)  dividiert.  Es  kommt  also  bei 
dieser  Bestimmung  darauf  an,  festzustellen,  wie  viel  das  einer  gewogenen 
Menge  EAitoffeln  gleiche  Yoluraen  Wasser  wiegt. 

F^.  84. 


Dies  geschieht  nach  Stohmann  mittels  des  von  ihm  konstruierten, 
in  Fig.  83  und  84  abgebildeten  Apparates  auf  folgende  Weise:  Uan  füllt 
einen  etwa  3  Liter  haltenden  Glaszylinder  unter  Anwendung  genau 
justierter  MaSgefaBe  mit  Wasser,  bis  die  von  einer  über  den  Zylinder 
gelegten  Brücke  herab  reichende  feine  Metallspitze  den  Wasserspiegel 
gerade  berührt.  Wenn  man  die  letzte  Wassermenge  vorsichtig  aus  einer 
graduierten  Bürette  zufließen  läBt,  so  hält  es  nicht  schwer,  diesen  Punkt 
genau  zu  treffen.  Die  Menge  des  in  den  Zylinder  gelassenen  Wassers 
wird  notiert,  der  Zylinder  dann  geleert  und  sorgfältig  getrocknet.  Hier- 
auf wägt  man  genau  1000  g  Kartoffeln  ab,  tut  sie  in  den  Zylinder  und 
flillt  abermals  bis   zur  Nadelspitze  mit  Wasser  auf.     Der  Wenigerver- 


502  Stärke. 

brauch  an  Wasser  entspricht  dem  Volumen  des  durch  die  Kartoffeln 
verdrängten  Wassers,  und  die  Anzahl  der  Kubikzentimeter  des  letzteren 
drückt  das  Gewicht  desselben  in  Grammen  aus. 

Es  enthalte  z.  B.  der  bis  zur  Spitze  mit  Wasser  gefüllte 

Zylinder  leer  (ohne  Kartoffeln) =  2950  ccm 

mit  1000  g  Kartoffeln =  2049     - 

80  ist  das  Volumen  des  durch  die  Kartoffeln  verdrängten  Wassers  =  901  ccm. 

1000 
Mithin  ist  das  spezifische  Gewicht  der  Kartoffeln  =  -öttj-  =  1*109,  und 

diesem  entspricht  nach  der  Tabelle  auf  Seite  499  ein  Stärkewert  von 
20,1  Proz.  Wenn  die  Bestimmung  mit  Sorgfalt  ausgeführt  wird,  wenn 
man  namentlich  darauf  achtet,  daß  die  Kartoffeln  gut  gereinigt  sind  und 
sich  an  dieselben  im  Wasser  keine  Luftblasen  ansetzen,  so  liefert  sie 
sehr  genaue  Resultate. 

Eine  andere  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichts  beruht  bekannt- 
lich auf  dem  Archimedischeu  Prinzip,  nach  welchem  ein  Körper  in  einer 
Flüssigkeit  so  viel  von  seinem  Gewicht  verliert,  als  die  von  ihm  ver- 
drängte Flüssigkeitsmenge  wiegt.  Wägt  man  also  die  Kartoffeln  erst 
in  Luft  und  darauf  in  Wasser,  so  ist  die  Differenz  der  Gewichte,  welche 
angibt,  wieviel  die  durch  das  Volumen  der  Kartoffeln  verdrängte  Wasser- 
menge wiegt,  das  Volumgewicht  der  Kartoffeln,  und  man  findet  das 
spezifische  Gewicht  derselben,  wenn  man  ihr  absolutes  Gewicht  durch 
das  Differenzgewicht  (Volumgewicht)  dividiert.  Es  sollen  z.  B.  5000  g 
Kartoffeln  unter  Wasser  nur  525  g  wiegen,  so  haben  sie  von  ihrem  Ge- 
wicht also  5000  —  525  =  4475  g  verloren.  Sonach  ist  das  spezifische 
Gewicht  der  Kartoffeln: 

V  4475 

und  der  Stärkewert  nach  der  Tabelle  auf  S.  499  =  21,8  Proz. 

Dm  die  zu  dieser  Bestimmung  nötigen  Wägungen  schnell  und 
sicher  ausführen  zu  können,  dienen  verschiedene,  besonders  für  diesen 
Zweck  eingerichtete  Wagen. 

Unter  ihnen  ist  diejenige  von  Fesca  die  älteste.  Sie  zeigt  an, 
wieviel  das  durch  die  Kartoffeln  verdrängte  Wasser  wiegt,  und  aus  der 
ihr  beigegebenen  Tabelle  kann  man  unmittelbar  aus  dem  Gewichte  des 
verdrängten  Wassers  den  Stärkewert  der  Kartoffeln  ersehen. 

Die  später  von  Hurt  zig,  Schwarzer  und  Reimann  konstruierten 
Wagen  geben  dagegen  an,  wieviel  die  Kartoffeln  selbst  unter  Wasser 
wiegen. 

Am  weitesten  verbreitet  ist  die  in  Fig.  85  abgebildete  R  ei  mann  sehe 
Kartoffelwage.     Sie  ist  eine  Dezimalwage,    die    an    dem  längeren  Arm 


dea  St&rkegeh&ltea  durch  spez.  Gewicht.  503 

des  Wogebalkens  eine  Gewichtsachale  und  an  dem  kürzeren  zwei  über- 
einander hängende  Brahtkürbe  zur  Aufiiahme  der  zu  prüfenden  Kar- 
toffeln trägt,  und  wird  auf  dem  Bttgel  des  dazu  gehörigen  Wasserbehälters 
mittels  einer  Schraubenmutter  befestigt. 

Die  Bestimmung  wird  mit  dieser  Wage  folgendermaßen  ausgefflhrt: 

Man  füllt  zunächst  den  Bottich  mit  destilliertem  Wasser  oder  reinem 
Regeunasser  vou  140  Reaumur  oder  17,50  Celsius  so  weit  an,  daB  der 
untere,  frei  schwebende  Korb  ganz  TOn  demselben  bedeckt  ist,  und  stellt 
dann  die  Wage  vermittelst  des  oberhalb  des  Wagebalkens  angebrachten 
Schiebegewichts  ein.     Hierauf  wägt  man  in   dem    oberen  Korbe    genau 
b  kg  der  zu  untersuchenden  Kar- 
toffeln ab,  bringt  sie  alsdann  in  ^''  **' 
den    unteren,    im  Wasser  befind- 
lichen   Korb    und    bestimmt    ihr 
Gewicht  unter  Wasser. 

Aus  der  S.  604  beigefügten, 
Uärckers  Handbuch  der  Spiritus- 
fabrik ation  entnommenen  Tabelle 
liest  man  alsdann  den  dem  Ge- 
wicht der  Kartoffeln  in  Wasser 
entsprechenden  Stärke  wert  ab. 
Jedoch  müssen  natürlich  auch 
hier  für  die  Zwecke  der  Stärke- 
fabrikation von  den  angegebenen 
Zahlen  fUr  den  Stärke  wert  l,5Proz. 
in  Abzug  gebracht  werden. 

Bei  der  Ausführung  der  Be- 
stimmung dürfen  folgende  Vor- 
sichtsmaßregeln nicht  außer  acht 
gelassen  werden,  wenn  genaue 
Resultate  erhalten  werden  sollen. 

1.  Das  zur  Bestimmung  yerwendete  Wasser  soll  womöglich  destil- 
liertes (Kondenswasser)  oder  Regenwasser  sein,  da  sich  aus  Brunnen- 
wasser leicht  kohlensaurer  Kalk  abscheidet,  der  durch  Ansetzen  an  die 
Ketten  nnd  den  Korb  das  Gewicht  der  letzteren  Terändern  kann. 

2.  Die  Temperatur  des  Wassers  muß  14"  R.  =  17,5"  C,  betragen, 
da  die  Tabellen  für  diese  Temperatur  ermittelt  sind.  Auch  die  Kartoffeln 
müssen  eine  gleiche  Temperatur  haben. 

3.  Der  untere  Korb  soll  Tollständig  frei  schweben  und  vor  dem 
Wägen  der  Kartoffeln  unter  Wasser  und  nach  demselben  gleich  tief  ins 
Wasser  tauchen,  weil  sonst  die  Ketten  sich  bald  mehr,  bald  weniger 
unter  Wasser  befinden,  wodurch  natürlich  Gewichtsdifferenzen  entstehen. 


604 


Stärke. 


Tabelle  zur  Bestimmong  des  Stärke-  und  Trockengehaltes 
der  Kartoffeln  nach  dem  spezifischen  Gewicht  mit  Reimanns  Wage. 


Gewicht 

Gehalt 

Gehalt 

Gewicht 

Gehalt 

Gehalt 

der  5000  g 

Spe- 

an 

an 

der  5000  g: 

Spe- 

an 

an 

Kartoffeln 

zifisches 

Trocken- 

StAike- 

Kartoffeln 

zifisches 

Trocken- 

StArke- 

in  Wasser 

Gewicht 

substanz 

mehl 

in  Wasser 

Gewicht 

substanz 

mehl 

g 

Proz. 

Proz. 

K 

Proz. 

Proz. 

845 

10741 

18-8 

12-5 

505 

1-1123 

265 

20-7 

350 

10752 

18-5 

12-7 

510 

1-1136 

26-8 

21-0 

355 

10764 

18-8 

130     \ 

515 

1-1148 

27-1 

21-3 

360 

10776 

191 

133     : 

520 

1-1161 

27-4 

216 

365 

1-0787 

19-4 

13-6 

525 

11178 

27-6 

21-8 

870 

1-0799 

19-7 

18-9 

530 

11185 

27-9 

221 

375 

10811 

19-9 

14-1 

535 

11197 

28-2 

22-4 

380 

10822 

20-1 

14-3 

540 

11210 

28-5 

22-7 

385 

10834 

20-3 

14-5 

545 

1-1223 

28-7 

22-9 

390 

1-0846 

20-6 

14-8 

550 

11236 

28-9 

231 

895 

10858 

20-9 

151 

555 

1-1248 

29-2 

23-4 

400 

10870 

21-2 

15-4 

560 

11261 

295 

23-7 

405 

10881 

21-4 

15-6 

565 

11274 

29-8 

24-0 

410 

10893 

21-6 

15-8 

570 

11287 

301 

24-8 

415 

10906 

21-8 

160 

575 

11300 

30-4 

24-6 

420 

1-0917 

22-1 

16-3 

580 

11312 

30-6 

24-8 

425 

10929 

22-4 

16-6 

585 

11825 

309 

25-1 

430 

1-0941 

227 

16-9 

590 

1-1338 

31-2 

25-4 

435 

1-0953 

229 

171 

595 

1-1351 

31-5 

25-7 

440 

10965 

23-1 

17-3 

600 

1-1364 

31-7 

25-9 

445 

10977 

23-4 

17-6 

605 

1-1377 

32-0 

26-2 

450 

10990 

23-7 

17-9 

610 

11390 

32-3 

26-5 

455 

11001 

240* 

18-2 

615 

11402 

32-5 

26-7 

460 

1-1013 

24-2 

18-4 

620 

11415 

32-8 

27-0 

465 

1-1025 

24-4 

18-6 

625 

11428 

33-1 

27-3 

470 

1-1037 

24-7 

18-9 

630 

1-1441 

33-4 

27-6 

475 

11050 

25-0 

19-2 

635 

11455 

33-7 

27-9 

480 

1-1062 

25-2 

19-4 

640 

11468 

34-0 

28-2 

485 

11074 

255 

19-7 

645 

1-1481 

343 

28-5 

490 

11086 

25-8 

200 

,      650 

11494 

34-5 

28-7 

495 

1-1099 

261 

203 

655 

11507 

34-8 

290 

500 

1-1111 

263 

20-5 

660 

11520 

351 

29-3 

Man  erreicht  dies  am  sichersten,  wenn  man  den  Bottich  mit  einem  Aus- 
fiuBrohr  versieht.  Hat  man  beim  Einstellen  der  Wage  den  Bottich  bis 
zum  Ausflußrohr  gefüllt,  so  fließt  beim  Einbringen  der  Kartoffeln  in  den 
unteren  Korb  das  verdrängte  Wasser  ab,  so  daß  das  Niveau  des  Wassers 
immer  gleich  hoch  bleibt.     Als  sehr  praktisch  hat  es  sich  erwiesen,  die 


Untersachimg  der  Stärke.  505 

Ketten  darch  zwei  Drähte  zu  ersetzen.  Der  eine  derselben  verbindet 
zwei  gegenüberliegende  Punkte  des  Eorbrandes  und  ist  in  der  Mitte  mit 
einer  Ose  versehen,  in  welcher  der  zweite,  in  einen  Haken  zum  An- 
hängen endende  Draht  befestigt  wird. 

4.  Zur  Bestimmung  sollten  möglichst  mindestens  5  kg  Kartoffeln 
verwendet  werden,  da  bei  der  grojBen  Verschiedenheit  auch  der  imter 
ganz  gleichen  Verhältnissen  gewachsenen  Kartoffeln  eine  kleinere  Menge 
keinen  Anhalt  zur  Beurteilung  eines  größeren  Postens  geben  würde. 

5.  Die  Kartoffeln  müssen  sorgfältig  gewaschen  und  mit  einer 
scharfen  Bürste  gereinigt  imd  hiemach  wieder,  am  besten  durch  Abreiben 
mit  einem  Tuche,  abgetrocknet  werden. 

6.  Faule,  kranke,  unreife,  verschrumpfte,  stark  gekeimte  und  sonst 
unnormale  Knollen  sind  von  der  Bestimmung  auszuschließen,  da  die 
Tabellen  nur  für  gesunde  Kartoffeln  zutreffend  sind.  Bei  trockenfaulen 
Kartoffeln  können  die  faulen  Stellen  ausgeschnitten  werden.  Knollen, 
die  infolge  innerer  Hohlräume  auf  dem  Wasser  schwimmen,  dürfen  gleich- 
falls nicht  verwendet  werden.  Hart  gefrome  Kartoffeln  läßt  man  nach 
Saare  am  besten  in.  angewärmtem  Wasser  auftauen,  wobei  der  Schmutz 
abfällt,  wägt  sie  naß  schnell  in  dem  oberen  Korb  und  dann  unter  Wasser. 
Nach  Abzug  von  1  Proz.  Stärke  erhält  man  ein  genügend  genaues  Resultat. 

7.  Die  sich  an  die  im  Wasser  befindlichen  Kartoffeln  ansetzenden 
Luftblasen  sind  durch  Schütteln  oder  ruckweises  Auf-  und  Abbewegen 
des  Korbes  zu  entfernen.  Ändert  sich  hiemach  das  Gewicht,  so  ist  das 
Schütteln  fortzusetzen,  bis  das  Gewicht  konstant  bleibt. 

Eine  neue  Kartoffelwage  läßt  die  Glasbläserei  des  Vereins  der 
Spiritusfabrikanten  in  Deutschland  nach  Angaben  von  Parow  anfertigen. 
Sie  ist  eine  abgeänderte  Bei  mann  sehe  Wage,  bei  der  die  Wägungen 
durch  an  dem  Wagebalken  angebrachte  Schiebegewichte  ausgeführt 
werden,  die  so  konstruiert  sind,  daß  man  den  Stärkegehalt  der  Kartoffeln 
von  einer  mit  entsprechender  Einteilung  versehenen  Schiebegewichtsstange 
direkt  ablesen  kann..  Es  wird  beim  Gebrauch  dieser  Wage  mithin  sowohl 
der  Gevnchtssatz  als  auch  die  Tabelle  entbehrlich. 

B.  Vntersacliiiiii:  der  S(t&rke* 

Da  die  Stärke,  aus  welchen  Materialien  sie  auch  immer  gewonnen 
worden  ist,  stets  dieselbe  chemische  Zusammensetzung  zeigt,  so  kann 
durch  chemische  Untersuchung  der  Ursprung  einer  Stärke  nicht  nachge- 
wiesen werden.  Vielfach  kommen  jedoch  in  der  Handelsstärke  Reste  der 
verwendeten  Rohmaterialien  vor,  deren  Natur  sich  mittels  chemischer 
Reaktionen  feststellen  läßt,  so  daß  man  hieraus  schließen  kann,  welcher 
Art  die  vorliegende  Stärke  ist.    Diese  Reaktionen  werden  bei  der  Prüfung 


506  Stärke. 

der  Stärke  weniger  angewendet.  Sie  dienen  mehr  zur  Untersuchung  von 
Mehlen,  sind  aber  im  allgemeinen  auch  hierbei  nicht  immer  zuverlässig. 

Nur  zwei  üntersuchungsmethoden  mögen  hier  erwähnt  werden,  die 
in  der  Praxis  wohl  in  Anwendung  kommen.  Die  erste  ist  die  Methode 
von  Böttger  (Pol.  Notizbl.  1869,  S.  15),  nach  welcher  man  kleberhaltige 
Stärke  neben  kleberfreier  Stärke  (Kartoffelstärke,  Arrowroot)  erkennen 
kann.  Man  erhitzt  1  g  Stärke  mit  180  ccm  Wasser  zum  Sieden  und 
rührt  den  Kleister  kräftig  mit  einem  Glasstabe  um.  Enthält  die  Stärke 
Kleber,  auch  nur  die  geringsten  Mengen,  so  bildet  sich  ein  Schaum,  der 
bestehen  bleibt,  wenn  das  Sieden  aufhört;  enthält  sie  keinen  IQeber,  so 
vergeht  er  dagegen,  sobald  das  Kochen  nachläßt.  (Der  Klebergehalt 
kann  übrigens  auch  durch  eine  Stickstoffbestimmung  nachgewiesen 
werden.)  —  Die  zweite  Untersuchungsmethode  betrifft  die  Bestimmung 
von  Arrowroot  neben  Kartoffelstärke.  Es  wird  1  Teil  Stärke  mit  10  Teilen 
eines  Gemisches  von  2  Teilen  Salzsäure  und  1  Teil  Wasser  10  Minuten 
lang  geschüttelt;  war  Arrowroot  vorhanden,  so  lagert  sich  die  Stärke 
vollständig  ab;  ist  Kartoffelstärke  zugegen,  so  bildet  sich  eine  gallert- 
artige, nach  frischen  Bohnen  riechende  Masse. 

Die  einzig  sichere  Methode  zur  Nachweisung  der  verschiedenen 
Stärkesorten  ist  die  Prüfung  derselben  mit  Hilfe  des  Mikroskops.  Ver- 
möge der  charakteristischen  Gestalt  und  der  unterschiedlichen  Größe 
der  Körner  einzelner  Stärkearten  gelingt  es  bei  einiger  Übung  leicht, 
die  verschiedenen  Stärkemehlsorten  zu  unterscheiden.  Indem  wir  für 
ein  eingehenderes  Studium  der  mikroskopischen  Beschaffenheit  der  ver- 
schiedenen Stärkesorten  auf  Nägelis  „Die  Stärk ekörner^,  auf  J.  Wies- 
ner,  „Technische  Mikroskopie^  und  auf  die  Arbeit  über  „Stärke"  von 
A.  Tschirch  in  der  „Real-Enzjklopädie  der  gesamten  Pharmazie**  ver- 
weisen, lassen  wir  hier  eine  aus  Märckers  Handbuch  der  Spiritusfabri- 
kation entlehnte,  durch  Abbildungen  illustrierte  Beschreibung  nur  der 
am  häufigsten  vorkommenden  Stärkearten  nach  J.  Wiesner  folgen. 

1.  Die  Stärkekömer  der  Kartoffel  sind  eiförmig,  im  Querschnitt 
kreisrund,  oft  regelmäßig  konstruiert.  Nur  die  noch  jungen,  unent- 
wickelten, noch  keinen  ausgeprägten  Schichtenbau  besitzenden  Kömer 
sind  kugelig.  Der  Kern  ist  exzentrisch  und  liegt  beinahe  immer  am 
schmalen  Körnende.  Die  ebenfalls  exzentrischen  Schichten  sind  zahl- 
reich und  meist  deutlich  ausgeprägt;  einige  von  ihnen  treten  stets  mit 
auffälliger  Schärfß  hervor  (Fig.  86). 

2.  Die  Stärkekömer  von  Roggen,  Weizen  und  Gerste  zeigen 
eine  so  große  Übereinstimmung  untereinander,  daß  sie  nur  auf  Grund 
der  sorgfältigsten  mikroskopischen  Messungen  voneinander  zu  unter- 
scheiden sind;  dagegen  haben  sie  ein  so  ausgedrücktes  gemeinsames 
Gepräge,    daß    sie  mit  Leichtigkeit  von  allen   anderen  Stärkesorten  zu 


MikroBkopische  Untaiecheidong  der  Stftrkearteu. 


507 


unterscheiden  sind.  Die  Körner  sind  von  zweierlei  Größe;  man  findet 
groSe  und  kleine  KOruer,  ohne  daß  jedoch  solche  TOn  mittlerer  Größe 
-vorhanden  vären.  Die  großen  Körner  sind  von  linsenförmiger,  die  kleinen 
TOn  kugeliger,  manchmal  polye  drisch  er  Gestalt.  Sie  sind  entweder 
ungeschichtet  oder  zeigen  nur  wenige  Schichten  und  lassen  selten  direkt 
einen  Kern  erkennen;  wohl  aber  wird  der  Ort  des  Kemea  häufig  durch 
einen  oder  einige  weniger  schwach  erscheinende  Risse  angedeutet.  Die 
kleinen  Körner  erscheinen  stets  ungeschichtet;  an  Stelle  des  Kernes  steht 
meist  eine  lufterfallte  Höhle.     (Fig.  87.) 

FlE-SC- 


Verer.  SM  mal.    WeiieoBlarke.    a— d  s^Oe,  e  kleine  KSmer;   a  b  vo 

der  Seite  gesehene  K6nisr;  b  Kam  mit  aeUiSroiigeci  EIndracken,  to 

heirfihrend,  &  d'  KSrnet  mil  spalleofBnnigea,  durch  den  Kern  diu 


I  der  FlSche,  c  c'  von 
I  den  kleinen  KOrnern 
ihgehonden  Ri»sen. 


Zur  Unterscheidung  der  drei  Stärkemehlarten  dieser  Gruppe  führt 
Wiesner  an,  daß  sich  die  kleinen  Stärkekömer  der  Gerste  beim  Liegen 
im  Wasser  fast  durchweg  in  einer  Molekularbeweguug  befindeu  (durch- 
einander wirbelnd),  von  denen  des  Weizens  hingegen  nur  ein  Teil, 
nämlich  jene,  die  dem  uuteren  Gröfienwerte  0,0033  nun  nahe  kommen. 
In  der  Weizen-  und  Roggenstärke  kommen  ziemlich  gleiche  Mengen 
kleiner  Kömer  auf  eine  gewisse  Menge   größerer,   in  der  Gersteustärke 


ist  die  Menge  der  kleinen  Eomer  eine  relativ  gröBere.    Wi« 
jedoch  Anstand,  hierüber  Zahlen  zu  geben. 


0  0 


®     O 


Ve^i.  KW  mal   A  BUricetühreude  Zelle  aiu  dem  SunenfliireiS  dea  Haien,  a  echt  ci 
geKlites  SlOrkskorn,  h  c  einladie  StfltkekBroer,  d  PiotoplasiiiaraBte.  B  ■uaammenKeietitea 
Korn.    C  Teilkemer.    Z  einfache  KBnier.    C  und  Z  etwem  atbker  TerKrfiSect 


a  und  b.    C  diSBelben  ■' 


3.    Die    Haferatärke    besteht    zum  Teil    aus   zusammengesetzten 
Edrueni;  in  der  Mehrzahl  sind  20—70  TeilkOmer  (nach  Nägeli   selbst 


Mikroakopische  Dntencheidang  der  St&rkesrten.  509 

bis  zu  300}  zu  einem  ellipsoiden  Konglomerat  verbunden.  Jedes  Teil- 
kom  ist  polyedriscb,  meist  unregelmäßig  drei-  bis  Bechaeckig.  Die  ein- 
fachen KCmer  unterscheiden  sich  deutlich  von  den  TeilkOmern;  sie 
haben  eine  runde  oder  tonnenfOrmige,  niemals  polyedriscfae  Gestalt,  da 
sie  nie  Bruchkflmer  sind.     (Fig.  88.) 

4.  Die  Reisstärke  besteht  ebenfalls  aus  zusammengesetzten  und 
einfachen  KOraern  (Fig.  89).  Die  zusammengesetzten  Kömer  bestehen 
ans  2  bis  100  TeilkOmem.  Jedes  Teilkom  ist  polygonal  begrenzt,  meist 
fünf-  oder  sechseckig,  hin  und  meder  dreiseitig  und  führt  au  Stelle  des 
Kerns  eine  grofie  polygonale,  manchmal  sternförmige  Höhle.  Die  ein- 
fachen StärkekOmer  der  Reisstärke  sind  Ton  XeilkOmem  der  zusammen- 

Fig.  so. 


0000' 


Vbi^.  MOnuL    A.  itflAsMluende  Zelle  aus  dem  homigen  Teile  de*  Haiikomes. 

■  eüuelnes  StaAekom,  k  Kern.   B  a  einfache,  b  und  c  echt  lUBammenEMetee  Siarice- 

kSmer  aus  dem  mehligen  TeUe  des  Malskomea. 

gesetzten  Kömer  in  keinerlei  Weise  zu  unterscheiden.  In  den  Zellen 
liegen  die  einfachen  Kömer  dicht  gedrängt  nebeneinander,  den  Ton  den 
zusammengesetzten  Stärkekämem  freigelassenen  Raum  dicht  erßillend, 
und  bilden  so  unecht  zusammengesetzte  KOmergruppen,  die  beim  Zer- 
fallen Bruchkömer  geben. 

5.  Die  Stärkekörner  des  Mais  sind  einfache,  zusammengesetzte 
oder  Bmcbkömer.  Im  äußeren  hornigen  Teile  des  Maiskornes  liegen 
die  KOmer  dicht  gedrängt  nebeneinander,  zu  unechten  Kömem  ver- 
bunden. Im  inneren,  mehligen  Teile  ist  die  Mehrzahl  der  Kömer  ein- 
fach; einige  wenige  sind  echt  zusammengesetzt  und  bestehen  dann  aus 
2 — 7  Teilkömem.     Die  einfachen  Kömer  sind  rund,  und  zwar  kugelig 


510 


Stärke. 


oder  ellipsoidisch,  die  Bruch-  und  zusammengesetzten  Körner  hingegen 
gerade  und  polyedrisch  abgeplattet,  sonst  stimmen  alle  Körner  im  Bau 
überein.  Die  meisten  Stärkekömer  zeigen  einen  Kern;  die  trockenen 
sind  von  radialen,  vom  Kern  ausgehenden  Rissen  durchsetzt.  Schichten 
sind  im  unveränderten  Korne  nur  hin  und  wieder  zu  sehen  (Nägeli). 
Wiesner  sah  dieselben  nicht  (Fig.  90). 

Für  die  Bestimmung  der  im  Handel  yorkonmienden  Stärkesorten 
mögen  außerdem  besonders  empfohlen  werden  die  für  diesen  Zweck 
zusanmiengestellten  Tabellen  über  Form  und  Größen  Verhältnisse  der 
verschiedenen  Stärkearten  von  A.  Tschirch  (in  der  S.  506  erwähnten 
Arbeit)  und  von  August  Vogl,  wie  sie  in  L.  v.  Wagners  Stärke- 
fabrikation mitgeteilt  werden. 

Die  Größe  der  Kömer  wird  entweder  mittels  des  Mikrometers  be- 
stimmt oder  nach  der  sehr  sicheren  Wägungsmethode  von  Schön.  Man 
verfährt  nach  derselben,  wie  folgt:  £s  wird  eine  kleine  Menge  trockenen 
Stärkemehls  unter  das  Mikroskop  gebracht  und  die  Vergrößerung  so 
eingerichtet,  daß  20  Kömchen  im  Gesichtspunkte  wahrgenonmien  werden. 
Die  Umrisse  derselben  zeichnet  man  mittels  eines  Zeichenapparates  auf 
Papier,  dann  verschiebt  man  den  Objektträger,  um  eine  neue  Anzahl 
von  Stärkekömem  abzuzeichnen,  und  wiederholt  dies,  bis  man  100  Bilder 
hat;  diese  werden  mit  der  Schere  sorgfaltig  ausgeschnitten,  gewogen 
und  das  Gewicht  durch  100  dividiert.  Man  hat  dann  das  Mittelgewicht 
eines  Stärkebildes.  Außerdem  wägt  man  ein  kreisrundes  Stück  desselben 
Papiers  von  bekanntem  Durchmesser  und  kann  nun  den  Durchmesser 
eines  Papierstärkebildes  und,  wenn  man  die  Vergrößerung  in  Rechnung 
zieht,  den  Durchmesser  des  Stärkekorns  bestimmen. 

Über  die  Größenverhältnisse  der  Stärkekömer  wird  von  Märcker 
nach  Wiesners  Angaben  folgende  Zusammenstellung  gegeben: 


Kleine  Körner 


Große  Körner 


Gerste 

Weizen 

Roggen 


Orenzwerie  Häufigster  Wert  Grenzwerte  Häufigster  Wert 

0-0016— 0-0064  00046  mm  0-0108—0-0328      0-0203  mm 

0-0022— 0-0082  0-0022    -  0-0111—00410      0-0282    - 

0-0022- 0-0090  0-0063    -  0-0144- 0*0475      0*0369    - 


Einzelne  Körner 


Kartoffeln 
Hafer 
Reis 
Mais 


0-060  - 
0-003  - 
0003  - 
0-0072- 


-0-100 
-0011 
-0-007 
-0-0325 


0070  mm 
0-008     - 
0-005    - 
0-020    - 


Zusammengesetzte  Körner 

0-014  —0-054        0031  mm 
0-018  —0-036        0-022    - 
—  0-047    - 


Außerdem  wurde  im  Laboratorium  des  Vereins   der  Spiritusfabri- 
kanten in  Deutschland  gefunden  als: 


Bestimmang  des  Wassergehaltes  der  Stärke,  511 

Mittlerer  Durchm.  der  Küstriner  Stärke  B.E.M.F.  .     .     .  =  0,0355  mm 

-  Primastärke  (Genthin) =  0,0328  - 

-  Prima-Abfallstärke  (Gentliin)     .     .  =0,0210  - 

-  Sekundastärke  (Genthin)  .     .     .     .  =  0,0169  - 

-  bei    der  Gewinnung  der  Sekunda- 
stärke von  der  letzten  Flute      .     .  =  0,0125  - 

-  und  von  den  AuBenbassins  auf  die 

Wiesen  fortschwimmenden  Kömer  .  =  0,0080    - 

Die  Bestimmung  des  Wassergehaltes  der  Stärke. 

Der  Wassergehalt  der  Stärke  ist  ein  sehr  verschiedener.  Es  ent- 
hält die  mechanisch  von  Wasser  befreite  Kartoffelstärke,  die  „grüne" 
Stärke,  noch  etwa  48—53  Proz.  Wasser.  Gute  Handelsstärke  darf  nicht 
mehr  als  20  Proz.  Wasser  enthalten.  Deshalb  ist  eine  direkte  Bestinmiung 
des  Wassergehaltes  notwendig. 

Die  sicherste  Methode  der  Wassergehaltsbestimmung  ist  die,  daß 
man  10  g  Stärke  in  einem  verschließbaren  Glasgefäß  abwägt,  sie  erst 
eine  Stunde  bei  40 — 50*^  C.  (ein  sofortiges  Erhitzen  über  60°  würde 
Verkleisterung  hervorrufen)  und  dann  4  Stunden  bei  genau  120°  C. 
trocknet,  im  Exsikkator  erkalten  läßt  imd  wieder  wägt.  Der  Gewichts- 
verlust gibt  mit  10  multipliziert  den  Wassergehalt  der  Stärke  in  Pro- 
zenten an.  Nach  Bondonneau  sollen  durch  Säuren,  welche  infolge 
von  Gärung  oder  durch  Zusatz  bei  der  Fabrikation  in  die  Stärke  ge- 
langt sind,  bei  dieser  Wasserbestimmung  Fehler  von  2 — 3  Proz.  vor- 
kommen, indem  sich  beim  Trocknen  Zucker  bildet,  welcher  7io  seines 
Gewichtes  an  Wasser  zurückhält.  Dagegen  stellte  Saare  (Zsch.  Spiritus- 
ind.  1884,  S.  595)  fest,  daß  selbst  ein  Gehalt  von  0,1  Proz.  Schwefel- 
säure, wie  ihn  die  Handelsstärke  nie  haben  darf,  die  Wasserbestinmiung 
nicht  beeinträchtigt.  Es  wird  zwar  Zucker  gebildet,  aber  in  so  geringer 
Menge,  daß  die  von  ihm  zurückgehaltene  Wassermenge  nicht  in  Betracht 
kommt.  Da  aber  die  Zuckerbildung  durch  den  von  Bondonneau 
empfohlenen  Zusatz  von  Ammoniak  keineswegs  gehindert  wird,  so  ist 
derselbe  unnütz,  umsomehr  als  er  die  Trocknung  um  viele  Stunden 
verzögert. 

Da  diese  absolut  beste  und  sicherste  Methode  der  Wasserbestim- 
mung für  die  Praxis  zu  viel  Zeit  in  Anspruch  nimmt,  so  hat  man  andere 
Methoden  ersonnen,  welche  es  gestatten,  den  Wassergehalt  möglichst 
schnell  mit  einer  für  die  Technik  genügenden  Genauigkeit  zu  bestimmen. 

Die  Methode  von  Scheibler  (Dingl.  192,  504)  beruht  auf  der 
Beobachtung,  daß  bei  einer  Mischung  von  1  Teil  Stärke  mit  11,4  Proz. 
Wassergehalt  mit  2  Teilen  Alkohol  von  90  Volumprozent  (spezifisches 
Gewicht  =  0,8339)    beide    Substanzen    unverändert    bleiben,     während 


512 


Stärke. 


feuchtere    Stärke    an    Alkohol  Wasser   abgibt,    trocknere    dem  Alkohol 
Wasser  entzieht. 

Zur  Ausführung  der  Bestimmung  werden  41,7  g  Stärke  in  ein  mit 
Glasstopfen  zu  yerschließendes  Glas  gewogen  und  mit  100  com  Alkohol 
von  90^  Tr.  übergössen.  Unter  öfterem  Nachschütteln  läßt  man  dasselbe 
1  Stunde  stehen,  filtriert  durch  ein  trockenes  Filter  imd  bestimmt 
das  spezifische  Gewicht  des  Filtrats.  Den  Wassergehalt  der  Stärke 
liest  man  alsdann  in  der  TOn  Scheibler  berechneten  nachstehenden 
Tabelle  ab. 


Wasser- 
gehalt 

des 
Stärke- 
mehles 

Grade 
Tralles 

Spes. 
Gewicht 

des 
Alkohols 

"Wasser- 
gehali 

des 
Stärke- 
mehles 

Grade 
Tralles 

Spez. 
Gewicht 

des 
Alkohols 

"Wasser- 
gehalt 

des 
Stärke- 
mehles 

Grade 
Tralles 

spes. 
Gewicht 

des 
Alkohols 

Proz. 

ProB. 

• 

Pro». 

0 

93-3 

0-8226 

22 

86-4 

0-8455 

44 

79-7 

0-8643 

1 

931 

0-8234 

23 

86-1 

0-8465 

45 

79-5 

0-8651 

2 

92-9 

0-8243 

24 

85-8 

0-8474 

46 

79-2 

0-8658 

3 

92-6 

0-8253 

25 

85-5 

0-8484 

47 

78-9 

0-8665 

4 

92-3 

0-8262 

26 

85-2 

0-8493 

48 

78-6 

0-8673 

5 

92-0 

0-8271 

27 

84-9 

0-8502 

49 

78-4 

0-8680 

6 

91-7 

0-8281 

28 

84-6 

0-8511 

50 

78-1 

0-8688 

7 

91-4 

0-8291 

29 

84-3 

0-8520 

51 

77-8 

0-8695 

8 

91-2 

0-8300 

30 

84-0 

0-8529 

52 

77-5 

0-8703 

9 

90-9 

0-8311 

31 

83-7 

0-8538 

58 

77-3 

0-8710 

10 

90-5 

0-8323 

32 

83-4 

0-8547 

54 

77-1 

0-8716 

11 

90-1 

0-8335 

33 

83-1 

0-8655 

56 

76-8 

0-8723 

12 

89-8 

0-8346 

34 

82-8 

0-8563 

66 

76-5 

0-8731 

13 

89-5 

0-8358 

35 

82-5 

0-8571 

57 

76-8 

0-8738 

14 

89-1 

0-8370 

36 

82-2 

0-8579 

58 

76-0 

0-8745 

16 

88-7 

0-8382 

37 

81-9 

0-8587 

59 

75-7 

0-8753 

16 

88-3 

0-8394 

38 

81-6 

0-8595 

60 

75-4 

0-8760 

17 

880 

0-8405 

39 

81-3 

0-8603 

61 

75-2 

0-8767 

18 

•87-7 

0-8416 

40 

80-9 

0-8612 

62 

74-9 

0-8775 

19 

87-4 

0-8426 

41 

80-6 

0-8620 

63 

74-6 

0-8783 

20 

87-1 

0-8436 

42 

80-3 

0-8627 

64 

74-3 

0-8791 

21 

86-7 

0-8446 

43 

80K) 

0-8635 

65 

74-0 

0-8798 

Scheibler  hat  auch  ein  Aräometer  konstruiert,  an  welchem  man 
den  Wassergehalt  direkt  ablesen  kann. 

Die  Wasserbestimmungsmethode  von  Saare  (Saare,  Fabrikation 
der  Kartoffelstärke,  S.  509)  beruht  darauf,  daß  das  spezifische  Gewicht 
der  absolut  trockenen  Stärke  immer  gleich  1,65,  d.  h.  1  com  Stärke 
«=  1,65  g  ist. 


Bestimmimg  des  Wassergehaltes  der  St&rke. 


513 


Wenn  aber  1,65  g  Stärke  einen  Kaum  von  1  ccjn  einnehmen,  so 


nehmen  100  g  Stärke  den  Raum  von 


100 
1,60 


=  60,60  ccm  ein.    Füllt  man 


nun  100  g  trockener  Stärke  in  einen  256  ccm  fassenden  MeBkolben,  so 
gebraucht  man,  um  bis  zur  Marke  aufzufüllen,  250  —  60,60  ccm  oder 
189,40  ccm  oder  g  Wasser,  und  der  Inhalt  des  Kolbens  wiegt  dann 
289,40  g.  Nimmt  man  aber  an,  daß  die  Stärke  nicht  trocken  ist, 
sondern  20  Proz.  Wasser  enthält,  so  würden,  da  in  100  g  80  g  trockener 

80 
Stärke  sind,  welche  einen  Raum  von    ^  ^^    =  48,5  ccm  einnehmen,  die 

l,oo 

100  g  zu  prüfender  Stärke  einen  Raum  von  48,5  +  20  ccm  =  68,5  ccm 
ausfüllen.  Man  würde  also,  um  bis  zur  Marke  aufzufüllen,  250  —  68,50 
=  181,5  ccm  oder  g  Wasser  brauchen,  und  der  Inhalt  des  Kolbens  würde 
nun  100  g  +  181,5  g  =  281,5  g  wiegen;  daraus  folgt,  daß  das  Gewicht 
des  Kolbens  um  so  geringer  sein  wird,  je  größer  der  Wassergehalt  ist. 

Die  Bestunmung  wird  folgendermaßen  ausgeführt.  100  g  Stärke 
werden  in  einer  Porzellanschale  abgewogen,  mit  destilliertem  Wasser  zu 
einer  Milch  angerührt  und  in  einen  250  ccm  fassenden  Kolben  Yon  be- 
kanntem Gewicht  gespült,  dann  wird  bei  17,5^  C.  bis  zur  Marke  auf- 
gefüllt und  der  Kolben  gewogen.  Yon  dem  Gewicht  wird  das  des 
Kolbens  abgezogen  imd  der  dem  mm  erhaltenen  Gewicht  entsprechende 
Stärkegehalt  aus  der  folgenden  Tabelle  von  Saare  abgelesen. 


Wasser- 

Wasser- 

Wasser- 

Wasser- 

OefundeneB 

g^ehalt 

Qefimdenes 

gehalt 

(befundenes 

gehalt 

Gefundenes 

gehalt 

Gewicht 

der 

Oewicht 

der 

Gewicht 

der 

Gewicht 

der 

Stflrke 

Siflrke 

Starke 

Starke 

g 

Proz. 

S 

Pros. 

S 

ProB. 

S 

Proz. 

289-40 

0 

28310 

16 

277-20 

31 

271-25 

46 

289-00 

1 

282-70 

17 

276-80 

32 

270-90 

47 

288-60 

2 

282-30 

18 

276-40 

33 

270-50 

48 

288-20 

3 

281-90 

19 

276-00 

34 

270-10 

49 

287-80 

4 

281-50 

20 

275-60 

35 

269-70  . 

50 

287-40 

5 

281-10 

21 

275-20 

36 

269-30 

51 

287-05 

6 

280-75 

22 

274-80 

37 

268-90 

52 

286-65 

7 

280-35 

23 

274-40 

38 

268-50 

53 

286-25 

8 

279-95 

24 

274-05 

39 

268-10 

54 

285-85 

9 

279-55 

25 

273-65 

40 

267-75 

55 

285-45 

10 

27915 

26 

273-25 

41 

267-35 

56 

285-05 

11 

278-75 

27 

272-85 

42 

266-95 

57 

284-65 

12 

278-35 

28 

272-45 

43 

266-55 

58 

284-25 

13 

277-95 

29 

27206 

44 

266-15 

59 

283-90 

14 

277-60 

30 

271-65 

45 

266-75 

60 

283-50 

15 

Untersuchungen.   5.  Aufl.  IIL 


38 


514  Stirite. 

Die  auf  di^se  Weise  ansgefährte  Bestimmimg  gibt  auf  halbe  Pro- 
zente richtige    Resultate.     Genauer   werden    dieselben    noch,   wenn  man 
den  Kolben  nach  dem  unger^ren  Auffüllen  '/,  Stunde  in  einem  grOBeren 
GefäB  mit  Wasser  von  17°  C.  stehen  läßt  und  erst  dann  bis  zur  Marke 
anfßlllt.     Die  Methode    ist  nur  fttr   die 
Untersuchung   von  Kartoffel  stärke    ver- 
wendbar. 

Erwähnt  werden  mag  endlich  noch 
die  von  Bloch  (Dingl.  211,  397)  ange- 
gebene, mittels  des  von  ihm  konstruier- 
ten Apparates,  des  Fekulometers. 
auszuführende  Bestimm uugsmethode,  die 
ebenfalls,  wie  dies  der  Name  schon  an- 
deutet (fecule  =  Kartoffelstärke),  nur 
für  Kartoffelstärke  berechnet  ist.  Sie 
basiert  auf  der  Annahme,  daß  10  g  ab- 
solut trockener  Stärke  mit  Wasser  auf- 
gerührt nach  dem  Absitzen  immer  den 
gleichen  Raum  von  17,567  ccm  ein- 
nehmen. Enthält  also  die  Stärke  Wasser, 
so  werden  10  g  nicht  mehr  so  viel  Wasser 
aufnehmen,  also  einen  entsprechend 
kleineren  Raum  nach  dem  Absitzen  aus- 
'  füllen.  Das  Fekulometer  liefert  nach 
Bondonneau  bei  Stärke  TOn  guter  Be- 
schaffenheit gute  Resultate,  dagegen  sehr 
schlechte,  unzuverlässige  bei  Stärke, 
welche  in  Gärung  gekommen  ist  oder 
Verunreinigungen  enthält.  Nach  Saare 
ist  das  Grundprinzip,  auf  welchem  der 
Apparat  aufgebaut  ist,  falsch,  da  das 
Volumen,  welches  absolut  trockene 
Stärke  mit  Wasser  gemischt  einnimmt, 
nicht  immer  gleich  ist,  sondern  dies  von 
der  Größe  der  KOmer  abhängt.  Außer- 
dem müssen  schon  geringe  Verunreini- 
gungen ein  verschiedenes  Absitzen  der  Stärke  verursachen.  Bei  Prima- 
stärke gibt  das  Instrument  in  der  Regel  3 — 4  Proz.  Wasser  zu  viel 
an,  bei  Stärke  mit  viel  Stippen  und  verkleisterten  Stärkekömern  viel 
zu  wenig;  es  ist  deshalb  zur  Untersuchung  ungeeignet  und  nicht  zu 
empfehlen. 

Auf  sehr  einfache  Weise   läßt  sich   die  Wasserbeatimmung    schnell 


Prafung  der  St&rke  auf  S&ure.  515 

und  sicher  mit  dem  von  J.  F.  Hoff  mann  konstruierten  und  dem  Institut 
für  Gärungsgewerbe  in  Berlin  patentierten  Wasserbestinmiungs- Apparat') 
(Fig.  91)  ausfuhren. 

Dieser  besteht  aus  einem  Destillierkolben,  in  welchem  man  die 
zu  untersuchenden  Substanzen  mit  01  erhitzt,  wodurch  das  darin  ent- 
haltene Wasser  ausgetrieben  wird.  Die  Dämpfe  gehen  durch  das  Destillier- 
rohr und  werden  durch  starke  Kühlung  wieder  verdichtet,  so  daß  sich 
Ol  und  Wasser  in  dem  unter  dem  Kühl  röhr  angebrachten  Meßrohr  an- 
sammeln, von  dem  dann  der  Wassergehalt  direkt  abgelesen  wird.  Nach 
Hoffmanns  Vorschrift  wird  bei  der  Wasserbestimmung  in  Stärkemehl 
wie  folgt  verfahren: 

50  g  Stärke  werden  mit  400  ccm  Terpentinöl,  dem  10  ccm  Toluol 
zugesetzt  sind,  in  dem  Destillierkolben  bei  50^  C.  5  Minuten  erwärmt. 
Darauf  erhitzt  man  in  5  Minuten  auf  140^  C.  und  hält  bei  dieser  Tempe- 
ratur, um  sie  alsdann  in  4 — 5  Minuten  auf  155^  zu  bringen.  Dann  ent- 
fernt man  den  Brenner,  läßt  auf  140^  abkühlen  und  liest  ab.  Zu  diesem 
Zwecke  nimmt  man  das  Meßrohr  ab,  rollt  es  einige  Male  zwischen  den 
Händen  hin  und  her,  um  das  Absinken  der  am  Glase  anhaftenden 
Wasserteilchen  zu  bewirken,  und  liest  an  der  Stelle  ab,  wo  das  Ter- 
pentinöl von  dem  darunter  befindlichen  Wasser  geschieden  ist,  indem 
man  als  Korrektur  für  die  im  Ol  schwebenden  Wassertröpfchen  zu  der 
sofortigen  Ablesung  0,2  ccm  hinzuzählt.  Die  erhaltene  Zahl  ergibt 
mit  2  multipliziert  den  Prozentgehalt  der  Stärke  an  Wasser. 

Die  nach  dieser  Methode  ausgeführten  Wasserbestimmungen  ergaben 
Resultate,  welche  mit  den  durch  Trocknung  im  Trockenschrank  er- 
haltenen sehr  genau  übereinstimmten. 

Prüfung  der  Stärke  auf  Säure. 

Man  prüft  die  Stärke  auf  Säuregehalt,  indem  man  auf  die  glatt 
gestrichene  Stärkeprobe  1 — 3  Tröpfchen  einer  auf  Bordeauxweinfarbe 
verdünnten  gereiidgten,  neutralen  Lackmuslösung  bringt.  Wird  die  Stärke 
zartblau  oder  dunkelviolett,  so  ist  sie  säurefrei,  wird  sie  weinrot,  so  ist 
sie  sauer,  und  wird  sie  ziegelrot,  so  ist  sie  stark  sauer. 

Zur  Bestinmiung  der  Säure  werden  nach  Saare  25  g  Stärke  mit 
25 — 30  ccm  Wasser  zu  einem  dicken  Brei  angerührt  und  unter  starkem 
umrühren  mit  Yjq  Normal-Natronlauge  (1  ccm  =  0,004  g  SO3)  titriert. 
Die  Endreaktion  ist  erreicht,  wenn  ein  Tropfen  der  Stärkemilch,  auf 
mehrfach  gefaltetes  Filtrierpapier  aufgetragen,  durch  Lackmuslösung  nicht 
mehr  rot  geförbt  wird.    Als  Kontrolle  dient  eine  zu  ebenso  dicker  Stärke- 

1)  Den  Apparat  (D.R.P.  130295)  liefert  die  Glasbläserei  des  Instituts  für 
Gänmgsgewerbe,  BerUn  N.  65. 

83» 


516  Stärke. 

milch  angerührte,  neutral  reagierende  Stärkeprobe.  Wurde  beispielsweise 
bei  25  g  Stärke  1,8  ccm  Y^q  Normal-Natronlauge  verbraucht,  so  sind  für 
100  g  =  7,2  ccm  erforderlich.  Je  nachdem  für  100  g  Stärke  bis  5,  bis  8 
oder  über  8  ccm  Yjq  Normal-Natronlauge  yerbraucht  werden,  ist  die  Stärke 
„zart  sauer ^,  „ sauer ^  oder  „stark  sauer^. 

Bestimmung  der  Klebfähigkeit  der  Stärke. 

Je  höher  die  relative  Kleisterzähigkeit  ist,  um  so  größer  ist  die 
Klebföhigkeit  der  Stärke.  Um  die  Kleisterzähigkeit  zu  prüfen,  bestimmen 
Brown  und  Heron  (Liebig,  Ann.  199,  S.  165)  das  Gewicht,  welches 
erforderlich  ist,  um  eine  dünne  Glasplatte  in  einen  aus  3  g  Stärke  und 
100  ccm  Wasser  hergestellten  Kleister  einsinken  zu  lassen.  Dafert 
(Landw.  Jahrb.  1896,  S.  259)  stellt  die  Zeit  fest,  welche  eine  gewisse 
Kleistermenge  von  bestimmter  Konzentration  braucht,  um  aus  einer 
Kupillarröhre  auszufließen.  Thomson  (Dingl.  Bd.  261,  S.  88)  beurteilt 
die  Zähigkeit  nach  der  Tiefe,  bis  zu  welcher  ein  aus  einer  Höhe  von 
30  cm  fallen  gelassener  Fallkörper  in  den  Kleister  eindringt. 

£ine  mehr  praktische  Prüfung  wird  von  Schreib  (Kalender  f. 
landw.  Gewerbe  1899  nach  Z.  f.  angew.  Ghem.  1888,  S.  694)  angegeben. 
Die  Stärke  wird  mit  Wasser  angerührt  zu  einer  Milch  und  über  einem 
gewöhnlichen  Bunsenbrenner  unter  stetigem  Umrühren  fertig  gekocht. 
Sobald  der  Kleister  durchsichtig  wird  und  gleich  darauf  anfängt  auf- 
zuschäumen, entfernt  man  ihn  vom  Feuer  und  rührt  noch  einige  Zeit 
gut  um.  Das  Kochen  darf  nicht  über  eine  Minute  dauern.  Auf  diese  Art 
erhielt  Schreib  sehr  gut  vergleichbare  Resultate.  Bei  Anwendung  von 
4  g  Stärke  auf  50  ccm  Wasser  soll  eine  normale  Stärke  einen  nach  dem 
Erkalten  festen  Kleister  geben,  der  nicht  aus  dem  Schälchen  ausfließt. 

Untersuchung  auf  Verunreinigungen  und  Verfälschungen  des 

Stärkemehls. 

Die  Verunreinigungen  des  Stärkemehls  bestehen  meist  aus  Sand 
oder  sogenannten  Stippen,  welche  herrühren  von  Kohlenstaub,  Rufl, 
Staub,  Resten  von  Kartoffelschalen,  Pilzmycel,  abgestorbenen  Algen, 
Holzteilchen,  Fäden  von  Säcken  etc.,  die  Verfälschungen  in  dem  Zusatz 
einer  billigeren  Stärkeart  zu  einer  feineren,  selten  wohl  in  der  Bei- 
mischung von  Gips,  Kreide  und  Schwerspat. 

Zur  Untersuchung  auf  Verunreinigungen  verascht  man  entweder 
eine  gewogene  Menge  Stärke,  oder  man  löst  sie  und  prüft  den  Rück- 
stand. Die  Lösung  kann  entweder,  wenn  es  sich  um  unlösliche  Mineral- 
substanzen handelt  (Sand),  durch  Erwärmen  mit  konzentrierter  Salpeter- 
säure erfolgen,  oder  durch  Anwendung  eines  Malzauszuges  nach  Ver- 
kleisterung der  Stärke. 


Untersachung  der  Abfallprodukte.  517 

Um  die  Art  der  Stippen  festzustellen,  betrachtet  man  den  nach 
dem  Verzuckern  bleibenden  Rückstand  etwa  bei  300-facher  Vergrößerung 
unter  dem  Mikroskop. 

Um  die  Anzahl  der  Stippen  zu  bestimmen,  verfährt  man  nach 
Saare,  wie  folgt:  Eine  Probe  der  Stärke  wird  auf  Papier  ausgebreitet 
und  glatt  ausgestrichen.  Dann  legt  man  eine  kleine  Glasplatte  von  be- 
kanntem Flächeninhalt  (z.  B.  einen  Objektträger)  auf  xmd  zählt  die 
darunter  liegenden  Stippen,  mischt  durch,  wiederholt  die  Zählungen 
mehrmals  und  nimmt  den  Durchschnitt.  Die  Stippenzahl  wird  dann  auf 
1  qdcm  Fläche  umgerechnet. 

Die  Verfälschungen  durch  Zusatz  von  fein  gepulverten  Mineral- 
substanzen sind  in  dem  Rücksand  der.  gelösten  Stärke  leicht  zu  er- 
kennen. Um  Verfälschungen  durch  Beimengung  einer  billigeren  Stärke- 
art festzustellen,  bedient  man  sich  am  besten  des  Mikroskops. 


C«  Die  Vntenuehiuj:  der  Abfallprodukte. 

Die  Abfallprodukte  bestehen  aus  den  Rückständen,  welche  als 
Futtermittel  verwendet  werden  (Pulpe),  und  dem  Waschwasser,  welches 
teilweise  zur  Düngung  benutzt  wird,  oft  aber  auch  unbenutzt  wegfließt. 
Die  Untersuchung  dieser  Produkte  auf  ihren  Nähr-  und  Düngerwert 
gehört  nicht  hierher.  Da  aber  wegen  mangelhafter  Leistungsfähigkeit 
der  Sieb-  und  Auswaschvorrichtungen  auswaschbare  Stärke  mit  in  die 
Pulpe  übergeht,  und  bei  schlechter  Zerkleinerung  durch  Reibe  und  Mahl- 
gang oder  bei  unvollkommener  AufschlieBung  auf  anderem  Wege  häufig 
größere  Mengen  von  Stärke  in  den  nicht  zerrissenen  oder  unvollständig 
aufgeschlossenen  Zellen  als  gebundene  Stärke  aufgespeichert  bleiben,  so 
ist  eine  öftere  Untersuchung  der  Pulpe  auf  Stärke  zur  Kontrolle  der 
Ausbeute  in  der  Stärkefabrikation  durchaus  nötig. 

Zur  Untersuchung  wird  1  kg  Pulpe  mit  einer  großen  Menge  Wasser 
durch  ein  Roßhaarsieb  ausgewaschen,  das  ablaufende  Wasser  durch 
feinste  Seidengaze  gegossen,  und  die  sich  aus  demselben  absetzende 
Stärke  auf  einem  Filter  gesammelt,  erst  bei  50**,  dann  bei  120®  C.  ge- 
trocknet und  gewogen.  Der  vollständig  ausgewaschene  Pülpenrückstand 
wird  getrocknet  und  in  einem  Teil  der  lufttrockenen  Substanz  die  ab- 
solute Trockensubstanz  durch  etwa  vierstündiges  Trocknen  bei  100  bis 
105®  C.  und  nach  einer  der  angeführten  Methoden  die  darin  noch  ent- 
haltene Stärke  bestimmt.  Die  Gesamttrockensubstanz  setzt  sich  zu- 
sammen aus  dem  gefundenen  Trockensubstanzgehalt  der  ausgewaschenen 
Pulpe  und  der  gefundenen  auswaschbaren  Stärke,  die  Gesamtstärke 
aus  der  durch  die  Analyse  gefundenen  gebundenen  Stärke  und  der  aus- 


518  Stärke. 

gewaschenen  Stärke.  Die  Berechnung  wird  nach  folgendem,  Saar  es 
,,Die  Fabrikation  der  Kartoffelstärke^  entlehntem  Beispiel  ausgeführt: 

Aus  1000  g  Ptilpe  wurden  =  1,9540  g  auswaschbare  Stärke  = 
0,195  Proz.  erhalten.  Die  ausgewaschene  Pulpe  wog  lufttrocken  198,9  g  = 
19,89  Proz.  Es  enthielten  100  g  frische  Pulpe  =  19,89  g  lufttrockene 
Substanz  und  100  g  lufttrockene  Substanz  =  84,36  g  absolute  Trocken- 
substanz.      Die     frische     Pulpe     enthielt     denmach     — - — ^KFi — ' ^^ 

16,78  Proz.  völlig  ausgewaschene,  wasserfreie  Pulpe  und  16,78  ■+■  0,195  = 
16,975  Proz.  absolute  Trockensubstanz.  Femer  wurden  in  3  g  der  luft- 
trockenen   ausgewaschenen  Pulpe  52,0  Proz.  Stärke    gefunden.     In    der 

wasserfreien  Substanz   sind  also  — '0:1*0^» "^  62,23  Proz.,  und  in  der 

o4,ob 

frischen  Pulpe  — - — ^^ — =  10,44  Proz.  gebundener  Stärke  enthalten. 

Der  Prozentgehalt  der  Pülpetrockensubstanz  an  gebundener  Stärke 
soll  im  allgemeinen  60  Proz.  nicht  übersteigen,  derjenige  der  Gesamt- 
stärke höchstens  5  Proz.  an  auswaschbarer  Stärke  betragen. 


D.  J^le  Vntersuehiuic  der  bei  der  StftrkefabrikatloM  mvr 
Terwendiui:  konunenden  Hilfsrohstoffe. 

Hier  kommt  hauptsächlich  das  zur  Fabrikation  benutzte  Wasser 
in  Betracht.  Dasselbe  muB  farblos,  geruchlos  und  frei  von  darin  sus- 
pendierten Stoffen,  auch  möglichst  frei  von  Eisenoxydulsalzen  sein.  Es 
darf  femer  keine  Fäulniserscheinungen  aufweisen  und  auch  nicht  zu 
hart  sein.  Auf  alle  diese  Eigenschaften  hin  ist  demnach  ein  Wasser, 
welches  in  der  Stärkefabrikation  benutzt  werden  soll,  vor  seiner  Ver- 
wendung zu  prüfen.  Was  die  Ausfuhrung  der  betreffenden  Untersuchung 
anlangt,  so  gibt  hierüber  das  Kapitel  über  „Wasseruntersuchimg^  in  Bd.  I 
Auskunft.  Ebenso  muB  bezüglich  der  Prüfung  der  noch  etwa  zur  Ver- 
wendung kommenden  Chemikalien,  Ätzalkalien,  Soda,  Salzsäure,  schwef- 
lige Säure,  auf  ihre  Reinheit  auf  die  die  Untersuchung  dieser  Stoffe  be- 
handelnden Abschnitte  dieses  Buches  verwiesen  werden. 


Spiritns'X 

Von 
Dr«  Ä»  Eberti  in  Hohenheim. 


I.  Untersnehiuiif  des  Wassers. 

Geprüft  wird  auf  Aussehen,  Geruch,  Geschmack  und  Reaktion. 

Qualitativ  wird  nachgewiesen:  Ammoniak,  salpetrige  Säure,  Sal- 
petersäure, Schwefelsäure,  Chlor  und  Schwefelwasserstoff. 

Die  quantitative  Bestimmung  erstreckt  sich  auf:  Trockensubstanz, 
Glührückstand,  Kalk,  Magnesia,  Härte,  Oxydierbarkeit. 

Chloride  und  Sulfate  werden  auch  nicht  selten  quantitativ  bestimmt^ 
die  übrigen  Stoffe  nur  in  besonderen  Fällen. 

Im  übrigen  verweisen  wir  auf  die  Untersuchung  des  Wassers  in 
Band  I  (S.  769  und  837). 

Die  mikroskopische  Untersuchung')  erstreckt  sich  auf  die  Prüfung 
eines  etwa  vorhandenen  Bodensatzes.  Sie  hat  die  für  verunreinigtes 
Wasser  charakteristische  niedere  Fauna  und  Flora  und  femer  das  Vor- 
handensein organischer  Reste  zu  berücksichtigen. 

In  der  Brennerei  kann  jedes  Wasser  Verwendung  finden,  sofern 
es  keine  gärungsschädlichen  Stoffe  anorganischer  oder  organischer  Natur 
enthält  und  frei  von  solchen  Organismen  ist,  welche  Gärung  und  Fäul- 
nis erregen  können.  Das  Wasser,  welches  in  der  Rektifikation  zum 
Verdünnen  des  Weingeistes  benutzt  wird,  soll  von  besonderer  Reinheit 
sein. 


^)  Bei  Bearbeitung  dieses  Kapitels  wurde  folgende  Literatur  benutzt: 
Bauer,  Gärungstechnische  Untersuchungsmethoden;  Bücheier,  Branntwein- 
industrie und  Leitfaden  für  den  landwirtsch.  Brennereibetrieb;  Durst,  Preßhefe- 
fabrikatioD;  Märcker-Delbrück,  Handbuch  der  Spiritusindustrie;  Post,  Chem.- 
techn.  Analyse;  Zsch.  für  Spiritusindustrie. 

')  Als  Leitfaden  ist  zu  empfehlen:  C.  Mez,  Mikroskopische  Wasseranalyse, 
Berlin  1898;  femer  Lind n er,  Mikroskop.  Betriebskontrolle  in  den  Gr&rungs- 
gewerben,  Berlin  1901. 


J 


520  Spiritus. 


UL  Untenuehani:  der  Rohmaterialien. 

A.  Stärkemehlhaltige  Stoffe. 

a)   Bestimmung  des  Stärkemehls^). 

!•  I>urch  IfwerHan  mU  StxizMure*  Durch  Inversion  mit  Säuren 
wird  die  Stärke  in  Dextrose  übergeführt.  Die  zur  Inversion  geeignetste 
Säure  ist  die  Salzsäure,  die  nach  Märcker  und  Morgen,  wie  folgt,  zu 
verwenden  ist: 

3  g  Stärkemehl  werden  mit  200  ccm  Wasser  verkleistert  und  mit 
15  ccm  Salzsäure  von  1,125  spez.  Gew.  27^  Stunden  im  kochenden  Wasser- 
bade erhitzt.  Zur  Verhinderung  der  Wasserverdunstung  genügt  es,  auf 
die  Kochflaschen  ein  0,5 — 1,0  m  langes  Glasrohr  zu  setzen.  Nach  dem 
Erkalten  neutralisiert  man  die  Salzsäure  mit  Kalilauge  so  weit,  daß 
noch  schwach  saure  Reaktion  vorhanden,  xmd  füllt  auf  500  ccm  auf.  In 
25  ccm  dieser  Lösung  bestimmt  man  die  Dextrose  nach  S.  559. 

9  Teile  Stärke  entsprechen  theoretisch  10  Teilen  Dextrose,  und 
wäre  zur  Umrechnung  der  gefundenen  Dextrose  in  Stärke  demnach  der 
Faktor  0,9  zu  benutzen.  Da  die  aus  stärkemehlhaltigen  Materialien 
gewonnene  Stärke  kein  chemisch  reiner  Körper  ist,  wird  der  Dextrose- 
wert derselben  zu  niedrig  gefunden,  und  ist  zur  Umrechnung  der  Dex- 
trose auf  Stärkesubstanz  nicht  der  Faktor  0,9,  sondern  ein  etwas  höherer 
zu  verwenden.  Märcker  schlägt  den  Faktor  0,932  vor,  als  Mittel  der 
von  Sachse,  Soxhlet,  Ost,  Lintner  und  anderen  ermittelten  Zahlen. 
Dieser  Faktor  findet  nur  dann  Anwendung,  wenn  es  sich  um  Bestimmung 
der  wirklichen  Stärkesubstanz  handelt;  kommen  dagegen  bei  der  Unter- 
suchung die  für  die  Brennerei  ausnutzbaren  gärungsfähigen  Stoffe  in 
Betracht,  so  ist  der  theoretische  Faktor  0,9  zu  verwenden. 

Die  Bestimmung  der  Stärke  durch  direkte  Inversion  ist  nur  mög- 
lich, wenn  es  sich  um  spelzenfreies  Stärkemehl  handelt.  Bei  Körner- 
früchten und  Kartoffeln  kann  diese  Methode  nicht  direkte  Anwendung 
finden,  da  durch  die  Einwirkung  der  Säure  nicht  allein  die  Stärke,  sondern 
auch  Zellulose  und  andere  Kohlehydrate  in  reduzierende  Substanzen  um- 
gewandelt werden.  Die  Resultate  würden  deshalb  viel  zu  hoch  aus- 
fallen und  für  die  Praxis  gänzlich  imbrauchbar  sein.  Es  kommen  hier 
nachfolgend  beschriebene  Bestimmungsmethoden  in  Betracht,  welche  den 
Verhältnissen  der  Praxis  möglichst  Rechnung  zu  tragen  suchen.  Bei 
diesen  Methoden   werden   neben    der  Stärke    auch    in    den   Materialien 


^)  Vgl.  aach  das  Kapitel  „Starke^  io  diesem  Bande  S.  494  ff.  Bezügl.  der 
weiter  vorgeschlagenen  BestimmuDgsmethoden  vemv eisen  wir  auf  M&rckers  Hand- 
buch und  Bauers  Untersuchongsmethoden. 


Bestiinmnng  des  Stärkemehls.  521 

eventuell  vorhandene  Dextrine  und  Zuckerarten  mit  bestimmt;  indessen 
sind  die  damit  erhaltenen  Resultate  auch  nicht  einwandsfrei,  da  durch 
das  nötige  Kochen  und  mehr  noch  durch  Anwendung  von  Hochdruck 
Pentosane  in  Lösung  gehen,  welche  durch  die  nachfolgende  Inversion 
in  reduzierende,  aber  nicht  gärungsföhige  Pentosen  umgewandelt  werden. 

2.  BesUmmung  unier  Anwendung  der  IHasiase.  Für  Ver- 
hältnisse, bei  welchen  die  Materialien  nicht  unter  Hochdruck  gedämpft 
werden,  fär  Preßhefefabriken,  Eombranntweinbrennereien  und  Brenne- 
reien, welche  nach  dem  alten  Verfahren  arbeiten,  ist  folgende  von 
Märcker  angegebene  Methode  anzuwenden: 

3  g  des  fein  zermahlenen  Materials  werden  mit  100  ccm  Wasser 
7,  Stunde  gekocht,  auf  65^  C.  abgekühlt  und  mit  10  ccm  Normalmalz- 
extrakt (100  g  Malz  auf  1  1  Wasser)  versetzt,  etwa  2  Stunden  bei  65°  C. 
gehalten,  dann  nochmals  Y,  Sunde  gekocht,  wieder  auf  65°  G.  abgekühlt 
und  nochmals  etwa  Ys  Stunde  mit  10  ccm  Malzextrakt  bei  65°  G.  gehalten, 
dann  aufgekocht,  abgekühlt  und  auf  250  ccm  aufgefüllt.  200  ccm  des 
Filtrats  werden  mit  15  ccm  Salzsäure  vom  spez.  Gew.  1,125  invertiert, 
fast  neutralisiert,  auf  500  ccm  gebracht  und  davon  25  ccm  zur  Zucker- 
bestimmung verwendet.  Das  Reduktionsvermögen  des  benutzten  Malz- 
extrakts ist  festzustellen  und  in  Rechnimg  zu  bringen. 

3.  BesHfnmung  unter  MUwirkung  des  HocM/rtAcks  (Reinke). 
Das  neue  Brennereiverfahren  benutzt  zur  Aufschließung  der  stärkehaltigen 
Materialien  den  Hochdruck,  welcher  Substanzen,  die  bei  dem  alten 
Verfahren  nicht  in  Betracht  kamen,  in  gärungsfahige  Stoffe  umwandelt. 
Diesen  Verhältnissen  sucht  das  Reinke  sehe  Verfahren  Rechnung  zu  tragen, 
doch  gibt  es  aus  den  bereits  erwähnten  Gründen  etwas  zu  hohe  Resultate^). 

Die  Ausführung  der  Untersuchung  gestaltet  sich  folgendermaßen: 
3  g  der  fein  gepulverten  Substanz  werden  im  Metallbecher  des 
Sox  hl  et  sehen  Dampftopfes  mit  25  ccm  1-proz.  Milchsäure  und  30  ccm 
Wasser  angerührt  und  zugedeckt  im  Dampftopf  2Y9  Stunden  auf  3Ys  Atm. 
erhitzt  (in  Ermangelung  eines  Dampftopfes  bedient  man  sich  der  Lintner- 
schen  Druckflasche),  dann  mit  50  ccm  heißen  Wassers  versetzt,  nach 
dem  Erkalten  auf  250  ccm  aufgefüllt  und  nach  etwa  Ya-stündigem  Stehen 
und  öfterem  Umschütteln  filtriert.  200  ccm  des  Filtrats  werden  mit 
15  ccm  Salzsäure  (spez.  Gew.  1,125)  2//^  Stunden  lang  im  kochenden 
Wasserbad  invertiert,  fast  neutralisiert,  auf  500  ccm  aufgefüllt  und  25  ccm 
davon  zur  Zuckerbestimmung  benutzt. 

Lintner  (Zsch.  f.  angew.  Ghemie  1898,  726)  bringt  die  Verfahren 
von  Reinke  und  Märcker  kombiniert  zur  Anwendung.  Die  Stärke- 
bestimmung   nach    Baumert -Bode    (Zsch.    f.    angew.    Ghemie    1900, 


^)  Märcker  zieht  auch  hier  die  Diastasemethode  vor. 


522  Spiritus. 

Hefte  43,  44)  eignet  sich  weniger  für  die  Zwecke  der  Spiritusindustrie 
als  für  die  der  Stärkefabrikation,  da  sie  nur  den  wahren  Stärkegehalt, 
nicht  aber  auch  den  Stärkewert  der  sonst  noch  in  den  Materialien  ent- 
haltenen löslichen  Kohlehydrate  angibt. 

Märcker  schlägt  zur  Bestimmung  der  nutzbaren  Kohlehydrate  in 
stärkehaltigen  Materialien  eine  Diastase- Gärungsmethode  vor,  nach 
welcher  die  Materialien  entsprechend  den  Verhältnissen  der  Praxis 
behandelt  und  die  erhaltenen  Maischen  mit  Reinzuchthefe  vergoren 
werden  sollen.  Die  Methode  ist  noch  nicht  genügend  ausgearbeitet,  um 
für  die  Untersuchung  von  Rohmaterialien  sichere  Resultate  zu  geben, 
wurde  aber  Ton  Delbrück  und  M  uns  che  (Zsch.  f.  Spiritusindustrie 
1894,  202  und  209)  für  Reinstärken  brauchbar  gefunden. 

4^  Vorbereitung  der  MateriaUen»  Die  Kartoffeln  werden  zur 
Stärkebestimmung  nach  einem  der  oben  beschriebenen  Verfahren  in  fol- 
gender Weise  vorbereitet:  1  kg  einer  guten  Durchschnittsprobe  wird  in 
Scheiben  zerschnitten,  an  der  Luft  getrocknet  und  auf  einer  Mühle  grob 
zerkleinert.  Eine  Durchschnittsprobe  dieser  Substanz,  in  welcher  eine 
Wasserbestimmung  vorzunehmen  ist,  wird  staubfein  gemahlen.  Zur 
staubfreien  Zerkleinerung,  welche  zur  Erlangung  richtiger  Resultate 
durchaus  nötig  ist,  wird  die  nach  Märckers  Angaben  vom  Mechaniker 
Dreefs  in  Halle  konstruierte  Mühle  benutzt  (die  Mahlung  auf  gewöhn- 
lichen Laboratoriumsmühlen  genügt  nicht).  3  g  der  Feinsubstanz,  deren 
Wassergehalt  nochmals  festzustellen  ist,  dienen  zur  Stärkebestimmung. 
Die  gewonnenen  Analysenergebnisse  sind  auf  die  ursprüngliche  Substanz 
umzurechnen. 

Für  technische  Zwecke  hinreichend  genau  läBt  sich  der  Stärke- 
gehalt der  Kartoffeln  aus  ihrem  spezifischen  Gewicht  bestimmen. 
Die  Ausführung  dieser  Bestimmung  findet  sich  im  Kapitel  „Stärke'' 
beschrieben  (S.  498  ff.). 

Für  Qetreidearten  (Mais,  Dari,  Gerste,  Roggen  etc.)  gestaltet  sich 
die  Ausführung  der  Stärkebestimmung  auf  chemischem  Wege  im  all- 
gemeinen in  derselben  Weise  wie  bei  Kartoffeln.  Eine  genügend  vor- 
getrocknete Durchschnittsprobe  wird  auf  der  Dreefs  sehen  Mühle  staub- 
fein zerkleinert  und  nach  einer  der  angegebenen  Methoden  weiterbehandelt. 
Eine  vorherige  Entfettung  des  Feinmehls  im  Soxhl  et  sehen  Extraktions- 
apparat ist  bei  Mais  empfehlenswert. 

Bei  Abfällen  der  Stärkefabrikation  orientiert  man  sich  durch  die 
mikroskopische  Prüfung  über  den  Grad  der  Verunreinigung  durch  andere 
Stoffe.  Ist  diese  sehr  gering,  so  genügt  eine  Wasserbestinmiung.  Die 
Substanz  wird  zu  diesem  Zweck  bei  50*^  C.  eine  Stunde  lang  vorge- 
trocknet, dann  allmählich  auf  120^  C.  erhitzt,  bei  welcher  Temperatur 
noch  4  Stunden  getrocknet  wird. 


Bestunmung  des  Zuckers.  523 

Ist  die  Yerunreimgimg  stärker,  so  ist  eine  Stärkebestimmung  nötig, 
welche  nach  der  Diastasemethode  auszufahren  ist.  Verwendet  werden  5  g 
Substanz. 

b)  Bestimmung  sonstiger  Bestandteile. 

Die  sonstigen  Bestandteile  der  Kartoffeln  haben  für  die  Spiritus- 
fabrikation nur  einen  untergeordneten  Wert  und  unterliegen  nicht  der 
Bestimmung. 

Eine  Bestimmung  der  Stickstoffsubstanzen  im  Getreide,  besonders 
im  Malzgetreide,  ist  dagegen  oft  wünschenswert.  Es  genügt  hier  in 
weitaus  den  meisten  Fällen  eine  Bestimmung  des  Gesamtstickstoffs  nach 
Kjeldahl.  Betreffs  Trennung  der  Stickstoffverbindungen  verweisen  wir 
auf  das  Kapitel  „Futtermittel**  (Bd.  II). 


B.  Zackerhaltige  Rohmaterialien. 

1*  Zuckerrüben« 

Die  Bestimmung  des  Zuckers  geschieht  nach  der  Stammerschen 
Methode  durch  Polarisation  (vergl.  Kapitel  „Zucker**  S.  390  ff.). 

2.  Melasse« 
a)   Bestimmung  des  Zuckers. 

Durch  die  allgemein  gebräuchliche  Spindel ung  mit  dem  Baume- 
sehen  Aräometer  läßt  sich  der  Zuckergehalt  der  Melassen  nur  höchst 
ungenau  bestimmen,  da  die  letzteren  außerdem  organische  Nichtzucker- 
stoffe und  Salze  in  sehr  wechselnder  Menge  enthalten.  1  Grad  Baume 
entspricht  1,76  Graden  des  Ballingschen  Saccharometers. 

Auch  die  Polarisation  (vergl.  , Zucker**  S.  460),  sowie  die  Bestim- 
mung des  Gesamtzuckers  mit  F  e  hl  in  g  scher  Lösung  nach  vorherge- 
gangener Inversion  (S.  560)  geben  keine  zuverlässigen  Zahlen.  Für  die 
Zwecke  der  Spiritusfabrikation  eignet  sich  am  besten  die  Bestimmung 
des  Zuckers  durch  die  alkoholische  Gärung.  Gestattet  diese  Methode 
auch  keinen  Rückschluß  auf  die  Art  und  die  Mengenverhältnisse  der  in 
den  Melassen  enthaltenen  Zucker,  so  gibt  sie  doch  Aufschluß  über  die 
zu  erwartende  Alkoholausbeute  und  ermöglicht  zugleich  ein  Urteil  über 
die  Gärfähigkeit  der  Melassen. 

Den  Gärversuch  führt  man  nach  Delbrück  zweckmäßig  in  fol- 
gender Weise  aus: 

Man  verdünnt  250  g  Melasse  mit  Wasser  zu  1000  g  und  stellt  die 
Konzentration   der  Verdünnung  mit  dem  Saccharometer  fest.     War  die 


524  Spiritus. 

Melasse  alkalisch,  so  werden  je  100  g  dieser  Maische  mit  Normal- 
schwefelsäure  soweit  angesäuert,  daß  die  Maische  0,3^  Säure  aufweist. 
Eine  Probe  wird  unaufgekocht  verwendet,  eine  andere  wird  gewogen, 
Yj  Stunde  gekocht  und  nach  dem  Erkalten  wieder  auf  das  ursprüngliche 
Gewicht  gebracht,  eine  dritte  aufgekochte  Probe  wird  mit  0,5  g  Weizen- 
kleie versetzt.  Die  drei  Proben  werden  sodann  in  Destillierkolben  mit 
angesetzten  Gäryerschlüssen  mit  Reinhefe  vergoren  (1  g  Hefe  pro  Probe), 
bis  kein  Gewichtsverlust  mehr  statthat,  und  nach  Zugabe  von  je  100  ccm 
Wasser  in  einen  100  ccm- Kolben  abdestilliert.  Im  Destillat  wird  der 
Alkohol  in  Volumprozenten  bestimmt  (vergl.  „Reife  Maische")  imd  die 
Alkoholausbeute  auf  100  kg  Melasse  umgerechnet.  0,6783  1  Alkohol 
entsprechen  1  kg  Rohrzucker. 

b)  Prüfung  auf  Gärfähigkeit 

Die  Schwergärigkeit,  eine  bei  Melassen  häufig  zu  beobachtende 
Erscheinung,  soll  nach  den  Untersuchungen  von  Märcker  und  Neale 
auf  das  Vorhandensein  flüchtiger  Fettsäuren,  seltener  salpetriger  Säure, 
zurückzuführen  sein.  In  freiem  Zustand  sind  diese  Säuren  starke  Hefen- 
gifte und  wirken  schon  in  sehr  geringer  Menge  schädigend  auf  Ver- 
mehrungsfähigkeit und  Gärkrafb  der  Hefe  ein. 

Hat  man  durch  die  Gärprobe  die  Schwergärigkeit  einer  Melasse 
konstatiert,  so  verfährt  man  zur  Bestimmung  der  flüchtigen  Fettsäuren 
nach  Bauer  folgendermaßen: 

50  g  Melasse  werden  mit  200  ccm  Wasser  verdünnt  und  nach  Zu- 
satz von  10  ccm  konzentrierter  Schwefelsäure  der  Destillation  unter- 
worfen, bis  100  ccm  übergegangen  sind.  (Die  Destillation  darf  nicht 
weiter  getrieben  werden,  da  sich  später  durch  Einwirkung  der  Schwefel- 
säure auf  Lävulose  Ameisensäure  bildet.) 

Das  Destillat  wird  mit  Barytwasser  im  geringen  Überschuß  ver- 
setzt und  der  Überschuß  von  Baryt  durch  Einleiten  von  Kohlensäure 
in  der  Wärme  gefallt.  Nachdem  noch  aufgekocht  wurde,  wird  abfiltriert. 
Das  Filtrat  wird  eingedampft  und  der  Rückstand  zuletzt  im  Platintiegel 
bei  130°  C.  getrocknet  und  gewogen.  Hierauf  wird  der  Rückstand  zur 
Zerstörung  der  organischen  Substanz  geglüht,  bis  er  völlig  weiß  ge- 
worden ist.  Nach  Anfeuchten  mit  kohlensaurem  Ammon  und  noch- 
maligem gelinden  Glühen  wird  er  als  Baryumkarbonat  gewogen.  Die 
gefundene  Menge  BaOOs  wird  auf  Ba  umgerechnet  und  von  der  ersten 
Wägung  abgezogen.  Die  DifiFerenz  entspricht  der  Menge  der  organischen 
Säuren. 

Im  Destillat  läßt  sich  die  Buttersäure  durch  den  Geruch,  die 
Ameisensäure  durch  alkalische  Silberlösung  und  die  salpetrige  Säure 
durch  Jodkaliumstärkelösung  nachweisen. 


Seltenere  Rohstoffe.  525 


Der  Gehalt  der  Melassen  an  flüchtigen  Säuren  soll  nach  Neale 
0,5  Proz.  nicht  übersteigen.  Am  häufigsten  sind  wohl  Bakterien  die  Ur- 
sache der  Schwergärigkeit.  Effront  gelang  es  durch  Ausf^len  der 
Bakterien  mit  EiweiB  und  Tannin,  die  Schwergärigkeit  der  Melassen  zu 
heben.  Heinzelmann  stellt  deshalb  die  Ursache  der  Schwergärigkeit 
durch  Gäryersuche  fest,  welche,  wie  oben  angegeben,  ausgeführt  werden 
können.  Nur  yerwendet  man  zweckmäßig  zu  diesen  Versuchen  500  ccm 
verdünnte  Melasse  und  säuert  bei  einem  Versuch  yor  dem  Kochen  die 
Melasse  bis  zu  0,6 — 0,7^  an.  In  stärker  angesäuerten  Melassen  werden 
die  Bakterien  durch  Kochen  leichter  abgetötet.  In  die  Gärflaschen  gibt 
man  je  2  g  Reinhefe  und  2,5  g  Weizenkleie  und  läfit  die  Gärung  bei  25^ 
verlaufen.  Nach  24,  48,  72  Stunden  wird  die  entwichene  Kohlensäure 
durch  Wägung  der  Flaschen  bestimmt  und  sodann  der  Vergärungsgrad 
mit  dem  Saccharometer  festgestellt.  Durch  diese  Versuche  erhält  man 
aucb  Anhaltspunkte  dafür,  wie  die  Melasse  vor  dem  Anstellen  zur  Gärung 
zu  behandeln  ist. 

In  Melassen,  welche  größere  Mengen  Salpeter  enthalten,  kann 
durch  eine  von  Bakterien  hervorgerufene  Reduktionsgärung  salpetrige 
Säure  gebildet  werden,  wodurch  die  Gärung  unterdrückt  oder  doch 
wesentlich  geschädigt  wird.  Die  Bestimmung  der  Salpetersäure  in  den 
Melassen  erfolgt  nach  den  Verfahren  von  Ulsch  oder  Schlösing  (Bd.  I, 
S.  311  und  318). 

C.  Seltenere  RohstoiTe. 

In  seltener  zur  Verwendung  gelangenden  stärkehaltigen  Materialien 
wird  die  Stärkebestimmung  in  gleicher  Weise  ausgeführt,  wie  für  Kar- 
toffeln und  Körnerfrüchte  angegeben.  Bei  zuckerhaltigen  Stoffen 
(Sorghumstengel,  Zuckerrohrreste,  Rosinen)  kann  man  entweder  den 
Extraktgehalt  angeben,  oder  auch  die  Zuckerarten  nach  den  bekannten 
Methoden  (Rohrzucker  nach  erfolgter  Invasion)  bestinmien.  Führen 
die  Materialien  Stärke  und  Zucker  (Bataten),  so  erfolgt  die  Vorbereitung 
des  Materials  zur  Untersuchung  wie  bei  der  Kartoffel,  Die  feingepul- 
verte Substanz  wijrd  mit  warmem  Wasser  extrahiert.  In  dem  unlös- 
lichen Teil  bestinmit  man  die  Stärke  vne  in  den  stärkehaltigen  Stoffen; 
die  mit  Salzsäure  invertierte  Lösung  dient  zur  Bestimmung  des  Dextrose- 
werts des  Zuckers. 

Die  Topinamburknolle  enthält  aufler  Lävulose  noch  ein  in  heiflem 
Wasser  leicht  lösliches  Kohlehydrat,  das  Inulin,  welches  durch  Inversion 
mit  verdünnter  Salzsäure  in  Lävulose  übergeführt  und  als  solche  bestimmt 
wird.  Nach  B ehrend  imd  Wolfs  werden  200  ccm  Lösimg  mit  10  ccm 
Salzsäure  (spez.  Gew.  1,120)  20  Minuten  im  Wasserbad  gekocht. 


526  Spiritus. 

Am  zweckmäßigsten  ist  es,  seltenere  Stoffe  auf  ihre  Verwendbar- 
keit zur  Spiritusfabrikation  in  der  Weise  zu  prüfen,  daß  man  durch 
einen  Gärversuch  direkt  die  Alkohol  ausbeute  bestimmt,  welche  sich  aus 
ihnen  gewinnen  läßt.  50  g  des  fein  zerriebenen  Materials  werden  mit 
ca.  300  ccm  Wasser  gekocht  und  dann  bei  60  ^  C.  mit  50  ccm  eines 
kalt  bereiteten  Grünmalzauszugs  (1  :  5)  verzuckert.  Eine  Wiederholung 
der  Operationen  des  Kochens  und  Yerzuckems  ist  zweckmäßig  (vergl. 
„Diastasemethode"  S.  521).  Nach  der  Verzuckerung  wird  auf  65®  C. 
erwärmt,  dann  abgekühlt  und  auf  500  ccm  aufgefüllt.  Unter  Zusatz 
von  5  g  Preßhefe  wird  bei  30°  C.  vergoren,  bis  Gewichtsabnahme  des 
Gärgefäßes  nicht  mehr  stattfindet,  und  zur  Bestimmung  des  Alkohols 
destilliert.  Der  aus  dem  verwendeten  Malzauszug  sich  bildende  Alkohol 
wird  durch  einen  Gärversuch  bestimmt  und  in  Abrechnung  gebracht. 


JLUL.  Untersnchiiiiii:  der  cur  Malsbereitan^  dienenden 
Materialien  (spesiell  der  Oerste)  nnd  des  Malaeiik 

A.  Getreide. 

Ausschlaggebend  für  den  Wert  der  Gerste  als  Mälzungsmaterial 
für  Brennereizwecke  ist  die  Biastasemenge,  welche  sie  beim  Keimungs- 
vorgange bildet.  Die  Ermittelung  der  Keimfähigkeit  ist  demnach  eine 
der  wichtigsten  Prüfungen  für  die  Beurteilung  der  Mälzereigerste.  Nicht 
gekeimte  Kömer  bedingen  nicht  nur  einen  Verlust  an  Diastase,  sondern 
werden  auch  Veranlassung  zur  Entwicklung  keimungs-  und  gärungs- 
schädlicher Organismen. 

Die  Ausführung  der  Keimfahigkeitsbestimmung  findet  sich  im 
Kapitel  „Bier"  beschrieben.  Die  Keimfähigkeit  ist  gut,  wenn  sie  95  Proz. 
und  darüber,  mittelmäßig,  wenn  sie  90 — 95  Proz.^  gelang,  wenn  sie  80 
bis  90  Proz.,  und  schlecht,  wenn  sie  weniger  als  80  Prozent  beträgt. 

Des  weiteren  sind  folgende  Prüfungen  des  Maizgetreides  vorzu- 
nehmen : 

!•  BeurteUung  des  Geruchs  und  des  Aussehens.  Der  Geruch 
soll  frisch,  strohartig,  nicht  dumpf  oder  moderig  sein.  Schlecht  geemtete 
Gerste,  welche  an  den  braunspitzigen,  oft  mit  Schimmelanflug  bedeckten 
amd  ausgewachsenen  Kömern  zu  erkennen  ist,  besitzt  eine  mangelhafte 
Keimfähigkeit,  welche  sich  durch  längeres  Lagern  noch  verschlechtert. 

2.  ErmUM/ung  der  Komgröfse  durch  Sortieren  mittels  Sieben 
von  entsprechender  Maschenweite.  Verwendet  wird  der  nach  Angaben 
H.  Vogels  von  Steinecker  in  Freising  konstruierte  Sortierapparat.  TJn- 
gleichkömige  Gerste  besitzt  verschiedene  Quellreife  und  zeigt  ungleich- 
mäßiges Wachstum. 


Untersuchimg  von  Getreide  and  Grünm^lz.  527 

S.  BeMmtnung  der  MeinheU  durch  Aussuchen  der  Unkraut- 
samen,  sowie  der  zerschlagenen  Körner,  welche  Veranlassung  zur 
Schimmelbildung  geben. 

4»  Mikroshopische  PrUfiimg  auf  Scbimmelpilze  imd  andere 
keimungs-  und  gärungsschädliche  Organismen.  Solche  Organismen 
kommen  auf  jeder  normalen  Gerste  vor;  nur  ihr  übermäßiges  Yorhanden- 
sein  ist  zu  beanstanden. 

5.  BesHfnfnung  des  VolumgewicMs  (Hektolitergewicht).  In 
Benutzung  sind:  die  sogen.  Reichswage  (allein  eichfähig),  die  Getreide- 
wage von  Grein  er  und  der  Getreideprüfer  von  Brauer.  Leichte  Gersten 
von  62 — 65  kg  hl-Gewicht  sind  für  Brennereizwecke  am  geeignetsten, 
weil  dieselben  infolge  ihres  höheren  Stickstoffgehalts  im  allgemeinen 
diastasereicbere  Malze  geben  als  die  schwereren. 

6.  JBesUnMfnung  der  FeucMigkeU.  Frisch  geerntete,  feuchte 
Gerste  keimt  schlecht.  Die  zum  Mälzen  verwendete  Gerste  soll  einen 
Feuchtigkeitsgehalt  von  12  bis  höchstens  14  Proz.  besitzen. 

7«  Bestimmung  des  Stickstoffe  nach  der  Kjeldahl sehen  Methode 
(vergl.  die  Angaben  unter  5). 

8.  Süurd^estimmung,  auszuführen  wie  bei  Grünmalz. 

Andere  Merkmale .  einer  guten  Gerste,  die  Feinschaligkeit,  die 
mehlige  Beschaffenheit  des  Korns,  die  helle  Farbe  u.  s.  w.,  auf  welche 
der  Brauer  ein  großes  Gewicht  legt,  sind  für  die  Beurteilung  der 
Brennereigerste  von  untergeordneter  Bedeutung. 

Durch  die  Ausführung  einer  Probemälzung  erlangt  man  den 
sichersten  Aufschluß  über  die  Brauchbarkeit  einer  Gerste  für  Mälzerei- 
zwecke. 

Andere  Körnerfrüchte  werden  in  Deutschland  nur  selten  zur  Malz- 
bereitung benutzt.  Bei  ihrer  Beurteilung  wird  im  allgemeinen  nach  den- 
selben Grundsätzen  zu  verfahren  sein  wie  bei  der  Gerste. 

B.  Grttnmalz« 

Um  die  Verwendbarkeit  und  Güte  des  Grünmalzes  festzustellen, 
wird  man  sich  bei  einiger  Übung  in  den  meisten  Fällen  mit  einer  Beur- 
teilung desselben  nach  äußeren  Merkmalen  begnügen  können. 

Gutes  Grünmalz  muß  frei  von  Schmutz  und  Schimmel  sein  und 
soll  einen  angenehmen,  gurkenartigen,  nicht  moderigen  oder  säuerlichen 
Geruch  besitzen. 

Die  Blattkeime  sollen  bei  gleichmäßiger,  kräftiger  Entwicklung  die 
anderthalb-  bis  zweifache  Komlänge  erreichen.  Die  Wurzelkeime  sollen 
die  doppelte  bis  2^/^'isLche  Komlänge  haben  und  frisch  und  glänzend, 
nicht  welk  erscheinen. 


528  Spiritus. 

Abhängig  yon  der  genügenden  Entwicklung  der  Blatt-  und  Wurzel- 
keime ist  die  gute  Auflösung  des  Malzes,  welche  daran  erkenntlich  ist, 
daB  das  Endosperm  eine  mehlige,  leicht  zerreibliche  Masse  bildet,  die 
speckige  Stellen  nicht  mehr  aufweist. 

Fremde  Samen  und  ungekeimte  Körner  sollen  wenig  Yorkommen; 
zertretene  und  in  den  Wurzeln  verfilzte  Körner,  welche  die  Schimmel- 
bildung begünstigen,  sollen  fehlen. 

1.  BeMmtnung  der  verflüssigenden  und  verzuckernden  Kraft 
des  Malzes*  Yon  allen  Untersuchungen  des  Grün-  und  Darrmalzes  ist 
diese  die  wichtigste.  Yon  Effront  ist  zur  Bestimmung  des  Fermen- 
tatiyyermögens  nachfolgend  beschriebenes  Yerfahren  ausgearbeitet  worden, 
welches  Bücheier  (Leitfaden  für  den  Landwirtach.  Brennereibetrieb, 
S.  252)  zur  bequemeren  Ausführung  in  einigen  Punkten  modifizierte. 

Bestimmung  der  y erzuckernden  Kraft.  Bereitung  des  Malz- 
extrakts. 6  g  Malz  (Grünmalz  zerquetscht,  Darrmalz  geschroten)  werden 
mit  100  ccm  Wasser  eine  Stunde  lang  bei  60°  C.  im  Wasserbad  digeriert, 
dann  abgekühlt  und  filtriert.  Das  Filtrat  dient  zur  Bestimmung  der 
verzuckernden  und  verflüssigenden  Kraft. 

Ausführung  der  Bestimmung.  2  g  Effrontscher  löslicher 
Stärke  ^)  werden  durch  Aufkochen  zu  100  ccm  Wasser  gelöst  (die  Lösung 
ist  immer  frisch  zu  bereiten),  davon  50  ccm  mit  107,5  ccm  Wasser  ver- 
dünnt und  hierzu  2,5  ccm  des  Malzauszugs  gesetzt.  Hierauf  wird  eine 
Stunde  lang  im  Wasserbad  bei  60°  C.  verzuckert,  sodann  rasch  zum 
Kochen  erhitzt  und  wieder  abgekühlt. 

Man  gibt  nun  in  die  Reagensgläser  des  Reis chauer sehen  Sterns 
je  2  ccm  Fehlingscher  Lösung  und  hierzu  verschiedene  Mengen  der 
verzuckerten  Lösung  (3,  4,  5,  6  ccm  u.  s.  f.),  worauf  der  Stern  10  Minuten 
lang  in  ein  kochendes  Wasserbad  gestellt  wird.  Man  sucht  alsdann  das 
Gläschen  aus,  in  welchem  die  Kupferlösung  eben  entfärbt  ist,  imd  setzt 
einen  neuen  Yersuch  mit  engeren  Intervallen  von  0,25  zu  0,25  ccm  an. 
Die  zur  Reduktion  von  2  ccm  Fehlingscher  Lösung  erforderliche  Anzahl 
Kubikzentimeter  der  mit  Malzextrakt  behandelten  Stärkelösung  bezeichnet 
Effront  als  Yerzuckerungszahl  des  betreffenden  Malzes. 

Bücheier    gibt    für    Gerstengriinmalze    folgende    Yerzuckerungs- 

zahlen  an: 

4 —  5  ccm        vorzügliches  Malz, 

6 —  7     -  gutes  Malz, 

7 —  9     -  mangelhaftes  Malz, 
9 — 12     -  schlechtes  Malz. 

^)  Die  Effront  sehe  lösliche  Kartoffelstärke  (1  kg  kostet  14  Mark!)  sowie 
der  Reisstarketyp as  Effronts  sind  zu  beziehen  von  Dr.  H.  König  &  Co.,  Chemische 
Fabrik,  Leipzig.   Es  kann  auch  die  Lintn ersehe  lösliche  Stärke  verwendet  werden. 


Verflassigende  Kraft  des  Malzes.  529 

Brenner eidarrmalze  liefern,  entsprechend  ihrem  sehr  niederen  Wasser- 
gehalt, noch  etwas  bessere  Yerzuckerungszahlen.  Solche  von  8,5 — 3,8 
sind  häu£g,  4 — 5  ccm  bezeichnet  noch  ein  gutes  Darrmalz,  während 
Yerzuckerungswerte  Yon  6  und  7  ccm  schon  ungenügend  sind. 

Bestimmung  der  verflüssigenden  Kraft.  Zu  dieser  Bestim- 
mung wird  Hoffmannsche  Reisstärke  verwendet,  welche  mit  dem 
Effront sehen  Reisstärketypus  einzustellen  ist.  Die  Stärke  reagiert 
mehr  oder  weniger  alkalisch  und  muß  durch  Zusatz  einer  festzustellenden 
Menge  7io  N.-Schwefelsäure  in  der  Weise  mit  dem  Stärketjrpus  in  Über- 
einstimmung gebracht  werden,  daß  die  Resultate  gleich  ausfallen.  Der 
Effrontsche  Stärketypus  erfordert  den  Zusatz  von  3,8  ccm  Y^q  N.- 
Schwefelsäure auf  40  g  Stärke. 

40  g  der  eingestellten  Stärke  werden  mit  etwas  Wasser  verrieben 
und  quantitativ  in  einen  100  ccm-Kolben  gespült,  welcher  bis  zur  Marke 
aufgefüllt  wird.  Von  der  durch  Schütteln  gut  gemischten  Stärkemilch 
mißt  man  je  5  ccm  in  6  numerierte  Reagensgläser  ab  und  gibt  in 
jedes  eine  bestimmte  Menge  des  obigen  Malzinfuses  (1  ccm,  1,5  ccm, 
2  ccm  etc.). 

In  einem  Wasserbad  werden  inzwischen  6  gleichnumerierte  Reagens- 
gläser mit  je  14  ccm  destillierten  Wassers  auf  80®  C.  erwärmt.  Alsdann 
bringt  man  der  Reihe  nach  ein  Glas  nach  dem  andern  auf  offener 
Flamme  zum  Kochen,  gießt  in  das  kochende  Wasser  das  in  der  Nummer 
korrespondierende  Glas,  welches  den  Malzauszug  mit  der  Stärke  ent- 
hält, spült  mit  1  ccm  Wasser  nach  und  rührt  mit  einem  Glasstab  gut 
um.  Die  so  beschickten  Gläser  werden  sofort  in  das  80°  C.  warme 
Wasserbad  zurückgebracht  und  10  Minuten  bei  dieser  Temperatur  ge- 
halten. Nach  Ablauf  dieser  Zeit  nimmt  man  wieder  ein  Reagensglas 
nach  dem  anderen  heraus,  rührt  mit  dem  Glasstab  nochmals  gut  durch, 
stellt  sie  5 — 10  Minuten  lang  in  kochendes  Wasser,  kühlt  rasch  auf 
15°  0.  ab  und  konstatiert  durch  langsames  Ausgießen  der  einzelnen 
Gläser  den  Verflüssigungsgrad.  Wenn  der  Inhalt  eines  Glases  leicht 
ausfließt,  ohne  Knollen  zu  enthalten,  so  geben  die  in  diesem  Glas  ent- 
haltenen Kubikzentimeter  Malzextraktlösung  die  dem  Malze  zukommende 
Yerflüssigungszahl  an. 

Normal  entwickelte  Grün-  und  Darrmalze  haben  meist  ein  Ver- 
flüssigungsvermögen von  2 — 2,5  ccm,  ganz  lang  gewachsene  Schwelk- 
malze  und  vorsichtig  gedarrte  Malze  bisweilen  ein  solches  von  1 — 1,5  ccm. 
Werden  bei  Grünmalz  3,5 — 4  ccm  verbraucht,  so  liegt  schon  ein  Malz 
von  zweifelhafter  Beschaffenheit  vor. 

Die  Fermentativkraft  des  Malzes  setzt  sich  zusammen  aus  der  ver- 
flüssigenden und  verzuckernden  Kraft.  Grünmalze,  welche  gut  ver- 
flüssigen und  verzuckern,  werden  daher  immer  eine  gute  Vergärung  der 

Untenuchtingen.  5.  Aufl.  m.  34 


530  Spiritus. 

Maische  gewährleisten;  Malze  mit  zweifelhafter  Yerflüssigungskraft 
werden  nur  dann  eine  befriedigende  Gäxung  geben,  wenn  sie  ein  hohes 
Verzuckerungsvermögen  besitzen. 

Beim  Darrmalz  wird  durch  das  Darren  das  Yerflüssigungsvermögen 
sehr  wenig,  dagegen  das  Verzuckerungsvermögen  sehr  stark  geschädigt, 
so  daß  ein  Darrmalz  yon  1,5  ccm  Verflüssigung  nur  dann  als  gutes  zu 
bezeichnen  ist,  wenn  es  gleichzeitig  ein  Verzuckerungsvermögen  von 
4 — 5  ccm  besitzt. 

Bestimmung  des  Stärkeverflüssigungsvermögens  nach 
Lintner  u.  Solliet:   Zsch.  f.  ges.  Brauwesen  1903,  S.  329. 

2.  BeMmmung  der  Süure.  Die  Höhe  des  Säuregehaltes  eines 
Malzes  ist  nicht  nur  abhängig  von  der  Qualität  der  Gerste,  sondern  sie 
wird  nicht  zum  wenigsten  durch  die  Art  und  Weise  der  Verarbeitimg 
der  letzteren  beeinflußt.  So  besitzen  wir  in  der  Kenntnis  des  Säure- 
gehaltes einen  nicht  zu  unterschätzenden  Faktor  für  die  Beurteilimg  der 
Mälzereiarbeit.  Ein  anormaler  Säuregehalt  kann  zurückzuführen  sein 
auf  ^u  langes  Weichen  und  nicht  genügendes  Wechseln  des  Weich- 
wassers, auf  Unreinlichkeit  der  Tenne,  auf  nachlässiges  Wenden  und 
Führen  des  Malzhaufens  bei  zu  hoher  Temperatur. 

Da  in  den  angezogenen  Fällen  der  Säurezuwachs  hauptsächlich  auf 
die  Tätigkeit  von  Mikroorganismen  zurückzuführen  ist,  kann  die  mikro- 
skopische Prüfung  (auch  der  Geruch)  des  Malzes  schon  einen  deutlichen 
Hinweis  auf  eine  anormale  Säuerung  bieten. 

Zur  Bestimmung  des  Säuregehaltes  werden  nach  Prior  50  g  fein 
zerquetschtes  Gi'ünmalz  mit  250  ccm  Chlor oformw asser  (erhalten  durch 
Schütteln  von  destilliertem  Wasser  mit  einem  Überschuß  von  Chloro- 
form und  Abgießen  von  dem  letzteren)  während  14  Stunden  bei  Zimmer- 
temperatur digeriert.  Alsdann  wird  filtriert  und  in  50  ccm  des  wäßrigen 
Auszugs  durch  Titration  mit  V,o  Normallauge  unter  Verwendimg  von 
rotem  Phenolphtalein  als  Tüpfelindikator  die  Gesamtacidität  bestimmt. 
Dieses  Reagens  wird  durch  eine  Spur  Säure  und  primäre  Phos- 
phate sofort  entfärbt,  während  es  gegen  sekundäre  Phosphate  sehr  un- 
empfindlich ist.  Das  rote  Phenolphtalein,  das  jedesmal  frisch  zu  bereiten 
ist,  wird  durch  Zusatz  von  10 — 12  Tropfen  der  Luck sehen  alkoholischen 
Phenolphtaleinlösung  (1  Tl.  Phenolphtalein  in  30  Tl.  Weingeist  von 
90  Vol.-Proz.  gelöst)  und  0,2  ccm  Yjo  Normallauge  zu  20  ccm  kohlen- 
säurefreiem Wasser  erhalten.  Zur  Prüfung  der  Flüssigkeit  wird  auf 
eine  mit  napfförmigen  Vertiefungen  versehene  Porzellanplatte  mit  einem 
Glasstab  ein  Tropfen  des  Indikators  gebracht  und  ein  gleich  großer 
Tropfen  der  Flüssigkeit  zugesetzt.  Tritt  Entfärbung  ein,  so  ist  die 
Neutralisation  der  Säuren  noch  nicht  beendet,  man  muß  also  noch  mehr 
Lauge    zur    Flüssigkeit    geben.      Die  Neutralisation  ist  als  beendet  zu 


Darrmalz.  531 

betrachten,  wenn  ein  Tropfen  des  Indikators,  mit  2  Tropfen  der  neu- 
tralisierten Flüssigkeit  versetzt,  noch  eine  deutliche  Rotfärbung  auf- 
weist. Die  Acidität  ist  auf  Trockensubstanz  zu  berechnen  und  kann 
in  Gewichtsprozenten  Milchsäure  oder  in  ccm  Normalalkali  angegeben 
werden. 

Prior  fand  für  normale  Grünmalze  folgende  Säurezahlen,  berechnet 
auf  100  g  Trockensubstanz  und  ausgedrückt  in  Yiq  ccm  Normalalkali: 

Grünmalz  aus 

Taubergerste:  Böhm.  Gerste: 

66,48  ccm  62,35  ccm 

Nach  dem  Abschwelken: 
82,31  ccm  70,91  ccm 

S.  WcisserhesUnifnung.  Eine  gut  gemischte  Durchschnittsprobe 
des  Malzes  wird  mittels  eines  Wiegemessers,  wie  es  in  der  Küche  Ver- 
wendung findet,  ganz  fein  zerschnitten.  Hierauf  wird  die  zur  Analyse 
bestimmte  Menge  zwischen  2  groBen  Uhrgläsem  genau  abgewogen  und 
in  einem  evakuierten  Exsikkator  über  Schwefelsäure  vorgetrocknet. 
Nach  1 — 2-tägigem  Yerweilen  im  Ezsikkator  wird  das  Malz  in  einem 
Trockenschranke,  dessen  Temperatur  jedoch  während  der  ersten  Stunden 
50°  C.  nicht  überschreiten  darf,  bei  100 — 105°  G.  von  dem  Reste  seiner 
Feuchtigkeit  befreit,  im  Exsikkator  erkalten  gelassen  und  gewogen. 

Die  Bestimmung  des  Extraktgehaltes  wird  nach  der  für  Darr- 
malz angegebenen  Methode  vorgenommen,  doch  ist  dieselbe  für  die 
Beurteilung  des  Malzes  ohne  Belang. 

Die  stickstoffhaltigen  Substanzen  werden,  wenn  nötig,  nach 
den  bekannten  Methoden  bestimmt. 


C.  Darrmals. 

Die  Untersuchung  des  Darrmalzes,  welches  in  der  PreBhefefabrikation 
Verwendung  findet,  erfolgt  nach  den  im  Kapitel  „Bier**  und  im  Ab- 
schnitt „Grünmalz**  angegebenen  Methoden.  Zur  Bestimmung  gelangen: 
Fermentatiwermögen,  Extrakt,  Wasser,  Säure,  Protein. 

Für  Brennereizwecke  sollen  die  Malze  sehr  licht  abgedarrt  sein 
(Pilsener  Typus)  und  einen  hohen  Protein-  imd  Diastasegehalt  besitzen. 
Der  Extraktgehalt  ist  durchschnittlich  niedriger  als  bei  Brauereimalzen 
und  beträgt  etwa  nur  68 — 74  Proz.  in  der  Trockensubstanz.  Der  Wasser- 
gehalt soll  6  Proz.  nicht  übersteigen. 

Im  übrigen  soll  das  Malz  gute  Auflösung  besitzen,  frei  von 
Schimmel  und  anderen  Verunreinigungen  sein  und  möglichst  wenig  nicht 
gekeimte  und  beschädigte  Körner  aufweisen. 

34» 


532  Spiritus. 

IT.  Untersuehims  der  M»iaelien. 

A.  Untersnchnng  der  yerzackerten  (sttßen)  Maische. 

Zu  allen  Untersuchungen  dient  eine  gute  Burchschnittsprobe  der 
Maische,  welche  yor  dem  Zusatz  der  Hefe  zu  entnehmen  ist. 

a)  Qualitative  Prüfung. 

!•  Brüfüng  mdtiels  Jodlösung,  Die  Maischeprobe  wird  durch 
ein  Faltenfilter  oder  einen  trockenen  Filtrierbeutel  YoUkommen  klar 
filtriert,  indem  man  die  noch  trüben  ersten  Filtrate  wiederholt  in  den 
Beutel  zurückgießt.  Das  klare  Filtrat  dient  zur  Prüfung  des  Verlaufs 
des  ZuckerbildungSYorganges  mit  Jodlösung. 

Die  Jodprobe  gründet  sich  auf  die  Eigenschaft  der  einzelnen  beim 
Abbau  des  Stärkemoleküls  durch  die  Diastase  entstehenden  Yerzucke- 
rungsprodukte,  mit  Jod  Verbindungen  einzugehen,  welche  charakteristische 
Farbenunterschiede  aufweisen. 

Die  Abbauprodukte  der  Stärke  geben  mit  Jod  folgende  Farben- 
reaktionen: 

Stärke:  blau, 

Amylodextrin:  violett, 
Erythrodextrin:  rot  bis  braunrot, 
Achroodextrin:  farblos, 
Maltose:   farblos. 

Nach  Eruis  wird  die  Jodprobe  zweckmäßig  in  folgender  Weise 
ausgeführt:  Die  Jodlösung  wird  hergestellt,  indem  man  1  Teil  Jod  und 
2  Teile  Jodkalium  in  destilliertem  Wasser  zu  einer  braunroten  Flüssigkeit 
auflöst.  Zur  Prüfung  verdünnt  man  dann  die  konzentrierte  Jodlösung 
noch  soweit  mit  destilliertem  Wasser,  bis  sie  eine  sattgelbe  Farbe  an- 
genommen hat.  In  ein  Probiergläschen,  welches  etwa  zu  y^  mit 
destilliertem  Wasser  gefüllt  ist,  bringt  man  nun  mehrere  Tropfen  der 
klar  filtrierten  Maische,  mischt  gut  durch  und  setzt  dann  tropfenweise 
die  verdünnte  Jodlösung  hinzu,  indem  man  nach  jedem  Tropfen  mischt 
und  die  Farbenänderung  der  Flüssigkeit  im  Probiergläschen  beobachtet. 
Die  ersten  Tropfen  der  Jodlösung  werden  in  der  verdünnten  Maische 
entfärbt,  und  man  setzt  den  tropfenweisen  Zusatz  der  Jodlösung  solange 
fort,  bis  die  Flüssigkeit  entweder  deutlich  gelb  erscheint  (normale  Ver- 
zuckerung), oder  bis  eine  durch  einen  oder  zwei  Tropfen  Jodlösung 
entstandene  Rotfärbung  eine  mangelhafte  Verzuckerung  anzeigt;  in  diesem 
Falle  wird  noch  weiter  Jodlösung  zugesetzt  und  beobachtet,  ob  die  rote 
Färbung  nicht  in  eine  violette  übergeht,  was  eine  sehr  schlechte  Ver- 
zuckerung bedeuten  würde. 


Pröfdng  der  süßen  Maische.  533 

Durch  Yorsichtigen  Zusatz  der  Jodlösung  ist  es  also  möglich, 
sämtliche  Yerzuckerungsprodukte  nebeneinander  nachzuweisen,  da  die- 
selben eine  yerschiedene  Bindungsenergie  für  Jod  zeigen,  und  zwar  eine 
um  so  größere,  je  näher  sie  der  Maltose  stehen. 

Bei  der  Ausführung  der  Jodprobe  ist  noch  darauf  zu  achten,  daß 
die  Maische  vollständig  abgekühlt  ist  und  der  Jodzusatz  so  lange  zu 
erfolgen  hat,  bis  die  Farbe  der  Jodlösung  in  der  Probe  auftritt. 

2.  TirQtwng  auf  tmaufgeachiosaene  SUlrke  und  Zertdeinerung 
des  Materials.  Die  beim  Filtrieren  der  Maische  im  Filtrierbeutel 
zurückbleibende  Masse  wird  in  ein  genügend  großes  Gefäß  gebracht, 
mit  Wasser  angerührt  imd  einige  Zeit  stehen  gelassen,  bis  sich  die 
schwereren  Bestandteile  zu  Boden  gesetzt  haben;  hierauf  wird  das 
Wasser  mit  den  darin  suspendierten  leichteren  Bestandteilen  abgegossen. 
Das  Aufschlämmen  und  Dekantieren  wird  mehrmals  wiederholt,  bis  ein 
aus  unzerkleinerten  Kartoffelstücken  oder  unaufgeschlossenen  Maiskörnern, 
Malzkömem  und  Schalen  bestehender  Rückstand  resultiert,  welcher  ein 
Urteil  über  die  stattgehabte  Aufschließung  und  Zerkleinerung  des 
Materials  gestattet. 

Die  -  unaufgeschlossene  Stärke,  welche  sich  mit  den  gröberen  Be- 
standteilen zu  Boden  gesetzt  hat,  ist  mit  Jodlösung  nachzuweisen.  Ein 
Teil  dieser  Stärke  wird  immer  vom  Malze  herrühren;  denn  sie  kann, 
da  sie  nicht  gedämpft,  sondern  nur  der  zu  einer  ToUständigen  Ver- 
kleisterung  unzureichenden  Maischtemperatur  ausgesetzt  wird,  während 
des  Maischprozesses  Yon  der  Diastase  nicht  genügend  angegriffen  werden. 
Durcb  die  mikroskopische  Prüfung  läßt  sich  leicht  Aufschluß  über  die 
Natur  der  nicht  gelösten  Stärke  erhalten. 

Die  Prüfung  auf  unaufgeschlossene  Stärke  kann  auch  in  der  Weise 
erfolgen,  daß  man  den  mit  Maische  halbgefüllten  Beutel  durch  Zu- 
sammendrehen kräftig  auspreßt  und  die  abgepreßte  Flüssigkeit  mit 
Wasser  in  einen  hohen  Zylinder  gibt.  Die  nach  einiger  Zeit  sich  zu 
Boden  setzende  Stärke  wird -durch  Dekantieren  mehrmals  ausgewaschen 
und  durch  Jodlösung  nachgewiesen. 

b)  Quantitative  Prüfung. 

1.  BesUmnnung  der  ufuiMfgescidossenen  Siürhe.  NachMärcker 
werden  lOOÖ  g  Maische  in  eine  8-^10  1  fassende  Flasche  gespült;  als- 
dann wird  soviel  Wasser  zugegeben,  daß  noch  ein  kräftiges  Schütteln 
möglich  ist.  Nach  mehrmaligem,  kräftigem  Durchschütteln  läßt  man 
24  Stunden  stehen  —  später  geht  das  Absitzen  besser  von  statten  — 
zieht  die  über  dem  Rückstande  stehende  klare  Flüssigkeit  mittels  eines 
Hebers  ab,  gießt  auf  ersteren  frisches  Wasser  und  dekantiert  in  dieser 
Weise   etwa  10 -mal,    bis    die    löslichen    Stoffe,    darunter  Maltose    und 


534  Spiritus. 

Dextrin,  fast  vollständig  aus  dem  unlöslichen  Rückstande  extrahiert 
sind.  Der  Rückstand  wird  alsdann  auf  ein  Filter  gebracht,  hier  weiter 
mit  Wasser  und  zuletzt  mit  Alkohol  und  Äther  ausgewaschen,  in  noch 
feuchtem  Zustande  von  dem  Filter  sorgfaltig  abgelöst,  bei  105^  getrocknet 
und  gewogen.  3  g  des  fein  zerkleinerten  Rückstandes  dienen  zur  Be- 
stimmung der  Stärke  nach  der  Diastasemethode  (S.  521).  Die  Anwendung 
Yon  Hochdruck  oder  die  direkte  Inversion  mit  Salzsäure  würde  zu  hohe 
Resultate  ergeben,  also  die  AufschlieBung  schlechter  erscheinen  lassen, 
als  sie  tatsächlich  wäre. 

Bauer  gibt  eine  einfachere  Methode  der  Trennung  durch  Dif- 
fusion an: 

Ein  Trichter,  dessen  Hals  so  weit  abgeschliffen  ist,  daß  die  Spitze 
des  Papierfilters  frei  herausragt,  wird  in  ein  mit  reinem  Wasser  gefülltes 
Becherglas  gesetzt,  so  daß  die  Filterspitze  eben  in  die  Flüssigkeit  taucht. 
Das  vorher  bei  110^  getrocknete  und  gewogene  Filter  wird  nun  mit  der 
gut  gemischten  Maische  gefüllt.  Die  konzentriertere  Flüssigkeit  sinkt 
herab,  während  die  Maische  durch  Aufnahme  von  Wasser  verdünnter 
wird.  Durch  oftmaliges  Wechseln  des  Wassers  und  Decken  des  Nieder- 
schlages kann  man  schließlich  die  letzten  Reste  der  löslichen  Stoffe  aus 
demselben  entfernen.  Der  Rückstand  wird  mit  dem  Filter  bei  105®  ge- 
trocknet und  gewogen;  das  Gewicht  des  Filters  ist  in  Abzug  zu  bringen. 

3  g  des  fein  gepulverten  Rückstandes  dienen  zur  Stärkebestimmung 
nach  der  Diastasemethode. 

2*  8€UScfuironieiri9ehe  FirüfUng,  Zur  Ermittelung  der  Gesamt- 
menge der  in  der  Maische  gelösten  Stoffe  dient  das  Ballingsche 
Saccharometer  (S.  414).  Die  Skala  dieses  Instrumentes  gibt  an,  wieviel 
Gewichtsteile  Rohrzucker  bei  einer  Temperatur  von  17,5®  C.  in  100  Ge- 
wichtsteilen Flüssigkeit  enthalten  sind.  Da  nun  die  aus  stärkemehl- 
h altigen  Rohmaterialien  hergestellten  Maischen  nicht  reinen  Zucker, 
sondern  ein  Gemenge  von  Maltose,  Dextrin  und  anderen,  nicht  gärungs- 
fähigen Stoffen  enthalten,  so  ist  die  Saccharometeranzeige  keineswegs 
ein  absolut  genauer  Ausdruck  für  den  Gehalt  der  Maische  an  löslichen 
Stoffen;  Maischen  aus  stärkemehlhaltigen  Stoffen  besitzen  in  der  Regel 
einen  etwas  höheren,  solche  aus  Melasse  einen  niedrigeren  Trocken- 
substanzgehalt, als  ihn  das  Saccharometer  angibt.  Für  die  Praxis  liefert 
das  Saccharometer  jedoch  genügend  brauchbare  Resultate  und  ist  infolge 
seiner  vielseitigen  Verwendbarkeit  als  Eontrollinstrument  im  Brennerei- 
betrieb unentbehrlich  geworden. 

Das  Verhältnis  zwischen  Saccharometeranzeige  und  dem  wirklichen 
Gehalt  der  Maische  an  gärungsfähigen  Stoffen  nennt  man  den  Reinheits- 
quotienten der  Maische.  Die  nötigen  Angaben  hierüber  findet  man 
weiter  unten. 


Präfang  der  süßen  Maische.  535 

Bei  der  Handhabung  des  Saccharometers  sind  folgende  Yorsichts- 
maßregeln  zu  beobachten: 

a)  Die  vorher  abzukühlende  Maische  ist,  um  eine  Verdunstung  zu 
Termeiden,  im  bedeckten  Gefäße  zu  filtrieren.  Zum  Filtrieren  benutzt 
man  am  besten  den  von  Delbrück  angegebenen  Apparat.  Dieser 
besteht  aus  einem  mit  Deckel  und  Ablaßhahn  yersehenen  Blechzylinder, 
in  welchem  ein  gestrickter  Beutel  als  Filter  aufgehängt  ist^).  Der  Beutel 
darf  natürlich  nur  in  reinem  und  trocknem  Zustande  benutzt  werden. 

b)  Zur  Prüfung  wurde  früher  das  nach  mehrmaligem  Zurückgießen 
der  ersten  trüben  Anteile  erhaltene,  vollständig  klare  Filtrat  verwendet. 
Für  die  Zwecke  der  Ausbeuteberechnung  ist  es  jedoch  richtiger,  die 
Prüfung  im  trüben  Filtrate  auszuführen,  da  durch  die  Mehranzeige  des 
Saccharometers  in  der  trüben  Würze  die  während  der  Gärung  noch  statt- 
findende Nachaufschließung  des  Stärkemehls  mit  Berücksichtigung  findet. 

c)  Das  Saccharometer  muß  rein  und  trocken  sein  und  ist  langsam 
in  die  Flüssigkeit  einzusenken. 

d)  Das  Ablesen  geschieht  in  der  Höhe  des  Flüssigkeitsspiegels. 
Da  Oberflächenspannung  das  Resultat  irritiert,  ist  der  Zylinder  nicht 
vollständig  zu  füllen. 

e)  Die  Spindelung  ist  bei  der  auf  dem  Instrumente  angegebenen 
Normaltemperatur  vorzunehmen.  Kann  diese  Temperatur  nicht  einge- 
halten werden,  so  ist  eine  Korrektion  vorzunehmen,  welche  bei  20-proz. 
Maischen  für  2^R.  etwa  0,l°Bllg.  beträgt.  Für  niedrigere  Wärmegrade 
als  die  Normaltemperatur  sind  die  ermittelten  Korrektionen  von  der 
Saccharometeranzeige  in  Abzug  zu  bringen,  für  höhere  aber  müssen  sie 
zugezählt  werden. 

Die  mit  Thermometer  versehenen  Saccharometer  tragen  die  Korrektur 
auf  der  Thermometerskala. 

f)  Es  ist  empfehlenswert,  das  Saccharometer  vor  dem  Gebrauch 
mittels  einer  Zuckerlösung  von  bekanntem  Gehalt  zu  prüfen,  da  im 
Handel  Instrumente  vorkommen,  welche  nicht  richtig  konstruiert  sind. 

Für  genauere  Untersuchungen  sind  feine  Normalinstrumente  mit 
weiter  Einteilung  im  Gebrauch,  welche  noch  ein  genaues  Ablesen  bis 
auf  Yjo  P'oz.  gestatten.  Besser  noch  wird  in  diesem  Fall  das  spezifische 
Gewicht  der  Maische  mit  der  Westp  ha  Ischen  Wage  oder  dem  Pyknometer 
bestimmt  und  die  entsprechende  Saccharometeranzeige  in  der  Tabelle 
von  K.  Windisch*)  ermittelt.  Zu  dieser  Bestimmung  können  nur  klare 
Filtrate  verwendet  werden. 


*)  Der  Apparat  ist  za  beziehen  von  der  Geschäftsstelle  des  Vereins  der 
Spiritusfabrikanten  in  Berlin  N.,  Seestraße. 

»)  K.  W indisch,  Tafel  zur  Ermittelung  des  Zuckergehaltes  wäßriger  Zucker- 
lösungen, Berlin  1896.   Einen  Auszug  der  Tabelle  bringt  das  Kapitel  „Wein^. 


536  Spiritus. 

8.  BegUmtnung  van  MaUose  und  I>eoctrin.  Durch  die  Aus- 
führung dieser  Bestimmungen  gewiunt  man  einerseits  einen  Überblick 
über  den  Verlauf  des  Zuckerbildungsvorganges,  anderseits  ist  sie  nötig, 
um  die  Gesamtmenge  der  gärungsfähigen  Stoffe  in  der  Maische  fest- 
zustellen. Nach  Märcker  enthalten  die  Maischen  bei  normaler  Ver- 
zuckerung auf  80,9  Teile  Maltose  19,1  Teile  Dextrin,  d.  h.  ein  Verhältnis 
Yon  4,2  Maltose  zu  1  Dextrin;  dieses  Verhältnis  wird  in  der  Praxis 
jedoch  nicht  immer  erreicht. 

Zur  Bestimmung  der  Maltose  verdünnt  man  10  g  klares  Maisch- 
filtrat  auf  250  ccm  und  benutzt  25  ccm  der  Verdünnung  zur  Bestimmung 
des  Red uktions wertes  nach  S.  560. 

Zur  Bestimmung  der  gesamt  Yorhandenen  Kohlehydrate  werden 
10  g  Maischfiltrat  mit  200  ccm  Wasser  verdünnt  und  mit  15  ccm  Salz- 
säure vom  spezifischen  Gewicht  1,125  2Ys  Stunden  lang  im  kochenden 
Wasserbade  invertiert.  Hierauf  wird  mit  Natronlauge  fast  neutralisiert, 
zu  500  ccm  aufgefüllt  imd  durch  ein  trockenes  Filter  filtriert.  25  ccm  des 
Filtrats  dienen  zur  Bestimmung  der  gebildeten  Dextrose  nach  S.  559. 

Die  für  die  Zuckerbestimmungen  einzuhaltende  Verdünnung  der 
Maischen  richtet  sich  lediglich  nach  der  Konzentration  der  letzteren 
und  ist  vielleicht  für  sehr  dünne  oder  extrem  dicke  Maischen  etwas 
anders  zu  wählen. 

Durch  die  Anwesenheit  von  Phosphaten,  welche  mit  der  alkalischen 
Kupferlösung  Niederschläge  geben,  wird  eine  kleine  Ungenauigkeit  der 
Reduktionsbestimmungen  entstehen.  Man  vermeidet  diese,  indem  man 
der  verdünnten  Maische  einige  Tropfen  Bleiessig  zusetzt  und  den  Blei- 
überschufi  durch  Schwefelsäure  wieder  entfernt. 

Die  gefundene  Menge  Dextrose,  auf  Prozente  umgerechnet,  gibt  man 
als  Dextrosewert  der  Gesamtmenge  der  vergärbaren  Stoffe  an.  Das  Dextrin 
wird  aus  den  gefundenen  Werten  für  Dextrose  und  Maltose  ermittelt,  indem 
man  mittels  des  Faktors  1,053  die  gefundene  Menge  Maltose  in  Dextrose 
umrechnet  (also  den  Dextrosewert  der  Maltose  bestimmt)  und  diese  Zahl 
von  der  Gesamtdextrose  in  Abzug  bringt.  Als  Differenz  erhält  man  dann 
den  Dextrose  wert  für  das  Dextrin  imd  aus  diesem  durch  Multiplikation 
mit  dem  Faktor  0,9  die  Menge  des  in  der  Maische  vorhandenen  Dextrins. 
Die  Berechnung  ergibt  sich  aus  folgendem  Beispiel: 

Saccharometeranzeige 21,90  Proz. 

Gesamtdextrose 21,12 

Maltose 15,34  - 

Dextrin  (21,90  —  [15,34  .  1,053])  .0,9       =     4,48  - 

Gehalt  an  vergärbaren  Stoffen  =  15,34  +  4,48     .     .     .     =  19,82  - 

-     nichtvergärbaren  Stoffen  21,90  — 19,82     .     .     =     2,08  - 
Maltose  :  Dextrin  =  3,4  :  1. 


Pmfang  der  saßen  Maische.  537 

Den  Reinheitsquotienten  der  Maische  —  die  Zahl,  welche  angibt, 
wieviel  wirklich  vergärbare  Stoffe,  auf  100®  Saccharometer  bezogen, 
vorhanden  sind  —  findet  man  nach  der  Gleichung: 

^         D.IOO 
Vi  = ö 5 


worin 

Q  =  Quotient, 

J)  =  vergärbare  Stoffe, 

S  =  Saccharometeranzeige  ist. 

Für  D  kann  man  zwei  verschiedene  Werte  einsetzen,  entweder 
den  wirklichen  Gehalt  an  Maltose  +  Dextrin  —  dann  erhält  man  den 
wirklichen  Quotienten  der  Maische  —  oder  aber  man  setzt  den 
Dextrosewert  für  Maltose  +  Dextrin  ein,  dann  erhält  man  den  Dextrose- 
quotienten. Der  Dextrosequotient  gestattet  eine  einfachere  Berechnung 
der  Alkoholausbeute.  Zur  Berechnung  der  nicht  vergärbaren  Stoffe 
kann  nur  der  wirkliche  Quotient  verwendet  werden. 

Nach  dem  oben  gewählten  Beispiel  ist  der  wirkliche  Quotient: 

(15,34  +  4,48)  .  100 

^  -  2i;9ö  -  ^'^ 


der  Dextrosequotient: 


21,12.100 
Q  = 2i;9Ö ^^'^' 


Minim. 

Maxim. 

86 

92 

83 

86 

80 

85 

Märcker  gibt  folgende  Dextrosequotienten  für  Kartoffel-  und 
Maismaischen  an: 

Mittel 

Maischen  aus  sehr  stärkereichen  Kartoffeln.    .     .     90 

-  stärkereichen  Kartoffeln    ....     85 

-  mittleren  Kartoffeln 82 

Maismaischen 97 — 99  —  — 

4.  BeMmmung  der  Süure*  Bekanntlich  wird  schon  durch  sehr 
geringe  Menden  flüchtiger  Säuren  der  diastasische  Prozeß  gestört.  Glaubt 
man  annehmen  zu  dürfen,  daß  die  Maischen  infolge  der  Verwendung 
zweifelhaften  Materials  oder  durch  einen  zu  lange  andauernden  Kühl- 
prozeß einen  abnorm  hohen  Säuregehalt  besitzen,  so  bestimmt  man  die 
Säure  in  der  Maische  vor  dem  Hefezusatz.  Die  Bestimmung  hat  da- 
gegen nach  dem  Zusatz  der  Hefe  zu  erfolgen,  wenn  es  sich  darum 
handelt,  ein  Bild  über  die  Säurezunahme  während  der  Gärung  zu  ge- 
winnen. Je  geringer  der  Anfangsgehalt  der  Maische  an  Säure  und  je 
geringer  die  Säurezunahme  während  der  Gärung  war,  um  so  reiner  ver- 
lief die  Gärung  und  um  so  höher  wird  die  Ausbeute  sein. 


538  Spiritus. 

Die  Säure  wird,  unter  Verwendung  von  violettem  Lackmuspapier 
als  Indikator,  nach  der  Tüpfelmethode  mit  Normallauge  titriert.  Man 
verwendet  zur  Titration  20  ccm  Maischfiltrat  imd  bezeichnet  die  für 
dieses  Volumen  verbrauchten  Kubikzentimeter  Normallauge  mit  Graden 
Säure.  Bei  normalen  Verhältnissen  wird  die  Acidität  der  süBen  Maische 
ohne  Hefe  0,2 — 0,4**  betragen,  keinesfalls  aber  0,6®  übersteigen. 

fB.    Untersnchung  der  vergorenen  (reifen)  Maiscbe. 

Bei  der  Probenahme  ist  auf  vo;*heriges  längeres,  gründliches  Durch- 
mischen des  Bottichinhaltes  zu  achten.  Zum  Filtrieren  der  Probe  benutzt 
man  am  besten  den  bereits  erwähnten  Apparat  von  Delbrück,  bei 
welchem  jede  Verdunstung  ausgeschlossen  ist.  Man  gießt  das  Filtrat  so 
lange  zurück,  bis  es  vollständig  klar  ist. 

a)   Qualitative  Prüfung. 

1.  JPrUfang  auf  JDiastase.  Bekanntlich  wird  bei  dem  Haupt- 
verzuckerungsprozeß nicht  sämtliches  Dextrin  in  Maltose  übergeführt. 
Diese  Umwandlung  sowie  ein  weiterer  Abbau  noch  ungelöster  Stärke 
erfolgt  erst  durch  die  Nachwirkung  der  Diastase  während  der  Gärung. 
Es  ist  also  unbedingt  nötig,  daß  bis  zur  Beendigung  der  Gärung  noch 
genügend  wirksame  Diastase  in  der  Maische  vorhanden  ist.  Läßt  sich 
mangelhafte  Vergärung  nicht  auf  andere  Ursachen  zurückführen,  so  muß 
stets  auf  das  Vorhandensein  von  Diastase  geprüft  werden.  Zimi  Nachweis 
derselben  bedient  man  sich  der  von  Lintner  modifizierten  SchÖnb ein- 
schen Methode  zum  Nachweis  der  Enzyme,  welche,  wie  folgt,  ausgeführt 
wird:  Einige  Körnchen  Guajakharz  werden  in  einem  Reagensglas  in 
absolutem  Alkohol  gelöst.  Zu  1 — 2  ccm  dieser  stets  frisch  zu  bereitenden 
Lösung  setzt  man  einige  Tropfen  käuflichen  Wasserstoffsuperoxyds  und 
hebt  eine  etwa  entstehende  Trübung  durch  Zusatz  von  Alkohol  wieder 
auf.  Bei  tropfen  weiser  Zugabc  einer  diastasehaltigen  Flüssigkeit  ent- 
steht eine  intensive  Blaufärbung.  Die  Reaktion  muß  sofort  oder  doch 
innerhalb  weniger  Minuten  eintreten.  Andere  Fermente,  wie  Lab,  Pepsin, 
Invertin  etc.  geben  diese  Reaktion  nicht.  Bücheier  fand  die  Guajak- 
reaktion  nicht  ganz  zuverlässig. 

Die  Lintner -Kjeldahlsche  Methode  kann  ebenfalls  zum  Nach- 
weis der  Diastase  benutzt  werden;  doch  werden  zur  Bestimmung  des 
Reduktionswertes  des  Maischfiltrats  nur  2  ccm  Fehlingscher  Lösung 
verwendet  (Zsch.  f.  d.  ges.  Brauwesen  1885,  S.  281  u.  1886,  S.  474). 

Einfacher  in  der  Ausführung  ist  folgende,  von  Ef front  für  diesen 
Zweck  angegebene  Methode:  In  6  Proberöhrchen  bringt  man  je  20  ccm 
einer    2-proz.  Lösung    der   Lintner  sehen    löslichen    Stärke,    fügt   0,25, 


Prüfung  der  vergorenen  Maische.  539 

0,50,  0,75,  1,0,  1,25  und  1,50  ccm  des  Maischfiltrats  hinzu,  stellt  die 
Röhrchen  eine  Stunde  lang  in  ein  Wasserbad  von  60  ^  C,  kühlt  ab  und 
gibt  hierauf  in  jedes  Röhrchen  Yj  ccm  Jodlösung.  Wird  bei  süßer 
Maische  schon  mit  0,25  ccm  des  Maischfiltrats  keine  Färbung  mehr 
beobachtet,  so  ist  Diastase  in  reichlichen  Mengen  Yorhanden;  tritt  bei 
Verwendung  von  0,50  ccm  des  Filtrats  keine  Reaktion  mehr  ein,  so  sind 
noch  genügende  Diastasemengen  yorhanden ;  ist  aber  mehr  Filtrat  nötig, 
um  die  Jodreaktion  zum  Yerschwinden  zu  bringen,  so  sind  nur  noch 
ungenügende  Mengen  Yon  wirkungsfähiger  Diastase  yorhanden.  Geben 
0,75 — 1,25  ccm  Filtrat  der  reifen  Maische  keine  Jodfärbung  mehr,  so 
ist  die  Verzuckerungskraft  noch  genügend;  werden  jedoch  1,5  ccm  Maisch- 
filtrat  yerbraucht,  so  herrscht  Diastasemangel. 

Ursachen  der  Zerstörung  der  Diastase  sind  zu  hohe  Maisch- 
temperatur und  übermäßige  Säurebildung  während  der  Gärung.  Anor- 
male Säuerung  ist  wieder  auf  Verwendung  schlechter  Rohstoffe  und 
schlechten  Malzes  oder  auf  fehlerhafte  Hefebereitung  zurückzuführen. 

2.  Zur  mikraskopiaeheti^  Untersuchung  yerwendet  man  die 
unfiltrierte  Maische,  welche  für  diesen  Zweck  je  nach  Bedürfnis  yer- 
dünnt  wird.  Die  Prüfung  erstreckt  sich  auf  das  Aussehen  der  Hefe- 
zellen und  auf  das  Vorhandensein  fremder  gärungsschädlicher  Organismen. 
Hier  allgemeine  Anhaltspunkte  zu  geben,  ist  unmöglich,  -da  die  richtige 
Auslegung  des  mikroskopischen  Bildes  nicht  nur  das  Vertrautsein  mit 
mikroskopischen  Untersuchungen  überhaupt,  sondern  außerdem  noch  spe- 
zielle Kenntnisse  der  Hefenkunde  und  Bakteriologie  erfordert^). 

Einige  allgemeine  Angaben  über  das  Aussehen  yon  gesunder  und 
kranker  Hefe  etc.  findet  man  im  Abschnitt  „Hefengut  und  Hefe". 

b)   Quantitative  Prüfung. 

1«  Saccharotnetrische  Prüfung  zur  Bestimmung  des  Ver- 
gürungsgrades.  Die  Bestimmung  erfolgt  im  klaren  Maischfiltrat,  aus 
dem  die  Kohlensäure  durch  Schütteln  entfernt  ist,  unter  Anwendung  der 
auf  S.  535  angegebenen  Vorsichtsmaßregeln.  Die  Saccharometeranzeige 
gibt  keineswegs  den  wirklichen  Gehalt  der  reifen  Maische  an  unyer- 
gorenen  Stoffen  an,  da  das  spezifische  Gewicht  der  Maische  einerseits 
durch  den  entstandenen  Alkohol,  anderseits  durch  die  während  der 
Gänmg  gebildeten  Nebenprodukte  (Glyzerin,  Bernsteinsäure  etc.)  beein- 
flußt wird;  die  Saccharometeranzeige  ist  also  nur  ein  Ausdruck  für  die 
scheinbare  Vergärung.     Ist  der  Alkoholgehalt  der  Maische  bekannt, 


*)  Wir  machen  auf  das  sehr  empfehlenswerte  Werk  von  P.  Lindner, 
Die  mikroskopische  Betriebskontrolle  in  den  Gärungsgewerben,  Berlin  1901, 
aufmerksam. 


540 


Spiritas. 


so  läßt  sich  der  wirkliche  Gehalt  der  Maische  an  löslichen 
Stoffen  (die  wirkliche  Vergärung)  durch  folgende  Rechnung  leicht 
ermitteln:  Bezeichnet  S  =  spezifisches  Gewicht  der  alkoholfrei  gedachten 
Maische,  Sj  =  spezifisches  Gewicht  der  alkoholhaltigen  Maische  und 
s  ^  spezifisches  G wicht  einer  Mischung  von  Alkohol  und  Wasser  von 
demselben  Alkoholgehalt,  wie  ihn  die  Maische  besitzt,  so  ist: 

S  =  S,  +  (1  —  s). 
Nachstehende  Tabelle  erspart  diese  Rechnung. 

Tabelle  zur  Berechnung  der  wirklichen  Vergärung  aus  der  beob- 
achteten scheinbaren  Vergäruog  bei   verschiedenem  Alkoholgehalt 

des  Filtrats  der  vergorenen  Maische. 


Wirkliche  Vergärung  bei 

einem  Alkoholgehalt  der 

Scheinbare 

Maische  von: 

Vergärung 

7 
Volum- 

8 
Volum- 

9 
Volum- 

10 
Volum- 

11 
Volum- 

18 
Volum- 

IS 
Volum- 

u 

Volum- 

Proz. 

Pro%. 

ProE. 

Prqa. 

ProB. 

ProB. 

Pro«. 

Pro«. 

0-4 

2-85 

3-15 

345 

3-75 

405 

4-33 

4-60 

4-88 

6 

305 

335 

3-65 

3-95 

4-25 

453 

4^80 

5-08 

8 

3-25 

3-55 

3-85 

415 

4-^ 

4-73 

500 

5-28 

10 

8-45 

3-75 

405 

4-35 

4*65 

4-93 

6-20 

5-48 

2 

3-65 

3-95 

4-25 

4-55 

4-85 

613 

5-40 

5-68 

4 

3-85 

415 

4-45 

4-75 

5-05 

5-33 

5-60 

5-88 

6 

4-05 

4-35 

4-65 

4-95 

5-25 

5-53 

5-80 

6-07 

8 

4-25 

4-55 

4-85 

515 

5-46 

5-73 

600 

627 

20 

4-45 

4-75 

505 

5-35 

5-65 

5-93 

6-20 

6-46 

2 

4-65 

4-95 

5-25 

5-55 

5-85 

612 

6-39 

6-66 

4 

4-85 

515 

5-45 

576 

605 

6-32 

6-58 

6-85 

6 

505 

5-35 

5-65 

595 

6-24 

6-51 

6-78 

7-05 

8 

5-25 

5-55 

5-85 

6-15 

6-44 

6-71 

6-98 

7-24 

30 

5-45 

5-75 

6-05 

6-34 

6-63 

6-90 

7-17 

7-44 

2 

565 

5-95 

6-24 

6-54 

6-83 

710 

7-37 

7-63 

4 

5-85 

615 

6-44 

6-73 

702 

7-30 

7-56 

7-83 

6 

605 

6-34 

6-63 

6-93 

7-22 

7.49 

7-76 

8-02 

8 

6-24 

6-54 

6-83 

7-12 

7-41 

7-68 

7-95 

8-22 

4-0 

6-44 

6-73 

702 

7-32 

7-61 

7-88 

816 

8-41 

2 

6-63 

6-93 

7-22 

7-51 

7-80 

8-07 

8-34 

8-61 

4 

6-83 

712 

7-41 

7-71 

800 

8-27 

8-54 

8-80 

6 

702 

7-32 

7-61 

7-90 

8-20 

8-46 

8-73 

900 

8 

7-22 

7-51 

7-80 

810 

8-40 

8-66 

8-93 

9-20 

50 

7-41 

7-70 

800 

8-30 

8-58 

8-85 

912 

9-39 

Da  ja  schon  die  verzuckerte  Maische  nicht  vergärbare  Stoffe  ent- 
hält und  auch  während  der  Gärung  noch  verschiedene  Nebenprodukte 


Prüfang  der  yergorenen  Maische.  541 

entstehen,  so  kann  der  wirkliche  Gehalt  der  Maische  an  löslichen  Stoffen 
nicht  zugleich  auch  der  Ausdruck  f(ir  den  Gehalt  an  gärbaren  Sub- 
stanzen sein. 

Bei  Kartoffelmaischen  mittlerer  Konzentration  kann  man  annehmen, 
daß  die  scheinbare  Saccharometeranzeige  der  vergorenen  Maische  ihrem 
Gehalt  an  Kohlehydraten  ziemlich  entspricht,  weil  das  spezifische  Ge- 
wicht der  Maische  durch  den  Gehalt  an  nicht  vergorenen  Stoffen  um 
eben  so  viel  erhöht,  wie  es  durch  den  gebildeten  Alkohol  erniedrigt 
wird.  Bei  sehr  dicken  Kartoffelmaischen  ist  jedoch  die  scheinbare  Ver- 
gärung wesentlich  niedriger  als  ihr  Gehalt  an  unvergorenen  Kohle- 
hydraten. Bei  Maismaischen,  welche  einen  verhältnismäßig  geringen 
Gehalt  an  nicht  vergärbaren  Stoffen  besitzen,  stimmen  scheinbare  Ver- 
gärung und  Gehalt  an  unvergorenen  Kohlehydraten  ebenfalls  nicht  über- 
ein. Die  Prüfung  mit  dem  Saccharometer  liefert  also  nur  vergleich- 
bare Werte,  doch  ist  sie  ein  unentbehrliches  Hilfsmittel  für  die  Kon- 
trolle der  Arbeit. 

2»  BeMfnmung  von  MaUoffe  und  JDexhrin.  200  ccm  Maisch- 
filtrat  werden  mit  5 — 6  ccm  gesättigter  Bleiacetatlösung  versetzt,  auf 
250  ccm  aufgefüllt,  durchgeschüttelt  und  filtriert.  Um  bei  Kartoffel- 
maischen eine  bessere  Klärung  und  Filtrierbarkeit  der  Flüssigkeit  zu 
erreichen,  kann  man  ihr  1  ccm  verdünnter  Phosphorsäurelösung  zusetzen, 
wodurch  ein  voluminöser  Niederschlag  erzeugt  wird.  200  ccm  des  Fil- 
trats  werden  zur  Ausfällung  des  überschüssigen  Bleis  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  in  geringem  Überschuß  versetzt,  auf  250  ccm  aufgefüllt 
und  filtriert. 

Zur  Bestimmung  der  Maltose  verdünnt  man  100  ccm  des  blei- 
freien Filtrats  zu  200  ccm  und  verwendet  25  ccm  (8  ccm  der  ursprüng- 
lichen Lösimg)  zur  Reduktion.  Zur  Bestimmung  der  Gesamtmenge 
der  Kohlehydrate  verdünnt  man  100  ccm  des  bleifreien  Filtrats  zu 
200  ccm  und  invertiert  mit  10  ccm  Salzsäure  vom  spez.  Gewicht  1,125 
27s  Stunden  im  kochenden  Wasserbad.  Hierauf  wird  mit  Natronlauge 
fast  neutralisiert,  auf  400  ccm  aufgefüllt  und  filtriert.  25  ccm  des  Fil- 
trats (4  ccm  der  ursprünglichen  Lösung)  dienen  zur  Reduktion.  Bez. 
der  Berechnung  des  Dextrins  vergleiche  man  die  Angaben  auf  S.  536. 

Bei  normalen  Verhältnissen  beträgt  der  Maltosegehalt  der  reifen 
Maische  0,5 — 0,6  Proz.,  der  Dextringehalt  0,6 — 0,9  Proz.  Ist  der  Maltose- 
gehalt  bedeutend  höher,  so  können  Fehler  in  der  Hefenbereitung  oder 
in  der  Gärführung  (zu  lange  Angärung,  zu  hohe  Gärtemperaturen  mit 
starker  Säurebildung)  vorliegen.  Die  mikroskopische  Prüfung  gibt  in 
solchen  Fällen  wertvolle  Aufschlüsse. 

Das  Verhältnis  von  Maltose:  Dextrin  in  der  vergorenen  Maische 
läßt  mit  Sicherheit  erkennen,    ob   eine   schlechte  Vergärung  auf  mangel- 


542  Spiritus. 

hafte  Nachwirkung  der  Diastase  zurückzuführen  ist.  Verhält  sich  Mal- 
tose :  Dextrin  wie  1  : 2  oder  ist  das  Verhältnis  ein  noch  höheres,  so  war 
die  Diastasewirkung  eine  ungenügende;  ein  Verhältnis  von  1 : 1,25  bis 
1 : 1,5  wird  bei  guter  Vergärung  gefunden. 

S.  BesUm/mung  der  Säure*  Diese  wird  in  gleicher  Weise  aus- 
geführt wie  bei  der  süBen  Maische.  Einen  Wert  hat  die  Bestimmung 
nur  dann,  wenn  auch  der  Säuregehalt  der  süßen  Maische  mit  Hefe  fest- 
gestellt wurde.  Die  Differenz  beider  Bestimmungen  entspricht  dann  dem 
Säurezuwachs  während  der  Gärung.  Dieser  ist  ein  wichtiges  Kriterium 
für  die  Reinheit  der  Gärung  und  beträgt  bei  normalen  Verhältnissen 
nicht  mehr  als  0,2^.  Ein  1,0^  übersteigender  Säuregehalt  ist  nur  bei 
schlechten  Betriebsverhältnissen  zu  finden. 

4.  AlkoholbesHnimung.  Diese  wird  gewöhnlich  im  Maischfiltrat 
ausgeführt.  100  ccm  des  Filtrats  werden  bei  15^  C.  abgemessen,  mit 
50  ccm  Wasser  verdünnt  und  in  einem  ca.  50  ccm  fassenden,  mit  Kugel- 
aufsatz versehenen  Kolben  der  Destillation  unterworfen.  Ist  das  als 
Vorlage  dienende  100  ccm  Kölbchen  fast  gefüllt,  so  wird  das  Destillat 
gut  durchgemischt  und  bei  15  ®  0.  bis  zur  Marke  aufgefüllt.  Der  Alkohol- 
gehalt des  Destillats  kann  mit  sehr  genauen,  kleinen  Alkoholometern, 
sogenannten  Lutterprobern,  direkt  bestimmt  werden.  Die  Länge  der 
Skala  dieser  Instrumente  muß  für  1  Proz.  mindestens  10  mm  betragen. 
Auf  einer  Spindel  befinden  sich  etwa  3  Proz.  Besser  wird  das  spezifische 
Gewicht  mit  dem  Pyknometer  oder  der  W es tphal sehen  Wage  bestimmt 
und  der  entsprechende  Alkoholgehalt  in  der  Tabelle  von  K.  Windisch*) 
ermittelt.  Durch  Verwendung  einer  größeren  Quantität  Maische  und 
Neutralisieren  der  letzteren  vor  der  Destillation  wird  die  Bestimmung 
genauer  ausfallen. 

Um  der  Wirklichkeit  entsprechende  Resultate  zu  erlangen,  muß 
man  natürlich  für  den  Trebergehalt  der  Maische  eine  Korrektion  an- 
bringen. Da  diese  jedoch  höchst  unsicher  ist,  ist  es  empfehlenswerter, 
die  Alkoholbestimmung  nicht  im  Filtrat,  sondern  in  der  Maische  selbst 
vorzunehmen.  Ein  größeres  Maischequantum  (500 — 1000  ccm)  wird  in 
einem  Meßzylinder  genau  abgemessen,  in  einen  hinreichend  großen 
Destillierkolben 3),  welcher  am  besten  aus  Kupfer  besteht,  übergespült 
und  nach  genügender  Verdünnung  destilliert.  Ein  Überschäumen  ver- 
hindert man  durch  Zusatz  eines  Stückchens  Paraffin. 

Man  kann  den  Alkoholgehalt  des  Destillats  auf  Gewichtsprozente 

P  S 
der  Maische  umrechnen  nach  der  Formel   x  =  — ^ — >  worin  P  den  6e- 
^1 

')  Vergl.  im  Kapitel  „Wein**. 

')  Ein  einfacher,  zweckentsprechender  Dampfdestillierapparat  ist  von  Hesse 
(Zech.  f.  Spiritusind.  1888,  S.  280)  angegeben. 


Prafang  der  vergorenen  Melassemaischen.  543 

wichtsprozentgebalt  des  Destillats  an  Alkohol,  S  das  spezifische  Grewicht 
des  Destillats  und  S|  das  spezifische  Gewicht  der  Maische  vor  der 
Destillation  bedeutet. 

Da  in  der  Praxis,  selbst  bei  Verwendung  der  besten  kontinuier- 
lichen Apparate,  Alkoholyerluste  sich  nicht  ganz  yermeiden  lassen,  und 
da  bei  der  Destillation  im  Kleinen  ein  großer  Teil  der  fuselöl artigen 
Bestandteile,  welche  in  der  Praxis  in  den  Lutter  übergehen,  sieb  im 
Destillate  vorfindet,  fallen  die  Resultate  im  Laboratorium  im  allgemeinen 
etwas  höber  aus  als  die  in  praxi  erreichten. 

5*  I>er  TrebergehaU  der  Maische  wird  durch  Abfiltrieren  eines 
abgewogenen  Quantums  Maische,  Auswaschen,  Trocknen  und  Wägen  des 
Rückstandes  bestimmt.  £s  existieren  Angaben  von  Fischern  über  den 
Trebergebalt  der  Maischen,  in  Volumen  ausgedrückt,  welche  nach 
Märcker  jedoch  nicht  zuverlässig  sind.  Märcker  nimmt  an,  daß  für 
Dickmaischen  6  Proz.  Treber,  auch  noch  mehr  zu  rechnen  sind.  Del- 
brück nimmt  für  100  kg  verarbeitete  Kartoffeln  bei  Entschalung  der 
Maische  =  3  Liter,  ohne  Entschalung  =  4  Liter  Treber  an.  Der  Gehalt 
an  unaufgeschossener  Stärke  wird  bestimmt,  wie  unter  „Süße  Maische^ 
angegeben. 

6.  St44^c8toffgehaU  und  SHdfcstoffutnsatz,  Im  gewöhnlichen 
Brennereibetrieb  findet  eine  Kontrolle  des  Stickstoffumsatzes  selten  statt, 
wichtiger  ist  sie  für  den  Betrieb  der  Preßhefefabrikation.  Durch  Be- 
stimmung des  Gesamtstickstoffs  nach  Kjeldahls  Methode  in  den 
Filtraten  von  süßer  und  reifer  Maische  erhält  man  einen  Überblick 
über  die  Stickstoffverwertung;  die  Differenz  beider  Bestimmungen  ergibt 
die  Stickstoffmenge,  welche  zur  Hefenbildung  verwendet  wurde.  Nach 
Balling  entspricht  1  kg  entschwundener  Stickstoff  51,2  kg  Preßhefe. 

Zur  Verfolgung  des  Gärungsprozesses  ist  es  oft  von  Wert,  die 
Maische  während  der  Gärung  zu  untersuchen.  Um  zu  verhindern,  daß 
die  Maische  nach  der  Probenahme  noch  weiter  gärt,  setzt  man  nach 
Märcker  auf  1  1  Maische  10  ccm  einer  l-proz.  Sublimatlösung  zu.  Bei 
der  Berechnung  ist  die  hierdurch  hervorgerufene  Volumenvermehrung  zu 
berücksichtigen. 

C.  Untersuchung  der  vergorenen  Melaasemaischen. 

Die  Untersuchung  gestaltet  sich  in  folgenden  Punkten  abweichend 
von  jener  der  stärkehaltigen  Maischen. 

Bei  anormaler,  schlechter  Vergärung  prüft  man  qualitativ  auf  An- 
wesenheit freier  salpetriger  Säure  und  flüchtiger  Fettsäuren  (vergl.  die 
diesbez.  Angaben  unter  „Melasse")  und  führt  die  dort  angegebenen  Gär- 
versuche aus.    Fehlerhafte  Gärungen  können  außerdem  verursacht  werden 


544  Spiritus. 

durch  zu  hohen  Salzgehalt  der  Maischen  oder  durch  einen  bedeutenden 
ursprunglichen  Säureüberschuß.  Die  Hefe  zeigt  sich  in  solchen  Fällen 
krankhaft  yerändert  oder  abgestorben;  außerdem  tritt  ein  starkes  Über- 
handnehmen der  Bakterien  ein. 

Von  quantitativen  Bestimmungen  kommen  noch  in  Betracht:  die 
Bestimmung  des  Salzgehalts  und  der  Lävulose. 

Wenn  neben  Melasse  bedeutende  Mengen  Osmosewasser  verarbeitet 
werden,  kann  der  Salzgehalt  der  Maischen  eine  beträchtliche,  die  Gärung 
schädigende  Höhe  erreichen.  Nach  Bauer  beträgt  die  ungefähre  Grenze, 
welche  nicht  viel  überschritten  werden  darf,  3  Prozent  an  löslichen 
Salzen  im  Volumen.  Zur  Bestimmung  des  Salzgehalts  dampft  man 
nach  Bauer  10  ccm  der  klar  filtrierten  Maische  in  einer  Platinschale  auf 
dem  Wasserbad  ab,  trocknet  bei  120^  C,  verascht,  nimmt  mit  einigen 
Tropfen  Wasser  auf,  trocknet  imd  verascht  abermals.  Der  Rückstand  wird 
wieder  mit  Wasser  aufgenommen,  filtriert  und  bis  zum  Verschwinden  der 
alkalischen  Reaktion  ausgewaschen.  Das  Filtrat  wird  in  einer  Platin- 
schale eingedampft,  der  Rückstand  wieder  bei  120"  C.  getrocknet,  über 
freier  Flamme  schwach  erhitzt  und  nach  dem  Erkalten  gewogen. 

Bestimmung  des  unvergorenen  Zuckers.  Die  vergorene 
Maische  enthält  nur  Lävulose,  da  das  andere  Inversionsprodukt,  die 
Dextrose,  leichter  der  Gärung  unterliegt.  Die  Lävulosebestimmung  erfolgt 
nach  Lehmann  in  dem  1  :  4  verdünnten,  mit  Bleiessig  gereinigten  und 
durch  verdünnte  Schwefelsäure  entbleiten  Maischfiltrat  (S.  561).  Bei 
normaler  Gärung  bleibt  0,05 — 0,1  Proz.  Lävulose  unvergoren. 


T.  Untersaeliiins:  des  Hefeninits  und  der  reifem  Hefe. 

Die  regelmäßige  Betriebsunteraiiehung  des  Hefenguis  erstreckt 
sich  nur  auf  Bestimmung  der  Konzentration,  des  Säuregehalts  und  der 
Verzuckerung.  Die  Ausführung  dieser  Bestimmungen  erfolgt  genau  nach 
der  unter  „Süße  Maische^  gegebenen  Anleitung.  Das  Hefengut  soll 
möglichst  konzentriert  eingemaischt  sein  (20 — 24°  BUng)  und  einen 
Säuregehalt  von  wenigstens  2®  aufweisen.  Preßhefefabriken  arbeiten  mit 
höheren  Säuremengen  (3°). 

Beabsichtigt  man,  die  flüchtigen  Säuren  zu  bestimmen,  so  benutzt 
man  hierzu  zweckmäßig  den  von  Prior  angegebenen  Apparat  (Prior, 
Physiologie  und  Chemie  des  Malzes  und  des  Bieres,  S.  81)  und  destilliert 
im  luftverdünnten  Raum  100  ccm  Filtrat  unter  sukzessivem  Zufluß  von 
200  ccm  Wasser  mit  Vorsicht  ab,  daß  die  Temperatur  50®  nicht  über- 
schreitet und  bis  der  Inhalt  des  Kolbens  eine  sirupartige  Masse  bildet. 
Im  Destillat  titriert  man  die  Säure  mit  7io  Normallauge. 


Untersuchung  der  reifen  Hefe.  545 

£m  wertvolles  Hilfsmittel  zur  Beurteilung  der  Reinheit  der  Säuerung 
bietet  die  mikroskopische  Prüfung.  Normal  gesäuertes  Hefengut 
wird  Milchsäurebakterien  (schlanke  Stäbchen,  meist  in  Ketten  zusammen- 
hängend) fast  ausschließlich  und  dicht  gesät  enthalten.  Treten  andere  . 
Bakterien  (Kokken,  Stäbchen-,  Spindel-  und  Keulenformen  mit  Sporeur 
bildung)  in  den  Vordergrund,  so  ist  entweder  die  Säuerung  bei  zu  niederer 
Temperatur  verlaufen,  oder  die  Abmaischtemperatur  wurde  bei  Verwen- 
dung schlechten  Materials  nicht  hoch  genug  genommen. 

Die  VfUerauchung  der  reifen  Hefe  erfolgt  genau  nach  den  für 
die  Untersuchung  der  vergorenen  Maische  gegebenen  Vorschriften;  sie 
beschränkt  sich  gewöhnlich  auf  die  Bestimmung  des  Vergärungsgrads 
und  der  Säure.  Die  Vergärung  der  möglichst  konzentriert  einzu- 
maischenden  Hefe  soll  eine  hohe  sein,  da  der  gebildete  Alkohol  der 
Hefe  einen  wirksamen  Schutz  gegenüber  den  gärungsschädlichen  Orga- 
nismen bietet. 

Die  Säurezunahme  während  der  Gärung  soll  0,2  ^  nicht  übersteigen. 

Für  die  PreBhefefabrikation  kann  noch  die  Kontrollierung  des 
Stickstoffumsatzes  von  Wichtigkeit  sein  (vergl.  „Vergorene  Maische"). 

Durch  die  mikroskfppieche  Untersuchung  stellt  man  das  Aus- 
sehen der  Hefezelten  fest  —  zu  achten  ist  auf  Form  und  Größe  der 
Zellen,  Dicke  der  Zellwandungen,  Beschaffenheit  des  Zellinhalts  —  und 
prüft  zugleich  auf  Vorhandensein  von  Fremdorganismen. 

Im  Anfang  der  Gärung  findet  man  die  Hefe  meistens  zu  größeren 
Sproßverbänden  vereinigt;  das  Protoplasma  füllt  ia  diesem  Stadium 
gleichmäßig  die  Zelle  aus,  ohne  Vakuolen  aufzuweisen.  Bei  vorge- 
schrittener Gärung  findet  nur  noch  eiue  mäßige  Vermehrung  der  Zellen 
statt,  welche  jetzt  zumeist  isoliert  erscheinen  und  eine  oder  mehrere 
Vakuolen  besitzen.  In  reifer  Hefe  sollen  die  Zellen  isoliert  sein,  gleich- 
mäßige Größe  und  volle  Form  besitzen.  Sprossende,  deformierte,  abnorm 
vakuolisierte  (mit  vielen  kleinen  Vakuolen),  stark  kömige  und  abge- 
storbene Zellen  sollen  wenig  vorkommen.  Dasselbe  gilt  bezüglich  der 
Hefe  in  reifen  Maischen. 

Kranke  imd  abgestorbene  Hefe  läßt  sich  von  gesunder  noch  dadurch 
unterscheiden,  daß  sie  leicht  wäßrige  Anilinblaulösung  aufnimmt.  Bei 
reiner  Säuerung  und  Gärung  der  Hefe  wird  man  Fremdorganismen  nur 
in  sehr  geringer  Zahl  iu  derselben  antreffen.  Im  anderen  Fall  wird  man 
immer  fremde  Sproß-  und  Spaltpilze  in  größerer  Menge  neben  der  Kultur- 
hefe und  den  Milchsäurebakterien  nachweisen  können. 

JHe  HefexiM/wng  ist  besonders  für  die  Preßhefefabrikation  von 
Wichtigkeit.  Zur  Zählung  dient  eine  Meßkammer  mit  Netzteilung  (zu 
beziehen  von  Zeiß  in  Jena).  Jedes  Quadrat  der  Netzteilung  hat  eine 
Grundfläche  von  0,0025  qmm,  eine  Höhe  (bis  zum  Deckglas)  von  0,1  mm 

Untenudiuxigeii.  5.  Aufl.  m.  35 


546  Spiiitas. 

und  einen  Inhalt  von  0,00025  cmm,  welcher  die  Yolumeinheit  darstellt. 
Die  Zählung  geschieht,  wie  folgt:  50  ccm  einer  guten  Durchschnittsprobe 
der  Maische  werden  abgemessen,  in  einen  500  ccm-Eolben  gespült  und 
mit  Wasser  aufgefüllt;  die  Verdünnung  ist  so  zu  wählen,  daß  in  die 
Yolumeinheit  3 — 5  Zellen  fallen,  und  muß  man  daher  bei  sehr  hefe- 
reichen Maischen  anstatt  auf  500  auf  1000  ccm  auffüllen.  Nachdem  die 
Mischung  gut  durchgeschüttelt  ist,  wird  mittels  Glasstabs  schnell  ein 
Tropfen  herausgenommen,  in  die  MeBkammer  gebracht  und  diese  mit 
dem  Deckglas  geschlossen.  Man  zählt  nun  bei  150-facher  Vergrößerung 
an  4 — 5  verschiedenen  Stellen  des  Objekts  12  Quadrate  nach  einer 
Richtung  durch,  wiederholt  dies  bei  3 — 4  verschiedenen  Präparaten  und 
nimmt  aus  diesen  Zählungen  das  Mittel. 

Nach  Märcker  benutzt  man  die  Zählmethode,  um  zu  konstatieren: 

1.  in    welche    Periode    der    Gärung    die    Vermehrung    der    Hefe- 
zellen fällt, 

2.  wann  die  Vermehrung  zu  Ende  ist, 

3.  ob  eine  genügende  Anzahl  von  Hefezellen  ausgesät  ist, 

4.  ob  eine  genügende  Anzahl  von  Hefezellen  während  der  Gärung 
gebildet  wird, 

5.  ob    herbeigeführte    Betriebs-    und  Rohmaterialänderungen    eine 
Vermehrung  oder  eine  Verminderung  an  Hefezellen  hervorbringen, 

6.  wie  weit  die  Hefe  durch  Abnahme  des  Schaumes  aus  der  Maische 
bei  der  Preßhefefabrikation  entfernt  ist. 


Tl.  Prefkiliefe. 

Die  Untersuchung  erstreckt  sich  auf  folgende  Punkte: 

F^rbe»  Gute  Hefe  besitzt  eine  rein  weiße,  weißlich  gelbe  bis 
gelbe  Farbe.  Fehlerhaft  ist  eine  schmutzig  graue  oder  blaue  Farbe. 
Letztere  kann  auf  die  Gegenwart  von  Eisen  oder  auf  die  Tätigkeit  von 
Mikroorganismen  zurückzuführen  sein. 

€terueh»    Der  Geruch  soll  frisch,  säuerlich-weinig  sein. 

H€iUbarkeiL  Diese  hängt  ab  von  der  Reinheit  (Abwesenheit 
zersetzender  Organismen)  und  dem  Vorrat  an  aufgespeicherten  Nähr- 
stoffen (Stickstoff). 

MeinheU.  Die  mikroskopische  Prüfung  gibt  Aufschluß  über  das 
Aussehen  der  Hefezellen  (vergl.  „Reife  Hefe^),  die  Anwesenheit  von 
Fremdorganismen  (Oidium,  Mycoderma,  Bakterien  —  Milchsäurebakterien 
sind  in  kleinen  Mengen  immer  vorhanden),  sowie  über  das  Vorhanden- 
sein von  Stärke,  welche,  wenn  sie  nur  in  geringer  Menge  vorkommt, 
aus  der  Maische  stammt,  im  anderen  Fall  aber  absichtlich  zugesetzt  ist. 


Untersachung  der  Preßhefe.  547 

Zur  Bestimmung  der  Stärke  werden  10  g  Hefe  nach  der  Diastase- 
methode  verzuckert.  Hierauf  wird  filtriert,  invertiert  und  das  Reduk- 
tionsvermögen festgestellt.  Zugesetzt  wird  immer  Kartoffelstärke,  welche 
sich  durch  die  mikroskopische  Prüfung  auch  leicht  nachweisen  läßt. 

Neumann -Wender  (Zsch.  f.  Nahrungs-  und  GenuBmittel  1902, 
S.  1201)  gibt  eine  einfache  Methode  zur  Bestimmung  der  Stärke  in  Preß- 
hefe an.  1 — 2  g  Hefe  werden  mit  10  ccm  Wasser  und  1  ccm  Jodlösimg 
gut  gemischt,  unter  Nachwaschen  mit  5  ccm  Wasser  in  ein  Zentrifugen- 
röhrchen  (Amylometer)  übergeführt  imd  3  Minuten  zentrifugiert.  Das 
Amjlometer  ist  mit  einer  Skala  versehen,  welche  den  Stärkegehalt  direkt 
in  Prozenten  angibt. 

Nachstehende,  von  Bau  zum  Nachweis  einer  Beimischung  von 
Bierhefe  angegebene  Methode  hat  sich  als  nicht  ganz  zuverlässig 
erwiesen,  da  auch  einzelne  untergärige  Bierhefen  die  Melitriose  nicht 
vollständig  vergären. 

3  Reagensgläschen  werden  mit  je  10  ccm  einer  1-proz.  Melitriose- 
lösung  und  0,4  g  der  zu  untersuchenden  Hefe  beschickt  und  hierauf  mit 
Watte  verschlossen.  Die  Reagensgläser  werden  bei  30®  C.  gehalten. 
Nach  1,  2,  3  mal  24  Stunden  nimmt  man  je  ein  Gläschen,  filtriert  und 
versetzt  3  ccm  des  Filtrats  mit  1  ccm  Fehling scher  Lösung,  welche 
kurz  vor  dem  Gebrauch  gemischt  war.  Hierauf  wird  im  Reischauer- 
schen  Stern  5  Minuten  lang  erhitzt.  Ist  die  Flüssigkeit  über  dem 
Niederschlag  des  ersten  Röhrchens,  welches  24  Stimden  bei  30®  C.  gestanden 
hatte,  blau,  so  war  die  Hefe  sicher  mit  10  Proz.  Unterhefe  verfölscht. 
Ist  das  gleiche  nach  48  Stimden  der  Fall,  dann  ist  auf  eine  Beimischung 
von  5  Proz.,  nach  72  Stunden  von  1  Proz.  und  darüber  zu  schließen. 
Zeigt  dagegen  die  Lösung  nach  72  Stunden  eine  gelbe  oder  braungelbe 
Farbe,  so  ist  damit  bewiesen,  daß  die  Preßhefe  vollständig  frei  von 
ünterhefe  ist. 

Lindner  (Wochenschrift  f.  Brauerei  1904,  S.  237)  befürwortet  des- 
halb, eine  eventuelle  Verunreinigung  durch  Bierhefe  mittels  der  bio- 
logischen Analyse  nachzuweisen,  und  schlägt  dazu  die  von  ihm  ange- 
gebene Tropfenkultur  vor  (vergl.  Lindner,  Mikroskop.  Betriebskontrolle). 
Obergärige  Hefen  zeigen  in  dieser  Kultur  sparrige  Sproßverbände, " 
während  die  meisten  untergärigen  Bierhefen  bald  zu  Flocken  zusammen- 
kleben. 

Lintner  (Zsch.  f.  Spiritus-Industrie  1901,  No.  35)  fand  bei  ver- 
gleichenden Bestimmungen  der  Gärkraft  nach  Hayduck  bei  verschie- 
denen Temperaturen,  daß  untergärige  Hefen  bei  45^  bedeutend  weniger 
Kohlensäure  entwickeln  als  bei  30^,  während  bei  Getreidepreßhefen  das 
Umgekehrte  der  Fall  ist.  Noch  bei  50°  entwickeln  die  letzteren  erheb- 
liche Mengen  Kohlensäure,    während    die  untergärigen  Hefen  hier  stark 

35' 


548  '  Spiritas. 

in  ihrer  Tätigkeit  nachlassen.  Diese  Methode  kann  also  auch  zur  Unter- 
scheidung von  Unter-  und  Oberhefe  dienen. 

Wcuser»  Der  Wassergehalt  ist  durch  Trocknen  der  Hefe  bei 
105®  C.  festzustellen. 

SUcketoff,  Der  Stickstoff  wird  in  2  g  Trockensubstanz  nach  der 
Methode  yon  Ejeldahl  bestimmt. 

Asche,  Die  getrocknete  Hefe  wird  vorsichtig  verascht.  Die  Eohle 
ist  mehrfach  auszulaugen,  da  durch  die  sonst  eintretende  Reduktion 
der  Phosphorsäure  das  Platin  angegriffen  wird.  In  der  Asche  wird, 
wenn  nötig,  Phosphorsäure  und  Kali  bestimmt. 

Säure*  20  g  Hefe  werden  mit  Wasser  verrieben,  auf  100  ccm  auf- 
gefüllt, filtriert.  50  ccm  des  Filtrats  werden  mit  Yjq  Normallauge  titriert. 
Die  Säure  wird  auf  Milchsäure  berechnet 

BesHnvmung  der  Oär-  und  Triebkraft.  Die  zur  Anwendung 
kommenden  Methoden  von  MeiBl  und  Hajduck  gründen  sich  auf  die 
Voraussetzung,  daß  eine  Hefe  um  so  gär-  imd  triebkräftiger  ist,  je  mehr 
Kohlensäure  sie  unter  gleichen  Verhältnissen  entwickelt. 

1.  Meißlsche  Methode  (Zsch.  f.  Spiritusind.  1883,  S.  933;  1884, 
S.  129).  Zur  Ausführung  dieser  Methode  bereitet  man  sich  durch  Zu- 
sammenreiben ein  inniges  Gemenge  von: 

400  g  Rohrzuckerraffinade, 
25  g  säur,  phosphorsaur.  Ammon, 
25  g      -  -  Kali,   . 

welches  in  einem  gut  verschlossenen  Grefäße  aufzubewahren  ist.  Femer 
stellt  man  sich  gesättigtes  Gipswasser  her,  indem  man  gepulverten  Gips 
längere  Zeit  unter  häufigem  Umschütteln  mit  destilliertem  Wasser  stehen 
läßt.  Die  ersten  2  bis  3  Extrakte,  welche  durch  die  dem  Gips  bei- 
gemengten Salze  verunreinigt  sind,  werden  weggegossen.  Der  Gärversuch 
wird  in  einem  kleinen,  leichten,  70 — 80  ccm  fassenden  Kölbchen  vor- 
genommen, welches  mit  einem  doppelt  durchbohrten  Kautschukstöpsel 
verschlossen  ist.  Durch  die  eine  Bohrung  geht  ein  rechtwinklig  ge- 
bogenes Glasrohr,  dessen  längerer  Schenkel  bis  nahe  an  den  Boden  des 
Kölbchens  reicht  und  dessen  kürzerer  während  der  Gärung  durch  eine 
Kappe  oder  kleinen  Stöpsel  verschlossen  ist.  Die  zweite  Bohrung  ent- 
hält eine  mit  Chlorcalcium  gefüllte  U-Röhre. 

Zur  Prüfung  löst  man  in  dem  Kölbchen  4,5  g  obigen  Zucker- 
gemisches in  35  ccm  destillierten  Wassers  auf  und  fügt  15  ccm  Gips- 
lösung zu.  Nachdem  die  Lösung  durch  Einleitung  von  Luft  mit  solcher 
gesättigt  ist,  bringt  man  in  das  Fläschchen  genau  1  g  der  zu  prüfenden 
Hefe  und  zerteilt  diese  sorgfältig  mit  einem  Glasstab,  bis  keine  Klümpchen 
mehr  wahrzunehmen  sind.  Das  Kölbchen  wird  sodann  gewogen,  in 
Wasser  von  30  ^  C.  eingestellt  und  auf  dieser  Temperatur  durch  6  Stunden 


Gefundene  COa  X  -:n=r^r-  =  Proz.  Triebkraft. 


Gärkraft  der  Preßhefe.  549 

erhalten.  Nach  Ablauf  dieser  Zeit  wird  das  Eölbchen  durch  Eintauchen 
in  kaltes  Wasser  rasch  abgekühlt,  der  Stöpsel  abgenommen,  und  um 
die  Kohlensäure  zu  verdrängen,  während  einiger  Minuten  Luft  durch- 
gesogen. Das  abgetrocknete  Eölbchen  wird  wieder  gewogen;  der  Ge- 
wichtsverlust entspricht  der  entwickelten  Kohlensäure.  Das  Resultat 
wird  auf  eine  Normalhefe  bezogen,  welche  unter  den  gleichen  Bedin- 
gungen in  6  Stunden  1,75  g  Kohlensäure  bildet.  Die  Prozente  Trieb- 
kraft ergeben  sich  demnach  aus  folgender  Gleichung: 

100 
1,75 

Die  Methode  gibt  auf  mindestens  0,5  Proz.  übereinstimmende  Re- 
sultate. 

2.  Hayducks  Methode  (Zsch.  f.  Spiritusind.  1882,  S.  226;  1883, 
S.  965;  1884,  S.  135;  1885,  S.  533).  Man  bringt  400  ccm  10-proz.  Rohr- 
zuckerlösung  und  10  g  mittels  derselben  aufgeschlämmter  Hefe  in  eine 
Flasche,  welche  mit  doppelt  durchbohrtem  Kautschukstopfen  verschlossen 
ist.  In  jeder  Durchbohrung  befindet  sich  ein  Glasrohr;  das  eine  ist  mit 
einem  Kautschukschlauch,  welcher  mit  einem  Quetschhahn  verschlossen 
werden  kann,  das  andere  mittels  Schlauchs  mit  dem  zum  Messen  der 
entwickelten  Kohlensäure  dienenden  Apparat  verbunden.  Die  Meßvor- 
richtung besteht  aus  einem  in  Kubikzentimeter  geteilten  Rohr,  welches 
mit  einem  WassersanmielgefäB  durch  einen  Gummischlauch  verbunden 
ist.  Zu  Beginn  des  Versuchs  stellt  man  das  WassersanmielgefaB  so 
hoch,  daß  hierdurch  das  Wasser  in  dem  Meßrohr  gerade  auf  0  ein- 
gestellt wird.  Nachdem  die  Flasche  1  Stunde  im  Wasserbad  bei  30°  C. 
gestanden  hat,  schließt  man  den  Quetschhahn  und  öf&iet  den  zu  dem 
Meßrohr  führenden  Gashahn;  die  entwickelte  Kohlensäure  treibt  nun 
das  Wasser  nach  dem  Sammelbehälter  und  würde  durch  das  Steigen  in 
demselben  einen  Druck  erzeugen,  welcher  vermieden  wird,  wenn  man 
das  Sammelgefäß  so  tief  stellt,  daß  nach  Beendigung  des  Versuchs  der 
Wasserspiegel  in  dem  Gefäß  und  in  dem  Meßrohr  gleich  hoch  steht. 
Nach  genau  Y,  Stunde  unterbricht  man  den  Versuch,  indem  man  den 
zu  dem  Meßrohr  führenden  Hahn  schließt,  stellt  nun  den  Wasserspiegel 
durch  Verschieben  des  Sammelgefäßes  in  diesem  und  dem  Meßrohr 
genau  gleich  und  liest  die  entwickelten  Kubikzentimeter  Kohlensäure 
ab.  Gute  Preßhefe  soll  mindestens  250  ccm  Kohlensäure  liefern;  von 
vorzüglicher  Preßhefe  wurden  von  Hayduck  373 — 484  ccm  Kohlensäure 
erhalten.  Kusserow  hat  die  Hayduck  sehe  Methode  etwas  abgeändert 
und  mißt  das  durch  die  Kohlensäure  verdrängte  Wasser.  Die  zur  Aus- 
führung beider  Methoden  dienenden  Apparate  werden  von  der  Geschäfts- 
stelle des  Vereins  der  Spiritusfabrikanten  in  Berlin  N.,  Seestraße,  ge- 
liefert. 


550  Spiritus. 


TU.  Viiterflneliiuii:  des  liUtten  und  der  Schlempe. 

Diese  Untersuchung  dient  zur  Eontrolle  der  Destillierapparate.  Der 
auf  Normaltemperatur  (15^  C.)  gebrachte  Lutter  wird  direkt  mittels 
eines  sogenannten  Lutterprobers  gespindelt  (yergl.  Alkoholbestimmung 
in  reifer  Maische).  Ist  der  zu  untersuchende  Lutter  stark  trübe  oder 
sonstwie  verunreinigt,  so  muß  er  destilliert  werden.  In  diesem  Fall  ist 
Yorherige  Neutralisation  zu  empfehlen. 

In  der  Schlempe  erfolgt  ebenfalls  Alkoholbestimmung  durch  Destil- 
lation. Man  destilliert  ein  größeres  Quantum,  1  bis  2  Liter,  sehr  langsam, 
imter  Verwendung  eines  200  ccm-Kölbchens  als  Vorlage.  Die  Anzeige 
des  Lutterprobers  ist  dann  durch  5  resp.  10  zu  dividieren.  Bei  der  Probe- 
nahme von  Lutter  und  Schlempe  ist  darauf  zu  achten,  daß  sofortige  Ab* 
kühlung  vorgenommen  wird.  Die  Schlempe  soll  nicht  dem  Reservoir, 
sondern  direkt  dem  Apparat  entnommen  werden. 


Till.  Alkoholometrle. 

Die  Bestimmung  des  Alkohols  im  Spiritus  geschieht  durch  Er- 
mittelung des  spez.  Gew.  Zu  letzterem  Zwecke  bedient  man  sich  im 
Laboratorium  des  Aräometers,  der  Westpha Ischen  Wage  oder  des 
Pyknometers.  Da  reiner  absoluter  Alkohol  bei  15®  C.  ein  spez.  Gew. 
von  0,79420  besitzt,  so  muß  der  Gehalt  eines  Spiritus  an  Alkohol  ein 
um  so  größerer  sein,  je  niedriger  das  spez.  Gew.  des  Spiritus  ist.  Der 
dem  gefundenen  spez.  Gew.  entsprechende  Alkoholgehalt,  ausgedrückt  in 
Volum-  oder  Gewichtsprozenten,  wird  in  der  Tafel  zur  Ermittelung 
des  Alkoholgehaltes  von  Alkohol-Wassermischungen  aus  dem 
spez.  Gew.  von  K.  Windisch*)  abgelesen. 

In  der  Praxis  bedient  man  sich  zur  Feststellung  des  Alkoholgehalts 
von  Alkohol-Wassermischungen  des  Alkoholometers.  Das  in  Deutschland 
zulässige  Alkoholometer  gibt  Gewichtsprozente  an.  Da  das  spez.  Gew. 
einer  Flüssigkeit  um  so  geringer  ist,  je  höher  die  Temperatur  und  um- 
gekehrt, so  muß  die  Spindelung  entweder  bei  derjenigen  Temperatur,  für 
welche  das  Instrument  eingerichtet  ist  —  Normaltemperatur  =  15°  C.  — 
ausgeführt  werden,  oder  wenn  bei  einer  anderen  Temperatur  die  Spindelung 
geschieht,  so  muß  eine  Korrektion  auf  die  Normaltemperatur  stattfinden. 
Zu    dieser   Korrektion    dient    die    von    der   Kaiserl.  Normal -Eichungs- 


')  BerÜD  1893.  Verlag  von  Julias  Springer:  In  etwas  abgekürzter  Form  im 
Kapitel  ^Wein"  d.  B.  wiedergegeben. 


Alkoholometrie.    DenatarienmgsmitteL  551 

kommission  herausgegebene  Tafel  zur  Ermittelung  des  Alkohol- 
gehaltes Yon  Spiritusmischungen. 

Diese  Tafel  dient  femer  bei  der  steueramtlichen  Abfertigung  zur 
Ermittelung  des  Gehalts  an  reinem  Alkohol  (in  Liter  ausgedrückt)  aus 
dem  Nettogewicht  und  der  wahren  Stärke^). 

Die  in  Deutschland  für  den  Spiritushandel  übliche  Einheit  ist  das 
Literprozent.  Ein  Literprozent  =  10  ccm  absoluten  Alkohols.  Die  größere 
Einheit  stellen  10000  Literprozent  =  1  Hektoliter  absoluten  Alkohols  dar. 

Da  der  zur  Verfügung  stehende  beschränkte  Raum  es  nicht  gestattet, 
näher  auf  die  Alkoholometrie  einzugehen,  yerweisen  wir  im  übrigen  auf 
die  bereits  zitierten  Spezialwerke  der  Spiritusfabrikation  sowie  auf  nach- 
folgende Anleitungen  und  Tafeln,  welche  sämtlich  im  Verlag  von  J.  Springer 
in  Berlin  erschienen  sind: 

H.  Homann,  Das  Gewichtsalkoholometer  und   seine  Anwendung; 

F.  Plato,  Tafel  zur  Umrechnung  der  Volumenprozente  in  Gewichts- 
prozente und  der  Gewichtsprozente  in  Volumenprozente  bei  Branntweinen ; 

F.  Plato,  Anleitung  zum  Mischen  von  Branntweinen  nach  Maß  und 
Gewicht  mit  dem  Volumen-  und  dem  Gewichtsalkoholometer. 

Femer  auf  den  Abschnitt  „Wein"  in  diesem  Bande. 

IX*  Vnterfliiehiiiif  des  Rohspiiitaft 
luid  des  rekttflslerten  Spiiitas  auf  Reinlieit. 

Die  hier  in  Betracht  kommenden  Methoden  zur  Bestimmung  des  Fusel- 
öls sowie  zum  Nachweis  anderer  Verunreinigungen  (Aldehyd,  Furfurol  etc.) 
sind  im  Kapitel  „Branntwein  und  Liköre**,  S.  571  u.  f.  beschrieben. 

X.  UBtersnehiuig  der  Denatiurieraiictiiiiittel. 

In  Deutschland  bestehen  über  die  Untersuchung  der  Denaturierungs- 
mittel  folgende  amtliche  Vorschriften  (Branntweinsteuer- Ausführungs- 
bestimmungen, 8.  Teil,  42  ff.): 

Anleitung  zur  Prtlfting  des  Holzgeistes  nnd  der  Pjrridlnbasen. 

!•  Holzgeist. 

1.  Farbe.  Die  Farbe  des  Holzgeistes  soll  nicht  dunkler  sein  als 
die  einer  Auflösung  yon  2  ccm  Zehntelnormaljodlösung  in  1  1  destil- 
lierten Wassers. 


')  Diese  beiden  Tafeln  sind  nebst  anderen  auch  enthalten  in  der  Anleitung 
ZOT  steneramtlichen  Ermittelang  des  Alkoholgehaltes  im  Branntwein.  Berlin  1889. 
Verlag  Ton  Jalias  Springer. 


552  Spiritus. 

2.  Siedetemperatur.  100  ccm  Holzgeist  werden  in  einen  Metall- 
kolben gebracht;  auf  den  Kolben  ist  ein  mit  Kugel  versebenes  Siederobr 
aufgesetzt,  welches  durch  einen  seitlichen  Stutzen  mit  einem  Lieb  ig- 
sehen  Kühler  yerbunden  ist;  durch  die  obere  Offiiung  wird  ein  amtlich 
beglaubigtes  Thermometer  mit  himdertteiliger  Skala  eingeführt,  dessen 
Quecksilbergefäß  bis  unterhalb  des  Stutzens  hinabreicht.  Die  Destillation 
wird  so  geleitet,  daß  in  der  Minute  etwa  5  ccm  Destillat  übergehen. 
Das  Destillat  wird  in  einem  graduierten  Glaszylinder  aufgefangen  und 
es  sollen,  wenn  das  Thermometer  75^  zeigt,  bei  normalem  Barometer- 
stand mindestens  90  ccm  übergegangen  sein. 

Weicht  der  Barometerstand  Yom  normalen  ab,  so  soll  für  je  30  mm 
1^  in  Anrechnung  gebracht  werden,  also  z.  B.  sollen  bei  770  mm  90  ccm 
bei  75,30,  bei  750  mm  90  ccm  bei  74,70®  C.  Übergegangen  sein. 

3.  Mischbarkeit  mit  Wasser.  20  ccm  Holzgeist  sollen  mit 
40  ccm  Wasser  eine  klare  oder  doch  nur  schwach  opalisierende  Masse 
geben. 

4.  Gehalt  an  Aceton,  a)  Abscheidung  mit  Natronlauge.  Beim 
Durchschütteln  von  20  ccm  Holzgeist  mit  40  ccm  Natronlauge  von 
1,3  spez.  Gew.  sollen  nach  7,  Stunde  mindestens  5  ccm  des  Holzgeistes 
abgeschieden  werden. 

b)  Titration.  1  ccm  einer  Mischung  Yon  10  ccm  Holzgeist  mit 
90  ccm  Wasser  wird  mit  10  ccm  Doppelnormalnatronlösung  yersetzt. 
Darauf  werden  40  ccm  Yjq  N.-Jodlösung  unter  TJmschütteln  hinzugefügt 
und  die  Mischung  drei  Minuten  nach  Beginn  des  Zusetzens  der  Jod- 
lösung mit  verdünnter  Schwefelsäure  angesäuert.  Der  Jodüberschuß  wird 
mit  Yio  N.-Thiosulfatlösimg,  zuletzt  unter  Zusatz  einiger  Tropfen  Stärke- 
lösung, zurücktitriert.  Es  sollen  mindestens  22  ccm  Yjo  N.-Jodlösung 
durch  den  Holzgeist  gebunden  werden.  Die  Temperatur  der  Flüssig- 
keiten soll  während  des  Versuches  zwischen  15  und  20®  liegen.  Die 
angesäuerte  Lösung  soll  entweder  farblos  bleiben  oder  doch  nach  Zusatz 
Yon  höchstens  4  ccm  Thiosulfatlösung  farblos  werden. 

5.  Aufnahmefähigkeit  für  Brom.  100  ccm  einer  Lösung  von 
Kaliumbromat  und  Kaliumbromid,  welche  nach  der  \mten  folgenden  An- 
weisung hergestellt  ist,  werdeii  mit  20  ccm  einer  yerdüzmten  Schwefel- 
säure von  1,29  Dichte  versetzt.  Zu  diesem  Gemisch,  das  eine  Brom- 
lösung von  0,703  g  Brom  darstellt,  wird  aus  einer  in  0,1  ccm  geteilten 
Bürette  unter  fortwährendem  Umrühren  so  lange  Holzgeist  hinzugesetzt, 
bis  dauernde  Entfärbung  eintritt.  Zur  Entfärbung  sollen  nicht  mehr  als 
30  ccm  und  nicht  weniger  als  20  ccm  Holzgeist  erforderlich  sein. 

Die  Prüfungen  der  Aufoahmeföhigkeit  für  Brom  sind  stets  bei 
vollem  Tageslichte  auszuführen,  die  Temperatur  der  Flüssigkeiten  soll 
20^  nicht  übersteigen. 


Holzgeist.    Pjridinbasen.    Tieröl.  553 

Anweisung  zur  Herstellung  der  Bromlösung.  Nach  wenig- 
stens zweistündigem  Trocknen  bei  100^  und  Abkühlenlassen  im  Ex- 
sikkator  werden  2,447  g  Ealiumbromat  und  8,719  g  Kaliumbromid, 
welche  yorher  auf  ihre  Reinheit  geprüft  sind,  abgewogen  und  in  Wasser 
gelöst.    Die  Lösimg  wird  zu  1  1  aufgefüllt. 

II.  Pyridinbasen« 

1.  Farbe:    wie  bei  Holzgeist. 

2.  Verhalten  gegen  Eadmiumchlorid.  10  ccm  einer  Lösung 
von  1  ccm  Fyridinbasen  in  100  ccm  Wasser  werden  mit  5  ccm  einer  5-proz. 
wässerigen  Lösung  von  wasserfreiem  geschmolzenen  Eadmiumchlorid  ver- 
setzt und  kräftig  geschüttelt;  es  soll  alsbald  eine  deutliche  krystallinische 
Ausscheidung  eintreten.  Mit  5  ccm  Neßlerschem  Reagens  sollen  10  ccm 
derselben  Pjridinbasenlösung  einen  weißen  Niederschlag  geben. 

3.  Siedetemperatur.  Man  verfährt  wie  beim  Holzgeist,  doch 
soll  das  Destillat,  erst  wenn  das  Thermometer  auf  140®  gestiegen  ist, 
mindestens  90  ccm  betragen. 

4.  Mischbarkeit  mit  Wasser.     Wie  beim  Holzgeist. 

5.  Wassergehalt.  Beim  Durchschütteln  von  20  ccm  Basen  und 
20  ccm  Natronlauge  von  1,4  spez.  Gewicht  sollen  nach  einigem  Stehen- 
lassen mindestens  18,5  ccm  der  Basen  abgeschieden  werden. 

6.  Titration  der  Basen.  1  ccm  Pjridinbasen,  in  10  ccm  Wasser 
gelöst,  werden  mit  Normalschwefelsäure  versetzt,  bis  ein  Tropfen  der 
Mischung  auf  Eongopapier  einen  deutlich  blauen  Rand  hervorruft,  der 
alsbald  wieder  verschwindet.  Es  sollen  nicht  weniger  als  10  ccm  der 
Säurelösung  bis  zum  Eintritt  dieser  Reaktion  verbraucht  werden. 

Zur  Herstellung  des  Eongopapiers  wird  Filtrierpapier  durch  eine 
Lösung  von  1  g  Eongorot  in  1  1  Wasser  gezogen  und  getrocknet. 

Anleitung  zur  üntersnchoiig  anderweitiger  Denatorienuigsmittel. 

I.  Tieröl. 

1.  Farbe.     Die  Farbe  des  Tieröls  soll  schwarzbraun  sein. 

2.  Siedetemperatur.  Werden  100  ccm  in  der  für  den  Holzgeist 
angegebenen  Weise  destilliert,  so  sollen  unter  90**  nicht  mehr  als  5  ccm, 
bis  180°  aber  wenigstens  50  ccm  übergehen. 

.3.  Pyrrolreaktion.  2,5  ccm  einer  1-proz.  alkoholischen  Lösung 
des  Tieröls  werden  mit  Alkohol  auf  100  ccm  verdünnt.  Bringt  man  in 
10  ccm  dieser  Lösung,  die  0,025  Proz.  Tieröl  enthält,  einen  mit  konzen- 
trierter Salzsäure  befeuchteten  Fichtenholzspan,  so  soll  derselbe  nach 
wenigen  Minuten  deutliche  Rotfarbung  zeigen. 


554  Spiritas. 

4.  Verhalten  gegen  Quecksilberchlorid.  5  ccm  der  1-proz. 
alkoholischen  Lösung  des  Tieröls  sollen  beim  Versetzen  mit  5  ccm  einer 
2-proz.  alkoholischen  Lösung  von  Quecksilberchlorid  alsbald  eine  volu- 
minöse flockige  Fällung  geben.  5  ccm  der  0,025 -proz.  alkoholischen 
Lösung  Yon  Tieröl,  mit  5  ccm  der  Quecksilberchloridlösimg  versetzt, 
sollen  alsbald  noch  eine  deutliche  Trübung  zeigen. 

II.  TerpentinöL 

1.  Spezifisches  Gewicht.  Das  spezifische  Gewicht  des  Ter- 
pentinöls soll  zwischen  0,855  und  0,875  bei  15^  liegen. 

2.  Siedetemperatur.  Werden  100  ccm  in  der  für  den  Holzgeist 
angegebenen  Weise  destilliert,  so  sollen  imter  150"  nicht  mehr  als  5  ccm, 
bis  160^  aber  mindestens  90  ccm  übergehen. 

3.  Mischbarkeit  mit  Wasser.  20  ccm  Terpentinöl  werden  mit 
20  ccm  Wasser  kräftig  geschüttelt.  Wenn  nach  einigem  Stehen  beide 
Schichten  sich  getrennt  haben  und  klar  geworden  sind,  so  soll  die  obere 
wenigstens  19  ccm  betragen. 

III.   Äther. 

1.  Spezifisches  Gewicht.  Das  spezifische  Gewicht  des  Äthers 
soll  bei  15^  nicht  mehr  als  0,730  betragen. 

2.  Mischbarkeit  mit  Wasser.  20  ccm  Äther  werden  mit  20  ccm 
Wasser  kräftig  geschüttelt.  Nach  dem  Absetzen  soll  die  Ätherschicht 
wenigstens  18  ccm  betragen. 

lY.  Schellackldsungr* 

10  g  der  Lösung  sollen  beim  Verdunsten  auf  dem  Wasserbade  und 
nach  darauf  folgendem  Erhitzen  des  eingedampften  Rückstandes  im 
Trockenschranke  während  einer  halben  Stimde  auf  eine  Temperatur  von 
100 — 105°  mindestens  3,3  g  Schellack  hinterlassen. 

Y.  Kampfer. 

Derselbe  soll  sich,  mit  Äther  befeuchtet,  pulvern  lassen  und  sich 
reichlich  und  ohne  Rückstand  in  Alkohol  lösen.  0,5  g  gepulverter 
Kampfer,  in  einem  Schäl chen  erwärmt,  soll  fast  ohne  Rückstand  ver- 
dampfen. 

YI.  Technisch  reiner  Methylalkohol. 

1.  Äußere  Beschaffenheit.  Der  Methylalkohol  soll  eine  farb- 
lose, mit  blauer  Flamme  brennbare  Flüssigkeit  sein. 

2.  Spezifisches  Gewicht.  Das  spezifische  Gewicht  des  Methyl- 
alkohols soll  bei  15°  zwischen  0,795  und  0,810  liegen. 


Denatmierangsmittel.  555 

3.  Siedetemperatur.  Werden  100  ccm  Methylalkohol  in  der 
für  Holzgeist  vorgeschriebenen  Weise  destilliert,  so  sollen  bis  63®  nicht 
mehr  als  2  ccm,  bis  67®  mindestens  90  ccm  übergehen.  Der  EinfluB  des 
Barometerstandes  ist  wie  bei  dem  Holzgeist  in  Anrechnung  zu  bringen. 

4.  Löslichkeit  in  Wasser  und  in  Natronlauge.  20  ccm 
Methylalkohol  sollen  sich  mit  40  ccm  Wasser  und  mit  40  ccm  Natron- 
lauge von  1,3  Dichte  zu  je  einer  klaren  Flüssigkeit  mischen. 

YII.  Benzol. 

1.  Löslichkeit  in  Wasser.  Werden  10  ccm  Benzol  mit  10  ccm 
Wasser  in  einem  in  Y^q  ccm  geteilten  Zylinder  geschüttelt,  so  soll  die 
obere  Schicht  nach  5  Min.  noch  mindestens  9,5  ccm  betragen. 

2.  Siedetemperatur.  Werden  100  ccm  Benzol  in  der  für  Holz- 
geist vorgeschriebenen  Weise  destilliert,  so  sollen  bis  80®  nicht  mehr  als 
1  ccm,  bis  100®  nicht  mehr  als  94  ccm  imd  nicht  weniger  als  90  ccm 
übergehen. 

Beträgt  der  Barometerstand  nicht  760  mm,  so  soll  in  der  beim 
Holzgeist  erläuterten  Weise'  für  je  22  nmi  1®  in  Anrechnung  gebracht 
werden. 

3.  Verhalten  gegen  Schwefelsäure.  Werden  5  ccm  Benzol 
mit  5  ccm  konzentrierter  reiner  Schwefelsäure  in  einem  Stöpselgläschen 
5  Min.  lang  kräftig  geschüttelt  und  sodann  2  Min.  der  Ruhe  überlassen, 
so  soll  die  Farbe  der  unteren  Schicht  nicht  dunkler  sein  als  diejenige 
einer  Auflösung  von  1  g  Kaliumbichromat  in  1  1  Schwefelsäure  von 
50  Proz.  Gehalt  an  Schwefelsäurehydrat.  Für  die  Farbenvergleichung 
sind  5  ccm  dieser  Bichromatlösung  in  einem  Stöpselglase  von  gleicher 
Art,  wie  das  für  die  Probe  benutzte,  jedesmal  frisch  abzumessen  und 
mit  reinem  Benzol  zu  überschichten. 

YIII.  Petrolemnbenzin« 

1.  Äußere  Beschaffenheit.  Das  Benzin  soll  aus  farblosen  nicht 
fluoreszierenden  Anteilen  des  Petroleums  bestehen. 

2.  Spezifisches  Gewicht.  Dasselbe  soll  bei  15®  zwischen  0,65 
und  0,72  liegen. 

3.  Siedetemperatur.  Werden  100  ccm  Benzin  in  der  für  Holz- 
geist vorgeschriebenen  Weise  destilliert,  so  sollen  bis  40®  nicht  mehr 
als  5  ccm,  bis  100®  mindestens  75  ccm  übergegangen  sein. 

4.  Löslichkeit  in  Wasser.  Werden  20  ccm  Benzin  mit  20  ccm 
Wasser  geschüttelt,  so  soll  nach  Y9  Stunde  die  obere  Schicht  mindestens 
19  ccm  betragen. 

5.  Löslichkeit  in  Alkohol.  2  ccm  Benzin  sollen  sich  bei 
nicht  mehr  als  20®  in  20  ccm  Alkohol  von  86  Gewichtsproz.  klar  lösen. 


556  Spiritus. 

IX.  Chloroform. 

1.  Spez.  Gewicht.  Dasselbe  soll  bei  15^  zwischen  1,485  und 
1,489  liegen. 

2.  Mischbarkeit  mit  Wasser.  Werden  10  ccm  Chloroform  mit 
20  ccm  Wasser  geschüttelt,  so  soll  nach  dem  Absetzen  die  untere  Schicht 
mindestens  9,5  ccm  betragen. 

X.  Jodoform. 

1.  Flüchtigkeit.  Wird  1  g  Jodoform  durch  Erhitzen  verflüchtigt, 
so  soll  ein  wägbarer  Rückstand  nicht  yerbleiben. 

2.  Schmelzpunkt.  Der  mit  einem  amtlich  geprüften  Thermo- 
meter ohne  Berücksichtigung  von  Korrekturen  bestimmte  Schmelzpunkt 
soll  zwischen  110  und  120°  liegen. 

XI.  Biziuusöl. 

1.  Äußere  Beschaffenheit.  Es  soll  ein  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur zähflüssiges  hellgebliches  fettes  öl  3ein. 

2.  Löslichkeit  in  Alkohol.  5  g  Rizinusöl  sollen  sich  bei  15 
bis  20°  in  15  g  Alkohol  von  86  Gewichtsproz.  klar  lösen. 

3.  Gehalt  an  freier  Säure.  Werden  5  g  Rizinusöl  in  25  ccm 
Alkohol  Yon  mindestens  80  Gewichtsproz.  gelöst  und  mit  einigen  Tropfen 
Phenolphtaleinlösung  versetzt,  so  sollen  zur  Rotfärbung  der  Lösung 
nicht  mehr  als  5  ccm  Yjq  N.-Ealilauge  nötig  sein. 

XII.  Natronlaasre. 

1.  Äußere  Beschaffenheit.  Die  Natronlauge  soll  eine  farb- 
lose oder  gelbliche  klare  Flüssigkeit  sein. 

2.  Spez.  Gewicht.  Dieses  soll  bei  15®  nicht  weniger  als  1,357 
(38®  Baume)  betragen. 

3.  Titration.  1  ccm  Natronlauge,  mit  50  ccm  Wasser  und  einigen 
Tropfen  Phenolphtaleinlösung  versetzt,  soll  durch  Zusatz  von  10  ccm 
Normalschwefelsäure  noch  nicht  entfärbt  werden. 

Durch  Bundesratsbeschluß  vom  21.  Juni  1888  darf  dem  allgemeinen 
Denaturierungsmittel  von  den  zur  Zusammensetzung  desselben  ermächtigten 
Fabriken  als  Geruchskorrigens  ein  Zusatz  von  40  g  Lavendelöl  oder  60  g 
Rosmarinöl,  auf  je  1  Liter,  beigemengt  werden.  Die  Untersuchung  dieser 
Ole  hat  nach  folgender  Anleitung  zu  geschehen: 

1.  JMvendeiÖL 

1.  Farbe  und  Geruch.  Die  Farbe  des  Lavendelöles  soll  die  des 
Denaturierungsholzgeistes  sein.  Das  Öl  soll  den  charakteristischen  Geruch 
der  Lavendelblüten  zeigen. 


PrQfang  des  Fuselöls.  557 

2.  Spezifisches  Gewicht.  Das  spezifische  Gewicht  des  Layendel- 
öles  soll  bei  15»  zwischen  0,880  und  0,900  liegen. 

3.  Löslichkeit  in  Alkohol.  10  ccm  Layendelöl  sollen  sich  bei 
einer  Temperatur  von  20**  in  30  ccm  Alkohol  von  63  Gewichtsprozent 
klar  lösen. 

II.   BonnaritM. 

1.  Farbe  und  Geruch.  Die  Farbe  des  Rosmarinöles  soll  die  des 
Denaturierungsholzgeistes,  der  Geruch  kampferartig  sein. 

2.  Spezifisches  Gewicht.  Das  spezifische  Gewicht  des  Rosmarin- 
öles soll  bei  15^  zwischen  0,895  und  0,920  liegen. 

3.  Löslichkeit  in  Alkohol.  10  ccm  RosmarinÖl  sollen  sich  bei 
einer  Temperatur  von  20®  in  100  ccm  Alkohol  von  73,5  Gewichtsprozent 
klar  lösen. 


XI.  Anleitung  mmr  Prfiftuis  des  Fuselöls. 

Nach  einer  Bestimmung  des  Bundesrats  müssen  alle  Nebenerzeug- 
nisse der  Spiritusreinigungsanstalten,  welche  steuerfrei  in  den  Verkehr 
übergehen  sollen,  mindestens  75  Proz.  an  eigentlichen  ölen  enthalten. 
Die  Prüfung  geschieht  nach  folgender  Anleitung: 

In  ein  reines  und  trockenes  Probierglas  wird  bis  zu  einem  dem 
Volumen  von  30  ccm  entsprechenden  Striche  Ghlorcalciumlösung  vom 
spez.  Gew.  1,225  gebracht;  sodann  wird  bis  zu  einem  dem  Volumen  von 
40  com  entsprechenden  Striche  das  zu  untersuchende  Fuselöl  aufgefüllt. 
Hierauf  wird  das  Glas  mit  einem  gut  passenden  Kork  verschlossen  und 
eine  Minute  lang  kräftig  durchgeschüttelt.  Man  stellt  alsdann  das 
GeföB  senkrecht  auf  und  läßt  die  beiden  Schichten  sich  sondern.  Etwa 
an  den  Wänden  sitzende  Öltröpfchen  entfernt  man  durch  sanftes,  senk- 
rechtes Klopfen  auf  die  Handfläche  oder  durch  Drehen  der  Röhre 
zwischen  den  Fingern.  Haben  sich  nunmehr  die  beiden  Schichten  ge- 
sondert, so  soll  die  obere  Schicht  nach  unten  hin  wenigstens  bis  zu 
dem  mit  32,5  ccm  bezeichneten  Striche  reichen,  also  wenigstens  dem 
Volumen  von  7,5  ccm  entsprechen.  Demnächst  werden  in  ein  zweites 
trockenes  Glas  100  ccm  des  zu.  untersuchenden  Fuselöles  gefüllt  imd 
demselben  5  ccm  reines  Wasser  (destilliertes  oäer  allenfalls  Regenwasser) 
hinzugefügt.  Wiederum  wird  das  Glas  mit  einem  gut  passenden  Kork 
verschlossen  und  eine  Minute  lang  kräftig  geschüttelt.  Hierauf  soll  das 
Gemisch  trübe  erscheinen.  Die  bei  diesem  Verfahren  zu  verwendende 
Ghlorcalciumlösung  wird  hergestellt,  indem  man  25  g  wasserfreies  Chlor- 
calcium  in  100  ccm  Wasser  löst  und  die  Lösung,  falls  sie  nicht  klar 
sein  sollte,  filtriert. 


558  Spiritus. 


XU.  Methoden  mar  Bestinunaii^  der  Zuekerarten^}. 

Für  die  Spiritusindustrie  kommen  in  Betracht: 

1.  Dextrose  (als  TJmwandlungsprodukt  der  Stärke,  des  Dextrins 
und  der  Maltose  durch  Säuren), 

2.  Maltose  (als  ümwandlungsprodukt  der  Stärke  durch  Diastase), 

3.  Invertzucker,  Gemenge  Ton  Dextrose  und  Lävulose  (als  TJm- 
wandlungsprodukt des  Rohrzuckers  durch  Säuren  oder  Invertin), 

4.  Lävulose. 

Sämtliche  genannten  Zuckerarten  reduzieren  alkalische  Kupfer- 
lösung unter  Ausscheidung  von  Kupferoxydul.  Auf  dieses  Verhalten 
gründen  sich  die  Bestimmimgsmethoden  der  Zuckerarten.  Die  Menge 
des  ausgeschiedenen  Kupferoxyduls  steht  in  bestimmtem  Verhältnis  zu 
der  Menge  des  Zuckers,  jedoch  ist  dieses  Verhältnis  nicht  nur  bei  den 
yerschiedenen  Zuckerarten  ein  yerschiedenes,  sondern  selbst  bei  ein  und 
demselben  Zucker  ein  variables,  abhängig  von  der  Konzentration  der* 
aufeinander  einwirkenden  Lösungen  und  von  der  Menge  des  in  Lösung 
befindlichen  Kupfers. 

Zur  Erreichung  richtiger  Zahlen  ist  daher  eine  genaue  Einhaltung 
nachfolgender  Vorschriften  unerläßlich. 

Bereitung  der  Lttsimgeii. 

69,278  g  Kupfervitriol,  welcher  durch  mehrmaliges  Umkrystallisieren 
(1  mal  aus  verd.  H  NO3)  gereinigt  ist,  werden  zu  1  1  aufgelöst. 

173  g  Seignettesalz  werden  in  400  ccm  Wasser  gelöst  und  mit 
100  ccm  einer  Natronlauge  versetzt,  die  516  g  Natriumhydroxyd  im  Liter 
enthält.  Die  amtliche  Anweisung  zur  Untersuchung  des  Weines  enthält 
die  Vorschrift:  346  g  Seignettesalz  und  103,2  g  Natriumhydrat  werden 
zu  1  1  gelöst. 

Diese  nach  Fehlings  Vorschrift  hergestellten  Lösungen  dienen 
zur  Bestimmung  von  Maltose  und  Invertzucker.  Für  die  Bestimmung 
der  Dextrose  schreibt  Allihn  eine  andere  Zusammensetzung  der  Seig- 
nettesalzlösung  vor:  173  g  Seignettesalz  und  125  g  Kaliumhydroxyd 
werden  in  Wasser  gelöst  und  zu  500  ccm  aufgefüllt. 

Die  nach  Fehlings  Vorschrift  bereitete  Lösung  gibt  jedoch  bei 
Benutzung  der  Allihn  sehen  Tabelle  ebenfalls  brauchbare  Resultate. 


')  Wir  verweisen  femer  auf  folgende  Methoden:  Maßanalytische  Bestim- 
mung der  Zuckerarten  nach  Soxhlet  (Joom.  f.  prakt.  Chende  1880,  Bd.  21, 
S.  227);  Gewichtsanaljrtische  Bestimmung  nach  Kjeldahl  (Meddelelser  fia  Carls- 
berg Laboratoriet  4,  1 ;  Ref.  in  Z.  f.  analyt.  Chemie  1896,  S.  344). 


Bestimmung  der  Dextrose. 


559 


Zur  Bestimmung  der  Lävulose  nach  Leb  mann  löst  man  173  g 
Seignettesalz  und  125  g  Natriumhydroxjd  zu  500  com  auf. 

Die  Seignettesalz-Natronlauge  muß  stets  frisch  bereitet  werden. 
Die  Lösungen  werden  getrennt  aufbewahrt  und  immer  erst  kurz  vor 
Ausführung  der  Bestimmung  zusammengemischt. 


1*  Bestimmuncr  der  Dextrose. 

In  einer  Porzellanhenkelschale  yon  etwa  250  ccm  Inhalt  werden 
30  ccm  Eupferlösung  mit  30  ccm  Seignettesalzlösung  und  60  ccm  Wasser 
gemischt  und  zum  Sieden  erhitzt.  Zu  der  lebhaft  siedenden  Flüssigkeit 
werden  25  ccm  der  zu  untersuchenden  Flüssigkeit  gegeben,  welche  nicht 
mehr  als  1  Proz.  Dextrose  enthalten  darf,  worauf  noch  2  Minuten  lang 
gekocht  wird.  Nachdem  sich  das  Eupferoxjdul  etwas  abgesetzt  hat, 
filtriert  man  schnell  durch  ein  Soxhletsches  Filtrierröhrchen  oder  den 
Gooch sehen  Tiegel  unter  Anwendung  der  Wasserluftpumpe,  wäscht  mit 
heißem  Wasser,  Alkohol  und  Äther  aus  und  wiegt  entweder  nach  der 
Reduktion  im  Wasserstoff  als  metallisches  Kupfer  oder  nach  erfolgter 
Oxydation  als  Kupferoxyd.  (Eine  ausführliche  Beschreibung  der  Be- 
stimmung bringt  das  Kapitel  „Zucker^,  S.  402.) 

Tabelle  zar  Bestimmung  der  Dextrose  nach  Allihn. 


Kupfer 

Dex- 
trose 

Kupfer 

Dex- 
trose 

Kupfer 

Dex- 
trose 

Kupfer 

Dex- 
trose 

Kupfer 

Dex- 
trose 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

10 

6-1 

105 

53-5 

200 

102-6 

295 

153-8 

390 

207-1 

15 

8-6 

110 

560 

205 

105-3 

300 

156-5 

395 

2100 

20 

11-0 

115 

58-6 

210 

107-9 

305 

159-3 

400 

212-9 

25 

13-5 

120 

611 

215 

110-6 

310 

1620 

405 

215-8 

30 

160 

125 

63-7 

220 

113-2 

315 

164-8 

410 

218-7 

35 

18-5 

130 

66-2 

225 

115-9 

320 

167-5 

415 

221-6 

40 

20-9 

135 

68-8 

230 

118-5 

325 

170-3 

420 

224-5 

45 

23-4 

140 

71-3 

235 

121-2 

330 

1731 

425 

227-5 

50 

25-9 

145 

73-9 

240 

123-9 

335 

175-9 

430 

230-4 

56 

28-4 

150 

76-5 

245 

126,6 

340 

178-7 

435 

233-4 

60 

30-8 

155 

79-1 

250 

129-2 

345 

181-5 

440 

236-3 

65 

33-3 

160 

81-7 

255 

131-9 

350 

1843 

445 

239-3 

70 

35-8 

165 

84-3 

260 

134-6 

355 

187-2 

450 

242-2 

75 

38-3 

170 

86-9 

265 

137-3 

360 

190-0 

455 

245-2 

80 

40-8 

175 

89-5 

270 

140-0 

365 

192-9 

460 

248-1 

85 

43-4 

180 

921 

275 

142-8 

370 

195-7 

90 

45-9 

185 

94-7 

280 

145Ö 

375 

198-6 

95 

48-4 

190 

97-3 

285 

148-3 

380 

201-4 

100 

50-9 

195 

100-0 

290 

151-0 

385 

2043 

560 


Spiritus. 


Die  Benutzung  von  Papierfiltem  ist  wegen  der  oft  sehr  schlechten 
Filtrierbarkeit  der  Lösungen  nicht  zu  empfehlen;  geschieht  sie  dennoch, 
so  ist  zu  berücksichtigen,  daB  das  Papier  geringe  Mengen  Kupfer 
zurückbehält,  welche  man  für  die  betreffende  Papiersorte  und  für  ver- 
schiedene Konzentrationen  der  Kupferlösung  festzustellen  hat.  Das 
Kupferoxydul  wird  nach  dem  Verbrennen  des  Filters  im  Ros eschen 
Tiegel  reduziert. 

Die  dem  gefundenen  Kupfer  entsprechende  Menge  Dextrose  liest 
man  in  vorstehender  Tabelle  ab,  die  wie  die  nachfolgenden  Tabellen  ein 
Auszug  aus  den  von  E.  Wein  berechneten  Tabellen  zur  quant.  Bestim- 
mung von  Zuckerarten  (Stuttgart,  Waag)  ist. 


2*  Bestimmung' -  der  Maltose« 

25  ccm  Kupferlösung,  25  ccm  Seignettesalzlösung  und  25  ccm  der 
nicht  mehr  als  1  Proz.  Maltose  enthaltenden  Lösung  werden  in  einer  Por- 
zellanschale zum  Sieden  erhitzt  und  4  Minuten  darin  erhalten.  Der 
weitere  Gang  der  Analyse  gestaltet  sich  wie  bei  Dextrose. 

Wein  hat  nachstehende  Tabelle  für  die  Reduktionswerte  der 
Maltose  ausgearbeitet. 


Tabe 

lle  zur 

Bestimmang 

der  Ma 

Itose  Dach  E.  Wein. 

Kupfer 

Ifaltose 

Kupfer 

Maltose 

Kupfer 

Maltose 

Kupfer 

Maltose 

Kupfer 

Maltose 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

30 

25-3 

85 

73-2 

140 

122-4 

195 

171-6 

250 

220-8 

35 

29-6 

90 

77-7 

145 

126-9 

200 

176-1 

255 

225-3 

40 

33-9 

95 

82-1 

150 

131-4 

205 

180-5 

260 

229-8 

45 

38.3 

100 

86-6 

155 

135-9 

210 

1850 

265 

234-3 

50 

42-6 

105 

910 

160 

140-4 

215 

189-5 

270 

238-8 

55 

47-0 

110 

95-5 

165 

144-9 

220 

193-9 

275 

243-3 

60 

51-3 

115 

99-9 

170 

149-4 

225 

198-4 

280 

247-8 

65 

55-7 

120 

104-4 

175 

153-8 

230 

202-9 

285 

252-2 

70 

601 

125 

108-9 

180 

158-3 

235 

207-4 

290 

256-6 

75 

64-5 

130 

113-4 

185 

162-7 

240 

211-8 

295 

261-1 

80 

68-9 

135 

117-9 

190 

167-2 

245 

216-3 

300 

265-5 

3.  Bestimmuusr  des  Invertzuckers  nach  MellSl. 

25  ccm  Kupfersulfatlösung  und  25  ccm  Seignettesalz -Natronlauge 
werden  mit  soviel  Inyertzuckerlösung  versetzt,  daß  höchstens  0,245  g 
Invertzucker  zur  Bestimmung  kommen.  Diese  Mischung  wird  mit  Wasser 
auf  100  ccm  gebracht,  zum  Sieden  erhitzt  und  2  Minuten  lebhaft 
gekocht. 


Bestimmung  tod  InTertzacker  and  Lävulose. 


561 


Tabelle 

zur  Bestimmung  des 

Invert 

zuckere 

u 

Kupfer 

Invert- 
zucker 

Kupfer 

Invert- 
zucker 

Kupfer 

Invert- 
zucker 

Kupfer 

Invert- 
zucker 

Kupfer 

Invert- 
zucker 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

90 

46-9 

160 

84-3 

230 

123-2 

300 

163-8 

370 

2061 

95 

49-5 

165 

87-0 

235 

126-0 

305 

166-8 

375 

209-2 

100 

521 

170 

89-7 

240 

128-9 

310 

169-7 

380 

212-4 

105 

54-8 

175 

92*4 

245 

131-8 

315 

172-7 

385 

215-5 

110    ^ 

57-5 

180 

95-2 

250 

134-6 

320 

175-6 

390 

218-7 

115 

60-1 

185 

97-8 

255 

137-5 

325 

178-6 

395 

221-8 

120 

62-8 

190 

100-6 

260 

140-4 

330 

181-6 

400 

224-9 

125 

65-5 

195 

103-4 

265 

143-2 

835 

184-7 

405 

228-6 

130 

68-1 

200 

106-3 

270 

146-1 

340 

187-8 

410 

282-1 

135 

70-8 

205 

1091 

275 

149-0 

345 

190-8 

415 

235-7 

140 

73-5 

210 

111-9 

280 

151-9 

350 

193-8 

420 

289-2 

145 

76-1 

215 

114-7 

285 

154-9 

355 

196-8 

425 

242-7 

150 

78-9 

220 

117-5 

290 

157-8 

360 

199-8 

430 

246-3 

155 

81-6 

225 

120-4 

295 

160-8 

365 

203-0 

4.  BestlnuTnnng  der  liftmlose. 

25  ccm  Kupferlösung,  25  ccm  Seignettesalzlösung  (Bereitung  siebe 
S.  559)  und  50  ccm  Wasser  werden  zum  Sieden  erhitzt.  Nachdem  25  ccm 
der  LäYuloselÖsung,  welche  nicht  mehr  als  1-proz.  sein  darf,  zugesetzt 
sind,  wird  noch  15  Minuten  im  Sieden  unterhalten. 

Tabelle  zur  Bestimmung  der  L&vulose  nach  Lehmann. 


Kupfer 

Lftvu- 
lose 

Kupfer 

Lävu- 
lose 

Kupfer 

Lävu- 
lose 

Kupfer 

Lftvu- 
lose 

Kupfer 

Lftvu- 
lose 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

mg 

20 

715 

100 

54-39 

180 

104-89 

260 

157-88 

340 

214-73 

30 

12-87 

110 

60-52 

190 

110-86 

270 

164-51 

350 

222-21 

40 

18-74 

120 

66-72 

200 

117-36 

280 

171-44 

360 

229-76 

50 

24-59 

130 

72-81 

210 

128*92 

290 

178-53 

370 

237-39 

60 

30-48 

140 

79-01 

220 

130-36 

300 

185-63 

380 

244-43 

70 

36*40 

160 

85-31 

230 

137-28 

310 

192-81 

80 

42-37 

160 

91-63 

240 

143-97 

320 

199-97 

90 

48-38 

170 

97-99 

250 

150-76 

330 

207-36 

Untersuchungen.  5.  Aufl.   IIL 


36 


Branntwein  und  Liköre. 

Von 
Dr.  6.  Schule,  Straßburg  i.  £. 


Die  Spirituosen  sind  alkoholreiche,  aus  vergorenen  Frucht-  und 
Pflanzensäften  oder  Maischen  durch  Destillation  gewonnene  Getränke. 
Je  nachdem  diese  Destillate  unverändert  (höchstens  durch  Wasserzusatz 
auf  eine  geeignete  Konzentration  gebracht)  oder  mit  Zucker  resp.  Pflanzen- 
extrakten yermischt  zum  GenuB  gelangen,  unterscheidet  man  die  eigent- 
lichen Branntweine  und  die  Liköre.  Bei  den  letzteren  bezeichnet  man 
die  zuckerreichen,  mit  aromatischen  Sto£Fen  versetzten  als  eigentliche 
Liköre  im  Gegensatz  zu  den  zuckerarmen  oder  zuckerfreien,  mit  Pflanzen- 
extrakten vermischten  Bitter-Likören.  Da  die  Spirituosen,  abgesehen 
von  ihren  künstlichen  Zutaten,  im  wesentlichen  nur  einen  Teil  von  ver- 
gorenen Flüssigkeiten  darstellen,  so  muß  sich  auch  ihre  Untersuchung 
derjenigen  solcher  Flüssigkeiten  (z.  B.  Wein)  in  vieler  Beziehung  an- 
schließen. 

Bei  der  Untersuchung  sind  die  einzelnen  Bestandteile  in  Gewichts- 
prozenten, d.  h.  Gramme  in  100  g  anzugeben;  bei  den  Likören  ist  es 
jedoch  zweckmäßig,  zugleich  den  Gehalt  pro  Liter,  d.  h.  Gramme  in 
1000  ccm  zu  berechnen. 

Alle  volumetrischen  Bestimmungen  sind  auf  die  Normal temperatar 
15°  C.  zu  beziehen. 

Probenahme. 

Für  die  chemische  Untersuchung  ist  eine  Probe  von  mindestens 
500  ccm  zu  entnehmen  und  sind  hierzu  nur  reine  Glasflaschen  und  reine, 
ungebrauchte  Korkstopfen  zu  verwenden.  Etwaige  Siegel  sollen  nicht  auf 
dem  Yerscblußkork  selbst  angebracht  werden,  sondern  seitlich,  auf  den 
Befestigungsschnüren  des  letzteren. 


Sinnenprüfung.    Spezifisches  Gemcht.    Alkoholgehalt.  563 


üntersuchiiBgsmethodeii. 

1.  SinnenprüAingr« 

Diese  erstreckt  sich  auf  Farbe,  Klarheit,  Geruch  und  Geschmack. 
Die  Prüfung  auf  Geruch  und  Geschmack  wird  am  besten  in  den  auf  zirka 
30^  C.  erwärmten  Proben  yorgenommen,  und  zwar  sowohl  in  den  unyer- 
änderten  Proben  als  auch  in  den  auf  zirka  30  Yol.-Proz.  verdünnten. 

Bei  Anwesenheit  von  viel  Bukettstoffen  empfiehlt  es  sich,  den 
Branntwein  bei  zirka  30^  C.  wiederholt  mit  wenig  fein-poröser  Holz- 
kohle zu  behandeln,  zu  filtrieren  und  die  Filtrate  sowie  das  aus  der 
Kohle  mittels  Chloroform  ausgezogene  Extrakt  für  sich  zu  prüfen.  Das 
letztere  enthält  die  meisten  Bukettstoffe,  während  das  Fuselöl  zum 
größten  Teil  im  Filtrat  verbleibt. 

2«  Bestimmiiiigr  des  spesiflschen  Gewichtes« 

Das  spezifische  Gewicht  wird  in  üblicher  Weise  mit  Hilfe  des 
Pyknometers  (dessen  Hals  nicht  mehr  als  6  mm  lichte  Weite  haben  darf; 
vergl.  auch  S.  573)  oder  mit  der  großen  Westp halschen  Wage  bestimmt. 
Die  Anwendung  von  Aräometern  ist  nur  dann  zulässig,  wenn  sie  die 
genaue  Ablesung  der  vierten  Dezimale  gestatten. 

3«  Bestimmung  des  Alkohols. 

Bei  den  eigentlichen  Branntweinen  (gewöhnlicher  Trinkbranntwein, 
Kirschbranntwein,  Arrak  u.  s.  w.)  ergibt  sich  der  Alkoholgehalt  unmittel- 
bar aus  dem  spezifischen  Gewicht  mit  Hilfe  der  Alkohol-Tabelle  von 
K.  W indisch^)  und  zwar  Granmie  Alkohol  in  100  ccm  Branntwein.  Um 
zu  erfahren,  wieviel  Gramm  Alkohol  100  g  untersuchte  Substanz  ent- 
halten, muß  die  gefundene  Alkoholzahl  noch  durch  das  spezifische  Ge- 
wicht des  Branntweins  dividiert  werden. 

Wenn  man  eine  genügende  Menge  von  Branntwein  zur  Verfügung 
hat,  kann  die  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichts  und  des  Alkohols 
mit  dem  Alkoholometer  ausgeführt  werden.  Es  sind  hierzu  die  amtlich 
geeichten  Normalinstrumente  oder  genau  nach  solchen  geprüfte,  gewöhn- 
liche Alkoholometer  und  die  bekannten  Reduktionstabellen  auf  Normal- 
temperatur zu  benutzen. 

Bei  Likören  und  allen  extraktreichen  Spirituosen  muß  der  Alkohol 
durch  Destillation  bestimmt  werden.   In  einem  100  ccm-Meßkölbchen  mißt 


^)  Tafel  zur  Ermittelimg  des  Alkoholgehaltes  von  Alkohol -Wassermischangen 
aas  dem  spezifischen  Gewicht.  Berlin  1893.   s.  auch  im  Kap.  „Wein*  S.  664  £f. 

86* 


564  Branntwein  und  Liköre. 

man  bei  15°  C.  100  ccm  des  zu  untersuchenden  Branntweins  ab,  gibt 
diese  Flüssigkeit  in  einen  Destillierkolben,  spült  den  im  Meßkölbchen 
zurückbleibenden  Rest  von  Branntwein  mit  ca.  25  ccm  destilliertem 
Wasser  nach  und  destilliert  in  dasselbe  MeBkölbchen,  in  welchem  der 
Branntwein  abgemessen  wurde,  annähernd  100  ccm  über,  ergänzt  das  De- 
stillat mit  destilliertem  Wasser  bei  15°  G.  auf  100  ccm  und  bestimmt  mit 
dem  Pyknometer  das  spezifische  Gewicht.  Oder  man  Terföhrt  wie  bei 
Wein,  indem  man  den  Yon  der  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichts 
her  noch  im  Pyknometer  befindlichen  Branntwein  in  einen  ca.  200  ccm 
haltenden  Destillierkolben  giefit,  3  mal  mit  destilliertem  Wasser  nach- 
spült und  in  das  Pyknometer  selbst  zurückdestilliert.  Bei  sehr  alkohol- 
reichen Branntweinen  werden  25  ccm  in  den  Destillierkolben  abgemessen, 
zu  annähernd  60  ccm  mit  Wasser  gebracht  und  wie  oben  in  ein  Pykno- 
meter abdestilliert. 

Aus  Spirituosen  mit  einem  Gehalt  an  aromatischen  Stoffen  müssen 
die  ätherischen  Ole  und  Ester  Tor  der  Alkoholbestimmung  mit  Koch- 
salz abgeschieden  werden,  wobei  nach  den  Yorschrifben  der  amtlichen 
Verordnung  vom  8.  Dezember  1891  (Zsch.  f.  anal.  Chemie,  31,  A.  V.,  S.  12) 
folgendermaßen  zu  verfahren  ist. 

Eine  ca.  300  ccm  fassende,  mit  Glasstöpsel  versehene  Bürette  wird 
bis  zum  Teilstrich  30  ccm  mit  gewöhnlichem,  körnigem  (nicht  pulveri- 
siertem!) Kochsalz  gefüllt.  Sodann  werden  genau  100  ccm  des  zu  unter- 
suchenden Fabrikats  in  die  Bürette  gegeben,  mit  Wasser  bis  zum  Teil- 
strich 270  aufgefüllt,  gut  durchgeschüttelt  und  unter  kräftigem  Schütteln 
so  lange  Kochsalz  zugesetzt,  bis  auf  dem  Boden  der  Bürette  eine  Schicht 
imgelöstes  Salz  in  Höhe  von  einigen  Millimetern  dauernd  zurückbleibt. 
Anhaltendes,  kräftiges  Schütteln  ist  erforderlich,  damit  eine  vollständig 
gesättigte  Salzlösung  entsteht.  Die  Bürette  wird  alsdann  senkrecht  in 
einen  Halter  gespannt  und  bleibt  etwa  Y,  Stunde  lang  in  Ruhe,  wobei 
sich  ätherische  Öle,  Ester  etc.  als  eine  dünne,  ölige,  an  der  Oberfläche 
schwinmiende  Schicht  ausscheiden.  Diese  Absonderung  wird  durch 
öfteres  Anklopfen  an  die  Bürette  beschleunigt;  auch  werden  dadurch 
die  etwa  an  der  Wandung  der  Bürette  haftenden  Tröpfchen  von  ätheri- 
schem  Ol  zum  Aufsteigen  gebracht. 

Nach  Yerfluß  von  7,  Stunde  wird  die  Menge  der  alkoholischen 
Salzlösung  festgestellt  (die  ölige  Schicht  der  aromatischen  Bestandteile 
enthält  keinen  Alkohol  und  darf  daher  nicht  mitgemessen  werden!); 
die  Hälfte  der  alkoholhaltigen  Salzlösung  läßt  man  langsam  in  einen 
Destillierkolben  flieBen  und  destilliert  in  eine  geeignete  Vorlage  wie 
üblich. 

Die  abgeschiedenen  ätherischen  Ole  können  in  Äther  gelöst  und 
zur  weiteren  Untersuchung  verwendet  werden. 


Extrakt  und  Asche.  565 

Zur  Verhütung  des  Schäumens  der  kochenden  Flüssigkeiten  beim 
Destillieren  setzt  man  diesen  etwas  Tannin  zu;  bei  etwaigem  Stofien 
leistet  ein  Zusatz  Yon  haselnuBgroßen  Marmor-  oder  Bimssteinstückchen 
oder  yon  Platindraht  gute  Dienste.  Wenn  auch  dies  versagt,  muB  im 
Wasserdampfstrom  destilliert  werden.  In  letzterem  Falle  ist  eine  noch- 
malige, aber  direkte  Destillation  (ohne  Zuhilfenahme  eines  Dampfistromes) 
anzuraten,  unerläßlich  ist  eine  solche,  wenn  in  das  Destillat  flüchtige 
Säuren  mit  übergegangen  sind.  Die  flüchtige  Säure  ist  vor  Wiederholung 
der  Destillation  zu  neutralisieren. 


4.  Bestümnunfir  des  Extraktes  und  der  Asche. 

Läßt  ein  niedriges  spezifisches  Gewicht  auf  einen  nur  geringen 
£xtraktgehalt  schließen,  so  werden  50  ccm  Branntwein  in  einer  flachen 
Platinschale  langsam  abgedampft,  wobei  wallendes  Sieden  zu  vermeiden 
ist  und  wie  bei  Wein  27^  Stunden  im  I)ampftrockenschrank  getrocknet. 
Bei  zuekerreichen  Likören  ist  die  anzuwendende  Menge  so  zu  bemessen, 
daß  der  Trockenrückstand  nicht  über  3  g  in  100  ccm  beträgt.  Man  nimmt 
daher  bei  sehr  süßen  Likören  nur  5  g,  bei  weniger  süßen  ca.  10  g  zur 
Extraktbestimmung  und  verfährt  wie  oben.  Bei  den  Likören  ist  die  fiir 
die  direkte  Extraktbestimmung  zu  verwendende  Menge  durch  Wägen, 
nicht  durch  Abmessen  zu  bestimmen,  und  das  Abdampfen  darf  anfangs 
nur  langsam  geschehen,  um  Yerluste  zu  vermeiden. 

Die  direkte  Methode  der  Extraktbestimmung  hat  den  Nachteil, 
daß  bei  zuckerreichen  Likören  ein  Trocknen  des  Extraktes  bis  zum 
gleichbleibenden  Gewicht  manchmal  nur  schwer  und  häufig  gamicht 
durchführbar  ist;  man  tut  daher  besser,  in  diesem  Falle  den  Extrakt- 
gehalt nach  der  indirekten  Methode  zu  bestimmen.  50  ccm  Likör  wer- 
den mit  25  ccm  destilliertem  Wasser  auf  das  ly^-fache  verdünnt,  der 
Alkohol  verdampft  und  mit  destilliertem  Wasser  wieder  auf  50  ccm  ge- 
bracht, gut  gemischt,  das  spezifische  Gewicht  festgestellt  und  aus  der 
für  Wein  offiziell  aufgestellten  Tabelle')  das  Extrakt  gefunden. 

Oder  man  entgeistet  eine  abgewogene  Menge  Likör,  etwa  70  bis 
100  g,  und  füllt  mit  destilliertem  Wasser  zum  ursprünglichen  Gewicht 
auf,  mischt  vollständig,  bestimmt  das  spez.  Gew.  und  ermittelt  aus  der 
bezeichneten  Extrakttafel  den  diesem  entsprechenden  Extraktgehalt. 

Zur  Bestimmung  der  Mineralbestandteile  wird  das  Extrakt  wie  bei 
Wein  verascht  und  die  Asche  nach  bekannten  Methoden  auf  die  einzelnen 
Bestandteile,  hauptsächlich  giftige  Metalle,  untersucht. 


')  Tafel  zur  Ermittelung  des  Zackergehaltes  wäßriger  ZackerlÖsungen  aus 
der  Dichte  bei  15<^  G.    Berlin  1896.    s.  a.  S.  665  fif. 


566  Branntwein  and  Liköre. 

5*  Bestinummsr  der  freien  S&uren« 

In  den  Branntweinen  können  alle,  schon  im  Rohmaterial  ror- 
handenen  oder  erst  bei  der  Gärung  entstandenen  flüchtigen  Säuren  ent- 
halten sein.  Neben  Essigsäure  treten  Ameisensäure,  Buttersäure,  Caprin- 
säure,  in  einzelnen  Fällen  Blausäure  und  manchmal  auch  Kohlensäure 
auf.  In  betrügerischer  Absicht  wird  den  Branntweinen  mitunter  Schwefel- 
säure oder  Salzsäure  zugesetzt,  um  das  sogenannte  Perlen  herrorzu- 
bringen,  oder  um  den  Geschmack  zu  yerbessem  resp.  zu  verschärfen. 
Die  Salzsäure  wird  alsdann  im  Destillat  mit  Silbemitrat,  die  Schwefel- 
säure im  Rückstand  mit  Chlorbaryum  oder  mit  einigen  Tropfen  einer 
0,01 -proz.  Methjlviolettlösung  nachgewiesen.  Vergl.  Nachweis  freier 
Mineralsäuren  im  Essig,  S.  591. 

BeaHfntnung  der  CfesanUMure*  Vor  der  Bestimmung  der  Ge- 
samtsäure ist  der  Branntwein  zunächst  mit  Ealkwasser  auf  Kohlensäure 
zu  prüfen  und,  wenn  solche  YOrhanden,  dieselbe  durch  Erhitzen  bis 
zum  Kochen,  nötigenfalls  durch  Kochen  am  Rückflußkühler,  zu  ent- 
fernen. Von  dem  kohlensäurefreien  Branntwein  werden  alsdann  50  ccm 
mit  7iQ  N. -Lauge  titriert.  Bei  farblosen  und  schwach  gefärbten  Spiri- 
tuosen dient  Phenolphtalein  als  Indikator;  da  hierbei  jedoch  die  End- 
reaktion manchmal  unsicher  ist,  empfiehlt  es  sich,  zu  übertitrieren  und 
mit  zehnfach  schwächerer  Säure  zurückzutrieren.  Bei  dunkel  gefärbten 
Spirituosen  muB  nach  der  Tüpfelmethode  unter  Anwendung  Ton  empfind- 
lichem, violettem  Lackmuspapier  (Azolitminpapier)  titriert  werden. 
Alkoholreiche  Spirituosen  sind  mit  Wasser  zu  yerdünnen  und  eine  50  ccm 
ursprünglicher  Flüssigkeit  entsprechende  Menge  zu  titrieren.  Die  Ge- 
samtsänre  wird  als  Essigsäure  auf  Gewichtsprozente  berechnet.  1  ccm 
7,0  N.- Lauge  =  0,006  g  Essigsäure. 

BesHmtnung  der  einzeinen  flüehUgen  Säuren,  Nach  E.  Seil 
(Arbeiten  aus  dem  Kaiserlichen  Gesundheitsamt  1891,  7,  235)  wird 
die  alkoholische  Flüssigkeit  entgeistet,  die  flüchtigen  Säuren  werden 
abdestilliert  und  das  saure  Destillat  wird  der  Reihe  nach  auf  Caprin- 
säure,  Ameisensäure,  Essigsäure  und  Buttersäure  untersucht.  Zur 
Isolierung  der  Caprinsäure  wird  das  Destillat  durch  mehnnaliges 
Schütteln  mit  Äther  ausgezogen,  der  Ätherauszug  in  einem  tarierten 
Trockengläschen  verdunstet,  der  Rückstand  gewogen  und  als  Caprin- 
säure berechnet. 

Die  Ameisensäure  kann  nach  Porter  und  Ruyssen  (Zsch.  f.  anal. 
Chemie,  16,  250)  durch  Reduktion  von  Quecksilberchlorid  bestimmt 
werden.  Zu  diesem  Zweck  wird  das  wäßerige,  caprinsäurefreie  Destillat 
neutralisiert  und  mit  Quecksilberchlorid  auf  dem  Wasserbad  erwärmt, 
wobei  das  Quecksilberchlorid  nach  der  Gleichung 


Flüchtige  Säaren.  5g7 

2  Hg  Cla  +  H  .  CO  .  OH  =  Hg,  Gl,  +  2  H  Gl  +  CO, 
zu  unlöslichem  Quecksilberchlorür  reduziert  wird ;  dieses  wird  auf  eiaem 
tarierten  Filter  gesammelt,  getrocknet  und  gewogen.    1  g  Hg,  Gl,  =  0,098  g 
Ameisensäure. 

Nach  Macnair  (Zsch.  f.  anal.  Chemie,  27,  298)  erhält  man  die 
Menge  der  Ameisensäure  dadurch,  daB  man  das  yon  Caprinsäure  be- 
freite Säuregemisch  titriert  und  hierauf  die  Ameisensäure  durch  10  Minuten 
langes  Kochen  mit  einem  Gemisch  yon  12  g  Kaliumbichromat,  30  g  kon- 
zentrierter Schwefelsäure  und  100  ccm  Wasser  oxydiert,  wobei  Essigsäure 
und  Buttersäure  unverändert  bleiben.  Destilliert  man  die  letzteren  ab 
und  titriert  dieselben,  so  ergibt  sich  aus  der  Differenz  der  Titration  yor 
und  nach  der  Oxydation  die  Ameisensäure. 

Das  von  Caprinsäure  und  Ameisensäure  befreite  Destillat  wird  mit 
Barytwasser  genau  neutralisiert,  zur  Trockne  eingedampft  und  der  Rück- 
stand bei  30^  C.  mit  absolutem  Alkohol  behandelt,  wobei  buttersaurer 
Baryt  in  Lösung  geht  und  Baryumacetat  zurückbleibt.  Die  vom  Alkohol 
befreiten  Salze  werden,  jedes  für  sich,  mit  einer  genügenden  Menge  ver- 
dünnter Schwefelsäure  zersetzt,  die  freiwerdende  Essig-,  bezw.  Butter- 
säure abdestilliert  und  titriert.  1  ccm  Yjq  N.- Alkali  =  0,0088  g  Butter- 
säure. 

Die  Blausäure  kommt  im  Branntwein  sowohl  in  freiem  Zustande 
(Kirschwasser)  als  auch  in  gebundener  Form  (z.  B.  im  Zwetschgenbrannt- 
wein) vor. 

Zum  Nachweis  der  freien  Blausäure  werden  5  ccm  Branntwein  in 
einem  Reagensglas  mit  einigen  Tropfen  frisch  bereiteter  Guajaktinktur 
und  2  Tropfen  stark  verdünnter  Kupfersulfatlösung  versetzt  und  die 
Flüssigkeiten  durch  Stürzen  des  Glases  rasch  gemischt.  Ist  freie  Blau- 
säure vorhanden,  so  färbt  sich  die  Flüssigkeit  blau. 

Die  gebimdene  Blausäure  wird  nachgewiesen,  indem  man  5  ccm 
Branntwein  mit  Alkalilauge  alkalisch  macht  und  nach  5  Minuten  Essig- 
säure bis  zur  ganz  schwach  sauren  Reaktion  zufügt;  die  nunmehr  in 
freiem  Zustande  vorhandene  Blausäure  wird  wie  oben  erkannt.  Sind 
gleichzeitig  freie  und  gebundene  Blausäure  vorhanden,  so  gibt  der  mit 
Alkalilauge  behandelte  Branntwein  eine,  seinem  Gehalt  an  gebundener 
Blausäure  entsprechende,  intensivere  Blaufärbung,  als  die  gleiche  Menge 
des  direkt  mit  Kupferguajaktinktur  behandelten  Branntweins.  Beim 
Verdünnen  des  Branntweins  mit  Wasser  tritt  dieser  Unterschied  meistens 
noch  deutlicher  hervor. 

Bestimmung  der  freien  Blausäure:  200 — 500  ccm  Branntwein  werden 
mit  einer  abgemessenen,  aber  überschüssigen  Menge  einer  schwachen 
titrierten  Silbemitratlösung  (3,150  g  Silbemitrat  im  1;  also  1  ccm  =  Y,  mg 
Blausäure)  versetzt,  die  Flüssigkeit  wird  zu  einem  bestimmten  Volumen 


568  Branntwein  and  Liköre. 

aufgefüllt,  filtriert  und  im  Filtrat  das  überschüssige  Silber  durch  Titrieren 
mit  einer  yerdünnten  Rhodanammoniumlösung  von  bekanntem  Gehalt  unter 
Verwendung  Yon  Eisenalaun  als  Indikator  bestimmt.  Was  beim  Zurück- 
titrieren weniger  an  Silber  gefunden  wird,  als  vorher  zugesetzt  wurde, 
entspricht  der  Blausäure  (vergl.  die  analoge  Bestimmung  TOn  Chlor, 
Bd.  I,  S.  142;  vgl.  auch  Bd.  I,  S.  556). 

Bestimmung  der  gesamten  Blausäure:  200 — 500  ccm  Branntwein 
werden  mit  Ammoniak  stark  alkalisch  gemacht,  sofort  mit  überschüssiger 
Silbernitratlösung,  wie  oben,  versetzt  und  sogleich  mit  verdümiter  Sal- 
petersäure schwach  angesäuert.  Die  Mischung  füllt  man  auf  ein  be- 
stimmtes Yolumen  auf,  filtriert  und  bestimmt  im  Filtrat  das  überschüssige 
Silber  wie  oben. 

Der  Unterschied  zwischen  der  gesamten  und  der  freien  Blausäure 
entspricht  der  Menge  der  an  Aldehyde  (Benzaldehyd)  gebundenen  Blau- 
säure. 

Enthält  ein  Branntwein  Extrakt  oder  Chlorverbindungen,  so  ist 
die  Blausäure  im  Destillat  zu  bestimmen.  Beim  Destillieren  ist  die  bei 
10  angegebene  YorsichtsmaBregel  zu  beobachten. 

6«   Bestiminnnsr  des  Zucken« 

Von  den  verschiedenen  Zuckerarten  ist  der  Rohrzucker  wegen 
seiner  Reinheit  bei  entsprechender  Billigkeit  zur  Likörfabrikation  der 
geeignetste  und  weitaus  häufigste.  Nur  bei  gleichzeitig  alkohol-  und 
zuckerreichen  Likören  kann  seine  Anwendung  Schwierigkeiten  bereiten, 
weil  infolge  des  hohen  Alkoholgehalts  ein  Auskrystallisieren  von  Zucker 
fast  mit  Sicherheit  zu  erwarten  ist.  Diesem  Übelstand  suchen  jedoch 
die  Fabrikanten  dadurch  zu  begegnen,  daß  sie  den  Rohrzucker  teilweise 
invertieren,  indem  sie  einen  Teil  desselben  ndt  Zitronensäure  oder  Wein- 
säure kochen. 

Stärkezucker,  sogenannter  Eapillärsirup,  dürfte  wegen  seines 
Dextringehaltes,  durch  den  leicht  Trübungen  in  den  Likören  verursacht 
werden  können,  nur  selten  zur  Verwendung  kommen;  dagegen  kann 
durch  Zusatz  von  Pflanzenextrakten  sowohl  Traubenzucker  als  auch 
Invertzucker  in  die  Liköre  gelangen. 

Die  quantitative  Bestimmung  des  Zuckers  wird  bei  den  eigent- 
lichen Branntweinen  gewichtsanalytisch,  und  zwar  sowohl  direkt  als 
auch  nach  der  Inversion  ausgeführt;  in  den  Likören  kann  der  Zucker- 
gehalt ebenfalls  gewichtsanalytisch  oder  aber  durch  Polarisation  ermittelt 
werden;  bei  Likören  ist  es  üblich,  den  Zuckergehalt  pro  Liter,  d.  h. 
Gramm  in  1000  ccm,  anzugeben.  Jeder  Likör  oder  Branntwein  ist  zu- 
nächst darauf  zu  prüfen,  ob  er  bloB  Rohrzucker  allein  oder  außerdem 


Bestimmang  des  Zuckers.  569 

noch  Invertzucker  enthält;  dies  geschieht  dadurch,  daß  man  einige  Kubik- 
zentimeter des  Likörs  oder  Branntweins  in  einem  Reagensglas  mit  etwas 
Wasser  verdünnt,  einige  Tropfen  Kupfersulfat  und  so  viel  Natronlauge 
hinzusetzt,  daB  eine  klare  blaue  Flüssigkeit  entsteht.  Bleibt  diese 
beim  Erwärmen  uuyerändert,  so  ist  bloß  Rohrzucker  vorhanden,  tritt 
dagegen  ein  gelber  oder  roter  Niederschlag  von  Kupferoxydul  auf,  so  ist 
damit  die  Gegenwart  anderer  Zuckerarten  erwiesen.  Anstatt  wie  oben 
Kupfersulfat  und  Natronlauge  anzuwenden,  kann  man  sich  selbstver- 
ständlich auch  Fehlingscher  Lösung  (S.  402,  «558  u.  610)  zum  Nachweis 
reduzierender  Zuckerarten  bedienen. 

Von  dem  zu  untersuchenden  Branntwein  stellt  man  sich  150  bis 
200  ccm  einer  neutralen,  alkoholfreien  Lösung  dar,  welche  möglichst  an- 
nähernd (aber  nicht  über)  1  Proz.  Extrakt  enthält,  und  benutzt  hiervon 
je  25  ccm  zur  Zuckerbestimmung  nach  Meißl-Allihn  (S.  559).  —  Hatte 
die  qualitative  Prüfung  einen  Gehalt  an  Invertzucker  ergeben,  so  werden 
70  ccm  obiger  Lösung  mit  10  ccm  Y^  N.- Salzsäure  30  Minuten  auf  dem 
Wasserbad  erhitzt,  die  hierdurch  invertierte  Zuckerlösung  nach  dem  Er- 
kalten neutralisiert,  zu  100  ccm  aufgefüllt  und  je  25  ccm  zur  Bestimmung 
des  Invertzuckers  nach  S.  401  fF.  und  560  verwendet. 

Die  Zuckerbestimmung  durch  Polarisation  wird  nach  der  amtlichen 
Vorschrift  vom  8.  Juli  1889  (Zsch.  f.  anal.  Chemie  28,  A.  V.  u.  E.  S.  46.) 
folgendermaßen  ausgeführt.  Liköre,  welche  beim  Erwärmen  mit  alkalischer 
Kupferlösung  keine  Reaktion  auf  Invertzucker  gegeben  haben,  werden 
(nötigenfalls  nach  vorherigem  Entfärben  mit  Blutkohle)  direkt  im  200  mm- 
Rohr,  oder  bei  sehr  hohem  Zuckergehalt  im  100  mm -Rohr  polarisiert. 
Die  Gegenwart  von  Alkohol  ist  hierbei  von  keinem  störenden  Einfluß. 
Die  ätherischen  Öle,  welche  in  den  Likören  vorkommen,  haben,  obgleich 
sie  drehend  wirken,  ihrer  geringen  Menge  wegen  keinen  Einfluß  auf  die 
Zuckerbestimmung. 

Die  Anzahl  Gramme  Rohrzucker  R  im  Liter  findet  man,  wenn  A 
die  auf  200  mm  bezogene  Ablenkung  bedeutet,  aus  der  Gleichung 

R  =  2,6048  .  A    (vgl.  jedoch  S.  389  u.  390). 

Ist  der  Likör  invertzuckerhaltig,  so  muß  vor  allem  der  Alkohol 
entfernt  werden,  da  dieser  die  Drehung  der  genannten  Zuckerart  nicht 
unerheblich  ändert.  Man  mißt  ein  bestimmtes  Volumen  (am  besten  50  ccm) 
Likör  mit  der  Pipette  in  eine  Porzellan  schale  ab  und  verdampft  auf  dem 
Wasserbad  nahezu  die  Hälfte  der  Flüssigkeit.  Im  Falle  der  Likör  sauer 
reagieren  sollte,  wird  er  vor  dem  Erwärmen  mit  einigen  Tropfen  Ammoniak 
neutralisiert.  Den  Abdampfrückstand  in  der  Schale  spült  man  in  einen 
100  ccm-Kolben  und  füllt  mit  Wasser  zur  Marke  auf.  Die  eine  Hälfte 
der  Flüssigkeit  wird  dann  direkt  polarisiert,  die  andere  nach  der  Inversion 
mit  Salzsäure.   Zum  Zwecke  des  Invertierens  werden  genau  50  ccm  Zucker- 


570  Branntwein  and  Liköre. 

lösung  mit  5  ccm  konz.  Salzsäure  versetzt,  das  Gefäfi  wird  unter  öfterem 
Umschwenken  15  Minuten  lang  in  ein  Wasserbad  von  67  bis  70^  C.  gestellt, 
hierauf  rasch  abgekühlt  und  bei   Ib^  C.  auf  100  ccm  gebracht.     Beide 
Lösungen  müssen  nötigenfalls  mit  Blutkohle  entfärbt  werden. 
Bezeichnet: 

A  die  Ablenkung  der  nicht  invertierten  Lösung, 

B   die  Ablenkung  der  invertierten  Lösung, 
beide  bezogen  auf  200  mm  Rohrlänge, 

V  die  zur  Analyse  angewandte  Anzahl  Kubikzentimeter  Likör, 

t  die  Temperatur  der  invertierten  Lösung  bei  der  Polarisation, 
so  berechnet  sich  die  Anzahl  Gramme  Rohrzucker  R,  welch  in  1  1  des 
Likörs  enthalten  sind,  durch  die  Formel 

T>  —    26,048  (A  —  B) 

^"~    (142,4  — V3t)V    ' 

wobei  in  den  Fällen,  wo  die  ursprüngliche  Lösung  rechtsdrehend  -H, 
die  invertierte  linksdrehend  —  ist,  die  Differenz  A  —  B  in  die  Summe 
A  -h  B  übergeht. 

Hält  man  die  Temperatur  t  auf  20^  C,  so  wird 

«      A  +  B 

R  =  196,35 y 

Bei  stark  invertzuckerhaltigen  Likören  ist  zum  Zweck  steueramt- 
licher Berechnungen  nur  die  Ablenkung  B  der  invertierten  Lösung  zu 
Grunde  zu  legen. 

Die  zu  1  1  Likör  verwandte  Anzahl  Gramme  Zucker  r  findet  man 

dann  aus  der  Formel 

26,048  X  B 


(42,4  -  V,  t)  V  ' 


und  für  t  =  200C.: 


B 
r  =  797,55  -^  • 


Dextrin  kann  wie  bei  Honig  entweder  durch  das  Gärverfahren 
oder  nach  der  Methode  von  J.  König  und  W.  Kar  seh  bestimmt  werden. 
Vergl.  auch  die  Arbeiten  von  E.  Beckmann  über  Nachweis  von  Stärke- 
sirup und  Dextrin  im  Honig.  (Zsch.  f.  anal.  Chemie  1896,  S.  263.  Vergl. 
auch  oben  S.  536  und  541.) 

7.  Bestimmangr  des  Glyzerins. 

Die  Bestimmung  des  Glyzerins  in  Likören  wird  nach  dem 
Entgeisten  wie  bei  Wein  mit  mehr  als  2  g  Zucker  in  100  ccm  ausgeführt 
(vergl.  S.  607). 


Bestimmong  des  Faselöls.  571 

8.  Kachweis  und  Bestimmansr  künstllclier  SCLßstoffe. 

Künstliche  Süßstoffe,  wie  Saccharin,  Dulcin,  Glucin  wer- 
den wie  bei  Wein  oder  Bier  nachgewiesen  und  bestimmt. 

9.  Bestiininaiigr  des  Fuselöls^). 

Die  Bestimmung  des  Fuselöls  geschieht  nach  dem  von  Rose  auf- 
gestellten und  Yon  Stutzer  und  Reitmaier,  Eugen  Seil  und  W.  Fre- 
senius modifizierten  Verfahren  der  Abscheidung  des  Fuselöls  aus  Brannt- 
wein durch  Ausschütteln  desselben  mit  Chloroform.  Das  letztere  besitzt 
die  Eigenschaft,  die  höher  siedenden  Homologen  des  Äthylalkohols  aus 
wäßriger  Lösung  yiel  leichter  aufzunehmen  als  diesen  selbst. 

Wenn  man  z.  B.  einerseits  reinen  Alkohol  und  andererseits  Alkohol, 
dem  etwas  Amylalkohol  zugesetzt  ist,  mit  Wasser  auf  das  gleiche  spezi- 
fische Gewicht  verdünnt  und  gleiche  Mengen  dieser  Lösungen  mit  je 
gleichviel  Chloroform  bei  derselben  Temperatur  ausschüttelt,  so  zeigt  das 
Chloroform  bei  der  amjl  alkoholhaltigen  Lösung  eine  erheblich  größere 
Yolimivermehrung  als  beim  reinen  Alkohol.  Auf  dieses  Verhalten  des 
Chloroforms  gründete  Rose  sein  Verfahren  zur  Bestimmung  des  Fuselöls. 

Zunächst  stellte  er  das  Sättigungsverhältnis  des  Chloroforms  für 
reinen  50-proz.  Alkohol  fest;  sodaim  ermittelte  er  in  systematischer 
Reihenfolge  und  unter  den  gleichen  Verhältnissen  für  steigenden  Gehalt 
an  Amylalkohol  die  entsprechende  Zunahme  des  Chloroforms,  immer 
bezogen  auf  die  Konzentration  50  Volumprozent. 

Da  die  meisten  Trinkbranntweine  weniger  als  50,  meistens  aber 
über  80  Volumprozent  Alkohol  enthalten,  so  mußte  man  fast  immer,  um 
nach  Rose  einen  50-proz.  Alkohol  zu  erhalten,  dem  Branntwein  starken 
Alkohol  zusetzen;  da  dies  unbequemer  ist  als  eine  Verdünnung  mit 
Wasser,  so  empfahlen  Stutzer  und  Reitmaier,  anstatt  mit  Lösungen 
von  50  Volumprozent  mit  solchen  von  30  Volumprozent  zu  arbeiten.  Für 
diese  Konzentration  wurden  von  den  vorgenannten  Autoren,  sowie  im 
Kaiserl.  Gesundheitsamt  auf  Grund  eingehender  und  umfassender  Unter- 
suchungen genaue  Tabellen  über  die  Sättigungs Verhältnisse  des  Chloro- 
forms  gegenüber  reinem  Alkohol,  sowie  für  Gemische  von  Äthyl-  und 
Amylalkohol  aufgestellt,  welche  jetzt  allgemein  als  Grundlage  für  die 
Fuselbestimmung  angenommen  sind. 

Der  von  Rose  angegebene  Schüttelapparat  wurde  von  H.  Herz- 
feld  in  der  Art  modifiziert,  daß  eine  genaue  Ablesung  des  Chloroforms 


*)  Der  Bandesrat  hat  in  seiner  Sitzung  vom  4.  Juli  1895  beschlossen,  daß 
an  Stelle  der  amtlichen  Bezeichnung  „ Fuselöl '^  in  allen  amtlichen  Fällen  zu 
setzen  ist:    „Nebenerzeugnisse  der  G&mng  und  Destillation*'. 


572  Branntweis  and  Liköre. 

ermöglicht  wird.  Derselbe  bestellt  aus  3  Teilen.  Der  untere,  für  die 
Au&ahme  des  Chloroforms  bestimmte  Teil  ist  ein  an  seinem  Boden 
halbkugelig  zugeschmolzener  Zylinder,  welcher  sich  nach  oben  in  eine 
graduierte  Röhre  yerjüngt  und  bis  zu  deren  unterstem  Teilstrich  genau 
20  ccm  faßt.  Die  graduierte  Röhre  ist  so  bemessen,  daß  sie  vom  untersten 
Teilstrich  an  reichlich  6  ccm  auftiehmen  kann  und  bei  einer  Einteilung 
in  7»  ^^^^  ^^  einzelnen  Teilstriche  mindestens  1,4  mm  TOneinander  ent- 
fernt sind,  so  daß  ein  Yolum  von  0,01  ccm  noch  hinlänglich  genau  ab- 
gelesen werden  kann.  Der  bimförmige  Ansatz  am  oberen  Ende  der 
Röhre  hat  einen  Inhalt  TOn  150 — 180  ccm  und  kann  am  Halse  mit  einem 
Korkstopfen  Yerschlossen  werden.  Yor  der  Benutzung  ist  der  Apparat 
jedesmal  mit  heißer,  konzentrierter  Schwefelsäure  (welche  ca.  1  Stunde 
im  Apparat  bleibt)  zu  reinigen;  sodann  wird  er  mit  Wasser,  starkem 
Alkohol  und  zuletzt  mit  trockenem  Äther  ausgespült.  Zur  Entfernung 
des  zurückbleibenden  Äthers  wird  der  Apparat  erwärmt  und  mittels 
eines  feinen,  auf  den  Grund  des  Apparates  reichenden  Glasrohres  Luft 
durch  den  Apparat  geblasen. 

Jeder  Branntwein,  der  auf  seinen  Gehalt  an  Fuselöl  geprüft  werden 
soll,  muß  Tor  allem  unter  Zusatz  yon  Alkalilauge  destilliert,  werden. 
Zu  diesem  Zwecke  gibt  man  zu  100  ccm  Branntwein  einige  Tropfen 
Natronlauge  imd  destilliert  hiervon  80  ccm  über;  das  Destillat  füllt  man 
auf  100  ccm  auf  und  verwendet  dieses  zur  Fuselbestimmung.  Diese 
Destillation  ist  bei  allen,  auch  bei  ganz  farblosen  Branntweinen  unum- 
gänglich notwendig,  wenn  man  eine  sichere  Gewähr  für  die  Abwesen- 
heit aller  die  Untersuchung  störenden  oder  die  Richtigkeit  des  ünter- 
suchungsresultats  beeinträchtigenden  Körper,  wie  Kohlensäure,  harzartige 
Bestandteile,  Extraktstoffe  des  Holzes,  Farbstoffe  etc.,  haben  will. 

Die  ätherischen  Öle,  von  denen  ein  30-proz.  Alkohol  nach  E.  Seil 
überhaupt  nicht  mehr  als  0,045  g  in  100  ccm  gelöst  enthalten  kann,  sind 
auf  die  Fuselbestimmung  nur  von  geringem  Einfluß  und  dieser  wird 
durch  die  Destillation  mit  Natronlauge,  wenn  auch  nicht  ganz  aufgehoben, 
so  doch  in  weitaus  den  meisten  Fällen  auf  ein  zu  vernachlässigendes 
Minimum  herabgedrückt. 

BesUfnmting  des  spexiflschen  Chwiehtea  besnv.  des  Mkohd^ 
gehaUa  des  Branntweins*  Nachdem  der  zu  untersuchende  Branntwein 
unter  Zusatz  von  Natronlauge  destilliert  ist,  muß  zunächst  das  spezifische 
Gewicht  dieses  Destillats  ermittelt  werden.  Diese  Bestimmung  muß 
mit  der  größten  Genauigkeit  geschehen  und  es  sind  hierzu  nur  ganz 
genaue  Pyknometer  von  50  ccm  Inhalt  zu  verwenden.  (Die  Mohr- 
Westphalsche  Wage  oder  Alkoholometer  sind  nicht  genügend  zuver- 
lässig.) Nach  den  amtlichen  Vorschriften  des  Bundesrats  vom  17.  Juli 
1895  ist  folgendermaßen  zu  verfahren. 


Bestimmung  des  Alkohols  durch  spezifisches  Gewicht  573 

Das  Pjknometer  wird  in  reinem  und  trockenem  Zustande  gewogen, 
nachdem  es  7,  Stunde  im  Wagekasten  gestanden  hat.  Dann  wird  es 
bis  über  die  Marke  mit  (durch  Auskochen  Ton  Luft  und  Kohlensäure 
befreitem)  destilliertem  Wasser  gefällt  und  eine  Stunde  lang  in  ein 
Wasserbad  yon  15^  C.  gestellt.  Nach  einstündigem  Stehen  im  Wasser- 
bad wird  das  Pyknometer  herausgenonmien  und  sofort  in  bekannter 
Weise  die  Oberfläche-  des  Wassers  auf  die  Marke  eingestellt,  der  leere 
Teil  des  Pjknometerhalses  mit  einem  Stäbchen  aus  Filtrierpapier  aus- 
getrocknet, der  Glasstopfen  aufgesetzt,  das  Pyknometer,  äuBerlich  toII- 
konunen  abgetrocknet,  in  den  Wagekasten  gestellt  und  nach  Y,  Stunde 
gewogen.  Die  Bestimmung  des  Wasserinhalts  ist  3  mal  auszuführen  und 
aus  den  3  Wägungen  das  Mittel  zu  nehmen.  Nach  längerem  Grebrauch 
ist  das  Pyknometer,  wie  oben  angegeben,  nachzuprüfen.  Bei  der  Be- 
stimmung des  spezifischen  Gewichts  des  Branntweins  ist  genau  so  zu 
verfahren,  wie  bei  der  Bestimmung  des  Wasserinhalts,  besonders  ist 
darauf  zu  achten,  daß  die  Einstellung  der  Flüssigkeitsoberfläche  stets  in 
derselben  Weise  geschieht.  (Ebenso  ist  mit  peinlicher  Sorgfalt  darauf 
zu  achten^  daß  alle  Luft-  oder  Gasbläschen  aus  dem  gefüllten  Pykno- 
meter entfernt  werden.) 

Den  dem  spezifischen  Gewicht  entsprechenden  Alkoholgehalt  des 
Branntweins  in  Gewichtsprozenten  entnimmt  man  der  Alkoholtafel  von 
K.  Windisch  (vergl.  im  Abschnitt  „Wein«  S.  664f.). 

VeTMwnwng  de9  Brtmntweine  auf  einen  AUcohelgehaU  von 
24tf7  €fewi€/U9prozent  (==  30  Vchimprosieni)*  100  ccm  des  Brannt- 
weins, dessen  Alkoholgehalt  bestinmit  wurde,  werden  bei  15^  C.  in 
einem  geeichten  Meßkölbchen  abgemessen  und  in  eine  Flasche  yon  etwa 
400  ccm  Inhalt  gegossen.  Die  Tafel  No.  II  (S.  576 — 578)  lehrt,  wie  viel 
ccm  destilliertes  Wasser  von  15^  C.  zu  100  ccm  Branntwein  von  dem  vorher 
bestimmten  Alkoholgehalt  zugefügt  werden  müssen,  um  einen  verdünnten 
Branntwein  von  annähernd  24,7  Gewichtsprozent  Alkohol  zu  erhalten. 
Man  läßt  die  aus  der  Tafel  II  sich  ergebende  Menge  Wasser  von  15^  C. 
aus  einer  genau  geeichten  Bürette  zu  dem  Branntwein  fließen,  mischt 
die  Flüssigkeit  gut  durch  und  bestinmit  bei  15^  C.  das  spezifische  Ge- 
wicht. Ist  der  Alkoholgehalt  des  verdünnten  Branntweins  höher  als 
24,7  Gewichtsprozent,  so  setzt  man  nocb  eine,  nach  Maßgabe  der  Tab.  II 
berechnete  Menge  Wasser  von  15^  C.  zu;  ist  der  Alkoholgehalt  des  ver- 
dünnten Branntweins  niedriger  als  24,7  Gewichtsprozent,  so  entnimmt 
man  aus  der  Tab.  I  die  Anzahl  der  ccm  absoluten  Alkohols  von  15^  C, 
die  auf  100  ccm  des  verdünnten  Branntweins  zuzusetzen  sind.  Das  Ab- 
messen des  zuzusetzenden  absoluten  Alkohols  geschieht  mit  einer  Pipette 
oder  Bürette,  die  in  Fünfzigstel-  oder  Hundertstel-Kubikzentimeter  ein- 
geteilt ist. 


574 


Branntwein  und  Liköre. 


Tab.I 

(znr  FuselÖlbestimmang). 

Bereitung  des  Branntweins  von  24,7  Gewichtsprozent  (=30  Yolam- 
prozent)  aas  niedrigerprozentigem  mittels  Zusatzes  yon  absolutem 

Alkohol  bei  15«  C. 


Zu 

Sind 

Zu 

Sind 

Zu 

Sind 

Zu 

Sind 

100  ccm 

hineuzu- 

100  ccm 

hinzuzu- 

100 ccm 

hinzuzu- 

100 ccm 

hinzuzu- 

Brannt- 

setzen: 

Brannt- 

setzen: 

Brannt- 

setzen: 

Brannt- 

setzen: 

wein  von 

absolut. 

wein  von 

absolut. 

wein  von 

absolut 

wein  von 

absolut. 

Gewichts- 

Alkohol 

Gewichts- 

Alkohol 

Gewichts- 

Alkohol 

Gewichts- 

Alkohol 

proz. 

ccm 

proz. 

ccm 

proz. 

ccm 

proz. 

ccm 

2250 

3-52 

28-06 

2-63 

2360 

1-74 

24-16 

0-85 

22-55 

3-44 

23-10 

2-55 

23-65 

1-66 

24-20 

0-77 

22-60 

3-36 

23-15 

2-47 

23-70 

1-58 

24  25 

069 

22-65 

8-28 

23-20 

2-39 

23-75 

1-50 

24-30 

0-61 

2270 

3-20 

23-25 

2-31 

23-80 

1-42 

24-35 

0-53 

22-75 

3-11 

23-30 

223 

23-85 

1-34 

24-40 

0-45 

22-80 

3-04 

23-35 

215 

23-90 

1-26 

24-45 

0-37 

22-85 

2-96 

23-40 

2-07 

2395 

118 

24-50 

0-29 

22-90 

2-88 

23-45 

1-98 

2400 

109 

24-56 

0-21 

22-95 

2-79 

23-50 

1-90 

24-05 

101 

24-60 

012 

23-00 

2-71 

23  55 

1-82 

2410 

0-93 

24-65 

0-04 

Beträgt  der  Alkoholgehalt  des  Yerdünnten  Branntweins  nicht 
weniger  als  24,6  und  nicht  mehr  als  24,8  Gewichtsprozent,  so  wird  er 
durch  den  berechneten  Wasser-  resp.  Alkoholzusatz  hinreichend  genau 
auf  24,7  Gewichtsprozent  gebracht;  yon  einer  nochmaligen  Alkohoibe- 
Stimmung  kann  in  diesem  Falle  abgesehen  werden.  Wird  dagegen  der 
Alkoholgehalt  des  yerdünnten  Branntweins  kleiner  als  24,6,  oder  gröBer 
als  24,8  Gewichtsprozent  gefunden,  so  muB  der  Alkoholgehalt  nach  Zu- 
gabe der  berechneten  Menge  Wasser,  bezw.  Alkohol,  nochmals  bestimmt 
werden,  um  festzustellen,  ob  er  nunmehr  hinreichend  genau  24,7  Gewichts- 
prozent ist.  Ein  hierbei  sich  ergebender  Unterschied  muB  durch  einen 
dritten  Zusatz  yon  Wasser,  bezw.  Alkohol,  nach  MaBgabe  der  Tafeln  II, 
bezw.  I,  ausgeglichen  werden. 

AiMBchüUein  des  verdünnten  Branntweins  van  24,7  CfewiehiS' 
Prozent  Alkohol  mit  Chlorofomt*  Zwei  genau  geeichte  Schüttel- 
apparate werden  in  zwei  geräumige,  mit  Wasser  gefüllte  Zylinder  ge- 
senkt imd  das  Wasser  auf  die  Temperatur  15^0.  gebracht.  Sodann 
gieBt  man  imter  Anwendung  eines  Trichters,  dessen  in  eine  Spitze  aus- 
laufende Röhre  bis  zu  dem  Boden  der  Schüttelapparate  reicht,  in  jeden 
der  beiden  Schüttelapparate  etwa  20  ccm  Chloroform  yon  15^  G.  und 
stellt  die  Oberfläche  des  Chloroforms  genau  auf  den  untersten,  die  Zahl 
20  tragenden  Teilstrich  ein;    einen  etwaigen  ÜberschuB  an  Chloroform 


Bestimmimg  des  FaselÖls.  575 

nimmt  man  mit  einer  langen,  in  eine  Spitze  auslaufenden  Glasröhre  mit 
der  Vorsicht  aus  den  Apparaten,  daß  die  Wände  derselben  nicht  Ton 
Chloroform  benetzt  werden.  In  jeden  Apparat  gibt  man  100  ccm  des 
auf  einen  Alkoholgehalt  von  24,7  Gewichtsprozent  und  auf  eine  Tem- 
peratur von  15®  C.  gebrachten  Branntweins  und  läßt  je  1  ccm  ver- 
dünnte Schwefelsäure  vom  spezifischen  Gewicht  1,286  bei  15®  C.  zu- 
fließen. Man  verstopft  die  Apparate  und  läßt  sie  zum  Ausgleich  der 
Temperatur  etwa  Y4  Stunde  in  dem  Kühlwasser  von  15®  0.  schwimmen. 
Dann  nimmt  man  einen  gut  verstopften  Apparat  aus  dem  Kühlwasser 
heraus,  trocknet  ihn  äußerlich  rasch  ab,  läßt  durch  Stürzen  des  Apparats 
den  ganzen  Inhalt  in  den  weiten  Teil  des  Apparates  fließen,  schüttelt 
das  Flüssigkeitsgemenge  ca.  150  mal  kräftig  durch  und  senkt  den 
Apparat  wieder  in  das  Kühlwasser  von  15®  C,  genau  ebenso  verfährt 
man  mit  allen  anderen  Apparaten.  Zur  Ersparnis  an  Zeit  und  zur 
Erhöhung  der  Sicherheit  ist  es  sehr  zu  empfehlen,  eine  größere  Anzahl 
von  Apparaten  zugleich  mit  einer  maschinellen  Einrichtung,  wie  sie  in 
der  Zsch.  angew.  Chemie  1893,  132  beschrieben  ist,  zu  schütteln.  Das 
Chloroform  sinkt  rasch  zu  Boden;  kleine,  in  der  Flüssigkeit  schwebende 
Chloroformtröpfchen  bringt  man  durch  Neigen  und  Quirlen  der  Apparate 
zum  Niedersinken.  Temperaturschwankungen  im  Kühlwasser  sind  sorg- 
faltig zu  vermeiden.  Wenn  das  Chloroform  Bich  vollständig  gesammelt 
hat,  wird  sein  Volumen,  d.  h.  der  Stand  des  Chloroforms  in  der  ein- 
geteilten Röhre,  abgelesen. 

Berechnung  der  Menge  des  in  dem  Branntwein  enUuUtenen 
JPusdMs.     Zur   Berechnung   des    Gehalts  der  BraliDtweine    an  Fuselöl 
muß  die  Yolumenvermehrung  bekannt  sein,  welche  das  Chloroform  beim 
Schütteln  mit  vollkonmien  reinem  Weingeist  von  24,7  Gewichtsprozent 
Alkohol   erfährt.     Man   bestimmt    diese   in    der  Weise,    daß   man   sich 
aus   dem   reinsten  Erzeugnisse   der  Branntweinrektiflkation,    dem  soge- 
nannten neutralen  Weinsprit,  einen  vollkommen  fuselfreien  Alkohol  her- 
stellt,   indem   man  eine  genügende  Menge  desselben  unter  Zusatz  von 
einigen  Tropfen  Natronlauge  destüliert,  die  zuerst  übergehenden  20  Proz. 
und    die  zuletzt   übergehenden  60  Proz.  unberücksichtigt    läßt   und  die 
mittlere  Fraktion  einer  nochmaligen   langsamen  Destillation  unterwirft, 
unter  Ausscheidung  des  zuerst  und  zuletzt  übergehenden  Produkts.    Das 
so  gewonnene,   fuselfreie    Destillat   wird   nach    den   vorstehenden   Vor- 
schriften   auf   24,7   Gewichtsprozent   verdünnt    und    das    Volumen    des 
Chloroforms  nach  dem  Schütteln  festgestellt.    Wegen  der  grundsätzlichen 
Bedeutung  dieses  Versuchs  mit   reinstem  Branntwein  ist  der  Alkohol- 
gehalt mit  größter  Genauigkeit  auf  24,7  Gewichtsprozent  zu  bringen  und 
die  Ermittelung  des  Chloroformvolumens  für  jeden  Schüttelapparat  drei- 
bis  fünfmal  zu  wiederholen. 


576 


Branntwein  und  Liköre. 


Tab.  n. 


Verdünnung 

Ton   h« 

^herprozenti 

[gern  Branntwein  aaf  24,7  Ge- 

Zu  100  ccm 
Branntwein  von 
Gewichtsprozent 

g  Bind  zuzusetzen 
B          Wasser 

Zu  100  ccm 
Branntwein  von 
Gewichtsprozent 

o  Sind  zuzusetzen 
B          Wasser 

Zu  100  ccm 
Branntwein  von 
Gewichtsprozent 

o  Sind  zuzusetzen 
B          Wasser 

Zu  100  ccm 
Branntwein  von 
Gewichtsprozent 

g  Sind  zuzusetzen 
B         Wasser 

Zu  100  ccm 
Branntwein  von 
Gewichtsprozent 

^  Bind  zuzusetzen 
B         Wasser 

Zu  100  ccm 
Branntwein  von 
Gewichtsprozent 

c 

9 

a 
ccm 

24-7 

0-1 

29-2 

17-6 

33-7 

34-8 

38-2 

51-7 

42-7 

68-2 

47-2 

84-4 

24-8 

0-5 

29-3 

180 

33-8 

35-2 

38-3 

521 

42-8 

68-6 

47-3 

84-8 

24-9 

0-9 

29-4 

18-3 

33-9 

355 

38-4 

52-4 

42-9 

69-0 

47-4 

851 

250 

1-3 

29-5 

18-7 

34-0 

35-9 

38-5 

52-8 

43-0 

69-8 

47-5 

85-5 

251 

1-7 

29-6 

191 

341 

36-3 

38-6 

53-2 

43-1 

69-7 

47-6 

85-8 

25-2 

20 

29-7 

19-5 

34-2 

36-7 

38-7 

53-5 

43-2 

70-0 

47-7 

86-2 

25-3 

2-4 

29-8 

19-9 

34-3 

371 

38-8 

53-9 

43-8 

70-4 

47-8 

86*5 

25-4 

2-8 

29-9 

20-3 

34-4 

37-4 

38-9 

54-8 

43-4 

70-8 

47-9 

86-9 

25-5 

3-2 

800 

20-7 

34-5 

37-8 

390 

54-7 

43-5 

711 

48-0 

87-2 

25-6 

3-6 

80-1 

21-0 

84-6 

38-2 

391 

55-0 

43-6 

71-5 

481 

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577 

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Tabelle  IL     (FoTtsetzuDg.) 


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226'9 

97-0 

335-6 

79-2 

187-9 

82-8 

198.2 

86-4 

208-2 

90K) 

217-9 

93-6 

227-1 

97-1  i  23Ö-7 

79-8 

188-2 

82-9 

198-5 

86-6 

208-6 

90-1 

218-1 

98-7 

2274 

97-2  ;  235-9 

79-4 

188-6 

88-0 

198-8 

86-6 

208'8 

90-2 

218-4 

938 

2276 

97-8 

236-2 

79B 

188-8 

83'1 

199-1 

86-7 

209-0 

90-3 

218-7 

93-9 

227-9 

97-4 

236-4 

79-6 

189-1 

83-2 

199-4 

86-8 

209-3 

90-4 

218-9 

94-0 

228-1 

97-5 

236-6 

79-7 

189-4 

83-3 

199-6 

86-9 

209-6 

90-5 

219-2 

94-1 

228-4 

97-6 

236-9 

79-8 

189-6 

88-4 

199-9 

87-0 

2099 

90-6 

219-4 

942 

228-6 

97-7 

2371 

79-9 

189-9 

88-6 

200-2 

87-1 

2101 

90-7 

219-7 

94-3 

228-9 

97-8 

237-3 

80fl 

190-2 

83-6 

200-5 

87-2 

2104 

90'8 

220O 

94-4 

2291 

97-9 

237« 

BO-1 

190-6 

88-7 

200-8 

87-3 

2107 

90-9 

220-2 

94-5 

229-4 

98-0 

237-8 

80-2 

190-8 

88-8 

201-0 

87-4 

2109. 

91-0 

220-5 

94-6 

229-6 

98-1 

288-1 

80-3 

1911 

88-9 

201-3 

87-5 

211-2 

91-1 

220-7 

94-7 

2299 

98-2 

288-3 

80-4 

191-4 

64-0 

201-6 

87-6 

211-5 

91  2 

221-0 

94-8 

280-1 

98-3 

238-5 

80-6 

191-7 

84-1 

201-9 

87-7 

2117 

91-3 

221-8 

94-9 

230-4 

98-4 

388-8 

80-6 

192-0 

84-2 

202-1 

87-8 

212-0 

91-4 

221-5 

96-0 

230^ 

98-5 

2390 

80-7 

1922 

84-3 

202-4 

87-9 

212-8 

91-5 

221-8 

961 

280-9 

98-6 

239-2 

80-8 

192-5 

844 

202-7 

88-0 

213-6 

91-6 

222-0 

96-2 

231-1 

98-7 

239^5 

80^ 

192-8 

84-B 

205-0 

881 

212-8 

91-7 

222-8 

95-3 

231-3 

98-8 

239^ 

81-0 

198-1 

84-6 

203-3 

86>a 

2131 

91-8 

222-5 

95-4 

231-6 

98-9 

23»« 

811 

193-4 

84-7 

2035 

88-8 

218-4 

91-9 

222-8 

95-5 

231-9 

99-0 

240-1 

812 

193-7 

84-8 

208-8 

88-4 

213-6 

92-0 

228-1 

95-6 

2821 

99-1 

240-4 

81-8 

194-0 

84-9 

204-1 

213-9 

92-1 

223-3 

96-7 

2323 

99-2 

34(W 

81-4 

194-8 

SMi 

204-4 

88-6 

2U-2 

92-2 

223-6 

95-8 

232-6 

99  3  ,  240-8 

81-6 

194-& 

851 

204-6 

88-7 

214-4 

92-3 

223-8 

95-9 

232-8 

994     241-1 

81-6 

194-S 

86-2 

2049 

88-8 

214.7 

92-4 

2241 

960 

2331 

99-5     241-8 

81-7 

1961 

85-3 

205-2 

889 

216-0 

92-5 

2243 

96-1     233-3 

99-6  [  241-5 

81-8 

195-4 

86-4 

2055 

89-0 

215-2 

92-6 

2246 

96-2     233-5 

997  1  241-8 

81-9 

195-7 

85-5 

205-7 

89-1 

215-6 

92-7 

2249 

96-8 

288-8 

99-8     242K) 

82-0 

196-0 

85-6 

2060 

89-2 

216-8 

92-8 

225-1 

96-4 

284-0 

99^     242-2 

821 

196-2 

86.7 

206-3 

89-3 

216-0 

92-9 

2^-4 

96-6 

334-8 

10(H)  1  342-4 

82^ 

196-6 

86-8 

206-6 

89-4 

216-8 

93-0 

226-6 

Dieser  Versuch  mit  reinem  Branntwein  miiB  für  jedes  neue  Chloro- 
form und  jeden  neuen  Apparat  wieder  angestellt  werden;  solange 
dasselbe  Chlorofonn  und  dieselben  Apparate  in  Anwendung  kommen, 
ist  nur  eine  Versuchsreihe  nötig.  Man  mache  daher  den  Versuch  mit 
einem   Chloroform,   von    dem   eine  grOfiere  Menge  zur  Verfügung  steht. 


Bestimmang  des  Faselöls.  .    579 

Das .  Chloroform   ist   Yor  Licht   geschützt,    am   besten  in  Flaschen  aus 
braunem  Glase,  aufzubewahren. 

Ist  das  Chloroformrolumen  nach  dem  Ausschütteln  des  zu  unter- 
suchenden Branntweins  gleich  a  ccm,  femer  das  Chloroformyolumen  nach 
dem  Ausschütteln,  des  reinsten  Weinsprits  gleich  b  ccm,  so  ziehe  man 
b  Ton  a  ab.  Je  nachdem  a-^-b  kleiner  oder  gröBer  ist  als  0,9  ccm,  ent- 
hält der  Branntwein-  weniger  oder  mehr  als  2  Gewichtsprozent  Fuselöl 
auf  100  Gewichtsteile  wasserfreien  Alkohol.  Die  Zahl  der  Grewichts- 
prozente  an  Fuselöl  bis  zu  5  Proz.  erhält  man  durch  Multiplikation  der 
Differenz  a — b  mit  2,22.  Die  Untersuchung  gewöhnlicher  Branntweine 
auf  ihren  Fuselgehalt  macht  nach  der  im  vorstehenden  beschriebenen 
Methode  keine  Schwierigkeiten,  dagegen  ist  bei  der  Prüfung  sehr  fu sei- 
ar9L;er  Sprite  eine  besondere  Anreicherung  des  Fuselöls  nötig.  Diese 
.erreicht  man  nach  A.  Stutzer  und  R.  Maul  (Zsch.  f.  anal.  Chem.  1896, 
.8.  159),  indem  man  1000  ccm  Sprit  und  100  g  trockene  Pottasche  in 
einen  groBen  Kolben  bringt,  die  Pottasche .  einige  Stunden  einwirken 
läßt  und  dann  im  Salzbad  7a  ^  abdestillierti  Hierauf  wird  die  Vorlage 
gewechselt  und  der  Alkohol  vollends  abdestilliert.  Zu  der  Ppttasche 
gibt  man  nach  dem  Erkalten  ^j^  1  Wasser,  destilliert  im  Paraf&nbad 
100  ccm  ab,  yereinigt  die  beiden  letzten ,  Destillate,  füllt  auf  500  ccm 
auf  und  bringt  das  ■, Gemisch,  das  alles  Fuselöl  enthält,  auf  einen 
Alkoholgehalt  yon  24,7  Gewichtsprozent.  Zur  Untersuchung  dieser,  trotz 
der  Anreicherung  des  Fuselöls  immer  noch  fuselarmen  Flüssigkeiten,  ist 
die  Anwendung  empfindlicherer  Schüttelapparate  als  die  beschriebenen 
zu  empfehlen.  A.  Stutzer  gibt  zu  diesem  Zweck  dem  Schütte! apparat 
eine  !Form  und  Größe,  daß  derselbe  gestattet,  anstatt  100  ccm  24,7-proz. 
Alkohols  250  ccm  auf  einmal  auszuschütteln.  Die  Menge  des  Chloro- 
forms bleibt  20  ccm;  die  der  Schwefelsäure  erhöht  sich  dagegen,  ent- 
sprechend der  größeren  Menge  Branntwein,  auf  ^,5  ccm.  Da  eine  An- 
reicherung des  Fuselöls  im  Feinsprit  im  Verhältnis  von  1 : 4  möglich  ist 
und  der  Stutzersche  Apparat  bei  einer  Einteilung  in  0,02  ccm  noch  eine 
schätzungsweise  Ablesung  von  0,01  ccm  ermöglicht  (weil  der  Zwischenraum 
zwischen  2  Teilstrichen  1,2  mm  beträgt),  so  kann  nach  den  Angaben 
Yon  Stutzer  mit  diesem  Apparat  eine  Genauigkeit  des  Nachweises  yon 
0,05  Volumprozent  Fuselöl  im  100- proz.  Sprit  erzielt  werden. 

Das  Verfahren  yon  E.  Beckinann  und  H.  Brüggemann. 
(Zsch.  f.  Untersuchang  v.  Nahrungs-  u.  Gennßmittel  1899,  Heft  9,  S.  709.) 

Diese  Methode  beruht  auf  der  Überführung  der  Alkohole  in  die 
£stei^  der  salpetrigen  Säure.  Äthylnitrit  siedet,  bei  16^0.,  Amylnitrit 
bei  >99°;  dieses  Verhalten  ermöglicht  eine  rasche  und  sichere  Trennung 
beider  Alkohole  durch  Destillationl 

37  ♦ 


Bnnntwein  and  Liköre. 

Dieses  Yerfahren  wird  yon  E.  Windiscb  und  W.  Fresenius  wegen 
seiner  Genauigkeit  und  Einfachheit  empfohlen  (Ber.  d.  V.  internationalen 
Kongresses  für  angew.  Chemie,  Bd.  III,  S.  1008). 

IG.  Begtlmmunsr  der  Gesamtester. 

100  ccm  Branntwein  werden  in  eine  mit  yerdünntem  (etwa  50-proz.), 
chemisch  reinem  Alkohol  beschickte  Yorlage  so  abdestilliert,  daß  die 
zuerst  übergehenden  Teile  (auch  die  übergehende  Luffc),  um  Yerluste  za 
yermeiden,  in  den  yerdünnten  Alkohol  eingeleitet  werden;  das  Destillat 
wird  mit  Y^q  N.-Alkali  genau  neutralisiert  (Indikator  Phenolphtalein),  mit 
einer  genau  gemessenen,  überschüssigen  Menge  Yiq  N.-Alkali  10  Minuten 
am  RückfluBkühler  gekocht  und  mit  Yiq  N.-Schwefelsäure  zurücktitriert. 
Die  Anzahl  ccm  Yiq  N.-Alkali,  welche  zum  Verseifen  der  in  100  ocm 
Branntwein  enthaltenen  £ster  erforderlich  sind,  wird  als  Esterzahl  be- 
zeichnet, oder  man  berechnet  daraus  die  Menge  der  Ester  als  Esaigester. 

Nach  Milan  Bajic  gibt  die  kalte  Yerseifung  (24  stündiges  Stehen- 
lassen des  Branntweins  mit  dem  überschüssigen  Alkali)  sicherere  Resultate 
(Ber.  d.  Y.  internationalen  Kongresses,  Bd.  III,  S.  1014). 

11.   Prüfonfi:  auf  Aldehyd. 

Yon  einer  genügenden  Menge  Branntwein  (400 — 500  ccm)  wird  mit 
den  gleichen  Yorsichtsmafiregeln  wie  bei  No.  10  Ys  abdestilliert  und  die 
eine  Hälfte  des  Destillats  mit  ammoniak alischer  Silberlösung  erwärmt; 
entsteht  ein  schwarzer  Niederschlag,  so  läßt  dies  auf  Aldehyd  schlieden. 
Zur  Sicherheit  prüft  man  die  andere  Hälfte  des  Destillats  nach  Windisch 
(Zsch.  f.  Spiritusind.  1896,  S.  19),  indem  man  zu  demselben  in  einer 
weißen  Porzellanschale  tropfenweise  von  einer  frisch  bereiteten,  10-proz. 
Lösung  Yon  reinstem,  salzsaurem  Metaphenylendiamin  gibt.  Aldehyd 
erzeugt  in  2 — 4  Minuten  an  der  Berührungsstelle  beider  Flüssigkeiten 
eine  gelbe  bis  gelbrote  Zone,  es  ist  jedoch  zu  beachten,  daß  nach 
länger  als  5  Minuten  dieselbe  Reaktion  auch  bei  reinem  Alkohol  ein- 
tritt. Mit  salzsaurem  Metaphenylendiamin  läßt  sich  noch  die  Anwesenheit 
von  1  Yolum  Aldehyd  in  100000  Yolum  Branntwein  sicher  erkennen 
(Zsch.  f.  anal.  Chem.  1892,  S.  98). 

Über  die  quantitative  Bestimmung  des  Aldehyds  siehe  Zeitschrift 
f.  analyt.  Chem.  1892,  S.  585  oder  Forschungsberichte  über  Lebensmittel 
1895,  2,  299. 

12.  Kaehwels  von  Furftiroi. 

Auf  10  ccm  des  wie  bei  10  gewonnenen  Destillats  gibt  man  0,5  ccm 
farbloses  Anilin  und  2 — 3  Tropfen  Salzsäure  vom  spez.  Gew.  1,125  oder 
konzentrierte  Essigsäure,  mischt  und  beobachtet  nach  20 — 30  Minuten. 


Aldehyd.    Fuiforol.    Farbstoffe  etc.  581 

Ist  eine  .rosarote  Färbung  eingetreten,  so  ist  Furfurol  Torhanden.  Diese 
Reaktion  kann  aacb  zur  quantitativen  Bestimmung  des  Furfurols  auf 
kolorimetriscbem  Wege  benutzt  werden  (Zsch.  f.  anal.  Chemie  1892, 
S.  98  und  585). 

Ein  einfaches  Verfahren  zur  Prüfung  von  Sprit  auf  einen  Gehalt 
an  leicht  oxydierbaren  Körpern  wie  Aldehyd,  Furfurol  u.  s.  w.  bildet 
die  Barbetsche  Permanganatmethode  (Zsch.  f.  anal.  Chemie  1892,  S.  99). 
Diese  beruht  darauf,  daß  Äthylalkohol  nur  sehr  langsam  auf  Permanganat 
einwirkt,  während  die  Verunreinigungen  im  Sprit  dasselbe  rasch  redu- 
zieren. Wenn  nun  allerdings  die  Entfärbungsdauer  fOr  die  einzelnen 
Nebenprodukte  der  Gärung  und  Destillation  auch  eine  yerschiedene 
ist,  so  läßt  sie  doch  Schlüsse  zu  in  Bezug  auf  die  Gesamtheit  der  auf 
Permanganat  wirkenden  Stoffe,  so  daß  sich  mit  Hilfe  derselben  die  ver- 
schiedenen Spritsorten  charakterisieren  lassen.  Voraussetzung  ist  dabei, 
daß  die  Sprite  nicht  in  hölzernen  Gebinden  gelagert  waren  und  daraus 
organische  Stoffe  aufgenommen  hatten. 

Zur  Charakterisierung  der  einzelnen  Spritsorten  stellt  z.  B.  die 
schweizerische  Alkoholverwaltung  (Zsch.  f.  anal.  Chemie  1892,  S.  99) 
folgende  Anforderungen:  Wein-  und  Primasprite  sollen  bei  der  Prüfung 
mit  salzsautem  Phenylendiamin  keine  Reaktion  geben.  Weinsprite,  welche 
bei  der  Permanganatreaktion  (auf  50  ccm  des  auf  95  Vol.-Proz.  gebrachten 
Sprits  läßt  man  1  ccm  einer  0,02-proz.  Chamäleonlösung  einwirken)  eine 
Entfarbungsdauer  von  weniger  als  30  Minuten  aufweisen,  und  Primasprite, 
die  sich  in  weniger  als  15  Minuten  entfärben,  sind  zu  beanstanden. 
Feinsprite,  welche  die  Permanganatlösung  in  weniger  als  1  Minute  ent- 
färben, sind  als  ungenügend  zu  betrachten.  Sämtliche  Sprite  sollen  frei 
von  Furfurol  sein. 

13.  Fremde  Farbstoffe  and  sdiAdliohe  Bitterstoffe. 

Zu  den  erlaubten  Farben  gehören: 

Für  rot:    Kochenille,  Karmin,  Krapprot,  (Saft  von  roten  Rüben 
und  Elirschen); 

-  gelb:  Safran,  Saflflor,  Kurkuma  (Ringelblumen,  Gelbbeeren); 

-  blau:    Indigo,  Lackmus,  Saftblau; 

-  grün:    Mischungen  der  gelben  und  blauen  Farben; 
'     violett:    Mischungen  der  blauen  und  roten  Farben; 

-  braun:    gebrannter  Zucker  und  Lakritzensaft. 

AuBer  diesen  Farbstoffen  werden  zum  Färben  der  Liköre  noch  die 
mannigfaltigsten  anderen,  namentlich  auch  Anilinfarben  verwandt.  Zur 
Prüfung  auf  diese  Farben  wird  nach  denjenigen  Methoden  verfahren, 
wie  sie  für  Wein  resp.  bei  der  Untersuchung  von  Konditoreiwaren  vor- 
geschrieben sind. 


582  Branntwein-  und  Liköre. 

Was  das  künstliche  Färben  bei  den  eigentlichen  Branntweinen 
betrifft,  so  hat  dasselbe  im  allgemeinen  nur  den  Zweck,  diesen  das 
Aussehen  einer  alten,  abgelagerten  Ware  zu  geben.  Die  häufigste  Ver- 
wendung in  diesem  Sinne  findet  die  Zuckercouleur  oder  der  Karamel. 
Der  Nachweis  dieses  Färbemittels  geschieht  nach  der  Methode  von 
Amthor  (Zsch.  f.  anal.  Chemie  1885,  24,  30  und  1890,  89,  291).  Zu 
10  ccm  Branntwein  werden  30 — 50  ccm  Paraldehyd  uud  so  viel  Alkohol 
gegeben,  daß  die  Flüssigkeiten  sich  mischen.  Nach  24-stündigem  Stehen 
hat  sich  der  Karamel  als  bräunlichgelbe  bis  braungelbe,  an  den  Wan- 
dungen des  Gefäßes  fest  anhaftende  Masse  abgesetzt.  Man  gießt  die 
Flüssigkeit  ab,  löst  den  Niederschlag  in  Wasser,  komsentriert  auf  dem 
Wasserbad,  filtriert  ab  und  prüft  das  Filtrat  auf  Zucker,  indem  man 
dasselbe  mit  1  g  salzsaurem  Phenylhydrazin  und  2  g  essigsaurem  Natron 
erwärmt.  Ist  Zucker  Torhanden,  so  bewirkt  dieser  eine  gelbe  bis  rötliche 
Färbung,  oder  es  entsteht  ein  gelber  Niederschlag  der  sich  in  Ammoniak 
löst  und  durch  Salzsäure  wieder  in  Flocken  ausgeschieden  wird. 

Da  der  Karamel  immer  etwas  unveränderten  Rohrzucker  enthält, 
so    kann   man   in    zuckerfreien  Branntweinen    durch   den  Nachweis   des 

» 

letzteren  das  Vorhandensein  von  Karamel  konstatieren. 

Ist  die  gelbe  .oder  bräunlichgelbe  Färbung  eines  Branntweins  die 
natürliche,  beim  längeren  Lagern  desselben  in  Holzgebinden  durch 
Extraktion  von  Holzfarbstoffen  entstandene,  so  gibt  sich  dies  daran  zu 
erkennen ,  daß  bei  Zusatz  von  Eisenchloridlösung  zu  einem  solchen 
Branntwein  eine  schwarzgrünliche  Färbung  erzeugt  v^ird. 

14.  Kachweifl  von  Bitterstoffen. 

Zur  Bereitung  der  bitteren  Liköre  werden  zuweilen  gesundheits- 
schädliche Bitterstoffe  wie  Lärchenschwamn^  Gummjgutti,  Sennesblätter, 
Rhabarber  und  am  häufigsten  Aloe  yerwendet.  Die  Untersuchung  auf 
solche  Bitterstoffe  und  sonstige  Pflanzenstoffe  ist  nach  D ragen dorff - 
Kubicki  (Zsch.  f.  anal.  Chemie  1874,  18,  67)  auszuführen. 

15«   Nachweis  von  Denaturierunirsmitteln  im  Branntwein. 

Ein  Gehalt  an  Denaturierungsmitteln  im  Branntwein  kann  sowohl 
durch  den  Nachweis  des  Pyridins  als  auch  des  Holzgeistes  festgestellt 
werden. 

Der  Nachweis  des  Pyridins  geschieht  mittels  Chlorkadmium. 
Dieses  erzeugt  bei  einem  erheblichen  Gehalt  an  Pyridin  einen  weißen, 
krystallinischen  Niederschlag,  der  die  Flüssigkeit  Tollständig  durchsetzt; 
bei  starker  Verdünnimg  des  Pyridins  tritt  der  Niederschlag  erst  nach 
einiger  Zeit  und  entsprechend  schwächer  ein. 


DenatarienmgBmittel.  583 

Warde  dem  Branntwein  zur  Entfernung  des  Pyridingeruches  eine 
Säure  zugesetzt,  so  bleibt  der  Niederschlag  auf  Zusatz  von  Chlor- 
kadmiuxn  ganz  aus,  durch  Schütteln  des  Branntweins  mit  Magnesia 
gelingt  es  jedoch  leicht,  das  gebundene  Pyridin  wieder  abzuscheidäi 
und  im  Filtrat  mit  Chlorkadmium  nachzuweisen.  Diesen  Verhältnissen 
ist  auch  in  den  amtlichen  Vorschriften  zur  Prüfung  von  Branntwein  auf 
Pyridin  Rechnung  getragen.  Nach  diesen  Vorschriften  prüft  man  den 
Branntwein  mit  blauem  Lackmuspapier. 

a)  Dieses  bleibt  blau.  Dann  werden  10  ccm  des  Branntweins  mit 
5  ccm  einer  alkoholischen  5-proz.  Lösung  Ton  wasserfreiem  Kadmium- 
chlorid versetzt  und  gut  >  durchgeschüttelt.  Entsteht  sofort  eine  Aus- 
scheidung, so  liegt  denaturierter  Branntwein  Tor;  entsteht  die  Ausscheidung 
erst  nach  einiger  Zeit,  so  liegt  ein  Gemisch  Ton  denaturiertem  und  nicht- 
denaturiertem Branntwein  vor. 

b)  Der  Streifen  Lackmus  wird  gerötet.  Dann  werden  10  ccm  des 
Branntweins  mit  1  g  gebrannter  Magnesia  gut  durchgeschüttelt  und 
filtriert.  Das  Filtrat,  welches  blaues  Lackmuspapier  nicht  mehr  röten 
darf,  wird  nach  der  Anleitung  a)  untersucht. 

Auch  die  Methode  Ton  SchweisQinger  gründet  sich  darauf,  die 
Gegenwart  von  Denaturierungsmitteln  im  Branntwein  durch  den  Nach- 
weis des  Pyridins  festzustellen.  10  ccm  des  zu  untersuchenden  Brannt- 
weins werden  mit  10  Tropfen  einer  konzentrierten  alkoholischen  Queck- 
silberchloridlösung  versetzt,  umgeschüttelt  und  der  Ruhe  überlassen.  Bei 
Anwesenheit  von  Pyridin  entsteht  ein  dicker,  weiBer,  krystallinischer 
Niederschlag.  Durch  diese  Reaktion  läßt  sich  noch  ein  Zusatz  von  5  Prdz» 
denaturiertem  Spiritus  =  0,025  Proz.  Pyridin  im  Branntwein  nachweisen. 

Es  ist  imgezeigt,  zur  Eontrolle  einen  Parallelyersuch  mit  10  ccm 
reinem  Alkohol  auszuführen. 

Ist  der  Branntwein  zuckerhaltig,  so  muß  die  Prüfung  im  Destillat 
vorgenommen  werden. 

Zur  quantitativen  Bestimmung  des  Pyridins  kann  dasselbe,  vermöge 
seiner  '  basischen  Natur,  direkt  mit  Yi^  N.-Säure  titriert  werden.  Als 
Indikator  dient  Methylorange.  1  ccm  y^^  N.-Säure  entspricht  0,0079  g 
Pyridin.  Dieses  Verfahren  ist  auch  bei  Gegenwart  von  Zucker  und 
ätherischen  Ölen  anwendbar.  Da  Phenolphtalein  gegen  Pyridin  indifferent 
ist,  so  kann  jä&n  sich  durch  gleichzeitige  Anwendung  dieses  Indikators 
von  der  Abwesenheit  der  Alkalien  überzeugen,  indem  man  mit  Y,o  N.-Säur6 
titriert,  bis  die  anfangs  goldgelbe  Farbe  in  weinrot  übergeht. 

Der  Nachweis  des  Methylalkohols  geschieht  nach  dem  Verfahren 
von  A.  Riche  und  Ch.  Bardy  (Compt.  rend.  1875,  80,  1076;  Monit^ 
scientif.  (8)  1875,  5,  627)  sowie  von'  K.  Windisch'  (Arb.  a.  d.  Kaiserl. 
Gesundheitsamt  1893,  8,  286),  welches  darauf  beruht,  daß  Dimethylanili]> 


584  Branntwein  und  Liköre. 

bei  der  Oxydation  einen  violette]^  Farbstoff,  Methjlviolett,  liefert, 
während  bei  der  Oxydation  des  Diätbylanilins  kein  ähnlicher  Farbstoff 
entsteht.  Was  die  Ausführung  dieser  Methode  anbetrifft,  so  sei  hier 
auf  die  oben  angegebenen  Originalarbeiten  verwiesen. 

16.  Kachweis  Ton  renatmlertem  Spiritus  in  Spirituosen. 

Nach  H.  Herzfeld  gelingt  es  leicht,  das  Pyridin  durch  Zusatz 
von  ca.  10  mal  so  viel  Schwefelsäure,  als  zu  seiner  Neutralisation  erforder- 
lich ist,  und  nachfolgende  Destillation  ToUkommen  aus  dem  denaturierten 
Spiritus  abzuscheiden,  während  das  im  Denaturierungsholzgeist  zu  ca. 
30  Proz.  vorhandene  Aceton  selbst  auf  guten  Rektifizierapparaten  nicht 
durch  Destillation  abgeschieden  werden  kann.  Aus  diesem  Grunde 
empfiehlt  es  sich,  einen  Gehalt  an  renaturiertem  Spiritus  durch  das 
Vorhandensein  von  Aceton  nachzuweisen.  Die  qualitative  Prüfung  auf 
Aceton  geschieht  in  ammoniakalischer  Lösung,  der  man  eine  Auflösung 
von  Jod  in  Jodammonium  zusetzt.  Bei  Gegenwart  von  Aceton  entsteht 
ein  Niederschlag  von  Jodoform. 

Die  quantitative  Bestimmung  kann  nach  der  Methode  von  Messinger 
erfolgen  (Zsch.  f.  anal.  Chemie  1890,  S.  564).  Vgl.  auch  Bd.  II,  S.  482  u. 
III,  552. 

17.  Branntweinsch&rfen  und  Essenzen. 

(Arbeiten  aus  dem  Kaiserlichen  Gesandheitsamt  Bd.  14,  S.  684.) 

Die  Herstellung  von  Branntweinessenzen,  deren  Zusatz  zu  Brannt- 
wein entweder  den  Zweck  hat,  das  konsumierende  Publikum  über  einen 
mangelhaft  niedrigen  Alkoholgehalt  hinwegzutäuschen,  oder  aber  minder- 
wertigen Branntweinen  den  Anschein  von  Qualitätsbranntweinen  zu  geben, 
hat  sich  in  neuerer  Zeit  zu  einem  verhältnismäßig  lebhaften  Industrie- 
zweige entwickelt.  Diese  Essenzen  kommen  unter  verschiedenen  Bezeich- 
nungen in  den  Handel  und  diese  lassen  schon  einigermaßen  schließen, 
in  welcher  Hinsicht  die  chemische  Untersuchung  hauptsächlich  auszu- 
fahren ist.  Die  als  Branntweinschärfen,  Verstärkungsessenzen  und  ähn- 
lich bezeichneten  Produkte  enthalten  meistens  Paprika-,  Pfeffer-,  Paradies- 
kömer-  etc.  Extrakt,  während  die  als  Eomessenz,  Nordhäuser  Eom- 
basis  und  ähnlich  bezeichneten  in  der  Hauptsache  Fuselöl  und  Ester, 
event.  auch  ätherische  Öle  enthalten.  In  den  Schärfen,  welche  leicht 
an  ihrem  brennenden  Geschmack  zu  erkennen  sind,  lassen  sich  die 
spezifischen  Extrakte  durch  die  charakteristischen  Farbenreaktionen, 
welche  ihre  Harze  mit  konzentrierter  Schwefelsäure,  bezw.  mit  konzen- 
trierter Schwefelsäure,  Zucker  und  Eisenchlorid  geben,  nachweisen.  Zur 
Gewinnung  dieser  Harze  werden  25 — 50  ccm  Essenz  auf  dem  Wasser- 
bade zur  Trockne  eingedampft  und  dem  erkalteten  Rückstand  die  Harze 


Essenzen  etc.  585 

durch  Behandeln  mit  etwa  20  ccm  ätznatronhaltigem  Wasser  entzogen,- 
wobei  TOn  etwa  vorhandenem  Pipeiin  nur  Spuren  gelöst  werden.  Das 
alkalische  Filtrat  wird  durch  Ausschütteln  mit  Petroläther  gereinigt, 
hierauf  mit  Schwefelsäure  angesäuert  und  mit  Petroläther  einmal  aus- 
geschüttelt. Der  Rückstand  des  filtrierten  Petrolätherauszugs  aus  der 
sauren  Lösung  stellt  das  Material  für  die  Reaktionen  dar. 

Ist  der  Rückstand  ein  hellgelbes  oder  rötlichgelbes  Weichharz  yon 
brennend  scharfem  Geschmack,  so  wird  dieses  folgendermaßen  weiter  geprüft: 

1.  Das  rötlich  gelbe  Harz  färbt  sich  bei  der  Berührung  mit 
Schwefelsäure  yorübergehend  schmutzig  blau.  Die  anfangs  bräxmlich- 
gelbe  Lösung  in  Schwefelsäure  färbt  sich,  am  Rande  beginnend,  hell- 
rosa,  unter  Abscheidung  eines  violetten  Belags. 

Schwefelsäure  und  ein  Körnchen  Zucker  lösen  mit  denselben  Farben. 
Die  Lösung  färbt  sich  bald  vom  Rande  aus  kirschrot:  Harz  des  spanischen 
Pfeffers. 

2.  Das  hellgelbe  Weichharz  löst  sich  in  Schwefelsäure  zitronen- 
gelb. Nach  längerer  Zeit,  oft  erst  nach  einer  Stunde,  entsteht  ein 
grüner  Rand,  der  allmählich  blau  wird.  Schwefelsäure  und  Zucker 
lösen  gelb.  Innerhalb  einer  Minute  färbt  sich  der  Rand  der  Lösung 
schön  grün,  bald  darauf  blau. 

Nach  Verlauf  mehrerer  Stunden  hat  sich  ein  blauer  Belag  abge- 
schieden:  Die  Harze  von  Paradieskömem  und  IngwerwurzeL 

a)  Wird  das  Harz  beim  Betupfen  mit  gelber  Eisenchloridlösung 
und  einigen  Tropfen  Alkohol  vorübergehend  rötlich  violett,  so  liegt  ein 
Auszug  von  Paradieskömem  vor. 

b)  Die  Essenz  riecht  und  schmeckt  nach  Ingwer  und  das  hellgelbe 
Harz  derselben  färbt  sich  in  Berührung  mit  Eisenchlorid  und  Alkohol 
hellgrünlichgelb :    Ingwerwurzel. 

Auf  Piperin  ist  jede  scharf  schmeckende  Essenz  zu  prüfen.  Zur 
Gewinnung  desselben  wird  der  Abdampfrückstand  der  Essenz  mit  schwefel- 
säurehaltigem Wasser  zerrieben  und  mit  Chloroform  bis  zur  Ersdiöpfung 
ausgeschüttelt.  Das  Chloroform  wird  mit  Ealkhydrat  eingedampft  und 
durch  Ausziehen  des  Rückstandes  mit  Benzin  das  Piperin  genügend 
rein  erhalten. 

18.  Ätherische  öle. 

Der  Nachweis  ätherischer  Öle  kann  nach  Elimrot  (Chemiker- 
Zeitung  1894,  S.  641  u.  672)  erfolgen. 

19.  Unterscheidimir  der  einzelnen  Branntweinsorten. 

Eine  sichere  Entscheidung  der  häufig  wiederkehrenden  Frage,  ob 
ein  Branntwein  echt,  z.  B.  echter  Eombranntwein,  Kirschwasser,  Kognak, 


586  Branntwein  and  Liköre. 

Rum  oder  Arrak  sei,  ist  auf  Grund  der  chemischen  Analyse  nur  in 
beschränktem  Maße  möglich.  Wenn  man  früher  glaubte,  der  Gehalt  an 
Fuselöl  gebe  einen  Maßstab  ab  für  die  Beurteilung  der  Güte  oder  Rein- 
heit eines  Branntweins,  so  ist  durch  die  neueren  Arbeiten  auf  diesem 
Gebiet,  namentlich  durch  die  zahlreichen  Untersuchungen  im  Kaiser!. 
Gesundheitsamt,  nachgewiesen  worden,  daß  der  Fuselgehalt  der  Brannt- 
weine in  verhältnismäßig  weiten  Grenzen  schwankt  und  daß  häufig 
gerade  die  edleren  Branntweinsorten  einen  höheren  Fuselgehalt  auf- 
weisen als  die  gewöhnlichen  Branntweine,  hauptsächlich  wenn  die 
letzteren  durch  Verdünnen  von  Sprit  mit  Wasser  hergestellt  sind.  Es 
ist  dieser  hohe  Fuselölgehalt  der  Edelbranntweine  um  so  erklärlicher, 
wenn  man  bedenkt,  daß  das  feine  Aroma  derselben  häufig  durch  höhere 
Alkohole,  bezw.  deren  Ester  mitbedingt  ist.  In  Betreff  des  Fuselöl- 
gehaltes im  Branntwein  laßt  sich  somit  nur  für  die  gewöhnlicheren  Sorten 
eine  Vorschrift  über  den  Maximalgehalt  an  solchem  aufstellen;  danach 
sind  gewöhnliche  Branntweine  mit  mehr  als  0,3  Vol.-Proz.  Fuselöl  zu  bean- 
standen. Diese  Grenze  ist  jedoch  ziemlich  hoch  und  es  würde,  namentlich 
in  Anbetracht  der  stetigen  Verbesserung  der  Destillierapparate,  eine  obere 
Grenze  von  0,2  Vol.-Proz.  Fuselölgehalt  mit  Recht  anzustreben  sein. 

Die  gewöhnlMien  Trinkbranntweine  (Kartoffel-,  Malsbranntwein) 
enthalten  25 — 45  Volumprozent  Alkohol  und  keinen  oder  nur  ganz  wenig 
Abdampfrückstand.  Der  größte  Teil  derselben  ist  mit  Wasser  verdünnter 
Sprit,  um  festzustellen,  ob  zum  Verdünnen  des  Sprits  reines  Wasser 
verwendet  wurde,  ist  auf  Ammoniak,  salpetrige  Säure.  Salpetersäure, 
Chlor  etc.  wie  bei  Wasser  zu  prüfen. 

Der  Kambrawntwein  wird  aus  Roggen  (Kom)  gewonnen  und 
häufig  noch  besonders  über  Wachholder-,-  Kümmel-,  Anis-  oder  Fenchel- 
früchte rektifiziert;  er  ist  charakterisiert  durch  das  Komfuselöl,  welches 
aus  Onanthäther,  freier  Onanthylsäure,  Capryl-,  Caprinsäure  etc.  be- 
stehen soll. 

Die  sogen.  Dappeibranntweine  sind  sorgfältiger  gereinigt  als  die 
gewöhnlichen  Branntweine  und  besitzen  einen  etwas  höheren  Alkohol- 
gehalt wie  diese. 

Kirechwasser  und  Zwetechgenbranntwein  enthalten  im  frischen 
Zustande  fast  stets  Blausäure,  welche  jedoch  allmählich  abnimmt  und  die 
im  Laufe  der  Zeit,  besonders  beim  Lagern  in  hölzernen  Gebinden,  mit- 
unter ganz  verschwinden  kann.  Am  leichtesten  zersetzbar  ist  die  freie 
Blausäure,  während  die  gebundene  widerstandsfähiger  ist.  Durch  seinen 
Gehalt  an  freier  Blausäure  ist  das  Kirschwasser  gekennzeichnet;  die  im 
Zwetschgenbranntwein  enthaltene  Blausäure  findet  sich  meist  nur  in 
gebundenem  Zustande.  Kirschwasser  soll  pro  Liter  nicht  über  0,05  g 
und  nicht  unter  0,008  g  Gesamtblausäure  enthalten. 


Unterscheidnng  der  Brasntwemsorten.  587 

Obgibranntwein  wird  aus  Äpfeln,  Birnen  oder  deren  Abfällen, 
gelegentlich  auch  aus  Obstwein  gewonnen. 

Tresierbranntwein»  Der  durch  Destillation  von  yergorenen  Wein- 
trestem  oder  Yon  Weinhefe  gewonnene,  sogenannte  Tresterbrannt- 
wein  ist  gegenüber  dem  Kognak  geringwertig  und  kann  diesen  in 
keiner  Beziehung  ersetzen;  trotzdem  wird  er  demselben  häufig  bei- 
gemengt. 

KogfHik  wird  durch  Destillation  des  Weins  gewonnen.  Er  zeichnet 
sich  durch  seinen  Gehalt  an  höheren  Alkoholen  sowie  an  Estern  der 
Propion- Butter -Caprylsäure  etc.  aus.  Sein  eigentümliches  Aroma  ver- 
dankt er  hauptsächlich  dem  sogen,  wohlriechenden  Weinöl.  Wirklich 
echter  Kognak  enthält  keine  künstlichen  Farbstoffe,  seine  gelbe  Farbe 
rührt  Tom  Lagern  in  hölzernen  (eichenen)  Fässern  her.  -  Als  eigentliches 
Destillationsprodukt  kann  er  nur  wenig  Abdampfrückstand  (Holzextrakt) 
und  noch  weniger  einen  erheblichen  Gehalt  an  Mineralbestandteilen  be- 
sitzen. 

Der  im  Handel  befindliche  Kognak  ist  meistens  mit  Karamel  gelb 
gefärbt  und  zur  Milderung  des  Geschmacks  mit  etwas  Zucker  versetzt. 

Bum,  in  England  und  Frankreich  auch  Taffia  genannt,  wird 
durch  Destillation  von  vergorener  Zuckerrohrmelasse  und  vergorenen 
Rückständen  der  Rohrzuckerfabrikation  gewonnen.  Der  Originalrum 
enthält  von  60 — 90  Volumprozent  Alkohol,  gelangt  jedoch  meist  mit 
Wasser  verdünnt  oder  mit  verdünntem  Feinsprit  gestreckt  in  den  Handel. 

Die  Gelbfärbung  soll,  wie  bei  Kognak,  von  den  Holzextraktstoffen 
der  Lagerfässer  herrühren.  Bei  Rum  ist  die  Manie  des  künstlichen 
Färbens  jedoch  eher  noch  größer  als  bei  Kognak. 

Arrdh  ist  ein  farbloser,  entweder  aus  Reis  allein  (Java)  oder  aus 
den  Blütenkolben  der  Kokospalme  (Ceylon)  oder  aus  Reis  mit  Zusatz 
verschiedener  zuckerhaltiger  Pflanzensäfte  hergestellter  Branntwein. 

20.  BeurteilanfiT* 

Für  die  Beurteilung  von  Branntwein ^und  Likören  bezüglich  künst- 
licher Färbung,  sowie  Zuckerzusatz  zum  Kognak  finden  sich  Anhalts- 
punkte in  dem  Bericht  über  die  12.  Versammlung  der  freien  Vereinigung 
bajr.  Vertreter  d^r  angewandten  Chemie;  betreffend  Zusammensetzung 
und  Beurteilung  der  Edelbranntweine  vergleiche  man  die  Arbeiten  von 
K.  Windisch  (Arbeiten  aus  d.  Kaiserl.  Gesundheitsamt  1893,  8,  257; 
1895,  11,  285;  1898,  14,  309),  sowie  von  G.  Amthor  und  J.  Zink 
(Forschungsber.  über  Lebensmittel  1897,  4,  362). 

Allgemein  dürfen  Branntweine  und  Liköre  weder  gesundheits- 
schädliche Metallsalze  (Cu,  Pb)  noch  giftige  Bitterstoffe  (Aloe,  Lärchen- 


588  Branntwein  and  Liköre. 

schwamm,  Semiesblätter  etc.),  und  weder  giftige  Bukett-  noch  Farb- 
stoffe (Nitrobenzol,  Pikrinsäure  u.  s.  w.)  enthalten. 

Ein  Eupfergehalt  bis  zu  0,04  g  pro  Liter  kann  in  Trinkbrannt- 
weinen jedoch  gestattet  werden  in  Hinsicht  auf  die  recht  primitiven. 
Destillierapparate  der  Eleinbrenner  einerseits  und  die  Unschädlichkeit 
solch  kleiner  Mengen  Yon  Kupfer  anderseits.  Spuren  yon  Zink  sind 
unbedenklich.  Bei  den  gewöhnlichen  Trinkbranntweinen  ist  ein  hoher 
Gehalt  an  Aldehyd  oder  Fuselöl  zu  beanstanden;  ebenso  ein  Gehalt 
an  Mineralsäuren  oder  scharf  schmeckenden  Pflanzenstoffen. 

Echte  Steinobstbranntweine  sollen  im  allgemeinen  Blausäure  ent^ 
halten  und  zwar  Eirschwasser  sowohl  freie  als  gebimdene  Blausäure 
(Benzaldehydcyanhjdrin).    Vergl.  S.  586  unten. 

Zwetschgenbranntwein  und  die  übrigen  Steinobstbranntweine  ent- 
halten in  der  Regel  nur  gebundene  Blausäure. 

Das  gänzliche  Fehlen  der  Blausäure  in  für  echt  erklärtem  Stein- 
obstbranntwein kann  nur  als  verdächtig  bezeichnet  werden,  weil  bei 
alten  Branntweinen  dieser  Art  die  Blausäure  durch  das  lange  Lagern, 
besonders  wenn  dies  in  Holzgefäßen  erfolgt  war,  audi  auf  natürliche 
Weise  yerschwinden  kann. 

Im  allgemeinen  gilt  hinsichtlich  der  Unterscheidung  und  Beurteilung 
Yon  Branntweinen  der  von  Neßler  und  Barth^)  aufgestellte  und  von 
allen  nachfolgenden  Forschem  bis  jetzt  immer  wieder  bestätigte  Satz: 
„Daß  durch  die  Prüfung  des  Geruchs  und  Geschmacks  von  Seiten 
wirklich  sachverständiger  Fachleute  in  weitaus  den  meisten  Fällen  eine 
sicherere  Beurteilung  möglich  ist,  als  sie  mit  Hilfe  der  chemischen 
Analyse  gewonnen  werden  kann^.  Es  darf  jedoch  nicht  verkannt  werden, 
daß  die  chemische  Untersuchung  für  eine  derartige  Begutachtung  von 
Branntweinen  durch  Fachleute  in  vielen  Fällen  eine  wertvolle  Unterlage 
bilden  kann. 


1)  J.  Neßler  und  M.  Barth,  Zsch.  f.  analyt.  Chemie  1885,  24»  3.  — 
W.  Fresenius,  ebendaselbst  1890,  29,  805.  —  £.  Seil,  Arbeiten  ans  dem  Eaiserl. 
Gesandheitsamte  1890,  6,  873;  1891,  7,  240  und  252.  —  K.  Windisch,  ebenda- 
selbst 1895,  11,  285;  1898,  U,  309. 


Essig. 


Von 
Ihr.  €f.  Sehflle,  Straßburg  i.  £. 


Unter  Essig  versteht  man  ein  durch  Gäning  aus  alkoholischen 
Flüssigkeiten  oder  durch  Verdünnen  yon  Essigsprit  mit  Wasser  ge- 
"«ronnenes  Genuß-  und  Konservierungsmittel. 

Je  nach  dem  verwendeten  Rohmaterial  unterscheidet  man  folgende 
Essigsorten:  Spritessig  (Branntweinessig),  Wein-,  Bier-,  Obst- 
oder Obstwein-,  Honig-,  Stärkezucker-  und  Malz-Essig. 

Der  sogenannte  Kräuteressig  wird  durch  Extrahieren  von  ge- 
eigneten Kräutern  mit  den  gewöhnlichen  Essigsorten  gewonnen. 

Essigsprit  ist  stärkerer,  aus  Spiritus  hergestellter  Gärungsessig 
und  Essigessenz  eine  ca.  80-proz.,  aus  den  Produkten  der  trockenen 
Destillation  des  Holzes  stammende  Essigsäure. 

Als  Yerfälschungen  des  Essigs  kommen  vor:  Zusatz  von  Wasser 
oder  von  minderwertigen  Sorten  zu  teureren,  femer  Zusatz  von  Mineral- 
säuren (Schwefelsäure,  Salzsäure),  oder  von  organischen  Säuren  (Wein- 
säure, Oxalsäure),  sowie  von  scharf  schmeckenden  Pflanzenstoffen  und 
schädlichen  Farbstoffen. 

Zufällige  Beimengungen:  giftige  Metalle,  wie  Kupfer,  Blei 
oder  Zink. 

Krankhafte  Veränderungen  werden  durch  Pilzbildungen,  durch 
Kahmhefen  und  andere,  die  Essigsäure  oxydierende  Mikroorganismen 
hervorgerufen.  In  den  durch  Gärung  gewonnenen  Essigsorten  treten 
häufig  die  sogenannten  Essigälchen  (Anguillula  oxoophila)  auf,  welche 
den  Essig,  wenn  auch  nicht  unmittelbar  schädlich,  so  doch  höchst  un- 
appetitlich machen. 

Probenabme. 

Die  zur  Untersuchung  des  Essigs  bestimmte  Probe  soll  womöglich 
in  sterilisierten,  mit  (sterilisiertem)  Korkstopfen  verschlossenen  Flaschen 
versandt  werden  und  im  allgemeinen  nicht  unter  Y,  1,  bei  Essigessenz 
nicht  unter  100  ccm  betragen.    Die  Flaschen  sind  ganz  aufzufüllen. 


590  Essig- 

UnterBuchiiiigsmeihodeii. 

Als  stets  auszufabrende  Prüfungen  und  Bestimmungen  sind  zu  be- 
zeichnen: 

1.  Die  Sinnenprüfung, 

2.  Die  Bestimmung  der  Essigsäure  und 

3.  Die  Prüfung  auf  freie  Mineralsäuren. 
Erforderlichenfalles  ist  noch  auszuführen: 

die  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichts, 

-  Alkohols, 

-  Extraktes, 
der  Mineralstoffe, 

-  freien  Mineralsäuren, 
die  Prüfung  auf  Schwermetalle, 

-  Oxalsäure, 

-  Aldehyd, 

-  scharfe  Pflanzenstoffe, 

-  Konservierungsmittel, 

-  Farbstoffe, 

-  Weinstein, 

-  Kali-  und  Phosphorsäure, 

-  Empyreuma. 

Die  Menge  der  bei  der  quantitativen  Untersuchung  ermittelten  Be- 
standteile ist  in  Gewichtsprozenten,  d.  h  Gramme  in  100  g  Essig,  an- 
zugeben. 

1«   SinnenprüfünfiT* 

Die  Kostprobe  wird  sowohl  in  den  verdünnten  Proben  als  auch  in  den 
neutralisierten  vorgenommen.  Trübe  Essigproben  sind  mikroskopisch  zu 
untersuchen. 

2.  Bestimmimg  der  GesamtBftiire. 

20  ccm  Essig  werden  mit  20  ccm  Wasser  verdünnt  und  mit  Normal- 
alkali unter  Verwendung  von  Phenolphtalein  (vergl.  8.  566)  oder  Lackmas 
als  Indikator  titriert  und  aus  der  Anzahl  der  verbrauchten  Kubikzentimeter 
Normallauge  die  Gesamtsäure  als  Essigsäure  berechnet  (1  ccm  Normal- 
lauge =  0,060  g  0,11409).  Zur  Umrechnung  der  Maßprozente  in  Gewichts- 
prozente wird  die  auf  100  ccm  Essig  bezogene  Menge  Essigsäure  durch 
das  spezifische  Gewicht  des  Essigs  dividiert. 

Stark  gefärbte  Essigsorten  sind  nach  der  Tüpfelmethode  mit 
empfindlichem,  violettem  Lackmus-  (Azolitmin-)  Papier  zu  titrieren. 

Um  zu  ermitteln,  inwieweit  die  Gesamtsäure  aus  Essigsäure  be- 
steht, wird  auf  freie,  fremde  Säuren  folgendermaßen  geprüft. 


Prafang  auf  fremde  S&oren.  59  X 

*  »  ■  » 

3.  PrOfkinfir  auf  fremde  Sfturen. 

QuaUUMHve  JPrüi%mg  a)  auf  freie  Mineralsäuren.  Nachdem 
-wie  oben  die  Gesamtsäure  festgestellt  ist,  wird  der  zu  untersuchende 
JBssig  bis  auf  annähernd  2  Proz.  Essigsäuregehalt  yerdünnt  und  zu  20  bis 
25  ccm  dieses  Essigs  4 — 5  Tropfen  einer  0,01 -proz.  Methylviolettlösimg 
(0,1  g  Methylviolett  2  B  No.  56  der  Farbenfabriken  vorm.  Bayer  &  Co. 
Elberfeld,  in  1  1  Wasser  gelöst)  gegeben.  Tritt  Grünfarbung  ein,  so 
deutet  dies  auf  viel,  Blaufärbung  auf  WQnig  freie  Mineralsäure.  Es  ist 
empfehlenswert,  zum  Vergleich  einen  Parallelversuch  mit  reinem  Essig, 
dem  etwas  Schwefelsäure  oder  Salzsäure  zugesetzt  ist,  auszuführen. 

Ist  durch  eine  der  obigen  Reaktionen  überhaupt  die  Gegenwart 
freier  Mineralsäuren  festgestellt,  so  handelt  es  sich  darum,  dieselben 
qualitativ  und  quantitativ  zu  bestimmen. 

wZum  Nachweis  von  Sc&wefelsäure  werden  50 — 100  ccm  Essig  mit 
0,01  g  Stärke  versetzt  und  auf  Y5  des  ursprünglichen  Volumens  einge- 
dampft; hierbei  wird  durch  etwa  anwesende  freie  Schwefelsäure  die 
Stftffke  invertiert,  und  JodlOsung  bewirkt  alsdann  keine  Blaufärbung 
mehr..  Tritt  dagegen  auf  Zusatz  von  Jodlösung  zu  dem  erkalteten 
Rückstand  die  charakteristische  Blaufärbung  ein,  so  ist  die  Abwesenheit 
von  freier  Schwefelsäure  nachgewiesen.  Oder  man  verdampft  einige 
Kubikzentimeter  Essig  in  einem  Porzellanschälchen  mit  etwas  Zucker 
auf  dem  Wasaerbad  zur  Trockne;  bei  Gegenwart  von  freier  Schwefel- 
säure hinterläßt  der  Essig  infolge  der  Verkohlung  des  Zuckers  einen 
8d^:^arzen,  im  andern  Fall  einen  gelblichen  bis  hellbraunen  Ring. 

,,  Zum  Nachweis  von  freier,  Salzsäure  oder  Salpetersäure  destilliert 
man  200  ccm  Essig  möglichst  vollständig  ab  und  prüft  die  eine  Hälfte 
des  Destillats  mit  salpetersaurer  Silberlösung  auf  Salzsäure;  die  andere 
Hälfte  wird  mit  Schwefelsäure  und  Brucinlösung  oder  mit  konzentrierter 
Schwefelsäure  und  Eisenvitriol  versetzt.  Im  ersten  Fall  erzeugt  freie 
Salpetersäure  eine  Rosafarbung,  im  letzteren  den  bekannten  braunen  Ring. 

h)  Auf  fremdef  freie  organieche  Säuren»  Freie  Weinsäure 
weist  man  nach  durch  Verdampfen  von  300  ccm  Essig,  Aufiiehmen  des 
Rückstands  mit  Alkohol  und  Versetzen  der  Lösung  mit  Chlorkalium, 
wobei  sich  Weinsteiu  abscheidet. 

.    Freie  Oxalsäure   gibt   mit  Gipslösung   einen  weiBen  Niederschlag 
von  pxalsaurem  Kalk. 

Hat  die  vorerwähnte  qualitative  üntersuchimg  die  Abwesenheit 
freier  fremder  Säuren  ergeben,  so  ist  die  Gesamtsäure  als  reine  Essigsäure 
zu  betrachten;  andernfalls  jedoch  muB  die  Essigsäure  für  sich  bestimmt 
werden.  Zu  diesem  Zweck  wird  eine  bestimmte  Menge  Essig  mit 
Natrium-  oder  Kaliumkarbonat  oder  mit  Barytwasser  neutralisiert,  die 


592  Bswg. 

Essigsäure  mit  Phosphorsäure  wieder  in  Freiheit  gesetzt  und  auf  dem 
Wasserbad  im  Dampfstrom  destilliert,  das  Destillat  in  überschüssigem 
Normal alkali  aufgefangen  und  mit  Normalsäure  zurücktitriert. 

Dieses  Verfahren  ist  auch  bei  allen  stark  gefärbten  Essigen,  bei 
welchen  die  Tüpfelmethode  keine  ganz  scharfe  Endreaktion  erkennen 
läßt,  anzuwenden,  ebenso  bei  Vorhandensein  yon  brenzlichen  Produkten. 

QuiMnUtaUve  JBeMmtnungen*  a)  Die  Gesamtmenge  der  freien 
Mineralsäuren  wird  nach  A.  Hilger  (Arch.  f.  Hygiene  1888,  8,  448) 
in  folgender  Weise  bestimmt.  20  com  Essig  werden  mit  Normal- 
natronlauge  nach  der  Tüpfelmethode  unter  Anwendung  von  empfind- 
lichem, violettem  Lackmuspapier  genau  neutralisiert,  sodann  wird  die 
neutrale  Flüssigkeit  in  einer  Porzellanschale  auf  etwa  7io  ihres  ur- 
sprünglichen Volumens  eingedampft  und  nach  Zusatz  einiger  Tropfen 
Methjlviolettlösung  in  der  Siedehitze  Normalschwefelsäure  bis  zum 
Farbenübergang  zugesetzt.  Was  an  Normallauge  mehr  verbraucht  wurde 
wie  an  Normalsäure,  entspricht  der  freien  Mineralsäure  des  Essigs. 
Diese  Methode  gründet  sich  darauf,  daB  essigsaures  Natron  von  ver- 
dünnter Schwefelsäure  in  der  Siedehitze  vollständig  und  glatt  zersetzt 
wird  und  ein  UberschuB  an  Schwefelsäure  sich  mit  Methylviolett  sehr 
scharf  erkennen  läßt. 

b)  Bestimmung  der  einzelnen  freien  Mineralsäuren.  Salz- 
säure —  und  Salpetersäure  —  werden  im  Destillat  in  der  üblichen 
Weise  bestimmt  und  im  übrigen  wie  bei  Wein  verfahren. 

c)  Bestimmung  der  fremden,  freien  organischen  Säuren. 
Weinsäure  wird  wie  bei  Wein  bestimmt.  Oxalsäure  wird  mit  Gips- 
lösung  gefallt,  der  Niederschlag  filtriert,  stark  geglüht  und  gewogen, 
lg  CaO  =  1,286  g  Oxalsäure. 

4t.  Bestimmungr  des  spezifischen  Gewichtes. 

Diese  wird  mittels  des  Pyknometers  oder  der  Westphal sehen 
Wage  bei  15°  C.  ausgeführt. 

5.  Bestiininnng  des  Alkohols. 

a)  Qualitativ.  200 — 400  ccm  Essig  werden  neutralisiert  und 
destilliert,  das  Destillat  erwärmt,  einige  Tropfen  einer  gesättigten  Lösung 
von  Jod  in  Jodkalium  (1  Teil  Jodkalium  in  5 — 6  Teilen  Wasser)  zu- 
gesetzt und  verdünnte  Kalilauge  zugegeben,  bis  die  braune  Jodfarbe 
verschwunden  ist.  Hierauf  stellt  man  die  Probe  in  heiBes  Wasser  und 
läfit  darin  erkalten:  bei  Gegenwart  erheblicher  Mengen  von  Alkohol 
entsteht  ein  gelber,  krystallinischer  Niederschlag  von  Jodoform.  Spuren 
von  Alkohol  geben  sich  durch  den  Jodoformgeruch  zu  erkennen. 


Verschiedene  PrüfuDgen.  593 

b)  Quantitativ.  400  ccm  Essig  werden  genau  neutralisiert  und 
davon  200  ccm  abdestilliert.  Diese  200  ccm  enthalten  zwar  allen  Alkohol 
des  Essigs;  da  aber  der  Alkoholgehalt  des  Essigs  meist  nur  ein  geringer 
ist,  so  wird  das  erste  Destillat  zum  Zweck  der  Konzentration  des 
Alkohols  einer  zweiten  Destillation  unterworfen,  die  zuerst  übergehenden 
100  ccm  gesammelt  und  aus  deren  spez.  Gew.  der  Alkohol  ermittelt.  Der 
vierte  Teil  desselben  entspricht  sodann  100  ccm  Essig. 

6.  Bestinunungr  des  Extraktes. 

Das  Extrakt  wird  wie  bei  Wein  nach  der  direkten  Methode  be- 
stimmt. 

7«  Bestimmungr  der  MineralstofTe. 

Diese  wird  wie  bei  Wein  ausgeführt  (S.  602  ff.). 

8.  PrOfkinflr  anf  Schwermetalle. 

Bewirkt  Schwefelwasserstoff  in  dem  verdünnten  Essig  eine  Farben- 
veränderung, 80  werden  200 — 500  ccm  desselben  unter  Zusatz  von  Soda 
und  Salpeter  verascht,  die  Asche  vorsichtig  in  Salzsäure  gelöst  imd 
nach  den  Regeln   der  Mineralanalyse    die  Schwermetalle  nachgewiesen. 

9.  Prüfung:  auf  Aldehyd. 

100  ccm  Essig  werden  neutralisiert,  davon  ca.  10  ccm  abdestilliert 
und  hierin  wie  bei  Branntwein  auf  Aldehyd  geprüft. 

10.  PrttfünsT  auf  scharfbchmeckende  Pflanzenstolfe. 

Zum  Nachweis  derselben  werden  60 — 100  ccm  Essig  mit  Alkali 
oder  kohlensaurem  Alkali  genau  neutralisiert  und  eingedampft,  der  Ab- 
dampfrückstand wird  in  wenig  Wasser  gelöst  und  auf  seinen  Geschmack 
geprüft.  Bei  reinem  Essig  ist  der  Geschmack  des  Rückstandes  schwach 
salzig,  bei  mit  obigen  Stoffen  verfälschtem  brennend  scharf.  Wird  der 
neutrale  Abdampfrückstand  mit  Äther  extrahiert  und  der  Äther  ver- 
dunstet, so  gibt  sich  ein  Gehalt  an  scharfen  Pflanzenstoffen  durch  den 
Geschmack  dieses  Auszugs  zu  erkennen. 

11.   Nachweis  von  Konserrierangsmitteln. 

Von  Konservierungsmitteln  findet  die  Salizylsäure  und  die 
Benzoesäure  die  häufigste  Yerwendung,  hauptsächlich  für  Einmachessig. 
Man  entzieht  sie  dem  Essig  durch  Ausschütteln  mit  Äther  und  weist  sie 
in  bekannter  Weise  nach.    Zur  Ermittelimg  der  Borsäure  wird  der  Essig 

Untorsuobungen.   5.  Aufl.   HL  38 


594  Esaig. 

alkalisch  gemacht,  verascht  \md  die  Asche  mit  Kurkumapapier  oder 
Methylalkohol  auf  Borsäure  geprüft.  Formaldehyd  wird  entweder  im 
£ssig  selbst,  besser  aber  im  Destillat  nachgewiesen,  wobei  schwache 
Reaktionen  auf  Formaldehyd  unberücksichtigt  bleiben,  weil  auch  Essig, 
der  frei  von  Formaldehyd  ist,  eine  schwache,  scheinbare  Foimaldehyd- 
reaktion  geben  kann. 

Da  bei  Formaldehyd  die  Möglichkeit  Torhanden  ist,  daß  sich  der- 
selbe  als  unlösliches  Trioxymethylen  abscheidet  (oder  auch  in  dieser 
Modifikation  zugesetzt  wurde),  so  ist  bei  der  Prüfung  Yon  Nahrungs- 
und GenuBmitteln  auf  Formaldehyd  der  Destillationsmethode  stets  der 
Vorzug  zu  geben.  Zum  mindesten  ist  ein  Erwärmen  der  auf  Form- 
aldehyd zu  prüfenden  Gegenstände  in  Gegenwart  von  Wasser  auf  die 
Zersetzungstemperatur  des  Trioxymethylens  Yor  der  eigentlichen  Prüfung 
auf  Formaldehyd  vorzunehmen. 

12.  PrOfünfiT  auf  FarbstofTe. 

Diese  wird  wie  bei  Wein  ausgeführt. 

13.  PrOftuifir  auf  Weinstein. 

100  ccm  Essig  werden  auf  Sirüpdicke  eingedampft,  der  Rückstand 
heiß  in  ein  Reagensglas  gebracht  und  in  diesem  umgeschwenkt.  Vor- 
handener Weinstein  scheidet  sich  in  Krystallen  an  den  Glaswandungen 
ab.     Diese  Abscheidung  wird  durch  Äther-Alkohol  befördert. 

14.  Nachweis  und  Bestimmansr  von  Kali  und  Phospliorsftiire. 

Diese  wird  in  der  Essig-Asche  in  bekannter  Weise  ausgeführt. 

15.   Bestimmongr  von  Glyzerin,  Dextrin,  ProtelnstoflTen, 

Amiden,  Apfelsäure« 

Betreffs  dieser  Bestimmungen  wird  auf  das  Kapitel  Wein,  bezw. 
Bier  verwiesen. 

16«  Ermlttelunsr  der  Abstammung  des  Essisrs. 

Zur  Ermittelung  der  Abstammung  des  Essigs,  insoweit  eine  solche 
überhaupt  möglich  ist,  können  folgende  Angaben  als  Anhaltspunkte 
dienen. 

Weinessig  enthält  gewöhnlich  Weinstein,  mitunter  freie  Weinsäure 
und  kleine  Mengen  Glyzerin.  Er  soll  nicht  unter  1,0  g  Extrakt  und 
0,10  g  Mineralstoffe  in  100  ccm  enthalten.  Von  anderen  Essigsorten 
unterscheidet  er  sich  besonders  durch  seinen,  dem  Weinbukett  ähnlichen 
Geruch  und  angenehmen  Geschmack. 


Bearteilang.  595 

Obstessig  enthält  erhebliche  Mengen  Apfelsäure  bezw.  äpfel- 
saure  Salze. 

Bier-,  Malz-  und  Stärkezuckeressig  können  an  ihrem  Gehalt 
an  Dextrin  erkannt  wenden.  Bier«  und  Malzessige  sind  weiterhin  an  ihrem 
hohen  Grehalt  an  Phosphorsäure  zu  erkennen.  Nimmt  man  an,  daß  der 
Malzektrakt,  d.  h.  die  Trockensubstanz  der  ursprünglichen  (unvergorenen) 
Bierwürze,  die  sogenannte  Stammwürze,  nicht  unter  0,7  Proz.  Phosphor- 
säure enthält,  und  berechnet  man  aus  Essigsäuregehalt  und  Extrakt  die 
Trockensubstanz  der  Stammwürze  des  Bieres,  aus  dem  der  Essig  her- 
vorgegangen sein  soll,  so  muß  der  gefundene  Phosphorsäure^ehalt  min- 
destens 0,7  Proz.  dieser  Trockensubstanz  betragen.  Die  Trockensubstanz 
der  Stammwürze  eines  Bieressigs  wird  wenigstens  annähernd  gefunden, 
wenn  man  den  Essigsäuregehalt  mit  1,5  multipliziert  und  zum  Essig- 
extrakt addiert. 

Bier-  und  Malzessige  enthalten  außerdem  ProteinstofPe  bezw.  Amide. 

Spritessig  unterscheidet  sich  von  den  yorgenannten  Essigsorten 
durch  seinen  geringen  Gehalt  an  Extrakt  und  Asche;  letztere  reagiert 
entweder  neutral  oder  schwach  alkalisch. 

Holzessig,  sowie  der  aus  Essigsäure  oder  Essigessenz  durch  Ver- 
dünnen mit  Wasser  hergestellte  Essig  hinterläßt  nur  wenig  Abdampf- 
ond  Glührückstand.  Mitunter  enthält  solcher  Essig  empyreumatische 
Stoffe  (Holzteerbestandteile);  die  Gegenwart  derselben  wird  nach  der 
Methode  Ton  Cazeneuve  imd  Cotton  nachgewiesen,  siehe  Essig- 
essenz S.  596. 

Bezüglich  der  yorgenannten  Merkmale  muß  ausdrücklich  betont 
werden,  daß  deren  Vorhandensein  noch  kein  untrügliches  Zeichen  für  die 
Echtheit  einer  Essigsorte  ist,  weil  auch  in  reinen  Naturprodukten  die 
als  eigenartig  bezeichneten  Bestandteile  eyent.  fehlen  können  und  weil 
andererseits  ein  künstlicher  Zusatz  derselben  zu  minderwertigen  Pro- 
dukten nur  zu  leicht  möglich  ist. 

Bearteilang. 

1.  Speiseessig  soll  nicht  unter  3  Proz.  Essigsäure  (O3H4OS)  enthalten. 

2.  Derselbe  soll  klar  imd  durchsichtig  sein;  er  darf  weder  Essig- 
älchen  enthalten  noch  Pilzwucherungen  aufweisen. 

3.  Der  Geschmack  und  Geruch  soll  rein  sein  und  der  Bezeichnung 
des  Essigs  entsprechen. 

4.  Speiseessig  darf  keine  freien  Mineralsäuren  oder  Oxalsäure,  keine 
giftigen  Metallyerbindungen,  keine  Holzteerbestandteile  (Empyreuma)  und 
weder  scharf  schmeckende  Stoffe  noch  Konseryierungsmittel  enthalten, 
die  nicht  klar  und  unzweideutig  in  der  Bezeichnung  aufgeführt  sind. 

38* 


596  Essig. 

Anmerkung.  Essigproben,  welche  einen  zu  niedrigen  Gehalt  an 
Essigsäure  aufweisen,  sind  auf  Alkoholgehalt  und  Zuckergehalt  zu  unter- 
suchen. Enthält  ein  Essig  noch  so  yiel  Alkohol  oder  Zucker,  daß  er 
bei  vollständiger  Vergärung  über  die  unterste  Grenze  des  Essigsäure- 
gehaltes kommen  müBte,  so  ist  derselbe  nicht  als  gefälscht,  sondern  als 
unfertiges  Produkt  zu  beanstanden. 

Verdünnte  Essigsäure  oder  Essigessenz  darf  nicht  als  Gärungsessig 
deklariert  werden. 


Essigessenz. 

ünteraachiiiigsmeihodeii. 

Die  Untersuchung  der  Essigessenz  hat  sich  zu  erstrecken  auf  die 
Bestimmung  der  Essigsäure,  die  Prüfung  auf  freie  Mineralsäuren,  die 
Prüfung  auf  Metalle,  die  Prüfung  auf  Empyreuma. 

!•  Bestinuniinsr  der  Bssigsftiire. 

Diese  erfolgt  durch  Titration  mit  Normallauge  und  Phenolphtalein. 
Die  hierzu  erforderliche  Menge  der  Essigessenz  darf  nicht  abgemessen 
werden,  sondern  ist  durch  vorsichtiges  Abwägen  festzustellen.  Zu  diesem. 
Zwecke  wird  in  ein  Wägeglas  von  ca.  100  ccm  Inhalt  10  ccm  destilliertes 
Wasser  gebracht  und  Glas  samt  Inhalt  gewogen.  Hierauf  gibt  man  rasch 
ca.  2  ccm  Essigessenz  zu  dem  destillierten  Wasser  im  Wägeglas  und  wägt 
wieder.  Hierauf  erfolgt  die  Titration  der  Essigsäure  in  dem  Wägeglas 
selbst. 

2.  PrüfünfiT  auf  freie  Minerals&nren. 

Die  zu  prüfende  Essigessenz  wird  auf  das  Zwanzigfache  verdünnt 
und,  wie  bei  Essig  S.  591  angegeben,  weiter  untersucht. 

3.  PrOAmsT  auf  Metalle. 

Die  auf  das  Zehnfache  verdünnte  Essenz  wird  nach  den  bekannten 
Regeln  der  Mineralanaljse  untersucht. 

4t*  Prttfbnsr  auf  Empyreuma. 

5  ccm  Essenz  werden  mit  15  ccm  Wasser  und  1  ccm  1-proz.  Kalium* 
permanganatlösung  versetzt  und  die  Veränderung  der  Farbe  beobachtet. 
Nach  10  Minuten  soll  die  Flüssigkeit  noch  rot  geförbt  sein. 

Von  gefärbten  Essenzen  werden  ca.  ^^  abdestilliert  und  das  Destillat, 
wie  angegeben,  untersucht. 


Essigessenz.  597 

Zur  Prüfung  auf  Phenole  wird  die  stark  verdünnte  Essigessenz 
ebenso  wie  Essig  mit  Äther  extrahiert  und  der  ätherische  Auszug  mit 
Bromwasser  versetzt.  Phenole  scheiden  sich  hierbei  als  unlösliche  Ver- 
bindungen ab. 

BenrteUimg. 

Die  Essigessenz  muß  allen  Anforderungen,  wie  sie  imter  C,  4.  S.  595 
an  Essig  gestellt  werden,  entsprechen.  Der  Gehalt  an  Essigsäure  soll 
mindestens  80  Gewichtsprozent  betragen. 

Im  Kleinverkehr  darf  Essigessenz  nur  in  Gefäßen  abgegeben  werden, 
die  in  auffälliger  Schrift  die  Bemerkung  tragen:  „Nur  in  verdünntem 
Zustand  zu  verwenden". 


Die  Untersnchnng  des  Weines. 

Von 
Prot»  Dr.  Karl  Wlndts^ 

Yoniand  des  Technologischen  Instituts  der  K.  Landwirtschaiti.  Hochschule  su  Hohenheim. 


Vorbemerknng. 

Der  im  nachstehenden  behandelte  Abschnitt  unterscheidet  sich  von 
den  übrigen  in  diesem  Handbuche  bearbeiteten  Gegenständen  dadurch, 
daB  nicht  nur  der  Verkehr  mit  Wein  durch  ein  besonderes*  Gesetz  ge- 
regelt ist,  sondern  daß  auch  für  die  Untersuchung  des  Weines  amtliche 
Vorschriften  bestehen,  welche  bei  allen  im  Auftrage  von  Gerichten, 
Polizeibehörden  und  sonstigen  Behörden  ausgeführten- Weinuntersuchungen 
seitens  der  Chemiker  angewandt  werden  müssen.  Die  Beurteilung  des 
Weines  erfolgt  auf  Grund  des  Nahrungsmittelgesetzes  vom  14.  Mai  1879 
und  des  Gesetzes  vom  24.  Mai  1901,  betreffend  den  Verkehr  mit  Wein, 
weinhaltigen  und  weinähnlichen  Getränken,  sowie  der  Bekanntmachung 
des  Reichskanzlers  vom  2.  Juli  1901,  betreffend  die  Ausführung  dieses 
Gesetzes.  Zufolge  der  Ermächtigung  im  §  12  des  alten  Weingesetzes 
Tom  20.  April  1892  ist  unter  dem  25.  Juni  1896  seitens  des  Reichs- 
kanzlers die  amtliche  „Anweisung  zur  chemischen  Untersuchung  des 
Weines^  bekannt  gemacht  worden.  Diese  Anweisung,  die  die  Mehrzahl 
der  wichtigsten  Verfahren  der  Weinuntersuchung  umfaßt,  ist  mit  einigen 
kleinen  Änderungen  auch  heute  noch  in  Geltung. 

Im  folgenden  sind  zunächst  die  Verfahren  behandelt,  für  die 
offizielle  Vorschriften  bestehen;  diese  sind,  soweit  notwendig,  wörtlich 
abgedruckt  und  mit  erläuternden  Bemerkungen  yersehen,  die  in  kleiner 
Schrift  gedruckt  sind.  Daran  schließen  sich  die  Verfahren,  die  in  der 
amtlichen  Anweisung  nicht  berücksichtigt  sind,  und  zuletzt  folgt  die 
Beurteilung  des  Weines  auf  Grund  der  chemischen  Untersuchung^). 

*)  Dem  Zwecke  und  Umfange  des  vorliegeD den  Werkes  entsprechend  konnten 
hier  nur  die  Haupttatsachen  der  Weinchemie  behandelt  werden.  Bezüglich  der  nähe- 
ren Einzelheiten  der  Weinantersachung  sei  auf  die  nachstehenden  Spezialwerke  ver- 
wiesen: Karl  Windisch,  Die  chemische  Untersuchung  and  Bearteilung  des  Weines. 
Berlin  1896,  Julius  Springer;  Th.  W.  Fresenius,  Borgmanns  Anleitung  zur 
chemischen  Untersuchung  des  Weines.    Wiesbaden  1898,  C.  W.  Kreidel. 


Vorschriften  för  Probenahme.  599 


I»  Die  Uatemaeliiuii:  des  Weine«. 

A.  Vorschriften  für  das  Bntnehineii,  Beceicbnen, 
Aufbewahren  und  Einsenden  von  Wein  mm  Zwecke  der  chemischen 
'   üntersachnng,  sowie  Bemerkungen  allgemeinen  Inhalts. 

1.  Von  jedem  Wein,  welcher  einer  chemiBchen  Untersuchung  unter- 
worfen werden  soll,  ist  eine  Probe  von  nundestens  ly^  Liter  zu  ent- 
nehmen. Diese  Menge  genügt  fttr  die  in  der  Regel  auszuführenden  Be- 
stimmungen (s.  Nr.  5).  Der  Mehrbedarf  für  anderweite  Untersuchungen 
ist  YOn  der  Art  der  letzteren  abhängig. 

2.  Die  zu  yerwendenden  Flaschen  und  Korke  müssen  vollkommen 
rein  sein.  Erüge  oder  undurchsichtige  Flaschen,  in  welchen  etwa  yor- 
handene  Unreinlichkeiten  nicht  erkannt  werden  können,  dürfen  nicht 
verwendet  werden. 

3.  Jede  Flasche  ist  mit  einem  das  unbefugte  öffiien  verhindernden 
Yerschlusse  und  einem  anzuklebenden  Zettel  zu  versehen,  auf  welchem 
die  zur  Feststellung  der  Identität  notwendigen  Vermerke  angegeben 
«ind.  AuBerdem  ist  gesondert  anzugeben:  die  GröBe  und  der  Füllungs- 
grad der  Fässer  und  die  äuBere  Beschaffenheit  des  Weines;  insbesondere 
ist  zu  bemerken,  wie  weit  etwa  Kahmbildung  eingetreten  ist. 

4.  Die  Proben  sind  sofort  nach  der  Entnahme  an  die  Untersuchungs- 
steUe  zu  befördern;  ist  eine  alsbaldige  Absendung  nicht  ausführbar,  so 
sind  die  Flaschen  an^  einem  vor  Sonnenlicht  geschützten,  kühlen  Ort 
liegend  aufzubewahren.  Bei  Jungweinen  ist  wegen  ihrer  leichten  Ver- 
änderlichkeit auf  besonders  schnelle  Beförderung  Bedacht  zu  nehmen. 

5.  Zum  Zweck  der  Beurteilung  der  Weine  sind  die  Prüfungen  und 
Bestimmungen  in  der  Regel  auf  folgende  Eigenschaften  und  Bestandteile 
jeder  Weinprobe  zu  erstrecken: 

1.  Spezifisches  Gewicht, 

2.  Alkohol, 

3.  Extrakt, 

4.  Mineralbestandteile, 

5.  Schwefelsäure  bei  Rotweinen, 

6.  Freie  Säuren  (Gesamtsäure), 

7.  Flüchtige  Säuren, 

8.  Nichtflüchtige  Säuren, 

9.  Glyzerin, 
10.  Zucker, 

11«    Polarisation, 

12*    Unreinen  Stärkezucker,  qualitativ, 

13.   Fremde  Farbstoffe  bei  Rotweinen. 


gOO  Die  Untersuchuag  des  Weines. 

Unter  besonderen  Verhältnissen  sind  die  Prüfungen  und  Bestim- 
mungen noch  auf  nachbezeichnete  Bestandteile  auszudehnen: 

14.  Gesamtweinsteinsäure,  freie  Weinsteinsäure,  Weinstein  und 
an  alkalische  Erden  gebundene  Weinsteinsäure, 

15.  Schwefelsäure  bei  Weißweinen, 

16.  Schweflige  Säure, 

17.  Saccharin, 

18.  Salizylsäure,  qualitativ, 

19.  Gummi  und  Dextrin,  qualitativ, 

20.  Gerbstoflf, 

21.  Chlor, 

22.  Phosphorsäure, 

23.  Salpetersäure,  qualitativ, 

24.  Baryum, 

25.  Strontium, 

26.  Kupfer. 

Die  Ergebnisse  der  Untersuchimgen  sind  in  der  angegebenen 
Reihenfolge  aufzuführen.  Bei  dem  Nachweis  und  der  Bestimmung  solcher 
Weinbestandteile,  welche  hier  nicht  aufgeführt  sind,  ist  stets  das  an- 
gewandte üntersuchungsverfahren  anzugeben. 

6.  Als  Normaltemperatur  wird  die  Temperatur  von  15^  C.  fest- 
gesetzt; mithin  sind  alle  im  folgenden  vorgeschriebenen  Abmessungen 
des  Weines  bei  dieser  Temperatur  vorzunehmen  und  sind  die  Ergebnisse 
hierauf  zu  beziehen.  Trübe  Weine  sind  vor  der  Untersuchung  zu  fil- 
trieren; liegt  ihre  Temperatur  unter  15^  C,  so  sind  sie* vor  dem  Filtrieren 
mit  den  ungelösten  Teilen  auf  15^  C.  zu  erwärmen  und  umzuschüttein. 

7.  Die  Mengen  der  Weinbestandteile  werden  in  der  Weise  aus- 
gedrückt, daß  angegeben  wird,  wie  viel  Gramm  des  gesuchten  Stoffes  in 
100  ccm  Wein  von  15®  C.  gefunden  worden  sind. 

Die  Angabe  des  Follangsgrades  der  Fässer  ist  deshalb  von  Bedeutong,  weil 
auf  Weinen,  die  in  nur  teilweise  gefällten  Fässern  lagern,  sich  leicht  Kultaren  von 
Mikroorganismen  ansiedeln,  die  die  Zusammensetzung  des  Weines  ändern,  nament^ 
lieh  der  Essigpilz  (Mjcoderma  aceti)  und  der  Kahmpilz  (Mycoderma  vini). 

Die  äußere  Beschaffenheit  des  Weines  gibt  häufig  Auskunft  über  Krank- 
heiten desselben.  Trübungen  des  Weines  können  hervorgerufen  sein  durch 
Hefezellen,  durch  andere  Mikroorganismen  (Essigpilz,  Kahmpilz,  Bakterien  des  um- 
geschlagenen Weines  u.  s.  w.)  oder  durch  Abscheidung  gewisser  Weinbestandteile, 
wie  Weinstein,  weinsaurer  Kalk,  Farbstoffe  u.  s.  w.  Die  Art  der  Trübungen 
erkennt  man  unter  dem  Mikroskop.  Zur  Abscheidung  der  Trübungen  läßt  man  diese 
in  einem  Spitzglase  absitzen  oder  man  zentrifugiert  oder  filtriert  den  Wein. 

Die  Vorschriften  zu  1  bis  4  beziehen  sich  nur  auf  die  gerichtliche  Unter- 
suchung der  W^eine;  für  diese  ist  auch  die  ausschließliche  Verwendung  geeichter 
Meßgerate  vorgeschrieben. 


Bestimmimg  des  spez.  Gewichtes  und  des  Alkohols.  gQl 

B.  AnsfiUmuig  der  Untersnchiuigen. 

a)   Die  vom  Bundesrate  YorKeschriebenen  Untersuchungen. 

1.  Bestimmunsr  des  spezifischen  Gewichtes'). 

Das  spezifische  Gewicht  des  Weines  wird  nach  der  offiziellen  Vorschrift 
mit  Hilfe  des  Pyknometers  bestimmt.  Eine  Vereinfachong  der  Berechnung  ist 
von  F.  Bolm')  angegeben  worden. 

Bei  nicht  gerichtlichen  Untersuchungen  kann  man  das  spezifische  Gewicht 
der  Weine  auch  mit  einer  genauen,  geprüften  Westp halschen  (Mohr sehen) 
Wage  oder  mit  hinreichend  fein  eingeteilten  Ar&ometem,  sogenannten  Densi- 
metem  oder  Dichtigkeitsspindeln,  bestimmen.  Nur  fCbr  Weine  mit  mehr  als  4  g 
Extrakt  in  100  ccm  hat  die  genaue  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes  eine 
gröfiere  Bedeutung,  da  es  hier  zur  Ermittelung  des  Extraktgehaltes  herange- 
zogen wird. 

2.  Bestimmunsr  des  Alkohols. 

Der  zum  Zwecke  der  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes  (Nr.  1) 
im  Pyknometer  enthaltene  Wein  wird  in  einen  Destillierkolben  Yon* 
150 — 200  ccm  Inhalt  übergeführt  und  das  Pyknometer  dreimal  mit  wenig 
Wasser  nachgespült.  Man  gibt  zur  Verhinderung  etwaigen  Schäumens  ein 
wenig  Tannin  in  den  Kolben  und  yerbindet  diesen  durch  Gummistopfen 
und  Kugelröhre  mit  einem  Liebigschen  Kühler;  als  Vorlage  benutzt  man 
das  Pyknometer,  in  welchem  der  Wein  abgemessen  worden  ist.  Nunmehr 
destilliert  man,  bis  etwa  35  ccm  Flüssigkeit  übergegangen  sind,  füllt  das 
Pyknometer  mit  Wasser  bis  nahe  zum  Halse  auf,  mischt  durch  quirlende 
Bewegung  solange,  bis  Schichten  von  yerschiedener  Dichtigkeit  nicht  mehr 
wahrzunehmen  sind,  stellt  die  Flüssigkeit  Ys  Stunde  in  ein  Wasserbad  yon 
15^  C.  und  fügt  mit  Hilfe  eines  Haarröhrchens  vorsichtig  Wasser  von  15^0. 
zu,  bis  der  untere  Rand  der  Flüssigkeitsoberfläche  gerade  die  Marke  be- 
rührt. Dann  trocknet  man  den  leeren  Teil  des  Pyknometerhalses  mit 
Stäbchen  aus  Filtrierpapier,  wägt  und  berechnet  das  spezifische  Gewicht 
des  Destillates  in  der  unter  Nr.  1  angegebenen  Weise.  Die  diesem 
spezifischen  Gewichte  entsprechenden  Gramme  Alkohol  in  100  ccm  Wein 
werden  aus  der  zweiten  Spalte  der  Tab.  I  (S.  664)  entnonunen  3). 

Anmerkung:  Bei  der  Untersuchung  von  Verschnittweinen  ist  der  Al- 
kohol in  Volumprozent  nachMafigabe  der  dritten  Spalte  derTab.I  anzugeben. 

^)  Den  Wortlaut  der  amtlichen  Anweisung  siehe  in  Karl  Windisch,  Die 
chemische  Untersuchung  und  Beurteilung  des  Weines,  Berlin  18%,  S.  48. 

*)  Zsch.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1900,  8,  667. 

')  Karl  Windisch,  Tafel  zur  Ermittelung  des  Alkoholgehaltes  von  Alkohol- 
Wassermischungen  aus  dem  spezifischen  Gewicht.  Berlin  1893,  Julius  Springer. 
Morley  (Jouxn.  Amer.  Ghem.  Soc.  26  (1904),  1188—1192)  gibt  eine  Alkoholtafel 
für  ganze  Prozente  und  far  jeden  Grad  von  15 — 22  ^G. 


602  ^^0  Untenachang  des  Weines. 

Mit  dem  Alkohol  gehen  auch  kleine  Mengen  fl&chtiger  Säuren  in  das 
Destillat  über;  bei  normalen  Weinen  ist  deren  Menge  aber  so  gering,  daß  sie  das 
spezifische  Gewicht  des  Destillates  nicht  merkbar  beeinflussen.  Bei  stark  stichigen, 
an  Essigsäure  reichen  Weinen  ist  es  dagegen  notwendig,  den  Wein  vor  der 
Destillation  zu  neutralisieren').  Sehr  extraktreiche  S&ßweine  darf  man  nicht  zn 
weit  destillieren,  da  der  Destillationsrnckstand  andernfalls  leicht  anbrennen  kann. 

Bei  nicht  gerichtlichen  Weinuntersuchungen  kann  man  den  Alkoholgehalt 
des  auf  das  ursprüngliche  Volumen  aufgefüllten  Destillates  mit  Hilfe  eines  ge- 
nauen Alkoholometers  bestimmen.  Die  besonderen,  für  die  Bestimmung  des 
Alkohols  ohne  Destillation  vorgeschlagenen  Apparate,  z.  B.  das  Vaporimeter,  das 
EbttUioskop,  das  Liquometer  (Kapillarimeter),  der  Tropfenzähler  (Stalagmometer), 
femer  das  spektroskopische  und  das  krjoskopische  Verfahren  u.  s.  w.  sind  nicht 
zu  empfehlen,  da  sie  zum  mindesten  unsicher  sind.  Dasselbe  gilt  von  der 
indirekten  Ermittelung  des  Alkohols  aus  dem  spezifischen  Gewicht  des  ursprüng- 
lichen und  des  entgeisteten  Weines. 

3.   Bestlmmansr  des  Extraktes  (Gehaltes  an  ExtraktBtoflfon). 

Unter  Extrakt  (Gesamtgehalt  an  Extraktstoffen)  im  Sinne  der 
Bekanntmachung  vom  29.  April  1892^)  sind  die  ursprünglich  gelöst 
gewesenen  Bestandteile  des  entgeisteten  und  entwässerten  ausgegorenen 
Weines  zu  verstehen. 

Da  das  fUr  die  Bestimmung  des  Extraktgehaltes  zu  wählende  Yei^ 
fahren  sich  nach  der  Extraktmenge  richtet,  so  berechnet  man  zunächst 
den  Wert  von  x  aus  nachstehender  Formel: 

x  =  l  +  S  — Si. 
Hierbei  bedeutet: 

S  das  spezifische  Gewicht  des  Weines  (nach  Nr.  1  bestimmt), 

Si  das  spezifische  Gewicht  des  alkoholischen,  auf  das  ursprüngliche 
Maß  aufgefüllten  Destillates  des  Weines  (nach  Nr.  2  bestimmt). 

Die  dem  Werte  von  x  nach  Maßgabe  der  Tafefll  (S.  665)  ent- 
sprechende Zahl  E  wird  aus  der  zweiten  Spalte  dieser  Tafel  entnommen'). 

a)  Ist  E  nicht  größer  als  3,  so  wird  die  endgültige  Bestimmung 
des  Extraktes  in  folgender  Weise  ausgeführt.  Man  setzt  eine  gewogene 
Platinschale  yon  etwa  85  mm  Durchmesser,  20  mm  Höhe  und  75  ccm 


0  C.  Amthor,  Zsch.  Unters.  Nähr.-  u.  Genuflm.  1898,  1,  811. 

*)  Bezw.  yom  2.  Juli  1901. 

>)  Die  Tafein  (S.  665  ff.)  bildet  eben  Aaszag  aus  Karl  Windisck,  Tafel 
zur  Ermittelang  des  Zuckergehaltes  w&ßriger  Znokerlösungen  aas  der  Dichte  bei 
15®  G.  Zugleich  Eztrakttafel  f&r  die  Untersuchung  von  Bier,  Söfiweinen,  Likören, 
Frachtsäften  a.  s.  w.  Nach  der  amtlichen  Tafel  der  Kaiserlichen  Normal-Eichnngs- 
Kommission  berechnet  Berlin  1896,  Julius  Springer.  Die  Zahl  x  entspricht  der 
»Dichte  bei  15®  C.^,  E  dem  ,, Gramm  Zacker  in  lOQ  ccm^  der  genannten  Zucker 
und  Eztrakttafel. 


Bestimmung  des  Extraktgehaltes.  g03 

Inhalt,  welche  ungeföhr  20  g  wiegt,  auf  ein  Wasserbad  mit  lebhaft 
kochendem  Wasser  und  läßt  aus  einer  Pipette  50  ccm  Wein  von  15^  C. 
in  dieselbe  fließen.  Sobald  der  Wein  bis  zur  dickflüssigen  Beschaffenheit 
eingedampft  ist,  setzt  man  die  Schale  mit  dem  Rückstande  27^  Stunden 
in  einen  Trockenkasten,  zwischen  dessen  Doppel  Wandungen  Wasser 
lebhaft  siedet,  läßt  dann  im  Exsikkator  erkalten  und  findet  durch 
Wägung  den  genauen  Extraktgehalt. 

b)  Ist  E  größer  als  3,  aber  kleiner  als  4,  so  läßt  man  aus  einer 
Bürette  in  die  beschriebene  Platinschale  eine  so  berechnete  Menge  Wein 
fließen,  daß  nicht  mehr  als  1,5  g  Extrakt  zur  Wägung  gelangen,  und 
verehrt  weiter,  wie  unter  a)  angegeben. 

c)  Ist  E  gleich  4  oder  größer  als  4,  so  gibt  diese  Zahl  endgültig 
die  Gramme  Extrakt  in  100  ccm  Wein  an. 

Um  einen  Wein,  der  seiner  Benennung  nach  einem  inländischen 
Weinbau  gebiete  entsprechen  soll,  nach  Maßgabe  der  Bekanntmachung 
Yom  29.  April  1892')  zu  beurteilen  und  demgemäß  den  Extraktgehalt 
des  vergorenen  Weines  (s.  Nr.  3  Abs.  1)  zu  ermitteln,  sind  die  bei  der 
Zuckerbestimmung  (vergl.  Nr.  10)  gefundenen  Zahlen  zu  Hilfe  zu  nehmen. 
Beträgt  danach  der  Zuckergehalt  mehr  als  0,1  g  in  100  ccm  Wein,  so 
ist  die  darüber  hinausgehende  Menge  von  der  nach  Nr.  3  a,  3  b  oder  3  c 
gefundenen  Extraktzahl  abzuziehen.  Die  yerbleibende  Zahl  entspricht 
dem  Extraktgehalte  des  vergorenen  Weines. 

Bei  der  Extraktbestimmuog  werden  die  Weioe  mit  weniger  als  4  g  Extrakt 
in  100  ccm  und  die  mit  4  g  oder  mehr  als  4  g  Extrakt  in  100  ccm  grands&tzlich 
verschieden  behandelt:  bei  den  enteren  wird  der  Extraktgehalt  direkt  durch 
Eindampfen,  bei  den  letzteren  indirekt  aas  dem  spezifischen  Gewichte  des  ent- 
geisteten  und  auf  das  ursprüngliche  Maß  wieder  aufgefüllten  Weines  bestimmt. 
Man  hat  daher  in  jedem  Falle  zunächst  festzustellen,  welches  Verfahren  man  bei 
eiuem  vorliegenden  Weine  einzuschlagen  hat.  Dies  geschieht  durch  Rechnung 
mit  Hilfe  der  Formel  von  Tabarie.  Die  nach  dieser  Formel  berechnete  Zahlx 
stellt  das  spezifische  Gewicht  des  entgeisteten  und  auf  das  ursprüngliche  Maß 
wieder  aufgefüllten  Weines  dar.  Die  der  Zahl  x  entsprechende  Zahl  E  gibt  die 
zu  dem  spezifischen  Gewichte  x  gehörigen  Gramme  Extrakt  in  100  ccm  Wein  an. 

Die  genaue  Bestimmung  des  Extraktgehaltes  ist  wegen  der  Flüchtigkeit 
des  Gljzerins  und  sonstiger,  unter  Umständen  beim  Erhitzen  des  Weinextraktes 
eintretender  Zersetzungen  streng  genommen  nicht  möglich.  Man  muß  daher,  um 
vergleichbare  Werte  zn  erhalten,  die  Vorschriften  genau  einhalten.  Auch  dann 
können  noch  Unterschiede  in  den  gefundenen  Extraktgehalten  vorkommen,  die 
namentlich  bei  Weinen,  deren  Extrakt  der  für  gatlisierte  Weine  festgesetzten  Grenze 
nahekommt,  von  Bedeutung  sind.  Aus  diesem  Grunde  hat  die  Kommission  zur  Be- 
arbeitung einer  Weinstatistik  für  Deutschland  auf  Vorschlag  von  W.  Möslinger*) 

1)  Bezw.  vom  2.  Juli  1901. 

*)  Forschnngsber.  über  Lebensm.  1896,  8,  286. 


504  Die  üntersuchuDg  des  Weines. 

die  Aasföhrung  der  direkten  Extraktbestimmong  durch  folgende  sehr  beherzigens 
werte  Beschlüsse  präzisiert. 

,dO  ccm  Wein  von  15®  C.  werden  in  einer  Platinschale  Ton  85  mm  oberem 
Durchmesser,  20  mm  Höhe  und  75  ccm  Inhalt,  welche  nngefthr  20  g  wiegt,  auf 
lebhaft  kochendem  Wasserbade,  das  mit  Ring  oder  Ausschnitt  von  60  mm  lichtem 
Durchmesser  versehen  ist,  an  zugfreiem  Orte  bis  zur  dickflüssigen  Beschaffenheit 
eingedampft.  Diese  Operation  nimmt  etwa  40  Minuten  in  Anspruch.  Gegen  Ab- 
lauf dieser  Zeit  beobachtet  man  unausgesetzt  das  Fortschreiten  der  Eindampfung 
und  sorgt,  sobald  der  Wein  schwieriger  fliefit,  durch  öfteres  Neigen  der  Schale 
nach  allen  Seiten  nach  Möglichkeit  dafür,  daß  alle  Teile  des  Schaleninhaltes 
durch  den  noch  herumfließenden  Anteil  immer  aufs  neue  benetzt  werden,  bis 
zum  Eintritt  des  Endpunktes  der  Abdampfung.  Letzterer  ist  erreicht,  sobald  die 
Flüssigkeit  sich  durch  das  Neigen  der  Schale  nicht  mehr  sofort,  sondern  erst 
nach  kurzem  Zuwarten  zu  einem  langsam  fließenden  Tropfen  vereinigen  Ußt 
und  beim  Erkalten  der  Schale  so  gut  wie  ganz  unbeweglich  wird.  Alsdann  wird 
die  Schale  außen  abgetrocknet  und  in  die  Zelle  eines  besonders  eingerichteten 
Trockenschrankes '),  dessen  Wasser  sich  bereits  im  Sieden  befindet,  verbracht. 
Nach  2 Vs- stündigem  Erhitzen,  w&hrend  dessen  der  Wasserstand  unverändert 
bleiben  muß  und  die  Zelle  schlechterdings  nicht  geöffnet  worden  sein  darf,  wird 
die  Schale  so  rasch  als  möglich  mit  Deckel,  Glas-  oder  Glimmerplatte  bedeckt, 
herausgenommen  und  nach  dem  Erkalten  im  Ezsikkator  sofort  gewogen«^ 

Nach  Versuchen  von  0.  Amthor')  hat  selbst  der  Barometerstand  und 
damit  die  Höhenlage  der  einzelnen  Orte  einen  merkbaren  Einfluß  auf  den  Aus- 
fall der  Extraktbestimmung,  insofern  als  hiervon  der  Siedepunkt  des  Wassers  und 
damit  die  Temperatur,  bei  welcher  das  Extrakt  getrocknet  wird,  abhängig  sind. 

Die  of&ziell  vorgeschriebene  Extrakttafel  ist  in  Wirklichkeit  eine  Rohr- 
zuckertafel, da  der  Zusammenhang  zwischen  dem  spezifischen  Gewichte  und  dem 
Extraktgehalte  entgeisteter  Süßweine  nicht  genau  bekannt  ist  und  die  Rohi^ 
zuckerlösungen  ein  annähernd  gleiches  spezifisches  Gewicht  haben  wie  die  wäß- 
rigen Süßweinextraktlösungen. 

Neuerdings  haben  A.  Halenke  und  W.  Möslinger')  eine  für  die  Tem- 
peratur von  15®  C.  geltende  Extrakttafel  für  die  Weinanalyse  berechnet,  welcher 
Trocknungsversuche  mit  Mosten  zu  Grunde  liegen;  dieselbe  wurde  von  der  „Kom- 
mission zur  Bearbeitung  einer  Weinstatistik  für  Deutschland^  *)  vorgeschlagen  und 
von  M.  Barth^),  E.  List^),  W.  Fresenius^)  und  anderen  benutzt  und  empfohlen. 

Der  letztere  hat  die  Halenke-Möslingersche  Tafel  durch  Extrapolation 
bis  auf  das  spezifische  Gewicht  1,0000  herab  umgerechnet'). 

^)  Die  Beschreibung  des  Trockenschrankes  vergl.  im  Original. 
3)  Zsch.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1898,  1,  812. 
')  Zsch.  f.  analyt.  Chemie  1897,  86,  418. 
*)  Ebendort  1895,  84,  270. 
»)  Ebendort  1895,  84,  651. 
')  Forschungsber.  über  Lebensmittel  1896,  8,  20. 

^)  Th.  W.  Fresenius,   Borgmanns  Anleitung   zur   ehem.  Analyse   des 
Weines.   2.  Auflage.    Wiesbaden  1898,  C.  W.  Kreidel.    S.  28. 
•)  Ebendort  S.  208. 


MineralbestaDdteile.    Schwefelsäure.  g05 

4.  Bestimmiinsr  der  Mineralbestandteile. 

Enthält  der  Wein  weniger  als  4  g  Extrakt  in  100  com,  so 
wird  das  nach  Nr.  Sa  oder  3b  erhaltene  Extrakt  vorsichtig  verkohlt, 
indem  man  eine  kleine  Flamme  unter  der  Platinschale  hin-  und  her- 
bewegt. Die  Kohle  wird  mit  einem  dicken  Platindraht  zerdrückt  und 
mit  heiBem  Wasser  wiederholt  ausgewaschen;  den  wäßrigen  Auszug 
filtriert  man  durch  ein  kleines  Filter  von  bekanntem  geringem  Aschen- 
gehalte in  ein  Bechergläschen.  Nachdem  die  Kohle  vollständig  aus- 
gelaugt ist,  gibt  man  das  Filterchen  in  die  Platinschale  zur  Kohle, 
trocknet  beide  und  verascht  sie  vollständig.  Wenn  die  Asche  weiB 
geworden  ist,  gießt  man  die  filtrierte  Lösung  in  die  Platinschale  zurück, 
verdampft  dieselbe  zur  Trockne,  benetzt  den  Rückstand  mit  einer  Lösung 
von  Ammoniumkarbonat,  glüht  ganz  schwach,  läßt  im  Exsikkator  erkalten 
und  wägt. 

Enthält  der  Wein  4  g  oder  mehr  Extrakt  in  100  ccm,  so 
verdampft  man  25  ccm  des  Weines  in  einer  geräumigen  Platinschale 
und  verkohlt  den  Rückstand  sehr  vorsichtig;  die  stark  aufgeblähte  Kohle 
wird  in  der  vorher  beschriebenen  Weise  weiter  behandelt. 

Das  Befeuchten  der  Asche  mit  Ammoniamkarbonatlösung  ist  unnötig,  bis- 
weilen sogar  schädlich.  Wegen  der  hygroskopischen  Beschaffenheit  der  Asche 
bedeckt  man  die  Schale  zweckmäßig  beim  Wägen  jnit  einem  Uhrglas  oder  dergl. 

Sehr  zuckerreiche  Weine  lassen  sich  nur  ungemein  schwer  veraschen,  da 
das  schmelzende  Extrakt  sich  stark  aufbläht  und  auch  bei  Verwendung  von  großen 
Platinschalen  leicht  überschäumt.  Von  solchen  Weinen  können  50  ccm  entgeistet, 
bis  zu  einem  Zuckergehalt  von  10 — 15  Proz.  verdünnt,  mit  einer  Spur  Hefe 
geimpft  und  bei  % — 80®  C.  vergoren  werden.  Die  vergorene  Flüssigkeit  wird 
mit  dem  Bodensatze  in  eine  Platinschale  gespült,  eingedampft  und  der  Rückstand 
in  der  beschriebenen  Weise  verascht. 

5«  Bestinunansr  der  Schwefelsäure  in  Botweinen'). 

Die  Schwefelsäure  wird  in  50  ccm  heißem,  mit  Salzsäure  angesäuertem 
Wein  mit  Chlorbarjumlösung  gefällt. 

Bei  Rotweinen  ist  der  Baryumsulfatniederschlag  stets  rot  gefärbt,  da 
gleichzeitig  mit  ihm  noch  andere  Stoffe  geftUt  werden.  Diesen  Niederschlag 
glnht  man,  schmilzt  ihn  mit  Soda  und  Salpeter,  löst  die  Schmelze  in  Wasser, 
filtriert,  wäscht  gut  aus,  säuert  die  Lösung  mit  Salzsäure  an,  verjagt  die  Salpeter- 
säure durch  Eindampfen  und  ftllt  heiß  mit  ChlorbarTum. 


')  Den  Wortlaut  der  amtlichen  Anweisung   siehe   in:    Karl  Windisch, 
Chem.  Untersuchung  u«  Beurteilung  des  Weines.   Berlin  1896.    S.  66. 


g06  I^>o  üntersachung  des  Weines. 

6.  BestimmanflT  der  fireien  Sftoren  (C^esamtsAure)« 

25  ccm  Wein  werden  bis  zum  beginnenden  Sieden  erhitzt  und  die 
heiBe  Flüssigkeit  mit  einer  Alkalilauge,  welche  nicht  schwächer  als 
Y^-normal  ist,  titriert.  Wird  Normallauge  verwendet,  so  müssen  Büretten 
Yon  etwa  10  ccm  Inhalt  benutzt  werden,  welche  die  Abschätzung  Yon 
Yioo  ^^^  gestatten.  Der  Sättigungspunkt  wird  durch  Tüpfeln  auf  empfind- 
lichem violettem  Lackmuspapier  festgestellt;  dieser  Punkt  ist  erreicht, 
wenn  ein  auf  das  trockene  Lackmuspapier  aufgesetzter  Tropfen  keine 
Rötung  mehr  hervorruft.  Die  freien  Säuren  sind  als  Weinsteinsäure  zu 
berechnen. 

Ad  Stelle  des  gewöhnlichen  Lackmaspapiers  empfehlen  Halenke  und  Mos- 
linger*)  ein  mit  Hilfe  eines  Bestandteiles  des  Lackmosfarbstoffes,  der  Azolit- 
mins&ure,  hergestelltes  Indikatorpapier.  Ein  zweiter  Vorschlag  von  Halenke 
and  Möslinger  geht  dahin,  die  zar  Bestimmung  der  Gesamtsäure  za  ver- 
wendende Alkalilauge  gegen  reine,  gepulverte,  über  Schwefelsäure  getrocknete 
Weinsteinsäare  zu  stellen. 

7.  Bestimnoiiinsr  der  flachtigren  S&uren'}» 

Die  flüchtigen  Säuren  werden  mit  Wasserdampf  überdestilliert. 
Von  50  ccm  Wein  werden  etwa  25  ccm  abdestilliert  und  dann  Wasser- 
dampf eingeleitet;  durch  zweckmäßiges  Erwärmen  des  Kolbens  trägt 
man  dafür  Sorge,  daß  die  Menge  der  Flüssigkeit  in  demselben  sich 
nicht  mehr  ändert.  Man  unterbricht  die  Destillation,  wenn  200  ccm 
Flüssigkeit  übergegangen  sind.  Man  versetzt  das  Destillat  mit  Phenol- 
phtalein  und  titriert  die  Säuren.  Die  flüchtigen  Säuren  werden  al? 
Essigsäure  (C,  H4  0^)  berechnet. 

Nach'  W.  Möslinger')  soll  die  lichte  Weite  der  EinstrÖmungsspitze  für 
den  Wasserdampf  1  mm  betragen;  die  Flammen  sollen  so  geregelt  werden,  daß 
die  200  ccm  Destillat  in  etwa  50  Minuten  erhalten  werden  mit  einem  Spielraom 
von  5  Minaten. 

Bei  essigstichigen  Weinen,  die  reich  an  Essigsäure  sind,  findet  sich  die 
Gesamtmenge  der  Essigsäure  häufig  nicht  in  den  ersten  200  ccm  Destillat.  Es 
ist  daher  zu  empfehlen,  daß  man,  wenn  200  ccm  Flüssigkeit  überdestilliert  sind, 
das  nachfolgende  Destillat  auf  seine  Reaktion  prüfL  Das  Nachdestillat  reagiert 
fast  ausnahmslos  noch  sauer,  meist  aber  sehr  schwach;  wenn  es  noch  stark  sauer 
reagiert,  muH  man  noch  weiter  destillieren  und  das  Nachdestillat  titrieren. 


1}    Zeitschr.  f.  analyt  Chemie  1895,  84,  274. 

')   Den  Wortlaut   der   amtlichen  Anweisung  siehe  in:   Karl  Windisch, 
Die  chemische  Untersuchung  und  Beurteilung  des  Weines.    BerUn  1896.   S.  70. 
*)   Forschungsber.  über  Lebensmittel  1897,  4,  329. 


SäDren.    Glyzerin.  g07 

8.  Besttminiinsr  der  nlchtflüchtlgren  Sftaren« 

Die  Menge  der  nichtflüchtigen  Säuren  im  Wein,  welche  als  Wein- 
steinsäure  anzugeben  sind,  wird  durch  Rechnung  gefunden. 
Bedeutet: 

a    die  Gramme  freie  Säuren  in  100  ccm  Wein,  als  Weinstein- 
säure berechnet, 
b    die  Gramme  flüchtige  Säuren  in   100  ccm  Wein,    als  Essig- 
säure berechnet, 
X    die    Gramme    nichtflüchtige  Säuren   in    100  ccm  Wein,    als 
Weinsteinsäure  berechnet, 
so  sind  enthalten: 

X  =  (a  —  1,25  b)  Gramm  nichtflüchtige  Säuren,  als  Weinsteinsäure 
berechnet,  in  100  ccm  Wein. 

9.  Bestimmunsr  des  Glyzerins. 

a)   In  Weinen  mit  weniger  als  2  g  Zucker  in  100  ccm. 

Man  dampft  100  ccm  Wein  in  einer  Porzellanschale  auf  dem 
Wasserbade  auf  etwa  10  ccm  ein,  yersetzt  den  Rückstand  mit  etwa  1  g 
Quarzsand  und  soviel  Kalkmilch  von  40  Proz.  Ealkhydrat,  daß  auf  je 
1  g  Extrakt  1,5 — 2  ccm  Kalkmilch  kommen,  und  verdampft  fast  bis  zur 
Trockne.  Der  feuchte  Rückstand  wird  mit  etwa  5  ccm  Alkohol  von 
96  Maflprozent  versetzt,  die  an  der  Wand  der  Porzellanschale  haftende 
Masse  mit  einem  Spatel  losgelöst  und  mit  einem  kleinen  Pistill  unter 
Zusatz  kleiner  Mengen  Alkohol  von  96  Maflprozent  zu  einem  feinen 
Brei  zerrieben.  Spatel  und  Pistill  werden  mit  Alkohol  von  gleichem 
Gehalte  abgespült.  Unter  beständigem  Umrühren  erhitzt  man  die  Schale 
auf  dem  Wasserbade  bis  zum  Beginne  des  Siedens  und  gieflt-  die  trübe 
alkoholische  Flüssigkeit  durch  einen  kleinen  Trichter  in  ein  100  ccm- 
Kölbchen.  Der  in  der  Schale  zurückbleibende  pulverige  Rückstand  wird 
unter  Umrühren  mit  10 — 12  ccm  Alkohol  von  96  Maßprozent  wiederum 
heiß  ausgezogen,  der  Auszug  in  das  100  ccm-Kölbchen  gegossen  und 
dieses  Verfahren  solange  wiederholt,  bis  die  Menge  der  Auszüge  etwa 
95  ccm  beträgt;  der  unlösliche  Rückstand  verbleibt  in  der  Schale. 
Dann  spült  man  das  auf  dem  100  ccm-Kölbchen  sitzende  Trichterchen 
mit  Alkohol  ab,  kühlt  den  alkoholischen  Auszug  auf  15^  C.  ab  imd  füllt 
ihn  mit  Alkohol  von  96  Maßprozent  auf  100  ccm  auf.  Nach  tüchtigem 
ümschütteln  filtriert  man  den  alkoholischen  Auszug  durch  ein  Falten- 
filter in  einen  eingeteilten  Glaszylinder.  90  ccm  Filtrat  werden  in  eine 
Porzellanschale  übergeführt  und  auf  dem  heißen  Wasserbade  unter  Ver- 
meiden des  lebhaften  Siedens  des  Alkohols  eingedampft.  Der  Rück- 
stand  wird  mit  kleinen  Mengen  absoluten  Alkohols  aufgenommen,    die 


508  ^i®  Untersuchung  des  Weines. 

Lösung  in  einen  eingeteilten  Glaszylinder  mit  Stopfen  gegossen  und  die 
Schale  mit  kleinen  Mengen  absoluten  Alkohols  nachgewaschen,  bis  die 
alkoholische  Lösung  genau  15  ccm  beträgt.  Zu  der  Lösung  setzt  man 
dreimal  je  7,5  ccm  absoluten  Äther  und  schüttelt  nach  jedem  Zusatz 
tüchtig  durch.  Der  verschlossene  Zylinder  bleibt  so  lange  stehen,  bis 
die  alkoholisch-ätherische  Lösung  ganz  klar  geworden  ist;  hierauf  gießt 
man  die  Lösung  in  ein  Wägegläschen  mit  eingeschliffenem  Stopfen. 
Nachdem  man  den  Glaszylinder  und  das  Filter  mit  etwa  5  ccm  einer 
Mischung  von  1  Raumteil  absolutem  Alkohol  und  lYa  Raumteilen  ab- 
solutem Äther  nachgewaschen  und  die  Waschflüssigkeit  ebenfalls  in 
das  Wägegläschen  gegossen  hat,  verdunstet  man  die  alkoholisch- 
ätberische  Flüssigkeit  auf  einem  heißen,  aber  nicht  kochenden  Wasser- 
bade, wobei  wallendes  Sieden  der  Lösung  zu  vermeiden  ist.  Nachdem 
der  Rückstand  im  Wägegläschen  dickflüssig  geworden  ist,  bringt  man 
das  Gläschen  in  einen  Trockenkasten,  zwischen  dessen  Doppel  Wandungen 
Wasser  lebhaft  siedet,  läßt  nach  einstündigem  Trocknen  im  Exsikkator 
erkalten  und  wägt. 

Berechnung:  Wurden  a  Gramm  Glyzerin  gewogen,  so  sind  ent- 
halten : 

X  =  1,111 .  a  Gramm  Glyzerin  in  100  ccm  Wein. 

b)   In  Weinen  mit  2  g  oder  mehr  Zucker  in  100  ccm. 

50  ccm  Wein  werden  in  einem  geräumigen  Kolben  auf  dem  Wasser- 
bade erwärmt  und  mit  1  g  Quarzsand  und  so  lange  mit  kleinen  Mengen 
Kalkmilch  versetzt,  bis  die  zuerst  dunkler  gewordene  Mischung  wieder 
eine  hellere  Farbe  und  einen  laugenhaften  Geruch  angenommen  hat.  Das 
Gemisch  wird  auf  dem  Wasserbade  unter  fortwährendem  Umschütteln 
erwärmt.  Nach  dem  Erkalten  setzt  man  100  ccm  Alkohol  von  96  Maß- 
prozent  zu,  läßt  den  sich  bildenden  Niederschlag  absitzen,  filtriert  die 
alkoholische  Lösimg  ab  und  wäscht  den  Niederschlag  mit  Alkohol  von 
96  Maßprozent  aus.  Das  Filtrat  wird  eingedampft  und  der  Rückstand 
nach  der  unter  Nr.  9  a)  gegebenen  Vorschrift  weiter  behandelt. 

Berechnung;    Wurden  a  Gramm  Glyzerin    gewogen,    so  sind  ent- 
halten : 

X  =  2,222  .  a  Gramm  Glyzerin  in  100  ccm  Wein. 

Anmerkung.  Wenn  die  Ergebnisse  der  Zuckerbestimmung  nicht 
mitgeteilt  sind,  so  ist  stets  anzugeben,  ob  der  Glyzeringehalt  der  Weine 
nach  Nr.  9  a)  oder  9  b)  bestinmit  worden  ist. 

Das  vorstehende  Verfahren  der  Glyzerinbestimmung  ist  recht  mangel- 
haft: einerseits  sind  beim  Abdampfen  der  Flüssigkeiten  Verluste  an 
Glyzerin  unvermeidlich,  andererseits  gehen  in  die  Alkohol-Äthermischung 
auch  andere  Stoffe  über.     Das  analytische   Weinglyzerin  enthält  daher 


Bestimmung  des  Zuckers.  QQQ 

beträchtliclie  Mengen  Nichtglyzerin,  namentlich  das  aus  znckerreichen 
Weinen  gewonnene.  Bezüglich  der  Vorschläge  für  andere  Verfahren  der 
Glyzerinbestimmung  yergL  K.  Windisch,  Chem«  Untersuchung  und  Be- 
urteilung des  Weines,  Berlin  1896,  S.  80  und  die  neuere  Literatur. 

Neuerdings  ist  von  S.  Zeisel  und  R.  Fant o^)  ein  Verfahren  zur  Bestimmung 
des  Glyzerins  im  Wein  angegeben  worden,  das  auf  der  Überfuhrung  desselben 
in  Isopropyljodid  beruht. 

lO.  Bestimmanflr  des  Znekerg. 

Die  Bestimmung  des  Zuckers  geschieht  gewichtsanalytisch  mit 
Fehlin gscher  Lösung. 

Herstellung  der  erforderlichen  Lösungen. 

1.  Kupfersulfatlösung.  69,278  g  krystallisiertes  Eupfersulfat 
werden  mit  Wasser  zu  1  Liter  gelöst. 

2.  Alkalische  Seignettesalzlösung.  346  g  Seignettesalz 
(Kaliumnatriumtartrat)  und  103,2  g  Natriumhydrat  werden  mit  Wasser 
zu  1  Liter  gelöst  und  die  Lösung  durch  Asbest  filtriert. 

Die  beiden  Lösungen  sind  getrennt  aufzubewahren. 

Vorbereitung  des  Weines  zur  Zuckerbestimmung. 

Zunächst  wird  der  annähernde  Zuckergehalt  des  zu  untersuchenden 
Weines  ermittelt,  indem  man  Yon  dem  Extraktgehalt  desselben  die 
Zahl  2  abzieht.  Weine,  die  hiemach  höchstens  1  g  Zucker  in  100  ccm 
enthalten,  können  unyerdünnt  zur  Zuckerbestimmimg  yerwendet  werden; 
Weine,  die  mehr  als  1  g  Zucker  in  100  ccm  enthalten,  müssen  dagegen 
so  weit  Yerdünnt  werden,  daß  die  yerdünnte  Flüssigkeit  höchstens  1  g 
Zucker  in  100  ccm  enthält.  Die  für  den  annähernden  Zuckergehalt 
gefundene  Zahl  (Extrakt  weniger  2)  gibt  an,  auf  das  wieyielfache  MaB 
man  den  Wein  yerdünnen  muB,  damit  die  Lösung  nicht  mehr  als  1  Proz. 
Zucker  enthält.  Zur  Vereinfachung  der  Abmessung  und  Umrechnung  rundet 
man  die  Zahl  (Extrakt  weniger  2)  nach  oben  zu  auf  eine  ganze  Zahl  ab. 
Die  für  die  Verdünnimg  anzuwendende  Menge  Wein  ist  so  auszuwählen, 
daß  die  Menge  der  yerdünnten  Lösung  mindestens  100  ccm  beträgt. 

Ausführung  der  Bestimmung  des  Zuckers  im  Weine. 

100  ccm  Wein  oder,  bei  einem  Zuckergehalte  yon  mehr  als  1  Proz., 
100  ccm    eines   in    der  yorher  beschriebenen  Weise  yerdünnten  Weines 


^)   Zeitschr.  landw.  Versuchswesen  Österreich  1902,  5,  729;  Zeitschr.  f.  analyt. 
Chemie  1903,  42,  549;  yergl.  auch  M.  Strittar,  Zeitschr.  f.  analyt  Chemie  1903, 
42,  579;  J.  Schach,  Zeitschr.  landw.  Versuchswesen  Österreich  1904,  7,  111. 
Unienuchtmgen.  5.  Aufl.  HL  39 


QIQ  Die  Untersuchung  des  Weines. 

werden  in  einem  MeBkölbchen  abgemessen,  in  eine  Porzellanschale 
gebracht,  mit  Alkalilauge  neutralisiert  und  im  Wasserbade  auf  etwa 
25  com  eingedampft.  Behufs  Entfernung  von  Gerbstoff  und  Farbstoff 
fügt  man  zu  dem  entgeisteten  Weinrückstande,  sofern  es  sich  um  Rot- 
weine oder  erhebliche  Mengen  Gerbstoff  enthaltende  Weißweine  handelt, 
5 — 10  g  gereinigte  Tierkohle,  rührt  das  Gemisch  unter  Erwärmen  auf 
dem  Wasserbade  mit  einem  Glasstabe  gut  um  und  filtriert  die  Flüssig- 
keit in  das  100  ccm-Eölbchen  zurück.  Die  Tierkohle  wäscht  man  so 
lange  mit  heißem  Wasser  sorgfältig  aus,  bis  das  Filtrat  nach  dem 
Erkalten  nahezu  100  ccm  beträgt.  Man  versetzt  dasselbe  sodann  mit 
3  Tropfen  einer  gesättigten  Lösung  yon  Natriumkarbonat,  schüttelt  um 
und  füllt  die  Mischung  bei  15^  C.  auf  100  ccm  auf.  Entsteht  durch  den 
Zusatz  von  Natriumkarbonat  eine  Trübung,  so  läßt  man  die  Mischung 
2  Stunden  stehen  und  filtriert  sie  dann.  Das  Filtrat  dient  zur  Bestim- 
mung des  Zuckers. 

An  Stelle  der  Tierkohle  kann  zur  Entfernung  Yon  Gerbstoff  imd 
Farbstoff  aus  dem  Weine  auch  Bleiessig  benutzt  werden.  In  diesem 
Falle  verfahrt  man,  wie  folgt:  160  ccm  Wein  werden  in  der  vorher 
beschriebenen  Weise  neutralisiert  und  entgeistet  und  der  entgeistete 
Weinrückstand  bei  15^  C.  mit  Wasser  auf  das  ursprüngliche  Maß  wieder 
aufgefüllt.  Hierzu  setzt  man  16  ccm  Bleiessig,  schüttelt  um  und  filtriert. 
Zu  88  ccm  des  Filtrates  fügt  man  8  ccm  einer  gesättigten  Natrium- 
karbonatlösung oder  einer  bei  20^  C.  gesättigten  Lösung  von  Natrium- 
sulfat, schüttelt  um  und  filtriert  aufs  neue.  Das  letzte  Filtrat  dient 
zur  Bestimmung  des  Zuckers.  Durch  die  Zusätze  von  Bleiessig  und 
Natriumkarbonat  ist  das  Yolumen  des  Weines  um  Y5  vermehrt  worden, 
was  bei  der  Berechnung  des  Zuckergehaltes  zu  berücksichtigen  ist. 

a)   Bestimmung  des  Invertzuckers, 

In  einer  vollkommen  glatten  Porzellanschale  werden  25  com  Kupfer- 
sulfatlösung, 25  ccm  Seignettesalzlösung  und  25  ccm  Wasser  gemischt 
und  auf  einem  Drahtnetz  zum  Sieden  erhitzt.  In  die  siedende  Mischung 
läßt  man  aus  einer  Pipette  25  ccm  des  in  der  beschriebenen  Weise  vor- 
bereiteten Weines  fließen  und  kocht  nach  dem  Wiederbeginne  des  leb- 
haften Aufwallens  noch  genau  2  Minuten.  Man  filtriert  das  ausge- 
schiedene Kupferoxydul  unter  Anwendung  einer  Saugpumpe  sofort  durch 
ein  gewogenes  Asbestfilterröhrchen  und  wäscht  letzteres  mit  heißem 
Wasser  und  zuletzt  mit  Alkohol  und  Äther  aus.  Nachdem  das  Röhrcheo 
mit  dem  Kupferoxydulniederschlag  bei  100^  C.  getrocknet  ist,  erhitzt 
man  letzteren  stark  bei  Luftzutritt,  verbindet  das  Röhrchen  alsdann  mit 
einem  Wasserstoff- Entwickelungsapparate,  leitet  trockenen  und  reinen 
Wasserstoff  hindurch   und    erhitzt  das  zuvor  gebildete  Kupferoxyd  mit 


Bestimmang  des  Rohrznckers.  611 

einer  kleinen  Flamme,  bis  dasselbe  vollkommen  zu  metallischem  Eapfer 
reduziert  ist.  Dann  läßt  man  das  Kupfer  im  Wasserstoffstrome  erkalten 
und  wägt.  Die  dem  gewogenen  Kupfer  entsprechende  Menge  Invert- 
zucker entnimmt  man  der  als  Anlage  beigegebenen  Tafel  HD).  (Die 
Reinigrmg  des  Asbestfilterröhrchens  geschieht  durch  Auflösen  des  Kupfers 
in  heißer  Salpetersäure,  Auswaschen  mit  Wasser,  Alkohol  und  Äther, 
Trocknen  und  Erhitzen  im  Wasserstoffstrome.) 

b)  Bestimmung  des  Bohrzuckers. 

Man  mißt  50  ccm  des  in  der  vorher  beschriebenen  Weise  erhaltenen 
entgeisteten,  alkalisch  gemachten,  gegebenenfalls  von  Gerbstoff  und  Farb- 
stoff befreiten  und  verdünnten  Weines  mittels  einer  Pipette  in  ein  Kölb« 
chen  von  etwa  100  ccm  Inhalt,  neutralisiert  genau  mit  Salzsäure,  fügt 
sodann  5  ccm  einer  1-proz.  Salzsäure  hinzu  und  erhitzt  die  Mischung 
eine  halbe  Stunde  im  siedenden  Wasserbade.  Dann  neutralisiert  man 
die  Flüssigkeit  genau,  dampft  sie  im  Wasserbade  etwas  ein,  macht  sie 
mit  einer  Lösung  von  Natriumkarbonat  schwach  alkalisch  und  filtriert 
sie  durch  ein  kleines  Filter  in  ein  50  ccm-Kölbchen,  das  man  durch 
Nachwaschen  bis  zur  Marke  füllt.  In  25  ccm  der  zuletzt  erhaltenen 
Lösimg  wird,  wie  unter  Nr.  10a)  angegeben,  der  Invertzuckergehalt 
bestimmt. 

Berechnung:  Man  rechnet  die  nach  der  Inversion  mit  Salzsäure 
erhaltene  Kupfermenge  auf  Gramme  Invertzucker  in  100  ccm  Wein  um. 
Bezeichnet  man  mit 

a  die  Gramme  Invertzucker  in  100  ccm  Wein,  welche  vor  der 

Inversion  mit  Salzsäure  gefunden  wurden, 
b  die  Gramme  Invertzucker    in  100  ccm  Wein,    welche    nach 
der  Inversion  mit  Salzsäure  gefunden  wurden, 
so  sind  enthalten: 

X  =  0,95  (b — a)  Gramm  Rohrzucker  in  100  ccm  Wein. 

Anmerkung.  Es  ist  stets  anzugeben,  ob  die  Entfernung  des 
Gerbstoffes  und  des  Farbstoffes  durch  Kohle  oder  durch  Bleiessig  statt- 
gefunden hat. 

Hierzu  ist  folgendes  za  bemerken: 

1.  Sehr  zackerreiche  Süßweine  kann  man  zur  Verdünnong  nicht  abmessen, 
da  sie  an  den  Wandungen  der  Bürette  teilweise  hangen  bleiben.    Solche  Weine 


')  Die  Tafel  HI  ist  hier  nicht  mit  abgedruckt;  sie  ist  entnommen  aus: 
E.  Wein,  Tabellen  zur  Zuckerbestimmong.  Stuttgart  1888.  Für  die  Kupfer- 
mengen von  10 — 89  mg  wird  die  Tabelle  für  Traubenzucker  (£.  Wein,  S.  2, 
Tabelle  I),  für  größere  Kupfermengen  die  Tabelle  für  Invertzucker  (£.  Wein, 
S.  14,  Tabelle  IV)  verwendet,  da  letztere  erst  mit  90  mg  Kupfer,  beginnt 

39* 


512  ^^^  UnterBachong  des  Weines. 

wiegt  man  ab  imd  berechnet  das  Volumen  der  abgewogenen  Menge  nach  der 

Formel: 

1,00228.  p 

" d ' 

worin  y  das  Volumen,  p  das  Grewicht  und  d  das  spezifische  Gewicht  des  Weines 
bedeutet 

2.  Die  Wirksamkeit  der  Tierkohle  hängt  wesentlich  von  ihrer  Beschaffen- 
heit ab.  Zur  Reinigung  der  käuflichen  Tierkohle  pulvert  man  sie  fein,  glüht 
sie  stark  und  kocht  sie  wiederholt  mit  Salzsäure  aus;  dann  wird  sie  mit  Wasser 
bis  zur  Entfernung  der  Salzsäure  ausgewaschen.  Man  bewahrt  die  gereinigte 
Tierkohle  unter  Wasser  auf. 

3.  Die  Verwendung  von  Bleiessig  ist  meist  bequemer  als  die  von  Tier- 
kohle. Zur  Ausfüllung  des  überschüssigen  Bleies  ist  auch  Natriumphosphat  und 
Natriumozalat  empfohlen  worden. 

4.  Da  nur  sehr  wenige  Weine  Rohrzucker  enthalten,  kann  man  die  Be- 
stimmung des  reduzierenden  Zuckers  erheblich  yereinfachen,  indem  man  das 
Neutralisieren  und  Eindampfen  der  Weine  unterläßt  und  die  ursprünglichen  Weina 
mit  Bleiessig  wie  bei  der  Polarisation  behandelt 

5.  Statt  das  Eupferoxydul  bezw.  das  daraus  durch  Oxydation  gewonnene 
Kupferoxyd  zu  reduzieren  und  das  metallische  Kupfer  zu  wägen,  ist  vorgeschlagen 
worden,  das  Kupferoxyd  direkt  zur  Wägung  zu  bringen;  dieser  Vorschlag  ver- 
dient Beachtung,  da  er  eine  wesentliche  Vereinfachung  bedeutet  und  vergleichende 
Untersuchungen  eine  gute  Übereinstimmung  zwischen  den  aus  dem  metallischen 
Kupfer  und  dem  Kupferoxyde  abgeleiteten  Zuckerwerten  ergeben  haben. 

6.  Nach  P.  Kulisch^}  reicht  bei  Weinen,  die  vor  der  Zuckerbestimmung 
nicht  verdünnt  werden,  der  Zusatz  von  6  ccm  1-proz.  Salzsäure  nicht  zur  völligen 
Inversion  des  Rohrzuckers  aus,  da  die  Salzsäure  sich  mit  den  Alkalisalzen  der 
organischen  Säuren  des  Weines  umsetzt  und  die  freien  organischen  Säuren  viel 
schwächer  invertierend  wirken  als  die  Salzsäure.  Nur  für  Weine,  die  mindestens 
auf  das  fünffache  Volumen  verdünnt  werden,  reicht  die  vorgeschriebene  Menge 
Salzsäure.  Für  nicht  verdünnte  Weine  empfiehlt  Kulisch  die  Verwendung  von 
0,5  —  1  ccm  Salzsäure  von  25  Proz.  Bei  Verwendung  solcher  Salzsäuremengen 
wird  oft  etwas  zuviel  Zucker  gefunden;  einer  Zunahme  des  Zuckers  durch  die 
Inversion  um  weniger  als  0,025  Proz.  ist  keine  Bedeutung  beizulegen.  Besser 
invertiert  man  mit  Oxalsäure,  und  zwar  verwendet  man  bei  allen  auf  mehr  als 
das  Doppelte  verdünnten  Weinen  lg,  bei  den  übrigen  2 g  krystallisierte  Oxal- 
säure auf  50  ccm.  W.  Möslinger')  schlug  vor,  75  ccm  Süßwein  mit  1,5  g  Oxal- 
säure 20  Minuten  bei  70^  C.  zu  erwärmen.  Von  W.  Fresenius')  and  M.  Barth*) 
wurde  das  zollamtliche  Verfahren  zur  Inversion  des  Rohrzuckers  en^>fohlen. 
Dasselbe  gibt  auch  nach  des  Verfassers  Erfahrungen  die  besten  Ergebnisse« 


^)  Zeitschr.  angew.  Chemie  1897,  45  u.  205. 
«)  Chem.-Ztg.  1897,  21,  687. 

*)  Freseni US-Borgmann,  Anleitung   zur   ehem.    Analyse   des  Weines. 
Wiesbaden  1898.  S.  66. 

*)  Chem.-Ztg.  1897,  21,  637. 


Polarisation.  gJ3 

Außer  dem  im  vorstehenden  beschriebenen  gewichtsanal}rtischen  Verfahren 
wird  der  reduzierende  Zucker  h&nfig  auch  nach  den  maßanalytischen  Verfahren 
von  Sozhlet  mit  Fehlingscher  Lösung  oder  von  Sachsse  mit  alkalischer 
Ealium-Quecksilbeijodidlösungi)  bestimmt.  Auch  von  J.  Kjeldahl>)  ist  ein  Ver- 
fahren zur  Bestimmung  reduzierender  Zuckerarten  angegeben  worden,  auf  das 
hier  nur  hingewiesen  werden  kann.    Vergl.  auch  oben  S.  401  ff.,  424,  442,  588  ff. 

11.  Polarisation. 

Zur  Prüfung  des  Weines  auf  sein  Verhalten  gegen  das  polarisierte 
Liebt  sind  nur  große  genaue  Apparate  zu  Yerwenden,  an  denen  noch 
Zebntelgrade  abgelesen  werden  können.  Die  Ergebnisse  der  Prüfung  sind 
in  Winkelgraden,  bezogen  auf  eine  200  mm  lange  Schicht  des  ursprüng- 
lichen Weines,  anzugeben.    Die  Polarisation  ist  bei  15^  C.  auszuführen. 

Ausführung  der  polarimetrischen  Prüfung  des  Weines. 

a)  Bei  Weißweinen.  60  ccm  Wein  werden  in  einem  Meß- 
zylinder mit  3  ccm  Bleiessig  versetzt  und  der  entstandene  Niederschlag 
wird  abfiltriert.  Zu  31,5  ccm  des  Filtrates  setzt  man  1,5  ccm  einer  ge- 
sättigten Lösung  Yon  Natriumkarbonat,  filtriert  den  entstandenen  Nieder- 
schlag ab  und  polarisiert  das  Filtrat.  Der  von  dem  Weine  eingenommene 
Raum  ist  durch  die  Zusätze  lun  7jq  yermehrt  worden,  worauf  Rücksicht 
zu  nehmen  ist. 

b)  Bei  Rotweinen.  60  ccm  Rotwein  werden  mit  Alkali  neu- 
tralisiert, im  Wasserbade  auf  Yj  eingedampft,  filtriert,  auf  das  ursprüng- 
liche Maß  wieder  aufgefüllt  und  mit  6  ccm  Bleiessig  yersetzt.  Man 
filtriert  den  Niederschlag  ab,  setzt  zu  33  ccm  des  Filtrates  3  ccm  einer 
gesättigten  Lösung  yon  Natriumkarbonat,  filtriert  den  Niederschlag  ab 
und  polarisiert  das  Filtrat.  Der  yon  dem  Rotweine  eingenommene  Raum 
ist  durch  die  Zusätze  um  Y,  yermehrt  worden. 

Gelingt  die  Entfärbung  eines  Weines  durch  Behandlung  mit  Blei- 
essig nicht  yollständig,  so  ist  sie  mittels  Tierkohle  auszuführen.  Man 
mißt  50  ccm  Wein  in  einem  Meßkölbchen  ab ,  führt  ihn  in  eine  Por- 
zellanschale über,  neutralisiert  ihn  genau  mit  einer  Alkalilösung  und  yer- 
dampft  den  neutralisierten  Wein  auf  etwa  25  ccm.  Zu  dem  entgeisteten 
Weinrückstande  setzt  man  5  — 10  g  gereinigte  Tierkohle,  rührt  unter 
Erwärmen  auf  dem  Wasserbade  mit  einem  Glasstabe  gut  um  und  filtriert 
die  Flüssigkeit  ab.  Die  Tierkohle  wäscht  man  so  lange  mit  heißem 
Wasser  sorgfältig  aus,  bis  je  nach  der  Menge  des  in  dem  Weine  ent- 
haltenen Zuckers    das  Filtrat  75  — 100  ccm  beträgt.    Man  dampft  das 


^)  Zeitschr.  f.  analyt  Chemie  1877,  16,  121;  1881,  20,  447. 
>)  Ebendort  1896,  85,  444  u.  646. 


514  ^^®  Untersachim^  des  Weines. 

Filtrat  in  einer  Porzellanschale  auf  dem  Wasserbade  bis  zu  30^-40  ccm 
ein,  filtriert  den  Rückstand  in  das  50  ccm-Kölbchen  zurück,  wäscht  die 
Porzellanschale  und  das  Filter  mit  Wasser  aus  und  füllt  das  Filtrat 
bis  zur  Marke  auf.  Das  Filtrat  wird  polarisiert;  eine  Verdünnung  des 
Weines  findet  bei  dieser  Vorbereitung  nicht  statt. 

Nach  C.  Amthor')  ist  es  nicht  gleichgültig,  ob  man  den  Wein  mit  Blei- 
essig oder  mit  Tierkohle  entfärbt.  Weine,  die,  mit  Tierkohle  behandelt,  infolge 
eines  Gehaltes  an  Gummi  u.  dergl.  eine  schwache  Rechtsdrehang  zeigen,  werden 
nach  der  Behandlung  mit  Bleiessig,  durch  den  diese  Stoffe  gefUlt  werden,  oft 
schwach  linksdrehend. 


12»  Xachweis  des  unreinen  Stärkeznckers  durch 

'    Polarisation. 

a)  Hat  man  bei  der  Zuckerbestimmung  nach  Nr.  10  höchstens 
0,1  g  reduzierenden  Zucker  in  100  ccm  Wein  gefunden,  imd  dreht  der 
Wein  bei  der  gemäß  Nr.  11  ausgeführten  Polarisation  nach  links  oder 
gar  nicht  oder  höchstens  0,3^  nach  rechts,  so  ist  dem  Weine  unreiner 
Stärkezucker  nicht  zugesetzt  worden. 

b)  Hat  man  bei  der  Zuckerbestimmung  nach  Nr.  10  höchstens 
0,1  g  reduzierenden  Zucker  gefunden,  und  dreht  der  Wein  mehr  als  0,3® 
bis  höchstens  0,6^  nach  rechts,  so  ist  die  Möglichkeit  des  Vorhanden- 
seins Yon  Dextrin  in  dem  Weine  zu  berücksichtigen  und  auf  dieses  nach 
Nr.  19  zu  prüfen.  Femer  ist  nach  dem  folgenden,  unter  Nr.  13  d)  be- 
schriebenen Verfahren  die  Prüfung  auf  die  uuTergorenen  Bestandteile 
des  unreinen  Stärkezuckers  vorzunehmen. 

c)  Hat  man  bei  der  Zuckerbestimmung  nach  Nr.  10  höchstens 
0,1  g  Gesamtzucker  in  100  ccm  Wein  gefunden  und  dreht  der  Wein 
bei  der  Polarisation  mehr  als  0,6®  nach  rechts,  so  ist  zunächst  nach 
Nr.  19  auf  Dextrin  zu  prüfen.  Ist  dieser  Stoff  in  dem  Weine  vorhanden, 
so  verfahrt  man  zum  Nachweis  der  unvergorenen  Bestandteile  des  un- 
reinen Stärkezuckers  nach  dem  folgenden,  unter  Nr.  12  d)  beschriebenen 
Verfahren.  Ist  Dextrin  nicht  vorhanden,  so  enthält  der  Wein  die  un- 
vergorenen  Bestandteile  des  unreinen  Stärke zuckers. 

d)  Hat  man  bei  der  Zuckerbestimmung  nach  Nr,  10  mehr  als  0,1  g 
Gesamtzucker  in  100  ccm  Wein  gefunden,  so  weist  man  den  Zusatz 
unreinen  Stärkezuckers  auf  folgende  Weise  nach. 

a)  210  ccm  Wein  werden  im  Wasserbade  auf  Vj  eingedampft,  bis 
zum  ursprünglichen  Maß  mit  Wasser  aufgefüllt,  in  einem  Kolben  mit 
etwa  5  g   gärkräftiger  Bierhefe ,    die  optisch    aktive  Bestandteile    nicht 


^)  Zeitschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußkn.  1898,  2,  814. 


Nachweis. von  unreinem  St&rkezacker.  gX5 

enthält,  yersetzt  und  so  lange  bei  20 — 25^  C.  stehen  gelassen,  bis  die 
Gärung  beendet  ist. 

ß)  Die  vergorene  Flüssigkeit  wird  mit  einigen  Tropfen  einer 
20-proz.  Ealiumacetatlösung  versetzt  und  in  einer  Porzellanschale  auf 
dem  Wasserbade  unter  Zusatz  von  Quarzsand  zu  einem  dünnen  Sirup 
verdampft.  Zu  dem  Rückstande  setzt  man  unter  beständigem  Umrühren 
allmählich  200  ccm  Alkohol  von  90  Maßprozent.  Nachdem  sich  die 
Flüssigkeit  geklärt  hat,  wird  der  alkoholische  Auszug  in  einen  Kolben 
filtriert,  Rückstand  und  Filter  mit  wenig  Alkohol  von  90  Mafiprozent 
gewaschen  und  der  Alkohol  größtenteils  abdestilliert.  Der  Rest  des 
Alkohols  wird  verdampft  und  der  Rückstand  durch  Wasserzusatz  auf 
etwa  10  ccm  gebracht.  Hierzu  setzt  man  2 — 3  g  gereinigte,  in  Wasser 
aufgeschlämmte  Tierkohle,  rührt  mit  einem  Glasstab  wiederholt  tüchtig 
um,  filtriert  die  entfärbte  Flüssigkeit  in  einen  kleinen  eingeteilten  Zy- 
linder und  wäscht  die  Tierkohle  mit  heißem  Wasser  aus,  bis  das  auf 
15^  C.  abgekühlte  Filtrat  30  ccm  beträgt.  Zeigt  dasselbe  bei  der  Po- 
larisation eine  Rechtsdrehung  von  mehr  als  0,5^,  so  enthält  der  Wein 
die  unvergorenen  Bestandteile  des  imreinen  Stärkezuckers.  Beträgt  die 
Drehung  gerade  +0,5^  oder  nur  wenig  über  oder  miter  dieser  Zahl,  so 
wird  die  Tierkohle  aufs  neue  mit  heißem  Wasser  ausgewaschen,  bis  das 
auf  15^  C.  abgekühlte  Filtrat  30  ccm  beträgt.  Die  bei  der  Polarisation 
dieses  Filtrats  gefundene  Rechtsdrehung  wird  der  zuerst  gefundenen 
hinzugezählt.  Wenn  das  Ergebnis  der  zweiten  Polarisation  mehr  als 
den  fünften  Teil  der  ersten  beträgt,  muß  die  Kohle  noch  ein  drittes 
Mal  mit  30  ccm  heißem  Wasser  ausgewaschen  und  das  Filtrat  polarisiert 
werden. 

Anmerkung.  Die  Rechtsdrehung  kann  auch  durch  gewisse  Be« 
standteile  mancher  Honigsorten  verursacht  sein. 

Bei  gewöhnlichen  Weinen  kann  die  Polarisation  bei  Zimmertemperatur 
vorgenommen  werden;  in  anderen  Fällen  bedient  man  sich  einer  Beobachtongs- 
röhre  mit  Kühlmantel.  Über  die  wichtigsten  Polarisationsapparate  vergl. 
H.  Landolt,  Das  optische  Drehnngsvermögen  organischer  Stoffe  und  die  prak- 
tische Anwendung  desselben.  2.  Auflage.  Braunschweig  1897,  Friedr.  Yieweg  & 
Sohn;  Karl  Windisch,  Die  chemische  Untersuchnng  und  Beurteilung  des 
Weines.    Berlin  1896,  Julius  Springer,    S.  105—114. 

L.  Grünhut*)  hat  gezeigt,  daß  nicht  immer,  sobald  ein  Wein  mehr  als 
0,1  g  reduzierenden  Zucker  in  200  ccm  enth&lt,  zum  Nachweise  des  unreinen 
Stftrkeznckers  eine  Vergftrung  erforderlich  ist    Berechnet  man  nach  der  Formel: 

,  ,     _       100« 

^""^^  ~  2  (c-0,1) ' 

worin  a  den  Drehungswinkel  im  200  mm-Rohre  und  c  die  Gramme  Zucker  in 


1)  Zeitschr.  f.  analyt  Chemie  1897,  86,  168. 


gX6  ^^^  üntersachoDg  des  Weines. 

100  ccm  Wein  bedeutet,  die  spezifische  Drehnng  [a]jy  des  gesamten  tedazierendea 
Zuckers  im  Weine,  so  ist  die  Gegenwart  von  unreinem  Stärkezucker  (sowie  Ton 
Rohrzucker)  ausgeschlossen,  sobald  [«jj^  negativ  und  größer  als  — 45®  ist;  nor 
wenn  der  Wert  von  [a}jy  positiv  ist  oder  zwischen  0  und  — 45®  liegt,  muß 
man  zur  Vergärung  des  Zuckers  schreiten.  Letztere  fuhrt  man  jetzt,  wo  im 
Haodel  rein  gezüchtete  Weinhefe  zu  haben  ist,  am  besten  mit  dieser  aus;  hiervon 
genügen  erheblich  weniger  als  6  g.  Preßhefe  darf  nicht  verwendet  werden,  da 
diese  die  schwer  vergärbaren  Anteile  des  unreinen  Stärkezuckers  zum  Teil  vergärt. 
F.  Wirt  hie ')  wies  nach,  daß  Weine,  die  weniger  als  0,1  g  Zucker  in  100  ccm 
haben  und  eine  Drehung  von  weniger  als  +0,B®  zeigen,  doch  unreinen  Stärke- 
zucker enthalten  können. 

18«  Kachweis  fremder  Farbstoffe  In  Rotweinen. 

Rotweine  sind  stets  auf  Teerfarbstoffe  und  auf  ihr  Yerhaltea 
gegen  Bleiessig  zu  prüfen.  Femer 'ist  in  dem  Weine  ein  mit  Alaun  und 
Natriumacetat  gebeizter  Wollfaden  zu  kochen  und  das  Verhalten  des 
auf  der  Wollfaser  niedergeschlagenen  Farbstoffes  gegen  Reagentien  zu 
pnifen.  Die  bei  dem  Nachweise  fremder  Farbstoffe  im  einzelnen  be- 
folgten Verfahren  sind  stets  anzugeben. 

Zum  Nachweise  fremder  Farbstoffe  io  Rotweinen  kann  man  sich  folgender 
Verfahren  bedienen: 

a)  Nachweis  von  Teer/arb$toffen  in  Botweinen^). 

a)  Wollprobe  nach  N.  Arata*). 

50 — 100  ccm  Rotwein  läßt  man  10  Minuten  mit  5 — 10  ccm  einer  10-proz. 
EaliumsulfaÜösung  und  8 — 4  Fäden  weißer,  mit  Alaun  und  Natriumacetat  ge- 
beizter Wolle  in  einer  Porzellanschale  oder  einem  Becherglase  kochen;  man  nimmt 
dann  die  Wolle  heraus  und  wäscht  sie  mit  Wasser.  Enthält  der  Wein  einen 
Teerfarbstoff,  so  ist  die  Wolle  mehr  oder  weniger  rot  gefärbt.  Auch  unver- 
ftlschte  Rotweine  färben  die  Wolle  schwach  rot.  Nun  behandelt  man  die  aus- 
gewaschene Wolle  mit  Ammoniak.  War  der  Wein  mit  einer  Teerfarbe  gefärbt, 
so  bleibt  die  Wolle  entweder  rot  oder  sie  nimmt  eine  gelbliche  Farbe  an,  die 
nach  dem  Auswaschen  des  Ammoniaks  mit  Wasser  wieder  in  Rot  ubei^geht;  bei 
Abwesenheit  von  Teerfarbstoffen  geht  die  schwachrote  Farbe  der  WoUe  bei 
der  Behandlung  mit  Ammoniak  in  ein  schmutziges,  grünliches  Weiß  über. 

ß)  Orientierungsprobe  mit  Bleiessig. 

Man  versetzt  20  ccm  Rotwein  mit  10  ccm  Bleiessig,  erwärmt  die  Ifischung 
schwach,  schüttelt  sie  gut  um  und  filtriert  die  Flüssigkeit  ab.    Ist  das  Hltrat  rot 


»)  Chem.-Ztg.  1903,  27,  246. 

")  Im  wesentlichen  nach  A.  Hasterlik,  Mitteil.  a.  d.  pharm.  Institate 
u.  Labor,  f.  angew.  Chemie  der  Universität  Erlangen  1889,  Heft  2,  51.  VergL 
auch  Karl  Windisch,  Die  chemische  Untersuchung  und  Beurteilung  des  Weines. 
Berlin  1896.   S.  155—162. 

')  Zeitschr.  f.  analyt.  Chemie  1889,  28,  6d9. 


Nachweis  fremder  Farbstoffe.  gl  7 

gef&rbt,  so  liegt  der  Verdacht  vor,  daß  der  Rotwein  mit  Teerfarben  geflElrbt  ist; 
es  ist  indessen  zu  beachten ,  daß  auch  sehr  tief  geftrbte  südländische  Rotweine 
ein  geftrbtes  Filtrat  geben  können.  Das  rot  geftrbte  Filtrat  kann  der  Behandlung 
mit  Amylalkohol  (nach  d)  nnterworfen  werden. 

y)  Aasschütteln  des  Weines  mit  Äther  nach  dem  Übersättigen 
mit  Ammoniak. 

100  ccm  Wein  werden  nach  Zusatz  von  5  ccm  Ammoniak  mit  30  ccm 
Äther  ausgeschüttelt.  Von  der  ätherischen  Schicht  hebt  man  mit  einer  Pipette 
20  ccm  klar  ab  und  yerdunstet  den  Äther  in  einem  PorzeUanschälchen  über  einem 
5  cm  langen  Faden  weißer  Wolle.  Ist  die  Wollprobe  nach  dem  Abdnnsten  des 
ätherischen  Auszuges  rot  gefilrbt,  so  sind  Teerfarbstoffe  in  dem  Weine  enthalten. 

(f)  Ausschütteln  des  mit  Ammoniak  übersättigten  Weines  mit 
Amylalkohol. 

Man  schüttelt  100  ccm  des  mit  Ammoniak  übersättigten  Weines  mit  90  ccm 
Amylalkohol  aus.  Ist  der  amylalkoholische  Auszug  rot  geftrbt,  so  sind  Teerfarb- 
stoffe vorhanden. 

c)  Die  Schüttelprobe  mit  gelbem  Quecksilberoxyd  nach  Gaze- 
neuve^). 

10  ccm  Wein  werden  in  der  Kälte  mit  0,2  g  gelbem  Qnecksilberoxyd  eine 
Minute  lang  geschüttelt;  nachdem  das  Quecksilberozyd  sich  abgesetzt  hat,  wird 
die  Flüssigkeit  durch  ein  drei-  oder  yierfaches  angefeuchtetes  Filter  filtriert. 
Weitere  10  ccm  Wein  werden  mit  0,2  g  gelbem  Qnecksilberoxyd  einmal  aufge- 
kocht und  dann  eine  Minute  lang  geschüttelt;  nach  dem  yollständigen  Absetzen 
des  Qnecksilberoxydes  wird  die  Flüssigkeit  durch  ein  drei-  oder  yierfaches  Filter 
filtriert  Ist  das  Filtrat  trübe  und  grau,  so  hat  man  nicht  lange  genug  geschüttelt 
oder  aufgekocht  oder  das  Quecksilberoxyd  sich  nicht  genügend  absetzen  lassen; 
in  diesem  Falle  wiederiiolt  man  den  Versuch.  Ein  klares  aber  gefärbtes 
Filtrat  zeigt  die  Gegenwart  yon  Teerfarben  an.  Ist  das  Filtrat  unge- 
ftrbt^  so  können  doch  noch  Teerfarbstoffe  in  dem  Weine  vorhanden  sein;  denn 
einige  Teer&rbstoffe  werden,  ebenso  wie  der  Rotweinfarbstoff  und  die  übrigen 
Pflanzenfarbstoffe,  durch  Qnecksilberoxyd  zurückgehalten. 

Nach  G.  Comboni*}  muß  man  bei  tief  gefilrbten  südländischen  Rotweinen 
2 — 3  g  frisch  gefälltes  Quecksilberoxyd  auf  10  ccm  Wein  verwenden,  um  sie  voll- 
ständig zu  entftrben.  Weine  aus  amerikanischen  Reben  werden  durch  Queck- 
silberoxyd überhaupt  nicht  entfärbt 

b)  Nachweis  von  fremdm  Ffl4xm€nfaTh9toffen  in  Botweinen, 

Von  Pflanzenfarbstoffen  läßt  sich  nur  der  Kermesbeerfarbstoff  (von  Phy- 
tolacca  decandra)  mit  einiger  Sicherheit  nachweisen,  die  Verfahren  zum  Nach- 
weise anderer  Pflanzenfarbstoffe  (Heidelbeer-,  Holnnderbeerfarbstoff  u.  s.  w.)  sind 
sehr  unsicher. 

Zur  Prüfung  der  Weine  auf  den  Farbstoff  der  Eermesbeeren  dienen  fol- 
gende beide  Verfahren: 


>)  Gompt  rend.  1886,  102,  52. 

^  Staz.  speriment  agr.  ital.  1898,  81,  490. 


61g  Die  UDtersuchimg  des  Weines. 

1.  Nachweis  des  Kermesbeerfarbstoffes  mit  Bleiessig.  90  ccm 
Wein  werden  mit  5  ccm  Bleiessig  versetzt;  bei  Gegenwart  des  Kermesbeerfarb- 
Stoffes  entsteht  ein  charakteristischer  rotrioletter  Niederschlag. 

2.  Nachweis  des  Kermesbeerfarbstoffes  mit  Alaun  and  Natrium- 
karbonat nach  J.  Macagno')  und  R.  Heise').  20  ccm  Wein  werden  mit 
10  ccm  einer  10-proz.  Kali -Alaunlösung  und  dann  mit  soviel  10-proz.  Soda- 
lösung versetzt,  daß  die  Mischung  neutral  oder  höchstens  ganz  schwach  alkalisch, 
keinesfalls  aber  sauer  reagiert;  man  gebraucht  hierzu  ungefähr  10  ccm  Sodalösung. 
Man  schüttelt  die  Mischung  um  und  filtriert.  Bei  Gegenwart  des  Kermesbeerfarb- 
stoffes ist  das  Filtrat  rot  geförbt.  Nur  der  Farbstoff  der  roten  Rübe  verh&lt 
sich  gegen  Alaun  und  Sodalösung  ebenso  wie  der  Kermesbeerfarbstoff. 

Mit  dem  rot  gefärbten  Filtrate  führt  man  noch  folgende  IdentitAtsreak- 
tionen  auf  Kermesbeerfarbstoff  aus: 

1.  Auf  Zusatz  von  Alkalien  wird  die  rote  Flüssigkeit  rein  gelb  (die 
anderen  pflanzlichen  Farbstoffe  werden  grün). 

2.  Auf  Zusatz  einer  konzentrierten  Lösung  von  Natriumbisnlfit  zu  der 
mit  Essigs&ure  angesäuerten  Flüssigkeit  bleibt  die  rote  Farbe  bestehen  (die 
anderen  Farbstoffe  werden  sofort  entfobt). 

3.  Beim  Ausschütteln  des  Filtrates  mit  Amylalkohol  geht  keine  Spur  des 
Farbstoffes  in  den  Amylalkohol. 

Einen  Zusatz  von  Kirschwein  zum  Rotwein  kann  man  bisweilen  durch 
Prüfung  des  Weines  auf  Blausäure  feststellen.  Man  destilliert  von  25  ccm  Rot- 
wein 2  ccm  ab  und  prüft  das  Destillat  mit  Guajaktinktur  und  Kupfersulfat;  eine 
Blaufärbung  zeigt  Blausäure  an'). 

14.  Bestimmunfir  der  Gesamtweinsteins&iire»  der  fireien 
Weinstelns&iire,  des  Weinsteins  und  der  an  alkalische  Erde 

gebundenen  Weinsteinsfture. 

d)  Bestimmung  der  GesamitDeinsteinsäure, 

Man  setzt  zu  100  ccm  Wein  in  einem  Becherglase  2  ccm  Eisessig, 
0,5  ccm  einer  20-proz.  Kaliumacetatlösnng  und  15  g  gepulvertes  reines 
Chlorkalium.  Letzteres  bringt  man  durch  Umrühren  nach  Möglichkeit 
in  Lösung  und  fügt  dann  15  ccm  Alkohol  von  95  MaBprozent  hinzu. 
Nachdem  man  durch  starkes,  etwa  1  Minute  anhaltendes  Reiben  des 
Glasstabes  an  der  Wand  des  Becherglases  die  Abscheidung  des  Wein- 
steines eingeleitet  hat,  läßt  man  die  Mischung  wenigstens  15  Stunden 
bei  Zimmertemperatur  stehen  und  filtriert  dann  den  krystallinischen 
Niederschlag  ab.  Hierzu  bedient  man  sich  eines  Go  och  sehen  Platin- 
oder Porzellantiegels  mit  einer  dünnen  Asbestschicht,  welche  mit  einem 


*)  Atti  della  R.  Stazione  Ghimico- Agraria  Sperimentale  di  Palermo;    Rap- 
porto  dei  lavori  dal  1881  al  Marzo  1884.    Palermo  1886,  55. 
')  Arbeiten  a.  d.  Kaiserl.  Gesundheitsamte  1895,  11,  518. 
s)  K.  Windisch,  Zeitschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genufim.  1901,  4,  817. 


Bestimmimg  tob  Weins&are  and  Weinstein.  gl 9 

Platdndrahtaetze  Ton  mindestens  Y,  mm  weiten  Maschen  bedeckt  ist, 
oder  einer  mit  Papierfilterstoff  bedeckten  Witt  sehen  Porzellansiebplatte; 
in  beiden  Fällen  wird  die  Flüssigkeit  mit  Hilfe  der  Wasserstrahlpumpe 
abgesaugt.  Zum  Auswaschen  des  krystallinischen  Niederschlags  dient 
ein  Gemisch  von  15  g  Chlorkalium,  20  ccm  Alkohol  von  95  Mafiprozent 
und  100  ccm  destilliertem  Wasser.  Das  Becherglas  wird  etwa  dreimal 
mit  wenigen  Kubikzentimetern  dieser  Lösung  abgespült,  wobei  man  jedes- 
mal gut  abtröpfeln  läfit.  Sodann  werden  Filter  und  Niederschlag  durch 
etwa  dreimaliges  Abspülen  und  Aufgießen  von  wenigen  Eubikzentimetem 
der  Waschflüssigkeit  ausgewaschen;  von  letzterer  dürfen  im  ganzen  nicht 
mehr  als  20  ccm  gebraucht  werden.  Der  auf  dem  Filter  gesammelte 
Niederschlag  wird  darauf  mit  siedendem,  alkalifreiem,  destilliertem  Wasser 
in  das  Becherglas  zurückgespült  und  die  erhaltene,  bis  zum  Kochen  er- 
hitzte Lösung  in  der  Siedehitze  mit  7^  Normal-Alkalilauge  unter  Ver- 
wendung YOn  empfindlichem  blauvioletten  Lackmuspapier  titriert. 

Berechnung.  Wurden  bei  der  Titration  a  ccm  Y4  ^o^^Q^^'-^^^^^i' 
lauge  verbraucht,  so  sind  enthalten: 

X  =  0,0375  (a  -h  0,6)  Gramm  Gesamtweinsteinsäure  in  100  ccm 
Wein. 

b)   Bestimmung  der  fi'eUn  WemsUmsäure. 

50  ccm  eines  gewöhnlichen  ausgegorenen  Weines,  bezw.  25  ccm 
eines  erhebliche  Mengen  Zucker  enthaltenden  Weines  werden  in  der 
unter  Nr.  4  (S.  605)  vorgeschriebenen  Weise  in  einer  Platinschale  ver- 
ascht. Die  Asche  wird  vorsichtig  mit  20  ccm  7^  Normalsalzsäure  ver- 
setzt und  nach  Zusatz  von  20  ccm  destilliertem  Wasser  über  einer 
kleinen  Flamme  bis  zum  beginnenden  Sieden  erhitzt.  Die  heifie  Flüssig' 
keit  wird  mit  7^  Normal-Alkalilauge  imter  Verwendung  von  empfind- 
lichem blauvioletten  Lackmuspapier  titriert. 

Berechnung.  Wurden  a  ccm  Wein  angewandt  tmd  bei  der  Titra- 
tion b  ccm  ^4  Normal- Alkalilauge  verbraucht,  enthält  femer  der  Wein 
c  Gramm  Gesamtweinsteinsäure  in  100  ccm  (nach  Nr.  14  a  bestimmt),  so 
sind  enthalten: 

X  =  c ^'- ^  Gramm  freie  Weinsteinsäure   in  100  ccm 

a 

Wein. 

e)  Bestimmung  des   Weinstems. 

50  ccm  eines  gewöhnlichen,  ausgegorenen  Weines,  bezw.  25  ccm 
eines  erhebliche  Mengen  Zucker  enthaltenden  Weines  werden  in  der 
unter  Nr.  4  (S.  605)  vorgeschriebenen  Weise  in  einer  Platinschale  ver- 
ascht. Die  Asche  wird  mit  heiBem,  destilliertem  Wasser  ausgelaugt, 
die  Lösung  durch  ein  kleines  Filter  filtriert  und  die  Schale  sowie  das 
Filter    mit    heiBem    Wasser    sorgfaltig    ausgewaschen.      Der    wässerige 


620  ^^®  Untenuchang  des  Weines. 

Aschenaoszug  wird  yorsichtig  mit  20  ccm  Y4  Normal-Salzsäure  versetzt 
und  über  einer  kleinen  Flamme  bis  zum  beginnenden  Sieden  erhitzt. 
Die  heiBe  Lösung  wird  mit  7^  Normal-Alkalilauge  unter  Verwendung 
Ton  empfindlichem  blauvioletten  Lackmuspapier  titriert. 

Berechnung.  Wurden  d  ccm  Wein  angewandt  und  bei  der 
Titration  e  ccm  Y4  Normal- Alkalilauge  yerbraucht,  enthält  femer  der  Wein 
c  Gramm  Gesamtweinsteinsäure  in  100  ccm  (nach  Nr.  14  a  bestimmt),  so 
berechnet  man  zunächst  den  Wert  von  n  aus  nachstehender  Formel: 

n  =  26,67c-  ^QQ(^-^). 

a)  Ist  n  gleich  Null  oder  negativ,  so  ist  sämtliche  Wein- 
steinsäure in  der  Form  von  Weinstein  in  dem  Wein  vorhanden;  dann 
sind  enthalten: 

X  =  1,2533 .  c  Gramm  Weinstein  in  100  ccm  Wein. 

ß)  Ist  n  positiv,  so  sind  enthalten: 

X  =  —2 — ^ ^  Gramm  Weinstein  in  100  ccm  Wein. 

d)   Bestimmung  der  an  alkalische  Erden  gebundenen   Weinsteinsäure. 

Die  Menge  der  an  alkalische  Erden  gebundenen  Weinsteinsäure 
wird  aus  den  bei  der  Bestimmung  des  Weinsteins  (unter  Nr.  14  c)  ge- 
fundenen Zahlen  berechnet.  Haben  c,  d  imd  e  dieselbe  Bedeutung  wie 
dort  und  ist 

a)  n  gleich  Null  oder  negativ  gefunden  worden,  so  ist  an 
alkalische  Erden  gebundene  Weinsteinsäure  in  dem  Weine  nicht  enthalten. 

ß)  Ist  n  positiv  gefunden  worden  und  freie  Weinsteinsäure  vor- 
handen, so  sind 

X  =  — y. ^  Gramm  an  alkalische  Erden  gebundene  Wein- 
steinsäure in  100  ccm  Wein. 

Y)  Ist  n  positiv  gefunden  worden  und  freie  Weinsteinsäure  nicht 
vorhanden,  so  sind 

X  a=  c ^-T ^  Gramm  an  alkalische  Erden  gebundene 

Weinsteinsäure  in  100  ccm  Wein. 

Bezüglich  der  den  vorstehenden  Formehi  zagrunde  liegenden  Überlegungen 
muß  auf  die  Spezialwe^ke  über  Weinanalyse ^)  verwiesen  werden,  da  ihre  Ab- 
leitung im  einzelnen  hier  einen  zu  großen  Raum  in  Ansprach  nehmen  würde. 


')  Karl  Windisch,  Die  chemische  Untersuchung  und  Beurteilung  des 
Weines.  Berlin  1896,  Julias  Springer.  S.  129 — 132;  W.  Fresenius,  Borgmanns 
Anleitung  zur  chemischen  Analyse  des  Weins.  Wiesbaden  1898,  C.  W.  Kreide!. 
S.  39—45. 


Bestiminaiig  der  schwefligen  Säure.  621 

Es  sei  nur  folgendes  bemerkt:  a)  Zar  Bestimmung  deir  Gesamtwein- 
steinsäare  wird  etwa  vorhandene  freie  Weinsteins&are  durch  Znsatz  von  Kaliam- 
aoetat  in  Weinstein  übergeführt ,  dieser  zam  Anskrystallisieren  gebracht,  filtriert 
nnd  titriert;  der  Faktor  0,6  in  der  Formel  unter  a)  dient  als  Korrektion  für  die 
Löslichkeit  des  Weinsteins  in  der  Waschflüssigkeit,  b)  Die  freie  Weinstein- 
säure  ist  der  Teil  der  Gesamtweinsteinsfture,  der  durch  die  Gesamtalkali t&t 
der  Asche  nicht  zu  sauren  Salzen  (Bitartraten)  gebunden  ist.  c)  Als  Weinstein 
wird  die.  Weinsteinsäuremenge  berechnet,  die  der  wasserlöslichen  Alkalität  ent- 
spricht, soweit  die  vorhandene  Gesamtweinsteinsäure  dazu  ausreicht,  d)  Als 
an  alkalische  Erden  gebundene  Weinsteinsäure  wird  die  Menge  Wein- 
steinsäure  in  Rechnung  gesetzt,  die  nach  Abzug  der  freien  Weinsteinsäure 
nnd  des  Weinsteins  von  der  Gesamtweinsteinsäure  übrig  bleibt;  sie  entr 
spricht  der  in  Wasser  unlöslichen  Alkalität  der  Asche,  Bofem  die  Gesamtweinstein- 
säure dazu  ausreicht. 

Das  Verfahren  rührt  von  A.  Halenke  und  W.  Möslinger^)  her;  die 
zahlreichen  übrigen  Verfahren  zur  Bestimmung  der  freien  Weinsteinsäure  und  des 
Weinsteins  sind  ungenau. 

15.  Bestimmung  der  Schwefelsäure  in  Weii^weinen. 

Das  unter  Nr.  6  (S.  605)  für  Rotweine  angegebene  Verfahren  zur 
Bestimmung  der  Schwefelsäure  gilt  auch  für  Weißweine. 


16.  BestimmanfiT  der  schweflifiren  S&nre. 

Zur  Bestimmung  der  schwefligen  Säure  bedient  man  sich  folgender 
Vorrichtimg.  Ein  Destillierkolben  von  400  com  Inhalt  wird  mit  einem 
zweimal  durchbohrten  Stopfen  verschlossen,  durch  welchen  zwei  Glas- 
röhren in  das  Innere  des  Kolbens  führen.  Die  erste  Röhre  reicht  bis 
auf  den  Boden  des  Kolbens,  die  zweite  nur  bis  in  den  Hals.  Die 
letztere  Röhre  führt  zu  einem  Liebigschen  Kühler;  an  diesen  schlieBt 
sich  luftdicht  mittels  durchbohrten  Stopfens  eine  kugelig  au^eblasene 
U-Röhre  (sog.  Peligotsche  Röhre). 

Man  leitet  durch  das  bis  auf  den  Boden  des  Kolbens  führende 
Rohr  Kohlensäure,  bis  alle  Luffc  aus  dem  Apparate  verdrängt  ist,  bringt 
dann  in  die  Peligotsche  Röhre  50  ccm  Jodlösung  (erhalten  durch  Auf- 
lösen von  5  g  reinem  Jod  und  7,5  g  Jodkalium  in  Wasser  zu  1  Liter}, 
lüftet  den  Stopfen  des  Destillierkolbens  und  läßt  100  ccm  Wein  aus 
einer  Pipette  in  den  Kolben  fließen,  ohne  das  Einströmen  der  Kohlen- 
säure zu  unterbrechen.  Nachdem  noch  5  g  sirupdicke  Phosphorsäure 
zugegeben  sind,  erhitzt  man  den  Wein  vorsichtig  und  destilliert  ihn, 
unter  stetigem  Durchleiten  von  Kohlensäure,  zur  Hälfte  ab. 


1)  Zeitschr.  f.  analyt.  Chemie  18d4,  84,  279. 


522  ^^®  Untersachang  des  Weines. 

Man  bringt  nunmehr  die  Jodlösimg,  die  noch  braun  gefärbt  sein 
muß,  in  ein  Becherglas,  spült  die  Peligotsche  Röhre  gut  mit  Wasser 
aus,  setzt  etwas  Salzsäure  zu,  erhitzt  das  Ganze  kurze  Zeit  imd  fallt 
die  durch  Oxydation  der  schwefligen  Säure  entstandene  Schwefelsäure 
mit  Chlorbaryum.  Der  Niederschlag*  TOn  Baryumsulfat  wird  genau  in 
der  unter  Nr.  5  vorgeschriebenen  Weise  weiter  behandelt. 

Berechnung.    Wurden  a  Gramm  Baryumsulfat  gewogen,  so  sind: 

X  =  0,2748  .  a  Gramm  schweflige  Säure  (SO,)  in  100  ccm  Wein. 

Anmerkung  1.  Der  Gesamtgehalt  der  Weine  an  schwefliger 
Säure  kann  auch  nach  dem  folgenden  Verfahren  bestimmt  werden.  Man 
bringt  in  ein  Eölbchen  von  ungefähr  200  ccm  Inhalt  25  ccm  Kalilauge, 
die  etwa  56  g  Ealiumhydrat  im  Liter  enthält,  und  läßt  50  ccm  Wein 
so  zu  der  Lauge  fließen,  daß  die  Pipettenspitze  während  des  Auslaufens 
in  die  Kalilauge  taucht.  Nach  mehrmaligem  vorsichtigem  Umschwenken 
läßt  man  die  Mischimg  15  Minuten  stehen.  Hierauf  fugt  man  zu  der 
alkalischen  Flüssigkeit  10  ccm  verdünnte  Schwefelsäure  (erhalten  durch 
Mischen  von  1  Teil  Schwefelsäure  mit  3  Teilen  Wasser)  und  einige 
ccm  Stärkelösung  und  titriert  die  Flüssigkeit  mit  ^j^  Normal- Jod lösung; 
man  läßt  die  Jodlösung  hierbei  rasch,  aber  vorsichtig  so  lange  zu- 
tropfen,  bis  die  blaue  Farbe  der  Jodstärke  nach  4-  bis  5 -maligem  Um- 
schwenken noch  kurze  Zeit  anhält. 

Berechnung  der  gesamten  schwefligen  Säure.  Wurden  auf 
50  ccm  Wein  a  ccm  Y5Q  Normal- Jodlösimg  verbraucht,  so  sind  enthalten: 

X  s=  0,00128 .  a  Gramm  gesamte  schweflige  Säure  (SO^)  in 

100  ccm  Wein. 

Zufolge  neuerer  Erfahrungen  ist  ein  Teil  der  schwefligen  Säure  im 
Weine  an  organische  Bestandteile  gebunden,  ein  anderer  in  freiem  Zu- 
stande oder  als  Alkalibisulflt  im  Weine  vorhanden.  Die  Bestimmung 
der  freien  schwefligen  Säure  geschieht  nach  folgendem  Verfahren.  Man 
leitet  durch  ein  Kölbchen  von  etwa  100  ccm  Inhalt  10  Minuten  lang 
Kohlensäure,  entnimmt  dann  aus  der  frisch  entkorkten  Flasche  mit  einer 
Pipette  50  ccm  Wein  und  läßt  diese  in  das  mit  Kohlensäure  gefüllte 
Kölbchen  fließen.  Nach  Zusatz  von  5  ccm  verdünnter  Schwefelsäure 
wird  die  Flüssigkeit  in  der  vorher  beschriebenen  Weise  mit  ygoNoimal- 
Jodlösung  titriert. 

Der  Unterschied  der  gesamten  schwefligen  Säure  und  der  freien 
schwefligen  Säure  ergibt  den  Gehalt  des  Weines  an  schwefliger  Säure, 
die  an  organische  Weinbestandteile  gebunden  ist. 

Anmerkung  2.  Wurde  der  Gesamtgehalt  an  schwefliger  Säure  nach 
dem  in  der  Anmerkung  1  beschriebenen  Verfahren  bestimmt,,  so  ist  dies 
anzügeben.  Es  ist  wünschenswert,  daß  in  jedem  Falle  die  freie  bezw.  die 
an  organische  Bestandteile  gebundene  schweflige  Säure  bestimmt  wird. 


Bestimmung  des  Saccharins.  g23 

Die  schweflige  S&ure  kommt  durch  das  Schwefeln  der  Fässer  (und  des 
Weines  selbst)  in  den  Wein.  Sie  bleibt  beim  Lagern  nur  zu  einem  sehr  geringen 
Teile  unverändert;  ein  Teil  wird  zu  Schwefelsäure  oxydiert,  die  größte  Menge 
aber  geht  Verbindungen  mit  den  in  jedem  Weine  enthaltenen  Aldehyden,  in  zucker- 
haltigen Weinen  auch  mit  Zucker  ein,  die  durch  Jod  nicht  mehr  direkt  oxydiert 
werden'). 

17.  Bestimmunsr  des  Saccharins. 

Man  yerdampft  100  com  Wein  unter  Zusatz  von  ausgewaschenem 
grobem  Sand  in  einer  Porzellanschale  auf  dem  Wasserbade,  versetzt 
den  Rückstand  mit  1 — 2  ccm  einer  30-proz.  Phosphorsäurelösung  und 
zieht  ihn  unter  beständigem  Auflockern  mit  einer  Mischung  TOn  gleichen 
Raumteilen  Äther  imd  Petroleumäther  bei  mäßiger  Wärme  aus.  Man 
filtriert  die  Auszüge  durch  gereinigten  Asbest  in  einen  Kolben  und  ^üirt 
mit  dem  Ausziehen  fort,  bis  man  200 — 250  ccm  Filtrat  erhalten  hat. 
Hierauf  destilliert  man  den  größten  Teil  der  Äther -Petroleumäther- 
mischung im  Wasserbade  ab,  führt  die  rückständige  Lösung  aus  dem 
Kolben  in  eine  Porzellanschale  über,  spült  den  Kolben  mit  Äther  gut 
nach,  verjagt  dann  Äther  und  Petroleumäther  TÖllig  und  nimmt  den 
Rückstand  mit  einer  verdünnten  Lösung  von  Natriumkarbonat  auf.  Man 
filtriert  die  Lösung  in  eine  Platinschale,  verdampft  sie  zur  Trockne, 
mischt  den  Trockenrückstand  mit  der  4  bis  5-fachen  Menge  festem 
Natriumkarbonat  und  trägt  dieses  Gemisch  allmählich  in  schmelzenden 
Kalisalpeter  ein.  Man  löst  die  weiße  Schmelze  in  Wasser,  säuert  sie 
vorsichtig  (mit  aufgelegtem  ührglase)  in  einem  Becherglase  mit  Salz- 
säure an  und  fällt  die  aus  dem  Saccharin  entstandene  Schwefelsäure 
mit  Chlorbaryum  in  der  unter  Nr.  5  vorgeschriebenen  Weise. 

Berechnung.  Wurden  bei  der  Verarbeitung  von  100  ccm  Wein 
a  Gramm  Baryumsulfat  gewonnen,  so  sind  enthalten: 

X  =  0,7857  .  a  Gramm  Saccharin  in  400  ccm  Wein. 

Der  suß  schmeckende  Bestandteil  der  Handelssaccharinsorten  ist  das 
Benzoesäuresnlfinid  oder  die  Anhydroorthosulfaminbenzoesäure: 

CeH,<§g>NH. 

Bevor  man  zur  quantitativen  Bestimmung  des  Saccharins  schreitet,  über- 
zeugt man  sich  zunächst  von  der  Anwesenheit  des  Saccharins  in  dem  zu  unter- 
suchenden Weine.  .Zu  dem  Zwecke  zieht  mtth  den  Verdampfungsrückstand  des 
Weines  in  der  vorher  angegebenen  Weise  mit  der  Ather-Petroleumäthermischung 
aus,  verdampft  das  Äthergemisch  und  prüft  den  Rückstand  auf  Saccharin.  Hier- 
zu gibt  es  mehrere  Verfahren: 

1.  Durch  den  Geschmack.  Das  Saccharin  gibt  sich  durch  seinen 
intensiv   süßen  Geschmack   selbst   in   kleinen  Mengen   scharf  zu  erkennen.    Der 


')  Vei^I.  W.  Kerp,  Arbeiten  a.  d.  Kaiserl.  Gesundheitsamte  1904,  21,  141. 


524  ^®  Untersuchang  des  Weines. 

süße  Geschmack  ist  aber  kein  sicherer  Beweis  fär  die  Anwesenheit  yon  Saccharin, 
da  auch  etwa  vorhandenes  Dulcin  in  gleicherweise  dem  Weine  entzogen  wird. 

2.  Durch  ÜberfCihren  des  Saccharins  in  Salizyls&ure  und  Nachweisen  der 
letzteren  nach  C.  Schmitt  and  Pinette).  Man  versetzt  den  Rückstand  mit 
Natronlauge,  trocknet  die  Mischung  auf  dem  Wasserbade  ein  und  erhitzt  den 
Rückstand  Vs  ^^^^^^^  ^^  ^^'  o^^^  Luftbade  auf  250^0.;  durch  das  Erhitzen 
mit  Natron  wird  das  Saccharin  in  Salizyls&ure  übergeführt.  Man  löst  den  Rück- 
stand in  Wasser,  säuert  die  Lösung  mit  Schwefelsäure  an,  schüttelt  sie  mit  Äther 
aus,  verdampft  den  Äther  vollständig  und  prüft  den  Rückstand  mit  verdünnter 
Eisenchloridlösung  auf  Salizylsäure.  Enthält  der  Wein  selbst  schon  Salizylsäure, 
so  ist  das  Verfahren  nicht  anwendbar.  Bei  Verwendung  von  Kali  anstatt  Natron 
entsteht  aus  dem  Saccharin  keine  Salizylsäure. 

Findet  man  nach  dem  offiziellen  Verfahren  nur  sehr  kleine  Mengen  Schwefel- 
säure, so  dürfte  noch  nicht  der  Schluß  auf  die  Gegenwart  von  Saccharin  zulässig 
sein,  da  auch  andere  schwefelhaltige  Extraktbestandteile  unter  Umständen  in 
Spuren  in  den  ätherischen  Auszug  übergehen  können;  hier  ist  nur  der  qualitative 
Nachweis  des  Saccharins  maßgebend.  Die  Reagentien  sind  auf  Schwefelsäure 
zu  priifon. 

18.  Nach  weis  der  Salijsyls&iire. 

50  ccm  Wein  werden  mit  50  ccm  eines  Gemisches  aus  gleichen 
Raumteilen  Äther  und  Petroleumäther  versetzt  und  mit  der  Yorsicht 
häufig  umgeschüttelt,  daß  keine  Emulsion  entsteht,  aber  doch  eine  ge- 
nügende Mischung  der  Flüssigkeiten  stattfindet.  .  Hierauf  gießt  man  das 
Flüssigkeitsgemisch  in  einen  Scheidetrichter,  hebt  die  Äther-Petroleum- 
ätherschicht  ab,  filtri^ert  sie  durch  ein  trockenes  Filter,  verdunstet  das 
Äthergemisch  auf  dem  Wasserbade  und  yersetzt  den  Rückstand  mit 
einigen  Tropfen  Eisenchloridlösung.  Eine  rotviolette  Färbung  zeigt 
die  Gegenwart  von  Salizylsäure  an. 

Entsteht  dagegen  eine  schwarze  oder  dunkelbraune  Färbung,  so 
versetzt  man  die  Mischung  mit  einem  Tropfen  Salzsäure,  nimmt  sie 
mit  Wasser  auf,  schüttelt  die  Lösung  mit  Äther -Petroleumäther  aas 
und  verfahrt  mit  dem  Auszuge  nach  der  oben  gegebenen  Vorschrift. 

Über  die  quantitative  Bestimmung  der  Salizylsäure  vergl.  die  Abhandlungen 
von  W.  Fresenius  und  L.  Grünhut*),  sowie  J.  Messinger'). 

19.   Nachweis  von  arabischein  Gtunml  und  Dextrin. 

Man  versetzt  4  ccm  Wein  mit  10  ccm  Alkohol  von  96  MaBprozent. 
Entsteht  hierbei  nur  eine  geringe  Trübung,  welche  sich  in  Flocken  ab- 
setzt, so  ist  weder  Gummi  noch  Dextrin  anwesend.  Entsteht  dagegen 
ein  klumpiger  zäher  Niederschlag,   der  zum  Teil  zu  Boden  fällt,  zum 


1)  Repert  analyt  Chemie  1887,  7,  437. 
9)  Zeitschr.  analjt  Chemie  1899,  88,  292. 
*)  Journ.  prakt  Chemie  [2],  1900,  61,  287 


Gummi.    Dextrin.    Gerbstofil  525 

Teil  an  den  Wandungen  des  Gefäßes  hängen  bleibt,  so  muß  der  Wein 
nach  dem  folgenden  Verfahren  geprüft  werden. 

100  ccm  Wein  werden  auf  etwa  5  ccm  eingedampft  imd  unter  Um- 
rühren so  lange  mit  Alkohol  von  90  Maßprozent  yersetzt,  als  noch 
ein  Niederschlag  entsteht.  Nach  2  Stunden  filtriert  man  den  Nieder- 
schlag ab,  löst  ihn  in  30  ccm  Wasser  und  führt  die  Lösung  in  ein 
Eölbchen  von  etwa  100  ccm  Inhalt  über.  Man  fügt  1  ccm  Salzsäure 
vom  spezifischen  Gewicht  1,12  hinzu,  verschließt  das  Kölbchen  mit 
einem  Stopfen,  durch  welchen  ein  1  Meter  langes,  beiderseits  offenes 
Rohr  führt,  und  erhitzt  das  Gemisch  3  Stunden  im  kochenden  Wasser- 
bade. Nach  dem  Erkalten  wird  die  Flüssigkeit  mit  einer  Sodalösung 
alkali8.ch  gemacht,  auf  ein  bestimmtes  Maß  verdünnt  und  der  ent- 
standene Zucker  mit  F eh ling scher  Lösung  nach  dem  unter  Nr.  10 
(S.  609)  beschriebenen  Verfahren  bestimmt.  Der  Zucker  ist  aus  zuge- 
setztem Dextrin  oder  arabischem  Gummi  gebildet  worden;  Weine  ohne 
diese  Zusätze  geben,  in  der  beschriebenen  Weise  behandelt,  höchstens 
Spuren  einer  Zuckerreaktion« 

Dextrin  und  Gammi  nntersoheiden  sich  dadurch,  daß  arabisches  Gummi 
linksdrehend,  Dextrin  stark  rechtsdrehend  ist;  arabisches  Gummi  wird  durch 
Bleiessig  aus  seinep  Lösungen  gefallt,  Dextrin  nicht. 

20.  Bestimmunsr  des  Gerbstoffis« 

a)  Schätzung  des  Gerbstoffs. 

In  100  ccm  von  Kohlensäure  befreitem  Weine  werden  die  freien 
Säuren  mit  einer  titrierten  Alkalilösung  bis  auf  0,5  g  in  100  ccm  Wein 
abgestumpft,  sofern  die  Bestimmung  nach  Nr.  6  (S.  606)  einen  höheren 
Betrag  ergeben  hat.  Nach  Zugabe  von  1  ccm  einer  40-proz.  Natrium- 
acetatlösung  läßt  man  eine  10-proz.  Eisenchloridlösung  tropfenweise  so 
lange  hinzufließen,  bis  kein  Niederschlag  mehr  entsteht.  1  Tropfen 
der  10-proz.  Eisenchloridlösung  genügt  zur  Ausfällung  von  0,05  g 
Gerbstoff. 

h)  Bestimmung  des  OerhstoffgehaUes» 

Die  Bestimmung  des  Gerbstoffs  kann  nach  einem  der  üblichen  Ver- 
fahren erfolgen;  das  angewandte  Verfahren  ist  in  jedem  Falle  anzugeben. 

Zur  quantitativen  Bestimmung  des  Gerbstoffs  werden  haupt- 
sächlich folgende  Verfahren  angewandt. 

1.  Bestimmung  des  Gerbstoffs  und  des  Farbstoffs  nach  dem 
Oxydationsverfahren  von  Neubauer-Löwenthai').  Zur  Zeit  das  beste 
und  empfehlenswerteste  Verfahren;  beschrieben  unten  S.  700  ff. 


1)  Annal.   Önol.   1873,   2,    1;    Karl  Windisch,    Die   chemische   Unter-' 
suchung  und  Beurteilung  des  Weines,  Berlin  1896,  S.  165« 

Untenuchungen.   5.  Aufl.   m.  40 


626  *  ^^®  UntersachaDg  des  Weines. 

2.   Kolorimetrische  Bestimmung  des  Gerbstoffs  nach  M.  Barth^). 

In  Abänderung  eines  älteren  Verfahrens  von  Neßier  und  Barth*)  empfahl 
Barth  neuerdings  ein  kolorimetrisches  Verfahren  zur  Bestimmung  des  Crerbstoffs. 
Als  Urflüssigkeit  dient  eine  Lösung  von  0,05  g  reinstem  Tannin,  0,20  g  Essig- 
säure und  6  g  Alkohol  in  100  com.  Dann  stellt  man  aus  einem  alkoholischen 
Traubenkemauszuge  eine  Flüssigkeit  her,  die  0,2  g  Essigsäure  in  100  ccm  ent- 
hält und  mit  10-proz.  Eisenchloridlösung  (5  Tropfen  auf  10  ccm  Flüssigkeit) 
eine  gleich  starke  Färbung  gibt  wie  die  vorher  genannte  Tanninlösung.  Diese 
Vergleichsflüssigkeit  verdünnt  man  dann  zur  Herstellung  von  Vergleichstjpen  in 
der  Weise,  daß  die  Flüssigkeiten  stets  0,2  g  Essigsäure  in  100  ccm  enthalten. 
Der  zu  untersuchende  Wein  wird  mit  Lauge  abgestumpft,  bis  sein  Säuregehalt 
nur  noch  0,2  g  in  100  ccm  beträgt  Ist  der  GerbstofiPgehalt  des  Weines  größer 
als  0,06  g  in  100  ccm,  so  ist  der  Wein  soweit  zu  verdünnen;  der  Säuregehalt  muß 
bei  starker  Verdünnung  des  Weines,  wenn  nötig,  durch  Essigsäurezusatz  bis  auf 
0,2  g  in  100  ccm  wieder  erhöht  werden.  Zur  Ausführung  der  kolorimetrischen 
Bestimmung  dienen  besondere  Röhrchen  (von  C.  Desaga  in  Heidelberg  zu  be- 
ziehen). 

21,  Begttminwng'  des  Olilors'). 

50  ccm  Wein  werden  alkalisch  gemacht  und  verascht;  in  der  Asche  wird 
das  Chlor  gewichtsanalytisch  als  Chlorsilber  bestimmt. 

22.  BestimmunsT  der  Phosphonftare*). 

50  ccm  Wein  werden  in  einer  Platinschale  mit  0,5  bis  1  g  eines 
Gemisches  von  1  Teil  'Salpeter  und  3  Teilen  Soda  versetzt  und  ver- 
dampft. Der  Rückstand  wird  verkohlt,  die  Kohle  mit  verdünnter  Salpeter- 
säure ausgezogen,  der  Auszug  abflltriert,  die  Kohle  wiederholt  ausge- 
waschen und  schließlich  samt  dem  Filter  verascht.  In  der  Asche  wird 
die  Phosphorsäure  mit  Molybdänlösung  gefällt  und  als  MagnesiumpTro- 
phosphat  gewogen  (vergl.  Bd.  II  S.  395  ff.). 

Süßweine,  deren  direkte  Veraschung  mit  Soda  und  Salpeter  unbequem  ist, 
können  nach  einem  Vorschlage  von  W.  Fresenius*)  auch  mit  einer  Spur  reiner 
Weinhefe  geimpft  und  vergoren  werden;  die  vergorene  Flüssigkeit  wird  mit  dem 
Bodensatze  eingedampft  und  mit  Soda  und  Salpeter  verascht. 


1)  Zeitschr.  Unters.  Nähr.-  und  Genußm.  18d9,  2,  115. 

')  Zeitschr.  f.  analjt.  Chemie  1893,  22,  515;  Karl  Wind  isch,  Die  chemische 
Untersuchung  und  Beurteilung  des  Weines,  Berlin  1896,  S.  170. 

')  Den  Wortlaut  der  amtlichen  Anweisung  siehe  in:  Karl  Windisch, 
Die  chemische  Untersuchung  und  Beurteilung  des  Weines,  Berlin  1896,  S.  148 
(Chlor)  und  149  (Phosphorsäure).  Man  vergL  auch  bezüglich  der  Ausführung  der 
Phosphorsäurebestimmung  Rudolf  Woy,  Chem.-Ztg.  1897,  21,  471;  1901,  26,  292; 
Zsdu  öffentl.  Chem.  1901,  7,  415;  A.  Sartori,  Chem.-Ztg.  1901,  25,  263. 

*)  Zsch.  f.  analjt  Chemie  1889,  28,  67. 


Phosphorsäure.    Salpetersäure.  527 

Wiederholt  ist  Torgeschlagen  worden*),  die  organischen  Bestandteile  der 
Süßweine  durch  Kochen  mit  Salpetersäure  oder  mit  Salpetersäure  und  Schwefel- 
säure zu  zerstören  und  alsdann  ohne  Veraschung  die  Phosphorsäure  zu  bestimmen. 
Die  Ansichten  über  diese  Verfahren  sind  noch  sehr  geteilt*).  Auch  die  bei  der 
Untersuchung  der  Düngemittel  übliche  Ammoncitrat-  bezw.  Zitronensäuremethode 
(Bd.  II  S.  399,  403,  407)  ist  für  die  Bestimmung  der  Phosphorsäure  im  Wein  vor- 
geschlagen worden. 

28.  Nachweis  der  Salpetenftnre. 

i.    In   Weißweinen. 

a)  10  com  Wein  werden  entgeistet ,  mit  Tierkohle  entfärbt  und 
filtriert.  Einige  Tropfen  des  Filtrats  läßt  man  in  ein  Porzellanschälchen, 
in  welchem  einige  Körnchen  Diphenylamin  mit  1  cem  konzentrierter 
Schwefelsäure  übergössen  worden  sind,  so  einfließen,  daß  sich  die  beiden 
Flüssigkeiten  nebeneinander  lagern.  Tritt  an  der  Berührungsfläche  eine 
blaue  Färbung  auf,  so  ist  Salpetersäure  in  dem  Weine  enthalten  (vergL 
auch  Bd.  I  S.  787). 

b)  Zum  Nachweis  kleinerer  Mengen  von  Salpetersäure,  welche 
bei  der  Prüfung  nach  a)  nicht  mehr  erkannt  werden,  yerdampft  man 
100  ccm  Wein  in  einer  Porzellanschale  auf  dem  Wasserbade  zum  dünnen 
Sirup  und  fügt  nach  dem  Erkalten  so  lange  absoluten  Alkohol  zu,  als 
noch  ein  Niederschlag  entsteht.  Man  filtriert  den  Niederschlag  ab,  ver- 
dampft das  Filtrat,  bis  der  Alkohol  Tollständig  verjagt  ist,  versetzt  den 
Rückstand  mit  Wasser  und  Tierkohle,  verdampft  das  Gemisch  auf  etwa 
10  ccm,  filtriert  dasselbe  und  prüft  das  Filtrat  nach  a). 

2.    In  Botweinen, 

100  ccm  Rotwein  versetzt  man  mit  6  ccm  Bleiessig  und  filtriert; 
zum  Filtrate  gibt  man  4  ccm  einer  konzentrierten  Lösung  von  Magnesium- 
sulfat und  etwas  Tierkohle.  Man  filtriert  nach  einigem  Stehen  und  prüft 
das  Filtrat  nach  Nr.  23  unter  la).  Entsteht  hierbei  keine  Blaufärbung, 
so  behandelt  man  das  Filtrat  nach  der  unter  Ib)  gegebenen  Vorschrift. 

Anmerkung.  Alle  zur  Verwendung  gelangenden  Stoffe,  auch  das 
Wasser  und  die  Tierkohle,  müssen  zuvor '  auf  Salpetersäure  geprüft 
werden;  Salpetersäure  enthaltende  Stoffe  dürfen  nicht  angewendet  werden. 

')  Ed.  LÄszlo,  Chem.-Ztg.  1894,  18,  1771;  Zsch.  angew.  Chemie  1897, 
177;  R.  Wirth,  Chem.-Ztg.  1895,  19,  1786;  F.Glaser  und  K.Mahle,  Chem.- 
Ztg.  1896,  20,  723;  W.  Thörner  and  R.  Uster,  Forschungsber.  über  Lebens- 
mittel 1897,  4,  65;   F.  Glaser,  Zsch.  Unters.  Nähr.-  a.  Genoßm.  1898,  1,  558. 

*)  E.  Yon  Räumer,  Zsch.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1898,  1,  51  u.  623; 
W.  Fresenius,  Zsch.  f.  analjt  Chemie  1898,  87,  223;  Zsch.  Unters.  Nähr.-  u. 
Genaßm.  1898, 1,  766;  C.  Amthor,  Zsch.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1898,  1,  815. 

40* 


628  ^^®  Untersuchung  des  Weines. 

Auf  Moste  und  zuckerhaltige  Weine  ist  dieses  Verfahren  nicht 
anwendbar.  Aus  diesen  fällt  Hermann  Kaserer^)  den  Zucker  mit 
Ealk  und  Alkohol  (ähnlich  wie  bei  der  Glyzerinbestimmung  in  suBen 
Weinen)  und  prüft  das  Filtrat. 

24.  und  25.  Nachweis  von  Baryum  und  Strontium. 

100  ccm  Wein  werden  eingedampft  und  in  der  unter  Nr.  4  (S.  605) 
angegebenen  Weise  verascht.  Die  Asche  nimmt  man  mit  verdünnter 
Salzsäure  auf,  filtriert  die  Lösung  und  verdampft  das  Filtrat  zur  Trockne. 
Das  trockne  Salzgemenge  wird  spektroskopisch  auf  Baryum  imd  Stron- 
tium geprüft.  Ist  durch  die  spektroskopische  Prüfung  das  Vorhandensein 
von  Baryum  oder  Strontium  festgestellt,  so  ist  die  quantitative  Be- 
stimmung derselben  auszuführen. 

26«  BestinununsT  des  Kupfers« 

Das  Kupfer  wird  in  7a  ^is  1  Liter  Wein  elektrolytisch  bestimmt. 
Das  auf  der  Platinelektrode  abgeschiedene  Metall  ist  nach  dem  Waagen 
in  Salpetersäure  zu  lösen  und  in  üblicher  Weise   auf  Kupfer  zu  prüfen. 

Ein  Yerfahren  zur  eJektroly tischen  Bestimmung  von  kleinen  Mengen 
Kupfer  im  Weine  wurde  von  Th.  Frühauf  und  J.  Ursic^)  beschrieben. 
Zur  Bestimmung  größerer  Kupfermengen  verascht  man  den  Wein  und 
ermittelt  das  Kupfer  in  der  Asche« 


b)  Untersuchungsverfahren,  für  welche  der  Bundesrat  keine 

Vorschriften  erlassen  hat 

27.  Nacbweis  fremder  Farbstoffe  in  WeüSweinen* 

a)  Nachweis  von  Karamel, 

P.  Carl  es')  versetzt  den  Weißwein  mit  Eiweißlösung  und  filtriert; 
bei  Abwesenheit  von  Karamel  ist  das  Filtrat  wesentlich  heller  gefärbt 
als  der  ursprüngliche  Wein,  da  der  natürliche  FarbstofT  der  Weißweine 
durch  Eiweiß  gefällt  wird,  Karamel  wird  dagegen  durch  Eiweiß  nicht 
gefällt,  so  daß  eine  merkbare  Entfärbung  des  Weines  durch  Eiweiß  nicht 
eintritt.     Nach    dem  Verfahren  von  C.  Amthor*)  wird  Karamel  durch 


^)  Zsch.  landw.  Versachswesen  Österreich  1903,  6,  197. 

*)  K.  Portele,  Bericht  über  die  gelegentlich  des  III.  Österreich.  Weinbaa- 
Kongresses  in  Bozen  1886  stattgehabte  Versammlong  Österreich.  Önochemiker. 
Bozen  1887,  S.  66. 

»)  Joum.  pharm,  chim.  [3],  1875,  22,  127. 

«)  Zsch.  f.  analyt.  Chemie  1885,  24,  30. 


Karamel.   Teerfarbstoffe.   Bemsteinsäure.  g29 

Paraldehyd   gefallt;    die  wäBrige   Lösung    des  Niederschlages  gibt   mit 
PbenylhjdrazinclLlorliydrat  einen  rotbraunen  amorphen  Niederschlag. 

b)  Nachweu  von  Teerfarbstoffen, 

Der  Nachweis  von  Teerfarbstoffen  in  Weißwein  erfolgt  nach  den-* 
selben  Verfahren  wie  in  Rotweinen;  dabei  ist  hauptsächlich  auf  braune 
und  gelbe  (auch  Nitro-)  Farbstoffe  Rücksicht  zu  nehmen.  A.  J.  da  Cruz 
Magalhaes')  wies  darauf  hin,  daß  Karamel  ähnliche  Reaktionen  gebe 
wie  Teerfarbstoffe  (Löslichkeit  in  Amylalkohol  u.  s.  w.);  nach  A.  d'Agniar 
und  W.  da  Silva^)  lassen  sich  beide  aber  doch  leicht  unterscheiden. 

28.  Bestimmung:  der  Bernsteins&iire* 

Über  die  älteren  Verfahren  zur  Bestimmung  der  Bemsteinsäure 
vergl.  die  Weinanalyse  des  Verfassers^);  keines  von  ihnen  hat  sich 
bewährt.  Auch  ein  neueres  Verfahren  von  J.  Laborde  und  L.  Moreau*) 
macht  einen  wenig  vertrauenerweckenden  Eindruck.  Dagegen  verdient 
das  folgende  Verfahren  von  Rudolf  Eunz^)  Beachtung,  wenngleich 
es  sehr  umständlich  ist.  Basselbe  beruht  auf  der  Unlöslichkeit  des 
bemsteinsauren  Baryums  in  starkem  Alkohol  und  auf  der  schweren 
Oxydation  der  Bemsteinsäure  durch  Kaliumpermanganat.  150  ccm  Wein 
werden  auf  dem  Wasserbade  auf  etwa  100  ccm  eingedampft  und  nach 
dem  Erkalten  mit  4  g  (bei  Rotweinen  5  g)  gepulvertem  Baryt  versetzt. 
Nach  Zusatz  von  3  ccm  Ghlorbaryumlösung  (1 :  9)  bringt  man  die  Flüssig- 
keit samt  dem  Niederschlag  in  einen  150  ccm-Meßkolben,  füllt  zur  Marke 
auf  und  filtriert.  100  ccm  Filtrat  werden  in  einem  Glaskolben  am  Rück- 
fiußkühler  10  Minuten  lang  erhitzt,  wobei  die  Flüssigkeit  zuerst  stark 
aufschäumt;  nach  dem  Erkalten  leitet  man  Kohlensäure  ein,  bringt  den 
Kolbeninhalt  in  eine  Porzellanschale  und  dampft  auf  dem  Wasserbade 
zum  Sirup  ein.  Man  nimmt  den  Rückstand  mit  20  ccm  Wasser  auf^ 
setzt  unter  Umrühren  80  ccm  Alkohol  von  95  Volumprozent  hinzu,  filtriert 
nach  1 — 2-8tündigem  Stehen  den  Niederschlag  mit  einer  Saugpumpe  ab, 
wäscht  ihn  mit  Alkohol  gut  aus,  spritzt  ihn  mit  wenig  heißem  Wasser 
in  die  Schale  zurück,  rührt  ihn  mit  etwa  50  ccm  Wasser  an,  gibt  15  ccm 
Schwefelsäure  (1  : 4)  hinzu  und  erhitzt  auf  dem  Wasserbade.  In  die 
heiße  Lösung  läßt  man  5  proz.  Kaliumpermanganatlösung  einfließen,  bis 


'}  Gompt.  rend.  1896,  128,  896. 
*)  Ebendort  1897,  124,  408. 

')  Karl  WiDdisch,  Die  ehem.  UntersuchaDg  und  Beurteilang  des  Weines. 
Berlin  1896.    S.  191. 

*)  Annal.  Institut  Pasteur  1899,  18,  657. 

*)  Zsch.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1903,  6,  721. 


530  ^^^  Untersuchung  des  Weines. 

die  Flüssigkeit  dunkelrot  gefärbt  ist  und  die  Rotfärbung  auch  bei 
weiterem  3 — 5  Minuten  langem  Erwärmen  auf  dem  Wasserbade  und 
öfterem  Umrühren  anhält.  Das  überschüssige  Kaliumpermanganat  beseitigt 
man  durch  Zusatz  von  Eisenvitriol,  dampft  die  Flüssigkeit  samt  dem 
entstandenen  Braunstein  auf  etwa  50  ccm  ein,  bringt  das  Ganze  in  einen 
Seh  acher  Ischen  Extraktionsapparat  (Fig.  92)  von  etwa  100  ccm  Inhalt 
und  zieht  die  Flüssigkeit  mit  reinem,  alkoholfreiem  Äther  aus.  Nach  14  bis 
16-stündiger  Extraktion  destilliert  man  den  Äther  ab,  löst  den  Rückstand 
in  wenig  heiBem  Wasser,  filtriert  nach  dem  Erkalten  durch  ein  kleines 
Filter  in  eine  Platinschale,  verdampft  das  Filtrat  auf  dem  Wasserbade 
zur  Trockne,  löst  den  Rückstand  in  heiBem  Wasser  und  titriert  ihn  mit 
Yio  N.-Natronlauge  und  Phenolphtalein.  Da  gleichzeitig  mit  der  Bern- 
steinsäure  Spuren  von  Schwefelsäure  in  das  Extrakt  übergehen,  der 
Rückstand  auch  noch  Essigsäure  enthalten  kann,  so  wird  die  eigentliche 
Bemsteinsäurebestinmiung  mittels  Silbemitrat  ausgeführt.  Man  versetzt 
die  genau  titrierte  Lösung  mit  20 — 25  ccm  Yiq  N. -Silbemitratlösung,  bringt 
alles  in  ein  100-ccm  Kölbchen,  füllt  zur  Marke  auf,  schüttelt  imi,  filtriert 
und  titriert  das  überschüssige  Silbemitrat  in  salpetersaurer  Lösung  mit 
YiQN.-Rhodanammoniumlösung  imd  Eisenalaun  zurück.  1  ccm  Vio^*' 
Silberlösung  ^  0,0059  g  Bemsteinsäure. 

29*  Bestimmungr  der  Milchsfture. 

Seitdem  man  erkannt  hat,  daß  die  Milchsäure  ein  wesentlicher 
Bestandteil  der  Weine  ist  und  daß  in  älteren  Weinen  oft  die  Hauptmenge 
der  Säuren  aus  Milchsäure  besteht,  hat  die  Bestimmung  dieser  Säure 
eine  große  Bedeutimg  gewonnen^).  Gleichzeitig  mit  dieser  Erkenntnis 
sind  mehrere  Verfahren  der  Milch säurebestimmung  ausgearbeitet  worden. 
Da  zur  Zeit  noch  nicht  mit  Sicherheit  feststeht,  welchem  der  drei  am 
meisten  angewandten  Verfahren  der  Vorzug  gebührt,  so  mögen  sie  sämtlich 
hier  aufgenommen  werden.  Sämtliche  Verfahren  beruhen  auf  der  Lös- 
lichkeit des  milchsauren  Barjums  in  starkem  Alkohol. 

a)   Verfahren  von  R,  Kunz^), 

200  ccm  Wein  werden  in  einer  Porzellanschale  auf  dem  Wasser- 
bade mit  gepulvertem  Barythjdrat  bis  zur  alkalischen  Reaktion  versetzt 
und  auf  etwa  Y3  des  ursprünglichen  Volumens  eingedampft.  Nach  dem 
Erkalten  wird  die  Flüssigkeit  samt  dem  Niederschlag  in  das  200  ccm- 


^)  K.  Kunz,  Zsch.  Unters.  Nähr.-  a.  Genaßm.  1901,  4,  673;  W.Möslinger, 
Zsch.  Unters.  Nähr.-  a.  Genaßm.  1901,  4,  1120;  Z^ch.  öffentl.  Chemie  1903,  9,  371; 
W.  Seifert,  Zsch.  landw.  Versuchswesen  Österreich  1901,  4,  980;  1903,  6,  567. 

>)  Zsch.  Unters.  Nähr.-  u.  Genaßm.  1901,  4,  673. 


Bestimmung  der  Milchsäure. 


631 


Fig.  92. 


Kölbchen  zurückgespült  und  nach  kräftigem  Durchschütteln  filtriert. 
150  ccm  Filtrat  werden  in  einer  Porzellanschale  auf  dem  Wasserbade 
bis  zur  dünnen  Sirupkonsistenz  eingedampft;  während  des  Eindampfens 
führt  man  das  Baryumhydroxyd  durch  Einleiten  von  Kohlensäure  in 
Baryumkarbonat  über.  Dem  Abdampfrückstand  setzt  man  verdünnte 
Schwefelsäure  im  Überschuß  zu,  spült  die  Flüssigkeit  samt  Niederschlag 
in  einen  Seh  ach  er  Ischen  Extraktionsapparat 
(Fig.  92)  und  extrahiert  18  Stunden  mit  Äther. 
Zu  dem  ätherischen  Auszug  gibt  man  etwa 
30  ccm  Wasser  und  verdampft  den  Äther  unter 
öfterem  TJmschütteln  auf  dem  Wasserbade. 
Dann  treibt  man  aus  der  wäßrigen  Lösung  durch 
Einleiten  von  Wasserdampf  die  gesamten  flüch- 
tigen Säuren  aus  (bis  zur  neutralen  Reaktion 
des  Destillats),  spült  den  Destillationsrückstand 
in  eine  Porzellanschale,  setzt  einen  Tropfen 
Phenolphtaleinlösung  und  gepulverten  Baryt  bis 
zur  Rotfärbung  hinzu.  Nach  15  Minuten  langem 
Erwärmen  auf  dem  Wasserbade,  wobei  die  al- 
kalische Reaktion  bestehen  bleiben  muß,  leitet 
man  Kohlensäure  ein,  engt  die  Flüssigkeit  auf 
10  ccm  ein,  bringt  sie  mit  40  ccm  Wasser  in 
ein  150  ccm-Kölbchen  xmd  füllt  unter  Um- 
schwenken mit  95  volumproz.  Alkohol  bis  zur 
Marke  auf.  Nach  kräftigem  Umschwenken  wird 
sogleich  filtriert.  Aus  100  ccm  Filtrat  verdampft 
man  den  Alkohol,  bringt  den  Rückstand  in  ein 
Becherglas,  säuert  ihn  schwach  mit  Salzsäure 
an  und  fällt  das  Baryum  in  der  Hitze  mit 
Natriumsulfat.  Da  in  der  Lösung  nur  milchsaurer  Baryt  vorhanden  ist, 
kann  man  aus  dem  Baryumgehalt  die  Milchsäure  berechnen.  1  g  schwefel- 
saurer Baryt  =  0,7714  g  Milchsäure. 


b)   Verfahren  von   W.  Moslinger^)  (Chlorbaryumver/ahren). 

Aus  50  oder  100  ccm  Wein  werden  mittels  Wasserdampf  die 
flüchtigen  Säuren  abdestilliert.  Der  Rückstand  wird  in  einer  Porzellan- 
schale  mit  Barytwasser  bis  zur  neutralen  Reaktion  gegen  Lackmuspapier 
abgesättigt.  Nach  Zusatz  von  5 — 10  ccm  einer  10-proz.  Chlorbaryum- 
lösung  (zur  Überführung  der  organischsauren  Salze  in  Baryumsalze) 
dampft  man    auf  etwa  25  ccm  ein,    stellt   durch  Barytzusatz   die  Neu- 


1)  Zsch.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1901,  4,  1120. 


532  ^^  üntersuchang  des  Weines. 

tralität  wieder  her,  fügt  langsam  unter  Umrühren  reinen  Alkohol  Ton 
95  Volumprozent  hinzu,  bis  die  Flüssigkeit  70 — 80  ccm  beträgt,  führt 
den  Inhalt  der  Porzellanschale  unter  Nachspülen  mit  Alkohol  in  ein 
100  ccm-Kölbchen  über,  füllt  mit  Alkohol  bis  zur  Marke  auf  und 
filtriert  durch  ein  Faltenfilter,  wobei  der  Trichter  bedeckt  wird.  Man 
verdampft  80  ccm  oder  mehr  des  Filtrates  unter  Zusatz  Ton  etwas 
Wasser  in  einer  Platinschale,  verkohlt  den  Rückstand  vorsichtig  und 
bestimmt,  ohne  die  Asche  weifi  zu  brennen,  die  Alkalität  der  Asche  in 
bekannter  Weise  (vergl.  Bestimmung  der  freien  Weinsteinsäure  S.  619) 
mit  Vg  N.-Salzsäure.  Die  Alkalität  der  Asche  wird  in  ccm  N.-Kali  auf 
100  ccm  Wein  umgerechnet;  jedem  ccm  dieser  Aschenalkalität  ent- 
sprechen 0,09  g  Milchsäure. 

c)   Verfahren  von  W.  Moelinger^)  (saures  Verfahren). 

Man  destilliert  aus  50  bezw.  100  ccm  Wein  die  flüchtigen  Säuren 
durch  Einleiten  von  Wasserdampf  ab,  gibt  zu  dem  Rückstande  in  einer 
Porzellanschale  0,2  bezw.  0,4  g  Weinsäure  und  verdampft  bis  auf  einige 
ccm.  Zur  Abscheidung  der  Mineralstoffe  (in  der  Form  von  Tartraten  u.s.w.) 
gießt  man  den  Rückstand  in  einen  mit  einem  Glasstopfen  versehenen 
50  ccm -Zylinder,  spült  mit  wenig  Wasser  nach,  bis  das  Volumen  der 
wässerigen  Flüssigkeit  etwa  5  ccm  beträgt,  imd  darauf  weiter  mit  kleinen 
Mengen  Alkohol  von  95  Vol.-Proz.,  immer  unter  Umschütteln,  bis  die 
Flüssigkeit  30  ccm  beträgt;  alsdann  fügt  man  zweimal  je  10  ccm  Äther 
hinzu,  indem  man  jedesmal  kräftig  schüttelt.  Man  läßt  absitzen,  bis  die 
Flüssigkeit  völlig  klar  geworden  ist,  gießt  sie  in  eine  Porzellanschale 
imd  spült  den  unlöslichen  Bodensatz  mit  Alkohol-Ather  nach.  Man  setzt 
Wasser  hinzu,  verjagt  Alkohol  und  Äther  auf  dem  Wasserbade,  neutrali- 
siert mit  Barytwasser  und  verfährt  weiter  wie  unter  b),  jedoch  mit  Weg- 
lassen des  Ghlorbaryumzusatzes. 

Möslinger  gibt  in  der  Regel  dem  dritten  Yerfahren  den  Vorzug: 
der  Verfasser  hat  mit  dem  zweiten  Verfahren  die  günstigsten  Erfahrungen 
gemacht.  A.  PartheiP)  sowie  L.  Sostegni  und  0.  Prandi')  haben 
das  Kunzsche  Verfahren  hmsichtlich  des  Extraktionsapparates  verändert. 
A.  Partheil*)  destilliert  die  Milchsäure  mit  überhitztem  Wasserdampf 
über,  zerlegt  sie  durch  konzentrierte  Schwefelsäure  zu  Kohlenoxyd  und 
mißt  dieses. 

')    Zeitschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1901,  4,  1120. 
>)  Ebendort  1901,  4,  1172. 
')    Staz.  speriment.  agr.  ital.  1903,  86,  410. 

*)  Zeitschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1902,  5,  1053;  Arch.  Pharm.  1903, 
241,  412. 


BestimmaDg  der  Apfelsänre.  g33 

30.  Bestimmung  der  Äpfelsfture^. 

a)   Verfahren  von  A,  Hilger  und  H,  Ley^. 

100  ccm  Wein  werden  auf  dem  Wasserbade  auf  Ya  eingedampft, 
mit  Bleiessig  bis  zur  alkalischen  Reaktion  versetzt,  der  Niederschlag, 
der  die  ganze  Äpfelsäure  enthält,  wird  abfiltriert,  vier-  bis  fünfmal  mit 
kaltem  Wasser  ausgewaschen  und  in  wenig  siedender,  verdünnter  Essig- 
säure oder  Salpetersäure  gelöst.  Man  versetzt  die  Lösung  in  der  Siedehitze 
mit  Natriumkarbonat  bis  zur  alkalischen  Reaktion,  leitet  10  Minuten 
lang  durch  die  heiße  Flüssigkeit  einen  Kohlensäurestrom,  filtriert  das 
basische  Bleikarbonat  ab,  verdampft  das  Filtrat  auf  mindestens  100  ccm 
und  neutralisiert  mit  Salzzäure.  Die  Flüssigkeit  wird  in  einem  Erlen- 
meyerkolben  von  500  ccm  Inhalt  mit  10  ccm  einer  5-proz.  Palladium- 
chloridlösung versetzt  imd  10  Minuten  im  Sieden  erhalten.  Unter  leb- 
hafter Kohlensäureentwickelung  wird  das  Palladiumchlorid  durch  die 
Apfelsäure  zu  metallischem  Palladium  reduziert.  Nach  dem  Aufhören 
der  Kohlensäureentwickelung  macht  man  die  Flüssigkeit  mit  Salzsäure 
schwach  sauer  und  setzt  das  Erhitzen  auf  dem  Wasserbade  fort,  bis 
sich  das  Palladium  zusammenballt  und  zu  Boden  setzt.  Es  wird  durch 
ein  Allihnsches  Asbestfilter  (ähnlich  wie  das  Kupferoxydul  bei  der 
Zuckerbestimmung)  filtriert,  ausgewaschen,  im  Kohlensäurestrom  erhitzt 
und  gewogen.  Rotweine  werden  zuerst  mit  Tierkohle  entfärbt.  1  g  Apfel- 
säure reduziert  0,294  g  Palladium. 

b)   Verfahren  von  R.  Kunz^). 

Das  Verfahren  beruht  auf  der  quantitativen  IJberführbarkeit  der 
Äpfelsäure  in  Fumarsäure  durch  Natronhydrat  bei  120 — 130®  C.  Man 
versetzt  den  aus  50  oder  100  ccm  Wein '  durch  Baryt-  und  Alkoholzusatz 
erhaltenen  Niederschlag,  der  die  organischen  Säuren  des  Weines  enthält, 
in  einer  Schale  mit  10  ccm  Sodalösung  (1 : 9)  und  10  ccm  Natronlösung 
(1:9).  Nach  dem  Abdampfen  auf  dem  Wasserbade  erhitzt  man  die 
Schale  mit  dem  Rückstand  in  einem  Trockenkasten  3  Stunden  auf 
120 — 130°  C.  Das  Gemenge  wird  dann  in  verdünnter  Salzsäure  gelöst, 
die  Lösung  mit  Kalkhydrat  bis  zur  alkalischen  Reaktion  versetzt,  in 
einem  Kölbchen  auf  150  ccm  aufgefüllt  und  filtriert.  100  ccm  Filtrat 
werden    mit    Salzsäure    angesäuert    und    in    einem    Seh  ach  er  Ischen 


')  Bezuglich  der  älteren  Verfahren  zur  Bestimmung  der  Äpfelsäure,  die 
sich  aber  nicht  bewährt  haben,  vergl.  Karl  Windisch,  Die  chemische  Unter- 
suchang  und  Beurteilung  des  Weines.    Berlm  1896,  S.  182. 

»)   Zeitschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1899,  2,  795;  1901,  4,  49. 

*)    Zeitschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1903,  6,  728. 


534  ^^®  Untersachimg  des  Weines. 

Extraktionsapparat  (s.  S.  631)  mit  Äther  extrahiert.  Man  erhält  auf 
diese  Weise  Fumarsäure  und  Bemsteinsäure,  die  man  zusammen  durch 
Titrieren  bestimmt.  Bann  zerstört  man  die  Fumarsäure  durch  Kochen 
mit  Kaliumpermanganat  imd  bestimmt  die  Bemsteinsäure  (vergl.  S.  629). 
Die  Differenz  ergibt  die  Fumarsäure,  aus  der  die  Apfel  säure  berechnet  wird. 

31.  Nachweis  nnd  Bestimmung^  der  Zitronensftiire. 

Die  Yerfahren  zur  Bestimmung  der  Zitronensäure')  sind  noch  sehr 
mangelhaft,  wie  noch  neuerdings  0.  Yon  Spindler^)  nachgewiesen  hat. 
Dagegen  ist  der  qualitative  Nachweis  der  Zitronensäure,  der  für  die 
Weinanalyse  yon  Bedeutung  ist,  in  letzter  Zeit  sehr  eingehend  und 
mit  gutem  Ergebnis  bearbeitet  worden^).  Folgende  Verfahren  können 
empfohlen  werden. 

a)  Nachweis  der  Zitronensäure  nach  J.  Schindler^). 

50  ccm  Wein  werden  mit  Ammoniak  ganz  schwach  alkalisch  gemacht 
und  mit  einer  Lösung  von  Chlorbaryum  oder  Baryumacetat  versetzt;  bei 
alkoholarmen  Weinen  bringt  man  zuvor  den  Alkoholgehalt  auf  12 — 15  VoL- 
Proz.  Man  läßt  4 — 6  Stunden  oder  besser  über  Nacht  stehen,  gießt 
dann  die  über  dem  Niederschlag  stehende  klare  Flüssigkeit,  die  die 
Hauptmenge  der  Apfelsäure  in  der  Form  des  Barytsalzes  enthält,  ab  und 
bringt  den  Rest  auf  ein  kleines  Filter,  wo  man  den  Niederschlag  ohne 
Nachwaschen  gut  abtropfen  läßt.  Man  durchstößt  das  Filter  und  spült 
den  Niederschlag,  der  die  Zitronensäure  als  Barytsalz  enthält,  mit 
höchstens  15  ccm  Wasser  in  das  Becherglas  zurück.  Man  erhitzt  zum 
Sieden  und  zerlegt  die  Barytsalze  durch  tropfenweisen  Zusatz  von  ver- 
dünnter Schwefelsäure  (1 :  10).  Man  filtriert  die  Flüssigkeit  in  ein 
Probierröhrchen,  gibt  zu  dem  Filtrate  1 — 2  ccm  Bleiessig  xmd  gleichviel 
gesättigte  Bleiacetatlösung,  erhitzt  zum  Sieden  und  filtriert  heiß.  Zeigt 
das  Filtrat   nach    dem  Erkalten    eine    milchige  Trübung  (von  zitronen- 


^)  Vergl.  Karl  Windisch,  Die  chemische  Untersuchung  und  Beurteilung 
des  Weines.   Berlin  1896,  S.  195. 

«)   Chem.-Ztg.  1903,  27,  1263. 

»)  W.  Möslinger,  Zeitschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Gcnußm.  1899,  2,  105; 
R.  Kunz,  Ebendort  1899,  2,  692;  G.  Paris,  Ebendort  1901,  4,  160;  M.  Spica, 
Gazz.  chim.  ital.  1901,  81,  II,  61;  W.  Seifert,  Bericht  der  K.  K.  Versuchsstation 
für  Obst-  und  Weinbau  in  Klostemeuburg  1901,  S.  3;  Zeitschr.  Untere.  Nähr.-  u. 
Genußm.  1902,  5,  1180. 

^)  Josef  Schindler,  Zeitschr.  landw.  Versuchs wesen  Österreich  1902,  &, 
1053;  A.  Devarda,  Ebendort  1904,  7,  6;  Bernhard  Merk,  Pharm.  Ztg.  1904, 
48,  894. 


Nachweis  der  Zitronensäare.  635 

saurem  Blei),  so  ist  Zitronensäure  yorhanden.  Bei  längerem  Stehen 
kann  sich  Bleitartrat  in  sandiger  (nicht  milchiger)  Form  abscheiden.  In 
diesem  Falle  erhitzt  man  nochmals  zum  Sieden,  filtriert  heiß  und  kühlt 
das  Filtrat  ab;  Auftreten  einer  milchigen  Trübung  zeigt  mit  Sicherheit 
Zitronensäure  an.  Zur  Bestätigung  des  Befundes  stellt  man  das  Kalk- 
salz der  Zitronensäure  her  und  prüffc  dieses  mikroskopisch.  Man  filtriert 
zu  dem  Zwecke  den  Niederschlag  von  Bleicitrat  ab,  wäscht  ihn  mit 
Terdünntem  Alkohol  aus,  spült  ihn  mit  wenig  Wasser  vom  Filter,  fällt 
das  Blei  mit  Schwefelwasserstoff,  filtriert  das  Schwefelblei  ab,  über- 
sättigt das  Filtrat  mit  Ammoniak,  engt  auf  dem  Wasserbad  ein,  spült 
den  Kückstand  in  ein  Uhrglas,  gibt  etwas  Chlorcalcium  hinzu  und  läßt 
bei  schwacher  Wärme  völlig  eintrocknen.  Man  löst  mit  einigen  Tropfen 
Wasser  die  Krystalle  von  Chlorammonium  und  Chlorcalcium  auf  imd 
prüft  den  krystallinischen  Rückstand!  mikroskopisch.  Das  Calciumcitrat 
bildet  schön  ausgebildete  wetzsteinförmige  Einzelkrystalle  oder  stern- 
förmige Aggregate,  das  Calciumtartrat  prismatische  Krystalle  des  rhom- 
bischen Systems. 

b)  Nachweis  der  Zitronensäure  nttch  A,  Devarda^), 

50  ccm  des  entgeisteten  und  auf  das  ursprüngliche  Volumen  wieder 
aufgefüllten  Weines  werden  mit  2  ccm,  bei  extrakt-  und  gerbstoffreichen 
roten  Verschnittweinen  mit  4  ccm  einer  10-proz.  Apfelsäurelösung  ver- 
setzt und  mit  1  g  bezw.  bei  Verschnittweinen  mit  1  "/j — 2  g  gelbem  Queck- 
silberoxyd 1  Minute  geschüttelt  und  sofort  klar  filtriert.  40  ccm  Filtrat 
werden  in  einem  Glaszylinder  mit  6  ccm  Alkohol  von  95  Vol.-Proz.  und 
2  ccm  Quecksilbemitratlösung  (Bereitung  siehe  unten)  versetzt,  geschüttelt 
imd  einige  Minuten  in  Wasser  von  10 — 15^  C.  gestellt.  Der  Nieder- 
schlag wird  auf  einem  Filter  gesammelt  und  nach  vollständigem  Ablaufen 
der  Flüssigkeit  auf  dem  Filter  mit  15  ccm  verdünnter  Essigsäure  (20  ccm 
Eisessig  mit  Wasser  auf  300  ccm  verdünnt)  versetzt.  Ohne  Umrühren 
des  Niederschlags  läßt  man  die  Flüssigkeit  ganz  in  ein  Probierröhrchen 
abtropfen  und  schüttelt  durch.  10  ccm  Filtrat  werden  in  einem  Probier- 
röhrchen mit  1,5  ccm  Bleiacetatlösung  (bestehend  aus  einer  Mischimg 
von  4  Volumen  kaltgesättigter  Bleiacetatlösung  und  1  Volum  Eisessig) 
versetzt,  zum  Sieden  erhitzt  und  schnell  filtriert.  Das  Filtrat  wird  lang- 
sam auf  Zimmertemperatur,  zuletzt  auf  10 — 12®  C.  abgekühlt.  Bei  Gegen- 
wart von  Zitronensäure  im  Wein  entsteht  eine  milchige  Trübung,  die 
sich  schwer  klärt.  Anderenfalls  bleibt  die  Flüssigkeit  klar,  höchstens 
setzt  sich  nach  einiger  Zeit  ein  geringer,  auch  in  der  Wärme  unlöslicher 
krystallinischer  Niederschlag  von  Bleitartrat  ab,  der  sogleich  zu  Boden 


')   Zeitschr.  landw.  Versucbswesen  Österreich  1904,  7,  6. 


636  ^^®  Untersuchung  des  Weines. 

fallt,  so  daß  die  Flüssigkeit  klar  bleibt.  —  Bereitung  der  Quecksilber* 
nitratlösung:  Man  versetzt  ]6  g  salpetersaures  Quecksilberoxjd  in  einem 
100  ccm-Kölbcben  mit  2  ccm  Eisessig,  löst  allmählicb  in  Wasser  und 
füllt  zur  Marke  auf. 


32.  BestimmunfiT  der  flüchtlsren  Ester  des  Weines« 

Der  Wein  wird  zu  ^4  ab  destilliert,  das  Destillat  mit  Yk,  N.-Alkali 
genau  neutralisiert,  alsdann  mit  neutralem  Alkohol  und  einer  weiteren, 
gemessenen  Menge  7io  N.-Alkali  versetzt  und  10  Minuten  am  RückfluB- 
kühler  erhitzt.  Dann  übersättigt  man  mit  einer  gemessenen  Menge 
Vio  N.-Schwefelsäure  und  titriert  diese  zurück.  Die  flüchtigen  Ester 
werden  als  Essigäther  berechnet. 


33.  Bestimmung^  einzelner  Fettsäuren»  der  Bster  dieser  Säuren 

und  des  Fuselöls. 

Die  Bestimmung  kann  nach    dem  Verfahren  von  E.  Windisch*) 
erfolgen,  das  an  der  imten  angegebenen  Stelle  näher  beschrieben  ist. 


34.  Nachweis  und  Bestimmung  des  Aldehyds  *)• 

Von  50  ccm  Wein  werden  20  ccm  abdestilliert.  Man  prüft  das 
Destillat  mit  alkalischer  Kalium- Quecksilbeijodidlösung,  .m-Phenylen- 
diaminchlorhydrat,  fuchsinschwefliger  Säure  und  ammoniakalischer  Silber- 
lösung. 

über  die  Bestimmung  des  Aldehyds  vergl.  die  Arbeiten  Ton 
E.  Rieter»)  und  M.  Ripper*). 


35.   BestimmunsT  der  Dextrose  und  der  liftTulose  in  Mosten 

und  SQßweinen. 

1.    Berechnung   der  Dextrose    und  der  LäTulose  aus  den 
Ergebnissen  der  Polarisation  und  der  Zuckerbestimmung^). 


')  Karl  Windisch,  Die  chemische  Untersuchung  und  Beurteilung  der 
Weine.    Berlin  1896,  S.  204—214. 

»)  Ebendort  S.  214. 

')  Schweiz.  Wochenschr.  Chem.  Pharm.  1898,  86,  41. 

*)  Zeitschr.  landw.  Versuchswesen  Österreich  1903,  6,  26. 

*)  C.  Neubauer,  Ber.  deutsch,  chem.  Gesellschaft  1877, 10,  827;  J.  König 
u.  M.  Karsch,  Zeitschr.  f.  analyt.  Chemie  1895,  84,  1;  A.  Ha  lenke  u.  W.  Mös- 
linger,  Zeitschr.  f.  analyt.  Chemie  1895,  84,  263.   Vergl.  auch  oben  S.  558  ff. 


Beetimmuiig  der  Dextrose  und  Lävolose.  g37 

Enthält  der  Wein  s  Gramm  reduzierenden  Zucker  in  100  ccm  \md 
ist  seine  Polarisation  im  200  mm  langen  Rohr  bei  15^  C.  in  Winkel- 
graden gleich  a,  so  ist  der  Gehalt  des  Weines 

an  LäYulose:    L=     '    ^  .^ 

l,4o 

an  Dextrose :   D  =  s  —  L. 

Die  Drehung  a  ist  hierin  mit  dem  zugehörigen  Vorzeichen  einzu- 
setzen. In  den  Torstehenden  Formeln  ist  das  spezifische  Drehungsyer- 
mögen  der  Dextrose  zu  4-52,5°,  der  Lävulose  zu  — 95,5°  bei  15°  C. 
angenommen.  Das  Verfahren  liefert  nur  dann  befriedigende  Ergebnisse^ 
wenn  keine  der  beiden  Zuckerarten  allzusehr  überwiegt.  Bei  Gegen- 
wart anderer  optisch  wirksamer  Substanzen,  Dextrin,  Gummi  u.  s.  w., 
im  Wein  ist  es  nicht  anwendbar. 

2.  Bestimmung  der  Dextrose  und  der  Lävulose  durch 
maBanalytische  Bestimmung  des  gesamten  reduzierenden 
Zuckers  mit  Fehlingscher  und  mit  Sachssescher  Lösung^). 

Man  yerdünnt  den  SüBwein  bezw.  Most  mit  Wasser  soweit,  daß 
die  yerdünnte  Flüssigkeit  nahezu  1  g  reduzierenden  Zucker  in  100  ccm 
enthält,  entfernt  den  Alkohol  und  gegebenenfalls  den  Gerb-  und  Farb- 
stoff imd  bestimmt  den  Zuckergehalt  eines  bestimmten  Volumens  der 
Terdünnten  Flüssigkeit,  z.  B.  50  ccm,  maBanalytisch  mit  den  beiden 
Lösungen. 

Wurden    dabei   f  ccm   Fehlingscher    und    s  ccm    Sachssescher 
Lösung  yerbraucht,  so  sind  enthalten: 
D  =  (0,01257  .  f —  0,00543  .  s)  Gramm  Dextrose  in  der  angewandten 

Menge  des  yerdünnten  Weines, 
L  =  (0,00585  .  s  —  0,00845  .  f )  Gramm  Läyulose  in  der  angewandten 

Menge  des  yerdünnten  Weines. 
Aus  diesen  Zahlen  berechnet  man  dann  unter  Berücksichtigung 
der  Verdünnimg  die  Gramme  Dextrose  und  Läyulose  in  100  ccm  Wein. 
Die  Gegenwart  yon  Rohrzucker,  imreinem.  Stärkezucker  und  Dextrin 
ist  bei  diesem  Verfahren,  dessen  sich  J.  König  imd  W.  Karsch^)  sowie 
andere^)  mit  gutem  Erfolge  bedienten,  ohne  EinfluB. 

3.  Bestimmung  der  Dextrose  und  Läyulose  nach  Kjeldahl^). 
Kjeldahl  bestimmt  das  Keduktionsy ermögen  des  Gesamtzuckers 

unter   Verwendung   verschiedener   Mengen   Fehlingscher   Lösung    (15, 


0  Fr.  Soxhlet,  Joam.  prakt.  Chemie  [2].  1880,  21,  227. 
^  Zeitschr.  f.  analyt  Chemie  1895,  84,  1. 

>)  J.König,  Chem.-Ztg.  1895,  19,  999;   M.  Barth,  Forschungsber.  über 
LebdDBm.  1896,  8,  20;   Chem.-Ztg.  1897,  21,  637. 

<)  Zeitschr.  f.  analyt  Chemie  1896,  85,  844  u.  346. 


^38  ^^®  Untersuchung  des  Weines. 

BO,  50  com);  dazu  sind  besondere  von  Ejeldahl  berechnete  Tabellen 
notwendig.  Das  Verfahren  ist  teils  mit  guten,  teils  mit  weniger  guten 
Erfahrungen  auch  auf  die  Bestimmung  Yon  Dextrose  und  LäYulose  in 
SoBweinen  angewandt  worden^).  R.  W07')  kombinierte  das  neueKjel- 
d  ah  Ische  Verfahren  mit  der  Polarisation  in  ähnlicher  Weise  wie  Neu- 
bauer (siebe  unter  1). 

36«  Nachweis  und  Bestlmmansr  des  Maiuiits« 

Verfahren  zum  Nachweise  und  zur  Bestimmung  des  Mannits  sind 
Ton  ü.  Gayon  und  E.  Dubourg,  Segou  und  P.  Carles  angegeben 
worden'). 

37.  Nachweis  von  liakritEensafU 

Ein  von  6.  Morpurgo^)  angegebenes  Verfahren  beruht  auf  dem 
Nachweis  des  in  dem  Lakritzensaft  enthaltenen  Glycyrrhizins. 

38«  Nachwels  des  Dulcins« 

Das  Dulcin,    ähnlich  wie  das  Saccharin    ein   künstlicher  SüBstoff, 

ist  Para-Phenetolkarbamid  CO  <^5  ""  ^«  ^*  ""  ^  ""  ^«^*. 

Zum  Nachweise  des  Dulcins  im  Weine  versetzt  man  nach  G.  Mor- 
purgo^)  7,  Liter  Wein  mit  25  g  Bleikarbonat,  verdampft  die  Mischung 
auf  dem  Wasserbade  zu  einem  dicken  Brei  und  zieht  diesen  mehrmals 
mit  Alkohol  aus.  Die  Auszüge  trocknet  man  vollständig  ein,  zieht  den 
Rückstand  mit  Äther  aus  und  verdunstet  den  Äther.  Der  Rückstand 
besteht  größtenteils  aus  Dulcin,  das  man  an  seinem  süßen  Geschmack 
und  seinen  physikalischen  Eigenschaften  erkennt.  Alsdann  versetzt 
man  nach  dem  Verfahren  von  J.  B erlin erblau^)  einen  Teil  des  Rück- 
standes mit  zwei  bis  drei  Tropfen  reiner  Karbolsäure  und  ebensoviel 
konzentrierter  Schwefelsäure  und  erhitzt  die  Mischung  kurze  Zeit  zum 
Sieden.  Nach  dem  Erkalten  gießt  man  die  dicke  Flüssigkeit  in  ein 
Probierröhrchen,  das  zur  Hälfte  mit  Wasser  gefüllt  ist,  mischt  die  Flüs- 
sigkeiten gut  durch  und  überschichtet  die  Mischung  nach  dem  Erkalten 


1)  0.  Leixi  und  A  Hilger,  Forschungsber.  1897,  4,  1S5;  M.  Barth, 
Chem.-Ztg.  1897,  21,  637. 

')  Zeitschr.  öffentl.  Chemie  1898,  i,  33. 

')  Karl  Windisch,  Die  chemische  Untersuchang  und  Beurteilung  des 
Weines,  Berlin  1896,  S.  222;  vergl.  auch  Philip  Schidrowitz,  Analyst  1902, 
27,  42. 

*)  Österr.  Chem.-Ztg.  1899,  2,  361. 

»)  Sehni  1893,  8,  87. 

«)  Journ.  prakt  Chemie  [2],  1884,  SO,  103. 


Nachweis  von  Dulcin  und  Abrastol.  639 

vorsichtig  mit  Natronlauge  oder  Ammoniakflüssigkeit.  An  der  Berührungs- 
fläche der  Schichten  entsteht  ein  blauer  Ring,  der  allmählich  stärker 
wird  und  einige  Stunden  anhält.  Die  Färbung  teilt  sich  allmählich 
der  Natronlauge  bezw.  dem  Ammoniak  mit ;  die  Natronlauge  wird  dabei 
violettblau,  das  Ammoniak  reinblau. 

Noch  charakteristischer  ist  die  Reaktion  von  A.  Jorissen^)  zum 
Nachweise  des  Dulcins.  Man  suspendiert  einen  Teil  des  Rückstandes 
in  5  ccm  Wasser,  fügt  2 — 4  Tropfen  Merkurinitratlösung  hinzu  und 
taucht  das  Gläschen  5 — 10  Minuten  in  siedendes  Wasser;  bei  Gegen- 
wart von  Dulcin  entsteht  eine  schwache  violette  Färbung,  die  auf  Zusatz 
einer  kleinen  Menge  Bleisuperoxyd  stark  hervortritt.  Zur  Herstellung 
der  Merkurinitratlösung  löst  man  1 — 2  g  frisch  gefälltes  Quecksilberoxyd 
in  Salpetersäure,  fügt  etwas  Wasser  und  solange  Natronlauge  hinzu,  bis 
der  entstehende  Niederschlag  sich  nicht  mehr  ganz  löst;  man  verdünnt 
die  Flüssigkeit  auf  15  ccm,  lä£t  absitzen  und  dekantiert. 

39«  Nacliwels  des  AbrastolB 
(ABaprolfi,  /f-naphtholsulfosaaren  Calciums). 

.OH 


10  H6<so,, 


^1  .>.. 

Bas  Calciumsalz   der  ;9-Naphtholsulfosäure:  SO  -^^^ 

wurde  in  Frankreich  imter  dem  Namen  Abrastol  oder  Asaprol  als 
Konservierungsmittel  für  Wein  empfohlen.  Zum  Nachweis  dieser  Sub- 
stanz werden  nach  Sangle-Ferriere')  200  ccm  Wein  nach  Zusatz  von 
8  ccm  Salzsäure  eine  Stunde  am  RückfluBkühler  oder  nach  dem  Yer- 
dampfen  des  Alkohols  Ys  Stunde  über  freier  Flamme  gekocht  oder  drei 
Stunden  auf  dem  Wasserbade  erhitzt;  hierdurch  wird  das  Abrastol  imter 
Abspaltung  Ton  )9-Naphthol  zerlegt.  Nach,  dem  Erkalten  schüttelt  man 
die  Flüssigkeit  mit  50  ccm  Petroleumäther  aus,  filtriert  den  Auszug  in 
ein  Schälchen  und  verdunstet  den  Petroleumäther  bei  möglichst  niedriger 
Temperatur.  Den  Yerdunstungsrückstand  löst  man  in  10  ccm  Chloro- 
form, führt  die  Lösung  in  eine  Probierröhre  über,  versetzt  sie  mit  einem 
Stückchen  Atzkali  und  einigen  Tropfen  Alkohol  und  erhitzt  das  Ganze 
zwei  Minuten  zum  Sieden.  Bei  Gegenwart  von  Abrastol  in  dem  Weine 
bezw.  von  /9-Naphthol  in  der  Chloroformlösung  tritt  eine  dunkelblaue 
Farbe  auf,  die  rasch  in  Grün  und  dann  in  Gelb  übergeht.  Enthält  der 
Wein  sehr  kleine  Mengen  Abrastol,  so  ist  das  Chloroform  grünlich  und 
nur  das  Stücken  Ätzkali  blau  gefärbt. 


^)  Chem.-Ztg.  18%,  20,  Repert.  114. 

»)  Compt.  rend.  1893,  117,  7%;  Revue  Internat,  falsific.  1J894,  7,  15. 


640  ^^®  Unterauchung  des  Weines, 

40.  Bestlmmiinsr  des  Stickstoffl^)« 

Die  Bestimmung  des  Stickstoffs  erfolgt  nach  Kjtldahl.  Von  ge- 
wöhnlichen Weinen  werden  50  ccm  in  dem  Zersetzungskolben  einge- 
dampft und  der  Rückstand  in  üblicher  Weise  behandelt.  SüBweine  und 
Moste  läßt  man  zuvor  vergären,  erstere  unter  Zusatz  einer  Spur  Hefe, 
dampft  dann  ein  und  verfahrt  wie  vorher. 

41.   Nachweis  und  Bestimmung  der  Borsftare. 

a)    Nachweis  der  Borsäure^). 

50  ccm  Wein  werden  in  einer  Platinschale  eingedampft  und  ver- 
ascht. Die  Asche  nimmt  man  mit  10  ccm  Wasser  auf,  versetzt  die  Lö- 
sung mit  2  ccm  Salzsäure  vom  spez.  Gewichte  1,124,  taucht  dann  einen 
Streifen  gelbes  Kurkumapapier  in  die  Lösung  und  trocknet  das  Papier 
auf  einem  Uhrglase  bei  100*^0.  Zeigt  das  Papier  nach  4 — 5  Minuten 
auf  der  eingetauchten  Stelle  eine  rote  Färbung,  die  durch  Auftragen 
eines  Tropfens  verdünnter  Natriimikarbonatlösung  in  Blau  übergeht,  so 
ist  Borsäure  in  dem  Wein  enthalten. 

b)    Bestimmung  der  Borsäure^)* 

Das  nachstehende  Verfahren  beruht  auf  der  Tatsache,  dafi  die  an 
sich  eine  sehr  schwache  Säure  darstellende  Borsäure  in  Gegenwart  mehr- 
wertiger Alkohole  (Glyzerin,  Mannit)  den  Charakter  einer  starken  Säure 
annimmt,  die  beim  Titrieren  mit  Phenolphtalein  einen  scharfen  Farben- 
umschlag ergibt*). 

50  ccm  Wein  werden  alkalisch  gemacht,  auf  dem  Wasserbade  ein- 
gedampft und  verascht  (vergl.  S.  605).  Die  Asche  wird  mit  heilem 
Wasser  völlig  ausgelaugt,  imd  die  Auszüge  werden  filtriert.  Man  säuert 
die  Flüssigkeit  mit  Salzsäure  schwach  an,  kocht  sie  zur  Vertreibung 
der  Kohlensäure  10  Minuten  am  Rückflußkühler,  setzt  nach  dem  Er- 
kalten einige  Tropfen  Phenolphtaleinlösung  hinzu  und  titriert  mit 
Vio  N.-Barytlösung  bis  zur  deutlichen  nellrosa  Färbung.  Alsdann  setzt 
man  1  bis  2  g  reinen  gepulverten  Mannit  hinzu,  wodurch  die  hellrote 
Farbe  verschwindet,  und  titriert  nun  weiter  mit  Yjq  N.-Barytlösung  bis 
zur  beständigen  hellrosa  Färbung.  Man  setzt  dann  nochmals  0,5  g  Mannit 
hinzu  und   titriert,  falls  dadurch  die  Rotfärbung  verschwindet,   wieder 


1)  Vergl.  P.  Kaiisch,  Zeitschr.  f.  aaalyt.  Chemie  1886,  25,  149. 
>)  M.  Ripper,  Weinbau  und  Wemhandel  1888,  6,  331. 
')  Karl  Windisch,  Zschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1905,  9. 
*)  L.  Barthe,  Joam.  pharm,  chim.  [5],  1894,  29,  168;  Honig  and  Spitz, 
Zeitschr.  angew.  Chemie  18%,  549;  G.  Jörgensen,  Ebendort  1897,  5. 


Flaorverbindongeii.  g41 

bis  zur  beständigen  schwachrosa  Farbe.  Jedem  com  7iq  N.-Barytlösung, 
der  nach  dem  Mannitzusatz  yerbraucht  wurde,  entsprechen  0,0062  g 
krystallisiertes  Borsäurehjdrat  (BO3H3). 

42«  Kacbwelfl  und  BestfnuDiinfir  Ton  Fluorrerbindiingreii. 

a)    Nachweis  von  Iluorverbindungen^), 

200  ccm  Wein  (eventuell  auch  mehr  oder  weniger)  werden  mit 
Ammoniak  übersättigt  und  heiB  mit  2 — 3  ccm  einer  10-proz.  Chlorcalcium- 
lösung  versetzt.  Der  Niederschlag  wird  filtriert  und  mit  etwas  heißem 
Wasser  nachgewaschen.  Man  läßt  den  Niederschlag  ein  wenig  ab- 
trocknen, hebt  ihn  mit  einem  Spatel  vom  Filter  ab  und  bringt  ihn  in 
einen  Platintiegel,  in  dem  er  bei  dunkler  Rotglut  verascht  wird.  Die 
Asche  spült  man  in  ein  Becherglas,  setzt  zur  Auflösung  des  Kalkes 
und  des  Calciumkarbonats  Essigsäure  bis  zur  schwach  sauren  Reaktion 
hinzu,  erwärmt  und  filtriert  durch  ein  kleines  Filter.  Filter  samt  Nieder- 
schlag wird  in  einen  Platintiegel  gebracht  und  bei  dunkler  Rotglut  ver- 
ascht. Dann  führt  man  in  bekannter  Weise  die  Atzprobe  aus.  Statt 
eines  mit  Wachs  überzogenen  TJhrglases  setzt  man  zweckmäßig  ein  am 
Boden  in  gleicher  Weise  präpariertes,  mit  eingeritzter  Inschrift  versehenes 
Kölbchen  auf  den  Platintiegel  und  leitet  beständig  kaltes  Wasser  durch 
das  Kölbchen.  Man  kann  auch  den  Wein  mit  oder  ohne  Zusatz  von  Chlor- 
calcium  veraschen  und  mit  der  Asche  die  Ätzprobe  ausführen. 

Andere')  mischen  die  fiuorh altige  Asche  mit  Eaeselsäure,  behandeln 
die  Mischimg  mit  konzentrierter  Schwefelsäure  und  zersetzen  das  ent- 
standene Kieselfluorwasserstofifgas  mit  Wasser,  wodurch  sich  Kieselsäure 
gallertartig  abscheidet. 

b)   Bestimmung  des  Fluors  mich  F,  P.  Treadweü  und  A.  A,  Koch^). 

Man  bringt  100  ccm  Wein  in  einen  250  ccm-Kolben,  fügt  doppelt- 
normale reine  Natronlauge  bis  zur  schwach  alkalischen  Reaktion  hinzu, 
hierauf  Sübemitratlösung,  bis  keine  weitere  Fällung  mehr  entsteht, 
schüttelt  kräftig,  füllt  mit  destilliertem  Wasser  bis  zur  Marke  auf,  mischt 
und  filtriert  sofort  durch  ein  Faltenfilter.  Die  ersten  5 — 10  ccm  des  Fil- 
trates  werden  vernachlässigt;  vom  folgenden  Filtrat  aber  werden  200  ccm 

^)  C.  Amthor,  Pharm.  Centralh.  18%,  87,  111;  J.Brand,  Zeitschr.  ges. 
Brauwesen  18%,  18,  317;  R.  Hefelmann,  Pharm.  Centralh.  1895,  86,  249; 
W.  Windisch,  Wochenschr.  Brauerei  1896,  18,  449;  K.  Windisch,  Zeitschr. 
Unters.  Nähr.-  a.  Genußm.  1901,  4,  961. 

')  G.  Niviere  und  A.  Hubert,  Monit.  scientif.  [8],  1895,  4,  324;  Quirino 
Sestini,  L'Orosi  1896,  19,  253;  G.Paris,  Chem.-Ztg.  1899,  28,  685;  L'Orosi 
1900,  28,  1. 

>)  Zeitschr.  f.  analyt.  Chemie  1904,  48,  491. 
Untersuchungen.  6.  Aufl.   IIL  41 


g42  ^^®  Untersuchung  des  Weines. 

in  einen  250  ccm -Kolben  gebracht  und  Kochsalz  in  genügender  Menge 
hinzugefügt,  um  das  überschüssige  Silber  als  Chlorsilber  zu  fallen.    Die 
Lösung  wird  nun  kräftig  geschüttelt,   mit  Wasser  bis  zur  Marke  auf- 
gefüllt, 12 — 24  Stunden  stehen  gelassen,  die  überstehende,  meist  klare 
Lösung   abpipettiert   und   hiervon    175  ccm   zur   Fluorbestimmung   ver- 
wendet.   Sollte  die  abpipett^ierte  oder  abge)ieberte  Flüssigkeit  nicht  toU- 
ständig  klar  sein,    so  filtriert  man  sie.    Die  ersten  5 — 10  ccm  des  Fil- 
trates  werden  yernachlässigt,  und  von  dem  nun  folgenden  Filtrat  pipet- 
tiert man    175  ccm  (=  56  ccm  Wein)    in    eine    etwa   250  ccm   fassende 
Berliner  Porzellanschale  ab.    Man  setzt  3 — 4  ccm  ^i  Normalsodalösung 
hinzu,  erhitzt  zum  Sieden,  fällt  mit  einem  großen  Überschuß  von  Calcium- 
chlorid  und  erhält  nach  dem  Fällen  5  Minuten  im  Sieden.    Der  Nieder- 
schlag wird  filtriert,  bis  zum  Verschwinden  der  Chlorreaktion  mit  heißem 
Wasser  gewaschen   und    getrocknet.     Von    dem   trockenen  Niederschlag 
bringt  man  so  viel  wie  möglich  in  einen  Platintiegel,  äschert  das  Filter 
in  der  Platinspirale  ein,  fügt  die  Asche  zur  Hauptmasse  in  den  Tiegel 
und    glüht   bei   Dunkelrotglut    10 — 20  Minuten    lang.      Nun   füg^   man 
2 — 4  ccm  %  normale  Essigsäure  hinzu,  bedeckt  mit  einem  Uhrglas  und 
läßt  in  der  Kälte    stehen,    bis    die  Kohlendioxydentwickelung  aufhört. 
Hierauf   erhitzt   man   mit    aufgesetztem    ührglas    etwa   40  Minuten   im 
Wasserbade,    indem    man   YOn   Zeit    zu  Zeit    den  Niederschlag  mittels 
eines  Platinspatels  (oder  auch  eines   Glasstabes)  zerdrückt.    Jetzt  ent- 
fernt man  das  Uhrglas  und  verdampft  zur  Trockne,  befeuchtet  mit  zwei 
Tropfen    Essigsäure,    behandelt   mit  Wasser   und    dekantiert    sorgföltig 
durch  ein  kleines  Filter,   so  daß  die  Hauptmenge  des  Niederschlags  im 
Tiegel    verbleibt   und   nur    ein   kleiner   Teil    desselben    auf  das   Filter 
gelangt.     Das  Auswaschen  durch  Dekantation  wird  so  lange  fortgesetzt, 
bis  das  Filtrat  nur  noch  eine  sehr  geringe  Trübung  mit  AmmOnoxalat 
gibt.    Das  Filter  wird  nun  getrocknet  und  soviel  von  dem  daran  haftenden 
Niederschlag  wie  möglich  zur  Hauptmenge  in  den  Tiegel  gebracht,  den 
man  unterdessen  ebenfalls   getrocknet  hat.     Man   äschert  das  Filter  in 
der  Platinspirale  ein  und  bringt  die  Asche  in  den  Tiegel,    glüht  einige 
Minuten  bei  dunkler  Rotglut,    läßt  im  Exsikkator  erkalten  und  wägt. 
Nach  dem  Wägen  wiederholt  man  die  Behandlung  mit  Essigsäure,  Extra- 
hieren mit  Wasser,   Filtrieren,   Trocknen  und  Wägen,  und  zwar  so  oft, 
bis  keine  größere  Gewichtsabnahme  als  0,0005  g  stattfindet,  imd  benutzt 
die  vorhergehende  Wägung  zur  Berechnung  des  Fluors  aus  dem  Fluor- 
calcium.     1  Tl.  Ca  F,  =  0,4870  Tl.  Fluor. 

43.   Nachwels  von  Schwefelwasserstoff. 

50  ccm  Wein   werden   zur  Hälfte   abdestilliert,     a)  Zu  einem  Teil 
des  Destillats    setzt   man    zwei    Tropfen    einer   alkalischen  Bleilösung; 


Beurteilung  des  Weines  nach  dem  W^gesetz.  643 

bei  Gegenwart  yon  Schwefelwasserstoff  im  Weine  entsteht  eine  braune 
Färbung  oder  ein  dunkelbrauner  Niederschlag  TOn  Schwefelblei,  b)  Die 
Nitroprussidj^robe  auf  Schwefelwasserstoff.  Man  macht  das 
Weindestillat  alkalisch  und  setzt  einen  Tropfen  einer  Lösung  yon  Nitro- 
prussidnatrium  hinzu.  Das  Auftreten  einer  unbeständigen  yioletten  Fär- 
bung, die  bald  mißfarbig  wird,  zeigt  Schwefelwasserstoff  an. 

Am  einfachsten  bringt  man  25 — 50  ccm  Wein  in  ein  Erlenmeyer- 
kölbchen,  hängt  in  den  leeren  Kaum  des  Eölbchens  ein^  angefeuchteten 
Streifen  Bleipapier  \md  erwärmt  den  Wein.  Bei  Anwesenheit  yon 
Schwefelwasserstoff  im  Wein  färbt  sich  das  Bleipapier  braun. 

< 

44.  Bestlmmiinflr  des  Kalks»  der  Mafirnesia,  der  Alkalien, 
der  Kiesels&ure,  des  Eisens»  der  Tonerde,  des  Mangrans»  der 

Schwermetalle  und  des  Arsens. 

Die  Bestimmung  dieser  Mineralbestandteile  erfolgt  nach  den  Regeln 
der  quantitativen  Analyse.  Eine  genaue  Beschreibung  der  für  die  Unter- 
suchung des  Weins  geeigneten  Vorschriften  findet  sich  in:  Karl  Win- 
disch,  Die  chemische  Untersuchung  imd  Beurteilung  des  Weins.  Berlin 
1896,  S.  241— 251. 


II.  BeurteUnng  des  ITeiiies  auf  OraMd  der  ehemiseheit 

üntersnehiinc. 

Bei  der  Beurteilung  der  Weine  für  gerichtliche  Fälle  sind  zwei 
Fälle  zu  imterscheiden: 

1.  Dem  Wein  sind  Stoffe  zugesetzt  worden,  die  dem  nor- 
malen Wein  Yollständig  fremd  sind,  z.  B.  Teerfarbstoffe,  gewisse 
Konservierungsmittel,  Saccharin,  Duldn  u.  s.  w.  Diese  Stoffe  sind  fast 
ausnahmslos  leicht  und  sicher  nachweisbar,  und  ihre  Beurteilung  macht 
meist  keine  Schwierigkeiten. 

2.  Dem  Wein  sind  Stoffe  oder  Gemische  von  Stoffen  zu- 
gesetzt worden,  die  sich  bereits  im  Wein  vorfinden,  z.  B.  Gly- 
zerin, Weinstein,  Alkohol  u.  s.  w.  Hier  genügt  es  natürlich  nicht,  die 
betreffenden  Stoffe  im  Wein  nachzuweisen,  um  daraus  auf  den  künst- 
lichen Zusatz  dieser  Stoffe  zu  schließen.  Es  ist  vielmehr  dazu  not- 
wendig, daß  man  die  Menge  dieser  Stoffe  im  Wein  feststellt.  Um  sich 
aus  der  gefondenen  Menge  ein  Urteil  darüber  bilden  zu  können,  ob 
ein  Zusatz  derselben  zum  Wein  stattgefunden  hat  oder  nicht,  muß 
bekannt  sein,  wie  groß  die  Mengen  des  Stoffes  sind,  die  sich  in  unver- 
fälschten Weinen  vorfinden.  Ein  außerordentlich  großes  Material  über 
die  chemische  Zusanmiensetzung  reiner  Weine  aus  deutschen  Weinbau- 

41* 


544  ^^^  Untersachang  des  Weines. 

gebieten  ist  Yon  der  ^Kommission  zur  Bearbeitung  einer  Weinstatistik 
für  Deutschland^  zusammengebracht  worden.  Dieses  grofie  Material 
erleichtert  die  Beurteilung  der  Weine  ganz  erheblich,  doch  ist  bei  Be- 
zugnahme auf  die  Ergebnisse  der  Weinstatistik  zu  berücksichtigen,  daß 
sie  sich  früher  meist  auf  Jungweine  (nach  dem  ersten  Abstiche)  bezogen, 
die  beim  Lagern  ihre  Zusammensetzung  noch  ändern^). 

Maßgebend  für  die  Beurteilung  des  Weines  ist  das  Gesetz  Yom 
24.  Mai  1901,  betr.  den  Verkehr  mit  Wein,  weinhaltigen  und  wein- 
ähnlichen Getränken,  nebst  der  Bekanntmachung  des  Reichskanzlers 
Yom  2.  Juli  1901  und  das  Nahrungsmittelgesetz  Tom  14.  Mai  1879. 
Viele  Bestimmungen  des  neuen  Weingesetzes  sind  gegenüber  dem  alten 
Weingesetz  vom  20.  April  1892  wesentlich  verschärft. 


A.  Beurteilung  der  Weine  unter  Zagrandelegang  des  Weingesetses 

vom  24.  Hai  1901. 


1.  Zusatz  Ton  Alkohol  zum  Wein. 

Der  Alkoholgehalt  der  Weine  schwankt  sehr  erheblich.  Die 
deutschen  Weine  enthalten  meist  5  bis  10  g  Alkohol  in  100  ccm.  Weine 
mit  geringerem  Alkoholgehalte  kommen  seltener  in  den  Handel.  '  Einen 
natürlichen  hohen  Alkoholgehalt  haben  meist  nur  sehr  feine  Weine  guter 
Jahrgänge  imd  Lagen.  Weine,  die  mehr  als  18  Volumprozent  Alkohol 
enthalten,  haben  mit  Sicherheit  einen  Zusatz  von  Alkohol  erhalten,  da 
nach  den  bisherigen  Erfahrungen  bei  der  Gärung  des  Mostes  auch  unter 
den  günstigsten  Bedingungen  nicht  mehr  als  18  Volumprozent  Alkohol 
gebildet  werden.  Der  Alkoholgehalt  der  Weine  wird  durch  den  Kahm- 
pilz  und  den  Essigpüz  verringert;  auch  durch  Oxydation  zu  Aldehyd 
und  Essigsäure  und  durch  die  Bildung  von  Estern  nichtflüchtiger  und 
flüchtiger  Säuren  geht  ein  Teil  des  Alkohols  als  solcher  verloren.  Beim 
Lagern  der  Weine  vermindert  sich  der  Alkoholgehalt  durch  Verdunstung; 
sehr  alte  Weine  enthalten  daher  wenig  Alkohol. 

Nach  §  2,  Ziffer  1  des  Weingesetzes  vom  24.  Mai  1901  darf  deutschen 
Weinen  bei  der  Kellerbehandlimg  höchstens  1  Raumteil  Alkohol  auf 
100  Raumteile  Wein  zugesetzt  werden. 

Der  Alkoholgehalt  steht  zu  anderen  Weinbestandteilen  in  gewissen 
Beziehungen,  die  man  zur  Beurteilung  der  Weine  heranziehen  kann.  Ein 
niedriger  Alkoholgehalt   fallt   meist   mit   einem  hohen  Säuregehalt  zu- 


')  Die  Ergebnisse  der  Weinstatistik  worden  früher  alljährlich  in  der 
Zeitschr.  f.  analyt.  Chemie  and  werden  seit  dem  Jahre  1901  in  den  Arbeiten 
a.  d.  Kaiserliche]]  Gesandheitsamte  veröffentlicht. 


Zusatz  Yon  Alkohol  und  Zacker  zum  Wein.  g46 

sanunen  und  umgekehrt;  beides  sind  Folgen  schlechter  Reife  der  Trauben. 
Ausnahmen  hiervon .  kommen  vor. 

Die  frühere  Anna}ime,  daß  in  Naturweinen  auf  100  Teile  Alkohol 
mindestens  7  Teile  Glyzerin  kommen,  läßt  sich  nicht  mehr  aufrecht  er- 
halten, da  schon  recht  häufig  auf  100  Teile  Alkohol  nur  6  oder  gar 
5  Teile  Glyzerin  beobachtet  wurden').  Es  ist  anzunehmen,  daß  bei  der 
Vergärung  gezuckerter  Weine  und  Moste  infolge  der  Verdünnung  mit 
Wasser  noch  weniger  Glyzerin  entsteht;  auch  dürfte  die  Verwendung 
von  Reinhefen  nicht  ohne  Bedeutung  für  die  Glyzerinbildung  sein.  Ein 
Alkoholzusatz  wird  daher  nicht  in  allen  Fällen  nachweisbar  sein. 

2.  Gtozackerter  (mit  Wasser  und  Zacker  versetzter)  Wein. 

Nach  §  2,  Ziffer  4  des  Weingesetzes  vom  24.  Mai  1901  ist  der  Zu- 
satz Yon  technisch  reinem  Kohr-,  Rüben-  oder  Invertzucker,  technisch 
reinem  Stärkezucker,  auch  in  wässeriger  Lösimg,  zum  Wein  unter  folgen- 
den Bedingungen  erlaubt: 

1.  Der  Zusatz  darf  nur  erfolgen,  um  den  Wein  zu  yerbessem; 
nur  wirklich  verbesserungsbedürftige  Weine  dürfen  gezuckert  werden. 

2.  Die  Menge  des  Weines  darf  durch  den  Zucker-  imd  Wasser- 
zusatz nicht  erheblich  vermehrt  werden.  Welcher  Zusatz  als  „erheb- 
lich^ anzusehen  ist,  ist  von  Fall  zu  Fall  zu  entscheiden;  ein.  Zusatz 
von  mehr  als  25  Proz.  Zuckerwasser  dürfte  wohl  in  der  Regel  als  eine 
„erhebliche*'  Vermehrung  des  Weines  anzusehen  sein. 

3.  Der  gezuckerte  Wein  darf  durch  den  Zuckerwasserzusatz  seiner 
Beschaffenheit  nach,  d.  h.  nach  Aussehen,  Geruch  und  Geschmack  nicht 
unter  den  Durchschnitt  der  ungezuckerten  Weine  des  Weinbaugebietes,  dem 
der  Wein  nach  seiner  Benennung  entsprechen  soll,  herabgesetzt  werden. 
Dies  ist  durch  die  Kostprobe  seitens  geübter  Weinkenner  festzustellen. 

4.  Der  gezuckerte  Wein  darf  seiner  ganzen  Zusammensetzimg 
nach  durcb  den  Zucker wasserzusatz  nicht  unter  den  Durchschnitt  der 
ungezuckerten  Weine  des  betreffenden  Weinbaugebietes  herabgesetzt 
werden.  Dies  ist  durch  eine  vollständige  Analyse  des  Weines  fest- 
zustellen,  die  sich  nach  der  Bundesratsverordnung  vom  2r  Juli  1901  auf 
alle  Bestandteile  zu  erstrecken  hat,  die  für  die  Beurteilung  dieser  Frage 
von  Bedeutung  sind. 

5.  Insbesondere  darf  der  Extrakt-  und  Mineralstoffgehalt  der  ge- 
zuckerten Weine  durch  den  Zuckerwasserzusatz  nicht  unter  den  Durch- 
schnitt der  ungezuckerten  Weine  des  betreffenden  Weinbaugebietes  herab- 
gesetzt werden. 


^)  Vergl.  z.  B.  die  Weinstatistik,  ferner  P.  Kaiisch,  Forschangsber.  1894, 
1,  280,  311  und  861. 


646  '  ^^^  UateiBachung  des  Weines. 

Für  den  Gehalt  der  gezuckerten  Weine  an  Extrakt-  und  Mineral- 
stoffen sind  durch  die  Bundesrats  Verordnung  vom  2.  Juli  1901  folgende 
untersten  Grenzzahlen  festgesetzt  worden: 

WeiJhrein  Rotwttin 

g  in  100  ccm  g  in  100  ccm 

Gesamtgehalt  an  Extraktstoffen    .     .     .     .     .     .  1,6  1,7 

Extrakt  nach  Abzug  der  nichtflüchtigen  Säuren  1,1  1,3 

Extrakt  nach  Abzug  der  Gesamtsäure'.     ...  1,0  1,2 

Mineralbestandteile      . 0,13  0,16 

Bei  der  Feststellung  des  Extraktgehaltes  ist  die  0,1  g  in  100  ccm 
Wein  überschreitende  Zuckermenge  in  Abzug  zu  bringen  und  außer  Be- 
tracht zu  lassen. 

Für  den  Verkehr  mit  gezuckertem  Wein  ergibt  sich  nach  dem 
Weingesetz  Yom  24.  Mai  idOl  folgende  Rechtslage: 

1.  Gezuckerter  Wein,  der -den  oben  angegebenen  5  Bedingungen 
entspricht,  der  also  in  gesetzlich  zulässiger  Weise  gezuckert  ist,  gilt 
als  unverfälscht,  er  kann  daher  ohne  unterscheidenden  Zusatz  unter  den 
für  Wein  üblichen  Bezeichnungen  feilgehalten  und  verkauft  werden. 
Eine  Deklaration  der  Zuckerung  ist  nicht  notwendig. 

2.  Es  ist  verboten,  gezuckerten  Wein  als  Naturwein  oder  unter 
anderen  Bezeichnimgen  feilzuhalten  oder  zu  verkaufen,  welche  die  An- 
nahme hervorzurufen  geeignet  sind,  dafi  er  nicht  gezuckert  sei. 

3.  Gezuckerte  Weine,  die  einer  der  oben  angegebenen  5  Bedingungen 
nicht  genügen,  dürfen  werden  feilgehalten  noch  verkauft  werden.  Sie 
gelten  nicht  mehr  als  „Wein^  im  Sinne  des  Gesetzes  und  dürfen  des- 
halb auch  nicht  mit  anderen  Weinen  verschnitten  werden,  um  ihren 
Extrakt-  und  Mineralstoffgehalt  zu  erhöhen. 

4.  Wein,  der  einen  Zusatz  von  Zuckerwasser  nicht  erhalten  hat, 
kann  unter  den  für  Wein  üblichen  Bezeichnungen  auch  dann  feilgehalten 
und  verkauft  werden,  wenn  sein  Gehalt  an  Extrakt  u.  s.  w.  die  vorge- 
schriebenen Grenzen  nicht  erreicht. 

Die  Yerschärfung  der  Vorschriften  des  neuen  Weingesetzes  über 
gezuckerten  Wein  gegenüber  dem  alten  Weingesetz  ist  eine  dreifache: 

1.  Nach  dem  Wortlaut  des  alten  Gesetzes  wurde  nur  dann  ein 
gezuckerter  Wein  beanstandet,  wenn  er  die  festgesetzten  Minimalwerte 
für  den  Extrakt-  und  Mineralstof^ehalt  nicht  erreichte.  Jetzt  ist  auch 
auf  die  äuBere  Beschaffenheit  und  auf  die  ganze  chemische  Zusammen- 
setzimg Rücksicht  zu  nehmen,  femer  darauf,  ob  der  Weih'  wirklich  ver- 
besserungsbedürftig war  und  ob  sein  Volumen  durch  den  Zuckerwasser- 
zusatz erheblich  vermehrt  worden  ist.  Weine,  die  die  gesetzlichen 
Grenzzahlen  erreichen,  könn^^  daher  doch  noc)r  als .  überstreokt  bean- 
standet werden.  ...  *       • 


Zusatz. von  Zucker  zum  Weih.  g47 

2.  Die  Grenzzahlen  für  den  Extraktgehalt  sind  erhöht  worden. 

3.  Früher  durften  überstreckte  Weine  unter  Deklaration  in  den 
Handel  gebracht  werden,  jetzt  dürfen  sie  weder  feilgehalten  noch  ver- 
kauft werden. 

Hinsichtlich  der  allgemeinen  Gültigkeit  der  offiziellen  Grenzzahlen 
in  Bezug  auf  ungezuckerte  Naturweine  ist  auf  Grtmd  der  Ergebnisse  der 
Weinstatistik  und  anderer  Weinuntersuchungen  folgendes  zu  bemerken: 

a)  Der  Extraktgehalt  geht  bei  Weißweinen  nur  selten  unter 
1,6  g  in  100  ccm,  meist  ist  er  wesentlich  höher.  Rotweine  sind  infolge 
des  Yergärens  auf  den  Trestern  gewöhnlich  extraktreicher  als  die  WeiB- 
weine,  daher  die  höhere  Grenzzahl.  Die  „Kommission  für  Weinstatistik^ 
faßte  in  Bezug  auf  den  Extraktgehalt  der  Weine  folgende  Beschlüsse^): 
,,1.  Ein  Weißwein,  welcher  weniger  als  4  7oo  ^^^^^^^^^'^9  einschließlich 
höchstens  0,6  7oo  Süchtiger  Säure,  also  weniger  als  3,25  %o  nichtflüchtige 
Säure  enthält,  darf  nicht  weniger  als  1,7  g  Extrakt  in  100  ccm  Wein 
enthalten.'' 

Über  sehr  extraktarme  italienische  Weine    berichtete  G.  Paris^). 

b)  Der  Extraktgehalt  nach  Abzug  der  nichtflüchtigen 
Säuren  ist  bei  Weißweinen  meist  höher  als  1,1  g  in  100  ccm,  doch  sind 
niedrigere  Werte  immerhin  häufiger  als  bei  dem  Gesamt-Extrakl^ehalte. 

c)  Der  Extraktgehalt  nach  Abzug  der  freien  Säuren  ist 
bei  Weißweinen  in  der  Regel  höher  als  1,0  g  in  100  ccm,  doch  sind 
Abweichungen  nicht  allzu  selten;  meist  liegen  besondere  Gründe  (starkes 
Auftreten  der  Blattfallkrankheit,  mangelhafte  Reife  der  Trauben  u.  s.  w.) 
ftir  diese  Anomalie  vor.  Auch  bei  Gegenwart  erheblicher  Mengen  flüch- 
tiger Säuren  (Essigsäure)  kann  der  Extraktrest  kleiner  als  1  g  in  100  ccm 
werden,  da  die  Essigsäure,  die  unabhängig  Yon  der  Zusammensetzung 
des  ursprünglichen  Mostes  aus  dem  Alkohol  entsteht,  die  Gesamtsäure 
des  Weines  bedeutend  erhöhen  kann., 

d)  Der  Gehalt  an  MineralbestandteUen  ist  bei  Weißweinen 
fegen  früher  yon  0,14  auf  0,13  g  in  100  ccm  herabgesetzt  worden,  weil 
er  in  Naturweinen  häuflg  niedriger  als  0,14  g  in  100  ccm  gefunden  wurde. 
In  einzelnen  Weinbaugebieten  war  in  manchen  Jahren,  z.  B.  1892,  der 
Aschengehalt  der  Weine  sogar  in  der  Regel  unter  der  damaligen  Grenze; 
Selbst  der  Mittelwert  der  Aschenzahlen  lag  unter  0,14  g  in  100  ccm. 
Auch  der  neue  Grenzwert  der  MineralstoflPe  (0,13  g  in  100  ccm)  wird  bis- 
weilen bei  Naturweinen  nicht  erreicht.  Die'  Ad  nähme,  daß  die  Aschen- 
armut  mancher  Jahrgänge  mit  der  Trockenheit  des  Sommers  und  Herbstes 
zusammenhänge,  hat  sich  in  dem  trockenen  ilahre  1904  nicht  bestätigt. 


1)  Zsch.  f.  anal.  Chepie  ^894,  8ß,  629. 

>)  Zach.  Unters.  Nähr.-  n.  Genußm.  1898,  1,  816. 


g48  ^i®  Untersnchang  des  Weines. 

Erkennung  gezuckerter  Weine. 

Falls  zum  Auflösen  des  Zuckers  stark  salpetersäurehaltiges  Wasser 
verwendet  -wurde,  kann  der  Salpetersäuregehalt  des  Weines  als  Merk- 
mal des  Zuckems  dienen.  Geringe  Mengen  Salpetersäure  können  auch 
durch  Ausspülen  der  Fässer  mit  nitrathaltigem  Wasser  in  den  Wein  ge- 
langen^); viele  Moste  und  Weine  enthalten  von  Natur  Spuren  von 
Nitraten^).  Die  Salpetersäure  im  Wein  nimmt  allmählich  ab  und  ver- 
schwindet schließlich  ganz^),  so  daß  selbst  bei  Zusatz  stark  nitrathaltigen 
Wassers  dieses  Verfahren  schließlich  im  Stiche  läßt. 

Wenn  man  die  Gemarkung,  die  Lage  und  den  Jahrgang  kennt, 
denen  ein  Wein  entstanmit  oder  entstammen  soll,  so  ist  es  häufig  mög- 
lich, durch  den  Vergleich  der  Zusammensetzung  des  zu  untersuchenden 
Weines  mit  der  Zusanmiensetzung  reiner  Weine  derselben  Gemarkung, 
Lage  und  desselben  Jahrgangs  nachzuweisen,  ob  ein  Wasserzusatz  statt- 
gefunden hat  oder  nicht.  Die  Weinstatistik  für  Deutschland  bietet  hier- 
für ein  wertvolles  YergleichsmateriaL 

Ein  neuer  Weg  zur  Erkennung  zu  stark  gestreckter  Weine  ist  von 
W.  Möslinger*)  eingeschlagen  worden.  Der  Säurerest,  d.  h.  der 
Säuregehalt  des  Weines  nach  Abzug  der  auf  Weinsteinsäure  umgerech- 
neten flüchtigen  Säuren  und  nach  Abzug  des  sauren  Anteiles  der 
Weinsteinsäure,  d.  h.  der  gesamten  freien  Weinsteinsäure  und  der  Hälfte 
der  halbgebundenen  Weinsteinsäure,  soll  bei  Weinen  mit  weniger  als 
1,70  g  Extrakt  in  100  ccm  nicht  weniger  als  0,28  g  in  100  ccm  betragen. 
Vernünftig  gezuckerte  Weine  sollen  ebenso  wie  reine  Naturweine  fast 
stets  einen  Säurerest  von  mehr  als  0,28  g  in  100  ccm  haben,  dagegen 
soll  er  bei  übermäßig  verlängerten  Weinen,  ebenso  bei  Trester-  und 
Rosinenweinen  unter  diese  Grenze  sinken.  Durch  Zusatz  von  Weinsäure 
wird  wohl  die  Gesamtsäure,  nicht  aber  der  Säurerest  erhöht.  Die 
einzige  Säure,  die  zur  künstlichen  Erhöhung  des  Säurerestes  praktisch 
verwendet  werden  könnte,  ist  die  Zitronensäure;  von  deren  Abwesen- 
heit muß  man  sich  daher  stets  überzeugen.  Nach  P.  Kulis ch^)  gibt  es 
auch  übermäßig  gewässerte  Weine,  deren  Säurerest  größer  als  0,28  g  in 
100  ccm  ist. 


*)  E.  Egger,  Arch.  Hyg.  1884,  2,  373;  E.  Pollak,  Chem.-Ztg.  1^87,  11, 
1465  und  1623. 

^  W.  Seifert  a.  H.  Easerer,  Zsch.  landw. Versachswesen  Österreich  1903, 
6,  655. 

^)  J.  Herz,  Repert.  anal.  Chemie  1886,  6,  360;  £.  Borgmann,  Zsch. 
analyt.  Chemie  1888,  27,  184;  W.  Seifert,  Österr.  Chem.-Ztg.  1898,  1,  285. 

*)  Zsch.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußm.  1899,  2,  93. 

^)  Weinbau  u.  Weinhandel  1900,  18,  18,  69,  80,  89  und  107;  Tergl.  auch 
Schnell,  ebendort  1900,  18,  43  n.  187. 


Tresterwein.  g49 

L.  Grünhut*)  gibt  an,  bei  sachgemäß  gezuckerten  Weinen  müsse 
die  Gesamtsäure  mindestens  0,45  g  und  der  Extraktgehalt  nach  Abzug 
der  nichtflüchtigen  Säuren,  des  Glyzerins  und  der  Mineralbestandteile 
mindestens  noch  0,5  g  in  100  ccm  betragen. 

Sehr  schwierig  ist  der  Zusatz  von  Zucker  (ohne  Wasser)  nach- 
-weisbar.  Durch  den  Zuckerzusatz  wird  der  Alkohol-  und  Glyzerin- 
gehalt einseitig  erhöht^  doch  ist  es  meist  nicht  leicht,  hieraus  einen 
sicheren  Schluß  zu  ziehen. 

3.  Tresterwein  (petlotisierter  Wein). 

Die  Tresterweine  und  die  damit  vermischten  Weine  (die  petioti- 
sierten  Weine)  dürfen  nach  §  3,  Ziffer  1  des  Weingesetzes  weder  gewerbs- 
mäßig hergestellt  noch  feilgehalten  oder  verkauft  werden.  Die  Trester- 
weine sind  infolge  ihrer  Herstellungsweise  (Vergärung  von  Zuckerlösungen 
über  den  Trestem)  meist  arm  an  Extraktstoffen,  freien  Säuren  und 
Stickstoff,  aber  reich  an  Gerbstoff  und  oft  auch  an  Mineralbestandteilen, 
namentlich  an  Kali  und  Kalk,  jedoch  arm  an  Phosphorsäure;  sie  neigen 
oft  zum  Essigstich. 

Zur  Erkennung  von  Tresterweinen  wird  in  erster  Linie  der  relativ 
hohe  G^rbstoffgehalt  herangezogen.  Dazu  ist  zu  bemerken,  daß  man 
durch  starkes  Schönen  mit  leim-  oder  eiweißartigen  Schönungsmitteln 
einen  großen  Teil  des  Gerbstoffs  der  Tresterweine  entfernen  kann.  Der 
Gerbstoffgehalt  der  weißen  Traubenweine  ist  mitunter  nicht  unerheblich, 
nämlich  dann,  wenn  der  Most  längere  Zeit  mit  den  Trestem  in  Berührung 
geblieben  und  auf  ihnen  teilweise  oder  ganz  vergoren  ist;  in  diesem  Falle 
ist  aber  auch  der  Extraktgehalt  des  Weines  verhältnismäßig  hoch,  da  der 
gärende  Most  den  Trestem  bei  längerer  Berührung  mehr  Extraktbestand- 
teile zu  entziehen  vermag.  Femer  kann  der  Gerbstoffgehalt  durch  einen  zu 
großen  Tanninzusatz  beim  Schönen,  der  durch  das  Schönungsmittel  nicht 
ganz  ausgefällt  wird,  erhöht  werden.  Aus  einem  hohen  Gerbstoffgehalte 
allein  darf  daher  nicht  auf  einen  Verschnitt  mit  Tresterwein  geschlossen 
werden;  vielmehr  müssen  hierzu  auch  die  anderen  oben  mitgeteilten 
Anhaltspunkte  herangezogen  werden'). 

Von  M.  Barth')  ist  festgestellt  worden,  daß  der  aus  den  Trestem 
stammende  Teil  des  Extraktes  bei  mit  den  Trestem  vergorenen  Weinen 
mindestens  das  Fünffache  des  vorhandenen  Gerbstoffgehaltes  beträgt; 
Weine,  die  nach  Abzug  der  fünffachen  Menge  des  Gerbstoffgehaltes  vom 


>)  Zsch.  Unters.  Nähr.-  o.  Genaßm.  1901,  4,  1161. 

*)  Vergl.  über  den  Nachweis  von  Tresterwein  J.  Stern,  Zsch.  Nahrongsm.- 
Unten.  n.  Hyg.  189S,  7,  409;  E.  Späth,  Zsch.  angew.  Chemie  1896,  721. 
>)  Zsch.  Unters.  Nähr.-  a.  Gennßm.  1899,  2,  103. 


350  ^^  Untersachong  defi  Weines. 

Gesamtextrakt  weniger  als  1,5  g  Extraktrest  in  100  ccm  zeigen,  sind 
nach  Barth  Tresterweine  oder  Verschnitte  von  Wein  mit  Tresterweinen 
oder  übermäßig  yerlängerte,  über  Trestem  angegorene  Weine.  W.  Fre- 
senius und  L.  Grünhut^)  halten  den  Faktor  5  für  zu  hoch.  Sie  beob- 
achteten, daß  Tresterweine  nur  selten  an  alkalische  Erden  gebundene 
Weinsteinsäure  enthalten,  meist  nur  Weinstein.  Durch  Zusatz  Yon  Wein- 
säure und  durch  starkes  Schwefeln  wird  dieses  Kennzeichen  verwischt. 
Auch  bei  Tresterweinen  soll  der  Möslinger sehe  Extraktrest  (siehe 
vorher)  in  der  Regel  weniger  als  0,28  g  in  100  ccm  betragen. 

4.  Hefenwein. 

Die  Hefenweine,  deren  gewerbsmäßige  Herstellung  und  Verkauf 
nach  §  3,  Ziffer  2  des  Weingesetzes  verboten  ist,  enthalten  in  der  Regel 
wenig  Extrakt  und  Säure,  dagegen  oft  viel  Mineralbestandteile  und  Stick- 
stoff. 

5.  Rosinenwein. 

Die  gewerbsmäßige  Herstellung  und  der  Verkauf  von  Wein  unter 
Verwendung  von  Rosinen  oder  Korinthen,  sowie  anderer  getrockneter 
Früchte  und  von  eingedickten  Moststoffen  ist  nach  §  3,  Ziffer  3  des  Wein- 
gesetzes verboten;  der  bloße  Zusatz  von  Rosinen  zu  Most  oder  Wein  ist 
dagegen  bei  Weinen,  die  als  Dessertweine  (Süd-,  Süßweine)  ausländi- 
schen Ursprungs  in  den  Verkehr  kommen,  gestattet.  Der  rationell  her- 
gestellte Rosinenwein  kann  nach  dem  bisherigen  Stande  der  Forschung 
durch  die  chemische  Analyse  kaum  von  Wein  aus  Mschen  Trauben 
unterschieden  werden.  Er  läßt  sich  mitunter  durch  seinen  eigentümlichen 
Geschmack  erkennen;  offc  ist  er  reich  an  flüchtigen  Säuren.  Analysen 
von  Rosinen  weinen  teilte  A.  Schneegans')  mit. 

6.  Zusatz  von  Saccharin  und  anderen  künstlichen  Süfistoffen 

zum  Weine. 

Der  Zusatz  von  Saccharin  und  anderen  künstlichen  Süßstoffen,  von 
denen  vorläufig  nur  noch  das  Dulcin  in  Frage  kommt,  zum  Weine  ist  nach 
§  3,  Ziffer  4  des  Weingesetzes  verboten.  Nach  §  2  des  Süßstoffgesetzes 
vom  7.  Juli  1902  gilt  dieses  Verbot  auch  für  Obst-  und  Schaumweine. 

7.  Zusatz  von  Säuren  oder  säurehaltifiren  Stoffen  zum  Weine. 

Nach  §  3,  Ziffer  5  des  Weingesetzes  ist  der  Zusatz  von  Säuren 
und  säurehaltigen  Stoffen,  insbesondere  von  Weinstein  und  >  Weinsäure, 


>)  Zsch.  f.  analjt  Chemie  1899,  88,  472. 
>)  Arcb.  Pharm.  1901,  289,  91  und  589. 


Zasatz  Ton  S&oren  zam  Wein.  g51 

zum  Weine  bezw.  die  Verwendung  dieser  Stofife  bei  der  Herstellung  Ton 
Wein  verboten. 

a)    GesamtBoure, 

Der  Gehalt  der  Weine  an  Gresamtsäure  ist  in  erster  Linie  von  der 
Traubensorte  und  dem  Reifegrade  der  Trauben  abhängig;  je  reifer  die 
Trauben  sind,  desto  ärmer  pflegen  sie  und  auch  der  daraus  gewonnene 
Wein  an  Säuren  zu  sein.  Der  Most  ist  stets  erheblich  reicher  an  Säuren 
als  der  daraus  entstehende  Wein,  da  bei  der  Gärung  ein  Teil  des  Wein- 
steins abgeschieden  wird.  Bei  dem  Lagern  und  der  Kellerbehandlung 
wird  der  Säuregehalt  des  Weines  noch  bedeutend  weiter  Termindert, 
hauptsächlich  dadurch,  daß  die  Äpfelsäure  bald  mehr,  bald  weniger  in 
Milchsäure  yerwandelt  wird.  Der  Gehalt  der  reinen  Weine  an  Gesamt- 
säure schwankt  innerhalb  weiter  Grenzen,  im  allgemeinen  zwischen  0,4 
und  1,5  g  IQ  100  ccm;  man  hat  aber  auch  Weine  beobachtet,  die  nur  0,30  g, 
und  solche,  die  mehr  als  1,70  g  Gesamtsäure  in  100  ccm  enthielten. 

Weine,  die  einen  natürlichen  geringen  Säuregehalt  haben,  pflegen 
meist  einen  yerhältnismäflig  hohen  Gehalt  an  neutralen  Extraktstoffen 
zu  besitzen.  Die  „Kommission  zur  Bearbeitung  einer  Weinstatistik  für 
Deutschland^  verlangt  daher  von  Weißweinen  mit  weniger  als  0,4  g 
Gesamtsäure,  einschließlich  höchstens  0,06  g  flüchtigen  Säuren,  d.  h.  mit 
weniger  als  0,325  g  nichtflüchtigen  Säuren,  einen  Extraktgehalt  von 
mindestens  1,7  g  in  100  ccm'). 

b)    Freie  Wemetdneäure, 

Naturweine  aus  reifen  Trauben  enthalten  häufig  keine  freie  Wein- 
steinsäure. Wenn  durch  starkes  Schwefeln  größere  Mengen  von  Schwefel- 
säure in  den  Wein  kommen,  kann  diese  aus  dem  Weinstein  Weinstein- 
säure freimachen.  Weine  aus  unreifen  Tl*auben  enthalten  meist  freie 
Weinsteinsäure.  Die  künstliche  Erhöhung  der  Säure  im  Weine  wird 
gewöhnlich  durch  Zusatz  der  billigen  Weinsteinsäure  bewirkt;  dieselbe 
kann  in  dem  Weine  unverändert  bleiben,  sie  wird  aber  häufig  in  das 
Kali-  bezw.  Kalksalz  umgewandelt.  Durch  das  Entsäuern  des  Weines 
mit  gefälltem  kohlensauren  Kalk,  das  nach  §  2,  Ziffer  3  des  Wein- 
gesetzes zulässig  ist,  sowie  mit  Kaliumkarbonat  wird  zuerst  die  etwa 
vorhandene  freie  Weinsteinsäure  in  saure  Salze  übergeführt.  Rotweine 
enthalten  häufig  keine  freie  Weinsteinsäure. 

c)   Weinetein. 

Der  Weinsteingehalt  der  Weine*  schwankt  innerhalb  weiter  Grenzen. 
Unter   sonst   gleichen  umständen  ist  der  Weinsteingehalt  eines  Weines 


1)  ZscL  f.  anaL  Chemie  1894,  88,  629. 


g52  ^^^  Untersachong  des  Weines. 

um  so  geringer,  je  niedriger  die  Temperatur  und  je  höher  der  Alkohol- 
gehalt ist.  Beim  Entsäuern  des  Weines  mit  kohlensaurem  Kalk  wird 
der  Weinstein  mehr  oder  weniger  in  weinsteinsauren  Kalk  verwandelt, 
der  sich  grOBtenteils  abscheidet;  durch  starken  Zusatz  Ton  kohlensaurem 
Kalk  zum  Weine  kann  der  Weinstein  fast  ganz  zum  Verschwinden 
gebracht  werden,  so  daß  es  unverfälschte  Weine  geben  kann,  die  fast 
frei  von  Weinstein  sind.  Auch  durch  gewisse  Weinkrankheiten,  nament- 
lich das  „Umschlagen^,  kann  der  Weinstein  zerstört  werden;  durch  das 
Gipsen  und  Phosphatieren  des  Weines  wird  er  erheblich  vermindert 
Rotweine  enthalten  oft  die  gesamte  Weinsteinsäure  in  der  Form  von 
Weinstein. 

d)  ÄpfeUäure  und  Bemsteinsäure, 

Die  Äpfel  säure  ist  in  jedem  Most  reichlich  vorhanden,  sie  wird 
aber  beim  Lagern  der  Weine  oft  fast  vollständig  in  Milchsäure  über- 
geführt. Die  Bernstein  säure  ist  als  normales  Gärungsprodukt  ein 
konstanter  Bestandteil  der  Weine,  ihre  Menge  ist  aber  gering.  Zuver- 
lässige Zahlenwerte  sind  bezüglich  dieser  Säuren  nur  wenig  bekannt^). 
Ein  künstlicher  Zusatz  derselben  zum  Wein  findet  wegen  ihres  hohen 
Preises  nicht  statt. 

e)  Milchsäure. 

Der  Most  enthält  keine  Milchsäure,  wohl  aber  jeder  Wein.  Sie 
entsteht  hauptsächlich  durch  eine  Bakteriengärung  aus  der  Äpfelsäure, 
die  dabei  glatt  in  Milchsäure  und  Kohlensäure  zerfallt.  Die  Menge 
der  Milchsäure  im  Wein  ist  sehr  wechselnd;  offc  macht  sie  Y»  ^^^  ^^^^ 
mehr  der  Gesamtsäure  aus^). 

/)  ZUr(mm$äure. 

Zitronensäure  kommt  im  natürlichen  Wein  nicht  vor.  Ihre  An- 
wesenheit beweist  einen  Zusatz  von  reiner  Zitronensäure  oder  Zitronen- 
säure enthaltenden  Materialien,  z.  B.  Tamarindenmus  oder  Beerenweinen. 

8*  Zusatz  Ton  Bakettstoffen  und  Essenzen  som  Wein« 

Ein  solcher  läBt  sich  in  der  Regel  auf  chemischem  Wege  nicht 
feststellen;  er  ist  nach  §  3,  Ziffer  5  des  Weingesetzes  verboten. 


0  R.  Kunz  (Zeitschr.  Unters.  Nähr.-  u.  Genoßm.  1903,  6,  726)  fand  in 
25  Weinen  0,060—0,115  g  Bemsteinsäure  in  100  ccm. 

*)  R.  Kunz,  Zeitschr.  Unters.  Nähr.-  n.  Genußm.  1901,  4,  673;  W.  Mös- 
liuger,  Ebendort  1901,  4,  1120;  Zeitschr.  öffentl.  Chemie  1908,  9,  371; 
W.  Seifert,  Zeitschr.  landw.  Versuchswesen  Österreich  1901, 4^  980;  1903,  t^  567. 


Zusatz  von  Obstwein,  Gamiui,  Dextrin  etc.  553 

9*   Ziuatz  Ton  Obstmost  und  Obstwein  zum  TraubenwetnO« 

Die  Äpfel-  und  Bimenweine  unterscheiden  sich  in  reinem  Zustande 
von  dem  Traubenwein  in  der  chemischen  Zusammensetzung  nicht  uner- 
heblich; der  wichtigste  Unterschied  ist  der,  daß  diese  Obstweine  keine 
^einsteinsäure  und  weinsteinsauren  Salze  enthalten.  Alle  übrigen  Unter- 
schiede sind  nur  graduell;  z.  B.  hat  der  Äpfelwein  in  der  Eegel  weniger 
Alkohol,  weniger  Säuren,  mehr  säurefreien  Extrakt  (sog.  Extraktrest) 
und  mehr  Mineralbestandteile  als  die  Traubenweine.  Sobald  Verschnitte 
von  Traubenweinen  mit  Obstweinen  vorliegen,  verschwinden  diese  Unter- 
schiede in  der  chemischen  Zusammensetzung  so  weit,  daß  die  Mengen 
der  einzelnen  Bestandteile  in  die  Grenzen  fallen,  die  man  auch  bei  reinen 
Naturweinen  beobachtet  hat.  Selbst  der  Weinsteingehalt  ist  hier  nicht 
maßgebend.  Durch  die  Geschmacksprobe  läßt  sich  ein  Zusatz  von  Obst- 
wein zum  Traubenwein  bisweilen  nachweisen. 

Nach  F.  F.  Mayer^)  scheiden  bei  Zusatz  von  Ammoniak  die 
Traubenweine  Ammonium -Magnesiumphosphat,  die  Obstweine  Calcium- 
phosphat  aus,  die  sich  durch  ihre  Krystallform  unterscheiden;  für 
Mischungen  von  Obst-  und  Traubenwein  ist  das  Verfahren  nach 
J.  Formdnek  und  O.  Laxa^)  unsicher.  K.  Portele*)  empfiehlt  die 
Prüfung  der  Trübungen  des  Weins,  wenn  möglich  auch  des  Gelägers; 
dieses  enthält  die  charakteristischen  Stärkekömer  der  Äpfel  u.  s.  w. 
Beerenweine  (Stachelbeer-,  Johannisbeer-,  Heidelbeerwein)  geben  sich 
durch  ihren  Zitronensäuregehalt  zu  erkennen.  Elirschwein  kann  man 
oft  durch  Prüfung  der  Rotweine  auf  Blausäure  feststellen^). 

10.  Zusatz  Ton  Gmniiily  Oextrln  und  anderen»  den  fixtragelialt 
der  Weine  erliöbenden  Stoffen  zum  Weine. 

§  3,  Ziffer  6  des  Weingesetzes  verbietet  den  Zusatz  von  Gummi  und 
anderen  Stoffen,  durch  welche  der  Extraktgehalt  der  Weine  erhöht  wird. 


Im  §  7  des  Weingesetzes  und  in  den  Ausführungsbestimmungen  zu 
diesem  Gesetz  vom  2.  Juli  1901  ist  eine  Anzahl  Stoffe  benannt,  die  zu 
Wein,  weinhaltigen  und  weinähnlichen  Getränken  unter  keinen  Umständen 
zugesetzt  werden  dürfen.    Diese  sind  unter  Nr.  11 — 23  aufgeführt. 


^)  Vergl.  hierüber  insbesondere  P.Kuli  seh,  Landwirtschaft!.  Jahrb.  1890, 
19,  S8  und  W.  Seifert,  Zeitschr.  Nahnmgsm. -Unters,  a.  Hjg.  1892,  tt,  120. 

3)   Zeitschr.  f.  anal.  Chemie  1872,  11,  337. 

')  Zeitsbhr.  Unters.  Nähr.-  u.  Gennßm.  1899,  2,  401 ;  vergl.  auch  W.  Seifert , 
OsteiT.  Ghem.-Ztg.  1898,  1,  265. 

^)   Zeitschr.  landw.  Versachswesen  Österreich  1898,  1,  241. 

^)   Karl  Windisch,  Zeitschr.  Unters.  Nähr.-  a.  Genoßm.  1901,  4,  817. 


554  l^i^  Untersachoiig  des  Weines. 

11.  Lösliclie  Alttminimiisalze  (Alaun  und  derirl.). 

Alaun  als  solchen  im  Wein  nachzuweisen,  ist  nicht  möglich.  Kleine 
Mengen'  Tonerde  (bis  zu  0,007  g  in  100  ccm)  kommen  auch  ohne  Alaun- 
zusatz im  Weine  Yor  (durch  Klären  mit  spanischer  £rde,  aus  den 
Trauben  anhängendem  Weinbergsboden  u.  s.  w.). 

12«  Baryum-  und  Stronttumverbindunfir^n. 

Zum  £ntgipsen  der  Weine,  d.  h.  richtiger  zur  Yerminderung  des 
hohen  Schwefelsäuregehaltes  gegipster  Weine,  ist  in  Frankreich  Yor- 
geschlagen  worden,  den  gegipsten  Wein  mit  BaryumYerbindungen  (Chlor- 
baryum,  weinsteinsaurem  Baryum,  kohlensaurem  Baryum)  oder  mit 
StrontiumYerbindungen  zu  Yersetzen.  Dabei  ist  oft  nicht  zu  Yermeiden, 
daß  gewisse  Mengen  Baryum  und  Strontium  im  Weine  gelOst  bleiben. 
Tatsächlich  hat  man  in  „entgipsten^  Weinen  wiederholt  Baryum-  bezw. 
StrontiumYerbindungen  beobachtet. 

13.  Borsäure. 

Nach  zahlreichen  Untersuchungen  enthalten  fast  alle  Weine  kleine 
Mengen  Yon  Borsäure;  F.  Schaffer»)  fand  in  28  Weinen  0,008  bis 
0,050  g,  im  Mittel  0,029  g  Borsäurehydrat  (BO3H3)  im  Liter.  Zum 
Nachweise  eines  künstlichen  Zusatzes  Yon  Borsäure  ist  daher  eine  quanti- 
tatiYC  Bestinunung  derselben  erforderlich. 

14.  liftslictae  Fluoryerblndungen. 

Ob  naturreine  Weine  Spuren  Yon  FluorYerbindungen  enthalten,  ist 
noch  nicht  sicher  erwiesen;  F.  Seh  äff  er  3)  fand  Fluoi:  in  Naturweinen, 
F.  P.  Treadwell  und  A.  A.  Koch»)  nicht.  Auf  alle  Fälle  wird  es  sich 
nur  um  Mengen  handeln,  die  kleiner  als  1  mg  Fluor  in  100  ccm  Wein 
sind. 

15.  Glyzerin« 

Die  Menge  des  bei  der  Gärung  entstehenden  Glyzerins  schwankt 
je  nach  den  Umständen  sehr  beträchtlich;  sie  steht  in  gewissen  Be- 
ziehungen zu  dem  Alkoholgehalte.  In  der  Regel  entstehen  auf  100  Teile 
Alkohol  6  bis  14  Teile  Glyzerin.  Mehr  Glyzerin  kann  scheinbar  ein 
Wein  enthalten,  wenn  ein  Teil  des  bei  der  Gärung  entstandenen  Alkohols 


^)   Schweiz.  Wochenschr.  Chem.  Pharm.  1902,  40,  478. 

*)   Bericht  des  Kantonschemikers  des  Kantons  Bern,  1902,  S.  2. 

>)   Zeitschr.  f.  analyt.  Chemie  1904,  48,  491. 


Verschiedene  Zusätze  zum  Wein.  g55 

Terschwindet.  Dies  kann  hauptsäclilicli  stattfinden:  1.  durch  langes 
Lagern  der  Weine  in  Fässern;  in  sehr  alten  Weinen  ist  daher  mehr 
Glyzerin  gefunden  worden.  2.  durch  die  Einwirkung  des  Eahmpilzes 
kann  ein  Teil  des  Alkohols  zu  Kohlensäure  oxydiert  worden  sein.  Im 
allgemeinen  findet  man  ein  höheres  Alkohol -Glyzerinyerhältnis  (10  bis 
14  Gewichtsteile  Glyzerin  auf  100  Gewichtäteile  Alkohol)  nur  bei  Weinen 
mit  einem  höheren  Gehalte  an  sonstigen  Eztraktstoffen.  Mit  Rücksicht 
darauf,  daß  durch  die  Anwendung  rein  gezüchteter  Weinhefen  die  Ver- 
hältnisse bezüglich  der  Glyzerinbildung  bei  der  Gärung  der  Moste  yöUig 
verändert  worden  sind  und  das  Verfahren  der  Glyzerinbestinmiung  sehr 
mangelhaft  ist,  ist  bei  der  Heranziehung  des  Alkohol -Gly zerinverhält- 
niaaes  zur  Beurteilung  der  Weine  die  größte  Vorsicht  geboten. 

16.  Kennesbeeren* 

Diese  werden  meist  in  südlichen  Ländern  zum  Färben  yon  Wein 
benutzt.  Der  Farbstoff  ist  ziemlich  leicht  yeränderlich  und  kann  sich 
alsdann  dem  Nachweise  entziehen. 

17.  MasnesiiimTerblndiiiisren. 

Normale  Weine  enthalten  0,003  bis  0,035  g  Magnesia  (Mg  0)  in 
100  ccm.  Absichtlicher  Zusatz  yon  Magnesiumyerbindungen  dürfte  kaum 
vorkommen. 

18«  Sali«ylsftiire« 

Salizylsäure  findet  sich  in  vielen  Weinen^),  auch  in  verschiedenen 
Obstarten,  namentlich  in  Himbeeren  und  Erdbeeren^),  aber  stets  nur  in 
kleinen  Mengen  (höchstens  1  bis  2  mg  in  1  kg  Obst  bezw.  1  Liter  Obst- 
saft). Vielfach  scheint  sie  in  der  Form  des  Methylesters  vorhanden  zu  sein. 


0  L.  Medicus,  Bericht  9.  Versamml. d .  fr.  Verein. bayer.  Vertreter  d.  ao gew. 
Chemie  in. Erlangen.  Berlin  1890,  Julias  Springer.  S.  42;  A.J.  Ferreirada 
Silva,  Annal.  chim.  analyt  1900,  6,  381;  1901,  6, 11;  Hngo  Mastbaam,  Ghem.- 
Ztg.  1901,  25,  465;  1903,  27,  829;  A.  Cardoso  Pereira,  Bull.  soc.  chim.  [3], 
1901,  25,  475;  H.  Pellet,  Annal.  chim.  analyt.  1900,  5,  418;  1901,  6,  327  und 
328;  Ball,  assoc  chim.  sacre  et  dist  1902/08,  20,  286;  K.  Windisch,  Zeitschr. 
Unters.  Nähr.-  u.  Genaßm.  1902, 5,  653;  M.  Spica,  Gazz.  chim.  ital.  1903, 88, 11, 482. 

*)  R.  Hefelmann,  Zeitschr.  öffentL  Chemie  1897,  8,  171;  Truchon  and 
Martin-Claade,  Annal.  chim.  analyt.  1901,  6,  85;  L.  Portes  and  A.  Des- 
mouliere,  fibendort  1901,  6,  401;  P.  Süß,  Zeitschr.  angew.  Chemie  1902,  15, 
1041;  Zeitschr.  üfiters.  Nähr.- a.  Genoßm,1902,  6,  1201;  K.  Windisch,  Zeitschr. 
Unters.  Nähr.-  a.  Genaßm.  1903,  6,  447;  A.  Desmoaliere,  Bull,  sciences  pharma- 
coL  1902,  4,  204;  F.-  W.  Traphage  und  £.  Barke,  Joam.  Amer.  Chem.  Soc. 
1903,  25,  242. 


g56  ^^^  üntersuchiuig  des  Weines. 

19«  Oxalsäure. 

Oxalsäure  wurde  dem  Wein  vereinzelt  zur  Erhöhung  des  Säure- 
gehaltes zugesetzt^). 

20.  Unreiner  (fireien  Amylälkoliol  enthaltender)  Sprit. 

Fuseliger  Spiritus  dürfte  nur  selten  dem  Wein  zugesetzt  werden, 
da  er  zu  stark  herausschmeckt  und  riecht.  Chemisch  läBt  sich  ein 
solcher  Zusatz  nicht  nachweisen. 

21.  Unreiner  (nicht  technisch  reiner)  Stftrkezucker. 

In  alten,  hochfeinen,  nassauischen  Kabinetts  weinen 'j,  in  alten 
Tokayeressenzen^)  und  in  dunklen  Malagaweinen  ^)  sind  den  schwer 
yergärbaren  Bestandteilen  des  unreinen  Stärkezuckers  ähnliche  Stoffe 
nachgewiesen  worden.  Für  gewöhnliche  Weine  haben  diese  Beobach- 
tungen keine  Bedeutung. 

22.  Teerikrbstoffe. 

Alle  Teerfarbstoffe  sind  verboten. 

23.  liteUche  WismatverbinduniT^nL« 

Wismutyerbindungen  dürften  dem  Wein  nur  vereinzelt  zur  Hintan- 
haltung von  Gärungen  zugesetzt  worden  sein. 

24»  Schwefels&ure. 

Nach  §  8,  Absatz  2  des  Weingesetzes  dürfen  Rotweine,  mit  Aus- 
nahme der  Dessertweine  (Süd-,  Süßweine)  ausländischen  Ursprungs,  im 
Liter  nicht  mehr  Schwefelsäure  enthalten,  als  sich  in  2  g  neutralem, 
schwefelsaurem  Kalium  vorfindet,  d.  h.  nicht  mehr  als  0,9186  g  Schwefel- 
säure (SO3)  in  1  1.  Für  sämtliche  in  den  Apotheken  feilgehaltenen 
Weine,  auch  Dessertweine  und  Weißweine,  schreibt  die  vierte  Aus- 
gabe des  Deutschen  Arzneibuches  dieselbe  Grenze  des  Schwefelsäure- 
gehaltes vor. 


')   Looß,  Bericht  der  landw.  Versachsstation  Angostenberg  1902,  S.  17. 
*)   C.  Schmitt,   Die  Weine   des   Herzogl.  Nassaoischen  KabinettskeUera. 
Wiesbaden  1892.   S.  45. 

^)   M.  Barth,  Forschungsber.  über  Lebensm.  1896,  8,  80. 
*)   W.Fresenius,  Zeitschr.  f.  anal.  Chemie  1897,  86,  122. 


Beurteilang  des  Weines  außerhalb  des  Weingesetzes.  g57 

Hoher  Schwefelsäuregehalt  des  Weines  kann  Yom  Gipsen  oder  von 
starkem  Schwefeln,  namentlich  der  leeren  Fässer,  ohne  gründliche  Reini- 
gung Yor  dem  Einfüllen  des  Weines^)  herrühren.  Yon  Natur  enthalten 
die  Weine  meist  nur  kleine  Mengen  von  Sulfaten. 


B.  Benrteilmig  des  Weines  anfierhalb  des  Rahmens  des 

Weingesetzes  yom  24.  Hai  1901. 

Für  die  Beurteilung  der  im  Weingesetze  nicht  genannten  Zusätze, 
Manipulationen  u.  s.  w.  ist  das  Nahrungsmittelgesetz  vom  14.  Mai  1879 
maßgebend. 

25.  Flüchtige  Säuren. 

Normale  deutsche  Weißweine  enthalten  nur  kleine  Mengen  flüch- 
tiger Säuren,  Rotweine  zufolge  ihrer  Darstellung  meist  mehr.  Süd- 
ländische Weine  sowie  Süßweine  sind  in  der  Regel  reich  an  flüchtigen 
Säuren^).  Große  Mengen  flüchtiger  Säuren  entstehen  im  Wein  bei  dem 
durch  den  Essigpilz  (Mycoderma  aceti)  hervorgerufenen  Essigstich  und 
bei  anderen  Weiukrankheiten.  Der  Essigstich  macht  sich  bei  gleichem 
Gehalt  der  Weine  an  flüchtigen  Säuren  um  so  weniger  bemerkbar,  je 
mehr  Extrakt  und  Asche  der  Wein  enthält,  je  höher  die  Alkalität  der 
Asche  ist  und  je  mehr  diese  Alkalität  die  Azidität  der  im  Weine  Yor- 
handenen  Weinsteinsäure  übertrifft ^). 

In  Abänderung  der  früher  üblichen  Beurteilungsnormen  faßte  die 
freie  Vereinigung  bayerischer  Vertreter  der  angewandten  Chemie  im 
Jahre  1897  auf  Vorschlag  yon  W.  Möslinger  folgende  auf  deutsche 
Weine  bezügliche  Beschlüsse^): 

a)  Das  erste  jugendliche  Stadium  des  Weines  ausgenommen,  sollen 
deutsche  Weißweine  hinsichtlich  der  flüchtigen  Säuren  als  normal  gelten, 
wenn  sie  nicht  mehr  als  0,09,  deutsche  Rotweine,  wenn  sie  nicht  mehr 
als  0,12  g  flüchtige  Säuren  in  100  ccm  aufweisen. 

b)  Als  nicht  mehr  normal,  aber  noch  nicht  zu  beanstanden  sollen 
deutsche  Weißweine    gelten,    welche    zwar   über  0,09,   aber   nicht  über 


>)  W.  Fresenius,  Forschongsber.  1896,  8,  370;  P.  Enlisch,  Weinbau  n. 
Weinhandel  1900, 18,  295  a.  307;  L.  Grunhut,  Zeitschr.  Unters.  Nähr.-  a.  Genußm. 
1903,  6,  927. 

•)  Vergl.  W.  Fresenius,  Zsch.  f.  anal.  Chemie  1897,  86, 118;  Forschangsber. 
aber  Lebensm.  1894,  1,  453;  A.  Bornträger  and  G.  Paris,  Chem.-Ztg  1898, 
22,  172. 

3)  W.  Möslinger,  Forschungsber.  über  Lebensm.  1897,  4,  339. 

*)  Forschangsber.  über  Lebensm.  1897,  4,  339. 
UnterauchimgeiL  6.  Aufl.  m.  42 


g58  ^^®  Untersuchong  des  Weines. 

0,12,  deutsche  Rotweine,  die    zwar  über  0,12,    aber  nicht   über  0,16  g 
flüchtige  Säuren  in  100  ccm  enthalten. 

c)  Deutsche  WeiBweine,  die  über  0,12,  und  deutsche  Rotweine,  die 
über  0,16  g  flüchtige  Säuren  in  100  ccm  enthalten,  stellen  keine  normale 
Handelsware  vor  und  sind  gutachtlich  in  dieser  Weise  zu  bezeichnen  und 
zu  beanstanden,  auch  dann,  wenn  die  Kostprobe  nichts  Auffalliges  ergibt. 

d)  Ein  WeiBwein  oder  Rotwein  ist  dann  als  „verdorben^  im  Sinne 
des  Nahrungsmittelgesetzes  anzuseheu,  wenn  bei  einem  Gehalte  von  über 
0,12,  bezw.  0,16  g  flüchtige  Säuren  in  100  ccm  auch  die  Kostprobe  ganz 
zweifellos  und  überzeugend  das  Verdorbensein  erweist. 

e)  Deutsche  Edelweine  und  Weine,  die  länger  als  10  Jahre  im 
Fasse  gelagert  haben,  werden  von  den  Bestimmungen  in  a,  b  imd  c 
nicht  getroffen.  Die  Beurteilung  derselben  nach  ihrem  Gehalte  an 
flüchtigen  Säuren  hat  unter  Berücksichtigung  der  besonderen,  von  Fall 
zu  Fall  yerschiedenen  Verhältnisse  zu  geschehen. 

Die  Beanstandung  eines  Weines  wegen  eines  zu  hohen  Gehaltes 
an  flüchtigen  Säuren  erfolgt  auf  Grund  des  §  10,  Ziffer  2,  und  §  11  des 
Nahrungsmittelgesetzes  vom  14.  Mai  1879,  der  das  Verdorbensein  des 
Weines  zur  Voraussetzung  hat.  Man  muß  daher  feststellen,  ob  ein 
Wein  durch  Essigstich  wirklich  verdorben  'und  ungenießbar  geworden 
ist,  imd  dies  läßt  sich  nur  durch  die  Geschmacksprobe  feststellen;  die 
Bestimmung  der  flüchtigen  Säuren  ist  nur  als  ein  weiteres  Beweis- 
moment oder  als  Bestätigung  des  Befundes  der  Geschmacksprobe  an- 
zusehen. 

26.  Schweflisre  S&ure. 

Wiederholt  sind  Grenzzahlen  für  den  zulässigen  Gehalt  des  Weines 
an  schwefliger  Säure  aufgestellt  worden.  Wesentlich  verändert  wurden 
die  Verhältnisse  durch  die  Feststellung,  daß  die  schweflige  Säure  größten- 
teils in  organischer  Bindung  im  Weine  enthalten  ist  und  in  diesem  Zu- 
stande viel  weniger  gesundheitsschädlich  sein  soll.  Auf  Grund  dieser 
Beobachtungen  setzten  die  schweizerischen  analytischen  Chemiker  die 
Grenzzahl  für  die  freie  schweflige  Säure  auf  20  mg  und  für  die  ge- 
bundene auf  200  mg  im  Liter  fest.  Eine  Beanstandung  eines  Weines 
infolge  seines  Gehaltes  an  schwefliger  Säure  kann  nur  aus  §  12,  Ziffer  1 
und  §  14  des  Nahrungsmittelgesetzes  vom  14.  Mai  1879  erfolgen,  also 
nur,  wenn  eine  gesundheitsschädliche  Beschaffenheit  des  Weines  vorliegt. 
Dies  ist  von  Fall  zu  Fall  durch  ärztliche  Sachverständige  zu  entscheiden. 

27.  Chlor  bezw.  Koohjsals« 

Der  Chlorgehalt  normaler  Weine  ist  sehr  gering,  0,001  bis  0,009  g 
in  100  ccm.  In  Weinen,  die  auf  sehr  kochsalzreichen  Böden  gewachsen  sind, 


Bearteilang  des  Weines  außerhalb  des  Weingesetzes.  g59 

finden  sich  erheblich  größere  Mengen  Chlor  ^).  GLlorverbindungen  können  in 
den  Wein  gelangen:  durch  Verwendung  eines  kochsalzhaltigen  Schönungs- 
mittels,  beim  ^^Entgipsen"  mit  Ghlorbarjrum  oder  Chlorstrontium,  durch 
direkten  Zusatz  yon  Kochsalz  zur  Erhöhung  des  Aschengehaltes. 

Eine  gesetzliche  Grenzzahl  für  den  Kochsalzgehalt  der  Welue  be- 
steht zur  Zeit  im  Deutschen  Reiche  nicht.  Yon  einem  gewöhnlichen 
Weine  mit  abnorm  hohem  Kochsalzgehalte  muß  man  indessen  einen 
Gesamtaschengehalt  fordern,  der  die  niedrigste  zulässige  Menge  (0,13, 
bezw.  0,16  g  in  100  ccm)  um  einen  entsprechenden  Betrag  übersteigt. 

28«^  Pliospliors&ure. 

Der  Phosphorsäuregehalt  schwankt  innerhalb  weiter  Grenzen 
(0,004  bis  0,09  g  in  100  ccm) ;  Rotweine  enthalten  oft  mehr  Phosphor- 
säure als  Weißweine.  Die  phosphatierten  (an  Stelle  von  Gips  mit 
Calciumphosphat  behandelten)  Weine  sind  reich  an  Phosphaten.  Die 
Phosphorsäure  hat  nur  für  die  Beurteilung  der  Süßweine  eine  Bedeutung. 

29.   Mannit. 

Mannit  kommt  in  normalen  Weinen  nicht  Tor,  er  findet  sich  aber 
in  kleinen  Mengen  in  Weinen,  die  „zäh"  oder  „lang**  geworden  sind, 
und  in  großen  Mengen  in  Weinen,  die  der  Mannitgärung  anheimgefallen 
sind,  bei  der  ein  Teil  des  Zuckers  in  Mannit  verwandelt  wird.  Ins- 
besondere in  algerischen  Weinen  ist  infolge  einer  fehlerhaften  Gärung 
häufig  eine  beträchtliche  Menge  Mannit  enthalten.  Solche  Weine  sind 
nicht  verfölscht,    aber  krank,  nur  wenig  haltbar  und  verderben  leicht. 

30.  Abrastol  and  sonstisre  Im  Weingresetz  nicht  srenannte 
Konservieriinsrsmittel,  Farbstoffe  n*  s.  w. 

Für  die  Beurteilung  des  Zusatzes  von  Konservierungsmitteln  u.  s.  w. 
zum  Weine,  die  im  Weingesetze  nicht  ausdrücklich  aufgeführt  sind,  ist 
das  Nahrungsmittelgesetz  vom  14.  Mai  1879  maßgebend.  Es  ist  daher 
in  jedem  Falle  festzustellen,  ob  der  Zusatz  zum  Zwecke  der  Täuschung 
im  Handel  und  Verkehr  gemacht  worden  ist  oder  ob  die  Stoffe  gesund- 
heitsschädlich sind. 

31.  Stickstoir. 

Der  Stickstoffgehalt  der  Weine  beträgt  nach  L.  Weigert^)  ge- 
wöhnlich 0,007  bis  0,09  g  in  100  ccm;  diese  Grenzzahlen  werden  indessen 


>)  Fr.  Turie,  Joum.  pharm,  chim.  [5],  1894,  80,  161;  E.  Bayeaa,  Compt. 
rend.  1898,  186,  1276. 

*)  Mitteil.  Versuchsstation  Klostemeuburg  1888,  5,  87. 

42  • 


QQQ  Die  Untenachang  des  Weines. 

mitunter  sowohl  überschritten  als  auch  unterschritten.  Tresterweine 
sind  meist  arm,  Hefenweine  und  namentlich  HefenpreBweine  oft  sehr 
reich  an  StickstofiF.  Sehr  hohen  Stickstoffgehalt  (mehr  als  0,08  g  in 
100  ccm)  findet  man  meist  nur  in  feineren,  extraktreichen  Weinen. 

32.  Schwefelwasserstoff. 

Schwefelwasserstoffgehalt  eines  Weines  kann  yerursacht  sein  durch 
den  Schwefelgehalt  des  Bodens,  diirch  die  Düngung,  durch  die  Gegen- 
wart von  Schwefel  im  gärenden  Moste  (vom  Schwefeln  der  Trauben 
gegen  Oidium  Tuckeri  herrührend),  durch  eine  Zersetzung  der  Hefe  und 
andere  Zufalle.  Er  verleiht  den  Weinen  den  sogen.  Böcksergeruch  und 
-geschmack.  Da  es  leicht  ist,  einen  solchen  Wein  von  Schwefelwasser- 
stoff zu  befreien  und  wieder  genießbar  zu  machen  (durch  wiederholtes 
Abziehen  oder  Schwefeln),  so  gibt  ein  Schwefelwasserstoffgehalt  im  all- 
gemeinen nur  insoweit  Veranlassung  zur  Beanstandung  eines  Weines,  als 
darauf  hinzuwirken  ist,  daß  er  so  lange  dem  G-enusse  entzogen  wird,  als 
er  schwefelwasserstoffhaltig  ist. 

33.  Kalk. 

Der  Kalkgehalt  der  Weine  unterliegt  sehr  großen  Schwankungen; 
er  beträgt  etwa  0,003  bis  0,05  g  in  100  ccm  Wein.  Durch  fintsäuem 
mit  kohlensaurem  Ealk  kann  der  Ealkgehalt  des  Weines  erhöht  werden. 

34.  Kali. 

Unter  den  Mineralbestandteilen  sowohl  des  Mostes  als  auch  des 
Weines  überwiegt  das  Kali  stets  ganz  erheblich.  Durch  das  Gipsen, 
das  Phosphatieren  und  das  Entsäuern  des  Weines  mit  kohlensaurem  Eali 
wird  der  Ealigehalt  mehr  oder  weniger,  oft  sehr  stark  erhöht.  Der 
Ealigehalt  normaler  Weine  schwankt  etwa  zwischen  0,02  und  0,21  g  in 
100  ccm. 

35.  Natron. 

Im  Gegensatz  zum  Eali  ist  der  Natrongehalt  der  Weine  stets 
gering;  durch  Zusatz  von  Eochsalz  zu  dem  Weine  wird  er  erhöht. 


C.  Benrteilung  der  Sttfiweine. 

Man  hat  nichtkonzentrierte  und  konzentrierte  Süßweine  zu  unter- 
scheiden. Erstere  werden  durch  Zusatz  von  Alkohol  zu  unvergorenem 
oder  nur  scüwach  angegorenem  Most,  wodurch  die  Gärung  unterdrückt 
(der  Most  stumm  gemacht)  wird,  oder  durch  Zusatz  von  Zucker  zu  ver- 


Beurteilong  der  Süßweine.  ggl 

gorenem  Wein  hergestellt.  Die  konzentrierten  SüBweine  werden  aus 
Trockenbeeren  (Rosinen)  oder  aus  konzentriertem  (eingekochtem  oder  im 
Yakuum  eingedicktem)  Most  hergestellt;  die  Trockenbeeren  werden  ent- 
weder für  sich  ausgepreßt  (man  lädt  auch  den  Saft  freiwillig  ausfließen) 
und  yergoren  oder  mit  gewöhnlichem  Wein  oder  Most  ausgezogen. 

Je  nach  der  Herstellungsweise  ist  die  Zusammensetzung  der  Süß- 
weine sehr  yerschieden.  Die  konzentrierten  Süßweine  enthalten  neben 
Zucker  auch  die  anderen  nicht  vergärbaren  Extraktstoffe  sowie  die 
Mineralstoffe  in  weit  größerer  Menge  als  die  gewöhnlichen  Weine; 
namentlich  sind  sie  durch  einen  höheren  Fhosphorsäuregehalt  ausge- 
zeichnet. Die  nicht  konzentrierten  Süßweine  zeigen  dieses  Verhalten 
nicht,  sie  kommen  vielmehr  in  ihrer  Zusammensetzung,  abgesehen  von 
dem  Zucker-  und  Alkoholgehalte,  den  gewöhnlichen  Weinen  nahe.  Die 
durch  Alkoholisieren  von  Most  hergestellten  Süßweine  enthalten,  da  eine 
Gärung  fast  nicht  stattgefunden  hat,  nur  wenig  Glyzerin;  die  durch 
Zusatz  Yon  Zucker  zu  vergorenem  Wein  hergestellten  Süßweine  ent- 
halten einen  dem  durch  Gärung  eutstandenen  Alkoholgehalte  ent- 
sprechenden Gljzeringehalt.  Nicht  selten  findet  bei  der  Herstellung 
solcher  Süßweine  Zucker-  und  Alkoholzusatz  statt. 

Bei  der  Untersuchung  der  Süßweine  kommt  es  darauf  an,  die 
eigentlichen  konzentrierten  Süßweine  von  den  nicht  konzentrierten  minder- 
wertigen zu  unterscheiden  und  gegebenenfalls  den  Grad  der  Konzentration 
zu  ermitteln.  Die  Merkmale  des  konzentrierten  Süßweines  siad  oben 
bereits  genannt:  hoher  zuckerfreier  Extrakt-  und  Aschengehalt,  ins- 
besondere auch  hoher  Phosphorsäuregehalt.  Bereits  im  Jahre  1886  hat 
die  freie  Vereinigung  bayerischer  Vertreter  der  angewandten  Chemie 
Beschlüsse  in  Bezug  auf  den  zu  fordernden  Gehalt  der  Süßweine  an 
zuckerfreiem  Extrakt  imd  Phosphorsäure  gefaßt  i);  der  damals  festgesetzte 
Grenzwert  für  den  zuckerfreien  Extrakt  ist  jetzt  nicht  mehr  maßgebend, 
da  zur  Bestinmiung  des  Extraktgehaltes  und  des  Zuckers  jetzt  andere 
Tabellen  benutzt  werden. 

Eine  besondere  Stellung  unter  den  konzentrierten  Süßweinen  nehmen 
der  Tokayerwein  und  die  übrigen  österreichisch-ungarischen  konzentrierten 
Süßweine  ein.  Sie  sind  besonders  stark  konzentriert  und  daher  auch  in  der 
Regel  reicher  an  zuckerfreiem  Extrakt  und  an  Phosphorsäure  als  die 
übrigen  in  Frage  kommenden  Süßweine;  L.  Röseler^)  hat  an  der  Hand 
eines  großen  üntersuchungsmaterials  dargetan,  daß  ihr  Phosphorsäure- 
gehalt in  der  Kegel  mindestens  0,055  g  in  100  ccm  beträgt. 


^)  Bericht  über  die  5.  Versamml.  d.  fr.  Verein,  bayer.  Vertreter  d.  angew. 
Chemie  zu  Würzborg  am  6.  und  7.  August  1886.  Berlin  1887,  Julias  Springer.  S.  41. 
>)  Zsch.  f.  anal.  Chemie  1895,  84,  354. 


gg2  Die  Untersuchung  des  Weines. 

Bezüglich  der  Beurteilung  der  Süßweine  hat  die  freie  Vereinigung 
bayerischer  Vertreter  der  angewandten  Chemie  im  Jahre  1897  auf  Grund 
eines  Vorschlages  Ton  W.  Fresenius  folgende  Beschlüse  gefaßt*): 

1.  Die  Begutachtung  der  Süßweine  hat  sich  in  erster  Linie  dar- 
über auszusprechen,  ob  ein  konzentrierter  Süßwein  Yorliegt  oder  nicht. 
Sie  hat  ferner  auf  Grund  der  analytischen  Daten  eine  Charakterisierung 
der  Herstellungsart  zu  geben.  Wenn  die  auf  diese  Weise  erkannte  Her- 
stellungsart mit  der  in  dem  Ursprungslande,  aus  dem  der  betreffende 
Wein  seiner  Benennung  nach  stammen  soll,  üblichen  und  erlaubten  in 
W^iderspruch  steht,  so  hat  Beanstandung  einzutreten. 

2.  Als  charakteristische  Kennzeichen  konzentrierter  Süßweine  sind 
hohes  zuckerfreies  Extrakt  und  hoher  Gehalt  an  Phosphorsäure  anzu- 
sehen. Für  konzentrierte  Süßweine  sind  in  100  ccm  mindestens  zu  fordern 
3  g  zuckerfreies  Extrakt  2)  (bei  Ungarsüß  weinen  3,5  g)  und  0,03  g  Phosphor- 
säure (bei  Ungarsüßweinen  0,055). 

3.  Diese  Kennzeichen  sind  nur  in  Verbindung  mit  der  Gesamt- 
analyse zu  benutzen. 

4.  Bei  der  Beurteilung  der  Süßweine  ist  der  Glyzeringehalt  von 
wesentlicher  Bedeutung,  um  einen  Schluß  auf  den  Grad  der  Vergärung 
des  Weines  zu  gestatten.  Ein  nicht  sehr  früh  gespriteter  Süßwein  soll 
mindestens  6  g  Mostgärungsalkohol  in  100  ccm  enthalten. 

5.  Die  Bezeichnung  Medizinalsüßwein  hat  keine  wissenschaftliche 
Berechtigung,  wenn  sie  aber  gebraucht  wird,  so  ist  zu  verlangen,  daß 
ein  konzentrierter  Süßwein  vorliegt. 

Abgesehen  von  der  Glyzerinbestimmung  kann  auch  die  getrennte 
Bestimmung  der  Dextrose  und  Lävulose  in  Süßweinen  Aufschlüsse  über 
die  Art  der  Herstellung  geben.  Bei  der  Gärung  wird  von  der  Hefe  zuerst 
und  vorwiegend  die  Dextrose  zerlegt,  so  daß  ein  teilweise  vergorener 
Wein  mehr  Lävulose  als  Dextrose  enthält.  Wenn  daher  in  einem  Süß- 
w^ein  die  Lävulose  überwiegt,  so  ist  anzunehmen,  daß  eine  Vergärung, 
sei  es  von  konzentriertem  Traubensafte,  sei  es  von  künstlich  zugesetztem 
Zucker,  stattgefunden  hat.  In  Süßweinen,  die  durch  Alkoholzusatz  zu 
Most  oder  durch  Zuckerzusatz  zu  ausgegorenem  Wein  oder  durch  Aus- 
ziehen von  Trockenbeeren  mit  fertigem  Wein  hergestellt  sind,  werden  oft 
ungefähr  gleiche  Menge  Dextrose  und  Lävulose  enthalten  sein. 

Ein  Alkohol  Zusatz  ist  bei  vielen  Süßweinen  üblich,  nach  dem  Wein- 
gesetze auch  nicht  zu  beanstanden.  Tokayerweine  pflegen  nicht  mit 
Alkohol    versetzt    zu  werden.     Infolge  des   Gipsens  sind   die   Süß-  und 


*)  Forschungsber.  über  Lebensmittel  1897,  4^  300. 

^)  Indirektes    Extrakt    nach    Halenke -Möslinger,    Zucker   als    Invert- 
zucker. 


Obst-  und  Beerenweine.    Schaomweine.  gß3 

Südweine  oft  reich  an  Schwefelsäure;  auch  enthalten  sie  in  der  Regel 
reichlich  flüchtige  Säuren*).  Die  Gesamtsäure  ist  gewöhnlich  nicht  hoch. 
Die  in  den  Apotheken  feilgehaltenen  Süd  weine  (Xeres,  Portwein, 
Madeira,  Marsala  u.  s.  w.),  sollen  nach  der  Vorschrift  des  deutschen  Arznei- 
buches in  einem  Liter  140  bis  200  ccm  Alkohol  enthalten. 


Obst-  und  Beerenweine. 

Auf  Obst-  und  Beerenweine  nimmt  das  Weingesetz  vom  24.  Mai  1901 
nur  im  §  7  Bezug.  Die  im  §  7  genannten,  unter  Nr.  11  bis  23  besprochenen 
Stoffe  dürfen  auch  Obst-  und  Beerenweine  nicht  zugesetzt  werden.  Nach 
§  2  des  Süßstoffgesetzes  vom  7.  Juli  1902  ist  der  Zusatz  künstlicher  Süß- 
stoffe zu  Obst-  und  Beerenweinen  durchaus  verboten,  also  auch  nicht  gegen 
Deklaration  zulässig.  Im  übrigen  ist  bezüglich  der  Beurteilung  der  Obst- 
und  Beerenweine  das  Nahrungsmittelgesetz  vom  17.  Mai  1879  maßgebend. 
Die  Untersuchung  der  Obst- und  Beerenweine  erfolgt  im  allgemeinen 
nach  den  für  Traubenweine  gebräuchlichen  Verfahren. 

Schaumweine. 

Nach  §  5  des  Weingesetzes  vom  24.  Mai  1901  dürfen  überstreckte 
Weine,  Tresterweine,  Hefenweine,  Rosinenweine  und  eingedickter  Most 
nicht  zur  Herstellung  von  Schaumwein  verwendet  werden,  auch  dürfen 
denselben  künstliche  Süßstoffe  nicht  zugesetzt  werden  (auch  verboten 
durch  das  Süßstoffgesetz  vom  7.  Juli  1902).  §  6  des  Weingesetzes  fordert 
die  Bezeichnung  des  Landes,  in  dem  der  Schaumwein  auf  Flaschen  ge- 
füllt wurde,  und  für  Obstschaumweine  eine  Deklaration. 

Die  Schaumweine  enthalten  infolge  des  Likörzusatzes  mehr  Alkohol 
als  dem  Glyzeringehalte  entspricht.  Sie  sind  häufig  verhältnismäßig  arm  an 
zuckerfreiem  Extrakt  und  namentlich  an  Mineralbestandteilen.  L.  Grün- 
hut^)  hatte  daraus  geschlossen,  daß  zur  Herstelhmg  der  Schaumweine 
häufig  stark  gewässerte  Weine  angewendet  würden.  P.  Kulisch')  wies 
indessen  nach,  daß  diese  bessonderen  Verhältnisse  durch  die  Beschaffen- 
heit der  verwendeten  Ciaretmoste  und  die  Art  der  Herstellung  der  Schaum- 
weine (nochmalige  Vergärung  auf  der  Flasche  und  Verdünnung  durch  den 
Likörzusatz)  bedingt  sind.    L.  Grünhut  erkannte  dies  auch  später  an*). 

*)  W.  Fresenius,  Forschungsber.  über  Lebensm.  1894,  1,  449. 

*)  Zschr.  f.  anal.  Chemie  1898,  87,  231. 

s)  Zschr.  angew.  Chemie  1898,  573  und  610. 

«)  Weinbau  u.  Weinhandel  1898,  16,  253. 


664 


Die  Unteraachung  des  Weines. 


Tab.  I. 

Alkoholtafel  nach  E.  Windisch. 


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10000 
0-9998 
6 
4 
2 
0 

0-9988 
6 
4 
2 
0 

0-9978 
6 
4 
2 
0 

0-9968 
6 
4 
2 
0 

0-9958 
6 
4 
2 
0 

0-9948 
6 
4 
2 
0 

0-9988 
6 
4 
2 
0 

0-9928 
6 
4 
2 
0 

0-9918 
6 
4 


000 
0-11 
0-21 
0-32 
0-42 
0.63 

0-64 
0-74 
0-85 
0-96 
1-06 

117 
1-28 
1-39 
1-50 
1-60 

1-71 
1-82 
1-93 
2-04 
216 

2-27 
2-38 
2-49 
2-60 
2-72 

2-82 
2-94 
3-06 
3-17 
3-29 

3-40 
362 
3-64 
3-75 
3-87 

3-99 
4-11 
4-23 
4-35 
4-47 

4-69 
471 
4-83 


0-00 
013 
0-27 
0-40 
0-63 
0-67 

0-80 
0-93 
1-07 
1-20 
1-34 

1-48 
1-61 
1-76 
1-88 
2-02 

216 
2-30 
2*44 
2-68 
2-72 

2-86 
300 
314 
3-28 
3-42 

3-66 
3-71 
3-86 
4-00 
4*14 

4-29 
4*43 
4-68 
4*73 
4*88 

6-03 
5*18 
6-33 
6-48 
5*63 

5*78 
5*93 
6-09 


0*9912 
0 

0-9908 
6 
4 
2 
0 

0-9898 
6 
4 
2 
0 

0-9888 
6 
4 
2 
0 

0-9878 
6 
4 
2 
0 

0-9868 
6 
4 
2 
0 

0-9868 
6 
4 
2 
0 

0-9848 
6 
4 
2 
0 

0-9838 
6 
4 
2 
0 

0-9828 


496 
5-08 

5-20 
6-32 
5-45 
5-67 
5*70 

6*83 
6*96 
6*08 
6*21 
6-34 

647 
6-59^ 
6*73 
6*86 
6*99 

712 
7*26 
7*39 
7*53 
7*66 

7*80 
7-94 
8-07 
8-21 
8-36 

8-49 
8-63 
8-77 
8-91 
8*98 

9*20 
9*34 
9-49 
9-63 
9*78 

9-92 
1007 
10-22 
1036 
10-52 


6*24 
6-40 

6*55 
6*71 
6*86 
7*02 
7*18 

7*34 
7-60 
7-66 
7-82 
7-99 

815 
8-31 
8-48 
8-64 
8*81 

8-98 
915 
9-32 
9-48 
9-66 

9.83 
1000 
10*17 
10-36 
10-62 

10-70 
10-88 
11-05 
11-23 
11-41 

11-69 
11-77 
11-95 
12*14 
12*32 

12*50 
12-69 
12-88 
13-06 
13-25 


10-66    I    13-44 


0-9826 

4 
2 
0 

0-9818 
6 
4 
2 
0 

0-9808 
6 
4 
2 
0 

0-9798 
6 
4 
2 
0 

0-9788 
6 
4 
2 
0 

0*9778 
6 
4 
2 
0 

0-9768 
6 
4 
2 
0 

0-9758 
6 
4 
2 
0 

0.9748 
6 
4 
2 
0 


10-81 
10-96 
11-12 
11*27 

11-42 
11-57 
11-72 
11-88 
12-03 

1219 
12-34 
1250 
12*66 
1281 

12-97 
13*13 
18-28 
13-44 
13-60 

13-76 
13-92 
14-08 
14-23 
14*39 

14*65 
1471 
14*87 
15-03 
16-19 

15-35 
15-51 
15-67 
15-83 
15*99 

16-15 
16-31 
1647 
1663 
16-79 

16-95 
17-11 
17-27 
17-42 
17-58 


13-63 
13-82 
14^1 
14-20 

14*39 
14*68 
14*77 
14*97 
1516 

15-36 
15*55 
15*75 
15-95 
16-14 

16*34 
16-54 
16*74 
16-94 
17-14 

17*34 
17-54 
17*74 
17-94 
18-14 

18*34 
18-54 
18-74 
18-94 
1914 

19-34 
1956 
19-76 
19-95 
20-15 

20-36 
20*65 
20-75 
20-96 
21*16 

21-36 
21*66 
21-76 
21-96 
2216 


Alkoholtafel.    ExtrakttafeL 


665 


O     OB 
•    5 

02 


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0-9788 
6 
4 
2 
0 

0-9728 
6 
4 
2 
0 

0-9718 
6 
4 
2 
0 

0-9708 
6 
4 
2 
0 


17-74 
17-90 
18-06 
1821 
18-37 

18-52 
18-68 
18-84 
18-99 
1914 

19-30 
1946 
19-60 
19-76 
19-91 

20-06 
20-21 
20-36 
20-51 
20-66 


2285 
22-55 
22-75 
22-96 
28-14 

28-34 
23-54 
2373 
23-93 
24-12 

24-32 
24-51 
24-70 
24-89 
2508 

25-27 
25-47 
25-66 
25-84 
26-08 


0-9698 
6 
4 
2 
0 

0-9688 
6 
4 
2 
0 

0-9678 
6 
4 
2 
0 

0-9668 
6 
4 
2 
0 


20-81 
20-96 
21-10 
21-25 
21-40 

21-54 
21-69 
21-83 
21-98 
2212 

2226 
22-40 
22-54 
22-68 
22-82 

22-96 
23-10 
23-24 
2388 
23-52 


26-22 
26-41 
26  59 
26-78 
26-96 

27-14 
27-33 
27-51 
27-69 
27-87 

2805 
28-23 
28-41 
28-59 
28-76 

28-94 
29-10 
29-29 
29-45 
29-64 


0-9658 
6 
4 
2 
0 

0-9648 
6 
4 
2 
0 

0-9638 
6 
4 
2 
0 

0-%28 
6 
4 
2 
0 


23-65 
23-79 
23-93 
2406 
2419 

24-38 
24-46 
24-59 
24-73 
24-85 

24-99 
25-12 
25-25 
25-37 
25-50 

25-63 
25-76 
25-88 
26-01 
2613 


29-81 
29-89 
80-15 
80-32 
30-49 

3066 
30-82 
30-99 
81-16 
81-32 

31-49 
31-65 
31-81 
81-98 
32-14 

82-30 
32-46 
82-62 
32-78 
82-98 


Tab.  n. 

Zar  Ermittelang  der  Zahl  E,  welche  für  die  Wahl  des  bei  der 
Extraktbestimmung    des   Weines    anzuwendenden    Verfahrens    maß- 
gebend  ist;    nach  den  Angaben   der  Kaiserlichen  Normal-Eichangs- 
Kommission  berechnet  im  Kaiserlichen  Gesnndheitsamte. 

(Extrakttafel). 


X 

E 

X 

E 

X 

E 

X 

E 

X 

E 

10000 

000 

1-0080 

0-77 

10060 

1-55 

1-0090 

2-32 

10120 

8-10 

'     2 

0-05 

2 

0-82 

2 

1-60 

2 

2-38 

2 

8-15 

4 

010 

4 

0-87 

4 

1-65 

4 

2-43 

4 

3-20 

6 

0-15 

6 

0-93 

6 

1-70 

6 

2-48 

6 

3-26 

8 

0-20 

8 

0-98 

8 

1-76 

8 

2-53 

8 

8-81 

10010 

0-26 

1-0040 

103 

10070 

1-81 

1-0100 

2-58 

1-0130 

3-86 

2 

0-31 

2 

1-08 

2 

1-86 

2 

2-63 

2 

3  41 

4 

0-36 

4 

118 

4 

1-91 

4 

2-69 

4 

3-46 

6 

0-41 

6 

1-18 

6 

1-96 

6 

2-74 

6 

3-51 

8 

0*46 

8 

1-24 

8 

2-01 

8 

2-79 

8 

3-56 

10020 

0-52 

10050 

1-29 

1-0080 

2-07 

1-0110 

2-84 

1-0140 

3-62 

2 

0-57 

2 

1-34 

2 

2-12 

2 

2-89 

2 

3-67 

4 

0-62 

4 

1-39 

4 

2-17 

4 

2-94 

4 

3-72 

6 

0-67 

6 

1-45 

6 

2-22 

6 

300 

6 

3-77 

8 

0-72 

8 

1-50 

8 

2-27 

8 

805 

8 

3-82 

666 


Die  Untorsuchuiig  des  Weines. 


X 

E 

X 

E 

X 

E 

X 

E 

X           E 

1 

10150 

3-87 

10250 

6-46 

10350 

9-05 

1-0450 

11-65 

1-0550 

14-25 

2 

3-93 

2 

6-51 

2 

9-10 

2 

11-70 

2  I  14-30 

4 

3-98 

4 

6-56 

4 

9-16 

4 

11-75 

4  1  14-35 

6 

403 

6 

6-62 

6 

9-21 

6 

11-81 

6 

14-41 

8 

4-08 

8 

6-67 

8 

9-26 

8 

11-86 

8 

14-46 

1-0160 

413 

10260 

6-72 

1-0360 

9-31 

1-0460 

11-91 

1-0660 

14-51 

2 

419 

2 

6-77 

2 

9-36 

2 

11-96 

2  t  14-56 

4 

4-24 

4 

6-82 

4 

9-42 

4 

12  01 

4     14-61 

6 

4-29 

6 

6-88 

6 

9-47 

6 

12-06 

6 

14-67 

8 

4-34 

8 

6-93 

8 

9-52 

8 

1212 

8     14-72 

10170 

4-39 

1-0270 

6-98 

10370 

9-57 

10470 

1217 

10570     14-77 

2 

4-44 

2 

7-03 

2 

9-62 

2 

1222 

2 

14-82 

4 

4-50 

4 

708 

4 

9-68 

4 

12-27 

4 

14-87 

6 

4-55 

6 

7-13 

6 

9-73 

6 

12-32 

6  i  14-93 

8 

4-60 

8 

7-19 

8 

9-78 

8 

12-38 

8     14-98 

1-0180 

4-65 

1-0280 

7-24 

10380 

9-83 

10480 

12-43 

1-0580  =  1503 

2 

4-70 

2 

7-29 

2 

9-88 

2 

12-48 

2 

15-08 

4 

4-75 

4 

7-34 

4 

9-93 

4 

12-53 

4 

15-14 

6 

4-81 

6 

7-39 

6 

9-99 

6 

12-58 

6     1519 

8 

4-86 

8 

7-45 

8 

10-04 

8 

12-64 

8     15-24 

1-0190 

4-91 

10290 

7-50 

10390 

1009 

1-0490 

12  69 

10590  1  15-29 

2 

4-96 

2 

7-55 

2 

1014 

2 

12-74 

3 

1  15-35 

4 

501 

4 

7-60 

4 

1019 

4 

12-79 

4 

15-40 

6 

5-06 

6 

7-65 

6 

10-25 

6 

12-84 

6     15-45 

8 

511 

8 

7-70 

8 

10-30 

8 

12-90 

8  1  15-50 

10200 

517 

10300 

7-76 

10400 

10-35 

10500 

12-95 

1-0600     15-55 

2 

5  22 

2 

7-81 

2 

10-40 

2 

1300 

2  ,  15-61 

4 

5-27 

4 

7  86 

4 

10-45 

4 

1305 

4  '  15-66 

6 

5-32 

6 

7-91 

6 

10-51 

6 

13-10 

6  i  15-71 

8 

5-38 

8 

7  97 

8 

10-56 

8 

13-15 

8     15-76 

1-0210 

5-43 

1-0310 

802 

10410 

10-61 

1-0510 

13-21 

1-0610     1581 

2 

5-48 

2 

807 

2 

10-66 

2 

13-26 

2  1  15  87 

4 

5-53 

4 

8-12 

4 

10-71 

4 

13-31 

4  '  15-92 

6 

5-58 

6 

8-17 

6 

10-76 

6 

13-36 

6  1  15-97 

8 

5-64 

8 

8-22 

8 

10-82 

8 

13-42 

8  1  16-02 

1 

10220 

5-69 

10320 

8-27 

10420 

10-87 

10520 

13-47 

1-0620  1  16.07 

2 

5-74 

2 

8-33 

2 

10-92 

2 

13-52 

2  1  1613 

4 

5-79 

4 

8-38 

4 

10-97 

4 

13-57 

4  '  16-18 

6 

5-84 

6 

8-43 

6 

1103 

6 

13-62 

6     16-23 

8 

5-89 

8 

8-48 

8 

1108 

8 

1368 

8     16-28 

10230 

5-94 

10330 

8-53 

10430 

11-13 

10530 

13-73 

10630     16-33 

2 

600 

2 

8-59 

2 

11-18 

2 

13-78 

2 

16-39 

4 

6-05 

4 

8-64 

4 

11-23 

4 

18-83 

4 

16-44 

6 

610 

6 

8-69 

6 

11-28 

6 

13-89 

6 

16-49 

8 

615 

8 

8-74 

8 

11-34 

8 

13-94 

8 

16-54 

1-0240 

6-20 

10340 

8-79 

10440 

11-39 

10540 

13-99 

1-0640 

16-60 

2 

6-25 

2 

8-85 

2 

11-44 

2 

1404 

2 

16-65 

4 

6-31 

4 

8-90 

4 

1149 

4 

14-09 

4 

1670 

6 

6-36 

6 

8-95 

6 

11-55 

6 

14-14 

6     16-75 

8 

6-41 

8 

900 

8 

11-60 

8 

14-20 

8 

16-80 

Extrakttafel. 

• 

667 

X 

£ 

X 

E 

X 

E 

X 

E 

X 

E 

10650 

16-86 

10750 

19-47 

10850 

2209 

1-0950 

24-72 

11050 

27-35 

2 

16-91 

2 

19-52 

2 

22-15 

2 

24-78 

2 

27-41 

4 

16-96 

4 

19-58 

4 

22-20 

4 

24-82 

4 

27-46 

6 

1701 

6 

19-63 

6 

22-25 

6 

24-88 

6 

27-51 

8 

1707 

8 

19-68 

8 

22-30 

8 

24-93 

8 

27-57 

10660 

1712 

10760 

19-73 

1-0860 

22-36 

10960 

24-99 

11060 

27-62 

2 

17-17 

2 

19-79 

2 

22-41 

2 

25-04 

2 

27-67 

4 

17-22 

4 

19-84 

4 

22-46 

4 

25-09 

4 

27-72 

6 

17-27 

6 

19-89 

6 

22-51 

6 

25-14 

6 

27-78 

8 

17-38 

8 

19-94 

8 

22-57 

8 

25-20 

8 

27-83 

10670 

17-38 

1-0770 

20-00 

10870 

22-62 

1-0970 

25-25 

1-1070 

27-88 

2 

17-43 

2 

2005 

2 

22-67 

2 

25-30 

2 

27-93 

4 

17-48 

4 

20-10 

4 

22-72 

4 

25-36 

4 

27-99 

6 

17-54 

6 

2015 

6 

22-78 

6 

25-41 

6 

28-04 

8 

17-59 

8 

20-20 

8 

22-83 

8 

25-46 

8 

28-09 

1-0680 

17-64 

1-0780 

20-26 

10880 

22-88 

1-0980 

25-51 

1-1080 

28-15 

2 

17-69 

2 

20-31 

2 

22-93 

2 

25-56 

2 

28-20 

4 

17-75 

4 

20-36 

4 

22-99 

4 

25-62 

4 

28-25 

6 

17-80 

6 

20-41 

6 

2304 

6 

25-67 

6 

28-30 

8 

17-85 

8 

20-47 

8 

23-09 

8 

25-72 

8 

28-36 

10690 

17-90 

10790 

20-52 

10890 

23-14 

1-0990 

25-78 

11090 

28-41 

2 

17-95 

2 

20-57 

2 

23-20 

2 

25-83 

2 

28-46 

4 

1801 

4 

2062 

4 

23-25 

4 

25-88 

4 

28-51 

6 

1806 

6 

20-68 

6 

23-30 

6 

25-93 

6 

28-57 

8 

1811 

8 

20-73 

8 

23-35 

8 

25-99 

8 

28-62 

10700 

1816 

10800 

20-78 

10900 

23-41 

1-1000 

2604 

1-1100 

28-67 

2 

18-22 

2 

20-83 

2 

23-46 

2 

26-09 

2 

28-73 

4 

18-27 

4 

20-89 

4 

23-51 

4 

26-14 

4 

1  28-78 

6 

18-32 

6 

20-94 

6 

23-57 

6 

26-20 

6 

28-83 

8 

18-37 

8 

20-99 

8 

23-62 

8 

26-25 

8 

28-88 

10710 

18-43 

10810 

2104 

1-0910 

23-67 

1-1010 

26  30 

11110 

1  28-94 

2 

18-48 

2 

21-10 

2 

23-72 

2 

26-35 

2     28-99 

4 

18-53 

4 

21-15 

4 

23-77 

4 

26-41 

4 

2904 

6 

18-58 

6 

21-20 

6 

23-83 

6 

26-46 

6 

2909 

8 

18-63 

8 

21-25 

8 

23-88 

8 

26-51 

8 

29-15 

10720 

18-69 

1-0820 

21-31 

1-0920 

23-93 

1-1020 

26-56 

1-1120 
2 

4 
6 
8 

29-20 
29-25 
29-31 
29-36 
29-41 

2 
4 
6 

8 

18-74 
18-79 
18-84 
18-90 

2 

4 
6 

8 

21-36 
21-41 
21-46 
21-52 

2 
4 
6 

8 

23-99 
2404 
24-09 
24-14 

2 
4 
6 

8 

26-62 
26-67 
26-72 
26-78 

1-1130 

29-47 

10730 

18-95 

1.0830 

21-57 

1-0930 

2420 

11030 

26-83 

2 

29-52 

2 

19-00 

2 

21-62 

2 

24-25 

2 

26-88 

4 

29-57 

4 

1905 

4 

21-67 

4 

24-30 

4 

26-93 

6 

29-62 

6 

1910 

6 

21-73 

6 

24-35 

6 

26-99 

8 

29-68 

8 

1916 

8 

2178 

8 

24-41 

8 

27  04 

1-1140 

2973 

10740 

19-21 

1-0840 

21-83 

1.0940 

24-46 

11040 

2709 

2 

29-78 

2 

19-26 

2 

21-88 

2 

24-51 

2 

2715 

4 

29-83 

4 

19-31 

4 

21-94 

4 

24-57 

4 

27-20 

6 

29-89 

6 

19-37 

6 

21-99 

6 

24  62 

6 

27  25 

8 

29-94 

8 

19-42 

8 

22-04 

8 

24-67 

8 

27-30 

1-1150 

29-99 

Bier. 


Von 
Prof.  Dr.  C.  J«  Ltntiier^  München. 


Bier  ist  ein  vorherrschend  aus  Gerstenmalz,  Wasser  \md  Hopfen 
durch  Gärung  mittels  Hefe  hergestelltes  Getränk.  Besondere  Biersorten 
(Weißbier),  welche  meist  nur  eine  lokale  Bedeutung  besitzen,  werden 
auch  aus  Weizenmalz,  oder  einem  Gemenge  von  Gersten-  und  Weizen- 
malz hergestellt. 

Andere  stärkehaltige  Bohmaterialien,  wie  Mais,  Reis,  Stärkemehl 
oder  Zucker,  zur  Bierbereitung  zu  yerwenden,  ist  nicht  in  allen  Ländern 
gestattet. 

Znm  Zwecke  der  Bierbereitung  wird  das  zerkleinerte  Malz  mit 
Wasser  gemischt  und  die  Mischung  (Maische)  allmählich  auf  70 — 75^ 
gebracht.  Man  erreicht  diese  Temperatur  entweder  dadurch,  daß  man 
einen  bestimmten  Anteil  der  Maische  kocht  und  mit  dem  nicht  gekochten 
yereinigt  (Dekoktionsverfahren),  oder  dadurch,  daß  man  gleich  mit  Wasser 
von  höherer  Temperatur  einmaischt  oder  bei  kaltem  Einmaischen  Wärme 
zuführt  (Infusions verfahren).  Durch  das  Maischen  werden  die  löslichen 
Bestandteile  des  Malzes  ausgezogen  (Zucker,  stickstoffhaltige  Bestand- 
teile und  Mineralstoffe)  und  das  unlösliche  Stärkemehl  unter  dem  Ein- 
fluß der  Diastase  in  Maltose  und  (Achroo-)  Dextrine  übergeführt.  Die 
beim  Maischen  entstehende  süBe  Flüssigkeit  (Würze)  wird  von  dem  Un- 
gelösten (den  Trebem)  getrennt  und  mit  Hopfen  gekocht.  Die  gehopfte 
Würze  wird  abgekühlt  und  mit  Hefe  zur  Gärung  angestellt.  Man  unter- 
scheidet die  Unter-  und  die  Obergärung.  Die  Hauptmenge  des  Bieres 
wird  auf  dem  Wege  der  Untergärung,  welche  in  die  Haupt-  und  Nach- 
gärung zerfällt,  mit  Anwendung  bestimmter  Heferasseu  hergestellt.  Die 
Hauptgärung  verläuft  bei  5 — 10®  in  offenen  Gärbottichen,  die  Nachgärung, 
durch  welche  das  Bier  erst  die  Konsumreife  erlangt,  in  Fässern  bei 
einer  Temperatur  von  5  —  0°.  Bei  der  Hauptgärung  wird  der  Zucker 
der  Bierwürze  bis   auf  einen  kleinen  Best  in  Alkohol  und  Kohlensäure 


Untersnchang  des  Wassers.  QQQ 

gespalten.  Während  der  Nachgärung  vollzieht  sich  die  Klärung  des  Bieres 
und  dessen  Sättigung  mit  Kohlensäure. 

Der  Obergärung,  welche  bei  10 — 20^  vor  sich  geht,  bedient  man 
sich  vorzugsweise  zur  Herstellung  des  Weißbieres. 

Das  konsumreife  Bier  soll  eine  klare,  gut  moussierende  und  Schaum 
haltende,  rein  und  prickelnd  schmeckende  Flüssigkeit  von  der  Farbe 
des  Biertjpus,  hell  weingelb  bis  dunkelbraun,  darstellen. 


Bohmaterialieii» 

Wasser,  Gerste  (Weizen),  Hopfen,  sowie  das  aus  der  Gerste 
(Weizen)  bereitete  Malz;  femer  Färb  malz. 

Eine  planmäßige  Untersuchung  derselben,  insbesondere  des  Malzes, 
dessen  Eigenschaften  und  Zusammensetzung  hauptsächlich  maßgebend 
sind  für  das  gute  Gelingen  des  Brauprozesses,  sowie  für  die  gute  Zu- 
sammensetzung des  Bieres,  bildet  die  beste  Grundlage  für  die  Betriebs- 
kontrolle. Neben  der  chemisch-technischen  ist  von  nicht  geringerer  Be- 
deutung die  mikroskopisch -biologische  Betriebskontrolle,  welche  außer- 
halb des  Rahmens  des  vorliegenden  Werkes  jßlllt.  Es  sei  daher  bezüglich 
letzterer  auf  F.  Lindners  „Mikroskopische  Betriebskontrolle  in  den 
Gärungsgewerben*',  femer  A.  Klöcker,  „Die  Gärungsorganismen  in  der 
Theorie  und  Praxis  der  Alkohol gärungsge werbe"  hingewiesen.  (Yergl. 
auch  Windisch,  „Das  chemische  Laboratorium  des  Brauers."  Berlin, 
Paul  Parey). 

Untenuchiuigsmeiliodeii. 

WiUäer*  Die  Anforderungen,  welche  an  das  zum  Bierbrauen  zu 
verwendende  Wasser  gestellt  werden  müssen,  entsprechen  denjenigen  an 
Trinkwasser.  Die  anzuwendenden  üntersuchungsmethoden  für  Brauwasser 
sind  dieselben  wie  für  Trink-  oder  Nutzwasser.  (Bd.  1,  S.  768.  Vergl. 
auch  S.  837.)  Gröbere  Verunreinigungen  durch  Salpeter-  oder  salpetrige 
Säure,  Ammoniak,  Phosphorsäure,  Chlor,  Schwefelwasserstoff  sind,  da  sie 
auf  starke  Bodenverunreinigungen  zurückzuführen  sind,  im  Brauwasser 
zu  beanstanden.  Eisenhaltiges  Brauwasser  ist  für  die  Zwecke  der 
Mälzerei  schlecht  geeignet  imd  gibt  beim  Brauen  dunklere  Biere.  Koch- 
salzhaltiges Wasser  wirkt  bei  der  Malzbereitung,  wenn  die  Gerste  mit 
demselben  geweicht  war,  verzögernd  auf  das  Wachstum  des  Keimlings, 
als  Bestandteil  des  Maischwassers  soll  Kochsalz  günstig  auf  die  Klärung 
und  den  Geschmack  des  Bieres  einwirken.  Dagegen  ist  besonders  ein 
mäßig  hoher  Gipsgehalt  in  Brauwasser  erwünscht.  All  zu  weiches  Brau- 
wasser, in  welchem  die  Hefe  wegen  Kalkmangels  leicht  degeneriert, 
pflegt  man  durch  Zusatz  von  Gips  künstlich  zu  härten  (10  g  Gips  zum 


670  Bi^r. 

Hektoliter  Brauwasser).  Ein  sehr  hoher  Gipsgehalt  erscheint  dagegen 
bedenklich,  da  Biere  aus  gipsreichem  Wasser  größere  Neigung  zur  Glutin- 
trübung haben  und  beim  Pasteurisieren  starke  Eiweißausscheidungen 
geben. 

Hoher  Gehalt  an  kohlensaurem  Kalk  und  selbst  sehr  geringe  Mengen 
von  Natriumkarbonat  bewirken  durch  die  Lösung  gewisser  Hopfenbe- 
standteile (Phlobaphene)  ein  Zufärben  der  Würze,  so  daß  solches  Wasser 
für  die  Herstellung  heller  Biere  ungeeignet  erscheint. 

Der  Keimgehalt  eines  Brauwassers  soll  gering  sein,  insbesondere  soll 
es  keine  bierschädlichen  Keime  (Bakterien,  wilde  Hefen)  enthalten,  wenn 
es  ungekocht  zum  Reinigen  der  Geräte  benutzt  wird.  Durch  Kochen 
werden  die  meisten  der  vorhandenen  Organismen  unschädlich  gemacht 
und  man  kann  daher  ein  durch  Pilze  stark  verunreinigtes  Wasser  durch 
Kochen  brauchbarer  machen. 

Ein  chemisch  einwandfreies  Wasser  ist  stets  noch  biologisch  auf 
seine  Brauchbarkeit  für  Brauereizwecke  zu  imtersuchen. 

Hopfen*  Der  Hopfen  im  Sinne  des  Brauers  besteht  aus  den  reifen 
Fruchtständen  der  weiblicheu  Blüten,  Hopfenkätzchen  oder  Zapfen  der 
Hopfenpflanze  (Humulus  lupulus).  Die  Vor-  und  Deckblätter  der  Zapfen 
sind  an  den  unteren  und  inneren  Teilen  mit  einem  hellgelben  klebrigen 
Mehl,  den  sog.  Lupulinkömem,  bedeckt.  Das  Lupulin  ist  ein  Drüsensekret 
und  hauptsächlich  der  Träger  der  aromatischen  und  bitteren  Bestandteile 
des  Hopfens.  Die  Qualität  des  Hopfens  ist  abhängig  von  der  Provenienz, 
von  den  Kultur-  und  Witterungsverhältnissen,  sowie  von  der  Behandlung 
nach  der  Ernte.  Das  Aroma  der  geernteten  Zapfen  imd  ihre  Beschaffen- 
heit hinsichtlich  Gestaltung,  Reinheit  und  Gleichmäßigkeit  der  Farbe 
und  Mehlgehalt  bilden  das  praktische  Kriterium  für  die  Wertschätzung 
des  Hopfens. 

Die  größte  Sorgfalt  muß  dem  Hopfen  zugewendet  werden,  um  ihn 
als  Handelsware  für  unbestimmte  Zeit  mit  allen  seinen  dem  Brauer 
wichtigen  Eigenschaften  zu  erhalten;  denn  der  Hopfen  ist  sehr  leicht 
tiefgreifenden  und  seine  Brauchbarkeit  aufhebenden  Veränderungen  unter- 
worfen. Solche  treten  insbesondere  rasch  nach  der  Ernte  ein,  besonders 
bei  feuchter  Ernte,  und  wenn  die  Trocknung  nicht  in  kürzester  Zeit  be- 
wirkt worden  ist.  Man  pflegt  den  Hopfen,  wenn  er  bei  feuchtem  Emte- 
wetter  nicht  natürlich  lufttrocken  gebracht  werden  kann,  künstlich  mittels 
Wärme  in  Trockenstuben  und  auf  Darren  zu  trocknen  und  auch  behufs 
besserer  Konservierung  zu  schwefeln.  Das  letztere  Mittel  wird  öfter 
dazu  benützt,  einem  nicht  farbschönen  Hopfen  ein  besseres  Ansehen  zu 
verleihen,  und  wird  daher  von  Brauern  nicht  immer  gern  gesehen. 

Man  unterscheidet  die  Hopfensorten  nach  der  Provenienz  imd  nach 
der  Zeit  der  Reife  (Früh-  und  Späthopfen).     Die  Provenienz   ist  maß- 


llDtersachung  des  Hopfens.  g71 

gebend  für  gewisse  spezifische  Eigenschaften,  insbesondere  das  Aroma. 
In  der  Provenienzbezeichnung  liegt  zugleich  eine  gewisse  Bewertung  des 
Hopfens  und  es  gelten  z.  B.  der  böhmische  Saazer,  der  bayrische  Spalter, 
der  englische  ,,6oldings^  yon  Kent  als  edelste  Sorten.  Im  Handel 
findet  sich  auch  die  Bezeichnung  „Lagerbierhopfen^,  welcher  aber  selten 
eine  einheitliche  Sorte,  sondern  meist  eine  Mischung  aus  zum  Teil 
besserem  mit  oft  sehr  geringwertigem  Hopfen  bildet. 

Die  Beurteilung  des  Hopfens  geschieht  yomehmlich  auf  Grund 
einer  mechanischen  Prüfung  nach  Gestaltung  des  Zapfens,  Mehlgehalt 
(Lupulin),  Eömergehalt  (Samen),  Reinheit  der  Pflücke,  Feuchtigkeit, 
Farbe  und  Geruch.  Der  Hopfen  soll  auch  gesund  sein,  keine  Parasiten 
sowie  Schimmelpilze  enthalten.  Schlecht  konserrierter  alter  Hopfen  be- 
sitzt einen  ausgeprägten  käsigen  Geruch,  das  Mehl  hat  eine  orangegelbe 
bis  braune  Farbe  angenommen  und  ist  harzig  geworden,  während  es 
sonst  ölig  erscheint,  desgleichen  sind  die  Schuppen  der  Zapfen  trocken 
harzig. 

In  der  chemischen  Zusammensetzung  des  Hopfens  unterscheiden 
wir  neben  den  allgemeinen  Pflanzenbestandteilen  wie  Zellulose,  Fett, 
Wachs,  stickstofffreien  Extraktstofifen  uiid  Mineralstoffen  die  spezifischen 
Hopfenbestandteile,  auf  deren  Anwesenheit  die  Verwendung  des  Hopfens 
zum  Bierbrauen  beruht,  wie  das  Hopfenöl,  die  Hopfenbittersäuren 
(a-Säure  oder  Humulon  Cjo  Hjj  O5,  )S-Säure  oder  Lupulinsäure  C^s  Hgg  O4), 
die  Hopfenharze  (2  bittere  Weichharze,  a-  und  ß-Rsaz  und  ein 
geschmackloses  Hartharz,  ;^-Harz)  imd  endlich  den  Hopfen- 
gerbstoff. 

Über  die  wirksamen  Bestandteile  des  Hopfens  besteht  noch  keine 
vollkommene  Klarheit  und  daher  ist  die  chemische  Prüfung  desselben 
noch  nicht  in  jenes  Stadium  der  Sicherheit  getreten,  welche  es  ermög- 
lichte, auf  Grund  der  Bestimmung  einzelner  Bestandteile  eine  maßgebende 
Wertschätzung  vorzunehmen. 

Die  Untersuchung  des  Hopfens  beschränkt  sich  gewönlich  auf 
die  Bestimmung  des  Wassergehaltes  uftd  den  Nachweis  einer 
vorgenonmienen  Schwefelung.  Die  Wasserbestimmung  kann  durch 
Trocknen  bei  einer  100^  nicht  übersteigenden  Temperatur  zur  Aus- 
führung kommen,  nachdem  nachgewiesen  ist,  daB  der  durch  Verdampfung 
von  ätherischem  Ol  entstehende  Fehler  vernachlässigt  werden  kann. 
Man  trocknet  im  Luffctrockenschrank  2 — 3  g  Hopfen  in  Trockengläschen 
(7  cm  hoch,  5  cm  weit)  11  Stunden  oder  im  Leuchtgasstrom  in  der 
Trockenente  4  Stunden.  Die  früher  angewendete  Trocknung  im  Vakuum 
über  Schwefelsäure  gibt  zu  niedrige  Besultate  (G.  Barth,  Zsch.  f.  d. 
ges.  Brauwesen  1897,  S.  153).  Der  Wassergehalt  des  Hopfens  läflt  sich 
auch  mit  dem  Apparat  von  F.  J.  Hoff  mann  (zu  beziehen  von  dem  In- 


672  Bier. 

stitut  für  Gärungsgewerbe  in  Berlin)  bestimmen  (Wochenschr.  £  Brauerei 
1903,  S.  217). 

Prüfung  auf  Schwefelung.  Diese  wird  nach  Aubry  und  Prior 
(Zsch.  f.  d.  ges.  Brauwesen  1883,  S.  145  und  Bayr.  Brauerjoum.  I,  S.  661) 
mit  einem  wäßrigen  Auszug  aus  10  g  zerkleinertem  Hopfen  mit  200  com 
destilliertem  Wasser  mittels  der  Heidenreich  sehen  Methode  durch 
Überführung  des  Schwefeldioxyds  in  Schwefelwasserstoff  ausgeführt. 
Man  bringt  von  dem  filtrierten  Auszug  ca.  50  ccm  in  ein  Glaskölbchen 
mit  ca.  1,5  g  schwefelfreiem  Zink  und  25  ccm  ehem.  reiner  Salzsäure  Yon 
1,125  spez.  Gew.  und  bedeckt  das  Eölbchen  entweder  mit  befeuchtetem 
Bleipapier  oder  einem  in  den  Hals  eingeschobenen  Wattepfropf,  der  mit 
basischem  Bleiacetat  mäßig  befeuchtet  worden  ist.  Sofern  der  Hopfen 
geschwefelt  war,  tritt  schon  innerhalb  einer  halben  Stunde  deutliche, 
je  nach  dem  Grade  der  Schwefelung  mehr  oder  weniger  starke  Bräunung 
auf.  Längeres  Stehenlassen  der  Probe  ist  überflüssig  und  fuhrt  leicht 
zu  Täuschungen,  weil  erwiesenermaßen  auch  bei  nichtgeschwefeltem 
Hopfen  später  Schwefelreaktion  auftritt.  Weil  in  der  Praxis  häufig  Ge- 
mische Yon  geschwefeltem  und  ungeschwefeltem  Hopfen  yorkommen,  ist 
es  wesentlich,  eine,  wie  oben  angegeben,  größere  Quantität  des  Hopfens 
in  Untersuchung  zu  nehmen,  womit  eine  Beimengung  von  1  Proz.  ge- 
schwefeltem Hopfen  noch  erkannt  werden  kann. 

Für  die  Beurteilung  aus  der  chemischen  Untersuchung  können  noch 
in  Betracht  kommen  die  Gerbsäure,  der  Gesamtharzgehalt  und  der 
Gehalt  an  Bitterstoffen  (bittere  Weichharze  und  Bittersäuren). 

Bestimmung  des  Hopfengerbstoffs.  Diese  wird  in  einem 
heißbereiteten  wäßrigen  Auszug  nach  einer  der  üblichen  Methoden  aus- 
geführt. Die  Eigenartigkeit  der  Hopfengerbsäure  hat  zur  Folge,  daß 
nach  keiner  Methode  besonders  befriedigende  Resultate  erzielt  werden. 
Dies  hat  schon  A.  Ott  (Zsch.  f.  d.  ges.  Brauwesen  1880,  S.  201)  auf 
Grund  einer  eingehenden,  yergleichenden  Untersuchung  nachgewiesen. 
Später  haben  Hayduck  (Wochenschr.  f.  Brauerei  1894,  S.  411)  der  Gerb- 
stoffbestimmung nach  der^on  Schröder  abgeänderten  L ö wen thal sehen 
Methode  mittels  Hautpulver  und  G.  Barth  (Zsch.  f.  d.  ges.  Brauw. 
1897,  S.  167)  derjenigen  mittels  Gelatinelösung  nach  Heron  (The 
Joum.  of  the  Feder.  Inst,  of  Brewing  1896,  S.  162)  das  Wort  geredet. 
Letzteres  Verfahren  liefert  die  besten  Resultate  und  soll  hier  kurz  be- 
schrieben werden.  Als  Titrierflüssigkeiten  dienen  1.  Kaliumpermanganat- 
lösung,  von  welcher  31,6  ccm  10  ccm  einer  Yiq  N. -Oxalsäurelösung  ent- 
sprechen. 2.  Indigolösung:  5  g  Indigokarmin  werden  in  500  ccm  Wasser 
gelöst,  mit  50  ccm  konz.  Schwefelsäure  versetzt  und  zu  1  1  yerdünnt. 
20  ccm  dieser  Lösung  sollen  20  ccm  der  Permanganatlösug  verbrauchen. 
3.    Gelatinelösung:  25  g  feinste  Gelatine  werden  6  St.  in  250  ccm  Wasser 


Untersachung  des  Hopfens.  g73 

eingeweicht,  dann  bis  zur  Lösung  auf  dem  Wasserbade  erhitzt,  mit 
reinem  Kochsalz  gesättigt  und  mit  einer  gesättigten  Kochsalzlösung  zu 
einem  Liter  aufgefüllt,  durchgeschüttelt  und  nach  mehrtägigem  Stehen 
blank  filtriert.  4.  Verdünnte  Schwefelsäure:  50  g  konz.  Schwefelsäure 
in  1  Liter.  Ausführung  der  Titration.  Man  bringt  10  g  Hopfen,  der 
vorher  zerzupft  oder  auf  einer  kleinen  Fleischhackmaschine  zerkleinert 
wurde,  in  900  ccm  kochendes  destilliertes  Wasser  und  digeriert  eine 
Stunde  im  kochenden  Wasserbade.  Sodann  wird  auf  15^  abgekühlt, 
auf  1005  ccm  aufgefüllt  und  möglichst  blank  filtriert. 

50  ccm  des  Hopfenauszuges  werden  in  einer  Porzellanschale  mit 
20  ccm  Indigolösung  und  100  ccm  dest.  Wasser  versetzt,  dann  läßt  man 
die  Permanganatlösung  rasch  aus  einer  Bürette  imter  kräftigem  Um- 
rühren zufließen,  bis  die  Farbe  in  ein  helles  Goldgelb  übergeht.  Der 
Titer  zwischen  Permanganat  und  Indigo  wird  vorher  durch  Titration 
von  20  ccm  Indigo  in  500  ccm  Wasser  bestimmt.  Nun  werden  100  ccm 
des  Hopfenauszuges  mit  100  ccm  Gelatinelösung  und  50  ccm  Schwefel- 
säure mit  einem  Teelöffel  voll  Kaolin  gut  durchgeschüttelt  und  möglichst 
blank  filtriert.  100  ccm  dieses  Filtrates  werden  mit  20  ccm  Indigolösung 
und  500  ccm  dest.  Wasser  wie  oben  titriert.  Aus  der  Differenz  des  ver- 
brauchten Kaliumpermanganats  vor  und  nach  der  Fällung  durch  Gelatine 
mit  einer  für  Gelatine  anzubringenden  Korrektur  wird  der  Gerbsäure- 
gehalt als  Oxalsäure  ausgedrückt.  Im  allgemeinen  besitzt  ein  Hopfen 
von  guter  Qualität  auch  einen  hohen  Gerbstoffgehalt,  nämlich  4 — 6  Proz. 
in  der  Trockensubstanz. 

Bestimmung  der  Gesamthopfenharze.  Man  verwendet  5  g 
Hopfen  und  extrahiert  ihn  mit  Äther  im  Soxhletschen  Extraktionsapparat 
wie  üblich.  Die  durch  den  Äther  ausgezogenen  Harze  bestehen  aus  den 
bitteren  Weichharzen  und  dem  geschmacklosen  Hartharz ;  daneben  finden 
sich  stets  noch  kleine  Mengen  von  Wachs  im  Ätherextrakt.  Die  Be- 
stimmung des  Gesamtharzes  hat  wenig  Bedeutimg,  da  das  Hartharz, 
welches  in  nicht  unbeträchtlicher  Menge  vorhanden  ist,  kaum  in  das 
Bier  übergeht. 

Hayduck  erhielt  aus  frischem  Hopfen  17,8  Proz.  Ätherextrakt, 
4,8  Proz.  a-Harz,  8,0  Proz.  ^-Harz,  5,0  Proz.  T-'narz. 

Bestimmung  der  Bitterstoffe.  Nach  Lintner  (Zsch.  f.  d.  ges. 
Brauwesen  1898,  S.  407)  lassen  sich  die  Bitterstoffe  im  Hopfen,  welche 
sauren  Charakter  besitzen,  durch  Titration  mit  Phenolphtalein  als 
Indikator  bestimmen.  10  g  Hopfen  werden  in  einem  Kolben  mit  Marke 
bei  505  ccm  (5  ccm  entsprechen  dem  Volumen  des  Hopfens)  mit  300  ccm 
Petroläther  von  30—500  Siedepunkt  während  8  Stunden  am  Rückfluß- 
kühler gekocht,  abgekühlt  und  mit  Petroläther  bis  zur  Marke  aufgefüllt. 
Zur    Titration   verwendet   man   100  ccm  des    filtrierten   Auszuges,    ent- 

Unterauchunsfon.  5.  Aufl.  m.  43 


674  BiöT. 

sprechend  2  g  Hopfen.  Man  titriert  mit  alkoholischer  Yjq  N.- Kali- 
lauge, nachdem  man  noch  80  ccm  Alkohol  von  96  Volumprozent  und 
10  Tropfen  einer  Phenolphtaleinlösung  (1  :  100)  hinzugefügt  hat,  bis  die 
Flüssigkeit  einen  deutlichen  Stich  ins  Rote  zeigt.  Durch  einen  blinden 
Versuch  wird  die  Menge  YioN.-KOH  festgestellt,  welche  die  Mischung 
Yon  100  ccm  Petroläther  und  80  ccm  Alkohol  für  sich  verbraucht,  und 
von  der  Titration  abgezogen.  Das  Ergebnis  der  Titration  drückt  man  in 
Prozenten  Lupulinsäure  aus,  indem  man  die  verbrauchten  Kubikzentimeter 
Normalalkali  mit  dem  Faktor  0,4  multipliziert.  Ein  Molekül  Alkali 
neutralisiert  ein  Molekül  Lupulinsäure  vom  Molekulargewicht  400. 

Guter  Hopfen  enthält  13  — 15  Proz.  Bitterstoffe  in  der  Trocken- 
substanz. 

Der  Aschengehalt  ist  imter  Umständen  zu  beachten,  weil  manch- 
mal das  Einstreuen  von  Sand  als  Beschwerungsmittel  benutzt  wird. 
Es  darf  aber  nicht  unberücksichtigt  gelassen  werden,  daß  Hopfen  ver- 
möge seiner  klebrigen  Beschaffenheit  sehr  viel  Flugsand  aufnimmt  und 
festhält.  Letzterer  befindet  sich  alsdann  gewöhnlich  tiefer  in  dem 
Zapfenschuppen  steckend,  während  künstlich  eingemischter  Sand  mehr 
auf  der  Oberfläche  sitzt  und  auch  leicht  durch  Abschlämmen  erkannt 
werden  kann.     Der  Aschengehalt  soll  10  Proz.  nicht  überschreiten. 

Andere  Konservierungsmittel  als  schweflige  Säure  kommen  für 
den  Hopfen  nicht  in  Betracht.  Zu  beachten  ist  indessen,  daß  der 
Hopfen  häufig  Borsäure  als  natürlichen  Bestandteil  enthält. 

Qerste.  Eine  gute  Malzgerste  muß  eine  gesunde  Beschaffenheit 
haben,  der  Geruch  soll  frisch,  nicht  dumpfig,  die  Farbe  gleichmäßig  und 
hell  sein.  Der  Embryo  (Keimling)  soll  lebensfähig  sein,  das  Endosperm 
(Mehlkörper)  voll  und  mehlreich,  das  Hektolitergewicht  und  Komgewicht 
dementsprechend  hoch  und  die  Spelzen  nicht  zu  dick.  Eine  gute  Malz- 
gerste soll  keine  fremden  Samenkörner  enthalten  und  frei  von  verletzten 
Körnern  sein,  welche  beim  Mälzen  Schimmel  ansetzen.  Die  Beurteilung 
der  Gerste  erfolgt  teils  nach  äußeren  Merkmalen,  teils  auf  Grund  einer 
chemischen  Untersuchung.  Zur  Beurteilung  nach  äußeren  Merkmalen  dient 
zunächst  das  Hektolitergewicht,  das  Tausendkömerge wicht,  die  Sortierung, 
die  Prüfung  auf  Mehligkeit,  die  Keimfähigkeit  und  die  Art  der  Keimung. 

Die  chemischen  Bestandteile  der  Gerste  sind  Wasser,  stick- 
stoffhaltige Substanzen  (fast  ausschließlich  Eiweiflstoffe),  Kohlen- 
hydrate (Stärke,  Zellulose,  Hemizellulose,  Gummikörper),  Fett, 
Mineralstoffe  mit  Phosphaten. 

Untersuchung  der  Gerste. 

Dieser  hat  eine  sorgfältige  Probenahme  vorauszugehen,  um  eine 
wirkliche  Durchschnittsprobe  zur  Untersuchung  zu  erhalten.  Das  Hekto- 


Untersnchang  der  Gerste.  g75 

literge wicht  wird  mit  einer  Menge  yon  mindestens  Yi  ^  niittels  des 
Keichsgetreideprobers  oder  des  Brau  er  sehen  GetreideprOfers  festgestellt. 
Bas  Hektolitergewicht  der  Braugerste  schwankt  im  allgemeinen  zwischen 
56  und  72  kg.  Mittelschwere  Gersten  haben  ein  Hektolitergewicht  von 
64 — 66  kg,  schwere  ein  solches  von  67 — 70  kg. 

Zur  Bestimmung  des  Tausendkörnergewichts  werden  je 
500  Körner  abgezählt,  wozu  man  sich  zweckmäßig  des  Eickelhayn  sehen 
Zählapparates  bedient,  gewogen  und  auf  1000  Körner  berechnet.  Das 
Gewicht  wird  auf  Gerstentrockensubstanz  bezogen.  Es  schwankt  zwischen 
30  und  50  g  imd  liegt  im  Durchschnitt  bei  40  g. 

Sortierung.  Diese  gibt  AufschluB  über  die  Größe  und  Gleich- 
mäßigkeit des  Kornes.  Man  bedient  sich  des  St  ein  eck  er  sehen  Apparates, 
welcher  aus  3  Sieben  von  2,8,  2,5  und  2,2  mm  Schlitzweite  besteht.  Die 
Kömer,  welche  auf  den  Sieben  liegen  bleiben,  bezeichnet  man  als  1.,  2. 
und  3.  Sorte,  das  durch  alle  Siebe  Durchgefallene  als  Ausputz.  Gute 
Gerste  soll  möglichst  wenig  Ausputz  und  nicht  zu  viel  Sorte  III  ent- 
halten. Von  Primagerste  verlangt  man  85 — 90  Proz.  Sorte  I  und  II  und 
nicht  mehr  als  3  Proz.  Ausputz. 

Keimfähigkeit.  Diese  soll  an  einer  nicht  zu  kleinen  Probe 
bestimmt  werden.  Keimapparate,  welche  nur  für  die  Aufiiahme  von 
100  Körnern  eingerichtet  sind,  geben  unsichere  Resultate.  Der  Aubry- 
sche  Keimapparat  (Zsch.  f.  d.  gesamte  Brauwesen  1885,  S.  77)  eignet 
sich  sehr  gut  zur  Ausführung  der  Keimprobe  und  wird  in  brau- 
technischen Laboratorien  allenthalben  angewendet.  Ein  aus  Blech 
gefertigter  viereckiger  Kasten  mit  Glasschubfenstem  an  der  Yorder- 
und  Rückseite  und  Luftöffnungen  unten  und  oben  trägt  auf  seit- 
lich innen  angebrachten  Leisten  die  Glasplatten  zur  Aufnahme  der 
Keimproben.  Jede  Keimprobe  soll  aus  500  Körnern  bestehen,  die 
zwischen  befeuchtetem  Löschpapier  ausgebreitet  werden.  Man  tut  gut, 
je  zwei  solcher  Proben  aus  500  Körnern  ein  und  derselben  Gerste  ein- 
zulegen. Der  Keimkasten  faßt  mindestens  zehn  Proben  und  wird  nach 
der  Beschickung  an  einem  mäßig  warmen  Orte  aufgestellt.  Die  Proben 
sollen  nicht  allzu  feucht  gehalten  werden.  Die  günstigste  Temperatur 
zur  Keimung  ist  20°.  Nach  72  Stunden  werden  die  gekeimten  Kömer 
herausgezählt.  Der  prozentuale  Ausdruck  für  die  nach  dieser  Zeit  aus- 
gekeimten Gerstenkörner  wird  mit  Keimungsenergie  bezeichnet.  Gute 
Braugerste  soll  eine  Keimungsenergie  von  mindestens  95  Proz.  besitzen. 
Keimfähigkeit  ist  der  Ausdruck  für  die  überhaupt,  wenn  auch  erst  in 
einem  längeren  Zeitraum,  unter  den  geschaffenen  Bedingungen  im  Keim- 
kasten auskeimenden  Kömer. 

Eine  allzu  energische  Keimentwicklung  ist   nicht    erwünscht   und 
wird  mit  „hitzig"  in  der  Technik  bezeichnet,   weil   damit  eine  stärkere 

48»    . 


676  Bier. 

Wänneentwicklung  verbunden  ist  und  yerschiedene  Nachteile  daraus 
entspringen.  Veranlaßt  ist  sie  hauptsächlich  durch  einen  sehr  hohen 
Stickstoffgehalt  der  Gerste.  Frisch  geemtete  Gerste  keimt  meist  träge. 
Die  Eeimbestimmung  gibt  daher  in  diesem  Fall  kein  zuverlässiges 
Resultat.  Erst  nach  einer  gewissen  Lagerung  wird  die  Keimungsenergie 
normal.  Man  hat  gefunden,  daß  durch  mehrstündiges  Trocknen  bei  30^ 
die  Eeimreife  wesentlich  beschleunigt  werden  kann. 

Das  Spelzengewicht  wird  nach  Luff  (Zsch.  f.  d.  ges.  Brauwesen 
1898,  S.  485)  in  folgender  Weise  festgestellt.  Man  wiegt  50  Körner 
genau  ab,  bringt  sie  nebst  10  ccm  eines  5-proz.  Ammoniaks  in  ein  stark- 
wandiges  Fläschchen  (Arzneiflasche),  verschließt  es  mit  einem  Korke, 
stellt  es  ins  Wasserbad,  erhitzt  bis  auf  80^  und  beläßt  eine  Stunde 
bei  dieser  Temperatur.  Dann  werden  von  den  Körnern  die  Spelzen 
abgenommen,  die  sich  leicht  lösen  lassen;  man  trocknet  sie  bei  100® 
und  wiegt  sie  nach  dem  Erkalten  im  Exsikkator.  Zu  dem  erhaltenen 
Gewicht  wird  Y]^  addiert,  entsprechend  dem  bei  der  Ammoniakbehand- 
lung entstandenen  Gewichtsverlust.  Wasserfreie  Gerste  liefert  zwischen 
8  und  10  Proz.  Spelzen. 

Mehligkeit.  Die  Beschaffenheit  des  Endosperms  (Mehlkörpers) 
wird  durch  die  Schnittprobe  ermittelt.  Es  werden  eine  größere  Anzahl 
von  Körnern  mittels  besonderer  Schneidevorrichtungen,  sog.  Farinatome, 
in  der  Mitte  quer  zur  Längsachse  durchschnitten.  Nach  dem  Aussehen 
der  Schnittfläche  unterscheidet  man  mehlige,  glasige  imd  halbglasige 
Kömer.  Mehlige  Gerste  wird  im  allgemeinen  vorgezogen;  es  ist  jedoch 
zu  beachten,  daß  es  eine  gutartige  Glasigkeit  gibt,  die  beim  Weichen 
und  darauf  folgenden  Trocknen  der  Gerste  verschwindet.  Man  pflegt 
daher  nach  24-stündigem  Weichen  und  Trocknen  der  Gerste  eine  neue 
Schnittprobe  zu  machen.  Wenn  die  überwiegende  Mehrzahl  der  Kömer 
nun  mehlig  geworden,  ist  die  ursprüngliche  Glasigkeit  nicht  bedenklich. 
(Schneideapparate  von  Pohl,  Grobecker,  Printz  u.  a.) 

Wassergehalt.  Der  Wassergehalt  der  Gerste  wird  durch  Trocknen 
von  ca.  5  g  des  geschroteten  Materiales  bei  105^  in  einem  Trocken- 
schranke mit  guter  Lüftung  ermittelt.  Es  ist  bei  der  Bestimmung  des 
Wassergehaltes  ganz  besonders  auf  eine  gute  Durchschnittsprobe  zu 
sehen,  weil  der  Wassergehalt  der  Kömer  unter  sich  sehr  variieren  kann. 
Dies  ist  ganz  besonders  bei  noch  nicht  genügend  gelagerter  Ware  der 
Fall  und  bei  Gersten  mit  sehr  ungleich  großen  Körnern. 

Zur  raschen  Wasserbestimmung  in  einer  einzelnen  Gerstenprobe 
empfiehlt  sich  der  Apparat  von  F.  J.  Hoff  mann  (zu  beziehen  mit  Gre- 
brauchsanweisung  vom  Institut  fQr  Gärungsgewerbe  Berlin). 

Stickstoff.  Der  Stickstoffgehalt  der  Gerste  wird  nach  Kjeldahl 
in  allgemein  üblicher  Weise  festgestellt  (vergl.  Bd.  II,  S.  449  ff.).     Zur 


Untersachimg  der  Gerste.  677 

Aufschließung  soll  keine  zu  kleine  Quantität  Gerste  —  mindestens  2  g 
—  angewendet  werden  und  man  bedient  sich  dazu  zweckmäBig  der  ge- 
trockneten Probe  aus  der  Wasserbestimmung.  Der  gefundene  Stickstoff 
wird  durch  Multiplikation  mit  dem  Faktor  6,25  in  Proteinstoffe  umge- 
rechnet. Eine  gute  Braugerste  soll  keinen  hohen  Proteingehalt  haben. 
Erfahrungsgemäß  bewegen  sich  die  besten  Braugersten  im  Proteingehalt 
zwischen  8  und  11  Proz.  Stickstoffreichere  Braugersten  erfordern  be- 
sondere Vorsicht  bei  der  Malzbereitung,  die  auf  die  Entfernung  eines 
größeren  Anteiles  der  Stickstoffverbindungen  hinzuarbeiten  hat,  um  Malze 
zu  gewinnen,  deren  Extrakt  haltbare  Biere  liefert.  Gersten  mit  hohem 
Proteingehalt  geben  meist  extraktarme  Malze. 

Stärkemehl.  Die  Bestimmung  des  Stärkegehaltes  der  Gerste 
kann  nach  den  S.  520  ff.  angegebenen  Methoden  ausgeführt  werden. 

In  der  Regel  schließt  man  bei  37^  Atmosphären  im  Dampfkopf 
auf,  filtriert  und  invertiert  mit  Salzsäure.  Die  Dextrose  rechnet  man 
mit  dem  Faktor  0,9  auf  Stärke  um. 

Extraktbestimmung  in  der  Gerste.  25  g  fein  gemahlene  Gerste 
werdei)  mit  50  ccm  Wasser  und  25  ccm  klar  filtrierten  Malzauszuges  bei 
einer  Temperatur  von  45^  gemaischt.  Auf  dieser  Temperatur  hält  man 
10  Minuten  und  geht  dann  in  25  Minuten  auf  70^.  Nun  kocht  man 
2  Minuten  lang  auf  und  kühlt  auf  50^  ab.  Darauf  setzt  man  abermals 
50  ccm  Malzauszug  zu,  hält  10  Minuten  bei  45 — 50®  und  geht  in  10  Mi- 
nuten auf  70®.  Bei  70®  hält  man  bis  zum  Verschwinden  der  Jodreaktion 
(10—15  Minuten).  Nach  dem  Abkühlen  füllt  man  auf  225  g  auf  und 
verfahrt  wie  bei  der  Malzanaljse. 

Der  Malzauszug  wird  durch  Y»- ständiges  Digerieren  von  1  Teil 
hellem  Malz  mit  4  Teilen  Wasser  von  gewöhnlicher  Temperatur  bereitet 
und  klar  filtriert. 

Bei  Berechnung  des  Extraktgehaites  der  Gerste  ist  der  im  ver- 
wendeten Malzauszug  abzuziehen.  Zur  Bestimmung  des  Extraktgehaltes 
im  Malzauszug  werden  etwa  80  g  desselben  aufgekocht  und  mit  Wasser 
auf  das  ursprüngliche  Gewicht  gebracht.  Vom  Filtrat  bestimmt  man  das 
spezifische  Gewicht  mittels  Pyknometer  bei  17,5®.  Den  demselben  ent- 
sprechenden Extraktwert  entnimmt  man  der  B  al  lin  gschen  Tabelle  S.  681  ff. 
Die  Extraktbestimmung  ist  für  die  Bewertung  der  Gerste  insofern 
von  Bedeutung,  als  sie  annähernd  denselben  Wert  liefert  wie  die  Extrakt- 
bestimmung in  dem  aus  der  betreffenden  Gerste  erzeugten  Malz.  (Vergl. 
Merz,  Wochenschriffc  für  Brauerei  1904,  S.  105). 

Mineral  Stoffe.  Die  Aschebestimmung  ergibt  nach  der  üblichen 
Methode  der  Einäscherung  organischer  Stoffe  den  Gesamtgehalt  an 
Mineralstoffen  (durchschnittlich  2,5  Proz.  Ifttr.).  Bei  Gerste  ist  der 
Gebalt  der  Asche  an  Phosphaten  von  einiger  Bedeutung,  weil  diese  in 


678  Bier. 

der  Bierbereitung  als  Nährstoffe  der  Hefe  eine  Rolle  spielen.  Man 
bestimmt  die  Phosphorsäure  in  einer  gesonderten,  mit  Ätzbaryt  ein- 
geäscherten Probe  nach  der  Molybdänmethode. 

Prüfung  der  Gerste  auf  Schwefelung.  In  Jahren  ungünstigen 
Erntewetters  wird  die  Farbe  der  Gerstenkörner  mehr  oder  weniger 
dunkel,  und  um  diesen,  bei  der  praktischen  Beurteilung  schwerwiegenden 
Fehler  aufzuheben,  greift  man  zur  Schwefelung,  indem  man  auf  die  Gerste 
die  Dämpfe  von  verbrennendem  Schwefel  einwirken  läßt.  Solche  Gerste 
ist  zwar  selten  in  ihrer  Keimfähigkeit  wesentlich  geschädigt,  doch  i^t 
sie  gewöhnlich  von  einer  ihrem  Aussehen  nicht  entsprechenden  unter- 
geordneten Qualität.  Der  Nachweis  der  schwefligen  Säure  wird  in  der- 
selben Weise  wie  beim  Hopfen  ausgeführt;  aber  die  Erfahrung  hat 
gezeigt,  daß  er  dadurch  nicht  immer  gelingt,  mindestens  nur  dann, 
wenn  sehr  stark  geschwefelt  war.  um  sicher  zu  gehen,  soll  man  eine 
größere  Menge  —  100 — 200  g  —  mit  "Wasser  und  etwas  Phosphor- 
säure destillieren  und  das  Destillat  in  Jodlösung  auffangen.  Im  Destillat 
wird  alsdann  die  schweflige  Säure  als  Schwefelsäure  gefunden.  Dieses 
Destillat  kann  auch  zur  quantitativen  Bestimmung  der  vorhandenen 
Schwefelsäure  dienen,  welche  aus  der  schwefligen  Säure  entstanden  ist. 

Malz.  Man  unterscheidet  hauptsächlich  drei  Typen  von  Darrmalz 
für  Brauzwecke,  1.  helles  Malz,  welches  auch  Pilsener  genannt  wird, 
keinen  Röstgeschmack  besitzt  und  hell-gelbe  oder  hell-gelbgrüne  Würzen 
gibt,  2.  mittelfarbiges,  sog.  Wiener  Malz,  mit  schwachem  Aroma  und 
wein-  bis  goldgelbe  Würze  liefernd,  3.  dunkles,  sogenanntes  bayerisches 
Malz  für  dunkle  Biere  mit  ausgesprochenem  Röstgeschmack  und  dunkel- 
goldgelbe Würze  liefernd. 

Die  Untersuchung  des  Malzes  wird  nach  den  von  den  Versuchs- 
stationen Berlin,  Hohenheim,  München,  Nürnberg,  Weihenstephan,  Wien 
und  Zürich  vereinbarten  und  auf  dem  5.  internationalen  Kongreß  für 
angewandte  Chemie  in  Berlin  1903  gutgeheißenen  Methoden  ausgeführt. 

Die  Menge  des  zur  Analyse  einzusenden  Malzes  soll  mindestens 
500  g  betragen  und  einer  wirklichen  Durchschnittsprobe  entsprechen.  Die 
Verpackung  muß  derart  sein,  daß  eine  Veränderung  des  Malzes  ins- 
besondere hinsichlich  des  Wassergehaltes  ausgeschlossen  ist. 

Die  Untersuchung  zerföllt  in  eine  mechanische  und  eine  chemische. 

Mechanische  Analyse. 

a)  Hektolitergewicht.  Dieses  ist  mit  dem  neuen  Getreide- 
prober (der  von  der  deutschen  Normal-Eichungskommission  eingeführten 
Getreidewage)  vorläufig  ohne  Korrektur  auszuführen. 

Das  Hektolitergewicht  eines  guten  Darrmalzes  beträgt  gewöhnlich 
50 — 54  g,  kann  sich  aber  auch  bei  Verarbeitung  von  schweren  Gersten 


Untersachung  des  Malzes.  g79 

auf  56  kg  und  darüber  erheben.  Im  allgemeinen  schätzt  man  am  Malze 
mehr  ein  niedriges  Hektolitergewicht,  welches  auf  eine  gute  Lockerung 
des  Mehlkörpers  hindeutet.  Bei  guter  Auflösung  und  Extraktausbeute 
ist  aber  auch  ein  hohes  Hektolitergewicht  nicht  zu  beanstanden. 

b)  Das  Tausendkörnergewicht  ist  mindestens  zweimal  mit  je 
500  Eömem  zu  ermitteln.  Das  erhaltene  Gewicht  ist  auf  Malztrocken- 
substanz zu  berechnen.  Es  gibt,  yerglichen  mit  dem  Tausendkomgewicht 
der  Gerste,  wertvolle  Anhaltspunkte  für  die  Beurteilung  des  Mälzungs- 
schwandes. 

c)  Größe  der  Koro  er.  Diese  wird  durch  Sortieren  wie  bei 
der  Gerste  ermittelt.     Malz  soll  so  gut  wie  keinen  Ausputz  geben. 

d)  Beschaffenheit  des  Mehlkörpers,  durch  die  Schnittprobe 
auszuführen  wie  bei  Gerste.  Es  wird  in  Prozenten  angegeben  der  Gehalt 
an  mürben,  harten,  halb-  und  ganzglasigen,  weiBen,  gelblichen  und  braunen 
Körnern.  Die  Schnittflächen  sollen  bei  hellen  Malzen  mehlig  weich, 
nicht  glasig  oder  hart,  oder  mit  glasigem  harten  Rand  versehen  sein. 
Bei  dunklen  Malzen  sollen  die  Schnittflächen  mehlig  und  höchstens 
gelblich,  nicht  stark  gebräunt  oder  gar  braun  glasig  sein.  Glasige  oder 
auch  nur  harte  Malzkömer  geben  in   der  Brauerei   schlechte  Ausbeuten. 

e)  Die  Blattkeimentwickelung  wird  durch  Abheben  der  Spelze 
an  der  alsdann  sichtbaren  Rinne  erkannt,  die  der  vorgeschobene  Blattkeim 
bildet.  Es  sind  mindestens  200  Kömer  zu  untersuchen.  Man  gibt  in  Pro- 
zenten an:  Blattkeime  imter  Yj,  von  Yj,  Y3,  Y4,  Yj  und  über  Yi  Komlänge. 

Das  Malz  soll  weder  Kömer  mit  Blattkeimlänge  unter  Ys  noch 
über  Yi  enthalten.  Bei  hellem  Malz  sollen  70  Proz.,  bei  dunkelem 
80  Proz.  der  Kömer  Blattkeime  von  Y3 — Y*  Kornlänge  besitzen. 

f )  Die  Prüfung  auf  Reinheit  des  Malzes  erstreckt  sich  auf  verletzte 

Kömer,  Schimmel,  Unkraut,   sonstige  Verunreinigungen,   sowie  auf  den 

Geruch. 

Chemische  Analyse. 

a)  Wasser.  Zur  Bestimmung  des  Wassergehaltes  im  lufttrockenen 
Malze  werden  ca.  5  g  Malz  zerkleinert,  in  einem  Wägegläscheo  sofort 
gewogen  und  im  gut  ventilierten  Trockenschrank  bei  einer  Temperatur 
von  105^  oder  in  einem  Yakuumapparat  getrocknet.  Die  Trocknungsdauer 
darf  4  Stunden  nicht  überschreiten.  Wägegläschen  mit  eingeriebenem 
Stöpsel  sollten  bei  5 — 6  cm  Höhe  einen  Durchmesser  von  3,5  cm  besitzen. 
Der  Wassergehalt  soll  auch  bei  gelagertem  Malz  6  Proz.  nicht  übersteigen. 

b)  Extraktausbeute.  Diese  kann  bestimmt  werden  im  Fein- 
mehl oder  im  Grobschrot. 

Feinmehl  ist  ein  Mahlgut,  welches  nach  einmaligem  Durchgang  durch 
die  Mühle  mindestens  85  Proz.  Mehl  auf  dem  Vogelschen  Sortiersieb  bei 
5  Miauten  langem  Schütteln  mit  340 — 360  Touren  pro  Minute  liefert. 


680  Bier. 

Zum  Maischversuch  werden  51  g  Malz  gemahlen  und  davon  genau 
50  g  im  Maischbecher  abgewogen. 

Grobschrot  wird  mit  der  Laboratoriums-Seckmühle  bei  Stellung  25 
hergestellt. 

Das  Extrakt  bestimmt  man  durch  einen  Maischversuch  im  kleinen: 
50  g  Malzmehl  bezw.  Schrot  werden  mit  200  ccm  Wasser  von  45®  ein- 
gemaischt und  im  Wasserbade  bei  dieser  Temperatur  genau  7s  Stunde 
gehalten.  Sodann  wird  die  Temperatur  in  25  Minuten  auf  70®  gebracht, 
und  zwar  derart,  daB  die  Temperatursteigerung  gleichmäßig  1  Grad  in 
der  Minute  beträgt.     Bei  70®  wird  eine  Stunde  verweilt. 

Man  bedient  sich  zweckmäßig  eines  Maischapparates  mit  mechani- 
schem Rührwerk.  -  Zu  schnelles  und  ungleichmäßiges  Rühren  ist  zu  ver- 
meiden. 

10  Minuten  nach  Erreichung  der  Temperatur  von  70®  prüft  man 
mit  Jodlösimg  (1,276  g  Jod  und  4  g  Jodkalium  in  1  1  Wasser)  auf  un- 
verzuckerte  Stärke  und  wiederholt  die  Prüfung  alle  5  Minuten  bis  zum 
Verschwinden  der  Jodreaktion.  Die  Zeit  von  Erreichung  der  Abmaisch- 
temperatur  bis  zum  Verschwinden  der  Jodreajction  wird  als  Verzuckerungs- 
zeit angegeben. 

Zur  Ausführung  der  Jodprobe  bringt  man  mittels  eines  Glas- 
stabes einen  Tropfen  Maische  auf  eine  Gipslamelle  oder  weiße  Porzellan- 
platte und  setzt  Jodlösung  zu.  Die  Verzuckerung  ist  beendet,  wenn 
kein  Farbenumschlag  mehr  eintritt. 

Die  fertige  Maische  wird  mit  200  ccm  kalten  Wassers  vermischt, 
rasch  auf  ca.  17®  abgekühlt  und  auf  der  Wage  durch  Zusatz  von  Wasser 
auf  450  g  gebracht. 

Die  gewogene  und  gründlich  durchgerührte  Maische  wird  nimmehr 
auf  ein  zur  Aufnahme  der  ganzen  Maische  genügend  großes,  nicht  be- 
feuchtetes Faltenfilter  gegossen  und  in  eine  trockene  Flasche  bei  be- 
decktem Trichter  filtriert.  Sobald  100  ccm  Würze  abgelaufen  sind, 
werden  diese  zurückgegossen;   dann  läßt  man  die  Würze  ganz  ablaufen. 

Die  Dichte  der  Würze  wird  bei  17,5®  mit  enghalsigem  Pyknometer 
(50  g-Fläschchen)  bestimmt  und  der  dem  spezifischen  Gewicht  ent- 
sprechende Extraktwert  der  Ballingschen  Tabelle  entnonunen.  Ist 
$  =  der  Extraktgehalt  der  Würze  in  Graden  Balling  und  w  =  der 
Wassergehalt  des  Malzes,  so  berechnet  sich  die  Extraktausbeute  £  aus 
dem  lufttrockenen  Malze  nach  der  Formel 

^        100  — «    "^'• 

Die  Extraktausbeute  wird  stets  auch  auf  Malztrockensubstanz 
berechnet. 


Ballings  Eztrakttabelle. 


681 


TabeUe 

zur  Redaktion  der  spezifischen  Gewichte  auf  Saccharometer- 

Prozente  nach  Balling.    T  =  17,5^  C. 


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131 

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7 

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475 

8 

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1-0180 

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138 

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181 

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96 

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350 

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13 

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185 

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14 

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198 

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682 


Bier. 


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BallingB  Eitrakttabelle. 


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1 

Man  beachtet  den  Geruch  während  des  Maischens  und  die  Er- 
scheinungen bei  der  Filtration.  Die  Würze  kann  glänzend ,  klar,  opa- 
lisierend, schwach  oder  stark  getrübt,  rasch  oder  langsam  ablaufen. 

Schlecht  gelöste  Malze  geben  bei  Verwendung  von  Grobschrot  be- 
deutend weniger  Extrakt  und  es  kann  aus  der  Abweichung  von  der 
Feinmehlausbeute  auch  auf  die  Güte  des  Malzes  geschlossen  werden. 
Bei  guten  Malzen  beträgt  die  Differenz  selten  2  Proz.,  während  sie  bei 
schlechten  Malzen  bis  5  Proz.  betragen  kann. 

In  der  gewonnenen  Würze  wird  der  Zuckergehalt  oder  die 
Menge  der  Fehlings  Lösung  reduzierenden  Substanzen  (Rohmaitose) 
gewichtsanalytisch  nach  E.  Wein,  Tabellen  zur  Bestimmung  der  Zucker- 
arten, Stuttgart,  Max  Waag,  bestimmt  (s.  S.  560).  Die  Würze  wird  zu 
diesem  Zwecke  im  Verhältnis .  von  1  :  10  mit  Wasser  verdünnt. 

Man  berechnet  das  Verhältnis  von  Maltose  zu  Nichtmaltose  aus 
dem  Gesamtextrakt,    indem  man   die  gefundene  Rohmaltose  =  1  setzt. 


Untersachung  des  Malzes.  585 

Die  Farbe  der  Würze  wird  auf  kolorimetrischem  Wege  mittels 
YiQ  Normaljodlösung  (12,7  g  Jod,  40  g  Jodkalium  i.  L.)  bestimmt. 

Zur  Farbbestimmung  Terwendet  man  am  besten  parallelwandige 
Gläser,  yon  welchen  das  eine  mit  der  zu  untersuchenden  Würze  (Bier),  das 
andere  mit  100  ccm  Wasser  beschickt  wird.  Zu  dem  Wasser  wird  so  lange 
aus  der  Bürette  Jod-  oder  Farbflüssigkeit  zugetröpfelt,  bis  das  Wasser  der 
Farbe  der  Würze  oder  des  Bieres  gleichkommt.  Die  Anzahl  der  Kubik- 
zentimeter verbrauchter  Farblösung  drückt  die  Farbe  der  Würze  aus. 

Ein  zweckmäßiger  Ersatz  für  die  Jodlösung  ist  eine  auf  dieselbe 
gestellte  Farbstoff lösung  wie  das  Ton  Brand  (Zeitschr.  f.  d.  ges.  Brau- 
wesen 1899,  S.  251)  empfohlene  Gemisch  von  Anilinfarbstoffen.  1,15  g 
eines  Gemisches  von  16  T.  Yiktoriagelb,  1  T.  Patentblau,  2,5  T.  Echt- 
braun und  4  T.  Bordeaux  werden  mit  chloroformhaltigem  Wasser  zu 
1  Liter  gelöst.  Durch  Verdünnen  dieser  Lösung,  welche  die  Farbe  der 
Yio  Normaljodlösung  besitzt,  stellt  man  sich  eine  beliebige  Anzahl  von 
Lösungen  her,  von  der  Farbentiefe  0,1;  0,2;  0,3  u.  s.  f.  Diese  Lösungen 
bewahrt  man  in  parallelwandigen  Flaschen  auf.  Sie  dienen  zum  Ver- 
gleich mit  der  in  einer  ebensolchen  Flasche  untergebrachten  Würze. 
Zur  Ausführung  der  Bestimmung  dient  ein  Schaukästchen,  welches  neben 
der  zu  prüfenden  Würze  zwei  Vergleichsfläschchen  aufiiimmt. 

Weitere  Bestimmungen  wie  die  Ermittelung  der  Stickstoff  Sub- 
stanzen des  Aschengehaltes  u.  a.  werden  nur  ausnahmsweise  aus- 
geführt.    Man  bedient  sich  dazu  der  allgemein  üblichen  Methoden. 

Die  Extraktausbeute  beträgt  bei  gutem  Malz  76 — 79  Proz.  und 
darüber,  auf  Malztrockensubstanz  berechnet,  bei  lufttrockenem  Malz 
72 — 74  Proz.  Die  Verzuckerungszeit  schwankt  bei  hellem  Malz  meist 
zwischen  10  und  20  Minuten,  bei  mittelfarbigem  zwischen  15  und  25  Mi- 
nuten, bei  dunkelen  zwischen  20  und  35  Minuten. 

Das  Verhältnis  von  Maltose  zu  Nichtmaltose  im  Extrakt  ist  bei 
hellem  Malz  meist  1:0,4 — 0,5,  bei  mittelfarbigem  1:0,5 — 0,6,  bei 
dunkelem  1 :  0,6 — 0,7. 

Helle  Malze  haben  eine  Farbe  der  Würze  bis  0,3,  mittelfarbige 
0,4—0,5,  dunkle  0,6-- 1,0  und  darüber. 

Fo/rhtnaiz.  Man  unterscheidet  hauptsächlich  2  Sorten  von  Farb- 
malz,  das  gewöhnliche  dunkelgebrannte  Farbmalz  und  das  sogenannte 
Karamelmalz,  welches  geringere  Färbekraft  besitzt  als  ersteres,  aber  frei 
Yon  brenzlichem  Geschmack  ist.  Die  Untersuchung  erstreckt  sich  auf 
die  Bestimmung  des  Wassergehaltes,  der  Färbekraft  und  des  Extrakt- 
gehaltes. Bei  dunkelgebranntem  Farbmalz  genügt  in  der  Kegel  die 
Bestimmung  der  Färbekraft.  Man  kocht  zu  diesem  Zwecke  5  g  fein- 
gemahlenen Farbmalzes  mit  einem  Liter  Wasser  aus  und  ermittelt  die 
Farbentiefe  des  Extraktes  mit  Yjq  N.-Jodlösung.     Besser  eignet  sich  zur 


686  Bier. 

Bestimmung  der  Färbekraft  das  Yerdünnungskolorimeter  nach  Lintner 
(Zsch.  f.  d.  ges.  Brauwesen  1892,  S.  213).  Karamelmalze  werden  stets 
auf  Extraktgehalt  imtersucht:  25  g  feingeschrotenes  Earamelmalz  werden 
mit  200  com  Wasser  tüchtig  aufgekocht,  auf  50^  abgekühlt  und  mit  25  g 
Feinschrot  von  hellem  Malz,  dessen  Extraktgehalt  bekannt  ist,  wie  bei 
der  Malzanalyse  gemaischt. 

Bei  der  Berechnung  der  Extraktausbeute  ist  natürlich  das  aus  dem 
zugesetzten  Malz  stammende  Extrakt  in  Abzug  zu  bringen. 

Die  Würze  kann  zur  Bestimmung  der  Färbekraft  verwendet  werden. 

Beiriebmvürze,  d.  h.  die  durch  Kochen  der  beim  Maischprozeß 
gewonnenen  Würze  mit  Hopfen  gewonnene  Bierwürze,  wie  solche  zur 
Gärung  vorbereitet  ist,  wird  in  gleicher  Weise  wie  die  bei  der  Malz- 
untersuchung resultierende  Würze  untersucht. 

Bier. 

Die  üntersuchimg  des  Bieres  für  technische  Zwecke  erstreckt  sich, 
abgesehen  von  der  regelmäßig  vorzunehmenden  Sinnenprüfung  (Prüfung 
auf  Geruch,  Geschmack,  Klarheit,  Schaumbildung  und  Farbe)  haupt- 
sächlich auf  die  Ermittelung  des  Alkohols  und  noch  vorhandenen 
Extraktanteiles  (Extraktrest).  Aus  den  hierbei  gewonnenen  Zahlen 
kann  man  berechnen:  die  Konzentration  der  Stammwürze,  aus  welcher 
das  Bier  entstanden  ist,  dann  den  Yergärungsgrad,  d.  i.  diejenige 
Zahl,  welche  angibt,  wieviel  Prozent  des  ursprünglich  vorhandenen  Ex- 
traktes in  Alkohol  und  Kohlensäure  übergeführt  worden  sind. 

Als  weiter  etwa  zu  bestimmende  Bestandteile  sind  zu  nennen: 
Rohmaltose,  Dextrin,  stickstoffhaltige  Bestandteile,  Kohlensäure,  Säure, 
Asche  (Schwefelsäure,  Phosphorsäure),  Glyzerin;  hieran  schließt  sich  die 
Bestimmimg  der  Bierfarbe.  Als  abnorme  Bestandteile  gelten:  schweflige 
Säure,  Süßstoffe  (Saccharin,  Süßholz),  Konservienmgsmittel  und  Neutrali- 
sationsmittel. 

Spezifisches  Gewicht.  Dieses  wird  im  entkohlensäuerten  Bier 
mit  langhalsigem  Pyknometer  bei  17,5^  ermittelt  (vergl.  S.  444). 

Alkoholgehalt.  75  ccm  Bier  werden  genau  gewogen  und  in 
einen  Destillierapparat  aus  Glas  gebracht.  Als  Vorlage  bedient  man 
sich  eines  langhalsigen  Pyknometers  für  50  ccm.  Man  destilliert  nahezu 
50  ccm  in  das  Pyknometer,  füllt  bei  15^  bis  zur  Marke  auf,  wägt,  be- 
rechnet das  spez.  Gewicht  und  entnimmt  den  Alkoholgehalt  in  Gewichts- 
prozenten   der    Tabelle  von  K.  Windisch  (siehe  diese  S.  664 ff.). 

Ist  D  =  Gewicht  des  Destillates,  d  =  Alkoholgehalt  in  Gewichts- 
prozenten, G  =  Gewicht  des  verwendeten  Bieres,  so  ergibt  sich  der 
Alkoholgehalt  A  aus  der  Gleichung 


Untersuchung  des  Bieres.  gg7 

D.d 
A  =  — g-. 

Es  ist  nicht  nötig,  saure  Biere  TOr  der  Destillation  zn  neutralisieren, 
da  der  durch  die  Säure  entstehende  Fehler  gering  ist. 

Extraktgehalt  (e).  Zu  dessen  Ermittelung  kann  der  Rückstand 
TOn  der  Alkoholdestillation  benutzt  werden.  Man  bringt  denselben  auf 
das  Gewicht  des  Terwendeten  Bieres,  bestimmt  in  der  gut  durchmischten 
Flüssigkeit  das  spez.  Gewicht  bei  17,5^  und  entnimmt  die  demselben 
entsprechenden  Extraktprozente  der  Ballingschen  Tabelle. 

Extrakt  geh  alt  der  Würze  (Stammwürze)  (E).  Dieser  be- 
rechnet sich  annähernd  in  der  Weise,  dafi  man  den  Alkoholgehalt  yer- 
doppelt   imd    zum    Extraktrest  addiert  (E  =  2  A  +  e),    genau  nach  der 

Formel 

100  (e  +  2,0665  A) 


E  = 


100  4- 1,0665  A 


Vergärungsgrad  (Y).  Dieser  wird  aus  dem  berechneten  Stamm- 
würzgehalt (E)  und  dem  noch  yorhandenen  Extrakt  des  Bieres  (e)  nach 
der  Formel  erhalten 


v  =  ioo(i-4-). 


Der  so  berechnete  Wert  ergibt  den  wirklichen  Vergärungsgrad  des 
Bieres.  Man  unterscheidet  in  der  Praxis  noch  den  scheinbaren  Ver- 
gärungsgrad, welchen  man  erhält,  indem  man  den  dem  spez.  Gewichte 
des  alkoholhaltigen  Bieres  entsprechenden  scheinbaren  Extrakt  der 
Rechnung  zu  Grunde  legt. 

Man  kann  einen  niedrigen,  mittleren  und  hohen  Vergärungsgrad 
unterscheiden.  Niedrig  ist  derselbe,  wenn  der  wirkliche  Vergärungsgrad 
weniger  als  50,  ein  mittlerer,  wenn  er  50 — 60,  ein  hoher,  wenn  er  über 
60  Proz.  beträgt.  Für  dunkle  Biere  ist  im  allgemeinen  ein  niedriger 
bis  mittlerer,  für  mittelfarbige  und  helle  ein  mittlerer  bis  hoher  Ver- 
gärungsgrad beliebt. 

Den  Vergärungsgrad  des  Bieres  hält  man  für  ein  Merkmal  zur 
Beurteilung  der  Reife  desselben  und  der  zulässige  Vergärungsgrad  ist 
in  yerschiedenen  Bierproduktionsländern  normiert.  Sicherlich  ist  eine 
genügend  weit  yorgeschrittene  Vergärung  die  beste  Gewähr  für  die  Halt- 
barkeit eines  Bieres,  weil  das  Vorhandensein  yon  gröBeren  Mengen  yer- 
gärbarer  Substanz  leicht  die  Veranlassung  zu  weiter  sich  fortsetzender 
Nachgärung  wird.  Es  kann  aber  nicht  ohne  weiteres  behauptet  werden, 
daß  ein  niedrig  yergorenes  Bier  weniger  bekömmlich  ist  als  ein  höher 
vergorenes.  Die  Normierung  des  Vergärungsgrades  kann  daher  unter 
Umständen  zu  einer  unzutreffenden  Beurteilung  des  Bieres  führen. 


688  Bier. 

Zur  raschen  und  gleichwohl  genauen  Bestimmung  des  Alkohol- 
und  Extraktgehaltes  des  Bieres  eignet  sich  vortrefflich  das  Ze  iß  sehe 
Eintauchrefraktometer  mit  dem  Rechenapparat  von  Ed..  Ackermann 
(Zsch.  f.  d.  ges.  Brauwesen,  1905,  S.  33  u.  S.  259). 

Eohmaltose.  Man  bestimmt  .dieselbe  mit  Fehlingscher  Lösung 
nach  £.  Wein,  Tab.  II.  Das  Bier  enthält  neben  Maltose  noch  Feh- 
1  in g sehe  Lösung  reduzierende  Dextrine.  Der  Rohmaltosegehalt  ent- 
spricht daher  nicht  der  yergärbaren  Substanz. 

Zur  Ermittelung  der  letzteren  wendet  man  die  physiologische 
Analyse  an,  indem  man  das  zu  untersuchende  Bier  mit  gewaschener  und 
durch  Abnutschen  entwässerter  Bierhefe  (2  g  auf  100  ccm  Bier)  bei  25^ 
vergären  läßt  und  nach  beendeter  Gärung  den  Verlust  an  Extrakt  fest- 
stellt (Endvergärung). 

Dextrin.  Der  Dextringehalt  des  Bieres  wird  durch  Invertieren 
mit  Salzsäure  nach  Sachsse  und  Bestimmung  der  Dextrose  ermittelt 
(E.  Wein,  Tab.  I).  Der  Dextrosewert  der  Rohmaltose  ist  natürlich  von 
der  Gesamtdextrose  abzuziehen  und  der  Rest  mit  dem  Faktor  0,9  auf 
Dextrin  umzurechnen. 

Stickstoff.  Man  dampft  25  ccm  Bier  im  Kjeldahl- Eölbchen  ein 
und  verfährt  wie  üblich.  Neben  Eiweißstoffen  enthält  das  Bier  mehr 
oder  weniger  Amide.  Sinkt  der  Gesamtstickstoffgehalt  des  Extraktes  unter 
0,9  Proz.,  so  besteht  die  Wahrscheinlichkeit,  daß  zur  Herstellung  desselben 
stickstofffreie  Malzsurrogate  verwendet  wurden  (Prior,  Zsch.  f.  Unters, 
d.  Nahrungs-  und  Genußmittel  1899,  S.  698). 

Säuregehalt.  50  ccm  des  durch  Erwärmen  auf  40^  und  Um- 
rühren entkohlensäuerten  Bieres  werden  mit  Yiq  N.-Natronlauge  titriert, 
indem  man  auf  neutralem  Lackmuspapier  tüpfelt.  Der  Gesamt  säure- 
geh alt  wird  in  Prozenten  Milchsäure  angegeben.  '  Normale  Biere  ent- 
halten selten  mehr  als  0,2  Proz.  Milchsäure. 

Nach  Prior  verwendet  man  alkalische  Phenolphtaleinlösong  (10 
bis  12  Tropfen  Phenolphtaleinlösung  1 :  30  und  0,2  com  7,o  N.-Natron- 
lauge auf  20  ccm  Wasser)  als  Indikator  (Bayer.  Brauer^oumal  1892, 
S.  387).  Man  titriert  50  ccm  mit  Yj^  N.-Natronlauge  und  mischt  nach 
jedem  Zusatz  etwa  6  Tropfen  Bier  mit  einem  auf  weißem  Porzellan  auf- 
gelegten Tropfen  des  Indikators.  Man  fährt  mit  dem  Zusatz  fort,  bis 
keine  Entfärbung  mehr  eintritt. 

Die  flüchtigen  Säuren  (Essigsäure)  werden  nach  Landmann 
durch  Destillation  von  50  ccm  Bier  im  Dampfstrom  und  Titration  des 
Destillates  mit  Y,o  N.-Natronlauge  unter  Anwendung  von  Phenolphtalem 
ermittelt.  Man  fangt  200  ccm  Destillat  auf.  Die  flüchtigen  Säuren 
werden  als  Essigsäure  ausgedrückt.  Normales  Bier  enthält  höchstens 
0,06  Proz.  Essigsäure. 


Untersachong  des  Bieres.  gg9 

Kohlensäure.  Der  Kohlensäuregehalt  ist  von  wesentlichem  Einfluß 
auf  Wohlgeschmack  und  Bekömmlichkeit  des  Bieres;  er  wirkt  femer 
konservierend. 

Die  quantitative  Bestimmung  erfolgt  nach  der  Methode  von  Langer 
u.  Schnitze  (Zsch.  f.  d.  ges.  Brauwesen  1879,  S.  869).  In  einem  eyakuier- 
ten  Kolben  von  etwa  1  1  Raumgehalt,  der  vorher  tariert  ist,  werden 
aus  dem  Fafl  oder  aus  der  Flasche  ca.  300  ccm  Bier  eingelassen  und 
gewogen.  Dieser  Kolben  wird  mit  einem  RückfluBkühler  versehen,, 
welcher  mit  einem  Chlorcalciumrohr,  einem  konz.  Schwefelsäure  ent- 
haltenden Kugelappärat,  einem  gewogenen  Kaliapparat  und  abermals 
einem  Chlorcalciumrohr  verbunden  ist.  Man  erwärmt  das  Bier  anfangs 
mäßig,  dann  stärker,  bis  alle  Kohlensäure  ausgetrieben  ist.  Nun  wird 
noch  etwas  Luft  durch  den  ganzen  Apparat  getrieben,  die  alle  Kohlen- 
säure in  den  Kaliapparat  befördert,  und  letzterer  alsdann  gewogen.  Die 
Gewichtszunahme  entspricht  der  vorhandenen  Kohlensäure.  Ein  gutes 
Bier  enthält  0,3 — 0,4  Proz.  Kohlensäure. 

Asche.  Zur  Einäscherung  verwendet  man  etwa  50  ccm  Bier, 
welche  man  in  einer  geräumigen  Platinschale  eindampft.  Den  sirupösen 
Rückstand  verkohlt  man  vorsichtig.  Die  lockere  Kohle  wird  zerdrückt 
und  nun  bei  dunkler  Rotglut  in  der  bedeckten  Schale  verbrannt.  Lang- 
sames Erhitzen  —  am  besten  durch  einen  sogenannten  Pilzbrenner  — 
erleichtert  sehr  die  Einäscherung.  Die  gewonnene  Asche  eignet  sich 
nicht  sehr  gut  zur  Ermittelung  einzelner  Aschenbestandteile.  Man  äschert 
daher  zweckmäßig  50  g  Bier  unter  Zusatz  von  Soda  und  Salpeter  für 
sich  zur  Schwefelsäure-  und  Chlorbestimmung  und  die  gleiche 
Menge  mit  Ätzbaryt  zur  Phosphor säurebestimmung  ein. 

Farbebestimmung  wie  bei  Malz  S.  685. 

Glyzerin  ist  normal  in  jedem  Biere  enthalten  in  einer  Menge 
von  nicht  mehr  als  0,25  Proz. 

Die  Bestimmung  des  Glyzerins  geschieht  wie  beim  Wein  aus 
50  ccm  Bier.  Beim  Bier,  insbesondere  bei  sehr  extraktreichen  Bieren, 
ist  der  Zuckergehalt  und  Aschegehalt  des  gewogenen  Rohglyzerins  zu 
berücksichtigen  und  eine  der  gefundenen  Menge  derselben  entsprechende 
Korrektur  anzubringen. 

KonservleningsmitteL 

Schweflige  Säure  ist  häufig  im  Biere  nachweisbar,  da  sie  unter 
noch  nicht  näher  gekannten  Bedingungen  bei  der  Gärung  gebildet  wird 
(vergl.  Graf,  Zsch.  f.  d.  ges.  Brauwesen  1904,  S.  617).  Es  dürften  auf 
diesem  Wege  indessen  selten  mehr  als  20  mg  Schwefeldioxyd  pro  Liter 
ins  Bier  gelangen.  In  anderen  vergorenen  Flüssigkeiten  hat  man  aller- 
dings schon  bis  zu  57  mg  beobachtet. 

Untersuchungen.  5.  Aufl.    HL  44 


690  Bier. 

Für  die  Prüfung  des  Bieres  auf  einen  Zusatz  von  schwefliger  Säure 
hat  man  daher  stets  eine  quantitative  Bestimmung  auszuführen. 

Man  destilliert  zu  diesem  Zweck  nach  B.  Haas  (Ber.  deutsch, 
ehem.  Ges.  1882,  S.  154)  SOO  ccm  Bier,  das  mit  etwas  Phosphorsäure 
versetzt  wird,  und  fängt  das  Destillat  in  überschüssiger  Jodjodkalium- 
lösung auf.  Die  durch  Oxydation  entstandene  Schwefelsäure  wird  als 
Baryumsulfat  gewogen. 

Salizylsäure.  Nachweis  wie  beim  Wein  (S.  624).  Das  Aus- 
schütteln  von  Bier  ist  wegen  der  sich  mit  Ather-Petroläther  bildenden 
Emulsion  erschwert.  Man  setze  in  solchem  Falle  ein  paar  Tropfen 
Alkohol  zu. 

Borsäure.  Man  dampft  nach  Brand  mindestens  100  com  Bier, 
das  schwach  alkalisch  gemacht  wurde,  ein  und  verkohlt  dasselbe.  Die 
Kohle  wird  mit  Wasser  ausgezogen  und  auf  1  ccm  eingedampfte  Nach 
dem  Ansäuern  dieses  kleinen  Flüssigkeitsrestes  wird  mit  einem  Streifen 
Kurkumapapier  geprüft.  Es  ist  zu  beachten,  daß  aus  dem  Hopfen  Spuren 
von  Borsäure  in  das  Bier  gelangen  und  daher  nur  eine  starke  Reaktion 
sich  als  ein  künstlicher  Zusatz  deuten  läßt.  Sicher  ist  in  einem  solchen 
Fall  die  quantitative  Bestimmung  der  Borsäure  nach  Partheil  u.  Rose 
(Zsch.  Unters.  Nähr.-  u.  Genußmittel  1902,  S.  1049  oder  nach  Hede- 
brand  ebenda  1902,  S.  55  u.  1044). 

Fluor.  100  ccm  Bier  werden  mit  Ammoniumkarbonatlösung 
schwach  alkalisch  gemacht,  aufgekocht  imd  mit  2 — 3  ccm  einer  10-proz. 
Chlorcalciumlösung  gefällt.  Nach  5  Minuten  langem  Kochen  wird  filtriert, 
der  Niederschlag  ganz  wenig  ausgewaschen  und  getrocknet.  Der  trockene 
Niederschlag  wird  ohne  Filter  in  einem  Platintiegel  von  20 — 25  ccm 
geglüht,  mit  1  ccm  konz.  Schwefelsäure  übergössen  und  eine  Stunde  lang 
annähernd  auf  Siedetemperatur  erhitzt,  wobei  der  Tiegel  mit  einem 
Uhrglas  bedeckt  ist.  Letzteres  ist  mit  einem  Ätzgrund  versehen,  in 
welchen  Zeichen  geritzt  sind.  Der  Atzgrund  wird  gekühlt,  indem  man 
Eisstückchen  in  das  Uhrglas  legt  und  das  Schmelzwasser  durch  einen 
losen  Baumwollendocht  ableitet.  Man  erhält  auf  diese  Weise  noch  bei 
0,5  mg  Fluor  in  100  ccm  Bier  eine  deutliche  Atzung  auf  dem  Glase 
(Brand,  Zsch.  f.  d.  ges.  Brauwesen  1895,  S.  317). 

Über  die  quantitative  Bestimmimg  von  Fluor  im  Bier  siehe 
£.  P.  Treadwell  und  A.  A.  Koch,  Zsch.  f.  anal.  Chemie  1904,  S.  469. 

Verfälschung. 

Als  solche  erscheint  die  Neutralisation  saueren  Bieres  mit 
Soda  oder  Natriumbikarbonat.  Der  Nachweis  eines  derartigen  Zusatzes 
wird  nach  Späth  (Zsch.  angew.  Chemie  1898,  S.  4)  geführt.  500  ccm 
Bier  werden  mit  100  ccm  Ammoniak  versetzt  und  4  bis  5  Stunden  stehen 


VerfiÜschungen  des  Bieres.  g91 

gelassen.  Der  Niederschlag  enthält  die  an  CaO  und  MgO  gebundene 
Fhosphorsäure.  Nach  Filtration  werden  zweimal  60  ccm  des  Filtrates 
=  je  50  ccm  Bier  eingedampft  und  verascht.  In  der  Asche  bestimmt 
man  die  Phosphorsäure  nach  der  Molybdänmethode. 

Femer  werden  250  ccm  des  Filtrates  zur  Ausfällung  der  Phos- 
phorsäure mit  25  ccm  Bleiessig  geschüttelt,  ca.  6  Stunden  stehen  ge- 
lassen und  filtriert. 

Von  diesem  Filtrat  dampft  man  200  ccm  auf  30 — 40  ccm  ein,  ver- 
dünnt letztere  wieder  auf  200  ccm,  versetzt  mit  Essigsäure  und  leitet 
Schwefelwasserstoff  ein.  Nach  Entfernung  des  überschüssigen  Schwefel- 
wasserstoffs und  Schwefelbleies  wird  filtriert.  Vom  Filtrat  dampft  man 
150  ccm  ein  und  verascht  in  der  Platinschale. 

Die  resultierende  Asche  ist  rein  weiB.  Man  titriert  ihren  Alkaligehalt. 

Angenonmien,  es  sei  sämtliche  an  Kali  gebundene  Phosphorsäure 
als  primäres  Phosphat  im  Bier  enthalten,  dann  läßt  sich  aus  der  ge- 
fundenen Menge  Phosphorsäure  und  dem  Alkaligehalt  der  Zusatz  von 
Neutralisationsmitteln  berechnen.  0,01  der  gefundenen  Phosphorsäure 
(Pj  O5)  entsprechen  0,0191  KHj  PO4  oder  1,4  ccm  Yio  N.-Säure  und  man 
braucht  nur  die  gefundene  Menge  Phosphorsäure  mit  1,4  zu  multiplizieren, 
um  die  für  normale  Bierasche  erforderliche  Yjq  N.-Säure  zu  erfahren. 

Hat  die  Untersuchung  einen  Mehrverbrauch  von  Säure  ergeben,  so 
entspricht  dieser  dem  zugesetzten  Neutralisationsmittel.  Zur  Neutra- 
lisation wird  gewöhnlich  Natriumbikarbonat  angewendet  und  man  be- 
rechnet demnach  auf  dieses:    1  ccm  ^^Ql^^SäMre  =  OfiOSy!  g  NaHCO,. 

Hopfensurrogate.  Ein  Ersatzmittel  für  den  Hopfen  gibt  es  nicht, 
und  es  dürfte  daher  kaum  jemals  vorkommen,  daß  ein  Bier  Bitterstoffe 
enthält,  welche  nicht  aus  dem  Hopfen  stammen. 

Gegebenen  Falles  kann  man  sich  der  Methode  von  Dr^^gendorff 
(König,  Chemie  d.  Nähr.-  u.  Genußm.  II,  1893,  S.  894)  zur  Untersuchung 
auf  fremde  Bitterstoffe  bedienen. 

Zuckerkouleur,  welche  zum  Färben  des  Bieres  häufig  ver- 
wendet wird,  ist  durch  keine  Methode  bisher  sicher  nachzuweisen. 

Süßholz.  Dieses  hat  vor  geraumer  Zeit  als  Malzsurrogat  ver- 
einzelt Anwendung  gefunden.  Heutzutage  dürfte  eine  derartige  Yerfäl- 
schung  des  Bieres  kaum  mehr  vorkommen.  Der  Nachweis  von  Süßholz- 
extrakt im  Biere  kann  nach  Kays  er  (Zsch.  f.  d.  ges.  Brauwesen  1885, 
S.  166)  in  folgender  Weise  geschehen.  Ein  Liter  Bier  wird  auf  die 
Hälfte  eingedampft,  dann  nach  dem  Erkalten  mit  einer  konzentrierten 
Bleizuckerlösung  versetzt,  so  lange  noch  ein  Niederschlag  entsteht,  und 
12 — 24  Stunden  stehen  gelassen.  Man  filtriert  alsdann  durch  ein  Falten- 
filter und  wäscht  aus,  bis  das  Filtrat  von  Schwefelsäure  nur  noch 
schwach  getrübt  wird.  Nach  erfolgtem  Auswaschen  spült  man  den  Blei- 

44* 


692  Bier. 

niederschlag  in  den  KocKkolben,  und  zwar  so,  daß  das  Ganze  ca.  300 
bis  400  ccm  beträgt.  Man  leitet  nun  unter  Erhitzen  auf  dem  Dampf- 
bade bis  zur  Sättigung  Schwefelwasserstoff  ein.  Man  läßt  vollständig 
erkalten,  unter  wiederholtem  Aufschütteln,  filtriert  den  Niederschlag  ab 
und  wäscht  ihn  aus,  bis  das  Filtrat  keine  Schwefelwasserstofi&eaktion 
mehr  gibt.  Im  Schwefelbleiniederschlag  ist  das  Glyzirrhizin  enthalten. 
Dieser  Niederschlag  wird  mit  150 — 200  ccm  50-proz.  Weingeist  in  einen 
Kochkolben  gespült,  zum  Sieden  erhitzt  imd  filtriert.  Das  Filtrat  wird 
bis  auf  ein  Kubikzentimeter  eingedampft  und  mit  verdünnter  Am- 
moniakflüssigkeit tropfenweise  versetzt,  bis  die  blaßgelbe  Farbe  der 
Flüssigkeit  in  eine  braungelbe  übergeht;  man  dunstet  dann  zur  Trockne 
ein,  nimmt  mit  2 — 3  ccm  Wasser  den  Rückstand  auf  und  filtriert  durch 
ein  kleines  Faltenfilterchen.  Das  Filtrat  besitzt,  selbst  wenn  weniger 
als  1  g  Süßholz  auf  einen  Liter  Bier  verwendet  worden  war,  den  charak- 
teristischen süßen  Geschmack  des  Süßholzes.  Wird  die  Flüssigkeit  mit 
einem  Tropfen  Salzsäure  angesäuert  und  einige  Minuten  im  Probier- 
röhrchen im  Wasserbade  erhitzt,  so  tritt  eine  braunflockige  Ausscheidung 
(Glyzirrhetin)  auf.  Das  Filtrat  hiervon  reduziert  Fehlingsche  Lösung 
beim  Erwärmen. 

Süßstoffe  (Saccharin,  Dulcin).  Zum  Nachweis  von  Saccharin 
säuert  man  250  ccm  Bier  mit  2  ccm  Salzsäure  an  und  schüttelt  je  25  ccm 
mit  100  ccm  eines  Gemisches  von  gleichen  Teilen  Äther  und  Petroläther 
aus.  Man  verwendet  für  sämtliche  Ausschüttelungen  die  gleichen  100  ccm 
des  Äthergemisches.  Letzteres  wird  verdampft,  der  Rückstand  mit 
wenig  Wasser  aufgenommen  und  ungelöstes  Hopfenharz  abfiltriert.  Ein 
süßer  Geschmack  des  Filtrates  deutet  auf  Saccharin.  Man  nimmt  den 
süßen  Geschmack  am  besten  an  der  Zungenspitze  wahr,  während  ein 
bitterer  Gßschmack,  von  Hopfenharz  herrührend,  an  der  Zimgenwurzel 
empfunden  wird. 

Zur  Identifizierung  des  Saccharins  verdampft  man  die  süße  Lösung 
zur  Trockne,  schmilzt  den  Rückstand  mit  etwas  Soda  und  Salpeter  und 
prüft  mit  Chlorbaryum  auf  Schwefelsäure,  oder  man  führt,  wenn  das 
Bier  keine  Salizylsäure  enthielt,  den  Trockenrückstand  durch  Schmelzen 
mit  etwas  Kalihydrat  in  Salizylsäure  über,  welche  mit  Eisenchlorid 
nachgewiesen  wird. 

Zum  Nachweis  von  Dulcin  wird  1  Liter  Bier  mit  50  g  Bleikar- 
bonat versetzt,  eingedampft  und  der  Rückstand  wiederholt  mit  Alkohol 
extrahiert.  Der  Alkohol  wird  verdampft  und  der  Rückstand  mit  Äther 
ausgezogen.  Nach  dem  Filtrieren  und  Verdampfen  des  Äthers  verbleibt 
bei  Anwesenheit  von  Dulcin  ein  süßschmeckender  Rückstand. 

Man  kann  weiter  auf  Dulcin  prüfen,  indem  man  den  Rückstand 
kurze  Zeit  mit  2  Tropfen  Phenol  und   ebensoviel  Schwefelsäure  erhitzt, 


Treber.  693 

etwas  Wasser  zusetzt  und  die  abgekühlte  Lösung  im  Reagensglas  vor- 
sichtig mit  ein  wenig  Natronlauge  oder  Ammoniak  versetzt.  Bei  Gegen- 
wart  von  Dulcin  tritt  an  der  Berührungszone  der  beiden  Flüssigkeiten 
ein  blauer  Ring  auf. 

Biertrübungen 

werden  teils  auf  mikroskopischem,  teils  auf  chemischem  bezw.  mikro- 
chemischem Wege  ihrer  Natur  nach  erkannt. 

Durch  mikroskopische  Beobachtung  teils  des  Bieres  direkt,  teils 
des  durch  Zentrifugieren  abgeschiedenen  Bodensatzes  ermittelt  man  Trü- 
bungen, welche  von  Kulturhefe,  von  wilder  Hefe  oder  von  Bak- 
terien herrühren. 

Kleister  (Stärke,  Erythrodextrin) -Trübung,  welche  durch  die 
Verarbeitung  mangelhaften  (diastasearmen)  Malzes  oder  Fehler  beim 
Maischprozeß  zustande  kommt,  weist  man  mittels  Jodlösung  nach.  Man 
bringt  etwas  Bier  in  ein  Tuschschälchen  und  setzt  vorsichtig  Jodlösung 
zu.  Das  Auftreten  einer  blauen,  violetten  oder  auch  nur  dunkelrot- 
braunen Färbimg  weist  auf  eine  mangelhafte  Yerzuckenmg  der  Malz- 
stärke hin. 

Glutin  (EiweiÄ)-Trübung  kommt  bei  der  Verarbeitung  eiweißreicher 
oder  mangelhaft  gedarrter  Malze  vor  durch  die  Ausscheidung  gewißer 
Eiweißstoffe  meist  infolge  starker  Abkühlung.  Bei  gelindem  Erwärmen, 
oft  schon  bei  Zimmertemperatur,  klärt  sich  das  Bier  wieder.  Zuweilen 
setzen  sich  Flöckchen  ab,  welche  die  bekannten  Eiweißreaktionen  geben. 

Harztr Übung,  bedingt  durch  Ausscheidung  von  Hopfenharzpar- 
tikelchen,  wird  unter  dem  Mikroskop  erkannt  durch  das  Vorhandensein 
kleiner  gelber  bis  dimkelbrauner  Eörperchen,  welche  sich  bei  Zusatz 
eines  Tropfens  10-proz.  Kalilauge  auflösen. 


Anhang« 

Treber.  Für  die  Zwecke  der  Betriebskontrolle  werden  die  Treber 
auf  auswaschbares  Extrakt  und  auf  unaufgeschlossene  bezw.  unver- 
zuckerte  Stärke  untersucht. 

Im  Betriebe  selbst  bedient  man  sich  für  ersteren  Zweck  eines  sehr 
einfachen  Verfahrens,  indem  man  an  verschiedenen  Stellen  dem  Läuter- 
bottich entnoiomene  Proben  auspreßt.  Die  ausgepreßte  Flüssigkeit  wird 
filtriert  und  mit  dem  B allin gschen  Saccharometer  (S.  680)  gespindelt. 
Die  Saccharometeranzeige  soll  1  Proz.  nicht  übersteigen. 

Im  Laboratorium  kann  man  den  auswaschbaren  Extrakt  in  der 
Weise  bestimmen,  daß  man  300  g  frische  Treber  auf  der  Nutsche  ohne 
Anwendimg  der  Saugpumpe  mit  heißem  Wasser  auswäscht.    Den  Rück- 


694  Bier. 

stand  bringt  man  ohne  Verlust  in  eine  gewogene  Porzellanscliale  und 
trocknet  anfangs  auf  dem  Wasserbad,  später  im  Trockenschrank;  zuletzt 
läßt  man  1  Tag  lang  an  der  Luft  stehen,  worauf  man  wägt.  Das 
erhaltene  Gewicht  entspricht  der  lufttrockenen  Substanz.  Diese  wird 
nunmehr  fein  geschrotet  und  davon  die  Trockensubstanz  bestimmt. 

Die  Differenz  zwischen  der  Trockensubstanz  der  Treber  Tor  und 
nach  dem  Auswaschen  ergibt  die  Menge  des  auswaschbaren  Extraktes. 

Zur  Stärkebestimmung  werden  50  g  Treberfeinmehl  mit  200  g 
Wasser  eingeteigt,  30  Min.  unter  Ergänzung  des  verdampfenden  Wassers 
gekocht,  auf  60°  abgekühlt,  mit  10  g  Malzauszug  (1  Tl.  helles  Malz  mit 
4  Tl.  Wasser  7^  Stunde  bei  gewöhnlicher  Temperatur  digeriert  und  filtriert) 
versetzt  und  bis  zur  verschwindenden  Jodreaktion  gemaischt. 

Nach  kurzem  Aufkochen  wird  abgekühlt,  die  Jodreaktion  geprüft 
und  eventl.  nochmals  mit  10  g  Malzauszug  gemaischt. 

Nach  beendigtem  Maischen  wird  auf  300  g  aufgefüllt  und  filtriert. 

Im  Filtrat  wird  durch  Invertieren  mit  Salzsäure  nach  Sachsse 
die  Stärke  bestinmit  (Wein,  Tab.  XI).  Man  verwendet  50  ccm  Auszug, 
3,75  ccm  Salzsäure  s.  6.  1,25  und  füllt  zu  100  ccm  auf. 

Die  im  Malzauszug  enthaltene,  zu  Dextrose  invertierbare  Substanz 
muß  natürlich  in  Bechnung  gezogen  werden.  Zu  dem  Zwecke  wird  die 
Menge  des  zum  Maischen  verbrauchten  Damnalzauszuges  auf  50  ccm 
verdünnt,  mit  3,75  ccm  Salzsäure  versetzt  und  behandelt  wie  das 
Maischfiltrat. 

Die  Berechnung  des  Ergebnisses  wird  wie  bei  der  Malzanalvse 
vorgenommen,  indem  man  die  Saccharometeranzeige  des  Maischfiltrates 
nimmt  und  so  zunächst  den  Stärkegehalt  im  Extrakt  und  weiter  den 
in  den  Trebern  ermittelt.  —  Die  Treber  werden  wie  die  Malzkeime 
als  landwirtschaftliches  Futtermittel  verwertet  und  gegebenen  Falles  auf 
Futterwert  untersucht. 

Bratierpech*  Das  Pech  dient  dazu,  das  poröse  Holz  der  Fässer 
im  Innern  mit  einem  dichten  glatten,  leicht  zu  reinigenden  und  leicht 
zu  erneuernden  Überzug  zu  versehen.  Es  darf  keine  Geschmackstoffe  an 
das  Bier  abgeben  und  soll  an  den  Wandungen  der  Fässer  fest  haften, 
so  daß  es  auch  durch  Erschütterungen  nicht  abspringt. 

Früher  verwendete  man  nur  reines  Fichtenpech,  welches  durch 
Ausschmelzen  und  Kochen  von  Fichtenharz,  wobei  der  größte  Teil  des 
Terpentinöls  sich  verflüchtigte,  hergestellt  wurde.  Dieses  sogen.  Natur- 
pech ist  dunkelorangegelb  bis  braun,  undurchsichtig,  trübe  und  von 
hoch  aromatischem  Geruch. 

Gegenwärtig  wird  das  Brauerpech  hauptsächlich  aus  Kolophonium 
bereitet,  mit  Zusätzen  von  Harzöl,  festen  und  flüssigen  Fetten  (Talg, 
Schweinefett^  Leinöl  etc.),    Mineralöl,    Paraffin  und  Geresin.     Diese  Zu- 


Brauerpech.  g95 

Sätze  haben  den  Zweck,  die  Mischung  weicher  und  elastischer  zu  machen, 
da  das  Kolophonium  fär  sich  zu  spröde  ist. 

Um  solchen  Pechen  das  Aussehen  TOn  Naturpech  zu  geben,  hat 
man  sie  mit  Ocker  oder  Chromgelb  gefärbt  oder  durch  Einrühren  von 
Wasser  trübe  gemacht.  Beides  ist  zu  verwerfen  als  unnütz  und  teil- 
weise schädlich. 

Am  besten  eignet  sich  zum  Weichmachen  des  Kolophoniums  ge- 
reinigtes Harzöl.  Die  meisten  gegenwärtig  im  Handel  yorkommenden 
Brauerpeche  sind  denn  auch  Gemische  von  Kolophonium  und  Harzöl. 
Solche  Peche  sind  klar  imd  durchsichtig,  gelb  bis  dunkelbraun  geförbt 
imd  haben  einen  muscheligen  Bruch. 

£ine  besondere  Sorte  bilden  die  sogen,  überhitzten  Kolophonium- 
peche, zu  deren  Herstellung  Kolophonium  verwendet  wird,  das  zur  Be- 
seitigung aller  flüchtigen  Bestandteile  einem  kurzen  Destillationsprozeß 
unterworfen  wurde.  Die  überhitzten  Peche  sind  dunkel  ge^bt  und 
zeigen  häufig  eine  grünliche  Fluoreszenz.  Man  bedient  sich  ihrer  mit 
Vorliebe  zum  Pichen  mit  Einspritzapparaten.  Endlich  finden  sich  im 
Handel  Gemische  von  Harzölpechen  mit  Naturpech.  Diese  Peche  sind  ent- 
sprechend der  zugesetzten  Menge  von  Naturpech  mehr  oder  wehiger  trübe. 

Die  Untersuchung  des  Peches  erstreckt  sich  auf  die  Feststellung 
der  physikalischen  Eigenschaften,  Farbe,  Geruch,  Geschmack,  Schmelz- 
punkt, und  auf  die  chemische  Bescha£Fenheit. 

Nach  J.  Brand  (Zsch.  f.  d.  ges.  Brauwesen  1893,  S.  70)  verfährt 
man  dabei  folgendermaßen: 

Geruch.  Man  zerschlägt  ein  in  reine  Leinwand  eingewickeltes 
Stück  des  Peches  mit  dem  Hammer,  öfbet  die  Leinwand  rasch  und 
riecht.  Auf  diese  Art  läßt  sich  der  dem  Pech  anhaftende  Geruch  leicht 
erkennen  und  das  Yorhandensein  von  Naturpech  feststellen. 

Geschmack.  An  4-proz.  Alkohol  oder  Bier  soll  das  grob  zer- 
kleinerte Pech  keine  unangenehm  schmeckenden  Stoffe  abgeben. 

Schmelzpunkt.  Möglichst  fein  zerriebenes  Pech,  das  eventuell, 
um  zerreiblich  zu  werden,  zuvor  abzukühlen  ist,  wird,  wie  üblich,  in 
einem  an  dem  Thermometer  befestigten  Kapillarröhrchen  im  Wasserbade 
erhitzt.  Man  beobachtet  den  Punkt,  wo  das  Pech  durchsichtig  wird 
und  zusanmiensintert.     Schmelzpunkt  35 — 45^. 

Mineralzusätze  werden  nach  Lösen  des  Peches  in  heißem  Al- 
kohol und  Filtrieren  auf  dem  Filter  gesanmielt  und  dann  näher  unter- 
sucht. Zur  quantitativen  Bestimmung  derselben  verwendet  man,  je  nach 
deren  aus  der  qualitativen  Prüfung  abzuschätzenden  Menge  10 — 50  g 
Pech.  Es  ist  zu  beachten,  daß  schlecht  gemischte  Peche  an  einzelnen 
Stellen  reicher  an  Mineralmehl  sein  können  als  an  andern.  Die  zu  ver- 
wendende Probe  sei  also  eine  gute  Durchschnittsprobe.     Das  Pech  wird 


696  Bier. 

zum  Transport  in  Kisten  eingegossen,  wobei  sich  Mineralzusätze  in  die 
unteren  Teile  der  Eisten  setzen,  was  bei  der  Probenahme  zu  beachten  ist. 

Feste  Fette  oder  fette  Ole.  Man  behandelt  1  Teil  Pech  mit 
10  Teilen  Methylalkohol,  in  welchem  sich  das  Harz  löst,  das  Fett  oder 
Öl  aber  ausscheidet.  Nach  dem  Auswaschen  kann  das  Fett  identifiziert 
werden.  Zur  quantitativen  Bestimmung  des  Fettes  in  Harzmischungen 
kann  man  sich  des  Verfahrens  von  TwitchelU)  bedienen.  Das  Pech 
(ca.  3  g)  wird  in  100  ccm  absolutem  Alkohol  gelöst  und  in  mäßig  starkem 
Strome  trockenes  Salzsäuregas  eingeleitet.  Nach  kurzem  Einleiten  treten 
Ausscheidungen  auf,  die  sich  zusammenballen.  Nach  ca.  7,  Stunde  ist 
die  Flüssigkeit  übersättigt.  Man  bringt  die  ganze  Flüssigkeit  in  ein 
großes  Becherglas,  spült  mit  etwas  absolutem  Alkohol  nach,  yerdünnt 
mit  dest.  Wasser  auf  das  Fünffache  und  kocht  so  lange,  bis  die  ganze 
Flüssigkeit  klar  geworden  ist.  Beim  Frkalten  erstarrt  die  Harzmasse 
auf  der  Oberfläche.  Man  zieht  die  saure  Flüssigkeit  ab,  wäscht  das 
Harz  und  löst  es  alsdann  in  ca.  30 — 40  ccm  Äther.  Nachdem  man  noch 
einmal  mit  dem  gleichen  Volumen  destillierten  Wassers  gewaschen, 
schüttelt  man  mit  einer  Mischung  Ton  5  ccm  10-proz.  weingeistiger  Kali- 
lauge imd  50  ccm  dest.  Wasser  tüchtig  durch.  £s  entstehen  2  Schichten; 
die  obere  ätherische  enthält  den  £ster  der  betreffenden  Fettsäure,  die  untere 
die  wäßrig  alkalische  Harzseifenlösung.  Durch  Fällen  mit  Terdünnter 
Säure  läßt  sich  daraus  das  reine  Harz  gewinnen.  Die  ätherische  Lösung 
wird  verdampft,  und  man  erhält  so  den  Ester  der  Fettsäure,  der  durch 
Kochen  mit  10-proz.  weingeistiger  Kalilauge  leicht  verseift  wird.  Waren 
dem  Peche  außer  Fett  auch  Harz-  oder  Schmieröl  zugegeben,  so  fallen  diese 
beim  Verdünnen  der  weingeistigen  Seifenlösung  mit  Wasser  vneder  aus. 

Flammpunkt.  Derselbe  wird  mit  dem  Penskyschen  Apparat 
(S.  109)  bestimmt.  Auch  die  Bestimmung  des  Flammpunktes  läßt  auf 
den  Grad  der  Reinigung  schliefen.  Je  höher  derselbe  liegt,  desto  mehr  ist 
das  Pech  von  den  flüchtigeren  Bestandteilen  befreit. 

Harzöl,  Mineralöl,  Paraffin.  Man  verseift  das  im  Alkohol 
aufgelöste  Pech  mit  dem  gleichen  Teil  einer  10-proz.  alkoholischen  Kali- 
lauge unter  Kochen  und  verdünnt  hierauf  mit  Wasser.  Bleibt  die 
Flüssigkeit  klar,  so  war  nur  Kolophonium  (Naturharz)  mit  einem  event. 
Zusatz  von  fetten  Ölen  oder  Fetten  vorhanden.  Trübt  sich  die  Flüssig- 
keit emulsionsartig,  so  ist  Harzöl  oder  Mineralöl  zugegen.  Es  kann 
durch  Auswaschen  isoliert  und  näher  geprüft  werden. 

Wachsh altige  (Pflanzenwachs)  und  mit  Paraffin  versetzte  Peche 
lösen    sich   nicht  klar  in  Alkohol.     Das  Wachs  scheidet  sich  beim  £r- 


^)  Joarn.  anal.  a.  appl.  Chem.  1891,  V,  879;   siehe   aach  Zach.  f.  d.  ges. 
Brauwesen  1893,  S.  69. 


Brauerpech.  g97 

kalten  der  heißen  Lösung  wieder  aus  und  diese  Ausscheidungen  können 
näher  geprüft  werden.  Es  gibt  also  schon  die  mehr  oder  mindere  Leicht- 
lösUchkeit  in  Alkohol  über  solche  Beimengungen  Aufschluß. 

Überhitztes  Pech  ist  nicht  Töllig  in  Alkohol  löslich.  Die  Aus- 
scheidung ist  aber  löslich  in  Aceton  und  kann  durch  Erhitzen  auf  dem 
Platinblech  als  harziger  Natur  erkannt  werden. 

Brand  picht  (Zsch.  f.  d.  ges.  Brauwesen  1893,  S.  70)  kleine,  ca. 
200  ccm  fassende  HolzfaBchen  mit  dem  auf  200^  erhitzten  Pech.  Man 
kann  an  dem  erhaltenen  Überzug  dessen  Eigenschaften  prüfen,  und  wenn 
man  destilliertes  Wasser  2  Tage  darin  stehen  läßt,  auch  einen  etwa  ab- 
gegebenen Pechgeschmack  finden. 

Flüchtige  Bestandteile.  Unter  200 <>  flüchtige  Bestandteile 
können,  in  größerer  Menge  anwesend,  die  Ursache  eines  Pechgeschmackes 
im  Biere  werden.  Um  auf  solche  Bestandteile  zu  prüfen,  erhitzt  man 
100  g  Pech  in  einer  Retorte  in  schwachem  Luffcstrom  und  fängt  die 
Destillationsprodukte  in  einer  mit  Eis  gekühlten  U-Röhre  und  in  einer 
an  dieselbe  sich  anschließenden  Waschflasche  auf.  Die  Reinheit  des 
Peches  steht  in  Beziehung  zum  Säuregrad  der  Destillationsprodukte. 
Je  besser  die  Peche  gereinigt  sind,  desto  geringer  ist  der  Säuregrad  des 
Kondensates.  In  der  Waschflasche  sanmielt  sich  hauptsächlich  Terpen- 
tinöl (Brand,  Zsch.  f.  d.  ges.  Brauwesen  1902,  S.  688). 


Untersnchung  gerbsänrehaltiger 

Pflanzenstoffe. 

Von 
Dr.  C.  Cooneler, 

Professor  der  Chemie  a.  d.  Kgl.  Forstakademie  in  Münden. 


Vorbemerkimgen  über  GerbstoifbeBtimmiuigeii. 

Die  quantitative  Analyse  hat  bei  der  Bestimmung  des  Gerbstoffs 
besondere  Schwierigkeiten  zu  überwinden.  Die  meisten  der  gerbenden 
Substanzen  sind  noch  nicht  genügend  gekannt,  um  eine  Abscheidung 
und  Wägung  derselben  entweder  im  freien  Zustande  oder  in  der  Form 
gut  charakterisierter  Verbindungen  zu  ermöglichen.  Da  aber  die  Technik 
durchaus  einer  quantitativen  Bestimmimg  des  ,,6erbwerts^  bedarf  so  sind 
zahllose  Methoden  der  Gerbstoffbestimmung  aufgetaucht.  Den  Anforde- 
rungen  der  exakten  Wissenschaft  genügt  keine  einzige  derselben.  Wohl 
aber  kann  man  für  die  Praxis  brauchbare  Resultate  erhalten,  wenn  man 
„Gerbstoff^  definiert  als  „das,  was  gerbt,  d.  h.  diejenigen  organischen 
Substanzen,  welche  durch  Haut  aus  Lösungen  aufgenommen  werden 
und  deren  Trockensubstanzgewicht  vermehren'^.  Es  werden  hierbei  in 
den  meisten  Fällen  mehrere  verschiedene  chemische  Verbindungen  sein, 
welche  man  unter  dem  Gesamtnamen  „Gerbstoff  oder  gerbende  Sub- 
stanzen^ bestimmt.  Die  Versuchsstationen  haben  bisher  derartige  quanti- 
tative Analysen  entweder  nach  der  Lö wen thal sehen  (von  v.  Schroeder 
verbesserten)  oder  nach  einer  gewichtsanalytischen  Methode  ausgeführt. 
Man  bringt  den  Gerbstoff  in  Lösung  und  ermittelt  entweder 

A.  den  Chamäleonverbrauch,  und  zwar  in  der  Kälte  (Löwen - 
thal)  oder 

B.  den  Trockensubstanzgehalt  (gewichtsanalytische  Methoden) 
eines  Bruchteils  der  Lösung  vor  und  nach  dem  Ausfällen  des  Gerb- 
stoffs mittels  Hautpulvers.  In  beiden  Fällen  wird  der  Gerbstoff 
aus  der  Differenz  berechnet.    Endlich  wird  der  Gerbstoffgehalt  bestimmt 


Hautpolyer.  gQQ 

G.  durch  Ermittelung  des  spezifischen  Gewichts  kalt 
bereiteter  wässeriger  Auszüge  (Spindelmethode);  dieses  Verfahren 
ergibt  ungenaue,  für  den  Praktiker  aber  doch  wertvolle  Resultate. 

Auch  bei  identischen  Proben  kann  nach  all  diesen  Verfahren 
(A  bis  C)  nur  dann  ein  übereinstimmendes  Resultat  von  2  verschiedenen 
Chemikern  bei  Anwendung  derselben  Methode  gefunden  werden,  wenn 
beide  genau  unter  den  gleichen  Bedingungen  arbeiten.  Für  die  Löwen- 
thal sehe  Methode  wurde  1883  eine  Yereinbarung  unter  den  meisten 
beteiligten  Laboratorien  getroffen,  welche  noch  heute,  allerdings  nicht 
mehr  von  den  leitenden  Spezial-Gerbstoffchemikem,  vielfach  befolgt 
wird;  für  das  von  diesen  angenommene  gewichtsanaljtische  Verfahren 
hat  der  ,, Internationale  Verband  der  Chemiker  für  Lederindustrie^  zuerst 
1897  in  London,  dann  1898  in  Freiberg  (Sachsen)  u.  s.  w.  eine  Verein- 
barung herbeigeführt,  welche  sich  auch  auf  Bestimmung  von  Feuchtig- 
keit u.  s.  w.  erstreckt  und  zusammenhängend  am  Schlüsse  dieses  Artikels 
beschrieben  wird. 

Alle  solche  vereinbarten  Schablonenmethoden  sind  wandelbar  imd 
werden  im  Laufe  der  Zeit  verbessert;  hier  kann  nur  der  gegenwärtige 
Stand  derselben  angegeben  werden. 

Das  Hautpulver 

als  Fällungsmittel  ist  für  die  besseren  Methoden  der  Gerbstoff bestimmung 
von  hervorragender  Wichtigkeit.  Schon  die  Löwenthal-v.  Schroeder- 
sche  Methode  erforderte  möglichst  gutes  Hautpulver;  in  noch  viel  höherem 
Grade  ist  dies  der  Fall  beim  gewichtsanaljtischen  Verfahren.  Auch  das 
vorzüglichste  Produkt  des  Handels  genügt  hier  meist  noch  nicht,  man 
muB  es  sich  selbst  weiter  reinigen,  am  besten  nach  der  von  R.  Eoch>) 
gegebenen  Vorschrift.  —  Man  wäscht  allerbestes  käufliches  Hautpulver 
aus  in  einer  weiten,  unten  mit  durchbohrtem  Korke  geschlossenen  Glas- 
röhre, die  etwa  100  g  locker  eingefülltes  Hautpulver  faßt,  und  in  der 
dann  noch  ein  Raum  von  etwa  200  ccm  frei  bleibt.  Dieser  nimmt  das 
zum  Auswaschen  verwendete  Wasser  auf.  Das  Wasser  wird  nach  Bedarf 
Ton  oben  aufgegossen,  dringt  durch  das  Hautpulver,  löst  dabei  die 
leicht  löslichen  organischen  Substanzen  auf  und  fließt  dann  wieder  ab 
durch  die  in  dem  durchbohrten  Kork  steckende  Glasröhre.  2  1  Wasser 
genügen  für  100  g  Hautpulver. 

Nach  dem  Abtropfen  des  Wassers  preßt  man  den  Rest  desselben 
so  gut  als  möglich  durch  Auswinden  passender  (kleinerer)  Mengen  Haut- 
pulver in  einem  trocknen  Leinentuch  ab,  zerkleinert  die  sich  bildenden 
Ballen,  läßt  bei  gewöhnlicher  Temperatur  an  luftigem  Orte  trocknen 


^)  Deutsche  Gerber-Zeitang  1890,  Nr.  54. 


700  Untersachang  gerbsäorehaltiger  Pflanzenstoffe. 

und  mahlt  dann  noch  einmal  durch.  —  R.  Koch  gibt  an,  daß  ein  Haut- 
pulyer,  welches  ungereinigt  0,020  g  pro  50  ccm  lösliche  organische  Sub- 
stanzen abgab  (7  g  mit  100  ccm  Wasser  behandelt),  nach  der  Reinigung 
Torstehender  Art  nur  noch  0,006  g  pro  50  ccm  lösliche  organische  Sub- 
stanz hatte  (bei  gleicher  Behandlung). 

Wem  das  Trocknen  nicht  gut  gelingt,  der  kann  durch  starken 
Alkohol  das  Wasser  Tor  der  Trocknung  aus  dem  Hautpulyer  yerdrängen; 
dann  trocknet  letzteres  bei  gewöhnlicher  Stubentemperatur,  bedeckt  mit 
Filtrierpapier,  leicht  und  rasch.  Das  so  erhaltene  Hautpulver  hat  zwar 
ein  wenig  an  Absorptionskraft  eingebüBt,  jedoch  nicht  soviel,  um  seine 
Anwendbarkeit  wesentlich  zu  beeinträchtigen. 

Eine  ähnliche  Methode,  welche  sich  namentlich  zur  Darstellung 
größerer  Mengen  gereinigten  Hautpulyers  eignet,  beschrieb  A.  BarteP). 

Zwei  Umstände  müssen  bei  der  Darstellung  Yon  Hautpulver  besonders 
streng  beachtet  werden:  1.  Nur  beste,  gesunde  Haut  darf  verwendet 
werden;  solche,  die  einen  schwachen  FäulnisprozeB  durchgemacht  hat, 
ist  unbedingt  zu  verwerfen.  2.  Das  gereinigte  Hautpulver  darf  nicht 
mit  Hilfe  höherer  Temperatur  getrocknet  werden,  denn  dadurch  werden 
neue  Mengen  von  Hautsubstanz  löslich  in  kaltem  Wasser,  ja  das  Haut- 
pulver wird  dann  nicht  selten  schlechter,  als  es  vor  der  Reinigung  war. 

Auf  Veranlassung  von  Dr.  Päfller,  Vorstand  der  deutschen  Versuchs- 
anstalt für  Lederindustrie,  stellt  neuerdings  die  Firma  Mehner&Stranskj 
in  Freiberg  (Sachsen)  ein  für  die  vereinbarte  gewichtsanalytische  Methode 
brauchbares  Hautpulver  her.  Dieses  ist  mit  reiner  Zellulose  (Filtrier- 
papierstoff) vermengt.  Der  Stickstoffgehalt  desselben,  auf  den  Wasser- 
gehalt von  18  Proz.  berechnet,  darf  nicht  imter  11,5  Proz.  heruntergehen. 


A.  Ältere  HetbodeM  der  <i(er1»«tairbe»tlBUi«iiC« 

I.  Löwenthalsche  Methode,  verbessert  durch  y.  Schroeder*). 

Prinzip.  Der  in  Lösung  gebrachte  Gerbstoff  wird  durch  Chamäleon- 
lösung von  bekanntem  Wirkungswerte  oxydiert.     Aus  der  verbrauchten 


1)  Deutoche  Gerber-Zeitung  1892,  Nr.  56. 

')  Bericht  über  die  Verhandlungen  der  Kommission  zur  Feststellung  einer 
einheitlichen  Methode  der  Gerbstoffbestimmung.  Nebst  einer  kritischen  Originai- 
untersuchung  über  die  Löwenthalsche  Methode  von  Prof.  Dr.  J.  v.  Schroeder, 
1885;  im  Auszuge:  Fresenius'  Zeitschr.  XXV  (1886),  S.  121— 132. 

Vergl.  auch  Neubauers  Untersuchungen  in:  Die  Sch&lung  der  Eichenrinden 
zu  jeder  Jahreszeit,  von  W.  Wohmann,  C.  Neubauer  und  G.  Lotichins,  1873. 

Femer:  F.  Kathreiner,  Dingl.  227,  S.  481  u.  f.;  F.  Simand,  Dingl.  244, 
S.  391  u.  f.;  246,  S.  133—140. 


Methode  yon  Löwenthal -Schroeder.  701 

ff 

Chamäleomnenge  wird  auf  die  Menge  des  Torhandenen  Gerbstoffs  ge- 
schlossen. —  Da  die  gerbstofiPhaltigen  Lösungen  im  allgemeinen  auch 
solche  reduzierenden  Substanzen  enthalten,  welche  nicht  Gerbstoffe  sind, 
so  wird  zuerst  der  Chamäleonverbrauch  (a)  der  ursprünglichen  Lösimg, 
sodann  derjenige  eines  gleichen  Volumens  der  mittels  Hautpul vers  yon 
Gerbstoff  befreiten  Lösung  (b)  festgestellt.  Die  Differenz  (a — b)  er- 
gibt den  Chamäleonyerbrauch,  welcher  der  yorhandenen  Gerbstoffmenge 
entspricht. 

Erforderliche  Chemikalien. 

1.  Chamäleonlösung.  10  g  reinstes  übermangansaures  Kalium 
werden  in  destilliertem  Wasser  zu  6  1  gelöst. 

2.  Indigolösung.  30  g  festes,  indigschwefelsaures  Natriimi 
werden  lufttrocken  in  3 1  yerdünnte  Schwefelsäure  (1 :  5  Volum)  gebracht, 
dazu  3  1  destilliertes  Wasser  gegeben  und  stark  geschüttelt,  bis  die 
Lösung  erfolgt  ist;  alsdann  wird  filtriert.  Bei  jeder  Titration  werden 
20  ccm  dieser  Indiglösung  zu  ^4  ^  Wasser  zugefügt,  diese  reduzieren 
ca.  10,7  ccm  der  Chamäleonlösung  1. 

3.  Hau tp ulyer.  MuB  weiß,  fein  wollig  sein  und  darf  an  kaltes 
Wasser  keine  Bestandteile  abgeben,  welche  Chamäleon  reduzieren.  Zur 
Sicherheit  führt   man  eine  blinde  Bestimmung  mit  3  g  Hautpulyer  aus. 

4.  Reinstes  Tannin  (siehe  unter:  Feststellung  des  Titers). 
Jede    größere  Fabrik    chemisch -pharmazeutischer  Präparate  liefert 

Chamäleon,  indigschwefelsaures  Natrium,  Hautpulyer  und  Tannin. 

Ausführung  des  Titrierens. 

Zu  der  Indiglösung  und  Gerbstoff  enthaltenden,  auf  ^4  1  verdünnten 
Flüssigkeit  läßt  man  aus  einer  Geiß  1er sehen  Glashahnbürette  die 
Chamäleonlösung  fließen. 

a)  Tröpfehnethade*  Nach  Neubauer  stellt  man  den  Hahn  der 
Bürette  so  ein,  daß  die  Chamäleonlösung  langsam  tropfenweise  (bei- 
läufig 1  Tropfen  in  der  Sekunde)  in  die  zu  titrierende  Lösung  fällt; 
während  des  Eintropfens  rührt  man  fortwährend  heftig  mit  einem  Glas- 
stabe um,  bis  eine  helle  grüne  Färbung  eingetreten  ist.  Jetzt  dreht 
man  den  Hahn  ab,  setzt  in  einzelnen,  sich  ganz  langsam  folgenden 
Tropfen  Chamäleonlösung  zu,  rührt  um  und  fährt  damit  fort,  bis  die 
Lösung  den  letzten  grünlichen  Schimmer  yerliert  und  rein  gelb  wird. 

b)  liinkubikzenUfneterverfahren.  Nach  y.  Schroeder  läßt  man 
immer  auf  einmal  1  ccm  Chamäleonlösung  einfließen  und  rührt  nach 
jedem  Zusatz  5 — 10  Sekunden  stark  um.  Ist  die  Flüssigkeit  hellgrün 
geworden,  so  läßt  man  vorsichtig  nur  2 — 3  Tropfen  auf  einmal  zufließen, 
rührt  um  und  fährt  damit  fort,  bis  die  Flüssigkeit  rein  goldgelb 
erscheint. 


702  Untersuchuiig  gerbs&urehaltiger  Pflanzenstoffe. 

Das  starkwandige  Becherglas,  welches  die  zu  titrierende  LösuDg 
enthält,  stellt  man  auf  eine  weiBe  Porzellanplatte,  um  das  Ende  der 
Reaktion  scharf  erkennen  zu  können. 

Man  hüte  sich  sorgfältig  vor  dem  Übertitrieren,  da  ein  Zurück- 
titrieren nicht  möglich  ist. 

Bei  der  Ausführung  einer  Gerbstoffbestimmung  muB  man 
möglichst  genau  dieselben  Bedingungen  einhalten  wie  bei  der 
Titerstellung. 

Der  Chamäleonverbrauch  ist  eine  Funktion  mehrerer  Variablen, 
namentlich  ist  er  abhängig  von  der  Zeit^  d.  h.  der  Geschwindigkeit,  mit 
welcher  die  Chamäleonlösung  der  zu  titrierenden  Lösung  zugemischt  wird. 

Hat  man  also  nach  der  „Tröpfelmethode^  den  Wirkungswert  einer 
Chamäleonlösimg  festgestellt,  so  muß  man  nach  derselben  Methode 
arbeiten,  wenn  es  sich  darum  handelt,  mit  dieser  Lösimg  unter  Zugrunde- 
legung des  gefundenen  Titers  (s.  w.  u.)  eine  Analyse  auszuführen. 

Feststellung  des  Titers  der  Chamäleonlösung. 

Ein  möglichst  reines  Tannin  des  Handels  wird  folgendermaßen 
geprüft.  Man  löst  2  g  lufttrocken  zu  1  1  und  bestimmt  den  gesamten 
Chamäleonyerbrauch  von  10  ccm  dieser  Lösung  (unter  Zusatz  yon  Indig- 
lösung,  deren  bekannter  Reduktionswert  abgezogen  wird,  siehe  oben). 

Femer  bestimmt  man  den  Chamäleonyerbrauch  nach  dem  Be- 
handeln mit  Hautpulyer  [50  ccm  der  Tanninlösung  werden  (in  einem 
gut  schließenden  Glasgefäß  mit  Glasstopfen)  mit  3  g  eingeweichtem  und 
zuyor  wieder  gut  ausgepreßtem  Hautpulyer  unter  öfterem  ümschütteln 
etwa  18  bis  20  Stunden  behandelt,  dann  filtriert  man  imd  titriert  wieder 
10  ccm]. 

Beträgt  der  Chamäleonyerbrauch  des  Hautfiltrats  nicht  mehr  als 
10  Proz.  des  Gesamtchamäleonyerbrauchs,  so  ist  das  Tannin  zur  Titer- 
stellung brauchbar.  Durch  Trocknen  bei  100°  bis  zum  konstanten 
Gewicht  bestimmt  man  den  Wassergehalt  desselben  und  berechnet  aus 
dem  bereits  gemachten  Versuch  („Gesamtchamäleonyerbrauch**,  siehe 
oben)  den  Titer  nach  Trockensubstanz  des  Tannins;  der  so  er- 
haltene Titer  gibt,  mit  1,05  multipliziert,  den  wahren  Titer. 

Daß  man  den  Titer  nach  Tannin,  nicht  nach  Oxalsäure  u.  dergl. 
stellt,  hat  darin  seinen  Grund,  daß  sich  bei  diesem  die  Abhängigkeit 
des  Chamäleonyerbrauchs  yon  der  Ausführung  (Schnelligkeit  u.  s.  w.)  des 
Titrierens  in  gleicher  Weise  zeigt,  wie  bei  den  der  Analyse  zu  unter- 
werfenden Gerbstoff lösungen,  während  dies  bei  Oxalsäure,  Ferro- 
sulfat  u.  s.  w.  nicht  der  Fall  ist. 


Methode  von  Löwcnthal-Schroeder.  703 

GiUigr  der  Gerbstoffanalyse« 

1.   Bereitung  der  Gerbstofflösungen. 

a)  Extrakte  löst  man  in  heiBem  Wasser  und  filtriert,  wenn  nötig. 

b)  Rohen  Gerbmaterialien  (Rinden,  Früchten,  Hölzern  u.  s.  w.) 
entzieht  man  den  Gerbstoff  am  zweckmäßigsten  mittels  des  Tharander 
Extraktionsapparates  (siehe  weiter  unten).  Man  bringt  die  abgepreßte 
Flüssigkeit  nach  dem  Erkalten  auf  1  1  bei  Eichungstemperatur  und 
filtriert,  wenn  dieselbe  nicht  gänzlich  klar  ist,  «inen  aliquoten  Teil. 

Zu  einer  Analyse  verwende  man 

20  g  Gerbmaterial,  wenn  Toraussichtlich  ca.    5 — 10  Proz., 
10  -  -  -  -  -    10—20     -    , 

5  -  -  -      noch  mehr  Prozente 

Gerbstoff  in  der  zu  analysierenden  Substanz  enthalten  sind.  Die  gerb- 
stoffreichsten Substanzen  (Quebrachoextrakt  mit  66  und  mehr  Prozent- 
gehalt u.  dergl.)  können  in  noch  geringerer  Menge  (3  g)  zur  Analyse 
genommen  werden. 

Anm.  Die  Musterziehung  ist  bei  Gerbmaterialien  ziemlich  schwierig. 
Am  besten  läßt  sich  natürlich  aus  einem  bereits  gemahlenen  und  gut 
gemischten  Material  Muster  ziehen«  Dagegen  kann  man  durch  ungeschickte 
Probeentnahme  aus  demselben  Raummeter  Eichenspiegelrinde  Muster  Ton 
5  und  von  10  Proz.  Gerbstoffgehalt  bekommen.  Über  die  zweckmäßigste 
Art,  Proben  zu  entnehmen,  sind  verschiedene  Vorschriften,  u.  a.  von 
Fr.  Kathreiner,  gegeben  worden*). 

2.    Titrieren  der  Gerbstofflösungen. 

Den  Gehalt  einer  wässerigen  Lösung  an  Gerbstoff  bestimmt  man 
nach  der  Löwenthal- v.  Schroeder sehen  Methode  durch  Titrieren  von 
10  ccm  Lösung  (vgl.  S.  701)  vor  und  nach  dem  Ausfällen  mit  Haut- 
pulver (3  g  auf  50  ccm  Lösung,  wie  bei  der  Feststellung  des  Titers). 

Die  Gerbstofflösung  muß  einen  derartigen  Gehalt  haben,  daß 
10  ccm  derselben  4 — 10  ccm  Ghamäleonlösung  reduzieren  (nicht  mehr 
oder  noch  weniger,  da  zwischen  Gerbstoffgehalt  und  Chamäleonver- 
brauch nicht  vollständige  Proportionalität  herrscht). 

Extraktionsapparate. 

Aus  der  großen  Zahl  derselben  sei  hier  nur  erwähnt  der  Tharander 
Extraktionsapparat  („Flaschenextraktor")  von  v.  Schroeder  und 
R.  Koch.  —  In  ein  weitmündiges,  starkwandiges  Glas  B  (s.  Fig.  93), 


^)  Veigl.  auch  unter  C. :  Vereiabartes  gewichtsanalytisches  Verfahren  (Anfang). 


704  Untorenchimg  gerbs&urehaJtiger  PfluuenetoSe. 

welches  300  ccm  faßt,  bringt  man  zunächst  eine  etwa  1  cm  hohe  Schicht 
Seesand,  der  mit  heiSer  Salzsäure  und  darauf  mit  Wasser  völlig  extra- 
hiert, später  gut  getrocknet  ist,  sodann  das  zu  extrahierende  Gerb- 
material <?,  feuchtet  dasselbe  mit  Wasser  au,  füllt  dann  das  Gefaü  B 
mit  Wasser  and  setzt  einen  genau  Schlieflenden,  doppelt  durchbohrten 
Gnmmistopfen  auf. 

Pig.  9S. 


Durch  die  eine  Durchbohrung  geht  eine  3  mal  rechtwinklig  ge- 
bogene Glasröhre  H,  deren  eines  Ende  dicht  unter  dem  Gnmmistopfen 
abgeschnitten  ist;  durch  die  andere  Durchbohrung  ist  ein  ebenfalls  recht- 
winklig gebogenes  Rohr  geführt,  welches  fast  bis  auf  den  Boden  des 
Extraktion» gefäßes  B  reicht  und  sich  am  unteren  Ende  bauchig  er- 
wettert  {F).  Am  besten  stellt  man  dasselbe  aus  einem  sogen.  Glocken- 
trichterrohr  her,  wie  solches  für  Gasentwicklung  häufig  gebraucht  wird; 
man  steckt  selbiges  durch  die   Durchbohrung    des   Gummistopfens    und 


Eztraktionsappaxate.  705 

biegt    es    sodann    rechtwinklig.      Die    Glocke  F  hat   unten    einen    vor- 
springenden Rand  und  ist  mit  einer  doppelten  Lage  Beuteltuch  (Müller- 
gaze)    dicht  umbunden,    so    daß    zwar   Flüssigkeiten,    nicht   aber   feste 
Stoffe   aus  B  nach  F  passieren  können.  Das  untere  Ende  Ton  F  ragt 
bis  in  den  Seesand  hinein.     Man   stellt  das  gänzlich  gefüllte  und  mit 
dem    die  Röhre  H  und   den    Trichter  F  tragenden    Gummistopfen    ge- 
schlossene Extraktionsgefäß  B  auf  Filtrierpapier  in  das  von  einem  Drei- 
fuße   getragene    Wasserbad    E^    befestigt    den    Gummistopfen    gänzlich 
dicht   und    sicher  mittels  eines   Champagnerknotens,  füllt   auch    das 
Rohr  H  mit  Wasser  und  verbindet  es  bei  b  durch  einen  Gummischlauch 
mit  dem  Druckrohr  «/,  welches  aus  dem  mindestens  2  1  Wasser  fassenden 
Reservoir  A  mit  Wasser  gefüllt  wird,     a  und  h  sind  mit  je  2  Schrauben 
versehene  Quetschhähne  ^),  welche  den  Wasserzufluß  zu  regulieren  oder 
nach  Bedarf  abzustellen  gestatten.    Die  Druckhöhe  der  Wassersäule  be- 
trage   ca.    ly^  m.  —  Durch  den  mit    ebenfalls  2  Schrauben    tragendem 
Quetschhahn  versehenen  Gummischlauch  bei  c,  der  zimächst  geschlossen 
ist,    kann    das  Trichterrohr   mit   dem    rechtwinklig   gebogenen,   in    den 
Literkolben  C  mündenden  Abflußrohr  in  Verbindung  gesetzt  werden.  — 
Dieser  Apparat    gestattet    die    gesonderte    Bestimmung    des    leicht   und 
schwer    löslichen    Gerbsto£fes,    ohne    daß    man    nötig    hat,    das    Gerb- 
material in  einen  anderen  Apparat  zu  bringen;  nachdem  dasselbe  bei 
geö&etem  Quetschhahn  a  und  6,  während  c  geschlossen  ist,  dem  Druck 
der  angegebenen  Wassersäule  15  Stunden  lang   ausgesetzt   gewesen  ist, 
hat  man  nur  nötig,  den  .Quetschhahn  bei  c  zu  öffnen  und  den  Abfluß  so 
zu  regulieren,  daß  das  1  1  fassende  Gefäß  C  in  2  Stunden  bis  zur  Marke 
gefüllt  ist.     Dieses  enthält  alsdann  den  leichtlöslichen  Gerbstoff.     Man 
stellt  sodann  bei  c  den  Abfluß   fast  völlig  ab,    setzt  ein   neues  Liter- 
gefaß  unter,  erhitzt  das  Wasserbad  E  durch  die  untergesetzte  Flamme  D 
bis   zum  Sieden  imd  preßt  nunmehr  den  schwer  lösbaren  Gerbstoff  (in 
Lösung)  ab. 

Will  man  den  Gesamtgerbstoff  bestimmen,  so  wird  gleich  vom 
Beginn  des  Abpressens  an  das  Wasserbad  E  allmählich  zum  Sieden 
erhitzt.  Die  ersten  500  ccm  werden  bei  einer  50®  C.  nicht  übersteigen- 
den Temperatur  extrahiert,  dann  steigert  man  die  Temperatur  rasch  bis 
zum  Sieden. 

Die  Löwenthal  sehe  Methode  in  der  hier  beschriebenen  Form  kann 
zur  Lösimg  vieler  fQr  die  Praxis  wichtiger  Fragen  dienen  und  hatte  sich  mit 
Recht  sehr  eingebürgert.  Leider  werden  jedoch  sehr  häufig  Löwenthal  sehe 
Prozente  mit  Gewichtsprozenten  verwechselt.  Wenn  die  Analyse  in  einer 
Fichtenrinde  10  Proz.  Gerbstoff  nach  Löwenthal  findet,  so  heißt  dies: 


')  Geübte  können  den  Quetschhahn  a  weglassen. 
Unten ttchung^n.  5.  Aufl.  HE.  45 


706  Unteniichang  gerbsäurehaltiger  Pflanzenstoffe. 

der  aus  dieser  Fichtenrinde  extrahierbare  Gerbstoff  reduziert  (unter  den 
bekannten  Bedingungen)  soviel  Chamäleon,  wie  wenn  10  Proz.  Tannin  in 
dieser  Rinde  enthalten  wären.  Dagegen  kann  das  betreffende  Material 
17  Gewichtsprozente  enthalten.  Daß  man  nicht  Sumach  mit  Fichtenrinde 
durch  Nebeneinanderstellen  der  Prozente  Löwen th als  vergleichen  könnte, 
war  längst  bekannt.  Dagegen  glaubte  man,  Sumach  mit  Sumach  u.  s.  w., 
überhaupt  verschiedene  Muster  derselben  Art  Gerbmaterial  miteinander 
auf  Grund  der  L ö  wen tha Ischen  Zahlen  vergleichen  zu  können.  Unter- 
suchungen der  Wiener  Versuchsstation')  wiesen  indes  die  Unrichtigkeit 
dieser  Voraussetzung  nach.  Das  Verhältnis  zwischen' Löwen thal sehen 
Prozenten  und  Gewichtsprozenten  ist  auch  bei  ein  und  demselben  Gerb- 
material kein  konstantes,  namentlich  zeigen  sich  bei  Eichen-  und  Fichten- 
lohe sehr  starke  Differenzen  bezw.  Variationen. 

Ahnliches  geht  aus  den  Untersuchungen  von  Zeumer  hervor,   der 
im  Laboratorium  v.  Schroeders  arbeitete^). 


n.  Die  aräometrische  (Spindel-)  Methode. 

Eine  höchst  einfache  Methode,  nur  zur  annähernden  Bewertung 
von  Gerbmaterialien,  die  für  den  Praktiker  meist  reichlich  genügt,  hat 
V.  Schroeder  angegeben.  Eine  gewogene  Menge  (für  jede  Art  Gerb- 
material vorgeschrieben,  50  g,  100  g  etc.)  des  zu  untersuchenden,  bis  zu 
einem  bestimmten  Feinheitsgrade  zerkleinerten  Materials  wird  mit  1  I 
kaltem  Wasser  in  einem  weitmündigen,  fest  zu  verschließenden  Pulver- 
glase 24  Stunden  digeriert.  Man  filtriert  und  bestimmt  das  spezifische 
Gewicht  durch  eine  Baumespindel  von  sehr  feiner  Teilung.  Die  Resultate, 
welche  man  unter  gehöriger  Berücksichtigung  der  Temperatur  erhält, 
sind  über  Erwarten  befriedigend.  Für  jedes  Gerbmaterial  sind  besondere 
Tabellen  zur  Bestimmung  des  Gerbstoffsgehaltes  aus  den  Hunderstel- 
Baumegraden  von  v.  Schroeder  gegeben  worden^);  bezüglich  der  Einzel- 
heiten verweise  ich  auf  die  Originalabhandlungen: 

Einfache  Methode  zur  Bewertung  von  Eichenrinde:  Deutsche 
Gerber-Zeitung  1889,  Nr.  70,  72;  Fichtenrinde:  ebenda,  97,  98;  Mimosen- 


')  Der  Gerber  1887,  S.  2ff.:  Neue  Methode  der  Gerbstoff  bestimm  ang 
in  Gerbmaterialien,  verbuDden  mit  dem  Nachweise  eines  prinzipiellen  Fehlere  der 
sogen.  Löwen  tha  Ischen  Methode. 

*)  Tharander  forstliches  Jahrbuch  1886,  Bd.  36,  S.  141—211. 

*)  Gerberei-Chemie.  Sammlung  von  Aufsätzen  von  Prof.  v.  Schroeder, 
1898  herausgeg.,  S.  259,  300  ff.  Die  „Spindelmethode*  ist  auch  besondere  er- 
schienen unter  dem  Titel:  Einfache  Methode  zur  Bewertung  der  Gerbmaterialien. 
Praktische  Anleitung  für  Gerber  u.  s.  w. 


Feuchtigkeitsbestimm  QDg.  707 

rinde:  103,  104;  Valonea:  1890,  Nr.  46,  47;  Myrobalanen:  49,  50; 
Sumach:  52,  53;  Bividivi:  58,  59;  Algarobilla:  64.  Korrektion  der 
Ablesungen  nach  der  Temperatur:  Nr.  96. 

Die  2  dazu  nötigen  Aräometer  (von  0 — 2  bezw.  bis  5^  Be.)  können 
z.  B.  Ton  Fr.  Hugershof f,  Leipzig,  bezogen  werden. 


m.  Anhang. 

1.  Feuchtigkeitsbestimmung.  2 — 3  g  Gerbmaterial  trocknet 
man  bei  100 — 110^  bis  zum  konstanten  Gewicht  und  berechnet  aus  dem 
Gewichtsverlust  den  Feuchtigkeitsgehalt  in  Prozenten. 

Da  die  Gerbmaterialien  im  allgemeinen  einen  nach  Jahreszeit, 
Luftfeuchtigkeit  u.  s.  w.  wechselnden  Wassergehalt  zeigen,  so  gehört  die 
Feuchtigkeitsbestimmung  notwendig  zur  Analyse  eines  Gerbmaterials. 
Um  die  Resultate  zweier  Analytiker,  gefunden  für  dasselbe  Material, 
y ergleichen  zu  können,  mu£  man  die  für  Gerbstoff  gefundenen  Zahlen 
auf  den  gleichen  Feuchtigkeitsgehalt  umrechnen.  Die  Angabe  des  Prozent- 
gehaltes an  Gerbstoff,  berechnet  auf  100  Teile  wasserfreier  Substanz 
(Trockensubstanz),  hat  oft  wenig  Wert  für  die  Technik.  Manche  rechnen 
die  für  Gerbstoff  gefundenen  Prozentzahlen  um  auf  einen  „durchschnitt- 
lichen Wassergehalt^.  Nach  Versuchen  von  ▼.  Schroeder*)  beträgt 
dieser  für  Sumach  12  Proz.,  Eichenlohe  13  Proz.,  für  Fichtenrinde, 
Mimosenrinde,  Yalonea  und  Quebrachoholz  14,5,  Algarobilla,  Dividivi 
13,5,  BoYC  15,  Enoppem  16,5  Proz.  u.  s.  w. 

So  bequem  diese  umgerechneten  Zahlen  häufig  für  den  Gerber 
sind,  so  muB  doch  immer  festgehalten  werden,  daß  sie  nur  Näherungs- 
werte sein  können.  Schon  innerhalb  Deutschlands  schwanken  die 
Feuchtigkeitsgehalte  je  nach  der  Luftfeuchtigkeit  u.  s.  w.  recht  bedeutend; 
in  anderen,  namentlich  heiBen  Ländern  können  obige  Zahlen  noch 
weniger  Geltung  beanspruchen.  Der  Chemiker  gibt  am  besten  nur  die 
tatsächlich  gefundenen  Zahlen  für  Feuchtigkeitsgehalt  u.  s.  w.  an. 

2.  Bestimmung  der  zuckerähnlichen  Stoffe. 

Man  fallt  aus  den  zu  untersuchenden,  wie  gewöhnlich  durch  Ex- 
traktion oder  direkte  Lösung  erhaltenen  gerbstoffhaltigen  Flüssigkeiten 
den  Gerbstoff  durch  essigsaures  Blei,  entbleit  mit  schwefelsaurem  Kalium 
oder  Natrium  und  bestimmt  im  Filtrate  die  zuckerähnlichen  Stoffe  (als 
Traubenzucker  zu  berechnen)  nach  Allihn  oder  Soxhlet  (S.  558). 


>)  Deutsche  Gerber-Zeitung  1888,  Nr.  61;  Gerberei-Chemie,  S.  46. 


45' 


708  Unt^rsuchiing  gerbsäarehaltiger  Pflanzenstoffe. 


B.  Heneste«  Tereinbartes,  ifewiehtottnalytlselie« 
Terfahrem  der  Oerlwitoffbegtiaiwuing , 
mmeh  den  BeseUlbsen  der  Inteniatleiialen  Keafere 

der  Cheatiker  für  Iiederladastrle 

(erste  in  London  1897|  siebente  in  Tarin  1904). 

Anm.  Diese  Angaben  mußten  zum  großen  Teile  wörtlich  den 
Berichten  über  die  Gerbstoffchemiker- Konferenzen,  besonders  die  erste 
zu  London,  entnommen  werden.  Zusätze  sind  nur  da  gemacht  worden, 
wo  dies  zum  Verständnisse  unerläßlich  erschien. 


L  Probenahme  vom  ganzen  Warenposten. 

Bei  flüssigen  Extrakten  müssen  mindestens  5  Proz.  der  Fässer 
so  ausgewählt  werden,  daß  deren  laufende  Nunmiem  möglichst  weit- 
auseinander  liegen.  Von  diesen  nimmt  man  die  2  obersten  Reifen  und 
den  Deckel  ab;  dann  ist  mit  einem  geeigneten  Rührer  (zweckmäßig  ist 
eine  kräftige,  hölzerne  Stange,  die  an  ihrem  Ende  eine  kreisförmige, 
durchlöcherte  Scheibe  trägt)  der  Inhalt  gründlich  zu  mischen  und  be- 
sonders Rücksicht  darauf  zu  nehmen,  daß  auch  aller  den  Böden  und 
Seiten  anhängende  Absatz  gleichmäßig  daruntergerührt  wird.  Alle  Muster 
müssen  in  Gegenwart  einer  verantwortlichen  Person  gezogen  werden. 

Bei  etambier  und  dUskteigfömUgen  BMraMen  wird  die  Probe 
von  nicht  weniger  als  5  Proz.  der  Blöcke  gezogen,  und  zwar  in  der 
Weise,  daß  aus  jedem  Blocke,  an  7  Stellen  desselben,  mit  einem  röhren- 
förmigen Instrumente,  das  den  Block  in  seiner  ganzen  Dicke  durch- 
dringen soll,  Muster  entnommen  werden.  Ein  solches  Instrument  aus 
Messing,  ganz  wie  ein  Eorkbohrer  gestaltet,  jedoch  etwa  36  cm  lang  und 
mit  ca.  3  cm  im  Durchmesser  haltendem  Rohr,  ist  Ton  Fr.  Eath reiner 
angegeben  worden;  durch  Kolben  oder  Stößel  aus  massivem  Messing 
oder  Holz  stößt  man  die  im  Rohr  dieses  Probeziehers  befindliche  Masse 
heraus,  welche  als  Probe  genommen  ist^). 

Fette  Extraiktef  ebenfalls  von  5  Proz.  des  Warenpostens  und  in 
genügender  Menge  (um  ein  brauchbares  Durchschnittsmuster  zu  geben) 
von  dessen  äußeren  und  inneren  TeUen  genommen,  sollen  klein  ge- 
schlagen werden. 


')  Abbildung  und  genaue  Beschreibang  siehe  H.R.  Procter  and  J.  G. 
Parker,  International  Association  of  Leather  Trades  Chemists.  First  Conference, 
London  1897,  p.  122. 


Interoatioiiale  Bestiinmimgen.    Probenahme.  709 

In  letzteren  beiden  Fällen  sind  die  Muster  rasch  zu  mischen  und 
sofort  in  eine  luftdichte  Büchse  zu  verschließen,  zu  siegeln  und  mit 
Aufschrift  zu  versehen. 

Yon  VaUmea,  AlgarobiUa  und  aUen  Übrigen  CferhfnateriaUen, 

welche  Staub  oder  Fasern  enthalten,  sollen  die  Muster  gezogen  werden, 
indem  man  zum  wenigsten  von  5  Proz.  der  Säcke  deren  Inhalt  auf  einem 
glatten,  sauberen  Boden  in  Lagen  (Schichten)  übereinander  ausbreitet. 
Aus  diesem  Haufen  werden  nim,  senkrecht  zu  dessen  Oberfläche  und 
bis  zum  Boden  greifend,  an  mehreren  Stellen  Muster  entnommen  und 
diese  gut  gemischt.  Wo  dies  nicht  geschehen  kann,  muB  das  Muster 
aus  der  Mitte  einer  genügenden  Anzahl  von  Säcken  genommen  werden. 
Während  es  sich  empfiehlt,  Yalonea  und  die  meisten  übrigen  Materialien 
dem  Chemiker  gemahlen  zu  übersenden,  ist  es  jedoch  vorzuziehen, 
daß  Dividivi  und  Algarobilla  ungemahlen  seien. 

Bei  Rinde,  die  ungeschnitten  ist,  und  bei  anderen  Gerbmaterialien 
in  Bündeln  werden  von  mindestens  3  Proz.  derselben  aus  deren  Mitte 
kurze  Abschnitte  entnommen,  mit  einer  Säge  oder  scharfem  Beile.  Gute 
Mischung  und  Verpackung  ist  auch  hier  selbstverständlich. 

Muster,  welche  mehr  als  einem  Chemiker  zur  Beurteilung 
vorgelegt  werden  sollen,  müssen  als  ein  einziges  Muster  gezogen,  gut 
gemischt  und  in  die  erforderliche  Anzahl  von  Anteilen  (nicht  weniger 
als  drei)  zerlegt  werden,  welche  sofort  passend  zu  verpacken,  zu  ver- 
siegeln und  mit  Aufschrift  zu  versehen  sind. 

n.  Vorbereitiing  der  Proben  für  die  Analyse. 

FlüaHge  XkKSir€Ucte  müssen  unmittelbar  vor  dem  Auswägen  (welches 
raschestens  geschehen  soll,  um  Verlust  von  Feuchtigkeit  zu  vermeiden) 
nochmals    flink   und   gründlich  gemischt  werden.     Besonders  achte  man 
darauf,    daß    der  Satz,    welcher   in   vielen  Fällen    auf   dem  Boden    der 
MuBterflaschen  sich  befindet,  gleichmäßig  aufgerührt  wird.   Nach  Paß  1er 
(„Collegium"  1904,  S.  83)  verfährt  man  folgendermaßen,  um  die  während 
des  Auswägens  auf  einer  feinen  Wage  entstehenden  Feuchtigkeitsverluste 
zu  vermeiden.     Ein  verschließbares  Wägegläschen  wird  auf  feiner  Wage 
genau    ausgewogen,    sodann    auf   einer   gewöhnlichen   Wage    austariert, 
welche  bis    auf  0,1  g  genau  wiegt.     Alsdann  setzt  man  das  der  abzu- 
wägenden Extraktmenge  entsprechende  Gewicht  auf  die  Wagschale  und 
bringt  rasch  diese  Extraktmenge  ins  Gläschen.   Man  verschließt  dasselbe 
und  wägt  es  dann  nochmals  auf  der  feinen  Wage.   Ich  kann  aus  eigener 
^Erfahrung  dieses  scheinbar  umständliche  Verfahren  als  gut  bezeichnen. 
Dicke  Extrakte,    welche    sonst  nicht  gemischt  werden   können,    mögen 
auf  50®  C.  erwärmt  und  gerührt  werden,    sind  aber  hierauf  rasch  abzu- 


710  Untersachimg  gerbsäarehaltiger  Pflanzenstoffe. 

kühlen,  ehe  sie  gewogen  werden.  Bafl  diese  Behandlung  vorgenommen 
sei,  ist  in  dem  analytischen  Berichte  ausdrücklich  anzugeben. 

Feste  EoctraMe  sollen  gröblich  gepulvert  und  gut  gemischt  werden. 

Teigige  Eactrakle  werden  rasch  in  einer  Reibschale  gemischt,  und 
die  erforderliche  Menge  wird  so  rasch  als  möglich  ausgewogen,  um 
Feuchtigkeitsverlust  zu  vermeiden. 

Wenn  Extrakte  teHweiae  trocken  und  telhceiee  feucht  eindt 
so  daß  keines  der  oben  genannten  Verfahren  angewandt  werden  kann, 
soll  das  ganze  Muster  gewogen  und  bei  gewöhnlicher  Temperatur  so 
weit  getrocknet  werden,  daß  es  gepulvert  werden  kann.  Hierauf  wird 
es  wieder  gewogen,  und  der  Gewichtsverlust  als  Feuchtigkeit  in  Rech- 
nung gebracht. 

In  Fällen,  wie  bei  Gambier,  wo  es  nicht  möglich  ist,  durch  Mahlung 
oder  andere  mechanische  Mittel  die  Bestandteile  des  Musters  gründlich 
zu  mischen,  ist  es  erlaubt,  das  Ganze  oder  einen  großen  Teil  desselben 
in  einer  kleinen  Menge  heißen  Wassers  zu  lösen  und,  unmittelbar  nach 
gründlichem  Durchmischen,  einen  Anteil  der  starken  Lösung  zur  Analyse 
auszuwägen. 

Von  Rinden  und  anderen  festen  Gerbmaterialien  soll  das  ganze 
Muster  oder  nicht  weniger  als  250  g  in  einer  Mühle  so  fein  gemahlen 
werden,  daß  es  durch  ein  Sieb  geht,  das  5  Drähte  auf  den  Zentimeter, 
also  25  Löcher  im  Quadratzentimeter  hat.  Wenn  Materialien,  wie 
manche  Rinden  und  Dividivi,  faserige  Anteile  enthalten,  die  nicht  so 
fein  gemahlen^  werden  können,  soll  das  gemahlene  Muster  gesiebt  werden; 
nun  wägt  man  den  durch  das  Sieb  gegangenen  und  den  auf  dem  Sieb 
gebliebenen  Anteil  jeden  für  sich  und  vereinigt  dann  für  die  Analyse 
die  entsprechenden  Gewichtsmengen  der  beiden  Anteile. 

nL  Herstellnng  des  Ansznges. 

Die  Stärke  der  Gerbstofflösung  soll  so  bemessen  sein, 
daß  100  ccm  derselben  0,35  bis  0,45  g  gerbende  Substanzen 
enthalten. 

Die  Menge  der  einzuwägenden  Extrakte  soll  eine  bestimmte  sein, 
damit,  falls  verschiedene  Chemiker  dasselbe  Material  zu  analysieren 
haben,  mit  Lösungen  von  gleicher  Konzentration  gearbeitet  wird,  und 
infolgedessen  die  nicht  zu  vermeidenden  Fehlerquellen  die  gleichen  sind. 
Daher  sollen  im  allgemeinen 

bei  festen  Extrakten  Mengen  innerhalb  der  Grenzen  von  5 — 7    g 

bei  teigförmigen  von  über  1,2  spez.  Gew.  9 — 12  - 

bei  flüssigen  von  mehr  als  1,15  spez.  Gew.  12 — 18  - 

bei  flüssigen  von  unter  1,15  spez.  Gew.  18 — 20  - 


IntematioDale  Bestimmungen.    Herstellung  des  Auszuges.  711 

eingewägt  werden.  Oberste  Regel  muß  jedoch  sein,  daB  der 
Gehalt  von  100  com  der  zu  analysierenden  Gerbstofflösung 
(Extraktlösung  u.  s.  w.)  0,35 — 0,45  g  gerbende  Stoffe  betrage. 

Für  Rinden  und  andere  rohe  vegetabilische  Gerbmaterialien  sind 
Ton  Paß  1er  (zur  Erzielung  der  eben  angegebenen  Konzentration)  fol- 
gende Zahlen  vorgeschlagen  worden:  für  Algarobilla  9  g,  Canaigre  18, 
Diyidivi  9,  Eichenlohe  36,  Eichenholz  50,  Fichtenlohe  32,  Garouille  16, 
Hemlockrinde  32,  Kastanienholz  45,  Knoppem  12,  Mimosa  12,  Man- 
grovenrinde  10,  Myrobalanen  12,  Quebracho  22,  Rove  und  die  übrigen 
Gallen  im  allgemeinen  12,  Sumach  16,  Valonea  14  (Trillo  10),  Weiden- 
lohe 36,  gebrauchte  Materialien  50  g. 

Auflösung  von  Extrakten. 

Eine  genügende  Menge  soll  in  einer  bedeckten  Schale  oder  in 
einem  bedeckten  Becherglas  abgewogen  und  von  da  aus  nach  und  nach 
mit  einem  Liter  kochendem  Wasser  in  einen  Literkolben  übergespült 
werden.  Dann  füllt  man  den  Literkolben  unter  beständigem  ümschütteln 
bis  nahe  zum  Beginn  des  Flaschenhalses  mit  heißem  Wasser  auf;  hat 
sich  noch  nicht  alles  gelöst,  so  setzt  man  den  Literkolben  noch  einige 
Minuten  auf  das  kochende  Wasserbad.  Nachdem  man  gut  umgeschüttelt 
hat,  bringt  man  die  Flasche  unter  laufendes,  kaltes  Wasser,  oder  kühlt 
anderweitig  rasch  auf  womöglich  17,5^  C,  jedenfalls  aber  auf  eine 
Temperatur  zwischen  15  und  20^  C.  herunter  (aber  nicht  noch  weiter!), 
füllt  bis  zur  Marke  auf,  mischt  gründlich  und  schreitet  sofort  zur 
Filtration. 

Die  Filtration  durfte  früher  durch  Schleicher  und  Schülls 
Filtrierpapier  No.  605  extrahart  erfolgen  und  durfbe  unterbleiben,  wenn 
die  Extraktlösung  absolut  klar  erschien.  Vom  15.  März  1905  an  muß 
dagegen  jede  Gerbstoff lösung  filtriert  werden  unter  Anwendung  der 
Berkefeld-Filtrierkerze,  welche  zuerst  von  Dr.  Parker  und  Payne 
für  die  Gerbstoffanalyse  eingeführt  wurde. 

Während  Papierfilter  merkliche  Mengen  Gerbstoff  aus  wässeriger 
Lösimg  au&ehmen,  tut  dies  die  Berkefeld-Filtrierkerze  nicht.  Sie  kann  in 
Terschiedenen  Größen  (z.  B.  Länge  6,  Durchmesser  1 Y,  cm  und  10 :  ca.  3  cm) 
gekauft  werden.  Um  sie  von  Eisenverbindungen  und  anderen  Verun- 
reinigungen zu  befreien,  welche  die  Gerbstoff  lösung  yerändem  würden, 
kocht  man  dieselben  mit  reiner,  10-proz.  Chloi^asserstoffsäure,  wäscht 
sehr  gut  erst  mit  salzsäurehaltigem,  dann  mit  reinem  Wasser  aus  und 
trocknet  schließlich.  —  Die  Filterkerzen  sind  zylindrisch,  am  einen 
Ende  gewölbt  und  geschlossen,  am  andern  Ende  offen,  mit  einer  tiefen 
Höhlung  versehen  (inwendig  hohl).  Nachdem  sie  gereinigt  und  getrocknet 
sind,  wird  mittels  Schellacks   an  das  offene  Ende  ein  Glasrohr  von  ge- 


712 


Untttreachang  g6rbs&arehaltiger  Pflanzenstoffe. 


Fiff.  94. 


Fig.  95. 


eigneter  Größe  befestigt,  welches  man  wenige  nun  in  die  Höhlung  ragen 
läßt;  dieses  Glasrohr  steckt  man  durch  einen  Trichter,  indem  zwischen 
beiden  ein  dicht  schließender  Gummistopfen  (vergl.  Fig.  95)  angebracht 
wird.  Den  mit  der  reinen  Kerze  beschickten  Trichter  bringt  man  nun 
auf  eine  Filtrierflasche,  welche  durch  Gummischlauch  mit  einer  Wasser- 
luftpumpe in  Verbindung  gesetzt 
wird.  Nun  kann  man  die  Lösung 
filtrieren;  man  gießt  sie  in  den 
Trichter  und  evakuiert  stark 
(bis  auf  40  nmi),  worauf  man 
den  Gummischlauch  durch  einen 
Quetschhahn  gänzlich  abschließt 
und  von  der  Luftpumpe  abnimmt. 
Daß  die  Gummiverschlüsse  gut 
schließen  müssen,  ist  selbstver- 
ständlich. In  etwa  einer  Viertel- 
stunde filtrieren  ^4,  oder  doch  die 
Hälfte  des  zur  Analyse  bestimm- 
ten Liters  Lösung.  Die  ersten  150 
oder  200  ccm  werden  verworfen, 
dann  filtriert  man  etwa  500  ccm 
und  entnimmt  diesen  die  abzu- 
messenden Quantitäten  für  die 
Analyse.  Da  das  Vakuum  wäh- 
rend des  Filtrierens  immer  ab- 
nimmt, so  ist  der  Verlust  durch 
Verdunstung  geringer  als  bei  dem 
früheren  Verfahren.  Man  kann 
den  Trichter  mit  einer  Glasplatte 
bedecken,  um  auch  hierdurch  den  „Verlust  durch  Verdunstung^  möglichst 
einzuschränken.  —  Dicke  Lösungen  von  Quebrachoextrakt  filtrieren  häufig 
bald  langsam,  doch  kann  man  dadurch  die  Geschwindigkeit  wieder  er- 
höhen, daß  man  mit  einer  steifen  Bürste  (Zahnbürste),  die  man  vorher 
mit  einer  besonderen  Portion  der  Flüssigkeit  gewaschen  hat,  die  Kerze 
abbürstet,  (Parker  und  Payne,  „GoUegium^  120  (1904)).  Nach  beendigter 
Filtration  reinigt  man  die  Kerze,  indem  man  sie  aus  dem  Trichter 
nimmt  und  mit  einer  steifen  Bürste  (s.  0.)  unter  dem  geöffiieten  Hahne 
der  Wasserleitung  gründlich  abbürstet.  Man  setzt  sie  dann  wieder  in 
einen  Trichter  und  saugt  mindestens  1 1  destilliertes  Wasser  hindurch;  dann 
ist  die  Kerze  wieder  gebrauchsfertig.  Neuerdings  nimmt  man  die  Kerze 
11  cm  lang,  3  cm  breit  und  befestigt  sie  mittels  Gummibandes  in  einer 
trichterförmigen  Erweiterung  des  Abflußrohres  („CoUegium**  Xo.  144). 


Internationale  Bestimm  angen.    Ausziehen  von  Rinden  etc.  713 

Ausziehen  fester  Gerbmaterialien  (Rinden  u.  s.  w.). 

Von  diesen  wird  soviel  abgewogen,  daß  eine  Lösung  von  yor- 
geschriebener  Stärke  entstellt  (s.  o.,  0,85 — 0,45  gerbende  Substanzen  in 
100  ccm).  Nicht  weniger  als  500  ccm  des  Auszuges  sollen  hergestellt 
werden  bei  einer  Temperatur,  die  50^  G.  nicht  übersteigt,  worauf  dann 
dieselbe  rasch  auf  100®  erhöht  wird.  Man  setzt  das  Ausziehen  so  lange 
fort,  bis  das  Durchgelaufene  1  1  beträgt. 

Bei  der  Extraktion  fester  Gerbmaterialien  ist  die  Anwendung  des 
Apparates  von  B.  Weiß,  welcher  im  Prinzip  dem  von  Soxhlet  zur 
Fettbestimmimg  angegebenen  ähnelt,  verboten. 

Der  Kochsche  Extraktionsapparat  („Flaschenextraktor",  s.  S.  704) 
darf  verwendet  werden;  der  Meßkolben,  in  welchen  bei  diesem  die 
Lösung  abfließt,  darf  aber  während  der  Extraktion  nicht  gekühlt  werden. 
Ahnlich  dem  Koch  sehen  Extraktionsapparate  ist  der  „Heber- 
extraktor^,  zur  Anwendung  der  sogen.  „Becherglasmethode^,  be- 
schrieben von  Procter^),  welche  von  den  englischen  Chemikern  vielfach 
bevorzugt  wird.  Das  zu  extrahierende  Material  wird  in  einem  offenen 
Becherglase  von  fast  7,  1  (16  Unzen)  Inhalt  in  ein  Wasserbad  gestellt. 
Dicht  über  dem  Boden  dieses  Glases  befindet  sich  ein  Glockentrichter, 
der  an  seinem  breiten  Ende  mit  Seidengaze  überbunden  ist.  Derselbe 
wird  umgeben  von  einer  ca.  2  cm  hohen  Schicht  extrahierten  Seesandes, 
über  diesem  liegt  das  Gerbmaterial. 

Das  lange  Rohr  des  Trichters  ist  zweimal  rechtwinklig  gebogen 
und  bildet  so  einen  Heber,  dessen  langes,  äußeres  Ende  noch  durch 
ein  Glasrohr  verlängert  wird.  Man  befestigt  dieses  mittels  eines  kurzen 
Kautschukschlauches,  an  welchem  sich  ein  Schraubenquetschhahn  befindet, 
um  den  Abfluß  damit  regulieren  zu  können.  Das  Gerbmaterial  über- 
schichtet man  mit  kaltem  Wasser  und  läßt  dies  über  Nacht  oder  doch 
einige  Stunden  einziehen.  Dann  erhitzt  man  das  Wasserbad  und  setzt  den 
Heber  in  Tätigkeit,  indem  man  vorsichtig  ansaugt.  Etwa  500  ccm  sollen 
ablaufen,  ehe  die  Temperatur  50^  übersteigt^);  dann  erhöht  man  diese 


')  Joam.  See.  Ghem.  Ind.  1892,  3dl;  Bericht  über  die  Verhandlongen  der 
Londoner  Gerbstoffchemiker-Konferenz,  S.  75  ff.  (eDglisch). 

^  Extrahiert  man  yon  Anfang  an  mit  Wasser  von  100^,  so  erhält  man 
nicht  das  Maximum  des  Gerbstoffs  in  Lösung;  teils  wird  von  diesem  etwas  zer- 
stört, teils  und  noch  mehr  wird  Grerbstoff  fixiert  bezw.  absorbiert,  wenn  er  in  Be- 
rührung mit  dem  za  extrahierenden  Material  gekocht  wird  (Fiebing,  Palmer  und 
Hughes,  Parker  and  Procter).  Bei  üntersachongen  von  gebrauchten  Gerb- 
materiaUen  soll  es  in  solchen  F&llen,  wo  es  nnmöglich  erscheint,  bei  Einhaitang 
der  vom  Internationalen  Verein  der  Ledeiindastrie-Ghemiker  für  die  Extraktion 
aufgestellten  Regeln  eine  Lösnng  von  der  vorgeschriebenen  Konzentration  za  er- 


714  Untersackang  gerbsäurehaltiger  PflanzeDstoffe. 

rasch  auf  100^.  Man  fährt  mit  der  Extraktion  fort,  bis  die  ablaufende 
Flüssigkeit  1  1  beträgt;  die  ganze  Prozedur  dauert  wenigstens  2  Stunden. 
Wird  in  besonderen  Fällen  die  Extraktion  mit  Kochs  oder  Procters 
Apparat  noch  länger  (als  2  Stunden)  fortgesetzt,  so  soll  der  zweite  Aus- 
zug für  sich  allein  untersucht  und  das  Ergebnis  im  Analysenbericht  als 
schwer  lösliche  Substanzen  besonders  aufgeführt  werden. 


IV.  Bestitminung  der  ,,6erbeiide]i  StofBe^^  und  „Nichtgerbstofte** 

n.  s.  w. 

!•  GeäamÜöMches*  50  ccm  der  klar  filtrierten  Gerbstofflösung, 
oder  auch  eine  kleinere  Menge,  wenn  die  angewendete  analytische 
Wage  von  genügender  Empfindlichkeit  ist,  sollen  in  einer  offenen,  ge- 
wogenen Schale  von  Platin,  Normalglas,  Porzellan  oder  Nickel  auf  dem 
Wasserbade  eingedampft  werden.  Dann  soll  der  Rückstand  bis  zu 
gleichbleibendem  Gewichte  im  Luftbade  zwischen  100  und  105®  C.  ge- 
trocknet werden  (oder  bei  nicht  mehr  als  100®  im  Vakuimi),  wobei 
(nötigenfalls  durch  Überdecken  yon  Filtrierpapier)  Sorge  zu  tragen  ist, 
daB  kein  Verlust  durch  Abspringen  des  Rückstandes  entsteht. 

Bei  der  Bestimmung  dieses  Gesamtrückstandes,  sowie  auch  der 
Nichtgerbstoffe  zeigte  es  sich  häufig,  daß  beim  Trocknen  der  Ter- 
dampfungsrückstände  infolge  von  Einwirkung  der  Luft  —  welche  z.  B. 
bei  Quebrachogerbstoff  nach  Versuchen  einen  Teil  des  Wasserstoffs  durch 
Oxydation  binwegnimmt  —  eine  Gewichtskonstanz  nicht  zu  erreichen 
ist.  Die  internationale  Assoziation  der  Lederindustrie-Chemiker  empfiehlt 
daher,  zur  Bestimmung  des  Rückstandes  der  Gerbstofflösungen  und  der 
Nichtgerbstoffe  Vakuumöfen  oder  ähnliche  Apparate  zu  verwenden. 

2.  NMUgerbttoffe.  Bis  auf  weiteres  soll  die  Hautfiltermethode 
angenommen  werden,  und  zwar  unter  Anwendung  der  Glockenform  des 
Filters,  des  „Glockenfilters",  wie  es  Prof.  Procter  (s.  w.  u.)  be- 
schrieben hat.  Man  verwende  dabei  6,5  bis  7,5  g  Hautpulver;  das  Filtrat 
wird  dabei  so  lange  weggeschüttet  (oder  bei  Seite  gestellt),  als  es  eine 
Trübung  mit  einer  klaren  Tanninlösung  gibt. 

Derjenige  Teil  des  Filtrates,  welcher  zur  Bestimmung  der  Nicht- 
gerbstoffe verwendet  werden  soll,  darf  auch  mit  kochsalzhaltiger  Leim- 
lösung keine  Trübung  geben. 

Anm.  Vorschrift  zur  Herstellung  der  kochsalzhaltigen 
Leimlösung:    8  bis  9  g  beste  Gelatine  und  100  g  reines  Chlomatrium 


halten,  erlaubt  sein,  die  Lösung  vor  der  Filtration  daroh  Kochen  bei  Loitabschlaß 
(in  einer  Flasche  mit  einem  im  Halse  befindlichen  Trichter)  bis  zur  erforderlichen 
Stärke  zu  konzentrieren. 


Internationale  Bestimmungen.    Nichtgerbstoffe.  715 

werden  in  500  ccm  heiBem  Wasser  gelöst;  die  Lösung  filtriert  man  nach 
dem  Abkühlen  auf  20— 25^  C. 

Zur  Prüfung  des  Hautfiltrats  bringt  man  3 — 5  ccm  in  ein  Reagens- 
glas imd  setzt  zu  dieser  klaren  Lösung  nicht  mehr  als  einen  Tropfen 
der  kochsalzhaltigen  Leimlösung.  Trübung  der  Lösung  oder  Bildung 
eines  Niederschlags  zeigt  die  Gegenwart  von  Gerbstoff  an. 

Von  dem  Filtrate,  das  diesen  Anforderungen  entspricht,  werden  dann 
50  ccm  (oder  weniger)  in  gewogener  Schale  auf  dem  Wasserbade  einge- 
dampft und  bis  zum  gleichbleibenden  Gewichte  im  Luftbade  bei  100— 105^  G. 
getrocknet  (oder  noch  besser  im  Vakuum  bei  nicht  mehr  als  100®  C.). 

Anm.  Procters  Hautfilter  in  der  Yon  der  Gerbstoffchemiker- 
Koüferenz  angenommenen  Glockenform. 

Das  Glockenfilter  ^)  besteht  aus  einer  Flasche  ohne  Boden,  ist  7  cm 
lang,  hat  am  Halse  1,8  cm  und  im  übrigen  3  cm  Durchmesser. 

Mittels  eines  Gummistopfens  ist  ein  Heberrohr  yon  nicht  mehr  als 
2  mm  Durchmesser  in  den  Hals  eingesetzt;  dasselbe  reicht  unter  dem 
Stopfen  etwa  1  cm  weit  nach  unten  und  wird  an  diesem  Ende  mit  ein 
wenig  Watte  oder  Glaswolle  verschlossen,  welche  kein  Hautpulver  durch- 
läßt. Die  Freiberger  Versuchsstation  läfit  das  Ende  des  kapillaren 
Heberrohres  mit  dem  Stopfen  abschneiden');  unter  letzterem  wird  dann 
zuerst  ein  Bäuschchen  Watte  angebracht,  welche  gut  ausgewaschen  und 
getrocknet  ist. 

Man  füllt  ca.  7  g  Hautpulver  nicht  gar  zu  fest  ein,  nur  am  Rande 
etwas  fester,  damit  die  Filtration  auch  durch  die  Mitte  geht.  Das 
Pulver  wird  in  seiner  Lage  durch  ein  Stück  Musselin  oder  nicht  zu 
engmaschige,  sorgfältig  ausgewaschene  und  getrocknete  Gaze  gehalten, 
welches  man  durch  ein  Gummiband  unten  befestigt.  Füllt  das  Haut- 
pulver die  Filterglocke  nicht  ganz,  so  kann  man  unter  dem  Hautpulver, 
oberhalb  der  Gaze  mit  Watte  oder  nach  Fr.  Kathreiners  Vorschlag 
mit  Glaswolle  füllen,  welche  nichts  Lösliches  an  die  Gerbstofflösung 
abgeben  dürfen.  Das  lange  Heberrohr  des  Glockenfilters  läßt  man  am 
besten  15  cm  weiter  nach  unten  reichen,  als  den  Boden  des  Glocken- 
filters selbst. 

Man  bringt  nun  das  Filter  in  ein  ca.  150 — 200  ccm  fassendes 
Becherglas,  befestigt  das  Heberrohr  mittels  eines  Halters,  so  daß  die 
Glocke  fast  bis  auf  den  Boden  des  Glases  reicht,  und  gießt  in  dasselbe 
zunächst  nur  wenig  von  der  gerbstoffhaltigen  Lösung,  um  das  gesamte 
Hautpulver  mit  derselben  kapillar  zu  benetzen.  Nachdem  diese  Durch- 
feuchtung des  Pulvers  in  etwa  1  Stunde  erfolgt  ist,  wird  das  Becherglas 


')  Bezugsquelle:  Arthnr  Meißner,  Freiberg  (Sachsen). 
*)  Diese  Abänderung  ist  nicht  wesentlich. 


716 


Untersuchong  gerbsäurehaltigdr  Pflanzenstoffe. 


Fig.  96. 


gefüllt  und  an  dem  Heberrohr  vorsichtig  gesaugt,  bis  das  Filtrat  lang- 
sam abtropft.  Die  Filtration  von  90  bis  100  cm  dauert  etwa  1  7s  his 
2  Stunden.  Die  ersten  abgeheberten  30  ccm  läßt  man  weglaufen,  die 
nächsten  50  ccm  werden  yerdampffc  zur  Bestimmung  des  Nichtgerbsto£b. 
Am  einfachsten  ist  es,  60  ccm  in  einem  mit  Marke  yersehenen  Kölbchen 
aufzufangen   und    davon  50  ccm  abzupipettieren.  —  Der  Vorteil  dieser 

Glockenform  soll  darin  bestehen,  dafi 
die  Gerbstoff  lösung  die  Masse  des  Haut- 
pulvers  besser  durchdringt,  während  bei 
der  Röhrenform  der  Wiener  Versuchs- 
station die  Flüssigkeit  geneigt  sei,  am 
Rande  des  Glases  emporzusteigen,  so 
daß  ein  erheblicher  Teil  des  Hautpulvers 
in  der  Mitte  gar  nicht  zur  Wirkung 
komme.  Allerdings  muB  die  Flüssig- 
keit, wenn  sie  an  der  Seite  des  Glocken- 
filters aufsteigt,  einen  viel  längeren  Weg 
an  der  Glaswand  hinauf^  einen  Winkel 
an  der  Biegung  der  Flasche  beschrei- 
bend, und  endlich  am  Rohre  (bei  der 
gewöhnlichen  Konstruktion  des  Filters 
etwa  1  cm)  hinab,  zurücklegen,  als  wenn 
sie  direkt  mitten  hindurchgeht.  Beson- 
ders fest  muß  das  Hautfilter  nach  Fr. 
Eathreiner  gestopft  werden,  wenn  es 
sich  um  Analysen  von  Extrakten  han- 
delt,  welche  mit  Bisulfiten  behandelt 
worden  sind;  andernfalls  wird  das  Fil- 
trat nicht  völlig  gerbstofffrei  erhalten. 

Die  Menge  des  Bisulfits  kann  annähernd  bestimmt  werden,  indem 
man  die  von  Gerbstoff  befreite  Flüssigkeit  in  besonderer  Fortion  mit 
Jodlösung  titriert;  nach  Kathreiners  Versuchen  gehen  etwa  80  Proz. 
der  gesamten  Bisulfitmeuge  ins  Filtrat  (von  der  Behandlung  mit  Haut- 
pulver). 

Statt  50  ccm  verdampfen  Parker  und  Procter  nur  25  ccm  und 
wägen  den  Rückstand  auf  einer  Wage  von  0,1  mg  Empfindlichkeit. 
Um  Gerbbrühen  für  die  Analyse  zu  sterilisieren,  kann  man  3 — 5  Tropfen 
ätherisches  SenfÖl  pro  Liter  zusetzen.  Gebrauchte  saure  Brühen  werden 
nicht  nach  der  Hautfiltermethode  von  Gerbstoff  befreit,  sondern  nach 
der  „amerikanischen  Schüttelmethode".  Während  inbetreff  der 
übrigen  Details  des  amerikanischen  Verfahrens  der  Gerbstoffbestimmung 
auf  die  Beschreibung  im  „Collegium**,   1902,  S.  75,    verwiesen  werden 


Internationale  Bestimmungen.    Hautpolver.  717 

mu£,   interessiert    uns    hier   nur   ihre   Bestimmung    der  Nichtgerb- 

stoffe.    Die  amerikanische  Schüttelmethode  benutzt  hierzu  chromiertes 

Hautpulver.    Man  präpariert  für  jede  Analyse  20  g  zellulosefreies  Haut- 

pulver^),    indem  man  es  24  Stunden   mit  500  ccm  Wasser  stehen  läfit, 

dem  man  0,6  g  Chromalaun,  in  Wasser  gelöst,  zugesetzt  hat.     Die  eine 

Hälfte    der    Chromalaunlösung    wird    anfangs,    die    andere    wenigstens 

6  Stunden  vor  Beendigung  der  Digestion  zugesetzt.     Man   prefit   durch 

Leinen  ab  und  wäscht  das  Hautpulyer  so  lange  mit  Wasser  weiter,  bis 

das  Ablaufende  mit  Chlorbaryum  keinen  Niederschlag  mehr  gibt.    Dann 

drückt  man  das  Hautpulyer  gründlich  mit  der  Hand  aus  und  entfernt 

noch  soviel  Wasser  als  möglich  mit  Hilfe  einer  Presse.     Man  wägt  das 

abgepreßte   Hautpulyer   und   nimmt    dayon    annähernd    ein  Viertel    zur 

Feachtigkeitsbestinmiung.     Dieses  Viertel  wird  genau  gewogen  und  zur 

Konstanz    getrocknet.     Die    übrigen    drei  Viertel  wägt  man  genau  und 

gibt  sie  zu  200  ccm  der  ursprünglichen   Gerbstoff lösung;   man  schüttelt 

mit  einem  beliebigen  Schüttelapparat  10  Minuten  lang,  gieBt  dann  alles 

auf  einen  Trichter,  dessen  Rohr  man  mit  einem  Wattepfropf  verschlossen 

hat,  und  giefit  die  ablaufende  Flüssigkeit  wieder  in  den  Trichter,  bis  sie 

gänzlich  klar  abläuft,  dampft  yon  dem  klaren  Filtrate  100  (in  Europa 

nimmt  man  meist  50)  ccm  ein  und  trocknet  sie  während  6  Stunden  im 

Luftbade  bei  100^  oder  bis  zur  Konstanz  im  Vakuum  bei  70"  C.    Das 

Gewicht  dieses  Rückstandes  muB  noch  umgerechnet  werden  wegen  der 

Verdünnung,  die  durch  das  in  dem  gepreBten  Hautpidyer  noch  enthaltene 

Wasser  verursacht  wird. 

Gerbstofflösungen,  welche  aus  gebrauchten  säurehaltigen  Materialien 
dargestellt  sind,  müssen  auch  nach  der  „  Schüttelmethode ^  untersucht 
werden.  Auch  in  sonstigen  Fällen  ist  es  den  Mitgliedern  des  inter- 
nationalen Vereins  der  Lederindustriechemiker  gestattet,  nach  der  ameri- 
kanischen Methode  zu  arbeiten,  wenn  sie  es  im  Analysenbericht  angeben; 
in  Europa  hat  sie  sich  jedoch  fast  nicht  eingebürgert. 

S.  Hautpulver*  Man  muB  bei  dem  allerbesten  Hautpulyer  bleiben, 
welches  man  bekommen  kann.  Der  Stickstoffgehalt  des  Hautpulvers 
darf  nur  durch  Zusatz  reiner  Zellulose  herabgesetzt  sein  (und  nicht  unter 
11,5  Proz.  N  herabgehen,  s.  unter  „Hautpulyer"  S.  704).  Das  Hautpulyer 
muß  genügende  Absorptionsfähigkeit  für  den  Grebrauch  im  Filter  haben. 
Stellt  man  einen  blinden  Versuch  mit  destilliertem  Wasser  an,  wie 
bei  einer  Gerbstoffbestünmung,  d.  h.  läBt  man  das  Hautpulyer,  etwa  7  g, 
sich  in  der  Glocke  yoUständig  mit  destilliertem  Wasser  yoUsaugen,  gieBt 
dann  die  ersten  30  nicht  zu  rasch  abgeheberten  ccm  weg  und  yerdampft 


')  Auch  dieses  Hautpulyer  liefern  Mehner  &  Stransky,  Freiberg  (Sa.), 
doch  mafi  es  ausdrücklich  als  „zellulosefrei*'  bestellt  werden. 


718  Untersachung  gerbsfturehaltiger  Pflanzenstoffe. 

die  dann  folgenden  50  ccm,  so  soll  deren  Abdampfrückstand  nach  dem 
Trocknen  das  Gewicht  von  5  mg  nicht  übersteigen. 

#.  J*euehUgkeiL  Die  Bestimmimg  der  Feuchtigkeit  im  Gerbstoff- 
muster geschieht  durch  Trocknen  eines  kleinen  Anteils  desselben  bei 
einer  Temperatur,  wie  sie  für  die  Trocknung  des  Gesamtlöslichen  (siehe 
lY,  1)  oben  angegeben  ist. 

ß»  AfuUysenöerichtm  Der  Bericht  über  eine  Tollständige  Analjse 
soll  erstattet  werden,  wie  folgt: 

1.  Von  der  Haut  aufgenommene  gerbende  Substanzen. 
Deren  Menge  wird  gefunden  durch  Abziehen  der  Menge  der  nicht 
gerbenden  löslichen  Stoffe  (gefunden  durch  Abdampfen  des  Hautpulver- 
filtrats)  von  der  Menge  des  Gesamtlöslichen. 

2.  Lösliche  N  ich  tg  erb  Stoffe.  Deren  Menge  wird  gefunden 
durch  Verdampfen  des  Fütrates  vom  Hautpulyerfilter. 

3.  Unlösliches.  Durch  Abziehen  des  „Gesamtlöslichen"  Ton 
der  Menge  der  „gesamten  Trockensubstanz"  erfahrt  man  die  Menge  des 
Unlöslichen. 

4.  Feuchtigkeit.  Sie  wird  bestimmt  durch  Trocknen  eines 
Teiles  der  Probe  bei  jener  Temperatur,  wie  sie  bei  der  Bestimmung 
des  Gesamtlöslichen  angenommen  wurde. 

Die  Resultate  etwaiger  anderer  gemachter  Bestimmungen  sollen 
getrennt  von  obigen  Angaben,  als  besonderer  Anhang,  mitgeteilt  werden. 
Als  „kaltlöslich"  dürfen  nur  solche  Extrakte  bezeichnet  werden,  die 
nicht  mehr  als  2  Proz.  Unlösliches  enthalten. 

Werden  doppelte  Analysen  von  irgend  einem  Gerbmaterial  oder 
Extrakt  ausgeführt,  so  können  beide  Analysen  auf  einem  Analysen- 
formular aufgeführt,  oder  die  beiden  Resultate  auf  getrennten  Formularen 
mitgeteilt  werden.  In  letzterem  Falle  müssen  aber  beide  Formulare 
den  Vermerk:    „Duplikat"  tragen. 

Anm.  Seit  Februar  1902  erscheint  das  „GoUegium",  wissenschaft- 
lich-technische Beilage  des  „Ledermarkt".  Dasselbe  ist  das  Organ  des 
internationalen  Vereins  der  Lederindustrie-Chemiker.  U.  a.  sind  darin 
viele  wertvolle  Abhandlungen  über  Gerbstoffbestimmungen  enthalten. 
Ehren-Redakteur:    Herr  K.  Schorlemmer  in  Worms. 


Leder. 


Von 
Ihr.  Johannes  PaeBler. 

Vontand  der  Deutschen  Venuchsanstalt  für  Lederindustrie  in  Freibers^  in  Sachsen. 


In  diesem  Abschnitte  sollen  die  HilfiBstoffe  der  Gerberei,  soweit  sie 
noch  nicht  an  anderer  Stelle  besprochen  worden  sind,  behandelt  und 
die  Methoden  zu  ihrer  Bewertung  zusammengestellt  werden;  weiter 
finden  jene  Verfahren  £rwähnung,  welche  die  Ausübung  einer  gewissen 
Eontrolle  beim  Gerbereibetriebe  ermöglichen;  endlich  soll  der  Gang  der 
Untersuchung  beim  fertigen  Produkte,  dem  Leder,  angeführt  werden^). 

I.  Hilfsstoffe  der  Gerberei. 

JDcw  WasBer^).  Für  die  Zwecke  der  Lohgerberei  (Rotgerberei) 
soll  es  möglichst  frei  von  kohlensauren  Erdalkalien  sein,  da  diese 
beim  Auslaugen  der  Gerbmaterialien  einen  Verlust  an  Gerbstoff  be- 
dingen. In  gerberischen  Kreisen  wird  den  einzelnen  im  Wasser  ge- 
lösten Mineralstoffen  eine  große  Bedeutung  hinsichtlich  der  Einwirkung 
auf  das  Lederrendement,  auf  die  Qualität  des  fertigen  Leders  u.  s.  w. 
zugeschrieben.  Man  überschätzt  in  dieser  Beziehung  die  Bedeutung  der 
gelösten  Mineralstoffe,  wenigstens  ist  der  EinfluB  derselben  bei  den  Vor- 
arbeiten in  der  Gerberei  imd  beim  eigentlichen  Gerbeprozesse  noch  nicht 
genügend  erwiesen.  Vermutlich  ist  die  Temperatur  des  Wassers  hierbei 
ein  wichtigerer  Faktor  als  die  Menge  der  gelösten  mineralischen  Stoffe. 
Im  allgemeinen  kann  man  sagen,  daß  ein  Wasser  mit  wenig  gelösten 
Mineralstoffen  für  gerberische  Zwecke  vorteilhafter  ist  als  ein  an  Mineral- 
stoffen reiches  Wasser;  femer  ist  für  die  Zwecke  der  Unterledergerberei 


')  Procter,  Leather  Industries'  Laboratorj  Book  1898,  London,  £.  &  F.  N. 
Spon.    Deatsche  Übersetzong  yon  Dr.  Paeßler  (Berlin  1901,  Jahns  Springer). 

<)  F.  Simand,  Das  Wasser  in  der  Gerberei.  Gerber,  1889,  Bd.  15,  S.  205. 
Vergl.  auch  Bd.  I,  S.  768  ff.    Dingl.  poljtechn.  Journal  1896,  Bd.  299. 


720  Leder. 

einem  Wasser  von  gleichmäßiger,  niedriger  Temperatur,  für  die  Zwecke 
der  Oberledergerberei  einem  Wasser  von  nicht  zu  niedriger  Temperatur 
der  Vorzug  zu  geben.  Zweifellos  ist  auch  der  Gehalt  eines  Wassers  an 
lebenden  organisierten  Stoffen,  wie  Bakterien  und  Hefearten,  und  an 
unorganisierten  Fermenten,  den  sogen.  „Enzymen^,  von  heryorragendem 
EinfluB  auf  die  Qualität  des  Leders;  doch  liegen  hierüber  noch  keine 
näheren  Untersuchungen  vor. 

Wässer  von  hoher  vorübergehender  Härte  (Bd.  I,  S.  779)  können 
bei  Verarbeitung  von  Häuten  und  Fellen,  bei  denen  die  Haarlockerung 
durch  Aschern  oder  Anschwöden  erreicht  worden  ist,  insofern  schädlich 
wirken,  als  beim  Wässern  nach  dem  Haaren  aus  der  kalkhaltigen  Brühe 
auf  dem  Narben  sich  kohlensaurer  Kalk  niederschlägt,  der  bei  den 
späteren  Reinmachearbeiten  nur  schwer  wieder  zu  entfernen  ist.  Diese 
Kalkflecke  sind  besonders  störend  bei  den  feineren  Ledersorten,  die 
gefärbt  werden,  namentlich  bei  Glaceleder;  diese  Flecke,  welche  man 
als  Kalkschatten  oder  Schattenflecke  bezeichnet,  sind  an  den  fertigen 
ungefärbten  Fellen  als  matte  Stellen,  an  den  gefärbten  Ledern  gewöhnlich 
als  lichtere  Flecke  sichtbar,  da  dort  die  Farbe  weniger  greift. 

Wasser  mit  einem  hohen  Gehalte  an  organischen  Stoffen  ist  in 
der  Gerberei  möglichst  nicht  zu  verwenden,  da  ein  derartiges  Wasser 
meist  auch  reich  an  Fäulnisfermenten  ist.  Steht  kein  anderes  Wasser 
zur  Verfügung,  so  ist  bei  seiner  Verwendung  große  Vorsicht,  namentlich 
bei  der  sogen.  „Wasserarbeit"  (Wässern  und  Weichen),  erforderlich; 
es  liegt  hier  die  Gefahr  vor,  daß  die  Einwirkung  der  im  Wasser  ent- 
haltenen Fäulniserreger  sich  auf  die  eigentliche  Lederhaut,  besonders 
auf  den  Narben,  erstreckt  und  diese  angreift.  Auch  am  fertigen  Leder 
sind  diese  Schäden  noch  sichtbar,  welche  im  Reißen  oder  Brechen  des 
Narbens,  im  Stippig-,  Pikiertsein  (kleinere  oder  größere  Punkte  und 
Stellen,  die  sich  auf  der  Narbenseite  scharf  markieren)  etc.  sich  kenn- 
zeichnen. Wegen  seines  im  allgemeinen  geringeren  Gehaltes  an  organi- 
schen Stoffen  eignet  sich  für  Gerberei  zwecke  Brunnen-  und  Quell  wasser 
besser  als  Flußwasser. 

•  .  Ätzk€Uk»  Der  als  Haarlockerungsmittel  zur  Verwendung  gelangende 
Kalk  soll  ein  fetter,  also  magnesiaarmer  sein.  Bestimmung  des  Gehaltes 
an  Ca  0  siehe  Bd.  I,  S.  491. 

Schwefelnatriufn.  Das  in  den  Handel  gebrachte  Salz  (Na,  S  + 
9  H,  0)  ist  von  weingelber  bis  dunkelbrauner  Farbe;  die  verschiedenen 
Handelssorten  sind  meist  wenig  verunreinigt;  als  Verunreinigungen 
kommen  in  Betracht  Natriumsulfat,  Natriumthiosulfat  und  Kohleteilchen. 
Den  Gehalt  an  Na,  S  ermittelt  man  durch  Titrieren  der  Schwefelnatrium- 
lösung  (einmal  direkt  und  das  andere  Mal  nach  Ausfallung  des  Na,S 
mit    Zink  Sulfatlösung)     mit    Jodlösung    von    bekanntem    Gehalte     (die 


Gerbeeztrakte.  721 

Differenz  der  yerbrauchten  Jodlösungen  wird  auf  Na,S  nach  der 
Gleichung  Na,S  -I-  J,  =  2Na  J  +  S  berechnet^))  oder  durch  Titrieren 
mit  einer  ammoniakalischen  7io  N.-Zinksulfatlösung  unter  Zuhilfenahme 
Yon  Kobaltpapier  (Tüpfelmethode)  oder  nach  S  im  and  durch  Titrieren 
einer  mit  Phenolphtalein  versetzten  Lösung  mit  7^  N.-Salzsäure  bis  zum 
Verschwinden  der  roten  Reaktion.  Man  erhält  in  letzterem  Falle  genau 
die  Hälfte  des  an  Schwefel  als  Na^S  gebundenen  Natriums  (Na^S  + 
Hj  0  =  Na  HS  +  Na  OH).    Yergl.  auch  Band  I,  S.  438. 

Seh/wefekMTgenveridndungenm  Gelber  Arsenik  (Auripigment),  roter 
Arsenik  (Kealgar,  vom  Gerber  kurz  ^Gift''  genannt).  Die  in  der  Gerberei 
als  Zusatz  zum  Äscher  oder  zum  Schwödebrei  zur  Verwendung  ge- 
langenden Schwefelarsenyerbindungen  stellen  meist  ein  Gemenge  yon 
rotem  und  gelbem  Arsenik  dar.  yon  Schroeder  imd  Schmitz- 
Dumont^)  haben  nachgewiesen,  daß  die  Wirkimg  dieser  Verbindungen 
in  der  Hauptsache  auf  eine  Umsetzung  derselben  mit  dem  Kalke  zu 
Ca(SH)|  zurückzufuhren  ist,  dafi  also  der  Schwefel  der  wirksame  Be* 
standteil  ist.  Zur  Wertbestimmung  der  Schwefelarsenyerbindungen  hat 
demnach  eine  Ermittelung  des  Schwefelgehaltes  zu  erfolgen,  welche  nach 
bekannten  Methoden  (Oxydation  mit  roter  rauchender  Salpetersäure  imd 
Fällung  als  Ba  SO4)  ausgeführt  wird  (vergl.  Bd.  I,  S.  282). 

Zur  Prüfung  auf  gelöste  EiweiBkörper  im  Weichwasser  oder 
Ascher  kann  man  das  yon  Jolle s^)  angegebene  Verfahren  sehr  gut 
benutzen:  Weich-  oder  Äscherbrühe  wird  filtriert,  mit  klarer  Ohlorkalk- 
lösung  yersetzt  und  angesäuert,  wobei  die  Eiweifikörper  als  flockiger 
Niederschlag  ausfallen.  Eitner^)  empfiehlt  an  Stelle  des  Chlorkalkes 
das  Natriumhypochlorit. 


IL  Gerbmaterbdien  und  Gerbeextrakte. 

Über  Gerbstoff  bestimmung*)  siehe  S.  700  ff. 

Zur  Unterscheidung  der  Extrakte  können  gewisse  Merkmale  dienen. 
Rindenextrakte  besitzen  im  allgemeinen  einen  höheren  Gehalt  an 
Asche  als  Holzextrakte;  doch  sind  derartige  Unterschiede  wegen  der 
jetzt  häufig  yorgenommenen  Behandlimg  der  Extrakte  mit  Mineralsalzen 


')  Paeßler,  Die  Untersachong  des  Schwefelnatriams.    Selbstyerlag  d.  Verf. 

*)  Beiträge  zur  Kenntnis  der  chemischen  Natur  der  „Ascher*'.    Dinglers 
poljt.  Joamal  1896,  Bd.  300,  Heft  7. 

>)  Zsch.  f.  analyt  Chemie  1890,  Bd.  29,  S.  406. 

*)  Gerber  1895,  Bd.  21,  S.  157  u.  169. 

')  Paeßler,  Die  Untersachungsmethoden  der  pflanzlichen  Gerbmaterialien. 
Selbstverlag  des  Verfassers,  1899. 

Untenuchnng^en.  5.  Aufl.  HE.  46 


722  Leder. 

kaum  noch  beweiskräftig.  Die  auf  gewichtsanalytiscliein  Wege  und 
nach  der  Löwenthal  sehen  Methode  gefundenen  6erbsto£^rozente  liegen 
bei  den  Holzextrakten  viel  näher  aneinander  als  bei  den  Rinden- 
extrakten; die  L ö wen thal sehe  Methode  kann  nach  dieser  Richtung  hin 
gute  Dienste  leisten.  Quebrachoholzextrakt  läfit  sich,  wenn  er 
rein  ist  und  keine  sonstige  Behandlung  erfahren  hat,  leicht  daran  er- 
kennen (abgesehen  von  seinem  übrigen  Verhalten,  wie  Schwerlöslichkeit 
und  rote  Farbe),  daß  auf  100  Teile  wasserfreien  Extrakt  80—95  Teile 
gerbende  Substanz  (nach  der  gewichtsanalytischen  Methode)  kommen. 
Seit  einigen  Jahren  kommen  kaltlösliche  ^uebrachoextrakte  auf  den 
Markt,  welche  durch  Behandlung  mit  Chemikalien,  meist  mit  Sulfiten 
oder  Bisulfiten,  kaltlöslich  gemacht  worden  sind.  Sumachextrakt  hat 
einen  eigentümlichen  teeartigen  Geruch ;  Chestnut-Oak-Extrakt 
(Eastanieneiche)  zeigt  Fluoreszenz  des  Hautfiltrates ;  Mimosenrinden- 
extrakt  gibt  nach  Simand  in  sehr  yerdünnter,  klar  filtrierter  Lösung  mit 
einem  Tropfen  Barytwasser,  den  man  nahe  der  Oberfläche  yorsichtig  ein- 
fallen läßt,  einen  grünbläulichen,  rasch  rotbraun  werdenden  Niederschlag. 

Talg  (UnächUU)^)*  Über  die  Untersuchung  bezüglich  Reinheit 
siehe  unter  „Fette",  S.  202.  Der  Talg  für  die  Zwecke  der  Lederzu- 
richtimg soll  vollständig  frei  von  Schwefelsäure  sein.  Zum  Schmieren 
der  verschiedenen  Oberledersorten  eignet  sich  besser  Weichtalg;  für 
Ledersorten,  wie  Riemen-  und  Blankleder,  die  eingebrannt  werden  (Auf- 
tragen des  geschmolzenen  Fettes  auf  das  zuvor  erwärmte  Leder),  ist  ein 
Talg  mit  hohem  Schmelzpunkt,  wie  Preßtalg,  Schöpstalg,  vorzuziehen. 

fl4Mpant€iig  (FischUdg)  ist  ein  Nebenprodukt  der  Trangewinnung 
(die  ganzen  Fische  werden  mazeriert  und  warm  gepreßt;  der  daraus  ge- 
wonnene Tran  setzt  bei  niedriger  Temperatur  den  Fischtalg  ab).  Er 
soll  nicht  viel  oder  keine  leimartigen,  von  der  Darstellung  herrühren- 
den Substanzen  enthalten.  Zur  Bestimmung  derselben  erwärmt  man 
20  g  mit  ca.  150  ccm  Petroläther,  filtriert  durch  ein  gewogenes,  zu- 
vor getrocknetes  Asbestfiltrierröhrchen,  wäscht  den  Rückstand  öfter  nach, 
trocknet  und  wägt.  Man  findet  mitunter  6  Proz.  und  mehr  von  diesen 
Nichtfetten;  je  weniger  davon  vorhanden  sind,  um  so  besser  verwendbar 
ist  der  Japantalg. 

Tran*  Die  Trane  finden  eine  umfangreiche  Verwendung  als  Leder- 
schmiermittel. Man  hat  in  der  Hauptsache  folgende  Trane  zu  unter- 
scheiden : 

1.  Specktrane,  aus  dem  Speck  der  Seesäugetiere:  Robbentrane 
Waltrane. 


^)  Schmitz -Dumont,  Beiträge  zur  UnterBuchung  der  Lederfette.    DingL 
polyt  Journal  1895,  Bd.  296,  Heft  9—11. 


Trane.  723 

2.  Lebertrane,  aus  den  Lebern  YOn  Fischen:  Dorschtran,  Eishai- 
lebertran =  Haakjarringstran. 

3.  Fischtrane,    durch    Pressen    der    ganzen    Fische    gewonnen: 
Heringstran,  Sardellentran  (Japantran),  Sardinentran  etc. 

4.  Trane  aus  Abfällen. 

Der  Farbe  der  Trane  nach  unterscheidet  man  im  Handel  dunkle, 
braune,  braunblanke,  blanke  und  gelbblanke  Trane. 

Diese  verschiedenen  Trane   sind  nur    sehr    schwer   mit  Sicherheit 
Toneinander  zu  imterscheiden.     Von  allen  Farbenreaktionen   der  Trane, 
die  hierzu  in  Vorschlag  gebracht  worden  sind,   ist  folgende  allein,  die 
halbwegs    sichere    Unterscheidimgsmerkmale    bietet:     Gibt    man    einige 
Tropfen  Tran  auf  ein  ührglas  und  läßt  mittels  eines  Glasstabes   yom 
Rande  einen  Tropfen  konzentrierter  Schwefelsäure   zufließen,    den   man 
sogleich  yerrührt,  so  tritt  bei  Specktranen  eine  gelbbraune  bis  braune, 
bei  den  Lebertranen,  mit  Ausnahme  des  Haakjarringstranes,   eine  rot- 
braune Färbimg  auf,  letzterer  wird  dagegen  intensiv  methylviolett; 
nach    einiger  Zeit  werden  die  Trane    mißfarbig.     Man    kann    auch    die 
Trane  in  der  6 — 8  fachen  Menge  Schwefelkohlenstoff  in  einem  Probier- 
gläschen   lösen    und     einige    Tropfen    etwas    verdünnte    Schwefelsäure 
(90-proz.)  zugeben,  ohne  zu  schütteln.     Auf  dem  Wege,   den  die  ein- 
zelnen Schwefelsäuretropfen  genommen,  färbt  sich   der  Schwefelkohlen- 
stoff in  den  oben  angegebenen  Farben,  besonders  schön  gelingt  die  Re- 
aktion   beim  Haakjarringstran.     Schüttelt   man    die    mit    Schwefelsäure 
versetzte  Lösung  und  läßt   die   Probiergläschen  über   Nacht  stehen,  so 
färbt  sich  bei  Dorschlebertranen  der  Schwefelkohlenstoff  schön  kirsch- 
rot.    Robbentrane  zeigen   nur   eine  gelbliche  Färbung   mit    schwachem 
rötlichen  Scheine.     Sehr  schön  gelingt  die  Reaktion  bei  lichten  Tranen. 
Alte  Haakjarringstrane  zeigen  die  methyl violette  Farbenreaktion   nicht 
mehr;   der  Tran  imd  die  Schwefelkohlenstoff- Lösung  färben  sich  durch 
Schwefelsäure   rotviolett   bis    rotbraun   wie   bei   den  Lebertranen.     Die 
unter  3.  und  4.  aufgeführten  Trane  werden  mit  konzentrierter  Schwefel- 
säure dunkelbraun  und  mißfarbig. 

Die  Dichte  der  Trane  bei  15^  C.  schwankt  von  0,914  (Tran  aus 
Abföllen)  bis  0,935  (Tunfisch-,  Sardellentran);  der  Brechimgsexponent 
(mit  Abbes  Refraktometer  bestimmt)  von  1,471 — 1,481,  im  allgemeinen 
entspricht  der  größeren  Dichte  der  größere  Brechungsexponent.  Der 
Schmelzpunkt  der  Fettsäuren  liegt  zwischen  10  imd  38^  C,  den  Tranen 
mit  größerer  Dichte  entspricht  gewöhnlich  auch  ein  höherer  Schmelz- 
punkt der  Fettsäuren.  Die  Fettsäuren  der  Fischtrane  haben  gewöhnlich 
einen  über  30^  C.  liegenden  Schmelzpimkt. 

Die  Trane  werden  zuweilen  mit  Harzölen  oder  mit  Mineralölen 
(Vaselinölen)  oder  einem  Gemisch  beider  verfälscht.     Die  Bestimmung 

46» 


724  Leder. 

der  Dichte  und  des  Brechungsexponenten  eines  Tranes  kann  als  quali- 
tativer Nachweis  von  derartigen  Verfälschungen  dienen.  Harzöle,  welche* 
hier  in  Betracht  kommen  (nämlich  nicht  zu  dünnflüssige),  haben  ein 
spez.  Gewicht  von  0,980 — 0,996,  der  Brechimgsexponent  liegt  bei  1,532 
bis  1,552,  bei  Vaselinölen  liegen  diese  Zahlen  zwischen  0,890 — 0,910 
beziehungsweise  1,490 — 1,509.  Durch  Harzöl  wird  das  spezifische  Gewicht 
und  der  Brechungsexponent  erhöht;  Vaselinöl  setzt  das  spezifische  Ge- 
wicht herunter  und  erhöht  den  Brechungsexponenten.  Das  Verfälschen 
von  Tranen  mit  Harz-  und  Vaselinölen  wird  gewöhnlich  mit  einem 
beträchtlichen  Prozentsatze  vorgenommen,  so  daß  der  Nachweis  sehr 
leicht  ist.  Durch  Ermittelung  des  spezifischen  Gewichtes  und  Brechungs- 
exponenten eiues  verfälschten  Tranes  kann  man  innerhalb  gewisser 
Grenzen  (10 — 15  Proz.)  auch  einen  Schluß  ziehen,  wieviel  ein  Tran 
davon  enthält. 

Kann  aus  dem  spezifischen  Gewichte  und  dem  Brechungsexponenten 
nicht  mit  Sicherheit  geschlossen  werden,  ob  ein  Tran  verfälscht  ist  oder 
nicht,  so  schreitet  man  zu  der  qualitativen  Verseifungsprobe,  die  übrigens 
immer  angezeigt  ist  (10  g  Tran,  3  g  Atznatron  in  5  ccm  Wasser  und 
40 — 50  ccm  Alkohol  gelöst  und  am  Rückflufikühler  verseift).  Die  Seife 
löst  sich,  wenn  erheblichere  Menge  an  Verfälschungsmitteln  vorhanden  war, 
nicht  vollständig  in  alkoholhaltigem  Wasser  (1 :  15);  ist  wenig,  besonders 
von  Vaselinöl,  beigemischt,  so  ist  die  Lösung  ziemlich  klar.  Man  zer- 
legt alsdann  noit  verdünnter  Salzsäure  oder  Schwefelsäure  und  wäscht  die 
Fettsäuren  etc.  auf  dem  Filter  mit  heißem  Wasser  aus,  löst  einen  Teil  der- 
selben in  der  3 — 4  fachen  Menge  Alkohol,  worin  sich,  wenn  eben  mit 
wenig  Vaselinöl  etc.  verfälscht  war,  alles  lösen  wird  (ist  viel  davon 
zugesetzt,  so  ist  durch  die  angegebene  Alkoholmenge  nicht  alles  in 
Lösung  zu  bringen),  und  versetzt  bis  zur  schwach  alkalischen  Reaktion 
mit  Ammoniak;  es  entsteht  eine  deutliche  Trübung,  selbst  wenn  nur 
einige.  Prozente  an  Unverseif  barem  im  Trane  enthalten  sind,  und  es  zeigen 
sich  nur  einzelne  Flocken  oder  die  Lösung  bleibt  klar,  wenn  der  Tran 
rein  war.  Verdünnt  man  die  getrübte  Seifenlösung  mit  dem  gleichen 
Volumen  Wasser,  so  scheiden  sich  die  unverseifbaren  öle  nach  längerer 
Zeit  an  der  Oberfläche  in  Tröpfchen  ab. 

Will  man  das  Unverseif  bare  quantitativ  bestimmen,  so  wird 
eine  abgewogene  Menge  des  Tranes  (10  g)  mit  5  g  Atzkali,  welches  in 
einigen  ccm  Wasser  gelöst  worden  ist,  und  50  ccm  Alkohol  in  einem 
Eölbchen  am  Kückflußkühler  verseift,  wozu  7, — 1  Stande,  bei  schwer 
verseif  baren  Tranen  Vj^ — 2  Stunden  Zeit  erforderlich  ist.  Hierauf  gießt 
man  die  Glyzerinseife  nach  Verdünnen  mit  ca.  50  ccm  Wasser  in  einen 
Scheidetrichter,  wäscht  das  Kölbchen  mit  ca.  100  ccm  Petroläther, 
welcher  keine  über  70°  C.  siedenden  Bestandteile  enthalten  darf,  unter 


Trane.  725 

tüchtigem  Umschütteln  nach;  alsdann  wird  das  Ausschütteln  vorgenommen. 
Dreimaliges  Ausschütteln  mit  je  75 — 100  ccm  genügt  YoUkommen.    Beim 
erstmaligen  Ausschütteln  empfiehlt  es  sich,  die  Flüssigkeiten  nur  durch 
leichtes,  anhaltendes  Umschwenken  zu  mischen,  um  die  Entstehung  von 
Emulsionen    zu   vermeiden.      Trotzdem   treten    bei    dem    nachfolgenden 
energischen   Schütteln  ab  und  zu  noch  Emulsionen  auf;  durch  Zugabe 
einiger    ccm    heiBen   Alkohols    läBt    sich    dann    schnelle  Scheidung    der 
emulgierten  Flüssigkeiten  herbeiführen.     Die  Petrolätherauszüge  werden 
vereinigt  und  zur  Entfernung  von  gelöster  Seife  dreimal  mit  etwa   dem 
fünften  Teile    des  Petroläthervolumens    entsprechenden  Mengen  Wasser 
während   je    5   Minuten    gut    durchgeschüttelt,    alsdann    wird    auf   dem 
Wasserbade  der  Petroiäther  abdestilliert.     Der  Rückstand,  das  Unv er- 
seif bare,    wird    ohne  Verlust  mit  einer  kleinen  Menge  Petroiäther  in 
ein  gewogenes  Kölbchen  übergespült  und  nach  Abdunsten  des  Lösungs<^ 
mittels  bei  100 — 105®  bis   zur  Gewichtskonstanz  getrocknet,  was  in  % 
bis  1   Stunde    erreicht   ist.     Die  Resultate    nach   dieser   Methode    sind 
befriedigende. 

Auch  folgendes  Verfahren  liefert  genaue  Zahlen:  10  g  Tran  werden 
wie  oben  verseift,  in  Wasser  gelöst,  der  größte  Teil  des  überschüssigen 
Alkali  mit  Salzsäure  abgestumpft  und  mit  Baryumchlorid  oder  Calcium- 
chlorid  in  geringem  Überschusse  in  der  Kälte  die  Baryt-  bezw.  Galcium- 
seife  gefällt.  Diese  wird  auf  einem  Filter  mit  Hilfe  der  Wasserluftpumpe 
abgesaugt,  mit  verdüxmtem  kalten  Alkohol  (1 :  20)  ausgewaschen  und 
im  Vakuumexsikkator  auf  Fließpapier  vollständig  getrocknet.  Die  ge- 
trocknete Seife  wird  im  Soxhletschen  Extraktionsapparate  mit  chemisch 
reinem,  wasserfreiem,  frisch  destilliertem  Aceton  6  Stunden  lang  extra- 
hiert.' Nach  dem  Abdestillieren  des  Acetons  bleibt  das  Unverseifbare 
und  etwas  Wasser  zurück;  man  löst  ersteres  in  wenig  Petroiäther  und 
trennt  im  Scheidetrichter;  im  übrigen  verfahrt  man  dann  in  bekannter 
Weise. 

Der  Gehalt  der  Trane  an  Oxyfettsäuren  (S  im  and  bezeichnet  die- 
selben als  Degrasbildner)  schwankt  von  0,1 — 6  Proz.  Den  Tranen  mit 
höherem  spez.  Gewicht  und  größerem  Brechungsexponenten  entspricht 
im  allgemeinen  auch  ein  höherer  Gehalt  an  Oxyfettsäuren.  Ältere  Trane 
besitzen  in  der  Regel  ebenfalls  einen  höheren  Gehalt  an  diesen  Säuren. 
Über  die  Bestimmung  der  Oxyfettsäuren  siehe  unter  „Degras".- 

Die  Asche  der  Trane,  wenn  überhaupt  solche  vorhanden,  soll 
möglichst  eisenfrei  ^)  sein,  da  sonst  die  damit  behandelten  Leder  eine 
MiBfarbe  annehmen. 


^)    S  im  and,   Über  eisenhaltige   Tran-  und    Degrassorten.     Gerber  1890, 
Bd.  16,  S.  205. 


726  Leder. 

Ein  Zusatz  von  BaumwoUsamenöl  zu  Tranen  bewirkt  Yermöge 
des  hohen  Schmelzpunktes  seiner  Fettsäuren  (84 — 38^  C.)  eine  beträcht- 
liche Erhöhung  desjenigen  der  Fettsäuren  eines  damit  versetzten  Tranes ; 
da  nun  im  allgemeinen  die  Trane  mit  hohem  Schmelzpunkte  der  Fett- 
säuren neben  hohem  spez.  Gewicht  auch  einen  beträchtlichen  Gehalt  an 
Oxyfettsäuren  aufweisen,  den  BaumwoUsamenöl  nicht  enthält,  so  wird 
man  nach  S  im  and  aus  niedrigem  Oxyfettsäuregehalt,  geringem  spez. 
Gewichte,  wenn  nicht  älteres  BaumwoUsamenöl  verwendet  wurde,  dabei 
hohem  Schmelzpunkte  der  Fettsäuren  auf  die  Anwesenheit  von  Baum- 
woUsamenöl schließen  können.  Die  Hauptrerfalschungsmittel  der  Trane 
bleiben  aber  immer  die  Yaselinöle. 

In  Gemischen  verschiedener  Trane  ist  es  mit  den  uns  zur  Verfügung 
stehenden  Hilfsmitteln  imd  Methoden  nicht  möglich,  mit  Sicherheit  die 
einzelnen  Bestandteile  anzugeben. 

Der  grönländische  Dreikronentran  ist  eine  Mischung  ver- 
schiedener Sorten  Tran,  hauptsächlich  Robbentran  und  Haifischtran,  zu- 
weüen  auch  Waltran.  Der  schwedische  Dreikronentran  ist  ein 
Gemisch  verschiedener  Robbentrane  und  Fischtrane. 

Ein  Tran,  der  als  Lederschmiermittel  Verwendung  findet,  soll 
keine  zu  hohe  Jodzahl  besitzen,  da  er  sonst  infolge  von  Oxydations- 
vorgängen ein  Ausharzen  des  Leders  veranlaßt  (Näheres  hierüber  unter 
„Degras^).  Trane  mit  hoher  Jodzahl  verlieren  durch  längeres  Kochen 
vor  der  Verwendung  die  Neigung  zum  Ausharzen. 

Unter  8ed>öwentran  versteht  man  nach  S  im  and  Harzöle  (ge- 
wöhnlich ordinärster  Sorte,  spez.  Gewicht  0,996),  die  mit  10 — 30  Proz. 
eines  intensiv  riechenden  Tranes  zur  Herstellimg  des  Trangeruches  ver- 
setzt werden. 

VtisMuMef  Mineralöle^) ^  die  in  der  Lederindustrie  als  Surro- 
gat Verwendung  finden,  sollen  bei  15^  C.  nie  eine  Dichte  unter  0,900 
haben,  beim  Abkühlen  auf  tiefere  Temperaturen  ( — 10^)  während 
1 — 2  Stunden  nur  dickflüssig  werden  und  auf  keinen  Fall  beträcht- 
liche Mengen  von  Paraffin  ausscheiden;  sie  müssen  frei  von  Schwefel- 
säure sein;  man  bestimmt  dieselbe  durch  Ausschütteln  mit  warmem 
Wasser  und  Glasperlen.  Verfälschungen  mit  Harzölen  erkennt  man  an 
der  höheren  Dichte  und  dem  höheren  Brechungsexponenten. 

Mo&loUf  Degras.  Man  verstand  darunter  ursprünglich  ein  nur 
bei  der  Sämischgerberei  aus  Tran  gewonnenes  Nebenprodukt,  welches 
einen  mit  Wasser  emulsionierten  oxydierten  Tran  darstellt  und  welches 
in  der   Lederindustrie   als  Lederschmiermittel   Verwendung   findet;    aus 


>)  Simand,  Über  Vaseb'nöle  als  Lederschmiermittel.    Gerber  1890,  Bd.  16, 
S.  193. 


Moellon,  Degras.  727 

guten  Produkten  darf  sich  das  Wasser  selbst  bei  längerem  Stehen  nicht 
abscheiden.    Dieses    Produkt    enthält   Wasser   (etwa  8 — 20  Proz.)    und 
5—20  Proz.  eines  stickstofffreien  (nicht  stickstoffhaltigen,  wie  Simand 
annahm),  diesen  Hilfsstoff  charakterisierenden,  sich  beim  Sämischgerbe- 
prozesse  bildenden  Körpers,  den  Simand^)  als  „Degrasbildner",  Jean*) 
als  „harzartige  Substanz"   bezeichnete.     Fahrion')    hat   nachgewiesen, 
daß  derselbe  aus  „Oxyfettsäuren"  besteht  (beim  Sämischprozesse  gehen 
durch  die  Einwirkung  des  Sauerstoffs  der  Luft  die  ungesättigten  Fett- 
säuren bezw.  deren  Glyzeride  in  Oxjfettsäuren  über),   und   bezeichnet 
ihn  kurz  als  „Oxy säuren".    Diese  Oxjfettsäuren,  bezw.  deren  Glyzeride, 
befähigen  den  Tran,  sich  mit  Wasser  in  sehr  yollkommenem  Maße  zu 
emulsionieren;  diese  Eigenschaft  ist  es,  welche  bedingt,  daß  der  Moellon 
und  Degras  beim  Schmieren  des  Leders  sehr  leicht  in  dasselbe  eindringt. 
Der  Moellon  und  Degras  lassen  sich  also  als  wäßrige  Emulsionen  von 
mehr  oder  weniger  stark  oxydiertem  Tran  definieren.   Moellon  und  Degras 
werden  im  allgemeinen  um  so  besser  sein,  d.  h.  in  einer  um  so  besseren 
Emulsion  sich  befinden,  je  höher  der  Gehalt  an  Oxyfettsäuren  ist;  doch 
ist  nach  Fahrion  hier  eine  Grenze  gesetzt;  bei  zu  weitgehender  Oxy- 
dation des  Tranes  beim  Sämischprozesse    (also   bei   einem  sehr  hohen 
Gehalte  an  Oxyfettsäuren)    gehen    aus   der  Haut   auch  stickstoffhaltige 
Substanzen  in  das  Produkt  über;   dieses   erhält  dann  ein  sirupartiges, 
gelatinöses  Aussehen  und  dringt  infolgedessen  nur  langsam  und  unvoll- 
ständig in  das  Leder  ein. 

Moellon  oder  Degras  hat  stets  eine  wesentlich  niedrigere  Jodzahl 
als  der  Tran,  aus  welchem  er  hervorgegangen  ist;  es  hängt  dies  nicht 
nur  mit  der  beim  Sämischprozesse  erfolgten  Oxydation,  sondern  auch 
mit  einer  Polymerisation  der  ungesättigten  Fettsäuren  zusammen.  Diese 
Erniedrigung  der  Jodzahl  ist  insofern  von  Bedeutung,  als  dadurch  dem 
Trane,  bezw.  dessen  ümwandlungsprodukten,  die  Neigung,  nachträglich 
im.  Leder  sich  zu  oxydieren  und  Ausharzungen  zu  veranlassen,  genonmien 
wird.  Nach  Fahrion  soll  die  Jodzahl  eines  Moellon  bezw.  Degras  (auf 
wasserfreie  Substanz  berechnet)  möglichst  nicht  über  100  liegen^). 

Der  beim  Sämischprozesse  umgewandelte  Tran  wird  entweder 
durch  starkes  Auspressen  der  mit  Tran  gewalkten  Felle  gewonnen  (das 
dabei  erhaltene  Produkt  wird  dann  als  „Moellon^  bezeichnet;  französishe 

1)  Simand,  Zur  Degrasanalyse.     Gerber  1890,  Bd.  16,  S.  248. 

*)  Jean,  Moniteur  seien tifiqae,  Bd.  15,  S.  889. 

*)  Fahrion,  Die  Theorie  des  Sämischprozesses.  Zsch.  angew.  Chemie 
1891,  B.  6,  15  a.  22.  Zur  Kenntnis  der  Trane  nnd  des  Degras.  Chem.-Ztg. 
1898,  S.  521  ff. 

*)  Fahrion,  Zur  Hüb  Ischen  Jodadditionsmethode.  Chem.-Ztg.  1891, 
No.  98,  1892,  No.  49. 


728  Leder. 

oder  Preßmethode)  oder  mit  einer  Lösung  von  kohlensauren  Alkalien  aus 
dem  Leder  ausgewaschen  imd  in  eine  dünne  £mulsion  (Afterlauge,  ürläuter) 
übergeführt,  aus  welcher  alsdann  mit  H^SO«  der  „Degras**  (Weißgerber- 
Degras)  ausgeschieden  wird  (deutsche  Methode).  Sehr  häufig  findet  auch 
eine  Kombination  beider  Methoden  statt.  Der  Moellon  ist  immer  mehr 
oder  weniger  flüssig,  der  Weißgerberdegras  ist  konsistenter  infolge  eines 
Gehaltes  an  Seife  (auf  wasserfreies  Produkt  bezogen  3 — 4  Proz.)  und  an 
Lederfasem.  Im  Handel  werden  diese  Bezeichnungen  nicht  mehr  streng 
auseinander  gehalten. 

Wasserbestimmung  im  Moellon  undDegras.  Nach  Fahrion 
werden  2 — 3  g  in  einem  Platintiegel  ohne  Deckel  abgewogen  und  das 
Wasser  wird  direkt  mit  einer  kleinen  Bunsenflamme,  die  man  vorsichtig 
unter  dem  Tiegel-  hin  imd  herbewegt,  weggekocht.  Der  Punkt,  bei 
welchem  alles  Wasser  fort  ist,  zeigt  sich  durch  ein  leises  £[nistem  und 
ein  kleines  Rauchwölkchen  an  und  kann  bei  einiger  Übung  sehr  genau 
beobachtet  werden.  Der  Wassergehalt  schwankt  bei  den  Produkten 
nach  französischer  Methode  TOn  etwa  8 — 20  Proz.  imd  bei  den  WeiB- 
gerberdegrassorten  von  etwa  20 — 40  Proz.;  über  30  Proz.  ist  jedoch 
schon  nicht  mehr  als  normal  zu  bezeichnen. 

Aschebestimmung.  Man  verwendet  hierzu  die  zur  Wasser- 
bestimmung benutzte  Substanz;  man  verbrennt  imd  verascht  dieselbe 
vorsichtig  in  bekannter  Weise  im  Platintiegel.  Die  Aschenmenge  betr&gt 
beim  Degras  nach  der  Preßmethode  einige  hundertstel  Prozente,  bei 
Weißgerberdegras  bis  zu  3  Proz.  Die  Asche  von  Moellon  besteht  zum 
größten  Teile  aus  Kalk,  bei  Weißgerberdegras  neben  Sulfaten  aus 
beträchtlichen  Mengen  Galciumkarbonat  (von  Kalkseife  herrührend). 
Degrasasche  darf  kein  Eisenoxyd  (herrührend  von  Eisenseife)  enthalten. 

Bestimmung  der  in  Petroläther  unlöslichen  Substanzen 
(Seife,  Lederfasem,  Schmutz  etc.):  Diese  Methode  ist  unter  „Japantalg'' 
beschrieben  worden  (S.  722). 

Bestimmung  des  Un  verseif  baren:  Diese  Methode  ist  unter 
den  „Tranen"  aufgeführt  worden  (S.  724). 

Bestimmung  der  Oxyfettsäuren  (nach  Fahrion):  10  g  Degras 
werden  mit  beiläufig  7  g  Ätzkali,  welches  in  etwa  10  ccm  Wasser  gelöst 
und  mit  etwa  50  ccm  Alkohol  versetzt  worden  ist,  in  einer  Porzellan- 
schale auf  dem  Wasserbade  unter  beständigem  umrühren  verseift.  Ist 
der  Alkohol  vollständig  vertrieben,  so  wird  der  Schaleninhalt  in  etwa 
100  ccm  heißem  Wasser  gelöst,  in  einen  Scheidetrichter  gespült  und 
die  Seife  durch  40  ccm  verdünnte  Schwefelsäure  (1  Teil  Schwefelsäure 
und  4  Teile  Wasser)  zersetzt.  Nach  dem  Erkalten  wird  mit  Petroläther, 
welcher  keine  über  70  Proz.  siedenden  Bestandteile  enthalten  darf^ 
5  Minuten  kräftig  durchgeschüttelt.    Hat  sich  nach  mehrstündigem  Stehen 


Moellon,  Degras.  729 

der  Petroläther  klar  Yon  dem  Wasser  getrennt,  so  läßt  man  letzteres 
unten  ablaufen,  wobei  sich  die  Oxyfettsäuren  an  die  Gefäßwandungen 
anlegen.  Man  kann  alsdann  den  Petroläther,  ohne  daß  Oxyfettsäuren 
mitgerissen  werden,  durch  die  obere  Öffnung  des  Scheidetrichters  ab- 
gießen. Man  wäscht  die  Oxyfettsäuren  noch  mehrmals  mit  kleinen 
Mengen  Petroläther,  löst  sie  in  heißem  Alkohol,  verdampft  die  filtrierte 
Lösung  in  einer  gewogenen  Platinschale  auf  dem  Wasserbade  und  bringt 
die  Schale  nach  1- stündigem  Trocknen  bei  105^  C.  zur  Wägung. 

Mineralsäure.  Reagiert  der  Degras  stark  sauer,  so  kocht  man 
2ö  g  desselben  mit  200  com  H^O,  läßt  erkalten,  trennt  die  beiden 
Schichten  mittels  eines  Scheidetrichters,  ermittelt  in  einem  Teile  der 
wässerigen  Schicht  die  Natur  der  Säure  (meist  Schwefelsäure)  und  titriert 
einen  anderen  aliquoten  Teil  mit  Normallauge. 

Freie  Fettsäuren.  Man  ermittelt  die  Säurezahl  in  üblicher 
Weise  und  rechnet  alsdann  auf  Prozente  Ölsäure  um  (unter  Berück- 
sichtigung eines  eyent.  Gehaltes  an  Mineralsäure). 

Dichtebestimmung  des  wasserfreien  Degras  nach  Simand. 
Man  erwärmt  den  Degras  vorsichtig  auf  105°  (wie  bei  der  Wasserbe- 
stimmung) bis  zur  Entfernung  des  Wassers,  behandelt  den  Rückstand 
nach  dein  Ericalten  mit  Petroläther  (letzteren  muß  man  zur  Entfernung  von 
Seife  mit  salzsäurehaltigem  Wasser  ausschütteln;  die  Salzsäure  entfernt 
man  durch  Waschen  mit  Wasser)  und  filtriert;  nach  Abdestillieren  des 
Petroläthers  erhält  man  die  Fette  des  Degras.  Diesen  sind  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  stets  flüssig  und  nur  einige  scheiden  erst  nach  längerer 
Zeit  feste  Bestandteile  ab.  Mit  dem  Gehalte  an  Oxyfettsäuren  steigt 
das  spez.  Gew.  sehr  rasch,  der  Brechungsexponent  weniger.  Simand 
teilt  folgende  hierauf  bezügliche  Beispiele  mit: 

_      -  .^  .  Brechxmgs-  Schmelzpunkt  .     . 

OxyfetisAuren  .  j      -b.  ^  .  Asche 

"  exponent  der  Feitsäuren 

16-65  7o  1-474  30-5— 310  C.  0-078  7o 

18-53  -  1-480  33-5—340  -  0-025  - 

18-39  -  1-478  34-5—35«  -  0*062  - 

23-83  -0  1*486  34-34-50  -  0019  - 

Die  bei  2  und  4  zur  Fabrikation  verwendeten  Trane  hatten  das 
spez.  Gew.  0,9269,  bezw.  0,9294,  enthielten  1,18  Proz.,  bezw.  1,47  Proz. 
Oxyfettsäuren;  der  Schmelzpunkt  der  Fettsäuren  lag  bei  31 — 31,5 0  G. 

Eitner')  hat  auch  Untersuchungen  nach  dieser  Richtung  hin  aus- 
geführt. 


Spes.  Gew 

1. 

0-9603 

2. 

0-9749 

3. 

0-9785 

4. 

0-9915 

^)  Diese  Zahlen   rühren   von   einer  Probe  einer  böhmischen  Degrasfabrik 
her  und  sind  die  höchsten,  die  Simand  je  gefunden, 
s)  Gerber,  1898,  Bd.  19,  S.  243  u.  257. 


730  Leder. 

Seit  einer  Reihe  von  Jahren  werden  künstliche  Degras  herge 
stellt,  welche  nicht  mit  Hilfe  des  Sämischprozesses,  sondern  durch  Oxy- 
dation von  Tran  (durch  Einleiten  Ton  Luft  in  der  Wärme  oder  mit  Hilfe 
anderer  Oxydationsmittel)  und  nachheriges  Emulsionieren  mit  Wasser  er- 
zeugt worden  sind.  Wenn  derartige  Produkte  aus  gutem  Rohmaterial  her- 
gestellt und  genügend  oxydiert  und  emulsioniert  sind,  so  sind  sie  ebenso 
gut  verwendbar  und  ebenso  wertvoll  als  natürlicher  Moellon  und  Degras. 
AuBer  diesen  kommen  im  Handel  eine  groBe  Anzahl  mit  billigen  Fetten 
vermischte  Produkte  vor.  Man  geht  hierbei  von  einem  natürlichen  oder 
von  einem  künstlichen  Degras  aus  imd  gibt  diesem  Zusätze  von  Tran, 
Talg,  Palmkemfett,  Kokosfett,  Wollfett,  Vaseline,  Yaselinölen,  Harzölen, 
Kolophonium  u.  dergl.  mehr. 

Ein  beträchtlicher  Zusatz  von  Talg  erhöht  den  Schmelzpunkt  der 
Fettsäuren,  ein  solcher  von  Kokos-  oder  Palmkemfett  die  Yerseifungs- 
zahl,  welche  bei  normalem  Degras  (bezogen  auf  wasserfreie  Substanz) 
etwa  ebenso  hoch  oder  etwas  höher  wie  bei  Tranen  liegt. 

Vaseline,  Vaselinöle  und  Harzöle  werden  in  der  gleichen  Weise  wie 
bei  Tranen  bestimmt. 

Zur  Bestimmung  des  Wollfettes*)  werden  5 — 6  g  Degras  in  üblicher 
Weise  verseift,  die  Fettsäuren  aus  der  Seifenlösung  abgeschieden  und 
mit  Äther  behandelt.  Diese  Ätherlösung  wird  im  gewogenen  Kolben  ab- 
getrieben, der  Rückstand  mit  der  ly,- fachen  Menge  Essigsäureanhydrid 
1 — 2  Stunden  am  Rückflußkühler  gekocht,  mit  Wasser  versetzt  und  zur 
Entfernung  der  Essigsäure  mehrmals  mit  Wasser  ausgekocht;  man  trocknet 
nachher  und  löst  die  acetylierten  Fettsäuren,  den  Essigsäure-Cholesteryl- 
ester  etc.  in  der  15 -fachen  Menge  Alkohol  (75 — 150  ccm.)  in  der  Koch- 
hitze auf  und  kühlt  wieder  ab.  Es  scheidet  sich  der  in  der  Kälte  sehr 
schwer  lösliche  und  beinahe  vollständig  wieder  ausfallende  Essigsäure- 
Cholesterylester  ab,  welcher  abfiltriert,  noch  zweimal  aus  der  15-fachen 
Menge  Alkohol  umkrystallisiert  (zur  möglichst  vollständigen  Entfernung 
des  Vasalinöles)  und  alsdann  in  Äther  gelöst  wird;  der  Äther  wird 
abdestilliert  und  der  Rückstand  gewogen.  Wollfett  liefert  im  Mittel  aus 
unter  sich  allerdings  sehr  stark  differierenden  Zahlen  (9,59 — 18,71  Proz.) 
14,05  Proz.  Cholesterinester.  Multipliziert  man  das  Gewicht  des  Esters 
mit  7,  so  erhält  man  in  ganz  roher  Annäherung  den  Wollfettgehalt. 

Ein  Gehalt  an  Wollfett  ist  nach  S  im  and  an  der  glänzenden  Obei^ 
fläche  des  erstarrten  Fettes  oder,  wenn  dieses  nicht  erstarrt,  an  der 
glänzenden,  nicht  krystallinischen  Oberfläche  der  nach  dem  Verseifen  ab- 
geschiedenen Fettsäuren  kenntlich.  Auch  tritt,  namentlich  beim  Reiben 
auf  der  Handfläche,  der  charakteristische  Geruch  des  Wollfettes  hervor. 


')  Benedikt-Ulzer,  ADalyse  der  Fette  und  WachsartMi,  4.  Auflage,  S.  438. 


Alaun.    Eidotter.  73X 

Zur  BestimiQuiig  des  Kolophoniums  (Harz)  wird  die  yon  der  Er- 
mittelung des  ünyerseifbaren  herrührende  Seifenlösung  mit  Salzsäure 
zerlegt  imd  ausgewaschen;  die  abgeschiedenen  Harz-  und  Fettsäuren 
i^erden  in  Alkohol  gelöst  und  die  Lösung  wird  auf  ein  bestimmtes  Yo- 
lumen  gebracht.  In  einem  aliquoten  Teile  wird  durch  Eindampfen  die 
Menge  der  Harzsäuren  und  Fettsäuren  und  in  einem  anderen  die  Menge 
der  Harzsäuren  nach  y.  Hübl  und  Stadler *)  bestimmt.  Das  Silber- 
salz beider  wird  mit  Äther  extrahiert;  es  löst  sich  harzsaures  Silber, 
welches  man  mit  Salzsäure  zerlegt. 

Mann  und  schwefeUßaure  Tonerde,  welche  in  der  Weißgerberei, 
sowie  auch  zum  Klären  yon  Gerbebrühen  in  der  Lohgerberei  Yerwen- 
dung  finden,  sollen  eisen  fr  ei  sein.  Die  Prüfung  auf  Eisenyerbindungen 
erfolgt  in  bekannter  Weise  (yergl.  Bd.  I,  S.  625). 

Konservierte  JEMotter  (Fafäeier).  Die  bei  der  Albuminfabrikation 
abfallenden  Eidotter  (Hühner-  und  Enteneigelb)  werden  mit  Kochsalz 
oder  Borax  konserviert  und  für  die  Zwecke  der  Glace-  und  £[idleder- 
gerberei  in  Fässern  in  den  Handel  gebracht.  Man  hat  auch  yersucht'), 
die  Eidotter  auszutrocknen,  doch  scheint  dieses  Verfahren  zu  kostspielig 
gewesen  zu  sein,  denn  es  hielt  sich  dieses  Präparat  nicht  lange  auf  dem 
Markte.    Die  Zusammensetzung  war  auf  wasserfreie  Substanz  bezogen^) 

Eieröl 61-6  Proz. 

Phosphorsaures  Salz  3*6 

Chloride     ....  1*5     - 

Eiweißkörper.     .     .  33-3     - 

Die  im  Handel  yorkommenden  Faßeier  scliwanken  nach  S  im  and 
im  Wassergehalte,  der  durch  Trocknen  yon  5  g  bei  100 — 105®  erhalten 
wird,  zwischen  46  und  53  Proz.;  der  Kochsalzgehalt,  der  durch  Ein- 
äschern der  getrockneten  5  g,  Auslaugen  und  Titrieren  mit  ^/]q  N.-Silber- 
lösung  bestinmit  wird,  liegt  zwischen  10 — 15  Proz.;  sonstige  Asche  ist 
1,5 — 2,5  Proz.  yorhanden.  Von  ätherlöslichen  Stoffen  (Eieröl),  auf  wasser- 
und  aschefreie  Substanz  bezogen,  kommen  58 — 62  Proz.  yor. 

Vignon  und  Meunier^)  schlagen  yor,  zur  Extraktion  der  unter 
Beimischung  yon  reinem,  geglühtem  Sand  getrockneten  Eidotter  als  Fett- 
lösungsmittel  Chloroform  zu  yerwenden. 

Faßeier  mit  einem  angenommenen  Wassergehalte  yon  50  Proz.  und 
15  Proz.  reinem  Chlomatrium,  worin  0,7 — 0,8  Proz.  natürlich  yorkommende 
Chloride  inbegriffen  sind,  sollen  daher  folgende  Zusammensetzung  haben: 


^)  Benedikt-Ulzer,  Analyse  der  Fette  imd  Wachsarten,  3.  Aufl.,  S.  222. 
«)  Gerber  1875,  Bd.  1,  No.  82. 

*)  „CoUegium*^,   Wissenschaftl.-tecbn.   Beilage   des   „Ledermarkt'' ,    1904, 
S.  325  ff. 


732  Leder. 

Wasser 50  Proz. 

Ghlomatrium 15 

Andere  Aschenbestandteile       2 

Eieröl 20     - 

Eiweißkörper   .     .     .     .     .     13      - 

100  Proz. 
Die  konservierten  Eidotter  müssen  von  schöner,  orangegelber  Farbe 
und  ganz  gleichmäßig,  der  Geruch  muß  angenehm  sein. 

Zum  Nachweis  der  Verfälschung  des  Eieröls  mit  anderen  Ölen 
dient  nach  Yignon  und  Meunier^)  die  Bestimmung  der  Jodzahl,  des 
Phosphorsäuregehalts  und  des  Gehalts  an  ün verseifbarem,  bezw.  der 
Art  des  ünverseifbaren.  Die  Jodzahl  des  mit  Chloroform  ausgezogenen 
Eieröles  wurde  bei  Hühnereiern  zu  52,  bei  Enteneiern  zu  37,4  im  Mittel 
gefunden.  Der  Gehalt  an  Phosphorsäure,  berechnet  als  H3PO4,  beträgt 
bei  Ol  aus  Hühnereiern  2,3  Proz.,  aus  Enteneiern  1,9  Proz.  im  Mittel. 
Das  ünverseifbare  beträgt  im  Hühnereieröl  0,2  Proz.,  im  EnteneierOl 
2,7  Proz.  Zur  Bestimmung  der  Phosphorsäure  wägt  man  2  g  Öl  in 
einem  Platintiegel  ab  und  fugt  6  g  eines  oxydierenden  Schmelzmittels 
(bestehend  aus  2,5  Tl.  Natriumkarbonat,  2,5  Tl.  trockenem  Kalium* 
karbonat  imd  5  Tl.  Ealiumnitrat)  hinzu;  man  erhitzt  langsam  über  einem 
Bunsenbrenner,  bis  sämtliche  Kohle  verschwunden  ist,  und  bestimmt  in 
der  Asche  die  Phosphorsäure  mit  Hilfe  von  ürannitrat. 

ni.  Kontrolle  beim  Gerbereibetriebe. 

Man  bedient  sich  der  Brühenmesser  zur  vergleichenden  Bestim- 
mung der  Stärke  von  Gerbebrühen  (außergewöhnliche  Brühen,  wie  z.  B. 
die  der  Eintreibfarben,  läßt  man  außer  Betracht,  weil  bei  diesen  wegen 
der  starken  Anhäufung  der  Nichtgerbstoffe  es  nicht  gut  möglich  ist,  aus 
der  Stärke  einen  Schluß  auf  den  Gerbstoffgehalt  ziehen  zu  können).  Man 
verwendet  hierzu  die  gebräuchlichen  Aräometer  aus  Glas  oder  Metall,  ent* 
weder  solche  mit  einer  beliebigen  Gradeinteilung  oder  mit  der  Grad- 
einteilung nach  Baume  oder  solche,  bei  welchen  je  ein  Teilstrich  (ein 
Grad)  einem  Unterschied  von  0,001  im  spez.  Gewicht  entspricht  (z.  B. 
25^  am  Brühmesser  =  1,025  spez.  Gewicht).  Die  letzteren  Grade  bezeichnet 
man  in  England  und  Amerika  als  Barkometer-Grade  (den  Brühmesser 
selbst  als  Barkometer);  Eitner  nennt  sie  Grade-Eitner.  Aus  den  Ab- 
lesungen des  Brühmessers  einen  Schluß  auf  den  Gerbstoffgehalt  zu  ziehen  *), 


')  ^Gollegiam",  WissenschaftL-techn.  Beil.  d.  ^Ledermarkt^,  1904,  S.  286  ff. 

*)  Paeßler,  Die  Zasammensetzung  der  aas  verschiedenen  G«rbmaterialien 
und  GerbeextrakteD  hergestellten  Brühen  von  gleicher  Konzentration.  „GoUegiam'', 
WissenschaftL-techn.  Beilage  des  „Ledermarkt^,  1904,  S.  116  ff. 


Eontrolle  beim  Grerbereibetriebe.  733 

IT  bei  frischen  und  bei  solchen  Brühen  möglich,  die  aus  gleichartigen 
rialien  hergestellt  sind;  bei  gebrauchten  Brühen  ist  ein  Vergleich  zu- 
l,  wenn  sie  eine  gleiche  Behandlung  erfahren  haben  (im  allgemeinen 
man  bei  Brühen  ein  und  desselben  Farbenganges  aus  den  Graden  auf 
elatiyen  Gerbstoffgehalt  schlieBen  und  diese  Brühen  miteinander  ver- 
len  können;  bei  Brühen  aus  yerschiedenen  Gerbereien  und  aus  ver- 
denen  Farbengängen  ist  dies  meist  nicht  ohne  weiteres  möglich). 

Gerbatoffbestimmung  in  Brühen. 

Die  Methode  von  Meerkat2'),  bei  welcher  die  in  jeder  Gerbe- 
vorhandene  Säure  mit  Baryumkarbonat  neutralisiert  und  der  Gerb«» 
wie  bei  den  Gerbmaterialien,  in  üblicher  Weise  nach  der  gewichts- 
tischen  Methode  bestimmt  wird,  ist  nach  BarteP)  nicht  anwend- 
Paefiler^)  führt  an,  daß  man  bei  der  Bestimmung  des  Gerbstoffes 
iren  Brühen  den  praktischen  Bedürfnissen  ziemlich  entsprechende 
täte  erhält,  wenn  man  die  Gerbebrühen,  die  nach  der  gewichts- 
dschen  Methode  analysiert  werden  sollen,  zur  möglichsten  £ntfer- 
der  Säure  zunächst  zur  Trockne  verdampft,  nochmals  mit  Wasser 
imt  und  eindampft  und  dies  noch  ein  zweites  Mal  wiederholt, 
f  in  heißem  Wasser  gelöst,  nach  dem  Erkalten  auf  das  ursprüng- 
Volumen  aufgefüllt  und  in  bekannter  Weise  analysiert  wird. 
WeiQ^)  schlägt  vor,  die  Brühen  nach  gewichtsanalytischer  Me- 
zu  analysieren,  aber  bei  den  Rückständen  (Gesamt-Kückstand 
richtgerbstoff)  die  Menge  der  Säure  zu  bestimmen  (s.  unter  Säure- 
imung)  und  dieselbe  alsdann  in  Abzug  zu  bringen;  säurefreier 
tand  minus  säurefreie  Nichtgerbstoffe  ergibt  die  Menge  der 
iden  Substanz.  Es  wird  hierdurch  vermieden,  daß  die  von  dem 
ulver  absorbierte  Säure  als  Gerbstoff  bestimmt  wird. 

Säurebestimmung  in  Gerbebrtlhen. 

)ie  in  den  Gerbebrühen  durch  Gärung^)  aus  den  Nichtgerbstoffen 

gehenden    Säuren   bestehen,    wie    Wladika^)   nachgewiesen   hat, 

sweise    aus    Essigsäure    imd    Milchsäure,    von    welchen    die 

mit  Wasser  dämpfen  flüchtig,   die  letztere  hierbei  nichtflüchtig 

ist  jedoch  daran  festzuhalten,  daß  Milchsäure  zum  größten  Teile 


Zur  Bestimmong   des  Gerbstoffes  in  Sauerbrühen.    Dingl.  polyt.  Joum. 
^d.  280,  H.  10. 

Zur  Analyse  der  sauren  Gerbebruhen.  Dingl.  polyt.  Joum.  1896,  Bd.  296,  H.  6. 
Gerber,  1896,  Bd.  21,  S.  63  u.  64. 
Andreasch,  Grärangserscheinnngen  in  Gerbebrähen.    Gerber,  1895,1896 

Gerber,  1890,  Bd.  16,  S.  8,  15,  28  u.  61. 


734  Leder. 

flüchtig  ist,  wenn  man  eine  milchsäurehaltige  Flüssigkeit  zur  Trockne 
verdampft,  daß  sie  aber  nicht  flüchtig  ist,  wenn  man  diese  Flüssigkeit 
nur  etwas  konzentriert  oder  wenn  man  längere  Zeit  während  des  Kochens 
Wasserdämpfe  durchleitet;  in  den  letzten  beiden  Fällen  ist  die  Essig- 
säure dagegen  vollständig  flüchtig).  Zur  Säurebestimmung  in  Gerbe- 
brühen dienen  folgende  Verfahren: 

1.  Verfahren  van  Praeter^),  Diese  einfache  Methode  beruht 
darauf,  daß  man  aus  einer  Bürette  zu  der  klar  filtrierten  Brühe  so 
lange  Ealkwasser  von  bekanntem  Gehalte  zufließen  läßt,  bis  eine 
bleibende  Trübung  von  Ealktannat  entsteht.  Die  Brühen  dürfen  nicht 
zu  dunkel  sein;  sie  müssen  in  solchen  Fällen  verdünnt  werden.  Die 
Kohlensäure,  welche  in  den  meisten,  namentlich  in  nicht  zu  alten 
Brühen  vorhanden  ist,  wird,  soweit  sie  nicht  beim  Schütteln  entweicht, 
hierbei  ebenfalls  bestimmt.  Man  kann  die  Kohlensäure  durch  Zugabe 
von  Kochsalz  und  starkes  Schüttehi  vor  dem  Titrieren  entfernen. 

2.  Verfahren  van  KahngMn  und  Simand^),  a)  Bestimmung 
der  flüchtigen  organischen  Säure  (Essigsäure).  100  com  Gerbe- 
brühe werden  unter  öfterem  Nachfüllen  von  destilliertem  Wasser  auf 
300  ccm  destilliert  und  100  ccm  davon  mit  Natron-  oder  Barytlösung 
titriert.  Die  Stärke  der  letzteren  wählt  man  so,  daß  1  ccm  annähernd 
0,020  g  Essigsäure  entspricht.  Die  gefundene  Säuremenge  wird  auf 
Essigsäure  gerechnet. 

b)  Bestimmung  der  Gesamtsäure  bezw.  der  nichtflüch- 
tigen organischen  Säure  (Milchsäure).  80 — 100  ccm  Brühe  werden 
mit  3 — 4  g  reinem,  frisch  geglühtem  MgO  zur  vollständigen  Entfernung 
des  Gerbstoffes  etc.  und  zur  Absättigung  der  freien  Säuren  einige 
Stunden  imter  häufigem,  tüchtigem  Schütteln  behandelt,  oder  besser 
nach  S  im  and')  nach  dem  Zugeben  von  MgO  bis  zum  beginnenden 
Kochen  erhitzt.  In  der  kalten,  filtrierten  Lösung,  die  beinahe  farblos 
ist  und  gerbstoffrei  sein  muß,  bestimmt  man  nach  Entfernung  des 
Kalkes  gewichtsanalytisch  die  gelöste  Magnesia,  welche  den  gesamten 
in  der  Brühe  enthaltenen  freien  Säuren  entspricht.  Die  Differenz  aus 
Gesamtsäuren  und  den  flüchtigen  Anteilen  derselben,  die  nach  a)  er- 
mittelt worden  sind,  rechnet  man  auf  Milchsäure  um.  Die  in  den  Gerbe- 
brühen enthaltenen  Mengen  Magnesia  können  vernachlässigt  werden, 
wenn  100  ccm  derselben  nur  0,050  g  Mgj  P,  Oy  oder  weniger  ergeben. 

c)  Bestimmung  der  Schwefelsäure.  Hat  man  auf  diese  Rück- 
sicht zu  nehmen  (Schwefelsäure   wird   den  Brühen  in  manchen   Grerbe- 

^)  Sitzungsbericht  der  chemischen  Gesellschaft  in  Newcastle  on  Tyne, 
27.  März  1879. 

')  Dingl.  poiyt.  Joum.  1885,  Bd.  256. 
»)  Gerber  1888,  Bd.  14,  S.  39  u.  63. 


Säurebestimmong  in  Gerbebrühen.  735 

zugesetzt,  i¥eim  die  zur  Verwendung  gelangenden  Gerbmaterialien 
die  zum  genügenden  Schwellen  bezw.  Aufgehen  der  Häute  er- 
liche  Säure  erzeugen),  so  dampft  man  10 — 50  com  des  Magnesia- 
?s  (vergl.  b),  je  nach  dem  Gehalte  an  Schwefelsäure  ein,  glüht  zur 
•rung  Yon  organischen  Substanzen,  durchfeuchtet  mit  kohlensäure- 
äm  Wasser  und  bringt  zur  Trockne.  Man  trennt  das  aus  den  Salzen 
'ganischen  Säuren  gebildete  Magnesiumkarbonat  vom  Magnesium- 
durch  Filtration  und  bestimmt  im  Filtrate  nach  Entfernung  des 
3  die  der  Schwefelsäure  entsprechende  Magnesiamenge.  Das  auf 
ilter  bleibende  Magnesiumkarbonat  (welchem  Galciumkarbonat  bei- 
gt  sein  kann)  löst  man  in  Salzsäure  und  ermittelt  die  den  organi- 
Gesamtsäuren  entsprechende  Magnesia.  Hat  man  eine  Korrektur 
der  in  den  Gerbebrühen  gelöst  befindlichen  Magnesia  anzubringen, 
1  sie  bei  Gegenwart  yon  Schwefelsäure  zu  gleichen  Teilen  auf  diese 
e  Milchsäure  verteilt.  Ein  Inlösimgbleiben  yon  Magnesiumkarbonat 
kohlensäurehaltigen  Brühen  ist  nicht  zu  befürchten,  wenn  einer- 
.vie  angegeben,  tüchtig  geschüttelt,  oder  aber  bis  zum  beginnenden 
1  erhitzt  wird.  Das  verwendete  Magnesiumoxyd  soll  kein  Galcium- 
inthalten,  weil  man  sonst  die  Säuremengen  zu  gering  findet;  hat 
iin  anderes  Magnesiumoxyd  zur  Verfügung,  so  bestimmt  man  durch 
Versuche  mit  gewogenen  Mengen  den  Fehler. 
)iese  Kohnstein-Simandsche  Methode  der  Säurebestimmung 
bei  genauer  Einhaltung  der  Vorschriften  wohl  zuverlässige  Re- 
ist aber  für  die  Betriebskontrolle  viel  zu  umständlich  und  zeit- 
1,  weswegen  für  diesen  Zweck  der  folgenden  Methode  entschieden 
rzug  zu  geben  ist. 

•  Verfahren  nach  Koch^),    Man  mißt  25  ccm  der  klar  filtrierten 

in  ein  Erlenmeyer-Eölbchen   und   versetzt  mit  25  ccm  Gelatine- 

(zur  Herstellung  derselben  löst  man  5 — 6  g  reinste  Gelatine  in 

heißem  Wasser  auf  und  filtriert  die  Lösung  nach  dem  Erkalten). 

ß    sich    hierbei    der  Niederschlag    gut   und   rasch   in  Form   von 

L  absetzen;   ist  dies  nicht  der  Fall,    so  muß  man  die  Ausfallung 

rb Stoffes    mit    einer   verdünnter en  Gelatinelösung   ausführen    (bei 

len  Gerbebrühen    genügt   meist  eine  Gelatinelösung  von  2  g  pro 

Der  Niederschlag  wird  alsdann  abfiltriert  und  von  dem  Filtrate 

25  ccm  mit  Barytlösung   von  bekanntem  Gehalte  bis  zu  einem 

titriert,  wo  ein  intensives  Dunkelwerden  eintritt,  beziehungsweise 

litenbrühe  eine  grüne  Farbe  auftritt.     Durch  einen  blinden  Ver- 

;  zu  bestimmen,  wieviel  Barytlösung  die  meist  sauer  reagierende 

slösiing  zur  Neutralisation  bedarf;  bei  dem  eigentlichen  Versuche 


Dingl.  polyt.  Jouni.  1887,  Bd.  264,  265,  267;  1888,  Bd.  269. 


736  Leder. 

ist  dann  eine  entsprechende  Korrektur  anzubringen.  Die  Gresamtsäure 
wird  als  Essigsäure  angegeben. 

Will  man  die  Gesamtsäure  trennen  in  flüchtige  imd  nichtflüchtige, 
80  bringt  man  100  ccm  der  Brühe  in  ein  mit  einem  Lieb  ig  sehen  Ab- 
flußkühler verbundenes  Kölbchen;  die  Brühe  wird  zum  Sieden  erhitzt 
und  das  Destillat  in  einem  300  ccm  fassenden  Meflkolben  aufgefangen. 
Nach  der  Konzentration  auf  ca.  Y3  des  Volumens  wird  auf  das  Ursprung* 
liehe  Volumen  von  100  ccm  aufgefüllt  und  von  Neuem  destilliert.  Man 
fährt  so  fort,  bis  man  300  ccm  Destillat  hat.  100  ccm  desselben  (ent- 
sprechend 33,3  ccm  Brühe)  werden  mit  Phenolphtalein  als  Indikator 
mit  Baiytlösung  titriert.  Die  flüchtige  Säure  wird  als  Essigsäure  an- 
gegeben. Die  nichtflüchtige  Säure  ergibt  sich  aus  der  Di£Ferenz  von 
Gesamtsäure  und  flüchtiger  Säure;  man  rechnet  dieselbe  auf  Milch- 
säure um. 

In  der  Deutschen  Versuchsanstalt  für  Lederindustrie  in  Freiberg*) 
wird  die  Bestimmung  der  Gesamtsäure,  bezw.  die  Erkennung  des  Neu- 
tralisationspunktes beim  Titrieren  in  der  Weise  ausgeführt,  daß  der 
Niederschlag  überhaupt  nicht  abfiltriert  wird  und  daß  unter  Benutzung 
eines  sehr  empfindlichen  Lackmus-  oder  Arolitminpapiers  getüpfelt  wird. 
Zur  Trennung  yon  Essigsäure  und  Milchsäure  werden  100  ccm  der 
Brühe  im  Wasserdampfstrom  am  Abflußkühler  destilliert,  und  zwar  so^ 
daß  unter  Einengung  der  Brühe  bis  auf  ca.  20  ccm  im  Zeiträume  Ton 
einer  Stunde  300  ccm  Destillat  erhalten  werden;  das  letztere,  bezw.  ein 
aliquoter  Teil,  wird  unter  Zusatz  von  Phenolphtalein  titriert. 

^*  Verfah/ren  nach  Sitnand,  Hierbei  wird  der  Gerbstoff  mit 
Spodium  entfernt  und  die  Lösung  alsdann  titriert.  50  ccm  Brühe  Ton 
dem  spez.  Gew.  1,004 — 1,005  (stärkere  Brühen  werden  verdünnt)  werden 
mit  5  g  frischgeglühtem,  reinem,  von  Aschenbestandteilen  etc.  be- 
freitem Spodium  am  Bückflußkühler  5  Minuten  zum  Kochen  erhitzt. 
Nach  dem  Abkühlen  und  Ausspülen  des  Kühlers  wird  filtriert  und  mit 
kochendem  Wasser  auf  500  ccm  nachgewaschen.  Sollte  etwas  feines 
Spodium  durchgehen,  so  filtriert  man,  nachdem  man  vorher  zur  voll- 
ständigen Austreibung  der  Kohlensäure  am  Wasserbade  auf  nahe  100^ 
erwärmt,  abgekühlt  und  zur  Marke  aufgefüllt  hat,  und  titriert  200  ccm 
=  20  ccm  Brühe  mit  Phenolphtalein  als  Indikator  mit  einer  Natron-  oder 
Barytlösung,  von  welcher  1  ccm  annähernd  0,01  g  Essigsäure  entspricht; 
die  Endreaktion  ist  in  der  nahezu  farblosen  Lösung  sehr  deutlich.  Jedes 
Spodium  nimmt  jedoch  etwas  Säure  auf  und  hält  es  trotz  guten  Aus- 
waschens  zurück;  man  bestimmt  für  jede  frische  Partie  Spodium  diesen 


1)  Zeitschr.  f.  angew.  Chem.  1899,  H.  27.  ~  Deutsche  Grerberzeitimg  1900, 
No.  50  ff.  —  „Collegium«  1903,  S.  10  ff. 


UntersachuBg  von  Leder.  737 

eine  Eonstante  auszugleichenden  Fehler,  welcher  nach  S  im  and 
ganz  yemachlässigt  werden  kann. 

Von  allen  den  vier  Verfahren  verbindet  die  Kochsche  Methode 
^oBe  Einfachheit  mit  einer  großen  Genauigkeit,  welche  beide  Vor- 
zugleich  die  anderen  Verfahren  nicht  besitzen. 
Die  Trennung  der  Gesamtsäure  in  flüchtige  (Essigsäure)  und  nicht- 
ge  (Milchsäure)  ist  insofern  von  praktischer  Bedeutung,  als  Milch- 
ein beträchtlich  größeres  Schwellungsrermögen  als  Essigsäure  be- 
Schwefelsäure schwellt  noch  stärker,  beeinträchtigt  aber  die  Halt- 
t  des  damit  geschwellten  Leders,  wenn  nicht  mit  großer  Vorsicht 
itet  wird). 
Kohlensäure  schwellt  auch,  wenn  auch  nur  sehr  wenig;    da  femer 

nicht  zu  alten  Gerbebrühen  Eohlendioxyd  (infolge  Spaltung  von 
'  durch  Hefen)  in  beträchtlichen  Mengen  sich  vorfindet,  60  ist 
inge  derselben  zur  Erkennung  von  guten,  gärenden  zum  Unter- 
i  von  abgestandenen  Brühen  zu  benutzen.  Zur  Bestimmung  der- 
wird  nach  S  im  and  aua  100  ccm  frisch  geschöpfter  Brühe  (selbst- 
dlich  nicht  filtriert)  durch  Kochen  die  Kohlensäure  ausgetrieben 

einem  vorgelegten  Peligot- Apparat,  der  mit  ammonikalischer 
iryumlösung  beschickt  ist,  aufgefangen.  Das  ausgeschiedene 
ikarbonat  wird  unter  möglichstem  Luftabschluß  auf  ein  gewogenes 
gebracht,  gewaschen  und  bei  105^  0.  getrocknet.  Simand  teilt 
,Q  neun  aufeinander  folgende  gesunde  Sohllederfarben  bei  einer 
;en  Untersuchung  enthielten: 

Nr.  1.  COj  =  0,183  g  pro  100  ccm  Brühe. 

-  2.  -  =  0,163 

-  3.  -  =  0,143 

-  4.  -  =  0,144  -    -        -       - 

-  5.  -  =  0,108  -     -        -       . 

-  6.  -  =  0,164 

-  7.  -  =  0,138 

-  8.  -  =  0,150 

-  9.  -  =  0,150 


IV.  üntersuchiuig  von  Leder  ^). 

obeentnahme.     Zur  Erzielung    eines    richtigen  Durchschnitts- 
soll   man   nicht   nur   ein   einziges  beliebiges  Stück  aus  einer 
>ndem  mehrere  Stücke,  die  von  verschiedenen  Stellen,  wie  vom 


Paeßler,   Die  TJntersachongsmethoden    des   lohgaren  und  des  chrom- 
lers.    Selbstverlag  des  Verfassers.   1904. 
(uchungren.   5.  Aufl.  m.  47 


738  Leder. 

Kern,  Hals  und  vom  Bauch,  und  aus  mehreren  Häuten  herrühren,  ver 
wenden.  Die  einzelnen  Teile  einer  Haut  unterscheiden  sich  hinsichtlich 
ihrer  Zusammensetzung  (namentlich  infolge  der  ungleichen  Stärke)  nicht 
unwesentlich.  Für  die  Analyse  muB  das  Leder  zunächst  in  kleine  Stücke 
geschnitten  und  alsdann  auf  einer  geeigneten  Mühle  zu  einem  wolligen 
Pulver  yermahlen  werden.  Ist  das  Vermählen  bei  sehr  stark  gefetteten 
Ledern  oder  in  anderen  Ausnahmefallen  nicht .  möglich,  so  mufi  das 
Leder  auf  jeden  Fall  in  möglichst  kleine  Stücke  geschnitten  werden. 

Untersuchung  des  ioh|^aren  Leders  0* 

WasserbeMmmung*  10  g  des  gemahlenen  Leders  werden  im 
Trockenschrank  bei  100 — 105°  C.  bis  zur  Gewichtskonstanz  getrocknet. 
Die  Zusammensetzung  des  Leders  wird,  wenn  es  nicht  ausdrücklich 
anders  verlangt  wird,  nach  dem  Vorschlage  von  Schroeders^)  auf 
den  durchschnittlichen  Wassergehalt,  welcher  der  betreffenden  Lederart 
als  Jahresmittel  zukommt,  umgerechnet.  Biese  Jahresmittel  sind  von 
von  Schroeder  festgestellt  worden ;  der . durchschnittliche  Wassergehalt 
der  ungefetteten  Leder  (Sohlleder,  Vacheleder,  Brandsohlleder)  beträgt 
18,0  Proz.  und  derjenige  der  gefetteten  Leder  (Riemenleder,  Zeugleder, 
Blankleder,  Geschirrleder,  Oberleder)  ist  abhängig  von  dem  Fettgehalte 
des  Leders  und  kann  nach  folgender  Formel  berechnet  werden: 

^        1800  (100  —  F) 
8200 -f- 18  (100  —  F) ' 
wobei  W  den   durchschnittlichen  Wassergehalt  und  F  den  Fettgehalt  in 
der  Leder  trocken  Substanz  bedeutet. 

Zur  Beurteilung  des  Wassergehaltes  von  lufttrocknem  Leder,  welches 
eine  normale  Lagerung  gehabt  hat,  gilt  folgendes: 

Wenn  der  durchschnittliche  Wassergehalt  des  unge- 
fetteten lohgaren  Leders  mit  18  Proz.  angenommen  werden 
muß,  so  wird  er  in  der  trocknen  und  warmen  Jahreszeit  bis 
auf  etwa  15,5  Proz.  heruntergehen,  in  der  feuchten  kalten 
Jahreszeit  dagegen  etwa  bis  auf  20,5  Proz.  steigen,  so  daß  die 
Schwankung  im  Laufe  des  Jahres  rund  db  2,50  Proz.  beträgt. 
Für  das  gefettete  Leder  ergeben  sich  die  durchschnittlichen 
Wassergehalte  aus  dem  Fettgehalte  der  Ledertrockensub- 
stanz; die  Schwankungen  sind  im  allgemeinen  im  Laufe  des 
Jahres  etwas  geringer  und  betragen  etwa  ±2  Proz. 

')  Der  Grang  der  Untersuchung  wurde  zuerst  veröffentlicht  in  der  Arbeit: 
von  Schroeder  und  Paeßler,  Finden  während  des  Gerbprozesses  Hantzer- 
setzungen statt?     Dinglers  polyt.  Journal  1893,  Bd.  289. 

')  von  Schroeder,  Untersuchungen  über  den  Wassergehalt  des  loft- 
trocknen  lohgaren  Leders.    Dinglers  polyt.  Jonmal  1894,  Bd.  293. 


Untersachimg  des  lohgaren  Leders.  739 

Bei  Ledern,  die  bei  hoher  Temperatur  getrocknet  werden,  wie  bei 
den  österreichischen  Terzen,  liegt  der  Wassergehalt  gewöhnlich  niedriger, 
da  diese  Leder  auch  bei  längerem  Lagern  nicht  wieder  den  Wasser- 
gehalt anderer  Leder  erreichen. 

BesUmmung  der  MineraZeioffe  (Asche).  10  g  Leder  werden  in 
der  Platinschale  vorsichtig  und  vollständig  verascht,  event.  unter  Zu-- 
hiKenahme  von  Ammonnitrat.  Der  Mineralstoffgehalt  normaler  Leder 
(bezogen  auf  lufttrockne  Substanz)  schwankt  etwa  zwischen  0,25  und 
1,6  Proz.  und  liegt  bei  geschwitzten  Ledern  naturgemäß  niedriger  als 
bei  gekalkten.  Ein  Gehalt  von  1,2  Proz.  deutet  meist  auf  schlechte 
Durchführung  der  Reinmachearbeiten  (ungenügende  Entfernung  des  aus 
dem  Ascher  herrührenden  Kalkes)  oder  auf  eine  Appretur  des  Leders 
mit  Mineralstoffen  (Ton  oder  dergl.)  und  eine  solche  von  über  1,6  Proz. 
bereits  auf  eine  Beschwerung  mit  Mineralstoffen  hin.  Im  Falle  von 
Beschwerungen  wird  diese  Grenze  meist  wesentlich  überschritten,  so 
daß  zuweilen  ein  Mineralstoffgehalt  von  20  Proz.  gefunden  wird.  In 
solchen  Fällen  gibt  eine  qualitative  Untersuchung  der  Asche  Aufschluß 
über  die  Art  der  Beschwerung,  woran  sich  dann  die  quantitative 
Bestimmung  anzuschließen  hat.  Yon  mineralischen  Beschwerungsmitteln 
kommen  namentlich  in  Betracht:  Chlorbaryum,  Barjumsulfat  (erst  im 
Leder  durch  Umsetzung  gebildet),  seltener  Kochsalz,  schwefelsaure 
Magnesia,  Bleisalze  (salpetersaures  oder  essigsaures  Blei). 

BeMinmung  des  FeUgehaUes.  20  g  Leder  werden  im  Soxhlet- 
sehen  Extraktionsapparat  3 — 4  Stunden  mit  Schwefelkohlenstoff  extrahiert; 
die  Menge  des  Fettes  wird  dann  in  bekannter  Weise  ermittelt.  Die  Be- 
stimmung des  Fettgehaltes  hat  auch  bei  nicht  gefettetem  Leder  zu  er- 
folgen, weil  dieses  von  Natur  aus  Fett,  sogen.  Blößenfett,  enthält. 

Der  Fettgehalt  der  ungefetteten  Leder  schwankt  etwa  innerhalb 
der  Grenzen  0,2  — 1,2  Proz.;  bei  Vacheleder,  welches  meist  schwach 
abgeölt  (mit  Leinöl  oder  Tran)  wird,  geht  er  zuweilen  bis  zu  3  Proz. 
hinauf. 

Besi^Mvmwng  des  Auswasehverlustes  hemv.  des  CfehaUes  an 
dusw€isehba/rem  GerhsUiff  und  an  NicMgerbsioff*  Jedes  Leder  ent- 
hält eine  gewisse  Menge  an  Stoffen  (Gerbstoff  und  Nichtgerbstoff),  die 
durch  Wasser  von  gewöhnlicher  Temperatur  ausgelaugt  werden  können  und 
die  wir  unter  der  Bezeichnung  „Auswaschverlust^  zusammenfassen.  Zur 
Bestimmung  derselben  wird  das  extrahierte  und  von  Schwefelkohlenstoff 
befreite  Lederpulver  in  den  Koch  sehen  Extraktionsapparat  (siehe  unter 
„Gerbmaterialien"  S.  703  f.)  unter  Weglassung  von  Sand  eingefüllt;  nach- 
dem dasselbe  ca.  12  Stunden  mit  Wasser  eingeweicht  gestanden  hat,  er- 
folgt die  Extraktion  bei  gewöhnlicher  Temperatur  innerhalb  l'/j — 2  Stunden 
auf  genau  1000  ccm.    200  ccm  dieses  Extraktes  (entsprechend  4  g  Leder) 

47* 


740  Leder. 

■ 

werden  in  einer  Platinschale  eingedampft,  der  Rückstand  wird  bis  zur 
Gewichtskonstanz  getrocknet  und  verascht;  man  erhält  so  die  Menge 
des  organischen  Auswaschverlustes.  Beschwerungen  mit  löslichen  Mineral- 
Stoffen,  wie  Chlorbaryum,  Kochsalz  u.  s.  w.,  werden  auch  auf  diesem 
Wege  nachgewiesen.  500  ccm  des  Extraktes  (entsprechend  10  g  Leder) 
werden  zur  Bestimmung  der  Nichtgerb Stoffe  auf  125  ccm  konzentriert 
und  diese  zur  Entfernung  des  Gerbstoffes  durch  Hautpulver  filtriert 
(siehe  S.  704).  50  ccm  des  Hautfiltrates  werden  eingedampft  und  in 
üblicher  Weise  behandelt;  der  Rückstand  wird  schließlich  yerascht  und 
man  findet  so  die  Menge  der  organischen  Nichtgerbstoffe.  Der  Gerb- 
stoff ergibt  sich  aus  der  Differenz:  Auswaschyerlust  (aschefrei)  minus 
Nichtgerbstoffe  (aschefrei). 

Der  Auswaschyerlust  ist  bei  den  yerschiedenen  Lederarten  sehr 
ungleich   und  beträgt  bei  normalen  unbeschwerten  Ledern  (lufttrocken): 

bei  Sohlleder  und  Vacheleder  etwa  3 — 20    Proz. 

-  Riemenleder -      3 — 10,5 

-  Oberleder -      3—9 

Leder,  die  mit  sehr  starken  Brühen  ausgegerbt  sind,  zeigen  sehr 
große  Auswaschyerluste;  man  kann  deswegen  aus  der  Größe  des  Aus- 
waschyerlustes  einigermaßen  einen  Schluß  auf  die  zur  Herstellung  des 
Leders  benutzte  Gerbemethode  ziehen.  Die  größten  Auswaschyerluste 
sind  bei  den  norddeutschen  Sohlledem,  bei  den  englischen  Yacheledem 
und  bei  den    österreichischen  Knoppem-  und  Yaloneenterzen  zu  finden. 

Die  Trennung  des  Auswaschyerlustes  in  auswaschbaren  Gerbstoff 
und  Nichtgerbstoff  führt  auch  zur  Erkennung  und  zum  Nachweise  yon 
Beschwerungen  mit  organischen  Stoffen,  wie  Zucker,  Glyzerin  und  dergl. 
(die  am  häufigsten  yorkommende  Beschwerung  ist  die  mit  Trauben- 
bezw.  Kartoffelzucker).  Ergibt  sich  nämlich  ein  Vorherrschen  des  Nicht- 
gerbstoffes  gegenüber  dem  Gerbstoff  (in  unbeschwerten  Ledern  ist  die 
Menge  des  auswaschbaren  Gerbstoffes  mindestens  ebenso  hoch  als  die 
Menge  des  Nichtgerbstoffes),  so  ist  Beschwerung  anzimehmen;  man  muß 
dann  eine  quantitatiye  Zuckerbestimmung  ausfuhren  (Näheres  hierüb^ 
unten  bei  der  Zuckerbestimmung). 

BeMm/mung  der  Hautsuhgianz  und  des  gebundenen  Cferb* 
Stoffes*  Man  macht  hierbei  yon  der  Tatsache  Anwendung,  daß  die 
Hautsubstanz  einen  bestimmten  Stickstoffgehalt  besitzt  und  daß  die 
übrigen  Bestandteile  stickstofffrei  sind.  Man  berechnet  also  aus  dem 
Stickstoffgehalte  des  Leders  den  Gehalt  desselben  an  Hautsubstanz;  die 
Menge  des  gebundenen  Gerbstoffes  ist  alsdann  100  Proz.  minus  der 
Summe  der  übrigen  Bestandteile  (Wasser  +  Mineralstoffe  +  Fett  +  Aus- 
waschyerlust +  Hautsubstanz). 


Untersuchung  des  lohgaren  Leders.  741 

Nach  von  Schroeder  und  Paeßler^)  beträgt  der  Stickstoffgehalt 
der  wasseN,  asche-imd  fettfreien  Hautsubstanz: 

17,8  Proz.  bei  den  BlöBen  von  Rind  (Ealb,  Kips),  Roß  und  Schwein 
(1  Proz.  Stickstoff  entspricht  mithin  5,62  Proz.  Hautsubstanz) ; 

17,4  Proz.  bei  den  Blößen  YOn  Ziege,  Hirsch  und  Reh  (1  Proz. 
Stickstoff  entspricht  mithin  5,75  Proz.  Hautsubstanz); 

17,1  Proz.  bei  den  Blößen  Ton  Schaf  (1  Proz.  Stickstoff  entspricht 
mithin  5,85  Proz.  Hautsubstanz). 

Die  Stickstoff bestimmung  erfolgt  nach  der  Ejeldah Ischen  Methode 
mit  0,6  g  Lederpulver. 

Bei  der  Zusammenstellung  der  Analjsenergebnisse  empfiehlt  sich 
die  Anwendung  des  folgenden  Schemas: 

Wasser Proz. 

Mineralstoffe 

Fett    .     .     .  • 

Gerbstoff 

Nichtgerbstoff 

Gerbstoff 

Hautsubstanz 


Auswaschyerlust 
Ledersubstanz 


100,0  Proz. 

von  Schroeder  hat  noch  die  Begriffe  Rendementszahl  (R)  und 

Darchgerbungszahl  (B)    eingeführt,   welche  ein  besseres  Urteil  über 

das    im  Betriebe    erzielte  Lederrendement   und   über   die  Durch- 

^erbung  (namentlich  beim  Vergleiche  mehrerer  und  yerschiedener 

jeder)  gestatten,  als  dies  sonst  bei  der  prozentischen  Zusammensetzung 

er  Fall  ist. 

Die    Rendementszahl  (R)    eines  Leders    gibt    an,    wieviel 

eile  lafttrocknes  lohgares  Leder  aus  100  Teilen  Hautsubstanz 

rvorgegangen  sind. 

Heispiel:    Ein  Leder  enthält  im  lufttrocknen  Zustande  45,0  Proz. 

utsubstanz : 

R :  100  =  100 :  46,0 

^  100  •  100  ,^^^  r. 

R  =    ^^  ^    ^  222,2 

40 

X>ie  I>urchgerbungszahl  (D)  eines  Leders  gibt  an,  wieviel 
e   Gerbstoff  100  Teile  Hautsubstanz  gebunden  haben. 
Beispiel:     !Ein  Leder   enthält   im   lufttrocknen  Zustande    45  Proz. 
fubstanz   und  30  Proz.  Gerbstoff  (nicht  auswaschbar): 


')     Untersucbangen    verschiedener   Blößen.     Dinglers    poljt.  Joum.  1893, 
%   Heft  11,   12  u.  13. 


742  Leder. 

D:100  =  90:45 
^         100-80         ^- 

Nach  von  Schroeder  und  PaeBler  liegt  D  nie  höher  als  100, 
da  Hautsubstanz  unter  den  bis  jetzt  beobachteten  Verhältnissen  nicht 
mehr  Gerbstoff  als  ihr  eignes  Gewicht  au£ummt.  Bei  den  meisten 
Ledern  liegt  D  wesentlich  niedriger. 

BeMtnmung  des  ZuckergehaUes^)*  Der  Zuckergehalt  wird  meist 
nur  dann  bestimmt,  wenn  der  Auswaschverlust  sehr  beträchtlich  ist  und 
wenn  bei  demselben  die  Nichtgerbstoffe  gegenüber  dem  Gerbstoff  vor- 
wiegen, so  daß  eine  Beschwerung  mit  Zucker  yorzuliegen  scheint.  Geringe, 
aus  den  Gerbebrühen  herrührende  Zuckermengen  finden  sich  in  den 
meisten  normalen  Ledern;  nach  von  Schroeder  kann  man  für  die 
unbeschwerten  Leder  als  Durchschnitt  einen  Zuckergehalt  von 
0,25  Proz.  annehmen,  wobei  Schwankungen  von  Spuren  an  Zucker  bis 
zu  etwa  1,4  Proz.  Yorkommen  können.  Bei  nachweislich  beschwerten 
Ledern  betragen  die  Zuckergehalte  1,5  bis  16  und  noch  mehr  Prozent. 

Zur  Zuckerbestimmung  sind  folgende  Lösungen  erforderlich: 

1.  Eupferlösung,  enthaltend  69,2  g  reinsten  Eupf ervitriol  im  Liter. 

2.  Alkalische  Seignettesalzlösung,  enthaltend  346  g  Seignette- 
salz  und  250  g  KOH  im  Liter. 

3.  Bleiessig.  300  g  essigsaures  Blei  werden  mit  100  g  reiner 
Bleiglätte  und  etwa  50  ccm  H,  0  gut  yerrieben  und  auf  dem  Wasser- 
bade unter  Ersatz  des  yerdampfenden  Wassers  digeriert,  bis  der  Brei 
weiß  geworden  ist.  Die  Masse  wird  in  einen  Literkolben  gespült,  nach 
dem  Erkalten  bis  zur  Marke  aufgefüllt  und  nach  gutem  Absitzen  filtriert. 

4.  Lösung  von  Natriumsulfat.  Es  ist  zweckmäßig,  dieselbe 
äquivalent  dem  Bleigehalte  der  Bleiessiglösung  zu  machen. 

Zur  Ausführung  der  Zuckerbestimmung  werden  400  ccm  des  Aus- 
zuges (von  der  Bestimmung  des  Auswaschverlustes  herrührend)  auf  genau 
100  ccm  (entsprechend  8,000  g  Leder)  konzentriert.  Diese  100  ccm 
werden  in  einem  trockenen  Gefäße  zur  Ausfällung  des  Gerbstoffes  mit 
10  ccm  Bleiessig  versetzt,  unter  öfterem  ümschütteln  15  Minuten  stehen 
gelassen  und  durch  ein  trocknes  Filter  in  ein  trocknes  Eölbchen  filtriert 
(das  Filtrat  muß  gerbstofffrei  sein).  Zu  50  ccm  des  Filtrates  (ent- 
sprechend —    ^      =  3,637  g   Leder)    setzt   man    5  ccm  Natriumsulfot- 


')  V.  Schroeder,  Bartel  n.  Schmitz-Damont,  Über  Zackeibestimmang 
nod  über  die  Zuckergehalte  der  Gerbmaterialien,  Gerbeztrakte^  Gerbebrühen  sowie 
des  unbeschwerten  lohgaren  Leders.  DiDglers  polyt.  Joum.  1894,  Bd.  293,  Heft  10  ff. 
Vergl.  femer  Paeßler,  Die  UnterBuchnngsmethoden  des  lohgaren  und  des  chrom- 
garen Leders.     Selbstverlag  des  Verfassers.    1904. 


Untersuohimg  des  lohgaren  Leders.  743 

iösung  und  filtriert,  nachdem  der  Niederschlag  sich  gut  abgesetzt  hat, 

durch  ein  trocknes  Filter.   Von  diesem  Filter  werden  40  ccm  (entsprechend 

3  637  40 
'    ,  ' —  =  2,645  g   Leder)    zur   Zuckerbestimmung    verwendet.     Man 

00 

bringt  hierzu  in  ein  etwa  200  ccm  fassendes  Becherglas  30  ccm  Eupfer- 
lösung,  30  ccm  alkalische  Seignettesalzlösung  und  45  ccm  Wasser  und 
erhitzt  den  Inhalt  über  direkter  Flamme  bis  zum  Sieden;  man  setzt 
alsdann  das  Becherglas  in  ein  bereitstehendes,  siedendes  Wasserbad 
und  gibt  die  obigen  40  ccm  unter  Umrühren  hinzu;  man  läBt  das 
Becherglas,  von  dem  Zusätze  der  zu  untersuchenden  Flüssigkeit  ab  ge- 
rechnet, genau  30  Minuten  im  kochenden  Wasserbade  stehen. 
Das  abgeschiedene  Eupferoxydul  wird  durch  ein  gewogenes  Asbestfilter- 
röhrchen  mit  Hilfe  der  Saugpumpe  abfiltriert,  zuerst  mit  heifiem  Wasser 
und  dann  zur  schnelleren  Trocknung  mit  Alkohol  imd  endlich  mit  Äther 
ausgewaschen.  Zur  Verbrennung  event.  im  Kupfemiederschlag  enthaltener 
kleiner  Mengen  organischer  Substanz  wird  das  Röhrchen  kurz  erhitzt, 
dann  reduziert  man  im  H-Strom,  läßt  in  demselbei^  erkalten  und  bringt 
schnell  zur  Wägung.  Die  dem  gefundenen  Kupfer  entsprechende  Trauben- 
zuckermenge findet  man  durch  Multiplikation  des  ausgeschiedenen  Eupfer- 
gewichts  mit  0,469^). 

Das  Gesamtvolumen  der  alkalischen  Eupferlösung  und  der  zuge- 
setzten Flüssigkeit  soll  immer  145  ccm  betragen. 

Zur  Beurteilung  von  manchen  Ledersorten,  namentlich  von  ge- 
kalkten (ob  dieselben  genügend  kalkrein  gemacht  worden  sind)  und  von 
solchen,  die  vermutlich  mit  Schwefelsäure  geschwellt  worden  sind,  kann 
es  in  manchen  Fällen  von  Interesse  sein,  den  Gehalt  an  Schwefelsäure 
(SO3)  und  an  Ealk  (CaO)  zu  bestimmen. 

BeMmtnung  van  Schwefelsäure  und  K.äXk.  20,000  g  des  pulver- 
fbrmigen  Leders  werden  in  einen  Literkolben  gebracht,  mit  750  ccm  ca. 
1  proz.  Salzsäure  (30  ccm  Salzsäure  von  1,125  spez.  Gew.  und  720  ccm 
Wasser)  übergössen  und  24  Stunden  lang  bei  30 — 40^  C.  stehen  gelassen. 
Nach  dem  Erkalten  wird  die  Flüssigkeit  genau  auf  1000  ccm  aufgefüllt 
und  filtriert.  Zur  SOs-Bestimmung  werden  250  ccm  des  Filtrates  zur 
Trockne  verdampft,  der  Rückstand  wird  mit  25  ccm  10-proz.  Sodalösung 
(SOs-frei)  durchfeuchtet,  zur  Trockne  verdampft,  vorsichtig  verascht  und 
in  soviel  Salzsäure  gelöst,  daß  die  Flüssigkeit  nur  schwach  sauer  ist.  Die 
SOs-Bestimmung  erfolgt  alsdann  in  bekannter  Weise.  Zur  CaO-Be- 
stimmung  werden  500  ccm  des  Filtrates   zur  Trockne  verdampft.    Der 


^)  Bei  genauen  Analysen  empfiehlt  es  sich  jedoch,  nicht  diesen  Durch- 
schnittsfaktor zu  benutzen,  sondern  die  dem  Kupfer  entsprechende  Zuckermeuge 
ans  der  in  der  Originalpublikation  ansgeföhrten  Tabelle  abzulesen. 


744  Leder. 

Rückstand  wird  verascht  und  die  Asche  in  yerdünnter  Salzsäure  gelöst. 
Nach  Ausfällung  des  Eisens  etc.  wird  der  Kalk  nach  bekannten  Methoden 
ermittelt. 

Der  auf  obige  Weise  ermittelte  SOa-Gehalt  entspricht  weder  dem 
Gesamtinhalte  des  Leders  an  SO3,  noch  dem  Gehalte  an  freier  Schwefel- 
säure; trotzdem  bietet  der  so  gefundene  Wert  einen  Anhaltspunkt  zur 
Beurteilung  Ton  lohgarem  Leder  hinsichtlich  der  bei  der  Herstellung 
stattgefiindenen  Verwendung  Ton  Schwefelsäure.  Wünscht  man  den 
wirklichen  Gehalt  an  freier  Schwefelsäure  zu  wissen,  so  bestimmt  man 
denselben  am  besten  nach  der  Methode  Yon  Ball  and  und  Maljean  in 
folgender  von  PaeBler  und  Sluyter^)  Torgeschlagener  Ausführung: 

Man  ermittelt  in  dem  zu  untersuchenden  Leder  den  Gehalt  an 
Gesamtschwefelsäure  und  an  gebundener  Schwefelsäure;  die  Differenz  ist 
gleich  dem  Gehalte  an  freier  Schwefelsäure.  10  g  des  Leders  werden 
mit  10  ccm  einer  10-proz.  Sodalösung  (schwefelsäurefrei !)  und  etwas 
Salpeter  durchfeuchtet  und  nach  dem  Trocknen  bei  mäßiger  Hitze 
über  einer  Spiritusflamme  möglichst  vollständig  verascht.  Die 
Asche  wird  unter  Zusatz  von  etwas  Bromwasser  gelöst  imd  die  Lösung 
wird  mit  Salzsäure  schwach  angesäuert.  In  der  filtrierten  Lösung  wird 
die  Schwefelsäure  auf  bekannte  Weise  gewichtsanalytisch  bestimmt 
(Gesamtschwefelsäure).  Femer  werden  10  g  Leder  ohne  Sodazusatz,  im 
übrigen  wie  oben  beschrieben,  verascht  und  in  dem  in  gleicher  Weise 
behandelten  Rückstand  wird  die  Schwefelsäure  (gebundene  Schwefel- 
säure) ermittelt.  Die  Differenz  der  beiden  Gehalte  ergibt  noch  nicht 
ohne  weiteres  den  Gehalt  an  freier  Schwefelsäure;  es  ist  zu  berück- 
sichtigen, daß  man  bei  der  Bestimmung  der  Gesamtschwefelsäure  den 
in  der  Hautsubstanz  enthaltenen  Schwefel  ebenfalls  als  Schwefelsäure 
bestinmit.  Nach  Paeßler  und  Sluyter  beträgt  bei  einem  fettfreien 
Leder  mit  18  Proz.  Wasser  der  hierdurch  bedingte  Fehler  im  Mittel 
0,14  Proz.  (auf  SOg  berechnet),  bezw.  0,17  Proz.  in  der  Ledertrocken- 
substanz. Man  würde  also  von  der  erwähnten  Differenz  (G^samt- 
schwefelsäure  minus  gebundene  Schwefelsäure)  noch  0,14  Proz.  in  Abzug 
zu  bringen  haben,  um  den  Gehalt  an  freier  Schwefelsäure  zu  erhalten. 

Bei  der  obigen  Methode  ist  noch  darauf  Rücksicht  zu  nehmen,  ob 
das  betreffende  Leder  Tonerde-,  Eisen-  oder  Chromsulfat  enthält.  Ist 
dies  der  Fall,  so  muß  bei  der  Ermittlung  der  gebundenen  Schwefelsäure 
so  lange  geglüht  werden,  bis  die  in  diesen  Salzen  enthaltene  Schwefel- 
säure vollständig  entfernt  ist;  femer  muß  eine  Ermittlung  des  Gehalts 
an  AI,  O3,  FcgO,  und  Crj  0,  stattfinden.  Von  der  auf  obige  Weise 
ermittelten    freien  Schwefelsäure  ist  alsdann   noch  soviel   in  Abzug  zu 


^)  Wissenschaftl.  techn.  Beilage  des  „Ledermarkt^  1901,  S.  132  ff. 


Untersachung  des  lohgaren  Leders.  745 

bringen,  als  zur  Bindung  der  ermittelten  Mengen  dieser  Basen  erforder- 
lich ist. 

BeMmnmng  des  apexifiächen  Chwichtes.  Ein  gewogener  Streifen 
Yon  ca.  25 — 30  cm  Länge  und  1  — 1,5  cm  Breite  wird  in  einem  mit 
7a  ccm-Teilung  versehenen  und  zum  Teil  mit  Quecksilber  gefällten  Glas- 
rohre mit  Hilfe  einer  Nadel  yoUständig  unter  das  Quecksilber  getaucht, 
so  daß  man  das  Volumen  der  vom  Leder  yerdrängten  Quecksilbermenge 
bis  auf  Y4  com  ablesen  kann.  Bas  spezifische  Gewicht  wird  in  bekannter 
Weise  berechnet. 

Eine  andere  Methode,  welche  bei  allen  weichen  Ledern  angewendet 
werden  muß,  ist  die,  daß  man  ein  genau  quadratisch  geschnittenes  und 
gewogenes  Stück  Leder  mit  Hilfe  einer  mit  Nonius  yersehenen  Schub- 
lehre nach  allen  Dimensionen  bis  auf  0,01  mm  mißt.  Es  wird  alsdann 
das  Volumen  und  aus  diesem  und  dem  Gewichte  das  spezifische  Gewicht 
des  Leders  berechnet.  Dasselbe  wird  auf  den  mittleren  VJTassergehalt 
des  Leders  angegeben;  es  muß  demnach  gleichzeitig  auch  eine  Be- 
stimmung des  Wassergehaltes  ausgeführt  werden. 

Art  der  €terbung*  Es  ist  mit  Hilfe  chemischer  Reaktionen  nicht 
möglich,  mit  Sicherheit  zu  unterscheiden,  mit  welchen  Gerbmaterialien 
ein  Leder  gegerbt  ist.  Dem  Fachmann  sind  zur  Entscheidung  in  der- 
artigen  Fragen  äußere  Merkmale,  wie  Farbe,  Schnitt  etc.,  maßgebend. 
S  im  and  führt  an,  daß  die  Gegenwart  Ton  Fichtenrindengerbstoff  in 
einem  Leder  sich  mit  Sicherheit  nachweisen  läßt;  um  diesen  Nachweis 
zu  führen,  behandelt  man  nach  seinen  Angaben  das  zu  untersuchende 
zerkleinerte  Leder  mit  Wasser  von  60^  C,  bis  sich  keine  nennenswerten 
Mengen  auslaugbarer  Stoffe  mehr  lösen.  Wird  diese  Lösung  yon  Gerbstoff 
mit  Hilfe  yon  Magnesiumoxyd  befreit  (in  gleicher  Weise  wie  dies  (S.  734) 
bei  der  Eohnstein-Simandschen  Methode  zur  Bestimmung  der  nicht- 
flüchtigen  Säuren  in  Gerbebrühen  beschrieben  wurde),  so  erscheint  die 
Flüssigkeit  an  der  Oberfläche  intensiy  grün  und  die  Farbe  yerschwindet, 
wenn  aller  Gerbstoff  ausgefällt  ist.  Ist  das  Leder  nur  mit  Ficbtenrinde 
gegerbt,  so  zeigt  sich  die  Flüssigkeit  kurze  Zeit  nach  dem  Zugeben  yon 
Magnesiumoxyd  und  ümschütteln  hellgrau,  silbergrau  gefärbt,  welche 
Färbung  bald  in  ein  Gelbbraun  übergeht;  ist  Fichtenrinde  nur  zur  An- 
gerbung  benutzt  worden,  so  tritt  die  grüne  Färbung  erst  nach  einiger 
Zeit  auf,  nachdem  schon  ein  mehr  oder  weniger  gefärbter  Niederschlag 
sich  ausgeschieden  hat. 

Prüfu/ng  auf  I>wrchgerbung  (EeHgeäureprobe)*  Jedes  Leder 
soll  bis  ins  Innere  und  möglichst  gleichmäßig  durchgegerbt  sein.  Man 
überzeugt  sich  dayon,  indem  man  das  betreffende  Leder  an  der  stärksten 
Stelle  (an  der  Bückenlinie  in  der  Schwanzgegend)  anschneidet  und  den 
Schnitt   mit    dem   Auge   prüft.     Eine    empfindlichere    Methode   ist   die 


746  Leder. 

Essigsäureprobe,  für  welche  ebenfalls  aus  dem  stärksten  Teile  ein 
Stück  herausgeschnitten  wird;  man  schneidet  sich  alsdann  mehrere 
möglichst  genau  1,5  mm  starke  und  etwa  4  cm  lange  Lederschnitte,  was 
am  zweckmäßigsten  mit  einem  für  diesen  Zweck  konstruierten,  mikrotom- 
ähnlichen Lederschneideapparat  ^)  ausgeführt  wird.  Diese  Schnitte  legt 
man  genau  zwei  Stunden  in  30-proz.  Essigsäure  (1,0412  spez.  Gew., 
bezw.  5,85^  Be.).  Satt  durchgegerbtes  Leder  verändert  sich  hierbei  nicht, 
schwillt  nur  wenig  auf  und  färbt  die  Essigsäure  bräunlich.  Leder, 
welches  nicht  genügend  durchgegerbt  ist,  quillt  stark  auf  und  zeigt, 
wenn  man  dasselbe  gegen  das  Licht  betrachtet,  in  der  Mitte  einen 
transparenten  wachsgelben  Streifen. 

PrU^Mng  auf  HaUbcMrUeU.  Man  hat  mehrere  Apparate  vorge- 
schlagen, um  damit  die  verschiedenen  Ledersorten  auf  Reißfestigkeit 
(namentlich  wichtig  bei  Riemen-  und  Blankleder  ^)),  auf  Widerstand 
gegenüber  Reibung  (Sohlleder)  und  gegenüber  Knickung  (Oberleder) 
untersuchen  zu  können.  Zur  Anwendung  kommen  jedoch  nur  die 
Apparate  zur  Bestimmung  der  Reißfestigkeit,  bei  welchen  gleichzeitig 
die  Dehnbarkeit  des  Leders  ermittelt  wird.  Es  können  für  diesen 
Zweck  dieselben  Apparate  verwendet  werden,  wie  zur  Prüfung  von 
Tuchen,  Seilen,  Metallen  und  dergl.  Fecken-Eirfel  in  Aachen  hat 
einen  derartigen  Apparat  speziell  zur  Prüfung  von  Leder  konstruiert. 
Von  zwei  Riemenledem  mit  gleicher  Reißfestigkeit  ist  dasjenige  das 
bessere,  welches  die  geringere  Dehnbarkeit  besitzt.  Die  Reißfestigkeit 
eines  guten  Riemenleders  soll  mindestens  3  kg  pro  qmm  Querschnitt 
betragen.  Eine  Erhöhung  des  Wassergehaltes,  sowie  des  Fettgehaltes 
erhöht  im  allgemeinen  die  Reißfestigkeit. 

Es  ist  sehr  wichtig,  daß  die  zur  Prüfung  dienenden  Stücke  immer 
von  der  gleichen  Stelle  der  Häute  genommen  werden. 

Prüfung  auf  Wasaeraufnahms.  Diese  Prüfung  ist  von  Wert 
bei  der  Untersuchung  von  Sohl-  und  Yacheleder;  ein  derartiges  Leder 
wird  im  allgemeinen  um  so  besser  sein,  je  weniger  Wasser  dasselbe 
beim  Einlegen  in  Wasser  aufnimmt.  Man  legt  ein  Stück  Leder  von  etwa 
20  g  Gewicht  (in  einem  anderen  Stücke  ist  eine  Wasserbestimmung  aus- 
zuführen) in  eine  flache  Schale  und  begießt  es  mit  Wasser,  bis  es  davon 
bedeckt  ist;  man  wiegt  nunmehr  das  Leder  allstündlich  imd  legt  es 
wieder  ins  Wasser;  man  setzt  dies  fort,  bis  das  Maximum  der  Wasser- 
aufiiahme  erreicht  ist.  Bei  Beobachtung  der  angeführten  Vorsichtsmaß- 
regeln sind  beträchtliche  Auslaugungen,  die   das  Endergebnis  nachteilig 


')  Zu  beziehen  durch  Mechanikus  Meißner,  Freiberg  i.  S. 
')  C.  Bach,  Festigkeit  und  Dehnung  Ton  Treibriemenleder.    Zsch.  d.  V.  D. 
Ing.  1884,  S.  740. 


Untersuchang  des  chromgaren  Leders.  747 

beeinflussen  könnten,  nicht  zu  befürchten.  Es  ist  unbedingt  notwendig, 
daß  bei  der  Angabe  der  WasseraufDahme  in  Prozenten  der  Ledermenge 
stets  ein  gleicher  Wassergehalt  (am  besten  nach  dem  Vorschlage  von 
von  Schroeder  ein  solcher  von  18,0  Proz.)  zugrunde  gelegt  wird;  nur 
dann  sind  Vergleiche  zulässig. 

Sämischleder. 

Sämischleder^)  soll  sich  weich  und  tuchartig  angreifen,  dabei 
bei  einem  gewissen  Zuge  große  Zähigkeit  aufweisen. 

Untersuchung  des  chromgaren  Leders. 

Seit  ca.  10  Jahren  spielen  die  unter  Zuhilfenahme  von  Chromyer- 
bindungen  gegerbten  Chromleder,  welche  besonders  für  technische  Zwecke 
und  als  Feinleder  bereits  eine  umfangreiche  Verwendung  finden,  eine 
bedeutende  Rolle,  so  daß  es  angezeigt  ist,  auch  die  Untersuchungs- 
methoden dieser  Lederart  hier  anzuführen. 

WaseerbesHmniung.  Dieselbe  wird  in  5  g  des  Leders  genau  in 
derselben  Weise  wie  beim  lohgaren  Leder  ausgeführt. 

BesHfnfnung  des  Mineral-  (ÄBche-)  CMiaJUee.  2  g  Leder  werden 
im  Platintiegel  bis  zur  vollständigen  Verbrennung  der  organischen  Sub- 
stanz verascht  (wie  bei  der  Aschebestimmung  im  lohgaren  Leder). 
Hierbei  werden  die  an  Chromoxjd  sowie  an  Tonerde  und  Eisenoxyd 
gebundenen  Mineralsäuren  nicht  bestimmt,  da  diese  beim  Veraschen  aus- 
getrieben werden. 

Besihnfnung  des  ChromaxydgehaUes  (Cr^  O^).  Der  von  der 
Aschebestimmung  herrührende  Rückstand  wird  im  Platiutiegel  mit  279 
bis  3  g  eines  Gemisches  von  60  Teilen  Soda,  20  Teilen  Pottasche  und 
4  Teilen  Eaüumchlorat  gut  gemengt  und  bei  bedecktem  Tiegel  zunächst 
schwach,  alsdann  15 — 20  Minuten  vor  dem  Gebläse  erhitzt.  Es  ist 
zweckmäßig,  während  des  Erhitzens  vor  dem  Gebläse  noch  ein  bis 
zweimal  eine  Messerspitze  des  obigen  Gemisches  zu  dem  Tiegelinhalte 
hinzuzugeben.  Der  Platintiegel  wird  von  dieser  Schmelze  fast  gamicht 
angegriffen;  im  Porzellantiegel  gelingt  es  nicht,  den  Inhalt  zum  genügenden 
Schmelzen  zu  bringen.  Die  erkaltete  Schmelze  wird  in  heißem  Wasser 
aufgelöst  und  diese  Lösung  zur  Entfernung  unlöslicher  Anteile  filtriert. 
Das  klare  Eiltrat,  in  welchem  das  Chrom  als  Chromat  vorhanden  ist, 
wird  mit  Wasser  auf  ca.  150  ccm  verdünnt,  mit  ca.  5 — 10  ccm  konz. 
Salzsäure  und  10  ccm  10-proz.  Jodkaliumlösung  versetzt  und  mit  einer 


^)von   Schroeder   and   Paeßler,    Untersuchungen   über   Sämischleder 
und  dessen  Zusammensetzung.    Dingl.  poljt.  Joum.  1895,  Bd.  295,  H.  9. 


748  Leder. 

ca.  7io  N.-Thio8ulfatlö8uiig  titriert  (entsprechend  der  Titerstellung  der 
Thiosulfatlösung  bei  der  Bestimmung  der  Jodzahl  Yon  Fetten).  1  g  Thio- 
Sulfat  (NajSjOa)  entspricht  0,1603  Cr,  Og. 

BeäUmtnung  des  TanerdegehaUes*  Falls  das  Leder  Tonerde 
enthält,  so  werden  3  g  desselben  in  der  gleichen  Weise  wie  oben  durch 
Schmelzen  aufgeschlossen.  Die  Schmelze  wird  im  heifien  Wasser  gelöst 
und  das  Filtrat  dieser  Lösung  auf  250  ccm  aufgefflllt.  In  100  ccm  der- 
selben wird  die  Chromsäure  durch  Zusatz  von  Salzsäure  und  Alkohol 
und  durch  anhaltendes  Kochen  reduziert;  aus  dieser  Lösung  fallt  man 
das  Chromoxyd  und  die  Tonerde  mit  Ammoniak  aus  und  bringt  beide 
(Cr,  O3  -f  Alj  O3)  in  bekannter  Weise  zur  Wägung.  In  weiteren  100  ccm 
der  Lösung  wird  in  der  oben  beschriebenen  Weise  das  Chromoxyd, 
Cr,  O3,  durch  Titrieren  mit  Yiq  N.-Thiosulfatlösung  ermittelt.  Aus  der 
Differenz  ergibt  sich  dann  die  Tonerde,  AI,  O3.  Das  Chromoxyd  und 
die  Tonerde  sind  im  Chromleder  meist  in  Form  basischer  Sulfate  oder 
Chloride  vorhanden. 

BeMmmung  der  H^hwefAMwre  (80^)  und  der  MkoMien.  5  g 
des  zur  Entfernung  von  Fett  und  Schwefel  mit  Schwefelkohlenstoff 
extrahierten  Leders  werden  in  ca.  50  ccm  rauchender  Salpetersäure  ge- 
löst. Diese  Auflösung  geht  bei  gewöhnlicher  Temperatur  in  12  bis 
24  Stunden,  bei  mäßigem  Erwärmen  in  viel  kürzerer  Zeit  yor  sich.  Hat 
sich  das  Leder  auf  diese  Weise  zu  einer  grünen  Flüssigkeit  aufgelöst, 
so  y erjagt  man  durch  wiederholtes  Eindampfen  mit  Wasser  den  gröBten 
Teil  der  Salpetersäure.  Der  Rückstand  wird  in  Wasser  au^elöst  und 
diese  Lösung  event.  nach  dem  Filtrieren  auf  500  ccm  aufgefüllt.  In 
200  ccm  dieser  Lösung  bestimmt  man  in  bekannter  Weise  durch  Fällen 
mit  Chlorbaryum  die  Schwefelsäure;  yon  dem  gefundenen  Gehalt  an  SO, 
ist  fiir  jedes  Prozent  der  im  Leder  enthaltenen  Hautsubstanz  0,005  Proz. 
SO3  in  Abzug  zu  bringen,  weil  bei  diesem  Verfahren  der  Schwefel  der 
Hautsubstanz  ebenfalls  in  Schwefelsäure  übergeführt  wird. 

In  anderen  200  ccm  der  Lösung  werden  die  Alkalien  bestimmt. 
Zu  diesem  Zwecke  dampft  man  diese  Lösung  zur  Trockne,  glüht  zur 
Zerstörung  der  organischen  Substanz  schwach  und  extrahiert  den  Rück- 
stand mit  salzsäurehaltigem  Wasser.  Aus  dieser  Lösung  werden  Chrom- 
oxyd, Tonerde,  Eisenoxyd  und  Kalk  durch  Zusatz  von  Ammoniak  und 
Ammonkarbonat  ausgefallt;  das  Filtrat  wird  mit  einigen  Tropfen  ver- 
dünnter Schwefelsäure  zur  Trockne  verdampft,  der  Rückstand  zur  Ent- 
fernung der  Ammonsalze  u.  s.  w.  schwach  geglüht.  Die  Alkalien  werden 
alsdann  als  Sulfate  gewogen.  Falls  Kali  und  Natron,  welche  beide 
meist  nebeneinander  im  Chromleder  vorkommen,  getrennt  bestimmt 
werden  sollen,  kann  hierauf  die  Trennung  auf  bekannte  Weise  vor- 
genommen werden. 


Untersuchung  des  chromgaren  Leders.  749 

BeMfiMnung  des  Chlors*-  B — 4  g  Leder  werden  mit  25  com  einer 
10-proz.  Sodalösimg  (chlorfrei!)  getränkt,  getrocknet  und  dann  vorsichtig 
yerascht,  was  am  besten  in  der  Muffel  Yorgenommen  wird.  Die  Asche 
wird  mit  heiBem  Wasser  YoUständig  extrahiert  und  in  dem  Filtrate  oder 
in  einem  aliquoten  Teile  desselben  (die  zu  titrierende  Lösung  muß  mit 
Salpetersäure  genau  neutralisiert  werden)  das  Chlor  mit  Yjq  N.-Silber- 
nitratlösung  unter  Verwendung  einer  neutralen  Ealiumchromatlösung  als 
Indikator  (nicht  mehr  als  3  Tropfen  einer  10-proz.  Lösung)  titriert. 

Besttmtnung  des  FeUes  und  des  freien  Sehwefds*     Zur  Be- 
stimmung des  Fettgehaltes  werden  20  g  Leder  in  der  gleichen  Weise 
wie   beim    lohgaren    Leder    mit    Schwefelkohlenstoff    (frei    von    freiem 
Schwefel!)  extrahiert;  aus  dieser  Lösung  wird  der  Schwefelkohlenstoff 
abdestilliert,  so  daß  das  Fett    zurückbleibt   und    zur  Wägung    gebracht 
werden  kann.     Enthält  das  Leder   freien  Schwefel,    wie    dies    bei    den 
nach  dem  Zweibad-Chromgerbeverfahren  hergestellten  Chromledern  meist 
der  Fall  ist,  bei  Einbad-Chromledem  aber  auch  vorkommen  kann,  so 
geht  derselbe  in  das  Fett  über.     In  solchen  Fällen  muß   der  Schwefel 
bestimmt  und  von  der  Fettmenge  in  Abzug  gebracht  werden.    Zu  diesem 
Zwecke  wird  das  Fett  in  Schwefelkohlenstoff  gelöst,  die  Lösxmg  ohne 
Verlust  in  eine  Platinschale  gespült,  der  Schwefelkohlenstoff  vollständig 
verdampft  und  der  Rückstand  mit  roter  rauchender  Salpetersäure   oxy- 
diert.    Die  Lösung  wird  zur  Entfernung  der  Salpetersäure  alsdann  auf 
dem  Wasserbade  eingedampft,  mit  Sodalösung  versetzt  und  zur  Trockne 
verdampft.     Der  Rückstand  wird  zur  Beseitigung  der  organischen  Sub- 
stanz vorsichtig  geglüht  und  mit  Salzsäure-  und  bromhaltigem  Wasser 
extrahiert.    In  dieser  Lösung  wird  die  Schwefelsäure  in  bekannter  Weise 
mit  Chlorbaryum  gefallt.    Die  gefundene  Menge  von  schwefelsaurem  Baryt 
wird,    um    die    Schwefelmenge    zu    berechnen,    mit    dem    Faktor   0,185 
multipliziert. 

BesUmmu/ng  der  Hautsubstanz.  Diese  erfolgt  in  der  gleichen 
Weise  wie  beim  lohgaren  Leder.  Wegen  des  höheren  Gehalts  des 
Chromleders  an  Hautsubstanz  empfiehlt  es  sich,  für  diese  Bestimmungen 
nur  0,5  g  zu  verwenden. 


Papier. 


Von 
W.  HenberiTy   . 

Professor,  Vorsteher  der  Abteilung  für  papier-  und  textiltechnische  Prüfungen 
am  Königlichen  Materialprüfungsamt  zu  Ghrofi- Lichterfelde  West 


Bestimmmig  des  AschengehalteB. 

Für  genaue  Bestimmungen  werden  1 — 2  g  Papier  bei  100 — 105®  C. 
bis  zur  Gewicbtskonstanz  getrocknet,  in  einem  Platintiegel  eingeäschert 
imd  so  lange  geglüht,  bis  keine  Gewichtsabnahme  mehr  stattfindet. 
Läßt  die  Farbe  des  Papiers  auf  Anwesenheit  Ton  Bleiyerbindungen 
(Bleichromat)  schließen,  so  muß  für  die  Yeraschung  ein  Porzellantiegel 
Terwendet  werden. 

Der  für  die  Aschenmenge  gefundene  Wert  entspricht  selten  ohne 
weiteres  dem  wahren  Gehalt  des  Papiers  an  mineralischen  Füllstoffen, 
weil  letztere  durch  das  Glühen  meist  verändert  werden.  So  z.  B.  ver- 
liert Kaolin  12 — 15  Proz.  Krystallwasser,  Baryumsulfat  wird  teilweise  in 
Baryumsulfid  umgewandelt  u.  s.  w.  Ist  die  Art  des  Füllstoffes  bekannt, 
so  läßt  sich  der  wirkliche  Fül Istoffgehalt  aus  dem  Aschengehalt  be- 
rechnen. Handelt  es  sich  um  Baryumsulfat,  so  hat  man  nur  einige 
Tropfen  Schwefelsäure  zur  Asche  hinzuzufügen  imd  nochmals  zu  glühen. 

In  der  Praxis,  wo  es  meist  nicht  auf  so  genaue  Bestimmungen  an- 
konmit,  hat  sich  die  Reimannsche  Substitutions- Aschenwage  (Fig.  97^) 
eingebürgert,  die  bis  auf  0,25  Proz.  genaue  Werte  gibt. 

Der  eine  Arm  des  Wagebalkens  trägt  ein  mit  ihm  fest  verbundenes 
Gewicht,  der  andere  zwei  Wageschalen,  von  denen  die  obere  zum  Auf- 
legen eines  Glasröhrchens  (Fig.  98b),  die  untere  für  Gewichte  bestimmt 
ist.  Da  sich  die  Wage  ohne  Glasrohr  bei  einer  Belastung  von  etwa 
21  g  ini  Gleichgewicht  befindet,  so  wähle  man    das  Röhrchen  so  aus, 


^)  Die  Reimannsche  Aschen  wage  mit  allem  Zubehör,  ferner  alle  im 
nachfolgenden  noch  erwähnten  Apparate  und  Instramente  för  PapierprüfaogeDy 
ferner  Fasermischungen,  Einbettmassen,  Lösangen  etc.  sind  von  der  mechanischen 
Werkstätte  von  L.  Schopper  in  Leipzig,  AmdtstraBe  27,  zn  beziehen. 


Aschengehalt.    Mikroskopigche  Prüfiuig.  75J 

daS  es   dem  6eivicht  yod   19  g  recht  nahe  kommt,    ohne  jedoch  diese 

Grenze  zu  überschreiten.     Auf  die  untere  Wageachale   bringt    man    an 

Gewichten  2  g,  und  zwar  ein  Gramm- 

^**    '  gewicht  als  solches  und  den  Rest  in 

Dezi-  und  ZentigrammstUcken. 

Eine  etwaige  IMfFerenz  gleicht 
man  entweder  mit  der  zu  diesem 
Zweck  angebrachten  Regulierschraube 
R  aus,  oder,  wenn  diese  nicht  aus- 
reicht, durch  kleine,  auf  die  "Wage- 
schale  gelegte  Bleistücke  und  mittels 
der  am  Statir  befindlichen  Schraube. 
Eine  Pinsel arretierong,  wie  sie 
die  rigor  zeigt,  hat  sich  für  das 
Legen  und  Abnehmen  der  Gewichte 
als  sehr  praktisch  erwiesen. 


Zur  Veraschung  rollt  man  1  g  Papier  zusammen,  steckt  es  in  das 
Flatinnetz  (Fig.  98a)  und  glüht;  die  Asche  schüttet  man  in  das  Gläs- 
chen und  bestimmt  ihr  Gewicht  in  Zentigramm;  diese  geben  direkt  die 
Aschenprozente  an. 

Die  mikroakopische  Prttfbng  der  im  Papier  enthaltenen 

FaserstofiFb. 
Die  mikroskopische  Prüfung  dient  zur  Feststellung   der  Art,  der 
Mengenverhältnisse    und    des    Mahlungszustandes    der   in    einem   Papier 


752 


Papier. 


vorhandenen  Fasern.  Im  folgenden  kann  nur  auf  die  wichtigsten  Faser- 
arten (Leinen,  Hanf,  Baumwolle,  Holz-,  Stroh-  und  Espartozellstoff, 
sowie  Jute  und  Holzschliff)  kurz  eingegangen  werden. 

VarbereUung  des  Papiers*  Je  nach  der  Dicke  werden  2 — 5  qcm 
des  Papiers  mit  verdünnter  (2 — 4-proz.)  Natron-  oder  Kalilauge  in  einem 
Reagierglase  ein  bis  zwei  Minuten  gekocht  und  so  heiß  wie  möglich 
einige  Male  kräftig  durchgeschüttelt.  Der  so  erhaltene  Faserbrei  wird 
auf  «in  engmaschiges  Drahtsieb  gebracht  und  durch  Waschen  mit  Wasser 
von  der  Lauge  befreit. 

Das  Präparieren  der  Fasern  geschieht  unter  Verwendung  einer 
wäßrigen  Jod-Jodkaliumlösimg  oder  einer  Chlorzinkjodlösung. 

Die  Jod-Jodkaliumlösung  besteht  aus  6  Tl.  Jod,  10  Tl.  Kalium- 
jodid, 10  Tl.  Glyzerin  und  90  Tl.  Wasser. 

Die  Ghlorzinkjodlösung  wird  hergestellt  aus  100  Tl.  Zinkchlorid, 
10,5  Tl.  Kaliumjodid,  0,5  Tl.  Jod  und  76  Tl.  Wasser;  nach  dem  Ab- 
setzen des  entstehenden  Niederschlags  gießt  man  die  darüber  stehende 
klare  Lösung  ab  und  bringt  ein  Splitterchen  Jod  hinein. 

Die  Fasern  färben  sich  dann,  wie  folgt: 


Fasern 


Färb  an  g   in 


Jod-Jodkaliamlösong 


Chlorzinkj  odlösnng 


Gruppe  I, 

(Lumpen- 

fasem) 

Gruppe  II. 
(Zellstoffe) 


Gruppe  II L 

(Verholzte 

Fasern) 


Leinen,  Hanf 

und 

Baumwolle 

Holzzellstoff 

Stroh-  und 
JutezeUstoff 

Esparto- 
zellstoff 

Holzschliff; 
rohe  Jute  und 
schlecht  auf- 
geschlossene 
Zellstoffe 

Strobstoff 


schwach-  bis  dunkelbraun; 
dünne  Lamellen  fast  farb- 
los 

grau  bis  braun 
grau 

teils  grau,  teils  braun 

teils  leuchtend  gelbbraun, 
teils  gelb,  je  nach  Schich- 
tendicke und  Verholzungs- 
grad 

teils  gelbbraun,  teils  gelb, 
teils  grau 


schwach-  bis  stark  wein- 
rot») 

blau  bis  rotviolett 
blau  bis  blauviolett 

teils  blau,  teils  weinrot 

zitronengelb  bis  dunkel- 
gelb 


teils    gelb,    teils   blau, 
teils  blauviolett 


»)  Erscheinen  die  Lumpenfasem  bläulich,  so  ist  die  Lösung  zu  konzentriert 
und  muß  vorsichtig  mit  Wasser  verdünnt  werden,  bis  sich  die  Lumpen  rot  ftrben. 
Werden  die  Zellstofffasem  nicht  blau,  sondern  rötlich  geftrbt,  so  ist  die  Lösung 
zu  schwach;  sie  kann  aber  dann  meist  durch  geringen  Zusatz  von  Ghlorzink 
brauchbar  gemacht  werden;  gelingt  dies  nicht,  so  ist  sie  neu  anzufertigen. 


Mikroskopische  Untersuchtmg« 


753 


Jenke  (Papierzeitung  1900,  No.  77)  hat  empfohlen,  die  Fasern  in 
folgender  Lösung  zu  beobachten. 

50  ccm  gesättigte  Chlonnagnesiumlösung. 

2,5  ccm  Jod-Jodkaliumlösung  (2  g  E  J,  1,15  g  J,  20  ccm  H,  0). 

Hierin  erscheinen 

Lumpen  braun 

Strohzellstoff  blauviolett 

Holz  Zellstoff  ungefärbt  bis  schwach  rötlich 

Holzschliff  und  rohe  Jute      gelb. 

H.  Behrens  (Mikrochemische  Analyse  1896)  hat  vorgeschlagen, 
die  verschiedene  Au£iahmefähigkeit  der  Fasern  für  gewisse  Anilinfarben 
zur  Trennung  zu  benutzen;  man  erzielt  auf  diese  Weise  unterscheidende 
Färbungen,  die  in  gewissen  Fällen  recht  wertvoll  sind.  (Vergl.  S.  756.) 
Seileger  (Papierfabrikant  1903,  S.  425)  bettet  die  Fasern  in  eine 
Calciumnitratj  odlösung. 

100  g  Ca  (NOj),  trocken 
90  g  HjO 
3  ccm  Jodlösung  (1  g  J,  5  g  K  J,  50  ccm  H,  0). 

Hierin  erscheinen 
Lumpen 
Nadelholzzellstoff  (ungebleicht) 

(gebleicht) 
Strohzellstoff 
Laubholzzellstoff 
Holzschliff 

Für  die  Bestimmung  der  verschiedenen  Faserarten  ist.  es  not- 
wendig, außer  auf  die  Farbe  auch  auf  den  Bau  und  die  Gröfienverhält- 
nisse  der  einzelnen  Fasern  zu  achten.  Die  wichtigsten  charakteristischen 
anatomischen  Merkmale  sind  im  folgenden  kurz  angegeben. 

BoloMhUfff  welcher  durch  rein  mechanische  Zerkleinerung  des 
Holzes  (meist  Nadelholz)  gewonnen  wird,  besteht  aus  unregelmäßigen 
Bruchstücken    von    Fasern  oder  Faserbündeln,    an    welchen  die  für  das 


weinrot 

hell  zitronengelb 

rosa  mit  violettem  Stich 

blau 

blau 

gelb. 


Fig.  99. 


betreffende  Holz  charakteristischen  Poren,  Markstrahl zellen  etc.  sehr 
zahlreich  wahrzimehmen  sind  (Fig.  99).  Isolierte,  gut  erhaltene  Fasern, 
sowie  Fasern  mit  natürlichen  Enden  sind  im  Holzschliff  sehr  selten. 

UnterBuchungeiL  5.  Aufl.    m.  48 


754 


Papier. 


JuJte  (yon  verschiedenen  Corchorasaxten  stammend)  besteht  aus 
isolierten  oder  zu  Bündeln  vereinigten  Bastfasern.  Von  anderen  Faser- 
arten unterscheidet  sich  die  Jute  dadurch,  dafi  der  Hohlkanal  bei  gleich- 
bleibender Dicke  der  Faser  in  seinem  Durchmesser  sehr  wechselt,  so 
daB  er  bald  weit,  bald  nur  als  dunkle  Linie  erscheint  (Fig.  100). 


Pig.  100. 


Fig.  101. 


HölaBxMetoff  stammt  wie  der  Holzschliff  meist  von  Nadelhölzern 
und  unterscheidet  sich  von  den  übrigen  isolierten  Fasern  durch  die  groBe 
Breite  der  einzelnen  Zellen.  Der  Hohlkanal  ist  meist  sehr  weit,  die 
Enden  der  Fasern  abgerundet  oder  stumpf  zugespitzt.  Für  Zellstoff 
von  Nadelhölzern  sind  die  behöften  Poren  charakteristisch  (Fig.  101),  für 
Laubholzzellstoffe  die  GefaBe. 

StrohztXUtoff*  I^ie  Bastzellen  (Fig.  102  b),  welche  die  Hauptmenge 
des  Strohzellstoffes  ausmachen,  sind  meist  ziemlich  schmal  und  walzen- 
förmig und  zeigen  nadelähnlich  zugespitzte  Enden.  Charakteristisch  ist 
das  Vorkommen  von  wellenförmig  geränderten  Oberhautzellen,  sowie 
dünnwandigen,  kurzen,  an  den  Enden  abgerundeten  Parenchymzellen 
(Fig.  102  a  und  c). 

Eapa/rtasMstoff  wird  gewonnen  aus  dem  in  Afrika  und  Spanien 
in  grpBen  Mengen  vorkommenden  Stipa  tenacissima.  Die  Oberhaut-  und 
Bastzellen  sind  denen  des  Strohes  sehr  ähnlich,'  aber  von  geringeren 
Abmessungen  (Fig.  103  a  und  b).  Von  dem  Strohzellstoff  unterscheidet 
sich  Esparto  durch  kleine  zahnförmige  Zellen  (Fig.  103  c),  sowie  durch 
das  Fehlen  der  groBen  Parenchymzellen.  Ein  weiteres  Unterscheidungs- 
merkmal   bildet    die  abweichende   Färbung  eines  Teiles  der  Bastfasern. 


Fig.  102. 


Fig.  lOS. 


Leinen.  Die  Bastzellen  des  Flachses  sind  schmal  und  walzen- 
förmig und  dicht  mit  knotenartigen  Anschwellungen  versehen  (Fig.  104V 
Das  Lumen  ist  sehr  eng  und  erscheint  meist  nur  als  dunkle  Linie.    Da 


Mikroskopische  Untersuchung. 


755 


die  Leinenfaser  ursprünglich  verhältnismäfiig  lang  ist,  so  kommt  sie  im 
Papier  nur  in  Bruchstücken  vor,  deren  Enden  oft  in  einer  sehr  charak- 
teristischen Weise  zerfetzt  sind.  Die  Leinenfaser  zeigt  oft  deutliche 
Längsstreifung.  Die  natürlichen  £nden,  welche  sehr  spitz  sind,  kommen 
sehr  selten  im  Papier  Yor. 

Hanf*  Die  Hanffaser  ist  der  Leinenfaser  sehr  ähnlich  und  läßt 
sich  im  Papier  von  der  letzteren  nicht  mit  Sicherheit  unterscheiden. 

Bawmwölle.  Die  Samenhaare  der  Baumwolle  sind  leicht  an  der 
schlauchartigen  zusammengeklappten  Form  der  Zelle  zu  erkennen.  Der 
Hohlkanal  ist  meist  sehr  weit  und  die  Zellwand  häufig  gitterförmg  ge- 
streift (Fig.  105).  Zuweilen  ist  die  Faser  spiralförmig  gewunden,  eine 
Erscheinung,  die  bei  der  rohen  Baumwolle  stets  und  sehr  deutlich  zu 
beobachten  ist.  Die  natürlichen  Faserenden  sind  abgerundet,  kommen 
jedoch  im  Papier  selten  Tor.  Die  in  dem  Papier  vorhandenen  Bruch- 
stücke haben  oft  quer  abgerissene  Enden. 

Die    Schätzung    d^r    Mengenverhält- 
Fig.  104.  nisse  der   verschiedenen  in   einem   Papier 

vorhandenen  Faserarten  geschieht  am 
besten  durch  direkten  Vergleich  mit  Prä- 
paraten, welche  von  bekannten,  in  Brei- 
form aufbewahrten  Fasermischungen  frisch 
hergestellt  werden. 

Fig.  105. 


Bei  der  Prüfung  stellt  man  zunächst  bei  50 — 70-facher  Vergrößerung, 
und  am  besten  unter  Verwendung  von  Chlorzinkjodlösung  als  Präpa- 
rationsflüssigkeit, das  Verhältnis  der  Farbengruppen  zueinander  und 
dann  bei  150 — 200-facher  Vergrößerung  das  Verhältnis  der  einzelnen  zu 
derselben  Gruppe  gehörigen  Faserarten  imter  sich  fest. 

Für  die  Beurteilung  des  Mahlungszustandes  bedient  man  sich 
einer  etwa  25 -fachen  Vergrößerung.  Da  die  Bedeutung  der  in  der 
Praxis  für  den  Mahlungszustand  gebräuchlichen  Ausdrücke  „lang", 
„kurz",  „rösch"  und  „schmierig"  nach  der  Art  der  in  Frage  kommenden 
Papiere  wechselt  und  es  fast  unmöglich  ist,  eine  zutreffende  Beschrei- 
bung des  Mahlungszustandes  zu  geben,  so  muß  man  sich  im  allge- 
gemeinen  auf  vergleichende  Prüfung  zweier  oder  mehrerer  Papierstoffe 
beschränken. 

48» 


756  Papier. 

Benrteilimg  des  VerhoIzimgsgradeB  der  Zellstoffe. 

Die  in  der  Papierfabrikation  verwendeten  ZellstoflPe  sind  teils  Yöllig 
entholzt,  teils  enthalten  sie  noch  geringe  Mengen  der  Holzsubstanz;  es 
hängt  dies  ab  yon  dem  Aufschließungs-  und  Bleichprozeß,  den  sie  durch- 
gemacht haben.  Gebleichte  Sto£Fe  sind  meist  frei  von  Holzsubstanz, 
ungebleichte  oder  halbgebleichte  zeigen  noch  mehr  oder  weniger  starke 
Verholzung.  Die  Färbung  der  Fasern  in  Jodlösung  läßt  oft  schon 
erkennen,  mit  welchem  Grade  der  Verholzung  man  es  zu  tun  hat.  Deut- 
licher noch  läßt  sich  dies  durch  Behandlung  mit  gewissen  Farbstoffen 
ermitteln. 

Verfahren  nach  Dr.  Klemm. 

Dr.  Klemm  beurteilt  den  Grad,  bis  zu  welchem  die  Holzzellen 
in  reine  Zellstofffasem  übergeführt  worden  sind,  nach  dem  Farbton  und 
der  Stärke  der  Färbung  mit  Malachitgrün  in  essigsaurer  Lösung.  (Der 
Farbstoff  wird  in  Wasser  mit  2-proz.  Essigsäure  bis  zur  Sättigung 
gelöst.)  Das  Reagens  ist  für  mikroskopische  Präparate  imd,  wenn  Zell- 
stoffe ald  solche  Torliegen,  auch  makroskopisch  anwendbar.  Je  reiner 
ein  Zellstoff  ist,  um  so  weniger  färbt  er  sich.  Die  besten  gebleichten 
Stoffe  färben  sich  fast  gar  nicht,  halbgebleichte  himmelblau,  ungebleichte 
stark  grün. 

In  Verbindung  mit  Malachitgrün  läßt  sich  nach  Klemm  durch 
einen  zweiten  Farbstoff  herausfinden,  ob  Natron*  oder  Sulfitzellstoff 
vorliegt.  Dies  geschieht  durch  eine  gesättigte,  mit  2-proz.  Alkohol  ver- 
setzte Lösung  von  Rosanilinsulfat  in  Wasser,  die  mit  Schwefelsäure 
versetzt  wird,  bis  sie  einen  violetten  Schimmer  angenommen  hat. 

Die  Zellstoffe  färben  sich  damit,  wie  folgt: 

1.  Ungebleichter  Sulfitzellstoff  wird  tief  violettrot. 

2.  Gebleichter  Sulfitzellstoff  nimmt  eine  weniger  starke  und  weniger 
ins  Violett  spielende  rote  Färbung  an. 

3.  Ungebleichter  Natronzellstoff  färbt  sich  durchschnittlich  noch 
etwas  weniger  als  gebleichter  Sulfitzellstoff. 

4.  Gebleichter  Natronzellstoff  erhält  nur  einen  schwach  rötlichen 
Schimmer  oder  färbt  sich  überhaupt  nicht. 

Die  bei  alleiniger  Anwendung  der  Rosanilinlösung  nicht  mögliche 
Unterscheidung  von  gebleichtem  Sulfit-  und  imgebleichtem  Natronzelistoff 
läßt  sich  nach  Klemm  bewerkstelligen,  wenn  außerdem  noch  die  Prü- 
fung mit  Malachitgrün  vorgenommen  wird.  Färbt  sich  der  Zellstoff  mit 
Rosanilinsulfat  rot,  mit  Malachitgrün  deutlich  grün,  so  hat  man  es  mit 
ungebleichtem  Natronzellstoff  zu  tun;  färbt  er  sich  mit  Rosanilinsulfat 
wohl  auch  rot,  mit  Malachitgrün  dagegen  schwach  blau  oder  gar  nicht, 
80  hat  man  auf  gebleichten  Sulfitzellstoff  zu  schließen. 


Verholzangsgrad  der  Zellstoffe.  757 

Unter  Zugrundelegung  der  von  Behrens  für  die  TJntersclieidung 
Yon  Gewebefasem  yorgesclilagenen  Doppelfärbung  mit  Malachitgrün 
und  Kongorot  kann  man  die  Terschiedenen  Reinheitsgrade  der  Zell- 
stoffe Tielleicht  noch  besser  unterscheiden.  Das  zu  prüfende  Material 
wird  durch  Kochen  mit  verdünnter  Natronlauge  aufgeschlossen.  Der 
Faserbrei  wird  hierauf  mit  der  15 — 20-fachen  Menge  einer  etwa  Y^-proz. 
Lösung  von  Malachitgrün  in  Wasser,  die  mit  einigen  Tropfen  Essig- 
säure angesäuert  ist,  einige  Minuten  erwärmt,  dann,  nachdem  er  gut 
durchgeschüttelt  worden  ist,  auf  ein  Sieb  gebracht  und  ausgewaschen, 
bis  das  Waschwasser  fast  farblos  abläuft.  Schon  nach  dieser  Vorbehand- 
lung kann  man  sich  oft  ein  Bild  von  dem  Yerholzungsgrad  der  Fasern 
machen.  Sind  sie  stark  verholzt,  so  erscheinen  sie  stark  grün  gefärbt; 
sind  sie  nicht  oder  wenig  verholzt,  so  zeigen  sie  nur  eine  schwache 
grünliche  Färbung. 

Zur  weiteren  Beurteilung  wird  der  mit  Malachitgrün  behandelte 
Stoff  in  ähnlicher  Weise  mit  einer  15 — 20-fachen  Menge  wäßriger,  etwa 
y,-proz.  Kongorotlösung,  zu  der  man  einige  Kömchen  Soda  fügt,  gefärbt 
und  ausgewaschen,  bis  das  Waschwasser  fast  farblos  abläuft.  Aus  dem 
so  behandelten  Stoff  werden  geringe  Mengen  entnommen  und  in  Wasser 
oder  Wasser  und  Glyzerin  präpariert.  Stark  verholzte  Fasern  erscheinen 
dann  im  mikroskopischen  Bilde  stark  grün  gefärbt,  weniger  verholzte 
bläulichgrün  bis  hellgrün,  und  unverholzte  Fasern  rot. 

Makroskopische  Bestimmang  des  Holzsclillffes. 

Will  man  ein  Papier  nur  auf  Holzschliff  oder  andere  verholzte 
Fasern  ohne  Mikroskop  untersuchen,  so  kann  man  sich  hierzu  ver- 
schiedener Reagentien  bedienen.  Eine  mit  Salzsäure  versetzte  Lösung 
von  Phloroglucin  in  Alkohol  färbt  holzschliffhaltiges  Papier  rot;  eine 
wäßrige  Lösimg  von  Anilinsulfat  färbt  goldgelb. 

Dr.  Wursters  Di -Papier  oder  Di -Lösung  (Dimethyl-para- 
phenylendiamin) ,  ersteres  für  die  Reaktion  mit  Wasser  angefeuchtet, 
erzeugt  auf  holzschliffhaltigen  Papieren  einen  orangeroten  Fleck,  der, 
weiter  mit  Wasser  behandelt,  karmoisinrot  wird.  Da  die  Färbung  je 
nach  der  Menge  des  vorhandenen  Holzschliffes  mehr  oder  weniger  in- 
tensiv wird,  so  kann  man  mit  Hilfe  einer  Farbenskala  oder  besser  mit 
Papieren  von  bekanntem  Holzschliffgehalt  den  Holzschliff  annähernd 
quantitativ  bestimmen.  Bei  der  Verwendung  von  Phloroglucin  ist  zu 
berücksichtigen,  daß  einige  in  der  Papierfabrikation  zum  Nuancieren 
benutzte  Farben  (z.  B.  Metanilgelb)  schon  durch  die  in  der  Phloro- 
glucinlösung  vorhandene  Säure  eine  Rotfärbung  des  Papiers  veran- 
lassen. 


758  Papier. 

Bestimmimg  der  Leimfestigkeit. 

Die  Bestimmung  der  Leimfestigkeit  geschieht  am  besten,  indem 
man  auf  dem  zu  prüfenden  Papierblatt  mittels  einer  mit  guter  Eisen- 
gallustinte (z.  B.  Alizarintinte  von  Leonhardi)  gefüllten  Ziehfeder 
Linien  Yon  0,5,  0,75,  1,0  und  1,25  mm  Breite  zieht  und  sie  ohne  abzu- 
löschen eintrocknen  läßt.  Bei  leimfesten  Papieren  müssen  die  Ränder 
der  Linien  scharf  sein  und  auf  der  Rückseite  des  Blattes  darf  die  Tinte 
der  Linien  mit  0,75  mm  und  geringeren  Breiten  auch  nach  etwa  24  Stunden 
nicht  durchschlagen. 

Ha^zleinu  Man  kocht  einige  Gramm  Papier  mit  absolutem 
Alkohol  und  einigen  Tropfen  Essigsäure  und  gieBt  die  Lösimg  in  destil- 
liertes Wasser.  Eine  Trübung  zeigt  die  Gegenwart  von  Harz  an.  Um 
bei  einigen  Spezialpapieren  eine  Verwechselung  von  Fett  oder  Wachs 
mit  Harz  zu  yermeiden,  ist  es  zweckmäßig,  den  alkoholischen  Auszug 
zu  verdampfen  und  den  Rückstand  auf  Konsistenz  etc.  näher  zu  prüfen. 

Läßt  man  auf  ein  mit  Harz  geleimtes  Papier  einige  Tropfen  Äther 
fallen,  so  zeigt  sich  an  den  betreffenden  Stellen  nach  dem  Verdunsten 
des  Äthers  ein  durchscheinender  Rand. 

Bei  quantitativen  Bestimmungen,  welche  entweder  durch  wieder- 
holtes Auskochen  mit  Natronlauge  oder  durch  Extrahieren  mit  Alkohol 
oder  Äther  ausgeführt  werden  können,  muB  der  Aschengehalt  des  Rück- 
standes, sowie  etwaige  auch  in  ungeleimten  Papieren  vorhandene  Ex- 
traktivstoffe bestimmt  und  berücksichtigt  werden. 

TieHeim»  5  — 10  g  Papier  werden  mit  möglichst  wenig  destil- 
liertem Wasser  ausgekocht,  die  Lösung  filtriert,  auf  ein  kleines  Volumen 
eingeengt  und  mit  Tanninlösung  versetzt.  Bei  Anwesenheit  von  tieri- 
schem Leim  entsteht  ein  grauweißer,  flockiger  Niederschlag.  Da  unter 
gewissen  Bedingungen  auch  Stärke  mit  Tannin  einen  ähnlichen  Nieder- 
schlag gibt,  so  prüft  man  den  erhaltenen  Niederschlag  durch  Zusatz  von 
verdünnter  Jodlösung  imter  dem  Mikroskop.  Der  Leimniederschlag  färbt 
sich  durch  Jod  intensiv  braungelb,  der  Stärkeniederschlag  dunkelblau. 

Die  quantitative  Bestimmung  geschieht  am  besten  durch  Ermitte- 
lung des  Stickstoffgehaltes. 

K€ueinleifn.  Zum  Nachweis  von  Kasein  benutzt  man  am  besten 
die  Reaktion  von  Adamkiewicz,  nach  der  sich  eine  Mischung  von 
1  Vol.  konzentrierter  Schwefelsäure  und  2  Vol.  Eisessig  nach  Zusatz 
von  Kasein  beim  Erwärmen  schön  rotviolett  färbt.  Tierleim  gibt  diese 
Färbung  nicht. 

Das  Ausziehen  des  Kaseins  aus  dem  Papier  erfolgt  durch  Behandeln 
mit  Boraxlösung  oder  schwachen  Laugen.  Die  Ausscheidung  aus  der 
Lösung    erfolgt    dann    durch  vorsichtigen  Zusatz  von  Essigsäure,  event. 


Leimfestigkeit.    Vergilbung.  759 

unter  Erwärmen.  Das  abgeschiedene  Kasein  wird  abfiltriert,  getrocknet 
und  in  angegebener  Weise  geprüft.  Entsteht  (bei  sehr  geringen  Mengen 
Kasein)  kein  Niederschlag,  so  dampft  man  das  Ganze  zur  Trockne  ein 
und  prüft  den  Rückstand. 

Stärke.  Der  Nachweis  der  Stärke  geschieht  durch  Einlegen  des 
Papiers  in  verdünnte  Jodlösung.  Bei  Anwesenheit  von  Stärke  färbt  sich 
das  Papier  je  nach  der  Menge  der  vorhandenen  Stärke  hellblau  bis 
dunkelblau.  Für  die  genaue  Bestimmung  der  Menge  wird  die  Stärke 
durch  Behandlung  mit  Diastase  oder  verdünnter  Säure  in  Zucker  ver- 
wandelt und  dieser  in  bekannter  Weise  bestimmt  (vergl.  S.  496). 

Yergilbiiiig. 

Als  Vergilbung  bezeichnet  man  die  Änderung  des  Farbtones  eines 
Papiers  beim  Lagern;  sie  ist  in  mehr  oder  minder  hohem  Maße  und  in 
mehr  oder  weniger  langen  Zeiträumen  bei  allen  Papieren  zu  beobachten 
und  ist  vorzugsweise  auf  die  Einwirkung  von  Licht,  Luft  und  Wärme 
zurückzuführen.  Am  schnellsten  geht  die  Vergilbung  bei  Einwirkung 
von  Licht  oder  Wärme  von  statten;  werden  diese  beiden  Faktoren  aus- 
geschlossen, wird  das  Papier  also  unter  Abschluß  von  Licht  in  unge- 
heizten Räiunen  aufbewahrt,  so  hält  es  sich  lange  unverändert. 

Am  leichtesten  vergilben  wie  bekannt  Papiere  mit  verholzten 
Fasern,  also  in  erster  Linie  holzschliff haltige  Erzeugnisse;  bei  diesen 
bemerkt  man  schon,  wenn  sie  nur  kurze  Zeit  von  der  Sonne  beschienen 
wurden,  den  Beginn  der  Vergilbung.  Je  mehr  verholzte  Fasern  sie 
enthalten,  um  so  stärker  vergilben  sie.  Das  gleiche  Verhalten  zeigen 
Papiere,  die  mit  Farbstoffen  getönt  sind,  die  nicht  lichtecht  sind. 

Aber  auch  holzfreie  Papiere,  ohne  Zusatz  derartiger  Farben  her- 
gestellt, vergilben  oft  ziemlich  stark,  und  nach  den  Untersuchungen  von 
Dr.  Klemm  sind  hier  vorzugsweise  seifenartige  Verbindungen  des  Eisens 
mit  Harz-  und  Fettkörpem  die  Ursache. 

Die  Menge  dieser  Verbindungen  gibt  ein  Maß  für  die  Beurteilung 
der  Vergilbungsneigung. 

Als  bestes  Mittel,  diese  Seifen  aus  dem  Papier  herauszulösen, 
empfiehlt  Klemm  eine  Mischung  von  2  Tl.  Äther  und  1  Tl.  Alkohol. 

Mit  diesen  Anhaltspunkten  ist  der  Weg  zur  Ermittelung  der  Ver- 
gilbungsneigung eines  Papiers  gegeben. 

Aus  einer  abgewogenen  Menge  Papier  (3  g)  werden  die  Eisenseifen 
in  einen  Extraktionsapparat  (z.  B.  Thorn,  Soxhlet)  mit  Hilfe  des  Äther- 
Alkoholgemisches  ausgezogen,  und  dann  wird  der  Gehalt  an  Eisen  be- 
stimmt. Hierzu  wird  der  Auszug  zur  Trockne  verdampft,  geglüht  und 
der  Rückstand  mit  Säure  aufgenommen. 


760  Papier. 

Für  die  EisenbestimmuBg  leistet  in  den  meisten  Fällen  das  auf 
Farbvergleich  beruhende  Verfahren  mit  Hilfe  von  Rhodanammonium  und 
einer  titrierten  Lösung  yon  Eisenchlorid  oder  Ammoniakeisenalaun  in 
der  YOn  Lunge  imd  v.  Keler  ausgearbeiteten  Form  (Bd.  I  S.  385)  gute 
Dienste.  Es  erlaubt  die  Bestimmimg  auf  eine  Genauigkeit  von  d:  0,000001  g 
Eisen,  wenn  5  ccm  des  Auszuges  zur  Untersuchung  benutzt  werden.  Die 
Gesamtmenge  des  yorhandenen  Eisens  darf  aber  nicht  mehr  als  0,00002  g 
betragen.  Ist  mehr  Eisen  yorhanden  und  hat  man  den  Auszug  zunächst 
so  hergestellt,  daß  5  ccm  1  g  Papier  entsprechen,  so  muß  man  entweder 
den  Auszug  entsprechend  yerdünnen  oder  aber  das  Eisen  in  anderer 
Weise  bestimmen« 

Der  in  Form  yon  Eisenseifen  in  Papieren  yorhandene  Gehalt  an 
Eisen  schwankt  nach  den  bisherigen  Erfahrungen  zwischen  0,0002  g  und 
0,01  g  in  100  g  Papier  oder  0,2  g  bis  10  g  in  100  kg  Papier. 

Die  einwandfreieste  Beurteilung  eines  Papiers  auf  Yergilbung  wird 
immer  die  direkte  Belichtimg  gestatten,  jedoch  ist  ihre  Ausführung, 
namentlich  im  Winter,  sehr  zeitraubend.  Die  Bestrahlung  mit  künst- 
lichem Licht  kann  zunächst  noch  keine  ausschlaggebenden  Ergebnisse 
liefern,  da  es  noch  an  Vergleichen  mit  dem  Sonnenlicht  fehlt. 


Für    ein    genaueres    Studium    der  Papierprüfungsmethoden,    insbe- 
sondere auch  der  mechanischen,  wird  yerwiesen  auf  nachstehende 

Literatur. 

A.    Selbständige  Werke. 

Behrens,  Anleitang  zur  mikrochemischeD  Analyse  der  wichtigsten  organischen 
Verbindungen.  Heft  11.  Die  wichtigsten  Faserstoffe.  Hambarg  and 
Leipzig  1896. 

Herzberg,  W.,  Papierprüfung.   2.  Auflage.    Berlin  1902.     10  M. 

Höhnel,  Die  Mikroskopie  der  technisch  yerwendeten  Faserstoffe.  Wien  1887. 

Hoyer,  E.,  Das  Papier,  seine  Beschaffenheit  und  seine  Prüfung.  München  1882. 
4  M. 
—    Über  die  Entstehung  und  Bedeutung   der  Papiemormalien,    sowie   deren 
Einfluß  auf  die  Fabrikation  des  Papieres.    München  1888.    2  M. 

Klemm,  P.,  Handbuch  der  Papierkunde.    Leipzig  1904. 

Müller,  A.,  Qualitative  und  quantitative  Bestimmung  des  Holzschliffs  im  Papier 
1887.    8  M. 

Normalpapieri  Sammlung  der  Vorschriften  für  amtliche  Papier-  und  Tinten- 
Prüfung.    Berlin  1892.    3  M. 

Rejtö,  A.,  Anleitung  für  Private  zur  Durchführung  der  Papierprüfung.  Buda- 
pest 1898.    2  M. 


Literatur.  761 

Rössel,   Papiere   und   Papierprufong   mit  BerücksichtigaDg  der  in  der  Schweiz 

verwendeten  Schreib-  und  Druckpapiere.    Biel  1895. 
Valenta,  £.,  Das  Papier,  seine  Herstellong,  Eigenschaften,  VerweÄdang  in  den 

graphischen  Drucktechniken,  Prüfung  u.  s.  w.    Halle  a/S.  1904. 
Wiesner,  J.,  Mikroskopische  Untersuchung  des  Papiers  mit  besonderer  Berück* 

sichtigung   der   ältesten   orientalischen   und  europäischen  Papiere.    Wien 

1887.    6  M. 
Winkler,  0.,  Der  Papierkenner.    Leipzig  1886.    10  M. 
Winkler-Earstens,  Papiernntersuchung.    Leipzig  1902. 

B.   Fachzeitschriften,  in  welchen  Arbeiten  über  Papierprüfung 

vorzugsweise  veröffentlicht  werden. 

Mitteilungen     des     Königlichen    Materialprüfungsamtes     zu    Groß- 
Licht  erfelde-West. 
Mitteilungen  des  k.  k.  technologischen  Gewerbe-Museums  Wien. 
Papier-Zeitung.    Berlin. 

Wochenblatt  für  Papierfabrikation.    Bieberach- Württemberg. 
Der  Papierfabrikant.    Berlin. 


PapierprttftuigsaiiBtalteiL 

Groß -Lichterfelde -West.  Königl.  Materialprüfungsamt.  Direktor: 
Professor  A.  Märten s.  Abteilung  für  papier-  und  textiltechnische  Prüfungen. 
Vorsteher:  Professor  W.  Herzberg. 

Karlsruhe.  Großherzogliche  Prüfungs-  und  Versuchsanstalt.  Leiter 
der  Arbeiten  über  Papierprüfung:  Professor  Haas. 

Leipzig- Gautzsch.  Laboratorium  für  die  Untersuchung  von  Papier,  Rohstoffen 
der  Papierindustrie  u.  s.  w.  von  Dr.  Paul  Klemm. 

Leipzig.    Papierprüfungsanstalt  von  Otto  Winkler,  Uferstr.  8,  L 

Nürnberg.  Papierprüfungsanstalt  des  Bayerischen  Gewerbemuseums 
in  Nürnberg.    Vorstand:  Dr.  Stockmeier. 

Stockholm.  Materialprüfungsanstalt  der  Technischen  Hochschule.  Vorsteher: 
Ingenieur  Dillner. 

Wien.  Papierprüfungsanstalt  des  k.  k.  technologischen  Gewerbe- 
Museums.    Vorstand:  Professor  G.  Lauboeck. 


Tinte. 

Von 
Osw.  Schlattig, 

Direktor  der  Tintenfabrik  von  Aug.  Leonhardi  in  Loschwits  bei  Dresden. 


I«  Übersieht« 

Tinte  ist  eine  Flüssigkeit,  welche  zur  Herrorbringung  sichtbarer 
Zeichen  mittels  Schreib-,  Zeichen-  oder  Ausziehfeder  auf  Papier,  Textil- 
stoffen,  Haut,  Holz,  Metall,  Glas  etc.  dient. 

Die  Rohstoffe  zur  Herstellung  von  Tinten  finden  sämtlich  auch 
ausgedehnte  Anwendung  in  anderen  Zweigen  der  chemischen  Industrie. 
Es  kann  daher  auf  eine  Beschreibung  der  Methoden  zu  ihrer  Unter- 
suchung hier  verzichtet  und  auf  die  einschlägigen  Kapitel  des  Tor- 
liegenden  Handbuchs  verwiesen  werden. 

Eine  Besprechung  der  Zwischenprodukte  und  der  Kontrolle  des 
Betriebes  ist  bei  den  so  zahlreichen  Sorten  und  überaus  verschieden- 
artigen Herstellungs weisen,  die  überdies  meist  zu  den  Fabrikgeheimnissen 
gehören,  nicht  tunlich. 

Bevor  die  Prüfungsmethoden  selbst  besprochen  werden,  soll  zu- 
nächst eine  Übersicht  und  Charakteristik  der  hauptsächlichsten  Tinten- 
sorten voraufgehen.  Denn  in  der  bisherigen  Literatur  über  Tinte  findet 
man  zwar  eine  große  Zahl  meist  empirisch  zusammengestellter  Rezepte, 
nicht  aber  eine  vergleichende  Übersicht.  Und  gerade  eine  solche  er- 
scheint zur  Orientierung  für  diejenigen,  welche  sich  mit  dieser  Spezialitat 
noch  nicht  eingehender  zu  beschäftigen  Gelegenheit  hatten,  unbedingt 
notwendig,  da  nur  ein  Überblick  über  das  ganze  Gebiet  eine  schnelle 
und  sichere  Beurteilung  ermöglicht. 

Von  den  zahlreichen  Tintensorten  sollen  nur  die  gangbaren  Handels- 
marken behandelt  werden,  nicht  aber  die  vielfachen  Spezialitäten  von 
untergeordnetem  Interesse,  welche  ja  häufig  nichts  weiter  als  Spiele- 
reien sind. 


Sorten  und  Beschaffenheit.  763 

Unter    den    Tinten    des    Handels    werden    gewöhnlich    folgende 
10  Sorten  iinterschieden : 

1.  Gallustinten        (Schreib-  und  Eopiertinten), 

2.  Blauholztinten  -  - 

3.  Farbige  Tinten  -  - 

4.  Zeichentinten  oder  Ausziehtuschen, 

5.  Hektograpbentinten, 

6.  Autographie-  (lithographische)  Tinten, 

7.  Bronzetinten, 

8.  Signier-  und  Wäschezeichentinten, 

9.  Atztinten, 

10.    Sympathetische  Tinten. 

Diese  Aufzeichnung  leidet  an  der  Inkonsequenz,  daB  einige  Sorten 
nach  ihrer  Zusammensetzung,  andere  nach  ihrem  Zwecke  gekenn- 
zeichnet sind. 

Eine  Einteilung  nach  der  durch  ihre  Zusammensetzung  bedingten 
Beschaffenheit  liefert  den  Anfang  zu  einem  systematischen  Gange  der 
Tintenanalyse,  während  eine  solche  nach  dem  Zwecke  das  Wesen  und 
den  Wert  des  wichtigsten  Teils  der  Tintenuntersuchung,  nämlich  der 
amtlichen  Tintenprüfung,  klar  macht. 

Aus  diesen  Gründen  möge  hier  eine  doppelte  Übersicht  nach  den 
genannten  zwei  Gesichtspunkten  erfolgen. 

Wenn  die  Grenzen  zwischen  den  einzelnen  Abteilungen  auch  nicht 
immer  absolut  scharf  hervortreten,  so  wird  es  doch  in  der  Kegel  ge- 
lingen, die  yerschiedenen  Sorten  ihrem  Hauptcharakter  nach  einreihen 
zu  können.  Es  werden  die  Übersichten  dem  untersuchenden  Chemiker 
immerhin  genügende  Anhaltspunkte  für  eine  vorläufige  Beurteilung  bieten, 
auf  Grund  deren  die  weitere  Prüfung  wesentlich  erleichtert  wird. 


1.  Übersicht  nach  der  Beschaffenheit. 

A.    Die  Tinte  ist  eine  Suspension. 

I.  Der  suspendierte  Farbstoff  ist  anorganisch:  Bronzetinten,  weiß 
färbende  Tinten,  rußhaltige  schwarze  flüssige  Tuschen  und  Tinten. 

II.  Der  suspendierte  Farbstoff  ist  organisch:  manche  farbige 
Wäschezeichentinten,  Gallustinten,  welche  keine  klare,  filtrierbare  Lösung 
sind  (bis  Mitte  vorigen  Jahrhunderts  gebräuchlich). 

B.    Die  Tinte  ist  eine  klare  Lösung. 

I.  Die  Tinte  ist  farblos  oder  nur  wenig  gefärbt:  sympathetische 
Tinten,  einige  Signier-  und  Ätztinten  (FluBsäure,  Alkalilaugen  etc.). 


764  ^'^^' 

II.  Die  Tinte  ist  derart  intensiv  gefärbt,  daß  sie  bereits  genügend 
farbgesättigte  Schriftzüge  gibt  und  behält  dieselbe  Färbung,  mit  welcher 
sie  aus  der  Feder  fließt,  auch  nach  dem  Eintrocknen  der  Schriftzüge  bei: 

1.  Der  Farbstoff  ist  anorganisch,  z.  B.  Berlinerblautinte. 

2.  Der  Farbstoff  ist  organisch: 

a)  natürlich:  Tinten  aus  Pflanzenextrakten  ohne  solche  Metall- 
salze, welche  die  ursprüngliche  Färbung  verändern,  wie  die 
des  Chroms,  £isens,  Kupfers,  der  Tonerde  etc.,  Tinten  aus 
Indigo,  Karmin  u.  a., 

b)  künstlich:  die  meisten  Teerfarbentinten,  Autographietinten. 

III.  Die  Tinte  ist,  wie  bei  II,  ebenfalls  intensiv  gefärbt,  ändert 
aber  ihre  Färbung  nach  dem  Eintrocknen  der  Schiiffczüge. 

1.  Alle    diejenigen   Gallustinten,    welche    eine    klare,    filtrierbare 
Lösung  sind. 

2.  Die  Mehrzahl  der  Blauholztinten  und  Farbholztinten  überhaupt. 

3.  Einige  Hektographentinten. 

4.  Die  meisten  Signier-   und  Wäschezeichentinten,    z.  B.   Anilin- 
schwarztinten, angefärbte  Höllensteintinten  u.  a.  m. 

Bei  dieser  Einteilung  werden  die  Unterarten  durch  die  Be- 
schaffenheit  ihres  Farbstoffes  gekennzeichnet.  Letztere  lassen 
sich  wieder,  wie  aus  vorstehendem  schon  teilweise  hervorgeht,  in 
3  Gruppen  trennen: 

Die  1.  Gruppe  umfaßt  Farbstoffe,  welche  in  der  Tinte  bereits  fertig 
gebildet  enthalten  sind  —  gleichgültig  ob  suspendiert  oder  gelöst  —  und 
sich  beim  Eintrocknen  der  Schriftzüge  nicht  verändern,  als  die  Bronzen, 
Mineralfarben,  die  meisten  Teerfarben,  die  Farbstoffe  mancher  Blauholz- 
schreibtinten  u.  a.  m. 

Die  2.  Gruppe  enthält  solche ,  welche  in  der  Tinte  ebenfalls  schon 
sichtbar  sind,  die  sich  aber  beim  Eintrocknen  der  Schriftzüge  durch 
den  Einfluß  der  Luft  und  die  Bestandteile  des  Papiers  u.  s.  w.  ver- 
ändern, indem  ihre  Nuance  eine  andere  wird,  wie  die  Teerfarben  einiger 
Hektographentinten  und  die  Farbstoffe  der  meisten  Blauholztinten. 

Die  3.  Gruppe  endlich  umfaßt  diejenigen,  welche  in  der  flüssigen 
Tinte  noch  nicht  fertig  gebildet  enthalten  sind,  da  ihre  Komponenten 
noch  unverbunden  nebeneinander  bestehen.  Hier  bildet  sich  der  Farb- 
stoff erst  während  und  nach  dem  Eintrocknen  der  Schriftzüge  teils 
von  selbst  ebenfalls  durch  den  Einfluß  der  Luft  und  die  Bestandteile 
des  Papiers,  wie  die  Eisen  Verbindungen  der  Gallussubstanzen,  oder  er 
wird  hervorgerufen  durch  Wärme  oder  Chemikalien,  wie  bei  sympathe- 
tischen Tinten  u.  a.  m. 

Infolge  der  verschiedenartigen  Beschaffenheit  der  Farbstoffe  der 
2.  und  3.  Gruppe    haben    wir   bei    den    aus    ihnen    hergestellten  Tinten 


Übersicht  nach  Beschaffenheit  und  Zweck.  7g5 

zweierlei  Arten  Yon  Färbung  zu  unterscheiden:  eine  yorläufige  und 
eine  endgültige. 

Die  Tor läufige  Färbung  ist  diejenige,  mit  welcher  die  Tinte 
aus  der  Feder  flieBt.  Sie  wird  durch  den  yorl  auf  igen  Farbstoff 
bedingt,  der  fertig  gebildet  in  der  Tinte  Torhanden  ist,  z.  B.  durch  den 
Teerfarbstoff  bei  den  Gallustinten. 

Die  endgültige  Färbung  ist  diejenige,  welche  die  Schriftzüge 
nach  dem  Eintrocknen  annehmen.  Der  hierbei  sich  nun  erst  bildende 
ist  der  nachträgliche  Farbstoff,  z.  B.  bei -den  Gallustinten  die 
Eisenyerbindung  der  GuUussubstanz ,  welcher  mit  dem  vorläufigen  zu- 
sammen den  Gesamtfarbstoff  der  Tinte  repräsentiert,  der  die  oben 
erwähnte  endgültige  Färbung  bedingt. 

Da  bei  den  Tinten,  welche  nur  Farbstoffe  der  1.  Gruppe  enthalten, 
eine  Veränderung  auf  dem  Papier  nicht  eintritt,  so  fallen  bei  diesen 
Torläufige  und  endgültige  Färbungen  zusanmien. 

2.  Übersicht  nach  dem  Zwecke. 
A.   Tinten,  deren  Schrifteüge  nicht  vervielfältigt  werden  sollen: 

I.  Zum  Schreiben  auf  Papier  mit  Schreibfeder. 

a)  Normaltinten  (für  Behörden): 

1.  Klasse  I,  unvergängliche,  von  dokumentarischem  Werte, 

2.  Klasse  II,  vergängliche. 

b)  Gewöhnliche  Tinten  (zum  allgemeinen  Gebrauch): 

1.  farbige  Schreibtinten  (sogen,  bunte,  Salon-  etc.  Tinten), 

2.  Bronze-  und  Mineralfarbentinten, 

3.  sympathetische  Tinten. 

II.  Zum  Zeichnen  auf  Papier  und  Linienanlegen  mittels 
Zeichen-  und  Ausziehfeder:  Zeichentinten  oder  sogen.  Auszieh- 
tuschen, farbig  und  schwarz. 

III.  Zum  Schreiben  und  Zeichnen  auf  anderes  Material  als 
Papier  mit  Federn,  Griffeln,  Pinseln  etc. 

1.  Wäschezeichentinten  oder  Merktinten  für  Textilstoffe, 

2.  Signiertinten  für  Holz,  Metall,  Leder  etc. 

3.  Ätztinten  für  Metall,  Glas  etc. 

B.   Tinten,  deren  Schriftzüge  vervielfältigt  werden  sollen: 

Kopiertinten. 

I.    Abdruckkopiertinten  oder  direkt  kopierföhige. 

a)  Naßkopiertinten:    Gallus-,  Blauholz-  und  Teerfarbenkopier- 
tinten. 

b)  Trockenkopiertinten. 


766  Tinte. 

II.    Umdruckkopiertinten  oder  indirekt  kopierföhige. 

a)  Hektographentinten. 

b)  Autographie-  und  lithographische  Tinten. 

Die  Zwischenglieder  erschweren  auch  bei  dieser  Einteilung  häufig 
die  Einreihung  in  bestimmte  Abteilungen.  Zunächst  ist  zu  berück- 
sichtigen, daß  ein  scharfer  Unterschied  zwischen  kopierfähigen  und  nicht 
kopierfähigen  Tinten  nicht  überall  ohne  weiteres  zu  konstatieren  ist. 
Die  sog.  Normalschreibtinten  geben  z.  B.  fast  alle  kurze  Zeit  nach  dem 
Schreiben  Kopien  und  die  farbigen  Schreibtinten  meist  noch  länger. 
Die  unter  dem  Namen  „Schreib-  und  Eopiertinten^  im  Handel  befind- 
lichen Tinten  sind  imter  die  Kopiertinten  zu  rechnen,  sobald  sie  noch 
am  zweiten  Tage  nach  der  Schrift  mindestens  1  deutliche  Kopie  geben, 
können  aber,  falls  sie  sonst  den  Normalien  entsprechen,  auch  als  Norm&i- 
schreibtinten  Verwendung  finden. 

Das  Hauptmerkmal  für  die  Tinten  der  Gruppe  A  besteht  darin, 
daß  sie  Vorrat  an  Farbkörpem  nur  für  die  einmalige  Originalschrüt 
haben,  nicht  aber  noch  für  eine  hinreichend  deutliche  Kopie.  Nimmt 
man  entgegen  ihrer  Bestimmung  eine  Kopie  von  ihnen,  so  wird  sowohl 
diese  zu  hell  ausfallen,  wie  die  zurückbleibenden  Schriftzüge  zu  blaß 
erscheinen,  weil  es  für  beide  zugleich  an  Farbstoff  mangelt. 

Tinten  der  Gruppe  B,  welche  kopiert  werden  sollen,  müssen  hin- 
gegen Vorrat  an  Farbkörpem  nicht  bloß  ftir  das  Original,  sondern  auch 
für  die  Kopien  enthalten,  also  um  so  konzentrierter  werden,  je  mehr 
Kopien  sie  liefern  sollen.  Die  noch  gegenwärtig  vielfach  in  der  Lite- 
ratur TOrkommende  Angabe,  daß  die  Kopiertinten  sich  von  den  Schreib- 
tinten nur  durch  einen  Mehrgehalt  an  hygroskopischen  und  klebrigen 
Stoffen,  wie  Zucker,  Dextnilt,  Glyzerin,  Gummi  etc.,  unterscheiden,  ist 
sonach  unzutreffend. 

Normältinten. 

Unter  den  Schreibtinten  nehmen  den  ersten  Platz  die  sog.  „Normal- 
tinten" ein:  das  sind  solche  Tinten,  welche  den  amtlichen  Tintennor- 
malien entsprechen  und  daher  zur  Lieferung  für  Behörden  geeignet  sind. 

Für  Preußen  und  die  dem  deutschen  Reiche  unterstellten  Behörden 
sind  unter  dem  1.  August  1888  „€hrundääixe  für  amUUhe  Ti$Um^ 
Prüfung**  erlassen  worden,  deren  wesentliche  Teile  folgendermaßen 
lauten: 

Klassifizlerunsr  der  Tinten. 

Klasse  I.  Eisengallustinte,  eine  nach  dem  Trocknen  schwane 
Schriftzüge  liefernde  Flüssigkeit,  welche  mindestens  30  g  Gerb-  und 
Gallussäure,  die  lediglich  Galläpfeln  entstammt,  und  4  g  metallisches 
Eisen  im  Liter  enthält. 


Grundsätze  für  amtliche  TintenpräfuDg.  7g7 

Klasse  II.  Tinte,  welche  schwarze  Schriftzüge  liefert,  die  nach 
achttägigem  Trocknen  durch  Alkohol  und  Wasser  nicht  ausgezogen 
werden  können.  Jede  Tinte  muB  leicht  fliegen  und  darf  selbst  un- 
mittelbar nach  dem  Trocknen  nicht  klebrig  sein. 

Yerwendungrsart  der  Tinten. 

Klasse  I,  Eisengallustinte,  findet  bei  Schriften  auf  Papier  Verwen- 
dung, welches  nach  der  Stoffklasse  I  nur  aus  Hadern  besteht  und  nicht 
mehr  als  2  Proz.  Asche  gibt,  oder  nach  Stoffklasse  II  aus  Hadern  mit 
Zusatz  von  Zellulose,  Esparto,  Strohstoff  besteht,  aber  frei  von  Holz- 
schliff ist  und  nicht  mehr  als  5  Proz.  Asche  gibt. 

Klasse  II  findet  bei  Schriften  auf  Papier  Verwendung,  welches 
nach  Stoffklasse  III  oder  IV  beliebige  Stoffzusammensetzung  enthält. 
Eine  dieser  beiden  Tintenklassen  findet  für  alle  amtlichen  Schriftstücke 
Anwendung,  welche  nicht  durch  Umdruck  vervielfältigt  werden  sollen. 

Torscliriften  bei  Aiisschreibungren. 

Bei  Ausschreibungen  von  Tintenlieferungen  wird  außer  der  Klasse 
auch  noch  der  Flüssigkeitsgrad  und  der  Farbenton,  welchen  die  Tinte 
beim  Ausfließen  aus  der  Feder  haben  soll,  der  aber  stets  nach  dem 
Trocknen  in  tiefes  Schwarz  übergehen  muß,  vorgeschrieben. 

Der  Regel  nach  wird  auch  vorzuschreiben  sein,  daß  nur  frisch  be- 
reitete Tinte  geliefert  werden  darf  und  daß  deshalb  die  Ablieferung 
größerer  Mengen  in  einzelnen  Posten  erfolgen  muß,  welche  auf  höchstens 
je  ein  Vierteljahr  berechnet  sind.** 

Diese  preußischen  Tintennormalien  bedürfen  jedoch  noch  mehr- 
fach der  Erweiterung  und  Ergänzung.  Die  eingehende  Begründung 
dieser  Anschauung  findet  sich  in  einer  von  Dr.  Neumann  und  mir 
1890  veröffentlichten  Schrift  »Die  Eisengallustinten.  Grundlagen  zu 
ihrer  Beurteilung"  (Dresden,  v.  Zahn  &  Jaensch),  in  welcher  auch 
die  im  zweiten  Abschnitte  mitzuteilende  Prüfungsmethode  beschrie- 
ben wird. 

Die  Anforderungen,  welche  man  an  eine  Normaltinte  zu 
stellen  hat,  sind  nach  dieser  Schrift  folgende:    die  Tinte  muß 

1.  eine  klare,  filtrierbare  Lösung,  keine  Suspension  darstellen, 

2.  leichtflüssig  sein  und  längere  Zeit  bleiben,  d.  h.  leicht,  aber 
nicht  übermäßig  aus  der  Feder  fließen,  weder  stocken,  noch 
auf  dem  Papiere  breitlaufen,  auch  von  dem  letzteren,  sofern 
es  richtig  geleimt  ist,  sofort  willig  und  glatt  aufgenommen 
werden, 

3.  längere  Haltbarkeit  im  Glase,  d.  h.  im  Tintenfasse,  besitzen, 


768  Tinte. 

a)  nur  langsam  geringen  Satz  —  Torausgesetzt,  daß  ein  solcher 
nicht  etwa  durch  Staub  oder  andere  Fremdkörper  yerursacht 
wird  — , 

b)  auf  der  Oberfläche  keine  hautartigen  Ausscheidungen,  keinen 
Wandbeschlag  und  nie  Schimmel  bilden, 

4.  an  einer  guten  Feder  nur  geringen,  lackartig  glatten,  nicht  aber 
locker  krustenartigen  Ansatz  erzeugen, 

5.  nicht  zu  sauer  sein,  sodafl  eine  gute  Feder  vorschnell  un- 
brauchbar wird, 

6.  keinen  stark  hervortretenden  Geruch  besitzen, 

7.  auf  gutem  Papier  nicht  durchschlagen  und 

8.  Schriftzüge  liefern,  welche  nach  dem  Trocknen  nicht  klebrig 
sind. 

Den  vorstehenden  8  Anforderungen  sollen  auch  in  der  Hauptsache 
die  farbigen  Tinten  entsprechen. 

Bei  einer  Normaltinte  Klasse  II  ist  außerdem  zu  beanspruchen, 
daß  sie 

9.  Schriftzüge  liefert,  welche  nach  achttägigem  Trocknen  intensiv 
dunkel  gefärbt  sind  und  weder  durch  Wasser,  noch  Alkohol  — 
selbst  bei  tagelanger  Behandlung  damit  —  derartig  entfernt 
werden  können,  daß  sie  unleserlich  werden. 

Diese  Tinten  der  Klasse  II  können  beliebige  Zusammensetzung 
haben,  wenn  sie  nur  allen  9  Anforderungen  entsprechen. 

Die  Normaltinten  Klasse  I  müssen  hingegen  grundsätzlich 
£isengallustinten  sein,    welche  außer  allen  Eigenschaften  1 — 9  noch 

10.  mindestens  6  g  Eisen  im  Liter  enthalten  und 

11.  einen  genügenden  Gallusgehalt  besitzen,  d.  h.  Schriftzüge  liefern, 
welche  nach  dem  Trocknen  innerhalb  8  Tagen  eine  tiefschwarze 
Farbe  annehmen  und  dann,  selbst  nach  mehrtägiger  Behand- 
lung mit  Wasser  und  Alkohol,  noch  einen  bestimmten  Grad 
von  Schwärze  behalten. 

Die  Gründe  für  die  vorstehenden  11  Forderungen  sind  eingehend 
in  der  Schrift  über  Eisengallustinten  dargelegt  worden,  auf  welche  hier 
verwiesen  sei.  An  dieser  Stelle  soll  nur  kurz  die  Fassung  der  Anforde- 
rung 11,  speziell  der  darin  vorkommende  Ausdruck  „Gallusgehalt^,  er- 
läutert werden. 

Die  Jetzigen  EiaengaUu&tinten  enthalten  dreierlei  Art  von  Be- 
standteilen in  klarer,  filtrierbarer,  wässeriger  Lösung,  nicht  in  Sus- 
pension: 

1.  vorläufigen  Farbstoff,  meist  Teerfarbstoff  oder  Indigo,  der 
nur  eine  vorübergehende  Rolle  spielt,  d.  h.  nur  so  lange  sichtbar  ist, 
als  die  Tinte  noch  flüssig  und  die  Schriftzüge  ganz  frisch  sind,    beim 


Eisengallustinten.  769 

Nachdunkeln  auf  dem  Papiere  aber  bald  verdeckt  -wird  von  dem  hierbei 
sich  bildenden  nachträglichen  Farbstoff; 

2.  Gallussubstanz  und  Eisensalz,  welche  in  der  Tinte  un- 
yereinigt  nebeneinander  bestehen  und  durch  die  Bestandteile  des  Papieres 
und  unter  dem  Einflüsse  der  Luft  die  schwarze,  unlösliche  und  licht- 
beständige  Eisengallusverbindung,  den  nachträglichen  Farbstoff,  bilden, 
welcher  der  Tinte  ihren  dokumentarischen  Wert  verleiht; 

3.  Zusätze,  wie  Gummi,  sauerreagierende  Körper  etc.,  welche  die 
Torzeitige  Bildung  der  unlöslichen  Eisengallusverbindung  in  der  flüssigen 
Tinte  verhindern  und  die  Leichtflüssigkeit  fördern  sollen. 

Die  unter  2  imd  3  genannten  Stoffe  bilden  zusammen  eine  nur 
schwach  gefärbte  wässerige  Lösung,_die  sog.  „Muttertinte^,  auch  „Tinten- 
körper^  genannt,  welche  so  blafi  aus  der  Feder  fließt,  daß  sie  zum 
Schreiben  noch  nicht  tauglich  ist.  Durch  Zusatz  von  Teerfarbstoffen 
u.  8.  w.  erhält  sie  erst  eine  hinreichend  intensive  vorläufige  Färbung. 
Nach  dem  Tone  der  letzteren  richtet  sich  in  der  Regel  die  Bezeichnung 
der  Tinte:  Blaugrün  aus  der  Feder  fließende  Gallustinten  werden  jetzt 
allgemein  „Alizarintinte^  genannt;  blaufließende  „Deutsche  Reichstmte^, 
„Anthracentinte^,  „Aleppotinte^  etc.,  schwarzfließende  „Schwarze  Gallus- 
tinte" etc. 

Alle  diese  vorläufigen  Färbungen  werden  aber  nach  dem  Eintrocknen 
der  Schriftzüge  bei  deren  Nachdunkeln  durch  die  nun  erst  erfolgende 
Bildung  der  schwarzen  Eisengallusverbindung  immer  dunkler  und,  die 
richtige  Zusammensetzung  der  Tinte  vorausgesetzt,  schließlich  schwarz. 
Die  chemisohe  Ursache  dieses  Nachdunkeins  der  Eisen- 
gallustinten ist  in  dem  mehrerwähnten  Buche  über  Eisengallustinten 
einer  eingehenden  Besprechung  unterzogen  und  an  der  Hand  von  Ver- 
suchen  gezeigt,   daß    die    entstehende  Dunkelfärbung    auf  dem  Phenol- 
charakter des  Tannins  und  der  Gallussäure  beruht.    Stickstofi&eie  phenolr 
artige  £örper  liefern  mit  Eisensalz  auf  Papier  fixierbare,  kräftige  Fär- 
bungen, wenn  sie  entweder  zwei  freie  Hydroxylgruppen  in  Orthostellung 
oder  eine  freie  Hydroxyl-  und  eine  Earboxylgruppe,  ebenfalls  in  Ortho- 
stellung zu  einander,  enthalten* 

Die  Schriftzüge  einer  guten  Eisengallustinte  sollen  nun  gegen  Luft, 
Licht,  sowie  nach  dem  Eintrocknen  und  völliger  Entwicklung  auch  gegen- 
Wasser  durchaus  widerstandsfähig  sein.  Es  zeigte  sich  jedoch,  daß  die 
Färbungen  derjenigen  Phenole,  welche  nur  2  freie  Hydroxyle  in  Ortho- 
stellung oder  ein  Hydroxyl  und  ein  Earboxyl  in  Orthostellung  besitzen, 
nicht  genügend  wasserbeständig  sind.  Eine  hinreichende  Widerstands- 
fähigkeit gegen  Licht,  Luft  und  Wasser  wohnt  vielmehr  nur  den  Fär- 
bungen derjenigen  Phenole  inne,  welche  drei  freie  benachbarte  Phenol- 
hydroxyle  enthalten.    Allerdings  dürfen  neben  diesen  nicht  noch,  störende 

Untersuchungen.   5.  Aufl.  TU.  49 


770  Tinte. 

Atomgruppen,  wie  z.  B.  die  Nitrogruppe,  vorhanden-  sein,  so  daB  man 
zu  dem  Sclilusse  kommt:  Drei  freie  Phenolhjdroxjle  in  Ortho- 
Stellung  kennzeichnen  die  für  Gallussäure  und  Tannin  charak- 
teristische tinktogene  Atomgruppierung.  Daß  der  Wasserstoff 
des  Phenolhydroxyls  der  Träger  der  Reaktion  ist,  zeigt  sich  daran,  daß 
die  Fähigkeit  eines  Phenols,  mit  £isensalzen  fixierbare  und  beständige 
Färbungen  zu  liefern,  wieder  aufgehoben  wird,  wenn  man  diesen  Wasser- 
stoff durch  Radikale  ersetzt. 

Die  Wasserstoffe  des  Benzolkems  nehmen  an  der  Reaktion  direkt 
nicht  teil,  da  diese  auch  dann  noch  eintritt,  wenn  jene  ganz  oder  teil- 
weise substituiert  werden.  Hingegen  übt  eine  solche  Substitution  auf 
die  Nuance  der  Färbung  einen  bedeutenden  Einfluß  aus:  Je  saurer  der 
Substituent  und  je  mehr  Wasserstoffe  durch  einen  solchen  ersetzt  werden, 
am  so  heller  wird  die  Färbung. 

Das  Karboxyl  der  Gallussäure  wirkt  nicht  tinktogen,  da  ihre 
Ester  noch  intensiver  anfärben,  als  die  freie  Gallussäure  selbst.  Alle 
Körper,  welche  die  gleiche  tinktogene  Atomgruppierung  wie  Gallussäure 
und  Tannin  —  drei  freie  Phenolhydroxyle  in  Orthostellung  —  besitzen, 
werden  als  „Gallussubs tanzen^,  der  Gehalt  einer  Tinte  an  solchen 
Körpern  als  „Gallusgehalt^  bezeichnet.  Außer  Gallussäure  und 
Tannin  sind  zu  diesen  Gallussubstanzen:  Pyrogallol  und  alle  diejenigen 
seiner  Derivate,  in  welchen  der  Wasserstoff  der  3  Phenolhydroxyle 
nicht  substituiert  ist,  z.  B.  Mono-,  Di-  und  Tribrompyrogallol,  Pyro- 
gallolsulfonsäure,  Pjrogallolkarbonsäure,  Gallussäure-Ester,  Mono-  und 
Dibromgallussäure  und  ihre  Ester,  Hämatoxylin  etc.  zu  rechnen.  Wird 
die  Intensität  der  Färbungen,  welche  die  Gallussubstanzen  mit  Eisen- 
salzen liefern,  verglichen,  so  ergibt  sich,  daß  diejenige  des  Tannins  zu 
der  hellsten  gehört,  diejenige  der  Gallussäure  und  ihre  Ester,  sowie 
des  Hämatoxylins  indessen  weit  dunkler  sind.  Eine  Tinte,  welche 
neben  4  g  Eisen  noch  30  g  Gerbsäure  enthält,  gibt  keine  schwarzen, 
sondern  nur  graue  Schriftzüge. 

Weitere  Versuche  zeigten  dann,  daß  die  Färbungen  der  Eisengallus- 
Verbindungen  um  so  lichtbeständiger  sind,  je  dunkler  sie  sind,  was  gerade 
für  die  Beurteilung  des  dokumentarischen  Wertes  einer  Tinte  von 
größter  Bedeutung  ist. 

Das  Tannin  darf  demnach,  gar  nicht  als  diejenige  Substanz  be- 
trachtet werden,  welche  vor  allen  anderen  befähigt  wäre,  Tinten  von 
dokumentarischem  Werte  zu  liefern;  andere  Substanzen  —  nicht  bloß 
Gallussäure  —  sind  hierzu  weit  besser  geeignet. 

Diese  hier  nur  flüchtig  skizzierten  Tatsachen  sind  der  Grund, 
an  Stelle  der  Forderung  von  30  g  Gerb-  und  Gallussäure  aus  Galläpfeln 
die  Anforderung  11  zu  setzen. 


Qualitative  Unteraachong.  77] 

Hierzu  kommt,  daB  man  nicht  in  der  Lage  ist,  unbedingt  festzn-* 
stellen,  ob  jene  Forderung  von  30  g  Galläpfel-,  Gerb-  und  Gallussäure, 
die  lediglich  Galläpfeln  entstammt,  auch  wirklich  erfüllt  ist. 

Ist  der  Eisen-  und  Gallusgehalt  in  einer  Eisengallustinte  hin- 
reichend groB  und  sind  gleichzeitig  solche  anderen  Substanzen,  welche, 
wie  z.  B.  Mineralsäuren,  der  Vereinigung  von  Eisen-  und  Gallussubstanz 
entgegenwirken,  nur  in  eben  hinreichenden  geringen  Mengen  vorhanden, 
80  wird  die  Tinte  dokumentarischen  Wert  besitzen. 

Ob  das  der  Fall  ist,  erfährt  man  durch  einen  sachgemäßen  Ver- 
gleich mit  einer  selbstbereiteten  Tinte  Yon  notorisch  hinreichendem  Ge- 
halt an  Gallussubstanz,  abgesehen  von  der  Eisenbestimmung.  Hierauf 
gründet  sich  die  im  folgenden  Abschnitte  zu  beschreibende  Prüfungs- 
methode. 

1.   Qoalitatiye  üntersachmig. 

Die  Seite  763 — 765  gegebene  Übersicht  nach  der  Beschaffenheit 
bietet  zunächst  einige  Anhaltspunkte  für  Feststellung  der  Hauptbestand- 
teile einer  Tinte. 

Die  spezielle  Untersuchung  -^ird  häufig  sehr  erschwert  durch  die 
groBe  Zahl  der  zur  Verwendung  kommenden  Farbstoffe  und  anderer 
Körper,  sowie  durch  die  oft  geradezu  unglaublichen  Kombinationen  der 
verschiedensten  Substanzen.  Dazu  kommt  der  weitere  Umstand,  daB 
in  vielen  Fällen  durch  Wehseiwirkung  der  einzelnen  Bestandteile  neue, 
oft  unbekannte  Körper  entstehen,  deren  Identifizierung  schwer  ist  und 
deren  Reaktionen  den  Nachweis  der  übrigen  intakt  gebliebenen  Bestand- 
teile unsicher  machen. 

Nach  allgemeinen  analytischen  Grundsätzen  lassen  sich  in  der 
Regel  die  Bronze-,  Signier-,  Ätz-  und  sympathetischen  Tinten,  meist 
auch  die  Wäschezeichen-  und  Autographietinten  untersuchen.  Die  An- 
wesenheit organischer  Bestandteile,  namentlich  die  gleichzeitige  von 
Pflanzenextrakten  neben  künstlichen  organischen  Farbstoffen,  gestaltet 
die  Untersuchung  schwieriger. 

In  diesen  Fällen,  wie  auch  bei  den  übrigen  Tinten,  wenn  die 
später  anzuführenden  diagnostischen  Reaktionen  nicht  genügende  Klarheit 
schaffen,  liegt  es  nahe,  derartige  Bestandteile  durch  Ausschütteln  mit  Äther, 
Chloroform,  Benzin  etc.  zu  isolieren.  Es  sind  zuweilen  auf  diese  Weise 
günstige  Resultate  erzielt  worden,  zumal  u.  a.  in  solchen  Fällen,  in  denen 
eine  Farbstoff base  vorher  durch  Alkalien  freigemacht  werden  konnte. 

Zu  empfehlen  ist  es,  bei  allen  Tintenuntersuchungen  die  Färbungen, 
welche  die  Tinte  auf  Papier  hervorbringt,  als  Versuchsmaterial  zur  An- 

49» 


772  Tinte. 

Stellung   Yon    diagnostischen  Reaktionen    zu  benutzen  und  sich  hierbei 
der  im  folgenden  beschriebenen  Streifenmethode  zu  bedienen. 

Streifenmethode« 

Bringt  man  die  Tinte  mittels  der  Schreibfeder  auf  Papier,  so  sind 
die  entstandenen  Schriftzttge  in  der  Regel  so  schmal  und  ungleich,  dafl 
sie  nur  ungenügendes  Yersuchsmaterial  darbieten«  Auch  mit  der  Reiß- 
feder gezogene  Linien  sind  nicht  breit  genug.  Zudem  greift  in  den 
meisten  Fällen  die  Tinte  den  Stahl  der  Schreib-  und  ReiBfeder  an. 
Hierbei  kommt  nicht  allein  Eisen  in  die  Tinte,  sondern  letztere  wird 
auch  noch  einer  Reduktion  ausgesetzt,  die  häufig  deutlich  sichtbare  Ver- 
änderungen hervorruft. 

Zu  dem  Zweck  ist  die  in  der  Schrift  über  £isengallustinten  be- 
schriebene „Streifen^ -Methode,  die  sich  als  durchaus  brauchbar  er- 
wiesen hat,  sehr  zu  empfehlen«  Es  wird  ein  Stück  besten  weißen 
Schreibpapieres  (Papierklasse  1,  Stoffklasse  1,  Normalformat  1)  in  einen 
eisernen  Rahmen  gespannt,  der  tmter  45^  geneigt  aufgestellt  ist. 

Der  Rahmen  ist  in  Fig.  106  und  107  abgebildet.  Er  besteht  ans 
vier  Seitenteilen  a,  6,  c,  (f,  welche  durch  Schrauben  e  so  miteinander 
yerbunden  sind,  daß  sie  Yoneinander  entfernt  und  wieder  gegeneinander 
bis  zur  Berührung  genähert  werden  können.  Auf  die  unteren  Seiten- 
teile b,  c  d  passen  die  zugehörigen  oberen  6j,  C|,  d|,  welche  auf  erstere 
yermittelst  der  Flügelschrauben  /  fest  aufgepreßt  werden  können«  Der 
zu  a  gehörige  Teil  a^  wird  an  ersteres  durch  die  Schrauben  g  nicht  Ton 
oben,  sondern  Ton  außen  angepreßt.  Auf  den  Teilen  6,  c  und  d  sind 
Hohlkehlen  angebracht,  in  welche  Stäbe  auf  der  unteren  Seite  Ton  6|, 
C|  und  dl  eingreifen.  Soll  der  Bogen  eingespannt  werden,  so  wird  zu- 
nächst der  Rahmen  durch  Anziehen  der  Schrauben  e  fest  geschlossen, 
dann  wird  der  Bogen  mit  seiner  unteren  £ante  zwischen  a  und  Oi  ein- 
gespannt, nach  oben  umgelegt,  wobei  jede  Faltenbildung  sorgfiütig  zu 
vermeiden  ist,  und  durch  Aufpressen  der  Teile  ^i,  C|  und  d^  festge- 
klemmt. Darauf  erweitert  man  den  ganzen  Rahmen  durch  Aufdrehen 
der  Schrauben  f,  bis  das  Papier  straff  und  glatt  gespannt  ist  wie  ein 
Trommelfell. 

Nun  pipettiert  man  mit  Hilfe  eines  mit  'Marke  versehenen  Glas- 
röhrchens eine  bestimmte  Menge  Tinte  heraus,  setzt  das  Glasröhrchen 
auf  das  Papier  auf,  so  daß  es  sich  in  senkrechter  Lage  befindet,  imd 
läßt  durch  Lüften  des  Fingers,  welcher  das  obere  Ende  des  Glas- 
röhrchens verschloß,  die  Tinte  auf  dem  Papier  herunterfiüLeßen.  Damit 
das  Glasröhrchen  in  allen  Fällen  bequem  und  sicher  unter  demselben 
Winkel  aufgesetzt  werden  kann,  trägt  die  an  dem  Seitenteile  b  ange- 
brachte Leitschiene  h  (Fig.  107)    ein  Gestell  t,    das    auf  derselben    hin 


Streifenmethode. 


773 


und  her  geschoben  werden  kann.  Indem  man  das  Glasröhrchen  in  die 
Rinne  dieses  Gestelles  legt,  kann  man  es  leicht  in  allen  Fällen  in  die- 
selbe Lage  (unter  45^  zur  Papierfläche)  bringen.  Die  überschüssige, 
auf  dem  Papiere  herunterrinnende  und  Ton  diesem  nicht  aufgenommene 
Tinte  sammelt  sich  in  einer  an  a^  angebrachten  Rinne. 


Fig.  106. 


Derartige  Rahmen  liefert  das  mechanische  Institut  von  Oskar 
Leuner  an'der  technischen  Hochschule  zu  Dresden. 

Das  GlasrOhrchen  hat  eine  lichte  Weite  von  ca.  3,5  mm  und  eine 
Länge  von  250  mm.    Die  Marke  ist  62  mm  vom  unteren  Ende  entfernt. 


B 


« 


^l 


I  ii 


u^ 


w 


Fig.  107. 


^y 


^* 


so  daß  die  herauspipettierte  Tinte  ca.  0,6  g  wiegt.  Das  untere  £nde 
bleibt  zweckmäBiger  Weise  scharfkantig,  weil  dadurch  die  Tinte  nicht 
a^btropft,  während  das  obere,  mit  dem  Finger  zu  verschließende,  an  den 
Rändern  rund  geschmolzen  wird. 


774  Tinte. 

Saugt  man  die  Tinte  in  diesem  Böhrchen  bis  zur  Marke  an,  und 
läBt  sie  dann  auf  dem  Papier  heruntergleiten,  so  entsteht  ein  ca.  6  mm 
breiter  und  270  mm  langer  Streifen.  Hierbei  hat  man  zu  beachten,  daß 
keine  Luftblasen  auftreten,  was  indes  bei  einiger  Übung  leicht  yennieden 
werden  kann.  In  der  Regel  platzen  sie  sofort  beim  Berühren  mit  einem 
spitzen  Gegenstand.  Wenn  eine  Luftblase  auf  dem  Streifen  hängen 
bleibt,  so  entsteht  beim  Eintrocknen  an  ihrer  Stelle  ein  Fleck,  der  natür- 
lich zu  falschen  Ergebnissen  führen  würde. 

Hat  man  so  mit  den  betr.  Tinten  die  gewünschte  Anzahl  Streifen 
dargestellt,  so  läßt  man  den  Rahmen  mit  dem  Papierbogen  so  lange  in 
derselben  Lage,  bis  die  Tinte  auf  den  Streifen  vollkommen  getrocknet  ist. 

Bei  diesem  Verfahren  gleitet  über  das  Papier  bedeutend  mehr 
Tinte  herab,  als  darauf  haften  bleiben  kann.  Man  sieht,  daß  auf  dem 
eben  fertig  gebildeten,  noch  feuchten  Streifen  die  Flüssigkeit  beständig 
herunterrinnt,  bis  ein  Gleichgewichtszustand  zwischen  der  Neigung  der 
Tinte,  die  schiefe  Ebene  herunterzufließen,  und  ihrer  Adhäsion  am  Papiere 
eingetreten  ist. 

Die  Breite  des  Streifens  und  die  Menge  der  darauf  haftenden  Tinte 
hängen  yom  Flüssigkeitsgrade  und  der  Adhäsion  der  Tinte  am  Papier 
ab.  Da  nun  alle  Tinten  denselben  Zweck  haben,  so  sind  die  beiden 
ebengenannten  Eigenschafken  bei  allen  ziemlich  gleich  groß,  genau  gleich 
selbstyerständlich  aber  nicht.  Es  ergab  sich,  daß  die  Streifen  bei  den 
Gallustinten  um  so  schmäler  waren,  je  größer  die  Kopierfähigkeit  der 
Tinte  war.  Wenngleich  auch  diese  Ungleichheit  durchgehend  gering 
war,  so  mußte  sie  dennoch  eine  Fehlerquelle  für  die  Methode  sein. 
Der  Fehler  wird  ausgeglichen,  wenn  die  Tinten  yor  Herstellung  der 
Streifen  gleichmäßig  mit  destilliertem  Wasser  verdünnt  werden;  da^ 
durch  wird  jene  Ungleichheit  entweder  völlig  ausgeschlossen  oder  doch 
so  verringert,  daß  sie  vernachlässigt  werden  kann.  Weitere  Gründe  für 
das  Verdünnen  werden  noch  später  angeführt. 

Bei  dieser  Methode  ist  die  Menge  Tinte,  welche  den  Streifen  be- 
deckt, längs  desselben  nicht  konstant;  sie  ist  oben  (am  Anfang)  am 
geringsten  und  nimmt  nach  unten  zu.  Da  sich  indessen  ein  Streifen 
genau  unter  denselben  Bedingungen  bildet  wie  der  andere,  so  ist  diese 
Zunahme  bei  allen  Tinten  in  derselben  Richtung  hin  gleich  groß.  Alle 
diejenigen  Teile  verschiedener  Streifen,  welche  von  den  Anfängen  der- 
selben gleich  weit  entfernt  sind,  auf  denen  sich  also  die  Tinte  während 
des  Heruntergleitens  sozusagen  in  derselben  Phase  befand,  können 
daher  hinsichtlich  der  Intensität  der  Färbung  miteinander  verglichen 
werden. 

Bei  dem  in  Rede  stehenden  Apparat,  welcher  zur  Aufnahme  eines 
Papierbogens    vom   Normalformat   I    eingerichtet    ist,    können    bequem 


Diagnostische  Reaktionen.  775 

34  Streifen,  deren  Mittellinien  um  je  1  cm  entfernt  sind,  angebracht 
werden.  Sollte  man  Ursache  zu  der  Vermutung  haben,  daß  das  Papier 
auf  dem  Bogen  nicht  durchaus  gleichmäßig  sei  hinsichtlich  der  Leimung, 
Festigkeit  etc.,  was  natürlich  von  Einfluß  auf  die  Beschaffenheit  des 
Streifens  sein  muJB,  so  kann  man  mehrere  miteinander  zu  yergleichende 
Tinten  wiederholt  abwechselnd  nebeneinander  herunterfließen  lassen  und 
so  etwaige  Unregelmäßigkeiten  sofort  entdecken.  Ein  solcher  Papier- 
spannrahmen ist  bei  der  später  zu  beschreibenden  Methode  zur  Prüfung 
der  Normaltinten  Klasse  I  auf  genügendes  Nachdunkeln  unerläßlich. 
Bei  den  qualitatiTcn  Vorprüfungen  hingegen,  besonders  bei  Ausführung 
der  im  folgenden  zu  beschreibenden  diagnostischen  Reaktionen,  genügt 
es  in  den  meisten  Fällen,  daß  man  das  Papier  einfach  mittels  Zwecken 
auf  ein  Stück  Brett  anheftet,  welches  unter  45  ^  geneigt  aufgestellt  ist. 
Bas  Pipettierröhrchen  mit  der  Tinte  wird  dann  nur  frei  mit  der  Hand 
gehalten  und  so  die  Streifen  hervorgebracht. 

Freilich  fallen  letztere  nicht  so  gleichmäßig  aus,  wie  auf  dem 
Spannrahmen,  weil  das  Papier  infolge  der  gebildeten  nassen  Streifen  leicht 
wellig  wird  und  sich  yerzieht,  was  bei  dem  Rahmen  Termieden  wird. 

Diai^ostische  Reaktionen. 

Zunächst  sind  die  Tinten  auf  Fließpapier  zu  bringen,  das  be- 
kanntlich eine  teilweise  Entmischung  hervorruft.  Da  das  gewöhnliche 
Filtrierpapier  zu  dem  Zwecke  zu  dünn  ist,  so  wird  mit  Vorteil  ein 
starkes,  mit  der  Bezeichnug  A,  TE  von  L.  A.  Enzinger  in  Worms  a/Rh. 
verwendet.  Am  besten  verdünnt  man  die  Tinten  vorher,  Schreibtinten 
mit  dem  gleichen,  Eopiertinten  mit  dem  doppelten  oder  dreifachen  Vo* 
lumen  destillierten  Wassers.  Man  läßt  nun  von  der  Tinte  sowohl  einen 
Tropfen  auf  ein  horizontal  liegendes  Stück  des  Papieres  fallen  und  auf- 
saugen, als  auch  nach  der  Streifenmethode  ein  mittels  GlasrOhrchens 
herauspipettiertes  Quantum  auf  einem  anderen  Stück,  das  auf  einer 
schiefen  Ebene  aus  Holz  aufgezweckt  ist,  herunterrinnen.  Sehr  zu 
empfehlen  ist  femer  das  bekannte  Eintauchen  senkrecht  hängender 
Streifen  aus  gewöhnlichem  Filtrierpapier  in  die  betr.  Tinte  derart,  daß 
nur  das  untere  Ende  des  Streifens  in  die  Tinte  kommt.  Letztere  steigt 
dann  im  Streifen  in  die  Höhe  und  zwar  die  einzelnen  Bestandteile  je 
nach  ihrem  Biffiissionsvermögen.  Es  ist  ratsam,  nicht  so  lange  zu  warten, 
bis  das  Steigen  aufgehört  hat,  weil  dann  die  Unterschiede  wieder  ge- 
ringer werden,  besonders  wenn  die  Tinte  mehr  als  einen  festen  Bestand- 
teil gelöst  enthält. 

In  allen  drei  Fällen  flndet  mehr  oder  minder  deutliche  Entmischung 
statt,  die  sich  durch  charakteristisch  gefärbte  Zonen  kenntlich  macht. 
Durch  Betupfen  mit  geeigneten  Reagentien  werden  in  der  Regel  Flecke 


776  Tinte. 

hervorgebracht,  deren  Färbung  Aufschluß  über  die  Natur  des  betr.  Be- 
-Standteiles  gibt. 

Bei  den  Eisengallustinten  ist  die  äußerste  Zone  nach  dem  Trocknen 
meist  hellrostfarbig  von  basischem  Eisenoxydsalz,  das  beim  Betupfen 
mit  Lösungen  von  Natriumbisulfat  und  Ferrocyankalium  die  Berlinerblau- 
Reaktion  gibt. 

Bei  den  Tinten,,  welche  die  Auszüge  von  chinesischen  und  klein- 
asiatischen Galläpfeln,  den  Ejioppem,  DiTidivi,  Yalonea,  Eichenholz, 
fastanienholz  und  Kampecheholz  als  Gallussubstanz  enthalten,  ist  nach 
1 — 2  Tagen  die  äußere  Zone  entweder  rein  hellrostfarben  oder  mit  einem 
Stich  in  die  Färbung  des  in  der  Tinte  enthaltenen  vorläufigen  Farb- 
stoffes. Die  innere  Zone  ist  blauschwarz,  und  zwar  bei  den  Galläpfeln 
und  Dividivi  mit  charakteristischen  Linien  gerändert,  die  bei  Gerb-  und 
Farbhölzem  fehlen. 

Nur  bei  Sumach,  und  besonders  bei  den  Myrobalanen  geht  die 
schwarze  Färbung  der  Eisengallusverbindung  bis  in  die  äußerste  Zone, 
80  daß  letztere  dunkelgrau  erscheint.  Bei  den  Myrobalanen  ist  zwischen 
äußerer  und  innerer  Zone  eine  blauschwarze  Linie,  an  welche  sich  nach 
innen  erst  ein  helles  graues  Band  anschließt,  das  nach  der  Mitte  zu 
schließlich  schwarz  wird.  Beim  Sumach  fehlt  sowohl  die  scharfe 
schwarze  Linie  als  auch  das  helle  Zwischenband,  und  die  gleichmäßig 
blauschwarze  innere  Zone  stößt  direkt  an  die  gelblichgrüne  äußere.  Bei 
den  Chromblau  holzschreib  tinten  und  den  Blauholzkopiertinten  fehlt  die 
äußere  Zone  entweder  völlig,  oder  bei  den  letzteren  ist  sie  ganz  hell- 
grau und  gibt  keine  Eisenreaktion.  Dagegen  zeigen  alle  Blauholztinten 
die  charakteristische  Rotfärbung,  welche  Schwefelsäure  oder  Natrium- 
bisulfatlösung  hervorbringt. 

Des  weiteren  empfiehlt  sich  die  Anwendung  der  Streifenmethode 
auf  Schreibpapier,  wie  sie  im  vorigen  Abschnitt  beschrieben  ist.  Zu- 
nächst kann  man  an  diesen  Streifen  — -  besonders  wenn  die  vorläufige 
Färbimg  der  Tinte  hell  ist  —  die  Eisengallustinten  am  Nachdunkeln 
erkennen.  Femer  lassen  sich  durch  Betupfen  mit  verdünnten  Lösungen 
geeigneter  Reagentien  farbige  oder  auch  farblose  Stellen  hervorrufen, 
deren  Aussehen  einen  Schluß  auf  die  Natur  der  in  der  Tinte  enthaltenen 
Stoffe  gestattet. 

Eine  vollständige  Übersicht  über  diese  Reaktionen  hier  zu  geben, 
ist  bei  der  großen  Anzahl  der  zur  Tintenfabrikation  gegenwärtig  ver- 
wendeten Farbstoffe  und  sonstigen  Bestandteile  nicht  möglich.  Für 
Diagnostizierung  der  Farbstoffe  bieten  ausgezeichnete  Anhaltepunkte  die 
bekannten  Werke  von  Schultz,  Julius,  Lehne,  Möhlau,  Hummel- 
Knecht,  Kertesz  etc.  (Vergl.  auch  den  Abschnitt  „Farbstoffe**  am 
Schluß  dieses  Bandes.) 


Diagnostische  Reaktionen.  777 

Zu  den  folgenden  Beispielen  Ton  diagnostischen  Reaktionen  sind 
eine  Anzahl  von  Tinten  ausgewählt,  die  als  besonders  charakteristisch 
erscheinen,  deren  Zusammensetzung  aus  der  Fachliteratur  bekannt  ist 
und  die  ihrer  Beschaffenheit  nach  der  durchschnittlichen  Güte  der  betr. 
Tintensorten  des  Handels  nahekommen.  £s  sei  hier  bemerkt,  daß  diese 
Tinten  durchaus  nicht  fdr  die  besten  ihrer  Art  anzusehen^  sind.  Die 
Beispiele  sind  gewählt,  weil  die  Zasammensetzung  der  Handelstinten 
aus  naheliegenden  Gründen  nicht  mitgeteilt  werden  kann.  Für  den  Ver- 
such werden  alle  Tinten  mit  dem  gleichen  Volumen  destillierten  Wassers 
yerdünnt  und  dann  mittels  der  Streifenmethode  auf  Schreibpapier  in 
ca.  2  cm  Yoneinander  entfernten  Streifen  herunterfließen  gelassen.  Nach 
mindestens  eintägigem  Trocknen  in  möglichst  reiner  Luft  bringt  man 
mittels  Glasstab  einen  Tropfen  der  Reagenslösung  auf  die  Streifen 
gleichweit  Tom  Anfang  derart,  daß  der  Tropfen  halb  auf  den  Streifen, 
halb  auf  das  weiße  Papier  kommt,  und  beobachtet  die  eyentuell  sofort 
eintretende  Farbenveränderung  und  endlich  diejenige,  welche  der  ein- 
getrocknete Fleck  nach  24  Stunden  angenommen  hat. 

Nach  der  Art  ihrer  yorläuflgen  Färbung  sind  die  als  Beispiele 
herangezogenen  Tinten  in  5  Gruppen  geordnet,  und  zwar  in  blau,  grün, 
rot,  violett,  braun  und  schwarz  aus  der  Feder  fließende.  Von  den 
Reagenslösungen  enthält  Natronlauge  2,5  Proz.  Na  OH,  Oxalsäurelösung 
1,5  Proz.  kryst.  Säure,  die  übrigen  sämtlich  5  Proz.  vom  Reagens,  Zinn- 
chlorür,  außerdem  noch  5  Proz.  HCl. 


I.  Grappes  blan  flieBende  Unten. 


bleiben  dau- 
ernd blau, 

dunkeln  also 
nicht  nach. 


1.  Tinte  enthält:  lösliches  Berlinerblaa  aus  SO^oo  Blutlaugensalz 

2.  -  -        1*/^  Indigosulfosaores  Natron 

3.  -  -        120/00  Bayrischblau  DSF 

4.  -  -        5^00  Methylenblau 

5.  -       ist  eine  blanfließende  Eisengallustinte  und  zwar  der  später  zu  beschrei- 

bende Typus  für  Eisengallustinten  mit  blauer  vorläufiger  Färbung;  dunkelt 
nach  und  wird  schließlich  schwarz,  wodurch  sie  sich  schon  als  Eisen- 
gallustinte kenntlich  macht. 


778 


Tinte. 


Aussehen  der  betupften  Stellen: 


Tinte  Nr.  IS. 


Reagens 

i. 

2. 

3. 

4. 

6. 

XT     X              l 

sofort 

weiß 

gelb 

braun 

violett 

braun 

Natronlange 

nach  1  Tag 

weiß  mit 

weiß  mit 

weiß  mit 

grünblau 

dgl. 

gelbem 
Rand 

gelbem 
Rand 

gelbem 
Rand 

mit 

grünem 

Rand 

sofort 

unver- 

unver- 

dnnkler- 

helierblau 

helierblau 

Schwefelsäure 

, 

ändert 

ändert 

blau 

nach  1  Tag 

dunkler- 

weiß 

dgl. 

weiß  mit 

graublau 

blau 

grünem 
Rand 

sofort 

unver- 

unver- 

dunkler- 

hellerblau 

helierblau 

Oxalsäure 

1 

ändert 

ändert 

blau 

nach  1  Tag 

1 

dunkler- 
blan 

weiß 

dgl. 

dgl. 

dgL 

- 

sofort 

weiß 

hellerblau 

schwarz- 

hellblau 

bräunlich- 

Soda 

blau 

blau 

nach  1  Tag 

dgl. 

hellblau- 
grau 

hellgelb 

mit 

grünem 

Rand 

grünblau 

braun 

• 

vr   j • 

sofort 

unver- 

unver- 

dunkler- 

helierblau 

heUblaa 

Natnum- 

1_  •              1^      A. 

• 

ändert 

ändert 

blau 

biAulfat 

nach  1  Tag 

1 

dunkler- 
blau 

weiß 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

sofort 

violettblau 

hellerblau 

weiß 

helierblau 

rötlich- 

Natriumsulfit 

i 

grau 

nach  1  Tag 

weiß 

weiß 

dgl. 

hellblau 

braun 

sofort 

hellgrau 

unver- 

unver- 

helierblau 

unver- 

Kalinmoxalat 

, 

ändert 

ändert 

ändert 

nach  1  Tag 

weiß 

hellblau- 

hellblau- 

hellblau 

braun 

grau 

grün 

Zinnchlorür 
mit  Salzsäure 

1 

sofort 
nach  1  Tag 

unver- 
ändert 
dgl. 

weiß 
dgl. 

unver- 
ändert 
dnnkler- 
blau 

weiß 
dgl. 

heUbUn 

graublau 

mit 

grünem 

Rand 

Diagnostische  Reaktionen. 


779 


IL  Gruppe:  grün  flleAende  Tinten. 

6.  Tinte  enthält  12  %>  Säuiegr&n       1  bleiben  dauernd 

7.  -  -         2^0^  Malachitgrün  J  grün. 

8.  -      ist  grünfließender  Typus  für  EisengalluBtinten; 

wird  schwarz. 


Tinte  Xr.  6—8. 


Reagens 


8. 


Ammoniak 


Natronlange 


Soda 

Natrium- 
Sulfit 

Borax 
Salpetersäure 


Schwefelsäure 


sofort 
nach  1  Tag 

sofort 
nach  1  Tag 

sofort 
nach  1  Tag 

sofort 
nach  1  Tag 

sofort 
nach  1  Tag 

sofort 
nach  1  Tag 

sofort 
nach  1  Tag 


weiß 
hellgrün 

weiß 

weiß  mit  gelbem 
Rand 

hellergrün 
weiß 

weiß 
dgl. 

hellgrün 
weiß 

hellgrün 

weiß  mit  grauem 
Rand 

hellgrün 
weiß 


hellgrün 
dgl. 

hellgrün 

weiß  mit  gelbem 
Rand 

hellergrün 
hellgrün 

hellgrün 
blaßgrün 

unverändert 
hellergrün 

hellgelbgrün 

weiß  mit  grau- 
grünem Rande 

hellgelbgrün 

weiß  mit  gelbem 
Rand 


grünlichbraun 
dgl. 

braun 
dgL 

bräunlichgrün 
braun 

graugrün 
braun 

graubraun 
braun 

hellblaugrün 
graublau 

hellblaugrün 
graublau 


IIL  Gruppe:  rot  fließende  Unten. 

9.  Tinte  enthält    5  %o  Nakarat  S 

10.  -  -         2  Voo  Fuchsin  F 

11.  -  -       15  %o  Eosin  A 

12.  -  -       16,5  7oo  Karmin  +  7  7oo  NH, 

13.  -     ist  rotfiießender  Typus  für  Eisengallustinten ;  wird  schwarz. 


bleiben  dauernd 
rot. 


780 


Tinte. 


Tinte  Nr.  9—13. 


Reagens 

9. 

10. 

11. 

12. 

13. 

sofort 

gelbgrau 

hellrot 

gelbrot 

rötlich- 
.gran 

graurot 

Natronlauge 

nach 

weiß  mit 

blaßrot 

weiß  mit 

weiß  mit 

braun 

lT»g 

graurot. 
Rand 

orange- 
farb.  Rand 

dunkel- 
rotem 

• 

t 

1 

Rand 

sofort 

1 

unver- 

heUgrau 

heUgelb 

nnver^ 

helhrot 

Schwefelsäure 

• 

ändert 

ändert 

nach 

granrot 

weiß 

dgL 

hellbraun- 

dgL 

^     1  Tag 

rot 

sofort 

unver- 
ändert 

unver- 
ändert 

gelb 

unver- 
ändert 

helbrot 

öxalsftnre 

nach 
l     ITag 

hellgrau- 
rot 

hellblau- 
grau 

dgl. 

dgl. 

dgl 

sofort 

rotlich- 
grau 

unver- 
ändert 

gelbrot 

rötlich- 
grau 

braun 

Soda 

nach 
i     ITag 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

dgl. 

dgL 

sofort 

unver- 
ändert 

rötlich- 
grau 

gelb 

unver- 
ändert 

hellrot 

Natriumbisulfat 

nach 
l     ITag 

hellrot 

hellbUu- 

dgl. 

dgl 

dgL 

sofort 

unver- 
ändert 

weiß 

heUgelb 

unver- 
ändert 

hellrot 

Zinnchlorur  mit 
Salzsäure 

nach 

hellgrau 

weiß  mit 

dgL 

dgl. 

weiß  mit 

1  Tag 

mit 

dunkel- 

hellrotem 

violettem 

grünem 

Rand 

Rand 

Rand 

IT.  Gmppe:  violett  uid  braui  flleBende  TtsteB. 

14.  Tinte  enthält  37oo  Methyl  violett  —  bleibt  danemd  reinviolett, 

15.  -      ist  Ghromblauholzschreibtiiite,    enthält   20  %o  Blaaholz- 

extrakt,  3  7oo  Kaliumchromat   und  207oo  ^^^^  —  ^^^ 
yiolettschwarz  und  wird  grauschwarz. 


Diagnostische  Reaktiondn. 


78t 


16.  Tinte  ist  Wolframtinte,  enthiat  45  7oo  Blaubolzextrakt,  15,6%) 

wolframsaures  Natron,  4  %o  Weinsäure  und  0,3  %o  Sali- 
zylsäure, fließt  schwarzviolett  und  wird  yiolettschwarz. 

17.  -      ist  Blauholzkopiertinte,    enthält  80%)  Blauholzextrakt, 

207oo  Tonerdesulfat,  5  %)  Oxalsäure,  407oo  Amnionoxalat, 
107oo  Traubenzucker,  5%)  Kaliumbichromat  und  1,5  7oo 
Salizylsäure  —  fließt  braun  und  wird  yiolettschwarz. 

18.  -      enthält  257oo  Alizarin   und    lOVoo  Ammoniak  —  fließt 

dunkelrot  und  wird  braun. 


Tinte  Kr.  lA-^lS. 


Reagens 

14. 

15. 

16. 

17. 

18. 

sofort 

nnverändert 

unverändert 

rötlichblau 

blau 

dunkel- 

Ammoniak 

nach  1  Tag 

heliviolett 

dgl. 

violett- 
schwarz 

violett- 
schwarz 

rot 
dgl. 

sofort 

hellerriolett 

heUgelb 

grauviolett 

braun  mit 
blauem  Rand 

blau  mit 
rot  Rand 

Natronlauge 

nach  1  Tag 

hellgrau 

hellgraugelb 

hellgraugelb 

mit  braunem 

Rand 

hellgraugelb 

mit  braunem 

Rand 

hellbraun 

mit  dunkL 

Rand 

Schwefelsäure 

sofort 
nach  1  Tag 

hellgrün 
hellgelbgran 

graurot 

hoUgraurot 
mit  dunkel- 
rotem  Rand 

rotviolett 
dunkelrot 

hellgelbrot 
gelbrot 

hellgelb 
dgl. 

Natriamsalfit 

sofort 
nach  1  Tag 

hellerviolett 
dgl. 

unverändert 
hellgrau 

hellgrau 
dgl. 

hellgrau- 
violett 

hellgrau 

• 

violett 

dunkel- 
rot 

sofort 

unverändert 

unverändert 

hellgrau 

blau 

rotbraun 

Borax 

nach  1  Tag 

hellerviolett 

hellgrau 

dgl. 

hellviolett- 
grau 

dunkel- 
rot 

sofort 

unverändert 

unverändert 

unverändert 

dunkelgrau- 

braun 

Kupfervitriol 

[  nach  1  Tag 

violett 

dgl. 

blau  schwarz 

blau 
blauschwarz 

dgl. 

Zinnchlorur 
mit  Salzsäure 

sofort 
nach  1  Tag 

> 

hellgraublau 

weiß  mit 
gr&nem  Rand 

grauviolett 

hellgraurot 
mit  dunkel- 
rotem Rand 

rotviolett 
dunkelrot 

rotviolett 
dunkelrot 

gelb 
dgl 

782 


Tinte. 


T.  Gmppe:  Bebwanfließende  TiiiteB« 

19.  Tinte  enthält  12  7o()  Bayrischblau,  87oo  SäuregrOn,  15%o  Kasta- 

nienbraun —  fliefit  blauschwarz  und  wird  grauschwarz. 

20.  -      enthält  12,5  Voo  Nigrosin  —  fließt  blauschwarz  und  wird 

grauschwarz. 

21.  -      ist  schwarzfließender  Typus  für  Eisengallustinte  —  fließt 

blauschwarz  und  wird  tiefischwarz. 

22.  -      ist  Yanadintinte,  enthält  lOO^oo  Tannin  und  4  7oo  Animon- 

yanadat   —   fließt   tiefschwarz   und   wird   nach  einigen 
Tagen  graugrün. 

23.  -       enthält  100  7oo  ^^^^    ^^7oo  Schellack  und  65  7oo  ^onx 

—  fließt  tiefschwarz  und  bleibt  tiefischwarz  — . 


Tinte  JVd.  19—23. 


Reagens 

19. 

20. 

21. 

22. 

23. 

sofort 

braunrot 

hellgrau 

braun 

grünblau 

unver- 
ändert 

Natronlauge 

• 

nach 
1  Tag 

hellrot- 
grau mit 

dunkel- 
rotem R. 

dgL 

dgL 

hellgelb- 
grau 

dgL 

Soda 

sofort 

nach 
l    1  Tag 

grau- 
yiolett 

graurot 

violett- 
grau 

dgl. 

braun 
dgL 

bläulich- 
grün 

dgL 

unver- 
ändert 

dgL 

sofort 

dunkel- 
blau 

grau 

graublau 

1 

hellgrau 

anver- 
ändert 

Schwefelsäure 

nach 
ITag 

dunkel- 
blau mit 
violettem 
Rand 

graublau 

dgl. 

hellgelb- 
gran 

dgL 

sofort 

gelbrot 

violett- 
grau 

braun- 
violett 

unver- 
ändert 

anver- 
ändert 

Katriumsulfit 

nach 
1  Tag 

hellbraun 

dgl. 

braun 

braun 

dgL 

sofort 

dunkel- 
blau 

blaugrau 

blaugran 

grangelb 

unvei^ 
ändert 

Zinnchlorür 

nach 
1  Tag 

dgl. 

dgl. 

graublau 

dgL 

dgL 

Prafang  der  Normaltinten.  783 

Gegen  eine  Lösung  von  unterchlorigsaurem  Natron  ist  von  allen 
23  Tinten  nur  die  letzte  beständig,  deren  Farbstoff  aus  Ruß  besteht; 
alle  anderen  werden  sofort  gebleicht. 

Unter  den  buntfarbigen  Tinten  sind  die  sogenannten  Ausziehtuschen 
noch  hervorzuheben,  die  nach  dem  Trocknen  meist  wasserfest  sind.  £s 
empfiehlt  sich  daher  auch  außei*  anderen  Reaktionen  das  Betupfen  der 
Streifen  mit  Wasser. 

In  Torstehenden  Tabellen  sind  beispielsweise  nur  besonders  charak- 
teristische Reaktionen  ausgewählt,  da  eine  ausführliche  Aufzählung  zu 
w^it  fahren  würde.  Es  lassen  sich  selbstverständlich  je  nach  den  Ver- 
hältnissen noch  viele  andere  Reagentien  verwenden,  die  vielleicht  oft 
bessere  Dienste  leisten. 


2.  PrOfiiiig  der  Normaltinteii. 

A.   Tinten  der  Klasse  I  oder  Eiseni^aUustinten. 

Die  Beurteilung  der  Eisengallustinten  muß  möglichst  vielseitig  sein, 
ohne  darum  dem  Fabrikanten  die  Möglichkeit  der  Anwendung  neuer 
Hilfsmittel  und  Präparate  zu  benehmen.  Sie  hat  nicht  allein  Rücksicht 
zu  nehmen  auf  den  augenblicklichen  Wert  einer  Tinte  zu  dokumentari- 
schen Zwecken,  sondern  auch  darauf,  ob  die  fragliche  Tinte  ihren  Wert 
auch  während  des  Gebrauchs  längere  Zeit  behält. 

Dem  Standpunkte  imserer  heutigen  Kenntnis  entsprechend  werden 
diese  Aufgaben  erfüUt,  wenn  man  die  Tinte  prüft  auf 

1.  Schwarzwerden  der  Schriftzüge,  das  bedingt  wird  durch: 

a)  den  Eisengehalt, 

b)  den  Gehalt  an  Gallussubstanz  und 

c)  den  Säuregehalt; 

2.  Haltbarkeit  im  Glase; 
B.  -Leichtflüssigkeit; 

4.  Durchschlagkraft; 

5.  Nichtklel)rigkeit  der  Schriftzüge  nach  dem  Tv^ocknen. 

1.  PrüAinsr  auf  Schwarswerden  oder  Kachdunkeln  der 

Sclirlftzasre. 

Die  Prüfling  geschieht  dadurch,  daß  man  die  fragliche  Tinte  mit 
einer  selbstbereiteten  Tinte  von  bekannter  Zusammensetzung,  dem  sogen. 
„Typus  für  Eisengallustinten",  hinsichtlich  ihres  Vermögens  nach- 
zudunkeln vergleicht. 

Letzterer  hat  folgende  Zusammensetzung: 


784  Tinte. 


23,4  g  Tannin,  reinstes 

7,7  g  Gallussäure 
30,0  g  Eisenvitriol 
10,0  g  Gummi  arabicum 

2,5  g  HCl  entsprechende  Salzsäure 

1,0  g  Karbolsäure 


1000,0  g. 

Die  Bereitung  dieses  Typus  geschieht  in  der  Weise,  daB  man 
Tannin  und  Gallussäure  in  etwa  bis  50^  erwärmtem  Wasser  löst  und 
dieser  soweit  als  zulässig  yerdünnten  Lösung  dann  die  Gummilösung, 
die  Salzsäure,  die  EisenyitrioUösung  und  die  Karbolsäure  zusetzt.  Nach- 
dem auf  1  1  aufgefüllt  und  gut  gemengt  ist,  läßt  ;aan  mindestens  4  Tage 
an  mäßig  warmem  Orte  (10 — 15^  G.)  stehen  und  zieht  darauf  die  klare 
Lösung  Von  dem  inzwischen  gebildeten  geringen  Bodensatze  ab.  Dieser 
Bodensatz  wird  erstens  dadurch  hervorgerufen,  daß  das  Tannin  wohl  nie 
absolut  rein  in  den  Handel  kommt,  sowie  zweitens  durch  den  Gummi, 
welcher,  abgesehen  von  seinem  Grehalte  an  fremden  Beimengungen,  infolge 
seines  Kalkgehaltes  mit  Eisenvitriol  Gips  niederschlägt.  Eine  Fällung 
des  Tannins  durch  die  Salzsäure  ist,  wenn  die  Flüssigkeiten  vorsichtig 
in  möglichster  Verdünnung  gemischt  werden,  nicht  zu  befürchten.  In 
den  meisten  Fällen  wird  die  über  dem  Niederschlag  stehende  Flüssigkeit 
nach  4  Tagen  so  klar  sein,  daß  sie  nicht  filtriert  zu  werden  braucht. 
Da  durch  die  Untersuchungen  v.  Schröders  nachgewiesen  wurde,  daß 
Filtrierpapier  nicht  unbedeutende  Mengen  Gerbsäure  absorbiert,  ist  über- 
haupt die  Anwendung  eines  solchen  möglichst  zu  vermeiden.  Läßt  de 
sich  indessen  nicht  umgehen,  so  ist  das  „feinste  weiße  Filtrierpapier" 
von  H.  Trommsdorf  in  Erfurt  zu  empfehlen,  da  dieses  nur  sehr  geringe 
Absorptionsfähigkeit  für  Gerbstoff  besitzt. 

Der  so  erhaltene  Typus  besitzt  eine  schwach  bläulichgraue  vor- 
läufige Färbung  und  muß  noch  nachgefärbt  werden,  um  als  Yergleichs- 
objekt  für  eine  zu  prüfende  käufliche  Tinte  dienen  zu  können.  Es  ist 
selbstverständlich,  daß  bei  dem  vorgeschlagenen  Yerfahren  nur  gleich- 
artig und  gleichkräftig  gefärbte  Tinten  miteinander  hinsichtlich  ihres 
Vermögens,  schwarz  nachzudunkeln,  verglichen  werden  können.  Wollte 
man  eine  Tinte,  welche  mit  blauer  Farbe  aus  der  Feder  fließt,  mit 
einer  grüngefärbten  vergleichen,  so  würde  man  ebenso  leicht  grobe 
Fehler  begehen  können,  wie  bei  der  Yergleichung  einer  hellen  mit  einer 
dunklen  Tinte. 

Deshalb  muß  der  Typus  jedesmal  genau  so  wie  die  zu 
prüfende  Tinte  gefärbt  werden! 

Wenn  dies  auch  für  den  ersten  Augenblick  zeitraubend  und  um- 
ständlich erscheint,  so  läßt  sich  dennoch  der  gewünschte  Farbenton  sehr 


Prüfung  der  Normaltinten  auf  Schwarzwerden.  785 

schnell  und  leicht  bei  einiger  Übung  erreichen,  wenn  man  sich  mehrere 
Terschiedenartig  und  yerschieden  stark  gefärbte  Typen  Yorrätig  hält 
und  diese  dann  zur  Erzeugung  des  gewünschten  Farbentons  miteinander 
mengt. 

Die  größte  Sorgfalt  erfordert  die  Beurteilung  einer  sogleich  schwarz 
aus  der  Feder  flieBenden  Eisengallustinte.  Jedoch  existiert  eine  solche, 
welche  bei  guter  Schreibfahigkeit  u.  s.  w.  wirklich  sofort  derartig  scbwarz 
aus  der  Feder  fließt,  daß  ein  Nachdunkeln  bei  ihr  nicht  mehr  bemerkbar 
wird,  noch  nicht.  Die  scbwarze  Färbung  solcher  Tinten  wird  erzielt 
durch  Anwendung  relativ  großer  Mengen  verschiedener  (meist  Teer-) 
Farbstoffe;  derselben  wird  jedoch  bald  eine  Grenze  gesetzt  durch  den 
schädlichen  Einfluß,  den  diese  auf  die  Leichtflüssigkeit  der  Tinte  aus- 
üben. Da  aber  zur  Prüfung  die  Tinten  erstens  mit  dem  gleichen  Vo- 
lumen Wasser  verdünnt  (vergl.  unten),  also  bedeutend  heller  miteinander 
verglichen  werden,  tmd  man  zweitens  die  mit  ihnen  erzeugten  Streifen 
nach  dem  Trocknen  mit  Wasser  und  Spiritus  behandelt,  um  alles  löslich 
Gebliebene,  auch  Farbstoffe,  zu  entfernen,  so  lassen  sich  auch  in  diesem 
Falle  die  Farbintensitäten  der  dann  noch  unlöslich  zurückgebliebenen 
Eisengallus  verbin  düngen  miteinander  vergleichen. 

Als  Beispiele  für  die  vorrätig  zu  haltenden  gefärbten  Typen  mögen 
folgende  Kompositionen  dienen. 

Die  angewendeten  Farben  waren: 

Blau  =  Bayrisch  Blau  DSF  der  Aktiengesellschaffc  für  Anilin- 
fabrikation in  Berlin, 
Rot  ~     =  Nakarat  S  derselben  Fabrik, 
Grün    =  Säure-Grün  VBSPo  von  K.  Oehler  in  Offenbach, 
Braun  =  Kastanienbraun  derselben  Fabrik. 

Beispielsweise  erhält  man'  einen  mittelkräftig 

blau  grün  rot  schwarz  fließenden  T3rpu8 

durch  2,2  g  1,0  g  —  2,5  g  Blau 

—  2,5  g  —  0,5  g  Grün 

—  —  2,5  —      Rot 

—  —  —  3,5  g  Braun  pro  Liter. 

Durch  Vermehrung  oder  Verminderung  dieser  Farbstoffzusätze 
{letztere  am  schnellsten  erreicht  durch  Mengen  mit  dem  ungefärbten 
Typus),  sowie  durch  Kombinieren  dieser  verschieden  gefärbten  Typen 
miteinander  lassen  sich  in  kurzer  Zeit  alle  gewünschten  Nuancen  erzielen. 

Es  sei  ausdrücklich  betont,  daß  dieser  Typus  nicht  etwa  das  Muster 
oder  Ideal  einer  Eisengallustinte  darstellen,  sondern  im  Gegenteil  quasi 
die  unterste  zulässige  Grenze  für  die  Güte  einer  Tinte 
der  Klasse  I  bezeichnen  soll. 

TJntenuchungen.   5.  Aufl.  HE.  50 


786  Tinte. 

In  Bezug  auf  die  beim  Typus  anzuwendende  Menge  Tannin  sei 
bemerkt,  daß  nur  derjenige  Teil  des  reinsten  käuflichen  Tannins  in 
Rechnung  gezogen  ist,  welcher  vom  Hautpulver  bei  der  bekannten 
Methode  der  Gerbstoffbestimmung  absorbiert  wird. 

Bei  Feststellung  der  Mengen  von  Tannin  und  Eisenvitriol  ist  TOn 
den  Grundsätzen  für  amtliche  Tintenprüfung  ausgegangen,  nur  6  g  Eisen 
(^  30  g  Eisenyitriol)  statt  4  g  gewählt  und  ein  Teil  des  Tannins 
nach  der  Gleichung 

CuHioO«H-H,0  =  2C7He04 

durch  Gallussäure  ersetzt,  um  hierdurch  intensiveres  Nachdunkeln  zu 
erzielen.  Mehr  als  7,7  g  Gallussäure  pro  Liter  läfit  sich  wegen  ihrer 
Schwerlöslichkeit  nicht  verwenden. 

Zur  Ausführung  der  Prüfung  auf  Nachdunkeln  öffnet  man  die 
Flasche,  welche  die  zu  untersuchende  Tinte  enthalt,  vorsichtig,  indem 
man  jedes  Schütteln  vermeidet,  pipettiert  ca.  15  ccm  Tinte  heraus  und 
verschließt  die  Flasche  sofort  wieder  durch  einen  Kork  zwar  luftdicht^ 
aber  so  lose,  daß  sie  später  wieder  ohne  jedes  Schütteln  entkorkt  werden 
kann.  Darauf  läßt  man  die  Tintenffasche  drei  Tage  lang  an  einem  etwa 
15  ^  warmen  Orte  ruhig  stehen.  Inzwischen  bereitet  man  sich  einen  Typus 
von  derselben  Färbung  wie,  die  Tinte,  indem  man  als  Muster  die  heraus- 
pipettierten  15  ccm  benutzt. 

Hat  man  den  gleichgefärbten  Typus  fertig,  so  wendet  man  die 
auf  Seiten  772 — 775  beschriebene  Streifenmethode  an,  indem  man  Tinte 
und  Typus,  sowohl  unverdünnt  als  auch  mit  dem  gleichen  Volumen 
destillierten  Wassers  verdünnt,  über  das  Papier  herunterfließen  läßt,  und 
zwar  in  beiden  Fällen  drei-  oder  viermal  abwechselnd  nebeneinander. 
Der  Rahmen  mit  dem  Papier  wird  so  lange  in  seiner  Lage  gelassen,  bis 
die  Flüssigkeit  auf  den  Streifen  voUkonmien  eingetrocknet  ist,  dann 
wird  das  Papier  ausgespannt  und  an  säure-  und  staubfreier  Luft  bei 
mittlerer  Temperatur  acht  Tage  lang  in  zerstreutem  Tageslichte  offen 
liegen  gelassen.  Die  von  der  nicht  verdünnten  Tinte  herrührenden 
Streifen  werden  dann  noch  speziell  zur  Beurteilung  der  Leichtflüssig- 
keit, Durchschlagkraft  und  Klebrigkeit  verwandt,  während  die  mit  der 
verdünnten  Tinte  hervorgerufenen  allein  zur  Prüfung  des  Nachdunkelnd 
dienen.  Wenn  es  sich  nun  nach  Ablauf  von  acht  Tagen  zeigt,  daß  die 
verdünnte  Tinte  nicht  so  stark  nachgedunkelt  ist  als  der  gleichfalls 
verdünnte  Typus,  so  ist  die  Tinte  als  ungenügend  zu  bezeichnen,  und 
wird  die  weitere  Prüfung  entbehrlich.  Haben  jedoch  die  Streifen  der 
Tinte  ebenso  dunkle  Färbung  angenommen  wie  diejenige  des  Typus,  so 
zerschneidet  man  den  Bogen  rechtwinklig  zur  Längsrichtung  der  Streifen 
in  etwa  3  cm  breite  Bänder,  taucht  eines  derselben  in  destilliertes  Wasser, 
ein    zweites    in    85-proz.  Alkohol,    ein  drittes  in  50-proz.  Alkohol  und 


Prüfang  auf  Schwarzwerden  und  Haltbarkeit.  7g7 

läBt  sie  darin  zwei  Tage  liegen.  Dann  werden  die  Bänder  heraus- 
genommen, bei  gewöhnlicher  Temperatur  getrocknet  und  die  Farbinten^ 
sitäten  der  zurückgebliebenen  Streifen  Ton  Tinte  und  Typus  'mitein» 
ander  verglichen.  Soll  die  Tinte  genügend  sein,  so  muB  der  ihr  zuge- 
hörige Streifen  auf  allen  drei  Bändern  noch  ebenso  dunkel  sein  wie  der 
mit  derselben  Flüssigkeit  behandelte  des  Typus. 

Die  Behandlung  der  Streifen  mit  Wasser  und  Alkohol  bezweckt, 
alle  nach    dem    Trocknen   noch  löslich  gebliebenen  Substanzen  zu  ent- 
fernen,  so  daB    die  auf  dem  Papier  zurückbleibende  Färbimg  ein  Maß 
für  den  Gehalt  der  Tinte  an  eigentlichen  Gallussubstanzen  liefert.   Denn 
es  muB,  wie  schon  früher  hervorgehoben,  unterschieden  werden,    ob  das 
eingetretene   Nachdimkeln   wirklich   nur   von  Substanzen   hervorgerufen 
wurde,    welche    drei  benachbarte  freie  Phenolhydroxyle  enthalten,    also 
eigentliche  „Gallussubstanzen^  sind,  oder  ob  es  etwa  zum  Teil  oder 
ganz   von  jenen  Ortho-Dioxy-Derivaten  und  Othooxykarbonsäuren  her- 
rührt,  welche   mit   Eisensalzen    ebenfalls    fixierbare  Färbungen  .liefern. 
Versuche  ergaben,  daß  Brenzkatechin  und  Protokatechusäure  zwar  licht- 
beständige,   aber    nicht    völlig    wasserbeständige    Färbungen    erzeugen, 
während  diejenigen  der  Orthooxykarbonsäuren  weder  licht- noch  wasser- 
beständig   sind.     Die   Behandlung   mit  Wasser  bietet  daher  ein  Mittel 
dar,  zwischen  diesen  beiden  Klassen  und  jenen  eigentlichen  Gallussub- 
stanzen mit  drei  freien  benachbarten  Phenolhydroxylen  unterscheiden  zu 
können.     Gleichzeitig  aber  kann  man  sich  aus  der  Widerstandsfähigkeit 
der  Färbung  gegen  Wasser  noch  ein  Urteil  über  den  Gehalt  der  Tinte 
an    freier    Säure    bilden.     Je  größer  dieser  und  je  stärker  die  Säure 
ist,    desto    langsamer   dunkeln    die  Schriftzüge  nach;    und  wir  müssen,- 
wie  schon  früher  begründet,  auch  eine  Tinte  verwerfen,  welche  zwar  an 
und  für  sich  den  genügenden  Gehalt  an  Gallussubstanzen  besitzt,  daneben 
aber  so  sauer  ist,  daß  sie  nur  zu  schi^ach  oder  zu  langsam  nachdunk'elt. 
Die  Prüfung  der  Tinte  auf  den  Säuregehalt,    soweit  dieser  von 
Einfluß  auf  ihren  dokumentarischen  Wert  ist,    wird  gleichzeitig  bei  der 
im  vorstehenden  beschriebenen  Prüfung  auf  Nachdimkeln  erledigt. 

Die  Feststellung  des  Eisengehaltes  erfolgt  nach  allgemein  be- 
kannten Methoden.  Ergibt  sich,  daß  derselbe  zu  gering  ist,  so  können 
die  übrigen  Prüfungen,  sofern  sie  nicht  besonders  gewünscht  werden, 
^wegfallen,  da  eine  Tinte  mit  zu  wenig  rEisen  an  sich  schon  als  unge- 
nügend zu  bezeichnen  ist. 

2.  Prüfung:  auf  Haltbarkeit  im  Glase. 

Eine  gut  abgelagerte  Tinte  soll  sich  in  festverschlossener  Flasche 
mindestens  ein  Jahr  halten,  ohne  daß  sie  an  den  Seitenwänden  eine 
X rüste    ansetzt,   vorausgesetzt,    daß    sie   während    dieser  Zeit  nicht  zu 

50* 


788  Tinte. 

stark  abgekühlt  wird.  Bei  einer  sonst  yöUig  tadellosen  Tinte  kann  es 
jedoch  Yorkommen,  daB  sich  in  der  Yersandflasche  am  Boden  und  an 
den  Seitenwänden  Beschläge  von  Ausscheidungen  bilden,  wenn  die  Tinte 
infolge  plötzlich  gesteigerten  Bedarfs  zu  jung  aus  der  Fabrik  verschickt 
wurde,  oder  wenn  sie  zeitweilig  an  zu  kaltem  Orte  gestanden  hat.  Will 
man  daher  die  Prüfung  auf  Haltbarkeit  Tomehmen,  so  muB  man  immer 
von  der  fraglichen  Tinte  eine  Probe  entnehmen,  diese  durch  ein  kleines 
Faltenfilter  filtrieren,  so  daB  sie  YöUig  klar  ist,  und  sodann  zur  Beob- 
achtung verwenden.  Eine  genügend  abgelagerte  Tinte  soll  sich  in  einem 
an  völlig  staubfreiem  Orte  stehenden  Tintenfasse  mit  ca.  1 — 2  cm  weitem 
Halse  ohne  besondere  Schutzvorrichtung  wenigstens  sechs  Wochen  halten, 
sobald  als  ihre  Menge  mindestens  25  g  beträgt,  wenn  sie  das  TintenfaB 
wenigstens  zur  Hälfte  anfüllt  und  die  Höhe  der  Flüssigkeitssäule  gröBer 
ist  als  ihr  durchschnittlicher  halber  Durchmesser. 

Die  Zersetzung  der  Eisengallustinten  wird  durch  Oxydation  herbei- 
geführt. Sie  geht  demzufolge  in  offenen  GefaBen  schneller,  in  ge- 
schlossenen aber  langsamer  und  nur  bis  zu  einem  gewissen  Grade  vor 
sich.  Je  gröBer  bei  gegebener  Menge  einer  Tinte  deren  Oberfläche  ist, 
desto  schneller  wird  in  offenem  GrefaBe  die  Oxydation  erfolgen.  Es 
versteht  sich  von  selbst,  daB  eine  Yergleichung  mehrerer  Tinten  mit- 
einander unter  genau  denselben  Bedingungen  ausgeführt  werden  muß. 
Menge  der  Tinte,  GröBe  der  Oberfläche  derselben.  Form  und  Größe  des 
GefaBes,  in  welchem  sie  sich  befindet,  Temperatur  und  sonstige  Be- 
schaffenheit der  Luft  müssen  unter  allen  Umständen  dieselben  sein. 

Die  Prüfung  auf  Haltbarkeit  im  Glase  empfiehlt  sich  daher  in  fol- 
gender Weise. 

Von  der  fraglichen  Tinte  werden,  nachdem  sie  3  Tage  lang 
in  der  geschlossenen  Yersandflasche  an  kühlem  Orte  (10 — 15^  G.)  ruhig 
gestanden  hat,  jedesmal  etwa  50  ccm  aus  der  Mitte  der  Flüssigkeit 
herauspipettiert«  Dieses  Probenehmen  geschieht  sofort  nach  dem  O&en 
der  Flasche.  Die  Probe  wird  sodann  durch  ein  kleines  Faltenfilter  aus 
feinstem  weiBen  Filtrierpapier  filtriert,  wobei  man  Sorge  tragen  muB, 
daB  die  durchfiltrierende  Flüssigkeit  nicht  übermäßig  mit  dem  Sauer- 
stoff der  Luft  in  Berührung  kommt.  Man  wird  daher  alles  Tropfen  zu 
vermeiden  suchen  und  den  Trichter  so  stellen,  daß  er  mit  der  Spitze  in 
das  Filtrat  taucht.  Von  diesem  Filtrat  pipettiert  man  dann  25  ccm  in 
eine  vollkommen  reine  und  trockene  Flasche  aus  weißem  Glase,  welche 
500  ccm  faßt,  zylindrische  Form  und  geraden  Boden  besitzt.  Die  Höhe 
derselben  beträgt  185  mm,  ihr  Durchmesser  72  nun.  Die  Mündung  wird 
lose  durch  eine  Kappe  aus  Fließpapier  bedeckt,  damit  nicht  Staub  und 
dergleichen  in  das  Innere  hineingelangen  kann.  Läßt  man  die  Kappe 
weg,    so    ist  die  Möglichkeit  vorhanden,    daß  in  die  eine  Flasche  mehr 


Haltbarkeit  im  Glase.  789 

Staab  gerät  als  in  die  4Uidere,  ws^,  da  dieser  jedenfalls  nicht  ohne 
EinfluB  auf  die  Zersetzung  ist,  zu  falschen  Resultaten  führen  kann.  Eine 
so  beschickte  Flasche,  in  welcher  die  Flüssigkeit  etwa  12  mm  hoch  steht, 
wird  nun  in  einem  Räume  aufgestellt  von  Zimmertemperatur,  in  reiner^ 
säure-  und  ammoniakfreier  Luft.  Sie  erhält  einen  Platz  in  zerstreutem 
Tageslicht  und  wird  nun  mehrere  Tage  lang  beobachtet.  Will  man  dann 
die  Flasche  zur  näheren  Besichtigung  in  die  Hand  nehmen,  so  hat  man 
jede  schüttelnde  Bewegung  sorgfältig  zu  vermeiden,  da  sonst  etwa  an  der 
Oberfläche  gebildete  hautartige  Ausscheidungen  niedersinken,  als  Boden- 
satz zmu  Yorschein  kommen  und  dadurch  falsche  Deutimg  finden  würden. 

Sollten  sich  nun  vor  Ablauf  von  14  Tagen  Ausscheidungen  an  der 
Oberfläche,  den  Gefäßwänden  oder  am  Boden  zeigen,  so  ist  die  Tinte 
wegen  mangelhafter  Haltbarkeit  als  imgenügend  zu  bezeichnen  und  des- 
halb zu  verwerfen.  Das  weitere  Prüfungsverfahren  kann  sofort  ein- 
gestellt werden.  Bleibt  die  Tinte  aber  14  Tage  lang  vollkommen  intakt, 
80  besitzt  sie  die  erforderliche  Haltbarkeit  im  Glase. 

Die  Ausscheidimgen  treten  in  3  Formen  auf: 

1.  als  Blätterbildung  an  der  Oberfläche, 

2.  als  Wandbeschlag  imd 

3.  als  Bodensatz. 

Zur  Charakteristik  dieser  Ausscheidungen  erwähnen  wir  kurz  noch 
folgendes : 

Eine  Tinte,  welche  bereits  in  der  Yersandflasche  vor  dem  Offnen 
derselben  einen  Bodensatz  abgesetzt  hat,  ist,  wie  bemerkt,  noch  nicht 
von  vornherein  zu  verwerfen.     Denn    da   man  zur  Bereitung  der  Tinte 
des    billigeren   Preises    halber  die  wäßrigen  Auszüge  der  Galläpfel  und 
dergleichen  benutzen  muß,   welche    außer  Gerb-  und  Gallussäure  immer 
noch  andere  Extraktivstoffe  enthalten,    tritt  meist  bei  dem  Vermischen 
der  Galläpfelbrühe  mit  der  Lösung  der  übrigen  Ingredienzien  eine  sich 
langsam  vollziehende  Ausscheidung  ein,  welche  jedoch  bei  einer  genügend 
gelagerten  und  zum  Versande  reifen  Tinte  beendet  sein  soll.    Wird  mm 
eine  solche  sonst  tadellose   Tinte  zu  jxmg  verschickt,  so  kann  auch  im 
Versandgefäß    ein   derairtiger  Bodensatz  entstehen.     Da  aber  diese  Ver- 
sandflaschen relativ  nur  wenig  Tinte  fassen,  so  ist  die  Ausscheidung  in 
ihnen,    sobald  sie  einzig  die  oben  angeführte  Ursache  hat,  in  ca.  2  bis 
3  Tagen  beendet,    d.  h.    dann   muß  die  Tinte  noch  sorgfältig  durch  ein 
Faltenfilter  filtriert  werden,  um  die  zunächst  noch  schwebend  erhaltenen 
Teile    der   Ausscheidung  zu  entfernen.     Entnimmt  man  nun  hierauf  die 
25  ccm -Probe  und  beobachtet   an   ihr   noch    eine    fortdauernde  weitere 
Ausscheidung,    so   kann   diese,    besonders  wenn  sie  von  der  Oberfläche 
ausgebt,  nicht  mehr  eine  Folge  der  Jugend,  sondern  nur  die  einer  fort- 
schreitenden Zersetzung  sein. 


790  Tinte. 

Besonders  wird  die  letztere  durch  sogen.  Blätterbildung  an  der 
Oberfläche  unter  allen  Umständen  angezeigt. 

Daher  muß  eine  Tinte,  welche  Blätterbildung  auf  der  Oberflache 
3chon  im  Yersandgefafl  zeigt,  von  vornherein  verworfen  werden. 

Was  die  Natur  des  Wandbeschlages  anlangt,  so  läßt  sich  dar- 
über von  vornherein  nichts  Bestimmtes  angeben,  da  er  nie  allein  auf- 
tritt, sondern  gleichzeitig  mit  Blätterbildung  oder  Bodensatz.  Man 
darf  ihn  wohl  als  Übergang  zwischen  beiden  Arten  der  Ausscheidung 
betrachten. 


3.  Prttftingr  Biof  lielchtflilsslgrkeit,  Durclisclilairkraft  und 

Klebrisrkelt. 

Die  Beurteilung  der  Leichtflüssigkeit  einer  Tinte  könnte  man  am 
einfachsten  auf  Probeschreiben  gründen.  Indessen  gewährt  auBerdem 
bereits  die  Form  jener  zur  Beobachtung  des  Nachdunkeins  hergestellten 
Streifen  einen  Schluß  auf  den  Flüssigkeitsgrad  der  Tinte:  an  der  Stelle, 
wo  das  Glasrohr  auf  den  Papierbogen  aufgesetzt  wurde,  also  am  Kopf 
des  Streifens,  bemerkt  man  eine  ovale  Verbreiterung  desselben.  Die 
untersuchten  Tintensorten  des  Handels  zeigen  sämtlich  ziemlich  genau 
dieselbe  Form  des  Kopfes  und  Breite  des  Streifens-  wie  der  be- 
schriebene Typus,  nur  ist  im  allgemeinen  bei  den  kombinierten  Schreib- 
und Kopiertinten  der  Streifen  etwas  schmäler  als  bei  den  reinen 
Sohreibtinten. 

Bei  einer  Flüssigkeit  aber,  welche  allzu  leicht  aus  der  Feder  fließt 
(sozusagen  schießt)  und  auf  dem  Papiere  breitläuft,  besitzt  jener  Kopf 
bedeutend  größeren  Umfang,  und  die  Breite  des  Streifens  nimmt  nach 
unten  zu  ab.  %* 

£s  empfiehlt  sich  daher,  bei  der- Beurteilung  des  Flüssigkeitsgrades 
einer  Tinte  neben  der  Schreibprobe  auch  die  Form  und  Breite  des  be- 
treffenden Streifens  zu  berücksichtigen  und  diese  mit  denjenigen  des 
Typus  zu  vergleichen. 

Im  Publikum  h^rt  man  öfters  Klagen,  daß  diese  oder  jene  Tinte 
eine  schlechte  Schreibfähigkeit  besäße,  daß  sie  bald  stocke,  bald 
breitlaufe.  £s  möchte  bei  dieser  Gelegenheit  darauf  hingewiesen  werden, 
daß  hierbei  in  vielen  Fällen  nicht  die  Tinte, ,  sondern  entweder  die 
Schreibfeder  oder  das  Papier  schuld  ist.  Besonders  das  letztere 
zeigt  erfahrungsgemäß  sehr  oft;  mangelhafte  Schreibf^igkeit.  So  war 
bei  dem  benutzten  Normalpapiere  der  Klasse  I  unter  etwa  20  Bogen 
einer,  auf  welchem  die  Streifen  mancher  Flüssigkeiten  nicht  dieselben 
scharfen  und  gleichmäßig  glatten  Ränder  zeigten  wie  auf  den  andern  19 
Bogen.     Bei    geringeren  Papiersorten  war    diese  Erscheinung  noch    viel 


Tinten  der  Klasse  II.    Kopierfähigkeit.  791 

häufiger  zu  bemerken.  Bei  einer  sorgfältigen  Yergleichung  durch  Probe- 
schreiben  stellte  es  sich  heraus,  daß  jene  fraglichen  Bogen  ■  nicht  die 
gleich  gute  Schreibfahigkeit  wie  die  übrigen  besaßen.  Bei  gewissen, 
sogar  besseren  Papiersorten  befinden  sich  auch  auf  ein  und  demselben 
Bogen  einzelne  Stellen,  auf  welchen  die  Tinte  schmiert  und  breitläuft 
oder  auch  stockt,  während  der  übrige  Teil  des  Papiers  tadellos  ist. 

Bei  der  Prüfung  auf  Leichtflüssigkeit  einer  Tinte  hat  man  femer 
zu  beobachten,  ob  sie  durch  das  Papier  durchschlägt.  Diese 
Beobachtung  läßt  sich  außer  an  Schriftproben  ebenfalls  sehr  bequem  an 
jenen  Streifen  anstellen;  wobei  man  den  Typus  wiederum  als  Maßstab 
verwenden  wird. 

Was  die  Prüfung  einer  Tinte  hinsichtlich  der  Klebrigkeit  ihrer 
Schrift  Züge  anlangt,  so  genügt  wohl  der  Hinweis,  daß  man  ein  Stück 
Normalpapier  mit  der  fraglichen  Tinte  und  dem  Typus,  und  zwar  ab- 
wechselnd mehrere  Zeilen  untereinander,  beschreibt  und  die  Elebrigkeit 
nach  dem  Trocknen  durch  Aufdrücken  der  Hand  oder  eines  Stücks 
Papier  vergleicht.  Bei  der  Beurteilung  kopierfähiger  Eisengallustinten 
wird  man  hierbei  zu  berücksichtigen  haben,  daß  deren  Schriftzüge  nicht 
so  schnell  vollkommen  eintroc^en  dürfen,  wie  die  der  nichtkopierfähigen, 
eine  wirkliche  Klebrigkeit  darf  indes  auch  bei  den  Kopiertinten  nicht 
bemerkbar  sein. 

B.   Tinten  der  Klasse  IL 

Die  Prüfung  der  Tinten  der  Klasse  II  erstreckt  sich  auf:  drei- 
tägige Haltbarkeit  im  Glase,  Verhalten  der  Schriftzüge  nach  dem  Trock- 
nen gegen  Wasser  und  Alkohol,  Flüssigkeitsgrad,  Durchschlagkraft'  xmd 
Elebrigkeit.  Die  Ausführung  geschieht  in  gleicher  Weise  wie  die  ent- 
sprechende für  Klasse  I. 

3.  Prüfung  auf  Kopierfähigkeit  von  Tinten. 

Die  Kopierfähigkeit  der  Tinten  hängt  nicht  von  nur  Zusätzen 
ab,  welche  bewirken,  daß  die  Sdhriftzüge  eine  Zeitlang  löslich  bleiben, 
sondern  auch  vom  Gehalt  an  färbenden,  in  das  Kopierpapier  eindringen- 
den Substanzen.  Soll  nun  konstatiert  werden,  daß  die  eine  Tinte  so 
^t  wie  gar  nicht,  eine  andere  aber  mehr  oder  weniger  stark  kopiert, 
'was  im  ersteren  Falle  für  die  reinen  sog.  Schreib-  oder  Buchtinten,  im 
letzteren  für  die  Kopiertinten  von  Wichtigkeit  ist,  so  kann  man  sich  mit 
Vorteil  der  mittels  der  betr.  Tinte  auf  Normalpapier  hervorgebrachten 
Streifen  bedienen.  Den  Grad  der  Kopierfahigkeit  würde  man  wiederum 
durch  Yergleichung  mit  dem  Typus  feststellen,  indem  man  —  wie  früher 
zum.  Zweck  der  Behandlung  mit  Wasser  und  Alkohol  —  den  Bogen,  der 


792  Tinte. 

den  Streifen  des  unverdünnten  Typus  neben  demjenigen  der  fraglichen, 
ebenfalls  unyerdünnten  Tinte  enthält,  in  Bänder  rechtwinklig  zur  Längs- 
richtung der  Streifen  zerschneidet  und  ein  solches  Band,  mit  feuchtem, 
Tier-  bis  achtfach  zusammengefaltetem  Kopierpapier  bedeckt,  drei  Minuten 
lang  unter  der  Kopierpresse  liegen  läßt.  Die  Unterschiede  in  der  Kopier- 
fähigkeit treten  in  den  yerschiedenen  Lagen  des  Kopierpapiers,  diejenigen 
im  dunkleren  oder  helleren  Zurückbleiben  dagegen  auf  dem  Schreib- 
papiere ungemein  scharf  und  deutlich  hervor.  Indem  man  das  eine  der 
Bänder  eine  Stunde  nach  Herstellung  der  Streifen,  ein  anderes  24,  ein 
drittes  48  Stunden  nachher  kopiert,  kann  man  beobachten,  ob  die  Kopier- 
fähigkeit verschiedener  Tinten  mit  der  Zeit  gleich  schnell  abnimmt  oder 
nicht.  Die  Unterschiede  machen  sich  bei  diesen  Streifen  bedeutend 
schärfer  als  bei  gewöhnlichen  Schriftzügen  bemerkbar. 

4.  Identititgnachweis. 

Die  Untersuchung  zweier  Tintenproben,  welche  sich  äußer- 
lich gleichen,  behufs  Feststellung  ihrer  Identität  ist  eine  Auf- 
gabe, welche  z.  B.  in  Rechtsfällen  eine  Rolle  spielen  kann.  Auch  hier 
leistet,  abgesehen  von  andern  Hilfsmitteln,  die  Streifen-Methode  wert- 
volle Dienste. 

Ein'e  derartige  Untersuchung  kann  in  folgender  Weise  vorgenonmien 
werden: 

1.  Yergleichung  des  spezifischen  Gewichts; 

2.  Untersuchung  des  Yeraschungsrückstandes; 

3.  Yergleichung  der  Haltbarkeit  im  Glase; 

4.  Herstellung  der  Streifen  auf  Schreibpapier,  und  zwar  wifid^holt 
nebeneinander,  und: 

a)  Behandlung  von  Bändern,  die  rechtwinkelig  zur  Längsrichtung 
der  Streifen  herausgeschnitten  wurden,  mit  Wasser,  50-prozen- 
tigem und  85-prozentigem  Alkohol,  sowie  anderen  Reagentien 
und 

b)  Yergleichung  der  Kopierfähigkeit  der  Streifen  auf  derartigen 
Bändern  durch  dreiminutenlanges  Pressen  unter  feuchtem,  sechs- 
fach gefaltetem  Kopierpapier,  sowohl  nach  einer  Stunde,  als  auch 
nach  ein  und  zwei  Tagen  seit  Herstellung  der  Streifen; 

5.  Herstellimg    der  Streifen    auf  Fließpapier   und  Yergleichung   der 
entsprechenden  Färbungen  und  Zeichnungen. 

Hierbei  werden  die  unter  4  und  5  erhaltenen  Resultate  deshalb 
besonderen  Wert  besitzen,  weil  man  die  betr.  Papiere  mitsamt  den 
Streifen  und  Kopien  aufbewahren  kann,  um  sie  in  streitigen  Fällen 
als  Beweismaterial  vorzulegen. 


Tinten-Normalien.  79^ 

5.  Tinten -NormaUen. 

Zufolge  der  bisher  mitgeteilten  Erfahrungen  -werden  als   „Grund- 
Sätze  für  amtliche  Tintenprüfling"  folgende  Vorschläge  gemacht: 
Klassifizierung  der  Tinten: 

„£  lasse  I:  Eisengallustinte,  welche  beim  Auf  bewahren  in  25  ccm 
Probe  mindestens  14-tägige  yoUkommene  Haltbarkeit  besitzt,  pro  Liter 
wenigstens  6  g  metallisches  Eisen  enthält,  sowie  ebenso  schnell  und 
intensiv  nachdunkelnde  und  gegen  Licht,  Luft,  Wasser  und  Alkohol 
gleich  widerstandsfähige  Schriftzüge  liefert  wie  eine  ihr  gleichgefärbte 
Tinte  (Typus  für  Eisengallustinten)  von  der  Zusammensetzung:  23,4  g 
Tannin  (rein  und  trocken),  7  g  kryst.  Gallussäure,  30  g  Eisenvitriol, 
10  g  Gummi  arabicum,  2,5  g  HCl  (entspr.  Salzsäure)  und  1  g  Karbol- 
säure pro  Liter. 

Klasse  II:  Tinte,  welche  intensiv  gefärbte  Schriftzüge  liefert,  die 
nach  achttägigem  Trocknen  durch  Wasser  und  Alkohol  nicht  abgewaschen 
werden  können,  und  welche  beim  Aufbewahren  in  25  ccm  Probe  min- 
destens 3  Tage  lang  imverändert  bleibt. 

Jede  Tinte  muB  leicht  fließen,  darf  gutes  Papier  nicht  durch- 
schlagen und  selbst  unmittelbar  nach  dem  Trocknen  nicht  klebrig 
sein.** 


Organische  Präparate. 

Von 
Dr.  J.  Meßner, 

Chemiker  im  Hause  E. Merck,  Darmstadt 


Acetaldehyd, 

CH3 .  C  OH.    Molek.-Gew.  44,032. 

Der  Acetaldehyd  ist  eine  farblose,  leicht  bewegliche  und  entzünd- 
bare Flüssigkeit  von  spez.  Gew.  0,79  und  dem  Siedepunkt  21 — 22^. 
Der  reinste  Aldehyd  des  Handels  (Aldehyd  absolutus)  hat  zirka  75  Proz. 
Acetaldehyd,  während  der  Aldehyd  concentratissimus  etwa  40  Proz.,  der 
Aldehyd  concentratus  etwa  30  Proz.  enthält. 

Acetaldehyd  mischt  sich  mit  Wasser,  Alkohol  und  Äther  in  jedem 
Verhältnis,  mit  Ammoniakflüssigkeit  unter  starker  Erwärmung.  Er  wird 
durch  Natronlauge  gelbbraun  getrübt;  ammoniakalische  Silberlösung  wird 
beim  Erwärmen  mit  Aldehyd  reduziert.  (Über  Farbenreaktionen  des 
Aldehyds  siehe  Zsch.  analyt.  Chem.  32,  347;  87,  47  und  Mercks 
Reagentienverzeichnis  1903,  161.) 

Prüfung  auf  Verunreinigungen.  Anorganische  Stoffe:  50  ccm 
Aldehyd  hinterlassen  beim  Verdampfen  auf  dem  Wasserbade  keinen 
Rückstand. 

Metalle:  Aldehyd  wird  weder  durch  SchwefelwasserstofPwaaser 
noch  auf  weiteren  Zusatz  von  Ammoniakflüssigkeit  (bis  zur  alkalischen 
Reaktion)  gefärbt  oder  getrübt« 

Salzsäure,  Chloride:  Aldehyd  wird  durch  Silbemitratlösung 
nicht  sofort  verändert. 

Essigsäure:  Löst  man  20  ccm  Aldehyd  in  100  ccm  Wasser  und 
3  ccm  N.-Natronlauge,  so  muB  die  Lösung  auf  Zusatz  Ton  Phenolphtalein 
rot  gefärbt  werden. 

Anmerkung:  Ein  guter  Aldehyd  enthält  in  100  ccm  nicht  mehr  als 
0,6  g  Essigsäure. 


Acetaldehjd.  795 

Quantitative  Bestimmung.  Nach  Bourcart  (Bullet.  Soc.  Ind.  de  Mulh. 
1889,  558)  verfährt  man  folgenderöaaßen: 

Man  stellt  sich  folgende  Lösungen  her:  Kaliumdichromat  10  g  im 
Liter;  Schwefelsäure  10  volumprozentig;  Jodkalium  1 :  10;  Stärkelösung; 
Natriumthiosulfatlösung,  die  auf  obige  Dichromatlösung  genau  eingestellt 
ist,  so  daß  1  ccm  Thiosulfatlösung  1  ccm  Dichromatlösung  entspricht. 

10  ccm  des  zu  untersuchenden  Aldehyds  löst  man  mit  Wasser  zum 
Liter.  10  ccm  der  Aldehydlösung  gibt  man  in  eine  gut  yerschliefibare 
Druckflasche  von  100 — 125  ccm  Inhalt,  fügt  50  ccm  Dichromatlösung  und 
20  ccm  Schwefelsäure  zu  und  erhitzt,  nachdem  man  die  Flasche  ver- 
schlossen, hat,  8  Stunden  lang  im  siedenden  Wasserbade.  Nach  dem 
Erkalten  spült  man  den  Inhalt  der  Flasche  in  ein  Becherglas,  gibt 
soviel  Jodkaliumlösung  zu,  daß  eine  klare,  braune  Lösung  entsteht,  imd 
titriert  mit  Thiosulfatlösung  zurück.  Bei  der  Oxydation  des  Aldehyds 
durch  Ghromsäure  wird  Essigsäure  gebildet,  und  zwar  verbraucht  ein 
Molekül  Aldehyd  %  Molekül  Dichromat,  oder  1  Molekül  Dichromat 
oxydiert  3  Moleküle  Aldehyd.  Es  entspricht  demnach  1  ccm  der.  ver- 
brauchten Dichromatlösung  0,004485433  g  Aldehyd.  Um  den  Prozent- 
gehalt des  untersuchten  Aldehyds  zu  erhalten,  multipliziert  man  die 
gefundene  verbrauchte  Anzahl  von  ccm  Dichromatlösung  mit  4,485433, 
vorausgesetzt,  daß  man  mit  den  angegebenen  Mengenverhältnissen  ge- 
arbeitet hat. 

Obige  Methode  ist  unbrauchbar,  wenn  der  Aldehyd,  was  bei  ge- 
ringeren Sorten  immer  der  Fall  ist,  Alkohol  enthält.    Man  bedient  sich 
dann  besser  folgender  Methode:    In  eine  125  ccm  fassende  Druckflasche 
bringt  man  30  ccm  Wasser,  20  ccm  Ammoniakflüssigkeit  (spez.  Gew.  0,91), 
25  ccm  N.-Silbern;Ltratlösung  und  25  ccm  einer  frisch  bereiteten  Lösung 
von  2  ccm  Aldehyd  in  100  ccm  Wasser.    Nachdem  man  die  Flasche  gut 
verschlossen,  erhitzt  man  das  Ganze  etwa  8  Stunden  lang  im  siedenden 
Wasserbade,   läßt  dann    erkalten   und    bringt  das  Reaktionsgemisch  in 
einen  250  ccm  fassenden  Maßkolben.     Mit:  Wasser   schwenkt  man  den 
Inhalt  der  Druckflasche  nach  und  füllt  bis  zur  Marke  auf.     Nachdem 
man  gut  durchgeschüttelt,  läßt  man  absetzen  und  titriert  von  der  klaren 
Liösung  50  ccm  nach  dem  Ansäuern  mit  Salpetersäure  und  nach  Zugabe 
-von  etwas  Eisenalaunlösung  nut  7xq  N.-Rhodanammonlösung.     Auf  diese 
Art  erfährt   man,    wie   viel  Silberlösung   von   der    angewandten  Menge 
Aldehyd  zur  Umsetzung  verbraucht  wurde.     1  ocm  N.-Silberlösung  ent- 
spricht 0,022016  g  Aldehyd. 

Eine  weitere  Methode,  die  auf  jodometrischem  Wege  die  Be- 
st Lmmung  des  Aldehyds  bei  Gegenwart  von  Alkohol  gestattet,  beschreibt 
M.  Rocques  im  Journal  de  Pharm,  et  de  Chim.  (6),  8,  393  und  497. 
Sie   beruht  auf  der  bekannten  Bildung  von  Aldehydbisulfit. 


796  Organische  Präparate. 

Acetanilid. 

Cß  H5  .  NH  .  CO  .  GH,.    Molek.-Gew.  135,112. 

Acetanilid  besteht  aus  farblosen,  glänzenden  Tafeln  oder  Erjstall- 
blättchen,  die  sich  in  230  Teilen  kaltem  und  etwa  22  Teilen  siedendem 
Wasser,  in  3,5  Teilen  Alko£ol,  leicht  in  Äther  und  Chloroform  zu 
neutral  reagierenden  Flüssigkeiten  lösen.  Es  ist  geruchlos  und  von 
schwach  brennendem  Geschmack.  Acetanilid  schmilzt  bei  113 — 114^ 
und  siedet  bei  295^. 

Erhitzt  man  Acetanilid  mit  Kalilauge  und  gibt  einige  Tropfen 
Chloroform  zu,  so  tritt  sofort  der  Geruch  nach  Isonitril  auf.  Erhält 
man  0,1  g  Acetanilid  mit  2  ccm  Salzsäure  etwa  eine  halbe  Minute  lang 
in  gelindem  Sieden,  fügt  dann  2  ccm  5-proz.  wäBrige  Phenollösung  und 
genügend  Chlorkalklösung  zu,  so  tritt  eine  rötlichyiolette  Trübung  ein, 
die  auf  Zusatz  von  überschüssiger  Ammoniakflüssigkeit  einer  indigo- 
blauen Lösung  Platz  macht.  (Identitätsreaktionen  für  Acetanilid  siehe: 
Zsch.  f.  analyt.  Chem.  27,  666,  28,  103,  354,  709,  711;  Pharm.  Centralh. 
80,  241,  663,  32,  41;  Pharm.  Ztg.  1898,  546;  Mercks  Reagentienverz. 
1903,  161. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen,  Anorganische  Stoffe:  1  g  Acet- 
anilid darf  beim  Erhitzen  keinen  wägbaren  Rückstand  hinterlassen. 

Fremde  organische  Stoffe:  0,2  g  Acetanilid  müssen  sich  beim 
Schütteln  mit  2  ccm  Schwefelsäure  in  dieser  ohne  Färbung  auflösen. 
Diese  Lösung  darf  sich  auf  Zusatz  yon  Salpetersäure  nicht  gelb  färben 
(Phenacetin).  Die  kaltgesättigte,  wäßrige  Lösung  des  Acetanilids  darf 
sich  auf  Zusatz  von  Eisenchloridlösung  nicht  färben  (Anilinsalze  geben 
eine  grünschwarze,  Antipyrin  eine  rote,  Salipyrin  eine  violette,  Thallin 
eine  grüne  Färbimg). 

Freies  Anilin,  Staub,  harzige  Stoffe,  Acettoluide  lassen 
sich  auf  folgende  Art  nachweisen:  Versetzt  man  eine  siedend  heifle 
Lösung  Yon  1  g  Acetanilid  in  30  ccm  Wasser  mit  einem  Tropfen  Kalium- 
permanganatlösung  (1 :  1000),  so  muß  diese  Lösung  mindestens  5  Minuten 
lang  rosa  gefärbt  bleiben  und  darf  sich  auch  bei  erneutem  Aufkochen 
nicht  entfärben  oder  trüben.  (An  die  Handelsware  kann  man  diese 
strenge  Anforderung  nicht  immer  stellen.  Das  zu  dieser  Probe  ver- 
wendete Reagensglas  ist  vorher  auf  das  peinlichste  zu  reinigen.) 

Freie  Essigsäure:  Die  kaltgesättigte,  wäßrige  Lösung  des  Acet- 
anilids darf  blaues  Lackmuspapier  nicht  röten. 

(Über  die  Prüfung  und  Wertbestimmung  des  Acetanilids  siehe 
auch  Pharm.  Ztg.  1890,  306.) 


Aceton.  797 

Aceton. 

CH3 .  CO  .  CH,.    Molek.-Gew.  58,048. 

Aceton  ist  eine  farblose,  leicht  bewegliche,  neutrale  Flüssigkeit, 
die  leicht  entzündbar  ist  und  mit  leuchtender,  nicht  ruBender  Flamme 
Terbrennt.  Es  hat  einen  eigentümlichen,  nicht  unangenehmen  Geruch 
und  einen  kampferartigen  Geschmack.  Aceton  siedet  bei  56 — 57^  und 
hat  das  spez.  Gew.  0,7973.  Es  löst  sich  in  jedem  Verhältnis  in  Wasser, 
Alkohol,  Äther,  Chloroform  und  Ölen.  Versetzt  man  10  ccm  Aceton  mit 
10  ccm  Ammoniakflüssigkeit,  wobei  keine  Erwärmung  eintreten  darf 
(Aldehyd),  dann  mit  10  ccm  Yjq  N.-Jodlösung  und  verdünnt  die  Mischung 
mit  60  ccm  Wasser,  so  entsteht  eine  Trübung  von  Jodoform.  Identitäts- 
und Farbenreaktionen  siehe  Pharm.  Centralh.  36,  616,  87,  439;  Zsch. 
analyt.  Chem.  82,  347,  87,  47  und  Mercks  Reagentienverz.  1903,  161. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen,  Nicht  flüchtige  Stoffe:  25  ccm 
Aceton  dürfen  beim  Verdunsten  keinen  Rückstand  hinterlassen. 

Freie  Säuren:  Blaues  Lackmuspapier  darf  durch  Aceton  nicht 
gerötet  werden. 

Empjreumatische  Stoffe:  Die  Mischung  von  gleichen  Teilen 
Aceton  imd  Wasser  muß  Yollkommen  klar  sein. 

Aldehyd:  Mit  ammoniakalischer  Silbemitratlösimg  15  Minuten 
lang  im  Wasserbade  erwärmt,  darf  sich  Aceton  nicht  bräunlich  färben 
und  kein  metallisches  Silber  ausscheiden. 

Einwirkung  yon  Kaliumpermanganat:  10  ccm  Aceton  mit 
einem  Tropfen  Ealiumpermanganatlösung  (1 :  1000)  versetzt^  dürfen  bei 
einer  15^  nicht  übersteigenden  Temperatur  innerhalb  15  Minuten  die 
Kosafarbimg  nicht  yoUständig  verlieren.  Durch  diese  Probe  läßt  sich 
auch  Aldehyd  mit  nachweisen.  (Zum  Aldehydnachweis:  Zsch.  analyt. 
Chem.  22,  259,  80,  208,  84,  226.)  Ein  Aceton,  das  0,5  Volumprozent 
Aldehyd  enthält,  entfärbt  sich  bei  dieser  Behandlung  in  5  Minuten,  ein 
0,25  Yolumprozentiges  in  10  Minuten.  Freie  Mineralsäuren  dürfen  bei 
dieser  Reaktion  nicht  zugegen  sein,  da  solche  auch  bei  aldehydfreiem 
Aceton  sofortige  Entfärbung  des  Kaliumpermanganats  bewirken. 

Wasser:  30  ccm  Aceton  schüttelt  man  mit  geglühtem  Ealium- 
karbonat  in  einer  verschlossenen  Flasche,  wobei  das  Kaliumkarbonat 
nicht  feucht  werden  darf.  Beim  Mischen  von  50  ccm  Aceton  mit  50  ccm 
Petroläther  (Siedepimkt  40 — 60°)  dürfen  sich  keine  zwei  Schichten  bilden. 
Quantitative  Bestimmung,  G.  Krämer  hat  eine  quantitative  Be- 
stimmung des  Acetons  im  Methylalkohol  ausgearbeitet,  die  sich  auch 
zur  Bestimmung  des  Gehaltes  im  käuflichen  Aceton  verwenden  läßt. 
Zu  diesem  Zwecke  verdünnt  man  das  Aceton  mit  9  Teilen  Wasser,  setzt 
Natronlauge  und  Jodlösung  in  genügender  Menge  zu  und  schüttelt  mit 


798  Organische  Präparate. 

einer  genau  gemessenen  Menge  Äther  aus,  in  welchen  das  gebildete 
Jodoform  übergeht.  Verdampft  man  alsdann  einen  bestimmten  Teil  der 
ätherischen  Lösung  auf  einem  gewogenen  Uhrglase,  trocknet  über  Schwefel- 
säure imd  wiegt,  so  läßt  sich  aus  der  erhaltenen  Jodoformmenge  der 
Gehalt  des  Acetons  berechnen.  Betreffs  näherer  Angaben  über  Aus- 
führung und  Berechnung  sei  auf  die  Originalabhandlung  yerwiesen  (Berl. 
Ber.  18,  1000);  vergl.  auch  II,  483. 

Dieser  Methode  ist  die  titrimetrische  Bestimmung  Ton  J.  Messinger 
vorzuziehen.     (Berl.  Ber.  21,  3366.    Siehe  auch  unter:  Methylalkohol.) 

Yerwiesen  sei  femer  noch  auf  das  Ton  H;  Stracke  (Monatshefte 
f.  Ohem.  12,  524  oder  Zsch.  analjt.  Chem.  31,  573)  angegebene  Verfahren 
zur  Bestimmung  des  Acetons.  Der  Verfasser  yerwandelt  das  Keton  in 
Natriumacetatlösung  durch  überschüssiges  Phenylhydrazin  in  Hydrazon, 
das  durch  Fehlingsche  Lösung  nicht  yerändert  wird,  während  das 
überschüssige  Phenylhydrazin  durch  helBe  Fehlingsche  Lösung  zersetzt 
wird  und  seinen  Stickstoff  vollständig  abgibt,  der  dann  volumetrisch 
gemessen  werden  kann.  Aus  dem  gefundenen  Stickstoff  läfit  sich  das 
nicht  verbrauchte  und  aus  der  Differenz  das  verbrauchte  Phenylhydrazin 
und  daraus  das  Aceton  berechnen. 

Eine  einfachere  Bestimmungsmethode  des  Acetons  auf  titrimetrischem 
Wege  ist  von  Robineau  und  Roll  in  beschrieben  worden  (Moniteur 
scientifique  7,  272  und  Zsch.  analyt.  Chem.  38,  87).  Sie  beruht  auf  der 
Überführung  des  Acetons  in  Jodoform  und  hat  den  Vorzug,  daß  die 
Resultate  durch  Anwesenheit  von  Äthylalkohol  oder  Methylalkohol  nicht 
beeinträchtigt  werden. 

Ameisensäure. 

HCO.OH.    Molek.-Gew.  46,016. 

Die  Ameisensäure  ist  eine  farblose,  stechend  riechende  Flüssigkeit, 
die  bei  100**  siedet,  unter  0®  erstarrt  und  bei  8,5**  schmilzt.  Sie  hat 
das  spez.  Gew.  1,2256.  Ameisensäure  mischt  sich  in  jedem  Verhältnis 
mit  Wasser  und  Alkohol.  Durch  Schwefelsäure  wird  Ameisensäure  in 
Kohlenoxyd  und  Wasser  zerlegt.  Erwärmt  man  eine  wäßrige  Lösung 
der  Ameisensäure  (1 :  10)  mit  Silbemitrat,  so  wird  metallisches  Silber 
ausgeschieden;  erwärmt  man  eine  solche  mit  Quecksilberchlorid,  so  wird 
Quecksilberchlorür  ausgeschieden;  erwärmt  man  sie  mit  gelbem  Queck- 
silberoxyd, so  entsteht  zunächst  eine  farblose  Lösung,  die  bei  weiterem 
Erhitzen  unter  Entwickelung  von  Kohlensäure  metallisches  Quecksilber 
abscheidet. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen,  Anorganische  Stoffe:  5  g  Ameisen- 
säure müssen  beim  Erhitzen  ohne  wägbaren  Rückstand  verbrennen. 

Blei,    Kupfer,    Eisen:    Eine  Lösung  von  Ameisensäure  (1:20) 


Amylacetat.  799 

soll  nach  dem  Übersättigen  mit  Ammoniakflüssigkeit  durch  Schwefel- 
wasserstoffwasser nicht  verändert  werden. 

S  1^1  z säure,  Oxalsäure:  Eine  wäßrige  Lösung  von  Ameisen- 
säure (1 :  20)  soll  weder  durch  Silbemitratlösung  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur noch  nach  dem  Übersättigen  mit  Ammoniakflüssigkeit  durch 
Ghlorcalciumlösung  verändert  werden. 

Essigsäure:  Erwärmt  man  1  ccm  Ameisensäure  mit  20  ccm  Wasser 
und  6  g  gelbem  Quecksilberoxyd  unter  öfterem  ümschütteln  so  lange  im 
Wasserbade,  bis  keine  Gasentwickelung  mehr  stattfindet,  und  filtriert, 
so  soll  das  Filtrat  nicht  sauer  reagieren. 

Akrolein,  Allylalkohol,  brenzliche  Stoffe:  Ameisensäure 
darf  nach  dem  Übersättigen  mit  Natronlauge  keinen  stechenden  oder 
brenzlichen  Geruch  abgeben. 

Da  im  Handel  Ameisensäure  in  YerschiedeQer  Verdünnung  mit 
Wasser  vorkommt,  so  stellt  man  durch  Titration  mit  Normal-Natronlauge 
zuerst  den  Gehalt  an  Ameisensäure  fest  und  nimmt  dann  obige  Prüfungen 
im  passenden  Verhältnis,  d.  h.  in  der  entsprechenden  Verdünnung  vor. 

Das  Deutsche  Arzneibuch  schreibt  eine  Säure  von  24 — 25  Proz. 
mit  dem  spez.  Gew.  1,060 — 1,063  vor. 

Q^antitatwe  Bestimmung,  Die  Ameisensäure  bestimmt  man  in 
wäßriger  Lösung  mit  Normal -Natronlauge  unter  Verwendung  von  Phenol- 
phtalein.  1  ccm  Normal-Natronlauge  entspricht  0,046016  g  Ameisen- 
säure. 

Amylacetat 

C5  H„  .  CO  .  OGH3.     Molek.-Gew.  130,112. 

Amylacetat  (Isoamylacetat)  ist  eine  farblose,  leicht  bewegliche, 
eigentümlich  riechende  Flüssigkeit.  Vollkommen  reines  Amylacetat  hat 
das  spez.  Gew.  0,8692  und  den  Siedepunkt  138°.  Die  im  Handel  vor- 
kommenden reinen  Sorten  haben  das  spez.  Gew.  0,875 — 0,876  und  sieden 
bei  etwa  136—143<>. 

Amylacetat  löst  sich  leicht  in  Alkohol,  Äther,  Benzol,  Chloroform 
und  Eisessig,  fast  unlöslich  ist  es  in  Wasser. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen.  Anorganische  und  nicht  flüch- 
tige organische  Verbindungen:  20  ccm  Amylacetat  müssen  bei  ge- 
lindem Erhitzen  ohne  Rückstand  flüchtig  sein. 

Salzsäure,  Schwefelsäure:  Schüttelt  man  30  ccm  Amylacetat 
mit  15  ccm  Wasser,  so  darf  das  abgeschiedene  Wasser  durch  Silber- 
nitratlösung  höchstens  opalisierend  getrübt  werden,  durch  Baryumchlorid- 
lösung  aber  auch  nach  längerem  Stehen  nicht  verändert  werden.  (Infolge 
geringer  Mengen  freier  Essigsäure  reagiert  das  abgeschiedene  Wasser 
immer  sauer.) 


SOO  Organische  Pr&parate. 

Alkohol:  Schüttelt  man  25  ccm  Amylacetat  mit  25  ccm  gesättigter 
Ohlorcalciumlösung,  so  darf  letztere  höchstens  um  1  ccm  zugenommen 
haben,  wenn  sich  die  Flüssigkeiten  vollkommen  getrennt  haben. 

Anmerkung:  Amylacetat  kommt  in  10-proz.  alkoholischer  Lösung 
als  Birnäther  oder  PearOil  in  den  Handel.  Ein  solches  Produkt 
wird  bei  der  Behandlung  mit  Chlorcalciumlösung  zirka  90  Proz.  seines 
Yoliimens  an  letztere  abgeben,  wobei  man  zur  Ausschüttelung  allerdings 
besser  das  mehrfache  Yoliimen  Chlorcalciumlösung  verwendet.  Auf  diese 
Art  läBt  sich  für  gewöhnlich  genügend  genau  in  solchen  Handelssorten 
der  Gehalt  an  Amylacetat  nachweisen.  Das  spez.  Gew.  ist  als  Nachweis 
für  den  Alkoholgehalt  nicht  mafigebend,  da  ein  75 — 76  volumprozentiger 
Alkohol  dasselbe  spez.  Gew.  hat  wie  Amylacetat. 

Wasser:  Mit  der  zehnfachen  Menge  Benzol  muß  Amylacetat  eine 
klare  Lösung  geben.  Beinstes,  wasserfreies  Amylacetat  mischt  sich  in 
dem  angegebenen  Verhältnis  auch  mit  Petroläther  und  oMzinellem 
Paraffinöl  vollkommen  klar.  Mit  letzterem  ist  die  Prüfung  besonders 
empfindlich. 

Amylnitrit 

(CH,),  GH .  CH, .  GH, .  0  .  NG.    Molek.-Gew.  117,128. 

Amylnitrit  ist  eine  klare,  gelbliche  Flüssigkeit  von  fnichtartigem 
Gerüche,  die  in  Wasser  fast  unlöslich  ist,  sich  aber  mit  Alkohol  und 
Äther  in  jedem  Verhältnis  mischt.  Der  Siedepunkt  ist  in  der  Literatur 
verschieden  angegeben;  so  gibt  Hilger  94 — 95^  an,  Bernthsen  96^ 
Ghapman  (Zeitschr.  f.  Chem.  1867,  734)  97— 98°,  Guthrie  (Liebigs 
Azmalen  111,  82)  99^  und  das  Deutsche  Arzneibuch  97 — 99^.  Das  spez. 
Gewicht  wird  von  Dunstan,  Williams  (Jahresbericht  über  Fortschr. 
d.  Chem.  1888,  1418)  zu  0,880,  von  Hilger  zu  0,902  und  vom  Deutschen 
Arzneibuch  zu  0,870 — ^0,880  angegeben.  Die  im  Handel  befindlichen 
Präparate  haben  meistens  einen  etwas  niedrigeren  Siedepunkt,  als  oben 
angegeben.  Jedenfalls  wird  man  ein  Amylnitrit,  das  schon  bei  90^  zu 
sieden  beginnt,  nicht  beanstanden  können,  wenn  es  den  sonstigen  An- 
forderungen entspricht,  wohl  aber  ein  solches,  das  über  99°  siedet,  da 
ein  höherer  Siedepunkt  auf  einen  zu  hohen  Gehalt  an  Amylalkohol  hin- 
weist.  Überhaupt  ist  zu  berücksichtigen,  daß  Amylnitrit  sich  fortwährend 
in  geringer  Zersetzung  befindet,  und  daß  sich  sowohl  der  Siedepunkt 
und  das  spez.  Gewicht  als  auch  der  Gehalt  an  Säure  und  an  Amyl- 
alkohol ändern  können. 

Amylnitrit  verbrennt  mit  gelber,  leuchtender  und  rußender  Flamme; 
auf  Zusatz  von  Salzsäure  und  einigen  Krystallen  Ferrosulfat  entsteht 
«ine  BraunfärbuDg. 


Amylnitrit.    Äthyläther.  gOl 

Prüfung  auf  Verunremifftingen,  Freie  salpetrige  Säure:  Eine 
Mischung  Yon  1  ccm  Wasser,  0,1  com  Ammoniakflüssigkeit  (0,96)  und 
2  Tropfen  Lackmustinktur  darf  sich,  mit  5  ccm  Amylnitrit  geschüttelt, 
nicht  rot  färben,  was  einem  Maximalgehalt  Ton  etwa  0,35  Proz.  sal- 
petriger Säure  entspricht. 

Yaleraldehyd:  Eine  Mischung  von  1  ccm  Amylnitrit,  1,5  ccm 
Silbemitratlösung,  1,5  ccm  absolutem  Alkohol  und  einigen  Tropfen 
Ammoniakflüssigkeit  darf  sich  beim  gelinden  Erwärmen  nicht  braun 
oder  schwarz  färben. 

Wasser:  Auf  0^  abgekühlt,  darf  sich  Amylnitrit  nicht  trüben. 
QuaniitaHüe  Be$timmung,  Das  Amylnitrit  läßt  sich  titrimetrisch  auf 
yerschiedene  Art  bestimmen,  so  nach  der  für  Athylnitrit  angegebenen 
Methode  von  E.  Schmidt  (Pharm.  Chemie  II,  567)  und  nach  Gurt- 
mann  (Südd.  Apoth.-Zeitg.  1898,  716).  Eine  Beschreibung  und  Be- 
urteilung yerschiedener  Methoden  findet  sich  auch  in  der  Südd.  Apoth.- 
Zeitg.  1897,  66  und  305.  -  Die  beste  und  einfachste  Methode  ist  die 
gasTolumetrische : 

26  g  Amylnitrit  verdünnt  man  in  einem  MaBkolben  mit  91 -proz. 
Alkohol  zu  500  ccm,  gibt  davon  5  ccm  in  ein  Nitrometer  (siehe  Band  I, 
Seite  150)  und  fügt  10  ccm  Jodkaliumlösung  (1  -h  5)  und  alsdann  10  ccm 
Normal-Schwefelsäure  zu.  Das  entwickelte  Stickoxydgas  wird  unter 
Berücksichtigung  von  Temperatur  und  Barometerstand  gemessen.  Für 
gewöhnlich  genügt  es,  wenn  man  bei  etwa  20^  abliest  und  jeden  ccm 
für  2  Proz.  Amylnitrit  in  Rechnung  bringt.  Ein  gutes  Amylnitrit  wird 
bei  obiger  Operation  also  mindestens  40  ccm  Stickoxydgas  liefern,  ent- 
sprechend 80  Proz.  Amylnitrit,  während  ein  100- proz.  50  ccm  liefern 
müßte.     Der  chemische  Vorgang  verläuft  im  Sinne  folgender  Gleichung: 

C5  Hji  NO,  4- KJ  +  H,  SO4  =  J  +  KHSO4  +  C5H11OH  +  NO. 

Bei  normalem  Barometerstand   wiegt    1  ccm  Stickoxyd  bei  0^  = 

0,0013419  g.    Will  man  genaue  Messungen  vornehmen,  so  reduziert  man 

das  gefundene  Yolum  auf  0^  imd  760  mm  Barometerstand  nach  folgender 

V     b 
Formel :  Vq  =    7^0   ri  1- 0  0366  t*^  '  wobei  Vq  das  gesuchte  Volum  bei  0®, 

Vi  das  abgelesene  Volum,    b  der  abgelesene  Barometerstand  und  t  die 
Yersuchstemperatur  ist. 

Äthyläther. 

C,  Hj  .  0  Ca  H5 .     Molek.-Gew.  74,08. 

Das  spez.  Gewicht  des  Äthers  schwankt  je  nach  der  Reinheit 
zwischen  0,718  bis  0,725.  Während  der  gewöhnliche  Handelsäther,  der 
noch    geringe  Mengen  Wasser  oder  Alkohol  enthält,  das  spez.  Gewicht 

Unterstichtingen.   5.  Aufl.  HI.  51 


%Q2  Organischjo  Präparate. 

0,725  haft,  soll  der  reinste,  von  genannten  StofiEen  fast  yollkommen  be- 
freite Aiher  ein  spez.  Grewicht  0,718 — 0,720 .  zeigen,  was  schon  eine 
gewisse  Garantie  für  seine  Reinheit  bietet.  Für  genaue  "^nantitaÜTe 
Fettbestimmungen)  zur  Analyse  von  Alkaloiden  und  für  Narkosezwecke 
soll  nur  ein  solcher  Äther  Verwendung  finden,  der  ein  spez.  Gewicht 
Ton  nicht  über  0,720  bis  0,722  aufweist. 

Der  Äther  ist  eine  farblose,  leicht  bewegliche  und  leicht  ent- 
zündliche Flüssigkeit,  Ton  eigentümlichem  Gerüche,  die  bei  34 — ^36® 
siedet. 

.  PHifung  auf  Verunremigungen.  Rückstand:  L&ßt.  man  20  com 
Äther  in  einer  Glasschale  freiwillig  verdunsten,  so  darf  der  an  der  Glas- 
wand verbleibende  Beschlag  keinen  Geruch  haben,  darf  blaues  Lackmus- 
papier weder  röten  noch  bleichen  und  mufi  beim .  Ecwärmen  auf  dem 
Wasserbade  ohne  Rückstand  flüchtig  sein. 

Säure:  Schüttelt  man  20  ccm  Äther  mit  5  ccm  Wasser,  so  darf 
letzteres  keine  saure  Reaktion  zeigen.  Abgesehen  von  zufalligeix  Yer- 
imreinigungen  mit  anderen  Säuren,  wird  eine  saure  Reaktion  meist  von 
Schwefelsäure,  Salpetersäure  oder  Essigsäure  herkommen,  die  von  der 
Darstellung  herstammen,  wie  Schwefelsäure,  oder  durch  Einwirkung 
feuchter  Luft  auf  den  Äther  entstanden  aind,  wie  Salpeter-  und  Essig- 
säure. Reinster  Äther  förbt  nach  Günther  .(Pharm.  Centralh.  M,  41) 
befeuchtetes,  rotes  Lackmuspapier  blau. 

Wasserstoffsuperoxyd,  Ozon,  Äthylperoxyd:  Schüttelt 
man  10  ccm  Äther  mit  1  ccm  Jodkaliumlösung  in  einem  vollen,  ge- 
schlossenen Glasstöpselglase,  so  darf  die  Jodkaliumlösung  und  der  Äther 
innerhalb  1  Stunde  keinerlei  Färbung  annehmen.  Diese  Operation  ist 
unter  Ausschluß  des  direkten  Tageslichtes  auszuführen  und  bei  Narkose- 
äther nach  Vorschrift;  des  Deutschen  Arzneibuches  auf  6  Stunden  auszu- 
dehnen. 

Ein  sehr  empfindliches  Reagens  auf  Superoxyde  stellt  man  sich  in 
folgender  Weise  dar:  Man  erwärmt  0,1  g  reine,  gepulverte  Yanadinsäure 
im  Wasserbade  y^  Stunde  lang  mit  2  ccm  konz.  Schwefelsäure  und  gibt 
dann  50  ccm  Wasser  zu.  Dieses  Reagens  ist  von  gelber  Farbe.  Schüttelt 
man  2  ccm  desselben  mit  20 — 30  ccm  Äther,  so  färbt  es  sich  bei  An- 
wesenheit von  minimalen  Spuren  von  Superoxyden  sofort  bräunlich  bis 
rotbraun. 

Aldehyd:  Man  zerstöBt  etwa  5  g  Ätzkali  in  erbsengroße  Stücke 
und  übergießt  diese  sofort  niit  10  ccm  Äther.  Unter  öfterem  ümschütteln 
stellt  man  die  Mischung  einen  Tag  lang  an  einen  vor  Licht  geschützten 
Ort,  während  welcher  Zeit  sich  keine  braune  Ausscheidung  oder  Färbung 
bemerkbar  machen  darf. 

Fuselöl   und   fremde  Riechstoffe:    Filtrierpapier,   mit  Äther 


ÄthjULther.    Äthjlbjcomid.  ^3 

durchfeuchtet,    darf  nach,  dem  Yerdimaten  des  letzteren.*  keinen  Geruch 
mehr  abgeben.  .4  •  . 

YinylalkQhol  weist  maii;  nach  Poleck  und  Thümmel  (BerL 
Ber.  1889,  2863)  nach,  indem  man  Äther  jnit  einer  ^.Mischung  TOn 
4,5  Volum  gesättigte«  Ealiumbikarbonatlösung  und  1  Yolum  go^ättigtei:, 
wäfiriger  Quecksilberchloridlösimg  schüttelt.  Bei  Anwesenheit  yon  ger 
rmgen  Mengen  Yinylalkohol  tritt  in  der  wäßrigen  Lösung  eine  .weiB* 
liehe  Trübung  von  Yinylquecksilberoxychlorid  ein. 

Schwefely^xb  in  düngen:  Beim .  Schütteln  ygpi>  .vLO  com  Äther 
mit  einem  Tropfeui.  Quecksilber  darf  sich  letzteres  nichti  verändern -.und 
es.  darf  keine  schwarze  Abscheidung  entstehen.  Eventuell  kann  eine 
Schwarzfärbung  auch  durch  Wasserstoffsuperoxyd  hervQrgerufenr  j^erden 
{Pharm.  Ztg.  1889,  222).  ..  t. 

Alkohol:.  .Wenn  der  Äther  das.riehtige  spez.  Gewicht  hat,  so 
ist  eine  Prüfung  auf  Alkohol;,  nicht  nötig, .  !^aeh  Lie4>eni4chüttelt  man 
4en  Äther  mit  Wasser  aus,  vei^etzt:  diof;  wäßrige  Lösung  mit  Natron- 
lauge und  Jodlösung  und  erwänxit.  Bei  Anwesenheit  von  Alkohol  •  tritt 
Jodoformbildung  auf.  (£ipe  Tabelle  ded  spez.  Gewichts  von  Alkohol- 
Äthermischungen  siehe  Ztschr.  f.  analyt.  Chem.  26,  97.) 

Wasser:    Beim  Schütteln   des  Äthers    mit   entwässertem  Kupfer- 
sulfat darf  sich  letzteres  nicht  grün  oder  blau  färben.     Noch  schärfer 
ist    eine   Probe   mit   metallischem  Natrium.     Gibt   man    ein  Stückchen 
Natrium  mit  frischer  Schnittfläche  in  Äther,  so  üb^zieht  sich  das  Metall 
bei   Gegenwart   von   Wasser    mit    einem.  gelblidiweiBen   Überzug  TOn 
Natriumhydroxydj .  Bei  einem  als  „wasserfrei^  berechneten  Äther  .darf 
bei   dieser  Probe  'das  «Metall .  innerhalb  .6t'  Stnndea  seinen  Glanz  nicht 
verlieren;  auch  darf  nur  eine  sehr  geringe  Gasentwickelung,  stattfinden. 
Weniger  scharf.ist  folgende  Probe:  Mit  gleichen  3'eilein  Schwefelkohlenstoff 
gemischt,  darf  sich:  der  Äther  nicht  trüben.    :(Es  sei  hier  darauf  hinge- 
wiesen,  daß  wasserfreier  Äther  bei  öfterem  Umfüllen  aus  dor  Luft  ledcht 
Wasser  aufiiimmt.). 

Äihylbromld. 

CjHjBr.    >folek.-Gew.  109,00. 

4.    « 

Äihylbromid  ist  eine  klare,  farblose,  stark  lichtbrechende,  ätherisch 
riechende  Flüssigkeit,  welche  das  spez.  Gewicht  1,453 — 1,457  und  den 
Siedepunkt  38 — 409  hat«  Ganz  reines  Ätiiiylbromid  zeigt  das  spez. 
Grewicht  1,4735  und  den.  Siedepunkt  38 — 39^.  (Da  sich  ein  solches 
Präparat  leicht  unter  Zersetzung  gelb  färbt,  wird  das  Handelsprodukt 
xnit  etwa  1  Proz,  Alkohol  geliefert,  der  die  Zersetzung  verhindert . oder 
T^erzögert.  Auch  das  Deutsche  Arzneibudi  gestattet  ,ei|ien  Gehajt  von 
1   Pröz.  Alkohol.)  . 

51* 


g04  Organische  Präparate. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen,  Anorganische  und  nicht  flüch- 
tige organische  Stoffe:  Verdunstet  man  20  ccm  Äthylbromid  auf 
dem  Damptbade,  so  darf  kein  Rückstand  hinterbleiben. 

Bromwasserstoff:  Äthylbromid  reagiere  neutral.  Schüttelt  man 
10  ccm  Äthylbromid  mit  10  ccm  Wasser  einige  Sekunden  lang,  hebt 
5  ccm  der  wäßrigen  Schicht  ab  und  versetzt  mit  2  Tropfen  7io  Normal- 
Silbemitratlösung,  so  darf  sich  die  Mischung  innerhalb  5  Minuten  nicht 
trüben. 

Anmerkung:  Das  Äthylbromid  darf  nicht  direkt  mit  Silbemitrat- 
lösung geschüttelt  werden,  da  sich  sonst  immer  Bromsilber  bildet. 

Amylyerbindungen,  Äthylenbromid,  organische  Schwefel- 
verbindungen:  In  einem  mit  Glasstöpsel  versehenen,  vorher  mit  Schwefel- 
säure ausgespülten  Glaszylinder  schüttelt  man  während  einer  Stunde  lOocm 
Äthylbromid  mit  10  ccm  Schwefelsäure  öfter  gut  durch. .  Während  dieser 
Zeit  darf  keine  Gelbfärbung  der  Schwefelsäure  zu  bemerken  sein. 

Athyläther:  Ein  eventueller  Gehalt  von  Äther  ergibt  sich  aus 
einem  zu  niedrigen  spez.  Gewicht.  (Äther  soll  in  Handelssorten  bis  zu 
15  Proz.  vorgekommen  sein:  Pharm.  Gentralh.  35,  674.) 

Äthylbntyrat. 

C3  H7 .  CO  .  OCj  H5 ,     Molek.-Gewicht  1 1 6,096. 

Der  Buttersäureäthyläther  ist  eine  farblose,  in  Wasser  wenig,  leicht 
in  Alkohol,  Äther,  Benzol,  Chloroform  und  Petroläther  lösliche  Flüssig- 
keit, welche  in  verdünntem  Zustande  einen  angenehmen,  ananasähnlichen 
Geruch  und  Greschmack  besitzt.  Sein  spez.  Gewicht  ist  0,886,  sein  Siede- 
punkt 121 0. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen.  Anorganische  und  nicht  flüch- 
tige organische  Stoffe:  20  ccm  Buttersäureäther  müssen  bei  gelindem 
Erhitzen  ohne  Rückstand  flüchtig  sein. 

Salzsäure  und  Schwefelsäure:  Schüttelt  man  20  ccm  Butter- 
säureäther mit  10  ccm  Wasser,  so  darf  das  abgeschiedene  Wasser  weder 
durch  Silbernitratlösung  noch  durch  Baryumchloridlösung  verändert 
werden.  (Mit  Lackmuspapier  läßt  sich  die  Prüfung  nicht  ausführen, 
da  das  Wasser  infolge  freigewordener  Bnttersäure  immer  sauer 
reagiert.) 

Wasser:  In  dem  10 -fachen  Volumen  Benzol  muß  sich  Butter- 
säureäther  ohne  Trübung  auflösen.  Chemisch  reiner,  absolut  wasser- 
und  alkoholfreier  Butteräther  mischt  sich  auch  mit  Petroläther  (Siede- 
punkt 50 — 75^)  und  sogar  mit  offizinellem  Paraffinöl  vollkommen  klar. 

Alkohol:  Schüttelt  man  20  ccm  Buttersäureäther  mit  20  ccm  ge- 
sättigter Chlorcalciumlösung,   so  darf  sich  nach  der  vollständigen  Tren- 


Athylbatyrat  805 

nung  der   beiden   Flüssigkeiten    das   Yolumen    der   Chlorcalciumlösung 
nicht  yerändert  haben. 

Anmerkung:  Buttersäureester  kommt  in  alkoholischer  Lösung  als 
Ananas äther  in  den  Handel.  Der  Gehalt  an  £ster  läßt  sich  in  solchen 
Sorten  durch  Ausschütteln  mit  dem  mehrfachen  Yolumen  gesättigter 
Chlorcalciumlösung  annähernd  genau  bestimmen. 

Die  genaue  Bestimmung  des  Alkohols,  wie  sie  für  steueramtliche 
Atteste  oft  nötig  ist,  und  des  Estergehaltes  in  konzentrierten  oder  yer- 
dünnten  Handelssorten  nimmt  man  in  folgender  Weise  vor: 

In  einem  200 — 250  ccm  fassenden  Eölbchen  yon  Jenaer  Glas  erhitzt 
man  25  g  Butteräther   mit    einer  Lösung   TOn  22  g  Ealiumhydroxjd  in 
40  ccm  Wasser  am  Kückflußkühler,   bis  YoUkommene  Yerseifung  einge- 
treten ist.     Bei  hochprozentigem  Butteräther  erkennt  man  diesen  Zeit- 
punkt daran,    daß    die    anfangs   vorhandenen  Schichten  Ton  Ester  und 
Kalilauge  einer  einheitlichen,  strohgelben  Mischung  Platz  gemacht  haben. 
Man  erhält  dann  diese  Mischung  noch  zirka  Ys  Stunde  im  Sieden.     Bei 
niedrigprozentigem  Butteräther  (d.  h.  bei  Mischungen  von  wenig  Ester 
und  yiel  Weingeist)   erhitzt   man,    wenn    keine  Schichtenbildung  wahr- 
nehmbar sein  sollte,  die  genannte  Mischung  eine  Stunde  lang  am  Rück- 
flußkühler  so  stark,  daß  sie  sich  konstant  im  Sieden  befindet.    Die  Yer- 
seifung muß  also  auf  freier  Flamme  oder  über  dem  Drahtnetze  vorge- 
nommen werden.    Hierauf  läßt  man  das  Ganze  erkalten,  läßt  durch  das 
Kühlerrohr  62  ccm  Wasser  zufließen  und  destilliert  bei  schräg  gelegtem 
Kühler  100  g  ab  (Yorsicht,  daß  keine  Lauge  überspritzt  und  kein  Alkohol 
verdunstet!).    Aus  dem  spez.  Gewicht  des  Destillates  berechnet  man  den 
Alkoholgehalt  desselben  (nach  der  Tabelle  von  Windisch)  und  daraus 
den  Alkoholgehalt  des  untersuchten  Esters  in  Gewichtsprozenten.     (Für 
steueramtliche  Atteste  multipliziert  man  die  erhaltene  Prozentzahl  mit  1,26 
und  erhält  so  eine  Zahl,  die  angibt,  wie  viel  Liter  Alkohol  in  100  Kilo 
des  untersuchten  Butteräthers  enthalten  sind  und  zur  Steuerrückvergütung 
angemeldet  werden  können.    Hat  man  z.  B.  60  Gewichtsprozente  Alkohol 
gefunden,  so  gibt  60  X  1,25  =  75,0  an,  daß  100  Kilo  Ester  75  Liter  Alkohol 
enthalten.)     Hat   man    so    den    freien   und  an  Buttersäure  gebundenen 
Alkohol  bestimmt,  so  erfährt  man  den  Gehalt  an  gebundenem  Alkohol 
resp.  Ton  reinem  Ester,    indem  man  eine  gewogene  Menge  des  Butter- 
äthers   bei  Siedehitze    mit   überschüssiger  Y,  Normal-Kalilauge    verseift 
und    mit    Hilfe    von    7,  Normal -Salzsäure   und   Phenolphtalein    zurück- 
bitriert.     1  ccm  der  durch  den  Ester  bezw.  die  Buttersäure  gebundenen 
/j  Normal-Kalilauge  entspricht  0,058048  g  Butteräther  oder  0,046048  g 
%n  Buttersäure  gebundenem  Alkohol. 

Aus  der  Differenz  der  Gesamtalkoholmenge  und  der  im  Ester  ge- 
>undeiieii  Alkoholmenge  ergibt  sich  die  in  dem  untersuchten  Äther  ent- 


goß  Organische  Präparate. 

haltene  Menge  freien  Alkohols.  Man  kann  infolgedessen  durch  die 
beiden  angegebenen  Bestimmungen  alle  nötigen  Daten,  d.  h.  den  Gehalt 
an  reinem  Ester,  an  Alkohol  und  Wasser  leicht  berechnen. 

Atropln. 

C^H^NOg.    Molek.-6ew.  289,184. 

Atropin  besteht  aus  farblosen,  nadelföütmigen  Krystallen,  die  sich 
in  etwa  300  Teilen  Wasser,  leicht  in  Alkohol,  Äther  und  Chloroform 
lösen.  Bas  reij^e,  inaktive  Atropin  schmilzt  nach  meiner  Beobachtung 
bei  118^,  während  in  der  Literatur  und  im  Deutschen  Arzneibuch  der 
Sclunelzpunkt  zu  115,5^  angegeben  wird. 

Prüfting  und  quantttative  Besümmuiig. 

Hyo&cyamin:  Die  freie  Base  muB  in  alkoholischer  Lösung  optisch 
inaktiv  seih.  Je  mehr  Hyoscyamin  sie  enthält,  desto  mehr  dreht  sie 
nach  links.  (Das  Drehungsvermögen  des  Hyoscyamins  ist:  öd  ^= 
—  20,970.)'  . 

Auf  anorganische  nnd  '  organische  Verunreinigungen-  *  sowie  auf 
fremde  Alkaloide  prttft  matt,  wi^'  bei  dem  nachfolgenden  Atropinsulfat 
angegeben. 

ZuF'titrimetrisohen  Bestimmung  des  Atropins  löst  man  etwa  0,1  g 
des  Präparates  in  50  com  absolutem  Alkohol  und  läßt  nach  Zugabe  von 
itikaM  reinem  Lackmoid  (Zeitschr.  f.  angew.  Chem.  190B,  449  u.  468) 
Yio  Normal-Salzsäure  bis  zum  Umschlagen-  der  blauen  Farbe  in  Rot 
zuflieBen.     1  ccnk  y^Q  Normal-Salzsäure  entspricht  0,0289184  g  Atropin. 


J       k 


Atropinanlfat. 

(C„H^N08)aH^S04,^    Molek.-Gew.  676,444- 

Atropinsulfat*  kommt  in  w«iBen,  krystalliniBchen  Massen  (kleine 
nadelfiSrmige  Erystalle)  in  -  den  Handel.  Es'  soll  nach  Angabe  de» 
Deutschen  Arzneibuches  bei  etwa  180®  schmelzen,  da  es  aber  immer 
etwas  Hyoseyaminsulfat  enthält,  das  bei '  206®  schmilzt,  so  wird  dadurch 
der  Schmelzpunkt  etwtm  erhöht.  Übrigens  kommt*  es  bei  diesem  Prä- 
parate, sehr  auf  die  umstände  aa,  imter< denen. :man  den  Schmelzpimkt 
bestimmt.  Ninunt  man  letzteren  im  Rbthschen  Afiparate  unter  sehr 
langsamer  Temperatursteigerung  vor,  so  erhält  man  bei  bester,  über 
Schwefelsäure  getrockneter  Handelsware  einen  Schmelzpunkt  von  183®, 
erhitzt  man  rasch,  so  fällt  der  Schmelzpunkt  höher  aus  und  kann 
bei  demselben  Präparate  bis  zu  190®  gefanden  werden.  Dabei  mu6 
eben  berücksichtigt  werden,  daß  der  Schmelzpunkt  des  Atropinsolfates 


Atropinsalf&t.    Benzaldehjd.  g07 

ein  Zersetziingdpunkt  ist.  Am  sichersten  geht  man  in  zweifelhaften 
Fällen,  wenn  man  das  Goldchloriddoppelsalz  darstellt  tind  davon  den 
Schmelzpunkt  bestimmt,  der  bei  einein  guten  Präparate  nicht  über  138^ 
liegen  darf. 

Atropinsulfat  löst  sich  leicht  in  Wasser  und  Alkohol  zu  farblosen, 
neutralen  Flüssigkeiten,  schwer  in  Äther,  Benzol  und  Chloroform. 

Trocknet  man  0,01  g  Atropinsulfat  mit  etwas  rauchender  Salpeter- 
säure auf  dem  Dampf  bade  ein,  so  hinterbleibt  ein  kaum  gelblich  ge- 
färbter Rückstand,  der  nach  dein  Erkalten  durch  alkoholische  Kalilauge 
vialett  gefärbt  wird.  Andere  Identitätsreaktionen  siehe  Mercks  Reag.- 
Verz.  1903,  162. 

Ptitfang  auf  Verunreinigungen.  Anorganische  Stoffe:  0,1  g 
Atropinsulfat  darf  beim  Verbrennen  keinen  Rückstand  hinterlassen. 

Organische  Verunreinigungen:  0,1  g  Atropinsulfat  muB  sich 
in  5  ccm  Schwefelsäure  ohne  Färbung  auflösen. 

Fremde  Alkaloide:'  Biese  Lösung  in  Schwefelsäure  darf  durch 
Salpeter^ure  nicht  gefärbt  werden.  Die  wäßrige  Lösung  des  Atropih- 
sulfats  ((^1 : 6)  darf  durch  Ammoniakfliissigkeit  nicht  getrübt  werben. 

Hyoscyamin:  Die  mit  Hilfe  von  Alkali  und  Äther .  aus  der 
wäßrigen  Lösung  gewonnene  freie  Base  muß  nach  dem  Trocknen  den 
bei  Atropin  angegebenen  Schmelzpunkt  zeigen  und  in  alkoholischer 
Lösung^  inaktiT  sein. 

Atropinsulfat  läßt  sich  unter  Ausschluß  der  Eohlensäüre  der  Xuft 
in  rein  alkoholischer  Lösung  unter  Verwendung  von  Poirriers  Blau  als 
Indikator  mit  Yio  Nörmal-Natronlauge  titrieren.  Näheres  siehe  Zeitschr. 
f.  angew.  Ghem.  1908,  470  oder  unter  Chininhydrochlorid  in  diesem  Buche, 
Seite  816. 

r   •  Ben^aldehyd. 

CßH^.COH.    Molek.-Gew.  106,048. 

Benzaldehyd  ist  eine  farblose,  stark  lichtbrechende,  eigentümlich 
riechende  Flüssigkeit;  Er  siedet  bei  179— 180P  und  hat  das  spezifische 
Gewicht  1,05.  Er  löst  sich  leicht  in  Alkohol,  Äther,  Benzol,  Chloroform 
und  Petroläther,  wenig. in  Wasser  (etwa  in  300  Teilen). 

^Prüfung  cuf  Verunreittigungen.  Anorganische  Stoffe:  Beim  Er- 
hitzen .yerbrennt  Benzaldehyd  mit^  stark  rußender  Flamme  und  hinter- 
läßt beim  Glühen  keinen  Rückstand. 

-  Ghior:  2  ccm  Benzaldehjd^  gibt  man  in  einen  kleinen  Porzellan*' 
tiegel,  stellt  denselben '  auf  einen  Forzellanteller  von  geeigneter  Größe, 
zündet'  mit  der  Bunsenflamme  den  Benzaldehyd  an  imd  stellt  ein  innen 
mit  Wasser  bespritztes,  2  Liter  fassendes  Becherglas  darüber,  i  das  man 
zuweilen  etwas  vom  Teller  abhebt,  um  die  Luftzufuhr  zu  regulieren.    Es 


g08  Organische  Präparate. 

ist  zweckmäßig,  einigemale  die  Flamme  zu  ersticken  und  das  Becher- 
glas  mit  etwas  Wasser  zu  bespritzen,  bevor  man  von  neuem  entzündet. 
Ist  auf  diese  Art  aller  Benzaldehyd  verbrannt,  so  spült  man  das  Becheiv 
glas  und  den  Teller  mit  wenig  Wasser  aus,  bringt  letzteres  auf  ein 
kleines  Filter  imd  spült  mit  Wasser  nach,  bis  das  Filtrat  20  ccm  beträgt. 
Bas  Filtrat  versetzt  man  nach  Zugabe  einiger  Tropfen  Salpetersäure 
mit  Silbemitratlösung,  wobei  nur  eine  -sehr  geringe  Opaleszenz  ein- 
treten darf. 

Anmerkung:  Absolut  chlorfrei  ist  der  künstliche  Benzaldebyd 
niemals.  Außer  der  angegebenen,  einfach  ausführbaren  Methode  kann 
man  auch  auf  folgende  Art  Chlor  im  Benzaldehyd  nachweisen: 

Organische  Chloride  (z.  B.  Benzylchlorid) :  10  g  Benzaldehyd 
destilliert  man,  fängt  die  zuerst  übergehenden  10 — 12  Tropfen  in  5-proz., 
alkoholischer  Kalilauge  auf,  erhitzt  diese  Lösung  einige  Zeit  am  Rück- 
flußkühler \md  verdunstet  dann  den  Alkohol.  Den  Rückstand  nimmt 
man  in  etwas  Wasser  auf,  schüttelt  zur  Entfernung  öliger  Produkte 
mit  Äther  aus,  versetzt  nach  Abgießen  des  Äthers  die  wässerige 
Lösung  mit  Salpetersäure  imd  filtriert  von  der  ausgeschiedenen  Benzoe- 
säure ab.  Das  Filtrat  prüft  man  wie  oben  mit  Silbemitratlösung  auf 
Chlor. 

Chlorbenzaldehyde:  2  ccm  Benzaldehyd  schüttelt  man  mit 
40  ccm  Wasser,  gibt  6  g  (chlorfreies)  Natriumkarbonat  zu,  erwärmt  ge- 
linde und  läßt  5-proz.  (chlorfreie)  EaliumpermanganatlÖsung  zufließen, 
bis  der  Geruch  nach  Bittermandelöl  fast  vollkommen  verschwunden  ist. 
Verschwindet  dabei  nicht  auch  die  Rotfärbung  des  zugesetzten  Kalium- 
permanganates, so  setzt  man  tropfenweise  Alkohol  zu,  bis  Entfärbung 
eingetreten  ist.  Die  Mischung  filtriert  man  und  versetzt  mit  verdünnter 
(chlörfreier)  Schwefelsäure.  Nach  dem  vollständigen  Erkalten  wird  die 
ausgeschiedene  Benzoesäure  auf  einem  Filter  gesammelt,  mit  kaltem 
Wasser  ausgewaschen,  in  etwas  Natriumkarbonatlösung  gelöst  und  nach 
Zusatz  von  Ealiumnitrat  zur  Trockne  verdampft  und  geglüht.  Der 
Glührückstand  wird  mit  Wasser  und  Salpetersäure  zu  20  ccm  gelöst  und 
mit  Silbemitrat  wie  oben  auf  Chlorwasserstoff  geprüft. 

Nitrobenzol:  Nach  Marpurgo  (Pharm.  Zeitschr.  f.  Rußland 
29,  205)  gibt  man  in  eine  kleine  Porzellanschale  2  Tropfen  Phenol, 
3  Tropfen  Wasser  und  ein  erbsengroßes  Stück  Kaliumhydroxyd.  Man 
erwärmt  vorsichtig  zum  Sieden  und  gibt  den  zu  untersuchenden  Benz- 
aldehyd mit  Wasser  angeschüttelt  zu.  Nach  anhaltendem  Sieden  ent- 
steht an  den  Rändern  der  Flüssigkeit  ein  karmoisinroter  Ring.  Fügt 
man  gesättigte  Chlorkalklösung  zu,  so  ninunt  dieser  Ring  eine  smaragd- 
grüne Farbe  an,  womit  die  Anwesenheit  von  Nitrobenzol  nachge- 
wiesen ist. 


Benzaldehyd.  g09 

Man  löst  1  g  Benzaldehjd  in  20  ccm  Alkohol  und  verdünnt  mit 
Wasser  bis  zur  bleibenden  Trübung.  Alsdann  gibt  man  granuliertes 
Zink  und  Schwefelsäure  zu.  Nach  beendigter  WasserstofPentwickelung 
filtriert  man  die  Flüssigkeit,  dampft  den  Alkohol  weg  und  weist  eventuell 
aus  Nitrobenzol  gebildetes  Anilin,  wie  folgt,  nach:  Die  Hälfte  des  Fil- 
trates  versetzt  man  mit  einigen  Tropfen  Kaliumdichromatlösung  und 
kocht  kurze  Zeit,  wobei  bei  Anwesenheit  von  Anilin  eine  schwache 
Yiolettfärbung  eintritt.  Die  andere  Hälfte  des  Filtrates  neutralisiert  man 
mit  Kalilauge  und  setzt  Natriumhypochlorit  zu.  Bei  Anwesenheit  von 
Anilin  tritt  Yiolettfärbung  auf. 

Alkohol:  Schüttelt  man  20  ccm  Benzaldehyd  mit  20  ccm  ge- 
sättigter Chlorcalciumlösung,  so  darf  das  Yolumen  der  letzteren  nach 
vollkommener  Trennung  der  Flüssigkeiten  nicht  zugenommen  haben. 
Mischt  man  3  ccm  Benzaldehyd  mit  10  ccm  Salpetersäure  (1,4  spez. 
Gew.),  so  entstehen  bei  Gegenwart  von  Alkohol  Gasentwickelung  und 
rote  Dämpfe. 

Wasser:  Benzaldehyd  mu£  sich  in  der  zehnfachen  Menge  Petrol- 
äther  (Siedepunkt  50 — 75®)  vollkommen  klar  auflösen. 

Benzoesäure:  Der  Benzaldehyd  enthält  immer  etwas  Benzoe- 
säure, da  er  sich  an  der  Luft  leicht  oxydiert.  1 — 3  Proz.  sind  auch  im 
reinsten  Handelspräparat  nichts  Ungewöhnliches.  Bis  zu  etwa  14  Proz. 
bleibt  die  Säure  bei  15®  im  Benzaldehyd  gelöst,  bei  höherem  Gehalt 
scheidet  sie  sich  krystallinisch  ab.  Zur  Bestimmung  der  Benzoesäure 
löst  man  10  g  Benzaldehyd  in  50  ccm  verd.  Alkohol  (70  Yolumproz.) 
und  titriert  mit  Normal-Natronlauge  (1  ccm  ==  0,122048  g)  unter  Yer- 
wendung  von  Phenolphtalein. 

Blausäure:  2  ccm  Benzaldehyd  schüttelt  man  mit  20  ccm  Normal- 
kalilau§e,    gibt   einige  Tropfen  Ferrosulfatlösung  zu    und   erwärmt    bis 

mm 

nahe  zum  Sieden.  Alsdann  setzt  man  Salzsäure  im  Überschuß  und 
einen  Tropfen  Eisenchloridlösung  zu.  Bei  Anwesenheit  von  Cyanwasser- 
stofiF  entsteht  Berlinerblau. 

Anmerkung:  Blausäure  ist  im  Bittermandelöl  enthalten  und 
kann  deshalb  in  Benzaldehyd,  das  aus  Bittermandelöl  dargestellt  wurde, 
enthalten  sein.  .Das  Bittermandelöl  selbst  kommt  gewöhnlich  mit  der 
Bezeichnung  „blausäurefrei'^  oder  „blausäurehaltig"  in  den  Handel.  Das 
blausäurefreie  Bittermandelöl  ist  nicht  giftig.  Natürliches,  blausäure- 
h altiges  Bittermandelöl  kann  man  von  künstlichem  Benzaldehyd  auch 
durch  das  Yerfahren  von  Kremel  unterscheiden,  nach  welchem  blau- 
säurehaltiges Bittermandelöl  Benzoin  liefert,  künstlicher  Benzaldehyd 
aber  nicht.     (Pharm.  Centralh.  80,  134.) 


gXO  Organische  Prftpairate. 

BenzoSsäore. 

CeHs.COOH.     Molek.-Gew.  122,048. 

Von  den  Benzoesäuren  des  Handels  kommen  hier  die  ofiEizineile 
Harzbenzoesäure  und  die  chemisch  reine  aus  Benzylchlorid,  Benzal- 
chlorid,  Benzotrichlorid  und  Hippursäure  dargestellte  Säure  in  Betracht* 

a)  Die  offizineile  Benzoesäure,  die  aus  Siambenzoe  sublimiert 
sein  soll,  besteht  aus  weiBlichen  bis  bräunlichgelben  Blättchen  oder 
nadelfbrndgen  Erystallen,  die  einen  seidenartigen  Glanz  und  einen  brenz- 
liehen,  benzoeartigen  Geruch  besitzen.  Sie  schmilzt  bei  120^  und  siedet 
bei  2490. 

Benzoesäure  löst  sich  in  270  Teilen  Wasser  von  15^,  leicht '  in 
heiBem  Wasser,  in  Äther,  Alkohol,  Benzin,  Benzol,  Chloroform,  Petrol- 
äther  und  Schwefelkohlenstoff.    Sie  ist  mit  Wasßerdämpfen  leicht  flüchtig. 

Schüttelt  man  0,2  g  Benzoesäure  während  15  Minuten  öfter  mit 
einer  Mischung  von  1  ccm  Normal-Kalilauge  und  20  ccm  Wasser,  filtriert 
und  gibt  zum  Filtrat  einen  Tropfen  Eisenchloridlösung,  so  erhält  man 
einen  rotbraunen  bis  schmutzigroten  Niederschlag. 

Prvfimg  €mf  Verunreinigungen,  -Die  offizinelle  Benzoesäure 
muß  in  siedendem  Wasser  jschmelzen,  wenn  mehr  Säure  verwendet  wird, 
als  sich  in  der  betreffenden  Wassermenge  löst.  Künstliche  Benzoesäure 
schmilzt  unter  diesen  Umständen  nicht. 

Anorganische  und- fremde  .  organische  Stoffe:  Wird  etwa 
0,2 — 0,3  g  Benzoesäure  in  einem  Reagensglase  erhitzt,  so  schmilzt  sie 
zuerst  zu  einer  gelben^  bis  bräunlichen  Masse  und  sublimiert  dann,  wobei 
kein  oder  nur  ein  sehr  geringer,  brauner  Rückstand  bleiben  darf.  Jeden- 
falls darf  keine  Yerkohlung  stattfinden,  die  auf  Zucker,  Hippttrsäure, 
Weinsäure  imd  Zitronensäure  hinweisen  würde.  " 

Salizylsäure:  Die  wässerige  Lösung  der  Benzoesäure  mit  Eisen- 
chloridlösung versetzt  und  vom  entstandenen  Niederschlag  abfiltriert,  darf 
keine  Yiolettfarbimg  zeigen.  ' 

Sumatrabenzoesäure,  Zimtsäure:  1  g  Benzoesäure  mit  1  g 
Kaliumpermanganat  und  10  ccin  Wasser  10  biä  15  'Minuten  im  ver- 
schlossenen Reagensglase  im  siedenden  Wasserbade  erwärmt,  darf  nach 
dem.  Abkühlen  keinen  Geruch  nach  Bittermandelöl  zeigen.  (Vergl.  auch 
Schachts  Reaktion  in  Mercks  Reag.-Verz.  1903,  127.) 

Künstliche  Säure:  1  g  Benzoesäure  soll  mit  10  ccm  Ammoniak- 
flüssigkeit eine  gelbe  bis  bräunliche  Flüssigkeit  geben,  die  auf  Zusatz 
von  überschüssiger  Schwefelsäure  wieder  ausgeschieden  wird.  Setzt  man 
zu  dieser  Mischung  5  ccm  Kaliumpermanganatlösung  (1 :  1000),  so  soll 
nach  4  Stunden  die  rote  Farbe  des  letzteren  fast  vollkommen  ver- 
schwunden sein. 


Benzoes&ore.  gll 

0,4  g  Benzoesäure  werden  mit  0,6  g  chlorfreiem  Caiciumkarbonat 
und  wenig  Wasser  gemischt,  auf  dem  Dampf  bade  eingetrocknet  und 
hierauf  geglüht.  Wird  der  Glühräckstand  mit  Salpetersäure  und  Wasser 
zu  20  ccm  gelöst  und  mit  Silbemitratlösung  versetzt,  so  darf  die 
Flüssigkeit  nur  schwach  opalisierend  getrübt  werden.  Diese  Probe,  die 
einen  Gehalt  yon  Ghlorbenzoesäure  nachweisen  und  damit  den  Nachweis 
liefern  soll,  ob  .künstliche  aus  Benzalchlorid,  Bqnzylchlorid,  Benzotri- 
chorid  etc.  dargestellte  Benzoesäure  zugesetzt  wurde  oder  nicht,  hat 
keinen  absoluten  Wert.  Es  sind  reine,  künstliche  Benzoesäuren  im 
Handel,  die  ebensowenig  Chlor  enthalten  als  die  aus  Harz  sublimierte, 
und  ein  Zusatz'  solch  einer  Säure  läßt  sich'  in  der  Harzbenzoesäure  durch 
obige  Reaktion  auf  Chlor  nicht  nachweisen.  Nur '  grobe  Yerfalschungen 
mit  minderwertiger,  chlorhaltiger  Benzoesäure  lassen  sich  auf  diese  Art 
bestimmen.  Man  hat  diese  Reaktion  bis  jetzt  beibehalten,  weil  man 
lange  Zeit  die  künstliche  Benzoesäure  nicht  frei  oder  doch  annähernd 
frei  Yon  Chlorbenzoesäure  darstellen  konnte.  (Zum  Chlornachweis  in 
Benzoesäure  siehe  Pharm.  Centralh.  1899,  183.)  H.  Hager  benutzt 
zum  Nachweis,  ob  Benzoesäure  nur  aus  Harz  syblimiert  oder  über  Harz 
sublimiert  wurde,  das  sogenannte  cyanitierte  £isenchlorid,  eine  mit 
Salzsäure  angesäuerte  Lösung  von  Eisenchlorid  und  Ferricyankalium, 
ein  Reagens  von  zweifelhaftem  Werte.  (Pharm.  Centralh.  26,  392.) 
Es  wird  nach  wie  vor  dem  Lieferanten  gegenüber  Yertrauenssache 
sein,  ob  er  die  Säure,  nur  aus  Harz  sublimiert  hat,  oder  ob  er  künst-: 
liehe  Säure' zugesetzt,  d.  h.  ob  er  künstliche  Säure  über  Harz  mitsubli- 
miert  hat. 

b)  Die  chemisch  reine  Benzoesäure  luiterscheidet  sich  von 
der  Harzbenzoesäure  durch  ihre  rein  weiBe  Farbe,  farblose  Lösung  in 
Alkohol  und  Ammoniakflüssigkeit  und  den  Mangel  an  brenzlichen  Stoffen^ 
Sie  schmilzt  in  siedendem  Wasser  nicht,  schmilzt  bei  121,4^  und  siedet 
bei  249°.  '  •  *  ■     '''- 

.  Prüfung  auf  Verunrdmguhgen.  Anorganische  und  fremde  org^- 
nische  Stoffe:  1  g.  Benzoesäure  darf  beim  Erhitzen  keinen  wäg- 
baren Rückstand  hinterlassen.  Im  Reagensglase  erhitzt,  muB  sie  toII- 
ständig  sublimieren,  ohne  zu  verkohlen.     1  g  Benzoesäure  muß'  sich  in 

20  ccm  Schwefelsäure  fast  ohne  Färbung  oder  doch  nur  mit  gelblicher 

Parbe  auflösen. 

Chlorbenzoesäure:    0,4  g  Benzoesäure,  wie  bei  Harzbenzoesäure 

mit  Caiciumkarbonat  geglüht  und    gelöst,  dürfen  mit  Silbemitratlösung 

Ikeine  oder   i^ach  Verlauf  von  5  Minuten  doch  nur  eine  sehr  schwache 

Opaleszenz  zeigen. 

Quantitative  Bestimmung.     Durch  Titration  mit  Kalilauge  läßt  sich 

die  Reinheit  der  Benzoesäure  kontrollieren.     Man  löst  zu  diesem  Zwecke 


312  Organische  Präparate. 

1  g  Benzoesäure  in  10  com  Normal-Kalilauge,  yerdünnt  mit  40  ccm  Wasser 
und  titriert  unter  Verwendung  von  Phenolphtalein  mit  Normal-Salzsäure. 
1  ccm  der  yerbrauchten  Normal-Ealilauge  entspricht  0,122048  g  Benzoe- 
säure. 

Brenzkatechin. 

Cß  H4  .  OH  .  OH.     Molek.-Gew.  110,048. 

Brenzkatechin  besteht  aus  farblosen,  glänzenden,  schwach  riechen- 
den, rhombischen  Blättchen  oder  säulenförmigen  Erystallen,  die  sich  leicht 
in  Äther,  Alkohol,  Benzol,  Chloroform  und  Wasser  lösen.  Die  wäßrige 
Lösung  reagiert  sauer.     Es  schmilzt  bei  104^  und  siedet  bei  240 — 245^. 

Die  wäßrige  Lösung  des  Brenzkatechins  wird  durch  Eisenchlorid 
grün  gefärbt;  diese  Lösung  färbt  sich  mit  wenig  Natronlauge  yiolett,  im 
Überschuß  der  letzteren  intensiv  rot.  Silbemitrat  wird  von  Brenzkatechin 
schon  in  der  Kälte  reduziert,  Fehlingsche  Lösung  erst  beim  Erhitzen. 
Die  wäßrige  Lösung  wird  sowohl  von  Bleiacetat  als  auch  Bleiessig  ge- 
fällt. (Unterschied  von  Resorcin  und  Hydrochinon.  Resorcin  wird  in 
wäßriger  Lösung  durch  Bleiessig,  nicht  aber  durch  Bleiacetat  gefallt; 
Hydrochinon  wird  weder  durch  Bleiessig  noch  durch  Bleiacetat  gefällt.) 

Farbenreaktionen:  Chem.  Centralbl.  1898,  II,  1282.  Pharm.  Centralh. 
89,  798.     Zsch.  f.  analyt.  Chem.  28,  252;  34,  235. 

Prüfiing  auf  Verunrehngungen,  Anorganische  Stoffe:  1  g  Brenz- 
katechin darf  beim  Erhitzen  keinen  Rückstand  hinterlassen.  Phenol: 
Die  wäßrige  Lösung  (fl. :  10)  darf  beim  Kochen  keinen  Geruch  nach  Phenol 
abgeben. 

Fremde  organische  Stoffe:  Brenzkatechin  löst  sich  in  Schwefel- 
säure mit  schwacher  Rosafarbung,  eine  Bräunung  der  Schwefelsäure  darf 
nicht  eintreten. 

Quantitative  Bestimmung,  Man  löst  0,5  g  Brenzkatechin  in  50  ccm 
Wasser  und  läßt  unter  Umschwenken  allmählich  konzentrierte,  wäßrige 
Bleiacetatlösuug  zufließen.  Nach  dem  Absetzenlassen  des  gebildeten, 
weißen  Niederschlages  (CgH^O^Pb)  prüft  man  mit  Bleiacetatlösung,  ob 
in  der  Lösung  keine  Fällung  mehr  erzeugt  wird,  und  sammelt  dann  den 
Niederschlag  auf  einem  gewogenen  Filter.  Man  wäscht  nochmals  mit 
Wasser  aus,  trocknet  den  Niederschlag  bei  100^  und  bringt  ihn  dann  zur 
Wägung.  Zur  Kontrolle  kann  man  den  Trockenrückstand  nach  dem 
Wiegen  glühen,  mit  Salpetersäure  lösen  und  nach  dem  Verdünnen  mit 
Wasser  das  Blei  als  Sulfat  fallen  und  als  solches  zur  Wägung  bringen. 

1  g  Pb  Ce  H4  0,  entspricht  0,349423  g  Brenzkatechin,  1  g  Bleisulfat 
entspricht  0,36323  g  Brenzkatechin. 


Bromoform.    Chinin.  gJ3 

Bromoform« 

CHBrg.    Molek.-Gew.  252,888. 

Bromofonn  ist  eine  farblose,  düoroformartig  riechende  Flüssigkeit, 
welche  sich  sehr  schwer  in  Wasser  löst,  aber  mit  Alkohol,  Äther,  Benzol 
und  Petroläther  in  allen  Verhältnissen  mischbar  ist.  Reinstes  Bromoform 
hat  das  spez.  Gew.  2,904,  schmilzt  bei  9^  und  siedet  bei  149 — 150^. 
Das  offizinelle  Bromoform  hat  das  spez.  Gew.  2,829 — 2,833,  schmilzt 
bei  7°  und  siedet  bei  148 — 150^.  Letzteres,  das  Bromoform  des  Deutschen 
Arzneibuches,  enthält  etwa  4  Proz.  Alkohol,  wodurch  es  haltbarer  ist  als 
das  alkoholfreie,  weshalb  aber  der  Siedepunkt,  Schmelzpunkt  und  das 
spez.  Gew.  niedriger  ist.  Bromoform  mit  etwa  1  Proz.  Alkohol  hat  das 
spez.  Gew.  2,885. 

Nicht  flüchtige  Stoffe:  20  ccm  Bromoform  müssen  beim  Er- 
hitzen ohne  Rückstand  flüchtig  sein. 

Brom:  Bromoform  muß  ToUkommen  farblos  sein.  Schüttelt  man 
5  ccm  Bromoform  mit  5  ccm  Wasser  und  1  ccm  Jodzinkstärkelösung,  so 
soll  weder  das  Bromoform  gefärbt  noch  die  Stärkelösung  sofort  gebläut 
werden. 

Bromwasserstoff:  Schüttelt  man  10  ccm  Bromoform  mit  10  ccm 
Wasser,  so  darf  das  abgehobene  Wasser  blaues  Lackmuspapier  nicht 
sofort  röten.  Schichtet  man  das  abgehobene  Wasser  vorsichtig  über 
Silbemitratlösung,,  so  darf  an  der  Berührungsstelle  kein  trüber  Ring 
entstehen. 

Fremde  organische  Stoffe:  Schüttelt  man  in  einem  mit 
Schwefelsäure  gespülten  Glaszylinder  10  ccm  Bromoform  mit  10  ccm 
Schwefelsäure,  so  darf  sich  letztere  innerhalb  10  Minuten  nicht  färben. 
Aldehyde:  Schüttelt  man  20  ccm  Bromoform  mit  10  ccm  Wasser, 
so  darf  das  abgehobene  Wasser  nach  Zusatz  von  Ammoniakflüssigkeit 
und  Silbemitratlösung  wenigstens  eine  halbe  Stunde  lang  keine  Reduk- 
tionserscheinung des  Silbemitrats  hervorrufen. 

Chinin. 

C^B^  OjNj.    Molek.-Gew.  324,272. 

Das  reine  Chinin  kommt  meist  als  Hydrat  C^  H,^  0^  N,  +  3  H,  0 
in  den  Handel.  £s  ist  ein  weiBes,  krystallinisches,  bitterschmeckendes 
Pulver,  das  an  der  Luft  leicht  verwittert,  sein  Wasser  aber  nur  bei 
langsamem  Trocknen  bei  100^  vollkommen  verliert.  Das  Hydrat  schmilzt 
bei  57  ^ 

Das  wasserfreie  Chinin  dagegen,  das  man  durch  Erystallisation 
ans     verdünntem   Alkohol    in    feinen,    seideglänzenden    Nadeln    erhalt, 


3X4  Organische  Präparate. 

schmilzt  bei  174,6^.     Zur  Prüfung  auf  Reinheit  verfährt  man  wie  bei 
Chininsulfat,  eventuell  führt  man  dasselbe  erst  in  das  Sulfat  über. 

Die  freie  Base  kann  in '  alkokolischer  Lösung  mit  Lackmoid  titri- 
metrisch  bestimmt  werden.  1  ccm  ^jq  N.-Salzsäure  entspricht  0,0324272  g 
Chinin  (wasserfrei)  oder  0,037832  g  Chinin  +  3  H,  0.  Vergl.  Zsch.  f. 
angew.  Chem.  1903,  449  u.  468. 

CMninmlfai  [(C^oHmO, Ns)sH,S04  +  8H,  O,  Mol6k.-6«w.  890,748] 
besteht  aus  feinen,  weißen  Nadeln  von  bitterem  Geschmack,  bei  15° 
iöslicfa  in  800  Teilen  Wasser,  100  Teilen  Alkohol  und  40  Teilen  Gljzerin, 
fast  imlöslich  in  Chloroform  und  Äther;  löslich  ia  25  Teilen  siedendem 
Wasser  und  6  Teilen  siedendem  Alkohol.  .     . 

Die  kaltges&ttigte  Lösimg  des  Chininsulfats  zeigt  keine  Fluores- 
zenz, wohl  aber  auf  Zusatz  von  Schwefelsäure.  10  ccm  der  wäßrigen 
Lösung,  mit  2  ccm  Chlorwasser  gemischt  und  mit  Ammoniakflüssigkeit 
übersättigt,  werden  grün  gefärbt.  (Identitätsreaktionen  siehe,  Mercks 
Reag.-Verz.  1903,  163  u.  Ztschr.  f.  .angew.  Chem.  1903,  477.) 

Prüfung  auf  Verunreinigungen.  Anorganische  und  organis&he 
Stoffe:  1  g  Chininsulfat  muß  ohne  Rückstand  verbrennen.  Mit  Salpeter- 
säure oder  Schwefelsäure  durchfeuchtet,  darf  sich  das  Salz  kaum,  färben. 
Löst  man  1  g  Chininsulfat  bei  40 — 50°  in  7.  ccm  einer  Mischung  von 
2  Volum.  Chloroform  imd  1  Yolum.  absolutem  Alkohol  auf^  so  muß  eine 
klare  Lösung  entstehen,  die  sich  beim  Erkalten  nicht  tHlbt, 

Saures  schwefelsaures  Chinin;  Die  kaltgesättigte,  wäßrige 
Lösung  reagiert   gegen  Lackmuspapier  neutral  oder  schwach  alkalisch. 

Chininhydrochlorid:  Die  kaltgesättigte,  wäßrige  Lösung  darf 
durch  Silbemitratlösung  nicht  verändert  werden. 

Salizylsäure:  Dieselbe  Lösung  darf  durch  Eisenchloridlösung 
nicht  violett  gefärbt  werden. 

Fremde  Chinaalkaloide:  Man  übergießt  2  g  bei  40— 50^  voll- 
ständig verwittertes  Chininsulfat  mit  20  ccm  Wasser  nnd  stellt  die 
Mischung  eine  halbe  Stunde  lang  unter  öfterem  Umschütteln  in  ein 
Wasserbad  von  60 — 65^.  Hierauf  kühlt  man  die  Mischung  auf  15®  ab 
und  läßt  sie  bei  dieser  Temperatur  2  Stunden  lang  unter  öfterem  Um- 
schütteln stehen,  worauf  man  sie  durch  ein  trockenes  Leinwandstückchen 
abpreßt  und  die  erhaltene  Flüssigkeit  difrch  ein  kleines  Filter  filtriert. 
5  ccm  des  15^  zeigenden  Filtrats  werden  allmählich  mit  Ammoniakflüssig- 
keit (von  15^  und  0,96  spez.  Gew.)  versetzt,  bis  der  entstandene  Nieder- 
schlag wieder  gelöst  ist.  Zu  dieser  Auflösung  sollen  nicht  mehr  als 
4  ccm  Ammoniakflüssigkeit  gebraucht  werden. 

Außer  dieser  Kerner  sehen  Methode,  die  für  gewöhnlich  genügt, 
kann  man  sich  der  Methode  von  C.  Hielbig  (Pharm.  Zeitschr.  f.  Rußland 
27,  257  oder  Zeitschr.  f.  analyt.  Chem.  28,  120.)   bedienen,  besonders 


Chmin.  815 

wenn  es  von  Interesse  ist,  welches  der  Chinaalkaloide  als  Yerunreinigung 
yorhanden  ist.  QuantitatiY  arbeitet  man  nach  W.  Koppeschaar. (Zsch.  f. 
anal.  Chem.  24,  862),  der  1.  die  Herapathitmethode,  2.  die  Trennung 
mittels  Äther  und  3.  die  optische  Methode  vorschlägt.  (Siehe  auch  0. 
Hesse,  Annal.  d.  Ghem.  248,  131.) 

Da  eine  Yerunreinigung  des  Ghinin8ulfats>  durch  andere  Chinabasen 
meistens  aus  Cinchonidin  besteht,  bei  dessen  Abwesenheit  man  sich  für 
gewöhnlich  auch  die  Prüfung  auf  andere  Basen  schenken  kann,  so  mögen 
hier  zwei  einfache  Methoden  wiedergegeben  werden: 

In  einem  geräumigen  Reagensglase  übergießt  man  0,7  g  Chininaulfat 
mit  20  Tropfen  yerdünnter  Salzsäure  und  7  ccm  Wasser,    gibt  7  ccm 
krystallisiertes,  thiophenfreies  Benzol  zu  und  erwärmt  im  .Wasserbade  auf 
60 — 70^.    Nach  Zusatz  von  3  ccm  Ammoniakflüssigkeit  wird  die  Mischung 
gut  durchgeschüttelt,  in  einen  kleinen  Scheidetriohter  gegossen;  und  nach 
dem  Absetzen  der  wäßrigen  Flüssigkeit  letztere  abgelassen.    Man  läßt 
die  Benzollösung  etwa  eine  halbe  Stunde  bis  zum  Auskrystallisieren  des 
Chinins  stehlen,  filtriert  durch  ein  trocknes  Filter  und  läßt  das  Filtrat 
nochmals  bis  zum  Erjstallisieren  stehen.    Hat  das  zu  prüfende  Chinin- 
sulfat 1  Proz.  Cinchonidin,  so  kann  man  nach  3 — 4  Stunden  neben  dem 
eventuell  noch  auskrystallisierten  Chinin  (rhombische  ^£jy stalle)   feder- 
artige Gruppen  feiner  Nadeln  erkennen,  wozu  man  sich  am  besten  der  Lupe 
bedient.    War  mehr  Cinchonidid  vorhanden^  so  erfolgt  die  Ausscheidung 
dieser  Nadeln  schneller  und  reichlicher  (bei  5  Proz.  etwa  in  Yg  Stunde), 
war  weniger  als  1  Proz.  vorhanden,  so  erfolgt  die  Ausscheidung  erst  bei 
langsamem  Yerdunsten  der  Lösung  in  einigen  Tagen,    um  Täuschungen 
zu  vermeiden,  ist  es  nötig,  die  Eryställe  in  der  Flüssigkeit  zu  beobachten, 
da  im  oberen  Teile  des  Reagiänsglases  sich  Erystalle  beim  Yerdunsten 
des  Benzols  abscheiden.     (Wood  und  Barret,  Chemical  News  48,  3.) 
Einfach  ist  auch  folgende  Prülung; 

Man  löst  4  g  Chininsulfat  in  120  ccm  siedendem  Wasser  und  läßt 
die  Lösung  unter  öfterem  Umsohütteln  auf  50^  erkalten.  Hierauf  filtriert 
man  vom  ausgeschiedenen  Chininsulfat  ab,  dampft  das  Filtrat  auf  10  ccm 
ein,  bringt  es  in  eine  kleine  Stöpselflasche  und  schüttelt  es  nach  dem 
Erkalten  mit  10  ccm  Äther  und  5  ccm  Ammoniakflüssigkeit.  Nachdem 
das  Ganze  24  Stunden  lang  an  einem  kühlen  Orte  gestanden,  sammelt 
man  die  ausgeschiedenen  cinchonidin-  eventuell  auch  cinchoninhaltigen 
Chininkrystalle'  auf  einem  gewogenen  Filter,  wäscht  mit  wenig  Äther  und 
trocknet  bei  100®.     Sie  dürfen  nicht  mehr  als  0,12  g  wiegen. 

Wassergehalt:  Das  Deutsche  Arzneibuch  verlangt,  daß  das 
Chininsulfat  bei  100®  getrocknet  nicht  mehr  als  15  Proz.  Wasser  verliert, 
was  einem  Salze  mit  7Ya  aq  entsprechen  würde.  Über  die  Bestimmung 
des  Wassergehaltes  siehe  auch  weiter  unten  bei  Chininhydrochlörid. 


glg  Organische  Präparate. 

Chininhydrochlarid  (Cj^jH^OaNaHCl -h  2H,0,  Molek.-Gew.: 
396,766),  das  nach  dem  Sulfat  das  wichtigste  und  gebräuchlichste  Chinin- 
salz  ist,  besteht  aus  weisen,  oft  büschelförmig  vereinigten  Nadein,  die 
sich  bei  15^  in  34  Teilen  Wasser  und  in  3  Teilen  Alkohol  lösen.  Die 
Lösungen  fluoreszieren  nicht. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen.  Anorganische  Stoffe:  wie  beim 
Sulfat. 

Saures  Ghininhjdrochlorid:  wie  beim  Sulfat.  (Für  gewöhn- 
lich reagiert  die  Lösung  des  Handelspräparates  gegen  Lackmuspapier 
schwach  alkalisch.) 

Chininsulfat:  Die  wäßrige  Lösung  (1:50)  darf  durch  ChlorbazTum- 
lösung  nur  sehr  schwach  getrübt  werden. 

Baryumchlorid:  Die  wäßrige  Lösung  (1:50)  darf  durch  Schwefel- 
säure nicht  verändert  werden. 

Wassergehalt:  Trocknet  man  Chininhydrochlorid  bei  100^,  so 
darf  es  nicht  mehr  als  9  Proz.  an  Gewicht  verlieren.  Schneller  kann 
man  sich  über  den  Krystallwassergehalt  des  Chininhydrochlorids 
orientieren,  wenn  man  dasselbe  in  folgender  Weise  maßanalytbch  be- 
stimmt: In  eine  Glasstöpselflasche  (von  150  ccm  Rauminhalt)  gibt  man 
100  ccm  absoluten  Alkohol  und  einige  Tropfen  einer  1-proz.,  wäßrigen 
Poirriers  Blau-Lösung  und  läßt  tropfenweise  ^/^  Norm.-Ealilaage  zufließen, 
bis  die  blaue  Farbe  der  Lösung  in  Rot  übergegangen  ist  und  auch  beim 
Schütteln  in  verschlossener  Flasche  nicht  mehr  in  Blau  zurückgeht. 
Alsdann  gibt  man  1  g  Chininhydrochlorid  zu,  wobei  die  blaue  Farbe 
zurückkehrt.  Auf  Zusatz  von  12,6  ccm  7^  Norm.-Ealilauge  darf  dieselbe 
noch  nicht  in  Rot  umschlagen,  wenn  das  Präparat  nicht  mehr  als  9  Proz. 
Wasser  enthält.  Eventuell  läßt  sich  durch  Austitrieren  auf  Rotfilrbung 
bestimmen,  wie  stark  das  untersuchte  Salz  verwittert  ist.  Nach  jedem 
Zusatz  von  Lauge  ist  die  Flasche  zu  verschließen,  da  sonst  durch  den 
Kohlensäuregehalt  der  Luft  Fehler  entstehen  können.  (Der  Indikator 
ist  sehr  säureempfindlich,  wodurch  es  auch  ermöglicht  wird,  die  an 
Chinin  gebundene  Mineralsäure  mit  Lauge  wie  eine  freie  Säure  zu 
titrieren.  Näheres  siehe  Zsch.  f.  angew.  Chem.  1903,  469.)  Verwendet 
man  unter  oben  genannten  Bedingungen  1  g  Chininsulfat,  so  erhält 
man  eine  trübe  Flüssigkeit,  in  der  man  aber  den  Farbenumschlag 
ebenfalls  gut  erkennen  kann.  Letzterer  darf  bei  richtigem  Wassergehalt 
nicht  vor  Zugabe  von  11,2  ccm  Y5  Norm.-Ealilauge  erfolgen. 

Fremde  Chinaalkaloide:  2  g  Chininhydrochlorid  löse  man  in 
einer  Porzellanschale  in  20  ccm  Wasser  bei  60^,  gebe  1  g  zerriebenes, 
nicht  verwittertes  Natriumsulfat  zu  imd  arbeite  mit  einem  Pistill  die 
Masse  gut  durch.  Nach  dem  Erkalten  stelle  man  die  Schale  in  Wasser 
von  15^,  lasse  eine  halbe  Stunde  bei  dieser  Temperatur  stehen,  filtriere 


.      Chloralhydrat.  817 

durcli  ein  trockenes  Filter  Yon  7  cm  Durchmesser  und  prüfe  5  ccm  des 
Filtrates  nach  Kern  er  wie  beim  Sulfat. 

Andere  Chininsalze  prüft  .man  mit  Berücksichtigung  ihres  sauren 
oder  neutralen  Charakters  und  des  betrefiEenden  Säurerestes  wie  das 
Sulfat  oder  Chlorid,  indem   man   sie  nötigenfalls  in  letztere  überführt. 

Chloralhydrat 

C  CI3 .  COH  .  H,  0.    Molek.-Gew.  165,374. 

Chloralhydrat  besteht  aus  farblosen,  durchsichtigen,  monoklinen 
Krjstallen,  die  bei  58^  schmelzen.  Es  löst  sich  leicht  in  Wasser,  AI- 
kohol  und  Äther,  langsam  und  weniger  leicht  in  Benzol,  Chloroform, 
Petroläther  und  Schwefelkohlenstoff«  Die  wäßrige  Lösung  reagiert  schwach 
sauer,  in  anderen  Lösungsmitteln  reagiert  Chloralhydrat  neutral. 

Übergießt  man  Chloralhydrat  mit  Kalilauge,  so  tritt  Chloroform- 
geruch auf.  (Identitäts-  imd  Farbenreaktionen  des  Chloralhydrats  siehe 
Mercks  Reag.-Verz.  1903,  163.) 

Prüfung  auf  Verunreimg\mgen,  Anorganische  Sto f f e :  1  g  Chloral- 
hydrat darf  beim  Erhitzen  keinen  wägbaren  Rückstand  hinterlassen. 

Salzsäure:  Die  alkoholische  Lösung  des  Chloralhydrats  (1 :  10) 
darf  durch  Silbemitratlösung  nicht  sofort  verändert  werden  und  darf 
blaues  Lackmuspapier  nicht  röten. 

Chloralalkoholat:  Übergießt  man  5  g  Chloralhydrat  mit  5  ccm 
farbloser  Salpetersäure  vom  spez.  Gew.  1,4,  so  darf  auch  bei  gelindem 
Erwärmen  keine  Gelbfärbung  eintreten.  Das  Deutsche  Arzneibuch  gibt 
folgende  Prüfung  an:  „0,2  g  Chloralhydrat  sollen  beim  yorsichtigen 
Erhitzen  in  offener  Schale  brennbare  Dämpfe  nicht  entwickeln."  Da 
letztere  Probe  zuweilen  zu  Irrtümern  Veranlassung  gibt,  ist  die  Probe 
mit  Salpetersäure  Yorzuziehen. 

Fremde  organische  Stoffe:  1  g  Chloralhydrat,  in  einem  mit 
Schwefelsäure  gespülten  Glase  mit  10  ccm  Schwefelsäure  geschüttelt, 
darf  letztere  innerhalb  einer  Stunde  nicht  färben. 

Quantitative  Bestimmung.  Chloralhydrat  setzt  sich  schon  in  der  Kälte 
mit  Kalilauge  quantitativ  in  Chloroform  und  ameisensaures  Kalium  um: 

C  eis .  COH  .  H,  0  4-  KOH  =  CH  CI3  +  HCP  .  OK  -f  Hj  0. 

5  g  Chloralhydrat  löst  man  in  50  ccm  Norm. -Kalilauge,  gibt 
Phenolph talein  zu  und  titriert  das  überschüssige  Kali  sofort  mit  Norm.- 
«Salzsäure.  Die  zur  Umsetzung  verbrauchten  ccm  Kalilauge  multipliziert 
man  mit  0,165374,  um  die  in  5  g  der  angewendeten  Substanz  enthaltene 
Menge  Chloralhydrat  zu  erhalten.  Enthält  das  Chloralhydrat  etwas  freie 
Salzsäure,  so  gibt  man  10  g  in  einen  100  ccm  MaBkolben,  setzt  0,5  g 
<]?alciumkarbonat  und  50  ccm  Wasser  zu   imd  schüttelt  einige  Minuten 

Uniersuchtingen.   5.  Atifl.   m.  52 


818  Org^sche  Präparate. 

gut  durch.  Alsdann  füllt  man  mit  Wasser  bis  zur  Marke  auf,  mischt 
gut  und  filtriert.  50  ccm  des  Filtrates  gibt  man  in  50  com  Norm.-Eali« 
lauge  \md  TerfiLhrt,  wie  oben  angegeben. 

Chloroform. 

CHClj.    Molek.-Gew.  119,358. 

Chloroform  ist  eine  klare,  farblose  Flüssigkeit  yon  eigentümlichem 
Gerüche.  Reinstes  Chloroform  hat  das  spez.  Gew.  1,502  und  den  Siede- 
pimkt  62^.  Das  Chloroform,  wie  es  zu  medizinischen  Zwecken  yerwendet 
wird,  soll  nach  Vorschrift  des  Deutschen  Arzneibuches  das  spez.  Gew. 
1,485 — 1,489  und  den  Siedepunkt  60 — 62®  haben.  Der  niedrigere  Siede- 
punkt imd  das  niedrigere  spez.  Gew.  haben  ihren  Grund  in  einem  Gehalt 
Yon  zirka  1  Proz.  Alkohol,  wodurch  das  Präparat  haltbarer  wird. 

Chloroform  löst  sich  nur  wenig  in  Wasser  (in  etwa  150  Teilen), 
leicht  in  Alkohol,  Äther,  Schwefelkohlenstoff,  in  fetten  imd  ätherischen 
Ölen.  Erwärmt  man  Chloroform  mit  Kalilauge  und  einem  Anilinsalz, 
so  tritt  der  widerliche  Isonitrilgeruch  auf. 

Prüfung  auf  Verunremigungen.  Anorganische  und  nicht  flüchtige 
organische  Stoffe:  20  ccm  Chloroform  dürfen  beim  Verdunsten  keinen 
wägbaren  Rückstand  hinterlassen. 

Salzsäure:  Schüttelt  man  20  ccm  Chloroform  mit  10 ccm  Wasser, 
so  darf  das  abgehobene  Wasser  blaues  Lackmuspapier  nicht  röten  und 
über  Silbemitratlösung  geschichtet  an  der  Berührungsstelle  beider  Flüssig- 
keiten keinen  trüben  Ring  zeigen. 

Chlor:  Schüttelt  man  5  ccm  Chloroform  mit  3  ccm  Wasser  und 
2  ccm  Jodzinkstärkelösung,  so  darf  weder  das  Chloroform  gefärbt  noch 
die  Stärkelösung  gebläut  werden. 

Fremde  organische  Stoffe:  Schüttelt  man  20  ccm  Chloroform 
mit  15  ccm  Schwefelsäure,  so  darf  sich  letztere  innerhalb  einer  Stunde 
nicht  färben,  (über  die  Aufbewahrung  des  Narkose-Chloroforms  vergL 
Merck s  Jahresberichte  1902,  43.) 

Chlorkohlenstoff:  Chloroform  soll  nicht  erstickend  riechen. 
20  ccm  Chloroform  versetzt  man  mit  einer  Lösung  von  3  Tropfen  Ani- 
lin in  5  ccm  Benzol.  Bei  Anwesenheit  von  Chlorkohlenstoff  entsteht 
eine  Trübung  oder  ein  krystallinischer  Niederschlag  von  Phenylham- 
stoff.     (Scholvien,  Pharm.  Centralh.  34,  611.) 

Alkohol:  Alkoholfreies  Chloroform  darf  Kaliumpermanganatlösung 
nicht  entfärben.  Einen  größeren  Gehalt  von  Alkohol  kann  man  nach 
H.  Hager  durch  Ausschütteln  von  Chloroform  mit  einer  Mischung  von 
4  Volum  Glyzerin  und  1  Volum  Wasser  in  einem  graduierten  Zylinder 
ermitteln. 


Chloroform.    Essigftther.  gl9 

Aldehyd:  Setzt  man  zu  10  ccm  Chloroform  1  com  NeBlers 
Reagens,  so  darf  sich  letzteres  nicht  fUrben.  Bei  Anwesenheit  von  Al- 
dehyd tritt  eine  braunrote  Färbung  oder  ein  grauer  Niederschlag  auf. 
Auch  beim  Schütteln  von  Chloroform  mit  Silbemitratlösung  erkennt  man 
Aldehyd  an  der  Braunfärbung  der  Silberlösung. 

Q^antitatwe  Beitmmung.  Eine  yolumetrische  Bestimmung  von  Chloro- 
form beschreibt  L.  de  Saint-M artin  in  Compt.  rend.  106,  492. 

Essigäiher. 

C,  Hg .  CO  .  0  CH3.    Molek.-Gew.  88,064. 

Essigäther  ist  eine  klare,  farblose,  flüchtige  Flüssigkeit  yon  eigen- 
tümlichem, erfrischendem  Geruch.  Er  mischt  sich  in  allen  Verhält- 
nissen  mit  Alkohol,  Äther,  Benzol  und  Chloroform  und  mit  17  Teilen 
Wasser. 

Yollkonmien  reiner,  wasser-  und  alkoholfreier  Essigäther  hat  das 
spez.  Gewicht  0,9068  imd  siedet  bei  77®.  Das  reine  Handelsprodukt, 
wie  es  auch  arzneilich  Verwendung  findet,  hat  das  spez.  Gewicht  0,900 
bis  0,904  imd  siedet  bei  74 — 76®.  Letzteres  enthält  noch  Spuren  Yon 
Wasser  und  Alkohol. 

Pruflmg  auf  Verunreinigungen.  Anorganische  und  nicht  flüchtige 
organische  Stoffe:  50  ccm  Essigäther  dürfen  beim  Verdunsten  auf  dem 
Wasserbade  keinen  Rückstand  hinterlassen. 

Freie  Säure  (Essigsäure):  Wirft  man  ein  Stückchen  blaues 
Lackmuspapier  in  Essigäther,  so  darf  es  nicht  sofort  gerötet  werden. 

Amylyerbindungen  und  Buttersäureester:  Übergießt  man 
Filtrierpapier  mit  Essigäther  und  läßt  bei  gewöhnlicher  Temperatur  ver- 
dunsten, so  darf  kein  Geruch  nach  fremden  Estern  auftreten,  sobald  der 
Geruch  nach  Essigäther  verschwunden  ist. 

Amylalkohol  und  organische  Verunreinigungen:  Schichtet 
man  einige  ccm  Essigäther  über  Schwefelsäure,  so  darf  an  der  Berührungs- 
fläche der  beiden  Flüssigkeiten  keine  gefUrbte  Zone  entstehen. 

Wasser  und   Alkohol:     Schüttelt  man  25  ccm  Essigäther  mit 
25  ccm  gesättigter  Chlorcalciumlösung  eine  Minute  lang  kräftig  durch, 
so  darf  eine  kaum  merkliche  Zunahme  der  Chlorcalciumlösung  stattfinden. 
Anmerkung:     Schüttelt    man    mit   Wasser    aus,     so    nimmt    das 
Volumen  des  Wassers  um  2 — 2,5  ccm  zu,  infolge  Aufiiahme  von  Essig- 
äther,   aber  auch   der  Essigäther  nimmt  Wasser   auf.     Die  Benützung 
einer  kaltgesättigten  Chlorcalciumlösung  in  Wasser  läßt  eine  bessere  Be- 
urteilung des  Wasser-  oder  Alkoholgehaltes  zu,  da  Wasser  und  Alkohol 
vollständig  von  der  Chlorcalciumlösung  aufgenommen  werden.     Ein  mehr 
als  zulässiger  Wassergehalt  ist  auch  an  der  trüben  Löslichkeit  in  Benzol 

52» 


g20  .Organische  Präparate. 

kenntlich.  1  ccm  (offizinelier)  Essigäther  muß  sich  in  10  com  Benzol 
klar  lösen.  Vollkommen  wfisserfreier  Essigäther  mischt  sich  auch  mit 
Qffizinellem  Paraffinöl  klar. 


Esaigsänre. 

Cfia  .  CO  OH.     Molek.-Gew.  60,032. 

Reine  Essigsäure  kommt  im  Handel  in  yerschiedener  Stärke  vor. 
Die  beiden  wichtigsten  Sorten  sind  die  96-proz.  mit  dem  spez.  Gew. 
1,064,  wie  sie  vom  Deutschen  Arzneibuch  vorgeschrieben  wird,  und  die 
99-proz.  Säure,  der  sogenannte  Eisessig  oder  Acid.  acetic.  glaciale  mit 
dem  spez.  Gew.  1,060.  Beide  Sorten,  wie  auch  die  weniger  konzentrierten 
Sorten  des  Handels,  müssen  die  unten  angegebenen  Proben  aushalten, 
wenn  sie  für  rein  gelten  sollen. 

Die  konzentrierte  Essigsäure  ist  eine  farblose,  stechend  sauer 
riechende  Flüssigkeit,  welche  bei  niedriger  Temperatur  (etwa  bei  10®^ 
erstarrt  und  bei  117°  siedet.  .  Sie  ist  in  Wasser,  Alkohol  und  Äther  in 
jedem  Verhältnis  löslich. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen.  Anorganische  Stoffe  und  nicht 
flüchtige  organische  Stoffe:  50  g  Essigsäure  dürfen  beim  Verdunsten 
nicht  mehr  als  1  mg  Rückstand  hinterlassen. 

Metalle  undErden:  20  g  Essigsäure,  mit  8Qg  Wasser  verdünnt, 
dürfen  mit  SchwefelwasserstojQPwasser  keine  Braunfarbung  zeigen.  10  g 
Essigsäure,  mit  90  g  Wasser  verdünnt,  müssen,  mit  überschüssiger  Am- 
moQiakflüssigkeit  versetzt,  auch  nach  längerem  Stehen  in  der  Wärme  auf 
Zusatz  von  Schwefelammon  und  Ammonoxalatlösung  unverändert  bleiben. 

Arsen:  2  ccm  Essigsäure,  mit  6  ccm  Zinnchlorürlösung  versetzt, 
dürfen  innerhalb  einer  Stunde  keine  Färbung  zeigen.  Besser  als  Zinn- 
chlorürlösung (Bettendorfs  Reagens),  welches  meistens  schwach  gelb- 
lich gefärbt  ist,  verwendet  man  eine  Lösung  von  unterphosphorigsaurem 
Natrium  in  Salzsäure.  Man  stellt  letztere  her,  indem  man  1  Teil  unter- 
phosphorigsaures  Natrium  mit  2  Teilen  Salzsäure  vom  spez.  Gew.  1,19 
anreibt  und  nach  10  Minuten  durch  Glaswolle  von  gebildetem  Chlor- 
natrium abfiltriert.  Dieses  Reagens  ist  vollkommen  farblos  und  empfind- 
licher als  Zinnchlorürlösung. 

Schwefelsäure:  Eine  zum  Sieden  erhitzte  Lösung  von  10g  Essig- 
säure in  150  ccm  Wasser  darf  nach  Zusatz  von  Chlorbarjumlösung  auch 
nach  mehrstündigem  Stehen  keine  Bildung  von  Barvumsulfat  erkennen 
lassen. 

Salzsäure:  Eine  Lösung  von  5  g  Essigsäure  in  50  ccm  Wasser 
darf  nach  Zugabe  von  Salpetersäure  durch  Silbemitratlösung  nicht  ver- 
ändert werden. 


Essigsäure.  g21 

Empyreuma  und  schweflige  Säure:  3  ccm  Yioo  N,-Kalium- 
permanganatlösung,  mit  15  ccm  Wasser  Terdünnt,  dürfen  innerhalb 
7^  Stunde  durch  5  g  Essigsäure  nicht  entfärbt  werden.  Eine  frisch  be- 
reitete Mischung  Yon  Essigsäure  und  Schwefelwasserstoffwasser  muB 
klar  sein. 

Die  zu  technischen  Zwecken,  wie  z.  B.  in  der  Farbenindustrie,  ver- 
wendete Essigsäure  hat  nur  geringeren  Anforderungen  zu  entsprechen, 
imd  muß  man  in  diesem  Falle  die  oben  angegebenen  Prüfungen  entsprechend 
abschwächen.  Für  eine  solche  Säure  kommt  in  erster  Linie  der  Gehalt 
in  Betracht,  der  durch  Titrieren  zu  bestimmen  ist. 

QuantiUUive  Bestimmung. 

1.  Durch  Titration:  Die  mit  Wasser  verdünnte  Essigsäure  titriert 
man  mit  Normal  -  Kalilauge  unter  Verwendung  von  Phenol- 
phtalein  als  Indikator.  1  ccm  Normal  -  Kalilauge  entspricht 
0,060032  g  Essigsäure. 

2.  Eine  gasvolumctrische  Bestimmung  beschreibt  H.  Kux  in'  der 
Ztschr.  f.  analyt.  Chem.  82,  138. 

3.  Durch  Bestimmung  des  spez.  Gewichtes  unter  Benützung  der 
Tabelle  von  Oudemann:  Beim  Mischen  der  konzentrierten 
Essigsäure  mit  Wasser  tritt  eine  Kontraktion  ein  und  ein  da- 
durch bewirktes  Steigen  des  spez.  Gewichtes,  dessen  Maximum 
dem  Hydrate  C,  H^  Oj  +  H,  0  der  Orthoessigsäure  [G  H3  C  (0H)3] 
entspricht.  Letzteres  enthält  77  Proz.  Säure  und  hat  das  spez. 
Gewicht  1,0748.  Bei  weiterem  Verdünnen  mit  Wasser  nimmt 
dann  das  spez.  Gewicht  wieder  ab,  so  daß  eine  51-proz.  Säure 
fast  dasselbe  spez.  Gewicht  hat  wie  eine  97-proz.  Das  spez. 
Gewicht  über  1,0553  entspricht  zwei  Säuren  von  verschie- 
dener Stärke.  Man  bestimmt  deshalb  das  spez.  Gewicht  der 
zu  untersuchenden  Säure  und,  wenn  sie  ein  spez.  Gewicht  über 
1,0553  hat,  verdünnt  man  sie  mit  nicht  zu  viel  Wasser.  Nimmt 
das  spez.  Gewicht  zu,  so  war  die  Säure  stärker  als  77  Prozent, 
nimmt  sie  ab,  so  war  sie  schwächer  als  77  Prozent.  Das  Üb- 
rige ist  aus  der  umstehenden  Tabelle  ersichtlich. 

Das  wichtigste  Rohprodukt  für  die  Essigsäurefabrikation  ist  das 
technische  CnUeiufnaceiat,  das  sich,  mehr  oder  weniger  mit  Calcium- 
Jcarbonat,  empyreumatischen  und  zersetzten  organischen  Stoffen  verun- 
reinigt, als  eine  graue  bis  bräunt  Masse  im  Handel  befindet.  Für  seine 
Wertbestimmung  ist  der  Gehalt  an  reinem  essigsauren  Kalk  bezw.  an 
Essigsäure  maßgebend,  weshalb  man  sich  bei  seiner  Prüfung  auf  die  Be- 
stinunung  des  Essigsäuregehaltes  beschränken  kann,  die  nach  Fresenius 
(Zeitscbr.  für  analyt.  Chem.  1866,  315  und  1875,  172)  durch  Destillation 
mit  Phosphorsäure  in  folgender  Weise  vorgenommen  wird. 


822 


Organische  Prftparat«. 


Vol 

amgewicht  der  Essigsäure  bei  15*  nach  0 

ademann. 

VoL-G«w. 

ProB. 

VoL-Gow. 

Pros. 

VoL-Gew. 

Pros. 

VoL-Gew. 

Proz. 

10007 

1 

1-0363 

26 

10623 

51 

1-0747 

76 

10022 

2 

1-0375 

27 

10631 

52 

1-0748 

77 

1-0037 

3 

10388 

28 

1-0638 

53 

1-0748 

78 

10052 

4 

1-0400 

29 

1-0646 

54 

1-0748 

79 

1-0067 

5 

1-0412 

30 

1-0653 

55 

1-0748 

80 

1-0083 

6 

1-0424 

31 

10660 

56 

1-0747 

81 

1-0098 

7 

1-0436 

32 

1-0666 

57 

1-0746 

82 

10113 

8 

1-0447 

33 

1-0673 

58 

1-0744 

83 

1-0127 

9 

1-0459 

34 

1-0679 

59 

1-0742 

84 

10142 

10 

1-0470 

35 

1-0685 

60 

1-0789 

85 

10157 

11 

10481 

36 

1-0691 

61 

1-0736 

86 

1-0171 

12 

1-0492 

37 

1-0697 

62 

1-0731 

87 

1-0185 

13 

1-0502 

38 

10702 

63 

10726 

88 

1-0200 

14 

10513 

39 

1-0707 

64 

10720 

89 

1-0214 

15 

10523 

40 

10712 

65 

1-0718 

90 

10228 

16 

1-0533 

41 

10717 

66 

1-0705 

91 

1-0242 

17 

10543 

42 

1-0721 

67 

1-0696 

92 

1-0256 

18 

10552 

43 

10725 

68 

1-0686 

93 

1-0270 

19 

1-0562 

44 

10729 

69 

1-0674 

94 

1-0284 

20 

1-0571 

45 

1-0733 

70 

1-0660 

95 

1-0298 

21 

1-0580 

46 

1-0737 

71 

1-0644 

96 

1-0311 

22 

10589 

47 

10740 

72 

1-0625 

97 

1-0324 

23 

1-0598 

48 

1-0742 

73 

1*0604 

98 

10337 

24 

1-0607 

49 

1-0744 

74 

1-0580 

99 

10350 

25 

1-0615 

50 

1-0746 

75 

1-0558 

lOO 

In  eine  tubulierte  Retorte  Ton  geeigneter  GrOße,  deren  Hais  man 
in  stumpfem  Winkel  gebogen  und  mit  einem  Liebigschen  Küliler  luft- 
dicht verbunden  hat,  gibt  man  5  g.  des  zu  prüfenden  Calciumacetatea, 
setzt  50  ccm  Wasser  und  50  ccm  Phosphors&ure  (^i  Ton  flüchtigen 
Säuren)  vom  spez.  Gewicht  1,2  zu  und  erhitzt  die  Mischung  auf  dem 
Sandbade,  bis  fast  alle  flüchtigen  Teile  derselben  überdestilliert  sind,  d.  h. 
bis  fast  zur  Trockne.  Das  Destillat  wird  unter  soi^;fliltiger  Vermeidung 
von  Verlusten  in  einem  250  ccm  fassenden  Maßkölbchen  aufgefangen. 
Nach  dem  Erkalten  des  RetorteninhfCltes  fügt  man  zu  dem  Rückstand 
50  ccm  Wasser  und  destilliert  abermals  bis  fast  zur  Trockne  ab.  Dieselbe 
Operation  wird  dann  noch  ein  drittes  Mal  ausgeführt  und  hierauf  das 
gesamte  Destillat  mit  Wasser  auf  250  ccm  ergänzt.  50  com  dieser  Mischung 
titriert  man  mit  Normal-Natronlauge  unter  Verwendung  Ton  Phenolphtalein. 
Es    entspricht    1  ccm   Normal-Natronlauge   0,060032  g   Essigsäure    oder 


Calciamftcetat*  g23 

« 

0,079074  g  Calciumacetat.  Die  yerbrauchte  Anzahl  ccm  Natronlauge,  mit 
6,0032  multipliziert,  ergibt  den  Prozentgehalt  des  untersuchten  Präparates 
an  Essigsäure  (GH,  COOH),  mit  7,9074  multipliziert,  den  Prozentgehalt 
an  wasserfreiem  Calciumacetat  [Ca  (C,  H3  O,)!]. 

Die  dreifache  Destillation,  wie  sie  oben  angegeben  ist,  läBt  sich 

durch  eine  Abänderung   des  Verfahrens   umgehen.     Zu    diesem  Zwecke 

yerbindet  man  die  tubulierte  Ketorte  mit  einem  Dampfkesselchen  oder 

in  Ennangelung  eines  solchen  mit  einem  geeigneten  Glaskolben  in  der 

Art,  daß  die  Zuleitung  des  Dampfes  zur  Eetorte  jederzeit  bewerkstelligt 

oder  unterbrochen   werden   kann.    Der  Dampf  selbst   muß  mittels  eines 

gebogenen  Glasrohres   bis  auf  den  Boden  der  Retorte  geleitet  werden 

können.    Sobald  nun  die  oben  erwähnte  Mischung  durch  Erhitzen  auf 

dem  Sandbade  den  größten  Teil  ihrer  flüchtigen  Stoffe  durch  Abdestillieren 

abgegeben  hat,  läßt  man  Dampf  durch  den  dicklichen  Rückstand  streichen 

und  yermindert  gleichzeitig  das  Erhitzen  des  Sandbades*    Als  Vorlage 

benützt  man  bei  der  Dampfdestillation  ein  Maßkölbchen  von  500  ccm. 

Die  Destillation  wird   unterbrochen,    sobald   die   übergehenden  Tropfen 

nicht  mehr  sauer  reagieren,  das  Maßkölbchen  wird  alsdann  bis  zur  Marke 

mit  Wasser  gefüllt  und  der  Inhalt  desselben  durch  IJmschütteln  gemischt. 

Bei  Verwendimg  von  5  g  essigsaurem  Kalk  und  der  obigen  Berechnung 

titriert  man  100  ccm  der  so  erhaltenen  Essigsäurelösung. 

Bei  dieser  Essigsäurebestimmungsmethode  werden  die  im  essigsauren 
£alk  enthaltenen  kleinen  Mengen  yon  homologen  Säuren  (Propionsäure, 
Buttersäure  etc.)  mit  der  Essigsäure  mitbestimmt  und  als  solche  in 
Rechnung  gebracht,  was  für  die  Technik  für  gewöhnlich  nicht  yon  Be- 
lang ist.  Sollte  aber  ein  besonderer  Wert  auf  die  Eruierung  dieser 
Säuren  gelegt  werden,  so  empfiehlt  sich  das  yon  E.  Luck  (Zeitschr. 
für  analyt.  Chem.  1871,  184)  angegebene  Prüfungsyerfahren,  das  auf  der 
yerschiedenen  Löslichkeit  der  Barynmsalze  der  genannten  Säuren  in 
absolutem  Alkohol  beruht. 

Das  in  der  beschriebenen  Weise  erhaltene  Destillat  wird  mit  Baryum- 
hydroxyd  neutralisiert,  zur  Trockne  yerdampft  xmd  mit  800  ccm  absolutem 
Alkohol  ausgekocht.    Die  so  erhaltene  Lösung,  welche  die  Baryumsalze 
der  homologen  Säuren  und  auf  100  ccm  0,0284  g  Baryumacetat  enthält, 
wird  nach  dem  Erkalten  filtriert  und  nach  dem  Verdunsten  des  Alkohols 
in  wäßriger  Lösung   das  Baryum  durch  Schwefelsäure  geföllt  und    als 
Baryumsulfat  zur  Wägung  gebracht.    Von  dem  gefundenen  Gewichte  des 
letzteren   wird   als  Korrektur   für   das   in  800  ccm  Alkohol  in  Lösung 
gegangene  Baryumacetat  0,2072  g  in  Abzug  gebracht  und  die  so  restierende 
Menge   Baryumsulfat  auf  essigsauren  Kalk  umgerechnet.     (1  g  Baryum- 
sulfat =  0,6774  g  Calciumacetat.)    Die  so  gefundene  Menge  Calciumacetat 
wird  yon  der  durch  Titrierung  gefundenen  Menge  abgezogen. 


g24  Organische  Präparate. 

Enthält  der  zu  prüfende  essigsaure  Kalk,  bemerkenswerte  Mengen 
Yon  Ghlorcalciuni,  so  ist  das  bei  dem  beschriebenen  Verfahren  erhaltene 
Destillat  salzsäurehaltig.  Man  prüft  dasselbe  daher,  indem  mui  einen 
Teil  desselben  mit  Salpetersäure  und  Silbemitratlösung  versetzt.  £nt* 
steht  nur  eine  schwache  Opaleszenz,  so  kann  von  der  Berücksichtigung 
der  minimalen  Salzsäurespuren  abgesehen  werden,  tritt  aber  auf  Zu- 
satz Ton  Silbemitrat  ein  Niederschlag  von  Chlorsilber  ein,  so  muß  der 
Oehalt  des  Destillates  an  Salzsäure  titrimetrisch  mit  Normal-Silbemitrat- 
lösung oder  durch  Wägung  des  entstandenen  Chlorsilbers  festgestellt 
und  in  Rechnung  gebracht  werden. 

Formaldehyd. 

HCHO.     Molek.-Gew.  30,016 

Formaldehyd  ist  eine  farblose,  stechend  riechende  Flüssigkeit,  die 
sich  mit  Wasser  und  Alkohol  in  jedem  Verhältnis  mischen  läßt.  Das 
spez.  Gewicht  der  Handelsware  schwankt  je  nach  dem  Gehalt  yon  Formal- 
dehyd und  Methylalkohol  zwischen  1,08  und  1,095,  der  Gehalt  an  Formal- 
dehyd zwischen  35  und  40  Proz.  Die  reinste  Handelsware  ist  die  für 
medizinische  Zwecke  verwendete.  Das  Deutsche  Arzneibuch  verlangt  ein 
spez.  Gew.  von  1,079 — 1,081  und  etwa  35  Proz.  Formaldehyd.  Das 
spez.  Gew.  allein  gibt  keinen  verlässigen  Aufschluß  über  den  Gehalt 
oder  die  Stärke  des  Formaldehyds,  da  der  Formaldehyd  des  Handels 
immer  etwas  Methylalkohol  enthält,  von  dem  das  spez.  Gew.  herab- 
gedrückt wird,  unter  1,079  soll  ein  guter  haltbarer  Formaldehyd  für 
gewöhnlich  nicht  haben.  Die  sog.  Pharmakopoe  wäre  hat  bis  zu  15  Proz. 
Methylalkohol,  der  40-prozentige  Formaldehyd  bis  zu  20  Proz.  Methyl- 
alkohol. Bei  einem  Präparate,  das  weniger  Methylalkohol  enthält,  ist 
man  der  Eventualität  ausgesetzt,  daß  sich  bei  niedriger  Temperatur 
Paraformaldehyd  ausscheidet.  (Vergl.  Merck s  Jahresberichte  XVII,  79.) 
Über  quantitative  Bestimmung  des  Methylalkohols  im  Formaldehyd  siehe 
Zsch.  analyt.  Chem.  48,  387  und  401  oder  Zsch.  angew.  Chem.  1904,  673. 

Ammoniakalische  Silberlösung  und  Fehlingsche  Lösung  werden 
durch  Formaldehyd  reduziert;  fuchsinschweflige  Säure  wird  durch  Formal- 
dehyd intensiv  gerötet;  die  ammoniakalische  Formaldehydlösung  gibt 
mit  Bromwasser  einen  weiflen  Niederschlag  (Hexamethylentetramin- 
bromid).  Beim  Verdampfen  des  Formaldehyds  auf  dem  Wasserbade 
hinterbleibt  eine  weLße,  amorphe  Masse  (Triozymethylen),  die  in  Wasser 
unlöslich  ist  und  bei  stäkerem  Erhitzen  sich  vollständig  verflüchtigt. 
Wird  Formaldehyd  mit  Anunoniakflüssigkeit  stark  alkalisch  gemacht 
und  auf  dem  Wasserbade  erhitzt,  so  bleibt  ein  weifler,  krystallinischer 
Rückstand .  (Hexamethylentetramin),  der  sich  in  Wasser  leicht  löst. 


Foxjnaldehyd.    Gallussäure.  g25 

Prüfung  avf  Verunreimgungen.  Freie  :Säure:  10  com  Formaldehyd, 
mit  10  Tropfen  Normal -Kalilauge  yersetzt,  darf  keine  saure  Reaktion 
zeigen.  Zuweilen  enthält  der  Formaldehyd  bis  zu  0,2  Pxoz.  Ameisensäure. 

Salzsäure:  Mit  Silbemitratlösung  versetzt,  darf  Formaldehyd 
höchstens  eine  sehr  geringe  Opaleszenz  zeigen,  mit  dem  vierfachen  Yolumen 
Wasser  verdünnt,  darf  er  sich  mit  Silbemitratlösung  nicht  verändern. 

Schwefelsäure:  Mit  Baryumchloridlösung  versetzt,  darf  sich 
Formaldehyd  nicht  verändern.. 

Schwermetalle:  Mit  Schwefel wasderstoffwasser  versetzt,  darf  sich 
Formaldehyd  nicht  färben.  Geringere  Handelssorten  enthalten  zuweilen 
bis  zu  0,01  Proz.  Eupferoxyd,  halten  diese  Probe  also  nicht  aus. 

Anorganische  Salze:  Werden  5  ccm  Formaldehyd  verdunstet 
und  bei  Luftzutritt  geglüht,  so  darf  kein  wägbarer  Rückstand  bleiben. 
Oft  enthält  auch  der  reinste  Formaldehyd  minimale  Spuren  von  Eisen. 

Quantäative  Bestimmung .  Siehe  unter  „Organische  Farbstoffe,  von 
Prof.  Br.  ß.  Gnehm"  in  diesem  Bande. 


GaUnssäiire. 

Cß  H,  (0H)8  CO  OH  +  Hj  0.    Molek.-Gew.  188,064. 

Keine  Gallussäure  kommt  in  farblosen  oder  schwach  gelblich  ge* 
färbten  Nadeln  oder  Prismen  in  den  Handiel,  die  einen  säuerlichen,  zu- 
sammenziehenden Geschmack  besitzen  und  bei  220^  imter  langsamer 
Zersetzung  schmelzen.  Gallussäure  löst  sich  in  130  Teilen  Wasser  von 
15°  und  in  3  Teilen '  siedendem  Wasser,  in  5  Teilen  Alkohol,  40  Teilen 
Äther  und  10  Teilen  Glyzerin., 

Eisenchlorid  erzeugt  in  der  Lösung  der  Gallussäure  einen  blau- 
schwarzen Niederschlag.  Die.  mit  überschüssigem  Alkali  versetzte,  wäßrige 
Lösung  wird  beim  Stehen  an  der  Luft  rotbraun  bis  schwarz.  Durch 
Cyankalium  wird  die  wäßrige  Lösung  rot  gefärbt. 

(Unterscheidungsreaktionen  von  Gallus-  und  Gerbsäure  siehe  Zsch. 
f.  analyt.  Chem.  28,  103,  351;  81,  88;  86,  590;  Ghem.-Ztg.  1889  Rep.  39 
und  1890  Rep.  191;  Pharm.  Centralh.  1899,  302  und  Mercks  Reag.-Verz. 
1903,  165.) 

Prüfung  auf  Verunreinigungen,  Anorganische  Stoffe:  1  g  Gallus- 
säure darf  beim  Yerbrennen  an  der  Luft  keinen  wägbaren  Rückstand 
hinterlassen. 

Schwefelsäure:  Die  heiße,  wäßrige  Lösung  der  Gallussäure 
[1  :  20)  darf  durch  Baryumchloridlösung  nicht  verändert  werden,  oder  es 
iarf  nur  eine  sehr  geringe  Opaleszenz  eintreten. 

Wassergehalt:  Trocknet  man  Gallussäure  bei  100^  bis  zur  Ge- 
Krichtskonstanz,  so  darf  sie  nicht  mehr  als  10  Proz.  an  Gewicht  abnehmen 


826  Organische  Präparate. 

Oxydationsprodukte:  Die  wäßrige  Lösung  1 :  20  muß  fast 
farblos  sein  oder  darf  doch  nur  wenig  gelbbräunlich  geförbt  sein. 

Gerbsäure:  Die  wäßrige  Lösung  Ton  Gallussäure  darf  durch 
Eiweiß-  oder  Gelatinelösung  nicht  geeilt  werden. 

Zur  quantitativen  Bestimmung  der  Gerbsäure  in  Gallussäure  bedient 
man  sich  der  von  Dreaper  (Joum.  of  the  Soc.  of  Chem.  Industry  18,  412.) 
angegebenen  Methode.  Zu  diesem  Zwecke  löst  man  5  g  der  2u  unter- 
suchenden Gallussäure  in  1  Liter  Wasser.  100  ccm  dieser  Lösung  Ter- 
setzt  man  mit  etwa  1  g  in  Wasser  angeschlämmten  Barjumkarbonats 
(zur  Bindung  der  bei  der  Operation  frei  werdenden  Schwefelsäure),  er- 
hitzt auf  90^  und  läßt  so  lange  Y^  N.-Eupfersulfatlösung  zufließen,  bis 
Kupfer  in  der  Lösung  durch  Ferrocyankalium  nachweisbar  ist.  Den  Nach- 
weis, ob  Kupfer  im  Überschuß  vorhanden  ist,  führt  man  durch  Tüpfel- 
reaktionen  aus,  indem  man  einen  Tropfen  der  Lösung  auf  Filtrierpapier 
gibt  und  einen  Tropfen  Ferrocyankaliumlösung  zufließen  läßt.  Braunfitfbung 
zeigt  das  Ende  der  Titration  an.  Hat  man  so  in  100  ccm  obiger  Lösung 
(d.  i.  für  0,5  g  Substanz)  den  Verbrauch  an  Kupferlösung  für  Gallussäure 
xmd  Gerbsäure  zusammen  bestimmt,  so  fällt  man  in  200  ccm  derselben 
Lösung  die  Gerbsäure  durch  Gelatinelösung,  indem  man  28,6  ccm  2-proz. 
Gelatinelösung  zugibt,  die  Mischung  mit  Kochsalz  sättigt,  5  g  Barjum- 
sulfat  und  10  ccm  verdünnter  Schwefelsäure  (1  :  20)  zufügt  und  auf 
400  ccm  auffüllt.  Man  schüttelt  gut  um  und  filtriert  von  der  ausge- 
schiedenen Gerbsäure  ab.  In  200  ccm  des  Filtrates  bestimmt  man  durch 
Titration  mit  Kupferlösung  den  Gehalt  an  Gallussäure.  Aus  der  Differenz 
der  zwei  ausgeführten  Titrationen  ergibt  sich  die  in  der  angewendeten 
Menge  Gallussäure  enthaltene  Gerbsäure. 

Den  Titer  der  Kupferlösung  stellt  man  am  besten  durch  Einstellen 
auf  reine  Gallussäure  und  reines  Tannin  fest.  Gallussäure  ist  zu  diesem 
Zwecke  im  Handel  genügend  rein  erhältlich,  Gerbsäure  stellt  man  sich 
genügend  rein  dar,  indem  man  reines  Tannin  mit  Äther  ausschüttelt,  bis 
es  mit  Kaliumcyanid  nicht  mehr  reagiert,  und  es  dann  bis  zur  Grewichts- 
konstanz  trocknet.  Mit  dieser  Methode  kann  man  den  Gehalt  an  Gallus- 
säure und  Gerbsäure,  wenn  nur  eine  dieser  Säuren  vorhanden  ist,  oder 
beide  zusammen,  genau  bestimmen,  bei  der  Einzelbestimmung  in  Ge- 
mengen beider  Säuren  wird  der  Gehalt  an  Gerbsäure  aber  etwas  zu 
hoch  gefunden,  da  bei  der  Trennung  mit  Gelatinelösung  etwas  Gallus- 
säure mitgefällt  wird. 

Gelatiiie. 

Die  beste  Gelatine  des  Handels  besteht  aus  farblosen  oder  fast  farb- 
losen, dünnen,  durchsichtigen  Tafeln,  welche  einen  glasartigen  Glanz  be- 
sitzen und  weder  einen  Geschmack  noch  einen  Geruch  aufweisen  dürfen. 


Gelatine.    HjdrochiDOD.  g27 

Gelatine  quillt  in  Wasser  auf  und  löst  sich  leicht  in  heiBem 
Wasser.  Die  heüe*  Lösung  muß  klar  oder  nur  opalisierend  sein.  Beim 
Erkalten  muB  eine  Lösung  von  1  g  Gelatine  in  100  ccm  Wasser  noch 
gallertartig  erstarren.  Gelatine  ist  in  Alkohol  und  Äther  unlöslich. 
Eine  verdünnte,  wäßrige  Lösung  von  Gelatine  wird  durch  Gerbsäure- 
lösung flockig  gefällt. 

Prüfung  auf  Verunreimgungm.  Anorganische  Stoffe:  1  g  Gelatine 
soll  beim  Verbrennen  nicht  mehr  als  0,02  g  Rückstand  hinterlassen. 

Freie  Säuren:  Gibt  man  ein  Stückchen  blaues  Lackmuspapier 
in  eine  heiße  Lösung  yon  1  g  Gelatine  in  100  ccm  Wasser,  so  darf  das 
Lackmuspapier  nicht  gerötet  werden.  (Prüfung  des  Deutschen  Arznei- 
buches.) Nach  meiner  Erfahrung  ist  im  Handel  keine  Gelatine  anzutreffen, 
die  frei  von  Säure  ist  (vergl.  Mercks  Jahresberichte  1900,  31).  Ich 
fand  in  den  feinsten  Handelssorten  bis  zu  1  Proz.  freie  Säure  (auf  H,  SO4 
berechnet).  Nimmt  man  letztere  als  zulässiges  Maximum  an,  so  prüft 
man  in  folgender  Weise:  Eine  warme  Lösung  yon  1  g  Gelatine  in  100  ccm 
Wasser  muB  nach  Zusatz  TOn  0,2  ccm  Normal-Kalilauge  rotes  Lackmus- 
papier blau  färben. 

Wasser:  Ben  Wassergehalt  der  Gelatine  bestinmit  man  durch 
Trocknen  bei  105^.  Ein  gutes  Präparat  sollte  nicht  mehr  als  20  Proz. 
Wasser  enthalten.  Zur  Prüfung  der  Gelatine  vergl.  auch  :vanderWielen, 
Pharm.  Weekblad  1901,  No,  15  oder  Pharm.  Ztg.  1901,  362. 


Hydrochinon. 

CeH^  .  OH  .  OH.     Molek..Gew.  110,048. 

Hydrochinon  besteht  aus  färb-  und  geruchlosen,  sechsseitigen 
Prismen,  die  bei  169^  schmelzen  und  bei  höherer  Temperatur  unzersetzt 
sublimieren.  Bas  sublimierte  Hydrochinon  bildet  monokline  Blättchen. 
Es  löst  sich  in  17  Teilen  Wasser  von  15^,  leichter  in  heiBem  Wasser, 
in  Alkohol  und  Äther.     In  kaltem  Benzol  ist  es  schwer  löslich. 

Die  wäßrige  Lösung  reduziert  Silberlösung  schon  bei  gewöhnlicher 
Temperatur,  Fehlingsche  Lösung  erst  beim  Erwärmen.  Eisenchlorid, 
in  geringer  Menge,  färbt  die  Lösung  vorübergehend  blau,  auf  weiteren 
Zusatz  Ton  Eisenchlorid  verschwindet  die  Blaufärbung,  und  es  scheiden 
sich  kleine,  grünlich  schimmernde  Krystallblättchen  aus  (Ghinhydron). 
Zum  Unterschied  von  Brenzkatechin  und  Kesorcin  wird  die  wäfirige 
Lösung  des  Hydrochinons  weder  durch  Bleiacetat  noch  durch  Bleiessig 
gefallt. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen,     Anorganische  Stoffe:    1  g  Hydro- 
chinon muß  beim  Erhitzen  ohne  Rückstand  flüchtig  sein. 


g28  Organische  Präparate. 

C  h  i  n  0  n :  Die  Hydrochinonkrjstalle  müssen  Tollkommen  farblos  sein. 

Phenol:  Die  wäßrige  Lösung  darf  durch  Eisenchlorid  nicht  dauernd 
violett  gefärbt  werden  und  beim  Kochen  keinen  Geruch  nach  Phenol  ab- 
geben. 

Schwefelsäure:  Die  kaltgesättigte,  wäßrige  Lösung  von  Hydro- 
chinon  darf  durch  Chlorbaryumlösung  nicht  verändert  werden. 


Jodoform. 

CHJ3.     Molek.-Gew.  393,558. 

Jodoform  besteht  aus  hexagonalen  Täfelchen  oder  Blättchen  o4er 
aus  6-seitigen  Krystallen  von  zitrongelber  Farbe  und  eigentümlichem,  an 
Safran  erinnerndem  Geruch.  £s  schmilzt  bei  119^  und  zersetzt  sich  bei 
höherer  Temperatur  unter  Jodabscheidung.  Es  löst  sich  in  5,5  Teilen 
Äther,  in  25  Teilen  absolutem  Alkohol,  in  etwa  50  Teilen  90-prozentigem 
Alkohol  und  in  75  Teilen  Eisessig;  es  löst  sich  auch  in  Benzol,  Chloro- 
form, Petroläther  und  in  Schwefelkohlenstoff.  In  Wasser  ist  es  fast 
unlöslich. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen,  Anorganische  Stoffe:  1  g  Jodo- 
form darf  beim  Erhitzen  keinen  wägbaren  Rückstand  geben. 

Alkalijodide  und  Chloride:  Schüttelt  man  1  g  Jodoform  nfit 
10  ccm  Wasser,  so  darf  das  Filtrat  durch  Silbemitratlösung  sofort  nur 
opalisierend  getrübt  werden. 

Alkalikarbonate  und  Sulfate:  Dasselbe  Filtrat  darf  durch 
Baryumchloridlösung  nicht  verändert  werden. 

Wasser:  In  der  10-fachen  Menge  Petroläther  muß  sich  Jodoform 
vollkommen  klar  auflösen. 

Quantitatwe  Bestimmung,  Etwa  1  g  gepulvertes  Jodoform  erwärmt 
man  mit  100  ccm  Yiq  Normal  -  Silbemitratlösung  in  einem  Glaskölbchen 
eine  Stunde  lang  unter  öfterem  Umschwenken  im  siedenden  Wasserbade, 
spült  dann  mit  möglichst  wenig  Wasser  die  an  den  Wänden  des  Kölbchens 
hängende,  gelbe'  Masse  in  die  Lösung  zurück  und  erhält  das  Ganze  auf 
dem  Drahtnetze  und  kleiner  Bunsenflamme  Ya  Stunde  lang  in  gelindem 
Sieden.  (Diese  Operation  kann  auch  mit  alkoholischer  Jodofomoilösung 
und  alkoholiseher  Silbemitratlösung  vorgenommen  werden.)  Alsdann  läßt 
man  erkalten,  filtriert  in  einen  250  ccm  fassenden  Maßkolben  und 
spült  das  Filter  und  den  Niederschlag  mit  so  viel  Wasser  nach,  daß  der 
Kolben  bis  zur  Marke  gefüllt  ist.  In  50  ccm  des  Filtrats  bestimmt  man 
mit  Yjo  Normal -Chlomatriumlösung  nach  Gay  Lussac  oder  mit  '/lo 
Normal-Rhodanammonlösung  das  überschüssige  Silbemitrat.  Die  ver- 
brauchte ccm-Anzahl  von  Chlomatrium-  oder  Rhodanammonlösung,  mit 
5  multipliziert  und  von  100  subtrahiert,  ergibt  die  von  der  angewendeten 


Jodoforo).    Kampfer.  829 

Menge  Jodoform  verbrauchte  Anzahl  von  com  Silbemitratlösung.  Diese 
Anzahl,  mit  0,013119  multipliziert,  ergibt  die  Menge  an  Jodoform,  welche 
in  der  angewendeten  Quantität  Jodoform  enthalten  war,  woraus  sich  der 
Prozentgehalt  berechnen  läßt.  Ein  gutes  Präparat  soll,  nach  dieser 
Methode  untersucht,  mindestens  99,5  Proz.  Jodoform  ergeben. 

Anmerkung:  Man  kann  die  Zersetzung  des  Jodoforms  mittels  Silber- 
nitrat der  Vereinfachung  wegen  gleich  in  einem  250  ccm-Maßkolben  vor- 
nehmen, nach  dem  Erkalten  mit  Wasser  auffüllen  und  den  Niederschlag 
absetzen  lassen.  Man  nimmt  50  ccm  der  klaren  Lösung  heraus  und 
titriert,  wie  angegeben. 

Eine  titrimetrische  Bestimmung  des  Jodoforms  siehe  auch  Pharm. 
Ztg.  1900,  237,  femer  L.  Borri-,  L'ünion  pharm.  1904,  Nr.  6  oder  Pharm. 
Ztg.  1904,  Nr.  54. 

•  •  •  • 

Kampfer  (Laurineenkampfer). 
CjoH^ßO.     Molek.Gew.  152,128. 

Kampfer  kommt  in  weißen,  durchscheinenden,  zähen,  krystallinischen 
Massen  in  den  Handel.  Aus  Alkohol  krystallisiert,  besteht  er  aus  harten, 
hexagonalen  Krystallen.  Er  hat  einen  eigentümlichen  Geruch  und  Ge- 
schmack, ist  in  Wasser  schwer  löslich  (nach  Schmidt,  Pharm.  Chem., 
1  :  1200,  nach  der  britischen  Pharmakopoe  1 :  700),  leicht  in  Alkohol, 
Äther,  Chloroform,  Aceton,  Benzol,  Essigsäure,  Schwefelkahlenstoff,  so- 
wie  in  fetten  und  ätherischen  Ölen.  Sejn  spez.  Gew.  ist  0,985 — 0,996,  sein 
Schmelzpunkt  175^  und  sein  Siedepunkt  204^.  Er  verbrennt  mit  leuchtender, 
rußender  Flamme.  In  konzentrierter,  alkoholischer  Lösung  ist  er.  rechts- 
drehend, imd  zwar  beträgt  sein  Rotations  vermögen  nach  Landolt:  Oj)  = 
4-  55,4-     (Liebigs  Annalen  197,  335.). 

Prüfung  auf  Verunremigung^n.  Nicht  flüchtige  Bestandteile: 
Erwärmt  man  1  g  Kampfer  in  offener  Schale,  so  verdampft  er  voll- 
ständig und  ohne  einen  Bückstand  zu  hinterlassen. 

Künstlicher  Kampfer:  Mit  gleichen  Teilen  Chloralhydrat  ver- 
rieben, muß  Kampfer  eine  sirupartige  Flüssigkeit  geben.  Künstlicher 
Kampfer  wird  nach  Hirschsohn  mit  Chloralhydrat  nicht  flüssig.  (Pharm. 
Zsch.  f.  Rußland  1897,  161.)  Vergleiche  auch  die  von  Bailey  und  von 
Dumont  angegebenen  Beaktionen  auf  künstlichen  Kampfer  in  Mercks 
Beag.-Yerz.  1903,  6  und  36  und  die  Kampfersynthese  in  Pharm.  Centralh. 
1904,  381. 

Terpenhydrochlorid:  0,5  g  Kampfer  trägt  man  in  eine  ge- 
schmolzene Mischung  von  Kalihydrat  und  Salpeter  ein,  glüht  schwach 
und  löst  die  erkaltete  Schmelze  in  Salpetersäure  und  Wasser  zu  50  ccm. 
Auf  Zusatz,  von  Silbemitratlösung  darf  keine  Trübung  entstehen. 


g30  Organische  Präparate. 

Das  Easem,  ein  EiweiBkörper  der  Milch,  ist  ein  feines,  ^eiBea 
oder  gelblichweiJßes  Pulver,  das  in  Wasser  und  Alkohol  unlöslich  ist. 
Auf  feuchtes,  blaues  Lackmuspapier  gestreut,  f&rbt  es  letzteres  rot. 
In  wäßrigen  Lösungen  von  ätzenden  Alkalien  und  Erdalkalien,  sowie 
in  kohlensauren  Alkalien  löst  es  sich  und  wird  durch  Säuren  wieder 
aus  diesen  Lösungen  abgeschieden.  Durch  überschüssiges  Alkali  wird  es 
in  Albuminat  verwandelt.  Macht  man  einen  künstlichen  Yerdauungs- 
Tersuch  mit  Kasein  in  0,2-proz.  Salzsäure  und  Pepsin  bei  etwa  40^, 
so  wird  die  völlig  klare  Lösung  allmählich  trüb,  indem  sich  Nuklem 
ausscheidet. 

Bestandteile  des  Kaseins  nach  Seh  er  er  (Annal.  d.  Chem.  40,  41) 
und  nach  Hammerstein  (Zsch.  f.  physiolog.  Chem.  7,  269): 

nach  Scherer        nach  HammerBtein 

Kohlenstoff:  .     .     .     54,02  Proz.  52,96  Proz. 


Wasserstoff: 

Stickstoff: 

Schwefel: 

Phosphor: 

Sauerstoff: 


7,33  -               7,05  - 

15,52  -  15,65  - 

0,75  -               0,716  - 

—                        0,847  - 

22,38  -  22,78  - 

Phosphor  ist  ein  Bestandteil  des  Kaseins,  während  man  früher  an- 
nahm, daß  er  nur  ein  Aschebestandteil  sei. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen,  Anorganische  Stoffe:  Verbrennt 
man  1  g  Kasein  bei  Luftzutritt,  so  darf  nur  eine  Spur  von  Asche  zurück- 
bleiben. Reinstes  Kasein  hat  bis  0,5  Proz.  Asche,  Kasein  nach  Hammer- 
stein bis  1,2  Proz.  Asche,  technisches  Kasein  bis.  6  Proz.  Asche  und 
reinstes  Pflanzenkasein  bis  1  Proz.  Asche.  Diesen  Aschegehalt  kann  man 
bei  der  Beurteilimg  des  Kaseins  für  gewöhnlich  als  Maximum  annehmen. 
Zuweilen  kommt  Kaseinnatrium  unter  der  Bezeichnung  Kasein  in  den 
Handel.  Man  erkennt  dieses  leicht  an  der  Löslichkeit  in  Wasser  und 
einem  hohen  Aschegehalt  (Natriumkarbonat). 

Fettgehalt:  10  g  Kasein  schüttelt  man  mit  100  ccm  Äther  während 
einer  Stunde  öfter  gut  durch,  filtriert  dann  durch  ein  trocknes  Filter, 
das  man  zur  Vermeidung  des  Äiherverdunstens  gut  bedeckt  hält,  in  ein 
trocknes  gewogenes  Kölbchen  50  ccm  ab  und  verdampft  den  Äther  im 
Wasserbade.  Alsdann  trocknet  man  2  Stunden  lang  bei  90 — 100®  und 
wiegt.  Gutes  Kasein  soll  nicht  mehr  als  0,1  Proz.  Fett  enthalten.  In 
reinstem  Kasein  fand  ich  bis  0,07  Proz.,  in  technischem  Kasein  bis  0,09  Proz. 
und  in  Pflanzenkasein  bis  0,01  Proz.  Fett. 

Freie  Säure  (Essigsäure):  Beinstes  Kasein  sollte  keine  freie  Säure 
enthalten,  was  aber  in  Handelsprodukten  oft  nicht  der  Fall  ist.     Schüttelt 


Kasein«    Kokainhydrochlorid.  g31 

man  10  g  Easem  mit  100  com  Wasser,  so  soll  das  Filtrat  nur  schwach 
sauer  reagieren.  Um  sicher  zu  sein,  kann  man  50  ccm  des  Piltrats  mit 
einigen  Tropfen  Phenolphtaleinlösung  versetzen  und  mit  7io  N.- Kali- 
lauge bis  rot  titrieren.  Ein  gutes  Kasein  verbraucht  hierbei  nicht 
mehr  als  0,5  ccm  Y,o  N.-Kalilauge. 

Kokainliydroclilorid. 

C„  H,i  NO4 .  H  CK    Molek.-Gew,  339,666. 

Das  Kokainhydrochlorid  bildet  farblose,  prismatische  Krystalle, 
die  bei  185 — 186^  unter  Zersetzung  schmelzen.  Es  löst  sich  leicht  in 
Wasser  und  Alkohol.  Die  Losungen  des  Kokainhydrochlorids  rufen  auf 
der  Zunge  vorübergehend  TJnempfindlichkeit  hervor.  Erhitzt  man  1  g 
Kokainhydrochlorid  mit  10  ccm  Schwefelsäure  5 — 10  Minuten  lang  auf 
etwa  100^,  so  entwickelt  sich  beim  vorsichtigen  Mischen  mit  20  ccm 
Wasser  ein  Geruch  nach  Benzoesäuremethyläther  und  es  erfolgt  eine 
reichliche  Ausscheidung  von  Benzoesäure.  Versetzt  man  die  wäßrige 
Lösung  des  Kokainhydrochlorids  mit  einigen  Tropfen  Salpetersäure  und 
Silbemitratlösung,  so  erhält  man  einen  weißen  Niederschlag  von  Chlor^ 
Silber. 

Prüfung  auf  Verunrämgungen,  Anorganische  Stoffe:  1  g  Kokain- 
hydrochlorid darf  beim  Verbrennen  keinen  wägbaren  Rückstand  hinter- 
lassen. 

Freie  Salzsäure:  Die  wäßrige  Lösung  des  Kokainhydrochlorids 
muß  neutral  reagiereiu 

Ginnamyikokain  und  organische  Verunreinigungen:  0,1  g 
Kokainhydrochlorid  soll,  in  5  ccm  Wasser  unter  Zusatz  von  3  Tropfen 
verdünnter  Schwefelsäure  gelöst,  eine  Flüssigkeit  liefern,  welche  durch 
5  Tropfen  Kaliumpermanganatlösung  (1 :  1000)  violett  gefärbt  wird.  Bei 
Ausschluß  von  Staub  soll  diese  Färbung  im  Laufe  einer  halben  Stunde 
kaum  eine  Abnahme  zeigen.     (Prüfung  des  Deutschen  Arzneibuches.) 

Eine  bessere  Beobachtung  gestattet  folgende  Probe:  Löst  man  0,1  g 
Kokainhydrochlorid  in  5  ccm  Wasser  und  gibt  einen  Tropfen  Kalium- 
permanganatlösung (1 :  1000)  zu,  so  darf  die  Rotfärbung  der  Lösung 
innerhalb  15  Minuten  nicht  abnehmen.  Als  Vergleichsflüssigkeit  be- 
nutzt man  eine  Mischung  von  1  Tropfen  Kaliumpermanganatlösung  mit 
5  ccm  Wasser. 

Anmerkung:  Die  Reagensgläser  sind  für  diese  Reaktion  auf  das 
sorgfältigste  zu  reinigen. 

Fremde  Alkaloide:  Versetzt  man  die  wäßrige  Lösung  des 
Kokainhydrochlorids  (0,1 :  10)  mit  10  Tropfen  3-prozentiger  Chromsäure- 
lösung, so  entsteht  durch  jeden  Tropfen  ein  gelber  Niederschlag,  der  sich 


332  Organische  Präparate. 

sofort  wieder  löst;  auf  Zusatz  voa  2  ccm  Salzsäure  (spez.  Gewicht  1,124) 
scheidet  sich  dieser  Niederschlag  wieder  aus. 

Anmerkung:  Die  Chromsäure  benützt  Schaeffer  (The  Chimist 
and  Druggist  1899,  591),  um  fremde  Kokabasen  nachzuweisen.  Nach 
dem  Autor  löst  man  0,05  g  Eokainhydrochlorid  in  20  ccm  Wasser,  setzt 
5  ccm  einer  3-prozentigen  Ghromsäurelösung  und  5  ccm  10-prozentige 
Salzsäure  (bei  15^)  zu.  Ist  das  Eokainhydrochlorid  rein,  so  bleibt  die 
Lösung  klar,  je  mehr  fremde  Eokabasen  vorhanden  sind,  desto  stärker 
die  entstandene  Trübun'g.  Man  wird*  gut 'tun,  diese  Schaeff ersehe 
Keaktion  mit  Vorsicht  aufzunehmen,  bis  auch  von  anderer  Seite  die 
Brauchbarkeit  derselben  .Bestätigung  gefunden  hat. 

Maclagan- Probe:  Löst  man  0,1  g  Eokainhydrochlorid  in  100  ccm 
Wasser  und  gibt  0,2  ccm  Ammoniakflüssigkeit  (spez.  Gewicht  0,96)  zu,  so 
•entsteht  beim  kräftigen  Reiben  der  Glaswandung  mittels  eines  Glasstabes 
innerhalb  10  Minuten  ein  flockig  krystallinischer  Niederschlag,  ohne  daß 
«ine  milchige  Trübung  der  Flüssigkeit  stattfindet;  letztere  soll  yielmehr 
wasserhell  bleiben.  (Zur  Maclagan-Probe  vergleiche:  Günther,  Pharm. 
Centralh.  1899,  186;  Merck,  Pharm.  Ztg.  1899,  No.  42  u.  45;  Boehringer, 
Pharm.  Centralh.  40,  393;  Zimmer  &  Cie.,  Pharm.  Ztg.  1899,  683.) 

Organische  Stoffe,  Zucker,  fremde  Alkaloide:  In  Salpeter- 
säure und  in  Schwefelsäure  muB  sich  Eokainhydrochlorid  im  Verhältnis 
1 :  10  ohne  Färbung  auflösen. 

Wasser:  Trocknet  man  Eokainhydrochlorid  bei  100°,  so  soll 
kein  Gewichtsverlust  eintreten.  Eokainhydrochlorid  läßt  sich  unter  Ver- 
wendung von  Poirriers  Blau  in  alkoholischer  Lösung  maßanalytisch 
bestimmen,  wie  bei  Chininhydro'chlorid  angegeben  ist.  1  ccm  ^/^  Norm.- 
Ealilauge  entspricht  0,0679332  g  Eokainhydrochlorid. 

* 

Methylalkohol  (Holzgeist). 

CH3  .  OH.     Molek.-Gew.  32,032. 

Der  Methylalkohol  ist  eine  farblose,  klare  Flüssigkeit  von  eigen- 
tümlichem, nicht  brenzlichem  Geruch.  £r  hat  das  spez.  Gew.  0,796  und 
siedet  bei  65^.  Er  mischt  sich  in  jedem  Verhältnis  mit  Wasser,  Alkohol, 
Äther,  fetten  und  ätherischen  Ölen. 

Prüßing  auf  Verunreinigungen.  Nicht  flüchtige  Stoffe:  Ver- 
dunstet man  30  ccm  Methylalkohol  auf  dem  Wasserbade,,  so  darf  kein 
wägbarer  Rückstand  bleiben. 

Freie  Säuren:  Blaues  Lackmuspapier  darf  durch  Methylalkohol 
nicht  gerötet  werden. 

Aceton:  Versetzt  man  1  ccm  Methylalkohol  mit  10  ccm  Natron- 
lauge und  5  Tropfen  Yio  N.-Jodlösung,  so  darf  auch  nach  längerem  Stehen 


Methylalkohol. 


833 


keine  Trübung  you  Jodoform  entstehen.  Eine  neue  Methode  zum  Nach- 
weis Yon  Spuren  von  Aceton  beschreibt  6.  Deniges,  mittels  welcher 
man  durch  Anwendung  von  Merkurisulfat  noch  0,003  Proz.  Aceton  nach- 
weisen kann.  Siehe  Joum.  de  Pharm,  et  de  Ghim.  1899,  IX,  7 ;  Pharm. 
Centralh.  1899,  216  oder  Mercks  Reag.-Verz.  1903,  30. 

Empyreuniatische  Stoffe:  1  ccm  Methylalkohol  löst  sich  ohne 
Trübung  in  10  ccm  Wasser.  Gibt  man  zu  5  ccm  Methylalkohol  allmäh- 
lich und  unter  Abkühlen  5  ccm  Schwefelsäure,  so  darf  er  sich  nicht  oder 
nur  schwach  gelblich  färben.  Empyreumatische  Stoffe  lassen  sich  auch 
durch  den  Geruch  erkennen,  wenn  man  einige  Tropfen  Methylalkohol 
zwischen  den  Händen  yerreibt. 

Aldehyde:  Eine  Mischung  Ton  Methylalkohol  mit  konz.  Natron- 
lauge muB  farblos  bleiben. 

Äthylalkohol:  Erhitzt  man  Methylalkohol  mit  Schwefelsäure^ 
verdünnt  mit  Wasser  und  destilliert,  so  wild  das  Destillat  nach  Zusatz 
von  Schwefelsäure  und  Kaliumpermanganat  und  zuletzt  yon  Natrium- 
thiosulfat  durch  yerdünnte  Fuchsinlösung  yiolett  gefärbt,  wenn  im  ver- 
wendeten Methylalkohol  Äthylalkohol  enthalten  war.  (Compt.  rend.  82, 768. 
Chem.-Ztg.  Eep.  1887,  25.  Berl.  Ber.  1876,  638.  Reaktionen  auf  Äthyl- 
alkohol in  Methylalkohol  siehe  auch  Mercks  Beag.-Yerz.  1903,  161.) 

Permanganatprobe:  Versetzt  man  10  ccm  Methylalkohol  mit 
2  Tropfen  Ealiumpermanganatlösung  (1 :  1000),  so  darf  die  so  erhaltene 
rosarote  Färbung  der  Lösung  innerhalb  10  Minuten  bei  15^  nicht  voll- 
ständig yersch  winden. 

Wassergehalt:  Der  Wassergehalt  ergibt  sich  nach  W.  Dittmar 
und  Charles  A.  Fawsitt  (Zsch.  f.  analyt.  Ghem.  29,  85)  aus  dem  spez. 
Gew.  nach  folgender  Tabelle. 


Spez.  Gew.  wasserha 

Itigen 

MethyJ 

ialkoh 

ols  bei 

15,56». 

• 

H,0 

Spez. 

H9O 

Spez. 

BgO 

Spez. 

H,0 

Spez. 

H,0 

spez. 

Proz. 

Gew. 

Proz. 

Gew. 

Proz. 

Gew. 

Proz. 

Gew. 

Proz. 

Gew. 

1 

0-79876 

11 

0-82668 

21 

0-85290 

31 

0-87714 

41 

0-90026 

2 

0-80164 

12 

0-82988 

22 

0-85542 

82 

0-87970 

42 

0-90239 

3 

0-80448 

13 

083207 

23 

0-85793 

33 

0-88208 

43 

0-90450 

4 

0-80731 

14 

0-83478 

24 

0*86042 

34 

0-88443 

44 

0-90657 

5 

0-81013 

15 

0-83738 

25 

0-86290 

35 

0-88676 

45 

0-90868 

6 

0-81293 

16 

0-84001 

26 

0-86535 

36 

0-88905 

46 

0-91066 

7 

0-81572 

17 

0-84262 

27 

0-86779 

37 

0-89133 

47 

0-91267 

8 

0-81849 

18 

0-84521 

28 

0-87021 

38 

0-89358 

48 

0-91465 

9 

0-82123 

19 

0-84779 

29 

0-87262 

39 

0-89580 

49 

0-91661 

10 

0  82396 

20 

0-85035 

30 

0-87487 

40 

0-89798 

50 

0-91855 

Untersuchung^en.   5.  Aufl.  m. 


53 


834  Organische  Präparate. 

AuBer  dem  chemisch  reinen  Methylalkohol  kommen  geringere 
Sorten  in  den  Handel,  die  den  angegebenen  Anforderungen  teilweise 
nicht  entsprechen,  über  den  Reinheitsgrad  dieser  Handelssorten  haben 
sich  die  Produzenten  geeinigt  und  garantieren  für  folgende  Eigenschaften 
ihres  Methylalkohols: 

1.  Methylalkohol  soll  nicht  unter  99^  nach  Tralles  (0,7995  spez. 
Gew.)  haben  und 

2.  höchstens  0,7  Proz.  Aceton  nach  der  Kram  ersehen  Methode 
ergeben. 

3.  Es  sollen  mindestens  95  Proz.  des  Methylalkohols  innerhalb  eines 
Grades  (65,5 — 66,5^  C.)  des  hundertteiligen  Thermometers  über- 
destillieren. 

4.  Der  Alkohol  darf,  mit  der  doppelten  Menge  96-proz.  Schwefelsäure 
(66^  Be.)  yersetzt,  höchstens  eine  lichtgelbe  Färbung  annehmen. 

5.  1  ccm  einer  Lösung  von  1  g  Kaliumpermanganat  im  Liter  darf 
durch  5  ccm  des  Alkohols  nicht  sofort  entfärbt  werden. 

6.  25  ccm  müssen  bei  einem  Zusatz  von  1  ccm  Bromlösung,  wie 
solche  durch  die  deutsche  Zollbehörde  bei  der  Untersuchung  des 
zum  Denaturieren  bestimmten-  Holzgeistes  vorgeschrieben  ist 
(1  Teil  Brom  in  80  Teilen  reiner  Essigsäure),  noch  gelb  bleiben. 

7.  Der  Alkohol  muB,  mit  einer  beliebigen  Menge  Natronlauge  ver- 
setzt, farblos  bleiben. 

Quantitative  Bestimmung.  Den  Gehalt  des  Methylalkohols  bestimmt 
man  für  gewöhnlich,  indem  man  nach  Krämer  imd  Grodzky  die  Menge 
Jodmethyl  bestinunt,  die  eine  gewisse  Menge  Methylalkohol  zu  liefern  im 
Stande  ist.  Zu  diesem  Zwecke  gibt  man  in  ein  kleines,  etwa  60  ccm 
fassendes  Kölbchen  30  g  Zweifachjodphosphor,  verbindet  das  Kölbchen 
in  geeigneter  Weise  mit  einem  RückfluBkühler,  läßt  durch  einen  Tropf- 
trichter 10  ccm  Methylalkohol  tropfenweise  zufließen  und  gibt  dann  noch 
10  ccin  einer  Lösung  von  1  Teil  Jod  in  1  Teil  Jodwasserstoff  (spez.  Grew.  1,7) 
zu.  Nachdem  man  die  Lösung  kurze  Zeit  digeriert  hat,  läßt  man  er- 
kalten, verbindet  mit  einem  Kühler  nnd  destilliert  im  Wasserbade  in  einen 
graduierten  Zylinder  ab,  der  etwas  Wasser  enthält.  Nach  beendigter 
Destillation  spült  man  die  Kühlröhre  mit  etwas  Wasser  nach,  schüttelt 
das  Destillat  gut  durch  und  liest  bei  15®  die  ccm -Anzahl  des  abge- 
schiedenen Jodmethyls  ab.     (Berl.  Ber.  1874,  1492.) 

Zur  quantitativen  Bestimmung  des  Acetons  kann  man  die  Jodoform- 
methode von  Lieben  (siehe  bei  Aceton  \md  Hintz,  Zsch.  f.  analyt.  Chem. 
27,  182)  benutzen  oder  die  Phenylhydrazinmethode  von  H.  Stracke 
(Monatsh.  f.  Chem.  12,  524  oder  Zsch.  f.  analyt.  Chem.  31,  573)  oder  die 
Methode  von  G.  Denig^s  (Joum.  de  Pharm,  et  de  Chim.  1899,  IX,  7  oder 
Pharm.  Centralh.  1899,  216). 


MethjialkohoL    Milchs&ore.  g35 

Zur  Ausführung  der  Acetonbestimmimg  nach  Krämer  ist  folgendes 
erforderlich: 

£inige  graduierte  Pipetten,  ein  Medsylinder  mit  Stopfen  yon  50  ccm 
Inhalt,  ein  tariertes  ührglas,  Doppelnormalnatronlauge,  Doppelnormal- 
jodlösong  und  alkoholfreier  Äther.  Man  bringt  in  den  Mischzjlinder 
10  ccm  der  Natronlauge,  hierzu  1  com  des  Holzgeistes  und  nach  gutem 
ümschütteln  5  ccm  Jodlösung.  Nach  einigem  Stehen  fügt  man  10  ccm 
Äther  hinzu  und  schüttelt  aufs  neue.  Man  liest  das  Yolamen  der  sich 
trennenden  Ätherschicht  ab,  nimmt  einen  aliquoten  Teil,  etwa  5  ccm, 
mit  der  Pipette  heraus  und  läßt  auf  dem  ührglas  verdunsten,  wobei  das 
Jodoform  in  schön  gelben  Krjstallen  hinterbleibt.  Man  stellt  das  ühr* 
glas  alsdann  kurze  Zeit  über  Schwefelsäure  und  wägt.  1  Mol.  Aceton 
C3  Hg  0  =  58,048  gibt  1  Mol.  Jodoform  ==  393,558.  Bei  Berücksichtigung 
des  spez.  Gew.  des  fraglichen  Holzgeistes  läßt  sich  daraus  der  Aceton- 
gehalt  durch  einfache  Rechnung  finden.     (Berl.  Ber.  1880,  1002.) 

Nach  Messinger  bringt  man  20  ccm  Kalilauge  (56  g  im  Liter)  und 
1  ccm  Methylalkohol  in  eine  250  ccm  fassende  Glasstöpselflasche,  schüttelt 
um  und  läßt  aus  einer  Bürette  20 — 30  ccm  Y,  Norm.-Jodlösxmg  zufließen. 
Hierauf  schüttelt  man  etwa  eine  halbe  Minute,  bis  die  Flüssigkeit  klar 
erscheint,  und  gibt  dann  20  ccm  Salzsäure  (1,025  spez.  G«w.)  und  Yiq  N.- 
Natriumthiosulfatlösung  im  Überschuß  zu.  Mit  ^5  Norm.r  Jodlösung  wird 
alsdann  zurücktitriert,  indem  man  Stärkelösimg  als  Indikator  benutzt. 

1  Molekül  Aceton   (58,048)    braucht  3  Moleküle  Jod  (761,1)  zur 
Jodoformbildung: 

2  CH3  CO  CH3  4-  12  KJO  =  2  CH3X:;0  CJ3  4-  6  KOH  +  6  K J 

2  CH3  dO  CJ3  +  2  KOH  =  2  GH  J3  +  2  K  C,H3  0,. 

Siehe  Berl.  Ber.  1888,  3366. 

716,1  :  58,048  =  J  :  A 
J  =  Jodmenge,  A  =  Acetonmenge 

•  A  =  J  .    y^^^     =  0,076268. 
761,1  ' 

Man  findet  also  die  AcetonmeÄge  (in  g  ausgedrückt)  von  100  ccm 
Methylalkohol,  indem  man  die  gefundene  Menge  Jod  mit  7,6268  multi- 
pliziert. Mit  Hilfe  des  spez.  Gewichtes  des  Methylalkohols  läßt  sich 
dann  der  Gehalt  in  Gewichtsprozente  umrechnen. 

MUcIuäiire. 

Gärungsmilchsäure,  G3He03.    Molek.-Gew.  90,048. 

Die  Milchsäure    ist  eine    klare,    farblose    oder    schwach  gelbliche, 
geruchlose,   sirupdicke   Flüssigkeit,   die  sich  mit  Wasser,  Alkohol  imd 

53* 


s 


836  Organische  Präparate. 

Äther  in  jedem  Yerhältnis  mischt.  Sie  ist  unlöslich  in  Benzol,  Chloro- 
form und  Schwefelkohlenstoff.  Die  offizinelle  Milchsäure  hat  ein  spez. 
Gew.  1,21 — 1,22  mit  einem  Gehalt  von  76  Proz.  reiner  Milchsäure  und 
25  Proz.  Wasser.  Die  chemisch  reine  Milchsäure  ist  eine  äuBerst  hygro- 
skopische, bei  18^  schmelzende  Erystallmasse,  die  unter  12  mm  Druck 
bei  119 — 120^  siedet.  Für  die  Technik  kommt  hauptsächlich  die  75-proz. 
Handelsware  in  Betracht,  wie  sie  auch  zu  medizinischen  Zwecken  Ver- 
wendung findet. 

Der  eigentlich  charakteristische  Identitätsnachweis  der  Milchsäure 
durch  die  Erystallbildung  ihrer  Zink-  und  Galciumsalze  ist  für  gewöhn- 
lich zu  umständlich  und  zeitraubend.  Man  benutzt  daher  folgende 
Probe:  Erwärmt  man  3  ccm  Milchsäure  mit  10  ccm  Kaliumpermanganat- 
lösung  (1 :  1000),  so  entwickelt  sich  ein  charakteristischer  Geruch  nach 
Aldehyd. 

JMfiing  auf  Verunreinigungen,  AnorganischeSto  f  f  e :  Bei  stärkerem 
Erhitzen  verkohlt  die  Milchsäure  und  verbrennt  schlieBlich  unter  Hinter- 
lassung eiaes  geringen  Rückstandes,  der  im  höchsten  Falle  1  Proz. 
betragen  darf. 

Kupfer,  Blei,  Zink,  Eisen:  Die  10-proz.  Lösung  der  Milchsäure 
in  Wasser  darf  durch  Schwefelwasserstoffwasser  nicht  verändert  werden. 

Calcium:  Die  mit  Ammoniakflüssigkeit  übersättigte,  wäßrige 
Lösung  1 :  10  darf  durch  Ammoniumoxalatlösung  nicht  verändert  werden« 

Schwefelsäure  und  Chlorverbindungen:  Die  Lösung  1:10 
darf  weder  durch  Chlorbaryumlösung  noch  durch  Silbemitratlösung  ver- 
ändert werden. 

Buttersäure,  Essigsäure:  Bei  gelindem  Erwärmen  der  Milch- 
säure darf  kein  Geruch  nach  Fettsäuren  auftreten. 

Weinsäure,  Oxalsäure:  Werden  5  ccm  Milchsäure  mit  100  ccm 
Ealkwasser  gemischt,  so  darf  sich  diese  Mischung  nicht  trüben. 

Zitronensäure:  Die  Mischung  mit  Ealkwasser  darf  sieb  auch 
beim  Erwärmen  nicht  trüben. 

Zucker:  Schichtet  man  in  einem  Reagensglase  vorsichtig  5  ccm 
Milchsäure  über  5  ccm  Schwefelsäure,  so  darf  innerhalb  7^  Stunde  keine 
Braunfarbung  der  Schwefelsäure  eintreten.  Die  Reaktionstemperatur  soll 
15®  nicht  übersteigen,  da  sonst  auch  zuckerfreie  Milchsäure  die  Schwefel- 
säure braun  färbt.  Auch  mit  Fehlingscher  Lösung  kann  man  auf 
Zucker  prüfen,  wobei  eine  sehr  geringe  Ausscheidung  von  Kupferoxydul 
auBer  acht  gelassen  werden  kann. 

Glyzerin:  Man  erwärmt  5  g  Milchsäure  mit  einem  Überschufi  von 
Zinkkarbonat  und  trocknet  die-  Mischung  bei  100®. .  Die  Masse  wird 
mit  kaltem,  absolutem  Alkohol  ausgezogen  und  der  Alkohol  auf  dem 
Dampfbade  verdunstet,  wobei  kein  süBer  Rückstand  bleiben  darf. 


lülchsftore.    Morphin.  g37 

Mannit,  Milchzucker,  Rohrzucker,  Glyzerin:  Tropft  man 
1  com  Milchsäure  in  2  ccm  Äther,  so  darf  weder  vorübergeliend  noch 
dauernd  eine  Trübung  entstehen.     (Pharm.  Centralh.  1892,  676.) 

Fleisclimilclisäure:  Die  10-proz.,  wässerige  Lösung  der  Milch- 
säure darf  durch  Eupfersulfatlösxmg  nicht  getrübt  werden. 

Äpfelsäure,  Glykolsäure:  Die  10-proz.  Lösung  der  Milchsäure 
darf  durch  Bleiessig  nicht  getrübt  werden.  (Die  Abwesenheit  von  Schwefel- 
säure vorausgesetzt.) 

Quantitaiwe  Bestimmung.  Zur  quantitatiyen  Bestimmung  löst  man 
10  g  Milchsäure  mit  Wasser  zu  100  ccm  und  titriert  davon  10  ccm  unter 
Zugabe  Yon  Phenolphtalein  mit  Normal  -  Kalilauge.  1  ccm  Kalilauge 
entspricht  0,09048  g  Milchsäure.  Bei  75-proz.  Säure  müssen  für  10  ccm 
obiger  Lösung  8,3  ccm  Kalilauge  Yerbraucbt  werden. 

Nacb  ülzer  und  Seidel  (Ghem.-Ztg.  1897,  204)  kann  man  folgender- 
maßen verfahren: 

Man  löst  10  g  Milchsäure  mit  Wasser  zum  Liter.     100  ccm  dieser 

Lösung  werden   mit   soviel   konzentrierter  Kalilauge   versetzt,    daß    die 

Lösung  8  g  Ätzkali  enthält,  und  dann  unter  ümschütteln  solange  5-proz. 

Kaliumpermanganatlösung  zugegeben,  bis  die  anfangs  grüne  Lösung  in 

Violett   übergeht.     Dann   erhitzt   man    zum  Sieden,    wobei    die  Lösung 

violett  bleiben  muB,  und  gibt  nach  dem  Abkühlen  Wasserstoffsuperoxyd 

bis    zur  Entfärbung    zu.     Dann   kocht   man   noch    einmal    auf,  filtriert, 

wäscht  aus  und  fallt  die  gebildete  Oxalsäure  nach  deni  Ansäuern  mit 

Essigsäure    als    Galciumoxalat.     Das    Calciumoxalat    führt    man    durch 

Glühen  in  Calciumoxyd  über  und  wiegt.    Aus   der   gefundenen  Menge 

Calciumoxyd  läßt  sich  dann  die  entsprechende  Menge  Oxalsäure   oder 

Milchsäure  berechnen. 

Morphin. 

0,7  Hi9  NO3  .  Hj  0.    Molek.-Gew.  303,208. 

Morphin  besteht  aus  farblosen  Nadeln  oder  Prismen,  die  bei  110 — 120^ 
ibr  Krystallwasser  verlieren  und  dann  bei  etwa  230^  schmelzen.  Es  löst 
jBich  schwer  in  Wasser  (etwa  in  5000  Teilen)  und  dreht  in  dieser  Lösung 
das  polarisierte  Licht  nach  links;  es  löst  sich  femer  in  100  Teilen  90-proz. 
Alkohol,  in  50  Teilen  absolutem  Alkohol,  in  100  Teilen  Ohloroform  und 
in  1200  Teilen  Äther.    Fast  unlöslich  ist  es  in  Benzol. 

Prüfung  wie  bei  Morphinhydrochlorid. 

Die  freie  Base  läßt  sich  maßanalytisch  bestimmen,  indem  man  sie 
in  einem  Überschuß  von  '/lo  N.-Salzsäure  löst  und  nach  Zusatz  von  Wasser, 
Äther  und  Jodeosin  mit  Yto  N.-Kalilauge  zurücktitriert,  also  nach  der 
Methode,  wie  sie  vom  Deutschen  Arzneibuch  für  die  Morphinbestimmung 


838  Organische .  Präparate. 

im  Opium  yoi^eschrieben  ist.  1  ccm  7io  N.-Salzsäure  entspricht  0,0285192  g 
wasserfreiem  Morphin  oder  0,0303208  g  Morphin  +  H,  0. 

MarpMnhydroeMarid.  C„  H,»  NO,  .  HCl .  3  H,  0.  Molek,-Gew. 
375,698.  Morphinhydrochlorid  bildet  weiBe,  seidenglänzende,  nicht  ver- 
wittemde  Nadeln,  die  im  Handel  gewöhnlich  zu  Würfeln  gepreßt  Tor- 
kommen.  Es  löst  sich  in  25  Teilen  Wasser  und  in  50  Teilen  90-proz. 
Alkohol. 

Die  kaltgesättigte  Lösung  wird  durch  konzentrierte  Salzsäure  teil- 
weise gefällt.  Erhitzt  man  einige  Erjställchen  mit  6  Tropfen  Schwefel- 
säure im  Wasserbade  74  Stimde  lang  und  läBt  dann- erkalten,  so  tritt 
auf  Zusatz  yon  einem  Tropfen  Salpetersäure  eine  intensiv  rote  Färbung 
auf.  Ein  Gemisch  von  0,1  g  Morphinhydroohlorid  und  0,4  g  Rohrzucker, 
in  Schwefelsäure  eingetragen,  färbt  letztere  rot^  durch  Bromwasser  wird 
diese  Färbung  noch  intensiver.  Beim  Befeuchten  mit  Salpetersäure  wird 
Morphinhjdrochlorid  rot  gefärbt.  Eine  Lösung  von  Morphinbydrochlorid 
in  Schwefelsäure  wird  auf  Zusatz  von  Wismutsubnitrat  braun  gefärbt. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen.  Anorganische  Verunreinigungen: 
0,3  g  Morphinhjdrochlorid  verbrennt  beim  Erhitzen,  ohne  einen  wägbaren 
Rückstand  zu  hinterlassen. 

Anmerkung:  Beim  Verbrennen  des  Morphins  bleibt  immer  ein 
scheinbar  nicht  unbedeutender  Rückstand,  allein  man  kann  sich  durch 
Wägen  desselben  überzeugen,  daß  er  ganz  mimqkal  ist  und  als  unwägbar 
bezeichnet  werden  kann. 

Freie  Salzsäure:  Die  wäßrige  Lösung  reagiere  neutral  gegen 
Lackmuspapier. 

Zucker  und  organische  Verunreinigungen:  In  Schwefelsäure 
muß  Morphinhydrochlorid  ohne  Färbung  oder  docjli  nur  mit  schwacher 
Rosafärbung  löslich  sein. 

Fremde  Alkaloide:  5  ccm  der  wäßrigen  Lösung  (1:30)  geben 
auf  Zusatz  von  einem  Tropfen  Ealiumkarbonatlösung  (1 : 3)  sofort  oder 
nach  einigen  Sekunden '  eine  rein  weiße,  krystallinische  Ausscheidung, 
die  auch  bei  der  Berührung  mit  Luft  keine  Färbung  erleidet  und,  mit 
Chloroform  geschüttelt,  letzteres  nicht  rot  färbt  (Apomorphin).  In  5  ccm 
der  wäßrigen  Lösung  (1 :  30)  soll  auf  Zusatz  von  einem  Tropfen  Ammoniak- 
flüssigkeit alsbald  ein  rein  weißer,  krystalUnischer  Niederschlag  ent- 
stehen, der  sich  ohne  Färbung  leicht  in  Natronlauge,  sch¥rieriger  in 
Ammoniakflüssigkeit  oder  Ealkwasser  löst.  Wird  xlie  mit  Natronlauge 
bewirkte  Lösung  mit  Äther  ausgeschüttelt,  so  darf  nach  dem  Verdunsten 
des  abgehobenen  klaren  Äthers  kein  wägbarer  Rückstand  bleiben.  (Ein 
Rückstand  besteht  eventuell  aus  Narkotin.) 

Wassergehalt:  Trocknet  man  1  g  Morphinhydrochlorid  bei  100^ 
bis  zur  Gewichtskonstanz,  so  muß  mindestens  0,856  g  Rückstand  bleiben. 


Naphthol.  g39 

a-Naphthol. 

CioH^OH.    Molek.-6ew.  144,064. 

a-Naphthol  besteht  aus  farblosen,  phenolartig  riechenden  Nadeln,  die 
bei  95^  schmelzen  und  bei  etwa  280^  sieden.  Es  löst  sich  schwer  in 
Wasser,  leicht  in  Alkohol,  Äther,  Benzol  und  Chloroform. 

1.  Die  wäßrige  Lösung  des  a-Naphthols  wird  durch  Chlorkalklösung 
violett  gefärbt.  Eine  mit  Natronlauge  im  Überschuß  versetzte 
Lösung  von  Jodjodkalium  wird  durch  (x-Naphthol  violett  getrübt. 

2.  Die  wäßrige  Lösung  zeigt  mit  Ammoniakflüssigkeit  eine  blaue 
Fluoreszenz. 

3.  Die  alkoholische  Lösung  (1  +  5)  wird  durch  Eisenchlorid  violett 
gefärbt;  diese  Färbung  verschwindet  nach  einigem  Stehen. 

4.  Schmilzt  man  0,5  g  a-Naphthol  mit  12  g  CUoralhydrat  10  Minuten 
lang  im  siedenden  Wasserbade,  so  nimmt  die  Masse  eine  rote 
Farbe  an  und  löst  sich  in  Alkohol  mit  roter  Farbe. 

5.  Löst  man  0,1  g  Vanillin  in  2  ccm  Schwefelsäure  und  setzt  dann 
0,1  g  a-Naphthpl  zu,  so  entsteht  nach  einigem  Schütteln  eine 
sehr  beständige,  rote  Färbung. 

Anmerkung:  Farbenreaktionen  und  ünterscheidungsreaktionen  von 
a-  und  /9-Naphthol  sind  in  der  Literatur  zahlreich  angegeben:  z.  B. 
Zeitschr.  f.  analyt.  Chem.  24,  601,  80,  488,  717,  81,  330,  82,  235,  84, 
228,  86,  518,  86,  604;  Pharm.  Centralh.  84,  621  und  Mercks  Reag.- 
Verz.  1903,  167. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen  und  quantitative  Bestimmung  wie  bei 
;5-Naphthol. 

^-NaphthoL 

CioH^OH.    Molek.-6ew.  144,064. 

^-Naphthol  besteht  aus  farblosen,  glänzenden,  fast  geruchlosen  rhom- 
bischen Blättchen,  die  bei  122 — 123^  schmelzen  und  bei  286^  sieden. 

1.  Die  wäßrige  Lösung  des  /S-Naphthols  wird  durch  Chlorkalklösung 
gelb  geflurbt;  im  geringen  Überschuß  des  Reagens  verschwindet 
diese  Färbung.  Eine  mit  Natronlauge  im  Überschuß  versetzte 
Jodjodkaliiimlösung  wird  durch  )9-Naphthol  nicht  verändert. 

2.  Die  wäßrige  Lösung  zeigt  mit  Ammoniakflüssigkeit  eine  violette 
Fluoreszenz. 

8.  Die  alkoholische  LOsung  (1  +  5)  wird  durch  Eisenchlorid  be- 
ständig grün  gefärbt. 

4.  Schmilzt  man  0,5  g)9-Naphthol  mit  12  g  Chloralhydrat  10  Minuten 
lang  im  siedenden  Wasserbade,  so  nimmt  die  Masse  eine  tief- 
blaue Farbe  an  und  löst  sich  in  Alkohol  mit  blauer  Farbe. 


§40  Organische  Präparate. 

5.  Löst  man  0,1  g  Vanillin  in  2  ccm  Schwefelsäure  und  setzt  dann 
0,1  g  ;9-Naphthol  zu,  so  entsteht  eine  chlorophyllgrüne  Lösung. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen.  Anorganische  Stoffe:  0,5  g 
^-Naphthol  darf  beim  Erhitzen  keinen  wägbaren  Rückstand  hinterlassen. 

a-Naphthol:  Löst  man  1  g  /9-Naphthol  in  100  ccm  siedendem 
Wasser,  so  darf  die  nach  dem  Erkalten  filtrierte  Lösung  durch  über- 
schüssige Chlorkalklösung  nicht  violett  geförbt  werden. 

Naphthalin:  1  g  )9-Naphthol  muß  sich  ohne  Rückstand  in  50  ccm 
Ammoniakflüssigkeit  (spez.  Gew.  0,96)  auflösen. 

Fremde  Verunreinigungen:  Die  obige  anmioniakalische  Lösung 
darf  nur  blaßgelb,  nicht  aber  bräunlich  gefilrbt  sein. 

Organische  Säuren:  Schüttelt  man  1  gy9-Naphthol  mit  100  ccm 
Wasser,  so  darf  das  Filtrat  blaues  Lackmuspapier  nicht  röten. 

Ciuantitative  Bestimmung,  Eine  quantitative  Bestimmung  der  Naph- 
thole  beschreibt  F.  W.  Küster,  nach  dessen  Angaben  man  jodo- 
metrisch  oder  mit  Hilfe  von  Pikrinsäure  alkalimetrisch  verfahren  kann. 
Die  Beschreibung  dieser  Methoden  siehe  unter  „Organische  Farbstoffe, 
von  Prof.  Dr.  R.  Gnehm"  in  diesem  Bande  S.  917. 


Oxalsäure. 

C,  H,  O4  .  2  H,  0.     Molek.-Gew.  126,048. 

Oxalsäure  besteht  aus  farblosen,  monoklinen  Erjstallen,  die  nicht 
verwittert  aussehen  dürfen.  Sie  löst  sich  in  10  Teilen  Wasser  von  15^ 
in  etwa  3  Teilen  siedendem  Wasser,  in  2,5  Teilen  Alkohol  von  15®  und 
1,8  Teilen  siedendem  Alkohol  und  in  etwa  100  Teilen  Äther.  Erhitzt 
man  Oxalsäure  mit  Schwefelsäure,  so  entwickelt  sich  Eohlenoxyd  (brenn- 
bar) und  Kohlensäure  (trübt  Kalk-  oder  Barytwasser).  Die  mit  Ammoniak- 
flüssigkeit übersättigte,  wäßrige  Lösung  gibt  mit  Chlorcalcium  einen 
weiBen,    in  Essigsäure  imlöslichen,   in  Salzsäure  löslichen  Niederschlag. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen.  Anorganische  Stoffe:  3  g  Oxal- 
säure dürfen  beim  Glühen  keinen  wägbaren  Rückstand  geben. 

Ammoniumverbindungen:  Erwärmt  man  5  g  Oxalsäure  in 
einem  Becherglase  mit  überschüssiger  Natronlauge,  so  dürfen  keine 
Kurkumapapier  braunfärbenden  Dämpfe  von  Ammoniak  auftreten.  Die 
kaltgesättigte,  wäßrige  Lösung,  mit  Ätzkali  übersättigt,  darf  durch 
Neßlers  Reagens  höchstens  gelblich  aber  nicht  gelbbraun  geförbt  werden. 
0,5  g  Oxalsäure  müssen  sich  beim  Schütteln  mit  100  ccm  Äther  voll- 
ständig klar  und  ohne  den  geringsten  Rückstand  auflösen. 

Kupfer,  Blei,  Eisen:  Die  wäßrige  Lösung  (1:10)  sei  vollkommen 
klar  und  werde  weder  durch  überschüssige  Ammoniakflüssigkeit  noch  auf 
weiteren  Zusatz  von  Schwefelwasserstoffwasser  verändert. 


Oxalsäure.    Paraldehjd.  g4J 

Chloride:  Eine  wäßrige  mit  Salpetersäure  versetzte  Lösung  (5  :  50) 
darf  durch  Silbernitratlösung  höchstens  schwach  opalisierend  getrübt  werden. 

Schwefelsäure:  Die  Lösung  (5  :  100)  darf  nach  Zusatz  yon  etwas 
Salzsäure  und  ChlorbarjumlÖsung  innerhalb  einiger  Stunden  in  der 
Wärme  keine  Trübung  oder  Ausscheidung  wahrnehmen  lassen. 

Salpetersäure:  Schichtet  man  10-proz.  Oxalsäurelösung  über 
eine  Lösung  Ton  Diphenylamin  in  Schwefelsäure,  so  darf  an  der  Be- 
rührungsfläche beider  Flüssigkeiten  kein  violetter  Ring  entstehen. 

QuantUaävß  Bestimmung.  5  g  Oxalsäure  löst  man  in  Wasser 
zu  100  ccm  und  titriert  davon  20  ccm  mit  Normal-Natronlauge  und 
Phenolphtalein.  1  g  chemisch  reine  Oxalsäure  verbraucht  15,85  ccm 
Natronlauge,  1  ccm  Natronlauge  entspricht  0,063024  g  Oxalsäure. 

1  g  Oxalsäure  löst  man  in  250  ccm  Wasser  und  titriert  davon 
50  ccm  nach  Erwärmen  auf  etwa  60^  und  Zugabe  von  Schwefelsäure 
mit  Yio  N.-Permanganatlösung.  1  ccm  Vi©  Permanganatlösung  =  0,0063024  g 
Oxalsäure. 

Spez.  Gewicht  wäßriger  Oxalsäurelösungen:  Zsch.  f.  analyt.  Chem. 
27,  305. 

Gasvolumetrische   Bestimmung    der    Oxalsäure:     Zsch.    f.    analyt. 

Chem.  82,  144. 

• 

Paraldehyd. 

(CH8COH)3.    Molek.-6ew.  132,096. 

Paraldehyd  ist  eine  klare,  farblose  Flüssigkeit  von  eigentümlichem, 
nicht  stechendem  Geruch.  Er  hat  das  spez.  Gew.  0,998  (das  Deutsche 
Arzneibuch  verlangt  0,995 — 0,998),  siedet  bei  123 — 125®,  erstarrt  unter 
10®  und  schmilzt  bei  10,5®.  Nach  Squire  (Chemist  and  Druggist  1890, 
852)  ist  der  Schmelzpunkt  des  absolut  reinen  Paraldehyds  11,7®.  Par- 
aldehyd löst  sich  leicht  in  Alkohol,  Äther,  Benzol,  Chloroform  und 
Petroläther;  in  Wasser  1 :  10.  Die  kaltgesättigte  Lösung  trübt  sich 
beim  Erwärmen. 

Prüfimg  auf  Verunreinigungen,  Anorganische  Stoffe:  20  ccm 
Paraldehyd  müssen  beim  Erhitzen  ohne  Rückstand  flüchtig  sein. 

Salzsäure  und  Schwefelsäure.  Die  wäßrige  Lösung  (1 :  10) 
darf  nach  dem  Ansäuern  mit  Salpetersäure  weder  durch  Silbemitrat- 
lösung noch  durch  Baryumnitratlösung  verändert  werden. 

Essigsäure  und  Baldriansäure:  Man  löst  10  ccm  Paraldehyd 
in  50  ccm  Alkohol  und  gibt  Phenolphtalein  zu;  bis  zum  Eintritt  der 
Rosa^bung  dürfen  nicht  mehr  als  3  ccm  Yjo  Normal-Kalilauge  verbraucht 
werden. 

Alkohol:  Ein  Gehalt  an  Alkohol  ergibt  sich  aus  einem  zu  nie- 
drigen   spez.  Gewicht,    Schmelzpunkt   und    Siedepunkt.      Schüttelt  man 


g42  Organische  Px&psrate. 

20  ocm  Paraldehyd  mit  20  ccm  gesättigter  Ghlorcalciumlösimg,  so  darf 
letztere  an  Yolomen  nicht  zunehmen. 

Wasser:  In  der  gleichen  Menge  offizin.  ParaMnöl  muB  sich  Par- 
aldehyd Tollständig  klar  auflösen. 

Aldehyd:  Schüttelt  man  10  ccm  Paraldehyd  mit  10  com  Kali- 
lauge, so  darf  sich  letztere  nicht  gelb  färben  oder  doch  xi^r  sehr 
schwach. 

Yaleraldehyd:  Läßt  man  10  ccm  Paraldehyd  auf  dem  Wasser- 
bade verdunsten,  so  darf  kein  unangenehm  riechender  Rückstand  bleiben. 

Amylalkohol:  Die  wäBrige  Lösung  (1 :  10)  mu6  vollkonmien 
klar  sein  und  darf  keine  öligen  Tropfen  enthalten. 

PhenaeetiiL 

Cß  H^  .  0  c/Hs  .  NH  .  CO  .  CHj.    Molek.-Gew.  179,144. 

Phenacetin  bildet  farblose,  geruch-  und  geschmacklose  Krystall- 
blättchen,  die  bei  IBö  ^  schmelzen.  Es  löst  sich  in  1400  Teilen  Wasser 
TOn  15^,  in  70  Teilen  siedendem  Wasser  und  in  16  Teilen  Alkohol. 

Kocht  man  1  g  Phenacetin  mit  10  ccm  Salzsäure  etwa  eine  Minute 
lang,  verdünnt  mit  100  ccm  Wasser,  läBt  erkalten  und  filtriert,  so  wird 
das  Filtrat  auf  Zusatz  von  1 — 2  ccm  Chromsäurelösung  (3 :  100)  all- 
mählich intensiv  rot  gefärbt. 

I^fitng  amf  Verunreinigungen,  Anorganische  Stoffe:  0,5  g 
Phenacetin  dürfen  beim  Erhitzen  keinen  wägbaren  Rückstand  hinter- 
lassen. 

Organische  Verunreinigungen:  0,5  g  Phenacetin  müssen  sich 
in  10  ccm  Schwefelsäure  ohne  Braunfärbung  oder  Yericohlung  lösen. 

Acetanilid:  Erhitzt  man  0,5  g  Phenacetin  mit  8  ccm  Wasser 
zum  Sieden,  läßt  erkalten  und  filtriert,  so  darf  sich  das  Filtrat  nach 
dem  Kochen  mit  etwas  Kaliumnitrit  und  verdünnter  Salpetersäure  und 
darauffolgendem  Kochen  mit  salpetrigsäurehaltiger  Salpetersäure  nicht 
verändern.  Nach  Schroeder  lassen  sich  noch  2  Proz.  Acetanilid  durch 
Rotfärbung  erkennen  (Zsch.  f.  analyt.  Chem.  28,  376). 

Phenol:  Löst  man  0,1.  g  Phenacetin  in  10  ccm  heißem  Wasser, 
läßt  erkalten  und  filtriert,  so  darf  im  Filtrat  durch  überschüssiges  Brom- 
wasser keine  Trübung  hervorgerufen  werden. 

Freie  Säuren  oder  Basen:  Eine  5-proz.  alkoholische  Lösung 
von  Phenacetin  muß  ohne  Einwirkung  sein  auf  rotes  und  blaues  Lack- 
muspapier. 

Para-Phenetidin:  1  g  Phenacetin  trägt  man  in  5  g  geschmolzenes 
Chloralhydrat  ein,  wobei  eine  klare  und  farblose  Lösung  entstehen  muß. 
Dabei    darf  die  Lösung  nicht  länger  als  2 — 3  Minuten  im  Dampfbade 


Phenacetin.    Phtals&ore.  g43 

erhitzt  werden,  sonst  fUrbt  sich  auch  reines  Phenacetin  rosenrot.  Bei 
Anwesenheit  von  p-Phenetidin  färbt  sich  die  Schmelze  violett  (Reuter, 
Pharm.  Ztg.  86.  185,  dazu  siehe  Pharm.  Zentralh.  82,  318). 

0,5  g  Phenacetin  werden  unter  Erwärmen  in  2  ccm  Alkohol  gelöst 
und  der  Lösung  5  ccm  Jodjodkaliumlösung  (0,05  Jod  :  1000)  zugefügt. 
Das  durch  ausgeschiedenes  Phenacetin  erstarrte  Gemisch  erhitzt  man  zum 
Sieden  bis  Lösung  erfolgt.  Bei  Gegenwart  von  Spuren  p-Phenetidin 
wird  die  Lösung  rosarot.  Die  Färbung  wird  deutlicher,  wenn  sich  das 
Phenacetin  wieder  abgeschieden  hat  (Gold mann.  Pharm.  Ztg.  86,  208). 

Ortho-  und  Diamidoverbindungen:  Eine  Prüfung  auf  Ver- 
unreinigung mit  genannten  Stoffen  ist  für  gewö^lich  nicht  nötig,  da 
die  Handelsware  fast  immer  davon  frei  ist.  Eine  diesbezügliche  Prü- 
fungSTorschrifb  findet  sich  in  Ph^rm.  Zentralh.  31,  65  und  82,  313. 


Phtalsänre, 

Phtalsäure:  CgH^  <qoOH(«)  ^olek.-Gew.  166,048  besteht  aus  farb- 
losen bei  213^  schmelzenden  Blättchen  öder  Prismen,  löslich  in  200  Teilen 
Wasser,  10  Teilen  Alkohol,  145  Teilen  Äther,  in  Chloroform  in  Spuren; 
unlöslich  in  Benzol  und  Petroläther.  Beim  Erhitzen  auf  zirka  130^  zer^ 
fällt  sie  allmählich  in  Phtalsäureanhjdrid  und  Wasser. 

PO 

Phtalsäureanhydrid:  CßH4<QQ>0.  Molek.-Gew.  148,032,  be- 
steht aus  langen,  farblosen  Nadeln,  die  bei  128^  schmelzen,  bei  277^ 
sieden  imd  in  heißem  Wasser  unter  Bildung  von  Orthophtalsäure  femer 
in  Alkohol,  Äther,  Benzol,  Chloroform,  schwer  in  Petroläther  löslich 
sind.  Das  Anhydrid  beginnt  schon  unter  seinem  Schmelzpunkte  zu 
sublimieren. 

Die  verdünnte,  wäßrige  Lösimg  der  Phtalsäure  gibt  mit  Bleiacetat 
einen  weißen'  Niederschlag  (noch  iin  Verhältnis  1:10000),  der  sich 
schwer  in  überschüssiger  Essigsäure,  leicht  in  Salpetersäure  auflöst. 
Schmilzt  man  etwas  Phtalsäureanhydrid.  mit  Resorcin  in  einem  Reagens- 
glase und  löst  nach  dem  Erkalten  die  braune  Schmelze  in  etwas  Alkali 
und  viel  Wasser,    so  erhält  man  eine  stark  fluoreszierende  Flüssigkeit. 

Prüfung  auf  Verunrehngungen.  Anorganische  Stoffe:  lg  Phtal- 
säure darf  beim  Erhitzen  keinen  wägbaren  Rückstand  hinterlassen. 

Saljz säure:  Eine  Lösung  von  1  g  Phtalsäure  in  25  ccm  siedendem 
Wasser  darf  durch  Silbemitratlösung  nur  schwach  opalisierend  getrübt 
werden. 

Chlorverbindungen:  0,5  g  Phtalsäure  mischt  man  mit  1  g  chlor- 
freiem   Calciumkarbonat,   befeuchtet   mit  Wasser,   trocknet   und   glüht. 


g44  Organische  Präparate. 

Wird  der  Glührückstand  in  Salpetersäure  und  Wasser  zu  20  ccm  gelöst, 
so  darf  diese  Lösung  durch  Silbernitrat  nur  schwach  opalisierend  ge- 
trübt werden. 

Benzoesäure:  1  g  Phtalsäure  schüttelt  man  mit  20  ccm  Benzol 
und  filtriert.  Beim  Verdunsten  des  letzteren  darf  kein  Rückstand  bleiben. 
Da  das  Anhydrid  in  Benzol  löslich  ist,  muB  es  erst  durch  Lösen  in 
heiBem  Wasser,  Eindampfen  und  Trocknen  bei  100^  in  die  Orthosäure 
verwandelt  werden. 

Für  technische  Zwecke,  wie  z.  B.  in  der  Farbenindustrie,  genügt  pn 
Anhydrid,  das  bei  128^  schmilzt,  in  Benzol  löslich  ist  und  sich  ohne 
Rückstand  verflüchtigt.  Die  zur  Darstellung  von  Eosinfarbstoffen  dienende 
Dichlorphtalsäure  schmilzt  bei  183 — 185°,  die  Tetrachlorphtal- 
säure  unter  Anhydridbildung  bei  250°. 

Anmerkung:  m-Phtalsäure  (Isophtalsäure)  bildet  lange  feine  Nadeln, 
die  über  300®  schmelzen  und  sich  in  etwa  4000  Teilen  Wasser,  leichter 
in  Alkohol  lösen.  In  Benzol,  Chloroform  und  Petroläther  ist  sie  un- 
löslich. 

p-Phtalsäure  (Paraphtalsäure)  bildet  kleine  nadelförmige  Erystalle, 
die  beim  Erhitzen  sublimieren,  ohne  vorher  zu  schmelzen.  Sie  sind  un- 
löslich in  Benzol  und  Petroläther,  fast  unlöslich  in  Wasser,  Äther  und 
Chloroform.  Für  gewöhnlich  versteht  man  unter  Phtalsäure  das  An- 
hydrid der  Orthosäure.     Meta-  und  Parasäure  bilden  kein  Anhydrid. 

QuantitaHve  Bestimmung.  Man  löst  1  g  Phtalsäure  oder  An- 
hydrid in  20  ccm  Normalnatronlauge  und  20  ccm  Wasser  und  titriert 
mit  Normalsalzsäure.  1  ccm  der  zur  Neutralisation  verbrauchten  Normal- 
natronlauge entspricht  0,083024  g  Phtalsäure  oder  0,074016  g  Phtalsäure- 
anhydrid. 

PyrogalloL 

Cß  Hg .  OH  .  OH  .  OH.    Molek.-6ew.  126,048. 

Pyrogallol  besteht  aus  farblosen,  glänzenden  Nadeln  oder  Blättchen, 
die  bei  131  ^  schmelzen  (Pharm.  Centralh.  38,  794  und  Pharm.  Ztg.  1897, 
779).  Es  löst  sich  in  1,7  Teilen  Wasser,  in  1  Teil  Alkohol  und  1,2  Teilen 
Äther,  schwer  in  Benzol,  Chloroform  und  Schwefelkohlenstoff.  Die 
wäßrige  Lösung  reagiert  sauer.  Die  wäßrige  Lösung  wird  durch  frisch 
bereitete  Ferrosulfatlösung  blau,  durch  Eisenchlorid  braunrot  gefiiibt, 
durch  Silbemitratlösung  geschwärzt  (Identitäts-  und  Farbenreaktionen 
siehe  Mercks  Reag.-Verz.  1903,  168). 

Prüfimg  an/  Verunreinigungen,  Anorganische  Stoffe:  1  g  Pyro- 
gallol muß  sich  beim  Erhitzen  ohne  Hinterlassung  eines  wägbaren 
Rückstandes  verflüchtigen. 


Pyrogallol.    Resorcin.  345 

Gallussäure:  2  g  Pyrogallol  müssen  sich  yollkomtnen  klar  in 
5  ccm  Äther  (spez.  Gew.  0,72)  auflösen.  0,1  Proz.  Gallussäure  läßt  sich 
so  no<ih  deutlich  nachweisen,  indem  eine  trübe  Lösung  entsteht  oder  ein 
geringer  krystallinischer  Rückstand  ungelöst  bleibt. 

Resorcin. 

1  9 

Cß  H4  .  OH  .  OH.    Molek.-6ew.  110,048. 

Resorcin  kommt  als  krystallisiertes  oder  sublimiertes  Präparat  in 
den  Handel.  Es  besteht  aus  farblosen  Tafeln  oder  Prismen,  die  einen 
schwachen  eigenartigen  Geruch  besitzen.  Es  schmilzt  bei  110 — 111®. 
(Calderon  gibt  119<>,  E.  Schmidt  118®,  die  United  States  Pharmacop. 
110 — 119°  an.  Nach  meiner  Erfahrung  schmilzt  reines  Resorcin;  gleich- 
viel ob  kristallisiert  oder  sublimiert,  auch  nach  tagelangem  Trocknen 
über  Schwefelsäure  bei  110— 111  ^) 

Resorcin  siedet  bei  276°.  Es  löst  sich  in  1  Teil  Wasser,  0,75  Teilen 
Alkohol  (90  Proz.),  leicht  in  Äther  und  Glyzerin,  schwer  in  Benzol, 
Chloroform,  Petroläther  und  Schwefelkohlenstoff.  Die  wäßrige  Lösung 
des  Resorcins  reagiert  sauer.  Erwärmt  man  0,1  g  Resorcin  vorsichtig 
mit  0,2  g  Weinsäure  und  20  Tropfen  Schwefelsäure,  so  entsteht  eine 
intensiv  karminrote  Lösung.  Eisenchlorid  färbt  die  wäfirige  Lösimg 
violett.  Die  wäBrige  Lösung  wird  durch  Bleiessig,  nicht  aber  durch 
Bleiacetat  gefällt.  (Farbenreaktionenr:  Chem.  Centralbl.  1898,  II,  1282, 
Pharm.  Centrälh.  09,  798  oder  Mercks  Reag.-Verz.  1903,  168.) 

Prüfung  auf  VerunrehUgungen.  Anorganische  Stoffe:  0,5  g 
Resorcin  sind  beim  Erhitzen  flüchtig,  ohne  einen  wägbaren  Rückstand 
zu  hinterlassen. 

Freie  Säuren:  Da  Resorcin  an  und  für  sich  sauer  reagiert,  so 
ist  eine  Prüfung  mit  Lackmuspapier,  wie  sie  bisher  üblich  und  auch 
vom  Deutschen  Arzneibuch  vorgeschrieben  war,  zwecklos;  größere  Mengen 
von  Säure,  z.  B.  Salizylsäure,  wird  man  deshalb  am  besten  durch  Titration 
mit  Normalalkali  feststellen.  Löst  man  1  g  Resorcin  in  10  ccm  Alkohol 
und  gibt  einige  Tropfen  Lackmoidlösimg  zu,  so  erhält  man  eine  rot- 
gefarbte  Lösung,  die  mit  1 — 2  Tropfen  (0,1  ccm)  Normalnatronlauge 
violettblau  gefärbt  werden  muß. 

Diresorcin:  Diese  Verunreinigung  kommt  nur  im  sublimierten 
Resorcin  vor.  1  g  Resorcin  muß  sich  in  20  ccm  Wasser  vollkommen 
klar  auflösen  oder  doch  nur  einen  minimalen,  unlöslichen  Rückstand 
geben,  der  sich  auf  Zusatz  von  Alkohol  vollständig  löst. 

Phenol:  Die  wäßrige  Lösung  1:20  darf  beim  Kochen  keinen 
Phenolgeruch  aufweisen. 


g46  Orgaoische*  Präparate* 

Saccharin. 

PO 

CeH4<gQ>NH.    Molek..Gew.  183,14. 

Das  reine  Saccharin  (Benzoesäuresulfinid)  kommt  als  ein  weißes, 
geruchloses  Krystallpulyer  in  den  Handel.  Es  ist  eine  starke  Säure,  die 
Acetate  zerlegt  und  gut  charakterisierte  Salze  bildet:  Das  Natrinmsalz, 
das  sich  leicht  in  Wasser,  schwer  in  Alkohol  löst,  wird  von  der  Firma 
Hey  den  unter  dem  Namen  Erystallose  in  den  Handel  gebracht.  Andere 
Handelsnamen:  Pharm.  Centralh.  87,  195.)  Saccharin  schmilzt  bei  224®. 
(Die  Britische  Pharmakopoe  yerlangt  von  dem  „Gluside^  benannten 
Saccharin  den  Schmlzp.  218,8 — 220®,  die  Österr.  Pharmakop.  verlangt  219 
bis  220®.)  Saccharin  löst  sich  in  Wasser  1 :  400,  in  Alkohol  1 :  30, 
in  Benzol  1 :  1900  und  in  Äther  1 :  120,  sowie  leicht  in  Ammoniakflüssig- 
keit, ätzenden  und  kohlensauren  Alkalien.  Aus  Wasser  krystallisiert 
es  in  rhombischen  Blättchen,  aus  Alkohol  oder  Essigsäure  in  dicken 
Prismen,  aus  Aceton  in  monoklinen  Krystallen,  aus  Äther  in  hexagonalen 
Täfelchen.    Es  sublinuert  in  dreiseitigen  Tafeln. 

Dampft  man  Saccharin  mit  Salpetersäure  auf  dem  Wasserbade  zur 
Trockne  ein,  gibt  dann  in  der  Wärme  einige  Tropfen  Wasser  oder 
50-proz.  Alkohol  und  ein  Stückchen  Atzkali  zu,  so  fließen  beim  Neigen 
der  Schale  blaue  und  rote  Streifen  Yom  Kali  herab. 

Früfwkg  auf  Verunremigungmu  Anorganische  Stoffe:  Beim 
Verbrennen  darf  kein  größerer  Rückstand  hinterbleiben«  Reines  Sac- 
charin hat  nur  sehr  geringe  Mengen  Asche.  Langbein  fand  bei  den 
Marken:  Hey  den  0,098  Proz.,  Fahlberg  0,06  Proz.,  Bayer  1,63  Proi. 
und  Monnet  0,04  Proz.  Asche  (Zsch.  angew.  Chem.  1896,  494). 

Fremde  organische  Stoffe:  Saccharin  darf  beim  Erhitzen  nicht 
verkohlen  und  soll  sich  in  der  20-fachen  Menge  Schwefelsäure  höchstens 
mit  weingelber  Farbe  lösen. 

Chlorbenzoesäure:  0,5  g  Saccharin  mischt  man  unter  Befeuchtes 
mit  Wasser  mit  1  g  chlorfreiem  Calciumkarbonat,  trocknet  das  Gemisch 
und  glüht.  Den  Glührückstand  löst  man  in  Wasser  und  Salpetersäure 
zu  20  ccm  und  versetzt  mit  Silbemitratlösung,  wobei  keine  Trübung  von 
Chlorsilber  entstehen  darf. 

Parasulfaminbenzoesäure:  1  g  Saccharin  schüttelt  man  bei 
15  ®  mit  70 — 80  g  Äther  einige  Minuten  lang,  sammelt  den  ungelösten 
Rückstand  auf  einem  kleinen  Filter  und  trocknet  bei  100®.  Der  Rück- 
stand darf  nicht  höher  schmelzen  als  224®.  Parasäure  schmilzt  bei  280 
bis  283®  und  erhöht  gegebenen  Falls  den  Schmelzpunkt,  da  sie  in  Äther 
fast  unlöslich  ist  und  durch  das.  Schütteln  mit  Äther,  welcher  fast  alles 
Saccharin  löst,  im  rückständigen  Saccharin  angereichert  wird. 


Saccharin.  g47 

Benzoesäure  und  Salizylsäure:  1  g  Saccharin  kocht  man  mit 
cm  Wasser,  läßt  erkalten  und  filtriert.  Das  Filtrat  darf  durch  Eisen- 
rid  weder  getrübt  noch  violett  geförbt  werden. 

Mannit:  0,5  g  Saccharin  löst  man  in  10  <scm  Wasser  und  5  ccm 
iumkarbonatlösung  (1:5),  setzt  10  ccm  Eupfersulfat  (1 :  10)  zu, 
telt  um  und  filtriert  nach  einigen  Minuten.  Zum  Filtrat,  gleichviel 
[arin  eine  nachträgliche  Trübung  entsteht  oder  nicht,  gibt  man 
1  Natronlauge  und  erhitzt  zum  Sieden.  Es  muB  ein  brauner  Nieder- 
^  entstehen  und  eine  farblose  Lösung.  Eine  blaue  Lösung  zeigt 
aell  Mannit  an. 

Quantitative  Bestimmung»  Da  Saccharin  von  verschiedenem  Sul- 
ehalte  im  Handel  sich  befindet,  so  wäre  es  am  richtigsten,  den 
t  desselben  durch  quantitative  Bestimmung  festzustellen.  Man 
t  sich  im  Handel  aber  immer  noch  nach  der  SüBkraffc,  einer  Be- 
ung  von  nur  zweifelhaftem  Werte,  da  die  Empfindung  eines  mehr 
weniger  süfien  Geschmackes  individuell  ist  oder  sein  kann.  Da 
ie  Süfikraft  vom  Gehalte  an  reinem  Sulfinid  abhängig  ist  und 
den  Gehalt  von  Parasäure  und  anderen  Bestandteilen,  welche 
üß  sondern  unangenehm  schmecken,  beeinträchtigt  wird,  so  wird 
iweilen  in  die  Lage  kommen,  sich  durch  quantitative  Bestimmung 
ie  Reinheit  des  Präparates  orientieren  zu  müssen,  wenn  die  oben 
>enen  Prüfungen  nicht  genügend  Aufschlufi  geben  sollten.  Nach 
aann  (Pharm.  Centralh.  85,  105.  Dazu  Grünhut,  Zsch.  f.  analyt. 
36,  534)  verfährt  man,  wie  folgt: 

an  erhitzt  10  g  Saccharin  mit  100  ccm  7B-proz.  Schwefelsäure 
äufigem  Umschwenken  4 — 5  Stunden  lang  im  siedenden  Wasser- 
accharin  wird  hierbei  vollständig  in  o-sulfobenzo§saures  Ammon 
ihrt,  während  die  Parasäure  so  gut  wie  nicht  verändert  wird. 
Setzung  geht  in  2  Phasen  vor  sich: 

H4<:gQ  >  NH  4-  H,  0  ==  Gj  H4<gQ  jm^  o-Sulfaminbenzoesäore 

<Zgq  nH-"*"^'^  ^^  ^ö^^'^^SO  NH  o-sulfobenzoesaures  Ammon. 

$rauf  verdünnt  man  die  Mischimg  mit  einem  gleichen  Volum 
läBt  erkalten,  gibt  ein  Eryställchen  reine  Parasäure  zu  imd 
>tiiiideii  lang  stehen.  Die  Parasäure  scheidet  sich  hierbei  quan- 
8  (bei  sehr  «geringen  Mengen  erst  nach  2 — 3  Tagen),  wird  in 
»ochschen  Tiegel  mit  doppeltem  Siebboden  und  Asbesteinlage 
t,  mit  kleinen  Mengen  kalten  Wassers  bis  zum  Verschwinden 
;fel Säurereaktion  ausgewaschen  und  bei  100^  bis  zur  Gewichts- 
getrocknet. Das  Gewicht  der  erhaltenen  Parasäure  fällt  etwas 
aus,     als  den  Tatsachen  entspricht,    da  sie  in  Wasser,    wenn 


g48  Organische  Präparate. 

auch  nur  sehr  wenig,  löslich  ist.  Der  Fehler  ist  aber  so  gering,  dafi 
man  ihn  für  gewöhnlich  vernachlässigen  kann.  Die  so  erhaltene  Parar 
säure  soll  zwischen  270 — 280°  schmelzen. 

Das   Filtrat   der  Parasäure   verdünnt   man   mit  Wasser   im  Maß- 

mm 

kolben  auf  500  ccm,  nimmt  davon  50  ccm  und  destilliert  nach  über- 
sättigen mit  gebrannter  Magnesia  das  Ammoniak  in  7,  Normalschwefel- 
säure  über.  Durch  Zurücktitrieren  mit  Y,  Normalkalilauge  erhält  man 
die  vom  Ammoniak  verbrauchte  Menge  Säure  und  kann  daraus  den 
Saccharinstickstoff  berechnen.  1  Proz.  Ammoniakstickstoff  entspricht 
13,04  Proz.  Saccharin.  Den  Gesamtstickstoff  bestimmt  man,  indem  man 
1  g  Saccharin  mit  25  ccm  konzentr.  Schwefelsäure  und  0,5  g  Quecksilber  im 
Kjeldahlschen  Kolben  2  Stunden  lang  zum  Sieden  erhitzt,  die  Mischung 
In  einem  Literkolben  auf  250  ccm  verdünnt  und  nach  Zugabe  von  über- 
schüssiger (N-freier)  Natron-  oder  Kalilauge  und  etwa  3  g  (N-freiem) 
Zinkstaub  das  Ammoniak  durch  einstündiges  Kochen  überdestilliert  und 
in  20  ccm  7,  Normalschwefelsäure  auffangt.  Aus  der  Differenz,  welche 
die  beiden  angegebenen  Stickstoff bestimmungen  ergeben,  läßt  sich  der 
Gehalt  an  Parasäure  feststellen  (Hefelmann,  Pharm.  Ztg.  41,  379). 
Grünhut  macht  darauf  aufmerksam,  daß  manche  Saccharinsorten  geringe 
Mengen  Ammoniumverbindungen  (er  fand  bis  zu  0,046  Proz.  Ammoniak- 
Stickstoff)  enthalten  und  daß  in  solchen  Fällen  dieser  Umstand  in 
Rechnung  zu  bringen  ist,  indem  man  die  Ammonverbindungen  im  nicht 
aufgeschlossenen  Saccharin  quantitativ  bestimmt. 

H.  Langbein  (Zsch.  angew.  Ghem.  1896,  494)  hat  gefunden  und 
durch  Versuche  bestätigt,  daß  sich  der  Gehalt  von  Parasäure  im  Saccharin 
leicht  durch  die  Yerbrennungswärme  bestimmen  läßt.  Die  Resultate 
dieser  Methode  sind  sehr  gute.  Hierauf  soll  an  dieser  Stelle  nur  ver- 
wiesen werden. 

Salizylsäure. 

Cg  H^  .  OH  .  COOH.    Molek.-Gew.  138,048. 

Salizylsäure  kommt  in  weißen,  geruchlosen  Nadeln  oder  als  Pulver 
in  den  Handel.  Sie  schmilzt  bei  156,5  — 157**,  löst  sich  in  etwa 
445  Teilen  Wasser  von  15  ^  in  15  Teilen  siedendem  Wasser,  in  2  Teilen 
Alkohol  oder  Äther,  leicht  in  Aceton,  Chloroform  und  Schwefelkohlen- 
stoff. Auch  in  verschiedenen  Salzlösimgen  ist  sie  löslich,  wie  z.  B.  in 
Ammoniimiacetat,  Ammoniumeitrat,  Natriumphospbat,  Borax  etc.,  feiner 
in  ätzenden  und  kohlensauren  Alkalien  und  in  Ammoniakflüssigkeit. 

Die  wäßrige  Lösung  der  Salizylsäure  wird  durch  Eisenchlorid 
dauernd  violett  und  durch  Kupfersulfat  grün  gefärbt.  Freie  Mineral- 
säuren oder  Alkalien  verhindern  oder  beeinträchtigen  diese  Farben- 
reaktion   (Identitätsreaktionen:    Milien,    Pharm.    Gentralh.   37,    448. 


Salizylsäure.  g49 

Itz,    Pharai.    Centralh.    87,     455.      IJnterscheidungsreaktioii    der 
Isäure  von  Phenol  und  Resorcin:   Zsch.  analyt.  Chem.  28,  712). 
Prüfmg  auf  Verunreinigungen.    Anorganische  Stoffe:    Beim 
en  muB  Salizylsäure  bis  auf  einen  sehr  geringen  Rückstand  flüchtig 
ier  Glührückstand  darf  nicht  mehr  als  0,6  Proz.  betragen. 
)alz8äure:   Die  alkoholiche  Lösung  1 :  10  darf  nach  Zusatz  von 
ersäure  durch  Silbemitratlösung  nicht  verändert  werden, 
i'remde   organische    Stoffe:    Salizylsäure  darf  beim  Erhitzen 
yerkohlen.     1  g    Salizylsäure   muB    sich    in  5  ccm  Schwefelsäure 
^ärbung  auflösen.    Löst  man  0,5  g  in  absolutem  Alkohol,  so  muB 
em  Verdunsten  des  letzteren   eine  yollkommen  farblose  Erystall- 
hinterbleiben.     Die  gebildeten  Krystalle   dürfen  an  den  Spitzen 
;elb  gefärbt  sein. 

'henol  und  Salol:  5  g  Salizylsäure  löst  man  in  100  ccm  Natrium- 
atlösung  (1 :  5),  wobei  bei  Abwesenheit  von  Salol  eine  TÖllig  klare 

entstehen  muB.  Diese  Lösimg  schüttelt  man  mit  30  ccm  Äther 
)ie  abgehobene  Atherschicht  wird  nochmals  mit  30  ccm  Wasser 
hüttelt  und  dann  auf  einem  XJhrglase  ohne  Anwendung  von  Wärme 
itet.      Der    eventuell    verbleibende    Rückstand    darf  nicht   nach 

riechen.    Er  wird  in  einigen  Tropfen  Alkohol  gelöst   und  zum 
len  Verdunsten  bei  Seite  gestellt,   wobei  Salol  auskrystallisiert, 
seinem  Schmelzpunkt  42 — 43^  erkannt  werden  kann, 
nmerkung:    Bei   folgenden,    eventuell  vorkommenden  Yerunreini- 

der    Salizylsäure    wird    wegen    der   Ausführlichkeit    der  ünter- 
smethoden  auf  die  Öriginalabhandlungen  verwiesen: 
resotinsäuren,  p-Oxybenzoesäure,  Oxyphtalsäure:  Zsch. 
Chem.  29,  476  oder  Pharm.  Ztg.  84,  327. 
omologe  der  Salizylsäure:  Pharm.  Centralh.  29,  635. 
erunreinigungen    der   für    physiologische    Zwecke    ver- 

en  Salizylsäure:  Pharm.  Centralh.  32,  92. 
lantitcUive  Bestimmung.  Man  löst  1  g  bei  50 — 60^  getrockneter 
iure  mit  90-proz.  Alkohol  zu  lOO  ccm.  Davon  titriert  man 
unter  Zugabe  von  Phenolphtalein  mit  Viq  Normalkalilauge  bis 
äfärbung.  1  ccm  Vio  Kalilauge  entspricht  0,0138048  g  Salizyl- 
ier  1  g  Salizylsäure  verbraucht  72,4  ccm  7io  Kalilauge.  Kleine 
:en  bei  der  Titration  sind,  wenn  die  qualitative  Untersuchung 
esenheit  von  unorganischen  Stoffen,  von  Phenol  imd  Salol  negativ 
en  ist,  auf  einen  Gehalt  von  homologen  Säuren  oder  Kresotin- 
urückzuführen,  auf  welche  in  diesem  Falle  eigens  zu  prüfen  ist. 
ch  Messinger  und  Y ortmann  läBt  sich  die  Salizylsäure  auch 
isch  bestimmen  und  zwar  auch  bei  Anwesenheit  von  Benzoe- 
3erl.  Ber.  23,  2755. 

luchungen.  6.  Aufl.  m.  54 


850  Organische  Präparate. 

Salol. 

Cg  H4 .  OH  .  COOC«  Hj.     Molek.  Gew.  214,08. 

Salol  besteht  aus  farblosen,  rhombischen  Tafeln,  die  einen  schwach 
aromatischen  Geruch  besitzen.  Es  schmilzt  bei  42 — 43^,  löst  sich  in 
10  Teilen  Alkohol  und  0,3  Teilen  Äther,  ist  aber  in  Wasser  fast 
unlöslich. 

Die  alkoholiche  Lösung  des  Salols  wird  durch  verdünnte  Eisen- 
chloridlösung violett  gefärbt.  Löst  man  etwa  0,5  g  Salol  in  heißer 
Natronlauge  und  übersättigt  mit  Salzsäure,  so  scheidet  sich  Salizylsäure 
aus  und  es  tritt  ein  Geruch  nach  Phenol  auf. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen.  Freie  Säure:  Streut  man  gepul- 
vertes Salol  auf  mit  Wasser  befeuchtetes  blaues  Lackmuspapier,  so  darf 
letzteres  nicht  gerötet  werden. 

Salizylsäure:  In  ein  Reagensglas  gibt  man  etwas  10-proz.  Ferro- 
Sulfatlösung  und  schichtet  darüber  eine  Lösung  von  0,1  g  Salol  in  5  ccm 
Äther.  Bei  Anwesenheit  von  Spuren  Salizylsäure  entsteht  an  der  Be- 
rührungsfläche der  beiden  Flüssigkeiten  in  kurzer  Zeit  ein  violetter  Ring. 

Fremde  organische  und  anorganische  Stoffe,  wie  Salizyl- 
säure, Phenolnatrium,  Natriumsalizylat,  Chlomatrium  und  Natriumsulfat 
oder  -phosphat:  0,5  g  Salol  dürfen  beim  Erhitzen  keinen  Rückstand 
hinterlassen. 

2  g  Salol  schüttelt  man  mit  100  ccm  Wasser  und  filtriert.  Das 
Filtrat  darf  weder  durch  verdünnte  Eisenchloridlösung  noch  durch 
Silbemitrat-  oder  Baryumchloridlösung  verändert  werden. 

Santonin. 

CisHigO,.     Molek.-Gew.  246,144. 

Santonin  besteht  aus  farblosen,  geruchlosen,  bitter  schmeckenden, 
glänzenden,  rhombischen  Täfelchen,  die  bei -170^  schmelzen.  Es  löst  sich 
in  etwa  5000  Teilen  Wasser  von  15®,  in  250  Teilen  siedendem  Wasser, 
in  44  Teilen  Alkohol  von  15®,  in  3  Teilen  siedendem  Alkohol  und  in 
4  Teilen  Chloroform ;  femer  in  125  Teilen  Äther,  in  konzentrierten  Säuren, 
in  fetten  und  ätherischen  Ölen,  in  ätzenden  und  kohlensauren  Alkalien^ 
fast  gar  nicht  in  Petroläther. 

Schüttelt  man  0,1  g  Santonin  mit  einer  kalten  Mischung  von  10  ccm 
Schwefelsäure  und  10  ccm  Wasser,  so  darf  keine  Färbung  eintreten, 
«rhitzt  man  diese  Mischung  bis  nahe  zum  Sieden  und  setzt  einige  Tropfen 
Eisenchlorid  zu,  so  entsteht  eine  violette  Färbung. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen.  Anorganische  Stoffe:  1  g  San- 
tonin darf  beim  Yerbrennen  keinen  wägbaren  Rückstand  hinterlassen. 


Santonin.    SchwefelkohlenstofiP.    Strychnin.  g51 

Organische  Yerunreinigungen:    Mit   Schwefelsäure    oder  Sal- 
äure  durchfeuchtet,  darf  sich  Santonin  nicht  sofort  färben. 
Freie  Säuren:    Eine  heiBe  Lösung  yon  1  g  Santonin  in  10  ccm 
ol  muB  neutral  reagieren. 

Schwefelkohlenstoff. 

CSj.    Molek.-Gew.  76,12. 

JchwefelkohlenstofF  ist  eine  farblose,  klare,  neutrale,  leicht  ent- 
ere Flüssigkeit  vom  spez.  Gew.  1,272  und  dem  Siedepunkt  46 — 47**. 
)eutsche  Arzneibuch  verlangt  den  Siedep.  46®.) 
'Hfang  auf  Verunreinigungen.  Reiner  Schwefelkohlenstoff  ist  meist 
rch  Schwefel  verunreinigt,  der  aber  in  geringen  Spuren  auch  in 
Lüsten  Handelssorten  fast  immer  zu  finden  ist.     Yerdimstet  man 

Schwefelkohlenstoff  auf  dem  Wasserbade,  so  darf  nur  eine  Spur 
3l  zurückbleiben.  Schüttelt  man  Schwefelkohlenstoff  mit  Blei- 
it,  so  darf  letzteres  nicht  gebräimt  werden. 

uantitative  Bestimmung,  Eine  quantitative  Bestimmung  des  Schwefel- 
toffs ist  für  gewöhnlich  nicht  nötig,  wenn  er  den  oben  ange- 
I  Anforderungen  entspricht.  Wenn  aber  eine  Analyse  für  nötig 
;  wird,  so  verfährt  man  nach  den  Angaben  von  Luck  (Zsch. 
b.  Chem.  11,  410),  A.W.  Hofmann  (Zsch.  f.  wialyt.  Chem.  20,  125), 
rete  (Zsch.  f.  analjt.  Chem.  21,  133  oder  Liebigs  Annalen  190,  211) 
rf  acagno  (Zsch.  f.  analyt.  Chem.  21,  133  oder  Gaz.  chimic.  ital. 
),  indem  man  eine  gewogene  Menge  Schwefelkohlenstoff  in  alko- 

Kalilauge  gibt,  nach  kurzer  Einwirkung  mit  Essigsäure  an- 
jid  mit  Kupfersulfat  das  fast  unlösliche  xanthogensaure  Kupfer- 
(gelber  krystallinischer  Niederschlag)  ausfällt.  Das  Kupfer  läßt 
rimetrisch  nach  Grete  und  M acagno  bestimmen,  oder  als 
i^yd  zur  Wägung  bringen.  Aus  den  erhaltenen  Werten  läBt  sich 
wefelkohlenstoff  berechnen,  da  einem  Äquivalent  Kupfer  zwei 
jnte  Schwefelkohlenstoff  entsprechen.  Eine  titrimetrische  Be- 
g  ist  auch  in  der  Zsch.  f.  angew.  Chem.  1899,  75  beschrieben, 
s  über  Bestimmung  von  Schwefelkohlenstoff  Bd.  II  S.  751  f.) 

Strychnin. 

CaiHjaNaOj.     Molek.-Gew.  334,256. 

ychnin  kommt  als  weißes,  krystallinisches  Pulver  oder  in  farb- 
ombischen  Krystallen  in  den  Handel,  die  bei  266^  schmelzen, 
^ch  in  6600  Teilen  kaltem  und  in  2500  Teilen  siedendem  Wasser,  in 
iu  kaltem  und  12  Teilen  siedendem,  90-proz.  Alkohol,  in  6  Teilen 
'm,  schwer  in  Äther,  Benzol,  Amylalkohol  und  Schwefelkohlen- 

54* 


852  Organische  Präparate. 

Stoff;  fast  unlöslich  ist  es  in  absolutem  Äther  und  absolutem  Alkohol. 
Es  verbrennt  unter  Verkohlung. 

Prüfung:    wie  bei  Strychninnitrat 

SirychninnUrat.  C^»  HjaN^Oj .  HNO3.  Molek.-Gew.  397,304. 
Strychninnitrat  bildet  färb-  und  geruchlose  Nadeln  Ton  sehr  bitterem 
Geschmack.  Es  löst  sich  in  90  Teilen  Wasser  und  70  Teilen  90-proz. 
Alkohol,  fast  unlöslich  ist  es  in  Äther,  Chloroform  und  Schwefel- 
kohlenstoff. 

Gibt  man  zur  wäßrigen  Lösung  des  Strychninnitrats  Ealium- 
dichromatlösung,  so  scheiden  sich  rotgelbe  Krystalle  ab,  die,  in  Schwefel- 
säure gegeben,  vorübergehend  blauviolett  gefärbt  werden. 

Prüfung  auf  Verunreinigungm.  Anorganische  Stoffe:  1  g 
Strychninnitrat  darf  beim  Verbrennen  keinen  Rückstand  hinterlassen. 

Chlorid  und  Sulfat:  Die  wäßrige  Lösung  (1:100)  darf  weder  durch 
Silbemitratlösung  noch  durch  Baryumchloridlösung  verändert  werden. 

Brucin:  Mit  Salpetersäure  verrieben,  darf  sich  Strychninnitrat  nur 
gelb,  aber  nicht  rötlich  färben. 

Organische  Verunreinigungen:  In  Schwefelsäure  muß  sich 
Strychninnitrat  ohne  Färbung  und  ohne  Verkohlung  auflösen. 

Strychninnitrat  läßt  sich  unter  den  bei  Chininhydrochlorid  ange- 
gebenen Bedingungen  maßanalytisch  bestimmen.  1  ccm  Y5  Norm.-Kali- 
lauge  entspricht  0,0794608  g  Strychninnitrat. 

Die  freie  Base  kann  in  derselben  Weise  wie  Morphin  (siehe  dieses!) 
titrimetrisch  bestimmt  werden,  eventuell  auch  in  alkoholischer  Lösung 
imter  Verwendung  von  Lackmoid.  1  ccm  YigNorm.-Salzsäure  =  0,0334256  g 
Strychnin. 

Sulfanilsänre. 

Cß  H4  .  NHj  .  SO3  H  -H  2HjO.     Molek.-Gew.  209,188. 

Die  Sulfanilsäure  besteht  aus  farblosen,  nadeiförmigen  Erystallen., 
die  keinen  bestimmten  Schmelzpunkt  besitzen,  sondern  beim  Erhitzen 
auf  280 — 300^  verkohlen.  Die  Sulfanilsäure  löst  sich  schwer  in  kaltem 
Wasser  (etwa  in  150  Teilen),  leichter  in  heißem  Wasser;  in  AlkohoL 
Äther  und  Benzol  ist  sie  unlöslich. 

Löst  man  einige  Eryställchen  Sulfanilsäure  in  50  ccm  Wasser  und  gibt 
ebensoviel  Naphthylaminsulfat  zu,  so  entsteht  auf  Zusatz  von  einem 
Tropfen  wäßriger  Natriumnitritlösung  eine  kirschrote  Färbung,  die  sehr 
bald  in  gelbrot  übergeht,  unter  Ausscheidung  eines  braunroten  Nieder- 
schlages. 

Prüßmg  auf  Verunreinigungen,  Anorganische  Stoffe:  0,5  g  Sul- 
fanilsäure dürfen  beim  Verbrennen  keinen  wägbaren  Rückstand  hinter- 
lassen. 


Sulfanilsäiire.    Salfonal.  g53 

Schwefelsäure  (Anilinsulfat):  £ine  Lösung  von  1  g  Sulfanilsäure 
i  25  ccm  siedendem  Wasser  darf  durch  einige  Tropfen  Chlorbarjnm- 
sung  nicht  verändert  werden. 

Salzsäure  (Anilinchlorid) :  Schüttelt  man  1  g  Sulfanilsäure  mit 
I  ccm  Wasser  und  filtriert,  so  darf  das  Filtrat  durch  Silbernitratlösung 
chstens  schwach  opalisierend  getrübt  werden. 

Anilinsalze:  Erwärmt  man  1  g  Sulfanilsäure  mit  10  ccm  Natron- 
ige und  gibt  etwas  Chloroform  zu,  so  darf  kein  Geruch  nach  Iso- 
ril  auftreten.  Man  löst  3  g  Sulfanilsäure  in  10  ccm  Wasser  und 
ccm  Natronlauge  unter  gelindem  Erwärmen  auf,  läßt  erkalten  und 
üttelt  mit  25  ccm  Äther  aus.  Hierauf  läßt  man  Y4  Stunde  zum 
setzen  in  einem  Scheidetrichter  stehen,  läßt  die  wäßrige  Lösung 
ließen  und  filtriert  den  Äther  durch  ein  trockenes  Filter.  Femer 
t  man  in  eine  200  ccm  fassende  Glasstöpselflasche  75  ccm  Wasser, 
ccm  Äther,  einige  Tropfen  Jodeosinlösung  und  soviel  Yjq  Normal- 
ssäure (etwa  1 — B  Tropfen),  bis  nach  kräftigem  ümschütteln  die 
rige    Schicht    gerade    farblos    geworden    ist.      Jetzt    gibt   man    den 

Ausschüttelung  der  alkalischen  Sulfanilsäurelösung  Ter  wendeten 
3r  zu  und  schüttelt  kräftig  durch.  Die  wäßrige  Schichte  darf 
)i  nur  eine  sehr  geringe  Rosafärbung  annehmen  und  muß  nach  Zu- 

von  1  Tropfen  '/jq  Norm.- Salzsäure  und  erneutem  Schütteln  voU- 
men  farblos  werden. 

Quantitative  Bestimmung.  Man  löst  1  g  Sulfanilsäure  in  10  ccm 
lal-Natronlauge  und  etwas  Wasser  und  titriert  mit  Normal-Salz- 
5  unter  Verwendung  von  Phenolphtalein.  1  ccm  der  zur  Neutrali- 
3  verbrauchten  Normal-Natronlauge  entspricht  0,209188  g  Sulfanil- 
.  Dabei  ist  zu  berücksichtigen,  daß  die  Sulfanilsäure  leicht  ver- 
rt  und  daß  man  infolgedessen  entsprechend  zu  hohe  Resultate 
i  kann. 

Salfonal. 

CH3 

o{\   r*    TT 

^^SO  C  H  •    Molek.-6ew.  228,248. 

•  3      8        5 

CH3 

>u]fonaI  bildet  farblose,  geschmack-  und  geruchlose,  prismatische 
lle,  die  bei  126 — 126®  schmelzen  und  gegen  300®  unter  geringer 
:uDg  sieden.  Es  löst  sich  in  15  Teilen  siedendem  Wasser  und  in 
ilen  Wasser  von  15®,  in  2  Teilen  siedendem  und  in  65  Teilen 
1  von  15®  und  in  etwa  135  Teilen  Äther.  Die  Lösungen  von 
.1  sind  neutral.  Erhitzt  man  Sulfonal  mit  Holzkohlepulver  oder 
lium,    so  tritt  ein  Geruch  nach  Merkaptan  auf. 


854  Organische  Präparate. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen.  Anorganische  Stoffe:  0,5  g  Sul- 
fonal  dürfen  beim  Erhitzen  keinen  wägbaren  Rückstand  hinterlassen. 

Freie  Säuren:  Gepulvertes  Sulfonal,  auf  mit  Wasser  befeuchtetes 
blaues  Lackmuspapier  gebracht,  darf  letzteres  nicht  röten. 

Schwefelsäure  und  Salzsäure:  Man  löst  1  g  Sulfonal  in 
50  ccm  siedendem  Wasser,  läBt  erkalten  und  filtriert.  Die  eine  Hälfte 
des  Filtrates  versetzt  man  mit  Chlorbaryumlösung,  die  andere  mit 
Silbemitratlösung.  In  beiden  Fällen  darf  die  Lösung  keine  Trübung 
oder  Veränderung  zeigen. 

Fremde  organische  Stoffe:  1  g  Sulfonal  mit  10  ccm  Schwefel- 
säure Übergossen  darf  sich  nicht  färben. 

Merkaptol  und  oxydierbare  Stoffe:  Kocht  man  1  g  Sulfonal 
mit  50  ccm  Wasser,  so  darf  kein  knoblauchartiger  Greruch  auftreten. 
Nach  dem  Erkalten  und  Filtrieren  dieser  Lösung  dürfen  10  ccm  derselben 
nach  Zugabe  von  einem  Tropfen  Kaliumpermanganatlösung  (1  :  1000) 
nicht  sofort  farblos  werden. 

*    Tannin. 

Acidum  tannicum,  Cj^HioOg.     Molek.-Gew.  322,08. 

Tannin  kommt  als  ein  gelbliches  Pulver  oder  als  kry stallähnliche 
Schuppen  in  den  Handel.  Es  soll  nur  einen  schwachen  Geruch  besitzen 
und  sich  in  Wasser  und  Alkohol  vollkommen  klar  auflösen.  £s  löst 
sich  in  1  Teil  Wasser,  2  Teilen  Alkohol,  8  Teilen  Glyzerin  und  in 
Essigäther,  fast  gar  nicht  in  Äther,  Chloroform,  Benzin,  Benzol  und 
Schwefelkohlenstoff.  Nach  Procter  (Pharm.  Joum.  Transact.  1889,  351) 
lösen  sich: 

in  100  Teilen  kaltem  Wasser     253  Teile  trockenes  Tannin 

-  100       -       heißem         -  300      - 

-  100       -       absolut.  Alkohol  120      - 

-  100       -       Chloroform  0,007  - 

-  100       -       Benzol  noch  weniger 
in  Salzlösungen  nur  Spuren. 

Die  wäßrige  Lösung  des  Tannins  wird  durch  Eisenchlorid  blau- 
schwarz  gefällt;  auf  Zusatz  von  Schwefelsäure  verschwindet  der  Nieder- 
schlag wieder.  Verdünnte  Lösungen  werden  nur  blauschwarz  gefärbt. 
Lösungen  von  Brechweinstein,  Alkaloiden,  Eiweiß  und  Leim  werden 
durch  Tannin  gefällt.  Unterscheidungsreaktionen  von  Gallus-  und  Gerb- 
säure siehe  unter  Gallussäure. 

.  Prüfung  auf  Verunreinigungen.  Anorganische  Stoffe:  Beim  Ver- 
brennen soll  Tannin  nur  einen  sehr  geringen  Rückstand  hinterlassen, 
der  nicht  über  0,2  Proz.  betragen  darf.     Auch  die  reinsten  Sorten  des 


Tannin.    Traubenzacker.  g55 

jls  haben  einen  durchschnittlichen  Aschengehalt  von  0,15  Proz.,  der 
sächlich  aus  Eisenoxyd  besteht.  Das  Verlangen  des  Deutschen 
ibuches,  daß  kein  wägbarer  Rückstand  bleiben  soll,  erfüllt  kein 
dsprodukt. 

Zucker,  Dextrin,  Extraktivstoffe:  Mischt  man  10  ccm  einer 
alösung  (10  4-  50)  mit  10  ccm  Alkohol  (90-proz.),  so  mufl  dieselbe 
leiben;  auch  auf  weiteren  Zusatz  von  5  ccm  Äther  darf  keine 
Qg  entstehen. 

j^allussäure:  Auch  das  reinste  Tannin  enthält  Spuren  von  Gallus- 
die  an  der  Rotfarbung  der  Tanninlösung  mit  Cyankaliumlösung  er- 
werden  können.  Größere  Mengen  von  Gallussäure  lassen  sich  nach 
ei  Gallussäure  angegebenen  Yerfahren  quantitiv  bestimmen. 
Wassergehalt:  Trocknet  man  5  g  Tannin  bei  100^  bis  zur  Ge- 
konstanz,  so  soll  der  Trockenrückstand  nicht  weniger  als  4,4  g 
m,  einem  Maximalgehalt  von  12  Proz.  Feuchtigkeit  entsprechend. 
Itumtitative  Bestimmung.  Die  quantitative  Bestimmung  des  Tannins 
ach  der  unter  Gallussäure  angegebenen  Methode  ausgeführt  werden 
ach  dem  Yerfahren  von  Löwenthal -Schröder  oder  aus  dem 
gewicht  der  Lösung  nach  Hammer.  Siehe  unter  Gerbstoffe. 
u.  714. 

Traubeszncker. 

CeHijOß.     Molek.-Gew.  180,096. 
Cß  H,a  Oß -4- Hj  0.    Molek.-Gew.  198,112. 

er  wasserfreie  Traubenzucker  besteht  aus  weißen,  geruchlosen, 
,  zu  Warzen  vereinigten  Prismen  oder  einem  weißen  Krystall- 
on  süßem  Geschmack.  Die  Süßkraft  ist  nicht  ganz  halb  so 
s  bei  Rohrzucker.  Der  mit  Wasser  krjstallisierende  Trauben- 
bildet  weiße,  körnig -krystallinische  Massen.  Der  wasserfreie 
izucker  schmilzt  bei  146^,  der  wasserhaltige  bei  etwa  85^.  Der 
wasserfreie  Traubenzucker  des  Handels  enthält  gewöhnlich  noch 
Mengen  Wasser,  die  den  Schmelzpunkt  herabdrücken.  Trauben- 
löst  sich  leicht  in  Wasser,  schwer  in  kaltem,  leichter  in  sieden- 
kohol. 

!kalische  Xupfer-  und  Wismutlösimgen,  auch  Kupferacetatlösung 
von  Traubenzucker  beim  Erwärmen  reduziert.     Reaktionen  des 
Zuckers:  siehe  Pharm.  Centralh.  85,  50  und  Mercks  Reag.-Verz. 
>5. 

ii/ung  auf  Verunreinigttngen,    Anorganische  Stoffe:  5gTrauben- 
lürfen  beim  Verbrennen  keinen  Rückstand  hinterlassen, 
hwe feisäure:    Die  wäßrige  Lösung  von  Traubenzucker  (1 :  10) 
•eh  Barjumchloridlösung  nicht  verändert  werden. 


856  Organische  Pr&parate. 

Salzsäure:  Dieselbe  Lösung  darf  nach  Zusatz  von  einigen  Tropfen 
Salpetersäure  durch  Silbemitratlösung  nicht  verändert  werden,  oder  doch 
nur  eine  sehr  geringe  Opaleszenz  aufweisen. 

Rohrzucker:  1  g  Traubenzucker  löst  sich  bei  15°  in  10  ccm 
Schwefelsäure  ohne  Färbung  auf;  im  Laufe  einer  Viertelstunde  darf  nur 
eine  weingelbe  Färbung  entstehen. 

Dextrin:  lg  Traubenzucker  löse  sich  ohne  Rückstand  in  20  ccm 
siedendem,  90-proz.  Alkohol.  Die  wäßrige  Lösung  des  Traubenzuckers 
(1 :  10)  darf  auf  Zusatz  von  stark  verdünnter  Jodlösung  nicht  rötlich 
gefärbt  werden. 

Quanütathe  Bestimmung,  Den  Wassergehalt  des  Traubenzuckers 
bestimmt  man  durch  Trocknen  bei  100°  bis  zur  Gewichtskonstanz. 

Den  Deztringehalt  in  nicht  reinem  Traubenzucker  bestimmt  man 
indirekt,  indem  man  den  Gehalt  an  Traubenzucker,  Wasser  und  Asche 
feststellt  und  den  Rest  als  Dextrin  berechnet,  oder  indem  man  den 
Traubenzucker  vor  und  nach  der  Inversion  bestinmit  und  aus  der 
Differenz  das  Dextrin  berechnet.  Quantitative  Bestimmung  nach  Har- 
vey  W.  Wiley,  Zsch.  f.  analyt.  Chem.  22,  592. 

Der  Gehalt  an  Traubenzucker  läßt  sich  auf  verschiedene  Weise 
ermitteln: 

1.  durch  Polarisation  seiner  wäßrigen  Lösung,  siehe  Landolt, 
Berl.  Ber.  21,  191  oder  Zsch.  f.  analyt.  Chem.  28,  203. 

2.  aus  dem  spez.  Gew.  der  wäßrigen  Lösung,  siehe  Zsch.  f.  analyt. 
Chem.  22,  454. 

3.  nach  dem  Reduktionsverfahren  mit  Fehlingscher  Lösung,  indem 
man  in  bekannter  Weise  titrimetrisch  verfährt,  oder  gewichtsanalytisch 
durch  Wiegen  des  Kupferoxyduls.  (H.  Ost,  Zsch.  f.  analyt.  Chem.  29,  645; 
vergl.  auch  oben  S.  559.)  (B.  Haas  hat  vergleichende  Bestimmungen  nach 
der  Fehlingschen,  Sachsseschen  und  polarimetrischen  Methode  ausge- 
führt: Zsch.  f.  analyt.  Chem.  22,  215.)  In  letzterem  Falle  kann  man  sich 
vorteilhaft  der  Tabelle  von  Allihn  bedienen.  (Zsch.  f.  analyt.  Chem. 
22,  449.)  Einfacher  und  sicherer  arbeitet  man  nach  dem  titrimetrischen 
Verfahren  von  E.  Riegler  (Zsch.  f.  analyt.  Chem.  87,  22). 

Dieses  Verfahren  beruht  auf  der  Bestimmung  des  Kupfers  in  einem 
bjestimmten  Volum  Fehlingscher  Lösung  vor  und  der  Bestimmung  des 
Kupfers  in  einem  gleichen  Volum  Fehlingscher  Löstmg  nach  der  Re- 
duktion vermittelst  Traubenzucker  und  zwar  auf  jodometrischem  Wege 
im  Sinne  der  Gleichung: 

2Cu  SO4  -4-  4KJ  =  2K,  SO4  -h  Cu,  J,  4-  Jj. 

Man  stellt  sich  eine  Kupferlösung  (69,28  g  krystallisiertes  Kupfer- 
sulfat im  Liter  enthaltend)  und  eine  Seignettesalzlösung  (346  g  Seignette» 


Tranbenzueker.    Thjmol.  g57 

[z  und  100  g  Ätznatron  im  Liter  enthaltend)  her  und  macht  folgenden 
mtrollversach:  In  einen  200  com  fassenden  Kolben  bringt  man  10  ccm 
pferlösung,  10  ccm  Seignettesalzlösung,  100  ccm  Wasser  und  2  ccm 
le  konzentrierte  Schwefelsäure,  schüttelt  gut  um,  fügt  10  ccm  10-proz. 
3rige  Jodkaliumlösung  zu  und  mischt  gut.  Nach  etwa  10  Minuten  fügt 
1  etwas  Stärkelösung  zu  und  titriert  das  freie  Jod  mit  Y,o  Normal- 
iriumthiosulfat,  bis  die  Blauförbung  verschwindet  und  die  Lösung  etwa 
[inuten  lang  sich  nicht  mehr  blau  färbt.  Tritt  nach  Verlauf  von 
inuten  noch  eme  Blaufärbung  ein,  so  läßt  man  sie  unberücksichtigt. 
1  ccm  Thiosulfatlösung  sind  0,00635  g  Kupfer  in  Rechnung  zu 
^en.  Sind  die  Lösungen  richtig  hergestellt,  so  werden  10  ccm  Kupfer- 
ig 27,8  ccm  Thiosulfatlösung  verbrauchen;  demnach  ist  die  Kupfer- 
[6  =  27,8  X  0,00635  =  0,1765  g.  Wenn  mehr  oder  weniger  als 
ccm  verbraucht  wurden,  so  ist  das  entsprechende  Yolum  an  Stelle 
27,8  als  Faktor  zu  setzen. 

Zur  Ausführung    der  Zuckerbestimmung   bringt  man  in  ein   etwa 
cm  fassendes  Becherglas   10  ccm  Kupferlösung,  10  ccm  Seignette- 
sung,  30  ccm  Wasser,  erhitzt  die  Mischung  zum  Sieden  und  läßt 
n   einer   höchstens    l>proz.   Traubenzuckerlösung    zufließen.     Man 
die   Mischung   noch    einige    Zeit   im    Sieden,    läßt    alsdann    den 
rschlag   absetzen,    filtriert    (mit  Hilfe    der  Saugpumpe)    durch  ein 
;filter  und  wäscht  mit  etwa  80  ccm  Wasser  nach.    Das  Filtrat  gibt 
1  einen  200  ccm  fassenden  Kolben,  gibt  2  ccm  Schwefelsäure  zu, 
Q  10  ccm  Jodkaliumlösung  und  nach  10  Minuten  etwas  Stärkelösung, 
man  wie  oben  mit  Thiosulfatlösung  titriert.     Ist  Y  die  Anzahl 
^brauchten  Kubikzentimeter  Thiosulfatlösung,  so  ist  die  Kupfer- 
weiche   durch    den    angewendeten    Zucker   reduziert    wurde,  = 
-  V)  .  0,00635.    Aus  der  Tabelle  von  Allihn  S.  559  entnimmt  man 
;kermenge,  welche  der  gefundenen  Kupfermenge  entspricht. 

Thymol. 

C«  H,  .  CHa  .  Cs  H7 .  OH.     Molek.-Gew.  150,112. 

tjmol  bildet  farblose,  hexagonale  Krystalle  von  Thymian  ahn- 
reruche  und  aromatischem  Geschmacke.  £s  schmilzt  bei  50  bis 
siedet  bei  etwa  230^.  In  Wasser  sinkt  es  unter,  da  es  in  festem 
t  das  spez.  Gew.  1,028  hat,  in  geschmolzenem  Zustande  dagegen 
chter  als  Wasser,  so  daß  es  auf  letzterem  schwimmt.  Thjmol 
leicht  in  Alkohol,  Äther,  Chloroform,  Schwefelkohlenstoff  und 
er,  so^wie  in  Natronlauge,  dagegen  schwer  in  Wasser  (1  :  1000). 
ein  Xryställchen  Thymol  in  heißer  Kalilauge  und  gibt  einige 
/hloroforxn  zu,  so  färbt  sich  die  Mischung  beim  Schütteln  violett. 


858  Organische  Präparate. 

Löst  man  1  g  Thymol  in  4  g  Schwefelsäure  und  gieBt  diese  Lösung, 
nachdem  man  sie  5  Minuten  lang  gelinde  erwärmt  hat,  in  50  ccm  Wasser, 
gibt  alsdann  Bleikarbohat  im  Überschuß  zu  und  läßt  bei  etwa  40^  eine 
halbe  Stunde  unter  öfterem  Umschütteln  stehen,  so  erhält  man  nach 
dem  Filtrieren  im  Filtrat  auf  Zusatz  Yon  Eisenchlorid  eine  violette 
Färbung.  (Thymol  wird  beim  Erwärmen  mit  Schwefelsäure  auf  etwa 
60°  rosenrot  gefärbt  und  geht  dabei  in  Thymolsulfosäure  über.)  Löst 
man  ein  Kryställchen  Thymol  in  1  ccm  Eisessig  und  gibt  6  Tropfen 
Schwefelsäure  und  1  Tropfen  Salpetersäure  zu,  so  färbt  sich  die  Lösung 
blaugrün.  (Identitätsreaktionen:  Zsch.  analyt.  Chem.  21,  576;  82,  574; 
29,  205,  572.) 

Prüfang  auf  Verunreinigungen.  Anorganische  Stoffe:  lg  Thymol 
darf  beim  Erhitzen  keinen  wägbaren  Rückstand  hinterlassen. 

Freie  Säuren:  Die  wäßrige  und  alkoholische  Lösung  des  Thymols 
darf  blaues  Lackmuspapier  nicht  röten. 

Phenol:  Die  wäßrige  Lösung  (1:1000)  darf  auf  Zusatz  von 
Bromwasser  nur  milchig  getrübt  werden,  aber  keinen  krystallinischen 
Niederschlag  geben.  Dieselbe  Lösung  darf  durch  Eisenchlorid  nicht 
violett  gefärbt  werden. 

Quantitative  Bestimmung.  Nach  Messinger  und  Y ortmann  (Berl. 
Ber.  28,  2753;  Joum.  prakt.  Chem.  1900,  237.)  kann  man  Thymol  in 
folgender  Weise  schnell  und  bequem  titrimetrisch  bestimmen: 

Man  löst  2,5  g  Thymol  in  25  ccm  Natronlauge  (spez.  Gew.  1,17) 
und  verdünnt  im  Maßkolben  mit  Wasser  zu  250  ccm.  25  ccm  dieser 
Lösung  gibt  man  in  einen  250  ccm  fassenden  Maßkolben  und  läßt  unter 
Umschwenken  100  ccm  7,o  Normal-Jodlösung  zufließen,  wobei  ein  braun- 
roter Niederschlag  entsteht.  Nach  dem  Ansäuern  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure füllt  man  bis  zur  Marke  auf,  filtriert  und  titriert  das  überschüssige 
Jod  mit  Yjo  Normal-Natriumthiosulfat.  Aus  der  verbrauchten  Anzahl 
Kubikzentimeter  Jodlösung  berechnet  man  die  für  1  g  Thymol  nötige 
Menge  Jod  und  multipliziert  diese  Zahl  mit  29,59,  um  den  Prozentgehalt 
des  untersuchten  Präparates  an  Thymol  zu  erfahren. 

Vanillin. 

19  4 

Methylprotokatechualdehyd  .  CgHa  .  COH  .  OCH,  .  OH. 

Molek.-Gew.  152,064. 

Das  künstlich  dargestellte  Vanillin  ist  dem  aus  Vanille  gewonnenen 
in  allen  Eigenschafben  vollkommen  gleich.  Es  kommt  in  farblosen  bis 
schwach  gelblich  gefärbten  Nadeln  in  den  Handel,  welche  vanilleartig 
riechen.  Es  schmilzt  bei  81— 82°  und  siedet  bei  285«>.  (Vollkommen 
reines    Vanillin    schmilzt    bei    83°;    Welmans,    Pharm.  Ztg.  48,  634.) 


VaDÜlio.  859 

illin  löst  sich  in  100  Teilen  Wasser  von  Ib^  und  in  20  Teilen 
endem  Wasser,  leicht  in  Alkohol,  Äther,  Chlorofonn  und  Schwefel- 
eostoff.  Die  kaltgesättigte  Lösung  in  Wasser  wird  durch  Eisen- 
rid  violett  gefärbt.  Beim  Erwärmen  dieser  Mischung  tritt  eine 
QÜche  Färbang  ein  und  es  scheiden  sich  feine  Nadeln  (Dehydrodi- 
lin)  aus.  Löst  man  0,1  g  Vanillin  und  0,2  g  Pyrogallol  in  5  ccm 
hol  und  gibt  10 — 15  ccm  konzentrierter  Salzsäure  (spez.  Gew.  1,19) 
0  färbt  sich  die  Mischung  intensiv  rot. —  Farbenreaktionen:  Zsch. 
t.  Chem.28,  247,  251;  88,  469;  86,  775. 

Prüfung  auf  Verunreimgungen.  Anorganische  Stoffe:  Verbrennt 
),3  g  Vanillin,  so  darf  kein  wägbarer  Rückstand  bleiben. 
Fremde  orgs^nische  Stoffe,  Zucker,  teerartige  Substanzen:  0,1  g 
in  löst  sich  in  20  ccm  Schwefelsäure  mit  weingelber  Farbe  auf; 
träunung  oder  Verkohlung  darf  nicht  stattfinden. 
!)umarin  läßt  sich  in  Vanillin  durch  Schmelzen  mit  Kali  nach- 
,  wobei  Salizylsäure  und  Essigsäure  entstehen,  die  sich  leicht 
zieren  lassen.  Aus  Vanillin  entsteht  bei  gleicher  Behandlung 
atechusäure. 

ünfacher  verfährt  man  nach  Hess  und  Prescott  (Pharm.  Review 
Durch  eine  ätherische  Vanillinlösung  leitet  man  trocknes  Ammoniak- 
bei  die  Aldehydammoniakverbindung  des  Vanillins  ausfällt.  Durch 
In  mit  Ammoniakflüssigkeit  wird  dann  alles  Vanillin  der  ätherischen 
entzogen,  während  Cumarin  im  Äther  gelöst  bleibt  und  nach  dem 
ten  desselben  daran  erkannt  werden  kann,  daß  der  verbleibende 
Qd  nach  dem  Trocknen    einen   niedrigeren  Schmelzpimkt    zeigt. 

schmilzt  bei  67**. 
:etanilid  und  Benzoesäure,  welche  im  Handelsvanillin  event. 
üschung  vorkommen  können,  lassen  sich  durch  ihre  Identitäts- 
(Q  nachweisen. 

mtitative  Bestimmung,  Durch  die  quantitative  Bestinmiung  läßt 
Reinheit  des  Vanillins  mitkontrollieren.  Nach  Welmans  ver- 
[  g  Vanilliii  0,36842  g  Ätzkali  oder  6,58  Normal-Kalilauge,  so 
A^anillin  leicht  titrimetrisch  bestimmen  läßt: 
Vanillin  löst  man  in  25  ccm  Alkohol  imd  25  ccm  alkoholischer 
K^alilauge  und  titriert  nach  Zusatz  von  Phenolphtalein  den  Uber- 
Xalilauge  mit  Yj  Norm. -Salzsäure  zurück.     Die  Anzahl  der  ver- 

ccm  Kalilauge  multipliziert  man  mit  0,07604,   um  die  Menge 
tersuchten  Material  enthaltenen  Vanillins  zu  erhalten. 
kolorimetrische  Methode  von  FrankX.  Moerk  (Zsch.  f.  analyt. 

242.)  liefert  nur  annähernde  Werte;  sie  beruht  auf  der  blau- 
'bung,  die  in  mit  Brom  versetzter  Vanillinlösung  durch  Eisen- 
ilten   "wird. 


ggO  Organische  Pr&parate. 

Zimtsäure. 

Cg  H5  .  CH  :  CH  .  CO  OH.    Molek.-Gew.  148,064. 

Die  Zimtsäure  besteht  aus  farblosen,  fast  geruchlosen  Nadeln  oder 
rhombischen  Prismen,  die  bei  133°  schmelzen  und  bei  300®  unter  teü- 
weiser  Zersetzung  sieden.  Sie  löst  sich  in  etwa  3500  Teilen  kaltem 
Wasser,  leichter  in  siedendem  Wasser,  in  4,5  Teilen  Alkohol,  17  Teilen 
Chloroform  und  110  Teilen  Schwefelkohlenstoff.  Erwärmt  man  0,1  g 
Zimtsäure  im  Wasserbade  mit  20  ccm  Kaliumpermanganatlösung 
(1 :  1000),  so  tritt  ein  Geruch  nach  Benzaldehyd  auf. 

Prüfung  auf  Verunreinigungen.  Anorganische  Stoffe:  1  g  Zimt- 
säure muß  beim  Erhitzen  und  gelinden  Glühen  ohne  Rückstand  verbrennen. 

Schwefelsäure  und  Salzsäure:  Eine  Lösung  von  1  g  Zimt- 
säure in  25  ccm  siedendem  Wasser  darf  weder  durch  Baryunmitratlösung 
noch  durch  Silbemitratlösung  ye rändert  werden. 

Fremde  organische  oder  harzige  Stoffe:  1  g  Zimtsäure  löst 
sich  in  heiBer  Schwefelsäure  höchstens  mit  weingelber,  nicht  aber  mit 
brauner  Farbe  auf. 

Benzoesäure:  Schüttelt  man  1  g  Zimtsäure  mit  100  ccm  Wasser 
während  einer  Stimde  bei  20°  öfter  gut  durch  und  filtriert,  so  dürfen 
50  ccm  des  Filtrates  nicht  mehr  als  1,4  ccm  Yjq  N. -Natronlauge  zur  Neutrali- 
sation erforden.  (Als  Indikator  verwendet  man  Phenolphtalein.)  Zimt- 
säure löst  sich  bei  20<>  im  Verhältnis  1 :  2400,  Benzoesäure  1 :  360.  Bei 
gleicher  Behandlung  wie  oben  liefert  Benzoesäure  ein  Filtrat,  von  dem 
50  ccm  11,2  ccm  Y,qN.- Natronlauge  erfordern.  Spuren  von  Benzoesäure 
lassen  sich  auf  diese  Art  in  der  Zimtsäure  nicht  nachweisen,  wohl  aber 
ein  Gehalt  von  über  1  Proz.  Eine  Zimtsäure,  die  1  Proz.  Benzoesäure 
enthält,  verbraucht  nach  obiger  Angabe  1,6  ccm  '/lo"^^^'^^^^^' 

Quantitative  Bestimmung.  Man  löst  1  g  Zimtsäure  in  10  ccm  Normal- 
Natronlauge  und  etwas  Wasser  und  titriert  mit  Normal-Salzsäure.  1  ccm 
verbrauchter  Natronlauge  entspricht  0,148064  g  Zimtsäure. 

Zitronensäare. 

C«  Hg  0,  +  Ha  0.    Molek.-Gew.  210,08. 

Die  Zitronensäure  besteht  aus  großen,  farblosen,  rhombischen 
Prismen,  die  bei  gewöhnlicher  Temperatur  an  trockener  Luft  nicht  ver- 
wittern, ihr  Wasser  aber  bei  100^  vollständig  verlieren.  An  feuchter 
Luft  zerfließt  sie  oberflächlich.  Die  krjstallisierte  Zitronensäure  hat 
keinen  festen  Schmelzpunkt,  da  sie  schon  bei  70 — 75®  zusammensintert, 
die  wasserfreie  Säure  schmilzt  bei  153 — 154®.  Zitronensäure  löst  sich 
in  0,55  Teilen  Wasser,    in    1  Teil    Alkohol    und    in    zirka    50    Teilen 


Zimtsäare.    Zitronens&nre.  ggl 

ler.  Löst  man  0,1  g  Säure  in  1  com  Wasser  und  gibt  40 — 50  ccm 
kwasser  zu  (die  Lösung  muB  alkalisch  reagieren),  so  entsteht  beim 
iheii  ein  weiBer,  flockiger  Niederschlag,  der  sich  beim  Abkühlen  der 
ung  innerhalb  3  Stunden  irieder  löst. 

Prüfimg  (mf  Verunreinigungen.    Anorganische  Stoffe:  0,5  g  Zitro- 
äure  müssen  beim  Erhitzen  ohne  wägbaren  Rückstand  yerbrennen. 

Calciumcitrat:    Die  Lösung  der  Säure  (1  :  10)  in  Wasser  darf 

Übersättigen  mit  Ammoniakflüssigkeit   durch   Ammonoxalatlösung 
;  verändert  werden. 

Blei,  Kupfer,   Eisen:    Löst  man  ö  g  Zitronensäure  in  10  ccm 
er  und  setzt  so  viel  Ammoniakflüssigkeit  zu,  daß  die  Lösung  nur 
ich  sauer  reagiert,  so  darf  durch  Schwefelwa8sersto£f  keine  Yerän- 
g  der  Lösung  hervorgerufen  werden. 
Schwefelsäure:     Die   wäßrige   Lösung    der   Säure  (1  :  10)    darf 

Chlorbarjumlösung  nicht  getrübt  werden. 

Zucker,  Weinsäure,  Oxalsäure:  Eine  Mischung  aus  1  g 
ensäure  nnd  10  ccm  Schwefelsäure,  welche  in  einem  mit  Schwefel- 
vereinigten  Porzellanmörser  bereitet  worden  ist,  darf  sich  höchstens 
iber  nicht  braun  färben,    wenn  sie   in    einem    Reagensglase    eine 

lang  im  siedenden  Wasserbade  erwärmt  wird. 

g  Zitronensäure   in  2  ccm  Wasser   gelöst   darf  auf  Zusatz   von 
pfen  Kaliumacetatlösung  und  5  ccm  Alkohol  nicht  getrübt  werden 
ch  nach  längerem  Stehen  keine  krystallinische  Ausscheidung  er- 
lassen. 

eaktionen  auf  Weinsäure  in  Zitronensäure  siehe  auch  Merck  s 
erz.  1903,  170. 

lantitaiive  Bestimmung.  1  g  krystallisierte  Zitronensäure  (mit  1  aq.) 
;  zur  Neutralisation  14,8  ccm  Normal-Kalilauge.  1  ccm  Normal- 
e  entspricht  0,070027  g  Zitronensäure.  Als  Indikator  verwendet 
inolphtalein. 


Die  Weinsänremdustrie. 

Von 
Dr*  Hermann  Baseh, 

Königl.  Gewerbeinspektor  in  Berlin. 


Die  Abfallprodukte  der  Weinbereitung  dienen  der  Weinsäareindustrie 
als  Rohmaterial.  Aus  ihnen  werden  Weinsäure,  Weinstein  und  einige 
andere  weinsaure  Salze,  wie  Seignettesalz,  neutrales  weinsaures  Kalium, 
B  rech  Weinstein  und  Eisenweinstein,  technisch  gewonnen. 

Die  Rohmaterialien  der  Weinsäureindustrie  lassen  sich  unter  den 
Namen  ,,  Weinhefe,  Roh  Weinstein  und  weinsaurer  Kalk^  zusammenfassen; 
sie  werden  durch  Trocknen  oder  durch  einfache  Krjstallisations-  und 
Fällungsprozesse  aus  den  Rückständen  der  Weinbereitung  gewonnen. 
Die  Weinsäure  ist  in  diesen  Materialien  als  Weinstein  oder  als  neutrales 
Calciumtartrat  oder  als  Gemisch  dieser  beiden  Salze  enthalten. 

Die  Weinhefe,  der  Bodensatz  des  ausgegorenen  Traubenmostes, 
ist  das  wichtigste  Rohmaterial.  In  feuchtem  Zustande  ist  die  von  dem 
neuen  Wein  abgepreßte  Weinhefe  eine  zähe,  lehmartige  Masse  von  wein- 
ähnlichem,  gleichzeitig  widerlichem  Gerüche  und  schmutziggelber  bis 
dunkelroter  Farbe.  Die  Weinhefe  wird  am  Produktionsort  getrocknet, 
und  zwar  möglichst  schnell  und  gründlich,  damit  der  Weinsäuregehalt 
nicht  durch  Vegetation  von  Spalt-  und  Schimmelpilzen  zurückgeht.  Die 
getrocknete  Weinhefe  ist  die  übliche  Handelsware.  Sie  besteht  aus 
gelblichen  bis  dunkelroten  unregelmäßigen  Stücken,  deren  mittlere  GröBe 
etwa  einer  Walnuß  entspricht.  Ihr  Gehalt  an  Weinsäure,  die  in  Fonn 
von  Kaliumbitartrat  und  neutralem  Calciumtartrat  vorhanden  ist,  beträgt 
etwa  15 — 30  Proz.,  selten  bis  zu  40  Proz.  Im  übrigen  besteht  die  Wein- 
hefe aus  den  getrockneten  Hefezellen  und  enthält  außer  kleinen  Mengen 
anorganischer  Salze  noch  zufällige  Verunreinigungen,  die  aus  dem 
Traubensaft  oder  von  den  zur  Behandlung  des  Weins  verwandten  Ma- 
terialien herrühren  (Schalen,  Rippen  und  Kerne  der  Trauben,  Tod, 
Schwefel  und  Gips).  Man  unterscheidet  nach  ihrem  XJrsprungslande 
italienische,  spanische,  französische,  österreichisch-ungarische  und  Levan- 


Rohmaterialieo.  863 

oer  Hefen.  Unter  dem  letzten  Namen  werden  dalmatinische,  griechische 
fleische,  südrassiflche  u.  s.  w.  Hefen  zusammengefaßt.  Die  Hefen 
igen  nach  ihrem  Produktionsort  einige  charakteristische  Yerschieden- 
iten,  auf  die  hier  nicht  näher  eingegangen  werden  kann  (vergl.  dar- 
er  Warington,  Joum.  Ghem.  Society  1875,  18,  925  und  Rasch, 
brikat.  d.  Weins.,  Berlin  1897). 

Unter  dem  Namen  „Rohweinstein^  werden  alle  weinsteinhaltigen 
imaterialien  mit  mehr  als  40  Proz.  Weinsäure  zusammengefaßt.  Man 
erscheidet  Faflweinstein,  der  durch  Ausklopfen  von  Weinfässern  ge- 
men  wird,  und  Hefenkrystalle  und  TresterfloB.  die  durch  Auskochen 

Auskrystallisieren  aus  Weintrestern  und  minderwertigen  Hefen  dar- 
eilt  werden.  Die  besten  halbraffinierten  Weinsteine,  St.  Antimo- 
stalle,  bilden  das  Rohmaterial  für  die  Fabrikation  der  Cristalli  tar- 

von  Seignettesalz  und  anderen  weinsauren  Salzen. 

Limo,  Sablons  und  weinsaurer  Kalk  sind  Halbfabrikate,  die  durch 
mg  aus  weinsäurehaltigen  Laugen  gewonnen  werden. 

A.  Die  üntersuchiuig  der  RohmateriaUen. 

Bei  dem  yerhältnismäßig  hohen  Werte  der  Weinsäurerohmaterialien 
ier  oft  ungleichmäßigen  Beschaffenheit  der  Warenposten  muß  die 
rziehung  in  besonders  sorgfältiger  Weise  vorgenommen  werden, 
leert  sämtliche  Säcke  aus  und  verfährt  im  übrigen  wie  im  allge- 
1  Teile  beschrieben  ist.  Die  entnommenen  Proben  werden  ge- 
i;  nötigenfalls  mahlt  man  das  Muster  im  Laboratorium  nochmals 
ler  für  feines  Mehl  eingestellten  Kaffee-  oder  Laboratoriumsmühle. 
'ür  die  Beurteilung  der  Rohmaterialproben  ist  der  Bitartratgehalt 
ir  Gesamtweinsäuregehalt  wichtig.  Der  Weinsäuregehalt  ist  für 
he  Zweige  der  Weinsäureindustrie  von  Interesse;  der  Bitartrat- 
kommt    fdr  die  Darstellung  von  raffiniertem  Weinstein  und  von 

weinsteinsauren  Salzen  in  Betracht.  Die  Analysenergebnisse 
bei  der  Bitartratanalyse  in  Prozenten  Weinstein,  bei  der  Ge- 
DSäurebestimmung,  der  sogen.  Totalsäureanalyse,  in  Prozenten 
re  angegeben.  Es  ist  im  allgemeinen  nicht  üblich,  den  Wasser- 
er Proben  bei  den  Befunden  anzugeben,  obwohl  durch  die  Ver- 
guog  des  Wassergehalts  nicht  nur  Analysendifferenzen  herbei- 
^erden  können,  sondern  auch  ein  wesentlicher  Faktor  für  die 
ng    eines     Rohmaterialpostens    aufier  acht  gelassen    wird.     Un- 

getrocknete  Warenposten  gehen  durch  die  Entwickelung  von 
id  Schimmelpilzen  oft  in  wenigen  Wochen  um  mehrere  Pro- 
Weinsäuregehalt  zurück;  selbst  einzelne  anscheinend  gut  luft- 
Weinhefemuster,    die    in   sorgfältig  verschlossenen  Glasflaschen 


864  ^ie  Weinsäureindustrid. 

aufbewahrt  wurden,  hatten  in  5  Jahren  1 — 3  Proz.  ihres  Weinsäuregehalts 
eingebüßt.  Dazu  kommt,  daB  in  den  ungenügend  getrockneten  Materialien 
durch  die  Pilzvegetation  schleimige  Körper  gebildet  werden,  die  für  die 
spätere  Verarbeitung  höchst  lästig  sind.  £s  wäre  deshalb  zweckmäßig, 
den  bei  100  ^  C.  bestimmten  Wassergehalt  der  Proben  bei  den  Analysen- 
befunden anzugeben. 

Sowohl  bei  der  Bitartratanalyse  wie  bei  der  Gresamtweinsäure- 
bestimmung  wird  die  Weinsäure  jetzt  ausschließlich  als  saures  Kalium- 
salz  zur  Fällung  gebracht,  dessen  Mengen  alsdann  durch  Titration  be- 
stimmt wird.  Man  verwendet  zur  Titration  y,Q,  Yj,  */,  oder  V,  Normal- 
Kalilauge,  die  unbedingt  frei  von  Kohlensäure  sein  muß  und  deren  Titer 
durch  reinen,  bei  100^  C.  getrockneten  Weinstein  bestinunt  ist.  Die 
Titrationen  werden  in  der  Siedehitze  zu  Ende  geführt.  Als  Indikator 
dient  bei  der  Analyse  von  Rohmaterialien  ausschließlich  violettes  oder 
rötlich  violettes  Lackmuspapier,  und  zwar  muß  zur  Analyse  Lackmas- 
papier von  der  gleichen  Präparation  verwandt  werden  wie  zur  Ein- 
stellung der  Normallauge. 

Das  Molekulargewicht  der  Weinsäure  ist  150,  des  Weinsteins  188. 


1.  Bitartratbestinunungr* 

Eine  annähernde  Bestimmung  des  Weinstein gehalts  liefert  die  ein- 
fache Titration.  Bei  Weinhefen  mittlerer  Qualität  von  20 — 30  Proz. 
Weinsäure  fallen  die  Resultate  wegen  des  Gehalts  an  sauren  Salzen  und 
sauren  organischen  Körpern  etwa  3 — 5  Proz.  höher  aus  als  der  wirk- 
liche Weinsteingehalt;  bei  unverfälschten  Rohweinsteinen  ist  die  Differenz 
kleiner.  Es  ist  selbstverständlich,  daß  man  durch  die  Ausfuhrung  der 
Titration  etwaige  Verfälschungen  eines  Materiales  durch  saure  Salze, 
z.  B.  Alaun,  nicht  aufdecken  kann. 

Auf  einer  annähernden  Bitartratbestimmung  beruhen  auch  einige 
Methoden,  die  früher  handelsüblich  waren:  die  Glühprobe  imd  die 
methode  ä  la  casserole.  Bei  der  englischen  Glühprobe  wird  das  Ma- 
terial verascht,  die  Asche  mit  Wasser  ausgezogen  und  das  in  Lösung 
gebrachte  kohlensaure  Kalium  bestimmt;  bei  der  französischen  Kasse- 
rolleprobe findet  ein  Auskochen  des  Materiales  mit  nachfolgender  Wägung 
der  aus  der  Lauge  beim  Erkalten  abgeschiedenen  Krystallmenge  statt. 
Die  Methoden,  deren  Ausführung  P.  Garles  (Les  derives  taitriques, 
Paris  1892  und  Zsch.  angew.  Chem.  1898,  S.  183)  näher  beschreibt 
sind  nicht  brauchbar,  weil  sie  bei  zufälligen  oder  absichtlichen  Verun- 
reinigungen des  Materials  ganz  falsche  Resultate  liefern  können. 

Bei  der  von  Philip  &  Co.  (Zsch.  f.  analyt.  Chem.  89,  577)  ange- 
gebenen Methode  zur  Bitartratbestimmung  wird  der  Weinstein  mit  Kali- 


Bitartrat    Gesamtweinsäure.  gg5 

2[e  genau  neutralisiert  und  aus  der  abfiltrierten  Lösung  das  Bitartrat 
ch  Essigsäure  und  Alkohol  ausgefällt.  Die  Resultate  fallen,  wenn 
ler  Substanz  noch  andere  Galciumsalze,  z.  B.  Gips,  vorhanden  sind, 
chtig  aus. 

F.  Klein  (Zsch.  f.  analyt.  Chem.  24,  379)  kocht  die  zu  untersuchende 
•6  mit  Wasser  aus,  dampft  die  abfiltrierte  Lösung  ein  und  scheidet 
Weinstein  durch  Zusatz  von  Ohlorkalium  möglichst  vollständig  ab. 
gefällte  Weinstein  wird  abfiltriert  und  mit  einer  10-proz.,  mit 
istein  vorher  gesättigten  Chlorkaliumlösung  ausgewaschen   und    so- 

titriert.  Die  Eleinsche  Methode,  die  sich  an  das  Warington- 
Verfahren  zur  Bestimmung  der  Gesamtweinsäure  anlehnt,  ist  im 
el  nicht  mehr  gebräuchlich,  obwohl  sie  gute  Resultate  liefert  und 
noch  von  Fabre  wieder  warm  empfohlen  ist  (Chem.-Ztg.  Repert. 
S.4). 

Die  handelsübliche,  sogen.  Ou  Im  an  sehe  Bitartratbestimmungs- 
de  beschreibt  Dr.  Stiefel  (Das  Raffinieren  des  Weinsteins,  Wien 
folgendermaßen:  „3,76  g  des  fein  gepulverten  Weinsteins  bringt 
1  eine  Literflasche,  fügt  750  ccm  Wasser  hinzu,  erhitzt  zum  Sieden 
llt  höchstens  5  Minuten  im  Sieden.  Man  füllt  sodann  die  Flasche 
stilliertem  Wasser  auf  und  läfit  erkalten.  Nach  dem  Erkalten 
an  genau  zur  Marke  an  imd  filtriert  durch  ein  trockenes  Filter. 
3  Fiitrats  wird  in  einer  Porzellanschale  auf  dem  Wasserbade  zur 
3  verdampft.  Der  Rückstand  wird  noch  heiß  mit  5  ccm  Wasser 
gefeuchtet  und  nach  dem  Erkalten  mit  100  ccm  Alkohol  von 
.  gründlich  verrührt.  Man  läßt  y.  Stunde  stehen  und  dekantiert 
:ohol  durch  ein  trockenes  Filter.  Nach  vollständigem  Abtropfen 
man  den  etwa  auf  das  Filter  gekommenen  Weinstein  mit  sieden- 
ksser  in  die  Schale  zurück,  bringt  das  Volumen  der  Flüssigkeit 
k  100  ccm  und  titriert  mit  7$  Normalkalilauge.  Zu  der  Anzahl 
rauchten  Kubikzentimeter  addiert  man  0,2  ccm,  um  den  Verlust 
löstes  Bitartrat  auszugleichen.^ 

ntliche  Bitartratbestimmungsmethoden  sind  wissenschaftlich 
aau,  w^eil  bei  dem  Auskochen  der  Proben  Umsetzungen  des 
IS  eintreten  können.  Zu  langes  Kochen  der  Muster  ist  deshalb 
ihrung  der  Bestimmungen  zu  vermeiden. 

.    GresamtTretnsäarebestlinfniing«    (TotalsäareanalyseO 

älteren,  von  Scribani,  Scheurer-Kestner  und  Oliveri 
en  Methoden,  die  sich  auf  Abscheidung  und  Wägung  des  Gal- 
ts  gründen,  sind  allgemein  verlassen,  weil  sie  unzuverlässig 
au  sind. 

iting^en.    5.  Aufl.   m.  55 


ggg  Die  Weinsäureindustrie. 

Die  erste  wissenschaftlich  begründete  Methode  zur  Bestimmung 
der  Gesamtweinsäure  lieferte  Warington  (Joum.  ehem.  societj  1875, 
S.  925 — 994).  Die  Grundzüge  des  Verfahrens  sind:  Ausfällen  des  vor- 
handenen Kalks  als  Calciumoxalat  durch  neutrales  oxalsaures  Kalium, 
Neutralisieren  der  Masse  mit  Kalilauge,  Filtrieren,  Abscheiden  des  Wein- 
steins in  der  Lösung  durch  Zitronensäure  unter  Zusatz  von  Chlorkalixmi. 
Die  Methode,  die  durch  eingehende  Untersuchungen  von  Grosjean 
(Joum.  Ghem.  Societj  1879,  S.  341  und  1883,  S.  331)  und  namentlich 
Yon  A.  Bornträger  (Zsch.  analyt.  Ghem.  25,  S.  327  und  26,  S.  699) 
sorgfältig  durchgearbeitet  wurde,  hat  sich  im  Handel  gleichwohl  nicht 
behauptet,  weil  sie  zu  umständlich  ist. 

Im  Anschluß  an  eine  ursprünglich  anscheinend  YOn  Jules  her- 
rührende Methode  war  von  der  Firma  Goldenberg,  Geromont  db  Co. 
das  folgende  Verfahren  beschrieben,  das  sich  im  Handel  unter  dem 
Namen  „Originalmethode  Goldenberg^  eingebürgert  hatte  (Zsch.  analyt. 
Ohem.  22,  S.  270).  Die  Substanz  wird  mit  einem  Überschuß  von  kohlen- 
saurem Kalium  gekocht,  wodurch  der  Kalk  als  Galcinmkarbonat  abge- 
schieden und  die  Weinsäure  als  neutrales  Kaliumsalz  in  Lösung  gefuhrt 
wird;  man  filtriert,  fallt  einen  aliquoten  Teil  der  Lösung  durch  Essig- 
säure und  Alkohol  und  titriert  den  mit  Alkohol  gewaschenen  Weinstein- 
niederschlag.  Die  Methode  hat  folgende  Fehler:  der  Weinstein  ist  nicht 
ganz  unlöslich  in  dem  Gemisch  von  verdünntem  Alkohol  und  Essig- 
säure; andererseits  werden  namentlich  aus  Weinhefe  andere  saure  Sub- 
stanzen, Pektinkörper,  mit  ausgefällt  und  dann  als  Weinstein  mit  titriert. 
Die  Resultate  waren  deshalb  durchgehends  erheblich  höher  als  der 
wahre  Weinsäuregehalt.  Da  die  Analysenergebnisse  Yon  der  Größe  des 
Überschusses  an  angewandtem  kohlensauren  Kalium  abhingen  und  die 
zur  Titration  kommenden  Weinsteinlösungen  stark  gefärbt  wareo,  so 
wichen  die  Resultate  verschiedener  Analytiker  überdies  nicht  selten  um 
Prozente  Weinsäure  voneinander  ab. 

Diese  Fehler  sind  vermieden  bei  der  „Salzsäuremethode^,  die 
ebenfalls  von  der  Firma  Goldenberg,  Geromont  &  Co.  angegeben 
wurde.  Das  ursprüngliche  Verfahren  (Chem.-Ztg.  1888,  S.  390)  wurde 
im  Jahre  1898  durch  nähere  Angaben  über  die  Einzelheiten  der  Aus- 
führung vervollständigt  (Zsch.  analyt.  Ghem.  S.  312  und  383).  Das  Ver- 
fahren ist  hiemach  in  folgender  Weise  auszuführen: 

„6  g  fein  gemahlene  und  gepulverte  Weinhefe  werden  mit  9  ccm 
verdünnter  Salzsäure  vom  spez.  Gewicht  1,1  bei  Zimmertemperatur 
gleichmäßig  angerührt  und  eine  Stunde  unter  öfterem  Umrühren  stehen 
gelassen.  Nach  Ablauf  dieser  Zeit  verdünnt  man  mit  dem  gleichen 
Volumen  Wasser  und  läßt  wiederum  unter  zeitweiligem  Umrühren  eine 
weitere  Stunde  stehen.     Die  Masse  wird  dann  mit  destilliertem  Wasser 


BestimmuDg  der  Gesamtweinsäure.  gg7 

ein  100  ccm  fassendes  Meßkdlbcben  gespült.  Nach  dem  Auffüllen 
f  100  ccm  und  tücbtigem  XJmschütteln  filtriert  man  durch  ein  trockenes 
Itenfilter  in  ein  trockenes  Gefäß  und  mißt  sofort  von  dem  Filtrate 
ccm  in  ein  Becherglas  ab.  Die  abgemessenen  50  ccm  "werden  in  dem 

einem  Uhrglase  bedeckten  Becherglase  vorsichtig  mit  18  ccm  Pott- 

lielösung  (10  ccm  =s  2  g  E,  CO3)  gekocht,  und  zwar  vom  Kochen  an 

Minuten  lang,  bis  sich  der  kohlensaure  Ealk  pulverig  abgeschieden 

Nachdem  das  TJhrglas  mit  Wasser  abgespült  ist,   wird  der  Inhalt 

Becherglases  durch  ein  Saugfilter  abfiltriert,  das  Becherglas  mit 
endem  Wasser  bis  zur  neutralen  Reaktion  ausgespült,  der  kohlen- 
e  Kalk  auf  dem  Filter  ebenfalls  mit  siedendem  Wasser  ausgewaschen 

die  alkalische  Flüssigkeit  aus  der  Eochflasche  schließlich  in  eine 
ellanschale  gebracht.  Die  Flüssigkeit  in  der  Porzellanschale  wird 
lern  Wasserbade  bis  auf  etwa  15  ccm  eingedampft  und  —  nach  dem 
cken  der  Schale  mit  einem  Uhrglas  —  heiß  mit  3  ccm  Eisessig 
kzt.  Nach  5  Minuten  langem  Rühren  kann  man  die  Analyse  ent- 
*  sogleich  fortsetzen,  oder  auch  einige  Zeit,  eventuell  bis  zum 
ten  Tage,  stehen  lassen.  Diese  letztere  Maßregel,  das  Stehenlassen, 

jedoch  dann  zu  vermeiden  sein,  wenn  besonders  unreine  Wein- 
zur  Untersuchung  vorliegen  und  sich  hierbei  schleimige  Ausschei- 
1  bilden,  welche  auch  nach  längerem  Auswaschen  leicht  Essig- 
zurückhalten. (Sollte  eine  Unterbrechung  der  Analyse  an  einer 
n  Stelle  notwendig  werden,  so  würde  dies  am  besten  nach  dem 
sen  der  50  ccm  der  salzsauren  Lösung  geschehen.)^ 
Nach  dem  Verrühren  mit  Eisessig  gibt  man  100  ccm  Alkohol  von  94 
^roz.,  die  man  zuvor  zum  Abspülen  des  Uhrglases  benutzt  hat,  zu  und 
iederum  5  Minuten  lang,  bis  der  entstandene  Weinsteinniederschlag, 

anfangs  käsig  flockig  ausfällt,  fein  kömig  krystallinisch  geworden 
3r  Weinsteinniederschlag   wird    dann    sofort   in    folgender  Weise 

konisches  Saugfilter  gebracht:  Man  läßt  den  Niederschlag  erst 
ilchale   ordentlich  absitzen,    gießt    dann   den    darüber    stehenden 

durch  das  Filter  und  spült  zuletzt  den  Niederschlag  selbst  auf 
er.  Nun  wird  zuerst  die  Schale  mit  Alkohol  bis  zu  dem  Yer- 
m  der  sauren  Reaktion  ausgespült   und  dann  der  Niederschlag 

Filter   selbst  gleichfalls  bis  zu  dem  Verschwinden  der  sauren 

ausgewaschen.  Das  Auswaschen  wird  so  lange  fortgesetzt,  bis 
ccm  des  alkoholischen  Filtrats,  mit  Phenolphtalein  versetzt,  mit 
pfen  Y5  Normal-Kalilauge  eine  alkalische  Reaktion  liefern;  der 
1  an  Ys  Normal-Xalilauge  darf  nur  der  geringen  Acidität  des 
^en  Alkohols  entsprechen.  Schließlich  wird  der  Niederschlag 
;er  in  ein  Becherglas  gebracht,  der  in  der  Porzellanschale 
am    Uhrglas  haftende  Weinstein    mit    siedendem  Wasser  dazu 

Ö6» 


ggg  Die  Weinsäoreindustaie« 

gespült,  so  daß  man  etwa  100 — 120  ccm  Flüssigkeit  hat,  welche  mit 
Ya  Normal-Kalilauge  titriert  werden;  es  kann  hierbei  auch  Normal-Kali- 
lauge benutzt  werden,  wenn  man  Büretten  anwendet,  welche  bei  einem 
Gesamtinhalt  yon  10  ccm  in  Y^^  ccm  geteilt  sind,  so  daß  man  Yioo  ^^^^^ 
genau  ablesen  kann.  Zur  Feststellung  des  Endpunktes  benutzt  man 
empfindliches  Lackmuspapier  mit  rotem  bis  rotviolettem  Farbenton; 
selbstverständlich  ist  die  Stellung  der  Lauge  auf  chemisch  reinen  Wein- 
stein und  die  Titration  unter  Benutzung  desselben  Lackmuspapiers  Tor- 
zunehmen.  Die  Berechnung  ist  bei  Weinhefen  unter  folgender  Korrektur 
für  die  ungelöste  Substanz  bei  dem  anfönglichen  Auffüllen  des  Meß- 
kölbchens  Yorzunehmen:  Bei  gefundenem  Weinsäuregehalt  von  20  Proz. 
sind  0,7  Proz.  in  Abzug  zu  bringen,  und  bei  (20  4-  n)  Proz.  zu  rechnen 
(20  +  n)  Proz.  —  (0,7  x  0,02)  Proz.  Weinsäure^« 

„Bei  der  Untersuchung  yon  Weinstein  und  weinsaurem  Kalk 
werden  3  g  der  Substanz  angewandt,  diese  ebenfalls  mit  9  ccm  Salz- 
säure digeriert,  die  Masse  wird  dann  aber  auf  100,5  ccm  yerdünnt  und 
Ton  dem  Filtrate  werden  50  ccm  zur  Analyse  weiter  yerwendet.  Bei 
Weinstein  und  weinsaurem  Kalk  fällt  die  Korrektur  in  der  Berech- 
nung weg." 

Die  beschriebene  Goldenbergsche  Salzsäuremethode  wird  bei 
Schiedsanalysen  jetzt  allgemein  in  Anwendung  gebracht.  Sie  erfüllt 
alle  Anforderungen,  die  bei  einem  technisch  analytischen  Verfahren  be- 
rechtigt sind.  Bei  normalen  und  nicht  durch  Fabrikationsrestprodukte 
yerunreinigten  Rohmaterialien  liefert  sie  Ergebnisse,  die  dem  wirklich 
yorhandenen  Weinsäuregehalt  genau  entsprechen;  .Mehrbefimde  durch 
Yerfölschungen  sind  ausgeschlossen.  Dabei  stimmen  die  Resultate  yer- 
schiedener  Analytiker,  sobald  bei  der  Verpackung  der  Proben  mit  der 
nötigen  Sorgfalt  yerfahren  wird,  in  befriedigender  Weise  überein.  Da 
seit  der  Veröffentlichung  der  Einzelheiten  des  analytischen  Verfahrens 
die  Klagen  über  Analysendifferenzen  in  auffallender  Weise  nicht  mehr 
heryorgetreten  sind,  scheint  es  nicht  erforderlich,  auf  die  Auseinander- 
setzungen in  der  Versammlung  selbständiger  Chemiker  zu  Frankfurt  a.  M. 
im  Jahre  1898  (Zsch.  f.  öffentl.  Chem.  Heft  XVI  und  XVII)  näher  ein- 
zugehen. £s  sei  nur  kurz  darauf  hingewiesen,  dafi  Möslinger  hierbei 
auf  die  bereits  yon  Heidenhain  (Zsch.  analyt.  Chem.  27,  ^1)  be- 
sprochene Schwerlöslichkeit  des  neutralen  weinsauren  Kaliums  in  Alkohol 
aufmerksam  gemacht  hat.  Bei  Ausführung  aller  Analysen  nach  dem 
Goldenbergschen  Prinzip  muB  deshalb  dafür  gesorgt  werden,  daß  die 
auf  Weinstein  auszufällende  alkalische  Lösung  mit  dem  erforderlichen 
Überschuß  yon  Essigsäure  in  der  Hitze  sorgf^tig  yerrührt  wird,  damit 
die  Umsetzung  in  saures  weinsaures  Kalium  bereits  yor  dem  Zusatz  des 
Alkohols  beendet  ist. 


Verschiedene  Bestimmungen.  QQQ 

Die  in  den  letzten  Jahren  yeröffentlichten  Methoden  zur  Wein- 
urebestimmung  von  J.  Mosczenski  (Zsch.  f.  analyt.  Ghem.  1900,  S.  57) 
Ausziehen  der  Materialien  mit  Schwefelsäure  und  direktes  Fällen  mit 
igsaurem  Kalium  —  von  K.  XJlsch  (Zsch.  f.  analyt.  Ghem.  1901,  S.  614) 
Einwirkung  der  Materialien  auf  platiniertes  Eisenpulyer  und  Messen 
I  entstehenden  WasserstoflEs  —  sowie  von  Dr.  H.  Ley  (Pharmazeut.  Ztg. 
14,  S.  149)  —  Fällung  und  Wägung  der  Weinsäure  als  Zinktartrat  — 
•en  eine  praktische  Bedeutung  nicht  erlangt. 

3.  Andere  Bestimmangren. 

Verfälschungen  der  Weinsäurerohmaterialien,  z.  B.  durch  Alaun, 
ien  früher  zuweilen  beobachtet,  als  einzelne  Warenposten  nur  nach 
ition  gekauft  wurden;  bei  Ausführung  der  Warington-  oder 
de nberg- Analyse  können  sie  Täuschungen  nicht  mehr  herbeifuhren 
kommen  deshalb  auch  nicht  vor. 

Wenn  die  Rest  laugen  der  Weinsäureindustrie,  in  denen  sich  zum 
ien  des  Betriebes  Tonerde,  Eisen  und  Phosphorsäure  an- 
leln,  auf  weinsauren  Kalk  ausgefallt  werden,  so  schlagen  sich  die  ge- 
ien  schädlichen  Substanzen  mit  nieder.  Die  Yerarbeitung  dieses  Rest- 
iktes  ist  mit  Schwierigkeiten  verknüpft.  Es  kann  deshalb  gelegent- 
orkommen,  daß  ein  Rohmaterialposten  durch  ein  solches  Produkt 
reinigt  ist.  Die  Beimengung,  die  sich  meistens  schon  durch  den 
ümlichen  Geruch  verraten  wird,  kann  u.  ü.  durch  eine  Bestimmung 
'hosphorsäure,    Tonerde   und    des    Eisens    erkannt   werden.     Eine 

des  Materials  wird  verascht,  wobei  weinsaurer  Kalk,  um  Ver- 
Q  zu  verhüten,  zweckmäBig  mit  etwas  konzentrierter  Zuckerlösung 
ichtet  wird.  Die  Asche  wird  mit  Salzsäure  ausgezogen,  und  in 
auren  Auszüge  werden  Phosphorsäure,  Tonerde  und  Eisenoxyd 
nt.  Es  genügt  meistens,  die  Substanzen  gemeinschaftlich  mit 
liak  zu  föllen  und  zur  Wägung  zu  bringen.  Die  gefundene  Menge 
1  Prozenten  auf  die  in  dem  Material  vorhandene  Weinsäure  be- 
Der  80  ermittelte  „Verunreinigungsquotient"  ist  nach  Beob- 
en  des  Verfassers  bei  Weinsteinen  im  allgemeinen  kleiner  als  1, 

bei  Hefen  etwa  1 — 2  und  steigt  bei  dem  zuletzt  genannten 
I  nur  höchst  selten  bis  auf  5  oder  6  an.  Bei  ungereinigten 
tionsrestprodukten  beträgt  der  Quotient  10 — 20. 
irch  langsames  oder  ungenügendes  Trocknen  können,  wie  oben 
,  in  der  Weinhefe  durch  Spalt-  und  Schimmelpilze  schleimige 
azen  gebildet  werden,  die  für  die  Fabrikation  lästig  sind.  Es  ist 
häufig  von  Wert,  sich  durch  eine  G-ärprobe  davon  zu  über- 
3b   sich  in  einem  Material  eine  imgewöhnliche  Menge  von  Spalt- 


g70  -    ^®  Weinsäaremdastrie. 

pilzkeimen  vorfindet:  40  g  Hefe  -werden  nach  Rasch  (Fabrik,  d.  Weins. 
S.  44)  in  einem  Becherglase  von  etwa  400  ccm  Inhalt  mit  Wasser  an- 
gerührt, mit  50  ccm  einer  10-proz.  Chlorcalciumlösung  versetzt  und  nun 
in  der  Kälte  mit  Kalkmilch  genau  neutralisiert,  das  Becherglas  unter 
Rühren  mit  Wasser  angefüllt.  Die  Masse  bleibt  bei  etwa  35®  C. 
24  Stunden  stehen.  Bei  gut  und  schnell  getrockneten  Hefen  ist  nach 
dieser  Zeit  noch  keine  deutlich  sichtbare  Gärung  eingetreten.  Es  ent- 
weichen höchstens  einige  Kohlensäurebläschen. 

Die  Hilfsmaterialien  der  Industrie,  wie  Schwefelsäure,  Kalk 
und  Kreide  für  die  Weinsäurefabrikation,  Soda  und  Pottasche  etc.  für 
die  Fabrikation  weinsaurer  Salze,  müssen  aus  den  angeführten  Gründen 
möglichst  frei  von  Tonerde,  Eisen  und  Phosphorsäure  sein.  Ein  geringer 
Magnesiagehalt  des  Kalks  ist  für  die  Fällung  des  Calciumtartrats  im 
Gegensatz  zu  der  Zitronensäurefabrikation  unschädlich,  weil  weinsaure 
Magnesia  nicht  schwer  löslich  ist. 


B.  BetriebakontroUe. 

Die  in  den  Laugen  der  Weinsäureindustrie  sich  ansammelnden 
Verunreinigungen,  Phosphorsäure,  Tonerde  und  Eisen,  sind  für  die  ana- 
lytische Bestimmung  der  Weinsäure  in  den  Zwischenprodukten  von  Be- 
deutung, weil  sie,  wie  Lampert  (Chem.-Ztg.  1890,  903)  gezeigt  hat, 
dazu  führen,  daß  ein  Teil  der  Weinsäure  bei  der  Analyse  gewissermaßen 
yerdeckt  wird,  wenn  man  in  der  bei  Rohmaterialien  üblichen  Weise  mit 
Lackmuspapier  als  Indikator  titriert.  Rasch  (Fabrikat,  der  Weins. 
S.  22  u.  23)  verwendet  deshalb  bei  der  Analyse  der  Zwischenprodukte 
Phenolphtalein  als  Indikator,  wobei  annähernd  richtige  Resultate  ge- 
wonnen werden,  wenn  auch  die  Endreaktion  meistens  nicht  scharf  aus- 
fallt.    Die  Bestimmungen  werden  in  folgender  Weise  ausgeführt: 

Weinsaurer  Kalk:  6  g  Substanz  werden  mit  10  ccm  KaUum- 
karbonatlösung  (500  g  K,  COs  im  1)  und  etwa  150  ccm  Wasser  ungefiüir 
10  Minuten  gekocht,  zu  200  ccm  im  Mefikolben  aufgefüllt,  filtriert.  Yom 
Filtrat  werden  50  ccm  eingedampft,  mit  3  ccm  Eisessig  und  100  ccm 
Alkohol  gefällt«  Titration  mit  Vjq  Normal-Kalilauge  liefert  Prozente 
Weinsäure  (Indikator:  Phenolphtalein). 

Weineäurekiugen:  10  ccm  der  Lauge  werden  mit  40  ccm  Kalium- 
karbonatlösung obiger  Konzentration  kurze  Zeit  gekocht,  auf  200  ccm 
aufgefüllt,  filtriert.  Vom  Filtrat  werden  10  ccm  durch  3  ccm  Eisessig 
und  100  ccm  Alkohol  gefällt.  Gefundene  ccm  Y,q  Normallauge,  mit  30 
multipliziert,  ergeben  Gramm  Weinsäure  im  Liter  (Indikator:  Phenol- 
phtalein). 


Betriebskontrolle.  g71 

AUe  MuUeriaugen:  10  com  der  alten  Lauge  werden  mit  60  ccm 
nkarbonatlösung  gekocht,  auf  200  ccm  aufgefüllt,  filtriert.  Vom 
!;  werden  20  ccm  mit  5  ccm  Eisessig  und  100  ccm  Alkohol  gefällt, 
iene  ccm  Yjq  Normallauge,  multipliziert  mit  15,  ergeben  Gramm 
äure  im  Liter. 

äbfaüprodukie:  HeferücksUlnde  und  Gips.  300  g  werden  in 
Porzellanschale  mit  25  ccm  Salzsäure  und  500  ccm  Wasser  unter 
1  bis  zum  Sieden  erhitzt,  ein  Teil  der  Flüssigkeit  abfiltriert.  Vom 
werden  50  ccm  ohne  Eindampfen  mit  3  ccm  Eisessig  und  130  ccm 
)1  gefällt.  5  ccm  zum  Titrieren  yerbrauchter  Yio  Normallauge 
ichen  annähernd  0,1  Proz.  in  den  Rückständen  Yorhandener 
iure. 

ihw^tMer  (bei  dem  Ausfällen  von  weinsaurem  Kalk  entstehende 
äuge):  200  ccm  des  Abwassers  werden  auf  etwa  50  ccm  einge- 
,  einige  Minuten  mit  10  ccm  EaliumkarbonatlOsimg  gekocht,  auf 
a  aufgefüllt,  filtriert.  60  ccm  des  Filtrats  werden  in  einem  Med- 
r  mit  10  ccm  Salzsäure  yom  spez.  Gewicht  1,1  versetzt  und  so- 
nit  Alkohol  zu  einem  Gesamtvolumen  von  180  ccm  aufgefüllt, 
hüttelt  um,  filtriert  sofort  und  gibt  unverzüglich  zu  150  ccm  des 
;  nacheinander  10  ccm  Ealiumkarbonatlösung  (500  g  K^  CO3  im 
5  ccm  Eisessig  und  100  ccm  Alkohol,  rührt  kräftig  um,  läßt  bis 
Igenden  Tage  stehen,    filtriert    und    titriert  den  Weinsteinnieder- 

10  ccm   Yio  Normal-Kalilauge  entsprechen  1,50  g  Weinsäure  im 
Indikator:  Phenolphtalein). 

eMfntnung  der  freien  Sehw^feieäure  in  WeineäureUtugen: 
der  Lauge  werden  mit  Alkohol  zu  200  ccm  aufgefüllt,  über  Nacht 
le  überlassen  und  filtriert.  Aus  100  ccm  des  Filtrats  wird  nach 
rjagen  des  Alkohols  die  Schwefelsäure  durch  Ghlorbaryum  aus- 
lud als  Baryumsulfat  gewogen. 
ie  Menge  der  eehädUi^ien  Verunreinigungenf  AI,  Fe,  H8PO4, 

den    Zwischenprodukten    in  gleicher  Weise  wie   bei  den  Roh- 
ien  ermittelt. 

3er  die  Einwirkung  von  Weinsäure  auf  schwefelsaures  Blei  bei 
a,rt  von  Ammoniaksalzen  teilt  C.  Reichard  (Chem.-Ztg.  1903, 
ind  943)  einige  Beobachtungen  mit,  auf  die  hier  hingewiesen  sei, 
i  vielleicht  für  das  Auftreten  von  Verlusten  beim  Eindampfen 
n säurelaugen  von  Bedeutung  sind. 


872  ^^®  Weinsäureiadustrie. 


C.  Endprodukte. 

WeinMure»  Nur  Recbtsweinsäure  wird  techniscb  gewonnen.  Sie 
wird  als  Beize  in  der  Färberei  und  als  Reservage  in  der  Druckerei 
benutzt,  findet  Verwendung  in  der  Medizin,  der  Pbotograpbie  und  dient 
auBerdem  im  Backpulver,  Brausepulver,  in  Frucbtkonserren,  Limonaden, 
Bonbons  u.  s.w.  zu  GenuBzwecken.  Die  Säure  soll  färb*  und  geruchlos 
sein  und  aus  gut  ausgebildeten  Krystallen  besteben.  Geruch  nach  ver- 
branntem Zucker  und  blättrige,  flache  Krjstalle  weisen  darauf  hin,  daß 
die  Säure  aus  überhitzten  und  verunreinigten  Laugen  gewonnen  ist. 
Gemahlene  Säure  soll  nicht  zusammengeballt  sein.  Technische  Säure 
enthält  Spuren  von  Metallen  (Blei,  Eisen,  Kalk)  und  Schwefelsäure. 
Mengen  von  je  3  g  der  Säure  werden  in  Reagensgläsem  gelöst  und  den 
folgenden  Probeu  unterworfen:  Die  Lösung  der  reinen  Säure  darf  weder 
mit  Chlorbaryum  noch  nach  Zusatz  von  Salpetersäure  durch  salpeter- 
saures Silber  getrübt  werden.  Die  mit  Ammoniak  übersättigte  Lösung 
soll  weder  mit  frisch  bereitetem  Schwefelwasserstoffwasser  noch  mit 
oxalsaurem  Ammonium  eine  Färbung  oder  Fällung  geben.  Die  Säure 
soll  bei  der  Titration  die  berechnete  Menge  Normalalkali  zur  Sättigung 
erfordern  imd  beim  Glühen  ohne  Rückstand  verbrennen.  (Vei^l.  die  in 
der  Pharm.  Germ.  IV,  S.  22  vorgeschriebenen  Proben.) 

Weinstein  konmit  als  cremor  tartari  zusammenkrystallisiert  mit 
wechselnden  Mengen  von  weinsaurem  Kalk  in  den  Handel  oder  als  fein 
pulveriger  reiner  Weinstein,  der  entweder  kristallinisch  ge&Ut  oder 
fein  gemahlen  ist.  Er  wird  in  der  Färberei  zu  Beizen,  in  der  Seiden- 
bleicherei zum  Souplieren,  femer  zu  Metallbeizen,  zu  Genußzwecken 
(Backpulver)  und  in  der  Medizin  verwandt.  Der  Weinsäure-  und  Kalk- 
gehalt wird  durch  Titration  oder  Analyse  bestimmt.  Im  übrigen  findet 
die  Probe  auf  Reinheit  wie  bei  der  Weinsäure  statt.  (Vergl.  Pharm. 
Germ.  IV,  S.  362.) 

Um  im  Weinstein,  Backpulver  u.  s.  w.  schnell  eine  Weinsäure- 
bestimmung auszuführen,  empfehlen  F.  W.  Richardson  und  J.  G.  Gre- 
gory (Journ.  of  the  Soc.  of  Chem.  Indust.  22,  S.  405)  und  R.  0.  Brooks 
(Joum.  Amer.  Chem.  Soc.  1904,  S.  813)  die  Anwendung  der  polarime- 
trischen  Methode. 

SeigneUesidZf  weinsaures  Kaliumnatrium,  findet  in  der  Medizin, 
zum  Versilbern  von  Glas  imd  in  der  Galvanoplastik  Verwendung.  Die 
Lösung  des  Salzes  soll  vollkommen  klar  sein,  ebenso  das  Aussehen  der 
Krystalle,  abgesehen  von  ihrer  durch  Reiben  weiß  gefärbten  Oberfläche. 
Die  Prüfung  auf  Reinheit  erfolgt  wie  beim  Weinstein  (PhamL  Germ.  IV, 
S.  363). 


Endprodakte.  873 

Brechweinsteinf  weinsaiires  Antimonylkalium,  fmdet  als  Befesti- 
gimgsmittel  für  Tanninbeizen  in  der  Färberei  und  in  beschränktem  Maße 
auch  zu  medizinischen  Zwecken  Verwendung.  Zur  Untersuchung  wird 
das  in  300  Teilen  warmem  Wasser  aufgelöste  Salz  mit  Schwefelwasser- 
stoff geföUt,  zuletzt  unter  Zusatz  yon  etwas  Salzsäure.  In  der  yon 
Schwefelantimon  abfiltrierten  Flüssigkeit  wird  die  Weinsäure  in  bekannter 
Weise  analytisch  bestimmt.  Der  Antimongehalt  wird  nach  der  Mohr- 
sehen  Methode  durch  Titration  mit  Jodlösnng  kontrolliert  (vergl.  Bd.  II 
dieses  Werkes  S.  308  und  Pharm.  Germ.  IV,  S.  364). 

Neutraiea  KiUiunUtMrtrat,  BoraasweingUinf  Bisenweingtein 
finden  gelegentliche  Verwendung  in  der  Medizin. 


Die  Zitronensänrefabrikatioii< 

Von 
I>r.  Hemuuui  Raseh, 

Kdnigl.  Gewerbeinspektor  in  Berlin. 


I.  Rohmaterial. 

Die  Zitron ensäure  wird  aus  dem  Saft  der  Früchte  Ton  einigen 
Citrusarten  gewonnen.  AuBer  dem  Fruchtsaft  der  echten  Zitrone  (Citrus 
medica)  findet  in  geringerem  Maße  auch  der  Saft  der  Bergamotte  (Citrus 
Bergamia)  imd  von  einigen  anderen,  namentlich  indischen  Citrusarten 
(Citrus  Limonum)  Verwendung.  Kleine  Mengen  YOn  Zitronensaure 
wurden  vor  einigen  Jahren  yersuchsweise  auch  durch  Gärung  tod 
Zucker  mit  einem  Yon  Wehmer  entdeckten  Schimmelpilz  dargestellt 
(Wehmer,  Beiträge  zur  Kenntnis  einheimischer  Pilze  I,  Hahnsche 
Buchh.  Hannover  1893).  Der  Zitronensaft  wird  im  allgemeinen  am 
Produktionsort  durch  Pressen  der  Früchte  gewonnen  und  dann  zur  Ab- 
scheidung der  EiweiBsubstanzen  einer  kurzen  Gärung  überlassen«  Der 
so  geklärte  Saft,  der  im  Liter  etwa  45  bis  75  g  Zitronensäure  enthält, 
kommt  entweder  ohne  weiteres  in  den  Handel  oder  wird  fiir  die  Zitronen- 
säurefabrikation meistens  am  Gewinnungsorte  durch  Kochen  in  offenen 
kupfernen  Kesseln  eingedampft.  Für  die  Darstellung  der  Säure  in 
Deutschland  konmit  hauptsächlich  der  auf  60  Citrometergrade  =  1,25  spez. 
Gewicht  eingedickte  italienische  Zitronensaft  in  Betracht.  Dieser  Salt 
bildet  einen  Handelsartikel,  über  den  regelmäßige  Preisnotienmgen  in 
den  Handelsberichten  veröffentlicht  werden.  Der  Preis  wird  für  1  Pipe 
auf  Basis  von  64  Unzen  Zitronensäure  in  der  Imperial-Gallone  ange- 
geben. Da  1  Pipe  108  Imperial-Gallonen  (zu  4,536  1)  oder  490  1  ent^ 
hält  und  da  femer  1  Unze  =  28,35  g  ist,  so  enthält  die  Pipe  Saft 
obiger  Konzentration  196  kg  Zitronensäure.  Auf  diese  M^ige  bezieht 
sich  also  die  handelsübliche  Preisangabe.  Der  konzentrierte  Bergamotte- 
saft  wird  meistens  auf  Basis  von  48  Unzen  Zitronensäure  in  der  Imperial- 
Gallone  gehandelt.  An  Stelle  der  Angaben  in  englischem  Mafl  und 
Gewicht  empfiehlt  es  sich,  den  Gehalt  des  Saftes  in  Grammen  Zitronen- 
säure   im  Liter    anzugeben.    Wie    aus    den    obigen  Zahlen    hervorgeht, 


Rohmaterial  der  Zitronensäurefabrikation.  g75 

entspricht  der  Saft  mit  64  und  48  Unzen  in  der  Imperial-Gallone  einer 
Konzentration  von  400  und  300  g  Zitronensäure  im  Liter. 

Alle  obigen  Angaben  beziehen  sich  auf  die  3 -basische  mit  einem 
Molekül  Wasser  krystallisierte  Säure,  also  auf  GeHg07  +  H)0;  das 
Molekulargewicht  der  krystallisierten  Säure  ist  mithin  =  210. 

Über  die  Zusammensetzung  und  die  yollständige  Analyse  des  nicht 
eingedampften  Zitronensaftes  sind  nähere  Angaben  von  E.  Farnsteiner 
(Zsch.  Unters.  Nahrungs-  und  Genußmittel  1903,  S.  1)  gemacht  worden. 
Der  dunkelbraune  eingedampfte  Zitronensaft  wurde  früher  nach 
dem  spezifischen  Gewicht  oder  auf  Grund  einer  einfachen  Titration  ge- 
kauft. Yerfalschungen  durch  Zusatz  Ton  Salzen  (eingedampftes  See- 
wasser) und  Säuren  (z.  B.  Schwefelsäure)  waren  daher  häufig.  Die  jetzt 
handelsübliche  Bestimmung  der  Zitronensäure  im  Saft  ist  von  War  in  g- 
ton  (Joum.  Chem.  Soc.  1875,  S.  925)  näher  beschrieben.  Sie  gründet 
sich  auf  die  Schwerlöslichkeit  des  zitronensauren  Kalks.  Es  mufi  bei 
Ausführung  der  Bestimmung  beachtet  werden,  daß  der  zitronensaure 
Kalk  nur  in  heißem  Wasser  schwer  löslich  ist,  während  er  aus  kalten 
Lösungen  nicht  ausfallt  und  auch  yon  kaltem  Wasser  yerhältnismäßig 
leicht  wieder  aufgelöst  wird.  Die  Methode  wird  in  folgender  Weise 
ausgeführt: 

15 — 20  ccm  des  nicht  konzentrierten  Saftes  oder  eine  Menge,'  die 
3  ccm    des   konzentrierten  Saftes   entspricht,-  werden  genau  mit  reiner 
(etwa  Y5  Normal-)  Kalilauge  neutralisiert.     Die  etwa  50  ccm  betragende 
Lösung  wird  in  einem  Becherglase  auf  einer  Asbestplatte  zum  Sieden 
erhitzt  und  mit  einer  zur  Fällung  sicher  ausreichenden  Menge  von  Chlor- 
calciumlösung  versetzt.     Die  Masse  wird  dann  in  dem  mit  einem  Uhr- 
glase bedeckten  Becherglase  Y,  Stunde  im  schwachea  Sieden  erhalten. 
Der  Niederschlag  wird  hierauf  abfiltriert  und  mit  siedendem  Wasser  aus- 
gewaschen.    Filtrat  und  Waschwasser  werden  auf  dem  Wasserbade  auf 
10 — 15  ccm  eingedampft,   zur  Beseitigung  einer  etwa  aufgetretenen  ge- 
ringen Acidität  mit    einem   Tropfen    ganz    yerdünnten  Ammoniaks  yer- 
setzt,  durch  ein  zweites,  sehr  kleines  Filter  abfiltriert,  das  Filter  5  bis 
6  mal  mit  kleinen  Mengen  siedenden  Wassers  ausgewaschen.    (Zur  Kon- 
trolle können  Filtrat  imd  Wasch w  asser  noch  ein  drittes  Mal  eingedampft 
-werden.)     Die   Niederschläge  (CgHg  O7),  Caj -h  4H,  0    werden   mit    den 
Filtern  vorsichtig  im  Platintiegel  verascht.    Die  Asche  wird  in  Y5  Norm.- 
Salzsäure  gelöst  und  mit  Alkalilauge  zurücktitriert. 

Die  Methode  ist  zwar  nicht  frei  von  Fehlem,  auf  die  neuerdings 
O.  V.  Spindler  (Ghem.-Ztg.  1903,  S.  1263)  wieder  hingewiesen  hat; 
sie  ist  aber  bisher  durch  eine  bessere  nicht  ersetzt  worden.  Unrichtige 
Resultate  erhält  man,  wenn  in  dem  Zitronensaft  infolge  einer  Ver- 
fälschung andere  Säuren  vorhanden  sind,    die  schwer  lösliche  Calcium- 


876  ^^^  Zitronensäarefabrikation. 

salze  bilden.  Die  Gegenwart  von  Oxalsäure  und  Weinsäure  wird  da- 
durch erkannt,  daß  schon  in  der  kalten  neutralisierten  Lösung  durch 
Ghlorcalcium  ein  Niederschlag  gebildet  wird.  Die  Gegenwart  Ton 
Schwefelsäure,  die  durch  Reduktion  des  gefällten  Gipses  beim  Ver- 
aschen Irrtümer  hervorrufen  kann,  wird  in  dem  mit  Salzsäure  yersetzten 
Saft  durch  Chlorbarjum  erkannt.  Sind  mehr  als  Spuren  TOn  Schwefel- 
säure oder  schwefelsauren  Salzen  Yorhanden,  so  muB  die  Zitronensäure- 
bestimjnung  nach  der  von  Creuse  angegebenen  Methode  ausgeführt 
werden  (Chem.  News  1872,  S.  50): 

20  ccm  des  nicht  eingedampften  oder  3  ccm  des  konzentrierten 
Zitronensaftes  werden  genau  mit  reiner  (etwa  Y5  Normal-)  Kalilauge 
neutralisiert  und  sodann  auf  dem  Wasserbade  zur  Trockne  yerdampft. 
Der  Rückstand  wird  mit  20 — 30  ccm  Alkohol  von  63  Proz.  aufgenommen. 
Man  filtriert  die  Kaliumcitratlösung  von  den  ungelösten  Salzen  (Kalium- 
sulfat etc.)  ab  und  wäscht  den  Rückstand  mit  wenig  63 -proz.  Alkohol 
aus.  Zu  der  Lösung,  die  nötigenfalls  nochmals  mit  einem  Tropfen  ver- 
dünnter Essigsäure  oder  verdünnten  Ammoniaks  neutralisiert  wird,  gibt 
man  in  geringem  Überschuß  eine  neutrale  alkoholische  Lösung  von 
Barynmacetat  hinzu  und  versetzt  noch,  mit  dem  doppelten  Volumen  von 
95 -proz.  Alkohol,  rührt  tüchtig  um  und  läßt  bis  zum  folgenden  Tage 
stehen.  Hierauf  wird  der  Barjnmcitratniederschlag  (Cß  H5  O7),  Ba,  ab- 
filtriert und  mit  63 -proz.  Alkohol  ausgewaschen.  In  dem  mit  Filter 
veraschten  Niederschlage  wird  das  Barjum  entweder  durch  Wägung  als 
Baryumsulfat  oder  durch  Lösen  in  '/s  Norm.-Salzsäure  und  Titrieren  mit 
Alkalilauge  bestimmt. 

IL  Betriebskontrolle. 

Wenn  auch  Phosphorsäure,  Tonerde  und  Eisen  aus  den  Zitronen- 
säurelaugen leichter  als  aus  Weinsäurelaugen  entfernt  werden  können,  so 
müssen  die  Hilfsmaterialien  doch  zur  Vermeidung  von  Zitronensäure- 
verlusten  frei  von  diesen  Substanzen  sein.  Kreide  und  Kalk  sollen 
überdies  möglichst  frei  von  Magnesia  sein,  weil  die  Laugen  sonst  durch 
Magnesiimisulfat  verunreinigt  werden. 

Die  Zitronensäurebestimmung  in  Laugen  und  Abwasser  wird  nach 
Analogie  der  Saftanalyse  vorgenommen.  Freie  Schwefelsäure  bestinunt 
man  wie  in  Weinsäurelaugen. 

III.  Endprodukt. 

Die  Zitronensäure  findet  in  der  Färberei  und  Druckerei  als  Beize 
und  Reservage  Verwendung,  sodann  aber  namentlich  für  Genußzwecke 
zur  Herstellung  von  Brausepulvern,  Limonaden,  Fruchtessenzen,  Manne- 


Betriebskontrolle.    Endprodokt.  g77 

Jaden,  Bonbons  u.  s.  w.  Ihr^es  angenehmen  sauren  Geschmacks  wegen 
ist  sie  für  letzteren  Zweck  besonders  geeignet  und  findet  deshalb  auch 
in  der  Küche  vielfach  Verwendung.  Auch  in  der  Medizin,  als  Mittel 
gegen  Skorbut,  Gicht  u.  s.  w.,  wird  die  Zitronensäure  wie  der  Zitronen- 
saft verwandt.    - 

Da  in  der  Festigkeit,  mit  der  von  der  krystallisierten  Zitronen- 
säure das  Molekül  Erjstallwasser  zurückgehalten  wird,  Verschieden- 
heiten Torkommen,  ist  eine  Titration  zwar  Ton  Wert,  aber  nicht  aus- 
schlaggebend für  die  Reinheitsbestimmung  der  Säure. 

Zur  Erkennung  und  Bestimmung  etwa  yorhandener  Oxalsäure 
dient  die  ünlOslichkeit  des  Galciumoxalats  in  kalten  Lösungen,  aus 
denen  Galciumcitrat  nicht  ausfällt. 

Die  Unterscheidung  und  Trennimg  von  der  Weinsäure  wird  mit 
Hilfe  des  schwer  löslichen  Kaliombitartrats  nach  den  Weinsäure- 
bestimmungsmethoden vorgenommen. 

Um  geringe  Mengen  von  Weinsäure  neben  Zitronensäure  zu  er- 
kennen, benutzt  O.  v.  Spindler  (Ghem.-Ztg.  1904,  S.  15  u.  148)  eine 
Farbenreaktion,  die  beim  Fällen  von  weinsäurehaltigen  Zitronensäure- 
lösungen durch  eine  heiBe,  mit  Ealiumbichromat  versetzte  Lösung  von 
Quecksilberoxydsulfat  auftritt  (Reaktion  von  Deniges). 

Besondere  Beachtung  verdient,  da  die  Säure  vorwiegend  für  GenuB- 
z wecke  verwandt  wird,  ein  etwaiger  Bleigehalt  der  Säure  (vergl.Wa ring- 
ton, Joum,  Soc.  Chem.  Indust.  12,  S^  97  und  222;  Chem.-Ztg.  1893, 
S.  197).  —  Die  Prüfung  auf  Reinheit  erfolgt  ebenso  wie  bei  der  Wein- 
säure (vergl.  Pharm.  Germ.  IV,  S.  12)« 


Organische  FarbstofPe. 

Von 
Prof.  Dr.  R.  Gnehm  in  Zürich. 


I.  Kflnstliche  organische  Farbstoffe. 

Erste  Abteilung. 

Die  in  der  Teerfarbenfabrikation  zur  Verwendung 
kommenden  Rohprodukte  und  Halbfabrikate. 

A.  Rohprodukte  aus  dem  Steinkohlenteer. 

Einleitung.  Die  Grundlage  für  die  Fabrikation  der  Teerfarben 
bildet  der  bei  der  Leuchtgas-  und  Koksfabrikation  abfallende  Teer. 
Die  Aufarbeitung  dieses  Produktes  geschieht  in  besonderen  industriellen 
Etablissementen,  den  Teerdestillationen,  durch  eine  vorläufige  Zerlegung 
desselben  in  seine  Hauptbestandteile,  welche  dann  zum  Teil  in  den 
Farbenfabriken,  zum  Teil  aber  noch  in  zweiten  Fabriken  (Anilinfabriken, 
Anthracenreinigungen)  für  die  Darstellung  von  Farbstoffen  vorbereitet 
werden. 

1.  Benzol  [CeHJO- 

Das  Benzol,  ein  für  die  Farbenindustrie  sehr  wichtiger  Körper, 
bildet  im  reinen  Zustande  eine  farblose,  bei  80,5^  siedende  Flüssigkeit 
von  0,899  spez.  Gew.  bei  0^  von  0,8759  bei  22^  (W.  Herz,  Berl.  Ber. 
1898,  S.  2669).  In  der  Kälte  erstarrt  es  zu  einer  bei  +  3^  schmelzen- 
den Krystallmasse.  Benzol  löst  sieb,  wenn  auch  wenig,  in  Wasser,  und 
umgekehrt  vermag  auch  Benzol  etwas  Wasser  aufzulösen.  Beim  Mischen 
von  Wasser  mit  der  entsprechenden  Menge  Benzol  findet  keine  Volumen- 
änderung  statt.  Das  spez.  Gewicht  des  Gemenges  ist  0,9979  (bei  22°); 
das  Quantum  des  aufgenommenen  Benzols  beträgt  0,082  Volumina  auf 
100  Volumina  Wasser.     Wird  dagegen  Benzol  mit  Wasser  gemischt,   so 


>)  Vergl.  Bd.  II,  S.  746. 


Benzol. 


879 


bemerkt  man  eine  Kontraktion:  1000  ccm  Benzol  und  2,11  ccm  Wasser 
geben  1001,35  ccm.  Die  Menge  des  aufgenommenen  Wassers  beträgt 
0,211  Volumina  auf  100  Volumina  Benzol.  Das  spez.  Gewicht  des  Ge- 
menges ist  0,8768  (bei  22<^). 

Unter  der  Bezeichnung  „Benzol^  benutzt  man  in  der  Technik 
Erzeugnisse  von  yerschiedener  Beschaffenheit.  Für  die  Zwecke  der 
Farbenindustrie  kommen  vorzugsweise  folgende  Handelssorten  in  Be- 
tracht. 

Fast  chemisch  reines  Benzol  („reines  Benzol'',  „Benzol  für 
Blau**),  wie  es  zur  Darstellung  von  Resorcin,  von  reinem  Nitrobenzol 
u.  a.  m.  zur  Anwendung  gelangt,  destilliert  innerhalb  1^,  erstarrt  beim 
Abkühlen  zu  einer  weifien,  krystallinischen  Masse  und  soll  weder 
Schwefelkohlenstoff  noch  ünnitrierbare  Kohlenwasserstoffe  enthalten. 

90-proz.  Benzol,  50-proz.  Benzol  sind  Mischungen  des  Benzols 

mit   höheren  Homologen   von   solcher  Zusammensetzung,    dafi   bei   der 

•  Destillation  90  resp.  50  Volumprozente,  bis  100^  übergehen.     Außerdem 

verlangt  man,  daß  beim  Abdestillieren  des  Restes  die  Temperatur  nicht 

über  120**  steigen  soll. 

Man  spricht  überdies  von  „leichtem''  und  „schwerem"  Benzol. 

Die  im  Handel  vorkommenden  Rohbenzole  sind  vorzugsweise  das 
50-proz.  und  das  90-proz.  Dieselben  zeigen  bei  der  Destillation  un- 
gefähr folgendes  Verhalten.    Von  100  Teilen  destillieren: 


Volumprozent 

e 

50-proz. 
Benzol 

90-proE. 
Bensol 

bis    850C. 

0 

20 

-      900  . 

5 

52 

-      950  - 

25 

12 

-    lOQo  - 

20 

6 

-    1050  - 

14 

5 

-    115«  - 

17 

3 

-    1200  . 

13 

0 

Samma 

94 

98 

Selbstverständlich  drücken  obige  Zahl^i  keineswegs  den  wirk- 
lichen Gehalt  an  Benzol  aus.  Neben  Benzol  enthalten  diese  Rohbenzole 
Toluol,  X7I0I  und  wohl  auch  höhere  aromatische  Kohlenwasserstoffe. 
In  früherer  Zeit  wurden  diese  Rohbenzole  direkt  für  die  Darstellung 
der  Anilinöle  benutzt.  Man  stellte  aus  50-proz.  Benzol  das  Rotanilin, 
aus  90-proz.  das  Blauanilin  dar.  Heutzutage  sind  die  Anforderungen, 
welche    an    die  Aniline    gestellt   werden,    erheblich   gestiegen,    und  die 


880  Organische  Farbstoffe. 

Benzole  werden  deshalb  yorher  einer  sehr  sorgfältigen  fraktionierten 
Destillation  unterworfen. 

Von  dem  Benzol,  welches  zor  Fabrikation  von  Blaaöl  dient,  Ter- 
langt  man  gegenwärtig,  daß  es  ganz  konstant  innerhalb  eines  Thermo- 
metergrades überdestilliert  und  beim  Schütteln  mit  konzentrierter 
Schwefelsäure  diese  kaum  merklich  färbt. 

Für  die  Darstellung  yon  Rotanilin  wird  zurzeit  wohl  kaum  noch 
das  rohe  Gremenge  Yon  Benzol  und  Toluol  yerarbeitet,  man  stellt  ge- 
wöhnlich aus  den  getrennten  Produkten  Anilin  und  Toluidin  dar  und 
mischt  diese  in  dem  passendem  Verhältnisse.  Man  begnüget  sich  für 
diesen  Zweck  jedoch  meistens  mit  einer  weniger  sorgfältigen  Reinigung 
der  Kohlenwasserstoffe.  Im  rohen  Benzol  kommen  als  stete  Begleiter 
das  Thiophen  und  die  höheren  Homologen  desselben  vor.  Diese  früher 
übersehenen  Körper  werden  jetzt  meist  durch  Behandlung  mit  konzen- 
trierter Schwefelsäure  entfernt. 

Im  Benzolvorlauf  (den  unter  80^  siedenden  Produkten)  finden  sich 
Schwefelkohlenstoff,  Cyanmethyl,  Aceton  sowie  andere  Ketone,  außer- 
dem aber  Kohlenwasserstoffe  der  Fettreihe. 

Über  Nachweis  und  Bestimmung  des  Schwefelkohlenstoffs  im 
Handelsbenzol  vergl.  Bd.  II,  S.  750,  über  denjenigen  des  Thiophens 
Bd.  II,  S.  752. 

Nachweis  von  Kohlenwasserstoffen  der  Fettreihe. 

Die  höheren  Fettkohlenwasserstoffe  besitzen  annähernd  den  Siede- 
punkt  des  Benzols  und  seiner  Homologen  und  können  diesen  zuweilen 
beigemengt  sein.  Sie  sind  am  leichtesten  dadurch  zu  erkennen,  daß  sie 
sich  nicht  nitrieren  lassen.  Behandelt  man  solches  Benzol  mit  Salpeter- 
Schwefelsäure,  so  werden  alle  aromatischen  Kohlenwasserstoffe  in  höher 
siedende  Nitroderiyate  verwandelt,  aus  denen  sich  die  unveränderten 
Fettkohlenwasserstoffe  leicht  durch  Destillation  abscheiden  lassen.  Aus- 
führlicheres über  Nachweisung  von  Petroleumbenzin  in  Teerbenzol 
Bd.  II,  S.  754. 

Für  die  fraktionierte  Destillation  benutzt  man  einen  De- 
stillierkolben, der  mit  einem  Kühler  (oder  einem  einfachen  Glasrohr) 
verbunden  und  mit  einem  Thermometer  versehen  ist,  dessen  Kugel  sich 
gerade  unterhalb  des  seitlichen  Ansatzrohres  befinden  muß,  wie  es  um- 
stehende Figur  108  zeigt*.  100  ccm  Benzol  werden  langsam  erhitzt. 
Die  Temperatur,  bei  welcher  der  erste  Tropfen  übergeht,  wird  ab- 
gelesen und  die  weitere  Destillation  so  geleitet,  daß  stets  nur  ein- 
zelne Tropfen  übergehen.  Von  5  zu  5°  liest  man  die  überdestillierte 
Menge  ab. 


Tolaol.    Xjlol. 


881 


2.  Tolaol  [C,  HJ. 

Das  reine  Toluol  bildet  eine  farblose,  bei  111^  siedende  Flüssig- 
keit von  0,882  spez.  Gewicht  bei  0^,  von  0,872  bei  15°.  Es  erstarrt  in 
der  Kälte  nicht  (Unterschied  von  Benzol)  und  löst  sich  beim  Schütteln 
mit  konz.  Schwefelsäure  und  Erwärmen  vollständig.  In  der  Farben- 
technik dient  es  zur  Darstellung  der  Nitrotoluole,  der  Toluidine,  des 
Benzylchlorids,  Benzalchlorids  imd  Benzotrichlorids,  somit  auch  indirekt 
des  Benzaldehyds  und  der  Benzoesäure. 


Fis:.  108. 


Für  seine  Untersuchung  ist  die  Siedepunktsbestimmung  und  die 
fraktionierte  Destillation  (s.  Benzol)  maßgebend.  Beines  Handelstoluol 
muß  innerhalb  eines  Grades  überdestillieren. 


8.   Xylol  [Ce  H,o]. 

Es  existieren  drei  isomere  Xylole: 

I.  Orthoxylol.  Farblose,  bei  140—1410  siedende  Flüssigkeit, 
liefert  bei  der  Oxydation  mit  verdünnter  Salpetersäure  bei  102°  schmel- 
zende Orthotoluylsäure  und  wird  durch  Chromsäure  vollständig  ver- 
brannt. 

II.  Metaxylol.  Bei  137»  siedende  Flüssigkeit,  wird  durch  ver- 
dünnte Salpetersäure  nicht  angegriflfen,  durch  Chromsäure  zu  Isophtal- 
säure  oxydiert. 

Untersuchungen.  5.  Aufl.  m.  5Q 


gg2  Organische  F&rbstoffe. 

III.  Paraxylol.  Farblose,  bei  15°  schmelzende  Krjstalle.  Siede- 
punkt 136 — 137®.  Verdünnte  Salpetersäure  oxydiert  es  zu  Paratoluyl- 
säure  (Schmelzpunkt  178°),  Ghromsäure  zu  Terephtalsäure. 

Das  aus  dem  Steinkohlenteer  durch  fraktionierte  Destillation  ab> 
geschiedene  Xylol  ist  ein  Gemenge  der  drei  Isomeren. 

Das  Metaxylol  ist  jedoch  stets  in  überwiegender  Quantität  vor- 
handen. Es  macht  Ton  den  meisten  Xylolen  nahezu  75  Proz.  aus,  während 
von  Paraxylol  einige  20,  Ton  Orthoxylol  meist  nur  einige  Prozente  ent- 
halten sind. 

Über  die  Trennung  der  drei  Xylole  voneinander  vergl.  Bd.  II,  S.  760. 

Das  Xylol  dient  zur  Darstellung  der  gegenwärtig  in  großem  Maß- 
stäbe angewandten  Xylidine.  Bei  seiner  Untersuchung  hat  man  sich  an 
die  oben  angegebenen  Siedepunkte  zu  halten. 

Handelsxylol  destilliert  innerhalb  2°. 

4.  Naphthalin  [C^oHs]. 

Das  Naphthalin  bildet  im  reinen  Zustande  grofie  farblose  Krystall- 
blätter  von  eigentümlich  unangenehmem  Geruch  und  1,158  spez.  Gew. 
bei  18°  C.  Es  schmilzt  bei  79,2°  und  siedet  bei  218°,  sublimiert 
jedoch  schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur.  Es  ist  unlöslich  in  Wasser, 
schwer  löslich  in  Petroleumäther,  leicht  löslich  in  Benzol  und  heiBem 
Alkohol. 

Das  Naphthalin  dient  in  der  Farbentechnik  zur  Darstellung  von 
Mono-  und  Dinitronaphthalin,  der  Naphthylamine,  der  Naphthole,  Dioxy- 
naphthaline,  Amidonaphthole  und  der  Phtalsäure. 

Das  gegenwärtig  in  den  Handel  kommende  Naphthalin  ist  nahezu 
chemisch  rein.  Es  soll  völlig  weiB  und  ohne  Rückstand  flüchtig  sein, 
den  richtigen  Schmelzpunkt  zeigen  und  nahezu  vollständig  innerhalb 
eines  Thermometergrades  destillieren.  Durch  Schütteln  mit  konzentrierter 
Schwefelsäure  darf  es  nur  wenig  gefärbt  werden.  Ausführlicheres  Bd.  II, 
S.  762. 

5.  Anthracen  [Ci^HiJ. 

Das  Anthracen  bildet  im  ganz  reinen  Zustande  farblose  Tafeln  mit 
schön  blauer  Fluoreszenz.  Es  schmilzt  bei  216,55°  imd  siedet  bei  351°. 
Es  ist  unlöslich  in  Wasser,  löst  sich  schwierig  in  Alkohol,  Äther« 
Petroleumäther  und  kaltem  Benzol,  leicht  dagegen  in  siedendem  Benzol 
und  Eisessig.  Mit  Pikrinsäure  bildet  es  eine  aus  Benzol  in  roten 
Nadeln  krystallisierende,  bei  170°  schmelzende  Verbindung.  Wird  es 
in  Benzollösung  längere  Zeit  dem  Sonnenlichte  ausgesetzt,  so  geht  es 
in  das  in  Benzol  fast  unlösliche,   bei  244°  schmelzende,   polymere  Par- 


Anthraeen.    Nitrobenzol.  gg3 

anthraeen  über.     Durch    oxydierende  Agentien    wird    das  Anthraeen  in 
Anthrachinon  übergeführt. 

Das  Anthraeen  bildet,  als  Ausgangsmaterial  für  die  Fabrikation 
des  künstlichen  Alizarins,  eins  der  wichtigsten  der  in  der  Teerfarben- 
industrie  zur  Verwendung  kommenden  Rohmaterialien.  Die  Reinheit 
des  in  den  Handel  kommenden  Produktes  ist  außerordentlich  yerschieden. 
Seine  Analyse  ist  ausführlieh  besehrieben  Bd.  II,  S.  763. 

Von  qualitativen  Untersuchungen  ist  die  Prüfung  auf  das  für  die 
Alizarinfabrikation  sehr  nachteilige  Garbazol  zu  erwähnen.  Es  verrät 
sich  die  Gegenwart  dieses  Körpers  durch  die  grüne  Färbung,  welche 
das  fragliehe  Produkt  beim  Auflösen  in  salpetersäurehaltiger  Schwefel- 
säure zeigt. 

e.   Nitrobenzol  [CeHsNOs]. 

Das  in  der  Teerfarbenindustrie  benützte  Nitrobenzol  ist  nicht 
immer  ein  einheitliches  Produkt.  Man  macht  gewöhnlich  den  Unter- 
schied von  leichtem  und  schwerem  Nitrobenzol^)  und  bezeichnet  mit 
ersterem  Namen  ein  wirklich  nahezu  reines  Nitrobenzol,  mit  letzterem 
ein  Gemenge  desselben  mit  Nitrotoluol  und  höheren  Homologen.  Das 
leichte  Nitrobenzol  wird  aus  nahezu  reinem  Benzol  dargestellt  und  dient 
zur  Fabrikation  des  Blauanilins,  des  Benzidins,  der  Metanilsäure  und 
der  Nigrosine. 

Reines  Nitrobenzol  bildet  eine  farblose,  stark  lichtbrechende 
Flüssigkeit  von  bittermandelölartigem  Geruch.  Es  besitzt  ein  spez. 
Gewicht  von  1,209  bei  15®  und  ''einen  Siedepunkt  von  205®.  In  der 
Kälte  erstarrt  es  zu  einer  bei  +3®  schmelzenden  Erystallmasse.  In 
Wasser  ist  es  so  gut  wie  unlöslich,  mit  starkem  Alkohol,  Äther  und 
Benzol  in  jedem  Verhältnis  mischbar.  Durch  die  meisten  reduzierenden 
Agentien,  wie  Zinn  und  Salzsäure,  Eisen  und  Essigsäure  etc.,  wird  es 
in  Anilin,  durch  Alkalilauge  und  Zinkstaub  in  Azobenzol  übergeführt. 
Bei  vorsichtiger  Reduktion  mit  Zinkstaub  imd  Wasser  oder  Natrium- 
amalgam entsteht  Phenylhydroxylamin. 

Bei  Untersuchung  der  Handelswaren  ist  hauptsächlich  der  Siede- 
punkt maßgebend.  Bei  Destillation  des  Produktes  muß  man  sich  vor 
Überhitzung  der  Eolbenwände  hüten,  da  sonst  zuweilen  Explosionen 
erfolgen.  ■ 

Einige  Proben  von  leichtem  Nitrobenzol  zeigten  folgende  Siede- 
punkts- und  spez.  Gewichtsverhältnisse: 


*)  Es  bezieht  sich  dieser  Ausdruck  auf  den  Siedepunkt  und  nicht  auf  das 
spez.  Gewicht. 

56* 


884 


Organische  Farbstoffe. 


Spez.  Gew.  bei  15  o 

I. 

1,209 

IL 
1,2084 

in. 

1.2076 

Von  100  Tl.  destillierten  bis  204« 

-  206° 

-  208« 

2 

86,2 
6,8 

12 
82 
3,5 

80 
15 

Summa 

95 

97,5 

95 

Nitrobenzol,  welches  zur  Fabrikation  der  Blauöle  dient,  soll  jedoch 
fast  vollständig  innerhalb  eines  Thermometergrades  überdestillieren. 

Das  schwere  Nitrobenzol  enthält  auBerdem  o-  und  p-Nitrotoluol, 
öfters  auch  noch  höhere  Homologe.  Die  quantitative  Zusammensetzung 
resp.  dessen  Siedepunkt  richtet  sich  nach  dem  Zweck,  zu  dem  es  ver- 
wandt werden  soll.  Im  allgemeinen  hat  es  ein  spez.  Gewicht  von  1,18 
und  siedet  innerhalb  der  Grenzen  von  220  bis  240^. 


7.  Nitrotolaol  [C^  H^  NOJ. 

Von  den  drei  isomeren  Nitrotoluolen  kommen  fiir  die  Technik  nur 
zwei  in  Betracht,  nämlich: 

I.  Orthonitrotoluol.  Gelbliche,  bei  222  bis  225<>  siedende  Flüs- 
sigkeit. 

II.  Paranitrotoluol.  Farblose,  bei  54^  schmelzende  Krystalle. 
Siedepunkt  2dß^. 

Beide  Isomere  bilden  sich  beim  Nitrieren  des  Toluols,  und  durch 
Finhalten  gewisser  Kunstgriffe  gelingt  es,  überwiegend  die  eine  oder 
andere  Yerbindung  zu  erhalten.  Die  Metavei'bindung  entsteht  nur  in 
verschwindend  kleiner  Menge  und  ist  für  die  Technik  bedeutungslos. 

Ortho-  und  Paranitrotoluol  kommen  gegenwärtig  im  Zustande  ziem- 
licher Reinheit  in  den  Handel.  Für  ersteres  ist  der  Siedepunkt,  für 
letzteres  der  Schmelzpunkt  maßgebend. 

Eine  titrimetrische  Bestimmung  von  p-NitrotoIuol  in 
rohem  Nitrotoluol  gibt  B.  Glas  mann  an  (Ghem.-Ztg.  1904,  No.  16, 
S.  187;  Berl.  Ber.  1908,  4260).  Das  Nitrotoluol  wird  zu  Toluidin  redu- 
ziert, das  p -Toluidin  mit  5-proz.  ätherischer  Oxalsäurelösong  gef&llt, 
der  Niederschlag  gewaschen,  mit  warmem  Wasser  übergössen  und  mit 
Ätznatron  titriert.  (Ist  eine  Modifi.katiom  der  Rosenstiehlschen  Me- 
thode für  Bestimmung  von  Paratoluidin  neben  Orthotoluidin.    S.  889.) 

Orthonitrotoluol  dient  zur  Darstellung  des  Orthotoluidins  und  des 
Tolidins.  Die  Paraverbindung  hat  zur  Darstellung  einiger  Farbstoffe 
Verwendung  gefunden. 


Nitronaphthalin.    Dinitrobenzol.    Dinitrotoluol.  gg5 

8.  Nitronaphthalin  [GioH^NOa]. 

Von  den  bekannten  Nitroderivaten  des  Naphthalins  kommt  nur  die 
a- Modifikation  des  Mononitronaphthalins  zur  technischen  Verwendung. 
Das  a-Nitronaphthalin  dient  ausschließlich  zur  Darstellung  des  a-Naphthyl- 
aiüins.  Es  bildet  im  reinen  Zustande  gelbe,  in  Alkohol  und  Äther 
leicht  lösliche,  in  Wasser  unlösliche  Prismen  Yom  Schmelzpunkt  61°. 
Es  siedet  bei  394°.  Für  das  technische  Produkt  ist  der  Schmelzpunkt 
maßgebend. 

9.  Dinitrobenzol  [Cg  H^  (NOg)^. 

Nur  die  Meta-Modifikation  des  Dinitrobenzols  findet  technische 
Verwendung.  Sie  dient  fast  ausschließlich  zur  Herstellung  des  Phenylen- 
diamins,  dem  Zwischenprodukt  für  die  Darstellung  des  Ghrysoidins  und 
des  Phenjlenbrauns  imd  anderer  Farbstoffe  (z.  B.  Akridinderivate). 

Im  reinen  Zustande  bildet  das  Metadinitrobenzol  lange,  fast  farb- 
lose, bei  90°  schmelzende  Nadeln.  £s  löst  sich  leicht  in  Alkohol  und 
Äther,  nicht  in  Wasser. 

Das  technische  Produkt  bildet  gewöhnlich  mehr  oder  weniger  reine, 
gelblich  gefärbte  Krystallkuchen.  £s  darf  nicht  stark  mit  Mononitro- 
benzol  yerunreinigt  sein,  welches  sich  leicht  durch  den  Geruch  und  durch 
den  niedrigeren  Schmelzpunkt  des  Produktes  verrät,  und  soll  neutral  und 
in  Alkohol  klar  löslich  sein. 

Geringe  Verunreinigungen  mit  den  beiden  höher  schmelzenden  Iso- 
meren dürfen  vernachlässigt  werden.  Ein  häufig  vorkommender  Gehalt 
von  mechanisch  anhaftender  Salpetersäure  ist  zu  berücksichtigen.  Zur 
Untersuchung  bestimmt  man  den  Schmelz-  und  Erstarrungspunkt. 

Das  Dinitrobenzol  wird  durch  Behandlung  von  Nitrobenzol  mit 
Salpeterschwefelsäure  bei  erhöhter  Temperatur  dargestellt. 

10.  Dinitrotolaol  [C^  H«  (NO^a]. 

Das  durch  energische  Behandlung  des  Toluols  mit  Salpeterschwefel- 
säure dargestellte  Diaitrotoluol  besteht  hauptsächlich  aus  der  unsym- 
metrischen Metaverbindung  (CHg  :  NO,  :  NO^  =  1:2:4,  Schmelzpunkt 
70,5°).  Es  findet  zur  Darstellung  des  Toluylendiamins  Verwendung, 
welches  in  ähnlicher  Weise  wie  das  Phenylendiamin  zur  Erzeugung 
gelber  und  brauner  Farbstoffe  benutzt  wird.  Es  kommt  in  Form  von 
gelb  gefärbten  Kuchen  in  den  Handel,  welche  nicht  ölig  und  möglichst 
frei  von  dem  Geruch  der  Monoderivate  sein  sollen. 


886 


Organische  Farbstoffe. 


11.  Anilin«]. 

Die  unter  der  Bezeichnung  „Anilinöl^  im  Handel  vorkommenden 
Produkte  sind  je  nach  dem  Zweck,  für  welchen  sie  dienen  sollen,  Ton 
verschiedener  Zusammensetzung.  '  Außer  dem  Anilin  kommen  die  iso- 
meren Toluidine,  sowie  die  Xylidine  in  den  Handelsprodukten  vor,  und 
es  ist  von  großer  Wichtigkeit,  die  einzelnen  Bestandteile  qualitativ  und 
quantitativ  zu  kennen. 

Bevor  wir  auf  die  Untersuchung  der  technischen  Produkte  ein- 
gehen, wird  hier  eine  nähere  Beschreibung  der  einzelnen,  als  Gemeng- 
teile vorkommenden  Basen  am  Orte  sein. 


a)  Anilin  [CgH^NH,]. 

Das  reine  Anilin  bildet  eine  farblose,  ölige  Flüssigkeit  von  eigen- 
tümlichem Geruch,  welche  sich  an  der  Luft  allmählich  braun  färbt. 
Es  erstarrt  in  der  Kälte  zu  einer  blättrigen,  bei  —  8^  schmelzenden 
Krystallmasse ,  besitzt  ein  spez.  Gewicht  von  1,036  bei  0®,  von  1,0267 
bei  150,  yon  1,0158  bei  22^  und  siedet  bei  184«^.  Das  Anilin  mischt 
sich  mit  Alkohol  und  Äther. 

Schüttelt  man  es  mit  Wasser,  so  löst  letzteres  etwas  davon  auf. 
Andererseits  wird  aber  auch  das  Anilin  dadurch  wasserhaltig.  Dieser 
Umstand  ist  namentlich  von  Wichtigkeit,  weil  das  Anilin  der  Technik 
mit  Wasserdämpfen  destilliert  und  von  den  Destillationswässem  abge- 
schieden wird.  Die  gegenseitigen  Löslichkeitsverhältnisse  von  Anilin 
und  Wasser  hat  AI  exe  Jeff  in  nachstehender  Tabelle  zusammengestellt. 


100  Teile 

100  Teile 

Temperatur 

Wasser  lösen 

Temperatur 

Amiin  lösen 

AnUin 

Wasser 

16» 

3,1 

8« 

4,6 

56« 

3,5 

25« 

4,d8 

82« 

5,1 

39« 

5,43 

68« 

6,04 

Mischt  man  Wasser  mit  der  entsprechenden  Menge  Anilin  (bei  22®), 
so  findet  nach  W.  Herz  (Ber.  1898,  2669)  keine  Volumveränderung  sUtt; 
die  Menge  des  gelösten  Anilins  beträgt  3,481  Volumina  auf  100  Volumina 
Wasser,  und  das  spez.  Gewicht  der  Lösung  ist  0,9986.     Beim  Mischen 


1)  Dieser  Siedepunkt  bezieht  sich  auf  den  mittleren  Barometerstand  von 
760  mm  and  ein  ganz  im  Dampf  befindliches  Thermometer,  unter  den  gewöhn- 
lichen Bedingungen  der  Siedepunktsbestimmung  wird  man,  je  nach  dem  Baro- 
meterstand, 181—183«  beobachten. 


AniÜD.  887 

von  Anilin  und  Wasser  findet  dagegen  eine  Kontraktion  statt:  1000  ccm 
Anilin  und  52,22  ccm  Wasser  ergaben  1049,55  ccm^). 

Die  Lösung  des  Anilins  ist  ohne  Wirkung  auf  gerötetes  Lackmus- 
papier. Gleichwohl  ist  das  Anilin  eine  gut  charakterisierte  Base,  welche 
sieb  mit  einem  Molekül  einer  einbasischen  Säure  zu  gut  krystallisierbaren 
Salzen  verbindet.  Diese  zeigen  sämtlich  saure  Reaktion,  selbst  wenn 
sie  einen  ÜberschuB  der  Base  enthalten.  Man  kann  deshalb  in  denselben 
den  Säuregehalt  alkalimetrisch  titrieren,  gerade  als  ob  die  Säure  frei 
wäre  (vergl.  Lunge,  Dinglers  Joum.  251,  40  und  Ghem.  Ind.  1898,  490.) 
Zur  Erkennung  von  freiem  Anilin  bei  Gegenwart  eines 
Anilin  Salzes  kann  das  Verhalten  des  ersteren  zu  Kupfersulfat  dienen. 
£ine  völlig  säurefreie  Kupfersulfatlösung  wird  durch  freies  Anilin  grün- 
lich-braun gefärbt,  während  Anilinsalze  diese  Reaktion  nicht  zeigen. 
Es  bietet  diese  Reaktion,  welche  ziemlich  empfindlich  ist,  ein  einfaches 
Mittel,  um  Anilin  genau  mit  einer  Säure  zu  neutralisieren. 

Das  Verhalten  des  freien  Anilins  zu  gewissen  Azofarbstoffen, 
namentlich  zu  dem  sogenannten  Kongorot  (siehe  unten  und  Bd.  I,  S.  91) 
kann  ebenfalls  zu  seiner  Erkennung  sowie  zu  seiner  acidimetrischen 
Bestimmxmg  dienen.  Das  Kongorot  wird  durch  Säuren  blau  gefärbt, 
freies  Anilin  stellt  die  rote  Farbe  wieder  her;  man  kann  letzteres  daher 
unter  Benutzung  jenes  Farbstoffes  als  Indikator  mit  Normalsäure  titrieren. 
Der  Titer  ist  am  besten  auf  reines  Anilin  zu  stellen.  Gleichzeitig  vor- 
handenes Ammoniak  oder  andere  freie  Alkalien  können  in  einer  beson- 
deren Probe  mittels  Lackmus  titriert  und  in  Abrechnung  gebracht  werden. 
Die  Resultate,  die  nach  dieser  Methode  erhalten  werden,  sind 
wenig  genau,  sicherer  ist  es  inmier,  das  Anilin  mit  Natriumnitrit  zu 
titrieren  (siehe  unten  bei  Natriumnitrit). 

Von  den  Salzen  des  Anilins  zeichnet  sich  das  Sulfat  durch  Schwer- 
löslichkeit aus,  während  das  Chlorhydrat  in  Wasser  ziemlich  leicht  lös- 
lich ist.     Das  Anilin  zeigt  folgende  Reaktionen: 

Eine  wäBrige  (nicht  saure)  Anilinlösung  wird  durch  unterchlorig- 
saure  Salze  violett  gefärbt  (Runge s  Reaktion). 

Eine  Lösung  von  Anilin  in  konzentrierter  Schwefelsäure 
nimmt  durch  ein  Kömchen  Kaliumbichromat  zuerst  eine  rote,  dann  eine 
blaue  Färbung  an  (B eis senhirz sehe  Reaktion). 

Kaliumbichromat  erzeugt  in  einer  sauren  Anilinsulfat- 
lösung einen  dunkelgrünen  Niederschlag,  welcher  auf  weiteren  Zusatz 


')  Die  Versuche  werden  folgendermaßen  angestellt.  Zu  1000  ccm  des  in 
einer  langhalsigen  Flasche  befindlichen  Lösungsmittels  l&ßt  man  von  einer  ge- 
wogenen Menge  der  zn  lösenden  Flüssigkeit  durch  einen  Hahn  soviel  hinzafließen, 
daß  ein  sicherer  Überschuß  vorhanden  ist. 


ggg  Organische  Farbstoffe. 

des  Reagens  violettschwarz  -wird  (Anilinschwarz).  Beim  Erhitzen  de- 
stilliert bei  127^  schmelzendes  Chinon  über. 

Mit  Eisessig  erhitzt  wird  das  Anilin  in  bei  112^  schmelzendes 
Acetanilid  übergeführt. 

Der  Wert  aller  dieser  Reaktionen  ist  übrigens  zweifelhaft,    wenn 

es  gilt,    das  Anilin  in  einem  Gemisch  von  verschiedenen  Basen  nach* 

zuweisen. 

b)  Toluidin  [C7H7NHJ. 

I.  Orthotoluidin.  Farblose,  an  der  Luffc  sich  bräunende  Flüssig* 
keit  von  1,000  spez.  Gew.  bei  16**  und  einem  Siedepunkt  von  198^. 

Die  Wasserlöslichkeit  ist  einigermaßen  dem  Anilin  analog.  Eben- 
falls gut  charakterisierte  Base,  mit  krystallisierbaren,  sauer  reagierenden 
Salzen,  welche  im  allgemeinen  das  Verhalten  der  Anilinsalze  zeigen. 

Das  Chlorhydrat  ist  leichter  löslich  als  das  des  Anilins,  dagegen 
zeichnen  sich  das  Nitrat  und  das  Pikrat  wieder  von  den  entsprechenden 
Anilinverbindungen  durch  Schwerlöslichkeit  aus.  Das  Oxalat  löst  sich 
in  250  Teilen  Äther.  (Unterschied  vom  Paratoluidin  und  vom  Anilin.) 
Beim  Kochen  mit  Eisessig  liefert  es  ein  bei  107^  schmelzendes  Acetyl- 
derivat. 

Das  Orthotoluidin  verhält  sich  in  saurer  schwefelsaurer  Lösung  gegen 
Ghromsäure  dem  Anilin  ähnlich,  indem  es  eine  dem  Anilinschwarz  ana- 
loge Substanz  bildet.  Beim  Kochen  entweicht  bei  67^  schmelzendes  Tolu- 
chinon.     (Nietzki.) 

Wird  eine  Lösung  von  Orthotoluidin  mit  Äther  geschüttelt,  dann 
tropfenweise  Chlorkalklösung  hinzugefügt,  wieder  geschüttelt,  schließlich 
d^r  Äther  abgehoben  und  mit  schwachsaurem  Wasser  zusammengebracht, 
so  nimmt  dieses  eine  purpurrote  Färbung  an.     (Rosenstiehl.) 

Bringt  man  eine  schwachsaure  OrthotoluidinlÖsung  mit  reinem  Para- 
toluylendiamin  zusammen  und  fügt  Eisenchlorid  hinzu,  so  entsteht  eine 
intensiv  smaragdgrüne  Färbung.     (Nietzki.) 

II.  Metatoluidin.  Kommt  im  Anilinöl  nur  spurenweise  vor,  und 
seine  Gegenwart  kann  meist  völlig  vernachlässigt  werden.  Es  ist  dem 
vorigen  sehr  ähnlich,  siedet  bei  197**  und  hat  ein  spez.  Gew.  von  0,998 
bei  250. 

Wesentlich  unterscheidet  es  sich  durch  den  niedrigeren  Schmelz- 
punkt seines  Acetylderivates  (65,5**).  Die  sonstigen  Reaktionen  desselben 
sind  noch  wenig  studiert.  Bei  der  Oxydation  liefert  es,  gleich  dem  Ortho- 
toluidin, Toluchinon. 

III.  Paratoluidin.  Farblose,  bei  45^  schmelzende  Blättchen« 
Siedepunkt  198°.  Spez.  Gew.  1,046.  Es  ist  wenig  löslich  in  kaltem 
Wasser,  etwas  leichter  in  heißem,  leicht  in  Alkohol,  Äther  und  Benzol. 
Seine  Reaktion  ist  neutral,   die  der  Salze  sauer.    Von  letzteren  ist  das 


Toluidin.    Xjlidio.  889 

Chlorhydrat  etwas  schwerer  löslich  als  das  des  Orthotoluidins  und  des 
Anilins.  Pikrat  und  Nitrat  sind  leichter  löslich.  Dagegen  zeichnet  sich 
das  Oxalat  durch  schwierigere  Löslichkeit  in  Wasser  und  fast  gänzliche 
ünlöslichkeit  in  Äther  aus.  Beim  Kochen  mit  Eisessig  gibt  es  ein  bei 
1450  schmelzendes  Acetylderivat. 

Wird  eine  nicht  zu  saure  Paratoluidinlösung  vorsichtig  mit  Kalium- 
bichromat  versetzt,  so  scheidet  sich  ein  braunschillemder  krystallinischer 
Niederschlag  ab,  welcher  sich  mit  schmutzig  violetter  Farbe  in  Alkohol 
löst.  In  verdünnten  Lösungen  entsteht  eine  rötlich  violette  Färbung. 
Beim  Kochen  mit  einem  Kaliumbichromatüberschuß  findet  keine  Chinon- 
bildung  statt. 

Ortho-,  Meta-  und  Paratoluidin  entstehen  nebeneinander,  wenn  man 
Toluol  nitriert  und  das  Gemisch  mit  Essigsäure  oder  Salzsäure  und  Eisen 
reduziert.  Ein  solches  Gemenge  enthält  gewöhnlich  Orthotoluidin  in  über- 
wiegender Menge,  daneben  ziemlich  viel  Paratoluidin  und  nur  geringe 
Mengen  von  Metatoluidin.  Setzt  man  ein  solches  Gemenge  der  Winter- 
kälte aus,  so  krystallisiert  ein  großer  Teil  des  Paratoluidins  heraus. 

Ist  eine  vollständige  Trennung  erwünscht,  namentlich,  wo  es  sich 
um  Darstellung  von  möglichst  reinem  Orthotoluidin  handelt,  so  ist  die 
von  Rosenstiehl  vorgeschlagene  Trennungsmethode  durch  partielle 
Sättigung  die  technisch  am  leichtesten  ausführbare.  Diese  Methode  be- 
ruht auf  der  Tatsache,  daß  das  Paratoluidin  stärkere  basische  Eigen- 
schaften besitzt,  als  das  Orthotoluidin.  Fügt  man  zu  einem  Gemenge 
beider  Basen  so  viel  Schwefelsäure,  daß  nur  ein  Teil  derselben  dadurch 
gesättigt  ist,  so  wird  sich  die  Säure  vorzugsweise  auf  das  Paratoluidin 
werfen,  und  man  erhält  durch  Übertreiben  des  Restes  mit  Wasserdampf 
ein  an  Orthotoluidin  reicheres  Produkt.  Durch  öfteres  Wiederholen  ge- 
lingt es,  ein  nahezu  chemisch  reines  Orthotoluidin  zu  erzielen,  während 
aus  dem  an  Paratoluidin  reicheren  Rückstand  das  letztere  durch  Kiystalli- 
sation  abgeschieden  werden  kann.  Völlig  rein  erhält  man  das  Ortho- 
toluidin nur  durch  Krystallisation  seines  Nitrats.     (Seh ad,  Berichte  VI, 

1361.) 

c)  XyUdln  [CgHeNHJ. 

Die  Theorie  läßt  die  Existenz  von  6  isomeren  Xylidinen  zu,  welche 
sämtlich  bekannt  sind.  In  dem  rohen  Xylidin,  welches  durch  Nitrieren 
des  rohen  Xylols  und  Reduktion  des  Nitroxylols  dargestellt  wird,  kommen 
vier  dieser  Xylidine  vor.  Von  diesen  bilden  jedoch  zwei  die  Haupt- 
menge, während  die  beiden  andern  zu  vernachlässigen  sind. 

I.  Metaxylidin.  (NKj  :  CH3  :  CH3  =  1  :  2  :  4.)  Bildet  etwa 
70  Proz.  des  käuflichen  Xylidins.  Siedepunkt  212<^.  Spez.  Gew.  0,9184 
bei  25^.  Bildet  ein  ziemlich  schwerlösliches,  gut  krystallisierendes  Chlor- 
bydrat. 


390  Organische  Farbstoffe. 

II.  Paraxylidin.  (NHj :  CH3  :  CH3  =  1 :  2  :  5.)  Siedepunkt  215 <> 
(bei  739  mm  B.).  Spez.  Gew.  0,980  bei  lö».  Es  bildet  etwa  20  Proz. 
des  käuflichen  Xylidins.  Führt  man  ein  Gemisch  beider  Basen  durch 
Behandlung  mit  rauchender  Schwefelsäure  in  die  Sulfosäuren  über,  so 
kristallisiert  beim  Vermischen  mit  Wasser  nur  die  Sulfosäure  des  Me- 
taxylidins  heraus.  Aus  dieser  kann  die  Base  durch  £rhitzen  mit  Salz- 
säure unter  Druck  wieder  hergestellt  werden.  Paraxylidin  bildet  eine 
leicht  lösliche  Sulfosäure,  deren  Natronsalz  schön  krystallisiert.  Letzteres 
liefert  bei  trockener  Destillation  Paraxylidin.  (Nölting,  Witt  und 
Forel,  Berichte  XVIII,  2664.) 

Technische  Anilindle. 

Die  technischen  AnilinÖle  werden  in  größeren  Farbenfabriken  selbst 
dargestellt;  im  übrigen  sind  sie  das  Produkt  besonderer  Fabriken,  der 
Anilinfabriken. 

Obwohl  es  außerordentlich  wichtig  ist,  die  Zusammensetzung  eines 
Anilinöls  quantitativ  und  qualitativ  genau  zu  kennen,  so  fehlt  es  in  der 
Praxis  bis  jetzt  fast  gänzlich  an  zuverlässigen  analytischen  Methoden, 
welche  die  Bestimmung  aller  einzelnen  Bestandteile  ermöglichen. 

In  den  meisten  Fällen  begnügt  man  sich  mit  der  Bestimmung  des 
spezifischen  Gewichts  und  des  Siedepunkts  und  sucht  im  übrigen  empirisch 
festzustellen,  ob  das  fragliche  Ol  zu  dem  bestimmten  Zweck  tauglich 
ist  oder  nicht. 

Da  die  Siedepunktsbestimmung  wohl  das  wichtigste  Mittel  ist,  um 
beispielsweise  in  einem  Gemisch  von  Anilin  und  Toluidin  die  beiden 
Komponenten  annähernd  zu  bestimmen,  so  soll  die  Art  und  Weise  ihrer 
Ausführung  etwas  näher  besprochen  werden.  Es  genügt  hier  durchaus 
nicht,  die  Temperaturgrenzen  festzustellen,  innerhalb  welcher  das  frag- 
liche Produkt  überdestilliert,  es  müssen  vielmehr  die  Mengen  ermittelt 
werden,  die  bei  einer  gewissen  Temperatur  übergehen. 

Am  zweckmäßigsten  bedient  man  sich  der  bekannten  Fraktionier- 
kolben, welche  mit  einem  passenden  Kühler  versehen  auf  ein  Sandbad 
gesetzt  werden.  Als  Vorlage  dienen  graduierte  Zylinder,  welche  in 
Kubikzentimeter  geteilt  sind.  In  den  Hals  taucht  ein  Thermometer 
derart,  daß  die  Kugel  sich  etwa  ein  Zentimeter  unterhalb  des  seitlich 
angesetzten  Ausflußrohrs  befindet.  Man  wendet  100 — 200  ccm  des  Öls 
an  und  fängt  bei  langsamer  Destillation  die  von  Grad  zu  Grad  über- 
gehende Menge  in  einem  besonderen  Zylinder  auf.  Die  zuerst  über- 
gehenden Tropfen  werden  dabei  unberücksichtigt  gelassen,  da  das  Ther- 
mometer nicht  sogleich  die  Temperatur  des  Dampfes  annimmt.  Dabei  ist 
gleichzeitig  auf  einen  Gehalt  an  Wasser  Rücksicht  zu  nehmen,    welches 


Technische  Anilinöle.  g91 

mit  den  ersten  Partien  überdestilliert.  Es  existieren  gegenwärtig  be- 
sondere Anilinthermometer  im  Handel,  deren  Skala  erst  bei  150^  anfängt 
und  in  Yj  oder  Y^q  Grade  geteilt  ist. 

Man  würde  einen  großen  Fehler  begehen,  wenn  man  aus  den  über- 
gehenden Mengen  einer  Fraktion  direkt  auf  den  Prozentgehalt  an  einer 
bei  derselben  Temperatur  siedenden  Substanz  schlieBen  wollte.  Die 
ganze  Bestimmung  hat  yielmehr  nur  einen  relativen  Wert.  Will  man 
z.  B.  den  Gehalt  eines  Gemisches  Ton  Anilin  und  Toluidin  annähernd 
bestimmen,  so  würde  man  zweckmäßig  folgendermaßen  verfahren  müssen. 
Man  bereitet  sich  verschiedene  Gemische  beider  Basen  von  bekanntem 
Gehalt,  destilliert  diese  für  sich  und  beobachtet,  welches  derselben  der 
zu  untersuchenden  Substanz  in  der  Quantität  der  einzelnen  Fraktionen 
am  nächsten  kommt.  Dabei  ist  möglichst  in  demselben  Gefäß,  mit  dem- 
selben Thermometer  und  unter  demselben  Barometerstand  zu  arbeiten. 
Auch  ist  es  nötig,  stets  möglichst  dieselbe  Geschwindigkeit  im  Destillieren 
einzuhalten.  (Man  destilliert  meist  100  ccm  in  einer  halben  Stunde 
über.)  Bei  einiger  Übung  wird  man  bald  dasjenige  Basengemisch  her- 
ausfinden,  dessen  Zusammensetzung  mit  der  des  zu  imtersuchenden  Öls 
annähernd  übereinstimmt.  Bei  gewissen,  stets  wiederkehrenden  Unter- 
suchungen wählt  man  ein  Anilinöl,  welches  den  gestellten  Anforderungen 
entspricht,  als  „Typ^  und  betrachtet  diejenigen  Produkte  als  brauchbar, 
welche  imter  naheliegenden  Verhältnissen  destillieren. 

Außer  den  Siedepunktsbestimmungen  sind  noch  die  Bestimmungen 
des  spezifischen  Gewichtes  üblich,  doch  ist  der  Wert  derselben  noch 
mehr  relativ  als  der  der  ersteren.  Im  allgemeinen  steht  das  spezifische 
Gewicht  im  umgekehrten  Verhältnis  zum  Siedepunkt. 

Eine  Verunreinigung  von  Anilinölen  mit  Nitrobenzol  und 
Kohlenwasserstoffen,  welche  zuweilen  vorkommt,  läßt  sich  am 
leichtesten  an  der  unvollkommenen  Löslichkeit  derselben  in  verdünnter 
Salzsäure  erkennen,  mit  noch  größerer  Schärfe,  wenn  man  die  saure 
Lösung  mit  Äther  ausschüttelt  und  diesen  verdunstet. 

Die  Bestimmung  der  Feuchtigkeit  in  Anilin,  o-  undp-To- 
luidin  geschieht  nach  0.  Dobriner  und  W.  Schranz  (Zsch.  analyt. 
Chem.  84,  740)  durch  Ermittelung  des  Verbrauchs  an  Bromierungslauge 
nach  Reinhardt  (s.  S.  896)  in  gleichen  Gewichtsmengen  der  unge- 
trockneten  und  getrockneten  Substanz.  Es  verbrauchte  die  ungetrock- 
nete  Substanz  a  ccm,  die  getrocknete  b  ccm,  so  berechnet  sich  der 
Feuchtigkeitsgehalt  F  aus  der  Gleichung: 

a :  b  =  (100  —  F)  :  100. 

Es  ist  hierbei  gleichgültig,  ob  die  betreffenden  Substanzen,  abgesehen 
vom  Wassergehalt,    rein  oder  Gemische  von  Anilin  und  Toluidin  sind; 


892 


Organische  Farbstoffe. 


denn   in    den   getrockneten    Substanzen   ist  das  Verhältnis  der  Kompo- 
nenten dasselbe  wie  in  den  angetrockneten. 

Anilin  und  o-Toluidin  lassen  sich  leicht  durch  (am  besten  zwei- 
malige) Behandlung  mit  geglühtem  kohlensauren  Kali  Tollkommen  ent- 
wässern. Dagegen  gelingt  es  nicht,  p-Toluidin  durch  Behandeln  mit 
geschmolzenem  Ätzkali  bei  ca.  50^  wasserfrei  zu  erhalten;  auch  scheint 
bei  dieser  Behandlung  das  p-Toluidin  nicht  ganz  intakt  zu  bleiben. 
Für  die  Zwecke  der  Technik  genügt  es,  da  das  p-Toluidin  des  Handels 
nur  geringe  Mengen  Anilin  enthält,  das  p-Toluidin  zu  destillieren  und 
die  Destillation  zu  unterbrechen,  sobald  10  Proz.  Destillat  erhalten  sind. 
Der  im  Destillationskolben  yerbleibende  Anteil  ist  als  wasserfrei  za 
betrachten. 


Blauanilln. 

Für  die  Umwandlung  des  Rosanilins  in  Anilinblau  (Triphenylros- 
anilin)  wird  ein  möglichst  reines  Anilin  angewandt,  da  die  höheren  Ho- 
mologen desselben  meist  trübe,  rötliche  Töne  erzeugen.  Die  Fabrikation 
dieses  Produktes  ist  gegenwärtig  denn  auch  derart  Yerrollkomnmet,  daB 
das  zurzeit  in  den  Handel  kommende  Bläuanilin  als  fast  chemisch 
reines  Anilin  zu  betrachten  ist. 

Das  spez.  Gewicht  des  Blauöls  schwankt  zwischen  1,0265  und 
1,0267  bei  15 ^  C.  Es  sollen  von  einem  guten  Blauöl  97—98  Prozent 
innerhalb  1  —  IV,  Thermometergraden  übergehen.  Die  Siedetemperatur 
richtet  sich  nach  dem  Baromerstand  und  liegt  zwischen  181  — 183^  C. 
10  ccm  des  Öls  sollen  mit  50  ccm  Wasser  und  40  ccm  Salzsäure  eine 
völlig  klare  Lösung  geben.  Einige  geringwertigere  Blauölmuster  zeigten 
folgende  Siedepunkte  und  spezifische  Gewichtsverhältnisse. 


Spez.  Gew.  bei  15^ 

1. 
1,0260 

2. 

1,0252 

3. 

1,0256 

4. 
1,0260 

5. 
1,0260 

Es  gingen  über 
Volamprozente  bis  180® 

-    181« 

1 
2 

2 
4 

2 
4 

3 

4 

1 
4 

-     1820 

98 

83 

89 

88 

92 

-    183» 

2 

7 

2 

2 

2 

-    1840 

2 

— 

— 

Summa: 

98 

98 

97 

97 

1 

99 

A.  Liebmann  und  A.  S  tu  der  (J.  Chem.  1899,  110)  bestimmen 
Wasser,  Schwefel,  das  spez.  Gewicht,  den  Siedepunkt  und  die  Löslicb- 
keit  in  Salzsäure  in  folgender  Weise.     Wasser  und  Siedepunkte  können 


Blauanilin.  893 

« 

in  einer  Operation  gefunden  werden.  Zu  diesem  Zwecke  destilliert  man 
100  ccm  Öl  aus  einem  gewöhnlichen  Kolben  imd  fängt  die  ersten  10  ccm 
in  einem  engen,  graduierten  Zylinder  von  lö  ccm  Inhalt  auf.  Hierauf 
versetzt  man  mit  1  ccm  gesättigter  Kochsalzlösung,  schüttelt  und  liest 
ab.  0,3  Proz.  Wasser  werden  auf  diesem  Wege  nicht  mehr  gefunden. 
Nun  destilliert  man  weiter  und  fangt  Ton  10  zu  10  ccm  auf.  Es 
sollen  80  Prozent  des  Öles  innerhalb  7^^  übergehen.  Vom  Destillat 
bestimmt  man  das  spez.  Gewicht,  welches  bei  15  ^  1,0265  bis  1,027  be- 
tragen soll. 

Um  allfällig  vorhandene  nicht  basische  Verunreinigungen  zu  ent- 
decken, bestimmt  man  die  Löslichkeit  in  verdünnter  Salzsäure. 

Durch  Kochen  des  zu  untersuchenden  Öles  am  RückfluBkühler  wird 
der  Schwefel  in  Schwefelwasserstoff  übergeführt  und  zur  Bestimmung 
der  letztere  durch  Einleiten  von  Kohlensäure  in  titrierte  Silberlösung 
übergetrieben.     Die  filtrierte  Lösung  wird  zurücktitriert. 

Maurice  Fran^ois  (J.  Pharm.  Chim.  [6]  9,  821)  empfiehlt  eine 
Tolumetrische  Bestinmiung  des  Anilins  in  Lösung,  welche  auf  die  Bil- 
dung von  Tribromanilin  gegründet  ist.  Als  Indikator  dient  Indigosulfo- 
säure,  welche  sich  entfärbt,  wenn  das  Anilin  durch  Bromwasser  völlig 
in  Tribromanilin  umgewandelt  ist.  Das  Anilin  kann  frei  oder  als  Chlor- 
hydrat bei  einem  Überschufi  von  Salzsäure  titriert  werden,  und  zwar  in 
Form  einer  Lösung  von  ca.  0,01  g  Anilin  in  1  Liter.  Das  zur  Unter- 
suchung benutzte  Bromwasser  mufi  ca.  5  g  Brom  per  1  Liter  enthalten; 
dessen  Wirkungswert  wird  durch  Einstellen  auf  arsenige  Säure  mit  Hilfe 
von  Indigo  als  Indikator  oder  auf  eine  Lösung  von  reinem  Anilinchlor- 
hydrat (1,392  g  im  Liter)  ermittelt. 

Mit  Arsensäure  oder  Quecksilberchlorid  erhitzt,  dürfen 
aus  dem  Blauanilin  neben  schwarzvioletten,  in  Wasser  unlöslichen  Farb- 
stoffen nur  ganz  geringe  Spuren  von  Rosanilin  entstehen. 

Das  Blauanilin  wird  durch  Reduktion  von  möglichst  reinem  Nitro- 
benzol  dargestellt. 

Anilinsalz  (salzsaures  Anilin)  stellt  große,  meist  etwas  grau 
oder  graugrün  gefärbte  Blätter  oder  Nadeln  dar,  die  in  Wasser  und 
Alkohol  leicht  löslich  sind,  bei  196,5—196,80  (Vorbad  180 «;  abgekürzte 
Zincke- Thermometer)  schmelzen  und  sich  bei  höherer  Temperatur  un- 
verändert verflüchtigen. 

Die  Lösung  in  Wasser  soll  klar  sein,  Safrosinpapier  nicht  ent- 
färben imd  von  Chlorbaryumlösung  nicht  oder  nur  schwach  getrübt 
werden.  Allfällig  vorhandenes  freies  Anilin  weist  man  mit  völlig  säure- 
freier KupfersulfatlösuDg  nach  (s.  S.  887),  welche  durch  die  geringste 
Menge  Anilin  grünlichbraun  wird,  während  Chlorhydrat  diese  Färbung 
nicht  hervorruft. 


g94  Organische  Farbstoffe. 

Zur  Bestimmung  der  Feuchtigkeit  werden  5  g  bis  zur  Gewichts- 
konstanz (ca.  24  Stunden)  im  Exsikkator  getrocknet.  Der  Gewichts- 
verlust soll  höchstens  1  Proz.  betragen.  Das  mittels  Ammoniak  aus  der 
wäßrigen  Lösung  abgeschiedene  und  mit  gepulvertem  Natriumhydroxid 
getrocknete  Anilin  soll  wie  ^ Blauanilin '^  destillieren. 

Man  prüft  femer  auf  den  Schmelzpunkt. 

Den  Gehalt  bestimmt  man  durch  Titration  und  löst  zu  diesem 
Zwecke  eine  gewogene  Menge  in  Wasser,  fügt  Phenolphtalein  hinzu  und 
versetzt  bis  zur  schwachen  Rotfärbung  mit  Yjq  Normalnatronlauge. 

Auch  die  Reinhardt  sehe  Methode  (s.  S.  896)  kann  zur  Unter- 
suchung der  Salze  des  Anilins  (und  der  Toluidine)  angewandt  werden. 
Die  Bestimmung  hat  mit  den  wasserfreien,  über  Schwefelsäure  getrock- 
neten Substanzen  zu  geschehen. 

Für  das  Anilinsalz   geht  die  Reinhardtsche  Formel  über  in  die 

folgende: 

X  =  2,5102  VT—  1,5102  A. 

In  dieser  bedeutet: 

A  die  angewandte  Menge  Anilinsalz, 

X  die  darin  vorhandene  Menge  salzsaures  Anilin, 

T  den    Titer    der    Bromlauge    auf  reines  salzsaures  Anilin,    auch 

129  5 

aus  dem  Anilintiter   t    durch  Multiplikation  mit  — ö^—  zu  er- 

halten, 

Y    die  Anzahl  der  verbrauchten  Kubikzentimeter  Bromlauge. 

Um  die  freie  Säure  zu  ermitteln,  wird  eine  Lösung  von  5  g  des 
Salzes  in  10  ccm  Wasser  mit  5  Tropfen  einer  Erjstallviolettlösong 
(1  :  1000)  versetzt  und  mit  einer  genau  gleich  zubereiteten  Lösung  eines 
reinen  Salzes  verglichen :  man  titriert  mit  Yk,  wäßriger  Anilinlösung,  bis 
die  Färbung  beider  Lösungen  gleich  ist  (A.  Liebmann  und  A.  Stader, 
Joum.  Chem.  1899,  110). 

Anilinsalz  wird  in  großen  Mengen  zur  Erzeugung  von  Anilin- 
schwarz,  zur  Darstellung  von  Diphenylamin  u.  a.  m.  gebraucht. 


Botanilln. 

Die  Fabrikation  des  Rosanilins  (Fuchsins)  beruht  bekanntlich  auf 
der  Oxydation  eines  Gemisches  von  Anilin  und  Toluidin  mit  Arsen- 
säure oder  Nitrobenzol.  Das  unter  dem  Namen  „Anilin  für  Rot^  in 
den  Handel  kommende  Anilinöl  enthält  nahezu  auf  1  Teü  Anilin  2  Teile 
Toluidin,  und  zwar  meistens  gleichviel  an  Ortho-  und  Para-Toluidin. 

Über  die  vorteilhafteste  Zusammensetzung  eines  Rotöls  sind  die 
Meinungen    geteilt,    doch    haben  die  Untersuchungen  von  Fischer  dar* 


Rotanilin 


895 


getan,  daß  ein  Gemenge  Ton  Anilin  und  Ortho toluidin  kein  Rosanilin 
erzeugt,  wohl  aber  ein  Gemenge  von  Paratoluidin  mit  Anilin,  und  daß 
schließlich  das  Orthotoluidin  an  der  Reaktion  nur  teilnimmt,  wenn 
gleichzeitig  Paratoluidin  zugegen  ist.  Demnach  würde  ein  Gemenge  Ton 
gleichen  Molekülen  Orthotoluidin,  Paratoluidin  und  Anilin  das  günstigste 
Verhältnis  sein.  Wirklich  kommt  die  Zusammensetzimg  der  meisten 
Rotöle  diesem  Verhältnis  sehr  nahe. 

Bas  zur  Verwendung  kommende  Rotöl  soll  ein  spez.  Gewicht  Yon 
1,006 — 1,009  bei  15^  besitzen.  Man  verlangt  femer,  daß  es  zwischen 
182^  nnd  198^  ziemlich  vollständig  überdestilliere,  also  fr^  Yon  Xylidin 
und  höher  siedenden  Basen  sei.  Es  soll  sich  femer  in  verdünnter  Salz- 
säure fast  klar  lösen. 

Einige  den  Anforderungen  für  den  Arsensäureprozeß  entsprechende 
Rotöle  zeigten  folgende  Destillations-  und  Dichtigkeitsverhältnisse. 


^  Spez.  Gewicht  bei  15° 

I. 
1,009 

II. 
1,006 

Es  destillierten  Volamprozente: 

bis  1890 

27 

19 

-    191« 

39 

38 

-    1930 

17 

22 

-    195« 

7 

6 

.    197" 

5 

6 

-    199« 

2 

8 

Summa: 


97 


94 


Durch  Bestimmung  der  Siedetemperatur  läßt  sich  zwar  das  Ver- 
hältnis von  Anilin  und  Toluidin  im  Rotöl  annähernd  ermitteln,  nicht 
aber  das  Verhältnis  der  beiden  isomeren  Toluidine  zueinander.  Für  die 
Bestimmung  der  letzteren  sind  verschiedene  Methoden  vorgeschlagen, 
doch  haben  dieselben  nur  einen  relativen  Wert. 

Das  Paratoluidin  kann  man  nach  dem  von  Merz  und  Weith  an- 
gegebenen Verfahren  in  Form  seiner  schwer  löslichen  Acetyl Verbindung 
abscheiden  und  wägen.  Man  kocht  zu  diesem  Zweck  etwa  10  bis  15  g 
des  Ols  mit  der  vierfachen  Menge  Eisessig  12  Stunden  lang  am  Rück- 
fiuBkühler  und  gießt  dann  die  Masse  in  die  achtzigfache  Wassermenge 
des  angewandten  Öles  ein.  Dabei  scheidet  sich  das  Acetylderivat  des 
Paratoluidins  aus  und  kann  nach  längerem  Stehen  abfiltriert,  getrocknet 
und  gewogen  werden. 

Diese  Methode  ist  keineswegs  genau  und  nur  dann  verwendbar, 
wenn  man  vergleichende  Versuche  mit  bekannten  Gemischen  anstellt. 


g96  Organische  Farbstoffe. 

Die  Methode  zur  Analyse  der  Anilinöle  von  H.  Reinhardt 
(Chem.-Ztg.  1893,  413),  für  welche  A.  Winther  (Chem.  Ind.  1905,  29) 
die  grundlegende  Idee  gegeben  hat,  beruht  darauf,  daß 

1.  beim  Behandeln  mit  einem  Gemisch  von  Bromkalium  und  brom- 
saurem Kalium  in  verdünnter  saurer  Lösung  Anilin  Tribromanilin,  o-  und 
p-Toluidin  dagegen  nur  Dibromsubstitutionsprodukte  liefern, 

2.  daß  unter  bestimmten  Bedingungen  aus  der  salzsauren  Lösung 
der  drei  Basen  durch  Oxalsäure  zunächst  p-Toluidin,  dann  Anilin  ge- 
fällt wird,  während  o-Toluidin  in  Lösung  bleibt. 

In  dea  aus  den  abgeschiedenen  Oxalaten  gewonnenen  Ölen  wird 
das  Verhältnis  von  Anilin  zu  p-Toluidin  durch  Titrieren  mit  Bromie- 
rungslauge  bestimmt. 

/.  Bestimmung  des  Änüins,  o-  und  p-Toluidins,  sowie  des  AniUns  in  Gemi$eh$n 

mit  0-  oder  p-Toluidin  oder  beiden  Toluidinen. 

Darstellung  der  Bromierungslauge  aus  490  g  Brom,  336  g 
Kalihydrat  (100-proz.)  und  1  1  Wasser;  nach  2 — 3 -stündigem  mäßigen 
Kochen  wird  auf  9  1  verdünnt,  ünterbromigsaures  Salz  darf  nicht  vor- 
handen sein. 

Zur  Titerstellung  sowohl  wie  zu  den  Analysen  werden  ca.  1,5 
bis  2  g  öl  in  100  ccm  Bromwasserstoffsäure  ^)  von  1,45 — 1,48  spez.  Ge- 
wicht und  1000  ccm  destilliertem  Wasser  gelöst  und  Bromierungslauge 
so  lange  zugegeben,  bis  Jodkaliumstärkepapier  überschüssiges  Brom 
anzeigt. 

Der  Titer  der  Bromlauge  bleibt  ziemlich  konstant. 

Für  technische  Anilinöle  berechnet  man  den  Anilingehalt  nach  der 
Formel : 

X  =  2,3777  V  t  —  1,3777  a  und  p  %  =  -^^ 

worin  x  das  in  der  angewandten  Ölmenge  a  enthaltene  Anilin,  v  das 
verbrauchte  Yolum  Bromierungslauge  und  t  deren  Anilintiter  bedeutet, 
a  —  X  ist  alsdann  die  Menge  der  im  Anilinöl  vorhandenen  Toluidine. 

//.  Bestimmung  des  p-Toluidins  in  Gemischen  mit  AniUn-  oder  o-Tohtidin 

oder  beiden  Basen. 

Um  ein  genaues  Resultat  zu  erhalten,  muß  man  mehr  Oxalsäure 
anwenden,  als  der  vorhandenen  p-Toluidinmenge  entspricht«  Diese  muß 
deshalb  durch  einen  Vorversuch  annähernd  ermittelt  werden.   Am  zweck- 


>)  Kann  auch  darch  die  entsprechende  Menge  Bromkaliom  und  Salzsftnre 
ersetzt  werden. 


Rotamlin.    '  897 

mäßigsten  ist  es,  bei  Anwendung  von  100  g  Öl  zur  Analyse  den  p-To- 
luidingehalt  bei  anilinarmen  Ölen  um  10  g,  bei  anilinreichen  Ölen  um 
20  g  höher  anzimehmen,  als  durch  die  Probe  gefunden  wurde,  und  dar- 
nach die  Oxalsäure  zu  berechnen. 

Im  übrigen  führt  man  die  Analyse  in  folgender  Weise  aus :  100  g 
Öl  werden  mit  106  g  möglichst  schwefelsäurefreier  Salzsäure  (20^  Be, 
ca.  31  Proz.  HCl,  aeq.  116)  yermischt  und  diese  Mischung  sofort  miö 
der  bereitgehaltenen,  fast  siedenden  Lösung  der  notwendigen,  kalkfreien 
Oxalsäure  in  der  zehnfachen  Menge  destillierten  Wassers  versetzt.  Diese 
Lösung  muB  selbst  bei  hohem  p-Toluidingehalt  anfangs  ganz  klar  sein; 
man  läßt  sie  unter  häufigem  Umrühren  erkalten  und  48  Stunden  zur 
Krystallisation  stehen.  Die  Oxalate  werden  dann  abgesaugt,  3  mal  mit 
je  25  ccm  destilliertem  Wasser  gewaschen  und  durch  Eintragen  in  heiße 
verdünnte  Kalilauge  (100  ccm  Kalilauge  von  '45^  Be,  200  ccm  destil- 
liertes  Wasser)  zerlegt.  Das  abgeschiedene  Ol  wird  nach  dem  Erkalten 
gesammelt  und  gewogen.  Schließlich  wird  es  mit  Ätzkali  getrocknet 
und  der  Anilingehalt  in  der  beschriebenen  Weise  durch  Bromtitration 
ermittelt. 

Eine  einfache  Umrechnung  ergibt  den  Gehalt  des  ursprünglichen 
Gemisches  an  p-Toluidin,  dem  eine  für  die  augegebenen  Bedingungen 
ermittelte,  konstante  Korrektur  von  +  2,00  zugerechnet  werden  muß. 

Bestimmung  von  Anilin  in  Gegenwart  kleiner  Mengen 
Toluidin  und  Bestimmung  von  Toluidin  in  Gegenwart  kleiner 
Mengen  Anilin.  (P.  Dobriner  und  W.  Scbranz,  Zsch.  f.  analyt. 
Chem.  84,  734.) 

Die  Reinhardt  sehe  Methode  gestattet  (nach  Dobriner  und 
Seh  ranz)  den  Nachweis  und  die  Bestimmung  geringer  Mengen  Toluidin 
im  Anilin;  dagegen  erhält  man  bei  der  Titration  von  Toluidin  allein 
oder  in  seinen  Gemischen  mit  geringen  Mengen  Anilin  nicht  ganz  richtige 
Resultate. 

Unter  Anwendimg  des  Anilintiters  findet  man  in  reinem  Toluidin 

einen   Gehalt  von  Anilin,  und  in  Gemischen  von  Toluidin  und  geringen 

Mengen  Anilin  fällt  der  Gehalt  an  letzterem  zu  hoch  aus.    Benutzt  man 

den  aus  dem  Anilintiter  berechneten  Titer  für  Toluidin  bei  der  Titration 

von    reinem    Toluidin,    so    ergibt   sich  ein  um  etwa  10  Proz.  zu  hohes 

Resultat.    Die   Reinhardtsche  Formel  läßt  sich  jedoch  genügend  gut 

verwenden,  wenn  man  die  Titerstellung  der  Bromlauge  auf  reines 

Toluidin  vollzieht  und  umgekehrt  durch  Multiplikation  mit 

93 
^ "     g    den  Titer  t  für  Anilin  berechnet. 
loU,o 

Im    allgemeinen   wird    es  sich  wohl  empfehlen,    die  Titerstellung 

sowohl   auf  reines  Anilin  als  auch  auf  reines  Toluidin  zu  machen.     Es 

Untersuchungen.  5.  Aufl.   in.  57 


g98  Organische  Farbstoffe. 

seien  t  und  T   die    entsprechenden  Titer.     Der   Anilingehalt    x    wurde 
sich  alsdann  aus  der  Gleichung 

X         X  —  a 

H ^ — ==  Y 


t     '        T 
ergeben. 

Nach  Schaposchnikoff  und  Sachnovsky  (Zsch.  f.  Farben-  und 
Textilchemie  1903,  7)  ist  die  Reinhardt  sehe  Methode  nicht  einwands- 
frei;  namentlich  gibt  die  Bereitung  der  Bromierungslauge  (durch  Kochen 
des  Broms  mit  wäBriger  Kalihydratiösung)  schwankende  und  unsichere 
Resultate.  Sicherer  ist  die  Anwendung  YOn  käuflichem,  reinem  Kalium- 
bromat  (8  g  KBr03  im  Liter  =  ca.  Yy -normal,  anstatt  11,1  %o  ^'^^ 
Reinhardt).  Zum  Lösen  des  Anilinöles  dient  25-proz.  Bromwasser- 
stoffsäure im  Verhältnis  von  60  g  Säure  auf  1  g  Anilin ;  die  Titerstellung 
der  Kaliumbromatlösung  geschieht  nicht  mit  Anilin,  sondern  mit  Jod, 
nach  der  Gleichung: 

K  Br  O3  +  6  H  Br  +  6  K  J  =  3  Js  +  7  K  Br  +  3  H,  0. 

Zur  Titerstellung  nimmt  man  25  ccm  Kaliumbromatlösung  und 
versetzt  mit  5  g  Jodkalium  imd  3  ccm  25-proz.  Bromwasserstoffsäure. 
Das  ausgeschiedene  Jod  wird  mit  bekannter  Natriumhyposulfitlösung 
titriert.  3  Mol.  Jod  entsprechen  einem  Molekül  Kaliumbromat,  einem 
Molekül  Anilin  bezw.  ly,  Molekül  Toluidin.  Die  Zahlenverhältnisse 
sind: 

1  g  J  =  0,22083  g  K  Br  Os  =  0,12231  g  C«  H^  N  =  0,14061  g  C,  H^  N. 

Beispiel:  25  ccm  K  Br  O3  brauchten  72,6  ccm  Na,  S^  O3.  Der 
Jodtiter  der  letzteren  Lösung  ist  0,01147  g  J.  Daraus  ergibt  sich  1  ccm 
K  Br  O3  =  0,0332  g  J  =  0,00407  g  Anilin  =  0,00468  g  Toluidin, 

Kontrollversuch:  5,0318  g  reinen  Anilins  werden  in  187,5  g 
40-proz.  Bromwasserstoffsäure  gelöst  und  mit  Wasser  auf  500  ccm  ge- 
stellt. Je  25  ccm  dieser  Anilinlösung  brauchten  61,8  ccm  K  Br  Oj-Lösung. 
Für  das  ganze  Gewicht  werden  1236  ccm  berechnet.  Also  ist  der  Anilin- 
titer  der  Kaliumbromatlösung  =  0,00407  g  C^  H5  .  NH,. 

Zur  Bestimmung  des  Endes  der  Titration  ist  die  Anwendung  von 
Jodkaliumstärkepapier  nicht  notwendig;  bei  der  vollendeten  Bromierung 
wird  die  oberhalb  des  Bromümiederschlages  stehende  Flüssigkeit  ganz 
klar  und  nimmt  von  dem  geringsten  UberschuB  an  Kaliumbromat  eine 
leicht  sichtbare  gelbliche  Färbung  an.  Diese  Färbung  zeigt  das  Ende 
der  Reaktion  sehr  scharf  an. 

Der  Gehalt  an  Anilin  und  Toluidin  im  untersuchten  Öle  wird 
aus  den  Resultaten  der  Analyse  nach  folgenden  Formeln  berechnet. 
Es  seien: 


Technische  Toluidine.  §99 

p     =  die  abgewogene  Menge  des  Anilinöles; 

n     =  Kubikzentimeterzabl     der    K  Br  O3  -  Lösung,     entsprecbend 

ag  Öl; 
Ti  =  Jodtiter  der  KBr  Oj-Lösung; 

Ta  =  Titer  der  K Er  O3- Lösung  nach  Anilin  =  0,12231  x  Ti; 
Tt  =  Titer  der  K  Er  O3  -Lösung  nacb  Toluidin  =  0,14061  x  Ti ; 

80  ist  der  Prozentgebalt  an  Anilin  gleich: 

100        nTt  — p 


X.=  T. 


a        -a        p  Tt-Ta 

Der  Prozentgebalt  an  Toluidin: 

100       p-nT, 

Xi  =  1 1  •  — -— 


Tt-Ta 


Ist  n  Ta  ='  p,    so    besteht  das  untersuchte  öl   aus  reinem  Anilin ; 
wenn  n  Tt  =  a  ist,  so  bat  man  das  reine  Toluidin. 

FUchsinSehapp4s.  Die  von  der  Fucbsinscbmelze  abdestillieren- 
den Anilinöle  besteben  meist  aus  Anilin  und  Ortbotoluidin,  während 
das  Paratoluidin  fast  Yollständig  für  den  Fucbsinbildungsprozeß  yer- 
braucbt  wird.  Sie  dienen  bauptsäcblicb  zur  I>arstellung  des  Safranins. 
Die  meisten  Fucbsinecbappes  verhalten  sich  wie  ein  Gemisch  Ton 
40  Proz.  Anilin  und  60  Proz.  Ortbotoluidin.  Sie  enthalten  stets  eine 
erhebliche  Menge  nicht  basischer  Produkte  und  geben  dann  mit  ver- 
dünnter Salzsäure  eine  starke  Trübung. 

Technische  Toluidine*  Das  in  den  Handel  kommende  Para- 
toluidin kann  leicht  nach  dem  äußeren  Ansehen,  sowie  nach  dem  Schmelz- 
punkt beurteilt  werden.  Da  es  ein  Hydrat  bildet,  so  ist  auf  diesen 
Umstand  besonders  Rücksicht  zu  nehmen. 

Das  Ortbotoluidin  kommt  jetzt  ebenfalls  in  großer  Reinheit  in  den 
Handel.  Da  Ortho-  und  Paratoluidin  sich  nicht  im  Siedepunkt,  wohl 
aber  im  spez.  Gewicht  bedeutend  voneinander  unterscheiden,  so  ist  auf 
letzteres  besonders  zu  achten. 

Die  nachstehende,  von  Lunge  ausgearbeitete  Tabelle  gibt  das 
spez.  Gewicht  von  Gemengen  beider  Easen  an  und  genügt  zur  quanti- 
tativen Untersuchung  derselben,  vorausgesetzt,  daß  sie  trocken  und  völlig 
frei  von  Anilin  und  Xylidin  sind.  Ein  solches  Toluidingemisch  muß 
völlig  zwischen  195  und  198°  üb  er  destillieren  und  die  Hauptmenge 
innerhalb  zweier  Grade  übergehen. 


57' 


900 


Organische  Farbstoffe. 


Tabelle  über  den  Gehalt  eines  Oemüches  van  Ortho-  und  ParcUoluidm 

nach  dem  spez.  Gewichte  von  Lunge  ^). 

a)  bei  15®  C,  bezogen  auf  Wasser  von  15®  C. 


Ortho- 

Ortho- 

Ortho- 

Spez.  Gew. 

tolttidin 

Spes.  Oew. 

toluidin 

spez.  Oew. 

toluidin 

ProB. 

Proz. 

Proz. 

10037 

100 

1-0015 

82 

0-9993 

64 

looae 

99 

1-0014 

81 

0-9992 

63 

10035 

98 

10013 

80 

0-9991 

62 

10034 

97 

1-0012 

79V, 

0-9990 

61V, 

10033 

96 

1-0011 

78V, 

0-9989 

61 

10032 

95 

10010 

77V, 

0-9988 

60 

10031 

94 

1-0009 

77 

0-9987 

59 

10030 

98\/, 

10008 

76 

0-9986 

58V, 

1-0029 

92V, 

1-0007 

75 

0-9985 

58 

10028 

91% 

10006 

74 

0-9984 

57  V, 

10027 

91 

1-0005 

73 

0-9983 

56  V, 

10026 

90 

10004 

72  V, 

0-9982 

56 

10025 

89  V, 

1-0003 

72 

0-9981 

55 

10024 

88V, 

1-0002 

71 

0-9980 

54'/, 

10023 

88 

1-0001 

70 

0-9979 

54 

10022 

87 

10000 

69 

0-9978 

53 

1-0021 

86V, 

0-9999 

68V, 

0-9977 

52V, 

10020 

86 

0-9998 

68 

0-9976 

51V, 

10019 

85 

0-9997 

67 

0-9975 

51 

10018 

84V, 

0-99% 

66V, 

0-9974 

50 

1-0017 

83V, 

0-9995 

65V, 

1-0016 

82  V, 

0-9994 

65 

b)  bei  20®  C,  bezogen  auf  Wasser  von  15®  C. 


0-9939 
0-9938 
0-9937 
0-9936 
0-9935 


50 

49V, 
48V, 
48 

47  V, 


0-9934 
0-9933 
0-9932 
0-9931 
0-9930 


46  V, 

46 

45 

44V, 
44 


0-9929 
0-9928 
0-9927 
0-9926 


43 
42 

41 
40 


Versetzt  man  eine  Lösung  von  Orthotoluidin  in  verdünnter  Sah- 
säure mit  Kaliumbichromat  und  bringt  einen  Tropfen  des  Gemisches  auf 
Filtrierpapier,  so  verrät  sich  ein  Gehalt  von  Paratoluidin  durch  einen 
den  Fleck  umgebenden  rotvioletten  Rand. 


»)  Chem.  Ind.  1886,  8,  74. 


Technische  Toluidine«  QQl 

Eine  Farbenreaktion  auf  p-Toluidin  (J.  Biehringer  und 
A.  Busch,  Ghem.-Ztg.  1902,  1128),  die  zur  Erkennung  des  p-Toluidins 
für  sich  als  auch  bei  Gemischen  desselben  mit  Anilin  und  den  Homo- 
logen dienen  kann,  beruht  auf  dem  yerschiedenen  Yerjxalten  der  Basen 
zu  Eisenchlorid.  Fügt  man  zu  einer  schwach  salzsauren  Lösung  von 
p-Toluidin  einige  Tropfen  Eisenchlorid,  so  bleibt  dieselbe  in  der  Kälte 
zuerst  hellgelb,  wird  jedoch  nach  einigem  Stehen  rosenrot.  Erhitzt  man 
sie  dagegen  zum  Kochen  und  kühlt  dann  ab,  so  nimmt  sie  sofort  eine 
intensive  bordeauxrote  Farbe  an,  die  sehr  beständig  ist  und  auch  nach 
tagelangem  Stehen  sich  nicht  verändert.  Sie  wird  noch  deutlich  wahr- 
genommen, wenn  1  g  p-Toluidin  in  ca.  3  1  schwach  salzsaurem  Wasser 
gelöst  ist;  bei  noch  größerer  Verdünnung  wird  die  rote  Farbe  durch  die 
gelbe  des  Eisenchlorids  verdeckt  und  dadurch  der  Nachweis  des  p-To- 
luidins  unsicher. 

Die  wäßrige  Lösung  des  salzsauren  o-Toluidins  liefert  beim  Stehen 
mit  Eisenchlorid  nach  kurzer  Zeit  einen  blauen  Niederschlag,  welcher 
durch  mehr  Salzsäure  grünlich  wird  (Toluidinblau)  (A.  Ladenburg, 
D.  ehem.  Ges.  Ber.  1877  (10),  1127);  kocht  man,  so  entsteht  je  nach 
der  Acidität  der  Lösung  der  grünlichblaue  Niederschlag  sofort.  Das 
verschiedene  Verhalten  der  beiden  Isomeren  gibt  ein  Mittel  zur  Erken- 
nung derselben  z.  B.  im  Handelstoluidin.  Erhitzt  man  eine  schwach 
salzsaure  Lösung  desselben  mit  einigen  Tropfen  Eisenchlorid,  so  erhält 
man  einen  Niederschlag  von  blau  grünen  Flocken  (von  o-Toluidin  her^ 
rührend) ;  die  abfiltrierte  Lösung  zeigt  die  kirschrote  Färbung  des  p- 
Toluidins. 

Reines  Anilin  gibt  unter  analogen  Umständen  ebenfalls  einen  blau- 
grünen Niederschlag.  Eine  Mischung  von  Anilin  und  p-Toluidin  zeigt 
somit  das  gleiche  Verhalten  wie  die  Mischung  der  beiden  Toluidine. 

Rosen  stiehl  hat  zur  Bestimmung  des  Paratoluidins  neben  Ortho- 
toluidin  ein  Verfahren  vorgeschlagen,  welches  auf  der  verschiedenen  Lös- 
lichkeit der  Oxalate  in  Äther  beruht.     Man  stellt  sich  zur  Ausführung 
dieser  B«stimmungsmethode  zuerst  völlig  alkoholfreien  Äther  dar,  indem 
man  denselben  wiederholt  mit  Wasser  wäscht,  darauf  über  Ghlorcalcium 
trocknet   und    schließlich  über  Natrium  destilliert.     Man  löst  im  Liter 
Äther  etwa  3  g  krystallisierte  Oxalsäure.  Alsdann  wägt  man  0,2 — 0,4  g 
reines  Paratoluidin  genau  ab,  löst  es  in  einem  Kolben  in  80 — 100  ccm 
des  Äthers  und  läßt  jetzt  von  der  ätherischen  Oxalsäurelösung  aus  einer 
Bürette  so  lange  hinzufließen,  als  dadurch  noch  ein  Niederschlag  bewirkt 
wird.      Das    richtige   Treffen    dieses   Punktes    erfordert   einige   Übung, 
namentlich  da  der  Niederschlag  zuletzt  erst  nach  einigem  Stehen  und 
Schütteln  erscheint  und  sich  dann  fest  an  die  Wände  des  Gefäßes  ^etzt. 
Man   muß  zuletzt  eine  kleine  Probe  in  ein  Reagensglas  abfiltrieren  und 


902  Organische  Farbstoffe. 

yersuchen,  ob  ein  Tropfen  Oxalsäurelösung  nach  einigem  Schütteln  und 
Reiben  an  den  Wänden  noch  eine  Trübung  bewirkt.  Hat  man  diesen 
Punkt  gefunden,  so  läßt  sich  daraus  leicht  der  Titer  für  die  Oxalsäure- 
lösung berechnen.  Man  yerfahrt  alsdann  mit  der  zu  untersuchenden 
Substanz  genau  wie  vorhin  mit  dem  Paratoluidin  und  berechnet  aus  der 
y erbrauchten  Menge  der  Oxalsäurelösung  den  Gehalt  an  dieser  Base. 

Lorenz  modifiziert  das  Verfahren  derart,  daß  er  die  mit  einem 
geringen  Oxalsäureüberschuß  gefällte  Lösung  abfiltriert,  mit  Äther  aus- 
wäscht, den  Niederschlag  in  7,0  Natronlauge  löst  imd  mit  7,0  Normal- 
säure zurücktitriert.  Da  die  an  Toluidin  gebundene  Oxalsäure  auf 
Lackmus  wie  freie  wirkt,  so  läßt  sich  der  Gehalt  des  Niederschlages 
an  derselben  mit  genügender  Schärfe  bestimmen.  Aus  der  Formel  des 
Toluidinoxalats:  (C7  H9  N),  G,  H,  O4  läßt  sich  alsdann  leicht  der  Gehalt 
an  Paratoluidin  berechnen. 

Die  Rosenstieh Ische  Methode  liefert  leidlich  gute  Resultate,  vor- 
ausgesetzt,  daß  absolut  alkoholfreier  Äther  angewandt  wird,  wie  man 
ihn  nur  durch  wochenlanges  Stehen  über  Natrium  elrhält.  Enthält  der 
Äther  Spuren  von  Alkohol,  so  erzeugt  die  Oxalsäurelösug  in  einem 
Gemisch,  welches  weniger  als  5  Proz.  Paratoluidin  enthält,  gar  keinen 
Niederschlag. 

Zur  Bestimmung  kleiner  Mengen  von  Paratoluidin  im  Orthotoluidin 
schlägt  Häussermann  die  f ölende  Methode  vor  (Chem.  Industrie  1887, 
10,  55): 

Zu  einer  in  einer  Porzellanschale  auf  70 — 75°  erhitzten  Lösung 
von  88  g  krystallisierter  Oxalsäure  in  750  ccm  Wasser  und  43  ccm  Salz- 
säure (22°  B^)  gibt  man  10  g  des  Toluidins,  erwärmt  unter  Umrühren, 
bis  etwa  ausgeschiedenes  Oxalat  TÖllig  gelöst  ist,  und  läßt  dann  unter 
zeitweiligem  Bewegen  der  Flüssigkeit  langsam  abkühlen,  bis  eine  eben 
sichtbare  Ausscheidung  TOn  Oxalat  an  der  Oberfläche  bemerkbar  wird, 
was  bei  30 — 35°  eintritt.  Sobald  eine  geringe  Menge  auskrystailisiert 
ist  und  eine  Pause  in  der  Krystallisation  eintritt  (z.  B.  nach  Abschei- 
dimg von  0,5  g),  wird  rasch  durch  leicht  durchlässiges  Leinengewebe 
filtriert,  mit  einigen  Tropfen  Wasser  nachgewaschen  und  schwach  abge- 
preßt. Hat  diese  erste  Krystallisation  ein  weißes,  mattes  und  glanzloses 
Ansehen,  so  filtriert  man  nach  kurzem  Stehenlassen  abermals,  um  eine 
der  ersten  annähernd  gleiche  Menge  des  jetzt  Ausgeschiedenen  zu  erhalten. 
Das  Sammeln  der  einzelnen  Ausscheidungen  wird  fortgesetzt,  bis  keine 
Schuppen,  sondern  nur  durchaus  krystallinische  Salzmassen  mit  stark 
glänzenden  Flächen  erhalten  werden,  die  aus  reinem  0- Oxalat  bestehen 
und  sehr  scharf  von  den  ersten  parahaltigen  Erjstallisationen  unter- 
schieden werden  können.  Ist  dieser  Punkt  erreicht,  so  ist  die  Flüssigkeit 
völlig  parafrei. 


Xjlidin.    Pseadocomidio.  903 

Die  einzelnen  Krystallfraktionen  werden  der  Reibe  nach  mit  einer 
Lösung  von  Natriumkarbonat  destilliert  und  die  mit  den  Wasserdämpfen 
übergehende  Base  zunächst  qualitativ  geprüft,  indem  man  sie  mittels 
Eis  abkühlt.  Wird  die  Probe  beim  bloßen  Umrühren  fest,  so  sammelt 
man  die  Masse  auf  einem  tarierten  Filter,  preßt  leicht  ab,  trocknet  über 
Natronhydrat  und  wägt  als  Paratoluidin.  Wird  die  Masse  erst  durch 
Berührung  mit  einem  reinen  Paratoluidinkry stall  fest,  so  wird  nur  die 
Hälfte  des  Gewichtes  derselben  als  Paratoluidin  in  Anrechnung  gebracht. 
Bleibt  bereits  die  erste  Krystallfraktion  unter  diesen  Bedingungen  flüssig, 
so  kann  man  das  untersuchte  Toluidin  für  technische  Zwecke  als  para- 
frei ansehen.  Bei  guter  Handelsware  braucht  man  in  der  Regel  nur 
2  Fraktionen  zu  0,3 — 0,5  g  zu  sammeln  und  zu  destillieren,  wobei  die 
zweite  schon  ein  flüssig  bleibendes  Ol  liefert. 

Die  angegebenen  Zahlenverhältnisse  eignen  sich  nur  für  Produkte, 
welche  nicht  über  8 — 10  Proz.  der  Paraverbindung  enthalten.  Sollen, 
was  weniger  zu  empfehlen  ist,  höherprozentige  so  untersucht  werden,  so 
ist  vorher  mit  reinem  o-Toluidin  zu  verdünnen,  während  man  umgekehrt 
bei  Untersuchung  eines  nur  Spuren  des  Parakörpers  enthaltenden  Pro- 
duktes zunächst  aus  einer  größeren  Quantität  die  Hauptmenge  des 
o-Toluidins  als  in  Alkohol  schwer  lösliches  Pikrat  ausscheidet,  um  dann 
den  in  Alkohol  in  der  Kälte  löslichen  Teil,  nach  Wiederabscheidung 
des  Basengemenges,  nach  obigem  Verfahren  zu  behandeln. 

12.  XyUdin. 

Das  Xylidin  findet  zur  Darstellung  von  Azofarbstoffen  in  großen 
Mengen  Verwendung.  Wie  schon  oben  bemerkt,  ist  das  Handelsprodukt 
ein  Gemenge,  welches  vorwiegend  unsymmetrisches  Metaxy lidin  neben 
kleineren  Mengen  Paraxylidin  enthält.  Da  sich  erstere  Base  hauptsäch- 
lich zur  Darstellung  der  Azofarbstoffe  eignet,  wird  häufig  eine  Ab- 
scheidung derselben  in  Form  des  schwer  löslichen  Chlorhydrats  bewirkt, 
doch  ist  auf  diesem  Wege  eine  völlige  Trennung  von  der  Parabase  nicht 
möglich. 

Das  Xylidin  des  Handels  siedet  meistens  zwischen  210  und  220^ 
und  besitzt  ein  spez.  Gewicht  von  0,9815  und  0,9840.  Seine  Lösung  in 
verdünnter  Salzsäure  soll  möglichst  klar  sein.  In  den  meisten  Fällen  muß 
die  Beschaffenheit  der  erhaltenen  Azofarbstoffe  über  seine  Brauchbarkeit 
entscheiden. 

13.  Pseudocumidin. 

Dieses  unsymmetrische  Amidotrimethylbenzol  findet  gegenwärtig 
zur  Darstelhmg  roter  Azofarbstoffe  Verwendung  und  wird  durch  Er- 
hitzen   des  unsymmetrischen  Metaxylidins  mit  Methylalkohol  und  Salz- 


904  Organische  Farbstoffe. 

säure  auf  höhere  Temperatur  (280—2900)  dargestellt.  Die  krystallinische 
Base  zeigt  im  reinen  Zustande  einen  Schmelzpunkt  YOn  63 ^  und  einen 
Siedepunkt  von  235—2360.     Das  Nitrat  ist  schwer  löslich. 


14.  Methylanillne. 

Die  Methylierungsprodukte  des  Anilins  werden  in  großem  Maß- 
stabe zur  Fabrikation  violetter,  grüner  und  anderer  Farbtsoffe  ange- 
wendet. Vor  allem  ist  es  das  Dimethylanilin ,  dessen  Darstellung 
und  Untersuchung  von  der  größten  Wichtigkeit  für  die  Farbenindustrie 
ist,  während  dem  Monomethylanilin  eine  untergeordnete  Bedeutung  zu- 
kommt. 

a)  Monomethylanilin  [GgHsNH.GHs].  Bildet  im  reinen  Zustande 
eine  ölige  Flüssigkeit  von  0,976  spez.  Grewicht  bei  15  ^  und  einem  Siede- 
punkt von  190—1910.  Es  ist  eine  schwache  Base  und  bildet  mit  Säuren 
leichtlösliche,  schwierig  krystallisierbare  Salze.  Mit  Essigsäureanhydrid 
zusammengebracht,  erhitzt  es  sich  stark  und  bildet  ein  bei  100^  schmel- 
zendes Acetylderivat.  Eine  Lösung  von  Monomethylanilin  in  einem 
Überschuß  verdünnter  Salzsäure  scheidet  auf  Zusatz  von  Natrium*  oder 
Kaliumnitrit  das  Methylphenylnitrosamin  in  Form  eines  grüngelben,  in 
Säuren  unlöslichen  Öls  ab,  aus  dem  sich  durch  Reduktionsmittel  wieder 
Methyl  anilin  regenerieren  läßt. 

Das  Monomethylanilin  wird  nur  selten  zur  Darstellung  violetter 
Farbstoffe  verwandt,  sein  Nachweis  ist  jedoch  von  großer  Bedeutung, 
weil  es  häufig  als  unliebsame  Verunreinigung  im  technischen  Dimethyl- 
anilin vorkommt.  Es  wird  im  großen  durch  Erhitzen  gleicher  Moleküle 
von  salzsaurem  Anilin  und  Methylalkohol  auf  200  o  dargestellt.  Das 
so  erhaltene  Rohprodukt  enthält  meistens  Anilin  und  Dimethylanilin, 
von  denen  sich  das  erstere  durch  Zusatz  verdünnter  Schwefelsäure 
als  Anilinsulfat  abscheiden  läßt,  während  das  zweite  meist  vernach- 
lässigt wird. 

b)  Dimethylanilin  [Cg Hj N  (CH,),].  Bildet  im  reinen  Zustande 
eine  ölige,  bei  192 o  siedende  Flüssigkeit  von  charakteristischem  unan- 
genehmen Geruch  und  einem  spez.  Gew.  von  0,9553  bei  15^.  In  der 
Kälte  erstarrt  es  zu  einer  bei  -l-0,5o  schmelzenden  Krystallmasse.  Es 
ist  eine  schwache  Base,  deren  Salze  schwierig  krystallisieren.  Essig- 
säureanhydrid mischt  sich  damit  ohne  Temperaturerhöhung  und  Ein- 
wirkung. 

Das  Dimethylanilin  dient  gegenwärtig  zur  Darstellung  des  Metiiyl- 
violetts,  des  Kry stall violetts,  des  Auramins,  des  Bittermandelölgrüns 
u.  a.  m.  und  gehört  deshalb  zu  den  wichtigsten  in  der  Farbenindustrie 
zur  Verwendung  kommenden  Materialien. 


Methjlaniline. 


905 


Kupfersalze  und  chlorsaures  Kali  erzeugen  in  der  schwach- 
sauren Lösung  desselben  einen  violetten  Farbstoff  (Methylviolett). 
Natriumnitrit  färbt  die  salzsaure  Lösung  gelb,  ohne  sie  zu  trüben, 
bei  genügender  Konzentration  scheiden  sich  gelbgrüne  Krystalle  von 
salzsaurem  Nitrosodimethylanilin  ab.  Wird  letzterer  Körper 
UDter  Erwärmen  mit  Schwefelwasserstoff  reduziert  und  bei  Gegenwart 
eines  Überschusses  des  letzteren  Eisenchlorid  hinzugefügt,  so  entsteht 
ein  schön  blauer  Farbstoff  (Methylenblau). 

Für  die  Untersuchung  des  Dimethylanilins  ist  die  Siedepunkts- 
bestimmung allein  nicht  ausreichend,  da  es  vom  Monomethylanilin  in 
dieser  Hinsicht  wenig  verschieden  ist,  doch  ist  diese  immerhin  mitzu- 
beachten. 

Verschiedene  technische  Dimethylaniline  zeigten  folgendes  Verhalten 
in  Siedetemperatur  und  spez.  Gew.: 


Spez.  Oew.  bei  15^ 

I. 

0,9690 

IL 
0.9618 

Es  gingen  über  Volumprozente 

bei  190-191« 

10 

13 

—1920 

78 

76 

193<> 

6 

5 

—194» 

1 

1 

—195« 

1 

— 

Summa 

96 

95 

Als  Verunreinigungen  des  Bimethylanilins  sind  besonders  zu  be- 
achten: Anilin,  Monomethylanilin  und  Monomethyltoluidin  (letzteres  durch 
molekulare  Umlagerung  bei  zu  hoher  Temperatur  entstanden),  femer 
höhere  Kondensationsprodukte,  welche  von  Verunreinigungen  des  ange- 
wandten Holzgeistes  herrühren.  Letztere  s\nd  durch  ein  Steigen  der 
Siedetemperatur  wahrzunehmen. 

Anilin  läßt  sich  durch  Zusatz  von  verdünnter  Schwefelsäure  als 
krystallinisches  Sulfat  abscheiden. 

Monomethylanilin  ist  wohl  eine  stete  Verunreinigung  des  Produktes, 
deren  Menge  von  7,  bis  zu  5  Proz.  und  darüber  schwankt. 

Für  die  quantitative  Bestinmiung  dieser  Base,  welche  von  großer 
Wichtigkeit  ist,  haben  Boasson  und  Nölting  eine  sehr  brauchbare 
Methode  angegeben.  Sie  beruht  auf  dem  schon  oben  erwähnten  ver- 
schiedenen Verhalten  der  sekundären  und  tertiären  Basen  gegen  salpetrige 
Säure.  Während  die  ersteren  in  Äther  lösliche  nichtbasische  Nitrosamine 
bilden,   tritt   bei   den   letzteren    die    Nitrosogruppe  in    den  Benzolkern 


906  Organische  Farbstoffe. 

ein.  Die  entstandenen  Nitrosokörper  besitzen  Basencharakter  und  bilden 
in  Äther  unlösliche  Salze,  lassen  sich  daher  leicht  von  den  entstandenen 
Nitrosaminen  trennen. 

Man  kann  dieses  Verhalten  zur  quantitativen  Bestimmung  beider 
Basen  nebeneinander  benutzen,  gegenwärtig  ist  jedoch  zu  diesem  Zweck 
in  der  Praxis  ein  Verfahren  üblich,  welches  weit  einfacher  und  schneller 
zum  Ziele  führt.  Es  beruht  auf  der  Tatsache,  daß  Monomethylanilin 
und  Essigsäureanhydrid  aufeinander  unter  Wärmeentwicklung  reagieren, 
und  daß  die  entstehende  Temperaturerhöhung  ein  annäherndes  Mafi  ftir 
vorhandene  Quantität  dieser  Base  liefert. 

Man  mischt  zu  diesem  Zweck  je  5  ccm  des  zu  untersuchenden 
Dimethylanilins  und  Essi^äureanhydrids ,  nachdem  dieselben  zuvor  auf 
die  Lufttemperatur  gebracht  wurden.  Für  jeden  Grad  der  entstehenden 
Temperaturerhöhung  kann  etwa  7a  Proz.  Monomethylanilin  gerechnet 
werden.  Bemerkenswert  ist,  daß  völlig  reines  Dimethylanilin  beim 
Mischen  mit  Essigsäureanhydrid  eine  Temperaturemiedrigung  von  ca. 
Ys^  zeigt,  welche  bei  obiger  Rechnung  zu  berücksichtigen  ist. 

Reverdin  und  de  la'Harpe  empfehlen  zur  quantitativen  Unter- 
suchung eines  Gemisches  von  Anilin  mit  Mono-  und  Dimethylanilin  die 
folgende  Methode  (Chemikerzeitung  1889,  No.  26): 

Bestimmung  des  Anilins.  Man  löst  7 — 8  g  des  zu  unter- 
suchenden Gemisches  in  28 — 30  ccm  Salzsäure  und  verdünnt  mit  Wasser 
auf  100  ccm.  Andrerseits  bereitet  man  eine  titrierte  Lösung  von  Salz  R, 
welche  davon  in  1  Liter  eine  mit  ungefähr  10  g  Naphthol  äquivalente 
Menge  enthält. 

Man  nimmt  10  ccm  der  Lösung  der  Basen,  verdünnt  mit  etwas 
Wasser  und  Eis,  fügt  zur  Diazotierung  soviel  Natriumnitrit  hinzu,  als 
wenn  man  nur  Anilin  allein  hätte,  und  gießt  nach  und  nach  das  Reaktions- 
produkt in  eine  abgemessene,  mit  einem  Überschüsse  von  Natrium- 
karbonat versetzte  Menge  R-Salzlösung.  Der  gebildete  Farbstoff  wird 
mit  Kochsalz  gefällt,  filtriert  und  das  Filtrat  durch  Hinzufügen  von 
Diazobenzol,  resp.  R-Salz  auf  einen  Überschuß  des  einen  oder  anderen 
dieser  Körper  geprüft.  Durch  wiederholte  Versuche  stellt  man  das 
Volumen  R-Salzlösung  fest,  welches  nötig  ist,  das  aus  den  10  ccm  Basen- 
gemischlösimg  entstandene  Diazobenzol  zu  binden. 

(Bei  Ölen  mit  hohem  Anilingehalt  wird  meist  zuviel  Anilin  ge- 
funden. Es  wird  dies  wohl  hauptsächlich  durch  den  Umstand  hervor- 
gerufen, daß  zur  Ausscheidung  des  Farbstoffes  Kochsalz  verwendet 
wird ,  wobei  2.3.6  naphtholdisulfosaures  Natron  mitausfallen  kann. 
Im.  Filtrat  findet  man  dann  weniger  R-Salz,  als  eigentlich  verbraucht 
wurde,  und  damit  den  Anilingehalt  zu  hoch.  [Vaubel,  Chem.-Ztg.  1898, 
S.  465.]) 


Methylaniline.    Äthylanilin.  907 

Bestimmung  des  Monomethylanilins.  Man  wiegt  in  einem 
Kölbchen,  das  mit  einem  RückfluBkühler  verbunden  und  auf  dem  Wasser- 
bade erhitzt  werden  kann,  1 — 2  g  des  zu  analysierenden  Gemisches  und 
fügt  so  rasch  wie  möglich  eine  bekannte,  etwa  dem  doppelten  Gewichte 
des  Gemisches  entsprechende  Menge  Essigsäureanhydrid  hinzu  (zur 
größeren  Leichtigkeit  hat  man  das  Essigsäureanhydrid  in  einem  Tropf- 
fläschchen,  das  man  Yor  und  nach  dem  Hinzugeben  des  Anhydrids  wiegt, 
80  daß  man  genau  das  angewandte  Gewicht  kennt).  Man  verbindet 
das  Kölbchen  mit  dem  Kühler  und  überläßt  das  Gemisch  der  Einwir- 
kung während  etwa  Y^  Stunde  bei  gewöhnlicher  Temperatur.  Hierauf 
fügt  man  ungeföhr  50  ccm  Wasser  hinzu  und  erhitzt  dann  y^  Stunden 
auf  dem  Wasserbade,  damit  sich  der  Überschuß  des  Essigsäureanhydrids 
vollständig  zersetze.  Man  kühlt  ab,  bringt  die  Flüssigkeit  auf  ein  be- 
kanntes Yolumen  und  titriert  die  darin  enthaltene  Essigsäure  mit  einer 
titrierten  Natronlösung.  Es  wurde  Phenolphtalein  als  Indikator  angewandt. 
Durch  Rechnung  findet  man  dann  die  Menge  Monomethylanilin,  welche 
der  verbrauchten  Menge  Essigsäureanhydrid  entspricht,  nachdem  man 
natürlich  die  von  dem  in  dem  Gemische  enthaltenen  Anilin  zur  Acetylierung 
verbrauchte  Menge  abgezogen  hat. 

Die  Methode  ist  im  Prinzip  richtig,  und  die  von  den  Autoren  an- 
geführten Beleganalysen  sind  gutstimmend.  Bei  der  Reinheit,  welche 
gegenwärtig  von  dem  käuflichen  Dimethylanilin  beansprucht  wird,  dürfte 
man  aber  selten  in  die  Lage  kommen,  eine  genaue  quantitative  Analyse 
zu  machen,  da  die  oben  mitgeteilte  thermochemische  Methode  genügend 
darüber  Auskunft  gibt,  ob  ein  Dimethylanilin  brauchbar  ist  oder  ver- 
worfen werden  muß. 

O.  Hinsberg  und  J.  Keßler  empfehlen  zur  Trennung  von  primären 
und  sekimdären  Aminbasen  die  Benzolsulfochloridmethode.  (Ber.  d.  d. 
ehem.  Ges.  1905,  88,  906). 

15.    Äthylanilin. 

Wird  salzsaures  Anilin  mit  Äthylalkohol  erhitzt,  so  entsteht  der 
Hauptmenge  nach  Monoäthylanilin.  Erst  durch  nochmalige  Behand- 
lung dieser  Base  mit  Chlor-  oder  Bromäthyl  wird  Diäthylanilin  er- 
halten. 

a)  Monoäthylanilin  Cg  Hg  NH  C^  Hg  bildet  eine  farblose,  bei  204^ 
siedende  Flüssigkeit  von  0,954  spez.  Gewicht  bei  18^.  Durch  salpetrige 
Säure  wird  es  in  ein  ölartiges  Nitrosamin,  durch  Essigsäureanhydrid  in 
ein  Acetylderivat  übergeführt. 

b)  Diäthylanilin  Cg  H5  N  (Cj  H5)a,  Farblose,  bei  213,5 »  siedende 
Flüssigkeit  von  0,939  spez.  Gew.  bei  18®. 


908 


Organische  Farbstoffe. 


Für  seine  Untersuchung  sind  einerseits  Siedepunkt  und  spez.  Gew., 
andererseits  das  Verhalten  gegen  Essigsäureanhydrid  maßgebend. 

Auch  hier  läBt  sich  ein  Gehalt  an  Monoäthjlanilin  durch  die  beim 
Mischen  mit  Essigsäureanhydrid  eintretende  Temperaturerhöhung  nach- 
weisen. 

y anbei  (Chem.-Ztg.  1893,  466)  empfiehlt  folgendes  Yerfahren. 
Nach  Ermittlung  des  Anilingehaltes  nach  Reverdin  und  de  la  Harpe 
mit  K-Salz  (s.  S.  906)  werden  25  ccm  des  zu  untersuchenden  Öles  mit 
50  ccm  Xylol  gemischt  und  mit  25  ccm  Essigsäureanhydrid  TOn  gleicher 
Temperatur  versetzt.  Beim  Zusammenbringen  des  Öles  mit  dem  Xylol 
findet  eine  Temperaturemiedrigung  statt,  die  natürlich  erst  ausgeglichen 
sein  muß,  ehe  der  Zusatz  des  Anhydrids  erfolgen  kann.  Von  der  genau 
beobachteten  Temperaturerhöhung  wird  diejenige  abgezogen,  welche  uns 
ein  Gemisch  von  Diäthylanilin  und  Anilin  (zusammen  25  ccm)  liefern 
würde,  das  so  viel  Anilin  enthält,  als  wir  in  dem  betreffenden  Öle  ge- 
funden haben.  Z.  B.  bei  8  Proz.  Anilin  die  Temperaturerhöhung,  welche 
für  0/4  =  2  Anilin  und  ^J^  =  23  Diäthylanilin  zu  beobachten  ist,  näm- 
lich 7,5^  C.  Der  Rest  der  Temperaturerhöhung  wird  durch  das  Mono- 
äthylanilin  hervorgerufen.  Durch  Interpolieren  ist  aus  der  Tabelle  leicht 
der  Monoäthylanilingehalt  zu  bestimmen. 


ZuBainmeog:em£8cht 

Zugefügt: 
EBsigBfitire- 

Differens  fOr 

Cvlol 

Monoäthy^l- 

Diflihyl- 

Erwärmung 

Differens 

>e  A  Vtqiu 

^J  A\/* 

anilin 

anUin 

anhydrid 

Mono- 

ccm 

ccm 

ccm 

ccm 

OC. 

afhylanflin 

50 

25 

0 

25 

68-3 

50 

24 

1 

25 

65-2 

31 

81 

50 

23 

2 

25 

62-7 

2-5 

2-5 

50 

23 

3 

25 

59-6 

31 

31 

50 

21 

4 

25 

56-7 

2-9 

2-9 

50 

20 

5 

25 

54-2 

2-5 

2-5 

50 

19 

6 

25 

51-5 

2-7 

2-7 

50 

18 

7 

25 

48*8 

2-7 

2-7 

50 

15 

10 

25 

41-3 

7-5 

7-5 

50 

10 

15 

25 

26-9 

14-4 

2-9 

50 

5 

20 

25 

12-4 

14-5 

2-9 

50 

4 

21 

25 

9-4 

30 

30 

50 

3 

22 

25 

6-3 

81 

31 

50 

2 

23 

25 

3-3 

Bleigt  lang- 
sam auf 

3-0 
31 

8-0 
31 

50 

1 

24 

25 

40-3 

3-2 

3-2 

50 

0 

25 

25 

-29 

Diphenylamin.    MethyldiphenylamiD. 


IL 


909 


Zusammengemischt 

Zugefügt: 

Differena  für 

Xylol 

Anilin 

Diflthyl- 
anlHn 

Essigsflure» 
anhydrid 

Erwflrmung 

Differenz 

je  4Proz. 
i^  nilin 

ccm 

ccm 

ccm 

ccm 

•C. 

50 

25 

0 

25 

98-5 

50 

24 

1 

25 

94-8 

3-7 

3-7 

50 

20 

5 

25 

86-5 

8-3 

21 

50 

15 

10 

25 

670 

19-5 

3-9 

50 

10 

15 

25 

44-6 

22-4 

4-5 

50 

5 

20 

25 

21-8 

22-8 

4-6 

50 

4 

21 

25 

170 

4-8 

4-8 

50 

3 

22 

25 

12-5 

4-5 

4-5 

50 

2 

23 

25 

7-5 

50 

50 

50 

1 

24 

25 

2*4 

5-1 

5-1 

50 

0 

25 

25 

-2.9 

5-3 

5-3 

Das    Diäthylanilin    dient   zur   Barstellung   von  Brillantgrün,    von 
Athylviolett  u.  s.  w. 


16.  Diphenylamiii  [(Cg  H^),  NH]. 

Das  Diphenylamin  bildet  in  reinem  Zustande  farblose,  blumenartig 
riechende  Blätter  Tom  Schmelzpunkt  54®  und  Siedepunkt  310®.  Es  ist 
eine  sehr  schwache  Base,  deren  Salze  schon  durch  Wasser  zersetzt 
werden.  Es  löst  sich  kaum  in  Wasser,  leicht  in  Alkohol,  Äther  und 
Benzol.  Mit  Essigsäureanhydrid  erwärmt,  gibt  es  ein  bei  103®  schmel- 
zendes Acetylderivat.  Salpetrige  Säure  fuhrt  es  in  ein  Nitrosamin  über. 
Rauchende  Salpetersäure  bewirkt  unter  heftiger  Einwirkung  die  Bildung 
Ton  Hexanitrodiphenylamin.  Mit  Oxalsäure  oder  Chlorkohlenstoff  erhitzt, 
bildet  es  einen  prachtvoll  blauen  Farbstoff  (Diphenylaminblau).  Sal- 
petersäurehaltige Schwefelsäure  färbt  es  ebenfalls  prachtvoll  blau. 

In  der  Technik  dient  es  einerseits  zur  Darstellung  des  Diphenyl- 
aminblaus,  des  Helvetiablaus,  andererseits  von  orangegelben  Azofarben, 
sovile  des  Hexanitrodiphenylamins. 

Das  Diphenylamin  des  Handels  soll  ziemlich  farblos,  nicht  schmierig 
sein,  keinen  unangenehmen  Geruch  besitzen,  den  richtigen  Schmelzpunkt 
zeigen  und  sich  an  der  Luft  nicht  schnell  bräunen.  Es  darf,  pulverisiert 
mit  Chlorkalklösung  geschüttelt,  nicht  violett  werden  (Anilin).  Es  wird 
durch  Erhitzen  von  salzsaurem  Anilin  mit  Anilin  auf  230®  unter  Druck 
dargestellt. 

17.  Methyldiphenylamin  [(Cg  H^),  N  .  CH3]. 

Bei  282®  siedende  dickliche  Flüssigkeit  von  schwachem  Basen- 
cbarakter.   Seine  Salze  werden  sehr  leicht  durch  Wasser  zerlegt.    Durch 


910  Organische  Farbstoffe. 

Salpeterschwefelsäure  wird  es  violett  gefärbt.  Oxalsäure  und  Chlor- 
kohlenstoff führen  es  ebenso  wie  das  Diphenylamin  in  blaue  Farb- 
stoffe über.  Das  iCethyldiphenylamin  wird  durch  Erhitzen  von  salz- 
saurem Biphenylamin  mit  Methylalkohol  in  geschlossenen  GefäBen  auf 
250  bis  300  0  dargestellt. 

18.  Naphthylamine  [C^o  H? .  NHJ. 

I.  a-Naphthylamin.  Bildet  im  reinen  Zustande  farblose,  bei 
50^  schmelzende  Blättchen  von  sehr  unangenehmem  Geruch.  Es  subli- 
miert  leicht  und  siedet  bei  300®.  In  Wasser  ist  es  schwierig,  in  Alkohol 
und  Äther  leicht  löslich.  An  der  Luft  bräunt  es  sich,  jedoch  im  reinen 
Zustand  weniger  als  im  unreinen.  Als  ziemlich  starke  Base  verbindet 
es  sich  mit  Säuren  zu  gut  krystallisierbaren  Salzen.  Letztere  sind  weit 
schwieriger  löslich  als  die  den  Basen  der  Benzolreihe  zugehörigen. 
Mit  Eisessig  behandelt,  gibt  es  ein  bei  159  ®  schmelzendes  Acetylderivat. 

Technisches  a-Naphthylamin  bildet  fast  farblose,  höchstens  an  der 
Oberfläche  bräunlich  gefärbte  Kuchen. 

Es  soll  annähernd  den  richtigen  Schmelzpunkt  zeigen  und  sich  in 
warmer,  verdünnter  Salzsäure  ohne  Hinterlassung  öliger  Schmieren  ziem- 
lich klar  lösen. 

Die  Lösung  von  salzsaurem  a-Naphthylamin  gibt  mit  Eisenchlorid 
und  andern  Oxydationsmitteln  einen  violetten  Niederschlag. 

Salpetrige  Säure  und  deren  Salze  bewirken  in  nicht  zu  saurer 
Lösung  einen  braunroten  Niederschlag  von  Amidoazonaphthalin.  Ist  die 
Lösung  sehr  sauer,  so  bildet  sich  nur  farbloses  Diazonaphthalin. 

Das  a-Naphthylamin  wird  aus  dem  Naphthalin  in  analoger  Weise 
gewonnen,  wie  das  Anilin  aus  dem  Benzol. 

II.  ;d-Naphthylamin  unterscheidet  sieh  von  dem  Vorherigen  durch 
den  weit  höheren  Schmelzpunkt  sowie  durch  das  Fehlen  des  unange- 
nehmen Geruches.  Es  bildet  im  reinen  Zustande  bei  112^  schmelzende, 
färb-  und  geruchlose  Blättchen,  welche  leicht  sublimieren,  bei  294°  sieden, 
sich  wenig  in  Wasser,  leicht  in  Alkohol  und  Äther  lösen.  Es  bräunt 
sich  an  der  Luft  nicht.  Mit  Essigsäure  gibt  es  ein  bei  132°  schmel- 
zendes Acetylderivat.  Seine  Salze  sind  gut  kry stall isierbar,  ebenfalls 
schwer  löslich.  In  ihrer  Lösung  erzeugen  Oxydationsmittel  keine  charak- 
teristische Farbenreaktion.  Salpetrige  Säure  gibt  darin  einen  ziegel- 
roten Niederschlag  von  /^-Amidoazonaphthalin,  in  sehr  sauren  Lösimgen 
entsteht  gleichfalls  nur  die  Diazoverbindung. 

Das  technisch  dargestellte  Produkt  bildet  gewöhnlich  harte,  zu- 
sammengeschmolzene Massen.  Es  soll  nicht  nach  a-Naphthylamin  riechen, 
annähernd  den  richtigen  Schmelzpunkt  zeigen   und  sich  möglichst  voll- 


Naphthylamine. 


911 


ständig  in  verdünnter  Salzsäure  lösen.  Als  Verunreinigungen  kommen 
Naphthol  und  Dinaphthylamin  TOr,  welche  sich  beide  durch  die 
IJnlöslichkeit  in  verdünnter  Salzsäure  verraten. 

Das  yS-Naphthylamin  wird  durch  Erhitzen  von  ^9- Naphthol  mit 
Ammoniak,  oder  von  Naphtholnatrium  mit  Salmiak  auf  über  200  ^  dar- 
gestellt. 

Äthyl' a^Naphthytamin»  Die  Bstse  ist  an  der  Luft  stahlblau  im 
aufPallenden  Licht,  im  durchfallenden  bräunlichrot.  (Bamberger  und 
Helwig,  Berl.  Ber.  1889  [22],  1311). 

Spez.  Gewicht  1,073    bei  18«    (Vaubel,    Chem.-Ztg.  1908,  278). 

Siedeverhältnisse : 


bis  292» 

10,0 

ccm 

-    302 

9,5 

- 

-    304 

9,5 

- 

-    306 

3,0 

- 

-    308 

7,0 

- 

-    310 

21,0 

- 

bei  745  mm 

-    314 

7,0 

- 

Barometerstand 

-    316 

9,0 

- 

-    318 

6,0 

- 

-    320 

5,0 

- 

-    323 

10,0 

- 

Rest 

3,0 

■            - 

100,0  ccm 

yö-Athylnaphthylamin  stellt  frisch  destilliert  ein  wasserhelles, 
zähflüssiges  Liquidimi  dar,  das  sich  an  der  Luft  bald  oberflächlich 
bräunt  (Bamberger  und  Müller,  Berl.  Ber.  1889,  [22],  S.  1297. 

Erstarrt  nicht  im  Kältegemisch;  siedet  unzersetzt  bei  315  —  316^. 
Siedepunkt  305®  bei  716  mm,  191°  bei  25  mm  (Bamberg er  und 
Müller,  Berl.  Ber.  22,  1297).  Spez.  Gew.  1,062  bei  18»  (Vaubel, 
Chem..Ztg.  1908,  278). 

Siedeverhältnisse  (Vaubel,  Chem.-Ztg.  1908,  278): 


bis  322° 

-  324 

-  328 

-  330 

-  334 

-  336 

■ 

Rest 


12  ccm 

4  - 

14  - 

8  - 

8  - 

50  - 

4  - 


bei  745  mm 
Barometerstand. 


100  ccm 


912  Organische  Farbstoffe. 

Zur  Gehaltsbestimmiuig  der  beiden  Äthylnaphthylamine  empfiehlt 
Vaubel  (Ohem.-Ztg.  1908,  278)  die  Bromieningsmethode.  Diese  Körper 
bezw.  ihre  Sulfosäuren  finden  eine  vermehrte  Verwendung  bei  der  Her- 
stellung Ton  Farbstoffen. 

19.  Naphthylphenylamin  [C^o  H^  NH  Cg  Hj]. 

Die  a-Verbindimg,  welche  durch  Erhitzen  von  salzsaurem  Anilin 
mit  a-Naphthylamin  oder  von  a-Naphthol  mit  Anilin  oder  Anilinchlor- 
hydrat entsteht,  findet  gegenwärtig  zur  Darstellung  des  Yiktoriablaus  u.  a. 
Verwendung. 

Die  reine  Verbindung  schmilzt  bei  62^  und  siedet  bei  335® 
unter  einem  Druck  von  258  mm;  226®  bei  15  mm.  Sie  ist  eine  sehr 
schwache  Base. 

Das  Handelsprodukt  bildet  meist  schwach  bräunlich  gefärbte  Kuchen« 
Über  seine  Brauchbarkeit  entscheidet  der  Schmelzpunkt  und  das  äußere 
Ansehen. 

Phenyl-y9-Naphthylamin  entsteht  beim  Erhitzen  von  ^-Naphthol 
mit  salzsaurem  Anilin  oder  von  ^-Naphthol  mit  Anilin  und  Chlorzink- 
ammoniak, schmilzt  bei  107,5—108"  und  siedet  bei  395—395,5®. 

20.  Phenylendiamine  [C6H«(NH,)J. 

I.  Metaphenylendiamin. 

Diese  Base  schmilzt  bei  63®,  siedet  bei  287®  und  ist  in  Wasser 
leicht  löslich.  Das  m-Phenylendiamin  wird  durch  Reduktion  des  Dini- 
trobenzols  dargestellt,  kommt  aber  meistens  direkt  in  Lösung  zur  Ver- 
wendung. Hie  und  da  kommt  das  zweisäurige  Chlorhydrat  in  den 
Handel,  läßt  aber  meistens  mit  Bezug  auf  Reinheit  viel  zu  wünschen 
übrig.  Dasselbe  soll  nicht  zu  dunkel  gefärbt  und  seine  wäßrige  Lö- 
sung möglichst  klar  sei^i.  Metaphenylendiamin  findet  zur  Darstelluiig 
des  „Bismarckbraun^ ,  des  „Chrysoidin*^  tmd  anderer  Farbstoffe  Ver- 
Wendung. 

Das  zu  demselben  Zweck  benutzte  m-Toluylendiamin  (aus  Binitro- 
toluol  dargestellt)  wird  ebenfalls  meistens  als  wäßrige  Lösimg  direkt  weiter 
verarbeitet. 

IL  Paraphenylendiamin. 

Schmelzpunkt  147®,  Siedepunkt  267®,  wird  durch  Reduktion  des 
Paranitranilins ,  sowie  des  Amidoazobenzols  dargestellt.  Das  Para- 
phenylendiamin findet  gegenwärtig  zur  Darstellung  wasserlöslicher  In- 
duline  Verwendung  und  kommt  als  freie  Base  in  den  Handel.  Es  bildet 
meistens  dunkelbraune  bis  schwarze  Krystallkuchen.    Wenn  das  Produkt 


Phenylendiamine.    Benzidin  etc.  913 

auch  oberflächlicli  stets  gefärbt,  ist,  so  kann  man  doch  verlangen,  daß 
die  Stücke  auf  frischem  Bruch  eine  möglichst  helle  Färbung  zeigen,  sich 
vollständig  in  heißer  verdünnter  Salzsäure  lösen  und  der  Körper  an- 
nähernd den  richtigen  Schmelzpunkt  zeige. 

Zur  Unterscheidung  der  Chlorhjdrate  von  Meta-  und 
Paraphenylendiamin  setzt  man  nach  L.  Cunasse  (Ann.  chim.  appl. 
4,  156)  zu  einer  wäßrigen  Lösung  von  m-Phenylendiaminchlorhydrat 
einige  Tropfen  einer  durch  Essigsäure  angesäuerten  1-proz..  Lösung  von 
Acetaldehyd  in  50-proz.  Alkohol,  erwärmt  und  läßt  wieder  erkalten.  Es 
entsteht  eine  prachtvolle  Gelbfärbung  mit  starker,  grüner  Fluoreszenz. 
Das  Chlorhydrat  des  p  -  Phenylendiamins  gibt  ein  Orangerot  ohne 
Fluoreszenz. 

21.  Benzidin  [C^,  H«  (NH,) J,  o-Tolidin  [C„  Hj,  (NH,) J 
und  Dianisidin  [C,a  H«  (0  CH3),  (NH^J. 

Biese  Paradiamidoderivate  finden  gegenwärtig  zur  Darstellung 
baumwollfärbender  Azofarbstofife  eine  ausgedehnte  Verwendung. 

Das  Benzidin  stellt  im  freien  Zustande  farblose,  bei  122^  schmel- 
zende Blättchen  dar;  Tolidin  schmilzt  bei  128^. 

Beide  bilden  schwer  lösliche  schwefelsaure  Salze,  welche  (früher 
meistens  in  Form  einer  Paste)  das  Handelsprodukt  darstellten.  (Jetzt 
werden  in  der  Regel  die  durch  Vakuumdestillation  gereinigten  Basen 
fabriziert.)  Für  die  quantitative  Bestimmung  des  Reingehalts  dieser 
Produkte  ist  die  Titration  mit  Natriumnitritlösung  maßgebend  (siehe 
den  Artikel:    Natriunmitrit). 

Die  Titration  muß  in  ziemlich  stark  saurer  Lösung  geschehen,  und 
nach  dem  Zusatz  von  Nitritlösung  darf  die  Tüpfelprobe  nicht  zu  schnell 
vorgenommen  werden,  da  die  Umwandlung  der  festen  Sulfate  in  den 
Diazokörper  nicht  besonders  rasch  vor  sich  geht. 

Für  die  Beurteilxmg  der  Basen  ist  außerdem  das  Aussehen,  der 
Schmelzpunkt,  die  vollständige  Löslichkeit  in  verdünnter  Salzsäure,  so- 
wie ein  etwaiger  Aschengehalt  (Zinkgehalt)  zu  berücksichtigen. 

Benzidinbase  soll  nicht  unter  125°  (W.  Vaubel,  Zsch.  analyt. 
Chem.  85,  163),  Tolidinbase  nicht  unter  120°  schmelzen. 

Da  diese  Substanzen  oft  durch  andere  Basen  verunreinigt  sind, 
welche  durch  das  Nitrit  mittitriert  werden,  so  gibt  die  Bestimmung  mit 
Nitrit  in  solchen  Fällen  kein  brauchbares  Resultat.  Zur  Ermittlung 
dieser  verunreinigenden  Basen  wird  die  salzsaure  Lösimg  von  Benzidin 
und  Tolidin  mit  Schwefelsäure  oder  einem  wasserlöslichen  Sulfat  ver- 
setzt, wodurch  beide  Basen  als  Sulfat  gefällt  werden,  und  im  Filtrat 
die    verunreinigenden    Basen  mittels  Nitrit  bestimmt.     (Diese   Methode 

XJnterauchiuisen.   5.  Aufl.   IIL  58 


914  Organische  Farbstoffe. 

gibt  nur  annähernde  Werte,  denn  die  Löslichkeit  des  Benzidin-  bezw. 
Tblidinsulfats  in  Wasser  wird  durch  Zusatz  Ton  Salzsäure  bedeutend 
erhöht.) 

Eine  neue  Methode  zur  Bestimmung  des  Benzidins  und  Tolidins 
gründet  sich  auf  das  Verhalten  neutraler,  wäßriger  Lösungen  der  Chlor- 
hjdrate  dieser  Basen  zu  Jodlösung;  es  bilden  sich  Monojodderiyate 
(Dr.  Armand  Roesler  und  Dr.  Boris  Glasmann,  Chem.-Ztg.  1M8, 
986).  Das  Ende  der  Reaktion  (JodüberschuB)  wird  mittels  Stärkepapier 
oder  Stärkelösung  (Tüpfelprobe)  erkannt. 

Ca.  5  g  der  Base  werden  mit  5  ccm  Salzsäure  (spez.  Gew.  1,19) 
und  Wasser  in  der  Wärme  gelöst  und  nach  dem  Erkalten  auf  500  ccm 
Terdünnt.  Je  25  ccm  dieser  Lösung  werden  in  ein  1  1  fassendes  Becher- 
glas gebracht  und  genau  mit  einer  Natriumbikarbonatlösung  bis  zur 
beginnenden  Fällung  neutralisiert.  Den  entstehenden  Niederschlag  löst 
man  in  einigen  Tropfen  stark  verdünnter  Salzsäure  wieder  auf  (da  Mono- 
jodbenzidin  und  Monojodtolidin  durch  Säuren  unter  Abspaltung  Ton  Jod 
zersetzt  werden,  muB  die  Lösung  neutral  sein).  Die  so  Yorbereitete 
Lösung  wird  mit  Wasser  auf  500  ccm  verdünnt  und  nun  unter  stetigem 
umrühren  mit  V»  N.-Jodlösung  titriert.  Das  Jodderivat  fällt  als  dunkel- 
blauer Niederschlag  au«.  Durch  Tüpfeln  mit  einer  frisch  bereiteten 
Stärkelösung  auf  einer  Milchglasplatte  (oder  mit  Stärkepapier)  wird  das 
Ende  der  Reaktion  erkannt.  Der  Titer  der  Jodlösung  wird  nach  der 
Jodatmethode  oder  mit  reiner,  dreimal  aus  Benzol  umkrystalUsierter 
Benzidin-  oder  Tolidinbase  eingestellt. 

254  Gewichtsteile  Jod  zeigen  184  Gewichtsteile  Benzidin  und 
211,6  Gewichtsteile  Tolidin  an^). 

C«  Hl,  N,  +  J,  =  Ci,  Hn  JN,  -h  HJ 
^u  ^16  N,  4-  J,  =  C,4  Hi5  JN,  -♦-  H J . 

Als  Azophorblau  D  kommt  das  o-Dianisidin  in  Form  seiner 
Diazoverbindung  gemischt  mit  schwefelsaurer  Tonerde  in  den  Handel. 
Zu  dessen  Untersuchung  müssen  Probefarbungen  oder  Druckproben  aus- 
geführt werden. 

Benzidin,  Tolidin  und  Dianisidin  werden  durch  Reduktion  von 
Nitrobenzol,  bezw.  Orthonitrotoluol  und  Orthonitroanisol  mit  Zinkstaub 
und  Alkalilauge,  Lösen  der  entstandenen  Hjdrazoverbindung  in  Salz- 
säure (Ümlagerung)  und  Fällen  der  Basen  mit  Schwefelsäure  als  Sulfate  etc. 
dargestellt. 


1)  S.  Zsch.  f.  Farben-  n.  Text-Chem.  1904,  115  (V anbei  hat  keine  braach- 
baren  Resultate  erhalten).  Die  im  Laboratoriam  des  Verfassers  aosgeföhrteo  Ver- 
suche decken  sieb  mit  den  Erfahrungen  Vanbels. 


Nitraniline.  915 

» 

22,  Nitraniline  [C«  H^  .  NO, .  NH J. 

Die  Meta-  und  die  Paraverbindung  kommen  gegenwärtig  in  den 
Handel  und  finden  zur  Darstellung  Ton  Azofarbstoffen  Verwendung. 

I.  m-Nitranilin  entsteht  durch  partielle  Reduktion  des  Binitro- 
benzols.  Gelbe,  flache,  bei  114^  schmelzende  Nadeln,  siedet  bei  285^ 
und  ist  mit  Wasserdämpfen  flüchtig. 

II.  p-Nitranilin.  Grelbe  Prismen  mit  violettem  Flächensdmnmer. 
Schmelzpunkt  147^.  Das  p-Nitranilin  entsteht  durch  Nitrieren  des 
Acetanilids  und  Abspaltung  der  Acetjlgruppe  durch  Säuren  oder  Alkalien. 

Beim  Eintragen  von  Anilinnitrat  in  kalte  konzentrierte  Schwefel- 
säure entstehen  ungefähr  gleiche  Mengen  der  Meta-  und  Parayerbindung. 

Beide  Nitraniline  lösen  sich  ziemlich  leicht  in  siedendem  Wasser, 
schwierig  in  kaltem.     In  Säuren  sind  sie  leicht  löslich. 

Der  Reingehalt  der  Handelsprodukte  läBt  sich  mittels  der  Nitrit- 
titriermethode (siehe  Natriumnitrit)  bestimmen,  doch  sind  hierbei  fdr 
jedes  Molekül  der  Base  mindestens  4  Äquivalente  Salzsäure  oder 
Schwefelsäure  zuzusetzen. 

E.  Blondel  (Rev.  G^n.  mat.  color.  1904,  65;  Chem.-Ztg.  Rep. 
1904,  85;  s.  Färbetafel  Nr.  7  vom  1.  April  1904  (Rev.  Gen.  mat.  color.)) 
empfiehlt  die  Färbemethode  zur  Prüfung  der  Reinheit  des  p-Nitranilins ; 
sie  läßt  noch  ly,  Proz.  o-Nitralinin  darin  mit  Leichtigkeit  an  dem 
Unterschied  der  Nuance  erkennen.  Man  diazotiert  die  zu  prüfende 
Base  vergleichend  mit  einem  p-Nitranilin  von  bester  Reinheit  und  nimmt 
mit  ^-Naphthol  präparierte  Baumwoller  durch  die  Diazolösung,  spült, 
trocknet  und  vergleicht  die  Färbimgen.  Hierbei  ist  besonders  darauf  zu 
achten,  daß  die  Basen  vollständig  diazotiert  werden. 

Zum  Nachweis  von  m-Nitranilin  im  p-Nitranilin  behandelt 
man  nach  Liebmann  (J.  Soc.  Chem.  Ind.  16,  294 — 296)  0,25  g  p- 
Nitranilin  in  einem  Yentilge^  mit  Salzsäure  und  Zinkstaub,  bis  die 
Lösung  farblos  geworden  ist,  filtriert  und  verdünnt  auf  250  ccm.  Wenn 
man  10  ccm  dieser  Lösung  auf  50  ccm  verdünnt  und  mit  1 — 2  Tropfen 
einer  verdünnten  Lösimg  von  Natriumnitrit  versetzt,  so  entsteht  nur 
eine  schwache  Gelbfärbung.  Enthält  aber  das  p-Nitranilin  etwas  m- 
Nitranilin,  so  tritt  infolge  der  Bildung  von  Bismarckbraun  Bräunung 
der  Lösung  ein. 

In  Form  seiner  Diazo-  (bezw.  Isodiazo-)  Verbindung  bildet  das 
p-Nitranilin  den  wirksamen  Bestandteil  mehrerer  Handelsprodukte, 
welche  zur  Erzeugung  von  Azofarbstoffen  auf  der  Faser  (ParanitraniUn- 
rot  oder  Nitrosaminrot)  und  zur  Nachbehandlung  (für  die  sogen.  Nitrol- 
und  Nitrazolfarben)  in  der  Färberei  und  teilweise  auch  in  der  Druckerei 
gebraucht  werden. 

58* 


916  Organische  Farbstoffe. 

Azophorrot,  ein  gelbliches  Pulver,  ist  saures  Paranitrodiazo 
benzolsulfat,  das  durch  Zusatz  von  entwässerter  schwefelsaurer  Tonerde 
in  feste  Form  übergeführt  ist. 

Paranitrodiazobenzolrot  stellt  wahrscheinlich  das  a-naphtha- 
linsulfosaure  Salz  des  Paranitrodiazobenzols  dar  und  im  Nitrosamin- 
rot,  einer  25-proz.  hellbraunen  Paste,  liegt  das  Natriumsalz  des  Para- 
nitroisodiazobenzols  (des  Nitrosamins)  vor.  Die  Wertbestimmung  dieser 
Produkte  geschieht  durch  Vornahme  von  Druck  oder  Färbeproben. 

23.  Phenol  (Karbolsäure)  [0«  H5 .  OH]. 

Ganz  reines  Phenol  bildet  eine  farblose,  bei  42^  schmelzende 
Krystallmasse.  Ganz  geringe  Verunreinigungen,  z.  B.  eine  Spur  Wasser, 
drücken  den  Schmelzpunkt  des  Körpers  bedeutend  herunter.  Das  Phenol 
hat  einen  eigentümlich  scharfen  Geruch,  siedet  bei  181,5^,  hat  ein  spez. 
Gewicht  von  1,066  und  löst  sich  in  etwa  15  Teilen  Wasser.  Phenol 
yermag  ebenfalls  Wasser  aufzunehmen  und  verliert  dadurch  schlieBlich 
die  Eigenschaft  zu  krystallisieren.  Wäfirige  Phenollösungen  färben  sich 
mit  Eisenchlorid  violett  und  geben  mit  Bromwasser  einen  gelblich-weiBen 
Niederschlag  von  Tribromphenol.  Durch  Salpetersäure  wird  das  Phenol 
je  nach  dem  Grade  der  Konzentration  in  Mono-,  Di-  oder  Trinitro- 
phenol  übergeführt.  Mit  Oxalsäure  und  Schwefelsäure  erhitzt,  bildet  es 
einen  roten  Farbstoff  (Rosolsäure). 

Ausführliches  über  die  Prüfung  und  Bestimmung  des  Phenols  Bd.  II, 
S.  772  ff.  Vergl.  femer  „Über  ein  neues  Reagens  auf  Phenol  Verbin- 
dungen" von  G.  Candussio  (Chem.-Ztg.  1900,  299). 

Das  Phenol  dient  in  der  Farbentechnik  zur  Herstellung  der  Pikrin- 
säure, der  Rosolsäure,  der  Anisol-  und  einiger  anderer  Azofarbstoffe. 

In  der  Technik  kommt  gewöhnlich  die  sogen,  „weiße  krystallisierta 
Karbolsäure*'  zur  Verwendung.  Diese  schmilzt  etwa  gegea  30^  und 
siedet  zwischen  183  und  186^.     (Siehe  auch  I,  772.) 

24.  Kreaole  [C7  H^ .  OH]. 

Es  existieren  drei  isomere  Kresole: 

I.  Orthokresol.  Farblose,  bei  30^  schmelzende  Krystallmasse. 
Siedepunkt  190,8^.  Bildet  bei  längerem  Schmelzen  mit  Kalihydrat 
Salizylsäure. 

II.  Metakresol.  Farblose,  bei  202,8^^  siedende  Flüssigkeit  Gebt 
in  der  Kalischmelze  in  Metaoxybenzoesäure  über. 

III.  Parakresol.  Farblose  Prismen  vom  Schmelzpunkt  36^; 
Siedepunkt    201,8  0.      In  Wasser  schwer  löslich,    gibt  mit  Kisenchlorid 


Naphthole.  917 

eine  blaue  Färbung.  Scbmelzeiides  Kali  verwandelt  es  in  Paraoxj- 
benzoesäure. 

Das  aus  dem  Steiokohlenteer  gewonnene  Eresol  ist  hauptsächlich 
ein  Gemenge  von  Ortho-  und  Parakresol  und  enthält  meistens  noch 
höhere  Homologen. 

Über  seine  Prüfung  vergl.  Bd.  II,  S.  778. 

25.  Xaphthole  [C^o  H^ .  OH]. 

a-  und  /9-Naphthol  finden  eine  ausgedehnte  technische vYerwendung. 
Namentlich  ist  das  ^-Naphthol  durch  die  Entdeckung  der  AzofarbstofFe  zu 
einem  außerordentlich  wichtigen  Material  für  die  Farbenindustrie  geworden. 

I.  a-Naphthol.  Bildet  farblose,  bei  94^  schmelzende  Nadeln. 
In  kaltem  Wasser  ist  es  wenig,  in  heißem  etwas  leichter,  in  Alkohol, 
Äther  und  Benzol  sehr  leicht  löslich.  Kaustische  Alkalien  lösen  es 
leicht  und  bilden  damit  kristallinische  Phenolate,  aus  denen  das  Naphthol 
jedoch  schon  durch  Kohlensäure  oder  Salmiak  gefällt  wird. 

Pas  a-Naphthol  läßt  sich  bei  278 — 280^  unter  geringer.  Zersetzung 
destillieren.  Das'  technische  Produkt  stellt  geschmolzene  krjstallinische 
Massen  dar,  deren  Schmelzpunkt  gewöhnlich  etwas  niedriger  ist,  als 
oben  angegeben,  und  die  nicht  frei  yon  y^-Naphthol  sind. 

Für  die  üntersuchimg  gilt  im  allgemeinen  das  unten  beim  ^- 
Naphthol  Gesagte.     (S.  auch  oben  S.  839.) 

Es  findet  hauptsächlich  für  die  Herstellung  des  Binitronaphthols 
und  dessen  Sulfosäuren  und  zur  Darstellung  von  Azofarbstoffen  Ver- 
wendung. 

II.  /9-Naphthol.  Bildet  im  reinen  Zustande  farblose,  bei  128^ 
schmelzende  Blättchen.  Es  siedet  unter  geringer  Zersetzung  bei  285 
bis  290^  und  sublimiert  schon  bei  viel  niedrigerer  Temperatur.  Es  löst 
sich  schwer  in  heißem  Wasser,  leicht  in  Alkohol,  Benzol  und  Äther. 
Gegen  Alkalien  verhält  es  sich  dem  a-Naphthol  analog. 

Das  technische  Produkt  bildet  meistens  fast  farblose,  geschmolzene 
Massen  von  blättrig -krjstallinisch er  Textur  und  ist  in  der  Kegel  yon 
großer  Reinheit. 

Vor  allem  ist  bei  seiner  Untersuchung  auf  den  Schmelzpunkt,  so- 
wie auf  das  äußere  Ansehen  Rücksicht  zu  nehmen.  Es  soll  möglichst 
farblos  sein  und  sich  an  der  Luft  nicht  bräunen.  Außerdem  soll  es  sich 
bis  auf  einen  sehr  geringen  Rückstand  in  yerdünnter  Alkalilauge  zu 
einer  wenig  gefärbten  Flüssigkeit  lösen.    S.  oben  S.  839. 

Auch  ist  auf  einen  Wassergehalt  Rücksicht  zu  nehmen,  der  sich 
am  leichtesten  durch  beginnende  Destillation  einer  größeren  Menge 
quantitativ  feststellen  läßt. 


918  Organische  Farbstoffe. 

Zur  Unterscheidung  vona-  ünd/9-Naphthol  benutzt 
£.  Leger  (Bull.  soc.  chim.  Paris  17,  546)  Natriumhypobromit.  Man 
bereitet  sich  eine  kalt  gesättigte  -wäßrige  Lösung  des  zu  untersuchenden 
Körpers,  indem  man  ihn  in  einem  Mörser  mit  Wasser  zerreibt  und  die 
Emulsion  nach  einigem  Stehen  filtriert.  Die  Hypobromitlösung  wird 
aus  30  ccm  Natronlauge  von  36^  Be.  mit  100  ccm  Wasser  und  5  ccm 
Brom  bereitet.  10  ccm  der  -wäßrigen  NaphthoUösung  werden  mit  einigen 
Tropfen  Hypobromit  versetzt.  In  a-Naphthollösung  entsteht  eine  schmutzig 
violette  Fällung  (die  Reaktion  ist  sehr  empfindlich) ;  in  )9-NaphthollÖ8ung 
nimmt  man  eine  gelbe  Färbung  wahr,  die  nach  und  nach  grünlieh  -wird 
und  wieder  ins  Gelbliche  übergeht;  in  verdünnteren  )9-Naphthoilö8ungen 
verschwindet  die  gelbe  Farbe  bald  beim  Schütteln  (ist  weniger  empfind- 
lich als  die  a-Naphtholreaktion). 

Versetzt  man  die  gesättigte  wäßrige  Lösung  beider  Napbthole  ^mit 
dem  gleichen  Volumen  Wasser  und  2  Tropfen  Hypobromit  und  schüttelt, 
so  tritt  die  y^-Naphtholreaktion  nicht  auf,  wohl  aber  die  a-Naphtholfarbung. 

Auf  diese  Art  läßt  sich  leicht  1  Proz:  a-Naphthol  in  /9-Naphthol 
nachweisen.    Die  Lösungen  müssen  jeweils  frisch  bereitet  werden. 

Nach  Lieb  mann  (Joum.  Soc.  Chem.  Ind.  16,  294)  verfährt  man 
zum  Nachweis  geringer  Mengen  von  a-Naphthol  in  ^-Naphthol 
folgendermaßen. 

Man  löst  0,144  g  in  einem  graduierten  Zylinder  in  5  ccm  reinem 
Alkohol  und  gibt  15  ccm  Toluol  zu;  0,14  g  p-Nitranilin  werden  in  9  ccm 
verdünntem  H  Gl  gelöst,  in  einer  Eältemischung  gekühlt,  mit  1  ccm 
Normalnitritlösung  diazotiert  und  zur  NaphthoUösung  gegossen.  Man 
schüttelt,  gibt  etwas  Wasser  zu,  scheidet  die  beiden  Schichten  im 
Scheidetrichter,  schüttelt  die  Toluollösung  mit  5  ccm  Natronlauge  und 
vergleicht  die  Färbung  mit  der  Farbe  von  Lösungen,  die  aiif  gleidi«m 
Wege  aus  )9-Naphthol  mit  bekanntem  Gehalt  an  a-Naphthol  dargesteUt 
worden  sind.  Die  Lösungen  verändern  ihre  Farbe  beim  Aufbewahren, 
müssen  also  jedesmal  frisch  bereitet  werden.  £s  gelingt,  auf  diesem 
Wege  Gehalte  an  a-Naphthol  bis  herab  zu  0,01  g  zu  bestimmen. 

Zur  Unterscheidung  von  a-  und  ^-Naphthol  wird  nach 
G.  Joris sen  (Chem.-Ztg.  1902,  Rep.  215  (Nr.  23),  Ann.  chim.  anal, 
appliq.  1902,  7,  217)  eine  Probe  des  zu  prüfenden  Naphthols  in  einem 
Reagensglase  mit  2  ccm  einer  Jodjodkaliumlösung  (von  der  Konzentration 
des  allgemein  verwendeten  Alkaloidreagens)  und  einem  Überschuß  einer 
wäßrigen  Natronlauge  versetzt.  j9-Naphthol  gibt  hierbei  eine  nicht  ge- 
färbte, klare  Flüssigkeit,  während  a-Naphthol  eine  stark  violette,  trübe 
Flüssigkeit  liefert.  Enthält  das  /8-Naphthol  a-Naphthol,  so  erhält  man 
nach  Zusatz  des  genannten  Reagens  eine  schwächer  oder  stärker  violett 
gefärbte  Flüssigkeit. 


Naphthole.  919 

Die  acidimetrische  Bestimmung  you  a-  und  )9-Naphthol  nach 
F.  W.  Küster  (Berl.  Ber.  27,  1101)  beruht  auf  der  Bildung  schwer 
löslicher  Pikrinsäureverbindungen. 

Digeriert  man  eines  der  Naphthole  mit  einer  gemessenen  Menge 
einer  bei  Zimmertemperatur  nahezu  gesättigten,  wäfirigen  Pikrinsäure- 
lösung auf  dem  Wasserbade,  so  verschwindet  allmählich  die  fragliche 
Substanz  und  an  ihrer  Stelle  scheidet  sich  fast  immer  so  gut  wie  quan- 
titativ die  äquivalente  Menge  der  molekularen  Pikrinsäure  Verbindung 
ab.  Durch  Titration  mit  '/iq  normalem  Barytwasser  und  Phenolphtalein 
(oder  Lackmoid) .  als  Indikator  läßt  sich  die  Menge  der  Pikrinsäure  in 
der  ursprünglich  angewandten  wäBrigen  Lösung,  wie  auch  in  einem  ali- 
quoten Teile  des  Filtrates  vom  Pikrat  und  aus  den  gefundenen  Werten 
die  Pikrinsäure,  welche  in  den  Niederschlag  übergegangen  ist,  bestimmen: 
Eine  einfache  Multiplikation  mit  dem  fraglichen  Äquivalenzfaktor  gibt 
dann  die  gefundene  Menge  Naphthol. 

Da  das  Digerieren  auf  dem  Wasserbade  in  hermetisch  verschlossenen 
Gefäßen  vorgenommen  werden  muß,  kann  man  auf  folgende  Art  operieren. 
Die    zu   untersuchende    Substanz    kommt    mit    der    abgemessenen 
Pikrinsäurelösung   von    bekanntem  Gehalt  in  eine  Kochflasche,    die    so 
groß  zu  wählen  ist,  daß  sie  bia  zum  Halse  angefüllt  wird.   Bei  der  Be- 
messung der  Pikrinsäurelösung  ist  zu  beachten,  daß  die  für  die  Zinmier- 
temperatur   gesättigte   Lösung    etwa  Y^  normal  ist  und  daß  nach  voll- 
endeter Umsetzung  noch   ein  genügender  Überschuß  von  Pikrinsäure  in 
Lösung  verbleiben  muB,  da  nur  in  diesem  Falle  die  Bildung  der  Mole- 
kularverbindung quantitativ   erfolgt.     Die  Flasche  muß  genügend  stark 
sein,  so  daß  sie  ohne  Gefahr  leer  gepumpt  werden  kann.    Sie  wird  mit 
einem  guten  Kautsdiukpfropfen  gescUossen,  durch  dessen  Durchbohrung 
eine  etwa  7  cm  lange  Röhre  geht,  die  ohne  große  Mühe  verschoben  werden 
kann  und  am  anderen  Ende  zugeschmolzen  ist.     Etwa  1 7,  <^t^  oberhalb 
dieses  Endes  ist  ein  kleines  seitliches  Loch  eingeblasen,  so  daß  die  Flasche 
durch  dieses  hindurch  ausgepumpt  werden  kann,  wenn   die  Röhre  tief 
genug  eingeschoben  ist.    Nach  vollendetem  Evakuieren  zieht  man,  während 
die   Pumpe  noch  wirkt,  die  Röhre  so  weit  empor,  daß  das  zugeschmol- 
zene Ende  mit  der  unteren  Fläche  des  Stopfens  abschneidet,  wodurch  die 
Kommunikation  des  Flascheninnem  mit  der  Umgebung  unterbrochen  wird. 
Paßt  alles  gut  und  hat  man  Stopfen  imd  Röhre  beim  Einsetzen  schwach 
angefeuchtet,  so  hält  die  Flasche  die  Leere  tagelang  unverändert. 

Ist  die  Umsetzung  vollendet,  so  läßt  inan  abkühlen  und  am  besten 
noch  über  Nacht  stehen.  Vor  dem  Öffiien  der  Flasche  läßt  man  durch 
Hinunterschieben  der  Röhre  Luft  eindringen. 

(Da  Pikrinsäure -)9- Naphthol  in  Wasser  löslich  ist,  muß  man  bei 
Berechnung  der  Resultate  berücksichtigen,    daß  aus  je  100  ccm  Pikrin- 


920  OrgftiuBche  Farbstoffe. 

SBurelösung  durchschnittlich  zirka  0,0075  g  y9-Naphthol  nicht  zur  Aus- 
scheidung gelangen.) 

Diese  Methode  ist  auch  für  die  Bestimmung  Ton  Naphthalin  und 
anderer  Kohlenwasserstoffe  geeignet. 

Zur  Titration  des  ^-Naphthols  kann  auch  das  jodometrische  Ver- 
fahren von  J.  Messinger  und  G.  Vortmann  (Ber.  28,  2754;  siehe 
Bd.  II  S.  777)  befolgt  werden.  Da  der  Wirkungswert  des  Jods  gegen 
^-Naphthol-  mit  der  Konzentration  der  NaphthoUösung  wechselt,  so  ist 
die  von  F.  W.  Küster  (Ber.  27,  1905)  aufgestellte  Korrektionstabelle  an- 
zuwenden, mit  Hilfe  deren  man  richtige  Zahlen  erhält. 

Das  /9-Naphthol  wird  in  großer  Menge  für  die  Herstellung  roter 
und  orangegelber  Azofarbstoffe  verwandt. 

Die  Naphthole  werden  durch  Schmelzen  der  korrespondierenden 
Naphthalinsulfosäuren  mit  Natronhydrat  dargestellt. 

Die  beiden  Naphthole  bilden  eine  Reihe  von  Sulfosäuren,  von  denen 
verschiedene  zum  Zwecke  der  Farbstoffabrikation  dargestellt  werden. 
Einzelne  finden  sich  auch  im  Handel. 

(Über  die  Untersuchung  von  Naphtholsulfosäuren  siehe  S.  923.) 

26.   Resorcin  [Cg  H^  (OH),]. 

Das  reine  Resorcin  bildet  farblose  durchsichtige  rhombische  Krjstalle 
vom  Schmelzpunkt  110^.  Es  destilliert  unter  partieller  Zersetzung  bei 
271^,  löst  sich  sehr  leicht  in  Wasser,  Alkohol  und  Äther,  ziemlich 
schwierig  in  heiBem  Benzol.  Seine  wäßrige  Lösung  besitzt  einen  süß- 
lichen Geschmack  und  wird  durch  Eisenchlorid  tief  violett  gefärbt.  Er- 
hitzt man  Resorcin  mit  Phtalsäureanhydrid  bis  gegen  200^,  so  löst  sieb 
die  Schmelze  in  schwacher  Alkalilauge  oder  Ammoniak  mit  prachtvoll 
grüner  Fluoreszenz  (Fluorescem). 

Das  Resorcin  des  Handels  ist  gegenwärtig  ziemlich  rein.  Bildet 
es  eine  wenig  gefärbte,  trockene  Krystallmasse,  welche  sich  an  der 
Luft  nicht  bräunt,  so  ist  dies  die  beste  Garantie  für  seine  Reinheit 
Es  soll  außerdem  den  richtigen  Schmelzpunkt  zeigen,  sich  in  Wasser 
klar  mit  nur  geringes  Färbung  lösen  und  nicht,  oder  doch  nur  schwach, 
nach  Phenol  riechen.  Ein  Wassergehalt  ist  durch  Trocknen  einer  zer- 
riebenen Probe  über  Schwefelsäure  festzustellen.  Es  dient  in  der  Farben- 
technik hauptsächlich  zur  Darstellung  der  Eosinfarbstoffe,  von  Meta- 
midophenolderivaten,  hin  und  wieder  auch  von  Azofarbstoffen. 

Das  Resorcin  entsteht  durch  Schmelzen  der  verschiedenen  Benzol- 
disulfosäuren  mit  Natronhjdrat.  Es  wird  nach  dem  Ansäuern  der 
Schmelze  mit  Äther  oder  Amylalkohol  ausgeschüttelt  und  durch  De- 
stillation im  Vakuum  gereinigt. 


Sulfanils&ure.  921 

27.  Snlfanilsäure  (p-AmidobenzolsuIfosäiire) 

[Ce  H^  .  NH, .  SO3  H]. 

Die  Sulfanilsäure  bildet  das  Zwischenprodukt  bei  der  Darstellung 
Terschiedener  Azofatbstoffe,  so  namentUch  des  Naphtholorange  und  Di- 
phenylaminorange  etc. ;  sie  wird  zur  Herstellung  der  Paraphenjlbydrazii^- 
sulfosäure  verwendet. 

Sie  bildet  im  reinen  Zustande  farblose,  wasserhaltige  Krystalle, 
welche  über  100°  verwittern  und  wasserfrei  werden.  In  kaltem  Wasser 
ist  sie  wenig,  in  heiBem  verhältnismäßig  leicht  löslich.  Mit  Alkalien 
bildet  sie  leicht  lösliche,  gut  krystallisierende  Salze,  welche  durch 
Salzsäure  imd  Schwefelsäure  zersetzt  werden.  Bei  der  Oxydation  mit 
Kaliumbichromat  und  Schwefelsäure  liefert  sie  Chinon. 

Da  die  Sulfanilsäure  eine  ziemlich  starke  Säure  ist,  so  läßt  sich 
ihr  Gehalt  alkalimetrisch  bestimmen.  Dabei  ist  die  häufig  vorkommende 
Verunreinigung  mit  freier  Schwefelsäure  zu  berücksichtigen.  Man  kann 
diese  für  die  Titration  dadurch  unschädlich  machen,  daß  man  die  ab- 
gewogene Substanz  mit  Chlorbaryumlösung  befeuchtet  und  auf  dem 
Wasserbade  die  in  Freiheit  gesetzte  Salzsäure  verjagt.  Man  löst  als- 
dann in  einem  gemessenen  Yolumen  von  überschüssiger  Normallauge  auf 
und  titriert  mit  Vjq  Normalsäure  zurück.  1  ccm  verbrauchter  Normal- 
lauge entspricht  0,173  g  Sulfanilsäure. 

Zuverlässiger  ist  es,  die  Sulfanilsäure  durch  Natriumnitrit  (siehe: 
Natriumnitrit)  zu  titrieren. 

Dabei  ist  ein  etwaiger  Gehalt  an  Anilin  zu  berücksichtigen  und 
vorher,  nach  dem  Übersättigen  mit  Alkali,  durch  Wasserdampf  abzu- 
treiben. 

Die  Bestimmung  der  Parasulfanilsäure  nach  Dr.  K.  Bren- 
zinger  (Zsch.  f.  angew.  Ghem.  1896,  131)  gründet  sich  auf  die  sehr 
leichte  und  glatte  Abspaltbarkeit  der  Sulfogruppe  mittels  Brom.  Diese 
Methode  eignet  sich  zur  Bestimmung  der  Sulfanilsäure  allein  und  zur 
Bestimmung  in  Gemischen  neben  Metanilsäure. 

Bestimmung  reiner  Parasulfanilsäure.  7,0  Mol.  (17,3  g) 
wasserfreie  Sulfanilsäure  wird  im  Liter  gelöst.  Ist  die  Lösung  alkalisch, 
so  säuert  man  schwach  mit  Salzsäure  an.  100  ccm  dieser  Lösung  werden 
so  lange  mit  gesättigtem  Bromwasser  versetzt,  bis  durch  Jodkalium- 
stärkepapier ein  Bromüberschuß  angezeigt  wird,  der  mindestens  15  bis 
20  Minuten  halten  soll.  Nach  20  Minuten  wird  mit  reiner  Sodalösung 
schwach  alkalisch  gemacht;  man  entfernt  auf  diese  Weise  einen  Brom- 
überschuß und  erhält  auch,  namentlich  bei  unreinen  Produkten,  eine 
besser  filtrierende  Flüssigkeit.  Kurzes  Anwärmen  der  alkalischen  Lösung 
erweist  sich   als  zweckmäßig,   ist  aber  nicht  unbedingt  notwendig.     Im 


922  Organische  Farbstoffe. 

Filtrat  wird  die  Schwefelsäure  in  üblicher  Weise  bestimmt.  Es  darf 
jedoch,  namentlich  bei  Anwesenheit  Yon  Metanilsäure,  nur  heiB  gefallt, 
heiß  filtriert  und  heiß  ausgewaschen  werden.  £in  zwei-  bis  dreistündiges 
Stehen  in  der  Wärme  genügt  yöllig. 

Bestimmung  von  Parasulfanilsäure  in  Gegenwart  tod 
Il^etanilsäure  geschieht  genau  wie  bei  der  Parasulfosäure  selbst. 

Enthält  eine  Substanz  nur  Para-  und  Metasäure,  und  sind  keine 
anderen  Verbindungen  zugegen,  auf  welche  Nitrit  einwirken  könnte,  so 
ergibt  die  Biazotierung  die  Summe  beider  Säuren.  Subtrahiert  man 
hiervon  den  mit  Brom  für  die  Parasäure  ermittelten  Wert,  so  erhält 
man  den  genauen  Gehalt  an  Metanilsäure.  Die  Sulfanilsäure  kommt 
gegenwärtig  in  Form  ihres  schön  krjstallisierbaren  Natriumsalzes  in 
den  Handel,  das  der  Formel  CgHeN  SOjNa -4-5H,0  (Mol.  231)  ent- 
spricht. 

Die  Sulfanilsäure  wird  durch  Erhitzen  des  Anilins  mit  der  be- 
rechneten Schwefelsäuremenge  auf  180^  erhalten. 

Die  isomere  Metaamidobenzolsulfosäure  wird  durch  Reduktion  der 
Nitrobenzolsulfosäure  dargestellt  und  findet  ebenfalls  technische  Ver- 
wendung. Sie  unterscheidet  sich  von  der  oben  beschriebenen  Parasäure 
durch  größere  Löslichkeit.  Brom  wandelt  sie  in  Tribomanilinsulfo- 
säure  um. 

Der  Gehalt  des  Rohproduktes  wird  ebenfals  am  besten  durch  die 

■ 

Nitrittitration  festgestellt.    (Siehe  auch  „Organische  Präparate^,  S.  852.'» 

28.   NaphtUcnsäure  [H  SO,  C^o  H«  NH J. 

Die  Sulfosäure  des  a-Naphthylamins  findet  ebenfalls  zur  Darstellung 
von  Azofarbstoffen  starke  Verwendung.  Man  stellt  meistens  das  schön 
krystallisierte  Natriumsalz  dar.  Da  die  Säure  in  Wasser  fast  unlöslich 
ist,  kann  man  durch  Ausfällen  mit  Salzsäure  und  Wägen  des  ausge- 
waschenen Niederschlags  den  Gehalt  des  rohen  Natriumsalzes  ziemlich 
genau  bestimmen. 

Sicherer  ist  aber  auch  hier  die  Titration  mit  Natriunmitrit,  welche 
eventuell  auch  mit  der  ausgefällten  Naphthionsäure  vorgenommen  werden 
kann  und  der  Wägung  vorzuziehen  ist. 

Unverändertes  Naphthylamin  verrät  sich  durch  die  Trübung,  sowie 
durch  den  Geruch  der  alkalischen  Lösung,  sicherer  beim  Ausschütteln 
des  letzteren  mit  Äther. 

Man  stellt  die  Naphthionsäure  durch  Erhitzen  des  a-Naphthylamins 
mit  Schwefelsäure  dar. 

Das  Natriumsalz  der  Naphthionsäure  enthält  4  Moleküle  Krystall- 
wasser  entsprechend  der  Formel :   C,o  Hg  N  SO3  Na  -h  4H,  O. 


Naphthionsftnre.  923 

Für  die  Gehalts-Bestimmung  von  Naphthol-  und  Naph- 
thylaminsulfosäuren  macht  Yaubel  (Chem.-Ztg.  1898,  1265,  1897) 
folgende  Yorschläge. 

Die  bisherigen  Methoden  beruhen  teils  auf  der  Diazotierbarkeit  der 
NHj-Gruppe,  teils  auf  der  Kombinationsfähigkeit  der  Naphtholsulfosäuren. 
Die  Gehaltsbestimmung  der  Naphtholsulfosäuren  ist  etwas  umständ- 
lich und  nicht  allzu  genau.  Zur  Ausführung  derselben  muB  man  erst 
eine  Biazolösung  von  bestimmtem  Gehalte  darstellen,  und  zwar  wendet 
man  hierzu  gewöhnlich  Paratoluidin  oder  Xylidin  an.  Von  '  dieser 
Biazolösung  wird  dann  so  viel  zu  der  je  nach  Umständen  mit  Soda 
oder  Ammoniak  etc.  Tersetzten  Naphtholsulfosäurelösung  zugefügt,  bis 
keine  kombinierbare  Substanz  mehr  vorhanden  ist.  Die  Prüfung  ge- 
schieht in  der  Weise,  ■  daß  von  der  mit  Kochsalz  (zur  Ausi^llung  des 
Farbstoffes)  versetzten  Lösung  eine  kleine  Probe  mittels  eines  Glas- 
stabes auf  Filtrierpapier  gebracht  wird.  An  den  Rand  des  auf  dem 
Papier  sich  ausbreitenden  Tropfens  bringt  man  dann  eine  kleine  Menge 
derselben  oder  einer  anderen  Diazolösung.  Findet  noch  Farbstoffbildung 
statt,  so  muß  weitere  Diazolösung  zugesetzt  werden,  bis  der  Endpunkt 
erreicht  ist. 

Die  Methode  liefert  keine  genauen  Kesultate,  da  durch  das  Aus- 
fällen des  Farbstoffes  mit  Kochsalz  auch  häufig  noch  kleinere  oder 
größere  Mengen  der  Naphtholsulfosäuren  ausgefällt  werden.  Außerdem 
läßt  sich  der  Gehalt  von  schwer  kombinierbaren  Säuren  schlecht  be- 
stimmen, da  hierbei  meist  sehr  konzentrierte  Lösungen  angewendet  werden 
müssen  und  trotzdem  die  Analyse  längere  Zeit  in  Anspruch  ninmit. 

Die  folgende  Methode  gründet  sich  auf  die  Tatsache,  daß  Oxy- 
und  Amidoverbindungen  des  Benzols,  sowie  des  Naphthalins  imstande 
sind,  je  nach  Umständen  ein  oder  mehrere  Atome  Brom  aufzunehmen, 
und  zwar  in  Ortho-  xmd  Parastellung  zur  Hydroxyl-  oder  Amidogruppe, 
falls  sich  nicht  andere  Einflüsse  geltend  machen.  Diese  Eigenschaften 
der  Bromsubstituierung  zeigen  auch  die  Naphthol-  und  Naphthylaminsulfo- 
säuren,  sobald  nicht  die  Sulfogruppe  eine  die  Aufnahme  verhindernde 
Stellung  einnimmt. 

Zur  Ausfahrung  der  Bestimmung  bedient  man  sich  einer  wäßrigen 
Lösung  einer  abgewogenen  Menge  der  unreinen  Sulfosäure,  versetzt  diese 
mit  Bromkalium  und  einer  genügenden  Menge  Schwefelsäure  und  läßt 
so  viel  einer  Kalixmibichromatlösung  von  bestimmtem  Gehalt  zufließen, 
bis  bleibende  Bromreaktion  erfolgt.  Die  Operation  wird  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  ausgeführt.  Die  Sulfosäuren  lassen  sich  nun  hinsicht- 
lich ihrer  Aufiiahmefahigkeit  von  Brom  in  drei  Klassen  einteilen: 

1.  Solche,  welche  meist  nur  ein  Atom  Brom  auftiehmen  und  bei 
denen  die  Endreaktion  deutlich  erkannt  werden  kann; 


924 


Oi^anische  Farbstoffe. 


2.  solche,  welche  mehrere  Atome  Brom  aufnehmen  und  bei  denen 
die  Endreaktion  infolge  der  langsamer  erfolgenden  Aufiiahme  des  zweiten 
und  dritten  Bromatoms  nicht  genügend  leicht  zu  erkennen  ist; 

3.  solche,  welche  unter  oben  erwähnten  Umständen  kein  oder  nur 
sehr  wenig  Brom  aufnehmen. 

Zur  ersten  Klasse  gehören: 

A.    Folgende  a-  und  )9-Naphthylaminsulfosäuren: 

NH,       SO3H 

a)  a-Naphthylaminsulfosäure 

b)  Naphthionsäure       .... 

c)  Dahls  Disulfosäure  II    .     . 

d)  -  -  III  .     . 

e)  a-Naphthylamin-d-disulfosäure 

f)  Amido-R-Säure 

g)  p-Monosulfosäure  (2  Br)  .     . 


SO,H 


2 
2 

1 


2 
4 
4 
4 
4 
3 
5 
NH, 
6 


6 

8 
6 


SO,H 
4 


h)  Naphthjlendiaminmonosulfosäure . 

B.    Folgende  a-  und  )9-Naphtholsulfosäuren: 

OH  SOsH  SO3H  SO3H 

a)  Nevile-Winthersche  Säure     .14          —  — 

b)  a-Naphtholdisulfosäure      ...     I         4           8  — 

c)  Schaff  ersehe  Säure     ....     2         6          —  — 

d)  F-Säure 2         7          —  — 

e)  R-Säure 2        3          6  — 

f)  /9-Naphtholtrisulfosäure    ...     2         3           6  8 

(Bei  mehreren  dieser  Säuren,    wie   1,  4,  8  und  2,  3,  6,  8  erfolgt 
die  Bromau&iahme  ziemlich  langsam.) 

Zur  zweiten  Klasse  gehören: 

A.  Folgende  a-  und  /^-Naphthvlaminsulfosäuren: 

NH,  SO3  H  SO,  H 

a)  a-Naphthylaminsulfosäure  (3  Br)      .     .     1         7  — 

b)  a-Naphthylaminmonosulfosäure  S  (2  Br)     18  — 

c)  a-Naphthylamin-yS-disulfosäure  (2  Br)  .13  7 

d)  a-NaphthylamindisulfosäureKalle(2Br)     12  7 

e)  Brönnersche  Säure  (3  Br)     ....     2         6  — 

f)  )8-Naphthylamin-^-mono8ulfo8äureI(3Br)  2         7  — 

B.  Folgende  Naphtholsulfosäure: 


a-Naphtholmonosulfosäure  S 


OH 
1 


SO3H 

8 


SO,H 


Benzylchlorid.  925 

Zur  dritten  Klasse  gehören: 

A.  Folgende  yS-Naphthylaminsulfosäuren : 

NHj,     SOjH     SO3H 

a)  y^-Naphthylamin-a-monosulfosäure     .2  8  — 

b)  Amido-G-säure 2  6  8 

B.  Die  entsprechenden  Naphtholsulfosäuren : 

OH     SO3H     SO3H 

a)  Groceinsulfosäure 2  8  — 

b)  G-Säure 2  6  8 

Läßt  man  auf  diese  letzteren  2  .  8-  und  2.6.  8 -Derivate  dagegen 
Brom  in  der  Hitze  einwirken,  so  ist  die  Bromanfnahme  derart,  daB 
diese  Eigenschaft  zur  Gehaltsbestimmung  auch  dieser  Säuren  verwendet 
werden  kann.  Bei  65 — 75°  nehmen  dieselben  glatt  ein  Atom  Brom  auf, 
ohne  daß  erhebliche,  d.  h.  für  die  Analyse  zu  beachtende  Mengen  Brom 
entweichen.  Die  Temperatur  soll  nicht  viel  unter  65®  C.  herabgehen, 
da  sonst  die  Endreaktion  schwer  erkennbar  ist. 

In  Gemischen  solcher  Säuren  mit  den  entsprechenden  2^  6  bezw. 
2.3. 6 -Derivaten  läßt  sich  jedoch  die  Bestimmimg  nicht  derart  vor- 
nehmen, daß  man  erst  bei  gewöhnlicher  Temperatur  die  Seh  äff  er-  und 
R- Säuren  bestimmt,  dann  nach  Eintreten  der  Endreaktion  erwärmt  imd 
nun  den  Gehalt  an  2  .  8-  und  2  .  6  .  8-Sulfosäure  ermittelt,  weil  durch 
die  anwesende  G-Säure  bezw.  Groceinsulfosäure  die  Erkennung  der  End- 
reaktion erschwert  wird. 

Man  kann  aber  zur  Untersuchung  solcher  Gemische  den  Gesamt- 
gehalt an  Sulfosäure  durch  Bromieren  in  der  Hitze,  den  an  R- Säure 
bezw.  Seh  äffe  r- Säure  durch  Kombinieren  mit  Diazoverbindungen  er- 
mitteln. 

29.   Benzylchlorid  [Cg  H5 .  GH,  Gl]. 

Das  Benzylchlorid  bildet  im  reinen  Zustande  eine  farblose,  bei 
176^  siedende  Flüssigkeit  von  scharfem,  zu  Tränen  reizendem  Geruch. 
Da  das  Ghloratom  des  Benzylchlorids  sich  an  dem  Kohlenstoff  der  Methyl- 
gruppe befindet,  so  nähert  sich  dieses  in  seinem  Gharakter  den  Alkyl- 
chlorüren  der  Fettreihe  und  vermag  sein  Ghlor  leicht  gegen  andere 
Atomgruppen  auszutauschen.  Auf  diesem  Verhalten  beruht  seine  An- 
wendung für  die  Darstellung  von  Benzylderivaten,  vor  allem  der  benzy- 
lierten  Methylviolette. 

Die  Beschaffenheit  des  technischen  Benzylchlorids  hat  sich  im 
Laufe  der  Zeit  erheblich  gebessert.  Man  verlangt  von  demselben,  daß 
es   farblos  ist,  ein  spez.  Gewicht  von  1,106 — 1,110  besitzt  und  zwischen 


926  Organische  Farbstoffe. 

174  und  179°  zu  etwa  96  Proz.  überdestilliert.    Salzsäiiredämpfe  dürfen 
dabei  nicht  auftreten. 

Das  Benzylchlorid  wird  durch  Einwirkung  von  Chlor  auf  siedendes 
Toluol  dargestellt.  Man  leitet  das  gasförmige  Chlor  gewöhnlich  so  lange 
ein,  bis  das  Produkt  die  durch  die  Theorie  bedingte  Gewichtszunahme 
erlitten  hat. 

30.  Bensalchlorid  (BenzylencUorid)  [C«  H5 .  CH  Cl J. 

Das  reine  Benzalchlorid  bildet  eine  farblose,  bei  206°  siedende 
Flüssigkeit  yon  scharfem  Geruch.  Technisches  Benzalchlorid,  welches 
zur  Darstellung  von  Bittermandelöl,  Benzoesäure  imd  Zimtsäure  dient, 
läßt  bis  jetzt  an  Reinheit  sehr  viel  zu  wünschen  übrig.  Man  kann  sich 
begnügen,  wenn  dasselbe  annähernd  den  obigen  Siedepunkt  und  einen 
seiner  Formel  nahe  kommenden  Chlorgehalt  zeigt. 

Es  wird  analog  dem  Benzylchlorid  durch  weitergehende  Chlorierung 
des  Toluols  dargestellt. 

31.  BenzotricUorid  (Phenylchloroform)  [C«  H5  CCIJ. 

Im  reinen  Zustande  eine  farblose,  bei  213 — 214°  siedende  Flüssig- 
keit. Das  Benzotrichlorid  hat  Yorübergehend  eine  Rolle  in  der  Farben- 
chemie gespielt,  weil  es  das  erste  Ausgangsmaterial  zur  Darstellung  des 
Malachitgrüns  bildete. 

.  Von  den  technischen  Produkten  gilt  dasselbe,  was  yom  Benzjl-  und 
Benzalchlorid  gesagt  wurde.  Hauptsächlich  ist  es  nicht  frei  von  im 
Benzol  kern  chlorierten  Prodrukten  zu  erhalten. 

Die  Darstellung  des  Benzotrichlorids  ist  der  des  Benzyl-  und 
Benzalchlorids  analog.  Die  Chlorierung  wird  hier  noch  länger  fort- 
gesetzt, als  bei  letzterem,  und  das  Produkt  schließlich  im  Vakuum 
rektifiziert. 

32.  BenMldehyd  (Bittermandelöl)  [CeH^COH]. 

Der  Benzaldehyd  bildet  im  reinen  Zustande  eine  stark  licht- 
brechende Flüssigkeit  yon  1,0504  spez.  Gewicht  und  einem  Siedepunkt 
von  180°,  welche  sich  nicht  mit  Wasser,  aber  in  jedem  Verhältnis  mit 
Alkohol  und  Äther  mischt.  Er  zeigt  den  allgemeinen  Charakter  der 
Aldehyde:  An  der  Luft  oxydiert  er  sich  ziemlich  schnell  zur  Benzoesäure, 
mit  saurem  schwefligsauren  Natron  verbindet  er  sich  zu  einer  krjstalli- 
nischen,  in  Wasser  leicht  löslichen  Verbindimg.  Darch  Wasserstoff  im 
Status  nascens  wird  er  in  Benzylalkohol  übergeführt  Beim  Erhitzen 
mit  alkoholischer  Kalilauge  liefert  er  Benzylalkohol  und  Benzoesäure. 


Benzaldehyd.    Benzoesäure.  927 

Der  Benzaldehyd  wird  gegenwärtig  in  großem  Maßstabe  für  die 
Herstellung  yon  grünen  Farbstoffen  fabriziert  und  kommt  in  ziemlicher 
Reinheit  in  den  Handel.  Für  seine  Untersuchung  bietet  die  Bestimmung 
des  Siedepunktes  und  des  spez.  Gewichts  einen  Anhalt;  diese  sind 
jedoch  dafür  keineswegs  ausreichend.  Vor  allem  werden  diese  Kriterien 
durch  die  stets  sich  bildende  Benzoesäure  beeinflußt.  Um.  die  Bildung 
dieser  bei  der  Destillation  zu  verhindern,  sollte  man  diese  stets  in 
einem  Strom  von  Kohlensäure  oder  Wasserstoff  vornehmen. 

Benzaldehyd  soll  farblos  sein,  ein  spez.  Gewicht  von  1,052 — 1,055 
besitzen  und  zwischen  176  und  180®  im  Wasserstoffstrom  vollständig 
überdestillieren. 

Mit  konzentrierter  Schwefelsäure  muß  er  sich  klar  und  ohne  starke 
Bräunung  mischen  und  in  einer  Lösung  von  AmmoniumbisuMt  ohne 
Hinterlassung  von  Öltröpfchen  löslich  sein. 

Zur  Bestimmung  allfällig  vorhandener  Benzoesäure  werden  50  ccm 
des  zu  prüfenden  Benzaldehydes  mit  10  ccm  N.-Natronlauge  und  Wasser 
und  Phenolphtalein  als  Indikator  geschüttelt  und  die  unverbrauchten 
Laugenmengen  mit  Normalsäure  zurücktitriert.  1  ccm  Normallauge  ent- 
spricht 0,122  g  CeHs  COOK. 

Der  Benzaldehyd  wird  durch  Behandlung  von  Benzalchlorid  mit 
kohlensaurem  Kalk  oder  Natron  und  Wasser  dargestellt.  (Siehe  auch 
Artikel  „Organische  Präparate",  S.  807.) 

83.  Benzoesäure  [Ce  H5  COOH]. 

Die  Benzoesäure  bildet  im  reinen  Zustande  farblose,  dünne  Nadeln 
and  Blättchen  von  schwachem  eigentümlichen  Geruch.  Sie  schmilzt 
bei  120^  und  siedet  bei  250^,  sublimiert  jedoch  schon  unterhalb  der 
Temperatur  des  Wasserbades.  Sie  löst  sich  schwierig  in  kaltem,  leichter 
in  heißem  Wasser,  sehr  leicht  in  Alkohol  und  Äther.  Ihre  Salze  sind 
meist  in  Wasser  sehr  leicht  löslich.  Aus  einer  neutralen  Eisenchloridlösung 
fallen  sie  Eisenbenzoat  in  Form  eines  rötlichen  Niederschlages. 

Die  Benzoesäure  findet  in  der  Farbenindustrie  für  die  Darstellung 
des  Ainilinblaus,  von  Nitro-  bezw.  Amidobenzoesäure  Verwendung. 

Die  Benzoesäure  des  Handels  soll  farblos  und  ohne  Rückstand 
flüchtig  sein,  den  richtigen  Schmelzpunkt  zeigen  und  sich  klar  in  ver- 
dünntem Ammoniak,  in  Benzol  und  Äther  lösen. 

£in  chlorhaltiges  Produkt  ist  unbedingt  zu  verwerfen. 
Da  die  Benzoesäure  deutlich  auf  Lackmus  reagiert,  so  läßt  sie  sich 
acidimetrisch   mit   Normalnatronlauge   titrieren.     Wegen   ihrer   geringen 
Wasserlöslichkeit  empfiehlt  es  sich  dabei,  sie  zuerst  in  einem  Überschusse 
der  Liauge  zu  lösen  und  dann  mit  Yio  ^0^^°^^^^^^^^  zurückzutitrieren. 


928  Organische  Farbstoffe. 

Da  in  der  käuflichen  Benzoesäure  manchmal  Verunreinigungen  vor- 
kommen, welche  sich  der  analytischen  Untersuchung  entziehen,  auf  den 
BlaubildungsprozeB  aber  häufig  störend  wirken,  so  ist  schlieBlich  ein 
diesbezüglicher  Versuch  über  ihre  Brauchbarkeit  entscheidend  (s.  auch 
„Organische  Präparate",  S.  810). 

84.  Salizylsänre  [Cg  H^ .  OH  .  COOH]. 

Die  Salizylsäure  findet  ziemlich  starke  Verwendung  zur  Darstellung 
von  Azofarbstoffen. 

Die  reine  Säure  bildet  färb-  und  geruchlose,  bei  156^  schmelzende 
Nadeln. 

Sie  löst  sich  wenig  in  kaltem  (etwa  1 :  500  bei  15^)  Wasser,  leichter 
in  siedendem  Wasser  (ca.  1 :  13).  Ihre  wäfirige  Lösung  wird  durch 
EiBenchlorid  violett  gefärbt. 

Die  zu  medizinischen  Zwecken  benutzte  Salizylsäure  ist  nahezu 
chemisch  rein. 

Für  die  Farbenindustrie  kommt  meistens  eine  weniger  reine  Säure 
in  den  Handel.  Diese  soll  möglichst  weiB  sein  und  nicht  stark  nach 
Phenol  riechen. 

Da  die  Salizylsäure  sich  bei  der  alkalimetrischen  Titration  wie 
eine  einbasische  Säure  verhält  (die  zweibasischen  Salze  reagieren  alkalisch), 
so  kann  ihr  Gehalt  durch  diese  bestimmt  werden.  Auf  einen  Aschengehalt 
ist  ebenfalls  Rücksicht  zu  nehmen. 

Die  Salizylsäure  wird  nach  dem  Kolbe- Schmitt  sehen  Verfahren 
durch  Einwirkung  von  Kohlensäure  auf  Phenolnatrium  dargestellt  (s.  auch 
„Organische  Präparate",  S.  848). 

85.  GaUuBSänre  [Cg  H,  (0H)3  COOH]. 

Die  Gallussäure,  obwohl  kein  Produkt  des  Steinkohlenteers,  ist  als 
Trioxybenzoesäure  aufzufassen  und  kann  daher  am  besten  hier  abgehandelt 
werden.  Sie  findet  gegenwärtig  vielfache  Verwendung  in  der  Farben- 
industrie, so  zur  Darstellung  des  Gallocyanins  (und  analoger  Farbstoffe), 
des  Galloflavins  und  des  Anthragallols. 

Sie  bildet  im  reinen  Zustande  farblose  Nadeln,  welche  1  Mol. 
Wasser  enthalten. 

Die  wasserfreie  Säure  schmilzt  bei  etwa  220^.  Fisenchlorid  erzeugt 
in  ihrer  Lösung  einen  blauschwarzen  Niederschlag. 

Da  sich  ihre  alkalische  Lösung  an  der  Luft  schnell  braun  färbt 
so  kann  ihr  Gehalt  nicht  alkalimetrisch  bestimmt  werden.  Für  ihre  Be- 
schaffenheit ist  daher  äufieres  Ansehen,  ein  etwaiger  Aschengehalt  etc. 
maßgebend.    (Vergl.  S.  825.) 


Phtals&ure  und  Phtab&ureanhydrid.  929 

Die  Gallussäure  wird  aus  Tannin  und  yerschiedenen  anderen  Gerb- 
säuren durch  Kochen  mit  yerdünnten  Säuren  oder  durch  eine  eigen- 
tümliche Gärung  dargestellt. 

Das  Ta/nfn4n  (Galläpfelgerbsäure),  ein  Anhydrid  der  Gallussäure, 
findet  ausgedehnte  Anwendung  in  der  Färberei  und  Zeugdruckerei, 
namentlich  als  Beize  für  die  basischen  Farbstoffe.  Von  den  yielen  zu 
seiner  Untersuchung  vorgeschlagenen  Methoden  ist  hier  nur  eine  aus- 
schlaggebend, nämlich  Probefärben  und  Probedrucken  mit  der  zu  unter- 
suchenden Ware    im  Vergleich  mit  Produkten  Yon  bekannter  Qualität. 

Das  Tannin  bildet  ein  schwach  gelblich  gefärbtes,  amorphes  Pulyer. 
£s  soll  sich  in  Wasser  ziemlich  leicht  zu  einer  wenig  gefärbten  Lösung 
auflösen.  Kommt  auch  als  sog.  „krystallisiertes  Tannin^,  „Nadeltannin*', 
in  den  Handel.  (Siehe  „IJntersuchimg  gerbsäurehaltiger  Pflanzenstoffe^, 
Bd.  III,  S.  702.) 

Nachweis  von  Gallusgerbsäure  auf  der  Faser  s.  A.Menzer,  Färber- 
Zeitung  1908,  435. 


36.  Phtalsäure  [CeH4(C00H)J  nnd  Phtalsäureanhydrid  [CeH^.CaO,]. 

Die  Phtalsäure  bildet  im  reinen  Zustande  farblose  Blättchen  oder 
dicke  Prismen,  welche  bei  213^  schmelzen.  Sie  ist  in  kaltem  Wasser 
schwierig,  in  heiBem  Wasser,  Alkohol  und  Äther  leicht  löslich.  Beim 
Erhitzen  auf  ca.  130^  zerfällt  sie  allmählich  in  Phtalsäureanhydrid  und 
Wasser^).  Das  Anhydrid  bildet  lange  farblose  Nadeln,  von  schwachem 
•eigentümlichen  Geruch.  Es  schmilzt  bei  128^  und  siedet  bei  277^, 
fiublimiert  jedoch  schon  unterhalb  seines  Schmelzpunktes.  In  heißem 
Wasser  löst  es  sich  unter  Übergang  in  das  Säurehydrat. 

In  der  Technik  versteht  man  unter  „Phtalsäure^  stets  das  Phtal- 
säureanhydrid, welches  in  sublimiertem  Zustande  in  den  Handel  konmit 
und  für  die  Darstellung  der  Phtaleine  (Eosine,  Rhodamine,  Galleine  etc.) 
•eine  wichtige  Rolle  spielt.  Bildet  das  käufliche  Phtalsäureanhydrid 
farblose  Nadeln,  die  den  richtigen  Schmelzpunkt  zeigen,  in  Benzol  lös- 
lich sind  und  sich  ohne  Rückstand  verflüchtigen,  so  kann  man  dasselbe 
als  genügend  rein  betrachten. 

Die  Phtalsäure  wird  durch  Oxydation  von  Chlorderivaten  des 
Naphthalins,  namentlich  von  Naphthalintetrachlorid  mit  Salpetersätire 
oder  chromsaurem  Kali,  neuerdings  durch  Oxydation  von  Naphthalin  mit 
■Schwefelsäure  in  Gegenwart  von  Quecksilbersulfat  dargestellt.     Aus  der 


')  In  der  Literatur  findet  sich  meist  die  irrtümliche  Angabe,  daß  die 
Anhydridbildang  erst  über  200^  vor  sich  gehe.  Richtige  Angaben  finden  sich  in: 
K  o  1  b  e ,  Org.  Chem. 

Untersuchung^en.   5.  Aufl.   III.  59 


930  OrgaDische  Farbstoffe. 

rohen  Phtalsäure   wird   durch  Sublimation    das  Phtalsäureanhydrid   ge- 
wonnen (s.  auch  Kapitel  „Org.  Präparate",  S.  843). 

Aus  gechlorten  Naphthalinchloriden  wird  Dichlorphtalsäure,  durch 
Erhitzen  Ton  Phtalsäureanhydrid  mit  Antimonpentachlorid  im  Chlor- 
strome Tetrachlorphtalsäure  gewonnen.  Biese  Säuren  dienen  ebenfalls 
zur  Barstellung  von  Eosinfarbstofifen.  Bichlorphtalsäure  schmilzt  bei 
183—1850,  Tetrachlorphtalsäure  bei  250^  unter  Anhydridbildung. 

37.    Anthrachinon  [Ci^HgO,]. 

Bas  reine  Anthrachinon  bildet  glänzende,  hellgelbe  Nadeln  vom 
Schmelzpunkt  277 o.  Es  sublimiert  bei  wenig  höherer  Temperatur  und 
siedet  über  382^.  Es  ist  unlöslich  in  Wasser,  wenig  löslich  in  Äther, 
Alkohol  und  kaltem  Benzol,  leichter  in  heißem  Benzol,  ziemlich  leicht 
in  heißem  Eisessig.  Es  löst  sich  femer  unverändert  in  heißer  Salpeter- 
säure von  1,4  spez.  Gew.,  sowie  in  konzentrierter  Schwefelsäure.  Burch 
Erhitzen  mit  Zinkstaub,  sowie  mit  konz.  JodwasserstoflPsäure  wird  es  in 
Anthracen  verwandelt.  Erhitzt  man  Anthrachinon  mit  alkoholischer 
Alkalilauge  und  Zinkstaub  oder  Natrium amalgam,  so  färbt  sich  die 
Lösung  rotviolett,  wird  jedoch  an  der  Luft  schnell  wieder  farblos. 
Wendet  man  völlig  absoluten  Alkohol  an,  so  ist  die  entstehende  Färbung 
grün,  die  geringste  Spur  Wasser  ändert  sie  jedoch  in  Violett  um. 

Bas  Anthrachinon  ist  das  erste  Zwischenprodukt  i^  die  Über- 
führung des  Anthracens  in  Alizarin.  Es  kommt  selten  in  den  Handel, 
sondern  wird  in  den  Alizarinfabriken  selbst  dargestellt.  Gegenwärtig 
verwendet  man  allgemein  sublimiertes  Anthrachinon,  dessen  Reingehalt 
meistens  zwischen  98  und  99  Proz.  schwankt. 

Zur  Untersuchung  des  Anthrachinons  auf  seine  Prozentig- 
keit  kann  man  das  Lucksche  Verfahren  anwenden  (vergl.  Bd.  II  S.  764). 
Babei  werden  die  Verunreinigungen  durch  weitere  Oxydation  zerstört, 
resp.  in  alkalilösliche  Verbindungen  übergeführt. 

H.  Basset  (Chem.  News  73,  178)  macht  den  Vorschlag,  das  Anthra- 
chinon einige  Zeit  mit  Chromsäurelösung  und  Salpetersäure  zu  kochen; 
reines  Anthrachinon  soll  hierdurch  keinen  weiteren  Verlust  erleiden,  wohl 
aber  das  aus  technischen  Anthracenen  erhaltene  (2  Proz.  und  mehr). 
Fernere  Anhalte  geben:  der  Schmelzpunkt,  das  äußere  Ansehen,  sowie 
die  vollständige  Flüchtigkeit. 

Bas  Anthrachinon  wird  durch  Behandlung  des  Anthracens  mit 
einem  Gemisch  von  Kalium-  oder  Natriumbichromat  und  verdünnter 
Schwefelsäure  dargestellt.  Bas  Rohprodukt  wird  durch  Lösen  in  warmer 
Schwefelsäure,  Fällen  mit  Wasser  und  schließliche  Sublimation  mit 
Wasserdampf  gereinigt. 


Methylalkohol. 


931 


B.  8oii«tl|;e  Bohprodnkte. 

1.  Methylalkohol  (Holzgeist)  [CH3 .  OH]. 

Der  Methylalkohol  bildet  im  reinen  Zustande  eine  leichtbewegliche, 
farblose  Flüssigkeit  Yon  eigentümlich  alkoholischem  Geruch  imd  brennendem 
Geschmack,  welche  mit  Wasser,  Äther  und  Alkohol  in  jedem  Verhältnis 
mischbar  ist.  Der  Siedepunkt  liegt  bei  66 — 67°.  Das  spez.  Gew.  ist 
0,798  bei  0°.  Mit  Chlorcalcium,  sowie  mit  wasserfreiem  Baryt  bildet 
er  krystallisierende ,  durch  Wasser  zersetzbare  Verbindungen,  in  denen 
er  die  Rolle  des  Krystallwassers  zu  spielen  scheint. 

Der  Methylalkohol  dient  in  der  Farbenindustrie  zur  Darstellung 
des  Dimethylanilins,  des  Formaldehyds,  sowie  des  zu  verschiedenen 
Zwecken  verwandten  Chlor-,  Brom-  und  Jodmethyls.  Da  es  namentlich 
für  den  ersteren  Zweck  auf  große  Reinheit  desselben  ankommt,  so  ist  seine 
Untersuchung  von  der  größten  Wichtigkeit.  Für  diese  bieten  der  Siede- 
punkt und  das  spez.  Gew.  einigen  Anhalt,  doch  genügen  diese  Kriterien 
durchaus  nicht,  da  namentlich  das  Aceton,  eine  gewöhnliche  Verunreinigung 
des  Holzgeistes,  demselben  in  diesen  Eigenschaften  sehr  nahe  kommt. 

Für  das  spez.  Gew.  von  Gemischen  des  reinen  Methylalkohols  mit 
Wasser  gibt  H.  Deville  die  folgende  Tabelle. 


Spez.  Gew. 
bei  4-9° 


0-9867 

0-9751 
0-9709 
0-9576 
0-9429 
0-9282 


Methylalkohol- 
prozente 


5 
10 
20 

do 

40 
50 


spez.  Qew. 

Methylalkohol- 

bei 4- 9» 

prozente 

0-9072 

60 

0-8873 

70 

0-8619 

80 

0-8371 

90 

0-8070 

100 

Das  von  Deville  angegebene  spez.  Gew.  des  reinen  Methylalkohols, 
0,8070  bei  9^,  weicht  übrigens  von  der  sonst  angegebenen  Zahl  0,798 
bei  0*^  ziemlich  stark  ab.    Vergl.  auch  S.  951  u.  952. 

Für  die  quantitative  Bestimmung  des  Methylalkohols  hat 
Kr  eil  (Ber.  1873,  6,  1310)  eine  sehr  brauchbare  Methode  angegeben, 
die  von  Grodzky  u.  Eraemer  (Ber.  1874,  7,  1492)  genauer  ausgearbeitet 
worden  ist.  Diese  beruht  auf  der  Tatsache,  daß  Methylalkohol  bei  Ein- 
wirkung von  Phosphorbijodid  quantitativ  in  Jodmethyl  übergeführt  wird, 
svährend  seine  Verunreinigungen  anders  reagieren  (s.  Artikel  „Organisehe 
Präparate^,  S.  834,  femer  F.  Zetsche,  Pharm.  Centralh.  44,  505;  Chem. 
Zentrolhh  1903,  II,  686.  W.  Vaubel  und  0.  Scheuer,  Zsch.  angew. 
Jhem.    1905,  214;  G.  Keppeler,  Zsch.  angew.  Chem.  1905,  464). 

59* 


932  Organische  Farbstoffe. 

2.  GUormethyl  [GH,  Gl]. 

Das  Ghlormethyl  bildet  unter  gewöhnlichen  Temperatur-  und  Druck- 
Verhältnissen  ein  farbloses,  angenehm  ätherisch  riechendes  Gas,  welches 
mit  grüngesäumter  Flamme  brennt.  Es  kondensiert  sich,  unter  gewöhn- 
lichem Druck  bei  —  22°  oder  bei  gewöhnlicher  Lufttemperatur  unter 
einem  Druck  Ton  etwa  5  Atmosphären  zu  einer  farblosen,  leicht  beweg- 
lichen Flüssigkeit.  Das  Ghlormethyl  wird  wenig  von  Wasser,  dagegen 
sehr  leicht  von  Methyl-  und  Äthylalkohol  absorbiert.  Es  kommt  gegen- 
wärtig im  durch  Druck  verflüssigten  Zustande  in  großen  kupfernen  oder 
eisernen  Zylindern  in  den  Handel  und  wird  sowohl  zur  Methylierung 
Ton  Anilin,  als  auch  zur  Überführung  des  Methylvioletts  in  Methylgrün 
und  zu  anderen  Zwecken  verwandt.  Das  Handelsprodukt  ist  gewöhn- 
lich fast  vollkommen  rein.  Es  soll  sich  im  offenen  Gefäß  rasch  und 
vollkommen  ohne   Zurücklassung  übelriechender  Produkte  verflüchtigen. 

3.  Brommediyl  [GH,  Br]. 

Wird  in  einzelnen  Fällen  an  Stelle  des  Vorigen  zu  Methylienmgs- 
zwecken  verwendet  und  dann  in  der  Regel  durch  Erwärmen  von  Brom- 
natrium mit  Holzgeist  und  Schwefelsäure  dargestellt. 

Es  bildet  eine  farblose,  leicht  bewegliche  Flüssigkeit  von  angenehm 
ätherischem,  etwas  an  Ghloroform  erinnerndem  Geruch  und  brennendem 
Geschmack,  die  bei  4,5°  siedet  und  bei  0°  das  spez.  Gewicht  1,732 
besitzt.  Im  offenen  Gefäß  soll  es  rasch  und  ohne  Rückstand  verdunsten. 
Seiner  Giftigkeit  wegen  ist  bei  dessen  Verwendung  größte  Sorgfalt 
geboten. 

4.  Jodmethyl  [GHgJ]. 

Das  Jodmethyl  bildet  eine  farblose,  bei  44°  siedende  Flüssigkeit 
von  2,199  spez.  Gewicht  bei  0^,  welche  sich  am  Licht  allmählich  braun 
färbt.  Es  besitzt  einen  angenehm  ätherischen,  dem  Ghloroform  ähn- 
lichen Geruch.  Das  Jodmethyl,  welches  früher  eins  der  wichtigsten 
Produkte  für  die  Farbenindustrie  war  und  namentlich  zur  Darstellung 
von  Jodgrün  und  Jodviolett  diente,  findet  jetzt  nur  noch  sehr  beschränkte 
Verwendung. 

Bei  einer  Prüfung  auf  seine  Reinheit  ist  namentlich  auf  den 
Siedepunkt  Rücksicht  zu  nehmen.  Ist  ein  Jodmethyl  auffallend  farblos 
und  färbt  sich  auch  bei  längerem  Stehen* am  Lichte  nicht,  so  ist  es  ge- 
wöhnlich phosphorhaltig.  Noch  sicherer  kann  man  auf  einen  Phosphor- 
gehalt schließen,  wenn  es  durch  eine  Spur  hinzugefügten  Jods  nicht 
gelbbraun  gefärbt  wird.    Auch  finden  sich  öfter  Spuren  von  Schwefel- 


Brom-,  Jodäthyl.    Essigsäure.  933 

Verbindungen  darin,  die  sich  durch  einen  unangenehm  lauchartigen 
Geruch  yerraten.  Ist  seiner  giftigen  Eigenschaften  wegen  namentlich 
im  Dampfzustande  mit  Vorsicht  zu  handhaben. 

5.  Bromäthyl  [C,  H^  ßr]. 

Bildet  eine  leicht  bewegliche,  farblose,  bei  38,8"  siedende  Flüssig- 
keit Ton  angenehm  ätherischem  Geruch  und  einem  spez.  Gewicht  Yon 
1,47.  Für  seine  Untersuchung  sind  das  spez.  Gewicht  und  der  Siede- 
punkt hauptsächlich  maßgebend. 

Als  Yerunreinigungen  kommen  zuweilen  Bromal  und  Bromo- 
form  Yor,  welche  jedoch  durch  ihren  höheren  Siedepunkt  leicht  nach- 
zuweisen sind.  Schwefelverb  in  düngen  lassen  sich  durch  den  Geruch 
erkennen.  Eine  Beimengimg  Ton  Äther  läßt  sich  daraus  durch  Schütteln 
mit  konz.  Schwefelsäure  entfernen.  Man  stellt  das  Bromäthyl  am 
leichtesten  durch  Destillation  Ton  Bronmatrium  oder  Bromeisen  mit 
Alkohol  und  Schwefelsäure  dar  (s.  Artikel  „Organ.  Präparate^,  S.  803). 

6.  Jodäthyl  [C,  H^  J]. 

Farblose,  am  Licht  sich  bräunende  Flüssigkeit  von  chloroform- 
ähnlichem Geruch.  Siedepunkt  72",  spez.  Gewicht  1,975  bei  0".  Das 
Jodäthyl  wird  nur  noch  selten  angewandt,  da  das  früher  damit  dar- 
gestellte Hof  mann  sehe  Violett  durch  das  Methylyiolett  verdrängt  ist, 
und  man  sich  zu  anderen  Äthylierungen  vorzugsweise  des  billigeren 
Bromäthyls  oder  Chloräthyls  bedient.  Für  seine  Untersuchung  gilt  das 
beim  Jodmethyl  Gesagte. 

7.  Essigsäure  [CH3 .  CO  OH]. 

Die  reine  Essigsäure  bildet  eine  wasserhelle,  stark  saure  Flüssig- 
keit vom  spez.  Gewicht  1,0553  bei  15®.  Sie  siedet  bei  118®.  In  nie- 
driger Temperatur  erstarrt  sie  zu  blättrigen  Krystallen  vom  Schmelz- 
punkt 17®.  Das  spez.  Gewicht  nimmt  beim  Verdünnen  mit  Wasser 
anfangs  zu,  bis  es  bei  80-proz.  Säure  mit  1,075  bei  15®  sein  Maximum 
erreicht,  gejbit  alsdann  aber  bei  weiterem  Verdünnen  wieder  herunter. 
Eine  ausführlichere  Tabelle  für  die  Berechnung  des  Gehaltes  einer 
wasserhaltigen  Essigsäure  aus  dem  spez.  Gewicht  s.  S.  822. 

Rüdorff  empfiehlt,  den  Gehalt  stärkerer  Essigsäuren  aus  dem 
Erstarrungspunkte  zu  berechnen,  und  gibt  dafür  umstehende  Tabelle. 

In  der  Farbentechnik  kommt  sowohl  der  sogenannte  Eisessig  (eine 
Säure  von  95  —  99  Proz.)  als  auch  eine  verdünntere 'Essigsäure  von  35 
bis    50  Proz.    zur  Verwendung.      Für    die  "Wertbestimmung   ist    das 


934 


Organische  Farbstoffe. 


Titrieren  mit  Normalnatronlauge  unter  Anwendung  Yon  Phenolphtalein 
als  Indikator  stets  die  sicherste  Methode. 

Die  rohe  Essigsäure  enthält  meist  empyreumatische  Bestandteile, 
welche  sich  nach  dem  Yerdünnen,  oder  noch  besser  nach  dem  Neutrali- 
sieren, durch  den  Geruch  wahrnehmen  lassen.  Man  pflegt  an  die  Ter- 
dünntere  Säure  in  dieser  Hinsicht  keine  zu  hohen  Anforderungen  zu 
stellen.  50  ccm,  auf  dem  Sandbade  innerhalb  1 7»  Stunden  zur  Trockne 
yerdampfb,  dürfen  nur  ganz  wenig  Rückstand  hinterlassen. 

Größere  Reinheit  verlangt  man  gewöhnlich  vom  Eisessig.  Dieser 
darf  nach  dem  Neutralisieren  nicht,  oder  doch  nur  wenig  brenzlich 
riechen  und,  mit  einigen  Tropfen  Kaliumpermanganat  gemischt,  diese 
nicht  sofort  entfärben.  Schweflige  Säure,  welche  in  demselben  bis- 
weilen vorkommt,  erkennt  man  am  sichersten  an  der  Entfärbung  von 
Jodstärkekleister,  sowie  an  der  Schwefelausscheidung,  welche  die  Säure 
beim  Vermischen  mit  klarem  SchwefelwasserstoflFwasser  gibt  (vergl.  auch 
S.  821). 


100  Teile  Essigsaure 
sind  gemischt  mit 

100  Teile  des 

• 

Oemisches  enthalten 

Erstamingstemperatur 

00  w 

asser 

0-0      Wasser 

+ 16-70 

0-5 

- 

0-497 

- 

-h 

15-650 

10 

- 

0-980 

- 

+ 14-80 

.       1-5 

- 

1-477 

- 

+ 14-0« 

20 

- 

1-961 

- 

4- 13-250 

30 

- 

2-912 

- 

-h  11-950 

40 

- 

3-846 

- 

-hlO-50 

50 

- 

4-761 

- 

4- 

9-40 

60 

- 

5-660 

- 

4- 

8-20 

70 

- 

6-542 

- 

-f- 

710 

80 

- 

7-407 

- 

4- 

6-250 

9-0 

- 

8-257 

- 

-+- 

5-30 

100 

- 

9-090 

- 

4- 

4-30 

110 

- 

9-910 

- 

-f- 

3-60 

120 

- 

10-774 

- 

-h 

2-70 

16-0 

- 

13-043 

- 

— 

0-20 

18-0 

- 

15-324 

- 

— 

2-60 

210 

- 

17-355 

- 

— 

510 

240 

- 

19354 

- 

7-40 

Der  Eisessig  dient  in  der  Farbentechnik  meist  als  LösongsmitteK 
zur  Herstellung  von  Acetylderivaten  u.  s.  w.  Verdünnte  Essigsäure  wird 
hauptsächlich  zum  schwachen  Ansäuern  oder  Neutralisieren  von  Flüssig- 
keiten verwendet;  wo  der  Überschuß  einer  Mineralsäure  nicht  zu- 
lässig ist. 


Oxalsäure.    Formaldehyd. 


935 


8.  Oxalaäupe  [COOH  .  COOK  h-  2  H,  0]. 

Schmilzt  etwas  über  100^  im  Krystallwasser.  Löst  sich  in  15  Tl. 
kaltem  Wasser,  viel  leichter  in  heiBem,  ebenso  in  Weingeist.  Wird  die 
wasserfreie  Säure  yorsichtig,  nicht  über  150 '^  erhitzt,  so  sublimiert  sie 
unzersetzt,  bei  raschem  Erhitzen  zerfällt  sie  in  Kohlensäure,  Kohlen- 
oxyd, Ameisensäure  und  Wasser.  Das  Natriumsalz  ist  erheblich  weniger 
löslich  als  das  Kaliumsalz.  Aus  einer  gesättigten  Kochsalzlösung  wird 
durch  Oxalsäure  das  saure  Natriumoxalat  abgeschieden. 

Das  Handelsprodukt  ist  in  der  Regel  ziemlich  rein  und  enthält 
höchstens  kleine  Mengen  der  Alkali-  oder  Kalksalze,  welche  sich  durch 
einen  Aschengehalt  verraten. 

Für  die  Untersuchung  ist  das  Titrieren  mit  Normalalkalilauge  die 
bequemste  imd  sicherste  Methode.  Auch  durch  Titration  mit  Chamäleon 
in  schwefelsaurer  Lösung  läßt  sich  die  Oxalsäure  sehr  scharf  bestimmen. 
Die  Oxalsäure  wird  in  der  Farbentechnik  hauptsächlich  bei  der  Dar- 
stellung der  Rosolsäure,  des  Diphenylaminblaus  und  zur  Bereitung  Yon 
Salzen  (Malachitgrün)  verwandt.  In  der  Färberei  findet  sie  öfters  zur 
Herstellung  saurer  Beizen  Anwendung.  Für  letzteren  Zweck,  sowie  für 
die  Wiedergewinnung  aus  obigen  Prozessen  ist  die  von  Franz  aufge- 
stellte Tabelle  von  Nutzen,  welche  das  spez.  Gewicht  wäßriger  Oxal- 
säurelösungen bei  einer  Temperatur  von  15°  angibt. 


Spexifisches 

Gehalt  an 

Oew.  bei  15  <> 

CsH,04  +  8H«0 

10032 

1  Proz. 

1-0064 

2     - 

1-0096 

3     - 

1-0128 

4     - 

1-0160 

5     - 

1-0182 

6     - 

1-0204 

7     - 

SpexiBflches 

Gehalt  an 

Oew.  bei  15<> 

GyHsOi  +  SHaO 

1-0226 

8     Proz. 

1-0248 

9 

10271 

10 

1-0289 

11 

1-0309 

12 

10320 

12,6     - 

(S.  auch  S.  840.) 

9.  Formaldehyd  [CHa  0]. 

Das  technische  Produkt  stellt  eine  40 -proz.  Lösung  des  Ameisen- 
säurealdehyds in  Wasser  dar. 

Zu  dessen  Herstellung  leitet  man  Luft  durch  auf  40  bis  50^  er- 
wärmten Holzgeist  imd  über  einen  aus  grobem  Kupferdrahtnetz  her- 
gestellten und  mäBig  erhitzten  Zylinder. 

Die  wäßrige  Fonnaldehydlösung  riecht  stechend,  reduziert  am- 
moniakalische  Silberlösung  unter  Spiegelbildung  und  scheidet  beim  Ein- 


936  Organische  Farbstoffe. 

leiten  von  Schwefelwasserstoff  Erystalle  (CH,  8)3  ab.  Beim  Erwärmen 
mit  mäßig  verdünnter  Natronlauge  wird  Formaldebjd  in  Ameisensäure 
und  Holzgeist  zerlegt.  Schon  mit  verdünntem  Ammoniak  verbindet  er 
sich  leicht  zu  Hexamethjlentetramin.  Beim  Stehen  seiner  Lösung  geht 
der  Ameisenaldehyd  in  polymeres  Trioxymethylen  (CH,  0)3  über,  das, 
einmal  aus  der  Lösung  abgeschieden,  in  Wasser,  Alkohol  und  Äther 
unlöslich  ist. 

Zur  qualitativen  Prüfung  auf  Formaldehyd  kann  man  sich  fol- 
gender Reaktionen  bedienen  (s.  auch  B.  M.  Pilhashy,  Joum.  Americ. 
Chem.  Soc.  1900,  132). 

1.  Beim  Erwärmen  mit  ammoniakalischer  Silberlösimg  bildet  sich 
ein  Silberspiegel. 

2.  Zu  1  ccm  Formaldehydlösung  und  10  ccm  Wasser  gibt  man 
0,5  ccm  Dimethylanilin,  säuert  mit  verdünnter  Schwefelsäure  an  und 
schüttelt  gut  durch.  Hierauf  macht  man  mit  Natronlauge  alkalisch  und 
kocht,  bis  der  Geruch  nach  Dimethylanilin  verschwunden  ist.  Bas  ge- 
bildete Tetramethyldiamidodiphenylmethan  wird  auf  einem  Filter  ge- 
sammelt, gewaschen,  in  einer  kleinen  Porzellanschale  mit  Essigsäure 
und  darauf  mit  etwas  fein  gepulvertem  Bleisuperoxyd  versetzt.  Es  ent- 
steht eine  blaue  Farbe  (Hydrol). 

3.  Ca.  20  ccm  der  auf  Formaldehyd  zu  prüfenden  Flüssigkeit 
werden  mit  20  ccm  einer  wäßrigen  Anilinlösung  (3  g  Anilin  in  1  Liter 
Wasser)  versetzt  imd  neutralisiert.  Je  nach  der  Menge  des  vorhandenen 
Aldehyds  entsteht  ein  weißer  Niederschlag  oder  eine  schwache,  oft  erst 
nach  einigen  Tagen  eintretende  Trübung  von  Anhydroformaldehydanilin. 

4.  Da  sich  Formaldoxim  beim  Kochen  seiner  wäßrigen  Lösung 
leicht  in  Wasser  und  Blausäure  spaltet  (Scholl,  Berl.  Ber.  24,  576), 
so  läßt  sich  Hydroxylamin  auch  zum  empfindlichen  Nachweis  von  Form- 
aldehyd benützen.  Man  kocht  die  zu  prüfende  Lösung  mit  der  wäßrigen 
Lösung  eines  Hydroxylaminsalzes  (natürlich  wird  man  nicht  das  salz- 
saure Salz  verwenden)  und  prüft  auf  Blausäure  (A.  B röchet  und 
R.  Cambier,  C.  r.  120,  449). 

5.  Nach  Leb  bin  (Pharm.  Ztg.  42,  18)  benutzt  man  als  Reagens 
eine  Resorcinnatronlösung  von  40 — 50  Proz.  Na  OH  und  5  Proz.  Resorcin. 
Gleiche  Yolumenteile  dieser  Lösung  und  der  zu  imtersuchenden  wäßrigen 
Flüssigkeit  (die  frei  von  Farbstoffen  und  Eiweißkörpem  sein  muß) 
werden  im  Reagensrohr  zum  Sieden  erhitzt  und  kurze  Zeit  (ca.  Y^  Minute) 
siedend  erhalten.  Selbst  bei  Anwesenheit  sehr  geringer  Mengen  an 
Formaldehyd  tritt  deutliche  Rötung  ein.  Grenze  der  Empfindlichkeit 
Vs— 7,0  Milliontel. 

6.  Wird  nach  B.  A.  van  Ketel  (Pharmac.  Weckblad,  81,  Nr.  49; 
Jahresb.  d.  Pharm.  80  [1895],  275)  Formaldehydlösung  (ca.  35-proz.)  auf 


Formaldehjd.  937 

starke  Schwefelsäure  gegossen,  so  entsteht  binnen  3  Minuten  aji  der 
Beröhrungsstelle  beider  Flüssigkeitsschichten  ein  weiBer  Niederschlag, 
der  sich  in  der  Formaldehydlösung  ausbreitet,  so  dafi  nach  einigen 
Stunden  die  gesamte  Formaldehydlösung  in  eine  -weiße  krystallinische 
Masse  umgewandelt  ist.  Findet  eine  schwächere  Lösxmg  Anwendung, 
so  tritt  die  tieaktion  bedeutend  langsamer  ein.  Der  entstandene  weiße, 
in  Wasser  unlösliche  Körper  ist  wahrscheinlich  eine  polymere  Modifi- 
kation des  Formaldehyds;  beim  Kochen  mit  verdünnter  Schwefelsäure 
entwickeln  sich  Formaldehyddämpfe. 

7.  Zum  Nachweis  von  Formaldehyd  eignet  sich  auch  p-Nitrophenyl- 
hydrazin  (E.  Bamberger,  Berl.  Ber.  1899,  1207).  Gibt  man  etwas  der 
wäßrigen  Lösung  des  Chlorhydrates  zu  einer  selbst  ganz  verdünnten 
Formaldehydlösung,  so  scheidet  sich  nach  ganz  kurzem  Stehen  oder 
beim  Erwärmen  Formaldehyd- p-Nitrophenylhydrazon  ab.  Letzteres 
krystallisiert  aus  Benzol  in  gelben  Nadeln  vom  Schmp.  181 — 182^. 

8.  Carl  Neuberg  (Berl.  Ber.  1899,  1961)  benutzt  zur  Erkennung 
p-Dihydrazinodiphenylchlorhydrat.  Wäßrige  Lösungen  desselben  geben  mit 
Formaldehydlösungen  nach  kurzem  Stehen  bei  Zimmertemperatur,  augen- 
blicklich beim  Erwärmen  auf  50 — 60®,  einen  flockigen,  gelben  Nieder- 
schlag, dessen  Zusammensetzung  der  Formel 

Cß  H^  —  NH  .  N  :  CHj 

I 

CeH^  — NH.N:CH, 

entspricht.   Diese  Verbindung  entsteht  in  ziemlicher  Verdünnung.   Form- 
aldehydlösimgen   von    1  :  5000  färben  sich  beim  Erwärmen  mit  einigen 
Tropfen  von  der  Lösung  des  salzsauren  Diphenylendihydrazins  momentan 
hellgelb;   bis  zur  krystallinischen  Abscheidung  des  Niederschlages  muß 
man  jedoch  einige  Minuten  warten.   Bei  Verdünnungen  von  1  :  8000  wird 
die  Probe  unsicher.     Trotzdem  sie  nicht  die  Schärfe  der  Phloroglucin- 
probe   von  A.  Joris sen  (Joum.  de  Pharm,  et  de  Chim.  1897,   167;    s. 
auch  Zsch.  angew.  Chem.  1898,  328)  oder  der  Resorcinprobe  von  Leb  bin 
(s.  oben)  besitzt,  hat  sie  vor  diesen  den  Vorzug  absoluter  Unzweideutig- 
keit.   Denn  die  durch  diese  Reaktionen  hervorgebrachten  Färbungen  ent- 
stehen in  gleicher  Weise  durch  Furfurol. 

Die  Reindarstellung  des  Hydrazinchlorhydrates  ist  übrigens  nicht 
einmal  erforderlich.  Es  genügt,  in  einem  Reagensglase  eine  Messerspitze 
Benzidin  in  Salzsäure  zu  lösen,  nach  dem  Erkalten  unter  Kühlung 
durch  fließendes  Wasser  mit  Nitrit  (nach  Augenmaß)  zu  versetzen  und 
das  Diazochlorid  zu  einer  Lösung  von  Zinnchlorür  in  rauchender  Salz- 
säure zu  fügen;  nach  kurzem  Stehen  kocht  man  mit  wenig  Tierkohle 
auf.      Das   klare    Filtrat    enthält   genügend    Hydrazinchlorhydrat;    doch 


938  Organische  Farbstoffe. 

nimmt  die  Formaldehydverbindung  dann  manchmal  (infolge  Anwesenheit 
von  Zinnverbindungen?)  einen  orangeroten  Farbenton  an. 

9.  Romijn  (Pharm.  Ztg.  1895,  407)  gibt  ein  Verfahren  znm  mikru- 
chemischen  Nachweis  von  Formaldehyd  an. 

Quantitative  Bestimmung  wäßriger  Formaldehydlösungen  ^). 

1.  Man  schüttelt  den  zu  prüfenden  wäßrigen  Formaldehyd  mit 
kohlensaurem  Kalk  imd  versetzt  5  ccm  der  überstehenden  klaren  Flüssig- 
keit mit  50  ccm  Normal- Ammoniaklösung,  läBt  einen  Tag  lang  im  ver- 
schlossenen Kolben  bei  Zimmertemperatur  stehen  und  titriert  das  über- 
schüssige Ammoniak  mit  Normal-Salzsäure  und  Lackmus  als  Indikator 
zurück.     Nach  der  Gleichung: 

6  CHj  0  4-  4  NH3  =  CßH^N^  4-  6  H,  0 

HexameUiylenamin 

wurde  die  angewandte  Ammoniakmenge  zur  Bindung  von  2,4  g  Fomi- 
aldehyd  geifügen,  entsprechend  einer  48-proz.  Aldehjdlösung.  Für  jeden 
Kubikzentimeter  Salzsäure,  den  man  zum  Zurücktitrieren  braucht,  sind 
0,048  g  Formaldehyd  in  Abzug  zu  bringen.  Wurden  n  ccm  Normal- 
salzsäure verbraucht,  so  ist  der  Gehalt  der  Lösimg  =  48  —  n  .  0,96  Proz. 
(Legier,  Berl.  Ber.  16,  1333;  Eschweiler,  Berl.  Ber.  22,  1929,  Ann. 
268,  97). 

Wird  bei  der  Titration  aber  Methylorange  als  Indikator  ange- 
wendet (Lösekann,  Berl.  Ber.  22,  1565),  so  tritt  der  vollständige 
Farbenumschlag  erst  ein,  nachdem  aufier  dem  freien  Ammoniak  auch  das 
schwachbasische  Hexamethylenamin  in  Ohlorhydrat  umgewandelt  worden 
ist.  Der  Gehalt  der  Lösung  an  Formaldehyd  beträgt  dann  für  die  vor- 
stehend erwähnten  Mengenverhältnisse  und  bei  Verbrauch  von  n  ccm 
Salzsäure  =  64  —  n  .  1,28  Proz. 

A.  Trillat  (C.  r.  116,  891)  führt  den  Aldehyd  durch  gemessenes, 
überschüssiges  Ammoniak  in  CgHi^N«  über,  bläst  den  ÜberschuB  des 
Ammoniaks  ab  und  titriert  es  im  Destillat. 

M.  Klar  (Pharm.  Ztg.  1895,  438)  verfährt  folgendermafien.  In 
einen  mit  gut  schlieBendem  Glasstopfen  versehenen  Normalkolben  von 
250  ccm  werden  60  ccm  vorher  gut  durchgeschütteltes  Normal ammoniak 
(=  1,0200  g  NH3)  und  dann  5  ccm  Formaldehyd  gegeben,  umgeschfittelt 
und  3 — 4  Stunden  bei  Seite  gestellt.  Nach  dieser  Zeit  schüttelt  man 
abermals,  um  das  über  der  Flüssigkeit  stehende  Ammoniakgas  wieder 
zur  Absorption  zu  bringen,  lüftet  dann  vorsichtig  den  Stopfen,  gibt 
schnell   20  ccm  Normalsäure  hinzu,  füllt  nun  mit  Wasser  auf  250  ccm 


*)  Siehe  auch  Glowes,   Ber.  d.  deutsch,  ehem.  Ges.  1899,    2841;   fener 
J.  Wolff,  Zsch.  f.  Unters,  d.  Nahrangs-  u.  Genußmittel  1900,  Heft  2,  S.  87. 


Fomialdehyd.  939 

auf.    In    Teilportionen   wird    dann  unter  Zusatz   eines,  höchstens  zwei 
Tropfen  RosolsäurelÖsung  (resp.  Lackmus)  mit  Normalnatronlauge  (oder 
besser  y,o  N.-Natronlauge)   der  ÜberschuB  der  Säure  bestimmt;    die  ge- 
fundenen Kubikzentimeter  mit  10  multipliziert  geben  die  zum  Zurück- 
titrieren  nötigen   Kubikzentimeter   Normalnatron    an,    woraus    sich    der 
Formaldehydgehalt    leicht   berechnen    läßt.      Die   Titration   nimmt  man 
am  besten  in  einer  ^kleinen  weißen  Porzellanschale  vor,    da  der  Farben- 
Umschlag  weit  schärfer  hervortritt  als  im  Becherglas.     Da  Formaldehyd 
wohl  selten  neutral,    sondern   meist  etwas    sauer   angetroffen   wird,    so 
empfiehlt  sich  femer,  in  einem  zweiten  Versuche  mit  Normalnatronlauge 
und  Phenolphtalein    die    Säuremenge    zu    bestimmen    und  toh  dem  Re- 
sultate in  Abzug  zu  bringen.     Dieses  Verfahren  bietet  den  Vorteil,   mit' 
einem  Anunoniak  von  ganz  bestimmtem  Gehalte  zu  arbeiten,  nur  Spuren 
Ton  NH3    dabei    zu  verlieren  und  beim  Titrieren  viel  kleinere  Flüssig- 
keitsmengen zu  haben  und  infolgedessen  mit  kleinstem  Indikatorzusatz 
einen  viel  schärferen  Umschlag  zu  erhalten  .(s.  auch  Th.  Säle  er.  Pharm. 
Ztg.  1895,  157). 

2.  Zu  einer  wäßrigen  Lösung  von  3  g  Anilin  in  1  1  destillierten 
Wassers  läßt  man  tropfenweise  und  unter  fortwährendem  Schütteln 
2  ccm  der  zu  prüfenden  Formaldehydlösung  zutropfen.  Nach  48 -stän- 
digem Stehen  sammelt  man  den  Niederschlag  auf  einem  gewogenen 
Filter  (im  Fütrat  muß  überschüssiges  Anilin  nachweisbar  sein),  trocknet 
bei  40''  und  wiegt. 

Aus  der  Gleichung: 

CßHj .  NH,  +  CH,0  =  CeHjN  :  CH,  +  H3O 

Anhydroformaldeliydaiiüin 

ist  der  Gehalt  an  Formaldehyd  zu  berechnen  (Trillat,  G.  r.  116,  891). 

M.  Klar  (Pharm.  Ztg.  1895,  548)  benutzt  die  Bildimg  von  An- 
hydroformaldehydanilin  zu  einer  titrimetrischen  Methode,  die  allerdings 
vor  dem  Anmioniakverfahren  keinen  Vorzug  aufweist. 

3  g  reinstes  Anilin  werden  in  1000  ccm  Wasser  gelöst  und  zunächst 
bestimmt,  wieviel  ccm  Yjq  N.-Salzsäure  zur  Sättigung  von  10  ccm  der 
Anilinlösung  erforderlich  sind.  10  ccm  dieser  Lösung  werden  zu  diesem 
Zwecke  in  ein  Becherglas  gegeben,  einige  Tropfen  Kongolösung  (1 :  1000) 
zugesetzt  und  nun  unter  Umrühren  so  lange  Yjq  N.-Salzsäure  zufließen 
gelassen,  bis  die  rote  Farbe  in  ein  stark  blaustichiges  Violett  über- 
gegangen ist.  Diesen  Moment  erkennt  man  daran,  daß  ein  weiterer 
geringer  Überschuß  die  Farbe  nicht  mehr  verändert  und  erst  bei  viel 
größerem  Überschuß  ein  Umschlag  ins  rein  Blaue  eintritt.  (Man  kann 
auch  Kongopapier  anwenden.)  Aus  der  verbrauchten  Anzahl  Kubik- 
zentimeter berechnet  man  den  tatsächlichen  Anilingehalt  der  Lösung. 
L  ccm  V,o  N.-HCl  =  0,0093  g  C«  H5  NH^. 


940  Organische  Farbstotfe. 

Nun  gibt  man  in  einen  Normalkolben  von  500  ccm  Inhalt  400  ccm 
der  titrierten  Anilinlösimg,  läBt  dann  tropfenweise  unter  Schütteln  1  ccm 
der  zu  untersuchenden  Formaldehydlösung  aus  einer  Bürette  zufließen 
und  füllt  dann  bis  zur  Marke  500  ccm  auf.  Nach  einiger  Zeit  der  Ruhe 
filtriert  man  durch  ein  trockenes  Filter  in  ein  trockenes  Kölbchen  einen 
aliquoten  Teil  ab  und  bestimmt  genau  wie  oben  in  je  50  ccm  dieses 
Filtrates  mit  7io  N.-Salzsäure  das  überschüssige  Anilin.  Diese  Zahl 
subtrahiert  man  von  dem  ursprünglich  zugegebenen  Anilinquantum,  und 
erhält  in  der  Differenz  diejenige  Anilinmenge,  welche  mit  dem  Form- 
aldehyd  in  Reaktion  getreten  ist.  Daraus  läßt  sich  leicht  die  Form- 
aldehydmenge berechnen. 

H  +  NHj .  CeHj  =  CH,  .  N  .  C^U,  -h  H,0. 


H 

3.  Nach  Oskar  Blank  und  H.  Finkenbeiner  (Berl.  Ber.  1898, 
2979)  liefert  die  Ammoniakmethode  ungenaue  Resultate;  man  findet  bei 
20 — 40-proz.  Formaldehydlösung  etwa  1,5  Proz.  zu  wenig.  Sie  haben 
deshalb  ein  neues  Verfahren  ausgearbeitet,  das  auf  der  Oxydation 
von  Formaldehyd  mit  Wasserstoffsuperoxyd  in  alkalischer  Lösung  zu 
Ameisensäure  und  dem  Zurücktitrieren  der  nicht  yerbrauchten  Natron- 
lauge beruht. 

3  g  der  zu  prüfenden  Formaldehydlösung  (bei  festem  Formaldehyd 
1  g)  werden  in  einem  Wägegläschen  abgewogen  imd  in  25  ccm  (bei 
stärkerer  als  45-proz.  Lösung  30  ccm)  doppelt  normaler  Natronlauge, 
welche  sich  in  einem  hohen  Erlenmeyer-Koiben  befindet,  eingetragen. 
Gleich  darauf  werden  allmählich  (in  etwa  3  Minuten)  50  ccm  reines 
Wasserstoffsuperoxyd  *)  von  2,5 — 3  Proz.  durch  einen  Trichter  (um  Ver- 
spritzen zu  verhindern)  hinzugefügt.  Nach  2 — 3  Minuten  langem  Stehen- 
lassen wird  der  Trichter  mit  Wasser^)  gut  abgespült  und  die  nicht  ver- 
brauchte Natronlauge  mit  doppelt  normaler  Schwefelsäure  zurücktitriert. 
Als  Indikator  wurde  Lackmustinktur  3)  angewandt.  Bei  Bestimmung 
verdünnterer  als  30 -proz.  Lösung  muB  man  zur  Vervollständigimg  der 
Reaktion  etwa  10  Minuten  nach  Zugabe  des  Wasserstoffsuperoxyds 
stehen  lassen. 


')  Das  Wasserstoffsaperoxyd  ist  auf  Säuregehalt  za  antersachen  und  evenU 
ein  solcher  in  Rechnung  zu  ziehen. 

')  Bei  genauen  Bestimmungen  ist  darauf  zu  achten,  daß  das  Wasser  durch 
Auskochen  vorher  kohlensäurelrei  gemacht  wird. 

*)  Bei  Herstellung  der  Lackmustinktur  müssen  die  rotTioletten  FarbstoffB 
durch  Ausziehen  mit  Alkohol  entfernt  werden,  da  sonst  der  Umschlag  nicht 
scharf  ist. 


Formaldehyd.  941 

Der  Prozentgehalt  an  Formaldehyd  wird  direkt  erhalten,  indem 
man  die  Anzahl  der  verbrauchten  Kubikzentimeter  Natronlauge  bei  An- 
wendung von  3  g  Formaldehyd  mit  2,  von  1  g  festem  Formaldehyd  mit 
6  multipliziert. 

Die  Reaktion  verläuft  unter  ziemlich  starker  Selbsterwärmung  und 
heftigem  Aufschäumen  im  Sinne  folgender  Gleichung: 

2H.CHO  +  2NaOH  +  HaO,  =  2H.COONa4-H,-h2H5  0. 

Vielleicht  findet  nebenher  auch  noch  folgende  Reaktion  statt: 

H  .  CHO  +  Na  OH  -h  H^  0^  =  H  .  COONa  4-  2  HgO. 

W.  Fresenius  und  L.  Grünhut  empfehlen  folgende  Abänderungen 

(Chemisches  Central-Blatt  1905,  I,  630;    Zsch.  analyt.  Chem.  44,   13). 

Man   wägt    etwa    3  g  Formol    in    ein    zylindrisches  Wägeröhrcjien   mit 

eingeschliffenem  Stopfen  ein,  miBt  in  einem  Erlenmeyerkolben  von  500  ccm 

Inhalt  aus  der  Bürette  25—30  ccm  COa-freie  2N.-NaOH  ein  und  läßt 

dann  das  geöffnete  Wägeröhrchen  so  hineingleiten,  daß  nichts  von  seinem 

Inhalt  ausfließt,  und  daß  es  aufrecht  auf  dem  Boden  des  Kolbens  steht. 

Nun  erst  vermischt  man  durch  Kippen  und  Umschwenken  das  Formol 

mit  der  Lauge.     Sofort    beginnt   man  aber   auch   mit  der  Zugabe  von 

50  ccm  3-proz.  H,  Og,  das  man  unter  Umschwenken  durch  einen  Trichter 

einfließen  läßt,  und  dessen  Zufluß  so  geregelt  werden  muß,  daß  die  ganze 

Menge  im  Verlauf  von  3  Minuten  zugesetzt  wird.     Man  läßt  dann  noch 

2 — 3  Minuten  —  bezw.  bei  Ware  von  geringerem  Gehalt  als  30  Vol.-Proz. 

10  Minuten  —  stehen,  spült  Trichter  und  Kolbenwandungen   mit  CO,- 

freiem  Wasser  ab  und  titriert  den  Überschuß  der  Lauge  mit  N.-H^  SO4 

zurück,  Lackmus  oder  Azolitmin  als  Indikator.     Paraformaldehyd  läßt 

sich  in  gleicher  Weise  bestimmen,  nicht  aber  Trioxymethylen. 

4.  Nach  Grützner  (Arch.  d.  Pharmazie,  Bd.  284,  Heft  8,  S.  634) 
reduziert  Formaldehyd  freie  Chlorsäure,  nicht  aber  chlorsaure  Salze. 
Es  geht  aber  auch  die  freie  Chlorsäure  nicht  sofort  in  Chlorwasserstoff- 
säure über,  sondern  es  bilden  sich  zunächst  niedere  Sauerstoffsäuren,  und 
dann  entsteht  durch  weiteren  Zerfall  Chlor,  welches  die  nebenbei  sich 
bildende  Ameisensäure  in  Kohlensäure  und  Salzsäure  zerlegt.  Ist  jedoch 
Silberlösung  zugegen,  so  verläuft  der  Reduktionsprozeß  nach  folgender 
Formel : 

HCIO3  +  3HC0H  4-  AgNOj  =  3HC00H  +  AgCl  +HNO3. 

Durch  weitere  Versuche  stellte  Grützner  fest,  daß  aus  1  Mol. 
KCIO3  durch  3  Mol.  Formaldehyd  1  Mol.  KCl  bezw.  AgCl  entsteht. 

^ur  maßanalytischen  Bestimmung  verfährt  er  folgendermaßen: 
Annäliemd  1  g  KCIO3  werden  in  einer  Glasstöpselflasche  in  20 — 30  g 
Wasser  gelöst,  dann  50  ccm  YjQN.-Silberlösung,  5  ccm  der  Formaldehyd- 
lösung  und  etwas  Salpetersäure  hinzugefügt.     Man  überbindet  die  Flasche 


942  Organische  Farbstoffe. 

mit  Pergamentpapier  und  erwärmt  unter  zeitweiligem  ümschütteln 
Y2  Stunde  lang  im  lauwarmen  Wasserbade.  Nach  dem  Erkalten  wird, 
ohne  daß  das  gebildete  Chlorsilber  entfernt  zu  werden  braucht,  der  Über- 
schuB  der  Silberlösung  unter  Anwendung  von  Eisenalaun  als  Indikator 
mit  7io  N.-Rhodanammoniumlösung  zurücktitriert.  1  ccm  der  '/iq  N.- 
Silberlösung  entspricht  dem  10000.  Teil  von  3  Mol.  Formaldehyd  = 
0,0090  g  HCOH. 

Durch  Wägung  des  ausgeschiedenen  Ghlorsilbers  kann  man  die 
maßanalytisch  gewonnenen  Resultate  auf  gravimetrischem  Wege  kontrol- 
lieren. 

5.  Formaldehyd  setzt  sich  mit  gelöstem  salzsauren  Hydroxylamin 
im  Sinne  folgender  Gleichung  um: 

NH, .  OH  .  HCl  H-  HCHO  =  CH, :  N  .  OH  -f-  KjO  +  HCl. 

A.  Brochet  und  R.  Cambier  (Cr.  120,  449)  gründen  auf  diese 
Reaktion  eine  titrimetrische  Methode,  bei  der  als  Indikator  Methylorange 
angewendet  wird,  auf  welches  salzsaures  Hydroxylamin  neutral  reagiert. 

6.  Eine  quantitative  kolori metrische  Bestimmung  läßt  sich 
nach  Lebbin  (Pharm.  Ztg.  42,  18)  in  Verdünnungen  von  1 :  100000  bis 
1:1000000  analog  der  Neß  1er- Reaktion  des  Wassers  mit  einer  Re- 
sorcinnatronlösung  (Bereitung  s.  S.  936)  ausführen.  Da  aber  bei  starken 
Yerdünnungsgraden  keine  stabilen  Trübungen  entstehen,  so  muß  das 
Erhitzen  mit  der  Resorcinlauge  bei  allen  Yergleichsflüssigkeiten  simultan 
ausgeführt  werden.  Je  5  ccm  Resorcinlauge  und  der  zu  untersuchenden 
Flüssigkeit  gibt  man  in  gleich  starke  Probiergläser,  schüttelt  um,  stellt 
sie  gleichzeitig  in  ein  gemeinsames  Becherglas  mit  Glyzerin  und  erhitzU 

7.  Nach  C.  Neuberg  (Berl.  Ber.  1899,  1963)  versetzt  man  eine  kalte, 
wäßrige  Lösung  von  reinstem  (mehrfach  umkrystallisiertem)  salzsaoren 
DihydrazindiphenyP)  langsam  und  imter  beständigem  umrühren  mit  der 
formaldehydhaltigen  Flüssigkeit  und  erwärmt  im  Verlauf  einer  Viertel- 
stunde sehr  allmählich  auf  50 — 60^.  Dann  läßt  man  absitzen,  filtriert 
ohne  weiteren  Verzug  am  besten  in  einem  60 och- Tiegel  an  der  Saug- 
pimipe  imd  wäscht  das  Hydrazon  erst  mit  heißem  Wasser,  dann  mit 
Alkohol  und  absolutem  Äther  und  trocknet  im  Schrank  bei  90^.  Da- 
bei muß  der  Tiegelinhalt  seine  hellgelbe  Farbe  bewahren.  Nur  dann 
und  bei  gehöriger  Verdünnung  erhält  man  brauchbare  Resultate.  Letztere 
ist  so  zu  wählen,  daß  die  Lösung  1 — 2  Teile  Formaldehyd  auf  1000  Teile 
Wasser  enthält.     (Zusammensetzung  des  Hydrazon  s.  S.  937.) 

Dieser  Methode  kann  man  sich  mit  Vorteil  bedienen,  wenn  man 
den  Formaldehyd  in  Gemischen  mit  beliebigen  Aldehyden,  Ketonen  oder 
Säuren  etc.  quantitativ  bestimmen  will,  wo  die  titrimetrischen  Methoden 


')  Dasselbe  muß  sich  in  Wasser  ohne  Rackstaad  lösen. 


Formaldehjd.  943 

versagen.  In  diesen  Fällen  setzt  man  top  2^ gäbe  des  p-Dihydrazino- 
diphenylchlorhydrats  zu  der  zu  präfenden  Flüssigkeit  das  gleiche  bis 
doppelte  Volumen  absoluten  Äthyl-  oder  besser  Methylalkohols,  je  nach 
der  Menge  anderer  Bestandteile,  und  verfährt  im  übrigen,  wie  für  reine 
Aldehydlösungen  angegeben  ist. 

Sind  außer  Formaldehyd  keine  auf  das  Hydrazinsalz,  Jod  und 
Thiosulfat  wirkenden  Körper  zugegen,  so  kann  man  den  Aldehyd  auch 
titrimetrisch  bestimmen,  indem  man  in  der  vom  Methylendiphenylen- 
dihydrazon  durch  Filtration  getrennten  Flüssigkeit  das  nicht  verbrauchte 
Hydrazin  nach  der  Methode  von  E.  v.  Meyer  (Journ.  prakt.  Chem.  (2) 
36,  115)  mittels  Jod  und  Thiosulfat  zurücktitriert.  Doch  muß  man  auch 
hierbei  sehr  große  Verdünnungen  anwenden,  weshalb  die  Methode  von 
Blank  und  Finkenb einer  (s.  oben  S.  940)  den  Vorzug  verdient. 

8.  Gasvolumetrische  Methode  von  E.  Riegler  (Zsch.  analyt. 
Chem.  40,  92;  Chem.  Centralbl.  1900,  I,  857).  Bringt  man  Hydrazin- 
sulfat  mit  Jodsäurelösung  zusammen,  so  wird  sämtlicher  Stickstoff  frei: 

5  (Na  H4  .  H3  SO4) -f  4  H  JO3  =  5N3  +  12HsO  +  5HaS04+  4  J. 

Formaldehyd  verbindet  sich  aber  mit  dem  Hydrazin  zu  einem 
Hydraeon,  das  erst  nach  einiger  Zeit  durch  Jodsäure  zerlegt  wird.  Bei 
der  Zersetzung  einer  Hydrazinsulfatlösung  bekannten  Gehaltes  mit  und 
ohne  Form aldehydzus atz  läßt  sich  somit  aus  der  Differenz  der  ent- 
wickelten Volume  N  die  Formaldehydmenge  berechnen,  da  1  ccm  N  bei 
0®  und  760  mm  Druck  2,7  mg  Formaldehyd  entspricht. 

Zur  Durchführung  des  Verfahrens  wird  das  Knop- Wagner  sehe 
Azotometer  benützt.     Als  Lösungen  dienen: 

1  g  Hydrazinsulfat  in  100  ccm  Wasser  und 

5  g  reine  krystallisierte  Jodsäure  in  50  ccm  Wasser. 

Man  pipettiert  genau  20  ccm  der  Hydrazinsulfatlösung  in  das  äußere 
Entwicklungsgefaß  des  Azotometers,  gibt  20  ccm  Wasser  hinzu  und  bringt 
5  ccm  Jodsäurelösung  in  das  innere  Gelaß.    Nachdem  das  Entwicklungs- 
gefaß mit  einem  Kautschukpfropfen  verschlossen  worden  ist,    senkt  man 
dasselbe  in  den  Eühlzylinder,    welcher   mit  kaltem  Wasser  gefüllt  ist, 
so  tief  ein,  daß  der  Kautschukstopfen  gerade  noch  mit  Wasser  bedeckt 
wird.     Nach  Ablauf  von   10  Minuten  wird  der  Wasserspiegel  genau  auf 
den  Nullpunkt  der  graduierten  Röhre  eingestellt,  der  Glashahn  fest  ein- 
gesetzt und  so  gestellt,  daß  das  Entwicklungsgefäß  mit  dem  graduierten 
Rohr  in  Verbindung  bleibt.   Man  nimmt  nun  das  EntwicklungsgeflU3  aus 
dem    Kühlzylinder   heraus    und  schüttelt  Yz  Minute  kräftig  um,    indem 
man  vorher  20  ccm  Wasser  durch  den  Quetschhahn  hat  abfließen  lassen. 
NT  ach  Ablauf  von  2  Minuten  seit  dem  Zurückstellen  des  Entwicklungs- 
^efaßes  in  den  Kühlzylinder  wird  das  entwickelte  Volum   Stickstoff  ab- 


944  Organische  Farbstoffe. 

gelesen.  Nun  gibt  man  genau  20  ccm  der  Hydrazinsulfatlösung  in  ein 
Kölbchen,  fügt  mittels  einer  Pipette  ein  bestimmtes  Volum  von  der  zu 
bestimmenden  wäßrigen  Formaldehjdlösung,  in  welchem  Yolum  aber 
nicht  mehr  als  höchstens  0,08  g  Formaldehyd  enthalten  sein  dürfen, 
hinzu,  schüttelt,  läBt  die  Mischung  y^  Stunde  stehen,  bringt  dieselbe  in 
das  gereinigte  äußere  Entwicklungsgefaß  des  Azotometers,  spült  das 
Eölbchen  mit  destilliertem  Wasser  aus  und  bringt  davon  so  viel  ins 
Entwicklungsgefäß,  daß  das  Volum  desselben  mit  dem,  welches  zur  Be- 
stimmung des  Formaldehjdes  genommen  wurde,  etwa  20  ccm  beträgt.  In 
das  Innere  des  Gefäßes  läßt  man  mittels  Pipette  5  ccm  von  der  10-proz. 
Jodsäurelösung  einfließen  und  verfahrt  wie  oben. 

9.  Gewichtsanaljtische  Bestimmung  des  Formaldehyds  in  seinen 
Lösungen  mittels  Silbemitrats  nach  L.  Vanino  (Zsch.  f.  analvt.  Chem.  40, 
720;  Chem.  Centralbl.  1902,  I,  142).  Versetzt  man  eine  Formaldehyd- 
lösung mit  Silbemitrat  und  Natronlauge,  so  scheidet  sich  elementares 
Silber  und  Silberoxyd  aus.  Gibt  man  zu  diesem  Gemisch  verd.  Essig- 
säure, so  geht  das  Silberoxyd  in  Lösung,  während  das  ausgeschiedene 
Silber  imverändert  zurückbleibt.  Die  in  Betracht  kommenden  Reak- 
tionen sind  folgende: 

4  Ag  NOs  +  4  Na  OH  =  2  Ag,  0  -h  4  Na  NO3  -f-  2  H,  0 
2AgjO-h2NaOH  +  2CH,0  =  2 HCOONa -h  4  Ag  H- 2 H, O. 

Zur  Ausführung  löst  man  2  g  Silbernitrat  in  Wasser,  gibt  reine, 
chlorfreie  Natronlauge  bis  zu  stark  alkalischer  Reaktion  hinzu,  läßt 
dann  sofort  unter  Umrühren  in  die  Mischung  5  ccm  einer  Formaldehyd- 
lösung, aus  10  ccm  käuflichem  Formalin  und  100  ccm  Wasser  hergestellt, 
zufließen  und  stellt  das  Gemisch,  vor  Licht  geschützt,  bei  Seite.  Nach 
ca.  7^  Stunde  gießt  man  die  klare,  überstehende  Flüssigkeit  auf  ein 
zuvor  gewogenes  Filter,  digeriert  den  Niederschlag  3 — 4  mal  mit  ungefähr 
5-proz.  Essigsäure,  bringt  denselben  aufs  Filter,  wäscht  mit  durch  Essig- 
säure schwach  angesäuertem  Wasser  bis  zur  Silberfreiheit  aus,  trocknet 
bei  105°  und  wägt. 

10.  Die  Bestimmung  des  Form aldehy des  durch  K  Mn  O4  nach 
Smith  (The  Analyst  21,  148)  leidet  unter  der  schweren  Erkennbarkeit 
des  Endpunktes  der  Reaktion. 

L.  Vanino  u.  E.  Seitter  (Zsch.  f.  analyt.  Chem.  40,  587;  Chem.  Cen- 
tralbl. 1900,  II,  1217)  haben  gefunden,  daß  man  in  stark  schwefelsaurer 
Lösung  unter  Zuhilfenahme  von  Hg  0,  gute  Resultate  erhält.  Man 
bringt  35  ccm  Y,o  N.-Kaliumpermanganatlösung  am  besten  in  eine  gut 
schließende  Glasstöpselflasche  von  ca.  250  g  Inhalt,  verdünnt  mit  einer 
zuvor  hergestellten  und  abgekühlten  Mischung  von  30  g  konz.  Schwefel- 
säure und  50  g  Wasser    und   läßt   in    diese  Flüssigkeit  5  ccm  einer  ca. 


Formaldehyd.  945 

1-proz.  Formalinlösung,  welche  man  zuvor  durch  Verdünnen  Ton  10'  ccm 
käuflichem  Formalin  auf  400  ccm  erhalten  hat,  langsam  unter  stetem 
ümschütteln  eintropfen.  Man  TerschlieBt  nun  die  Flasche,  stellt  unter 
zeitweiligem  ümschütteln  10  Minuten  bei  Seite  und  miBt  den  Überschuß 
Ton  E  Mn  O4  mit  einer  empirischen,  gegen  E  Mn  O4  eingestellten,  etwa 
Y,o  N.-H,  O^-Lösung  zurück. 

11.  Eine  neue  Formaldehydbestimmung  von  A.  Pfaff 
(Ghein.-Ztg.  1902,  701)  gründet  sich  auf  die  von  Curtius  und  Pulver- 
mach  er  (Berl.  Ber.  (1893)  26,  2360)  beobachtete  Bildung  von  Form- 
al azin  aus  Formaldehyd  und  Hydrazin: 

2CHjO  +  N,H4H,0  «  C,H4N,4-3H2  0. 
Man  verwendet  eine  Lösung  von  bekanntem  Hydrazinhydratgehalte, 
deren  Titer  mit  Yiq  N. -Schwefelsäure  bestimmt  wurde.     Das  Hydrazin- 
hydrat  wird  im  Überschusse  mit  der  zu  untersuchenden  Formaldehyd- 
lösung  digeriert   und    das  nicht  gebundene  Hydrazinhydrat  mit  Yiq  N.- 
Schwefelsäure zurücktitriert.    Als  Indikator  dient  Methylorange.    Für  die 
Berechnung  ist  zu  beobachten,  daB  1  Mol.  Schwefelsäure  2  Mol.  Hydrazin 
addiert  und  das  Diammoniumsemisulfat  (N^  H^),  H,  SO4  sich  bildet,  nicht 
das  Diammoniumsulfat  Nj  H4  H,  SO4.    Da  der  Titer  des  Hydrazinhydrates 
sich  in  kurzer  Zeit  ändert,  so  ist  er  vor  jeder  Bestimmung  mit  Y^q  ^' 
Schwefelsäure  zu  kontrollieren,  imd  man  kann  die  Färbung  dieser  Flüssig- 
keit als  Yergleichsfarbe  bei  der  Rücktitration  gebrauchen. 

12.  Zur  Bestimmung  des  Formaldehyds,  bezw.  vice  versa  des 
Katechins,  ist  nach  R.  Gl  aus  er  das  Kondensationsprodukt  beider  brauch- 
bar (R.  Glauser,  Berl.  Ber.  1903,  106).  20  g  Eatechin  (lufttrocken, 
mit  15  Proz.  Wasser)  werden  in  200  ccm  Wasser  heiB  gelöst,  mit  1  ccm 
5-proz.  Salzsäure  und  30  ccm  40-proz.  Formaldehydlösung  versetzt  und 
eine  Stunde  am  Wasserbad  digeriert.  Fast  alsogleich  mit  dem  Formal- 
dehydzusatze  scheidet  sich  ein  flockiger,  fast  weiBer,  amorpher  Nieder- 
schlag aus.  Nach  dem  Absaugen  und  Trocknen  im  Vakuum  hinterbleibt 
das  Reaktionsprodukt  in  einer  Menge  von  17*  g. 

Claus  er  glaubt,  daß  die  Reaktion  sich  zur  quantitativen  Bestim- 
mung von  Formaldehyd  als  auch  von  Katechin  recht  wohl  eignen  dürfte. 

13.  Clemens  Kleber  empfiehlt  folgende  einfache  Methode 
zur  Bestimmung  des  Formaldehyds  und  Paraformaldehyds. 
Man  gibt  zu  der  konz.  Lösimg  von  Natriumdisulfit,  wie  sie  im  Handel 
zu  haben  ist,  so  viel  Ätznatron,  bis  der  Geruch  nach  SO^  völlig  ver- 
schwunden ist,  und  verdünnt  dann  so  weit  mit  Wasser,  daß  30  ccm  der 
Lösung  genau  50  ccm  N.-NaOH,  Phenolphtalein  als  Indikator,  ent- 
sprechen. 5  ccm  der  Formaldehydlösung,  die  meist  sauer  reagiert,  neu- 
tralisiert man,  Phenolphtalein  als  Indikator,  mit  etwas  NaOH  und  titriert 
jetzt  mit  obiger  Disulfitlösung,   bis  die  entstehende  Rötung  wieder  ver- 

Untersuchuns^Mi.   5.  Aufl.    HL  QQ 


946  Organische  Farbstoffe. 

schwindet.  Konz.  Lösungen  kann  man  infolge  eigener  Erwärmung  glatt 
zu  Ende  titrieren,  verdünntere  wärmt  man  zum  Schluß  etwas  an.  Bei 
der  angegebenen  Verdünnung  geben  die  verbrauchten  ccm  BisulfitlOsung 
gleich  g  Formaldehyd  in  100  Vol.  Flüssigkeit.  Bei  Paraformaldeliyd 
löst  man  2  g  Substanz  in  etwas  Wasser  und  titriert  ebenso.  1  ccm  Di- 
Sulfitlösung  =  0,05  g  Paraformaldehyd.  Die  eingestellte  Na-Disulfit- 
lösung  ist  so  lange  brauchbar,  als  nicht  wieder  ein  stärkerer  Geruch 
nach  SO2  in  ihr  auftritt  (Pharmaceut.  Review  22,  1894). 

14.  M.  Ripper  (Monatshefte  f.  Chem.  21  (1900),  1079;  Chem. 
Centralbl.  1900,  I,  477)  beschreibt  folgende  maßanalytische  Methode, 
die  allgemeine  Anwendbarkeit  besitzt. 

Man  versetzt  eine  wäßrige  Aldehydlösung  mit  einer  überschüssigen 
Menge  Alkalibisulfitlösnng,  deren  Gehalt  an  SO9  vorher  durch  Jod 
ermittelt  worden  ist;  nach  kurzer  Zeit  ist  aller  Aldehyd  an  das  Disulfit 
gebunden,  das  in  dieser  Form  durch  Jod  nicht  oxydiert  wird.  Man 
titriert  die  freie  schweflige  Säure  zurück  und  hat  in  der  Differenz  ein 
Maß  für  die  Menge  des  Aldehyds.  Am  besten  wird  eine  wäßrige 
Y^-proz.  Aldehydlösung  imd  eine  Lösung  von  12  g  E^HSO^  im  Liter  ver- 
wendet, da  bei  diesen  Konzentrationsverhältnissen  bei  der  Titration  eine 
Reduktion  der  entstehenden  H,  SO4  durch  Jod  nicht  zu  befürchten  ist. 

(Ist  auch  für  Acetaldehyd,  Benzaldehyd  etc.  anwendbar.) 

15.  A.  Seyewetz  und  Gibello  (Bull.  Soc.  Ghim.  Paris  (3),  81^ 
691;  Chem.  Centralbl.  1904,  II,  263)  gründen  die  Bestimmung  des 
Formaldehyds  und  seiner  Polymeren  auf  folgende  Tatsachen. 

In  der  Kälte  reagieren  Formaldehyd  und  Natriumsulfit  allein  nicht 
aufeinander.  Zusatz  von  H^  SO4  zu  dieser  Lösung  ruft  Zersetzung  des 
Sulfits  in  Bisulfit  und  Sulfat  hervor,  wobei  das  Bisulfit  sofort  vom 
Formaldehyd  absorbiert  wird.  Da  die  Formaldehyd-Bisulfitverbindung 
gegen  Phenolphtalein  neutral  reagiert,  entfärbt  die  H^SO^  das  Phenol* 
phtalein  nicht  eher,  als  bis  sämtlicher  Formaldehyd  in  die  Bisulfitver* 
bindung  übergegangen  ist«  Die  Reaktion  verläuft  also  im  Sinne  der 
folgenden  Gleichung: 

6  Na,  SO3  +  2  (CH,  0)«  -f-  3  H,  SO4  =  2  [(Na  HSO,), .  (CH,  0),1 

-+-3Na,S04. 

Diese  Reaktion  läßt  sich  sehr  gut  zur  raschen  Titration  der  Form* 
aldehydpolymeren  verwenden*  Man  benutzt  für  derartige  Bestim- 
mungen eine  etwa  20-proz.  Natriumsulfitlösung,  ermittelt  zuvor  in  20  ccm 
dieser  Lösung  in  Gegenwart  eines  Tropfens  einer  alkoh.  2-proz.  Phenol« 
phtaleinlösimg  die  Menge  titrierter  Säure,  welche  zur  Neutralisation  der 
alkal.  Reaktion  der  Sulfitlösung  nötig  ist,  löst  dann  in  20  ccm  der 
Natriumsulfitlösung  0,5 — 0,7  g  des  fraglichen  Trioxymethylens  auf  und 
titriert.    Ein  Überschuß  von  Natriumsulfit  ist  notwendig,  um  die  äugen« 


Formaldehjd.  947 

blickliche    Bildung    der   Bisulfitverbindung    zu  sichern.     Yorteilhaft  ist, 
nicht  mehr  Phenolphtalein  zuzusetzen,  als  gerade  nötig  ist. 

16.  G.  Lemme  (Chem.-Ztg.  27,  896)  gründet  die  Bestimmung  Ton 
Formaldehyd  in  Lösungen  auf  die  Umsetzung: 

HCOH  -h  Naa  SO,  -f-  H^  0  =  CH,  (OH)  SO3  Na  +  Na  OH. 

Er  titriert  das  frei  werdende  Natron  mit  Schwefelsäure. 

17.  Die  jodometrische  Methode  von  Romijn  (Zsch.  analyt. 
Chem.  86,  18)  führen  W.  Fresenius  und  L.  Grünhut  (Zsch.  analyt. 
Cham.  44.  13;  Ch.  Centralbl.  1905,  I,  630)  folgendermaßen  aus. 

25  ccm  Formol  werden  genau  in  ein  tariertes  Wägeglas    mit  ein- 
geriebenem   Glasstopfen    eingewogen    imd    verlustlos    in    Ya"^^^^'^^^^^^ 
übergespült ;  man  füllt  zur  Marke  auf,  mißt  5  ccm  der  Lösung  möglichst 
genau  ab,  bringt  sie  in  eine  Stöpselflasche  mit  gut  eingeriebenem  Glas- 
stopfen und  fügt  schnell  30  ccm  N.-Na  OH  hinzu,  die  man  nur  mit  dem 
Meßzylinder  abzumessen  braucht.     Sogleich  läßt  man  unter  beständigem 
Umschwenken  aus  einer  Bürette  etwa  50  ccm  Y5  N.-Jodlösung  zufließen, 
bis  die  Flüssigkeit  lebhaft  gelb   erscheint.    Man  verstopft  die  Flasche, 
schüttelt  noch  eine  halbe  Minute  lang  gut  um,  säuert  mit  40  ccm  N.-Hj  SO4 
(im  Meßzylinder  gemessen)  an  imd  titriert  nach  kurzem  Stehen  —  während 
dessen    die   Flasche   verstopft   bleibt   —    den  Überschuß  des  Jods  mit 
7io  N.-Natriumthiosulfatlösung.      Auf   einen  Jodgehalt   des    verwendeten 
EJ  und  einen  Nitritgehalt  der  Lauge  muß  man  besonders  achten.     Von 
Nebenbestandteilen    des    Formaldehyds,     welche     die    Methode     stören 
könnten,    haben    Verfasser   bisher   Aceton    und  Äthylalkohol    nie   ange- 
troffen.    Beide  würden  sich  durch  Jodoformbildung  verraten. 

Bernhard  H.  Smith*)  kommt  bei  einer  vergleichenden  Unter- 
suchung der  verschiedenen  Verfahren  zur  Bestimmung  des  Formaldehyds 
zu  folgenden  Schlußfolgerungen. 

Die  Methode  von  Blank  imd  Finkenb einer  ist  besonders  für 
konzentrierte  Lösungen  geeignet  und  gibt  hier  sichere  Resultate.  Wichtig 
ist,  daß  man  nach  dem  Zusatz  des  Wasserstoffsuperoxyds  einige  Minuten 
wartet,  ehe  man  zurücktitriert. 

Das  Legi  ersehe  Verfahren  gibt  etwas  niedrigere  Resultate  als  die 
erste  Methode.  Die  Rücktitration  erfolgte  nach  24  Stunden  unter  Be- 
nutzung von  Rosolsäure  als  Indikator.  Der  Endpimkt  der  Titration  war 
nicht  scharf. 

Die     gewichts  analytische     Hexamethylentetraminmethode     ist 


0  J.  Am.  Chem.  Soc.  25,  1028  (1903);  Zsch.  angew.  Chem.  1904,  803; 
siehe  anch:  Z.  PSska,  Chem.-Ztg.  25,  743;  A.  G.  Craig,  Joom.  Americ.  Chem. 
Soc.  28,  688;  0.  Blank  u,  H.  Finkenbeiner,  Chem.-Ztg.  25,  794;  C.  W&llnitz, 
Zsch.   angew.  Chem.  190S,  826. 

60* 


948  Organische  Farbstoffe. 

praktisch  unbrauchbar,  weil  das  Hexamethylentetramin  beim  Trocknen 
fortwährend  an  Gewicht  abnimmt. 

Die  Oxydation  des  Formaldehyds  mit  Jod  nach  Romijn  und 
anderen  gibt  gute  Resultate  in  verdünnten  Formaldehydlösungen  und 
ähnlich  verhält  es  sich  mit  dem  Cyankalium verfahren,  das  noch  die 
Bestimmung  von  1  Teil  Formaldehyd  in  100  000  Teilen  Wasser  gestattet 

Mit  der  volumetrischen  Bestimmung  durch  Anilinlösung  waren 
keine  Resultate  zu  erhalten,  da  der  Endpunkt  der  Titration  nicht  erkannt 
werden  konnte. 

Der  Formaldehyd  wird  in  der  Farbenindustrie  gebraucht  zur  Hei^ 
Stellung  von  Diphenylmethanderivaten  (Auramin),  von  Triphenylmethan- 
farbstoffen  (Neufuchsin,  Formyl violett,  Helvetiablau,  Aurintrikarbon- 
säure)  und  von  einigen  Farbstoffen  der  Akridinreihe. 

Bestimmung  von  Methylalkohol  in  Formaldehyd. 

1.  Methode  des  Vereins  für  chemische  Industrie  (Zsch.  f. 
analyt.  Chem.  1900,  39,  S.  62). 

In  ein  gewogenes  100  ccm-Kölbchen  werden  10  g  Formaldehyd  von 
höchstens  40  Proz.  Aldehydgehalt  abgewogen  und  nach  dem  Auffällen 
mit  destilliertem  Wasser  zur  Marke  von  dieser  verdünnten  Flüssigkeit 
5  ccm  mit  100  ccm  einer  Ealiumbichromatlösung,  welche  im  Liter  29,52  g 
Kaliumbichromat  und  32  g  Schwefelsäure  (konzentriert)  enthält,  im  zu- 
geschmolzenen Rohr  6  Stunden  auf  140^  erhitzt.  Nach  dem  Erkalten 
der  Flüssigkeit  verdünnt  man  dieselbe  auf  250  ccm  und  titriert  davon 
25  ccm  unter  Zusatz  von  Jodkalium  und  Salzsäure  mit  Yio  N.-Thiosulfat- 
lösung.  Vor  der  Titration  muß  die  Lösung  mit  Jodkalium  und  Salz- 
säure 5  Minuten  lang  geschüttelt  werden. 

Beispiel:  25  ccm  der  verdünnten  Kaliumbichromatlösung  ver- 
brauchten 15,3  ccm  7,0  N.-Thiosulfat,  welche  0,0752  g  Kaliumbichromat 
entsprechen.  Demnach  enthält  die  ganze  Lösung  (250  ccm)  0,752  g 
Kaliumbichromat.  Angewandt  wurden  100  ccm  Kaliumbichromatlösung, 
welche  2,952  g  Kaliumbichromat  enthalten,  also  waren  zur  Oxydation 
von  Formaldehyd,  Ameisensäure  und  eventuell  vorhandenem  Methyl- 
alkohol 2,2  g  Kaliumbichromat  verbraucht.  Eine  Analyse  des  Aldehyds 
hätte  40,3  Proz.  Aldehyd  und  0,1  Proz.  Ameisensäure  ergeben,  ao  wären 
in  5  ccm,  entsprechend  0,5  g  Formaldehydlösung,  0,2015  g  Formaldehyd 
und  0,0005  g  Ameisensäure  vorhanden. 
Die  0,2015  g  Formaldehyd  brauchen  zur  vollständigen 

Oxydation 1,32    g  K,Cr,Oj 

Die  0,0005  g  Ameisensäure  brauchen  zur  vollständigen 

Oxydation 0,001  g  K,  Cr,  0: 

Summa:     1,321  g  K,Cr,0: 


Formaldehyd.  949 

Demnach  sind  für  Methylalkohol  2,2—1,321  =  0,879  g  Kalium- 
bichromat  verbraucht,  entsprechend  0,0958  g  Methylalkohol  =  19,06  Proz. 
nach  der  Formel: 

CH3  OH  +  K,Cr,07  4-  4H,S04  =  CO^  +  6  H,  0  4-  K,  SO4  +  Cr,  (SO^),. 

2.  Eine  andere  Methode,  den  Methylalkohol  zu  bestimmen,  beruht 
auf  der  bekannten  Gleichung:    . 

2  HCHO  -f-  Na  OH  =  CH3  OH  -4-  HCOO  Na. 
Man  wiegt  100  g  Formol  in  einen  widerstandsfähigen,  nicht  zu 
kleinen  Rundkolben,  fügt  700  g  Doppelt-Normalnatronlauge  %u,  setzt 
auf  den  Kolben  einen  guten  Rdckflußkühler,  der  mit  Wasser,  und  darüber 
einen  zweiten  Schlangenkühler,  der  mit  Eis  gekühlt  wird,  und  erhitzt 
2  Stunden  zum  Sieden.  Wendet  man  nicht  große  imd  kalte  Kühlgefaße 
an,  so  hat  man  leicht  wesentliche  Verluste  und  bekommt  zu  niedrige 
Werte  für  den  Methylalkohol.  Nachdem  der  Apparat  wieder  erkaltet 
ist,  entfernt  man  den  Rückflußkühler  und  destilliert  bei  guter  Kühlung 
300 — 400  ccm  ab.  Im  Destillat  wird  der  Methylalkoholgehalt  durch 
genaue  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes  ermittelt  und  daraus  der 
Methylalkoholgehalt  des  angewandten  Formols  berechnet.  Da  sich  der 
vorhandene  Aldehyd  nach  obiger  Gleichung  spaltet,  hat  man  im  Destillat 
erstens  den  daraus  entstandenen  Methylalkohol,  zweitens  den  von  yom- 
herein  Torhandenen  Methylalkohol.  Aus  dem  bekannten  Gehalt  an  Form- 
aldehyd berechnet  man  den  ersteren,  zieht  ihn  vom  Gesamtmethylalkohol 
ab  und  hat  als  Differenz  den  im  analysierten  Formol  anwesenden  freien 
Methylalkohol.  Das  spezifische  Gewicht  des  Destillates  muß  sehr  genau 
pyknometrisch  bestimmt  werden,  die  yierte  Dezimale  muß  noch  genau  sein 
und  die  Berechnung  an  der  Hand  einer  genauen  Tabelle  geschehen.  Es 
ist  rätlich,  eine  möglichst  reine  Lauge  anzuwenden.  Die  Resultate  sind 
meist  erträglich  richtig,  leider  aber  nicht  absolut  sicher,  weil  die  Um- 
setzung manchmal  nicht  nur  nach  obiger  Gleichung  verläuft,  sondern  aus 
dem  Formol  andere  Körper,  Zucker  etc.,  gebildet  werden,  was  dazu  führt, 
daß  man  den  Gehalt  an  freiem  Methylalkohol  zu  niedrig  findet,  z.  B.  statt 
20  Proz.  nur  18  Proz.    Größer  dürfte  der  Fehler  nie  werden. 

3.  Ein  drittes  Verfahren  beruht  auf  der  Bindung  des  Formaldehyds 
durch  Kondensation  mit  einem  geeigneten  Körper,  Entfernung  des  Methyl- 
alkohols durch  Destillation  und  Ermittelung  des  spez.  Gewichts  im 
Destillat  (R.  Gnehm  und  I*.  Kaufler,  Zsch.  angew.  Chem.  1904,  673; 
1905,  93)  imd  wird  folgendermaßen  ausgeführt. 

40  ccm  Wasser  werden  in  einem  Kölbchen  zum  Sieden  erhitzt, 
dann  portionenweise  110  g  *)   sulfanilsaures  Natrium  (krystallisiert)  ein- 


')  Bei  niedrigprozentigen  Prodakten  genügen  90  g   sulfanilsaures  Natron 
und  85  ccm  Wasser. 


950  Organische  Farbstoffe. 

getragen  und  bis  zur  vollständigen  LOsung  weitergekocht;  darauf  wird 
schnell  abgekühlt,  der  Krystallkuchen  mit  einem  Glasstab  etwas  zerteilt 
und  genau  20  ccm  der  zu  untersuchenden  Formaldehydlösung  einfließen 
gelassen.  Man  verschließt  mit  einem  Kork  und  läßt,  unter  zeitweiligem 
Schütteln,  3 — 4  Stunden  stehen;  will  man  die  Zeit  abkürzen,  so  stellt 
man  den  Kolben  in  ein  Wasserbad,  das  auf  35 — 40®  gehalten  wird,  wo- 
bei die  Reaktion  in  ly, — 2  Stunden  vollzogen  ist.  Nach  dieser  Zeit  ist 
der  Formaldehjdgeruch  verschwunden,  die  Krjstalle  des  sulfanilsauren 
Natriums  sind  fast  ganz  gelöst,  und  der  Inhalt  des  Kolbens  ist  ziemlich 
dickflüssig  geworden. 

(Wenn  das  sulfanil  saure  Natrium  direkt  verwendet  wird,  ohne  auf 
die  angegebene  Art  in  feine  Yerteilimg  gebracht  zu  werden,  so  dauert 
die  Kondensation  wesentlich  länger.) 

Sodann  wird  der  Kolben  durch  einen  Destillieraufsatz  mit  Glas- 
perlen mit  einem  langen  Röhrenkühler  verbunden  und  der  Inhalt  auf 
dem  Sandbade  oder  besser  aus  einem  Ölbade  (Temperatur  125 — 145®) 
destilliert.  Man  treibt  30 — 35  ccm  über,  spült  den  Kühler  mit  Wasser 
nach  und  füllt  in  einem  Meßkolben  auf  50  ccm  auf.  £s  empfiehlt  sich, 
zur  Vermeidung  von  Destillationsverlusten  Kühler  und  Kölbchen  vor 
der  Destillation  zu  befeuchten,  da  die  ersten  übergehenden  Tropfen  be- 
sonders reich  an  Methylalkohol  sind.  Als  Kühler  hat  sich  derjenige 
von  Sauer  und  GöckeH)  recht  gut  bewährt,  da  die  Vorlage  luftdicht 
angeschlossen  werden  kann. 

Im  Destillate  wird  die  Dichte  mittels  Pyknometer  bestimmt;  bei 
den  großen  Fehlem,  die  eine  von  15^  abweichende  Temperatur  verur- 
sacht, muß  ein  Pyknometer  mit  eingeschliffenem  Thermometer  verwendet 
werden.  Der  Inhalt  des  Meßkolbens  wird  durch  Einstellen  in  Wasser 
von  10 — 12°  abgekühlt,  in  das  Pyknometer  eingegossen  und  die  Tem- 
peratur durch  Belassen  an  einem  mäßig  warmen  Orte  langsam  bis  15^ 
steigen  gelassen;  sowie  diese  erreicht  ist,  wird  das  Pyknometer  mit 
faserfreiem  Filtrierpapier  abgetupft,  die  Abschlußkappe  aufgesetzt  und 
nach  kurzem  Verweilen  im  Wageraum  die  Wägung  vorgenommen.  Vor- 
her wird  das  Gewicht  des  leeren  Pyknometers  und  das  Gewicht  bei 
Füllung  mit  destilliertem  Wasser  von  15°  bestimmt.  Da  die  Methode 
für  technische  Zwecke  bestimmt  ist,  sind  in  nachstehender  Tabelle  die 
Dichten  angegeben,  wie  sie,  bezogen  auf  destilliertes  Wasser  von  15°, 
ohne  Reduktion  auf  den  luftleeren  Raum  erhalten  werden.  Die  erhaltenen 
Werte  sind  mit  2,5  zu  multiplizieren,  da  20  ccm  auf  50  ccm  verdünnt 
wurden.  Bei  der  hier  angegebenen  Arbeitsweise,  d.  h.  ohne  Thermo- 
staten und  ohne  jene  Vorsichtsmaßregeln,  die  bei  einer  Präzisionsbestim- 


^)  Kühler  mit  zwei  Kühlröhren. 


Fonnaldehjd. 


951 


mung  notwendig  wären,  lassen  sieb  die  Dichten  derart  bestimmen,  daß 
die  Abweichungen  höchstens  0,0001  betragen,  somit  auch  nach  der  Multi- 
plikation mit  2,5  der  hierdurch  veranlafite  Fehler  unter  0,2  Proz.  bleibt. 
Die  genauen  spez.  Gewichte  des  verdünnten  Methylalkohols  sind  in  der 
Arbeit  von  Bit t mar  und  Fawsitt^)  enthalten  und  bestätigen  nach 
erfolgter  Umrechnung  die  hier  angegebenen  Zahlen. 
Bezeichnet  man  mit 

Po  das  Gewicht  des  leeren  Pyknometers, 
Pw  das  Gew.  des  P.  mit  Wasser  bei  15^, 
P d.  Lösung  bei  15  ^ 

so  ist  die  Dichte  d  -rr-  =*  ^p p^  • 

Aus  einer  Reihe  von  Dichtebestimmungen  von  Methylalkohol-Wasser- 
mischimgen  von  0 — 10  g  Methylalkohol  auf  100  com  Flüssigkeit  läßt 
sich  empirisch  die  Formel  ableiten: 

15 
d^^=  1  — 0,001 89  p  +  0,00002  p, 

wobei  p  die  Gramme  Methylalkohol  in  100  ccm  bedeutet. 
So  wurde  gefunden: 


g  Methylalkohol 
in  100  ccm 

d  ——  berechnet 
15 

d  -rjr-  gefunden 

0-2 

0-99957 

0-99962 

0-4 

0-99924 

0-99923 

0-6 

0-99887 

0-99887 

0-8 

0-99849 

0-99849 

0-99 

0-99813 

0-99808 

1-19 

0-99777 

0-99772 

1-59 

0-99703 

0-99697 

1-99 

0-99630 

0-99638 

213 

0-99605 

0-99609 

2-38 

0-99552 

0-99549 

3-57 

0-99348 

0-99352 

4-77 

0-99141 

0-99140 

6-36 

0-99878 

0-99873 

7-95 

0-98622 

0*98622 

8-92 

0-98549 

0-98646 

9-54 

0-98378 

0-98379 

')  Transact.  Roy.  Soc.  Edinburgh  88,  509,   vergl.  Fischer,  Jahresbericht 
889,  692. 


952 


Organische  Farbstoffe. 


(Nachstehende  Tabelle  ist  nach  der  angegebenen  Formel  berechnet; 

die  letzte  Dezimalstelle  ist  nicht  Tollkommen  zuverlässig,  wie  auch  aus 

Beleganalysen  hervorgeht.) 

15 
^-TT-  der  verdünnten  Methylalkohollösungen. 


g  in 
100  ccm 

g  in 
100  ccm 

15 

g  in 
100  ccm 

d'* 

15 

Ol 

0-99981 

3-5 

0-99360 

6-8 

0-98805 

0-2 

0-99962 

3-6 

0-99343 

6-9 

0-98789 

0-8 

0-99943 

37 

0-99325 

7-0 

0-98778 

0-4 

0-99924 

3-8 

099308 

7-1 

0-98757 

0-5   , 

0-99905 

39 

0-99291 

7-2 

0-98741 

0-6 

0-99887 

4-0 

0-99273 

7-8 

0-98725 

0-7 

0-99868 

41 

0-99256 

7-4 

0-98709 

0-8 

0-99849 

4-2 

0-99239 

7-5 

0-96693 

0-9 

0-99831 

4-3 

0-99221 

7-6 

0-98677 

10 

0-99813 

4-4 

0-99204 

7-7 

0.98661 

11 

0-99793 

4-5 

0-99187 

7-8 

0-98646 

1-2 

0-99775 

4-6 

0-99170 

7-9 

0-98630 

1-3 

0-99756 

4-7 

0-99153 

80 

0-98614 

1-4 

0-99738 

4-8 

0  99136 

8-1 

0-98599 

1-5 

0-99720 

4-9 

0-99119 

8-2 

098583 

1-6 

0-99701 

6-0 

0-99102 

8-3 

0-98568 

1-7 

0-99683 

51 

0-99085 

8-4 

0-98552 

1-8 

0-99665 

52 

0-99069 

8-5 

0*98536 

1-9 

0-99647 

5-3 

099(^2 

8-6 

0-98521 

20 

0-99628 

5-4 

0-99035 

8-7 

098505 

21 

0-99610 

5-5 

0-99018 

.8-8 

0-98490 

2-2 

0-99592 

5-6 

0-99002 

8-9 

0-98475 

2-3 

0-99574 

5-7 

0-98985 

9-0 

0-98460 

2-4 

099556 

5-8 

0-98968 

91 

0-98445 

2-5 

0-99538 

5-9 

0-98952 

9-2 

0-98430 

2-6 

099520 

6-0 

0-98936 

9-3 

0-98415 

2-7 

0-99502 

6-1 

0-98919 

9-4 

0-98400 

2-8 

0-99484 

6-2 

0-98908 

9-5 

0-98384 

2-9 

0-99466 

6-3 

0-98886 

9-6 

0-98868 

30 

0-99449 

6-4 

0-98870 

9-7 

0-98854 

31 

0'99431 

6-6 

0-98853 

9-8 

0-98840 

3-2 

0-99418 

6-6 

0-98837 

9-9 

098825 

3-3 

0-99396 

6-7 

0-98821 

lOO 

0-98810 

3-4 

0-99378 

Es  ist  noch  zu  bemerken,  daß  im  Destillate,  dem  ein  eigenartiger, 
von  dem  des  Formaldehyds  durchaus  verschiedener  Geruch  anhaftet,  mit 


Formaldehyd«    Phosgen.  953 

ammoniakalischer  Silbemitratlösung  stets  ganz  kleine  Quantitäten  an 
reduzierenden  Körpern  nachgewiesen  werden  können.  Wie  Titrationen 
mit  Permanganat  in  dem  Destillate  aus  (beinahe)  methjlalkoholfreiem 
Pormaldehyd  erkennen  lassen,  handelt  es  sich  allerdings  nur  um  geringe 
Spuren  solcher  Substanzen.  Da  sie  aber  schwerer  als  Wasser  zu  sein 
scheinen,  so  bedeutet  deren  Anwesenheit  eine  kleine  Fehlerquelle:  sie 
bewirkt  eine  geringe  Erniedrigimg  der  Resultate  um  ca.  0,5^-0,6  g  in 
100  com  Flüssigkeit. 

4.  H.  Bamberger  (Zsch.  angew.  Chem.  1904,  1246)  empfiehlt  fol- 
gende Methode,  die  etwas  höhere  imd  richtigere  Resultate  liefern  soll. 

50  ccm  Formaldehyd   werden   mit    140  ccm  Natriumbisulfitlösung, 
welche  1  Mol.  NaHSOj  in  200  ccm  (also 'einen  kleinen  Überschuß)  ent- 
hält, gemischt,    der  Kolben   mit   dicht   schließendem  Kork  yerschlossen 
und  4 — 5  Stunden,   behufs  Bildung   der  Oxymethylensulfosäure,    stehen 
gelassen.    Nach   Beendigung    der   Kondensation   wird   mit  Natronlauge 
genau  neutralisiert.    Da  in  diesem  Fall  nicht  alkoholische  Phenolphtalein- 
lösung  zugesetzt  werden  darf^  wird  gegen  Brillantgel)>papier  (older  Phenol- 
phtaleinpapier)  getröpfelt.    Der  erste  Tropfen  überschüssige  Lauge  wird 
so  genau  angezeigt.    Hat  man  aus  Versehen  etwas  übertitriert,  so  kann 
man  ohne  jede  Grefahr  mit  yerd.  Schwefelsäure  oder  Bisulfitlösung  zu- 
rückgehen, bis  eben  schwach  alkalische  Reaktion  Torhanden  ist.     Nach 
der  Neutralisation   wird   der  Kolben   mit  Aufsatzrohr   und.  Kühler  ver- 
bimden;    dann   werden   aus    dem  Ölbad    ca.  75  ccm  Destillat   in    einen 
100  ccm-Meßkolben  übergetrieben.    Nach  dem  Auffüllen   bestimmt  man 
bei  15^  das  spez.  6(swicht  mit  der  Mohr  sehen  Wage. 

5.  Zur  Bestimmung  des  Methylalkohols  im  käuflichen  Formaldehyd 
^M.  J.  Stritar,  Zsch.  f.  anal.  Chem.  48,  401)  eignet  sich  auch  das  Jodid- 
-verfahren  (Zsch.  f.  anal.  Chem.  48,  387). 

Man  verdünnt  5  ccm  Formalin  mit  100  ccm  Wasser,  übersättigt  mit 
.^Linmoniak,  destilliert  50  ccm  in  einen  100  ccm-Kolben  ab,  säuert  mit 
reiner  Essigsäure  schwach  an,  füllt  zur  Marke  und  unterwirft:  5  ccm 
dem  Jodidyerfahren. 

Ag  J  X  54,57  =  g  Methylalkohol  in  100  ccm  Formalin. 

Welche  der  vorgeschlagenen  Methoden  die  genauesten  Werte  gibt,  ist 
aoch  nicht  entschieden.  Der  bequemen  Ausführbarkeit  und  ihrer  Billig- 
keit wegen  verdient  bis  auf  weiteres  die  H.  Bamberger  sehe  Methode 
[len  Torzug  (R.  Gnehm  u.  F.  Kauf  1er,  Zsch.  angew.  Chem.  1905,  93). 

10.  Phosgen  CO  Cl,. 

CUorkohlenoxyd  wird  zur  Darstellung  des  Michl ersehen  Ketons, 
rem.  Kry stallviolett,   einiger  Azofarbstoffe   u.  a.  m.   gebraucht  und  in  der 


954  Organische  Farbstoffe. 

Regel  in  den  Farbenfabriken  selbst  bereitet.  Doch  kommt  es  auch  in 
Bomben  oder  (bei  kleineren  Mengen)  in  Form  einer  ToluollOsung  in  den 
Handel. 

Zu  seiner  Gewinnung  leitet  man  ein  Gemisch  aus  gleichen  Molekülen 
Chlor  und  Kohlenoxyd  über  Tierkohle. 

Phosgen  bildet  eine  erstickend  riechende  Flüssigkeit  von  1,432 
spez.  Gew.  bei  0^,  die  bei  8,2^  siedet.  Es  ist  sehr  leicht  lOslich  in 
Benzol,  Eisessig  und  wird  von  kaltem  Wasser  langsam,  von  heißem  rasch 
unter  Bildung  von  00^  und  HCl  zersetzt. 

Es  soll  kein  Chlor  enthalten;  demgemäß  darf  beim  Versetzen  mit 
Jodkalium  höchstens  eine  schwache  Gelbfärbung,  nicht  aber  eine  Aas- 
scheidung brauner  Flocken  (Jod)  auftreten. 


11.  Jod. 

Das  Jod  konmit  hauptsächlich  in  zwei  Formen  in  den  Handel.  Das 
gewöhnliche  rohe  Jod  bildet  graphitartige  graue  Klumpen  von  kristalli- 
nischer Textur,  das  reinere  resublimierte  Jod  graue  glänzende  Blättchen. 
Das  Jod  wird  in  der  Farbentechnik  zur  Darstellung  blaustichiger  Eosine 
benutzt. 

Die  vollkommene  Flüchtigkeit,  sowie  die  Löslichkeit  in  Alkohol 
und  Jodkaliumlösung  werden  häufig  als  Merkmale  der  Reinheit  ange- 
sehen, bieten  jedoch  keine  genügende  Garantie,  da  das  rohe  Jod  häufig 
Chlorjod,  Jodcyan  und  andere  flüchtige  Verbindungen  enthält. 
Bei  den  meisten  Jodsorten  wird  man  stets  zur  quantitativen  Bestimmung 
durch  Titration  mit  Natriumthiosulfat  oder  Natriumarsenit  schreiten 
müssen. 

Man  stellt  den  Titer  in  bekannter  Weise  entweder  auf  reines  Jod 
oder  arsenige  Säure.  Für  die  Untersuchung  löst  man  etwa  10  g  der 
fein  zerriebenen  Durchschnittsprobe  unter  Zusatz  der  doppelten  Menge 
von  reinem  Jodkalium  zum  Liter  auf  imd  nimmt  etwa  50  com  fQr  die 
Analyse.  Man  fügt  Natriumthiosulfat  oder  Natriumarsenit  im  Überschull 
hinzu  und  titriert  darauf  unter  Zusatz  von  Stärkekleister  mit  Yi^  Jod- 
lösung bis  zur  schwachen  Blaufärbung  zurück  (vergl.  Bd.  I,  S.  136  ff.). 

12.   Brom. 

Dunkelrotbraune,  bei  68^  siedende  und  schon  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  sich  verflüchtigende  Flüssigkeit,  welche  in  der  Kälte  zu  bei 
—  7,3^  schmelzenden,  metallisch  glänzenden  Blättchen  erstarrt.  Sein 
spez.  Gew.  beträgt  2,97  bei  0^.  In  Wasser  löst  es  sich  schwierig,  leicht 
in  Eisessig  und  Äther. 


Wasserstoffsuperoxyd.    Zinkstaab.  955 

Das  technische  Brom  ist  meist  nahezu  rein  und  kann  ohne  weitere 
Untersuchung  angewandt  werden.  Es  dient  in  der  Farbentechnik  zur 
Darstellung  des  Bromäthyls,  sowie  zur  Herstellung  der  bromierten  Fluores- 
ceme  (Eosin  etc.). 

Der  bei  weitem  größte  Teil  des  Broms  wird  aus  den  Staßfurter 
Mutterlaugensalzen  durch  Destillation  derselben  mit  Braunstein  und 
Schwefelsäure  abgeschieden. 

13.  Wasserstoffsaperoxyd  HaO^. 

Das  Handelsprodukt  ist  meist  eine  3-proz.  Lösung  von  Hg  O^,  die 
in  der  Regel  mineralische  Salze,  wie  Kochsalz,  Chlormagnesium,  Natrium- 
sulfat, und  Phosphorsäure  enthält. 

Zur  Wertbestimmung  wird  mit  Kaliumpermanganat  titriert. 

1  com  Wasserstoffsuperoxydlösung  wird  in  300  ccm  destillierten 
Wassers  gegeben;  man  versetzt  mit  ca.  30  ccm  verdünnter  Schwefelsäure 
und  läßt  unter  stetem  Umrühren  Yjq  N.-Permanganatlösung  tropfenweise 
zufließen,  bis  die  rote  Farbe  eines  hineinfallenden  Tropfens  nicht  mehr 
verschwindet. 

1  ccm  Vio  K  Mn  04-Lösung  =  0,00316  g  K  Mn  04-Kryst. 

;=  0,0017  g  Hj  0,. 

Häufig  wird  der  Gehalt  des  technischen  Wasserstoffsuperoxyds  in 
Volumprozenten  angegeben.  Man  versteht  darunter  diejenige  Menge  Sauer- 
stoffgas, welche  1  ccm  Wasserstoffsuperoxydlösung  bei  der  Zersetzung  zu 
entwickeln  vermag.  1  ccm  3-proz.  Wasserstoffsuperoxydlösung  entwickelt 
10  Vol.  Sauerstoff;  eine  solche  Lösung  wird  als  10  vol.-proz.  bezeichnet. 

Yergl.  auch:  P.  Sisley,  Über  die  Analyse  des  technischen  Wasser- 
stoffsuperoxyds; Revue  gener.  des  Mat.  col.  1901,  209;  1904,  167. 

Zur  Wertbestimmung  von  Natriumsuperaoßyd  vergl.  E.  Rupp, 
Arch.  Pharm.  1902,  240,  437;  Chem.-Ztg.  1905,  443;  H.  Großmann, 
Chem.-Ztg.  1905,  137. 

14.   Zinkstaab  0- 

Der  bei  der  hüttenmännischen  Gewinnung  des  Zinks  als  Neben- 
produkt abfallende  Zinkstaub  ist  ein  Gemenge,  welches  neben  metalli- 
schem Zink  wechselnde  Mengen  von  Zinkoxyd  nebst  kleinen  Mengen  von 
Blei,  Kadmium,  Arsen  etc.  enthält.  In  der  Farbentechnik  findet  er  als 
sehr  energisches  Reduktionsmittel  vielfache  Verwendung. 


0  Vergl.  Bd.  11,  S.  323;  femer:  L.  de  Koninck  und  M.  Grandy  (Ball, 
de  PAssoc. beige  des  chim.  16^284;  Chem.  C.  1902,  II,  1434);  Apparat  zur  gaso- 
metrischen  Bestimmang  des  Metalls  im  Zinkstaab  etc.  (Ball,  de  TAssoc.  beige  des 
chim.  17,  112;  Chem.  C.  1903,  H,  521). 


956  Organische  Farbstoffe. 

Da  di^s  metallische  Zink  der  einzige  wirksame  Bestandteil  ist,  so 
ist  eine  Bestimmung  desselben  für  die  Beurteilung  seines  Wertes  durch- 
aus notwendig.     Für  diese  gibt  es  verschiedene  Wege. 

1.  Methode  von  R.  Fresenius.  Derselbe  schlägt  TOr,  den  Zink- 
gehalt aus  dem  Volumen  des  mit  Säuren  entwickelten  Wasserstoffs  zu  be- 
stimmen, Beilstein  und  Ja  wein  bildeten  diese  Methode  weiter  aus. 

Ein  besonderer  Apparat  dafür  ist  Ton  Fr.  Meyer  beschrieben 
worden  (Zsch.  angew.  Chem.  1894,  S.  131,  435).  Man  kann  dazu  aber 
auch  das  Azotometer  (Bd.  I,  S.  144),  das  Nitrometer  mit  Anhängefläsch- 
chen  (Bd.  I,  S.  150)  oder  das  Gasvolumeter  (Bd.  I,  S.  158)  benutzen. 
Ein  einfacher  Apparat  dafür  ist  von  0.  Bach  beschrieben  worden  (Zsch. 
angew.  Chem.  1894,  291). 

In  allen  diesen  Fällen  erfahrt  man  zunächst  das  Volumen  des 
entwickelten  Wasserstoffs,  das  in  bekannter  Weise  auf  0®,  760  mm 
Druck  und  Trockenheitszustand  reduziert  wird.  Bei  Annahme  des  Ge- 
wichts 0,08995  g  für  1  Liter  Wasserstoff  und  65,4  für  das  Atomgewicht 
des  Zinks  muB  man  die  gefundene  Zahl  von  ccm  Wasserstoff  mit 
0,002919  multiplizieren,  um  das  Gewicht  des  yerbrauchten  Zinks  in  g 
zu  finden. 

2.  Bequemer  ist  entschieden  das  Ton  Drewsen  (Zsch.  analjt 
Chem.  1880,  50)  eingeschlagene  Verfahren,  welches  auf  der  Tatsache  be- 
ruht, daB  das  fein  zerteilte  metallische  Zink  eine  Lösung  Ton  Chrom- 
säure (Kaliumbichromat  und  Schwefelsäure)  ohne  Wasserstoffentwicklung 
nach  der  Gleichung: 

2  Cr  O3  -h  6  H  =  Cr,  O3  +  3  Ha  0 

reduziert.     Beschreibimg  derselben  Bd.  II,  S.  324. 

Zu  bemerken  ist,  daß  diese,  wie  alle  Methoden,  welche  auf  einer 
Bestimmung  der  Reduktionsfahigkeit  des  Zinkstaubs  basieren,  durchaus 
nicht  den  Gehalt  an  metallischem  Zink  richtig  angibt. 

Das  vorhandene  Kadmium  und  Eisen  wirken  ebenfalls  reduzierend 
auf  die  Chromsäure  imd  werden  hier  stets  mitbestimmt,  da  aber  der 
Handelswert  des  Zinkstaubs  allein  durch  seine  reduzierende  Wirkung 
repräsentiert  wird,  ist  dies  ziemlich  gleichgültig. 

G.  Klemp  (Zsch.  f.  analyt.  Chem.  29,  253)  empfiehlt,  den  Zinkstaub 
durch  Kochen  mit  einer  gestellten  alkalischen  Lösung  von  Kaliumjodat 
zu  ermitteln. 

Durch  Bestimmimg  des  beim  Ansäuern  ausgeschiedenen  Jods  er- 
gibt sich  die  Menge  des  reduzierten  Jodats  und  die  des  in  Wirkung 
getretenen  Zinks.  Der  Umstand,  daß  hier  das  ausgeschiedene  Jod  vor 
der  Titration  abdestilliert  werden  muB,  macht  die  Methode  wenig 
handlich. 


Chlorzink.  957 

15.   Chlorscink  [ZnCy. 

Das  wasserfreie  Chlorzink  bildet  harte  zusammengeschmolzene 
Stücke  oder  trockene  pulverige  Massen.  Es  zieht  aus  der  Lnft  rasch 
Feuchtigkeit  an  und  zerfließt  zu  einer  dicklichen,  sehr  ätzenden  Flüssig- 
keit. Mit  Wasser  übergössen,  erhitzt  es  sich  stark  und  löst  sich  schon 
in  etwa  0,3  Teilen  zu  einem  Sirup. 

Das  feste  Chlorzink  dient  in  der  Farbentechnik  als  wasserent- 
ziehendes Mittel,  z.  B.  bei  der  Darstellung  des  Tetramethyldiamido- 
benzophenons  und  des  Erystallvioletts.  Häufig  enthält  es  eine  mehr 
oder  weniger  große  Menge  von  Zinkoxychlorid,  welches  sich  beim 
Eindampfen  der  Zinkchloridlösimg  durch  partielle  Zersetzung  bildet. 
Man  erkennt  diesen  Gehalt  an  der  Ausscheidimg  von  Zinkoxyd,  welche 
das  Produkt  beim  Auflösen  in  Wasser  gibt.  Da  diese  Verunreinigung 
für  manche  Zwecke  lästig  ist,  so  ist  das  Produkt  in  dieser  Hinsicht  zu 
prüfen.  Man  kann  im  allgemeinen  yerlangen,  daß  eine  Lösung  von  1  Teil 
Chlorzink  in  10  Teilen  Wasser  noch  klar  bleibe. 

Zur  quantitativen  Bestimmung  löst  man  10  g  der  zu  untersuchen- 
den Ware  in  100  ccm  Wasser  und  läßt  unter  Umrühren  so  lange  Nor- 
malsäure zufließen,  bis  die  trübe  Lösung  klar  wird.  Zur  schärferen 
Erkennung  der  Endreaktion  kann  auch  Methylorange  als  Indikator 
angewendet  werden.  1  ccm  Normalsäure  zeigt  0,10885  g  Zinkoxychlorid 
oder  0,0407  g  Zn  0  an. 

Bleibende  Trübung  oder  gar  ein  schwerer  Niederschlag,  der  sich 
beim  Erwärmen  löst,  weist  auf  Bleigehalt  hin. 

Man  untersucht  femer  die  Reaktion,  ermittelt  den  Wassergehalt 
durch  Glühen  im  Porzellantiegel  und  prüft  qualitativ  auf  Schwefelsäure, 
Salpetersäure,  Eisen  und  Blei. 

In  eine  ammoniakalische  Lösung  wird  Schwefelwasserstoff  bis  zur 
vollständigen  Fällung  der  Metalle  eingeleitet,  das  Filtrat  eingedampft 
und  geglüht.  Ein  etwa  verbleibender  Rückstand  wird  auf  Chlomatrium, 
Chlorcalcium,  Chlormagnesium  und  ähnliche  Yerunreinigungen  imter- 
sucht. 

Das  Chlorzink  wird  außerdem  häufig  in  Lösung  angewandt  und 
dient  in  dieser  Form  hauptsächlich,  um  gewisse  Farbstoffe,  z.  B.  Methy- 
lenblau, in  Form  von  Zinkdoppelsalzen  aus  Lösungen  abzuscheiden. 

Die  für  diesen  Zweck  nötigen  Chlorzinklösungen  werden  gewöhn- 
lich direkt  durch  Auflösen  von  Zinkabfällen  in  Salzsäure  dargestellt. 

Eine  Tabelle  der  spez.  Gewichte  von  Chlorzinklösungen  findet  sich 
Bd.  II,  S.  372. 


958  Organische  Farbstoffe. 

16.    Eigenchlorid. 

In  der  Technik  konunt  nur  das  wasserhaltige  Eisenchlorid 
(Fe,  Clg  +  6  H3  0)  zur  Verwendung.  Es  bildet  gelbbraune  Krusten,  welche 
an  feuchter  Luft  zerfließen  und  sich  ziemlich  klar  in  Wasser  lösen  sollen. 
Die  Lösung  ist  gelbbraun  gefärbt,  reagiert  sauer  und  besitzt  einen  zu- 
sammenziehenden Geschmack. 

Eine  Verunreinigung  mit  Eisenchlorür  verrät  sich  durch  die 
blaue  Färbung,  welche  die  Lösung  des  Produkts  mit  Ferricyankalium  gibt. 
Auf  Salpetersäure  ist  darin  nach  den  gewöhnlichen  Methoden  zu  prüfen. 

Das  Eisenchlorid  dient  für  die  Farbentechnik  als  Oxydations- 
mittel, z.  B.  bei  der  Darstellung  des  Helvetiablaus,  zur  Bereitung  einer 
Malachitgrünmarke  (wahrscheinlich  Eisendoppelverbindung) ,  zur  Zer- 
setzung der  Violettkupferverbindung  u.  a.  m. 

Da  dasselbe  ein  billiges  Produkt  ist  und  man  keine  großen  An- 
forderungen an  seine  Reinheit  stellt,  begnügt  man  sich  gewöhnlich  mit 
der  qualitativen  Prüfung.  Für  Lösungen  gibt  das  spez.  Gewicht  ge- 
nügenden Anhalt.  Für  diese  Berechnung  genügt  die  Tabelle  von  Franz, 
Bd.  II,  S.  367. 

Handelt  es  sich  um  eine  genaue  quantitative  Bestimmung,  so  er- 
mittelt man  zunächst  das  Eisen,  welches  in  Form  von  Chlorür  zu- 
gegen ist,  durch  Titration  mit  Chamäleonlösung;  in  einer  anderen  Probe 
wird  der  Gesamteisengehalt  in  analoger  Weise  bestimmt,  nachdem 
vorerst  das  Eisenchlorid  durch  Behandlung  mit  Zink  und  Schwefelsaure 
reduziert  worden.  Die  Differenz  entspricht  dem  als  Chlorid  vorhandenen 
Eisen. 

17.  Bleisuperoxyd  [PbOJ>). 

Das  Handelsprodukt  stellt  ein  dunkelbraunes  Pulver  oder  eine  braune 
Paste  dar  und  kann  z.  B.  durch  Behandeln  einer  Bleiacetatlösung  mit 
Chlorkalklösung  dargestellt  werden. 

Je  nach  den  Arbeitsbedingungen  gewinnt  man  das  Produkt  als 
lockere  oder  mehr  kompakte  Masse,  die  entsprechend  der  verschiedenen 
physikalischen  Beschaffenheit  sich  bei  den  Oxydationsvorgängen  nicht 
durchwegs  gleichartig  verhält.  Die  Erfahrung  muß  lehren,  welcher  Qualität 
im  einzelnen  Falle  der  Vorzug  einzuräumen  ist. 

Auf  Verunreinigungen  wird  folgendermaßen  geprüft.  Eine  Probe  von 
einigen  Gramm  wird  mit  der  10 — 12-fachen  Wassermenge  und  etwas  ver- 
dünnter Salpetersäure  gekocht  und  filtriert.  Ein  Teil  des  Filtrates  darf 
mit  Silbemitratlösung  keine  Trübung  geben  (Abwesenheit  von  Chlorid\ 
ein  anderer  Teil  wird   eingedampft  imd  darf  keinen  Rückstand  zeigen. 

>)  Vergl.  auch  Bd.  11,  S.  619. 


Bleisaperoxyd.    Zinnchlorür.  959 

£m  anfälliger  Rückstand  wird  auf  Calcium  und  Blei  geprüft.  Zum  Nach- 
weis Yon  Schwefelsäure  erwärmt  man  eine  Probe  mit  einer  konzentrierten 
Lösimg  von  Natriumbikarbonat,  filtriert  und  yersetzt  das  Filtrat  mit  Salz- 
säure im  Überschuß  und  mit  Chlorbaryum.  Eine  andere  Probe  wird  in 
konzentrierter  Schwefelsäure  gelöst  und  die  Masse  nach  dem  Erkalten 
mit  Wasser  und  einer  neuen  Menge  der  zu  untersuchenden  Substanz  be- 
handelt.    Färbt  sich  die  Lösung  rot,  so  ist  Mangan  vorhanden. 

Zur  Wertbestimmung  werden  3 — 4  g  Pulver  oder  ca.  10  g  Paste  ab- 
gewogen, mit  100  ccm  Halbnormaloxalsäure,  150  ccm  verdünnter  Schwefel- 
säure (1 : 3)  und  (zum  Nachspülen)  destilliertem  Wasser  in  einem  Liter- 
kolben durch  1 -stündiges  Schütteln  zersetzt.  Man  verdünnt  auf  1  Liter, 
filtriert  und  titriert  in  250  ccm,  die  mit  50  ccm  verdünnter  Schwefelsäure 
und  etwas  destilliertem  Wasser  versetzt  sind,  die  überschüssige  Oxalsäure 
durch  Yj  Chamäleonlösimg  zurück.  —  Bleisuperoxyd  wird  zur  Oxydation 
von  Leukobasen  (Tetramethyldiamidotriphenylmethan)  u.  a.  m.  verwendet. 

18.  Ziimchlorttr  (Zinnaalz). 

Das  wasserhaltige  Zinnchlorür  (Sn  Cl^  -F  2  H,  0),  welches  allein  in 
der  Technik  zur  Verwendung  kommt,  bildet  durchsichtige,  in  Wasser 
sehr  leicht  lösliche  und  an  feuchter  Luft  zerfliefiliche  Krystalle.  Das 
Zinnchlorür  oxydiert  sich  an  der  Luft  ziemlich  rasch,  indem  es  sich  teil- 
weise in  Chlorid,  teilweise  in  ein  Oxychlorid  verwandelt.  Dasselbe 
scheidet  alsdann  beim  Auflösen  in  Wasser  reichlich  Zinnoxyd  aus.  Reines 
Zinnchlorür  soll  sich  klar  in  luftreinem  Wasser  lösen,  doch  darf  man  an 
ein  technisches  Produkt  kaum  so  hohe  Anforderungen  stellen. 

Ein  beliebtes  Yerfälschungsmittel  für  Zinnsalz  ist  Magnesiumsulfat, 
welches  sich  im  Ansehen  wenig  davon  unterscheidet.  Es  ist  daher 
mittels  Chlorbaryum  auf  einen  stärkeren  Schwefelsäuregehalt  zu  prüfen. 
Fällt  man  eine  Probe  mit  Schwefelwasserstoff  aus,  so  soll  das  Filtrat 
beim  Verdampfen  keinen  erheblichen  Rückstand  hinterlassen. 

Den  wirklichen  Gehalt  an  Zinnchlorür  ermittelt  man  am  besten 
durch  Titration  mit  7io  «'^odlösung  in  weinsäurehaltiger,  mit  Natriumbi- 
karbonat übersättigter  Lösung. 

Zur  Beurteilung  seines  Wertes  ist  eine  Zinnbestimmung,  mit 
Berücksichtigong  der  möglichst  klaren  Löslichkeit,  der  sicherste  Weg. 

Nach  A.  Fränkel  (Mitt.  d.  technol.  Gewerbe-Mus.,  Wien  1892,  223) 
wird  die  salzsaure  Lösung  mit  überschüssigem  Kaliumbichromat  versetzt, 
dann  Jodkalium  zugefügt  und  das  ausgeschiedene  Jod  mit  Thiosulfat 
titriert. 

Eine  Tabelle  über  das  spez.  Gew.  von  Zinnchlorürlösungen  findet 
sich  Bd.  II,  S.  377. 


960  Organische  Farbstoffe. 

19.  ZinnchloricL 

Bas  wasserhaltige  Zinnchlorid  (Sn  GI4  +  5  H^  O)  bildet  eine  zer- 
fließliche  Salzmasse  und  ist  in  Wasser  auBerordentlich  leicht  löslich.  Es 
wird  hauptsächlich  in  der  Färberei  als  ein  äuBerst  wichtiges  Beiz-  und 
Beschwerungsmittel  angewandt.  Es  soll  frei  yon  Zinnchlorür  sein  und 
darf  daher  eine  Quecksilberchloridlösung  nicht  trüben. 

Für  eine  genaue  Wertbestimmung  ist  auch  hier  die  Bestimmung  des 
Zinngehalts  das  wichtigste  Mittel.  Da  es  jedocSh  meistens  in  Lösungen 
angewandt  wird,  so  begnügt  man  sich  gewöhnlich  damit,  das  spez.  Gew. 
zu  bestimmen,  aus  welchem  man  den  Gehalt  nach  der  Bd.  II,  S.  378 
mitgeteilten  Tabelle  berechnen  kann. 

Einen  Vorschlag  zu  einer  neuen  technischen  Zinnbe- 
Stimmungsmethode,  besonders  in  Pinkbädern,  macht  O.  Geisel 
(Chem.-Ztg.  1902,  553). 

In  entsprechend  yerdünnten  Lösungen  Ton  Zinnchlorid  wird  in  der 
Technik  die  Salzsäure  zweckmäßig  durch  Titration  mit  Yiq  N.-Lauge 
ermittelt,  während  das  Zinn  als  Sn  0^  gravimetrisch  bestimmt  wird. 
Viele  führen  die  Titration  so  aus,  daß  sie  alles  Zinn  ausföUen  (Überschuß 
ist  zu  yermeiden),  filtrieren  und  das  Filtrat  mit  Phenolphtalein  weiter 
titrieren.  Handelt  es  sich  z.  B.  um  Pinkbäderanalysen  für  die  Seidenbe- 
schwerung, so  verdünnt  man  jeweüs  die  gleiche  abgemessene  Menge 
Pinkbadflüssigkeit  auf  dasselbe  Vielfache.  Ändert  das  Bad  sein  Zinn- 
und  Säureverhältnis  nicht  wesentlich,  imd  wird  es  immer  genau  auf  den 
gleichen  Grad  Be.  eingestellt,  so  braucht  man  annähernd  immer  die  gleiche 
Anzahl  ccm  Yiq  N.-Lauge  zur  Fällung  des  Zinns. 

Es  genügt  dann,  einmal  auszuprobieren,  wann  eben  alles  Zinn  ge- 
fällt ist.  Einige  Zehntel  ccm  Überschuß  beeinflussen  das  Resultat  kaum 
merklich,  größere  Mengen  können  erhebliche  Fehler  verursachen. 

Einfacher  und  noch  hinreichend  genau  ist  die  direkte  Titration 
(ohne  Filtrieren)  unter  Zusatz  von  Methylorange  als  Indikator. 

Die  alte  Methode  der  Zinnbestimmung  (Auslallen  der  kochenden 
verdünnten  Lösung  mit  Anmioniumnitrat,  Filtrieren,  Waschen,  naß  Ver- 
brennen, Glühen,  Wägen)  ist  ziemlich  zeitraubend.  Geisel  empfiehlt 
ein  Verfahren,  das  sich  auf  folgende  Beobachtung  stützt.  In  der  Zinn- 
chloridlösung, die  in  10  ccm  0,075—0,100  g  Sn  0,  enthält,  wird  alles 
Zinn  in  der  Kälte  durch  Natronlauge  quantitativ  ansgefUlt,  bevor  noch 
alle  Salzsäure  neutralisiert  ist.  Sn  CI4  bildet  mit  verschiedenen  Farb- 
stoffen anders  gefärbte  Lacke.  Malachitgrün  eignet  sich  hier  als  Indikator. 
Gibt  man  einige  Tropfen  einer  1-proz.  Lösung  desselben  in  Zinnchlozid- 
lösung  der  angegebenen  Konzentration,  so  tritt  goldgelbe  Färbung  mit 
grüner  Nuance  auf.    Es  wird  mit  7,q  N.-Natronlauge  titriert.    Da  der  Um- 


Zizmchlorid.    Arsensänre.  961 

schlag  in  die  ursprüngliche  blaugrüne  Färbung  einer  Malachitgrünlösung 
nicht  sehr  scharf  ist,  so  benutzt  man  zur  Durchführung  der  OperatioD 
ein  geräumiges  Becherglas,  stellt  dasselbe  auf  eine  weiße  Unterlage  und 
vergleicht  die  Färbung,  die  der  eben  eingefallene  Tropfen  Lauge  hervor- 
bringt, mit  der  Färbung  der  umgebenden  Flüssigkeit,  schüttelt  dann  und 
titriert  weiter,  bis  der  letzte  Tropfen  Lauge  die  Flüssigkeit  um  keine 
Nuance  mehr  blauer  t&rbt. 

Bei  einiger  Übung  erhält  man  gut  übereinstimmende  Resultate« 
Berechnet   man  nun   aus   den   verbrauchten  ccm  Natronlauge   die 
Menge  Sn  O^  nach  der  Gleichung 

Sn  CI4  -h  4  Na  OH  =  Sn  (OH)^  +  4  Na  Gl, 

so  erhält  man  Zahlen,  die  niedriger  sind,  als  die  der  Wirklichkeit  ent- 
sprechenden und  auf  gravimetrischem  Wege  ermittelten;  doch  stehen  die 
beiden  in  einem  festen  Verhältnis,  das  etwa  folgende  Gleichung  ausdrückt: 

7  Na  OH  +  2  Sn  CI4  =  Sn  (OH)^  4-  Sn  Ol  (OH),  +  7  Na  Gl. 

Berechnet  man  nun  nach  dieser  Gleichung  das  Sn  0^  aus  den  ver- 
brauchten ccm  Yio  N.-Lauge,  so  erhält  man  Ergebnisse,  die  mit  denen  der 
gravimetrischen  Methode  ziemlich  gut  übereinstimmen. 

Bei  SalzsäureüberschuB  wäre  die  volumetrische  Methode  mit  Malachit- 
grün fehlerhaft. 

20.  ArsenBäiire. 

Die  Arsensäure,  wie  sie  in  der  Farbentechnik  zur  Verwendung 
kommt,  bildet  eine  sirupdicke,  wäßrige  Lösung  von  einem  spez.  Gew^  von 
1,85 — 2,0.  Ihr  Gehalt  an  As,  O5  schwankt  zwischen  60  und  70  Proz. 
Am  häufigsten  wird  eine  Säure  von  etwa  63  Proz.  Gehalt  angewandt, 
welche  ein  spez.  Gew.  von  gegen  1,95  besitzt. 

Die  Arsensäure  diente  fast  ausschließlich  für  den  Fuchsinschmelz- 
prozeB,  wird  aber  kaum  mehr  häufig  verwendet.  Ihre  BeschafTenheit  ist 
für  diese  Anwendung  von  großer  Wichtigkeit.  Sie  soll  vor  allem  frei 
von  Salpetersäure  sein,  welche  hier  leicht  durch  die  gewöhnlichen  Er- 
kennungsmethoden nachgewiesen  werden  kann.  Außerdem  darf  sie  höchstens 
0,5 — 1  Proz.  arsenige  Säure  enthalten.  Letztere  läßt  sich  leicht  in  der 
durch  Natriumbikarbonat  abgestumpften  Säure  durch  7iq  Jodlüsung  messen. 
Sie  soll  ferner  beim  übersättigen  mit  Ammoniak  ziemlich  klar  bleiben. 
Eia  starker  Niederschlag  deutet  auf  das  Vorhandensein  von  Kalk,  welcher 
sich  häufig  in  der  käuflichen  Arsensäure  in  Form  des  sauren  Arseniats 
vorfindet. 

Man  begnügt  sich  in  der  Regel  damit,  stets  eine  Arsensäure  von  dem- 
selben spez.  Gew.  anzuwenden,  von  deren  annähernder  Reinheit  man  sich 
durch  qualitative  Prüfung  überzeugt.     Eine  brauchbare  Tabelle  für  die 

Untersuchungen.  5.  AufL   HL  61 


962 


Organische  Farbstoffe. 


Bereclmung  des  Arsensäuregehalts  aus  dem  spez.  Gew.  war  bisher  noch 
nicht  bekannt.  Eine  Yon  H.  Schiff  zusammengestellte  Tabelle  nmftJt 
nur  die  spez.  Gew.  Yon  1  bis  etwa  1,7  imd  ist  deshalb  für  Yorliegmden 
Zweck  nicht  brauchbar. 

Für  den  speziellen  Zweck  dürfte  die  nachstehende,  T<m  R.  Nietzki 
aufgestellte  Tabelle  ausreichen,  obwohl  dieselbe  nicht  in  allen  Stücken 
auf  große  Genauigkeit  Anspruch  macht. 


Spes.  0«w. 

Oehalt  an 

bei  16  << 

Aoj  O5  Pros. 

1-761 

565 

1-781 

57-4 

1-803 

683 

1-826 

69-2 

1-860 

60-1 

1-875 

61-1 

1-903 

62-1 

1-932 

63-5 

1-964 

64-2 

1-997 

65-3 

Spez.  Oew. 

Oehalt  an 

bei  16» 

Ast  O5  Pros. 

2-003 

66-5 

2-071 

67-7 

2-112 

68-9 

2-157 

70-2 

2-205 

71-7 

2-257 

72-9 

2-314 

74-3 

2-364 

75-5 

2-446 

77-4 

Da  es  häufig  Yorgekommen  ist,  daß  das  spez.  Gew.  der  Arsensäure 
durch  Zusatz  von  Natriumarseniat  aufgebessert  wurde,  so  ist  vor  allem 
auf  ihre  fast  vollkommene  Flüchtigkeit  "Wert  zu  legen.  Man  versetzt 
die  Säure  zweckmäßig  mit  etwas  reinem  Zucker  imd  erhitzt  zu  starkem 
Glühen.  Reine  Arsensäure  darf  keinen  erheblichen  Rückstand  hinter- 
lassen. 

21.  Raachende  Sehwefekäure. 

Vergl.  darüber  die  ausführlichen  Angaben  Bd.  I,  S.  389  ff. 


22.   Phosphoroxychlorid  [P  0  CI3]. 

Phosphoroxychlorid  wird  dargestellt  durch  Destillation  von  1  TeÜ 
entwässerter  Oxalsäure  mit  2  Teilen  Phosphorpentachlorid  oder  durch 
Behandeln  von  Phosphortrichlorid  mit  Kaliumchlorat. 

Es  bildet  eine  farblose,  lichtbrechende,  bei  110^  siedende  Flüssig- 
keit von  1,7  spez.  Gew. 

Auf  seine  Reinheit  wird  durch  Bestimmung  des  spez.  Gew.  und  durch 
fraktionierte  Destillation  geprüft. 

Phosphoroxychlorid  wird  bei  der  Darstellung  von  Yiktoriablau, 
Nachtblau  und  anderer  Farbstoffe  gebraucht. 


Ammoniak.    Natriumnitrit.  963 

28.  Ammoniakflttsgigkeit. 

Die  in  der  Farbentechnik  zur  Verwendung  kommende  Ammoniak- 
flüssigkeit ist  von  sehr  verschiedener  Stärke  imd  Reinheit.  Das  rohe 
Produkt,  wie  es  bei  der  Gasfabrikation  als  Nebenprodukt  gewonnen 
wird,  ist  meist  durch  brenzliche  Bestandteile  stark  yerunreinigt,  welche 
sich  nach  dem  Neutralisieren  mit  Säuren  durch  den  Geruch  yerraten. 
Ein  schwefelhaltiges  Ammoniak  ist  für  die  meisten  Zwecke  zu  verwerfen. 
Man  weist  den  Schwefelgehalt  leicht  durch  Bleilösung  nach.  Für  die 
quantitative  Bestimmung  des  Ammoniaks  genügt  in  den  meisten 
Fällen  das  spez.  Gew.  Wo  es  auf  größere  Genauigkeit  ankommt,  ist 
jedoch  die  alkalimetrische  Titration  vorzuziehen.  Die  Analyse  der 
Ammoniakflüssigkeit  und  Ammoniaksalze  ist  Bd.  II,  S.  690  £F.  ausführlich 
beschrieben. 

24   Natriamnitrit  [Na NO,]. 

Die  Wertbestimmung  des  Natriumnitrits  kann  nur  Rücksicht  auf 
das  wirkliche  NaNOj  nehmen;  das  stets  daneben  vorhandene  Na  NO, 
ist  für  die  Zwecke  der  Farbenfabrikation  wertlos.  Aus  diesem  Grunde 
sind  hier  die  Methoden  für  Bestimmung  des  Gesamtstickstoffs  (durch  das 
Nitrometer  oder  sonstwie)  unanwendbar.  Praktisch  angewendet  werden 
heute  wohl  nur  die  Chamäleonmethode  und  die  Sulfanilsäuremethode. 

Lunge  (Zsch.  f.  angew.  Ghem.  1891,  S.  629)  hat  diese  Methoden  in 
ihren  verschiedenen  Abänderungen  miteinander  verglichen  und  folgende 
Ergebnisse  erhalten.  Die  ursprüngliche  von  Feldhaus,  wonach  man  die 
Chamäleonlösung  in  eine  angesäuerte  Lösung  von  Natriumnitrit  einlaufen 
läßt,  bis  die  rote  Farbe  stehen  bleibt,  führt  unausbleiblich  zu  Verlusten 
durch  Zersetzimg  von  salpetriger  Säure  zu  NO  und  NOgH,  wobei  ein  Teil 
des  Stickoxyds  verloren  geht,  Vie  schon  der  Geruch  anzeigt.  Daher  fallen 
die  Resultate  ganz  ungleich  und  erheblich  zu  niedrig  aus.  Richtige  Re- 
sultate werden  dagegen  erhalten,  wenn  man  nach  der  von  Lunge  schon 
1877  vorgeschriebenen  Methode  (vergl.  Bd.  I,  S.  344)  so  verfährt,  daß  man 
die  Salpetrigsäurelösung,  in  diesem  Falle  eine  wäßrige  Lösung  von  Natrium- 
nitrit, in  eine  bestimmte  Menge  von  Chamäleonlösung  einlaufen  läßt, 
die  mit  verdünnter  Schwefelsäure  stark  angesäuert  und  auf  40 — 50® 
erwärmt  ist,  wobei  man  natürlich  langsam  einlaufen  imd  gut  umschütteln 
muß;  das  Ende  der  Reaktion  ist  eingetreten,  sobald  die  Rosafarbe  eben 
verschwunden  ist.  Man  verwendet  z.  B.  20  ccm  einer  Halbnormal-  (oder 
100  ccm  einer  Yjq  N.-)  Chamäleonlösung,  mit  Schwefelsäure  angesäuert 
imd  wie  oben  erwärmt,  und  läßt  eine  Lösung  von  1  g  Natriunmitrit  in 
100  ccm  Wasser  aus  einer  Bürette  einlaufen,  bis  eben  Entfärbung  ein- 
getreten ist.     Eine  genau  halbnormale  Chamäleonlösung  verbraucht  pro 

61* 


964  Organische  Farbstoffe. 

Kubikzentimeter  — -— ? =  0,01727  g  wirkliches   NaNO«,    also 

20  com  des  Chamäleons  0,3454  g  Na  NO,  oder  84,54  com  einer  \%'igeik 

Lösung  Yon   chemisch  reinem  Natriumnitrit.     Hat  man  in  Wirklichkeit 

n  ccm  der  Nitritlösung  gebraucht,   so  ist  der  Prozentgehalt  des  Nitrits 

3454 
=  NaNOj.     Die  Methode  ist  auf  -t-  0,1  Proz.  genau. 

Ebenso  genau  ist  die  Methode  von  Kinnicutt  (Proc.  Amer.  Acad. 
1883,  275).  Man  läßt  V^q  N.-Chamäleonlösxmg  langsam  in  neutrale 
Natriumnitritlösung  bis  zur  bleibenden  Kotfärbung  einfließen,  setzt  dann 
einige  Tropfen  Schwefelsäure,  dann  Überschuß  von  Chamäleon  zu,  säuert 
stark  an,  erhitzt  zum  Sieden  und  titriert  das  überschüssige  Chamäleon 
mit  7io  N.-Oxalsäure  zurück.  Gegenüber  der  Methode  von  Lunge  ist 
sie  umständlicher,  ohne  genauer  zu  sein. 

In  Farbenfabriken  ist  yielfach  eine  Methode  üblich,  wobei  man 
den  Diazotierungsprozeß  im  kleinen  nachahmt,  indem  man  Natriumnitrit- 
lösimg  in  mit  Eis  gekühltes  Anilin  einfließen  läßt,  bis  Jodkaliumstärke- 
papier gebläut  wird. 

Yon  yerschiedenen  Seiten  (Schultz,  Yaubel)  wird  die  Anwendung 
von  sulfanilsaurem  Natron  empfohlen.  (Zsch.  f.  Farben-  u.  Textil-Gb. 
1902,  37,  149,  339.) 

Zu    deren   Ausführung  werden  14,4375  g  sulfanilsaores  Natron  in 
'250  ccm  gelöst. 

1  ccm  dieser  Lösung  entspricht  0,01727  g  Nitrit. 

50  ccm  der  Sulfanilatlösung  werden  auf  250  ccm  verdünnt  und 
mit  10  ccm  Salzsäure  versetzt.  Man  läßt  so  lange  Nitritlösung  (ca.  23  g 
in  1  1  Wasser)  zulaufen,  bis  Jodkaliumstärkepapier  gebläut  wird.  Der 
Moment  ist  maßgebend,  wo  beim  Auftropfen  die  Reaktion  sofort  eintritt 
und  einige  Minuten  anhält. 

Bei  dieser  Arbeitsart,  unter  Verwendung  eines  ganz  reinen,  schließlich 
über  Schwefelsäure  getrockneten  Salzes  und  von  stets  frischer  Stärke- 
lösung (Lunge,  Ch.-Ztg.  1904,  501),  erhält  man  Resultate,  die  mit  den- 
jenigen der  Chamäleonmethode  genügend  übereinstimmen.  (Vergl.  auch 
Wegner,  Zsch.  f.  anal.  Chem.  1903,  [42],  S.  159.) 

(Zur  Darstellung  eines  brauchbaren  Salzes  wird  mehrmals  um- 
krystallisiertes,  zwischen  Filtrierpapier  gut  getrocknetes,  sulfanilsaurea 
Natrium  zwei  Tage  im  Exsikkator  über  konzentrierter  Schwefelsäure 
stehen  gelassen.     (Lunge,  Ch.-Ztg.  1904,  501.)) 

An  Stelle  von  sulfanilsaurem  Natron  kann  nach  Vaubel  auch  p-To- 
luidin  verwendet  werden,  wenn  man  in  sehr  saurer  Lösung  arbeitet  (^Bie 
phys.  u.  chem.  Methoden  d.  quantit.  Best.  org.  Verb.**  II,  1902,  S.  251.) 

Technisches  Natriumnitrit  pflegt  97 — 98  Proz.  NaNO^  zu  enthalten. 


Ealium-,  Natriambichromat    Schwefelnatrium.  965 

25.   Kaliambichromat  [K^  Crg  O7]. 

Bas  Ealiumbichromat  ist  ein  äußerst  wichtiges  Oxydationsmittel 
und  findet  namentlich  in  großen  Mengen  für  die  Alizarinfabrikation 
Verwendung,  wo  es  zur  Überführung  des  Anthracens  in  Antkrachinon 
dient.    Über  seine  Analyse  u.  s.  w.  vergl.  Bd.  II,  S.  369. 

26.  Natriambichromat  [Na,  Ct^  Oj  oder  Na,  Crg  O7  +  2  H,0]. 

Das  Ealiumbichromat  wird  gegenwärtig  immer  mehr  durch  das 
wohlfeilere  und  viel  leichter  lösliche  Natriumbichromat  verdrängt.  Das- 
selbe bildet  kleine,  leichtlösliche,  rotgelbe  Erystalle,  welche  an  der  Luft 
leicht  feucht  werden  (Bd.  II,  S.  369). 

Da  dieses  Salz  noch  weniger  Garantie  für  seine  Reinheit  bietet 
als  das  Ealiumbichromat,  ist  hier  stets  eine  Chromsäurebestimmung  nach 
der  Bd.  II,  S.  369  beschriebenen  Methode  vorzunehmen. 

27.  Schwefeliiatriam. 

Das  Handelsprodukt,  NaaS4-9HjO,  ist  von  gelber  bis  dunkel- 
brauner Farbe.  Die  gewöhnlichen  Verunreinigungen  bestehen  aus  freiem 
Alkali  und  Thiosulfat. 

Die  volumetrische  Bestimmungsmetbode  von  M.  Battegay  (Zsch. 
f.  Farben-  u.  Textil-Ch.  1903,  349)  beruht  auf  der  Tatsache,  daß  Zink- 
thiosulfat  in  Wasser  löslich  ist  und  sich  infolgedessen  mit  Schwefelnatrium 
zu  Zinksulfid  umsetzt. 

Man  versetzt  die  Lösung  des  zu  analysierenden  Schwefelnatriums 
so  lange  mit  Essigsäure,  bis  der  zugesetzte  Indikator,  Phenolpht alein, 
von  rot  nach  farblos  imischlägt,  so  daß  kein  Zinksalz  mehr  durch  das 
Alkali  absorbiert  wird.  Alsdann  läßt  man  so  lange  Zinkvitriollösung 
(Zn  SO4  4-  7  HjO)  von  bestimmtem  Gehalte  zufließen,  bis  alles  Natrium- 
sulfid in  das  unlösliche  Zinksulfid  verwandelt  ist. 

Um  diesen  Augenblick  zu  erkennen,  bedarf  man  eines  gefärbten  Indi- 
kators, der  die  Anwesenheit  von  wasserlöslichem  Sulfid  anzeigt  und  welcher 
mit  Zinksulfid  in  der  Eälte  nicht  reagiert.  Diesen  Bedingungen  genügt  das 
Kadmiumsulfat.  Man  betupft  weißes,  dickes  Löschpapier  (kein  gewöhnliches 
Filtrierpapier)  mit  einer  konzentrierten  Lösung  von  Eadmiumsulfat  und 
bringt  Tropfen  der  titrierten  Flüssigkeit  auf  die  eben  gemachten  Flecke. 
So  lange  Alkalisulfid  vorhanden  ist,  entsteht  gelbes  Eadmiumsnlfid. 
Man  erkennt  das  Ende  der  Reaktion  nach  einiger  Übung  senr  genau  ^). 
(Vergl.  auch  Bd.  I,  S.  432,  451,  Bd.  III,  S.  720.) 


^)    Siehe  auch  „Handbuch  der  Sodaindustrie  etc.^  von   Prof.  Dr.  Lunge , 
II,  392  (1879);  2.  Aufl.  11,  480. 


966  Organische  Farbstoffe. 

Schwefelnatrium  wird  in  großen  Mengen  zur  Herstellung  von 
Schwefelfarbstoffen  und  bei  deren  Anwendung  in  der  Färberei  ge- 
braucht. 

28.  Wasserglas. 

Wasserglas  wird  dargestellt  durch  Zusammenschmelzen  Yon  Quarz- 
sand mit  Soda  oder  Pottasche  oder  einem  Gemisch  yon  Soda  und 
Pottasche,  oder  yon  Quarzsand  mit  Alkalisulfat  oder  Alkalichlorid  in 
Gegenwart  yon  Holzkohle,  oder  durch  Lösen  yon  geglühtem  und  in 
Wasser  abgeschrecktem  Feuerstein,  oder  yon  Kieselgur  in  Alkalilauge 
unter  Druck, 

Das  feste  Handelsprodukt  stellt  weißliche,  glasartige  Stücke  dar; 
durch  Eisengehalt  ist  es  häufig  grünlich  (Eisenoxydul)  oder  graugelb 
(Eisenoxyd)  gefärbt. 

Vielfach  kommt  es  als  Doppelsilikat  in  Form  einer  wäßrigen  LOsung 
yon  30 — 33°  Be.  (1,26 — 1,30  spez.  Gew.)  mit  einem  Gehalt  yon  über 
70  Proz.  SiO,  im  Handel  yor. 

Die  Lösungen  müssen  zur  Vermeidung  yon  Kieselsäuregallerte- 
Ausscheidung  unter  Luftabschluß  aufbewahrt  werden. 

Die  Anwendung  ist  eine  mannigfache :  Zusatz  zu  Seifen,  zu  Firnissen, 
für  feuersichere  Imprägnierung,  zur  Herstellung  yon  Kunststeinen  und 
Kitten,  in  der  Stereochromie,  in  der  Appretur  und  Färberei,  namentlich 
auch  zum  Beschweren  yon  Seide  in  Verbindimg  mit  Zinnchlorid  und 
Natriumphosphat,  beim  Bleichen  mit  Wasserstoffsuperoxyd  u.  s.  w. 

Gutes  Wasserglas  soll  sich  in  warmem  Wasser  yoUständig  lösen 
oder  nur  einen  ganz  geringen  Rückstand  hinterlassen.  Die  Prüfung  hat 
Rücksicht  zu  nehmen  auf  den  Gehalt  an  Kieselsäure,  an  gebundenem 
Natron  und  an  Neutralsalzen  (wie  Kochsalz);  auch  Alkalisulfid,  Blei- 
und  Eisenyerbindungen  können  yorhanden  sein. 

Der  Gehalt  yon  Wasserglaslösungen  kann  durch  Ermittelung  des 
spez.  Gew.  bestinunt  werden. 

Die  Kieselsäure  wird  nach  dem  gebräuchlichen  Verfahren,  oder 
dann  yolumetrisch  durch  Überführung  in  Kieselfluorkalium  (Stolba, 
Zsch.  f.  anal.  Gh.  4,  163)  oder  direkt  durch  Titration  mit  Normalsäure 
(Methylorange  als  Indikator)  bestimmt. 

Zur  Bestimmung  des  freien  Alkalis  und  der  Hauptbestandteile 
empfiehlt  P.  Heermann  (Ch.-Ztg.   1904,  879,   883)  folgende  Verfahren. 

Bestimmung  des  freien  Alkalis.  Das  eine  Verfahren  beruht 
auf  der  Fällung  des  unyeränderten  Wasserglases  durch  Alkohol  und 
Kochsalz  und  Titration  des  Filtrates. 

(Kochsalz  allein  fällt  das  Wasserglas  nicht  yoUkommen  aas; 
Alkohol  allein  bewirkt  die  Fällung  quantitatiy;  die  entstehende  breiige 


Wasserglas*  967 

Masse  ist  aber  nahezu  unfiltrierbar.    Durch  Kombination  worden  brauch- 
bare Resultate  erhalten.) 

10  g  Wasserglas  werden  mit  100  ccm  gesättigter  (neutralisierter) 
Kochsalzlösung  und  dann  die  breiige  Masse  bis  auf  200  ccm  mit  neu- 
tralisiertem Alkohol  versetzt.  Je  100  ccm  des  Filtrats  titriert  man  mit 
Vio  N.-Säure  und  Phenolphtalein  als  Indikator. 

Oder:  10  g  Wasserglas  und  100  ccm  Wasser  werden  mit  20  ccm 
gesättigter  Kochsalzlösung,  dann  mit  neutralisiertem  Alkohol  bis  auf 
250  ccm  versetzt,  dann  wie  oben  das  Filtrat  titriert. 

(Nach  diesem  Beispiel  scheint  der  Kochsalzzusatz  innerhalb  ziemlich 
weiter  Grenzen  zulässig  zu  sein.) 

Beim  anderen  Verfahren  wird  mit  Baryumchlorid  in  der  Kälte 
und  bei  groBem  ÜberschuB  Baryumsilikat  ausgefallt. 

10  g  Wasserglas  werden  mit  etwa  100  ccm  destilliertem  kalten 
Wasser  verdünnt.  Dieser  Lösung  setzt  man  eine  kalte  Lösung  von 
mindestens  10  g  Barjumchlorid  in  ca.  100  ccm  Wasser  (also  z.  B. 
100  ccm  Vi  N.-BaClj-Lösung)  in  dünnem  Strahle  unter  fortwährendem 
Schütteln  zu.  Die  Mischimg  wird  auf  250  ccm  aufgefüllt,  gut  durch- 
geschüttelt und  sofort  durch  ein  trockenes  Filter  filtriert.  Nach  Yer- 
werfong  der  ersten  20 — 30  ccm  werden  100  ccm  des  Filtrates  mit  Phenol- 
phtalein als  Indikator  omd  Yjq  N.-Salzsäure  oder  -Schwefelsäure  titriert. 
Die  verbrauchten  ccm  Yio  N.-Säure,  mit  0,0775  multipliziert,  ergeben 
den  Prozentgehalt  des  freien  Natrons  als  Na,0,  oder  mit  0,1  multipli- 
ziert, den  Prozentgehalt  des  freien  Natrons  an  Natriumhydroxyd  (Na  OH). 
Da  etwa  vorhandenes  Natriumkarbonat  neben  dem  Silikat  als  Baryum- 
karbonat  mit  ausgefällt  wird,  so  wird  auf  diese  Weise  nur  das  als  Atz- 
alkali enthaltene  Natron  bestimmt. 

Zur  Bestimmung  der  Hauptbestandteile  werden  ca.  15 — 20  g  Wasser- 
glas mit  destilliertem  Wasser  zu  500  ccm  gelöst.  Die  Lösung  soll 
absolut  klar  sein  und  auch  bei  mehrtägigem  Stehen  nichts  absetzen. 

Gebundenes  und  freies  Alkali.  100  ccm  obiger  Lösung  werden 
mit  7i  od«>^  Va  N.-Salz-  oder  Schwefelsäure  und  Methylorange  als  Indi- 
kator titriert.  Je  1  ccm  Vi  N.- Säurelösung  =  0,031  g  Na^O  bezw. 
0,04  g  NaOH. 

Kieselsäure.  Weitere  100  ccm  der  Lösung  werden  in  der  Platin- 
schale mit  konzentrierter  Salzsäure  zersetzt,  auf  dem  Wasserbade  zur 
Trockne  gedampft,  mehrmals  mit  Salzsäure  befeuchtet  und  eingedampft, 
zuletzt  ly, — 2  Stunden  im  Trockenschrank  bei  120^  C.  getrocknet,  mit 
warmer,  verdünnter  Salzsäure  aufgenommen,  filtriert,  gut  ausgewaschen, 
getrocknet,  stark  geglüht  imd  gewogen  =  SiO^. 

Als  Probe  auf  die  Reinheit  der  Elieselsäure  kann  diese  mit  Fluß- 
säure  und    Schwefelsäure   in   flüchtige   Kieselfluorwasserstoffsäure  über- 


968  Organische  Farbstoffe. 

geführt  werden.  Ein  eventuell  verbleibender  Eückstand  (bei  Wieder- 
holung der  Operation)  wird  als  Nichtkieselsäure  von  dem  gefundenen 
Werte  in  Abzug  gebracht. 

Kochsalz,  Neutralsalze.  Das  Filtration  der  Kieselsäure  wird 
mit  Ammoniak,  kohlensaurem  Ammonium  und  oxalsaurem  Ammonium 
versetzt,  auf  dem  Wasserbade  kurze  Zeit  erwärmt,  24  Stunden  stehen 
gelassen,  filtriert,  eingedampft,  die  Ammonsalze  durch  schwaches  Glühen 
verjagt,  bis  zum  konstanten  Gewicht  schwach  geglüht  und  gewogen  ^ 
Na  Ol  u.  ä.  Dieses  kann  in  Na^O  umgerechnet  imd,.  zu  dem  gebun- 
denen und  freien  Alkali  hinzuaddiert,  als  Gesamtalkali  angegeben 
werden. 

Gebundenes  Alkali  wird  gefunden,  indem  von  der  Summe  des 
gebundenen  +  freien  Alkalis  letzteres  in  Abzug  gebracht  wird. 

Ed.  Jordis  (Gh.-Ztg.  1905,  33)  macht  darauf  aufmerksam,  dafi 
dieser  Analysengang  jedenfalls  noch  viele  Punkte  enthält,  die  der  Auf- 
klärung bedürfen,  und  daß  übereinstinmiende  Resultate  nur  dann  zu  er- 
warten sind,  wenn  alle  Bedingungen  genau  festgelegt  und  von  allen 
Untersuchen!  eingehalten  werden.  Die  Analyse  kann  nur  das  Yerhältnis 
und  die  Menge  der  Bestandteile  und  Verunreinigungen  in  der  Lösung 
angeben.  Eine  Aussage,  wie  viel  „freies  Alkali^  und  wie  viel  „Wasser- 
glas^ vorliege,  läfit  sich  aber  darauf  nicht  begründen.  Denn  „Wasser- 
glas*' an  und  für  sich  ist  schon  kein  feststehender  BegriflE^  sondern  be 
zeichnet  ein  sehr  wechselndes  Gemenge  von  Silikaten.  Ein  und  das- 
selbe Wasserglas  aber  enthält  je  nach  Temperatur  und  Verdünnung 
verschiedene  Mengen  „freies  Alkali**,  weil  die  Hydrolyse,  welche  das 
freie  Alkali  entstehen  läßt,  von  diesen  Umständen  abhängt.  Die  „FäUung 
des  Wasserglases^  beruht  darauf,  daß  durch  Alkohol  und  Kochsalz  das 
Silikat  aus  der  Lösung  gewissermaßen  ausgesalzen  wird,  bis  auf  einen 
Rest,  der  gelöst  bleibt.  Doch  besteht  dieser  Rest  nicht  aus  Alkali 
allein,  sondern  daneben  bleibt  auch  Kieselsäure  in  geringer  Menge  in 
Lösung  und  die  Titration  zeigt  diese  Verbindung,  nicht  aber  freies 
Alkali  an.  Würde  aber  selbst  alle  Kieselsäure  ausgefilllt  werden  und 
tatsächlich  nur  Alkali  gelöst  bleiben,  so  wäre  damit  noch  nichts  aus- 
gesagt; denn  diese  Menge  würde  viel  kleiner  sein  als  die  „freie^  der 
ursprünglichen  Wasserglaslösung,  weil  durch  die  Zusätze  an  Kochsalz 
und  Alkohol  die  Hydrolyse  und  damit  die  Menge  der  Na'-  und  OH'- 
lonen  stark  verringert  worden  ist.  Außerdem  aber  enthält  jede  Wasser- 
glaslösung Karbonate,  die  nicht  mitgefallt  werden. 

Die  Fällung  mit  Ghlorbaryum  als  Baryumsilikat  erfolgt  keineswegs 
glatt;  das  ausfallende  Silikat  enthält  vielmehr  stets  Alkali  in  zum  Teil 
beträchtlichen  Mengen  eingeschlossen.  (Jordis  und  Kanter,  Zsch.  f. 
anorg.  Chem.  1903,  35,  82,  148,  336;  1904,  42,  418.) 


Farbstoffe  (Allgemeines).  9g9 

Bei  der  Titration  von  Wasserglas  ist  Phenolphtalein  ein  durchaus 
ungeeigneter  Indikator,  denn  alle  technischen  Wasserglaslösungen  ent- 
halten Karbonate,  je  älter  sie  sind,  um  so  mehr.  Die  letzteren  zeigt 
Phenolphtalein  aber  nicht  an.  Titrationen  mit  Methjlorange  sind  da- 
gegen einwandfrei. 


Zweite  Abteilung. 

Die  Farbstoffe. 

Die  im  Laboratorium  vorkommenden  Untersuchungen  von  fertigen 
Farbstoffen  können  zweierlei  Art  sein: 

1.  Ein  seiner  Natur  und  Abstammung  nach  unbekannter  Farbstoff 
soll  auf  seine  chemische  Zusammensetzung  und  Konstitution  hin  unter- 
sucht und  dessen  Darstellung  ermittelt  werden. 

2.  Ein  gegebenes  Erzeugnis  ist  auf  seinen  Färbewert  bezw.  auf 
Nuance,  Färbekraft,  Reinheit  und  Echtheit  zu  untersuchen. 

Auch  im  ersten  Falle  wird  man  zunächst  das  Verhalten  des  Farb- 
stoffes zur  Faser  bezw.  dessen  Färbeeigenschaften  festzustellen  trachten, 
weil  damit  bereits  wichtige  Anhaltspunkte  für  die  Erkennung  des 
Körpers  zu  gewinnen  sind;  erst  dann  betritt  man  den  Weg  der  aus- 
führlichen Untersuchung  (s.  weiter  unten). 

Zur  Kontrolle  der  Fabrikate  in  den  Farbenfabriken  und  für 
die  Wertbestimmung  der  Handelsware  greift  man  beinahe  aus- 
nahmlos zum  quantitativen  Probefärben  gegen  ein  bekanntes  Yergleichs- 
objekt,  den  sog.  „Typ".  Alle  sonstigen,  zu  diesem  Zweck  gemachten 
Vorschläge,  z.  B.  das  Titrieren  mit  Natriumthiosulfat  oder  Ghlorkalk- 
lösung,  die  Anwendung  von  kolorimetrischen  Methoden  u.  s.  w.,  sind  für 
die  Praxis  wertlos*). 

Die  von  den  Fabriken  in  den  Handel  eingeführten  Farbstoffe  sind 
nur  in  vereinzelten  Fällen  reine  chemische  Verbindungen.  Gewöhnlich 
enthalten  sie  gröBere  oder  kleinere  Mengen  eines  indifferenten  Ver- 
dünnungsmittels, z.  B.  Kochsalz,  Glaubersalz,  Dextrin,  Zucker  etc.  Ein 
Gehalt  an  ersterem  kann  von  der  Fabrikation  herrühren;  es  ist  in  mehr 
oder  minder  groBen  Quantitäten  bei  allen  Produkten  anzutreffen,  zu 
deren  Ausfällung  Kochsalz  verwendet  wurde.     Sehr  oft  aber  wird    es. 


')  Das  Gleiche  gilt  von  der  G.  Uli  mann  sehen  Prufungsmethode  für  basische 
Farbstoffe  (Ghein.-Ztg.  28,  1899,  1014).  Siehe  auch  Dr.  A.  Heinemann;  Be- 
merkungen za  G.  Uli  mann  s  Prufungsmethode  (Chem.-Ztg.  24, 1900,  58). 


970  Organische  Farbstoffe. 

gleich  den  andern  oben  genannten  Substanzen,  den  Erzeugnissen  ab- 
sichtlich beigemischt.  Solche  Zusätze  haben  durchaus  nicht  den  Cha- 
rakter YOn  Yerfälschungen,  sondern  erweisen  sich,  wie  gleich  gezeigt 
werden  soll,  aus  yerschiedenen  Gründen  als  notwendig.  In  der  Fabri- 
kation fallen  die  einzelnen  Partien  nicht  immer  in  gleicher  Stärke  und 
Reinheit  aus;  das  Produkt  ist  oftmals  etwas  farbreicher,  ein  andermal 
dagegen  farbärmer.  Der  Konsument  yerlangt  nun  aber  von  dem  Fabri- 
kanten eine  durchaus  gleichmäßige  Ware.  Er  will  genau  wissen,  wieviel 
er  Ton  derselben  auf  eine  gewisse  Quantität  Wolle,  Seide  etc.  nötig  hat, 
van.  einen  bestimmten  Farbenton  zu  erreichen.  Dem  Fabrikanten  bleibt 
demnach  nichts  anderes  übrig,  als  die  schwächste,  aus  der  Fabrikation 
hervorgehende  Partie  als  Typ  zu  benutzen,  stärker  ausfallende  Operationen 
dagegen  durch  Hinzumischung  eines  indifferenten  Yehikels  auf  die  Normal- 
stärke zu  bringen.  Noch  weitere  Verdünnung  erleiden  die  Farbstoffe 
häufig,  wenn  sie  in  den  Kleinhandel,  namentlich  nach  dem  Orient  über- 
gehen. 

Solche  Produkte,  die  mit  Rücksicht  auf  ihre  eigenartige  Verwen- 
dung billig  und  nicht  allzu  farbreich,  sein  sollen,  enthalten  oft  nur 
wenige  Prozente  an  Farbstoff. 

Manchmal,  namentlich  bei  ganz  teuren  Erzeugnissen  von  hohem 
Färbevermögen,  verlangt  der  Konsument  eine  wohlfeilere,  wenn  auch 
farbärmere  Ware,  die  ihm  nicht  zu  vermeidende  Verluste  beim  Abwiegen 
durch,  die  Arbeiter  u.  s.  w.  weniger  fühlbar  werden  läßt. 

Unter  solchen  Umständen  ist  es  nun  durchaus  nötig,  daß  sowohl 
Käufer  als  Verkäufer  den  Farbstoffgehalt  der  Produkte  vergleichend  fest- 
stellen können. 

Bevor  das  eigentliche  quantitative  Färben  eingehend  besproclien 
werden  kann,  ist  es  nötig,  die  Umstände  keimen  zu  lernen,  unter  denen 
sich  die  verschiedenen  Farbstoffe  auf  der  Faser  fixieren. 

Im  allgemeinen  zeigen  die  Teerfarbstoffe  ein  direktes  Vereinigungs- 
bestreben zu  der  tierischen  Faser,  somit  zu  Wolle  und  Seide.  Der 
pflanzlichen  Faser,  z.  B.  BaumwoU-  und  Leinenfaser,  geht  diese  Eigen- 
schaft gegenüber  vielen  Farbstoffen  ab.  Diese  bedarf  besonderer  Fixierungs- 
mittel, z.  B.  von  Gerbsäure,  Tonerde,  Zinnoxyd  etc.,  mit  denen  die  Farb- 
stoffe imlösliche  Verbindungen,  sog.  „Lacke^,  bilden.  Einige  Pflanzen- 
fasern, z.  B.  die  Jute,  besitzen  die  Eigenschaft,  die  meisten  Farbstoffe 
ohne  solche  Beizen  zu  fixieren.  Andererseits  gibt  es  auch  viele  Farb- 
stoffe, welche  sich  ohne  Beizen  auf  Baumwolle  anfärben  lassen. 

Die  Umstände,  unter  denen  sich  die  Farbstoffe  auf  der  tierischen 
Faser  fixieren,  sind  außerdem  verschieden.  So  färben  sich  die  meisten 
Farbstoffe,  deren  färbendes  Prinzip  das  Salz  einer  organischen  Base  ist, 
nur  im  neutralen  oder  schwach  essigsauren  Bade  aus.    Der  Zusatz  einer 


Farbstoffe  (AUgememeB).  971 

Mineralsäure  oder  eines  sauren  Salzes  verhindert  das  Anziehen  an  die 
Faser  fast  yollständig.  Zu  dieser  Gruppe,  welche  wir  als  ^ basische 
Farbstoffe^  bezeichnen,  gehört  das  Bosanilin,  ein  groBer  Teil  seiner  Deri- 
vate und  andere  Farbstoffe.  Besitzt  der  Farbstoff  als  solcher  dagegen 
den  Charakter  einer  Säure,  so  ist  für  das  Auffärben  desselben  die  Gegen- 
wart einer  Mineralsäure  oder  eines  sauren  Salzes  nötig.  Wir  nennen 
diese  Gruppe:  „Säurefarbstoffe^.  Hierher  gehören  die  meisten  Sulfo- 
säuren,  sowie  Phtaleinfarbstoffe.  Einige  Sulfosäuren,  so  z.  B.  die  Mono- 
sulfosäure  des  Triphenylrosanilins,  zeigen  die  Eigenschaft,  sich  in  Form 
ihrer  Salze  in  schwach  alkalischer  Lösung  mit  der  Faser  zu  vereinigen. 
Es  findet  alsdann  ein  viel  gleichmäßigeres  Durchdringen  der  Faser  statt. 
In  einem  sauren  Bade  kommt  dann  schließlich  der  Farbstoff  erst  zur 
vollen  Entwicklung.  Diese  Farbstoffe  werden  als  „Alkalifarbstoffe ^ 
bezeichnet. 

Eine  vierte  Gruppe  bilden  diejenigen  Farbstoffe,  welche  niemals 
allein,  sondern  stets  in  Form  ihrer  meist  charakteristischen  Metalllacke 
auf  der  Faser  fixiert  werden. 

Hierher  gehören  das  Alizarin  und  seine  Analogen ,  das  Gallocjanin, 
das  Coerulein,  das  Galloflavin  und  andere  mehr. 

Will  man  einen  Farbstoff  behufs  seiner  Wertbestimmung  färben, 
so  sucht  man  vorerst  zu  ermitteln,  in  welche  jener  Hauptgruppen  der- 
selbe gehört,  und  wählt  nun  einen  Farbstoff  von  bekannter  Stärke  und 
möglichst  gleicher  Nuance  als  Typ. 

Für  diese  qualitative,  mehr  nur  orientierende  Prüfung  dienen 
folgende  Anhaltspunkte. 

Direkt  ziehende  Baumwollfarbstoffe.  Ein  Streifen  Baum- 
wollstoff oder  ein  kleines  €ramsträngchen  wird  etwa  10 — 15  Minuten  in 
einer  mit  ein  wenig  Seife  oder  Soda  oder  Natriumphosphat  oder  Schwefel- 
natrium (Schwefelfarbstoffe)  versetzten  Lösung  des  Farbstoffes  gekocht 
und  darauf  gespült.  Die  Baumwolle  ist  deutlich  gefärbt  und 
das  Bad  mehr  oder  weniger  erschöpft.  Verbleibt  eine  noch  stark 
gefärbte  Lösimg,  so  wird  ein  zweiter,  eventuell  ein  dritter  Baumwoll- 
lappen analog  behandelt. 

Basische  Farbstoffe.  Versetzt  man  die  Lösung  solcher  Farb- 
stoffe mit  Tannin-  und  Natriumacetatlösung,  so  entstehen  stark  gefärbte 
Niederschläge;  tierische  Fasern  werden  in  neutralem  Bade  in  vollen 
Tönen,  Baumwolle  nur  schwach  angefärbt. 

In  der  warmen  Lösung  wird  Wolle,  Seide  oder  tannierte  Baum- 
wolle ca.  Y4  Stunde  umgezogen;  bei  Anwesenheit  basischer  Farbstoffe 
tritt  Färbung  ein. 

Säurefarbstoffe  färben  in  der  Regel  Baumwolle  nicht  oder  nur 
ganz  leicht  an  und  liefern  auch    auf  Wolle    in   neutralem   Bade    keine 


972  Organische  Farbstoffe. 

Färbimg.  Sobald  aber  zur  warmen  Flotte  ein  wenig  Schwefelsäure  zu- 
gefügt wird,  so  zieht  die  Wollfaser  den  Farbstoff  rasch  an  und  das 
Bad  ist  meist  schnell  erschöpft.  Diese  Farbstoffe  sind  für  die  Baum- 
wolle ohne  Bedeutung,  finden  aber  um  so  größere  Verwendung  zum 
Färben  tierischer  Fasern. 

Beizenfarbstoffe.  Werden  Baumwolle  und  Wolle  in  neutralem, 
saurem  oder  alkalischem  Bade  gar  nicht  oder  nur  in  mageren  Tönen 
angefärbt,  so  liegt  yoraussichtlich  ein  Beizenfarbstoff  vor.  Mau  fuhrt 
jetzt  gebeizte  Wolle  oder  Baumwolle  in  die  warme  Farbstoff lösung  ein, 
manipuliert  während  15 — 30  Minuten,  wäscht  aus  imd  gibt  eyentuell 
ein  Schönungs-  (Seifen-)  bad. 

Vorzüglich  eignen  sich  zu  diesen  Versuchen  Baumwolllappen,  die 
streifenweise  mit  verschiedenen  Beizen  bedruckt  sind.  Man  erhält  hier- 
bei in  einer  einzigen,  rasch  zu  Ende  geführten  Färbeoperation  neben- 
einander mehrere  Lacke,  deren  Beschaffenheit  oft  sofort  weitgehende 
Schlüsse  auf  die  Natur  und  Zusammensetzung  des  Farbstoffes  ermöglicht. 

Pr&befürbenm  Ein  erfolgreiches  Arbeiten  setzt  Vertrautheit  mit 
demjenigen  Gebiete  der  Färberei  voraus,  in  welches  die  vorzunehmenden 
Versuche  einschlagen;  sichere  Beurteilung  der  Resultate  hinsichtlich 
Farbstärke,  Nuance,  Reinheit  u.  s.  w.  ist  nur  dem  geübten  Auge  möglich. 

Für  das  eigentliche  quantitative  Färben  bedarf  man: 

1.  einiger  graduierter  Pipetten,  Maßzylinder  und  Maßkolben; 

2.  geeigneter  Färbegefäße:  Bechergläser  (z.  B.  konische  Hart- 
glasbechergläser  von  ca.  400  ccm  Inhalt)  ^),  Porzellanbecher  oder 
Porzellanschalen;  Becher  oder  Schalen  aus  verzinntem  Kupfer 
von  300 — 1000  ccm  Inhalt,  welche  direkt  über  Gas  oder  im 
Wasser-,  Ol-,  Dampf-,  Chlorcalcium-  oder  Glyzerinbad  erwärmt 
werden; 

3.  der  nötigen  Anzahl  an  Glasstäben  von  H  F-  oder  '^\/^' 
Form  zum  Aufhängen  und  umziehen  der  Stränge. 

Um  ein  gleichmäßiges  Erwärmen  zu  erzielen,  ist  es  zweck- 
mäßig, mehrere  Färbegefaße  in  einem  rechteckigen  oder  runden  Blech- 
oder Kupferkasten  zu  einer  Färbebatterie  zu  vereinigen. 

Einrichtungen  dieser  Art  sind  von  Marshall  (Joum.  Soc.  Chem. 
Ind.  1893,  909  und  996),  von  Whiteley  (Joum.  Soc.  Chem.  Ind.  1891, 
521),  von  Hummel  (Handbuch  d.  Färberei  von  Knecht,  Rawson  und 
Löwenthal,  1895,  1002),  von  S.  Kapff  (Färber-Ztg.  1898,  357;  zu 
beziehen  durch  Heinr.  Emonds,  Aachen)  u.  a.  beschrieben  bezw.  kon- 
struiert worden. 


0  Dr.  R.  Lepetit,  Färber-Ztg.  1893/94,  S.  183  (von  Max  K&hler  and 
Martini  in  Berlin  zu  beziehen). 


Probef^ben. 


973 


Eine  einfache  und  praktische  Vorrichtung  zeigt  Fig.  109. .  Diese 
besteht  aus  einem  rechteckigen  Kupferkasten  mit  4  Eisenfüßen  und  ist 
zum  gleichzeitigen  Einstellen  von  6  Porzellanbechem  (Fig.  110)  einge- 
richtet. Die  letzteren  sitzen  nicht  direkt  auf  dem  Boden  des  Bades, 
sondern  auf  einer,  mehrere  Zentimeter  über  demselben  angebrachten, 
durchlochten  Eupferplatte  auf.  Als  Wärmeflüssigkeit  kann  Wasser, 
Glyzerin  u.  s.  w.  benutzt  werden.  Das  Erhitzen  geschieht  durch  Gas  oder 
durch  indirekten  Dampf.  Im  letzteren  Falle  ist  zwischen  dem  Boden  des 
GeföBes  und  der  Siebplatte  eine  geschlossene  Dampfschlange  eingesetzt. 

Wo  regelmäßig  viele  Färbungen  gleichzeitig  zu  machen  sind,  wird 
man  mit  Vorteil  größere  Bäder  mit  8 — 12  Löchern  herstellen  lassen,  ja 
unter  Umständen  mehrere  solcher  Kupfergefaße  auf  einem  passenden  Ge- 
stelle derart  nebeneinander  placieren,  daß  eine  gute  Übersicht  und  rasches 
Arbeiten  möglich  wird.  Eine  derartige  Anordnung  ist  aus  Fig.  111  u.  112 
ersichtlich. 

Fig.  109. 


i       C 

Fig.  110. 

• 

? 

• 
1 

1 

— ?f-- 

1 
1 

'""**** 

1 

L.i 


In  Fällen,  wo  schon  geringe  Temperaturdifferenzen  einen  Einfluß 
auf  das  Endresultat  auszuüben  yermögen,  wird  man  gut  tun,  ein  Bad 
von  kreisrundem  Querschnitt  zu  wählen  und  zwischen  Boden  und  Sieb- 
platte ein  Flügelrad  einzulegen,  durch  dessen  Drehung  ganz  gleich- 
mäßiges Erwärmen  zu  erreichen  ist. 

Für  die  Ausführung  vergleichender  Färbeversuche  sind 
folgende  allgemeine  Hegeln  zu  beachten: 

1.  Die  zu  färbende  Faser  muß  von  der  gleichen  Art  sein, 
wie  diejenige,  auf  welche  man  den  Farbstoff  im  großen  anwenden  will. 
(In  manchen  Fällen  sind  auch  abweichende  Verfahren  zulässig;  so  können 
oft  basische  Farbstoffe,  um  das  Beizen  der  Baumwolle  mit  Tannin  zu 
umgehen,  auf  Seide  oder  Wolle  ausprobiert  werden.) 


974  Orgauische  Farbetoffe. 

2.  Das  Färben,  bezw.  das  Beizen  und  alle  anderen  Operationen 
müs§en  sich  mOgliclist  genau  den  Verhältnisaen  anpassen,  welche  im 
GroBbetriebe  in  Betracht  fallen. 

(Dabei  ist  allerdings  zu  erwähnen,  dafi  es  nicht  immer  mOglich 
ist,  alle  Bedingungen  gleich  zu  halten;  beim  LaboratoriomsTersuch  wird 
oft  ein  schnelleres  Aufwärmen  eintreten,  die  Ware  kommt  meist  mehr 
mit  den  GefäSwänden  in  Berührung,  die  Verhältnisse  bezüglich  hnft- 
zutritt  sind   andere  u.  s.  w.     Ferner   ist  zu  beachten,  daä  im  Färberei- 


betrieb Bäder  üfters  längere  Zeit  benutzt  werden,  indem  man 
jeweilen  vor  dem  Aufstellen  einer  neuen  Partie  Ware  eine  entsprechende 
Menge  frischer  FarbstoSlösung  zugibt.  Dies  kann  namentlich  dann  zu 
Differenzen  mit  den  Resultaten  der  Probefärberei  führen,  wenn  Farh- 
stofimischungen  TOrliegen,  deren  einzelne  Bestandteile  ein  ungleichartiges 
„Ziehen"  veranlassen.) 

3.  Die  zu  prüfende  Ware  ist  in  der  Regel  mit  einem  Muster  TOn 
bekanntem  Gehalt,  dem  sogen.  Typ,  zu  vergleichen,  der  jedesmal  mit 
und  neben  der  zu  untersuchenden  Ware  ausgefärbt  werden  mufi. 


Probe&rben.  975 

4.  Damit  das  Bad  möglichat  ausziehe  und  weil  hellere  Färbungen 
leichter  zu  beurteilen  sind,  muß  die  angewendete  Farbstoffmenge  im 
Verhältnis  zur  Faser  nicht  zu  groß  sein. 

FQr  die  Herstellung  der  Färbungen  benutzt  man  folgendes  Material: 
Baumwolle,   meist  in  Strangform,   manchmal  auch  als  Gewebe- 
abschnitte (Lappen),    selten  in    Gestalt  loser  Fasern,     Sind  Beizenfarb- 
stoffe auszuprobieren,   so  empfehlen  sich  die  schon  oben  erwähnten,  mit 
Terschiedenen  Beizen  bedruckten  Kattune  (sogen.  Alizarinlappen); 

Fig.  u». 


Wolle,  am  besten  das  sogen.  Zephyrgara,  manchmal  auch  Flanell- 
appen; 

Seide  in  Strangform. 

Hier  und  da  wird  sich  auch  die  Notwendigkeit  einstellen,  auf 
gemischten  Geweben,  z.  B.  auf  Halbseide,  oder  dann  auf  anderem 
''asermaterial,  wie  Jute,  Ramie  u.  s.  w.  auszufärben. 

Für  jede  Versuchsreihe  werden  nun  vom  gewählten  Fasermaterial 
leiche  Mengen,  z.  B.  5  g  abgewogen,  also  gleich  schwere  Stränge 
der  Lappen  u.  s.  w.   ausgewählt.      Die   letzteren   werden   durch   Ein- 


976  Organische  Farbstoffe. 

schneiden  kleiner  Löcher    an    den    Enden    kenntlich    gemacht;    Stränge 
durch  Bindfaden  mit  verschieden  großer  Zahl  Ejioten. 

Andererseits  wägt  man  von  dem  zu  untersuchenden  Farbstoff  0,1 
bis  1  g  ab,  löst  in  heißem  Wasser  und  yerdünnt  auf  100  ccm.  Manch- 
mal, aber  selten,  muß  Alkohol  zum  Lösen  angewandt  werden. 

Eine  gleiche  Lösung  wird  vom  Typ  und  etwaigen  anderen  Ver- 
gleichsmustern hergestellt. 

Je  nach  dem  Zweck,  den  man  erreichen  will,  kann  die  Weiter- 
führung  der  Arbeit  sic£  etwas  abweichend  gestalten. 

Wird  ausschließlich  beabsichtigt,  unter  yerschiedenen,  zum  Ankaufe 
offerierten  Produkten  das  beste  auszuwählen,  so  färbt  man  gleiche  6e- 
wichtstoile  der  Faser  mit  äquivalenten  Werten  der  verschiedenen. 
Muster,  d.  h.  man  wiegt  jm  Verhältnis  zum  Preise  ab 

z.  B.  1      g  eines  Produktes  zu     9  Fcs. 
0,9  -       -  -  -    10     - 

Diejenige  Probe,  welche  die  besten  Resultate  liefert,  entspricht 
natürlich  der  billigsten  Ware,  was  auch  deren  Preis  sein  mag. 

Oder  man  gibt  gleiche  Volumina,  z.  B.  10  ccm,  der  mit  dem  zu 
untersuchenden  Muster  einerseits  \md  dem  Typ  andererseits  hergestellten 
Lösung  ins  Färbebad,  in  welchem  das  bereits  gleichmäßig  benetzte  Faser- 
material sich  befindet,  und  färbt  aus.  Schon  vor  Beendigung  der  Operation 
erkennt  man  bei  einiger  Übung  erheblichere  Stärkedifferenzen.  Sind 
solche  vorhanden,  so  fügt  man  zu  der  schwächeren  Probe  noch  so  viel 
abgemessene  Farbstofflösung  zu,  bis  zum  Schlüsse  beide  Färbungen 
genau  dieselbe  Stärke  zeigen. 

Bei  dieser  Vergleichung  muß  man  die  beiden  Stränge  gleichzeitig 
aus  dem  Bade  ziehen,  da  sonst  der  verschiedene  Feuchtigkeitsgrad  der- 
selben eine  richtige  Beurteilung  sehr  erschwert.  Die  Stränge  werden 
darauf  in  Wasser  gewaschen  und  getrocknet  und,  da  häufig  erst  im 
trockenen  Zustande  feinere  Unterschiede  zutage  treten,  nochmals  genau 
verglichen. 

In  der  Regel,  und  namentlich  wenn  mehrere  Farbstof^roben  von 
voraussichtlich  verschiedener  Intensität  gleichzeitig  zu  untersuchen  sind, 
wird  folgendes  Verfahren  am  schnellsten  zu  sicheren  Resultaten  fuhren. 
Vom  Typ  werden  mehrere  Färbungen  von  verschiedener,  aber  genau  be- 
kannter Stärke  hergestellt.  Man  gibt  z.  B.  soviel  von  der  Ty}>-Lösung 
zu  drei  abgewogenen  Strängen,  daß  eine  ein-,  eine  anderthalb-  und 
eine  zwei-prozentige  Färbung  entsteht.  Es  wird  nun  im  allgemeinen 
nicht  schwer  halten,  von  den  Lösungen  der  zu  prüfenden  Produkte  ein 
genau  gemessenes  Quantum  von  solchem  Farbstoffgehalt  in  die  bezüg- 
lichen Bäder  zu  bringen,  daß  die  resultierenden  Färbungen  mit  einer 
der  drei  Typ-Färbungen  gleiche  Stärke  zeigen.     Trifft  dies  nicht  zu,  so 


Probe&rben.  977 

hat  die  Untersuchung  wenigstens  Annäherungswerte    geliefert,    ist    aber 
noch  nicht  endgültig  erledigt.     Die  Probefarbungen    werden    nun    ihrer 
Stärke  nach  zwischen  der  1-  und  ly^-,  der  l^j-  und  2-proz.  Typ-Färbung 
oder  jenseits  dieser  Grenzen  liegen,  d.  h.  sie  werden  schwächer  als  die 
1-proz.  oder  stärker  als  die  2-proz.  Typ-Färbung  ausgefallen  sein.    Unter 
Berücksichtigung  der  gewonnenen  Anhaltspunkte  wird  ein  neuer  Versuch 
Torbereitet.    Es  sei  z.  B.  die  Färbung  eines  der  zu  untersuchenden  Farb- 
stoffe  stärker    als    die  17,-proz.    und    schwächer    als    die  2-proz.   Typ- 
Färbung.    Vom  Typ  werden  nun  wieder  zwei  Proben  mit  gleichen  In- 
tensitäten (iVa*  ^^^  2-proz.)  angesetzt;  vom  zu  prüfenden  Objekt  stellt 
man  eine  oder  zweckmäßig    auch    zwei  Färbimgen  her,    indem  man    im 
letzteren    Falle    das    eine    Mal    etwas    mehr,    das    andere    Mal    etwas 
weniger   (gemessene)  Farbstoff lösung   zugibt   als    beim    ersten  Versuch. 
Bei  einiger  Übung  wird   man  die  Verhältnisse  so  treffen,    daß  die  Er- 
gebnisse   der    zweiten  Operation    eine    sichere  Beurteilung    ermöglichen. 
Wäre  dies  wider   Erwarten  nicht  der  Fall,  so  müßte  eine  dritte  Probe 
unter  Anlehnung  an  die  letzten  Resultate  in  Aussicht  genonmien  werden. 
Das   richtige  Einstellen    zweier  Färbungen  erfordert  ziemlich  viel 
Übung,    vor  allem  aber  einen  gut    ausgeprägten  Farbensinn.     Mit  Hilfe 
dieser  Eigenschaften  wird   man    bei  einigen  Farben   noch    eine  Stärke- 
differenz Yon  1    bis  2  Proz.  herausfinden.     Auch  wird  man  die  Stärke- 
differenzen soweit  annähernd  taxieren  lernen,  daß  man  bei  einer  zweiten 
Färbung    das  richtige  Verhältnis    sofort  trifft.     Die  Fehlergrenzen  sind 
übrigens   je  nach  der  Natur  des  Farbstoffes    sehr  yerschieden.     So  ist 
z.  B.    die  Bestimmung   von   rein   gelben  Farbstoffen    die    am  wenigsten 
genaue.    Außerdem  ist  man  leicht  großen  Täuschungen  ausgesetzt,  wenn 
die  Farbstoffe  in  Reinheit  und  Nuance  voneinander  abweichen. 

Reinheit  und  feinere  Unterschiede  in  der  Nuance  können 
nur  durch  Vergleichung  Yon  genau  gleich  starken  Ausfärbungen  sicher 
beurteilt  werden,  denn  yiele  Farbstoffe  ändern  mit  der  Intensität  der 
Färbung  ihre  Nuance  derart,  daß  die  Nichtbeachtung  dieses  Umstandes 
leicht  zu  groben  Täuschiingen  führen  kann.  So  sehen  starke  Färbungen 
mit  gelben  Farbstoffen  rotstichiger  aus  als  schwächere  u.  s.  w. 

Die  Betrachtung  der  Färbemuster  behufs  Beurteilung  soll  unter 
gleichen  Beleuchtungsverhältnissen  geschehen. 

Recht  schwierig  sind  in  der  Regel  diejenigen  Farbstoffe  zu  taxieren, 
die,  wie  der  technische  Ausdruck  lautet,  „nicht  ganz  ausziehen^,  bei 
deren  Verwendung  in  der  Färberei  somit  stets  ein  Teil  im  Bade  yerbleibt. 
Man  greift  dann  zu  folgenden  Auskunftsmitteln.  Nach  Beendigung  der 
Färbeoperation  taucht  man  in  jede  Flotte  einen  Streifen  weißen  Filtrier- 
papiers  oder  einen  weißen  Baumwolllappen  ein,  läßt  den  Überschuß  ab- 
tropfen, trocknet  und  vergleicht  die  gefärbten  Papier-  oder  Stoffstücke. 

Untersuchungen.  5.  Aufl.   DI.  62 


978  Organische  Farbstoffe. 

Empfehlenswerter  ist  die  Herstellung  sogenannter  „Nachzüge^. 
Zu  diesem  Zwecke  wird  in  den  nur  partiell  erschöpften  Färbebädem 
eine  zweite  Färbeoperation  (wenn  nötig  eine  dritte)  mit  gleichen  Gewichts- 
teilen an  frischem  Fasermaterial  unter  denselben  Bedingungen  wie  beim 
ersten  Versuche  ausgeführt.  Diese  zweiten  (bezw.  dritten),  schwächeren 
Ausfarbungen  (Nachzüge)  werden  unter  sich  yerglichen. 

Manchmal  gibt  ein  bruchweises  Färben  wertvolle  Aufschlüsse 
über  die  allfällige  Anwesenheit  mehrerer  FarbstofiPe,  yon  fremden  Sub- 
stanzen oder  Verunreinigungen.  Man  gibt  ins  Färbebad  ein  erstes  Stück 
Stoff,  welches  das  Bad  nicht  zu  erschöpfen  vermag,  dann  ein  zweites 
u.  s.  w.  Stück,  bis  die  Flotte  vollständig  ausgezogen  ist.  Ist  der  Farb- 
stoff rein,  so  zeigen  die  verschiedenen  Lappen  gleiche  Nuancen,  wenn 
sie  auch  in  der  Intensität  abweichen.  (Ist  nur  vom  geübten  Auge  za 
beurteilen.     S.  oben.) 

Über  die  mannigfachen  Einzelheiten,  die  beim  Färben  des  ver^ 
schiedenartigen  Fasermaterials  mit  den  zahlreichen  Gliedern  der  Teer- 
farbstoffreihe zu  beobachten  sind,  ist  hier  nicht  der  Ort,  eingehend  zu 
berichten.  Folgende  Erörterungen  werden  als  allgemeine  Wegleitung 
für  die  befriedigende  Durchführung  der  meisten  Versuche  genügen. 

Ausfärbungen  auf  Seide»  Für  das  Probefärben  wird  in  der 
Regel  abgekochte  Seide,  sog.  „Cuite^  verwendet  und  zwar,  da  die 
meisten  Farbstoffe  diese  Faser  direkt  färben,  in  ungeheiztem  Zustande. 
Vor  dem  Einlegen  ins  Färbebad  wird  sie  immer  angenetzt.  Meist 
genügt  ein  Bad  aus  Wasser,  das  mit  Essigsäure  oder  Schwefelsäure 
versetzt  ist;  manchmal  verwendet  man  „Bastseife^  ^)  (Y^  bis  Ys  ^^ 
Volumens  vom  anzuwendenden  Wasser)  und  giefit  in  diesem  Falle  die 
abgemessene  Bastseife  zuerst  ins  FärbegefaB,  erwärmt,  setzt  die  nötige 
Menge  Essigsäure  oder  Schwefelsäure  zu  („die  Bastseife  wird  gebrochen^), 
füllt  mit  Wasser  auf,  gießt  die  Farbstofflösung  hinein  und  stellt  nach 
gutem  Mischen  die  Seide  auf.  Nach  mehrmaligem  Umziehen  wird  der 
Strang  wieder  aufgelegt,  das  Bad  kochend  gemacht,  die  Seide  wieder 
ins  Bad  gebracht  und  unter  häufigem  Umziehen  fertig  gefärbt.  Darauf 
gibt  man  auf  einem  anderen  Bad  ein-  oder  zweimal  reines  Wasser,  zieht 
behufs  Auswaschens  mehrmals  um  und  „aviviert*^  zum  Schluß  auf 
frischem  Wasser,  das  mit  Essigsäure  oder  Schwefelsäure  ganz  schwach 
angesäuert  ist.  Nach  mehrmaligem  Umziehen  wird  ausgerungen  und 
getrocknet. 


')  Basteeife  ist  die  beim  Entschälen  der  Seide  gewonnene  Fl&ssigkeit  und 
stellt  eine  Lösung  von  Sericin  in  Marseillerseifenlösang  dar.  Ein  Zasatc  zum 
Färbebad  bewirkt  nicht  za  rasches  Ziehen  und  egaleres  Färben,  zugleich  wird 
die  Seide  mehr  geschont  nnd  erhält  höheren  Glanz, 


Probefilrben.  979 

Die  meisten  Anilinfarben  werden  auf  heißer  Flotte  gefärbt;  die 
Temperatur  wird  nach  und  nach  bis  zum  Siedepunkt  gesteigert.  Manche 
Farben,  z.  B.  die  Eosine,  geben  lebhaftere  Nuancen,  wenn  sie  nicht  so 
heiß  ausgefärbt  werden. 

Gewisse  Farbstoffe  (Fuchsin,  Methylviolett  etc.)  sind  auch  aus 
neutralem  Bade  zu  färben. 

Nur  wenige  Farbstoffe  werden  auf  fetter  Seife  ausgefärbt.  Für 
solche  bereitet  man  das  Bad  durch  Versetzen  yon  heißem,  destiUiertem 
Wasser  mit  so  viel  Marseillerseife,  daß  ein  leichter  Schaum  entsteht. 
£s  wird  dann  heiß  ausgefärbt,  gut  gewaschen  und  ayiviert. 

Für  die  Prüfung  von  Alizarin  und  anderen  Beizenfarbstoffen  muß 
die  Seide  entsprechend  TOrgebeizt  werden. 

Zum  Beizen  mit  Tonerde  bringt  man  die  Faser  z.  B.  auf  ein  Bad 
von  abgestumpftem  eisenfrei^n  Alaun,  zieht  mehrmals  um,  läßt  etwa 
12  Stunden  in  der  Beize  liegen,  ringt  aus,  zieht  in  kalter  Wasserglas- 
lösung von  1^  Be.  kurze  Zeit  um,  windet  aus  und  geht  nach  dem  Aus- 
waschen direkt  ins  Färbebad,  das  aus  1  Tl.  Bastseife  imd  5  Tl.  Wasser 
besteht  und  mit  Essigsäure  gebrochen  ist.  Die  Temperatur  wird  langsam 
zum  Kochen  getrieben  und  etwa  1  bis  Vj^  Stunden  auf  dieser  Höhe  ge- 
halten; dann  folgt  spülen,  seifen  und  avivieren. 

In  ganz  analoger  Art  kann  mit  Chromchlorid  20^  Be.  (Badische 
Anilin-  und  Sodafabrik)  oder  mit  Chrombeize  GAIII  20 »  Be.  (Farb- 
werke Höchst)  verfahren  werden. 

AusfBMnmgen  auf  Wolle,  Es  werden  meistens  Zephirgamstränge 
oder  Flanelllappen  in  gut  gereinigtem  (entfettetem)  Zustande  benutzt. 
Das  Material  wird  in  lauwarmem  Wasser  angenetzt,  aufgelegt  und,  nach- 
dem die  Farbstofflösung  zugesetzt,  ins  Bad  zurückgegeben.  Unter  fort- 
währendem Umziehen  erhitzt  man  allmählich  zum  Kochen  und  unterhält 
diese  Temperatur  während  Y*  ^^s  Y3  Stunde.  Für  manche  Farbstoffe  ist 
es  vorteilhafter,  die  Operation  bei  etwas  niedrigerer  Temperatur  aus- 
zuführen. 

Farbstoffe,  welche  aus  neutralem  Bade  förben,  können  ohne  Zusatz 
oder  mit  10 — 20  Proz.  Glaubersalz  gefärbt  werden;  für  Säurefarbstoffe 
verwendet  man  ein  saures  Bad  (5  Proz.  Schwefelsäure  und  10 — 20  Proz. 
Glaubersalz  oder  10 — 15  Proz.  Weinsteinersatz  [Natriumbisulfat] ;  oft  ist 
eine  Beigabe  von  Alaun  oder  Chlorzinn  von  Vorteil). 

Liegen  Beizenfarbstoffe  vor,  so  wird  die  Wolle  in  der  Kegel  mit 
Kaliumbichromat  (3  Proz.)  und  Weinstein  (27a  Proz.)  oder  Milchsäure 
(1 — 2  Proz.),  bezw.  mit  Fluorchrom  (4  Proz.)  und  Oxalsäure  (1  Proz.) 
während  etwa  VJ^  Stunden  angesotten,  gewaschen  und  auf  das  laue 
Färbebad  gebracht.  Unter  Umziehen  treibt  man  die  Temperatur  langsam 
zum  Kochen  und  kocht  etwa  ly.  Stunden  fort, 

62» 


980  Organische  Farbstoffe. 

Für  manche  Farbstoffe  ist  ein  Ansieden  nicht  notwendig;  man  gibt 
die  Beize  (Alaun,  Kaliumbichromat,  Fiuorchrom  etc.  mit  allfalligen 
Hilfssubstanzen)  direkt  ins  Färbebad  (Einbad- Verfahren). 

Ausfärbungen  auf  Baumwolle*  Die  Baumwolle  wird  in  der 
Regel  in  Strangform  angewendet.  Sie  soll  gut  ausgekocht  und  gewaschen 
werden;  für  helle,  lebhafte  Farben  ist  gebleichtes  Material  erforderlich. 

Substantive  Farbstoffe  (Benzidin-Farben)  werden  unter  Zusatz 
von  20 — 50  Proz.  Kochsalz  oder  Glaubersalz,  von  Pottasche  (5  Proz.), 
Schmierseife  (5  Proz.),  Kernseife  (3  Proz.),  Soda,  phosphorsaurem  Natron, 
Wasserglas  oder  Gemischen  dieser  Substanzen  ausgefärbt. 

Man  geht  bei  50 — 60°  ins  Färbebad  ein,  erwärmt  im  Laufe  von 
y,  bis  1  Stunde  unter  Umziehen  zum  Kochen,  ringt  aus  und  trocknet 
Manchmal  wird  .vor  dem  Trocknen  gewaschen,  oft  die  Ware  geseift  und 
in  anderen  Fällen  mit  Lösungen  von  Kupfervitriol  oder  Kaliumbichromat 
nachbehandelt. 

Schwefelfarbstoffe  werden  aus  einem  heißen,  alkalischen  Bade 
(Schwefelnatrium,  Natronlauge,  mit  Kochsalz,  Soda  etc.)  gefärbt. 

Für  basische  Farbstoffe  wird  die  Baumwolle  mit  Tannin  gebeizt. 
Die  Stränge  werden  zu  diesem  Zwecke  in  einer  Lösung  von  2 — 5  Proz. 
Tannin  bei  etwa  50 — 70°  kurze  Zeit  umgezogen,  ca.  6  Stunden  (am 
besten  über  Nacht)  in  der  Beize  liegen  gelassen,  wieder  umgezogen  und 
darauf  in  einem  lauen  Brechweinsteinbad  (2 — 3  Proz.)  während  15  Mi- 
nuten hantiert. 

Die  gut  gewaschene  Ware  wird  auf  lauwarmem  Bade  ausgefärbt. 
Dauer  7, — ^4  Stunden. 

Beizen  mit  Tonerde*  Die  Baumwolle  wird  in  einer  Lösung  von 
basisch  schwefelsaurer  Tonerde  umgezogen,  etwa  5  Stunden  ins  Bad 
eingelegt,  nach  dem  Ausringen  20  Minuten  durch  eine  laue  Lösung  von 
Soda  oder  Wasserglas  oder  phosphorsaurem  Natron  genommen,  ausge- 
waschen und  auf  dem  lauen,  allmählich  auf  90 — 95°  erwärmten  Färbe- 
bade  (während  1 — ly.  Stunden)  ausgefärbt.  Nach  vollständigem  Spülen 
gibt  man  oft  eine  Avivage  (z.  B.  Seifenbad). 

Beizen  mit  Chrom*  Die  Stränge  werden  4  Stunden  in  Chlor- 
chrom  von  20°  Bc.  eingelegt,  ausgerungen,  gespült  und  gefärbt.  Für 
dunkle  Färbungen  wird  die  Operation  wiederholt. 

Oder  man  benutzt  die  Beize  G  A  I  der  Höchster  Farbwerke,  legt 
die  Ware  12  Stunden  hinein  und  bringt  nach  dem  Abwinden  in  eine 
Lösung  von  30  g  Sodasalz  in  1  1  Wasser  bei  60  °  C.  während  einer 
halben  Stunde,  spült  und  iarbt  aus. 

Die  wahren  Beizenfarbstoffe,  wie  Alizarin  etc.,  sind  meistens  schwer- 
löslich und  werden  nur  im  Färbebade  suspendiert.  Sie  müssen  stets  in 
ganz  neutralem  oder  schwach  essigsaurem  Bade  geerbt  werden,  und  die 


Druck -Versuche.  981 

Alkalität  des  angewandten  Wassers  ist  deshalb  vorher  stets  mittels 
Essigsäure  zu  korrigieren.  (Für  ihre  Ausfärbung  benutzt  man  sehr  oft 
die  bereits  oben  erwähnten  streifenförmig  mit  yerschiedenen  Beizen  be- 
druckten Kattune  [Alizarinlappen].  Die  Ausfärbung  selbst  ist  durch  an- 
haltendes Kochen  zu  bewerkstelligen.) 

Druck  -Versuche 

werden  stets  den  im  groBen  befolgten  Verfahren  nachgebildet.  Der 
Raum  gestattet  es  nicht,  auf  die  Details  näher  einzugehen;  es  kann 
daher  nur  das  Prinzip  wiedergegeben  werden. 

In  der  Kattundruckerei  werden  Farbstoffe  verwendet,  welche 
entweder  mit  Tannin  oder  mit  Metall oxyden  unlösliche  Lacke  bilden. 
Es  sind  dieses  die  basischen  Farbstoffe  und  die  eigentlichen  Beizenfarb- 
stoffe (Alizarin,  Oxazine  etc.). 

Erstere  werden  unter  Zusatz  von  verdünnter  Essigsäure  und  Tannin 
oder  von  Tanninweinsäure  (d.  h.  eine  Lösung  von  50  Tl.  Tannin  und 
5  Tl.  Weinsäure  in  50  Tl.  Wasser)  mit  einem  Verdickungsmittel  an- 
gerührt, bei  letzteren  wird  an  Stelle  des  Tannins  Tonerde-,  Chrom- 
oder Eisenacetat  (oder  auch  Tonerderhodanat)  zugesetzt. 

Man  druckt  auf,  trocknet  und  dämpft.  Wo  die  Muster  nicht  mit 
den  Stücken  behandelt  werden  können,  benutzt  man  kleine  stehende 
oder  liegende  Kupfer-  oder  Eisenblechkessel  (siehe  Fig.  113  u.  114)  als 
Dämpf apparate.  Durch  das  Dämpfen  wird  hauptsächlich  die  zuge- 
setzte, aber  auch  die  in  den  Metall acetaten  enthaltene  Essigsäure  verjagt. 
Dabei  geht  der  Farbstoff  mit  dem  Tannin  oder  mit  dem  zurückbleiben- 
den Metalloxyd  die  Lackbildung  ein  und  wird  dadurch  auf  der  Faser 
fixiert.    Nach  dem  Dämpfen  wird  gewaschen  und  bei  ca.  50^  geseift. 

Die  mit  Tannin  hergestellten  Muster  erhalten  vor  dem  Waschen 
ein  Brechweinsteinbad  bei  60°  C.  (5  bis  10  g  Brechweinstein  in  1  1 
Wasser). 

Wie  bei  den  Ausfärbungen,  so  wird  auch  in  der  Probedruckerei 
der  Typ  zur  Untersuchung  mitgenommen;  die  erhaltenen  Druckmuster 
werden  miteinander  verglichen.  Während  Nuance. und  Reinheit  meist 
mit  hinlänglicher  Schärfe  zu  beurteilen  sind,  gelingt  es  nur  dem  gut 
Geübten  • —  brauchbare  Einrichtungen  vorausgesetzt  —  auch  die  Stärke- 
verhältnisse in  der  erforderlichen  Genauigkeit  zu  ermitteln.  Bieten  die 
Resultate  nicht  hinreichende  Garantie  für  Zuverlässigkeit,  so  wird  man 
die  letztere  Frage  besser  auf  dem  Färbewege  zu  entscheiden  suchen. 

Für  Wo  11  druck -Versuche  verwendet  man  Flanell  in  gut  ge- 
reinigtem Zustande.  Vor  dem  Druck  wird  die  Ware  „gechlort",  d.  h. 
man  zieht  sie  durch  ein  verdünntes  Chlorkalk-  oder  Ghlomatronbad, 
passiert  darauf  durch  verdünnte  Säure,   spült  gut,  trocknet  und  druckt. 


982 


Organische  Farbstoffe. 


In  manchen  Fällen  präpariert  man  die  Wolle  mit  einer  Lösung 
Ton  zinnsaurem  Natron  und  nachfolgendem  Säurebad  oder  mit  Alumi- 
niumacetat. 

Die  Druckfarben  bestehen  aus  der  verdickten  Farbstofflösung  und 
etwas  Essigsäure  oder  Weinsäure  oder  Oxalsäure.  Für  eigentliche  Beizen- 
farbstoffe (z.  B.  Alizarin)  muB  natürlich  noch  die  entsprechende  Metall- 
beize zugegeben  werden. 

Die  Fixation  geschieht  durch  Dämpfen,  aber  meist  ohne  Druck. 

Seide  wird  direkt  mit  der  verdickten  Farbstoff lösung,  welche  etwas 
freie  Säure  enthält,  bedruckt. 

Fig.  118. 


EU:htheit8proben. 

(Vergl.  auch  H.  Lange:  „Leitende  Gesichtspunkte  bei  Prüfung  auf 
Echtheit  etc.**  (Färber-Ztg.  14,  269);  femer  G.  v.  Georgievics:  „Wie 
sollen  Farbstoffe  auf  ihre  Echtheit  geprüft  werden?"  (Zsch.  f.  F.  ul 
Textil-Ch.  1902,  656).) 

Aufier  der  Farbstärke  ist  häufig  die  Widerstandsfähigkeit  der  Farb- 
stoffe in  Form  ihrer  Färbungen  gegen  die  Wirkung  von  Wasser,  Alka- 
lien, Säuren,  des  Sonnenlichts  u.  s.  w.  zu  prüfen. 

Es  kann  dies  in  folgender  Art  geschehen. 

Wasserechtheit.  Zu  dieser  und  den  folgenden  Proben  wird  am 
besten  Garn  (oder  loses  Fasermaterial)  verwendet,   dasselbe  mit  unge- 


EchtbeiUproben . 


983 


ßirbtem  Gam  zu  einem  Zopf  Terflocbten  und  in  diesem  Zustande  wäh- 
rend einiger  Zeit,  z.  B.  über  Nacht,  in  Wasser  eingelegt.  Letzteres  soll 
sich  nicht  ALrben  und  das  in  den  Zopf  eingezogene  nngeförbte  Gam  soll 
weis  bleiben. 

Seifen-  bezw,  Waschechtbeit.  £in  nach  voriger  Angabe  be- 
reiteter Zopf  wird  etwa  '/^  Stunde  in  einem  Seifenbade  ('/, — 1-proz.  Lö- 
sung TOQ  Marseillerseife)  bei  50 — 60"  umgezogen.    Erträgt  der  Farbstoff 

P^.iit. 


lese  Behandlang  gut,  so  wiederholt  man  den  Versuch  in  kochendem 
eifenbade.  Farbstoffe,  welche  für  die  Kattun druckerei  bestimmt  sind, 
lUseea  ein  längeres  Seifen  bei  etwa  60°  ertragen,    ohne    merklich    ab- 


ist uETersponnene  Baumwolle  zu  prüfen,  welche  für  die  Herstellung 
311  halbwollenen  Geweben  bestimmt  ist,  so  wird  sie  mittels  Haudkratzeu 
it  weiSer  Wolle  vermischt  und  darauf  in  eine  bO"  warme  LOsung  von 


984  Organische  Farbstoffe. 

etwa  Y,  Proz.  Schmierseife  während  7* — Vi  Stunde  eingelegt.  Darauf 
wird  gut  gewaschen  und  die  Beschaffenheit  der /Wollfaser,  der  Baum- 
wollfaser, der  Seifenlösung  und  des  Waschwassers  geprüft. 

Die  Walkechtheit  ist  namentlich  für  die  Farbstoffe  Ton  Wich- 
tigkeit, welche  zum  Färben  der  für  die  Tuchfabrikation  bestimmten 
losen  Wolle  benutzt  werden.  Sie  ist  eine  Eigenschaft,  welche  fast  nur 
den  wahren  Beizenfarbstoffen  eigen  ist. 

Die  Prozedur  der  Walke  besteht  in  einem  Reiben  und  Kneten  der 
Wolle  mit  Seifenlösung,  durch  welche  eine  gewisse  Verfilzung  der  Woll- 
faser bewirkt  werden  soll. 

Dabei  darf  erstens  der  Farbstoff  nicht  erheblich  von  der  Faser 
abgehen,  andererseits  darf  aber  neben  den  gefärbten  Fäden  befindliche 
weiße  Wolle  nicht  angefärbt  werden. 

Für  die  Walkprobe  wird  die  Färbung  am  besten  auf  loser  Wolle 
ausgeführt.  Man  verflicht  dieselbe  nach  dem  Färben  mit  weifier  Wolle 
und  knetet  einige  Zeit  mit  Seifenlösung  kräftig  durch.  (7, — 1  Proz. 
Schmierseife  mit  oder  ohne  Zusatz  von  Soda,  Walkererde  u.  dergl.) 
Dabei  darf  vorerst  der  entstehende  Seifenschaum  nicht  merklich  gefärbt 
werden.  Man  wäscht  alsdann  mit  Wasser  gut  aus  und  legt  die  Probe 
auf  angefeuchtetes  Filtrierpapier,  wo  man  sie  möglichst  langsam  trocknen 
läßt.  Die  weiße  Wolle  darf  nicht  od^r  doch  nur  sehr  wenig  angefärbt 
werden.  Man  bezeichnet  ein  solches  Anfärben  in  Weiß  als  das  „Ab- 
bluten^  des  Farbstoffes.  Zu  bemerken  ist,  daß  sich  diese  Erscheinung 
meistens  erst  dann  zeigt,  wenn  die  Seife  völlig  ausgewaschen  wurde. 
Die  Eigenschaft,  nicht  abzubluten,  kommt  hauptsächlich  den  Farbstoffen 
zu,  welche  auf  metallische  Beizen  färben,  und  ist  auch  dann  meistens 
nur  dem  Chromlack  eigen. 

Es  ist  wohl  zu  beachten,  daß  die  Fabrikwalke  in  der  Regel  inten- 
siver wirkt,  als  wie  die  im  kleinen  durchgeführten  Versuche  es  vermögen; 
in  wichtigen  Fällen  wird  man  deshalb  gut  tun,  das  Probestück  mit  einer 
Partie  Ware  einem  entsprechenden  Walkprozeß  im  Fabrikbetriebe  zu 
unterwerfen* 

Alkaliechtheit.  Der  Baumwollstrang  wird  mit  ungefärbter  Baum- 
wolle zu  einem  Zopf  verflochten  und  während  7a — ^  Stunde  in  ein  laues 
Sodabad  (1 — 3-proz.)  eingelegt.  Oft  schon  in  feuchtem  Zustande,  manch- 
mal erst  nach  dem  Waschen  und  Trocknen,  werden  eingetretene  Ver- 
änderungen bemerkbar. 

Wolle  wird  in  Ammoniak  von  verschiedener  Konzentration  ein- 
gelegt und  ebensowohl  in  feuchtem  Zustande  als  nach  dem  Trocknen 
genau  beobachtet. 

Oder  man  tränkt  mit  einer  5 -proz.  Sodalösung  und  prüft  nach 
dem  Eintrocknen. 


£chtheitsproben.  935 

Bleichechtheit.  Wolle  und  Seide  werden  während  einiger 
Stunden  in  die  Schwefelkammer  eingehängt  oder  für  einen  Tag  in  ver- 
dünnte, wäfirige  schweflige  Säure  gelegt,  in  beiden  Fällen  gewaschen 
und  getrocknet. 

Unter  Umständen  ist  es  auch  notwendig,  die  Wirkung  einer  ver- 
dünnten Wasserstoffsuperoxydlösung  kennen  zu  lernen. 

Baumwolle  wird  in  eine  Chlorkalklösung  von  Y4 — Vs°  ß^»  einge- 
legt, nach  Y2 — 1  Stunde  gewaschen,  durch  ein  ganz  verdünntes  Schwefel- 
säurebad (1,005  spez.  Gewicht)  gezogen,  vollständig  gespült  und  ge- 
trocknet. 

Auf  Reibechtheit  prüft  man  durch  starkes  Reiben  des  gefärbten 
Musters  auf  weifiem  Baumwollstoff  oder  rauhem  weißen  Papier;  die  In- 
tensität der  Färbung  der  Reibfläche  erlaubt  namentlich  dann  ein  Urteil, 
wenn  ein  Farbstoff  von  bekannter  Reibechtheit  zur  vergleichenden  Unter- 
suchung beigezogen  wurde. 

Eine  maßgebende  Beurteilung  der  Schweißechtheit  kann  nur 
durch  Vornahme  größerer  Versuche,  die  den  praktischen  Verhältnissen 
angepaßt  sind  (Tragen  von  Unterkleidern,  die  aus  dem  zu  prüfenden 
Material  angefertigt  sind,  etc.),  erreicht  werden. 

Wo  dies  nicht  angeht,  behilft  man  sich  etwa  mit  folgender  Probe. 
Das  Muster  wird  mit  verdünnter  Essigsäure  (ca.  0,5-proz.)  einge- 
rieben, getrocknet  und  die  gleiche  Manipulation  wiederholt.  Erleidet 
hierbei  die  Färbung  eine  Veränderung,  so  ist  sie  sicher  nicht  schweißecht. 

Von  der  Ansicht  ausgehend,  daß  im  menschlichen  Schweiß  erstens 
Ammoniakbildung  auftritt  und  daß  außerdem  neutrale  Fette  in  dem- 
selben vorkommen,  empfiehlt  E.  Da  vidi  s,  zur  Prüfung  auf  SchweiB- 
echtheit  (Färber-Ztg.  1904,  373)  für  wollfarbige  Ware  die  Essigsäure- 
prüfungsmethode aufzugeben  xmd  durch  eine  alkalische  zu  ersetzen,  die 
in  der  Behandlung   mit    einer  Ammoniak seifenlösung  besteht.     Letztere 

enthält 

5  g  Marseillerseife 

3  ccm  Ammoniak 

1  1  HsO 

und  wird  bei  50°  C.  angewandt.  Die  zu  prüfende  Ware  bleibt  10  Mi- 
nuten in  dieser  Lösung  liegen  unter  häufigerem  Ausquetschen.  Vielfach 
kann  man  schon  aus  der  mehr  oder  weniger  angeförbten  Flüssigkeit  auf 
den  Grad  der  Schweißempfindlichkeit  der  verwendeten  Produkte  schließen. 
Die  gut  ausgequetschten,  aber  nicht  gespülten  Proben  legt  man  dann  in 
ein  Stück  Baumwollnessel  und  bügelt  trocken.  Man  sieht  alsdann  ein- 
mal in  dem  Ausbluten  des  gefärbten  Stoffes  auf  dem  Nessel  und  in 
dem  Anfärben  der  vorher  weißen  Effekte  den  Grad  der  Schweißechtheit, 
welchen  der  Farbstoff  besitzt. 


986  Organische  Farbstoffe. 

Eine  sehr  gute,  aber  noch  viel  schärfere  Probe  kann  folgender- 
maßen ausgeführt  werden.  Der  gut  ausgequetschte  Stoff  wird  zusammen 
mit  einem  weißen  Baumwolllappen  fest  um  einen  Glasstab  gewickelt. 
Diese  festen  Wickel  läßt  man  bei  50^  trocknen.  .Zufolge  des  langsamen 
Antrocknens  findet  der  Farbstoff  yiel  mehr  Zeit,  in  das  anliegende  Ge- 
webe, bezw.  die  weißen  Effekte  überzulaufen,  als  durch  das  rasche 
Trockenbügeln. 

Auf  Bügelechtheit  wird  durch  heißes  Bügeln  geprüft.  Die 
Färbung  soll  sich  hierbei  nicht  verändern  oder  dann  nach  kurzer  Zeit 
beim  Liegen  an  der  Luft  wieder  in  der  ursprünglichen  Beschaffenheit 
erscheinen. 

Dekatierechtheit.  Eine  Probe  wird  der  Wirkung  Yon  gespanntem 
Dampf  bei  etwa  110^  ausgesetzt;  oder  man  dämpft  sie,  wo  die  Möglich- 
keit gegeben,  mit  einem  im  großen  zu  behandelnden  Stück. 

Lichtechtheit  (Wetterechtheit).  Unter  Lichtechtheit  versteht  der 
Praktiker  in  der  Regel  nicht  nur  die  Beständigkeit  gegen  Licht  und 
Luft,  sondern  auch  gegen  die  Wirkung  von  Wärme,  Feuchtigkeit,  Staub 
und  der  darin  etwa  vorhandenen  sauren  und  alkalischen  Bestandteile. 
Deshalb  empfiehlt  es  sich,  die  Proben  nicht  ausschließlich  „hinter  Glas 
und  Rahmen''  vorzunehmen. 

Die  zu  prüfenden  Muster  (Stränge  oder  Stofflappen)  werden  Tzweck- 
mäßig  neben  Proben  von  bekanntem  Echtheitsgrad)  auf  einem  glatt  ge- 
hobelten, sauberen  Brett  oder  auf  einem  Pappdeckel  nebeneinander  be- 
festigt, etwa  zur  Hälfte  mit  einem  Stück  Papier  oder  Karton  bedeckt 
und  in  diesem  Zustande  im  Freien  der  Wirkung  des  Lichtes,  der  Luft 
u.  s.  w.  ausgesetzt.  Die  Expositionszeit  und  die  Witterungsverhältnisae 
(ob  und  wieviel  Sonnenschein  oder  Regen)  werden  notiert  imd  von  Zeit 
zu  Zeit  die  Muster  behufs  Ermittlung  allfallig  eingetretener  Yerande- 
rungen  genau  besichtigt. 

Um  zuverlässige  Resultate  zu  gewinnen,  ist  zu  berücksichtigen, 
daß  die  Echtheit  gegen  das  Licht  abhängig  ist  von  der  Intensität  des 
Farbstoffes;  schwache  Färbungen  sind  weniger  widerstandsfähig  als  starke; 
man  darf  deshalb  stets  nur  Muster  von  gleicher  Farbstärke  exponieren. 
Femer  müssen  komparative  Färbungen  gleichzeitig  nebeneinander 
und  nicht  hintereinander  angestellt  werden,  denn  nach  Untersuchungen 
von  Bunsen  und  Roscoe  zeigen  sich  Schwankungen  in  der  chemischen 
Wirkung  des  Tageslichtes  nicht  nur  innerhalb  des  Tages,  sondern  auch 
innerhalb  des  Jahres.  Im  Winter  braucht  eine  Färbung  oft  drei-  und 
viermal  so  lange  Zeit,  um  ebenso  weit  zu  verblassen,  wie  im  Sommer. 
Im  weitern  ist  es  nicht  angängig,  die  auf  einem  Fasemmaterial  ge- 
machten Erfahrungen  auf  andere  Fasern  zu  übertragen.  In  der  Regel 
sind  die  mit   ein   und  demselben  Farbstoff  hergestellten  Färbungen 


Eohtheitsproben.  9g7 

unechtesten  auf  Papier,  dann  folgt  Baumwolle,  am  besten  halten  sie  auf 
Wolle  und  Seide.     Auch  da  gibt  es  übrigens  Ausnahmen  ^). 

Die  Ansprüche  an  Lichtechtheit  sind  bei  den  Terschiedenen  Farb- 
stoffen durchaus  Terschieden,  man  wird  daher  Vergleichsmuster  aus- 
suchen, welche  dem  Zweck  des  zu  untersuchenden  Farbstoffes  ent- 
sprechen. 

)Als  Wertmesser  für  die  Lichtechtheit  benutzen  A.  Scheurer  und 
A.  Brylinski  (Bull,  de  Mulhouse  1898,  S.  119,  273;  1899,  S.  93)  Küpen- 
förbimgen  auf  Baumwolle  Ton  drei  Intensitäten.  Deren  Abschwächung 
im  Sonnenlicht  wird  mit  der  gleichzeitig  eintretenden  Veränderung  der 
zu  prüfenden  Probe  yerglichen.  Vom  Eüpenblau  werden  drei  Abstufungen 
im  Vorrat  gefärbt: 

1.  Typ:  ein  Dunkelblau  mit  4  Zügen,  enthalt.     1,2  g  Indigotin  pro  qm  ^) 

2.  -        -    Mittelblau     -     2        -  -        0,52  g        -  -      - 

3.  -        -    Hellblau        -     1  Zug,  -        0,25  g        -  -      - 

Der  zu  untersuchende  Farbstoff  wird  ebenfalls  in  drei  Stärken, 
einer  dunkleren,  mittleren  und  helleren  Färbung,  aufgesetzt.  Die  Be- 
lichtung geschieht  hinter  Glas,  unter  Anwendung  des  Marchand  sehen 
Apparates  und  dauert  zunächst  so  lange,  bis  Typ  3  (hellindigoblau)  die 
Hälfte  seiner  Stärke  eingebüßt  hat.  Nimmt  das  Auge  an  der  schwäch- 
sten Färbung  der  zu  untersuchenden  Probe  noch  keine  Veränderung 
wahr,  so  wird  die  Belichtung  fortgesetzt,  bis  Typ  2  (mittelindigoblau) 
um  die  Hälfte  abgeblaßt  ist  u.  s.  w. 

Als  sehr  echt  wird  diejenige  Farbe  bezeichnet,  welche  größere 
Widerstandsfähigkeit  zeigt  als  Typ  1  (dunkelindigoblau) ;  als  licht- 
echt diejenige,  welche  sich  dem  Sonnenlicht  gegenüber  verhält  wie 
Typ  1  (dunkelindigoblau),  halb  echt,  wenn  ein  Verhalten  wie  Typ  2, 
wenig  echt,  wenn  wie  Typ  3  und  unecht,  wenn  die  Widerstands- 
fähigkeit geringer  ist  als  Typ  3. 

Es  wurden  fq^ner  die  Beziehungen  zwischen  diesen  Terschiedenen 
Echtheitsgruppen  und  der  durch  die  Belichtung  Yon  einem  Quadrat- 
meter „mittelindigoblau^  (Typ  2)  zerstörten  Indigomenge  festgestellt. 
Das  bis  zur  halben  Stärke  abgeblaßte  Muster  ergab  einen  Verlust  ent- 
sprechend 0,25  g  Indigotin  auf  einen  Quadratmeter  Stoffßäche.  [Die 
quantitative  Bestimmung  wurde  durch  Extraktion  des  Indigotins  mit 
Eisessig  nach  der  Brylinskischen  Methode  (s.  unten)  ausgeführt.] 

Endlich  wurde  ermittelt,  daß  0,1  g  zerstörtes  Indigotin  (auf  1  qm) 
entspricht  =  312  ccm  bis    318  ccm  COg  (auf  0°  und  760  mm  reduziert). 


')  Kischelt,  Zeitschr.  f.  ang.  Chem.  1897,  100.  S.  auch  Chem.  N.  74, 1896, 
S.  205,  218;  Lehn 0,  Färber-Ztg.  1897,  138. 
»)  Auf  75  P.  26  Fftdeo  per  qm  (Elsaß). 


988  Organische  Farbstoffe. 

die  durch  Belichtung  im  March  and  sehen  Apparat  auf  1  qcm  sich 
entwickelt  (und  durch  die  Wirkung  des  Lichtes  auf ,  Perrioxalat  ent- 
standen ist). 

Besäßen  diese  letzten  Resultate  mehr  als  relativen  Wert,  so  wäre 
es  möglich,  den  Wert  der  Lichtwirkung  auszudrücken  in  Gewichtsteilen 
des  auf  1  qm  zerstörten  Indigos  oder  in  der  Anzahl  Kubikzentimeter 
CO},  die  auf  1  qcm  durch  Belichtung  entwickelt  werden. 

Im  Auftrage  der  Farbenfabriken  yorm.  F.Bayer  &  Co.  hat 
M.  Eitscbelt  (Monatsschrift  f. Text.-Ind.  19,  21  u.  100)  eine  yergleichende 
Belichtung  sämtlicher  wichtiger  Wollfarb Stoffe  untemonmien  unter  Zu- 
grundelegung eines  neuen  Einheitsmaßes  zur  Bestinmiung  der  Bleich- 
kraft des  Lichtes.  Es  besteht  in  der  Messimg  der  Zeit,  in  der  eine 
zweiprozentige  Ausfärbung  von  Thiazolgelb  auf  Baumwolle  yer- 
blaßt.  Thiazolgelb  eignet  sich  dafür  yor  anderen  Farbstoffen,  weil  es 
gleichmäßig  bis  zu  weiß  yerbleicht  und  den  richtigen  Grad  yon  Licht- 
empfindlichkeit hat. 

KolorinieMe.  Wie  bereits  an  anderer  Stelle  angedeutet,  sind 
diejenigen  TJntersuchungsmethoden,  nach  welchen  die  Farbstärke  durch 
Yergleichung  der  Intensität  der  Farbstofflösungen  bestimmt  wird,  für 
den  Praktiker  in  der  Regel  nicht  anwendbar.  In  besonderen  Fällen, 
z.  B.  für  yorläufig^,  orientierende  Versuche,  kann  sich  trotzdem  die  Be- 
nutzung eines  Kolorimeters  rechtfertigen,  weshalb  hier  einige  brauchbare 
Instrumente  aufgeführt  werden  sollen. 

Das  Prinzip  der  Apparate,  die  in  yerschiedenen  Eonstruktionen 
yorliegen,  ist  durchwegs  dasselbe.  Eine  Lösung  yon  bekanntem  Gehalte 
dient  als  Normallösung  und  auf  diese  wird  die  Lösimg  des  fraglichen 
Farbstoffes  zurückgeführt.  Die  Bestimmung  der  Intensität  geschieht 
entweder  durch  Versetzen  eines  gemessenen  Volumens  der  zu  unter- 
suchenden Lösung  mit  Wasser  bezw.  Weingeist,  bis  die  Farbstärke  der 
Normallösung  erreicht  ist,  oder  es  wird  die  Mächtigkeit  der  Schicht, 
durch  welche  man  hindurchsieht,  so  lange  yerändert,*  bis  gleiche  Inten- 
sität mit  der  Normallösung  erreicht  ist.  Die  Mengen  Farbsto£^  welche 
in  zwei  yerschiedenen  Lösungen  yon  gleicher  Intensität  yorhanden  sind, 
yerhalten  sich  wie  die  Volumina  dieser  Lösungen. 

Die  Farbstoff  lösungen  müssen  in  starker  Verdünnung  zur  Unter- 
suchung gelangen,  damit  auch  geringere  Unterschiede  erkannt  werden 
können.  Zur  Vornahme  der  Versuche  bedient  man  sich  zweier,  mit 
Quetsch-  oder  Glashahn  yersehener  Büretten  yon  gleichem  Durchmesser 
und  gleicher  Einteilung.  Von  den  beiden  Lösungen  (die  eine  den  Tjp, 
die  andere  den  zu  prüfenden  Farbstoff  enthaltend)  gibt  man  zunächst 
gleiche  Volumina,  z.  B.  je  50  ccm  in  die  Büretten,  und  placiert  sich  nun 
so,  daß  man  yon  oben  nach  unten   durch  die  beiden  Flüssigkeitssäulen 


Echtheitsproben.    Handelsfarbstoffe.  989 

hindurchseben  kann.  Von  der  dunkler  gefärbten  läßt  man  vorsicbtig 
soviel  abfließen,  bis  beide  genau  gleich  stark  aussehen.  Man  liest  jetzt 
die  Höhe  der  beiden  in  den  Büretten  vorhandenen  Flüssigkeitssäulen  ab; 
ihre  Farbstärke,  steht  im  umgekehrten  Verhältnis  zu  den  gefundenen 
Zahlen. 

Ganz  analog  gestaltet  sich  die  Untersuchung  mit  dem  Kolorimeter 
von  Houton-Labillardiere  und  von  Salleron. 

Yon  etwas  anderer  Art  sind  die  Kolorimeter  von  Collardeau, 
von  Mills,  das  Eomplementärkolorimeter  von  A.  Müller  und  Lovi- 
bonds  Tintometer  (Joum.  Soc.  Djers  and  Col.  1887,  186).  Letzteres 
dient  zum  Messen  und  Aufzeichnen  von  Färbungen  und  ist  namentlich 
bestimmt  zur  Einstellung  Ton  Farben  auf  bestimmten  Farbton  und  be- 
stimmte Tiefen. 

Über  andere  Kolorimeter  vergl.  Bd.  I  S.  383,  Bd.  II  S.  25. 


ZuMunmenAtellwiiii:  der  wichtigeren  Haiidelsf«rb»toffe ')• 

I.  Nitrokttrper. 

rikrinMure  (Trinitrophenol)  CeH,(N0,)3 .  OH. 

Die  Pikrinsäure  wird  durch  Behandeln  von  Phenolsulfosäure  mit 
starker  Salpetersäure  dargestellt.  Sie  bildet  in  reinem  Zustande  blaß- 
gelbe, in  kaltem  Wasser  ziemlich  schwierig,  in  heißem  Wasser,  Alkohol 
und  Äther  leicht  lösliche  Krystalle.  Schmelzpunkt  122,5^.  Die  Pikrin- 
säure löst  sich  nach  Marchand 

b.  5«  in  166  Fl.  Wasser 

b.  15  0  -  g6  . 

b.  26^  -  73  -        - 

b.  730  -  26  - 

Die  Säure,  sowie  die  Salze  zeichnen  sich  durch  einen  intensiv 
bitteren  &eschmack  aus.  Die  Pikrinsäure  färbt  in  saurer  Lösung  Wolle 
und  Seide  in  einem  grünstichigen  Gelb.  Sie  hat  früher  in  der  Färberei 
ausgedehnte  Anwendung,  namentlich  zum  Nuancieren  von  Grün  und  Rot, 
sowie  zur  Erzeugung  von  Mischfarben  gefunden. 


')  Eine  gleichmäßige  Behandlang  der  zahlreichen  Repräsentanten  war  ver- 
schiedener Umstände,  namentlich  auch  der  Raumverhältnisse  wegen  unmöglich. 
Diejenigen  wurden  aasfuhrlicher  besprochen,  welche  entweder  besonders  wichtig 
and  interessant  geworden,  oder  dann  dorch  Darstellung  und  Anwendang  eigen- 
artig sind,  oder,  weil  nea,  noch  nicht  in  Sammel-  oder  Tabellenwerken  Annahme 
finden  konnten.  Aach  diese  Grandsätze  konnten  nicht  konseqaent  darchgefuhrt 
werden. 


990  Organische  Farbstoffe. 

MartiuageXb  (Naphtby lamingelb,  Mancbestergelb,  Jaune  d^or,  Safran- 
gelb). Ist  das  Natrium-  oder  Kalium-,  seltener  das  Galciumsalz  des 
Binitro-a-Napbtbols  und  wird  dargestellt  durcb  Kochen  von  DiazonaphthaÜn 
oder  a-Napbtbolsulfosäure  mit  yerdünnter  Salpetersäure. 

Das  freie  Binitronaphthol  bildet  in  reinem  Zustande  schwefelgelbe 
Krystalle,  welche  bei  138°  schmelzen,  sich  schwer  in  Wasser,  etwas 
leichter  in  Alkohol,  Äther  und  Eisessig  lösen.  Mit  Alkalien  bildet  es 
goldgelb  gefärbte,  gut  krystallisierbare  Salze,  welche  sich  leicht  in 
heißem  Wasser  lösen.  Die  Lösungen  des  Binitronaphthols  schmecken 
nicht  bitter.  In  schwach  angesäuerter  Lösung  färbt  sich  der  Körper 
auf  Wolle  und  Seide  mit  schön  goldgelber  Nuance ;  seine  Anwendung 
ist  jedoch  seit  Entdeckung  der  viel  beständigeren  Azofarben  eine  be- 
schränktere geworden. 

Er  ist  leicht  sublimierbar  und  kann  durch  Erwärmen  von  der 
Faser  absublimiert  werden. 

Näphtholgeib  8»  Ist  das  Kalium-  oder  Natriumsalz  der  Dinitro- 
naphtholsulfosäure  C10H4  (NOj)^  OH  .  SOsH  und  wird  durch  Behandeln 
YOn  a-Naphtholtrisulfosäure  mit  yerdünnter  Salpetersäure  bei  25  ®  dar- 
gestellt. 

Die  freie  Säure  bildet  lange  gelbe,  in  Wasser  leicht  lösliche  Nadeln. 
Sie  ist  eine  starke  zweibasische  Säure;  Yon  ihren  Salzen  zeichnet  sich 
namentlich  das  Kaliumsalz  durch  Schwerlöslichkeit  aus.  Gleich  der 
Pikrinsäure  vermag  sie  aus  Kaliumsalzeu  selbst  Mineralsäuren  auszu- 
treiben. Das  Handelsprodukt  stellt  ein  blaßgelbes  krystallinisches 
Pulver  dar.  Kaltes  Wasser  löst  es  außerordentlich  schwer,  heißes  ver- 
hältnismäßig leicht.  Die  Salze  der  Sulfosäure  haben  vor  dem  Binitro- 
naphtholgelb  den  Vorzug,  daß  sie  durch  Säuren  nicht  ausgefallt  werden 
und  leichter  zu  färben  sind.  Außerdem  sind  die  damit  erzielten  Fär- 
bungen echter. 

Wird  auf  Wolle  mit  Weinsteinpräparat,  auf  Seide  aus  gebrochener 
Bastseife  gefärbt. 

JLuranUa  stellt  das  Ammonium-  oder  Natriumsalz  des  Hexanitro- 
diphenylamins,  C,j  H5  (N0j)6  N,  Mar.  Zu  dessen  Darstellung  wird  Di- 
phenylamin  vorsichtig  in  rauchende  Salpetersäure  eingetragen  oder  das 
unsymmetrische  Dinitrodiphenylamin  nitriert. 

Das  Hexanitrodiphenylamin  bildet  im  reinen  Zustande  durchsichtige, 
hellgelbe,  bei  238®  C.  schmelzende  Prismen.  Obwohl  es  keine  Hydroxyl- 
gruppen enthält,  zeigt  es  doch  den  Charakter  einer  einbasischen  Säure. 

,  Seine  Salze  sind  leicht  in  Wasser  löslich.  Säuren  scheiden  daraus 
den  Nitrokörper  ab.  Das  Hexanitrodiphenylamin  ist  ein  starker  Farb- 
stoff, welcher  auf  Wolle  und  Seide  ein  schönes  Orange  erzeugt.  Der- 
selbe   wird    in    der   Färberei    kaum    mehr    gebraucht,    woran    teilweise 


Handelsfarbstoffe.  991 

seine  Giftigkeit  die  Schuld  trägt.     In  trockenem  Zustande  zeichnen  sich 
dieselben  durch  große  Explosionsfähigkeit  aus. 

Neuerdings  findet  der  Körper  Anwendung  zur  Herstellung  von 
Sprengstoffen. 

U.  AzofarbstoiTe. 

Die  AzofarbstoiTe  bilden  eine  gut  charakterisierte  chemische  Gruppe, 
welche  auf  allen  Gebieten  der  Applikation  eine  bedeutende  Wichtigkeit 
erlangt  hat.  Während  die  älteren  Glieder  basischer  Natur  waren,  ist  es 
im  Laufe  der  Zeit  gelungen,  zahlreiche  Säurefarbstoffe  herzustellen, 
welche  sich  Yor  jenen  durch  größere  Beständigkeit  auszeichnen  und  eine 
yielseitigere  Anwendung  gestatten. 

Für  die  Prüfung  der  Azofarbstoffe  fällt  in  Betracht  ihr  Verhalten 
gegen  Reduktionsmittel  und  gegen  konzentrierte  Schwefelsäure.  Manche 
derselben  werden  durch  vorsichtige  Hydrierung  in  die  meist  leicht  oxy- 
dierbaren HydrazokÖrper  übergeführt;  durch  energische  Reduktion  tritt 
Spaltung  ein,  die  in  vielen  Fällen  hinreichende  Anhaltspunkte  zur  Er- 
kennung und  zur  Feststellung  der  Konstitution  bieten  kann. 

Beim  Lösen  in  konzentrierter  Schwefelsäure  geben  die  Azofarb- 
stoffe charakteristische  Farbenreaktionen. 

Zur  quantitativen  Bestimmung  von  Azofarben  (und  von  Nitro- 
verbindungen, z.  B.  Pikrinsäure)  empfiehlt  £.  Knecht  (Ber.  d.  D.  ehem. 
Ges.  36  (1903)  166,  1549;  Journ.  Soc.  Dyers  and  Col.  21,  3  (1905))  die 
Anwendung  von  Titantrichlorid,  dessen  Bereitung  aus  dem  käuflichen 
Produkt  zu  diesen  Zwecken  näher  angegeben  wird.  Titantrichlorid 
reduziert  die  Azokörper  quantitativ  unter  Spaltung  der  Azogruppe.  Es 
tritt  bleibende  Entfärbung  ein.  Auf  eine  Azogrupge  treten  vier  Moleküle 
des  Trichlorids  in  Reaktion. 

Man  titriert  die  kochend  heiBe,  stark  salzsäurehaltige  Lösung 
unter  Einleiten  von  Kohlensäure  mit  der  eingestellten  Titantrichlorid- 
lösung,  bis  die  Farbe  verschwindet. 

Bei  vielen  Azokörpem,  besonders  aber  bei  solchen,  die  sich  vom 
Benzidin  und  ähnlich  konstituierten  Basen  ableiten,  wird  die  Reduktion 
infolge  der  Unlöslichkeit  des  Farbstoffes  bedeutend  verlangsamt  und 
der  Endpunkt  ist  nicht  leicht  zu  erkennen.  In  solchen  Fällen  empfiehlt 
es  sich,  unter  Einleiten  von  Kohlensäure  einen  Überschufi  der  Trichlorid- 
lösung  in  die  kochende  Lösung  des  Azokörpers  einfiiefien  zu  lassen  und 
nach  dem  Abkühlen  mit  eingestellter  Eisenalaunlösung  zurückzutitrieren. 

Für  manche  Zwecke  wird  diese  Methode  gute  Dienste  leisten; 
dagegen  gibt  sie  keinen  AufschluB  über  Reinheit  und  Nuance  des  Farb- 
stoffes. Ihre  Anwendung  wird  deshalb  in  der  Regel  nicht  von  der 
Vornahme  der  Färbeproben  entbinden. 


992  Organische  Farbstoffe. 

1.   Amidoazoverbindaiisreii« 

AtnidodUBobenzol,  Cj,  H9  N^ .  NHg,  hat  als  solches  nur  kurze  Zeit 
als  gelber  Farbstoff  Verwendung  gefunden;  dagegen  wird  es  zur  Her- 
stellung anderer  Farbstoffe,  wie  Echtgelb,  Tetrazofarbstoffen,  Indulinen 
u.  s.  w.,  benutzt. 

Bildet  im  freien  Zustande  goldgelbe  Nadeln  und  Blättchen,  welche 
bei  127"  schmelzen,  bei  höherer  Temperatur  teilweise  unzersetzt  destil- 
lieren, sich  wenig  in  Wasser,  leicht  in  Alkohol  und  Benzol  lösen.  Mit 
Säuren  yereinigt  es  sich  zu  gut  krystallisierbaren,  jedoch  sehr  unbestän- 
digen Salzen.  Diese  besitzen  meist  einen  stahlblauen  Reflex  und  lösen 
sich  nur  schwierig  in  säurehaltigem  Wasser.  Durch  reines  Wasser 
werden  sie  fast  vollständig  zersetzt.  Die  saure  Lösung  besitzt  eine 
schön  rote  Farbe.  Alkohol  löst  das  Nitrat  und  Chlorhydrat  ziemlich 
leicht,  das  Sulfat  schwierig.  Konzentrierte  Schwefelsäure  und  Salzsäure 
lösen  das  Amidoazobenzol  mit  gelbbrauner  Farbe,  welche  beim  Verdünnen 
mit  Wasser  in  Rot  übergeht.  Reduzierende  Substanzen,  z.  B.  Salzsäure 
und  Zinkstaub  oder  Zinn,  spalten  das  Amidoazobenzol  in  Anilin  und  Para- 
phenylendiamin.     Salpetrige  Säure  verwandelt  es  in  Diazo-Azobenzol. 

ChrysoMifif  Diamidoazobenzol  [C,,  Hg  N,  (NH))^  bildet  sich  beim 
Vermischen  einer  verdünnten  Lösung  von  salzsaurem  oder  schwefel- 
saurem Diazobenzol  mit  einer  gleichfalls  verdünnten  Lösung  von  Meta- 
phenylendiamin. 

Stellt  als  Base  schön  gelbe,  bei  117,5^  schmelzende  Nadeln  dar, 
welche  sich  kaum  in  kaltem,  schwierig  in  heiiem  Wasser,  leicht  in 
Alkohol  und  Äther  lösen.  Es  bildet  mit  1  Mol.  Säure  beständige 
Salze,  deren  Lösungen  schön  gelb  gefärbt  sind.  Das  Chlorhydrat  kry- 
stallisiert  entweder  in  anthrazitschwarzen  Oktaedern  oder  in  feinen, 
gallertartig  verfilzten  Nadeln. 

Die  Lösung  der  einsäurigen  Salze  wird  durch  einen  Überschoß 
von  Mineral  säuren  schön  rot  gefärbt,  ähnlich  wie  dieses  beim  Amido- 
azobenzol der  Fall  ist.  Die  entstehenden  zweisäurigen  Salze  sind  sehr 
unbeständig  und'  in  festem  Zustande  nicht  zu  erhalten. 

Das  Ghrysoidin  ist  ein  sehr  starker,  schön  gelber  Farbstoff,  welcher 
jedoch  leider  nicht  besonders  licht-  und  luftbeständig  ist.  Es  färbt  sich 
auf  Wolle  und  Seide  direkt  im  neutralen  Bade.  Baumwolle  vennag 
ebenfalls  eine  gewisse  Quantität  ohne  Beize  zu  fixieren,  für  ein  gutes 
Ausfärben  ist  dieselbe  jedoch  zuvor  mit  Tannin  zu  beizen. 

Vesuvin  (Phenylenbraun,  Manchesterbraun,  Bismarckbraun)  wird 
durch  Einwirkung  von  Natriumnitrit  auf  eine  Lösung  von  salzsaorem 
Phenylendiamin  dargestellt.  Der  Farbstoff  wird  mit  Kochsalz  gefUlt 
und  durch  nochmaliges  Auflösen  und  Fällen  gereinigt. 


Amidoazofarbstoffe.  993 

Bestellt  aus  einem  Gemenge  von  Triamidoazobenzol  und  anderen 
Farbstoffen.  Das  reine  Triamidoazobenzol  bildet  gelbbraune,  bei  137^ 
schmelzende  Krystalle,  welche  wenig  in  heiBem  Wasser,  leicht  in  Al- 
kohol und  Äther  löslich  sind.  £s  bildet  zweisäurige  Salze,  welche  in 
Wasser  (vielleicht  unter  Abspaltung  eines  Teils  der  Säure)  leicht  lös- 
lich sind.  Die  Lösung  derselben  ist  gelbbraun  und  wird  durch  einen 
Säureüberschuß  rotbraun  gefärbt.  Es  ist  ein  starker,  schön  gelbbrauner 
Farbstoff,  welcher  für  Wolle,  Seide  und  Baumwolle,  vorzugsweise  jedoch 
für  Leder  Verwendung  findet.  Sein  Färbe  verhalten  ist  dem  des  Chry- 
soidins  analog. 

Süureg^b  (Echtgelb)  besteht  in  der  Regel  aus  einem  Gemisch 
der  Natriumsalze  von  Amidoazobenzolmono-  und  Disulfosäure  und  wird 
durch  Behandlung  des  Amidoazobenzols  oder  eines  Salzes  desselben  mit 
rauchender  Schwefelsäure  dargestellt.  Je  nach  der  Stärke  der  Säure, 
der  Dauer  der  Einwirkimg  oder  der  Temperatur  erhält  man  vorwiegend 
die  Mono-  oder  Disulfosäure,  welche  beim  Verdünnen  mit  Wasser  beide 
gefallt  werden. 

Die  Sulfosäuren  zeigen  im  allgemeinen  dieselben  Reaktionen,  wie 
das  Amidoazobenzol :  verdünnte  Säuren  färben  sie  rot,  konzentrierte 
Säuren  gelbbraun.  Das  Echtgelb  färbt  sich  auf  Wolle  und  Seide  im 
schwach  schwefelsauren  Bade.  Für  Baumwolle  findet  es  keine  Verwen- 
dung. Die  höheren  Homologen  des  Amidoazobenzols,  z.  B.  das  Amido- 
azotoluol,  liefern  ein  mehr  ins  Rötliche  spielendes  Gelb.  In  der  Fär- 
berei dient  das  Echtgelb  meistens  als  Nuancierungsmittel.  Außerdem 
bilden  die  Amidoazobenzolsulfosäuren  das  Ausgangsmaterial  für  die  Dar- 
stellung des  „Biebricher  Scharlach"  und  anderer  Tetrazofarbstoffe. 

IHphenylaminarange  (Orange  IV,  Tropäolin  00).  Zu  dessen 
Darstellung  läßt  man  eine  dünne,  freie  Säure  enthaltende  Diphenyl- 
aminchlorhydratpaste  in  Diazobenzolsulfosäurelösung  einfließen.  Die 
sich  ausscheidende  Farbstoffsäure  wird  nach  dem  Auswaschen  ins  Na- 
oder  E-Salz  übergeführt. 

Die  Sulfosäure  bildet  violette,  in  Wasser  schwer  lösliche  Nadeln. 
Das  Natronsalz  bildet  in  kaltem  Wasser  schwierig,  in  heißem  Wasser 
leicht  lösliche  Blättchen.  Seine  Lösungen  werden  durch  Säuren  rot- 
violett geförbt,  imd  selbst  bei  ziemlicher  Verdünnung  scheiden  sich 
schillernde  Nadeln  der  Sulfosäure  ab.  Das  Ealksalz  ist  ganz  unlöslich. 
Im  Handel  kommt  das  Kalium-  oder  Natriumsalz  vor. 

Das  Diphenylaminorange  ist  ein  sehr  schöner  und  starker  Farb- 
stoff, dessen  Nuance  ein  gelbliches  Orange  ist.  Es  wird  wie  die  meisten 
Säurefarbstoffe  unter  Zusatz  von  verdünnter  Schwefelsäure  gefärbt. 

Verschiedene  Isomeren    und    Homologen    des  Diphenylaminorange 

kommen  jetzt  in  den  Handel.     Das  eine,  unter  der  Bezeichnung  Meta- 
Untersuchungen. 5.  Aufl.  in.  63 


994  Organische  Farbstoffe. 

nilgelb  bekannte,  ist  ein  Derivat  der  Diazobenzolmetasulfosäure.  £s 
ist  dem  obigen  in  seinen  Reaktionen  sehr  ähnlich,  unterscheidet  sich 
davon  jedoch  durch  die  gelblichere  Nuance  und  durch  größere  Löslichkeit 
seiner  Salze.  Ein  zweites  unter  dem  Namen  Jaune  N  bekanntes  Pro- 
dukt wird  aus  Paratoluidinsulfosäure  und  Biphenylamin  dargestellt.  Es 
unterscheidet  sich  von  dem  vorstehenden  dadurch,  dafi  es  durch  kon- 
zentrierte Schwefelsäure  grün  gefärbt  wird,  welche  Farbe  beim  Verdünnen 
mit  Wasser  in  Violett  übergeht.  Orange  IV  und  Metanilgelb  werden 
durch  Schwefelsäure  violett  gefärbt. 

Azogelh^  Azoflavin  S,  Indischgelb,  Citronin,  Eurkumein, 
Jaune  Indien,  Azosäuregelb  u.  s.  w.  sind  Farbstoffe,  welche  durch 
Einwirkung  von  Salpetersäure  auf  das  Nitrosamin  des  Diphenjlamin- 
orange  entstehen  und  ohne  Zweifel  Gemische  verschiedener  Nitrover- 
bindungen darstellen. 

Sie  färben  Seide  und  Wolle  aus  saurem  Bade  gelb  und  werden 
durch  Säuren  nicht  so  leicht  verändert,  wie  das  Diphenylaminorange. 
Durch  konzentrierte  Schwefelsäure  werden  sie  rot  gefärbt. 

Orange  III  [Tropäolin  D,  Helianthin,  Methylorange 
(Natriumsalz  der  Dimethylamidoazobenzolsulfosäure)]  kommt  höchst 
selten  als  Farbstoff  in  den  Handel.  Über  seine  ausgedehnte  Anwen- 
dung als  Indikator  vergl.  Bd.  I,  66  ff.  72  ff.  Die  groBe  Veränderlichkeit 
durch  Säuren  steht  seiner  Anwendung  entgegen.  Es  färbt  sich  auf 
Wolle  und  Seide  am  besten  mittels  Alaun  oder  Zinnchlorid  und  gibt 
ein  hübsches  Orange. 

Die  Sulfosäure  bildet  rotviolette,  stahlblau  schimmernde  Nadeln, 
welche  sich  schwierig  mit  roter  Farbe  in  Wasser  lösen.  Schwefel- 
säure löst  sie  mit  gelbbrauner  Färbung,  welche  beim  Verdünnen  in 
Rot  übergeht.  Das  Natronsalz  bildet  schön  goldgelbe,  in  heißem 
Wasser  mit  orangegelber  Farbe  leicht  lösliche  Blättchen.  Die  Lösung 
wird  schon  durch  geringe  Mengen  einer  Mineralsäure  rot  gefärbt.  Be- 
handelt man  den  Farbstoff  in  saurer  Lösung  mit  Zinkstaub,  so 
spaltet  er  sich  in  Sulfanilsäure  und  Dimethylparaphenylendiamin.  Man 
kann  die  letztere  Base  sehr  leicht  durch  die  Methylenblaureaktion  er- 
kennen. 

Or8eÜle-Er9€Uz  V  wird  durch  Kombination  von  p-Nitrodiazo- 
benzol  mit  Naphthionsäure  dargestellt.  Das  Handelsprodukt  stellt  eine 
braune  Paste  dar,  die  aus  dem  Natriumsalz  besteht.  Ist  in  Wasser 
mit  rotbrauner  Farbe  löslich  und  färbt  Wolle  in  saurem  Bade  mit 
orseilleroter  Farbe  an.  Sein  Hauptvorzug  ist  ein  ganz  vorzügliches 
Egalisierungsvermögen.  Salzsäure  erzeugt  in  der  wäßrigen  Lösung  einen 
braunroten  Niederschlag;  von  konz.  Schwefelsäure  wird  der  Farbstoff' 
mit  fuchsinroter  Färbung  gelöst. 


Oxyazofiarbstoffe.  995 

Apclkn'at  entsteht  aus  p-Nitrodiazobenzol  und  a-Naphthylamin- 
disulfosäure  D  und  ist  ein  braunes,  in  Wasser  mit  braunroter  Farbe 
lösliches  Pulver.  Salzsäure  erzeugt  eine  fuchsinrote  Färbung,  Natron- 
lauge einen  braunen,  in  Wasser  löslichen  Niederschlag;  konz.  Schwefel- 
säure gibt  eine  fuchsinrote  Lösung.  Wolle  wird  aus  saurem  Bade  eben- 
falls orseillerot  angefärbt. 

WoUvioleU  S  bildet  sich  aus  Diazodinitrobenzol  und  Biäthyl- 
metanilsäure.  Das  Handelsprodukt  ist  ein  schwarzes  Pulver,  das  sich 
in  Wasser  und  Alkohol  mit  rotvioletter  Farbe  löst.  Durch  Salzsäure 
wird  die  Lösung  orange.  Natronlauge  gibt  einen  blauvioletten  Nieder- 
schlag; mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  scharlachrote  Lösung. 
Wolle  förbt  sich  in  saurem  Bade  rotviolett  an. 


2.   OxyazoYerbindungeD. 

TrapäoUn  Y  (Oxyazobenzolsulfosäure)  findet  wegen  seiner  ge- 
ringen Ausgiebigkeit  kaum  noch  Anwendung  in  der  Färberei. 

T'»*apä€Un  O  (Resorcingelb,  ChrysoTn),  dioxyazobenzolsulfo- 
saures  Natron,  entsteht  beim  Eintragen  einer  Lösung  von  p-Diazobenzol- 
sulfosäure  in  eine  schwach  alkalische  Resorcinlösung. 

Die  freie  Säure  bildet  fast  schwarzbraune,  grünlich  schillernde 
Blättchen,  welche  in  kaltem  Wasser  wenig,  in  heißem  ziemlich  leicht 
löslich  sind.  Konzentrierte  Schwefelsäure  löst  sie  mit  gelber  Farbe. 
Das  Natronsalz  bildete  schön  orangegelbe  Blättchen  oder  größere  Prismen. 
Aus  seiner  wäßrigen  Lösung  wird  die  Säure  durch  Zusatz  von  verdünnter 
Salzsäure  nicht  gefällt.  Erst  eine  größere  Menge  konzentrierter  Salzsäure 
oder  verdünnter  Schwefelsäure  veranlaßt  die  Ausscheidung  derselben. 
Das  Resorcingelb  ist  ein  schöner,  sehr  starker  Farbstoff,  dessen  Nuance 
etwas  gelblicher  ist,  als  die  des  Diphenylaminorange.  Seine  Färbung 
geschieht  wie  die  der  vorstehenden. 

JPhenoflavin  wird  dargestellt  aus  m  -  Diazobenzolsulfosäure  und 
Amidophenolsulfosäure  (III)  und  konmit  in  Form  des  Natriumsalzes  als 
braungelbes,  in  Wasser  mit  gelber  Farbe  lösliches  Pulver  in  den  Handel. 
Mit  Salzsäure  oder  Natronlauge  wird  die  Lösung  orangefarbig;  konz. 
Schwefelsäure  erzeugt  eine  gelbe  Lösung.  Wolle  wird  in  saurem  Bade 
gelb  gefärbt. 

yeuphosphin  O  entsteht  aus  p-Diazobenzyldimethylamin  und 
Resorcin;  (CHj),  N  .  CHj .  Cg  H^  Ng  .  Cg  Hg  (OH)^.  Das  Handelsprodukt 
stellt  ein  gelblichbraunes  Pulver  dar,  das  sich  in  Wasser  mit  orange- 
brauner Farbe  auflöst;  durch  Salzsäure  wird  die  wäßrige  Lösung  getrübt, 
Natronlauge  macht  sie  brauner.  Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine  bräunlich- 
orange Lösung.    Gleicht  in  seinen  Färbeeigenschaften  dem  gewöhnlichen 

63* 


996  Organische  Farbstoffe. 

Phosphin,  gibt  etwas  grünstichigere  Töne.  Wird  zum  Färben  Ton  Leder 
und  Baumwolle  (mit  Tanninbeize)  gebraucht. 

Tanninarange  JB  wird  aus  p  -  Diazobenzyldimethylamin  und 
yS-Naphthol  erhalten.  C,o  H«  OH  —  N  =  N  —  Cg  H^  CH, .  N  (CH,), .  HCl, 
Das  Handelsprodukt  stellt  eine  rotbraune  Paste  dar.  Löst  sich  in 
destilliertem  Wasser  mit  orangebrauner  Farbe  auf;  durch  Ammoniak- 
und  Natronlauge  wird  in  der  wäßrigen  Lösung  ein  Niederschlag  erzeugt^ 
der  sich  in  Säuren  wieder  löst.  Überschüssige  Salzsäure  erzeugt  eben- 
falls einen  braunen  Niederschlag.  Wird  mit  konz.  Schwefelsäure  rot- 
violett. 

Orange  I  (Tropäolin  000  Nro.  I,  a-Naphtholorange) 

SO3  Na  .  Ce  H4  .  N, .  C,o  H«  OH. 

Die  freie  Säure  bildet  fast  schwarze,  grünlicH  schillernde  Blättchen, 
welche  schwierig  in  kaltem,  leichter  in  heiBem  Wasser  löslich  sind.  Von 
konz.  Schwefelsäure  wird  der  Körper  mit  violetter  Farbe  gelöst,  beim 
Verdünnen  mit  Wasser  geht  diese  durch  Rot  in  Orange  über.  In  den 
Handel  kommt  ausschließlich  das  Natronsalz,  dasselbe  bildet  orange- 
gelbe, in  Wasser  ziemlich  leicht  lösliche  Blättchen.  Mineralsäuren  fallen 
daraus  die  Säure  als  schwarze  Krystallschüppchen.  Ein  Alkali  Über- 
schuß färbt  die  Lösung  schön  karmoisinrot.  Die  Lösung  des 
neutralen  Salzes  läßt  auf  Zusatz  von  Ghlorcalcium  das  unlösliche  Kalk- 
salz als  amorphen  Niederschlag  fallen. 

Das  Orange  I  findet  gegenwärtig  nur  noch  beschränkte  Anwendung. 
Die  Ursache  dafür  ist  wohl  in  der  leichten  Yeränderlichkeit  durch  Al- 
kalien zu  suchen.  Außerdem  stehen  die  a-Naphtholfarben  den  mit 
/9-Naphthol  erzielten  an  Schönheit  nach.  £s  färbt  Wolle  und  Seide  nach 
Art  der  sauren  Azofarben.     Seine  Nuance  ist  ein  rotstichiges  Orange. 

Orange  II  (Tropäolin  000  No.  II,  yö-Naphtholorange;  Chry- 
saurein,  Mandarin  G  extra;  Goldorange) 

SO3  .  Na  .  Ce  H4 .  N,  .  C,o  H«  OH  (ß). 

Die  Sulfosäure  bildet  ein  mennigrotes,  in  heißem  Wasser  leicht 
lösliches  Pulver.  Konzentrierte  Schwefelsäure  löst  sie  mit  fuchsinroter 
Farbe,  welche  beim  Verdünnen  in  Orange  übergeht.  Das  Natronsalz, 
welches  dem  Handelsprodukt  zugrunde  liegt,  krystallisiert  aus  heülem 
Wasser  in  langgestreckten,  orangegelben  Blättchen,  welche  Krjstall- 
wasser  enthalten.  Das  wasserfreie  Salz  bildet  ein  scharlachrotes  Pulver. 
Alkalien  verändern  die  orangegelbe  Lösung  desselben  nicht.  (Unter- 
schied von  den  a-Naphtholfarbstoffen.)  Das  durch  Zusatz  von  Ghlor- 
calcium zu  der  Lösung  entstehende  Kalksalz  ist  in  heißem  Wasser 
ziemlich  löslich,  wenngleich  viel  schwieriger  als  das  Natriumsalz.  Das 
Baryumsalz  ist  fast  ganz  unlöslich. 


Ozjazo  Farbstoffe.  997 

Das  /S-Naphtholorange  ist  ein  sehr  wichtiger  AzofarbstofP,  der  sich 
durch  Schönheit  und  Beständigkeit  auszeichnet.  Seine  Nuance  ist  etwas 
gelber  als  die  des  betreffenden  a-Naphtholfarbstoffes.  Er  findet  sowohl 
für  sich,  als  zum  Nuancieren  scharlachroter  Farbstoffe,  eine  ausgedehnte 
Verwendung  in  der  Färberei.  Er  wird  nach  Art  der  sauren  Azofarb- 
stoffe  gefärbt. 

Azarin  8  entsteht  durch  Einwirkung  yon  Ammoniumbisulfit  aut 
den  durch  Kuppeln  von  Diazodichlorphenol  und  )9-Naphthol  sich  bilden- 
den Farbstoff.  Das  Handelsprodukt  stellt  eine  gelbe,  in  Wasser  schwer 
lösliche  Paste  dar.  Mit  Salzsäure  entsteht  ein  orangegelber  Nieder- 
schlag; Natronlauge  erzeugt  in  der  Kälte  einen  violetten  Niederschlag, 
beim  Kochen  eine  rote  Lösung.  Mit  konz.  Schwefelsäure  bildet  sich 
eine  rote  Lösung,  aus  der  durch  Wasser  rotbraune  Flocken  gefällt 
werden. 

Gibt  mit  Tonerdebeizen  auf  Baumwolle  rote  Lacke. 

1  8  6 

CrocHnarange  CgHs  .  N  =  NC,o  Hj  .  OH  .  SOjNa  (Brillant- 
orange,  Pyrotinorange,  Ponceau  4  6 B)  entsteht  aus  Diazobenzol 
und  der  2,6-Naphtholmonosulfosäure  (Schaeffer).  Das  Handelsprodukt 
(Natriumsalz)  stellt  ein  rotes  Pulver  dar,  welches  in  Wasser  mit  orange- 
gelber Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  erzeugt  einen  braunen  Niederschlag; 
konzentrierte  Schwefelsäure  eine  orangegelbe  Lösung.  Färbt  Wolle  in 
saurem  Bade  orangegelb. 

4  1 

EcMrot,  SO3  Na  .  Cio  He  N,  .  Cjo Hg  .  OH  08)  Roccellin,  Raura- 
cienne,  Cerasine). 

Freie  Säure  und  Natriumsalz  bilden  in  kaltem  Wasser  schwierig, 
in  heifiem  Wasser  leichter  lösliche  braune  Nadeln.  Die  Lösung  der- 
selben ist  unansehnlich  braunrot.  Konzentrierte  Schwefelsäure  löst  den 
Farbstoff  mit  blauvioletter  Farbe,  welche  beim  Verdünnen  unter  Ab- 
scheidung der  Sulfosäure  braun  wird.    Das  Kalksalz  ist  ganz  unlöslich. 

Das  Echtrot  ist  ein  sehr  starker  Farbstoff,  dessen  Nuance  zwischen 
Scharlach  und  Bordeaux  in  der  Mitte  steht.  Es  ist  wie  die  vorigen 
ein  Säurefarbstoff. 

BrOiantechtrai  G  (Chem.-Ztg.  1900,  Ref.  115)  (B.  A.  S.  F.),  aus 
diazotierter  l,5-Naphthylamino8ulfosäure  und  /9-Naphtho],  liefert  brillant 
gelbstichige  Nuancen. 

lAthoirot  (B.  A.  S.  F.),  speziell  für  die  Lackindustrie,  ist  aus  2,1- 
Naphthylaminsulfosäure  und  ^-Naphthol  dargestellt. 

Azoruhin  8,  SO3  Na .  C,o  Hg  N  —  N  —  C,o  H5  .  OH .  SO3  Na  (Azo- 
säurerubin,  Karmoisin,  Echtrot  C  etc.)  entsteht  durch  Einwirkung 
von  Diazonaphthalinsulfosäure  auf  a-Naphthol-a-sulfosäure.  Das  Handels- 


998  Organische  Farbstoffe. 

produkt  ist  ein  braunes  Pulver,  das  sich  in  Wasser  mit  fuchsinroter 
Farbe  löst.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  violette  Lösong,  die 
sich  auf  Zusatz  von  Wasser  fuchsinrot  färbt.  Salzsäure  scheidet  aus 
der  wäßrigen  Lösung   braune  Flocken  ab;    Natronlauge  zieht  die  Farbe 

ins  Gelbliche.     Wolle  wird  in  saurem  Bade  rot  gefärbt. 

ß 
Oroceln  3  B  X,   Na  SO3  .  C,o  Hg  —  N  =  N  —  C,o  H5  (OH)  .  SO,  Na, 

wird  durch  Einwirkung   von    a-Diazonaphthalinsulfosäure  auf  /9-Naph- 

thol-a-sulfosäure    (Groceinsäure)    dargestellt.      Stellt    ein    rotes    Pulver 

dar,    welches    sich    in    Wasser   mit    gelbroter     Farbe     auflöst.      Färbt 

Wolle    in    saurem    Bade    scharlachrot.     Wird    mit   konz.   Schwefelsäure 

rotviolett. 

BriUanUchuriach  entsteht  aus  ß  -  Diazonaphthalinsulfosäure 
(Brönner)  und  a-Naphthol-a-sulfosäure.  Ist  ein  braunrotes,  in  Wasser 
mit  gelbroter  Farbe  lösliches  Pulver,  welches  mit  konz.  Schwefelsäure 
eine  fuchsinrote  Lösung  gibt  und  Wolle  in  saurem  Bade  Scharlach* 
rot  färbt. 

Eo9a/min  B  (Chem.  Ind.  1896,  S.  8)  bildet  sich  aus  Diazokresol- 
äthyläther  und  £-Naphtholsulfosäure  und  stellt  ein  braimrotes  Pulver  dar, 
das  sich  in  Wasser  leicht  mit  roter  Farbe  auflöst.  Salzsäure  verändert 
die  Farbe  der  wäßrigen  Lösung  nicht,  durch  Alkalien  wird  sie  etwas 
dunkler. 

In  konz.  Schwefelsäure  löst  sich  der  Farbstoff  mit  blau  violetter 
Farbe,  die  beim  Verdünnen  mit  Wasser  sofort  wieder  in  rosenrot  um- 
schlägt.    Färbt  Wolle  und  Seide  in  saurem  Bade. 

Guinea^Karmin  B  (Rev.  Gener.  Mat.  Gol.  1900,  64)  (Berliner 
Aktiengesellschaft).  Dunkelrotes  Pulver,  das  sich  in  kaltem  Wasser 
schwer,  leicht  in  heißem  Wasser  mit  violetter  Farbe  auflöst.  Aus  der 
heiBen  Lösung  scheiden  sich  beim  Erkalten  rötlichblaue  Flocken  aus. 
Salzsäure  macht  die  wäßrige  Lösung  blauer,  Natronlauge  dagegen  orange. 
Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  blaue  Lösung. 

Färbt  Wolle  aus  saurem  Bade  in  lebhaften,  blaustichigroten  Tönen« 
die  ziemliche  Alkali-,  Säure-  und  Schwefelechtheit  besitzen.  Egalisiert 
sehr  gut.  Zum  Färben  wird  der  Farbstoff  zweckmäßig  in  angesäuertem 
Wasser  (1  prom.  Schwefelsäure)  gelöst.  Die  Ausfärbungen  sollen  in 
Holzgefäßen  vorgenommen  werden,  weil  Kupfer  und  Zinn  die  Nuance 
trüben. 

Mit  den  Disulfosäuren  des  )9-Naphthols  werden  zahlreiche  wert- 
volle Farbstoffe  dargestellt,  von  denen  die  folgenden  erwähnt  werden 
sollen,  wobei  zu  bemerken  ist,  daß  die  gleichen  Farbstoffe  von  ver- 
schiedenen Fabriken  oft  unter  verschiedenen  Namen  in  den  Handel  ge- 
bracht werden. 


Oxyazofarbstoffe.  999 

^aneeau  2  G  aus  Diazobenzol  und  R-Salz  (Natriumsalz  der 
2.3. 6-Naphtholdisulfo8äure) ;  färbt  Seide  und  Wolle  in  saurem  Bade 
rütlichorange. 

^anceau  JB  aus  Diazoxylol  und  R-Salz. 

Paneeau  2  M  aus  Diazopseudocumol  und  R-Salz. 

JPaneeau  3  JR  aus  Diazoäthylmetaxylol  und  R-Salz. 

Die  Nuance  dieser  drei  Farbstoffe  ist  ein  schönes  Scharlachrot; 
R  ist  das  gelblichste,  3  R  das  bläulichste  Produkt. 

PaiaHnscharkich  aus  Diazoxylol  und  einem  Gemisch  von  R- 
und  G-Salz. 

Coccininf  aus  o-Diazoanisol  und  R-Salz,  ist  ein  sehr  schöner 
scharlachrother  Farbstoff,  der  etwas  blaustichige  Nuancen  gibt.  In  den 
Reaktionen  ist  er  wenig  von  den  Xylidinfarbstoffen  verschieden. 

Phenetolri^  aus  Diazophenetol  und  R- Säure. 

Bordeaux  B  aus  Diazonaphthalin  und  R-Salz.  Ist  in  Wasser  etwas 
schwer  löslich.  Konz.  Schwefelsäure  löst  es  mit  blauer,  beim  Verdünnen 
violett  werdender  Farbe.  Das  Kalksalz  ist  unlöslich.  Färbt  bläulichrot 
mit  einem  Stich  ins  Braune. 

Atnaranth  ist  das  Einwirkungsprodukt  von  Diazonaphthalinsulfo- 
säure  auf  R-Salz. 

Die  6 -Säure  oder  2.6.  8-Naphtholdisulfosäure  liefert  Farbstoffe, 
deren  Nuancen  viel  gelbstichiger  sind  als  die  der  R- Säure. 

Orange  O  Cg  H5  N  =  N  .  C,o  H4  OH  (SOs  Na),  bUdet  sich  aus  Di- 
azobenzol und  2.6. 8-Naphtholdisulfosäure.  Färbt  Wolle  aus  saurem 
Bad  gelborange  und  gibt  mit  konz.  Schwefelsäure  eine  orangegelbe 
Lösung. 

Panceau  2  O  aus  Diazopseudocumol  und  G-Salz. 

KryeUUlpanceau  aus  a-Diazonaphthalin  und  G-Salz.  Das  Handels- 
produkt besteht  aus  braunroten,  glänzenden  Krystallen. 

yeU'Coeeeln  aus  a-Diazonaphthalinsulfosäure  und  G-Salz. 

WoUeeharkieh  B  wird  aus  Diazoxylol  und  ]-Naphthol-4,8-Disulfo- 
säure  (Schöllkopf)  dargestellt  und  bildet  ein  braunrotes  Pulver,  das 
sich  in  Wasser  mit  gelbroter  Farbe  auflöst.  Salzsäure  färbt  die  wäßrige 
Lösung  mehr  ins  Blaurote,  Natronlauge  macht  gelbrot.  Konz.  Schwefel- 
säure gibt  eine  kirschrote  Lösung.     Färbt  Wolle  in  saurem  Bade  rot. 

A^Bobordeaux  aus  a-Diazonaphtbalin  und  Schöllkopfs  a-Naph- 
tholdisulfosäure.  Das  Handelsprodukt  (Na- Salz)  ist  ein  braunes  Pulver, 
das  sich  in  Wasser  mit  fuchsinroter  Farbe  auflöst.  Salzsäure  und 
Natronlauge  bewirken  keine  Veränderung;  mit  konz.  Schwefelsäure  ent- 
steht eine  blaue  Lösung.     Wolle  wird  in  saurem  Bade  rot  gefärbt. 

AxoooeheniUe  wird  aus  o-Anisidin  und  l-Naphthol-4,8-Di8ulfo* 
säure  (Scholl köpf)  hergestellt  und  besteht  aus  einem  roten,  in  Wasser 


1000  Ollganische  Farbstoffe. 

leicht  löslichen  Pulver,  das  von  konz.  Schwefelsäure  mit  dunkelroter 
Farbe  gelöst  wird.  Salzsäure  und  Natronlauge  yerändem  das  Aussehen 
der  wäßrigen  Lösung  nicht.     Wolle  wird  in  saurem  Bade  rot  gefärbt. 

^aneeau  6  R  aus  a-Diazonaphthalinsulfosäure  und  2-Naphthol- 
3 . 6 . 8-Tri8ulfosäure.  Ist  ein  braunes,  in  Wasser  mit  fiichsinroter 
Farbe  sich  lösendes  Pulver  (Na-Salz),  das  mit  konz.  Schwefelsäure  eine 
violette  Lösung  gibt.  Salzsäure  verändert  die  wäßrige  Lösung  nicht, 
Natronlauge  macht  sie  braunrot.     Färbt  Wolle  in  saurem  Bade  rot. 

BrülantmlfiniTOt  B  (Sandoz),  ein  rotes  Pulver,  das  in  Wasser 
mit  bläulichroter  Farbe  löslich  ist.  Die  Lösung  erleidet  weder  durch 
Salzsäure  noch  durch  Natronlauge  eine  Veränderung.  Mit  konz.  Schwefel- 
säure entsteht  eine  rote  Lösung,  die  beim  Verdünnen  blaurot  wird. 
Färbt  Wolle  in  kochendem  Bade  lebhaft  rot. 

EcM8ulfonvioleU  ^  £  (Sandoz)  ist  ein  violettschwarzes  Pulver, 
welches  sich  in  Wasser  leicht  mit  rotvioletter  Farbe  auflöst.  Salzsäure 
und  Natronlauge  bewirken  keine  Veränderung.  In  konz.  Schwefelsäure 
löst  sich  der  Farbstoff  mit  violetter  Farbe,  die  beim  Verdünnen  rot- 
violett wird. 

EcMsulfonvUiUeU  ö  B  8  (Sandoz).  Grünschwarzes,  in  Wasser 
mit  violetter  Farbe  lösliches  Pulver.  Salzsäure  erzeugt  in  der  wäßrigen 
Lösung  einen  ziegelroten  Niederschlag;  Natronlauge  macht  braunrot. 
Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine  rote  Lösung,  aus  der  beim  Verdünnen  mit 
Wasser  ein  ziegelroter  Niederschlag  ausföllt. 

3.   AsoflEtrt>stoire  aus  Karbonsfturen« 

Die  hierher  gehörenden  Farbstoffe  zeigen  alle  eine  bemerkens- 
werte Verwandtschaft  zu  metallischen  Beizen,  namentlich  zu  Chrom- 
verbindungen. 

AlixaringeXb  O  Q*  Der  durch  Kombination  von  Metanitrodiazo- 
benzol  (aus  Metanitranilin)  mit  Salizylsäure  dargestellte  Farbstoff  besitzt 
die  Eigenschaft,  sich  ähnlich  den  Alizarinfarben  auf  metallischen  Beizen 
zu  fixieren. 

Der  Farbstoff  kommt  als  Paste  in  den  Handel  und  erzeugt  nament- 
lich auf  Chrombeize  ein  grünstichiges  Gelb,  welches  durch  seine  Licht- 
und  Seifenechtheit  ausgezeichnet  ist. 

Er  findet  in  der  Kattundruckerei  als  Ersatz  für  Kreuzbeeren  und 
in  der  Wollfärberei  als  Ersatz  für  Gelbholz  Verwendung. 

JMzaringeUb  B  aus  p-Nitranilin  und  Salizylsäure.  Das  Handels- 
produkt  bildet  einen  20-proz.,  aus  der  Farbstoffsäure  bestehenden  Teig, 
der  in  Wasser  unlöslich  ist.  Das  Natriumsalz  liegt  vor  im  Terf%^ 
catta  B  (Geigy),    welches  durch  Nitrieren    von  Benzol-azo-salizyl säure 


Azofarbstoffe  aus  Karbons&aren.  1001 

erhalten  wird ;  es  stellt  ein  braungelbes,  in  Wasser  lösliches  Pulver  dar, 
das  durch  Natronlauge  rot  gefärbt  wird;  Salzsäure  erzeugt  eine  bräun- 
lichgelbe Fällung,  konz.  Schwefelsäure  gibt  eine  orangegelbe  Lösung. 
Chromgebeizte  Wolle  wird  gelbbraun  gefärbt. 

JPrager  AHxa^ingeUb  G  ist  m-Nitrobenzolazo-ii9-Ilesorcylsäure 
und  stellt  ein  gelbes,  in  Wasser  mit  gelber  Farbe  lösliches  Pulver  dar. 
Durch  Salzsäure  wird  in  der  wäBrigen  Lösung  ein  gelber  Niederschlag 
erzeugt,  durch  Natronlauge  wird  die  Farbe  der  Lösung  nach  orange  ver- 
ändert; konz.  Schwefelsäure  gibt  eine  gelbe  Lösung.  Chromgebeizte 
Wolle  färbt  sich  gelblichbraun.  Die  isomere  p-Nitroverbindimg  liegt  im 
JPTo^er  JMxaring^Xb  JR  vor. 

Persiäehgdh  (Geigy)  wird  durch  Nitrieren  von  p-Toluol-azo- 
salizylsäure  gewonnen  und  kommt  als  20-proz.  braune  Paste,  die  in 
kochendem  Wasser  mit  gelber  Farbe  löslich  ist,  in  den  Handel.  Durch 
Natronlauge  wird  die  Lösung  orangebraun,  mit  konz.  Schwefelsäure  ent- 
steht eine  orangegelbe  Lösung.     Färbt  chromgebeizte  Wolle  gelb. 

Flavaaolf  p-Toluol-azo-salizylsäure,  ist  ein  orangegelbes,  in  Wasser 
schwer  lösliches  Pulver.  Die  orangefarbige  Lösung  wird  durch  Natron- 
lauge etwas  dunkler  gefärbt,  Salzsäure  erzeugt  darin  einen  Niederschlag. 
Eonz.  Schwefelsäure  löst  mit  oranger  Farbe.  Färbt  Wolle  aus  saurem 
Bade  gelb,  fixiert  sich  aber  auch  auf  Chrom-  oder  Tonerde-,  Zinn-,  ge- 
beizter Faser. 

Chramgeib  O  G  (Berliner  A.  6.  f.  A.)  ist  wahrscheinlich  aus  di- 
azotiertem  p-Anisidin  und  Salizylsäure  hergestellt. 

Beizengelb  (Nietzki,  Farbstoffe  1897,  64)  (Anthracengelb  BN, 
Walkgelb),  aus  )9-Diazonaphthalinsulfosäure  (namentlich  von  der  Stel- 
lung 2  :  8  und  2  :  5)  und  Salizylsäure.  Gelbes,  in  Wasser  mit  orangeroter 
Farbe  lösliches  Pulver;  Salzsäure  erzeugt  in  der  wäßrigen  Lösung  einen 
schmutziggrauen,  gallertartigen,  Natronlauge  einen  orangeroten  Nieder- 
schlag.    Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  orangerote  Lösung. 

CrufnpsaU  YeUaw  bildet  sich  aus  y9-Naphthylamin-;^-disulfo8äure 
und  Salizylsäure. 

Diamantgeib  G  (Bayer)  wird  durch  Kuppeln  von  m-Diazobenzoe- 
säure  mit  Salizylsäure  gewonnen  und  stellt  eine  graugelbe,  in  Wasser 
schwer,  in  Soda-  oder  Natriumacetatlösung  leicht  lösliche  graugelbe 
Paste  dar.  Salzsäure  erzeugt  in  den  Lösungen  gelbe  Niederschläge;  mit 
konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  rötlichgelbe  Lösung.  Färbt  auf  chrom- 
gebeizte Wolle  ein  sehr  licht-  und  walkechtes  Gelb.  Die  isomere,  aus 
o-Amidobenzoesäure  hergestellte  Verbindung  liegt  im  IHamantg^b  M 
(Bayer)  vor,  einem  braunen  Teig,  der  Wolle  etwas  rotstichiger  färbt 
als  der  vorhergehende  Farbstoff,  in  seinen  Reaktionen  dem  letzteren 
aber  sehr  ähnlich  ist. 


1002  Organische  Farbstoffe. 

Anthraeengelb  C  (Cassella)  aus  diazotiertem  Thioanilin  und 
Salizylsäure,  stellt  ein  braungelbes,  in  Wasser  schwer  lösliches  PuWer 
dar.  In  der  grünstichig  gelben  Lösung  erzeugt  Salzsäure  eine  miBfarbige 
Fällung;  mit  Natronlauge  entsteht  eine  orangegelbe,  mit  Schwefelsäure 
eine  dunkelbraune  Lösung.  Beim  Verdünnen  der  Schwefelsäurelösung 
mit  Wasser  tritt  ein  schmutzigbrauner  Niederschlag  auf. 

Anihracengeib  G  G  (Rev.  Mat.  Col.  1898,  420)  (Cassella)  gibt 
etwas  grünstichigere  und  reinere  Färbungen  als  die  Marke  C.  Das 
Handelsprodukt  ist  ein  hellgelbes,  in  kaltem  Wasser  schwer  lösliches 
Pulver.  Die  grünstichiggelb  geerbte  Lösung  gibt  auf  Zusatz  von  Salz- 
säure einen  orangebraunen  Niederschlag;  ein  großer  ÜberschuB  an  Natron- 
lauge erzeugt  ebenfalls  eine  Fällung.  Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine 
gelbe  Lösung,  aus  der  beim  Verdünnen  der  Farbstoff  ausfallt.  Ist  in 
Alkohol  wenig  mit  gelber  Farbe  löslich. 

Anthriicengab  JR  (Rev.  Mat.  Col.  1898,  420)  (Cassella)  ist  ein 
braungelbes  Pulver,  welches  in  kaltem  Wasser  schwer,  in  heißem  besser 
mit  braungelber  Farbe  löslich  ist.  Beim  Erkalten  der  heißen  Lösung 
scheidet  sich  der  Farbstoff  aus.  Salzsäure  erzeugt  in  der  wäßrigen  Ld« 
sung  einen  braunen,  Natronlauge  einen  orangegelben  Niederschlag.  Die 
Lösung  in  konz.  Schwefelsäure  ist  braun  violett;  beim  Verdünnen  mit 
Wasser  wird  der  Farbstoff  präzipitiert. 

Ist  in  Alkohol  wenig  löslich. 

etrenat  en  päte  (Sandoz)  ist  eine  ziegelrote,  fein  krystalUnische 
10-proz.  Paste,  die  in  Wasser  ziemlich  schwer  mit  ziegelroter  Farbe 
löslich  ist.  Durch  Salzsäure  entsteht  in  der  wäßrigen  Lösung  ein  eosin- 
roter  Niederschlag;  Natronlauge  färbt  mehr  blaurot.  Mit  konz.  Schwefel- 
säure entsteht  eine  blaurote  Lösung,  die  beim  Verdünnen  einen  eosin- 
roten  Niederschlag  fallen  läßt. 

Unter  Säurezusatz  erhält  man  auf  Seide  und  Wolle  direkt  granat- 
rote Nuancen;  von  besonderem  Wert  sind  aber  die  mehr  blauroten, 
äußerst  walk-  und  lichtechten  Färbungen  auf  Chromsud,  bezw.  die  Chrom- 
lacke, die  man  durch  Nachsieden  der  direkten  Seide-  und  Wollürbimg 
mit  Fluorchrom  erhält.  Der  Farbstoff  eignet  sich  infolgedessen  Yor- 
züglich  zu  Mischzwecken  mit  anderen,  Chromlacke  liefernden  Produkten]« 
wie  Alizarinfarbstoffen,  Blauholz  etc. 

AHxaringeib  F  8  bildet  sich  durch  Kuppeln  von  diazotiertem 
Fuchsin  mit  Amidosalizylsäure.  Das  Handelsprodukt  stellt  eine  20-proz. 
Paste  dar,  welche  Seide  und  Wolle  direkt  lebhaft  gelb,  mit  Chrom  ge- 
beizte Baumwolle  messinggelb  anförbt.  Durch  Zinnsalz  wird  der  Farb- 
stoff in  Fuchsin  und  Salizylsäure  gespalten. 


Bioxynaplithalmazofarbetoffe.  1003 

4.  Dloxynaphthalinazoflarbstoire. 

■ 

Axofuchsin  B  (Bayer),  aus  Diazotoluol  und  Dioxynaphthalin- 
sulfosäure  S,  ist  ein  schwarzbraunes  Pulver,  das  sich  in  Wasser  mit 
blauroter  Farbe  auflöst.  Salzsäure  macht  die  Lösung  rot  und  erzeugt 
einen  rotbraunen  Niederschlag;  durch  Natronlauge  wird  die  Lösung 
blauer.  Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine  violette,,  beim  Verdünnen  bläu- 
lichrot werdende  Lösung. 

Azofuchsin  G  (Bayer)  entsteht  durch  Kombination  von  p-Diazo- 
benzolsulfosäure  und  Bioxynaphthalinsulfosäure  S.  Ist  ein  rotbraunes, 
in  Wasser  mit  blauroter  Farbe  sich  lösendes  Pulver;  Salzsäure  macht 
gelber,  Natronlauge  blauer.  Konz.  Schwefelsäure  erzeugt  eine  violette 
Lösung,  die  beim  Verdünnen  blaurot  wird. 

AzosäurevioleU  4  B  (B&yer)  stellt  ein  dunkelbraunes  Pulver  dar 
und  gehört  wahrscheinlich,  wie  die  drei  folgenden,  auch  in  diese  Gruppe. 
Die  wäßrige  Lösung  ist  rot  und  wird  durch  Salzsäure  blauer.  Natron- 
lauge erzeugt  eine  lösliche  orangerote  Fällung.  Konz.  Schwefelsäure 
gibt  eine  violettrote  Lösung. 

Bot  O  für  Seide  (B.  A.  S.  F.)  (Rey.  Mat.  Col.  1898,  386).  Das 
Handelsprodukt  ist  ein  rotes  Pulver,  das  sich  in  Wasser  mit  orange- 
roter Farbe  auflöst.  Beim  Erkalten  gelatiniert  die  Lösung.  Die 
alkoholische  Lösung  ist  orangefarbig.  Mit  Salzsäure  entsteht  in  der 
wäßrigen  Lösung  ein  gelatinöser,  brauner  Niederschlag.  Überschüssige 
Natronlauge  fällt  die  Lösung  unvollständig.  In  konzentrierter  Schwefel- 
säure ist  der  Farbstoff  mit  fuchsinroter  Farbe  löslich;  bei  Verdünnen  ent- 
steht ein  schmutzigbrauner  Niederschlag.  Die  wäßrige  Lösung  wird  durch 
Zinn  salz  und  Salzsäure  bei  Siedhitze  entfärbt. 

Seide  wird  aus  gebrochenem  Bastseifenbad  lebhaft  rot  gefärbt. 

Bat  B  für  Seide  (B.  A.  S.  F.)  (Rev.  Mat.  Col.  1898,  386)  färbt  Seide 
blaustichiger  und  reiner  als  Roccellin.  Stellt  ein  rotbraunes  Pulver  dar, 
das  in  kaltem  Wasser  wenig,  in  heißem  Wasser  mit  kirschroter  Farbe 
löslich  ist.  Aus  der  heißen  Lösung  scheiden  sich  beim  Erkalten  Kiystalle 
aus.  Die  alkoholische  Lösung  besitzt  rote  Farbe.  Salzsäure  erzeugt  in 
der  wäßrigen  Lösimg  einen  braunen  Niederschlag.  Natronlauge  macht  die 
Lösung  dunkler  imd  rotviolett.  Mit  konzentrierter  Schwefelsäure  ent- 
steht eine  violettrote  Lösung;  beim  Verdünnen  mit  Wasser  bildet  sich 
ein  brauner  Niederschlag. 

Durch  Erhitzen  mit  Zinnsalz  und  Salzsäure  tritt  Entfärbung  ein. 

Azoaäurekartnin  B  (Höchst)  (Rev.  Mat.  Col.  1899,  90),  ein  braunes 
Pulver,  das  in  Wasser  leicht  mit  blaustichigroter  Farbe  löslich  ist.  Weder 
Salzsäure  noch  Natronlauge  verändern  die  wäßrige  Lösung.  Konzentrierte 
Schwefelsäure  liefert  eine  gelblichbraune  Lösung,  die  beim  Verdünnen  mit 


1004 


Organische  Farbstoffe. 


Wasser  blaustichigrot  wird.  Färbt  Wolle  aus  saurem  Bad  ähnlich  dem 
Azofuchsin  und  egalisiert  gut. 

Boxatnin  (Durand  <&Huguenin)  aus  Diazonaphthalinsulfosänre 
und  2,7-Dioxynaphthalin.  Ist  ein  ziegelrotes  Pulver,  das  sich  in  Wasser  mit 
scharlachroter  Farbe  auflöst.  Salzsäure  bewirkt  keine  Yeränderong, 
während  Natronlauge  dunkler  macht.  Eonzentrierte  Schwefelsäure  gibt 
eine  tiefriolette  Lösung.     Soll  als  Orseille -Ersatz  dienen. 

Chromaxanrat  (Geigj)  ist '  das  Natriumsalz  von  Benzaldehjd- 
azodioxynaphthalindisulfosäure  imd  färbt  Wolle  aus  saurem  Bade  in 
brillanten,  weinroten  Nuancen. 

Chranunonhiau  (Geigy)  ist  das  Natriumsalz  des  Äthylphenyl- 
hydrazons  der  Benzaldehydazodioxynaphthalindisulfosäure.  Gibt  auf 
chromgebeizter  Wolle  sehr  walk-  und  säureechte  blaue  Färbungen. 

Chramairapfarben  (Höchst)  werden  durch  Kombination  ver- 
schiedener Diazoverbindungen  mit  Chromotrop säure  (1,8-Dioxynaphthalin- 
3,6-disulfosäure)  dargestellt,  und  können  mit  oder  ohne  Beizen  gefärbt 
werden.  Behandelt  man  die  in  saurem  Bade  hergestellten  mehr  oder 
weniger  blaustichigroten  WoUfarbungen  mit  Kaliumbichromat,  so  gehen  sie 
in  dunkelblau  bis  schwarz  über,  wie  folgende  Zusammenstellung  zeigt: 


Direkte  Färbung 

Mit  K,  Cr,  O7  behandelt 

Chromotrop    2  R 

Cochenillescharlach 

Marineblau 

2B 

Blausticliig  Scharlach 

Schwarzblau 

6B 

Fachsinrot 

Grau 

8B 

Fachsinrot  blaastichig 

Grauschwarz 

10  B 

Violett 

«» 

FB 

Karmoisin 

^           Purporblaa 

VikiariavioleU  4  B  8  entsteht  durch  Abspalten  des  Acetylrestes 
im  Chromotrop  6  B  oder  durch  alkalische  Reduktion  von  Chromotrop  2  B. 
Ist  ein  graugrünes  Pulver,  das  sich  in  Wasser  mit  dunkelvioletter  Farbe 
löst;  durch  Zusatz  von  Salzsäure  wird  die  Färbung  gelbrot,  ebenso 
durch  Natronlauge.  Eonzentrierte  Schwefelsäure  gibt  eine  blaurote 
Lösung,  aus  der  beim  Verdünnen  mit  Wasser  gelbrote  Flocken  aus- 
geschieden werden. 

Ähnliche  Verbindungen  liegen  vor  im  ViktariavioieU  8  B  8  und 
Aoasäureblau  B» 

IHamantBchwarz  P  V  (Bayer),  wahrscheinlich  aus  o-Amido- 
phenolsulfosäure  und  1,5-Dioxynaphthalin,  ist  gegen  andere  Diamant- 
schwarzmarken (Disazofarbstoffe)  farbschwach,  zeigt  dagegen  bessere 
Dekaturechtheit  und  günstigere  Überfärbbarkeit. 


Amidonaphtholazofarbstoffe.  1005 

5.   Amidonaphtholazofarbstoffe. 

Latuioytfaröen  (Gassella)  sind  echte  Monoazofarbstoffe,  die  aus 
diazotierten  Peri-Amidonaphtholsulfosäuren  und  sekundärem  a-Naphthyl- 
amin  bezw.  aiaj-Amidonaphthol  dargestellt  werden.  Färben  Wolle  aus 
saurem  Bade  in  alkali-,  säure-  und  lichtechten  Tönen  an. 

Latuu^hHoiett  B  wird  aus  aia^-Amidonaphthol-^^g/^s-disulfosäure 
und  sekundärem  a-Naphthylamin  (Athyl-a-Naphthylamin)  dargestellt,  ist 
ein  schwarzbraunes  Pulver,  das  sich  in  Wasser  mit  yiolettroter  Farbe 
auflöst.  Salzsäure  macht  die  Farbe  röter,  Natronlauge  hellponceaufarbig. 
In  konzentrierter  Schwefelsäure  ist  der  Farbstoff  mit  grünlichblauer 
Farbe  löslich. 

JLanacyÜdau  JB  löst  sich  in  Wasser  mit  rotvioletter  Farbe,  ver- 
hält sich  im  übrigen  dem  vorigen  ähnlich. 

Xanaoyl6lau  B  B  (Indigoersatz)  ist  das  Eombinationsprodukt 
aus  diazotierter  aja^- Amidonaphthol-^^syds-disulfosäure  und  aiOs-Amido- 
naphthol.  Löst  sich  in  Wasser  mit  violetter  Farbe ;  Salzsäure  und 
Natronlauge  machen  die  Farbe  röter.  Konzentrierte  Schwefelsäure  gibt 
eine  grünblaue  Lösung. 

iMfuu^lfnarineblau  ist  in  Wasser  mit  blauvioletter  Farbe  löslich; 
Natronlauge  macht  die  Färbung  der  wäßrigen  Lösung  rotviolett,  Salzsäure 
ist  ohne  Einwirkung.  Eonzentrierte  Schwefelsäure  gibt  eine  grüne  Lösung. 

Lanaftichsin  8B^)  ist  ein  dunkelrotes  Pulver,  das  sich  in  Wasser 
und  in  Alkohol  mit  karmoisinroter  Farbe  auflöst.  Die  wäßrige  Lösung  wird 
durch  Salzsäure  nicht  verändert,  Natronlauge  macht  sie  dagegen  braun. 
Eonzentrierte  Schwefelsäure  gibt  eine  dunkelkarmoisinrote  Lösung. 

Die  Marke  S  6  ^)  zeigt  ähnliche  Eigenschaften,    gibt  jedoch  gelb- 
stichigere Rot  als  die  Marke  SB. 

6.  Tetrasofarbstoffe* 

Das  Amidoazobenzol  und  seine  Homologen  besitzen  vermöge  der 
in  ihnen  enthaltenen  Amidogruppe  die  Fähigkeit,  bei  der  Behandlung 
mit  salpetriger  Säure  in  Diazoverbindungen  überzugehen,  welche  sich 
wie  das  Diazobenzol  und  seine  Homologen  mit  Phenolen  zu  Farbstoffen 
kondensieren.  Die  entstehenden  Farbstoffe  enthalten  demnach  die  Azo- 
gruppen  (N  =  N)  zweimal.  Hauptsächlich  die  mit  /9-Naphthol  und  dessen 
Sulfosäuren  dargestellten  Farbstoffe  sind  von  technischer  Wichtigkeit. 

BMn'ieher  Scharlach  (Neurot  L,  Eaiserscharlach,  Ponceau  B 
etc.)  wird    aus    einem  Gemisch    von    diazotierter   Amidoazobenzolmono- 


^)  Leiten  sich  vom  Acetjl-p-phenjiendiamin  ab  and  enthalten  als  Kompo- 
nenten Naphtholdisalfosäuren  (Dr.  S.  Jakobi,  Ch.-Ztg.  1900,  493). 


1006 


OrgaDische  Farbstoffe. 


und  -disulfosäure  und  /9-Naphtliol  dargestellt  imd  ist  ein  rotbraunes 
Pulver,  das  sich  in  Wasser  mit  gelbroter  Farbe  auflöst.  Zusatz  Ton 
Salzsäure  erzeugt  in  der  Aväßrigen  Lösung  einen  dunkelroten,  flockigen 
Niederschlag,  Natronlauge  gibt  braune  Flocken.  Die  Kalksalze  beider 
Sulfosäuren  sind  unlöslich.  Mit  konzentrierter  Schwefelsäure  entsteht 
eine  schön  grüne  Lösung,  welche  beim  Verdünnen  mit  Wasser  durch 
Violett  in  Rot  übergeht.  Dabei  tritt  schließlich  eine  braune  Fällung  ein. 
Behandelt  man  eine  schwach  alkalische  Lösung  des  Körpers  mit  Zink- 
staub oder  Natriumamalgam,  so  wird  nur  das  Naphthol  als  Amidonaphtbol 
abgespalten  imd  es  entsteht  wieder  Amidoazobenzolsulfosäure. 

Wolle  und  Seide  werden  in  saurem  Bade  schön  cochenillerot  an- 
gefärbt. 

CrocHn-Scharlach  8  B.  Unter  obiger  Bezeichnung  kommt  eine 
isomere  Disulfosäure  in  den  Handel,  welche  durch  Kombination  der 
a-Monosulfosäure  des  )9-Naphthols  mit  der  Monosulfosäure  des  Diazoazo- 
benzols  dargestellt  wird.  Das  Natronsalz  des  Croceins  bildet  ein  schar- 
lachrotes kristallinisches  Pulver,  welches  sich  mit  schön  rot-er  Farbe 
sehr  leicht  in  Wasser  löst.  Durch  Zusatz  von  Salzsäure  wird  daraas  die 
Säure  (oder  vielleicht  ein  saures  Salz)  in  Form  fast  schwarzer,  grün- 
schillernder  Krystalle  abgeschieden.  Konzentrierte  Schwefelsäure  löst  den 
Farbstoff  mit  blauer  Farbe,  welche  beim  Verdünnen  in  Rot  übergeht. 

Durch  Alaun  werden  die  Farbstofflösungen  nicht  gefallt.  (Unter- 
schied vom  Biebricher  Scharlach).  Ghlorbaryum  erzeugt  in  der  Lösung 
des  Natronsalzes  einen  Niederschlag,  welcher  sich  beim  Kochen  in 
schwarze,  gänzlich  unlösliche  Krystallblättchen  verwandelt.  Das  Grocem 
erzeugt  eine  etwas  gelblichere  Nuance  als  das  Biel>richer  Scharlach  und 
ist  einer  der  schönsten  roten  Azofarbstoffe. 

Durch  Anwendung  anderer  Sulfosäuren  des  Naphthols  läßt  sich 
eine  Anzahl  verschiedener  Farbstoffe  herstellen. 


Handelsname 


Au8  Diazoverbindung  von 


Und  Komponente 


Brillant-Grocein 
Grocefnscharlach  7  B 
Groceinscharlach  0  extra 
Echtscharlach  B 
EchtpoDceau  2  B 
Bordeaux  G 
Bordeaux  B  X 
Erythrin  X 
Groceln  B 
Orocein  3  B 


Amidoazobenzol 

A  midoazo  tolaolsolfosäure 

Amid  oazobenzold  isulfosäure 

Amidoazobenzolsulfos&are 

Amidcazobenzoldisalfosäare 

Amidoazotaluolsulfosäare 

Amidoazoxyloldisulfos&ure 

Amidoazobenzol 

• 

Amidoazobenzol 
Amidoazotoluol 


/?-Naphthol-6,8-disalfosftare 
/9-NaphthoUulfo8äare  B 
/f-Naphtholsalfosäure  B 
/J-Naphtholsalfosänre  S 
/9-NaphtholdbiiIfo8&iire  R 
^-Naphtholsalfos&aro  S 

/9-Naphthol 

^-NaphtboltrisalfosäurB 

cr-Naphtholdisulfosäare  Seh 

o-Naphtholdisalfosänre  Seh 


Tetrazofarbstoffe. 


1007 


Tuchrot.  Hierher  zählen  auch  Farbstoffe,  welche  unter  der  Be- 
zeichnung „Tuchrot"  im  Handel  zu  finden  sind,  die  teils  zum  Färben 
auf  ungebeizte,  teils  auf  chromgebeizte  Wolle  ai^ewendet  werden.   Z.  B. 


Handelsbezeichnung 

Aus  Diazoverbindung  von 

Und  Komponenie 

Tuchrot  G  (Bayer) 
Tuchrot  B 

Tuchrot  3  G  (Bayer) 
Tuchrot  3  B  (Bayer) 

Amidoazobenzol 
Amidoazotoluol 
Amidoazotoluol 
Amidoazotoluol 

er-Naphtholsulfos&ure  NW 

a-Naphtholsulfosäure  NW 

/^-NaphthylaminsulfosäareBr 

Äthyl-/9-Naphthylamin- 

cf-sulfosäure 

Tuchrot  G  (Oehler) 
Tuchrot  B  (Oehler) 
Tuchrot  G  (Kalle) 
Tuchscharlach  R 

Amidoazotoluol 

Amidoazotoluol 

AmidoazobeDzolsulfosäuro 

Amidoazotoluobulfosäure 

/S-Naphtholsulfos&nre  S 

/9-Naphtholdi8ulfos&are  R 

/9-Naphthol 

/9-Naphthol 

WaUearange  (Da hl)  entsteht  aus  Diazoazobenzolsulfosäure  und 
Salizylsäure,  färbt  chromgebeizte  Wolle  orangerot  und  stellt  ein  in 
Wasser  lösliches  Pulver  dar.  Salzsäure  erzeugt  einen  graugelben,  Natron- 
lauge einen  dunkelroten  Niederschlag;  konzentrierte  Schwefelsäure  gibt 
eine  violette  Lösung. 

Azogchfvarz.  Unter  dieser  Bezeichnung  kommen  Produkte  in  den 
Handel,  welche  durch  Einwirkung  von  diazotierten  Amidoazonaphthalin- 
sulfosäuren  (oder  Amidonaphthalinazobenzolsulfosäuren  u.  s.  w.)  auf  Naph- 
tholsulfosäuren,  Naphthylaminsulfosäuren,  Phenyl-a-Naphthvlaminetc.  dar- 
gestellt werden  und  eine  starke  Verwendung  in  der  Wollfärberei  finden. 

Die  hier  in  Betracht  kommenden  Amidoazosulfosäuren  werden  durch 
Kombination  der  diazotierten  Amidosulfosäure  (/9-Naphthylamin-a-mono- 
sulfosäure,  ^-Naphthylamindisulfosäure  6  etc.)  mit  a-Naphthylamin  (oder 
Amidonaphtholäther)  dargestellt.  Die  hierher  gehörigen  Produkte  leiten 
sich  somit  vom  Amidoazonaphthalin  und  seinen  Analogen  ab;  sie  sind 
Tetrazofarbstoffe,  welche  Naphthylamin  in  „Mittelstellung"  enthalten. 
Solche  Farbstoffe  sind: 


Handelsname 

Biazotieren  von 

Kuppeln  mit 

Zwischenprodukt  Diazo- 
tieren  und  Kuppeln  mit 

Naphtholschwarz  B 
(Cassella) 

/f-Naphthylamin- 
T'-disulfosäure 

o-Naphthyl- 
amin 

^-Naphtholdisalfos&ureR 

Naphtholschwarz  6  B 
(Cassella) 

o-NaphthylamiD- 
disnlfosfture 

id. 

id. 

Azoschwarz  0 
(Höchst) 

/9-Naphthylamin- 

mono-  (resp.di-)  sulfo- 

säure 

id. 

id. 

1008 


Organische  Farbstoffe. 


HandeUname 

Diazotieren  von 

Kuppeln  mit 

ZwiBchenproduki  Diaao- 
tieren  und  Kuppeln  mit 

Naphthylamin- 

ff-Naphthylamin- 

n-Naphthyl- 

a-Naphthylamin 

schwarz  D 

disalfosäure 

amin 

(Cassella) 

Blauschwarz  B  (Bad. 

^-Naphthylamin- 

id. 

/S-Naphtholdisalfos&oreR 

Anilin-u.Sodafabr.) 

monosulfosäure 

Jetschwarz  (Bayer) 

Amidobenzol- 
disnlfos&ure 

id. 

PheDyl-fY-Naphthylamin 

Diamantschwarz 

A  midosalizylsäure 

id. 

a-Naphtholsalfos&are  1,4 

(Bayer) 

Viktoriaschwarz  B 

Su  Ifanilsäure 

id. 

Diozynaphthalineolfo- 

(Bayer) 

s&ore  S 

Echtviolett  rötlich 

id. 

id. 

/9-NaphthoIsalfo8ftiire  S 

(Bayer) 

Echtviolett  bläulich 

p-Tolnidinsulfosäure 

id. 

id. 

(Bayer) 

Anthrazitschwarz  B 

ft-Naphthylamindi- 

id. 

Diphenyl-m-Phenjlen- 

(Cassella) 

salfosäure 

. 

diamin 

Biebricher  Patent- 

? 

Clevesche  a- 

? 

schwarz  RO,  BO, 

Naphthyl- 

6  BO,  4RN 

aminsulfo- 

(Kalle) 

säuren  1,6  und 
1,7 

Anthracensäure- 

? 

id. 

? 

schwarz  (Cassella) 

Wollschwarz 

Amidoazobenzol- 

Tolyl-«-naph- 

sulfosäure 

thylamin 

- 

Hierher  zu  zählen  sind  wahrscheinlich  die  folgenden  Farbstoffe^ 
welche  wohl  ähnlich  den  obigen  zusammengesetzt  sein  dürften. 

PeUentschtvarz  (B.  A.  S.  F.),  ein  Säurefarbstoff,  der  als  Blaubolz- 
ersatz  empfohlen  wird. 

Chrompatentschwarz  TO,  TB,  T,  TÄ  (Kalle)  sind  WoUüarb- 
Stoffe,  welche  sauer  geförbt  und  zum  SchluB  mit  lyrproz.  Ealiumbichro- 
mat  nachbehandelt  werden. 

DianUnogenschwarz  (Cassella),  aus  1 ,4-Acet jldiamidonapfa  - 
thaiin-7-sulfosäure,  a-Naphthylamin  und  Amidonaphtholsulfosäure  6  und 
nachherigem  Verseifen. 

DiatninogerMau  O  O  (Ersatz  für  Küpenindigo),  ähnlich  dem 
vorigen,  aber  an  letzter  Stelle  2,(>-j9-Naphtholdisulfosäure  und 

JMafninogenhlau  O,  an  letzter  Stelle  i^-Naphtholdisulfosäore  R. 


Tetrazofarbstofife.  1009 

• 
Azosäuresch/warz   T  L   extra   (Höchster  Farbwerke)    (Rev.  Mat. 

€ol.  1899,  198.)  Rotbraunes,  in  Wasser  mit  schwarzvioletter  Farbe 
lösliches  Pulver.  Salzsäure  erzeugt  in  der  wäßrigen  Lösiing  einen  orange- 
roten Niederschlag.  Natronlauge  führt  die  Farbe  der  Lösung  in  Braun- 
violett  über;  Zinnsalz  und  Salzsäure  bewirken  Reduktion;  konzentrierte 
Schwefelsäure  gibt  eine  gelblichrote  Lösung,  die  beim  Verdünnen  mit 
Wasser  gelblichbraun  wird.     Ist  in  Alkohol  schwer  löslich. 

Ist  eine  Mischung  eines  schwarzblauen,  grünen,  violettblauen*  und 
orangen  Farbstoffes.  Wolle  wird  in  saurem  Bade  unter  Zusatz  von 
Natriumsulfat  schwarz  gefärbt. 

Schwarz  für  WoUe  N  4:  B  (Bayer)  (Rev.  Mat.  Col.  1899,  125) 
stellt  ein  schwarzes,  in  kaltem  Wasser  mit  schwarzvioletter  Farbe  lös- 
liches Pulver  dar  und  besteht  aus  dem  Gemisch  eines  rötlich  schwarzen 
und  eines  grünlichblauen  Farbstoffes.  Salzsäurezusatz  bewirkt  einen 
blauschwarzen  Niederschlag;  Natronlauge  macht  die  Lösung  blau.  Eon- 
zentrierte Schwefelsäure  gibt  eine  grünlichschwarze  Lösung;  Wasser  er- 
zeugt darin  einen  schwarzblauen  Niederschlag. 

Färbt  Wolle  in  einem  mit  Glaubersalz  und  Essigsäure  versetzten 
Bade  in  blauschwarzen  Tönen,  die  dem  Blauholzschwarz  ähnlich  sind. 
Die  Färbungen  können  mit  Zinnsalz  und  mit  Zinkstaub  weiß  geätzt 
werden. 

Neröl9€hwarz  B  und  BB  (Berlin)  (Rev.  Mat.  Col.  1899,  319) 
sind  schwarzblaue  Pulver,  die  in  warmem  Wasser  mit  violettschwarzer 
(B)  bezw.  bläulich  violettschwarzer  Farbe  löslich  sind.  Salzsäure  er- 
zeugt in  den  Lösungen  einen  blauschwarzen,  Natronlauge  einen  violett- 
schwarzen Niederschlag.  Mit  konzentrierter  Schwefelsäure  bilden  sich 
grünblaue  Lösungen,  die  beim  Verdünnen  mit  Wasser  rötlichblau,  zuletzt 
schwarzblau  werden. 

B  ist  eine  Mischung  von  B  B  und  einem  Orange  und  gibt  deshalb 
ein  Schwarz,  das  weniger  blaustichig  ist.  Dienen  zum  Färben  der  Wolle. 
Gefärbt  wird  in  Gegenwart  von  Glaubersalz  und  Essigsäure«  Die  Fär- 
bungen zeichnen  sich  durch  hohe  Waschechtheit  aus. 

WM9Chwarz  (Man.  neer.  Delft)  (Rev.  Mat.  Col.  1900,  9)  ist  ein 
dem  Naphtholschwarz  analoger  Farbstoff,  der  H-Säure  als  letzte  Kom- 
ponente enthält.     Färbt  Wolle  am  besten,  aus  essigsaurem  Bad. 

Ist  ein  violettschwarzes  Pulver,  das  sich  schon  leicht  in  kaltem 
Wasser  mit  schwarzvioletter  Farbe  auflöst.  Salzsäure  und  Natronlauge 
erzeugen  in  der  wäßrigen  Lösung  violettschwarze  Niederschläge.  Eon- 
zentrierte Schwefelsäure  gibt  eine  grünlichschwarze  Lösung. 

HaUnvoUmshwarz  B  und  B  (Bayer)  (Rev.  Mat.  Col.  1899,  248) 
sind  braunschwarze  Pulver,  die  sich  mit  blauschwarzer  Farbe  in  Wasser 
lösen.     Natronlauge  erzeugt  einen  schwarzblauen,   Salzsäure  einen  blau- 

Untersuchungen.   5.  Aufl.   III.  ß4 


1010  Organische  Farbstoffe. 

schwarzen   bezw.   schwarzYioletten   Niederschlag.    Die  Farbstoffe   lösen 
sieb  in  konzentrierter  Schwefelsäure  mit  blauer  Farbe. 

Halbwolle  färbt  sich  gleichmäßig  in  neutralem,  glaubersalzbaltigem 
Bad.  Die  Marke  B  gibt  ein  tiefes  Schwarz,  die  Marke  R  ein  rotstichiges 
Schwarz. 

IHamanisc/uvarz 2B  (Bayer)  (Rey.  Gener.  Mat.  Color.  IdOO,  129) 
scheint  ein  Gemisch  aus  einem  Tiolettschwarzen  und  auiem  blaogrttiiCD 
Farbstoff  zu  sein  und  stellt  ein  schwarzes,  in  Wasser  leicht  mit  dunkel- 
blauer  Farbe  lösliches  Pulver  dar.  Natronlauge  bewirkt  in  der  wäßrigen 
Lösung  keine  Änderung;  Salzsäure  erzeugt  darin  einen  dunkelblauen 
Niederschlag.  In  konzentrierter  Schwefelsäure  löst  sich  der  Farbstoff 
mit  grünstichig  blauschwarzer  Farbe;  beim  Yerdünnen  entsteht  ein  blau- 
schwarzer  Niederschlag. 

Färbt  Wolle  in  Gegenwart  Yon  Glaubersalz,  Essigsäure  und  etwas 
Bichromat  bläulichschwarz. 

IHanUächwarz  M  W  (Höchst)  (Rey.  Gener.  Mat.  Color.  IdOO,  94) 
ist  im  besonderen  zum  Färben  gemischten  Fasermaterials  bestimjnt, 
Halbwolle  wird  aus  kurzem  Bad  bei  90  ^  bis  100  <^  ndt  20—30  Pro». 
Glaubersalz  ge&rbt;  Halbseide  aus  einem  Bade  yon  Seife,  Soda  und 
Kochsalz. 

Ist  ein  bläulichgraues  Pulyer,  welches  sich  in  kaltem  Wasser  mit 
blauschwarzer  Farbe  löst.  Natronlauge  macht  die  Lösung  schwarz- 
violett;  Salzsäure  erzeugt  einen  schwarzblauen  Niederschlag.  Mit  kon- 
zentrierter Schwefelsäure  entsteht  eine  grünlichschwarze  Lösung,  die  beim 
Verdünnen  mit  Wasser  blau  wird  und  in  der  zuletzt  ein  schwarzblaner 
Niederschlag  entsteht. 

KupferlAAiu  B  (Höchst)  (Rey.  Gener.  Mat.  Color.  1900,  94)  färbt 
Wolle,  in  Gegenwart  yoD  Kupfervitriol  nach  einem  speziellen  Verfahren, 
in  rotstichigblauen  Nuancen. 

Stellt  ein  braunes,  in  Wasser  mit  yiolettblauer  Farbe  lösliches 
Pulver  dar.  Salzsäure  macht  die  Lösung  gelbrot;  Natronlauge  erzeugt 
einen  blauroten  Niederschlag.  Die  violette  Lösung  in  konzentrierter 
Schwefelsäure  wird  durch  Hinzufügen  von  Wasser  violett,  dann  gelbrot, 
dann  blaurot. 

KupferachuHMTZ  S  (Höchst)  (Rev.  Gener.  Mat.  Color.  1900,  94)  ist 
Kupferblau  B,  das  mit  Gelb  abgetönt  ist. 

Toluylen9chwarz  O,  HtMibwoUachwarz  B  und  T  (Oehler) 
PalaUn9chwarz  4  B  (B.  A.  S.  F.)  (Dr.  S.  Jakobi,  Ch.-Ztg.  1900,  493) 
[aus  Sulfanilsäure,  a-Naphthylamin-  und  Amido-Naphtholsulfosäure]. 

tTantMfarben  (Höchst)  sind  eine  Gruppe  stark  basischer  Azofarb- 
stoffe,  die  sich  durch  eine  ausgesprochene  Verwandtschaft  zu  den  tieri- 
schen wie  vegetabilischen  Fasern  auszeichnen  und  sich  deshalb  in  erster 


Tetrazofarbstoffe  aas  Bensddin  etc.  1011 

Linie  zum  Färben  von  halbwollenen  Garnen  und  Geweben  in  einem 
Bade,  am  besten  unter  Zusatz  von  Glaubersalz  und  Schwefelsäure,  emp- 
fehlen. Auf  yegetabilische  Fasern  können  sie  auch  mit  Tannin  und  Anti- 
mon in  Form  von  sehr  seifen-  und  kochechten  Lacken  fixiert  werden. 
Sie  können  auch  auf  ungeheizte  Baumwolle  gefärbt  und  durch  Nach- 
behandlung mit  einem  Tannin,  Antimonsalz  und  Säure  enthaltenden  Bade 
in  die  echten  Tannin- Antimonlacke  übergeführt  werden. 

Die  gelben,  roten  und  braunen  Farbstoffe  sind  Diazoderivate  von 
Amidoammonium-  und  Amidobenzylaminverbindungen,  die  blauen  und 
grünen  Azoderivate  yerschiedener  Safranine  (verwandt  mit  Indo'in,  s.  weiter 
unten)  und  finden  sich  unter  folgenden  Benennungen  im  Handel: 

Janusgelb  R;  Janusbraun  R  und  B;  Janusrot  B;  Janus- 
bordeauxB;  JanusgrauB  (aus  Diazosafranin  und  Phenol;  scheint 
identisch  zu  sein  mit  Diazinschwarz  [Kalle]);  Janusblau  R  und  G; 
Janusdunkelblau  B  und  R;  Janusgrün  B  und  G  (aus  Diazosafranin 
und  Dimethylanilin),  identisch  mit  Diazingrün  [Kalle]). 

7.  TetrasofkrbBtoffe  aus  Benzidln  und  seinen  Analogen. 

Aus  dem  Benzidin  und  homologen  bezw,  analogen  Basen  sind  im 
Laufe  der  letzten  15  Jahre  zahlreiche  Azofarbstoffe  dargestellt  worden, 
welche  die  Eigenschaft  besitzen,  ungeheizte  Baumwolle  anzuförben.  Die 
erhaltenen  Färbungen  sind  meist  sehr  echt  gegen  Seife;  geringer  ist  bei 
yielen  die  Lichtechtheit;  manche  werden  durch  Säuren  m  auffallender 
Weise  modifiziert« 

ChryaanUn  G  bildet  sich  beim  Kuppeln  Yon  Tetrazodiphenyl  mit 
2  Mol.  Salizylsäure  und  stellt  ein  gelbbraunes  Pulver  oder  eine  Paste  dar. 
Ist  in  Wasser  sehr  schwer  löslich;  in  der  wäßrigen  Lösung  erzeugt 
Salzsäure  einen  braunen  Niederschlag;  Natronlauge  gibt  eine  rotbraune 
Färbung.  Mit  Schwefelsäure  bildet  sich  eine  rotviolette  Lösung,  aus 
der  beim  Verdünnen  mit  Wasser  ein  brauner  Niederschlag  ausfällt. 
Baumwolle  wird  mit  10-proz.  phosphorsauren  Natron  und  2y2-proz. 
Seife  gelb  gefärbt. 

Chry^aphenin  entsteht  durch  Äthylierung  des  Brillantgelb  und 
bildet  ein  orangegelbes  Pulver,  das  in  kaltem  Wasser  schwer,  in  heißem 
leicht  mit  rotgelber  Farbe  löslich  ist,  Salzsäure  erzeugt  in  der  wäßrigen 
Lösung  einen  braunen  Niederschlag;  Zusatz  von  Natronlauge  macht  die 
Färbung  gelb  und  bewirkt  das  Auftreten  oranger  Flocken.  Konzen- 
trierte Schwefelsäure  gibt  eine  rotviolette  Lösung,  aus  der  beim  Ver- 
dünnen mit  Wasser  blaue  Flocken  präzipitiert  werden. 

Baumwolle   wird    aus    einem    Kochsalz-    oder    Seifenbad   gefärbt. . 
Wolle  kann  aus  alkalischem  oder  saurem  Bade  gefärbt  werden. 

64* 


1012 


Organische  Farbstoffe. 


PyranUnmxtnge  3  G  (B.  A.  S.  F.)  (Rev.  Mat  Col.  1899,  250)  bt 
ein  orangebraunes  Pulver,  welches  in  kaltem  Wasser  schwer,  besser  in 
warmem  Wasser  mit  orangegelber  Farbe  löslich  ist.  Natronlauge  erzeugt 
in  der  wäßrigen  Lösung  einen  orangegelben,  Salzsäure  einen  braunen 
Niederschlag.  Mit  konzentrierter  Schwefelsäure  entsteht  eine  braungelbe 
Lösung,  auf  Zusatz  von  Wasser  tritt  ein  bläulichroter  Niederschlag  auf. 
der  zuletzt  gelblichbraune  Farbe  annimmt. 

Wird  mit  Glaubersalz  und  Soda  gefärbt  und  ist  speziell  zum  Färben 
von  Baumwolle  bestimmt,  doch  können  auch  Seide,  Wolle,  Halbseide 
und  Halbwolle  damit  gefärbt  werden.  Die  Färbungen  sind  gelbstichiger 
als  die  mit  Pyraminorange  erzeugten. 

Weitere,  die  Baumwolle  direkt  gelb  bis  braun  färbende  Erzeug- 
nisse sind: 

Diamingelb  A;  Diaminechtgelb  B;  Diaminorange  G  imd  B;  Baum- 
wollbraun  A,  N,  3G;  Diaminbraun  N,  B;  Diazobraun;  Kolumbiagelb: 
femer: 


HandeUprodukt 

Entstanden  durch 
Diaeoiieren  von 

Und  kombinieren  mit 

Kongogelb 

BenUdin 

1  Mol.  Phenol 

1 

- 

Sulfanilsänre 

Chrysamin  R 

.  Tolidin 

2 

- 

Salizylsäure 

Kresotingelb  G 

Benzidin 

2 

- 

Kresotinsäore 

Kresotingelb  R 

Tolidin 

2 

- 

id. 

Diamingelb  N 

Äthoxybenzidin 

1 

Salizylsäure 

9ach  der  Kuppelung 

1 

- 

Phenol 

Äthylieren 

Benzoorange 

Benzidin 

1 

- 

Salizylsäure 

1 

- 

Naphthionsänre 

Toluylenorange  G 

Tolidin 

1 

- 

Kresotinsäure 

1 

- 

m-Toluylendiaminsulfosäure 

R 

id. 

2 

- 

id. 

RR 

Toiuylendiaminsulfo- 
säare 

2 

/?-Naphthylamin 

Pyraminorange 

Benzidindisulfosäure 

2 

- 

Nitro-m-phenylendiamin 

Alkaligelb  R 

Benzidin 

1 

- 

Salizylsäure 

1 

- 

Dehydrothio-p-toluidinsulfosäare 

Carbazolgelb 

Diamidocarbazo  l 

2 

- 

Salizylsäure 

Brillantgelb 

Diamidostilben- 
disulfos&ure 

2 

- 

Phenol 

Hessischgelb 

id. 

2 

- 

Salizylsäure 

Diamingoldgelb 

1,5-Naphthylen- 
diamindisnlfosäure 

2 

- 

Phenol  (nach  der  Kuppelung 
Äthylieren) 

Baumwollgelb   G 

p-Amido-acetanilid 

Salizyls&nre  (nach  dem  Kuppeln  VereeifeD 

und  mit  Phosgen  Behandeln) 


Tetrazofarbstoffe  aas  Benzidio  etc. 


1013 


HandeUproduki 

Enittanden  durch 
Diazoüeren  von 

Und  kombinieren  mit 

Toehorange 

Benzidin 

1  Mol.  Salizylsäure 

1 

-    Resorein 

Tuehbrauo,  rot- 

id. 

1 

-    Salizyls&are 

lieh 

1 

-    cr-Naphtholsnlfos&ure  NW 

TacJibraun,  gelb- 

id. 

1 

-    Salizylsäure 

lieh 

1 

-    2,7-Dioxynaphthalia 

Diamantflavin  G 

id. 

1 

-  Salizylsäure  (das  Zwisehenprodukt 
wird  verkocht) 

Diaminbraan  V 

id. 

1 

-  Amidonaphtholsulfosäure  G  (alka- 
liseh) 

1 

-    m-PheDylendiamin 

Helgolandgelb 

Diamidodiphenyl- 
thioharnstoff 

2 

-    Phenol 

Diaminkatechu 

Naphthylendiamin 

2 

-    f^-NaphthylamindisaUbsäure 

Kangarot  entsteht  aus  1  Mol.  Benzidin  und  2  Mol.  Naphthion- 
säure.  Die  freie  Sulfosäure  besitzt  eine  braune  Farbe,  ihre  Salze  sind 
rot  gefärbt.  Das  Handelsprodukt  stellt  ein  rotbraunes  Pulver  dar, 
welches  sich  in  Wasser  mit  rotbrauner  Farbe  auflöst.  Salzsäure  erzeugt 
einen  blauen,  verdünnte  Essigsäure  einen  blauvioletten  Niederschlag. 
Mit  Natronlauge  entsteht  ein  roter  Niederschlag,  der  in  Wasser  löslich 
ist.  Eonzentrierte  Schwefelsäure  löst  mit  blauer  Farbe,  Baumwolle  wird 
aus  einem  Bad  mit  Seife  und  Kochsalz  oder  Glaubersalz  direkt  rot 
gefUrbt.  Die  rote  Farbe  wird  selbst  durch  verdünnte  Säuren  in  eine 
blaue  verwandelt.  Das  gebläute  Kongorot  ist  äußerst  empfindlich  gegen 
Alkalien.  Anhaltendes  Waschen  mit  Brunnenwasser  genügt  schon,  um 
die  rote  Farbe  wiederherzustellen. 

Ebenso  wird  die  blaue  Farbe  durch  Anilin  gerötet  (Anwendung 
des  Kongorotes  zum  Titrieren  von  Anilin  s.  S.  887). 

Benzapurpurin  4B,  aus  1  Mol.  ToHdin  und  2  Mol.  Naphthion- 
säure.  Ist  dem  Kongo  ähnlich,  aber  weniger  säureempfindlich  und  stellt 
ein  braunes,  in  Wasser  mit  braunroter  Farbe  lösliches  Pulver  dar. 
A^erhält  sich  im  übrigen  ähnlich  dem  vorigen. 

IkUapurpurin  öB  bildet  sich  aus  1  Mol.  Tolidin  und  2  Mol. 
roher  Deltasäure.  Ist  ebenfalls  weniger  säureempfindlich  als  Kongo. 
Stellt  ein  Gemisch  dar  aus  Diaminrot  B  und  3  B,  sowie  von  Benzo- 
purpurin  B. 

JMaminrot  lOB  (L.  Cassella  &  Co.)  (Joum.  Soc.  Dy.  and  Col., 
Juni  1899)  färbt  Baumwolle  unter  Zusatz  von  2  Proz.  Soda  und  20  Proz. 
Glaubersalz  karmoisinrot.  Wird  mit  konz.  Schwefelsäure  schwarzbiau; 
Salzsäure  macht  olivengrün;  Natronlauge  bewirkt  keine  Änderung. 


1014 


Organische  Farbstoffe. 


AfUhraeenrot  bildet  sich  durch  Kuppeln  von  o-Nitrotetrazo- 
diphenyl  mit  1  Mol.  Salizylsäure  und  1  Mol.  a-Naphtholsulfosäure  NW. 
Das  Handelsprodukt  stellt  ein  braunrotes  Pulver  dar,  welches  in  kaltem 
Wasser  schwer,  leichter  in  heißem  mit  roter  Farbe  löslich  ist.  Natron- 
lauge bewirkt  in  der  wäßrigen  Lösung  keine  Veränderung,  während 
darin  durch  Salzsäure  rote  Flocken  gefallt  werden.  Mit  konz.  Schwefel- 
säure entsteht  eine  karmoisinrote  Lösung,  in  der  beim  Verdünnen  mit 
Wasser  ein  braunroter  Niederschlag  auftritt.  Eignet  sich  nicht  zum 
Färben  von  Baumwolle,  dagegen  gut  zum  Färben  von  ungeheizter  oder 
mit  Chrom  gebeizter  Wolle. 

SaUcinrae  20^  Q  und  B  (Kalle)  (Rev.  Mat.  color.  1899,  250\ 
Sind  braune  (2G),  rotbraune  (G)  oder  grünschwarze  (ß)  Pulver,  die 
schon  in  kaltem  Wasser  mit  gelblichroter  oder  blauroter  Farbe  löslich 
sind.  Salzsäure  erzeugt  in  einer  konzentrierten  Lösung  einen  rotbraunen 
Niederschlag,  der  sich  auf  Zusatz  von  viel  Wasser  wieder  auflöst. 

Natronlauge  gibt  gelblichbraune  (2  6)  oder  gelbstichigrote  (6)  oder 
blaustichigrote  Lösungen.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entstehen  kirschrote 
oder  violette  (B)  Lösungen. 

Färben  Wolle  mit  10  Proz.  Glaubersalz  und  2  Proz.  Schwefelsäure 
in  gelblich-  bis  bläulichroten  Tönen  an.  Durch  Nachbehandlung  mit 
1  Proz.  Bichromat  oder  1  Proz.  Fluorchrom  (auf  dem  gleichen  Bade} 
erhält  man  walkechte,  aber  nicht  mehr  so  lebhafte  Färbungen.  Die 
Marke  B  ist  dargestellt  aus  Nitrobenzidin,  1  Mol.  Salizylsäure  und 
1  Mol.  y9-Naphthol  und  nachträgliches  Sulfieren  (Gh.-Ztg.  1900,  493). 

St*  Denis-Jßat  aus  Diamidoazoxytoluol  und  2  Mol.  a-Naphthol- 
sulfosäure  NW.  Das  Handelsprodukt  ist  ein  rotes  Pulver,  welches  in 
Alkohol  wenig,  in  Wasser  mit  roter  Farbe  löslich  ist.  In  der  wäßrigen 
Lösung  bewirkt  Salzsäure  einen  roten,  Natronlauge  einen  ziegelroten 
Niederschlag.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  rote  Lösimg,  aus  der 
beim  Verdünnen  mit  Wasser  der  Farbstoff  als  roter  Niederschlag  ausfallt. 

Wird  von  Baumwolle  nicht  so  leicht  aufgenommen,  wie  die  Benzi- 
dinfarben.     Es  wird  in  natronlaugehaltigem  Bade  gefärbt. 


HandeUproduki 


■  Entstanden  durch 
'     Diasotieren  Ton 


Und  kombixüeren  mit 


Diaminechtrot  F 


Diaminscharlach  B 


Benzoparpurin  B 
id.        6B 


Benzidin 
id. 


Tolidin 
id. 


'  1  Mol.  Salizylsäure 
1    -    Amidonaphthobnlfosäure  G 
1    -    Phenol 

1  -    NaphtholdLsolfos&ure  G  (nach  dem 
Kuppeln  Äthylieren) 

2  -    /9-Naphthylaminsalfo8&or»  Brönoer 
2    •    a-Naphthylanünsolfosänre  L 


Tetnzofarbstoffe  aus  Benzidin  etc. 


1016 


Handelsprodukt 


Diaminrot  B 

id.      86 
i^osazurin  G 

id.      B 
^rillantpurpurin  R 

kODgo  4R 

irillantkongo  R 

lycinrot 

rillantkongo  Q- 

9uge  M 

3S8isch-Bordeaax 

issisch-Purpur  N 
)S8isch-Brillant- 
purpar 
issisch-Purpar  B 

ssisch-Purpor  D 
ck  Scarlet  YS 

d  aod  MilliDg 

»carlet 

mrot 

)hth7lenrot 

hsrot 


lylenrot  (Oehler) 

ianolbrillantrot 

ievinstein) 

ilorantinrot  8B 

res.  f.  ehem.  Ind. 

isel) 

linrot  NO 


Entstanden  durch 
Diazoiieren  Ton 


id. 

id. 
id. 

id. 
id. 

id. 

id. 

Benzidin 

id. 

id. 

Diamidostilben- 

disalfosäure 

id. 

id. 

id. 


id. 

Diamido- 

azoxjtoluol 

id. 

p-Amidoacet- 

anilid 

1,5-Diamido- 

naphthalin 

Diamido- 

diphenjlthio- 

harnstoff 

Dichlorbenzidin 


Athoxjbenzidin 


Und  kombinieren  mit 


Mol.  /^-Naphthylaminsolfosäiire  F 

Br 
F 

-  Äthyl- ^-naphthjlaminsalfos&ore  F 

-  /S-Naphthylaminsulfosäure  F 

2    -    Äthyl -/J-naphtbylaminsalfosäure  F 

-  /^-Naphthylamindiscdfosäure  R 

-  NaphthioDsäure 

-  Resorcin 
•  /9-Naphthylamindisulfo8&are  R 

-  /9-Naphthylamiii8iilfo8äare  Br 

-  a-Naphthylglycin 

-  Naphthions&ure 

-  /9-Naphthylamindisalfo8äare  R 

Br 

-  m-Amidophenol 

-  Naphthions&are 
2    -    a-Naphthylamin 

2    -    /9-Naphthylaimii 

2    -    /f-Naphth7lamin8ulfo8äare  Br 

2    -    eines  Gemenges  von 

/S-Naphthylaminsulfos&ure  Br  und 

F 
2    -  -  D 

1    -    a-Naphtholsolfoeäure  NW 
1    -    /J-Naphthol 
1    -    ct-Naphthol8ulfo8äure  NW 

1  -    /9-Naphtholdisulfo8äure  R 
Naphthionsfture  (nach  dem  Kappeln  Ver- 
seifen und  mit  Phosgen  Behandeln) 

2  Mol.  Naphthions&are 

2    - 


2    -    /3-Naphthylamin-/)s  /9|i-disalfo8&are 


1     -    /5-Naphthylaminmonosalfo8äure  F 
1    -  -  Br 


1016  Organische  Farbstoffe. 

Hier  anzureihen  sind  ferner  Diaminbordeaux  B  und  S,  wahrscheinlich 
auch  Benasarat  8  0  (Bayer)  (Rev.  General,  des  Mat.  Color.  1900,  129) 
ust   ein    braunschwarzes    Pulver,    das  sich  schon  in  kaltem  Wasser  mit 
blaustichigroter  Farbe  auflöst. 

Natronlauge  und  Salzsäure  erzeugen  in  der  wäBrigen  Lösung  violett- 
rote  Niederschläge.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  violettschwarze 
Lösung,  aus  der  beim  Verdünnen  der  Farbstoff  in  violettbraunen  Flocken 
gefällt  wird. 

Färbt  Baumwolle  direkt  am  besten  mit  Glaubersalz  und  Seife  in 
blaustichigroten  Tönen  (ähnlich  den  Geraninfarbungen). 

Braun  SJDJP  (Poirrier)  ist  dem  Rouge  de  St.  Denis  verwandt. 
Löst  sich  in  kochendem,  stark  alkalischem  Wasser.  Färbt  Baumwolle 
unter  Zusatz  von  20  Proz.  Soda  und  20  Proz.  Kochsalz.  Hierher  gehört 
wahrscheinlich  auch  Tranard  (Bayer)  (Ch.-Ztg.  1900,  493). 

KangO'Ki^rüUh  B  bildet  sich  durch  Kuppelung  von  Tetrazoditolyl 
mit  1  Mol.  Naphthionsäure  und  1  Mol.  a-Naphtholsulfosäure  NW. 

Das  Handelsprpdukt  stellt  ein  grünschwarzes  Pulver  dar,  welches 
in  Wasser  mit  fuchsinroter  Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  erzeugt  in  der 
wäßrigen  Lösung  einen  violetten  Niederschlag,  Natronlauge  eine  kirsch* 
rote  Färbung.  Konz.  Schwefelsäure  bildet  eine  blaue  Lösung,  in  welcher 
beim  Verdünnen  mit  Wasser  ein  violetter  Niederschlag  auftritt. 

Baumwolle  wird  braunviolett  angefärbt. 

Bemoazurin  O  entsteht  durch  Kombinieren  von  diazotiertem 
Dianisidin  mit  2  Mol.  a-Naphtholsulfosäure  NW.  Das  Handelsprodukt 
ist  ein  blauschwarzes,  in  Wasser  mit  blauvioletter  Farbe  lösliches  Palver. 
Salzsäure  erzeugt  in  der  wäßrigen  Lösung  einen  violetten  Niederschlag, 
Natronlauge  gibt  eine  rote  Färbung.  In  konz.  Schwefelsäure  entsteht 
eine  blaue  Lösung,  aus  der  durch  Verdünnen  mit  Wasser  ein  Nieder* 
schlag  erzeugt  wird.  Färbt  Baumwolle  blau.  Beim  Erwärmen  wird 
die  gefärbte  Faser  rötlich,  beim  Erkalten  wieder  blau. 

IHafnifMau  3B  entsteht  aus  Äthoxybenzidin  und  2  Mol.  Naph- 
tholsulfosäure  N  W.  Das  Handelsprodukt  stellt  ein  schwarzes,  in 
heißem  Wasser  leicht  lösliches  Pulver  dar;  ist  in  Alkohol  schwer  lös- 
lich. Die  wäßrige  Lösung  wird  durch  Salzsäure  nicht  verändert,  da- 
gegen durch  Natronlauge  rotviolett.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht 
eine  dunkelblaue  Lösung,  in  welcher  beim  Verdünnen  mit  W^asser  ein 
violetter  Niederschlag  auftritt.  Ungeheizte  Baumwolle  wird  rotstichig- 
blau gefärbt. 

IHaminreinblau  (Benzoreinblau)  bildet  sich  durch  Kuppeln  von 
diazotiertem  Dianisidin  mit  2  Mol.  Amidonaphtholdisulfosäure  H  in 
alkalischer  Lösung.  Stellt  ein  blauschwarzes,  in  Alkohol  unlösliches« 
in  Wasser    mit   blauer    Farbe  lösliches  Pulver   dar.     Natronlauge  färbt 


TetraaM>&rbstoffe  aus  Benzidin  etc.  1017 

die  wäßrige  Lösung  röter  und  dunkler;  Salzsäure  ist  ohne  Wirkung. 
In  konz.  Schwefelsäure  ist  der  Farbstoff  mit  blaugrüner  Farbe  löslich. 
Färbt  ungeheizte  Baumwolle  rein  blau. 

Analoge  Farbstoffe  sind:  Biaminblau  RW,  BG;  Diaminreinblau  FF; 
Diaminbrillantblau  6;  Diaminneublau  R  und  6;  Chicagoblau;  Chicago- 
grau;  Diaminogen  B,  extra;  Biaminogenblau;  Diazoblau;  Kolumbiablau  6 
und  R;  ferner: 

TrimlfkmvioieU  B  (Sandoz).  Ist  ein  dunkel  bronzeglänzendes 
Pulver,  das  in  Wasser  leicht  mit  violetter  Farbe  löslich  ist.  Salzsäure 
erzeugt  einen  blauvioletten  Niederschlag;  Natronlauge  macht  die  Lösung 
violettrot.  Mit  konz.  Schwefelsäure  bildet  sich  eine  grünblaue  Lösung, 
die  beim  Verdünnen  einen  violetten  Niederschlag  gibt. 

Mit  30  Proz.  Kochsalz  aus  neutralem  oder  schwach  alkalischem 
Bade  färbt  es  auf  ungeheizte  Baumwolle  ein  schönes,  klares  Violett; 
das  Bad  wird  nur  unvollständig  ausgezogen;  bei  Zusatz  von  2  Proz. 
Alaun  dagegen  fallen  die  Färbungen  erheblich  tiefer  aus. 

Wolle  wird  aus  essigsaurem  Bade  ziemlich  rotstichiger  als  Baum- 
wolle angefärbt;  auch  aus  neutralem  Bade  wird  bei  Halbwollfärbungen 
die  Wolle  stärker  und  rotstichiger  gefärbt  als  die  Baumwolle. 

TrUulfonblau  M  (Sandoz).  Dunkelbronzeglänzendes  Pulver.  In 
Wasser  leicht  mit  blauvioletter  Farbe  löslich;  Natronlauge  macht  rot- 
violett; Schwefelsäure  gibt  eine  grünblaue  Lösung,  die  beim  Verdünnen 
durch  einen  violetten  Niederschlag  getrübt  wird. 

Wird  geförbt  wie  Trisulfonviolett  B  und  gibt  dabei  auf  ungeheizter 
Baumwolle  ein  schönes  Rotblau  von  Brune-Nuance,  färbt  wie  Trisulfon- 
violett B  aus  neutralem  Bade  bei  gemischten  Geweben  Wolle,  bezw. 
Seide  etwas  stärker  und  rotstichiger  als  Baumwolle. 

TrißulfofMau  B  stellt  ein  blaugraües  Pulver  dar,  welches  in 
Wasser  leicht  mit  reinblauer  Farbe  löslich  ist.  In  der  wäßrigen  Lösung 
erzeugt  Salzsäure  einen  blauen  Niederschlag.  Natronlauge  macht  rot- 
violett, H3SO4  grünblau,  beim  Verdünnen  blauvioletter  Niederschlag. 

Färbevorschrifb  wie  für  Trisulfonviolett  B;  liefert  dabei  ein  leb- 
haftes Blau,  in  Nuance  zwischen  Diaminblau  2  B  und  3  B  liegend.  Da 
es  aus  neutralem  oder  schwach  alkalischem  Bade  Halbwolle  wie  Halb- 
seide annähernd  seidengleich  anfärbt  (die  animalische  Faser  ist  um  ein 
Geringes  rotstichiger  und  stärker),  so  eignet  sich  Trisulfonblau  B  sehr 
gut  zum  Färben  gemischter  Stoffe. 

Der  Farbstoff  ist  wie  Trisulfonblau  R  und  Trisulfonviolett  B 
kupferempfindlich,  wobei  die  Nuance  stark  gerötet  wird. 

Eine  Behandlung  in  kalter  Flotte  mit  1 — 2  Proz.  Bichromat  da- 
gegen ändert  die  Nuance  aller  drei  Farbstoffe  kaum,  macht  die  Fär- 
bungen aber  bedeutend  licht-  und  waschechter. 


1018 


Organische  Farbstoffe. 


ZHaminächwarz  JR  o  (Gassella)    entsteht  durch  Ktqppelmig   too 

1  Mol.  Tetrazodiphenyl  mit  2  Mol.  AmidonaphthoUulfos&ure  G  in  alkm- 
lischer  Lösung.  Das  Handelsprodukt  ist  ein  schwa/zes  Palyer,  das  in 
Wasser  mit  yiolettschwarzer  Farbe,  in  Alkohol  schwer  löslich  ist.  Die 
wäßrige  Lösung  wird  durch  Natronlauge  Tiolett,  Salzsäure  erzeugt  darin 
einen  blauen  Niederschlag.  Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine  blaue  Lösung; 
beim  Verdünnen  mit  Wasser  tritt  ein  rotblauer  Niederschlag  auf. 

Ungeheizte  Baumwolle  wird  direkt  graublau  gefärbt.  Nach  dem 
Diazotieren  und  Kuppeln  mit  geeigneten  Entwicklern,  wie  ^-Naphthol 
und  Resorcin,  entsteht  ein  sattes  Schwarz. 

IHafninschW€Mrz  B  H  aus  1  Mol.  Benzidin,  1  Mol.  Amidonaphthol- 
sulfosäure  G  und  1  Mol.  Amidonaphtholsulfosäure  H. 

ß-IHamiiwchwarz  B  (Rev.  Gener.  Mat.  Color.  1900,  6)  (Cassella). 
Bläulichgraues  Pulver,  das  sich  in  Wasser  mit  rötlichblauer  Farbe  leicht 
auflöst.  Salzsäure  und  Natronlauge  erzeugen  in  der  wäßrigen  Lösung  blaue 
Niederschläge.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  blaue  Lösung,  aus 
der  beim  Yerdönnen  der  Farbstoff  in  blauen  Flocken  wieder  ausüült. 

Färbt  Baumwolle  direkt.  Durch  Diazotieren  auf  der  Faser  und 
Entwickeln  mit  ^-Naphthol  entsteht  ein  sehr  wasch-  und  lichtechtes 
Blauschwarz. 


Entstanden  durch 

Handelsprodukt 

Diazotieren  von 

Und  kombinieren  mit 

Azoviolett 

Dianisidin 

1  Mol. 

.  Naphthionsänre 

1     - 

ft-Naphtholsolfosänre  NW 

Heliotrop  B 

id. 

2     - 

Äthjl-/3-naphthjiaminsalfo8äure  F 

Rosazarin  G 

Tolidin 

2     - 

- 

id.        B 

id. 

2     - 

d 

KoDgo-Korinth  G 

Benzidin 

1     . 

Naphthions&are 

1     - 

o-Naphtholsolfosäure  NW 

Heliotrop  2  B 

id. 

1     - 

/^Naphthobalfo0äare  B 

1     - 

«-Naphtholsolfosäure  Seh 

Kongoyiolett 

id. 

2     - 

^Naphthobolfosfture  B                                 ' 

Azoorsellin 

id. 

2     - 

o-Naphtholsnlfos&ure  NW 

Diaminviolett  N 

id. 

2     - 

Amidonaphtholsolfos&ure  G 
(in  saarer  Lösung) 

Oxam  in  violett 

,             id. 

2     - 

^i-Amido-aj-naphthol-z^^-solfo- 
säure  (in  alkalischer  Lösong) 

Gljcinkorinth 

id. 

2     - 

Naphthjigijcin 

Hessisch- Violett 

Diamidostilben- 

1     - 

o-Naphthylamin 

disalfos&are 

1     - 

i^-Naphthol 

Diaminblaa  B  B 

Benzidin 

2     - 

Amidonaphtholdisolfos&are  H 
(in  alkalischer  Lösong) 

Tetrazo&rbstoffe  aas  Benzidin  etc. 


1019 


Handelsprodvkt 

Entstanden  durch 
Diaxotieren  Ton 

Und  kombinieren  mit 

Azoblau 

ToUdin 

2     - 

a-NaphtholaulfosAure  NW 

Diaminblaa  B  X 

id. 

1     - 

- 

1 

1     - 

Amidonaphtholdiaulfosäare  H 
(in  alkalischer  Lösung) 

id.         3B 

id. 

2     - 

Amidonapiitholdisulfosäare  H 
(in  alkalischer  Lösung) 

Ozaminblau  R 

id. 

1     - 

o-Naphtholsulfosäure  NW 

1     - 

^1  -  A  mido  -  «3  -  n  aphthol  -ßi'  snlfo- 
sänre  (in  alkalischer  Lösung) 

^nzoaznrin  3  G 

Diasinidin 

2     - 

a^Naphtholsulfos&ure  G 

irillantazaiin  5  G 

id. 

2     - 

DioxynaphthalinRulfosäure  S 

:)irektblaa  B 

id. 

1     . 

a-Naphtholsttlfosäore  NW 

1     - 

Dioxjnaphthoemonosntfos&ure 

)iamiTiblau  B 

Äthoxybenzidin 

1     - 

/{-Naphtholdisalfosäure  cT 

1     . 

a-Naphtholsulfosäare  NW 

rljclnblau 

Benzidinsalfon 

2     - 

«-Naphthylglycin 

rapbthjlblaa  2  B 

Benzidindikar- 

2     - 

Benzoyl-l-amido-8-naphthol-5-mo- 

bonsäure 

nosulfosäure 

)irektgrau  R 

Benzidin 

2     . 

Dioxynaphthoesulfosänre 

.zoschwarzblaa 

Tolidin 

1 

m-Oxydiphenylamin 

1 

Amidonaphtholsolfosänre  H 

zomaaye  B 

id. 

1     - 

A-Naphthjlamin 

1           ■• 

Amidonaphtholsolfosänre  H 
(in  alkalischer  Lösang) 

irektblau  R 

id. 

1 

a-Naphtholsalfosäare  NW 

1 

Dioxjnaphthoesulfosäure 

irektgrau  B 

id. 

2     - 

- 

iaminblauschwarz  £ 

Athoxjbenzidin 

1     - 

^-NaphtholdisulfosSure  cT 

X       " 

Amidonaphtholsnlfos&are  G 
(in  alkalischer  Lösang) 

aminschwarz  B  o 

id. 

2     - 

Amidonaphtholsnlfos&ure  G 
(in  alkalischer  Lösung) 

olettschwarz 

Acetanilid 

1     - 

a-Naphtholsulfosäore  NW 
(Abspalten  der  Acetylgruppe,  Di- 
azotieren   des  Zwischenproduktes 
und  Kombinieren  mit  1  Mol.  er- 
Naphthjlamin) 

izoschwarz 

Benzidin 

2     - 

o-Naphthjlaminsulfos&ure  L 

izobrillaDtschwarz 

Tolidin 

2     - 

- 

izarm 

Dianisidin 

2     - 

- 

Ferner:   Diaminschwarz  B  H;  Diamintiefschwarz  SS,  00;  Diamin- 
iwarzblau  B ;  Oxydiamintiefschwarz  N,  NR,  SOOO ;  Diazoblauschwarz 


1020  OrgaDische  Farbstoffe. 

RS;    Direkttiefschwarz  R,  T;   Direktblauschwarz  B;    Kolumbiaschwarz: 
Nyanzascbwarz;  Taboraschwarz ;  Sambesiscliwarz  B  R. 

Sanibe^i'IndigiMau  M  (Rev.  Gener.  Mat.  Color.  1900,  64)  (Ber- 
liner Aktieogesellschaft).  Dunkel  violettes  Pulver,  das  sich  in  Wasser 
mit  violettschwarzer  Farbe  auflöst.  Salzsäure  erzeugt  in  der  wäßrigen 
Lösung  einen  blauen,  Natronlauge  einen  schwarzvioletten  Niederschlag. 
Mit  konz.  Schwefelsäure  bildet  sich  eine  grünlichblaue  Lösung,  aus  der 
beim  Verdünnen  mit  Wasser  der  FarbstoflP  als  blauer  Niederschlag  ausflült. 

Färbt  Baumwolle  direkt  und  erzeugt  darauf  durch  Diazotieren  und 
Entwickeln  mit  y9-Naphthol  ein  etwas  rotstichiges,  wasch-,  säure-  und 
alkaliechtes  Dunkelblau. 

Rosanthrene  O,  M,  A,  B,  C  B  (G.  f.  eh.  J.)  sind  Diazotierungs- 
farbstoffe  mit  lebhafter  türkischrotähnlicher  Nuance  von  guter  Wasch- 
und  Säureechtheit.  Sie  werden  mit  Glaubersalz,  Soda  und  Seife  gefärbt, 
diazotiert  und  mit  )9-Naphthol  entwickelt. 

Ihre  Darstellung  erfolgt  durch  Kuppeln  von  Diazoverbindungen  mit 
m-Amidobenzoyl-Amidonaphtholsulfosäuren. 

Sulfonazurin  entsteht  aus  Benzidinsulfondisulfosäure  und  2  Mol. 
Phenyl-y^-Naphthylamin.  Das  Handelsprodukt  stellt  ein  graublaues 
Pulver  dar,  das  in  Alkohol  und  Wasser  mit  blauer  Farbe  löslich  ist.  Salz- 
säure fällt  aus  der  wäßrigen  Lösung  einen  blauen  Niederschlag,  Natron- 
lauge ebenfalls.  Konz.  Schwefelsäure  löst  den  Farbstoff  mit  violetter  Farbe: 
beim  Verdünnen  mit  Wasser  scheiden  sich  schwarzviolette  Flocken  aus. 

Eignet  sich  mehr  zum  Färben  von  Wolle  (mit  Glaubersalz  und 
essigsaurem  Natron)  als  zum  Färben  von  Baumwolle. 

Ihm  nahe  verwandt  sind  Brillantsulfonazurin,  Sulfoncyanine, 
Sulfonbraun  und  wahrscheinlich  auch  die  nachstehenden  Farbstoffe. 

Sulfim8äurehlau  B  (Bayer)  (Rev.  Mat.  Col.  1898,  26)  stellt  ein 
blaues,  in  Wasser  mit  violettblauer,  in  Alkohol  mit  blauer  Farbe  lös- 
liches Pulver  dar.  Salzsäure  verändert  die  Farbe  der  wäßrigen  Lösung 
in  Grünlichblau,  Natronlauge  in  Rot.  Kx)nz.  Schwefelsäure  gibt  eine  blaue 
Lösung,  die  beim  Verdünnen  grünlichblau  wird. 

Die  Wolle  wird  gefärbt  in  einem  Bade  mit  Glaubersalz  und 
Essigsäure. 

SulfimMureblau  B  (Bayer)  (Rev.  Mat.  Col.  1898,  26)  ist  dem 
vorigen  ähnlich.  Das  blaue  Pulver  löst  sich  in  Wasser  mit  blauer  Farbe; 
Salzsäure  macht  die  Lösung  grünlichblau,  Natronlauge  hellrot.  Die  Lö- 
sung in  konz.  Schwefelsäure  ist  blau. 

8.   Polyazofarbstoffe. 

BenzoschwarsMau  O  (Bayer)  (aus  1  Mol.  Benzidindisnlfosäure, 
1  Mol.  a-Naphtholsulfosäure  NW  und  1  Mol.  ^-Naphthyhimin;   das  ent- 


Polyazofarbstofife.  1 02 1 

standene  Zwischenprodukt  wird  ^eder  diazotiert  und  mit  einem  weiteren 
Molekül  a-Naphtholsulfosäure  NW  gekuppelt).  Das  Handelsprodukt  ist 
ein  schwarzes  Pulver,  das  in  Alkohol  unlöslich  ist,  sich  aber  mit  blau- 
schwarzer Farbe  in  Wasser  auflöst.  Salzsäure  erzeugt  in  der  wäßrigen 
Lösung  einen  schwarzblauen  Niederschlag;  Natronlauge  färbt  blau.  Mit 
konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  schwarzgrüne  Lösung;  beim  Verdünnen 
tritt  ein  Niederschlag  auf. 

Baumwolle  wird  direkt  schwarzblau  angefärbt. 

BenzaschwaTasbUiu  R  leitet  sich  vom  Tolidin  ab  und  ist  dem 
vorigen  ähnlich. 

Benzoschivarz  6  O  (Bayer)  ist: 

_       .,.    ,.     ,-  o-Naphthylamin-Dioxynaphthalindisulfosäure  S 

Benzidmdisulfosäure^ -rv-  i.xi.  i»   j-     ü«    »*        o 

Dioxynaphthalindisulfosäure  o. 

IHrektschwarz  V  (Sandoz).  Das  Handelsprodukt  ist  ein  grau- 
schwarzes Pulver,  das  in  Wasser  mit  violettschwarzer  Farbe  löslich  ist. 
Salzsäure  gibt  in  der  Lösung  einen  blauschwarzen  Niederschlag.  Natron- 
lauge macht  rot  violett. 

Konz.  HgSO^:  Blau,  beim  Verdünnen  blauscbwarzer  Niederschlag. 
Ungeheizte  Baumwolle  wird  aus  neutralem  oder  schwach  alkalischem 
kochenden  Bade  unter  Zusatz  von  15  Proz.  Kochsalz  oder  kalz.  Glauber- 
salz in  mauvegrauen  bis  schwarz  violetten  Nuancen  gefärbt.  Es  läßt  sich 
ferner  nach  Diazotierung  auf  der  Faser  mit  /9-Naphthol  zu  Dunkelmarine- 
blau, mit  Diaminen  zu  Blauschwarz  entwickeln. 

ChUyranUn8chwarx  N  (ß^kndiOz),  Ist  ein  dunkelbronzeglänzendes 
Pulver.  Lösung  in  Wasser  dunkelblaugrün;  Salzsäure  gibt  in  derselben 
einen  blauen,  Natronlauge  einen  blaugrünen  Niederschlag. 

Konz.  Hg  SO4:  Blau,  beim  Verdünnen  blauer  Niederschlag.  Gibt 
auf  ungeheizte  Baumwolle,  sowie  Halbwolle  und  Halbseide  in  hellen 
Nuancen  graue,  in  5 — 6-proz.  dagegen  grünlichschwarze  Färbungen. 

Benzograu  (Bayer): 

„Salizylsäure 
~  ~~~a-Naphthylamin  -  a  -  Naphtholsulfosäure  N  W. 
Baumwolle  wird  grau  angefärbt.  Der  Farbstoff  stellt  ein  grauschwarzes, 
in  Wasser  mit  rotbrauner  Farbe  lösliches  Pulver  dar.  Natronlauge 
bewirkt  keine  Veränderung;  Salzsäure  erzeugt  einen  schwarzen  Nieder- 
schlag. Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  blaue  Lösung,  aus  der  beim 
Verdünnen  mit  Wasser  der  Farbstoff  in  schwarzen  Flocken  gefällt  wird. 

Ißenzoindigblau  (Bayer): 

^ Dioxynaphthalinsulfosäure  S 

""     ~a-Naphthylamin-Dioxynaphthalinsulfosäure  S 
ist  ein  graues,    in  Wasser   leicht   mit  violetter  Farbe   lösliches  Pulver; 
durch  Natronlauge  wird    die    wäßrige  Lösung  rotviolett;    Salzsäure  er- 


1022  Organische  Farbstoffe. 

zeugt  einen  blauvioletten  Niederschlag.  Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine 
graublaue  Lösung,  aus  der  beim  Yerdttnnen  violettblaue  Flocken  nieder- 
geschlagen werden. 

Färbt  Baumwolle  indigoblau. 

Hierher  gehören  auch  Benzomarineblau,  Benzocyanin  und 
Kongoechtblau. 

ToiedoUau  V  (Leonhardt)  (Rev.  Mat.  Col.  1898,  419)  gehört 
wahrscheinlich  auch  in  diese  Gruppe;  ist  ein  graublaues,  schon  in  kaltem 
Wasser  leicht  mit  blauer  Farbe  lösliches  Pulver.  Natronlauge  bewirkt 
in  der  wäßrigen  Lösung  keine  Yer&ndenmg,  wfthreiLd  Salzsäure  darin 
einen  blauen  Niederschlag  erzeugt.  Mit  konz.  Schw^lsftnr«  wird  eine 
grünlichschwarze  Lösung  erhalten,  die  beim  ZugieBen  von  Waaaer  eine 
yiolettrote,  dann  rote  Farbe  annimmt  und  schlieBlich  einen  8chmatxi|p^ 
grauen  Niederschlag  ergibt. 

Färbt  Baumwolle  direkt  unter  Zusatz  von  Glaubersalz  und  Soda 
oder  Seife  zum  Bade. 

Ace^lenMau  6  B,  3  B,  B  X,  8  R  (Ges.  f.  ehem.  Ind.)  (Rev.  Mai. 
Col.  1899,  249)  färben  Baumwolle  direkt  aus  neutralem  Bad  in  Gegen- 
wart von  Glaubersalz.  Lösen  sich  in  kaltem  Wasser  mit  blauer,  bezw. 
violetter  Farbe.  Salzsäure  erzeugt  in  den  wäBrigen  Lösungen  Nieder- 
schläge von  blauer,  bezw.  rötlichblauer  (3  R)  Farbe.  Natronlauge  ist 
auf  6  B  ohne  Wirkung;  die  Lösung  von  3  B  wird  rötlicher,  diejenige 
von  B  X  rotblau  und  diejenige  von  3  R  rot.  Konz.  Schwefelsäure  gibt 
eine  grünlichblaue  (6  B)  oder  bläulichgrüne  (3  B)  oder  blaue  (B  X  und 
3  R)  Lösung. 

Indigenblau  B  B,  B,  B  (Ges.  f.  ehem.  Ind.)  (Rev.  Mat.  Col.  1899, 
249)  sind  nach  dem  Typus 

_       ,.  ^Amidonaphtholsulfosäure-Eresidin 

Paradiamxn-:- .^t     i_xi_  i     u?    •• 

Naphtholsulfosaure 

zusammengesetzt  und  gleichen  in  ihrem  Verhalten  den  Diaminogenfarb- 

Stoffen.     Sie  werden   auf   kochendem  Bade    mit  Kochsalz  oder  61auber> 

salz  und  wenig  Seife  oder  Soda  gefärbt.     Die  direkten  Färbungen  sind 

matt  und  bieten  kein  Interesse.     Durch  Diazotieren  und  Kuppeln  mit 

;9-Naphthol  erhält  man  aber  grünstichig-  bis  rotstichigblaue  Töne. 

IHrekUndmMau  B  (Sandoz)  ist  ein  blauschwarzes  Pulver.  Lö- 
sung in  Wasser  blauschwarz;  Salzsäure  gibt  eine  dunkelblaue  Fällung; 
Natronlauge:  Violette  Lösimg;  konz.  H3SO4:  Blau,  beim  Verdünnen 
dunkelblaue  Fällung. 

Gibt  mit  2  Proz.  Soda  und  15  Proz.  Glaubersalz  oder  Kochsalz 
aus  kochendem  Bade  auf  ungeheizte  Bamnwolle  graublaue  bis  indigo- 
blaue Färbungen  von  guter  Wasch-  und  Lichtechtheit;  die  Färbungen 
sind  etwas  rotstichiger  als  diejenigen  von  Diaminschwarz  BH  und  lassen 


Poljazofarbstoffe.  1023 

sich  wie  letztere  auf  der  Faser  durch  Diazotierong  und  Entwickeln  mit 
Phenolen  und  Aminen  in  vollkommen  wasch-  und  gut  lichtechte  Dunkel- 
blau und  Schwarz  übeiffihren. 

M0ioff€tMau  BH  (Sandoz).  Blauschwarzes  Pulver,  das  sich  in 
Wasser  mit  blauvioletter  Farbe  löst.  Mit  Salzsäure  entsteht  in  der 
Lösimg  ein  violetter  Niederschlag.  Natronlauge  macht  die  Lösung 
violett. 

Hg  SO4:  Blau,  beim  Verdünnen  blauvioletter  Niederschlag.  Melogen- 
blau  B  H  färbt  aus  neutralem  oder  schwach  alkalischem  Bade  unter 
Zusatz  von  20 — 30  Proz.  Kochsalz  oder  Glaubersalz  auf  ungeheizte 
Baumwolle  Indigoblau  etwas  grünstichiger  als  Diaminschwarz  B  H. 
Diese  direkten  Färbungen  geben  bei  Diazotierung  und  nachheriger  Ent- 
wickelung  mit  ;9-Naphthol  bei  1 — 2  Proz.  Farbstoff  ein  schönes  Grau, 
bei  Anwendung  von  6  Proz.  Melogenblau  B  H  ein  tiefes,  ziemlich  grün- 
stichiges Schwarz  von  vollkommener  Wasch-  und  sehr  guter  Licht- 
echtheit. 

CMoramifMau  3  O  und  H  W*  Dunkelbronzeglänzendes  Pulver, 
in  Wasser  mit  blauer  Farbe  löslich«  Salzsäure  und  Natronlauge  geben 
blaue  Färbung. 

Hj  SO4:    Blau,  beim  Verdünnen  violettblauer  Niederschlag. 

Die  Marken  3  G  und  H  W  geben,  wie  Chloramingrün  gefärbt,  auf 
ungeheizter  Baumwolle  3  G  ein  grünstichiges,  H  W  mehr  ein  schwarz- 
stichiges  Blau  imd  eignen  sich  vorzüglich  zur  Färberei  gemischter 
Gewebe. 

Azokarinth  (Oehler)  ist: 

ddophenolsulfosäure  III 


Tolidin:^-__ .  -i^i-      ..       t> 

Azonaphthionsaure-Kesorcm. 

Das  Handelsprodukt  stellt  ein  schwarzbraunes  Pulver  dar,  das  in 
Wasser  mit  braunroter  Farbe  löslich  ist.  Natronlauge  macht  die  Lösung 
mehr  violettrot;  Salzsäure  erzeugt  einen  rötlichbraunen  Niederschlag. 
Mit  konz.  Schwefelsäure  bildet  sich  eine  violettblaue  Lösung,  die  beim 
Verdünnen  einen  braunen  Niederschlag  gibt.  Ungeheizte  Baumwolle  wird 
braunviolett  gefärbt. 

JDiaminhronze  (Gassella): 
^^Salizylsäure 
^  Amidonaphtholdisulfosäure  -  H  -  m  -  Pheny  lendiamin. 

Das  Handelsprodukt  ist  ein  schwarzes  Pulver,  das  sich  in  heißem 
Wasser  mit  brauner  Farbe  auflöst.  Natronlauge  macht  die  Lösung 
heller,  Salzsäure  erzeugt  einen  braunen  Niederschlag.  Mit  konz.  Schwefel- 
säure entsteht  eine  braunviolette  Lösung,  aus  der  beim  Verdünnen  mit 
Wasser  ein  dunkler  Niederschlag  präzipitiert  wird. 

Färbt  ungeheizte  Baumwolle  braun. 


X024  Organische  Farbstoffe. 

BenzaoUve  (Bayer): 

^.Salizylsäure 

"~~     ^a-Naphthy lamin  -  Amidonaphtholdisulfosäure  H. 

Ungebeizte  Baumwolle  wird  in  olivgrünen  Tönen  angefärbt.  Bas 
Handelsprodukt  ist  ein  schwarzes,  in  Wasser  mit  dunkelgrüner  Farbe 
lösliches  Pulver.  Natronlauge  macht  die  Lösung  braun,  Salzsäure  fallt 
den  Farbstoff  in  schwarzgrünen  Flocken.  Mit  konz«  Schwefelsäure  bildet 
sich  eine  violette  Lösung;  beim  Verdünnen  entsteht  ein  grünschwarzer 
Niederschlag. 

Hierher  zu  zählen  sind  wahrscheinlich  auch: 

Diphenylgelb  (G^igy)  (Kev.  Mat.  Col.  1898,  68),  ein  hellrotbraunes 
Pulver;  die  Lösung  in  Wasser  ist  trübe  und  braungelb;  mit  Salzsäure 
entsteht  eine  dunklere  Lösung,  desgleichen  mit  Natronlauge.  Mit  kons. 
Schwefelsäure  entsteht  eine  rotbraune  Lösung. 

Färbt  Baumwolle  direkt  unter  Zusatz  von  Glaubersalz  aus  kochendem 
Bade  hellgelb.  Durch  Nachbehandlung  mit  Ealiumbichromat  wird  die 
Färbung  alkaliecht. 

IHphenylearanin  G  (Geigy)  (Rev.  Mat.  Col.  1898,  68)  stellt  ein 
hellrotbraunes,  in  Wasser  mit  hellgelber  Farbe  lösliches  Pulver  dar.  Die 
Lösung  wird  durch  Natronlauge  nicht  verändert;  durch  Salzsäure  aber 
etwas  heller.  In  konz.  Schwefelsäure  löst  sich  der  Farbstoff  mit  rot- 
brauner Farbe. 

Mekanggeib  G  (Durand): 

BenzidinrC^Salizylsäure 

~~Dioxydiphenylmethan 
Benzidinidg^lj^ylgj.^^^ 

färbt  Baumwolle  im  Seifenbade  grünstichiggelb.  Ist  ein  braunes,  in 
Wasser  mit  gelblichbrauner  Farbe  lösliches  Pulver.  In  der  wäßrigen 
Lösung  erzeugt  Salzsäure  einen  braunen  Niederschlag;  Natronlauge  macht 
die  Lösung  röter.  Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine  violette  Lösung,  die 
auf  Zusatz  von  Wasser  sich  durch  Ausscheiden  brauner  Flocken  trübt. 

Ahnliche  Farbstoffe  liegen  im  Mekonggelb  R  und  Azoo ränge  R 
derselben  Firma  vor. 

Chrombenz^^Mraun  3  B  (Bayer)  (Rev.  Mat.  Col.  1898,  421).  Das 
Handelsprodukt  ist  ein  graues  Pulver,  welches  in  Alkohol  wenig,  leicht 
dagegen  in  Wasser  mit  orangebrauner  Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  gibt  in 
der  wäBrigen  Lösung  einen  braunen,  Natronlauge  einen  rotbraunen  Nieder- 
schlag. In  konz.  Schwefelsäure  löst  sich  der  Farbstoff  mit  blauer  Farbe: 
durch  Verdünnen  mit  Wasser  wird  ein  blauer  Niederschlag  gebildet. 

Auf  Zusatz  von  Zinnsalz  und  Salzsäure  entsteht  zuerst  ein  brauner 
Niederschlag,  der  allmählich  violettschwarz  wird  und  sich  in  der  Säure 
auflöst. 


Polyazofarbstoffe.  1025 

Eignet  sich  zum  Färben  der  ungeheizten  Baumwolle.  Durch  Nach- 
behandlung mit  Kaliumbichromat  und  Kupfervitriol  entstehen  sehr  wider- 
standsfähige Färbungen. 

Trisulfimbraun  B  (Sandoz).  Graubraunes  Pulver,  das  in 
Wasser  mit  kaffeebrauner  Farbe  löslich  ist.  Durch  Salzsäure  entsteht 
ein  schwarzbrauner  Niederschlag.    Natronlauge  macht  rotbraun. 

H,  SO4:  Blauviolette  Lösung,  beim  Verdünnen  dunkelbrauner 
Niederschlag. 

Trisulfonbraun  B  gibt  mit  2  Proz.  Soda  und  15 — 20  Proz.  Kochsalz 
gefärbt  auf  ungeheizter  Baumwolle  schön  kaffeebraune  Nuancen  von  guter 
Wasch-  und  Lichtechtheit,  die  durch  Nachbehandlung  in  kochendem 
Bade  mit  1  Proz.  Bichromat  und  2  Proz.  Kupfersulfat  noch  wesentlich 
verbessert  werden  können. 

Aus  neutralem  Bade  wird  Halbwolle  und  auch  Halbseide  ziemlich 
gleichmäßig  angefärbt;  die  animalische  Faser  etwas  gelbstichiger. 

Trigulfonbraun  G  und  GO  sind  zwei  gelbstichigere  Marken 
mit  im  übrigen  ähnlichen  Reaktionen  imd  derselben  Verwendung. 

Oocydiamiwyrange  G  und  J(  (Cassella)  (Rev.  Mat.  Col.  1899,  249) 
stellen  braunrote  Pulver  dar,  die  sich  in  kaltem  Wasser  schwer,  leichter 
in  heiBem  mit  gelblichbrauner  Farbe  lösen.  Salzsäure  erzeugt  einen 
orangebraunen,  Natronlauge  einen  gelblichbraunen  Niederschlag.  Die 
Lösung  in  konz.  Schwefelsäure  zeigt  eine  orangebraune  Farbe,  die  auf 
Zusatz  von  Wasser  gelbbraun  wird,  indem  schließlich  ein  orangebrauner 
Niederschlag  ausfällt. 

Sind  Substantive  Baumwollfarbstoffe,  können  aber  auch  auf  Wolle 
und  Seide  gefärbt  werden. 

IHanUnffrUn  (Cassella).  Zu  dessen  Darstellung  wird  p-Nitro- 
diazobenzol  gekuppelt  mit  1  Mol.  Amidonaphtholsulfosäure  H,  die  ent- 
standene Verbindung  sodann  mit  1  Mol.  Tetrazodiphenyl  und  letzteres 
Zwischenprodukt  mit  1  Mol.  Salizylsäure. 

Das  Handelsprodukt  ist  ein  schwarzes  Pulver,  das  in  Alkohol  und 
Wasser  mit  grüner  Farbe  löslich  ist.  Natronlauge  macht  gelber;  Salz- 
säure erzeugt  einen  dunkel  gefärbten  Niederschlag;  konz.  Schwefelsäure 
bildet  eine  violette  Lösung,  aus  der  durch  Wasser  ein  blauschwarzer 
Niederschlag  gefällt  wird.    Färbt  ungeheizte  Baumwolle  grün. 

Ein  ähnliches  Produkt  li^gt  im  Kolumbi agrün  der  Berliner 
A.  f.  Anilinfabrikation,  wahrscheinlich  auch  im  Eboligrün  (Leonhardt) 
und  im 

Benzodunk^ffrünB  (Bayer)  (Rev.Mat.  Col.  1899, 56)  vor;  letzteres 
bildet  ein  grauschwarzes,  schon  in  kaltem  Wasser  mit  dunkelgrüner  Farbe 
lösliches  Pulver;  ist  in  Alkohol  mit  blaugrüner  Farbe  löslich.  Durch 
Natronlauge  wird  die  Farbe  der  Lösung  violettschwarz ;  Salzsäure  erzeugt 

Unienuchungen.   5.  Aufl.  III.  ^ 


1026  Organische  FarbstoflTe. 

einen  blauen,  überschüssige  Säure  einen  schwarzen  Niederschlag.  In  konz. 
Schwefelsäure  löst  sich  der  Farbstoff  mit  blauer  Farbe,  beim  Verdünnen 
entsteht  ein  schwarzer  Niederschlag.  Eine  Mischung  von  Zinnchlorür 
imd  Salzsäure  gibt  einen- blauen,  dann  schwarz  werdenden  Niederschlag, 
der  sich  beim  Erwärmen  unter  Entfärbung  langsam  auflöst. 

Baimiwolle  färbt  sich  in  einem  Bade  mit  10 — 15  Proz.  Glauber- 
salz bei  Eochhitze  (1  Stunde)  in  dunkelgrünen  Tönen.  Kann  mit  Zinn- 
salz und  Zinkstaub  geätzt  werden.  Eignet  sich  auch  gut  zum  Färben 
YOn  Halbwolle  aus  neutralen,  mitXrlaubersalz  yersetzten  Bädern.  Kann 
auch  für  Seide  und  Wolle  gebraucht  werden. 

CMoratningrün  (Sandoz),  ein  dunkles,  leicht  bronzeglänzendes, 
in  Wasser  mit  dunkelgrüner  Farbe  lösliches  Pulyer.  Salzsäure  erzengt 
in  der  wäßrigen  Lösung  einen  violetten  Niederschlag;  Natronlauge 
macht  schwarzgrün. 

H3SO4:  Violette  Lösung,  beim  Verdünnen  violetter  Niederschlag. 
Chloramingrün  B  gibt  aus  neutralem  oder  schwach  alkalischem  Bade 
auf  ungeheizte  Baumwolle  blaugrüne,  erheblich  lebhaftere  Nuancen  als 
Diamingrün  B  und  zeichnet  sich  vor  letzterem  Produkt  auch  durch 
größere  Alkaliechtheit  vorteilhaft  aus. 

Aus  neutralem  Bade  erhält  man  auf  Halbseide  und  Halbwolle 
schön  gleichmäßige  Färbungen;  bei  zu  schnellem  Anheizen  fallt  die  ani- 
malische Faser  etwas  dunkler  aus. 

Hierher  gehören  wahrscheinlich  auch  die  folgenden  Farbstoffe: 

Poiyphenylacfnüarz  (Geigy). 

IHrekMefgchtvarz  G  (Rev.  Mat.  Gol.  1899,  124)  ist  ein  grau- 
schwarzes Pulver,  welches  selbst  in  kaltem  Wasser  mit  braunschwarzer 
Farbe  ]Öslich  ist.  Wird  die  wäßrige  Lösung  mit  Salzsäure  versetzt,  so 
entsteht  ein  violettschwarzer  Niederschlag.  Natronlauge  gibt  eine 
schmutzig-violettschwarze  Fällung.  In  konz.  Schwefelsäure  löst  sich 
der  Farbstoff  mit  blauer  Farbe,  durch  Wasserzusatz  wird  er  in  violett- 
schwarzen  Flocken  gefällt. 

Ist  ein  substantiver  Farbstoff-  und  zum  Färben  von  Baumwolle, 
Halbwolle  imd  Jute  geeignet.  Dem  Färbebad  setzt  man  10  Proz.  Koch- 
salz (für  Baumwolle)  zu  und  kocht  1  Stunde ;  Halbwolle  wird  mit  15  bis 
20  Proz.  Kochsalz  oder  20 — 25  Proz.  Glaubersalz  1*/, — 2  Stunden  kochend 
gefärbt.     Der  Farbstoff  kann  auf  der  Faser  diazotiert  werden. 

IHrektHefachwarz  BW  (Bayer)  (Rev.  Mat.  Col.  1899, 125).  Graues, 
schon  in  kaltem  Wasser  leicht  mit  violettschwarzer  Farbe  lösliches  Pulver. 
Salzsäure  erzeugt  in  dieser  Lösung  einen  violettschwarzen,  Natronlauge 
einen  rotstichig  blauen  Niederschlag.  Ist  in  konz.  Schwefelsaure  mit 
blauer  Farbe  löslich;  Zusatz  von  Wasser  gibt  einen  rötlichblauen  Nieder- 
•schlag. 


Polyazofarbstoffd.  1027 

Baumwolle  wird  auf  kochendem  Bade  unter  Zusatz  von  5 — 15  Proz. 
Kochsalz  violettschwarz  gefärbt.  Wird  auch  zum  Färben  von  Leinen 
und  namentlich  von  Jute  empfohlen.  Kann  mit  Zinnsalz  und  Zinkstaub 
geätzt  werden.    Eignet  sich  auch  zum  Grundieren  für  Anilinschwarz. 

DirektUefM^fvanc  B  (Bayer)  (Rey.  Mat.  Gol.  1898,  418)  ist  ein 
schwarzbraunes  Pulver,  das  sich  in  kaltem  Wasser  schwer,  jedoch  leicht 
in  heiBem  Wasser  mit  braunschwarzer  Farbe  auflöst.  Salzsäure  erzeugt 
in  der  wäßrigen  Lösung  einen  yiolettschwarzen  Niederschlag,  während- 
dem Natronlauge  die  Farbe  ins  Blauschwarze  zieht.  Konz.  Schwefel- 
säure löst  den  Farbstoff  mit  blauer  Farbe;  beim  Verdünnen  der  Lösung 
mit  Wasser  wird  der  Farbstoff  gefällt. 

Wird  auf  Baumwolle  unter  Zusatz  von  Kochsalz  zum  Bade  gefärbt. 
I>ir€kMau9ch/warz  2B  (Bayer)  (Key.  Mat.  GoU  1899,  248). 
Braunschwarzes  Pulver,  das  in  kaltem  Wasser  wenig,  in  heißem  dagegen 
leicht  mit  blauschwarzer  Farbe  löslich  ist.  Durch  Natronlauge  und 
durch  Salzsäure  werden  in  der  wäßrigen  Lösung  blaue  Niederschläge 
erzeugt.  Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine  blaue  Lösung,  die  beim  Ver- 
dünnen durch  Wasser  getrübt  wird. 

Ungeheizte  Baumwolle  wird  in  Gegenwart  von    Glaubersalz   und 
etwas  Soda  in  schwarzblauen  Tönen  von  großer  Lebhaftigkeit  angefärbt. 
Bl^utosehwarz  (Bayer). 

Karbidschwar»  B  O  (Ges.  f.  ehem.  Ind.)  (Rev.  Mat.  Gol.  1899,  57) 
ist  ein  in  Alkohol  unlösliches,  dagegen  in  kaltem  und  namentlich  in 
heißem  Wasser  mit  yiolettschwarzer  Farbe  lösliches,  graues  Pulver. 
Salzsäure  gibt  einen  violettschwarzen  Niederschlag,  Natronlauge  eine 
bläulichrote  Lösung.  Mit  konz.  Schwefelsäure  bildet  sich  eine  blaue 
Lösung,  aus  der  beim  Verdünnen  ein  blauschwarzer  Niederschlag  aus-» 
fallt.  Zinnsalz  und  Salzsäure  geben  einen  blauschwarzen  Niederschlag, 
der  sich  allmählich  in  der  Säure  unter  Entfärbimg  auflöst. 

Baumwolle  wird  in  Gegenwart  von  Kochsalz  blauschwarz  angefärbte 
Die  Färbungen  sind  wenig  echt. 

Karbid9chwa/rz  BI  scheint  etwas  bessere  Eigenschaften  zu 
besitzen. 

BSbeiMchwa/tx  (Ges.  f.  ehem.  Ind.)  (Rev.  Mat.  Gol.  1899,  56)  besteht 
aus  einem  Gemisch  eines  schwarzbraunen  und  geringer  Mengen  eines 
blauen  Farbstoffes,  das  in  Alkohol  unlöslich,  dagegen  schon  in  kaltem 
Wasser  mit  schwarzblauer  Farbe  löslich  ist.  Durch  Salzsäure  wird  ein 
blauer,  durch  Natronlauge  ein  schwarzblauer  Niederschlag  erzeugt.  Mit 
konzentrierter  Schwefelsäure  entsteht  eine  blaue  Lösung,  aus  welcher 
beim  Verdünnen  mit  Wasser  der  Farbstoff  in .  blauen  Flocken  geÜLllt 
wird.  Eitle  Mischung  von  Zinnsalz  und  Salzsäure  erzeugt  zuerst  einen 
blauen  Niederschlag,  der  sich  aber  bald  unter  Entfärbung  auflöst. 

65» 


1028  Organische  Farbstoffe. 

Soll  zum  Färben  yon  Baumwolle  und  Halbwolle  dienen.  Aus 
einem  Bade  von  Soda  und  Glaubersalz  erhält  man  auf  erstere  grün- 
schwarze Töne;  die  Färbungen  sind  diazotierbar. 

IhinkelUauSB  (Bayer)  (Rev.  Mat.  Gol.  1899,  124)  stellt  ein  grau- 
schwarzes Pulver  dar,  das  sich  schon  in  kaltem  Wasser  mit  violett- 
schwarzer  Farbe  auflöst.  Salzsäure  erzeugt  in  der  wäBrigen  Lösung 
einen  blauschwarzen,  Natronlauge  einen  violettschwarzen  Niederschlag. 
Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  blaue  Lösung,  in  welcher  beim 
Verdünnen  mit  Wasser  ein  blauer  Niederschlag  auftritt. 

Färbt  Baumwolle  direkt  in  einem  Bade  mit  10  Proz.  Glaubersalz 
und  1  Proz.  Soda  und  gibt  namentlich  beim  Biazotieren  auf  der  Faser 
und  Kombinieren  mit  y9-Naphthol  u.  s.  w.  waschechte  Färbungen. 

JHaxoUau  SM  (Bayer)  (Rev.  Mat.  Gol.  1899,  419)  ist  ein  substan- 
tiver Baimiwollfarbstoff,  dessen  direkte  Färbungen  jedoch  keinen  Wert 
haben.  Dagegen  liefert  er  durch  Diazotieren  auf  der  Faser  und  Kuppeln 
mit  y9-Naphthol  ein  rotstichiges,  sehr  reines  Blau,  das  namentlich  in 
Verbindung  mit  Diazoindigoblau  B  zur  Erzeugung  indigoähnlicher  Nuancen 
geeignet  ist.     Gefärbt  wird  mit  Kochsalz. 

Bas  Handelsprodukt  ist  ein  dunkelbraunes  Pulver,  das  in  Wasser 
mit  rötlichblauer  Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  gibt  in  der  wäBrigen 
Lösung  eine  blaue  Fällung;  Natronlauge  färbt  die  Lösung  gelblichrot. 
In  konz.  Schwefelsäure  löst  sich  der  Farbstoff  mit  blauer  Farbe;  beim 
Verdünnen  mit  Wasser  bildet  sich  ein  blauer  Niederschlag. 

KöiunMasehwarz  FF  extra  (Aktiengesellschaft  Berlin)  (Rev.  Mat. 
Gol.  1899,  284)  ist  ein  braunschwarzes  Pulver,  das  in  Wasser  mit  violett- 
schwarzer Falrbe,  in  Alkohol  unlöslich  ist.  Natronlauge  und  Salzsäure 
erzeugen  in  der  wäßrigen  Lösung  violette  Niederschläge.  Konz.  Schwefel- 
säure gibt  eine  blaue  Lösung,  die  beim  Verdünnen  mit  Wasser  durch 
das  Auftreten  eines  violetten  Niederschlages  getrübt  wird.  Zinnsalz  und 
Salzsäure  erzeugen  einen  violetten  Niederschlag,  der  sich  in  der  Kälte 
langsam  unter  Entfärbung  auflöst. 

Färbt  Baumwolle  mit  Glaubersalz  und  Soda  in  der  Siedehitze 
blauschwarz. 

Hier  an  zuschließen  sind  einige  Farbstoffe,  welche  durch  Einwirkung 
von  Biazo-  und  Tetrazoverbindungen  auf  Phenylen-  resp.  Toluylendiamin 
und  deren  Sulfosäuren  entstehen,  und  welche  ungeheizte  Baumwolle  braun 
Hlrben: 

Töluylenbraunf  Benzobraun  G,  KiUeiAuhraun,  JSetUMHiMidM- 
braun,  Benzoaclwüarzbraun,  IHrektbraun  T,  IHam4$%kaiechin, 
braun,  Lederbraun  u.  a.  m. 


Azofarbstoffe  für  Zweibad  verfahren.  1029 

Azofarbstoffe,  welche  sich  für  das  sog.  „Zweibadverfahren'' 

eignen. 

• 

Bei  diesem  Verfahren  werden  die  auf  der  Faser  fixierten  Färb* 
Stoffe  mit  Diazolösungen  gekuppelt.  Die  erste  Färbung  geschieht,  wie 
üblich,  mit  Glaubersalz  und  Soda  u.  s.  w.  Darauf  zieht  man  die  Ware 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  ca.  Y,  Stunde  durch  ein  Diazobad  (in  der 
Eegel  p-Nitrodiazobenzolchlorid).  Dadurch  erhält  man  besonders  licht- 
und  waschechte,  meist  auch  sattere  Färbungen. 

An  Farbstoffen,  welche  sich  zu  solchen  Zwecken  eignen,  sind  zu 
nennen:  Primulin,  Chloraminorange,  Benzobraun,  Toluylenorange,  Direkt- 
schwarz, Plutoschwarz,  Chicagoblau,  Chrjsamin,  Eongobraun,  Kolumbia- 
braun,  Chromanilbraun  K  2  G,  Sambesischwarz  D  R,  0,  Kolumbiaschwarz 
u.  a.  m. 

Yon  mehreren  Firmen  werden  besondere  Marken  in  den  Handel 
gebracht,  z.  B. 

DiaminnUrazoibraun  G,  B,  MD,  BD  (Cassella).  Die  Marken 
R  D  und  B  D  können  auch  ohne  nachheriges  Kuppeln  gebraucht  werden. 

Benxanitrolbraun  O  (Ba^rer)  (Rev.  Mat.  Col.  1898,  460).  Das 
Handelsprodukt  ist  ein  braunes  Pulver,  das  in  Alkohol  wenig,  in  heißem 
Wasser  mit  orangebrauner  Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  erzeugt  in  der 
wäßrigen  Lösung  einen  blauroten,  Natronlauge  einen  orangeroten  Nieder- 
schlag. .In  konz.  Schwefelsäure  löst  sich  der  Farbstoff  mit  blauer  Farbe; 
beim  Verdünnen  der  Lösxmg  mit  Wasser  bildet  sich  ein  blauschwarzer 
Niederschlag. 

Färbt  ungeheizte  Baumwolle  direkt,  doch  bieten  diese  Färbungen 
kein  praktisches  Interesse. 

Behandelt  man  dieselben  jedoch  in  einem  Bade  yon  p-Nitrodiazo- 
benzol,  so  wird  deren  Echtheit  bedeutend  gehoben. 

Benzan4!trölbraun  ;9Ä  (Bayer)  (Rev.  Mat.  Col.  1898,  460)  ist  ein 
analoger  Farbstoff,  der  ebenfalls  zum-  Kuppeln  mit  p-Nitrodiazobenzol 
auf  der  Faser  bestimmt  ist. 

Findet  sich  im  Handel  in  Form  eines  bronzeglänzenden,  braunen 
Pulvers,  das  in  kaltem  Wasser  wenig,  leichter  in  heißem  Wasser  mit 
orangebrauner  Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  erzeugt  in  der  wäßrigen 
Lösung  einen  braunen,  Natronlauge  einen  orangebraunen  Niederschlag. 
Hit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  bläulichrote  Lösung,  die  beim 
Yerdtüinen  mit  Wasser  einen  blauen  Niederschlag  gibt,  der  durch  einen 
Überschuß  von  Wasser  schließlich  eine  rotbraune  Farbe  annimmt. 

BenxonUrcMunke^^aun  N  (Bayer). 

Benxw^UröHn^aun  5B  (Bayer)  (Rev.  Mat.  Col.  1898,  421).  Das 
Handelsprodukt  ist  ein  braunes,  in  warmem  Wasser  leicht  mit  gelblich- 


1030  OrgaDische  Farbstoffe. 

brauner  Farbe  lösliches  Pulyer.  In  der  wäfirigen  Lösung  erzeugt  Salz- 
säure einen  gelblichbraunen  Niederschlag.  Natronlauge  macht  die  Lösung 
mehr  orangegelb.  Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine  blaue  Lösung,  aus  der 
durch  Wasser  ein  braunschwarzer  Niederschlag  gefallt  wird.  Zinnsalz 
und  Salzsäure  geben  zuerst  einen  gelbbraunen  Niederschlag,  der  sich 
allmählich  löst;  beim  Sieden  wird  die  Lösung  entfärbt.  In  Alkohol 
wenig  mit  bräunlichgelber  Farbe  löslich. 

Wird  mit  Soda  und  Glaubersalz  gefärbt.  Durch  Nachbehandlung 
mit  Kaliumbichromat  und  Kupfervitriol  wird  die  Echtheit  bedeutend 
erhöht. 

Hierher  zu  zählen  ist  auch  BianilschwarzPR  (Höchst),  identisch 
mit  Kubaschwarz  R  (Petersen),  Naphthylaminindigo  RF  und 
Naphthylamintiefblau  R  (Kalle). 

9.  Azooxystilbenflarbstoffe« 

Zu  den  Azofarbstoffen  können  auch  die  Azooxystilbensulfosäure 
und  deren  Abkömmlinge  gezählt  werden. 

Sannengeib,  Kurkumin  S  u.  a.m.  büden  sich  beim  Erwärmen 
von  p-Nitrotoluolsulfosäure  mit  Natronlauge«  Die  Handelsprodukte 
stellen  braune  Pulver  dar,  die  in  Alkohol  unlöslich  siad,  sich  aber  in 
Wasser  leicht  mit  rotgelber  Farbe  auflösen«  In  der  wäßrigen  Lösung 
erzeugen  Salzsäure  und  Natronlauge  braungelbe  Niederschläge.  Konz. 
Schwefelsäure  löst  die  Farbstoffe  mit  rotvioletter  bezw.  roter  FärboBg:; 
beim  Verdünnen  wird  der  Farbstoff  präzipitiert. 

Färben  ungeheizte  Baumwolle  in  Gegenwart  von  Kochsalz,  Seide 
und  Wolle  aus  saurem  Bade  in  goldgelben  Nuancen. 

Ähnliche  Farbstoffe  liegen  vor  in  Chicagoorange  G  und  KR 
(Geigy),  Arnikagelb  (Geigy),  den  Mikadofarben  (Leonhardt) 
(Mikadoorange,  Mikadogelb,  Mikadobraun)  und  wahrscheinlich  auch  im 
Direkt  gelb  R  (Bayer)  (Rev.  G.  Mat.  Col.  1898,  458). 


m.  ThiazolfarbstofTe. 

Durch  Erhitzen  von  Paratoluidin-  und  seinen  Homologen,  z.  B.  dem 
unsymmetrischen  Metaxylidin,  entstehen  Thiazolderivate  (Dehydrothio- 
paratoluidin,  Dehydrothio-m-xylidin,  Primulin  und  Homologe),  die  ent- 
weder in  Form  von  Sulfosäuren  direkt  als  Farbstoffe  gebraucht,  oder 
als  Ausgangsmaterialien  für  die  Gewinnung  von  teilweise  recht  wert- 
vollen Farbstoffen  benutzt  werden. 

PrimuUn  (Thiochromogen,  Polychromin,  Aureolin,  Sulphin  u.  s.  w.) 
bildet  sich  beim  Erhitzen  von  p-Toluidin  und  viel  Schwefel  auf  höhere 


Thiazolfarbstoffe.  1031 

Temperatur  und  nachheriges  Sulfieren  der  entstandenen  Primulinbase. 
Das  Handelsprodukt  ist  das  Natriumsalz  und  stellt  ein  schmutziggelbes 
Pulver  dar,  welches  in  Wasser  mit  hellgelber  Farbe  löslich  ist.  Natron- 
lauge bewirkt  in  der  wäßrigen  Lösung  keine  Veränderung;  Salzsäure 
erzeugt  einen  gelben  Niederschlag.  Eonz.  Schwefelsäure  gibt  eine  gelbe, 
fluoreszierende  Lösung,  aus  der  durch  Wasser  ein  grüner  Niederschlag 
gefallt  wird.    Färbt  unge beizte  Baumwolle  gelb. 

Bas  Primulin  wird  als  gelber  Farbstoff  benutzt,  man  macht  aber 
noch  eine  andere  Anwendung  von  seinen  Eigenschaften.  Der  auf  der 
Baumwolle  fixierte  Körper  läßt  sich  durch  Behandlung  mit  salpetriger 
Säure  in  eine  Diazoverbindung  verwandeln,  und  durch  Einwirkung  von 
Phenolen  oder  Aminen  werden  daraus  die  verschiedensten  Farbennuancen 
direkt  auf  der  Faser  erzeugt. 

Mit  ;9-Naphthol  entsteht  das  Primuli nrot. 

ChronUn  G  (Kalle)  bildet  sich  beim  Erhitzen  von  Dehydro- 
thiotoluidin  und  Schwefel  und  darauf  folgendem  Methylieren  und  Sulfieren 
des  Reaktionsproduktes  und  läßt  sich  nicht  diazotieren.  Das  Handels- 
produkt  ist  ein  braunes  Pulver,  welches  sich  in  heißem  Wasser  mit 
braungelber  Farbe  löst.  Salzsäure  und  Natronlauge  fällen  den  Farbstoff 
in  bräunlichen  bezw.  grüngelben  Flocken.  Mit  konz^.  Schwefelsäure  ent- 
steht eine  gelbe,  fluoreszierende  Lösung,  aus  der  durch  Wasser  braune 
Flocken  gefällt  werden. 

Färbt  Baumwolle  und  Halbseide  aus  alkalischem  Bade. 

TtUoflavin  T  (Cassella).  Behandelt  man  Dehydrothiotoluidin 
mit  Chlormethyl  oder  Holzgeist  und  Salzsäure,  so  werden  zunächst  die 
Wasserstoffatome  der  Amidogruppe  durch  Methylgruppen  ersetzt,  schließ- 
lich aber  entsteht  eine  quartäre  Ammoniumverbindung.  Das  Chlorid 
derselben  ist  ein  schön  gelber,  wasserlöslicher  Farbstoff,  welcher  unter 
dem  Namen  „Thioflavin*^  in  den  Handel  kommt. 

Das  Thioflavin  fixiert  sich  nach  Art  der  basischen  Farbstoffe  auf 
tannierter  Baumwolle  und  erzeugt  ein  dem  Auramin  ähnliches,  grün- 
stichiges Gelb. 

Seide  wird  aus  gebrochenem  Bastseifenbade  grünstichiggelb  gefärbt. 

Das  Handelsprodukt  ist  ein  gelbes,  krystallinisches  Pulver,  das  in 
Wasser  und  Alkohol  mit  gelber  Farbe  löslich  ist.  Die  alkoholische 
Lösung  zeigt  grüne  Fluoreszenz.  Salzsäure  und  Natronlauge  verändern 
die  Lösung  nicht.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  farblose  Lösung, 
die  beim  Verdünnen  gelb  wird. 

TMofia/cin  8  ist  das  Natriumsalz  einer  Sulfosäure  methylierter 
Primulinbasen  und  stellt  ein  gelbes,  in  Wasser  leicht  lösliches  Pulver 
dar.  Die  alkoholische  Lösung  fluoresziert  grün.  In  der  gelben,  wäßrigen 
Lösung  erzeugt  Salzsäure  einen  orangegelben  Niederschlag;  Natronlauge 


1032  Organische  Farbstoffe. 

ist  ohne  Einwirkung.  Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine  braune  Lösung; 
beim  Verdünnen  mit  Wasser  entsteht  ein  orangegelber  Niederschlag. 
Färbt  imgebeizte  Baumwolle  grünlichgelb. 

ChlaranUng€^  M.  (Bayer)  entsteht  durch  Oxydation  Ton  Dehydro- 
thiotoluidinsulfosäure  in  alkalischer  Lösung  mit  Chlorkalk,  Bleisuper- 
oxyd  u.  s.  w.  und  färbt  Wolle  und  ungeheizte  Baumwolle  in  sehr  echten, 
gelben  Tönen. 

Das  Handelsprodukt  ist  ein  gelbbraunes  Pulver,  das  sich  in  Wasser 
mit  gelber  Farbe  löst.  Mit  Salzsäure  und  Natronlauge  entstehen  orange- 
gelbe Fällungen.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  rote  Lösung, 
aus  der  beim  Yerdünnen  mit  Wasser  ein  brauner  Niederschlag  ge- 
fallt wird. 

Ooßyphenin  (Clayton),  ChlaranUnorange  (Bayer)  und  Chlors 
atninbraun  sind  ähnliche  Farbstoffe. 

CtOoramingeib  GG  (Bayer)  (Rev.  Gener.  Mat.  Col.  1900,  8). 
Orangebraunes  Pulver,  das  sich  in  Wasser  mit  gelber  Farbe  löst.  Salz- 
säure und  Natronlauge  erzeugen  in  der  wäßrigen  Lösung  einen  braun- 
gelben Niederschlag.  In  konz.  Schwefelsäure  löst  sich  der  Farbstoff 
mit  braungelber  Farbe  und  fallt  beim  Yerdünnen  als  rötlichgelber  Nieder- 
schlag aus. 

Färbt  Baumwolle  aus  kochsalzhaltigem  Bad  in  grünstichiggelben 
Tönen.  i 

Mimosa  (Geigy)  ist  das  Finwirkungsprodukt  von  Ammoniak  auf 
diazotiertes  Primulin.  Das  Handelsprodukt  ist  ein  bräunlichgelbes  Pulver, 
das  sich  in  Wasser  mit  gelber  Farbe  löst.  Salzsäure  erzeugt  in  der 
wäßrigen  Lösung  einen  orangegelben,  Natronlauge  einen  orangeroten 
Niederschlag.  Mit  konz.  Schwefelsäure  bildet  sich  eine  gelbe  Lösung. 
ungeheizte  Baumwolle  wird  gelb  gefärbt. 

Thiazoigeib  (Bayer)  oder  dai^toiHjreld  (Clayton)  entsteht  durch 
Einw^irkung  von  Dehydrothiotoluidinsulfosäure  auf  die  Diazoverbindong 
derselben  Säure.  Stellt  ein  gelbes,  in  Wasser  und  Alkohol  mit  gelber 
Farbe  lösliches  Pulver  dar.  Salzsäure  und  Natronlauge  erzeugen  in  der 
wäßrigen  Lösung  einen  rötlichgelben  Niederschlag.  Mit  konz.  Schwefel- 
säure entsteht  eine  braungelbe  Lösung.  Färbt  ungeheizte  Baumwolle  im 
Seifenbade  gelb. 

OrMgeiö  (Geigy),  aus  diazotiertem  Primulin  und  Salizylsiare, 
ist  ein  rotes  Pulver,  das  in  Wasser  mit  orangeroter  Farbe  löslich  ist. 
Salzsäure  und  Natronlauge  erzeugen  in  der  wäßrigen  Lösung  gelbe 
bezw.  orangegelbe  Niederschläge.  Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine  rote 
Lösung,  die  beim  Yerdünnen  mit  Wasser  durch  das  Auftreten  bräunlich- 
gelber Flocken  getrübt  wird.  —  Die  gleiche  Yerbindung  liegt  vor  in 
den  Marken  BaumwMgeib  B  (Badische),  MkaUgelb  (Dahl). 


i 


Thiazolfarbstoffe.  1033 

Wird  zur  Kuppelung  m-Phenylendiamin  anstatt  Salizylsäure  an- 
gewandt, 80  entstellt  jUkidibraun  Mf  welches  ungeheizte  Baumwolle 
braun  färbt  und  gegen  Reagentien  ein  ähnliches  Verhalten  zeigt  wie 
Oriolgelb.  Hierher  gehören  auch  TerraoaUa  F  (Greigj)?  BawmwcU' 
orange  IC  (Badische),  IHa'^ninechtgeib  A  (Cassella). 

ThianUngeib  (Brooke,  Simpson)  ist  das  Einwirkungsprodukt 
von  Formaldehyd  auf  Primulin. 

Nitraphenin  entsteht  durch  Kuppeln  von  p-Diazonitrobenzol  und 
Dehydrothio-p-toluidinsulfosäure  imd  färbt  ungeheizte  Baumwolle  grün- 
stichiggelb.  Das  Handelsprodukt  ist  ein  braunes  Pulver,  das  sich  in 
Wasser  mit  rötlichgelber  Farbe  löst.  Salzsäure  gibt  einen  gelben  Nieder- 
schlag; Natronlauge  macht  die  Lösung  violett.  Mit  konz.  Schwefelsäure 
entsteht  eine  gelbe  Lösung;  beim  Verdünnen  mit  Wasser  bildet  sich  ein 
gelber  Niederschlag. 

KurkupheningeU^  (Clayton)  (Rev.  G.  Mat.  Col.  1897,  81),  ein 
braunrotes  Pulver,  das  in  Wasser  mit  orangegelber,  in  Alkohol  mit  vio- 
letter Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  macht  die  Farbe  der  wäßrigen  Lösung 
braun;  Natronlauge  erzeugt  einen  flockigen  Niederschlag.  Mit  konz. 
Schwefelsäure  entsteht  eine  rotbraune  Lösung. 

Färbt  ungeheizte  Baumwolle  im  Kochsalzbade.  Verwandte  Farb- 
stoffe liegen  vor  im  Chloropheninorange  R  und  2R  (Rev.  6.  Mat. 
Col.  1897,  81). 

manügetö  G,  3G  und  B  (Rev.  des  Mat.  Col.  1899, 197)  (Höchster 
Farbwerke)  sind  Substantive  Monoazofarbstoffe,  welche  wahrscheinlich 
aus  Primulin  oder  l)ehydrothiotoluidin  und  einem  y9-Diketon  (Acetessig- 
ester)  hergestellt  sind.  Die  Marke  G  gibt  ein  grünstichigeres  Gelb  als 
das  Chrysophenin,  3  G  ist  sehr  grünstichig.  Die  Baumwolle  wird  in 
Gegenwart  von  Kochsalz  oder  Glaubersalz  gefärbt. 

Marke  G  ist  ein  braunes  Pulver,  das  in  kaltem  Wasser  wenig, 
in  heißem  leicht  mit  gelbbrauner  Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  erzeugt 
in  der  wäßrigen  Lösung  einen  orangen,  Natronlauge  einen  violettroten 
Niederschlag.  Mit  Zinnsalz  und  Salzsäure  bildet  sich  ein  orangegelber, 
in  der  Wärme  sich  lösender  Niederschlag.  Konz.  Schwefelsäure  gibt 
eine  gelbe  Lösung,  durch  Verdünnen  mit  Wasser  entsteht  ein  gelber 
Niederschlag.     Ist  in  Alkohol  wenig  mit  gelber  Farbe  löslich. 

Marke  3  G.  Schmutziggelbes  Pulver,  das  sich  schon  in  kaltem 
Wasser  auflöst.  Salzsäure  gibt  einen  orangen,  Natronlauge  einen  orange- 
gelben  Niederschlag.  Verhält  sich  gegen  Zinnsalz  und  Salzsäure  und 
gegen  konz.  Schwefelsäure  wie  die  Marke  G.     Ist  in  Alkohol  unlöslich. 

Marke  R  ist  ein  orangegelbes,  in  Wasser  leicht  lösliches  Pulver, 
das  ähnliche  Reaktionen  zeigt,  wie  die  beiden  vorangehenden  Farb- 
stoffe. 


1034  Organische  Farbstoffe. 

Erika  B  (Aktiengesellschaft  Berlin)  entsteht  aus  diazotiertem 
Dehydrothio-m-xylidin  und  a-Naphthol-e-disulfosäure  und  bildet  ein  rot- 
braunes, in  Wasser  und  Alkohol  mit  roter  Farbe  lösliches  Pulver.  In 
der  wäßrigen  Lösung  erzeugt  Salzsäure  einen  roten,  Natronlauge  einen 
blaustichigroten  Niederschlag.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine 
rote  Lösung;  beim  Verdünnen  tritt  ein  roter  Niederschlag  auf.  Färbt 
auf  ungeheizte  Baumwolle  ein  sehr  schönes  Rosa.  Hierher  zu  zählen 
sind  wahrscheinlich  auch  Salmrat,  Eminrai,  EHka  2ON9  40y  der 
gleichen  Firma  (Paul,  Zsch.  f.  ang.  Chem.  1896, 679);  femer  C^eranin  BB 
und  6,  BriUantgeranin  3,  3B  (Bayer);  Titanrosa  (Hollidaj; 
aus  diazotiertem  Dehydrothiotoluidin  und  ^- Naphtholsulfosäure  S^; 
Patent" A£iasrcit  (Brooke,  Simpson);  Erika  Q  (Leyinstein;  aus 
diazotiertem  Dehydrothio-m-xylidin  und  /9-Naphthol-/'-disulfo8äure); 
C^yton^Tuchrot  (aus  diazotierter  Dehydrothio-p-toluidinsulfosäure  und 
)9-Naphthol);  Thiaadnrot  O  und  jB;  Thiaxinhraun  O  und  B; 
(Badische). 

IV.  PyrazolonfarbstoiTe  (Azofarbstolfe). 

Tartr€izin  ist  der  wichtigste,  hierher  zu  zählende  Farbstoff.  £r 
entsteht  durch  Einwirkung  von  1  Mol.  Dioxy Weinsäure  auf  2  Mol. 
p-Phenylhydrazinmonosulfosäure  und  stellt  ein  orangefarbiges  Pulver  dar, 
welches  in  Wasser  leicht  mit  goldgelber  Farbe  löslich  ist.  Durch  Natron- 
lauge wird  die  Färbung  dunkler;  Salzsäure  bewirkt  keine  Yeränderong. 
Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  gelbe  Lösung. 

Färbt  Wolle  und  Seide  aus  saurem  Bade  gelb.  Die  Wollfarbungen 
zeichnen  sich  durch  groBe  Echtheit  aus. 

Ein  dem  Tartrazin  ähnlicher  Farbstoff,  dessen  Zusammensetzong 
nicht  bekannt  ist,  wird  neuerdings  als  Ftavazin  8  (Höchst)  (Rey.  Gener. 
Mat.  Col.  1900,  93)  in  den  Handel  eingeführt  und  wie  dieses,  auf 
Wolle  aus  einem  mit  Weinsteinersatz  versetzten  Bade  gefärbt.  Egalisiert 
besser  als  Tartrazin. 

Ist  ein  orangegelbes,  in  Wasser  lösliches  Pulver.  Salzsäure  und 
Natriumhydroxydlösung  erzeugen  in  der  wäßrigen  Lösung  orange- 
farbige Niederschläge.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  gelbbraune 
Lösung,  aus  der  beim  Verdünnen  der  Farbstoff  in  gelben  Flocken  ge- 
ßUt  wird. 

Hierher  gehört  wahrscheinlich  auch  das  Oehl ersehe  Hydraxln» 
gdh  O9  das  etwas  grünstichiger  färbt  als  Tartrazin,  sowie  das  Edki-^ 
Uchtgelb  3G  (Bayer). 


Di-  und  Triphenylmethanfarbstoffe.  1035 

y.  Diphenyl-  nnd  Triphenylmethanfarbstoffe. 

1.  Diplienylmethanfarbstoffe« 

Attramin  ist  ein  gelber,  basischer  Farbstoff,  der  auf  tannierte 
Baumwolle  in  rein  gelben  Tönen  färbt  und  auch  zum  Färben  von  Leder 
und  Papier  gebraucht  werden  kann.  Das  Handelsprodukt,  das  Chlor- 
hydrat einer  farblosen  Base,  ist  ein  gelbes  Pulver,  das  sich  in  warmem 
Wasser  mit  hellgelber  Farbe  auflöst.  Salzsäure  macht  die  Lösung 
dunkel  gelb;  beim  Kochen  mit  Säuren  wird  der  Farbstoff  in  Ammoniak 
und  Tetramethyldiamidobenzophenon  gespalten.  Natronlauge  erzeugt  in 
der  wäßrigen  Lösung  einen  weiBen  Niederschlag,  der  in  Äther  löslich 
ist.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  farblose  Lösung,  die  beim 
Verdünnen  gelb  wird.  "Wird  durch  Erhitzen  von  Tetramethyldiamido- 
diphenylmethan,  Schwefel,  Kochsalz  und  Salmiak  im  Ammoniakstrom 
unter  gelindem  Überdruck  dargestellt. 

Auramin  O  färbt  tannierte  Baumwolle  grünstichiger  als  das  ge- 
wöhnliche Auramin,  dem  es  übrigens  im  Yerhalten  gegen  Reagentien  gleicht. 
Es  entsteht  durch  Erhitzen  eines  Gemenges  von  Dimethyldiamido-di-o- 
tolylmethan,  Schwefel,  Kochsalz  und  Salmiak  im  Ammoniakstrom. 

Beim  Erhitzen  mit  Säuren  tritt  Spaltung  ein  in  Ammoniak  und 
Dimethyldiamido-di-o-tolylketon.  Unter  der  Bezeichnung  Amikanin 
kommt  Phenylauramin  in  den  Handel,  das  seiner  geringen  Löslichkeit 
in  Wasser  wegen  nur  ganz  selten  gebraucht  wird.  Es  förbt  tannierte 
Baumwolle  schön  braun. 

Pyranin  G  bildet  sich  durch  Oxydation  von  Tetramethyldiamido- 
diphenylmethanoxyd.  Das  Handelsprodukt  löst  sich  in  Wasser  und 
Alkohol  mit  roter  Farbe.  Die  stark  fluoreszierende,  wäßrige  Lösung 
wird  durch  Salzsäure  heller.  Natronlauge  erzeugt  einen  roten  Nieder- 
schlag. Mit  konz.  Schwefelsäure  bildet  sich  eine  gelbrote  Lösung,  die 
beim  Verdünnen  röter  wird.  Dient  zum  Färben  von  BaimiwoUe,  Wolle 
und  Seide.  Das  entsprechende  Äthylderivat  liegt  im  FyrwUn  B  vor, 
das  blaustichigere  Färbungen  erzeugt,  im  übrigen  der  Marke  G  ähnlich 
ist.    Durch  vorsichtige  Oxydation  von  Pyronin  B  entsteht  Akridinrot. 

2.  Triphenylmethanfarbstoffe« 

MaUu^Ugrün  (Bittermandelölgrün,  Yiktoriagrün,  Solidgrün  o, 
Diamantgrün  u.  s.  w.) 

Darstellung.  Durch  Erhitzen  von  Bittermandelöl  und  Dimethyl- 
anilin  mit  einem  Kondensationsmittel  wird  die  dem  Grün  entsprechende 
Leukobase,  das  Tetramethyl diamidotriphenylmethan,  dargestellt  und 
diese  durch  Oxydation  mit  Bleisuperoxyd  in  den  Farbstoff  übergeführt. 


1036  Organische  Farbstoffe. 

Die  farblose  Base  bildet,  analog  dem  Rosanilin,  mit  Säuren  unter 
Wasserabspaltung  gefärbte  Salze. 

Yon  den  Salzen  zeichnen  sich  besonders  das  Chlorzinkdoppelsalz 
imd  das  Oxalat  durch  groBe  Erystallisationsfahigkeit  aus.  Das  Handeln- 
produkt  stellt  meist  groBe,  metallisch  grünglänzende  Blättchen  (Oxalat) 
oder  gelbe  prismstische  Erystalle  (Zinkdoppelsalz)  dar.  Die  Salze  lösen 
sich  leicht  in  Wasser  und  Alkohol  mit  prachtvoll  grüner  Farbe.  — 
Alkalilauge  fällt  daraus  sofort,  Natriumkarbonat  und  Ammoniak  langsam 
die  farblose  Base.  Starke  Mineralsäuren  führen  die  Farbe  durch  Gelb- 
griLn  schließlich  in  ein  schmutziges  Gelbbraun  über.  Die  aus  den 
Salzen  abgeschiedene  Base  löst  sich  anfangs  ziemlich  farblos  in  ver- 
dünnten Säuren.  Erst  beim  Erwärmen  tritt  die  Farbstoffbüdung  ein. 
Durch  Reduktion  wird  der  Farbstoff  in  die  entsprechende  Leukobase 
übergeführt.  Das  Malachitgrün  unterscheidet  sich  von  dem  sonst  sehr 
ähnlichen  Methylgrün  dadurch,  daß  seine  Farbe  nicht  wie  bei  diesem 
durch  Erhitzen  in  Yiolett  übergeht.  Man  kann  durch  diese  Eigenschaft 
auch  die  Produkte  auf  geförbten  Stoffen  leicht  voneinander  unterscheiden. 
Das  Malachitgrün  ist  ein  schöner,  sehr  starker  Farbstoff.  Es  förbt  sich 
auf  Wolle  direkt,  auf  Baumwolle  mit  Hilfe  von  Tanninbeize. 

Brülantgrün  (Malachitgrün  6,  Diamantgrün  6,  Äthylgrün). 

Dieser  Farbstoff  ist  in  chemischer  Hinsicht  von  dem  vorigen  da- 
durch unterschieden,  daß  er  statt  der  Methylgruppen  Äthylgruppen  ent- 
hält. Man  erhält  ihn  durch  Einwirkung  von  Diäthylanilin  auf  Benzal- 
dehyd und  Oxydation  der  entstandenen  Leukobase. 

Das  Brillantgrün  kommt  meistens  in  Form  seines  krystallisierten 
Sulfats  in  den  Handel  und  unterscheidet  sich  vom  Malachitgrün  durch 
eine  gelblichere  Nuance. 

NeusoUdffrün  2  B  und  8  JB  werden  aus  Dichlorbenzaldehyd  bezw. 
einem  Gemisch  von  Mono-  und  Dichlorbenzaldehyd  imd  Dimethylanüin 
erhalten.  Lösen  sich  in  heißem  Wasser  mit  grünblauer  Farbe,  beim 
Erkalten  gestehen  die  Lösungen  gallertartig.  Färben  blaustichiger  ab 
Malachitgrün. 

Aus  Dichlorbenzaldehyd  und  Monomethyl-o-Toluidin  bildet  sich 
das  Firnblau,  welches  sich  durch  die  Reinheit  seiner  Färbungen  auf 
Seide  auszeichnet. 

Setocyanin  (Geigy)  (Rev.  G.  Mat.  Color.  1899,  173)  ist  ein  blau- 
graues,  in  Wasser  mit  grünlichblauer  Farbe  lösliches  Pulver.  Beim 
Erkalten  gelatinieren  die  Lösungen,  Zusatz  von  Salzsäure  macht  die 
Lösung  gelblichgrün,  im  Überschuß  braimgelb.  Natronlauge  erzeugt 
einen  braungelben  Niederschlag,  der  in  Äther  mit  gelber  Farbe  löslich 
ist.  Mit  konzentrierter  Schwefelsäure  entsteht  eine  braungelbe  Lösung, 
deren  Färbung  beim  Yerdünnen  mit  Wasser  in  Gelblichgrün  umschlägt. 


TripheQylmethaiifarbstoffe.  1037 

Ist  ein  Derivat  des  o- Chlorbenzaldehyds  und  förbt  Seide  aus 
saurem  Bade  in  etwas  weniger  grünstichigen  Nuancen  als  Bleu-glacier« 

Setoglaucin  (Geigy)  (Rev.  6.  Mat.  Color.  1899,  173),  ein  blau- 
graues, in  Wasser  mit  grünblauer  Farbe  lösliches  Pulver,  färbt  Seide 
aus  saurem  Bad  sehr  rein  blaugrün.  Die  wäßrige  Lösimg  wird  auf  Zu* 
satz  von  Salzsäure  gelblichgrün,  durch  einen  Überschuß  braungelb.  Natron- 
lauge bewirkt  in  der  Kälte  einen  blauen  Niederschlag.  Mit  konzen- 
trierter Schwefelsäure  entsteht  eine  braungelbe  Lösung,  die  beim  Ver- 
dünnen mit  Wasser  gelblichgrün  wird.  (Aus  o-Chlorbenzaldehyd  und 
Monoäthyl-o-Toluidin.) 

JLicMgrün  8F  gMUch.  Dieser  Farbstoff  imterscheidet  sich  von 
den  vorhergehenden  wesentlich  dadurch,  daß  er  das  Salz  einer  Sulfo- 
säure  ist  und  nach  Art  der  Säurefarbstoffe  im  sauren  Bade  anfärbt. 

Man  stellt  durch  Einwirkilng  von  Benzyläthylanilin  auf  Benzal- 
dehyd das  entsprechende  Diäthyldibenzyldiamidotriphenylmethan  dar. 
Dieses  wird  durch  Behandlung  mit  Schwefelsäure  in  eine  Sulfosäure 
übergeführt  und  letztere  zum  Farbstoff  oxydiert. 

Die  Nuance  ist  ein  gelbstichiges  Grün. 

Das  Handelsprodukt  ist  ein  hellgrünes,  in  Wasser  und  Alkohol 
mit  grüner  Farbe  lösliches  Pulver.  Durch  Salzsäure  wird  die  wäßrige 
Lösung  gelbbraun;  Natronlauge  entförbt  und  trübt  die  Lösung.  Mit 
konzentrierter  Schwefelsäure  entsteht  eine  gelbe  Lösung,  die  beim  Ver- 
dünnen grün  wird.  Diesem  ähnlich  ist  lAcMgrün  8F  iMuUch,  das 
sich  vom  Methylbenzylanilin  ableitet  und  etwas  blaustichigere  Nuancen 
liefert. 

Durch  Kondensation  von  Benzalhedyd  mit  Athylbenzylanilinsulfo- 
säure  imd  Oxydation  der  erhaltenen  Leukoverbindung  bildet  sich  das 
Ouineagrün  B. 

GuineagrUn  B  V  ist  ein  Derivat  des  m-Nitrobenzaldehyds. 

ratenMau  V  (Höchst)  (siehe  auch:  Ann.  294,  1897,  377)  leitet 
sich,  wie  alle  Patentblaumarken,  vom  m-Oxybenzaldehyd  ab.  Das 
Handelsprodukt  ist  das  Magnesium-  oder  Natriumsalz  der  m-Oxytetra- 
äthyldiamidotriphenylkarbinoldisulfosäure  (bezw.  der  Sultonsulfosäure) 
und  stellt  ein  braunrotes,  in  Wasser  mit  blauer  Farbe  lösliches  Pulver 
dar.  Durch  Salzsäure  tritt  zunächst  grüne,  dann  gelbe  Färbung  auf. 
Natronlauge  verändert  die  Lösung  nicht.  Mit  konzentrierter  Schwefel- 
säure entsteht  eine  gelbliche  Lösung,  die  beim  Verdünnen  gelb,  dann 
grün  wird. 

Wolle  vnrd  aus  saurem  Bade  grünstichigblau  geförbt.  Die  Fär- 
bungen zeichnen  sich  durch  Alkaliechtheit  aus.  Ein  ähnlicher  Farbstoff 
ist  ^otenMau  A^  das  Calciumsalz  der  m-Oxydiäthyldibenzyldiamido- 
triphenylkarbinoldisulfosäure.    Durch  Oxydation   mit  geeigneten   Agen- 


1038  Organische  Farbstoffe. 

tien  geht  Patentblau  V  in  einen  licht-  und  alkaliechteren  FarbstofiE^  das 
Cyanin  B  über,  welches  Wolle  in  indigoblauen  Tönen  anfärbt. 

Hierher  zu  zählen  sind  wahrscheinlich  auch  die  folgenden  Farb- 
stoffe. 

NeupateniUau  B  (Bayer)  (Rev.  Mat.  Col.  1898,  421)  ist  ein 
blaugraues  Pulver,  das  sich  schon  in  kaltem  Wasser  mit  grünblauer 
Farbe  auflöst.  In  Alkohol  ist  der  Farbstoff  wenig  löslich.  Salzsaure 
macht  die  wäßrige  Lösung  grünlichgelb;  Natronlauge  erzeugt  einen 
blauen  Niederschlag.  Konzentrierte  Schwefelsäure  gibt  eine  gelbe 
Lösung,  die  beim  Verdünnen  orangegelb  imd  dann  grünlichgelb  wird. 
Egalisiert  vorzüglich. 

yeupatentMau  4B  (Bayer)  (Rev.  Mat.  CoL  1898,  421)  stellt  ein 
rotstichigblaues  Pulver  dar,  das  sich  in  Wasser  mit  blauer  Farbe  auf- 
löst. Die  wäßrige  Lösung  vrird  durch  Salzsäurezusatz  gelb ;  Natronlauge 
erzeugt  einen  braunen  Niederschlag.  Konzentrierte  Schwefelsäure  löst 
mit  gelber  Farbe ;  beim  Verdünnen  wird  sie  grünlichgelb.  Ist  in  Alkohol 
wenig  löslich. 

Cyanol  extra  (Gasse Ha)  bildet  sich  durch  Kondensation  von 
m-Oxybenzaldehyd  und  2  Mol.  Monoäthyl-o-Toluidin,  Sulfieren  der  Leu- 
kobase  imd  Oxydieren  der  entstandenen  Disulfosäure.  Färbt  Wolle  in 
saurem  Bade  blau.  Das  Handelsprodukt  ist  ein  dunkelblaues  Pulver, 
das  in  Wasser  mit  blauer  Farbe  löslich  ist;  durch  Salzsäure  wird  die 
Lösung  zuerst  grün,  dann  gelb ;  mit  Natronlauge  entsteht  beim  Erwärmen 
eine  rote  Lösung.  Konzentrierte  Schwefelsäure  gibt  eine  gelbe  Lösung, 
die  beim  Verdünnen  grün,  dann  blau  wird.  Ein  ohne  Zweifel  hierher 
zu  zählender  Farbstoff  ist  Cyanol  JE  Ff  der  Wolle  und  Seide  aus  saurem 
Bade  reiner  färbt  als  die  vorige  Marke.  (Joum.  Soc.  Dy.  and  Color. 
1899.     Juni). 

Cyandgrün  ^  (Gas seil a)  (Rev.  Gener.  Mat.  Gol.  1900,  463)  ist  ein 
blaugrünes,  in  Wasser  mit  blaugrüner  Farbe  lösliches  Pulver.  Natronlauge 
verändert  die  Farbe  der  wäßrigen  Lösung  nicht,  während  sie  durch  Salz- 
säure braungelb  wird.  Mit  konzentrierter  Schwefelsäure  entsteht  eine 
braungelbe  Lösimg,  die.  beim  Verdünnen  zuerst  rotbraun,  dann  braungelb 
wird.  Färbt  Wolle  aus  einem  mit  Schwefelsäure  und  Glaubersalz  ver- 
setzten Bade  in  blaustichiggrünen  Tönen. 

Eriogtaucin  (Geigy)  wird  dargestellt  aus  Bcnzaldehyd-o-sulfo- 
säure  und  2  Mol.  Athylbenzylanilinsulfosäure ;  es  ist  das  Ammoniak- 
salz des  Anhydrids  des  Diäthyl-dibenzyl-diamidotriphenyl-karbinol-di-p- 
mono-o-trisülfosäure. 

Färbt  Seide  und  Wolle  aus  saurem  Bade  in  blaugrünen,  al- 
kaliechten Tönen  und  zieht  gut  aus.  Diesem  nahe  verwandt  ist 
SttopaUn. 


Triphenjlmethanfarbstoffe.  1039 

JEichigrün  extra  blüüUch  (Bayer)  ist  ein  blaugrünes,  krjstalli- 
nisches  Pulver,  das  in  Wasser  und  Alkohol  mit  grünlichblauer  Farbe 
löslich  ist.  Salzsäure  macht  die  Lösung  gelb,  Natronlauge  entfärbt 
beim  Erwärmen.  Mit  konzentrierter  Schwefelsäure  entsteht  eine  gelb- 
rote Lösung,  die  beim  starken  Verdünnen  grünstichigblaue  Färbimg  an- 
nimmt. 

Chnnnffriln  (Bayer)  entsteht  durch  Kondensation  von  Tetra- 
methyldiamidobenzhydrol  mit  Benzoesäure  und  darauffolgender  Oxydation. 
Das  Handelsprodukt  ist  ein  braunes,  in  Wasser  und  Alkohol  mit  grün- 
blauer Farbe  lösliches  Pulver.  Salzsäure  macht  die  Lösung  gelb,  Natron- 
lauge entfärbt.  Konzentrierte  Schwefelsäure  bildet  eine  orangegelbe 
Lösung.     Färbt  mit  Chrom  angesottene  Wolle  grün. 

ChromvMett  (Bayer)  entsteht  'wie  Chromgrün,  nur  verwendet 
man  Salizylsäure  an  Stelle  von  Benzoesäure.  Das  Handelsprodukt  stellt 
eine  schwarze,  in  Wasser  unlösliche  Paste  dar.  Mit  Salzsäure  entsteht 
eine  rotbrauüae  Lösung,  mit  Natronlauge  •  eine  violettrote  Lösung  nebst 
dunklem  Niederschlag.  Konzentrierte  Schwefelsäure  gibt  eine  gelblich- 
braune Lösung,  die  beim  Verdünnen  rotbraun  wird.  Chromgebeizte  Wolle 
wird  violett  angeförbt. 

KetOfMau  G,  R  und  4  BN  (Höchst)  entstehen  durch  Konden- 
sation von  m-Methoxybenzoesäure  mit  tertiären  Aminen  und  Phosphor- 
oxychlorid. 

Azogrün  ist  ein  Azofarbstoff,  der  chromgebeizte  Wolle  grün  an- 
färbt. Er  entsteht  durch  Diazotieren  von  m-Amidotetramethyl-p-Dia- 
midotriphenylmethan.  Kombinieren  mit  Salizylsäure  und  Oxydieren.  Das 
Handelsprodukt  ist  eine  grüne,  in  Wasser  und  Alkohol  schwer  lösliche 
Paste.  Salzsäure  färbt  braunrot;  beim  Erwärmen  mit  Natronlauge  tritt 
Lösung  ein.  Mit  konzentrierter  Schwefelsäure  entsteht  eine  braunrote 
Lösung,  die  sich  beim  Verdünnen  durch  Ausscheiden  von  bräunlichen 
Flocken  trübt. 

RosarUUn  (Triamidotolyldiphenylkarbinol).  Das  Rosanilin  bildet 
im  reinen  Zustande  farblose,  an  der  Luft  sich  rötende  Blättchen.  Gegen 
Säuren  verhält  es  sich  wie  eine  ziemlich  starke  Base  und  bildet  imter 
Wasserabspaltung  mit  denselben  Salze. 

Aus  der  Lösung  der  Salze  wird  durch  Zusatz  von  Alkalien  die 
Base  wieder  regeneriert.  Ammoniak  bewirkt  diese  Abscheidung  lang- 
samer* als  Natron-  oder  Kalihydrat.  Andererseits  treibt  das  Rosanilin 
beim  Kochen  mit  einer  Salmiaklösung  Ammoniak  aus  und  verwandelt 
sich  allmählich  in  das  Chlorhydrat. 

Die  einsäurigen  Salze  des  Rosanilins  sind  in  Wasser  meist  ziem- 
lich schwierig  löslich.  Bei  ihrem  außerordentlich  hohen  Färbe  vermögen 
genügt  diese  Löslichkeit  jedoch,   um  der  Flüssigkeit  eine  tiefrote  Fär- 


1040  Organische  Farbstoffe. 

bong  zu  geben.  Die  Base  selbst  löst  sich  in  kaltem  Wasser  fast  gar 
nicht,  in  heilem  jedoch  ziemlich  bedeutend.  Beim  Erkalten  scheidet 
sie  sich  daraus  fast  Yollständig  in  Gestalt  zarter,  farbloser  Blättchen 
wieder  ab. 

In  den  Handel  kommen:  das  CMarhydrat,  das  AceUU  und  die 
freie  Bizee.  Ersteres  wird  namentlich  unter  dem  Namen  Fuchsin  direkt 
als  Farbmaterial  benutzt,  seltener  das  zweite,  während  das  letztere  nur 
zur  Herstellung  von  Anilinblau  Verwendung  findet. 

Das  Handelsprodukt  (in  der  Regel  ein  Gemisch  Yon  Homologen), 
welches  ausschlieBlich  zur  Anilinblaufabrikation  dient,  bildet  gewöhnlich 
mehr  oder  weniger  rotbraun  gefärbte  Krystallblättchen.  Die  Unter- 
suchung besteht  ebenfalls  in  einem  Färbeversuch  und  einer  Wasser- 
bestimmung bei  100^.  Da  aber  manche  Rosanilinsorten,  trotzdem  sie 
diese  Proben  bestanden,  sich  nicht  gut  zur  Blaufabrikation  eignen,  so 
sind  außerdem  in  dieser  Richtimg  Versuche  anzustellen. 

Konzentrierte  Sauren,  z.  B.  Salzsäure,  färben  das  Rosanilin  gelb, 
Wasser  stellt  die  rote  Färbung  wieder  her.  In  wäßrigen  Lösungen  der 
Rosanilinsalze  erzeugen  Alkalien  einen  braunroten,  Tannin  einen  schön 
roten  Niederschlag. 

Schüttelt  man  die  mit  Alkali  versetzte  Lösung  mit  Äther,  so 
nimmt  dieser  eine  gelbbraune  Fluoreszenz  an.  Schüttelt  man  den  Äther 
mit  Terdünnter  Essigsäure,  so  erteilt  er  dieser  wieder  die  rote  Fuchsin- 
farbe. Schweflige  Säure  entfärbt  das  Rosanilin;  die  Färbung  tritt  je- 
doch bei  längerem  Stehen  an  der  Luft  wieder  hervor. 

Das  Rosanilin  wird  durch  Oxydation  eines  Gemisches  von  Anilin 
und  Toluidin  mittels  Arsensäure  oder  Nitrobenzol  dargestellt.  Dabei 
liefern  Gemenge  von  Anilin  \md  Paratoluidin  das  Pararosanilin,  wahrend 
bei  gleichzeitiger  Gegenwart  von  Orthotoluidin  das  gewöhnliche  Ros- 
anilin entsteht. 

Das  Pararosanilin  findet  neben  den  höheren  Homologen  Anwen- 
dung in  der  Blaufabrikation  und  kommt  gegenwärtig  in  den  HandeL 
Für  seine  Untersuchung  ist  eine  Blau-Probeschmelze  maßgebend«  Das 
mittels  des  Paraanilins  erzeugte  Blau  zeichnet  sich  durch  eine  weit 
reinere  grünstichigere  Nuance  vor  dem  gewöhnlichen  Triphenylrosanilin 
aus  und  hat  in  letzter  Zeit  das  Diphenylaminblau  ziemlich  verdrängt. 

Über  die  Untersuchung  von  Rosanilin  und  Pararosanilin  machen 
R.  Lamb recht  und  Hugo  Weil  folgende  Angaben  (Berl.  Ben  1904, 
3031) : 

Käufliches  Rosanilin  löst  sich  in  20  Volumenteilen  etwa  30-proz. 
Salzsäure  in  der  Wärme  völlig  auf.  Die  Lösung  scheidet  beim  Erkalten 
selbst  bei  tagelangem  Stehen  nichts  ab,  während  Pararosanilin  bei  An- 
wendung   der    gleichen  Menge  Salzsäure    schwer    lösliche  Chlorhydrate 


TripheDylmethaDfarbstoffe.  1041 

bildet,  die  beim  Erkalten  fast  völlig  auskrystallisieren.  Schon  ein  Zu- 
satz Yon  einem  halben  Prozent  Pararosanilin  zu  käuflichem  Rosanilin 
gibt  sich  bei  obiger  Behandlung  nach  zwölfstündigem  Stehen  durch 
Ausscheidung  Yon  braunen  Krjstallen  zu  erkennen;  größere  Bei- 
mengungen Yon  5 — 10  Proz.  veranlassen  nach  dem  Abkühlen  sofortige 
Erystallbildung. 

JFYccTMn«  Bas  Handelsprodukt  ist  ein  Gemisch  der  Ghlorhydrate 
von  Pararosanilin  und  Rosanilin. 

Das  salzsaure  Rosanilin  bildet  mehr  oder  weniger  gut  ausgebildete 
kantharidenglänzende  Krystalle.  Es  ist  in  kaltem  Wasser  nur  schwierig, 
etwas  leichter  in  heiBem,  sehr  leicht  in  Spiritus  löslich. 

Bas  Fuchsin  des  Handels  wird  nicht  nur  nach  seiner  Reinheit  und 
Nuancen,  sondern  auch  nach  dem  äuBeren  Ansehen  und  der  Größe 
seiner  Krystalle  zu  verschiedenen  Marken  sortiert.  Die  größten  und 
schönsten  Krystalle  werden  gewöhnlich  als  Biamant-Fuchsin  bezeichnet. 

Bei  der  Untersuchung  des  Fuchsins  ist  einmal  eine  Färbung  und 
außerdem  eine  Feuchtigkeitsbestimmung  bei  100^  vorzunehmen. 
In  einzelnen  Fällen  ist  auch  auf  Arsengehalt  zu  prüfen. 

Außer  dem  Chlorhydrat  kommt  hier  und  da  noch  das  Acetat  im 
Handel  vor,  welches  sich  von  jenem  durch  größere  Löslichkeit  aus- 
zeichnet \md  gewöhnlich  nicht  krystallisiert  ist. 

Neufuchsin  (Höchst)  entsteht  durch  Erhitzen  von  Biamidodi- 
tolylmethan  mit  o-Toluidinchlorhydrat  und  einem  Oxydationsmittel.  Bas 
Handelsprodukt  ist  ein  grünes  Pulver,  das  sich  in  Wasser  leichter  löst 
als  das  gewöhnliche  Fuchsin.  Im  übrigen  zeigt  es  ein  dem  letzteren 
ähnliches  Verhalten. 

Säurefiu^^n  (Fuchsin  S.)  Ber  unter  dem  Namen  Säurefuchsin 
in  den  Handel  kommende  Farbstoff  ist  meistens  das  saure  Natronsalz 
von  Rosanilinsulfosäuren.  Bie  rote  Lösung  desselben  wird  durch 
einen  Alkaliüberschuß  entfärbt,  starke  Säuren  färben  es  nur  bei  großer 
Konzentration  gelbbraun.  Gegen  die  tierische  Faser  verhält  es  sich 
als  Säurefarbstoff.  Bie  Nuance  ist  der  des  gewöhnlichen  Fuchsins  ziem- 
lich gleich. 

Bas  Säurefuchsin  findet  in  der  Wollfärberei  eine  ausgedehnte  An- 
wendung tmd  bietet  vor  dem  gewöhnlichen  Fuchsin  den  Vorteil,  daß 
es  sich  mit  anderen  Säurefarbstoffen  beliebig  mischen  läßt. 

MeihylvioieU  entsteht  durch  Oxydation  von  Bimethylanilin  (Er- 
hitzen eines  Gemenges  von  Bimethylanilin,  Phenol,  Kochsalz  und  Kupfer- 
vitriol) und  besteht  im  Wesentlichen  aus  den  Chlorhydraten  des  Penta- 
und  Hexamethyl-p-Rosanilins. 

Bas  Methylviolett  bildet  grünglänzende  amorphe  Massen.  Es  löst 
sich  leicht  mit  schön-violetter  Farbe  in  Wasser,  sowie  in  Alkohol.     Aus 

XJnienucliungezi.  6.  Aufl.  IIL  Q6 


1042  Organische  Farbstoffe. 

der  wäßrigen  Lösung  scheiden  Alkalien  die  Base  in  Gestalt  eines 
violettbraunen  Niederschlages  ab.  Alkoholische  Lösungen  werden  durch 
Alkalien  entfärbt;  Kochsalz  fallt  den  Farbstoff  aus  wäBriger  Lösung 
fast  Yollstandig  aus.  Versetzt  man  eine  wäßrige  Lösung  yon  Methyl- 
yiolett  allmählich  mit  einer  starken  Mineralsäure,  so  färbt  sich  die- 
selbe zuerst  blau,  bei  weiterem  Zusatz  grttn,  bei  einem  großen  Über- 
schuß verschwindet  die  Farbe  mit  Zurücklassung  eines  schmatzigen 
Brauns.  Beim  Verdünnen  mit  Wasser  treten  dieselben  Farbenverande- 
rungen  in  der  umgekehrten  Keihenfolge  auf.  Durch  Reduktionsmittel 
wird  das  Methylviolett  in  eine  ziemlich  luftbeständige  Leukobase  yer- 
wandelt. 

Das  Methylyiolett  gehört  zu  den  wichtigsten  Farbstoffen. 

Man  findet  im  Handel,  abgesehen  von  den  benzylierten  Violett« 
und  dem  Krystallviolett  (siehe  weiter  imten),  verschiedene  blauere  und 
rötere  Marken  vertreten.  Von  diesen  sind  die  letzteren  meist  Pro- 
dukte, welche  aus  einem  Gemenge  von  Di-  und  Monomethylanilin  dar- 
gestellt sind. 

Das  Methjlviolett  ist  wie  das  Rosanilin  ein  basischer  Farbstoff 
und  färbt  sich  wie  dieses  direkt  auf  Wolle,  Seide  und  Leder,  während 
Baumwolle  einer  Tanninbeize  bedarf.  Säuren  und  saure  Salze  verhindem 
das  Aufgehen  auf  die  Faser. 

BenzylvMea*  Es  finden  sich  Violettfarbstoffe  im  Handel,  die  im 
allgemeinen  ein  dem  Methylviolett  sehr  ähnliches  Verhalten  zeigen,  sieh 
von  diesem  jedoch  durch  ihren  viel  blaueren  Ton  unterscheiden.  Die- 
selben werden  durch  Behandlung  der  Methylviolettbase  mit  Benzyl- 
chlorid  dargestellt. 

KrysiaUvioiett  wird  hergestellt  durch  Einwirkung  von  Phosgen 
auf  Dimethylanilin  in  Gegenwart  von  Ghlorzink. 

Kommt  in  zwei  Marken  in  den  Handel,  als  Krfß&ianviideU  ÖBo 
in  Form  von  kantharidenglänzenden  Krystallen  oder  wasserhaltig  (8  Mol. 
Krystallwasser)  als  bronzeglänzende  (sogen,  gelbe)  Krystalle,  wie  sie 
durch  Trocknen  bei  gewöhnlicher  Temperatur  erhalten  werden.  Gleicht 
in  seinem  Verhalten  dem  Methyl  violett. 

Aus  Diäthylanilin  und  JPhosgen  entsteht  das  ÄthuMoieUf  ein 
grünes,  krystallinisches  Pulver,  welches  blaustichiger  färbt  als  das 
vorige. 

Hofman/na  ViolM  (Jodviolett),  Violett  4  R  N,  Farbstoffe,  die 
durch  Einwirkung  von  Jodmethyl  oder  Ghlormethyl  oder  von  Äthy- 
lierungsmitteln  auf  Rosanilin  entstehen,  werden  nur  noch  in  geringem 
Umfange  gebraucht.  Dasselbe  gilt  lür  die  Einwirkungsprodukte  von 
Chlormethyl  und  Bromäthyl  auf  Methylviolett,  die  früher  als 
grün  bezw.  Äthylgrün  in  größerem  Umfange  gebraucht  wurden. 


Triphenjlmethanffirbstoffe.  1043 

Werden  die  alkylierten  Rosaniline,  wie  Violett  4  R  N  u.  s.  w. 
mit  rauchender  Schwefelsäure  behandelt,  so  gehen  sie  in  Säurefäxbstoffe 
über,  welche  als  BotvioMt  OBS,  4  B  8,  Violett  4  B  8  N  vi,  8.  yt.  mu 
noch  beschränkte  Anwendung  finden.  Sie  förben  Seide  in  reinen,  rot- 
violetten Tönen  an.  Auch  Sulfosäuren  von  Benzylviolett  finden 
sich  als  „Süurevioiett^  im  Handel. 

Säureviolett  4  B  N»  (Badische;  Ges.  f.  ehem.  Ind.)  Darstellung. 
Tetramethyldiamidobenzophenon  und  Benzyläthylanilin  werden  mit  Phos- 
phoroxy Chlorid  erwärmt  und  das  entstandene  Benzylpentamethylpara- 
rosanilin  sulfiert. 

Färbt  Wolle  und  Seide  aus  saurem  Bade  blauviolett.  Das  Han- 
delsprodukt ist  ein  blaues,  in  Wasser  mit  blauvioletter  Farbe  lösliches 
Pulver.  Mit  Salzsäure  entsteht  zunächst  ein  blauer  Niederschlag,  beim 
Yerdünnen  wird  die  Farbe  grün,  zuletzt  entsteht  eine  blaue  Lösung. 
Natronlauge  fällt  blaue  Flocken;  beim  Erwärmen  bildet  sich  eine 
farblose  Lösung.  In  konzentrierter  Schwefelsäure  ist  der  Farbstoff 
mit  gelber  Farbe  löslich;  Wasser  macht  olive,  dann  grün  imd  schließ- 
lich blau. 

FamiyMiOleU  (Geigy,  Cas&ella)  bildet  sich  beim  Behandeln 
von  Athylbenzylanilinmonosulfosäure  mit  Formaldehyd  \md  nachfolgen- 
der Oxydation  der  entstandenen  Methandisulf osäure  mit  1  Mol.  Diäthyl- 
anilin.     Verhält  sich  Reagentlen  gegenüber  ähnlich  wie  das  vorige. 

SäurevMett  ß  B  N  (Badische;  Ges.  f.  ehem.  Ind.)  Darstellung. 
Miclilersches  Keton  wird  mitp-Tolyl-m-Athoxyphenylamin  kondensiert 
imd  das  entstandene  Produkt  sulfiert. 

Das  Handelsprodukt  ist  ein  dunkelviolettes  Pulver,  das  in  Wasser 
mit  blauvioletter  Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  macht  die  Lösimg  röter; 
Natronlauge  entfärbt.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  orange- 
rote Lösxmg,  die  beim  Verdünnen  rotviolett,  dann  blauviolett  wird. 
Färbt  Wolle  imd  Seide  aus  saurem  Bade  violettblau. 

Säurevioiett  7B  (Badische;  Ges.  f.  ehem.  Ind.).  Zur  Darstellung 
wird  das  Chlorid  der  p-Diäthylamidobenzoesäure  mit  Methyldiphenyl- 
amin  behandelt  und  nachher  sulfiert. 

Färbt  Seide  und  Wolle  aus  saurem  Bade  blauviolett.  Der  Farb- 
stoff ist  ein  violettes  Pulver,  das  in  Wasser  mit  blauvioletter  Farbe 
löslich  ist.  Salzsäure  gibt  eine  grüne  Lösung;  Natronlauge  fällt  einen 
blauvioletten  Niederschlag;  beim  Erwärmen  wird  die  Lösung  entfärbt. 
Ist  in  konz.  Schwefelsäure  mit  orangeroter  Farbe  löslich;  beim  Verdünnen 
wird  die  Lösung  violett. 

jükaUvioiett  (Badische;  Ges.  f.  ehem.  Ind.).  Tetraäthyldiamido- 
benzophenon  wird  mit  Methyldiphenylamin  kondensiert,  das  hierbei  ge- 
bildete Produkt  sulfuriert  und  die  Sulfosäure  ins  Natriumsalz  übergeführt. 

66* 


J044  Organische  Farbstoffe. 

Letzteres  ist  ein  blauviolettes  Pulver,  das  in  Wasser  mit  blau- 
violetter Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  erzeugt  in  der  wässerigen  Lösung 
einen  blauen  Niederschlag,  ein  Überschuß  an  Säure  bewirkt  eine  gelblich- 
rote Lösung.  Natronlauge  fällt  blaue  Flocken.  Mit  Schwefelsäure  ent- 
steht eine  gelbrote  Lösung,  die  sich  beim  Verdünnen  mit  Wasser  durch 
Bildung  eines  schmutziggrünen  Niederschlags  trübt. 

Wolle  wird  in  saurem,  neutralem  oder  alkalischem  Bade  ziemlich 
walkecht  in  blauvioletten  Tönen  angefärbt.    Hierher  gehören  auch  AJUeaU" 

EchtMv/revioUtt  10 B  (Bayer).  Darstellung:  Tetramethyldiamido- 
benzhydrol  wird  mit  Äthylbenzylanilinsulfosäure  behandelt;  die  hierbei 
gebildete  Verbindung  wird  oxydiert. 

Stellt  ein  graues,  in  Wasser  mit  rotvioletter  Farbe  lösliches  Pulver 
dar.  Natronlauge  bewirkt  keine  Veränderung ;  Salzsäure  gibt  eine  zitronen- 
gelbe Lösung.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  orangegelbe  Lö- 
sung.    Wolle  förbt  sich  in  saurem  Bade  violettblau. 

SäwrevioleU  SB  (Aktiengesellschaft  Berlin)  bildet  sich  durch  Kon- 
densation von  Dimethyl-p-Amidobenzaldehyd  mit  Äthylbenzylanilinsulfo- 
säure und  darauf  folgende  Oxydation.  Färbt  Wolle  in  saurem  Bade  blau- 
violett.  Das  Handelsprodukt  ist  ein  blauviolettes  Pulver,  das  in  Wasser 
mit  bl&uvioletter  Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  gibt  eine  blaugrüne  Losung; 
Natronlauge  macht  hellblau  bis  farblos.  Konz.  Schwefelsäure  löst  mit 
bräunlichgelber  Farbe:  beim  Verdünnen  wird  die  Lösung  dunkler,  zu- 
letzt blaugrün. 

EchhvoMlau  (Geigy)  ist  das  saure  Natriumsalz  der  Tetra- 
methyl-äthylbenzyl-p-rosanilintrisulfosäure  und  färbt  Wolle  in  saurem 
Bade  blau  an. 

Ist  ein  dunkelblaues,  in  Wasser  mit  blauer  Farbe  lösliches  Pulver. 
Salzsäure  erzeugt  einen  blauen  Niederschlag,  dann  eine  grüne  Lösung; 
Natronlauge  ist  ohne  Änderung.  Schwefelsäure  bildet  eine  branngelbe 
Lösung,  die  beim  Verdünnen  grün  wird. 

HÖchsier  Neüblatt.  Darstellung.  Das  Einwirkungsprodukt  von 
Phosgen  auf  Methyldiphenylamin  wird  sulfuriert.  Wolle  wird  in  saurem 
Bade  blau  gefärbt.  Das  Handelsprodukt  ist  ein  dunkelblaues  Pulver,  das  in 
Wasser  mit  blauer  Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  bewirkt  einen  Niederschlag; 
Natronlauge  entfärbt.     Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine  braunrote  Lösung. 

Eriocyanin  (Oeigy)  ist  das  Natriumsalz  des  Anhydrids  der 
Tetramethyldibenzyl-p-rosanilin-mono-p-mono-o-disulfosäure. 

Färbt  Wolle  mit  Glaubersalz  und  Schwefelsäure  in  blauen,  alkaü- 
echten  Tönen  an. 

AnUifMau  (Triphenylrosanilin).  Bildet  die  Grundlage  einer  Reihe 
von  sehr  wichtigen  blauen  Farbstoffen.    Es  findet  einmal  in  Form  seines 


Triphenylmethanfarbstoffe.  1045 

salzsauren  oder  essigsauren  Salzes,  vor  allem  aber  in  Form  seiner  ver- 
schiedenen Sulfosäuren  Anwendung. 

Man  unterscheidet  unter  den  Handelsprodukten  folgende  Haupt- 
gruppen : 

Spritblau  (Triphenylrosanilin ;  Chlorhydrat  oder  Acetat). 

Alkaliblau  (Triphenylrosanilinmonosulfosäure). 

Wasserblau  (Triphenylrosanilindi-tri-oder  tetrasulfosäure). 

SprUHau.  Bas  salzsaure  Triphenylrosanilin  bildet  in  reinem 
Zustande  kleine,  grünglänzende  £ry stallnadeln,  welche  sich  nicht  in 
Wasser,  sehr  schwierig  in  Alkohol,  etwas  leichter  in  heilem  Anilin  und 
Eisessig  lösen.  Die  Farbe  der  Lösungen  ist  ein  reines,  ins  Grün  spielendes 
Blau.  Die  dem  Salze  zu  Grunde  liegende  Base  ist  farblos ,  in  Alkohol 
leicht,  schwieriger  in  Äther  löslich.  Die  Lösungen  sind  schwach  rot  gefärbt. 
Salzsäure  scheidet  aus  der  alkoholischen  Lösung  das  Chlorhydrat  aus. 
Das  Acetat  ist  etwas  leichter  in  Spiritus  löslich  als  das  Chlorhydrat. 

Im  Handel  finden  sich  yerschiedene  Marken,  welche  YOn  einem 
reinen,  grünstichigen  Blau  ins  Violett  hinüberspielen. 

Auf  Wolle  und  Seide  färbt  man  es  in  einem  stark  mit  Schwefel^ 
säure  angesäuerten  Bade,  dem  man  nach  und  nach  die  spirituöse  Blau- 
lösung hinzugibt.  Baumwolle  beizt  man  zuvor,  indem  man  sie  zuerst 
mit  einer  starken  Seifenlösung,  darauf  mit  essigsaurer  Tonerde  behandelt. 
Man  färbt  dann  schlieBlich  in  derselben  Weise,  jedoch  in  neutralem 
Bade  aus. 

Darstellung.  Durch  Erhitzen  von  Rosanilinbase  mit  überschüssi- 
gem Anilin  unter  Zusatz  von.  Benzoesäure. 

Das  aus  Pararosanilin  dargestellte  Blau  zeichnet  sich  durch  eine 
sehr  reine,  grünstichige  Nuance  aus.  Wie  das  gewöhnliche  Triphenyl- 
rosanilin, wird  es  selten  als  solches  angewandt,  sondern  dient  haupt- 
sächlich zur  Darstellung  der  unten  beschriebenen  Sulfosäuren. 

jükaliblau.  Die  Monosulfosäure  des  Triphenylrosanilins  oder 
vielmehr  die  Salze  derselben  spielen  unter  dem  Namen  Alkaliblau  eine 
äuBerst  wichtige  Rolle  in  der  Farbenindustrie.  Die  Monosulfosäure  des 
Triphenylrosanilins  bildet  ein  in  Wasser  schwer  lösliches  blaues  Pulver: 
Die  Alkalisalze  lösen  sich  in  Wasser  mit  schwach  graublauer  Farbe. 
Sie  zeigen  die  für  ihre  Anwendung  wichtige  Eigenschaft,  sich  in  alkali- 
scher Lösung  mit  der  Wolle  und  Seidenfaser  zu  vereinigen.  In  einem 
sauren  Bade,  dem  Avivierbade,  kommt  darauf  die  Farbe  zur  vollständigen 
Entwicklung.  Die  Hauptanwendung  findet  das  Alkaliblau  in  der-  Woll- 
filrberei.  Das  Alkaliblau  wird  in  folgender  Weise  gefärbt:  Man  netzt 
die  Wolle  oder  Seide  in  einem  Bade,  dem  man  etwas  Borax  (etwa  15  Proz. 
des  zu  färbenden  Stoffes)  hinzufügt.  Man  fügt  die  Farbstofflösung  hinzu 
und  zieht,  während  man  auf  dem  Wasserbade  erhitzt,  so  lange  um,  bis 


1046  Organische  Farbstoffe. 

das  Bad  fast  farblos  geworden  ist.  Die  Operation  dauert  1 — 2  Stunden. 
Man  nimmt  heraus,  spült  in  Wasser  und  bringt  den  Stoff  in  ein  Ayi- 
vierbad,  dem  man  etwa  1  Proz.  Schwefelsäure  hinzufügt.  Die  schwach 
graublaue  Färbung  des  Stoffes  nimmt  in  dem  sauren  Bade  die  ToUe 
blaue  Färbung  an. 

Darstellung.  Das  Alkaliblau  wird  durch  vorsichtige  Behandlung 
des  Triphenylrosanilins  mit  englischer  Schwefelsäure  dargestellt.  Die  durch 
Wasser  ausgefällte  Sulfosäure  wird  gut  ausgewaschen  imd  durch  Abdampfen 
mit  Natronlauge  in  das  Natronsalz  yerwandelt.  Je  nach  der  Qualität 
des  angewandten  Spritblaus  erhält  man  grünstichige  oder  rotstichige 
Nuancen. 

Was9erblau.  Unter  Wasserblau  versteht  man  die  höheren,  leichter 
löslichen  Sulfosäuren  des  Triphenylrosanilins.  Sie  unterscheiden  sich 
vom  Alkaliblau  dadurch,  daB  sie  in  freiem  Zustande  leicht  in  Wasser 
löslich  sind.  Man  imterscheidet  auBer  den  rötlichen  und  grünstichigen 
Handelsmarken  Wasserblau  für  Seide  und  Wasserblau  für  Baum- 
wolle. Ersteres  ist  ein  Gemenge  von  Di-  mit  etwas  Trisulfosäure. 
Es  wird  aus  wäßriger  Lösimg  durch  Säure  und  Kochsalz  noch  gefallt, 
während  diese  Eigenschaft  dem  letzteren,  welches  Trisulfosäure  neben 
Tetrasulfosäure  enthält,  abgeht. 

In  der  Wollfärberei  findet  das  Wasserblau  selten  Anwendung,  da 
es  dem  Alkaliblau  an  Waschechtheit  bedeutend  nachsteht. 

Man  färbt  das  Wasserblau  auf  Seide  unter  Zusatz  von  etwas 
Schwefelsäure.  Baumwolle  wird  erst  mit  einer  starken  Seifenlösung, 
dann  mit  Alaunlösung  behandelt  imd  schlieBlich  in  schwach  saurem 
Bade  ausgefärbt. 

Darstellung.  Das  Wasserblau  wird  durch  länger  andauernde 
und  energischere  Behandlung  des  Spritblaus  mit  konzentrierter  Schwefel- 
säure dargestellt.  Da  die  leicht  lösliehen  Sulfosäuren  aus  der  schwefel- 
sauren Lösung  durch  Wasser  nur  unvollständig  fällbar  sind,  wird  diese 
meist  mit  Kalk  neutralisiert,  wobei  sich  schwer  lösliches  Calciumsulfat 
ausscheidet,  während  das  Kalksalz  der  Sulfosäure  in  Lösung  bleibt  und 
aus  dieser  durch  Abdampfen  gewonnen  wird. 

JHphenylanUfMau*  Aus  dem  Diphenylamin  wird  ein  blauer 
Farbstoff  dargestellt,  welcher  dem  aus  Rosanilin  dargestellten  Blau  sehr 
ähnlich  ist,  sich  vor  diesem  jedoch  durch  eine  viel  reinere  grünsüchige 
Nuance  auszeichnet.  Das  Diphenylaminblau  läßt  sich  ebenso  wie  das 
Triphenjlrosanilin  in  Sulfosäuren  verwandeln  und  kommt  sowohl  in  der 
Form  von  Alkali-,  als  auch  von  Wasserblau  zur  Yerwendimg. 

Darstellung.  Diphenylamin  wird  mit  Oxalsäure  oder  Chlor- 
kohlenstoff erhitzt  und  der  entstandene  Farbstoff  durch  Waschen  nodt 
Alkohol  gereinigt. 


Diphenylnaphthylmethanfarbstoffe.  1047 

Das  durch  Behandlung  des  Pararosanilins  mit  Anilin  erhaltene 
Triphenjlpararosanilin  ist  dem  Biphenylaminblau  sehr  ähnlich,  yielleicht 
sogar  mit  diesem  identisch;  es  hat  zurzeit  das  letztere  in  seiner  An- 
wendung beinahe  gänzlich  Terdrängt.  Auch  aus  Methyldiphenylamin 
wurde  ein  Blau  dargestellt,  welches  gegenwärtig  aber  fast  vom  Markt 
verschwunden  ist. 

HelveUcMau  (Geigy).  Darstellung.  2  Mol.  Diphenylaminmono- 
sulfosäure  werden  mit  1  Mol.  Formaldehyd  kondensiert.  Die  entstandene 
Methandisulfosäure  wird  mit  einem  weiteren  Mol.  Diphenylaminmono- 
sulfosäure  oxydiert.     Verhält  sich  ähnlich  dem  Diphenylaminblau. 

3.  DIphenylnaphtliylinetlianfarbBtoffe. 

VUdariabiau  B.  Dieser  den  Rosanilinfarbstoffen  nahe  stehende 
Körper  wird  durch  Einwirkung  von  a-Naphthylphenylamin  auf  Tetra- 
methyldiamidobenzophenon  gewonnen.  £r  färbt  Wolle,  Seide  und  tannierte 
Baumwolle  mit  schön  und  rein  blauer  Nuance  an.  Das  Handelsprodukt 
ist  ein  yiolettschwarzes  oder  bronzeglänzendes  Pulver,  daß  in  heißem 
Wasser  und  Alkohol  mit  tiefblauer  Farbe  löslich  ist«  Salzsäure  erzeugt 
einen  Niederschlag,  der  sich  auf  Zusatz  von  mehr  Säure  unter  Braun- 
farbung  löst.  Natronlauge  bewirkt  eine  rotbraune  Fällung.  Mit  konz. 
Schwefelsäure  bildet  sich  eine  rötlichbraune  Lösimg,  die  beim  Verdünnen 
erst  gelb,  dann  olivengrün  und  schließlich  blau  wird. 

Ein  ganz  ähnliches  Verhalten  zeigt  VOstoricMau  4  Mj  welches 
aus  Tetramethyldiamidobenzophenon  und  Methylphenyl-a-naphthylamin 
gewonnen  wird.    Färbt  rotstichiger  als  die  Marke  B. 

NicuMbiau  entsteht  aus  Tetraäthyldiamidobenzophenon  und  p- 
Tolyl-a-naphthylamin.  Liefert  auf  Seide  lebhafte,  auch  bei  künstlicher 
Beleuchtung  grünstichigblau  erscheinende  Färbungen. 

NeuiviktarüMau  (Bayer),  Viktoriablau  R  (Badische;  Ges. 
f.  ehem.  Ind.)  bildet  sich  durch  Einwirkung  von  Michlerschem 
Keton  auf  Monoäthyl-a-naphthylamin  und  färbt  etwas  rotstichiger  als 
Viktoriablau  B. 

SäurMau  M  (Sandoz)  ist  ein  blaues  Pulver,  das  in  Wasser 
mit  blauer  Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  erzeugt  eine  blaue  Fällung,  die 
in  mehr  Säure  mit  grauer  bis  rotbrauner  Farbe  löslich  ist.  Natron 
läßt  die  Lösung  in  der  Kälte  unverändert;  beim  Kochen  wird  sie  hell- 
blau. Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine  rotbraune  Lösung,  die  beim  Ver- 
dünnen mit  H^O  blaugrün  wird. 

Säureblau  R  wird  unter  Zusatz  von  10  Proz.  Glaubersalz  \md 
2  Proz.  konz.  H^SO^  gefärbt  und  liefert  so  auf  Wolle  ein  schönes  Mittel- 
blau, das  sich  in  stärkeren  Färbungen  zu  Dunkelmarineblau  anwenden 


1048  Organische  Farbstoffe. 

läßt.  Die  Färbuogen  sind  sehr  alkali-  und  walkecht.  Der  Farbstoff  wird 
auch  zum  Übersetzen  von  Blauholzschwarz  benutzt. 

Säurebiau  B  (S  an  do  z).  Das  Handelsprodukt  stellt  ein  blaues  Pulver 
dar.  Die  Lösung  in  Wasser  ist  blau:  mit  Salzsäure  entsteht  in  derselben 
eine  blaue  Fällung,  die  in  mehr  Säure  mit  grüner,  bezw.  rotbrauner 
Farbe  löslich  ist.  Natronlauge  ist  in  der  Kälte  ohne  Änderung;  beim 
Erhitzen  wird  die  Lösung  violett.  Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine  rot- 
braune Lösung,  die  beim  Verdünnen  blaugrüne  Farbe  annimmt. 

Anwendung.  Wie  Säureblau  R;  liefert  ein  grünstichigeres  und 
etwas  klareres  Blau  als  letzteres. 

SätM'evMeit  ö  B8  (Sandoz).  Dunkelviolettes  Pulver,  das  sich  in 
Wasser  mit  violetter  Farbe  löst.  Salzsäure  erzeugt  in  der  wäBrigen  Lösung 
eine  violette  Fällung,  die  sich  in  mehr  Säure  mit  schmutziggrüner,  dann  gelb- 
brauner Farbe  löst.  Mit  Natronlauge  tritt  in  der  Kälte  keine  Veränderung 
ein;  in  der  Wärme  wird  die  Lösung  rotviolett.  Mit  konz.  Schwefelsäure 
entsteht  gelbbraune  Lösung,'  die  beim  Verdünnen  blauviolett  wird. 

Anwendung.  Wie  Säureblau  R;  liefert  auf  Wolle  ein  alkali- 
echtes Violett,  etwas  rotstichiger  als 

SäurevioleU  6BN8  (Sandoz).  Ist  ein  violettes  Pulver.  Die 
wäßrige  Lösung  zeigt  violette  Farbe.  Durch  Salzsäure  wird  in  derselben 
eine  violette  Fällung  erzeugt,  die  in  mehr  Säure  mit  grüner,  dann  gelb- 
brauner Farbe  löslich  ist.  Zusatz  von  Natronlauge  macht  die  Lösung 
blau,  in  der  Wärme  hellblau.  Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine  gelbbraune 
Lösung,  die  beim  Verdünnen  grün,  dann  blau  wird. 

Anwendung.  Wie  Säureblau  R;  färbt  Wolle  in  der  Nuance  des 
Säureviolett  6  B  N  der  Badischen  Anilin-  und  Sodafabrik.  Die  Färbungen 
sind  alkali-  und  walkecht. 

SäurevioleU  7  B8  (Sandoz).  Violettes  Pulver.  Die  wäßrige 
Losung  ist  violett.  Konz.  Salzsäure  gibt  in  derselben  eine  violette 
Fällimg,  die  in  mehr  Säure  mit  grüner,  dann  gelbbrauner  Farbe  löslich 
ist.  In  kalter  Natronlauge  entsteht  eine  blaue,  in  heißer  eine  hellblaue 
Lösung.  Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine  gelbbraune  Lösung,  die  beim 
Verdünnen  grün,  dann  blau  wird. 

Anwendung.  Wie  Säureblau  R;  förbt  auf  Wolle  ein  sehr  reines 
Blauviolett  in  der  Nuance  des  Säurevioletts  7  B  der  Badischen  Anilin- 
und  Sodafabrik;  die  Färbungen  sind  aber  alkaliecht. 

Wottgrüm^  8  wird  dargestellt  durch  Behandeln  von  Tetramethjl* 
diamidobenzophenonchlorid  mit  y9-Naphthol  und  Schwefelsäure. 

Das  Handelsprodukt  ist  ein  braunes  Pulver,  das  in  Wasser  mit 
grünblauer  Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  gibt  eine  gelblichbraune  Lösung; 
mit  Natronlauge  wird  die  Farbe  rötlich.  Konz.  Schwefelsäure  bildet 
eine  violettbraune  Lösung,  die  beim  Verdünnen  gelblichgrün  wird. 


Rosols&nrefarbstoffe.  1049 

Hierher  gehört  auch:  ChronMau  (Bayer),  ein  Farbstoff,  der  als 
schwarze  Paste  in  den  Handel  kommt  und  durch  Kondensation  yon 
Tetramethyldiamidobenzhydrol  mit  a-Oxynaphthoesäure  und  Oxydation 
des  entstandenen  Produktes  hergestellt  wird.  Färbt  chromgebeizte  Wolle 
blau  —  und  wahrscheinlich 

NaphihaUngrün  Fund  Naphthalingrün  konzentriert  (Rcy. 
d.  Mat.  Color.  1899,  198).  Dunkelrotes  Pulver,  das  in  kaltem  Wasser 
wenig,  in  heilem  Wasser  leicht  löslich  ist.  Natronlauge  erzeugt  einen 
dunkelgrünen  Niederschlag,  Salzsäure  macht  die  Lösung  orangegelb; 
Zinnsalz  und  Salzsäure  verwandeln  die  grüne  Lösung  in  gelb,  ohne  sie 
selbst  bei  Siedhitze  zu  enterben.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht 
eine  orangegelbe  Lösung,  die  beim  Verdünnen  mit  Wasser  etwas  grün- 
licher wird.  Ist  in  Alkohol  wenig  mit  grüner  Farbe  löslich.  Wolle  färbt 
sich  in  saurem  Bade  etwas  blaustichiger  als  mit  Säuregrün.  Ist  alkali- 
echter als  Säuregrün. 

BHUantwalkgrün  B  (Gas seil a)  (Rev.  G^ner.  Mat.  Color.  1900,  8) 
ist  ein  bläulichgrünes  Pulver,  das  sich  in  Wasser  mit  gleicher  Farbe 
auflöst.  Salzsäure  erzeugt  in  der  wäfirigen  Lösung  einen  braungelben, 
Natronlauge  einen  hellorangegefarbten  Niederschlag.  Konz.  Schwefel- 
säure gibt  eine  braungelbe  Lösung,  aus  der  durch  Verdünnen  mit  Wasser 
ein  gelblichgrüner  Niederschlag  entsteht. 

Färbt  Wolle  aus  saurem  Bade. 


4.  BosolsAurefarbstoffe. 

€feib€$  KaraUUu  Das  mit  obigem  Namen  bezeichnete  Produkt 
ist  wenig  einheitlicher  Natur.  Wenn  auch  nicht  den  Hauptbestandteil 
desselben,  so  doch  die  beststudierte,  in  dem  technischen  Farbstoff  ent- 
haltene Verbindung  bildet  die  Pararosolsäure  CigHi4  03. 

AuBer  dieser  Verbindung  sind  darin  noch  Homologe  derselben, 
sowie  eine  grofie  Anzahl  von  anderen  Verbindungen  enthalten,  welche 
dieser  in  den  färbenden  Eigenschaften  sehr  nahe  stehen,  so  z.  B.  die 
eigentliche  Rosolsäure.  Beide  Körper  bilden  in  reinem  Zustande  rote 
Krystalle  mit  blauem  Reflex,  welche  sich  nicht  in  Wasser,  ziemlich 
leicht  in  Alkohol,  Äther  und  konzentrierter  Salzsäure  lösen.  Ihre 
Lösungen  sind  goldgelb  gefärbt.  Mit  saurem  schwefligsauren  Natron 
verbinden  sie  sich  zu  farblosen  Verbindungen.  Reduzierende  Agentien 
führen  sie  in  die  entsprechenden  Leukorosolsäuren  über.  Mit  Alkalien 
verbinden  sich  die  Rosolsäuren  zu  prachtvoll  rotgeförbten  wasserlös- 
lichen Salzen. 

Das  Aurin  des  Handels  (Natronsalz)  bildet  orangegclbe,  grün- 
schillernde  Massen,  welche  sich  mit  schön  roter  Farbe  in  Wasser  lösen. 


1050  Organische  Farbstoffe. 

Darstellung.  Durch  Erhitzen  eines  Gemisches  von  Phenol  mit 
Oxalsäure  und  Schwefelsäure. 

JBates  KwraMn  (Päonin).  Unter  diesem  Namen  kommt  ein 
Produkt  in  den  Handel,  welches  aus  Aurin  durch  £rhitzen  mit  Ammo- 
niak imter  Druck  erzeugt  wird.  Wahrscheinlich  findet  hier  eine  teilweise 
Substitution  der  Hydroxyle  durch  Amidogruppen  statt.  Das  Produkt 
zeigt  einen  viel  röteren  Ton  als  das  Aurin,  ist  diesem  jedoch  in  den 
sonstigen  tBigenschaften  ähnlich.  Aus  der  alkalischen  Lösung  fallt  durch 
Säuren  ein  roter  Niederschlag. 

Das  Aurin  und  das  rote  Eorallin  finden  in  der  Färberei  nur  eine 
sehr  beschränkte  Anwendung.  Beide  lassen  sich  weder  auf  Wolle  noch 
auf  Seide  gut  fixieren.  Baumwolle  läßt  sich  mit  rotem  Eorallin  aaf 
ähnliche  Weise  wie  mit  £osin,  unter  Zusatz  von  Bleiacetat,  fiirben, 
doch  ist  diese  Färbung  sehr  vergänglicher  Natur.  Die  Rosols&urefarb- 
Stoffe  bilden  mit  Metallsalzen  sehr  schöne  Lacke,  welche  in  der  Tapeten- 
fabrikation ziemlich  starke  Anwendung  finden.  Papier  färbt  man  häufig 
durch  bloBes  Tränken  mit  den  alkalischen  Lösungen  der  Farbstoffe. 

ChromvioleU  (G-eigy,  Bayer)  ist  das  Natriumsalz  der  Aurin- 
trikarbonsäure  und  bildet  sich  beim  Erwärmen  eines  Gemisches  von 
Salizylsäure,  konz.  Schwefelsäure,  Holzgeist  und  Natriumnitrit.  Dieser 
Farbstoff  fixiert  sich  namentlich  auf  Chrombeizen  mit  yioletter  Farbe. 
Er  findet  hauptsächlich  in  der  Kattundruckerei  Anwendung. 

Das  Handelsprodukt  stellt  ein  braunes,  in  Wasser  mit  braunroter 
Farbe  lösliches  Pulver  dar.  Natronlauge  gibt  eine  hellbraune  Lösung; 
Salzsäure  schlägt  die  Säure  nieder.  Mit  konzentrierter  Schwefelsäure 
entsteht  eine  braune  Lösung,  aus  der  beim  Yerdünnen  die  Farbstoff- 
säure ausfallt. 

5.  Phtalelne. 

AwmHn,  das  Natriumsalz  des  Tetranitrophenolphtaleins,  scheiot 
nicht  mehr  in  den  Handel  zu  gelangen. 

MeäorcinpMalein*  Ftuarescein  [C^  H„  O5].  Das  Fluorescein 
bildet  im  reinen  Zustande  ein  gelbrotes  Pulver  oder  mehr  oder  weniger 
ausgebildete  hellgelbe  bis  dunkelrote  Ery  stalle,  je  nach  dem  Lösungs- 
mittel, aus  dem  es  gewonnen  wurde.  Es  ist  weder  unzersetzt  schmelz- 
bar, noch  flüchtig,  verträgt  ohne  Veränderung  eine  Temperatur  von 
280^  C,  zersetzt  sich  jedoch  darüber  hinaus  unter  Bräunung  und  schlieB- 
licher  Yerkohlung.  In  Wasser  ist  es  fast  unlöslich,  es  löst  sich  jedoch 
ziemlich  reichlich  in  Alkohol  und  Äther,  noch  leichter  in  Eisessig.  Diese 
Lösungen  zeigen  meist  nur  eine  schwache  Fluoreszenz. 

Das  Fluorescein  besitzt  einen  ausgesprochenen  Säurecharakter  und 
bildet  mit  Alkalien  Salze,  welche  sich  leicht  in  Wasser  lösen  und  deren 


Phtaleinfarbstoffe.  1051 

selbst  sehr  yerdünnte  Lösungen  eine  prachtToll  grüne  Floreszenz  zeigen. 
Das  Fluorescein  bildet  das  wichtige  Zwischenprodukt  für  die  Darstellung 
einer  grofien  Anzahl  yon  Phtalsäurefarbstoffen,  findet  aber  auch  wohl 
hier  und  da  als  gelber  Farbstoff  Verwendung  und  wird  zu  diesem 
Zwecke  von  einigen  Farbenfabriken  in  Form  eines  Alkalisalzes  unter 
der  Bezeichnung  Uran  in  in  den  Handel  gebracht.  Das  Fluorescein 
färbt  sich  auf  Wolle  und  Seide  im  sauren  Bade  und  erzeugt  ein  grün- 
stichiges Gelb,  welches  leider  sehr  wenig  licht-  und  luftbesiändig  ist. 
Für  die  Beurteilung  eines  Handelsproduktes  ist  die  Reinheit  der  Fär- 
bung, Yor  allem  aber  die  Qualität  eines  daraus  dargestellten  Eosins 
maBgebend. 

Darstellung.  1  Mol.  Phtalsäure  wird  mit  2  Mol.  Resorcin  ge- 
mengt imd  das  Gemenge  so  lange  auf  190 — 200^  erhitzt,  bis  es  völlig 
fest  geworden  ist. und  kein  Wasser  mehr  entweicht. 

Aus  den  gechlorten  Phtalsäuren  (namentlich  Tetrachlorphtalsäure) 
werden  gechlorte  Floresceine  dargestellt  und  zur  Herstellung  der  unter 
den  Namen  Phloxin,  Cjanosin  und  Kose  bengale  in  den  Handel  ge- 
brachten Farbstoffe  benutzt.  Diese  Produkte  zeichnen  sich  Yor  dem 
chlorfreien  Körper  durch  eine  viel  geringere  Fluoreszenz  aus.  Ihre  Dar- 
stellung ist  eine  ganz  analoge. 

ChrysoUn  wird  durch  Erhitzen  eines  Gemisches  Yon  Resorcin, 
Phtalsäureanhjdrid,  Benzylchlorid  und  Schwefelsäure  gewonnen.  Färbt 
Seide  imd  Wolle  gelb. 

MoHn,  Tetrabromfluor  es  ceinnatrium  (oder  -Kalium).  Die 
freie  Säure  bildet  in  reinem  Zustande  ein  rotgelbes  Pulver  oder  gelb- 
rote, mehr  oder  weniger  ausgebildete  Krystalle.  Sie  löst  sich  sehr  wenig 
in  Wasser,  etwas  leichter  in  Alkohol  und  Eisessig,  nicht  in  Benzol. 
Aus  alkoholischer  Lösung  kann  es  in  alkoholhaltigen  Krjstallen  ge- 
wonnen werden.  Es  ist  eine  ziemlich  starke  zweibasische  Säure  und 
bildet  mit  Alkalien  in  Wasser  und  mit  schön  roter  Farbe  leicht  lös- 
liche Salze. 

Während  die  Lösungen  des  freien  Eosins  nicht  fluoreszieren, 
zeigen  die  seiner  Salze  eine  starke  gelbe  Fluoreszenz.  Beim  Ansäuern 
verschwindet  dieselbe,  bei  genügender  Konzentration  unter  Ausfällung 
des  Farbstoffes.  In  den  Handel  kommt  gewöhnlich  das  Natronsalz. 
Dasselbe  bildet  ein  rotes  Pulver,  welches  sich  sehr  leicht  in  Wasser, 
schwieriger  in  Alkohol  löst.  Aus  der  wäBrigen  Lösung  der  Eosinsalze 
föllen  Metallsalze,  z.  B.  Blei-,  Zink-,  Zinn-  und  Tonerdesalze,  schön 
gefärbte  Lacke.  Durch  Natriumamalgam  wird  das  Eosin  entfärbt; 
macht  man  die  entstehende  Lösung  unter  Zusatz  von  Kaliumchromat 
alkalisch,  so  tritt,  die  grüne  Fluoreszenz  des  Fluoresceins  auf.  Wendet 
i^an  Zinkstaub  an,  so  geht  die  entfärbte  Lösung  wieder  in  Eosin  über. 


1052  Organische  Farbstoffe. 

Das  Eosin  ist  einer  der  brillantesten  roten  Farbstoffe.  Es  erzeugt 
auf  Wolle  und  Seide  einen  ganz  eigentümlichen  gelbstichigen  Ton. 
Für  die  Färbung  yon  Baumwolle  fügt  man  dem  Bade  etwas  Blei- 
acetat  hinzu.  Der  entstandene  Bleilack  fixiert  sich  alsdann  allmählich 
auf  der  Faser. 

Im  Handel  kommen  gelbstichige  und  blaustichige  Eosine  yor, 
welche  sich  hauptsächlich  durch  ihren  Bromgehalt  voneinander  unter- 
scheiden. Im  allgemeinen  zeigen  die  bromärmeren  Produkte  eine  gelb- 
lichere Nuance  als  die  bromreicheren. 

Das  Eosin  wird  durch  Bromieren  des  Fluoresceins  in  alkoholischer 
Lösung  dargestellt. 

SpriteoHn.  Frimrose.  Eos  in  BB  (Monomethjl-  oder  Äthjl- 
eosin).  Die  primären  Äther  des  Eosins  yerhalten  sich  yermOge  des 
einen  noch  freien  Hydroxyls  wie  einbasische  Säuren.  Ihre  Salze  sind 
in  Wasser  fast  unlöslich,  50-proz.  Weingeist  löst  sie  leicht,  absoluter 
Alkohol  sehr  wenig.  Im  Handel  ist  meistens  das  Natrium-  oder  Kaliom- 
salz  yertreten.  Vor  den  wasserlöslichen  Eosinen  zeichnet  sich  das  Sprit- 
eosin  durch  einen  bläulicheren  Ton  aus,  welcher  namentlich  auf  Seide 
prachtyoUe  Effekte  erzeugt.  Die  konz.  Lösung  des  Spriteosins  ist  gelb- 
lichrot, beim  Verdünnen  wird  sie  rosa,  mit  schön  gelbgrüner  Fluoreszenz. 
Wie  das  wasserlösliche  Eosin  gibt  es  mit  den  meisten  Metallsalzen 
schön  gefärbte  Lacke. 

IHnUrO''IHbrinnfluore8cein  (Safrosin,  Nopalin,  Eosin- 
scharlach).  Der  Farbstoff  ist  eine  starke  Säure,  welche  aus  Alkohol 
und  Eisessig,  in  dem  sie  sich  nur  schwierig  löst,  in  Form  yon  gelben 
Nadeln  krystallisiert.  Die  Salze  lösen  sich  leicht  in  Wasser,  die  Farbe 
der  konzentrierten  Lösung  ist  gelbrot,  die  der  verdünnten  rosa.  Die 
Lösungen  zeigen  keine  Fluoreszenz,  wodurch  sich  der  Körper 
scharf  yon  den  Eosinen  unterscheidet.  Eine  ammoniakalische  Lösung 
wird  durch  Zinkstaub  entfärbt,  nimmt  aber  durch  Oxydation  an  der  Luft 
eine  blaurote  Färbung  an.    In  den  Handel  kommt  meist  das  Natronsalz. 

Der  Farbstoff  besitzt  eine  bläulichere  Nuance  als  die  Eosine  und 
zeichnet  sich  yor  diesen  durch  größeres  Färbeyermögen  aus.  Er  wird 
hauptsächlich  fUr  Wolle,  weniger  für  Seide  und  Baumwolle  benutzt. 
Namentlich  diente  er  yor  Entdeckung  der  Azofarbstoffe,  mit  gelben 
Farbstoffen  (besonders  Binitronaphthol)  gemischt,  zur  Erzeugung  schar- 
lachroter Töne. 

Darstellung.  Das  Dinitro-Dibromfluorescein  wird  durch  sukzes- 
siye  Behandlung  des  Fluoresceins  mit  Salpetersäure  und  Brom  oder 
durch  Behandlung  des  Eosins  mit  Salpetersäure  dargestellt. 

TetrajodfluoreBcein.  Erythrosin.  Eosin  T.  Das  Tetrajod- 
fluorescein  ist  in  seinen  chemischen  Eigenschaften   dem  Eosin  sehr  ahn- 


Phtaleinfarbstoffe.  1053 

lieh,  unterscheidet  sich  Ton  diesem  jedoch  durch  den  viel  bläulicheren 
Ton,  sowie  durch  das  Fehlen  der  Fluoreszenz.  Es  ist  sehr  leicht  da- 
durch zu  erkennen,  daB  es  im  Proberöhrchen  mit  Schwefelsäure  erhitzt 
violette  Joddämpfe  entwickelt.  Es  erzeugt,  namentlich  auf  Seide,  ein 
sehr  schönes  Rosa  und  findet  fast  nur  in  der  Seiden-  und  Papierfarberei 
Verwendung. 

JPMaocinf  CyanoHn  und  Mose  bengale,  Biese  Körper  stehen 
zu  den  aus  gechlorten  Phtalsäuren  dargestellten  Di-  und  Tetraqhlor- 
fluoresceinen  in  demselben  Verhältnis  wie  Eosin,  Spriteosin  und  Ery- 
throsin  zum  gewöhnlichen  Fluorescein.  Phloxin  ist  das  Bromderivat, 
Rose  bengale  das  Jodderiyat ,  dieser  Körper;  sie  zeigen  in  Lösungen 
keine  Fluoreszenz,  diese  kommt  jedoch  an  der  damit  gefärbten  Seide 
zum  Vorschein.  Cjanosin  ist  der  Äthyläther  des  Phloxins  und  ist,  den 
Eosinäthem  analog,  nur  in  yerdünntem  Weingeist  löslich. 

Vor  den  chlorfreien  Eosinen  zeichnen  sich  diese  Derivate  durch 
blaustichigere  Nuance  aus;  sie  gehören  zu  den  schönsten  roten  Farb- 
stoffen tmd  finden  fast  ausschließlich  in  der  Seidenfärberei  Verwendung. 

CyMamin  (Monnet)  ist  ein  schwefelhaltiges  Phtalein,  welches 
durch  Bromieren  des  Thiodichlorfluoresceins  erhalten  wird  und  Seide 
und  Wolle  in  neutralem  Bade  bläulichrot  anfärbt.  Das  Handelsprodukt 
löst  sich  mit  fuchsinroter  Farbe  in  Wasser;  die  Lösung  fluoresziert 
nicht;  Salzsäure  scheidet  daraus  die  Farbsäure  ab.  Natronlauge  ist 
ohne  Einwirkung.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  orangefarbige 
Lösung. 

Bhodamin  B  (Badische,  Ges.  f.  ehem.  Ind.,  Höchst).  Dieser  Farb- 
stoff kann  als  Fluorescein  aufgefaßt  werden,  in  welchem  zwei  Hydroxyle 
durch  zwei  äthylierte  Amidogruppen  ersetzt  sind. 

Man  erhält  ihn  durch  Erhitzen  von  Diäthyl-Metaamidophenol  mit 
Phtalsäureanhydrid  oder  durch  Einwirkung  des  Fluoresceinchlorids  auf 
Diäthylamin. 

Das  Rhqdamin  besitzt  vermöge  seiner  stickstoffhaltigen  Gruppen 
basische  Eigenschaften.  Es  färbt  Seide,  Wolle  und  tannierte  Baum- 
wolle mit  einer  bläulichroten  Nuance,  welche  an  Schönheit  die  Eosin- 
farben  überflügelt.    Das  Rhodamin  ist  ziemlich  lichtecht. 

Das  Handelsprodukt  ist  ein  rotes  Pulver,  welches  in  Wasser  und 
Alkohol  mit  roter  Farbe  löslich  ist.  Verdünnte  Lösungen  zeigen  starke 
Fluoreszenz.  Natronlauge  bewirkt  bei  gewöhnlicher  Temperatur  keine 
Veränderung,  beim  Erhitzen  entstehen  rote  Flocken  und  es  wird  Geruch 
nach  Dimethylamin  bemerkbar.  Ein  ÜberschuB  an  Salzsäure  gibt  eine 
gelbstichigrote  Lösung,  die  beim  Verdünnen  violettstichig  wird.  Löst 
sich  in  konz.  Schwefelsäure  (unter  Salzsäureentwickelung)  mit  bräunlich- 
gelber Farbe,    die   beim  Verdünnen   mit  Wasser   gelblichrot   und   dann 


1054  Orgaoische  Farbstoffe. 

blaustichigrot  wird.  Ganz  ähnlich,  nur  in  der  Nuance  yerschieden, 
färben:  BhodanUn  3  B  (ist  der  Äthylester  der  Torigen  Verbindung), 
Shoäamin  G  (besteht  der  Hauptsache  nach  aus  Triäthjlrhodamin)  und 
BhodanUn  6  O  (Äthylester  des  sym.  Diäthylrhodamins). 

Bhodamin  8  wird  erhalten  durch  Erhitzen  von  Bemsteinsäure- 
anhydrid  und  Dimethyl-m-amidophenol.  Das  Handelsprodukt  löst  sich 
in  Wasser  mit  roter  Farbe  und  gelber  Fluoreszenz.  Natronlauge  ent- 
färbt. Wird  zum  Färben  von  Baumwolle  an  Stelle  des  Safflorkarmins 
benutzt.  Die  ungeheizte  Faser  färbt  sich  in  essigsaurem  Bad  sehr  schOn 
rosarot. 

SoUdMureeoHn  G  (Höchst)  (Rev.  6.  Mat.  Col.  1899,  90),  ein 
rotes  Pulver,  welches  sich  leicht  in  Wasser  mit  grüngelber  Fluoreszenz 
auflöst;  Natronlauge  macht  die  Lösung  stark  rotgelb  und  yermindert  die 
Fluoreszenz;  Salzsäure  ist  ohne  Wirkung.  Eonz.  Schwefelsäure  erzeugt 
eine  hellgelbe  Lösung. 

Färbt  Wolle  mit  10  Proz.  Glaubersalz  und  4  Proz.  SchwefelBäore 
in  sehr  reinen,  fluoreszierenden  Rosatönen.  Die  Lichtechtheit  ist  besser 
als  diejenige  der  Rhodamin  6  G-Färbungen. 

Ähnliche  Farbstoffe  sind  Echtsäurephloxin  A,  Baumwoll- 
rhodin  B  S,   Irisamin. 

Hierher  gehören  auch  Farbstoffe,  welche  als  Yiolamine  oder 
Echtsäureyiolett  bezeichnet  werden.  Sie  bilden  sich  durch  Erhitzen 
von  Fluoresceinchlorid  mit  Anilin  (und  analogen  Aminen)  und  darauf- 
folgendes Sulfieren  oder  durch  Kondensation  von  m-Oxydiphenylamin 
(und  seinen  Analogen)  mit  Phtalsäureanhydrid. 

Violamin  B  oder  EchtgäurevMeU  B  (Höchst)  stellt  ein  dunkel- 
violettes Pulver  dar,  das  in  Wasser  mit  violetter  Farbe  löslich  ist.  Salz- 
säure fällt  aus  der  wäßrigen  Lösung  blaue  Flocken,  Natronlauge  bewirkt 
keine  Veränderung.  Mit  Schwefelsäure  bildet  sich  eine  gelbrote  Lösung, 
die  beim  Verdünnen  blaue  Flocken  ausscheidet.  Färbt  Seide  und  Wolle 
in  violetten  Tönen,  die  ziemlich  licht-  und  walkecht  sind.  Ihm  stehen 
nahe  Violamin  R,  Violamin  G  (Säurerosamin  A),  Violamin  2  R 
(Echtsäureblau  R). 

CkiUein  und  Coertdein.  Das  Gallein  wird  durch  Erhitzen  von 
Gallussäure  mit  Phtalsäureanhydrid  gewonnen.  Es  bildet  ein  in  Wasser 
unlösliches,  in  Alkalien  mit  roter,  beim  Überschuß  derselben  blauer 
Farbe,  lösliches  braunes  Pulver. 

Das  Gallein  ist  an  und  für  sich  für  die  Färberei  von  geringer  Be- 
deutung, es  bildet  jedoch  das  Ausgangsmaterial  zur  Darstellung  des  für 
die  Eattundruckerei  hochwichtigen  Coeruleins. 

Coerulein  entsteht  durch  Erhitzen  des  Galleins  mit  konz.  Schwefel- 
säure auf  ca.  200**. 


Anthracenfarbstoffe.  1055 

£s  bildet  ein  bläulicbschwarzes,  in  Wasser,  Alkohol  und  Ätber 
unlöslicbes  Pulyer.     £s  löst  sich  wenig  in  Eisessig  mit  grüner  Farbe. 

Mit  Natriumbisulfit  bildet  es  eine  farblose  lösliche  Verbindung. 
Letzteres  Verhalten  und  die  Eigenschaft,  mit  Chromoxyd  und  Tonerde 
Lacke  zu  bilden,  ermöglichen  seine  Anwendimg  in  der  Färberei. 

Man  druckt  die  Bisulfityerbindung  gemischt  mit  Ghromacetat  auf 
und  dämpft.  Durch  letztere  Prozedur  wird  die  Bisulfitverbindimg  zer- 
setzt und  der  Chromoxydlack  hergestellt. 

Das  Coerulein  erzeugt  auf  diese  Weise  ein  dunkles,  sehr  seifen- 
und  lichtechtes  Grün. 

Auch  für  die  Färberei  auf  gechromter  Wolle  wird  das  Coerulein 
vielfach  benutzt. 

Handelsprodukte:  Coerulein  in  Teig,  eine  schwarze  Paste,  und 
Coerulein  S  in  Pulver  oder  in  Teig  (die  Bisulfitverbindung). 


YI.  Oxychinone  nnd  Chinonoxime. 
1.  Anthracenftobstoife. 

Die  vom  Anthracen  abgeleiteten  Farbstoffe,  deren  wichtigster  Re- 
präsentant das  Alizarin  ist,  bilden  eine  von  den  übrigen  Teerfarbstoffen 
scharf  gesonderte  Gruppe,  und  zwar  sowohl  mit  Bezug  auf  ihre  Herstel- 
lung, als  auch  auf  ihre  Anwendung. 

Die  Anthracenfarben  finden  ihre  Hauptverwendung  im  Kattundruck 
und  in  der  Baumwollenfärberei,  doch  werden  auch  in  der  Wollenfärberei 
in  neuerer  Zeit  große  Mengen  davon  konsumiert.  Die  damit  erzeugten 
Töne  besitzen  (mit  Ausnahme  des  Türkischrot)  im  allgemeinen  eine  ge- 
ringe Lebhaftigkeit,  vor  den  übrigen  Teerfarbstoffen  zeichnen  sie  sich 
jedoch  vorteilhaft  durch  die  große  Beständigkeit  aus. 

AUxwrin*  (Dioxyanthrachinon)  [C,^  H^  O4).  Das  Alizarin 
bildet  im  reinen  Zustande  rotbraune  Nadeln.  Sein  Schmelzpunkt 
liegt  bei  289  bis  290^,  es  sublimiert  bei  höherer  Temperatur  in  roten 
Nadeln.  Es  ist  fast  unlöslich  in  kaltem,  sehr  schwer  löslich  in 
heißem  Wasser.  Kalter  Alkohol  löst  es  ebenfalls  schwer,  siedender 
etwas  leichter,  ziemlich  leicht  Eisessig,  Methylalkohol,  Aceton  und 
Glyzerin.  Alle  diese  Lösungen  besitzen  eine  gelbrote  Farbe.  Konzen- 
trierte Schwefelsäure  ist  selbst  bei  einer  Temperatur  von  150 — 200® 
ohne  Wirkung  auf  dasselbe.  Von  siedender  Alaunlösung  wird  es  nicht 
aufgenommen. 

Gegen  Alkalien  verhält  es  sich  wie  eine  schwache  zweibasische 
Säure.  Die  Alkalisalze  sind  in  Wasser  leicht  löslich,  und  zwar  die 
primären  mit  roter,  die  sekundären  mit  purpurvioletter  Farbe.     Erstere 


1056  Organische  Farbstoffe. 

entstehen  namentlich  beim  Auflösen  des  Alizarins  in  Karbonaten  und 
anderen  alkalisch  reagierenden  Salzen,  letztere  durch  überschüssige  kau- 
stische Alkalien.  Die  £rd-,  Erdkali-  imd  Schwermetalie  bilden  meist 
schwerlösliche  Lacke,  welche  sich  durch  mehr  oder  weniger  charakte- 
ristische Färbungen  auszeichnen.  Dieselben  entstehen  durch  Fällung  der 
Alizarinalkaliverbindungen  mit  den  betreffenden  Metallsalzen,  sowie  durch 
direkte  Vereinigung  des  Alizarins  mit  Metalloxyden. 

Die  yerschiedenen  Färbungen  der  Alizarinlacke  sind  für  die  Färbe- 
reien Yon  grofier  Wichtigkeit  imd  gestatten  die  Erzeugung  ganz  ver- 
schiedener Nuancen,  welche  yom  feurigen  Rot  bis  zum  tiefen  Schwarz- 
violett variieren. 

Das  Alizarin  fixiert  sich  einzig  und  allein  in  Form  dieser  Lacke 
auf  der  Faser,  und  zwar  sind  es  hauptsächlich  die  Tonerde-,  Chrom- 
und  Eisenlacke,  welche  in  der  Färberei  eine  Rolle  spielen. 

Das  künstliche  Alizarin  kommt  in  der  Regel  in  Form  einer  Paste 
in  den  Handel.  Der  Gehalt  der  Alizarinpaste  schwankt  unter  Um- 
ständen zwischen  20  und  60  Proz.,  doch  ist  eine  20-prozentige  Paste  die 
gebräuchlichste. 

Die  Konsistenz  der  Paste  gibt  über  deren  Farbstoffgehalt  keine 
Anhaltspunkte.  Eine  ganz  neutrale  Ware  ist  dünnflüssig;  dicke  Pasten, 
wie  sie  von  manchen  Konsumenten  vorgezogen  werden,  enthalten  eine 
geringe  Spur  freier  Säure.  Für  Export  wird  auch  100-proz.  Alizarin 
fabriziert,  das  teilweise  durch  Auflösen  in  Natronlauge  und  Wiederaus- 
fällen mit  Säure  etc.  in  20-proz.  Paste  übergeführt  oder  dann  in  Form 
einer  alkalischen  Lösung  direkt  ins  Färbebad  gegeben  und  dort  durch 
eine  geeignete  Säure  gefällt  wird. 

Auch  findet  sich  Alizarin  in  Mischung  mit  Stärke  in  Form  von 
Stücken  im  Handel.  Man  hat  auch  andere  Mittel  zur  Herstellung  hoch- 
prozentiger bezw.  trockener  Ware  gemacht.  (S.  Gnehm,  „Anthracen- 
farbstoffe^  1897,  33.) 

Reines  Alizarin,  sog.  Alizarin  mit  Blau  st  ich  (Alizarin  VI  u.  s.w.), 
färbt  tonerdegebeizte  Baumwolle  blaustichig  rot  und  mit  Eisen  gebeizte 
rein  violett. 

In  der  käuflichen  Ware  können  neben  Alizarin  noch  andere  Kör- 
per: Anthrapurpurin,  Flavopurpurin,  sodann  nicht  färbende  Substanzen 
wie  Oxyanthrachinon,  Anthraflavinsäure,  Isoanthraflavinsäure  etc.  ent- 
halten sein. 

Zur  Wertbestimmung  begnügt  man  sich  oft  mit  einer  Probefllrbung : 
für  genauere  Kenntnis  der  Beschaffenheit  ist  eine  weitergehende  Unter- 
suchung notwendig. 

Bestimmung  des  Trockengehaltes.  Etwa  20  g  der  fraglichen 
Paste  werden  in  einer  gewogenen  Platinschale  im  Luftbade  bei  100  bis 


Anthraoenfarbstoffe.  1057 

110®  bis  zur  Gewichtskonstanz  erhitzt.  Durch  Yerbrennen  des  Rück- 
standes erhält  man  die  Menge  der  Aschenbestandteile. 

Um  Oxyanthrachinon  (und  Anthraflayin-  bezw.  Isoanthraflayin- 
säure)  nachzuweisen,  löst  man  eine  Prob^  mit  Natronlauge,  versetzt  heiß 
mit  Baryumchloridlösung  und  filtriert  den  Niederschlag.  Zum  Filtrat 
setzt  man  bei  Siedehitze  Sodalösung,  filtriert  wieder,  läßt  erkalten  und 
säuert  mit  Salzsäure  an.  Oxyanthrachinon  bezw.  Anthra-  oder  Isoanthra- 
flavinsäure  scheiden  sich  in  gelben  Flocken  aus. 

Für  die  Musterfarbungen  im  Laboratorium  bedient  man  sich  am 
besten  eines  mit  Beizen  bedruckten  Kattuns.  Man  findet  gegenwärtig 
eigens  für  diesen  Zweck  präparierten  Kattun  im  Handel,  auf  welchen 
die  yerschiedenen  Beizen  in  gleich  breiten,  parallelen  Streifen  auf- 
gedruckt sind.  Gewöhnlich  befindet  sich  darauf  reine  Tonerdebeize, 
reine  Eisenbeize  und  ein  Gemenge  von  beiden.  Man  schneidet  einen 
solchen  Kattunlappen  quer  durch  diese  Streifen  in  zwei  genau  gleiche 
Hälften  und  färbt  auf  dieselben  die  zu  yergl  eich  enden  Farbenmuster 
quantitativ  aus. 

Je  nach  Umständen  wird  die  Probefarbung  zweckmäßiger  auf 
türkischrot  yorgebeizte  Lappen  oder  Stränge  ausgeführt.  Hierbei  kann 
dann  auch  das  Verhalten  der  zu  untersuchenden  Ware  bei  der  Avivage 
taxiert  werden. 

Darstellung.  Das  künstliche  Alizarin  wird  durch  Erhitzen  der 
Anthrachinonmosulfosäure  mit  kaustischem  Natron  unter  Zusatz  eines 
Oxydationsmittels  (Kaliumchlorat  oder  Salpeter)  dargestellt. 

Das  aus  der  alkalischen  Lösung  durch  Salzsäure  gefällte  Alizarin 
wird  sorgfaltig  ausgewaschen  und   in  Teigform  in  den  Handel  gebracht. 

AnihrapiMrpurin  (Isopurpurin)  1  .  2  .  7-Trioxyanthrachinon. 

Dasselbe  krystallisiert  in  orangefarbenen  wasserfreien  Nadeln,  welche 
sich  leicht  in  Alkohol  und  Eisessig,  schwierig  in  Äther  lösen.  Es 
schmilzt  über  380^.  Die  alkalische  Lösung  ist  etwas  röter  als  die  des 
Alizarins.  Von  dem  Purpurin  unterscheidet  es  sich  durch  die  geringe 
Löslichkeit  in  siedender  Alaunlösung.  Es  färbt  auf  Tonerdebeize  etwas 
gelblicher  rot  als  das  Alizarin,  auf  Eisenbeize  erzeugt  es  ein  graues 
Yiolett  von  geringem  Wert. 

Reines  Anthrapurpurin  ist  in  den  Handelsmarken  Alizarin  GD, 
R  X,  Sx  extra,  Sx,  R  T,  W  G  (für  Wolle)  enthalten. 

Fiavapurpurin  1.2.6-  Trioxyanthrachinon. 

Das  reine  Flayopurpurin  krystallisiert  in  wasserfreien  gelben  Nadeln, 
welche  sich  fast  nicht  in  Wasser,  leicht  in  kaltem  Alkohol,  sowie  in 
Eisessig  lösen.     Der  Schmelzpunkt  liegt  über  330^. 

Die  Lösung  in  Alkalien  ist  röter  als  die  des  Isopurpurins.  Beim 
Yerdünnen  mit  Wasser  wird  sie  schmutzig  gelbrot.   Kohlensaures  Natron 

Untenuchuns^en.  5.  Aufl.  IIL  67 


1058  Organische  Farbstoffe. 

löst    es    mit    gelbroter  Farbe.     Es    erzeugt    auf   Tonerdebeize    ein    sehr 
gelbes  Rot,  auf  Eisenbeize  ein  rotes  Violett. 

Das  reine  Flavopurpurin  findet  sich  in  den  Handelsmarken 
Alizarin  Gl,  R  G,  S  D  G,  X,  No.  10,  F  A,  Alizarinrot  WGG  (für 
Wolle). 

Alizarin,  Anthrapurpurin  und  Flayopurpurin  lassen  sich  durch  die 
verschiedene  Färbung  ihrer  alkalischen  Lösungen  unterscheiden.  Alizarin 
gibt  mit  Tonerdebeizen  die  „blaustichigsten"  Rot,  die  schönsten  „Rosa* 
und  „Violett".  Anthrapurpurin  liefert  gelbere  Töne  als  Alizarin,  weniger 
gelbe  als  Flavopurpurin.  Flavopurpurin  liefert  die  gelbstichigsten  Töne: 
die  Färbungen  des  letzteren  werden  aber  beim  Avivieren  stärker  an- 
gegriffen. 

Zur  Beurteilung  von  Alizarinpaste  empfiehlt  Perkin  (J.  Chem. 
Ind.  1894,  496)  folgendes  Verfahren: 

Man  löst  5  g  der  Paste  (20-proz.)  mit  destilliertem  Wasser  zu  1  K 
mischt  5  ccm  davon  mit  5  ccm  einer  2-proz.  Pottaschelösung,  verdünnt 
auf  500  ccm  und  vergleicht  die  Färbung. 

Bei  einiger  Übung  gelingt  es  leicht,  auf  diese  Weise  selbst  sehr 
geringe  Nuancenunterschiede  zu  erkennen,  z.  B.  einen  Zusatz  von  3 — 5  Proz. 
Anthrapurpurin  zu  Alizarin. 

Auch  die  Zusammensetzung  einer  Paste  kann  bis  zu  einem  ge- 
wissen Grade  ermittelt  werden,  indem  Mischungen  von  Alizarin  mit 
Anthrapurpurin  klare  und  helle,  solche  von  Alizarin  mit  Flavoparpurin 
erhehlich  dunklere  Lösungen  geben. 

Unter  den  Handelsprodukten  finden  sich  auch  zahlreiche  Gemische 
dieser  drei  Oxyanthrachinone  nach  variablen  Verhältnissen. 

Alle  diese  Erzeugnisse  werden  nach  dem  beim  „Alizarin**  beschrie- 
benen Verfahren  geprüft. 

Flavopurpurin  und  Isopurpurin  entstehen  durch  Verschmelzen  der 
beiden  isomeren  Anthrachinondisulfosäuren,  und  zwar  entsteht  das  Flavo- 
purpurin aus  der  a-Säure,  das  Isopurpurin  aus  )9-Säure.  Beide  bilden 
häufige  Gemengteile  des  käuflichen  Alizarins. 

^urpurin  (1.2.  4-Trioxyanthrachinon). 

Das  Purpurin  krystallisiert  aus  wasserhaltigem  Alkohol  in  langen, 
orangeroten  Nadeln,  welche  1  Molekül  Krystallwasser  enthalten  und 
bei  100°  unter  Rotfärbung  wasserfrei  werden.  Es  sublimiert  schon  bei 
etwa  150°  in  roten  federartigen  Nadeln  und  schmilzt  bei  253^.  In 
kochendem  Wasser  ist  es  viel  löslicher  als  Alizarin,  ebenso  in 
Alkohol  und  Äther.  Die  Lösung  in  Alkalien  ist  rot,  in  dünnen 
Schichten  purpurfarbig.  Eine  verdünnte  alkalische  Lösung  wird  an 
Luft  und  Licht  sehr  schnell  gebleicht.  Mit  Kalk  und  Baryt  gibt 
es   in  heißem  Wasser  völlig  unlösliche  Lacke.     Kochende  Alaunlösun^; 


Anthracenfarbstoffe.  1059 

nimmt  das  Purpurin  ziemlich  reichlich  zu  einer  gelbroten ,  stark 
fluoreszierenden  Flüssigkeit  auf,  aus  der  sich  beim  Erkalten  ein  Nieder- 
schlag abscheidet,  welcher  neben  freiem  Purpurin  den  Tonerdelack  des- 
selben enthält. 

Wird  die  Lösung  von  Purpurin  in  Soda  mit  einer  ungenügenden 
Menge  von  Alaun  versetzt,  so  entsteht  ein  unlöslicher  rosenroter  Lack. 
Auf  Tonerdebeizen  erzeugt  das  Purpurin  Scharlach-  bis  dunkelrote  Töne, 
welche  durch  Seife  besonders  lebhaft  werden. 

Das  künstliche  Purpurin  entsteht  durch  Oxydation  des  Alizarins 
mit  Braunstein  oder  Arsensäure  und  Schwefelsäure  und  kommt  unter 
der  Bezeichnung  „Alizarin  No.  6"  oder  Purpur  in  in  Form  einer 
20-proz.  Paste  in  den  Handel. 

Es  hat  im  ganzen  wegen  seiner  geringen  Lichtechtheit  und  seines 
hohen  Preises  wenig  Verwendung  gefunden,  da  man  mit  dem  leichter 
zugänglichen  und  solideren  Isopurpurin  die  gleiche  Nuance  herstellen 
kann. 

Seines  satten  Ghromlackes  wegen  findet  es  in  der  Baumwoll- 
druckerei Anwendung. 

AfUhragaUol  (1.2.  3-Trioxyanthrachinon). 

Dieser  Körper  entsteht  durch  Einwirkung  von  Benzoesäure  auf 
Gallussäure  bei  Gegenwart  wasserentziehender  MitteL 

Das  Anthragallol  fixiert  sich  auf  Chrombeize  mit  tief  brauner  Farbe 
und  findet  unter  dem  Namen  „Anthracenbraun"  oder  „Alizarin- 
braun" ziemlich  starke  Verwendung  in  der  Wollfarberei.  Es  stellt 
eine  dunkelbraune  Paste  dar. 

Das  Anthragallol  ist  in  konzentrierter  Schwefelsäure,  sowie  in  Alka- 
lien mit  brauner  Farbe  löslich. 

AUzarimyrange  (^-Nitroalizarin). 

Das  yS-Nitroalizarin  bildet  gelbliche  Nadeln  oder  Blättchen  vom 
Schmelzpunkt  244^.  Es  sublimiert  unter  teilweiser  Verkohlung  in  gelben 
Blättchen.  In  betreff  seiner  Löslichkeit  in  Wasser,  Alkohol,  Eisessig 
etc.  verhält  es  sich  dem  Alizarin  sehr  ähnlich.  Seine  Salze  lösen  sich 
mit  purpurroter  Farbe  in  Wasser,  werden  jedoch  durch  einen  Alkali- 
überschuB  gefällt.  Das  Nitroalizarin  gibt  mit  Kalk  und  Baryt  braune 
Lacke.  Es  erzeugt  auf  Tonerdebeize  ein  rötliches  Orange,  auf  Eisen- 
beize ein  rotes  Violett. 

Es  bildet  den  Hauptbestandteil  der  unter  der  Bezeichnung  Ali- 
zarinorange  A,  D,  Alizarin  0  R,  0  G  etc.  im  Handel  befindlichen 
Produkte,  die  eine  bräunlichgelbe  Paste  darstellen. 

Darstellung.  Das  ^-Nitroalizarin  entsteht  durch  Einwirkung 
von  salpetriger  Säure  auf  Alizarin,  welches  zu  diesem  Zweck  ent- 
weder  in  Eisessig   oder  Nitrobenzol   suspendiert,    oder  auf  Flächen  in 

67* 


1060  Organische  Farbstoffe. 

dünnen  Schichten  ausgebreitet  wird,   oder  durch  Nitrieren  des  Alizarin- 
borsäureesters. 

Dem  vorigen  ähnlich  ist: 

Mizaringeib  O  (Höchst;  ^-Nitroflayopurpurin). 

Alizarinnia/rron  (Badische)  ist  eine  dunkelrotbraune  20-proz. 
Paste,  die  wahrscheinlich  aus  einem  Gemisch  verschiedener  Amidoaliza- 
rine  mit  Amidopurpurin  besteht.  Löst  sich  in  Natronlauge  mit  violetter 
Farbe  und  färbt  auf  Tonerdebeize  in  Bordeauxtönen,  mit  Chrombeizen 
in  tief  braunen  Nuancen. 

AUzaringranat  IC  (Höchst)  und  AUaarinkardinal  (Bayer) 
bestehen  aus  a-Amidoalizarin  und  stellen  rotbraune  Pasten  dar.  Der  Ton- 
erdelack ist  violettrot;  der  Chromlack  stahlblau. 

Aliz€irinrot  8,  AUxarin  WS  ist  das  Natriumsalz  der  Alizarin- 
monosulfosäure  und  findet  sich  im  Handel  als  orangefarbiges  Pulver, 
das  sich  in  Wasser  und  Alkohol  mit  rötlichgelber  Farbe  löst.  Die 
Lösung  wird  durch  Salzsäure  heller,  durch  Natronlauge  violett  gefärbt. 
Konzentrierte  Schwefelsäure  gibt  eiae  gelbrote  Lösung.  Eignet  sich  zum 
Färben  gebeizter  Wolle.  Der  Tonerdelack  ist  lebhaft  scharlachrot;  mit 
Chrombeize  lassen  sich  braune,  mit  Eisen  violette  imd  mit  Zinn  orange- 
gelbe  Färbungen  erzeugen. 

Ähnliche  Farbstoffe  sind  Alizarin  2S  (Natriumsalz  der  Anthra- 
purpurinmonosulfosäure)  und  Ali  zarin  3  S  (Natriumsalz  der  Flavopur- 
purinmonosulfosäure),  welche  in  gelbstichigeren  Tönen  anfärben. 

AlAzarinhordeaux  B  (Bayer)  ist  ein  Tetraoxyanthrachinon  und 
wird  durch  Behandeln  von  Alizarin  mit  rauchender  Schwefelsäure  und 
darauffolgendes  Verseifen  des  zuerst  entstandenen  Tetraoxyanthrachinon- 
Schwefelsäureesters  dargestellt.  Das  Handelsprodukt  ist  eine  braunrote 
Paste,  die  sich  in  Natronlauge  mit  rotvioletter  Farbe  löst.  Wird  in  der 
Baumwoll-  und  Wollfärberei  gebraucht.  Die  Tonerdelacke  sind  bordeauxrot, 
die  Chromlacke  violettblau  und  sehr  echt  gegen  Licht,Seife  und  Säuren. 

Verwandte  Verbindungen  finden  sich  als  Bordeaux  „G",  „BD", 
„G  G'^,  „G  D",  „G  D  D"  im  Handel  und  werden  namentlich  in  Verbin- 
dung mit  Chrombeizen  in  der  Wollfarberei  gebraucht. 

AUzarincyanin  R  (Bayer).  Zur  Darstellung  dieses  Farbstoffes 
wird  Alizarinbordeaux  in  schwefelsaurer  Lösung  mit  Braunstein  oxydiert 
und  das  gebildete  Zwischenprodukt  mit  verdünnten  Säuren  zersetzt.  Da- 
bei bildet  sich  Pentaoxyanthrachinon. 

Das  Handelsprodukt  ist  eine  dunkelbraune  Paste,  die  in  Wasser 
unlöslich,  dagegen  in  Natronlauge  mit  blauer  Farbe  löslich  ist.  Salz- 
säure fällt  aus  der  alkalischen  Lösung  den  Farbstoff  als  dunkelblauen 
Niederschlag.  Auf  chromgebeizter  Wolle  entstehen  Lacke,  die  denen  des 
Alizarinblaus  sehr  ähnlich  sind. 


Anthracenfarbstoffe.  1061 

AUzarinoyanin  O  (Bayer).  Der  Farbstoff  bildet  sich  beim  Be- 
handeln des  bei  der  Darstellung  von  Alizarinpentacyanin  R  auftreten- 
den Zwischenproduktes  mit  Ammoniak.  Das  Handelsprodukt  stellt  eine 
«chwarze,  in  Wasser  unlösliche  Paste  dar,  die  sich  in  Natronlauge  oder 
AnuAOniak  mit  blaugrüner  Farbe  auflöst.  In  konzentrierter  Schwefel- 
säure ist  der  Farbstoff  mit  roter  Farbe  löslich.  Ghromgebeizte  Wolle 
wird  in  grünstichig  blauen  Tönen  angefärbt.  Die  Färbungen  zeichnen  sich 
durch  große  Licht-  und  Alkaliechtheit  aus. 

Yon  Alizarincyaninen  kommen  weitere  Marken;  2R,  3  11,  RA, 
R  A  extra,  3  R  A,  R  G,  G,  G  extra,  G  G,  W R  R,  W R B,  GS  extra, 
3  R  S,  RS,  R  extra,  R  R,  P  in  den  Handel. 

AUzarinviridin  in  Teig  (Bayer)  gibt  einen  grünen  Chrom- 
lack. Eignet  sich  speziell  auch  für  Baumwolldruck  auf  geöltem  wie 
ungeöltem  Stoff.     (Ist  ein  sulfiertes  Chinizaringrün.) 

Nahe  steht  ihm  das  Anthrachinongrün  GX  (B.  A.  S.  F.) 
{Friedländer  und  Schick,  Zsch.  f.  F.  u.  Textil-Ch.  1904,  220). 

Mizarincyaningriln  (Bayer)  (Rev.  G.  Mat.  Col.  1897,  81)  findet 
43ich  im  Handel  in  Form  einer  schwarzen  kochsalzhaltigen  Paste,  die  in 
Wasser  imd  Alkohol  wenig  mit  grüner  Farbe  löslich  ist.  Salzsäure 
und  Natronlauge  y  er  ändern  die  Farbe  der  wäßrigen  Lösung  nicht. 
Setzt  man  einen  Überschuß  an  Säure  zu,  so  entsteht  ein  Niederschlag 
und  die  Flüssigkeit  wird  gelblichgrün.  Der  von  Kochsalz  befreite  und 
getrocknete  Farbstoff  ist  ein  dunkelblauschwarzes  Pulver,  das  sich  in 
konz.  Schwefelsäure  mit  violetter  Farbe  auflöst.  Beim  Zugießen  von 
Wasser  wird  die  Lösung  grün  und  der  Farbstoff  fällt  aus. 

Kann  auf  Wolle  aus  saurem  Bade  imd  mit  Hilfe  von  Chrombeizen 
fixiert  werden. 

AUzarincyaningrUn  O  extra  und  E  kommen  auch  in  Pulver- 
form in  den  Handel.  (Friedländer  u.  Schick,  Zsch.  f.  F.  u.  Textil- 
€h.  1903,  439.) 

AI4aaHncyaninachwarz  G  (Bayer)  stellt  eine  dunkelbraune,  in 
Wasser  unlösliche  Paste  dar.  Beim  Versetzen  mit  verdünnter  Salzsäure 
entsteht  eine  violettrote  Lösung;  überschüssige  Salssäure  scheidet  orange- 
rote Flocken  ab.  Natronlauge  präzipitiert  aus  der  salzsauren  Lösung 
schwärzliche  Flocken.  Der  trockene  Farbstoff  löst  sich  in  konz.  Schwefel- 
säure mit  violetter  Farbe;  die  Lösung  scheidet  beim  Verdünnen  mit 
Wasser  orangerote  Flocken  ab.  Er  liefert  auf  Chrombeizen  ein  sehr  licht- 
und  walkechtes  Schwarz  und  ist  wahrscheinlich  die  Sulfosäure  vom  Toluid 
des  Purpurins.     Hierher  zählt  auch  das  Alizarinblauschwarz. 

Alizarinreinblau  scheint  die  Monosulfosäure  von  1,4-Amido-p- 
toluido-2-bromanthrachinon  zu  sein  (Friedländer  und  Schick,  Zsch.  f. 
F.  u.  Textil-Ch.  1904,  220). 


1062  Organische  Farbstoffe. 

AUzarinsaphirol  wird  yermutlicli  aus  l,5-I)iiiitroaiithra€hinoii  dar- 
gestellt und  ist  eine  Diamidoanthrachrysondisulfosäure.  Wird  auf  Wolle 
aus  saurem  Bade  unter  Zusatz  von  Glaubersalz  geförbt. 

AUzariniri8€l  JR  (Bayer)  kommt  in  Pulver  und  in  TeigCorm  in 
den  Handel  und  ist  ein  aus  saurem  Bade  färbender  Egalisierungsfarb- 
stoff.  Gibt  auf  Wolle  klare,  blausticbige  Violett,  die  mit  Chromsalzen 
nach  Blaugrün  umschlagen. 

AUzarin^As^ol  B  (Bayer)  zeigt  gutes  Egalisierungsyermögen  und 
bemerkenswerte  Lichtechtheit.     Färbt  grünstichiger  als  Saphirol. 

AnthrticefMau  WM  (Badische)  bildet  sich  durch  Einwirkung 
von  rauchender  Schwefelsäure  auf  1,5-Dinitroanthrachinon  und  besteht 
aus  Hexaoxyanthrachinon.  Bas  Handelsprodukt  ist  eine  schwarzbraune, 
in  Wasser  unlösliche  Paste,  die  in  Natronlauge  mit  blauer  Farbe  löslich 
ist.  Mit  konz.  Schwefelsäure  gibt  der  trockene  Farbstoff  eine  braun- 
violette fluoreszierende  Lösung.  Chromgebeizte  Wolle  wird  rotstichigblau 
gefärbt.  Ähnliche  Farbstoffe  sind:  Anthracenblau  WG  (färbt  grünlich- 
blau);  Anthracenblau  WB  (färbt  rein  blau);  Arthracenblau  WRß, 
Anthracendunkelblau  W. 

Ferner  die  in  Wasser  löslichen  Marken:. 

Anthracenblau  SWG  (grünlichblau);  SWB  (rein  blau)  und 
SWR  (rötlichblau). 

Ein  hierhergehöriges  Produkt  ist  wahrscheinlich  auch  das  SHUafU' 
alizarincyanin  It  (Bayer). 

Säure€U4aarinhlau  JB  B  und  O  B  (Höchst)  (Natriumsalz  der 
Hexaoxyanthrachinondisulfosäure)  entstehen  durch  Kochen  von  Diamido- 
anthrachrysondisulfosäure  mit  Alkalien  und  färben  Wolle  aus  saurem 
Bade  rot  an.  Durch  Nachbehandeln  mit  Fluorchrom  wird  die  Färbung 
blau.  Die  Handelsware  (Pulver)  löst  sich  in  Wasser  mit  roter  Farbe. 
Natronlauge  macht  die  Lösung  blau  violett;  durch  einen  Überschuß  wird 
der  Farbstoff  ausgefällt.  Salzsäure  bewirkt  in  der  wäfirigen  Lösung 
keine  Änderung.  Mit  konz.  Schwefelsäure  bildet  sich  eine  rotstichig- 
blaue Lösung. 

SäureiiUzaringriln  B  und  O  (Höchst)  (Natriumsalz  der  Disulfo- 
hydroanthrachrysondisulfosäure)  bildet  sich  durch  Reduktion  der  Dinitro- 
anthrachrysondisulfosäure  in  alkalischer  Lösung  mit  Schwefelnatrium. 
Wolle  wird  in  saurem  Bade  grtlnblau  gefärbt.  Durch  Nachbehandlang 
mit  Fluorchrom  oder  Ealiumbichromat  kann  ein  auch  bei  künstlicher 
Beleuchtung  lebhaftes  Grün  erhalten  werden. 

Stellen  rötlich-  oder  grünlichschwarze  Pulver  dar,  die  wäßrige 
Lösung  besitzt  blaugrüne  Farbe,  die  durch  Natronlauge  in  Violett  um- 
schlägt. Salzsäure  macht  röter.  Mit  konz.  Schwefelsäure  bildet  sich  eine 
blaue,  bezw.  rote  Lösung,  die  beim  Verdünnen  violett  wird. 


Anthracenfarbstoffe.  1063 

AUzarinblau  (B.  A.  S.  F.)  (Dioxyanthrachmonchmolin). 

Das  reine  Alizarinblau  bildet  braune,  kupfergiänzende  Krystall- 
nadeln,  welche  bei  270°  schmelzen  und  sich  unter  teilweiser  Zersetzung 
sublimieren  lassen.  Es  ist  unlöslich  in  Wasser,  löst  sich  wenig  in 
Alkohol,  leicht  in  Amylalkohol  und  Eisessig.  Es  besitzt  sowohl  den 
Charakter  einer  schwachen  Säure,  als  den  einer  schwachen  Base. 
Alkalien  lösen  es,  wenn  ein  Überschoß  derselben  yermieden  wurde,  mit 
blauer  Farbe.  Überschüssige  Alkalilauge  fallt  daraus  die  Salze  in 
Form  Yon  grünen  Flocken.  In  starken  Säuren  löst  es  sich  mit  roter 
Farbe,  die  entstandenen  Salze  werden  jedoch  bereits  durch  Wasser  zer- 
setzt. Zinkstaub  bewirkt  in  alkalischer  Lösung  die  Bildung  einer  lös- 
lichen Küpe. 

Bas  Alizarinblau  bildet  mit  Natriumbisulfit  eine  wasserlösliche 
Verbindung  und  kommt  jetzt  ausschließlich  in  Form '  derselben  zur  Ver- 
wendung. 

Diese  Verbindung  kommt  unter  dem  Namen  Alizarinblau  8  als 
braunes  Krystallpulver  in  den  Handel,  welches  in  Wasser  leicht  mit 
rötlicher  Farbe  löslich  ist. 

Das  Alizarinblau  dient  hauptsächlich  zum  Färben  der  mit  Chrom 
gebeizten  Wolle,  auch  in  der  Druckerei  findet  es  Verwendung.  Man 
benutzt  für  letztere  Zwecke  hauptsächlich  die  Bisulfitverbindung,  das 
Alizarinblau  S. 

Man  druckt  diese  Verbindung  mit  Chromacetat  auf  und  erhält 
durch  Dämpfen  den  betreffenden  Metalllack,  welcher  sich  auf  der  Faser 
fixiert.     Die  Nuance  ist  ein  indigoähnliches  Blau. 

Darstellung.  Das  Alizarinblau  entsteht  durch  Erhitzen  eines 
Gemenges  von  y9-Nitroalizarin  (oder  /9-Amidoalizarin  und  Nitrobenzol), 
Glyzerin  und  Schwefelsäure  auf  etwa  150°. 

Alizaringrün  i9  (Höchst)  ist  die  Bisulfitverbindung  des  a-Ali- 
zarinchinolins  und  entsteht  analog  dem  vorigen  aus  a-Amidoalizarin. 
Das  Handelsprodukt  ist  entweder  eine  violettblaue  Paste  oder  ein 
dunkelgefarbtes  Pulver;  es  löst  sich  in  Wasser  mit  violettroter  Farbe, 
ist  dagegen  in  Alkohol  unlöslich.  Natronlauge  erzeugt  eine  rote  Lösung. 
Mit  konz.  Schwefelsäure  bildet  sich  eine  rote  Lösung,  aus  der  beim 
Verdünnen  der  Farbstoff  in  blaugrünen  Flocken  ausfallt.  Gibt  mit 
Chrom  und  namentlich  mit  Nickelbeizen  grüne  Lacke  von  bedeutender 
Echtheit. 

Mizarinffrün  8  in  Teig  (B.  A.  S.  F.).  Darstellung.  Durch 
Einwirkung  von  rauchender  Schwefelsäure  auf  Alizarinblau  entsteht 
„ Alizarinblaugrün^ ;  erwärmt  man  das  Reaktionsprodukt  mit  gewöhn- 
licher Schwefelsäure,  so  bildet  sich  ein  Gemisch  aus  Tri-  und  Tetra- 
oxyanthrachinonchinolin    und    deren    Sulfosäuren.     Im    Handelsprodukt, 


]j064  Organische  Farbstoffe. 

einer  gelbbraunen  Flüssigkeit,  liegt  die  BisulfitTerbindung  YOr.  Beim 
Erhitzen  für  sich  oder  noch  besser  mit  Salzsäure  zersetzt  sich  die 
Doppelverbindung  unter  Abscheidung  des  Alizaringrüns.  Natronlauge 
gibt  mit  der  Handelsware  eine  violette  Lösung.  Gibt  mit  Ghrombeizen 
blaugrüne  Lacke. 

AUzarinttrün  8W  in.  Teig  und  in  Pulver  wird  speziell  für  Woll- 
Färberei  und  -Druckerei  herausgegeben. 

Ähnlich  dargestellt  wird 

Ai4zarinindigof>lau  8  (B.  A.  S.  F.).  Das  Handelsprodukt  ist  die 
Natriimibisulfitverbindung  von  Alizarinindigoblau  und  bildet  eine  dunkle 
gelblichrote  Flüssigkeit.  Beim  Kochen  derselben  scheidet  sich  Alizarin- 
indigoblau  aus.  Mit  Natronlauge  entsteht  eine  blaue  Lösung.  Der 
Chromlack  ist  indigoblau.  Für  die  Wollfärberei  eignen  sich  besonders 
die  Marken  AUzarinindigohlau  8W;  8  M  W. 

JUzarinschwarz  J*  (Höchst)  ist  Flavopurpurinchinolin  und  bildet 
sich,  analog  dem  Alizarinblau,  aus  ^-Nitroflavopurpurin.  Das  Handels- 
produkt ist  eine  grünlichschwarze  Paste,  die  in  Alkohol  schwer  löslich. 
in  Wasser  unlöslich  ist.  Mit  Natronlauge  entsteht  eine  schmutziggrüne 
Lösung.  Der  Farbstoff  ist  für  Baum  wolldruck  und  Wollfärberei  bestimmt 
Der  Chromlack  ist  grau  bis  schwarz  geförbt. 

Mizarin9chwarz  S  (Höchst)  ist  die  Bisulfitverbindung  der  P- 
Marke.  Stellt  eine  braune  Lösung  dar,  welche  durch  Zusatz  von  Natron- 
lauge  schwarzviolett  wird.  Salzsäure  erzeugt  eine  schwarze  Fällung. 
Ist  für  die  Druckerei  bestimmt. 

Indanthren  (Scholl,  Berl.  B.  1903,  3426)  (B.  A.  S.  F.)  entsteht 
durch  Erhitzen  von  /d-Amidoanthrachinon  mit  Kaliumhydroxyd  und 
Kaliumnitrat  auf  250°  (R.  Bohn)  und  ist  N-Dihydro-1,  2,  2',  l'-anthra- 
chinonazin. 

Besitzt  schwachen  Basencharakter  und  stellt  den  ersten  echten 
Küpenfarbstoff  der  Antbracenreihe  dar. 

Er  ist  unlöslich  in  den  meisten  organischen  Lösungsmitteln,  am 
besten  löst  er  sich  in  siedendem  Chinolin. 

Die  Marke  X  ist  in  erster  Linie  für  Färbereizwecke  bestimmt 
und  gibt  mit  Hydrosulfit  und  Natronlauge  sofort  eine  blaue  Lösung, 
eine  Art  Küpe,  aus  welcher  Baumwolle  den  Farbstoff  direkt  aufnimmt, 
ohne  daß  ein  Yergrünungsprozeß  stattfindet. 

Die  Marke  S,  eine  violettstichig  braune  Paste,  ist  das  Reduktions- 
produkt von  X,  enthält  schweflige  Säure,  ist  aber  keine  Bisulfitverbb- 
dung  und  soll  in  der  Druckerei  dienen  (Zscb.  f.  F.  u.  Text.-Chem. 
1902,  138). 

Indanthren  C  (B.  A.  S.  F.)  ist  eine  Mischung  von  Dibrom-  und 
Tribrom-lndanthren  und  bildet  sich  durch  direkte  Einwirkung  von  Brom 


Naphthalinfarbstoffe.  1065 

auf  Indanthren.  Die  Färbungen  sind  sehr  chlorecbt  und  grünstichiger 
als  diejenigen  mit  der  Marke  S.  Ist  für  Druckzwecke  nicht  zu  em- 
pfehlen.    Das  Handelsprodukt  stellt  eine  graulichblaue  Paste  dar. 

2.  NaphthalinfBurbstoffe. 

I^aphthazarin  (Dioxynaphthochinon)  wird  durch  Erhitzen  von 
Dinitronaphthalin  mit  einer  Schwefelsesquioxydlösung  (Lösung  von 
Schwefel  in  rauchender  Schwefelsäure)  dargestellt.  Das  Handelsprodukt, 
AUza/rinschwarz  8,  8  W,  8  B  W,  WB,  NapJUhaaarin  8,  AUzarin- 
blauseh/warz  B  Wf  ist  die  Bisulfitverbindung  des  hierbei  gebildeten 
Dioxynaphthochinons.  Die  Handelsware  ist  eine  braune  Paste  (oder  ein 
•dunkelgefarbtes  Pulver).  Sie  löst  sich  in  kaltem  Wasser  nicht,  dagegen 
in  heißem  mit  brauner  Farbe;  in  Alkohol  ist  sie  mit  gelbbrauner  Farbe 
grüngelber  Fluoreszenz  und  in  Natronlauge  mit  schön  blauer,  in  Salz- 
säure mit  braimroter  Farbe  löslich.  Mit  konz.  Schwefelsäure  bildet 
^ich  eine  schmutziggelbgrüne  Lösung,  die  beim  Erhitzen  unter  Ent- 
wicklung von  schwefliger  Säure  rot  wird  und  beim  Verdünnen  einen 
■schwarzen  Niederschlag  gibt.  Der  Chromlack  ist  schwarz  gefärbt  und 
zeichnet  sich  durch  große  Echtheit  gegen  Licht,  Luft  und  Walke  und 
Säuren  aus. 

JUzarindu/nkf^lgritn  (B.  A.  S.  F.)  entsteht  in  der  Naphthazarin- 
«chmelze  in  Gegenwart  von  Phenolen. 

JEcMse/Hvarz  B  (B.  A.  S.  F.). 

Darstellung.  0^04 -Dinitronaphthalin  wird  mit  einer  wäßrigen 
Lösung  von  Schwefelnatrium  behandelt.  Das  Handelsprodukt  ist  eine 
schwarzblaue,  in  Wasser  und  Alkohol  unlösliche  Paste,  die  beim  Er- 
wärmen mit  Natronlauge  eine  violette  Lösung  liefert.  Ungeheizte  Baum- 
wolle wird  im  alkalischen  Bade  echtschwarz  gefärbt. 

E€ht9chwarz  B8  (B.  A.  S.  F.)  ist  das  Einwirkungsprodukt  von 
Alkalien  auf  Echtschwarz  B.  Kommt  als  blauschwarze  Paste  in  den 
Handel,  die  sich  in  Wasser  mit  violettblauer  Farbe  auflöst.  Aus  der 
Lösung  wird  der  Farbstoff  durch  Säuren  gefällt.  Der  trockene  Farb- 
stoff ist  in  konz.  Schwefelsäure  mit  schmutziggrüner,  in  Alkohol  mit 
violettblauer  Farbe  löslich. 

Baumwolle  und  Seide  werden  schon  in  der  Kälte  schwarz  gefärbt. 

3.   Ohinonoxime. 

JHnUrosareswrcin  (Dichinoyldioxim). 

Das  durch  Einwirkung  von  salpetriger  Säure  auf  Resorcin  ent- 
stehende Dinitrosoresorcin  besitzt  die  Eigenschaft,  Eisenbeize  mit  dunkel- 
grüner Nuance   anzufärben,   und  findet  deshalb  Verwendung  im  Kattun- 


1066  Organische  Farbstoffe. 

druck  und  in  der  Färberei.  Es  kommt  unter  dem  Namen  „Solidgrün  o*^, 
„Chlorin",  „Echtgrün"  und  anderen  Bezeichnungen  in  Pastenform  in 
den  Handel. 

Das  Dinitrosoresorcin  ist  im  reinen  Zustande  fast  farblos  und  in 
Wasser  wenig  löslich,  in  Alkalien  löst  es  sich  mit  schwach  gelblicher 
Färbung.  Mit  Eisenvitriollösung  erzeugt  es  einen  tiefdunkelgrünen  Nieder- 
schlag, namentlich  bei  Gegenwart  von  Natriumacetat.  Derselbe  wird  von 
Salzsäure  hellgelb  gelöst.  Man  färbt  die  mit  Eisenbeize  behandelte 
Baumwolle  oder  Wolle  in  schwach  essigsaurem  Bade. 

€f€i^mbin  O,  Y,  MMssergrün  J  ist  das  Einwirkungsprodukt  von 
salpetriger  Säure  auf  /9-Naphthol  (/9-Naphthochinonoxim)  und  gibt  mit 
Eizenbeizen  ebenfalls  grüne  Lacke.  Es  stellt  eine  olivengrüne  Paste 
dar,  die  in  Wasser  wenig,  in  Alkalien  mit  gelber  Farbe  und  grüngelber 
Fluoreszenz  löslich  ist.  Diesem  ähnlich  sind  Qambin  H  (a-Naphtho- 
chinonoxim);  Qambin  B  oder  IHoxin  (aus  2,7  Dioxynaphthalin  und 
salpetriger  Säure). 

Das  Eisensalz  des  letzteren  Farbstoffes  liegt  wahrscheinlich  im 
Walkgrün  8  (Leonhardt)  vor,  welches  Wolle  ohne  Beizen  anfärbt. 

yaphtholgrün  B  (Cassella)  ist  das  Eisenoxydulnatronsalz  der 
Nitroso-y9-Naphtholmonosulfosäure.  Das  Handelsprodukt  ist  ein  dunkel- 
grünes Pulver,  das  sich  in  Wasser  mit  hellgrüner  Farbe  löst.  Salzsäure 
bewirkt  keine  Veränderung;  Natronlauge  förbt  blaugrün.  Mit  konz. 
Schwefelsäure  entsteht  eine  braungelbe  Lösung.  Färbt  Wolle  in  saurem 
Bade  grün. 

YII.    Chinonimidfarbstoffe. 
1.   Indophenol« 

Indophend  (Durand). 
Dieser  durch  gemeinsame  Oxydation  von  Dimethylparaphenylen- 
diamin  und  a-Naphthol  dargestellte  Farbstoff  wird  ausschließlich,  der 
Indigküpe  analog,  in  Form  seiner  alkalilöslichen  Leukoverbindung  auf 
der  Faser  appliziert.  Letztere  wird  durch  Oxydation  an  der  Luft  oder 
mit  Hilfe  eines  Oxydationsmittels  in  den  unlöslichen  Farbstoff  ver- 
wandelt. 

Das  Handelsprodukt  bildet  meist  ein  braunschillemdes  Pulver, 
welches  sich  nicht  in  Wasser,  ziemlich  leicht  mit  blauer  Farbe  in  Wein- 
geist und  Benzol  löst. 

Die  alkoholische  Lösung  färbt  sich  durch  Säuren  rot.  Ein  Säure- 
überschuß zersetzt  beim  Erwärmen  das  Indophenol  imter  Entfärbung. 
Alkalien  stellen  die  Farbe  nicht  wieder  her,  ein  Verhalten,  welches  zur 
sicheren  Erkennung  des  Körpers  dient. 


Thiazime.  1067 

Ohne  diese  Säureempfindlichkeit  würde  der  Farbstoff  durch  seine 
Licht-  und  Seifenechtheit  dem  Indigo  eine  bedeutende  Konkurrenz 
machen. 

Das  Indophenol  kommt  außerdem  in  Form  seiner  Leukoverbindung 
als  Paste  in  den  Handel. 

Indophenol  findet  in  der  Druckerei,  wohl  selten  mehr  in  der  Fär- 
berei, in  Form  einer  mit  Indigo  gemischten  Küpe  Verwendung. 

2.    Thiazime. 

Methylenblau.  Das  Chlorzinkdoppelsalz,  welches  den  Haupt- 
bestandteil des  Handelsproduktes  bildet,  krystallisiert  aus  verdünntem 
Alkohol  in  schönen,  kupferglänzenden  Prismen.  £s  ist  ebenfalls  in 
Wasser  leicht  löslich  und  wird  daraus,  namentlich  bei  Gegenwart  von 
überschüssigem  Chlorzink,  durch  Kochsalz  abgeschieden. 

Das  Methylenblau   besitzt  in  Lösung    eine    reine,    grünstichigblaue 
Farbe.     Verdünnte  Säuren,    sowie  Ammoniak  verändern    dieselbe    nicht. 
Natronlauge    bewirkt    in  verdünntem  Zustande  eine  blaue  Fällung,    bei 
Anwendung  von  konzentrierter  Lauge    ist    diese    schwach    rötlichviolett 
gefärbt.     Konzentrierte  Schwefelsäure  löst  den  Farbstoff  mit  gelbgrüner, 
konzentrierte    Salzsäure    mit    schwach    blaugrüner    Farbe.      Zusatz    von 
Wasser  stellt  das  ursprüngliche  Blau    wieder    her.    Reduzierende  Agen- 
tien,    wie  Schwefel ammonium,    Salzsäure    und  Zinkstaub,  entfärben    die 
blaue  Lösung  schnell.     Die  Farbe    kehrt    an    der  Luft    langsam  wieder 
zurück,    augenblicklich,    wenn  man  der    sauren  Lösung  ein  Oxydations- 
mittel  (Eisenchlorid,    Kaliumbichromat)  hinzufügt.     Letzteres  Verhalten 
gestattet,    namentlich    den    Farbstoff    auf    dem    Gewebe    zu    erkennen. 
Schwefelammonium  erzeugt  auf  diesem  sofort  einen  weißen  Fleck,  welcher 
nach  dem  Ansäuern    sich    sehr  langsam  von  selbst,    beim  Betupfen  mit 
Eisen chlorid  augenblicklich  wieder  blau  färbt. 

Das  Methylenblau  ist  ein  sehr  wertvoller  Farbstoff,  welcher  nament- 
lich in  der  Baumwollen-Färberei  und  -Druckerei  eine  wichtige  Rolle 
spielt.  Auf  Wolle  und  Seide  erzeugt  es  direkt  schön  grünlichblaue  Töne. 
Mit  Tannin  gebeizte  Baumwolle  nimmt  dadurch  eine  etwas  matte  indigo- 
artige Nuance  an,  welche  in  der  Färberei  sehr  beliebt  ist. 

Darstellung.  Dimethylparaphenylendiamin  wird  bei  Gegenwart 
von  Dimethylanilin  und  unterschwefligsaurem  Natron  oxydiert. 

L.  Pelet  und  V.  Garuti  (Bull.  Soc.  Chim.  Paris.  [3.]  31,  S.  1094 
^1904))  bestimmen  Methylenblau  auf  volumetrischem  Wege  durch  Ti- 
tration einer  1 — 2-prom.  Lösung  desselben  mit  einer  gleich  starken  Lö- 
sung eines  geeigneten  sauren  Farbstoffes  von  möglichst  verschiedener 
Farbe.      Der   Endpunkt    der   Reaktion    wird    durch    Tüpfeln    ermittelt. 


1068  OrgaDlsche  Farbstoffe. 

Krystallponceau  liefert  die  besten  Resultate.  Doch  kÖDnen  auch  Karmin 
(Na-Salz),  Pyraminorange  und  Baumwollbraun  verwendet  werden.  Me- 
thylenblau vereinigt  sich  mit  Krystallponceau  im  Verhältnis  von  2  Mol. 
(Blau)  zu  1  Mol.  (Ponceau) ;  mit  Karmin  im  Verhältnis  von  1 : 1  Mol. 
(Das  Prinzip,  welches  dieser  Methode  zugrunde  liegt,  ist  bereits  früher 
von  Ch.  Rawson  und  Ed.  Knecht  (Ch.-Ztg.  1888,  857)  für  die  Er- 
reichung ähnlicher  Ziele  angewendet  worden.) 

Knecht  (Journ.  Soc.  Dyers  a.  Color.  1905,  21,  9)  bestimmt  Me- 
thylenblau durch  Titration  in  Kohlensäureatmosphäre  mit  Titantrichlorid 
in  salzsaurer  Lösung  bis  zur  Entfärbung  und  erhält  ein  scharfes  End- 
resultat und  genaue  Zahlen. 

Gegen  Reagentien  verhalten  sich  ähnlich: 

Chntianin  (Geigy)  ist  ein  Gemisch  von  Methylenblau  und  Lauth- 
schem  Violett  imd  färbt  tanningebeizte  Baumwolle  blauviolett. 

ÄthylefMau  (Oehler),  ThitmitMau  (Höchst),  TdiUdinbiau, 
Neumethylenblau  W  (Gasse IIa). 

Thiokarmin  M  (Cassella)  ist  das  Natriumsalz  der  Dläthyl- 
dibenzylthionindisulfosäure.  Der  Farbstoff  kommt  als  blaues  Pulver  oder 
als  Paste  in  den  Handel.  Er  löst  sich  in  Wasser  mit  blauer  Farbe: 
Salzsäure  bewirkt  keine  Veränderung;  Natronlauge  macht  die  Lösung 
beim  Erwärmen  violett.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  grüne 
Lösung,  die  beim  Verdünnen  mit  Wasser  blau  wird.  Tierische  Fasern 
werden  in  saurem  Bade  indigoblau  gefärbt,  doch  sind  die  Färbungen 
lichtempfindlich. 

Indochrofnogen  8  (Sandoz)  (Sulfoxyindophenolthiosulfosäure 
der  Naphthalinreihc)  ist  ein  dunkelblaues  Pulver,  das  sich  in  Wasser 
mit  rotvioletter  Farbe  löst.  Salzsäure  gibt  eine  gelbbraune  Lösung; 
Natronlauge  macht  schmutzigviolett,  beim  Kochen  unter  Thiazinbildung 
blau.  Lösung  in  konz.  Schwefelsäure  grüngelb,  beim  Verdünnen  rot- 
violett. 

Anwendung.  Indochromogen  S  gibt  auf  Baumwolle,  die  mit  alka- 
lischem Türkischrotöl  vorgeflatscht  wurde,  beim  Drucken  unter  Zusatz 
von  Chrombeizen  oder  gemischten  Chrom-Calciumbeizen  bei  nachherigem 
Dämpfen  sehr  lebhafte  blaue  Chromlacke  der  Thiazinfarbstoffreihe,  wie 
sie  sich  durch  direkten  Aufdruck  der  fertig  gebildeten  entsprechenden 
Tbiazine  sonst  nicht  erhalten  lassen.  Mit  Indochromogen  S  und  Chrom- 
Calciumacetat  geflatschte  Ware  läBt  sich  auch  gut  mit  Ferrocyankalium- 
«hloratätze  weiß,  resp.  bunt  ätzen. 

Indochrotnin  T  (Sandoz),  BriUanttUissarifMau  (Bayer). 
(Beizenziehender  Thiazinfarbstoff  der  Naphthalinreihe.) 

Das  Handelsprodukt  bildet  ein  dunkles,  bronzeglänzendes  Pulver 
oder  dann  eine  Paste  aus  bronzeglänzenden  Nädelchen.     In  Wasser  mit 


Oxazime  und  Oxazone.  lb6& 

reinblauer  Farbe  löslich,  Salzsäure  scheidet  aus  dieser  Lösung  einea 
blauyioletten  Niederschlag  ab.  Natronlauge  gibt  im  Überschuß  einen 
blauen  Niederschlag.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  gelb- 
grüne  Lösung,  aus  der  beim  Yerdünnen  ein  violetter  Niederschlag  ge- 
fällt wird. 

Anwendung.  Gibt  auf  Chrombeizen  aus  schwach  essigsaurem 
Bade  schön  grünblaue  Färbungen,  Yon  denen  sich  namentlich  diejenigen 
auf  Wollfaser  durch  eine  sehr  große  Walk-  und  Lichtechtheit  aus- 
zeichnen. 

Wird  auch  im  Baumwolldruck  mit  Ghromacetat  auf  geöltem  StofT 
verwendet,  gibt  dabei  aber  weniger  lebhafte  Nuancen  als  Indochro- 
mogen  S. 

Methylengrün  (Höchst)  (Mononitromethylenblau?). 

Darstellung.  Methylenblau  wird  in  saurer  Lösung  mit  sal- 
petriger Säure  behandelt. 

Das  Handelsprodukt  ist  ein  dunkelbraunes  Pulver,  das  in  Wasser 
mit  grünblauer  Farbe  löslich  ist.  Durch  Salzsäure  wird  die  Lösung 
grünstichiger;  Natronlauge  fällt  violette  Flocken.  Mit  konz.  Schwefel- 
säure entsteht  eine  grüne  Lösung,  die  beim  Yerdünnen  mit  Wasser 
blau  wird. 

3.  Oxazime  und  Oxazone* 

Caprüfiau  GN  (Leonhardt)  entsteht  durch  Behandlung  von 
Nitrosodimethylanilin-Chlorhydrat  mit  Diäthy  1-m-Amidokresol  (M ö h  1  au , 
Klimmer  und  Kahl,  Zsch.  f.  F.  u.  Textil-Gh.  1902,  313).  Das  Handels- 
produkt, grünglänzende  Kryställchen,  ist  ein  Ghlorzinkdoppelsalz ;  es  löst 
sich  in  Wasser  und  in  Alkohol  mit  blauer  Farbe.  Salzsäure  macht  die 
Lösung  rot;  Natronlauge  erzeugt  einen  violetten  Niederschlag.  Mit  konz. 
Schwefelsäure  entsteht  eine  grüne  Lösung,  die  beim  Verdünnen  mit  Wasser 
rot  wird.  Erzeugt  auf  Seide  und  tannierter  Baumwolle  ein  sehr  grün- 
stichiges Blau.  Ihm  nahe  verwandt  sind  Kresylblau  B  JB  imd  Kresyl- 
viaUU  B  und  BB  der  gleichen  Firma. 

BrOlant-Kresylölau  2B  (Leonhardt).  (Rev.  Mat.  Gol.  1899,  56) 
entsteht  aus  Nitrosodimethyl-m-Amido-Kresol  und  Benzyl-m-Amido- 
dimethyl-p-toluidin  und  ist  in  kaltem  Wasser  und  Alkohol  mit  blauer 
Farbe  löslich.  Mit  Salzsäure  entsteht  eine  braungelbe,  mit  Natronlauge 
eine  gelblichrote  Färbung.  In  konz.  Schwefelsäure  löst  sich  der  Farb- 
stoff mit  gelblichgrüner  Farbe;  beim  Verdünnen  geht  sie  durch  Braun- 
gelb in  Blau  über;  eine  Mischung  von  Zinnsalz  und  Salzsäure  bewirkt 
sofortige  Entfärbung. 

Kann  zum  Färben  von  tannierter  Baumwolle  und  von  Seide  benutzt 
werden  und  liefert  sehr  reine  blaue  Töne. 


1070  Organische  Farbstoffe. 

Meldolahlau  (Napbtholblau,  Neublau,  Echtblau). 

Dieser  von  Meldola  durch  Einwirkung  von  salzsaurem  Nitrosodi- 
methylanilin  auf  y9-Naphthol  dargestellte  Farbstoff  hat  besonders  An- 
wendung in  der  Baumwollfärberei  gefunden.  Das  Handelsprodukt 
(Chlorzinkdoppelsalz)  bildet  ein  braunes,  krystallinisches  Pulver,  dessen 
Staub  die  Schleimhäute  in  hohem  Grade  reizt.  Es  löst  sich  leicht  mit 
blauvioletter  Farbe  in  Wasser,  mit  grünlichblauer  in  konzentrierter 
Schwefelsäure. 

Auf  tannierter  Baumwolle  erzeugt  es  ein  violettstich iges  Graublau. 
welches  ziemlich  licht-  und  seifenecht,  aber  nicht  alkaliecht  ist. 

Mttscarin  (Durand)  entsteht  durch  Einwirkung  von  Nitrosodi- 
methylanilinchlorhydrat  auf  2,7-Dioxynaphthalin. 

Das  Ilandelsprodukt  ist  ein  braunviolettes  Pulver,  welches  in 
kaltem  Wasser  schwer,  leicht  dagegen  in  heißem  Wasser  mit  blau- 
violetter Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  erzeugt  in  der  wäßrigen  Losung 
einen  violettblauen  Niederschlag;  Natronlauge  gibt  eine  bräunlichgelbe 
Lösung.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  blaustichiggrüne  Lösung. 
aus  der  durch  Wasser  violette  Flocken  gefällt  werden.  Tannierte  Baum- 
wolle wird  blau  gefärbt. 

miblau  A  (B.  A.  S.  F.). 

Darstellung.  Man  läßt  salzsaures  Nitrosodiathyl-m-Amidophenol 
auf  a-Naphthylamin  einwirken. 

Das  Handelsprodukt  ist  ein  bronzeglänzendes  Pulver,  das  in 
warmem  Wasser  und  in  Alkohol  nit  blauer  Farbe  löslich  ist.  Aus  der 
warmen  Lösung  wird  durch  Salzsäure  das  Chlorhydrat  in  Nädelchen 
ausgefällt.  Verdünnte  Natronlauge  erzeugt  in  der  wässerigen  Lösung 
einen  roten  Niederschlag;  schüttelt  man  mit  Äther,  so  nimmt  er  eine 
orange  Färbung  an  und  zeigt  grüne  Fluoreszenz.  Konz.  Schwefelsäure 
gibt  eine  grüne  Lösung,    die  beim  Verdünnen  grün  und  zuletzt  blau  wird. 

Färbt  tannierte  Baumwolle  und  Seide  blau. 

Diesem  ähnlich  färben  NWblau  2  B  (aus  salzsaurem  Nitrosodi- 
äthyl-m-Amidophenol  und  Benzyl-a-Naphthylamin)  und  IfUbiau  R. 

Neumethylenblau  O  O  (Cassella)  wird  hergestellt  durch  Ein- 
wirkung von  Dimethylamin  auf  Meldolablau  und  darauffolgende  Oxy- 
dation. 

Ist  ein  graues  Pulver,  das  sich  in  Wasser  mit  blauer  Farbe  löst. 
Überschüssige  Salzsäure  färbt  braun,  Natronlauge  erzeugt  einen  schwarz- 
blauen Niederschlag.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  braune 
Lösung,  die  beim  Verdünnen  mit  Wasser  blau  wird. 

Tannierte  Baumwolle  wird  grünstichigblau  gefärbt. 

Ein  analoger  Farbstoff  ist  MeiamifMau  JB,  der  aus  Meldolablau 
und  Dimethyl-p-Phenylendiamin  entsteht. 


Oxazime  und  Oxazone.  1071 

Fluareßzierendes  Blau  entsteht  durch  Bromieren  des  Resorufins. 
Dcis  Handelsprodukt  ist  eine  olivenbra\me,  kleine  grüne  Kry stalle  (Am- 
moniaksalz) enthaltende  Flüssigkeit  von  10  Proz.  Farbstoffgehalt.  Löst 
sich  beim  Kochen  mit  Wasser.  Die  Lösung  besitzt  violette  Farbe  und 
starke  Fluoreszenz.  Mit  Salzsäure  entsteht  in  derselben  ein  brauner 
Niederschlag;  Natronlauge  ist  ohne  Einwirkung.  In  konz.  Schwefelsäure 
löst  sich  der  trockne  Farbstoff  mit  blauer  Farbe  und  wird  aus  dieser 
Lösung  durch  Wasser  wieder  ausgefällt. 

Färbt  Seide  und  Wolle  aus  saurem  Bade  in  graublauen  Tönen 
mit  rotbrauner  Fluoreszenz. 

AUzaringriln  O  (Da hl). 

Darstellung.  Man  läßt  /Ö-Naphthochinonsulfosäure  in  alkalischer 
Lösung  auf  1  Amido-  2  Naphthol-  6  Sulfosäure  einwirken. 

Die  Handelsware  ist  ein  braunschwarzes,  in  heiBem  Wasser  mit 
grüner  Farbe  lösliches  Pulver.  Salzsäure  macht  die  Lösung  rot  und 
gibt  einen  roten  Niederschlag.  Natronlauge  erzeugt  ebenfalls  einen 
Niederschlag.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  blaugrüne  Lösung, 
die  beim  Verdünnen  einen  roten  Niederschlag  gibt. 
Färbt  mit  Chrombeizen  grün. 

AUxarinffrün  B  leitet  sich  von  der  2  Amido-  1  Naphthol-  4  Sulfo- 
säure ab. 

QaUocyanin  (Solid violett). 

Dieser  Farbstoff  entsteht  durch  Einwirkung  von  salzs.  Nitrosodi- 
methvlanilin  auf  Gallussäure. 

Er  kommt  für  den  Kattundruck  und  in  der  Wollfärberei  zur  Ver- 
wendung und  wird  in  Form  seines  Chromlacks  auf  der  Faser  fixiert. 
Das  Gallocyanin  kommt  als  Pulver  oder  in  Teigform  in  den  Han- 
del. Es  ist  wenig  löslich  in  Wasser  und  Weingeist  nnd  besitzt  sowohl 
die  Eigenschaften  einer  schwachen  Base,  als  die  einer  Säure.  Verdünnte 
Salzsäure  löst  es  schwierig  mit  rötlicher,  freie  und  kohlensaure  Alka- 
lien leicht  mit  violetter  Farbe.  Essigsäure  scheidet  es  aus  dieser  Lösung 
ab.  Dnrch  konz.  Schwefelsäure  wird  es  blau  gelöst.  Das  Gallocyanin  er- 
zeugt auf  Chromoxydbeize  ein  schönes  blaustichiges,  sehr  beständiges 
Violett. 

0€Mocyanin  B  8  ist  die  Bisulfitverbindung  des  Gallocyanins. 
Brittant-OaUocyanin  (Durand)  gibt  lebhaftere  und  blaustichigere 
Färbungen  und  ist  leichter  löslich. 
GcMocyanin  8  (Durand)  scheint  eine  Gallocyaninsulfosäare  zu  sein. 

JE^rune  (Sandoz).  Darstellung.  Man  läßt  Nitrosodimethylanilinchlor- 
hydrat  auf  Gallussäuremethylester  einwirken. 

Das  Handelsprodukt  ist  ein  dunkelbraunes  Pulver  oder  bildet  eine 
Paste.      Zum  Unterschied  von  Gallocyanin  ist  der  Farbstoff  in  Wasser 


X072  Organische  Farbstoffe. 

leicht  löslich.  Durch  Salzsäure  wird  die  Lösung  rot;  Natronlauge  erzeugt 
zuerst  einen  Niederschlag,  gibt  aber  schließlich  eine  violette  Lösung. 
Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  blaue  Lösung,  die  beim  Verdünnen 
mit  Wasser  rot  wird.  Färbt  chromgebeizte  Wolle  und  Baumwolle  blau- 
yiolett  und  kann    auf  Baumwolle  auch  mit  Tannin  fixiert  werden. 

I>eiphifMau  (Sandoz)  entsteht  durch  Sulfieren  des  durch  Behan- 
deln Yon  Gallocyanin  mit  Anilin  gebildeten  Anilids. 

Im  Handel  findet  sich  der  Farbstoff  als  dunkler  Teig  (freie  Sulfo- 
säure)  oder  als  braunes  Pulver  (Ammoniaksalz).  Letzteres  löst  sich  in 
Wasser,  ersteres  in  Anmioniak  oder  verdünnter  Natronlauge  mit  violett- 
blauer Farbe.  Salzsäure  färbt  fuchsinrot  imd  erzeugt  eine  dunkle, 
flockige  Ausscheidung.  Durch  Natronlauge  wird  ein  schmutzigvioletter, 
in  Wasser  löslicher  Niederschlag  erzeugt.  Konz.  Schwefelsäure  gibt  eine 
rotviolette  Lösung,  die  beim  Verdünnen  unter  Abscheidung  blauer 
Flocken  eine  rote  Farbe  anninmit. 

Färbt  Wolle  aus  saurem  Bad.  Wird  aber  meistens  mit  Chrom- 
beizen fixiert  und  liefert  dann  grünstichigblaue  Lacke. 

OaUanUnblau  (Geigy)  bildet  sich  durch  Einwirkung  von  Nitroso- 
dimethylanilinchlorhydrat  auf  Gallaminsäure. 

Das  Handelsprodukt  stellt  eine  grüngraue  Paste  dar,  die  in  kochen- 
dem Wasser  nur  wenig  mit  grünblauer  Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  löst 
mit  roter,  Natronlange  mit  violetter  Farbe.  Mit  konz.  Schwefelsäure 
entsteht  eine  rote  Lösung,  die  in  dünner  Schicht  grün  erscheint;  beim 
Verdünnen  mit  Wasser  bleibt  sie  rot. 

Chromgebeizte  Wolle  wird  blauviolett  (ähnlich  wie  mit  Gallocyanin) 
angefärbt. 

dnTeinMM  (Durand),  CölesHnblau  B  (Bayer).  Darstellung. 
Man  läBt  salzsaures  Diäthylamidoazobenzol  oder  salzsaures  Nitrosodiathyl- 
anilin  auf  Gallamid  einwirken. 

Stellt  ein  grünschwarzes,  in  Wasser  mit  violettblauer  Farbe  lös- 
liches Pulver  dar.  Salzsäure  macht  die  Lösung  rot.  Natronlauge  gibt 
eine  blauviolette  Lösimg.  Konz.  Schwefelsäure  bildet  eine  blaue  Lösung, 
die  beim  Verdünnen  rot  wird.  Gibt  mit  Chrombeizen  rotstichigblau  ge- 
färbte Lacke. 

Correin  A  IC  entsteht  durch  Einwirkung  von  Anilin  auf  CorreTo 
und  Überführen  des  entstandenen  Einwirkungsproduktes  in.  eine  Sulfo- 
säure.  Ahnliche  Produkte  (Gallanilidderivate)  liegen  im  QaUatUUndiifo  F 
und  OaUanüindigo  JP8  vor. 

rhenocyanin  (Durand).  (Z.  f.  F.  u.  Textil-Ch.  1902,  165).  Blidet 
sich  durch  Einwirkung  von  Kesorcin  auf  Äthylgallocyanin  und  ist 
ein  gelbgrüner,  in  Wasser  und  Alkohol  imlöslicher  Teig,  der  sich  jedoch 
in  Alkalien  mit  brauner  Farbe  auflöst. 


Azinfarbstoffe.  1073 

Mit  konzentrierter  Schwefelsäure  entsteht  eine  braune  Lösung,  die 
allmählich  blau  wird.     Wird  namentlich  zum  Druck  empfohlen. 

CMfkiain  A  (Durand).  Bildet  sich  durch  Behandeln  von  Gallo- 
cyanin  mit  /^-Naphtholsulfosaure  S  und  darauf  folgende  Oxydation. 

Das  Handelsprodukt  bildet  eine  braune  Paste,  die  in  Wasser  und 
Alkohol  beinahe  imlöslich  ist.  Natronlauge  löst  sie  mit  violetter  Farbe. 
Mit  konzentrierter  Schwefelsäure  bildet  sich  eine  blaue  Lösung. 

Ghromgebeizte  Wolle  wird  blau  gefärbt. 

€hMa/nügrün  (Durand).  Zur  Darstellung  dieses  Farbstoffes  wird 
das  Einwirkungsprodukt  Ton-  salzsaurem  Nitrosodimethylanilin  auf  Gall- 
anilid  mit  Anilin  behandelt,  dann  sulfiert  und  nitriert. 

Das  Handelsprodukt  ist  eine  braune  Paste  oder  ein  bronzeglänzen- 
des Pulver,  das  in  Wasser  mit  blaustichiggrüner  Farbe  löslich  ist.  Salz- 
säure erzeugt  in  der  Lösung  einen  blauen  Niederschlag;  Natronlauge 
zieht  die  Farbe  nach  rot  hin  und  erzeugt  schließlich  einen  Niederschlag. 
Eonzentrierte  Schwefelsäure  gibt  eine  rote  Lösimg,  die  beim  Verdünnen 
durch  Bildung  eines  Niederschlages  getrübt  wird.  Chromgebeizte  Wolle 
wird  grün  gefärbt. 

IndaUzaarin  R,  2  M,  c7,  J' M  Durand,  Huguenin  &  Co.  (Rey. 
Mat.  Col.  1899,  250.)  (R  und  2  R  sind  grüngraue  Pasten;  J  ist  eine  grün- 
liche Flüssigkeit;  JR  eine  grünliche  Paste).  Sind  Bisulfitverbindungen 
Ton  Leukokörpem.  Werden  mit  Chrombeizen  z.  B.  Chromacetat  oder 
ChrombisuMt  fixiert.  In  kaustischer  Soda-  und  in  Natriumacetatlösung 
sind  die  Farbstoffe  löslich;  die  Lösimgen  färben  sich  beim  Stehen  an  der 
Luft  schnell  blau.  In  Schwefelsäure  mit  blaßbrauner  (R),  violettbrauner 
(2R),  rötlichbrauner  (J)  und  violettbrauner  (JR)  Farbe  löslich;  durch  Zu- 
satz von  Mn  Oj  wird  die  Farbe  violett  (R)  oder  blauviolett  (2  R,  J  und 
J  R).  Schwefelsäure  und  nachheriger  Zusatz  von  Wasser  macht  bei  allen 
vier  Marken  violett. 

Indaiizaringrün  (Nitroderivat  von  Indalizarin?). 

Vm.    Azinfarbstoffe. 

1.    Eurhodlne. 

Durch  gemeinsame  Oxydation  von  Dimethyl-p-phenylendiamin  und 
m-Phenylen-  bezw.  m-Tuluylendiamin  entstehen  Neutralvioielt  und 
Neutrulrot  (Casella),  Farbstoffe,  welche  tannierte  Baumwolle  rot- 
braun und  violett  anfärben.  Sie  stellen  schwarzgrüne  Pulver  dar,  die 
sich  in  Wasser  mit  violettroter  Farbe  lösen.  Mit  Salzsäure  wird  die 
Farbe  ins  Blaue  gezogen;  Natronlauge  erzeugt  Niederschläge.  Mit  kon- 
zentrierter Schwefelsäure  bilden  sich  grüne  Lösungen,  die  beim  Ver- 
dünnen mit  Wasser  rot  werden. 

Untersuchungen.  5.  Aufl.    in.  ßg 


1074  Organische  Farbstoffe. 

2.    Safiranine. 

Safranin  (Safranin  T;  G  000;  G  extra  u.  s.w.).  Das  Safranin 
enthält  eine  starke  Base,  deren  Salze  schön  rote  Farbstoffe  darstellen. 
Das  übliche  Kandelsprodukt  ist  das  Chlorhydrat.  £s  bildet  in  reinem 
Zustande  metallisch  schimmernde  braune  Kry stallnadeln ,  welche  schwer 
in  kaltem  Wasser,  leicht  in  heiBem,  noch  leichter  in  Alkohol  löslich 
sind.  Die  Farbe  der  konzentrierten  Lösungen  ist  gelbrot,  die  der 
yerdünnten  rosenrot.  Die  alkoholische  Lösung  zeigt  starke  gelbbraune 
Fluoreszenz,  welche  Eigenschaft  der  wässerigen  Lösung  abgeht. 

Das  Safranin  ist  einer  der  wenigen  Farbstoffe,  deren  Base  in 
Wasser  löslich  ist  und  deren  Salze  durch  Alkalien  nicht  zersetzt  werden. 
Eine  wässerige  Lösung  von  salzsaurem  Safranin  wird  deshalb  durch 
yerdünnte  Natron-  oder  Kalilauge  nicht  gefallt;  konzentrierte  AlkalUaugen 
scheiden  dagegen  das  uny  er  änderte  Chlorhydrat  ab.  Das  Safranin  zeigt 
sehr  bemerkenswerte  Farbenyeränderungen  bei  Einwirkimg  konzentrierter 
Säuren. 

Konzentrierte  Salzsäure  färbt  es  prachtyoll  blau,  konzentrierte 
Schwefelsäure  dagegen  grün.  Letztere  Färbung  geht  durch  allmähliches 
Verdünnen  mit  Wasser  durch  Blau  und  Violett  wieder  in  Rot  über. 
Durch  Kochen  mit  Zinkstaub  wird  es  in  eine  leicht  an  der  Luft  oxv- 
dierbare  Küpe  übergeführt. 

Das  Handelsprodukt  bildet  gewöhnlich  ein  braunes  Pulver. 

Im  allgemeinen  zeigt  das  Safiranin  eine  Nuance,  welche  zwischen 
der  des  Fuchsins  und  des  Eosins  in  der  Mitte  steht.  Es  wird  zu  Rosa- 
tönen meistens  auf  Baumwolle,  öfters  auch,  mit  gelben  Farbstoffen  ge- 
mischt, zur  Herstellung  yon  Ponceau  benutzt. 

Es  färbt  im  neutralen  Bade  auf  Wolle  und  Seide  direkt.  Un- 
geheizte Baumwolle  fixiert  es  ebenfalls,  jedoch  nicht  in  genügender 
Menge.  Man  beizt  dieselbe  deshalb  mit  Tannin-Brechweinstein.  Leider 
zeichnet  sich  das  Safranin  unvorteilhaft  durch  geringe  Lichtbeständig- 
keit aus. 

Darstellung.  Amidoazotoluol  wird  reduziert  z. B.  mittels  Eisenfeile 
und  Salzsäure.  Es  spaltet  sich  das  Amidoazotoluol  dabei  in  p-Toluylen- 
diamin  und  o-Toluidin,  die  in  Form  ihrer  Chlorhydrate  und  gemischt 
mit  noch  einem  Molekül  salzsaurem  Anilin  (oder  Toluidin)  einer  Oxy- 
dation durch  Natriumbichromat  oder  Braunstein  unterworfen  werden. 

Dem  Safranin  ähnliche  Farbstoffe,  aber  mit  yiel  beschrankter  An- 
wendung, sind: 

FuchMa,  ClenuMn,  Oiro/Uf  Tanninheiiatrop,  AmeihytMoUtt» 
Irisviolett. 

Seidengrau    (Höchst)    entsteht  aus   as-Dimethyl-  oder  Diäthyl* 


Safranine.  1075 

phenosafranin  und  Formaldehyd    und   nachfolgender  Oxydation.     Färbt 
Seide  in  gebrochenem  Bastseifenbade  wasserecht  grau. 

Aus  den  Safraninen  sind  durch  Diazotieren  und  Kombinieren  mit 
/5-Naphthol  u.  s.  w.    einige    wertvolle  Azofarbstoffe    dargestellt  worden.  * 
Zum  Beispiel: 

Indoin  IC  (Badische),  ist  eine  dunkelgefärbte  Paste  oder  ein 
Pulver  und  löst  sich  in  Wasser  und  Alkohol  mit  blauvioletter  Farbe. 
Salzsäure  gibt  einen  blauen,  Natronlauge  einen  dunkelvioletten  Nieder- 
schlag. Konz.  Schwefelsäure  erzeugt  eine  schwarzbraune  Lösung,  aus 
welcher  der  Farbstoff  durch  Wasser  geföUt  wird. 

Tannierte  Baumwolle  wird  in  indigoähnlichen,  sehr  echten  Tönen 
angefärbt. 

Ahnliche  Produkte  sind  Ifaphihindan  JB  JB  (Cassejla),  Diazin^ 
blau  BBf  Diazinschwarz,  Dicixingrün  (Kalle),  BrülantdiazifMau 
(s.  auch  Janusfarben  S.  1010). 

MauvHn»  Das  freie  Mauve'in  stellt  ein  in  Wasser  unlösliches, 
mit  blauvioletter  Farbe  in  Alkohol  lösliches  Pulver  dar.  Es  ist  eine 
sehr  starke  Base,  welche  aus  Ammoniumsalzen  Ammoniak  ausscheidet 
und  sich  mit  Kohlensäure  zu  verbinden  imstande  ist.  Die  Lösung  der 
Salze  zeigt  eine  purpurrote,  imgefähr  der  des  Kaliumpermanganats  ähn- 
liche Nuance.  Die  meisten  sind  gut  krystallisierbar,  in  heißem  Wasser 
leicht,  in  kaltem  schwieriger  löslich.  Das  Mauvein  und  seine  Salze  lösen 
sich  in  konz.  Schwefelsäure  mit  grüner  Farbe,  welche  beim  Verdünnen 
durch  Blau  in  Violett  übergeht.  Konz.  Salzsäure  färbt  es  blau.  Auf 
Wolle  und  Seide  erzeugt  es  eine  zwischen  Violett  und  Bordeaux 
stehende  Nuance.  Das  Mauvein  findet  noch  zum  Drucken  der  englischen 
Briefmarken,  sowie  zum  Weißfärben  von  Seide  eine  beschränkte  Ver- 
wendung. 

Darstellung.  Anilin  (mit  Toluidin  gemischt?)  wird  in  Form  seiner 
Salze  mit  einer  neutralen  Lösung,  von  Kaliumbichromat  oder  einem  an- 
deren Oxydationsmittel  gemischt. 

Ein  dem  Mauvein  ähnlicher  Farbstoff  ist  Ra8olan  (Höchst),  wel- 
ches durch  gemeinschaftliche  Oxydation  von  p-Amidodiphenylamin,  o- 
Toluidin  und  Anilin  hergestellt  wird. 

Ind4xzin  (Gasse IIa). 

Darstellung.  Man  läßt  salzsaures  Nitrosodimethylanilin  auf  Di- 
phenyl-m-phenylendiamin  einwirken. 

Das  Handelsprodukt  ist  ein  in  Wasser  und  Alkohol  leicht  mit 
blauer  Farbe  lösliches  Pulver.  Salzsäure  ist  ohne  Einwirkung;  mit 
Natronlauge  entsteht  ein  blauer  Niederschlag.  Konz.  Schwefelsäure  gibt 
eine  dunkelgrüne  Lösung,  die  beim  Verdünnen  blau  wird.  Tannierte 
Baumwolle  wird  indigoblau  gefärbt. 

68* 


1Ö76  Organische  Farbstoffe. 

Aus  Di-o-tolyl-m-phenylendiamin    entsteht    ein    analoger  Farbstoff, 
das  Metaphenylenidau  B  (Cassella).    BrülatUroslnduUnrot  B  und 

BD  (Bayer)  sind  Farbstoffe,  welche  durch  Einwirkung  von  p-Nitroso- 
monomethyl-o-toluidin  auf  p-monosubstituierte  Toluylendiamine  ent- 
stehen. 

Magdalarat  (Naphthalinrosa). 

Das  Naphthalinrosa  ist  das  Safranin  der  Naphthalinreihe.  Wie 
bei  diesem  werden  seine  Salze  durch  ätzende  Alkalien  nicht  zerlegt. 
£s  bildet  bei  der  Reduktion  ebenfalls  eine  sich  an  der  Luft  sofort 
wieder  färbende  Küpe.  Konz.  Schwefelsäure  löst  es  mit  grünlichschwarzer 
Farbe.  Das  Chlorhydrat,  welches  den  eigentlichen  Farbstoff  bildet,  stellt 
feine  braune  Nadeln  dar,  welche  sich  schwierig  in  Wasser,  leicht  in 
Spiritus  lösen.  Es  erzeugt  auf  Seide,  namentlich  bei  sehr  schwacher 
Färbung,  einen  schön  fluoreszier^iden  Rosaton  und  findet  in  der  Seiden- 
färberei eine  beschränkte  Anwendung. 

Darstellung.  Das  Naphthalinrosa  läBt  sich  durch  Erhitzen  Ton 
Amidoazonaphthalin  mit  salzsaurem  Naphthylamin  und  unter  Zusatz 
von  Eisessig  darstellen. 

WaUMau  (Kalle). 

Darstellung.  Benzol -azo-a -naphthylamin  wird  mit  salzsaorem 
a-Naphthylamin .  und  Anilin  verschmolzen  und  der  gereinigte  Farbstoff 
sulfiert. 

Ißt  ein  bronzefarbenes  Pulver,  das  sich  in  Wasser  mit  blauer 
Farbe  löst.  Salzsäure  erzeugt  in  der  wäßrigen  Lösung  einen  blauen 
Niederschlag.  Natronlauge  macht  die  Lösung  dunkler.  Konz.  Schwefel- 
säure gibt  eine  blaugrüne  Lösung,  die  beim  Verdünnen  blau  wird.  Färbt 
chromierte  Wolle  blau. 

Baeierblau  B     (Durand). 

Darstellung.  Man  läßt  salzsaures  Nitrosodimethylamin  auf 
2,7  Ditolylnaphthylendiamin  einwirken. 

Ist  ein  braunes  Pulver,  das  in  Wasser  mit  blauvioletter  Farbe 
löslich  ist.  Salzsäure  erzeugt  in  der  wäßrigen  Lösung  einen  blauen 
Niederschlag.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  schmutziggrüne 
Lösung,  aus  der  durch  Wasser  ein  blauer  Niederschlag  präzipitiert  wird. 
Färbt  tannierte  Baumwolle  blau. 

Eine  Sulfosäure  dieses  Farbstoffes  kommt  als  BasieHbau  S  in 
den  Handel. 

Hierher  gehören  weiter  Azoffrün  T  (Leonhardt),  yeutraiffrau 
(Aktiengesellsch.  Berlin),  NapMhazinUau  (Dahl,  Höchst),  Äth^ßHau 
(Höchst). 


AposafraniDe.    Indaline.  1077 

3.   Aposafranine« 

InduUnschdrlach  (Badische). 

Darstellung.  Azoderivate  des  Monoäthyl-p-toluidins  werden  mit 
salz  saurem  a-Naphthjlamin  verschmolzen. 

Das  Handelsprodukt  ist  ein  rotes  Pulver,  welches  in  Wasser  mit 
roter  Farbe  löslich  ist.  Salzsäure  ist  ohne  £influB;  Natronlauge  gibt 
einen  violetten  Niederschlag.  Konz.  Schwefelsäure  erzeugt  eine  rote 
Lösung,  die  beim  Yerdünnen  grün,  dann  rot  wird. 

Färbt  tanningebeizte  Baumwolle  scharlachrot. 

Azokamiin  O  (Badische).  Wird  erhalten  durch  Sulfieren  des 
Phenylrosindulins.  Die  Handelsware  stellt  eine  rote,  glänzende  Paste 
dar,  die  in  Wasser  schwer  mit  blaustichigroter  Farbe  löslich  ist.  Natron- 
lauge ist  ohne  Änderung;  Salzsäure  erzeugt  einen  roten  Niederschlag. 
Konz.  Schwefelsäure  bildet  eine  grüne  Lösung,  aus  der  durch  Wasser 
ein  roter  Niederschlag  präzipitiert  wird.  Wird  als  Ersatz  der  Orseille 
empfohlen;  egalisiert  vorzüglich  und  färbt  auf  Wolle  ein  blaustichiges 
Rot.  Sulfosäuren  des  Phenylrosindulins,  bezw.  Kosindons  liegen  femer 
vor  in  folgenden  Farbstoffen:  Azoktxrmin  Bf  SoHnduUn  2  B,  Bos^ 
induUn  2  G  (Kalle). 

IHphenylblau  B  und  B  (Berliner  A.  f.  A.)  (Rev.  Gen.'Mat.  Col. 
1899,  284)  sind  zum  Drucken  und  Färben  von  Baumwolle  bestinimt. 
Die  Fixation  geschieht  mit  Tannin.  Man  erhält  sehr  reine  und  sehr 
waschechte  Färbungen. 

4*   Indaline. 

IndtMne,  Durch  Einwirkung  von  Anilin  auf  Azo-  imd  Nitrover- 
bindungen, namentlich  auf  Amidoazobenzol,  Azobenzol,  Azoxy-  und  Ni- 
trobenzol  entsteht  eine  Anzahl  von  grauen  und  graublauen  Farbstoffen, 
welche  eine  gewisse  Bedeutung  in  der  Farbenindustrie  erlangt  haben. 
Die  Farbstoffe  sind  basischer  Natur,  bilden  jedoch  mit  Säuren  Salze, 
welche  in  Wasser  nicht  oder  doch  nur  sehr  schwierig  löslich  sind.  Für 
die  meisten  Zwecke  werden  sie  deshalb  durch  Behandlung  mit  konz. 
Schwefelsäure  in  Sulfosäuren  übergeführt. 

Die  Farbstoffe  zeigen  folgende  Reaktionen:  In  Wasser  sind  die 
nicht  sulfonierten  Körper  fast  unlöslich,  Spiritus  löst  sie  ziemlich  reich- 
lich. Die  Farbe  der  Lösung  ist  ein  mehr  oder  minder  rotstichiges 
Graublau.  Alkalien  färben  die  Lösung  rotviolett.  Konz.  Schwefel- 
säure löst  sie  mit  grünlichblauer  Farbe;  Wasser  scheidet  daraus,  wenn 
Erhitzung  vermieden  war,  das  schwerlösliche  Sulfat  aus.  Die  Sulfo- 
säuren sind  als  solche  in  Wasser  ziemlich  schwer  löslich.  Alkalien 
lösen    sie    mit    der    rotvioletten    Färbung    der   freien    Base.     Beim  An- 


1078  Organische  Farbstoffe. 

säuern  mit  Salzsäure  wird  aus  konzentrierten  Lösungen  die  Sulfosäure 
gefällt. 

Die  Sulfosäuren  der  Induline  sind  sehr  geschätzte  Wollfarbstoffe. 
Sie  färben  sich  unter  Zusatz  Yon  Alaun  oder  Schwefelsäure  und  Glauber- 
salz.    Die  Nuance  ist  ein  dem  Indigo  ähnliches  Graublau. 

Spritlösliche  Induline  fixieren  sich  auf  der  mit  Tannin  gebeizten 
Baumwolle  und  finden  in  der  Kattun druckerei  eine  ziemlich  starke  Ver- 
wendung. 

Man  fixiert  dieselben  durch  das  sogenannte  Acetinverfahren.  Die 
sehr  fein  verteilten  Spritinduline  werden  mit  Monacetin  oder  Diacetin 
(den  Essigsäureäthern  des  Glyzerins)  und  Tannin  aufgedruckt 

Die  Acetine  lösen  beim  Dämpfen  das  Indulin  auf,  werden  aber 
schließlich  in  Essigsäure  und  Glyzerin  gespalten,  woTOn  erstere  ent- 
weicht. Gleichzeitig  geht  das  gelöste  Indulin  mit  dem  Tannin  die  Lack- 
bildung ein  und  wird  auf  der  Faser  fixiert. 

Unter  dem  Namen  „Nigrosin**  kommen  Produkte  in  den  Handel, 
welche  durch  Einwirkung  von  Nitrobenzol  und  Nitrophenol  auf  Anihii 
dargestellt  werden.  Sie  kommen  als  Sulfosäuren  zur  Verwendung  und 
erzeugen  auf  Wolle  den  Indulinen  ähnliche,  aber  weniger  reine  Nuancen. 

Vielleicht  sind  die  Nigrosine  nichts  anderes  als  unreine  Induline. 

Paraphenylenblau  (Da hl).  Dieser  Farbstoff  entsteht  durch  Ein- 
wirkung von  Paraphenylendiamin  auf  Amidoazobenzol,  Azophenin,  Azo- 
benzol,  wie  überhaupt  auf  Körper,  welche  bei  ähnlicher  Behandlung  mit 
Anilin  Induline  liefern. 

Das  Paraphenylenblau  ist,  nach  dieser  Bildung  zu  urteilen,  ein 
Amidoderivat  des  Indulins,  imd  dieser  Voraussetzung  entsprechen  auch 
seine  Eigenschaften.  Es  besitzt  einen  stärkeren  Basencharakter,  seine 
Salze  sind  beständig  und  in  Wasser  löslich.  Natronlauge  erzeugt  in  der 
wäßrigen  Lösung  einen  Niederschlag.  Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht 
eine  blaue  Lösung.  Es  findet  hauptsächlich  in  der  Baumwollfarberei  und 
-druckerei  Verwendung  und  erzeugt  auf  Tanninbeize  ein  sehr  dunkles, 
schwärzliches  Blau. 

Töhiylehblau  B  (Oehler)  bildet  sich  bei  der  Einwirkung  ton 
p-Phenylendiamin  auf  ein  Spritindulin.  Das  Handelsprodukt  ist  mit 
indigoblauer  Farbe  in  Wasser  löslich  und  färbt  tannierte  Baumwolle  in- 
digoblau. Überschüssige  Salzsäure  erzeugt  in  der  wäßrigen  Lösung 
einen  Niederschlag,  desgleichen  Natronlauge.  Mit  konz.  Schwefelsaure 
entsteht  eine  blaue  Lösung.  Ein  ähnliches  Verhalten  gegen  Reagentien 
zeigt  Parablau  (Nötzel),  ein  Farbstoff,  der  beim  Erhitzen  von  Sprit- 
blau  mit  p-Phenylendiamin  entsteht. 


Cbiooxalin-,  Chinolin-,  Akridinfarbstoffe.  1079 

5.   Chinoxallnfarbstoffe. 

FtavinduUn  wird  bei  der  Einwirkung  von  Phenantbrencliinon . 
auf  o-Amidodiphenylamin  erhalten  und  ist  in  Wasser  mit  gelber  Farbe 
löslicli.  Natronlauge  erzeugt  in  der  wäßrigen  Lösung  einen  gelben  Nieder- 
schlag; Salzsäure  ist  ohne  Einwirkung;  mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht 
eine  rote  Lösung,  die  beim  Verdünnen  gelb  wird.  Färbt  tannierte  Baum- 
wolle gelb. 

IX.   Ghinolinfarbstoffe. 

CyaniUf  ChinoUnrat  und  FkivaniUn  haben  in  der  Textil- 
industrie keine  dauernde  Anwendung.  Von  Bedeutung  sind  das  Chi" 
noUngeib  spritlöslich  (erhalten  durch  Erhitzen  yon  Chinaldin  mit 
Phtalsäureanhydrid  in  Gegenwart  von  Chlorzink)  und  namentlich  dessen 
Sulfosäure,  welche  als  Natriumsalz  im  ChincUngel^  S  enthalten  ist. 
Dieser  Farbstoff  löst  sich  in  Wasser  mit  gelber  Farbe  und  färbt  auf 
Wolle  und  Seide  aus  saurem  Bade  ein  sehr  lebhaftes  imd  grünstichiges 
Gelb.  Salzsäure  macht  die  Lösung  etwas  heller,  Natronlauge  dunkler. 
Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  orangerote  Lösung,  die  beim  Ver- 
dünnen gelb  wird. 

X.  Akridinfarbstoffe. 

Aus  Metadiaminen  oder  unsymmetrisch  alkylierten  Metadiaminen 
imd  Formaldehyd  entstehen  Tetraamidodiphenylmethan,  bezw.  Derivate 
desselben,  die  unter  Ammoniakabspaltung  in  Hydroakridine  übergehen. 
Durch  Oxydation  der  letzteren  bilden  sich  die  entsprechenden  Akridine, 
Yon  denen  mehrere  als  brauchbare  gelbe  und  orange  Farbstoffe  in  den 
Handel  gelangen. 

AJeridingelb  (Leonhardt;  aus  m-Toluylendiamin  und  Formal- 
dehyd etc.)  färbt  tannierte  Baumwolle  und  Seide  gelb;  die  Seiden- 
färbungen zeigen  grüne  Fluoreszenz.  Salzsäure  und  Natronlauge  erzeugen 
in  der  wäßrigen,  fluoreszierenden  Lösung  einen  gelben  Niederschlag. 
Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  gelbe  Lösung,  die  sich  beim  Ver- 
dünnen mit  Wasser  trübt. 

Akridinarange  (aus  Dimethyl-m-Phenylendiamin  und  Formal- 
dehyd) löst  sich  in  Wasser  mit  orangegelber  Farbe  und  starker  Fluores- 
zenz. Salzsäure  macht  die  Lösung  rot;  Natronlauge  erzeugt  einen  gelben 
Niederschlag.  Mit  konz.  Schwefelsäure  bildet  sich  eine  wenig  gefärbte, 
fluoreszierende  Lösung,  die  beim  Verdünnen  zuerst  rot,  dann  orange- 
farbig wird. 

Seide  und  tannierte  Baumwolle  werden  orange  gefärbt.  Die  Seiden- 
förbungen  fluoreszieren. 


1080  Organische  Farbstoffe. 

Wendet  man  zur  Kondensation  mit  m-Diaminen  Benzaldehyd  statt 
Formaldehyd  an,  so  entstehen  die  entsprechenden  Derivate  des  Phenyl- 
akridins.    Auch  von  diesen  werden  mehrere  als  Farbstoffe  verwendet 

JBenzoflavin  (Gehler;  aus  Benzaldehyd  und  Metatoluylendiamin 
färbt  tannierte  Baumwolle,  Seide  imd  Wolle  gelb  und  verhält  sich  Re- 
agentien  gegenüber  ähnlich  dem  Akridingelb. 

Akrtdinarange  M  extra  (Leonhardt;  aus  Benzaldehyd  und  Di- 
methyl-m-Phenylendiamin)  gleicht  in  seinem  Yerhalten  dem  gewöhnlichen 
Akridinorange.  Ein  hierher  gehöriger  Farbstoff  ist  wahrscheinlich  auch 
das  Hatnaphosphin  O  (Leonhardt),  welches  gelber  und  klarer  färbt 
als  die  vorige  Marke. 

JPhosphin  (Chrysanilin,  Lederbraun  etc.). 

Bildet  im  reinen  Zustande  ein  hellgelbes,  in  Wasser  sehr  wenig, 
in  Alkohol  leicht  lösliches  Pulver.  Es  ist  eine  ausgesprochene  Ba$« 
und  bildet  meistens  leicht  lösliche,  gut  krystallisierende  Salze,  welche 
sehr  schöne  gelbe  Farbstoffe  darstellen. 

Bas  am  schwersten  lösliche,  krystallisationsfähigste  Salz  ist  das 
Nitrat.  Das  Chrysanilin  gehört  in  die  Reihe  der  Akridinfarbstoffe;  sein 
einfachster  Eeprasentant  G19  H^g  N3  ist  ein  unsymmetrisches  Diamido- 
phenylakridin.  Wie  alle  diese  Körper  zeigt  es  eine  groBe  Beständigkeit 
gegen  chemische  Reagentien.  Die  Base  läBt  sich  unter  anderem  teilweise- 
unzersetzt  destillieren.  In  konz.  Salpetersäure  löst  sie  sich,  ohne  Ver- 
änderung zu  erleiden.  Bei  längerem  Stehen  scheidet  sich  aus  dieser 
Lösung  das  Nitrat  in  schönen  Krystallen  ab. 

Das  Phosphin  des  Handels  ist  stets  mehr  oder  weniger  reines 
Chrysanilinnitrat.  Es  enthält  wohl  meistens  die  beiden  oben  erwähnten 
Homologen.  Dasselbe  ist  in  heiBem  Wasser  ziemlich  leicht  löslich.  Ver- 
setzt man  diese  Lösung  mit  dem  gleichem  Volumen  konz.  Salpeter- 
säure, so  erhält  man  nach  dem  Erkalten  das  Salz  in  Form  eines  Kon- 
glomerats von  feinen  gelben  Krystallnadeln.  Mineralsäuren  verändere 
die  Farbe  der  Chrysanilinlösung  nicht.  Konz.  Schwefelsäure  löst  da.*- 
selbe  mit  gelber  Farbe,  rauchende  verwandelt  es  teilweise  in  eine  Sulfo- 
säure.  Eine  Chrysanilinlösung  wird  durch  Zinkstaub  entfärbt,  die  Fäi^ 
bung  kehrt  jedoch  an  der  Luft  sehr  schnell  wieder  zurück.  Das  Chrys- 
anilin ist  ein  schöner  gelber  Farbstoff,  dessen  Nuance  etwas  ins  Rötliche 
hinüberspielt. 

Das  Chrysanilin  färbt  sich  im  neutralen  Bade  direkt  auf  Wolle 
und  Seide,  außerdem  auf  mit  Tannin  gefärbter  Baumwolle.  Durch  da? 
Chrysoidin,  das  Auramin  und  andere  gelbe  basische  Farbstoffe  hat  « 
seine  frühere  Bedeutung  zum  großen  Teil  verloren. 

Darstellung.  Das  Chrysanilin  bildet  sich  bei  der  Darstellung 
des  Rosanilins  mit  Arsensäure  oder  Nitrobenzol  als  Nebenprodukt    E> 


Oxjketonfarbstoffe.  1081 

wird  aus  den  Mutterlaugen  des  Fuchsins  durch  umständliche  partielle 
Fällung  abgeschieden  und  schließlich  durch  Krystallisation  aus  konz. 
Salpetersäure  gereinigt. 

Ledergeib.  Unter  dieser  Bezeichnung  kommt  ein  gelber  Farbstoff 
in  den  Handel,  welcher  aus  den  bei  der  Fabrikation  des  Fuchsins  ab- 
fallenden Mutterlaugen  als  Nebenprodukt  gewonnen  wird.  Bas  Leder- 
gelb ist  ein  sehr  unreines  Produkt,  welches  Chrysanilin  und  nebenbei 
wahrscheinlich  noch  andere  gelbe  Farbstoffe  enthält. 

Es  findet  in  der  Lederfärberei  Anwendung. 

QrentMUn  (Grenade,  Cerise).  Unter  diesem  Namen  finden  sich 
Farbstoffe  im  Handel,  welche  bei  der  Fabrikation  des  Rosanilins  als 
Nebenprodukte  abfallen.  Dieselben  enthalten  meist  noch  viel  Rosanilin, 
außerdem  aber  Chrysanilin  und  violette  Farbstoffe  (Mauvanilin?).  Der- 
artige Produkte  zeigen  in  der  Art  und  Weise  zu  färben  den  Charakter 
der  Rosanilinfarbstoffe.  Ihre  Nuance  ist  wenig  rein,  meist  etwas  ins 
Gelbliche  spielend.  Sie  werden  besonders  in  der  Lederfärberei  ange- 
wandt imd  dienen  außerdem  zur  Herstellung  von  Misch-  und  Mode- 
färben. 

JRheanin  A  und  X  (Badische).  Rheonin  wird  erhalten  durch 
Erhitzen  des  aus  Michlerschem  Keton  und  salzsaurem  m-Phenylen- 
diamin  entstehenden  m-Amidophenylauramins.  Der  Farbstoff  ist  in 
Wasser  mit  brauner  Farbe  löslich;  die  Lösung  fluoresziert  und  färbt 
tannierte  Baumwolle  und  Leder  gelblichbraun.  Salzsäure  macht  die 
wäßrige  Lösung  rötlich;  Natronlauge  gibt  einen  braunen  Niederschlag. 
Mit  konz.  Schwefelsäure  entsteht  eine  braune,  fluoreszierende  Lösung. 

XI.    Oxyketonfarbstoffe. 

OalUzcetaphenan,  AUzaringeib  C  (B.  A.  S.  F.)  entsteht  bei  der 
Einwirkung  von  Eisessig  auf  Pyrogallol  in  Gegenwart  von  Chlorzink. 
Bildet  perlmutterglänzende  Blättchen  (Schmp.  168®)  oder  eine  gelbliche 
Paste,  die  in  heißem  Wasser  und  Alkohol  leicht  löslich  ist.  Alizarin- 
gelb C  löst  sich  in  Natronlauge  mit  brauner,  in  konz.  Schwefelsäure 
mit  gelber  Farbe.  Erzeugt  auf  Tonerdebeizen  ein  hübsches  und  sehr 
beständiges  Gelb. 

In  den  Reaktionen  ähnlich  ist  AUzaringeib  A,  welches  aus  Benzoe- 
säure und  Pyrogallol  entsteht  und  als  Handelsprodukt  eine  gelblichgraue 
Paste  bildet,  die  tonerdegebeizte  Baumwolle  goldgelb  färbt. 

Diesen  Farbstoffen  steht  seinen  Eigenschaften  nach  nahe  das 

efaUoflavin  (B.  A.  S.  F.). 

Der  Farbstoff  entsteht  durch  Oxydation  einer  alkalischen  Gallus- 
säurelösung   mit  Hilfe    des  Luftsauerstoffs.     Das  Handelsprodukt  bildet 


1082  Organische  Farbstoffe. 

eine  Paste.  Der  Körper  ist  unlöslich  in  Wasser,  leicht  löslich  in  Alkali- 
lauge.    Konz.  Schwefelsäure  löst  ihn  mit  gelber  Farbe. 

Das  Galloflavin  fixiert  sich  nach  Art  der  An thracen färben  auf 
metallischen  Beizen.  Es  erzeugt  auf  Tonerde,  namentlich  aber  auf  Zinn- 
oxydbeize  ein  schönes  Gelb.     Der  Eisenlack  ist  grün  gefärbt. 

Wahrscheinlich  gehört  in  diese  Klasse  auch  das  Re^oflavin  in 
Teig  (B.  A.  S.  F.)  (Rev.  Mat.  Color.  1899,  125);  es  ist  eine  hellgelbe, 
ziemlich  leichtflüssige  Paste,  die  sich  selbst  in  heiBem  Wasser  schwer 
auflöst.  Salzsäure  und  Schwefelsäure  sind  ohne  Einwirkung;  durch  Na- 
tronlauge wird  die  Paste  orangebraun  gefärbt. 

Färbt  chromgebeizte  Wolle  in  rötlichgelben  Tönen,  die  licht-  und 
walk  echt  sind. 

Xn.  Indigofarbstoffe. 

Die  sogenannte  Propiolsäure  (o-Nitrophenylpropiolsäure),  welche 
bald  nach  ihrer  Entdeckung,  wenn  auch  nicht  in  großem  Umfange,  in 
den  Druckereien  gebraucht  wurde,  ist  durch  zwei  andere  Erzeugnisse 
verdrängt  worden,  die  billiger  herzustellen  sind  und  bei  der  Fixation 
nicht  die  gleichen  Unannehmlichkeiten  zeigen. 

Indigosalz  (Kalle)  ist  die  Natriumbisulfltverbindung  des  o-Nitro- 
phenyl-yS-Milchsäuremethyl-Ketons  imd  kam  in  Form  einer  weiBen  Paste 
in  den  Handel.  Indigosalz  ist  in  Wasser  von  38 — 45°  löslich;  bei 
höherer  Temperatur  trübt  sich  die  Lösung  unter  Abscheidung  des  Ketons. 
das  sich  beim  Abkühlen  wieder  auflöst.  Durch  Behandeln  mit  Alkali 
entsteht  Indigo.  Der  geringen  Haltbarkeit  wegen  wird  jetzt  nicht  mehr 
die  Bisulfitverbindimg,  sondern  das  Keton  selbst  imter  der  Bezeichnung 
Indigosalz  T  in  den  Handel  gebracht.  Die  lösliche  Bisulflt Verbindung 
stellt  sich  der  Konsument  selbst  dar. 

Indaphin*  (B.  A.  S.  F.)  entsteht  durch  Erhitzen  der  Phenylglycin- 
o-karbonsäure  mit  kaustischem  Alkali  und  ist  Indoxylsäure.  Stellt  ein 
grünlichgraues  Pulver  dar;  zerfällt  in  Gegenwart  von  Wasser,  nament- 
lich beim  Erwärmen,  in  Kohlensäure  und  Indoxyl.  Aus  der  alkalischen 
Lösung  scheidet  sich  beim  Schütteln  mit  Luft  Indigo  ab. 

Die  Prüfung  dieser  Erzeugnisse  geschieht  durch  Yomahme  von 
Druckproben  oder  durch  Überführen  einer  gewogenen  Menge  in  Indigo. 

Indigorein  (B.  A.  S.  F.),  in  Teig  20  Proz.,  in  Teig  S;  in  Pulver. 
Unter  der  Bezeichnung  „Indigorein"  kommt  seit  1897  in  Form  von 
Pulver  und  Teig  synthetischer  Indigo  in  den  Handel,  der  nach  dem 
Heumann  sehen  Verfahren  aus  Phenylglycinkarbonsäure  hergestellt  wird. 
Das  pulverförmige  Produkt  besteht  aus  beinahe  reinem  Indigotin,  enthalt 
etwas  Feuchtigkeit  und  ganz  geringe  Mengen  an  Aschenbestandteilen. 
Auch  von  anderer  Seite  wird  synthetischer  Indigo  fabriziert. 


Snlfinfarben.  1083 

Indigo  M  L  B,  Teig  20  Proz.  (Höchst). 

Ä,  Teig  20  Proz. 

in  Pulver. 

O,  in  Pulver. 

Küpe  L  20  Proz. 
Indigo  TMG  (Geigy). 

Indigopur  93/94  Proz.  (Soc.  Ghim.  des  üsines  du  Rhone). 
Die    Untersuchung     geschieht    ^ie    die     des    natürlichen    Indigos 
(s.  unten). 

Xm.   Schwefelfarbstoffe  (Sulflnfarben). 

Unter  der  Bezeichnung  „C€U!hou  de  Laval^*  wird  in  der  Färberei 
ein  Produkt  gebraucht,  das  zuerst  von  Groissant  und  Bretonniere 
durch  Schmelzen  von  Sägemehl,  Eleie  und  dergl.  mit  Schwefelnatrium 
erhalten  wurde  und  das  die  bemerkenswerte  Eigenschaft  zeigt,  die 
Baumwolle  im  alkalischen  Bade  direkt  zu  färben  und  sich  dann  auf  der 
Faser  durch  Metallsalze  nuancieren  zu  lassen. 

In  den  letzten  Jahren  sind  durch  Yidal  u.  a.  unter  Benutzung 
von  einfachen  Benzol-  und  Naphthalinderivaten,  von  Diphenylamin- 
abkömmlingen,  von  Anthrachinonderivaten  etc.  neue  schwefelhaltige  Farb- 
stoffe dargestellt  worden,  die  teilweise  bereits  große  Bedeutung  er- 
langt haben  und  von  denen  die  wichtigeren  nachstehend  aufgeführt 
werden» 

€ku^hou  de  Luval  ist  in  Wasser  löslich,  besitzt  einen  unangenehmen 
Geruch  und  färbt  Baumwolle  braun«  C€u:hou  de  Laval  8  entsteht  durch 
Behandeln  des  vorigen  mit  Alkalisulfiten  und  ist  speziell  für  Druck- 
zwecke bestimmt» 

Sidfinbraun  (Lepetit,  Dollfus  u.  Gansser). 
Ifoir  Vidal  (Fabr.  de  Prod.  chim.  St.  Denis). 
Darstellung.  Paramidophenol  (oder  Paraphenylendiamin)  wird 
mit  Schwefelnatriimi  geschmolzen.  Noir  Yidal  löst  sich  in  Wasser  mit 
grüner  Farbe*  Man  färbt  Baumwolle  unter  Zusatz  von  Soda  und  Koch- 
salz, fixiert  in  einem  Bade  von  Bichromat  und  Schwefelsäure  und  erhält 
dadurch  blaugraue  bis  schwarze  Töne,  die  sehr  echt  sind. .  JMr  Vidal  8 
entsteht  aus  Noir  Yidal  und  Alkalisulfit. 

Yon  der  gleichen  Firma  werden  auch  Auto gensfih war z  und  Au- 
togengrau hergestellt» 

In  gleichem  Yerhältnis  wie  Noir  Yidal  und  Noir  Yidal  S  stehen 
Thiok€Ueehin  und  ThMcatecMn  8  (Poirrier).  Ersteres  wird  erhalten 
durch  Schmelzen  von  Paradiaminen  und  Acetyl-Nitraminen  mit  Schwefel 
und   Schwefelnatrium.     Baumwolle  wird  braun  gefärbt. 


1084  Organische  Farbstoffe. 

IUU4eniach-€hrün  (Lepetit,  DollfuB  und  Gansser). 

Darstellung.  Paranitrophenol  wird  mit  Schwefel,  Natronlauge 
und  Kupfervitriol  erhitzt. 

Das  Handelsprodukt  ist  eine  schwarze,  in  Wasser  mit  grüner  Farbe 
lösliche  Masse.  Auf  Zusatz  von  Salzsäure  zur  wäßrigen  Lösung  scheidet 
sich  unter  Schwefelwasserstoffentwickelung  Schwefel  ab.  Baumwolle  wird 
in  einem  kochsalzhaltigen  (lO-proz.  NaCl-)  Bade  kochend  in  grünen 
Tönen  angefärbt. 

TmfHedialgeib  (Cassella)  aus  m-Toluylendiamic. 

EcUpag^b  (Geigy).  Zusatz  von  Benzidin  oder  m-Tolujlendiamin 
zur  Schwefelschmelze  aus  Mono-  oder  Diformjl-m-Toluylendiamin. 

ThioruMraun  M  (S&ndoz\  schwarze,  erbsgroße  Stücke,  die  sich 
in  Wasser  mit  schwarzbrauner  Farbe  lösen.  Salzsäure  erzeugt  in  der 
wäßrigen  Lösimg  unter  Schwefelwasserstoffentwickelung  einen  braunen 
Niederschlag.  Natronlauge  bewirkt  keine  Veränderung.  Schwefelsäure 
gibt  eine  braunrote  Lösung,  die  sich  beim  Verdünnen  mit  Wasser  unter 
Bildung  eines  Niederschlages  trübt. 

Gibt  auf  ungeheizter  Baumwolle  mit  3 — 5  Proz.  Soda  und  50  Proz. 
Kochsalz  kochend  gefärbt  Yollkommen  wasch-  und  sehr  lichtechte  dunkel- 
braune Nuancen,  die  beliebig  durch  Übersetzen  mit  basischen  Farbstoffen 
unter  Zusatz  Ton  Essigsäure  und  etwas  Alaun  in  kaltem  Bade  nuanciert 
werden  können . 

Von   derselben  Firma    werden    hergestellt:    Thionalschwarz    und 
Thionalgrün. 

Thianachwarz  (K&lle)  entsteht  aus  Dinitrophenol  durch  Behandeln 
mit  Natriumtetrasulfid  in  Mengen,  die  für  die  ToUkommene  Reduktion 
nicht  ausreichen. 

Thionffrün  (Kalle)  ist  das  Einwirkungsprodukt  von  alkoholischem 
Natron  auf  p-Oxyphenylthiohamstoff. 

Melanogenblau  B  (Höchst)  ist  wahrscheinlich  das  Produkt,  wel- 
ches durch  Erhitzen  des  chlorzinkhaltigen  Zwischenproduktes  der  Naph- 
thazarinschmelze  mit  Schwefel  und  Schwefelnatrium  erhalten  wird. 

Kryogenbraun  (B.  A.  S.  F.)  (Rev.  Mat.  Gol.  1899,  241),  aus 
1,8-Dinitronaphthalin,  ist  ein  schwarzes  Pulver,  welches  sich  in  Wasser 
sehr  leicht  mit  braungelbor  Farbe  auflöst.  Zusatz  yon  Natronlauge 
verändert  die  Lösung  nicht,  während  durch  Salzsäure  unter  Schwefel- 
wasserstoffentwickelung ein  schwarzbrauner  Niederschlag  erzeugt  wird. 
In  konzentrierter  Schwefelsäure  und  Alkohol  ist  der  Farbstoff  unlös- 
lich. Färbt  ungeheizte  Baumwolle  in  der  Kälte  aus  kochsalzhaltigem 
Bade  dunkelbraun. 

Kryogenblau  O  JK  (B.  A.  S.  F.)  kann  mit  Kochsalz  gefärbt  werden 
und  wird  auch  aus  1,8-Dinitronaphthalin  gewonnen. 


Sulfinfarben.  1085 

SoUdgrau  D  und  8  (Clayton)  (Rev.  Gener.  Mat.  Color.  1900,  7), 
schwarze,  in  Wasser  unlösliclie,  dagegen  in  Schwefelnatriumlösungen 
lösliche  Pulver.  Konz.  Schwefelsäure  erzeugt  eine  grauschwarze,  bezw. 
blauschwarze  Lösung;  sind  in  Alkohol  unlöslich. 

Färben  Baumwolle  aus  einer  Schwefelnatrium-,  Natriumhydroxyd- 
und  Eochsalz-haltigen  Lösung  in  grauen  Nuancen.  Durch  Nachbehand- 
lung mit  Kupfervitriol  und  Kaliumbichromat  wird  die  Echtheit  der 
Färbungen  erhöht. 

Sulfaschwarz  (Holliday)  (Rev.  Gener.  Mat.  Color.  1900,  7)  färbt 
Baumwolle  aus  einem  mit  Kochsalz  und  Soda  versetzten  Bade. 

InMnediaMau  (Cassella)  (Rev.  Gener.  Mat.  Col.  1899,  282)  ist  in 
seiner  Anwendung  und  in  seinen  Eigenschaften  dem  Immedialschwarz 
ähnlich.  Man  färbt  in  einem  Bade  mit  Soda  (10  Proz.),  Schwefelnatrium 
(10  Proz.),  Kochsalz  (100  Proz.)  und  Farbstoff  (10—20  Proz.)  eine  Stunde 
bei  60 — 90®,  spült  sofort  in  kaltem  Wasser  aus,  behandelt  die  Baum- 
wolle mit  Natriumsuperoxyd  oder  Wasserstoffsuperoxyd  und  erhält  auf 
diese  Weise  sehr  echte,  indigoblaue  Töne. 

Das  Handelsprodukt  ist  ein  graues,  in  Wasser  und  Alkohol  unlös- 
liches Pulver;  in  Soda  und  Ammoniak  ist  es  wenig  löslich,  besser  in 
Lösungen  von  Natriumhydrat  und  Schwefelalkalien.  Konz.  Schwefel- 
säure  löst  den  Farbstoff  nicht;  dagegen  entwickelt  sich  beim  Übergießen 
etwas  Schwefelwasserstoff  und  sehr  deutlich  schweflige  Säure  und  es 
entsteht  ein  Schwefelniederschlag. 

Darstellung.  Erhitzen  von  Oxydinitrodiphenylamin  mit  Schwefel 
und  Schwefelnatrium. 

Immedialechwarz  V  extraf  G  extra  (Cassella)  (aus  p-Oxy- 
p'o'-dinitrodiphenylamin).  Feines,  nicht  hygroskopisches  Pulver,  das  in 
Wasser  leicht  löslich  ist.  Aus  der  wäßrigen  Lösung  wird  der  Farbstoff 
durch  Säure  gefällt. 

InwnedUMndon  JB  (Cassella)  (aus  p-Amidotolyl-p'-oxydiphenyl- 
amin),  IniTnediaUcateehu,  IminedialdirekMau  u.  a.  zählen  hierher, 
ebenso  das  wertvolle  Jm/medialreifMau,  ein  bronzeglänzendes  Pulver, 
das  in  Wasser  und  verdünnten  Säuren  unlöslich  ist,  löslich  dagegen  in 
kaustischen  Alkalien,  konz.  Schwefelsäure  und  konz.  Salzsäure.  Es 
liefert  eine  gut  krystallisierende  Bisulfitverbindung  und  wird  aus  Di- 
methyl-p-amido-p'-oxydiphenylamin  hergestellt. 
Hierher  gehören  vielleicht  auch: 

ICaHgeribraun  N  (Bayer)  und  KaUschwiirz  B  und  B  (Berliner 
Aktiengesellschaft)  (Rev.  Mat.  Color.  1899,  125).  Die  letzteren  zwei 
sind  schwarzbraune  Pulver,  welche  sich  wenig  in  kaltem,  besser  in 
heißem  Wasser  mit  braunschwarzer  (B),  bezw.  mit  violettschwarzer 
Farbe    auflösen.     Auf  Salzsäurezusatz    bildet    sich    ein    violettschwarzer 


1086  Organische  Farbstoffe. 

Niederschlag,  der  durch  einen  SäureüberschuB  braun  wird  (B);  Marke  R 
gibt  unter  gleichen  Umständen  einen  schwarzbraunen,  heller  werdenden 
Niederschlag.  Natronlauge  gibt  einen  rotbraunen  (B)  oder  violett- 
schwarzen Niederschlag.  Eonz.  Schwefelsäure  erzeugt  eine  blaue  Lö- 
sung, die  durch  Verdünnen  mit  Wasser  einen  braunen  Niederschlag 
ausfallen  läßt. 

Mit  diesen  Farbstoffen  kann  Baumwolle  aus  kaltem  Bade  unter 
Zusatz  von  2 — 5  g  Glaubersalz  und  5  g  Seife  (per  Liter)  gefärbt  werden. 
Für  dunklere  Nuancen  wendet  man  5 — 15  g  Glaubersalz  und  3  g  Seife 
an.     Das  Bad  soll  möglichst  kurz  sein. 

Eignen  sich  gut  zum  Färben  von  mercerisierter  Baumwolle. 

KaUgenindigo  RL  eoctra  (Bayer)  ist  speziell  für  Eopsfarberei 
empfohlen. 

Es  sind  femer  anzuschließen: 

EcUpMMU,  -grün  O,  -schwarz,  -braun  B  und  G  (GeigyV. 
Schwefelschwarz  T  eactra,  Schwefelbraun  O,  2  O,  SchwefeUcatechu 
R,  G,  Schwefelkarinth  B,  Sch/wefMlau  L  extra,  SchwefMndigo  B 
(Berliner  Aktienges.  f.  Anilin-Fabrikation);  Pyrogenfarbsioff^  der  Ges. 
f.  ehem.  Industrie  Basel,  IPyranÜschwarz  G,  Thiophenolachwarz 
u.  a.  m. 

Anthracihinanschwarz  aus  Dinitroanthrachinon  (B.  A.  S.  F.)  (Rev. 
Mat.  Col.  1899,  248)  stellt  ein  blauschwarzes,  in  kaltem  Wasser  mit 
bläulichschwarzer  Farbe  leicht  lösliches  Pulver  dar.  Zusatz  von  Na- 
tronlauge macht  die  Farbe  der  Lösung  schwarzblau.  Salzsäure  erzeugt 
unter  Entwickelung  von  Schwefelwasserstoff  einen  schwarzen  Nieder- 
schlag. In  konz.  Schwefelsäure  und  in  Alkohol  ist  der  Farbstoff  un- 
löslich. 

Wird  auf  Baumwolle  in  einem  Bade,  das  20  Proz.  Schwefelnatrium 
und  100  Proz.  Kochsalz  enthält,  gefärbt.  Man  gießt  bei  60^  ein,  treibt 
allmählich  zum  Sieden,  kocht  1  Stunde,  wäscht  nach  dem  Färben  sorg- 
fältig, hängt  1  Stunde  an  der  Luft  aus  \md  gibt  zum 'Schluß  ein  Bad 
von  5  Proz.  Bichromat  und  5  Proz.  Schwefelsäure. 

Um  ein  Schwarz  zu  erhalten,  müssen  20 — 25  Proz.  des  Farbstoffes 
angewandt  werden.  Die  Nuance  ist  weniger  blaustichig  als  die  mit 
Vidalschwarz  erhaltene. 


Chemische  UntersachuDg  von  Farbstoffen.  1087 


Allgemeiner  Oann:  f&r  die  ebemisehe  Untersnehmiii: 

Ton  Farbstoffen. 

Handelt  es  sich  darum,  einen  technischen  Farbstoff,  dessen  Natur 
unbekannt  ist,  zu  untersuchen,  so  "v^ird,  außer  der  Feststellung  seiner 
Löslichkeit  in  Wasser  oder  Alkohol,  ein  Färbversuch  stets  das  zunächst 
liegende  Experiment  sein  (s.  S.  971).  Man  erkennt  aus  diesem  einmal 
die  Nuance  und  lernt  außerdem  das  ganze  Verhalten  des  Körpers  der 
Paser  gegenüber  kennen.  Liegen  über  letzteres  keine  Angaben  Yor,  so 
wird  man  zunächst  im  neutralen  Bade  auf  Wolle  zu  färben  versuchen. 
Bei  allen  basischen  Farbstoffen,  mit  Ausnahme  des  Methylgrüns,  vv^ird 
sich  der  Farbstoff  vollständig  fixieren  und  das  Bad  nahezu  farblos 
werden.  Bei  grünen  Farbstoffen  wird  man  besser  von  vornherein  Seide 
anwenden. 

Färbt  sich  der  Farbstoff  ohne  Beize  nicht  an,  so  versucht  man  es 
zunächst  mit  verdünnter  Schwefelsäure,  Alaun  oder  Zinnchlorid.  Durch 
diese  Zusätze  lassen  sich  sowohl  die  Säure-  als  die  Alkalifarbstoffe 
fixieren.  Die  Anzahl  der  letzteren  ist  eine  zu  beschränkte  (Alkaliblau, 
Alkaligrün,  Alkaliviolett),  als  daß  ihre  Erkennung  Schwierigkeiten  böte. 
Ebenso  wird  man  Farbstoffe,  welche  in  alkalischer  Lösung  die  Baum- 
wolle anfärben,  und  solche,  welche  sich  nur  auf  metallischen  Beizen 
fixieren,  leicht  herausfinden. 

Gemenge  verschiedener  Farbstoffe  charakterisieren  sich  gewöhnlich 
als  solche,  wenn  man  sie  im  pulverigen  Zustande  dünn  über  ein  mit 
Wasser  oder  Alkohol  befeuchtetes  Filtrierpapier  streut.  Die  einzelnen 
Gemengteile  erzeugen  alsdann  verschieden  gefärbte  Flecke  auf  demselben. 
Häufig  lassen  sich  diese  auch  erkennen,  wenn  man  einen  Tropfen  der 
Lösung  auf  Filtrierpapier  fallen  läßt.  Der  erzeugte  Fleck  ist  alsdann 
an  den  Rändern  anders  gefärbt  als  in  der  Mitte,  weil  die  verschiedenen 
Farbstoffe  das  Papier  ungleich  durchdringen. 

Die  wichtigeren  Reagentien  für  die  Identifizierung  bekannter  Farb- 
stoffe sind:  konz.  Schwefelsäure  und  Salzsäure,  Alkalilauge  und  Zink- 
staub, und  speziell  für  die  Azofarbstoffe  noch  Chlorcalciumlösung. 

Konz.  Säuren  bewirken  bei  den  meisten  Farbstoffen  charakteristische 
Farbenveränderungen. 

Da  viele  Farbstoffe  von  sonst  gleicher  Nuance  dadurch  häufig  ganz 
verschiedene  Veränderungen  erleiden,  so  ist  die  konz.  Schwefelsäure  ein 
Torzügliches  Reagens  zur  Erkennimg  von  Gemischen.  Man  gießt  auf  ein 
Porzellanschälchen  einige  Tropfen  Schwefelsäure  und  streut  eine  kleine 
Menge    des    Farbstoffpulvers    darüber.     Die    verschiedenen    Gemengteile 


J088  Organische  Farbstoffe. 

verraten  sich  alsdann  durch  Bildung  verschiedenfarbiger  Streifen  in  der 
Flüssigkeit,  welche  namentlich  beim  Hin-  und  Hemeigen  der  Schale 
deutlich  hervortreten.  Basische  Farbstoffe,  welche  stets  in  Form  ihrer 
neutralen  Salze  zur  Verwendung  kommen,  zeigen  häufig  ein  verschiedenes 
Verhalten  gegen  Alkalien.  Die  Salze  des  Rosanilins  werden  z.  B.  unter 
Abscheidung  der  Base  durch  verdünnte  Alkalilauge  zersetzt,  während 
dieses  bei  dem  Safranin  nicht  der  Fall  ist. 

Besonders  charakteristisch  ist  das  Verhalten  gegen  Zinkstaub  und 
andere  Reaktionsmittel.  Fast  alle  Farbstoffe  werden  durch  diese  ent- 
färbt, doch  ist  der  dabei  stattfindende  Prozeß  ein  sehr  verschiedener. 
Während  z.  B.  die  ganze  Klasse  der  Azokörper  völlig  gespalten  wird, 
so  dafi  sich  aus  den  Zersetzungsprodukten  der  Farbstoff  nicht  leicht 
wieder  herstellen  läßt,  gehen  andere  in  sogenannte  Leukobasen  über, 
die  sich  an  der  Luft  meist  wenig  oxydieren,  durch  passende  Oxydations- 
mittel jedoch  in  den  ursprünglichen  Körper  zurückgeführt  werden 
können.  Letztere  Eigenschaft  zeigen  sämtliche  Farbstoffe  der  Ros- 
anilinreihe. 

Eine  dritte  Klasse  von  Farbkörpem  wird  durch  Reduktionsmittel 
ebenfalls  entfärbt,  die  entstandene  farblose  Verbindung  geht  jedoch, 
namentlich  in  alkalischer  Lösimg,  bei  Berührimg  mit  der  Luft  sehr 
schnell  in  den  ursprünglichen  Farbstoff  über.  Da  diese  Erscheinung  der 
Indigoküpe  völlig  analog  ist,  so  bezeichnen  wir  dieselbe  im  nach- 
folgenden als  „Küpenbildung^.  Kocht  man  z.  B.  eine  stark  gefärbte 
alkoholische  Safraninlösung  unter  Zusatz  von  Alkalilange  mit  Zinkstaub, 
so  sieht  man  dieselbe  sich  schnell  entfärben.  Nimmt  man  die  Reduktion 
in  einem  Kolben  vor  und  verstopft  denselben,  nachdem  durch  Kochen 
zuvor  die  Luft  ausgetrieben  wurde,  so  hält  sich  die  Flüssigkeit  völlig 
farblos,  nimmt  jedoch  beim  Herausziehen  des  Stopfens  plötzlich  wieder 
die  ursprüngliche  Färbung  an.  Diesen  sehr  eleganten  Vorlesungs- 
versuch stellte  A.  W.  Hof  mann  zuerst  mit  dem  Magdalarot  an,  der- 
selbe läßt  sich  jedoch  ebenso  gut  mit  dem  leichter  zugänglichen  Sa&anin 
ausführen. 

Außer  den  beiden  erwähnten  Farbstoffen  zeigt  das  Mauvein,  Chrys- 
anilin  und  das  Indulin  analoge  Erscheinungen,  in  geringerem  Maße  das 
Methylenblau. 

Azofarbstoffe  werden  bei  der  Reduktion  meist  in  der  Weise  ge- 
spalten, daß  die  beiden  Stickstoffatome  der  Azogruppe  sich  auf  die  ur- 
sprünglichen Komponenten  verteilen  und  zu  Amidogruppen  werden. 
Wurde  z.  B.  eine  Diazoverbindung  mit  einem  Phenol  zu  einem  Azofarb- 
stoff  kombiniert,  so  erhält  man  bei  der  Reduktion  wieder  das  Amin,  aus 
welchem  der  Diazokörper  dargestellt  wurde,  das  zweite  Stickstoffatom 
des  letzteren  findet    sich   aber    in  Form    einer  Amidogruppe    im  Phenol 


Chemische  Untersuchang  von  Farbstoffen.  1089 

wieder,  und  man  erhält  so  daneben  ein  Amidophenol,  und  zwar  meistens 
das  der  Parastellung  entsprechende.  So  gibt  z.  B.  Oxyazobenzol 
Cß  H5  —  N  =  N  —  Ce  H^  HO,    Anilin    Cg  H5  NH,   und   Paraamidophenol 

Cß  H^  rci3  H0*4  •    Befindet  sich  in  einem  dieser  Reste  eine  Sulfogruppe, 

so  entstehen  statt  obiger  Körper  die  entsprechenden  Sulfosäuren.  Dieses 
Verhalten  der  Azokörper  gibt  in  vielen  Fällen  ein  gutes  Mittel  an  die 
Hand,  um  die  Konstitution  derselben  zu  ergründen,  doch  erfordert  die 
Trennung  dieser  Spaltimgsprodukte,  namentlich  da,  wo  sich  in  beiden 
Resten  Sulfogruppen  befinden,  viel  Übung. 

Man  bedient  sich  zur  Reduktion  statt  des  Zinkstaubs  besser  einer 
sauren  Zinkchlorürlösung.  Dieselbe  reduziert  beim  Erwärmen  die 
meisten  Azofarbstoffe  sehr  leicht.  Das  Zinn  entfernt  man  mit  Schwefel- 
wasserstoff. 

Basen  kann  man  nach  Zusatz  von  Alkalilauge  mit  Äther  aus- 
ziehen, während  die  Sulfosäuren  in  der  alkalischen  Lösung  bleiben. 
Über  weitere  Untersuchung  und  Trennimg  dieser  Körper  lassen  sich 
bestimmte  Regeln  nicht  aufstellen.  Häufig  wird  man  zur  Elementar- 
analyse schreiten  müssen,  ein  andermal  genügen  einige  einfache  Re- 
aktionen, um  zum  Ziele  zu  gelangen. 

Im  folgenden  sind  die  meisten  der  im  Handel  vorkommenden  Farb- 
stoffe mit  ihren  wichtigsten  Reaktionen  zusammengestellt^). 


*)  Eine  Anleitung  zur  Ermittelung  einiger  der  gebräuchlichsten 
Farbstoffe  auf  der  Faser  gibt  Dr.  C.  Dreher  (Zsch.  f.  Farben-  u.  Textil- 
Chem.  1902,  98,  415).  Die  Unterscheidungsmethoden  werden  zunächst  nach  den 
Verbrauchsgebieten  der  Farbstoffe  angeordnet,  so  daß  zuerst  die  BaumwoUfarben, 
dann  die  Wollfarben  u.  s.  w.  behandelt  werden.  Mit  Bezug  auf  die  Einzelheiten 
in  der  Vomahmo  der  Reaktion  muß  auf  die  Publikation  selbst  verwiesen  werden . 
S.  auch:  Prüfung  der  Teerfarbstoffe  von  £.  T.  Graves  (Leipziger  Färber-Ztg. 
1904,  S.  154,  161,  185,  193,  203). 


Untersuchungen.    5.  Aufl.    III.  g9 


1 


1090 


Organische  Farbstoffe. 


^ 


Farbstoff 


Schwarze,  violette 
und  blaue  Farben. 

Indigo  (Köpen-BIau) 
Wolle 

Blauholz  mit  Chrom- 
beize Wolle 

Blanholz  mit  Eisen- 
beize Wolle 

Chromschwarz     mit 
Indigogrand  Wolle 

Alizarinschwarz  mit 
Chrombeize  Wolle 

Diamantschwarz  mit 
Chrombeize  Wolle 

Gallein  mit  Chrom- 
beize Wolle 

Gallocyanin  mit 
Chrombeize  Wolle 

Cölestinblau  B   mit 
Chrombeize  Wolle 

Alizarinblau   S    mit 
Chrombeize  Wolle 

Brillant- Alizarinblau 
mit  Chrombeize 
Wolle 

Alizarinindigoblau  m. 
Chrombeize  Wolle 

Alizarincyanin  K  mit 
Chrombeize  Wolle 

Brillant  -  Alizarin  - 
cyanin  3  G  Chrom- 
beize Wolle    (By) 

Chromblau  mit 
Chrombeize  Wolle 


konz.  HjSO^ 


10%  HjSO* 


konz.  HCl 


F*):  olivffrün,  nach  Wasser- 
zusatz neller  blau 

L:  erst  gelb,  dann  olive  und 
grün,  zuletzt  tiefblau 

F:  olivbraun 
L:  gelb 

F:  olivbraun 
L:  gelb 

F:  schmutzig  rotbraun 
L:  schmutzig  grüngelb,  beim 
Verdünneo  grün 

F:  wenig  Veränderung 
L:  schmutzig  grau 

F:  ffriiner 

L :  blaugrün,  beimVerdünnen 
violett 

F:  dunkelbraun 
L:  bräunlich 

F:  blauer 

L:  tiefblau,  beimVerdünnen 
rosa 

F:  beinahe  entfärbt 
L:  lebhaft  blau 

F:  grüner 

L:  tiefgrünblau 

F:  grüngelb,  beim  Ver- 
dünnen violett  bis  blau 
L:  grün 

F:  dunkler 

L:  dunkelrotblau 

F:  tiefrotblau 

L :  tiefblau,  beimVerdünnen 
violett 

F :  dunkler,  beim  Verdünnen 

rötlich 
L:  lila 

F:  karmoisin 

L:  schmutzig  marron 


keine  Wirkung 


violett 

F:  stampf  purpur 
L:  hellrot 

wenig  Veräodening 


rotviolett 

F:  wenig  Wirkung 
L:  schwach  violett 

röter 

keine  Veränderung 


dunkler 


F:  keine  Wirtimf 
L*  ! 

F:  langsam  rotr.c;! 
L:  rotriolett 

F:  kaimoisin 
L:  kannoinn 

F:  röter 

L:  kaimoisin 

F:  wenig  Verln-i^rmg 
L:  schmalzig  ro«^ 

F:  dankelblangitt 
L:  farblos 

F:  dankelrot 
L:  bemeteingelb 

F:  violett 
L:  violett 

F:  rotviolett 
L:  rotviolett 

F:  roter 
L:  hellrot 

F:    lebhaft  grä:.  "^«J 

Verdünnen  Tio>** 
J^r  ... 
F:  etwas  dankler 
L:  rosa 

F:  röter 
L:  heUblu 

F:  schwmrs,  beii  Ve 
dünnen  Färb«  :^n<: 

L:  schwach  ge.^  ^äi 
Verdünnen  11* 

F: 

L:  rosa 


^)  Die  Tabellen  enthalten  jeweils  zuerst  die  Beizenfarbstoffe  (für  Wolle,  Seide,  B&Ji 
wolle),  dann  die  direktziehenden  (für  W.,  S.,  B.)*  Zur  Prüfung  auf  der  ^Faser*  brisr.  o^i 
kleine  Abschnitte  des  gefärbten  Gewebes  oder  Games  in  Porzellanschülchen  und  vers^'X  □ 
ca.  1  ccm  Reagenslösuns.  Die  Angaben  der  Tabellen  beziehen  sich  auf  die  EreeKeini^« 
welche  sofort  oder  doch  nur  sehr  kurze  Zeit  nach  dem  Zusammenbrinsen  mit  den  Ke«i^*i 
eintraten.  Eine  große  Zahl  der  Reaktionen  ist  in  den  letzten  Jahren  im  technisch-^keu  •^'h 
Laboratorium  des  eidg.  Polytechnikums  durch  die  Assistenten  L.  Veillon,  G.  We*-^ 
0.  Knecht  und  W.  Dürsteier  ausgeführt  worden.  (S.  „Färber-Ztg.*  1903,  No.  9  oa:  1 
1904,  No.  8  und  9,  1905,  No.  6.) 

Bei  den  in  neuerer  Zeit  untersuchten  Mustern  sind  die  Firmen,  von  denen  sie  stisn. 
mit  eingeklammerten  Buchstaben  bezeichnet.     Es  bedeutet: 

{A)  =  Aktiengesellschaft  für  Anilinfabrikation,  Berlin; 

(B)  =  Badische  Anilin-  und  Soda-Fabrik,  Ludwigshafen; 
(ßF)  =  Basler  chemische  Fabrik,  Basel; 
{By)  =  Farbenfabriken  vorm.  Friedr.  Bayer  &  Co.,  Elberfeld; 


Schwarze,  violette  und  blaue  Farben. 


1091 


HN0,8  =  1,40 


gelb  mit 
gi-ünem  Rand 

orange  mit 
rotem  Rand 

gelborange 

gelb  mit 
rotem  Rand 

olivebraun 
dankelrot 

gelb 
rotbraun 

gelb 

gelb  mit 
violettem  Rand 

gelb 

schmutzig  gelb 
m.  violettem  Kand 

schmutzig'grün 


P:  dunkelgrün 

1^  r  •    .    • 


grüngelb 


NH,8  =  0,91 


F:  keine  Wirkung 

Lll  m  .  « 

F:  langsam  violett 

Lll  ... 

F:  langsam  violett 

±ji  t    .    ■ 

F:  röter 

L:  .    .    . 

F:  grünblau 

Lll  .    «    . 

F- 

L:  blaugrau 

F:  keineVeränderung 

L:  .    .    . 


10%  Na  OH 


F:  keine  Wirkung 


F:  wenig  Wirkung 
L:  .    .    . 

F:  wenig  Wirkung 

Lll  *    .    . 

F:  grünblau 
Lll  .    .    • 

F:  grüner 

JLj!    .     .     . 


F:  dunkler 
L:  .    .    . 


L: 

F: 
L: 

F: 
L: 

F: 
L: 

P: 
L: 

F: 
L: 

F: 
L: 

F: 
L: 

F: 
L: 

F: 
L: 


SnClj-hHCl 


violett 
violett 

violett 
violett 

röter 


dunkelgrünblau 

•  •       • 

dunkler 
blaugrau 

etwas  blauer 

•  •       • 

schmutzig  puipur 

•  •       • 

entfärbt 

•  •       • 

blaugrün 
farblos 


F:  grünblau 

L:  farblos 

F:  grüner 

L:  farblos 

F:  grüner 

Lll  ... 


F:  blauer 

Lll      »         m         * 


beim  Erwärmen 

Faser  heller, 
Lösung  grüngelb 

erst  purpur,  dann 
braun 

erst  purpur,  dann 
braun 

wenig  Verftnderung 
schmutzig  olivegelb 

entfärbt 

braunrot 


entfärbt 


dunkelstumpfviolett 


entfärbt 


röter 


F:  dunkelblau 
L:  .    .    . 


etwas  grüner 


lassella  &  Co.,  Frankfurt  a.  M.; 

'arbwerke  vorm.  L.  Durand,  Huguenin  &  Co.,  Basel ; 

nilin-  und  Extraktfabriken,  vorm.  Joh.  Rud.  Geigj  A.-G.,  Basel: 

arb werke  Höchst,  vorm.  Meister,  Lucius  &  Brüning; 

esellschaft  für  ehem.  Industrie,  Basel; 

alle  &  Co.,  Biebrich  a.  Rh.; 

arb  werk  Mühlheim  vorm.  A.  Leonhardt  &  Co.: 

.  Oehler,  Anilio-  und  Anilinfarbenfabrik,  Offenbach  a.  M.; 

ead  HoUiday  &  Soos,  Huddersfield; 

lemische  Fabrik  vorm.  Sandoz,  Basel. 

ese  Tabellen  in  ergänzter  Form,  obschon  sie  für  die  Bedürfnisse  der  Praxis 
^oßen  Wert  beanspruchen  können.  Für  manche  Zwecke  ist  eine  solche 
Qg  aber  oft  recht  nützlich,  was  wir  aus  eigener  Erfahrung  wissen.  R,  O. 

Zungen:    F  =  Faser,  L  =  Lösung. 


1092 


Organische  Farbstoffe. 


fM 


Farbstoff 


konz.  H,S04 


10%  H,S04 


konz.  flC; 


Chrom  violett  (Bayer) 
mit  Ghrombeize 
Wolle 

Ohrompatentschwarz 
TG  mit  Chrom- 
beize Wolle 

Chrompatentschwarz 
BT  mit  Chrom- 
beize Wolle 

Chrompatentschwarz 
TR  mit  Chrom- 
beize Wolle 

Chrompatentschwarz 
T  mit  Chrombeize 
Wolle 

Azosaureschwarz 
3  BL  mit  Chrom- 
beize Wolle 

Chromblan  R  mit  Kj 
Cr2  Oj     nach  be- 
handelt Wolle  (/.) 

Chrompatentschwarz 
TG  Wolle 

Chrompatentschwarz 
BT  Wolle 

Chrompatentschwarz 
TR  Wolle 

Chrompatentschwarz 
T  Wolle 


Chromatschwarz  TB 
mit    Ca  SO4  -h 
KjCrjOy  nachbe- 
handelt Wolle  (^) 

DomiDgoalizarin- 
schwarz  B  mit  E, 
Cr^Oj  nachbehan- 
delt Wolle       (L) 

Azosaureschwarz 
3  BL  Wolle 

Naphtholschwarz  B 
Wolle 

Naphtholschwarz  3  B 
Wolle 

Naphtholschwarz  6  B 
Wolle 

Naphthylamin- 
schwarz  D  W^olle 

Anthrazitschwarz  D 
Wolle 

Viktoriaschwarz  5  G 
Wolle 


F:  orangegelb 
L:  gelb 

F:  dunkelgrün,  dann  braun 
L:  rot 

F:  grün,  dann  rot 
L:  grün,  dann  rot 

F:  grün,  dann  braun 
L:  grün,  dann  braun 


dunkelgrün 


karminrot 


F:  rötlichbraun 

IjI    ... 

F:  grün,  dann  braun 
L:  rot 

F:  braun 

L:  grün,  dann  rot 

F:  grün,  dann  braun 
L:  gi'ün,  dann  braun 

grün,  dann  dunkelgrün 


F:  schwarz 

L:  rotviolett,     beim     Ver- 
dünnen blaurot 


F:  violettstichig 
L:  .    .    . 


karminrot 

F:  dunkelblaugrün 
L:  grünblau,  beim  Ver- 
dünnen violett 

F:  dunkelblaugrün 
L:  grünblau 

F:  grüner 

L:  &;rünlicb,beimVerdünnen 
blauviolett 

F- 

L:  blauschwarz,   beim  Ver- 
dünnen rotviolett 

F:  grüner 

L:  grünlichgrau 

F- 

L:  schmutzig  grün 


F:  lebhaft  kann«^. 
L:  rosa 


,    .      TT    -   j  ,  F:  dankelrot 

kerne  Veränderung     ^,  g^hwach 


rossi 


,    .      ,r  -a  j  F«  achwach  blac 

keine  Veränderung  ;  ^.  ^^^^  ^ 


keine  Veränderung 


keine  Veränderung 


donkelblaj 


blaogrüc 


keine  Veränderung  I  y  .'      ^ 


F:  rötlichbraan 

I  1j  i  •     •     • 

F:  dunkel braaii 

L:  rosa 


dunkelbraun 


F:  geringe Verände-,p.  y^^^^ 


rung 
L:  rötlichbraun 


L:  rosa 


F:  geringe Verände-  p.  ^^^ 


rung 
L:  rötlichbraun 


L:  rosa 


ganz  geringe  Ver-  1  F:  blau  grün 
änderung  '  L:  rötlichviolect 

F:  dunkelrotbram 
'      beim      VerdüacL 

dunkel  violettbra*.  1 
'  L:  schwach  geilwri 

beim    VerdäiiB*- 
I      schwach  rötlich 


schwach  rötlich  ziegelrot 

.     ,r    -   j  F:  wenig  Verina-r^i^ 

wenig  Veränderung    L:  farf>lis 

wenig  Veränderung   j  ]  ^®^  *» 

wenig  VerSnderuDg    [j  ftAlo. 

■    V  ^  A  F:  wenig  VeiinieriLi 

wenig  Veränderung    L:  heUgrtn 

\r  ^  A  F:  violett 

wenig  \  er&nderang    ^  . 

F:  ffrüoer 
L:  mblos 


Schwarze,  violette  and  blaue  Farben. 


1093 


HN0,8  =  1,40 


gelb  mit 
rotem  Rand 


braunrot 


braun 


braun 

braunrot 

blauschwarz 
F:  braun 

JL I   .    .    . 

rötlichgelb 
braun 

rötlichgelb 

rötlichgelb 

F:  dunkelbraun 
L :  bräunlich  gelb, 
beim  Verdünnen 
bräunlich 

F:  dunkelbraun, 
langsam  heller 

rotbraun 
orangerot 

rot 

rot 

braun 

Grünlichgelb  mit 
brauneni  Kand 

schmutzig  rot 


NHjS  =  0,91 


F:  heller 
L:  .    .    . 


keine  Veränderung 


keine  Veränderung 


geringe  Veränderung 


keine  Veränderung 


grünlich 


rötlichblau 

F:  geringe  Verände- 
rung 
L:  weinrot 

blauviolett 


schwach  blau 


■       ■ 


schwach 
bordeauxrot 

F:  blauviolett 
L:  violett 

F:  blauviolett 
L:  violett 

F- 

L:  hellblau 

F- 

X    •     •       •       • 

L:  hellrotviolett 


F* 

L:  blauviolett 


10%  Na  OH 


F :  beim  Stehen  heller 

Li'   «     >    . 


dunkelblau 


schwach  blau 


rotviolett 


schwach  blau 


blau 


F:  violett 

Lil  t    .     • 


dunkelblau 


F:  blau 
L:  blau 


stark  blauviolett 
blau 

F:  dunkelviolett- 
braun 

L:  schwach  karmin- 
rot 


bordeauxrot 

F.'wenigVeränderung 
L:  .    .    . 

F  :wenigVeränderung 
JLr  ... 

F  :wenigVeränderung 
L:  .    .    . 

F:  blauer 
L:  blau 

F :  wenig  Veränderung 
L:  rosa 

F:  dunkelgrün 
L:  grün 


SnCl^-f-HCl 


entfärbt 


entfärbt 


entfärbt 


entfärbt 


hellgrün 


enterbt 
entförbt 

entfärbt 
entfärbt 


enterbt 
karmoisinrot 

stumpf  karmoisin 

dunkelpurpur 

wenig  Veränderung 

tiefrotviolett 
entfärbt 


1094 


Organische  Farbstoffe. 


f%* 


Farbstoff 


Viktoriaschwarz  blau 
Wolle 

Jetschwarz  R  Wolle 


Wollschwarz  Wolle 

Nyanzaschwarz  B 
WoUe 

Ghromechtschwarz  B 
Wolle 

Nerol  B  Wolle 

Nerol  BB  Wolle 

Biebricher  Patent- 
schwarz  Wolle: 
blauschwarz 

Alizarinblauschwarz 
B  WoUe 

Azosäureblau  3  B 
konz.   WoUe   (H) 

Wollschwarz  6  B 
Wolle 

Wollschwarz  4  BF 
Wolle 

Wolltiefschwarz  2  B 
Wolle 

Wolltiefschwarz  3  B 
WoUe 

Taboraschwarz  X 
WoUe 

A  midosäaresch  warz 
B  Wolle  (A) 

Amidosäureschwarz 

4  B  WoUe       (A) 

Amidos&oreschwarz 
6  B  Wolle       (A) 

Orthoschwarz  3  B 

Wolle  (J) 

Wollgrau  Wolle 

Echtviolett,  rötlich 
Wolle 

Echtviolett,  bläulich 
Wolle 

Viktoriaviolett  4  BS 
Wolle 

Rotviolett  4  RS  und 

5  RS  Wolle 

Säureviolett  2  B 
Wolle 


konz.  HjSO« 


F' 

L:  blaugrün 

F:  tiefblau 
L:  tiefblau 

X    •       ■         •         • 

L :  tiefblau,  beimVerdünnen 
violett 

dunkler  mit  Grünstich 

blau 

blau 

blau 

blaugrun 

blauviolett 

F:  violett 
L:  violett 

blauschwarz 

blauschwarz 

blauschwarz 

blauschwarz 

blauschwarz 

F:  etwas  dunkler 
1j  r  •    •    . 

F:  etwas  dunkler  und  blau- 
stichiger 

F :  etwas  dunkler  und  blan- 

stichiger 
Li  r  .    .    . 

F:  rotbraun 

L:  beim  Verdünnen  rot 

F:  schmutzig  heUmarron 
L:  schmutzig  grau 

F:  dunkelschiefergrau 
L:  blau 

F:  dunkelgrün 
L:  dunkelgrün 

F:  blauviolett 
L:  violett 

F:  stumpf  gelb 
L:  gelb 

F:  stumpf  gelb 
L:  gelb 


10%  H,S04 


konz.  HC 


wenig  Veränderong 


blauer 

geringe  Veränderong 

keine  Veränderung 

keine  Veränderung 

keine  Veränderung 

keine  Veränderung 
F:  wird  langsam  rot 

IjI    •     •      • 

keine  Veränderung 
keine  Veränderung 
keine  Veränderung 
keine  Veränderung 


F:  wenig  Veräni-'nig 
L:  schwach  grüL 

F:  braanpnrpnr 
L:  schmutzig  bnz 

blaaTiolect 
geringe  Verändere: 
geringe  Veränderzi 
blaner 
färbt  schwach  rOüiial) 


violett 

F:  violett,  dann  kA.-::.'^ 
L:  rosa 

Lösung  rotlick 

violettrot 

violcttrot 

violettrot 


keine  Veränderung        keine  Verändern; 

F:  etwas  dunkler       F:  etwas  dunkler 
L:  .    .   .  L:  .   .   . 

F:  etwas  donkWf 

•      •      •  '  T    • 

J^  •    •      •      • 


grauviolett 
lebhafter 
lebhafter 

etwas  röter 

lebhafter 
grünlichgelb 


F:  karmin 
L:  karmin 

F:  heller 

L:  bräanliduDin- >: 

F:  blauer 
L:  hellbUu 
I  F:  dunkelblaogTL  1 

F:  rotviolett 
L:  rosa 

F:  beinahe  enttkr  - 

^  ■  •   •   • 

F:  grünlicl^sel^' 

Ltl    ... 


Schwarze,  violette  und  blaue  Farben. 

1095 

HNO,  8  =  1,40 

MH,8  =  0,91 

10%  Na  OH 

SnCU  +  MCI 

rotgelb  mit 
rotem  Rand 

F:  .    .    . 
L:  rotriolett 

F:  grüner 

L:  schmutzig  violett 

•             •             • 

gelb  mit  rot- 
braunem Rand 

F :  wenigVer&ndemng 
L:  .    .    . 

F:  dunkelgrün 
L:  .   .   . 

heller, 
schließlich  farblos 

gelb  mit 
rotem  Rand 

•       ■       • 

F:  allmählich 

dunkel  violett 
L:  violett 

hell  olivbraun, 
allmählich  farblos 

braunrot 

dunkler 

grauer 

geringe  Veränderung 

schmutzig  braun 

geringe  Veränderung 

geringe  Veränderung 

gering&Veränderun  g 

braunrot 

geringe  Veränderung 

geringe  Veränderung 

geringe  Veränderung 

braunrot 

geringe  Veränderung 

geringe  Veränderung 

geringe  Veränd  erung 

braunrot 

färbt  blau  ab 

färbt  bläulich  ab 

keine  Veränderung 

braungelb 

geringe  Veränderung 

färbt  bläulich  ab 

F:  heller 
L:  braungelb 

F:  ffelblichbraun 
L:  hellbraun 

F:  grauviolett 
L:  .   .   . 

F:  rotbraun 
L:  .    .    . 

F:  wird  langsam 
etwas  violettstichiger 
L:  .    .    . 

bordeauxrot 

blau 

blau 

keine  Veränderung 

tiefbordeaux 

blau 

rotstichigblau 

keine  Veränderung 

rotbraun 

blau 

blau 

keine  Veränderung 

braunrot 

blau 

blau 

keine  Veränderung 

braunrot 

blau 

rötlichviolett 

farblos 

.^;  tiefrotbraun 

-J  •     •       •       • 

F:  etwas  blaustichi- 

ger 
L:  .    .    . 

F:  etwas  blaustichi- 
ger 
L:  .    .    . 

•       •       • 

• 

^:  tiefrotbraun 

• 
j  •     •       •       • 

F:  etwas  blaustichi- 

ger 
L:  hellblau 

F:  etwas  blaustichi- 
ger 
L:  .    .    . 

•       •       • 

>":  tiefrotbraun 

• 

d  •       •          m          m 

F:  blaustichiger 
L:  hellblau 

F:  etwas  blaustichi- 
ger 

1  ^  e     •       «       • 

•       •       • 

':  rotbraun 
*:  rosa 

F:  mehr  violett- 
stichig 
L:  violett 

F:  violett 
ij  •  •    •    • 

F:  blaustichiger 

Xjl       *          m          • 

grüngelb  mit 
grünem  Rand 

F:  stumpf  braun 
L:  .    .    . 

F:  stumpf  hellbraun 
L:  .    .    . 

violett 

orangerot  mit 
blauem  Rand 

F  :wenigVeränderung 
L:  .    .    . 

F:  blau 

L:  schwach  violett 

stumpfrot 

orangerot  mit 
laugrünem  Rand 

•       •       ■ 

F:  rotblau 
L:  .    .    . 

stumpfrot 

orangerot 

F:  braunrot 

T  . 

±j  •  •    •    • 

F:  braunrot 
L:  beim  Erwärmen 
entfärbt 

•       •       • 

lebhaft  gelb 

F:  entfärbt 
L:  .    .    . 

F:  entfärbt 

Li !    •     •     • 

wenig  Veränderung 

LTclb  mit  grün- 
blauem Rand 

F:  entfärbt 
L:  .    .    . 

F:  beinahe  entfärbt 

Li!    .           • 

blauer 

1096 


Organische  Farbstoffe. 


Farbstoff 


S&ureviolett  4  BN 
Wolle 

Formylviolett  S  4  B 
Wolle 

Formylviolett  6  B 
Wolle 

Echtsäureviolett  10  B 
Wolle 

Alkaliviolett  Wolle 


Reginaviolett  Wolle 


Violamin  R  Wolle 


Violamin  B  Wolle 


Indigoextrakt  Wolle 

Brillantsulfonazarin 
R  Wolle         (%) 

Salfocyanin  G  Wolle 


Sulfocyanin  3  R 
Wolle 


Alkaliblau  4  B  Wolle 
Wasserblaa  Wolle 


Marineblau   HH 
Wolle 


Marineblau  BW 
Wolle 


Paten  tblan     (super- 
fein) Wolle 


Höchster  Neublau 
Wolle  (//) 


Cyanin  B  Wolle 

Indocyanin       BF 
Wolle,     gefärbt 
unter  Zasatz    von 
5Proz.  (NH4)jS04 


konz.  HjSO« 


F:  rötlichgelb 
L:  gelb 

F:  rötlichgelb 
L:  gelb 

F:  hellgelbbraun 
L:  gelb 

F:  grau,  dann  grüugelb 
L:  gelblich 

F:  lebhaft  orange 
L:  gelb 

F:  braun 

L:  schmutzig  braun 

F:  rot 

L:  schmutzig  rot 

F:  lebhaft  Scharlach 
L:  stumpf  rot 

F:  olivgrau,  beimVerdünnen 

blau 
L:  grau 

F:  blaurot 
L:  rot 

F:  blauffrün 
L:  hellblau 

F:  blaugrün,  beim  Ver- 
dünnen blau 
L:  blau- 

F:  lebhaft  rot 
L:  braunrot 

F:  stumpf  rot 
L:  rot 

F:  wenig  verändert 
L :  farblos,  beim  Verdünnen 
rötlich 

F :  schwarz,  beim  Verdünnen 

rotbraun 
L :  farblos,  beim  Verdünnen 

rotbraun 

F:  grüner,  wird  dunkelgelb 
L:  .    .    . 


F:  gelbbraun  (Siena) 
L:  rötlich 


F :  grüD ,  wird  schmutzig  gelb 

IjI       m  •  • 


10%  H,S04 


lebhafter 


blauer 


keine  Veränderung 
lebhaft  blaugrün 


blaugrün 


blauer 


konz.  HCl 


keine  Veränderung 


unverändert 


keine  Veränderung 


keine  Veränderung 


keine  Veränderung 
keine  Veränderung 


F:  unverändert 
Ij  r  ■    •    • 


F :  wenig  verändert  j 
L:  .    .    .  ' 


F:  dunkelgrün 
L:  .    .    . 


lebhaft  smaragdgrün! 


unverändert 


lebhaft  grünblau 


F:  wird     langsam 
etwos  rotstichiger ' 

Ju!    •     .     • 


F:  lebhaft  geU> 
L:  gelb 

F:  rötlichi^b 
L:  hellgelb 

P:  gelblichgrao 
L:  gelblicfagrün 

F:  lebhjit  grau,  c^ 

bernsteingelb 
L:  gelblich 

F:  lebhaft  ormop 
L:  gelb 

F:  dnnkelgran 
L:  hellbraon 

F:  blaoer 
L:  rosa 

F:  blaaviolett 

1j!    •     .      • 

F:  Stampfer 
L:  hellblau 

F:  blaurot 

JU  ■       >         •         • 

F:  grün 
LtZ  ... 

F:  donkelghui,  Farr« 
kehrt  beim  Verd  jec«« 
wieder 

LtZ    ... 

F:  röter 
L:  hellgrün 

F:  lebhafter 
L:  heUblao 

F:  dunkelbruA.  Iciu 
Verdünneo  kekr.  Ü« 
Farbe  wieder 

L:  schwach  rötJaiA 

F;  rotbraon,  ba»  V«-- 
dünnen  kebxt  ^e 
Farbe  wieder 

L:  rötlichbrum 

F:  lebhaft  gelbgräs, 
wird  berostan^^ 
L:  hellgelb 

F:  grün,  beim  Ver- 
dünnen orqvQBgJich« 

Farbe 
L:  beimVerdfiafics  blai 

F:  lebhaft  groabUs. 
wird  gelb 

IjZ    ... 

F:  rotbraon 
j^ .  •    •   • 


Schwarze,  violette  and  blaue  Farben. 


1097 


HNOjS  =  1,40 


gelb  mit  grün- 
liebem  Rand 


gelb 

grün 

grün  mit  grün- 
gelbem Rand 

gelb 

gelb  mit  blau- 
grünem  Rand 

stumpf  Scharlach 

lebhaft  Scharlach 

gelb  mit 
grünem  Rand 

F:  zitronengelb 
J^«  •    •    • 

bräunlich 


orange 

grün  mit 
dunklem  Rand 

grün 

F:  braun 
L:  schwach  röt- 
lich braun 

F :    dunkelrot- 
braan,  beim  Ver- 
dünnen schwarz 

L:  braun 

gelb  mit 
grünem  Rand 

F:  dunkelgrün- 
blau,  beimVer- 
dünnen  stumpf 
grüngelb 

L:  grünblau 

gelb  mit 
grünem  Rand 

F :  violettschwarz, 
dann  dunkel- 
rotbraun 

Xj  I      •        .        . 


NH,s  =  0,91 


F:  entfärbt,  Farbe 
kehrt  an  der  Luft 
wieder 

L:  .    .    . 

F:  heller 

±jI    ... 

blau 
F* 

X    •     •       •       • 

L:  hellblau 

F:  farblos 
L:  .    .    . 

F:  entfärbt 
L:  .    .    . 

F- 

L:  rosa 

F:  röter 
L:  rosa 

F:  grün 
L:  hellgelb 

F:  etwas  dunkler 
L:  .    .    . 

F:  keine  Wirkung 
L:  hellblau 

F:  keine  Wirkung 
L:  hellviolett 

F:  entfärbt 
L:  hellblau 

F:  entfärbt 
L:  .    .    . 

F:  schwarz 
L:  .    .    . 


F:  schwarz 

jLtl   .     .     . 


F  .'wenigVerändernng 
L:  farblos 


107o  Na  OH 


F:  entfärbt 
Lil  t    .    . 


F:  lebhafter 

L:  schwach  blau 


•       •       • 


F:  entfärbt 

IjI    ... 

F:  fast  entfärbt 

XjI       m  .  . 

hellgrau 


•       «       • 

F:  farblos 

Lil   ,    .     . 

F:  entfärbt 

(schmutzig  braun) 

XjI    t      .      . 

F:  kirschrot 

XjI    ... 

F:  rotviolett 
L:  .    .    . 

F:  gelb 
L:  gelb 

F:  etwas  dunkler 
liS  ... 

F:  keine  Wirkung 

xj  7    ■     .     • 

F :  keine  Wirkung 
Lil   ... 

F:  purpurbraun 

XjI    ... 

F:  hellbraunrot 
L:  .    .    . 

F:  schwarz 

XjI    *     .      . 


F:  schwarz 

XjI    m      .      . 


SnCl,4-HCl 

pfaugrün 

lebhaft  grün 
rotbraun 


blaugrün 

viel  blauer 

blauer 


langsam  entförbt 

F:  etwas  dunkler 
1j  s  .    .    . 

entfärbt 


entfärbt 


F:  grüner 
L:  hellblau 


F:  langsam  entfärbt 

XjI    »      .      . 


F:  olivgrün 
JLr  .    .    . 

F:  blau-,  dann 

violettschwarz 
L:  .    .    . 


wenig  Veränderung 


F:  wenig  verändert 

XjI    m     .      . 


F:  blauschwarz 
Jj  •  .    .    . 


zuerst  lebhaft  grün, 
dann  hellgelb 


unverändert 


1098 


Organische  Farbstoffe. 


Farbstoff 


Indocyanin    2  R 
Wolle,     gefärbt 
unter  Zusatz  von 
öProz.  (NH4),S04 

Orthocyanin     B 
Wolle  (A) 

Orthocyanin     6  G 
Wolle  (A) 

Orthocyanin  RWoUe 

(•4) 

Echtsäureblau  B 
Wolle 


Thiokarmin  R  Wolle 


Cyanol   AB    Wolle 

Indulin  NN  (wasser- 
löslich) Wolle 

Nigrosin  (wasserlös- 
lich) Wolle 

Naphthazinblau 
Wolle 

Naphthylblau  Wolle 

Naphthylviolett 
Wolle 

Methylviolett  B 
Wolle 


Methylviolett  6  B 
Wolle 


KrystallviolettWoUe 


Äthylviolett  Wolle 

Brillant- Anthrazurol 
Wolle  (/i) 

Alizarin- Astrol     B 
Wolle  (By) 

Viktoriablau  B  Wolle 


konz.  H3SO4 


F:  dunkelgrün 


F:  dunkler 

XjI        .  m  . 

F:  rotviolett 
L:  kannin 

F:  dunkler 
L:  violett 

F:  hellbraun,  beim  Ver- 
dünnen blau 

L:  hellbraun,  beim  Ver- 
dünnen hellblau 

F:  dunkelgrün 
L:    schmutzig    grün,    beim 
Verdünnen  blau 

Farbe  wird  zerstört 

F:  lebhafter  und  röter 
L:    blau,   beim  Verdünnen 
violett 

F:  dunkelviolett 
L:  blau 

F:  grünblau 
L:  blaugrün,  beim  Ver- 
dünnen rotblau 

F:  grün 

L:  wenig  Veränderung 

F:  grün 

L:  wenig  Veränderung 

F:  orange,  Farbe  kehrt  beim 

Verdünnen  wieder 
L:  gelb 

F:  orange,  beim  Verdünnen 

lebha^  blau 
L:    gelb,   beim   Verdünnen 

lebhaft  blau 

F:  orange,  beim  Verdünnen 

grün  bis  violett 
L:  orange,  beim  Verdünnen 

grün 

F;  orange,  beim  Verdünnen 

grün  bis  violett 
L :  gelb,  beimVerdünnen  gelb 

F:  schwarz,  dann  braun 

F:  dunkler,    grünstichiger, 

dann  graugrün 
L:  schwach  rosa 

F;    rot,   Farbe  kehrt  beim 

Verdünnen  wieder 
L:  rot 


10%  HjSO* 


konz.  HCl 


Frwird     langsam     p:  rotbrmun 


etwas  rotstichiger 
L:  .    .    . 


F:  etwas    violett- 
stichiger 

wenig  Veränderung 


L:  . 


F:  rotviolett 

Lil    ... 

F:  karmin 
L:  karmin 

F:  karmin,  etwv    ^- 

stichig 
L:  karmin 

F :  gelb,  beimVerdin-  i 
blau 


F:  blaugrün 
L:  bUugrön 


sp.  1,16 
F:  grün 
L:  farblos 


\r  _a   j  F:  lebhafter 

wenig  Veränderung    j^.  ^^y,„ 


wenig  Veränderung 

wenig  Veränderung 

röter 

F:  blaugrün 
L:  grünblau 

grünblau 


dunkelgrün 


F:  dunkler 
L:  rötlichblaa 

X      «         •  m  m 

L:  blau 

F:  wenig  Veränder-r*' 
1^2  .    •    • 
F:  röter 

F:  orange,  Faii>e  ^ef.:: 
beim  Verdönneo  wie-irf 
L:  gelb 

F:  orange 
L:  gelb 


F:  orange 
L:  gelb 


F:  dunkelolivgrün 
L:  gelb 


F:  orange 
L:  gelb 

F:  schwarz,  dann  bn»E 
L:  gelb 

iP:  lila 

,  L:  biättlichrosa 

F:  keine  Verände-   '  F:  rot, Farbe  kehrt  b-  - 


rung 
L:  gelblich 


Verdünnen  wiedrr 
;  L:  rot 


Schwarze,  violette  and  blaue  Farben. 


1099 


HNO3  8  =  1,40 


NH3  8  =  0,91 


lOo/n  Na  OH 


/o 


SnCl,  -H  HCl 


F :  yiolettschwarz, 
dann  dunkel 
braun 

F:  rötlichbraun, 
dann  braun 

Lil  .    .    . 

F:  rotbraun 

L:  bräunlichrosa 

F:  braun 
L:  gelblich 


gelbgrun 


^rün  mit 
hellerem  Rand 

8p.  1,42 
F:  entfärbt 
L:  .    .    . 


dunkel  violett 


F:  violettstichiger 
L:  violett 


F- 

L:  hellviolett 

F  :wenigVeränderang| 
1j  r  .    .    ■ 


F:  etwas  dunkler 
L:  .    .    . 


dunkelviolett 

braunrot 

dunkelrot 

gelb  mit 
grünem  Rand 

gelb 


gelb  mit 
dunklerem  Rand 


gelb  mit 
orangem  Rand 

F:  dunkelgrün 
L:  blau 


F  :weniffVeränderung 
L:  farblos 

F:  marron 

Lil       m  m  m 

F  :wenigVeränderung 
L:  .    .    . 

F:  stumpfer 
L:  .    .    . 

F:  keine  Wirkung 
Lj  •  .    •    • 

F:  beinahe  entßlrbt 

Li!    •     ■     • 


F:  viel  heller 
L:  farblos 


F:  heller 

Lil       m  •  . 


F:  blauer 
1j  *  •    •    • 

F:  reinblau 
L:  blau 


F:  helUila,  dann 

gelbbraun,  zu- '  F:  . 

letzt  gelb  I  ~ 

1^  r  .    .    .  I 


L:  hellblau 


grüngelb  mit 
rotem  Rand 


F:  schmutzig  violett 
L:  farblos 


F:  blau-,  dann 

violettschwarz 
1j  •  .    • 


F:  violett 

F:  dunkler,  etwas 

violettstichiger 
L:  violett 

F:  rotviolett,  dann 

karmin 
L:  karmin 

F:  hellblaugrnn 
L:  farblos 


F:  dunkler 

F:  grün 
L:  hellgrün  beim  Er- 
wärmen 

F:  rotviolett 
L:  farblos 

F:  schmutzig  marron 

1j  •    ■      .      . 

F:  dunkler 

XJ  ■       •         .         . 

F:  stumpfer 

Xj*   .    .    . 

¥:  grauer 

lul       m  m  m 

F:  entfärbt  langsam 

XjI       m  •  • 


F:  viel  heller 
L:  farblos 


F:  heller 

1j  *    •      •      • 


F :  blauer 
L:  .    .    . 

F:  dunkler 
L:  blau 


F:  blaustichiger 
JLr  *    .    . 


•    •    « 


F:  etwas  violett- 
stichiger 
1j  •  •    .    • 


grün 


etwas  grüner 

F:  hellgelb  beim 
Erwärmen 


wenig  Veränderung 


stumpfer 

keine  Wirkung 
keine  Wirkung 

blaugrün 
blau 


dunkelgrün 


grün 


F:  dunkelmarron 
L:  farblos 


dunkler 


1100 


Organische  Farbstoffe. 


Farbstoff 


konz.  HjSO^ 


10%  H,S04 


konz.  HG 


Victoriabiaa  4  R 
WoUe 

Nachtblau  Wolle 

Xylenblau  VS  Wolle 

Xylenblau  BS  Wolle 

Domingoblau  R  extra 
Wolle  (L) 

Methylenblau  4  B 
Wolle 

Toluidinblau  Wolle 

Nilblau  Wolle 

Neutralblau  Wolle 


Basler  Blau  Wolle 


Indazin  Wolle 

Metaphenylenblau  B 
Wolle 

Paraphenylenblau 
Wolle 

Indaminblau  B  Wolle 


IndoTnblau  Wolle 

Lanacylblau  BB 
Wolle 

Wollviolett  S  Wolle 

Delphinblau  B  Wolle 

Neu  patentblau 
Wolle 

Cyanol  extra  Wolle 

Alizarin -Saphirol  B 
Wolle 

Alizarin-lrisol     R 
Wolle 

Chromazonblau 
Wolle 

Wollblan  BB  Wolle 


F:   rot,  Farbe  kehrt  beim 

Verdünnen  wieder 
L:  rot 

F:  rot 
L:  rot 

F:  über  grün  langsam  entr 
färbt 

IjI       m  m  . 

F:  über  grün  langsam  ent- 
färbt 

Lj!    .     .     . 

F:  zunächst    dunkelblau, 
dann  ziegelrot 

XjI    .     .     . 

F:  olivgrün 
L:  grün 

F:  dunkelolivgrün 
L:  grünlich 

F:  rot 
L:  braun 

F:  orange 
L:  gelb 

F:  olivgrün 
L:  gelb 

F:  schmutzig  dunkelgrün 

T  . 

j^  ■  •    •    • 

F:  schmutzig  grau 

Lj!    •     •     • 

F:  dunkler 
L:  blau 

F:  viel  dunkler 
L:  lebhaft  blau 

F:    dankelolivgrün,   beim 

Verdünnen  blauviolett 
L:  olivgrün 

grün 

rot 

rotyiolett 

grüngelb 

grün,  dann  heller,  zuletzt  gelb 

gelbbraun 

d  unkelgrünlichblau 

geringe  Verandening 
grün 


keine  Veränderung 

F:  grün 
L:  gelb 

F:  Bchweinfurter- 

grün 
L:  .    .    . 

F:  blauUchgrfin 

Ju.     >      .      . 


F:  wenig  Verände- 
rung 
L:  hellblau 

F:  keine  Wirkung 
L:  hellblau 

F:  grüner 
L:  hellgelb 

lebhaft  grün 


F :  wenig  Verände- 
rung 
L:  schwach  rotblau 


dunkler 


I  F:  rot,  Farbe  kehit-:a 

Verdünnen  wiece: 
:  L:  rot 

i  F:  lebhaft  n>t 
I  L:  rot 

F:  gelbfbeimVerdiua 
!      Farbe  zorück 
■  L:  beimVerdünoecr''' 

F:  gelbybeimVerdaaKi 
I      Farbe  zurück 

L:  beimVerdänflec:* ' 

'  F:dDnkelblaa,ziegt^^'"'. 
beim  VerdüniMfi  •  *- 
i      grün 

I  Lil    ... 

F:  heller 
I  L:  blau 

F:  geringe  Verindeics 
L:  blau 

F:  grüngelb 
I  L :  grüngelb 

F:  lebhaft  onoge 
i  L:  gelb 

'  F:  röter,  beim Verdooce:: 
blau 

L:  rotviolett 

I 

F:  dankler 
L:  blau 

F- 

L:  blau 

F:  dunkler 
I  L:  blau 

I  F:  dunkler 
L:  lebhaft  blau 

,  F:  blaugrün 
I  L:  schieferfarbig 

violettrot 

rot 

rot 

farblos 


geringe 
Veränderung 

geringe 
Veränderung 

keine  Veränderung 

geringe 
Veränderung 

keine  Veränderung  ;  grün,  dann  gelb  werdti  - 


keine  Veränderung 


geringe 
Veränderung 

geringe 
Verlnderung 


braongelb 

8p.  1,16 
etwas  dankler 


rot 
gelb 


Schwarze,  violette  und  blaue  Farben. 

1101 

HNO38  =  1,40 

NHjS  ==  0,91 

10%  Na  OH 

SnCl,  +  HCl 

grüngelb  mit 
braunem  Rand 

F:  geringe  Verände- 
rung 
L:  .    .    . 

F:  rötlichviolett 
L:  .    .    . 

•             •             • 

rot  mit 
grünem  Rand 

F:  grau 
L:  .    .    . 

F:  rötlichbraun 
L:  .    .    . 

grüner 

F:  orange 
Jj  *  •    •    . 

■       •       • 

•       •       • 

F:  grünstichiger 
L:  .    .    . 

F:  goldgelb 
Jlj  r  .    .    . 

F:  heller  und  grün- 
stichiger 
L:  .    .    . 

F:  hellgrünblau 
L:  .    .    . 

F:  etwas  dunkler 
L:  .   «    . 

F:  ziegelrot, 

moosgrün 
L:  .    .    . 

F:  hellgraublau 
L:  .    .    . 

F:  mauve 
L:  .    .    . 

•       •       • 

grün 

F  :wenigVerftnderung 

±jl     •       •       • 

F:  stumpf  blauviolett 
L:  .    .    . 

entfärbt 

olivgriin 

•       •       • 

F :  stumpf  karmoisin 
L:  .    .    . 

entfärbt 

braungelb  mit 
grünem  Rand 

grün  mit  gelb- 
orangem Kand 

F:  dnnkelviolett 
L:  .    .    . 

F:  lavendel 

Ij!    ... 

F:  tief  karmoisin 
L:  .    .    . 

F:  viel  heller 
Lii  ... 

•       •       ■ 

grün 

blaurot 

F:  keineVer&nderung 
L:  hellblau 

F:  dunkler 
L:  .    .    . 

lebhafter 

marron  mit 
grün  liebem  Rand 

•       •       ■ 

F:  röter 
L:  .    .    . 

•       •       • 

stumpf  grün 

V                 ■                 • 

F:  stumpfer 

±jl      m         •         . 

•       ■       • 

grüngelb 

F:  violett 

F:  purpur 
L:  .    .    . 

heller 

stumpf  grün 

•     •     • 

F:  purpur 
L:  ..   .    . 

•       •       • 

lebhaft  grüngelb 

•     •     • 

F:  beim  Stehen 

violett 
L:  rosa 

grüner 

braungelb 

geringe  Veränderung 

rot 

langsam  schwächer 

gelb 

geringe  Veränderung 

violetter 

langsam  schwächer 

braun 

violetter 

violetter 

etwas  schwächer 

grün,  sofort  gelb 

geringe  Veränderung 

färbt  schwach  ab 

geringe  Veränderung 

gelb 

dunkler, 
blau  abHUrbend 

schmutzig  grün 

dunkelgrün 

grün 

sp.  1,42 
entfärbt 

braun 

färbt  schwach  ab 
geringe  Veränderung 

färbt  schwach  ab 

5% 
F:  hellblau 

L:  beim  Erwärmen 

blaue  Lösung 

violetter 

geringe  Veränderun  g 

beim  Erwärmen 
entfärbt 

schwächer 

braungelb 

schwächer 

schwächer 

dunkler  mit  Grün- 
stich 

1102 


Organische  Farbstoffe. 


Farbstoff 


konz.  HjSO^ 


10  «/o  H,S04 


koDz.  HCl 


Wollblau  R  Wolle 


Wollblau   G    extra 


Indocyanin  B  Wolle 


PeriwoUblauGWolle 


Erioglaucin  Wolle 

Eriocyanin  Wolle 

Lanacjlmarineblau 
Wolle 

Säurealizariodunkel- 
blau  SN  (direkte 
Färbung)  Wolle 

Säurealizarindunkel- 
blau  SN  (mit 
Fluorchrom  nach- 
behandelt) Wolle 


Janusblau  G  Baum- 
wolle,Wolle,  Seide 


Janusblau  R  Baum- 
wolle,Wolle,  Seide 

Janusdunkelblau  R 
Wolle 

Janasdunkelblau  B 
Wolle 

Nigrosin  (spritlos- 
Ech)  Wolle 


Diazinschwarz  Seide 


Diazinblau  B   Seide 


Brillantdiazinblau  B 
Seide 

Brillantdiazinblau 
2  B  Seide 

Seidengrau  0, 
wasserecht  Seide 


grün 

F:  rötlichbraun,  beim  Ver- 
dünnen hellgrün 

L:  rötlich,  beim  Verdünnen 
schwach  grünlich 

F:  grün 
L:  grün 

F:  braunrot 
L:  rötlich 

geringe  Veränderung 

geringe  Veränderung 

F:  dunkelgrün 
L:  dunkelgrün 

F:  dunkelbraun,  beim  Ver- 
dünnen rot 

L:  rötlich  violett,  beim  Ver- 
dünnen rot 

F :  dunkelbraunviolett,  beim 
Verdünnen   hellrötlich- 
braun 

L :  hellgrauviolett,  beimVer- 
dünnen  helirötlichbraun 

schmutzig  gelblichgrün 


schmutzig  gelblichgrün 


gelbgrün 

gelbgrün 

F :  dunkelgrünlichschiefer 
L:  dunkelgrau 

F:  schmutzig  oliv 
L:  oliv,     beim    Verdünnen 
schmutzig  violett 


F:  oliv 
L:  grün 

F:  oliv 

IjI        »  m  . 

F:  oliv 

gelbgrün 


geringe 
Veränderung 

F:'  unverändert 
T  . 

<Ll  •       •  «  a 


F:  unverändert 

1j*    <      «      ■ 

F:  unverändert 
±ji  •    ■    • 

geringe 
Veränderung 

keine  Veränderung 
keine  Veränderung 

F:  unverändert 

Jul    •      .      . 


gelb 

F:  rötlichbnoB,  ^o 
Verdünnen  bl»^ 

L:  rötlich braan,  *•& 
Verdünneo  bU^r- 

F:  bräantichrot 
L:  rot 

F:  rot 
L:  rot 


gelb 

gelbgrüA 

rötlicher 
rötlich 

rötltchbrum 
rot 


F: 
L: 

F: 
L: 


F:  unverändert 

IjI       m         m         . 


F: 
L: 


brännlich 
hellrot 


keine  Veränderung 


dunkelgrün 


keine  Ver^derung 


etwas  violett 


dunkelgrün 


grünstichigbUa 


schwach  violett     '         grünstickigtlia 

F:  dunkelschiefer 

lal       m         m         • 


F:  etwas  dunkler 
Aj  r  .    .    . 


F:  unverändert 

JljI     •       .       . 

F:  unverändert 
JLl   ... 

F:  unverändert 
j^  •  •    •    • 

keine  Veränderung 


F:  schwarz 

L:  rotviolett,  beim  Yfr- 

I      dünnen    sdunu'^ 
j      graugrün 

F:  dunkelgrün,  ^-eiin 
Verdünnen  Uao 

L:  schwach  giünlicL 
beim  Verdünnen  tta< 


jF:  grün 


L:  schwach  grünlich 


F:  grün 
T  . 


grünlich 


Schwarze,  violette  und  blaue  Farben. 


1103 


HNO,  8  =  1,40 


NH,8  =  0,91 


10%  Na  OH 


SnCl,H-HCl 


braongelb 

F:  oliv,  beim  Ver- 
dünnen hellgelb 
L:  oliv 

F:  braun 
L:  stampf  rot- 
braun 

F:  gelbbraun 
L:  rötlichbraun 

rotgelb 

rotgelb 

dunkelgelb 

F:  dunkelbraun 
L:  blauviolett, 
beim  Verdünnen 
rotviolett 


F:  bräunlich 
L:  braunviolett 


geringe  Veränderung 

F:  etwas    stumpfer 

blau 
L:  .    .    . 

F:  wenig  verändert 


(krhi  blau  ab 

lebhafter 

F:  blau 
L:  blau 

F:  blauschwarz 
L:  schwach  rötlich 


F:  blauer 
L:  .    .    . 


blaugrün 

Baumwolle:  gelb- 
grün, Wolle: 

gelbgrün,  Seide: 
bläulichgrün 

dunkelgrün 
dunkelgrün 


F:  blauschwarz, 
beim  Verdünnen 
dunkelsrün 
L:  rotviolett, 
beim  Verdünnen 
graugrün 

F:  grün 
L:  gelbstichig- 
grün  I 

F:  grün 

L:  schwach  grün- 1 
lieh 

?:  grün 

L:  grün,  beim 
Verdünnen  blau 


keine  Veränderung 


keine  Veränderung 


keine  Veränderung 

keine  Veränderung 

F:  braun 
L:  grau 


F:  unverändert 

Aul       m         •  • 


F:  unverändert 

IjI    «     •     • 

F:  unverändert 

Ijl       m  m  *  * 


F:  unverändert 
1^ :  ■    <    « 


geringe  Veränderung 

F:  braunviolett 
L:  .    .    . 

F:  dunkelbraun 
L:  .    .   . 

F:  dunkelgraublau 
L:  violett 

Stich  ins  Grüne 

geringe  Veränderung 

F :  dunkelrotbraun 
L:  rötlich 

F:  blauschwarz 
L:  schwach  rötlich 


gelbgrün  geringe  Veränderung 


F:  blaugrau 
L:  hellbräunlich 


keine  Veränderung 


keine  Veränderung 


keine  Veränderung 

keine  Veränderung 

F:  purpurbraun 
Lti  •    •    • 


F:  unverändert 

Ltl       »         m  . 


F:  unverändert 
JL :  .    .    . 

F:  unverändert 
L:  .    .    . 

F:  stumpfer  blau 
L:  .    .    . 

etwas  röter 


dunkler  mit  Grün- 
stich 

F:  schwach  grau 
L:  rötlich 


F  i  wenig  verändert 
Xj  :  •    •    ■ 

F:  unverändert 
L:  ".    .    . 


grüner 

geringeVeränderung 

entförbt 


F:  etwas  heller  rot- 
braun 
Ju:  ... 


F:  wenig  verändert 
L:  .    .    . 


Baumwolle:  farblos, 

Wolle:  farblos, 

Seide:  blaugrau, 

etwas  geschwächt 

Baumwolle:  farblos, 

Wolle:  farblos, 

Seide:  blaugrau, 

etwas  geschwächt 

hellrotbraun 
hellrotbraun 


F:  nach  längerer  Zeit 

etwas  blasser 
1^:  •    .    . 


F:  wird  nach  und 

nach  entfärbt 
L:  .    .    . 

F:  entfärbt 
Lil  .    .    . 

F:  entfärbt 
Jlj:  .    .    • 

farblos 


1104 


Organische  Farbstoffe. 


Fl- 


Farbstoff 


koaz.  HjSO« 


10%  H^SO* 


konz.  HCl 


Seidengraa  R  Seide 

Helvetiablaa  Seide 
Capriblaa  Seide 
Patentblaa  Seide 
Patentblau  A  Seide 
Patentblaa  N  Seide 

Patentblaa  V  Seide 

Setopalin  Seide  (G) 

Indol-Blau  R  auf 
Tannin  -  Antimon 
Baumwolle 

Janusdunkelblau  R 
Baumwolle 

Janusdunkelblau  B 
Baumwolle 

Nigrisin   Baumwolle 

Meldotablau  Baum- 
wolle 

BrillantkresylblauSB 
Baumwolle   tan- 
niert  (L) 

Prune    pure    Baum- 
wolle 

Muscarin    J    Baum- 
wolle 

Setoglaucin     Baum- 
wolle 

Setocyanin  Baum- 
wolle 

Neumethylenblau 
Baumwolle 

Gallazin  Baumwolle 

Coreine  AB  Baum- 
wolle 

Phenocyanin  Baum- 
wolle 

Diaminschwarz    RO 
Baumwolle 

Diaminschwarz    BO 
Baumwolle 

Diaminschwarz    BO 
mit    Phenylendia- 
min  entwickelt 
Baumwolle 


gelbgrün 

rot 

grün 

grün,  dann  gelb 

grün,  dann  gelb 

grün,  dann  braun  gelb 

grün,  dann  braun  gelb 

F:  gelbbraun 

XjI    •      •      > 

dunkelgrün 
gelbgrün 

gelbgrün 

F;  grünoliv 
L:  grünlich 

F:  schwarz,  Farbe  kehrt 
beim  Verdünnen  wieder 

L:  schw&rzlich,  beim  Ver- 
dünnen blau 

F:  dunkelolive 

blau 

grün 

braun  gelb 

braungelb 

moosgrün 

grünlichblau 

bordeauxrot 

blaugrün 

F:  tiefblau 
L:  blau 

F:  tiefblau 
L:  blau 

F:  tiefblau 
Lil  ,    ,    . 


keine  Veränderung 

keine  Veränderung 

färbt  rot  ab 

grün 

geringe  Veränderung 

grün 

grün 

P:  grasgrün 

Lim        .  .  • 

keine  Veränderung 
,  keine  Veränderung 


grünlich 

grünbUu 
rot 
gelb 
gron,  dann  gel)^ 
grün,  dann  pil 

grün,  dann  go'> 

F:  gelb  and  zerst'r 
L:  gelb 

bLaagiüB 
grünstichig  blaa 


keine  Veränderung  grünstichig  bUa 

.    X-  _«   j  :  F:  bräunlich 

wenig  v  eränderung  ;  j  , 

XJ  •      •        •        • 


I  F:  violettgrsa 
L:  rötlich 


1  F:  rotbraun 
'  L:  beim    VerdüMt: 
rötlich 

blaa 
färbt  bUo  »ft 


F:  graublau 

Lil        *  m  • 

rot 

geringe  > 

Veränderung 

Lösung  grünlich- 
gelb 

Lösung  grünlich-    '< 
gelb 

geringe 
Veränderang        i 

geringe 
Veränderang 

färbt  rötlich  ab 

geringe 
Veränderung 

keine  Veränderung    j^,  ^^[^^ 

F:  röter 
•       •  L:  farblos 

X    '      xr    '  A  F:  keine  Veränder-n; 

keine  Veränderung    t  . 


onage 

orange 

grün 

geringe  Vcränd*: 

rot 

schwächer 


Schwarze,  violette  und  blaue  Farben. 

1105 

HNO,  8  =  1,40 

NH,8  =  0,91 

10%  Na  OH 

SnCl,  -f.  HCl 

gelbgrün 

geringe  Veränderung 

etwas  röter 

farblos 

blau 

farblos 

braun 

färbt  ab 

moosgrün 

geringe  Veränderung 

heller 

geringe  Veränd  erun  g 

gelb 

färbt  schwach  ab 

färbt  schwach  ab 

blangrün 

grün,  sofort  gelb 

dunkler 

dunkler 

grün,  färbt  gelb  ab 

grün,  sofort  gelb 

färbt  schwach  ab 

färbt  schwach  ab 

grün,  färbt  gelb  ab 

grüD,  sofort  gelb 

färbt  schwach  ab 

färbt  schwach  ab 

bläulich  grün 

F:  gelb  und  zer- 
stört 

1j  «    .      .      • 

F:  etwas  blauer 
L:  .    .    . 

unverändert 

F:  etwas  grüner 
L:  .    .    . 

gelbgrün 

violett 

färbt  bräunlich  gelb 
ab 

ftrbt  rötlich  ab 

dunkelgrün 

F:  geringe  Verände- 
rung 
L:  rötlich 

rötlich 

hellbraun 

dunkelgrün 

F:  geringe  Verände- 
rung 
L:  rötlich 

rötlich 

hellbraun 

zuerst  bräunlich, 
dann  farblos 

F:  wenig  Wirkung 
1^  •  •    ■    ■ 

F:  bräunlich 
L:  bräunlich 

entfärbt 

F:  violett 
L:  violett 

F:  dunkelrotbraun 
L:  schwach  bräun- 
lich 

F:  dunkelrotbraun 
L:  schwach  bräun- 
lich 

zuerst  griin,  dann 
langsam  entfärbt 

F:  grün 
L:  grün 

F:  dunkelblau 
L:  rötlich 

F:  braunorange 
L:  .    .    . 

F:  entfärbt 
L:  .    .    . 

graugrün 

färbt  violett  ab 

färbt  violett  ab 

schwach  gelbgrün 

violettrot 

färbt  schwach  ab 

grau 

farblos 

braunschwarz 

heller 

geringe  Veränderung 

orange 

braunrot 

dunkelgrün 

braungelb 

-    orange 

dunkelgrün 

violett 

rot 

farblos 

braungelb 

geringe  Veränderung 

schmutzig  rot- 
violett 

schwächer 

gelbbraun 

blauer 

blauer 

schwächer 

braungelb 

geringe  Veränderung 

geringe  Veränderung 

lebhafter 

violett 

F  :wenigVerändernng 
j-i  I  «    •    • 

F:  rotviolett 
L:  rosa 

entfärbt 

• 

violett 

F  rwenigVeränderung 

JL4  ■      •       •       • 

F:  röter 
L:  rosa 

entfärbt 

•       •       • 

F:  keineVeränderung 
L:  .    .    . 

F :  keineVeränderung 
L:  .    .    . 

entfärbt 

1106 


Orgmaische  Farbstoffe. 


fV 


Farbstoff 


konz.  HjSO« 


10%  H,S04 


koBz.  Er. 


Diaminblaasch  warz 
mit  Resorcin  ent- 
wickelt Baumwolle 

Diaminjetschwarz 
00  Baumwolle 

Oxydiaminschwarz  N 
Baumwolle 

Diazobrillantschwarz 
B  mit  /9-Naphthol 
entwickelt  Baum- 
wolle 

Violettschwarz 
Baumwolle 

Kolumbiaschwarz  R 
Baumwolle 

Kolumbiaschwarz  FF 
extra  Baumwolle 

Kolumbiaschwarz 
£A  extra  Baum- 
wolle 

Kolumbiaschwarz 
WA  extra  Baum- 
wolle 

Benzoschwarz  S 
extra  Baumwolle 

Benzograu  S  extra 
Baumwolle 

Benzoechtgrau 
Baumwolle 

Neutralgrau  G 
Baumwolle 

Palatinschwarz  4  B 

Cbromanilschwarz  F 
Baumwolle:  grau- 
schwarz 

Cbromanilschwarz 
BF      Baumwolle: 
grauschwarz    ' 

Cbromanilschwarz 
RF      Baumwolle: 
grauschwarz 

Dianilschwarz  G 
Baumwolle 

Dianilschwarz  R 
Baumwolle 

Direkt^Tiofschwarz 
£  Baumwolle 

Diazoschwarz  R 
Baumwolle 

Chromatscbwarz  4  B 
(direkte  Färbung) 
Baumwolle 


F:  dunkler 

Aal    •      ■      • 


V*;«*  \'^^^A»^^»    ^'  ^«™  Verino: 
■  Keine  \  erandenuig    j  , 


F:  tiefblau  keine  Vertoderonir  f-  ^*™  ^  «"^-''-^ 

L:  beim  Verdünnen  Tiolett  enmg  j^,  bcilTiolett 

F:  rtompf  gmnbUu  F:  keine  V«tod^u 

L:  beim  verdünnen  stumpf-  kerne  Vermndening  »  .  heÜTiolett 
▼iolett 


F:  dunkelblau 
L:  blau 

F:  tiefblau 
L:  blau 


F:  tief  rotblau 

L:  beim  Verdünnen  purpur 

grünschwarz 

F:  schwarz 
L:  blau 

F:  schwarz 

L:  blau,    beim    Verdünnen 
schmutzig  rot 

F:  dunkelviolett 

L:  violett  ' 

F:  dunkelyiolett 
L:  grünblau 

F:  grünlichgrau 
L:  beim  Verdünnen 

schmutzig  purpur  j 

schwarzgrün  ' 

färbt  blau  ab 

blau 


blauschwarz 

blauschwarz 

blau 

blau 

bläulich  violett 

blau 

F:  schwarz,  beim  Verdünnen 

rotbraun 
L:  violett,  beim  Verdünnen 

rot 


F:  dunkelgrün 
•   •    •  f  . 

•    r    .   ji  F:  blaoer 

wenig  Veränderung    j  .  ^.^^j 

wenig  VeiSaderung    F:  wenig  Vert.. -.: 
keine  Verändemng  blanschwvx 

F:  etwas  dunkler       F:  etwas  dunkler 
L:  .   .    .  .  L:  schwach  rOiHc^ 

F:  etwas  dankler     '  F:  sdiwarz 
L:  .    .    .  iL:  rötlich 


grüner 
grün 


violett 

geringe 
Verändemng 

keine  Verändemng 


keine  Veränderung 


keine  Veränderung 


F:  dunkelvioktt 
L:  farblos 

F:  blauer 
L:  farblos 

F:  dunkler 
Ju:  •    •    ■ 

blau 

fiibt  etwas  blauvic  l^r:*^ 

Losung  briunlicLl?^ 
Lösung  gelt 

Losung  grunlicfaf^^ 


keine  Verändemng    [;  ^]J^ 


keine  Verändemng 
keine  Veränderung 
keine  Verändemng 


F:  dunkelbraun 
L:  .    •    • 


F:  bläulich 
L:  rötlich 

firbt  rötlich  ab 


Faser  blaoer 

F:  dunkelbraoa 
L:  rot 


Schwarze,  violette  and  blaue  Farben. 


1107 


HNO,  8  =  1,40 


NH,8  =  0,91 


10%  Na  OH 


SnCl,  +  HCl 


dimkelgraue  bis 
schwarze  Lösung 

rotbraun 


purpur 

rotorange 

dunkelbraun 

rot 

F:  schwarz 
L:  braun 

F:  schwarz 
L:  braun 

gelbrot 
gelbrot 

hellbraun 

blau 

braun  abfiLrbend 

Lösung  gräulich- 
blau mit 
violettem  Stich 

Lösung  rotbraun 

Lösung  rotbraun 

F:  grauschwarz 
L:  rotbraun 

grauschwarz 

braunrot 

schmutzig  rot- 
braun 

^:  branngelb 
li:  braungelb 


F:  keine  Veränderung 
Lii  ... 

F:  röter 
L:  blaurot 

F:  röter 
L:  hellbraun 


F:  keine  Veränderung 

1j  •     •       •       ■ 

F :  wenigVeränderung 
L:  violett 

F :  wenig  Wirkung 
L:  .    .    . 

geringe  Veränderun  g 

F:  schwarz 
L:  blau 

F:  schwarz 
L:  blau 

F:  rotviolett 
L:  rosa 

F:  röter 
L:  .    .    . 

F- 

L:  purpur 

geringe  Veränderung 

blau 

geringe  Veränderun  g 
färbt  schwach  ab 


fllrbt  ganz  schwach 
ab 


keine  Veränderung 
keine  Veränderung 


geringe  Veränderung 

F:  schwarz 

L:  schwach  rotviolett 


F:  keineVeränderung 
L:  .    .    . 

F:  röter 
L:  blaurot 

F:  beinahe  entßlrbt 
L:  hellrot 


F:  keineVeränderung 
L:  .    .    . 

F  iwenig  Veränderung 
L:  rosa 

F:  .    .   . 
L:  blaßrot 

geringe  Veränderung 

F:  schwarz 
Lii  •    •    • 

F:  schwarz 

L:  schwach  graublau 

F:  rotviolett 
L:  schwach  rot 

F:  rotviolett 
L:  farblos 

F: 

X    •      •        •         • 

L:  hellbraun 

geringe  Veränderung 

blau 

ftrbt  ganz  schwach 
ab 

ftrbt  ganz  schwach 
ab 

färbt  etwas  rötlich 
ab 

geringe  Veränderung 

geringe  Veränderung 

geringe  Veränderung 

wird  etwas  violett 


F:  schwarz 
L:  rot 


entfärbt 
entfärbt 
ent^bt 

gelb 

entfärbt 

beinahe  entfärbt 

farblos 

F:  rötlichbraun 
L:  .    .    . 

F:  hellbraun 
L:  .    .   . 

entfärbt 
entfärbt 

entfärbt 

farblos 
geringe  Veränderung 

gelblich 
bräunlichgelb 

gelblichgrün 


farblos 


schwach  braungelb 

bleibt  lange  unver- 
ändert 

farblos 


F:  unverändert 

Ldl   ■    ■    . 


1108 


Orguuscbe  Farbstoffe. 


Pi- 


Farbstoff 


konz.  H9SO4 


107oH,S04 


konz.  HCl 


Chromatschwarz  4  B 
mit  Ealiumbi- 
chromat    Dachbe- 
handelt Baumwolle 

Chromatschwarz  6  B 
(direkte  Färbaog) 
Baumwolle 

Chromatschwarz  6  B 
mit  Kalium- 
bichromat  nachbe- 
handeltBaamwolle 

Chromatschwarz  T 
(direkte  Färbung) 
Baumwolle 

Chromatschwarz    T 
mit  Kalium- 
bichromat  nachbe- 
handelt  Baumwolle 

Plutoschwarz  G 
Baumwolle 

Polyphenylschwarz 
B  Baumwolle 

Diphenylblauschwarz 
Baumwolle 

Vidalschwarz  Baum- 
wolle 

Vidalschwarz  S 
Baumwolle 

Schwefelschwarz  4  B 
extra  Baumwolle 

Schwefelschwarz  A 
extra  Baumwolle 

Pyrolschwarz  X 
konz.   nachbehan- 
delt mit  KjCr^O^, 
Alaun    und  Essig- 
säure Baumwolle 

Pyrolschwarz    RO 
nachbehandelt  mit 
K3  Cr.^  Oj ,    Alaun 
und     Essigsäure 
Baumwolle        (L) 

Pyrolblauschwarz 
Dachbehandelt  mit 
Kj  Cra  O7,     Alaun 
und    Essigsäure 
Baumwolle        {L) 

Immedialschwarz  V 
extra    Baumwolle 

Immedialschwarz  V 
exti'a,  nachbehan- 
delt  mit  KjCrjOy, 
Cu  SO4  Baumwolle 


F;  schwarz  p.  -^i.«,^ 

:  grau,    beim   Verdünnen    j  . 
rötlich 

F:  biauschwarz,  beim  Ver- 1 

dünnen  braun  F:  dunkelbraun 

L:  blanyiolett,    beim    Ver- ,  L:  .    .    . 

dünnen  rot 

F;  schwarz  p.  g^--|^-- 

L:  schwach  grau,  beim  Ver- !  r  * 
dünnen  rötlich 


F:  schwarz,  beim  Verdünnen 
braun 

L;  rotviolett,  beim  Ver- 
dünnen rot 


F:  dunkelbraun 
L:  .    .    . 


F:  schwarz 

L:  schwach  gellli': 


F:  dunkelbraon 
L:  rötlich 


F:  schwarz 
L:  schwach  gelb.  '-s. 
Verdünnen  rOt!  l 

F:  dunkelbraon 
L:  rot 


F:  schwarz  1  «,      , 

L:  schwach  grau,  beim  Ver-    j  '  "^^^^^ 
dünnen  rötlich  '  ^'  *    *    * 


F:  schwarz 
L:  gelblich 


braunschwarz 

blau 

blauer 

grünschwarz 

blauschwarz 

F:  tiefblauschwarz 

Lil       m  .  . 


keine  Veränderung 
keine  Veränderung 
keine  Veränderung 


violett 


blau 


violetter 


keine  Veränderung  :    geringe  Verindtr  t: 

I 

keine  Veränderung  ■    geringe  Veränd^r:?: 


F:  tiefschwarz 

IjI    ... 


F:  tiefschwarz 

L« ■    •     •     « 


F:  blauschwarz 
L:  .    .   . 


;  F:  blauschwarz 
Lii  ... 


blaugrau 


blaugrau 


fast  keine  Verände- 
rung (bläulich) 

etwas  bläulich 


F:  tiefscbwarz 
1^1  •   . 


geringe  Veränderjxi^ 
(brättnlich 


kein«  VtrinderaDi 


Schwarze,  yiolette  und  blaue  Farben. 


1109 


HNO,  8  =  1.40 


NH38  =  0,91 


10%  Na  OH 


SnCl,4-HCl 


F:  schwarz 
L:  schwach 

braungelb 

F:  braun 
L:  gelbbraun 


F:  schwarzbraun 
L:  braun 

F:  gelbbraun 
L:  schwach 

braungelb 


F:  schwarz 
L:  gelblich 

brannrot 

braunrot 

grau 


F:  blauschwarz 
L:  .    .    . 


F:  schwarz 
L:  rotviolett 


F:  schwarz 

1j  !   •     •     < 


P:  schwarz 

L:  rötlichyiolett 


F:  schwarz 
Xj  •  •    •    • 

blauer 

blauer 

violetter 


färbt  grau  ab      geringe  Veränderung 


violett 

F:  tiefschwarz 
L :  schwach  gelb- 
grün 


F:  bräunlich- 
schwarz 
L:  .    .    . 


F:  bräunlich- 
schwarz 
Lj  •  •    ■    • 


F:  bräunlich- 
schwarz 


I  •     •       •       • 


F:  bräunlich 
L:  bordeauxrot 

F:  braun 

L:  bordeauxrot 


gerin  ge  Veränder  un  g 
F:  tiefschwarz 

Li*    •      «      • 


F:  schwarz 
Lii  ... 


F:  dunkelbraun 
L:  kannesin 


F:  schwarz 
L:  .    .    . 

F:  dunkelbraun 
L:  rot 


F:  schwarz 

JLi !    •     •     • 

blauer 

blauer 

violetter 

färbt  blau  grün  ab 

färbt  blaugrün  ab 

F:  tiefschwarz 

xjI    .     • 


keine  Veränderung 


•       ■ 


keine  Veränderung 


keine  Veränderung  |        schwach  blau 


F:  schwarz 

IjI  ... 


F:  unverändert 
XJ  r  ■    ■    « 


F:  schwarz 

Lil       m  m  « 

F:  unverändert 
L:  .    .    . 


F:  unverändert 

XjI    »     m     < 

farblos 

farblos 

farblos 
schmutzig  gelbbraun 
schmutzig  gelbbraun 
F:  gelbbraun 

JLi!    •     *     • 


F:  braun  gelb 

Xalm      •      • 


F:  olive 


F:  braungelb 

JuT    «     •     • 


F:  dunkelolive 
i^  •  •    •    • 


entfärbt 


entfärbt 


1110 


Organische  Farbstoffe. 


Farbstoff 


Thiogenschwarz  M 
koDZ.  Baumwolle 

Thiophenolschwarz 
T  extra  Baumwolle 

Thiophenolschwarz 
2  D  extra  Baum- 
wolle 

Thioxinschwarz  (Oe) 


Pyrogenschwarz  BD 
Baumwolle 

Pjrogenschwarz  G 
Baumwolle 

Pjrrogengrau  B 
Baumwolle 

Diphenjlschwarz, 
Base  I 

Diamineralschwarz 
B  Baumwolle 

Diamineralschwarz  B 
nachbehandelt  mit 
KjCrjOy,    CUSO4 
Baumwolle 

Sambesischwarz 
Baumwolle 

Sambesischwarz  ent- 
wickelt mit  Nero- 
gen Baumwolle 

Sambesischwarz  D 
Baumw.:  graublau 

Sambesischwarz  F 
Baumwolle:  grau- 
blau 

Sambesischwarz  BR 
Baumw.:  graublau 

Sambesischwarz  V 
(direkte  F&rbung) 
Baumwolle 

Sambesischwarz  V 
mit    m-Phenylen- 
diamin  entwickelt 
Baumwolle 

Sambesischwarz  2  G 
(direkte  Färbung) 
Baumwolle 

Sambesischwarz  2  G 
mit  m  -  Phenylen- 
diamiu  entwickelt 
Baumwolle 

Oxydiaminschwarz  A 
Baumwolle 

Cubaschwarz  R  (Pe- 
tersen) Baumwolle 


konz.  HsSO« 


10%  H,SO, 


F:  schwarz 

L:  schwach  grau 

F:  schwarz 
L:  stumpf  blau 


F:  unverändert 

L:  schwach  graublau 

F:  schwarz 

L:  blau,    beim    Verdünnen 
stumpf  graublau 

F:  schwarz 

L:  schwach  graublau 

F:  unverändert 
L:  hellblau 

blauviolett 


blauviolett 


F:  unverändert 

XjI  ... 

F:  unverändert 

1j  :  .    .    . 


konz.  HCl 


F:  unverändert 

Lii  ... 

F:  onveränden 

LiZ  .     •     • 


dunkelgrün 


F:  unverändert 

Li»      m         m         . 

F:  schwarz 

Lil  •    •    . 

F:  schwarz 

Ldl  ... 


blauviolett 

grün 
blauem  Stich 

blauschwarz 


Faser  und  Lösung  erün  mit 


bläulich 


bläulich 


bräunlich 


keine  Veränderung 


F:  unverändert 
L:  .    .    . 

F:  schwarz 

j^*  •    ■    • 


F:  schwarzbraQB 
L:  .   .    . 

sp.  I»16 
unverändert 

blau 


blan 


braun 


bläulidi 


Faser  rötlichviolett  '  t  *.  Ki««i?ik  ^ 


grün  mit  bläulichem  Stich 

F:  schwarz 

L:  stumpf   blau,    verdünnt 
hellblau 

F:  schwarz 

L:  oliv,     beim    Verdünnen 
neutralton 

F:  schwarz 

L:  neutralton,     beim    Ver- 
dünnen blau 

F:  schwarz 

L:  grünlichschwarz 


blau 
blau 


genüge 
Veränderung 


L:  bläulidi 

F:  geringe  VeräDderjg 
L:  schwach  bli&üfi 


keine  Veränderung  j    geringe  Verindenci 


F:  unverändert 
L:  .    .   . 

F:  unverändert 
L:  schwach  rötlich 

F:  schwarz 
L:  .    .    . 


F:  schwarz 

L:  schwach  rötlich 


keine  Veränderung 
keine  Veränderung' 


F:  blaoachwarz 

L:  schwach  rotlicUcai 


F:  schwars 

L:  schwach  rothcb 


F:  blaaschwars 
L:  «chwach  graa 


F:  schwan 

L:  schwach  bivm 


keine  Vefinderuni 


etwas  blaa 


Schwarze,  violette  nnd  blaae  Farben. 


1111 


HNOjS  =  1,40 


F:  anverändert 

±Jm      t         m         m 

F:  unverändert 
L:  schwach  rot- 
lichgraa 


F:  unverändert 
L:  schwach  rot- 
lich 

F:  schwarz 
L:  stumpf  röt- 
lich braun 

F:  schwarzbraun 
L:  schwach  röl^ 
lichviolett 

sp.  1,42 
unverändert 

hellrotbraun 


rotbraun 


magenta 


dunkelrotbraun 


blauviolett 

blaugrün,  nach 

einiger  Zeit 

rotbraun 

violett  mit 
rötlichem  Stich 

F:  schwarz 
L:  neutralton 


F:  schwarz 
L:  braun 

F:  schwarz 

L :  stumpf  dunkel- 
grün, beim  Vej> 
dünnen  braun 

F:  schwarz 
L:  schmutzig 
braun 

dunkelrot 
rotbraun 


NH,s  =  0,91 


10%  Na  OH 


SnCl^-hHCl 


F:  unverändert 
L:  .    .    . 

F:  unverändert 
L:  .    .    . 


F:  unverändert 
L:  .    .    . 

F:  schwarz 
L:  .   .    . 

F:  schwarz 
Jj«  •    •    • 


schwach  hellblau 


hellblau 


schwach  violett 


keine  Veränderung 

färbt  schwach  grau- 
blau ab 

färbt  bläulich  ab 


färbt  blau  ab 

F:  schwarz 

L:  stark  grünblau 

F:  schwarz 

L:  schwach  blau 


F:  schwarz 
L:  blaugrün 

F:  schwarz 
L:  schwach  grünlich- 
blau 

F:  dunkler 

L:  schwach  blau 

schwach  violett 


F:  unverändert 


F:  unverändert 
L:  .    .    . 


F:  unverändert 

IjI    •     «      « 

F:  schwarz 
L:  .    .    . 

F:  schwarz 
L:  .    .    . 

5»/. 
unverändert 

schwach  bräunlich 


schwach  blau 


schwach  blau 


keine  Veränderung 


färbt  graublau  ab 
geringe  Veränderung 


färbt  bläulich  ab 

F:  schwarz 

L:  schwach  grünblau 

F:  schwarz 
L:  .    .   . 

F:  schwarz 

L:  schwachblaugrün 

F:  schwarz 

F:  dunkler 

L:  schwach  blau 

schwach  violett 


F:  grünlichbraun 

Ju!    •     •     • 

F:  gelblichbraun 
L:  .    .    . 

F:  gelblichbraun 

1j*    •       •       • 

F:  schmutzig   grün- 
braun 
L:  .    .    . 

F:  gelbbraun 
L:  .    .    . 

F:  hellgelblichbraun 
j-i  *  •    •    • 

F:  schwach  gelblich- 
braun 
L:  .    .    . 

unverändert 

zuerst  lila,  dann 
entförbt 


entfärbt 


entfärbt 
entfilrbt 
farblos 

farblos 

schwach  bläulich- 
grün 

F:  wird  entfärbt 
L:  .    .   . 

F:  wird  entfärbt 
L:  .   .   . 

F:  schwach  braun- 
gelb 
L:  schwach  gelb 

F:  schwach  braun- 
gelb 
L:  hellgelb 

entfärbt 
entfärbt 


1112 


Organische  Farbstoffe. 


Farbstoff 


Indanthren     Baum- 
wolle 

Diazoblau  Baum- 
wolle 

Gljcinblaa  Baum- 
wolle 

Azoschwarzblau 
Baumwolle 

Phenaminblan 
Baumwolle 

Erie-BlauGG  Baum- 
wolle 

Titan  -  Como    B 
Baumwolle       (R) 

Trisulfonblau  B 
Baumwolle 

Trisulfonblau  R 
Baumwolle 

Trisulfonviolett  B 
Baumwolle 

Oxaminblau  RRR 
Baumwolle 

Ozaminviolett 
Baumwolle 

Sambesiindigblau 
Baumwolle 

Sambesiindigblau 
mit  /S-Naphthol  ent- 
wickelt Baumwolle 

Diaminogen  mit 
/9-Naphthol  Baum- 
wolle 

Diaminogenblau  BB 
Baumwolle 

Diaminogenblau  BB 
mit/9-Naphthol  ent- 
wickelt Baumwolle 

Diamineralblau  R 
Baumwolle 

Diamineralblau  R 
nachbehaadelt  mit 
KjCrjO;  Baumwolle 

Naphthamintiefblau 
R  Baumwolle  {K) 


Na 


iphthaminindigo 
KE  Baumwolle  ( 


(K) 


Beuzoindigoblau 
Baumwolle      (By) 

Triazolblau     R 
(direkte  Färbung) 
Baumwolle        {(J) 

Benzoschwarzblau  G 
Baumwolle 


konz.  H3SO4 


F:  schmutzig  braun^rün 
L:  schwach  bräunlich 

blau 

blau 

blauer 

grün 

grünblau 
F:  flebchfarben 

IjI   ... 

grünblau 

grünblau 

dunkelblau 

dunkelblaugrün 

dunkelblau 

blaugrün 

blaugrün 

violettschwarz 
blauviolett 

rötlichgrau 

F:  blaugrün 
L:  blaugrün 

F:  blau 
L:  blau 

F:  reinblau 
L:  .    .    . 

F:  reinblau 

XjI    ... 

F:  blaugrün 
Lii  ... 

F:  blaugrün 
L:  .    .    . 

F:  grün 

L:  schwach  blau 


10%  H,S04 


konz.  HCl 


F:  unverändert 
L:  .    .    . 

keine  Veränderung 

etwas  blauer 

blauer 

geringe 
Veränderung 

keine  Veränderung 


geringe 
Veränderung 

geringe 
Veränderung 

geringe 
Veränderung 

geringe 
Veränderung 

geringe 
Veränderung 


F:  anverändert 

IjZ       m  ■  . 

granblao 
violett 
violetter 
etwas  schwächr- 

grönblaa 

F:  granblaa 
1j  r  ■    .    • 

dunkler 
dunkler 
violetter 
dankler 
dunkler 


keine  VerSndening  ,  [;  ^^  ^^^^ 

I 

I 

keine  Veränderung  '      keine  Veräodera&£ 


keine  Veränderung 


blaa 


u  •      IT  -X   j  '  F:  etwas  blauer 

keine  Veritaderung  ,  ^^.  ^^^^  ^.^ 

I    .      TT  _.  j  '  F:  etwas  blaiter 

keine  Vertodening  •  j^.  ^^^^  ,^.. 


etwas  blauer 


etwas  l'laaer 


keine  Veränderung  '        schwach  vielen 


F:  violettblaa 
L:  .    .    . 

F:  blauviolett 
L:  .    .    . 


unverändert 


I  F:  violettblaa 

u»     ... 

1 

{F:  blauviolett 
F:  etwas  heller 

I  i^ !    •     .     . 


keine  Veränderung  :  [;  g^^ 


Schvarze,  violette  und  blaue  Farben. 


1113 


;  HNO,  8  =  1,40 

1 

! 

NH,8  =  0,91 

F:  gelb 

L:  schwach  gelb- 
lich 

F:  unverändert 
L:  .    .    . 

'         braunrot 

geringe  Veränderung 

grün 

etwas  röter 

schmutzig 
braunrot 

geringe  Verän  derung 

violettrot 

geringe  Veränderun  g 

braun  gelb 

violettblau 

F :  grau 

JU «   •     •     •    ' 

F:  entf&rbt 
L:  .    .    . 

10%  Na  OH 


F:  blaß  blaugrun 
L:  .    .    . 


etwas  röter 


violettschwarz 


schwächer 


violettblau 


rötlich 

rötlich 

rotlichbraun 

rot 


violett 

geringe  Veränderung 

violett 

violett 


;  schmutzig  violett  I  röter 

F:  geringe  Verände- 


karminrot 
hellrotbraun 

rot 

schwach  braun- 
rot 

hellbraun 


rung 
L:  violett 

keine  Veränderung 


violetter 

F:  geringe  Verfinde- 

rung 
L:  schwach  blau 

F:  dunkler 

L:  schwach  rötlich 


F:  schwach  violett 
L:  schwach  violett 


hellrotbraun 
dunkelrotbraun   -    keine  Veränderung 


F:  langsam  ent- 

ftrbt 
L:  bräunlich 

F:  langsam  ent- 
färbt 
L:  rötlich 

F:  langsam  ent- 
färbt 
L:  bräunlich 

F:  grünlichgrau 

±J»       m  m  • 


keine  Veränderung 

keine  Veränderung 

F:  etwas  dunkler 
L:  schwach  blau 


brtluDlichrot     j  J:  keineVeranderuDg 


F:  heliotrop 
L:  .    .    . 

violett 


violett 

violett 

violett 

röter 

förbt  rötlich  ab 

keine  Veränderung 

blauer 

F;  violett 

L:  schwach  violett 

F:  etwas  blauer 
L:  rotviolett 

F:  schwach  violett 
L:  schwach  violett 

schwach  violett 

F:  rötlichblau 
L:  .    .    . 

F:  graublau 

F:  dunkelgraublau 

Ju  I     «       •       « 

F:  etwas  dunkler 

F:  etwas  dunkler 
L:  farblos 


SnCl,-+-HCl 


F:  unverändert 
L:  .    .    . 

rasch  rosa  werdend 

violett,  langsam 
entfärbend 

blauviolett 


farblos 


entfärbt 


violett 

violett 
schwach  violett 
schwach  violett 
schwach  violett 

entfärbt 

entfärbt 

farblos 

'  entfärbt 

entfärbt 

lUa 

enterbt 

F:  hellblau  violett 
L:  rötlich 

F:  blauviolett 

XjI    •      .      . 

F:  heller 
L:  .    .    . 

F:  etwas  heller 
entfärbt 


1114 


Organische  Farbstoffe. 


Farbstoff 


Benzoschwarzblau  R 
Baumwolle 

Azoviolett  Baam- 
woUe 

Azomaave  Banm- 
wolle 

EoDgokorinth  G 
Baumwolle 

EongokoriDth  B 
Baumwolle 

Schwefelkoriuth  B 
Baumwolle       (Ä) 

Heliotrop  2  B  Baum- 
wolle 

Diaminyiolett  N 
Baumwolle 

Tronayiolett     B 
Baumwolle      (By) 

Triazolviolett  R 
(direkte  Färbung) 
Baumwolle        (0) 

Azoblau  Baumwolle 

Benzoazurin  G 
Baumwolle 

Benzoazurin  3  G 
Baumwolle 

Naphthogenblau  4R 
(direkte  Färbung) 
Baumwolle       (A) 

Naphthogenblau  4  R 
mit/9-Naphthol  ent- 
wickelt Baum- 
wolle (Ä) 

Brillantazurin  5  G 
Baumwolle 

Sulfonazurin  Baum- 
wolle 

Diamin  tiefschwarz 
SS  Baumwolle 

Diaminblau  3R 
Baumwolle 

Diaminblau  oderBen- 
zoblauBX,2B,3B 
Baumwolle 

Diaminblau  6  G 
Baumwolle 

Ohicagoblau  B 
Baumwolle 


Melantherin  JH 
Baumwolle 


konz.  H,S04 


F:  grünblau 
L:  blau 

F:  grünblau 
L:  blau 

F:  grünblau 
L:  .    .    . 

F:  tiefblau 
L:  blau 

F;  tiefblau 
L:  blau 

F:  schwarz 
L:  .    .    . 

F:  violett 
L:  violett 

F.*  grünblau 

L:  schwach  grünblau 

F:  dunkelfleischfarben 
L:  .    .    . 

F:  tiefblau 

L:  beim  Verdünnen  bläu- 
lichrosa 

F:  grünblau 
L:  blau 

F:  grünblau 
L:  blau 

F:  grünblau 
L:  blau 

F:  schwarz,  beim  Verdünnen 

blauyiolett 
L:  .    .    . 

F:  schwarz,  beim  Verdünnen 
blauyiolett 

F:  blaugrün 
L:  hellgrün 

F:  violett 
L:  violett 

blauschwarz 

F:  grünblau 
L:  blau 

F:  grünblau 
L:  blau 

F:  schmutzig  olivgrau 

F:  grünblau 

L:  grünblau,   beim  Ver- 
dünnen violett 

F:  blauschwarz,  beim  Ver- 
dünnen violett 

L:  blau,  beim  Verdünnen 
rotvioiett 


10%  HjSO^ 


konz.  HCl 


wenig  Veränderung 


blau 


heller 


blau 


violett 

F:  schwarz 
L:  .   .    . 

wenig  Veränderung 
etwas  blauer 


unverändert 


F:  wenig  Veiind--!: 
Xj.  •    •    • 

F:  blau 
L:  fiurblos 

F:  blau 
L:  .    .    . 

F:  bUa 
L:  farblos 

F:  rotUchblan 
L:  farblos 

F:  schwarz 
L:  blaagrän 

F:  blauer 
L:  ftui>los 

F:  blauer 
L:  farblos 


wenig  Veränderung 

röter 
wenig  Veränderung 

F:  violettblau 

Xil     ... 

F:  violettblau 

LjI    ... 

wenig  Veränderung 

wenig  Veränderung 

geringe 
Veränderung 

wenig  Veränderung 

röter 
wenig  Veränderung 
keine  Veränderung 

F:  etwas  dankler 

Ju.     •       .       . 


F:  bläolichrosa 
T  . 

Aj.     .      >      • 

F:  tiefblau 
ij  s  .    .    • 

F:  wenig  VeriLnüeniai 

JLi!    ... 

F:  wenig  VcrindefBg 
j^r  *   •    ■ 

F:  dunkler 
L:  farblos 

F:  blaagrun,  beim^«- 
dönnen  violect 

L:  gelblich,  bam  V«f- 
dönnen  rosa 

F:  dunkelblau,  beimVär- 
dunnen  violett 

F:  wenig  VeriLiwUnB:« 
F:  schmutzig  vielen 

blauviolett 

F:  dankler 
L:  ftfblos 

F:  violett 
L:  farblos 

F:  wenig  Veriadena^ 

JuS    *     .     . 

F:  keine  Vertolerac 

Xj.    •     •     • 

)  F:  wenig  veiiDderc 
I  LiZ  •    •    > 


Schwarze,  yiolette  and  blaae  Farben. 


1115 


HN0|8  =  1,40 


hellbraiin 
rot 


braun 


brann 

I  F:  donkelbraon 
■  L :  blaugrön 

[        rotorange 

braan 

F:  rosa,  beim  Ver- 
dünnen entfärbt 
L:  beim  Ver- 
dünnen rosa 

F:  schmatzig  rot 

Lil   •    •    • 


orange 
hellbraan 

orange 

F:  rötlichbraun, 
beim  Verdünnen 
rotviolett 
J^  r  •    .    . 

F:  rötlichbraun, 
b  eim  Verdünnen 
rotyiolett 

karmoisin 

gelb 

braunrot 

orangegelb 

hellbraun 

gelb 

hellrot 


?:  donkelgrau 
lj:  stampf  grau 


NHjS  =  0,91 


F:  violett 

L:  schwach  rosa 

F:  karmoisin 
Lil  •    .    . 

F:  etwas  röter 
Lil  ... 

F:  lebhafter 
L:  rosa 

F;  viel  röter 
L:  rosa 

F:  dunkelviolett 
Lti  «    •    • 

F  :wenigVeränderung 
Lti  •    .    • 

F:  röter 
L:  .    .    . 

F:  lila 
L:  Ula 


L: 

F:  rotviolett 
L:  rosa 

F:  rotviolett 
L:  rosa 

F:  violett 
L:  rosa 

F:  dunkel  violettblau 
L:  lila 


10%  Na  OH 


F:  rotviolett 
L:  farblos 

F:  karmoisin 
L:  farblos 

F:  röter 

Ju!    ... 

F:  röter 
L:  farblos 

F:  viel  röter 
L:  farblos 

F:  schwarzviolett 

F:  karmoisin 
L:  farblos 

F:  röter 
L:  farblos 

F:  blaurosa 
1j  r  .    .    • 


F:  etwas  rotstichiger  F :  etwas  dunkler 

L:  .    .    . 

F:  fuchsinrot 
L:  rosa 

F:  karmoisin 
L:  schwach  rosa 

F:  rotviolett 
L:  rosa 

F:  rotviolett 
J^r  .    .    • 


F:  dunkelviolettblau 

Ju!    •     .     • 

F:  rotviolett 
L:  farblos 

F :  keineVeränderung 
L:  .    .    . 

dunkler 

F:  rotviolett 
L:  rosa 

F:  violett 
L:  farblos 

F  :wenigVeränderung 

Ju!    ... 

F :  keine  Wirkung 

Xj  S   •     .     . 


F:  etwas  dunkler 
L :  schwach  bläulich 


SnCl,  +  HCl 


F:  violett 

jLjI  .     •     ■ 

F:  rotviolett 
L:  farblos 

F :  keineVeränderung 

Li!   ... 

violett 

F:  fuchsinrot 
L:  rosa 

F;  rotviolett 
L:  farblos 

F:  röter 
L:  farblos 

F:  wenig  Wirkung 
1j  •  .    •    • 


F:  dunkler 
L:  schwach  rötlich- 
violett 


F: 
L: 


F: 
L: 

F: 
L: 


entf^bt 

entfärbt 

entfärbt 

entfärbt 

entfärbt 
hellolive 

entfärbt 
entfärbt 
entfärbt 

•       «       • 

blau 


•    .    . 


F: 
L: 


entfärbt 
entfärbt 
entfärbt 

blaugrün 


F:  dunkelblaugrau 
Lti  ... 


entfärbt 
entförbt 
farblos 
enterbt 

entfärbt 

hell  violett 

entfärbt 


F; 
L; 


wenig  verändert 


1116 


Organische  Farbstoffe. 


Farbstoff 


konz.  H3  SO4 


10%  HjSO, 


konz.  HC! 


Melanogenblau    B 
Baumwolle 

SchwefelblaaL  extra  ^) 
Baumwolle 

Immedialreinblau 
Baumwolle 

PjTogenblau    R 
Baumwolle 

Pyrogendirektblau, 
rötlich  BaumwoUe 

SchwefelisdigoB  mit 
KjCr8  07-hCuS04 
und    Essigsäure 
nachbehandelt 
Baumwolle       (Ä) 

Immedialdirektblau 
OD  Baumwolle  (C) 

Qelbe  und  orange 
Farben 

Gelbholz  mit  Chrom- 
beize  Wolle 

Querzitron  mit 
Ghrombeize  Wolle 

Wau   mit   Zioo  beize 
Wolle 

Kreuzbeeren  mit 
Zinnbeize  Wolle 

Fisetholz  mit  Chrom- 
beize Wolle 

Kurkuma  Wolle 

Galloflayin  mit 
Ghrombeize  Wolle 

Alizarin  gelb  A  mit 
Chrombeize  Wolle 

Walkgelb  mit 
Chrombeize  Wolle 

Anthracengelb  mit 
Chrombeize  Wolle 

Flavazol  mit  Chrom- 
beize Wolle 

Diamant^elb   G    mit 
Chrombeize  Wolle 

Patentfustin  mit 
Chrombeize  Wolle 

Alizarinorange  mit 
Chrombeize  Wolle 


F:  schwärzlich 
L:  schwach  grau 

F:  schwarzblau 
L:  blau,    beim    Verdünnen 
rötlich 

F:  dunkelblau 
L:  blau 

F:  schwarz 


F:  schwärzlich 
F:  schwarz 

LiZ       »  m  m 

F:  unverändert 
Lil  ... 

F:  schwarz 
L:  .    .   . 


F:  blauschwarz  17.  „^u-.™ 

Lii         ,   .       \T    ji-  "•  scnwarE 

:  blau,    beim    Verdünnen  1  j  . 

rotviolett 


F:  schwarz 

XjI    ,     .      . 


F:  schwarzblau 
L:  blau 


F:  violettschwarz 

Lil  ... 


F:  braunschwarz 
Lil  •    .    • 


F:  achwäizlich 
L:  gelblich 

F:  bräunlich 
Ldl  ... 

F:  heller  blau 
L:  blaa 

F:  donkelrötlicLlru 

Lil     ... 

F:  blanschwan 

Lil        m  •  . 

F:  grauschwarz,  43 
Verdünnen  Fut-  :* 
rück 

LjI    •     *     • 

F:  violettschwärz 
L:  blaagrön 


wenig  Veränderung 


lebhafter 


F:  dunkelgelb,  rotbraun 

werdend 
L:  gelb 

F:  grüngelb,  braun  werdend  •«  tt^««« j^«„«„  '  F:  wenig  Verixid=rci: 

T..  la\h        *  ^e°'g  Veränderung    ,_.      ,,  » 


L:  gelb 

F:  dunkler 

L:  gelb 

F:  braun 

L:  gelb 

F :  orauge,  beim  Stehen  gelb 

L:  gelb 

rotbraun 


mißfarbig 

F:  stumpf  dunkelgelb 
L:  schwach  gelb 

F:  lebhaft  rotorange 
L:  rotoraoge,  beim  Ver- 
dünnen hellgelb 

F:  stumpf  dunkelmarron 
L:  schmutzig   braunmarron 

F:  lebhaft  Scharlach 
L:  orange 

F:  dunkolorangerot 

xj !    .     .     • 

F:  braunrot 
L:  rot 


wenig  Veränderung 


wenig  Veränderung 


L:  gelb 
F:  heller  und  kt^tx:< 
L:  gelb 

F:  sehr  wenig  Vcr^t  St- 
rang 
L:  gelb 

F:  dunkler 

L:  gelb 

F:  terracotta,  bra-i 

werdend 
L:  hellrot 

F:  grüner 

L:  hellgelb 

F:  wenig  Verind^r-:^ 

L:  .    .   . 


,    .      AT    -   j        «  i  F:  kannoisin 
keine  \eranderung  !  ^,  ^^t^^ange 

viel  dunkler,  (bmun) '  f ;  «^  dnnkelpcir^ 

Au .... 


Scharlach 
hellrotbraun 


F:  dunkler 
L:  hellbraun 


F:  kannoisin 

L:  gelb 

F:  donkeloraDgcr  : 

L:  heUgelb 

F:  brannrot 
L:  schwach  gelb 


dunkler 

F:  wenig  Verände- ,  p.  ^^^ 
rung  '  j^ .      ijj 
L:  etwas  dunkler     I     '  ^^ 

0  Siehe  auch:  Notiz  zur  Diagnose  reinblauer  Schwefelfarbstoffe  von   Dr.  A.  Lütiricg 


Gelbe  and  orange  Farben. 


1117 


HNO38  ==  1,40 


NHj8  =  0,91 


lOVo  Na  OH 


SnClj-t-HCl 


F :  braun 

L:  hellbraanrot 

F:  schwarz 
L:  schwach 

braunrot 

F:  rötlichviolett 
L:  rötlich 

F:  schwarz 

F:  schwarz,  beim 
Verdünnen 
graugrün 
L:  rötlichbraun 

F:  schwarz 
L:  beim  Ver- 
dünnen yiolett 

F:  schwarz 
J-j  r  .    .    . 


F:  bläulichschwarz 

±ul       m  m  m 

F:  blauschwarz 
L:  .    .    . 

F:  blau 

L:  schwach  grünblau 

F:  schwarz 
±j  s  •    .    * 


F:  schwarz 


I  •  •    • 


dunkelbraun 

gelb 
hellbraun 

gelb 

braungelb 

gelb 

stumpf  gelb 
grüngelb 

orange 

oran^egelb  mit 

ounkel- 
purpumem  Rand 

lebhaft 
Scharlach 

lebhaft 
orangerot 

stumpf  rot 
schmutzig  gelb 


F:  dunkler 
±j  r  «    •    > 


F:  bläulichschwarz 

xjI    •     •     . 

F:  schwarz 

xj  S    •     •     • 

F:  etwas  dunkler 

blau 
L:  schwach  blau 

F:  schwarz 

IjI       m  •  ■ 


F:  blauschwarz 

XjI    ,      .      . 


dunkler 

F:  brauner 
L:  gelb 

braun 


brauner 

F:  orange 
L:  gelb 

F:  Scharlach 
L:  orange 

F :  wenigVeränderung 
L:  farblos 

F:  dunkler 
L:  .    .    . 

F:  röter 

Li!    .     .     ■ 

F:  etwas  dunkler 

Ijl       m  m  . 

keine  Veränderung 
F.*  etwas  dunkler 

Ju !    •     •     • 

F:  dunkelbraun 
L:  hellbraun 

F:  röter 
L:  .    .    . 


F:  etwas  dunkler 
L:  schwach  gelb 

F:  etwas  dunkler 
L:  gelb 

F:  orange 
L:  gelb 

F:  brauner 
L:  gelb 

F:  rotbraun 
L:  gelb 

F:  Scharlach 
L:  orange 

F:  etwas  dunkler 
L:  hellgelb 

F:  dunkler 

Lll       »  m  • 

F:  brauner 
L:  lebhaft  gelb 

F:  dunkler 

keine  Veränderung 
F:  etwas  dunkler 

F:  dunkelbraun 
L:  hellbraun 

F:  röter 

XjI    • 


F:  hellbraun 
L:  schwach  gelblich- 
braun 

F:  hellgelb 

F:  sofort  entfärbt 
F:  hellgelblich 

F:  hellgelblich 

Li»   •    «    ■ 


F:  schmutzig  hell- 
gelb 
L:  bräunlich 

F:  schmutzig  hell- 
grün 

Li !    •     .     • 


lebhafter 

wenig  Veränderung 
röter 

lebhafter 

gelber 
rotbraun 

heller 


entfärbt 


Scharlach 

hellrotbraun 

terracotta 

wenig  Wirkung 


.•1   /-»i        -«rv/vc      e\c\t\\ 


1118 


Organische  Farbstoffe. 


Farbstoff 


konz.  HsS04 


10%H,SO4 


konz.  HCl 


Tachorange  mit 
Chrombeize  Wolle 

Metachromgelb   D 
Wolle,   Chrom- 
beize (A) 

Metachromgelb    KD 
Wolle,    Chrom- 
beize (A) 

Metachromgelb  2  RD 
Wolle,     Chrom- 
beize (A) 

Beizengelb  Wolle 

Walkgelb  R  mit  K, 
CtjOj  nachbehan- 
delt  WoUe       (L) 

Janusgelb  R  Baum- 
woll.  Wolle,  Seide 

Pikrinsäare  Wolle 


Naphtholgelb  Wolle 

Naphtholgelb  S 
Wolle 

Anrantia  Wolle 
Echtgelb  G  Wolle 
Azoflavin  Wolle 

Metanilgelb  Wolle 

Jaune  solide  N 
Wolle 

MethyloraDge  Wolle 

Tropäolin  00  Wolle 

Orange  II  Wolle 

Orange  G  Wolle 
Orange  GT  Wolle 

Orange  R  Wolle 

Croceinorange 
Wolle 

Tartrazin  Wolle 


F:  dunkelviolett 
L:  tief  violett 

F:  dunkelbraun,  beim  Ver- 
dünnen hellbraun 
L:  rötlich 

F:  dunkelbraun,  beim  Ver- 
dünnen hellbraun 
L:  rötlichviolett 

F:  dunkelbraun,  beim  Ver- 
dünnen hellbraun 
L:  rotviolett 

rot 

F:  orangerot 
L:  .    .    . 

kirschrot 

F:  mißfarbiff,  Farbe  kehrt 

beim  Verdünnen  wieder 
L:    beim  Verdünnen  gelb 

F:  entförbt 
L:  .    .    . 

F:  brauner 
L:  farblos 

F:  entfärbt 
L:  .    .    . 

F:  lebhaft  terracotta 
L:  gelb 

F:  rotviolett 
L:  .    .    . 

F:  dunkelpurpur 
LiZ  ... 

F:  schmutzig  grün,  beim 

Verdünnen  violett 
L:  beim  Verdünnen  violett 

F:  karmoisin 
L:  .    .    . 

F:  dunkelblauviolett 
L:  violett 

F:  lebhaft  Scharlach,  kar- 
moisin werdend 
L:  Scharlach 

F:  karmoisin 
L:  rot 

F:  lebhaft  karmoisin 
L:  karmoisin 

F:  karmoisin 
L:  rot 

F:  orangegelb 
L:  rot 

F:  dunkler 
L:  lebhaft  gelb 


dunkler 


F:  etwas  dunkler 
L:  .    .    . 


F:  gelbbraun 
L:  .    .   . 


F:  gelbbraun 
L:  .    .   . 

keine  Veränderung 


keine  Veränderung 

F:  wenig  Verände- 
rung 
L:  hellgelb 

heller 
heller 

heller 

F:    orange,  beim 
Stehen  lebhaft 
Scharlach 

L:  rosa 

dankler 

braunrot, 
purpur  werdend 

F:  maiTon 
L:  violett 

karmoisin 

dunkelmarron 


wenig  Wiriiung 


... 


lebhafter 


keine  Veränderung 


F:  donkeivioiett 

LjZ    .      •      < 

F:  dnnkelbraim,  '<ai 
Verdünnen  gräsls- 
gelbbraan 

LiZ  ... 

F:  donkelbraon,    1«d 
Verdonnen    gel^c^ 
L:  .    .    . 

F:  dankelbraun,  \^ai 
Verdünnen  bräucBdh 
gelb 

L:  .   .    . 

rotbraun 
F:  kirsduot 

LjZ    ... 

rot 

F:  entfäirbt 
LtZ  .    .    • 

F:  entfaibt 
L:  .    .    . 

F:  entfazi>t 

T  . 

XJ.       a  •  • 

F:  entflirbt 
L:  .    .    . 

F:  scharladi 
L:  rot 

F:  rotviolett 
L:  karmoisin 

F:  lebhaft  pnrpor 
L:  rÖtlichpoipor 

F:  rotviolett 
L:  rotviolett 

F:  kannoisin 
L:  rosa 

F:  dnnkelrotviolett 
L:  tiefrotriolett 

F:  Schariju^h  bis  kir 

moisin 
L:  roea 

F:  Scharlach 
L:  rosa 

F:  lebhaft  rot 
L:  rosa 

F:  Scharlach 
L:  rosa 

F:  rot 
L:  rot 

F:  etwas  dimkler 
L:  gelb 


Gelbe  nnd  onmge  Farben. 


1119 


1 

HNOjS  —  1,40 

ISHaS  =  0,91 

10%  Na  OH 

SnCl,  +  HCl 

schmutzig  rot  mit 

dankel  violettem 

Rand 

F:  etwas  dunkler 
L:  heUrosa 

F:  dunkler 
L:  .    .    . 

.    .    . 

F:  dunkelrot, 

1    beimVerdünnen 

F:  nnverändert 

F:  orangerot 

F:  grünlichbraun 

gelb 

L:  .    .    . 

JLr  ... 

L:  .    .    . 

,    Ijm      •        •        • 

l  F:  dankelbraon* 
rot,  beim  Ver- 

F:  unverändert 

F:  orange 

F:  gninlichdunkel- 
braun 

1     dünnen  gelb 
L:  .    .    . 

L:  .    .    . 

L:  .    .    . 

L:  .   .   . 

•M^  •        ■            ■            • 

'  F:  dunkelbraun- 

F:  tiefdunkelbraun- 

rot,  beim  Ver- 
dünnen orange 

F:  unverändert 
L:  .    .    . 

F:  gelbrot 

Xj«   •     .     • 

grünlich 
L:  .    .    . 

L:  rötlich 

^hi#    •          •              ■              • 

braunrot 

geringe  Veränderung 

orange 

röter 

F:  kirschrot 

F:  goldgelb 

F:  orange 

L:  .    .    . 

•       •       • 

L:  .    .    . 

L:  .    .    . 
Baumwolle:  farblos^ 

kirschrot 

färbt  schwach  gelb  ab 

rot 

WoUe:  gelblich, 
Seide:  gelblich 

strohgelb 

F:  orange 
L:  gelb 

F:  orange 
L:  gelb 

heller 

F:  blasser 

F:  wenigVerftnderung 

enterbt 

•    •    • 

L:  gelb 

L:  gelb 

brauner 

F:  lebhafter 
L:  gelb 

F  :wenigVeränderung 
L:  gelb 

entfllrbt 

F:  orange 

F:  orangerot 

•       •       • 

L:  .    .    . 

L:  .    .    . 

gelb,  mit  lebhaft 

F:  wenig  Wirkung 

F:  dunkler 

entfärbt 

rotem  Rand 

L:  gelb 

L:  gelb 

rot  mit 

F:  wenig  Wirkung 

F:  grüner  und 
dunkler 

heller 

parpumem  Rand 

L:  .    .    . 

L:  .    .    . 

rot  mit 

F:  wenig  Wirkung 

F:  lebhafter 

braun, 

purpurnem  Rand 

L:  .   .   . 

L:  .    .    . 

purpur  werdend 

gelb  mit  orange 

F:  lebhafter 

nnd  marron 

L:  .    .   . 

•       •       • 

•       •       • 

Rand 

gelb  mit 

F:  keine  Wirkung 

F:  wenig  Wirkung 

karmoisin  Rand 

L:  .    .    . 

L:  .    .    . 

rot  mit 

F:  lebhafter 

F:  lebhafter 

dunkler 

marron  Rand 

L:  .    .    . 

L:  .    .    . 

gelb  mit 

F:  dunkler 

F:  stumpf  Scharlach 

Scharlach  Rand 

L:  hellorange 

L:  .    .   . 

•       •       • 

gelb  mit 

F:  keine  Wirkung 

F:  terrakotta 

entförbt 

rotem  Rand 

Lti  .    .    • 

L:  .    .    . 
F:  dunkler 

•    •   • 

•    •    • 

L:  .    .    . 

•       •       • 

gelb  mit 

• 

F:  terrakotta 

rotem  Rand 

•    •    • 

L:  .    .    . 

•      •       • 

F:  etwas  dunkler 

F:  brauner 

entfärbt 

•    •   • 

Lii  .    .    • 

L:  .    .    . 

F:  lebhafter 

F:  roter 

heller,  langsam 

orange 

L:  hellgelb 

L:  lebhaft  gelb 

entfärbt 

1120 


Organische  Farbstoffe. 


h- 


Farbstoff 


koDz.  H1SO4 


10%H,SO, 


konz.  HO 


FlavazinS  Wolle  (fi) 


Walkgelb  0  WoUe 

Ohinolingelb  Wolle 

UraDiD  (Fluorescem) 
Wolle 

Phosphin  Wolle 

Chrysoidin  R  Wolle 


Thioflavin  S  Wolle 


Resoflavin  Wolle 

PyramiooraDge  3  G 
Wolle 

Phenoflavin  DFL 
Wolle 

Akridingelb  Wolle 
Akrid inorange  Wolle 

Aurazin  G  Tannierte 
Baumwolle     (By) 

Benzoflavin  Baum- 
wolle 

Auramin  0  Baum- 
wolle 

Auramin  G  Baum- 
wolle 

Thioflavin  T  Baum- 
wolle 

Neuphosphin  G 
Baumwolle 

Flavophosphin    GO 
Baumwolle  tan- 
niert  {H) 

Rheonin  A  Baum- 
wolle 

Tannin  orange  R 
Baumwolle 

Tanninorange  B 
Baumwolle 

Alizaringelb  A 
Baumwolle 

Chrysamin  G  Baum- 
wolle 

Chrysamin  R  Baum- 
wolle 


F:  etwas  dunkler 
L:  .    .    . 

F:  dunkelkarmoisin,  beim 

Verdünnen  gelb 
L:  bläulichrot 

F:  stumpf  rotgelb 
L:  schwach  gelb 

F:  grüngelb 
L:  grüngelb 

F:  schmutzig  grüngelb 
L:  hellgelb 

F:  gelbbraun 
L:  gelb 

F:  braun,  beim  Stehen 

farblos 
L:  .    .    . 

F:  unverändert 

L:  schmutzig  gelbgrün 

gelbbraun 

braungelb 

grüngelb 
grüngelb 

F:  kanariengelb 
L:  .    .    . 

F:  viel  heller 
L:  .    .    . 

F:  olivgelb 

L:  beim  Verdünnen  gelb 

F:  braun 

L:  beim  Verdünnen  gelb 

F:  hellrot 
L:  farblos 


brauner 


F:  hellgelb 
L:  gelblich 


gelblichgrün 


rot 


rotviolett 


schmutzig  gelbgrun 

F:  karmoisin 
L:  rotviolett 

F:  rotviolett 

Lil  ,    ,    , 


unverändert 


etwas  dunkler 


,  F:  heller 
L:  gelb 

orange 

orange 

heller 

unverändert        | 

I 
bräunlich  | 

keine  Veränderung  I 

geringe  Veränderung' 
j  röter 

i  F:  orange 
L:  .    .    . 

keine  Wirkung 

heller 

heller 

orange 

keine  Veränderung 


F: 
L: 

F: 
L: 

F: 
L: 

F: 
L: 

F: 
L: 

F: 
L: 

F: 
L: 


F: 

L: 

F: 
L: 

F: 
L: 

F: 
L: 

F: 
L: 


dunkler 
gelb 

stumpf  karm>."^ 
karmoisin 

bemsteingelV' 
schwach  gei^ 

lebhafter 
gelb 

lebhafter  uni  - 
gelb 

Scharlach 
rosa 

enti^bt 


heller 
braun 

rot 

rot 
grangelb 

etwas  heller 
gelb 

orange 

•  •       « 

heller 

•  •       « 

entfärbt 

•  •       • 

heller 
gelb 

brauner 


|F:  .    .    .  F:  gelb 

I  L:  schwach  rosa      <  L:  .    .   . 

keine  Veränderung        schmntaig  hraisr-: 


F:  röter 

L:  hellgelbrot 

färbt  orange  ab 

keine  Veränderung 

•  ■ 

blasser 
heller 


hlau8tichi2n>: 

tiefrot 

schwächer 

I  F:  stampf  kanno>." 
^  L:  /arblos 

F:  blaoviolett 
Lii  »    •    • 


Gelbe  und  orange 

Farben. 

1121 

HNO.s  =  1,40 

1^H,8  =  0,91 

10%  Na  OH 

SnCl,-fHCl 

F:  goldgelb 
L:  .   .   . 

F:  schwefelgelb 
L:  .    .    . 

F:  etwas  heller 
L:  gelb 

F:  goldgelb 
L:  .    .    . 

rot  mit  tief- 
marron  Rand 

F:  lebhafter 
L:  .    .    . 

•       •       • 

entfärbt 

•      •       • 

F:  keineVeränderung 
L:  .    .    . 

F:  stumpfer 
L:  .    .    . 

etwas  lebhafter 

wenig 
Veränderung 

F:  röter 

L:  tiefgelb  mit  starker 
grüner  Fluoreszenz 

F:  orange^elb 
L:  gelb  mit  starker 
Fluoreszenz 

wenig  Veränderung 

wenig 
Verftndemng 

orangerot 

F :  wenigVeränderung 
L:  .    .    . 

F:  gelber 
L:  .   .   . 

F:  gelb 
L:  .    .    . 

F:  tiefer 
L:  .    .    . 

beinahe  entfärbt 
orange 

•       •       ■ 

F:  heller 
L:  .    .    . 

F:  viel  heller,  beim 

Stehen  farblos 
L:  .    .    . 

lebhafter 

rotbrann 

unverändert 

fast  ent&rbt 

hellgelb 

dunkel- 
rotbraun 

unverändert 

röter 

entfärbt 

rot 

röter 

röter 

schwächer 

braun 

geringe  Veränderung 

schwäch  gelb 

röter 

gelb 

grünlichgelb 

grünlichgelb 

gelblich  abfärbend 

F:  orange,  beim 
Verdünnen  ent- 
färbt 

•         «          • 

A    •     ■       •       • 

L:  gelb 

F:  goldgelb 
L:  .    .    . 

F:  orange 
L:  .    .    . 

■ 

F:  heller 
L:  .    .    . 

F:  heller 
L:  .    .    . 

entfärbt 

bräunlich 

F;  heller 
L:  .    .    . 

F:  heller 
L:  .   .   . 

entfärbt 

strohgelb 

F:  röter 
L:  hellbraun 

F:  beinahe  entfärbt 
L:  hellrot 

entfärbt 

braun 

F:  keine  Wirkung 
L:  .    .    . 

F:  keine  Wirkung 
L:  .    .    . 

braun 

braunrot 

geringe  Veränderung 

dunkler 

farblos 

F:  gelb 
L:  gelb 

F:  etwas  gelbstichi- 
ger 

Ju!    «     •     • 

F:  etwas  gelbstichi- 
ger 
L:  .    .    . 

F:  etwas  gelbstichi- 
ger 
L:  .    .    . 

schmutzig  gelb- 
fiTün 

gerin  ge  Veränderung 

heller 

schwächer 

gelblicheres 
Orange 

keine  Veränderung 

F:  keine  Verände- 
rung 
L:  schwach  gelbrot 

entförbt 

rot 

brauner 

brauner 

langsam  farblos 

gelblich 

brauner 

brauner 

farblos 

rotbraun 

F:  orange 
L:  .    .    . 

F:  orange 

T  . 

Xj  •     •      •      ■ 

entfärbt 

•       •       • 

F:  orange 
L:  .    .    . 

F:  rosa 

XjI    •     •     • 

entfärbt 

1122 


Organische  Farbstofife. 


Farbstoff 


konz.  H3SO4 


10%  H,S04 


konz.  HCi 


I 


Kresotiogelb  G 
BaomwoUe 

Diamingelb  N  Baum- 
wolle 

Karbazolgelb  Baam- 
wolle 

Brillantgelb  Baum- 
wolle 

Pyraminorange 
Baumwolle 

Chrysophenin  Baum- 
wolle 

Hessisch  Gelb  Baum- 
wolle 

Kurkumin  S   Baum- 
wolle 


Naphthamingelb  2  G 
Baumwolle       (K) 


Naphthamin  orange 
2  R  Baumwolle  {K) 


Amikagelb     Baum- 
wolle (G) 

Thiazol-oderCla}rton- 
Gelb  Baumwolle 

Primulin  Baumwolle 

Primulin  mit  Resorcin 
entwickelt  Baum- 
wolle 

Alkaligelb  R  Baum- 
wolle 

Oriol  Baumwolle 

Direktgelb  R  Baum- 
wolle 

Diamingoldgelb 
Baumwolle 

Diaminechtffelb  A 
Baumwolle 

Mimosa  Baumwolle 

Kongoorange  R 
Baumwolle 

Benzoorange  R 
Baumwolle 

Toluylen orange  R 
Baumwolle 

Mikadoorange  Baum- 
wolle 


F:  rotviolett 
L:  violett 

F:  rotviolett 
L:  violett 

F:  dunkelgrünblau 
L:  blau 

F:  rotviolett 
L:  rot 

braungelb 

F:  rotviolett 
L:  violett 

F:  karmoisin 
F:  rotbraun 

Lll       m  .  . 

F:  rot 

L:  beim  Verdünnen  gelb 


F:  blau 


F:  dnnkelkarminrot 
L:  karmin 

F:  bräunlich 
L:  farblos 

F:  stumpfer 
L:  hellgelb 

F:  karmoisin 
L:  rot 

rot 
rot 

rot 

violett 

rot 

F:  stumpf  dunkelgelb 
L:  .    .    . 

F:  tiefblau 
L:  blau 

F:  blau 
L:  blau 

F:  braun 
L:  braun 

F:  blau 


gelb 

heller 

olivgrün 

branner 

keine  Veränderung 

wenig  Veränderung 

blasser 

heller 


unverändert 


F:  rotbraun 

Ltl   •    .    ■ 


F:  gelbbraun 


orange 
orange 

roter 

orange 
geringe  Veränderung 

keine  Veränderung 

keine  Veränderung 

keine  Veränderung 

orange 

braun 

grünblau 

rot 

gelber 


F:  rotviolett 
L:  farblos 

F:  rotviolett 
L:  .    .    . 

F:  stumpf  violer 
L:  farblos 

F:  rotviolett 

Xjl     >        ■       . 

röter 

F:  violeU 
L:  farblos 

F:  grau 
Lil   ... 

F:  stumpfer 

xjI    ... 

F:  schmutzig  gii:.^.'- 
beim  VerdümH^  -^' 
sprnngliche  F.r- 

j^r  •    .    • 

F:  dunkelblangräa.-! 

beim  Verdonstt  *'- 

spriingliche  FaT' 
L:  Deim     VerdünE-^ 

gelblich 
F:  tiefblauvioletL  '^^ 

Verdünnen  keiin  :^ 

Farbe  zurück 
L:  .    .    . 

F:  orange 
L:.  farblos 

F:  orange 
L:  gelb 

F:  dnnkelrot 
L:  rot 

braunrot 
rot 


achmatzig  gelbl 

violett 

braongeIl> 
F:  orange 

la»    .     •     • 

F:  violett 
lai  .    •   • 

F:  blau 
L:  farblos 

F:  dunkelrot 

lul     *       •      • 

F:  hellolive 
L:  .   .   . 


n-a 


Gelbe  und  orange  Farben. 


1123 


HNO,  8  =  1,40 


NH,8  =  0,91 


107o  NaOH 


SnCl,4-HCl 


yiolett 

violett 

karmoisin 

dunkelporpar 

blan 

yiolett 

stampf  karmoisin 


F:  stampf  ffrün- 
lichgelb,  beim 
Verdünnen  ur- 
sprängl.  Farbe 

iji  ... 

F:  donkelblaa- 
ffraa,  beim  Ver- 
dünnen kehrt  die 
Farbe  zarück 

F:  dunkelrotr 

braan 
L:  beim  Verdün- 
nen   br&unlich 

entf^bt 
gelb 

dunkelrot 

gelbrot 

rot 

schmutzig  gelb- 
braun 

rotviolett 
.    braun  gelb 


karmoisin 
braun 


schmutzig  olive 


F:  orange 
L:  farblos 

F:  orange 
L:  farblos 

F:  etwas  röter 
L:  farblos 

F:  Scharlach 
L:  rosa 

lebhafter 

F :  keineVeränderung 
L:  .   .    . 

F:  orange 

Li*  •    .    . 

F:  röter 

LaI    ... 

F:  schmutzig  gelb, 
beim  Verdünnen 
ursprünel.  Farbe 

L:  gelblich 


F:  etwas  heller 
L:  rötlich 


F:  orange 

L:  schwach  gelb 

• 

F:  orange 
L:  farblos 

F:  keine  Wirkung 

Lil    ,     .     . 

F:  dunkler 

Li!    .     ■     . 

lebhafter 
orange 

lebhafter 

geringe  Veränderung 

röter 
F:  orange 

Ij  !    .     .     • 

F:  keine  Wirkung 
L:  .    .    . 

F:  Scharlach 
L:  farblos 

F:  keine  Wirkung 
L:  .    .    . 

F:  keine  Wirkung 
L:  .    .    . 


F:  rot 
L:  rosa 

F:  rotorange 
L:  schwach  rosa 

F:  rotorange 
L:  rosa 

F:  Scharlach 
L:  rosa 

lebhafter 

F:  keineVeränderung 

jLjZ  t    .    • 

F:  Scharlach 
L:  .    .    . 

F:  röter 
L:  .    .    . 


F:  schmutzig  gelb 

Ltl    ... 


entfärbt 
entftrbt 
entfärbt 
enti&rbt 
rötlich,  fast  farblos 
entfärbt 
entfärbt 


F:  etwas  dunkler 

grünlichgelb 
L:  .    .    . 


F:  rot 

XjI      m  m 


F:  entfärbt 
L:  .   .    . 


F:  orange 
L:  .    .    . 

F:  Scharlach 
L:  farblos 

F:  orange 
L:  .    .    . 

F:  dunkelkarmoisin 
L:  .    .    . 

rot 
rot 

röter 

geringe  Veränderung 

röter 

F:  orangerot 
1j  •  .    .    . 

F:  keine  Wirkung 
Ltl  ... 

F:  karmoisin 
L:  farblos 

F:  röter 
L:  farblos 

F:  wenig  Wirkung 
L:  .    .    . 


F:  gelbbraun 
L:  .    .    . 


entfobt 
gelb 

dunkelrot 

fast  farblos 

fast  farblos 

gelblich,  fast 
farblos 

farblos 
schwächer 


karmoisin 
braun 


schmutzig  olive 


1124 


Organische  Farbstoffe. 


Farbstoff 


konz.  H^SO« 


10%  H,S04 


konz.  HC 


Dianilgelb  R  Baomw. 

Pjrogengelb    M 
Baamwolle 

Schwefelgelb  R  extra 
Baumwolle       (A) 

Pyrolbronze     G 
Baumwolle        (L) 

Pyrolbronze     GGG 
Baumwolle       (L) 

Pyrolgelb  G  Baum- 
wolle (L) 

QrUne  Farben. 

Alizaringrun  mit 
Chrombeize  Wolle 

Diamantgrün  mit 
Chrombeize  Wolle 

Azogrnn  mit  Chrom- 
beize Wolle 

Gambin    mit   Eisen- 
beize Wolle 

Dioxin  mit  Eisenbeize 
Wolle 

Gallanilgrün 

IndalizariDgrÜD 
Wolle  mit  Fluor- 
chrom gebeizt  (Z>) 

Janusgrün  GG  Baum- 
wolle, Wolle,  Seide 


Janusgrün  B  Baum- 
wolle, Wolle,  Seide 


Wollgrün  S  Wolle 

Walkgrün 

Naphtholgrün  Wolle 

Chromgrün  Wolle 
mit  Fluorchrom 
gebeizt  (ßy) 

ChrompatentgrüD  A 
Wolle 

Domingochromgrün 
W   nachbehandelt 
mit   K,  Cr^  O7 
Wolle  (L) 

Licbtgrün  (gelblich) 
Wolle 


bräunlich 

F:  etwas  dunkler 
L:  gelb 

F:  heller 

J.J«     ■  •  •  B 


F:  heller 

Ltl       m  m  , 


F:  tiefblau 
L:  blau 

F:  blauer 
L:  grünblau 

F:  hellbraun 

L:  schmutzig  gelb 

F:  stumpf  olivgrün 
L:  braun 

F:  sehr  dunkelgrün 
L:  grün  schwarz,  beim  Ver- 
dünnen gelb 

bordeauxrot 

F:  dunkelkarmin,  beim  Ver- 
dünnen entfärbt 

L:  hellkarmin,  beim  Ver- 
dünnen dunkler 

moosgrün 


moosgrün 


gelbgrün 

gelb 

dunkelblaugrün,  allmählich 
zerstört 

F:  gelbgrün 
L:  .    .    . 

dunkelgrün,  allmählich 
zerstört 

F:  rötlichbraun 
L:  .    .    . 

F:  orange 
L:  gelb 


orange 

F:  heller  braongelb 
L:  .    .   . 


hellgeih 

F:  br&onlichgölb 
L:  schwach  geiV 


etwas  blauer 
lebhafter 


F:  heller 
L:  .    .    . 

F:  heller 


•ft 


keine  Wirkung 

dunkler 
keine  Veränderung 


blau 


F:  röter 
L:  Fosa 

F:  blauer 

L:  schwach  gel' 

F:  hellbrauD 
L:  schmatzig  gei 

F:  oliv 

L:  lebhaft  gelb 

F:  donkelrotbnu 
L:  rotbraun 

violettrot 

F:  rotviolett,  bein'^^ 
dünnen  blialicL^^ 
L:  karmin 


giün 


keine  Veränderung 


keine  Veränderung  | 

1 

! 

keine  Veränderung  1 
keine  Veränderung 


gruB 

braungeib 

fast  faH>lo$ 

schwach  blu 


unverändert 


F:  hellbnungeib 
L:  .   .   . 


,    .      TT    ,   j  F:  geringe  Veri»i«rJ 

keine  Veränderung     l«  Jd,;;^  ^„iet: 

F:  rötlichbniQii 
,  L:  .   .   . 

i 
lebhafter  [j  ^^  ^|^ 


• 

Grüne  Farben. 

1125 

HNO,  8  =  1,40 

NH,8  =  0,91 

107o  NaOH 

SnCl,-hHCl 

hellgelb 

kirschrot 

kirschrot 

entfärbt 

F:  heller  gelb 
L:  gelb 

F:  wenig  verändert 
L:  .    .    . 

F: 
L: 

wenig  verändert 

■       •       • 

F:  zuerst  dunkler 
braungelb,  nach 
und  nach  heller 

L:  schwach  gelb 

tiefer 

•       •       ■ 

.    .    . 

•       •       • 

•  •       • 

•  •      • 

gelborange 

•       «       « 

•       •       • 

F:  tiefer 
L:  .    .    . 

•       •       • 

F:  etwas  heller 
L:  .   .   . 

F: 
L: 

•       ■       ■ 

etwas  tiefer 

•       •       • 

•       ■       • 

F:  tiefer 
L:  .    .    . 

braun  mit 
purpurnem  Rand 

rot  mit 
grünem  Rand 

gelb  mit 
orangem  Rand 

tiefrot  mit  gelb- 
braunem Kand 

F:  grüner 
L:  .    .    . 

F:  keine  Wirkung 
L:  .    .    . 

F:  beinahe  entf&rbt 
L:  .   .   . 

F:  keine  Wirkung 
L:  .   .   . 

F: 
L: 

F: 
L: 

F: 
L: 

F: 
L: 

grüner 

•  •       • 

keine  Wirkung 

•  ■       • 

viel  gelber 
•    >    ■ 

keine  Wirkung 

■       •       « 

grau 
wenig  Veränderung 

viel  gelber 
wenig  Veränderung 

•       •       • 

F:  dunkelbraun 
L:  braun 

F: 

1 

L: 

sehr  dunkelrot- 
)rann 
rot 

•       •       « 

braungelb 

geringe  Veränderung 

geringe  Veränderung 

lebhafter 

F:  hellgelbbrann 
L:  .    .    . 

F:  dunkler 
L:  .   .   . 

F: 
L: 

dunkelblaugrün 

•    •    • 

F:  heUer 
L:  .   .    . 

Baumwolle:  bl&u- 
lichgrün.  Wolle: 
grün,  dann  hell- 
blau,  Seide: 
bläulichgrün' 

Baumwolle: 
bläulichgrün, 
Wolle:  bläulich- 
grüD,  Seide: 
gelblichgrün 

keine  Veränderung 

* 

blaugrün 

etwas  dunkler 
blau 

Baumwolle:  farblos, 

Wolle:  blau,  Seide: 

schwach  rötlich 

Baumwolle:  gelblich, 
Wolle:  gelblichgrün, 
Seide:  schwach  rosa 

braungelb 

blauer 

blauer 

geringe  Veränderung 

gelb 

geringe  Veränderung 

geringe  Veränderung 

grüner 

dunkel- 
rotbraun 

schwach  bläulich 

schwach  blau,  lang- 
sam zerstört 

entfärbt 

F:  gelbbraun, 
beimVerdünnen 
schwefelgelb 

T.» 

F:  entfärbt 
L:  .    .    . 

F: 
L: 

entfärbt 

•       •       • 

unverändert 

XJ  •      ■        >        • 

hellrotbrann 

schwach  blau 

blau,  langsam 
zerstört 

entfärbt 

F:  karmin 
i^:  •    «    • 

•    •    • 

F: 
L: 

braun 

•       •       • 

«       •       • 

gelb  mit  lebhaft 
orangem  Rand 

F:  entfärbt 
L:  .    .    . 

F: 
L: 

entfärbt 

•       ■       « 

lebhafter 

1126 


Organische  Farbstoffe. 


h- 


Farbstoff 


konz.  HtSO« 


10%  H,S04 


konz.  HCl 


Lichtgran  (bl&alich) 
WoUe 

Goinea-Grün  Wolle 


Guinea -Echtgran  B 
WoUe  {A) 

Echtgrün^  (bläulich) 
Wolle 

Gjanolgrün     6  G 
Wolfe  (C) 


Malachitgrün  Wolle 


Brillantgran  Wolle 

Azingrün  Wolle 

Naphthalingran 
Wolle 

Alizarin-Cyaningrön 
E  Wolle 

Alizarindankelgron 

WmitK,Cr,Ox«uid 
Weinstein  Wolle 

Italieneigrün   Bamu- 
wolle 

Pjrogengrün    B 
Baumwolle 

Pyrogenolive   N 
Baumwolfe 

Schwefetgrün  G  extra 
Baumwolle       (A) 

Benzo-Oliye    Baum- 
wolle 

Diamingrün  B  Baum- 
wolle 

Eboligrün  B  Baum- 
wolle (L) 


Rote  Farben. 

Rotholz  (Brasilien- 
holz) mit  Alaun- 
beize Wolle 

Kotholz  (Brasilien- 
holz) mit  Chrom- 
beize Wolle 

Sandelholz  mit 
Chrombeize  Wolle 


F:  rotbraun 

L:  schmutzig  gelb 

F:  gelbbraun 

Ju !    •     >     . 

F:  grasgrün,  dann  grünlich- 
gelb, zuletzt  gelb 
L:  .    .    . 

F:  schmutzig  gelb 
L:  .    .    . 

F:  moosgrün,  dann 

schmutzig  gelb 
L:  .   .    . 

F:  gelb,  beim  Verdünnen 

grün 
L:  gelb 

F:  rot,  beim  Verdünnen  grün 
L:  rot 

F:  schmatzig  bram. 

1j»    ... 

dunkelgelb 
langsam  zerstört 

grünlichblaugrau 

F:  geringe  VerSnderung 
L:  rötlich 

dunkler 

F:  schwarz 
L:  .    .    . 

F:  etwas  dunkler 
L:  schwach  olive 

F:  Schwan 

Ijl       m  .  . 


blauschwarz 
blauschwarz 


F:  blauTiolett 
L:  blauviolett 


F:  rötlichbraon 
L:  braun 

F:  grünlichbraun 
L:  gelb 

F:  braun 
L:  braun 


F:  braun 

L:  hellbraun 

F:  gelbgrün 

Lj  •  •     .     « 


F:  wird  langsam      '  p.       -r, 
etwas  gelbstichiger  '  j  '.  ^^ 

AU»      ... 


dunkler 


heller 


allmählich  gelb 
keine  Veränderung 


F:  bernsteingelb 
i^r  •    •    • 

F:  schmatzif   ^nii. 
beim  VerdüBSci 
Farbe  zurück 

L:  schwach  ons^- 

F :  lebhaft  onne«,  «b 

Verdünnen  gri: 
L:  gelb 

F:  lebhaft  gtlb.  '^ 

Verdünnen  grl: 
L:  gelb 

F:  violett 
^.  .    •    « 

rötlichgelb 
gno 


I    .      -nr-  L  I  F:  geringe VeriB'V-Tag 

keme  Wirkung     I  j^,  f^^^j^  ^^, 

keine  Veränderung  <  dankler 


F:  schwarz 
i^s  •    •    • 


F:  schwarz 

Xj  r  •    •    • 


F:  wenig  verändert  '  F:  etwas  heller 
T  •  '  T^- 

JLJ  .       .         •         «  AJm       •         •         • 


F:  dunkelgrün 

±jI       m         .  > 

keine  Veränderung 
keine  Veränderung 

F:  etwas  dunkler 
j-ii  •   .   • 


F:  donkelgnohU^ 
±ji  •    ■    • 

blau 


blanschmn 

F:  tief  blaovioUn,  "«ii 
Verdünnen    8ö«ra 

Ij«    ... 


t 


beim  Stehen 
karmoisin 


wenig  Veiändening 


F:  rot 
L:  Tosa 

F:  dunkelkannoMx 

Ld»      ... 


keine  VerSnderang  ,  j\ 


Rote  Farben 

i. 

1127 

HNO,  8  —  1,40 

Nfl,s  =  0,91 

107o  Na  OH 

SnCI,  4-  HCl 

rotgelb 

F: 
L: 

entf&rbt 

«    •    • 

F: 
L: 

entfilrbt 

•       •       • 

•             •             • 

rotgelb 

F: 
L: 

entfllrbt 

•       •       • 

F: 
L: 

entfärbt 

•       •       • 

•            •             « 

F:  gelb 

Xj  ■     •       •       • 

F: 
L: 

heller 

•       •       • 

F: 
L: 

heller 

«       •       • 

F:  etwas  heller 
L:  .    .    . 

grüngelb 

1 
1 

•       ■       ■ 

F: 
L: 

grüner 

•       ■       • 

heller  und  grüner 

'  F:  gelbrot 
;  L:  gelblich 

F: 
L: 

reinblau 

■       •       • 

F: 
L: 

reinblau 

•       •       • 

F:  heller 
L:  .    .    . 

1 
) 

rot 

F: 
L: 

entfllLrbt 

•       ■       • 

F: 
L: 

entßlrbt 

•      •       • 

•       •       • 

gelbrot 

F: 
L: 

entfllrbt 

•       •       • 

F: 
L: 

entfilrbt 

•       •       • 

gelber 

brann 

■       •       • 

F: 
L: 

dunkler 

•       ■       • 

lebhafiber 

hellgelb 

allmählich  entf&rbt 

entfärbt 

orange 

bräanlichgelb 

keine  Veränderung 

geringe  Veränderung 

F:  langsam  heller 
L:  schwach  gelb 

braon 

schwach  blaa 

blau 

gelbbraun 

färbt  brannrot 

ab,  Faser  fast 

schwarz 

•       •       • 

gelblichgrün 

branngelb 

F:  schwarz 
T  . 

F: 

L: 

dunkelgrün 

c            «            • 

F.: 
L: 

dunkelgrün 

•       •       • 

F:  gelblichbraun 
L:  .   .   • 

F:  heller  olive 
L:  gelblich 

F: 
L: 

grüner 

•       •       • 

F: 
L: 

grüner 

•       •       • 

F:  hellgelbUch- 
braun 

F:  donkelkarmii) 

JLj  •   .     •    • 

•       «       • 

•       •       • 

F:  hellgrün,  dann 
schmutzig  gelb 
L:  .    .    . 

rotviolett 

dunkler 

braunschwarz 

farblos 

rotviolett 

dunkler 

grüuschwarz 

farblos 

F:  dnnkelbraim- 
rot,  beim  Ver- 
dünnen entfiürbt 

L:  rot 

F: 
L: 

dankler 
grün 

F: 
L: 

dunkelgrün 
grün 

F:  entfirbt 
L:  .    .    . 

gelb  mit  rotem 
Rand 

F: 
L: 

marron 
violett 

F: 
L: 

dunkelkarmoisin 
karmoisin 

F:  beim  Kochen 

Scharlach 
L:  rot 

gelb  mit  rotem 
Rand 

F: 
L: 

violett 
violett 

F: 
L: 

marron 
violett 

F:  beim  Kochen 

lebhaft  karmoisiu 
L:  karmoisin 

grünlichbraun 

F: 
L: 

dunkelbraun 
farblos 

F: 
L: 

dunkelbraun 
braun 

F:  lebhafter 
L:  rosa 

1128 


Organische  Farbstoffe. 


Farbstoff 


Barwood  mit  Chrom- 
beize  Wolle 

Camwood  mit  Chrom- 
beize Wolle 

Krapp  mit  Alaun- 
beize Wolle 

Krapp  mit  Ghrom- 
beize  Wolle 

Cochenille  mit  Alaun- 
beize Wolle 

Cochenille  mit  Zinn- 
beize Wolle 

Lac-Dye  mit  Zinn- 
beize Wolle 

Orseille  und  Pereico 
Wolle 

Alizarin  mit  Alaun- 
beize auf  Baum- 
wolle   Türkischrot 

Alizarin  V  mit  Chrom- 
beize Wolle 

Alizarin  G  mit 
Chrombeize  Wolle 

Alizarin  S  mit 
Chrombeize  Wolle 

Purpurin  mit  Chrom- 
beize Wolle 

Alizarinbordeanx  B 
mit  Chrombeize 
Wolle 

Alizarinmarron  mit 
Chrombeize  Wolle 

Azarin  S  mit  Alaun- 
beize Baumwolle 


Janusrot    B     Baum- 
wolle, Wolle,  Seide 


Janusbordeaux  B 
Baumwolle,  Wolle, 
Seide 


Tuchrot   G    (Gehler) 
Wolle 

Tuchrot    B     (Bayer) 
Wolle 

Tuchrot  3  G  (Bayer) 
Wolle 


konz.  H,S04 


F:  terrakotta 
L:  .    .    . 

F:  dunkelkarmoisin 
L;  rot 

F:  bräunlichrot 
L:  rot 

F:  wenig  oder  keine  Ver- 
änderung 
L:  rot 

F:  Scharlach 
L:  .    .    . 

F:  dunkelpurpur 
L:  karmoisin 

F:  dunkelpurpur 
L:  purpur 

F:  purpur  bis  braun,  beim 
Verdünuen  fast  farblos 

L:  purpur,  beim  Verdünnen 
rot 

F:  wenig  Veränderung 
L:  gelbrot,  beim  Verdünnen 
gelb 

F:  dunkelkarmoisin 
L:  schmutzig  karmoisin 

F:  dunkelkarmoisin 
L:  stumpf  karmoisin 

F:  braun 

L:  bräunliohrot 

F:  lebhaft  karmoisin 
L:  karmoisin 

F:  tiefrotviolett 
L:  tiefviolett 

F:  dunkelkirschrot 
L:  tiefrot 

F:  fuchsinrot,  beim  Ver- 
dünnen rotgelb 

L:  fuchsinrot,  beim  Ver- 
dünnen rotgelb 

blaugrün 


10%  H,S04 


koDz.  Ha 


keine  Veränderung 
keine  Veränderung 
keine  Veränderung 


orange 

gelber 
dunkler 

dunkler 
lebhafter 

keine  Wirkung 

gelber 

gelber 

gelber 

etwas  blauer 


dunkler 


^  1      • 


blaugrün 


keine  Veränderung 


keine  Veränderung 


F:  violett 
L:  tiefblau 

F:  dunkelmarineblau 
L:  blauschwarz 

F:  dunkelmarineblau 
L:  blauschwarz 


keine  Veränderung 

keine  Veränderung 
keine  Veränderung 


F:  röter 

JliS     ... 

F:  donkelkarmoi: : 

L:  farblos 

F:  wenig  Verand«-- 

LiZ      .         m         . 

F:  heller 
L:  rot 

F:  Scharlach 
L:  .    .    . 

F:  heller 
L:  rot 

F:  wenig  oder  keis? 

Veränaenmg 
L:  .    .    . 

F:  heller 
'  L:  rot 

F:  orange  bis  htk-- 
L:  hellgelb 

F:  dunkel  rotbrviE 
L:  schwach  gelb 
F:  dnnkelbraoo 
L:  schwach  gelb 

F:  hellbraun 
L:  .   .    . 

F:  marron 
L:  rot 

F:  marron 

L:  schmutzig  bnic 

F:  dunkler 

L:  schmutzig  bnsa 

F:  dunkel  hnoary 

1j!   ... 


bUo 


blau 


F:  donkelrotriolett 
L:  heUblaa 

F:  dunkelviolett 

L:  .    .    . 

F:  donkelTioUtt 

Jrf !    •     •     • 


Rote  Farben. 


1129 


HNO38  =  1,40 


NH,8  =  0,91 


10%  NaOH 


SnClj  +  HCl 


grünlichgelb 

braun 

langsam  orange 

gelb  mit  rotem 
Rand 

gelb 

gelb 

braun 


gelb  mit  rotem 
Rand 


orange 


stampf  rot 
orangegelb 

lebhaft  gelb 

gelb  mit 
orangem  Rand 

stampf  rot 

bräanlichgelb  mit 
braunem  Rand 


orangerot 

Baumwolle : 
schmutzig 
braunrot, 

Wolle  j"*^"' 

^  [braungelb 

Baumwolle: 
schmutzig  blau, 
dann  rotbraun, 
schmutzig 
blau,  dann 
braungelb 

schmutzig  rot 
mit  dunkel- 
violettem Rand 

^elb  mit  dunkel- 
parpnr  Rand 

^elb  mit  dunkel- 
purpur  Rand 


WoUe 
Seide 


F;  braun 

L:  farblos 

F:  dunkelpurpur 

L:  farblos 

F:  etwas  blauer 

L:  .    .    . 

F:  karmoisin 

Lll  m         •         • 

F:  rotviolett 

L:  .    .    . 

F:  karmoisin 

L:  rosa 

F:  dunkelyiolett 

L:  farblos 

F:  violett 

L:  violett 


F:  keine  Wirkung 
Lti  •    .    . 

F:  blauviolett 
L:  .    .    . 

F:  dunkler 
L:  farblos 

F:  purpur 
L:  farblos 

F:  dunkler 
L:  .   .   . 

F:  blauviolett 
L:  .    .    . 

F:  dunkler 
L:  .    .    . 

F:  purpur 
L:  .    .    . 


keine  Veränderung 


rotviolett 


F:  etwas  dunkler 
L:  .    .    . 

F:  karmoisin 
L:  rosa 

F:  lebhafter 
L:  .    .    . 


F:  braun 
L:  braun 

F:  dunkelpurpur 
L:  rot 

F:  blauer 
L:  .    .    . 

F:  purpur 
L:  .    .    . 

F:  rotviolett 

F:  karmoisin 
L:  tief  karmoisin 

F:  dunkelviolett 
L:  purpur 

F:  violett 
L:  violett 


F:  violett 

L:  violett 

F:  blauviolett 

L:  blau 

F:  dunkler 

L:  .    .    . 

F:  purpur 

L:  violett 

F:  dunkelpurpur 

L:  rosa 

F:  blauviolett 

L:  blau 

F:  dunkler 

L:  .    .    . 


F:  purpur 
L:  blaßrot 


bläulichviolett 


rötlichviolett 


F:  viel  dunkler 
L:  .    .    . 

F:  karmoisin 

XJ*     ... 

F:  dunkler 

Li  m        »  .  . 


lebhafter 

F:  lebhafter 
L:  rosa 

lebhafter 


terrakotta 


orangerot 

F:  dunkler 
L:  orangerot 

keine  Veränderung 


entftrbt 

wenig  Veränderung, 
beim  Erhitzen  ent- 
färbt 

F:  beim  Erhitzen 

hellbraun 
L:  gelb 

braun 
terrakotta 
lebhafter 


beim  Erhitzen 
entfärbt 

Baumwolle:  rotlich 

Wolle:  rotviolett 

Seide:  rotviolett 


rotviolett 


etwas  blauer 


•       •       • 


1130 

Organische  Farbstoffe. 

1^ 

Farbstoff 

konz.  HjSO« 

10%  H^SO* 

1 

konz.  HC: 

Clayton  Tuchrot 
Wolle 

F 
L 

;  purpur,  beim  Verdünnen 

rot 

:  violett,  beim  Verdünnen 

rot 

lebhafter 

F: 
L: 

stnmpf  kur  • 

•        •       • 

Ponceau  2  G  Wolle 

F. 
L 

;  viel  dunkler 
;  Scharlach 

keine  Veränderung 

F: 
L: 

•        •       • 

rosa 

Ponceau  R  (Xylidin- 
Scharlach)     Wolle 

F: 
L 

;  dunkler 
:  rosa 

lebhafter 

1 

F: 
L: 

Stampfer 
rosa 

Ponceau  2  R  (Xvli  din- 
scharlach)  Wolle 

F. 
L 

;  karmoisin 
:  karmoisin 

wenig  Veränderung 

F: 
.L: 

etwas  daskl': 
rosa 

Ponceau  3R(Xylidin- 
scharlach)  Wolle 

F 
L: 

• 

;  blauer 

;  bläulichscharlach 

keine  Veränderung 

[; 

wenig  Verit-f^ 
rosa 

Palatinscharlach  A 
Wolle 

F: 
L, 

;  karmoisin 
;  fuchflinrot 

.    .    . 

F: 
L: 

dnnkler 
rosa 

Biebricher  Scharlach 
WoUe 

Croceinscharlach  3  B 
Wolle  und  Baum- 
wolle 

F: 
L: 

Fj 
Li 

dunkelgrün 
'  blangrün 

'  dunkelblau 
:  tiefblau 

1 
keine  Veränderung 

•    •    • 

F: 
L: 

F: 
L: 

rotbraun 

•       •       • 

donkelbUa 
heUbUn 

Croceinscharlach  7  B 
Wolle 

F: 
L: 

dunkelblau 
blau 

etwas  dunkler 

F: 
L: 

donkelblan 
hellblau 

Croceinscharlach 
3  BX  Wolle 

F: 
L: 

purpar 
purpur 

.    .    . 

F: 
L: 

karmoisin 
rosa 

Brillantcrocem  M 
Wolle 

F: 
L: 

yiolett 
▼iolett 

•       •      • 

F: 
L: 

donkelrotbUc 
heUblao 

Brillantponceau  4  R 
Wolle 

Krystallponceau  6R 
Wolle 

F: 
L; 

F: 
L: 

•  parpur 
!  purpur 

;  tiefviolett 
;  tiefviolett 

•       •       • 

keine  Veränderung 

F: 
L: 

F: 
L: 

wenig  Veris:  '-^ 

•  •   • 

kannoiün 

•  •   • 

Azoeosin  Wolle 

Doppelbrillantschar- 
lach 3  R  WoUe 

F: 
L: 

F. 
L 

purpur 
:  purpur 

:  dunkelviolett 
:  rotviolett 

•       •       • 

lebhafter 

F: 
L: 

karmoisiD 

rosa 

rotviolett 

a          •         • 

Ponceau  S  extra 
WoUe 

F: 
L 

;  blauer 
:  blau 

keine  Veränderung 

F: 
L: 

braun 
schwach  bU'- 

Ponceau  SS  extra 
Wolle 

F: 
L: 

rotorange 
;  rosa 

■       ■       • 

F: 
L: 

gelber 
rosa 

Ponceau  6  R  Wolle 

F: 
L: 

:  violett 
;  blauviolett 

keine  Veränderung 

E; 

kannoifiio 
rosa 

Azokardinal  G 
Wolle 

F: 
L: 

'  orangegelb 

;  beimV  erdünnen  blaurosa 

•       •       • 

F: 
L: 

blauros* 

■      •       • 

Echtrot  A  Wolle 

F: 
L 

:  tiefblauviolett 
:  violett 

keine  Veränderung 

F: 
Li 

stampf  po'T*'' 

•   •   • 

Echtrot  B  Wolle 

F 
L 

:  violett 
:  blaurot 

keine  Veränderung 

F: 
L: 

stampf  k«n=>^ 
rosa 

Echtrot  C  Wolle 

F 
L 

:  rötlichviolett 
:  violett 

keine  Veränderung 

1 

F: 
L: 

dnnkler 
rosa 

Echtrot  D  Wolle 

F 
L 

:  violett 
:  violett 

keine  Veränderung 

F: 
L: 

dnnkler 
rosa 

Echtrot  E  Wolle 

F 
L: 

;  dunkelpurpur 
•  purpar 

i 
lebhafter 

F: 
L: 

rotmaiTOD 
rosa 

Echtrot  BT  Wolle 

F 
L: 

:  violett 
:  violett 

1 

•      •       • 

F: 
L: 

dunkler 

•   •   • 

Rote  Farben. 

1131 

1                 ' 

1  HNOjS  =  1,40        NH38  —  0,91 

10%  Na  OH 

SnCl,  +  HCl 

,F:  lebhafter  und 
.    .    .                etwas  dankler 

F:  karmoisin 

etwas  dunkler 

1  L:  rosa 

AJ  •      «        •         • 

F- 

1  JL    •     •       •       • 

F:  orangerot 

XjI    «      .      « 

•       •       • 

'■  gelb  mit  orange 
1           Rand 

F:  lebhafter 
L:  .   .   . 

F:  gelber 
L:  .    .    . 

sehr  langsam 
entfärbt 

1    schmutzig  gelb 
mit  hell- 
karmoisin  Rand 

F:  lebhafter 
L:  rosa 

F:  orangerot 

Xi*     •       «       < 

sehr  langsam 
entförbt 

irelb            '  FrwenigVerftndenmg 

F:  rotorange 
L:  hellrot 

sehr  langsam 
entfärbt 

,  gelb  mit  orange 
Rand 

F:  heller 
L:  .   .   . 

F:  rotbraun 
L:  .   .   . 

■       •       • 

graublau        ;  J  \  keineVerftnderung 

F:  blauer 
L:  yiolett 

beim  Erwärmen 
enterbt 

'  gelb  mit  blauem   F:  .    .    . 
Rand            L:  rosa 

F:  purpur 
L:  .    .    . 

entfärbt 

1 

dunkelblau 

F:  lebhafter 
L:  rosa 

F:  bräunlich  purpur 
L:  .    .    . 

braun 

gelb 

F:  brauner 
L:  .    .    . 

F:  rotbraun 
J^r  •    .    • 

beim  Kochen 
entfärbt 

grünblau  mit 

dunkelblauem 

Rand 

F:  blauer 
L:  .    .    . 

F:  purpur 
L:  .    .    . 

entftrbt 

gelb  mit 
braunem  Rand 

F:  etwas  dunkler 
L:  rosa 

F:  braon 
L:  hellbraun 

•       •       • 

gelb  mit 
karmoisin  Rand 

F* 

L:  rosa 

F:  braun 
J^  r  •    «    . 

•       ■       • 

gelb 

gelb  mit  rot- 
violettem  Rand 

F:  orange 
L:  orange 

F:  rosa 
L:  .    .    . 

F:  orange 

Lil       »          m         . 

F:  etwas  dunkler 
L:  .    .    . 

enterbt 
entfärbt 

gelb  mit 
braunem  Rand 

F:  blauer 

L:  bl&ulichrosa 

F:  violett 
L:  .    .    , 

karmoisin 

gelb  mit 
orange  Rand 

gelb 

F:  viel  gelber 

Lil  .    .    * 

F:  .    .    . 
L:  rosa 

F:  orange 
ij  *  ■    >    • 

F:  braun 
lu«  «   •    ■ 

•       •       • 
«       •       « 

gelb 

F:  .    .    . 
L:  blaßrot 

F:  tiefrotbraun 
Lil  ... 

entfärbt 

gelb  mit  dunkel- 
rotem Rand 

F:  dunkler 

IjI     ■      •      • 

F:  marron 
L:  .    .    . 

heller 

1 
•    •   ■           1              ■    •    • 

F:  bräunlichrot 
L:  .    .    . 

heller 

„.iK             F:  lebhafter 

■       •       • 

heller 

•             •             • 

F:  dunkler 
L:  bräunlich 

F:  schmutzig  braun 
JLr  >    •    • 

heller 

gelb  mit  stumpf 
Scharlach  Rand 

F:  dunkler 
L:  rot 

F:  dunkelrotbraun 
L:  .    .    . 

lebhafter 

gelb  mit 
purpur  Rand 

F:  dunkler 
L:  .   .   . 

F:  ziegelrot 
L:  .    .    . 

heller 

1132 


Organische  Farbstoffe. 


Farbstoff 


Azos&urerubin  Wolle 


Palatinrot  Wolle 

Roxamin  Wolle 

Ponceaa  10  R6 
Wolle 


Bordeaux  G  Wolle 


Bordeaux  extra  oder 
Kongo -Violett ' 
Wolle 

Brillantbordeaox  S 
Wolle 

Domingoalizario- 
bordeaux   mit  E| 
Ct^Oj  nacbbehan- 
delt  Wolle       (L) 

Kitonrot  S   Wolle 

Orseilleersatz  G 
WoUe 

Orseilleersatz  V 
Wolle 

Orseilleersatz  3  VN 
Wolle 

Orseillin  2  B  WoUe 
Orseillerot  A  Wolle 
Orthocerise  B  W^oUe 

Azofuchsin  G  Wolle 

Azofachsin  B  Wolle 

Azofuchsin  GN  extra 
Baumwolle 

Walkrot  R  Wolle 


Benzoechtrot  Wolle 

Unionechtbordeaux 
W^oUe 

S&urefuchsin  Wolle 


konz.  HjSO« 


10%  H,SO, 


konz.  HO 


F:  dunkelblauviolett,  beim 
Verdünnen  rot 

L:  blauviolett,    beim    Ver- 
dünnen rot 

F:  tiefblau 
L:  blau 

F:  blauviolett 
L:  violett 

F:  blau 

L:  tiefgrünblan,   beim  Ver- 
dünnen karmoisin 

F:  lebhaft  tiefblau,  beim 
Verdünnen  rot 

L:  dunkelblau,    beim   Ver- 
dünnen rot 

F:  violett 
L:  violett 

blau 

F:  dunkelrotviolett 
L:  .    .    . 

F:  wenig  verändert 
L:  schwach  rötlich 

F:  dunkelpurpur 
L:  hellpurpur 

F:  karmoisin 
L:  karmoisin 

F:  karmoisin 
L:  karmoisin 

F:  dunkelblau 
L:  blau 

F:  dunkelblau 
L:  blau 

F:  etwas  tiefer,  dann  feuer- 
rot 
L:  beim  Verdünnen  rosa 

F:  bl&ulichviolett 
L:  violettschwarz 

F:  stumpf  karmoisin 
L:  schmutzig  rot 

violettrot 

F:  tiefrotblau 
L:  rotblau 

F:  karmoisin,  beim  Ver- 
dünnen rotorange 

L:  karmoisin,  beim  Ver- 
dünnen rotorange 

F:    tiefblau 

L:  beim  Verdünnen  rosa 

F:  braungelb 

L:  farblos,  beim  Verdünnen 
rosa 


F:  unverändert 
Ltl  * 


wenig  Veränderung 
wenig  Veränderung 


wenig  Veränderung 


keine  Veränderung 


keine  Veränderung 


F:  unverändert 
L:  schwach  rötlich 

keine  Veränderung 

dunkler 

dunkler 
keine  Veränderung 


keine  Veränderung 
keine  Veränderung 


färbt  schwach  ab 


etwas  dunkler 


F:  dunkelbnoBTut 
L:  rot 

F:  blauer 

lai    •      •     • 

F:  blaaer 
1^1  .    .   • 

F:  donkelblaiiTiDl^^ 
xj  r  .    ■    • 

F:  bUuviolett 
L:  hellblau 

F:  donkelTiolen 
xj  r  >    . 

violettrot 


F:  dnnkler 

L:  .    .   . 

I 

F:  wenig  veiinder 
L:  schwach  rötüi 

F:  karmoisin 
L:  hellrosa 

F:  kannotsiii 
L:  hellksnnoisin 

F:  kannoisis 
L:  hellkamoism 

F:  violett 

lai    ■      •     • 

F:  violett 

LiZ    ... 

•  I 

F:  zinnobenot 
L:  .    .  . 

F:  lebhafter 
L:  rosa 

F:  wenig  Veiiaiier« 
L:  rosa 

etwas  Tioletter 
F:  brännlichiii>'T3'^ 

Li!   ... 

F:  kanttoUiD 
L:  kaimoisiB 

F:  viel  dunkler 


wenig  Veränderung    j^.  ^^^ 


l 


Rote  Farben. 


1133 


HNO38  =  1,40 


NH,8  =  0,91 


107o  NaOH 


F:  gelblichrot 
L:  gelblichrot 


gelb  mit 
blauem  Rand 


orange 


gelb  mit 
blauem  Rand 

orangegelb 

F:  dunkelrot, 
langsam  heller 

JL !   .     .     . 

F:  orange 
L:  rötlichgelb 

gelb  mit  hell- 
karmoisin  Rand 

gelb 

gelb 

schmutzig  gelb 
mit  blauem  Kand 

gelb  mit 
blauem  Rand 

F:  ziegelrot, 

dann  gelb 
L:  gelblich 

gelblichorange 

stumpf  rot 

gelbrot 

orangerot 


F:  rot 
L:  rot 

F:  röter 
L:  .    .    . 

F:  purpnr 
Lil  *    •    . 

F- 

L;  rosa 


F:  etwas  dunkler 

XjI    ... 

F:  karmoisin 
L:  rosa 

abfärbend 


rotorange 

orangegelb 
gelb 


F:  etwas  heller 
L:  .    .   . 

F:  unverändert 
L:  .    .    . 

F:  lebhafter 
L:  hellrot 

F:  hellmarron 
Lil  ... 

F:  marron 
L:  .    .    . 

F:  rotviolett 

L:  schwach  violett 

F:  stumpf  karmoisin 
L:  .    .    . 

F- 

L:  rosa 

F :  lebhaft  Scharlach 
L:  rot 

F:  orangerot 
L:  orange 

f^bt  rot  ab 

F  :wenigVeränderung 
'  ±ji  •    •    • 

F:  karmoisin 
I  L :  helirosa 

'  F:  wenig  dunkel 

Ijm     ... 

I 

;  F:  entfärbt 
L:  .   .   . 


F:  braunrot 

L:  karminrot 

F:  braun 

L:  hellbraun 

F:  bräunlichpurpur 

L:  .    .    . 

F;  violettbraun 

Lil  .    .    . 


F:  dunkelpurpur 
L:  .    .   . 


F:  dunkelmarron 
L:  rötlichbraun 

rotbraun  abfärbend 

F:  hellrot 
L:  .    .   • 

F:  gelblichbraun 
L :  schwach  gelblich- 
braun 

F:  etwas  dunkler 
L:  .    .    . 

F:  marron 
L:  .    .    . 

F;  dunkelmarron 
L:  .    .   . 

F:  rötlichviolett 
L:  schwach  violett 

F:  bräunlichmarron 
Lii  .    •    . 

F:  braunstichiger 
L:  .    .    . 

F:  rötlichviolett 
L :  schmutzig  violett 

F:  kirschrot 

IjI    .     ■     • 

färbt  rot  ab 

F:  röter 
Li  r  .    .    • 

F:  karmoisin 
L:  hellrot 

F:  brauner 
L:  .    .    . 

F:  entfärbt 

IjI       ,  m  . 


Sn  01,4- HCl 


F:  schwach  heller 

rot 
L:  .    .    . 

beinahe  entförbt 


entfärbt 


blauer 


langsam  entfärbend 


F:  dunkler 

±jI       m  *  . 

F:  unverändert 
L:  .    .    . 


heller 

heller 

langsam  entfärbt 


schnell  entfärbt 

langsam  entfärbt 

farblos 


gelb 


wenig  Veränderung 


1134 


Organische  Farbstoffe. 


Fi- 


Farbstoff 


AzokarmiD  and 
Rosindulin  Wolle 

Eosin  (gelblich) 
Wolle 

Erythrin  (Methyl- 
eosin)  Wolle 

Erjthrosin  Wolle 


Safrosin  Wolle 

Phloxin  Wolle 

Cjanosin  Wolle 
Rose  bengale  Wolle 


Rose  bengale  B 
Wolle 


Cyklamin  Wolle 


Rhodamin  B  Wolle 


Rhodamin  8  B  Wolle 


XL-Säure-Eosin  3  B 

Wolle  (Ä) 

Rosindulin  2G  Wolle 
Eosamin  B  Wolle 

Apollorot  Wolle 

Ghromotrop  2R 
Wolle 

Ghromazonrot  Wolle 
Lanafnchsin  Wolle 
EchtsänreeosinWolle 
Azokarmin  G  Wolle 

Azosäurekarmin  B 
Wolle 


konz.  H,S04 


F:  dunkelgrün 
L:  hellgrün 

F:  lebhaft    orange,    braun- 
gelb werdend 
L:  kanariengelb 

F:  orangegelb 
L:  lebhaft  gelb 

F:  orangerot,  gelbbraun 

werdend 
L:  .    .    . 

F:  schmutzig  grüngelb 
L:  gelb 

F:  lebhaft  orange,  brann- 
gelb werdend 

XjI    ... 

F:  lebhaft  orange,  brann- 
gelb werdend 

XJ  •     •      •      • 

F:  rötlichbraun 

LjI      m  m  , 

F:  lebhaft  orange,  orange 
und  zuletzt  schmutzig  gelb 
werdend 

L:  rötlichgelb 

F:  rötlichbraun 
L:  braun 

F:  gelb,  Farbe  kehrt  beim 

Verdünnen  wieder 
L:  gelb,    beim   Verdünnen 

rosa 

F:  gelbf    beim    Verdünnen 


10%  H,S04 


konz.  Ha 


lebhaft  rosa 


L:  gelb,    beim   Verdünnen 


leb 


haft  rosa 


F:  dunkelkarmoisin 
L:  .    .    . 

dunkelgrün 

blauschwarz 

rotviolett 

dunkler 

blauschwarz 

F:  keine  Veränderung 
L:  fuchsinrot 


keine  Veränderung 

lebhaft  rötlichgelb 

langsam  enterbt 

orangegelb 


F:  dunkler 

L:  rot 

F:  lebhaft  rötlichg«. 

Ju  a  .         •         . 

F:  hellgelb 

L:  .   .    . 

F:  orangegelb 

L:  .    .    . 


langwm  entftrbt      [j  beinahe  eBt&rb- 


langsam  entf&rbt 


röter 


F:  stampf  gelb 
1^1  ... 


I  F:  orangerot 
JLj  ■  •    •    • 


langsam  entftrbt      f  j  «t*ri>t 
langsam  entftttt    ]  f  j  «"»t*^* 


entfärbt 


lebhafter 


lebhafter 


hellgelb 
dunkelgrün 


F:  dunkelblau 
L:  braun 


geringe  Vet&ndemng 

geringe  Ver&nderong 

geringe  Veränderung 

keine  Veränderung 

keine  Verändemng 

keine  Veränderung 

keine  Verändemng 

brauner, 
filrbt  gelb  ab 

schwach  Tiolett 


F:  fleisch£uben 

F:  orange,  Farbe  ker 
beim  Verdünnen  vie  y 

Lit    ... 

F:  orange,  Fariw  keh 
beim  Verdünnen  vi--  * 
1^*  ... 

F:  dankeIkarmoi>iL 
beim  Verdönnee 
Farbe  zurück  > 

L:  beim  VerdoAiMc^*! 

braongelh  | 

violett 
violett 


schwächer 

violetter 

F:  keine  Veriad«r:s 
L:  rotlich 

gelb 

schmutzig  gnin 

F:  rot 
L:  rot 


Rote  Farben. 


1135 


HNOjS  =  1,40 


NH^s  =  0,91 


10%  Na  OH 


SnCl,  +  HCl 


gelb 

lebhaft  gelb 

gelb 

gelb 


gelb 

gelb  mit 
orange  Rand 

gelb 


gelb 


gelb 


gelb 


rot 

F:  dunkel- 

karmoisin 

gelb 

braunrot 

rot 

gelb 

braungelb 

gelb 

hellgelb 

rot 

dnnkelgelb 


F:  blauer 
L:  rosa 

F:  lebhafter 
L:  rosa 

F:  lebhafter 
L:  rosa 

F:  wenig  Verände- 
rung 
L:  rosa 

F:  dunkler 
L:  rosa 

F:  wenig  Verände- 
rung 
L:  rosa 

F:  wenig  Verände- 
rung 
L:  rosa 

F :  keine  Veränderung 
L:  rosa 


F:  dunkler 
L:  rosa 

F* 

L:  rosa 

F:  etwas  blauer 
L:  farblos 


F:  etwas  blauer 

XjI      m  ,  , 


F:  gelbrot 
L:  gelbrot 

geringe  Veränderung 

geringe  Veränderung 

lebhafter 

violetter 

violetter 

bräunlich 

gelblich 

färbt  rot  ab 

F:  geringe  Verände- 
rung 
L:  schwach  rot 


F:  marron 
L:  .    .    . 

F:  lebhafter 
L:  rosa 

F:  dunkler 
L:  rosa 

F:  wenig  Verände- 
rung 
L:  rosa 

F:  dunkler,  orange- 
rot werdend 
L:  .    .    . 

F:  wenig  Verände- 
rung 
L:  rosa 

F:  wenig  Verände- 
rung 
L:  rosa 

F:  etwas  dunkler 
Lil  .    ■    « 

F:  dunkler 


F:  blauer 
L:  farblos 


F:  etwas  blauer 

Lil    .      •      • 


F:  gelbrot 
L:  gelbrot 

geringe  Veränderung 

brauner 

brauner 

gelblich 

braunrot 

rotbraun 

schmutzig  rosa 

färbt  rot  ab 

dunkelrot 


orangegelb 

entförbt 
orangegelb 

ent&rbt 

entfärbt 

lebhaft  orangerot 
entfärbt 

entfärbt 

entfärbt 

lebhafter 


Scharlach 


braun 

lebhafter 

dunkler 

langsam  heller 

schwächer 

entfärbt 

orange 

dunkler,  färbt 
violett  ab 

entfärbt 


1136 


Organische  Farbstoffe. 


Farbstoff 


konz.  H1SO4 


10%  H,S04 


konz.  HG 


Gaineakarmin  B 
Wolle 

Anthracenrot  Wolle 

Salizinrot  B  mit 
Flaorchrombeize 
Wolle 

SaliziDrot  B  Wolle 

Salizinrot  2  G  mit 
Flaorchrombeize 
Wolle 

SaUzinrot  2  G  Wolle 

Chromechtrot  B 
(direkte  Färbung) 
WoUe 

Ghromechtrot  B  mit 
Fluorchrom  nach- 
behandelt Wolle 

Chromechtrot  B  mit 
Chromkali    nach- 
behandelt Wolle 

Chromechtrot    G 
(direkte  Färbung) 
Wolle 

Chromechtrot  G  mit 
Fluorchrom  nach- 
behandelt Wolle 

Chromechtrot  G  mit 
Chromkali  nachbe- 
handelt Wolle 

Cbromechtrot  R 
(direkte  Färbuog) 
Wolle 

Chromechtrot  R  mit 
Fluorchrom  nach- 
behandelt WoUe 

Chromechtrot  R  mit 
Chromkali    nach- 
behandelt Wolle 

Echtsäurephloxin  A 
Seide 

Säurerhodamin  3  R 
Seide 

Rhodamin  6  G 
Baumwolle 

Rhodin  BS  Baum- 
wolle,    tanniert 

Rhodin  3  G   Baum- 
wolle,    tanniert 
{BF) 


F:  violett 
L:  blau 

F:  bläulichkarmoisin,  beim 

Verdünnen  hellrot 
L:  blAulichkarmoisin,  beim 

Verdünnen  hellrot 

F:  wird  blaustichig 
L:  yiolettrot 

F- 

X     •      •         •         « 

L:  violettrot 

F:  karminrot 
L:  karminrot 

F:  karminrot 
L:  karminrot 

F:  schwarz 

L:  blau,  beim  Verdünnen 
rotviolett 

F:  schwarz 

L:  blau,  beim  Verdünnen 
rotviolett 

F:  schwarz 

L:  blau,  beim  Verdünnen 
rotviolett 

F:  dunkelbraun 
L:  rotviolett,     beim     Ver- 
dünnen hellbraun 

F:  dunkelbraun 
L:  rötlichviolett,  beim  Ver- 
dünnen rötllichbraun 

F:  dunkelbraun 
L:  violett,  beim  Verdünnen 
brauDgelb 

F:  schwarzbraun 
L:  blauviolett,    beim    Ver- 
dünnen rötlichviolett 

F:  schwarzbraun 
L:  blauviolett,    beim    Ver- 
dünnen rotviolett 

F:  schwarzbraun 
L:  blauviolett,    beim    Ver- 
dünnen rotbraun 

F:  gelblich,  beinahe  ent- 
förbt,  beim  Verdünnen 
kehrt  die  Farbe  wieder 

Lil    ... 

F:  orange 
L:  .    .    . 

F :  gelb,  beim  Verdünnen  rosa 
L:  gelb,  beimVerdünnen rosa 

F:  orange 

L:  beim  Verdünnen  orange 


keine  Vertnderung  i  f:  HT.^r'"-  " 


keine  Veränderung 
keine  Veränderung 

keine  Veränderung 

keine  Veränderung 

F:  braun 
L:  .    .    . 

F:  braun 

IjI    «      •      • 

F:  braun 
L:  .    .    . 

F:  unverändert 
L:  .    .    . 


F:  braun 
Lii  »    ■    < 

F:  wenig  verändert 
F:  bräunlich 

XjI    •     •     . 

F:  braun 
Lil  »    >    . 

F:  dunkelbraun 
L:  .    .    . 


F:  unverändert 

1j!    •     •     • 

F:  unverändert 
L:  .    .   • 


heller 


•    •    • 


F:  orangeffi 

L:  beim  Ve 

orange 


elb 

erdünnen  rötlich- 


L:  violettrot 

F:  viel  dankler 
L:  .    .    . 

F:  gerini^Veräiui^zz 
L:  schwach  rot 

rotbnuin 

F:  kanniniDt 
L:  karminrot 

F:  rotbrann 
L:  schwach  rot 

F:  schwarzbnuu 
L:  .    .    . 

F:  schwarzbrum 
L:  .    .    . 

F:  schwarz 
JLiS  ... 

F:  dunkelbraun 
L:  schwach     Tüixi- 
violett 

F:  schwaizbraon 
L:  .    .    . 

F:  donkelbraon 

Lil   ... 

F:  dunkelbraun 
L:  .    .    . 

F:  schwarzbraun 

Lil    ... 

F:  schwanbrann 
Jbr  ... 

F;  gelblick,  bei«  ^«r* 
dünnen  kehrt  ^i 
Farbe  wieder 

Lil  ■    ■    • 

F:  orange 

Xj«     •       b       > 

F:  orangegelb,  bein 

Verdünnen  roM 
L:  .   .   . 

F:  ziegelrot,     dana 

orange 
L:  .  .  . 
F:  ziegelrot,     daac 

orange 

AjZ      .        .        • 


Rote  Farben. 


1137 


HNOjS  =  1,40 


NH,B  =  0,91 


107o  Na  OH 


SnCl,  H-  HCl 


gelb 


orange 


orange 
orange 

gelb 

gelb 

F:  dankelbraon 
L:  gelbbraun 

F:  schwarzbraan 
L:  gelbbraun 

F:  schwarzbraun 
L:  gelbbraun 

F:  gelbbraun 
L:  schwach  röt- 
lichbraun 

F:  schwarzbraun 
L:  schwach  röt- 
lich, beim  Ver- 
dünnen bräunlich 

F:  duhkelbraun, 
L:  rötlichbrann 

F:  dunkelbraun 
L:  rötlich  braun 

F:  dunkelbraun 
L:  gelblichrot 

F:  schwarzbraun 
L:  gelbrot 

F:  gelb 
i-i  *  .    «    . 

F:  gelb 

JLil       m         m         • 

F:  orange 
L:  rosa 

F:  bräunlichrot 
L:  rosa 

F:  karmin 
L:  rosa 


F:  geringe  Verände- 
rung 
L:  schwach  rot 

F- 

L:  hellrosa 


keine  Veränderung 
keine  Veränderung 

keine  Veränderung 

F :  keineVeränderung 
L:  schwach  rötlich 

F :  schwach  rotbraun 
L:  rötlich 


F :  schwach  rotbraun 
L:  etwas  rötlich 

F:  schwach  bräun- 
Hch 

Lll       m  .  • 

F:  unverändert 
L:  schwach  rötlich 


F:  unverändert 

Li !    •     •     . 

F:  unverändert 

Lil       m         •         • 

F:  braunrot 

L:  schwach  rötlich 

F:  braunrot 
L:  .    .   . 

F:  unverändert 
L:  .    .    . 


F:  unverändert 

xjI   *     •     • 

F:  etwas  blaustichi- 

ger  rot 
L:  .    .    . 

F:  wenigVeränderung 

JL*   •     •    ■ 


braunrot 
F- 

^   •     •       •       • 

L:  orangerot 

rotbraun 
rotbraun 

braun 

rotbraun 

F:  dunkelbraun 
L:  rotbraun 

F:  dunkelbraun 
L:  braunrot 

F:  dunkelbraun 
L:  rotbraun 

F:  braungelb 
L:  braungelb 

F:  braun 
L:  braungelb 

F:  braun 

L:  gelblichbraun 

F:  dunkelbraun 
L:  gelblichbraun 

F:  braun 
L:  rotbraun 

F:  braun 
L:  braunrot 


F:  unverändert 
L:  .    .    . 

F:  etwas  blaustichi- 
ger  rot 

F:  gelber 
L:  hellrot 

F:  rotstichiger 
Lil  .    • 

F:  gelblichrot 
L:  .    .    . 


allmählich  entfärbt 


entf&rbt 


beinahe  entfärbt 
beinahe  entfärbt 

entf)ürbt 

entfärbt 

F:  dunkelbraun 
L:  .    .    . 

F:  dunkelbraun 


I  •  •    •    • 


F:  dunkelbraun 
L:  .   .    . 

F:  rotbraun,  wird 
nach  und  nach 
entförbt 

L:  farblos 

F:  dunkelbraun 

Lil       m  m  . 

F:  dunkelbraun, 
nach    und    nach 
heller  braun 

L:  .    .    . 

F:  dunkelbraun 
L:  .    .    . 

F:  schwarzbraun 
L:  .    .    . 

F:  schwarzbraun 
L:  .    .    . 


F :  etwas  heller  rosa 

Li»  >    •    • 

F :  wenig  verändert 

L:  .    .    . 


heller 


F:  rotstichiger 
L:  .    .    . 

F:  wird  langsam 

hellorange 
L:  .    .    . 


1138 


OrganlBche  Farbstoffe. 


Farbstoff 


konz.  H,S04 


10  7o  H,S04 


konz.  HQ 


Rhodamis  S  Baum- 

Fachsin   Wolle   und 
BanmwoUe 

Neufachsin  Wolle  and 
BaamwoUe 

Safranin  Wolle  und 
Baumwolle 

Pyronin  G  Baum- 
wolle 

Indulinscharlach 
Baumwolle 

Kongorot  Baumwolle 

Kongorot  4  E.  Baum- 
wolle 

Brillantkonffo  R 
Baumwolle 

Benzopurpurin  B 
Baumwolle 

Benzopurpurin  4  B 
Baumwolle 

Benzopurpurin  10  B 
Baumwolle 

Brillantpurpurin  R 
Baumwolle 

Deltapurpurin  5  B 
Baumwolle 

Deltapurpurin  7  B 
Baumwolle 

Kolumbiaechtrot  F 
Baumwolle       {A) 

Rosazurin  Baumwolle 

Diaminrot  NO  Baum- 
wolle 

Diaminscharlach  B 
Baumwolle 

Diaminechtrot  F 
Baumwolle 

Thiazinrot  R  Baum- 
wolle 

Thiazinrot  G  Baum- 
wolle 

Sorbinrot  Baumwolle 

Gl  jzinrot  Baumwolle 

Brillantgeranine  B 
Baumwolle 

Diaminrosa  GD 
Baumwolle 

Hessisch  Purpur  N 
Baumwolle 


F :  gelb,  beimVerdünnen  rosa 
L :  gelb,  beimVerdünnen  rosa 

F:  bräunlichgelb 
L:  gelb 

F:  gelb 
L:  gelb 

F:  dunkelgrün 
L:  hellgrün 

gelb 

braunrot 

F:  tiefblau 
L:  blau 

F:  tiefblau 
L:  blau 

F:  tiefblau 
L:  blau 

F:  tiefgrünblau 
L:  blau 

F:  tiefblau 
L:  blau 

F:  indigoblau 
L:  blau 

F:  tiefblau 
L:  blau 

F :  tief  lebhaft  blau 
L:  blau 

F:  tiefgrünblau 
L:  blau 

F:  blauschwarz 
L:  schmutzigviolett 

F:  tiefgrünblau 
L:  grünblau 

F:  tiefblau 
L:  blau 

F:  blauviolett 
L:  violett 

F:  tiefrotblau 
L:  blau 

braunrot 

fuchsinrot 

lebhafter 

blauschwarz 

blaugrün 

F:  violettrot 
L:  violettrot 

F:  grünblau 
L:  grünblau 


heller 

F:  dunkler  u.  blauer 
L:  farblos 

F:  dunkelmarron, 
braun  werdend 
L:  farblos 

F:  blauer 

L:  farblos 

I 

geringe  Veränderung! 

keine  Veränderung  | 

blau 

stumpf  pnipur 

stumpfer 

stumpf  rot 

dunkelschiefer 

blau 

stumpf  violett 

rötlichbraun 

brauner 
F:  braun 


F:  orangegelb,  }^ 
Verdünnen  roai 
Ltl  ... 

F:  gelb 

L:  schwach  gel)* 

F:  gelb 

L:  schwach  gelh 

F:  dankelblao 
L:  blaa 

orange 

grün 

F:  blaa 
L:  farblos 

F:  tiefblau 
L:  farblos 

F:  oliYbraun 
L:  farblos 

F:  oÜTe 
L:  farblos 

F:  lebhaft  bUa 
L:  fiarblos 
F:  blau 
L:  ßu'blos 

F:  stumpf  bUa 
L:  farblos 
F:  brannolive 
L:  farblos 

F:'  brann 
L:  farblos 

F:  violettschwan 

•       •      • 

F:  braonolive 
L:  farblos 


brauner 
stumpf  violett      1  J;  ^^*^ 
wenig  Vextnderung    [;  ;;»{•« 


stumpfer 

geringe  Veränderung 

geringe  Veränderung 

geringe  Veränderung 

blau 

dunkler 


F:  rotviolett 
L:  farblos 

violettrot 

fnchsinrot 

&rbt  rot  ab  ubä  «^ 
etwas  braoce: 

blau 
violett 


1    •      ^  ^  A  IF:  keine  Vciinden^c 

kerne  Veränderung    l  :  schwach  violenr  : 

*       *    •  1^**        F-  blaaviolett 
stumpf  violett      .  l.  fy^i^ 


Rote  Farben 

k« 

1139 

HNOgS  =  1,40 

NH,8  —  0,91 

10%  Na  OH 

SnCl,H-HCl 

orangerot 

F:  venig  Veränderung 
L:  rosa 

F:  heller 

heller 

gelb 

F:  langsam  entfärbt 
L:  .    .    . 

F:  beinahe  entfärbt 
L:  .    .    . 

langsam  entfärbt 

lebhaft  gelb 

F:  langsam  entfärbt 
L:  .    .    . 

F:  beinahe  ent^bt 

IjI    .      •      • 

langsam  entf^bt 

erst  rotblao, 
dann  grün, 
zuletzt  gelb 

F:  keine  Veränderung 
L:  .    .    . 

F:  keineVeränderung 
L:  .    .    . 

beim  Erwärmen 
entfllrbt 

rot 

schyvächer 

fast  farblos 

orange 

braungelb 

dunkler 

dunkler 

schwach  yiolett 

blau 

F :  keineVeränderung 
L:  .    .    . 

F:  keineVeränderung 
L:  .    .    . 

entßlrbt 

orange 

F:  wenigVeränderung 
L:  rosa 

F  rwenigVeränderung 
L:  .    .    . 

entßlrbt 

hellrot 

F:  keineVeränderung 
L:  .    .    . 

F:  etwas  gelber 
L:  .    .    . 

entf^bt 

hellbraun 

F:  wenigVeränderung 
L:  rosa 

F:  gelber 
L:  .    .    . 

entflb*bt 

gelb 

F:  wenigVeränderung 
L:  .    .    . 

F  rwenigVeränderung 
L:  .    .    . 

entfärbt 

gelb 

F :  wenigVeränderung 
Lii  .    >    . 

F :  wenigVeränderung 
L:  .    .    . 

entfärbt 

gelb 

F :  keineVeränderung 
L:  schwach  rosa 

F :  keineVeränderung 
L:  .    .    . 

entfärbt 

gelb 

F :  keineVeränderung 
L:  .    .    . 

F :  keineVeränderung 
L:  .   .   • 

entfärbt 

hellbraun 

F  rwenigVeränderung 
L:  rosa 

F  rwenigVeränderung 
L:  .    .    . 

enti&rbt 

?:  dunkelbraun 

L:  gelb 

hellbraun 

F:  etwas  tiefer 

•       •       • 

F:  keineVeränderung 
L:  .    .    . 

F:  tiefer 

•       •       • 

F  rwenigVeränderung 

IjI    •      •     • 

F:  blauyiolett 
entfärbt 

hellbraun 

F  :wenigVeränderung 
L:  rosa 

F  rwenigVeränderung 
L:  .    .    . 

entfärbt 

karmoisin 

F:  orange 
L:  .    .    . 

F:  orange 
L:  .    .   . 

entfärbt 

braun 

F  :wenigVeränderung 
L:  .    .    . 

F:  braun 
L:  .    .    . 

zuerst  stumpf  purpur, 
dann  längs,  entnrbt 

rot 

yiolett 

yiolett 

farblos 

fuchsinrot 

dunkler 

dunkler 

farblos 

gelbbraun 

färbt  schmutzig 

gelbgrfin  ab, 
Faser  grün  grau 

yiolett 

geringe  Veränderung 

lebhaft  rot 

yioletter 

braun 

lebhaft  rot 

yioletter 

geringe  Veränderung 
farblos 
farblos 

orange 

schwach  yiolett 

schwach  yiolett 

entfärbt 

braun 

F:  etwas  röter 
L:  rosa 

F  '.wenigVeränderung 
L:  .    .   . 

entßLrbt 

1140 


Organische  Farbstoffe. 


Farbstoff 


konz.  H^SO« 


10%  H,S04 


koDz.  HC 


Hessisch  Brillant- 
Purpur  Baumwolle 

Naphthjlenrot  Baum- 
wolle 

St.  Denis  Rot  Baum- 
wolle 

Rosanthren  B  Baum- 
wolle, nach  dem 
F&rben  diazotiert 
und  gekuppelt  mit 
/?-Naphthol       (J) 

Rosanthren  R  Baum- 
wolle, nach  dem 
F&rben  diazotiert 
und  gekuppelt  mit 
/J-Naphthol      (J) 

Erika  B   Baumwolle 

Geranin  2  B  Baum- 
wolle 

Paranitranilinrot 
Baumwolle 

Braune  Farben. 

Anthracenbraun  mit 
Cbrombeize  Wolle 

Tuchbraun   (rötlich), 
mit  Chrombeize 
Wolle 

Gambin  mit  Ghrom- 
beize  Wolle 

Dioxin  mit  Chrom- 
beize Wolle 

Anthracensäurebraun 
B  mit  Chrombeize 
Wolle 

Anthracensäurebraun 
B  WoUe 

Janusbraun  B  Baum- 
wolle, Wolle,  Seide 


Janusbraun  R  Baum- 
wolle, Wolle,  Seide 


Domingochrom- 
braun  BmitKsCrj 
Oj  nachbehandelt 
Wolle  (/.) 

Domingoalizarin- 
braun  G  mit  K,  Cr, 
Oj  Dachbehandelt 
Wolle  (L) 


F:  blau 
L:  blau 

F:  stumpf  blau 
L:  blau 

F:  dunkelkarmoisin 
L:  karmoisin 


F:  schwarz 

L:  beim  Verdünnen  rosa 


F:  dunkelkarmin 
L:  beim    Verdünnen    gelb- 
lichrot 

F:  puipur 
L:  violett 

F:  karmoisin 
L:  rosa 

F :    tieffuchsiDrot,     beim 
Verdünnen  oranfferot 

L:    fuchsinrot,    beim   Vei^ 
dünnen  orangerot 

F:  röter 
L:  braun 

F:  sehr  dunkelviolett 
L:  violett 

F:  dunkelbraun 
L:  hellbraun 

F:  dunkelgrün 
L:  grün 

F:  violettrot 
L:  violettrot 

F:  violettrot 
L:  violettrot 


grauschwarz 


blauschwarz 


F:  schwarz 

Lil       m  .  . 


F:  dunkelbraun 
L:  .    .    . 


wenig  Veränderung  1  [;  g^o. 

F:  donkelblaogr.' 
L:  farblos 


stumpf  violett 


wenig  Verftndemng  ,  [;  ^^^^ 


F:  etwas  dunkler     IF:  donkelkami: 


L:  .    .   . 


L: 


F:  etwas  dunkler 
Lil  ... 


röt^r 


F:  kaimin 

Li!  •     .     • 

F:  röter 

L:  farblos 


wenig  Veränderung  ,  f ;  ^«^  Verls:  : 


keine  Veränderung 


L: 

F:  wenig  VeriD>'^ 
L:  .    .   . 


F:  ffelber 


keine  Verilnderang  ,  £;  f^^ 
viel  dunUer        '  f  j  d««kel^'<" 


röter 


F:  wenig  VeriE.-'- 

LdZ      m  m 


wenig  Veränderung  I  [;  J^J^, 

keine  Veränderung  ;  ?  *  dimiuer 

®     L:  schwach  n^ 

keine  Veränderung  j  [;  ~£;^, 


keine  Veränderung 


braooscb»'" 


keine  Veränderung 


blanschmn 


F:  schwarz 
T  . 

X«  *     *       •      • 


F:  dunkler 
lil  •   •  • 


Braane  Farben. 


1141 


HNO,  8  =  1,40 


NH,8  =  0,91 


107o  Na  OH 


SnCl,  -h  HCl 


braun 


olivgrün 

wenig 
Verändening 


F:  br&iinlichrot 
L:  .    .    . 


F:  rötlichbraan 
L:  .    .    . 


hellrot 

wenig 
Verftnderang 

F:  karmoisin 
L:  Scharlach 


dankelorange 

dankelrot  mit 

d  ankel  violettem 

Rand 

bräonlichgelb 


dunkel- 
gelbbraun 

gelbbraan 

schmutzig  braon 

Baumwolle:  blaa- 
schwarz,  dann 

rotbraun, 
Wolle:  blau- 
schwarz,  dann 
braunffelb, 
Seide:  olaa- 
schwarz,  dann 
grauschwarz 

F :  schwarz,  dann 

gelbbraan 
ij :  •    •    • 


F  rwenigVer&nderung  F:wenigVer&nderung 


L:  . 

F :  wenigVerftndemng 
j^:  •    * 

F:  orangerot 
L:  orangerot 


F:  etwas  heller 
L:  .    .    . 


F:  etwas  heller 
L:  .    .    . 

F :  wenigVer&nderong 
L:  rosa 

F:  violett 
L:  violett 

F  :wenigVer&nderang 
L:  .    .    . 


F:  olive  bis  schwarz 
L:  farblos 

F:  dunkler 

Ij:   «    •    . 

P  :wcnigVer&ndemng 
L:  .    .    . 

F:  dunkelffrfin 
L:  schwacn  rot 

keine  Veränderung 

F:  geringe  Verände- 

rang 
L:  br&unlich 

färbt  schwach  röt- 
lich ab 


förbt  ganz  schwach 
ab 


F:  dunkler 

XjI    ■      •      • 


F:  dunkelbraun,  ipj^^^U 
langsam  heller    r  . 

1j  •     •       •      ■ 


L:  . 

F :  wenigVerftnderung 
L:  .    .    . 

F:  orangerot 
L:  hellorange 

F:  etwas  gelbstichi- 
ger 
L:  .    .    . 


F:  etwas  dunkler 

L:  .    .    . 

F:  etwas  blauer 

L:  farblos 

F:  violett 

L:  .    .    . 

F:  dankelziegelrot 

L:  .    .    . 


F:  olive  bis  schwarz 
L:  farblos 

F:  dunkler 
L:  .    .    . 

F:  gelber 
L:  hellgelb 

F:  sehr  dankelgr&n 
L:  .    .    . 

F:  schwach  rötlich 
L:  schwach  rötlich- 
braun 

F:  rotbraun 
L:  rotbraon 

keine  Veränderung 


enterbt 
entfärbt 
entfärbt 


F:  dunkelkarmin 
L:  .    .    . 


F:  karmin 
jj :  •    •    « 


langsam  entfärbt 
entfärbt 


entfärbt 


wenig  Veränderung 
wenig  Veränderung 


röter 


färbt  schwach 
bräunlichrot  ab 


gelbgrün 


grau 

braungelb,  fast 
farblos 


Baumwolle:  gelblich, 

fast  farblos, 

Wolle:  braunrot 

Seide:  braunrot 


F:  hellrötlichbraun 
L:  .    .    . 


•       • 


1142 


OrganlBche  Farbstoffe. 


Farbstoff 


konz.  HsSO« 


10«;  HjSO* 


koDz.  E« 


Pegabraun  Seide 

Alizarinbraan  G 
WoUe 

AlizarinrotbrauD  R 
WoUe 

Echtbraan  (M.  L.  B.) 
Wolle 

NaphthylamiDbraan 
WoUe 

Echtbraan  (Bayer) 
WoUe 

Echtbraun  G  Wolle 

Echtbraan  3  B  WoUe 

Säurebraun  G  WoUe 

Säurebraun  R  WoUe 

Bismarckbrann  GG 
Wolle 

Benzobraun  G  Baum- 
woUe 

Benzobraun  B  Baom- 
wolle 

Benzobraun  NBR 
Baumwolle 

Benzobraun  5  R, 
Terrakotta  F, 
AlkaUbraun(Dahl), 
BaumwoUbraan  R 
BaumwoUe 

Terracotta  F 

Kolumbiabraun  M 
BaamwoUe      (A.) 

Benzoschwarzbraun, 
BaumwoUe 

Eongobraun  G 
BaumwoUe 

Kongobraun  R 
Baumwolle 

Hessisch  Braun  2  B 
Baumwolle 

Mikadobraun  Baum- 
wolle 

Toluylenbraun 
Baumwolle 

Baumwollbraun  A 
Baumwolle 

Baumwollbraun  N 
Baumwolle 


kirschrot 


blau 


schwarz,  Lösung  braunrot 

F:  blauer 
L:  blau 

F:  lebhaft  blau 
L:  blaa 

F:  rotviolett 
L:  rotviolett 

F:  schmutzig  braan 
L:  rot 

F:  dunkelblau 
L:  rotblau 

F:  schmutzig  purpor 
L:  purpur 

F:  dunkelviolett 
L:  violett 

F:  puipur,Farbe  kehrt  beim 

Verdünnen  vneder 
L:  rotbraun 

F:  dunkler 
L:  grau 

F:  dankelpnrpar 

JLi!    •     «     • 

F:  dunkelblau 
L:  stumpf  blau 


F:  karmoisin 
L:  karmoisin 

dunkelrot 

F:  braunschwarz 
L:  braun 

F:  ffrauschwarz 

L:  beim  Verdünnen  braun 

F:  dankel violett 
L:  violett 

F:  violett 
L:  .    .    . 

F:  schmutzig  blauviolett 
L:  .    .    . 

F:  violett 
L:  violett 

F:  dunkel  violett 
L:  violett 

F:  dunkelgrün 
L:  .    .    . 

F:  blauschwarz 
L:  grau 


keine  Verftnderung 

geringe  Veränderung,  F 
brauner  | L 

'f 

keine  \  erändenmg  j  j 

'  F 
keine  Veränderung  |  j 

1« 
keine  Veränderung 

keine  Veränderung    j 


F:  dunkler 
L:  braun 


!F 
IL 

iF 


lebhafter 

keine  Veränderung 

F:  dunkler 
L:  farblos 

keine  Veränderung 

dunkler 

blauer 


wenig  Veränderung 


geringe  Veränderung 


F 
L 

F 
L 

F 
L 

F 
L 

F 
L 

F 
L 


F:  rotbraun 

XjI       •      *      • 


bnonr-: 

schwarz 
rötlich 

schwarz 
schwach  bn^~ 

dankel  kurc: 
rosa 

dankler 
blaa 

dnnkelmarr  : 
rosa 

Schokolade^  ~' 

•       •       • 

violett 
schwach  vi«  -* 

dankler 
schwach  ^e> 

dankel  vioitf'* 
violett 

marron 
rot 

dunkelbraun 
hellbraon 

dunkler 
heUbnnn 

rotviolett 
farblos 


F:  wenig  Verijj'.'''^ 
L:  rosa 


lOt 


F:  violettschmn 

Ijm  •  .         • 

!  F:  dankel  violer- Fl* 

.    ,.    .  j  i      kehrt b«in Verl:« 

wemg  \  eranderung  ,      ^^der 

j^«  ... 

.    ,T  _,  j  '  F:  violett 

wenig  Veränderung    j^.  ^^j^ 


gelber 

stumpfer 

gelb 

grüner 


F:  blaaviolett 
L:  .   .   . 
F:  mißlarbig 

'  LäZ    •     •     • 

F:  braan 
L:  fublos 

F:  dankler 
L:  rosa 


•    \r  -.  j        ^  '  F:  dankler 
wenig  Veränderung    l.  f^hlM 


dunkler 


F:  dunkler 
L:  hellbrsaQ 


Braune  Farben. 

1143 

HNOaS  —  1,40 

NH,8  =  0,91 

107^  NaOH 

SnCl,  +  HCl 

bräanlichrot 

keine  Veränderung 

keine  Veränderung 

gelblich 

F :  schwarz 
L:  rotbraun 

braunrot 

braunrot 

braun,  langsam 
entförbt 

gelb 

etwas  röter 

F:  dunkler 
L:  rot 

langsam  heller 
werdend 

gelb  mit 
Scharlach  Rand 

F:  dunkler 
L:  .   .    . 

F:  dunkler 
L:  .   .   . 

»  •   • 

schmutzig  gelb 
mit  marron  Uand 

F:  karmoisin 
L:  karmoisin 

F:  bläulichkarmoisin 
L:  farblos 

wenig  Veränderung 

gelb  mit 
marron  Rand 

F:  gelber 
L:  gelbbraun 

F:  stumpf  Scharlach 
L:  .    .    . 

heller 

gelb  mit 
marron  Rand 

■       •       ■ 

■       •       • 

heller 

gelb  mit 
orange  Rand 

schmutzig  gelb  m 
hellmarron  Rand 

F:  karmoisin 
L:  rosa 

F:  lebhafter 

L:  schwach  braun 

F:  karmoisin 
L:  .   .   . 

F:  etwas  dunkler 
L:  .    .    . 

blauer 
wenig  Veränderung 

grünlichgelb  mit 
purpur  Rand 

F:  Scharlach 
L:  rosa 

F:  lebhaft  Scharlach 
L:  .   .    . 

beinahe  ent&rbt 

•       •       • 

F  :wenigVeränderung 
L:  .    .    . 

F:  brauner 
L:  .    .    . 

heller 

dunkler 
dunkler 

F  :wenigVeränderung 
L:  schwach  orange 

F :  wenigVeränderung 
L:  schwach  braun 

F  :wenigVeränderung 
L:  .    .    . 

F  :wenigVeränderung 
L:  .   .    . 

heller 
heller 

wenig 
Veränderung 

F:  röter 
L:  rosa 

F:  röter 
L:  .    .    . 

heller 

gelbbraun 

F:  keineVeränderung 
L:  .    .    . 

F  :wenigVeränderung 
L:  .    .   . 

langsam  entförbt 

braunrot 

geringe  Veränderung 

geringe  Veränderung 

langsam  entfärbend 

F:  yiolettschwarz 
L:  hellviolett 

F:  etwas  tiefer 
L:  .    .    . 

F:  dunkelrotbraun 
L:  rosa 

F:  gelbstichigrot 
L:  .    .    . 

rotorange 

F  :wenigVeränderung 
L:  .    .    . 

F:  dunkler  und  röter 
L:  .    .    . 

beinahe  entfärbt 

dunkelviolett 

F:  röter 
L:  .   .   . 

F:  karmoisin 
L:  karmoisin 

entfärbt 

rotviolett 

F:  heUer 
L:  .    .    . 

F:  karmoisin 
L:  .    .    . 

entfärbt 

•       •      • 

F  :wenigVeränderung 
L:  .   .    . 

F  :wenig  Veränderung 
L:  .    .    . 

entfärbt 

olive 

F:  keineVeränderung 

F :  wenigVeränderung 
L:  .    .    . 

entfärbt 

braun 

F :  keineVeränderung 
L:  .   .    . 

F  :wenigVeränderung 
L:  .    .    . 

entfärbt 

wenig 
Veränderung 

F:  keineVeränderung 
L:  .   .   . 

F:  keineVeränderung 
L:  .    .    . 

entfärbt 

dunkler 

F  .'wenigVeränderung 
L:  helloranire 

F  :wenigVeränderung 
L:  .    .    . 

heller 

1144 


Organiache  Farbstoffe. 


Farbstoff 


konz.  HjSO« 


10%  H,S04 


konz.  HCl 


Diam inbraun  V 
Baumwolle 

Biaminbraun    R 
Baumwolle 

Diaminbronze  Baum- 
wolle 

Diazobrann  R  extra 
Baumwolle 

Direktbraun     N 
Baumwolle       (L) 

Direktbraun    000 
(direkte  Färbung) 
Baumwolle       (£) 

Benzonitrolbraun  2R 
Baumwolle 

Benzonitroldunkel- 
braunN  Baumwolle 

Oxaminmarron 
Baumwolle 

Pluiobraun  R  Baum- 
wolle 

Thiazinbraun  G 
Baumwolle 

Thiazinbraun  R 
Baumwolle 

Diphenylbraun 
Baumwolle 

Diaminnitrazolbrann 
Baumwolle 

Thiokatechin  I 
Baumwolle 

Thiokatechin  S 
Baumwolle 

Schwefelkatechu    R 
Baumwolle       (Ä) 

Schwefelkatechu    G 
Baumwolle       (A) 

Immedialkatechu  0 
Baumwolle       (C) 

Schwefelbraun     G 
Baumwolle 

Schwefelbraun  2  G 
Baumwolle 

Pyrogenbraun      D 
Baumwolle 

Pyrogenbraun     M 
Baumwolle 

Pyrolbraun  G  Baum- 
wolle,   Schwefel- 
Farbstoff  (A) 


F:  dunkelrotblau 
L:  rotblau 

F:  violett 
L:  violett 

blau 

violettschwarz 

F:  dunkelrotbrann 
L:  .    .    . 

F:  blauschwarz 
L:  .    .    . 


violett 

violett 

blau 

violett 

braunrot 

rot 

blau 

F:  dunkelrot 

L:  dunkelkarminrot 

brauner 

lebhafter 

F:  wenig  verändert 
L:  .    .    . 

F:  wenig  verändert 
T  . 

JuJ*      »        . 

F:  gelbbraun 
T  . 

JuJ»      .         .         • 

F:  dunkelgelbbraun 

L:  schwach  gelblichbraun 

F:  gelbbraun 
L:  bräunlich 

F:  schwarz 
L:  .    .    . 

F:  etwas  dunkler 
L:  braun 

F:  heller 

L:  beim    Verdünnen    hell- 
braun 


keine  Veränderung 


keine  Veränderung 
keine  Veränderung 


F:  dunkelbraun 
L:  .    .    . 


geringe  Veränderung 

geringe  Veränderung 

geringe  Veiilnderung 

keine  Veränderung 

keine  Veränderung 

keine  Veränderung 


röter 


keine  Veränderung 
keine  Veränderung 


F:  wenig  Veiiac^r. 
±ji  ... 

sp.  1,16 
F:  Schwan 

▼iolettrot 

fiLrbt  rötlieh  i 

F:  dunkelbraoB 
L:  rot,  beimVeniii:« 
gelb 

F:  violettschwan 
1j  I   .     .    . 

geringe  Veranden;:^ 

geringe  Veiin<kr:it 

biaa 

donkJer 

braim 

brtan 

violett 

rötlich 

dunkler 


keine  Veränderung  i    geringe  VeiiiMkr-^' 

F:  etwas  dunkler     JF:  etwas  daaUtf 
L:  .    .    .  L:  rötlich 

F:  etwas  dunkler       F:  wenig  rerixKlrr 
L:  .    .    .  !  L:  sehr  schwich  r  --^ 


F:  unverändert 

IjI  ... 

F:  unverändert 

L:  .    .    . 

F:  etwas  dunkler 

Jj:  .    •    . 

F:  unverändert 

J^r  .    .    . 


F:  gelblichbnra 

XjZ   ... 

F:  heUcr  gelbiidiV-J 

XjT    ... 

F:  dunkler 

J-tZ      •         m        • 

F:  unverändert 

T  . 

F:  heUer 

1^  r  .    .    . 


Braune  Farben. 


1145 


HNO,  8  =  1,40 


NH,8  =  0,91 


10%  Na  OH 


SnCl,4-HCl 


stampf  violett 

sp.  1,42 
F:  entfärbt 
L:  helbrot 

braanrot 

schmutzig 
braunrot 

F:  gelbbraun 
L:  gelb 

F:  violettschwarz 
i-i  I  •    «    • 


braunrot 

brannrot,  Faser 
etwas  heller 

violett 
braunrot 
braunrot 
braunrot 

violett 

braun 

gelbrot 

gelb 

F:  wenig  ver- 
ändert 

±jI       m  .  m 

F:  wenig  ver- 
ändert 

Ij !    .     .     . 

F:  dunkelbraun 
L:  .    .    . 

F:  gelblichbraun 
L:  schwach  braun 

F:  gelbbraun 
L:  schwach  gelb- 
lich 

F:  dunkler 
L  • 

JUi  •      •         •         < 

F:  heller  braun 
L:  schwach  gelb- 
lich 

F:  etwas  dunkler 

r . 

i^>  •    •    • 


F  :wenig  Veränderung 

Li!    .     .     • 


dunkler 


geringe  Veränderung 


F  :wenig  Veränderung 

L:  rosa 

5% 
Faser  und  Lösung 
rot  beim  Erwärmen 

brauner 
geringe  Veränderung 


F:  rotstichiger 


geringe  Veränderung 
keine  Veränderung 
keine  Veränderung 


röter 


röter,  f)&rbt  gelb  ab 
röter,  flürbt  gelb  ab 

dunkler 

rötlich 


dunkler 
dunkler 
etwas  heller 


F: 
L: 

F: 
L: 


etwas  heller 


F: 
L: 

F: 
L: 

F: 
L: 

F: 
L: 


unverändert 


unverändert 


wenig  verändert 


unverändert 
unverändert 


F:  etwas  tiefer  und 

rotstichiger 
L:  .    .    . 

geringe  Veränderung 

geringe  Veränderung 

rötlich  abfärbend 

röter 

röter 

röter 

brauner 

rötlich 

dunkelbraun 

etwas  schwächer 

F:  etwas  heller 
L:  .    .    . 

F:  etwas  heller 
L:  .    .    . 


F:  unverändert 

1j  •  *    •    • 

F :  etwas  heller  gelb- 
braun 

F:  wenig  verändert 

F:  unverändert 

F:  etwas  heller 

IjI  m  .  * 


beinahe  enterbt 

In  der  Kälte  violett, 
beim  Erwärmen  ent- 
färbt 

farblos 

rasch  schwach  gelb 
werdend 

F:  fleischfarben 
L:  .    .    . 

F:  zuerst  dunkel- 
braun, dann  röt- 
lichorange 

langsam  selb 
werdend 

langsam  gelb 
werdend 

farblos 


farblos 


schwach  gelblich 
schwach  gelblich 


farblos 


hellgelb 

schmutzig  braun, 
dunkler 

fast  farblos 


F:  unverändert 

\jl  m  ■  . 

F:  etwas  heller 

1j'  m  m  m 


F:  hell  gelbbraun 
j^  •  •    «    • 

F:  hellbraun 
lai  t    •   « 

F:  wenig  verändert 
L:  — 

F:  unverändert, 
nach  längerer  Zeit 
etwas  heller 

IjI       m  m  m 

F:  etwas  heller 

JLjI    t     •     • 


1146 


Organische  Farbstoffe. 


A.  Meienberg*)    empfiehlt   folgende  Reaktionen  fiir   die   Unter- 
suchung einiger  Schwefelfarbstoffe  neben  Anilinschwarz: 


Immedial- 
schwarz  V 


Immedial- 
schwarz  G 


Immedial- 

schwarz  FF 


Vid  al8chwarz(alt) 


St.  DeDis-Schwarz 


Halbwollschwarz 


Katigenschwarz 

Schwefel- 
schwarz T 

SalfaniUn- 

schwarz  G 

Eclipsschwarz  B 


Claytonecht- 
schwarz  BM 


Anilinschwarz') 


Alkalisches 

Natriam 

superoxyd 


Schwefelsäure 
konz. 


L:  nahezu  farblos 
F:  blauer 


L :  schmutzig  grün 
F:  blauer 


L :  nahezu  farblos 
F:  blauer 


L:  hellgrün 
F:  grün,  viel 
heller 


L:  heUgrun 
F:  olivengrün, 
nahezu  entfilrbt 

L:  stumpf  grun- 

lichblau 
F:  hellgrün, 

nahezu  entftrbt 

L:  nahezu  farblos 
F :  nicht  verändert 

L :•  nahezu  farblos 
F :  nicht  verändert 

L:  farblos 
F:  blauer 

L:  hellbläuUch- 

grün 
F:  blauer,  heller 

L:  blaß  schwärz- 
lich 

F:  eher    heller, 
ohne  Verände- 
rung   in     der 
Färbung 

L:  blaß  bräunlich 
F:  bräunlich 


L:  violettschwarz 
F:  leicht  löslich 

L:  schwärzlich- 
violett 
F:  leicht  löslich 

L:  violettschwarz 
bis    bläulich- 
vi(^ett 

F:  leicht  löslich 

L:  olivenschwarz 
F:  spärlich  löslich 


L:  oliveschwarz 
F:  spärlich  löslich 

L:  stumpf  violett- 
schwarz 
F:  spärlich  löslich 

L:  stumpf  violett- 
schwarz 
F:  spärlich  löslich 

L:  srünlich- 

scnwarz 
F:  spärlich  löslich 

L:  violettschwarz 
F:  leicht  löslich 

L:  blauschwarz 
F:  eher  spärlich 
iöslich 


L:  schwarz 

F :  schwach  löslich 


bräunlichschwarz 


Hydro- 
sulfit 


Zinnchlorid 

und 

Salzsäure 


9 
M 

U 

9 

'O 

9 

I 

jn 

'o 

► 

a 


a 

9 

M 

t: 

.£3 
9 

9 


a 
s 

I 


Gewaftci*' 
Faser  tol 

deaPrtmi3{  - 

wftrmtiixKi  =. 

TerdüDiitec 

AjniBOBiii 


F :  hellbraun,  nach ! 
dem  Waschen    L 
violettschwarz  \ 

F:  dunkelbraun,  ' 
nach   dem         |  L 
Waschen 
braunschwarz 

F :  hellbraun,  nach 
dem  Waschen 
violettschwarz 

F:  dunkelbraun, 
nach   dem 
Waschen 
dunkel   oliven- 
gelb 

F:  dunkelbraun, 
nach   dem 
Waschen 
olivenfarbig 

F :  hellbraun,  nach 
dem  Waschen 
dunkel  oliven- 
farbig 

F:  hellbraun,  nach 


violct: 


:naheza 
&iblo8 


,:  sebwiä 
violett 


:  nahen 
farblos 


:  sckvin- 
lickblu 


L:  bUa 


dem  Waschen 
schwarz 

F :  hellbraun,  nach 
dem  Waschen 
schwarz 

F:  hellbraun,  nach' 
dem  Waschen  |L: 
violettschwarz 

F :  hellbraun,  nach 
dem  Waschen 
oliveschwarz 


L:  £ublds 


L:  fiublos 


violett 


L:  bUo 


F:  dunkelbraun, 
nach   dem 
Waschen 
dunkelbraun 

F:  braunschwarz, 
nach    dem 
Waschen 
schwärzlich- 
purpur 


L:  naben 
6rbloc 


L:  ftrbio6 


»)  Joum.  Soc.  Dy.  a  Co.  1901,  61;   Leipziger  Färber  1901,  240- 
•)  S.  auch:    Anilinschwarz  etc.  von  Dr.  E.  Nölting   und   Dr.  A-  Lehne 
1904,  159. 


Chemische  UntersachaDg  der  Farbstofife.  1147 

Über  die  Untersuchung  schwarz  gefärbter  Baumwolle  macht 
C.  M.  Whittaker  folgende  Angaben  (Zeitschr.  f.  Farben-  u.  Textil-Ch. 
1902,  397): 

Die  mit  Hilfe  Yon  Substantiven  Farbstoffen  durch  direkte 
Färbung  erhaltenen  schwarzen  Töne  bluten  stark,  wenn  sie  mit  kochen- 
dem Wasser  behandelt  werden. 

Das  Blauholzschwarz  ist  beim  Erwärmen  mit  yerdünnter  Salz- 
säure oder  Schwefelsäure  sehr  leicht  daran  zu  erkennen,  daß  es  Ton  der 
Faser  abgezogen  wird,  wobei  die  saure  Lösung  eine  orangerote  bis  rote, 
die  Baumwolle  selbst  aber  eine  purpurne  bis  rotbraune  Färbung  annimmt; 
überschüssige  Natronlauge  yerändert  die  saure  Lösimg  nach  Violett. 

Die  aus  auf  der  Faser  diazotierten  und  mit  /9-Naphthol  oder 
dgl.  entwickelten  Azofarbsto£Fen  gewonnenen  schwarzen  Färbungen  werden 
durch  Kochen  mit  Natriumhydrosulfit  YoUständig  zerstört;  Anilinschwarz 
und  Schwarz  aus  Schwefelfarbstoffen  werden  hierbei  nur  yorübergehend 
entfärbt,  beim  Waschen  mit  Wasser  kommt  die  ursprüngliche  Farbe 
wieder  zum  Vorschein. 

Die  Ermittlung  yon  Anilin  schwarz,  Schwefel  schwarz  und  yon 
mit  Anilinöl  überfärbtem  Schwarz  kann  folgendermaßen  geschehen: 
Man  erhitzt  eine  Chlorkalklösung  yon  3®  Be.  zum  Kochen  und  legt 
in  diese  Lösimg  das  zu  untersuchende  Muster  hinein:  Anilinschwarz 
wird  hierbei  nußbraun,  ein  mit  Anilinschwarz  übersetztes  Schwefel- 
schwarz gelb  bis  hellbraun  imd  Schwefelschwarz  selbst  wird  vollständig 
gebleicht. 

Legt  man  die  Baumwolle  in  konzentrierte  Schwefelsäure,  läßt  die 
Faser  verkohlen  und  verdünnt  alsdann  etwas  mit  Wasser,  so  zeigt  eine 
hellgrüne  Lösung  die  Gegenwart  von  Anilinschwarz,  eine  wasserhelle 
Lösung  hingegen  die  Gegenwart  von  Schwefelfarbstoffen  an. 

Als  Ergänzung  macht  F.  Neurath  (Zeitschr.  f.  Farben- u.  Textil-Ch. 
1902,  579)  weitere  Mitteilungen  über  Reaktionen  auf  schwarze  Schwefel- 
farbstoffe, die  anzustellen  sind,  sofern  nicht  ein  mit  Hilfe  von  Sub- 
stantiven Azofarbstoffen  durch  direkte  Färbung  erhaltenes  Schwarz  nach- 
gewiesen wurde. 

Die  gefärbte  Baumwolle  wird  mit  verdünnter  Natronlauge  gekocht. 
Nimmt  die  alkalische  Lösung  eine  graublau'e  bis  stahlblaue  Färbung  an, 
so  läßt  dies  auf  ein  Schwefelschwarz  scbließen. 

Wird  das  mit  weißer  Baumwolle  verflochtene  Garn  mit  Schwefel- 
natrium gekocht,  so  färbt  sich  das  weiße  Garn  an.  (Diese  Erscheinung, 
beim  Kochen  mit  Schwefelnatrium  zu  bluten,  zeigen  sämtliche  Schwefel- 
farbstoffe. Bei  den  meisten  blauen  Schwefelfarbstoffen  jedoch  wird  der 
Farbstoff  in  Form  seiner  Leukoverbindung  abgezogen,  die,  auf  Filtrier- 
papier ausgegossen,  nach  kurzer  Zeit  wieder  in  Blau  übergeht.) 


1148  Organische  Farbstoffe. 


Spektroskopische  Untersvekiuii:  der  Farkstotfe. 

Läßt  man  weißes  Licht  auf  die  Lösung  eines  Farbstoffes  faUen,  so 
wird  bekanntlich  ein  Teil  der  farbigen  Strahlen,  aus  denen  jenes  zu- 
sammengesetzt war,  absorbiert,  ein  anderer  Teil  hindurchgelassen.  Zerlegt 
man  das  weiße  Licht  yorher  durch  ein  Prisma  in  seine  Komponenten,  so 
findet  ebenfalls  die  Absorption  derselben  Strahlen  statt,  diese  werden 
im  Spektrum  ausgelöscht  und  an  ihrer  Stelle  erscheinen  nun  mehr  oder 
weniger  scharf  abgegrenzte  dunkle  Streifen.  Die  Intensität  und  Breite 
der  letzteren  wird  wesentlich  durch  die  Konzentration  der  Farbstoff- 
lösungen, sowie  durch  die  Dicke  der  Schicht  beeinflußt. 

Die  Absorption  erstreckt  sich  zunächst  auf  die  dem  Farbstoff  ent- 
sprechenden Komplementärfarben.  So  gibt  z.  B.  eine  verdünnte  Lösung 
von  Fuchsin  einen  schwarzen  Streifen  im  Gelbgrün,  während  alle  übrigen 
Farben  hindurchgehen  oder  doch  wenig  geschwächt  werden.  Bei  kon- 
zentrierteren  Lösimgen  yerbreitert  sich  der  Streifen  nach  Blau  hin,  so  dail 
dieses,  sowie  das  Violett  schließlich  verlöscht  werden.  Die  Absorptions- 
streifen vieler  Farbstoffe  sind  charakteristisch  genug,  um  letztere  bei 
einiger  Übung  dadurch  identifizieren  zu  können.  £s  gehört  aber  immer- 
hin  große  Übung  dazu,  um  das  Spektroskop  mit  Erfolg  anwenden  zu 
können.  Im  allgemeinen  ist  dasselbe  nichts  weiter  als  ein  verschärftes 
Auge  und  man  wird,  wenn  man  nicht  gelegentlich  in  grobe  Irrtümer 
verfallen  will,  stets  Vergleichsobjekte  zur  Hand  nehmen  müssen.  Für 
spektroskopische  Untersuchung  von  Farbstoffen  genügen  die  zuerst  von 
John  Browning  in  London  konstruierten  Taschenspektroskope.  Ein  Ver- 
gleichsprisma an  denselben  ist  durchaus  zu  empfehlen,  da  es  ohne  das- 
selbe schwierig  ist,  die  Stellung  der  Absorptionsstreifen  zu  bestimmen. 

Die  Taschenspektroskope  haben  vor  allem  die  große  Bequemlich- 
keit des  geradlinigen  Sehens.  Für  bequemeren  Gebrauch  desselben  hat 
H.  Vogel  ein  sehr  praktisches  Stativ  konstruiert.  In  Ermangelung  des 
letzteren  behilft  man  sich,  indem  man  das  Spektroskop  in  einen  gewöhn- 
lichen Bürettenhalter  spannt  und  die  zu  untersuchenden  Flüssigkeiten  in 
Reagensgläsem  oder  besser  in  Fläschchen  mit  parallelen  Wänden  vor 
dem  gegen  ein  Fenster  gerichteten  Spalt  befestigt.  Man  stellt  die  Sp&It- 
und  Femrohrverschiebung  derart,  daß  die  Fraunhofer  sehen  Linien 
im  zerstreuten  Tageslicht  scharf  und  deutlich  hervortreten.  Dabei  ist 
das  Vergleichsprisma  derart  zu  dirigieren,  daß  man  im  Gesichtsfelde 
scheinbar  ein  einziges,  durch  eine  dunkele  Querlinie  in  zwei  gleiche 
Hälften  geteiltes  Spektrum  erblickt. 

Zunächst  suche  man  sich  über  die  Lage  der  hauptsächlichsten 
Fraunhofer  sehen  Linien   zu  orientieren,    da    diese    gewissermaßen   die 


Spektroskopische  Untenuchang.  1149 

Skala  für  die  Absorptionsspektra  bilden.  Eine  eigentliche  Skala  ist  an 
den  Taschenspektroskopen  schwierig  anzubringen  und  für  den  vorliegen- 
den Zweck  auch  leicht  zu  entbehren. 

Die  wichtigsten  Frauenhof  er 'sehen  Linien  werden  mit  den  An- 
fangsbuchstaben des  Alphabets:  A,  a,  B,  C,  D,  F,  6,  h,  H'  und  H" 
bezeichnet.  Von  den  Hauptlinien  liegen  A  und  B  im  Rot,  C  im  Orange, 
D  im  Gelb,  £  im  Grün,  F  im  Blau,  G  im  Indigo  und  H  im  Violett. 

Da  die  Linie  D  im  Gelb  mit  der  Natriumlinie  zusammenfällt,  so 
dient  dieselbe  zweckmäßig  als  Ausgangspunkt  für  die  Aufsuchung  der 
anderen  Linien.  Man  richtet  am  besten,  während  man  das  Tagesspektrum 
durch  das  Hauptprisma  betrachtet,  das  Yergleichsprisma  auf  eine  Koch- 
salzflamme und  wird  sich  alsdann  leicht  über  die  links  und  rechts  von 
der  Natriumlinie  liegenden  Linien  orientieren  können,  namentlich,  wenn 
man  die  nachstehende  Tabelle  zu  Hilfe  nimmt.  In  letzterer  sind  die 
Lagen  der  Absorptionsspektra  einiger  Farbstoffe  in  der  meist  gebräuch- 
lichen Weise  durch  Kurven  angedeutet. 

Dieselben  sollen  durch  ihre  Höhe  und  Form  die  Intensität  der 
Verdunkelung  und  das  allmähliche  Abnehmen  derselben  nach  den  Seiten 
hin  ausdrücken. 

Die  Absorption  ist  an  der  Stelle  am  stärksten,  wo  die  Kurve  ihren 
höchsten  Punkt  erreicht. 

Letztere  Tabelle  ist  keineswegs  den  heutigen  Anforderungen  ent- 
sprechend und  soll  nur  als  erläuterndes  Beispiel  dienen.^) 

J.  Formanek^)  hat  auf  Grund  zahlreicher  Beobachtungen  nach 
folgendem  Prinzip  eine  spektroskopische  Methode  zur  Bestimmung 
der  Farbstoffe  bearbeitet. 

Mittels  eines  Spektroskopes  von  geeigneter  Dispersion  wird  zu- 
nächst die  Form  des  Absorptionsspektrums  der  Farbstofflösung  und 
somit  die  Gruppe,  in  welche  der  gesuchte  Farbstoff  gehört,  bestünmt.  ^) 

Form4nek  unterscheidet  folgende  Formen: 

1.  ein  symmetrischer  Streifen,  wie  z.  B.  bei  Anilinblau  2B,  sprit- 
löslich (A); 

2.  ein  Streifen  mit  einem  schwachen  gleichmäßigen  Schatten  rechts 
(Malachitgrün  oder  Patentblau  [M]); 


')  Vergleiche:  M.  Schutze,  Zsch.  f.  phjs.  Ch.  9^  109  und  dann  namentlicli 
C.  Grebe,  Zsch.  f.  phys.  Ch.  10,  673:  „Über  Azofarbenspektra*. 

')  Zsch.  f.  Unters,  der  Nähr.-  u.  Genußmittel  1899,  260. 

*)  J.  Form&nek,  Spektralanalytischer  Nachweis  künstlicher  organischer 
Farbstoffe.  Berlin,  Julius  Springer,  1900.  S.  auch  Z.  f.  angew.  Gh.  1900 
(Rob.  E.  Schmidt)  und  Z.  f.  F.  u.  TextU-Ind.  1902  (I)  289,  329,  505,  660;  1903 
(II)  9,  45,  72,  95,  319,  369. 


1150 


Organische  Farbstoffe. 


A      B  C    1>       S^ 


Fig.  115. 

a 


1. 

2. 
8. 


5. 

6. 

7. 

8. 

9. 
10. 
11. 
IS. 
IS. 
14. 
15. 
16. 
17. 
18. 
19. 

20. 
21. 
22. 

28. 

24. 
25. 


Alisarin  in  Alkohol. 

H-  NH«. 
Wasser  +  NHf 

Alkohol  +  KHO. 

Purpurin  in  AlkohoL 

konsentriert  (ponk- 
tieHe  Karre). 

+  KHO. 

in  Wasser. 

+  Alaun. 

konzentxiert  (punktierte  Knrrel 
Purpurinamid. 

AlizarinamicL 

Fuchsin. 

Korallin  in  Wasser. 

-   Alkohol. 


RosolsAure. 

Eosin  in  AlkohoL 

konzentriert  (punktierte  KurreV 

in  AmylalkohoL 


sauer. 


Safranin. 

, "I    Naphthalinrot 

konzentriert  (ponkiKunrel 


Fluoresceln. 


konzentriert  (punktKorrel. 

Jodgrün. 

Methylrosanilin-Pikrat. 

konzentriert 
(punktierte  Kurve). 

Anilinblau  in  Wasser. 

•    Alkohol  (punkt  Kurre). 

MethylTiolett 


Spektroskopische  Untersachimg.  1151 

3.  ein    Streifen  mit  einem    schwachen  Schatten  rechts  und  links 
(Bordeaux  extra  [By]); 

4.  ein    Streifen    allmählig   nach    rechts    verzogen    (wie    z.  B.  bei 
Reinblau  [t.  M]); 

5.  ein    Streifen    allmählich    nach    links    verzogen    (wie    z.  B.  bei 
Benzoviolett  R  [By]); 

6.  ein  starker  Streifen  imd  ein  schwacher  Streifen  rechts  (wie  z.  B. 
Khodamin  oder  Methylenblau); 

7.  ein  starker  Streifen  und  ein  schwacher  Streifen  links  (wie  z.  B. 
bei  Guineaviolett  4B  [A]  oder  Nilblau  R  [B]); 

8.  zwei  schwache  Streifen  zu  beiden  Seiten  eines  starken  Streifens 
(wie  z.  B.  bei  Phloxin  B  [S]  oder  Neublau  R  [By]); 

9.  zwei  nahe  aneinanderliegende  gleiche  Streifen  (Doppelstreifen) 
(wie  z.  B.  bei  Chromotrop  2  R  [M]) ; 

10.  zwei  ungleich  wellenartig  verbundene  Streifen  (Wellenstreifen) 
(wie  z.  B.  bei  Azoeosin  [By]); 

11.  neben  einem  starken  Streifen  mehrere  schwächere  Streifen  rechts 
oder  links  (wie  z.  B.  bei  Alizaringrün  S  [M],  Alizaringranat  R 
Teig  [M]  in  Äthylalkohol,  oder  Janusblau  6  [M.]); 

12.  eine  einseitige  Absorption  (wie  z.  B.  Naphtholgelb  [M]). 

Es  sind  dies  die  Absorptionsstreifen,  welche  bei  den  einfachen 
Farbstoffen  im  allgemeinen  regelmäßig  vorkommen. 

Je  nach  der  Form  ihrer  Absorptionsstreifen  werden  alle  Farbstoffe 
in  Gruppen  und  Untergruppen  eingeteilt  und  zwar: 

Grüne  Farbstoffe  in  6  Hauptgruppen, 
Blaue  -  -    8 

Rote  -  -    6 

Gelbe  -  .    5 

Jetzt  bestimmt  man  mittels  einer  passenden,  am  Spektroskop  an- 
gebrachten Meßvorrichtung  die  Lage  des  Absorptionsstreifens  bezw. 
der  Absorptionsstreifen,  wodurch  in  vielen  Fällen  der  Farbstoff  schon 
charakterisiert  ist. 

Isi  dies  nicht  der  Fall,  so  teilt  man  die  verdünnte  Lösung  [des 
Farbstoffes  in  drei  Teile,  versetzt  den  ersten  nach  Vorschrift  mit  ver- 
dünnter Salpetersäure  (1 : 5),  den  zweiten  mit  Ammoniak  (Ammoniak 
vom  spez.  Gew.  0,96  =  1:5),  den  dritten  Teil  mit  Ealihydrat  (1 :  10) 
und  beobachtet  die  Yeränderung  der  Farbe  und  des  Spektrums. 

Auf  Grund  dieser  Beobachtungen  stellt  man  den  betreffenden  Farb- 
stoff mit  Hilfe  der  zu  diesem  Zwecke  zusammengestellten  Tabellen  fest. 

Bezüglich  der  letzteren  ist  auf  die  Form 4nek sehen  Publikationen 
zu  verweisen. 


1152  Organische  Farbstoffe. 

Für  absolut  genaue  Analysen  ist  ein  großes  Spektroskop  ^)  er- 
forderlich ;  für  viele  technische  Analysen  genügt  ein  Taschenspektro- 
skop  mit  Wellenlängeskale  (ZeiB-Jena). 

Als  Reagentien  verwendet  Formdnek: 
Salpetersäure  1 : 5, 

Ammoniak:  Ammoniak  vom  spez.  Gew.  0,96  ==  1 :  5, 
Wäßrige  Kalilauge  (frisch  und  farblos)  1 :  10, 
Alkoholische  Kalilauge  (farblos)  1 :  10, 
Essigsäure  1 : 5, 
Alaunlösung  1 :  12. 

Als  Lösungsmittel:  Wasser,  Alkohol  97-proz.,  Amylalkohol. 

Die  sichere  Handhabung  dieser  Methode  setzt  große  Übung  vor- 
aus; selbst  dann  ist  es  oft  schwer,  sich  vor  Täuschungen  zu  bewahren. 
Bei  den  meisten  gelben  Farbstoffen  und  vielen  Azofarbstoffen  versagt 
sie  vollkommen,  da  entweder  gar  keine  oder  nur  äußerst  verwaschene 
Streifen  sichtbar  werden  und  auch  die  Farbenreaktionen  verschiedener 
Farbtsoffe  oft  ganz  identisch  erscheinen,  oder  dann  so  geringfügige  Unter- 
schiede in  der  Nuance  zeigen,  daß  sie  nur  dem  gutgeschulten  Auge 
erkennbar  sind. 

Einheitliche  Farbstoffe,  die  erwähnten  Ausnahmen  abgerechnet,  sind 
in  der  Regel  sicher  zu  erkcApen. 

Viel  schwieriger  gestalten  sich  die  Verhältnisse  bei  Gemischen.  An 
zirka  40  Proben,  aus  je  zwei  Farbstoffen  bestehend,  die  auf  Veran- 
lassung des  Verfassers  spektroskopiert  wurden,  ergaben  sich  nur  vereinzelt 
zutreffende  Resultate. 

Stehen  jedoch  nur  kleine  Proben  für  eine  Untersuchung  zur 
Verfügung  —  in  Substanz  oder  in  Form  von  gefärbtem  Material  — 
so  wird  man  sich  trotzdem  dieser  Methode  bedienen  müssen,  der  ein- 
zigen, die  bei  ausreichender  Erfahrung  unter  solchen  Umständen  Erfolg 
verspricht,  namentlich  wenn  es  möglich  ist,  damit  noch  andere  Reaktionen 
zu  verbinden. 

In  solchen  Fällen  ist  der  Farbstoff  für  die  Untersuchung  vom 
Fasermusterchen  unverändert  abzuziehen.  Dies  kann  häufig  erreicht 
werden  mittels  90-proz.  Essigsäure  oder  Alkohol,  Amylalkohol,  oft  auch 
mit  farblosem  Aceton  und  manchmal  durch  Anwendung  mehrerer  Lösungs* 
mittel  hintereinander.  Die  erhaltenen  Lösungen  werden  alsdann  sn 
den  spektroskopischen  Versuchen  verwendet. 

Photoakapie*  Als  Photoskopie  bezeichnet  P.  Heermann')  das 
Verfahren  der  systematischen  Prüfung  von  Farbstoffen  (in  Lösung  oder 

')  Zeiß-Jena;  Krüß-Hamburg;  Gustav  Meißner- Berlin. 
')  Dr.  PaalHeermann,  Koloristische  und  textilchemische  UntersDchongen. 
Verlag  von  Julius  Springer,  Berlin,  1903,  82. 


Photoskopie.  1153 

auf  der  Faser)  bei  yerschiedenen  Lichtquellen,  das  namentlich 
durch  Arbeiten  von  Paterson  (Joum.  Soc.  Dy.  Col.  1896,  191;  1902,  90) 
wissenschaftlich  zu  begründen  versucht  worden  ist. 

Es  beruht  auf  der  Tatsache,  daB  viele  Farbstoffe  bei  verschiedenen 
Lichtquellen  in  verschiedener  Nuance  erscheinen,  und  fuBt  auf  der  ver- 
schiedenen Zusammensetzung  der  Lichtquellen  einerseits  und  der  verschie- 
denen Absorptionsspektren  der  Farbstoffe  andererseits.  Diejenigen  Farben, 
welche  bei  Tagesbeleuchtnng  gleiche  Nuance  zeigen,  erleiden  eine  ver- 
schiedenartige Veränderung  der  Nuance  unter  künstlicher  Beleuchtung, 
wenn  ihre  Absorptionsspektren  verschieden  sind;  eine  solche  Ver- 
schiedenheit der  Veränderung  findet  aber  nicht  statt,  wenn  die  Absorp- 
tionsspektren und  die  sonstigen  physikalischen  Eigenschaften  der  Farb- 
stoffe unter  sich  übereinstimmen.  Die  chemische  Konstitution  der 
Farbstoffe  und  die  Art  ihrer  Ausfärbung  auf  die  Faser  ist  dabei  belang- 
los und  beeinflußt  das  photoskopische  Verhalten  nicht  direkt. 

Paterson  teilt  die  verschiedenen  Lichtquellen  in  Gruppen  ein, 
welche  einen  analogen  EinfluB  auf  die  Farbennuancen  ausüben. 

Als.  Normallicht  wird  das  weiße  zerstreute  Tageslicht 
angenommen  und  alle  Nuancenänderungen  werden  auf  dieses  bezogen. 

Diesem  am  nächsten  stehen  das  Magnesiumlicht  und  das 
elektrische  Bogenlicht  (1.  Gruppe).  Dann  folgt  das  Auerlicht 
bezw.  das  Gasglühlicht  (2.  Gruppe),  femer  der  Reihe  nach:  Acetylen- 
licht,  Kalklicht,  Öllampenlicht,  Gasschnittbrennerlicht,  elektrisches 
Glühlicht,  Kerzenlicht  (3^  Gruppe). 

Beispiele  der  Nuancenänderungen:  Fuchsin,  Safranin,  Benzo- 
purpin  und  analoge  Farbstoffe  verlieren  unter  der  künstlichen  Beleuch- 
tung der  Gruppe  3  einen  großen  Teil  ihres  Blaustiches,  indem  sie  sich 
dem  Scharlachrot  nähern. 

Wollscharlach  und  die  anderen  hierher  gehörigen  Oxyazofarbstoffe 
werden  lichter  und  gehen  in  Orange  über. 

Erythrosin-,  Rhodamin-  und  andere  Rosas  dieser  Farbstoffgruppe 
verwandeln  sich  gleichfalls  in  Orange. 

Methylorange,  Orange  G  und  die  anderen  Oxyazoorangemarken 
werden  heller  und  gelber  bis  weiß. 

Auramin,  Nitrazingelb,  Tartrazin  und  alles  Zitronengelb  verblaßt 
merklich. 

Chrysamingelb  und  andere  rötere  Gelb  vertragen  das  künstliche 
Licht  besser  als  Zitronengelb. 

Säuregrün,  Brillantgrün  etc.  mit  gelbem  Stich  erhalten  nur  etwas 
stärkeren  Gelbstich. 

Malachitgrün,  Methylgrün,  Viktoriagrün  und  andere  blaustichigc 
Grün  erscheinen  bei  Gas  noch -blauer. 

Untenuchtuigen.  6.  Aufl.  IQ.  73 


1154  Organische  Farbstoffe. 

Gyaniii,  Methylenblau,  Patentblau,  Diaminreinblau  tind  andere 
grünstichige  Blau  erscheinen  grüner  als  bei  Tage  und  behalten  diese 
Richtung  auch  in  Mischungen  bei. 

Alkali-,  Nacht-,  Yiktoriablau  und  andere  Reinblau  werden  dunkler, 
spielen  ins  rötliche  und  gehen  bisweilen  sogar  in  Schiefergrau  fiber. 
Ein  geringer  Zusatz  von  Zitronengelb  schützt  gewissermaßen  das  Blau 
gegen  den  störenden  EinfluB  der  künstlichen  Beleuchtung. 

Echtsäureblau,  Azosäureblau,  Indulin,  Bleu  de  Lyon,  ResordnbUa 
und  andere  rotstichige  Blau  werden  um  so  röter,  je  rotstichiger  sie  ron 
Hause  aus  sind. 

Kompositionsblau  aus  einem  Blaugrün  und  Methylviolett  nehmen 
mehr  Rotstich  an  als  Blau  Yon  homogener  Zusammensetzung. 

Basische  Violett  gleichwie  das  Azosäureviolett  etc.  erleiden  einen 
Verlust  an  Blaustich  und  eine  Zunahme  des  Rotstichs  umsomehr,  je 
rotstichiger  die  Marke  ist.  Die  gelben  Strahlen  des  künstlichen  Lichtes 
vereinigen  sich  mit  dem  blauen  Bestandteil  des  Violetts  zu  einem  Graa 
und  erhöhen  die  Wirkung  des  roten  Bestandteils  im  Violett  auf  das  Auge. 
Helles  Violett  wird  zu  Rosa,  dunkles  zu  Granat-  bis  Hochrot. 

Orseille  wird  bedeutend  röter. 

Ebenso  wird  wesentlich  röter  ein  mit  Alizarin  und  Chrombeiie 
hergestelltes  Bordeaux  auf  Wolle. 

Alizarinrot  auf  Wolle  mit  Alaunbeize  wird  heller  und  gelber  bis 
zu  Scharlach. 

Alizarin-Eisen-Lila  erhält  einen  Rotstich. 

Füstel-  und  Gelbholzgelb  auf  Wolle  werden  rötlich  nuanciert 

Patentfastin  yerändert  sich  kaum. 

Eamala-Orange  erleidet  ebenfalls  kaum  eine  Veränderung. 

Indigo-Karmin  und  andere  Indigopräparate  verlieren  ihren  Grün- 
stich, werden  röter  und  schmutziger. 

Dunkles  Indigoblau  (Küpenblau)  geht  bei  künstlichem  Licht  nahexu 
in  Blauschwarz  über. 

Für  den  allgemeinen  Gebrauch  eignet  sich  das  Verfahren  nicht; 
einmal  fehlen  die  ausreichenden  Unterlagen,  wie  wir  sie  z.  B.  för  die 
spektroskopischen  Untersuchungen  in  den  Formdnek  sehen  Arbeiten 
besitzen,  andererseits  steht  der  Aufwand  an  Mitteln  in  keinem  Ve^ 
hältnis  zur  Bedeutung  der  zu  erwartenden  Ergebnisse.  In  besonderen 
Fällen  lassen  sich  vielleicht  Anhaltspunkte  gewinnen,  welche  die  auf 
anderem  Wege  erhaltenen  Resultate  in  willkommener  Weise  ergSnxen. 


Indigo,  1155 


n.  In  der  Natnr  Torkommende  organische 

Farbstoffe'). 

1.  Blaue  Farben. 
Indlsro* 

Wird  in  Ostindien,   Coromandel,  Java,  China,   Zentral-  und  Süd- 
amerika,   Brasilien),  West-    und   Nordafrika    und    an    vielen    sonstigen 
Orten   aus    der    angebauten    oder    (wie    u.  a.  in  Westafrika)    auch    wild 
wachsenden  Indigopflanze  gewonnen.     Wichtigste  Varietäten:   Indigofera 
tinctoria,    I.  Anil,    I.  disperma,    I.  argentea.     Über   Anbau    der   Indigo- 
pflanzen  und  Gewinnung    des    Indigos    vgl.  Köchl  in -Schwarz    (Bull. 
Mulh.  28,  307),  Depierre  (Bull.  soc.  ind.  Ronen  1876,  434;  Dingl.  226, 
601),  Rawson  (Joum.  soc.  of  Dyers  and  Colorists  1886,  140;  Chem.  Ind. 
1887,   110)  und   „Zentralblatt  für  Textilindustrie«   (1890,  No.  3). 
Die  besten  Handelssortea  sind  Bengal-,  Java-^  und  Guatemala- 
Indigo,     auBerdem     kommen     Coromandel-,     Manila-,     Madras-, 
Senegal-,    Isle    de    France-,    Ägyptischer,    Caracas-,    Brasil-, 
Kuba-,    Jamaika-,    Domingo-,    Louisiana-  und  mexikanischer 
Indigo  im  Handel  vor. 

Es  gehört  langjährige  Übung  dazu,  um  diese  zahlreichen  Indigo- 
sorten nach  dem  äußeren  Ansehen  auf  ihre  Güte  sicher  oder  annähernd 
sicher  zu  prüfen.  Je  leichter  ein  Indigo  ist,  je  blauer  und  nur  wenig 
ins  Violette  spielend  seine  Farbe,  je  lebhafter  und  ins  Gelbe  spielend 
der  Kupferglanz  beim  Reiben,  desto  besser  ist  er ;  dagegen  desto  geringer, 
je  größer  sein  speziflsches  Gewicht,  je  violetter  die  Farbe,  je  dunkler 
und  roter  der  Kupferglanz  im  Striche.  Beim  Einkaufen  hat  man  nament- 
lich auch  Färbung,  Form  und  Glanz  des  Bruches  zu  beobachten.  Der 
Bruch  eines  guten  Indigos  muß  gleichförmig,  matt,  reinblau  oder  violett- 
blaü  sein  imd,  mit  einem  glatten  Körper  gerieben,  einen  lebhaften,  fast 
goldähnlichen  Metallglanz  annehmen. 

I.    Asiatischer   Indigo.      a)    Bengalindigo    kommt    nach 
y.  G  Gehen  hausen^)  in    allen  Qualitäten   \md  Farben  in    den  Handel. 


')  Vgl.  auch  V.  Cochenhansen,  Die  in  der  Färberei  noch  verwendeten 
natarlichen  Fai^stoffe.    Z.  f.  angew.  Ch.  1904,  874. 

')  Mu8pratt8  Chemie,  Braunschweig.  4.  Aafl.  1889,  m,  136.  Die  nach- 
folgende Einteilung  und  Charakterisierung  der  hauptsächlichsten  Indigosorten, 
welche  wir  bei  der  Wichtigkeit  der  äußeren  Prüfung  und  Beurteilung  derselben 
für  den  Indigohandel  unverkürzt  bringen,  rührt  von  Girardin  (Lebens  de  chim. 
61öment.  2,  604)  her. 

73* 


X156  Organische  Farbstoffe. 

Die  besten  Sorten,  welche  kubische  oder  prismatische  Stücke  von  5  bis 
8  cm  Seitenfläche  mit  etwa  75  Proz.  Indigo  bilden,  sind  schön  dunkel- 
blan,  von  feinem  und  gleichmäßigem  Korne,  sie  haften  an  der  Zunge« 
lassen  sich  leicht  pulyerisieren  und  nehmen  beim  Reiben  mit  dem  Finger 
Kupferglanz  an. 

Nächstdem  konmit  der  rotyiolette  Indigo  mit  purpurfarbenem  Ton 
und  gleichmäßigerem  und  glänzenderem  Bruch;  er  ist  dichter  und  härter. 
Der  rote  Farbenton  rührt  von  der  Anwesenheit  einer  größeren  Menge 
von  roten  und  braunen  Extraktivstoffen  her.  Unter  ihnen  findet  man 
gerade  die  Indigoarten,  welche  beim  Anstellen  der  Küpen  die  besten 
Resultate  geben.  Die  schlechtesten  Qualitäten  sind  wie  bei  den  anderen 
Sorten  diejenigen,  deren  Farbe  hellblau  mit  einem  Stich  ins  Graue  oder 
Grüne  ist.  Diese  Färbung  zeigt  die  Anwesenheit  einer  großen  Menge 
von  Extraktivstoffen  an,  welche  jedoch  von  dem  für  die  purpurfarbenen 
Arten  charakteristischen  Indigbraun  verschieden  sind  und  sich  beim 
Färben  vollkommen  indifferent  verhalten.  Ein  derartiger  Indigo  ist  hart, 
dicht,  haftet  wenig  oder  gamicht  an  der  Zunge  und  nimmt  beim  Reiben 
keinen  Kupferglanz  an. 

b)  Coromandel-  oder  Oude-  (Auhd-)  Indigo  ist  den  bengali- 
schen Mittel  Sorten  gleich  und  kommt  in  harten,  schweren,  wenig  spröden 
Stücken  in  den  Handel. 

c)  Manilaindigo  stammt  von  den  Philippinen  und  bildet  leb- 
haft blaue  Stücke,  die  aber  nicht  den  vollen  Kupferstrich  zeigen;  geringere 
Sorten  sind  schwerer,  hart  und  im  Bruche  von  mattblauer  Farbe.  Er  ist 
öfter  mit  Ton  und  kohlensaurem  Kalk  verunreinigt  und  wird  weniger 
zum  Färben  als  zum  Bläuen  angewendet. 

d)  Madrasindigo  hat  einen  kömigen,  rauhen  Bruch,  geringen 
Kupferglanz,  enthält  weniger  Farbstoff,  ist  ebenso  leicht  wie  der  ßengal- 
indigo  und  haftet  wenig  an  der  Zunge.  Die  kubischen  Stücke  zeigen  noch 
den  Eindruck  des  Zeuges,  auf  welchem  der  Indigo  zum  Trocknen  gelegen  hat. 

e)  Javaindigo  zeichnet  sich  durch  große  Reinheit  des  Farbstoffes 
aus,  da  er  nur  sehr  geringe  Mengen  von  Extraktivstoffen  enthält  Der 
geringe  Gehalt  an  Farbstoff  rührt  von  der  Anwesenheit  tonartiger  Bei- 
mengungen her. 

2.  Afrikanischer  Indigo,  a)  Ägyptischer  Indigo  besteht 
aus  großen,  würfelförmigen,  leichten,  trockenen,  dunkelblauen  Stacken 
mit  lebhaft  glänzendem  Strich  und  glattem  Bruch. 

b)  Indigo  von  Isle  de  France  kommt  in  kleinen  Würfeln, 
welche  dem  Manillaindigo  ähnlich  sind,  in  den  Handel. 

c)  Senegalindigo  kommt  selten  in  den  Handel  und  ist  weit  mehr 
mit  erdigen  Substanzen  verunreinigt  als  die  anderen  Sorten.  Die  nicht 
verunreinigten  Sorten  sind  sehr  wertvoll. 


Indigo.  1157 

3.  Amerikanischer  Indigo,  a)  Guatemalaindigo  bildet  un- 
regelmäßige Stücke  von  yerschiedener  Gestalt  und  GröBe.  In  seinen 
Eigenschaften  nähert  er  sich  dem  Bengalindigo;  die  besseren  Sorten 
sind  sehr  oft  mit  geringerer  Ware  yermischt,  so  daß  die  Wertbestimmung 
sehr  schwer  ist. 

b)  Caracasindigo  ist  dem  Guatemalaindigo  meistens  gleichwertig, 
jedoch  weniger  geschätzt  als  dieser. 

c)  Brasilindigo  ist  eine  schlechtere  Sorte,  gewöhnlich  schiefer- 
blau, hart,  rauh  und  ohne  Glanz. 

^Bestandteile.  Es  ist  zu  beachten,  daß  die  Güte  des  Indigos, 
sowie  seine  Farbstof&nenge  weniger  von  seiner  Herkunft,  als  von  der 
mehr  oder  weniger  sorgfaltigen  Art  seiner  Darstellung  abhängt. 

Indigo  enthält  außer  dem  Indigblau,  Indigbraun,  Indigrot  Indig- 
leim  und  Mineralstoffe.    Ein  guter  Bengalindigo  enthält  etwa: 

Indigblau         61,4 

Indigrot  7,2 

Indigbraun        4,6 

Indigleim  1,5 

Mineralstoffe    19,6 

Wasser  5,7 

100,0 

Der  Gehalt  an  Indigblau  (Indigotin)  variiert  (abgesehen  von  ganz 
schlechten  Sorten,  wie  sie  beispielsweise  in  Westafrika  zuweilen  sich 
finden  s.  o.)  zwischen  20  und  90  Proz.  und  beträgt  im  Mittel  40 — 50  Proz. 
Das  Indigrot  (Indirubin)  ist  in  Alkohol,  das  Indigbraun  in  Alkalien 
löslich.  Letzteres  soll  in  Indigosorten,  bei  deren  Herstellung  Kalk  ver- 
wendet wurde,  in  größeren  Mengen  vorhanden  sein.  Um  Indigblau  von 
den  übrigen  Bestandteilen  des  Indigos  möglichst  zu  befreien,  zieht  man 
den  Indigleim  mit  verdünnter  Säure,  das  Indigbraun  mit  verdünnter 
Natronlauge,  das  Indigrot  mit  kochendem  Alkohol  der  Reihe  nach  aus, 
worauf  der  Indigo  und  der  unlösliche  Teil  der  Mineralsalze  zurück- 
bleiben. Oder  man  scheidet  Indigblau  und  Indigrot  zusammen  mittels 
der  von  Rawson  (siehe  weiter  unten)  angegebenen  Hydrosulfitküpen- 
methode aus  und  entfernt  das  Indigrot  durch  Auskochen  mit  Alkohol 
in  einem  Extraktionsapparate. 

Das  Indigblau  ist  mehr  oder  weniger  löslich  in  Anilin,  Chloroform, 
Eisessig*),  Benzol,  Nitrobenzol,  Toluol,  Phenol,  Kreosot,  Amylalkohol, 
Aceton,  Stearinsäure,  Paraffin  und  hochsiedendem  Petroleum.  Nicht  alle 
diese  Lösungen  zeigen  dieselbe  Färbung.  Während  z.  B.  Chloroform- 
und  Anilinlösung  indigblau  gefärbt  sind,  besitzt  die  Paraffinlösung  (und 

»)  Vorschlag  von  Lenz  (Z.  f.  anal.  Gh.  1887,  550  u.  1890,  101). 


1158  Organische  Farbstoffe. 

die  Lösung  in  rauchender  Schwefelsäure)  die  purpurrote  Farbe  dei 
Indigdampfes,  ein  Verhalten,  welches  gewissermaßen  an  dasjenige  des 
Jods  erinnert  (Nietzki,  Chemie  d.  organ.  Farbstoffe.  Berlin,  Springer, 
1889,  194).  In  heißer  konzentrierter  Kalilauge  löst  sich  das  Indigblau 
mit  orangegelber  Farbe. 

Bekannt  ist  das  Verhalten  des  Indigos  gegen  Reduktionsmittel, 
wie  hydroschweflige  Säure,  Traubenzucker,  Zinkstaub,  Zinnoxydul,  £isen> 
ozydul  (Küpenbildung),    und    des  gebildeten  IndigweiBes    an  der  Luft 

Aus  dem  Indigo  werden  verschiedene  Indigaprüparate  (Indigblau- 
Schwefelsäure,  Indigkarmin,  Indigpurpur,  Indigyiolett)  dargestellt.  Die 
Indigb laus chwe feisäure  erhält  man  durch  Behandeln  yon  feingepul- 
yertem  Indigo  mit  rauchender  Schwefelsäure  oder  einem  Gemenge  der- 
selben mit  englischer  Schwefelsäure,  bis  ein  Tropfen  der  Flüssigkeit,  in 
Wasser  gebracht,  dieses  klar  blau  färbt,  ohne  noch  einen  unlöslichen 
Niederschlag  zu  geben. 

Wird  eine  Lösung  der  Indigblauschwefelsäure  von  zirka  20®  Be. 
stark  mit  Wasser  verdünnt  und  mit  einer  Lösung  von  Soda  neutralisiert 
oder  (und  billiger)  mit  einer  gesättigten  Kochsalzlösung  ausgefallt,  so 
entsteht  indigblaudisulfosaures  Natrium,  Ci^^^(NtiSOi\l!^fi^  (Indig- 
karmin), welches  in  der  sulfathaltigen  Mutterlauge  unlöslich,  in  reinem 
Wasser  aber  löslich  ist.  Man  unterscheidet  im  Handel  drei  Sorten 
Indigokarmin,  welche  durchschnittlich  (nach  Girardin,  Lebens  de 
chim.  element.  2,  N  618,  216)  folgende  Zusammensetzimg  haben: 

Wasser  Indigo  Salze 

Karmin     I       89  4,96  5,7 

II       85  10,02  4,8 

-       III       73,7  12,04  13,9 

Um  die  Güte  des  Indigokarmins  zu  erkennen,  genügt  es  nach 
Mierzinski  („Die  Erd-,  Mineral-  und  Lackfarben^,  1881,  216)  eine 
kleine  Menge  auf  nicht  geleimtes  Papier  (Filtrierpapier)  zu  bringen. 
Ist  das  Produkt  unrein,  so  wird  sich  bald  ein  grünge^bter  Ring  um 
die  Probe  herum  bilden.  Der  Ring  entsteht  aber  nicht,  wenn  der 
Karmin  gut  getrocknet  war.  Um  nun  ein  gutes  Resultat  zu  erhalt^ 
muß  die  Probe  erst  mit  kochendem  Wasser  angerührt  werden.  Zu 
besseren  Resultaten  gelangt  man  durch  das  Ausfallen,  indem  man  eine 
bestimmte  Menge  mit  alaunierter  und  mit  Weinstein  gebeizter  Wolle  be- 
handelt, welche  allen  blauen  Farbstoff  fixiert,  während  der  grüne  zurück- 
bleibt und  alsdann  von  Seide  aufgenommen  werden  kann.  Das  unlieb- 
same Auswittern  des  getrockneten  Indigokarmins  verhindert  man  durch 
einen  Zusatz  von  3  bis  höchstens  4  Gewichtsprozenten  Glyzerin  (auf 
trockenen  Indigokarmin  bezogen). 


Indigo.  1159 

Wird  1  Teil  feingepulverter  Indigo  in  Teigform  mit  der  20-fachen 
Menge  Schwefelsäure  allmählich  übergössen  und  die  Temperatur  durch 
äußere  Abkühlung  hierbei  niedrig  gehalten  (damit  größere  Mengen  von 
Indigblaumonosulfosäure  entstehen),  so  erhält  man  nach  etwa  y^-stün- 
diger  Einwirkung  ein  stark  rotviolettes  Produkt.  Die  Prüfung  der 
Farbe  durch  Bestreichen  einer  Glasscheibe,  welche  man  gegen  das  Licht 
hält,  ist  hinlänglich  zuverlässig  zur  Beurteilung,  ob  das  Präparat  recht 
ausgefallen.  Man  bringt  nun  den  Brei  in  viel  Wasser,  filtriert  von  der 
gleichzeitig  gebildeten  Indigblauschwefelsäure  ab  und  erhält  durch 
Waschen  reinen  Indigopurpur.  Derselbe  kann  beliebige  Zusätze  von 
Orseille  ertragen  und  gibt  auf  Wolle  ohne  jede  vorherige  Beize  ein 
schönes  Violett. 

Auf  ähnliche  Weise  erhält  man  Indigviolett,  indem  man  bei  der 
Einwirkung  der  Schwefelsäure,  statt  zu  kühlen,  schwach  erwärmt  und 
dabei  weniger  Säure  anwendet. 

Wir  kommen  nun  zur  chemisch-phjsikalischen  Werf/prüfwng  des 
Indigos. 

a)  Das  spez.  Gewicht  gestattet  gewisse,  aber  keineswegs  ganz 
sichere  Schlüsse  auf  den  Farbstoffgehalt  des  Indigos.  G.  Leuchs  (J.  pr. 
Gh.  4,  349)  stellt  hierfür  folgende  Tabelle  auf: 


Spez,  Gewicht. 

Farbstoff. 

1,324 

56—56,5  Proz. 

1,332 

55 

1,343 

54,5 

1,350 

53 

1,372 

49,5—52      - 

1,371 

49 

1,351 

47 

1,364 

46,5 

1,381 

44 

1,384 

43 

1,412 

40 

1,432 

39 

1,437 

37 

1,455 

30,5 

Die  hier  mitgeteilten  Zahlen  stellen,  was  wohl  zu  beachten,  das 
Mittel  aus  einer  Reihe  erhaltener  Zahlen  vor. 

b)  Feuchtigkeit.     Trocknen  bei  100°.   Ein  guter  Indigo  verliert 
hierbei  3 — 7  Proz. 

c)  Asche,     lg  getrockneter  Indigo  wird  im  Platintiegel  verascht. 
Der  Aschengehalt   des  Indigos  ist   zwar   sehr   wechselnd,   doch   macht 


1160  Organische  Farbstoffe. 

ein  Gehalt  von  mehr  als  10  Proz.  denselben  einer  Fälschung  mit  mine- 
ralischen Stoffen  (Kreide,  Kalk,  Bleiasche,  Sand,  gepolyertem  Schiefer, 
Graphit  u.  dergl.)  Yerdächtig.  Zum  Nachweis  derselben  schlämmt  man 
eine  Portion  feingepulverten  Indigo  in  einem  größeren  Kelcfaglase  und 
prüft  nach  bekannten  Methoden  einen  etwa  entstehenden  Bodensatz. 
Guter  Indigo  muß  auf  Wasser  schwimmen  und  sich  in  demselben  völlig 
zerteilen  lassen,  ohne  einen  erdigen  oder  sandigen  Bodensatz  zu  geben. 

d)  Fremde  organische  Beimengungen.  Mit  wenig  Wasser 
verrieben,  darf  Indigopulver  keine  schleimige  Flüssigkeit  (Gummi, 
Dextrin)  geben  und  seine  Lösung  in  Salpetersäure  muß  auf  Zusatz  von 
Jodkalium  klar  bleiben  (Bläuung  zeigt  Stärke  an).  Hin  und  wieder 
enthält  der  Indigo  eine  Beimengung  von  Blauholzlack.  Sehr  oft  wird 
nach  Mierzinski  („Die  Erd-,  Mineral-  und  Lackfarben^,  1881,  200) 
das  Pulver  eines  guten  Indigos  in  die  Suronen  einer  schlechteren  Sorte 
geschüttet,  damit  sie  durch  Umhüllung  mit  einem  besseren  Indigo  dessen 
äußeres  Ansehen  gewinnen  soll.  £s  sind  sogar  Fälle  vorgekommen,  wo 
man  in  den  Suronen  eines  Guatemalaindigos  nachgemachten  Indigo  aus 
Erde  und  Indigostaub  fand. 

Nach  H.  Quant  in  konnte  in  einer  aus  Kalkutta  bezogenen  Probe 
Indigo  ein  Oxalsäurezusatz  festgestellt  werden,  welcher  die  Ware 
bei  der  Indigobestimmung  nach  der  Permanganatmethode  höher  pro- 
zentig  erscheinen  lassen  sollte  (Ann.  Chiim.  anal.  appl.  7,  256 — 57.  Ch. 
Gentralbl.  1902  (II);  547). 

Wertbestimmung  des  Indigos  durch  Probefärben,  von 
Cochenhausen  (Muspratts  Chemie,  3.  Aufl.  III,  121)  gibt  hierza 
folgende  Anleitung: 

Man  verwandelt  1  g  reines  Indigblau  durch  Behandeln  mit  20  bis 
25  g  konzentrierter  Schwefelsäure  in  Indigblausulfosäure  und  verdünnt 
mit  Wasser  auf  1  Liter.  1,  2,  3,  4,  5,  6,  7,  8,  9,  10,  11,  12,  13,  14. 
15,  16,  17,  18,  19,  20  ccm  dieser  Lösung  bringt  man  in  20  Kochgefaße, 
setzt  500  ccm  Wasser  hinzu  und  färbt  in  jedem  dieser  20  Farbbäder, 
unter  allmählicher  Erhöhimg  der  Temperatur  bis  zum  Kochen,  eine 
Probe  von  Wollen gam  oder  eines  feinen  Wollengewebes,  welche  genaa 
5  g  wiegt  und  vor  dem  Ausfärben  sorgfältig  mit  einer  Lösung  von  10  g 
kohlensaurem  Ammonium  in  1  Liter  Wasser  von  30 — 40^  C.  entfettet 
und  hierauf  gewaschen  worden  ist.  Nach  ^^  Stunden  werden  die  Master 
aus  den  Farbbädem,  welche  nun  fast  vollständig  entfärbt  sind,  genommen 
und,  nachdem  sie  kalt  geworden  sind,  mit  reinem  Wasser  gewaschen 
und  im  Schatten  getrocknet.  Diese  Muster  bilden  nebeneinander  gelegt 
eine  Farbenskala,  welche,  vor  Licht  und  Luft  geschützt,  längere  Zeit 
unverändert  bleibt.  Wenn  man  nun  1  g  einer  guten  Durcbschnittsprobe 
eines  zu  untersuchenden  Indigos  in  Indigblausulfosäure  verwandelt,  dss 


Indigo.  1161 

Produkt  in  1  Liter  Wasser  löst  und  5  g  Wollengam  oder  eines  feinen 
Wollengewebes  mit  20  ccm  dieser  Lösung  ausfärbt,  so  kann  man  bei 
einiger  Übung  leicbt  finden,  mit  welchem  Muster  der  Farbenskala  das 
gewaschene  und  getrocknete  Muster  eine  übereinstimmende  Färbung  be- 
sitzt. Wenn  z.  B.  das  Muster  in  seiner  Färbung  mit  No.  13  der  Skala 
übereinstimmt,  so  haben  20  ccm  des  zu  untersuchenden  Indigos  den- 
selben Wirkxmgswert  gehabt,  wie  13  ccm  einer  mit  reinem  Indigblau 
hergestellten  Lösung;  der  untersuchte  Indigo  enthält  daher  65  Proz.  reines 
Indigblau. 

Indessen  wird  eine  solche  Farbenskala,  zu  deren  Herstellung  Färb- 
stofimengen  yerwendet  wurden,  welche  eine  arithmetische  Reihe 
bilden,  nicht  dasjenige  Yorstellen,  was  der  Färber  als  eine  Schattierung 
bezeichnet.  Wenn  die  Skala  gleichmäßig  schattiert  sein  soll,  so  müssen 
die  zu  ihrer  Herstellung  verwendeten  Farbstoffmengen  eine  geometrische 
Reihe  bilden.  Man  Terdünnt  eine  Lösung  von  Indigblausulfosäure,  welche 
aus  0,2  g  Indigblau  dargestellt  worden  ist,  auf  1000  ccm  und  färbt  ein 
Muster  Yon  5  g  Wollengarn  mit  100  ccm  dieser  Lösung.  Bas  hierbei 
erhaltene  Farbmuster  zeigt  den  dunkelsten  Farbenton  der  Skala  und 
ist  mit  20  mg  Farbstoff  geförbt  worden.  Hierauf  verdünnt  man  800  ccm 
der  übrig  gebliebenen  Farbstofflösung  auf  1000  ccm  und  f^rbt  mit 
100  ccm  dieser  Lösung  ein  zweites  Gammuster  von  5  g  Gewicht;  das- 
selbe ist  nun  mit  ^/iq  der  Farbstof&nenge  gefärbt,  welche  zur  Herstellung 
des  dunkelsten  Musters  verwendet  worden  ist.  800  ccm  der  übrig  ge- 
bliebenen Indigolösung  werden  abermals  mit  Wasser  auf  1000  ccm  ver- 
dünnt, mit  100  ccm  dieser  Lösung,  welche  12,8  mg  ^  ®/io '  1^  ™g  Indigo 
enthält,  wird  das  dritte  Muster  gefärbt  usw. 

Soll  entschieden  werden,  welche  von  vorliegenden  Sorten  Indigo 
mit  Berücksichtigung  des  Preises  am  rentabelsten  ist,  so  verwendet  man 
zum  Probefärben  nicht  gleich  große  Farbstoffinengen,  sondern  diejenigen 
Mengen,  welche  gleichen  Preisen  entsprechen.  Wenn  z.  B.  von .  folgen- 
den vier  Indigoproben 

Preis  pro  1  kg 

1.  Java 12    Mark. 

2.  Bengal      ....  11        - 

3.  Kurpah  I       ...  7,8     - 

4.  Kurpahll     ...  6,6     - 

je  1  g  mit  konzentrierter  Schwefelsäure  in  Indigblausulfosäure  verwandelt 
und  das  Produkt  auf  Liter  verdünnt  worden  ist,  so  müssen,  wenn  die 
Preise  dem  Gehalte  an  Indigblau  entsprechen,  11  ccm  Java,  12  ccm 
Bengal,  16,9  ccm  Kurpah  I  und  20  ccm  Kurpah  II  übereinstimmende  Färbe- 
resultate geben.  Wenn  dieses  nicht  der  Fall  ist,  so  wird  man  leicht  ent- 
scheiden können,  welche  der  Proben  die  preiswerteste  ist. 


1162  Organische  Farbstoffe. 

J.  Großinann  (Österr.  Wollz.  1897,  1076;  Fischer,  Jahresb. 
1897,  630)  unterwirft  den  Indigo,  bevor  er  ihn  behufs  Vornahme  des 
Probefärbens  in  Karmin  umwandelt,  einer  Reinigung  durch  Behandeln 
mit  heii3er  Salzsäure  und  Natronlauge. 

B.  W.  Gerland  (Joum.  Soc.  Chem.  Ind.  11»,  15)  fuhrt  den  Indiffo 
mit  Schwefelsäure  (1,67)  bei  100®  zunächst  in  die  unlösliche  Indigo- 
monosulfosäure  und  diese  durch  konzentrierte  Schwefelsäure  bei  HX)^  in 
die  lösliche  Disulfosäure  über.  Ist  die  Lösung  der  letzteren  dunkel  ge- 
färbt, so  empfiehlt  es  sich,  den  Indigo  vor  dessen  Anwendung  zur  Analyse 
mit  Salzsäure  und  Wasserstoffsuperoxyd  zu  reinigen. 

Eolorimetrische  Prüfung.  Nach  W.  F.  Koppeschaar')  hat 
sich  die  Gewinnung  des  Indigos  in  den  letzten  Jahren  derart  verändert, 
daß  die  bisherigen  Untersuchungsmethoden  ihre  Brauchbarkeit  Terlieren. 
Die  jetzige  Handelsware  enthält  viel  mehr,  bisweilen  bis  über  lO^o* 
Indigorot  als  die  frühere.  Deshalb  ist  neben  der  Bestimmung  des  Indigo- 
blaus auch  die  des  Indigorots  notwendig.  Zu  diesem  Zwecke  schlägt 
er  folgende  Verfahren  vor. 

1.  Bestimmung  von  Indigblau  in  Indigosorten,  welche 
wenig  Indigrot  enthalten.  0,5  g  des  fein  zerriebenen  und  ganz 
durchgesiebten  Indigomusters  werden  mit  25  ccm  reiner  Schwefelsäure 
im  Kölbchen  unter  zeitweiligem  Umschütteln  6  Stunden  bei  höchstens 
60®  digeriert,  in  250  ccm -Meßkolben  aufgefüllt  und  unter  Verwerfung  des 
zuerst  Durchgehenden  filtriert,  25  ccm  des  Filtrates  werden  im  Becher- 
glas mit  75  ccm  gesättigter  Kochsalzlösung  vermischt,  das  gefällte  Indigo- 
karmin abfiltriert,  mit  gesättigter  Kochsalzlösung  ausgewaschen,  in  500  ccm 
Meßkolben  mit  siedend  heißem  Wasser  gelöst  und  bis  zur  Marke  auf- 
gefüllt. In  der  Lösung  ist  das  Indigblau  mit  dem  Kolorimeter  von 
Laurent  gegen  eine  reine  Indigotinlösung  von  0,1  g  in  1  1  mit  großer 
Genauigkeit  bestimmbar. 

2.  Bestimmung  von  Indigblau  und  Indigrot  in  natür- 
lichem (und  synthetischem)  Indigo.  Sie  beruht  auf  der  Lösiich- 
keit  von  Indigrot  und  Indigbraun  in  Essigsäure,  worin  Indigblau 
unlöslich  ist,  und  darauf,  daß  erstere  bei  Verdünnung  oder  teilwei^er 
Neutralisation  wieder  gefallt  werden.  0,5  g  der  fein  gepulverten  Durch- 
schnittsprobe werden  in  einem  Erlenmeyer-Kolben  von  8 — 9  cm  Durch- 
messer mit  100  ccm  Eisessig  eine  Stunde  lang  bei  100^  auf  dem  Wasse^ 
bade  erhitzt,  wobei  das  Indigrot  in  Lösung  geht.  Hierauf  legt  man  den 
Kolben  so  schief,  daß  die  Flüssigkeit  bis  an  den  Rand  reicht,  und  filtriert 
nach  dem  Erkalten,    sobald    sich   alles  Unlösliche   abgesetzt  hat.    Der 


^)  Z.  f.  anal.  Ch.  8S,  1.    S.  auch:    P.  T.  Hazewinkel  (Ein  neuer  Indigo, 
dessen  Analyse  and  die  des  Indigorein  B.  A.  S.  F.);  Oheni.-Ztg.  1900,  339. 


Indigo.  1163 

zur  Filtration  verwendete  Trichter  soll  einen  Durchmesser  von  8  cm 
haben;  der  untere  Teil  des  Halses  wird  mit  etwas  Glaswolle  ausgefällt, 
darauf  folgen  bis  etwa  1  cm  unter  den  konischen  Teil  des  Trichters 
sandkomgroße  Bimssteinstückchen  und  auf  diese,  als  eigentliches  Filter, 
eine  Schicht  ausgeglühten,  wolligen  Asbests,  welchen  man  sanft  andrückt. 
Beim  Filtrieren  muß  sehr  vorsichtig  verfahren  werden,  so  daß  zunächst 
kein  ungelöster  Indigo  in  den  Trichter  gelangt.  Es  gelingt  das  Abgießen 
der  Lösung  des  Indigrots  bis  auf  6  ccm  Flüssigkeit,  die  man  bei  einem 
geringen  Gehalte  der  Probe  an  Indigrot  vernachlässigen  kann;  andern- 
falls fügt  man  zum  Rückstand  im  Kolben  noch  etwas  Eisessig  und 
gießt  die  Flüssigkeit  so  gut  wie  möglich  von  dem  Ungelösten  in  den 
Trichter  ab.  Nach  erfolgter  Filtration  werden  Bimsstein  und  Glaswolle 
aus  dem  Trichterhals  entfernt,  das .  Asbestfilter  mittels  Glasstab  aus 
dem  umgestülpten  Trichter  in  den  Kolben  gestoßen  und  der  Trichter 
schließlich  mit  50  ccin  reiner  Schwefelsäure  in  den  Kolben  nachgespült. 
Durch  zweistündiges  Erwärmen  des  Kolbeninhaltes  auf  70°  verwandelt 
man  das  Indigblau  in  die  Sulfosäure,  gießt  deren  Lösung  in  einen 
250  ccm-Meßkolben  und  füllt  nach  dem  Erkalten  bis  zur  Marke  mit 
Wasser  auf.  25  ccm  dieser  Lösung  werden  auf  500  ccm  verdünnt;  in 
dieser  Flüssigkeit  wird  der  Gehalt  an  Indigblau  kolorimetrisch  bestimmt. 
Zur  Herstellung  der  Yergleichsflüssigkeit  (0,1  g  Indigotin  auf  1 1)  ver- 
wendet man  reinen  Indigo  (Fabrikat  der  Badischen  Anilin-  und  Soda- 
fabrik), welcher  bei  100°  Init  Eisessig  behandelt,  dann  abfitriert  und 
getrocknet  wird.  Für  die  Bestimmung  des  Indigorots  wird  die  Lösung 
benützt,  welche  bei  Behandlung  des  Indigos  mit  Eisessig  erhalten 
wurde.  5  bis  25  ccm  derselben  werden  in  einem  Becherglase  teilweise 
mit  Natronlauge  neutralisiert  (5  ccm  der  Eisessiglösung  erfordern 
12  ccm  einer  20-proz.  Natronlauge),  wodurch  sich  das  Indigrot  ab- 
scheidet. Der  Niederschlag  wird  abfiltriert,  mit  5-proz.  Natronlauge 
(zur  Entfernung  des  Indigbrauns)  gewaschen  und  in  getrocknetem 
Zustande  samt  Filter  in  einem  50  ccm  -  Meßkolben  mit  Eisessig  ge- 
schüttelt und  die  entstandene  Indigrotlösung  kolorimetrisch  bestimmt. 
Als  Yergleichsflüssigkeit  dient  eine  Lösung,  welche  im  Liter  0,05  g  In- 
digrot enthält.  (Das  reine  Indigrot  bereitet  man  sich  aus  fein  zer- 
riebenem Javaindigo  durch  Erhitzen  mit  Eisessig  und  darauf  folgendes 
y erdünnen  der  von  Indigblau  abfiltrierten  Lösung  mit  Wasser,  wodurch 
das  Indigrot  abgeschieden  wird.  Der  Niederschlag  wird  abfiltriert  und 
zur  Entfernung  des  Indigbraun  mit  Natronlauge  gewaschen.  Durch  Sub- 
limation bei  niedrigem  Druck  läßt  sich  das  so  erhaltene  Indigrot  leicht 
reinigen.) 

Beträgt  der  Gehalt  eines  Indigos  an  Indigrot  mehr  als  10  Proz., 
so  muß  die  Lösung  des    letzteren  mit  dem  gleichen  Volumen  Eisessig 


1164  Organische  Fttrbstoffe. 

Yerdünnt  werden.  Ist  der  Gehalt  an  Indigrot  sehr  gering,  so  wird  di^ 
Vergleichslösung  in  entsprechender  Weise  yerd&nnt. 

Zur  Bestimmung  des  Indigrots  im  synthetischen  Indigo  irer- 
den  nur  0,1  g  angewandt,  im  übrigen  yerfahrt  man  genau  gleich,  nur 
wird  die  Normallösung  aus  synthetischem  Indigrot  hergestellt. 

Für  die  kolorimetrischen  Methoden  ist  es  nach  Brylinski 
(Bull.  Soc.  Ind.  Mulh.  1897,  382)  notwendig,  eine  Lösung  YOn  rein  blauer 
Farbe,  d.  h.  eine  Lösung,  welche  ausschließlich  Disulfosäure  enthält,  an- 
zuwenden.    Zu  deren  Darstellung  yerfährt  man,  wie  folgt. 

Man  gibt  in  einen  Rundkolben: 

1  g  Indigo 
20  g  Glaspulver 
20  ccm  H,SO^  66*>  Be. 

5  ccm  Oleum  ä  25  Proz.  SOj-Gehalt, 

verschließt  und  läßt  unter  öfterem  Schütteln  48  Stunden    bei  gewöhn- 
licher Temperatur  stehen. 

Man  kann  auch  in  kürzerer  Zeit  (sechs  Stunden)  sulfonieren,  in- 
dem man 

1  g  Indigo  und 

20  g  Glaspulver  mit 

25  ccm  HjSO^  66°  Be.  auf  100»  erhitzt. 

Auf  diese  Art  erhält  man  ausschließlich  Sulfosäure,   die  sich  in  Wasser 
mit  blauer  Farbe  löst. 

Eine  solche  Lösung  empfiehlt  sich  auch  für  die  titrimetrischen  Me- 
thoden, weil  der  violette  Stich,  den  Tri-  und  Tetrasulfosäuren  in  wäßriger 
Lösung  zeigen,  die  Deutlichkeit  des  Farbenumschlages  vermindert. 

Indigotinbestimmung  nach  Ulzer  (Mitt.  technol.  Gew.Mus.  Wien 
1892,  214).    . 

1  g  fein  gepulverter  Indigo  wird  mit  50  ccm  5-proz.  wäßriger 
Natronlauge  und  10  ccm  WasserstofFsuperoxydlösung  versetzt  und  während 
10  Minuten  zum  Sieden  erhitzt.  Nach  dem  Erkalten  wird  mit  Wasser 
auf  das  doppelte  Volumen  verdünnt  und  durch 'ein  getrocknetes  und  ge- 
wogenes Filter,  dessen  Durchmesser  10 — 12  cm  beträgt,  filtriert.  Sollte 
zu  Anfang  die  Flüssigkeit  trüb  durchlaufen,  so  genügt  in  der  Regel  ein 
zweites  Aufgießen,  um  sie  zu  klären.  Der  mit  warmem  Wasser,  dann 
mit  verdünnter  Salzsäure  (1 :  10),  hierauf  abermals  mit  Wasser  und  zu- 
letzt mit  siedendem  Alkohol  gewaschene  Niederschlag  wird  bei  100' 
getrocknet  und  gewogen.  Das  Waschen  mit  Alkohol  ist  so  lange  fort- 
zusetzen, bis  das  Filtrat  nicht  mehr  braun  oder  rot,  sondern  blaßblso 
gefärbt  abläuft.  Das  getrocknete  Indigotin  wird  verascht  und  die  ge- 
ringe Aschenmenge  in  Abzug  gebracht! 


Indigo.  1165 

E.  Stolba  (Dy.  Calic.  Printer;  Färberztg.  1894/95,  110)  verfährt 
ähnlich.  Er  extrahiert  mit  Salzsäure,  wäscht  mit  Ammoniak,  dann  mit 
Alkohol,  wiegt  und  verascht. 

Vo eller  (Zeitsch.  f.  angew.  Chem.  1891,  110)  ermittelt  in  dem  zu- 
vor chemisch  gereinigten  Indigo  den  Stickstoff  nach  Kjeldahl  imd 
berechnet  durch  Multiplikation  der  gefundenen  Zahl  mit  9,36  das 
Indigoblau. 

Bestimmungen  des  Indigotingehaltes  durch  Sublimation  sind  trotz 
guter  Resultate,  die  Tennant  (Joum.  Amer.  Chem.  soc.  6,  185;  Chem. 
Ind.  7,  297)  erhalten  haben  will,  der  Unsicherheit  wegen  nicht  zu 
empfehlen. 

Die  Extraktions methode  beruht  auf  der  Behandlung  einer  ge- 
wogenen Probe  des  Indigos  mit  einem  geeigneten  Lösungsmittel  und  Ab- 
wiegen des  aus  der  erhaltenen  Lösung  krystallisierten  Indigotins. 

Honig  (Zsch.  f.  angew.  Chem.  1889,  280)  extrahiert  den  mit  Bims- 
steinsand gemengten  Indigo  in  einem  besonderen  Extraktionsapparat  ^) 
mit  Anilin  oder  Nitrobenzol.  Das  aus  der  eingemengten  Lösimg  nahezu 
vollständig  in  Krystallen  ausgeschiedene  Indigotin  wird  nach  dem  Ver- 
dünnen der  konzentrierten  Lösung  mit  dem  5 — 6-fachen  Volumen  Alko- 
hol gewogen  und  aus  dem  erhaltenen  Gewicht  und  unter  Berücksichti- 
gung des  Lösungskoeffizienten  des  Lösungsmittels  für  Indigoblau  der 
Gehalt  berechnet. 

J.  Schneider  (Zsch.  f.  anal.  Chem.  34,  347;  Kl  aus  er,  Osterr. 
Chem.-Ztg.  1899,  521)  gewinnt  aus  der  zu  untersuchenden,  Probe  den 
Farbstoff  durch  Extraktion  mit  kochendem  Naphthalin  und  tronnt  dieses 
dann  von  er^terem  dur<?h  Äther. 

Brandt  (Rev.  intern.  Falsific.  10,  130)  ersetzt  in  Schneiders 
Verfahren  das  Naphthalin  durch  Anilin,  da  beim  Filtrieren  der  ätheri- 
schen Naphthalinlösung  Naphthalin  leicht  auskrystallisiert  und  große 
Mengen  Äther  zum  Auswaschen  nötig  sind.  Man  extrahiert  0,2  g  Indigo 
im  Soxhlet-Extraktor  7, — 1  Stunde  mit  Anilin  und  läßt  erkalten. 
Das  Indigotin  krystallisiert  aus.  Dann  setzt  man  Wasser  und  Salz- 
säure zu,  um  alles  Anilin  in  Lösung  zu  bringen,  filtriert  durch  ein 
tariertes  Filter,  wäscht  mit  heißem  Wasser  bis  zum  Verschwinden  der 
Chlorreaktion  und  schließlich  mit  Alkohol,  der  höchstens  0,5  Proz.  des 
Gesamtindigotins  löst. 

Nach  A.  Brylinski  (Bull.  Soc.  Ind.  Mulh.  1898,  33)  ist  die  Be- 
Stimmung  des  Indigotins  durch  siedendes  Anilin  mit  zwei  Fehlerquellen 
behaftet. 


0  Geliefert  von  der  Firma  J.  W.  Rohrbecks  Nachfolger,  Wien,  K&mtner- 
straße  59. 


1166  Organische  Farbstoffe. 

Emmal  wird  durch  länger  dauernde  (3 — 4  Stunden)  £in^ 
von  Anilin  ein  Teil  des  Indigotins  zerstört  (bis  zu  30 — 40  Praz.)  und 
andererseits  enthält  das  aus  Anilin  krystallisierte  Indigotin  molekular 
gebundenes  Anilin  (zirka  10  Proz.).  Da  Brandt  nur  zirka  '/,  Stande 
kocht,  so  können  sich  bei  seiner  Arbeitsweise  die  beiden  Fehler  ungefiJir 
ausgleichen,  so  daß  das  Endresultat  ein  genügend  genaues  ist. 

Das  Verfahren  Ton  B.  W.  Gerland  (Joum.  Soc.  Chem.  Ind.  IS, 
15)  beruht  auf  der  Anwendung  von  Nitrobenzoldämpfen. 

Zur  Extraktion  hat  er  einen  besonderen  Apparat  zusammen- 
gestellt, der  die  Extraktion  und  Erystallisation  des  Indigotins  in  einer 
halben  Stunde  ausführen  läßt.  Aus  der  erkalteten  Lösung  scheidet 
sich  das  Indigotin  in  feinen  Krystallen  aus.  Nur  eine  Kleinigkeit 
davon  bleibt  in  Lösung  und  dieser  Fehlerquelle  weicht  Gerland  da- 
durch aus,  daß  er  das  Nitrobenzol  vor  dem  Gebrauche  kalt  mit  Indigo- 
tin sättigt. 

Die  Indigotinkrystalle  enthalten  noch  3-^  Proz.  Unreinigkeiten^ 
die  ihnen  durch  Behandeln  mit  Salzsäure  oder  besser  mit  Salzsäure  und 
Wasserstoffsuperoxyd  entzogen  werden,  bevor  man  sie  wiegt. 

Nach  Gerland  ist  diese  Bestimmung  mit  einem  Fehler  von  0,1 
bis  0,2  Proz.  behaftet,  weil  das  Indirubin  in  kaltem  Nitrobenzol  etwas 
leichter  löslich  sei  als  das  Indigotin. 

(Nach  Rawson  (Joum.  Dyer  and  Col.  1896,  83)  ist  Indirubin 
nicht  nur  etwas,  sondern  ziemlich  viel  leichter  löslich  in  kaltem 
Nitrobenzol ,  als  das  Indigotin ;  er  glaubt  deshalb,  daß  der  Fehler 
größer  sei.) 

A.  Brylinski  (Bull.  Soc.  Ind.  Mulh.  1898,  37;  Rev.  gener.  Mat 
Color.  1898,  52)  schlägt  als  Lösungsmittel  Eisessig  vor.  Das  Prinzip 
der  Methode  beruht  auf  der  Tatsache,  daß  Eisessig  bei  Siedehitze  be- 
trächtliche Quantitäten  von  Indigotin  zu  lösen  vermag,  während  20 
bis  30-proz.  Essigsäure  bei  gewöhnlicher  Temperatur  davon  nichts  auf- 
nimmt. Die  Operation  wird  in  einem  Soxhlet  ausgeführt  und  hat  aller- 
dings den  Nachteil,  ziemlich  viel  Zeit  in  Anspruch  zu  «nehmen.  Um 
0,150  g  Indigo  zu  erschöpfen,  bedarf  es  eines  fünfstündigen  Kohobierens. 
Ist  die  Extraktion  beendet,  so  gießt  man  die  Eisessiglösung  in  ein 
Becherglas  und  verdünnt  mit  dem  vierfachen  Gewicht  kalten  Wassers. 
Der  Niederschlag  wird  auf  ein  tariertes  Filter  gebracht,  mit  kochendem 
Wasser,  dann  mit  Alkohol  und  Äther  gewaschen,  bei  110**  getrocknet 
und  gewogen. 

Eine  neue  Methode  zur  quantitativen  Bestimmung  des 
Indigos  in  Substanz  und  auf  der  Faser  wird  von  R.  Möhlau 
und  M.  R.  Zimmermann  folgendermaßen  beschrieben  (Z.  f.  Farben-  u. 
Text.-Ch.  1903,  189): 


Indigo.  1167 

Ausführung  der  Methode:  Man  wiegt  0,1  g  pulverisierten  und 
durch  Seidensieb  No.  IO-t-16  gebeutelten  Indigo  in  einem  Glaskörbchen 
Ton  100  ccm  Kapazität  ab,  gibt  einige  böhmische  Granaten  hinzu,  über- 
gießt ihn  mit  50  ccm  Essigschwefelsäure  (Mischung  von  100  ccm  Eis- 
essig und  4  ccm  konzentrierter  Schwefelsäure)  und  erwärmt  auf  dem 
lebhaft  siedenden  Wasserbade  während  15  Minuten  unter  zeitweisem  Um- 
schwenken. Die  Lösung  wird  durch  ein  gehärtetes  und  mit  Essig- 
schwefelsäure getränktes  Papierfilter  von  10  ccm  Durchmesser  oder 
durch  einen  Neubauerplatintiegel  in  ein  Becherglas  von  300  ccm  Inhalt 
filtriert  und  das  Kölbchen  und  das  Filter  bezw.  der  Tiegel  mit  warmer 
Essigschwefelsäure  ausgespült  und  ausgewaschen,  bis  der  Ablauf  farb- 
los ist.  Hierzu  werden  weitere  50  ccm  gebraucht.  Dem  Filtrat  fügt 
man  noch  50  ccm  Essigschwefelsäure  hinzu,  erhitzt  es  auf  70^  und 
mischt  es  unter  heftigem  Rühren  mit  dem  Glasstab  anfangs  tropfen- 
weise, nach  begonnener  krystallinischer  Abscheidung  des  Indigblaus  in 
dünnem  Strahl  mit  100  ccm  siedend  heißem  Wasser.  Nach  freiwilligem 
Erkalten  wird  die  Mischung  durch  einen  gewogenen  Neubauerplatin- 
tiegel oder  durch  ein  bei  105^  getrocknetes,  gewogenes  Filter  aus  ge- 
härtetem Papier  filtriert.  Der  Filterrückstand  wird  erst  mit  50  ccm 
heißer  verdünnter  Salzsäure  (1 :  10),  dann  mit  50  ccm  heißem  Wasser 
und  schließlich  mit  2  bezw.  5  ccm  95-proz.  kaltem  Alkohol  aus- 
gewaschen und  der  Tiegel  bezw.  das  Filter  bei  105®  während  einer 
Stunde  getrocknet  und  dann  gewogen. 

In  dem  so  erhaltenen  Indigblau  ist  noch  zirka  0,2  Proz.  Asche 
enthalten,  welche  durch  Glühen  bestimmt  werden  kann  und  bei  Natur- 
indigo zu  berücksichtigen  ist.  Bei  synthetischem  Indigo  konmit  sie 
nicht  in  Betracht,  weil  nur  der  dritte  Teil  davon  in  Rechnung  zu  setzen 
ist  (s.  später). 

In  dieser  Form  ist  die  Methode  exakt  für  die  Bestimmung  des 
Indigoblaugehaltes  im  Naturindigo. 

Bei  der  Analyse  syntheHachen  Indigoa  ist  zu  berücksichtigen,  ^^ 
daß  er  3 — 10  Proz.  roten  Farbstoff  enthalten  kann  und  daß  nur  75  Proz. 
des  letzteren  beim  Ausfällen  des  Blaus  in  Lösung  bleiben.  Der  genaue 
Indigblauwert  wird  dadurch  erhalten,  daß  man  den  Analysengang  mit 
dem  gereinigten  Indigblau  so  oft  wiederholt,  bis  nicht  mehr  ein  rot 
gefärbtes,  sondern  ein  farbloses  Filtrat  erhalten  wird. 

Einfacher  gelangt  man  zum  genauen  Indigblauwert  auf  rechneri- 
schem Wege  dadurch,  daß  man  zum  analytisch  ennittelten  Indigblau- 
wert eine  Summe  addiert,  welche  sich  zusammensetzt  aus  den  für 
Feuchtigkeit,  organische  Fremdkörper  imd  für  Asche  ermittelten  Werten. 
Die  Differenz  der  Gesamtsumme  von  100  entspricht  75  Proz.  des  roten 
Begleitfarbstoffes. 


1168  Organische  Farbstoffe. 

Der  wahre  Indigblangehalt  ergibt  sich  daher  nach  Abzug  des 
dritten  Teiles  dieser  Differenz  vom  analytisch  ermittelten  Indigblaawert. 

Der  Feuchtigkeitsgehalt  berechnet  sich  aus  der  Differenz  der 
Wägungen  von  0,5  g  Indigo  vor  und  nach  zweistündigem  Trocknen  bei 
105^;  der  Aschengehalt  aus  der  Differenz  der  Wagungen  von  0,5  g 
bei  105^  getrocknetem  Indigo  vor  und  nach  dem  Glühen  im  PlatintiegeL 

Das  Gewicht  der  unlöslichen  organischen  Fremdkörper 
wird  zweckmäßig  im  Neubauerplatintiegel  bestimmt.  Der  im  Tiegel 
bleibende  Rückstand  ist  dann  nur  noch  mit  heißem  Wasser  auszu- 
waschen und  der  Tiegel  während  einer  Stunde  bei  105^  zu  trocknen 
und  zu  wägen.  Da  dieser  organische  Rückstand  aschehaltig  ist,  so  er- 
gibt der  Glühyerlust  seinen  ricbtigen  Wert*). 

Von  der  großen  Anzahl  der  Reduktions-  und  Oxydationsmethoden  ') 
heben  wir  hier  nur  einige  wenige  entweder  ganz  zuverlässige  oder  rasch 
ausführbare  hervor. 

MedukiionS'(JBiüpen^)Meihodetu  Sie  lassen  im  allgemeinen  den 
Gehalt  an  Indigfarbstoff  zu  niedrig  finden  infolge  zu  weitgehender 
Reduktion  des  Indigweiß,  wobei  sich  teilweise  in  Indigblau  nicht  zurück- 
zuoxydierende  Yerbindungen  bilden.  Alle  Küpenmethoden,  bei  welchen 
Alkohol  (worin  Indirubin  löslich  ist)  zur  Verwendung  kommt  (wie  z.  B. 
bei  der  von  Rau  [Joum.  Amer.  Chem.  soc.  1885,  16]  modifizierten 
Fr itsch eschen  Methode),  teilen  mit  der  oben  erwähnten  Extraktions- 
methode von  Honig  den  Nachteil,  daß  das  Indigblau  allein  zur  Be- 
stimmung gelangt.  Die  Reduktionsmethoden  eignen  sich  aber  —  sofern 
man  nur  Indigblau  und  Indigrot  zusammen  bestimmt,  event.  kann  man 
ja  noch  nachträglich  das  letztere  durch  Extraktion  des  gewogenen  G^ 
Samtniederschlages  mit  Alkohol  in  einem  Extraktionsapparat  bestimmen 
—  ganz  gut  zur  Prüfung  des  Indigos,  der  ebenfalls  in  Eüpenform  Ver- 
wendung findet.  Wird  er  dagegen  zur  Herstellung  von  Karmin  etc.  be- 
nutzt, so  sind  die  Oxydationsmethoden  am  Platze. 

Eine  rasche  Bestinmiung  gestattet  das  Verfahren  von  Owen 
(Joum.  Amer.  Chem.  soc.  1889,  178).     Man  wägt  auf  einem  Uhrglase  1  g 


^)  Grandmoagin  hält  diese  Methode  in  der  Praxis  für  Dicht  anwendbar. 
(Z.  f.  Farben-  u.  Textil-Ch.  2,  276.) 

')  Eine  sehr  eingehende  Zusammenstellung  und  kritische  Beleuchtung  der 
verschiedenen  Methoden  zur  Wertbestimmung  des  Indigos  hat  von  Cochen- 
hansen  in  der  Leipziger  Monatsschrift  f.  Textilindustrie  (1888|  No.  8  bis  10) 
gegeben.  (Vergl.  auch  desselben  Verfassers  Zusammenstellung  der  Indigobestim- 
mungs-Methoden  in  Muspratts  Chemie,  Braunschweig,  Vieweg  1889,  IIL  Bd. 
3.  Lief.  153 — 162).  Auch  Rawson  hat  eingehende  kritische  Besprechungen  der 
verschiedenen  Indigomethoden  veröffentlicht.  (Chem.  News  1885,  255;  1888,  7, 
19,  29,  34.) 


Indigo.  1169 

fein  gepulverten  Indigo  ab,  trocknet  bei  100^,  reibt  den  Farbstoff  mit 
Wasser  zu  einer  sehr  dünnen  Paste  und  spült  dieselbe  in  einen  Y^  Liter- 
MeBkolben.  Alsdann  fügt  man  3g  Zinkstaub  und  6  g  Ätznatron  hinzu 
und  füllt  bis  wenig  oberhalb  der  Marke  auf,  da  das  Volumen  in  ein 
bis  zwei  Stunden  sich  etwas  verringert.  Man  schüttelt  den  Kolben 
zeitweise.  Bei  zu  weitgehender  Reduktion  (die  also  die  Bestimmung 
entschieden  zu  niedrig  ausfallen  lassen  würde)  zeigen  sich  in  der  gelben 
Flüssigkeit  rötliche  oder  bräunliche  Streifen.  Wurde  zuviel  Zink  ge- 
nommen, so  tritt  Schaum  auf.  Nach  beendeter  Reduktion  hebt  man 
50  ccm  der  klaren  Flüssigkeit  ab,  läßt  dieselben  74  Stunde  an  der  Luft 
sich  oxydieren,  säuert  dann  mit  Salzsäure  an,  filtriert  durch  ein  bei 
100°  gewogenes  (resp.  mit  einem  gleich  schweren  anderen  tarierten) 
Filter,  wäscht  sorgfältig  aus,  trocknet  bei  100®  und  wägt. 

Will  man  den  Indigo  mittels  einer  Eüpenmethode  möglichst  genau 
bestimmen,  so  wendet  man  das  Verfahren  von  Rawson  in  seiner  neueren 
Modifikation  (Chem.  News  1888,  7,  19,  29  und  34)  an.  Man  bedarf 
hierzu  zunächst  einer  Hydrosulfitlösung.  Man  füllt  eine  Flasche  von 
etwa  Yio  Liter  Inhalt  mit  gedrehtem  Zinkblech,  das  man  mit  einer 
Natriumbisulfitlösung  vom  spez.  Gew.  1,30  übergießt.  Nach  etwa  ein- 
stündigem Stehen  der  verkorkten  Flasche  ist  der  Geruch  nach  schwef-^ 
liger  Säure  verschwunden,  worauf  man  die  Flüssigkeit  dekantiert  imd 
in  einer  Flasche  mit  1  Liter  Wasser,  das  ungefähr  10  g  frisch  gelösten 
Kalk  suspendiert  enthält,  gut  mischt.  Die  geklärte  Flüssigkeit  hebert 
man  ab  und  überschichtet  sie  mit  Petroleum. 

Nun  bringt  man  1  g  mit  Wasser  zu  einer  dünnen  Paste  verriebenen 
Indigos  in  einen  Glaskolben  und  fügt  500 — 600  ccm  Kalkwasser  zu. 
Der  Kolben  ist  mit  einem  vier  Durchbohrungen  tragenden  Kautschuk- 
stopfen verschlossen.  Durch  die  eine  Durchbohrung  geht  ein  mit  Quetsch- 
hahn verschließbarer  Heber,  durch  die  zweite  die  Röhre  eines  Hahn- 
trichters und  die  beiden  anderen  dienen  zum  Ein-  und  Ableiten  von 
Steinkohlengas.  Nachdem  man  mit  dem  Zuleiten  des  Gases  begonnen 
hat,  erhitzt  man  die  Flüssigkeit  auf  etwa  80^,  läßt  durch  das  Trichter- 
rohr 100 — 150  ccm  Natriumhydrosulfitlösung  zufließen  und  erhitzt  7,  St. 
lang  bei  einer  dem  Siedepunkt  naheliegenden  Temperatur.  Hierauf  läßt 
man  absitzen,  hebert  500  ccm  ab  und  ermittelt  genau  das  Volumen  der 
rückständigen  Flüssigkeit. 

Die  .500  ccm  Flüssigkeit  werden  nun  in  einen  Erlenmeyerschen 
Kolben  gebracht  und  20  Minuten  Luft  hindurchgesaugt,  welche  das 
überschüssige  Hydrosulfit  zu  Sulfit,  das  Indigweiß  zu  Indigblau  oxydiert. 
Man  fügt  noch  Salzsäure  hinzu,  um  etwa  gebildeten  kohlensauren  Kalk 
in  Lösung  zu  bringen,  filtriert  den  aus  Indigotin  und  Indigrubin  be- 
stehenden Niederschlag  auf  einem  bei  100^  gewogenen,  resp.  mit  einem 

UnterBuchtmgen.   5.  Aufl.    III.  74 


XI 70  Organische  Farbstoffe. 

gleich  schweren  zweiten  Filter  tarierten  Filter,  wäscht  sorg&ltig  aus, 
trocknet  und  wagt. 

Enthält  die  mit  Hydrosulfit  zu  titrierende  Indiglösung  Eisenoxyd, 
so  fallen  die  Resultate  zu  hoch  aus.  Die  Methode  gibt  sehr  gate  Re- 
sultate, erfordert  aber  besondere  Aufi:nerksamkeit. 

Ein  ähnliches  Verfahren  empfiehlt  M.  Allhausse  (Zsch.  f.  angew. 
Chem.  1898,  288). 

Brylinski  (Bull.  Soc.  Ind.  Mulh.  1897,  67,  336)  macht  den  Vor- 
schlag, den  zu  untersuchenden  Indigo  zunächst  zu  sulfieren  und  die 
Karminlösung  mit  einer  Hydrosnlfitlösung  von  bekanntem  Wirkungs- 
werte zu  titrieren.    Über  die  Ausfuhrung  macht  er  folgende  Angaben. 

Man  yerdünnt  Bisulfit  des  Handels  bis  zu  1,25  spez.  Gew.,  gibt 
davon  100  ccm  in  einen  Kolben,  schüttelt  5  Minuten  mit  20  g  Zinkstaub 
um,  verdünnt  auf  1  Liter,  neutralisiert  mit  Kalk  und  filtriert  rasch«  Für 
den  Gebrauch  verdünnt  man  auf  y^. 

Der  Apparat  besteht  aus  einer  dreifach  tubulierten  Flasche;  in  die 
erste  Ofbimg  gibt  man  einen  Scheidetrichter;  durch  die  zweite  wird  ein 
Glasrohr  eingeführt,  das  durch  einen  mit  Quetschhahn  versehenen  Kaut- 
schukschlauch  in  Verbindung  mit  der  Bürette  steht;  die  dritte  ist  mit 
einem  doppelt  durchbohrten  Kautschukstopfen  versehen,  der  die  Einfuhr 
von  Leuchtgas  und  die  fortlaufende  Zirkulation  desselben  im  Apparat 
gestattet.    Das  austretende  Gas  wird  in  irgend  einem  Brenner  verbrannt 

Man  bringt  in  den  Apparat  eine  bestimmte  Menge  von  Indigo- 
karmin, den  man  durch  tropfenweises  Hinzufliefienlassen  von  Hydrosulfit 
genau  reduziert.  Daim  läßt  man  durch  den  Scheidetrichter  eine  ge- 
messene Menge  von  Indigo-Typ-Lösung  in  den  Apparat  eintreten  und 
bestimmt  die  Menge  Hydrosulfit,  welche  zur  Reduktion  derselben  er- 
forderlich ist.     Z.  B.: 

25  ccm  Indigo  rein')  verlangen  10,1  ccm  Hydrosulfit 
25    -  -    käuflich»)      -  4,7     - 

somit  sind  47  Proz.  Indigo-Typ  im  Handelsindigo  enthalten. 

Diese  Methode  bietet  zwei  Unbequemlichkeiten:  das  Arbeiten  im 
Leuchtgasstrome  und  die  große  Unbeständigkeit  der  Hydrosulfitlösung, 
die  an  der  Luft  den  Titer  sehr  schnell  ändert. 

G.  Engel  (Bull.  Soc.  Ind.  Mulh.  1897,  S.  337;  1895,  S.  61)  hat 
ebenfalls  eine  Titriermethode  ausgearbeitet.  Der  Indigo  wird  in  Kannin 
übergeführt  und  dann  mit  einer  Vanadylsulfatlösung,  deren  Titer  be- 
stimmt ist,  titriert. 

Eine  Lösung  von  Vanadylsulfat  absorbiert  Sauerstoff  der  Luft, 
auch    ändert    sie    schnell    den  Titer  beim  Aufbewahren    in    einer   nicht 


^)  2  g  Indigo  im  Titer  in  Form  von  Solfosänre. 


Indigo. 


1171 


ganz  gefüllten,  selbst  yerschlossenen  Flasche.  Beim  Übergießen  aus  der 
Flasche  in  die  Bürette  wird  der  Titer  ebenfalls  beträchtlich  verändert. 
Man  muB,  am  diesen  Eventualitäten  zu  entgehen,  im  Eohlensäurestrome 
arbeiten. 

Bereitung  der  Yanadlösung.  Man  löst  unter  gelindem  Er- 
wärmen 10  g  vanadinsaures  Ammoniak  in  100  g  Schwefelsäure  von 
66  0  B6.,  gießt  die  rote  Flüssigkeit  in  2  Liter  Wasser  von  50 »  C,  fügt 
50  g  Zinkstaub  hinzu  und  schüttelt  um,  bis  eine  blauviolette  Färbung 
entstanden  ist.    Barauf  wird  filtriert  und  erkalten  gelassen. 


Fig.  117. 


Fig.  116. 


— ^ 


Man  gibt  ein  bestimmtes  Yolumen  der  Indigolösung  in  einen  Erlen- 
meyerkolben  mit  seitlichem  Ansatzrohr,  der  durch  einen  doppelt  durch- 
bohrten Kork  verschlossen  ist:  in  die  eine  Bohrung  ist  ein  enges  Glas- 
rohr eingesetzt,  welches  durch  einen  mit  Quetschhahn  versehenen  Eaut- 
schukschlauch  mit  der  Bürette  in  Verbindung  steht;  durch  die  andere 
ist  ein  gebogenes  Olasrohr  geführt,  welches  die  eintretende  Kohlensäure 
auf  den  Boden  des  Kolbens  leitet. 

Als  Bürette  wird  diejenige  von  Dupre  benutzt  (s.  Fig.  117). 
Trotz  der  scheinbaren  Kompliziertheit  eignet  sich  dieser  Apparat  doch 
sehr  gut  für  derartige  Titrationen.  In  die  Bürette  wird  ebenfalls 
Kohlensäure  eingeführt,  wodurch  der  Titer,  insofern  die  Kohlensäurezufuhr 
fortdauert,  unverändert  bleibt. 

74» 


1172  Organische  FariMtoffe. 

Ausführung  der  Titrierung.  Man  stellt  sich  zonichst  mit  mög- 
lichst reinem  Indigo  eine  Typlösang  dar,  die  man  mit  Permanganat- 
lösung  titriert.  Für  reinen  Indigo  gibt  diese  Methode  bekanntermaßen 
gute  Resultate.  Diese  Indigolösung  dient  zur  Titerstellung  der  Vaiiadvl- 
sulfatlösung. 

Zur  Vorsicht  wird  die  Kohlensäure,  ehe  man  sie  in  den  Apparat 
eintreten  läßt,  in  Waschflaschen,  welche  Yanadylsulfat  enthalten,  ge- 
waschen, um  etwa  Torhandenen  Sauerstoff  zu  absorbieren.  £s  empfiehlt 
sich  auch,  das^  für  alle  Operationen  notwendige  Wasser  zu  kochen  und 
in  einem  Eohlensäurestrome  erkalten  zu  lassen. 

Auf  diese  Weise  erhält  man  sehr  gute  Resultate. 

Sollten  sich  Eisenyerbindungen  in  der  Indigolösung  gelöst  Tor- 
finden  (was  mit  Ammoniak  leicht  nachzuweisen  wäre),  so  kann  man 
deren  Einfluß  auf  folgende  Art  eliminieren.  Yanadylsulfat  oxydiert  sich 
schnell  an  der  Luft  zu  schwefelsaurem  Yanadoxydul  (grüne  Lösung\ 
eine  Verbindung,  welche  den  Indigo  nicht  mehr  reduziert,  wohl  aber 
die  Eisenoxydsalze.  Gibt  man  einen  kleinen  Überschuß  dieser  grünen 
Lösung  zu  einer  etwas  eisenchloridhaltigen  Indigosulfosäurelösung,  so 
erhält  man  die  gleichen  Resultate  wie  mit  gleichen  Mengen  der  eisen- 
freien Indigolösung.  Immerhin  darf  kein  zu  großer  Überschuß  an  grüner 
Lösung  angewandt  werden,  weil  dadurch  die  Empfindlichkeit  der  Re- 
aktion beeinträchtigt  wird. 

Es  kann  auch,  wie  folgt,  yerfahren  werden: 

Eine  gewogene  Menge  Indigo  wird  mit  Salpetersäure  behandelt, 
kalziniert  und  das  Eisen  in  der  Asche  bestinmit.  Andererseits  ermittelt 
man  durch  Titration  die  Wirkung  der  Vanadylisulfatlösung  auf  Eisen- 
oxydsalze. Aus  diesen  Daten  kann  der  störende  Einfluß  des  Eisens  bei 
der  Reaktion  berechnet  werden. 

Nach  A.  Wangerin  und  D.  Vorländer  wird  zur  Titration  des 
Indigos  mit  Hydrosulfit  folgendermaßen  verfahren  (Zsch.  f.  Farb.- 
u.  Textil-Chem.  1902,  281.  Siehe  auch  Indigobroschüre  der  B.  A.  S.F. 
S.  26  [1900]). 

Darstellung  des  reinen  Indigos.  Die  Handelsmarke  „Indigo- 
rein B.  A.  S.  F.  in  Pulver",  enthaltend  98  Proz.  Indigo,  wird  durch 
Umküpen  raffiniert  und  zu  diesem  Zwecke  1  Teil  Indigo  in 

12  Teilen  Natronlauge  (spez.  Gew.  1,21) 
30        -       konzentriertem  Hydrosulfit  und 
10       -       Wasser 
gelöst,  indem  man  das  Gemisch  unter  zeitweiligem  gelinden  Umschwenken 
bei  40 — 50*^  unter  Leuchtgas  digeriert.    Nach  erfolgter  Lösung  wird  die 
Küpe  möglichst  schnell  filtriert  und  der  Indigo  aus   dem  klaren  gelben 
oder  grünlichen  Filtrate  mit  Luft  ausgeblasen.    Man  sammelt  den  Indigo 


Indigo.  1173 

je  nach  den  Mengen  auf  einem  gehärteten  Filter  oder  auf  Preßleinen  und 
wäscht  ihn  der  Reihe  nach  mit  heiBem  Wasser,  heißer  yerd.  Salzsäure 
(1  Liter  Wasser,  30  ccm  reiner  rauch.  Salzsäure),  Wasser  (auf  Salz- 
säure) und  schließlich  wiederholt  mit  Alkohol  und  etwas  Äther  aus. 
Alsdann  trocknet  man  den  Indigo  bei  105 — 110^  bis  zur  Gewichts- 
konstanz. Aus  20  g  käuflichen  Indigos  werden  16 — 18  g  reiner  Indigo 
erhalten.  Dieser,  als  100-proz.  angesetzt,  dient  als  Typ  für  die  Ein- 
stellung der  zu  analysierenden  Indigolösimgen. 

Sulfierung  des  Indigos.  1,000  g  100-proz.  Indigo,  aufs  feinste 
zerrieben, 'wird  in  einem  kleinen  trockenen  Kölbchen  mit  10 ccm  94-proz. 
Schwefelsäure  übergössen  und  imter  bisweiligem  XJmschütteln  eine  halbe 
bis  eine  Stunde  im  kochenden  Wasserbade  erhitzt.  Nach  dem  Erkalten 
wird  die  Flüssigkeit  in  ein  Becherglas  gegossen,  in  dem  sich  100  bis 
180  ccm  Wasser  befinden;  dann  wird  die  blaue  Lösung  durch  ein  ge- 
härtetes Filter  abgesogen  ^),  mit  warmem  Wasser  nachgewaschen  und 
nach  dem  yölligen  Erkalten  auf  einen  Liter  aufgefüllt. 

Herstellung  der  Hydrosulfitlösung.  Man  sättigt  Ys  Liter 
Bisulfitlösung  (spez.  Gew.  1,37 — 1,39)  mit  Schwefeldioxyd,  verdünnt  mit 
Yi  Liter  Wasser  und  trägt  bei  äußerer  (Eis-)  Kühlung  und  Überleiten 
von  Leuchtgas  allmählich  einen  Brei  aus  35  g  Zinkstaub  imd  7^  Liter 
Wasser  unter  gelindem  Umschwenken  ein,  läßt  sodann  ein  bis  zwei 
Standen  absitzen  und  hebt  die  klare  Lösung  in  eine  Zweiliterflasche 
ab,  in  der  sich  200  ccm  25-proz.  Kalkmilch  befinden,  schüttelt  einmal 
gut  durch  und  läßt  über  Nacht  in  einer  Leuchtgasatmosphäre  stehen. 
Alsdann  gießt  man  die  Flüssigkeit  vom  Bodensatz  klar  ab  und  setzt 
einige  ccm  Kalilauge  zu  (5 — 7,5  ccm,  spez.  Gew.  1,383),  bis  die  Lösung 
deutlich  alkalisch  reagiert. 

Man  bestimmt  zunächst  annähernd  den'  Wirkungswert  der  Hydro- 
sulfitlösung in  der  Weise,  daß  man  in  ein  kleines  Kölbchen  50  ccm 
0,1-proz.  Indigolösung  gibt  und  zu  dieser  aus  einem  graduierten  Stech- 
heber bis  zur  Entfärbung  Hydrosulfitlösung  zutropfen  läßt.  50  ccm  0,1-proz. 
Indigolösung  verlangen  zur  Titration  1,5 — 2  cCm  der  nach  obiger  Vor- 
schrift bereiteten  Hydrosulfitlösung. 

Im  allgemeinen  empfiehlt  sich  die  Verwendung  einer  Hydrosulfit- 
lösung, von  der  zur  Titration  von  100  ccm  0,1-proz.  Indigolösung  30  bis 
40  ccm  erforderlich  sind  (Faktor  0,02—0,03). 

Die  Hydrosulfitlösung  behält  im  Laufe  eines  Vor-  oder  Nachmittags 
ihren  Titer  bei,  falls  sie,  mit  Benzol  überschichtet,  in  einer  Leuchtgas- 
atmosphäre aufbewahrt  wird  und  vorschriftsgemäß  alkalisch  reagiert. 


^)   Das  Filtrieren    dient   hier   hauptsächlich    zur  Probe    darauf,    daß    nicht 
Indigoteile  der  Sulfierung  entgangen  sind. 


1174 


Organische  Farbstoffe. 


Bei  der  Titration  erhält  man  nur  dann  zuTerlässige  und  mit- 
einander vergleichbare  Resultate,  wenn  das  Verhältnis  Tom  Indigo 
zum  Wasser  das  gleiche  bleibt.  Für  jeden  Wasserzusatz  muB  eine 
entsprechende  Korrektur  angebracht  werden,  die  den  mit  dem  Wasser 
hineingebrachten  Mengen  Luftsauerstoff  proportional  ist.  Zur  genauen 
Ermittelung  der  Korrektur  titriert  man  je  50  ccm  0,1-proz.  Indigoldsung 
teils  für  sich,  teils  unter  Zusatz  von  verschiedenen  abgemessenen  Mengen 
destillierten  Wassers. 

Beispiel: 


Zur  Titration  angewendet 
je  50  ccm  Indigolösung 


n 


m 


rv 


VI 


vn 


Verbraucht   an 

Hydro- 

BulfiÜösung 

in  ccm 


a  . 


a 


läl 


(5  "3 


9 


M 


s5 

hl    !» 

pf 


unverdünnt 
mit    50  ccm  HgO  verdünnt 

-  100    -        - 

-  150    -        - 

-  200    -        - 

-  250    -        - 


an^ 


17,3 

18,38 

19,60 

20,50 

21,75 


1,10 
2,18 
3,40 
4,30 
5,55 


1,10 
1,09 
1,13 
1,07 

1,11 


1,10 
2,20 
3,30 
4,40 
5,50 


Die  Korrektur  für  den  Luftsauerstoff  im  Wasser  betragt  in  diesem 
Falle  für  je  100  ccm  Wasser  2,20  ccm  Hydrosulfitlösung. 

Bei  der  Berechnung  des  Faktors  der  Hydrosulfitlösung 
muB  gleichfalls  eine  Korrektur  für  den  Luftsauerstoffgehalt  derjenigen 
Wassermenge,  in  welcher  der  titrierte  Indigo  gelöst  ist,  angebracht 
werden.  Hierbei  spielt  die  Anwesenheit  der  Schwefelsäure  (1 :  100),  die 
zur  Lösung  des  Indigos  diente,  keine  Rolle.  Es  genügt  somit  der  für 
destilliertes  Wasser  in  der  oben  beschriebenen  Weise  festgestellte  Wert 

Was  die  Berechnung  des  Faktors  der  Titrierflüssigkeit  anlangt,  so 
entsprechen  1000  ccm  N.-Hydrosulfitlösung  einem  GrammäquiTalent  == 
131  g  Indigo  oder  1  g  Indigo  :=  7,633  ccm  N.-Lösung.  Gebraucht  man 
z.  B.  wie  oben  16,20  ccm  Hydrosulfitlösung,  nach  Abzug  der  Korrektur 
15,10  ccm  für  50  ccm  0,1  proz.  Indigotyplösung  (=  0,05  g  IndigoX  «> 
ist  nach  der  Gleichung: 

15,10 : 0,05  X  7,633  =  1 :  f 

f  =  0,02527 

Der  Faktor  der  vorliegenden  Titrierflüssigkeit  =  0,02527. 

Die  Korrektur  für  den  Luftsauerstoff  zu  je  100  ccm  0,1- 
proz.  Indigolösung  bezeichnet  man  als  Wasserwert;  er  betr&gt 
im  vorliegenden  Fall  2,2  X  0,02527  =  0,0556  ccm  N.-Hydrosulfitlösung. 


Indigo. 


1175 


Die  für  den  Wasserwert  erhaltenen  Zahlen  stimmen  im  großen 
und  ganzen  überein,  differieren  aber  immerhin  je  nach  Temperatur  und 
Aufbewahrung  des  Wassers  so  sehr,  daß  man  die  Zahlen  nicht  als 
Eonstante,  entsprechend  der  Löslichkeit  von  Luft  im  Wasser,  abrechnen 
darf.  Man  muß  den  Wasserwert  für  jede  Analysenreihe  besonders  er- 
mitteln. W angerin  und  Vorländer  geben  die  bei  Zimmertemperatur 
(17 — 20^)  erhaltenen  Werte  in  folgender  Zusammenstellung: 


Zur  Tiiration 
yerwendet 

Verbrauch  an 
—  Hydrosulfit. 

Theoretisch  berech- 
neter Verbrauch 

an  —  Hydrosulfit 

Wasserwert 
=  Korrektur,  an- 
gegeben in  ccm 

Korrektur 
in  Pros. 

a 

o    ^ 

•^      MCI 

1-H 

0,8178 

0,8212 
0,8236 
0,8189 
0,8237 
0,8234 
0,8246 
0,8172 
0,8176 
0,8122 
0,8122 

0,7638 

0,0546 
0,0579 
0,0603 
0,0556 
0,0604 
0,0601 
0,0613 
0,0539 
0,0548 
0,0489 
0,0489 

6,7 

7,1 
7,3 
6,8 
7,3 
7,3 
7,4 
6,6 
6,6 
6,0 
6,0 

Analysen  mit  Hilfe  der  modifizierten  Hydrosulfit- 
methode. 

Nachdem  einerseits  die  Typlösung  von  100-proz.  Indigo,  anderer- 
seits die  Lösung  des  zu  analysierenden  Indigos  mit  gewöhnlichem  de- 
stillierten Wasser  hergestellt  ist,  titriert  man  abgemessene  Volumina 
beider  Lösungen  mit  Hydrosulfit.  Den  Wasserwert  findet  man  durch 
Titration  eines  bestimmten  Volumens  der  Typlösung,  welche  mit  einer 
abgemessenen  Menge  destillierten  Wassers  yerdünnt  ist.  Das  Wasser  ist 
unter  denselben  Bedingungen  aufzubewahren  wie  die  Indigolösungen. 

Man  erhält  z.  B.  bei  der  Analyse  von  Bengalindigo  folgende 
Zahlen: 

1  g  Indigotyp  in  1000  ccm: 

Hydro8uIfitl5sung 

100  ccm  erfordern  .     .    • 31,60  ccm 

100    -     +  100  ccm  Wasser  erfordern  33,94     - 
1  g  Bengalindigo  in  1000  ccm: 

100  ccm  erfordern 21,80     - 

Daraus  ergibt  sich  der  abzuziehende  Wasserwert  für  100  ccm  In- 
digolösung zu  2,34  ccm  (33,94  — 31,60),    d.  h.  es  erfordern  tatsächlich: 


1176  Oxpuiische  Farbstoffe. 

100  ccm  0,1-proz.  Indigotyplösung     .     .     .     29,26  ccm 
100    -     0,1     -       Bengalindigolösung    .     .     19,46    - 

Demnach  ist  nach  der  Gleichung: 

29,26  : 0,1  =  19,46 :  x 
X  =  0,0665 

der  Gehalt  des  Bengalindigos  zu  66,5  Proz.  ermittelt. 

OxydtiMansmeihoden»  Rawson  (Chem.  News.  1885,  255)  hat  die 
ursprunglich  von  Mohr  (Dingler,  182,  363)  angegebene  Titrations- 
methpde  mit  Chamäleon  wesentlich  verbessert,  indem 'er  den  die  Re- 
sultate beträchtlich  erhöhenden  schädlichen  EinfluB  der  auf  Chamäleon 
ebenfalls  einwirkenden  Yerunreinigungen  des  Indigos  durch  Ausfällen 
und  Auswaschen  der  Indigblausulfosäure  mit  Kochsalzlösung  möglichst 
zu  beseitigen  suchte. 

Yj — IY4  g  des  fein  gepulverten  Indigos  wird  zunächst  mit  der 
gleichen  Gewichtsmenge  von  gemahlenem  Glase  gemischt.  Alsdann 
trägt  man  die  Mischung  allmählich  und  unter  beständigem  Umrühren 
in  20  ccm  konz.  Schwefelsäure  vom  spez.  Gewicht  1,845  ein,  wobei  man 
den  Mörser  noch  mit  etwas  gemahlenem  Glase  nachspült.  Nach  ein- 
stündigem Erhitzen  auf  90  —  95°  verdünnt  man  die  gebildete  Indigo- 
sulfosäure  auf  1  Liter,  filtriert  und  mischt  50  ccm  des  Filtrates  in  einem 
kleinen  Erlenmejerkolben  mit  50  ccm  Wasser  und  32  g  Kochsalz.  Nach 
zweistündigem^  Stehen  wird  filtriert,  der  Niederschlag  mit  gesättigter 
Kochsalzlösung  ausgewaschen,  alsdann  in  heißem  Wasser  gelöst,  1  ccm 
Schwefelsäure  hinzugefügt,  auf  300  ccm  verdünnt  und  mit  einer  Gha- 
mäleonlösung  titriert,  welche  0,5  g  K  Mn  O4  im  Liter  enthält.  Zunächst 
bemerkt  man  keine  Änderung  der  dunkelblauen  Farbe,  nach  und  nach 
geht  sie  aber  durch  Grün  in  Lichtgelb  über.  Dieses  (und  nicht  etwa 
die  beginnende  Kotfärbung)  ist  der  scharf  und  deutlich  zu  erkennende 
Endpunkt  der  Titration.  Man  hat  dann  noch  eine  Korrektur  anzu- 
bringen für  die  geringe  Löslichkeit  des  indigosulfosauren  Natriums  in 
gesättigter  Kochsalzlösung,  welche  nach  Rawson  0,0008  g  beträgt. 
Wesentlich  ist,  daß  die  Titrierung  stets  unter  möglichst  denselben  Um- 
ständen und  namentlich  nahezu  mit  denselben  Mengen  wirksamen  Farb- 
stoffes ausgeführt  wird.  Yerf.  gibt  an,  daß  die  Resultate  dieser  Oxy- 
dationsmethode und  seiner  oben  beschriebenen  Reduktionsmethode  mit 
einander  übereinstimmen. 

Nach  Rawson  (Joum.  Soc.  Chem.  Ind.  18,  251)  kann  es  Java- 
Indigosorten  geben,  die  auch  nach  der  obigen  Methode  eine  höhere 
Permanganatzahl  zeigen,  als  ihrem  Färbevermögen  entspricht.  Es  rührt 
dies  von  einem  gelben  Farbstoff  her,  dessen  Anwesenheit  am  besten 


Indigo.  1177 

darch  Übergießen  einer  Probe  des  gepulverten  Indigos  in  einer  Schale 
mit  Natronlauge  oder  Ammoniak  konstatiert  werden  kann,  wobei  sich 
die  Lösung  sofort  tief  färbt. 

In  diesem  Falle  muß  man  für  die  Bestimmung  des  Indigotins  die 
gewogene  Probe  mit  yerdünntem  Ammoniak  oder  besser  mit  Alkohol 
erhitzen,  durch  ein  Asbestfilter  gießen  und  den  Filterrückstand  dann 
wie  gewöhnlich  für  die  Indigobestimmung  in  Schwefelsäure  lösen.  Es 
ist  zu  beachten,  daß  durch  Alkohol  oder  Ammoniak  außer  dem  gelben 
Farbstoff  auch  das  Indorubin  in  Lösung  gebracht  wird. 

Großmann  (Joum.  of  Soc.  of  Chem.  Ind.  1905,  308;  Ch.-Ztg.  1905, 
383)  empfiehlt  folgende  Modifikation  der  Rawsonschen  Methode.  1  g 
Indigo  wird  mit  20  g  Schwefelsäure  (spez.  Gew.  1,845)  während  einer 
Stunde  auf  90^  C.  erhitzt  und  das  Reaktionsprodukt  mit  Wasser  auf 
1  Liter  verdünnt.  100  ccm  dieser  Lösung  werden  -  sorgfaltig  mit  reinem, 
gewogenem  Calciumkarbonat  neutralisiert.  Die  Verunreinigungen  werden 
mit  dem  Calciumsulfat  niedergeschlagen,  während  Indigodisulfo- 
säure  vollkommen  in  Lösung  bleibt.  Man  läßt  absitzen,  filtriert 
die  Hälfte  der  Lösung  und  titriert  mit  Kaliumpermanganat! ösung,  die 
vorher  auf  reinen  Indigo  eingestellt  wurde. 

Ed.  Donath  und  Rob.  Strasser  (Zsch.  f.  angew.  Chem.  1894, 
11,  47)  unterwerfen  den  Indigo  vor  der  Sulfierung  einer  besonderen 
Reinigung.     Sie  gehen  dabei  von  folgenden  Erwägungen  aus. 

Die  Wertbestimmung  des  Indigos  fällt  nicht  mit  der  Ermittlung 
des  Gehaltes  an  Indigotin  zusammen,  denn  nach  den  in  der  Indigo- 
farberei  gemachten  Erfahrungen  wird  die  Intensität  der  Färbung,  die 
Farbennuance  voraussichtlich  auch  vom  Indigrot  und  Indigbraun  beein- 
flußt. Doch  ist  für  das  Färbevermögen,  die  Ergiebigkeit  beim  Färben 
mit  Indigo,  in  erster  Linie  sein  Gehalt  an  Indigblau  maßgebend.  Die 
Ermittlung  des  Indigblaugehaltes  ist  somit  in  erster  Linie  zu  seiner 
Beurteilung  notwendig. 

1  g  des  feinst  zerriebenen  Indigos  wird  in  einem  mit  Glasstöpsel 
verschließbaren  Wägefläschchen  abgewogen  und  in  demselben  mit  dem 
vierfachen  Volum  gut  ausgeglühten  Bimssteinsandes  von  ungefähr  1  mm 
Korngröße  durch  Drehen  und  Schütteln  des  Fläschchens  innig  gemengt. 
In  einen  Soxhlet-Szombathyschen  Extraktionsapparat  (Länge  des 
oberen  Rohres  18  cm,  Durchmesser  3,5  cm)  bringt  man  nun  zu  imterst 
eine  festgestopfte  Asbestschicht,  so  daß  dieselbe  die  seitliche  Abfluß- 
öffiiung  des  Rohres  gerade  gut  verschließt,  doch  nicht  zu  weit  in  das 
Rohr  selbst  hineinragt,  da  sonst  leicht  später  bei  der  Extraktion  Ver- 
stopfungen eintreten  können.  Die  Asbestschicht  muß  den  höchsten  Punkt 
des  seitlichen  Abflußrohres  ein  wenig  überragen;  auf  dieselbe  kommt 
dann  eine  dünne  Schicht  Bimssteinsand,  dann  das  Gemenge  von  Indigo 


1178  Organische  Firbstoffe. 

imil  Billig  steinsand  und  dann  der  Sand,  mit  welchem  man  das  Misch 
fläschchea  ausgeepfllt  hat.  Die  ganze  Füllung  des  Extraktionerohrea 
hat  etwa  die  Höbe  von  5  cm.  Man  verbindet  es  nun  nnten  mit  einem 
destilliertes  Wasser  enthaltenden  Kocbkolben  und  oben  mit  einem 
Liebigschen  Kühler,  dessen  Kühlrohr  an  einem  Ende  behufs  Nach- 
gieBens  von  Flüssigkeiten  zweckmäöig  etwas  trichterförmig  erweitert 
ist.  Man  bringt  nun  ziuftchst  das  Wasser  im  Kolben  zum  lebhaften 
Sieden,  und,  wenn  sich  Wasser  bis  zu  einer  gewissen  Höhe  im  Extraktions- 
rohr kondensiert  hat,  läfit  man  von  oben  durch  das  EOhlrohr  etwas  ver- 
dünnte Salzsäure  einfiieBen.  Nach  längstens  15  Minuten  langem  Sieden, 
event.  nochmaligem  Zufliefienlassen  verdüimter 
^  ^  Salzsäure  ist  der  Leim  vollständig  extrahiert 

und  man  wäscht    die   entleimte   Masse   durch 
EinflieBenlassen   von   heiBem  Wasser   in  das 
Extraktionsrohr  dann    völlig  aus.     Man   ent- 
fernt   den    Kolben,    welcher  salzsaure    Leim- 
lOsung  enthält,  und  setzt  das  Extraktionsrohr 
auf  einen  Kolben,    der  zur  Hälfte  mit  einem 
Gemenge   von  4  Teilen   Alkohol    und    1    Teil 
Äther  beschickt   ist;    durch    Einstellen    des 
Kolbens  in  ein  zuvor  schon  zum  Sieden  ge- 
brachtes Wasaerbad  wird   nun   das  Indigorot 
vollständig  extrahiert,  was  man  daran  erkennt, 
daB  -^ie  anfangs  intensiv  braunrote  FlOesigkeit 
' .  aus    dem   Extraktionsrohr    farblos,  hSchstens 
kaum  bemerkbar  bläulich  ge^bt,  abläuft.  Man 
nimmt  nun  den  Apparat    auseinander,    bringt 
das    Extraktionsrohr    in    einen    gewöhnlichen 
Trockenkasten  und  trocknet  bei  100  bis  110* 
bis  zur  vollständigen  Verflüchtigung  von  Ätiier 
und  Alkohol.     Man  steckt  nun  in  das  heransragende  AbfluBrohr  einen 
Asbestpfropfen,  bringt    so   viel    kohzentrierte    Schwefelsäure  in  das  Ex- 
traktion srobr,  daS  desseo  Inhalt  gerade  von  derselben  bedeckt  ist,  wosa 
man  etwa  30  ccm  braucht,  und  hängt  uim  mittels  Knpferdrähten  das  Ex- 
traktionsrohr  in  ein  Luftbad.    Dieses  besteht  aus  einem  kupfernen,  unten 
geschlossenen   Zylinder  A,   welöher  mit  einem  angelöteten  Bing  einfach 
vertikal  auf  einem  DreifuB  aufgestellt  und  von  unten  durch  eine  Gasflamme 
erhitzt  werden  kann.    In  dieses  Luftbad  wird  auch  ein  Thermometer  ein- 
gehängt.   Wenn  man  den  Apparat  durch  1'/,,  längstens  2  Stunden  bei  80* 
gelassen  hat,  so  kann  man  sicher  sein,  daB  die  Sulfonierung  des  Indigotins 
eine  vollständige  geworden  ist.    Man  nimmt  den  Apparat  heraus,  läBt  ihn 
erkalten,  entfernt  den  Asbestpfropf   aus    dem  AbfluSrohr   unten,    bringt 


Indigo.  1179 

ihn  über  einen  Literkolben  und  gießt  nun  Yon  oben  destilliertes  Wasser 
auf,  wodurch  die  entstandene  Indigoschwefelsäurelösung  zum  Abhebem 
gelangt  imd  in  den  Kolben  einfließt;  sollte  sich  der  Inhalt  des  Apparates,      ^ 
namentlich  des  Asbestpfropfens,  durch  kaltes  Wasser  nicht  Tollständig  von      '  ^ 
Indigoblauschwefelsäure   befreien    lassen,    so  bringt  man  diesen  in  einff  ,^ 
Porzellanschale  und  entfernt  den  letzten  Rest  der  Indigoblauschwefelsäure 
durch  Auskochen  mit  Wasser.  Die  im  Literkolben  vereinigten  Flüssigkeiten 
läßt  man  erkalten  und  füllt  mit  destilliertem  Wasser  bis  zur  Marke  auf. 

In  2  Versuchen  werden  je  100  ccm  dieser  blauen,  gut  gemischten 
Lösimg,  nachdem  'sie  vorher  mit  400  ccm  Wasser  verdünnt  wurden,  mit 
Ghamäleonlösung  (von  solcher  Konzentration,  daß  1  ccm  =  0,0099139  g 
Indigotin  entspricht)  bis  zum  vollständigen  Verschwinden  der  grünen 
Färbung  titriert. 

Die  Ghamäleonlösung  wird  am  besten  auf  reines  Indigofinj^stellt, 
wobei  man,  um  unter  möglichst  gleichen  XJmsdindai  zu  arbeiti^u^^eiif 
falls   1  g  abwägt  und  die  gleichen  Mengen  Sy^^fj^s^gre  und  ^eidfe  t^ 
Verdünnungsverhältnisse  anwendet.   Die  Durchführung  eiffirderi  im  ganzen 
ca.  3  Stunden. 

N*5h  W.  Holtschmidt  (Zsch.  f.  angew.  Chem.  1899,  451,  475) 
haftender  Permanganatmethode  zwei  Fehlerquellen  an: 

1.  Bei  zu  starkem  Erhitzen  während  des  SulfierungsprQ|^esses  ent- 
wickelt sich  schweflige  Säure; 

2.  Beim  nachherigen  Titrieren  der  Indlgosulfonsäurelösung  mit 
K  Mn  O4  ist  der  Endpunkt  schwer  wahrzunehmen. 

Die  erste  Fehlerquelle  ist  zu  vermeiden,  wenn  man  sowohl  bei 
der  Sulfonierung  als  auch  später  beim  Verdünnen]|^mit  Wasser  jede 
nennenswerte  Entwicklung  von  Wärme  zu  verhindern  imtande  ist.  Es 
empfiehlt  sich,  die  Sulfonierung  nicht  mit  konz.  Schwefelsäure  in  der 
Wärme  auszuführen,  sondern  sich  hierzu^  einer  konz.  Schwefelsäure  zu 
bedienen,  welche  mit  40  Proz.  PhospjMrsäureanhydrid  versetzt  ist; 
die  Sulfonierung  vollzieht  sich  dann  bei.  gewöhnlicher  Lufttemperatur  in 
kurzer  Zeit.     Man  verfährt  in  folgender  Weise: 

0,5  oder  1  g  des  feiagepulverten,  unentwässerten  Indigos  -«werden 
in  einem  etwa  7  cm  langen  Probierröhrchen  von  etwa  2  cm  Durchme^r 
abgewogen  und  alsdann  mit  10  ccm  der  40  Proz.  P9O5  enthaltenden 
konz.  Schwefelsäure  übergössen,  mit  einem  Glasstäbchen  gut  durch- 
geknetet, in  eineo  Exsikkator  gestellt  und  das  Durchkneten  von  Zeit 
zu  Zeit  vnederholt.  In  etwa  2  Stunden  ist'  der  Sulfonierungsprozeß 
beendet,  doch  mag  man,  imi  sicher  zu  gehen,  daß  aller  Indigo  in  die 
Disulfosäure  umgewandelt  ist,  das  Gläschen  über  Nacht  im  Exsikkator 
stehen  lassen.  Nun  beschickt  man  einen  7,"  bezw.  1-Literkolben  zu 
etwa  Vs  mit  Wasser,    gießt   durch   einen  Trichter  die  Sulfierungsmasse 


1180  Organische  Farbstoffe. 

hinzu,  spült  mit  kaltem  Wasser  nach,  füllt  nahezu  bis  zur  Marke  auf, 

und  nach  vollständigem  Abkühlen  genau  bis  zur  Marke.     Die  Lösung 

-      wird  jetzt  durch  ein  großes,  doppeltes  Papierfilter  schnell  filtriert  und 

^         25  ccm  davon  in  einer  grofien  Porzellanschale  unter  Zusatz  von  100  bis 

125  ccm  Wasser  mit  Yiqo  N.-Permanganatlösung  titriert. 

(Die  Lösungen  sollen  bald  nach  ihrer  Herstellung  titriert  werden, 
da  sie  sich  beim  Stehen  z.  B.  in  einigen  Wochen  um  mehrere  Prozent 
abschwächen.) 

Zur  Vermeidung  der  anderen  Fehlerquelle  tut  man  gut,  nicht  auf 
J  Farbe,  sondern  auf  Wolken  zu  titrieren,  weil  bei  gewissen  Indigosorten 
sonst  ein  genaues  Beobachten  der  Endreaktion  nicht  mit  Sicherheit 
möglich  ist.  Man  gibt  die  Ghamäleonlösung  tropfenweise  zu  (etwa 
120 — 130  Tropfen  in  der  Minute),  bis  die  Flüssigkeit  nur  noch  schwach 
grün  gefärbt  erscheint,  während  beim  Umrühren  durch  Vermischen  der 
f  hapäleonlösung  mit  derselben  dunkle  Wolken  beobachtet  werden.  Nun 
A  l|ßt  man  immer  %ur  noch  je  2,  oder  noch  besser  je  4  Tropfen  der  * 
Chamäleonlösui^  unter  einmaligem  leichten  umrühren  hinzuflieBen,  so 
daB  man  die  Wolken  nicht  stört,  und  beobachtet  die  Wolkejibildung  in 
der  Flüssigkeit.  Nachdem  diese  vollständig  verschwunden  ist,  Kest  man 
den  Verbrauch  an  KMn04- Lösung  ^  ^^^  bringt  hiervon  0,1  bezw. 
0,2  ccm  (je  nachdem  man  zuletzt  auf  2  oder  4  Tropfen  titriert  hatte} 
in  Abzug.  Durch  ein  zu  schnelles  ZuflieBenlassen  der  Chamäleon- 
lösung wird  ein  erheblicher  Mehrverbrauch  hervorgerufen;  femer  ist  die 
Menge  des  bei  der  Titration  verwendeten  Wassers  keineswegs  gleich- 
gültig. Nimmt  man  zu  viel  Wasser,  so  wird  vornehmlich  bei  ungun- 
stigem Lichte  ein  ^ir eil  der  zuletzt  entstehenden  Wolken  leicht  verdeckt 
werden.  ^ 

Die  verschiedenen  Methoden  der  Indigountersuchungen  sind  in  den 
letzten  Jahren  Gegenstand  lebhafter  kritischer  Diskussion  gewesen.  Ton 
bemerkenswerten  Urteilen  seien* die  folgenden  erwähnt. 

Möhlau  (Zsch.  f.  angew.  Ch.  1903,  547)  spricht  sich  folgender- 
maßen aus: 

'Beim  natürlichen  Indigo  geben  die  Hydrosulfit-  und  die  Essig- 
scffwefelsäuremethode  annähernd  gleiche,  die  Küpenmethode  zu  niedrige 
Resultate,  die  Permanganat-  dagegen  und  die  Hjdrosulfitmethode  ohne 
Berücksichtigung  des  Wasserwertes  liefern  zu  hohe  Resultate. 

Doch  auch  bei  Berücksichtigung  des  Wasserwertes  ist  die  Richtig- 
keit der  Hydrosulfitmethode  nur  eine  scheinbare  und  zufallige,  weil  die 
beigemengten  organischen  Bestandteile  auch   Hydrosulfit   beanspruchen. 

Beim  künstlichen  Indigo  liefert  die  Essigschwefelsäuremethode 
erheblich  niedrigere  Werte  als  die  Hydrosulfit-  und  Permanganatmethode, 
weil  sie  allein  das  Indigblau  direkt  bestimmt;  die  Küpenmethode  ergibt 


Indigo.  1181 

zu  niedrige  Resultate,  weil  bei  ihr  4 — 10  Proz.  des  reinen  Indigoblaus 
zerstört  werden. 

Nach  Möhlau  ist  z.  Z.  die  Essigschwefelsäuremethode  die 
beste  und  bequemste  Methode. 

Binz  (Zsch.  f.  angew.  Ch.  1903,  572)  schlägt  für  Anwendung  des 
Indigos  in  der  Färberei  und  im  Druck  die  Bestimmung  mittels  Hydro- 
sulfit (unter  Ausschluß  Ton  Luft)  oder  mittels  Permanganat  yor;  die 
erstere  fiir  natürlichen,  Permanganat  für  kunstlichen  Indigo. 

Bei  der  Darstellung  von  Indigo  und  Indigokarmin  hält 
Binz  die  Anwendung  des  bekannten  Oxydations-  und  Reduktionsyer- 
fahrens  titrimetrisch  und  gewichtsanalytisch  nebeneinander  für  not- 
wendig. 

Dr.  W.  Zänker  (Färber-Zeitung,  Heft  20  yom  15.  Oktober  1903) 
äußert  sich,  wie  folgt: 

„.  ...  Es  ist  sogar  in  den  Kreisen  der  Analytiker  darauf  hin- 
gewiesen worden,  daß  die  heute  gebräuchlichen  Methoden  zur  Gehalts- 
bestimmung des  Indigos  schlecht  übereinstimmen,  und  es  ist  yon  sach- 
kundiger Seite  behauptet  worden,  daß  wir  heute  noch  keine  ganz 
zuyerlässige  Methode  zur  Bestimmung  des  Färbewertes  yom  Indigo 
besitzen.  Immerhin  muß  eine  gute  Analyse  als  das  bessere  Mittel  zur 
Wertbestimmung  des  Indigos  gegenüber  dem  .Probefarben  auf  kleinen 
Versuchsküpen  angesprochen  werden.  Ganz  abgesehen  dayon,  daß. man 
durch  Probe&'ben  überhaupt  niemals  genaue  Zahlen  erhält,  ist  die 
Küpenführung  im  Laboratorium  naturgemäß  immer  eine  ganz  unzuyer- 
lässige,  und  das  schließliche  Resultat  hängt  yon  allerlei  kleinen  Zufällig- 
keiten mehr  ab  als  yon  der  Qualität  der  Indigosorten. 

Arn  besten  und  sichersten  läßt  sich  der  Wert  yon  Indigo  im 
laufenden  Betrieb  durch  Kontrolle  yon  Eingang  tmd  Ausgang  berechnen, 
wobei  eine  richtige  und  zweckmäßige  Küpenführung  eine  selbstyerständ- 
liche  Voraussetzung  ist.  Nur  hierbei  kann  den  durch  die  Küpenführung 
bedingten  Zufälligkeiten  genügend  Rechnung  getragen  werden.  Es  ist 
diese  Probe  auf  einen  längeren  Zeitraum  nach  Möglichkeit  auszudehnen. 

Ist  es  notwendig,  sich  in  der  kurzen  Zeit  yon  einigen  Stunden 
über  den  Wert  zweier  Indigosorten  zu  entscheiden,  so  kann  man  die 
genau  abgewogenen  und  den  Preisen  entsprechenden  Quantitäten  des 
Farbstoffes  in  rauchender  Schwefelsäure  in  der  Kälte  oder  in  solcher 
yon  60°  Be.  auf  dem  Wasserbade  lösen.  Die  abgewogenen  Indigomengen 
sollen  sich  zwischen  2  und  3  g  bewegen,  die  schwefelsaure  Lösung  wird 
in  einen  Literkolben  gespült  und  zur  Marke  aufgefüllt.  Mit  gleichen 
Mengen  dieser  Lösung  werden  alsdann  gleich  schwere  Wollsträngchen 
in  hellen  Farbtönen  ausgefärbt  und  es  zeigen  diese  Färbungen  alsdann 
nicht  nur  die  größere  oder  geringere  Ergiebigkeit  der  einen  oder  anderen 


i^ 


Ilg2  Organische  Faji>8toffe. 

Sorte,  sondern  auch  deren  Reinheit  an.  Diese  Probe  ist  selbstrerstind- 
lieh  nur  eine  Torläufige  und  ungefähre,  sie  hat  aber  neben  der  leichten 
und  raschen  Ausführbarkeit  den  großen  Vorzug,  daB  ihre  Resultate  in 
der  Regel  mit  denen  der  Eüpenfuhrung  übereinstimmen.*^ 

(Vergleiche  auch  Brjlinski,  Bull.  Soc.  Ind.  Mulh.  67,  331.) 

Erwähnt  sei  hier  noch  die  zwar  nur  annähernde  Resultate  gebende, 
aber  häufig  (namentlich  Yon  Empirikern)  angewendete  Chlorprobe 
Schlumb ergers  (Dingl.  84,  369).  Man  löst  gleiche  Grewichtsmengen 
der  miteinander  zu  vergleichenden  Indigosorten  in  der  10 — 12 -fachen 
Menge  rauchender  Schwefelsäure  und  Terdünnt  jede  Lösung  mit  der 
gleichen  Menge  Wasser.  Alsdann  fügt  man  so  lange  zu  der  in  einem 
Zylinderglase  befindlichen  blauen  Flüssigkeit  eine  frisch  bereitete  Chlor- 
kalklösung von  bekanntem  Gehalte,  bis  die  blaue  Farbe  des  Indigos 
Terschwunden  ist.  Die  erhaltenen  Resultate  vergleicht  man  mit  den 
Zahlen,  welche  man  für  reines,  durch  Sublimation  von  Indigo  gewonnenes 
Indigblau  erhält. 

Es  seien  schlieBlich  noch  folgende,  auf  Indigo  bezügliche  Prä- 
fungen  von  praktischem  Werte  mitgeteilt. 

Die  Wertbestimmung    der   Hydrosulfitlösung,    welche  von 
IndigofiLrbereien    zur   Herstellung  der  Hjdrosulfitküpe  verwendet  wird, 
bewirkt  Dawson  (joum.  of  the  soc.  of  dyers  and  coloiists  5,  93;  ZscL 
anal.  Chem  1890,  629)    mit   Hilfe    einer   Indigosulfosäure,   welche  man 
erhält,  indem  man  1  Teil  gereinigten  Indigo  in  10  Teile  bester  rauchender 
Schwefelsäure  löst,  etwa  2  Stunden  lang  auf  50 — 60^  erwärmt  (bis  eine 
Probe  der  Mischung  sich  völlig  in  Wasser    löst)    und   mit  Wasser   auf 
100  ccm    verdünnt,    so    daß   die  Lösung  1  Proz.  Indigo  enthält.    Diese 
Lösung  hält  sich   unverändert.     Man  verdünnt  5  ccm  derselben  (0,06  g 
Indigo)  mit  Wasser,  macht  mit  Ammoniak  stark  alkalisch  und  läßt  nun 
aus  der  Bürette  Hydrosulfitlösung  zufließen,  bis  die  Farbenverändening 
anzeigt,  daß  aller  Indigo  reduziert  ist.     Hieraus    berechnen    sich    leicht 
die   für   den    Großbetrieb    passenden    Mengen    Indigo    und   Hydrosulfit 
(S.  auch  A.  R.  Frank,  Zsch.  f.  Elektrochemie  10,  451  (1904);  A.  Binz 
und  H.  Bertram,  Zsch.  f.  angew.  Ch.,  1905,  168.) 

Von  praktischem  Werte  ist  auch  die  von  Renard  (BulL  Soc.  Ch.  1887, 
41.  S.  auch  A.  Binz  und  F.  Rung,  Zsch.  f.  angew.  Ch.  1898,  904) 
angegebene  Bestimmung  des  Indigos  auf  der  Faser.  Man  bereitet 
sich  zunächst  eine  reduzierende  Lösung  durch  Vermischen  von  100  ccm 
Natriumhydrosulfitlösung,  welche  aus  Natriumbisulfit  von  35^  Be.  her- 
gestellt wurde,  mit  100  ccm  Kalkmilch  und  Verdünnen  der  Mischung 
auf  2  1.  10  g  des  Stoffes  werden  nun  mit  dieser  Lösung  auf  60 — 70* 
erwärmt,  wobei  der  Indigo  rasch  reduziert  und  Stoff  und  Flüssigkeit 
gelb  gefärbt  werden.    Alsdann  leitet  man  auf  die  im  Kölbchen  befind- 


Indigo.  1183 

liehe  Flüssigkeit  Leuchtgas  unter  zeitweiligem  ümschütteln  ein,  dekantiert 
die  farblose  Lösung  unter  beständigem  Einleiten  von  Leuchtgas  schnell 
in  einen  Meßzylinder,  mifit  das  Volumen  der  Flüssigkeit  nach  dem  Er- 
kalten (etwa  100  ccm),  versetzt  mit  Salzsäure,  filtriert  nach  24  Stunden 
den  Niederschlag  auf  ein  kleines  Filter,  wäscht  aus  und  trocknet.  Hierauf 
löst  man  den  Niederschlag  samt  Filter  in  ungefähr  10  ccm  rauchender 
Schwefelsäure  und  titriert  den  Indigfarbstoff  nach  Müller  (Jahresber.  f. 
Chem.  1874,  1019). 

Renard  fand  auf  diese  Weise  in  mit  Indigo  gefärbten  Baumwoll- 
proben 1,1 — 3,6  Proz.  an  Indigfarbstoff  vom  Gewichte  des  Gewebes. 

Auf  gleiche  Weise  läBt  sich  der  Indigogehalt  von  solchen  Stoffen 
bestimmen,  welche  mit  Anilingrau  grundiert  oder  mit  Anilinblau  oder 
Anilinviolett  aufgefärbt  sind. 

Brylinski  (Rev.  Gener.  Mat.  Color.  1898,  52;  1899,  5.  Bull. 
Soc.  Mulh.  Ind.  1898,  287)  schlägt  für  die  Ermittlung  des  Indigogehaltes 
der  Faser  die  Eisessigmethode  (s.  S.  1166)  vor.  Unter  Berücksichti- 
gung einiger  Modifikationen  ist  diese  letztere  nach  Untersuchungen  von 
A.  Binz  und  F.  Rung  (Zsch.  f.  angew.  Chem.  1898,  904)  einwandsfrei 
und  das  beste  aller  bisher  vorgeschlagenen  Verfahren.  Nach  Angaben 
der  letzteren  sind  passende  Mengenverhältnisse  für  10  g  Baumwolle: 
150  ccm  Eisessig,  nach  der  Extraktion  eingegossen  in  300  ccm  Wasser. 
Die  Operation  kann  durch  Erhitzen  über  freier  Flamme  bereits  in  3  bis 
4  Stunden  beendigt  sein.  Anstatt  nun,  wie  Brylinski,  mit  der  Saug- 
pumpe zu  filtrieren,  gibt  man  zunächst  150  ccm  Äther  hinzu.  Dabei 
bleibt  das  Indigotin  quantitativ  in  der  oberen  ätherischen  Schicht 
suspendiert.  Die  darunter  befindliche  wäfirige  Essigsäure  wird  mit  Hilfe 
des  Scheidetrichters  entfernt  und  braucht  nicht  filtriert  zu  werden.  Der 
Rest  läuft  sehr  rasch  durchs  Filter  und  wird  mit  Alkohol  und  Äther  nach- 
gewaschen und  zum  Schluß  gleich  behandelt,  wie  S.  1166  angegeben. 

Nach  Möhlau  und  Zimmermann  werden  zur  Bestimmung  des 
Indigos  auf  der  Faser ^)  ungefähr  10  g  des  möglichst  fein  geschnittenen 
indigoblauen  Fasermaterials  in  einem  Kölbchen  oder  Becherglas  von 
250  ccm  Inhalt  mit  50  ccm  (bei  Baumwolle)  bezw.  200  ccm  (bei  dichtem 
Wolltuch)  Essigschwefelsäure  (Mischung  von  100  ccm  Eisessig  und  4  ccm 
konz.  Schwefelsäure)  Übergossen  und  auf  dem  lebhaft  siedenden  Wasser- 
bade während  einer  halben  Stunde  unter  zeitweisem  Umschwenken 
erhitzt.  Die  heiße,  blaue  Lösung  wird  von  der  -breiigen  Fasermasse 
durch  einen  Porzellantrichter,  dessen  feste  Siebplatte  mit  einem  mit 
Essigschwefelsäure  benetzten  Filter  aus  gehärtetem  Papier  bedeckt  ist, 


')  R.  Möhlau,  M.  R.  Zimmermann  und  J.  L.  Fitzke,  Zsch.  f.  Farben- 
ond  Teztil-Ghem.  1903,  192. 


X2g4  Organische  Farbstoffe. 

abgegossen  und  abgenutscht,  der  Rückstand,  wenn  er  noch  nicht  TOllig 
ausgezogen  ist,  neuerdings  während  20  Minuten  mit  50  ccm  Essigschwefel- 
säure erhitzt,  die  Lösung  wiedenun  abgegossen,  die  breiige  Fasennasse 
aufs  Filter  gebracht  und  Kolben  wie  Filterrückstand  nut  warmer  Essig- 
schwefelsäure nachgespült  und  letzterer  bis  zum  farblosen  Ablaof  nach- 
gewaschen. Dazu  werden  ca.  weitere  50  ccm  gebraucht,  so  daß  das 
Volumen  des  Filtrats  150 — 300  ccm  beträgt. 

Letzteres  wird  auf  50^  angewärmt  imd  unter  Rühren  allmählich 
mit  dem  anderthalbfachen  bis  doppelten  Volumen  siedend  heißem  Wasser 
gemischt.  Das  nach  dem  freiwilligen  Erkalten  in  feinen  Krjstallen 
Yöllig  abgeschiedene  Indigblau  wird  auf  einem  gewogenen  Filter  ans 
gehärtetem  Papier  gesammelt,  auf  dem  es  erst  bis  zum  Verschwinden 
der  Schwefelsäurereaktion  mit  heißem  Wasser,  dann  mit  1  ccm  Alkohol 
Yon  95  Proz.  und  schließlich  mit  100  ccm  Äther  gewaschen  wird.  Das 
Filter  mit  dem  Indigblau  wird  sodann  bis  zur  Gewichtskonstanz  bei 
105^  getrocknet  und  gewogen. 

Von  dem  gefundenen  Indigblauwert  in  Prozenten  ist  bei  küpen- 
blauer  Baumwolle  die  Zahl  0,22  abzuziehen,  denn  so  viel  beträgt  die 
Yon  der  Essigschwefelsäure  gelöste  und  dem  Indigblau  beigemengte 
modifizierte  Zellulose. 

Das  bei  der  gleichen  Behandlung  zum  Teil  umgewandelte  Keratin 
geküpter  Wolle  ist  in  Wasser  Tollständig  löslich  und  braucht  daher 
nicht  berücksichtigt  zu  werden. 

Diese  Methode  kann  rascher  durchgeführt  werden  als  die  Brj- 
linskische  und  gibt  die  genauesten  Resultate. 

Durch  zahlreiche  Versuche  gelangen  A.  Binz  und  F.  Rung  (Zsch. 
f.  angew.  Ch.  1902,  557)  zu  folgenden  Ergebnissen: 

1.  Die  Prüfung  der  Eisessigmethode  darf  nicht,  wie  bisher,  auf 
Versuche  gegründet  werden,  bei  denen  der  künstliche  Indigo  des  Handels 
mit  Eisessig  extrahiert  wird. 

2.  „Indigorein**  und  chemisch  reiner  Indigo  werden  zum  Teil  zer- 
stört, wenn  man  sie  bei  Gegenwart  von  Wollsubstanz  mit  Eisessig  kocht 
Infolge  dessen  fallen  bei  der  Extraktion  geküpter  Wolle  mit  Ebessig  und 
nachfolgender  Titration  des  Indigos  die  Resultate  zu  niedrig  aus. 

3.  Die  dabei  entstehenden  Fehler  betragen  im  Durchschnitt  Zehntel 
Prozent  des  Fasergewichtes.  Die  Eisessigmethode  ist  daher  als  Ver- 
gleichsmethode immerhin  brauchbar. 

Bei  der  Baumwolle  gibt  die  Eisessigmethode  brauchbare  Ver- 
gleichsresultate. 

Untersätze  von  Blau-  oder  Sandelholz  auf  indigblau  geförbten 
Tüchern  erkennt  man  nach  Philipps  durch  Erwärmen  derselben  mit 
verdünnter  Salpetersäure  (1  :  6).     Die  mit  reinem  Indigo  geübten  Stoffe 


Indigo.    Blaaholz.  1185 

nehmen  dabei  eine  strohgelbe,  die  mit  Untersatz  behandelten  eine  mehr 
oder  weniger  bräunliche  Färbung  an. 

Zum  Nachweis  Yon  Indigo  auf  Wolle  empfiehlt  F.  H.  yan 
Leent  (Zsch.  anal.  Chem.  1900,  39,  92;  Ch.*Ztg.  1900,  121)  folgendes 
Verfahren.  Die  zu  loser  Wolle  yerzupften  Fäden  des  Gewebes  werden 
in  einem  Reagensglase  mit  geschmolzenem,  reinem  Phenol  übergössen 
und  unter  öfterem  TJmschütteln  eine  Stunde  lang  im  kochenden  Wasser- 
bade erwärmt,  wobei  das  Phenol  den  Indigo  nach  zweimaliger  Behand- 
lung vollständig  löst.  Die  blaue  Lösung  wird  abgegossen,  die  Fasern 
2 — 3  mal  mit  starkem  Alkohol  ausgewaschen  und  ausgepreßt.  Lag  reiner 
Indigo  vor,  so  hinterbleibt  die  Wolle  rein  weiB.  Wird  die  blaue  Lösimg 
mit  viel  Alkohol  versetzt,  so  scheidet  sich  das  Indigblau  zum  größten 
Teil  aus,  während  die  Lösung  von  dem  ebenfalls  durch  das  Phenol  auf- 
genommenen Indigrot  eine  rote  Farbe  zeigt.  Von  den  übrigen  blauen 
Farbstoffen  wird  nur  Indophenol  durch  Phenol  der  Faser  entzogen  (Zsch. 
anal.  Chem.  1900,  89,  92;  Ch.-Ztg.  1900,  121).  Prüft  man  ein  Gewebe, 
das  mit  verschiedenen  Farbstoffen,  z.  B.  mit  Indigo,  Anthracenblau  und 
Indigo  mit  Sandelholz,  gefärbt  war,  in  obiger  Weise,  so  löst  sich  nur 
Indigo,  und  man  beobachtet  unter  dem  Mikroskop  teils  farblose,  teils 
blaue  und  rotbraune  Fasern. 

Blaubolz. 

Blauholz  (Campecheholz,  Blutholz)  besteht  aus  dem  von  Rinde 
und  Splint  befreiten  Stammholz  des  Blutholzbaumes,  Haematoxylon 
Campechianum,  welcher  sich  in  Zentralamerika  imd  auf  den  Antillen 
findet.  Aus  dem  Blauholz  wird  auch  Extrakt  in  dickflüssiger  (ca.  20 
bis  30^  Be.)  und  fester  Form  hergestellt.  Auf  Tonerdebeize  erzeugt 
das  im  Blattholz  enthaltene  Hämatoxylin  eine  grauviolette  Färbimg, 
offenbar  von  dem  durch  Oxydation  an  der  Luft  gebildeten  Thonerdelack 
des  Hämateins  herrührend.  Durch  Anwendung  von  Kupfersalzen  wird 
ein  tiefes  Blau,  durch  Eisenoxydverbindungen  sowie  durch  Ealium- 
bichromat  ein  tiefes  Schwarz  erzeugt.  Die  Färberei  \md  Druckerei  mit 
Campecheholz  ist  ziemlich  komplizierter  Natur,  und  es  werden  häufig 
mehrere  dieser  Beizmittel  gleichzeitig  angewendet.  Man  fixiert  z.  B.  zur 
Erzeugung  von  Schwarz  den  Farbstoff  häufig  durch  Tonerdebeize  und 
läßt  die  bedruckten  Zeuge  nachträglich  durch  eine  Lösung  von  Kalium- 
bichromat  oder  Kupfersulfat  passieren.  Offenbar  beruht  die  schwarze 
Färbung  auf  der  Bildung  höherer  Oxydationsstufen  des  Hämateins, 
welche  bis  jetzt  in  chemischer  Hinsicht  noch  nicht  studiert  sind. 

Die  mit  Blauholz  gefärbten  Tuche  werden  —  zum  Unterschiede 
von  den  mit  Indigo  gefärbten  —  durch  Reibung  und  längeren  Gebrauch 
nicht  weiB. 

Unierauchtmgen.   5.  Aufl.  HE.  75 


WQß  Organische  Farbstoffe. 

Die  Güte  des  Blauholzes  ist  je  nach  seiner  Herkunft  TerschiedoL 
Das  beste  ist  das  Campecheholz  von  der  Campechebai,  ron  mittlerer 
Güte  ist  Domingo-  und  Honduras -Blauholz,  auch  Jamaika -Blaoholz\, 
i¥ährend  Martinique-  und  Guadeloupe-Blauholz  die  geringsten  Sorten 
bilden.  Gutes  Blauholz  soll  ca.  15  Proz.  trockenes  Extrakt^  üefem. 
Das  gemahlene  Blauholz,  welches  als  solches  ebenfalls  im  Handel  ror- 
kommt,  wird  zur  Vermeidung  des  Yerstäubens  zuweilen  mit  Wasser  be- 
feuchtet, wodurch  es  eine  lebhaft  rote,  später  blasser  werdende  Färbung 
annimmt.  Durch  Benetzen  mit  Ealkwasser,  was  auch  geschieht,  um  die 
Farbe  zu  verschönem,  wird  der  Farbwert  verringert'). 

Als  der  die  Farblacke  bildende  Stoff  ist  das  Hämatein,  nicht  das 
Hämatoxylin  anzusehen.  Die  zur  Bildung  des  ersteren  erforderliche 
Oxydation  wird  teils  vor  der  Verwendung  des  geraspelten  Holzes  zur 
Herrichtung  einer  Farbflotte  oder  zur  Gewinnung  von  flüssigen  und 
festen  Extrakten,  teils  während  des  Färbeprozesses  (bei  Wolle  durch 
das  Kaliumbichromat,  bei  BaimiwoUe  und  Seide  durch  ein  Eisenoxyd- 
salz) bewirkt.  Das  geraspelte  Holz  aber  wird  vor  seiner  Extraktion 
nach  Anfeuchten  mit  etwa  einem  Drittel  seines  Gewichtes  Wasser  un- 
gefähr 2  Monate  unter  öfterem  Umschaufeln  dem  sogen.  „Fermentieren^ 
(einem  oxydierenden  Gärungsprozeß)  unterworfen,  wobei  unter  Mit- 
wirkung des  Ammoniaks  der  Luft  (event.  unter  gleichzeitigem  Befeuchten 
des  Holzes  mit  verdünntem  Ammoniak  oder  mit  gefaultem  Urin)  die 
Bildung  des  Hämateins  eintritt. 

Das  Blauholz  und  sein  flüssiges  und  festes  Extrakt  spielen  trotz 
künstlicher  Farben  auch  heute  noch  eine  wichtige  Rolle  in  der  Färberei, 
weniger  in  der  Eattundruckerei.  Es  liefert  das  billigste  und  schönste 
blaustichige  Schwarz  für  Wolle  (Chromschwarz) ;  auch  in  der  BaumwoU- 
förberei  wird  es  noch  stark  gebraucht  (Eisenschwarz). 

Biauhoizeatrakt  und  FarbhokBextrakie  ÜberhaupL  Das  Blan- 
holz^)  wird  auch  in  bedeutenden,  jährlich  sich  steigernden  Mengen  auf 
Extrakt^)  verarbeitet  und  als  solcher  in  den  Färbereien  (weniger  in 
den  Eattundruckereien)  angewendet. 

1)  Nach  Brühl  (Chem.-Ztg.  1900,  767)  sind  Jamaika -Wurzeln  entschieden 
das  schlechteste  Blaaholzmaterial. 

')  Brühl   (ebenda)    macht   darauf  aufmerksam,    daß    die    Angaben   über   ' 
Eztrakt-Rendements  der  Blauhölzer  im  allgemeinen  zu  hoch  gemacht  werden. 

')  V.  Cochenhaasen  in  Maspratts  Chemie,  3.  Aofl.,  Ol,  193. 

*)  Über  die  mikroskopische  üntersuchang  des  Blattholzes  and  der  übrigen 
Farbhölzer  (in  gemahlenem  Zustande)  siehe  ▼.  Höhnel,  Dingl.  2S5,  74. 

^)  Über  Farbholzeztrakte  (speziell  Blaoholzextrakt,  um  den  es  sich 
meistens  in  der  Technik  handelt)  vergl.  y.  Cochenhausen  in  Maspratt« 
Chemie  3.  Aufl.  III,  183;  J.  H.  Soxhlet  (Chem.  Ztg.  1890,  667),  L.  Brühl 
(ibid.  1890,  767),  Schreiner  (ibid.  1890,  961). 


Blauholz.  11  g7 

Die  Reaktion  eines  Blauholzextraktes  gibt  sich  nach  Schreiner 
(1.  c.  sab  Fußnote  5)  in  der  Lösung  derselben  zu  erkennen.  Neutrale 
Lösungen  sind  tief  rot,  alkalische  blaurot  und  saure  bei  unfermentierten 
(s.  0.)  hellgelb,  bei  fermentierten  orangegelb.  Bei  Extrakten,  welche 
Zusatz  Yon  Gerbstoff  enthalten,  ist  die  Reaktion  stets  sauer,  und  im 
Gegensatze  zu  den  natürlich  sauren,  unter  Druck  hergestellten  Extrakten 
schlägt  die  Farbe  beim  Verdünnen  mit  kalkhaltigem  Wasser  oder  beim 
Schütteln  und  Erwärmen  mit  einer  kleinen  Menge  Calciumkarbonat  nicht 
sofort  in  das  neutrale  Rot  um.  Charakteristisch  sind  femer  die  Reak- 
tionen mit  Zinnchlorid,  wenn  man  sie  mit  ca.  0,5^  B^.  starker  Extrakt- 
lösung und  gleichen,  nicht  überschüssigen  Zusätzen  Ton  Zinnchlorid 
ausführt.  Bei  fermentierten  Extrakten  fällt  ein  dunkelbrauner,  bei  un- 
fermentierten ein  helMoletter,  bei  gerbstoffhaltigen  ein  schmutziger,  oft 
gelber  Niederschlag. 

Zur  Erkennung  eines  Gerbstoffzusatzes  im  Blauholzextrakte 
ist  endlich  die  Schwefelammoniumreaktion  sehr  zu  empfehlen.  Setzt 
man  zu  einer  Lösung  yon  5  g  Trockensubstanz  in  1  1  ein  Drittel  des 
Volumens  an  gelbem  Schwefelammonium,  so  fällt  bei  reinen  Extrakten 
unter  Dimkelförbung  der  Lösung  ein  schwacher,  brauner,  flockiger  Nieder- 
schlag, bei  gerbstoffhaltigen  sofort  unter  Hellfärbimg  ein  dichter,  hell- 
grauer, milchiger  Niederschlag.  Bei  Lösung  von  ca.  1  g  in  1 1  entsteht  bei 
reinen  Extrakten  nur  eine  gelinde,  dunkle  Trübung,  bei  gerbstoffhaltigen 
eine  helle,  starke  Trübung,  die  sich  in  kurzer  Zeit  zu  großen,  hellen 
Flocken  zusammenballt.  (Über  Gerbstoffextrakte  siehe  Abschnitt  „Leder ^.) 

Zur  Wertbestimmung  des  Blauholzes  und  der  Blau- 
holzextrakte dient  (falls  nicht  etwa  bei  den  Extrakten  Fälschungen 
mit  färbenden  Stoffen,  wie  Kastanienextrakt,  Sumachextrakt  etc.  Yor- 
liegen)  eine  Probefärbung.  20  g  Holz,  resp.  5  g  Extrakt  werden  in  einer 
Porzellanschale  auf  dem  Wasserbade  mit  Wasser  aufgekocht,  die  Flüs- 
sigkeit durch  ein  Leinentuch  in  einen  Literkolben  gegossen  und  das 
Auskochen  so  lange  wiederholt,  bis  keine  gefärbte  Lösung  mehr  resul- 
tiert. In  gleicher  Weise  stellt  man  sich  Typenlösungen  her.  Sodann 
schneidet  man  sich  so  viele,  5  g  schwere  Wollenstücke  aus  dünnem 
Wollengewebe,  als  man  Färbungen  ausführen  will,  legt  sie  einige  Stunden 
in  eine  lauwarme  Lösung  von  kohlensaurem  Ammonium  (5  g  auf  1  1), 
wäscht  sie  alsdann  sorgfältig  aus  und  siedet  sie  noch  feucht  in  einem 
Beizbade,  das  für  jedes  Wollmuster  10  ccm  einer  8,0  g  Kaliumbichromat 
und  2,0  g  englische  Schwefelsäure  im  Liter  enthaltenden  Lösung  zuge- 
setzt bekommt.  In  dieses  Beizbad  werden  alle  Muster  gleichzeitig  ge- 
legt; man  erwärmt  langsam  über  freiem  Feuer  oder  besser  in  einem 
Glyzerinbade  bis  zum  Kochen  und  setzt  das  Kochen  eine  halbe  Stunde 
lang  fort.     Die  Muster   bleiben  vor  Licht    geschützt   in  dem  Beizbade 

75* 


11  gg  Organische  Farbstoffe. 

liegen,  bis  dasselbe  erkaltet  ist,  werden  hierauf  gespült  und,  ohne  zu 
trocknen,  ausgefärbt. 

Von  jedem  zu  untersuchenden  und  ebenso  von  dem  zum  Vergleiche 
dienenden  Farbmaterial  stellt  man  eine  helle  und  eine  dunklere  Aus- 
färbung her  und  verwendet  für  jedes  Wollmuster  (5  g)  10  ccm  und 
20  ccm  der  in  der  beschriebenen  Weise  bereiteten  Lösungen.  Man  Ter- 
dünnt  die  abgemessenen  Farbstofflösungen  mit  der  erforderlichen  Menge 
Wasser  in  einem  Porzellankochbecher,  legt  das  angesottene  Wollmnster 
ein,  erwärmt  in  einem  Glyzerinbade  langsam  bis  zum  Kochen  und  unter- 
hält das  Kochen  eine  halbe  Stunde  lang.  Nachdem  die  aus  dem  Farb- 
bade genommenen  Muster  erkaltet  sind,  werden  sie  gewaschen,  an  der 
Luft  getrocknet  und  miteinander  yerglichen. 

Wenn  man  den  Wert  eines  Blauholzextraktes  im  Vergleiche  zu 
dem  eines  guten  Extraktes  durch  Zahlen  ausdrücken  will,  so  färbt  man 
zehn  Wollmuster  von  5  g  mit  solchen  Mengen  der  Lösung  eines  muster- 
gültigen Extraktes,  welche  in  einer  arithmetischen  Reihe  abnehmen,  also 
in  dem  TOrliegenden  Falle: 

2— 4—6— g— 10— 12— 14— 16— lg— 20  ccm 
und  bestimmt  unter  diesen  Mustern  dasjenige,  welches  mit  dem  Farben- 
ton   des    mit    20  ccm    der   zu    untersuchenden   Extraktlösung    ge&rbten 
Musters  übereinstimmt. 

Zur  gleichzeitigen  Erkennung  der  Färbekraffc  und  des  Oxydations- 
stadiums eines  Blauholzextraktes  empfiehlt  J.  Zubelen  (Bull.  Soc.  Ind. 
Mulh.  Ig9g,  257)  ein  Yerfahren,  welches  auf  der  Anwendung  oxydieren- 
der und  nicht  oxydierender  Beizen  beruht.  Voraussetzung  für  die  Er- 
zielung guter  Resultate  sind  die  Möglichkeit  der  Mitbenützung  eines 
ausschließlich  aus  Hämatoxylin  bestehenden  Typs,  eine  gewisse  Übung 
in  der  Durchführung  der  Färbeprozedur  und  Sicherheit  in  der  Beurteilung 
der  Resultate. 

Man  verwendet  Lösungen,  welche  5  g  Extrakt  Yon  30^  Be.  in  1  1 
destilliertem  Wasser  enthalten  und  im  übrigen  folgende  Beschaffenheit 
zeigen : 

1.  Typ.  30-gradiges  Extrakt  aus  einem  guten  Holz  und  den  Farb- 
stoff noch  Tollständig  in  Form  Yon  Hämotoxylin  enthaltend. 

2.  Extrakt  yon  30^  Be.,  beinahe  ausschlieBlich  aus  Hämatem  be- 
stehend. 

3.  Extrakt  von  30^  Be.,  zur  Hälfte  aus  Hämatoxylin  und  rar 
Hälfte  aus  Hämatein  zusammengesetzt. 

4.  Extrakt  von  30®  Be.,  wie  1,  aber  mit  20  Proz.  Gerbstoff 
(Sumach)  kupiert. 

5.  Extrakt  von  30®  Be.,  wie  1  und  mit  Vi  Proz.  Caldumkarbonit 
vermischt. 


Blaaholz.  Ilg9 

Versuch  A,  Die  zum  Färben  yerwendete  Wolle  (100  g)  wird  ge- 
beizt mit: 

3  g  Kaliumbichromat 

5  -  Weinsäure. 

Die  Wolle  behält  dann  noch  oxydierenden  Charakter  und  gibt  bei 
der  Färbung  eine  mittlere  Nuance.  Man  färbt  mit  40  ccm  der  Extrakt- 
lösungen, entsprechend  7  Proz.  Extrakt  von  30^  Be.  auf  das  Wollgewicht 
bezogen,  yerdünnt  mit  400  ccm  destilliertem  Wasser,  während  V/^  St. 
auf  dem  Wasserbad. 

Die  Färbungen  zeigen  folgendes  Aussehen: 

1.  Mit  Typ  1.  Die  charakteristische  bläuliche  Nuance  des  Hä- 
matoxylins ; 

2.  ist  viel  dunkler  als  1,  nähert  sich  dem  Schwarz; 

3.  liegt  zwischen  1  und  2; 

4.  ist  schwächer  als  2,  3  und  1  (dieselbe  Erscheinung  würde  auf- 
treten bei  einem  nicht  oxydierten  Extrakt,  der  mit  anderen,  ähnlichen 
Substanzen  vermischt  ist); 

5.  ist  dunkler  als  der  Typ  infolge  der  oxydierenden  Wirkung  des 
Kalkes. 

Diese  Proben  zeigen  somit,  daß  die  oxydierten  Extrakte 
dunklere  Färbungen  liefern  als  die  reinen  Extrakte  und  die 
letzteren  dunklere  als  die  kupierte  Ware. 

Versttch  B,  Die  Wolle  (100  g)  wird  kochend  und  in  möglichst 
konzentriertem  Bad  während  zwei  Stunden  angesotten  mit: 

10    g  Alaun 
2,5  -  Kaliumbichromat 
2,5  -  Kupfervitriol 
2,5  -  Weinsäure 

gut  gewaschen  und  gefärbt  wie  vorhin  mit  dem  unterschied,  daß  man 
nur  3  Proz.  Gampecheextrakt  (vom  Wollgewicht)  anwendet. 
Die  Färbimgen  bieten  folgendes  Aussehen: 

1.  Die  reine  Hämatoxylinfärbung  ist  die  beste; 

2,  3  und  5  sind  heller  als  1; 
4  ist  immer  schwächer  als  1. 

Wünscht  man  ein  nichtoxydiertes  Extrakt,  so  wird  man  ein 
solches  wählen,  das  nach  den  Yersuchsresultaten  von  A  und  B  sich  dem 
Typ  am  nächsten  zeigt. 

Will  man  jedoch  ein  oxydiertes  Extrakt,  so  gibt  man  dem- 
jenigen den  Vorzug,  das  nach  A  die  dunkelste  Färbung  lieferte. 

Verswih  C.  Man  verwendet  Baum  wollstränge  von  zirka  8  g  Ge- 
wicht und  färbt: 


1190  Organische  Fartwtoffe. 

Nr.  1  wie  No.  1  bei  A  und  B; 
.   2     -      -    2     -    -      -     - 

-  3     -      -    2,  kapiert  mit  20  Proz.  Wasser; 

-  4     -       -    4   bei  A  und  B; 

-  5      -      -    4    (plus  dem  Quantum  Calciumkarbonat,    um 

das  Tannin  zu  neutralisieren); 

-  6      -       -    5    von  A  und  B. 

Die  Baumwolle  muB  vorher  in  kochendem  Wasser  gut  gewaschen 
werden.     Dann  gelangt  sie  in  die  Gampechelösung  von 

300  ccm  destilliertem  Wasser  und 

100     -    £xtraktlösung  (wie  oben  angegeben); 

man  erwärmt  auf  60 — 70^  C,  geht  mit  den  Strängen  ein,  beläfit  sie 
1 — 2  Stunden  im  Bade,  indem  man  allmählich  erkalten  läfit,  ringt  aus 
und  bringt  während  4 — 5  Minuten  auf  ein  Kupfervitriolbad  (3  Proz.  vom 
Gewicht  der  Baumwolle). 

Nr.  1  zeigt  die  graue  Nuance  des  reinen  Hämatoxylins; 

-  2  ist  dunkler  als  1; 

-  3  ist  noch  ziendich  dunkelgrau; 

-  4  ist  sehr  mager  (Campeche  zieht  schlecht  auf  Baumwolle 

in  Gegenwart  saurer  Gerbstoffe); 

-  5  dunkler    als    4,    weil    das    Tannin    vorher    neutralisiert 

wurde,  aber  der  Eupage  wegen  dem  Typ  zurückstehend; 

-  6  ist  am  dunkelsten,  dunkler  als  der  Typ,   aber  heller  als 

2  und  3. 

Extrakte,  welche  mit  Gerbstoffen  gemischt  sind,   lassen  sich  auch 
an  ihrer  rötlichgrauen  Nuance  erkennen. 

Durch  Yergleichung  der  Resultate  dieser  drei  Yersuchsserien  wird 
man  immer  imstande  sein,  ein  fragliches  Produkt  beurteilen  zu  köimen. 

Um  den  Preis  der  Blauholzextrakte  zu  vermindern,  werden  den- 
selben nach  Brühl  (Chem.-Ztg.  1890,  767)  Melasse,  Dextrin,  Quebracho- 
extrakt,  Kastanienextrakt,  Sumachextrakt,  Quercitronextrakt,  Glauben 
salz  und  sonst  noch  alle  erdenklichen  Drogen  beigemischt  und  zwar  bei 
Primasorten  oft  nicht  unter  20  Proz.,  bei  Sekunda  bis  zu  40  Proz.,  bei 
Tertia,  besonders  bei  dem  sogen.  Fasson  Sanford,  bis  zu  70  Proz.!  Mit 
den  Tertiasorten  werden  namentlich  Japan  und  China  erfreut.  Nach 
Brühl  hatten  Extrakte,  welche  im  Preise  der  amerikanischen  Dye  Wood 
und  Sanford  von  europäischen  Fabriken  offeriert  wurden,  um  20  bis 
30  Proz.  weniger  Farbwert  als  die  amerikanischen. 

Bei   den  europäischen  Produkten   fand  Brühl    stets  Melassenyei^ 
fälschung,    selten    unter    15  Proz.,    nebenbei    in    verschiedenen   Mengen 


Blaaholz.  1191 

Kastanien-,  Quebracho-  und  Quercitronextrakt ,  öfter  noch  Glauber- 
salz. Eine  derartige  Verfälschung  mit  Melasse  (oder  Dextrin) 
kann  man  nach  Schweissinger  (Ind.-Bl.  1887,  337)  durch  vollkommene 
Ausfällung  der  Lösung  des  Extraktes  mit  Bleiessig  und  Prüfen  de« 
Filtrats  mit  Fehlingscher  Lösung  oder  im  Polarisationsapparate  leieht 
nachweisen,  indem  reines  Blauholzextrakt  (sowohl  flüssiges  als  festes) 
gar  keine  polarisierenden  oder  die  Fehlingsche  Lösung  reduzierenden 
Substanzen  besitzt. 

Zum  Nachweis  Ton  Kastanien extrakt  zieht  Houzeau  (Dingl. 
190,  242)  1  g  oder  0,1  g  des  vorher  bei  100^  getrockneten  Extraktes 
mit  Äther  aus  und  bestimmt  das  Gewicht  der  hierin  löslichen  Substanz. 
Der  in  Äther  unlösliche  Rückstand  wird  hierauf  bis  zur  Erschöpfung 
mit  absolutem  Alkohol  ausgezogen  und  das  Gewicht  der  von  diesem 
aufgelösten  Stoffe  ebenfalls  bestimmt.  Die  Vergleichung  dieser  Gewichte 
mit  denjenigen,  welche  die  Untersuchung  eines  guten,  unverfälschten 
Blauholzextraktes  ergab,  läßt  erkennen,  ob  eine  Verfälschung  statt- 
gefunden hat;  z.  B.  100  T.  Extrakt  gaben: 

In  Äther  lösliche  Stoffe        In  Alkohol  lösliche  Stoffe 

Echtes  Extrakt  87,1  14,3 

Yerdächtiges  Extrakt  76,9  19,5 

Da  nämlich  Kastanienextrakt  in  Äther  fast  unlöslich,  dagegen  be- 
deutend löslich  in  absolutem  Alkohol  ist,  so  muB  man  natürlich  in  einem 
verdächtigen  Extrakt  mehr  in  Alkohol  und  weniger  in  Äther  lösliche 
Stoffe  finden  als  in  einem  echten  Extrakt.  Zur  Ergänzung  kann  man 
noch  folgenden  Versuch  anstellen.  Die  in  Alkohol  imd  Äther  löslichen 
Stoffe  beider  obiger  Extrakte  müssen  in  gleichem  Gewichte  eine  gleiche 
Fläche  Kattun  in  gleicher  Weise  färben,  wenn  sie  dieselbe  Zusammen- 
setzung haben:  die  Färbung  muß  dagegen  eine  yerschiedene  sein,  wenn 
sie  nicht  dieselben  Bestandteile  in  denselben  Mengenverhältnissen  ent- 
halten. Man  wird  in  imserem  Falle  also  finden,  daß  die  Ätherextrakte 
beim  Probeförben  sich  gleich,  die  Alkoholextrakte  aber  ganz  verschieden 
verhalten. 

Die  Liste  der  Verfälschungen  des  Blauholzextraktes  ist  hiermit 
noch  nicht  erschöpft,  auch  Sand,  Ton,  Erde,  Sägespäne,  ausgezogene 
Gerberlohe  u.  s.  w.  müssen  nicht  selten  zur  „Verbesserung^  dieses  viel 
angewendeten  Extraktes  herhalten. 

Verfälschungen  des  Blauholzextraktes  mit  Leim,  Zuckemebenpro- 
dukten  (Melasse)  und  Kastanienextrakt  lassen  sich  nach  E.  Donath 
(Chem.-Ztg.  1894,  277)  folgendermaßen  nachweisen: 

Es  wird  zunächst  Wasser,  Stickstoff  und  Asche  bestimmt.  Dann 
wird  eine  wäßrige  Lösung  des  fraglichen  Extraktes  bei  gelinder  Wärme 


1192  Organiaclie  Farbstoffe. 

durch  Digerieren  mit  allmählich  zugefugtem  grobgepulverten  Spodiom 
entfobt  und  filtriert.  Schon  die  verhältniamäßig  bedeutend  gr5fiera 
Schwierigkeit  der  Entfärbung'),  welche  sich  insbesondere  durch  einen 
Parallelversuch  mit  unverfälschtem  Extrakt  beurteilen  läfit,  wird  einen 
Fingerzeig  zur  weiteren  Beurteilung  geben.  Wenn  nun  weiter  auch  das 
nahezu  farblose  Filtrat  unmittelbar  mit  Fehlingscher  Lösung  erhitzt 
einen  beträchtlichen  Niederschlag  von  Eupferoxjdul  gibt,  so  ist  die  Ver- 
fälschung mit  Kastanien extrakt  nahezu  zweifellos. 

Ein  weiterer  Versuch,  die  Prüfung  des  Verhaltens  der  ursprüng- 
lichen, filtrierten  (jedoch  nicht  mit  Knochenkohle  entfärbten)  Extrakt* 
lösung  gegen  eine  Leimlösung,  wodurch  für  sich  allein  Blauholzextrakt 
und  Kastanienextrakt  sich  wesentlich  unterscheiden,  wird  nur  dann  noch 
entscheidender  ausfallen,  wenn  die  Menge  des  Kastanienextraktes  eine 
gröfiere  ist,  bezw.  mindestens  über  7  Proz.  beträgt.  Gibt  die  mit  Knochen- 
kohle entfärbte  und  filtrierte  Extraktlösung  jedoch  unmittelbar  mit 
Fehlingscher  Lösung  keinen  oder  nur  einen  äuBerst  geringen  Nieder- 
schlag (bekanntlich  enthalten  Melassen,  namentlich  ältere,  häufig  geringe 
Mengen  Invertzucker),  wohl  aber  nach  der  nun  vorzunehmenden  In- 
version mit  verdünnter  Salzsäure  reichliche  Kupferoxydulausscheidung, 
so  ist  die  Verfälschung  mit  Zuckemebenprodukten  evident.  Treten  die 
angegebenen  Erscheinungen  nicht  ein,  ist  aber  der  Stickstoffgehalt  be- 
trächtlich gröBer  als  1  Proz.,  so  ist  eine  Vermischung  mit  Leim  wahr- 
scheinlich. Ein  Zusatz  von  Leim  von  über  8  Proz.  läßt  sich  in  diesem 
Falle  dann  mit  größerer  Sicherheit,  aber  keineswegs  völlig  zweifelloit 
auf  folgende  Art  nachweisen:  3 — 4  g  des  pulverisierten  Extraktes 
werden  zwei-  bis  dreimal  mit  starkem  Weingeist  von  zirka  93  Proz. 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  ausgezogen ,  der  Rückstand  dann  in 
warmem  Wasser  gelöst  und  mit  einem  Überschuß  von  Bleizuckerlösung 
gefällt.  Der  entstandene  blaue  Niederschlag  wird  nun  abfiltriert  und 
im  Filtrat  der  Überschuß  des  basischen  Bleiacetats  mit  kohlensaurem 
Natrium  vollständig  als  Bleikarbonat  entfernt.  Filtriert  man  letzteres 
ab  und  fügt  zum  Filtrate  Tanninlösung,  so  entsteht,  falls  Leim  im 
Extrakte  vorhanden  war,  nun  ein  Niederschlag  oder  eine  deutliche 
Trübung») 

Donath  fand  in  einem  frisch  bereiteten,  im  Vakuum  getrockneten 
Extrakt  0,81  Proz.  Stickstoff  und  1,33  Proz.  Asche.  Käufliche  unverfälschte 
Extrakte  ergaben: 


^)  Die    Entfärbung   der   Eastanienholzextraktlösungen    mit    Knochenkohle 
gelingt  viel  schwieriger  als  die  der  reinen  Blauholzextraktlösongen. 

')  Vergl.  auch  v.  Cochenhausen,  Z.  f.  ang.  Ch.  1904,  877  u.  ff. 


Blanholz.  1193 


I. 

U. 

(DeatBches  Fabrikat) 

(Belgisches  Fabrikat) 

Proz. 

Proz. 

Wasser         8,26 

11,34 

Stickstoff     0,78| 

0,58] 

bezogen 

Asche            6,39] 

4,99 

aaf  Trockensubstanz. 

Die  Asche  dieser  beiden  Extrakte  enthielt  beträchtliche  Mengen 
an  Alkalien  und  besonders  viel  Chloride  und  Phosphate  (bis  zu 
7,81  Proz.  Gl  und  2,12  Proz.  PjOs). 

Der  bedeutend  höhere  Aschengehalt  der  käuflichen  Extrakte  gegen- 
über dem  reinen  Extrakt  läßt  den  Schluß  zu,  daß  dieser  durch  die 
sogen.  Fermentation  des  geraspelten  Blauholzes  vor  dessen  Anwendung 
zur  Extrakterzeugung  yeranlaßt  wird.  (Diese  besteht  bekanntlich  Yor- 
zugsweise  in  einem  zeitweiligen  Besprengen  desselben  mit  gefaultem 
Harn.) 

Als  aus  Blauholz  oder  Blauholzextrakt  gewonnene  Prä- 
parate erwähnen  wir  hier  kurz: 

Das  Hematine,  kommt  Ton  Lyon  in  den  Handel,  hat  nach 
E.  Dollfuß  (Dingl.  237,  464)  fast  die  analogen  Eigenschaften  wie  das 
Yon  Erdmann  (J.  pr.  Ch.  26,  205)  zuerst  dargestellte  Hämatein  und 
wird  vermutlich  durch  Extraktion  des  fermentierten  Holzes  mit  Äther 
gewonnen. 

Indigoersatz,  Noir  reduit,  sind  Tiolettblaue,  in  der  Färberei- 
technik jetzt  vielfach  angewandte  Flüssigkeiten,  welche  aus  Blauholzextrakt 
mit  Hilfe  von  Kaliumbichromat  und  saurem  schwefligsauren  Natrium  her- 
gestellt werden.  Nach  v.  Cochenhausen  (Muspratts  Chemie  3.  Aufl. 
III,  206)  dürfte  es  aus  der  Bisulfitverbindung  eines  Oxydations- 
produktes des  Hämatoxylins  und  einem  Ghromoxydsalz  bestehen. 
Einige  Präparate  scheinen  auch  in  der  Weise  dargestellt  zu  sein,  daß 
der  Chromfarblack,  welcher  durch  Behandeln  von  Blauholzextrakt  mit 
Kaliumbichromat  erhalten  wird,  in  Salzsäure  oder  Oxalsäure  aufgelöst 
worden  ist. 

Direktschwarz,  Eaiserschwarz  oder  Nigrosaline  sind 
nach  Breinl  (Dingl.  268,  487)  eine  Mischung  Yon  Blauholzextrakt  mit 
Eisenyitriol  und  Kupfervitriol,  welche  in  dunkelgefärbten  Broten  oder 
als  dunkelbraunes,  an  der  Luft  zusammenbackendes  PuWer  in  den 
Handel  kommt,  oder  eine  schwarze,  teigartige  Masse,  welche  durch 
Fällen  einer  Blauholzabkochung  mit  einer  Lösung  yon  Eisenvitriol  und 
Kupfervitriol  erhalten  wird.  Die  in  der  ersten  Form  in  den  Handel 
kommenden  Präparate  bestehen  aus  zwei  bis  sechs  Teilen  Blauholz- 
extrakt, zwei  Teilen  Eisenvitriol  und  einem  Teil  Kupfervitriol.  Da  die 
von  verschiedenen  Fabrikanten  gelieferten  Waren  nach  v.  Cochenhausen 


1194  Organische  Farbstoffe. 

(1.  c.  S.  207)  nie  eine  gleiche  Zusammensetzung  haben,  so  erhält  man  bei 
Verwendung  derselben  Menge  Farbstoff  niemals  denselben  Farbenton. 
Dieser  fallt  grünlich  aus,  wenn  der  Kupfervitriol  vorwiegt,  und  er> 
scheint  rötlich  oder  violett,  wenn  viel  Eisenvitriol  zugegen  ist.  Man 
kann  daher  durch  Änderung  der  Mengen  dieser  beiden  Stoffe  alle  mög- 
lichen schwarzen  Farbentöne  erzeugen. 

Ein  unter  dem  Namen  Direktschwarz  für  Baumwolle  in  den 
Handel  kommendes  Präparat  bildet  eine  braune,  dickflüssige  Masse  und 
besteht  nadi  v.  Cochenhausen  aus  etwa  50  Proz.  Wasser,  45  Proz.  einer 
in  Alkohol  und  Äther  löslichen  Substanz  (Hämatoxjlin  und  Himatprä) 
und  3,5 — 7  Proz.  Kupfervitriol. 

Neudruckschwarz  SS,  NR,  NRG  (Leonhardt)  (Rev.  gener. 
Mat.  Col.  1898,  459)  sind  ßlauholzextrakte ,  die  stark  nach  Essig- 
säure riechen  und  ohne  Zusatz  von  essigsaurem  Chrom,  aber  mit 
Natriumchlorat  gemischt,  direkt  zum  ßaumwolldruck  verwendet  werden 
können. 

Allgemeines  über  Wertbestimmung  der  Farbholzextrakte. 

Die  Benutzung  von  flüssigen  oder  festen  Farbholzextrakten  in 
Färbereien  und  Druckereien  als  Ersatz  der  an  Ort  und  Stelle  bereiteten 
Farbholzabkochungen  ist  immer  noch  beträchtlich.  Trotz  der  zu  be- 
zahlenden Kosten  der  Extraktfabrikation  spart  man  bei  Benutzung  von 
Farbholzextrakten,  die  immer  billiger  werden,  dennoch  beträchtlich  an 
Frachtkosten.  Für  den  Drucker,  welcher  stets  mit  konzentrierten  Brühen 
zu  arbeiten  hat,  ist  es  vorteilhafter,  Extrakte  anzuwenden,  welche  durch 
Auflösen  leicht  in  konzentrierte  Brühen  umzuwandeln  sind.  Ebenso  ist 
es  für  den  Färber  in  manchen  Fällen  fast  geboten,  Extrakte  anzuwenden, 
wo  nämlich  die  Farbflotten  eine  Konzentration  erfordern,  welche  beim 
gewöhnlichen  Auskochen  nur  mit  Materialverschwendung  zu  erzielen  ist 
Umgekehrt  gibt  es  auch  Fälle ,  wo  man  die  Hölzer  nicht  durch 
Extrakte  ersetzen  kann.  So  geben  beim  Färben  der  Wolle  die  Holz- 
abkochungen im  allgemeinen  reinere  und  bessere  Farben  als  die  Auf- 
lösungen von  Extrakten.  Auch  geben  Farbholzabkochungen,  besonders 
von  Blauholz,  luftechtere  Farben  als  Extrakte.  Für  manche  Zwecke, 
z.  B.  für  Aufsatzblau  auf  Baumwolle  (als  Nachahmung  von  Küpenblau), 
kann  eine  frisch  bereitete  Blauholzabkochung  durch  Extrakt  nicht  er- 
setzt werden.  Im  allgemeinen  aber  ist  in  der  BaumwoUfarberei  ba 
Blauholz,  Gelbholz  und  Quercitron  die  Anwendung  des  Extraktes  vor- 
teilhafter als  die  der  Späne. 

Schädlich  wirken  oft  beim  Färbeprozesse  Harzteilchen,  welche  in 
die  Extrakte  vom  ausgekochten  Holze  —  zum  unterschiede  der 
gewöhnlichen    Farbholzabkochungen    —    übergehen    und    auf   den   ge- 


Farbholzextrakte.  1195 

färbten  Stoffen  kleine  dunkle  Punkte  yerursachen  (y.  Cochenbausen 
1.  c.  S.  186). 

Schreiner  (Chem.-Ztg.  1890,  961)  stellt  för  die  Beurteilung 
des  Wertes  eines  Farbholzextraktes,  speziell  des  Blauholzextraktes, 
um  den  es  sich  in  den  meisten  Fällen  handeln  wird,  folgende 
Prüfungspunkte  auf:  1.  Gehalt  an  Farbstoffen,  2.  Zusatz  Ton  fremdem 
Gerb-  und  Farbstoffen,  B.  Zusatz  Yon  Beschwerungsmitteln,  4.  Fermen- 
tation und  Reaktion  (über  letzteren  Punkt  ist  bereits  auf  S.  1187  be- 
richtet worden). 

Bei  der  großen  Ähnlichkeit  des  Verhaltens  der  Farbstoffe  der 
Farbhölzer  (speziell  Ton  Hämatoxylin  und  Hämatem)  mit  Gerbstoffen 
übertrug  Schreiner  die  von  Weiß  veröffentlichte  sog.  „Wiener  gewichts- 
analytische Gerbstoff bestimmungsmethode*'  (siehe  Abschnitt  „Gerbstoffe^ 
von  Councler,  oben  S.  733)  auf  die  Bestimmung  der  Farbholzextrakte. 
50  g  gemahlenes  Farbholz  werden  in  einem  besonders  konstruierten,  sehr 
praktischen  Extraktionsapparate  vollständig  ausgelaugt,  die  Lösung  auf 
1  1  verdünnt,  filtriert  und  ein  Teil  derselben  durch  Hautpulver  in  einen 
besonderen  Filtrierapparat  (Zsch.  angew.  Chem.  1888,  717)  mit  den  nötigen 
Vorsichtsmaßregeln  laufen  gelassen.  Das  Hautpulver  muß  zu  diesem 
Zwecke  von  ganz  reiner  Qualität  und  wolliger.  Form  sein.  Das  Filtrat 
.ist  bei  regelrechtem  Verlauf  der  Operation  absolut  farblos  und  bleibt 
es  auch  nach  Zusatz  von  Ammoniak,  da  es  nur  noch  diejenigen  Sub- 
stanzen enthält,  welche  weder  flirbende,  noch  gerbende  Eigenschaften 
besitzen.  Alsdann  werden  von  diesem  Filtrate  imd  ebenso  von  der 
Originallösung  je  100  ccm  auf  dem  Wasserbade  eingedampft  imd  im 
Luftbade  bei  100^  bis  zum  konstanten  Gewichte  getrocknet.  Die  Ge- 
wichtsdifferenz zwischen  beiden  entspricht  dem  Gehalt  an  Farbstoffen. 

Bei  Extrakten  stellt  man  eine  Lösung  dar,  welche  zirka  10  g 
Trockensubstanz  in  1  1  enthält.  Nachdem  man  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur bis  zur  Marke  aufgefüllt,  erwärmt  man  im  Wasserbade  auf 
50^  C,  filtriert,  wenn  nötig,  unter  Zusatz  von  Kaolin,  und  verfährt  mit 
dieser  klaren  Lösung  wie  oben.  Femer  trocknet  man  1 — 2  g  Extr'älrt  ' 
in  einem  Platingefäße  bei  100^  C.  zur  Wasserbestimmung  und  verascht 
nachher  zur  Ermittlung  der  mineralischen  Bestandteile. 

Aus  der  Differenz  zwischen  Trockensubstanz  und  der  Summe  der 
Farbstoffe  und  Nichtfarbstoffe,  also  des  Löslichen,  berechnet  sich  der 
Gehalt  an  unlöslichen  Substanzen.  Der  Gehalt  an  mineralischen  Sub- 
stanzen wird  von  dem  Gehalt  an  Nichtfarbstoffen  in  Abzug  gebracht. 
(Der  Fall,  daß  sich  im  „Unlöslichen^  mineralische  Bestandteile  als 
mechanische  Verunreinigung  finden,  ist  äußerst  selten  und  dann  in  die 
Augen  fallend!) 

Schreiner  teilt  folgende  Analysenbeispiele  mit: 


1196 


FiuehM  Bbdu^ 

r 

L           n. 

in. 

IV. 
FriMk     F 

Proz.          Praz. 

Pros. 

Prox. 

12,06         10,56 

8,16 

9,70 

2,22           1,72 

1,04 

2,05 

Farbstoffe 

Nichtfarbstoffe     .     .     .       2,22  1,72  1,04  2,05  L,10 

Wa«»cr 10,86         12,80        10,80        10,02         16,00 

Extrakte:  flösag,  30*  Be. 

L  n.  in.         lY.  V. 

Proz.  Proz.  Proz.  Pros.  Proz. 

Farbstoffe 52,52  41,39  33,52  79,77  54,36 

Nichtfarbstoffe     .     .     .       6,06  11,91  14,39  9,08  18,14 

ünlösUches  bei  SO^C. .      0,45  2,87  6,99  1,05  9M 

Asche 0,14  1,81  3,47  0,22  6,04 

Wasser 40,83  42,02  41,63  9,88  12,26 

Die  angefahrten  Extraktanaljsen  sind  aus  extremen  Fällen  za- 
sammengestellt:  Nr.  I  ist  ein  normales  Extrakt  aus  gutem  Holze,  ebenso 
Nr.  lY,  Nr.  II  enthalt  zirka  20  Proz.,  Nr.  III  zirka  10  Proz.  ZusaU  eines 
starken  kalkhaltigen  Extraktivstoffes  (Sirup)  und  Nr.  V  enthalt  Zusätze 
von  Extraktivstoffen  und  Salzen  (Natriumsulfat). 

Ein  Blick  auf  die  angefahrten  Beispiele  der  FarbhOizer  genügt 
zur  Erkenntnis  der  Bedeutung  der  Analyse  beim  Einkaufe  des  Farb- 
holzes, zumal  wenn  man  weiß,  daß  No.  I — III  Hölzer  gleicher  Marke 
sind!  Leider  ist  der  Extraktfabrikant  nur  zu  selten  in  der  Lage,  sich 
im  voraus  ein  richtiges  Durchschnittsmuster  des  Holzes  Terschaffen  zu 
können.  Auch  der  Gehalt  an  Nichtfarbstoffen  ist,  speziell  fär  die  WoU- 
farberei,  von  wesentlicher  Bedeutung,  da  mit  dem  Wachsen  derselben 
eine  leichtere  und  gründlichere  Fermentation  in  direktem  Zusammen- 
hange  steht.  Diese  Substanzen  sind  es,  welche  unter  teüweiser  Bil- 
dung flüchtiger  Produkte  den  Fermentationsprozeß  bedingen  und  dordi 
ihre  Tätigkeit  den  Blauholzfarbstoff  an  die  Oberfläche  der  Holzteilchen 
bringen,  wo  er  Grelegenheit  findet,  sich  mit  Sauerstoff  zu  verbinden. 

Bei  dieser  neuen  Methode  von  Schreiner  bleibt  nur  ein  Übel- 
stand, daß  man  nämlich  nicht  Farbstoffe  und  etwa  vorhandene  Gerb- 
stoffe getrennt  nebeneinander  bestimmen  kann.  Doch  verliert  dieser 
Nachteil  wesentlich  an  Bedeutung  durch  den  Umstand,  daß  man  da,  wo 
solche  gerbstoffhaltigen  Farbstoffextrakte  überhaupt  Anwendung  finden 
können,  nämlich  in  der  Baumwollschwarzfärberei,  den  Gerbstoff  kaum 
als  minderwertig  betrachten  darf,  vorausgesetzt,  daß  der  Preis  des 
Produktes  damit  in  Einklang  steht. 


Oneilleprftparate.  1197 

Orseilleprftparate. 

Roliinaterial  sind  yerscbiedene,  unter  dem  gemeinschaftlichen  Namen 
„Kraut-Orseille"  bekannte  Flechtenarten,  yorzugsweise  Lecanora  und 
Rocella  tinctoria,  deren  beste  Sorten  Yon  Angola,  Ceylon,  Madagaskar, 
Mozambique  und  Sansibar  kommen.  Die  mit  mineralischen  Stoffen  stark 
Terunreinigte  „Erd-Orseille^  dient  hauptsächlich  zur  Herstellung  yon 
Lackmus.  Der  wichtigste  Bestandteil  dieser  Flechten,  das  farbstoff- 
bildende Orcin,  welches  ein  erst  während  der  chemischen  Behandlung 
der  Flechten  aus  den  Flechtensäuren  entstehendes  Zersetzimgsprodukt 
derselben  ist,  y erwandelt  sich  unter  der  Einwirkung  yon  Ammoniak 
(faulem  Harn  und  dgl.)  und  Luft  in  Orcein,  einen  prächtig  roten,  krystal- 
linischen  Farbstoff.  Außerdem  entstehen  noch  nach  Zulkowski  und 
Peters  (Monatsh.  Gh.  1890,  227)  ein  gelber,  kristallinischer  und  ein 
amorpher,  lackmusartiger,  yielleicht  mit  Lackmus  identischer  Farbstoff. 
Die  Lösungen  des  reinen  Orceins  in  Weingeist,  Essigsäure  und  Aceton 
zeigen  prächtige  Karminfarbe  und  werden  durch  Zusatz  yon  Ammoniak 
und  fixen  Alkalien  prachtyoll  blauyiolett.  Reines  Orcein  hat  die  150- 
bis  200-fache  Färbekraft  des  Orseilleextraktes. 

Das  Orcin  färbt  sich  mit  Chlorkalklösung  tiefyiolett  und  in  alka- 
lischer Lösung,  mit  etwas  Chloroform  erwärmt,  gibt  es  eine  purpur- 
rote, nach  dem  Verdünnen  mit  Wasser  stark  grünlichgelb  fluoreszierende 
Flüssigkeit  (Natriumsalz  des  Homofluoresceins)  (Schwarz,  Ber.  18,  543). 
Diese  empfindliche  Reaktion  benutzt  man  zur  Erkennung  yon  orcinhal- 
tenden  (also  für  die  Orseille-  oder  Lackmusfabrikation  geeigneten)  Flechten, 
indem  man  ein  Stückchen  der  Flechte  kurze  Zeit  mit  yerdünnter  Kali- 
lauge kocht,  die  klare  Flüssigkeit  abgießt  und  sie  nach  Zusatz  yon  einem 
Tropfen  Chloroform  zehn  Minuten  im  Wasserbade  erwärmt,  worauf  man 
mit  Wasser  yerdünnt.  Enthielt  die  Flechte  Orcin  oder  orcingebende  Stoffe, 
so  ist  die  grünlichgelbe  Fluoreszenz  deutlich  wahrzunehmen,  (y.  Cochen- 
hausen,  Muspratts  Chemie,  3.  Aufl.  III,  230.) 

Den  Gehalt  der  Flechten  an  farbstoffgebenden  Flechten- 
säuren, welcher  etwa  zwischen  2  und  12  Proz.  yariiert,  bestimmt  man 
nach  Stenhouse  (J.  pr.  Ch.  45, 180;  Ann.  68,  55;  Pharm.  Centralbl.  1848, 
316),  indem  man  die  Flechte  (100  g)  mit  Kalkmilch  rasch  ^)  auszieht, 
mit  Essigsäure  den  filtrierten  Auszug  fällt,  den  Niederschlag  auf  einem 
gewogenen  Filter  sammelt,  ihn  bei  gewöhnlicher  Temperatur  trocknet 
und  wägt.  Da  diese  Methode  zwar  gut,  aber  langwierig  ist,  y erfahrt 
man  rascher,  wie  folgt: 


')  Nimmt  die  Behandlang  mit  Kalkmilch  längere  Zeit  (über  eine  yiertel 
bis  halbe  Stande)  in  Ansprach,  so  geht  ein  Teil  der  Flechtens&aren  in  Orcin 
ober  and  entgeht  so  der  Fftllang  mit  Essigs&ore. 


1198  Organische  Farbstoffe. 

100  g  in  sehr  kleine  Stückchen  zerschnittene  Flechten  werden  durch 
zweimalige  Maceration  mit  einer  verdünnten  Lösung  von  Atznatron  er- 
schöpft und  dem  Fil träte  aus  einer  Bürette  eine  Lösung  Ton  unter- 
chlorigsaurem  Natron  Yon  bekanntem  Gehalte  zugesetzt.  In  dem  Augen- 
blicke, wo  letztere  Lösung  in  den  alkalischen  Flechtenauszug  einfließt, 
tritt  eine  blutrote  Färbung  ein,  welche  1  oder  2  Minuten  später  ver- 
schwindet, worauf  die  Flüssigkeit  eine  tiefgelbe  Farbe  zeigt.  Hierauf 
setzt  man  von  neuem  Bleichflüssigkeit  hinzu  imd  wiederholt  dies  unter 
sorgfältigem  umrühren  so  lange,  als  ein  zweiter  Zusatz  noch  eine  rot« 
Färbung  hervorbringt  (also  noch  unoxydierte,  Farbstoff  gebende  Substanz 
anzeigt). 

Die  Orseillepräparate  (s.  u.)  oder  Orcemfarbstoffe  finden  noch  ganz 
wenig  Anwendung  zum  Violettfarben  (ohne  Beize)  von  Wolle  und  Seide 
(niemals  von  vegetabilischen  Fasern)  xmd  zu  Braun  und  Modefarben  auf 
Wolle  (weniger  auf  Seide).  Verschiedene  Teerfarbstoffe  haben  die  Or- 
seülepräparate  teilweise  verdrängt. 

Man  unterscheidet  im  Handel:  Orseille  in  Teig,  Orseilleextrakt 
französischer  Purpur  und  Persio  als  Hauptorseillepräparate. 

Am  einfachsten  ist  die  Bereitung  von  Orseille  in  Teig,  auch 
kurzweg  Orseille  genannt,  zu  welchem  Zwecke  die  zerkleinerten  Flechten 
mit  einer  Lösung  von  Ammoniak  einige  Wochen  bei  Luftzutritt  imter 
Umrühren  behandelt  werden.  Bei  kurzer  Dauer  des  Prozesses  erhält 
man  eine  mehr  rote,  im  anderen  Falle  eine  mehr  violette  Orseille.  Man 
unterscheidet  „Kraut-Orseille"  und  die  geringere  „Erd-Orseille". 

Orseilleextrakt.  Orseille  in  Teig  enthält  gemäß  seiner  Be- 
reitungsweise holzige  Flechtenteile,  imzersetze  Flechtensäure  und  Mineral- 
bestandteile neben  dem  Orcein  als  für  gewisse  Anwendungen  in  der 
Färberei  unbequeme  Verunreinigungen.  Deshalb  bringt  man  die  Flechten- 
säuren durch  Behandeln  mit  Kalkmilch  (Jahresber.  d.  ehem.  Techn.  1859, 
490)  in  Lösung  und  setzt  die  klare  Lösung  entweder  direkt  mit  Am- 
moniak der  Luft  aus,  oder  man  fallt  aus  ihr  zuerst  die  Flechtensäuren 
mit  Salzsäure  oder  Schwefelsäure,  welche  in  diesem  gereinigten  Zu- 
stande alsdann  in  Ammoniak  gelöst  der  Luft  ausgesetzt  werden.  Je 
nach  dieser  verschiedenen  Behandlung  imd  den  hiermit  wechselnden 
Konzentrations-  und  Reinheitsgraden  heiflen  die  gewonnenen  Extrakte 
Orseilleextrakt  einfach,  doppelt,  konzentriert  oder  Orseillekarmin. 

Französischer  Purpur  (Orseilleviolett)  wird  nach  Spence 
und  Guinon  (Jahresber.  d.  ehem.  Tech.  1859,  492)  auf  folgende  Weise 
erhalten.  Man  zieht  zunächst  die  Flechtensäure  wie  gewöhnlich  mit  Kalk- 
milch aus,  fällt  sie  mit  einer  Säure,  löst  in  Ammoniak  und  setzt  die 
Lösung  bei  gewöhnlicher  Temperatur  der  Luft  aus,  wobei  man  aber  nicht 
bis   zur  violetten,  sondern  nur  bis  zur  kirschroten  Färbung  stehen  läßt 


Oneillepr&parate.  1 1 99 

Alsdann  erhitzt  man  einige  Zeit  zum  Sieden  und  stellt  die  Flüssigkeit  in 
5 — 6  cm  Lohen  Schichten  in  großen  flachen  Schalen  bei  70 — 75^  so  lange 
hin,  bis  sie  purpurviolett  geworden  ist.  Aus  dieser  Lösung  fällt  man 
den  festen  Farbstoff  durch  Schwefelsäure  oder  ChlorcalciumlOsung.  Im 
letzteren  Falle  bildet  sich  ein  in  Wasser  unlöslicher  Kalklack,  der,  wenn 
er  zum  Färben  verwendet  werden  soll,  in  Wasser  yerteilt  durch  kohlen- 
saures Ammoniak  oder  durch  Zersetzen  mit  Oxalsäure  oder  Schwefelsäure 
und  darauf  folgenden  Zusatz  yon  Ammoniak  löslich  gemaclit  wird. 

Persio  (roter  Indigo,  Cudbear)  ist  wie  der  französische  Purpur 
eine  trockene  Masse,  welche  durch  Eintrocknen  YX)n  Orseilleextrakt  oder 
yon  Kraut-  und  Erdorseille  erhalten  wird.  Im  Handel  kommt  Persio  0, 
I,  II,  extra,  fein,  yiolett,  rotviolett,  blauyiolett,  rot  vor  (v.  Co  che n- 
hausen,  Muspratts  Chemie,  3.  Aufl.,  III,  233).  Ein  sehr  farbstoff- 
reiches Produkt  wird  Orchelline  genannt. 

Orseillekarmin  und  Orseillepurpur  enthalten  die  Orseille- 
farbstoffe  im  Zustande  großer  Reinheit. 

Wie  oben  schon  erwähnt,  findet  sich  eine  blauviolette  und  rote 
Orseille  im  Handel,  deren  verschiedene  Farbentöne  von  der  Dauer  der 
Einwirkung  von  Anmioniak  und  Luft  bedingt  werden. 

Versetzt  man  erstere  mit  einer  kleinen  Menge  von  Ferricyankalium, 
so  erhält  sie  alle  Eigenschaften  der  roten  Orseille.  Die  unter  dem 
Namen  „französischer  Purpur"  bekannte  purpurviolette  Orseille- 
farbe  unterscheidet  sich  von  Orseille  dadurch,  daß  letztere  durch  Salz- 
oder Schwefelsäure  rot  geförbt  wird,  während  der  violette  Farbeton  des 
französischen  Purpurs  selbst  durch  ziemlich  starke  Salz-  oder  Schwefel- 
säure nur  wenig  ins  Rötliche  gezogen  wird.  Wird  dagegen  französischer 
Purpur  in  mäßig  starker  Natronlauge  gelöst  und  diese  prachtvoll  violette 
Lösung  mit  Salzsäure  übersättigt,  so  wird  sie  rot. 

Französischer  Purpur  und  Anilinviolett  unterscheiden  sich 
dadurch,  daß  der  erstere  durch  ziemlich  starke  Salzsäure  nur  etwas 
mehr  ins  Rote  gezogen,  nach  vorheriger  Behandlung  mit  Natronlauge 
aber  entschieden  rot  wird,  während  das  Anilinviolett  sich  mit  Salzsäure 
um  so  reiner  blau  färbt,  je  stärker  die  Säure  ist  (Mierzinski,  „Die 
Erd-,  Mineral-  u.  Lackfarben",  1881,  354). 

Die  Güte  der  Orseillepräparate  kann  man  einzig  und  allein  durch 
Probefärben  ermitteln.  Man  löst  1  g  Orseillepräparat  in  Y^  Liter  Wasser, 
bringt  in  das  Bad  ein  gewogenes  oder  gemessenes  Wollstück  und  erhitzt 
Ys  Stunde  zum  Sieden.  Die  gewaschene  und  getrocknete  Probe  wird 
mit  einer  aus  einer  guten  Orseillesorte  erhaltenen  verglichen. 

Exakter  ist  die  von  v.  Cochenhausen  (1.  c.  234)  angegebene 
Methode.  Man  löst  5  g  der  zu  untersuchenden  Orseille  oder  des  Or- 
seillepräparates  in  1  Liter  Wasser  und  verwendet  50  ccm  dieser  Lösung 


1200  Organische  Faibstofia. 

zum  Färben  Yon  je  1  g  Wolle.  Dem  Farbbade  setzt  man  10  Proz.  (Tom 
Gewichte  der  Wolle)  Alaun  oder  10  Proz.  Alaun  und  2  Proz.  Weinitein 
zu.  Man  kann  den  Wert  einer  Orseille  im  Vergleich  zu  einem  muster- 
gültigen Präparate  in  Zahlen  ausgedräckt  annähernd  ermitteln,  wenn 
man  das  gefärbte  Muster  mit  einer  Skala  you  Mustern  Ton  1  g  rer- 
gleicht,  welche  mit 

5  —  10—15—20—25—30—35—40—45—50  ccm 

der  Lösung  von  5  g  des  mustergültigen  Präparates  in  1  Liter  Wasser 
unter  denselben  Bedingungen  gefärbt  worden  sind. 

Zum  Nachweief  einer  Verfälschung  des  Orseilleextraktes 
mit  Blauholz-  oder  Roth olzextrakt  werden  nach  Leeshing  (Dingl. 
187,  142)  50  Tropfen  Extrakt  mit  ca.  100  ccm  Wasser  verdünnt;  die 
Flüssigkeit  wird  mit  Essigsäure  schwach  angesäuert,  hierauf  50  Tropfen 
Zinnchlorürlösung  (1:2)  hinzugesetzt  und  zum  Sieden  erhitzt.  War  die 
Orseillelösung  rein,  so  findet  sogleich  fast  ToUständige  Entfärbung  statt, 
während  man  bei  Zusatz  yon  Blauholzextrakt  eine  blaugraue'),  Ton 
Rothol zextrakt  eine  rote  Lösung  erhält. 

Zum  Nachweis  und  zur  Bestimmung  von  Fuchsin  in  Or- 
seille und  Persio  hat  Rawson  (Chem.'N.  1888,  165)  eine  sehr  emp- 
findliche Methode  bekannt  gegeben,  welche  gestattet,  noch  1  Teil  in 
100000  Teilen  Persio  nachzuweisen.  1 — 2  g  Persio  (oder  eine  ent- 
sprechende Menge  Orseilleflüssigkeit)  werden  mit  50  ccm  Alkohol  ge- 
kocht, mit  100  ccm  Wasser  verdünnt  und  mit  15 — 20  ccm  einer  starken 
Lösung  von  basischem  Bleiacetat  (spez.  Gew.  1,25)  und  dann  nach  yor- 
hergehendem  Umrühren  mit  einer  gleichen  Menge  yon  starkem  Ammoniak 
yersetzt.  Man  filtriert  imd  wäscht  den  Niederschlag,  falls  man  das 
Fuchsin  zugleich  auch  quantitativ  bestimmen  will,  mit  einer  Mischung 
yon  1  Tl.  Anmioniak,  5  Tl.  Alkohol  und  10  Tl.  Wasser  aus.  Bei  reinem 
Persio  ist  das  Filtrat  farblos,  bei  Gegenwart  yon  Fuchsin  farblos  oder 
rosa  je  nach  der  Menge  des  zugesetzten  Ammoniaks.  Nun  säuert  man  mit 
Essigsäure  an,  welche  bei  Gegenwart  yon  Fuchsin  die  Flüssigkeit  rot  färbt 

Rawson  benutzt  femer  folgendes  kolorimetrisches  Verfahren  zur 
annähernden  quantitatiyen  Bestimmung  des  nachgewiesenen  Fuchsins. 
Man  bereitet  sich  eine  mit  Essigsäure  yersetzte  reine  Fuchsinlösung,  die 
im  Liter  0,01  g  Fuchsin  enthält.  Die  zu  prüfende  Lösung  wird  auf 
250  ccm  verdünnt  und  ein  aliquoter  Teil  däyon  nach  dem  Verdünnen  auf 
100  ccm  in  die  eine  Röhre  des  Eolorimeters  gebracht.  Von  der  typischen 
Fuchsinlösimg  läfit  man  aus  einer  Bürette  so  yiel  in  die  zweite  Eolorimeter- 
röhre  fließen,  bis  die  Intensität  der  Färbung  in  beiden  Röhren  gleich  ist. 


')  Die  blaugraae  bis  graue  FSfbong  tritt  bei  Gegenwart  yon  mindestens 
3 — 4  Proz.  Blaaholzextrakt  ein. 


Orseillepräparate.    Qaercitroo.  1201 

Ein  ähnliches,  aber  weniger  empfindliches  Verfahren  zum  Nachweis 
Yon  Fuchsin  hat  Schweissinger  (Pharm.  Centr.  1887,  95)  angegeben. 
Es  beruht  darauf,  daB  Orseillefarbstoff  durch  Bleiessig  in  neutraler  oder 
schwach  alkalischer  Lösung  nach  Y,  Stunde  t  ollständig  gefallt  ist, 
während  das  Fuchsin  gelöst  bleibt  und  im  Filtrate  sich  zu  erkennen 
gibt.  Man  zieht  etwa  0,25  g  Orseille  mit  Spiritus  aus,  verdunstet  im 
Wasserbade,  löst  den  Rückstand  in  50  ccm  Wasser,  fallt  mit  10  ccm 
Bleiessig  und  filtriert  nach  7^  Stunde. 

Eertesz  (Dingl.  256,  281)  weist  Fuchsin  oder  Säurefiichsin  in 
Orseilleextrakt  nach,  indem  er  eine  geringe  Menge  des  Extraktes  mit 
ziemlich  yiel  Wasser  aufkocht  und  filtriert,  und  zwar  so  lange,  bis  die 
Lösung  ganz  klar  ist.  Yon  dieser  Lösung  wird  ein  Teil  in  einem 
Reagensglas  gut  mit  Benzaldehyd  (Bittermandelöl)  gemischt  und  hierauf 
Zinnsalz  imd  Salzsäure  hinzugefügt.  Nach  tüchtigem  Umschütteln  und 
einigen  Minuten  Stehen  scheidet  sich  die  Flüssigkeit  in  zwei  Schichten, 
YOn  denen  die  untere  im  Falle  der  Anwesenheit  von  Fuchsin  fuchsinrot 
gefärbt  erscheint,  sonst  aber  farblos  ist.  Es  läßt  sich  auf  diese  Weise 
noch  1  Tl.  Fuchsin  S  in  1000  Tl.  Orseilleextrakt  nachweisen. 

Das  Verfahren  von  Liebmann  und  S  tu  der  (Jahresber.  d.  ehem. 
Techn.  1886,  456)  läßt  zugleich  auch  ermitteln,  ob  die  Verfälschung  mit 
Fuchsin. oder  Fuchsin  S  (vergl.  S.  1041)  bewirkt  wurde.  Man  sättigt  die 
erkaltete  Lösung  von  1  Tl.  Cudbear  (Persio)  in  100  TL  Wasser  mit 
schwefliger  Säure.  Hierdurch  werden  die  Orseillefarbstoffe  größtenteils 
gefällt,  während  die  Fuchsine  gelöst  bleiben  und  auf  Zusatz  von  Aceton 
eine  Violettfarbung  der  Flüssigkeit  verursachen.  Wird  nun  bei  gelungenem 
Nachweis  von  Fuchsinfarbstoff  in  der  mit  schwefliger  Säure  gesättigten 
und  filtrierten  Lösung  Baumwolle,  welche  mit  Gerbsäure  und  Brechwein- 
stein gebeizt  worden  ist,  gefärbt,  so  wird  nur  Fuchsin  (nicht  auch 
Fuchsin  S)  auf  der  Faser  befestigt. 

Breinl  (Mitt.  technol.  Gew.  1887,  37;  Zsch.  angew.  Chem.  1888, 
175)  hat  die  Zuverlässigkeit  des  eben  genannten  Prüfungsverfahrens  be- 
stätigt und  eine  ausführliche  Tabelle  der  Reaktionen  von  Orseille  und 
der  als  Verfalschimgsmittel  derselben  dienenden  Teerfarbstoffe,  mit  salz- 
saurer  Zinnchlorürlösung,  Bleiessig  (30^  JBe.),  Kochsalz,  Natronlauge, 
konzentrierter  Schwefelsäure,  Salzsäure  und  Salpetersäure  mitgeteilt'). 

2.  Gelbe  Farben. 

Quercitron»  Die  von  der  Oberhaut  befreite,  gemahlene  Rinde 
der  in  Amerika  heimischen,  aber  auch  in  Frankreich  und  Süddeutsch- 
land angepflanzten  Färbereiche,    welche    in  Form   eines  gelblichen  oder 


')  Siehe  HL  Band  der  ^Untersachangsmethoden^  unter  Spezialtabellen. 
Untersuchungen.  5.  Aufl.  m.  76 


1202  Organische  Faibstoffe. 

rehfarbenen  Pulvers  im  Handel  yorkommt.  Je  feiner  und  je  gelber  das 
Pulver,  desto  geschätzter  ist  es.  Der  hellgelbe  Farbstoff  der  Rinde,  das 
Quercitrin,  spaltet  sich  mit  verdünnten  Säuren  in  Isodulcit  und  Quercetin. 

Die  rötlichbraune  Abkochung  der  Rinde  ist  nicht  haltbar,  darf 
also  nur  für  den  unmittelbaren  Gebrauch  hergestellt  werden.  Im  Handel 
findet  sich  ein  10 — 20^  Be.  starker  Quercitronextrakt,  der  feste  Ein- 
dampfungszrückstand  dieses  Extraktes,  sowie  die  Produkte  F lavin  imd 
Quercetin.  Im  Flavin  ist  nach  Ganswindt  ein  saures,  im  Quercetin 
ein  basisches  Färb  Stoffprinzip  anzunehmen.  Zur  Darstellung  des  bisher 
allein  in  Nord- Amerika  fabrizierten  Flavins  zieht  man  nach  Soxhlet 
(Chem.  Zsch.  1890,  1345)  1000  kg  Rinde  mit  27«  ccm  Wasser,  das  zum 
besseren  Lösen  des  Quercitrins  5 — 7  Proz.  Erystallsoda  oder  die  ent- 
sprechende Menge  Borax  oder  Ammoniak  vom  Gewichte  der  Rinde 
erhält,  in  geschlossenen  Batterien  aus,  oder  man  verdünnt  Quercitron- 
extrakt entsprechend  mit  Wasser  und  behandelt  ihn  dann  kochend  mit 
alkalischen  Eörpern  und  erhitzt  (welche  Operation  von  wesentlichster 
Bedeutung  für  die  Qualität  des  Produktes  ist)  mit  einem  verdünnten 
Gemisch  von  2  Tl.  Schwefelsäure  und  3  Tl.  Salzsäure,  welches  zweck- 
mäßig bestimmte  Anteile  von  metallischem  Zinn  in  Lösung  erhält,  eine 
Stunde  zum  Eochen.  Man  nimmt  an,  daß  hierbei  eine  ziemlich  glaUe 
Spaltung  des  Quercitrins  in  Quercetin  und  Isodulcit  stattfinde.  Nach 
beendetem  Eochen  wird  durch  Filterpressen  gedrückt  imd  das  Preßpro- 
dukt getrocknet.  Die  Ausbeute  beträgt  nur  4 — 10  Proz.  Flavin  in  sehr 
wechselnden  Qualitäten.  Gutes  Flavin  hat  das  etwa  12 — 18-fache  Färbe- 
vermögen von  Quercitronrinde  imd  Quercitronextrakt,  gibt  dabei  viel 
reinere  Nuancen  und  enthält  auch  keinen  Gerbstoff. 

Auf  gerade  umgekehrtem  Wege  wird  das  „Quercetine  indu- 
strielle^ hergestellt,  nämlich  durch  Extrahieren  der  Rinde,  resp.  Ver- 
setzen des  verdünnten  Extraktes  mit  dem  Gemisch  von  Schwefel-  und 
Salzsäure  und  Fällen  des  Filtrates  mit  Alkalien.  Ein  noch  stärker  als 
Flavin  und  anders  färbendes  Produkt  erhält  man  durch  Behandeln  des- 
selben mit  konz.  Salpetersäure  (von  36^  B6.). 

Quercitron  liefert  eine  schöne  Farbe  und  besitzt  ein  starkes  Färbe- 
vermögen (3  mal  so  stark  wie  das  des  Gelbholzes  und  8  mal  so  staik 
wie  das  des  Waus). 

Es  wird  noch  verwendet  zum  Färben  von  Wolle  und  Baumwolle,  wir 
Erzeugung  von  Mischfarben  und  zum  Nuancieren  von  Blauholzschwarz. 

Gute  Quercitronrinde  ist  blaßgelb.  Neben  dieser  äußeren,  schon 
einen  gewissen  Anhalt  gewährenden  Prüfung  ermittelt  man  von  Rinde 
oder  Extrakt  den  Gehalt  an  Wasser  und  an  Asche  (Verfälschung  mit 
Ton  oder  Sand).  Das  Extrakt  wird  mit  Dextrin  und  Leim,  das  Flavin 
oft  mit  bis  zu  25  Proz.  kalziniertem  Glaubersalz  oder  mit  Kochsalz  ver- 


Qaercitron.    Gelbholz.  1203 

fälscht  und  fühlt  sich  im  letzteren  Falle  stets  feucht  an.  Gutes  Flayin 
darf  sich  nach  Soxhlet  (1.  c.)  nicht  YoUständig  in  kochendem  Wasser 
lösen,  die  Lösung  soll  trübe  und  blaß  sein;  bei  Zusatz  von  schwefel- 
saurer Tonerde  darf  kein  Präzipitat  entstehen,  die  Farbe  der  Flüssigkeit 
muB  sich  aber  sofort  in  ein  lebhaftes  Gelb  yerwandeln.  Die  wäßrige 
Lösung  des  Flavins,  in  offenen  Gefäßen  aufbewahrt,  yerliert  binnen 
wenigen  Tagen  das  ganze  Färbevermögen. 

Der  Farbstoffgehalt  der  Rinde  oder  des  Extraktes,  sowie  eine 
Verfälschung  des  letzteren  mit  Dextrin,  Leim  etc.  oder  der  ersteren  mit 
Gelbholz  wird  durch  Probefärben  (y.  Cochenhausen  in  Muspratts 
Chemie,  3.  Aufl.,  III,  259)  ermittelt.  Man  siedet  Wolle  mit  1,5  Proz. 
Zinnsalz  und  3  Proz.  Oxalsäure  an,  wäscht  und  färbt  je  1  g  Wolle  mit 
20  ccm  einer  Lösung  Yon  10  g  Quercitronextrakt  oder  der  entsprechen- 
den Menge  Quercitronrinde  in  1000  ccm  Wasser.  *  Um  den  Farbstoff- 
gehalt im  Vergleich  mit  reinem  Flayin  oder  einem  guten  Extrakte  oder 
einer  guten  Rinde  annähernd  mit  Zahlen  auszudrücken,  färbt  man 
Proben  WoUengam  yon  1  g  mit  1,  2,  3  ccm  ...  8,  9,  10  ccm  .  .  . 
18,  19,  20  ccm  der  in  gleicher  Weise,  dargestellten  Lösungen  der  Ver- 
gleichsmaterialien. 

Qelbholz.  Das  glänzend  gelbe,  sehr  harte,  gewönnlich  in  Scheiten 
im  Handel  Yorkommende  Stammholz  des  Färbermaulbeerbaumes  (Morus 
tinctoria),  welcher  in  Westindien,  Brasilien,  Mexico  wächst.  Die  beste 
Sorte  ist  das  Cuba-Gelbholz,  eine  sehr  häufig  im  Handel  yorkommende 
das  Tampico-Gelbholz ;  außerdem  kennt  man  Brasilien-,  Portorico-  und 
Jamaica-Gelbholz.  Das  Gelbholz  soll  ein  lebhaft  zitronengelbes,  häufig 
yon  roten  Adern  durchzogenes  Gefüge  haben.  Es  wird  entweder  ge- 
mahlen oder  in  Form  yon  Spänen  oder  yon  Extrakt  (Gubaextrakt)  an- 
gewendet. Enthält  die  Ealkyerbindung  des  an  und  für  sich  farblosen 
Morins  und  Moringerbsäure  (Maclurin).  Wegen  des  Gehaltes  an  letzterer 
wird  es  auch  zum  Schwarzfärben  benutzt.  Man  muß  das  Gelbholz  mit 
Dampf  extrahieren  und  dem  Färbebad  etwas  Gelatine')  zusetzen,  weil 
beide  Manipulationen  einen  günstigen  Einfluß  auf  die  Lebhaftigkeit  und 
Schönheit  der  Farbe  haben. 

Unter  dem  Namen  „Morin*^  fabrizieren  J.  Nowak  Söhne  und 
K.  Benda  in  Smichow-Prag  (D.  R.  P.  2552;  Ber.  11,  1951)  ein  Pro- 
dukt, das  durch  Auskochen  yon  geraspeltem  Gelbholz  mit  Wasser  und 
2  Proz.  Soda  und  Konzentration  der  Lösung  auf  1,041  spez.  Gewicht 
erhalten  wird. 


')  Dieselbe  —  etwa  5  Proz.  des  angewandten  Gelbholzes  —  scheidet  die 
Moringerbsäure  aas,  welche  bei  zu  langem  Kochen  in  der  Flotte  trübe  und  bräun- 
liche  Farben   verursacht.     Aus   ganz  ähnlichem   Grunde  reinigt  man  die  Quer- 

citronfarbflotte  mit  Leim  oder  Alaun. 

76» 


1204  Organische  Farbstoffe. 

SaiMcigO'Neugdb  E  und  K  sind  nach  einem  neuen  Verfahren 
durch  die  Firma  6.  Eberle  &  Co.  (Stuttgart)  hergestellte  Gelbholz- 
präparate. Die  Marke  E  ist  ganz  oxydiert  und  eignet  sich  besonders  f^r 
Wolle  und  für  Baumwolle  zum  Färben  in  hellen  Tönen;  Marke  E  ist 
nur  teilweise  oxydiert  und  deshalb  da  zu  empfehlen,  wo  oxydierende 
Beizen  zur  Wirkung  kommen. 

Unter  der  Bezeichnung  Patentfustin  sollen  Kondensationspro- 
dukte von  Gelbholzextrakt  und  Diazokörpem  Anwendung  finden.  Ghrom- 
gebeizte  Wolle  wird  dadurch  gelbbraun  gefärbt. 

Zur  Wertbestinmiung  des  Farbstoffes  im  Holz  oder  im  Extrakt 
wird  nach  y.  Gochenhausen  (Muspratts  Chemie,  3.  Aufl.  III,  262' 
Wolle  mit  10  Proz.  Alaun  ^/^  Stunden  lang  angesotten  und  gewaschen: 
je  1  g  Wolle  wird  mit  10  ccm  einer  Lösung  von  10  g  Gelbholzextrakt 
oder  der  Abkochung  einer  entsprechenden  Menge  von  Gelbholz  in 
1000  ccm  Wasser  bei  80— 90«  %  Stunden  lang  gefärbt.  Um  den  Farb- 
stoffgehalt im  Vergleiche  mit  einem  guten  Extrakte  oder  einem  guten 
Holze  annähernd  in  Zahlen  auszudrücken,  färbt  man  10  Proben  ge- 
beiztes WoUengam  mit  1,  2,  3  ...  8,  9,  10  ccm  einer  in  gleicher  Weise 
dargestellten  Lösung  des  Yergleichsmaterials. 

Das  Gelbholz  findet  in  der  Woll>  und  Baumwollfarberei  (gleichzeitig 
mit  anderen  Farbhölzem)  Anwendung  zur  Erzeugung  yon  Mischfarben 
(Braun,  Olive)  und  zum  Nuancieren  von  Blauholzschwarz. 

Wau»  Die  getrockneten  Stengel  und  Blätter  der  wild  wachsen- 
den aber  auch  kultivierten  geruchlosen  Färberreseda.  Sie  enthalten  den 
Farbstoff  Luteolin.  Je  rascher  der  Wau  getrocknet  wurde,  desto  aus- 
giebiger ist  sein  Färbevermögen.  Er  liefert  sehr  schöne  und  echte  Farben, 
besonders  in  Verbindung  mit  Alaun  auf  Wolle  und  Seide,  ist  aber  trotz- 
dem durch  das  viel  ausgiebigere  Quercitron  zurückgedrängt.  Seine  Haupt- 
anwendung ist  zur  Herstellung  von  Schüttgelb  (s.  unten),  auch  erzeugt 
man  durch  Zusatz  von  Indigkarmin  und  Schwefelsäure  zur  Wauflotte  «if 
Seide  das  bekannte  Wau  grün.  Man  unterscheidet  französichen,  deut- 
schen und  (geringwertigen)  englischen  Wau. 

€M>bheeren  (Kreuzbeeren).  Die  unreifen,  noch  grün  gesammelten 
Früchte  einiger  Rhamnusarten,  welche  getrocknet  von  grüngelber  Farbe 
sind.  Am  wertvollsten  sind  die  persischen  Ereuzbeeren.  Die  Beeren 
dürfen  weder  gleich  nach  dem  Einsanmieln,  noch  länger  als  nach  einem 
Jahre  verwendet  werden,  weil  in  beiden  Fällen  der  Farbstoff  wenig  aus- 
giebig ist.  Die  wäßrige  Abkochung  der  Gelbbeeren  hat  eine  grünlich- 
braune Farbe,  welche  sich  durch  Alkalien  in  Orange  verwandelt.  Sie 
liefert  ein  schönes  und  auch  ziemlich  widerstandsfähiges  Gelb,  welches 
in  der  Papierfabrikation,  namentlich  aber  zur  Herstellung  des  Schütt- 
gelb (s.  unten)  Verwendung  findet.     Gelbbeerenextrakt  wird  vielfach  im 


Orlean.    Schattgelb.  1205 

Kattundruck  zur  Herstellung  des  Applikationsgelb,  Dampforange,  Grün 
und  Olive  gebraucht. 

Schwarze  Gelbbeeren  nimmt  man  nicht  gern,  weil  [diese  Färbung 
beweist,  daß  die  Beeren  feucht  lagerten  oder  in  schon  reifem  Zustande 
gesammelt  wurden.  Man  bestimmt  den  Wert  der  Grelbbeeren  durch 
Probefärben  auf  die  bei  Gelbholz  angegebene  Weise. 

OHean.  Ein  gegenwärtig  fast  nur  noch  zum  Färben  der  Butter 
\md  von  Firnissen  verwendeter,  aus  der  Frucht  von  Bixa  Orellana  ge- 
wonnener Farbstoff.  Er  findet  sich  im  Handel  in  Form  eines  knetbaren, 
außen  bräunlichroten,  innen  roten  Teiges  von  nicht  angenehmem  Geruch, 
welcher  viele  Yerunreinigungen,  vde  Blätter,  Stärke,  Holzsttickchen, 
Gummi,  Ziegelmehl,  Colcothar,  Bolus  enthalten  kann. 

Alle  Prüfungen  von  Orlean  müssen  wegen  seines  sehr  variierenden 
Wassergehaltes  mit  bei  100^  getrockneten  Proben  vorgenommen  werden. 
Zur  Aschenbestimmung  äschert  man  5  g  getrockneten  Orlean  ein. 
Gute  Orleansorten  enthalten  8 — 13  Proz.  Asche.  Ein  Aschengehalt  über 
15  Proz.  weist  entschieden  auf  Verfälschung  mit  Mineralstoffen,  die 
übrigens  auch  schon  beim  Zerreiben  des  Orleans  mit  Wasser  leicht  zu 
erkennen  sind. 

Die  vergleichenden  Färbeversuche  mit  Orlean  führt  man,  wie  folgt, 
zweckmäßig  aus.  (Mierzinski,  „Die  Erd-,  Mineral-  und  Lackfarben^ 
1881,  344.)     Man  nimmt  zu  einem  Bad 

für  Baumwolle  für  Seide 

bei  100®  getrockneten  und  gepulverten  Orlean         5  g  0,5  g 

Weinstein 10  -  1,0  - 

destilliertes  Wasser 200  -  200  - 

erhitzt  bis  ziun  Kochen  und  taucht  hierauf  in  die  Bäder  einen  Strang, 
enthaltend  12  g  Baumwolle  und  2  g  weißer  Seide.  Man  kocht  15  Mi- 
nuten lang,  entfernt  vom  Feuer  imd  zieht  nach  einer  Stunde  die  Strähne 
aus  den  Bädern  heraus,  ringt  sie  aus,  wäscht  in  einer  großen  Menge 
Wasser  und  läßt  im  Schatten  trocknen.  Man  vergleicht  die  Tiefe  der 
Nuance  der  einzelnen  Proben.  Jene  Orleansorte  ist  die  bessere,  welche 
dem  als  Typus  angenommenen  Orlean  am  nächsten  steht. 

Im  Orlean  finden  sich  zwei  Farbstoffe:  das  Bixin  und  das  Orellin. 
Das  erstere  wird  durch  konzentrierte  Schwefelsäure  tiefblau  gefärbt, 
ohne  Beimischung  von  Grün  und  Braun.  Unreiner  oder  verdorbener 
Orlean  dagegen  gibt  eine  grünliche  oder  schwärzliche  Färbung. 

ScMiUgeHb.  Ist  mit  Wau  oder  Gelbbeeren  gefärbte  Kreide  oder 
tonhaltige  Erde,  welche  im  Handel  gewöhnlich  in  kugelförmigen  Stücken 
vorkonmit.  Man  kann  statt  der  Erde  auch  Bleiweiß,  Zinkweiß,  Wismut- 
weiß etc.  als  Grundlage  des  Schüttgelb  wählen. 


1206  Organische  Farbstoffe. 

S.  Bote  Firben. 

CocheniUe   ist    durch   künstliche  Farbstoffe    fast  Yollständig  ver- 
drängt, wird  aber  zum  Färben  yon  Wolle  und  Seide  immer  noch  etwas 
gebraucht.     Cochenille    ist   eine  Schild lausart,    die    auf  Kaktusblätt^^rn 
lebt,    meist    in   Plantagen   gezüchtet   wird   und  sich  äuBerst  rasch  ver- 
mehrt.   Die  in  den  Plantagen  gezüchtete  Cochenille  (Mesteca)  ist  weit 
besser  a]s  die  Wald-  oder  Feldcochenille  (Silvestre).   Auch  die  Art  der 
Behandlung   der    eingesammelten  Insekten  ist  von  gröBtem  EinfloB  auf 
die  Qualität.  Die  beste  Qualität  erhält  man,  wenn  man  die  gesammelten 
Insekten  den  direkten  Sonnenstrahlen  aussetzt,  wodurch  sie  bald  getötet 
werden  und  den  geschätzten  silbergrauen  Glanz  erhalten  (Mesteca  jas- 
peada).      Die    dunkelbraune    oder    schwarzbraune    Cochenille    (Mesteca 
negra)  wird  durch  Darren  in  Öfen  auf  heiBen  Platten  oder   in  irdenen 
Pfannen    gewonnen.     Tötet   man    die    eingesammelten    Insekten    durch 
rasches    Eintauchen    in    heiBes   Wasser   und    läBt   sie    hierauf  langsam 
trocknen,  so  erhält  man  die  schlechteste  (braunrote)  Qualität  (Mesteca 
renegrida).   Auch  die  Zeit  der  Einsammlung  beeinfluBt  sehr  die  Qualität. 
Die  erste  Brut,  wo  bloB  trächtige  Weibchen  genommen  werden,  ist  am 
besten;  bei  der  zweiten  Einsammlung  ninunt  man  auch  junge  Insekten 
und  bei  der  dritten,  welche  wegen  der  bevorstehenden  Regenzeit  meist 
zeitig  und  eilig  geschehen  muB,  gelangen  neben  vielen  sehr  jungen  In- 
sekten viele  ünreinigkeiten  in  die  Ernte.   Die  Cochenille  wrird  in  Mexiko, 
Südamerika,  Algier,    auf   den  Kanarischen  Inseln    und  Java    gezüchtet. 
Im  Handel    finden  sich    vier  Hauptsorten:    Vera-Cruz-,  Honduras-,  Ka- 
narische und  Javacochenille. 

Eine  gute  Cochenille  besteht  nach  Mierzinski  („Die  £rd-/ 
Mineral-  und  Lackfarben**  1881,  151)  aus  2 — 2Vi  mm  langen,  länglich 
halbrunden,  schwärzlichen  oder  bläulichdunkelroten ,  ein  silbergraues 
Ansehen  besitzenden,  leicht  zerreiblichen,  bitter  und  schwach  zusammen- 
ziehend schmeckenden  Insekten,  welche  auf  der  flach  gewölbten  Bäck- 
seite parallel  laufende  Querstreifen  zeigen,  auf  der  Bauchseite  flach  oder 
konkav  sind  und  gepulvert  ein  schön  dunkelrotes  Pulver  geben.  Zwölf 
bis  fünfzehn  Stunden  im  Wasser  gelegen,  schwellen  sie  auf  und  es  lassen 
sich  dann  mittels  Lupe  der  Saugrüssel,  sowie  die  an  der  Bauchseite 
sitzenden  FüBe  erkennen.  Das  Wasser  nimmt  gleichzeitig  eine  intensiv 
karmoisinrote  Farbe  an.  Nachgemachte  Cochenille  zerfallt  bei  dieser 
Operation  zu  einem  Brei  und  es  kommt  der  KlebestofP,  womit  die 
künstliche  Masse  Terbunden  wurde,  zum  Vorschein. 

Aus  der  Cochenille  werden  yerschiedene  Handelspraparate  fabrik- 
mäßig hergestellt: 

1.    Die    Euchencoehenille,    d.  h.  in   Euchenform    gestampfte 


Cochenille.  1207 

Cochenille,  enthaltend  etwa  80  Proz.  des  Farbstoffes  der  gewöhnlichen 
Cochenille. 

2.  Karminlack  (Florentiner,  Pariser,  Wiener  Lack).  Eine 
alkalische  Cochenilleabkochung  wird  mit  Alaun  oder  mit  Alaun  und 
Zinnsalz  gefällt.  Die  Karminlacke  werden  als  Wasser-  und  Ölfarben 
im  Tapetendruck  und  in  der  Steindruckerei  yerwendet. 

3.  Karmin.  Der  aus  fein  gemahlener  Cochenille  (mit  oder  ohne 
Zusatz  Yon  Soda)  erhaltene  wäßrige  Auszug  wird  durch  eine  schwache 
Säure  oder  ein  saures  Salz  gefällt.  Details  der  verschiedenen  Verfahren 
sind  Fabrikationsgeheimnis,  y.  Cochen hausen  (Muspratts  Chemie, 
B.  Aufl.  III,  247)  gibt  das  Prinzip  verschiedener  Verfahren  an,  wovon 
wir  folgendes  hier  mitteilen:  Man  läßt  500g  fein  zerriebene  Cochenille 
mit  dem  30-fachen  Gewichte  destillierten  Wassers  7«  Stunde  lang 
kochen,  fügt  30  g  Weinstein  hinzu,  kocht  noch  zehn  Minuten,  versetzt 
hierauf  mit  15  g  Alaun  und  läßt  abermals  zwei  Minuten  lang  kochen. 
Die  geklärte  Flüssigkeit  läßt  man  in  flachen  Glasgefaßen  stehen.  Der 
ausgeschiedene  Karmin  wird  mit  Wasser  gewaschen  und  im  Schatten 
getrocknet. 

Wahrscheinlich  ist  der  Karmin  keine  gewöhnliche  Verbindung 
eines  Farbstoffes  mit  Tonerde,  sondern  ein  Tonerdekalkalbuminat  des 
Karminfarbstoffes. 

4.  Cochenille  ammoniacale.  Auf  1  Teil  gemahlene  Cochenille 
werden  3  Teile  Anmioniak  vier  Wochen  lang  bei  vollkommenem  Luft- 
abschluß einwirken  gelassen,  hierauf  fügt  man  0,4  Teile  frisch  gefälltes 
Tonerdehydrat  hinzu  und  verdampft  in  einem  kupfernen  Kessel  bis  zum 
Verschwinden  von  Ammoniakgeruch.  Sie  wird  in  Täfelchen  und  Teig- 
form verkauft. 

Die  Cochenille  ist  wegen  ihres  hohen  Preises  sehr  häufig  Verfäl- 
schungen ausgesetzt,  namentlich  mit  Bleistückchen,  Bleifeilspänen, 
Sand  u.  dergl.  Man  zerreibt  etwa  7^  g  Cochenille  in  einem  Porzellan- 
mOrser  und  schlämmt  mit  Wasser,  wobei  die  genannten  Verunreinigungen 
leicht  entdeckt  werden.  Oft  wird  auch  der  Farbstoff  der  (nicht  zerklei- 
nerten) Cochenille  extrahiert,  letztere  alsdann  in  eine  Lösung  von  Rot- 
holzextrakt  gebracht  und  der  künstlich  wieder  gefärbten  Cochenille 
durch  Schütteln  mit  Talk  oder  Bleiweiß  das  Ansehen  der  natürlichen, 
guten  (silbergrauen)  Cochenille  gegeben.  Letztere  Prozedur  nimmt  man 
in  derselben  Absicht  auch  häufig  mit  der  schlechtesten  Qualität  (Mesteca 
renegrida)  (siehe  oben)  vor.  Wird  derartige  Cochenille  zwischen  den 
Händen  gerieben,  so  fällt  ein  weißes  Pulver  ab  und  Schwefelwasserstoff 
bewirkt  eine  Schwärzung,  falls  Bleiweiß  angewendet  worden  ist.  Kalk- 
wasser wird  die  Farbe  des  wäßrigen  Extraktes  einer  solchen  Cochenille 
nicht  verändern,  während  dieselbe    bei    echter    Cochenille    hierdurch   in 


1208  Oi^nische  Farbstoffe. 

Violett  übergeht.  Auch  Verfälschung  mit  gepulyerter  Orseilie  und 
Drachenblut  (siehe  unten)  kommt  YOr.  Ein  abnormer  Aschengehalt 
weist  auf  Verfälschung  mit  roten  Farbstofflacken  hin. 

£.  Donath  (Färber-Ztg.  1894/95, 174):  Veifalschung  des  Cochenille- 
karmins mit  den  Lacken  von  Teerfarbstoffen.  Diese  Zusätze  sind  durch 
die  unvollständige  Löslichkeit  des  rerfalschten  Produktes  in  Ammoniak^ 
sowie  durch  einen  Veraschungsversuch  zu  entdecken. 

Der  echte  Cochenillekarmin  ist  in  Ammoniak  YoUst&ndig  löslich, 
die  Teerfarbstofflacke  aber  nicht.  Man  braucht  bloB  in  einem  Porzellan* 
tiegel  eine  kleine  Menge  echten  Karmins  und  in  einem  zweiten  eine 
ungefähr  gleiche  Menge  der  zu  prüfenden  Probe  vorsichtig  zu  erhitzen. 
Der  Geruch  des  sich  zersetzenden  echten  Karmins  ist  gleich  dem,  der 
bei  der  Zersetzung  von  Proteinsu'bstanzen  durch  Hitze  wahrnehmbar  ist, 
während  der  Geruch  der  genannten  Falsifikate  sofort  einen  gewissen 
Schluß  auf  ihre  Abstammung  gestattet:  der  Eosinlack  zeigt  beim  Er- 
hitzen einen  ganz  deutlichen  Bromgeruch,  der  Paöninlack  einen  solchen 
nach  Phenol,  ein  aus  Biebricher  Scharlach  bereiteter  Barytlack  einen 
ebenfalls  charakteristischen,  von  dem  des  echten  Karmins  sofort  zu 
unterscheidenden  Geruch. 

Bei  der  völligen  Verbrennung  bemerkt  man  bei  den  gefälschten 
Proben  größeren  Rückstand  an  Asche,  deren  qualitative  Prüfung  weitere 
Anhaltspunkte  liefert. 

Die  Wertbestimmung  der  CochemUe  kann  erfolgen  durch  Kolori- 
metrie,  durch  Probefärben  oder  endlich  durch  volumetrische  Er- 
mittelung des  Farbstoffgehaltes. 

a)  Kolorimetrie.  Man  erschöpft  1  g  Cochenille  mit  1  1  kochen- 
dem Wasser,  setzt,  falls  die  Lösung  einen  Strich  ins  Orangefarbene 
zeigt,  einige  Tropfen  Alkali  zu  und  prüft  in  dem  Kolorimeter  von 
Houton-Labillardiere,  von  Salleron,  von  Collardeau  oder  von 
Müller,  oder  man  wendet  am  einfachsten  zwei  nebeneinander  stehende 
Büretten  von  gleichen  Dimensionen  an,  von  welchen  die  eine  die  Nonnal- 
flüssigkeit,  die  andere  die  Versuchsflüssigkeit  enthält,  und  verdünnt  die 
stärker  gefärbte,  bis  die  Farbenintensität  beider  gleich  ist. 

b)  Probefärben.  Man  kocht  nach  v.  Cochenhausen  (Mus- 
pratts  Chemie,  B.  Aufl.,  III,  251)  1  g  gepulverte  Cochenille  mehrmals 
mit  Wasser  aus  und  verdünnt  die  vereinigten  Lösungen  mit  Wasser  auf 
1  1.  Für  je  1  g  des  zum  Färben  verwendeten  Wollengames  verwendet 
man  100  ccm  dieser  Lösung,  verdünnt  dieselbe  mit  Wasser  und  setzt 
3  Proz.  Oxalsäure  und  1,5  Proz.  Zinnsalz  (Prozent  des  Wollengewichtes) 
hinzu.  In  dem  so  hergestellten  Farbbade  erwärmt  man  das  voriier  gut 
angefeuchtete  Garn  nach  und  nach  innerhalb  einer  halben  Stande  bis 
zum  Kochen  und  setzt  das  Kochen  noch  >/,  Stunde  lang  fort.     Man 


Cochenille.  1209 

auch  die  Wolle  vorher  mit  Zinnsalz  und  Oxalsäure  ansieden,  hierauf 
waschen  und  in  einem  neuen  Bade  mit  der  gleichen  Menge  der  Cochenille- 
abkochimg  ausfärben.  Wenn  man  die  zu  untersuchende  Cochenille  mit 
einer  mustergültigen  Ware  vergleichen  will,  so  stellt  man  sich  von  1  g 
der  letzteren  in  der  angegebenen  Weise  eine  Abkochung  her  imd  färbt 
in  10,  20,  ,30,  40,  50,  60,  70,  80,  90,  100  ccm  derselben  unter  Zusatz 
von  Oxalsäure  und  Zinnsalz  je  lg  Wolle.  Mit  Hilfe  der  so  her- 
gestellten Skala  kann  der  Wert  einer  Cochenille  im  Vergleich  zu  einer 
Musterware  in  Zahlen  ausgedrückt  werden. 

c)  Yolumetrische  Wertbestimmungen.  Als  beste  derselben 
ist  die  von  Löwenthal  (Zsch.  f.  anal.  Ch.  1877,  179)^)  zu  bezeicbnen. 
5  g  ganze  Cochenille  werden  zunächst  mit  ly,  1  destilliertem  Wasser 
eine  Stunde  gekocht,  der  Extrakt  durch  ein  gewöhnliches  Teesieb  ge- 
gossen und  die  im  Siebe  zurückgebliebene  Cochenille  noch  einmal  mit 
1  1  destilliertem  Wasser  ^i  Stunden  gekocht.  Man  bringt  nach  dem 
Erkalten  auf  2  1,  entnimmt  100  ccm,  verdünnt  dieselben  auf  1  1,  setzt 
ein  bestimmtes  Volumen  Indigokarminlösung  hinzu  und  titriert  mit 
Chamäleonlösimg.  In  gleicher  Weise  wird  eine  gute  Vergleichscochenille 
behandelt  und  titriert.  Hat  man  beispielsweise  für  letztere  +  Indigo- 
lösung 25,6  ccm  Chamäleon,  für  die  zu  prüfende  Cochenille  -h  Indigo- 
lösung 21,0  ccm  Chamäleon,  für  das  angewendete  Volumen  Indigolösung 
aber  11,2  ccm  Chamäleon  gebraucht,  so  verhalten  sich  die  Farbstoff- 
werte bei  den  Cochenillesorten  wie  25,6 — 11,2  zu  21,0 — 11,2,  oder  wie 
14,2  zu  9,8  oder  wie  100  zu  68,05. 

Oder  man  benutzt  nach  Penny  (Joum.  pr.  Chem.  71,  119)  eine 
titrierte  Lösung  von  rotem  Blutlaugensalz  zur  Wertbestimmung.  1  g  feia- 
gepulverte  Cochenille  wird  mit  50  g  verdünnter  Kalilauge  gekocht  und 
nach  Zusatz  von  noch  25  ccm  Wasser  läßt  man  tropfenweise  eine  Lösung 
von  5  g  Ferricjankalium  in  1  1  Wasser  hinzuflieBen,  bis  die  Lösung 
statt  der  purpurroten  Farbe  eine  gelbbraune  angenommen  hat.  Den 
Wirkungswert  des  Ferricyankaliums  stellt  man  durch  eine  Lösung  von 
1  g  mustergültiger  Cochenille  in  verdünnter  Kalilauge  fest. 

Wertbestimmung  nach  6.  F.  Merson  (Pharm.  Joum.  64,  309). 
Die  Methode  beruht  auf  der  titrimetrischen  Ermittlung  derjenigen  Menge 
einer  1  Proz.  wirksames  Chlor  enthaltenden  Lösung  von  unterchlorig- 
saurem  Natron  Coder  Calcium),  welche  nötig  ist,  um  einen  schwach 
ammoniakalischen  Auszug  der  fein  gepulverten  Cochenille  zu  entfärben. 
Etwa  20  ccm  der  Chlorlösung  wären  nötig,  um  1  g  bester  Cochenille  zu 
enterben.     Der  Farbwert  einer  solchen  Ware  wird  mit  100  bezeichnet. 


')  Vergl.  auch  die  Lö  wen  t  ha  Ische  Methode  der  Gerbstoff bestinunung  im 
Abschnitte  ^Gerbstoffe''. 


1210  Organische  Farbstoffe. 

Zwischen  Aschengehalt')  und  Farbwert  bestehen  keine  direkten  B«f- 
ziehungen.  Dunkle  Cochenille  besitzt  in  der  Regel  stärkeres  Färbe- 
yermögen  und  geringeren  Aschengehalt  als  die  beliebte  silbergraue.  L^: 
auch  im  allgemeinen  weniger  häufig  verfälscht.  Als  Yerfalschungsmitt«'! 
kommen  Barjumsulfat,  Kalk  und  erdige  Stoffe  zur  Anwendung. 

Karmin  kann,  wie  Cochenille,  mit  Hilfe  der  Chlorlösung  bewert**: 
werden.  Der  Aschengehalt  schwankt  zwischen  4,8  und  8,5  Proz^  ^t 
aber  ebenfalls  von  geringerer  Bedeutung. 

Lac-I>yem  Die  durch  die  Stiche  der  Lackschildlaus  veranladtec 
harzigen,  durch  den  Farbstoff  der  Schildlaus  gefärbten  Aus8chwitzaD£:*'a 
der  Zweige  gewisser  Feigenbäume  Ostindiens  bilden  den  sog.  ^St^n^k- 
lack^,  aus  welchem  man  zunächst  durch  warmes  Auspressen  das  Harz, 
sodann  durch  Ausziehen  des  Rückstandes  mit  verdünnter  Sodalösunj 
den  Farbstoff  gewinnt.  Seine  Lösung  wird  konzentriert,  mit  AJaun  j^- 
fällt  und  der  Niederschlag  event.  noch  mit  Ton,  Gips,  Kreide  u.  der^'i. 
gemischt. 

Das  beste  Prüfungsmittel  des  Lac-Dje  ist  das  Frobefarben,  welcbri 
wie  bei  Cochenille  ausgeführt  wird. 

Lac-Dye  in  seinen  besseren  Sorten  ähnelt  sehr  den  schlechterei 
Sorten  Persio.  Zur  Unterscheidung  beider  erwärmt  man  eine  kleine 
Probe  mit  Spiritus.  Persio  gibt  eine  schön  kirschrote  Lösung,  während 
sich  von  Lac-Dje  nur  das  Harz  zu. einer,  alkoholischen,  Schellackflü&si;:' 
keit  ähnlichen  Lösung  löst.  Von  dem  Farbstoff  der  Cochenille  unter- 
scheidet sich  Lac-Dye  hauptsächlich  nur  durch  seine  geringe  Auflüslich- 
keit  in  Wasser,  während  die  mit  beiden  erzeugten  Lacke  fast  identisches 
Verhalten  zeigen. 

JEMholat.  (Brasilienholz.)  Findet  sich  in  mehreren  Yarietäti^s 
(Brasilien-,  St.  Martha-,  Nicaragua-,  Japan-,  Lima-,  Brasiliet-,  Kali- 
fornien-, Kolumbia-Holz)  in  Brasilien,  Zentralamerika,  auf  Jamaika  ucd 
den  Antillen,  Ostindien,  Japan  etc.  und  in  Form  von  derben  Stucken, 
geraspelt  oder  als  Pulver  oder  endlich  als  flüssiges  oder  festes  Extrakt 
(wozu  namentlich  Lima-  und  St.  Marthaholz  verwendet  werden)  im 
Handel.  Das  schmutzig  rotbraune  bis  blauschwarze  Holz  ist  geruchlos 
schmeckt  süBlich  und  färbt  beim  Kauen  den  Speichel  rot.  Gemahlene^ 
Rotholz  erteilt  —  zum  Unterschied  von  Blauholz  —  kaltem  Wasser 
nach  etwa  einer  Viertelstunde  eine  lebhafte  Färbung.  Die  mit  Rot- 
holz erzeugten  Farben  sind  schön,  aber  keineswegs  dauerhaft.  Rotbolz- 
pulver, ein  Jahr  lang  dem    Licht    ausgesetzt,    enthält    keinen    Farbstoff 


')  Der  Aschengehalt  nnverfölschter  Cochenille,  der  bei  der  Handelsware 
zwischen  2,4  und  43,6  Proz.  gefunden  wurde,  darf  nach  Merson  4  Pros,  nidit 
überschreiten.    Im  übrigen  ist  derselbe  von  antergeordneter  Bedeutung. 


Rotholz.  1211 

mehr.  Dagegen  wird  eine  im  Dunkeln  und  Kühlen  aufbewahrte  Rot- 
holzabkochung (unter  Gärung,  Desoxydation  einiger  hinderlicher  Sto£Ee 
und  Abscheidung  Yon  Gerbstoff)  mit  der  Zeit  viel  besser.  Gut  ist  es 
auch,  während  der  Abkochung  etwas  abgerahmte  Milch  zuzusetzen. 
Yorherige  Gärung  des  feuchten  Farbholzpulyers  (auf  100  kg  Wasser 
etwa  y^  kg  Gelatine  gelöst  und  mit  der  Lösung  das  Rotholz  einige 
Tage  befeuchtet)  bewirkt  eine  leichtere  und  bessere  Extraktion  des 
Farbstoffes. 

Der  farbstoff bildende  Körper  des  Rotholzes  ist  das  Brasilin, 
welches  durch  Oxydation  in  alkalischer  Lösung  an  der  Luft  in  Bra- 
sil ein  übergeht. 

Das  Brasilin  fixiert  sich  auf  der  Faser  nur  in  Form  eines  (meist 
Tonerde-)  Lackes.  £s  findet  fast  nur  noch  zur  Nuancierung  anderer 
Farben  auf  Baumwolle  und  zur  Herstellung  von  Holzbraun  auf  Wolle 
Anwendung.  Die  mit  Rotholz  erzeugten  Farben  sind  sehr  wenig  be- 
ständig. Man  kann  bei  der  Wertprüfung  von  Rotholz  oder  seinem 
Extrakte  folgende  Bestimmungen  Yornehmen: 

1.  Wasser-  und  Aschenbestimmung  mit  5  g  Extrakt,  resp. 
10  g  Spänen. 

2.  Kolorimetrische  Prüfung  (namentlich  des  Extraktes).  Man 
wendet  das  einfache  Verfahren  yon  Trimble  (Joum.  Soc.  of  Dyers  and 
Colorists  1B8^,  92  durch  Chem.-Ztg.  Rep.)  an.  Auf  Grund  der  Yorher- 
gegangenen  Wasserbestimmung  des  Extraktes  löst  man  Yon  demselben 
80  yiel  auf,  daß  1  Liter  der  Lösung  gerade  1  g  trockenes  Extrakt 
enthält.  Andererseits  löst  man  2  g  reines  umkrystallisiertes  Kupfersulfat 
zu  1  Liter.  Man  Yersetzt  nun  1  ccm  einer  Extraktlösung  (you  obiger 
Konzentration  und  bereitet  aus  bestem  käuflichen  Extrakte  oder  reinem 
Hämatoxjlin)  mit  10  ccm  Wasser  und  1  ccm  der  KupferYitrioUösung, 
erhitzt  schnell  zum  Sieden  und  Yerdünnt  die  in  einen  graduierten  Zy- 
linder gegossene  Flüssigkeit  mit  destilliertem  Wasser  auf  100  ccm.  Das 
zu  prüfende  Extrakt  wird  genau  in  derselben  Weise  behandelt  und 
seine  gefärbte  Lösung  in  einem  gleichen  graduierten  Zylinder  so  lange 
mit  Wasser  Yerdünnt,  bis  beide  Flüssigkeiten,  Yon  oben  betrachtet, 
genau  gleiche  Färbung  haben.  Die  Typenflüssigkeit  muß  wegen  der 
raschen  Veränderlichkeit  der  Färbung  alle  10  — 15  Minuten  erneuert 
werden. 

3.  Das  Probefärben  (y.  Cochenhausen,  Muspratts  Chemie, 
3.  Aufl.,  in.,  211)  nimmt  man  mit  auf  1  Liter  Yerdönnten  Abkochungen 
Yon  6  g  Extrakt  oder  20  g  Holz  Yor.  Soll  zur  Probefärbung  Wolle 
Yerwendet  werden,  so  siedet  man  dieselbe  mit  3  Proz.  Kaliumbichrom at, 
jedoch  ohne  Zusatz  Yon  Schwefelsäure  an  und  färbt  je  lg  Wolle  mit 
10  ccm  der  Farbstofflösung  aus.     Baumwolle    wird    Yor    dem  Ausfärben 


1212  Organische  Farbstoffe. 

in  eine  Lösung  Ton  essigsaurem  Aluminium  (5^  Be.)  gelegt,  aasgedriickl 
und  einige  Zeit  in  feuchter,  warmer  Luft  aufgehängt  oder  zuerst  mit 
einer  Lösung  von  3  Proz.  Gerbsäure  und  hierauf,  ohne  zu  spülen,  in 
Lösungen  Yon  essigsaurem  Aluminium  oder  Zinnsalz  oder  einer  Mischung 
beider  (5^  Be.)  gelegt  und  alsdann  gewaschen.  Zum  Ausfarben  ver- 
wendet man  20  ccm  der  Farbstoff'lösung  far  je  1  g  Baumwolle. 

„Purpurlackrot  hell^,  „mittel^  und  „dunkel^  sind  hellpur- 
purfarbene oder  dunkler  purpurrot  gefärbte  Lackfarben,  die  durch 
Fällen  einer  mit  Alaun  versetzten  wäßrigen  Rotholzextraktlösong  mit 
Soda  erhalten  werden  (Dingler  Journ.  1898,  79,  Bd.  308,  S.  155). 
Ahnlich  dargestellt  ist  „Purpurhellrot^,  eine  hellpurpurrote  Farbe, 
bei  deren  Gewinnung  der  Rotholzextraktlösung  noch  etwas  Fuchsin  zu- 
gesetzt wurde. 

Krapp»  Der  Krapp  ist  die  Wurzel  einer  perennierenden  Pflanze, 
Rubia,  die  im  mittleren  Asien  und  südlichen  Europa  einheimisch  ist 
Das  Handelsprodukt  wird  durch  Mahlen  der  Wurzeln  gewonnen  und 
stellt  ein  gelbbraunes  oder  braunlichrotes  Pulver  dar;  nur  selten  wurden 
die  unzerkleinerten  Wurzeln  (Alizarin)  in  den  Handel  gebracht. 

An  verfälschenden  Zusätzen  sind  gefunden  worden:  ZiegelmehL, 
Sand,  Ton,  Ocker,  gewisse  Farbhölzer  (Rotholz,  Sandelholz  u.  s.  w.). 
gerbstoffhaltige  Materialien  u.  a.  m. 

Die  Prüfung  des  Krapp,  sowie  diejenige  der  Krapppräparate  (Ga- 
rancin)  geschieht  durch  Probefärben. 

Safßor.  Die  getrockneten  Blumenblätter  der  namentlich  in  Ägypten 
in  guter  Qualität  wachsenden  Färberdistel,  welche  einen  in  Wasser  lös- 
lichen gelben  und  einen  unlöslichen  roten  Farbstoff  (das  Garthamin) 
enthalten.  Zur  Darstellimg  des  letzteren  zieht  man  eine  größere  Menge 
Safflor  so  lange  mit  kaltem  Wasser  aus,  bis  dasselbe  kaum  mehr  gelb 
gefärbt  wird.  Die  stark  abgepreßte  Masse  wird  einige  Stunden  mit 
einer  0,15-proz.  Lösung  von  Soda  maceriert,  wieder  abgepreßt,  die 
Flüssigkeit  klar  durch  Leinwand  filtriert,  das  Carthamin  durch  Essig- 
säure ausgefallt  und  durch  nochmaliges  Lösen  in  Weingeist  und  Fällen 
mit  Wasser  gereinigt.  Das  Carthamin  findet  sich  im  Handel  unter  dem 
Namen  S  äff  lorrot  in  fester  Form,  als  Safflorextrakt  oder  Safflor- 
k  arm  in  in  flüssiger  Form. 

Die  Güte  des  Safflors  erkennt  man  an  der  feurigroten  Farbe. 
Mattfarbiger  Safflor  wurde  spät  geemtet  oder  schlecht  getrocknet. 
Guter  Safflor  soll  keine  Stückchen  von  Holz,  Blätter,  Sand,  schwarze 
Blüten  enthalten. 

Mit  gepulvertem  Kalk  gemengt  wird  das  Carthamin  als  rote 
Schminke  angewendet.  Safflor  ist  in  der  Seiden-  und  Baumwollfarberei 
durch  künstliche  Farbstoffe  wie  Safranin,  Eosin,  Rhodamin  S  fast  ganz- 


Katechu.  1213 

lieh  yerdrängt  worden.  Zusatz  von  etwas  Orlean  erhöht  das  Feuer  der 
Farbe.     Zu  sehr  dunklen  Nuancen  setzt  man  Ys  Orseille. 

Ihr€U!herMut  wird  gewonnen  durch  Auskochen  des  roten  harzigen 
Saftes  mehrerer  Kalmusarten.  Das  beste  kommt  in  kugelförmigen, 
dunkelbraunen  Stücken  vor,  welche  zerrieben  ein  schönes  hochrotes 
PulTer  geben.  Beim  Erhitzen  riecht  es  nach  Benzoesäure,  welche  es  in 
kleiner  Menge  enthält.  Es  löst  sich  sehr  leicht  in  Weingeist  und  Ölen 
mit  roter,  in  Alkalien  mit  mehr  -violetter  Farbe.  Wird  wegen  seiner 
tiefblutroten  Farbe  häufig  zu  Firnissen  u.  dergl.  verwendet. 

K€itechu  (Cachou,  braunes  Katechu  etc.)  wird  durch  Auskochen 
des  Holzes  der  Acacia  catechu,  des  Holzes  imd  der  Frucht  der  Betel 
oder  ArecanuB  mit  Wasser  und  Eindampfen  der  erhaltenen  Lösung  bis 
zur  Sirupkonsistenz  erhalten. 

Hauptsorten:  Bombay-,  Bengal-  und  Pegu-Eatechu.  Sie  stellen 
große,  unregelmäßige,  hell-  bis  dunkelbraun  gefärbte  Blöcke  dar,  die 
sich  in  heißem  Wasser  mit  dunkelbrauner  Farbe  lösen  und  einen  herben 
und  bitteren  Geschmack  besitzen. 

Qambir  (gelbes  Katechu,  Würfel-Katechu)  wird  durch  Aus- 
kochen der  Blätter  von  üncaria  gambir  gewonnen  und  bildet  undurch- 
sichtige, bräunlichgelbe  Würfel  von  3 — 4  cm  Seitenlänge  oder  Blöcke, 
die  in  kaltem  Wasser  wenig,  beinahe  vollständig  in  heißem  Wasser 
löslich  sind. 

Katechu  und  Gambir  enthalten  wechselnde  Mengen  an  Katechin, 
Katechugerbsäure  und  eines  braunen  Körpers,  der  durch  Oxydation  der 
ersteren  bei  der  Fabrikation  entsteht.  Sie  besitzen  zusammenziehenden, 
süßlichen  Geschmack. 

Gambir  enthält  hauptsächlich  Katechin. 

JPrüpariertes  KtUedku  wird  durch  Erhitzen  von  braunem  oder 
gelbem  Katechu  mit  Kaliumbichromat  oder  von  Aluminiumsulfat  oder 
Kupfervitriol  hergestellt. 

Katechu  und  Gambir  werden  in  großen  Mengen  in  der  Baumwoll- 
nirberei  und  -druckerei  und  zum  Färben  (Beschweren)  von  Seide  ge- 
braucht. 

Die   verschiedenen  Sorten    zeigen    in  Farbstärke   und  Nuance   be- 

•  

deutende  Abweichungen.  Oft  sollen  sich  Zusätze  von  Mineralfarbstoffen 
(Sand,  Kochsalz)  und  Stärke,  Dextrin,  getrocknetes  Blut  vorfinden. 

Mineralische  Beimengungen  werden  durch  Veraschung  ermittelt. 
Gute  Sorten  sollen  nicht  über  3 — 4  Proz.  Asche  enthalten.  Der  Wasser- 
gehalt variiert  zwischen  15 — 25  Proz. 

Eine  zuverlässige  Beurteilung  gestattet  einzig  die  vergleichende 
Probefarbung,  bezw.  Beschwerungsversuche.  (S.  auch  v.  Gochenhausen, 
Zsch.  f.  angew.  Chem.  1904,  876.) 


1214  Organische  Farbstoffe. 

Kino  (Kinogummi)  ist  der  eingedickte  Saft  Yon  Pterocarpas  nuLr- 
supium  und  stellt  kleine,  glänzende,  braun-  oder  schwarzrote  St&cke 
dar  und  gleicht  dem  Katechu. 

Ktutanien^^Exh^akt  kommt  in  glänzend  schwarzen  Stücken  oder 
als  brauner  Sirup  in  den  Handel  und  wird  aus  dem  Holz  der  Roß- 
kastanie gewonnen.  Er  dient  namentlich  in  der  Seidenfarberei  zom 
Schwarzfarben. 

Bezüglich  Prüfung  gilt  das  oben  für  Katechu  Gesagte.  (S.  übrigens 
auch  Abschnitt  „Gerbstoffe",  dieser  Band,  S.  698  ff.). 


Prüfang  der  Gespinstfasern  nnd  der 

Appretnrmittel '). 


Von 
Prof.  Dr.  H.  Gnehm  in  Zürich. 


I.   Die  bei  der  Prttfang  der  Gespinstfasern  angewendeten 
wichtigeren  Reagentien  nnd  Operationen. 

Bei  allen  chemischen  Reaktionen  ist  aufs  genaueste  die  angegebene 
Konzentration  etc.  der  Reagentien  innezuhalten,  da  man  sonst  durchaus 
unsichere  Resultate  erhalten  wird. 

1.  Jodlösung  und  Schwefelsäure-Mischung,  a)  Die  Jod- 
lösung wird  bereitet  durch  Auflösen  von  1  g  Jodkalium  in  100  g 
destilliertem  Wasser  und  Zusatz  von  Jod  bis  zur  Sättigung,  d.  h.  bis 
Jod  ungelöst  am  Boden  des  GefaBes  sich  abscheidet.  Man  beläßt  diesen 
ungelösten  Überschuß  an  Jod  in  der  Flüssigkeit,  um  dieselbe  stets  ge- 
sättigt zu  erhalten.  Indessen  muß  die  Jodlösung  nach  einiger  Zeit 
trotzdem  erneuert  werden.  Hart  wich  empfiehlt  eine  Lösung  aus  3KJ, 
1  J,  60H,0.  ß)  Die  Schwefelsäure-Mischung.  Zu  einer  Mischung 
von  2  Volumen  reinstem  Glyzerin  und  1  Volum  destilliertem  Wasser 
setzt  man  langsam  und  vorsichtig  unter  steter  Abkühlung  3  Volumen 
konzentrierter  Schwefelsäure.    Um  diese  Mischung  stets  in  der  richtigen 


')  Aasfnhrliches  über  dieses  Kapitel  ist  zu  finden  in:  H.  Schacht:  „Die 
PrüfuDg  der  im  Handel  vorkommenden  Gewebe  durch  das  Mikroskop  und  durch 
chemische  Reagentien".  —  v.  Höhnel:  j,Mikroskopie  der  techuisch  verwendeten 
Faserstoffe".  —  Dr.  J.  Herzfeld:  „Die  technische  Prüfung  der  Game  uud  Ge- 
webe", 1896.  —  Siehe  auchB.  S.  Summers:  „Microscopical  Identification  of  some 
useful  fibres"  (Joum.  Soc.  Chem.  Ind.  1899,  989).  —  Dr.  I.  Wiesner:  „Die 
Rohstoffe  des  Pflanzenreichs  etc.",  II.  Aufl.,  1900.  —  Hagers  Handbuch  der 
prakt  Pharmazie  von  Fischer  und  flartwich,  U.  Aufl.,  1900.  —  Dr.  Carl 
Suvern:  „Die  künstliche  Seide  etc.".  Berlin,  Julius  Springer,  1900.  —  Che- 
mische Untersuchung  von  Textilmaterialien  von  M.  M.  Jameson  (Textile  Color. 
1902,  289;  Zsch.  f.  F.-  u.  Textil-Chem.  1903,  85).  —  Zetzsche;  Faserstoffe. 
1905,  2.  Aufl.    H.  F.  Adolf  Thal  witzer,  Kötzschenbroda  und  Leipzig. 


1216  Prüfung  der  Gespinstfasern  nnd  der  Appretiirmittel. 

Konzentration   zu  erhalten,  setzt  man  ihr  zeitweise  etwas  konxentrierte 
Schwefelsäure  zu. 

Beide  genannte  Reagentien  werden  stets  zusammen  angewendet, 
und  zwar  zur  Prüfung  auf  Zellulose  (Pflanzenfasern)  und  verholzte 
Fasern.  Die  zu  prüfende  Faser  oder  ihre  Querschnitte  (siebe  Nr.  7 
werden  auf  dem  Objektträger  xolt  einigen  Tropfen  der  Jodlösung  ver- 
setzt. Nachdem  man  letztere  einige  Zeit  hat  einwirken  lassen,  wird  der  toh 
der  Faser  nicht  aufgenommene  Überschuß  derselben  mit  etwas  Fließ- 
papier sorgfaltig  weggenommen,  worauf  man  1 — 2  Tropfen  der  Schwefel- 
säuremischung hinzusetzt.  Bei  Vorhandensein  reiner  Zellulose  tritt  (ohne 
Quellung)  eine  rein  blaue  Färbung  ein,  während  verholzte  Fasern  gelb 
gefärbt  werden. 

Diese  beiden  Reagentien  werden  nach  von  Höhnel  sehr  leicht 
auf  ihre  Wirksamkeit  geprüft,  indem  man  einige  Flachsfasern  auf  die 
eben  angegebene  Art  mit  ihnen  behandelt.  Dieselben  dürfen  nach  Zusatz 
der  Schwefelsäure  nicht  quellen  (also  keine  Formveranderung  erleiden 
und  müssen  rein  blau  erscheinen.  Wenn  die  Flachsfaser  anquillt,  so  ist 
die  Schwefelsäure  zu  konzentriert;  wenn  die  blaue  Farbe  nicht  sofort 
auftritt  (oder  mehr  violett  oder  rosa  erscheint),  so  ist  die  Schwefelsäure 
zu  sehr  verdünnt.  Im  ersteren  Falle  muß  man  etwas  Glyzerin,  im 
letzteren  etwas  konzentrierte  Schwefelsäure  zusetzen. 

2.  Ghlorzinkjod  kann  statt  der  Jodlösung  und  Schwefelsäure- 
mischung zu  demselben  Zwecke  gebraucht  werden.  Es  färbt  Zellulose 
rötlich-  bis  blauviolett  und  wird  hergestellt,  indem  man  zu  einer  Lösung 
von  Jod  in  Jodkalium  eine  konzentrierte  Lösung  von  Chlorzink  setzt 
Die  Flüssigkeit  muß  nach  Hartwich  8  Tl.  Jodkalium,  25  Tl.  Chlor- 
zink, 8,5  Tl.  Wasser  und  Jod  bis  zur  Sättigung  enthalten,  wenn  sie 
sicher  wirksam  sein  soll. 

3.  Reagentien  auf  verholzte  Fasern  sind  die  allbekannteiL 
wie  wäßrige  -  Lösung  von  Indol  und  hierauf  Salzsäure  (Rotfarbung'. 
schwefelsaures  oder  salzsaures  Anilin  und  (zwar  nicht  notwendiger,  aber 
sehr  zweckmäßiger)  nachträglicher  Zusatz  von  etwas  verdünnter  Schwefel- 
säure (goldgelbe  Färbung),  Phloroglucin  (in  lO-proz.  alkohob' scher  Lösung 
und  konz.  Salzsäure  (rote  Färbung),  salzsaures  Naphthylamin  (Orange- 
färbung). Beachtenswert  ist,  daß  Querschnitte  von  Jute  (mit  den  meisten 
dieser  sub  3  genannten  Reagentien)  die  zu  erwartende  Farbenreaktion 
nicht  geben,  während  sie  durch  die  sub  1  erwähnte  Behandlung  mit  Jod 
und  Schwefelsäure  schön  gelb  werden. 

[Nach  Beobachtungen  von  Prof.  Hartwich  (Privatmitteilung)  gibt 
Jute  die  Ligninreaktion  mit  Phloroglucin  und  Salzsäure  (rot)  und  wird 
mit  Chlorzinkjod  violett.  Es  gibt  übrigens  Jute,,  der  das  Lignin  kunst- 
lich entzogen  ist.] 


Reagentien.  1217 

Zum  Nachweis  von  Lignin  benützt  E.  Nickel '  (Chem.- Ztg. 
1893,  1209  und  1243)  Hydrazinßulfat  und  Phenylhydrazinchlorhydrat. 
Eine  kalte  Lösung  yon  Hydrazinsulfat  bringt  auf  IJolz  im  Laufe  einiger 
Minuten  ein  deutliches  Hellgelb  heryor.  Läßt  man,  nachdem  sich  die 
gelbe  Farbe  deutlich  entwickelt  hat,  Salzsäure  von  etwa  20  Proz.  ein- 
wirken, so  geht  das  Gelb  in  ein  Orange  über,  dessen  Stärke  allmählich 
zunimmt. 

Mit  einer  Lösung  yon  salzsaurem  Phenylhydrazin  nimmt  Holz  eine 
leichte  gelbe  Färbung  an,  die  durch  Hinzufügen  yon  yerdünnter  Salz- 
säure (etwa  yon  15  Proz.)  sich  yerstärkt.  Überläßt  man  dann  die  Holz- 
probe sich  selbst,  so  tritt  im  Laufe  einer  Stunde,  oder  bei  manchen 
Holzsorten  erst  yiel  später,  eine  deutliche  Umwandlung  des  Gelb  in  ein 
ziemlich  reines  Grün  ein. 

4.  Kupferozydammoniak.  Soll  dasselbe  die  bekannten  chemi- 
schen Reaktionen  geben,  so  muß  es  genau  nach  bestimmten  Vorschriften 
bereitet  sein  (yergl.  yon  Höhnel,  1.  c,  S.  23  und  27).  Eine  Lösung  yon 
Kupferyitriol  wird  mit  Ammoniak  yersetzt.  Der  entstehende  bläuliche 
Niederschlag  wird  auf  einem  Filter  gesammelt,  gut  ausgewaschen  und 
dann  durch  Pressen  zwischen  Fließpapier  yon  der  überschüssigen  Flüssig- 
keit möglichst  befreit.  Hierauf  wird  derselbe  noch  feucht  in  möglichst 
wenig  konzentriertem  Ammoniak  aufgelöst;  oder  man  fallt  Kupfersulfat- 
lösung mit  Natronlauge,  wäscht  den  Niederschlag  gut  aus  und  löst  in 
20-proz.  Ammoniakflüssigkeit^).  Die  entstehende,  heftig  nach  Ammoniak 
riechende  dunkelblaue  Flüssigkeit  wird  in  einem  besonders  gut  schließen- 
den Fläschchen  im  Dunkeln  aufbewahrt.  Kupferoxydammoniak  zersetzt 
sich  im  Lichte  und  durch  Entweichen  des  Ammoniaks.  Wenn  es  richtig 
dargestellt  ist,  so  löst  es  trockene  Baumwolle  sofort  auf.  Fasern,  die 
aus  reiner  Zellulose  bestehen,  oder  welche  yorher  durch  Behandlung 
mit  Salpetersäure  yon  dem  Holzstoffe  befreit  sind,  sowie  schwach  yer- 
holzte  Fasern  (z.  B.  Hanf)  quellen  in  gutem  Kupferoxydammoniak  stark 
auf  oder  lösen  sich  darin.  Stark  yerholzte  Fasern  quellen  wenig  oder 
gar  nicht. 

5.  Ammoniakalische  Nickellösung.  Eine  Lösung  yon  25  g 
krystallisiertem  Nickelsulfat  in  500  ccm  Wasser  wird  mit  Natronlauge 
yersetzt.  Das  ausgefallene  Nickeloxydulhydrat  wird  gut  gewaschen  und 
in  125  ccm  konzentriertem  Ammoniak  und  125  ccm  Wasser  gelöst. 


^)  Das  frisch  bereitete  Reagens  ist  so  stark,  daß  es  momentan  löst;  man 
kann  deshalb  Qaellangserscheinimgen  unter  dem  Mkroskop  nicht  beobachten. 
Unter  solchen  Umständen  legt  man  die  Fasern  am  besten  in  Wasser  ein,  sangt 
das  überschüssige  Wasser  ab  und  läßt  das  Reagens  vom  Rande  zutreten  (Hart- 
wich). 

Untenuchimgen.   5.   Aufl.  KL  77 


1218  Prüfung  der  Gespinstfasern  and  der  AppretormitteL 

Diese  Flüssigkeit  löst  Seide  sofort  auf;  Leinen  und  Baumwolle 
Terlieren  beim  Behandeln  mit  dem  Reagens  nur  0,45  Proz.  und  reine 
Wolle  nur  0,33  Proz.  an  Gewicht. 

6.  Die  Trennung  Yon  Faserbündeln  in  ihre  Elemente  ist 
nötig,  wenn  man  die  einzelne  Faser  untersuchen  will,  und  geschieht 
durch  Kochen  mit  dem  Schulz  eschen  Gemische. 

Zu*  diesem  Zwecke  verfährt  man  nach  Hartwich  am  besten  fol- 
gendermaßen. Man  gibt  die  Fasern  in  ein  Reagensglas,  Tersetzt  mit 
einigen  Kubikzentimetern  Salpetersäure  und  mit  einer  Messerspitze 
Kaliumchlorat,  erhitzt  bis  zum  beginnenden  Kochen  und  stellt  beiseite, 
bis  die  Gasentwicklung  aufgehört  hat.  Dann  wäscht  man  mit  Wasser 
aus  und  zerzupft  die  Fasern  auf  dem  Objektträger.  Man  darf  nicht  zu 
lange  kochen,  weil  manche  Faserbündel  sich  dann  schon  im  Reagens- 
glas YÖllig  in  die  einzelnen  Fasern  trennen. 

Nach  der  Methode  yon  Vetillard  wird  die  betreffende  Faser  eine 
halbe  Stunde  in  einer  10-proz.  Sodalösung  gekocht,  nach  dem  Kochen 
gut  mit  Wasser  ausgewaschen  und  zwischen  den  Fingern  zerrieben,  wo- 
durch die  Trennung  TeryoUständigt  wird.  (Die  Methode  verlangt  oft  ein 
tagelanges  Kochen,  ist  aber  zuweilen  nicht  zu  imigehen,  wenn  die  Fasern 
den  Holzstoff  bewahren  sollen.) 

7.  Die    Herstellung    von    dünnen    Querschnitten    geschieht 
nach  von  Höhnel  (1.  c.  S.  23)  in  der  Weise,  daB  man  ein  aus  möglichst 
parallel    gelegten   Fasern  bestehendes  kleines  Bündel  mit  einer  dicken^ 
etwas  Glyzerin    enthaltenden  Gummilösung  durchtränkt   und    bestreicht 
und  dann  gut  trocknen  läßt.     Es  darf  die   Gmnmilösung  weder  zu  viel 
noch  zu  wenig  Glyzerin    enthalten.     Im  ersteren  Falle  wird  das  durch- 
tränkte   Faserbündel    nicht    hart,    im    letzteren    wird    es    spröde    beim 
Trocknen  und  zerbricht  beim  Versuche,  Querschnitte  daraus  zu  erzeugen. 
(Die  Einbettungsmasse  wird  nach  Hart  wich  folgendermaßen  dargestellt: 
70  g  Gunmii  arabic.  werden  in  gleichviel  Wasser    langsam    gelöst;    4  g 
Hausenblase  läßt  man  in  16  g  warmem  Wasser  quellen  und  drückt  durch 
Musselin.     10  g  dieser  Lösung  werden  der  Gummilösung  zugef&gt,    das 
Ganze  im  Wasserbade  erwärmt  und  mit  12  g  Glyzerin  gemischt.)     Das 
getrocknete  Bündel  wird  zwischen    zwei  Korke   gelegt,   fest   eingeklebt 
und  gebunden.   Nun  kann  man  mit  einem  scharfen  Rasiermesser  beliebig 
dünne  Querschnitte  erzeugen,  welche  möglichst  senkrecht  zur  Achse  der 
Faser   herausgeschnitten    sein    sollen.     Beim  Schneiden  der  Fasern  soll 
man    nicht  trachten,  Querschnitte  durch  das  ganze  Bündel  zu  erhalten, 
sondern  kleine,  möglichst  dünne  Stücke  abzuschneiden.    Die  erhaltenen 
Schnitte   bringt   man  in  einen  ganz  kleinen  Tropfen  Wasser  auf  dem 
Objektträger,    weil    in    einem   großen  Tropfen    die  Querschnitte  sich  zu 
sehr  zerstreuen  und  dann  schwer  aufzufinden  sind. 


Chemische  Prüfung  der  Fasern. 


1219 


!!•  Chemische  Prfifang  der  Grespinstfasem. 

Das    Verhalten   der   Fasern   gegen   Reagentien   ist   aus  folgenden 
Tabellen  ersichtlich  (Herzfeld,  Die  techn.  Prüfung  der  Game  etc^  1896): 


I.    Ohara 

kkteristisc 

he  Färbung 

en  durch  Fi 

irb  Stoffe. 

WoUe 

Seide 

Flachs 

Baumwolle 

Krapptinktur 
Cocheni  lletinktur 

färbt  nicht 
scharlachrot 

färbt  nicht 
scharlachrot 

orange 
violett 

gelb 
hellrot 

wenig  entfärbt  in  Chlor- 
kalklösung 

entfärbt  sich  entfärbt  sich 
langsam            schnell 

durch  Chlorkalklösung 

FnchsinlÖsung  (nach  Lieb 
Saure  Teerfarbstoffe 

ermann*)) 

rot 
ftrben 

rot 
ftrben 

ungefärbt 
farblos 

ungeftrbt 
farblos 

Ifikad  ofarbstoffe 

— 

— 

färben 

färben 

n.   Einwirkung  verschiedener  Salzlösungen. 


Wolle 

Seide 

Flachs  u.  Baum- 
wolle 

Chlorzink!) 

löst  teilweise 

löst  auf 

Faser  ungelöst 

auf 

violette  Färbung 

Zinnchlorid 

unverändert 

unverändert 

schwarz  ge&rbt 

Silbemitrat 

violett  bis 
braunschwarz 

keine  Färbung 

keine  Einwirkung 

Qnecksilbemitrat  (Millons  Reagens) 

ziegelrot  bis 
braun 

id. 

id. 

Kupfer-  oder  Eisensulfat 

schwarz 

id. 

id. 

Natriumplumbat    (Lösung   von    Blei    in 

Ätzalkali) 

schwarze  Fällung 

keine  Fällung 

— 

Knpferoxydammoniak 

nur  Aufquellen 

keine 

Aufquellen,  teil- 

Veränderung 

weise  Lösung 

unter 
Blaufärbung 

Nickelozjdammoniak 

nicht  aufgelöst 

löst  auf 

nicht  aufgelöst 

"^)  Zur  Barstellung  derselben  versetzt  man  eine  wäßrige,  gesättigte  Fuchsin- 
lösung, tropfen  weise  so  lange  mit  Natronlauge,  bis  Entfärbung  eintritt* 
*)  Konzentrierte  Lösung  von  1,7  spez.  Gew. 

77* 


1220 


Prüfang  der  Gespinstfasern  and  der  AppretormitteL 


m.   Einwirkungen  von  alkalischen  Flüssigkeiten  etc. 


WoUe 


Seide 


Flachs 


Baum- 
wolle 


H^nf 


«Ta*^ 


Kalilauge 


Natronlauge 


Ammoniak 


löst  auf      löst  auf         Auf-  Auf- 

quellen,  quellen, 

'  Faser  wird  Faser  nur 

braun  u.  schwach 

gelb,  gelb 
später 
bleicher 

id.         löst  lang-    braungelb  '  schwach 
sam  auf  ',  gelb 

u.  rötet  ' 
leicht 


Fa«er  Hihi  ä  : 
braon 


bräunlich 


ange- 
rösteter: 
orange- 
gelb 
geroeteter: 
schwach 
yiolett 


Wolle 

Seide 

Flachs 

Baum- 
wolle 

Hanf 

1 

Jj» 

Zur   alkalischen    Lösung    der 
Faser  ein  Znsatz  von: 

a)  Nitroprussidnatrium 

violett 

keine 
Färbung 

_ 

1 

— 

b)  Bleizuckerlösung 

schwärzt 
sich 

— 

— 

c)  Kupfersulfat 

violett, 
später 
braun 

violett 

1 

Holz  Stoff  nach  weis  (Lignin)  in  Hanf,  Jute,  etc.:    mit  Anilinsulfat  (GelbfaH)^' 
mit  Indol  und  Schwefelsäure  (Rosafllrbung),  mit  salzs.  Naphthjlamin  (Orangefiürbnngi. 


Unterscheidung  der  tierischen  und  pflanzlichen  Fasern. 


1221 


IV 

.   Einwir 

^ung  yon 

Säuren 

etc. 

' 

Baum- 

Wolle 

Seide 

Flachs 

wolle 

Hanf 

Jute 

Schwefelsäure 

erst  in 

in  heißer 

kalt  und 

rasch  ge- 

langsam 

langsam 

der  Hitze 

Säure 

konzen- 

löst 

gelöst 

gelöst 

gelöst 

schnell 
lösUch 

triert 
schnell 

. 

aufgelöst 

Salpetersäure 

färbt  gelb 

färbt  gelb 

nicht  ge- 

nicht ge- 

gelblich 

— 

und  löst 

und  löst 

erbt  und 

färbt 

langsam 

schnell 

löst 

Chlorwasser 

wird 

wird 

bleicht 

bleicht 

gelbbraun 

auf  Zusatz 

spröde  u. 

gelber 

• 

von  Am- 

gelb 

■ 

moniak 
violett 

Jodlösung 

gelblich- 
braun bis 
gelblich 

gelb 

hellbraun 

Pikrinsäure 

gelb 

gelb 

— 

— 

— 

Jod-  und  Schwefelsäure  (Zellu- 

losereaktion) 

— 

— 

Auf- 

Auf. 

langsames 

langsames 

• 

quellen 

quellen 

Auf- 

Auf- 

u. Blau- 

u. Blau- 

quellen, 

quellen, 

färbung 

färbung 

grünliche 
Färbung 

gelbe  bis 

braune 

Färbung 

Thjmol   und  Schwefelsäure 

(Zellnlosereaktion) 

— 

— 

rotviolett 

rotriolett 

— 

— 

Zucker    und    Schwefelsäure 

(F  urfbrolreaktion) 

rosenrot 

rosenrot 

— 

A»  UfUergcheidung  der  tierischen  van  der  vegeUiMUachen 
Faser.  1.  Die  Methode  von  Molisch  (Dingl.  261,  135).  Ungefähr 
0,01  g  der  vorher  (zur  Entfernung  von  Appreturmasse  etc.)  gut  aus- 
gekochten und  mit  viel  Wasser  abgespülten  Faserprobe  wird  in  einem 
Probierglas  mit  etwa  1  com  Wasser,  sodann  2  Tropfen  einer  alko- 
holischen, 15 — 20-proz.  a-NaphthoUösimg  versetzt  und  schließlich  kon- 
zentrierte Schwefelsäure  (beiläufig  so  viel,  als  Flüssigkeit  vorhanden 
ist)  hinzugefügt.  Liegt  eine  Pflanzenfaser  vor,  so  nimmt  die  ganze 
Flüssigkeit  beim  Schütteln  sofort  eine  tiefviolette  Färbung  an,  wobei 
sich  die  Faser  auflöst.  Ist  hingegen  die  Faser  tierischer  Abkunft,  so 
wird  die  Flüssigkeit  nur  mehr  oder  minder  gelblich-  bis  rötlichbraun. 


1222  Präfang  der  Gespinstfasern  und  der  AppretnrmitteL 

Bei  Anwendung  Yon  Thymol  tritt  anstatt  der  Yiolettf&rbimg  eine 
schöne  zinnober-  oder  karminrote  Farbe  auf^  die  letztere  besonders 
dann,  wenn  man  mit  Wasser  yerdünnt. 

Bei  gleichzeitiger  Berücksichtigung  der  Löslichkeit  oder  Unlöslich- 
keit  der  Faserprobe  kann  man  auch  entscheiden,  ob  ein  Gewebe  nur 
aus  pflanzlichen  oder  nur  aus  tierischen  Gespinstfasern,  oder  aus  einem 
Gemenge  der  beiden  oder  aus  Seide  besteht: 

Das  Gewebe  gibt  die  a-Naphtholprobe  nicht  oder  nur  schwach  und 
Torübergehend  (letzteres  zuweilen  bei  Seide)  No.  1. 

Das  Gewebe  gibt  die  Reaktion  prachtToll  No.  2. 

1.  Das  Gewebe  löst  sich  hierbei  sogleich  yoUstandig  auf:  Seide. 

-         -  -         nicht  auf:  Tierische  Wolle. 

-  -        -         -  -        teilweise: 

und  Seide. 

2.  Das  Gewebe  löst  sich  hierbei  sogleich  auf:  Eeine  Pflanzenfaser 

oder  mit  Seide  gemengt; 

-  -        -  -         teilweise  auf:  Pflanzenfaser  und 

Wolle,  möglicherweise  auch  noch  Seide. 
£s  ist  für  die  Reaktion  gleichgültig,    ob  die    zu  prüfenden  Fasern 
gefärbt  sind  oder  nicht.     Die  Farbstoffe  yerdecken  weder  die  Reaktion 
noch  yerhindem  sie  dieselbe. 

2.  Das  Verhalten  gegen  eine  ca.  B-proz.  Lösung  yon  Ätznatron 
oder  Ätzkali  (entsprechend  6 — 7°  Be.  oder  einem  spez.  Gew.  yon  1,04 
bis  1,05)  ist  ebenfalls  eine  recht  zuy erlässige  Probe.  Beim  Kochen  in 
einer  solchen  Lösung  werden  die  Tierfasem  gelöst,  während  die 
Pflanzenfasern  nicht  stark  angegriffen  werden. 

3.  Die  Rosanilin-Probe  (Bolley-Stahlschmidts  Handb.  d. 
techn.-chem.  Untersuchungen,  5.  Aufl.,  II,  S.  857).  Diese  dient  haupt- 
sächlich zur  Unterscheidung  yon  Wolle  und  Baumwolle.  Man  stellt 
sich  zunächst  eine  farblose  Rosanilinlösung  her,  indem  man  Fuchsin 
in  kochendem  Wasser  löst  und  während  des  Kochens  tropfenweise 
Natronhydrat  oder  Ammoniak  bis  zur  Entfärbung  zusetzt.  Die  filtrierte 
Lösung,  aus  welcher  sich  beim  Frkalten  Kry Stallflitter  yon  Rosanilin 
absetzen,  hält  sich  in  einem  yerschlossenen  Fläschchen  beliebig  lange. 
Taucht  man  in  diese  Flüssigkeit,  am  besten  in  der  Wärme  und  selbst 
bei  Siedehitze,  bei  Anwendung  yon  Ammoniak,  einige  Sekunden  lang 
ein  Gewebe  yon  Wolle  und  Baumwolle,  so  bleibt  es  oft  ganz  farblos. 
Spült  man  mm  die  Probe  in  kaltem  Wasser  gut  aus,  so  färbt  sich  die 
Wolle  rot,  sobald  das  Alkali  ausgewaschen  ist,  während  die  Baum- 
wolle nicht  die  mindeste  Färbimg  annimmt.  (Seide  yerhält  sich  wie 
Wolle;  Leinwand  und  andere  yegetabilische  Fasern  yerhalten  sich  der 
Baumwolle  gleich.) 


Unterscheidung  einzelner  Fasern.  1223 

4.  Yerhalten  gegen  kochende  Salpetersäure.  Vegetabilische 
Fasern  (insbesoiidere  Baumwolle,  Flachs  und  Hanf)  bleiben  hierbei  weiB, 
während  die  Wolle  und  in  etwas  schwächerem  Grade  die  Seide  sich 
gelb  förbt. 

5.  Verhalten  gegen  ein  Nitrierungsgemisch.  Man  taucht 
nach  Peltier  die  zu  prüfenden  Stoffe  etwa  Y^  Stunde  lang  in  ein  Ge- 
misch gleicher  Volumina  konzentrierter  Salpetersäure  und  englischer 
Schwefelsäure  und  wäscht  sie  dann  mit  viel  Wasser.  Hierbei  wird 
Seide  (und  ebenso  Ziegenhaar)  ganz  gelöst,  Wolle  gelb  oder  gelbbraun 
gefärbt,  während  weder  Farbe  noch  Struktur  der  Pflanzenfasern  sich 
äuBerlich  ändert.  Getrocknet  besitzen  sie  die  Leichtentzündlichkeit  der 
SchieBwoUe. 

6.  Verhalten  beim  Verbrennen.  Seide  und  Wolle  verbrennen 
unter  Verbreitung  eines  eigentümlichen  Homgeruches  und  viel  lang- 
samer als  vegetabilische  Fasern.  Feuchtes,  über  die  aufsteigenden 
Dämpfe  tierischer  Fasern  gehaltenes  Kurkumapapier  wird  gerötet, 
während  brennende  Pflanzenfasern  brenzlich  säuerliche,  feuchtes  neutrales 
Lackmuspapier  rötende  Dämpfe  entwickeln.  Pflanzenfasern  geben 
hierbei  eine  Kohle  von  der  Form  des  Fadens,  nach  völliger  Ver- 
brennimg wenig  Asche,  Tieifasem  eine  aufgeblähte,  glänzende, 
schwerer  verbrennbare  Kohle  und  nach  vollständiger  Verbrennung  relativ 
viel  Asche. 

JB.  Unterscheidung  einzelner  Fasern  voneinander.  1.  Wolle 
von  Seide,  a)  Man  behandelt  mit  konzentrierter  Schwefelsäure,  wo- 
durch Seide  ziemlich  rasch  gelöst  wird,  während  die  Wolle  ungelöst 
bleibt.  Diese  Trennung  kann  zu  einer  quantitativen  gemacht  werden, 
indem  man  nach  genügend  langer  Einwirkung  der  Schwefelsäure  mit 
Wasser  stark  verdünnt,  durch  ein  Tuchfllter  (dessen  Fäden  ziemlich 
große  Intervalle  haben)  filtriert,  auswäscht  und  die  getrocknete  Wolle 
wägt,  b)  Man  verwendet  nach  Lassaigne  eine  Lösung  von  Bleioxyd 
in  Atznatron  (Bleizuckerlösung  mit  so  viel  Natron  versetzt,  daß  der 
anfänglich  gebildete  weiBe  Niederschlag  sich  wieder  löst).  In  diese 
Lösung  getauchte  Seide-  und  Pflanzenfasern  bleiben  ungefärbt,  während 
Wolle  (und  Haare)  sich  braun  färbt,  c)  Man  wendet  die  Lösung  von 
Kupferoxyd-Ammoniak  an,  welche  Seide  löst,  Wolle  aber  ganz  unver- 
ändert läßt,  d)  Man  löst  in  Kalilauge  und  setzt  zur  Lösung  Nitro- 
prussidnatrium,  wobei  eine  violette  Färbung  entsteht,  falls  Wolle 
zugegen  war. 

2.  Baumwolle  von  Leinenfaser,  a)  Man  wendet  die  soge- 
nannte Kindtsche  Probe  an.  Weisse  Stoffe  sollen  so  vollkommen  als 
möglich  von  allem  Appret  befreit  werden,  was  durch  Kochen  mit 
destilliertem  Wasser  und  Ausreiben  geschieht.      Die  wiedergetrockneten 


1224  Prüfung  der  Gespinstfasern  und  der  AppretnrmitteL 

Stücke  werden,  je  nach  der  Stärke  des  Gewebes,  1 — 2  Minuten  lang 
in  englische  Schwefelsäure  getaucht,  mit  Wasser  abgespült  nud  zwisdien 
den  Fingern  etwas  gerieben,  dann  in  eine  verdünnte  Lösung  von  Sal- 
miakgeist gelegt  (zur  Tollständigen  £ntfemung  etwa  noch  anhaltender 
Schwefelsäure)  und  getrocknet.  Die  Baumwollfaden  werden  durch  die 
Säure  gallertartig  gelöst  und  durch  das  Abspülen  und  Beiben  entfernt. 
Die  Leinenfaden  zeigen  sich  unverändert  oder  nur  wenig  angegrifT^i.  — 
Bei  diesem  Versuche  ist  auf  möglichst  vollständiges  £ntfemen  der 
Appretur  großes  Gewicht  zu  legen,  da  ohne  diese  Vorsicht  die  Probe 
nicht  gelingt,  auch  hängt  das  Resultat  sehr  von  der  Daner  des  Ein- 
tauchens in  die  Säure  ab.  b)  Die  Baumöl-Probe  von  Franken- 
heim und  Lejkauf.  Das  gebleichte  und  vom  Appret  befreite 
Zeugstück  wird  in  Baumöl  getaucht  und  das  überschüssige  Ol  durch 
sanftes  Pressen  zwischen  Fließpapier  entfernt.  Hierbei  nehmen  die 
Leinenfasem  ein  durchschimmerndes,  geöltem  Papier  ähnliches  Ansehen 
an,  während  die  Baumwollfaser  unverändert  bleibt;  das  Gewebe 
erscheint  gestreift.  Wird  dasselbe  auf  eine  dunkle  Unterlage  gelegt,  so 
erscheint  nunmehr  die  Leinenfaser  dunkel  und  die  Baumwollfaser  helL 
c)  Die  Rosolsäure-Probe  (Eisner,  „Die  Praxis  des  Nahrungsmittel- 
Chemikers^  3.  Aufl.,  S.  267).  Leinen,  mit  alkoholischer  Rosolsänre- 
lösung  und  hierauf  mit  konzentrierter  Sodalauge  behandelt,  wird  rosa 
gefärbt,  während  Baumwolle  auf  diese  Weise  nicht  echt  zu  färben  ist. 
(Siehe  auch:  „Die  Unterscheidung  von  Baumwolle  und  Leinen^  von  Dr. 
AI.  Herzog,  Sorau,  Verlag  für  Textilindustrie,  1904.)  d)  H.  Behrens' 
Methylenblau-Probe.  Das  Gewebe  wird  in  warmer  Methjlenblaa- 
lösung  gefärbt  und  dann  in  sehr  viel  Wasser  gespült.  Durch  fortge- 
setztes Waschen  wird  sämtlicher  Farbstoff  von  der  Baumwolle  entfernt 
während  die  Leinenfaser  noch  deutlich  gefärbt  erscheint.  In  einem 
früheren  Stadium  zeigt  die  Baumwolle  ein  von  der  Farbe  der  Flachs- 
faser verschiedenes  Grünblau,  was  besonders  bei  Lampenlicht  wahr- 
nehmbar ist. 

Alois  Herzog  (Zsch.  f.  Färb.-  u.  Text.-Ch.  1905,  11)  beschreibt 
folgende  Methode,  die  sich  ganz  besonders  zur  Erkennung  von  Halb- 
leinen eignen  soll: 

Von  dem  zu  untersuchenden  Gewebe  wird  ein  quadratisches 
Stückchen  (ca.  4  qm),  dessen  Randfäden  entfernt  sind,  in  eine  lao- 
warme  alkoholische  Lösung  von  Cyanin  während  einiger  Minuten  ein- 
gelegt. Nach  erfolgter  Aufoahme  des  Farbstoffes  wird  in  Wasser 
gespült  und  sodann  mit  verdünnter  Schwefelsäure  behandelt.  Diese 
bewirkt  vollständige  Entfärbung  der  Baumwolle,  während  die  Flachs- 
faser zu  der  gleichen  Zeit  noch  eine  deutliche  Blaufärbung  aufweist 
Diese  Färbung  ist  auf  die  an  den  Flachsfasern  sitzenden  Epidermisreste 


Unterscheidung  einzelner  Fasern.  1225 

des  Leinenstengels,  welche  den  Gyaninfarbstoff  begierig  festhalten,  zurück- 
zuführen. Wird  die  mit  Schwefelsäure  behandelte  Faser  Tollständig 
ausgewaschen  und  in  Ammoniak  eingelegt,  so  erscheint  die  Flachsfärbung 
wesentlich  yerstärkt. 

3.  Jutefaser  von  Leinen-  und  Hanffaser.  In  der  ana- 
lytischen Praxis  wird  zuweilen  die  Frage  zu  entscheiden  sein,  ob  die 
Fasern  eines  leinenen  Gewebes  aus  reinem  Hanf,  bezw.  Flachs  bestehen 
oder  ob  sie  eine  Beimischung  von  Jute  enthalten.  Die  Entdeckung  der 
Jutefaser  mit  Hilfe  ihrer  bekannten  anatomischen  Merkmale  (insbesondere 
der  ungleichen  Verdickung  der  einzelnen  Bastfasern)  ist  zwar  nicht 
schwierig,  erfordert  aber  Übung  und  gespannte  Aufmerksamkeit.  Da- 
gegen bietet  nach  W.  Lenz  (Z.  f.  anal.  Ch.  1890,  133)  das  verschiedene 
Verhalten  der  in  Rede  stehenden  Fasern  zum  polarisierten  Lichte 
leichter  wahrnehmbare  unterschiede.  Die  Fäden  des  zu  untersuchenden 
-Gewebes  werden  nach  dem  F.  Schultz  eschen  Macerationsverfahren 
mit  o:ffizineller  Salpetersäure  unter  Zugabe  einer  Spur  yod  cblorsaurem 
£ali  erwärmt.  Hierauf  wäscht  man  mit  Wasser,  erwärmt  mit  kali- 
haltigem  Wasser  zur  Übersättigung  der  in  den  Fasern  zurückgebliebenen 
Säure,  gießt  die  alkalische  Lösung  ab  und  schüttelt  die  rückständigen 
Fasern  kräftig  mit  reinem  Wasser.  Die  Fasern  zerteilen  sich  nunmehr 
ganz  gleichmäßig  in  dem  Wasser  und  werden  so  verteilt  auf  einen 
Objektträger  gebracht.  Man  läßt  die  auf  dem  Objektträger  gleichmäßig 
verteilte  Flüssigkeit  bei  wagerechter  Stellung  des  ersteren  verdunsten, 
fügt  einen  Tropfen  Glyzerin  hinzu,  legt  ein  Deckglas  auf  und  untersucht, 
nachdem  das  Glyzerin  die  Faser  vollständig  durchdrungen  hat.  Die  so 
vorbereitete  Faser  zeigt  nun  nicht  allein  die  kennzeichnenden  Ver- 
dickungsverhältnisse  der  Wandungen  sehr  schön,  sondern  eignet  sich 
besonders  zur  Prüfung  im  polarisierten  Lichte. 

Stellt  man  die  Fasern  bei  gekreuzten  Nicols  (dunklem  Sehfelde) 
unter  dem  Mikroskop  (Seibert,  Objektiv  3,  ungefähre  Vergrößerung  200) 
scharf  ein,  so  bemerkt  man,  daß  bei  Flachs  sowohl  wie  Hanffaser  fast 
jede  Faser  ein  überaus  prächtiges  Farbenspiel  zeigt.  Die  Jutefasem 
dagegen  erscheinen  mehr  einfarbig  bläulich  oder  gelblich,  nur  wenige 
Fasern  zeigen  den  Leinenfasern  ähnliche,  wenn  auch  weit  weniger 
prächtige  Farben.  Wesentlich  ist  jedoch,  daß  die  einzelnen  Fasern 
wirklich  völlig  getrennt  voneinander  sind.  Liegen  dieselben  über-  oder 
neben  einander,  so  entstehen  an  den  Berührungsstellen  natürlich  auch 
bei  Jute  lebhaftere  Färbungen.  Die  zur  Zellwand  der  Bastzellen  mehr 
oder  minder  senkrecht  stehenden  Bruchlinien  derselben,  sowie  die  diesen 
Bruchlinien  bisweilen  nicht  unähnlichen  Reste  von  anhaftendem  Paren- 
ohymgewebe  treten  bei  der  Untersuchung  der  Fasern  im  polarisierten 
Lichte     (insbesondere     mit     Seiberts     System    No.    5,     Vergrößerung 


1226 


Prüfong  der  Gespinstfasern  and  der  AppretnrmitteL 


etwa  600)  weit  deatlicher  hervor,  als  bei  der  gewöhnlichen  Beleachtong 
und  bieten  dem  Kundigen  weitere  Unterscheidungsmerkmale. 

Die  Prüfung  mit  dem  Polarisationsmikroskop  ist  nach  Hart  wich 
nicht  immer  zufriedenstellend,  weil  die  Polarisationsfarben  je  nach  der 
Lage  der  Faser  yerschieden  sein  können.  Dagegen  erkennt  man  Jute 
am  leichtesten  neben  Leinen  und  Hanf  daran,  daß  sie  sich  mit  Phloro- 
glucin  und  Salzsäure  schön  rot  färbt,  Leinen  gar  nicht,  Hanf  höchstens 
spurenweise. 

Pinchon  empfiehlt  folgenden  Gang  der  Untersuchung  eines  Ge- 
misches von  Fasern: 

Untersuchungs-Tabelle  für  alle  Textilfasern. 


Auf  das  Fasergemisch  läßt  man  10-proz.  Kali-  oder  Natronlauge  einwirken: 
ein  Teil  löst  sich       1       ein  Teil  bleibt  ungelöst        I  alles  löst  sich 


Man  läßt  Chlorzinklösung  einwirken: 


löst 
alles 
auf 


löst 

teU- 

weise 


löst 
nichts 


löst  nichts 


löst  teilweise  auf 


löst  litk: 


Die  al- 
kalXö- 
sung 
wird 
auf  Zu- 
satz y. 
essig- 
saurem 
Blei 
nicht 
seh  WZ.: 
Seide. 


Der 

löslich. 
Teil 
wird 
durch 
essig- 
saures 
Blei 


Die 

Masse 
schwzt. 
sich 
durch 
essig- 
saures 
Blei: 


Chlorwasser,  wie  auch  Ammo- 
niak färben  die  Faser: 


Ein  Teil  wird  sich  durch 
essigsaures  Blei: 


rot- 
braun 


nicht 


schwärzen     nicht  schwaiz. 


nicht    Wolle. 
schwz.,| 
der  un- 
löslich, 
schwzt. 

sich : 
Seide 

und 
Wolle. 


Die 
Faser 

wird 
durch 
rauch. 

Sal- 
peter- 
säure 

rot: 

Neu- 

seel.- 

flachs. 


Alkoholische  Fuchsin- 
lösung färbt  die  Faser 


dauernd 


Färbung 
auswasch- 
bar 


Kaliauge 
färbt  gelb 


Jod  u.  Schwe- 
felsäure fiLrben 


gelb : 
Hanf. 


blau: 
Flachs. 


Kalilauge 
färbt  nicht 
gelb: 
Baum- 
wolle. 


Kalilauge  löst 
die  im  Chlor- 
zink unlöslich 
gebliebenen 
Fasern  teil- 
weise.   Die 
bleibenden 
Fasern  lösen 
sich  in  Knpfer- 
oxydammo- 
niak: 
Gemenge  von 
Wolle,  Seide, 
Baumwolle. 


Pikrinsänre 
&rbt  teil- 
weise gelb; 
der  übrige 
TeU  bleibt 

weiss: 

Seide  und 

Baumwolle. 


Salpetef- 

sÄnre  ^•' 

•  teilweäe 

'  gell-,  der 

ubrlp 

bleät 


GeoneEfe 

TonFUci.- 

lud 


woUd. 


4.  Quantitative  Trennung  von  Baumwolle  und  Wolle. 
Nach  der  Anleitung  des  deutschen  Bundesrates  vom  6.  Febr.  1896  wird 
zur  Bestimmung  des  Baumwollgehaltes  in  der  Wolle  folgender- 
maßen   verfahren    (Fischer,    Jabresb.    1898,    1103).      In    einem    1   Liter 


Unterscheidung  einzelner  Fasern.  1227 

fassenden  Becherglase  übergieBt  man  5  g  Garn  mit  200  ccm  10-proz. 
Natronhydratlösung,  bringt  sodann  die  Flüssigkeit  über  einer  kleinen 
Flamme  langsam  (in  ca.  20  Minuten)  zum  Sieden  und  erhält  dieselbe 
während  weiterer  15  Minuten  in  einem  gelinden  Sieden.  In  dieser  Zeit 
wird  die  Wolle  yollständig  aufgelöst.  Bei  appretierten  Wollengamen 
bat  der  Behandlung  mit  Natronhydrat  eine  solche  mit  3-proz.  Salzsäure 
voranzugehen;  hierauf  ist  die  zu  untersuchende  Probe  so  lange  mit 
heißem  Wasser  auszuwaschen,  bis  empfindliches  Lackmuspapier  nicht 
mehr  gerötet  wird.  Nach  der  Auflösung  der  Wolle  filtriert  man  die 
Flüssigkeit,  trocknet  bei  gelinder  Wärme  und  läßt  die.  hygroskopische 
Masse  TOr  dem  Verwiegen  noch  einige  Zeit  an  der  Luft  stehen.  [Nach 
Hunger  (Zsch.  f.  öffentl.  Gesundh.  1898,  160)  wird  Baumwolle  von 
10-proz.  Natronlauge  angegriffen,  indem  sich  4  Proz.  Baumwolle  auf- 
lösen. Sie  wird  femer  von  3-proz.  Salzsäure  angegriffen;  darin  lösen 
sich  ebenfalls  ca.  4  Proz.  Appreturfreie  Mischgame  lassen  sich  nach 
der  Beichsmethode  richtig  untersuchen,  nur  muß  man  dem  Gewicht  der 
extrahierten  Baumwolle  4  Proz.  zuschlagen.  Appretierte  Mischgame 
lassen  sich  nach  dieser  Methode  nicht  genau  untersuchen.] 

Zur  Bestimmung  von  Baumwolle  in  der  Wolle  wird  nach 
L.  Losseau  [L.  Losseau  (Bull.  Assoc.  10,  309;  Jahresbericht 
von  Fischer  1898,  S.  1107).  —  Siehe  auch  Kapff,  M.  Textil  1898,  153 
(Jahresber.  von  Fischer,  1898,  1104]  eine  Probe  von  10 — 20  g  nach 
dem  Trocknen  bei  110^  zehn  Minuten  lang  mit  einer  verdünnten  1  oder 
2-proz.  Natronlauge  gekocht.  Die  Wolle  wird  hierbei  gelöst,  während 
die  Baumwolle  intakt  bleibt.  Nach  dem  Waschen  und  Trocknen  bei 
110^  entspricht  das  Gewicht  des  Rückstandes  demjenigen  der  vorhan- 
denen Baumwolle. 

5.  Quantitative  Trennung  von  Seide,  Wolle  und  Baum- 
wolle. Hierfür  gab  Remont  (aus  Joum.  Pharm.  Chim.  in  Chem.-Ztg. 
1881,  972)  ein  Verfahren  an,  welches  überhaupt  zur  quantitativen  Be- 
stimmung der  vier  wichtigsten  Gespinstfasern  dienen  kann,  jedoch  für 
stark  beschwerte,  schwarzseidene  Stoffe  sich  nicht  verwenden  läßt.  — 
Man  nimmt  4  Proben  zu  je  2  g  und  untersucht  davon  zunächst  drei 
Teile,  den  vierten  legt  man  zurück. 

Bestimmung  der  Appretur  und  Farbe.  Man  taucht  die 
Proben  in  ungefähr  200  ccm  einer  3-proz.  Salzsäure  imd  kocht 
15  Minuten.  Wenn  die  Flüssigkeit  dann  sehr  gefärbt  ist,  dekantiert 
man  und  kocht  nochmals  15  Minuten  mit  verdünnter  Salzsäure,  dann 
wäscht  man  mit  Wasser  aus  und  trocknet,  indem  man  zur  Beschleunigung 
in  Wasser  ausdrückt.  Die  Baumwolle  entfärbt  sich  schnell,  weniger 
leicht  Wolle,  sehr  unvollständig  Seide.  Helle  Anilinfarben  kann  man 
bei  Seide  vernachlässigen,    da    das  Gewicht  geringfügig  ist,    anders  bei 


1228  Prüfang  der  Gespinstfasern  and  der  AppretarmitteL 

dunklen,  besonders  schwarzen  Farben.  Anilinschwarz  wird  für  Seide 
weniger  verwendet,  dagegen  Eisenschwarz  (Schwerschwarz  —  Eisen- 
nitratsulfat), womit  die  Faser  bis  zu  zwei  Drittel  ihres  Gewichtes 
versetzt  werden  kann.  Dieses  Eisenschwarz  kann  noch  Yollständig 
entfernt  werden,  wenn  es  nicht  ein  Viertel  vom  Gewichte  des  Fadens 
übersteigt,  aber  darüber  hinaus  ist  die  Entfärbung  nur  eine  partielle, 
wovon  man  sich  durch  Verbrennung  einer  ausgewaschenen  Probe  über- 
zeugen kann. 

Trennung  der  Seide.  Einer  der  ausgekochten  Teile  wird  bei- 
seite gestellt  und  die  beiden  anderen  in  eine  kochende  Lösung 
basischen  ZinkchloridB  vom  spez.  Gew.  1,600  getaucht.  Man  stellt  dieses 
Reagens  dar,  indem  man  ein  Gemenge  von  1000  Teilen  geschmolzenem 
Zinkchlorid,  850  Teilen  destilliertem  Wasser  und  40  Teilen  Zinkoxvd 
bis  zur  Lösung  erhitzt.  Die  beiden  Gewebeproben  werden  ausge- 
waschen, bis  Schwefel ammoniimi  im  Waschwasser  keinen  Niederschlag 
mehr  gibt.  Man  beschleunigt  dies  sehr,  indem  man  das  Gewebe  in 
einem  Stückchen  Leinwand  ausdrückt. 

Trennung  der  Wolle.  Einer  der  beiden  von  Seide  befreiten 
Teile  wird  beiseite  gesetzt,  der  andere  in  60 — 80  ccm  Natronlauge 
(1,5  Proz.)  getaucht;  man  bringt  nun  zum  schwachen  Kochen  und 
unterhält  dieses  15  Minuten,  wäscht  aus  wie  vordem  unter  achtsamer 
Vermeidung  von  Substanzverlusten. 

Trocknen  und  Wägen.  Die  vier  Proben  werden  eine  Stunde 
bei  100^  getrocknet,  bis  zum  nächsten  Tage  der  Zimmerluft  ausgesetzt 
und  gewogen.  Der  bisher  keiner  weiteren  Behandlung  ausgesetzte  Teil 
soll  nun  2  g  wiegen,  die  Differenz  zwischen  diesem  und  dem  nur  mit 
Säure  behandelten  Stücke  gibt  die  Appretur  und  Farbe.  Wird  vom 
Gewichte  dieses  zweiten  Stückes  dasjenige  des  mit  Zinkchlorid  behan- 
delten dritten  abgezogen,  so  ergibt  sich  die  Seide;  das  vierte  besteht 
aus  Pflanzenfaser,  wozu  indes  noch  5  Proz.  hinzuzurechnen  sind,  welche 
beim  Kochen  der  Faser  mit  der  Natronlauge  zerstört  wurden. 

Nun  werden  die  Einzelgewichte  durch  Multiplikation  mit  50  auf 
Prozente  berechnet  und  die  Differenz  ihrer  Sunune  mit  der  Gesamt- 
menge 100  ergibt  die  Wolle. 

C  Untersuchung  van  beschwerter  Seide*  Seit  das  sogen.  Zinn- 
Phosphat-Silikat- Verfahren  in  großem  Maßstabe  praktiziert  wird,  hat 
die  Untersuchung  nach  Art  und  Menge  der  Beschwerung  eine  erhöhte 
Bedeutung  erlangt.  Als  Beschwerungsmittel  fallen  in  Betracht  (Vergl. 
O.  Steiger  und  H.  Grünberg,  Qualitativer  xmd  quantitativer  Nachweis 
der  Seidenchargen.     Zürich  1897): 

Für  Couleur:  Zinn,  Phosphorsäure,  Kieselsäure,  Tonerde,  Blei, 
Antimon,  Gerbsäure,  Leim,  Wolframsäure,  Zucker,  Ol  und  Wasser. 


Beschwerte  Seide.  1229 

Für  Schwarz:  Zinn,  Fhosphorsäure,  Kieselsäure,  Eisenoxjd, 
Ferrocyanwassersto£fsäure,  Blei,  Tonerde,  Gerbstoffe  und  Wasser. 

Zum  Nachweis  von  Zinn  wird  nach  Persoz  (Monit.  scient. 
1887,  597)  die  Faser  yerascht  und  die  Asche  vor  dem  Lötrohr  unter- 
sucht. Oder  man  erhitzt  die  Seide  in  einem  Reagensglase  einige 
Augenblicke  mit  der  gerade  zur  völligen  Auflösung  genügenden  Menge 
konz.  Salzsäure,  verdünnt  mit  Wasser,  filtriert,  wenn  die  Flüssigkeit, 
merklich  getrübt  ist,  und  leitet  Schwefelwasserstoff  ein. 

Einen  ausführlichen  Leitfaden  zur  qualitativen  Prüfung  haben 
Steiger  und  Grünberg  gegeben  (Steiger  und  Grünberg  a.  a.  0.) 

Zur  quantitativen  Schätzung  der  Beschwerung  setzt  Persoz. 
die  Seide  einige  Augenblicke  der  Einwirkung  von  mit  dem  2 — 3-fachen 
Volumen  Wasser  verdünnter  konz.  Salzsäure  und  dann  der  Luft  aus 
und  trocknet  sie  bei  120^,  worauf  sich  die  Seide  leicht  zu  einem  sehr 
feinen  Pulver  verteilen  läßt,  in  welchem  man  den  Stickstoff  bestimmt. 
Reine  Seidenfaser  enthält  rund  17,5  Proz.  Stickstoff^). 

Nach  £.  Königs  bestimmt  man  zunächst  den  Wassergehalt  der 
Seide,  hierauf  durch  Extrahieren  mit  Äther  den  Fettgehalt  und  entfernt 
durch  Kochen  mit  Wasser  den  .gummiartigen  Überzug  der  Seide.  Aus. 
dem  Rückstand  löst  man  durch  Alkali  das  Berlinerblau,  fällt  es  durch 
Säuren  wieder  aus,  filtriert  und  glüht  den  Rückstand  unter  wiederholtem 
Zusatz  von  Salpetersäure.  1  Teil  des  erhaltenen  Eisenoxyds  entspricht 
1,5  Teilen  Berlinerblau.  Nun  wird  etwa  vorhandenes  Zinnoxyd  bestimmt 
und  als  katechugerbsaures  Salz  in  Rechnung  gebracht. 

1  Teil  Zinnoxyd  entspricht  3,33  Teilen  katechugerbsaurem  Zinn- 
oxyd. Endlich  wird  das  Gesamt-Eisenoxyd  bestimmt.  Zieht  man  hiervon 
das  in  Form  von  Berlinerblau  bereits  gefundene  und  das  in  der  Seide 
(0,4  Proz.,  für  Rohseide  0,7  Proz.)  vorhandene  Eisenoxyd  ab,  so  verbleibt, 
die  Menge  Eisenoxyd,  welche 'in  Form  von  Salz  der  Katechu-  event. 
Kastanienextrakt- Gerbsäure  vorhanden  ist.  1  Teil  Eisenoxyd  entspricht 
7,2  Teilen  gerbsaurem  Eisenoxyd.  Sind  Eisenoxydul -Verbindungen  der 
letzteren  Art  vorhanden,  so  ist  das  Verhältnis  wie  1 : 5,1   (statt  1 : 7,2).. 

Moyret  schlägt  folgenden  XJntersuchungsgang  vor: 

1.  Wasserbestimmung.  10  g  Seide  werden  bei  120 — 130°  bis 
zu  konstantem  Gewicht  getrocknet.  Ist  der  Wassergehalt  höher  als 
15  Proz.,  so  ist  anzunehmen,  dafi  die  Seide  mit  wasseranziehenden 
Mitteln  beschwert  wurde. 

2.  Wasserlösliche  Beschwerung.  Die  getrocknete  Seide  wird 
in  destilliertem  Wasser  gekocht,  gewaschen,  getrocknet  und  gewogen.. 
In  Lösung  gehen  Glyzerin,  Zucker,  Magnesiumsulfat  u.  s.  w. 

')  Steiger  und  Grünberg  nehmen  den  Stickstoffgebalt  auf  Grund  zahl- 
reicher Analysen  za  18,33  Proz.  an.  1  Teil  Stickstoff  zeigt  5,455  Teile  Fibroin  an.. 


1230  Prüfung  der  Gespinstfasam  and  der  AppretnrmitteL 

3.  Benzin-  oder  Äther auszug.  Die  gewaschene  und  getrock- 
nete Seide  wird  mit'  Äther  oder  Benzin  erschöpfend  aasgezogen  und 
gewogen.  Der  Anszug  wird  eingedampft  und  gibt  bei  der  üntersnchang 
AufschluB  über  die  Ursache  des  Banzigwerdens  der  Seide  durch  Ver- 
wendung schlechter  Öle  und  Seifen. 

4.  Einwirkung  Yon  Salzsäure.  Die  Probe  wird  eine  Viertel- 
stunde lang  bei  30 — 40^  G.  mit  yerdünnter  Salzsäure  (1  :  2)  behandelt 
Eisengerbstoffbeschwerung  gibt  sich  zu  erkennen  durch  rötlicfagelbe 
Farbe  der  Seide  und  dunkelschmutzigbraune  Farbe  der  Lösung,  die 
durch  Kalkzusatz  nicht  violett  wird.  Ist  die  Farbe  der  Lösung  rötlich 
und  wird  sie  auf  Zusatz  von  Kalkwasser  violett,  so  liegt  ein  Blauholz- 
schwarz vor.  Wird  die  Faser  dunkelgrün,  die  Lösung  gelb  und  erzeugt 
Kalkwasser  keinen  Farbenumschlag,  so  ist  auf  die  Anwesenheit  toh 
Berlinerblau  zu  schlieBen.  Ist  die  Faser  grün,  die  Lösung  rosa  und 
wird  letztere  mit  Kalkwasser  violett,  so  liegt  ein  Blauholzschwarz  vor, 
welches  auf  einen  Grund  von  Berlinerblau  aufgefärbt  ist. 

In  den  Lösungen  sind  die  vorhandenen  Metallbeizen  (Eisen-, 
Chrom-,  Tonerde -Verbindungen)  nachzuweisen. 

5.  Einwirkung  von  Alkalien.  Nachdem  die  Faser  mit  den 
bereits  erwähnten  Reagentien  behandelt  worden  ist,  kocht  man  mit  einer 
Natronlösung.  Die  Gerbstoffe  gehen  in  Lösung  und  können  durch  Eisen- 
salze nachgewiesen  werden. 

Aschenbestimmung.  Eine  abgewogene  Menge  des  Fasermateriab 
wird  in  einem  Porzellantiegel  verascht  und  geglüht.  Verbleibt  mehr  als 
1  Proz.  Rückstand,  so  ist  die  Faser  beschwert.  Die  Asche  ist  dann 
weiter  zu  untersuchen. 

Ermittlung  des  Farbstoffes  kann  oft  schon  beim  Behandeln 
der  Faser  mit  Salzsäure  geschehen. 

Steiger  und  Grünberg  benutzen  zur  quantitativen  Bestimmung 
den  bereits  von  Persoz  vorgeschlagenen  (s.  oben)  und  zur  Erlangung 
brauchbarer  Resultate  allein  sicheren  Weg  der  Ermittlung  des  Fibroin- 
gehaltes.  Zu  diesem  Zwecke  bestinunen  sie  den  Stickstoffgehalt,  be- 
rechnen daraus  das  Fibroin  und  aus  letzterem  das  Rohseidengewieht 
Da  in  der  Seide  noch  'Seidenleim  und  andere  stickstoffhaltige  Substanzen, 
z.  B.  Ammonphosphat,  Berlinerblau,  Leim,  stickstoffhaltige  Farbstoffe, 
vorhanden  sein  können,  so  empfehlen  sie,  zur  Entfernung  solcher  die  zu 
untersuchende  Probe  einer  Vorbehandlung  zu  unterziehen.  Sie  verfahren 
folgendermaßen  ^) . 


')  Ausführliches  in  deren  Broschüre  loc.  cit. 

Vergleiche   auch:    Silbennann,   Quantitative  Bestimmung  der  Besehwe- 
ruDgsmittel  in  Seide,  Cbem.-Ztg.  1896,  472. 


Beschwerte  Seide.  1231 

a)  Quantitative  Chargenbestimmung  für  Couleuren.  1 — 2  g 
der  zu  prüfenden  Seidenprobe  behandelt  man  2  Stunden  mit  kochender 
Seifenlösimg  (25 — 30  g  im  Liter). 

Dabei  werden  entfernt:  Die  Farbsto£fe,  das  Sericin  (bei  Souple 
und  Ecru).  Darauf  wird  die  Probe  mit  kochender  Sodalösung  (lVa°  Be- 
stärk) behandelt  unter  Ersetzung  des  verdampfenden  Wassers,  so  daß 
das  Bad  immer  auf  gleicher  Konzentration  bleibt  (dadurch  werden  die 
Ammonsalze  der  Charge  entfernt). 

Die  Seide  wird  jetzt  komplett  ausgewaschen,  getrocknet  und  für 
die  Stickstoffbestimmung  verwendet.  Diese  wird  nach  der  für  diese 
Zwecke  modifizierten  Kjeldah Ischen  Methode  ausgeführt. 

Das  reine  Fibroin  (soll  ca.  0,5 — 0,8  g  betragen)  wird  in  einem 
Rundkölbchen  von  ca.  200  ccm  Inhalt  mit  30 — 40  ccm  konz.  Schwefel- 
säure Übergossen,  etwas  entwässerter  Kupfervitriol  zugegeben  und  4  bis 
6  Stunden  erhitzt.  Die  AufschlieBung  ist  beendigt,  wenn  sich  die  Flüssig- 
keit grün  färbt;  das  Kölbchen  wird  von  der  Flamme  entfernt,  krystalli- 
siertes  Permanganat  zugegeben,  bis  die  Flüssigkeit  stark  grün  erscheint. 
Nach  dem  Erkalten  verdünnt  man  vorsichtig  mit  Wasser,  läßt  wieder 
erkalten,  gießt  den  Inhalt  in  ein  kupfernes  Destillationsgefaß,  spült 
mit  Wasser  nach,  übersättigt  mit  konz.  Natronlauge,  destilliert  das 
Ammoniak  in  vorgelegte  Säure  über  und  titriert  die  überschüssige  Säure 
zurück. 

1  Teil  Stickstoff  zeigt  5,455  Teile  Fibroin  an  (bei  Annahme  von 
18,33  Proz.  Stickstoff  im  Fibroin). 

Die  Charge  in  Prozenten  (p)  beträgt  dann: 

p  = •  100 

*^  r 

wo  f  =  das  Gewicht  der  gefärbten  Seide 
und  r  s=  Rohgewicht  der  Seide  bedeutet. 

Hierbei  ist  zu  beachten,  daß  die  Höhe  einer  Charge  in  Pro- 
zenten, bezogen  auf  das  konditionierte  Rohseidengewicht,  angegeben  wird. 
Das  Rohseidengewicht  (r)  besteht  aus  dem  Fibroin,  Sericin  und  11  Proz. 
Wasser,  letzteres  auf  das  Gesamtgewicht  des  Fibroins  und  Sericins 
berechnet. 

Man  bezeichnet  also  eine  Seide  z.  B.  als  40  Proz.  über  pari  chargiert, 
wenn  in  der  Färberei  aus  1000  g  Rohseide  1400  g  gefärbter  Seide  her- 
gestellt werden. 

Die  Resultate  werden  nur  genau,  wenn  der  Degummierungsverlust 
der  betreffenden  Seide  bekannt  ist.  Dieser  kann  beträchtlich  wechseln. 
Die  Mittel,  wie  sie  in  den  Konditionieranstalten  von  Paris  und  Zürich 
gefunden  worden,  betragen: 


1232  Prüfuiig  der  Gespioslfasem  und  der  Appretarmittel. 


Weiß 

o«ib 

Italienische  Seide 

21,5  Proz. 

24  Proz. 

Japan- 

20,0     -   • 

China- 

24,0     - 

25       - 

Canton- 

24,0     - 

— 

Chappe 

4  Proz. 

• 

Für  Japanseide  wird  man  somit  jeweils  einen  Degummienmgs- 
yerlust  Yon  20  Proz.,  für  gelbe  italienische  Seide  einen  solchen  Yon  24  Proz. 
voraussetzen. 

Ist  die  Provenienz  einer  Seide  nicht  festzustellen,  so  wird  man  einen 
Degummierungsverlust  von  22,5  Proz.  annehmen.  Der  Fehler,  der  hierbei 
entstehen  kann,  ist  für  die  Praxis  in  der  Regel  ohne  Bedeutung. 

£in  neues  Yerfahren  zur  Bestimmung  der  Chaise  in  Zinn-Phosphat- 
Silikat-beschwerter  Seide  beruht  auf  deren  Behandlung  mit  Fluorwasser- 
stofiPsäure.  Die  Beobachtung,  daß  diese  die  mineralischen  Bestandteile  von 
der  Faser  abzulösen  vermöge,  ist  ohne  Zweifel  ganz  unabhängig  an  ver- 
schiedenen Orten  beinahe  gleichzeitig  gemacht  worden  (von  Dr.  A.  Muller 


i>. 


f 


und  Zell,  von   0.  Meister*),  Dr.  Ch.  Eis')  u.  a.).     Dieses  Verhalten 
kann  in  folgender  Art  zur  quantitativen  Analyse  benützt  werden: 

Nach  H.  Zell  (Zsch.  f.  F.-  u.  Text.-Ch.  1903,  239)  behandelt  man 
zirka  1 — 2  g  der  zu  untersuchenden  Seide  nacheinander  mit: 

1.  Wasser  von  80—100®  C.  5  Minuten  lang; 

2.  1,5-proz.  Fludsäure  bei  50— 60<^  G.  während  15—20  Minuten  in 
einem  Eupfergefaß. 

Hierauf  windet  oder  preßt  man  (zwischen  Filtrierpapier)  die  Seide 
möglichst  gut  aus,  um  dann 

3.  eine  Y^-stündige  Behandlung  mit  5-proz.  Salzsäure  bei  50 — 60^ 
folgen  zu  lassen. 

Man  spült  nun  mit  heißem  Wasser  und  geht  alsdann 

4.  während  einer  Stunde  auf  kochende  2,5 — 3-proz.  Seifenlösung, 
um  etwa  vorhandenes  Sericin,  das  von  Souple  oder  £cru  herrühren 
könnte,  zu  entfernen.  Dann  beseitigt  man  die  Seife  durch  eine  viertel- 
stündige Behandlung  der  Probe  mit  heißer  Sodalösung  von  1  ^  Be.,  spült 
gut  mit  heißem,  destilliertem  Wasser  aus,  trocknet  und  wiegt.  Die  Seide 
stellt  nun  reines  Fibroin  dar. 


^)  „Ober  ein  einfaches  Verfahren,  amchargierter  Seide  die  erschwerenden 
Bestandteile  zu  entziehen«.    Von  Dr.  A.  Müller,   Z.  f.  F.- u.  Textil-CL  1903,  160. 

')  „Eine  neue  Methode  zur  quantitativen  Bestimmung  der  Zinnphosphat- 
Silikatcharge  auf  Seide".  Von  Professor  Dr.  R.  Gnehm.  Z.  f.  F.-  u.  Textil-Ch. 
1903,  209. 

')  ^Chargebestimmung  auf  Seide  unter  Anwendung  von  Flußs&ore*.  Von 
Dr.  Ch.  Ris.     Z.  f.  F.-  u.  Text.-Ch.  1903,  261. 


Beschwerte  Seide.  1233 

Oder  nach  Gnehm  (Z.  f.  F.-  u.  Text.-Ch.  1903,  210):  Etwa  1—2  g 
der  zu  untersuchenden  Seide,  deren  Feuchtigkeitsgehalt  bekannt  ist, 
werden  in  einer  Platinschale  mit  100  ccm  einer  zweiprozentigen  wäßrigen 
FluBsäurelösung  übergössen  und  nach  mehrfachem  Umziehen  eine  Stunde 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  liegen  gelassen.  Darauf  wird  die  Lösung 
abgegossen  und  durch  100  ccm  frische  Säure  Yon  derselben  Konzentra- 
tion ersetzt,  die  unter  den  gleichen  Bedingungen  eine  Stunde  mit  der 
Seide  in  Berührung  bleibt.  Jetzt  wird  die  Säure  abgegossen,  die  Seide 
siebenmal  mit  zirka  150  ccm  destilliertem  Wasser  gründRch  gewaschen 
(Dauer  zirka  ^4 — !/,  Stunde)  und  in  einem  tarierten,  gut  yerschließbaren 
Wägeglas  im  Trockenschrank  bei  95 — 105^  bis  zur  Gewichtskonstanz 
getrocknet.  Die  Differenz  zwischen  dem  Gewicht  der  angewandten 
(trockenen)  Seide  und  dem  zuletzt  gefundenen  Gewicht  entspricht  der 
in  der  untersuchten  Probe  Yorhanden  gewesenen  Ghargemenge. 

Durch  einfache  Rechnung  ergibt  sich  der  „Prozentgehalt  über  Pari*'. 

Zum  Beispiel: 

Angewandt:  1,0302  g  Seide  (yon  22  Proz.  Degummierungsyerlust) 
werden  nach  yollständigem  Benetzen  durch  kaltes  destilliertes  Wasser 
in  einer  Platinschale  mit  100  ccm  einer  zweiprozentigen  Fluorwasser- 
stofflösung Übergossen  und  öfters  umgezogen.  Nach  einer  Stunde  wird 
die  Lösung  sorgfältig  abgegossen  und  durch  100  ccm  frische  Säure  er- 
setzt. Nach  einer  Stunde  wird  wieder  abgegossen  und  nunmehr  sieben- 
mal mit  je  150  ccm  kaltem  destillierten  Wasser  gewaschen,  dann  zwischen 
Filtrierpapier  ausgepreßt,  im  Trockenschrank  bei  100  bis  105  ^  getrocknet 
und  in  einem  Wägeglas  nachher  gewogen.     Ergebnis:  0,4176  g. 

1,0302  g  Seide,  deren  Wassergehalt  zu   10  Proz.  bestimmt  wurde, 

entsprechen: 

0,9272  g  trockene  Seide 

Nach  der  Extraktion  gefunden:  0,4176  -  (trocken  gewogen) 

Differenzcharge:  0,5096  g. 

Die  Beschwerung  über  pari  berechnet  sich  bei  einem  Degummie- 
rungsyerlust yon  22  Proz.  nach  folgender  Proportion: 

0,4176  :  0,5096  =  78  :  x 

Daraus:     x  =  95,19. 

Die  trockene  Seide  besteht  somit  aus 

78,0    T.  Seidensubstanz  =  100  T.  Rohseide  (trocken) 
_    95,19   -  Charge 
Zusammen  173,19  T. 

« 

Somit  ist  die  Seide  73,19  Proz.  über  pari  chargiert. 
Angabe  des  Färbers:  75      Proz.         -        - 
Durch  Stickstoff-Best.  gefunden:  77,3 

Untenuchung^en.  6.  Aufl.  IIL  78 


1234  Präfimg  der  Gespinstfasern  and  der  AppretarmittaL 

Zell  benützt  diese  Methode  auch,  um  festzustellen,  ob  eine  ror- 
liegende  Seidenprobe  ecru,  mi-cuit  oder  cuit  darstellt,  bezw.  um  das 
Mengenyerhältnis  des  Sericins  zur  Rohseide  oder  zum  Fibroin  zu  be- 
stimmen. Zu  diesem  Zwecke  wird  nach  der  Salzsäurebehandlung  die 
Seide  gut  in  destilliertem  Wasser  gespült,  bei  105^  getrocknet  und  das 
Gewicht  bestimmt.  Hierauf  wird  die  Seide  wie  sonst  mit  Seife  und 
Soda  behandelt,  wiederum  gut  gespült,  getrocknet  und  abermals  das 
Gewicht  bestinmit.  Die  Differenz  entspricht  dem  Gewicht  des  Seridns. 
Zum  Beispiel: 

2,3804  g  erschwertes  Chine  Trame  wurden  mit  Flußsäure  und 
Salzsäure  behandelt,  gewaschen,  getrocknet  und  gewogen  =  1,1686  g. 
Nach  der  weiteren  Behandlung  mit  Seife,  Soda  und  Wasser  und  dem 
Trocknen  =  0,9684  g  (=  Fibroin). 

Mithin  ist  die  Differenz  =  0,2002  g  =  Seridn  =  17,13  Proz.  Seridn. 
In  diesem  Siime  stellt  die  Fludsäure  auch  ein  wertvolles  diagnostisches 
Mittel  dar. 

Nach  O.  Meister  (Z.  f.  F.-  u.  Text.-Ch.  1903,  209)  kann  gleich- 
zeitig und  schnell  und  mit  genügender  Sicherheit  die  Kieselsäure  be- 
stimmt werden,  wenn  man  die  Tom  Abziehen  erhaltene  Flufisäurelösung 
mit  Ghlorkalium  eindampft.  Das  entsandene,  mit  Weingeist  gut  aas- 
gewaschene Eieselfluorkalium  E^iSiFg  wird  gewogen  oder  nach  Stolba 
mit  Normalalkali  titriert.  Im  Filtrat  sind  die  anderen  Elemente  der 
Charge:  Zinn,  Phosphorsäure,  Aluminium,  Zink  u.  s.  w.  zu  suchen  und 
zu  bestimmen. 

b)  Quantitative  Ghargenbestimmung  für  Schwarz^).  Zirka 
1  g  der  getrockneten  Seide  wird  folgender  Behandlung  unterworfen: 

1.  Erwärmen  mit  100  ccm  1-proz.  Salzsäure  auf  60®  C.;  die  mehr 
fder  weniger  rot  gefärbte  Lösung  wird  filtriert.  Diese  Behandlung  wird 
so  oft  wiederholt,  bis  die  letzte  saure  Flüssigkeit  nur  noch  ganz  wenig 
rot  gefärbt  ist.  Zwei-  oder  dreimaliges  Digerieren  genügt  in  der  R^el; 
manchmal  muß  die  Operation  4 — 5-mal  yorgenommen  werden. 

2.  Die  Seide  wird  jetzt  gut  gewaschen  und  während  einer  Stunde 
mit  100  ccm  einer  2-proz.  Sodalösung  bei  80®  0.  digeriert.  Auch  diese 
Behandlung  ist  so  lange  zu  wiederholen,  bis  eine  Probe  der  Flüssigkeit 
mit  Eisenchlorid  keine  Berlinerblaureaktion  mehr  zeigt.  Meist  genügt 
ein  zweites  Sodabad. 

3.  Zuletzt  kocht  man  die  Seide  ly.  Stunden  in  100  ccm  Seifen- 
lösung (25  g  Seife  im  Liter),  wäscht  gut  aus,  trocknet  und  bestimmt 
den  Stickstoff,  wie  oben  unter  A  angegeben. 


^)  Siehe  Gnehm  und  Blum  er,  Methode  pour  le  dosage  de  la  eharge  6m 
soies  noiree.   Rev.  Mat.  Col.  1898,  138. 


Bestimmung  des  DecreauLge.  1235 

Die  Terschiedenen  Bäder  sollen  nicht-  in  grOflerer  Zahl  als  ab- 
solut notwendig  gegeben  werden,  «eil  jede  Filtration  n.  g.  w.  unver- 
meidliche  Substanz  Verluste  bringt,  die  das  Eodresultat  stark  beeinflussen. 
Da  die  Endreaktionen  nicht  immer  leicht  zu  erkennen  sind,  ist  dem- 
jenigen, der  solche  Analysen  nicht  häufig  auszuführen  in  der  Lage  ist, 
die  gleichzeitige  Yomabme  mehrerer  Versuche  zu  empfehlen. 

Id  manchen  Fällen  läGt  sich  niedere  oder  höhere  Beschwerung 
durch  das  Uikroskop  erkennen,  wie  Fig.  119  zeigt. 

Bei  schwächerer  Beschwerung  ersieht  man  noch,  dafl  die  Farbe 
TOu  der  Faser  aufgenommen  ist;  bei  stärkerer  Beschwerung  ist  die  Faser 
Tollsändig  Ton  der  Beschwerungsmas  se  umhüllt,  und  die  Rinde  erscheint 
fast  dicker  als  der  Faden. 

Fit  11». 


c)  Bestimmung  des  D4creusage  der  Seide').  Die  Rohseide 
wird  vielfach  in  betrügerischer  Absicht  durch  Zusätze  von  Seife,  öl, 
Fetten,  Vaselin,  Olyzerin,  Gummi,  Gelatine,  Mineralsalzen  wie:  Borax, 
Phosphate,  Silikate  u.  a.  m.  beschwert.  Um  solche  Fälschungen  ent- 
sprechend berücksichtigen  zu  können,  ist  die  Bestimmung  des  Fibroin- 
gehaltes  vorzunehmen.  Letzteres  empfiehlt  sich  auch  bei  normaler  Roh- 
seide, einmal,  um  den  Degummieningsverlust  der  Ware  kennen  zu  lernen, 
sodann,  am  die  BeschafTenheit  der  Seide  besser  erkennen  zu  können. 
Entschälte  Seide  gestattet  eine  viel  sicherere  Beurteilung  als  solche  in 
der  Bastverkleidung.  Die  Untersuchung  lehnt  eich  am  besten  an  die 
Behandlung  an,  welche  die  Seide  in  der  Färberei  durchzumachen  hat, 
d.  h.  ein  genau  gewogenes  Durchs chnittsmuster  wird  in  SeifenlOsung  ge- 

')  Ve^l,  0.  Meister,  Über  die  Bestimmong  des  Decrensage  der  S«de. 
Zöiicb  1898. 


1236  Prüfung  der  Gespinstfasern  and  der  Appretormittel. 

kocht.  Dabei  werden  Seidenleim  und  allfallige  Zusätze  (wie  die  oben 
genannten)  entfernt.  In  der  Seidentrocknungsanstalt  in  Zürich,  wird  z.  B. 
folgendermaßen  verfahren.  Die  Abkochung  geschieht  in  einem  40  1  See- 
wasser (yom  Zürichsee)  enthaltenden  Kessel  unter  Zusatz  von  625  g  feinster 
Olivenölseife  (sog.  Marseillaner  Seife) ;  es  sollen  nicht  mehr  als  2%  kg  Seide 
auf  einmal  abgekocht  werden.  Die  Lösung  muß  beständig  in  mäBigem 
Kochen  erhalten  werden.  Nachdem  die  Seide,  yollständig  Tom  Seifenwasser 
bedeckt,  25  Minuten  gekocht  hat,  wird  sie  herausgenommen  und  gerungen, 
sodann  zum  zweiten  Mal  in  eine  gleiche,  aber  neuzubereitete  Seifenlösung 
gebracht  und  darin  nochmals  25  Minuten  lang  gekocht.  Die  Seide  wird 
nun  in  reinem  Wasser  so  lange  abgespült,  bis  dasselbe  ganz  klar  bleibt. 
Hierauf  wird  die  Seide  ausgerungen  und  getrocknet.  Als  Decreusage  wird 
diejenige  Menge  Seidengummi  (oder  andere  der  Seide  fremde  Bestandteile) 
bezeichnet,  welche  100  Teile  vollständig  trockner  Seide  verlieren,  wenn 
sie  nach  obiger  Vorschrift  mit  kochender  Seife  behandelt  werden. 

Zur  Unterscheidung  der  echten  Maulbeerbaumseide  von 
der  wilden  oder  Tussahseide  kocht  Persoz  die  Faser  eine  Minute 
lang  mit  einer  Chlorzinklösung  von  45^  Be.,  welche  die  Maulbeerbamn- 
seide  löst,  die  Tussahseide  aber  kaum  angreift. 

I>.  Die  JPrOfwng  der  KunetwoUe*  Man  versteht  darunter  ein 
Erzeugnis,  welches  aus  alten  und  ungebrauchten  Wollabfallen  oder  ans 
Abfällen  wollener  Gewebe  hergestellt  wird.  Mit  diesen  werden  meistens 
auch  gebrauchte  Seiden-,  Leinen-  und  Baumwol  Ifasem  verarbeitet. 

Die  wesentlichen  Sorten  sind: 

1.  Shoddy.  Wird  aus  langhaarigem  Material,  den  Abföllen  von 
unge walkten  Stoffen,  alten  Strümpfen  u.  dgl.  versponnen. 

2.  Mungo.  Ist  kurzfaseriger  und  daher  geringwertiger  als  Sboddj 
und  wird  aus  gewalkten  Stoffen,  also  Tuchabfällen,  hergestellt.  In  der 
Regel  muß  füi^  den  Spinnprozeß  langfaseriges  Material  (Wolle  oder 
Baumwolle)  beigemischt  werden. 

3.  Extrakt  oder  Alpaka  ist  Kunstwolle,  welche  durch  Karbo- 
nisation  aus  halbwollenen  Lumpen  gewonnen  wird. 

Die  Kunstwolle  wird  durch  alkalische  Laugen  viel  rascher  an- 
gegriffen, quillt  daher  schneller  auf  als  das  noch  unverletzte  neue  Woll- 
haar^).  Zur  quantitativen  Untersuchung  von  Shoddywolle 
kocht  man  mit  konzentrierter  Natronlauge;  Seide  und  Wolle  lösen  sich, 
BaumwoU-  und  Leinenfasern  bleiben  ungelöst,  können  somit  gewaschen, 
getrocknet  und  gewogen  werden.  Um  nun  Wolle  neben  Seide  zu  be- 
stimmen, behandelt  man  mit  konzentrierter  Schwefelsäure.  Seide  löst 
sich  ziemlich  rasch,  die  Wolle  bleibt  ungelöst.   Man  verdünnt  stark  mit 

^)  Nach  V.  Höhnel  (Mikroskopie  der  technisch   verwendeten  Faserstoffe) 


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ist  dieser  chemische  Unterschied  nicht  deutlich. 

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Mikroskopische  Prüfung.  1237 

Wasser,  filtriert  durch  ein  Tuchfiltrom  (dessen  Fäden  ziemliche  große  In- 
tervalle haben),  wäscht  aus  und  wägt  die  Wolle. 

Für  eine  bloß  qualitative  Prüfung  wird  eine  Probe  „Holzblau"  ge- 
färbt. Wolle  färbt  sich  an,  während  Baumwolle  und  Seide  fast  un- 
gefärbt bleiben.  Die  letzteren  Fäserchen  werden  nun  herausgelesen  und 
mikroskopisch  untersucht. 

Handelt  es  sich  um  eine  vollständige  Analyse,  so  müssen  noch 
Wasser  und  Fett  bestimmt  werden.  Zur  Ermittelung  des  Wassergehaltes 
wird  eine  gewogene  Durchschnittsprobe  bei  100  ®C.  getrocknet. 

Fett  bestimmun  g.  Die  getrocknete  Probe  wird  in  einem  Ex- 
traktionsapparat mit  Petroleumäther  behandelt;  der  Äther  wird  sorg- 
fältig ab  destilliert  und  das  zurückbleibende  Fett  gewogen. 

Eine  quantitative  Prüfung  durch  das  Mikroskop  kann  ungefähr  in 
folgender  Weise  ausgeführt  werden.  Man  macht  mit  größtmöglicher 
Sorgfalt  einige  Präparate  des  zu  untersuchenden  Objekts  und  achtet 
namentlich  darauf,  daß  die  einzelnen  Gewebefasem  möglichst  parallel 
liegen.  Man  beobachtet  bei  20 — 25-facher  Vergrößerung  und  notiert  nun, 
wieviel  von  jeder  Faserart  auf  allen  Präparaten  enthalten  sind.  In  dieser 
Weise  erhält  man  das  ungefähre  Mischungsverhältnis. 

Unter  dem  Mikroskope  zeigen  die  meisten  Shoddysorten  verschie- 
denfarbige Wollfäden,  was  beweist,  daß  die  Haare  keiner  gemeinschaft- 
lichen Färbeprozedur  unterworfen  waren.  Der  Durchmesser  gibt  eben- 
falls Anhaltspunkte  zur  Unterscheidung  von  Wolle  und  Eunstwolle.  Das 
Shoddyhaar  ist  nie  so  gleichförmig  regelrecht  gebaut,  hat  nie  einen  so 
konstanten  Durchmesser  als  die  frische  Wolle ;  es  verengt  sich  in  seinem 
Verlauf  allmählich  oder  plötzlich,  erweitert  sich  dann  mit  einer  unför- 
migen Ausbuchtung,  um  sich  wieder  zu  verdünnen.  An  manchen  Stellen 
sind  die  Schuppen  verloren  gegangen,  an  andern  ist  das  Haar  gezerrt, 
wodurch  an  diesen  Stellen  der  Durchmesser  des  Wollhaares  häufig  unter 
sein  gewöhnliches  Maß  herabsinkt,  eine  Breite  von  0,01  mm  und  dar- 
unter gehört  nicht  zu  den  Seltenheiten.  Auch  die  Länge  der  Wolle  bietet 
einen  weiteren  Anhaltspunkt  zur  Erkennung  der  Shoddy.  Die  Enden 
der  Fasern  sind  gewöhnlich  stark  zerfasert. 

in.  Mikroskopische  Prttfting  der  Gespinstfasern. 

Zur  Erkennung  imd  Unterscheidung  der  Fasern  ist  das  Mikroskop 
ein  wichtiges  Hilfsmittel.  Die  mikroskopischen  Bilder  der  technisch 
wichtigeren  Gespinstfasern  werden  durch  folgende  Reproduktion  veran- 
schaulicht.    (Tafeln  I,  II,  III.) ») 


*)    Nach    Angaben    vod    Professor    Dr.   C.  Hartwich    gezeichnet    von 
L.  Schröter,  Zürich. 


1238  Prüfung  der  Gespinstfasern  und  der  Appreturmittel. 


Erklftrnng  der  Tafeln. 

(Alle  Figuren   sind  SOO  mal  vergröBert.) 


Tafd  L 
PlUludlohe  Fasern. 

Baumwolle,  l.  Spiralig  gedrehtet  Haar.  8.  Spitzen.  8.  Dickwandiges  Haar.  4.  Totes  Haar. 
5.  Dasselbe  im  Querschnitt    6.  Haar,  mit  Kupferoxydammoniak  behandelt. 

Haaf.  1.  Faser  mit  Yerschiebtmgsstellen.  2.  a— d.  Aussackung  und  Teilung  der  Faser» 
spitze.  3.  Fasergruppe  im  Querschnitt.  4.  Dickwandige  Faser  mit  Verschiebungs- 
stellen und  Streifung. 

nadis«  1.  Faser,  spiralige  Streifung  zeigend.  8.  Spitze  der  Faser.  3.  Faser  mit  Ver- 
schiebungsstellen. 4.  Faser,  mit  Kupferozydammoniak  behandelt.  S.  Binaelne 
Fasern  im  Querschnitt.    6.  Fasexgruppe  im  Querschnitt 

Jute.  1.  Faser  mit  wechselnder  Weite  des  Lumens,  im  oberen  Teile  TüpfeL  t.  Faser  mit 
streckenweise  geschlossenem  Lumen.  3.  Spitzen  der  Fasern.  4.  Gruppe  dünn- 
wandiger Fasern  im  Querschnitt    6.  Gruppe  dickwandiger  Fasern  im  Quencfanitt 

Raflii4.  1.  Faser  von  der  breiten  Seite  mit  Schichtung  der  Wand  und  schiefer  sptralicer 
Streifung.  S.  Faser  Yon  der  schmalen  Seite  mit  VerschiebungssteUen.  3.  Fasa* 
Yon  der  breiten  Seite  mit  Schichtung  der  Wand  und  Verschiebungsstellen.  4.  Enden 
der  Fasern.    5.  Fasergruppe  der  Rinde.    6.  Kotonisierte  Fasern  im  Querschnitt 

Neateellndlscher  Flachs,  l.  Faser.  8.  Enden  der  Fasern.  8.  Querschnitte  durch  Faser^ 
gruppen. 

Tafd  IL 
Tierlsehe  Fasem. 

Leicetter  Sthafwolic.  l.  Haar  ohne  Mark.  8.  Haar  mit  rudimentärem  Mark.  3.  Haar  mit 
ToUst&ndiger  Markschicht    Unten  Querschnitte  der  Haare. 

Alpaccawolle.  l.  Haar  ohne  Mark.  8.  Haar  mit  TollstAndiger  Markschicht  3.  Spitis 
eines  Haares  mit  rudimentärem  Mark. 

Angorawolle,  l.  Haar  ohne  Mark.  8.  Haar  mit  rollstandiger  Markschicht  Unten  Quer- 
schnitte der  Haare. 

Katdunlrwolle.    Ebenso. 

Menectaenhaar.    l.  Ohne  Mark.    8.  Mit  schwach  entwickeltem  Mark. 

Tafd  IIL 

Seide. 

Seide  von  Bombyx  mori.    i.  Vollständige  Seidenfaden,  bestehend  aus  den  breiten  FIbnin- 
faden  und  der  Sericinhülle.    8.  Einzelner  Fibroinfaden.    3.  Querschnitte  durch  toU- 
*  ständige  Seidenfäden.    4.  Querschnitte  durch  einzelne  Fibroinfaden. 

Tussahselde  von  Antheraea  mylltta.  Oben  einzelne  Fibroinfaden,  lassen  durch  die  Streifong 
die  einzelnen  Fibrillen  erkennen.  Unten  Querschnitte  durch  die  einzelnen  FibriOea 
fein  punktiert 

Kflnstllche  Seide.  Oben  die  rinnenförmigen  Fäden  nlit  kleinen  Auftreibungen.  Unten 
Querschnitte. 


Untersuchunj^en  III.     5  Aiillr'^t. 


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Untersuchungen  III.    5.  Auflage. 


Tafel  III. 


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VerUg  von  Julius  Spring^er  in  Berlin. 


Seidenbaum wolle  and  künstliche  Seide.  1239 


IV.  Seldenbanmwolle  nnd  kflnstliclie  Seide. 

SeidenbaitmwcUe  (mercerisierte  Baumwolle,  Natronbaumwolle). 
Man  verstellt  darunter  Baumwolle,  welche  in  Form  von  Garn  oder  Ge- 
webe in  gespanntem  (gestrecktem)  Zustande  der  Behandlung  mit  starken 
Alkalien  und  einem  unmittelbar  darauf  folgenden  WaschprozeB  unter- 
worfen wird.  Bas  Erzeugnis  gewinnt  durcli  diese  Manipulation  einen 
krachenden  Griff  imd  einen  seidenartigen  Glanz,  der  sich  selbst  beim 
Lagern  bezw.  längeren  Gebrauch  erhält.  Die  Yeränderungen,  welche 
die  Faser  hierbei  erleidet,  sind  wahrscheinlich  zweierlei  Art^).  Es  bildet 
sich  zunächst  unter  Aufquellen  Zellulosenatron,  ein  leicht  dissozierbares 
Salz,  das  beim  Auswaschen  Atznatron  'verliert,  aber  nicht  in  unverän- 
derte Zellulose,  sondern  in  ein  Zellulosehydrat  übergeht,  welches 
für  die  Aufnahme  von  Farbstoffen  und  Beizen  befähigter  ist  als  das 
Ausgangsmaterial  (die  Baumwolle).  Die  ursprünglich  plattgedrückte, 
spiralig  gewundene  Faser  ist  hierbei  in  eine  zylindrische,  gerade  über- 
gegangen und  die  Guticula  ist  weggeschafft,  teils  gelöst,  teils  mecha- 
nisch abgesprengt  worden.  Auf  diese  Veränderungen,  die  im  Aufdrehen, 
Quellen  imd  Verkürzen  der  Faser  ihren  Ausdruck  finden,  ist  wohl 
hauptsächlich  das  Entstehen  des  seidenartigen  Glanzes  zurückzuführen. 

Die  mercerisierte  Baumwolle  zeigt  auoh  eine  beträchtliche  Zimahme 
der  Festigkeit,  die  30 — 40  Proz.,  in  besonders  günstigen  Umständen  noch 
mehr  betragen  kann. 

Friedländer  hat  bei  mehreren  Versuchen  folgende  Unterschiede 
in  der  Zugfestigkeit  und  Dehnbarkeit  zwischen  nichtmercerisiertem  und 
mercensiertem  Garn  konstatieren  können. 

Feaiig^keit       Dehnung 
Versuch  in  g  in  mm 

Nichtmercerisiertes  Garn 1  360  20 

- 2  356  20 

- 3  360  22 

Mercerisiert  mit  wäßriger  Lauge  von  35  ^  Be.     1  530  44 

-  -  -  2  570  40 

3  559  35 

Nach  R.  Lange  (Färber-Ztg.  1903,  368)')  läßt  sie  sich  leicht  er- 
kennen.    Legt  man  die  Faser  in  eine  Chlorzinkjodlösung  während  etwa 


^)  Vgl.  Dr.  A.  Fraenkel  und  Prof.  Dr.  P.  Friedländer;  „Mitteilungen  d. 
technol.  Gewerbemuseoms'',  Wien  1898. 

')  Siehe  auch:  Prof.  Ed.  Ha n ans ek,  Mitteilungen  aas  dem  Laboratoriom 
für  Warenkunde  der  Wiener  Handelsakademie,  1897,  144.  —  Über  appretierte 
mercerisierte  BaomwoUe  Ton  Prof.  Ed.  H  an  aase  k  und  Dozent  E.  Zaloziecki, 


1240  Prfifang  der  Gespinstfasern  und  der  AppretarmitteL 

3  Minuten  und  wäscht  dann  aus,  so  wird  die  gewöhnliche  Baumwolle 
rasch  entfärbt,  während  die  mercerisierte  Baumwolle  länger  blau  bleibt. 
Das  mikroskopische  Bild  der  mercerisierten  Baumwolle  ist  Ton 
dem  eines  gewöhnlichen  Baumwollhaares  typisch  yerschieden.  Die  Fasern 
sind  wenig  oder  gar  nicht  gedreht  und  erscheinen  stark  lichtbrechend. 

KfinstUche  Seide. 

Chardannei'Seidef  Lehner^Seide,  Zur  Darstellung  der  künstlichen 
Seide  wird  feuchte  Nitrozellulose  in  Atheralkohol  gelöst  und  das  so  ge- 
wonnene filtrierte  Kollodium  durch  Eapillarröhrchen  gepreßt.  Hierbei 
entstehen  sehr  feine  Fäden,  die  noch  feucht  in  größerer  Zahl  vereinigt 
und,  nachdem  sie  eine  Drehung  erhalten,  in  Strangform  ungewandelt 
werden.  Um  diesem  Erzeugnis  die  durch  die  Natur  des  Ausgangs- 
materials bedingte  Explosivität  zu  nehmen,  unterwirft  man  es  dem  so- 
genannten „DenitrierungsprozeB^,  d.  h.  einer  Behandlung  mit  Schwefel- 
ammonium, wodurch  der  größte  Teil  des  Stickstoffs  entfernt  wird. 

Die  künstliche  Seide  ist  der  Naturseide  ähnlich;  sie  stellt  einen 
gleichmäßigen,  ziemlich  dicken  Faden  €Utr.  Der  Durchmesser  ist  im 
Mittel  70  bis  80  ft,  ist  also  ca.  viermal  größer  als  der  von  echter  Seide 
und  V/q'  bis  zweimal  größer  wie  der  von  wilder  Seide  (Silb ermann, 
Lehnes  Färber-Ztg.  1892/93,  315).  Messungen  über  Stärke  etc.  ergeben 
folgende  Zahlen  (Dr.  E.  Herzog,  Lehnes  Färber-Ztg.  1894/95,  50.  S. 
auch  0.  Schlesinger,  Papierztg.  1895,  1578.  Zur  Unterscheidung  der 
natürlichen  und  künstlichen  Seiden  von  Dr.  A.  Herzog,  Zsch.  f.  F.-  u. 
Textil-Chem.  1904,  259): 

Titer  Stärke  Dehnbarkeit 

Kunstseide '    ...     60  Den.  69  g         155  mm  auf  1  m 

...     65      -  83  -        171     -       -    1  - 

Trame 60     -  214  -         189    -       -    1  - 

Das  spez.  Gewicht  ist  ca.  13  Proz.  höher  als  das  der  natürlichen 
Seide.  —  Die  Chardonnet-Seide  besitzt  einen  hohen,  aber  mehr  metalli- 
schen Glanz  als  wie  Naturseide,  ist  nicht  so  weich  und  geschmeidig, 
viel  schwerer,  bedeutend  weniger  elastisch,  hat  ein  trockenes,  strohiges 
„Toucher^,  es  fehlt  der  eigentümliche  krachende  Griff;  sie  zeigt  geringere 
Festigkeit.     Ein  Übelstand   besteht  darin,    daß  sie    keine   heißen  Bäder 


Dinglers   Joam.  1898,   807,    S.  180.   —   Dr.  A.  Bantrock,   Prometheus   1897, 
S.  676,  689;  Dr.  H.  Lange,  F&rber-Ztg.  1898,  284;  DJI.P.  97664. 

The  lostre,  the  tinctorial  properties,  and  the  stmctnral  Altemations  whick 
result  from  treatiog  cotton  with  mercerising  and  other  liquids  by  J.  Hühner  & 
W.  J.  Pope  (Jour.  Soc.  Ch.  Ind.  Nro.  8,  XXm,  1904;  ZscL  f.  ang.  Ch.  1903,  600; 
Fftrber-Ztg.  1908,  263). 


KüDstliche  Seide.*  1241 

erträgt.  Zu  den  künstlichen  Farbstoffen  zeigt  sie  groBe  Af&nitat.  Die 
Beachtung  dieser  Eigenschaften  genügt  in  der  Eegel,  nm  Kunstseide  von 
echter  Seide  zu  unterscheiden.  £s  gibt  aber  noch  andere  Erkennungs- 
merkmale. Beim  Yerbrennen  zeigt  die  erstere  das  charakteristische 
Verhalten  der  vegetabilischen  Fasern.  Die  Lösung  in  Kalilauge  wird 
gelb,  die  der  echten  Seide  farblos.  Kunstseide  wird  von  einer  alkali- 
schen, gljzerinhaltigen  Kupferlösung  ^)  nicht  gelöst.  Dieses  Verhalten 
gestattet  eine  quantitative  Trennung  der  künstlichen  von  der  echten 
Seide.  Unter  dem  Mikroskop  erscheinen  die  Fasern  regelmäßiger  und 
dicker  als  die  der  Naturseide.  Schließlich  gibt  eine  Stickstoffbestimmung 
wertvolle  Anhaltspunkte.  Kunstseide  enthält  nur  geringe  Mengen  (meist 
viel  unter  1  Proz.),  echte  Seide  dagegen  ca.  18,33  Proz.  Stickstoff. 

ratOy-Seide  (Glanzstoff)  (D.  R.  P.  98642),  hergestellt  aus  einer 
Zellulose-Kupferammoniaklösung,  die  unter  Druck  in  die  Spinnapparate 
gepreßt  wird.  Die  austretenden  Fäden  koagulieren  in  der  sie  um- 
gebenden Schwefelsäure. 

Festigkeit  der  künstlichen  Seiden: 

Maulbeerseide  mit  100  angenommen  (Tussah  126): 
Ghardonnet-Seide    44  Proz. 
Vivier-Seide  24 

Lehner-Seide  68 

Pauly-Seide      45—50     - 

Breite  der  Fasern'),  im  Wasser  liegend  gemessen: 

bei  Ghardonnet-Seide  im  Mittel  45 — 60  /jl  Maximum  100  fi 

-  Fismes-           -        -        -       40—80  /*  -          120  /£ 

-  Lehner-           -                 -       60—90  /i  -          135  /t 

-  Gelatine-         -        -        -       60—80  fi  -            85  /i 

-  Pauly-             -        -        -       40—50  fi  -            75  /a 

(SeidenzeUulose) 

-  echter  .        -         -         9 — 15  ^  .  20  fi 

Die  Unterscheidung  von  echter  Seide  und  Kunstseide  gelingt  am 
besten  mit  Jodlösung  3)  (Reagens:  IKJ  in  100  H^O  gelöst  und  der  Lö> 
sung  Jod  im  Überschuß  zugesetzt). 


^)  Herstellung  der  Lösung:  10  g  Kupfervitriol  werden  in  100  g  Wasser 
gelöst,  5  g  reines  Glyzerin  hinzugefügt  und  darauf  so  yiel  Kalilauge,  bis  der  an- 
fänglich entstehende  Niederschlag  wieder  gelöst  ist  (Färber-Ztg.  1894/95,  201). 

')  E.  Hassack,  österr.  Ghem.-Ztg.  1900,  1.  AUd  künstlichen  Seiden 
quellen,  in  Wasser  auf  den  Objektträger  gebracht,  ganz  bedeutend  auf  und 
zeigen  eine  Dickezunahme  von  Ys — Vs  ^^^  Breite  im  trockenen  Zustande.  Echte 
Seide  verändert  sich  nicht  im  Wasser. 

•)  Privatmitteilung  von  Prof.  Dr.  C.  Hartwich. 


1242 


Prüfung  der  Gespinstfasern  and  der  Appreturmittel. 


Übersicht  der  zur  ünte 

rscheidnng  von  Katar- 

Reaktion 

Chinarohseide 

Tnasahseide 

1.  Konzentrierte  Kalilauge 

wird  gelöst  schon  bei  leichtem 
Erw&rmen 

wird   gelöst  in  der  Siede- 
hitze 

2.  40-proz.  Kalilaage 

wird  angegriffen  bei  65°,    löst 
sich  vollkommen  bei  85° 

quillt  bei  Tb^^  löst  sich  b«i 

12Q° 

1 

3.  Chlorzinklösang 

klar  gelöst  bei  120° 

klar  gelöst  bd  135* 

4.  Alkalische   Kupferglj- 
zerinlösong 

löst   sich   schon   bei  gewöhnl. 
Temperatur  in  V,  Std.  auf 

kaum  merkbar  ang^iiffes 

5.  Lösung    Ton    Kupfer- 
oxydammoniak 

bis  auf  einen  schleimigen  Rest 
gelöst 

nicht  angegriffen 

6.  Ammoniakalische 
Nickellösung 

löst   sich    schon    bei   gewöhn- 
licher Temperatur  ziemlich 
rasch  auf 

auch   beim   Kochen   nicht 
angegriffen 

7.  Fehlingsche  Lösung 

löst  sich  beim  Kochen  leicht  auf 

löst  sich  beim  Kochen  auf 

8.  Konzentrierte  Salpeter- 
säure 

greift  schon  in  der  Kälte  stark  an,  löst  auf 

beim  Kochen 

9.  Ghromsäure  20-proz. 

löst  sich  in  der  Siedehitze 

wird     in    der    Siedehitze 

staric  angegriffen,  aber 

nicht  gelöst 

10.  Millonsches  Reagens 

geben  beim  Kochen  eine  violette  Färbung 

11.  Jodlösung 

starke  Braunftrbung 

schwache  BFannftrbimg 

12.  Diphenylaminsulfat 

schwache  Bräunung 

stärkere  Brännang 

13.  Brucinsulfat 

schwache  Bräunung 

14.  Geschmack 

spröde 

hart  nnd  scharf 

15.  Wassergehalt  (Verlust 
bei  99°) 

7,97  Proz. 

8,26  Proz. 

16.  Wasseranziehung  nach 
43  Stunden 

2,24  Proz. 

5,00  Prox. 

17.  Verhalten  bei  200°  und 
Gesamtgewichtsab- 
nahme 

stark  gebräunt,  zerreibbar 
11,15  Proz. 

kaum  verändert,  schwer 

zeneibbar 

11,21  Proz. 

Id.  Aschengehalt 

0,96  Proz. 

1,65  Pro«. 

19.  Gehalt  an  Stickstoff 

16,60  Proz. 

16,79  Pro». 

Chemische  Reaktionen. 


1243 


and  Kunstseide  dienenden  Reaktionen. 


Chardonnetsche 
Kunstseide 
(Besanpon) 

Chardonnetsche 

Kunstseide 
(Spreitenbach) 

Lehnersche 
Kunstseide 

Paulysche 
Kunstseide 

Vandura-Seide 

quellen  nur  mehr  oder   x 
stärkerer  Gelbfärbung 

uinder   unter  schwächerer  oder 

widerstehen  am  besten 

zeigen  mehr  oder  minder  Quellung  und  Gelbfärbung,  ohne  sich 

zu  losen 

• 

klar  gelöst 
bei  140« 

klar  gelöst 
bei  1450 

klar  gelöst 
bei  140« 

klar  gelöst  bei  ISO« 

ohne  jede  Einwirkung 

bleiben  auch  in  der  Siedehitze  yollständig  unangegriffen 

auch  beim  Kochen  nicht  angegriffen 

bleiben  vollkommen  unangegriffen 

bleiben  in  der  K&lte  längere  Zeit  uuTerftndert,  lösen  sich  beim 

Kochen  glatt  auf 

lösen  sich  alle  in  der  Siedehitze  glatt  auf 

zeigen  auch  beim  Kochen  keine  Verftnderung 

. 

anfangs  Bräunung,  die  bald  in  starke  Blau- 
färbung übergeht 

zeigt  keine  Ver- 
änderung 

starke  Blaufärbung  (Nitroreaktion) 

keinerlei  Färbung 

starke  ziegelrote  Färbung 

keinerlei  Färbung 

weich 

weich 

weich 

sehr  weich 

10,37  Proz. 

11,17  Proz. 

10,71  Proz. 

10,04  Proz. 

18,02  Proz. 

6,64  Proz. 

5,77  Proz. 

5,97  Proz. 

6,94  Proz. 

blau  seh  wa] 

8 

43,65  Proz. 

rze  Färbung  un( 

chwer  zerreibba 

45,30  Proz. 

1  verkohlt, 
r 

37,27  Proz. 

braun  gefärbt,  sehr 

leicht  zerreibbar 

11,65  Proz. 

braun  geförbt,  nicht 
verkohlt,  sehr  leicht 
zerreibbar,  18,76% 

1,60  Proz. 

1,03  Proz. 

1,43  Proz. 

0,096  Proz. 

0,15  Proz. 

0,05  Proz. 

0,07  Proz. 

0,13  Proz. 

1244  Prüfung  der  Gespinstfasern  und  der  Appretnnnittel. 

Echte  Seide  wird  hellbraun  bis  gelbbraun; 

Kollodiumseide  wird  schwarzviolett  bis  schwarz; 

Gelatineseide  wird  dunkelviolett. 

Bringt  man  die  geerbten  Fasern  dann  in  Wasser,  so  wird  Kollo- 
diumseide blau  und  bald  farblos,  während  die  beiden  anderen  die  Farbe 
bewahren.     Nach  ca.  2  Stunden  sind  sie  aber  ebenfalls  entfärbt. 

Zur  Unterscheidung  der  natürlichen  Ton  der  künstlichen  Seide 
(Chardonnet-,  Lehner-Seide,  Glanzstoff)  empfiehlt  A.  Herzog  (Zach.  f. 
F.-  u.  Textil-Chem.  1904,  259)  die  Prüfung  im  polarisierten  Lichte:  Die 
künstlichen  Seiden  zeigen  Dichroismus,  die  natürliche  nicht.  Die  mit 
yerschiedenen  Farbstoffen  auf  dem  ührglase  gefärbten  Faserproben 
werden  unter  einem  mit  Nicol  versehenen  Mikroskope  betrachtet.  Beim 
Hin-  und  Herdrehen  des  gefärbten  Präparates  über  dem  Polarisator  er- 
kennt man  den  Dichroismus  an  der  eintretenden  Farbenänderung. 

Vandur€i'8eide  (Gelatine -Seide).  Unter  dieser  Bezeichnung  ist 
ein  Erzeugnis  nach  dem  Verfahren  von  A.  Miliar  aus  Gelatine  und 
Formaldehyd  bereitet  worden.  Die  Fasern  besitzen  geringe  Elastizität, 
brechen  sehr  leicht,  zeigen  Glasglanz  imd  erweichen  beim  Erwärmen 
(werden  deshalb  durch  ein  Bügeleisen  platt  gedrückt).  Dieser  unvorteil- 
haften Eigenschaften  wegen  konnte  sich  das  Produkt  keinen  Eingang  in 
die  Industrie  verschaffen. 

Süvern  (Die  künstliche  Seide  etc.  Berlin  1900,  Julius  Springer) 
gibt  vorstehende  Übersicht  der  zur  Untersuchung  von  Natur-  und  Kunst- 
seide dienenden  Reaktionen  (s.  S.  1242  u.  1243). 

Über  das  Verhalten  der  „Viskoseseide^  geg^ii  Reagentien  und 
deren  mikroskopische  Prüfung  berichten  K.  Süvern  und  F.  Mach 
(Färber-Ztg.  1903,  54). 


Untersnchnng  der  AppretnrmitteP). 

Durch  den  Bleichprozeß  werden  die  fremden  Substanzen,  welche 
der  Faser  von  Natur  aus  zukommen  oder  im  Laufe  der  Verarbeitung 
an  ihr  haften  bleiben,  entfernt.  Das  Gewebe  verliert  an  Gewicht,  wird 
lumpig,  unansehnlich.  Um  den  Gewichtsausfall  zu  decken  und  der  Ware 
einen  gewissen  Griff  und  gefälliges  Ansehen  zu  geben,  wird  sie  der 
Appretur  unterworfen.  Die  Operationen  des  „Zurichtens"  oder  »Appre- 
tierens"  sind  zweierlei  Art. 


^)  Aasführlicheres  siehe  Depierre,  Tndte  elementaire  des  apprets  etc. 
S.  464;  Herzfeld,  Die  techn.  Prüfung  der  Game  und  Gewebe,  1896;  Massot, 
Anleitung  zur  Appreturanalyse,  1900. 


Appretarmittel.  1245 

a)  Die  Gewebe  werdeii  mit  yerschiedenen  Substanzen  imprägniert; 
b)  sie  werden  mechanischer  Behandlung  unterzogen. 

Die  wichtigsten  Substanzen,  welche  zur  Appretur  benutzt  wer- 
den, sind: 

1.  Weizen-,  Kartoffel-,  Reis-,  Maisstärke;  Mehl;  Dextrin  und  an- 
dere Stärkepräparate  wie  Eollodin,  Apparatin;  arabischer  Gummi,  Tra- 
ganth,  Pflanzenschleim,  Abkochungen  Ton  Flechten  (isländisches  Moos), 
Ton  Algen  (Karragheen,  Agar-Agar  u.  a.  m.) ;  Leim,  Gelatine.  Diese  Stoffe 
sollen  die  Gewebe  hart  imd  steif  machen; 

2.  um  Weichheit  und  Glanz  zu  erzeugen,  benutzt  man  öle 
(z.  B.  Ttirkischrotöl),  Talg,  Stearin,  Paraffin,  Seife,  Wachsarten  etc.; 

3.  hygroskopische  Substanzen,  wie  Glyzerin,  Ammonsalze, 
Ghlormagnesium,  Zinksalze  u.  s.  w.,  die  den  harten  Griff  der  mit  Stärke 
u.  dgl.  imprägnierten  Stoffe  mildern  sollen; 

4.  als  eigentliche  Beschwerungsmittel  kommen  Kaolin,  Chinaclay, 
Kalk-,  Baryt-  und  Bleisalze  und  Traubenzucker  in  Betracht; 

5.  um  die  Appreturmassen  zu  färben,  yerwendet  man  Ultramarin, 
Berlinerblau,  Smalte,  Ocker,  Indigokarmin,  künstliche  organische  Farb- 
stoffe; femer,  um  den  Stoffen  metallischen  Glanz  zu  geben:  Metalle  oder 
Schwefelmetalle  in  Form  feiner  Pulver; 

6.  Tonerde  und  Magnesiumsalze,  femer  Lösungen  Ton  Kautschuk 
u.  dgl.  dienen  zum  Wasserdichtmachen; 

7.  um  Stoffe  schwer  yerbrennlich  zu  machen,  benutzt  man  vorzugs- 
weise wolframsaures  Natron,  dann  auch  Ammonsalze  (phosphorsaures 
Ammoniak),  Borax,  Magnesiumsalze,  Silikate  etc.; 

8.  Salizylsäure,  Kampfer,  Borsäure  u.  s.  w.  sollen  Pilz-  und 
Schimmelbildung  verhindern. 

Die  meisten  dieser  Appreturmittel  werden  für  baumwollene  und 
gemischte,  Baumwollfaser  enthaltende  Gewebe  benutzt. 

Für  wollene  Gewebe  konmien  Leim,  Albumin,  Dextrin,  Stärke, 
Algen,  Wasserglas  etc.  in  Betracht. 

Zum  Appretieren  der  Seidenstoffe  verwendet  man  Gummi  (Tra- 
ganth-  und  arabischen  Gummi),  Flohsamenschleim,  Schellack,  Ge- 
latine etc. 

Die  Anwesenheit  von  Appreturmasse  in  einem  Gewebe,  ob  sie  nur 
einseitig  aufgetragen  oder  die  Faser  durchdringt,  ist  bei  einiger  Übung 
unschwer  zu  erkennen,  namentlich  wenn  man  zur  Untersuchung  eine  Lupe 
benutzt.  Stäubt  ein  Gewebe  beim  Zerreiben,  so  deutet  dies  bereits  das 
Yorhandensein  größerer  Mengen  an  fremden  Stoffen  an. 

Zur  chemischen  Prüfung  verfährt  man  folgendermaßen: 

Feuchtigkeitsbestimmung.  Ein  abgewogenes  Stück  des  zu 
untersuchenden  Gewebes  wird  bei  100°  C.  bis  zur  Gewichtskonstanz  ge- 


1246  Prafung  der  Gespinstfasern  and  der  Appretarmittel. 

trocknet.     Da  die  trockne  Faser  begierig  Wasser  aufsaugt,  moB  das  Ab- 
wiegen in  gut  yerschlieBbaren  Glasgefaßen  Yorgenommen  werden. 

Bestimmung  der  fremden  Substanzen.  Ein  gewogener  und 
gut  getrockneter  Abschnitt  von  zirka  25  qcm  Größe  wird  bei  Siedehitze  mit 
einer  Abkochung  yon  Malz  in  destilliertem  Wasser  behandelt,  dann  ge- 
waschen, getrocknet  und  gewogen.  Die  Gewichtsdifferenz  entspricht  der 
Menge  der  fremden  Substanzen.  £s  können  nach  dieser  Behandlung 
allfällig  vorhandene  unlösliche  Seifen  zurückgeblieben  sein.  Man  erhitzt 
deshalb  nochmals  mit  verdünnter  Säure,  wäscht,  trocknet  und  wiegt. 

Um  die  Natur  und  ungefähre  Menge  der  anwesenden  Substanzen 
kennen  zu  lernen,  wird  das  Gewebe  mehrere  Stunden  mit  Wasser  ge- 
kocht. Die  Yerdickungsmittel,  die  löslichen  Salze,  die  erdigen  Bestand- 
teile werden  hierbei  von  der  Faser  entfernt.  Die  Flüssigkeit  wird  ab- 
gegossen und  filtriert.  Rückstand  und  Filtrat  gelangen,  getrennt  zur 
Untersuchung. 

Prüfung  des  Filtrats.  Das  Filtrat  wird  auf  dem  Wasserbade 
konzentriert.  Geben  einige  Tropfen  davon  mit  Jodtinktur  versetzt  eine 
blaue  bis  rotviolette  Färbung,  so  ist  dadurch  die  Anwesenheit  von 
Stärke  nachgewiesen. 

Die  stärker  konzentrierte  Lösung  wird  mit  dem  2 — S-fiochen  Vo- 
lumen Alkohol  vermischt,  dadurch  werden  gewisse  Salze,  sodann  Leim, 
Dextrin  und  Gummi  geföUt. 

Leim  wird  aus  der  wäßrigen  Lösung  auch  durch  Tanninlösung 
ausgefällt. 

Da  Gummi  links,  Dextrin  rechts  polarisiert,  so  läßt  sich  die 
Anwesenheit  des  einen  oder  des  andern  mit  Hilfe  des  Polarisationsappa- 
rates entscheiden. 

Wird  eine  wäßrige  Gummilösung  mit  Bleiessig  versetzt,  so  fallt 
Gummi  aus.  Enthält  eine  Lösung  gleichzeitig  Gummi  und  Dextrin,  so 
fällt  Bleiessig  bei  gewöhnlicher  Temperatur  Gummi,  in  der  Wärme 
beide  aus.  Ist  bei  einem  solchen  Versuche  kein  Niederschlag  ent- 
standen und  enthält  die  Flüssigkeit  doch  einen  organischen  Körper,  so 
ist  wahrscheinlich  Carragheenmoos  u.  dgl.  vorhanden. 

Durch  Erwärmen  einer  Probe  der  konzentrierten  Lösung  mit  etwas 
Salzsäure  auf  dem  Wasserbad  und  Prüfen  mit  Fehlingscher  Lösung  ist 
das  Vorhandensein  von  Zucker  zu  erkennen. 

Eine  andere  Probe  wird  zur  Trockne  verdampft  und  mit  Kalium- 
bisulfat  versetzt.     Auftretender  Akroleingeruch  weist  auf  Glyzerin  hin. 

Untersuchung  des  Rückstandes.  Dieser  enthält  die  in  Wasser 
unlöslichen  Beschwerungsmittel,  wie  Gips,  Barjumsulfat,  Ghinaclay  u.  s.  f. 

Die  mineralischen  Bestandteile  der  Appreturmasse  werden 
in  gewöhnlicher  Weise  durch  Untersuchung  der  Asche  ermittelt. 


Appretarmittel.  1247 

Prüfung  auf  Fett  und  Kolophonium.  Man  kocht  einen  kleinen 
Abschnitt  mit  Soda  und  filtriert.  Durch  Zusatz  von  Säure  zum  Filtrat 
entsteht  eine  auf  der  Oberfläche  sich  ansammelnde  Schicht  yon  Fett- 
säure, während  bei  Anwesenheit  Ton  Kolophonium  sich  ein  Niederschlag 
Ton  Silyinsäure  bildet. 

Zur  quantitativen  Fettbestimmung  extrahiert  man  eine  gewogene 
Probe  im  Soxhlet  und  bestimmt  das  Gewicht  des  Yerdampfungsrück- 
Standes. 

L.  Pierre  empfiehlt  folgenden  Gang  der  Analyse  (L.  Pierre,  Ann. 
Chim.  anal.  appl.  9,  8;  Ch.-Centralbl.  1904,  I,  763): 

Zur  Untersuchung  von  Appreturen,  ,in  denen  die  gleichzeitige  An- 
wesenheit von  Fett,  Seife,  Glyzerin,  Gelatine,  Stärke,  Dextrin,  Glukose^ 
Chlormagnesium,  Magnesiumsulfat,  Chlorzink,  Zinksulfat,  Kaolin,  Talk^ 
kohlensaurem  Kalk  angenommen  werden  kann,  kann  folgendes  Verfahren 
eingeschlagen  werden. 

Man  trocknet  30  g  Substanz  in  gewogenem  Becherglase  im  Trocken- 
schrank, zieht  das  Fett  durch  wiederholtes  Durchrühren  mit  Petroleum- 
äther aus  und  filtriert  durch  ein  kleines  Filter.  Den  Rückstand  kocht 
man  mit  95-proz.  Alkohol  aus  und  filtriert  durch  das  gleiche  Filter.  In 
Lösung  gehen  Seife,  Glukose,  Glyzerin,  MgCl,,  ZnCl,.  Man  verjagt 
den  Alkohol,  löst  in  Wasser,  zersetzt  die  Seife  durch  Salzsäure  und  löst 
die  Fettsäuren  in  Äther.  Die  wäBrige  Lösung  füllt  man  zu  250  ccm  auf, 
bestimmt  in  50  ccm  Mg  als  Pyrophosphat,  in  anderen  50  ccm  das  Zink 
als  Sulfid.  Glyzerin  wird  durch  die  sirupöse  Beschaffenheit  des  Ab- 
dampfiingsrückstandes  angezeigt  und  in  100  ccm  wie  in  Wein  bestimmt. 
In  den  noch  übrigen  50  ccm  bestimmt  man  die  Glukose  mit  Fehling- 
scher  Lösung.  Im  Rückstand  der  mit  Alkohol  behandelten  Masqe  zieht 
man  durch  kaltes  Wasser  Dextrin  und  Sulfate  aus,  sofern  die  Starke 
nicht  als  Kleister  vorliegt.  Dextrin  wird  durch  Kochen  mit  Salzsäure 
invertiert,  Mg  und  Zn  wie  üblich  bestimmt.  Im  Rückstand  wird  die  Stärke 
ebenfalls  in  Zucker  übergeführt,  Kalk  als  Oxalat  bestimmt.  Wasser, 
Si  0^  Als  ^3  bestimmt  man  in  einer  besonderen  Probe.  Das  Wasser 
durch  Trocknen  von  5  g  bei  110^  bis  zur  Gewichtskonstanz,  die  beiden 
anderen  nach  Aufschließung  mit  Na  K  CO3.  Auf  Gelatine  prüft  man  den 
wäßrigen  Auszug  durch  Tannin.  Man  bestimmt  sie  durch  Umrechnung 
des  nach  Kjeldahl  in  2  g  Substanz  ermittelten  Stickstoffgehaltes  der 
Probe  mal  6,5.  Chlormagnesium  wird  als  MgCls.GH^O,  Magnesium- 
sulfat als  Mg  S  O4 .  H3  0  eingesetzt,  Kaolin  als  2  Si  0, .  AI,  0,  .  2  H,  0^ 
Talk  als  3  Mg  0  . 4  Si  Oj .  Hj  0. 


Namen-  und  Sachregister. 


Zar  Beaehtang: 

Wo  keine  Bandnuxnmer  gegeben  ist,  bedeuten  die  Seitenzahlen  solche  des  ersten  Bandes. 


Die  ^neue  Rechtschreibung"^  rerfflhrt  in  bezug  auf  wissenschaftliche  und  technische 
Bezeichnungen  teils  phonetisch,  teils  etymologisch.  Irgend  welche  Konsequenz  ist  nicht 
durchgeführt,  und  in  verschiedenen  Werken  aus  neuester  Zeit  finden  sich  in  obiger  Be- 
ziehung ganz  abweichende  Schreibarten.  Bis  heut  ist  das  tatsächlich  noch  der  willkürlichen 
Auswahl  jedes  Schriftstellers,  bezw.  jeder  Redaktion  überlassen.  Es  konnte  selbstver* 
ständlich  auch  im  vorliegenden  Werke  eine  überhaupt  nirgends  vorhandene  Konsequenz 
in  der  Schreibart  nicht  erzielt  werden  und  es  muß  ersucht  werden,  die  folgenden  Angaben 
zu  beachten,  um  sich  in  den  Registern  zurechtzufinden. 

Die  Umlaute,  gleichviel  ob  z.B.  ae  oder  ä  geschrieben,  finden  sich  gleich  hinter 
den  reinen  Lauten,  also  z.  B.  Äther  nicht  hinter  Ad—,  sondern  hinter  As—. 

Wegen  der  Inkonsequenzen  der  neuen  Rechtschreibung  wird  man  öfters  Worte 
unter  c  tmd  k,  oder  c  tmd  z,  oder  t  und  ih  u.  s.  w.  aufsuchen  müssen.  So  schreiben 
wir  z.  B.:  Naphtha,  Naphthalin,  Naphthol,  aber  PhtalsAure  etc.;  Zitronensäure,  aber  Citrat- 
methode  u.  s.  w. ;   Kurkuma,  aber  Cochenille ;  Acetylen,  aber  Glyzerin. 


Untersuchlangen.    5.  Aufl.    III.  79 


Namenregister. 


Wo  zwei  oder  mehr  Automamen  zusammen  ntiert  werden,  ist  dies  in  der  Reg^el  im  Register  mir 
bei  dem  ersten  Namen  zu  finden,  also  in  Zweifelsfällen  (weil  zuweilen  die  Namen  in  anderer  Reibenfo'^« 
stehen)  auch  bei  den  anderen  Namen  nachzusehen.  So  findet  man  s.  B. Beilatein  u.G rosset,  oder 
Beilstein  u.  Jawein  nur  unter  Beilstein,  nicht  unter  Grosset  oder  Jawein. 

Einige  Automamen  finden  sich  auch  im  Sachregister,  z.  B.  Bunte -Bürette,  Fehlingsche  L-3»iaip. 


Abbe  III,  115.  723. 

Abel  m,  21.  31.  45.  109. 111. 

Ackermann  II,  391.    III,  688. 

Ackroyd  375. 

Adam  633. 

Adamkiewicz  III,  758. 

Affelder  H,  241. 

Agniar  u.  da  Silva  III,  629. 

Anrens  u.  Hett  321. 

Ahrens  322.  11,  707. 

Aisinmann  III,  2.  44. 

Alberti  u.  Hempel  307. 312.  319. 

in,  400,  436. 
Albright  u.  Wilson  II,  415. 
Alexander  II,  259.  111,339.344. 

345. 
Alexejeff  III,  886. 
Allen' 369.  375.  376.  377.    II, 

761.  770.  779.  786.    UI,  38. 
Aliens  II,  415. 
Allhausse  III,  1170. 
Allihn  III,  496.  558.  559.  569. 

856.  857. 
Almen  ü,  774. 
Alt,    Eberhard  a.  Jaeger   124. 

160. 
Alt  571. 

Altmann,  Paul  63. 
Altschul,  Caro  und  Wolff  11,709. 
Amagat  739. 
Amagat  n.  Jean  III,  155. 
Amsel  n,  805. 
Amsler,  Laffon  u.  Sohn  607. 739. 

743.  745.  757.  760. 
Amthor  III,  582.  604.  614.  627. 

628.  641. 
Andreasch  UI,  733. 


Andrews  57.  279. 

Andrlick  u.  Hranicka  III,  404. 

Anger  11,  43. 

Angerstein  16.    II,  764. 

AnschQtz  11,  732. 

Appert  u.  Henrivaux  663. 

Arata  m,  616. 

Archarow  945.  946. 

Arens  946.  953. 

Arndt  215.    HI,  480. 

Arnold  311.    E,  383. 

Amould  323. 

Aron  5%.    II,  831. 

d'Arsonval  203. 

Aspinwall  II,  511. 

Atterberg  389.    II,  383.  449. 

Aubry  IE,  675. 

Aubry  u.  Prior  IE,  672. 

Auchj  II,  67.  85.  86. 

Auerbach  567.    II,  764. 

Augenot  II,  92. 

August  920. 

Autenrieth  u.  Windans  439. 

Avery  u.  Beans  II,  809. 

Bach  II,  325.   IE,  746.  956. 

Bachem  E,  519. 

Bäckström  E,  299. 

Bader  II,  778. 

Baedecker  und  Brügelmann  E, 

300. 
Badische  Anilin- and  Sodafabrik 

EI,  997.  1003.  1012.  1032. 

1034.  1043.  1053. 1062. 1063. 

1064. 1065. 1077. 1081. 1082. 

1084.  1086.  1172. 
Bailey  IE,  829. 


Bajic  EI,  580. 

Balland  und  Maljean  ILI,  744. 

Balling  E,  46.  129.  144.  1^. 

167.  176.  204.  206.   El,  414. 

499.  523.  534.  543.  677.  6.S0. 

681.  687.  694. 
Bambeiger,  H.  II,  711. 712. 713. 

717.  IE,  953. 
Bambergern.  HeUwig  IE,  911. 
Bamberger  u.  Möller  IE,  911. 
Bamberger,  £.  EI,  957. 
Bannow  E,  264.  747.  748:   s- 

Kraemer  u.  Bannow. 
Bardet  IE,  581. 
B&renfönger  E,  632. 
Barfoed  IE,  248. 
Bamstein  E,  447. 
Barth  IE,  604.  612.  626.  6o7. 

638.  649.  650.  656.  671. 67^. 
Barthe  EI,  640. 
Bärwald  E,  285. 
Bartel  EI,  700.  733.  742. 
BaskerviUe  E,  54. 
BaskerviUe  u.  Miller  318. 
Basse  u.  Selve  E,  340. 
Basset  E,  766.   EI,  930. 
Battegaj  EL  965. 
Baucke  E,  813. 
Band  618. 

Baudooin  IE,  180.  206. 
Bauer  EI,  519.  520.  524.  534 

544. 
Bauer,  F.  W.  B,  752. 
Baumann  105.  144.  150.  157. 

486.  487.  488.  512.  513.  915 

IE.  392.  395.  404.  406.  446. 

447.  448.  459. 


Namenregister. 


1251 


Baumann  a.  Schotten  III,  18. 19. 
Baumann  a.  Hom  III,  400. 
Baume  178.  179. 180.  182. 185. 

352.     Tabelle    für    das   B.- 
Aräometer 182.  352. 
Baumert  u.  Bode  III,  496.  498. 

521. 
Baur  170. 

Baur-Cramer-Schoch  676. 
Banschinger  750.  759. 
Bajeau  Ul,  659. 
Bayer  530.  619.  630.  631.  UI, 

846. 
Bayer  (Farbenfabriken  vorm.) 

in.  1001.  1003.  1008.  1009. 

1010. 1016.  1020.  1021. 1024. 

1025. 1026. 1027. 1028. 1029. 

1030. 1032. 1034. 1038. 1039. 

1045. 1047. 1050. 1060. 1061. 

1062. 1068. 1072. 1076. 1085. 

1086. 
Bechi  m,  180. 

Beck  111.  178.  182.  183.  721. 
Becker  391. 
Beckert  11,  1. 
Beckmann  III,  370. 
Beckmann  u.  Brüggemann  III, 

579. 
Becknrts  306.  307.  332.  II,  777. 

III,  289.  308. 
Beckurte  u.  Brüche  III,  267. 279. 
Beebe  11,  259. 
Beger  II,  448. 

Behrend  u.  Wolfs  IH,  498.  525. 
ßehrend  III,  499. 
Bebrens  II,  769.   III,  753.  757. 

760.  1224. 
Beilbj  558.    III,  76. 
Beilstein  n.  Grosset  627.  628. 
Beilstein  u.  Jawein  II,  325. 956. 
Bein  293.  348. 
Beißenhirz  III,  887. 
Belelubsky  758. 
Benedict  20.   II,  141. 
Benedikt  u.  Zsigmondy  III,  263. 
Benedikt  u.  Ulzer  IIl,  1.  730. 

731. 
Benz  n,  362. 
Berdel  597.  599. 
Berg  134.   ffl,  238. 
Berge  u.  Reychler  II,  722. 
Bergmann  56.  58.   II,  472. 
Beringer  II,  229.  260. 
Berliner  Aktiengesellschaft  UI, 

998.  1009.  1020.  1028.  1034. 

1045.     1076.     1077.     1085. 

1086. 
Berlinerblau  III,  638. 
Bern  heimer  u.  Schiff  566. 
Bernthsen  III,  800. 
Berry  376. 


Berthelot   253.   257.    II,   548. 

560.  564. 
Berthier  u.  Thompson  485. 
Bertrand  375. 
Berzelias  367.  368.  646.   II,  55. 

66.  348. 
Bettel  II,  113. 

Bettendorf  376.  379.    III,  820. 
Beutel!  57.  58. 
Beyan  u.  Gross  79;  s.  Gross. 
Bianchi  U,  484. 
Biehringer  II,  751. 
Biehringer  u.  Busch  III,  901. 
Biewend  11,  177. 
Biltz  126. 
Binz  III,  1181. 
Binz  u.  Bertram  III,  1182. 
Binz  u.  Rung  III,  1182.  1183. 

1184. 
Bird  379. 

Bischof,  G.  582.  583.  590.  609. 
Blacher  840.  845.  846. 
Blair  II,  44.  55.  102. 
Blarez  78. 
Blank  u.  Finkenbeiner  III,  940. 

943.  947. 
Blattner    492.    521.   692.    m, 

478. 
Blattner  u.  Brasseur  283.  284. 

321.  323.   II,  439. 
Bleier  63.  103.  169.  916. 
Bloch  m,  514. 
ßlondel  in,  915. 
Blum  622.    II,  10.  44.  52.  86. 
Boam  n,  302. 
Brassen  u.  Nölting  m,  905. 
Bock  n,  164. 
Böckmann  15. 19.  81. 115. 150. 

233.  277.  295.  309.  311.  313. 

814.  388.  402.  404.  406.  409. 

459.  461.  466.  473.  475.  513. 
Bode  II,  484. 
Bodländer  169.    II,  786. 
Bohlig  311.   n,  391. 
Böhme  732. 
Bohn  in,  1064. 
Böhringer  lll,  832. 
ßoUey  4. 

Bömer  III,  190.  191. 
Bondonneau  m,  511.  514. 
Boot  III,  458. 
Borgmann  III,  598.  604.  612. 

620.  648. 
Borgmann  u.  Junk  n,  513.  514. 
Bernstein  u.  Kleemann  n,  761. 
Bornträger  109.     II,  352.  354. 

in,  866. 
Bornträger  u.  Paris  ni,  657. 
Borral  ft,  788. 
ßorsig  II,  79. 
Boschan  II,  538. 


Böttcher,  0.  861.  901.   II,  380. 

390.    406.    409.    418.    428. 

445. 
Böttger  II,  18.   III,  506. 
Bettler  II,  816. 
Bourcart  III,  795. 
Boussingault  II,  357. 
Boyen,  E.  v.  m,  66.  75. 
Boyer  311. 
Bradbury  200. 
Brand  11,  179.    III,  641.  685. 

690.  695.  697. 
Brandt  316.   m,  1165.  1166. 
Brauer  III,  675. 
Bredig  u.  Winkelblech  70. 
ßreindl  III,  223. 
Breinl  ni,  1193.  1201. 
yan  Breukeleeyen  307.    n,  439. 
Breyer  u.  Schweitzer  532. 
Bridgman  11,  7. 
Brinck  u.  Hübner  607. 
Britton  H,  68. 
Brix  m,  414,  415. 
Brechet  u.  Gambier   III,   936. 

942. 
Brogniart  596. 
Brönner  III,  998. 
ßrooke,  Simpson  u.  Spiller  III, 

1033.  1034. 
Brooks  in,  872. 
Brown  II,  52.  84. 
Brown  u.  Heron  in,  516. 
Browning  III,  1148. 
Browning  u.  Howe  440. 
Brownsdon  II,  503. 
ßrügelmann  278. 
I  Brühl  III,  1186.  1190. 
I  Bruhn  u.  Tschirch  UI,  129. 
Bruhns  439.    ni,  404. 
Brumme-Löbejün  III,  414.  452. 
ßrunck  217.  292.   II,  282.  572. 
Brunner  615. 
ßrylinski  HI,  987.  1164.  1165. 

1166. 1170. 1182. 1183. 1184. 
Buchanan  n,  795. 
Bücheier  IH,  519.  528.  538. 
Buchner  422.    in,  238. 
Büchner  II,  830.  836. 
Bueb  557.  563.  570.   II,  677. 
ßühler  322. 
Buisine  III,  239. 
Baissen  III,  480. 
Bullnheimer  293.    n,  30.  349. 
Bansen  3.  53.  217.  233.  238. 

384.  485.  490.  505.  509.  510. 

892.  912.   II,  424.  561.  572. 

547.  639.  654.  655.  804.  814. 
822. 

Bunsen  u.  Roscoe  ni,  986. 
Bunte  152.  158.  218.  910.    II, 

548.  549.  554.  556.  560.  562. 

79* 


1252 


Namenregister. 


564.  566.  571.  573.  580.  589. 

620.  662.  836. 
Bante  a.  Eitner  II,  693. 
Bantrock  III,  1240. 
Burchartz  III,  222. 
Barschell  566.  568.   II,  674. 
Batjagin  934. 

Calderon  III,  845. 
Campari  530. 

Campbell  u.  Andrews  II,  77. 
Campredon  II,  97.  98.  132.  134. 

358. 
Candlot  767. 
Candussis  III,  916. 
Gappadow  38i5. 
Carins  III,  38.  328.  338. 
Carles  III,  864. 
Carnegie  II,  36. 
Camelley  404,  454. 
Carnot  530.  II,  74.  78. 155. 311. 
Caro,  N.  II,  709.  720.* 
Carpenter  267. 
Carpenter  u.  Helps  II,  658. 
Carpenter  u.  Linder   339.    II, 

702. 
Cartier  181.  183. 
Caspari  525.  528. 
Cassella  III,  1002.  1005.  1007. 

1008.  1013.  1018.  1023. 1025. 

1029. 1031. 1033. 1038. 1049. 

1066.  1068. 1070.  1073. 1075. 

1076.  1084.  1085. 
Castner  561. 
Gazeneuve  u.  Cotton  III,  595. 

617. 
Cedercreutz  II,  716;  s.  a.  Lunge 

u.  Cedercreutz. 
Chance-Claus  444. 
Chancel  266.  617. 
Chapman  III,  800. 
Chardonnet  III,  1240. 
Charpentier  II,  134. 
Chenel  II,  490. 
Chlopin  910.  912. 
Christomanos  414. 
Ciaassen  III,  387.  411. 414.  424. 

436.  440.  441. 
Ciamond  11,  190. 
Clar  u.  Gaier  391.  393. 
Clark  203.  277.  284.  776.  778. 

II,  80.  226.  295. 
Clarke  II,  266. 
Clarkson  11.     II,  7. 
Classen  39.  125.  150.  288.  59ö. 

II,  34.  168.  170.    172.  178. 

188.  191.  193.  194.  196.  257. 

265.  295.  307.  315.  316.  328. 

722.  805. 
Claudon  u.  Morin  IT,  757. 
Claus  444.  446. 


Clauser  III,  945. 

Clayton  III,  1032.  1033.  1085. 

Clennel  559. 

Clerget  III,  442.  443.  444.  447. 

Clowes  941.    ni,  988. 

V.  Cochenhausen  III,  1155. 1160. 

1168. 1186. 1192. 1193. 1194. 

1195. 1197. 1199. 1203. 1204. 

1207.  1208.  1211.  1213. 
Coffignier  IL  799,  826. 
Cohn  II,  764. 
Cohn,  A.  T.  66. 
Coleman  HI,  92. 
Collardeau  III,  989,  1208. 
Colman  u.  Smith  II,  634. 
Cone,  289. 
Conrad  132. 

Contat  123.  384.  486.  II,  35. 39. 
Cooke  II,  683. 
Coquillion  II,  573. 
Cordes,  Hermann  u.  Co.  III,  18. 
Corleis  289.    II,  57.  58.  357. 
Cortrait  III,  438. 
Councler  III,  G98.  1195. 
Courtonne  III,  413. 
Grafts  II,  761. 
Craig  659.    III,  947. 
Gramer,  G.  828. 
Gramer,  E.  928;  s.  Seger  u.  Baur. 
Gramer  u.  Hecht  198. 
Grato  108. 
Grell  207. 
Greuse  III,  876. 
Greydt  IH,  444.  447. 
Grismer  139. 
Croissant    u.  Bretonniere    HI, 

1083. 
Gross  u.  Revan  630. 
Crotigno  H,  270. 
Crum  150,  316. 
Gunasse  III,  913. 
Curtius    u.  Pulvermacher    III, 

945. 
Gurtmann  III,  801. 
Gushman  53. 

Dafert  III,  516. 

Dahl    III,    924.    1007.    1032. 

1071.  1076.  1078. 
Dalican  III,  226.  227. 
Däschner  III,  14.  63. 
David  III,  187. 
Davidis  HI,  985. 
Davidsen  III,  457. 
Davies  II,  795. 

Davis  336.    II,  736.  737.  738. 
Davis  u.  Lucas  II,  764. 
Dawson  III,  1182. 
Dawydow  376. 
Deacon    476.    484.    495.   499. 

502.  521. 


Debraj  622.    II,  138.  142. 

Defren  928. 

Degener  ^5.  870. 

Dehne  HI,  389. 

Delbrück  u.  Mansche  HI,  522. 

Delbrück   (s.  a.  Märcker:    UI. 

523.  535.  543. 
Demsky-Morawski  m,  114. 
Denigeß508.   H,  305.  75a   IIL 

834.  877. 
Depierre  HI,  1155,  1244. 
Desaga  60.  163.  175.  430. 461. 
Desbourdeaux  489. 
Descroizilles  3.  458.  459. 
Desmouliere  UI,  655;  s.Port«5. 
Desortiaux  II,  486. 
Deutsche  Gold-  u.  Silberscheide- 
Anstalt  197. 
Devarda  H,  391.  445.    DI,  634. 

635. 
Deville  39.    II,  64.  556.  602. 

604.  644.   m,  931. 
Deville  u.  Debray  II,  169.  170. 
Dewar  187.   HI,  227. 
Diamant  532. 
Diehl  II,  260. 
Dieterich   94.     IH,    265.   266. 

267.  268.  269.  271.  272.  274. 

275.  276.  278.  279. 288,  2^9. 

290.  292.  294.  299.  304. 30-\ 

306.  307.  309.  310.  311.  313. 

314. 
Diethelm  58. 
Dietrich    146.    147.    148.    150. 

170. 
Dillner  111,  761. 
Dittmar  II,  85. 

Dittmar  u.  Fawsitt  III,  833. 951. 
Dittrich  u.  Hassel  II,  798. 
Ditz  II,  782. 

Ditz  u.  Cedivoda  II,  782. 
Ditz  u.  Clauser  II,  786. 
Ditz  u.  Knöpflmacher  519. 
Ditz  u.  Margosches  139. 
Divers  340.   IT,  698. 
Dobbin  441.  442.  452  471. 
Dobriner  u.  Schranz  398.  43!^. 

m,  891.  897. 
DoUfus  IIL  1193;  s.a.LepeüL 
Domke  348. 
Donath  379.    II,  83.    III,  57. 

1191.  1192.  1206. 
Donath  u.  Jeller  11,  9. 
Donath  u.  Maigosches  II,  674. 

III,  60. 
Donath  u.  Ilayrhofer  HI,  2r^ 
Donath  u.  Pollak  II,  683.  701. 
Donath  n.  Schöffel  II,  42.  43. 
Donath  u.  Stnsser  HI,  1177. 
Döring  H,  155.  156. 
Dormeyer  H,  448. 


JS^amenregister. 


1253 


Dragendorff  III,  582.  691. 
Dreaper  III,  826. 
Dreefe  U,  447.   III,  522. 
Dreher  III,  1089. 
Drehschmidt  232. 566. 567. 568. 

n,  558.  561.  564.  565.  574. 

580.  590.  623.  626.  627.  632. 

633.  634.  662.  664.  667.  673. 

719. 
Drenckmann  III,  400.  477.  488. 
Drewsen  II,  324.   III,  956. 
Drinkwater  424. 
Dubosq  927. 
Dafty  Jl,  55. 
DaloDg  252. 

Damas  163.  166.   II,  639. 
Dämmler,  K.  601.  609. 
DumoDt  m,  829. 
Dimstan  111,  800. 
Duparc  II,  347.  706. 
Dapasquier  824. 
DapoDt  ni,  483. 
Dapre  321.    II,  170.  472.  474. 

501.   m,  1171. 
Dapre  u.  Korn  441. 
Dupre  Q.  Eapffer  107. 
Durand  n.  Hagaenin  III,  1004. 

1024. 1066. 1070. 1071. 1072. 

1073.  1076. 
Durkes  538. 

Dyson  II,  683.  684.  685. 
Durst  m,  519. 
Dursteier  III,  1090. 

EbeUng  387. 

EbeU  n,  519. 

Eberle  IH,  1204. 

Ebertz  III,  519. 

Eckelt  U,  723. 

V.  Eckenbrecher  III,  494. 

Eckert  821. 

Eder  a.  Valenta  III,  331. 

Effront    ni,    525.    528.    529. 

538. 
Eger  III,  42. 
Egger  III,  648. 
Eggertz  II,  64.  66.  67.  68.  75. 

89.  99.  104.  212. 
Egleston  U,  231. 
Ehrmann  II,  177. 
Eichhorn  184. 
Eisenlohr  III,  46.  71.  73. 
Eitner  lü,  721.  729.  732. 
Eitner    u.  Keppeler    II,    719; 

8.  Bunte. 
Ekroos  n.  Keller  III,  301. 
Eliasberg  278. 
EUiott  358.    n,  726. 
Elliott  u.  Storer  II,  323. 
Eisner  HI,  1224. 
Elster  II,  630. 


Emmerich,  Fried  l&nder  u.  Herter 

951. 
Emmerling  804. 
Emmerton  II,  44. 
Endemann  II,  773. 
Engel  92.    III,  1170. 
Engels  II,  295.  350. 
Engler  II,  559.    III,  1.  10.  11. 

14.  25.  30.  37.  38.  50.  52. 

54.  57.  92.  99. 100.  106.  114. 

132.  137.  161. 
Engler  u.  Dieckhoff  II,  786. 
Engler  u.  Jezioranski  III,  5. 
Engler  u.  Käst  III,  2. 
Engler  u.  Wild  925. 
Erck  321. 

Erdmann  57.  58.    III,  1193. 
Erdmann,  H.  365. 
Erdmann  u.  v.  Unruh  II,  716. 
Erdmenger  748. 
Erdmenger  u.  Mann  731. 
Erhard  u.  Schertel  197. 
Erismann  768.  909.  946. 
Erlenmeyer  557. 
Eschka  248.  428.  429.   II,  175. 

177.  657.    III,  52. 
Eschweiler  III,  938. 
Escosnra  II,  178. 
Ctard  n.  Lebean  11,  206. 
Ettiing  227. 
Etz  n,  282. 
Evans  II,  623. 
Evers  II,  530. 

Fahre  532.    m,  865. 
Fahlberg  II,  317.  III,  846. 
Fahlberg  u.  lies  277. 
Fahrion  II,  580.  531.  III,  189. 

727.  728. 
Fairley  ü,  623. 
Faiszt  n.  Knaaß  778. 
Farbwerke  vorm.  Meister 

Lucius  u.  Brüning  s.  Höchst. 
Famsteiner  m,  188.  404.  875. 
Farnsteiner,  Battenberg  n.  Korn 

815.  856. 
Faunce  II,  267. 
Fecken-Kirfel  III,  746. 
Fehlin g  s.  Sachregister. 
Feichtinger  693.  767. 
Feld  199.  440.    II,  634.  671. 

672.  674.  675.  676.  685.  686. 

705.    III,  466. 
Feldhaus  556.    III,  963. 
Fels  n,  529. 
Fendler  III,  321. 
Fenton  415. 
Femandez-Krug   II,  228.  260. 

261.  271.  274. 
Ferreira  da  Silva  III,  655. 
Fesca  892. 


Fessel  105. 
Fiebing  lü,  713. 
Filsinger  II,  791. 
Filsinger  u.  Eisner  79. 
Finkener,   134.   530.   539.    II, 

28.  145.  168.  181.  195.  218. 

219.  222.  228.  234.  235.  236. 

238.  244.  279.  286.  290.  298. 

299.  308.  311.  312.  313.  lÖ, 

73.  139.  140.  142.  216.  227. 
Finkener-Turm  II,  235. 
Finsler  IH,  223. 
Firbas  m,  384. 
Fischer  348.    UI,  894. 
Fischer,  B.  u.  Philipp  79. 
Fischer,  C.  H,  542.  827. 
Fischer,  E.  11,  226. 
Fischer,  F.  194.  195.  196.  197. 

198.  199.  200.  201.  202.  213. 

214.  215.  216.  221.  233.  240. 

242.  244.  250.  252.  253.  299. 

880.    ni,  40.  92. 
Fischer,  Th.  11,  327. 
Fischer  u.  Stromeyer  IL  336. 
Fischern  III,  543. 
FischU  626. 
Flajolot  n,  218. 
Flath  292.    U,  251. 
Fleck  804. 
Fleischer  178.   179.  418.  530. 

902. 
Fleitmann  II,  340. 
Fleming-Stark  503. 
Fletcher  192.  416.    II,  110. 
Fodor  935.  938.  939. 
Fogh  510. 
Föhr  n,  285. 
Fontaine  III,  484. 
Forchhammer  596. 
Fordos  u.  G^lis  555.  556.  561. 

662.  570. 
Forestier  II,  815. 
Formdnek  HI,  331.  1149. 1151. 

1152.  1164. 
Forminek  u.  Laxa  III,  653. 
Formenti  II,  716. 
Forster  II,  56. 
Förster  81.  132.  310.  311.  32L 

648.  650.  652.    n,  383.  385. 

424.  430.  432.  439.  442.  460. 

ni,  472. 
Förster  u.  Jörre  510. 
Förster  u.  Mylius  91.  648.  650. 

653. 
Fournier  277. 
Fowlis  563. 

Franpois  U,  790.    III,  893. 
Frank,  A.  629   647. 
Frank,  A.  R.  III,  1182. 
Frank,  F.  ü,   746.   751.    754. 

755.  759.    III,  66. 


1254 


Namenregister. 


Frank  n.  Marckwald  III,  317, 

318. 
Fränkel  n,  723.   HI,  959.  1239. 
Frankenheim    a.  Leykauf   III, 

1224. 
Frankland  n.  Armstrong  IL  631. 
Franz  II,  367.  373.  ifl,  935. 
Frauenhofer  III,  1148.  1149. 
Freitag  II,  635. 
Frerichs  863. 
Fresenius,  H.  285. 
Fresenius,  R.  104. 114. 207.  276. 

277.  288.  293.  297.  309.  474. 

484.  518.  525.  551.  570.  621. 

622.  667.  823.    II,  25.  130. 

139.  179.  180. 181. 188.  200. 

204.  216.  225.  228.  248.  260. 

261.  266.  268.  273.  275.  281. 

282.  285.  295.  308.  317.  325. 

353.  375.  396.  415.  419.  433. 

445.  467.  620.    ÜI,  402.  821. 

956. 
Fresenius,  R.  u.  W.  762. 
Fresenius  Th.  W.  772.   III,  571. 

580.  588.  598.  604.  612.  620. 

624.  626.  627.  650.  656.  657. 

662.  663. 
Fresenius,  H.  u.  Bayerlein  307. 

II,  439. 
Fresenius  und  Beck  266.  267. 

268. 
Fresenius  u.  Bergmann  II,  332. 
Fresenius,   W.  u.  Grünhut  III, 

941.  947. 
Fresenius  u.  EUntz  II,  82.  352. 
Fresenius,  H.  u.  Makin  11,  786. 
Fresenius  u.  Wül  485.    II,  30. 
Freudenberg  554. 
Freytag  320. 
Fricke  310.  312. 
Friedel  n,  353. 
Friedel  u.  Grafts  II,  761. 
Friedheim  506.  667.    II,  542. 
Friedländer  III,  1239. 
Friedländer  u.  Schick  III,  1061. 
Friedrichs  152. 
Fritsch  28. 
Fritschle  11,  353. 
Fritzsche   948.    II,   600.   601. 

1168. 
Fromm  II,  321. 
Frühauf  u.  Ursic  III,  628. 
Frühling  689.     III,   389.  398. 

442.  471.  472. 
Fuchs'  170.'  184."  269.  324.  360. 

418.  918. 
Fuchs  u.  Schiff  II,  711.  712. 824. 
Fueß  576. 
Fürstenau  391. 


Chibriel  n,  453. 

Gadamer  III,  294.  305.  384. 

Galbraith  11,  82. 

Gall  II,  721.  724. 

Galletti  U,  317. 

Gans  892.  II,  141.  III,  20.  100. 

Gantter  310. 

Gaxdner,  North  n.  Naylor  120. 

Garnier  522. 

Gary  614. 

Gasch  n,  633.  674. 

Gastine  931. 

Gauntlett  n.  Desbordes  196. 

Gautier  940. 

Gawalowski    15.    18.    61.    79. 

n,  762.  764. 
Gay-Lussac  3.  458.  485.  506. 

507.  510.  530.  556.   II,  132. 

134.  135.  139.  141.  142. 
Gayon  u.  Dubourg  III,  638. 
Gehe  &  Co.  III,  267.  279. 
Geigy  ÜI,   1001.  1004.  1024. 

1026. 1030. 1033. 1036. 1037. 

1038. 1045.  1047.  1050. 1068. 

1072.  1083.  1084.  1086. 
Geisel  III,  960. 
Geißler  II,  7.  423. 
Genieser  III,  459. 
Georgevics  III,  982. 
Geriach  179.  180. 181. 182. 455. 

II,  364.  368.  369.  377.  378. 

III   259. 
Geriiid  lil,  1162.  1166. 
Gerster  391. 
Gerstner  II,  57.  59. 
Gesellschaft  für  chemische  In- 
dustrie ül,  1020. 1022.  1043. 

1047.  1053.  1086. 
Gibbs  n,  18. 
Gilbert    321.    322.    533.    658. 

II,  353.  439. 
Gildemeister  III,  368. 
Gildemeister  u.  Hoffmann  III, 

377. 
Giles  u.  Shearer  304. 
Gintl  126.  366.  384. 
Girardin  III,  1155.  1158. 
Girond  H,  657.  661. 
Gladding   III,    119.   121.  122. 

248.  249. 
Glaser  66.  72.  74.  76.  92.  93. 

94.  114.    II,  417.  425.  445. 

m,  627. 
Glaser  u.  Mühle  III,  627. 
Glasmann  III,  884. 
Glinsky-Lebel  III,  20. 
Glücksmann  91. 
Gmelin  II,  56. 
Gnehm  II,  797.    UI,  840.  878. 

1056.  1215.  1232.  1233. 
Gnehm  u.  Blumer  III,  1234. 


Gnehm  u.  Eaufler  DI,  940. 9.^3. 
Gockel  41.  47.  .50.  53  58.  lÄ 

160.  172.  177. 178. 184.  isS. 

II,  59. 
Golaz  257. 
Goldberg  U,  751. 
Goldberg  o.  Naumann  92. 
Goldenberg,   Geromont  «!t  Co-, 

in,  866.  868. 
Goldmann  UI,  843. 
Goldschmidt  II,  159. 
Gooch  s.  Gooch-TiegeL 
Gooch  u.  Gmener  II,  309. 
Gooch  n.  Peters  119. 
Goodman  728. 
Goering  II,  154. 
Görz  U,  121.  148. 
Gotthelf  378. 
Gouthiere  II,  357.  358 
Gowan  311. 
Graf  m,  689. 

Graefe  n,  557.  560.   111,73.74. 
Gräger  278. 
Graham-Otto  508. 
Grandeaa  104;  a.  Schlösin^. 
Grandmougin  III,  1168. 
Graves  HI,  1089. 
Grebe  HI,  1149. 
Gregor  III,  278. 
Gregor  u.  Bamberger  III,  267. 
Grehaux  942. 
Grete  II,  400.   III,  851. 
Griesheimer  chemische  Fatnk 

360. 
Grieß  340.  364.  365.  380.  794. 

873. 
Grittner  842.  845. 
Grobecker  III,  676. 
Grodsky  n.  Eraemer   III,  S34. 

931. 
Gröger  105.  126.  ia5.    HI,  43& 
Grosjean  III,  866. 
Großmann  280.  415.  438.    111. 

93.  1162.  1177. 
Großmann,  H.  III,  955. 
Gruber,  M.  951.   II,  778. 
Grueber,  von  II,  418.  419. 
Grundmann  904. 
Grüner  248. 
Grünhut  398.  IN,  615. 624. 64^ 

650.  657.  663.  847.  848;  s.  i 

Fresenius. 
Grützner  III,  941. 
Gülcher  II,  190. 
GünnermaoQ  111,  472. 
Gunning  U,  383. 386.  433. 43L 

449.   ni,  487. 
Günther    II,    322.      III,    Ä)2. 

832. 
Gurlt  II,  795. 
Guthrie  III,  800. 


Namenregister. 


1255 


Gattmann,  0.  II,  471.  486.  488. 

510. 
Gutzeit  367.  876.  377.  378.  379. 

422.    IJ,  467.   Iir,  257.  264. 
Gayard  II,  39. 
Györj  II,  300. 
Gyzander  625. 

Haas  III,  689.  761.  856. 

Haber  II,  586. 

Haber  n.  Oechelh&user  11,  600. 

723. 
de  Haen  434.  557.   568.    569. 

570.    II,  209.  353.  674. 
Hagen  306. 
Hager  268.  379.  421.  630.  UI, 

818.  1215. 
Hahn  403. 

Halenke  II,  399.    III,  636. 
Halenke  u.  MösÜDger  lü,  604. 

606.  621.  662. 
Halle  m,  72.  73. 
Hallensleben  196. 
Haiphen  UI,  180.  181. 
Hamberger  II,  822. 
Hammer  III,  855. 
Hammerschmidt  II,   716.    717. 

UI,  444. 
Hammerstein  III,  830. 
Hampe  106.     II,   20.   44.   65. 

71.  141.  142.  202.  215.  216. 

217.    218.    223.    224.    225. 

228.   230.    232.    246.    260. 

261.   269.    271.    274.    277. 

281.   310.    337.    359. 
Hanamann  N,  401. 
Hanaasek  III,  1239. 
Hanekop  IJ,  719. 
Hanofskj  II,  535. 
Haradas  763. 
Harnes  III,  321.  345. 
Hart  0.  Crossdale  105. 
Hartley  104. 
Hartlieb  a.  Rossi  784. 
Hartmann  u.  Braan  202. 
Hartwich  III,  1215.  1216.  1217. 

1218.  1237.  1241. 
Hase  25.    II,  113.  193. 
Haselhoff  789.  847.  884. 
Hasenclever  499. 
Hassack  ÜI,  1241. 
Haßreidter  u.  Prost  288.    290. 

291. 
Hasterlik  UI,  616. 
Hatchei'  u.  Amy  926. 
Hattensaor  388. 
Haabensack,  III,  301. 
Hauenschild  688.  762.  767. 
Hauffe  U,  419. 

Häußermann  U,  754.   III,  902. 
Hawliczek  435. 


Hayduck   UI,   547.    548.   549. 

672.  673. 
Haywood  II,  809. 
Hazewinkel  III,  1162. 
Hazura  III,  178. 
Heath  429.    II,  199.  213. 
üebebrandt  II,  401. 
Hecht  198.  199. 
Hedebrand  lU,  690. 
Heermann  III,  966.  1152. 
Hefelmann  UI,  641.  655.  847. 

848. 
Hefner  y.  Alteneck  U,  652. 
Hehner    367.    375.    376.    378. 

383.  859.  860.  III,  169.  254. 
Hehner   u.  Mitchell    UI,    178. 

179.  187.  188. 
Heidenhain  UI,  868. 
Heidenreich  276.   II,  295.    UI, 

672. 
Heim  947. 
Heine  II,  212.  260. 
Heinemann  UI,  969. 
Heinicke  579. 
Heintorf  U,  276.  277. 
Heintzel  748.  749. 
Heinzelmann  III,  525. 
Heinzerling  II,  517. 
Heinzerling   u.  Fahl   III,   361. 

363. 
Heisch  u.  Folkard  197. 
Heise  lU,  618. 
Helbing  u.  Passmore  II,  786. 
Helck  II,  611. 
Helfers  UI,  46.  71. 
Hellich  321.    II,  472. 
Hempel    120.    164.    169.    199. 

214.  227.  242.  257.  642.   U, 

29.  63.  294.  561.  563.  566. 

567.  580.  624.  736.  756. 
Hempel  u.  Dennis  II,  564. 
Hempel  u.  Kahl  II,  707.  723. 
Hempel  u.  Scheffler  642. 
Hempel,  Höhnel  u.  Glaser  277. 
Henaerson  lU,  76. 
Henneberg  II,  453. 
Henriques  142.    UI,  164.  318. 

333.   342.    347.    348.    354. 

355.   356.  -357. 
Heraeus    39.    199.    202.    203. 

412. 
Herapath  626. 
Herles  UI,  389.  396.  470. 
Hermann,  P.  192. 
Herpin  II,  196. 
Heron  III,  672. 
Herrmann  III,  414.  484. 
Herting   275.    276.    292.    560. 

II,  85.  96.  813. 
Herz  292.    III,  648.  886. 
Herzberg  III,  750.  760.  761. 


Herzfeld   UI,    385.    386.   390. 

391.   392.    397.    398.    402. 

406.  408.    409.    410.    437. 

442.  443.    444.    446.    447. 

454.   455.    471.    478.    571. 

584.  1215.  1219.  1244. 
Herzfeld  u.  Dammuller  III,  444. 
Herzog  III,  434. 
Herzog,    A.   III,    1224.    1240. 

1244. 
Herzog,  E.  UI,  1240. 
Heß  U,  171.  494.  496.  497. 
Heß  u.  Prescott  III,  859. 
Hesse  953.   U,  774.    III,  542. 

815. 
Hett  u.  Ahrens  UI,  239. 
Heumann  U,  842.    UI,  1082. 
Hensler  U,  734. 
Heusler  u.  Herde  II,  770. 
Heußler  UI,  38. 
Ueyden  UI,  846. 
Heyer  III,  468. 
Hielbig  III,  301.  814. 
Hiepe  II,  243. 
Hilgard  531. 
Hilgenstock  U,  392. 
Hilger  424.  934.  UI,  592.  800. 
Hilger  u.  Ley  III,  633. 
Hillebrand  659.  713.    U,  84. 
Hiller  III,  406.  407.  447.  448. 

449. 
Himly  874. 
Hinmann  107. 

Hinsberg  u.  Keßler  UI,  907. 
Hintz  rfl,  834. 
Hirsch  88.  325. 
Hirschsohn  III,  267.  829. 
Hissink  U,  465.    UI,  472. 
Höchst  (Farbwerke)  II,  764.  III, 

1004.     1007.     1009.     1010. 

1030.     1033.     1034.     1037. 

1039.     1041.     1044.     1053. 

1054.     1060.     1062.     1063. 

1064.     1068.     1069.     1074. 

1076.    1083.    1084. 
Hodler  U,  554. 
Hodurek  II,  731.  763.  792. 
Höfer  III,  2. 
van  't  Hoff  766. 
Hoffmann,  R.  II,  842. 
Hoffmann,  I.  F.  lU,  515.  671. 

677. 
Hoffmeister  897. 
Hofmann,  A.  W.  II,  143.    622. 

750.  827.    UI,  851.  1088. 
Hofmann,  H.  0.  II,  284.    285. 

726. 
Hofmeister  UI,  102. 
V.  Höhnel  UI,  760.  1186.  1215. 

1216.  1217.  1218.  1236. 
Hoitsema  II,  511. 


1256 


Namenregister. 


Holborn  u.  Wien  197.  202. 
Holde  n,  762.    lü,   1.   2.   22. 

49.  50.  54.  57.  81.  89.  107. 

140.  240.  249. 
Holdefleiß  III,  499. 
Holland  U,  765. 
Holland  u.  Phillips  II,  751. 
Holüday  HI,  1085. 
Holmblad  689.  690. 
Holtschmidt  III,  1179. 
Homann  lU,  551. 
Honig  320.   II,  453.  III,  1165. 

1168. 
Höniff  u.  Spitz  666.    III,  640; 

s.  Spitz  u.  Honig. 
Honigmann  472. 
Hope  in,  247. 
Hoppe-Seyler  936. 
Hörig  a.  Spitz  638. 
Hörn  II,  528. 
Horwitz  944. 

Hoskins  n,  108.  110.  149. 
Houton-Labillardiere  IH,   989. 

1208. 
Hoazeaa  311. 
Hoyer  III,  760. 
Huber,  H.  v.  522. 
Hubert  II,  212. 
Höbl  HI,  165.  177.  236. 
Hübner  lU,  75. 
Hubner  u.  Pope  III,  1240. 
Hummel  III,  972. 
Hummel-Knecht  III,  776. 
Hurter  434.  476.    II,  798. 
Hundeshagen  429.    II,  25. 
Hunger  HI,  1227. 
Hurtzig  IIT,  502. 
Hüssener  II,  726. 

Ihle  II,  778. 

Ilinsky  II,  836.  341. 

Ilosvay    340.    365.    380.    795. 

943.    n,  621. 
Immendorff  899. 
Ingle  III,  222. 
Irwin  II,  751. 
Isbert  u.  Venator  414. 
Issem  II,  110. 

JTacobsen,  0.  II,  760. 

Jacquelin  II,  212. 

Jaeger  II,  575.  576.  588.  590. 

Jahoda  123.    H,  39. 

Jakobi  III,  1005.  1010. 

Jaksch  II,  541. 

James  u.  Richey  515. 

Jameson  III,  1215. 

Janda  271. 

Jannasch   278.    437.    667.     II, 

282. 
Jannasch  u.  Richards  276. 


j  Japp  168.  169. 
Jaquand-Ooignet  II,  415. 
Jean  U,  358.    HI,  727. 
Jenke  UI,  753. 
Jennison  II,  828. 
Jensch  292. 
Jettel  II,  515. 
Jodlbauer  310.  858.   900.    II, 

384.   385.    424.    432.    442. 

445. 
Johnson,  Matthey  &  Co.  II,  163. 
Johnston  II,  93. 
Johnston  u.  Landolt  II,  94. 
JoUes  HI,  721. 
Jones  636.    H,  86.  445. 
Jordan  II,  177. 
Jordis  ni,  968. 
Jordis  u.  Kanter  III,  968. 
Jörgensen  638.    IH,  640. 
Jonssen  III,  639.  918.  937. 
JouTe  367. 
Jules  m,  866. 
Julius  m,  776. 
Junckers  &  Co.  322. 
Jungfer  II,  218.  220.  222.  226. 

227. 
Junkers  239.    II.  646. 
Jüptner,  v.    127.   248.     H,   9. 

28.  56.  145.  167. 
Jurisch  617. 

Kaehler,  Max  u.  Martini  519. 
Kaiser  u.  Lewenberg  IH,  396. 
Kalle   ra,    1008.    1011.    1014. 

1030.     1031.     1076.     1076. 

1077.    1082.    1084. 
Kalmann  183.  134.  439.  441. 
Kalmann  u.  Spüller  438. 
Kämmerer  614.  794. 
Kandelhardt  II,  160. 
Kapff  m,  972.  1227. 
Kariowa  II,  433. 
Kaserer  III,  628. 
Käst  a.  Behrend  11,  620. 
Kathreiner  III,  700.  703.  716. 
Kaufler  s.  Gnehm. 
Kayser  III,  691. 
Kayßer  H,  17. 
KeU  u.  Dolle  UI,  389.  396. 
Keiser  u.  Schmidt  202. 
Keler  s.  Lunge  u.  Keler. 
Keller  II,  230.  293.  296.  298. 

302.  303.  313. 
Kellner  II,  428.  451.  462.  466. 
Keopeler    H,    719.    720.    722. 

HI,  931. 
Kerl   II,    46.    116.    131.    134. 

135.    144.    160.    163.    167. 

169.    182.    185.    213.  .244. 

249.    273.    277.    284.    294. 

296.  307.  330. 


Kern  U,  352. 

Kemer  IH,  814.  817. 

Kerp  m,  623. 

Kertesz  IH,  776.  1201. 

Keßler  119.    11,  15.  37. 

van  Ketel  HI,  936. 

Kiehle  HI,  389. 

Kienlen  617.  619.  631. 

Kiliani  II,  131. 

Kinder  II,  20. 

Kindt  n,  486.  1223. 

King  n,  623. 

Kinnicutt  940.    HI,  964. 

Kippenbeiger  88. 

Kirkby  378. 

Kischelt  UI,  987.  988. 

Kißling  469.  471.  652.  11,  524. 

525.    526.    527.    528.  o31. 

532.    in,  38.   95. 
Kitt  m,  267.  278. 
Kjeldahl  105.   249.   315.  429. 

858.  863.  871.  900.   U,  a*?0. 

382.    383.    384.    386.  2Qo. 

416.    425.    432.    43a  434. 

435.    436.    442.    445.  449. 

450.    452.    466.    490.  499. 

769.    322.     III,   472.    :)43. 

558.    613. 
Klar  UI,  938.  939. 
Klauser  UI,  1165. 
Klebe  753. 
Kleber  III,  945. 
Klein  UI,  865. 
Kleine  U,  25. 

Klemm  UI,  756.  759.  760.  761. 
Klemp  U,  325.    Ill,  966. 
Klepzoff  939. 
Klimont  U,  743. 
Klimrot  UI,  585. 
Klinghammer  196. 
Klobukow,  y.  II,  195. 
Klöcker  III,  669. 
Klüß  II,  361. 
Knapp  663. 

Knapp  Q.  Ebell  U,  842. 
Knecht,  £.  lU,  991.  1068. 
Knecht,  0.  lU,  1090. 
Knecht,  Rawson  o.  Löweothal 

UI   972. 
Knietsch  362.  389.  390.  398. 

523. 
Knoblauch  619. 
Knöfler  62.  197.  279. 
Knop  144.  892.  899.    U,  38K. 

696. 
Knorr  U,  141. 
V.  Knoire   340.     II,    73.   336. 

341. 
V.  Knoire  u.  Arndt  U,  723. 
Knublanch  105.  563.  564.  56.V 

566.  567.  568.   II,  602.  6:29. 


Namenregister. 


1257 


633.    663.    666.    669.   671. 

677.  681.  682. 
Xobell,  V.  II,  231. 
Koch  ni,  699.  700.  703.  713. 

714.  734;  s.  a.  Treadwell. 
Köchün-Schwarz  III,  1155. 
Köchlin  u.  Gerber  349. 
Kochs  u.  Seyfert  199.    II,  824. 

825 
Köhler,  H.  IT,  724.  725.   730. 

773.  796.  m,  2.  55;  s.  Lunge 

u.  Kohler. 
Kohlmann  u.  Frericbs  207. 
Kohlraasch  648.  652.  654.    II, 

639. 
Kohnstein  III.  734.  735. 
Kolb  180.  181.  294.  324. 
Kolbe  m,  929. 
Kolbe  a.  Schmitt  III,  928. 
Kolbeck  U,  129.  153. 
Konek  249.    II,  557.    III,  338. 
Koenig  II,  153. 
König  189.  847.  859.  860.  870. 

873.  884.  II,  389.  390.  454. 

456.  554.   111,205.  637.691. 
König  a.  Karsch  III,  636.  637. 
Königs  189.    III,  1229. 
de  Koninck  39.  138.  415.    II, 

40.  88.  96. 
de  Koninck  u.  Grandy  III,  955. 
Koppeschaar  II,  776.  777.  778. 

784.    787.    788.     III,     815. 

1162. 
Korbuly  II,  607.  609.  610. 
Kömer  597.  598. 
KoTdcz  II,  743.    III,  55.  56. 
Kovdr  in,  390. 
Köttstorfer  III,  163. 
Krämer,  G.  II,  264.  372.  483. 

727.  730.  III,  797.  834.  835. 
Krämer  n.  Baunow  II,  264.  821. 
Krämer  u.  Böttcher  III,  1.  23. 
Krämer   u.  Grodsky   III,   834. 

931. 
Krämer  u.  Sarnow  II,  743.    III, 

55.  56.  329. 
Krämer  u.  Spiiker  11,  730.  733. 

734.    747.    750.    754.   768. 

769.    771.    III,  75. 
Kramsky  II,  537.  539. 
Kratschmer  139. 
Krauch    330.    331.    363. 

405.    410.    420. 

469.  470.  523. 
Kraus  II,  167. 
Krause  III,  433.  434.  435. 
Kraut  107.  122. 
Kreichgauer  II,  258. 
Kreider  525.  529. 
Kreiling  574. 
Kreis  IT,  757. 


366. 
421.   423. 


Kreitling  57. 
Krell  U,  644.    III,  931. 
Kremel  III,  267.  270.  279. 
Kremers  418.     IT,  368.  369. 
Kretzschmar    422.    622.    623. 

624. 
Kreupa  II,  259. 
Kreasler  II,  382.  389. 
Krey  H,  560.     III,  74. 
Kroeber  II,  460. 
Kroecker  IT,  460.    III,  395. 
Kroker  IH,  500. 
Kroupa  IT,  177. 
Krüger  IIT,  397.  398.  481.  484. 

487.  488.  489. 
Kruis  III,  532. 
Krupp  II,  340. 
Kraß  383.    II,  653.  658.  660. 

1152. 
Kübel  410.  780.  856. 
Kubli  477. 
Kudernatsch  II,  55. 
K&hling  108. 
Kühn  1%.  887.  889.  891.    II, 

445.  451. 
Kuhn  u.  Säger  285.  375. 
Kulisch  III,  612.  640.  645.  648. 

653.  657.  663. 
Kunheim  568. 
Kunkel  934. 
Kunkel  u.  Fessel  935. 
Kunkel  u.  Horwitz  944. 
Kunkel  u.  Welzel  937. 
Kunz-Krause  II,  633. 
Kunz  m,  629.  630.  632.  633. 

634.  652. 
Kusserow  III,  549. 
Küster   70.   74.   86.   87.    106. 

111.    113.    207.    208.  475. 

476.  907.    II,  763.   III,  840. 

919.  920. 
Küster  u.  Grüters  68.  113. 
Küster  u.  Siedler  106.    II,  267. 
Küster  0.  Thiel  275. 

liaborde  u.  Moreau  IIT,  629. 

Lach  m,  78. 

Lacombe  III,  468. 

Ladenburg  III,  371.  901. 

Lainer  II,  762. 

Lambrecht  u.  Weil  III,  1040. 

Lampert  III,  870. 

Landmaon  III,  688. 

Landolt  11,773.  776.    111,114. 

369.  614.  829. 
Langbein   260.    264.   562.     II, 

548.  560.    III,  846.  848. 
Lange,  A.  305.  480.  481.  523. 
Lange,  H.  III,  982.  1240. 
Lange,  R.  ÜI,  1239. 
Lange  u.  Hertz  II,  692. 


Lange  u.  Honig  II,  453. 
Langen  190.    III,  438. 
Langer  u.  Schnitze  III,  689. 
Lasne  II,  445. 
Lassaigne  III,  1223. 
Laszewski  III,  397. 
Laszlo  IN,  627. 
Laubenheimer  IT,  752. 
Laubsoek  lU,  761. 
Laurent  III,  114,  368. 
Lean  u.  Whatmough  138. 
Lebbin  III,  936.  937.  942. 
Lebel-Henninger  II,  736.  756. 

759. 
Leblanc   426.   450.   454.   464. 

465.  466.  467. 
Le  Chatelier  198.  199.  200.  202. 

203.  322.  454.    IT,  160.  552. 
LecoeuYre  II,  344.  345. 
Ledebur  125.    II,   11.  24.  29. 

52.  54.  57.  60.  66.  77.  86. 

88.  237.  344. 
Lederer  II,  782. 
van  Leent  III,  1185. 
Leeshing  IH,  1200. 
Leffmann-Beam  III,  169.  206. 
Leger  HI,  918. 
Legier  III,  938.  947. 
Lehmann  476.    UI,  559.  561. 
Lehmann,  K.  B.  909.  918.  931. 

951. 
Lehmann,  Max  III,  204. 
Lehne  III,  776.  987. 
Lehner  III,  1240. 
LeizI  n.  Hilger  HI,  538. 
Lemme  III,  947. 
Lenders  II,  747.  749. 
Lengfeld  130. 
Lenker  II,  179. 
Lenoble  II,  823. 
Lensseu  II,  376.  378. 
Lenz  HI,  259.  261.  262.  300. 

1157.  1225. 
Lenze  II,  472. 
Leonhardi  III,  758.  762. 
Leonhardt  III,  1022. 1025. 1030. 

1066. 1069. 1076. 1079. 1080. 

1194. 
Lepetit  III,  972. 
Lepetit,  Dollfus  u.  Gansser  III, 

1083.  1084. 
Lesteile  432.  465. 
Letheby  IT,  623. 
Leuba  II,  347. 
Leuchs  III,  1159. 
Levinstein  II,  761.     III,  1034. 
Level  u.  Poggiale  486. 
Lewkowitsch  III,  1.  151.  162. 

164.  166.  171.  172.  179.  180. 

182.  187.  188. 189.  191.  192. 

193.  194.  195.  204.  205.  206. 


1258 


Namenregister. 


209.  211.  216.  218.  221.  228. 

236.  238.  248.  249.  253.  254. 

257. 
Ley  lil,  869. 
Leybold  567.  569. 652.  II,  632. 

674. 
Leys  477. 

Lichtsohlag  IT,  419. 
Lidholm  II,  720.  721.  722. 
Lidow  IlL  51.  52.  ' 

Lieben  Ilt  803.  834. 
Liebermann,    C.  65.     II,    752. 

773.    in,  60. 
Liebermann,  L.  II,  537.  538. 
Liebermann  o.  Kramsky  II,  537. 
Liebermann  u.  Seyewitz  U,  750. 

751. 
Liebermann  u.  Pens  II,  752. 
Liebermann  u.  Storch  III,  181. 

194.  238. 
Liebig,  M."277.  337.  418.  456. 

n,  816. 
Liebig,  G.  v.    555.    556.   557. 

558.  884.    n.  134.  144.  803. 
Liebmann  III,  915.  918. 
Liebmann    u.  Studer  III,   892. 

894.  1201. 
Liechti  u.  Ritter  319. 
van  Liew  II,  166. 
Linde  659.  758. 
Lindemann  337.    II,  134.  166. 
Linder  339.    II,  702. 
Lindner  III,  519.  539.  547.  669. 
Lindo-GIadding  532. 
Lintner  III,  520.  521.  528.  538. 

547.  668.  673. 
Lintner  u.  SoUiet  III,  530. 
Lippert  m,  177. 
V.  Lippmann  III,  387.  401.  402. 

404.  415.  422.  423.  446.  447. 

470.  489. 
Lippmann  u.  Pollak  II,  771. 
Lissenko  u.  Stepanow  III,  136. 
List  277.  284.  287.  296.  297. 

III,  604. 
Littmann  II,  395. 
Livache  III,  177.  213. 
Löbell  762. 
Lobry  de  Bruyn  II,  226.    III, 

361. 
Lobry  de  Bruyn  u.  van  Eken stein 

III   493. 
Loges  897.  898.    II,  427.  430. 

438. 
Loop  III,  656. 
Lorentz  II,  434. 
Lorenz  II,  56.    III,  902. 
Loring,   Jackson   u.  Wing  325. 
Lösekann  IIL  938. 
Losseaa  III,  1227. 
Lovett  336. 


Lovibond  III,  989. 

Low  n,  42.  209.  211.  215.  252. 

255.  260.  317. 
Lowe  II,  740. 
Löwe  II,  804. 
Löwenthal  97.    III,  625.  672. 

698.  699.  700.  703.  705.  706. 

722.  854.  1209. 
Löwig  448. 
Lubberger  568.    U,  614.  674. 

682.  683. 
Lnck  84.  II,  764.  III,  851.  930. 
Luckow  II,  188.  257. 
Lüdersdorfif  III,  499. 
Lüdy  III,  18.  19. 
Luff  III,  676. 
Lührig  567. 
Lummer  u.  Brodhahn  383.   II, 

655.    III,  42. 
Lunge  9.   58.  59.  66.  73.  78. 

79.  82.  86.  87.  99.  103.  111. 

115.  118.  127. 129. 135. 147. 

150.  151.  158. 161. 162. 169. 

192.  224.  243.  246.  259.  264. 

265.  273.  275.  276.  288.  294. 

295.  298.  299.  302.  303.  304. 

306.  309.  316.  319.  336.  339. 

341.  348.  349.  358.  363.  365. 

366.  383.  385.  391.  402.  415. 

417.  426.  429.  430.  433.  443. 

444.  454.  455.  467.  472.  475. 

478.  484.  486.  489.  493.  495. 
500.  504.  505.  507.  512.  517. 
596.  597.  617.  619.  626.  629. 
630.  638.  685.  691.  775.  787. 
788.  795.  907.  923.  928.  II, 
10.  32.  34.  35.  45.  60.  62. 
63.  365.  424.  445.  473.  476. 

479.  488.  490.  702.  729.  736. 
746.  747.  766.  792.  III,  92. 
887.  899.  900. 963.  964.  965. 

Lunge  u.  Bachofen  507. 
Lunge  u.  Cedercreutz  II,  707. 

710.  717.  718.  719.  724. 
Lunge  u.  Harbeck  943.  II,  565. 

604.  609. 
Lunge  u.  Isler  349.  354. 
Lunge  u.  ▼.  K^ler  620. 621. 622. 

625.  626.  627.  628.    III,  760. 
Lunge  u.  Köhler  II,  678.  684. 

696.  698.  726.  728.  734.  740. 

743.  763.  772.  779.  791. 
Lunge  u.  ICrepelka  III,  60. 
Lunge  u.  Lohöfer  69.  76.  87. 

88.  451. 
Lunge  u.  Lwoff  379.  381.  795. 

860.  863. 
Lunge  u.  Marchlewski  151. 157. 

166.  171.  288.  325.  329.  418. 

419.  436.  467.  474.  477.  502. 

674.  798.    III,  474. 


Lunge  a.  Marmier  79.    IL  ^\. 

286. 
Lunge    u.   Mülbei^g   111.  5i*T. 

598.  693.  701. 
Lunge  u.  Naef  349.  354. 
Lunge  u.  Neuberg  166. 
Lunge  u.  Rey  324.  395^ 
Lunge   u.  T.  Schmid   II,  72S. 

731. 
Lunge  a.  Sch&ppi  434.    IL  798. 
Lunge  u.  Schochor-Tchemv  097. 

703. 
Longe  n.  Smith  441.    IL  ^. 
Lunge  n.  Segaller  441. 
Lunge  u.  Watson  295. 298. 44ö. 
Longe  o.  Weintraiab  II,486.4i*l. 
Lunge  u.  Wiemik  11.  690. 
Longe  o.  Zeckendorf  917.  \fl^. 
Lunge  u.  Zschokke  II,  741. 
Lüt^e  476. 
Lottke  80. 
Lux  190.  303.     II,    &44.  blL 

m,  480. 
Lax  o.  Precht  215. 

Mabery  948. 

Macagno  269.     lU,  618.  85L 

Mac  Gay  282.  388.  767.  IL,  297. 

Mac  Greath  U,  61. 

Mach  II,  113. 

Mach  u.  PassoD  II,  413. 

Macivor  a.  Dittmar  II,  19. 

Mackey  UI,  210. 

Mackintosh  II,  385. 

MacLachlan  489. 

Macla^n  IQ,  832. 

Macnair  III,  567. 

Magalhaes  III,  629. 

Magnanini  o.  Vannini  II,  716. 

Mahler  257.     U,  54S. 

Mai  a.  Schaffer  II,  519. 

Malaguti  596. 

Mann  572. 

Marbontin  a.  Moalinier  2T9. 

Marchai  u.  Wieraik  621. 

Marchand  III,  987.  988.  989. 

Marckwald;  s.  Frank  n.  Marck- 

wald. 
MarcUewski  432.  437.    II,  60: 

8.  a.  Lange. 
Märcker896.   11,396.410.446. 
Margaeritte  3. 
Marsh  367.  368.  372.  375.  3HÖ. 

II,  305.    III,  264. 
Marshall  106.  358.  361.  II,  al'!. 

III  972. 
M&rker  III,  496.  499.  500.  503. 

506.  510.  520.  521.  522. 533. 

536.  537.  543.  546. 
Märker-Delbräck  III,  519. 
Märker  a.  Neale  III,  524. 


Namenregister. 


1259 


Marpurgo  III,  808. 

Martens  III,  92;  8.  a.  Pensky- 

Martens. 
Marx-Trommsdorff  789. 
Massot  III,  1244. 
Mastbaum  II,  91.  286.  lü,  655. 
Mategcek  III,  416. 
Mayenpon  II,  155. 
Mayer,  F.  F.  III,  653. 
Mayer  u.  Lösekann  288. 
Maynard  491. 
Mayrhofer  II,  827. 
Meade  105. 

Medicus  II,  258.    III,  655. 
Meerkatz  III,  733. 
Meidinger  II,  189.  190.  578. 
Meienberg  III,  1146. 
MeiDeke   105.    107.    108.    122. 

126.  138.    139.    II,  43.   74. 

96.  101. 
Meißl  III,  167.  168   169.  406. 

447.  448.  548.  560.  569. 
Meißner  III,  1152. 
Meissonnier  II,  354. 
Meister  III,  1232.  1234.  1235. 
Meldola  III,  1070. 
Mendelejeff  III,  20.  30.  86. 
Mennicke  322,  366. 
Menzer  III,  929 
Merck,  E.  322.  469.  521.    III, 

794.  796.  797.  807.  810.  814. 

824.  825.  827.  829.  832.  833. 

839.  844.  845.  855.  861. 
Merk,  B.  lU,  634. 
Merson  III,  1209.  1210. 
Merz  II,  377. 
Merz  UI,  677. 
Merz  u.  Weith  III,  895. 
Messel  379. 

Messinger  III,  584.624.798.835. 
Messinger  u.  Yortmann  II,  776. 

777.    III,  849.  858.  920. 
Meßner  90.     III,  794. 
Meyer,  E.  v.  III,  843. 
Meyer,  Fr.  291.  298.    II.  318. 

325.    m,  956. 
Meyer,  Ferd.  M.  722. 
Meyer,  Lothar  322. 
Meyer,  V.  27.  454.  773. 
Meyer,  V.  u.  Riddle,  197.  404. 

454. 
Mez  lil,  519. 
Michaelis  170.   J84.  597.  602. 

686.  688.  719.  725.  735.  736. 

737.  744.  747.  748.  755.  762. 
Michler  DI,  953    1081. 
Michoumard  II,  786. 
Mierzinski   II,   808.   826.    III, 

1158.  1160.  1199. 1205. 1206. 
Milbauer  560. 
Miliar  III,  1244. 


MUler  804.    II,  172. 

MiUer,  W.  v.  90. 

Milien  866.   II,  773. 

MUls  U,  727.    III,  848.  989. 

MiUs  III,  267. 

Minikes  III,  359. 

Minor  II,  328. 

Mitchell  II,  149.  284. 

Mitscherlich,  A.  893. 

Mitscherlich,  E.  II,  542.  543. 

Mixter  278. 

Mühlau  III,  776.  1180.  1181. 

Möhlaa,  Klimmer  u.  Kahl,  III, 

1069. 
Möhlau  u.  Zimmermann,    III, 

1166,  1183. 
Mohr,  F.  4.  42.  43.  47.  51.  57. 

98.  105.  106.  111.  126.  141. 

185.  418.  785.  799.  933.   II, 

227.  299.  304.  308.  475.   III, 

433.  873.  1176. 
Mohr,  Carl  279. 
Mohr-CIassens  Lehrbach  39, 55. 

66.  80. 
Moissan  II,  354.  357.  358.  706. 

722.  724. 
Moldenhaaer  567.  569.   II,  674. 
Molisch  III,  1221. 
MöUer  391.    U,  99. 
Mond  444. 

MonnetU,  756.    IlL  846.  1053. 
Moody  106. 
Moore  II,  22.  44.  77. 
Morawski  III,  119. 
Morgen  HI,  496.  499.  520. 
Moerk  III,  859. 
Morpurgo  III,  638. 
Morse  u.  Chambers  105.  127. 
Mosczenski  III,  869. 
Möslinger  III,   606.  612.  630. 

631.  632.  634.  648.  650.  652. 

657.  868;  s.  Halenke. 
Moyret  III,  1229. 
Muck  n,  567.  743.  794. 
Mulder  II,  134.  139.  531. 
Müller  II,  214.  409.  604.    III, 

392.  1208. 
Muller,  A.  863.    III,  760.  989. 

1232. 
Maller,  Fried.  C.  G.  303.  849. 

850.  852.  866.    ü,  13.  69. 
Müller,  Gustav  184.  185. 
Müller,  K.  HI,  471. 
MüUer,  M.  663. 
Müller,  Wolf  A.  280.  281.  538. 
Müller  u.  Ohlmer,  393. 
Müller  u.  Zell  UI,  1232. 
Munkert  II,  811. 
Munktell  526 

Müntz  u.  Coudon  III,  209. 
Murmann  292. 


Muspratt  III,  2. 

Mussett  476. 

Mnter  u.  de  Koningh  II,  788. 

Mutniansky  132.  140. 

Myhlertz  II,  44. 

Mylius  91.  476.  648.    II.  321. 

NägeU  III,  506.  508.  510. 

Nahnsen  285.  286. 

Namias  81,  85. 

Naske  712. 

Naumann  II,  412. 

Nauß  566.  567. 

Neale  III,  525. 

De  Negri  u.  Fabris  UI,  117. 

Neher  388.    II,  297. 

Neitzel  104. 

Neßler  366.' 382.  801.  858.  859. 

927. 
Neßler  n.  Barth  III,  588.  626. 
Nettel  III,  6. 
Neubauer  533.    IL   398.    399. 

462.  463.    UI,  625!  626.  638. 

700.  701. 
Neuberg  III,  937.  942. 
Neujean  II,  821. 
Neumann  909.    II,  77.  188. 201. 

202.  214.  215.  257.  258.  265. 

268.  269.  295.  807.  316.  318. 

328.    lU,  425.  432. 
Neumann,  P.  II,  401. 
Neamann- Wender  III,  547. 
Neurath  III,  1147. 
Nevüe-Winther  UI,  924. 
Newberry,  678. 
Nickel  III,  1217. 
Nickels  II,  751.  770. 
NicUes,  II,  517. 
Nicloux  940. 
Nicol  U,  767.    UI.  259. 
NietzkiJU,  888. 962. 1001. 1158. 
Nikaido  280. 
Nissenson    II,    111.    117.    191. 

201.  203.  214.  215.  257.  258. 

265.  266.  268.  269.  270.  318. 
Nissenson  u.  Crotogino  II,  291. 

292.  302. 
Nissenson  u.  Mittasch,  II,  300. 
Niviere  u.  Hubert  III,  641. 
Noaillon  276. 
Nobel-Lamansky  III,  92. 
Noe  II,  190. 
Noll  856. 

Noelting  u.  Lehne  lU,  1046. 
Noelting  u.  Palmar,  II,  760. 
Noelting,  Witt  u.  Forel  II,  76L 

III,  890. 
Normal  -Eichungs  -Kommission 

41. 43. 49.  Tabellen  derselben 

45.  46.  47.  51.  59.  60.  181. 

348.  350.  352.  358.  361. 


1260 


l^amenregister. 


Noris  II,  44. 

Norvicki,  429. 

Nötzel,  III,  1078. 

Noarrisson  502. 

Nowak  Söhne  a.  Benda  III,  1208. 

Obach  lU,  365.  366. 

Oddy  u.  Cohen  118 

Odernheimer  II,  709. 

Offerhaus  264.  502. 

Offermann  II,  419. 

Ogata  951. 

Oehler  HI,  1010.  1023.  1034. 

1068.  1078.  1080. 
Oehmichen  II,  167.  173. 
Oliven  m,  865. 
O'Neül  II,  609. 
Opificius  n,  814. 
Orlow  367. 
Orlowski  II,  201. 
Orsat   56.    170.   221.   224.    II, 

574.  836. 
Ost  840. 523. 930.  III,  520. 856. 
Ostwald  47.  51.  52.  70. 
Otis-Handy  II,  355.  356.  358. 

361. 
Ott  III,  672. 
Otto  422. 

Otto  u.  Beckurts  II,  786. 
Oudeman  III,  821. 
Oalman  III,  865. 
Owen  III,  1168. 

Paepe  365. 

Paffnini  795. 

Palmer  a.  Hughes  III,  713. 

Pannertz  II,  640. 

Paris  m,  634.  641. 

Parker  u.  Payne  III,  711.  712. 

Parkes  H,  187.  199.  206.  208. 

215.  355.  356. 
Parnell  436. 
Parow  III,  505. 
Parr  249.  260.  264. 
Partheil  lü,  632. 
Partheil  u.  Rose  III,  690. 
Päßler  III,  700.  711.  718.  721. 

732.  733.  737.  738.  742.  747. 
Päßler  u.  Sluyter  UI,  744. 
Passon  490. 

Patera  II,  277,  351.  353. 
Paterson  III,  1153. 
Pattinson  II,  823. 
Paul  III,  1034. 
Pauli  319. 
Pearce  II,  301. 

Peclet  187.  191.  192.  II,  554. 
Pedersen  375. 
Peipers  64. 

Pelet  u.  Garuti  III,  1067. 
Peligot  923. 


Pellet  III,  389.  396.  397.  413. 

414.  438.  440.  450.  457.  469. 

482.  483.  484.  485.  486.  487. 

488.  489.  655. 
Pelouze  294.  309.  II,  635. 
Pennock    u.    Morton   249.    II, 

692.  III,  338.  339. 
Penny  III,  1209. 
Penot  506.  510.  511.  513.  520. 
Pensky-Martens  III,  35. 45. 107. 

108.  109.  113. 
Pereira  III,  655. 
Perillon  II,  89. 

Perkin  II,  764.  768.  III,  1058. 
Pemer  III,  389. 
Perrault  II,  84. 
Perrot  36.  II,  110.  121.  149. 
Persoz  III,  1229.  1230.  1236. 
P^ska  III,  947. 
Petermann    11,   404.  406.  426. 

427.  432.  436.  444. 
Peters  11,  195. 
Petersen  105.  II,  360.  486.  III, 

1030. 
Petri  828.  853. 
Petroff  m,  93. 
Pettenkofer  900.  907.  912.  913. 

915.  919. 
Pettersson    170.    171.  916.  II, 

ä80.  590. 
Pettersson  u.  Palmquist  916. 
Pettersson  u.  Smith  11,  56. 
Pfaff  m,  945. 
Pfeifer    u.    Wartha   839.   843. 

845. 
Pfeifer,  T.  774.  776.  779.  799. 

840.  841.  843.  844. 
Pfeiffer  215.  269.  654.  11,  144. 
Pfeiffer,  0.  207.  296.  II,   546. 

550.  551.  552.  556.  659.  563. 

566.  567.  587,  593.  601.  607. 

610.  611.  614.  623.  624.  628. 

630.  632.  635.  644.  645.  647. 

649.  650.  668.  676.  677.  684. 

685.  686.  688.  689.  690. 
Pfeiffer,  Th.  319. 
Pfrenger  11,  786. 
Pfund  II,  820. 
Philip  u.  Co.  III,  864. 
Philipp  II,  350. 
Philipps  III,  1184. 
PhilHps  II,  96. 
Philipson  266. 
Pickerinff  358.  472. 
Pierre  HI,  1247. 
Pietsch  n,  560. 
Pilhashy  m,  936. 
Pillitz  u.  Zalomanoff  891. 
Pinchon  III,  1226. 
Pincus  104. 
Pitman  318. 


Plato,   Domke  a.  ELazting  ÜI, 

415.  422. 
Plato  III,  551. 

Plattner  H,  129. 153. 1.54.  II,  3». 
Platz  n,  93. 
Plugge  II,  773. 
Poggiale  II,  373. 
Pohl  UI,  139.  155.  240.  676. 
Poirrier  III,  1016.  1083. 
Poleck  u.  Thümmel  HI,  803. 
Polenske  ÜI,  206.  207.  209. 
Pollak  ni,  648. 
Pontag  939.  949.  950. 
Pontius  506.  510. 
Popplewell  565.  11,  671. 
Portele  Hl,  628.  653. 
Porter  u.  Rayssen  HI,  566. 
Portes  a.  Desmonliere  UI,  65.J. 
Post  194.  ni,  519. 
Prauß  II,  304.  305. 
Pracht  525.  528.  534.  54a 
Preißig  II,  795. 
Preuße  u.  Tiemann  794.  795. 
Preußer  II,  85. 
Primayesi  HI,  397. 
Pringle  336. 
Prinsen-Geerligs  UI,  481,  4^6. 

486.  487.  488.  493. 
Prinsepl97.  II,  160. 
Prinz  m,  676. 
Prinzl  57. 

Prior  m,  531.  544.  688. 
Procter  845.  ID,  713.  714.  Tl.i. 

734.  854. 
Procter  n.  Parker  HI,  706,  713. 

716. 
Proskauer  866. 
Prost  a.  Balthasar  293. 
Prüssing  725.  748. 
Pufahl  n,  105. 
Pufahl  u.  B&rwald  II,  148. 
Pnlvermacher  III,  387. 

quantin  HI,  1160. 
Quincke  106. 
Quitka  m,  26. 

Raab  11,  390. 

Rabe  391.  401. 

Ragosin  III,  94. 

Raknsin  III,  130. 

Ramdohr  III,  75. 

Rammeisberg  11,  345. 

Raoult  218. 

Rapp  n.  Dei^ener  III,  89öl 

Rasch  III,  862.  863.  87a  ^74. 

Raschig  281.  II,  779.  781.  T-i. 

Raseniuik  505. 

Rau  m,  1168. 

V.  Raumer  III,  627^^ 

Raupenstranch  II,  774. 


Namenregister. 


1261 


Rawson  III,  1155.  1157.  1166. 
1168. 1169. 1176. 1177.  1200. 

RawsoD  a.  Knecht  III,  1068. 

Readman-Parker  II,  516. 

Recchi  II,  716. 

Redwood  III,  155.  161. 

Reed  269. 

Regelsberger  IT,  355.  356.  357. 

Regnaalt  II,  55.  603. 

Regnaalt  u.  Reiset  220. 

Reich  282.  298.  299.  302.  337. 
417.  495.  IT.  8^6. 

Reich  u.  Richter  II,  301. 

Reichard  III,  871. 

Reichardt  557.  840. 

Reichert  III,  167.  168.  169. 

Reidemeister  424. 

Reimann  III,  502.  503.  504. 750. 

Reinhardt  122.  126.  II,  37.  62. 
82.  87.  III,  891.  894.  896. 
897   898 

Reinitzer  57. 80. 82. 83. 100. 104. 
Reinke  ITT,  496.  521. 

Reinsch  377.  424. 

Reis,  V.  IT,  89,  102. 

Rejtö  in,  761. 

Remont  III,  1227. 

Renard  III,  1182.  1183. 

Renk  934. 

Reuß  n,  786. 

Reuter  279.  II,   538.  761.   IK, 

843. 
Reuter  u.  Petriccioli  141. 
Reverdin    u.    de  la  Harpe  III, 

906.  908. 
Rej  58.  161. 

Richardt  (u.  Parker)  276.  413. 
Richardson,  F.  W.  378. 
Richardson  n.  Aykrojd441.452. 
Richardson  u.  Grejforj  III,  872. 
Richardt  ü,  573,  586. 
Riche  n,  196. 
Riche  u.  Bardy  III.  583. 
Richmond  104.  358. 
Richter  109.  285.    ü,  430.   HI, 

393. 
Richters  427. 
Riegler  105.  121.  139.  157.  280. 

865.  III,  856.  943. 
Riehm  II,  782. 
Riemsdijk  II,  173. 
Rieter  III,  636. 
Rimbach  &  Worms  104. 
Rimpton  u.  Ghorley  140. 
Ripper  III,  636.  640.  945. 
Ris  m,  1232. 
Rising  II,  179. 
Rivot  II,  202. 
Roberts-Austen  II,  163. 
Robineau  u.  Rollin  III,  798. 
Robinson  532. 


Rücqacs  III,  795. 

Rohland  766. 

Rolle  m,  77. 

RoUett  IT,  96,  99. 

Roloff  70. 

van  Romburgh  III,  364.  366. 

Romijn  III,  938.  947.  948. 

RomÜly  II,  626. 

Rose  530.  570.    II,  142.  174. 

200.  269.  274.  275.  283.  285. 

345.  351.  353. 
Rose,  T.  K.  n,  155.  161. 
Rose  m,  571. 
Röseler  III,  661. 
Rosenbaum  505. 
Rosenbladt  656. 
Rosenfeld  u.  Lieber  91. 
Rosenheim  376. 
Rosenlecher  391.  397. 
Rosenstiehl  III,  884.  888.  889. 

901.  902. 
Rosenthal  919.  923. 
Roesler  u.  Glasmann  III,  914. 
Rössel  III,  761. 
Rössel  u.  Frank  II,  516. 
Rössel  a.  Landriset  IT,  715. 722. 
Rössing  in,  477. 
Rößler  II,  128.  133.  142.  145. 

252.  255. 
Rothe'll,  ib.  11.  16.  332.  334. 

344.  346. 
Röttger  u.  Precht  540.  541. 
Rozicki  II,  80. 
Rübencamp  II,  828. 
Rubner  931.  948. 
Radeloff  607. 

Rüdorflf  34.    IT,  617.    IH,  933. 
Rumpf  170. 

Runge  II,  774.   EI,  887. 
Rupp  134.    m,  955. 
Rürup  420.   II,  44.  294. 
Russig  u.  Fortmann  II,  781. 
Rüst  122.   II.  191.  257. 
Rütgers  II,  782. 

Saare  III,  496.  505.  511.  512. 

513.  514.  515.  517. 
Sabeck  597.  598. 
Sachs  ni,  396.  397.  423.  450. 

457. 
Sachse  III,  520. 
Sachsse  III,  637.  688.  856. 
Sainte-Glaire  Deville  s.  Deville. 
de  Saint-Martin  III,  819. 
Salleron  221.     III,  989.  1208. 
Salomon  169.    II,  375. 
Salzer  104.  476.    II,  775.  813. 

III,  939. 
Sander  II,  123. 
Sandoz  III,   1000.  1002.  1017. 

1021.  1022.  1023. 1025. 1026. 


'     1047. 1048.  1068. 1071. 1072. 

1084. 
Sangle-  Fernere  III,  639. 
S&rnström  II,  42.  56.  60. 
Sartori  IH,  626. 
Sauer  278.  648.  653. 
Sauer  u.  Gockel  III,  950. 
Saybolt  TU,  161. 
Schacherl   II,   784.     III,   630. 

631.  633. 
Schacht  III,  810.  1215. 
Schaffer  III,  654. 
Sohftffer  lü,  832.  924. 925. 997. 
Schäffer  u.  Budenberg  196. 214. 
Schaffgotsch;  s.  Sachregister. 
Schaffner   288.   290.     IT,   313. 

316.  317.  318. 
SchalkVijk  II,  480. 
Schaposchnikoff  u.  SachnoYskj 

III,  898. 
Schäppi  268. 

Schaer  u.  Manch  III,  353. 
Scheele  IT,  348. 
Scheffer  II,  836. 
Scheibler    170.     II,  423.     III, 

391.  416.  423.435.436.441. 

447.  453.  472.  474.  476.  477. 

511.  512. 
Scheibler-Dietrich  674. 
Scheiding  II,  498. 
Scheithauer  II,  795.    III,  1.  2. 

66.  67.  71.  73.  75.  233. 
Schellbach  56. 

Schenck  zu  Schweins berg  11,743. 
Scherer  III,  830. 
Schertel  II,  353. 
Scheurer  u.  Brylinski  III,  987. 
Scheurer-Kestner  213.  257.  III, 

865. 
Schidrowitz  III,  638. 
Schiff  II,  368. 
SchUlbach  249. 

Schilüng  II,  558.  623.  639.  644. 
Schimmel  u.  Co.  111,  370.  371. 

373.  374;  s.  Schimmels  Test. 
Schindelmeiser  376. 
Schindler  III,  634. 
Schlaud  559. 
Schleicher  u.  Schutt  93. 
Schlesinger  III,  1240. 
Schlicht  n,  461. 
Schlickum  421. 
Schlusiug-Grandeau  309.  311. 

318.  320.  901.  927.    II,  387. 

432.  442.  445.  488. 
Schlösing  u.  Rolland  221. 
Schloesser  41.  43.  44.  48.  49. 

54.  57.  58.  60. 
Schlötter  282. 
Schlumberger  III,  1182. 
Schluttig  m,  762. 


1262 


Namenregister. 


SchmatoUa  88.    II,  788. 

Schmelek  II,  155. 

Schmidt,  E.  III,  289.  801.  845. 

Schmidt,  R.  II,  488. 

V.  Schmidt  u.  Erban  III,  267. 

279. 
Schmidt  u.  Haensch  III,  24.  26. 

390   483 
Schmitt  3l6.  950.   ü,  390.   III, 

656. 
Schmitt  u.  Pinette  III,  624. 
Schmitz  m,  425.  426.  488. 
Schmitz-Damont  931.    II,  751. 

ni,  721.  722.  742. 
Schmöger  II,  462.  463.  465. 
Schnabel  II,  282.  283.  312. 
Schneegans  HI,  650. 
Schneider  n,  54.   56.  75.  79. 

84.  94.  309.  313.    III,  319. 

320.  321.  322.  1165. 
Schneider  u.  Lipp  617. 
Schnell  561.    III,  648. 
Schoch,  C.  673.  712.  767. 
Schöffel  II,  42.  43. 
Scholl  III,  936.  1064. 
Schöllkopf  m,  999. 
Scholvien  523.    III,  818. 
Schön  m,  510. 
Schönbein  924. 
Schöne  575.  710.  711.  923.  924. 

928.  II,  284. 
Schöneis  11,  79. 
Schönrock  HI,  390. 
Schopper  HI,  360.  362. 
Schorlemmer  III,  718. 
Schott  633.  641.  646.  648. 
Schreib  III,  516. 
Schreiner  III,  1186.  1195.  1196. 
V.  Schroeder  III,  672.  698.  699. 

700.  701.  703.  706.  707.  721. 

738.  741.  742.  784.  855. 
V.  Schroeder,  Bartel  u.  Schmitz* 

Dumont  III,  742. 
V.  Schroeder  u.  Paeßler  III,  747. 
Schröder  u.  Hänisch  304. 
Schröter  III,  18.  1237. 
Schach  III,  609. 
Schule  m,  562.  589. 
Schuller  893. 
Schulte  IT,  97. 
Schultz  III,  849. 
Schultz,  G.  III,  776,  964. 
Schultz,  R.  509. 
Schultz  u.  Japp  n,  767. 
Schnitze  III,  480. 
Schulz  710.    II,  252.  255.  317. 
Schulze  780.  856.    II,  482.  778. 

790.  1218.  1225. 
Schulze,  Alfred  54. 
Schulze   u.  Tiemann  789.  860. 

861.    II,  488.  490.  499.  518. 


Schumann   184.  719.  723.    H, 

430.  831. 
Schütze  III,  1149. 
Schwackhöfer  213. 
Schwalbe  II,  752. 
Schwartz  11,  671.  674. 
Schwarz,   H.  4.     11,   83.  346. 

818.  m,  1197. 
Schwarz,  F.  III,  55. 
Schwarzenberg  404. 
Schwarzer  IH;  502. 
Schweißingerm,  583.1191.1201. 
Schweitzer  n.  Langwitz  533. 
Scribani  IH,  865. 
Seger  188.  190.  198.  579.  582. 

589.  596.  598.  609.  613. 
(s.  Segerkegel.) 
Seger  u.  Gramer  613.  711. 
Segou  a.  Carles  III,  638. 
Sehrefeid  III,  436. 
Seibert  III,  1225. 
Seidel  ü,  678. 
Seifert  III,  630.  634.  648.  652. 

653. 
Selckmann  320.    11,  439. 
Seil  773.    III,  566.  571.  588. 
Selleger  III,  753. 
Senger  II,  728.  783. 
Ser  191. 
Serrallas  555. 
Sestini  III,  641. 
Setlik  391.  399.  401. 
Setterberg  11,  716. 
Seubert  II,  777.  778. 
Seybel  u.  Wikander  379. 
Seyda  104.  387. 
Seyewitz  a.  Gibello  m,  946. 
Seyffart  lü,  480. 
Shukoff  m,  72.  73.  227.  228. 
Sickel  m,  391. 
Sidersky  IH,  441.  450.  458. 
Sieber  499. 

Siebert  u.  Kuhn  41.  50. 
Siedler  H,  111.  266.  267. 
Siegert  u.  Dürr  III,  480. 
Siemens  200.  201.  202.  475. 
Siepermann  557. 
Sievert  310. 
Sigmond  HI,  434. 
Silberberger  278. 
SilbermauD  III,  1230.  1240. 
Simand  UI,  700.  719.  721.  725. 

726.  727.  729.  734.  786.  737. 
Singer  III,  9.  20.  91. 
Sisley  III,  955. 
Sjollema  320.    II,  438.  439. 
Skarblom  IE,  440. 
Skey  II,  155. 
Skrabal    119.    124.    126.    384. 

385.    II,  34. 
Slaby  n,  639. 


'  Slaus-Kantschieder  11,  177. 
Slyke  n.  Andrews  II,  810. 
Smith  II,  168.   282.     III,  944 
Smith,  Bernard.  H.  III,  947. 
Smith,  C.  E.  II,  785. 
Smith,  Edgar  S.  II,    178.   ITi». 
Smith,  I.  K.  n,  734.  755. 
Smith,  Audley  11,  213. 
Smith,  Watson  II,  726.  729. 
Smits,  Raken  n.  Meemm  II.  566. 
Societe    chimiqae    des    Usines 

du  Rhone  III,  1083. 
Soldaini  m,  454. 
Soleil,  Ventzke  a.  Scheibler  111« 

390.  426. 
Sörensen  101. 120.  122.    II.  do. 
Sostegni  n.  Prandi  TU,  632. 
Sozhlet  ni,  204.  391.  400.  403. 

410.  411.  496.  497.  520.  521 

558.  613.   637.  1186.  I2ü2 

1203. 
Spalteholz  II,  786. 
Späth  m,  649.  690. 
Spence  a.  Gninon  IH,  1198. 
Sperry  II,  248. 
Spica  n,  511.    ra,  634. 
Spiegel  92. 
Spilker  II,  749;   s.  Kraemer  n. 

Spilker. 
Spiller  II,  165. 

V.  Spindler  Ul  634.  875.  877. 
Spitta  940.  941.  943. 
Spitz  n.  Honig   III,   119.  ll>. 

129.  145.  328.  329. 352.  av?. 
Spoerhase  11,  113.  114. 
Sprengel  m,  153. 
Spüller  II,  67.  78. 
Spüller  u.  Brenner  II,  81. 
Spüller  a.  Kallmann  II,  19.  S4«>. 
Squire  m,  841. 
Stabl  II,  216. 
Stammer  HI,  24.  25.  26.  27.  Ä*. 

84.  391.  423.  435,  438.  440. 

441.  478.  623. 
Stanger  n.  Bloant  715. 
Stas  648.  650.  662.     II,  13^. 

138 
Stavelly  11,  788. 
Stead  n,  69.  79.  83.  90. 
Steiger  u.  Gränberg  ÜI,  123^- 

1229.  1230. 
Stein  244. 
Steinaa  II,  826. 
Steinbeck  11,  208. 
Steinbrück  u.  Schmelxer  731 
Steinecker  III,  675. 
Steinte  n.  Härtung  196. 
Stenhouse  HI,  1197. 
Stern  IE,  649. 
Stiefel  m,  865. 
Stieglitz  70. 


Namenregister. 


1263 


Stiepel  491.  686.    III,  478. 
Stift  111,  397. 
Stillman  II,  808. 
Stockmeier  III,  761. 
Stohmano  n,  43Ö.  453.  ni,501. 
Stokes  936.    II,  214. 
Stolba  80.    III,  1165,  1234. 
Storch  U,  752.  774.    III,  130. 
Storch-Liebermann  III,  130. 
Storer  II,  822. 
Stracke  in,  798.  834. 
Strick  II,  53. 

Striegler  II,  401.    III,  489. 
Strittar  III,  609.  953. 
Strohmer  III,  259.  462. 
Stromeyer  II,  336. 
Stroof  34.  316.  392. 
Strjpe  336. 
Stutzer  115.  310.    II,  380.  384. 

391.  392.  419.  433.  450.  451. 

579. 
Stutzer  u.  Maul  HI,  579. 
Stutzer  u.  Reitmaier  III,  571. 
Suchier  720. 
Sullwald  310. 
Summers  III,  1215. 
Sundström  249.  478. 
Süß  m,  655. 
Sutton  104.    II,  815. 
Süvem  III,  1215.  1244. 
Süvem  u.  Mach  III,  1244. 
Swoboda  11,  788. 
Syniewski  132.     III,  16. 
Szlerkhers  II,  816. 

Tabarie  HI,  603. 

Tacke  907.    ü,  445. 

Talbot  IT,  349. 

Tatlock  626. 

Teclu  35. 

Teich  916. 

Teile  IL  778. 

Tennant  III,  1165. 

Tervooren  IE,  486.  489.  493. 

Tetmajer  688.    693.    704.  724. 

732.  733.  749.  750.  754.  767. 
Textor  II,  31. 
Thal  III,  3.58. 
Than,  v.  105.  138.  772. 
Thiel  276.  289.   II,  267. 
Thiele  II,  306. 
Thiele  u.  Deckert  125. 
Thiele  u.  Richter  104. 
Thomas  II,  511. 
Thoms  949.   III,  277. 
Thomson  73.  78.  79.  85.  88.  89. 

91.    III,  516. 
Thorne  u.  JeflFers  III,  488. 
Thörner  170.  184. 
Thömer  u.  üster  IE,  627. 
Therpe  249.  372. 


Thresh  II,  788. 

Thumauer  u.  Stock  meier  II,  784. 

Tidy  857.   II,  791. 

Tieftrunckll,  623. 627. 629. 635. 

Tiemann;  s.  Walter  u.  Gärtner. 

Tiemann  u.  Preuße  794.  795. 

Tiemann  u.  Schotten  II,  778. 

Tiemann  u.  Schulze  795. 

Tietjens  524. 

Tissandier  II«  823. 

Toche  II,  778. 

Tocher  II,  815. 

ToUens  II,  460.   UI,  496. 

Tookey  II,  288.  295. 

Topf  II,  814. 

Tortelli  u.  Ruggeri  HI,  180. 187. 

Toth  n,  784. 

Traub  n.  Hoek  90. 

Traube,  J.  III,  93. 

Treadwell  22.  27.  32.  33.  34. 

39.  75.  113.  114.  118.  120. 

122.  124.  125  127.  132.  137. 

138.  139.  140.  274.  277.  278. 

368.  375.  379.  385.  413.  490. 

500.   II,  34.  35. 
Treadwell    u.   Koch   289.    III, 

641.  654.  690. 
Treadwell  u.  Stokes  11,  564. 607. 
Trülat  m,  938.  939. 
TriUich  797. 
Trimble  III,  1211. 
Troeger  u.  Hille  91. 
Traphage  u.  Burke  III,  655. 
Trommsdorf  790.  795. 
Truchon  u.  Martin -Claude  III, 

655. 
Tschirch  lü,  268. 269.  506. 510. 
TunnicliflFe  376. 
Tupizin  II,  415. 
Turie  m,  659. 
Twaddel  179.  418. 
Twitchell   III,    119.    122.  225. 

238.  248.  249.  696. 
Tyrer  369.  378. 

übbelohde  ÜI,  139.  140. 

Uehling  u.  Steinhart  215. 

Uflfelmann  937.  944. 

ühlitzsch  II,    453. 

Ukena  ü,  44.  71. 

Ulbricht  u.  Meißl  107.  122. 

ülex  n,  181. 

Ulke  II,  128.  165.  215.  222. 

üllgreen  U,  23.  62. 

Ulimann  III,  969. 

Ulrich  II,  624. 

Ulsch  310.  311.  312.  315.  320. 

470.  789.  860.  901.   IL  388. 

445.  869. 
ülzer  III,  1164. 
Ulzer  u.  Seidel  Ul,  837. 


I  Urban  II,  694. 
'  Utescher  476, 

I 

;  Vaillant  70. 
I  Valenta  III,  195.  761. 
'  Valentin  II,  623. 
Vanino  127.  130.  512.  513.  514. 

516.   III,  944. 
Vanino  u.  Seitter  104.  106.   III, 

944. 
Vau  bei  280.  II,  770.  773.  782. 

m,  911.  912.  913.  914.  923. 

964. 
Vaubel  u.  Schener  III,  931. 
Vaupel  III,  906.  908. 
Vautier  11,  662. 
Veillon  UI,  1090. 
Veith  m,  1. 
Veitsch  II,  386. 
Veley  &  Manly  324. 
Venable  366.  423. 
Venator  28. 

Vemon-Harcourt  II,  623. 
Vetillard  lü,  1218. 
Vidal  m,  1083. 
Vieille  II,  512. 
Vignon   u.   Meunier   841.    HI, 

731.  732. 
Villavecchia  u.  Fabris  III,  180. 
VioUe  197. 
Vizem  HI,  256. 
Vogel  u.  Häfcke  530.  531.   II, 

416. 
Vogel  936.  987.    II,  543.  621. 

626.  709.  713.  717.  720.  722. 

m,  92.  1148. 
Vogl  III,  510. 
Vogtherr  315. 
Vohl  874.   II,  763. 
Voigt  II,  320. 
Volhard   127.    134.    142.   283. 

285.  296.  321.  322.  384.  417. 

418.  425.  433.  447.  463.  560. 

567.  571.  572.  573.  663.  933. 

II,  130.  134.  136.  139.  140. 

141.  142.  166.  209.  223.  264. 

298.  301.  305.  345.  359.  379. 

475.   m,  166. 
Volhard-Wolff  II,  39.  70.  75. 
Voeller  UI,  1165. 
Volquartz  III,  424. 
Vortmann  11,  201 ;  s.  Messinger. 
Vosdtka  III,  424. 
Votocek  u.  Potmeäil  II,  751. 
Vulpius  n,  775. 

Waddell  70. 

Wagner,  Julius  25.  41.  47.  49. 

55.  57.  59.  60.  64.  67.  70. 

107.  119.  139.   m,  964. 
V.  Wagner,  L.  III,  510. 


1264 


Namenregister. 


Wagner.  P.  144.  146.  150.  309. 

311.  318.   II,  387.  395.  404. 

406.  407.  408.  409.  410.  445. 
Wagner,  R.  509.  557. 
Wahl  n   325. 

Wahnschaffe  884.  885. 892. 903. 
Wahrendorf  III,  389. 
Walker  139. 
Walker  a.  Warburton  III,  178. 

179. 
Wallach  III,  376. 
Wallach  u.  Lorentz  UI,  376. 
Waller-Hübl  III,  24. 
WäUnitz  III,  947. 
Walter  u.  Gärtner  770. 
Walters  U,  241. 
Wangerin  u.  Vorländer  III,  1172. 

117Ö. 
Wankljn  u.  Chapman  805.  864. 

921. 
Wanklyn  u.  Fox  HI,  263. 
Wanner  199.    II,  553. 
Warder  87.  88. 
Warington  363.  898.   III,  863. 

865.  866.  869.  875.  877. 
Warren  II,  305. 
Warren  u.  Wipper  199. 
Wartha   774.    775.    776.    799. 

839.  893. 
Wateon  295.   II,  45. 
Watte  II,  53. 

Wdowiszewski  126.  II,  32.  85. 
Weber,  C.  0.  III,  317.  322.  325. 

332.  333.  344.  345.  347.  349. 

350.  351.  355.  358. 
Weber,  G.  III,  1090. 
Weber,  J.  &  Co.  742. 
Weber,  L.  II,  659. 
Weber,  R.  614.  647.  648.  649. 

652.  653.   II,  168. 
Wedding  II,  56. 
Wedemeyer  II,  383.  452. 
Wedgwood  197. 
Weger  III,  177.  214. 
Wegmaun  953. 
Wehmer  III,  874. 
Wehrenpfennig  842. 
Weigelt  864.  866.  878. 
Weigert  III,  659. 
Weill  II,  149.  155. 
Weiller  ü,  246. 
Wein  III,  560.  611.  684.  688. 
Weinberg  III,  488. 
Weinhold  184.  194.   195.  200. 
Weinig  104. 
Weinstein  III,  233. 
Weinwurm  III,  237.  238.  289. 
Weisbere  III,  395. 
Weise  11,  821. 
Weiß  III,  713.  733.  1195. 
Weldon  484.  493. 


Welischowsky  939. 
Wells  107. 
Welmans  III,  858. 
Welzel  937;  s.  a.  Kunkel. 
Wense  525. 
Wemecke  IH,  46.  71. 
Westmoreland  287. 
Westphal  178.  185. 
Weylll,  204. 206. 215. 373. 786. 
White,  A.  H.  628. 
Whitehead  II,  128. 164. 165.222. 
Whiteley  III,  972. 
Whittaker  HI,  1147. 
Wiborgh  197.  200.   II,  46.  60. 

62.  97.  99.  100. 
van  der  Widen,  III,  827. 
Wiechmann  III,  390. 
Wiemik  408. 
Wiesner  III,  506.  507, 508.  510. 

761.  1215. 
Wiggin  II,  340. 
Wijß  III,  165.  167. 
de  Wilde  II,  564. 
Wildenstein  277.  278. 
Wiley  III,  856. 
Wilfahrth  309.    II,  380. 
Wilhelmy  893. 
Will,  W.  II,  512.  514. 
Will-Varrentrapp  923. 
Wüleny  II,  668. 
Willenz  E,  802.  806. 
Willgerodt  II,  718. 
Williams  11,  493.  499.  788.  III, 

267.  800. 
Wilßing  279. 

Wilson-Ludolph  III,  24.  25.  27. 
Wimmenauer  11,  282. 
Windisch  III,   585.   542.   550. 

563.  573.  580.  583.  588.  598. 

601.  605.  606.  615.  616.  618. 

620.  625.  626.  629.  633.  634. 

636.  638.  640.  641.  643.  653. 

655.  664.  669.  686.  806. 
Winkler,   Gl.    27.   39.  40.  66. 

86.  106.  107.  111.  114.  138. 

152.  217.  298.  337.  339.  340. 

384.  391.  394.  481.  496.  497. 

499.  941.   II,  164.  175.  282. 

333.  352.  561.  564.  573.  574. 

610.  617.  623.  627.  635. 
Winkler,  L.  W.   53.  366.  768. 

785.  805.  817.  821.  842.  852. 

866.  910.  911.   II,  614. 
Winkler,  0.  III,  761. 
Winkler-Karstens  III,  761. 
Winteler  321.  510.  518. 
Winter  ÜI,  489.  490. 
Winther  III,  896. 
Wirth  ni,  627. 
Wirthle  III,  616. 
Wischin  III,  1. 


Wiske  197. 

Wiskirchen  lü,  393. 

Wislicenns,  H.  923.  930.  ^. 
952. 

Witte  m,  498. 

Witter  II,   113.  120.  150.  Ißl 
163.  164.  251.  259.  265.  Jn^ 
294.  295.  335.  340.  353. 
I  Wittetein  II,  692.  804. 805.  öli*. 
'  Witzek  U,  673. 
,  Wladika  ni,  733. 

Wohl  170. 

Wohl  u.  Poppenbeiv  170. 

Wöhler  555.    II,  64. 

Wolf  III,  438. 

Wolfbauer  III,  227. 

Wolff,  E.  884.  898,  900. 

Wolff  U,  16.  365. 

Wolff,  JuL  91.  638-  ni,  93b, 

Wolff,  Nie;  s.  Volhard-Wolf 

Wolff,  Paul  II,   708.  709.  717. 

WoUny  ni,  167.  168.  169. 

Wolpert  918.  919. 

Wood  u.  Barrett  IH,  81."j. 
I  Wortmann  DI,  447. 

Woy  II,  401.    III,  626.  63^-. 

Wright  II,  625. 

Wroblewsky  132. 
I  Wunder  II,  839. 

Wurster  m,  757. 
,  Wüst  II,  59. 

'  Yokote  933. 
I  York-Schwartz  II,  622. 
Young  in,  76. 
I  Younger  496.  497. 

Zahn  481. 

Zaloziecki  435.  III,  51.  53.  71. 

73.  1239. 
Zamaron  III,  483.  486. 
Zänker  III,  1181. 
Zeidler  II,  763. 
Zeisel  IH,  278. 
Zeisel  u.  Fanto  III,  609. 
Zeiß  III,  155.  1152. 
Zell  UI,  1232.  1234. 
ZeUner  934. 
Zengelis  II,  33. 
Zetzsche  III,  931.  1215. 
Zeumer  UI,  706. 
Zimmer  &  Co.  III,  832. 
Ziegler  II,  76.  79.  80.  85,  J*». 

511. 
Zimmermann  119.  568. 
Zschimmer  636. 
Zschokke  575.  597. 
Zubelen  III,  1188. 
Zulkowsky  132.  139.  271.  21'^ 

278.  435.  565.   U,  S4.  557 
Zulkowsky  u.  Pete«  in,  lli*7. 


Sachregister. 


Abätmen  II,  125. 

Abbrände  von  Rohschwefel  294, 
yon  Gasschwefel  294,  von 
Schwefelkies  294,  von  Zink- 
blende 298. 

Abdampfen  27. 

Abdampfrückstand  des  Wassers 
773. 

Abdampftrichter  28. 

Abel-rensky-Apparatni,  3. 

Abfalllaagen  von  der  Raffinie- 
rang  von  Mineralöl  III,  65. 

Abfallsalz  von  der  Ealisalpeter- 
fabrikation  546. 

Abfallsäore  von  Nitrienings- 
prozessen  etc.  332. 

Abfallsäare  von  der  Mineralöl- 
raffinierong  III,  63. 

Ablauf,  Art  aer  bei  Baretten  etc. 
47. 

Abläufe  der  Zackerfabrikation 
s.  Melasse. 

Abnntzungsfähigkeit  von  Ton- 
waren 605,  von  Portland- 
zement 759. 

Abrastol  III,  639.  659. 

Absitzen  von  Niederschlägen  28. 

Absorption  von  Pfianzennähr- 
stoffen  im  Boden  892,  von 
Gasen  s.  Gasanalyse,  Absorp- 
tionspipetten. 

Absorptionsflaschen  302. 

Absorptionskoeffizienten  von 
Gasen  238,  desgl.  in  wäßrigen 
Sperrflussigkeiten  11,  577. 

Absorptionspipetten  v.  H  e  m  p  e  1 
228,  von  Pfeiffer  II,  663, 
von  Drehschmidt  II,  592. 

Absaßwässer  m,  439. 

Abtreiben  von  Werkblei  II,  125, 
von  güldischem  Blei  U,  151. 

Abwägen  von  Substanzen  22,  in 
prozentischer  Meoge  26. 

Untersuchungen.  5.  Aufl.  m. 


Abwässer  847,  Bestandteile  ver- 
schiedener 847,  Probenahme 
849,  Einfließen  in  öffentliche 
Gewässer  851 ,  Chemische 
Untersachung  852,  Qualita- 
tive Vorprüfung  852,  Unter- 
suchung im  Laboratorium  853, 
AbdampfrQckstand853,  Glüh- 
verlust 854,  suspendierte  und 
gelöste  Stoffe  854,  Ozv- 
dation  des  organischen  Stick- 
stoffs nach  Degener  855, 
Oxydierbarkeit  darch  Kalium- 
permanganat 855,  Alkalinität 

857,  freie  Säare  857,  Stick- 
stoff, Gesamt- 858,  Ammoniak 

858,  Salpetrige  Säure  859, 
Salpetersäure  861,  suspen- 
dierter organischer  Stickstoff 

864 ,  organisch  -  gebundener 
Stickstoff  864 ,  Schwefel- 
wasserstoff und  Sulfide  864, 
Chlor,  gebundenes  und  freies 

865,  Übrige  Mineralstoffe  865, 
Phosphorsäure  865,  Eiweiß- 
verbindungen 865,  Zucker, 
Stärke,  Hefe  866,  Sauerstoff 

866,  Organischer  Kohlenstoff 
870,  Kohlensäure  873,  Aus- 
wurfstoffe 873,  Leuchtgas- 
bestandteile 874,  Haltbarkeit 
(Gärversuche)  874,  Mikro- 
skopische und  bakteriologi- 
sche Untersuchung  876,  Be- 
urteilung der  Verunreinigung 
derGe  Wässer  und  deren  Schäd- 
lichkeit 876,  für  Fischzucht 
877,  Schädlichkeit  für  Vieh- 
zucht 879,  für  gewerbliche 
Zwecke  880,  für  den  Boden 
881. 

Acetaldehyd  III,  794. 
Acetanüid  HI,  796. 


Acetinverfahren  UI,  173. 

Aceton  II,  481,  in  Holzgeist  lU, 
552,  in  Branntwein  IE,  584, 
Untersuchung  des  käuflichen 
m,  797. 

Acetylen,  Nachw.  in  Luft  941. 
942.  943,  Bestimmung  in 
.Leuchtgas  II,  610,  Unter- 
suchung U,  722,  Ausbeute 
aus  Calciumkarbid  H,  707. 
710.  719,  Untersuchung  der 
Verunreinigungen  II,  722. 

Acetylenblau  Hl,  1022. 

Acetylzahl  HI,  170.  197.  199. 
201.  203,  bei  Harzen  lU,  277. 

Acid  and  Milling  Scarlet  III, 
1015. 

Acidimetrie  65.  98.  135. 

Acidität  der  Austrittsgase  aus 
Bleikammem  339. 

Ados-Apparat  303. 

Akridinfarbstoffe  HI,  1079. 

Akridingelb  HI,  1079,  1120. 

Akridinorange  IE,  1079.  1080. 
1120. 

Akridinrot  III,  1035. 

Akustische  Pyrometer  199. 

Alaun  629. 

Alaunfestigkeit  des  Ultramarine 
n,  839. 

Albaminoid-Ammoniak  805.834. 
864,  in  der  Luft  927. 

Aldehvde,  Bestimmung  in  äthe- 
riscnen  Ölen  durch  die  Bi- 
sulfitmethode  von  Schimmel 
&  Co.  III,  373,  in  Brannt- 
wein m,  580,  in  Wein  III, 
636,  Untersuchung  des  käuf- 
lichen Acetaldehyds  HI,  794. 

Alfenide  U,  344. 

Alizarin  als  Indikator  67.  774, 
als  Farbstoff  III,  1055.  1058. 
1059.  1060.  1128.  1150. 

80 


1266 


Sachregister. 


Alizarinamid  III,  1150. 

Alizannastrol  III,  1062.   1098. 

AUzarinblau  IH,  1063.  1090. 

Aiizarinblauschwarz  III,  1065. 
1094. 

Alizarinbordeaux  1060.  1128. 

Alizarinbraan  III,  1059.  1142. 

Alizarmcyanin  III,  1060.  1061. 
1090. 

Alizarincyaningrön  III,  1061. 
1126. 

Alizarincyanmschwarzin,  1061. 

Alizarindankelgrün  III,  1065. 
1126. 

AlizariDgelb  III,  1000.  1001. 
1002. 1060. 1081. 1116. 1120. 

Alizaringranat  III,  1060. 

Alizaringrün  HI,  1063.  1064. 
1071.  1124.  1126. 

Alizarinindigoblau  III,  1064. 
1090. 

Alizarinirisol  III,  1062.  1100. 

Alizarinlacke  U,  830. 

AUzarinmarron  lü,  1060.  1128. 

AlizariDorange  III,  1059.  1116. 

Alizarinpaste  III,  1058. 

Aiizarinreinblaa  III,  1061. 

Alizarinrot  III,  1060  (s.  Alizarin). 

Alizarinrotbraun  III,  1142. 

Alizarinsaphirol  III,  1062. 1100. 

Alizarinscnwarz  III,  1064. 1065. 
1090. 

Alizarin viridin  III,  1061. 

Alkaliblau  HI,  1045.  1096. 

Alkalibraun  III,  1033. 

Alkaliechtheit  von  Farbstoffen 
III,  984. 

Alkalien,  Wirkung  auf  Glas  65. 
66,  Wirkung  auf  Indikatoren 
8.  Basen,  jodometrische  Be- 
stimmung der  freien  135,  Be- 
stimmung in  Wasser  800, 
Bestimmung  im  Boden  895, 
Bestimmung  in  Zement  715, 
Bestimmung  in  Schmierölen 
ÜI,  115,  Bestimmung  in 
Bleichflüssigkeiten  521  (s. 
Kali,  Natron,  Ätznatron). 

Alkaligelb  III,  1012. 1032. 1122. 

Alkalimetrie  65.  98. 

Alkalinitftt  des  Wassers,  Be- 
stimmung durchMethylorange 
77.  775.  837.  838.  «44,  durch 
Alizarin  774.  839.  843,  von 
Abwässern  857,  von  Zucker- 
säften III,  437,  von  Zucker 
III,  454.  456,  von  Melasse 
III,  462. 

Alkaliviolett  III,  1043.  1096. 

Alkaloide,  Titrierung  69.  90. 
Bestimmung  in:  Kolanuß  III, 


290.  307,  Opium  HI,  292, 
Mutterkorn  III,  293,  Blättern 
von  Digitalis,  Belladonna, 
Koka  ni,  296,  Chinarinde  UI, 
300,  Belladonnawurzel  III, 
302,  flydrastiswnrzeini,  303, 
Extrakt  HI,  308,  Extraktion 
von  Akonit,  Belladonna,  Hjos- 
cyamus  III,  309,  Extraktion 
von  Opium  III,  310,  Tinktur 
von  Digitalis,  Opium,  Strych- 
nos  III,  313. 

Alkohol  macht  Indikatoren  we- 
niger empfindlich  69,  Bestim- 
mung in  vergorener  Maische 
111,542,  Bestimmung  (s.  Alko- 
bolometrie)  in  Spiritus  III, 
550,  in  Branntwein  III,  563, 
amtliche  Vorschriften  III,  564, 
Nachweis  und  Bestimmung  in 
Essig  in,  592,  Bestimmung 
in  Wein  III,  601,  Zusatz  zu 
Wein  III,  644,  Bestimmung 
in  Bier  III,  686. 

Alkohole,  freie,  Bestimmung  in 
I      ätherischen  Ölen  III,  373. 

Alkoholkerzen  III,  75. 

AlkoholometrieIII,550. 563.664. 

Alkoholschwimmmethode  III, 
88. 

Alkoholtafel  von  Windisch 
III,  664. 

Alpakasüber  11,  344. 

Alpakawolle  III,  1236. 

Aluminatlauge  619. 

Aluminium  in  Eisen  II,  78.  360. 

Aluminium  des  Handels  II,  354, 
Technische  Analysen,  ge- 
wöhnliche Untersuchung  11, 
354,  genauere  Untersucung 
II,  356,  Verwendung  zur 
Arsennachweisung  376,  zur 
Kohlensäurebestimmung  nach 
Lunge  und  Marchlewski 
173,  für  Heizplatten  28,  38. 

Aluminiumbronzen  II,  360. 

Alumininmlegiernngen  II,  358. 
361,  mit  Kiipfer  II,  358.  360, 
mit  Nickel  und  Kupfer  II,  359, 
mit  Mangan  II,  359,  mit 
Wolfram  II,  359,  mit  Chrom 
II,  359,  mit  Eisen  II,  360, 
mit  Magnesium  H,  361. 

Aluminiumlote  ü,  361. 

Aluminiummessing  II,  246.  362. 

Amalgame  II,  177. 

Amaranth  III,  999. 

Ameisensäure  III,  566.  998. 

Amethystviolett  III,  1074. 

Amidon zobenzol  III,  992. 

Amidosäureschwarz  III,  1094. 


Ammoniacam  HL,  285. 

Ammoniak  (s.  Albomiiioid-  ocd 
Proteid- Ammoniak),  Verhal- 
ten gegen  Phenolphtaieto  71. 
85.  89,  ab  NomuLlIaage  112. 
Bestimmung  im  Azotometer 
144,  Bestimm  uxig^  im  Sixrc- 
meter  167.  168,  Nachweis  b 
Soda470,  Nachweis  in  Wasser 
801,  Bestimmung  imWa<»er 
dorch  Neßlerisiereo  801.  töK 
auf  anderen  We^^en  K)4,  n- 
lässige  Menge  833,  Be^tix- 
mang  in  Abwässern  8^,  Ab- 
sorption im  Boden  892,  B^ 
Stimmung  im  Boden  900,  Br- 
stimmang  in  Luft  926,  scbiii- 
liche  Menge  in  Laft  951,  i£ 
Leachtgas  ll,  625,  in  Aeetvlea 
II,  707. 724,  in  GÄsreinigmi^>- 
masse  II,  674,  in  Gaswa^^r, 
schwach  gebundenes  (freie» 
II,  679.  702,  in  Gaswa.«««r 
gesamtes  II,  680.  703,  s.  A.- 
bnminoid- Am  moniak. 

Ammoniak,  kohlensaures  11,6^ 

Ammoniak ,  Salpetersäure»  IL 
476.  700. 

Ammoniak,  schwefelsaures,  a« 
Düngemittel  II,  440,  Unter- 
suchung II,  695,  als  Gnmii* 
läge  der  Alkalimetrie  11)6. 

Ammoniakflössigkeits.  Salmiak- 
geist. 

Ammoniakprobe  tou  K  d  q  b • 
laach  II,  682. 

Ammoniaksalze  II,  694. 

Ammoniaksodafabrikation   44T. 

Am  moniak -Stickstoff,    Be:>t'm* 
mung  in  Düngmitteln  II,  S^< 
441. 

Ammoniak wasser  s.  Gaswa»s«r. 

Ammoninmsul&t  s.  Ammoniuk, 
schwefelsaures. 

Amjlacetat  III,  799. 

Amjlacetatlampe  II,  652. 1 II.  4H, 

Amjlnitrit  III,  800. 

Analysen,  Berechnung  207. 

Analysenergebniäse,  Ausdrucke- 
weise  für  772. 

Ananasäther  III,  805. 

Anemometer  186.  192.  IQ,  Vvi. 
Tabellen  für  193. 

Anhängefläschchen  für  Nitnr- 
meter  156.  164. 

Anhydrid  s.  Schwefeläore,  rie- 
chende. 

Anilin,  Wirkung  der  Indikatoren 
auf  67.  76.  83  (s.  Anilio-^: , 
Bestimmung  in  Luft  927.  951. 
Eigenschaften  des  reinen  III. 


Sachregister. 


1267 


886,  Erkennung  III,  887,  Er- 
kenn ang  kleiner  Mengen  von 
Anilin  neben   Toluimn    und 
umgekehrt  III,  897. 
Anilinblaa  III,  1044.  1150  (s. 
Wasserblaa,  Alkaiiblau  etc.) 
Anilinöl  ÜI,  886,  Untersuchung 
des  technischen III,  890,  Blau- 
anilin III,  892,  Rotanilin  lU, 
894. 
Anilinsalz  III,  893. 
Anilinschwarz  lU,  1146.  1147. 
Anilinyiolett    s.   Methylviolett, 
Benzjlviolett,  Krystallyiolett, 
Hofmanns    Violett,     Säure- 
violett    etc.,     Nachweis    in 
französ.  Purpur  III,  1200. 

Animi  III,  219. 

Aiiisöl  m,  377. 

Ansiedeprobe  für  Silber  II,  116, 
für  Gold  II,  148. 

Ansiedescherben  II,  119. 

Anthracen,  Qualitäten  des  Han- 
dels II,  763,  Zusammensetzung 
des  Rohanthracens  U,  763, 
Probenahme  II,  764,  Analyse 
U,  764.  III,  882,  Lucksche 
(Höchster)  Probe  II,  764,  Ta- 
belle für  Umrechnung  des 
Anthrachinons  in  Anthracen 
II,  766,  Verunreinigungen  bei 
dieser  Probe  II,  766,  Be- 
stimmung im  Steinkohlenteer 
II,  767,  Erkennung  und  Be- 
stimmung schädlicher  Ver- 
unreinigungen (s.  d.)  II,  767. 

Anthracen  blau  III,  1062. 

Anthracenbraun  HI,  1059. 1140. 

Anthracenfarbstoffe  III,  1055. 

Anthracengelb  III,  1002.  1116. 

Anthracenöl  II,  742. 

Anthracenrot  III,  1014.  1136. 

Anthracensäurebraun  III,  1140. 

Anthracensäureschwarz  IH, 
1008. 

Anthrachinon  III,  930. 

Anthrachinonschwarz  III,  1086. 

Anthragallol  lU,  1069. 

Anthraparpurin  III,  1057. 

Anthrazitschwarz  III,  1008.1090. 

Antimon  in  Eisenerzen,  Nach- 
weis II,  3,  Bestimmung  II,  22, 
in  Eisen  II,  89.  90,  gold- 
haltiges II,  168,  in  Kupfer  II, 
227,  in  Handelszinn  II,  288, 
in  Zinnlegierungen  II,  290. 
in  Arsenerzen  II,  303,  Tren- 
nung von  Arsen  und  Zinn 
U,  309,  in  Handelszink  II,  322. 

Antimon,  Erze  II,  306,  Bestim- 
mung als  antimonige   Säare 


U,  307,  durch  Elektrolyse  ü, 
307,    Titration    nach   Mohr 

II,  308,  nach  Gooch  und 
Gruener  II,  308,  durch  Be- 
stimmungdesSchwefel  Wasser- 
stoffs aus  Schwefelantimon 
n,  309,  Spezielle  Methoden 
für  Antimonerze,  Anümonium 
crudum  und  Schlacken  II, 
310,  für  metallisches  Antimon 
H,  311,  Legierungen  II,  312, 
Antimonpräparate  undFarben 
n,  312. 

Antimon blei  s.  Hartblei. 
Antimonhaltige  Gläser  670. 
Antimonzinnober  II,  818. 
Apfelsäure,  Zusatz  zu  Wein  UI, 

652. 
Apfelsaures    Eiseneztrakt    III, 

310. 
Apollorot  III,  994.  1134. 
Aposafranine  III,  1077. 
Appretur  lU,  1244,  Bestimmung 

in    gemischten    Faserstoffen 

lU,  1227. 
Appreturmittel,    Untersuchung 

III,  1244. 
Aprikosenkemöl  UI,  196« 
Arachinsäure,  Bestimmung  IH, 

186. 

Arachisöl  HI,  196. 

Aräometer,  Differential-A.  184, 
Bestimmungen  über  Anferti- 
gung 185,  für  spezielle  Zwecke 
184,  für  Schwefelsäure  348  ff., 
für  Salzsolen  402,  Reduktions- 
tabellen für  182.  352,  für  öle, 
normale  III,  86,  kleine  UI,  87, 
Ablesung  178.  185,  Eontrolle 
178,  für  leichte  Flüssigkeiten 

178.  181.  183,  Twaddells 

179,  Baumes  179.  180.  185. 
348.  III,  416,  rationelles  181. 
182,  amerikanisches  181, 
holländisches  181,  Gartiers 
181,  Becks  181,  Verglei- 
chungstabellen 182. 183.  352, 
für  Zuckerlösungen  s.  Saccha- 
rometer. 

Aräometrie  177. 

Aräo-Pyknometer  184. 

Argentan  II,  342. 

Arnikagelb  UI,  1030.  1122. 

Arnikanin  III,  1035. 

Arrak  III,  587. 

Arsen  II,  295,  Arsenerze  II, 
295,  Trockene  Proben  U,  295, 
Gewichtsanalytiscbe  Bestim- 
mung als  Trisulfid  II,  296, 
als  Pentasulfid  II,  296,  als 
Ammoniummagnesiumarsenat 


II,  297,  als  Silberarsenat  II, 

298,  als  Arsenpentoxy  d  11,299, 
Maßanalytische  Methoden 
II,  299,  für  arsenige  Säure  U, 

299,  für  Arsensäure  II,  300, 
Spezielle  Methoden  für  Erze, 
Speisen,  Abbrände  II,  301, 
Freiberger  Verfahren  II,  301, 
für  Arsen  oder  Fliegenstein 
II,  301,  für  rohe  arsenige 
Säure  (Giftmehl),  Flugstaub 
U,  303,  in  Realgar-  und  Auri- 
pigment  II,  304,  in  Fuchsin 
und  Rückständen  U,  304, 
Methode  der  schwedischen 
Chemiker  II,  306,  in  Kohlen 
249,  in  Schwefel  266.  268, 
in  Schwefelkies  282.  in  Schwe- 
felsäure, Nachweis  367,  nach 
Marsh-Berzelius  368,  nach 
der  englischen  Kommission 
368,  Betriebsprobe  371,  elek- 
troly  tische  Methode  von 
Thorpe  372,  andere  Modi- 
fikationen 375,  Proben  von 
Rein8ch377,  Gutzeit  377, 
Bettendorf  379,  andere 
Proben  379,  quantitative  Be- 
stimmuug  388,  weitere  Me- 
thoden II,  304, 305,  Nachweis 
und  Bestimmung  in  Salzsäure 
421,  in  Soda  469,  in  KaUum- 
chlorat  522,  in  Eisenerzen, 
Nachweis  U,  4,  Bestimmung 
II,  22,  in  Eisen  II,  89,  Titri- 
metrische  Bestimmung  U,  90, 
in  Kupfer  II,  226,  in  Han- 
delszinn II,  285,  in  Zinn- 
legierungen II,  290,  Unter- 
scheidung von  Antimon  II, 
305.  312,  Trennung  von  An- 
timon und  Zinn  U,  309,  Be- 
stimmung in  Handelszink  II, 
322,  Nachweis  in  Futterkalk 
U,  467. 

Arsenglas  II,  304. 

Arsenige  Säure  (s.  a.  Arsen), 
Titrierung  mit  Jodlösung  135, 
II,  299,  Prüfung  auf  Reinheit 
141,  rohe,  Prüfung  II,  308. 

Arsenigsaures  Natron  als  Titrier- 
flüssigkeit 140. 

Arsensäure,  Untersuchung  III, 
961. 

Arsensaures  Natron  als  Indi- 
kator zum  Titrieren  von  Chlo- 
riden 142. 

Arsen  Wasserstoff  in  Luft  932. 

Asaprol  s.  Abrastol. 

Asbest,  Zubereitung  für  Gooch- 
Tiegel  (s.  d.)  II,  400. 

80* 


1268 


Sachregister. 


Asbestpappe  36. 

Asche  yon  Kohlen  245.  428, 
von  Schwefel  267,  von  Kraft- 
fattermitteln  II,  456.  469, 
▼on  Zuckersäften  111,  435, 
von  Melasse  in,  461. 

Asphalt,  Unterscheidang  von 
Steinkohlenteerpech  II,  796. 
III,  61,  Gehalt  in  Rohpetrol 
in,  13,  harter  III,  13,  weicher 
III,  14,  Nachweis  in  Schmier- 
ölen III,  135,  als  Rohstofif 
für  Kaatschakwaren  III,  329, 
s.  Natnrasphalt. 

Asphaltpulver  III,  61. 

Asphaltstein  III,  61. 

Astatki  III,  51. 

Astralin  III,  3. 

Äther  II,  484.  III,  881,  als 
Denatnrierungsmittel  für  Al- 
kohol III,  554. 

Atherdampf  in  Luft  944. 

Ätherische  Öle  HI,  368,  Physi- 
kalische Konstanten  III,  369, 
Spezif.  Gewicht  369,  Opti- 
sches Drehungsvermögen  369, 
Löslichkeit  369,  Erstarrungs- 
punkt 370,  Fraktionierte  De- 
stillation 371 ,  Chemische 
Untersuchungsmethoden  III, 
'  372,  Bestimmung  des  Gehalts 
an  Estern  durch  Verseifen 
372,  an  freien  Alkoholen 
durch  Acetylieren  373,  an 
Aldehyd  durch  Schimmels 
Bisulfidmethode  373,  Kassia- 
kölbchen  375,  Nachweis  von 
Spiritus  375,  Nachweis  von 
fettem  öl  III,  375,  von  Mineral- 
öl 376,  von  Terpentinöl  376, 
Konstanten  und  Eigenschaften 
einer  Anzahl  für  Handel  und 
Industrie  wichtigeren  äthe- 
rischen öle  (alphabetisch 
geordnet)  III,  377,  Nachweis 
m  Branntwein  III,  585. 

Ätherverfahren  von  Rot  he  II, 
10.  16. 

AthylanUin  IH,.  907. 

Äthyläther  s.  Äther. 

Äthylbenzol  II,  761. 

Äthylblau  lü,  1076. 

Äthylbromid  III,  803. 

Äthylbutyrat  III,  804. 

Äthylen,  Bestimmung  II,  564. 
600. 

Athylenblau  III,  1068. 

Athylgrün  UI,  1036.  1042. 

Äthylnaphthylamin  III,  911. 

Äthylorange  als  Indikator  80. 90. 

Äthylviolett  lU,  1098. 


Atomgewichte  208. 

Atropin  III,  806. 

Atropinsnlfat  III,  806. 

Ätzkalk  491.685,  Stehvermögen 
685,  Löschßlhigkeit  685.  Aus- 
giebigkeit 686,  Wasseraof- 
nahme  687,  s.  Kalkbrei  und 
Mörtel. 

Ätznatron,  Bestimmung  neben 
kohlensaurem  86.  87.  432. 
474,  in  Rohsodasehmelze  432, 
in  Soda  471,  Spez.  Grew.  von 
Lösungen  473,  Probenahme 
472. 

Auerhalmfett  III,  202. 

Auflösen  26. 

Aufsaugnngsvermögen  des 
Bodens  890. 

Aufschließen  26,  des  Tons  mit 
kohlensaurem  Alkali  591. 708, 
mit  Flußsäure  595,  des  Glases 
mit  Soda  657,  mit  Flußsänre 
661,  von  Farbgläsern  669. 

Augenblicksgasmesser  11,  657. 

Auramin  II,  829,  m,  1035. 1120. 

Aurantia  HI,  990.  1118. 

Aurazin  III,  1120. 

Aurin  m,  1049. 

Auripigment  U,  304. 

Aurotin  IE,  1050. 

Ausdehnunirskoefflzienten  von 
Mineralölen,  Bestimmung  III, 
89. 

Aushiebprobe  11,  110. 

Auslaufzeit  bei  Büretten,  Pi- 
petten etc.  47.  48. 

Auslaugrückstand  vom  Le- 
b  1  a  n  c  -  Verfahren  442 ,  Un- 
oxydierter  443,  Bestimmung 
des  Natrons  443,  des  Schwe- 
fels 444,  Regenerationsver- 
fahren nach  Cnance-Claus 
444. 

Attstrittsgase  aus  den  Blei- 
kammern 335,  Untersuchung 
auf  Sauerstoff  335,  auf  Säuren 
337,  auf  Stickoxyd  339,  auf 
Stickoxvdul  338,  Berechnung 
der  Verluste  an  Schwefel  341, 
aus  der  Salzsäurekonden- 
sation 415.  416. 

Auswaschen  von  Niederschlägen 
29. 

Auswurfstoffe  in  Abwässern 
873. 

Autogengrau  III,  1083. 

Autogenschwarz  III,  1083. 

Azarin  ÜI,  997.  1128. 

Azetylen  s.  Acetylen. 

Azinfarbstoffe  III,  1073. 

Azingrün  III,  1126. 


Azoblaa  m,  1019.  1114. 
Azobordeaox  III,  999. 
Azocoehenille  III,  999. 
Azoeosin  ÜI,  1180. 
Azofiurbstoffe    als    IndikaloreD 

90,  des  Handels  UI,  991,  fi^ 

Zweibadvecfahren  DI,  l(3&*. 

Quantitative  BestunmangUI. 

991,  einzebe  HI,  992. 
Azoflavin  lU,  994.  1118. 
Azofnchsin  III,  1003.  1132. 
Azogelb  III,  994. 
Azogrnn  UI,  1039.  1076.  1124 
Azokardinal  III,  1030. 
Azokarmin  III,  1077.  1134. 
Azokorinth  HI,  1023. 
Azolitmin  81,   Azolitmiopapie: 

95. 
Azomauve  III,  1019.  1114. 
AzooxystilbenÜBJ-bstoffe  lU. 

1030. 
Azoorsellin  HI,  1018. 
Azophorblaa  III,  914. 
Azophorrot  III,  916. 
Azorubin  DI,  997. 
Azosäureblau  IQ,  1004.  lOH. 
Azosäuregelb  ÜI,  994. 
Azosäurekarmin  III,  1003. 1134. 
Azosäurerubin  III,  1132. 
Azosäureschwarz  III,  1009. 10^'. 
Azosäureviolett  UI,  1003. 
Azoschwarz  lU,  1007. 
Azoschwarzblau  IQ,  1019. 1112. 
A2otometer  144.  892.   Q,  o>4> 

683.  696,  Tabellen  daför  li» 
Azoviolett  IQ,  1018.  1114. 

Bakteriologische  Untersachaiu 
des  Wassers  825,  Probenahme 
826,  Nähj^elatine  826,  Zik> 
lung  der  Biakterien  828.  S>» 
836,  üntersnchottg  von  AI- 
wässern  876. 

Balata  Ol,  367. 

Balsame  IQ,  265,   Greozwene 
QI,  279. 

Barometer,     Anwendung    de» 
Gasvolumeters  als  173. 

Barothermoskop  169. 

Barrenprobe  Q,  110. 

Barth  eis  Benzinbrenner  2^- 

Barwood  QT,  1128.  _ 

Barytlösnng  f&r  Maßanalyse  i . . 
85.  112.  115. 

Barytsalze  ab  Zusatz  zum  Tcc 
580. 

Barjrtsalpeter  Q,  476. 

Barytweiß  Q,  826. 

Baryumsttlfat,    Vonsichtsaiaß- 
regeln     bei    Fällung    275. 
276. 


Sachregister. 


1269 


Baryamthiosulfat  als  Urmaß  für 

Jodometrie  140. 
Basen,  Wirkung  auf  Indikatoren 

67.  76.  82.  86.  89. 
Basis  in  Weidonschlamm  494. 
Basizität  der  S&aren  gegenüber 

verschiedenen  Indikatoren  89. 
Baslerblaa  IH,  1076.  1100. 
Bastseife  III,  978. 
Batea  n,  147.  148. 
Baume -Aräometer     179.    348, 

Tabellen  f&r  182.  352.    III, 

416. 
Baumwolle    für    Explosivstofife 

II,  479,  Nachw.  von  Baum- 
wolle in  Papier  III,  755, 
Unterscheidung  von  Leinen- 
faser m,  1223,  von  anderen 
Fasern  III,  1219. 1226,  quanti- 
tative  Trennung  von  Wolle 
ni,  1226. 1227,  Ton  Wolle  u. 
Seide  1227,  Mikroskopische 
Prüfonff  ni,  1238,  Merceri- 
sierte  fll,  1239. 

Baumwollbrann  III,  1012. 1142. 
Baumwollfarbstoffe    (Benzidin- 

farbstoffe)  III,  1011. 
Baumwollgelb  lü,  1012.  1032. 
Baumwollorange  III,  1033. 
Baumwollrhodin  III,  1054. 
Baumwollsamenöl  III,  179. 
Bauxit  617.  625. 
Bayöl  m,  377. 
Beizen   mit  Tannin,   Tonerde, 

Chrom  III,  980.  981,  s.  Färb- 

lacke. 
Beizenselb  HI,  1001,  1118. 
Beleuchtung  für  Titrierarbeiten 

76.  142. 
Belladonna  III,  296.  302. 
Benöl  m,  196. 
Benzalchlorid  III,  926. 
Benzaldehjil  m,  807.  926. 
Benzidiu-Methode  zur  Best,  von 

febundener      Schwefelsäure 
80.  281. 
Benzidin  III,  913. 
Benzidinfarbstoffe  HI,  1011. 
Benzin  HI,  12.  19,  Spez.  Gew. 

III,  20,  Verdampfungsprobe 
III,  20,  Fraktion,  Destillation 
III,  20,  Entflammbarkeit  III, 
21,  Prüfung  auf  aromatische 
Kohlenwasserstoffe  III,  23, 
auf  Terpentinöl  u.  Kienöl  III, 
23,  Raffinationserad  III,  24, 
Löslichkeit  in  absolutem  Al- 
kohol lU,  24,  als  Rohstoff 
für  Kautschukindastrie  III, ' 
iiSOf  als  Denaturierungsmittel 
für  Alkohol  III,  355. 


Benzin,  leichtes  III,  3. 

Benzin,  schweres  III,  8. 

Benzinbrenner  39. 

Benzoaznrin  III,  1016.  1019. 
1114. 

Benzobraun  III,  1028.  1142. 

Benzocjanin  III,  1022. 

Benzodunkelbraun  III,  1028. 

Benzodunkelgrün  III,  1025. 

Benzoe  HI,  281. 

Benzoechtgrau  III,  1106. 

Benzoechtrot  III,  1032. 

Benzoechtschwarz  III,  1106. 

Benzoesäure  III,  811.  927. 

Benzoflavin  III,  1080.  1120. 

Benzograu  lU,  1021.  1106. 

Benzoindiffblau  UI,  1021. 1112. 

Benzol,  JNachw.  in  Luft  943. 
951,  zum  Earburieren  im 
Leuchtgas  II,  560,  Bestim- 
mung in  Gasen  II,  564.  596. 
601.  602.  604.  607,  Bestim- 
mung des  Ausbringens  aus 
Teerölen  durch  Destillations- 
probe n,  737,  als  Rohstoff 
für  Kantschukindustrie  III, 
330,  als  Denaturierungsmittel 
für  Alkohol  III,  555. 

Benzol  des  Handels,  Arten  II, 
746,  Zusammensetzung  II, 
746.  III,  879,  Bestimmung 
der  Siedegrenzen  II,  747.  III, 
880,  Korrektionen  dafür  II, 
749,  Englische  Probe  II,  750. 
Bestimmung  des  spez.  Gew. 
II,  750,  der  Verunreinigungen 
n,  IbOf  von  Schwefelkohlen- 
stoff II,  750,  von  Schwefel  II, 
751,  der  Thiophene  II,  752, 
der  Paraffin  kohlen  Wasser- 
stoffe II,  754.  III,  880,  der 
verharzbaren  und  ungesättig- 
ten Verbindungen  II,  755. 
Schwefelsäure-Test  II,  756, 
Reini^ungsverlast  II,  755, 
Fraktionierte  Destillation  II, 
756,  Fraktionen  II,  759, 
Trennung  der  Xylole  II,  760, 
der  Trimethjlbenzole  II,  761, 
Unterscheid  ungvonPetrolenm 
etc.  II,  761,  Eigenschaften 
des  reinen  III,  87o,  Handels- 
sorten für  Teerfarbenfabri- 
kation III,  879,  Untersuchung 
für  diese  III,  880. 

Benzomarineblau  III,  1022. 

Benzonitrolbraun  III,  1029. 
1144. 

Benzonitroldunkelbraun  III, 
1144. 

Benzoolive  III,  1024.  1126. 


Benzoorange  III,  1012.  1122. 

Benzopurpurin  als  Indikator  67, 
als  Farbstoff  III,  1013.  1014. 
1138. 

Benzorot  III,  1016. 

Benzoschwarz  UI,  1021.  1106. 

Benzoschwarzblau  III,  1020. 
1112.  1114. 

Benzoschwarzbraun  III,  1028. 
1142. 

Benzotrichlorid  III,  926. 

Benzylchlorid  III,  925. 

Benzylenchlorid  III,  926. 

Benzylviolett  UI,  1042. 

Berechnung  der  Analysen  207. 

Bergamottöl  UI,  377. 

Bergblau  II,  800. 

Bergkieserit  534. 

Berkefeld- Kerzen  zur  Fil- 
tration von  Gerbstofflösnngen 
UI,  711. 

Berlinerblau  in  Gasreinignngs- 
masse  563.  II,  668,  Unter- 
suchung des  käuflichen  II,  799. 

Bernstein  III,  219.  280. 

Bernsteinsäure  in  Wein  UI,  629. 
652. 

Berthelot-Brenner  85. 

Berzelius-Lampe  39. 

Beschwerung  von  Seide  III, 
1229. 

Bessemeirbirnen,  Entnahme  von 
Grasen  aus  216. 

Betriebsanalysen  5.  6. 

Betriebssäuren  im  Bleikammer- 
prozeß 342. 

Biebricher  Patentschwarz  UI, 
1008.  1094. 

Biebricher  Scharlach  lU,  1005. 
1130. 

Bienenwachs  UI,  202.  236. 

Bier  lU,  668,  Definition  III, 
668,UerstellungIIl,668,  Roh- 
materialien: Wasser  III,  669, 
Uopfen  670  (s.  d.),  Gerste 
674  (s.  d.),  Malz  678,  Würze 

685.  Untersuchung  III,  686, 
Spez.  Gew.  686,  Alkoholgehalt 

686,  Extraktgehalt  687,  Ver- 
gärungsgrad 687 ,  Maltose, 
Dextrin,  Stickstoff,  Säure  688, 
Kohlensäure,  Glyzerin  689, 
Konservierungsmittel  UI,  689, 
Schweflige  Säure  689,  Salizvl- 
säure,  Borsäure,  Fluor  690, 
Verfälschung  III,  690,  Neutra- 
lisation III,  690,  Hopfensurro- 
gate III,  691,  Zuckerkuleur 
III,  691,  Süßholz  UI,  691, 
Süßstoffe  III,  692,  Trübungen 
III,  693. 


1270 


Sachregister. 


Bikarbonate  yod  Eisen,  Kalk  und 
Magnesia  in  Salzsolen  404. 

Bikarbonat-Analyse  475. 

Bikarbonat-Eohlensäare  478. 

Bikarbonatlangen,  CO3  in  436 

Birnäther  III,  800. 

Bismarckbraun  III,  992.  1142. 

Bisolfat  828. 

Bisamt  805. 

Bitartratbestimmung  III,  864. 

Bittermandelöl  III,  878.  809, 
künstliches  (6enzaldeb7d)III, 
807.  926. 

Bittermandelölgrün  III,  1085. 

Bittennandelölwasser  556. 

Bitterstoffe  in  Branntweinen  III, 
582,  im  Hopfen  HI,  673. 

Bitamen  in  Asphalt  etc.  III,  61. 

Bixin  III,  1205. 

Blähprobe  für  Kohlen  II,  557. 

Blanc  fixe  II,  826. 

Blatter  (Drogen)  III,  296. 

Blattgold,  unechtes  II,  246. 

Blaabeatimmung  in  Gasreini- 
gungsmasse  s.  d. 

Blauholz  III,  1090.  1185,  Prä- 
parate aus  ni,  1198. 

Blauholzextrakte  III,  1186,  Ver- 
fälschungen lü.  1190,  Wert- 
bestimmung III,  1187.  1194, 
als  Verfälschung  in  Orseille- 
präparaten  III,  1200. 

Blauholzschwarz  III,  1147. 

Blausäure  556.  III,  567,  s. 
Cyan  wasserstoffsäure. 

Blauschwarz  B  III,  1008. 

Blei    II,    249,    Erze    II,    250, 
Trockene  Bleiproben  für  Erze  1 
II,  250,   Niederschlagsprobe 
im     Eisentiegel     (Belgische ' 
Probe)     II,     250,    sonstige  1 
Proben  (Deutsche  Probe  etc.) 
II,  252,  Proben  für  oxydische  | 
Erze  und  Hütten produkte  II, ' 
252,    nasse    Bleiproben    für  | 
Erze  etc.  II,  252,  Gewichts- 1 
analytische     II,     252,     Be- ! 
Stimmung  des  Bleis  als  Sulfat  { 
n,  258,  als  Metall  II,  255, ' 
clektrolytische    Abscheid  ung  ' 
als  Superoxyd  II,  257,  maß- 1 
analytische      Methoden      II, 
259,    Molybdatmethode   von 
Alexander  II,  259,  Beebes 
Ferrocyankaliummethode   II, 
259,  Chromatmethode  II,  260, 
Analyse      von     Handelsblei 
(Weichblei,  raffiniertem  Blei) 
II,    260.    277,   von  Hartblei 
(Antimonblei)    II,  265,    von 
Werkblei  11,268,  von  Bleisteiu 


II,  270,  Bleischlacken  II,  270. 
Bleiglätte  H,  270,  Bleireichen 
Legierungen  II,  270,  Blei- 
krätzen 276.  n,  272,  Blei- 
aschen n,  272,  Bleiglas uren 

II,  272,  Blei  in  Zinnlegiemn- 
gen  8.  d.,  in  altem  Weiß- 
metall II,  292,  in  Zinkerzen 
etc.  II,  320,  in  Rohzink  II,  821. 
Bestimmung:  in  Kiesen  287, 
in  Blende  292,  in  Schwefel- 
säure 883,  in  Trinkwasser 
812.  885,  im  Boden  904,  in 
Eisenerzen,  Nachw.  II,  8, 
Best.  II,  22. 

Bleiacetat  II,  374. 
Bleiaschen  II,  272. 
Bleichechtheit  von  Farbstoffen 

III,  986. 

Bleigläser,  Analyse  663. 

Bleiglasuren  614.   H,  272. 

Bleiglätte  II,  270.  276.  813. 

Bleikammergase  885. 

Bleikrätzen  II,  251.  272. 

Bleikrystallglas,  Analyse  665. 

Bleinitrat  II,  375.  520. 

Bleioxyd  als  Material  für  Glas- 
fabrikation 640. 

Bleischlacken  II,  270. 

Bleistein  II,  269. 

Bleisulfat  II,  375. 

Bleisuperoxyd  H,  519.  III,  958, 
s.  a.  Mennige. 

Bleithiosulfat  II,  520. 

Bleiweiß  II,  819. 

Bleizucker  II,  874. 

Blende  s.  Zinkblende. 

Blicksilber,  Probieren  auf  Grold 
H,  166. 

Blumendraht  zur  Einstellung 
von  Ohamäleonlösung  122. 
H,  184. 

Blüten  III,  299. 

Blutholz  III,  1185. 

Blutlaugensalz,  s.  Ferro-  u.  Ferri- 
cyankalium. 

Blutmehl  II,  488. 

Blutreaktion  865. 

Bodenanalyse  884,  Verschiedene 
Bodenarten  884,  Allgemeine 
Gesichtspunkte  zur  Beur- 
teilung von  Boden  885, 
Mineralboden  886,  Probe- 
nahme 886,  Mechanische 
Untersuchung  887,  Schlämm- 
analyse 887 ,  Physikalische 
Untersuchung:  Aufsaugungs- 
vermögen 890,  Wasserkapazi- 
tät 890',  Absorptionsgröße 
gegen  Pflanzen nährstoffe  891, 
Benetzungswärme  898. 


Chemische  üntersachoac 
893,  Behandlnng  mit  kohka- 
saurem  Wasser  8d3,  Be- 
handlang mit  kalter  koaz. 
Salzsäure  894,  Best,  toü 
Eisenoxyd  ia  Tonerde  ^L 
Mangan  895,  von  Kalk  cid 
Magnesia  895,  von  Schwefel- 
säure 895,  von  Alkalien  896. 
Behau  dl.  mit  heifter  koor 
Salzsäure  896,  mit  konz- 
Schwefelsänre  ^6,  mit  Floß- 
säure  896,  Bestimm ong  eic- 
zelner  Bestandteile  ^T. 
Wasser  897,  Hamas  897. 
Kohlensäure  899 ,  Gesacit- 
stick8toff900,  Ammoniak  900. 
Salpetersäure  901,  Chlor  901. 
Schwefel    901 ,    EisenoxTial 

903,  Best  von   Knpfer,  BV: 

904,  Zink  904. 
Moorboden     905,     Pro^^ 

nähme  905,Untersachang9C^ 
Volumgewicht  906.  Minerai- 
bestanateile  906,  Hamas  ^JT. 
Materialien  zar  Bedeckung 
908- 

Bodensatz  von  kanstischer  So<i> 
449.  ^ 

Bombe,  kalorimetrische  257.  IL 
548. 

Borax  637.  638,  als  ürsubstan; 
für  Alkalimetne  104. 

Bordeaux  m,  999.  1006.  lO^iC 
1132. 

Bomeotalg  lU,  200. 

Borsäure,  Vei^ialten  zu  Indi- 
katoren 77.  83,  86.  91.  iȊ 
Prüfung  636,  Bestimmncz 
636.  637,  Nachweis  in  Gbu 
655.  666,  in  Wein  HI.  640. 
654,  iu  Bier  III,  690. 

Borsäure-Gläser  667. 

Branntwein  und  Liköre  111,  5^ 
Probenahme  IH,  562,  Sincec* 
prüfiing  in,  563,  Best,  de^ 
spez.  ^w.  III,  563.  573,  de^ 
Alkohols  m,  563,  von  Extrakt 
in  Asche  III,  5^,  der  freiec 
Säuren  UI,  566  (Gesami- 
säure  566,  Caprinsänre  5ß^ 
Ameisensäure  566,  Batter- 
säure  567,  Blaosiare  566 . 
des  Zuckers  HI,  568,  de» 
Glyzerins  HI,  570,  von  Sfi^ 
Stoffen  HI,  571,  von  Fui*i«'»: 
III,  571  (s.  d.),  Gesamtester 
III,  580,  Prüfung  aofAldeüTi: 
m,  580,  aaf  Furfarol  lll. 
580,  auf  fremde  Farbstoff- 
und    schädliche    Bittern^-^ffe 


Sachregister. 


1271 


m,  Ö81,DeDatarieraogsmittel 
iri,  582 1  Nachw.  v.  renatu- 
riertem  Spiritus  III,  584,  von 
Schärfen  a.  Essenzen  III,  584. 

Branntwein,   Bearteilang  (An- 
forderungen) in,  587. 
Branntweinessenz  (Branntwein- 
scharfe)  Ul,  584. 

Branntweinsorten,  einzelne  IIT, 
585. 

Brasilein  III,  1211. 

Brasüienholz  III,  1210. 

Brasilin  UI,  1211. 

Branerpech  III,  694. 

Braun  SDP  III,  1016. 

Braunkohlenteeröle,  Nachweis 
in  Benzol  II,  761,  Unter- 
suchung III,  66,  Schwelyer- 
suche  zur  Feststellang  der 
Ausbeute  III,  67,  Prüfung 
des  Rohteers  III,  68.  | 

Braunschweiger  Grün  II,  810. ' 

Braunstein,  Analyse  im  Gas- 
Tolumeter  168.  486,  Tech- ! 
nische  Untersuchung  484.  11,  | 
520,  FeuGhti^keit484,  Aktiver 
Sauerstoff  485.  486,  Kohlen- 
säure 489,  zur  Zersetzung 
nötige  Salzsäure  489,  Be- 
triebskontrolle 493,  in  der 
Glasfabrikation  643. 

Braunstein,  regenerierter,    s. 
W  eldonschlamm. 

Brechungskoeffizient  von 
Schmierölen    III,    115,    von 
Fetten  und  Ölen  III,  155. 

Brechweinstein  III,  873. 

Brechwurzel  III,  803. 

Bremerblau  II,  800. 

Brennpunkt  von  Petroleum  III, 
37. 

Brennstoffe,  Untersuchung  244, 
8.  Kohlen  etc.,  für  Gas- 
fabrikation II,  548  555,  Ver- 
brauch daran  II,  554. 

Brennwert  s.  Heizwert. 

Brenzkatechin  III,  812. 

Briketts  II,  794. 

Brillantalizarinblau  III,  1068. 
1090. 

Brillantalizarincyanin  III,  1062. 
1090. 

Brillantanthrazurol  III,  1098. 

Brillantazurin  III,  1019.  1114. 

Brillantbordeaux  III,  1132. 

Brillantcrocein  III,  1130. 

Brillantdiazinblau  III,  1075. 
1102. 

Brillantechtrot  III,  997. 

Brillantgallocyanin  HI,  1071. 

Brillantgelb  III,  1012.  1122. 


Brillantgeranin  III,  1034.  1138. 

Brillantgrün  III,  1036.  1126. 

Brillantkongo  III,  1015.  1138. 

Brillantkresylblau  III,  1069. 
1104. 

Brillantorange  III,  997. 

Brillantponceau  III,  1130. 

Brillantpurpurin  III,  1015.1138. 

Brillantrosindulinrot  III,  1076. 

Brillantscharlach  III,  998. 

Brillantsulfonazurin  III,  1096. 

BriUantsulfonrot  III,  1000. 

Brillantwalkgrün  III,  1049. 

Britanniametall  II,  286. 

Brixgrade  III,  414,  Tabelle 
für  IIT,  416.  426,  reduzierte 
III,  434. 

Brom,  freies.  Titrierung  135, 
Nachweis  in  Luft  933.  951, 
Untersuchung  des  käuflichen 
m,  954,  zur  Fällung  von 
Mangan  als  Dioxyd  II,  16. 

Brömäthyl  III,  933. 

Brommethyl  UI,  932. 

Bromnatronlauge  144.  150. 167. 
168. 

Bromoform  III,  813. 

Bronzefarben  II,  827. 

Bronzen  II,  237.  241.  244.  245. 

Bronzepulver  II,  246. 

Brucin  als  Reagens  auf  Stick- 
stoffsäuren 364.  366.  787,  zur 
kolorimetrischen  Bestimmung 
von  Salpetersäure  382.  788. 
792. 

Bucheckemöl  III,  196. 

Buckelblech  II,  120. 

Bakettstoffe  in  Wein  III,  652. 

Bunsen Ventil  123.  384.  486. 

Buntebürette  218.   II,  580. 

Büretten,  amtliche  Eichung  47, 
Auslaafzeit  47,  Konstruktion 
55,  Ablesung  56,  Schwimmer 
57,  Visierblende  59,  Halter 
für  60,  selbsttätige  Füllung 
62,  nach  Gay-Lussac  119. 

Butterfett  IH,  202.  206. 

Butterrefraktometer  III,  156. 

Buttersäure  III,  566. 

Cachou  III,  1213. 

Cachou  de  Laval  III,  1083. 

Calciumkarbonat,  Bestimmung 
im  Gasvolumeter  167.  168. 
170.  174,  für  Sodafabrikation 
427,  in  Kalkstein  für  Mörtel- 
industrie 674. 677,  in  Knochen- 
kohle III,  473  (s.  a.  Kohlen- 
säure). 

Calciumplumbat  641. 

Campecheholz  III,  1185. 


Gadmium  s.  Kadmium. 

Calcimeter  167.  170.  674.  699, 
von  Scheibler- Dietrich 
674,  Tabelle  676,  von  Baur- 
Cramer-Schoch  676,  von 
Scheibler  El,  474. 

Calciumacetat,  technisches  HL 
821. 

Calciumkarbid,  Ausgangsmate- 
rialien 11,706,  Handelsprodukt 
II,  706,  Probenahme  II,  707, 
Verunreinigungen  II,  706. 717, 
Gasausbeute  II,  707.  717,  Be- 
stimmungsmethoden H,  710, 
Umrechnung  auf  0^  oder  15^ 
II,  716,  Bestimmung  der 
Verunreinigungen  H,  717,  Be- 
stimmung des  Phosphors  H, 
718,  Bestimmung  d.  Schwefels 
II,  721,  Vollständige  Analyse 
II,  722. 

Camwood  IH,  1128. 

Candlenußöl  HI,  179.  189. 196. 

Capriblau  HI,  1069.  1104. 

Caprinsäure  III,  566. 

Caput  mortuum  II,  811. 

Carbazol  s.  Karbazol. 

Carbonylzahl  IH,  278. 

Carminette  II,  816. 

Camallit  534. 

Carnaubawachs  III,  202. 

Carvol  m,  280. 

Casselmanns  Grün  II,   810. 

Catechu  s.  Katechu. 

Cellulose  s.  Zellulose. 

Cerasine  HI,  997. 

Ceresin  IH,  78.  238.  239. 

Cerise  HI,  1081. 

Chamäleonlösung,  empirische 
für  Tannin  97,  Definition  116, 
Darstellung  117.  120,  Halt- 
barkeit 118,  Ablesung  119, 
Verwendung  bei  Anwesenheit 
von  Chloriden  119,  Urprüfung 
mit  Oxalsäure  120.  126,  mit 
Oxalaten  122,  mit  Eisen  122, 
Elektrolyteisen  125,  auf  jodo- 
metrischem  Wege  127,  mit 
Wasserstoffsuperoxyd  127, 
auf  gasvolumetrischem  Wege 
(Nitrometer)  127.  168,  Aus- 
führung der  Operation  129, 
Anwendungenl30,für  Wasser- 
analyse 781. 

Chamäleonmethode  zur  Eisen- 
bestimmung 116,  H,  33,  zur 
Gerbstofftitrierung  IH,    700. 

Chardonnet-Seide  III,  1240. 
1243. 

Chargierte  Seide  III,  1228. 

Chicagoblau  HI,  1114. 


1272 


Sachre^ster. 


Chicagoorange  IIL,  1030. 

Ghilisalpeter,  Qualitaüve  Unter- 
suchunff  306)  Technische 
Probe  (Refraktion)  307,  Voll- 
ständige Analyse  308,  Nitrat- 
bestimmang  309  (s.  d.))  Be- 
Stimmung  des  Perchlorats  320, 
Bestimmang  des  Chlorats  322, 
als  Düngemittel  II,  437,  für 
Sprengstoffe  II,  476. 

China- iUkaloide,  Titrierang  90, 

Chinarinde  III,  300. 

Chinin  HI,  300.  813. 

Chininhjdrochlorid  III,  816. 

Chininsnlfat  III,  814. 

Chinolinfarbstofie  III,  1079. 

Chinolingelb  II,  829,  III,  1079. 
1120. 

ChinoUnrot  IE.  1079. 

Chinonimidfarbstoffe  III,  1066. 

Chinonozime  III,  1065. 

Chinoxalinfarbstoffe  ILI,    1079. 

Chinozime  III,  1055. 

Chlor,  Nachweis  in  Salzsäaro 
424,  Nachweis  in  Luft  933. 
951,  Bestimmang  in  Kaut- 
schukwaren III,  339. 

Chlor,  bleichendes  oder  freies, 
Bestimmung  135.  140    168. 

495.  502.  505.  516.  517,  in 
Abwässern  865,  in  Chlorkalk 
506  (s.  d.).  Gewicht  für  1  ccm 
bei  verschiedenen  Tempera- 
taren und  Barometerständen 
516. 

Chlor,  Industrie  484,  Betriebs- 
kontrolle 492,  neben  Salz- 
säure in  Deacon-Gasen  495. 

496,  neben  Kohlensäure  499. 

501.  502.  513.  521,  elektro- 
Ijtisches  500.  502,  in  der 
Luft  von  Chlorkalkkammern 

502,  neben  Chlorat  505,  neben 
unterchloriger  Säure  517. 

Chlor,  flüssiges,  Eigenschaften 
523. 

Chlorälhydrat  III,  817. 

Chlorammblau  III,  1023. 

Chloraminbraun  III,  1032. 

Chloramingelb  III,  1032. 

Chloramingrün  III,  1026. 

Chloraminorange  III,  1032. 

Chloraminschwarz  III,  1021, 

Chlorammonium  als  Ursubstanz 
für  Alkalimetrie  104,  Unter- 
suchung II,  698. 

Chlorate,  Bestimmung  in  Chili- 
salpeter 322,  Bestimmung  in 
Chloratlaugen  505,  Bestim- 
mung in  Bleichlaagen  und 
elektrolytischen  Laugen  518, 


in  Kalisalpeter  II,  473,  von  > 
Kalium  s.  d.,  von  Baryum  II, ' 
521. 

Chloride,£inflaß  auf  Chamäleon- 
titrierung  119,  Bestimmung 
s.  Chlomatrium,  Bestimmung 
in  Bleich- und  elektrolvtischen 
Laugen  520,  in  TrinKwasser 
785.  832,  in  Kesselspeise- 
wasser 840,  in  Abwässern  865,  | 
in  Gaswasser  II,  703,  Grenz- 
zahlen für  Wein  III,  658. 

Chlorkalium,  als  Rohmaterial 
für  Kalisalpeter  545,  als  Roh- 
material für  Pottasche  547, 
Analyse  des  Staßfurter  540. 

Chlorkalk,  Titrierung  135. 140, 
Probenziehen  506,  Bezeich- 
nung der  Grädigkeit  506, 
Spez.  Gewicht  der  Lösungen 
507,  Bestimmang  des  blei- 
chenden Chlors  nach  Gay- 
Lussac  507,  Deniges  508, 
Graham-Otto  508,  Bnn- 
sen  509,  Pontius  510, 
Penot  511,  Lunge  (gas- 
volumetrisch)  511,  Vanino 
513. 

Cblorkalkkammem,  Gase  aus 
502. 

Chlormagnesium  s.  Magnesium- 
chlorid. 

Chlormethyl  III,  932. 

Chlomatrium  (s.  a.  Kochsalz) 
Löslichkeit  402,  Spez.  Ge- 
wicht der  Lösungen  403, 
Bestimmung  durch  Titrieren 
136.  140.  168.  403.  407.  785, 
in  Sulfat  411,  in  Rohsoda  432, 
in  Staßfurter  Chlorkalinm  540, 

Chlomatrium,  reines,  für  analy- 
tische Zwecke  410. 

Chloroform,  Untersuchung  III, 
818,  in  der  Luft  951,  zum 
Denaturierern  von  Alkohol 
111,  556. 

Chloropheninorange  III.   1033. 

Chlorprobe  für  Indigo  III,  1182. 

Chlorsäure,  Bestimmung  durch 
Jodlösung  135,   s.  Chlorate. 

Chlorsaures  Kali  s.  Kalium- 
chlorat  und  Chlorate. 

Chlorschwefelprobe  III,  176. 

Chlorwasserstoff  in  Austritts- 
gasen derSalzsäurefabrikation 
416,  Bestimmung  durch  Ti- 
trieren s.  Chlomatrium,  Be- 
stimmung in  Salzsäure  424, 
in  X<uft  933.  951,  Schädlich- 
keit 952. 

Chlorzink  11,  810.   III,  957. 


Chlorzinklösang  III,  1216. 

Cholesterin  III,  136.  I9a  1^ 

Chrom,  Nachweisani^  in  Alaad- 
oinmsulfat  621,  Bestimmoiig 
II,  19.  44,  in  EiMoerKB, 
Nachweis  11,  4,  in  Eisen  IL 
80,  titrimetrischeBestimmuDi; 
II,  83,  bei  Gegenwart  von 
Vanadin  11,  87,  Nachweis  E 
346,  Bestimmang  im  Alumi- 
nium n,  359. 

Chromacetat  II,  370. 

Chromalaun  II,  370. 

Chromanilschwarz  III,  1106. 

Chromate,  Untersachan|r  11,368, 
803. 

Chromate,  Bestimmung  in  elek- 
trolyüschen  Langen  522. 

ChromaUchwarz  m,  1092.1106. 
1108. 

Chromazonblau  in,  1004. 1100. 

Chromazonrot  HI,  1004.  1134. 

Chrombenzobraun  IQ,  1024. 

Chromblau  10,  1049.  1090. 

Chromechtrot  m,  1136. 

Chromecht3chwarz  III,  1094. 

Chromeisen  II,  80. 

Chromeisenstein  II,    346.   347. 

ChromÜEirben  11,  802,  grüne  D, 
810. 

Chromfluorid  II,  370. 

Chromgares  Leder  III,  747. 

Chromgelb  U,  802.  804. 

Chromgelb  GG  IIL  1001. 

Chromgrün  lU,  1039   1124. 

Chromin  UI,  1031. 

Chromorange  II,  802.  803.  S07. 

Chromotropfarben  UI,  1004. 
1134. 

Chromozyd  ü,  811. 

Chrompatentgrün  III,  1124. 

Chrompatentschwarz  III,  1005. 
1092. 

Chromrot  11,  807. 

Chromsäure,  Veriialten  za  In- 
dikatoren 86,  Bestimmarg 
durch  Titrieren  mit  JodlosoDg 
135,  Titrierung  mit  Ferro- 
snlfat  und  Kalinmpermaagi- 
nat  n,  346. 

Chromschwarz  III,  1090. 

Chromviolett  ITI,  1039.  1050. 
1092. 

Chromzinnober  II,  802.  803. 

Chrysamin  m,  1011.  1012. 
1120. 

Chrysanilin  m,  106a 

Chrysaurein  III,  9%. 

Chrysoidin  m,  992.  1120. 

Chiysoin  IIL  995. 

Chrysolin  m,  1051. 


Sachregister. 


1273 


Chrjsophenin  UI,   1011.  1122. 

CinDamein  276. 

Citral  ni,  380. 

Citratmethode  für  Phosphor- 
8&ax«  II,  399.  409. 

Citronin  ÜI,  994. 

Clans-  Öfeni  Aostrittsgase  446. 

Glaytonechtsch'warz   ifi,    1046. 

Clajtongelb  IH,  1032.  1122. 

Clayton -Tuchrot  III,  1034. 1130. 

Clematin  ÜI,  1074. 

Gloth-oil  tester  III,  210. 

Coai-brasses  288. 

Coccinin  ÜI,  999. 

Cochenille  aJs  Indikator  67. 

Cochenille  als  Farbstoff  III, 
1128.  1206. 

Cochenille  ammoniacale  III, 
1207. 

Coeruleum  II,  801. 

Cölestinblau  ÜI,  1072.  1090. 

Colsaöl  m,  196. 

Copaivabalsam  III,  279. 

Corallin  s.  Eorallin. 

Cordit,  W&rmeprobe  für  II,  509. 

Comish  assay  287. 

Correin  III,  1072.  1104. 

Cöralein  III,  1054. 

Cremor  Tartari  HI,  872. 

Crocein  III,  998.  1006. 

Croceinorange  III,   997.    1118. 

Croceinscharlach   LH,    1006. 
1130. 

Crotonöl  III,  196. 

Crampsall  Yellow  III,  1001. 

Camaron  II,  755. 

Curcama  s.  Karkuum. 

Carcasöl  m,  196. 

Cyan  (Cyanide),  Gewichtsanaly- 
tische Bestimmung  554,  Maß- 
analytische Bestimmung  nach 
Liebig  555.  558,  nach  For- 
dos und  Gelis  555.  561,  Be- 
stimmung in  Gasreinigungs- 
masse 563.  II,  668.  671,  Be- 
stimmung in  Gaswasser  II, 
686.  705,  Bestimmung  in 
Leuchtgas  II,  632. 

Cyanammoninm  562. 

Cyanide  der  Erdalkalien   562. 

Cyandoppelsalze  570. 

C  janeisen  färben  II,  797. 

Cyanin  ÜI,  1079.  10%. 

Cyankalium  557,  Bestimmung 
nach  Liebig  558,  Bestim- 
mung nach  Fordos  und 
Gelis  561. 

Cyannatrium  561. 

Cyanol  III,  1038.  1098.  1100, 

/J-Cyanolgrün  HI,  1038.  1126. 

Cvanosin  III,  1053.  1134. 


Cyanquecksilber  562. 

Cyanschlamm  von  der  Gas- 
reinigung II,  677. 

Cyanwasserstoffsäure,  Bestim- 
mung 556,  Nachweis  in  Luft 
942,  Schädliche  Mengen  951, 
Bestimmung  in  Bittermandel- 
öl III,  378,  Bestimmung  in 
Branntwein  III,  567,  Vor- 
kommen in  Branntwein  III, 
586.  588. 

Cyklamin  IH,  1053.  1134. 

Cyklop-Cylinderöl  III,  54. 

Dachlack  U,  746.  792 

Dachschiefer  615. 

Dammar  III,  219. 

D&mpfapparate  für  Probe- 
drucken III,  981. 

Dampfbad  38. 

Dampfdichtebestimmung  166. 

Dampfkesselspeisewasser  s. 
Eesselspeisewasser. 

Dampfzylinderöle  s.  Zylinderöle. 

Dammarharz  III,  282. 

Darrprobe  für  Zement  749. 

Dasymeter  III,  480. 

Deacon -Verfahren  484.  495, 
Gase  desselben  495.  496. 

Decreusage  der  Seide  III,  1235. 

Degras  In,  726. 

Delphinblau  III,  1072.  1100. 

Delphintran  III,  198. 

Deltametall  II,  246. 

Deltapurpurin  III,  1013.  1138. 

Denaturiertes  Salz  409. 

Denaturierungsmittel  für  Alko- 
hol III,  551,  für  Branntweine 
III,  582. 

Densimeter,  Fleischers  178. 
179. 

Desinfektionspulver  II,  788. 

Destillationsapparate  für  Benzol 
n,  747.  756.  757.  758. 

Deville-Ofen  583.  589.  590. 
609. 

Dextrin,  in  Kraftfuttermitteln  II, 

459,  für  Zündholzfabrikation 

II,  534,  Untersuchung  II,  536, 

Unterscheidung  von  Gummi 

II,  538,  Bestimmung  in  süßen 

I      Mabchen  III,536,Be6timmung 

j      in  reifen  Maischen  III,  541, 

I      Nachweis  in  Wein  III,  629, 

in  Bier  III,  688,  Zusatz  zu 

Wein  UI,  652. 

Dextrose,  Bestimmung  III,  558, 
in  Wein  III,  636,  nach 
Kjeldahl  UI,  637. 

Dextrosequotient  von  süßer 
Maische  III,  537. 


Dezimalstellen    bei    Analysen- 
Berechnungen  208. 
Diamantflavin  UI,  1013. 
Diamantgelb  III,    1001.    1116. 
Diamantgrün  UI,   1035.  1036. 

1124. 
Diamantschwarz  UI,  1004. 1008. 

1010.  1090. 
Diamineralblau  III,  1112. 
DiamiBcrabchwarz  UI,  1110. 
Diaminfarben  III,  1012.  1013. 

1014.  1015. 1016. 1018. 1019. 

1023. 1025. 1028. 1029. 1033. 

1104. 1106. 1114. 1122. 1126. 

1138. 1142. 1144. 
Diaminoazotoluolsulfons&ure  als 

Indikator  91. 
Diaminogenblau  lU,  1008. 1112. 
Diaminogenschwarz   III,    1008. 
Dianilgelb  III,  1033.  1124. 
Dianilschwarz  III,  1010.  1030. 

1106. 
Dianisidin  UI,  913. 
Diastase,  Prüfung  auf,  in  reifer 

Maische  III,  538. 
Diazinblau  lU,  1075.  1102. 
Diazingrün  UI,  1075. 
Diazinschwarz  III,  1075.  1102. 
Diazoblau  UI,  1012. 1028. 1112. 
Diazobraun  UI,  1144. 
Diazobrillantschwarz  III,  1019. 

1106. 
Diazoschwarz  III,  1019.  1106. 
Diazurin  UI,  1019. 
Dicksäfte  III,  442,  Bestimmung 

des    Zuckers   lU,    442,    der 

Raffinose  III,  449. 
Differential- Aräometer  184. 
Difierentialmanometer  188,  von 

Seger  188,  von  König  189. 
Digitalis  UI,  296. 
Digitoxin  UI,  296. 
Dikaöl  UI,  200. 
Dilatometer  III,  89. 
Dimethylamidoazobenzol  als 

Indikator  80.  90. 
Dimethylanilin  s.  Methylanilin. 
Dinitrobenzol  UI,  885. 
Dinitrodibromfluorescein  III, 

1052. 
Dinitrosoresorcin  III,  1065. 
Dinitrotoluol  UI,  885. 
Dioxin  III,  1066.  1124.  1140. 
Diphenylamin,     Reaktion     auf 

Stickstoff)« äuren  364,   Unter- 
suchung III,  909. 
Di phenylam inblau  III,  1046. 
Diphenylaminorange   III,    993. 
Diphenylblau  III,  1077. 
Diphenylblauschwarz  III,  1108 
Diphenylbraun  III,  1044. 


1274 


SaohregiBtor. 


DiphenylcitroniD  III,  1024. 

Diphenylgelb  III,  1024. 

Diphenylmetfaaofarbstoffe  IH, 
1035. 

DipheDylnaphthylmethaDtarb- 
Stoffe  III,  1047. 

Diphenylschwarz  III,  1110. 

Direktblaa  III,  1019. 

Direktblauschwarz  HI,  1027. 

Direktbraun  III,  1028.  1144. 

Direktgelb  III,  1030. 

Direktcraa  III,  1019.  1122. 

DirektindoDblau  III,  1022. 

Direktscfawarz  III,  1021.  1106, 
aus  Blauholz  III,  1193. 

Direkttiefschwarz  III,  1026. 
1027. 

DöRlingtran  EI,  202. 

Dolomitzement  707. 

Domisgoali  Zarin  bordeaux  III, 
1082. 

Domingoalizarinbraun  III,  1140. 

DomiDgoalizarinschwarz  III, 
1092. 

Domingoblau  III,  1100. 

Domingochromgr&n   III,    1124. 

Doppelbrillantscharlach  III, 
1030. 

Dorschleberöl   III,   179.    189. 
198. 

Drachenblut  III,  1213. 

Drahtnetz  36. 

Drogen  III,  288.  289. 

Druckmesser  186,  einfacher  186, 
Pecletscher  187,  Segers 
188,Königsl89,Fletcher- 
Lunges  192. 

Druckversuche  für  Probefärben 
m,  981. 

Duisburger  Verfahren  zur  Be- 
stimmung Yon  Kupfer  in 
Kiesen  286. 

Dulcin  III,  571.  624.  639.  650, 
in  Bier  III,  692. 

Düngemittel,  Besondere  Vor- 
schriften für  die  Untersuchung 
der  einzelnen  II,  421,  Vor- 
bereitung der  Proben  II,  422, 
Bestimmung  der  Feuchtigkeit 
II,  422,  Rohphosphate  U,  423, 
Mineralphosphate  II,  423, 
Guanophospnate  II,  424, 
Knochenphosphate  II,  425, 
Superphosphate  II,  426,  Tho- 
masmehle II,  427,  Peruguano 
II,  431,  Fischguano,  Fleisch- 
mehl, Poudrette  etc.  11,  433. 

Düngemittel,  künstliche  II,  380, 
Allgemeine  Untersuch  nngs- 
methoden  II,  380,  Stickstoff- 
bostimmung  s.  d..  Internatio- 


nale Vorschriften  für  Unter- 
suchung n,  442. 

Düngergemische  II,  441. 

Dunkelblau  HI,  1028. 

Dünnsaft  s.  Rübensaft. 

Durana  II,  246. 

Durchschnittsproben  8. 10,  von 
Gasen  213. 

Dynamit,  Analyse  im  Nitrometer 
154.  164,  Untersuchung  als 
Sprengmittel  II,  494,  Spreng- 
gelatine etc.  II,  496,  Stabili- 
t&tsprobe  11,  506. 

Dynamitsäure  333. 

Eau  de  Javel  450.  515.  521, 
s.  Bleichflüssigkeiten. 

Ebenschwarz  III,  1027.' 

Eboligrün  ÜI,  1025.  1126. 

Ebonit  III,  824. 

E.  C.  Pulver  II,  508. 

Echtbraun  III,  1142. 

Echtgelb  III,  993.  1118. 

Echtgrün  III,  1039.  1126. 

Echtheitsproben  für  Farbstoffe 
III,  982,  Echtheit  III,  982 
(gegen  Wasser  982,  Seife ' 
(Waschechtheit)  983,  Walken  ' 
984,  Alkall  984,  Bleichen  985, 
Reiben  985,  Schweiß  985, 
Bügeln  986,  Dekatieren  986, 
Licht  986). 

Echtlichtgelb  lü,  1034. 

Echtrot  fll,  997.  1130. 

Echtponceau  III,  1006. 

Echtsäureblau  III,  1098. 

Echtsäureeosin  III,  1134. 

Echtsäorephloxin  III,  1054. 
1136. 

Echtsäureviolett  III,  1044. 1054. 
1096. 

Echtschariach  III,  1006. 

Eühtschwarz  III,  1065. 

Echtsulfonviolett  III,  1000. 

Echtviolett  III,  1008.  1094. 

Echtwollblau  III,  1044. 

Eclipsblau  IH,  1086. 

Eclipsbraun  III,  1086. 

Eclipsgelb  III,  1084. 

Eclipsgrün  III,  1086. 

Eclipsschwarz  III,  1086.  1146. 

Eichen  (s.  Normal  -  Eichungs- 
Kommission)  41,  Mohrsches 
Liter  42,  Einfluß  des  Luft- 
drucks 42,  Eichen  mit  Wasser 
oder  Quecksilber  43,  An- 
wendung des  wahren  Liters 
43,  Normaltemperatur  43, 
Tabellen  d.  Normal-Eichungs- 
Kommission  45.  46,  Vor- 
schriften derselben  47,  über 


Ausfluß  (Ablauf)  47,  Fehler- 
grenzen 48,  Eichung  durch 
Privatfirmen  50,  durch  die 
Chemiker  selbst  50,  mit  der 
Ob twald sehen    Pipette   51. 

Eichgebühren  49. 

Eichmetall  U,  246. 

Eidotter  für  Gerberei  III,  731. 

Eieröl  III,  198. 

Einguß  (Kupellation)  II,  124. 
148. 

Einstellungslineal  8.Visierlineal. 

Einteilung  der  cheni.-techn. 
Untersuchnngsmethoden  6. 

Eintränkprobe  II,  116. 

Eisbärfett  III,  202. 

Eisen,  reines  zur  Titerstellung 
von  Chamäleon  124,  elektro- 
lytisches  125.  II,  34,  durch 
Wasserstoff  reduziertes  II, 
288,  Analyse  II,  50,  Be- 
schaffenheit n,  50,  Probe- 
nahme II,  51,  Bestimmung 
von  Silicium  II,  51,  Kohlen- 
stoff II,  55  (s.  d.),  Mangan 
II,  69  (s.  d.),  Nickel  II,  76. 
Aluminium  II,  78,  Chrom  II, 
80,TitrimetrischeBestimmung 
II,  83,  Wolfram  H,  84,  Mo- 
lybdän II,  86,  Vanadin  11,  86, 
Kupfer  II,  87,  Arsen  und 
Antimon  II,  89,  Zinn  II,  91, 
Schwefel  II,  93,  Phosphor 
II,  101,  Sauerstoff  II,  103, 
Schlacke  II,  104. 

Entfernung    bei    der    Be- 
stimmung      von       Schwefel 
(SchwefeTsäure)274. 275. 276. 
Bestimmung  in  Abbräodeo 
von    Schwefelkies    298,     io 
Schwefelsäure  384,  in  Koch- 
salz 408,  in  Sulfat  411,  Re- 
duktion   384,     BestimmoDg 
auf  kolorimetrischem  Wege 
385.  810,  Nachweis  und  Be- 
stimmung in  Salzsäure  423, 
in  Wasser  808.  840,  in  Zink- 
erzen II,  320,  in  Rohzink  Q, 
321,    Nach  Weisung    in   Tod- 
erdesulfat  620,   Bestimmoog 
in  demselben  625.  626,  Be- 
stimmung in  Trinkwasser  808. 
835,    in   Eisenerzen    11,   12, 
durch    Maßanalyse    II,    32, 
Zinnchlorürmethode    II,   32, 
Chamäleon methode   116,  IL 
33,  Kaliumbichromatmetbode 
II,  37,  Bestimmung  v.  OxTdul 
neben  Oxyd  II,  38,  Trockene 
Proben  11,  45. 

Eisen,  vernickeltes  II,  344. 


Sachregister. 


1275 


Eiseoacetate  U,  366. 

Eisenalaan  zarTitersteliaDg  von 
Cham&Ieon  126,  als  Indikator 
bei  der  Titrierang  nach  Vol- 
hard  142,  Untersuchung  IT, 
866. 

Eisenammoniamsolfat  zar  Titer- 
stellung Yon  Chamäleon  126. 

Eisenbahnwagenöle  III,  82. 

Eisenbeizen  ß,  366. 

Eisenchlorid  II,  366.   HI,  958. 

Eisendraht  zur  Titerstell  ang 
von  Permanganat  122.  124. 

Eisenerze  II,  2,  QualitativeUn  ter- 
suchung  II,  2,  Nachweis  von 
Wasser,  Mangan,  Phosphor- 
säure II,  2,  von  Schwefelsäure, 
Schwefel,  Kopfer,  Blei,  Zink, 
Antimon  11,  3,  Arsen,  Kobalt, 
Nickel  Chrom,  Titan  II,  4, 
Vanadium  II,  5,  Quantitative 
Untersuchung  II,  6,  Probe- 
nahme n,  6,  Bestimmung  von 
Wasser  bezw.  Gl&hverlust  II, 
7,  Auflösung  n,  8,  Unlös- 
licher Rückstand  und  Kiesel- 
säure II,  9,  Eisenozyd  und 
Tonerde  11,  12,  Mangan  II, 
14,  Bestimmung  von  Kalk, 
Magnesia,  Baryt,  Alkalien, 
Kupfer,  Blei,  Arsen,  Antimon 
II,  22,  Phosphoriäure  II,  25, 
Kohlensäure  II,  30,  Schwefel- 
säure und  Schwefel  II,  28, 
Titansäure  II,  28,  Wolfram- 
sänre  U,  29,  Maßanaly tische 
Bestimmung  von  Eisen  II,  32 
(s.  Eisen),  Trockene  Proben 
II,  45,  Prüfung  auf  Reduzier- 
barkeit  II,  46. 

Eisenfarben  11,  811. 

Eisengallustinten  III,  768.  783. 
793,  8.  Tinte. 

Eisenlack  II,  792. 

Eisenmennige  II,  812. 

Eisennitrat  II,  366. 

Eisenoxyd,  Bestimmung  neben 
Tonerde  594.  625.  661.  702. 
714,  Bestimmung  im  Boden 
895,  mit  Tonerde  in  Dünge- 
mitteln nach  Glaser  II,  417, 
Trennung  von  Tonerde  in 
Eisenerzen  II,  10. 

Eisenoxydul,  Bestimmung  neben 
Oxyd  626.  702.  II,  38,  Be- 
stimmung im  Boden  903. 908. 

Eisensalze  II,  364. 

Eisenverbindungen,  organische, 
in  Soda  469. 

Eisenvitriol  11,  364. 

Eismaschinenöle  III,  82. 


Eiweiß  in  Futterstofifen  II,  450. 

Eiweißverbindungen  in  Ab- 
wässern 865. 

Ela!dinprobe  III,  176. 

Elain  m,  230. 

Elektrische  Öfen  39. 

Elektrische  Widerstandspyro- 
meter 201. 

Elektrolyse,    Stromquellen   für 

II,  189,  Apparate  für  II,  192, 
im  Kupfervitriol  zur  Ein- 
stellung von  Normalsäuren 
105. 

Elektrolytisches  Kupfer  II,  216. 

Elektrolytische  Laugen  450, 515. 

Elektrum  II,  146. 

Elementaranalyse  von  Kohlen 
250. 

Elsässergrün  III,  1066. 

Emaille,  Analyse  671. 

Emailfarben  III,  220. 

Eminrot  III,  1034. 

Empirische  Proben  4.  5.  6, 
für  Chamäleonlösung  97. 

Empyreuma  in  Essig  lll,  596, 
in  Methylalkohol  III,  833. 

Emulgierbare  (sog.  wasserlös- 
liche) Mineralöle  III,  83. 147. 

Englischrot  II,  811. 

Entenfett  HI,  202. 

Entfärbungsmittel  für  Glas  642. 

Entflammbarkeit  III,  13, 32,  s.  a. 
Flammpunkt  und  Petroleum- 
prober. 

Entscheinungsmittel  f.  Mineral- 
öle III,  84.  133. 

Eosamin  HI,  998.  1134. 

Eosin  III,  1051.  1052.  1134. 
1150. 

Eosinlacke  II,  830. 

Eosinscharlach  III,  1052. 

Erdnußöl  III,  196.      * 

Erdöl  s.  Petroleum. 

Erdölasphalt  III,  54,  Prüfung 
auf  Zähigkeit  III,  54,  Schmelz- 
punktsbestimmnng  III,  55, 
Spezifisches  Gewicht  III,  56, 
Nachweis  fremder  Teere  und 
Peche  III,  56  (Fettpeche), 
Säure-,  Ester-  u.  Verseifungs- 
zahlen  DI,  58,  Säuregehalt 
der  Destillate  III,  59,  Nach- 
weis von  Holzteer  und  Stein- 
kohlonteer  oder  Pech  III,  59, 
Nachweis    von    Naturasphalt 

III,  61,  Bestimmung  des 
Bitumens  III,  62. 

Erdölpech    lll,    54,    s.    Erdöl- 

asphalt. 
Erdwachs  III,  78. 
Erhitzungs Vorrichtungen  35. 


Erieblau  III,  1112. 

Erika  m,  1034.  1140. 

Eriocyanin  III,  1044.  1102. 

Erioglaucin  III,  1038.  1102. 

Ersatzgummi  II,  541. 

Erstarrungspunkt  von  Fetten 
(Talgtiter)  III,  226. 

Erwärmen, Einfluß  auf  Empfind- 
lichkeitvon  Indikatoren  69. 73. 

Erythrin  III,  1006.  1134. 

Erythrosin  III,  1052.  1134,  als 
Indikator  91. 

Erzproben,  Vorbereitung  II,  104. 

Esparto  in  Papier  III,  754. 

Essig  in,  589,  Probenahme  III, 
589,  Sinnenprüfung  III,  590, 
Bestimmung  der  Gesamtsäure 
III,  590,  Nachweis  von  freien 
Mineralsäuren  III,  591,  von 
freien,  fremden  organischen 
Säuren  III,  591,  Bestimmung 
von  freien  Mineralsäuren  und 
organischen  Säuren  III,  592, 
des  Alkohols  III,  592,  Ver- 
schiedene Prüfungen  III,  593. 
594,  Konservierungsmittel  III, 
593,  Ermittelung  der  Abstam- 
mung III,  594,  Verschiedene 
Essigsorten  III,  594,  Beur- 
teilung (Anforderungen)  lü, 
595. 

Essigäther  IL  484.   III,  819. 

Essigessenz  III,  596. 

Essigsäure,  Bestimmung  in  Essig 
III,  590,  596,  Prüfung  III, 
820.  933,  Spez.  Gewichte  III, 
822.  934. 

Essigsaurer  Kalk  III,  821. 

Esterzahl  III,  272. 

Eucalyptus-Globulusöl  III,  379. 

Eugenol  HI,  381. 

Eurhodin  III,  1073. 

Explosionsbürette,  Buntes  II, 
584. 

Explosionspipette  nachH  e  m  p  e  l 
232,  nach  Pfeiffer  II,  571. 
597. 

Explosivstoffe  11,  471,  s.  Sal- 
peter, Kalisalpeter,  Salpeter- 
säure und  andere  Rohmate- 
rialien, Schwarzpulvern,  484, 
Nitrozellulose  11,  486,  Nitro- 
glyzerin II,  493,  Dynamite  II, 
494,  mit  aromatischen  Kohlen- 
wasserstoffen II,  498,  Rauch- 
loses Pulver  III,  500,  Knall- 
äueck Silber  und  Zündsätze  II, 
D2,  Stabilitätsproben  s.  d. 

Exsikkatoren  35. 

Extrakt  (Kunstwolle)  III,  1236. 
;  Extrakte,  flüssige  III,  306,  dicke 


1276 


Sachregister. 


nnd  trockene  III,  309,  aus 
Farbhölzern  m,  1186,  1194. 

Extrakibestimmang  in  Brannt- 
wein ni,  565,  in  Wein  HI, 
602,  in  Gerste  III,  677,  in 
Malz  III,  679,  in  Bier  III, 
687. 

Extraktgehalt  des  Weines,  nor- 
maler III,  647.  653.  661.  662. 

Extraktionsapparate  III,  204. 
704.  713. 

Extraktstoffe  in  Kraftfatter- 
mitteln  II,  458,  469. 

Extrakttafel  III,  665,  von  Bai - 
ling  m,  681. 

Faktis  III,  326,  Weißer  III,  327, 
Brauner  III,  327,  Wertbestim- 
mung III,  328,  Bestimmung 
in  Kautschuk  III,  341. 

Fällen  von  Niederschlägen  28. 

Färbemittel  für  Glas  643. 

Farbenänderung  bei  Indikatoren 
6.  Neutralisationspunkt. 

Farbhölzer  s.  Blauholz,  Rot- 
holz etc. 

Farbholzextraktein,1086,  Wert- 
bestimmung m,  1187.  1194. 

Farblacke  aus  künstlichen  Farb- 
stoffen II,  828,  m,  970.  981, 
Prüfung  des  Substrates  ü,  830. 

Farbstoffe,  anorganische  II,  797, 
organische  III,  878,  Rohpro- 
dukte und  Halbfabrikate  da- 
für III,  878,  Allgemeines  über 
Untersuchung  der  III,  969, 
Vergleichung  mit  Typ  III, 
969,  Beschaffenheit  der  Farb- 
stoffe m,  969,  Art  der  Fixie- 
rung auf  der  Faser  III,  970, 
Farblacke  III,  970,  Alkali- 
farbstoffe  III,  971,  Direkt  zie- 
hende Baumwollfarbstoffe  III, 
971,  Basische  Farbstoffe  III, 
971,  Säurefarbstoffe  III,  971, 
Beizenfarbstoffe  III,  972,  Qua- 
litative, orientierende  Prüfung 
in,  971,  Probeftrben  UI,  972 
(s.  d.),  Echtheitsproben  III, 
982  (s.  d.),  künstliche  Farb- 
stoffe des  Handels  III,  989, 
in  der  Natur  vorkommende 
organische  Farbstoffe  HI, 
1155,  F.  in  Tinten  III,  764. 
768.  776,  Untersuchung,  all- 

femeiner  Gang  für  III,  1087, 
abellen  der  Reaktionen  III, 
1089,     Untersuchung    durch 
Spektroskop  LH,  1148. 
Fasern  s.  Gespinstfasern;  ver- 
holzte III,  1216. 


Fäulnisfähigkeit  d.Wassers  820. 

Fehlergrenzen  für  geeichte  Meß- 
geftße  48. 

F  e  h  l  i  n  g  sehe  Lösung  866.  IH, 
402.  406.  436.  437.  558.  569. 
857,  für  Dextrose  nach  A 1 1  i  h  n 
III,  558. 

Feinheitsprobe  für  Ultramarin 
n,  836.  838.  840. 

Fekulometer  III,  514. 

Fenchel  III,  299. 

Fenchelöl  III,  379. 

Ferriammoniumsulfat  s.  Eisen- 
alaun. 

Ferricjankalium  569. 

Ferrisulfat  II,  865. 

Ferrochrom  s.  Chromeisen. 

Ferrocyan ,  Bestimmung  in 
Sodalaugen  434,  in  Gasreini- 
gungsmasse s.  d.,  nach  de 
Haen  568. 

Ferrocyanammonium,  Bestim- 
mung nach  Feld  II,  671,  Be- 
stimmung in  Gaswasser  H, 
686. 

Ferrocyankalium,  Rohmateria- 
lien zur  Fabrikation  563,  Gas- 
reinigungsmasse 563,  Han- 
delsprodukt 569. 

Ferrocyannatrinm  570. 

Ferrosuicium  s.  Silicinmeisen. 

Ferrotitan  U,  54. 

Festigkeit  von  Tonwaren  606, 
von  Kalkmörtel  688,  von  Traß 
6%,  von  Romanzement  705, 
von  Portland  Zement  730,  Be- 
dingungen dafür  731,  Her- 
stellung der  Proben  731,  Ma- 
schinelle Herstellung  des  Möi^ 
tels  781,  Einschlagen  in  For- 
men, Maschine  von  Böhme 
732,  von  Tetmajer  738, 
Formen  für  Zug-  und  Druck- 

£roben  734,  Entformen  nach 
Lichaelis  735,  Behandlung 
der  Probekörper  736,  Appa- 
rate zur  Bestimmung  der  Zug- 
festigkeit nach  Michaelis 
737,  Normen  dafür  739,  für 
Druckfestigkeit  nach  Ams- 
ler-Laffon  739,  nach  G. 
Weber  &  Co.  742,  Nor- 
men 748,  Adhäsionsfestigkeit 
744,  Biegungsfestigkeit  744, 
Lochungsfestigkeit  747. 

von  Kautscnuk waren  III, 
361. 
Fett  in  Knochenmehl  II,  435, 
in  Kraftfuttermitteln  II,  448. 
469,  in  Melassefutter  II,  465. 
469,  in  Leim  II,  530,  in  Leder 


III,  739,    in   Kunstwolle  ID, 
1237. 

Fette  8.  Öle,  Fette  und  Wachse. 
Fette  fürStearinsäQreindnstri« 
m,  225. 

Fette  öle,  Bestimmang  in  Mine- 
ralschmierölen  III,  127,  aU 
Schmieröle  UI,  136,  Mischan- 
gen  mit  Mineralöl  als  Schmier- 
öl m,  137,  Nachweis  in  äthe- 
rischen Ölen  m,  375,  s.  Ök 
Fette  und  Wachse. 

Fettpeche  UI,  56,  Unterschei- 
dung von  Petix>leiim-  und 
Braunkohlenteeipech  UI,  57. 
Säure-,  Ester-  und  VerseifangE- 
zahlen  UI,  58,  Säuregehalt 
der  Destillate  UL  59.  Kupfer- 
gehalt  III,  59. 

Fettsäuren,  Bestimmang  in  kon- 
sistenten Maschinenfetten  HL 
144,  in  emulgierbaren  Mineral- 
ölen m,  148,  in  Ölen,  Fetten, 
Wachsen  UI,  152,  Unter- 
suchnng  lU,  181,  Neotzmli- 
sationszahl  III,  182,  Beatin- 
mang  derLaktone(  Anhydride  • 
UI,  183,  Trennung  der  ge- 
sättigten von  den  nnffesättig- 
ten  UI,  184,  JodzaUen  der 
Fettsäuren  and  ihrer  Gijxe- 
ride  III,  184,  Untersoehong 
der  gesättigten  Fetts&oreB, 
ArachinsäareUI,  186,  Steann- 
säure  UI,  186,  Ölaäore,  Linol- 
säure,  Linolenaäaro  UI,  188, 
Oxydierte  Fetts&aren  UI,  189, 
Tabellen  der  Konstanten  III, 
196  ff. 

Feuchtigkeit  s.  Wasser,  in  Loft 
919. 

Feuerfestigkeit  des  Tons  oS^ 
Prüfung  nach  Bischof  582. 
588,  der  Tonwaren  609. 

Feuergefähriichkeit  von  WoU- 
schmälzöl  in,  210. 

Feuerstein  636. 

Feuernngen,  Beurteilung  s.  Ver- 
brennungsgase. 

Filter,  Veraschung  33,  Trock- 
nen 33. 

Filterpumpen  30. 

Filtrieren  30. 

Filtrierkolben  30. 

Fingerhutblätter  UI,  296. 

Firnblan  lU,  1036. 

Firnis  lU,  211.  215. 

Fimisöle  UI,  212.  215. 

Fischguano  U,  433. 

Fischöllir,  179. 189,  japanisches 
m,  198. 


Sachregister. 


1277 


Fisetholz  IE,  1116. 

Flachs,  neuseeländischer  lU, 
1238. 

Flachsfaser  s.  Leinen. 

Flammpunkt  von  Benzin  III,  21, 
von  Leuchtpetroleum  III,  31, 
Petroleumprober  von  Abel 
ni.  31.  111,  Zurückführung 
auf  Normalbarometerstand 
III,  34,  Tabelle  dafar  HI,  36, 
von  Mineralschmierölen  HI, 
106. 109,  Apparat  T.  P  e  n  s  k  y  - 
Martens  III,  109,  Versuche 
im  offenen  Tiegel  III,  111, 
Vergleichung  der  Resultate 
m,  118. 

FlavaniUn  III,  1079. 

Flavazin  III,  1034.  1120. 

Flavazol  III,  1001.  1116. 

Flavescin  als  Indikator  67. 

Flavin  III,  1202. 

Flavindulin  HI,  1079. 

Flavophosphin  III,  1120. 

Flavopurpurin  III,  1057. 

Flechtenfarbstoffe  III,  1197. 

Fleischmehl  II,  433. 

Fletcher-Öfen  36. 

Fiiegenstein  U,  303. 

Florentiner  Lack  III,  1207. 

Fluidextrakte  III,  306. 

Fluor,  Bestimmung  in  Blende 
293,  Nachweis  in  Glas  656, 
Bestimmung  in  Flußspat  641, 
Glas  667,  Düngemitteln  II, 
419.  431.  435. 

Fluorescein'lII,  1060.1120. 1150 

Fluoreszenz  von  Mineralölen  III, 
84. 

Fluoreszierendes  Blau  III,  1071. 

Fluorometer  642. 

Fluorverbindungen  in  Wein  III, 
641.  654,  in  Bier  UI,  690. 

Fluorwasserstoff,  Nachweis  in 
Luft  934. 

Flüssigkeiten,  Probenahme  von 
17. 

FI  ulisäure  zum  Aufschließen  von 
Ton  595,  von  Glas  661. 

Flußspat  641.  646. 

Flußwasser  769. 

Formaldehyd,  Untersuchung  III, 
824.  935,  Nachweis  in  Essig 
III,  594,  Qualitative  Reak- 
tionen auf  III,  936,  Quanti- 
tative Untersuchung  wäßriger 
FormaIdehjdlösungenni,9d8, 
Bestimmung  von  Methylalko- 
hol im  Formaldehyd  III,  948. 

Formen  für  Festigkeitsprüfung 
von  Zement  734. 

Formylviolett  lU,  1096. 


Französischer  Purpur  III,  1198. 
1199. 

Frostbest&ndigkeit  von  Ton- 
waren 608,  von  Portland- 
zement 788. 

Früchte  (Drogen)  III,  299. 

Fuchsia  lü,  1074. 

Fuchsin  III,  1041.  1138.  1150, 
Arsen  in  II,  304,  Nachweis 
in  OrseiUe  und  PersioIII,  1200. 

Fuchsinechappes  III,  899. 

Füllmassen  111,450,  Bestimmung 
der  Trockensubstanz  III,  450, 
Bestimmung  des  Gehaltes  an 
Krystallen  III,  452. 

Furfurol  in  Branntwein  III,  580. 

Fuselöl,  Prüfung  HI,  557,  Be- 
stimmung in  Branntwein  III, 
571  (Apparat  von  Rose  571, 
Destillation  des  Branntweins 
572,  Bestimmung  von  dessen 
spez.  Gew.  572,  Verdünnung 
auf  24,7  Gewichtsproz.  573, 
Tabellen  dafür  574  und  576, 
Ausschütteln  mit  Chloroform 
574,  Berechnung  575,  Ein- 
stellung des  Chloroform  578, 
Anreicherung  des  Fuselöls 
579,  Andere  Verfahren  679). 

Futterstoffe  II,  447,  s.  Kraft- 
fnttermittel,  Grünfutter,  Me- 
lassefutter etc.,  Vorschriften 
für  Untersuchung  im  inter- 
nationalen Großhandel  II,  468. 

Oalambutter  III,  200. 

Galbanum  III,  285. 

Galenische  Präparate  III,  288. 
304. 

Gallacetophenon  III,  1081. 

Gallaminblau  III,  1072. 

Gallanilgrün  III,  1073.  1124. 

Gallanilindigo  III,  1072. 

GaUazin  III,  1073.  1104. 

GaUein  U,  830.  III,  1054.  1090. 

Gallocyanin  III,  1071.  1090. 
;  Galloflavin  HI,  1081.  1116. 

Gallussäure  in  Tinten  III,  770. 
787,  Untersuchung  der  käuf- 
lichen III,  825.  928. 

Gallustinten  III,  768.  783.  793, 
Ursachen  des  Nachdunkeins 
m,  769,  s.  Tinte. 

Gal van ometer  von  d'Arson- 
val  für  thermoelektr.  Pyro- 
meter 203,  Aufstellung  und 
Behandlung  205. 

Gambin  HI,  1066.  1124.  1140. 

Gambir  EI,  289.  1213. 

Gänsefett  III,  202. 

Gärfähigkeit  derMelasse  III,  524. 


(}arkupfer  II,  216. 

Gamierit  II,  338. 

Gärversuche  m.  Abwässern  875. 

Gasanalyse,  technische  213,  s. 
Verbrennungsgase,  Probe- 
nahme, Gasbüretten.  Für 
Leuchtgas  II,  545. 561,  Appa- 
rat für  G.  von  F.  Fischer 
233,  Allgemeines  über  volu- 
metrische  Gasanalyse  IF,  561, 
Bestimmung  der  Gase  durch 
Absorption  228.  II,  563,  d. 
Verbrennung  II,  567  (s.  d.), 
Gang  der  Untersuchung  II, 
576,  Beispiel  der  Berechnung 
II,  587,  Gasanalyse  nach 
Jaeger  II,  575.  588,  nach 
Drehschmidt  II,  590,  nach 
Pfeiffer  II,  593. 

Gasbrenner  35. 

Gasbürette  von  Cl.  Win  kl  er 
217,  von  Bunte  218.  II,  580, 
von  Orsat- Fischer  221, 
von  Orsat  -  Lunge  224, 
von  Hempel  227,  von  F. 
Fischer  233,  von  Jaeger 
II,  588,  von  Drehschmidt 
II,  591,  von  Pfeiffer  II,  594. 

Gase,  Probenahme  19.  II,  580. 
595,  Meßinstrumente  53,  der 
Schwefelsäurefabrikation  334, 
in  Trinkwasser  814,  in  Ab- 
wässern 866,  schädliche,  in 
Luft  s.  d.,  schädlich  wirkende 
Konzentrationen  fremd.  Guse 
in  Luft  951.  952,  Löslichkeit 
in  Wasser  238.  II,  577,  Re- 
duktion des  Volumens  auf 
Normalzustand  157. 158. 160. 
II,  577.  578,  Arten  der  tech- 
nischen II,  562,  Bestimmung 
des  spezifischen  Gewichts  11, 
637,  des  Heizwertes  239.  II, 
644. 

Gasfabrikation    II,    545,     Auf- 

Siben  des  Chemikers  II,  545, 
fenbetriebU,547  (s.d.),  Ver- 
gasungsmaterialien   II,    555, 
Gaskohle  II,  555. 
Gasglühlicht  II,  658,  Strümpfe 

für  II,  660. 
Gaskalorimeter   von  Junkers 

239.  n,  646,  von  F.  Fischer 

240,  Korrektion  stafel  für  II, 
650. 

Gaskohlen  II,  555,  Elementar- 
analyse II,  555,  Zusammen- 
setzung nach  Bunte  II,  556, 
nach  St.  Ciaire  -  Deville 
II,  556,  laufende  Prüfung  II, 
557,  Bewertung  durch  Destil- 


X 


1278 


Sachregister. 


lation  Ü,  557,  Versuchsan- 
stalt dafür  II,  558. 

Gasmeßapparate  s.  Gas  Volu- 
metrie, Allgem.  Bemerkungen 
177. 

Gasmotorenöle  III,  82. 

Gasöl  für  Leuchtwassergas  II, 
559|  ni,  4,  aus  Rohpetroleum 
in,  45,  Eigenschaften  UI,  45, 
Bestimmung  der  Gasausbeute 
in,  46,  aus  Braunkohlenteer 
m,  70. 

GasoUn  II,  560.  III,  19,  s. 
Benzin. 

Gasreinigungsmasse,  frische  II, 
662,  Feuchtigkeit  II,  663, 
Eisenbestimmung  II,  663, 
Schwefelwasserstoff  -  Absorp- 
tion II,  664. 

Gasreinigungsmasse,  gebrauch- 
te, Zusammensetzung  563. 
II,  665,  Probeziehen  568. 564. 
n,  666,  Verarbeitung  564. 
568.  571,  Wasserbestimmung 
563.  n,  666,  Blaubestimmung 

563.  II,  668,  n.  Knublauch 

564.  II,  669,  n.  Zulkowsky 

565.  nach  Nauß  566,  nach 
Moldenhauer  und  Ley- 
bold  567,  nach  Dreh- 
schmidt 567,  nach  Feld 
II,  671,  Bestimmung  des 
Rhodans  571,  Bestimmung 
des  Schwefels  271.  II,  666, 
Bestimmung  des  Ammoniaks 
n,  674. 

Gasretortenbetrieb  U,  549. 

Gasschwefel,  Untersuchung  271, 
s.  Gasreinigungsmasse. 

Gasuhren  (Gasmesser)  II,  657. 

GasYolumeter  158.  316,  Ein- 
stellung 159.  162,  feuchte  u. 
trockene  161,  Klammern  für 

163,  verschiedene     Formen 

164,  Schüttelgef&ß  164,  für 
Kohlensäure  170,  Universal- 
gasvolumeter  175. 

GasTolumetrie  144,  Eichung  der 
Apparate  für  53.  177,  Ver- 
scniedene  Apparate  144. 158, 
Tabelle  für  Abwägung  der 
Substanzen  167,  s.  GasYolu- 
meter,  Nitrometer,  Azoto- 
meter. 

GasYolumetrische  Methoden  zur 
Titerstellung  von  Säure  105. 
106,  von  Chamäleon  127,  von 
Jodlösung  133,  Tabellen  für 
167. 

Gaswage  von  Lux  190.  303. 
II,  644. 


Gaswasser,  Zusammensetzung 
II,  677,  Spez.  Gewicht  II,  678, 
Bestimmung  des  schwach  ge- 
bundenen (freien)  Ammonit^s 

II,  679,  des  gesamten  Ammo- 
niaks 11,680. 681,Vollst&ndiffe 
Analyse  nach  D  json  II,  6^, 
VoUständiffe  Analyse  nach 
Pfeiffer  fl,  683,  Vollständige 
Analyse  nach  Linder  II,  702, 
Kalk  für  Destillation  U,  687. 

G  a  y  -  L  u  s  s  a  c  •  Austrittsgase 
335. 

Gay-Lnssac- Säure  344. 

Gelatine  III,  826. 

Gelatine -Dynamit  II,  496,  Sta- 
bilitätsprobe II,  507. 

Gelatineseide  III,  1244. 

Gelbbeeren  III,  1204. 

Gelbguß  II,  246. 

Gelbholz  ÜI,  1116.  1203. 

Generatoivas  233.  238.  II,  548, 
562. 

Gentianin  III,  1068.    . 

Geranin  III,  1034.  1140. 

Geraniumöl  III,  379. 

Gerbereibetrieb  III,  732,  Be- 
stimmung des  Gerbstoffs  in 
den  Brühen  III,  733,  der 
Säure  in  den  Brühen  UI,  733 
(nach  Procter  734,  nach 
Kohnstein  und  Simand 
734,  nach  Koch  735;*  nach 
Simand  736). 

Gerbstoff,  Bestimmung  in  Wein 

III,  625,  nach  Nessler  und 
Barth  III,  626,  im  Hopfen 
m,  672,  in  Leder  III,  739. 
740,  als  Zusatz  zu  Farbholz- 
eztrakten  III,  1187. 

Gerbstoff-Bestimmungen,  Allge- 
meines III,  698,  Methode  von 
Löwenthal-v.  Schroeder 
III,  700,  Eztraktionsapparat 
dafür,  Aräometrische  (Spin- 
del-) Methode  UI.  706,  Be- 
stimmung der  Feuchtigkeit 
III,  707,  der  Zuckerstoffe  UI, 
707,  Gewichtsanalyt  Ver- 
fahren der  Internationalen 
Konferenz  UI,  708,  (Probe- 
nahme 708,  Vorbereitung  zur 
Analyse  709,  Herstellung  des 
Auszuges  710,  Auflösung  von 
Extrakten  711,  Ausziehen 
fester  Gerbmaterialien  713, 
Bestimmung  des  Löslichen 
714,  der  Nichtgerbstoffe  714, 
Glockenfilter  715,  Feuchtig- 
keit716,ADaIysenberlcht716), 
in  Gerbebrühen  III,  733. 


Gerbstoff-Extrakte,  Probenahme 
m,  708,  Vorberntnng  der 
Proben  lU,  709,  HersteUung 
des  Auszuges  lU,  711,  Unter- 
scheidung der  einzelnen  CL 
721. 

Gerste  UI,  526,  EigenschafteB 
guter  Malzgerste  III,  674. 
Untersuchung  UI,  674,  &- 
wicht  675,  Sortierung  67<x 
Keimfähigkeit  675,  Spelxen- 
gewicht  o76,  Mekligkeit  67^', 
Wassergehalt  676,  Stick&tc€ 
676,  Stärkemehl  677,  Extrakt- 

f  ehalt  677,  Minendstoffe  677, 
rüfung  auf  Schwefelung  67 ^. 

GeiBtenstärke  III,  506. 

Gesamtsäure  in  Röstgasen  ^23^. 
302. 

Geschichte  der  chemisch -tech- 
nischen Analyse  3. 

Geschwindigkeit  in  Gasstromeo, 
Messung  191,  Tabellen  aber 
193 

Gespinstüasern  III,  1215,  Rea- 
gentien  zur  Präfong  lU,  1215, 
Tabellen  für  chemische  Prü- 
fung III,  1219.  1226,  Unter- 
scheidung von  tieriäcfaen  and 
pflanzlichen  EU,  1221,  Unter- 
scheidung Yon  WoUe  u.  Seide 
UI,  1223,  Ton  Baumwolle  und 
Leinenfaser  III,  1223,  ran 
Jute,  Leinen,  Hanf  UI,  1^5, 
von  verschiedenen  Fasern  ÜI, 
1226,  Quantitative  Trenn un^^ 
von  Baumwolle  und  Wolle  IIL 
1226,  desgl.  von  Baumwolle, 
Wolle  und  Seide  UI,  1227. 
Untersuchung  beschwerter 
Seide  UI,  1228,  Mikit>skopt- 
sehe  Untersuchung  lll<,  123«. 
Mercerisierte  BaomwoUe  UI. 
1239,   Kunstseide  lU,  124a 

Getreide,  Untersuchung  f.  Mab- 
bereitung  III,  526^  s.a. Gerste. 

Giftmehl  II,  303. 

Gips  765,  als  Düngemittel  IL 
436,  in  Wein  s.  SchwefaUinre. 

Girofle  III,  1074. 

Glanzstofif  UI,  1241. 

Glas,  Qualität  für  MaAanalv^ 
65,  Rohmateriaüen  63i  £&t- 
färbungsmittel  642,  Färbe- 
mittel §43,  Zusammeosetzung 

646,  Alkalikalkgifiser  616, 
Tonerdekalkgläser  647,  Boro- 
Silikatgläser  647,   Bleigiiser 

647,  Wetterbeständigkeit  617, 
Widerstand  gegen  Wssser 
und  chemische  Agentien  647. 


Sachregister. 


1279 


Profiuig  darauf  652,  Bestand- 
teile 654,  Analyse,  qualitative 
654,  debgl.  quantitative  657, 
Vorbereitung  657,  Aufschlie- 
ßnnff  mit  Soda  657.  658,  mit 
Flußsänre  661,  Analyse  von 
Bleigläsern :  Halbkr^  stall  663, 
Bleikrystallglas  665,  Analyse 
Yon  borsäurehaltigem  666, 
von  fluorhalticem  667,  von 
phosphorsäurehaltiffem  668, 
von  Farbgläsern  669. 

Glasemaille  671.  672. 

Glasscherben  642. 

Glasuren  610.  611.  614,  blei- 
haltige 614.  II,  272,  Ver- 
vritterbarkeit  614. 

Glasurrisse  bei  Tonwaren  605. 

Glaubersalz  s.  Sulfat. 

Gloversäure  343. 

Glühen  in  Tiegeln  34,  413. 

Glühprobe  für  Zement  749. 

Glühkörper  II,  658. 

Glühstrümpfe  II,  660. 

Glukose,  s.Zucker,Invertzucker, 
Traubenzucker. 

Glycinblau  ÜI,  1019.  1112. 

Glycinkorinth  III,  1018. 

Glycinrot  III,  1015.  1138. 

Glyzeride  III,  151.  171,  Jod- 
zahlen der  Glyzeride  von 
Fettoäuren  III,  185. 

Glyzerin,  für  Explosivstoffe  II, 
480,  III,  256,  Nachweis  in 
konsistenten  Maschinenfetten 
III,  146,  BestimmunginFetten 
und  ölen  III,  173,  Acetin- 
y erfahren  HI,  173,  Nachweis 
in  Seife  III,  250,  Untersuchung 
von  Robglyzerin  III,  254,  Sa- 
ponifikations-Rohfflyzenn  III, 
z54,Destillations-Kohglyzerin 
III,  255,  Seifenlaugenglyzerin 
III,  256,  Destillationsglyzerin 
III,  256,  Dynamitglyzerin  III, 
256,  Nitrierungs-  und  Schei- 
dungsprobe III,  257,  Chemisch 
reines  Glyzerin  III,  259,  Spe- 
zifische Gewichte  von  wäßri- 
gen Glyzerinlösungen  IN,  259, 
Spezifische  Gewichte  u.  Bre- 
chungsindex von  Glyzerin- 
lösungen ni,  261,  Differenzen 
zwischen  Brechungsindex  von 
wäßrigen  Glyzerinlösungen 
und  reinem  Wasser  III,  262, 
Bestimmung  durch  Oxyda- 
tionsmethoae  III,  262,  Be- 
stimmung Y.  Verunreinigungen 
III,  263,  in  Branntwein  III, 
670,  in  Wein  III,  607,  Zusatz 


zu  Wein  lU,  654.  662,  zu 
Bier  HI,  689. 

Goabutter  III,  200. 

Gold  n,  146,  Golderze  II,  146, 
Trockene  Proben  dafür  11, 
147.  Vorproben  II,  147, 
SchlämmvorrichtungenU,147, 
Ansiedeprobe  11, 148,  Tiegel- 
probe II,  149,  Abtreiben  des 
Guldischen  Bleis  II,  151, 
Scheidung  11,151,  Plattners 
quantitative  Lötrohrprobe  II, 

153,  Plattners  Ghlorations- 
verfahren  II,  153,  Sonstige 
Goldextraktionsmethoden  H, 

154,  Nachweis  geringer  Gold- 
mengen n,  155,  Koiorimetri- 
sche  Goldprobe  II,  155,  Gold 
in  Goldbädern  II,  157,  Gold 
und  Platin  aus  Lösungen  II, 
157. 

Goldähnliche  Legierungen  II, 
168. 

Goldbäder  II,  157. 

Goldleffierungen  II,  158.  167, 
Scheidung  mittels  Salpeter- 
säure, Quartation  II,  158, 
Vorproben  für  kupferhaltige 
Legierungen  II,  158,  Strich- 
probe II,  158,  für  kupfer- 
haltige Legierungen  11,  159, 
Hauptprobe  II,  160,  Röllchen- 
probe II,  160,  Verbesserung 
von  Bock  II,  164,  Einfluß 
der  Platinmetalle  II,  164, 
Güddisch-Probe  (Staubprobe) 
II,  165,  Quartation  mit  Kad- 
mium ir,  166,  Goldamalgam 
II,  167.     ^ 

Goldorange  Hl,  996. 

Goldsalze  U,  379. 

Goldschwefel  III,  332.  340. 

Go  och -Tiegel  3L  413.  II,  319, 
400.  402. 

Granalienprobe  II,  107. 

Granatrot  II,  816. 

Graphit  11,  818,  in  Eisen  11, 
55.  65. 

Grenade  III,  1081. 

Grenadin  III,  1081. 

Grenat  en  päte  III,  1002. 

Grünfutter  11,  461. 

Grünspan,  krystallisierter  II, 
374. 

Guajakharz  III,  283. 

Guanophosphate  II,  424.  433. 
Peruguano  etc.  II,  431. 

Guignetsgrün  II,  811. 

Guineagrün  III,  1037.  1126. 

Guinea-Karmin  III,  998.   1136. 

Güldisches  Blei  II,  151. 


Güldisch-Probe  II,  165. 

Gummi,  arabisches  II,  536.  540, 
Senegal  II,  537,  Traganth  U, 
538,  Unterscheidung  vonein- 
ander und  von  Dextrin  11, 
538,  Ersatzgummi  11,  541, 
Nachw.  in  Wein  III,  624,  Zu- 
satz zu  Wein  III,  653. 

Gummiharze  III,  265.  285. 

Guttapercha  UI,  363,  Her- 
kommen u.  Eigenschaften  III, 
363,  Untersuchung  III,  364. 
Mechanische  Verunreinigun- 
gen III,  365,  Harzgehalt  III, 

365,  Erweichungspunkt   UI, 

366,  Chemische  Analyse  UI, 
366. 

Haferstärke  III,  508. 

Hahn  des  Nitrometers  152. 

Hahnröhre  zum  Abwägen  von 
Säuren  394. 

Haifischöl  III,  179.  189.  198. 

Halbleinen  III,  1224. 

Halbwollschwarz  III,  1009. 
1010.  1146. 

Haltbarkeit  von  Abwässern  874. 

Hämatein  III,  1186. 

Hämatoxylin  als  Indikator  67, 
im  Blauholz  lü,  1185.  1186. 

Hamburger  Weiß  II,  821. 

Hammelfett  III,  202. 
'  Hammelklauenöl  III,  198. 

Handelsgrade  der  Soda  458. 

Hanf,  Nachw.  in  Papier  III,  755, 

Unterscheidung  von  anderen 

'      Fasern  UI,  1219.  1225.  1226, 

I      durch    das    Mikroskop    III, 

!      1238. 

Hanföl  III,  196. 

Hargreaves-Verfahren  417. 

Hartblei  II,  131.  265.  271. 

Härte  von  Ton  waren  605,  von 
Wasser  775,  Bestimmung  auf 
alkalimetr.  Wege  776,  durch 
Seifenlösung  nach  Clark 
776,  838,  Gesamthärte,  per- 
manente Härte  779.  837.  838. 
889.  843.  845,  Zulässige 
Härte  832. 

Härtegrade  775.  837. 

Härteskala  von  Mohs  605. 

Hartgummi  III,  324,  Analyse 
Ilf  351. 

Hartlot  II,  246. 

Hartsalz  534. 

Härtungskohle  II,  55. 

Harz  (s.  a.  Kolophonium)  für 
Ulti'amarinfabriKation  II,  834, 
Nachweis  u.  Bestimmung  in 
Schmierölen  III,  119,  unver- 


1280 


Sachregister. 


seif  bare  Anteile  m,  122,  in 
emalgierbaren  Mineralölen 
in,  149,  in  Kantschnk  IQ, 
B17,  in  Gattaperoha  DI,  364. 

Harzalkohole  lU,  278. 

Harze,  üntersachonc  lU,  265, 
Harzanalyse,  Meuioden  HI, 
266,  Definitionen  der  Säore- 
zahl,  Yerseifungszahl  etc.  UF, 
268,  Bestimmung  der  Säare- 
zahl  ni,  270,  Bestimmung  der 
Esterzahl  HI,  272,  Bestim- 
manffder  Yerseifungszahl  HI, 
272,  Bestimmang  yon  Wasser 
und  Asche  HI,  273,  Bestim- 
mang des  alkohollöslichen 
Anteils  III,  274,  im  Extrak- 
tionsapparat 274,  darch  Os- 
mose 274,  alkoholunlöslicher 
Anteil  III,  275,  von  anderen 
Lösangsmitteln  Aufgenom- 
menes III,  274,  Best,  des 
spezif.  Gewichts  HI,  276, 
Best.  d.  Cinnameins  etc.  im 
Perubalsam  IH,  276,  Grenz- 
werte u.  Anforderungen  HI, 
279.  280. 

Harzleim  in  Papier  III,  758. 

Harzöl  als  Transformatorenöl 
ni,  50,  Nachweis  in  Schmier- 
ölen (s.  a.  Harz)  IH,  129, 
Farbenreaktionen  III,  129, 
andere  Reaktionen  III,  129, 
quantit.  Nachw.  in  Mineralöl 
111,  130.  194.  195. 

Harzsäuren,  Best,  in  Seife  III, 
248,  Best,  in  Harzen  HI,  278. 

Harzzahl  III,  269. 

Haselnußöl  IH,  196. 

Hasenfett  III,  202. 

Hautpulver  III,  699.  717. 

Hederichöl  III,  196. 

Hefe,  reife  III,  545,  Vergärungs- 
grad  III,  545,  mikroskopiscoe 
Untersuchung  III,  545,  Hefe- 
zählung III,  545,  8.  a.  Preß- 
hefe. 

Hefeugut,UntersuchungIII,  .544. 

Hefenwein  III,  650. 

He hn ersehe  Zahl  HI,  169. 
170.  174,  Tabelle  für  Öle, 
Fette,  Wachse  IH,  196-202. 

Heizgase,  Analyse  213,  s.  Gene- 
ratorgas etc. 

Heizöle  III,  51. 

Heizwert  von  Gasen  (s.  Gas- 
kalorimeter), Bestimmg.  239. 
240.  II,  644.  646,  von  Kohlen 
250.  II,  548,  Best,  durch 
Elementaranalyse  250,  durch 
Dulongs    Formel    252,    II, 


548,  durch  Kalorimeter  253 
(s.  d.),  von  Gasöl  II,  559. 

Helgolandgelb  HI,  1013. 

Helianthin  als  Indikator  73,  s. 
Methylorange;  als  Farbstoff 
HI   994 

Helio'trop  HI,  1018.  1114. 

Helvetiablau  IH,  1047.  1104. 

Hematine  III,  1193. 

Hempel-Bnrette  227. 

H  e  r  a  e  u  s  scher  elektrischerOfen 
39. 

Heringsöl  HI,  198. 

Hessisch-Bordeauz  HI,  1015. 

Hessisehbraun  HI,  1142. 

Hessisch-Brillantpurpur  HI, 
1015.  1140. 

Hessisehgelb  HI,  1012.  1122. 

Hessischpurpnr  UI,  1015, 1138. 

Hessischviolett  HI,  1018. 

Heu  H,  461. 

Hexabromidprobe  für  öle  und 
Fette  HL  178. 

Hffschtalgin,  202.  ^ 

Hochofenpech  II,  795. 

Hochofenschlacken  H,  30. 

Höchster  Anthracenprobe  11,764. 

HöchsterNeublau  HI,  1044.1096. 

Hofmanns  Violett  HI,  1042. 

Holländer  Weiß  II,  821. 

Höllenstein  H,  378. 

Holz,  Untersuchung  als  Brenn- 
stoff 244. 

Holzgeist  als  Denaturierungs- 
mittel  (Amtliche  Vorschriften) 
III,  551,  s.  Methylalkohol. 

Holzkohle  für  Explosivstoffe  II, 
477. 

Holzmehl  für  Explosivstoffe  U, 
477. 

Holzschliff  in  Papier  HI,  753. 
756.  757. 

Holzstoff  8.  Lignin. 

Holzteerpech  II,  795.   III,  69. 

Holzteer,  Nachweis  in  Erdöl- 
asphalt III,  59. 

Homophosphin  HI,  1080. 

Hopfen  III,  670,  Hopfensorten 
in,  670,  Mechanische  Prüfung 
671,  Chemische  Bestandteile 
671,  Bestimmung  des  Wassers 
III,  671,  Prüfung  auf  Schwefe- 
lung 671,  Bestimmung  des 
Gerbstoffs  672,  der  Hopfen- 
harze HI,  673,  der  Bitter- 
stoffe III,  673,  Asche  III,  674. 

Hopfenharze  IH,  671.  673. 

Hopfensurrogate  lU,  691. 

Hornmehl  II,  433. 

Humus,  Bestimmung  im  Boden 
897. 


Hamassäore,  freie  907. 

Hydrastisextrakt  HI,  306. 

Hydrastiswuizel  III,  303. 

Hydraulische  Faktoren  718. 

HydraolischeEalke  699,  AbsIt» 
700,  Festigkeit  703»  Abbist 
zeit  704,  Yolombesttndigles: 
704,  künstl.  8.Portlandzemest 

Hydraulischer  Modcd  705.  71^. 

Hydraulische  Mörtel  699. 

Hydraulische  Zuschuß  71''. 

Hydrazingelb  UI,  1034. 

Hydrochinon  m,  827. 

Hydrosulfitküpe  UI,  1157. 

Hy  drosulfitlösoog  zarSxtraktic«£ 
von  Indigo  lU,  1157.  1169. 
1173,  Weitbestunmnng  IH 
1182. 

Hygrometer  921. 

Hyoscyamin  UI,  806.  807. 

Hypochlorite  s.  Chlorkalk,  Be- 
stimmung 135.  507,  nebes 
unterchloriger  Säure  517. 

Ichthyol  HI,  18. 

Ilsemannsche  Bleiprobe  IL 
252. 

Immedialblau  lU,  1085. 

Immedialdiiektblau  UI,  1065 
1116. 

Immedial^elb  lU,  1084. 

Immediabndon  UI,  lOßö. 

Immedialkatechu  lU,  1085. 1144. 

ImmedialreinbUnlU,  1085.1 1 1^. 

ImmedialschwarzUI,  1085. 110^. 
1144. 

Indalizarin  IH,  1073. 

Indalizaringrün  UI,  1073. 1124. 

Indaminblau  lU,  1100. 

Indanthren  UI,  1064.  1112. 

Indazin  UI,  1075.  1100. 

luden  n,  756. 

Indigblau  UI,  1157. 

Indigblausch  wefels&ureIII,l  L>- 

Indigenblau  lU,  1022. 

Indigkarmin  III,  1158. 

Indigküpen  UI,  1168. 

Indigo,  natürlicher  111,  lO^i 
1083.  1090.  1155,  Handel- 
Sorten  lU,  1155,  asiatischar 
UI,  1155,  afrikanischer  III. 
1156,  amerikanisoherlU,  113T, 
Bestandteile  UI,  1157,  G^ 
halt  an  Indigblau  (ladigotiii 
lU,  1157,  IndigopriLpante 
lU,  1158,  Ind]X<»vmin  Fd. 
1158,  Wertprüfong  m,  llT^. 
Probefirben  UI,  1160.  11^1, 
Kolorimetrische  PrSfnnff  OL 
1162,Bestimmunfiiachülz«r 

u.  a.  UI,  1164,    KxtraktioD*- 


Sachregister. 


1281 


methode  III,  1165,  für  syn- 
thetischen Indigo  III,  1167, 
Reduktions-  (Küpen-)  Me- 
thoden III,  1168,  Zinkküpe 
ni,  1169,  Hydrosiilfitküpe 
UI,  1169. 1172.1175,  Vanadin- 
küpe  111,  1170,  Oxydations- 
methoden III,  1176,  mit  Per- 
manganat  III,  1176,  Kritik 
dieser  Methoden  III,  1179, 
Chlorprobe  III,  1182,  Bestim- 
mung auf  der  Faser  III,  1182, 
Nachweis  auf  Wolle  III,  1185. 

[ndigo,  roter  III,  1199. 

[ndigo,  synthetischer  III,  1082. 
1162.  il67.  1180. 

[ndigoersatz  III,  1193. 

[ndigoextrakt  III,  1096. 

[ndigofarbstofife  III,  1082. 

[ndigopräparate  111,  1158. 

[ndigo  pur  III,  1083. 

[ndigopurpur  III,  1159. 

[ndigorein  III,  1082. 

:ndigosalz  III,  1082. 

[ndigotin  III,  1157. 

[ndigo-Methode  für  Bestimmung 
der  Salpetersäure  789. 

[ndigrot  111,  1157. 

Indikatoren,  Eintluß  des  Glases 
auf  65,  Erklärung  65,  Ein- 
teilung 66,Wirkung  auf  Säuren 
67,  auf  Basen  68,  auf  Salze 
93,  Empfindlichkeit  68,  bei 
Gegenwart  von  Alkohol  69, 
beim  Erwärmen  69.  74.  75, 
Theorie  70,  Neutraiisations- 
punkt,  Verschiedenheit  b.  ver- 
schiedenen Indikatoren  72.93, 
Tabelle  der  Basizität  für  ver- 
schiedene 89,  Verschiedene  90. 

ndirubin  lU,  1157. 

:n (lischgelb  III,  994. 

ndochromin  UI,  1068. 

ndochromogen  III,  1068. 

ndocyanin  fll,  1096. 1098.1102. 

ndoin  III,  1075. 

ndoinblau  III,  1100. 

ndolblau  III,  1104. 

ndophenol  III,  1066. 

ndophor  III,  1082. 

nduline  III,  1077.  1098. 

ndulinscharlach  III,  1077. 1138. 

nsektenwaohs  (Chines.  Wachs) 
111,  202. 

D  Strumente  für  Maßanalyse  55. 

nversion  des  Rohrzuckers  für 
Gewichtsanalyse  III,  408,  für 
polarimetrische  Zwecke  III, 
442,  der  Stärke  III,  496.  520. 

nvertzucker  III,  401,  Allge- 
meines  über  dessen  Bestim- 

Untersuchungen.    5.  Aufl.   III. 


mung  III,  401,  Reduktion  von 
Kupferlösungen III, 401,  Feh- 
li nasche  Lösuns  III,  402, 
gewichtsanalytische  Bestim- 
mung geringer  Mengen  (bis  ' 
1 7o)  !•  neben  Rohrzucker  1 
III,  402,  Tabellen  dafür  III,  j 
405,  gewichtsanalytische  Be- 
stimmung größerer  Mengen 
I.  neben  Rohrzucker  III,  406, 
Tabelle  dafür  III,  407,  Be- 
stimmung des  Gesamtzuckers 
nach  Inversion  III,  408,  Ta- 
belle dafür  III,  409,  roaßana- 
lytische  Bestimmung  III,  410, 
Claassens  Methode  dafür 
III,  411,  Bestimmung  in  Dünn- 
saft nach  Ciaassen  III,  436. 
437,  in  Dicksaft  III,  442,  in 
Melasse  lU,  460.  461. 

Invertzucker  (reduzierender 
Zucker)  in  Kolonialzucker  III, 
488,  Tabelle  von  Winter 
für  Bestimmung  III,  490,  Be- 
stimmung nach  Meißl  III, 
560,  Bestimmung  in  Wein 
m,  611. 

Ipecacuhana  III,  303. 

Irisamin  III,  1054. 

Irisyiolett  III,  1074. 

Isatinreaktion  auf  Thiophene 
U,  752. 

Isopurpurin  III,  1057. 

Isosulfocvanally],  Best,  in  Senf- 
Öl  111,^384. 

Italienisch-Grün  III,  1084. 1126. 

Jambaöl  III,  196. 

Janusfarben  III,  1010.  1102. 
1104. 1118. 1124. 1128. 1140. 

Japanfischöl  (Japantalg)  III, 
179.  189.  198.  722. 

Japan  wachs  III,  200. 

Jaune  Indien  III,  994. 

Jaune  solide  III,  1118. 

Jenaer  Resistenzglas  65.  66. 

Jetschwarz  III,  1094. 

Jod,  umsublimiertes  131,  Jod, 
reines  137.138,  Untersuchung 
des  käuflichen  III,  954,  Nach- 
weisung in  Chilisalpeter  306, 
in  Salpetersäure  331,  in 
Salpeterlaugen  545,  in  Kali- ; 
Salpeter  547,  in  Trinkwasser 
786,  in  Luft  933.  951. 

Jodäthyl  III,  933. 

Jodeosin  alslndikator  67.68. 91. 

Jodgrün  III,  1150. 

Jodlösung,  normale  131,  Ur- 
prüfung  133,  Verwendungen 
135. 


Jodmethyl  HI,  932. 

Jodoform ,  Untersuchung  III, 
828,  zum  Denaturieren  von 
Alkohol  m,  556. 

Jodometrie  131,  Anwendungen 
135,  Empfindlichkeit  136. 

Jodometrische  Methoden  zur 
Einstellung  von  Normal  säuren 
105. 

Jodsäure  zur  Urprüfung  von 
Thiosulfatlösung  139. 

Jodsaure  Salze  im  Chilisalpeter 
306. 

Jodschwarz  III,  1008. 

Jodviolett  m,  1043. 

Jodzabl  III,  164,  Jodzahlen 
der  Fettsäuren  und  ihrer 
Glyzeride  III,  185,  der  Öle, 
Fette  und  Wachse  III,  1%. 
198.  200.  202. 

Jute  in  Papier  III,  754,  Unter- 
scheidung von  anderen  Fasern 
ni,  1219.  1225,  durch  das 
Mikroskop  III,  1238. 

Kabeljauleiberöl  III,  198. 

Kadmium  II,  327,  Erze  U,  327, 
Bestimmung  II,  327,  Tren- 
nung von  Zink  und  anderen 
Metallen  11,  328,  Unter- 
suchung von  Erzen  u.  Han- 
delsprodukten II,  328,  Ana- 
lyse des  metallischen  II,  329, 
der  Kadmiumlegierungen  II, 
330. 

Kainit  534.  539. 

Kaisergrün  II,  807. 

Kaiserscharlach  III,  1005. 

Kaiserschwarz  III,  1193. 

Kakaobutter  UI,  200. 

Kakaobuttersurrogate  III,  210. 

Kali,  Best,  im  Chilisalpeter  309, 
Bestimmung,  allgemeines  525, 
Abscheidung  als  Kalium- 
platinchlorid 525,  durch  Über- 
chlorsäure 527.  II,  416  (s.  d.), 
als  Kaliumhydrotartrat  529, 
als  Alaun  530,  auf  anderen 
Wegen  530,  bei  Gegenwart 
von  Schwefelsäure  530.  538. 
542.  543.  II,  415,  Best,  in 
Düngemitteln  II,  413.  440, 
Gehalt  des  Weines  an  III,  660. 

Kalibrieren  (s.  Eichen). 

Kalidüngsalze  544. 

Kalilauge  als  Normallauge  111. 
115. 

Kalisalpeter  545,  Rohstoffe  545, 
Zwischenprodukte  (Laugen) 
545,  Abfallsalz  546,  Endpro- 
dukt  546,    als    Düngemittel 

81 


1282 


Sachregister. 


n,  440,  für  ExplosivstoflFe, 
roher,  II,  471,  für  Explosiv- 
stoffe, reiner  II,  472. 

Kalisalze  als  Düngemittel  II, 
440. 

Kaliumarseniat  als  Indikator 
beim  Titrieren  von  Chloriden 
141.  142. 

Ealiumbijodat  als  Ursubstanz 
für  Alkalimetrie  105.  108,  für 
Jodometrie  139. 

Kaliumchlorat,  Fabrikation  504, 
Bestimmung  des  Chlorats  in 
den  Laugen  505.  518,  Ana- 
lyse des  technischen  522,  zur 
Urprüfung  in  der  Jodometrie 
139,  für  Zündvaren  11,  520. 

Kaliumchromat,  normales  II, 
368,  zur  Urprüfung  in  der 
Jodometrie  139,  als  Indikator 
beim  Titrieren  von  Chloriden 
141. 

Kaliumdichromat  II,  369.  521. 
in,  965. 

Kaliumdichromat  als  Ursub- 
stanz für  Alkalimetrie  109, 
in  der  Isometrie  139,  Prüfung 
n.  368.  803. 

Kaliumkarbonat  neben Natriam- 
karbonat  550.  551. 

Kaliumnitrat  s.  Kalisalpeter  im 
Chilisalpeter  306.  307.  309. 

Kaliumperchlorat  s.  Perchlorate 
u.  Überchlorsäure. 

Kaliumpermanganat,  Unters.  II, 
367,  als  Reagens  s.  Chamä- 
leon. 

Kaliumplatinchlorid,  Darstel- 
lung 526. 

Kaliumplatinchlorid- Methode 
525,  Abänderungen  530.  531. 
532.  533,  Ausführung  bei 
Gegenwart  von  Schwefelsäure 
530.  538.  542.  543,  Ausfüh- 
rung bei  Staßfurter  Rohsalzen 
534,  bei  Chlorkalium  540. 

Kaliumsulfat,  Analyse  542.  543. 

Kaliumtetroxalat  als  Ursubstanz 
für  Alkalimetrie  107,  für 
Chamäleonlösung  122. 

Kalk,  allgemeine  Regeln  für  Be- 
stimmung in  Sulfat  etc.  411, 
Trennung  von  Magnesia  412. 
490.  594.  678.  682.  714, 
Best,  als  CaO  412.  594,  durch 
Titrieren  des  Oxalats  412. 
799,  durch  indirekte  Analyse 
neben  Magnesia  414,  freier, 
in  Rohsodaschmelze  430,  Ge- 
samtkalk in  Rohsodaschmelze 
431,  freier,  im  Ätzkalk  491, 


gebrannter  491.  685  (s.  Ätz- 
kalk), gelöschter  492.  690, 
Bestimmung  in  Mörtel  689, 
in  Kalksandstein-Gemischen 
691,  in  Wasser  799,  in 
Knochenphosphaten  II,  425, 
in  Thomasmehl  11,  429,  für 
Salmiakgeist-Fabrikation  II,  | 
686,  Bemessung  bei  Gas- ' 
Wasserdestillation  II,  687, 
Gehalt  des  Weines  an  III, 
660,  als  Material  für  Glas- 
fabrikation 640,  als  Material 
für  Gerberei  HI,  720. 

Kalkbrei  687. 

Kalk-Kalorimeter  491.  686. 

Kalkmilch,  Gehaltstabelle  492. 
692. 

Kalkmörtel  688,  Festigkeit  688, 
Untersuchung  auf  Kalkgehalt  | 
689.  i 

Kalksaccharat  III,  462,  Abfall- 
lauge davon  III,  464. 

Kalksandstein-Gemische  691. 

Kalkschlamm  von  kaustischer 
Soda  449. 

Kalkspat  als  Ursubstanz  für 
Alkalimetrie  104. 

Kalkstein  für  Sodafabrikation 
427,  für  Chlorkalk-  und 
Weldonv erfahren  490,  für ! 
Mörtelindustrie  673,  Vor- 1 
prnfung  674,  Bestimmune  i 
aes  Calciumkarbonats  durch  I 
Calcimeter  674,  durch  Ti- 
trieren 677,  vollständige  Ana- ' 
lyse  680,  Feuchtigkeit  680, ' 
Glühverlust  687,  Kohlensäure 

681,  Unzersetztes  682,  Kalk 

682,  Magnesia  683,  Schwefel- 
säure 684,  für  Fabrikation 
von  Calcium karbid  II,  706. 

Kalorimeter  für  Grase  s.  Gas- 
kalorimeter, von  Fischer 
253,  von  Berthelot,  Mah- 
ler, Hempel  257,  II,  548, 
vonKroecker  259,  I^  548, 
von  Parr  260,  für  Kalk  491. , 

Kalorimetrisches  Pyrometer  1 
200,  201.  ! 

Kaltschwarz  III,  1085. 

Kammergase  335.  ' 

Kammersäure  342.  ' 

Kampfer  zum  Denaturieren  von 
Alkohol    III,    554,     Unter- j 
suchung  des  käuflichen  III, 
829.  I 

Kaninchenfett  III,  202. 

Kaolin  617. 

Kapellen  für  Abtreiben  des ' 
Werkbleis  II,  125.  ! 


Kapillarität  des  Bodens  89u. 

Kapoköl  m,  196. 

Karamel,  Nachw.  in  Wein  111. 
628. 

Karbazol,  Best,  im  Anthni-ri 
n,  769.  770. 

Karb&zoigelb   III^   1012.   1121 

Karbidkohle  II,  55.  66.  69. 

Karbidschwarz  III,  1027. 

Karbolineum  II,  791. 

Karbolöl,  Untersuchnng  IL  Ti.<. 

Karbolsäure  11,  772,  Xach«^> 
des  Phenols  II,  772,  Prüfür: 
der  technischen  11,  774.  111. 
916,  Bestimmang  II,  TT^l 
rohe,  Prüfung  II,  783,  Wrn- 
bestimmung  II,  783,  Nach- 
weis in  Seife  III,  253. 

Karbolsäarepräp&rate  II,  7S2. 

Karbolseife  II,  786. 

Karbol-Seifenlösungen  II,  1>*' 

Karbonisierte  Laugen  433,  4bc 

Karburieroi  II,  560. 

Karmin  III,  1207.  1210. 

Karminlack  III,  1207. 

Karminzinnober  II,  818. 

Kartoffeln  als  Fattennitte.  II- 
462,  Best.  d.  Starkemehl5  :i 
m,  495,  Best  d.  StärkemtK  > 
durch  spez.  Gewicht  IIL  4^ 

Kartoffelstärke  III,  506. 

Kartoffelwage  III,  502. 

Kasein  III,  830. 

Kaseinleim  in  Papier  HL  T'** 

Kasseler  Braun  II,  818. 

Kasseler  Gelb  U,  807^ 

Kassiakölbchen  III,  374. 

Kassiaöl  lU,  379. 

Kastanienextrakt  III,  ll:'l 
1214,  als  Verfälschung  ^  : 
Farbholzextiukten  III,  UM 

Katechu  III,  289.  1213,  präpa- 
riertes Iir,  1213. 

Katechubraan  lll,  1028.  , 

Katigenbraun  lll,  1085. 

Katigenindigo  III,  1086.  i 

Katigenschwarz  lU,  1146.  _        i 

Kanprobe  für  Teerpech  IL  T4o 

Kauri  III,  219. 

Kaustische    Soda,    Fabrik;^:  ' 

448,  Rohlange  448,   Ai^^ 
soggte  Salze  448,  Bodec>a-: 

449,  Kalkschlamm  449.  U:Ji- 
del8pn)dakt472,  s.  Atöua-.^s 

Kautschuk,  Nachweis  LSchiti-r- 
ölen  III,  134,  Rohkaotsc:.  t. 
Zusammensetzung  III,  31  >> 
Rohkautschuk ,  Veninitia  - 
gungen  III,  318,  Rofakau:- 
schuk,  Wertbestimm ong  HL 
319,    nach    Schneider  lü- 


Sachregister. 


1283 


319,  nach  Fendler  III,  321, 
nach  Harries  III,  321  Be- 
stimmung von  Schwefe.  im 
Eautschak  III,  324,  Be- 
stimmane  von  Kaatschak  in 
Eaatschiutwaren  III,  344,  Be- 
stimmung des  spez.  Gewichtes 
III,  359. 

Kaatschak,  valkanisierter  III, 
323,   refirenerierter  III,    330. 

Eaatschakharze  III,  318. 

Eautschaklösangen  III,  358. 

Kaatschukpasten  III,  358. 

Kautschakpflaster  III,  305. 

Kaatschakstoffe  III,  358. 

Kautschukwaren  III,  325,  Roh- 
stoffe für  III,  326,  Unter- 
sachung  III,  333,  Dorch- 
schnittsmaster  III,  334,  Trock- 
nen ÜI,  334,  Bestimmung  des 
Aschengehalts  III,  335,  des 
Gesamtschwefels  und  der 
Mineralbestandteile  III,  336, 
des  an  Metalle  gebundenen 
Schwefels  ÜI,  339,  d.  Eohlen- 
säare  lU,  340,  Extraktion  mit 
Lösangsmitteln  III,  341,  Be- 
handlung mit  alkohol.  Kali 
(Faktisbest.)  III,  341,  Be- 
stimmanff  von  Raß,  organi- 
schen Füllmitteln  etc.IU,  343, 
von  Harzen  III,  344,  Direkte 
Bestimmang  des  Kautschaks 
III,  344,  Gesamtanalyse  III, 

347,  nach  Henriques   III, 

348,  nach  C.  0.  Weber  III, 

349,  von  Gammischuhen  III, 

350,  von  Hartgummi  UI,  351, 
Bemerkaogen  zu  den  Tabellen 
III,  352,  Interpretation  der 
Analjsenwerte  III,  355,  Prü- 
fung auf  ihr  Verhalten  gegen 
mechanische  Einwirkungen 
III,  360,  Verhalten  gegen 
verdünnte  Säuren  III,  360, 
gegen  fette  öle  III,  361,  beim 
Erwärmen  HI,  361,  geeen 
überhitzten  W^asserdampf  III, 
361,  Tragmodul  III,  361, 
Festigkeit  III,  362,  Verhalten 
gesen  hohen  Druck  und  Stoß 
II^  363,  Isolierfähigkeit  and 
Durchschlagsfestigkeit  III, 
363. 

Eeimföhigkeit   der  Gerste  III, 

675. 
Kermesbeeren,  Zusatz  zu  Wein 

ffl,  655. 
Kerosin  III,  3. 
Kerzen,  s.  Stearinkerzen  etc. 
Kerzenparaffin  III,  53. 


Kesselbraun  II,  818. 

Kesselgase  III,  480. 

Kesselspeisewasser  837.  880, 
Härte  837,  Alkalinität  838, 
Gesamthärte  839.  843.  845, 
Magnesia,  Eisen,  Eieselsäure, 
Chloride  840,  Untersuchung 
für  Reinigung  mit  Ealk  und 
Soda  841,  Schädlichkeit  von 
Abwässern  für  880. 

Kesselstein  880. 

Ketonblau  III,  1039. 

Kienöl,  Nachweis  in  Benzin  III, 
23. 

Kiesabbrände,  s.  Abbrände. 

Kieselgor  II,  481. 

Kieselsäure,  Verhalten  zu  Indi- 
katoren 83.  88,  als  Material 
für  Glasfabrikation  634,  Be- 
stimmang 593.  617.  635.  660. 
668.  669.  670.  700.  713.  715. 
783,  Verhalten  zu  Alkalien 
nach  Lunge  und  Millberg 
597,  in  Wasser  783.  840, 
Bestimmung  in  Eisenerzen 
II,  10. 

Kieselsäure,  sogenannte  lösliche 
597.  693,  gebundene  598, 
für  Ultramannfabrikation  II, 
832 

Kino  in,  1214. 

Kirchberger  Grün  IT,  807. 

Kirschbranntwein  III,  586. 

Kirschkernöl  III,  196. 

Kirschlorbeerwasser  556. 

Kitonrot  III,  1132. 

Klammern  als  Visierblenden 
57.  59,  für  GasYolumeter  163. 

Klebföhigkeit  der  StArke  III, 
516. 

Klinker  (Zementklinker)  718. 

Knallquecksilber  II,  502. 

Knochenasche  II,  425. 

Knochenfett  III,  202. 

Knochenkohle  II,  425,  III,  473. 

Knochenmehle  II,  434. 

Knochenphosphate  II,  425. 

Knopfmetall  U,  246. 

Kobalt,  in  Eisenerzen,  Nachweis 
II,  4,  Bestimmung  II,  21, 
Nachweis  II,  337,  Analyse 
des  metallischen  II,  342,  s. 
Nickel  u.  Kobalt. 

Kobaltfarben  II,  801. 

Kobaltgrün  II,  810. 

Kobalt- Ultramarin  II,  801. 

Kochen  bei  der  Maßanalyse, 
Übelstände  69.  82.  83.  85. 
102   113.  143. 

Kochenille  s.  Cochenille. 

Kochprobe  für  Zement  749. 


Kochsalz  (s.  a.  Ghlomatrium), 
Bezeichnung  der  Lösungen 
402,  Spezifisches  Gewicht  der 
Lösungen  403,  Analyse  404, 
Bestimmung  des  Wassers 
406,  Bestimmung  von  Chlor, 
Schwefelsäure  etc.  407,  dena- 
turiertes 409. 

Koffein  lU,  291.  307. 

Kognak  III,  587. 

Kohle,  in  Schwarzpulver  II,  486 
(s.  Holzkohle). 

Kohlen,  Untersuchung  244, 
Probenahme  244,  Besti  mmung 
von  Wasser  245.  427,  von 
Asche  245.  428,  Koksprobe 
247.  427,  Charakteristik  247, 
für  Sodafabrikation  427,  Be- 
stimmung des  Schwefels  248. 
428,  des  Stickstoffs  249.  429, 
Untersuchung  der  Gaskohlen 
II,  555  (s.  d.). 

Kohlenoxyd,  Bestimmung  217. 
220.  223.  226.  227.  236,  H, 
665.  566.  569.  572.  575.  584. 
597,  in  Luft  935.  951,  schäd- 
liche Mengen  951.  952. 

Kohlen  oxysmfid  im  Leuchtgas 
II,  622. 

Kohlensäure,  Verhalten  gegen: 
Methylorange  67.  74.  75, 
Lackmus  82. 84.  114,  Phenol- 

fhtalein  85.  86.  114,  andere 
ndikatoren  90.  91,  Bestim- 
mung neben  kaust.  Alkali  86. 
87,  Einfluß  in  Normallaugen 
114,  Bestimmung  im  Gas- 
volumeter  167.  168,  Bestim- 
mung nach  Lunge  u.March- 
lewski  171,  Bestimmung 
neben  Chlor  499.  501.  502. 
513.521,  Gewichtsanalytische 
Best.  798,  Bestimmung  in 
Verbrennungsffasen  durch 
oberflächliche  Methoden  214. 
215,  durch  Gasbüretten  217. 
218.223.  n,  582.  595,  durch 
Absorptionspipetten  II,  563, 
in  karbonisierten  Sodalaugen 
436,  in  Atznatron  474,  in 
Bikarbonat  477. 478,  in  Braun- 
stein 489,  in  Kalk  491,  in 
Kalkstein  674. 681,  in  Wasser 
797,  freie  797,  gebundene  798, 
in  Abwässern  873  im  Boden 
899,  in  Luft  912,  nach 
Pettenkofer  912,  Schäd- 
liche Menge  in  Luft  951.  952, 
in  Eisenerzen  II,  30,  in  Roh- 
phosphaten II,  423,  in  Leucht- 
gas n,  615,  in  Gaswasser  II, 

81*    • 


1284 


Sachregister. 


684.  703,  in  Kautschuk  waren 
III,  340,  in  Knochenkohle  n. 
Scheibler  III,  474,  in 
Satnrationsgasen  III,  478,  in 
Bier  m,  689. 

Kohlensäure,  flüssige  des  Han- 
dels 480. 

Kohlensaure  Salze,  Bestimmung 

'  neben  Atzalkalien  86.  87,  in 
Kiesen  288,  in  Blende  292, 
in  Kautschuk  III,  340. 

Kohlenstoff  in  Aluminium  II, 
357,  in  Pyriten  288,  organi- 
scher in  Abwässern  870,  nach 
Degener-König  870,  im 
Boden  897.  898.  899,  freier, 
in  Steinkohlenteer  II,  726. 730. 

Kohlenstoff  in  Eisen,  Abschei- 
dung durch  Weglösen  u.  Be- 
stimmung durch  Farbenver- 
gleichun^  II,  64,  Strichprobe 
von  Peipers,  11,  64,  Ver- 
flüchtigen des  Eisens  u.  Ver- 
brennung des  Rückstandes 
n,  64,  Probe  von  Eggertz 
II,  66. 

Kohlenstoff  im  Handelsnickel  II, 
342. 

Kohlenstoff  in  Eisen,  Bestim- 
mung II,  55,  Verschiedene 
Arten  II,  55,  Bestimmung 
durch  unmittelbare  Verbren- 
nung auf  trocknem  Wege 
II,  55,  auf  nassem  Wege  II, 
56,  Verfahren  von  Gorleis 
II,  57,  Abscheidnng  durch 
Weglösen  von  Eisen  u.  Ver- 
brennung des  Ruckstandes 
ir,  60,  Lösen  in  Kupfersulfat 
II,  60,  in   Kupferchlorid  II, 

61,  Verfahren  von  Lunge  u. 
Marchlewski  171,  II,  60, 
Verbrennung  mit  Sauerstoff 
n,  62,   mit   Cbromsäure   II, 

62,  Volumetrische  Bestim- 
mung der  Kohlensäure  171. 
II,  62,  Kolorimetr.  Bestim- 
mung II,  64.  66. 

Kohlenwasserstoffe  in  Gasen, 
Bestimmung  236,  Nachweis 
in  Luft  942,  des  Steinkohlen- 
teers ,  Farbenreaktionen  II, 
771. 

Kohlenwasserstoffe,  schwere, 
Bestimmung  der  gesamten  II, 
563.  596,  der  dampfförmigen 
(Benzol  etc.)  II,  564,  s.  Benzol, 
.  der  gasförmigen  (Äthylen  etc.) 
II,  564,  in  d  er  B  u  n  t  e  b  ürette 
II,  583,  s.  Äthylen,  Methan, 
Benzol. 


Kokablätter  III,  298. 

Kokain  III,  298. 

Kokain  butter  III,  200. 

Kokainhydrochlorid  III,  831. 

Kokosnußöle  III,  200,  Nach- 
weis in  Butter  III,  206,  Nach- 
weis in  Schweinefett  etc.  III, 
209. 

Koks  246,  für  Fabrikation  von 
Galciumkarbid  II,  706,  aus 
dem  Rückstande  von  der 
Mineralöldestillation  III,  65, 
als  Brennstoff  für  Labora- 
torien 39,  Koksprobe  247. 
427.  III,  557,  für  Pech  II, 
794. 

Kolanüsse  III,  290. 

Kolanußeitrakt  III,  307. 

Kolkothar  II,  811. 

Kollodiumwolle  s.  Nitrozellu- 
lose. 

Kölnische  Erde  II,  818. 

Kolonnenapparat  für  Laborar 
torien  U,  767. 

Kolonialzucker  s.  Rohrzucker- 
industrie. 

Kolophonium,  Best  in  Paraffin- 
massen III,  73,  in  Ceresin 
m,  73.  240,  in  Schmierölen 
III,  119,  Un verseifbare  An- 
teile III,  122,  Konstanten 
in,  219,  Grenzwerte  und  An- 
forderungen III,  281. 

Kolorimeter  vonLummerund 
Brodhuhn  383,  von  Stam- 
mer III,  25. 84,  von  Schmid 
und  Haensch  lU,  25,  von 
Wilson  III,  25,  für  Farb- 
stoffe IIT,  988,  für  Indigo 
III,  1163,  Beleuchtung  für 
143. 

Kolumbiabraun  III,  1142. 

Kolumbiaechtrot  III,  1138. 

Kolumbiagelb  III,  1012. 

Kolumbiagrün  III,  1025. 

Kolumbiaschwarz  III,  1028. 
1106. 

Kompensatoren  für  Druck  und 
Temperatur  bei  Gasanalysen 
II,  578.  591. 

Kompositionskerzen  III,  74. 

Kompressoröle  III,  82. 

Kongo  III,  1015. 

Kongobraun  III,  1142. 

Kongogelb  III,  1012. 

Kongo-Korinth  III,  1016.  1018. 
1114. 

Kongoorange  III,  1122. 

Kongorot  III,  1013.  1138,  als 
Indikator  67.  91.  95. 

Kongoviolett  III,  1018. 


Konsistente  Maschinenfette  III, 
83.  138,  Äußere  Erscheinun- 
gen III,  139,  Tropfpunkt  III, 
139(s.d.),  Qualitative  Prüfung 
III,  142,  Quantitotive  Be- 
stimmung von  Fettsäure-  HL 
143,  von  Seife  III,  144,  von 
Neutralfett  und  Mineralöl  III, 
145,  von  Wasser  III,  145, 
Glyzerin  III,  146,  freiem  Kalk 
UI,  146,  fremden  Verun- 
reinigungen III,  146,  Bei- 
spiele ifl,  147. 

Kopal  III,  219.  281. 

Kopiertinten  III,  765. 

Korallin,  gelbes  III,  1049. 1150, 
rotes  III,  1050. 

Kombranntwein  III,  586. 

Kornwage  II,  114. 

Korrektion  für  Wägung  in  Luft 
25,  beim  Eichen  von  Appa- 
raten für  Maßanalyse  40 
(s.  Eichen). 

Korrektionstabellen  für  Eichun- 
gen 45.  46.  51.  55.  56. 

Kraftfuttermittel  U,  447,  Wasser, 
Fett  II,  448,  Frischezostand 
II,  449,  Rohprotein  II,  449, 
Eiweiß  II,  450,  Verdauliches 
Protein  II,  451,  Rohfaser  II, 
453,  We ender  Methode  II, 

453,  Methode  von  König  II, 

454,  Asche  II,  456,  Sand  II, 
457.  470,  Stickstoffreie  Ex- 
traktstoffe II,  458,  Zucker, 
Stärke,  Dextrin  II,  458,  Pen- 
tosane  II,  460,  Senföl  II,  460. 

Kramamethode  268.  379.  421. 

Krapp  III,  1128.  1212. 

Krätzen  von  Kupfer  II,  233, 
von  Blei  II,  272. 

Krätzprobe  II,  122. 

Kräuter  III,  299. 

Kremserweiß  II,  821. 

Kreolin  II,  786. 

Kreosot  in  Gasöl  II,  560. 

Kreosotöl  II,  790. 

Kresole  II,  774.  778.  HI,  916, 
Unterscheidung  von  Phenol 
II,  779,  Bestimmung  des  m- 
Kresols  ü,  779,  Trennung  der 
isomeren  II,  782,  Titration 
II,  784. 

Kresoüngelb  IH,    1012,    1122. 

Kreuzbeeren   III,    1116.    1204. 

Kryogenblau  III,  1084. 

Kryogenbraun  III,  1084. 

Krystallponceau  III,  999.  1130. 

Krystallsoda  471. 

Krystallviolett  HI,  1042.  1098. 

Kubaschwarz   III,  1030.  1110. 


Sachregister. 


1285 


K  agelb  aretten  103. 

Kngelhahnpipette  395. 

Kagelschwimmer  57. 

Kümmelöl  III,  380. 

KuDstschmalz  IH,  209. 

Kunstseide  III,  1238.  1240. 

Kunstwolle  III,  1236. 

Kupellation  II,  125.  133. 

Kupfer,  Bestimmung  in  Kiesen 
286,  Daisborger  Verfahren 
286,  in  Ab  branden  von 
Schwefelkies  297,  im  Boden 
903,  in  Eisenerzen,  Nachweis 
n,  3,  Bestimmune  II,  22,  in 
Eisen  IT,  87,  Elektrolytische 
Bestimmung  U,  88,  188. 

Kupfer  II,  182,  Kupfererze  ü, 

182.  214,  Hüttenprodukte  II, 

183.  214,  Handelsprodnkte 
II,  184,  Gewichtsanalytische 
Methoden  11, 184,  Anflösang  i 
der  Probesubstanzen  II,  184, 
Schwedische  Probe  II,  185, 
Elektroljtische  Kupferbe- 
stimmung II,  188,  Strom- 
quellen U,  189,  Apparate  II, 
192,  Ausfahrung  der  Elektro- 
lyse II,  196,  Einfluß  anderer 
Metalle  und  Metalloide  II, 
198,  Abscheidung  des  Kupfers 
als  Sulfor  II,  200,  durch 
Natriumthiosulfat  II,  201,  als 
Rhodanur  II,  202,  Maßana- 
lytische Methoden  II,  204, 
Titration  mit  Zinnchlorür  nach 
Weyl  II,  204,  mit  Cyan- 
kalium  nach  Parkes  II,  206,  i 
nach  Steinbeck  II,  208,  \ 
mit  Rhodanammonium  nach 
Volhard  II,  209,  Kolori- 
metrische  Proben  II,  211, 
Heines  Probe  für  arme  Erze 
und  Schlacken  II,  212,  Spezi- 
elle Untersuchungsmethoden : 
a)  für  Kupfererze,  Steine, 
Speisen,  Schlacken  II,  214, 
Schwefelbestimmung  darin  II, 
215,  b)  für  Handelskupfer 
(Raffinaden)  II,  216,  Gesamt- 
analyse II,  217,  nach  Jung- 
fer II,  218,  nach  Hampe 
II,  223,  Einzelbestimmungen 
im  Handelskupfer:  Kupfer 
11,  225,  Sauerstoff  II,  225, 
Schwefel,  Phosphor,  Arsen 
II,  226,  Antimon,  Wismut  H, 
227,  Zinn,  Selen,  Tellur  II, 
230,  Schwarzkupfer  II,  231, 
Zementkupfer  II,  233,  Kupfer- 
aschen, Glühspan,  Walzsinter, 
Krätzen,     Fegsei    II,    233, 


Phosphorkupfer  II,  234,  Sili- 
ciumkupfer  II,  236,  Mangan- 
kupfer II,  236,  Legierungen 
mit  Gold  und  Silber  II,  248. 

Kupferacetat  II,  374. 

Kupferaschen  II,  233. 

Kupferbäder  II,  249. 

Kupferblau  III,  1010. 

Kupferchlorid  II,  373. 

Kupferfarben  II,  800.  807. 

Knpferglimmer  II,  230. 

Kupferlau^en  II,  249. 

Kupferlegierungen  II,  237. 

Kupferlösung  zum  Titrieren,  s. 
rehlingsche  Lösung. 

Kupfemitrat  U,  374. 

Kupferoxydammoniak  III,  1217. 

Kupferschwarz  UI,  1010. 

Kupferstein  E,  183.  201.  214. 
269. 

Kupfervitriol  II,  372. 

Kürbis kemöl  III,  196. 

Kurkuma  IH,1116,  alslndikator 
67,  92. 

Kurkumapapier  95. 

Kurkumein  HI,  994. 

Knrkumin  HI,  1030.  1122. 

Knrkupheningelb  III,  1033. 

liachsrot  III,  1015. 

Lacke,  fette,  III,  217. 

Lackharze  III,  219. 

Lackmoid  67.  68.  73.  74. 

Lackmoidpapier  95. 

Lackmus  65.  66.  67.  68.  70. 
73.  76,  Beschreibung  80, 
Reinigung80,  Yerwendung82. 

Lackmuspapier  94. 

LackmostinKtur  80.  81. 

Lacköl  III,  218. 

Lac-Dye  III,  1210. 

Lagermetalle  II,  241.  242,  An- 
griff durch  Schmieröle  UI,  123. 

LaKritzensaft,  Nachweis  in  Wein 
III,  638. 

Laktone  lU,  183. 

Lampe,  zum  Abschmelzen  von 
Gasproben  216,  für  Brenn- 
proben mit  Petroleum  III,  42. 

Lampenöle  UI,  3. 

Lanacylfarben  III,  1005.  1100. 
1102. 

Lanafuchsin  III,  1005,  1134. 

Lavendelöl  III,  380,  zum  Dena- 
turieren Ton  Alkohol  III,  557. 

Lävulose,  Bestimmung  III,  561, 
in  Wein  UI,  636,  nach 
Kjeldahl  UI,  637. 

Leberöle  III,  198. 

Leder  UI,  719,  Hilfsstoffe: 
Wasser  III,  718,  Ätzkalk  UI, 


719,  SchwefelnatrittmUI,719, 
Schwefelarsenverbindungen 
III,  721,  Gerbmaterialien : 
Extrakte  III,  721,  Talg,  722, 
Japantalg  722,  Tran  722, 
Seelöwentran  726,  Yaselinöle 
726,  Moellon,  Degras  726, 
Alaun  731,  Eidotter  731. 

Gerbereibetrieb  s.  d.,  Unter- 
suchung des  Leders  UI,  737 
(Probenahme  737,  Unter- 
suchung des  lohgaren  Leders 
738,  Bestimmung  von  Wasser 
738,  von  Asche,  Fett,  Aus- 
waschverlust 739,  der  Haut- 
substanz und  des  gebundenen 
Gerbstoffs  740,  Rendements- 
zahl  und  Durchgerbungszahl 
741,  Bestimmung  des  Zucker- 
gehaltes 742 ,  Bestimmung 
von  Schwefelsäure  und  Kalk 
743,  Spez.  Gewicht  UI,  745, 
Art  der  Gerbung  UI,  745, 
Prüfung  auf  Durchgerbung 
(Essigsäureprobe)  III,  745,  auf 
Haltbarkeit  746,  auf  Wasser- 
aufnahme 746,  Sämischleder 
III,  747,  Chromgares  Leder 
III,  747  (Bestimmung  des 
Ghromoxydgehaltes  747,  des 
Tonerdegehaites  748,  von 
Schwefelsäure,  Alkalien,Chlor 
748,  von  Fett  und  freiem 
Schwefel  749,  von  Haut- 
substanz 749). 

Lederbrann  III,  1028.  1080. 

Ledergelb  1081. 

Ledermehl  II,  433. 

Lehner-Seide  III,  1240.  1243. 

Leichtöl    von    Steinkohlenteer 

II,  735. 

Leim  U,  523,  Untersuchung 
nach  Kißling,  II,  524, 
Bindekraft  II,  529.  534,  Fett- 
gehalt U,  530,  Untersuchung 
von  Tafelleim  U,  532,  Nach- 
weis in  Schmierölen  UI,  134, 
in  Papier  III,  758. 

Leimfestigkeit  des  Papiers  UI, 
758. 

Leimkalk  II,  425. 

Leinen,     Nachweis    in    Papier 

III,  754,  Unterscheidung  von 
Baumwolle  lU,  1223,  von 
dieser  und  anderen  Fasern  III, 
1219.  1226,  Mikroskopische 
Prüfung  III,  1238. 

Leindotteröl  III,  196. 

Leinöl  UI,  179.  189.  196.  213, 

gekochtes  III,  212,  oxydiertes 

III,  221. 


1286 


Sachregister. 


Leinöle,  polymerisierte  III,  211. 

LeioölfarbeD  III,  217. 

Leinölfirnis  HI,  212.  215.  216. 

Lemongrasöl  III,  380. 

Lesmahagow- Kohle  II,  834. 

Letternmetall  II,  270.  271. 

Leuchtgas  (s.  Gasfabrikation)  II, 
562,  Zasammensetzung  11,562, 
Berechnung  der  Analyse  in 
der  Bnntebürette  II,  587, 
Spez.  Gewicht  II,  637,  Licht- 
messung II,  651  (s.  d.),  Leucht- 
kraft II,  657,  658,  Flächen- 
helligkeit U,  659. 

Leuchtgasbestandteile  in  Ab- 
wässern 874. 

Leuchtöl  in,  1. 

Leuchtpetroleum  III,  3.  24, 
Äußere  Erscheinungen  111,24, 
Farbe  111,24,  Kolonmetrische 
Untersuchung  III,  25,  Russi- 
sche Vorschriften  III,  27, 
Tabellen  dafür  m,  28.  29, 
Spezifisches  Gewicht  m,  30, 
Viskosität  m,  30,  Flamm- 
punkt III,  31,  Brennpunkt  in, 
37,  Fraktionierte  Destillation 
im  £  n  g  1  e  r  sehen  Apparat  III, 
37,  Proben  HI,  38,  Schwefel- 

f [ehalt  111,38,  Säuerungsprobe 
II,  40,  Säurebestimmung  III, 
41,  Prüfung  auf  naphthen- 
saure  und  sulfosanre  Salze 
III,  41,  Aschengehalt  III,  41, 
Gehalt  an  Karbüren  III,  42, 
Brechen  III,  42,  Brennprobe 
III,  42,  Leuchtwertbestim- 
mung in,  42. 

Lichtbeständiekeit  (Lichtecht- 
heit) Yon  rastellfarben  II, 
830,  von  organischen  Farb- 
stoffen III,  986. 

Lichtgrün  IH,  1037. 1124.  1126. 

Lichtmessung  II,  651,  Lichtein- 
heiten n,  651,  Normalkerzen 
II,  651,  Amylacetatlampe  U, 
652,  Photometer II,  653  (s.d.), 
für  Petroleum  III,  43. 

Lignin  III,  1217.  1220. 

Ligroin  III,  3. 12.  19,  s.  Benzin. 

Liköre,  s.  Branntwein. 

Lingleberöl  III,  198. 

Linoleum  III,  221. 

Linoleumzement  III,  221. 

Linolöl  III,  380. 

Linoxyn  III,  221. 

L  i  n  t  n  e  r  sehe  Druckflasche  III, 
521. 

Liter,  wahres  oder  metrisches, 
41.  42.  43.  51.  53,  Mohr- 
sches  42.  43.  47.  51. 


Lithographenfimisse  III,  211. 

Litho&ot  ni,  997. 

Lithopon  II,  824. 

Liverpool  test  458. 

Logarithmische  Rechentafeln 
a)7. 

LokomotiTöle  m,  82. 

Lorbeeröl  III,  200. 

Luft  909,  Bestondteile  909,  Be- 
stimmung von  Sauerstoff  910^ 
Kohlensäure  912,  Stickstoff 
919,  Wasserdampf  919,  Allge- 
meines über  Bestimmung  von 
Spuren   anderer  Substanzen 

922,  Wasserstoffsuperoxyd 

923,  Ozon  925,  Ammoniak, 
albuminoides  Ammoniak  926, 
Anilin  927,  Salpetrige  und 
Salpetersäure  928,  Schweflige 
Säure  929,  Schwefelwasser- 
stoff 930,  Mercaptan  930, 
Schwefelkohlenstoff  931, 
Phosphorwasserstoff  932,  Ar- 
senwasserstoff 932,  Chlor  und 
Brom  933,  Jod  933,  Chlor- 
wasserstoff 933,  Phosphor- 
trichlorid  934,  Fluorwassei^ 
Stoff  934,  Quecksilberdampf 
934,  Kohlenoxyd  935,  Cyan 
und  Cyanwasserstoff  942, 
Kohlenwasserstoffe:  Methan, 
Äthylen,  Acetylen,  Benzin, 
Benzol  942,  Atherdampf  944,  | 
Organische  Substanzen  944, 
Staub  946.  953,  Ranch  and 
Ruß  947,  Tabakrsuch  949, 
Beurteilung  der  darin  nach- 1 
gewiesenen  Gase  950,  Schäd-  | 
nche  Konzentrationen  951.  i 
952,  Staubmengen  in  Luft  953. 

Luft,   Korrektion   für  Wägung 

in  25,  s.  a.  Eichung. 
Luftpyrometer  197.  §00. 
Luftströme,  Geschwindigkeit,  s. 

Anemometer. 
Lysol  n,  786. 

Maclurin  III,  1203. 

Magdalarot  III,  1076. 

Magnalium  II,  361. 

Magnesia,  Bestimmung  (allgem. 
Regeln  und  Trennung  von 
Kalk)  412.  414. 595. 683. 714. 
799,  in  Zement  716,  in  Wasser 
799.  840.  844,  Bestimmung 
in  Staßfurter  Salzen  537.  541, 
titrimetrische  Bestimmung 
neben  Kalk  nach  Newberry 
678,  Einfluß  bei  der  Härte- 
bestimmung mit  Seifenlösnng 
778.  i 


Magnesiazement  707. 

Magnesium,  Legierung  mit  Ah- 
miniom  II,  361. 

Magnesiumchlorid,  Bestimma!:; 
in  Salz  408,  Bestimmunf  r 
Staßfurter  Salzen  537.  Ml. 
in  Kesselspeisewasser  840. 

Magnesinmpyrophosphat,  Zer- 
setzung II,  398. 

Magnetkies,  Unterscfaeidong  r<  i 
Schwefelkies  289. 

Mahnabntter  III,  200. 

Maischen  m,  532,  Verzackeit 
(süße)  Maische  IH,  532,  q  Op- 
tative Prüfung  mit  JodJdsuii: 
m,  532,  auf  anaofgeschlossen- 
Stärke  und  Zerkleinerung  d»- 
Materials  III,  533,  qoantits- 
tive  Prüfung  anf  onaa%)?- 
schlossene  Starke  III,  533. 
saccharometriscliePrüfnnirn '. 
534,  Bestimmung  von  M;».- 
tose  nnd  Dextrin  Ol,  &^. 
Dextrosequotient  III,  537,  Be- 
stimmung der  Säore  HL  537. 
Veiigorene  (reife)  Maische  UL 

538,  qualitative  Prüfung  &&: 
Diastaise  III,  538,  mikr«- 
skopische  üntersnchong  III. 

539,  Prüfung  auf  Vergänuig«- 
grad  m,  ^9,  Beetimmon^ 
von  Maltose  nnd  Dextrin  IH. 
541,  von  Säure  III,  512,  roz 
Alkohol  m,  542,  von  Trebeni 
III,  543,  von  Stickstoff  Ol. 
543,  Yei^orene  Melassen&i- 
sehen  III,  543. 

Maisöl  lU,  179,  196. 

Maisstärke  m,  509. 

Makassaröl  HI,  200. 

Malabartalg  lU,  200. 

Malachitgrün  III,  1035.  10^ 
1126. 

Maltose,  Bestimmung  in  soßen 
Maischen  m,  537,  Bestim- 
mung in  reifen  MaischeD  IH. 
541,  Bestimmung  nach  W^ic 
ni,  560,  in  Bier  III,  SS-^. 

Malz  för  Spiritnsfabrikatioa 
m,  526,  Grünmalz  m,  527, 
Verflüssigende  n.  verznckero- 
de  Kraftin,  528,  Bestimmnoi: 
der  Säure  111,580,  des  Wassers 
III,  530,   Darrmalz  Ul  531. 

678,  für  Brauerei  III,  67s. 
Mechanische  Untersachan/ 
auf  Gewicht  etc.  678,  Cii^ 
mische  Untersuchung  679. 
Wasser  679,    Extraktgebait 

679,  (Bestimmung  nach  Bai- 
1  i  n  g680,TabeUe681),  Zucker- 


Sachregister. 


1287 


gehalt  684,  Farbe  der  Würze 
()85,  Andere  Prüfangen  685, 
Farbmalz  III,  685. 

Mancbesterbraun  III,  992. 

Manchestei^elb  III,  989. 

Mandarin  fll,  996. 

Mandelöl  III,  179.  196. 

Mangan,  Vol  ametrische  Bestim- 
mung in  Erzen  II,  39,  in  Eisen 
n,  69,  nach  Volhard-Wolff 
II,  39.  70,  Abänderangen  des 
^Verfahrens  II,  42,  Kalium- 
chloratyerfahren  von  H  a  m jp  e 
und  Ukena  n,  71,  Persalmt- 
verfabren  von  v.  Knorre  11, 
73,  andere  vol  ametrische  Ver- 
fahren II,  74,  Kolorimetrisches 
Verfahren  II,  75,  Bestimmung 
im  Weldon- Schlamm  493, 
Bestimmung  im  Boden  895, 
Nachweis  in  Eisenerzen  II,  2, 
Trennung  von  Eisen  und  Alu- 
minium n,  12,  durch  Acetat- 
yerfahren  II,  12,  durch  Am- 
moniumkarbonat II,  14,  durch 
Ammoniamsulfat  II,  15,  durch 
Zinkoxyd  II,  15,  durch  Äther- 
Terfahren  II,  16,  Fällung  als 
Mangandioxyd  II,  16,  Scuwe- 
felmangan  U,  18,  Mangan- 
ammoniumphosphat II,  18. 

Mangandioxyd,  Absatz  aus  Gha- 
mäleonlösungen  119. 

Mangankupfer  II,  237. 

Manganoxalat  zurUrprüfung  von 
Chamäleon  122. 

Mangansalze  U,  367. 

Mannit,  Nachweis  in  Wein  III, 
638,  Vorkommen  in  Wein  III, 
659. 

Manometer  186,  s.  Druckmesser. 

Margarine  HI,  206,  209. 

Marineblau  III,  1096. 

Maripafett  III,  200. 

Mark  der  Zuckerrüben  III,  399. 

Martiusgelb  III,  989. 

Maschinenschmieröle  III,  4.  82, 
s.  Mineralschmieröle  etc. 

Maßanalyse  89,  Geschichtliches 
8.  39,  GeMe  für  40,  Notwen- 
digkeit der  Eontrolle  40,  Amt- 
liche Eichung  41,  Einheit  da- 
für 41,  Instrumente  für  55 
(s.  Eichen),  Allgemeines  über 
142,  Beleuchtung  für  142. 

Mastix  III,  219.  283. 

Masut  III,  4.  51. 

Meerschwein  trän  III,  198. 

Meidinger-Elemente  II,  189. 
190. 

MekoDggelb  III,  1024. 


Melaminblau  III,  1070. 

Melanogenblau  III,  1084.  1116. 

Melantherin  III,  1114. 

Melasse  lU,  458,  Spez.  Gewicht 
III,  458,  Zuckergehalt  III, 
460. 523,  Wasser  bezw.  Nicht- 
zucker  III,  461,  Asche  m, 
461,  Alkalitat  m,  462,  Pro- 
dukte der  Verarbeitung  von 
Melasse  s.  Ealksaccnarat, 
Strontianverfahren.  Gär&hig- 
keit  in,  524,  als  VerMschung 
von  Farbholzextrakten  III, 
1190. 

Melassefutter  II,  462.  III,  471. 

Melassenmaische,  yergorene  III, 
524. 

Meldolablau  III,  1070.  1104. 

Melogenblau  III,  1023. 

Menhadenöl  III,  198. 

Meniskus  43.  48.  53.  56.  57. 
59.  177. 

Mennige  als  Material  für  Glas- 
fabrikation 640,  als  Farbstoff 
n,  813.  814. 

Menschenhaar  III,  1238. 

Mercaptan  in  Luft  931. 

Mercerisierte  Baumwolle  III, 
1239. 

Mergel,  Bestimmun  g  der  Kohlen- 
säure 174,  Untersuchung  nach 
Lunge  und  Schochor- 
Tscherny  703. 

Messing  II,  246. 

Metachromgelb  III,  1118. 

Metalle,  außer  Eisen  II,  104, 
Vorbereitung  der  Erzproben 
II,  104,  Probenahme  II,  107, 
Verunreinigung  der  Probe- 
späne II,  112,  Abwägen  II, 
112. 

Metalllegierungen  für  pyro- 
metrische  Zwecke  197. 

Metallseifen  III,  253. 

Metanilgelb  H,  829.  III,  993, 
1118. 

Metapheoylenblau  III,  1076. 
1100. 

Metaphenylendiamin  zum  Nach- 
weis von  salpetriger  Säure  794. 

Meteor  (Öl)  III,  3. 

Methan,  Bestimmung  in  Gas- 
geraengen 231.  II,  569.  572. 
573.  575.  586.  590.  597,  im 
Trinkwasser  817.  822,  in 
Luft  942. 

Methylalkohol  (Holzgeist),  rei- 
ner, zum  Denaturieren  von 
Alkohol  III,  555,  Nachweis 
in  Branntwein  III,  583,  Unter- 
suchung des  käuflichen  III, 


832.  931,  Quantitative  Be- 
stimmung im  Formaldehyd 
III,  948,  Tabellen  der  spez. 
Gewichte  III,  833.  951.  962. 

Methylanilin  III,  904. 

Methylanthracen  II,  767. 

Methylbromid  III,  932. 

Methylchlorid  III,  932. 

Methyldiphenylamin  III,  909. 

Methylenblau  III,   1067.  1100. 

Methylengrün  III,  1069. 

Methylgrün  III,  1042. 

Methyljodid  UI,  932. 

Methylorange  als  Farbstoff  HI, 
994.  1118,  als  Indikator  65. 

66.  67.  68.  70.  71.  72,  Be- 
schreibung 72,  Billigkeit  73, 
Stärke  der  Lösungen  74,  in 
der  Kälte  anzuwenden  74.  76, 
Farbenänderung  74,  Anwen- 
dung bei  künstlicher  Be- 
leucntung  76,  Verhalten  gegen 
Metallsalze  76.  77,  Basen  76, 
Schwefelwasserstoff  77,  orga- 
nische Basen  77,  Kohlensäure 

67.  74.  75,  schwache  Säuren 
76,  organische  Säuren  77, 
schweflige  Säure  u.  Phosphor- 
säure 78,  salpetrige  Säure  78, 
Tonerde  79,  Verwendung  zu- 
sammen mit  Phenolphtalein 
79.  87. 

Methylorangepapier  95. 

Methylrosanilin  III,  1050. 

Methylviolett  II,  830.  III,  1041. 
1098.  1150. 

Methylzahl  III,  278. 

Mikadofarben  III,  1030.   1142. 

Mikadoorange  LH,  1122. 

Mikroskopische  Untersuchung 
des  Wassers  825,  von  Ab- 
wässern 876,  des  Bodens  899. 

Milchsäure,  Nachweis  in  Wein 
III,  630,  Zusatz  zu  Wein  III, 
652,  Untersuchung  der  käuf- 
lichen ni,  835. 

Milien sches  Reagens  866.  11, 
773. 

Mimosa  HI,  1032.  1122. 

Mineralboden  s.  Bodenanalyse. 

Mineralfarben  II,  797. 

Mineralgrün  II,  810. 

Mineralöle  III,  1,  s.  Mineral- 
schmieröle, Petroleum  etc., 
wasserlösliche  oder  emulgier- 
bare  III,  147,  Nachweis  in 
Fetten  u.  Ölen  III,  194,  in 
ätherischen  Ölen  III,  376,  als 
Gerbmaterial  III,  726,  zum 
Brennen  in  Laboratoriums- 
öfen 39. 


1288 


Sachregister. 


Mioeralphosphate  II,  423. 

Mineralfiäaren  Id  Essig  III,  591. 
592. 

Mineralschmieröle  III,  81,  emal- 
gier  bare  (wasserlösliche)  III, 
83,  Untersuchung:  äußere 
Erscheinungen  III,  84,  Farbe 
III,  84,  Konsistenz  III,  85, 
mechanische  Verunreinigen- 
sen  III,  85,  spez.  Gewicht 
in,  85,  Aräometer  für  Öle 
HI,  86,  Pyknometer  UI,  87, 
Tabelle  der  spez.  Gewichte 
verschiedener  Öle  III,  88, 
Alkoholschwimmmethode  III, 
88,  Ausdehnungskoeffizienten 
m,  89,  Zähflüssigkeit  III,  92, 
Yiskosimeter  von  Engler 
m,  92.  93  (s.  d.),  Verhalten 
in  der  Kälte  III,  100,  Ver- 
dampf barkeit  III,  106.  107, 
Flammpunkt  III,  106.  109, 
nach  Pensky-Martens  III, 
109,  nach  Abel  III,  111,  im 
offenen  Tiegel  III,  111,  Ver- 
gleichung  der  Resultate  III, 
113,  Brennpunkt  III,  113, 
Destillationsprobe  u.  Siede- 
punktsbestimmung UI,  114, 
optische  Prüfungen  III,  114, 
optische  Drehung  III,  114, 
chemische  Prüfungen  III,  115, 
Säuregehalt  u.  freies  Alkali 
III,  115,  Gehalt  an  Harz  IH, 
119,  Verharzungs vermögen  in 
dünner  Schicht  III,  123,  An- 
griffsvermögen auf  Lager- 
metalle III,  123,  Wassergehalt 
III,  124,  Asche  III,  125,  Ge- 
halt an  Seife  III,  126,  an 
fettem  öl  III,  127,  Gehalt  an 
fremden,  unvorseif baren  Ölen 
u.  Teeren  III,  129,  Harzöle 
III,  129,  Teere  III,  132,  Ge- 
halt  an  Kautschuk  III,  132, 
Gehalt  an  Entscheinungs- 
mitteln  und  Parfümierungs- 
Stoffen  HI,  133,  an  Leim  III, 
134,  an  suspendierten  Stoffen 
III,  135,  an  Asphalt  u.  Paraffin 
HI,  135,  an  Ceresin  HI,  136, 
Rafflnationsgrad  III,  136, 
Mischungen  mit  fetten  Ölen 
HI,  137. 

Mineralweiß  II,  826. 

Mischgas  233. 

Mischsäuren  332. 

Mitisgrün  II,  807. 

Mittelöl   von  der  Steinkohlen- 
teerdestillatioQ  H,  739. 

Mkdnyifett  III,  200. 


Mocayaöl  HI,  200. 

MoeUon  III,  726. 

Mohnöl  III,  179.  196. 

Mohrsches  Liter  42.  43.  47. 
51. 

Mohrsches  Salz  126. 

Molybdän  H,  86.  353.  354. 

Molybdän erze  II,  353. 

Molybdän lösung  für  Phosphor- 
bestimmung II,  236.  395. 
408. 

Molybdän methode  z.  Phosphor- 
sänrefallung  II,  25. 

Molybdänstahl  II,  86. 

Monazitsand  II,  362. 

Montanwachs  IH,  75. 

Montpellier-Gelb  II,  807. 

Moorboden  904,  s.  Bodenana- 
lyse. 

Morin  m,  1203. 

Morphin  UI,  292,  313,  Unter- 
suchung  des  käuflichen  III, 
837. 

Mörser  20. 

Mörtel  8.  Kalkmörtel  etc. 

Mörtelindustrie  673. 

Mörtelmischer  696.  731. 

Mowrahsamenfett  IH,  200. 

Muffeln  35. 

Muffelöfen  II,  117.  118. 

Müncke-Brenner  35. 

Mungo  III,  1236. 

Muntz-Metall  H,  246. 
I  Muscarin  HI,  1070.  1104. 

Musivgold  II,  828. 

Mnskatbntter  III,  200. 

Muskatnußöl  IH,  380. 

Mutterkorn  III,  293. 

Mutterlaugen  von  Salinen  403. 
404,  der  Sodafabrikation  437. 

Myrrha  IH,  286. 

Myrtenwachs  UI,  200. 

ITachtblau  HI,  1047.  1100. 

Nährgelatine  826. 

Naphtha  s.  Mineralöle,  Benzin 
etc. 

Naphthazarin  III,  1065. 

Naphthalin,  Best,  in  Leuchtgas 
II,  634,  Mittelöl  II,  739, 
Karbolöl  II,  742,  Phenolen 
II,  776,  Untersuchung  II,  742. 
762.  III,  882,  Bestimmung  II, 
762. 

Naphthalinfarbstoffe  IIT,  1065. 

Naphthalingrün  III,  1049.  1126. 

Naphthalinrosa  HI,  1076.  1150. 

Naphthamingelb  III,  1122. 

Naphthaminindigo  III,  1112. 

Naphthaminorauffe  UI,  1122. 

Naphthamintiefblau  III,    1112. 


Naphthazinblan  III,  1076.  ICn- 
Naphthene  III,  5.  6. 
Naphthindon  II I.   1075. 
NaphthioDsänre  HL  922. 
Naphthogenblau  III,  1114. 
Naphthole  IH,  839.  917,  Uni-r 

Scheidung  von  «c-  a.  ß-Sz\  i 

thol    HI,    918,     Bestimmst 

HI,  919. 
Naphtholgelb  II,  829.  III,  \^^ 

1118. 
Naphtholgrän  III,  1066.    1121. 
Naph  thol  orange  a   UI,  99lx   i 

HI,  996. 
Naphtholschwarz       III,      lOOT. 

1092. 
Naphtholsnlfosäaren  IH,  923 
Naphthylamin   o.   Salfuiilsiurv 

als    Reagens    für    salpetrij^ 

Säure    364.    365.     795,    z^r 

kolorimetrischen  Bestimmaoj 

derselben  382. 
Naphthylamine  HI,  910. 
Naphthylaminbraan  HI,  1143. 
Naphthylamingelb  HI,  989. 
Naphthylaminindigo  lU.  I(t30. 
Naphthylaminschwarz  HL  10D>, 

1092. 
Naphthylaminsnlfoeänren      UI. 

923. 
Naphthylamintiefblan  lU,  lO^X 
Naphthylblau  HI,  1019.  IIW*. 
Naphthylcnrot  HI,  1015-  U4lk 
Naphthylphenylamin  HL  912. 
Naphthylviolett  IH,  1098. 
Nässe-Probe  in  Erzen  II,  lOK. 
Natrium     als    Ursnb&t&nz    for 

Alkalimetrie    101,    im    Ale- 

minium  des  Ebmdels  IL  357. 
Natriamaluminat  79.  629. 
Natriumbikarbonat   als  Urs&>- 

stanz    für    Acidimetrie    £^. 

Untersuchung  des  käafliebes 

475. 
Natriumbromat  zur  Urprüfor^ 

in  der  Jodometrie  139. 
Natriumchromat  II,  369. 
Natriumdichromat  H,  370.  HL, 

965. 
Natriumhydroxyd  s.  Ätznatron. 
Natriumkarbonat  als  Ursobstanz 

für  Acidimetrie  98.  102.  115, 

für  Chamäleoneinstellang  121. 
Natriumnitrit  HI,  963. 
Natriumoxalat   als    Ursubst&DZ 

für    Alkalimetrie    101,    ^ 

Chamäleonlösong  122.  II.  o5. 
Natriumpermanganat  IL  36^. 
Natrinmstannat  H,  878. 
Natriumsulfat,  Best  in  Salz  4l^« 

techn.  Sulfat  414.  415. 


Sachregister. 


1289 


*Hatriiimsulfit,  Titrierang  132. 
134.  135,  zur  UrprafuDg  von 
JodlüsuDg  133,  s.  Sulfite. 

«fatriumsuperoxyd  III,  955. 

■^atriamthiosulfat,  reineä  136, 
NormallösuDg  desselben  137, 
Haltbarkeit  140. 

Satron  im  Sodarückstand  443, 
im  Ealkschlamm  449,  im 
Natriumalaminat  629,  in  Ton- 
erde des  Handels  631,  ge- 
samtes in  Sulfat  415,  Gebalt 
des  Weines  an  III,  660. 

^atronbaumwolle  III,  1239. 

S^iitronlauge  als  Normaliauge 
111,  112,  8.  Normal  laugen, 
zum  Denaturieren  y.  Alkohol 
III,  557. 

^aturasphalt,  Nachw.  in  Petro- 
leumasphalt III,  61. 

S'elkenöl  III,  380. 

S^eroliöl  HI,  382. 

Serolschwarz  HI,  1009.    1094. 

S^  e  ß  1  e  r  sches  Reagens  801. 802. 
806.  926. 

S^eublau,  Höchster  III,  1044. 

S"eu-Coccein  III,  999. 

Seudruckschwarz  111,  1194. 

S^eufuchsin  III,  1041.  1138. 

^eumethylenblau  III,  1068, 
1070.  1104. 

S^eupatentblau  III,  1038.  1100. 

S'euphosphin  III,  995.  1120. 

S'eurot  in,  1005. 

N^eusilber  II,  315.  342. 

S^eusolidgrün  III,  1036. 

Seutralbiau  III,  1100. 

^seutrale  Zone  der  Verbren- 
nungsgase 11,  550,  551. 

S^eutralfarbe  bei  Methylorange 
75. 

^ieutralgrau  III,  1076.  1106. 

S^eutralisation  von  saurem  Bier 
III,  690. 

N^eutralisationspnnkt  Yon  Indi- 
katoren 72,  Ungleichheit  des- 
selben 72,  bei  Methylorange 
74. 

Neutralisation szahlen  für  Öle, 
Fette,  Wachse  HI,  197—203, 
für  Fettofturen  III,  183. 

N'eutralrot  III,  1073. 

Keutralsalze,  Wirkung  auf  Indi- 
katoren 69. 

Neuviktoriablan  III,  1047. 

Neutralviolett  III,  1073. 

Neuwieder  Grün  II,  807. 

Nickel,  in  Eisenerzen,  Nachweis, 
II,  4,  Bestimmung  II,  21,  in 
Eisen  und  Nickelstahl,  Be- 
stimmung II,  76,  elektrolyti- 


sche II,  77,  Nachweis  II,  337, 
Nickel  des  Handels  II,  340, 
Nickellegierungen  II,  342, 
Nickel  kupferstein  6  II ,  338, 
Nickelschlacken  II,  339,  s. 
Nickel  und  Kobalt. 
Nickel  und  Kobalt  II,  330,  Erze 
II,  331,  Trennung  v.  anderen 
Metallen  und  gemeinsame 
Abscheidung  II,  331,  durch 
Elektrolyse  U,  333,  durch  die 
Äthermethode    von    Rothe 

II,  334,  andere  Methoden  II, 
335,  Trennung  von  Nickel 
und  Kobalt  durch  Kalium- 
nitrit II,  336,  durch  Nitroso- 
^-Naphthol  II,  336,  spezielle 
Methoden  für  Erze  und 
Speisen  U,  337. 

Nickelbäder  11,  344. 
Nickelin  II,  342. 
Nickellegierungen  II,  344. 
Nickellösung,  ammoniakalische 

III,  1217. 

Nickeloxyd  als  Färbmittel  für 
Glas  643. 

Niederschläge,  Trocknen  33, 
Glühen  33.  34. 

Nigrisin  III,  1104. 

Nigrosaline  III,  1193. 

Nigrosine  III,  1077.  1098. 1102. 

Nikotin,  Nachweis  in  Tabaks- 
rauch 949.  950. 

Nilblau  ni,  1070.  1100. 

Nitranilin  III,  915. 

Nitrate  s.  Chilisalpeter  und 
Kalisalpeter,  Methoden  zur 
Bestimmung,  Aufzählung  309, 
Methode  von  Ulsch  311,  II, 
388,  Bestimmung  in  Lunge s 
Nitrometer  154.  316,  nach 
Schlös'ing-Grandeau- 
Wagner  818,  II,  387,  nach 
der  Chromat-  oder  Quarz- 
glühmethode 319. 

Nitrite,  Analyse  im  Nitrometer 
154,  durch  Chamäleon  III,  963. 

Nitrobenzol,  Nachweis  in  Luft 
951,  Eigenschaften  and  Unter- 
suchung ni,  883. 

Nitroglyzerin ,  Analyse  154, 
Untersuchung  als  Sprengstoff 
II,  493,  Abfallsäuren  von  333. 

Nitrokörper  als  Farbstoffe  III, 
989. 

Nitrometer  150,  Anwendungen 
157. 

Nitrometer  für  Salpeter  154. 
316,  II,  391,  mit  Anhänge- 
fläschchen  156,  mit  Schüttel- 
gefaß  164.  316. 


Nitrometer-Methoden,  zur  Titer- 
stellung von  Chamäleon  127, 
zur  Analyse  von  Nitrose  152. 
346,  von  Nitraten,  Nitriten, 
Dynamit,  Nitrozellulose  etc. 
154.  164.  316.  319,  II,  488, 
für  andere  Fälle  157. 

Nitronaphthalin,  Nachweis  in 
Schmierölen  III,  133,  Eigen- 
schaften III,  885. 

Nitrophenin  III,  1033. 

Nitrose,  Analyse  im  Nitrometer 
152.  346,  in  Kammersäuren 
842,  Analyse  durch  Chamä- 
leon 344. 

Nitrosit-Methode  für  Kautschuk- 
analyse III,  321.  344. 

Nitrotoluol  III,  884. 

Nitrozellulose,  Analyse  154, 
Untersuchung  als  Explosiv- 
stoff II,  486,  lösliche  II,  492, 
Stabilitätsproben  II,  508. 510. 
512.  513,  Abfallsäuren  von 
333. 

Niveaurohr  152.  158.  160. 

Noir  reduit  III,  1193. 

Noir  Vidal  III,  1083. 

Nopalin  ni,  1052. 

Normalalkali  s.  Normallaugen. 

Normaljodlösung  131. 

Normalkerzen  11,  651.  653. 

Normallaugen  111,  kohlensäure- 
freie 113,  Aufbewahrung  113, 
Verwendung  in  Büretten  114, 
Einfluß  der  Kohlensäure  114, 
Wirkungswert  116. 

Normallösungen,  Anwendung 
von  verdünnten  68.  75,  immer 
mit  demselben  Indikator  zu 
brauchen  72,  ^Allgemeines  95, 
Stellen  nach  Äquivalenten  96. 
Korrektion  für  Temperatur  54. 
Vorratsflaschen  für  62. 

Normalozalsäure  98.  110. 

Normalsalpetersäure  98. 

Normalsalzsäure  98.  102. 

Normalsäuren  97.  104.  106. 
Einstellung  auf  gasvolume- 
trischem  Wege  105.  106, 
durch  spez.  Gew.  106,  Stärke 
109,  Wirkungswert  110,  Auf- 
bewahrung im  Laboratorium 
110. 

Normalschwefelsäure  97. 

Normalsand  696.  725. 

Normaltemperatur  beim  Eichen 
43.  44,  Tabellen  dafür  45. 46. 

Normaltinten  III,  766,  Grund- 
sätze für  amtliche  Tinten- 
prüfung III,  766,  Klassifi- 
zierung III,  766,Verwendung8- 


1290 


Sachregister. 


art  III,  767,  Vorschriften  bei 
AasscbreibuDffen  III,  767,  An- 
forderangen  Iil,  767,  Prüfung 
ni,  783  (8.  Tinte),  Normalien 
III,  793. 

Normaltone  von  Bischof  585. 
590. 

Nyanzaschwarz  III,  1020.  1094. 

Obaöl  III,  200. 

Obstbranotwein  III,  587. 

Obstmost  u.  Obstwein  IIT,  663, 
Zusatz  zu  Traubenwein  III, 
653.  663. 

Ochsenklauenöl  III,  198. 

Öfen  für  Erzproben  11,  107. 
108.  109.  124,  für  Silber- 
proben II,  117.  118. 

Ofen  betrieb  für  Gasfabrikation 
ir,  547,  Untersuchung  des 
festen  Brennstoffes  I^  548, 
der  Generatorgase  II,  548, 
Retortenbetrieb  II,  549,  Tem- 
peraturmessung II,  552,  Zug- 
messung  II,  553,  Brennstoff- 
verbrauch II,  554,  Wärme- 
Terlust  n,  554. 

Ökonometer  III,  480. 

öle,  ätherische  s.  Ätherische  öle. 

öle,  Fette  und  Wachse,  Syste- 
matik III,  151,  Untersuchung 
III,  151,  Physikal.  Methoden 
ni,  152,  Best,  des  spez.  Gew. 
in,  153,  des  Schmelz-  und 
Erstarrungspunktes  III,  154, 
des  Brechungsvermögens  III, 
155,  der  Yiskosit&t  III,  161, 
der  Löslichkeit  III,  161,  des 
optischen  Drehungsvermö- 
gens  III,  162,  Chemische 
Methoden  III,  162,  Quantita- 
tive Methoden  III,  162,  Eon- 
stanten in,  163,  Yerseifunes- 
zahl(Köttstorfer8cheZahl) 
III,  163,  Jodzahl  nach  Hü bl 
III,    165,    nach    Wijs    III, 

166,  Reichert  sehe  Zahl  III, 

167,  Hehn ersehe  Zahl  III, 
169,  Acetylzahl  III,  170, 
Variabele  III,  172,  Säurezahl 
III,  172,  Gehalt  an  Glyzerin 
III,  173,  an  Un  verseif  barem 
III,  175,  Qualitative  Proben 
III,  176,  Obsolete  Proben 
III,  176,  Sauerstoffabsorption 
III,  176,  Hezabromidprobe 
III,  178,  Farbenreaktionen 
III,  179,  Baudouinsche  Re- 
aktion III,  180,  H  a  1  p  h  e  n  sehe 
Reaktion  III,  180,  Bechi- 
sche  Reaktion  III,  180,   Sal- 


Eetersäurereaktion  in,  181, 
liebermann  -Storch -Re- 
aktion III,  181,  Schwefel- 
säurereaktion III,  181,  Unter- 
suchung der  Fettsäuren  HI, 
181  (s.  d.),  Verseifungszahlen, 
Jodzahlen  etc.,  Untersuchung 
des  Unverseifbaren  in,  190, 
der  natürlich  vorkommenden 
unverseifbaren  Substanzen  in 
ölen  und  Fetten  lll,  190, 
in  Wachsen  in,  192,  Tabellen 
der  Konstanten  für  öle,  Fette 
und  Wachse  und  deren  Fett- 
säuren in,  196. 

öle,  oxydierte  (geblasene,  ver- 
dickte) ni,  220. 

Öle,  sulfonierte  III,  222. 

Olein  ni,  230. 

Oleorefiraktometer  III,  155. 

Oleum  8.  Schwefelsäure, 
rauchende. 

Olgas  n,  562. 

Olibanum  III,  286. 

Olivenkemöl  III,  196. 

Olivenöl  III,  179.  196. 

Ölkuchen  III,  204. 

Öllacke  UI,  226. 

Ölsaten  III,  204. 

Ölsäure,  Bestimmung  in,  188. 
230. 

Opium  III,  292. 

Opiumextrakt  ni,  310. 

Optische  Proben  für  Schmier- 
öle III,  114,  für  Fette  und 
Öle  III,  162,  optische  Pyro- 
meter 199,  ätherische  Öle 
III,  369,  Zuckerlösangen  ni, 
401.  425.  442. 

Orange  I  III,  996,  n  ni,  996. 
1118,  in  III,  994,  IV  ni, 
993,  G  in,  999.  1118,  G  T 
in,  1118,  R  III,  1118. 

Orangenblütenöl  III,  382. 

Orceln  III,  1197. 

Orchelline  III,  1199. 

Orcin  in,  1197. 

Orellin  lU,  1205. 

Organische  Substanzen  im 
Wasser  774,  in  Abwässern 
855.  864.  870.  876,  in  Luft 
944. 

Oriolgelb  III,  1032.  1122. 

Oriean  III,  1205. 

Orsat- Apparat  56.  170.  221. 
224.  336. 

Orsat-Fischer-Apparat  221. 

Orsat-Lunge- Apparat  224. 

OrseUle  III,  1128.  1197. 

Orseillecerise  III,  1132. 

Orseilleersatz  III,  994.  1132. 


Orseüleextrakt  IH,  1198,  Vfr 
ftlsehangen   UI,  1199.  l^i* 

OneUIekarmin  III,  1199. 

Orseillepräparait«  HL  119& 

Orseillepurpor  III,  1199. 

OrseiUerot  III,  1132. 

Orseilleviolett  III,  1198. 

Orseillin  III,  1132. 

Orthocyanin  III,  1098. 

OrthonitropheJDol  als  Indikar* 
92. 

Orthoschwarz  HI,  1094. 

Osmose-Verfahren  far  H^n 
analyse  IQ,  274.  275. 

Osmosewässer  III,  470. 

Ostwalds  Eich-Pipette  ol.  :d. 

Oxalsäure,  Verisalteo  zu  Ie>  * 
katoren 77. 82. 85,  als Groc.- 
lage  der  Alk&limetrie  ll>>. 
Darstellung  von  ganz  rt'vLri 
nach  Gl.  Winkler  106,  r-r 
Urprufang  von  Chamäj«^' ". 
120,  für  Wasseranalyse  7^1. 
in  Wein  HI,  656,  Cnt-r- 
suchung  der  käaflicben  III. 
840.  935. 

Oxaminblaä  UI,  1019.  1112. 

Oxaminbraun  III,  1144. 

Oxaminviolett  lU,   101&  1112. 

Oxazime  IIL  1069. 

Oxazone  1069. 

Oxyanthrachinon  III,  1057. 

Oxychinone  ni,  1055. 

OxydatioDsgrad  von  Eisen  <& 
Erzen  n,  49. 

Oxydiaminorange  III,  1025. 

Oxydiaminschwars  III,  llOt^- 
1110. 

Oxyketon&rbstoffe  IQ,  1081. 

Oxyphenin  III,  1032. 

Ozokerit  III,  76.  239. 

Ozon  in  Laft  925. 

Palatinrot  UI,  1032. 

Palatinscharlach  in,  999.  IVW 

Palatinschwarz  in,  1010.  W^ 

Palladium  zur  Absorption  to:: 
Wasserstoff  231.  H,  5t»7, 
zur  fraktionierten  Verbn?D- 
nunff  von  Gasen  2^.  IL  57.'». 
znr  Reduktion  von  Fern-  zj 
Ferroverbindungen  384. 

Palmarosaöl  in,  382. 

Palmkenöl  ni,  200 

Päonin  m,  1050. 

Papageigrün  II,  807. 

Papier  in,  750,  Bestimma&z 
des  Aschengehaltes  m,  t^^^ 
Reimann  sehe  AsdieBv:^e 
in,  750,  mikroskop.  Pruforf 
der    im   Papier  enthalteaes 


Sachregister. 


1291 


Faserstoffe  lü,  751,  Vor- 
bereitQog  des  Papiers  III,  752, 
Holzschliff  m,  753,  Jute,  Holz- 
zellalose,  Strohzellulose,  Es- 
partozellulose,  Leinen  111,754, 
Hanf,  Baamwolle  IU,755,  Be- 
urteilung des  Verholzungs- 
grades III,  756,  Verfahren 
nach  Dr.  Klemm  756,  makro- 
skopische Bestimmung  des 
Holzschliffs  HI,  757,  Leim- 
festigkeit ni,  758,  Harzleim, 
Tierleim,  Kaseinleim  HI,  758, 
Stärke  759,  Vergilbung  III, 
759,  Literatur  III,  760,  Pa- 
pierprufuDgsanstaltenlll,  761. 

Parablau  UI,  1078. 

Paraffin  für  Zundwaren,  Prü- 
fung II,  522,  für  Kerzen 
m,  53.  231,  SchmelzDunkts- 
bestimmnng  UI,  232,  Be- 
stimmung in  Benzolen  it  753, 
Anthracen  H,  771,  Roh- 
petroleum III,  15,  Erdwachs 
und  Ceresin  III,  78.  240, 
in  Schmierölen  III,  135,  in 
Bienenwachs  III,  239. 

Paraffinmasse  (Paraffinschup- 
pen) ans  Rohpetroleum  III, 
52,  aus  bituminösen  Schiefem 
HI,  70,  aus  Braunkohlen  teer 
III,  72,  Schmelz-  und  Er- 
starrungspunkt III,  72,  für 
Kerzen&brikation  IH,  231. 

Paraffinkerzen  HI,  74.  231. 

Paraldehyd  IH,  841. 

Parallaxe  beim  Ablesen  57.  58. 
59. 

Paranitranilinrot  HI,  1140. 

Paranitrophenol  als  Indikator 
67.  92. 

Paranußöl  HI,  179.  196. 

Paraphenylenblau  III,  1078. 
1100. 

Parfümierungsstoffe  für  Mineral- 
öle III,  133. 

Pariserblau  II,  797. 

Parisergrün  II,  807. 

Pariser  Lack  III,  1207. 

Pasten  III,  314. 

Patchouliöl  HI,  382. 

Patentatlasrot  III,  1034. 

Patentblau  HI,  1037. 1096. 1104. 

Patentfustin  lü,  1116.  1204. 

Patentschwarz  UI,  1008. 

Pauly-Seide  UI,  1241.  1243. 

Pech  s.  Steinkohlenteerpech, 
für  Ultramarinfabrikation  II, 
834,  für  Gummischuhfabri- 
kation III,  329. 

Pegu-Katechu  IH,  290. 


Pegubraun  III,  1028.  1142. 

Penskj  -  Martens  -  Apparat 
III,  4. 

Pentosane  in  Rohfaser  II,  454, 
Bestimmung  II,  460. 

Perchlorat  m  Chilisalpeter, 
Nachweisung  307,  in  Kali- 
salpeter II,  472.  474,  Be- 
stimmung 320.  II,  438.  474. 

Periwollblau  III,  1102. 

Perlweiß  821. 

Permanentweiß  II,  826. 

Permanganat  s.  Chamäleon. 

Persico  III,  1128. 

Persio  UI,  1199. 

Persischgelb  III,  1001. 

Perubalsam  III,  276.  280. 

Peruguano  etc.  II,  431. 

Petiotisierter  Wein  lU,  649. 

Petroleum,  rohes,  s.  Rohpetro- 
leum, russisches,  Nomenkla- 
tur der  Derivate  aus  lU,  8, 
s.  Leuchtpetroleum. 

Petroleumäther  III,  3.  12.  19, 
8.  Benzin. 

Petroleumaspbalt  s.  Erdöl- 
asphalt. 

Petroleumkohlenwasserstoffe, 
Nachweis    und    Bestimmung 
in  Benzol  II,  761,  s.  Erdöl- 
asphalt etc. 

Petroleumprober  von  Abel  für 
Benzin  lU,  21,  für  Leucht- 
petroleum in,  31,  von 
Penskj-Martens  III,  35. 
44. 

Petroleum  teer  UI,  54,  s.  Erdöl- 
asphalt. 

Pfefferminzöl  UI,  382. 

Pferdefett  III,  202. 

Pferdefußöl  III,  198. 

Pfirsichkernöl  III,  196. 

Pflanzen ,  Schädliche  Mengen 
von  Gasen  für  952. 

Pflanzenfarbstoffe,  Nachweis  in 
Rotwein  UI,  617. 

Pflaster  III,  305. 

Pflaumenkernöl  III,  196. 

Phenacetin  III,  842. 

Phenacetoliu  67. 

Phenaminblau  III,  1112. 

Phenanthren,  Bestimmung  im 
Anthracen  U,  768. 

Phenetolrot  III,  999. 

Phenocyanin  III,  1072.  1104. 

Phenoflavin  III,  995.  1120. 

Phenole,  Bestimmung  in  Teer- 
ölen II,  737,  Bestimmung 
in  Karbolöl  II,  740,  Nach- 
weisung II,  772,  Prüfung  des 
technischen  U,  774,  Nachweis 


in  ätherischen  ölen  UI,  374, 
s.  Karbolsäure. 

Phenolphtalein  65.  66.  67.  68. 
69.  70.  71.  73,  Gemisch  mit 
Methyloranee  79,  Beschrei- 
bung 84,  Verwendung  85, 
Phenolphtaleinpapier  95. 

Phenylchloroform  UI,  926. 

Phenylenbraun  III,  992. 

Phenjlendiamin  III,  912. 

Phenjlnaphthylamin  UI,  912. 

PhenjInaphthylkarbazolII,  770. 

Phloxin  m,  1053.  1134. 

Phosgen  II  f,  953. 

Phosphate,  verschiedeneKlassen 
II,  391,  Untersuchung  der 
Rohphosphate  II,  423,  der 
Guanophosphate  IL  424,  der 
Knochenphosphate  II,  425, 
der  präzipitierten  Phosphate 
U,  425. 

Phosphin  UI,  1080.  1120. 

Phosphor  in  Kohlen  249,  in 
Eisen  U,  101,  in  Kupfer  II, 
226.  234,  in  Phosphorzinn  II, 
293.  294,  Untersuchung  des 
weißen  II,  515.  516,  des 
amorphen  (roten)  II,  516,  des 
hellroten  II,  517,  Nachweis  von 
weißem  in  Phosphorsesqui- 
sulfid  II,  542,  Nachweis  von 
weißem  in  Zündhölzern  II, 
542,  Bestimmung  in  Calcium- 
karbid  II,  717.  718,.  Bestim- 
mung im  Acetylen  II,  723. 

Phosphorbronze  ll,  244. 

Phosphorite  11,423,  Beimischung 
zu  Knochenmehl  II,  435. 

Phosphorkupfer  U,  234. 

Phosphoroxychlorid  lU,  962. 

Phosphorsänre,  Verhalten  gegen 
Methylorange  78,  gegen  Lack- 
mus 83.  84,  gegen  Phenol- 
phtalein 85,  in  Schlempen- 
kohle 549,  in  Schlempenpott- 
asche 553,  in  Gläsern  668, 
in  Wasser  796,  in  Abwässern 
865,  in  Boden  895,  in  Eisen- 
erzen, Nachweis  II,  2,  Be- 
stimmung II,  25.  44,  Bedin- 
gungen der  Molybdän  methode 
Tl,  25,  Bestimmung  in  Düng- 
mitteln 11,391,  Maßanalytische 
Bestimmung  der  unlöslichen 
bezw.  Gesamtphosphorsäure 
II,  393,  der  wasserlöslichen 
Phosphorsäure  II,  393,  Uran- 
lösung II,  394,  gewichtsanaly- 
tische Bestimmung  der  un- 
löslichen bezw.  Gesamtphos- 
pborsäure  11,  395,  Molybdän- 


1292 


Sachregister. 


methode  II,  395.  396,  Citrat- 
methode  II,  399,  Verschiedene 
Methoden  II,  400.  401,  Be* 
Stimmung  als  Phosphormolyb- 
dänsäureanhydrid  II,  401,  Be- 
stimmung der  citratlöslichen 
Phosphorsäure  II,  403,  Be- 
stimmung der  freien  Phos- 
phorsäure II,  406.  407,  Be- 
stimmung der  zitronensäare- 
löslichen  II,  407.  444,  citrat- 
lüsliche  II,  403,  nach  Peter- 
mann II,  404,  nach  Wagner 
II,  404,  nach  Böttcher  11, 
406,  in  präzip.  Phosphaten 
II,  425,  in  Saperphosphaten 
II,  426,  Bestimmungen  für 
in  ternationalen  Großhandel  II, 
444,  Bestimmung  in  Wein 
Ilf,  626,  Grenzzahlen  lU, 
659.  661,  freie,  Bestimmung 
II,  406.  407.  436,  unlösliche 
bezw.  gesamte  II,  392.  393. 
395.  425.  427.  444,  wasser- 
lösliche, Bestimmung  II,  393. 
426.  444,  zitronsäurelösliche 
II,  407.  428.  444. 

Phosphorsesquisulfid  11,  518, 
Untersuchung  auf  weißen 
Phosphor  n,  542. 

Phosphortrichlorid,  Nachweis  in 
Luft  934.  951. 

Phosphorwasserstoff  in  Luft  932. 
951. 

Phosphorzinn  II,  293. 

PhotometerII,653,YonBuns6n 
II,    654,    Normalphotometer 

II,  654,  Photometerkopf  von 
Lummer  und  Brodhun  II, 
655,  Flächenphotometer  yon 
L.  Weber,  II,  659. 

Photoskopie  III,  1152. 
Phtalsäure  III,  843.  929. 
Phytosterin  III,  176.  190.  193. 
Phytosterin-Ace  tatprobe      III, 

191,  206. 
Picenfraktion  von   Mineralölen 

III,  65. 

Pikrate  als  Sprengstoff  ü,  499. 

Pikrinsäure  als  Sprengstoff  II, 
499,  als  Farbstoff  lll,  989. 
1118. 

Pinksalz  U,  378. 

Piperin,  Nachweis  in  Brannt- 
wein III,  585. 

Pipetten,  amtliche  Eichung  47. 
48,Ostwaldsche53,Bleier- 
sche  63,  Meßpipetten  63,  Voll- 
pipetten 63,  selbsteinstellende 
mit  Überlauf  64,  zur  Absorp- 
tion Ton  Gasen  228. 


Plastizität  des  Tons  577. 

Platin  neben  Gold  in  Losungen 
II,  157,  Platinerze  II,  168. 
169,  Platinsand,Untersuchung 
auf  trockenem  Wege  II,  169, 
Nasse  Proben  II,  171,  Platin- 
legierungen II,  172,  Verwen- 
dung zur  Verbrennung  von 
Gasen  II,  573. 

Platinapparate  für  Elektrolyse 

II,  192. 

Platinchlorid,  Darstellung  526. 

Platinkapillare  II,  574. 

Platinmetalle,  Einfluß  auf  die 
Goldprobe  II,  164. 

Platinmethode  für  Kalibestim- 
mung 8.  Kaliumplatinchlorid- 
methode. 

Platintiegel  34,  Reinigung  35, 
Angriff  beim  Glühen  von 
Magnesiumphosphat  413. 

Plutobraun  III,  1144. 

Plutoschwarz  m,  1027.  1108. 

P  0  i  rri  e  r  8  Blau  als  Indikator  92. 

Poirriers  Orange  III  als  Indi- 
kator 73,  8.  Methylorange. 

Polarisation    von    Schmierölen, 

III,  114,  von  Zuckerlösungen 
III,  401.  425,  Tabellen  für 
diese  von  Schmitz  III,  425, 
von  Neumann  III,  432,  von 
Dicksäften  III,  442,  Tabellen 
III,  444,  für  Rafanose  III, 
447,  von  Melasse  UI,  460, 
von  Produkten  der  Rohr- 
zuckerindustrie III,  481.  483. 
485.  488,  von  Branntwein, 
amtliche  Vorschrift  III,  569, 
von  Wein  III,  613,  zum 
Nachweis  von  unreinem 
Stärkezucker  III,  614. 

Polarisationsapparate  f.  Zucker 
III,  390,  Tabellen  für  IH, 
425.  426.  432. 

Polierrot  II,  811. 

Polyazofarbstoffe  III,  1020. 

Polymethylene  III,  5. 

Polyphenylschwarz  III,  1026. 
1108. 

Polypren  III,  317. 

Pomeranzenöl  III,  383. 

Ponceau  4  GB  III,  997,  2  G; 
R;  2  R;  3  R;  2  G  III,  999. 
1130,  6  R  III,  1000.  1130, 
B  III,  1005,  S;  SS  III,  1130, 
10  RB  III,  1132. 

Porosität  des  gebrannten  Tons 
581,  der  Tonwaren  603. 

Portlandzement  708,  Rohmate- 
rial 708,  Aufschließung  des 
Tons  708,  Analyse  709.  711, 


Gehalt  an  Qaarzsand  H' 
Schlämmanalyse  710,  EiriL. 
der  Eigenschiaften  des  T.i- 
auf  die  Qualität  des  Zemeit  < 

712,  Analyse  der  Klink«- a-i 
des  Rohmehls  713,  719,  N  ■ 
malmethoden  für  Zesie:- 
analyse     von     Hillebr^ü 

713,  andere  Methodec  7r<. 
Bestimmung  der  Alkalien  71' 
der  Magnesia  716,  Norn..^ 
zusammensetzang  717,  D?:- 
nition  717,  Zasatzstoffe  TlT 
Eigenschaften  719,  Spfvt- 
sches  Gewicht  719,  Be?t:x- 
mung  durch  Yolamenomr: : 
720,  Litergewicht  723,  Frr  > 
heit  der  Mahlung  724,  ma.^'h  - 
nelle  Siebung  nachTet  maj  r: 
724,  Normalsand  725,  u:i- 
nische  Prüfungen  725,  A:- 
machen  mit  Wasser  Ti', 
Abbinden  726.  727.  TJi. 
Wasserkapazität  726,  Tecpe- 
raturerhöhung  beim  Abbioil^  l 
728,  Festigkeit 729. 730  .-..!. 
Volumbeständigkeit  729.  T4^ 
(s.  d.),  GlCLbprobe,  Darrpn^r, 
Kochprobe  749,  Regeln  t>: 
Tetmajer  750,  Dehnun^- 
verhältnisse  750,  Tastappsn: 
V.  Bausch inger  750,  Appa- 
rat von  Klebe  753,  Mort«.- 
ausgiebigkeit  754,  Wa£^ff- 
durchlässigkeit  754,  Appir^i 
von  Tetmajer  754,  ue 
Michaelis  755,  v.  Amsier- 
Laffon  757,  Frostbestin i«- 
keit  758,  Abnutzbarkeit  VA . 
Verfälschungen  762,  Gnrc:- 
werte  von  Fresenius  Tvi 
Seh  webeanal  jse  von  H  &  o  e  n  - 
Schild  762. 

Pottasche  547,  Rohstoffe  v^ 
Fabrikation  547,  Schlempei- 
kohle  548,  reine  PotU^^cht 
550,  Melassen-  oder  Schl«Bi* 
penkohlenpottascfae  553,  a.^ 
Material  för  Giasfabiikatio:! 
639. 

Poudrette  IT,  433. 

Präpariersabc  II,  37& 

Preßhefe  III,  546,  Terechied^iie 
Kennzeichen  IIL  5^  Rcia- 
heit  lil,  546,  Bestimmimff  der 
Stärke  HI,  547,  Beimisehmi; 
von  Bierhefe  III,  547,  Be- 
stimmung der  Gir-  U'i 
Triebkn&  UI,  54a 

Preßschiamm  von  ZackentVa 
UI,  441. 


Sachregister. 


1293 


Primrose  III,  1052. 

Primulin  III,  1030.  1122. 

Probefärben  III,  972,  Einrich- 
tuDgen  dafür  III,  972,  Aas- 
führan^  der  Färbeversache 
III,  973,  Materialien  dafür 
III,  975,  Abwägen  etc.  III, 
975,  Ausführung  der  Ver- 
suche III,  976,  Ausübungen 
auf  Seide  III,  978,  Wolle 
979,  Baumwolle  980,  Beizen 
mit  Tonerde  III,  980,  mit 
Chrom  980,  Druckversuche 
III,  981,  Echtheitsproben  III, 
982  (s.  d.),  von  Indigo  IH, 
1161,  von  Farbholzextrakten 
III,  1187. 

Probegold  III,  163. 

Probekörper  für  Festigkeits- 
proben 734  (s.  Festigkeit). 

Probenahme  8,  von  stückigem 
Material  9. 10,  Zerkleinerung 
11. 12,  Einfüllen  in  Flaschen 
13,  von  Pulver,  Grus  14, 
von  Flüssigkeiten  17,  von 
Trinkwasser  814.  816.  826, 
von  Gasen  19.  213.  215.  217. 
218.  221.  229,  II,  580.  595, 
Sammeln  und  Aufbewahren 
der  Proben  19,  von  Kohlen 
245,  von  Abwässern  849,  von 
Mineralböden  886,  von  Moor- 
boden 905,  von  Eisenerzen 
II,  6,  von  metallischem  Eisen 
II,  51,  von  Erzen  II,  105, 
von  Metallen  n.  Legierungen 

II,  107,  von  Düngemitteln  II, 
422.  442,  von  Kraftfutter- 
mitteln  II,  447,  von  Grün- 
futter, Heu,  Stroh  II,  461, 
von  Calciumkarbid  II,  707, 
von  Anthracen  II,  764,  von 
Seife  III,  243,  von  Kautschuk- 
waren III,  333,  von  Zucker- 
rüben III,  387,  von  Brannt- 
wein und  Likören  III,  562, 
von  Wein  III,  599,  von  Gerb- 
stoffen III,  708,    von  Leder 

III,  737. 

Proben  zieher,  mechanischer  11. 

Probestecher,  15. 16,  für  Flüssig- 
keiten 18. 

Probierblei  IF,  117.  118. 

Probieren  von  Silbererzen  II, 
116,  Ansiedeprobe  II,  116, 
Probierblei  II,  117,  Tiegel- 
probe (Krätzprobe)  II,  1'21, 
bei  Quarzen,  Bieischlacken, 
Bleierzen  II,  123,  von  Silber- 
legierungen II,  131,  Trockene 
Proben  fl,  131,  Nasse  Proben 


II,  134,  Gay-Lussacs  Me- 
thode II,  135,  Volhards 
Methode  II,  139,  Gewichts- 
analjtische  Abscheidong  II, 
141. 

Probiemadeln  II,  132. 
ProbiersUber  II,  136.  140. 
Probierstein  II,  132. 
Probierwage  II,  114. 
Proteid-Ammoniak  806.  834. 
Protein  in  Futtermitteln  II,  449. 
468,  verdauliches  II,  451. 468. 
Prune  lü,  1071.  1104. 
Pseudocumidin  III,  903. 
Psychrometer  920. 
Pulpe  von  der  Stärkefabrikation 

III,  517. 

Pulver,  s.  Schwarzpulver,  rauch- 
loses II,  500. 

Purgiernußöl  III,  196. 

Purpur,  französischer  III,  1198. 
1199,  hessischer  etc.,  s.  d. 

Purpurhellrot  HI,  1212. 

Purpurin  III,  1058. 1059.  1128. 
1150. 

Purpurinamid  III,  1150. 

Purpurlackrot  III,  1212. 

Putzöl  aus  Rohpetroieum  III, 
3.  44. 

Puzzolanen,  Zusammensetzung 
692,  künstliche  697. 

Pyknometer,  für  Schmieröle  III, 
87,  von  Sprengel  III,  153, 
für  Zuckerlösungen  III,  424, 
für  Melasse  Ilf,  458.  459, 
für  Branntwein  III,  572,  für 
Alkohol   im  Wein  III,   601. 

Pyraminorange  III,  1012.  1120. 
1122. 

Pyranilschwarz  III,  1086. 

Pyrazolonfarbstoffe    III,    1034. 

Pyridine,  Nachweis  in  Salmiak- 
geist, 692,  Bestimmung  in 
Teerölen  IF,  735.  736,  Unter- 
suchung des  käuflichen  II, 
789,  Titration  II,  789,  als 
Denaturierungsmittel  für  Al- 
kohol III,  553,  desgl.  für 
Branntweine  III,  582. 

Pyrit  273. 

Pyritsäure  367. 

Pyrogallol  IIF,  844. 

Pyrogenfarbstoffe  III,  1086. 
1110.  1116.  1124.  1144. 

Pyrogen  grün  III,  1126. 

Pyrogenolive  111,  1126. 

Pyrolblauschwarz  III,  1108, 

Pyrolbraun  III,  1144. 

Pyrolbronze  III,  1124. 

Pyrolgelb  III,  1124.    . 

Pyrolschwarz  III,  1108. 


Pyrometer  196,  mit  Quecksilber- 
füllung 194.  196,  mit  Kalium- 
Natriumfüllungl96,  aus  Metall 

196,  Thalpotasimeter  196, 
Luft- Pyrometer  197,  Metall- 
Legierungen  197,  Tonkörper 

197,  Seger-Kegel  198,  Opti- 
sche 199,  von  Le  Ghatelier, 
Hempel,  Wanner  199, 
Akustische  199,Thermophone 
199.  200 ,  Gas  -  Pyrometer 
V.  Bradbury  200,  Kalori- 
metrische 200,  Elektrische 
Widerstands- 201,  Siemens 
201,  andere  202,  Thermo- 
elektrisches  202,  von  Le 
Ghatelier,  Heraeus  und 
Keiser  und  Schmidt  202, 
Behandlung  205,  Abänderung 
von  Pfeiffer  IF,  552,  Wan- 
ners 199.  II,  553. 

Pyrometrische  Prüfung  der  Tone 

584.  588. 
Pyronaphtha  III,  3. 
Pyronin  III,  1035.  1138. 
Pyroschwefelsäure  389.  392. 
Pyrosin  als  Indikator  91. 
Pyrotinorange  IFI,  997. 
Pyroxylin,    Analyse    im  Nitro- 

meter  154. 
Pyrrhotit,  Unterscheidung  von 

Schwefelkies  289. 
Pyrrobreaktion  III,  554. 

Quartation  II,  152.  158.  159, 
mit  Kadmium  II,  167. 

Quarz,  Prüfung  635,  Verhalten 
zu  Alkalien  nach  Lunge  und 
Millberg  597,  Bestimmung 
in  Ton  600.  709. 

Quecksilber,  als  Sperrflüssigkeit 
43,  Prüfung  auf  Verunreini- 
gungen II,  179,  Quantitative 
Analyse  II,  179,  Reinigung 
II,  181. 

Quecksilberdampf,  Nachweis  in 
Luft  934. 

Quecksilbererze  II,  174. 

Quecksilberprobe,  durch  Destil- 
lation II,  174,  GolddeckeU 
Srobe  II,  175,  Elektrolytische 
Fethoden  II,  178. 

Quecksilbersalbe  III,  314. 

Quecksilberthermometer  194. 
196. 

Quellwasser  768. 

Quercetin  III,  1202. 

Quercetine  industrielle  111,1202. 

Quercitron  III,  1116.  1201. 

Quercitronextrakt  III,  1202. 

Quetschhähne  56. 


1294 


Sachregister. 


Rabes  Turbine  28.  260.  261. 
262 

Raffmad  II,  216. 

Raffinose  ÜI,  442.  444.  445. 
Bestimmong  III,  446. 

Ramieh  ÜI,  1238. 

Rationelle  Analyse  des  Tons 
596.  599. 

Raachgase,  Untersuch  an  g,  s. 
Verbrennangsgase,  Gasburetr 
ten  etc.,  Formel  für  Berech- 
nung der  Wärmeverluste 
durch  242.  243.  II,  554,  Ver- 
unreinigungen 952. 

Rauchloses  Pulver  II,  500, 
Wärmeprobe  II,  509. 

Rauracienne  III,  997. 

Ravisonöl  III,  196. 

Reagenspapier  90.  93.  94, 
Empfindlichkeit  94,  Unter- 
suchung III,  304. 

Reagentien  von  bestimmter 
Stärke  28. 

Reaktionsgefäß  für  Nitrometer, 
s.  Schnttelgefiäß. 

Realgar  U,  304. 

Rechentafeln  für  Analysen  207. 

Reduktion  von  Gasvolumen  auf 
Normalzustand  157, durch  das 
Gasvolumeter  158,  Formeln 
dafür  160.  II,  577,  durch 
Kompensatoren  II,  578.  591. 
von  Ferri-  zu  Ferrosulfat  384. 
II,  36,  37. 

Reduktionsrohr  159,  Gebrauch 
eines  feuchten  Rohres  für 
trockene  Gase  und  umgekehrt 
161,  Gebrauch  zur  direkten 
Ablesung  von  Gewichten  168. 

Reduktionsvermögen  des  Was- 
sers 779. 

Reduzierbarkeit  von  Erzen  11,46. 

Refraktion  des  Chilisalpeters 
307. 

Refraktometer  III,  155.  156, 
Zahlen  für  öle,  Fette,  Wachse 
UI,  197.  199,  201.  203,  für 
Butter  III,  206. 

Reginaviolett  ID,  1096. 

Reibechtheit  von  Farbstoffen 
m,  985. 

Reichertsche  Zahl  III,  167. 
170.  196. 198.  200.  202.  206. 
207.  209. 

Reinheitsquotient  der  Rüben- 
säfte III,  433,  von  Rohrzucker- 
sirupen III,  487. 

Reinigung  der  Gefäße  für 
Eichungen  51.  60. 

Reisstärke  III,  509. 

Resina  pini  III,  284. 


Resistenz  von  Glassorten  647, 
Prüfung  darauf  652. 

Resoflavin  III,  1082.  1120. 

Resorcin  III,  920. 

Resorcingelb  III,  995. 

Resorciuphtalein  III,  1050. 

Retortenbetrieb  in  Gasfabriken 
II   549. 

Rettigöl  in,  196. 

Rheonin  III,  1081.  1120. 

Rhodanammonium  zur  Best. 
von  Silber  und  Chlor  142, 
Fabrikation  571,  Eigen- 
schaften 572,  als  Handels- 
artikel II,  685.  703,  Best  in 
Gasreinigunssmasse  II,  674, 
Gaswasser  U,  700. 

RhodankaUnm  573. 

Rhodamin  III,  1063.  1054. 
1134.  1136.  1138. 

Rhodanverbiodungen,  Bestim- 
mung 571.  573. 

Rhodin  ÜI,  1136. 

Rigolen  III,  3. 

Rinden  111,  300. 

Rindermarkfett  III,  202. 

Rindstalg  III,  202. 

Rinmanns  Grün  II,  810. 

Rizinusöl  III,  196,  zum  De- 
naturieren von  Alkohol  III, 
556,  lösliches  HI,  220. 

Robbentran  III,  179.  189.  198. 

Roccellin  III,  997. 

Rochenleberöl  III,  198. 

Rock  Scariet  III,  1015. 

Roggenstärke  III,  506. 

Rohbenzin  lU,  19. 

Rohfaser  II,  453,  Weender  Me- 
thode II,  453.  469,  Methode 
von  König  II,  454. 

Rohfette  HI,  204. 

Rohpetroleum  III,  1. 3. 4,  Eigen- 
scnaften  III,  4,  chemische  Zu- 
sammensetzung III,  5,  spezi- 
fisches Gewicht  III,  6,  Be- 
stimmung des  Wassergebalts 
in,  6,  Bestimmung  d.mechan. 
Verunreinigungen  IIT,  8,  Be- 
stimmung der  Ausbeute  an 
Benzin,  Leuchtpetroleum, 
Schmieröl  etc.  III,  8,  für  den 
Fabrikbetrieb  III,  8,  für  zoU- 
n.  handelstechnische  Zwecke 
III,  9,  älterer  Apparat  von 
E  n  g  1  e  r  III,  10,  amtlich  vor- 
geschriebener Apparat  III,  11, 
Entflammbarkeit  III,  12,  As- 
phaltgehalt III,  13,  Paraffin- 
gehalt ni,  15,  Yerdampfungs- 
wärme  III,  16,  Putzöl  aus  III, 
44,  Paraffin  aus  HI,  52. 


Rohprotein  II,  449.  468. 

Rohrzucker,  Inversion  for  (t^- 
wichtsanalyse  III,  408,  Ta- 
bellen für  diese  III,  40^,  .- 
Dicksaft  neben  Raffinose  IQ 
442.  444,  Tabellen  lU,  UX 
reduzierender  Zacker  in  RoLr- 
zucker  DI,  488.  489,  Bfot  iz 
Wein  ni,  611. 

Rohrzuckerindustrie   m,    4>1. 
Zuckerrohr  HI,   482,  FaJri 
kationsprodokte  III,  484. 

Rohschwefel  265,  Handelssorr^i 
265,  Verwendung  znm  B^ 
stäuben  von  Weinreben  2*u, 
s.  Schwefel. 

Rohsodalauge  433. 

Rohsodaschmelze  429. 

Röllchenprobe  für  Gold  II,  l^Ü). 

Romanzement  704,  Zasammr-ü- 
Setzung  705,  Nonnen  fcr 
Eigenschaften  705,  Volom- 
beständigkeit  706,  Mahiacj 
706,  Erhärtung  706,  Fcstc- 
keit  706. 

RosaniUn  III,  1039. 

Rosanthren  UI,  1020.  1140. 

Rosaznrin  HI,  1015. 1018. 113i?. 

Rose  bengale  IH,  1053.  IKJi. 

Rosenöl  UI,  383. 

Rosindolin  III,  1034.  1077. 

Rosinenwein  IQ,  650.  663. 

Rosmarinöl  lU,  383,  zum  I^ 
naturieren  vonAlkohol  lü.  ^57. 

Rosolsäure  als  Indikator  67. 

Rosolsäurefarbstoffe  III,  K49. 
1150. 

Rößler-Ofen  36.  II,  107.  11«K 
121.  149. 

Röstgase  von  Schwefelkies  etc., 
Untersuchung  auf  Schvefr.- 
dioxyd  298. 

Röstrückstände  s.  Abbrände. 

Röstscherben  H,  126. 

Rot  für  Seide  lU,  1003. 

Rotguß  II,  246. 

Rotholz  III,  1126.  1210. 

Rotviolett  in,  1094. 

Rouge  M  III,  1015. 

Rozamin  UI,  1004.  1132. 

Rüben  als  Futtermitei  IL  4*^2. 

Rübensaft  III,  413,  KoDservi- 
rung  durch  Sublimat  ÜI.  413, 
anderweitige  lU,  414,  Be-t- 
d.  spezif.  Gewichts  III,  414 
(s.  Saccharometer),  Bestimm, 
des  Zuckergehaltes  III,  4:'i 
Reinheitsquotient  UI,  4l^*\ 
Trockensubstanz  III,  4o3. 
Asche  in,  435,  InveiUock^r 
in,  436,  Alkaütät  lU,  4.Su 


Sachregister. 


1295 


Farbe  III,  438,  Dicksaft  III, 

442  8.  d. 
Rüböl  als  Schmiermittel  III,  82, 

Konstanten  für  III,  196. 
Rubrescin  91. 
Rum  III,  587. 
Ruß,  Best  in  Loft  947.  952. 

Saccharin  III,  571,  Bestimmung 
in  Wein  UI,  623,  Zusatz  zu 
Wein  III,  650,  Nachweis  in 
Bier  III,  692,  Untersuchung 
des  käuflichen  III,  846. 

Saccharometer  III,  414,  von 
Balling  undBrix  III,  414, 
Tabelle  zur  Yergleichung  von 
Gewichtsprozenten  (B  r  i  x- 
graden)  mit  spezifischem  Ge- 
wicht nach  Baume  eraden  für 
17,5^,  Umrechnung  für  andere 
Temperaturen  III,  423,  An- 
wendung für  süße  Maischen 
III,  534,  Anwendung  zur  Be- 
stimmung des  Yergärungs- 
grades  von  reifer  Maische  III, 
539. 

Sächsisch  Grün  II,  810. 

Saffior  III,  1212. 

Saffiorextrakt  III,  1212. 

äafflorkarmin  III,  1212. 

äaffloröl  III,  189,  196. 

Saffiorrot  III,  1212. 

Safrangelb  III,  989. 

Safranin  III,  1074.  1138.  1150. 

Safrosin  IIF,  1052.  1134. 

Salben  lU,  314. 

Salicinrot  II,  1014. 

Salinenbetrieb  402. 

Salizinrot  III,  1136. 

Salizylsäure,  Nachweis  in  Wein 
III,  624,  Zusatz  zu  Wein 
III,  655,  in  Bier  III,  690, 
Untersuchung  der  käuflichen 
III,  844.  928. 

Salizylsaures  £isenoxyd  als  In- 
dikator 91. 

Salmiakgeist,  Fabrikation  II, 
686, Wirkungswert  des  Kalkes 
dabei  II,  686,  Grädigkeit  II, 
690,  Tabelle  der  spezif.  Ge- 
wichte II,  690,  Anorganische 
Verunreinigungen  II,  690, 
Empyreumatische  Bestand- 
teile II,  691,  für  Farben- 
fabrikation etc.  III,  963. 

Salmrot  III,  1015.  1034. 

Salol  UI,  850. 

Salpeter  s.  Chilisalpeter,  Kali- 
salpeter, Salpeterstickstoff, 
Nitrate.  Nachweisung  in  Ka- 
li umchlorat  522,  Analyse  nach 


Kjeldahl  II,  383,  Analyse 
nachSchlösing-Grandeau- 
Wagner  318.  II,  387,  als 
Düngmittel  II,  437,inSchwarz- 
pulver  II,  485,  Nitrometer  für 
154,  Schüttelgeföß  für  nitro- 
metrlsche  Analyse  164,  Ana- 
lyse im  GasYolumeter  164. 
168. 

Salpetersäure324,  Eigenschaften 
324,  Spezifische  Gewichte  324, 
Tabelle  dafür  326,  Einfluß  der 
Temperatur  328,  Einfluß  der 
Untersalpetersäure  324,  325, 
Bestimmung  330.  334,  Prü- 
fung auf  Verunreinigungen 
330,  für  Explosivstoffen,  478, 
Bestimmung  in  Wein  III,  627, 
Nachweis  in  Schwefelsäure 
364,  in  Trinkwasser  787,  in 
Abwässern  860,  Bestimmung 
auf  kolorimetrischem  Wege 
382.  788.  792.  863,  nach 
Marx  und  Trommsdorf 
789,  nach  Schulze  und 
Tiemann  861,  Bestimmung 
im  Boden  901. 

Salpetersäurefabrikation,    Aus- 

■  gangsmaterialien  306,  Be- 
triebskontrolle 323,  Rück- 
stände 323. 

Salpeterstickstoff,  Bestimmung 
in  Düngmitteln  II,  386,  nach 
SchlÖsing-Grandeau- 
Wagner  318.  II,  387,  nach 
Ulsch  311.  II,  388,  nach 
König  II,  389,  nach  Raab- 
Böttcher  II,  390,  andere 
Methoden  II,  390.  391. 

Salpetrige  Säure ,  Verhalten 
gegen  Methylorange  78,  Be- 
stimmung in  Nitrose  344,  Ta- 
belle dafür  345,  Nachweis  in 
Schwefelsäure  364,  Bestim- 
mung durch  Chamäleon  344, 
III,  963,  auf  kolorimetrischem 
Wege  381.  795.  850.  859,  in 
Trinkwasser  793,  in  Ab- 
wässern 859,  in  Luft  828. 

Salzsäure,  Eigenschaften  418, 
Spez.  Gewichte  419,  Tempe- 
raturkorrektion dafür  418, 
Verunreinigungen :  Rückstand 
420,  Schwefelsäure  420,  Arsen 
421.11,304,  Eisen  423,  schwef- 
lige Säure  423,  Chlor  424, 
Selen  424,  Bestimmung  des 
HCl  424. 

Salzsäurefabrikation,  Betriebs- 
kontrolle 415,  Austrittsgase 
415.  416. 


Salzsäureverbrauch  von  Braun- 
stein 489. 

Salzsolen  402,  Analyse  403. 

Sambesindigoblau  III,  1020. 
1112. 

Sambesischwarz  III,  1020. 1110. 

Sämischleder  III,  747. 

Sammetrot  II,  812. 

Sand,  Prüfung  634. 

Sandarak  III,  219.  284. 

Sandelholz  III,  1126. 

Sandelholzöl  IE,  383. 

Santiago-Neugelb  III,  1204. 

Santonin  III,  850. 

Santorinerde  692.  693. 

Sapokarbol  11,  786. 

Sardinenöl  III,  198. 

Sassafrasöl  III,  384. 

Saturationsgase  III,  478. 

Setocyanin  III,  1036.  1104. 

Setoglaucin  III,  1037.  1104. 

Setopalin  IE,  1104. 

Sauerfutter  II,  462. 

Sauerstoff,  Bestimmung  in  Gasen 
217.  218.  223.  II,  566.  583. 
596,  in  Austrittsgasen  der 
Bleikammern  335,  im  Leucht- 
gas II,  611,  Darstellung  für 
Gasanalysen  236,Bestimmung 
im  Trinkwasser  nach  L.  W. 
Winkler  817,  TabeUe  der 
Löslichkeit  in  Wasser  822, 
Bestimmung  in  Abwässern 
866,  durch  Tenax- Apparat 
von  F.  C.  G.  Müller  866,  in 
Luft  nach  C hlopin -Wink- 
le r  910,  Bestimmung  in  Eisen 

II,  103,  im  Handelskupfer  U, 
225. 

Sauerstoffabsorption  von  Fetten 
und  Ölen  DI,  176. 

Säure,  freie,  in  Sulfat  411,  in 
Austrittsgasen  von  Bleikam- 
mem  337,  von  der  Salzsäure- 
kondensation 415,  in  Chlor- 
laugen 492.  493,  in  schwefel- 
saurer Tonerde  627,  in  Ab- 
wässern 857,  in  Schmierölen 

III,  115,  in  emulgierbaren 
Mineralölen  III,  148,  in  Stärke 
III,  515,  in  Malz  III,  530,  in 
Maische  III,  537.  542,  in 
Branntwein  III,  566,  in  Bier 
III,  688,  in  Wein  III,  606. 
607,  Grenzzahlen  III,  648. 
651,  in  Gerbebrühen  III, 
733. 

Säurealizarinblau  III,  1062. 
Säurealizarindunkel  blau  UI, 

1102. 
Säurealizaringrün  III,  1062. 


1296 


Sachregister. 


SänrebestäDdigkeit  von  Ton- 
waren  613. 

Säureblau  111,  1047.  1048. 

S&urebraun  III,  1142. 

Säureeosin  III,  1034. 

Säurefuchsin  III,  1041.  1132. 

Säuregelb  III,  993. 

Säurenarze  vom  Raffinieren  von 
Mineralölen  III,  62. 

Säuren,  flüchtige,  im  Wein  III, 
657,  in  Bier  UI,  688. 

Säuren,  organische.  Titrieren 
von  67.  77.  82.  85. 

Säuren,  starke,  Titrieren  von  67. 
68.  77.  84. 

Säuren  in  Austrittsgasen  der 
Bleikammern  337. 

Säuren ,  schwache ,  Verhalten 
gegen  Indikatoren  67.  68, 
gegen  Methylorange  74.  77. 
78,  gegen  Lackmus  82,  gegen 
Phenolp htalein  85. 

Säurerhodamin  III,  1136. 

Säureteer  III,  63. 

Säureviolett  III,  1043.  1044. 
1048.  1094.  1096. 

Säurezahl  III,  172.  197.  199. 
201.  203,  bei  Harzen  III,  269. 
270. 

Schädlichkeit  von  Abwässern 
für  Fischzucht  877,  Viehzucht 
879,  gewerbliche  Zwecke  881, 
Boden  882. 

Schaffgottschsche  Lösung 
530.  531.  595.  716.  II,  416. 
Darstellung  716. 

Schalteröle  111,  51. 

Schaumweine  III,  663. 

Scheeles  Grün  II,  810. 

Scheidekalk  III,  478. 

Scheideschlamm  III,  441. 

Scheidung  des  Goldes  II,  151. 
158. 

Schellack  III,  219. 

Schellacklösung  zum  Denatu- 
rieren von  Alkohol  III,  554. 

Schiefer,  bituminöse^  III,  67. 
70.  76,  Teere  und  Öle  daraus 
III,  70.  76. 

Schieferöle  III,  70.  76,  als  Roh- 
Stoff  für  Kautschukindustrie 
III,  329. 

Schießbaumwolle  s.  Nitrozellu- 
lose. 

Schießpulver  s.  Schwarzpulver 
und  Pulver,  rauchloses. 

Schimmels  Test  III,  386. 

Schlacken,  Analyse  II,  30,  Be- 
stimmung in  Eisen  11,  104, 
granulierte  697,  Beimischung 
zu  Portlandzement  719.  762. 


Schlackenzement  698. 

Schlaglot  II,  246. 

Schlämmanalyse  575.  710.  887. 
888,  Apparate  dafür  710. 889. 

Schlämmzylinder  von  Kühn 
889. 

SchleiÜBcheibe  v.Bauschinger 
761. 

Schlempekohle  547,  Unter- 
suchung 548,  vom  Strontian- 
verfahren,  Untersuchung  III, 
468. 

Schmalzsurrogate  III,  209. 

Schmelze  von  Leblanc-Soda, 
8.  Rohsodaschmelze. 

Schmelzfarben  671.  672. 

Schmelzpunktbestimmung,  nach 
Krämer  und  Sarnow  II, 
743,  III,  55.  56,  nach  Schu- 
ko ff  lll,  72.  227.  233,  für 
öle,  Fette,  Wachse  III,  154, 
nach  Pohl  III,  155,  nach 
Red  wo  od  III,  155,  von  Pech 

II,  743,  von  Paraffin  111,  232. 
Schmelzpunkte  von  Ölen,  Fetten, 

Wachsen  III,  196—203. 

Schmelzsoda    der    Zellstoff- 
fabriken 450. 

Schmiermittel,  nicht  ölige,  III, 
84. 

Schmieröle  Ilf,  81  (s.  a.  Ma- 
schinenschmieröl, Zylinder- 
schmieröl etc.),  Charakteristik 
der  einzelnen  UI,  81,  Mineral- 
sohmieröle  III,  81.  84,  fette 
Öle  III,  82,  Mischungen  von 
fetten  Ölen  und  Mineralölen 

III,  83,  konsistente  Fette  III, 
83,  emulgierbare  (wasserlös- 
liche) III,  83,  Kautschnköle 
III,  84. 

SchneUlot  II,  292. 

Schnitzel,  ausgelaugte  III,  440. 

Schokoladenfette  lU,  210. 

Schöpfprobe  II,  107. 

Schreibtinten  III,  765. 

Schriftmetall  II,  289. 

Schrot  II,  270.  271.  315. 

Schultze-Pulver  II,  508.509. 

Schulz  6  sches  Gemisch  zur 
Trennung  von  Faserbündeln 
III,  1218. 

Schüttelgefäß  für  Nitrometer 
164. 

Schüttgelb  III,  1205. 

Schwarz  für  Wolle  III,  1009 
(s.  a.  Wollschwarz). 

Schwarz  auf  Baumwolle,  Nach- 
weis der  verschiedenen  III, 
1147. 

Schwarzkupfer  II,  231. 


Schwarzpulver  II,  484. 

Schwebeanalyse  762. 

Schwefel  (Rohschwefel),  Ucu- 
suchnng  265,    Handel ssor- 
265,  Feinheitsgrad  266,  r- 
Stimmung    von    Asche    *>' 
von   Feuchtigkeit    267,    t 
bituminösen  Stoffen  26^(.  v  - 
Arsen  268,    von  Selen  it'\ 
direkte       Bestimmung 
Schwefels   269,   Tabelle  n-r 
Löslichkeit  i.SchwefelkoLL*'.- 
stoff  270,  Untersochung  t<  : 
Stangenschwefel    271,     y*: 
Schwefelblamen  271.  ^.  a.  Ga^- 
schwefel. 

Schwefel,  BesUmniuDg  inScbwe 
felkies  273,  Me^ode  vr.n 
Lunge  274,  trockene  Aiif- 
schließung  276,  Bestimmun,; 
in  Blende  289,  in  AbbrinärD 
von  Schwefelkies  294,  ir. 
Kupfererzen,  Steinen  etc.  II. 
215,  in  Handelskapfer  II,  22»>. 
in  Handels wismnt  II.  2&1. 
in  Blende  289,  11,  31S,  - 
Handelszink  II,  322,  in  LeacKt- 
gas  II,  622,  in  Rancbga>t'D 
243,  in  Kohlen  etc.  248.  42^. 
II,  559,  in  Rohschwefel  26l<. 
in  Gas&chwefel  271,  in  Eisen- 
erzen, Nachweis  11,  3,  B^ 
Stimmung  II,  28.  45,  in  EIt-^^t 
II,  93,  in  Anümonerzen  IL 
311,  in  Handelsnickel  11,^ 
in  Schwarzpulver  II,  485,  in 
Gasöl  II,  559,  in  Galcia m- 
karbid  II,  718.  721,  io  Ace- 
tylen  II,  717.  724,  in  GA^- 
wasser  II,  684.  703.  705,  in 
Benzol  II,  752,  in  Leacht- 
petroleum  II J,  38,  in  R<>^'- 
kauUchuk  III,  324,  in  Kaut- 
schuk waren  IIJ,  336.  339.  ^. 
a.  Schwefels&are,  gebandfoe. 

Schwefel,  nutzbarer,  Be^tim- 
mnng  271.  272.  273.  27K  ir 
Blende  293,  freier,  im  Uitr> 
marin  II,  839,  Verluste  in. 
Bleikammerprozeß ,  Form  e  i 
zur  Berechnung  341,  B'.- 
stimmung  im  Boden  901. 

Schwefel  mr  Explosivstoffe  II, 
477,  für  Ultramarinfabnkati<  >d 

II,  833,  für  Kaat5chnkiIlda^t  riH 

III,  331. 
Schwefelantimon  für  Zünd waren 

II,  521. 
Seh wefelarsenverbin dangen,  tjr 

Gerberei  III,  721. 
Schwefelblan  III,  1086.  1U*1 


Sachregister. 


1297 


Schwefelblamen  267.  271,   für' 
Zündwaren  II,  522. 

Schwefelbraun  III,  1086.  1144. 

Schwefelchlorfir  III,  331. 

Schwefeldioxyd  (s.  a.  schweflige 
Säure),  Fabrikation,  Roh- 
materialien 265,  Betriebs- 
kontrolle 2d4,  Bestimmung 
in  Röstgasen  nach  Reich 
298.  299,  durch  spezifisches 
Gewicht  303. 

Schwefeldiozyd,  flüssiges,  Un- 
tersuchung 305,  Eigenschaften 
305. 

Schwefelfarbstoffe  III,  1083. 
1146.  1147. 

Schwefelgelb  lU,  1124. 

Schwefelgrün  III,  1126. 

Schwefelindigo  III,  1086.  1116. 

Schwefelkatechu  III,  1086. 1144. 

Schwefelkies  278,  Pulverisieren 

273,  nasse  Aufschließung  274. 
276,  Entfernung  des  Eisens 

274.  275.  276,  Fallung  des 
Baryumsulfats  275,  trockene 
Aufschließung  276,  Bestim- 
mung des  Arsens  282,  von 
Kupfer  286,  von  Blei  287, 
Yon  Zink  288,  von  Kohlen- 
stoff 288,  Unterscheidung  Yon 
Magnetlues  289. 

Schwefelkies  in  Ton  596,  in 
Dachschiefer  616. 

Schwefelkohlenstoff,  in  Luft 
931.  951,  in  Leuchtgas  II, 
621,  in  Benzol  II,  750,  Unter- 
suchung des  käuflichen  III, 
851. 

Schwefelkorinth  III,  1086. 1114. 

Schwefellaugen  von  Sodarück- 
stand 445. 

Schwefelnatrium,  Bestimmung 
durch  Jodlösung  131,  in  Roh- 
soda 432,  in  Laugen  445,  in 
Schmelzsoda  451,  m  Handels- 
soda 465,  in  Sekunda- Soda 
468,  für  Gerberei,  Unter- 
suchung III,  720,  für  Farben- 
fabrikatioD,  Untersuchung  III, 
965. 

Schwefelregeneration     nach 
Chance-Claus  444. 

Schwefelsäure,  Eigenschaften 
347,  Spez.  Gew.  348,  Tabelle 
der  Norm al-£ichungs- Kom- 
mission 350,  Umwandlung 
der  Dichten  in  Baumegrade 
352,  Spez.  Gew. nach  Lunge, 
Isler  undNaef  354,  andere 
Tabellen  358,  Temperatur- 
Korrektion  358,  Einfluß  der 

Untersuchungen.  5.  Aufl.    III. 


Verunreinigungen  auf  spez. 
Gew.  361,  Verunreinigungen 
in  Handelssäuren  361, 
Schmelzpunkte  362,  Sied- 
punkte 363,  Qualitativer 
Nachweis  von  Verunreinigun- 
gen 363.  366,  von  Stickstoff- 
säuren 364,  von  Arsen  367 
(s.  d.),  Quantitative  Best,  von 
freier  Schwefelsäure  380,  Best, 
der  Verunreinigungen :  SO2 
380,  salpetrige  Säure  380 
(s.  d.),  Salpetersäure  382, 
Selen  383,  Blei  383,  Eisen 
384,  Salzsäure  387,  Arsen 
388.  II,  304,  für  Sulfat- 
fabrikation 410,  für  Explosiv- 
stoffe II,  479,  Nachweis  und 
Bestimmung  in  Salzsäure  420, 
Abschätzung  durch  Baryum- 
sulfat-Trübung  420,  in  Rot- 
weinen III,  605.  656,  in 
Weißweinen  III,  621.  656,  in 
Süßweinen  111,663,  Verhalten, 
bezw.  Beseitigung  bei  der 
Kalibestimmung  530.  '538. 
542.  543,  Bestimmung  in 
Kalirohsalzen  538,  in  Kalk- 
stein 684,  in  Zement  714. 

Schwefelsäure,  gebundene  274, 
Bestimmung  durch  maßana- 
Ivtische  Methoden  278,  Wil- 
den  Steins  278,  Chromat- 
methoden  279,  Andere  280, 
Benzidinmethode  280.  281, 
Bestimmung  in  Solen  403,  in 
Salz  407,  bei  Wasseranaljsen 
783,  kalorimetrisch  784. 

Schwefelsäure,  rauchende  389, 
Eigenschaften  389,  Schmelz- 
punkte 389,  Siedpunkte  390. 
Spez.  Gew.  390,  Verunreini- 

fungen  391,  Quantit  Analyse 
91,  Probenahme  391,  Prinzip 
der  Analyse  392,  Abwägung 
392,  Hahnröhre  394,  Kugel- 
hahnpipette 395,  Einfluß  der 
schwefligen  Säure  395,  der 
fixen  Verunreinigungen  397, 
Freiberger  Verfahren  397, 
Ausrechnung  des  Resultates 
398,  Tabelle  von  Knietsch 

398.  399,  von  Grünhut  398. 
400,  Verfahren   von   Setlik 

399,  nach  Rabe  401. 
Schwefelsäurefabrikation     334, 

Ausgangsmaterialien  334, 
Betriebskontrolle  334,  Unter- 
suchung der  Gase  334  (s. 
Austrittsgase),  der  Betriebs- 
säuren 342. 


Schwefelsäuretest  für  Benzol  11, 
756. 

Schwefelschwarz  III,  1086.1108. 
1146. 

Schwefelung  des  Hopfens  HI, 
672,  der  Gerste  III,  678. 

Schwefelverbindungen,  organi- 
sche im  Leuchtgas  II,  621. 

Schwefelwasserstoff,  Verhalten 
zu  Indikatoren  67.  77.  83. 
88,  Titrierung  mit  Jod  135, 
neben  Kohlensäure  446,  neben 
schwefliger  Säure  446,  in 
Trinkwasser  823,  kolorimetr. 
Best.  823,  in  Abwässern  864, 
in  Luft  931.  951,  in  Leucht- 
gas II,  619,  Absorption  durch 
Gasreiniffungsmasse  II,  663, 
s.  a.  Sulfide. 

Schwefelwasserstoff  in  Gas- 
wasser n,  684.  703,  in  Wein 
III,  642.  660. 

Schweflige  Säure,  Verhalten 
gegen  Methylorange  77.  896, 
gegen  Lackmus  84,  396, 
gegen  Phenolphtalein  304. 
395,  TitrieruDg  mit  Jodlösung 
135,  Best,  in  technischen 
Lösungen  304,  neben  Sulfiten 
305.  306,  halbfreie  305.  306, 
in  Schwefelsäure  380,  Einfluß 
beim  Titrieren  von  rauchender 
Schwefelsäure  395,  Nachweis 
in  Salzsäure  423,  in  Luft 
929. 951,  s.a. Schwefeldioxyd. 

Schweflige  Säure  in  Rauchgasen 
verschiedener  Art  952,  in 
Wein  III,  621,  Grenzzahlen 
in,  658,  in  Hopfen  III,  672, 
in  Bier  III,  689,  in  Essig- 
säure m,  821.  934. 

Schweflige  Säure,  Fabrikation, 
Rohmaterialien  265,  Betriebs- 
kontrolle 294,  Endprodukte 
304. 

Schweflige  Säure,  Lösuagen, 
Untersuchung  304,  Spez.  Gew. 
305. 

Schweinefett  III,  202,  209. 

Schweinfurter  Grün  11,  807. 

Schweißechtheit  von  Farbstoffen 
III,  985. 

Schwelkohle  III,  67. 

Schwelversuche  IH,  67. 

Schweröl  von  d.  Teerdestillation 
II,  742. 

Schwimmer  für  Büretten  57. 
58.  59. 

Schwindung  des  Tons  beim 
Trocknen  578,  beim  Brennen 
582. 

82 


1298 


Sachregister. 


Seelöwentran  III,  726. 

Seger-Kegel  198.  582.  589. 
590.  ir,  553. 

Seger-Öfen  36.  579. 

Seide,  ünterscheidong  von 
Wolle  III,  1223,  von  dieser 
und  anderen  Fasern  III,  1219. 
1226,  quantitative  Trennung 
von  Baumwolle  und  Wolle 
Ili,  1227,  beschwerte,  Unter- 
suchung III,  1228. 1232. 1234, 
Bestimmung  des  Decreusage 
III,  1235,  Unterscheidung  von 
echter  und  wilder  III,  1236, 
Mikroskopische  Prüfung  III, 
1238,  Unterscheidung  von 
Kunstseide  III,  1242. 

Seide,  künstliche,  Mikroskopi- 
sches Bild  III,  1238,  Unter- 
suchung III,  1240,  Unter- 
scheidung der  einzelnen  Arten 
III   1242. 

Seidenbaumwolle  III,  1239. 

Seidengrau  III,  1102.  1104. 

Seidengrün  III,  1074. 

Seife,  Bestimmung  in  Schmier- 
ölen III,  126,  in  konsistenten 
Maschinenfetten  III,  144,  in 
emulgierbarenMineralölen  III, 
148,  Arten  III,  240,  Natron- 
seifen III,  241,  Toiletteseifen 
IIL  241,  Kaliseifen  (Schmier- 
seifen) III,  242,  Yerfillschun- 
gen  der  Seife  III,  243,  Roh- 
materialien für  Seifenfabrika- 
tion III,  243,  Untersuchung 
III,  243,  Probenahme  III,  243, 
Bestimmung  der  Fettmasse 
und  des  Gesamtalkalis  III, 
244,  Gebundenes  Alkali,  freies 
kaustisches  Alkali  und  alka- 
lische Salze  III,  246,  Freie 
Fettsäuren  III,  247,  Wasser 
III,  247,  Untersuchung  der 
Fettmasse  III,  248,  Bestim- 
mung der  Harzsäuren  111,248, 
Neutralfett  III,  249,  Unver- 
seif  bares  III,  250,  in  Alkohol 
Unlösliches  III,  250,  Nach- 
weis von  Glyzerin  III,  252, 
von  Zucker  III,  252,  von 
Karbolsäure  III,  253,  Metall- 
seifen III,  253. 

Seifenechtheit  von  Farbstoffen 
III,  983. 

Seifenlösung  zur  Bestimmung 
der  Härte  des  Wassers  776, 
Tabelle  dafür  778,  Einfluß 
der  Magnesia  778. 

Seifenöle  llI,  65. 

Seifenpulver  III,  242. 


Seignettesalz  III,  872. 

Sejleberöl  III,  198. 

Sekunda- Soda  467. 

Selen  in  Schwefel  268,  in 
Schwefelsäure  364.  366,  Ein- 
fluß auf  Nachweisnng  von 
Arsen  376,  auf  die  Brucin- 
reaktion  383,  in  Salzsäure 
424,  in  der  Glasfabrikation 
643,  Nachweis  655,  in  Kupfer 
II,  230,  in  Handelswismut 
II,  281. 

Senföl  HI,  196,  in  Kraftfutter- 
mitteln II,  460,  Bestimmung 
ni,  294,  in  Senfpapier  and 
-Leinwand  III,  305,  Eigen- 
schaften des  echten  III,  384, 
des  künstlichen  IH,  384. 

Senfpapier  und  -Leinwand  DI, 
305. 

Sericin  III,  1232. 

Sesamöl  III,  196,  deutsches  IH, 
196. 

Sheabatter  lU,  200. 

Shoddy  III,  1236. 

Sichertrog  II,  147. 

Siebe  für  Ton  anal jse  576. 

Siedpunktsapparat  für  Benzol 
n,  747. 

Sikkative  III,  214. 

Süber  II,  115,  Silbererze  II,  115. 
130,  Trockene  Proben  für 
Erze  II,  116,  Verbleiung  IJ, 
116,  Ansiedeprobe  II,  116, 
Tiegelprobe  II,  121,  Kupel- 
lation II,  125,  Kombinierte 
Blei-  und  Silberprobe  II,  128, 
Kombinierte  nasse  u.  trockne 
Probe  für  Erze  II,  129, 
Quantitative  Lötrohrprobe  11, 
129,  Ballings  maßanalj ti- 
sche Silberprobe  für  Blei- 
glanze  H,  129,  Bestimmung 
nach  Ga j-L US sac  U,  134, 
nach  Volhard  II,  139,  durch 
Gewichtsanalyse  II,  141,  in 
Barrensilber  11,142,  in  Silber- 
bädem  II,  143,  Wiederge- 
winnung aus  Ghlorsilber  und 
Rhodansilber  II,  144,  Nach- 
weis in  Legierungen  durch 
Strichprobe  II,  133,  Unter- 
scheidung von  silberähnlichen 
Legierungen  II,  145,  Prüfung 
von  Blicksilber  auf  Gold  II, 
166. 

Silberamalgam  II,  131. 

Silberbäder  II,  143. 

Silberlegierungen  II,  248. 

Silberlösung,  normale  141. 

Silbernitrat  H,  378. 


Silicium,  Bestimmung  in  Ei?>r 
II,  51,  in  Handeiszink  II.  3^^, 
in  Handelsalomioiam  IL  M. 

SiliciumbroDze  II,  245. 

Siliciumeisen  U,  53. 

Siliciumkupfer  II,  236. 

Silikate,  Bestimmung  i.  Schmeh- 
soda  452,  in  Handelsso  Ja 
465,  Verhalten  zu  Indikatorec 
78.  83.  88. 

Sinterangsfahigkeit  desTons^M. 

Sirupe,  8.  Dicksaft. 

Skamitzel  n,  133.  152. 

Skateleberöl  HI,  198. 

Smalte  ü,  339.  801. 

Soda  als  Ursubstanz  für  Acidi- 
metrie  98.  102,  für  Chamä- 
leoneinstellung 121,  kalzi- 
nierte 454,  spez.  Grew.  der 
Lösungen  455.  456,  Best  de» 
Titers  457,  Bezeichnung  der 
Gr&digkeit  458,  TabeUe  da- 
für 460,  Dichte  der  Soda 
461.  11^  834.  835,  Feinheit^- 
grad  463,  vollständige  Ana- 
lyse 464^  Sekunda-Soda  467. 
chemisch-reine  469,  krvstai  i- 
sierte  471,  kaostiscfae  472 
(s.  d.),  kaustisches  Soda;>alz 
475,  Kasseler  475,  als  Ma- 
terial für  Glasfabrikation  63^. 
für  Ultramarin&brikatzon  IL. 
833. 

Sodafabrikation  426,  nach  Le- 
blanc  426,  Rohstoffe  426. 
Rohsodaschmelze  429,  Rofi- 
lauge  433,  karbonisierte 
Laugen  436,  Mutterlaugen 
437,  Auslaogernckstand  442. 
AmmoniaksodafabrikatioQ 
447,  kaustische  Soda  448  >• 
d.),  Handelsprodukt  454. 

Sodarückstand  s.  Aaslaogerack- 
stand. 

Sojabohnenöl  III,  196. 

Solaröl  ni,  4. 

SoUdgrau  DI,  1085. 

Solidgrün  ÜI,  1035. 

Solidsäureeosin  II!,  1054. 

Solvent-Naphtha  LI,  746,  aU 
Rohstoff  für  Kaotschukiods- 
strie  III,  329. 

Sonnenblumenöl  III,  196. 

Sonnengelb  HI,  1030. 

Sorbinrot  III,  1138. 

S  o  X  h  1  e  t  -Extraktions  -  Apparat 
m,  204.  391. 

Soxhlets  Filter  IlL  403. 

Speiseöle,  Speisefette  III,  2(^. 

Spektroskopische  L^ntervuohung 
der  Farbstoffe  III,  1148. 


Sachregister, 


1299 


Sperrflüssigkeit  für  Gase  177. 

Spezifisches  Gewicht  s.  Aräo- 
meter der  (jr9se  II,  639. 

Spiköl  III,  385. 

Spindelschmieröl  III,  4.  82. 

Spiritus,  Nachweis  in  äthe- 
rischen Ölen  III,  375. 

Spiritusbrenner  39. 

Spiritusfabrikation  III,  519, 
Untersuchung  des  Wassers 
III,  519,  der  stärkemehl- 
h altigen  Rohmaterialien  UI, 
520,  der  zuckerhaltigen  Roh- 
materialien III,  523,  seltenere 
Rohstoffe  III,  525,  Unter- 
suchung  des    Getreides   III, 

526,  des    Grünmalzes    III, 

527,  des  Darrmalzes  III,  531, 
der  Maischen  III,  532  (s.  d.), 
des  Hefenguts  und  der  Hefe 
IIT,  544,  Lutter  u.  Schlempe 
III,  550,  Alkoholometrie  III, 
550,  DenatnrierungsmittellU, 
551. 

Spratzen  II,  127. 

Sprenggelatine  II,  496,  Stabili- 
tätsprobe U,  507. 

Sprengstoffe  s.  Explosivstoffe. 

Spritblau  HI,  1045. 

Spriteosin  UI,  1052.- 

Spritzen  beim  Auflösen,  Yer^ 
hntung  26. 

Stabilitätsprobe  für  Nitrozellu- 
lose II,  487,  englische  Vor- 
schriften II,  503,  Apparate 
für  II,  503,  Probepapier  für 
]I,  505,  für  Dynamite  II,  506, 
für  Sprenggelatine  u.  Gelatine- 
dynamit 11,  507,  für  Schieß- 
baumwolle und  Pulver  ähn- 
licher Art  U,  508,  für  Cordit 
u.  ähnliche  rauchlose  Pulver 
II,  509,  von  Guttmann  u. 
anderen  II,  510,  von  Will 
II,  512. 

Stahl,  gehärteter  II,  68. 

Stamm  ersehe  Röhre  III,  478. 

Stangenschwefel  270. 

Stärke  in  Kraftfuttermitteln  II, 
459,  Bestimmung  durch  In- 
version IIL  496.  520,  Unter- 
suchung der  käuflichen  III, 
505,  Unterscheidung  durch 
das  Mikroskop  III,  506,  Best, 
d.  Wassergehaltes  III,  511, 
Prüfung  auf  Säure  III,  515, 
auf  Klebfähigkeit  lU,  516, 
Verunreinigungen  u.  Verfäl- 
schungen fll,  516,  für  Spiri- 
tusfabrikation III,  520,  in 
Papier    III,     759,     unaufge- 


schlossene in  Maischen  IH, 
532.  533,  Nachweis  in  Preß- 
hefe ni,  547,  lösliche  132. 

Stärkefabrikation  lü,  494,  Roh- 
materialien III,  494,  Best, 
des  Stärkemehls  durch  Aus- 
waschen ni,  495,  auf  che- 
mischem Wege  III,  495,  durch 
spez.  Gewicht  der  Kartoffeln 
III,  498  (s.  Stärke),  Abfall- 
produkte III,  517,  Hilfsroh- 
stoffe III,  518. 

Stärkelösung  132. 

Stärkezucker,  unreiner,  Nachw. 
im  Wein  durch  Polarisation 
III,  614,  Zusatz  zu  Wein  IH, 
656. 

Staßfurter  Rohsalze,  Unter- 
suchung 534,  vollständige 
Analyse  538,  Zwischenpro- 
dukte der  Fabrikation   539. 

Stativ,  mechanisches,  für  Gas- 
volumeter  166. 

Staub,  Best,  in  Luft  946,  Mengen 
in  Luft  953. 

Staubprobe  für  Gold  II,  165. 

St.  Denis-Rot  HI,  1014.   1140. 

St.  Denis-Schwarz  III,  1146. 

Stearin  für  Zündwaren  II,  522, 
für  Kerzen  III,  225.  229,  Ver- 
mischungen III,  230. 

Stearinkerzen  lU,  225,  Roh- 
materialien III,  225,  Zwischen- 
u.  Endprodukte  Itl,  229. 

Stearinpech  II,  795. 

Stearinsäure,  Bestimmung  III, 
187,  in  Paraffin  III,  233,  in 
Bienenwachs  III,  238. 

Steinkohlengas  s.  Leuchtgas. 

Steinkohlenteer,  Quellen  II,  724, 
Eigenschaften  II,  724,  spez. 
Gewicht  H,  726,  Bestimmung 
desselben  II,  728,  Zusammen- 
setzung II,  727,  Produkte  aus 
II,  727,  Untersuchung  II,  728, 
Bestimmung  d.  freien  Kohlen- 
stoffs II,  730,  Destillations- 
probe II,  731,  Fraktionen  D, 
732,  Betriebskontrolle  H,  733, 
Kohlenwasserstoffe,  Farben- 
reaktionen II,  771,  Nachweis 
in  Erdölasphalt  III,  59,  s. 
Vorlauf  etc. 

Steinkohlenteerpech,  Arten  II, 
742,  Kauprobe  II,  743,  Er- 
weichungsprobe n,  743, 
Schmelzprobe  II,  743,  Eigen- 
schaften des  technischen  II, 
742.  794,  Verkokungsprobe 
II,  794,  Aschengehalt  II,  795, 
Unterscheidung  von  anderen 


Pechen  II,  795,  von  Asphalt 
II,  795.  UI,  61,  als  Rohstoff 
für  Kautschukwaren  UI,  329. 

Steinsalz  404. 

Stemanisöl  III,  385. 

Sterro-Metall  II,  246. 

Stichlingöl  III,  189.  198. 

Stickoxyd,  Best,  in  Austritts- 
gasen der  Bleikammern  339, 
in  Luft  929. 

Stickoxydul,  Best.  340. 

Stickstoff,  Dietrichs  Tabellen 
f.  Bestimmung  im  Azotometer 
148,  Bestimm,  in  Trinkwasser 
815,  Tabelle  der  Löslichkeit 
in  Wasser  822,  Bestimmung 
in  Abwässern  nach  Kjel- 
dahl-Jodlbauer  858,  sus- 
pendierter organischer  863, 
Best,  im  Boden  901,  in  Luft 
919,  in  Aluminium  II,  358, 
in  Düngemitteln  U,  380.  432, 
für  internationalen  Handel  II, 
445,  in  Melassefutter  II,  466, 
in  Nitrozellulose  U,  488,  in 
Gasgemengen  II,  570.  598, 
in  Peruffuano  U,  432,  in 
Wein  lU,  640,  Grenzzahlen 
UI,  659,  in  Gerste  UI,  676, 
in  Bier  III,  688. 

Stickstoff bestimmung  nach  Du- 
mas 163.  166.  168,  nach 
Kjeldahl  in  Kohlen  249,  in 
Düngemitteln  II,  380,  a)  sal- 
petersänrefreien  II,  380, 
b)  salpetersäurehaltigen  U, 
383,  Methode  von  Jodl- 
bauerU,  384,  von  Förster 
U,  385,  von  Veitsch-Gun- 
ning  U,  386. 

Stickstoffsäuren  in  Austritts- 
gasen von  Bleikammem  337, 
in  Nitrose  346.  347,  Nach- 
weis in  Schwefelsäure  364. 

Stinkasant  lU,  287. 

St  ok  es  sehe  Flüssigkeit  936. 

Straßengas,  Unterschied  von 
Rohgas  II,  599. 

Streifenmethode  für  Tisten- 
prüfung  III,  772. 

Strichprobe  für  Silber  II,  132. 
133,  für  Gold  II,  158,  für  gold- 
ähnliche Legierungen  II,  168. 

Stroh  II,  461. 

Stromquellen  für  Elektrolyse 
II,  189. 

Strontianitverfahren,  Unter- 
suchung des  Strontianits  III, 

465,  Glühmasse    davon   UI, 

466,  Rückstände  vom  Löschen 
UI,  467,  Weißes  Salz,  Brau- 

82* 


1300 


Sachregister. 


nes  Salz,    Schleadersalz  III, 
467,  Schlempekohle  III,  468. 
Strychnin,      BestimmuDg      in 
Strychnosextrakt    III,     313, 
Untersuchutig  des  käuflichen 
m,  851. 
Styrax  III,  284. 
Succinit  III,  219. 
SulfanUsäure  III,  852.  921,  als 
Reagens      s.    Naphthjlamin. 
Sulfanilinschwarz  III,  1046. 

Sulfat  (s.  Natriamsnlfat)  Ana- 
lyse des  käuflichen  411,  freie 
Säure  411,  Ghlornatrium, 
Eisen,  Kalk  411,  Beurteilung 
nach  Aussehen  426,  Best,  des 
Sulfats  neben  Thiosulfat  442. 
452,  als  Material  für  Glas- 
fabrikation 639,  für  Ultra- 
marinfabrikation II,  834. 

Sulfate  als  Ursache  der  Ver- 
färbung des  Tons  beim 
Brennen  579,  in  gebrannten 
Tonwaren  612. 

Sulfatfabrikation  402. 

Sulfatmethode  für  Aschenbe- 
stimmung von  Zuckerpro- 
dukten III,  435.  461. 

Sulfatverfahren  für  Zellstoff  450. 

Sulfide,  Verhalten  zu  Indika- 
toren 67.  77.  83.  88,  Ana- 
lyse 131,  Bestimmung  des 
Schwefels  in  457,  neben  Sul- 
fit, Thiosulfat  etc.  438,  im 
Sodarückstand  444.  445,  in 
den  Laugen  445,  in  Schmelz- 
soda 451,  in  Handelssoda  465, 
in  Gaswasser  II,  684.  704. 

Sulfinbraun  III,  1083. 

Sulfinfarben  HI,  1083. 

Sulfite,  Untersuchung  135.  305, 
Titrierung  mit  Jod  132. 134. 
135,  Einfluß  auf  Nachweisung 
von  Arsen  376,  Bestimmung 
neben  Sulfid  und  Thiosulfat 
438.  II,  704,  in  Schmelzsoda 
451,  in  Handelssoda  465. 

Sulfitlaugen,  Untersuchung  306. 

Sulfocyanin  HI,  1096. 

Sulfonal  HI,  853. 

Sulfonazurin  HI,  1020.  1114. 

SulfoDsäureblau  III,  1020. 

Sulfopone  II,  826. 

Sulfoschwarz  III,  1085. 

Sulfurimeter  von  C h  an c e  1  266. 

Superphosphate  II,  426.  441. 

Superphosphatgips  II,  436. 

Süßholz  III,  691. 

Süßstoffe  in  Bier  III,  692. 

Süßweine  III,  660. 

Sylvinit  534. 


Tabaksrauch  949. 

Taboraschwarz  III,  1020,  1094. 

Talg,  chinesischer  III,  200,  s. 
Rindstalg,  Hammeltalg  etc., 
für  Gerberei  III,  722. 

Talgtiter  III,  226. 

Tannin  zur  Titerstellung  für 
Gerbstofftitrierung  III,  702, 
Untersuchung  des  käuflichen 
HI,  854.  929. 

Tanninheliotrop  UI,  1074. 

Tanninorange  III,  996.  1120. 

Tara,  Gewichte  für  24. 

Tartrazin  IH,  1034.  1118. 

Tastapparat  von  B  a  u  s  c  h  i  n  g  6  r 
750. 

Teer  s.  Steinkohlenteer  etc.,  aus 
Petroleum  IH,  54,  aus  Braun- 
kohlen, Ausbeute  III,  67, 
Prüfung  des  Rohteers  UI,  68, 
Nachweis  in  Schmierölen  III, 
132. 

Teer,  präparierter  H,  746.  792. 

Teerdampf  II,  635. 

Teerfarbstoffe,  Nachweis  in  Rot- 
wein IH,  616,  in  Weißwein 
III,  629,  Verbot  des  Zusatzes 
zu  Wein  III,  656. 

Teerprüfer,  Lunges  H,  792. 

Tellur  in  Gold  III,  146.  148, 
in  Kupfer  II,  230,  in  Handels- 
wismut II,  281. 

Temperaturen,  Korrektion  für, 
beim  Eichen  43.  45.  46.  54. 
55,  Einfluß  auf  Empfindlich- 
keit der  Indikatoren  68.  70. 
74.  75. 

Temperaturmessung  s.  Thermo- 
meter, Pyrometer,  Wärme- 
messunff. 

Temperkonle  II,  55.  65. 

Tenax- Apparat  von  F.  C.  G. 
Müller  866. 

Terpentin  III,  284. 

Terpentinöl,  Nachweis  in  Benzin 
III,  23,  Eigenschaften  und 
Untersuchung  III,  385,  Nach- 
weis in  ätherischen  ölen  III, 
376,  als  Denaturierungsmittel 
für  Alkohol  HI,  554. 

Terrakotta  III,  1033.  1142. 

Terrakottarot  Hl,  1001. 

Testefas  III,  3. 

Tetrachlorkohlenstoff  in  Luft 
951. 

Tetrajodfluorescein  HI,  1052. 

Tetrazofarbstoffe  III,  1005,  aus 
Benzidin  und  seinen  Analogen 
III,  1011. 
Texasöl  III,  5. 

Thalpotasimeter  196. 


Thenardsblaa  11,  801. 
Thermoelektrische      Pyromet-r 

202,  Behandlung  205. 
Thermometer  194.    für  Temp- 
raturen  über  300«  194.  1^^ 
Schutz  durch  UmhüUong  l&c>. 
Hilfskörper  für  195,   selb^- 
tätiff  meldende  195,  resi^tne 
renae  195,   mit  Ealinm-N^- 
triumfüUung  196. 
Thermophon  199.  200. 
Thermosäule  von  Gülcher  IL 

190. 
Thiam'ingelb  HI,  1033. 
Thiazime  III,  1067. 
Thiazinbraun  III,  lOM.  1142. 
Thiazinrot  HI,  1034.  1138. 
Thiazolfarbstoffe  III,  1030. 
Thiazolgelb  III,  1032.  1122. 
Thioflavin  IH,   1031,  1120. 
Thiögenschwarz  IH,  1110. 
Thiokatechin  HI,  1083.  1144. 
Thiokarmin  III,  1068.  1098. 
Thionalbraun  III,  1084. 
Thiongrün  III,  1084. 
Thioninblau  III,  1068. 
Thionschwarz  llh  1084. 
Thiophene  II,  752. 
Thiophenolschwarz    III,    1086. 

1110. 
Thioschwefelsänre    und    deren 
Salze,  Verhalten  gegen  Metbf  1- 
oranffe  77.  78. 
Thiosußate,  Reaktion  mit  Jod 
136,  Bestimmung  neben  Sol&i 
und  Solfit  438.  II,  704,  Nach- 
weis  in  Soda  470,  Nachweis 
in  Bikarbonat  476,   in  Gas- 
wasser H,  685.  704. 
Thioxinschwarz  III.  llia 
Thomasmehl  II,  407.  40a  427. 
444,  VerOLlschnogen  II,  4.30. 
Thorium,  Bestimmung  in  Moa»- 

zitsand  II,  362. 
Thoriumnitrat  HI,  364. 
Thymianöl  Hl,  386. 
Thymol  IH,  857. 
Tiegel  von  G  o  o  c  h  31,  für  Gold- 
proben II,  162. 
Tiegelprobe  für  Silber  11,  121, 

für  Gold  II,  149. 
Tierleim  in  Papier  III,  758. 
Tieröl  IH,  553. 
Tinkturen  HI,  310,   von  Digr 
talis,  Opium,  Strychnos  IIL 

313. 
Tinte  III,  762,  Übersicht,  Tint«ii- 
sorten  IH,  762,  Beschaffen- 
heit, Tinte  als  Suspension  HI, 
763,  Tinte  als  klare  Lösung 
HI,  763,   Beschaffenheit  der 


Sachregister. 


1301 


Farbstoffe  Iir,  764,  Vorläufige, 
endgültige  Färbung  III,  765, 
Übersicht  nach  dem  Zwecke 
III,  765,  Schreibtinteo,  Kopier- 
tinten  III,  765,  Normaltinten 
III,  766  (s.  d.),  Eisengallus- 
tinten III,  768,  Ursachen  des 
Nachdunkeins  III,  769,  Quali- 
tative Untersuchung  III,  771, 
Streifenmethode  III,  772, 
Diagnostische  Reaktionen  III, 
775,  Blaufließende  Tinten  777, 
Grünfließende  779,  Rotflie- 
ßende 779,  Violett-  und  Braun- 
fließende 780,  Schwarfließende 

782,  Prüfung  der  Normal- 
tinten ni,  783,  Prüfung  auf 
Schwarzwerden  oder  Nach- 
dunkeln der  Schriftzüge  III, 

783,  auf  Haltbarkeit  im  Glase 
787,  Bodensatz  789,  Leicht- 
flüssigkeit (Schreibßlhigkeit) 
790,  Durchschagskraft  791, 
Klebrigkeit  791,  Kopierßlhig- 
keit  III,  791,  Identitätsnach- 
weis 1 1 1, 792,  Tinteunormalien 
III,  793. 

Tintometer  III,  989. 
Titan-Como  III,  1112. 
Titanrot  III,  1034. 
Titansäare,  Bestimmung  im  Ton 
593,  Nachweis  in  Eisenerzen 

II,  4,  Bestimmung  II,  28. 
Titerstellung  nach  Äquivalenten 

96,  empinsche  97,  s.  Normal- 
säuren. 

Titriermethoden,  Entstehung  3. 

Toledoblau  III,  1022. 

Tolidin  III,  913. 

Tollkirschenblätter  III,  296. 

Tollkirschenwurzeln  III,  302. 

Toluidin  III,  888,  Bestimmung 
in  [Rotanilin  III,  895.  896, 
Erkennung  kleiner  Mengen 
neben  Anilin  KI,  897,  Tech- 
nische Toluidine  IE,  899, 
Spez.  Gewicht  der  Gemische 

III,  900,  Farbenreaktionen 
auf  Paratoluidin  III,  901,  Be- 
stimmung von  Para-  neben 
Orthotoluidin  lU,  901. 

Toluidinblau  III,  1068.  1100. 
Toluol  III,  881. 
Toluylenblau  III,  1078. 
Toluylenbraun  III,  1028.  1142. 
Toluylenorange  III,  1012.  1122. 
Toluylenrot  III,  1015. 
Toluylenschwarz  III,  1010. 
Tombak  II,  244. 
Ton,  Eigenschaften  574,  Mecha- 
nische     Untersuchung     575, 


Schlämmanalyse  575,  Plasti- 
zität 577,  Trocken  schwindung 
578,  Verhalten  beim  Brennen 
578,  Verfärbungen  579,  Poro- 
sität 581,  Sinterungsfähigkeit 
581,  Feuerfestigkeit  582  (s.  d.). 
Chemische  Analyse  für  kera- 
mische Zwecke  591,  Aufschluß 
mit  kohlensaurem  Alkali  591. 
708,  desgl.  mit  Flußsäure  595, 
Bestimmung  von  Schwefel- 
kies 596,  Glühverlust  596, 
Rationelle  Analyse  596.  599. 
Bestimmung  in  Kalkstein  für 
Mörtel  680,  Analyse  für 
Zementfabrikation  708.  711, 
Eigenschaften  für  diese  712, 
für  Ultramarinfabrikation  II, 
831. 

Tonerde,  Verhalten  gegen  Me- 
thylorange 78,  Bestimmung 
414.  593.  618.  619.  622.  623. 
625.629. 701. 895,  Einfluß  auf 
die  Titrierung  von  Laugen  449. 
465.  629,  als  Handelsartikel, 
Untersuchung  631,  Bestim- 
mung in  Eisenerzen  U,  10, 
Trennung  vonEisenoxyd  darin 
II,  10,  Bestimmung  mit  Eisen- 
oxyd nach  Glaser  II,  417. 

Tonerde,  schwefelsaure  620, 
QualitativeUntersuchung  620, 
freie  Säure  in  621. 627,  Quan- 
titative Analyse  621,  Bestim- 
mung des  Zinks  625.  629, 
Bestimmung  des  Eisens  625. 

Tonerdepräparate  617.  620, 
Ansgangsmaterialien  617,  Be- 
triebskontrolle 619,  Unter- 
suchung 632,  s.  Tonerde, 
schwefelsaure  etc. 

Tonit  II,  508. 

Ton -Pyrometer  197,  Seger- 
kegel 198. 

Ton  waren,  Untersuchung  601, 
Physikalische  Methoden  601, 
Volumgewicht  601,  Spezifi- 
sches Gewicht  602,  Porosi- 
tät    oder    Wasseraufnahme 

603,  Wasserdurchlässigkeit 

604,  Struktur  des  Scherbens 

604,  Glasurrisse  605,  Härte 

605,  Abnutzungsfähigkeit 

605,  Prüfung  auf  Abschleifen 

606,  auf  Zähigkeit  606,  auf 
Festigkeit  606,  auf  Wetter- 
beständigkeit 608,  schäd- 
liche Einlagerungen  (Schwe- 
felkies, Gips)  608,  Frostbe- 
ständigkeit 608,  Chemische 
Untersuchung  610,  Trennung 


von  Scherben  und  Glasur 
610,  Gehalt  an  Aluminium- 
oxyd 612,  an  löslichen  Salzen 
612,  Säurebeständiffkeit  613. 

Torf,  Untersuchung  als  Brenn- 
stoff 244. 

Torfteer  III,  77. 

Trane  III,  198,  für  Gerberei 
m,  723. 

Transformatorenöle  III,  49. 

Transmissionsöle  III,  82. 

Traß,  Zusammensetzung  692. 
693,  Prüfungsnormen  693, 
Trocknen    694,    Glühverlust 

695,  Mahlfeinheit  695,  Nadel- 
probe 695,  Festigkeitsproben 

696,  wilder  697. 
Tranbenkernöl  III,  196. 
Traubenzucker,    Untersuchung 

des  käuflichen  III,  855  (s.  a. 
Glukose). 

Treber  (Brauerei)  III,  693. 

Treiben  von  Zement  698.  748, 
s.  Volumbeständigkeit 

Tresterbranntwein  III,  587. 

Tresterwein  III,  649. 

Triazolblau  HI,  1112. 

Triazol violett  III,  1114. 

Trichter  mit  verlängertem  Rohr 
30,  für  Hoißfiltrieren  32. 

Trimethylbenzole,  Trennung  II, 
761. 

Trink-  und  Brauchwasser,  Ent- 
stehung aus  Regenwasser  etc. 
768,  Quellwasser  768,  Brun- 
nenwasser, Flußwasser  769, 
Hygienische  Beurteilung  769, 
Verunreinigungen  769,  Probe- 
nahme 770,  Physikalische 
Untersuchung  771,  Tempe- 
raturbestimmung 771,  Klar- 
heit, Farbe,  Geruch  771, 
Geschmack  772,  Chemische 
Untersuchung  772,  Aus- 
drucksweise für  Analysen- 
ergebnisse 772,  Abdampf- 
rückstand 773,  Alkalinität 
774,  Härte  (s.d.),  Reduktions- 
vermögen 779.  833,  Bestim- 
mung durch  Perman^anat 
780,  Bestimmung  von  Kiesel- 
säure 783,  Schwefelsäure  783. 
833,  Chlor  785.  832,  Jod  786, 
Salpetersäure  787,  salpetrige 
Säure  793,  Phosphorsäure 
796.  834,  Kohlensäure  797, 
Kalk  und  Magnesia  799, 
Kali  und  Natron  800,  Am- 
moniak 801 ,  Albuminoid- 
Ammoniak  805,  Proteid-Am- 
moniak  806,  Eisen  808,  Blei 


1302 


Sachregister. 


812,  Gase  814,  Sauerstoff 
817,  Fäulnisfähi^keit  820, 
Tabelle  der  Löslichkeit  der 
Gase  in  Wasser  822,  Schwe- 
felwasserstoff 823,  Mikro- 
skopische Untersuchung  825, 
Bakteriologische  Untersu- 
chung 825,  Beurteilung  830. 

Triphenjlmethanfarbstoffe  III, 
1035. 

Trisulfonblau  III,  1017.  1112. 

Trisulfonbraun  III,  1025. 

Trisulfonviolett  III,  1017.  1112. 

Trockenschrank  34,  für  Zucker- 
rüben m,  400. 

Trockensubstanz  in  Sodalaugen 
433. 

Trocknen  von  Niederschiftgen 
33,  von  Kohlenproben  245. 
251. 

Trona'violett  III,  1114. 

Tropäolin  0  III,  995,  00  III, 
993.  1118,  als  Indikator  67. 
90,  000  Nr.  I  III,  996,  000 
Nr.  II  m,  996,  D  III,  994, 
Y  III,  995. 

Tropfpunkt  von  Schmiermitteln 
III,  139,  Bestimmung  nach 
Pohl  m,  139,  Finkener 
m,  140,  Ubbelohde  lU, 
140,  von  Ceresin  III,  240. 

Tropfsäuren  342. 

Trübungen  in  Bier  III,  693. 

Tuchbraun  III,  1013.  1140. 

Tuchorange  III,  1013.  1118. 

Tuchrot  III,  1007.  1128.  1130. 

Tunfischleberöl  III,  198. 

Tungöl  m,  179.  196. 

Türkischrotöl  III,  223. 

Tumbullblau  II,  800. 

Turners  Patentgelb  II,  807. 

Tussahseide  III,  1236.  1238. 
1242. 

IJberchlorsäure  zur  Fällung  von 
Kali  527,  Darstellung  528. 
529,  Anwendung  bei  Unter- 
suchung von  Rohsalz  536, 
von  Chlorkalium  540,  von 
Kaliumsulfat  544,  von  Dünge- 
mitteln II,  416. 

Ultramarin  II,  830,  Verluste  in 
der  Fabrikation  II,  830,  Roh- 
materialien II,  831,  Kontrolle 
des  Betriebs  II,  835,  Fein- 
heitsprobe II,  835,  Rohblau 
n,  836,  Schlämmprobe  für 
Rohblau  II,  837,  des  fertigen 
Ultramarins  auf  Färbekraft 
II,  838,  auf  Feinheit  II,  840, , 
Schwefel  II,  839,  auf  Alaun- ; 


festigkeit  II,  839,  für  Kattun- 
drucK  II,  840,  für  Lackier- 
zwecke II,  840,  Chemische 
Analyse  U,  840. 

ümbra  II,  818,  türkische  II,  818. 

Unionechtbordeaux    III,    1032. 

Universal -Gasvolumeter  175. 

Unterchiorige  Säure,  Bestim- 
mung neben  Hypochlorit  135. 
517,  neben  freiem  Chlor  517. 

Untersalpetersäure,  Einfluß  auf 
spez.  Gewicht  der  Salpeter- 
säure 324,  Tabelle  dafür  325, 
Bestimmung  329,  333. 

Uran  II,  350,  Erze  II,  350, 
Untersuchnngsmethoden  II, 
351. 

Urangelb  II,  353. 

Uranin  III,  1051.  1120. 

Uranlösung  für  Phosphorsäure- 
titrierung  II,  394. 

Ursubstanzen  für  Alkalimetrie 
98,  immer  neu  abzuwägen  100, 
Soda  98,  Verschiedene  104, 
s.  Jodometrie,  Chamäleon  etc. 

Valvolin  III,  4. 

Vanadinsuhl  II,  86. 

Vanadiumverbindungen  im  Ton 
580,  in  Tonwaren  612,  Nach- 
weis in  Eisenerzen  II,  5,  Be- 
stimmung in  Eisen  II,  86, 
Bestimmung  in  Uranerzen  II, 
353. 

Vandura- Seide  III,  1243.  1244. 

Vanillin  lU,  858. 

Vaselin  II,  481,  als  Schmier- 
mittel in,  137. 

Vaselinöl  III,  4. 

Venetianerweiß  II,  821. 

Verbleiung  von  Silbererzen  II, 
116. 

Verbrennung  von  Gasen  zur 
Analyse  II,  567,  Volumvei^ 
ändern Dgen  dabei  II,  568, 
Verbrennungskohlensäure  II, 
568,  Bestimmung  mehrerer 
brennbarer  Gase  nebenein- 
ander II,  569,  Verbrennung 
durch  Explosion  232.  II,  571, 
fraktionierte  II,  572.  575. 584, 
mittels  Palladiums  II,  572, 
mittels  Platins  II,  573,  mit 
Kupferoxyd  ü,  575.  588,  in 
der  Buntebürette  II,  584. 

Verbrennungsgase,  Analyse 213.  i 
ir,  550,  Probenahme  213. 215, 
Einzelanalysen  214,Oberfläch- 
liche  Beurteilung  durch  ver- 
schiedene Methoden  214, 
chemische  Untersuchung  215. 


Bestimmung  des  Schweb« 
in  243,  Neutrale  Zone  11, 5''", 
Wärmeverlaste  durch  '24i 
243.  U,  554,  Darin  vork^s^ 
mende  Verunreinigungen  ^'c 

VerbrennungA wärme,  s.  H-^- 
wert. 

Vergärungsgrad  von  Maif^cV: 
in,  539,  des  Bieres  III,  6.^7. 

Vergilb ung  des  Papiers  III,  7.'»^. 

Vergoldung  EL,  168. 

Verharzungsprobe  für  Schmif:- 
öle  ni,  123. 

Verholzungsgrad  des  ZelbtoC* 
in  Papier  III,  756. 

Verkoknngsprobe,  s.  Koksprohe. 

Verkupferungsbäder  II,  249. 

VemicKelung  auf  Eisen  11.  344. 

Verschlackungsprobe  II,  11^. 

Verseifong  der  Ester  in  ätneri- 
schenOlen  III,  372. 

Verseifiinffszahl  III,  163,  t^c 
Ölen,  Fetten  und  Wächter 
m,  196.  198.  200.  202,  bt: 
Harzen  III,  269.  272. 

Versilberung,  Erkennung  II,  145. 

Versilberungsflüssigkeiten  II 
143. 

Versuchsanstalt  für  Gas&bn- 
kation  II,  558. 

Verwitterbarbeit  von  Glasar^r 
614,  von  Dachschiefem  616. 
von  Gläsern  647,  Prüfuo£ 
darauf  652. 

Vesuvin  III,  992. 

Vicatsche  Nadel  695.  727. 
728.  747. 

Vidalschwarz   III,   1108.  114^ 

Viktoriablau  UI,  1047.  K^. 
1100. 

Viktoriagrün  m,  1035. 

Viktoriaschwarz  III,  1008. 10^. 
1094. 

Viktoriaviolett  UI,  1004.  104- 

Violamine  UI,  10&4.  1096. 

Violettschwarz  III,  1019. 1U>6 

Visierblende  59. 

Visierlineal  162.  17.'>. 

Viskoseseide  III,  1244. 

Viskosimeter  v.  Lange  III.  5;*-. 
von  Engler  UI,  92,  Vir- 
schriften  für  BenutzuDx  H*« 
93,  von  Martens  III,  97, Ver- 
suche mit  kleineren  Flä$^ij2- 
keitsmengen  III,  98,  bei  sei  r 
hohen  Wärmegraden  III,  10i>. 

Viskosin  III,  4. 

Viskosität   (s.  a.  Zähilussigkei: 
von    Leimlösungen   II,  549. 
von  präpariertem  Teer  IL  7l<3. 
von  Petroleum  II,  30. 


Sachregister. 


1303 


Volumbest&Ddigkeit  y.Zementen 
698,  von  Roman  Zement  706| 
von  Portlandzement  730,  Prü- 
fung 748,  Heintzels  Glah- 
probe  749,  Darre  and  Dampf- 
darre 749,  Kochprobe  749, 
Regeln  von  Tetmajer  750. 

Volamenometer  184.  602.  686. 
719.  720,  II,  831. 

Yol umgewicht,  8.  spezifisches 
Gewicht 

Vorlauf  von  Steinkohlenteer  TT, 
736,    Untersuchung  II,    735. 

Yorratsflaschen  für  Normal- 
lösungen 62. 

Yulkanisationsquotient  III,  357. 

üWachs  für  Znndwaren  II,  522, 
chinesisches  ITI,  202,  Bienen- 
wachs in,  202.  236. 

Wachse  s.  öle,  Fette  und 
Wachse ,  Unverseifbares  in 
III,  192,  Eonstanten  III,  200. 
202. 

Wachskerzen  III,  235. 

Wagen  22.   II,  113.  114. 

Wägen  dem  Messen  vorzuziehen 
6o. 

Walfischtran  III,  179. 189. 198. 

Walkblau  III,  1076. 

Walkechtheit  yon  Farbstoffen 
in,  984. 

Walkgelb  lü,  1116.  1118. 1120. 

Walkgrün  TU,  1066.  1124. 

Walkorange  UI,  1007. 

Walkrot  UI,  1132. 

Walnußöl  m,  179.  1%. 

Walrat  III,  202. 

Walratkerzen  III,  235. 

Wab^tül  UI,  179.  189.  202. 

Wärmemessung  194.    II,  552. 

Wärmeproben  für  Sprengstoffe 
8.  Stabilitätsproben. 

Wärme  verlaste  durch  Rauch- 
gase, Formel  für  242.  243, 
bei  Retortenöfen  II,  554. 

Waschechtheit  von  Farbstoffen 
m,  983. 

Wasser  s.  Trink-  und  Branch- 
wasser. Wirkung  auf  Glas 
649. 

Wasser  für  Eesselspeisung  und 
andere  technische  Zwecke 
837,    8.  Eesselspeisewasser. 

Wasser  als  Sperrflüssigkeit 
(Gasanalysen)  11,  577. 

Wasser   für   Zuckerfabrikation 
III,    478,    für    Spiritusfabri- 
kation  III,   519,    für    Bier- 
brauerei III,  669,  für  Gerberei ; 
III,     719,     Bestimmung    in 


rauchender  Schwefelsäure 
8.  d.,  in  Kochsalz  (Steinsalz) 
406,  in  Kohlen  245.  427,  in 
Handelssoda  459,  in  kaust. 
Soda  475,  in  Deacon-Gasen 
502,  in  Kalkstein  .681,  in 
Boden  897,  in  Luft  s.  Wasser- 
dampf, in  Eisenerzen  II,  7, 
in  Erzproben  II,  106,  in 
Düngemitteln  IT,  422.  430. 
443,  in  Peruguano  II,  431, 
in  Eraftfuttermitteln  II,  448. 
468,  in  Schwarzpulver  II, 
485,  in  Nitrozellulose  II,  487, 
in  Leim  II,  524,  in  Schmier- 
ölen III,  124,  in  konsistenten 
Maschinenfetten  III,  145,  in 
Seife  III,  247,  in  Harzen  etc. 
m,  273,  in  Gerbstoffen  III, 
707,  in  Leder  HI,  719.  738, 

Wasserblau  III,  1046.  1076. 

Wasserdampf  in  Luft  919, 
Höchstmöglicher  Gehalt  in 
1  cbm  Luft  919,  Höchstmög- 
liche Dampfspannung  in 
Luft  919,  absolute,  relative 
Feuchtigkeit  920. 

Wasserdurchlässigkeit  von  Port- 
landzement 754. 

Wasserechtheit  von  Farbstoffen 
m,  982. 

Wassergas  233.  237.   H,  562. 

Wassergase  814.  866. 

Wasserglas  HI,  966. 

Wasserkapazität  des  Bodens 
890. 

Wasserlösliche  Mineralöle  III, 
147. 

Wasserstoff  bestimmung  217. 
224.  226.  281.  236.  II,  567. 
569.  572.  575.  584.  590.  597. 

Wasserstoffsuperoxyd,  käuf- 
liches HI,  955,  zur  Titer- 
stellung von  Chamäleon  127, 
für  Alkalimetrie  105,  von 
Jodlösung  133,  zur  Analyse 
von  Chlorkalk  511,  von 
Braunstein  486,  von  Nitraten 
316,  von  Nitrose  344,  Be- 
stimmung in  Luft  923. 

Wau  III,  1116.  1204. 

Waugrün  III,  1204. 

Weender  Methode  zur  Be- 
stimmung der  Rohfaser  II, 
463.  469. 

Weichblei  IT,  260.  277. 

Weich^ummi  III,  322. 

Wein  III,  598,  Vorbemerkung 
III,  598,  Vorschriften  für 
Probenahme  etc.  III,  599, 
Allgemeine  Bemerkungen  UI, 


599,  Trübungen  des  Weins 
III,  600,  die  vom  Bundes- 
rat vorgeschriebenen  Unter- 
suchungen III,  «601,  Best, 
des  spez.  Gew.,  des  Al- 
kohols 601,  des  Extrakt- 
gehaltes 602,  der  Mineralbe- 
standteile 605,  der  Schwefel- 
säure in  Rotweinen  605,  der 
freien  Säuren  606,  der  flüch- 
tigen Säuren  606,  der  nicht- 
flüchtigen Säuren  607,  des 
Glyzerins  607,  des  Zuckers 
609,  Polarisation  613,  Nach- 
weis von  unreinem  Stärke- 
zucker durch  Polarisation 
614,  Nachweis  von  Teerfarb- 
stoffen 616,  von  fremden 
PflanzenfEU'bstoffen  617,  Best, 
von  Gesamtweinsäure  III,  618, 
von  freier  Weinsäure  619, 
von  Weinstein  619,  der 
Schwefelsäure  621 ,  der 
schwefligen  Säure  621,  des 
Gerbstoffs  625,  von  Chlor- 
und  Phosphorsäure  626,  von 
Salpetersäure  627,  von 
Baryum,  Strontium,  Kupfer 
628. 

Untersuch  ungsverfahren, 
für  welche  der  Bundesrat  keine 
Vorschriften  erlassen  hat  III, 
628,  Nachw.  fremder  Farb- 
stoffe in  Weißwein  628,  von 
Karamel  628,  von  Teerfarb- 
stoffen 629,  Best,  von  Bern- 
steinsäure 629,  von  Milch- 
säure 630,  von  Apfelsäure 
633,  von  Zitronensäure  634, 
der  Ester,  fetten  Säuren,  des 
Aldehyds  636,  Best  der 
Dextrose  und  Lävulose  in  Süß- 
weinen III,  636,  von  Mannit, 
Lakritzensaft,Duloin638,  von 
Abrastol  (Asaprol)  639,  von 
Stickstoff  640,  von  Borsäure 

640,  von  Fluorverbindungen 

641,  von  Schwefelwasserstoff 
643,  von  Mineralbestandteilen 
643. 

Beurteilung  des  Weins 
auf  Grund  der  chemischen 
Untersuchung  III,  643,  unter 
Zugrundelegung  des  Wein- 
gesetzes von  1901  644,  Zu- 
satz von  Alkohol  644,  Ge- 
zuckerter Wein  645,  Grenz- 
zahlen für  Extraktgehalt  und 
Mineralbestandteile  647,  Er- 
kennung gezuckerter  Weine 
648,      Tresterwein       (petio- 


1304 


Sachregister. 


sierter  Wein)  649,  Hefen- 
weiD  III,  650,  Rosinenwein 
III,  650j  Zusatz  von  Saccharin 
und  anderen  Süßstoffen  III, 
650,  Zusatz  von  Weinstein- 
säure und  Weinstein  III,  651, 
von  Äpfelsäure,  Milchsäure, 
Zitronensäure,  Bukettstoffen, 
Essenzen  IIF,  652,  von  Obst- 
most und  Obstwein  III,  653, 
von  Gummi,  Dextrin  etc. 
III,  653,  von  Alaun,  Baryum, 
Strontian,  Borsäure,  Fluor- 
verbindungen, Glyzerin  III, 
654,  von  Kermesbeeren, 
Ma^nesiumverbindungen, 
Salizylsäure  III,  655,  von 
Oxalsäure,  unreinem  Sprit, 
unreinem  Stärkezucker,  Teer- 
farbstoffen ,  Wismutverbin- 
dungen, Schwefelsäure  III, 
656,  Beurteilung  außerhalb 
des  Rahmens  des  Wein^e- 
setzes  von  1901  III,  657, 
Flüchtige  Säuren  657,  Schwef- 
lige Säure,  Chloride  658, 
Phosphorsäure,  Mannit,  Ab- 
rastol,  Konservierungsmittel, 
Farbstoffe,  Stickstoff  659, 
Schwefelwasserstoffe,  Kalk, 
Kali,  Natron  660,  Beurtei- 
lung der  Süßweine  III,  660, 
Obst-  und  Beerenweine  III, 
668,  Schaumweine  III,  663. 

Weingeistthermometer  194. 

Weinhefe  III,  862. 

W^ein  säure,  Bestimmung  in 
Wein  III,  618.  619,  Zusatz 
zu  Wein  III,  651,  Bestimmung 
der  Gesamtweinsäure  in  Wein- 
hefe, Weinstein  etc.  III,  865, 
Untersuchung  der  käuflichen 
III,  872. 

Weinsäureindustrie  III,  862, 
Rohmaterialien  III,  862, 
Untersuchung  derselben  III, 
863.  869,  Betriebskontrolle 
III,  870,  Endprodukte  III, 
872. 

Weinstein  als  Ursubstanz  für 
Alkalimetrie  109,  Bestim- 
mung in  Wein  III,  619,  Zu- 
satz zu  Wein  III,  651,  Unter- 
suchung des  rohen  III,  863, 
Untersuchung  des  reinen  HI, 
872. 

Weinsteinsäure  s.  Weinsäure. 

Weißblech  II,  91. 

Weißmessing  II,  246. 

Weißmetalle  II,  178.  243.  286. 
292. 


Weizenstärke  III,  506. 

Weldon-Verfahren  484.  489. 
493. 

Weldon-Schlamm  493,  Man- 
gandioxyd 493,  Gesamtman- 
gan 494,  Basis  494. 

Werkblei  II,  125.  131.  151. 
268. 

Wetterbeständigkeit  s.  Ver- 
witterbarkeit. 

Wheatstonesche  Brücke  200. 
202. 

Widerstandpyrometer  201. 

Wiener  Lack  III,  1207. 

Wies negg -Ofen  35.  39. 

Wietzer  Oel  III,  3.  4.  5.  7. 

Winkler-Bürette  217. 

Wirkungswert  von  Normal- 
sänren  110. 

Wismut,  in  Handelskupfer  II, 
222.  227,  Kolorimetrische 
Bestimmung  II,  229,  Erzen. 
Hüttenprodukte  II,  273. 
Methode  von  Fresenius  II, 
273,  von  Heintorf  II,  276, 
von  Hampe  II,  277,  Wismut 
des  Handels  II,  278,  Elektro- 
lytische Bestimmung  II,  282, 
Wismutlegierungen  U,  282, 
Wismutverbindungen  im 

Wein  HI,  656. 

Wolfram  ü,  84.  85.  348,  in 
Aluminium  II,  859. 

Wolframbronzen  II,  350.  827. 

Wolframerze  II,  348. 

WolframEȊure,  Bestimmung  in 
Eisenerzen  II,  29. 

Wolframstahl  II,  84. 

Wolle,  Unterscheidung  von 
Seideln,  1223,  von  dieser  und 
anderen   Fasern    III,    1219. 

1226,  Quantitative  Trennung 
von    Baumwolle    HI,    1226. 

1227,  von  Baumwolle  und 
Seide  III,  1227,  von  Kunst- 
wolle III,  1236,  Mikrosko- 
pische Prüfung  III,  1238. 

Wollblau  III,  1100.  1102. 

Wollfett  als  Schmiermittel  HI, 
83,  Nachweis  in  Mineral- 
schmieröl III,  128,  in  Degras 
III   730. 

Woll'grau  III,  1094. 

Wollgrün  HI,  1048.  1124. 

Wollöle,  WoUspicköl,  Woll- 
schmälzule  III,  210. 

Wollscharlach  R  III,  999. 

Wollschwarz  Hl,  1008.  1009. 
1094. 

Wollstaub  II,  433. 

Wolltiefschwarz  III,  1094. 


Wollviolett  ni,  995.  1100. 
WoUwachs  (Wollfett)  IH,  202. 
Wood-MetaU  II,  255. 
Würze,  Farbe  111,685,  Betriet*- 

würze  in,  686. 
Wurzeln  III,  302. 
Wurzelstöcke  ILI,  303. 

Zähflüssigkeit  von  SclunieräVs 
in,  92,  E  n  g  I  e  r  8  Viskosboeter 
m,  92,  Vorschriften  daforllL 
93,  Andemngen  der  ZiV 
flüssigkeit  von  ölen  IIL  ^ 
Abkürzung  der  Versache  III, 
97,  in  der  Kälte  HI,  100,  vcc 
Fetten,  Ölen  IH,  161  >  a. 
Viskosität). 

Z  e  i  ß  sehe    Meßkammer    m , 
545. 

Zellstoff- Fabrikation,  Schmelz- 
soda 450. 

Zellulose,  s.  Rohfaser.  Bestim- 
mung der  nicht  nitriertem  in 
Nitrozellulose  II,  491^  Kacii- 
weis  in  Papier  III,  754,  iü 
Grespinstfasern  III,  1216. 

Zellolosebjdrat  III,  1239. 

Zementklinker  713.  718. 

Zementkupfer  11,  430. 

Zementronmehl  713. 

Zentrifagieren  von  Nittler- 
schlägen  82. 

Zerkleinerung  der  Proben  11. 
12.  20.  II,  104. 

Zimtöl  III,  386. 

Zimtsäure  III,  860. 

Zink,  Bestimmung  in  Schwefel- 
kies 288,  in  Blende  290.  ii 
schwefelsaurer  Tonerde  62ä 
im  Boden  904,  Einfloß  tüi 
Bestimmung  der  Schwefr- 
s&ure  289,  Vorkommen  iü 
Handels- Seh wefelsänre  3^*1. 
reines  für  Nachweisimg  tie 
Arsen  368,  inaktives  for^e^r: 
Zweck  370. 375,  zur  Redakti?:^ 
von  Ferrisalz  384,  iu  Eisen- 
erzen, Nachweis  II,  3,  Br- 
stimmung  II,  20,  Erze  IL  313. 
Prüfnngsmethoden  (a.  a.  Zil i- 
blende)  II,  313,  Bestimmar^ 
des  Zinks  als  Schwefeizisi^ 
m,  313.  318,  durch  Elektnv 
lyse  II,  315,  Titration  n».  •- 
Schaffner  390,  II,  31^ 
durch  Ferrocjankaliam  II. 
317,  Spezielle  Methoden  f  .r 
Erze,  geröstete  Erze,  OUrt- 
brüche,  Ranmasche  II,  o\^. 
Titration  inammoniakali'^'ritr 
Tartratlösang  nach  Voigt  II. 


Sachregister. 


1305 


320,  Bestimmung  yon  Blei 
und  Eisen  11,  320,  Rohzink 
II,  321,  Untersuchung  auf 
Kadmium  II,  329,  Handels- 
zink  II,  321,  Untersuchung 
auf  Kadmium  11,  329,  Zink- 
staub 6.  d.,  Legierungen, 
Krätzen,  Aschen  II,  326. 

Zinkacetat  U,  372. 

Zinkblende  289.  II,  313,  Be- 
stimmung d.  Gesamtschwefels 
289,  von  Zink  290,  von  Blei 
292,  von  Fluor  293,  verwert- 
barer Schwefel  293,  Abbrfinde 
von  298. 

Zinkchlorur,  s.  Chlorzink. 

Zinkerze,  Untersuchung  auf 
Kadmium  II,  328. 

Zinkgrün  II,  810. 

ZinkoUth  II,  824. 

Zinkozyd  641. 

Zinkschaum  II,  132, 

Zinkstaub  II,  323.  III,  955, 
Untersuchung  auf  Kadmium 
II,  329. 

Zinkvitriol  II,  371. 

Zinkweiß    II,   823,    Griffiths 

II,  823. 

Zinn  in  Eisen  II,  91,  in  Weiß- 
blech II,  91,  in  Bronze  II, 
238,  Untersuchung  II,  283, 
Zinnerz  II,  284,  Probieren  des 
Zinn  Steins  II,  284,  Handels- 
zinn U,285,  Legierungen  8.d., 
MaßanalytischeBestim  mungs- 
methoden  II,  295,  Elektro- 
lytische Bestimmung  II,  295, 
Trennung  von  Arsen  und 
Antimon  II,  309,  Bestimmung 
in  Handelszink  H,  323. 

Zinnasche  294. 

Zinnbronze  II,  828. 

Zinnchlorür  (Zinnsalz)  II,  376, 

III,  959. 
Zinnchlorür-Methode  für  Eisen- 
bestimm nng  II,  32. 

Zinnchlorid  II,  377.   HI,  960. 

Zinnhärtlinge  II,  293 

Zinnlegierungen,  bleireiche  II, 
270,  WeSmetalle  II,  286, 
hoch  zinnhaltige  II,  286,  stark 


bleihaltige  ü,  289,  bleireiche 
Lagermetalle  II,  289,  bleifreie 
Legierungen  nach  Nissen- 
son  undCrotogino  II,  291, 
bleihaltige  desgl.  H,  291 
(SchnelUot)  Bleibestimmung 
in  altem  Weißmetall  II,  292. 

Zinnober  II,  817,  als  Queck- 
silbererz II,  174,  als  Rohstoff 
für  Kautschuk  waren  III,  383. 

Zinnober-Imitation  II,  816. 

Zinnober-Rot  II,  818. 

Zinnsalz  II,  376. 

Zinns&ure  II,  242. 

Zinnsaures  Natron  II,  378. 

Zinnschlacken  II,  295. 

Zitratlölung,    M&rckers    896. 

Zitronellöl  III,  386. 

Zitronenöl  III,  386. 

Zitronensaft  III,  874. 

Zitronensäure,  Nachweis  und  Be- 
stimmung in  Wein  III,  634, 
Zusatz  zu  Wein  III,  652, 
Untersuchung  der  käuflichen 
III,  860.  876,  Fabrikation  III, 
874.  876. 

Zitronensäurelösliche  Phosphor- 
säure II,  407.  444. 

Zolfo  ventilato  265.  266. 

Zucker  (Rohzucker,  raffinierte 
Zucker),  Untersuchung  III, 
453,  Rendement  UI,  457,  Be- 
stimmung in  Rüben  UI,  389, 
durch  Kupferlösung  lU,  40t, 
des  Gesamtzuckers  durch 
Inversion  ÜI,  408,  Tabelle 
dafür  ni,  409,  durch  spez. 
Gewicht  s.  Saccharometer,  in 
Zuckersäften  III,  424,  durch 
Polarisation  s.  d.,  in  Roh- 
zuckerund  raffiniertem  Zucker 
III,  453,  in  Melasse  lU,  460, 
523,  in  Branntwein  und  Li- 
kören III,  568,  in  Wein  HI, 
609.  636,  Zusatz  zu  Wein  IH, 
645,  s.  a.  Invertzucker,  in 
Kraftfuttermitteln  II,  458,  in 
Melassefutter  U,  466,  in  Seife 
III,  252,  in  Malz  III,  684,  in 
Bier  III,  688,  in  Gerbstoffen 
HI,  707,  in  Leder  III,  742. 


Znckerarten,  einzelne  Methoden 
zur  Bestimmung  III,  558. 

Zuckerfabrikation  III,  387,  Roh- 
stoffe HI,  387,  s.  Zuckerrüben, 
Säfte  s.  Dünnsaft,  Dicksaft, 
Zucker,  Melasse,  Kalksaccba- 
rat,  Strontianverfahren, 
Knochenkohle,  Rohrzucker- 
industrie. 

Zuckerkouleur  III,  691. 

ZuckeiTohr  111,  482,  Probe- 
nahme III,  482,  Extraktion 
111,482,  Fabrikationsprodukte 
III,  484. 

Zuckerrübe  III,  387,  Probe- 
nahme IH,  887,  Zerkleinerung 
der  Proben  III,  389,  Bestim- 
des  Zuckergehaltes  III,  389, 
Alkoholische  Extraktion  HI, 
391,  Digestionsmethoden  IH, 
394,  warme  alkoholische 
Digestion  III,  395,  kalte 
wäßrige  Digestion  III,  395, 
Samenzucht  III,  397,  Massen- 
untersuchung III,  397,  Appa- 
rat von  Krüger  III,  398,  Be- 
stimmung des  Mark-  bezw. 
Saftgehaltes  IH,  399,  Bestim- 
mung des  Invertzuckers  IH, 
401  (s.  d.) 

Zuckerrübensamen  III,  412. 

Zuggeschwindigkeiten  191. 193. 

Zugmessungl86,fürGasretorten- 
öfen  II,  553. 

Zündhölzer  II,  542,  Nachweis 
des  weißen  Phosphors  II,  542, 
Quantitative  Analyse  H,  544. 

Zündsätze  II,  502. 

Zündwaren  II,  515,  Rohstoffe 
für  II,  515,  Füllstoffe  für  II, 
522. 

Zusatzstoffe  zu  Portlandzement 
717. 

Zuschläge  beim  Hochofenprozeß 
H,  30. 

Zweibad  verfahren,  Azofarbstoffe 
für  III,  1029. 

Zwetschgenbranntwein  III,  586. 

Zjlinderschmieröl  III,  4.  82.  85. 
123. 


Yerlagr  von  Julius  Spriugrer  in  Berlin. 


Taschenbuch  für  die 

Soda-,  Pottasche-  und  Ammoniak-Fabrikation. 

Herausgegeben  von  Dr*  Cteorg  JAinge, 

Professor  der  techn.  Chemie  am  Bidgen.  Polyteehnlkum  in  Zürich. 
Dritte,  umgearbeitete  AuHage. 

Mit  18  in  den  Tert  gedruckten  Figuren.  —  In  Leder  gebunden  Preis  M.  7,—. 


Die  Fabrikation  der  Soda 

nach   dem  Ammoniakverfahren. 

Von  H.  Schreib, 

Fabrikdirektor. 
^Ui  104  Textfiguren  und  8  lithograph.  Tafeln.  —  In  Leinwand  gebunden  Preis  M.  9,—. 


Terflttssigtes  Ammoniak  als  Lösungsmittel. 

Materialien  über  die  chemischen  Eigenschaften  des  yerflussigten  Ammoniakgases, 

ges  amm  elt   von 

J.  Bronn. 

Mit  Textfig^ren.  —  In  Leinwand  gebunden  Preis  M.  6.—. 

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Anleitung  zur  Verarbeitung  der 

Naphtha  nnd  ihrer  Produkte. 

Von  K.  A.  Kwjatkowsky, 

Chemiker  und  Ingenieor  in  Moskau. 

Antorisierte  und   erweiterte  deutsche  Ausgabe 

von  M.  A.  Baknsln, 

Chemiker  und  Ingenieur  in  Moskau, 
Sachverständiger  fQr  Naphtha,  öle  und  deren  Verarbeitung. 

Mit  18  Textfiguren.   —  In  Leinwand  gebunden  Preis  M.  4,— . 


Analyse  der  Harze,  Balsame  nnd  Gummiharze 

nebst  ihrer  Chemie  und  Pharmakognosie. 

Zum  Gebranch  in  wissenschaftlichen  und   technischen  Untersuchungslaboratorien 
unter  Berücksichtigung  der  älteren  und  neuesten  Literatur 

herausgegeben  von 

I>r.  Karl  Dieterich, 

Direktor  der  Chemischen  Fabrik  Helfenberg  A.-Q.  rorm.  Bugen  Dieterich. 

In  Leinwand  gebunden  Preis  M.  7, — . 

Analyse  der  Fette  und  Wachsarten. 

Von  Dr.  Rudolf  Benedikt, 

weil.  Professor  an  der  K.  K.  Technischen  Hochschule  In  Wien. 

Vierte,  erweiterte  Auflage  bearbeitet  von  Ferdinand  Ulzer, 

K.  K.  Professor  nnd  Leiter  der  Versuchsanstalt  fttr  chemische  Gewerbe 
am  K.  K.  Technologischen  Gewerbemnsenm  in  Wien. 

Mit  65  in  den  Text  gedruckten  Figuren.  —  In  Leinwand  gebunden  Preis  M.  18,—. 

Anleitung  znr  chemisch -technischen  Analyse. 

Für  den  Gebrauch  an  Ünterrichts-Laboratorien 

bearbeitet  von 

Prof.  F.  Ulzer        und         Dr.  A.  Fraenkel 

Leiter  der  Versuchsstation  Assistent 

am  k.  k.  technolog.  Gewerbe-Museum  in  Wien. 

Mit  Textfiguren.  —  In  Leinwand  gebunden  Preis  M  5.—. 


Zu  beziehen  durch  jede  Buchhandlung. 


Yerlasr  ^on  Julius  Springrer  In  Berlin. 


Der  Betriebs -Chemiker. 

Ein  Hiifsbuch  für  die  Praxis  des  chemischen  Fabrikbetriebes. 

Von  I>r.  Richard  Dierbach, 

Fabiikdirektor. 
Mit  117  in  den  Text  gedruckten  Figiiren.  —  In  Leinwand  gebunden  Preis  M.  8, — . 

Handbuch  der  Seifenfabrikation. 

Unter  Mitwirkung  von  L.  Borchert,  F.  Efchbaoirf,  Dr.  R.  Hirsch,  Dr.  B.  Kfllin,  H.  Liebe, 
E.  Noack,  O.  Weber,  Tb.  Welchold  und  anderen  Fachmännern 

herausgegeben  Ton  I>r«  C»  I^eltC* 

Zweite  Anflage.   —   In  zwei  Banden. 

Erster  Band:  Zweiter  Band: 

Hflliccpifpn    ntid   TpYtiUpifpn  Toilettesellen,  medizinische  Sefffen, 

naUSSeiien   Una    l  exniseiien.  Selfenpulver  und  andere  SpezUiitatca. 

Mit  zahlr.  in  den  Text  gedr.  Holzschnitten.  Mit  zahlr.  in  den  Text  gedr.  Holzschnitten. 

Preiü  M.  10,—  ;  In  Leinwand  geb.  H.  11,20.  Preis  M.  8,—  ;  in  Leinwand  geb.  M.^^O. 

"^  Jeder  Band  ist  einzeln  käuflich.  ^ 

Die  Untersuchung  der  Schmiermittel 

und   verwandter   Produkte   der   Fett-   und   Naphtlia- Industrie. 

Von  Dr.  D.  Holde, 

Vorsteher  der  Abteilnng  ffir  Ölprflfaag 
an  der  Königlichen  mechanisch  •technischen  Versuchsanstalt  zu  Chariottenbnrig. 

Zweite,  nmgearbeitete  Auflage,    (unter  der  Presse.) 


Die  ätherischen  Oele 

von 

£•  Giidemeister,     und     Fr.  Hoffmaniiy 

Leipzig  New  York 

Bearbeitet  im  Auftrage   der  Firma   Schimmel  &  Co.  in  Leipzig. 

Mit  4  Karten  und  zahlreichen  Abbildungen. 
Preis  M.  20,— ;  fein  in  Halbleder  gebunden  M.  28, — . 


Papierprttfang. 

Eine  Anleitung  zum  Untersuchen  von  Papier. 
Von  Wilhelm  Herzberg-, 

Professor,  Vorsteher  der  Abteilang  fUr  PapierprtlAing  an  der  Königlichen  Veranehsanstalt 

an  Charlottenbnrg. 

Zweite,  vollständig  nenbearbeitete  Auflage. 

Mit  65  Textfiguren  und  16  Tafeln.  —  In  Leinwand  gebunden  Preis  M.  10,—. 


Die  chemisclie  ÜDtersacIiiuig  nnd  Beorteilniig  des  Weines. 

Unter  Zugrundelegung  der  amtlichen,  vom  Bundesrate  erlassenen 
„Anweisung  sur  chemischen  Untersuchung  des  Weines** 

bearbeitet  von  I>r.  Karl  Windiscta» 

Ständigem  HilfMrbeiter  im  Kaiserliehen  Oesandhettsamte,  Privatdozenten  a.  d.  Unirerritlt  Berlin. 
Mit  83  Textfiguren.  —  In  Leinwand  gebunden  Preis  M.  7,— . 

Qaantitatiye  Analyse  durch  Elektrolyse. 

Von  Dr.  Alexander  Classen, 

Gebeimer  Regierangsrat,  Professor  fQr  Elektrochemie  and  anorganlseh«  Chemie 
an  der  Könlgl.  Technischen  Hochschule,  Aachen. 

Vierte,  nmgearbeitete  Auflage. 

Unter  Mitwirkung  von  Dr.  Walther  Lob,  Priraldozent  der  Elektrochemie  an  der 

KönigL  Technischen  Hochschule,  Aachen. 

Mit  74  Textfiguren  und  6  Tafeln.  —  Preis  M.  8,—. 


Zu  beziehen  durch  jede  Buchhandlung. 


Yerlair  ^on  Jallas  Sprinirer  In  Berlin. 


Fortschritte  der  Teerfarbenfabrikation 

und  verwandter  Industriezweige. 

An  der  Hand  der  systematisch  geordneten  \ind  mit  kritischen  Anmerkungen 
versehenen  Deutschen  Reichs-Patente  dargestellt 

Yon  Dr.  P.  Friedlaender, 

Torstand  der  chemlsehen  Abteilung  des  E.  E.  Technolog.  Gewerbemusenms  in  Wien. 

Teil  I:  1877-1887  M.40,-;  II:  1887-1890  M.  24,-;  III:  1891-1894  M.40,~;  IV:  1894-1897  M.  50,— ; 
V:   1897-1»00  M.40,-;    VI:  1300-1902  M.  50,-;   VII:  1902-1904  M.  32,-. 


Fortschritte  in  der  Fabrikation  der 
anorganischen  Säuren,  der  Alkalien,  des  Ammoniaks 

und  verwandter  Industriezweige. 

An  der  Hand  der  systematisch  geordneten  Patentliteratur  dargestellt 

von  Viktor  Hölblingr» 

K.  K.  Teehnisehem  Rat,  ständigem  Mitglied  des  K.  K.  Patentamtes  und  Honorardozenten  am 

K.  K.  Technologischen  Gewerbemasenm  in  Wien. 

1895—1903. 

Mit  zahlreichen  Textfiguren.  —  Preis  M.  SO,  — ;  in  Leinwand  gebunden  M.  32,40. 


Die  Fabrikation  der  Bleichmaterialien. 

Von  Viktor  Hölbling, 

K.  K.  Ober -Kommissär  und  st&ndiges  Mitglied  des  K.  K.  Patentamtes,  Hooorardozent  am 
K.  K.  Technologisehen  Qewerbemusenm  tind  an  der  Bxportakademie  des  E.  K.  österr.  Handels- 

mnsenms  in  Wien. 

Mit  240  Texifiguren.  —  In  Leinwand  gebunden  Preis  M.  8,— . 

Taschenbach  für  die  Färberei  nnd  Faibenfabrikation. 

Unter  Mitwirkung  von  H.  Surbeck,  dipl.  Chemiker,  herausgegeben 

Yon  Dr.  B.  GneliiUy 

Professor  der  techn.  Chemie  am  Bidgen.  Polytechnikum  in  Ztlrich. 
Mit  Textfiguren.  —  In  Leinwand  gebunden  Preis  M.  4,— . 

Das  Trocknen  mit  Lnft  nnd  Dampf. 

Erklärungen,  Formeln  und  Tabellen  für  den  praktischen  Gebrauch. 

Von  £•  Hausbrand, 

Oberingeniear  der  Firma  C.  Heckmann  in  Berlin. 
Zweite,  vermehrte  Auflage. 

Mit  Textfiguren  und  zwei  lithograph.  Tafeln.  —  In  Leinwand  gebunden  Preis  M.  4,—. 

Die  Wirkungsweise  der  Rektifizier-  nnd  Destillier-Äpparate 

mit  Hülfe  einfacher  mathematischer  Betrachtangen  dargestellt 

von  E.  Hausbrandy 

Oberingeniear  der  Firma  C.  Heckmann  In  Berlin. 

Zweite  Auflage. 

Mit  18  Fig.  i.  Text  u.  a.  13  Tafeln  nebst  19  Tabellen.  —  Preis  M.  6,—  ;  in  Leinw.  gebund.  M.  6,—. 


Zu  beziehen  durch  jede  Buchhandlung. 


Yerlagr  von  Julius  Springrer  in  Berlin. 


Landolt-Börnstein 

Physikalisch- Chemische  Tabellen. 

Dritte,  umgearbeitete  and  vermehrte  Anilaf^ 

unier  Mitwirkung 

zahlreicher  Chemiker  und  Physiker 

und  mit  Unterstützung  der 

Königlich  Preneslselien  Akademie  der  Wlasensohaften 

herausgegeben  von 

Dr.  Richard  Börnstein,      und     Dr.  Wilbelm  Meyerhoffer, 

Professor  der  Physik  an  der  Landwirtscbafl-         Professor,  Privatdoient  an  der  UntTcnttlt  so 
liehen  Hochschule  sn  Berlin.  Berlin. 

In  Moleskin  gebunden  Preis  M.  86,—. 

Natur konstanten 

in  alphabetischer  Anordnung. 

Hilfobnch  für  chemisehe  nnd  physikalische  Rechnungen 
mit  Unterstützung  des  Internationalen  AtomgewlehtsaiuBehiissca 

herausgegeben  von 

Professor  Dr.  H.  Erdmann         Privatdozent  Dr.  P.  Kötliner 

Vorsteher  erstem  AssistenCen 

des  Anorganisoh- Chemischen  Laboratoriums  der  Königlichen  Teehnisehen  Hoehaehnle  au  Berlie. 

In  Leinwand  gebunden  Preis  M.  6.—. 

Die  physikalischen  und  chemischen  {Methoden 

der 

quantitativen  Bestimmung  organ.  Verbindungen. 

Von  Dr.  Wilhelm  Yaubel, 

Priyatdozent  an  der  teehnisehen  Hochschule  an  Darmstadt. 

Zwei  Bände. 
Mit  Textfiguren.  —  Preis  M.  84,—  ;  in  Leinwand  gebunden  M-  M,40. 


Lehrbach  der  theoretischen  Chemie. 

Von  Dr.  Wilhelm  Yaubel, 

Privatdozent  an  der  technischen  Hochschnle  an  Darmstadt. 

Zwei  Bände. 

Mit  Textfiguren  und  2  lithogr.  Tafeln.  —  Preis  M.  32,— ;  in  Leinwand  gebunden  1£.  »,— . 


Anleitung  zur  quantitativen 

Bestimmung  der  organischen  Atomgruppen. 

Von  Dr.  Hans  Meyer, 

ProfcRsor,  Privatdozent  an  der  dentscben  Universilit  In  Prag. 
Zweite,  vermehrte  und  nmgearheltete  Auflage. 

Mit  Textfiguren.  —  In  Leinwand  gebunden  Preis  M-  5,— . 


Analyse  nnd  Konstitntionsennitteinnj  organisclier  YerbindongeB. 

Von  Dr.  Hans  Meyer, 

Privatdozent  an  der  deatschen  Unlversltftt  in  Prag. 
Mit  164  Textfiguren.  —  Preis  M.  16,—  ;  in  Leinwand  gebunden  M.  18.--. 


ChemilLer-Kalender. 

Ein  Hilfsbuch 
für  Chemiker,  Physiker,  Mineralogen,  Industrielle,  Pharmazeuten,  HüttenmAnner  etc. 

Von  Dr.  Rudolf  Biedermann. 

In  zwei  Teilen. 
I.  Teil  in  Leinwandband.  —  II.  Teil  (Beilage)  geheftet.    Preis  zus.  M.4,-  . 
I.  Teil  in  Lederband.  —  n.  Teil  (Beilage)  geheftet.    Preis  zus.  M-  4.50. 

Erscheint  alljährlich. 


Zu  beziehen  durch  jede  Buchhandlung.