• Norddeutschland - 2 Sozialarbeiter suchen Stelle in Jugendzentrum.
GWA-Projekt, Teestube, Eeratungsstelle o.a. ab September 1975.
Chiffre 5/31 ..,.„..■
I 2 Diplom-Snzialpadaqogen suchen Arbeitsstellen moglichst lm nord-
deutschen Raum in der Jugend- und Erwachsenenbildung. Praktische Er-
fahrungen sind vorhanden. Klaus Nordsiek, 28 Bremen, Beim steinernen
I 2 Sozialarheiterinnen suchen interessante Tatigkeit moglichst im
Bereich der Jugend- und Erwachsenenarbeit, Gemeinwesenarbeit. Bevor-
zugt Raum Heidelberg/Mannheim. 2ja'hrige Erfahrungen (w'a'hrend des
Studiums) in der Obdachlosenarbeit. r'argot Moll, 69 Heidelberg, Wer-
derstr. 8, Tel. 06221/472144 _
I Suche Stelle als Sozialarbeiter in einer Wohngemeinschaft mit Psy-
chisch Kranken" ab Oktober 1975, moglichst im rheinland-pfalzischen/
hessischen Raum. Gottfried Tonhauser, 35 Kassel , Hollandische Str. 46
• Knastgruppe Freising sucht zwecks Erfahrungsaustausch Kontakt zu
arbeitenden Gruppen im Raum Sudbayern. Knastgruppe Freising, 8o5
Freising, Marienplatz 2 (im Jugendclub)
GESUCHT WERDEN MATERIALIEN, HINWEISE, ERFAHRUNGSBERICHTE, KONTAKTE
I Wer hat Erfahrung mit fnrtschrittl icher Berufspraxis in Erziehungs-
beratungsstellen/integrierte Stadtteilarbeit? - dieter Parsiegla,
463 Bochum, Hustadtring 65 .,•,**, c u •■
I Erwachsenenarbeit in Obdachlosengebieten/Abenteuerspielplatze/ Scnul-
probleme von Kindern in Obdachlosensiedlungen. - Michaela Kanawin,
852 Erlangen, Vierzigmannstr. 13
• Aktionsforschung als Methode der Sozialarbeit? Wer kann weiterhel-
fen? Unkosten werden erstattet. - Sabine Uojahn, 1 Berlin 27, Wil-
kestr. 15
• Soziologie in der Sozialarbeiterausbildung - Inhalt und Stellenwert -
bin an Lehrplanen der FHS interessiert. Unkosten werden erstattet!
- Peter Knapper, 1 Berlin 36, Reichenberger Str. 72 a
• Elternarbeit und -beteiligung im Erziehungs- und Bildungssektor der
BRD fiir Projekt- und Diplomarbeit; ,'nschriften von Eltermmativen
und -gruppen. Unkosten werden erstattet. - pieter Deuse, 4619 Berg-
kamen, Schulstr. 41
• Drogenabha'ngigkeit - Ursachen.Therapie, Wohngemeinschaf ten - K. Wicke,
239 Flensburg, Friedrichstr. lo
I Obdachlosenarbeit - Erfahrungsberichte von Projektgruppen - Joa-
chim Merchel, 44 Munster, Bremer Str. 3o
I Sozialarbeit in Jugendzentren/Selbstverwaltung - Hans-Diebold Mau-
rer, 76 Offenburg, Eibenweg 1
• Jugendarbeit mit weiblichen Lohnabhangigen - Barbara Fechner,
44 Munster, Diesterweg 4
• Erzieherische Einwirkung des Sozialarbeiters ben der Arbeit mit ■
kbrperbehinderten Kindern. Material zur Geschichte der Sozialarbeit.
Qualifikation des Sozialarbeiters/Ausbildung/Behindertenarbeit -
- Barbara Stiels, 45 Osnabrlick, SaBnitzer Str. 4 _
I Konzeptionen, Erfahrungsberichte zur Jugend- und Kinderarbeit in
Obdachlosensiedlungen - Hlrich Schnasse, 593 H.-Geiswald, betzer-
I Korperbehinderte in Wohngemeinschaf ten. Schreibt auch Eure Ein-
stellungen zur Integration von Kdrperbehinderten. - Jurgen Beisie-
nel, 34 Gottingen, Kiesseestr. 42
Dies.'i uitionsdienst Sozialarbeit wird im Sozial istischen Buro
von Gruppen, die im Sozialisationsbereich arbeiten, herausgegeben.
Der Info dient der Kommunikation und Kooperation von Genossen, die
sozial istischem Anspruch im Feld der sozialen Arbeit tatig sind.
Bisher sind erschienen:
Heft 1: "Fiirsorgeerziehung" (72 S./DM 3.--)
?: Sozialarbei t in Insti tutionen - Geschichte des AKS Frankfurt
obleme der Sozialarbeit bei freien Tra'gern u.a. (80 S./DM 3.--)
Heft 3/4: Sozialarbeit zwischen Selbstorganisation und Blirokratie -
^orgezogTTnge nehmen fhre Sache selbst in die Hand - Lehrstuck
kwede Oder die objektiven Grenzen fortschrittlicher Jugendamts-
politik im Recht u.a. (96 S./DM 5.-)
Heft 5: Zur Organisierung im Sozialisationsbereich - Funktion der
Sozialarbeit - Diszipl inierung in der Fafii N.eukdlln u.a. (104 S./DM
Heft 6: Jugendhilferecht und Jugendhilfetag (72 S./DM 3.--)
Heft 7: Jugendhilfetag - Haterialien der Sozialistischen Aktion
;80 S./DM 4.--)
Heft 8: Reform und Reformismus als Problem praktischer Politik in der
Sozialarbeit - 6 Kurzberichte - Nachrichten/Hinweise (72 S./DM 4.--)
Heft 9: Sozialarbeit in Jugendzentren - Sozialarbeit ist Lohnarbeit -
Jugendhilferecht - Jugendpol itisches Forum u.a. (96 Seiten.DM 5,--)
Heft lo: Knast und Sozialarbeit - "Reformer" stoppen Reformen -
Das Ende tier Victor-Gollancz-Stiftung - Kurzberichte(64 Seiten.DM 3,5o)
Herausgeber: Sozialistisches Bliro
6o5 Offenbach 4, Postfach 591
Verleger: Verlag 2ooo GmbH Offenbach
Erste Auflage: Dezember 1975, 5ooo Exemplare
lie Rechte bei dem Herausgeber
rtrieb: Verlag 2ooo GmbH, 6o5 Offenbach 4
Postfach 591, Hohe Str. 28(Souterrain)
Postscheck Frankfurt Nr. Glo41-6o4
is: Einzelexemplar DM 3,5o
bei Abnahme von mindestens lo Stuck 20/S Rabatt
Weiterverkaufer(Buchladen,Buchhandel) 4o % Rabatt
jeweils zuzliglich Versandkosten
Verantwortl ich: Redaktionskollektiv Info Sozialarbeit
Presserechtlich verantwortlich: GLinter Pabst Offenbach
Druck: hbo-druck Bensheim
INFO SOZIALARBEIT, Heft 11
- Erster Teil -
INHALT
Vorbemerkungen zu dieser Ausgabe
I - INSTITUTIONALISIERUNG UND STADTTEILARBEIT
1. Probleme der Institutional isierung
2.
2.1.
2.2.
2.3.
2.4.
Seite 3
Seite 5
Seite 5
Zur Bestimmung stadtteilbezogener Sozialarbeit Seite 8
Gemeinwesenarbeit und stadtteilbezogene Sozialarbeit Seite 8
Stadtteilarbeit Seite 9
Verha'ltnis stadtteilbezogener Sozialarbeit zur
Stadtteilarbeit Seite lo
Mbglichkeiten der Realisierung stadtteilbezogener
Sozialarbeit Seite 11
II
1.
1.1.
1.2.
1.3.
1.4.
1.5.
1.5.:
i.5.;
1.5.3.
1.5.4
1.5.5
1.6.
1.7.
1.7.1
1.7.2
1.7.3
1.8.
DARSTELLUNG STADTTEILBEZOGENER ARBEITSANSATZE Seite 13
Arbeitsgemeinschaft Karolinenviertel Seite 14
Konzeption Seite 14
Entwicklung der Arbeitsgemeinschaft von einer
studentischen Initiative zur anerkannten Institution Seite 16
Institutioneller Rahmen und materielle Situation Seite 2o
Obersicht uber die Arbeitsbereiche Seite 23
Arbeitsbereich Karolinenviertel Seite 27
Strukturdaten Seite 27
Erfahrungsbericht I:
Die padagogischen Angebote Seite 29
Erfahrungsbericht II:
Einzelberatung am Beispiel einer Schwangerschafts-
unterbrechung Seite 35
Erfahrungsbericht III:
Initiative Bolzplatz Seite 37
Erfahrungsbericht IV: _
Initiative "Wohnen im Karolinenviertel' Seite 41
Arbeitsbereich Ausbildung Seite 44
Arbeitsbereich sozial padagogische HandlungsvollzLige Seite 48
Reflexion der Arbeits- und Entscheidungsstrukturen Seite 48
Problematik der Frauen im Projekt Seite 52
Offentliche Jugendhilfe Seite 54
Reflexion und Kontrolle der Arbeit Seite 59
Fortsetzung: Zweiter Teil im Informations-
dienst Sozialarbeit, Heft 12
Inhaltsverzeichnis Seite 64
THESEN DES SB
DieThesen sollen
den Diskussions-
stand deram
Sozialistischen Buro
orientierten und in
ihm organisierten
Linken festhalten
und diese Diskussion
sowie den Organi-
sierungsprozeG im
SB selbst voranbrin-
gen. Es gent uns
darum, dieGrundla-
gen dergemeinsa-
men Erfahrungen zu
bestimmen, die
Reflexion uberden
kollektiven politi-
schen LernprozeB
im Rahmen des SB zu vertiefen und Ansatze fur die Zielbe-
stimmung sozialistischer Praxis in Westdeutschland zu
entwickeln. Die gegenwartige Situation der westdeutschen
Linken ist gekennzeichnet durch eine Zersplitterung nicht
nur in verschiedene Gruppen, Parteien und Parteiansatze,
sondern auch in haufig voneinander isolierte Praxisbereiche.
Wir gehen davon aus, da(3 diese Zersplitterung durch eine
uber aufgesetzte Programmatiken herbeigefOhrte „Verein-
heitlichung" eher festgeschrieben als uberwunden wird. Die
Thesen wollen deshalb weder ein Parteiprogramm sein, noch
eine geschlossene Weltanschauung vermitteln, vielmehr ver-
suchen sie, die Bandbreite von Problemstellungen und
politischen Losungsmoglichkeiten aufzuzeigen, an der sich
sozialistische Politik heute orientieren mufi.
Herausgeber:
Sozialistisches Biiro • ArbeitsausschuB
605 Offenbach 4, Postfach 591 • DM 5.-
*
VORBEMERKUNG ZU DIESER AUSGABE
Zum besseren Einstieg einige Bemerkungen zur Intention dieses Info's
mit dem Schwerpunktthema "Institutionelle Probleme stadtteilbezogener
Sozialarbeit", zu den behandelten Problemkreisen und zu den Schreibern.
Die Themenstellung tragt zwei wichtigen politischen Tendenzen im Be-
reich der Sozialarbeit Rechnung:
- Die Diskussion Uber die Funktion von Sozialarbeit bleibt heute
nicht mehr in dem eindimensionalen Erkl'a'rungsmuster der eindeutig
staats- und herrschaftssichernden,also reaktionaren Funktion stek-
ken, sondern billigt WidersprUchl ichkeit zu. Damit gilt, wie in
alien anderen gesellschaftl ichen Bereichen, daB neben gesel lschafts-
erhaltendenauch verandernde und liberwindende Elemente gegeben sind.
Es kommt darauf an, diese fortschrittl iche Seite durch' konsequente
Ausnutzung der politischen, oekonomischen und rechtlichen Mdglich-
keiten auf alien Ebenen zu nutzen.
Dabei soil nicht unberlicksichtigt bleiben, daB die Entfaltung al-
ternativer Ansatze durch die Unterdruckung in alien gesel lschaft-
lichen Bereichen zunehmend erschwert wird, bzw. wir diese Bedin -
gungen starker als bisher in unsere pol itisch-berufl ichen Handlungs-
vollzuge einbeziehen m'ussen.
- Die Entfaltung von Kontinuitat und Verbindl ichkeit in Initiativen
leitete Institutional isierungsprozesse ein, die heute nicht mehr
qrundsatzlich abgelehnt, sondern als notwendige Konsequenz mit posi-
tiven und negativen Akzenten angesehen werden. Es geht jetzt in Dis-
kussionen nicht mehr darum, ob die Institutional isierung von Initi-
ativen notwendig und sinnvoll ist, sondern darum, wie die negativen
Komponenten(z.B. hierarchische Struktur,finanzielle Abhangigkeit)
eingegrenzt werden kbnnen und wie diese Ornanisationsphase fortent-
wickelt werden kann.
Nach einer Einfuhrung in die Themenstellung stehen zwei Praxisberichte
im Mittelpunkt dieses Schwerpunktthemas: die Arbeitsansatze " Ar -
beitsgemeinschaft Karol inenviertel " und "Kinderhaus Schokoladenfabri k" .
u ihren direkten sozialpadagogischen Bezug den Ab -
Leider kbnnen wir aus finanziellen und arbeitsorganisatorischen Griin-
den in diesem Jahr(1975) keine Doppelnummer herausbringen, sondern
sind gezwungen, dieses Thema auf zwei Hefte aufzuteilen. Das Heft 11
pnthalt die Einfuhrung in die Themenstellung und eine ausfLihrliche
Beschreibung und Reflektion der Arbeitsansatze der Arbeitsgemeinschaft
- 3 -
Karol inenviertel , sowie Materialhinweise und Kleinanzeigen.
Das Heft 12( 1. Heft im Abonnement 1976/erscheint im Januar 1976)ent-
halt den Bericht uber das Kinderhaus, die Formen der Tragerschaft und
den ProzeB der Institutionalisierung am Beispiel der Jugendzentrums -
initiatives Daran schlieBen sich Kurzberichte Liber Repressionen im
Sozialbereich und Hinweise.
Die Redaktion dieses Heftes wurde vom AKS Hamburg Libernommen. Dazu
gehbrte die Organisierung eines liberregionalen Arbeitsseminars im
Juni 1975(es nahmen etwa 5o Genossen tell, die aus Bielefeld, Bremen,
Kbln, Fran kfurt.Gbttingen, Hamburg, Munster.Dlisseldorf ,Neuss und Braun-
schweig kamen), sowie das Schreiben und Diskutieren der Beitrage.
Trotz der starken Seminar-Beteiligung gelang es nicht,andere Gruppen
und Einzelgenossen zu motivieren, Beitrage zu liefern.
Die AKS-Gruppe, die sich aus Sozialarbeitern und Sozialarbeiterstu -
denten zusammensetzt, bildete sich im Zusammenhang mit der Soziali -
stischen Aktion zum Jugendhilfetag/Jugendpolitisches Forum und ar-
beitet als AKS kontinuierl ich seit Anfang 1975. Die Gruppe von ca.
lo Leuten arbeitete bis November fast ausschlieBl ich mit an der Or-
ganisierung des Arbeitsseminars und der Erstellung des Info's und
beginnt erst jetzt darliberhinaus inhaltlich zu arbeiten sowie sich
personell zu erweitern.
Die Arbeitsgemeinschaft Karol inenviertel sowie das Kinderhaus in der
Schokoladenfahrik zeichnen nur fiir die sie betreffenden Projektbe -
richte verantwortlich.
Kontaktadressen:
Arbeitskreis Kritische Sozialarbeit (AKS)
2ooo Hamburg 13, Heinrich Barth Str.15, Telefon o4o/45 71 82
Arbeitsgemeinschaft Karol inenviertel
2ooo Hamburg 36, Hoi stenglacis 7, Telefon o4o/34 64 06
Kinderhaus in der Schokoladenfabrik
2ooo Hamburg , Winterstr. , Telefon o4o/39 68 88
I INSTITUTIONALISIERUNG UND STADTTEILARBEIT
Zum Verstandnis der Themenstellung wird eine Begriffsbestimmung von
Institutionalisierung vorgenommen und stadtteilbezogene Sozialarbeit
erlautert.
1, ZUM PROBLEM DER INSTITUTIONALISIERUNG
Der Begriff der "Institutionalisierung" lost widerspruchl iche Reak-
tionen aus:
. Zum einen signal isiert er Zwang und Befolgung herrschender Regeln
(Regeln der Herrschenden) .
- Zum anderen deutet er darauf hin, daft eine Initiative nach neuen
Formen ihrer Arbeit sucht.
Dabei la'Bt sich das Verhaltnis von Initiative und Institutionalisie-
rung wie folgt beschreiben:
Der naturwuchsige Prozess einer Initiative ist nach einer gewissen ._
Zeit ihrer Arbeit, die charakterisiert istdurch anwachsende Arbeits-
intensita't und Arbeitsteilung, soweit fortgeschritten, daB immer neue
Regelungen notwendig werden. Diese Regelungen sind vor allem wichtig
fur die kontinuierl iche Arbeit und haben z.T. einen institutionel len
Charakter (schriftl iche Satzungen usw.). Positiv an diesem Prozess der
Institutionalisierung ist die Stabilisierung der Arbeit und der Grup-
pe. Megativ ist, daB sich (Macht-) Positionen verfestigen kbnnen und
Vera'nderungen schwieriger werden. Hier gilt es, Mechanismen zu schaf-
fen, die die positiven Elemente der Initiative wirksam bleiben lassen
und'die Mbglichkeit bieten, daB alle Mitglieder auf Planung und Durch-
fuhrung der Institutionalisierung standig EinfluB nehmen kbnnen.
In der Kritik der negativen Auswirkungen dieses Prozesses ist zugleich
eine Kritik der Verwendung des Begriffs "Institution" als scheinbar
zweckrationalem Funktions- und Strukturzusammenhang enthalten. Denn
in der uferlosen Verwendung dieses Begriffs ist der Versuch der bur-
ner! ichen Wissenschaft zu sehen, den ProzeB der Vergesel lschaftung
zu entpolitisieren, d.h. ihm seine historisch-materialistische Basis
abzuschneiden. Nicht umsonst spielt deshalb die "Institution" eine
hervorragende Rolle bei fuhrenden Ideologen aller Schattierungen -
von Gehlen bis Luhmann.
upnn sich allerdings soziale Erscheinungen aller Art von der Familie
bis zum Staat einheitlich als Institution bezeichnen lassen, so wird
damit - unbewuBt - einem realen ProzeB Rechnung getragen, der tat-
- 5 -
sachlich alle Institutionen einer kapitalistischen Gesellschaft be-
trifft:
namlich die reelle Oder formelle Subsumtion aller gesellschaftlichen
Bereiche unter das Kapital, d.h. ihrer verwertungskonformen Organisa-
tion. Die typische Form dieser Organisation ist die BUrokratie.
In ihr wird die gesellschaftl ich nctwendige Kooperation so gestaltet,
da6 sie zugleich den herrschaftlichen Charakter der Verfligung Liber
diese Kooperation beinhaltet:
Durch Zerlegung der realen Zusammenhange in die jeweiligen "Happchen"
im Bereich der Produktion und Reproduktion, durch Hierarchisierung
und entsprechende Zerstuckelung und Parzell ierung interner Arbeits-
prozesse usw.
Durch die standige Reproduktion, Verfeinerung und "Effektivierung"
dieser BUrokratien werden die Widersprliche der Klassengesellschaft
in ihren zerlegten Partikeln handhabbar, d.h. durch die "Rationali-
ta't" der Teilbereiche bleibt die Irrational itat des Gesamtsystems
erhalten - BUrokratie ist also auch zugunsten der herrschenden Klasse
regulierter Klassenkampf und somit immer repressiv wirkend.
Initiativen mit sozialistischer Perspektive, die von Lohnarbei tern
in diesen BUrokratien und/oder von denjenigen ausgehen, die von die-
sen BUrokratien betroffen sind, sind deshalb notwendig anti-bUrokra-
tisch und anti-institutionell . Aus der eigenen negativen Erfahrung
heraus (in Betrieb, Amt, Schule usw.) will die eigene Praxis dieser
Initiativ-Gruppen kooperativ und egalitar sein, d.h. gleiche Mitwir-
kung und Verantwortung fur jedes Mitglied.
Und: statt in Teilchen zerlegte Erfahrung will diese Praxis alle Le-
bensbereiche unifassen, urn so die objektiv zerstuckel ten Handlungsrau-
me und -perspektiven wieder zu vereinigen.
Damit wird zugleich versucht, die traditionelle Subjekt-Objekt-Be-
ziehung der Institutionen zu den von ihnen Betroffenen zu einem Sub-
jekt-Subjekt-Verhaltnis zu machen. Tendenziell ist darin auch die
Perspektive enthalten, daB sich das Subjekt der Geschichte, die Ar-
beiterklasse, vom Subjekt "an sich" (wieder) zum Subjekt "an und fur
sich" entfalten kann.
Wenn diese Gruppen - so wie wir es getan haben - jetzt die "Institu-
tional islerung" ihrer eigenen Initiativen anstreben, so ist das ein
Widerspruch. Es ist aber kein beliebiger Oder subjektiv auflbsbarer,
sondern ein objektiver Widerspruch, der praktisch produktiv gemacht
werden muB.
Grundsatzlich ist dieser Widerspruch ja nicht im Handeln von Indivi-
dien angelegt, sondern gesel lschaftl ich vermittelt im Doppelcharak-
ter kapital istischer Produktion: Subsumtion aller Bereiche unter das
Kapital ist dabei eben "nur" der eine Aspekt, der andere ist:
die Entfaltung der Produktivkrafte im umfassenden Sinne, d.h. inklu-
sive der Kr'a'fte, die z.B. Kooperation und soziale Phantasie darstel-
len.
Institutionalisierung beinhaltet mithin auch beide Aspekte:
Zum einen: das bewuBte Schaffen neuer Organisationsformen, deren Ziel
die selbstbestimmte Tatigkeit der Betroffenen ist. Unter diesem Aspekt
sind "institutional isierte Initiativen" im l/erhaltnis zu den Institu-
tionen der Staatsapparate noch immer "entinstitutionalisiert", d.h.
sie haben nicht den vorherrschenden Charakter der Kontrolle und Re-
pression.
Zum anderen: Die objektive Funktionalitat auch dieser Organisations-
form fur die herrschende Produktionsform bleibt bestehen. Sie dient
immer auch als Effektivierung der staatlichen Sozialarbeit, indem
"Nischen" im System der sozialen Infrastruktur besetzt werden, die
den jetzigen Apparaturen nicht (noch nicht) zuganglich sind. Ob der
Effekt der Pazifizierung (d.h. einer eleganteren Form der Repression)
oder der Pol itisierung der Betroffenen eintritt, ist nicht von den
Initiativen selbst abhangig, sondern von anderen Momenten (z.B. Frage
der Starke der Klassenorganisationen) - wir kbnnen allerdings daran
mitwirken.
Da dieser Widerspruch auf der Handlungsebene nicht losbar ist, son-
dern als Konfliktstoff in Dberlegungen zur Strategie der Institutio-
nalisierung eingeht, muB bei jeder Form der Institutionalisierung die
Frage gestellt werden:
Welches sind vorantreibende Elemente?
Wie kbnnen diese stabil und kontinuierl ich weiterentwickel t werden?
Sind Institutionen formal durch ein gegebenes Ziel, Arbeitsteilung,
Kooperation, Planung und Hierarchie beschreibbar und wird in ihnen
typischerweise Lohnarbeit verrichtet (als dominante Existenzform un-
serer Gesellschaft), so bedeutet das fur eine Initiative, die sich
institutionalisieren will:
- Wenn wir uns auf konkrete Ziele einigen, welche Formen der Organi-
sation mussen/kbnnen wir wahlen, damit wenigstens tendenziell die-
ses Ziel erreicht werden kann, und die beabsichtigten Folgen unse-
res Handelns die nicht-beabsichtigten uberwiegen? (Wobei die nicht-
beabsichtigten Folgen z.T. identisch sind mit der objektiven Funk-
tion unseres Projekts)
- Welche Arbeitsteilung, Kooperation und Planung ist nbtig, welche
sind mbglich und welche sind zu verneinen, damit der gesamte Erfah-
rurigszusammenhang nicht parzelliert und individualisiert wird?
- Wiekann das Problem der Hierarchi-sierung bewaltigt werden? Wo
sind individuelle Dominanzen und was bewirken Unterschiede in der
materiellen Situation (Hauptamtliche/Nebenamtliche/Studenten)?
- Wie ist die Finanzierung des gesamten Projekts und die individuelle
Reproduktion der einzelnen Mitglieder zu sichern und welche Folgen
ergehen daraus auf: Ziele usw. (Beginne wieder oben)!
Dieser EntscheidungsprozeB findet permanent statt
sein. Zum einen ware sonst aus einer Institutional
stitution im traditionel len Sinne geworden,
Zum anderen ist bewuBte Planung eben nicht das vor
m'sationsmoment unserer Gesellschaft, sondern umge
dem Rucken der Menschen sich durchsetzende stumme
akkumulation. Dieser Zwang leitet sich nicht nur a
nen Doppelcharakter der Institutionalisierung her,
unserer eigenen individuellen Vergesellschaftung u
liche Erscheinungsformen:
- Konkurrenz und Individual ismus der Mitglieder,
_ Parti kularismus der Institution,
_ "Eigeninteresse" der Organisationsform,
- Fehlplanuna, Bngste, Doninanzen aufgrund von Ges
- er muB permanent
isierung eine In-
herrschende Orga-
kehrt: der hinter
Zwang der Kapital-
us dem beschriebe-
sondern auch aus
nd hat unterschied-
chlecht.Wissen usw.
Die Gefahren der Repression von "auBen" entsprechen also durchaus
denen der Repression von "innen", d.h. der Repression untereinander.
2. ZUR BESTIMMUNG STADTTEILBEZOGENER SOZIALARBEIT
2.1. Gemeinwesenarbeit und stadtteilbezogene Sozialarbeit
In der Diskussion ergeben si ch Schwierigkeiten der Differenzierung
zwischen Gemeinwesenarbeit (GWA) , stadtteilbezogener Sozialarbeit und
Stadtteilarbeit.
GWA und stadtteilbezogene Sozialarbeit sollen alternative Ansatze
beruflicher Sozialarbeit sein mit dem Ziel, Interessenwahrnehmung ira
Wohnbereich zu fbrdern und gesellschaftsverandernd zu wirken.
Beide Ansatze wenden sich gegen die psychologisch und padagogisch
verengte und methodisch isolierte sozialpadagogische Praxis der von-
einander getrennten Einzelfallhilfe, Gruppenarbeit und offene Arbeit
(z.B. in Hausern der Jugend) ohne ausreichende Beriicksichtigung der
sozio-bkonomischen Bedingungen im Wohnbereich.
Allerdings kritisieren wir Gemeinwesenarbeit in zwei Punkten:
a. hinsichtlich der Illusionstendenz im Begriff
GWA impliziert die Illusion eines harmonischen Gemeinwesens und fbr-
dert die Ideologie der sogenannten Partnerschaft (z.B. zwischen Haus-
besitzern und Mietern, die sich auch in der Gesetzgebung z.B. Wohn-
raumkLindigungsschutzgesetz, Stadtebaufbrderungsgesetz widerspiegelt) .
Es i st daher sinnvoll, bezogen auf die Bestimmung alternativer Ansatze
Begriffe zu wahlen, die weniger miBverstandl ich sind unddeutlicher
machen, was beabsichtigt ist.
b. hinsichtlich der method ischen Beqrenzunq
GWA wird als dritte Methode neben Einzelfall hilfen und Gruppenarbeit
gestellt, mit der schwerpunktma'Bigen Auf gabenstel lung, Techniken zu
vermitteln, die zur Bildung von Initiativen und Institutionen und zur
Durchfiihrung von Veranstaltungen notwendig sind. Zwar beriicksichtigt
dieser Ansatz starker als die nur padagogischen Angebote die gesell-
schaftlichen Bedingungen und beabsichtigt auch deren Veranderung
(in welchem Umfang sei dahingestell t) . Sie verbindet jedoch nicht die
Methoden, sondern fbrdert eher die Parzel 1 ierung von Arbeitsfeldern
und verhindert damit den Gesamtliberblick, der eine arbeitsfeld'uber-
greifende Strategie mbglich macht.
Es geht aber im wesentlichen nicht darum, traditionelle Sozialarbeit
zu erganzen, sondern umfassend neu zu gestalten.
1. hinsichtlich einer klaren Parteinahme flir diejenigen, die von der
Sozialarbeit betroffen sind;
2. hinsichtlich einer EinfluBnahme auf die Verbesserung der Lebensbe-
dingungen im Stadtteil und der Aktivierung der Bevdlkerung zur
Interessenwahrnehmung;
3. hinsichtlich des Ausgangspunktes sozial padagogischen Handelns:
nicht das Erscheinungsbild von sogenanntem Fehlverhal ten allein,
sondern die Analyse der sozio-bkonomischen Bedingungen in Verbin-
dung mit Verhaltensweisen sollten sozialpadagogische Interventio-
nen bestimmen;
4. hinsichtlich der Arbeitsweise und der Strukturen von Sozialarbeit,
die emanzipative Tendenzen fbrdern miiBte und auf folgenden Prin-
zipien beruhen sollte:
- dem angemessenen Verh'a'ltnis von Theorie und Praxis, urn Erfahrun-
gen in Erkenntnisse umzusetzen, und Erkenntnisse wiederum
Erfahrungen werden zu lassen;
- dem Verhaltnis von Wesen und Erscheinung:
hier geht es darum, Erscheinungen als Einzelerlebnisse zu verall-
gemeinern und auf ihr Wesen zuriickzufuhren, um dann die Rich-
tigkeit allgemeiner Aussagen an der Vielzahl von Einzelbeispie-
len zu prijfen;
- der interdisziplinaren d.h. Arbeitsbereich und Arbeitsfeld uber-
greifenden Arbeitsweise, die gegen Isolation innerhalb der So-
zialarbeit und auf Zusammenarbeit und Koordination verschiede-
ner sozialer Dienstleistungen (Lehrer, Pfarrer, A'rzte, Rechtsan-
walte usw.), die auf ein Viertel einwirken, gerichtet sein muB;
5. hinsichtlich des sozialpadagogischen Angebots auf drei Ebenen:
- padagogisches Angebct flir Einzelne, Gruppen und in offener Form;
- Beratung bezogen auf Arbeitsplatzbeschaffung, Mietprobleme, Er-
ziehungsfragen usw. ;
- Initiativen unterstiitzen bzw. bilden, die auf die Verbesserung
der Lebensbedingungen gerichtet sind.
Dieser alternative sozialpadagogische Ansatz wird im folgenden als
stadtteilbezogene Sozialarbeit beschrieben und gleichzeitig gegenuber
der Stadtteilarbeit abgegrenzt.
?.2. Stadtteilarbeit
Stadtteilarbeit wird hier verstanden als organisierte Interessenwahr-
nehmung der Bevblkerung, die in einem uberschaubaren Lebenszusammen-
hang (Stadtteil) stent. Stadtteilarbeit findet z.Zt. ihren organisa-
torischen Ausdruck in Burgerinitiativen. Als Zielgruppe sind insbe-
sondere die Gruppen angesprochen, die entgegen ihrem Bevbl kerunnsan-
teil in den gesellschaftl ichen Entscheidungszonen Betrieb, Parteien,
Parlamente unterreprasentiert und zusatzlich zur allgemeinen okono-
misch bedingten Repression besonderen Unterdrlickungsformen ausgesetzt
sind. Es handelt sich insbesondere urn Frauen, Rentner, Kinder und
Jugeiidliche. Die Wirksamkeit von Stadtteilarbeit wird von der Akti-
vierung dieser besonders benachteiligten gesellschaftl ichen Gruppen
abhar.gig sein, die dann im Rahmen einer gesamtgesellschaftl ichen Ver-
anderungsstrategie einen gewichtigen Hachtfaktor darstellen und ent-
scheidenden EinfluB auf gesellschaftliche Machtverschiebungen ausuben
kbnnten. Stadtteilarbeit erhalt hiermit einen zentralen emanzipativen
Stellenwert. In ihrer heutigen Form ist sie nicht direkt vergleichbar
mit der Stadtteilarbeit der Weimarer Zeit. Damals waren die Stadttei-
ie oft die einzigen Bereiche zur politischen Arbeit, da in den Be-
trieben nicht mehr agitiert werden konnte, da ein groBer Teil der
nolitisch aktiven Arbeiter (vor allem von der KPD) arbeitslos waren.
niese Form der Organisierung hatte jedoch wenig EinfluB auf die poli-
tische Haltung der Bevblkerungsteile, die nicht unmittelbar von der
- 9 -
Arbeitslosigkeit betroffen waren, da Autoritatsstrukturen und Roller-
verhalten kaum infrage gestellt wurden.
Heute stellt si ch der Stadtteilarbeit vor allem das Problem der Kon-
tinuitat. Dies liegt darin begrundet, daB Stadtteilarbeit unbezahlte,
zusatzlich zur Betriebs- und Hausarbeit zu leistende Arbeit ist. Der
mb'gliche Zeitaufwand ist daher begrenzt. Dazu kommt, daB Stadtteil-
arbeit, verstanden als organisierte Interessenwahrnehmung, nicht die
gemeinsame Freizeitgestaltung einschlieBt, im Gegensatz z.E. zu Jugend-
zentrumsinitiativen, deren Ziel es gerade ist, Mbgl ichkeiten zur Frei-
zeitgestaltung zu schaffen.
Es zeigt sich aber, daft z.B. Mieterinitiativen nur dann einen hohen
Aktivierungsgrad haben, wenn aktuelle Probleme anliegen, von denen
eine groBe Anzahl von Leuten betroffen ist. Ansonsten reduziert sich
die Gruppe auf einige Aktivisten, wobei sich die anderen in die Iso-
lation der Familie zurlickziehen. Ausschl ieSl i ch problemorientierte
Interessenwahrnehmung ist,bezogen auf die Akti vierungsintensi tat
groBen Schwankungen ausgesetzt.
Daher wird es notwendig sein, neben dem Aufgreifen von Problemen auch
Alternativen zur alltaglichen "TV-Entspannung" in der Familie zu ent-
wickeln, urn so die Kommunikation von Leuten verschiedener Altersgrup-
pen innerhalb eines Hauses und im Stadtteil zu fordern. Diese regel-
ma'Bige zwanglose Kommunikationsebene stellt Offentl ichkei t her und
fbrdert die Transparenz von Problemen und damit den Mobil isierungs-
grad der Bevolkerung.
2.3. Verha'ltnis stadttei lbezogener Sozialarbeit zur Stadtteilarbeit
Im Unterschied zur stadttei lbezogenen Sozialarbeit, die vom "Subjekt"
Sozialarbeiter ausgeht, wird Stadtteilarbeit vom "Subjekt" Bewohner
initiiert und organisiert. Diese Trennung ist nicht statisch zu se-
hen und sie schlieBt sich nicht gegenseitig aus. Beide Ansatze si nd
vielmehr als erga'nzende bzw. miteinander zu verbindende Strategien
zur Interessenwahrnehmung anzusehen. Die Forderung nach Erweiterung
der sozialen Einrichtungen (z.B. Schaffung eines Hauses der Jugend)
hat dann die grbBten Erfolgsaussichten, wenn sie von Kindern und Ju-
gendlichen, Eltern, anderen Bewohnern und Sozialarbeitern gemeinsam
aufgestellt und vertreten wird. Das Interesse der Kinder und Jugend-
lichen liegt in der alternativen Freizeitgestaltung, das der Eltern
(hier insbesondere der Mutter) in der Beruhigung, die Kinder sicher
untergebracht zu wissen.und das Interesse der Sozialarbeiter liegt
schlieBlich in der ansatzweisen Realisierung beruflicher Intentionen
hinsichtlich stadttei lbezogener Sozialarbeit.
Stadttei lbezogene Sozialarbeit hat hier die Aufgabe, durch ubernahme
der organisatorischen Arbeiten die aktiven Be vol kerungsteile zu ent-
lasten und dazu beizutragen, die Kontinuitat von Stadtteilarbeit zu
sichern. Bezuqlich einer Zusammenarbeit von stadtteilbezogener Sozial
arbeit und Stadtteilarbeit ergeben sich zwei zentrale Probleme:
- Gefahr der Integration von Stadtteilarbeit in die Strategie des
Staates
Der Staat sichert sich EinfluB durch mittelbare bzw. unmittelbare
Finanzierung stadtteilbezogener Sozialarbeit. Entweder handelt es
- lo -
sich urn Sozialarbeiter, die direkt bei staatlichen Institutionen
(z.B. Amt fur Jugend) angestellt sind oder die Liber Landesjunend-
planmittel finanziert werden (wobei in diesem Fall der Sozialarbei-
ter bei einem Trager der freien Jugendhilfe angestellt ist). Diese
EinfluBmbgl ichkeiten kbnnen zwar durch Eigenf inanzierung (Beitra'ge,
Spenden) begrenzt, mu'ssen aber von vornherein einkalkul iert werden.
. Gefahr der Funktionarsbildung
Die Obernahme der organisatorischen Arbeiten von Stadtteilarbeit
sowie der tagliche Kontakt zura Stadtteil, der sich durch die sozial-
padagogischen Aufgaben (padagogische Angebote, Beratung, Initiativen)
ergibt, lassen die Gefahr erkennen, daB Sozialarbeiter den Status
von Funktionaren einnehmen, der zu einer gewissen Abgehobenheit
fiihren kann.
Es ist unbedingt notwendig, diese Problematik, die grundsatzl ichen
Charakter hat und nicht nur auf das beschriebene Verha'ltnis zutrifft,
friihzeitig zu aktual isieren, urn Handlungsformen zu entwickeln, die
bei Sicherstellung der Kontinuitat den EinfluB des Staates abwehrt und
eine Gleichgewichtigkeit der Entscheidung ermbglicht.
22 Schulversuch
Glocksee
Leh'ec, Eltern, Kinder, WissenschafHiche Begleiter schreiben
zu foigenden Themen:
Longeweile; Mothemafik im Projektunterrichl;
Aggressiviiai una Kollektiverziehung;
Beobachlung alj Lemprozefi; Elternarbeil; Eine Lernbiogrophie
Oskar Negt
Luemplarisches lernen und Projeklunterrichr
Dieter Richter
Die Schule furs Leben oder Man muft sich half nach der
Decke strecken
20
Helmut Hartwig
Lern- und Aneignungsformen in der Houptschuie
Dieter HoFfmonn-Axthelm
Didoktik jnd Psycholcgie
J org Richard
PhcnlQ5ielQligkeii - Spielpadagugik
Wilfried Gottschalch
Phcntosie und MQrchen
Wfr, die SOZIALISTISCHE JUG.END DEUTSCHLANDS ^ DIE FALKEN - ,
suchen fur unsere B i Idungsstatte "Forsthaus Halt" zum nachst-
monlichen Zei tpunkt eine(n)
HEIMLEITER(IN)
Er (Sie) soil die Verwal tungs- und Wi rtschaftslei tunc ffir die
Bi Idungsstatte (Ao Betten) und den angeschlossenen Zeitplatz
ubernehmen. Hauswi rtschaf t 1 iches Personal und zwei Zivildienst-
leistende unterstutzen ihn (sie).
Das "Forsthaus Halt" liegt mitten im Wald. Dreiz immer-Wohnung
ist vorhanden. Bezahlung in Anlehnung an BAT.
Bewerbungen mit den ubl ichen Unterlagen an: Forsthaus Halt
3o6o Stadthagen OT HSrkamp (Tel. o5721/2226).
2.4. Moql ichkeiten der Realisierung stadtteil bezogener Sozialarbeit
Stadtteilbezogene Sozialarbeit mit der vorher beschriebenen Orientie-
rung ist keine anerkannte sozialpa'dagogische Interpretation und wird
z.Zt. nur als Versuch akzeptiert.
Die Initiative in unserem Stadtteil ging von der Bevdlkerung and vom
Ausbildungsbereich in Zusammenarbeit mit einigen engagierten Sozial-
arbeitern aus. Im Ausbildungsbereich wird Gemeinwesenarbeit weitge-
hend in der vorher kritisierten Form als Schwerpunkt angeboten, wo-
bei insbesondere das Dilemma besteht, daB auch sogenannte fortschritt-
liche Dozenten, fernab von jeglicher Praxis, kaum die Phantasie fur
weitergehende Versuche entwickeln kbnnen.
Im Praxisbereich gibt es keine institutional isierte Gemeinwesenarbeit.
Das Amt fur Jugend und die Arbeits- und Sozialbehbrde haben zwar Mo-
del le errichtet, die aber im Zeitalter der SparmaBnahmen eingespart
bzw. auf die Sozialarbeiter-Normalitat zurechtgestutzt wurden. Dieser
Arbeitsansatz konnte bisher in Hamburg nur bedingt in Projekten real i-
siert werden, die den Verein als Rechtsform gewahlt haben und als
Trager der freien Jugendhilfe aus dem Landesjugendplan unterstutzt
werden.
Einige dieser Ansatze bestehen schon liber vier Jahre und haben den
Charakter einer Institution, mit alien Vor- und Nachteilenjangenommen.
Zwei Arbeitsbereiche werden im folgenden vorgestellt.
- 12 -
II CARSTELLUNG STADTTEILBEZOGENER
ARBEITSANSATZE
Es werden zwei sozialpa'dagogische Arbeitsansa'tze vorgestellt, die
verschiedene Bereiche der Jugendhilfe berlihren:
- Arbeitsgemeinschaft Karolinenviertel als Freizeiteinrichtung fur
Kinder und Ougendliche mit Beratung und Fbrderung von Initiativen
sowie als Praxisbereich flir Studenten des Fachbereiches Sozialpa'da-
gogik mit der Absicht, vera'ndernd auf Form und Inhalt des Studiums
einzuwirken.
- das Kinderhaus Altona - eine Kindertagessta'tte , die sich als
Alternative zu den bffentlichen Einrichtungen versteht, mit benrenz-
ter Gruppenzahl, gemeinsamer Zielbestimmung durch Eltern und Bezugs-
personen sowie Stadtteil kontakten.
Die beiden Berichte unterscheiden sich im Umfang und der damit verbun-
denen unterschiedlichen Differenzierung. Der Karol inenviertelbericht
wurde vorwiegend flir dieses Info geschrieben. Die Ausfuhrungen des
Kinderhauses Altona sind aus einer Verbffentlichung vom September 75
entnommen, die als Information flir Eltern und interessierte Bevblke-
rung gedacht war. Der Bericht des Kinderhauses Altona ist aber zur
Erweiterung des Erfahrungsbereiches notwendig, da sich hier
- eine Initiative nach flinf Jahren harter Kleinarbeit stabilisiert
hat und
- jetzt dabei ist, Probleme der Institutionansierung zu Ibsen, die
sich insbesondere auf das Entscheidungsverhal tnis von Eltern und
Bezugspersonen beziehen (siehe Satzung und Geschaftsordnung).
- der einzige uns bekannte Arbeitsansatz aus der ehemaligen "Fabrik-
bewegung" ist, der sich institutionalisiert hat und jetzt in der
Lage ist, in Einzelfragen, z.B. Nutzung eines von der Fabrik liber-
nommenen Bauspielplatzes, dem arroganten Fabrikmanagement auf seine
"kommerzialisierten Fu'Be" zu treten,
- die Arbeit so angelegt ist, daB sie iiber die padagogi sche Betreu-
ung der Kinder hinausgeht bezuglich einer intensiven Elternarbeit,
der Zusammenarbeit mit der Schule, nit anderen Gruppen am Ort und
der Bevblkerung, und demnach als Ansatz "stadtteilbezogener Sozial-
arbeit" zu werten ist.
Die Arbeitsgemeinschaft Karolinenviertel und das Kinderhaus Altona
entwickeln nur auf Teilbereiche bezogen eine Zusammenarbeit, z.B. bei
Kinderfesten und einem gemeinsamen Zeltlager wahrend der Sommerferien
1975-
Neben der zwei verschiedene Bereiche abdeckenden padagogischen Ar-
beit muB noch auf wesentliche Unterschiede der beiden Initiativen hin-
gewiesen werden:
- 13 -
bezogen auf die Ini tiatorengruppe
aft Karolinenviertel wurde vo
padagogik gebildet, zuerst mi
Die Arbei tsgemeinsch
Fachbereiches Sozial
Theorie- Praxis- Verha
Berufsperspektive zu
rung und Sozialarbei
gegen entsprang ganz
privilegierten Kinde
riellen Situation he
Dazu wurden zusammen
ltnis zu verbessern und eine
entwickeln, die die Interess
tern betreffen sollte. Das Ki
zu Anfang Aktivita'ten von El
rladen wollten noch mit der
rkbmml icher Kindergarten einv
mit den Bezugspersonen Konze
n Studenten des
t der Absicht, das
fortschrittliche"
enlage von Bevblke-
nderhaus Altona da-
tern, die weder einen
Erziehung und mate-
erstanden waren.
pte erstellt.
- bezogen auf die Entscheidungsstruktur -
In der Arbei tsgemeinschaft Karolinenviertel werden die Entscheidungen
von den Mitarbeitern (Sozial padagogen, Berufspraktikanten und Studen-
ten) gefa'llt und getragen. Eine Einbeziehung der El tern in den Ent-
scheidungsprozess konnte bisher nicht erreicht werden, da es sehr
schwierig ist, Eltern zu motivieren, sich fur die Gestaltung der Frei-
zeit ihrer Kinder einzusetzen. ls ist geplant, Liber den bisherigen
Rahmen hinaus (Einzelberatung und sporadisch stattfindende Elternaben-
de der Freizeitgruppen) , einen regelma'Big stattfindenden Elternkreis
zu bilden, liber den dann engagierte Eltern angeregt werden sollen,
an der praktischen Arbeit mi tzuwirken.
Im Kinderhaus Altona bezieht sich die Entscheidungsebene auf Eltern,
Bezugspersonen und technische Mitarbeiter. Das starkere Engagement
der Eltern liegt u.a. in der Initiativgruppe sowie in der Ganztags-
betreuung begrundet.
- bezogen auf die Konstel lation der Rechtstragerschaft -
Die Arbei tsgemeinschaft Karolinenviertel wurde Hitghed bei einem
anerkannten Verein und verklirzte damit das Anerkennungsverfahren als
Trager der Jugendhilfe, verzichtete aber auf eine gewisse Eigenstan-
digkeit im Innen- und AuBenbereich. Das Kinderhaus Altona dagegen
grlindete einen eigenen Verein und schuf sich damit eine groBere Auto-
nomic.
Beide Ansa'tze konnten diesen Prozess der Konsol idierung nur durch
eine mehrere Oahre andauernde liberdurchschnittliche Belastung durcn-
stehen - wohl eine notwendige Konsequenz fur Initiativen, alternati-
ve Ansa'tze zu realisieren.
1. ARBEITSGEMEINSCHAFT KAROLINENVIERTEL fAGKV).
1.1. Konzeption
Ausgehend davon, daB Bewohner, Sozialarbeiter und Studenten gemein-
same Interessen haben, soil sozialpadagogische Arbeit eine Verbesse-
rung der Lebensbedingungen fLir alle Teile zur Folge haben, was sich
fur die Bewohner ausdrlickt in besseren wohnbedingungen, ausreichenden
sozialeh Einrichtungen sowie Kommunikationsstatten und flir Sozial-
arbeiter und Sozialarbeiterstudenten in einer beruflichen Situation
- 14 -
zum Ausdruck kommt, die es ihnen ermbglicht, die Interessen der Be-
vblkerung zu unterstutzen und das sozialpadagogische Angebot nach
den neusten Erkenntnissen auszuflihren.
Grundlage daflir ist die differenzierte Ermittlung der gegenwartigen
Interessenstruktur. Diese Ermittlung und das Aufzeigen von Abhangig-
keiten mit den sie vermittelnden Mechanismen, ist ein gemeinsames
Anliegen aller Beteiligten; es sollen Lernprozesse eingeleitet wer-
den, die in ihrer wechselseitigen Wirkung eine Profilierung des Be-
wuBtseins fbrdern und Handlungsfahigkeit und Engagement aller Betei-
ligten hervorrufen. Fur die drei zentralen Arbeitsbereiche bedeutet
dies:
Gruppen- und
Jugendliche und
ebietes. Alter-
ch gegen Kritni-
die Interessen-
gen, die sich
hsetzung von Ver-
iale Einrichtun-
stellungen ent-
nisationsebene im
Arbei tsbereich
a) bezogen auf die Bevblkerung des Karol inenviertels
- Verbreitung des padagogischen Angebots in Form von
offenen Angeboten sowie Einzelberatung flir Kinder,
Erwachsene eines soziobkonomisch benachteiligten G
native Entwicklungsmbgl ichkeiten aufzeigen, die si
nalisierung und Dequal ifizierung wenden und helfen
lage zu bestimmen und gemeinsam durchzusetzen.
- Initiativen der Bevblkerung unterstutzen bzw. anre
auf die Bekanntmachung von MiBstanden und die Dure
anderungen beziehen, so z.B. auf Mietprobleme, soz
gen und Planungstendenzen.
- Organisierung in Blirgerinitiativen fbrdern und Vor
wickeln, wie eine breitere und verbindl ichere Orga
Wohnbereich gefunden werden kann, wie sie z.B. im
in Form der Gewerkschaften besteht.
b) bezogen auf sozialpadagogische Handlungsvol lzlige
- sozialpadagogisches Handeln (pa'dagogisch-psychologische Angebote
flir Gruppen und Einzelne) aus den soziobkonomischen Bedingungen
(Arbeits-, Wohn- und Bildungssituation) ableiten und auf einen
konkreten, uberschaubaren Wohnbereich sowie auf die allgemeine
gesellschaftliche Situation beziehen.
- Durch Ausschbpfung der bisher rechtlichen Mbgl ichkeiten neue Ar-
beitsansatze im Bereich der Sozialarbeit bezogen auf die bffent-
liche Jugendhilfe sowie freier Trager der Jugendhilfe entwickeln,
die das Interesse der Bevblkerung nach Verbesserung der Lebensbe-
dingungen unterstlitzt und emanzipative Prozesse auch innerhalb der
eigenen Institution in Form der Gruppen- und Teamarbeit fbrdert
und Unter- bzw. Oberordnungsmechanismen entgegenwirkt. Diese Arbei ts-
ansatze sollten auf breiter Ebene umsetzbar sein und Kontinuitat
(Verbindlichkeit, Langfristigkei t) gewahrleisten.
. Zusammenarbeit der in einem Wohnbereich arbeitenden Sozialarbeiter
und Lehrer entwickeln und ihre Organisierung in den Gewerkschaften
unterstutzen; uberregionalen Erfahrungsaustausch z.B. Liber das
Info-Sozialarbeit verstarken.
c\ bezoqe" auf den Ausbildungsbereich
Verbesserung des Theorie/Praxisverhaltnisses, praktische Erfahrungen
sollen sich in den Referaten und Seminaren niederschlagen sowie
qualifizierte Seminarkritik und Studienreformalternativen fbrdern.
- 15 -
Die MSgl ichkeiten und Grenzen von Sozialarbeit werden frlih aktua-
lisiert (Berufsperspektive) .
Kollektive Prozesse durch Gruppenarbeiten ermbglichen, Hierarchi
sierung innerhalb der eigenen Gruppe erkennen und abbauen.
1.2. Entwicklung der Arbeitsgemeinschaft Karolinenviertel
von einer studentischen Initiative zur anerkannten Institution
Januar 1972 Obernahme einer Kindergruppe im Vorschul alter von einer
Studentengruppe des damaligen 2. Semesters zur Verbesse-
rung des Theorie/Praxis-Verhal tnisses. Da zunachst noch
keine Raume im Stadtteil zur Verfiigung standen, muBte
auf auBerhalb gelegene Raume ausgewichen werden.
Mit diesen und 9 weiteren Studenten aus dem gleichen
Semester wurde in der Folgezeit die erste Konzeption
flir einen stadtteil bezogenen Arbeitsansatz entwickelt.
Dazu gehb'rten: Kennenlernen des Stadtteil s, Kontaktauf-
nahme mit dem Amt flir Jugend und Erarbeitung dieses The-
menkomplexes in Seminaren der Fachhochschule.
Oktober 1972 Der Arbeitsgemeinschaft wurden von der Kirchengemeinde
St. Paul i Nord Raume im ehemaligen Pastorat vorliberge-
hend zur Verfiigung gestellt. Diese Raume befinden sich
am Rande des Karolinenviertels. Das Pastorat wurde wegen
des geplanten Abrisses zwecks Messeerweiterung geraumt.
Zusatzliche Betreuung von zwei heilpadagogischen Schul-
gruppen in der Schule Laeiszstr. durch Mitarbeiter der
Arbeitsgemei nschaf t .
Nov. 1972 Grundung einer Jugendgruppe im Alter von 13 - 14 Jahren.
Die Vorschul gruppe zieht ins ehemalige Pastorat und kann
damit die Gruppenarbeit intensivieren.
Erste finanzielle Unterstlitzung von der FHS fur Medien-
material aus Forschungsmitteln der Fachhochschule.
Februar 1973 Einrichtung eines 2. Abends fur altere Jugendliche,
Kiindigung der Raume im ehemaligen Pastorat zwecks ander-
weitiger Nutzung zum 1. April 73. (Der vorgesehene Ab-
riB verzbgert sich wegen knapper finanzieller Mittel der
"Hamburg Messe').
Marz 1973
1.4.1973
April 1973
- 16 -
Demonstratives Fest zur Sicherung der weiteren Nutzung
der Raume. Hierzu wurden Vertreter des Amtes fur Jugend
und der politischen Parteien eingeladen.
Aufschub der Raumungsfrist urn einen Monat.
Einstellung von 2 Berufspraktikanten beim Amt fur Jugend,
die ihr Praktikum in der Arbeitsgemeinschaft ableisteten,
vorher jedoch noch nicht mitgearbeitet hatten.
Probleme in der Jugendarbeit: Die Jugend! ichen beider
Gruppen hatten intensiv und fast taglich an der Vorbe-
Junj 1973
Juni 1973
Nov. 1973
reitung des demonstrativen Festes teilgenommen. Nach dem
Fest war es nicht mehr moglich, eine al tersma'Bige Auf-
teilung vorzunehmen und die Gruppenabende wie vorher
einmal pro Woche flir jeweils 3 Stunden durchzufuhren.
Die Jugendl ichen forderten jetzt unbegrenzten Zugang zu
den Raumen, was jedoch von den Studenten zeitlich nicht
zu leisten war. Daraufhin verschafften die Jugendl ichen
sich mit Gewalt Zugang, waren jedoch nicht in der Lage,
diesen "Freiraum" auch selbst zu verwalten, sondern be-
gannen, die Einrichtung zu zerstbren und sich gegensei-
tig zu terrorisieren. Jugendl iche mit weniger aggressi-
vem Verhalten, die bisher regulierend auf die Gruppe
gewirkt haben, blieben weg. Die Studentengruppe war nicht
in der Lage, diese Situation gemeinsam aufzufangen und
muBte sich nach zwei Monaten durchringen, bei Gewalttatig-
keiten die Polizei einzuschalten und den Jugendkeller
Anfang Juni zu schlieBen, da der Keller inzwischen vollig
funktionsunfahig geworden war (eingeschlagene Tliren,
herausgerissene Toiletten, zerstorte elektrische Anlage).
Die Kindergruppe wurde w'a'hrend dieser Zeit kontinuierl ich
fortgefu'hrt, muBte aber wegen des Zustandes der Raume
flir kurze Zeit wieder nach auBerhalb verlegt werden.
Von Seiten der El tern der Kindergruppe wurden wir kriti-
siert, den Jugendlichen gegenliber eine zu wenig autorita-
re Haltung eingenommen zu haben.
Der Zusammenbruch der Arbeit zu diesem Zeitpunkt war
auBerst unglinstig, da sich eine langerfristige Nutzungs-
mbglichkeit abzeichnete.
Institutional isierung: Es wurde darauf verzichtet, einen
eigenen Verein zu grlinden. Die Arbeitsgemeinschaft Karo-
linenviertel wurde Mitglied im Verein Jugendhilfe e.V.,
der im Bereich der Jugendarbeit mehrere Projekte unter-
halt. Damit konnte der Verein Jugendhilfe flir die Arbeits-
gemeinschaft Mittel aus dem Landesjugendplan beantragen,
die 1974 erstmals genehmigt wurden.
Aufarbeitung der Jugendgruppenproblematik
Konzepti onswei terentwickl ung
Einzelfallhilfe und streetworking bezogen auf die Ju-
gendlichen.
Oktober 1973 Umgruppierung der mitarbeitenden Studentengruppe: Studen-
ten im Priifungssemester horten auf, neue Studenten aus
dem 3. Semester begannen ihre Mitarbeit. Von der 1. Gene-
ration waren vier Studenten bereit, ab April 1975 ihr
Berufspraktikum in der Arbeitsgemeinschaft zu machen.
0ktpber_1973 Renovierung der Raume und Versuch, die Nutzung der Rau-
— ' me vertraglich abzusichern.
DeZ;
1973 Neue Ansa'tze zur Wiedererbffnung der Jugendgruppe schei-
tern.
- 17 -
Februar 1974 Eroffnung von klassenbezogenen Freizeitgruppen:
3. und 6. Klasse. Der Ansatz: Zusammenarbeit mit der
Klassenlehrerin konnte nur bedingt verwirklicht werden.
Februar -
Mai 1974
Ma'rz 1974
April 1974
Es wurden mehrere Ansatze unternommen,auf der Basis der
ehemaligen Jugendgruppe eine Fortfuhrung zu erreichen.
Ein konstruktives Interesse konnte nicht mehr entwickelt
werden, so daB neue Gberlegungen bezLiglich der Aktivie-
rung von Jugendlichen einer 8. Klasse gemacht wurden.
Betreuung des Spielplatzhauses im Viertel durch die Ar-
beitsgemeinschaft an 4 Tagen in der Woche, jeweils 2 Stun-
den vor- und nachmittags. Durch den direkt im Viertel
gelegenen Spielplatz und die offenen Spielangebote ent-
standen starkere Kontakte zur Bevblkerung.
Einstellung einer Sozialpadagogin (frlihere Berufsprakti-
kantin) beim Verein Jugendhilfe e.V. (Finanzierung liber
Landesjugendplanmittel) und vier Berufspraktikanten, die
beim Amt flir Jugend angestellt und fUr die Arbeit in der
Arbeitsgemeinschaft freigestellt wurden. Die 4 Berufs-
praktikanten bekamen vom Amt flir Jugend einen Ausbildungs-
und Arbeitsplan vorgelegt, urn den es bis August 74 Star-
ke Auseinandersetzungen gab, schlieBlich wurde ein Kom-
promiBvorschlag vom Amt flir Jugend angenommen, da die
^esamtarbeit erheblich darunter litt.
Nutzungsvertrag flir die Raume im Holstenglacis 7 zwischen
dem Verein Jugendhilfe und dem Bezirksamt Hamburg Mitte.
Der Vertrag kann viertel ja'hrl ich gekiindigt werden. Eine
Kundigung wird wahrscheinlich nur dann aktuell , wenn die
Messe erweitert werden soli, davon ist aufgrund der Fi-
nanzsituation der bffentlichen Hand in den nachsten 2-3
Jahren nicht auszugehen.
August 1974 Eroffnung einer Jugendgruppe. Als Ansatzpunkt wurde eine
~ 8. Klasse angesprochen und spa'ter erweitert auf alle
13-lGjahrigen Schliler.
Qktober 1974 Eroffnung des Spiel clubs im Holstenglacis und damit eine
Erganzung des bisher "'"- ='
Juli 1974
•nt-
4
CiUIMIUIiy JC3 JfJICItlUU^ I 111 [iwui.ciiyiui.i3 UIIU UWIllii. \- i
Erganzung des bisher nur auf den Spielplatz begrenzten
offenen Angebotes. Der Spielclub findet ein Mai wb'chen
1 ich fur 3 Stunden statt flir alle Schulkinder. In den
zur Verfligung stehenden Raumen konnen gleichzeitig ver-
schiedene Angebote wahrnenommen werden.
Januar 1975 Entwicklung einer themenorientierten Jugendgruppe in Zu-
sammenarbeit mit der Jungen Vol kshochschule. Grundsatzli-
che Schwierigkeiten bestehen in der Aktivierung liber Dis-
kussionen. Das Freizeitbedlirfnis (Musik, Tischtennis)
liberwiegt.
Februar 1975 Dffentliche Informationsveranstaltung ("Wohnen im Karo-
1 inenviertel ") liber die Wohnperspektive. Daraus ging ein
Arbeitskreis hervor, der sich insbesondere mit Wohn- und
- 18 -
AprTM975
Juni_L975
Mietproblemen und mit Planungen und Tendenzen der Ge-
bietsentwicklung beschaftigte. Es ist von Seiten der
Bevdlkerung ein groBer Bedarf an Information und Hilfe-
stellung in Bezug auf Mieterhdhungen, Kostenlibernahme
bei Instandsetzungen usw. vorhanden. Nachdem liber Stadt-
teil informationen und Rundbriefe bekannt wurde, daB sich
die Arbeitsgemeinschaft auch mit diesem Problemkreis
auseinandersetzt, kamen die Leute einzeln, um sich bera-
ten zu lassen. Der Arbeitskreis selbst verlor jedoch nach
kurzer Zeit seine Existenzberechtigung, da die Beteili-
gung zunehmend abnahm.
In einem begrenzten Wohngebiet, zu dem intensiver Kontakt
durch die padagogische Arbeit bestand, war es im Septem-
ber 1975 mbglich, 40 von 75 Mietparteien dabei zu unter-
stlitzen, sich gegen ungerechtfertigte Nebenkostenerhbhun-
gen zu wehren.
Einstellung von zwei Sozialpadagogen (die bereits seit
1972 mitarbeiteten) beim Verein Jugendhilfe e.V., die
liber Landesjugendplanmittel finanziert werden. Damit ar-
beiten in der Arbeitsgemeinschaft 3 Sozialpadagogen haupt-
amtlich.
Erweiterung der Spiel platzbetreuunq auf 4 Tage in der
Woche jeweils 3 Stunden vor- und nachmittags.
Einrichtungeines Schularbeiten-Spielnachmittags bezogen
auf auslandische Kinder des 1.-3. Schuljahres. Die Gruppe
soil in die ab Nov. fur 3 Nachmittage in der Woche ge-
plante allgemeine Schularbeitenhilfe integriert werden.
Beziiglich des Spielangebots sollen verstarkt auslandi-
sche Kinder in die Gruppen einbezogen werden.
Einrichtung einer Diskothek flir Jugendliche ab 13 Jahren
jeden zweiten Sonntag von 16 - 19 Uhr.
15tagiges Ferienzeltlager in Uieren bei Uelzen in Zusam-
menarbeit mit dem Kinderhaus Altona und dem Kinderladen
Langenhorn flir insgesamt 70 Kinder im Alter von 6-15 J.
Einrichtung eines Fbrderkreises zur Finanzierung von
3 Berufspraktikantenstellen als Konsequenz der Ableh-
nung des Amtes flir Jugend, flir die Arbeitsgemeinschaft
Berufspraktikantenplatze zur Verfligung zu stellen.
pi anunaen ab Qktober 1975:
r~E'inrichtung einer Spielgruppe im Alter von 4-5 Jahren.
_ Einrichtung einer Freizeitgruppe im Alter von 6-7 Jahren.
(Damit waren alle Al tersgruppen bezogen auf Freizeitgruppen in der
Arbeitsgemeinschaft Karol inenviertel erfaBt.)
Einrichtung einer Elterngruppe (bisher nur sporadisch stattfindende
Elternabende der einzelnen Gruppen Oder z.B. Ferieninitiativen)
Einrichtung einer Schularbeitenhilfe an 3 Nachmittagen in der Woche
bezogen auf Kinder des 1.- 4. Schuljahres.
19
Jjili 1975
Sepi
1975
1.3. Institutioneller Rahmen und materielle Situation
RECHTLICHE SITUATION
Die Arbeitsgemeinschaft Karolinenviertel, 1972 als studentische Ini-
tiative gebildet, muBte sich 1973 eine Rechtsform geben, urn VertrSge
abschlieBen zu kbnnen, wie z.B. Mittel aus dem Landesjugendplan er-
werben Oder einen Nutzungsvertrag flir die Hauser abschlieBen zu kbnnen.
Um sich von dem Verwaltungsaufwand zu entlasten sowie die Anerkennung
als Trager der freien Jugendhilfe zu verkiirzen, wurde kein eigener
Verein gegrlindet, sondern die Arbeitsgemeinschaft wurde im Juni 1973
Mitglied im Verein Jugendhilfe e.V. und damit einer juristischen Pei —
son angegliedert, die flir die Arbeitsgemeinschaft im AuBenbereich
rechtma'Biger Verhandlungspartner ist, Vertrage abschlieBen und haft-
bar gemacht werden kann.
Der Arbeitsgemeinschaft wurde nach der Satzung des Vereins ein Beirat
zugeordnet, der dem Vorstand des Vereins angehbrt, und ist so indirekt
an Vereinsbeschllissen beteiligt. Es besteht auBerdem die Mbgl ichkeit,
daB Mitglieder der Projekte an den einmal monatlich stattfindenden
Vorstandssitzungen beratend teilnehmen.
Auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft wurde im August dieses Jahres
die Satzung des Vereins modifiziert im Sinne einer Erweiterung des
Vereinszwecks auf den Bereich Gemeinwesenarbeit und starkeren Einwir-
kungsmbglichkeiten der Mitglieder. Bisher haben sich zwischen Vereins-
vorstand und der Arbeitsgemeinschaft Karolinenviertel keine Kontro-
versen ergeben, die die Autonomie der Arbeitsgemeinschaft berlihrt
ha'tten.
FINANZIELLE SITUATION
Die Arbeitsgemeinschaft Karolinenviertel hat seit Beginn ihres Beste-
hens klare Prinzipien der Finanzierung des Projektes verfolgt:
- Kosten und damit die Abhangigkeiten so gering wie mbglich halten
- Klare RechnungsfLihrung nach innen und auBen
- Mehrere Finanzierungsmbglichkei ten anstreben, um nicht von einer
Stelle total abha'ngig zu sein.
a) Behbrde flir Schule, Jugend und Berufsbildung, Amt flir Jugend
Der Verein Jugendhilfe erha'lt nach den Hamburger Richtlinien aner-
kannter Trager der freien Jugendhilfe (Grundlage § 8 JWG) fLir die
Arbeitsgemeinschaft Mittel aus dem Landesjugendplan, Pos. 52 (Unter-
stiitzung von sozialtherapeutischen MaBnahmen). Landesjugendplanmittel
miissen 2 Jahre im voraus beantragt und flir jedes Jahr neu eingeworben
werden. Die Mittel umfassen 1975 Personal kosten, laufende Kosten wie
Miete, Heizung, Strom, Wasser, Telefon, Reinigung und Bescha'ftigungs-
material. Nach den allgemeinen Bewirtschaftungsrichtl inien miissen die
erhaltenen Mittel jahrlich abgerechnet werden.
b) Behbrde flir Wissenschaft und Kunst, Fachhochschule
Als Projekt der Fachhochschule erha'lt die Arbeitsgemeinschaft fur die
dort arbeitenden Studenten Lehr- und Forschungsmittel fiir Medien- und
Biiromaterial zur Durchfuhrung sozialpadagogischer Aufgaben.
- 2o -
c ) Bezirksamt Hamburg Mitte (SonderrMt : al der Bezirksversammlunq)
Fiir besondere MaBnahmen, wie z.B,- UnEau des Spielhauses auf dem Spiel-
platz 1974 und fiir das Herbstferienproc.-amm 1975 wurden Mictel aus den
Sondermittel n der Bezirksversammliiriq beantragt und genehmigt.
d) Eigenfinanzierunq liber den Verein Jugendhilfe
Der Verein ste'llt der ArbeitsgemeinscFaft aus ETgenmitteln (Spenden
und BuBgelder) einen kleinen Betrag als Bewegungsgelder fiir die pa'da-
gogischen Gruppen zur Verfligung, damit die aruppen freier planen und
spontane Aktivita'ten wahrgenommen werden kbnnen.
e) Eigenfinanzierunq iiber Fbrderkreis
NacTidem es nicht mbglich war, eine Finanzierung von Berufspraktikan-
ten ab Oktober 1975 durch das Amt fiir Jugend durchzusetzen, hat die
Arbeitsgemeinschaft im Einvernehmen mit dem Verein Jugendhilfe einen
Fbrderkreis gegriindet, der sich vorerst an die engagierte und zahlungs-
fahige Fachbffentl ichkeit wendet*(Sozialarbeiter, Lehrer, Juristen
usw.). Es steht zur Diskussion, diesen Fbrderkreis auch auf die Be-
vblkerung, hier insbesondere auf die Eltern der von uns betreuten Kin-
der zu erweitern. Dies soil einerseits Sel bsthilfembglichkeiten auf-
zeigen, sowie st'a'rkeres Engagement von Eltern und Bevblkerung fbrdern,
andererseits muB nach wie vor gewahrleistet werden, daB deutlich auf
die Zustandigkeit der Finanzierung von sozialpadagogischen Angeboten
hingewiesen wird und die staatlichen Institutionen aufgefordert wer-
den, fiir eine entsprechende Verwendung der Steuermittel zu sorgen und
qegen SparmaBnahmen im Bildungs- und padagogischen Bereich vorzugehen.
RKUME
Die Arbeit findet im ehemaligen Pastorat der Kirchengeme
Nord statt. Nach monatelangen Auseinandersetzungen mit d
dem Bezirksamt konnte im Jul i 1974 mit dem Bezirksamt ei
trag abgeschlossen werden. Es wurden Ra'ume wie Schularbe
und Aufenthaltsraume sowie ein Biiro eingerichtet. Die La
ist etwas ung'unstig, da es am Rande des Stadtteils liegt
durch eine HauptverkehrsstraBe. Auf dem Spiel platz, der
Viertel liegt, steht seit April 1974 ein kleines Spielha
gung, das an vier Tagen in der Woche vor- und nachmitta
arbeitern der AG Karolinenviertel betreut wird und zur V
der Kommunikation mit den Bewohnern des Viertels beitrug
inde St. Paul i
er Kirche und
n Nutzungsver-
its-, Club-
ge des Hauses
abgegrenzt
direkt im
us zur Verfii-
gs von Mit-
erbesserung
PERSONELLE SITUATION-STAND
3 Planstellen fiir Sozialar
Verein Jugendhilfe, Finan
3 hauptamtlichen Mitarbeit
jekt.
3 Berufspraktikanten, ein
Finanzierung iiber den Ford
bereits seit 2 Jahren als
Neubesetzung der studentis
11 Studenten des 4. Sem. d
GVJA, werden hier ihren Prax
durchfuhren.
2ur Zeit lauft ein Antrag
dienstleistende.
10.75-
beiter/Sozialpadagogen, angestellt beim
zierung iiber Landesjugendplanmittel. Die
er arbeiten seit 4 bzw. 3 Jahren im Pro-
Jahr angestellt beim Verein Jugendhilfe,
erkreis. Die Berufspraktikanten arbeiten
Studenten mit.
chen Mitglieder seit Oktober 75:
er FHS fur Sozialpadagogik, Schwerpunkt
isteil wahrend des 4., 5. und 6. Semesters
auf Anerkennung als Einsatzstel le fur Zivil-
- 21 -
REIHE BETRIEB UND GEWERKSCHAFT
Dirk Axmacher: KRITIK DER BERUFSAUSBILDUNG
Der Versuch, die Politik des Kapitals im Bereich
der Beruf sausbildung auf der Basis marxistischer
Kategorien zu erklaren und empirisch zu beschrei-
ben, stofit auf erhebliche Wirierstande , wenn man
entweder hinter der Politik des Staates kurzerhand
die des Kapitals durchblicken sieht oder die Wider-
spriichlichkeit staatlicher Beruf sausbildungspolitik
auf den Nenner gegensatzlich interessierter Kapi-
talfraktionen bringt. Beide Kurzschlusse sollen in
dieser Arbeit vermieden werden: Es handelt sich im
engeren Sinne urn eine politisch-okonomische Analy-
se, die das Interesse des Staates an einem in sich
funktionsfahigen Gesamtbildungssystem zum Ausgangs-
punkt der Uberlegungen macht »Die Schrif t gliedert
sich in zwei Teile: Ein erster historisch-theore-
tischer Teil untersucht die Entstehung der Berufs-
ausbildung in Handwerk und Manufaktur. Im Unter-
schied zu anderen Studien liegt hier das Schwerge-
wicht auf der betrieblichen Seite der Ausbildung;
diese bisherige Liicke erklart auch eine umfangli-
c!ie Ausbreitung von Quellenmaterial , vor allem fiir
das 19. Jahrhundert. Dieser Teil schlieBt mit einer
Untersuchung iiber die betriebliche Beruf sausbildung
in der Weimarer Republik und im deutschen Faschis-
mus. Der zweite Teil entfaltet auf der Bais der
Marxschen Analyse der Warenform einen theoretischen
Rahmen, um die gegenwar tigen Kampfe um eine Reform
des Beruf sbildungsgesetzes zu erklaren. Anhand
mehrerer zentraler Dimensionen des neuen Gesetzent-
wurfes (Finanzierung, Organisation, Integration von
allgemeiner und beruf licher Bildung u.a.m.) wird
abschliefiend die Tragfahigkeit dieses theoretischen
Ansatzes nachzuweisen versucht.
12o Seiten, broschiert, DM 7. —
Virlag 2ooo GmbH, 6o5 Offenbach h, Postfach 591
1.4. Obersicht uber die Arbeitsbereiche der AG Karol inenviertel (KV)
Kontakte
(s.5)
Arbei tsfeld
Karol inenvi ertel
(s.2)
AG
Karol inen-
viertel
Innere Organisation
(s.l)
Praktika
(s.8)
AF
Ausbi Iduncis-
bereich
Verein
Junendh i 1 f e e.
(s'.7)
Arbei tsfeld
Behorden
Arbei ts-
nruppe
ts.6)
23
Zu 1 : Innere Organisation der AG KV
konzept ionel I e
Koord inat ion
Hauptamt 1 i che
und
Berufspraktikanten
Woe hen pi anting
je 2
Deleg ierte
Praktikanten des
k. - 6. Semesters
Studententref f
Arbei tsgruppen
Konzeptionel le Koordination
Diskussionspunkte:
- stadtteilbezogene Sozialarbeit
- Stadtteilarbeit
- Studienreformalternativen
- dazu kommt regelma'Big die Ab-
stimmung der padanogischen Arbeit
Wochenpl anting
Organisation der Arbeit:
- Termine
- Finanzen
- spezifische Fragen bezogen
auf die Behdrden
- Konflikte
Studententreff
- Information Uber Wochenplanung
- Fragen FHS
- Konflikte
- Methodikseminar
Arbeitsgruppen
- bezogen auf padagogische
Gruppenangebote
- bezogen auf FHS
- bezogen auf sozial padagogische
Handlungsvollzliqe wie z.B. in
der AG KV (Finanzierung,
Materialbeschaffung)
- ad hoc Arbeitsgruppen
Gesamtgruppe
(z.Zt. 17 Leute)
3 Sozial padagogen
3 Berufspraktikanten
2 Studenten
11 Studenten
1 Sozialpadagoge
1 Berufspraktikant
Mindestens 1 Sozialpadagoge
bzw. Berufspraktikant und
1 Student
- 24
Zu 2: Arbeitsfeld Karol inenviertel
Padagogisches Angebot
a) Offenes Angebot
- Spielplatz
(Dienstag-Frei tag von 9-12 und von 14-17 Uhr)
- Spielclub
(Freitag von 14.30-17.00 Uhr in den Hausern
fur Kinder von 6-14 Jahren)
- Diskothek
(14tagig am Sonntag von 16-19 Uhr fur Jugendliche
von 13-18 Jahren
- Spielplatzfeste
(viertel jahrlich)
- Ferienzel tlager
(jahrlich fur 2-3 Wochen im Sommer)
- Tages und Wochenendausfluge
- in den Ferien erweitertes Offenes Angebot
b) feste Gruppen
(fiir eine begrenzte Kinderzahl und bestimmte Al tersgruppen)
- Spielgruppe Kinder von 4-5 Jahren
- Kindergruppe Kinder von 6-7 Jahren
" " " 8-9 Jahren
" 10-11 Jahren
" 11-12 Jahren
- Jugendgruppe Jugendliche von 13-16 Jahren
11 " ab 16 Jahren
- Schularbeitenhilfe fiir Kinder der 1.-3. Klasse
an 3 Tagen in der Woche
- Interessengruppen fur Film, Foto, Zeitung, 'lodellbau und Musik
Alle Gruppen auBer der Schularbeitenhilfe laufen einmal wdchentlich.
Beratung
in Mietfragen, Arbeitsplatzbeschaffung, Erziehungsfragen,
Intenrationsprobleme von Auslandern usv/.
c) Initiativen
z.Zt. Bolzplatzinitiative und Mieterimtiative
(s. Seite 37 ff.)
■-beitsfeld Ausbi ldungsbereich
a) studenteninformation
- Tutorengruppe
- Projektvorstel lung
- Projekteinflihrung
- Anleitunn von Praktikanten
b) Gremienarbei t
- Mitarbeit im Fachbereich
- Mitarbeit im Haushal tsausschuB
c) Projektkoordination
d) Seminararbei t
25
zu 4: Arbeitsfeld Behbrden
- Amt flir Jugend
- Bezirksjugendamt Hamburg-Mi tte
- Arbeits- und Sozialbehorde
- Ortsdienststelle St. Paul i
- Bezirksamt Hamburg-Mitte
Verhandlungen bezogen auf Mitteleinwerbung, Raumnutzung,
Eingaben (z.B. Errichtung eines Bolzplatzes) usw.
Zusammenarbeit mit Fafu, JufU und Sozialtherapeutischer Gruppen-
arbeit in St. Paul i .
zu 5: Kontakte
- Info Sozialarbeit
(Mitarbeit am Info, ca. viertel jahrliche Arbeitswochenenden,
iiberregionale Arbeitstagungen wie z.B. Jugendpol itisches Forum)
- Ev. Studentengemeinde (ESG)
(die AGKV ist Mitglied der ESG und entsendet Delegierte in die
wb'chentlichen Ratssitzungen)
- 0TV
(iiber Mitgliedschaften)
- Sozialpolitischer Arbeitskreis (SPAK)
(Materialien, Seminare)
zu 6: Arbeitsgruppe
FrLiher Arbeitsgruppe zur padagogischen und organisatorischen Unter-
stiitzung der AG Karolinenviertel
Anleitung und Oberwachung des Berufspraktikums 74/75 in der AGKV.
Schwerpunktma'Big Erarbeitung und Diskussion einer Datensammlung
iiber den Stadtteil .
Nach Beendigung des Berufspraktikums Weiterfuhrung der Arbeitsgruppe
unter dem Aspekt der Entwicklung der Zusammenarbeit mit Institutionen
am Ort, wie Famil ienflirsorge, Jugendfiirsorge, Sozialtherapeutischer
Gruppenarbeit und Sozialamt, sowie Gbertragung praktischer Erfahrun-
gen auf den Ausbildungssektor.
In der Arbeitsgruppe arbeiten Vertreter des Amtes fur Jugend, der
Arbeits- und Sozialbehorde, des Fachbereiches Sozial padagogik, des
Vereins Jugendhilfe e.V., der AGKV und Sozialarbeiter aus St. Pauli
mit.
zu 7: Verein Jugendhilfe e.V.
Trager der AGKV
Mitwirkunn an Entscheidungsprozessen im Verein in der
Mitgl iederversammlung und iiber einen Beirat im Vorstand.
zu 8: Praktika
Einsatz von Studenten im Arbeitsfeld Karol inenviertel Uber Praktika
in der AGKV.
1 .5. Arbei tsbereich Karol inenviertel
1.5.1. Strukturdaten des Karol inenviertels
Das Karol inenviertel ist ein altes Hamburger Arbeiterviertel und
liegt in unmittel barer Nahe zum Centrum. Es handelt sich urn einen
relativ abgeschlossenen Stadtteil im ndrdlichen Teil von St. Pauli
und wird begrenzt von den Messehallen einschlieRl ich Hauptverkehrs-
straBe, dem Schlachthof, einem Industriegebiet einschl ieftlich Bahn-
linie und dem Heiligengeistfeld (grofSes Gelande fur Cirkus und Jahr-
marktveranstaltungen).
Von der Arbeitsgemeinschaft Karol inenviertel wurde 1973 eine Zusam-
menstellung aller verfligbaren Daten Liber das Karol inenviertel herge-
stellt, insbesondere Sekundardaten aus Ernebnissen der Volks- und
Berufszahlung von 1970 sowie erga'nzenden Auszahlungen des Einwohner-
meldeamtes, des Bezirksjugendamtes, des Amtes fur Schule und einer
Erhebung iiber die Bebauungsstruktur von 1969.
Diese quantitativen Daten geben Auskunft liber die materielle Situa-
tion des Karolinenviertels, nicht aber iiber Verhalten und Einstellung
der Bevblkerung, obwohl Interpretationen aufgrund von Korrelationen
(Wohnsituation - Schulerfolg) mbglich sind.
Die Daten dienen insbesondere
- als Bestandsaufnahme soziookonomischer Bedingungen
- als Vergleichsgrundlage mit anderen Stadtteilen und mit Hamburg
insgesamt
- als Entwicklungsanzeiger bezogen auf die Nutzung des Gebietes
. als Einordnungskriterium bezogen auf die Arbeitsgemeinschaft
Karolinenviertel ; entspricht das Angebot der Arbeitsgemeinschaft
den Interessen der Bevdlkerung, welchen Stellenwert hat die Arbeit
der Arbeitsgemeinschaft fiir die Bevdlkerung?
Auf der Grundlage der von der Arbeitsgemeinschaft erarbeiteten Ana-
lyse iiber die Struktur des Karolinenviertels hier eine Zusammenfas-
sung der signif i kanten Problemkreise:
PI ANUNGEN UND TENDENZEN DER GEEIETSENTHICKLUNG
Auf der Grundlage des zentralen Standortes war das Karolinenviertel
in den fiinfziger und sechziger Jahren Spekulationsobjekt der Stadt-
nlaner, insbesondere hinsichtlich einer kommerziellen Nutzung des
Gebietes, was eine Flachensanierung zur Folge gehabt ha'tte. Planungs-
absichten, die aufgrund der schlechten finanziellen Situation der
bffentlichen Hand und der veranderten stadtebaulichen Konzeption
nicht verwirklicht werden konnten:
In den fiinfziger Jahren wurden Baustufenplane erstellt, die Teil-
sanierungen zur Auflockerung durch Spielplatze und Griinanlagen vor-
sahen. Realisiert wurde hiervon nur ein Spielplatz und die Bepflan-
zung eines Grundstuckes, auf einem weiteren Platz hat man statt
der Griinanlagen Parkplatze geschaffen.
1965 wurde in den Entwiirfen fiir das Karolinenviertel der Bau einer
Sport- und Kongresshal le vornesehen. Dies hatte eine totale Flachen-
- 11 -
sanierung zur Folge gehabt und fu'hrte zu heftigem Widerstand aus
der Bevblkerung, besonders von kleinen Gewerbetreibenden. Sport-
und Kongresshalle wurden auf Freiflachen kostenglinstiger gebaut.
- Der Nutzungsverleilungsplan (Plan als Planvorgabe) von 1969 sah
eine Erweiterung des Messegela'ndes bezogen auf das Karol inenvier-
tel vor, was eine Zerstbrung von 2/3 der Wohnflache nach sich ge-
zogen ha'tte.
- Der Fla'chennutzungsplanentwurf von 1972 sah vor, daB sich das Messe-
gelende, wenn sich aus der Entwicklung des Messewesens ein entspre-
chender Bedarf ergibt, Liber die Karol inenstraBe hinweg auf das Karo-
linenviertel ausgedehnt werden kann. Auf die vorhandene Wohnnutzunci
sollte so weit wie mbglich Riicksicht genommen werden.
- Vorlaufiger Stand der Planung:
Im November 73 wurde der Flachennutzungsplan (Bauleitplan nach dem
Bundesbaugesetz, legt den Rahmen der stadtebaulichen Entwicklung
fur die na'chsten 10-15 Jahre fest) von der BUrgerschaft als Gesetz
verabschiedet. Das Karol inenviertel ist als sanierungsbedlirftiges
Stadtgebiet gekennzeichnet.
Es ist damit aber noch kein Sanierungsgebiet entsprechend dem Sta'dte-
baufbrderungsgesetz. Hierzu bedarf es der fbrmlichen Festlegung. Der
Senat bekundet die Absicht, daB versta'rkt Objektsanierungen und keine
grbBeren Flac'nensanierungen durchgefiihrt werden soil en.
Verglichen mit den stadtebaulichen Oberlegungen in den sechziger Jah-
ren und dem Fla'chennutzungsplanentwurf vom Jul i 1972 wird im verab-
schiedeten Flachennutzungsplan vom November 73 eine mogliche Erwei-
terung der 'Hamburg Messe' auf das Karol inenviertel nicht erwahnt. Es
hat den Eindruck, daB das Karol inenviertel mindestens bis Mitte der
achtziger Jahre Wohngebiet bleibt.
Durch die fast 20 Jahre andauernden unterschiedlichsten Planungsvor-
haben wurden Instandsetzungs- und ModernisierungsmaBnahmen wegen zu
geringer Gewinnerwartung im Karol inenviertel vernachla'ssigt und die
Bevblkerung-bezogen auf eine Wohnperspektive-verunsichert.
Im Karol inenviertel werden 2/3 der V.'ohnungen noch mit Kohlebfen be-
heizt, nur die Halfte aller Wohnungen hat ein Badezimmer. 36,5 %
aller Mohnungen haben unzureichenden Feuchtigkeitsschutz und 47 %
unzureichende Besonnung. Im Zuge des U-Bahn Neubaus Messehallen und
der Erweiterung der 'Hamburg Messe'wurden Mitte der sechziger Jahre^
ein Kindertagesheim und eine Kinderkrippe abgerissen. Zu diesem Zeit-
punkt gingen die Planer von einer totalen Flachensanierung aus. Erst
Ende 1973 wurde im Karol inenviertel ein Pavilion als neues Kinder-
tagesheim fur 90 Kinder erbaut.
EIWOHNER
- Liberdurchschnittlich starke Bevblkerungsverluste von 1961 - Ende
1973 von 27,8 %, gegeniiber Hamburg insgesamt von 2,1 X.
- verstarkte Zuwanderung von Auslandern und Studenten Ende der 60er
und in den siebziger Jahren. Ober 50 % der neugeborenen Kinder im
Karol inenviertel waren 1974 auslandische Kinder.
- 2S -
71,2 %,
in Gesamthamburg:
56,2 %
7.1 %
"
3,3 %
5,2 %
M
17.3 %
- die groBe Fluktuation, d.h. Abwanderung der ansassigen Bevbl kerung
und Zuwanderung von Auslandern und Studenten, die in der Regel nicht
unbedingt Liber einen langen Zeitraum am gleichen Ort leben werden,
hat zur Folge, daB das gewachsene Beziehungsceflecht im Karolinen-
viertel weitgehend aufgehoben ist.
- Oberalterung der Bevblkerung; im Karol inenviertel sind 28 % Liber
60 Jahre alt, im Stadtstaat Hamburg 24 %.
- Es gibt im Karolinenviertel ca. doppelt so viele geschiedene Ehen
(7,4 %) wie in Hamburg (4 %) .
BILDl'NGSSITUATION
Das Bildungsniveau im Karolinenviertel liegt signifikant unter dem
von Gesamthamburg:
- Haupt- u. SonderschLiler im KV
- Real-schuler " "
- Gymnasiasten
£RWERBSTATIGKEIT
- im Karolinenviertel leben 59 % Arbeiter, in Gesamthamburg 36,3 %
- Es gibt im Karolinenviertel 10 % mehr berufstatige Frauen als in
Gesamthamburg.
SOZIALE SITUATION
- Oberdurchschnittliche Berufstatigkeit beider Elternteile mit unter-
durchschnittlicher Schulbildung fiihren zu starker Benachteiligung
der Kinder, besonders bei unvollstandigen Familien.
- Auslandische Kinder sind aufgrund von Sprachdefiziten und kulturel-
len Unterschieden besonders .betrof fen.
- Schwierige Familiensituationen und Schuldefizite fiihren haufig zu
aggressiven Verhaltensweisen im Freizeitbereich und entsprechen-
den Auffalligkeiten.
^CHLUSSFOLGERUNGEN
a) Erganzung der Zielbestimmung
Auf der Grundlage der bisher gemachten Erfahrungen sowie der Struktur-
daten lassen sich genauere Zielbestimmungen ableiten.
Das Karolinenviertel muB auf der Grundlage einer umfassenden Moder-
nisierung Wohngebiet bleiben, insbesondere fur die dort Liberdurch-
schnittlich ansassige Arbei terbevbl kerung (59 % gegeniiber 36,3 % in
Gesamthamburg). Das bedeutet, daB einerseits eine weitere "Verslumung"
und darauf folgend eine Flachensanierung zugunsten der Hamburg Messe
verhindert wird. Diese Tendenz ist mittelfristig nicht aktuell. Ande-
rerseits darf das Karolinenviertel kein "Klein Pbdeldorf" werden,
wo clevere Gescha'ftsleute eine "Mil ieu-Insel" als Marktlucke auftun.
Hierdurch wird eine Entfremdung des Viertels gegenLiber seiner ursprling-
lichen Bevblkerung gefbrdert und das Preisniveau - Mieten, Handel -
hochqetrieben. Die besondere Qualitat des Karolinenviertel als Wohn-
aebiet liegt insbesondere im Standort begrUndet - gunstige Verkehrs-
verbindungen, Nahe zu den Arbeitsplatzen und zur Naherholung in den
Wallanlagen.
- 29 -
I '
■
schlechte unS S^tSJ^gT^ ^tivfaktoren, wie z.B.
der „ • flne Wohn- und Letenino e, offentliche Einrichtungen,
der entwickeln lassen und die SK!^PekJlve fUr Arbeiterfamilien wie-
?adttP ^K1Chen auf TrahantenstsS^rtSchni'ttl1ch hohe Fluktuation
"adttenbMnn-^ *„,.. ^enstadte) abqebaut werden kbnnen.
r die Aufgabe, die Problema-
m^2 ., lcnen auf Tr
^fd,tt-,lb"?9eneSoZialarbeit^r(;i:
bedingungeii zt
Konsequenzen
tenstadtej
zukfKrrt^tua'^^r^ZundaiSter(.«Lh'ur aie Aufoabe, die Problema-
•'" fordern, sowie Forderunqen nt Tl"1*"^ d^ch die BevBlkerung
zu unterstiitzen Ve|,,besserung der Wohn- und Lebens-
b) Kon=;pnii„.,,__
Bezogen auf die Sirho
erq^nAUSS^ttun9 ^UsLia6lenaE?lineriertels al* Wohngebiet und
- VorsS?k?aesrsan ^"""n? "^ PlanUn9SV0^aben und Beteiligun?
: SffiSSsS^S ^e^' inSbesond-e fur Auslanderkinder
- Bo"zpSzte1 ^ 3US '" JU96nd bZW' BUr^rh^ direkt in, Karo-
" Beratung fur Famil '
lJtS[!S.t1VeBH0hn-*1M* unS^K^r 1Kinde'"" «nd Junendlichen, .,
te?ip r?I Beratuno: Beratuws«t&te5,1,fltzs1tuat1onen schaffen mit
Stelle/Elternschule/AltentaaeLt^!e,cfur AuslSnder/Elternberatungs-
"yesstatte/Seniorenclub etc.
T-S.Z. Erfahrungsbericht I-
Die pddagogischen Angebote
Die Umwelt ist die Ouello =,n
lichen lOT9* VOn ^ei;/1*'*' die auf das Kind einwirken
"&!eziehu"gen, ihren SM?. ^rer Arbeit, ihren gesellsc
haft'
of-
zu'^t^""1" ?urzu2eigen, d h FvZZ^Z'"™"*' a|ternative VerhaltenS'
s rf,2Ur,Besti"g der eiapnpn ?t?1Sse 2U vermitteln und Impulse
aUern^f n,ukan" nur a"s ProzeB bPnr1^ereSSenla9e und f"> gemeinsa-
ollTZV^ Verhalte"smbalichkeitPn°r ren Werden* der schrittweise
kann 21 -^ ta9ta'9'icher KletnarLit e]9\ Die scheinbare Diskre-
kann nur uber einen langerenZel?™,™ Und all9emeinen Zielsetzungen
Die Entwickl ^traun gemessen und beurteilt werden.
S»Uffd^**«»ffl?SSS SSf iSt ,-n,nd,Kzl1ch positiv
" " V8 Klndern SpaB zu 1„ fV" kontinuierlichen Besuch.
men und in Ansatzen wird EiSen1nU?»t?le An9eb°te werden wahrgenom-
- 3o - ipenmitiative entwickelt (Mitgestalten von
Fe:
elbstandige Durch-
f..fen, Renovierung der Raume, Ideen und teilweise s icklung VOn
f"hrung von Einzelspielen oder Gruppennachmittagen, Getrgnkekasse,
"e"en Angeboten und Obernahme bestimmter Aufgabe..
^aubermarhan ,,r,., \
bermachen usw
.bereiche eingenangen wer-
J*CX STi Wker auf einige P^^^ ^Sffen s.nd:
^n, von denen in der praxis wohl die meisten wm
F°RMEN DER SELBSTVERWALTUNG
,:,im|ten und Ko
^en (Musikhbren, Karatefilme.sene... -■—,-
^ssen die Sozialarbeiter sehr intensive imp
und bereit sein zu interveni eren.
werden. „u-,,na weit-
, cpihstverwaltung «»>'
ghist zu vermuten, daB die Realising ^^e ,n stelll : und
9ehend nur dann klappt, wenn man 9^^"Sunternimmt. Es ist dann
fmeinsame Aktivitaten zur Durchsetzung 0n der Gruppe. fae_
aizunehn,en, daB bei einer Durc^s^zprSurchschnitt1 iche
da.'"an aktiv beteillgt war, auch u^rdurcn ^ fs entwickelt
>«llich der Gestaltung und Organis er n g m Jugendzentrums
d?n. Bedauerlicherweise wird n den He internen Situation ^
taten weniger auf die Schwieriakeitena ^ ^ Burokratie
gangen als auf die Auseinandersetzuny . der.
^rschiedenen politischen Gruppen untere
INTERVENTIONSFORMEN
Interventionsformen von Sozialarbeitern mussen in tier Regel anders
sein als auf tier StraBe, im Elternhaus Oder in tier Schule. Hier soll-
te nicht mit "gut" oder "bb'se" argumentiert werden, sondern Verhal-
tensformen im Hinblick auf die Gruppensituation oder auf Fbrderung
bzw. Unterdrlickung Einzelner diskutiert werden. Es muB deutlich wer-
den, welche Verhaltensformen es bezogen auf Verselbsta'ndigurig und
Solidaritat zu unterstlitzen gilt und welche nicht, so-daB die Kinder
und Jugendlichen eine Vernal tenssicherheit in der Gruppe bekommen
konnen.
Ein Spiegelbild gesel Ischaftl ichen Verhaltens ist z.B. der Problem-
kreis Hierarchiebildung. In Kinder- und Jugendgruppen werden Hierar-
chien insbesondere unter dem Gesichtspunkt Alter, Geschlecht und kbr-
perlicher Starke gebildet. Der "BoB" der Gruppe ist meistens der Sta'rk-
ste, seine Rolle wird unterstlitzt durch die "Rangnachsten", die "Hilfs-
bosse". Die Kleinen haben die Befehle auszufu'hren. Dies geschieht oft
unterschwellig und den Kindern kaum deutlich bewuBt. Bei Eingreifen
der Bezunspersonen konnen Argumente laut werden wie: aber ich will das
doch tun, ganz freiwillig. Nur in Einzelgesprachen wagen sie liber die-
ses Problem zu sprechen, in der Gruppe wird offen f Ur den BoB Partei
ergriffen. Hier ist es notwendig, den Kleinen/Schwacheren im Spiel
Aufgaben und Rollen zuzuweisen, die es ihnen ermbglichen, sich selb-
standig oder gemeinsam mit anderen Kleinen durchzusetzen und so ihr
Selbstwertgeflihl zu sta'rken. Die Rolle der einzelnen Kinder in der
Gruppe muB von den Bezunspersonen immer wieder durchsichtig gemacht
werden, urn hierliber qemeinsame Diskussionen zu ermbglichen.
AGGRESSIONEN
Als weiteres Problem stellen sich die offen oder versteckt ausge-
tragenen Aggressionen der Kinder und Jugendlichen untereinander und
gegen Sachen dar. Die Kinder und Jugendlichen haben vielfach nicht ge-
lernt, Unmut und Arger zu verbal isieren und liber Konflikte miteinan-
der zu reden - sie hauen einfach zu oder lassen ihren Unmut an nahe-
stehenden Gegenstanden aus. Es wird als feige angesehen, einer Priige-
lei aus dem Wege zu gehen - wenn Jugendliche dies versuchen, wird
von der Gruppe so viel Druck ausgeubt, daB sie sich schlieBlich doch
stellen mussen. Obgleich in den Ra'umen der Arbeitsgemeinschaft Prliqe-
leien nicht akzeptiert werden und die Bezugspersonen versuchen, bei
Unstimmigkeiten Diskussionen zu ermbglichen und alternative Konflikt-
losungsmbglichkeiten aufzuzeigen, kann es vielfach nicht verhindert
werden, daB kleinere Seitenhiebe doch ausgetauscht und Streitigkei-
ten spa'ter auf der StraBe ausgetragen werden.
ANSflTZE VON KRIMINAUSIERUNG
Es mussen Ansatze der Kinder- und Jugendkriminal ita't verhindert wer-
den, die mittel- bzw. langfristig zu einer Knastperspektive flihren
und einer BewuBtwerdung und ornanisierten Interessenwahrnehmung eher
hinderlich als fbrderlich sind.
Als besondere Schwierigkeit stellt sich immer wieder heraus, daB Sa-
chen, die zum allgemeinen Gebrauch zur Verf'ugung stehen wie Tischten-
nisschlager, Werkzeug, Spielmaterial usw. plotzlich verschwunden sind,
- 32 -
obwohl es eigentlich Dinge sind, die ihnen zur Verf'ugung stehen und
die sie sich unter Umstanden auch mal ausleihen konnen. Insbesondere
Tischtennisschlager werden mutwillig kaputtgemacht oder mitgenommen.
Inzwischen mussen sich die Kinder und Jugendlichen selbst Schlager
bauen (Laubsa'gearbeiten mit Filzbelag), wenn keine mehr vorhanden
sind oder mutwillig zerschlagen wurden. Dies Angebot wurde zwar begei-
stert aufgenommen, hatte aber nicht die erhoffte Auswirkung, daB die
selbst produzierten Schlager besser behandelt werden.
Schwieriger werden die Situationen, wenn Geld oder auch ein Fotoappa-
rat abhanden gekommen ist. Es ist notwendig, hier schnell und konse-
quent zu handeln, d.h. die Jugendlichen ansprechen, daB sie es selbst
miteinander kla'ren. als nachsten Schritt die Eltern ansprechen und
bei Vorfa'llen grbBeren AusmaBes, z.B. bei einer abhandengekommenen
Kamera im Werte von 500.-- DM, kommt man nicht umhin, auch Anzeige
zu erstatten.
Demit soil verhindert werden, daB sich kleine Erfolge einstellen, die
frliher oder spa'ter eine Strafverfolgung nach sich Ziehen. In Bezug
auf den Fotoapparat ist es gelungen, daB dieser nach einigen Tagen
von einem "neutralen" Jugendlichen wiedergebracht wurde, das mehrfa-
che Abhandenkommen von Geld konnte bisher nicht gelbst werden.
Da dieser Lebensbereich der Freizeitgestal tung in der Arbeitsgemein-
schaft Karolinenviertel nicht losgelbst von den gesel Ischaftl ichen
Bedingungen zu betrachten ist, mussen neben alternativen Interven-
tionsformen bezogen auf die Gruppensituation, restriktive Interven-
tionsformen (Eltern ansprechen, Anzeige erstatten) bei Gefahr von
Kriminalisierung einbezogen werden. Wir muBten erfahren, daB ein Ver-
zicht auf restriktive MaBnahmen von den Jugendlichen nicht verstanden
und eher als Schwa'che ausgelegt wurde. Ihnen ist bewuBt, und sie sind
es gewohnt, daB bei bestimmten Regel verstbBen Sanktionen erfolgen.
Seit Beginn der Initiative (1972) wurden 6 reglementierende Elternge-
sprache geflihrt und 2 Anzeigen erstattet, eine gegen 2 Jugendliche
wegen grbBerer Sachbescha'digung (nach mehreren Monaten Gesprachen und
Verwarnungen), eine andere (Fotoapparat abhanden gekommen) konnte
wieder zuru'ckgezogen werden.
WOCHENENDFAHRTEN
Ein besonderes Problem entsteht jeweils auf Vtochenendfahrten mit Kin-
dern und Jugendlichen. Hier wird ihnen liber 2-3 Tage ein "Freiraum"
qeboten, den sie entsprechend auszunutzen versuchen. Fur die Jugend-
lichen beinhaltet dieser Freiraum: Nichteinhalten von Regeln, d.h.
Alkohol konsumieren, in den Dorf laden etwas mitgehen lassen, nachts
auf gar keinen Fall zu schlafen, sich liberal 1 mbglichst laut zu ver-
halten, f'adchen bzw. Junaen zu a'rgern usw. Dies ist ein spezielles
Problem von Wochenendfahrten, da sowohl Kinder als auch Jugendliciie
alles was, sie als "Freiheit" empfinden, in dieser kurzen Zeit durchzu-
setzen versuchen.
Anders ist es bei la'ngeren Ferien,wie z.B. das Zeltlager im Sommer
1975, da sie hier nicht unter dem Leistungsdruck stehen, alles in so
kurzer Zeit zu erreichen. Auf Wochenendfahrten wird die Diskrepanz
zu den traditionellen Erziehungsinstitutionen Familie und Schule und
den dort erfahrenen Formen der Konf 1 iktlbsung besonders deutlich. Die
- 33 -
Verhaltensform der Sozialarbeiter, die weniger repressiv mit den
Jugendlichen Oder Kindern gemeinsam etwas unternehmen wollen, wirkt
zunachst verunsichernd und provoziert damit ein Verhalten, das Gren-
zen abtasten will. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, einer-
seits gemeinsame Regeln aufzustel len, andererseits Selbstregul ierung
und Eigenstandigkeit entwickeln zu lassen.
Es erwies sich immer wieder als notwendig, bereits wahrend der Grup-
penabende ein Programm ausgearbeitet zu haben in Bezug auf gemeinsame
Aktivitaten und wahrend des Wochenendes auf der Dirchflihrung zu be-
stehen, da sonst die Gefahr besteht, daB sich keine Hoglichkeit fiir
gemeinsame Aktivitaten ergibt. Auch aus der Einschatzung der Kinder
und Jugendlichen waren dies nachtragl ich intensive Erfolgserlebnisse.
en von der Arbeitsgemeinschaft Spiel-
unachst vorhandenen Erwartungshaltung:
gewinnen, erster sein - eine typische
tive Elemente entgegengesetzt wie:
aus su'Bem Brbtchenteig, gerbstete Kar-
gemeinsamen Spielen und Aktivitaten.
Kindern, Jugendlichen und Eltern gros-
der Form entsprechen, die sie gewohnt
nsame Vorbereitungen mit den Kindern
und fur die Erwachsenen eine Kaffee-
SPIELAKTIONEN
Drei bis vier Mai im Jahr werd
platzfcste veranstaltet. Der z
etwas umsonst bekommen, etwas
Konsumhaltung - werden alterna
selbst produzieren (Stockbrot
toffeln, Kiensches), Freude an
Die Spiel pi atzfeste finden bei
sen Anklang, (obwohl sie nicht
sind), so daB inzwischen gemei
und Jugendlichen mbglich sind
ecke eingerichtet wurde.
In den Herbstferien 1975 wurde diese Form weiterentwickelt zu einem
Planspiel: "Wir bauen und leben in einer Stadt", das in einer Woche
an 4 Nachmittagen durchgefiihrt wurde. Im Vordergrund stand die Ver-
mittlung der zur Existenz notwendigen gesellschaftlichen Funktionen
wie Arbeit, Wohnen und Konsumieren mit ihren Mechanismen wie Lbhne,
Preise, Mieten und deren Zusammenwirken mittels folgender Institutio-
nen:
- Handwerksbetriebe (Ba'ckerei, Druckerei , Baugeschaft, Kunstgewerbe)
- Dienstleistungen (Bank, Hausarbeit, Zeitung, ImbiB, Kleiderladen)
- staatliche Verwaltung (Arbeitsamt, Baubehb'rde, Sozialamt)
konnten im Spiel nachvol Izogen werden, wobei Konsumrestriktionen be-
zogen auf einen begrenzten Konsum am ImbiBstand sowie als sozialen
Ausgleich insbesondere fur die Kinder unter sechs Jahren ein Sozial-
amt eingerichtet wurde.
Es handelte sich urn einen Versuch, der bezlialich der Resonanz und
Teilnahme (tag! ich 40-70 Kinder im Alter von 4-14 Jahren) von den
Kindern als positiv zu bewerten ist und der unter Einbeziehung der
gemachten Erfahrungen in den Gruppen oder bei grbBeren Spielaktionen
weiterentwickelt werden sollte, wobei dann auch Konflikte bezliglich
hcherer Lbhne und niedrigerer Mieten einflieBen mu'Bten. Beim ersten
Versuch wurden zentrale gesel lschaftl iche Konflikte nicht eingeplant,
da zuerst die umfangreichen Zusammenhange zusatzweise transparent
gemacht werden muBten.
34
1.5.3. Erfahrungsbericht II:
Einzelberatung am Beispiel einer Schwangerschaftsunterbrechung
Es gibt in der Arbeitsgemeinschaft Karolinenviertel keine Sprechstun-
de fiir Einzelberatung. Kinder, Jugendliche und Eltern kommen dann,
wenn sie Probleme haben oder rufen an, urn mit den Nitarbei tern, zu
denen sie bisher am meisten Kontakt hatten, ein Gesprach zu vereinba-
ren. Sehr haufig werden die Kinder geschickt mit der Bitte, bei den
Eltern vorbeizuschauen. Die Beratung bezieht sich auf die verschie-
densten Problemkreise: fiir die Kinder und Jugendlichen sind dies Pro-
bleme mit den Eltern oder mit der Schule, fiir die Jugendlichen kommt
die Berufsausbildung oder Arbeitsplatzbeschaffung hinzu und das stain-
dig gegenwartige Problem der Beziehung zu ihren Freunden oder Freun-
dinnen. Die Erwachsenen wenden sich an die Arbeitsgemeinschaft bei
Mietproblemen, Klindigungen, Eheproblemen oder auch wenn altereMen-
schen gerne eine Bank vor der Tu'r hatten.
Die Beratungstatigkeit kann im Einzelfall sehr zeitaufwendin sein, da
das BedLirfnis besteht, alle Sorgen im einzelnen zu erklaren, wenn
einmal Vertrauen entwickelt werden konnte. Es ist oft schwer einzu-
schatzen, in welchen Bereich mehr Zeit zu investieren ist und wo es
notwendig wird, Grenzen der eigenen Mogl ichkeiten in Bezug auf Zeit-
einsatz und Hilfeleistung deutlich zu machen. Es muB darauf geachtet
werden, daB nicht die Erwartungshaltung entsteht "das machen die
schon", sondern Eigenstandigkeit gefbrdert wird und auch Anforderun-
gen gestellt werden wie z.B. selbst zum Sozialamt zu gehen oder die
Bffentliche Rechtsauskunft aufzusuchen.
Wie kompliziert und zeitaufwandig ein Beratungsfall sein kann, soil
am Beispiel einer Schwangerschaftsunterbrechung aufgezeigt werden.
Bei einem solchen Problem stellt sich die Fraqe fur Sozialarbeiter:
Ist es zu unterstutzen, daB Jugendliche wegen einer Schwangerschaft
heiraten und hi 1 ft man ihnen bei der Wohnungssuche,oder ist es not-
wendig, sie Uber Ab'treibungsmbgl ichkeiten zu informieren und sie dahin-
gehend zu unterstutzen? In diesem Zusammenhang muB einbezogen werden,
daB der BewuBtseinsstand von Sozialarbeitemsich weitgehend von dem
der Arbeiterjugendl ichen unterscheidet, die der Demagogie vom
"werdenden Leben" weitgehend aufgesessen sind. Durch die Ausgangs-
situation, daB Jugendliche schlecht aufgeklart sind, kein Geld haben,
um sich die Pille zu kaufen und entsprechend gewisse Normvorstellun-
gen verinnerlicht haben, sind sie sehr schnell bereit, unter den Um-
standen, daB das Madchen schwanger neworden ist, zu heiraten. In dem
vorliegenden Fall bot auch die materiel le Situation keine Sicherheit,
z.B. hatten beide keine Arbeit und keine Berufsausbildung, beide sind
aus unvollstandigen Familien, beide hatten bisher nur geringes Durch-
hal tevermbgen bezogen auf Ausbildung und Arbeitsstel le. Die Entschei-
dung.zur Abtreibung zu raten, fiel unter dem Gesichtspunkt, daB unter
diesen Umstanden die Entwicklungschancen fiir das Madchen noch schwie-
riger werden und Kinder, die unter solchen Umstanden aufwachsen, noch
weniger Entfaltungsmogl ichkeiten haben als ihre Eltern.
In Hamburg wird die legale Schwangerschaftsunterbrechung relativ libe-
ral gehandhabt. Das Verfahren selbst ist jedoch repressiv und lang-
wierig und erfordert Durchhal tevermbgen, d.h. daB es notwendig war,
das Madchen bei diesem Verfahren zu unterstutzen und die entspre-
- 35 -
chenden Arztbesuche gemeinsam durchzufiihren, da von den firzten im all -
gemeinen wenig verstandnisvolle und erniedrigende Fragen gestellt wer-
den und das Madchen den langen Wartezeiten nicht gewachsen sein wlir-
de. In diesem Fall waren vorher lange Gesprache notwendig, die insbe-
sondere mit dem Madchen, mit ihrem Freund und ihrem Vater, der in
seinen Moralvorstel lungen stark betroffen war und den Weci des Ma'd-
chens deshalb erschwerte, gefuhrt werden muBten.
Folgende Anlaufstellen muBten durchgestanden werden:
1. Hausarzt: stellt auf Wunsch oder auf sein Anraten bei der Srzte-
kammer einen Antrag (da soziale Indikation noch nicht offiziell
anerkannt ist, wird er oft eine andere Begrlindung liefern, hier
psychische Unreife). Schwierigkeiten treten auf: wenn das Madchen
liber 16 Jahre ist, einen SchulabschluB und/oder Beruf hat Oder
im 3. Monat oder dar'u'ber schwanger ist.
2. Mrztekammer: Mit dem Antrag vom Hausarzt, der bei Minderjahrigen
vom Erziehungsberechtigten unterschrieben werden muB, geht man
zur Arztekammer. Es muB mit einer Wartezeit von 2-3 Stunden ge-
rechnet werden. Dann findet ein Gesprach statt mit einem dort ange-
stellten Arzt. Hier ist die Begriindung zu wiederholen, die man vor-
her mit dem Hausarzt abgesprochen hat, unter Umstanden ergibt sich
daraus ein weitergehendes Gesprach. Wenn der Arzt den Antrag unter-
stlitzt, weist er zwei Gutachter zu; welche- Fachrichtung ist abhan-
gig von der Begrlindung des Antraqs, meistens ein Gynakologe und
ein Psychol oge.
3. Gutachter: Termine geben lassen, wenn dies nicht schon durch die
flrztekammer geschehen ist. Es wird nicht bekannt, ob die Gutachter
den Antrag unterstiitzen oder nicht.
4. Das Gleiche wiederholt sich beim zweiten Gutachter.
5. flrztekammer: Die Gutachten sind der Srztekammer vorzulegen, dort
erfa'hrt man, ob die Gutachter zugestimmt haben. Bei Zustimmung
gibt im Regelfall auch die Srztekammer ihre Zustimmung.
6. Hausarzt: Mit der Zustimmung der firztekammer schreibt der Haus-
arzt die Krankenhauseinweisung.
7. Krankenhaus: Es ist nowendig, ein Krankenhausbett selbst zu besor-
gen. Dieses dauert im allgemeinen mindestens 2-3 Wochen. Nicht alle
Krankenhauser machen Abtreibungen und die wenigsten die Absaug-
methode.
Das Madchen ging durch die Mlihle - und lieB abtreiben.
Es ist einzuschatzen, dafi zwar durch eine Abtreibung keine besondere
Stabilita't entwickelt werden kann, dadurch aber zumindest das Mad-
chen vor noch grbBeren psychischen und physischen Schaden bewahrt
bleibt. Eine Verhaltens- Oder BewuBtseinsanderung konnte auch nicht
ansatzweise erzielt werden, da weiteraehende Einzel gesprache nicht
mehr mdglich waren und das Problem weitgehend verdrangt wurde.
- 36 -
Es war nicht mbglich, dieses Problem, das ja ein umfassendes gesell-
schaftliches Problem ist, in irgendeiner Weise offentlich zu machen.
Nur unter dem Hinweis strengster Verschwiegenhei t wurden wir u'berhaupt
einbezogen. Es war darum auch nicht mdglich, dieses Beispiel in die
Jugendgruppe einzubringen, urn daran exemplarisch das Problem des
§ 218 zu diskutieren. Wie auch bei anderen Problemen (Instandsetzung
von Wohnungen, Mieterhohungen, Beziehungsschwierigkeiten) wurden diese
als indidviduelle Probleme erfahren und nelbst. Es ist daher eine wich-
tige Aufgabe, Erfahrungen zu vermitteln, dal3 die als individuelle
empfundenen Probleme auch die Probleme der Nachbarn und Freunde sind,
die auch darunter leiden, urn Solidaritat und qemeinsames Handeln zu
erreichen.
1.5.4. Erfahrungsbericht III:
Initiative Bolzplatz
Der Bolzplatz in der Glashuttenstr. wurde im Februar 1974 geschlossen,
da sich die Nachbarn gestbrt flihlten und sich mehrfach bei den ent-
sprechenden Behbrden beschwerten.
Der Bolzplatz lag inmitten eines enq bebauten Wohngebietes, so-daB
Konflikte zwischen den alteren Anwohnern und den Kindern und Jugend-
lichen unausbleibl ich waren. Die Anwohner flihlten sich derart stark
belastigt, daB sie eine Initiative zur SchlieBung des Bolzplatzes
bildeten. Das Bezirksamt kam diesem Wunsch nach und pflanzte Baume
in den Drahtkafig.
Der nahegelegene Spielplatz war nach einer Umgestaltung (HUgelland-
schaft) im Februar 1974 zum FuBballspielen nicht mehr geeignet. Vom
Fehlen eines Bolzplatzes waren insbesondere die 10 bis 16jahrigen
Schuler betroffen. Wir versuchten, mit ihnen Ende September dieses
Problem zu aktual isieren.
Es wurde ein Platz ausfindig gemacht, der
- im Viertel liegt und damit schnell zu erreichen ist;
- keine direkte Belastigung der Nachbarn nach sich Ziehen wiirde;
- Eigentum der Freien und Hansestadt Hamburg ist;
- als Parkplatz nicht voll genutzt wird.
Die Forderung nach einem Bolzplatz wurde auf dem Spielplatzfest am
5. Oktober durch einen Umzug und einer abschl ieBenden Veranstaltung
aiif dem geplanten Platz bekanntgemacht.
Die Arbeitsgemeinschaft Karolinenviertel hatte einige Tage vorher
schon einen entsprechenden Antrag an das Bezirksamt gestellt und
einen Terminvorschlag flir eine gemeinsame Ortsbesichtigung vorge-
schlaqen Der Termin wurde von der Verwaltung aus Zeitgrunden nicht
wahrqenommen. Die Arbei tsqemeinschaft wurde darauf zu einer Anhorung
im AusschuB fur Jugend, Kultur und Sport der Bezirksversammlung Ham-
hura-Mitte eingeladen. Dieser Termin wurde am 4.11. wahrgenommen.
Pie Parteienvertreter brachten ihr Wohlwollen zum Ausdruck und woll-
tpn diese "gute Sache" unterstutzen. Machdem von Seiten des Bezirks-
amtes und des Ausschusses keine schriftliche Nachricht einging, hat
Hie Arbeitsoemeinschaft das Bezirksamt Anfang Dezember noch einmal zu
!iner Stellunqnahme aufgefordert. Das Bezirksamt antwortete mit einem
kVzen Schreiben, in dem es darstellte, dafi eine kurzfnstige Reali-
sierung nicht mbglich sei, da
- 37 -
Arbeitsgemeinschaft
Karolinenviertel
Stadtteil- Information Nr:
HERBSTFERIENPROGRAMM 1975
ERSTE FER1ENWOCHE: 29. Sept. bis 5. Okt.
SDielplatzfeSt am Freitag,3. Okt. von 13.30 bis 18.30 Uhr
auTdemSpielplatzGrabenstr./ Vorwerkstr.
Dort konnen wir malen, an Feuerslellen bruzzeln, basteln, bauen usw.
Urn 15 30 Uhr kommt der ZAUBERKONSTLER
Um 18 00 Uhr machen wir einen LATERNENUMZUG mit
STKABENMUSIKANTEN und ein groBes Feuer
das von der Feuerwehr geloscht wird.
TageSaUSflUg fur die Kinder der Gruppen 'Flipper' und 'Adler'
und deren Freunde am Mittwoch den 1. Oktober um 10 Uhr.
ZWE1TE FERIENWOCHE: 6. bis 12. Okt.
StadtSDiel im Holstenglacis fur alle Schiller an 4 Nachmittagen.
Wir wollen erne Stadt bauen, in der wir wohnen und spielen konnen.
Dienstag bis Freitagvon 14 bis 17 Uhr.
DiskOthek flir junge Leute von 13 bis 16 J. am Sonntag, 16 ■ 19 Uhr
DRITTE FER1ENWOCHE: 13. bis 19. Okt.
TageSaUSfliige nacb Zollenspieker mit Schnitzeljagd und Lager-
feuer Zum Mittagessen gibt es Eintopf.
• am Dienstag, den 14. Okt. fur 6 - 11 jahrige Kinder
. am Donnerstag, den 16. Okt. Fur 12 - 15 jahrige Kinder
Wir werden Jewells um 10 Uhr voir. Holstenglacis 7 abiahren und
gegen 17.30 Uhr zuriick sein.
ANMELDUNGEN- 1m Spielhaus oder im Holstenglacis von 10 - 12 Uhr.
KOSTENBETEILIGUNG: 2.-- DM
AbSChlufiveranStaltUng : am Freitag den 17 OkU um 16 "hr_
Das Kindertheater KLECKS spielt: 'Mensch, Madchen' im KLECKS-THtAlfcK.,
GlashiittenstraBe. Eintntt frei.
Auch wahrend der Herbstferien ist das Spielhaus auf dem Spielplatz
Grabenstr./ Vorwerkstr. von
• Dienstag bis Freitag von 9 • 12 Uhr und von 14 - 17 Uhr
geoffnet. In der 1. Ferienwoche werden wir ftir das Spielplatzfest
Laternen und Sachen ftir den Flohmarkt basteln.
At beiugemeinschaft Karolinenviertel, 2 HH 36. Holstenglacis 7
Tel. 31 64 06 verantw. Yvonne Canzler 29.9.75
a) die Kosten flir das Grundstiick zu hoch sind
b) Teile der Bevblkerung sich gestbrt fuhlten und evtl . genauso wie
beim 1. Bolzplatz eine SchlieBung fordern konnten.
Die Kostenbegrundung ist infrage zu stellen, Ja es sich um ein sta'dti-
sches Grundstiick handelte. Die Bedenken hinsichtl ich der Wirkung auf
die Bevblkerung sind nicht vollig aus der Luft gegriffen, da die Ar-
beitsgemeinschaft im Zuge der Aktivita'ten wieder a'hnliche Erfahrungen
der Ablehnung dieses Vorschlages durch Teile der Bevblkerunn machen
muBte.
Hier zeigte sich das Dilemma der Interessengegensatze von Jugendlichen,
die ihre Bedlirfnisse befriedigen wollen, und von den alten Leuten,
insbesondere von Rentnern, die Ruhe suchen und sich bedroht fuhlen.
Dieser sogenannte Generationskonfl ikt bindet die berechtigten Forde-
runqen nach Verbesserung der Wohnsituation in Form der Auseinander-
setzting zwischen jungen und alten Leuten und verhindert das Erkennen
des Ursachenhintergrundes und damit die Entwicklung einer gemeinsamen
Lebensperspektive, die altersgema'Be Freizei tqestal tung zula'Bt.
Anfang des Jahres schien eine Realisierung auf dem Gelande nicht mbg-
1 ich, 'insbesondere weil wir nicht wuBten, wie die Kinder und Jugend-
lichen ftir diese Forderung zu mobilisieren sind.
Im Karolinenviertel wird Ende des Jahres trotzdem ein Bolzplatz errich-
tet. Dies ist zu einem kleinen Teil zwar auch der Initiative zuzu-
schreiben, die auf das Problem aufmerksam machte, zum grbBeren Teil
jedoch Ausdruck verfehlter Stadtplanung.
Der Bolzplatz wird jetzt auf dem Abbruchgrundstlick des ehemaligen
Laeiszstiftes errichtet. Das Laeiszstift wurde vor 100 Jahren erbaut.
Dort wohnten ca. 50 alleinstehende alte Frauen, die grbBtentei Is vom
Sozialamt eingewiesen wurden: Da in den 5C er und 6C er Jahren un-
ter dem Blickpunkt der Total sanierunn des Viertels keine Instand-
setzungs- und ModernisierungsmaBnahmen durchgefuhrt. worden sind, be-
fand sich das Stift in einem sehr schlechten baulichen Zustand. Die
Verantwortlichen (Stiftungsvorstand und Arbeits- und Sozialbehbrde)
konnten die Investitionen nicht aufbringen und entschieden sich fur
den AbriB, obwohl eine Totalsanierung des Karol inenviertel s aufgrund
modifizierter stadtebaulicher Konzeptionen (durch starke finanzielle
Belastungen der bffentlichen Hand durch Stadtebaufbrderungsgesetz -
Sozialplan- und zunehmender Kosten auszubauender Verkehrsnetze) min-
destens ftir die nachsten 15 Jahre Wohngebiet bleiben wird. Der AbriB
des Laeiszstiftes konnte Anfang 1975 ohne groBen Widerstand durchge-
setzt werden. Die Arbeitsgemeinschaft war zwar relativ frtihzeitig Liber
die Situation informiert, sah aber keine Mbglichkeiten der Interven-
tion, da die alten Damen aufgrund ihrer physischen und psychischen
Verfassung keinen gemeinsamen Widerstand entwickeln konnten und ein
Eingreifen nicht zu verantwortende Verunsicherung gebracht ha'tte.
DaB der freigewordene Platz des ehemaligen Stiftes nicht Parkplatz,
sondern als Bolzplatz und Spielflache gestaltet wird - also Geld m-
vestiert wird - ist zu einem guten Teil der Interessenlage der an-
grenzenden Schule und der Intervention der Arbeitsgemeinschaft zuzu-
Aufrdemfipiatz des ehemaligen Laeiszstiftes wird nun der Bolzplatz er-
richtet ohne Gefahr der Stbrung von umliegenden Bewohnern. Dieses
- 39 -
Ergebnis muB aber auch, bei aller Freude liber den Bolzplatz, als ge-
lungene Abwalzung der grundsatzlichen Wohn- und Freizeitproblematik
auf den Generationskonf 1 ikt gewertet werden, wobei der schwachste
Teil (Alte und Gebrechl iche) gegeniiber den "zukunftstrachtigen" Kin-
dern und Jugendlichen auf der Strecke blieben.
Aktivierung der am starksten Betroffenen (Schuler zwischen 10 - 14 J.)
- von Ende September bis zum Fest war eine starke Anteilr.ahme vor-
handen, der Bolzplatz war wichtiges Gesprachsthema. Von den Kindern
wurden Unterschriften gesammelt.
- Eine Woche nach dem Fest war die Ortsbesichtigung vorgesehen, da-
bei sollten die Behbrdenvertreter mit den Schulern konfrontiert
werden - eine gute Mbglichkeit, in gewohnter Umgebung mit Unter-
stutzung der Freunde eigene Wlinsche zu artikulieren. Dieser Termin
fiel ins Wasser.
- Danach wurde ein Besuch beim Bezirksamt, dem zustandigen Verwal-
tungsdezernenten geplant. Der Termin fiel auch aus Zeitgriinden
seitens des Verwaltungsdezernenten aus.
- Als Ersatz dafur wurde ein Gesprach mit dem fur diesen Bezirk zu-
standigen Abgeordneten (SPD) der Bezirksversammlung vereinbart.
Dieses Gesprach fand Anfang November, also vier Wochen nach dem
Fest statt. Die zwei Schuler, die an dem Gesprach teilnehmen woll-
ten, erschienen nicht.
- Urn die positive Haltung der Schuler aufzufangen, begannen wir mit
ihnen an einem Nachmittag in der Woche auf einem anliegenden FuBball-
platz zu spielen, urn eine Mannschaft zu bilden, die gegen andere
Spielplatze spielen sollte. Mitte bis Ende November war das Wetter
so miserabel, daB niemand mehr motiviert werden konnte.
- Damit war das Thema entaktualisiert und es gelang auch nicht, im
neuen Jahr (1975) Aktivitaten zu entwickeln.
Warum konnte das Interesse der Schiiler nicht weiter entwickelt werden?
- Zwischen Aktualisierung und mbglicher Realisierung lag ein zu lan-
ger Zeitraum. Die Jugendlichen haben nicht gelernt, langerfristig
ihr Interesse zu vertreten. Aufgrund der oben beschriebenen Umstan-
de war es nicht mbglich, diesen Leerlauf auszufu'llen.
- Die Aktivierung wurde durch das fehlende Vertrauen in die eigene
Durchsetzungskraft erschwert. (Das schaffen wir ja doch nicht)
- Gesprache mit Behordenvertretern in einer ungewohnten Umgebung
wecken Rngste und miissen daher intensiv vorbereitet werden, der
Zeitabstand war zu gro(3.
- Im Winter ist das Interesse am FuBball spielen aufgrund des schlech-
ten Wetters und rier friihen Dunkelheit geringer, daher auch nicht
ein so aktuelles Problem.
- Ohne die ganzen Winkelzlige, die zur Errichtung des Bolzplatzes ge-
f'uhrt haben, vermitteln zu kbnnen, ist es notwendig, hieran aufzu-
zeigen, dap es mbglich ist, etwas gemeinsam durchzusetzen, urn in
anderen Situational ein starkeres Engagement erzielen zu kbnnen, wo-
bei berucksichtigt werden muB, daB keine Illusionen verbraten wer-
den dUrfen in dem Sinne, daB man alles durchsetzen kann.
- 4o
1.5.5. Erfahrungsbericht IV:
Initiative "Wohnen im Karolinenviertel "
Bis 1974 erstreckte sich die konkrete Arbeit, bezogen auf die Bevbl-
kerung, auf die padagogische Arbeit und die Beratertatigkeit. Die Ak-
tualisierung bezogen auf die Wohnproblematik war erst sinnvoll, nach-
dem uber die padagogische Arbeit eine Beziehung zur Bevblkerung auf-
gebaut war, durch die ein kontinuierl icher Kontakt sichergestell t war
und breite Bevbl kerungsteile von Mietproblemen betroffen waren.
Die Aktualisierung dieser Probleme stellte den Versuch dar, die Be-
wohner flir die Verbesserung ihrer Wohnsituation zu aktivieren.
Beschreibung der Initiative "Wohnen im Karolinenviertel"
Das Karolinenviertel soil als Wohngebiet fur die jetzige Bevblkerung
(vorwiegend Arbeiterfamil ien) erhalten bleiben:
1 . wegen der verkehrsglinstigen Lage
- zu den Arbeitsplatzen
- zu den Einkaufsmbglichkeiten
- zu den Naherholungsgebieten (Stadtpark, Elbe, Wallanlagen) ;
2. wegen der relativ niedrigen Mieten
Die Problematiken, die sich hier stellen, sind folgende:
Wie vermittelt man den Bewohnern, daB das Karolinenviertel noch auf
langere Zeit als Wohngebiet erhalten bleibt, so-daB es sich lohnt,
Forderungen fur die Verbesserung der Kohnverhal tnisse wie:
- Instandsetzung,
- Modernisierung - Wertverbesserungen,
- nenligend soziale Nachfolge - Vorsorge - Einrichtungen
aufzustellen und Strategien zu entwickeln und durchzusetzen.
Einfuhrung des weiBen Kreises
Nach unserer Einsch'a'tzung ergab sich ein glinstiger Zeitpunkt, die
Wohnungsfrage zu aktual isieren, als am 1.1.75 das 2. Wohnungskundi-
aungsschutzgesetz in Kraft trat. Bis zu diesem Zeitpunkt waren in
Hamburg die Mieten fur Altbauwohnungen, die vor dem 20.6.48 bezugsfer-
tig waren und incl. Kiiche nicht mehr als 5 Zimmer haben, preisgebunden.
Da diese Voraussetzungen flir fast all e Wohnungen im Karolinenviertel
zutrafen, sahen wir hier einen Ansatzpunkt flir eine Mieterarbeit.
Geplant war,inhaltl ich zu informieren Uber:
1. Stadtebauliche Entwicklunq des KV;
2. Einfuhrung des weiBen Kreises, Vermittlung der juristischen und
politischen Grundlagen;
3. Mbglichkeiten der Instandsetzung und Modernisierung.
Folgende Schritte waren vorgesehen:
1. Eine Informationsveranstal tung mit Vertretern
- der gemeinnutzigen Wohnungsbauges. (SAGA),
- der Baubehbrde,
- der politischen Parteien,
- des Hamburger Mietervereins,
- verschiedener Mieterinitiativen.
- 41 -
2. Herausgabe einer Stadtteilzeitung, die von diesem Zeitpunkt an
in unregelma'Bigen Abstanden zu verschiedenen Themenbereichen in-
formieren sollte.
3. Zur Problematik Wohnen: Initiieren eines Arbeitskreises Die Teil-
nehmer sollten sich weitgehend aus den Besuchern der Informations-
veranstaltung rekrutieren.
Bei der Informationsveranstaltung stellte sich heraus, daB die Erhb-
hung der Grundmiete auf die Tabel lenmiete (wie sie von der SAGA im
KV zum 1.1.75 vorgenommen wurde) nicht als uberma'Big groBe finanziel-
le Belastung empfunden wurde, da die Mieten hier im Vergleich zu So-
zialwohnungen in Neubaugebieten relativ niedrin sind.
Bei den privaten Vermietern wurde von der 10 % Erhbhung weitgehend
Gebrauch gemacht, ohne auf Widerspruch der Mieter zu stoBen. Auch
diese Mieten wurden noch als relativ gering empfunden. Sowohl bei der
Informationsveranstaltung als auch bei den darauffolgenden Sitzungen
des Arbeitskreises "Wohnen im KV" (der von diesem Zeitpunkt an regel-
ma'Big alle 14 Tage tagte), stellte sich als vorrangiges Problem der
schlechte Zustand der Wohnungen dar. Gerade in diesem Punkt war der
Informationsstand uber die Rechte der Mieter sehr gering. Es wurden
daher schriffliche Informationen liber die rechtlichen Mbglichkeiten
gegeben.
Bei der Informationsveranstaltung waren ca. CD Bewohner aus dem Karo-
linenviertel anwesend sowie
- 2 Vertreter der gemeinnutzigen Wohnungsbaugesellschaft SAGA
- Vertreter der Parteien und Initiativen, die im Karolinenviertel ak-
tiv sind
- 1 Vertreter des Mietervereins zu Hamburg, der aus persbnlichem In-
teresse gekommen war.
Die zusatzlich geladenen Vertreter der Baubehbrde und des Bezirksamtes
lehnten aus verschiedenen sehr fadenscheinigen Grunden ab.
Von den o.g. Themenkreisen fanden die Mbglichkeiten der Instandsetzung
und Modernisierung verstandlicherweise besonderes Interesse. AuBerdem
wurden Probleme des Umweltschutzes angesprochen, z.B. Geruchsbelasti-
gung durch den Schlachthof, Luftverschmutzung durch ein Heizwerk.
Der relativ zahlreiche Besuch der Veranstal tung war won! auf mehrere
Faktoren zuruckzufuhren u.a.
- hatte diese Veranstal tung einenetwas spektakularen Charakter, wohl
auch durch die umfangreichen Anklindigungen (Plakate, Stadtteil infor-
mation),
- lag ein Informationsbedlirfnis vor und
- wollte man alltagliche Sorgen einmal besprechen.
Kei ner dieser Punkte flihrte jedoch bei der Mehrzahl der Bewohner zu
einem langerfristigen Engagement.
An dem Arbeitskreis "Uohnen im Karolinenviertel" beteiligten sich
anfanglich ca. 15 - 20 Personen, wobei sich die Zusammensetzung im
Lauf der Zeit immer mehr umstrukturierte zugunsten von Studenten und
politisch engagierten, jlingeren Leuten. Behandelt wurden weitgehend
die Themenkreise, die schon bei der Informationsveranstaltung ange-
schnitten worden waren. Da immer wieder der schlechte Zustand der
wohnungen angesprochen wurde, schien es dem Arbeitskreis wichtig, die
Mieter liber ihre Recht beziiglich Instandsetzung zu informieren. An-
hand eines Fragebogens, der mbgliche Mangel aufzeigt, wurden Mieter
von einem Hauserkomplex der SAGA und eines privaten Vermieters ange-
sprochen.
Auf die Zusendung der Auswertung der Befragung kam keinerlei Resonanz.
Die ganze Aktion war zu sehr aufnesetzt, denn obwohl die Vertreter
des Arbeitskreises selbst Bewohner des Viertels waren, sind sie grbB-
tenteils in einer anderen materiellen Situation (weitgehend Studenten)
AuBerdem konnten wir bei den meisten Mietern, zu denen wir Kontakt
batten, feststellen, daB sie Angst vor Repressionen der Vermieter
batten, insbesondere vor Kundigungen. Diese Erfahrung machten wir
auch in dor Beratung. Es handelte sich weitgehend urn Einzelberatun-
gen, bei denen die betroffenen Mieter versuchten, ihre Mitmieter im
Haus zu mobilisieren. Nachdem dieses meistens miBlang, trat Resigna-
tion und Angst ein und sie versuchten, die eingeleiteten Aktivitaten
wenn nicht r'uckgangig zu machen, so doch zu stoppen.
Der Arbeitskreis Wohnen stellte im Jul i seine Arbeit auf Grund der
geringen Resonanz bei der Eevblkerung ein.
Wir machten hier eine ahnliche Erfahrung wie andere Mietergruppen,
daB die Wohn- und Mietproblematik nicht der alleinige Arbeitsschwer-
Du'nkt einer solchen Gruppe sein kann, sondern auch bei der erwachsenen
Bevblkerung das Kommunikations- und Gesel 1 igkeitsbediirfnis im Vorder-
grund steht. Eine Gruppe, die sich in dieser Form regelma'Big trifft,
sollte, wenn Konflikte bezogen auf die Wohnproblematik auftreten,
diese aufgreifen und bffentlich machen.
Gestarkt wird diese Einschatzung u.a. durch neuere Erfahrungen, die
wir gemacht haben, als klirzlich eine Elterngruppe an uns herantrat,
weil sie eine sehr hone Nachzahlung fur Umlagen, sowie eine Umlagen-
erhbhung mit unklarer Aufschlusselung bekommen hatte.
Es handelte sich urn einen Wohnblock eines privaten Hauseigentlimers
mit 72 Mietparteien. Die Mieter haben hier selbst die Initiative er-
griffen und 25 Mietvertrage eingesammelt. Daraufhin traten sie an uns
heran, da sie uns durch die jahrelange padagogische Arbeit kannten
und auf Grund der Initiative "Wohnen im Karolinenviertel" wuBten, daB
wir uns mit Mieterproblemen beschaftigen. Eine der Mietparteien hatte
positive Erfahrungen mit uns gemacht, weil wir bei einer Kundigung
qeholfen hatten. Der Vermieter hatte nicht zuletzt auf Grund unserer
Intervention eine Raumungsklage verloren.
Unsere Unterstlitzung sah folgendermaBen aus. Wir gingen zusammen mit
2 Bewohnern zu einem uns bekannten Rechtsanwal t, der Spezialist in
Mietfragen ist und lieBen die Rechtslage prufen. Der Rechtsanwalt mach-
te uns berechtigte Hoffnungen.
Daraufhin wurde eine Hieterversammlung durchgeflihrt, an der 50 Be-
wohner teilnahmen. Sie setzten ein gemeinsames Schreiben auf (vorfor-
muliert durch den Rechtsanwalt), in dem sie mitteilten, daB sie die
Rlickzahlung wie die Umlagenerhbhung so lange nicht zahlen wurden, bis
eine genaue Aufschlusselung vorliegen wurde. Dieser Brief wurde von
ijber 50 % der Mietparteien abgeschickt.
cs wurde also die alte Miete weitergezahlt und man plante eine Mieter-
uersamml ung bei Reaktion des Vermieters. Wahrend der Wartezeit verbes-
Iprte sich die Kommunikationsstruktur unter den Bewohnern: man unter-
hiPlt sich eft liber das Problem. Auch der Bekanntheitsgrad der AGKV
„irde dadurch vernrbBert, und mehr Bewohner nahmen die Beratung in
fln«ruch. Inzwischen ist eine Antwort des Vermieters aekommen. Dle
nmUqenerhbhung reduzierte sich bei den einzelnen Mietparteien urn 5o-
«n DM jShrlich In der nachsten Mieterversammlung wollen le Hieter
entscheiden, ob sie dieses Angebot annehmen oder weitergehende Forde-
rungen aufstellen.
1-6, Arbeitsbereich Ausbildung
In April 75 wurde die Phase der Ertwicklung der AGKV vom primar stu-
dentischen Projekt zu einer Institution der Sozialarbeit mit der Be-
willigung von Landesjugendplan-Mitteln flir 3 hauptamtl iche Kr'a'fte ab-
geschlossen.
Der starke Bezug der AGKV zum Ausbildungsbereich bleibt jedoch wei-
terhin bestehen. Dieser Bezug hat 2 Aspekte:
a) naterieller Aspekt
Mitarbeiter: Die Arbeit wird weiterhin von Studenten als Praktikanten
mitgetragen.
Tinanzierung: Ein Teil der Finanzierung unserer Arbeit (wenn auch nur
ein geringer) wird Uber Forschungsgelder von der FHS abgedeckt.
Es handelt sich hierbei urn zweckgebundene Sachmittel fLir Forschung
und Lehre. Der Fachbereich ist als mittelbewirtschaftende Stelle be-
rechtigt, die Verteilung der ihm zugeteilten Mittel, mit Ausnahme
festgelegter Mittel wie fLir die Bibliothek und flir Fotokopien, vorzu-
nehmen. Aus diesen Mitteln, die fur Exkursionen, Verbffentlichung
wissenschaftlicher Beitrage, Verbrauchsmaterial , Gerate usw. verwen-
det werden, kbnnen auch Projekte bezuschuBt werden.
Bisher muBten Projekte, die Mittel beantragen wollten, einen Dozenten
finden, der ihren Antrag unterzeichnete. Dadurch bestand eine starke
Abhangigkeit der Projekte von den betreffenden Dozenten. Mit der Ein-
flihrung eines Haushaltsausschusses am Fachbereich wurde dieses Ver-
fahren geandert. Die Projekte stellen jetzt direkt beim Haushalts-
ausschuB ihre Antrage. Der HaushaltsausschuB Liberpr'u'ft, ob die antrag-
stellenden Projekte im Sinne des vom Fachbereichsrat beschlossenen
Kriterienkatalogs fdrderungswlirdig sind. (Dazu spa'ter) Der Haushalts-
ausschuB ermittelt die Hbhe des Betrages flir alle Projekte anhand
der dem Fachbereich zur Verfugung stehenden Gesamtmittel . Die Hbhe
der Mittel, die ein Projekt dann erhalt, richtet sich nach der Anzahl
der dort tatigen Studenten und nach der Kcmplexitat der Arbeit.
In diesem Jahr haben 3 Projekte des Fachbereiches Antrage gestellt
und sind mit insgesamt ca. 12 000 DM bezuschuBt worden.
Die Mbglichkeit der Einwerbung von Personalmitteln flir Projekte am
Fachbereich ist bisher noch nicht angegangen worden.
b) konzeptioneller Aspekt
Wir halten es fur notwendig, einen sinnvollen Bezug zwischen Theorie
und Praxis sowohl im Ausbildungs- als auch im Praxisbereich zu schaf-
fen. Dazu ist es erforderl ich, die im Praxisbereich gesammelten Er-
fahrungen, insbesondere mit alternativen Ansatzen in der Sozialarbeit/
-pa'dagogik, an den Ausbildungsbereich zuriickzutragen. D.h. u.a.,
daB wir uns bemuhen mlissen, Anleitungsfunktionen flir werdende Sozial-
arbeiter wahrzunehmen, denn das Handlungsverstandnis des Sozial arbei-
ters wird wesentlich durch die in der Ausbildung vermittelten Inhal-
te mitbestimmt. Ebenso mlissen neue Ansatze aus dem Ausbildungs-,
hier insbesondere aus dem Projektbereich, in die Praxis eingebracht
und institutionalisiert werden, urn die Verkrustunn der traditionel-
len Sozialarbeit aufzuweichen.
Die traditionel le Praxis ist aufgrund der ihr eigenen Strukturen und
Mechanismen schwer in der Lage, sich selbst zu erne
der Ausbildungsbereich als Blindnispartner gewonnen
nativen Ansatzen in der Sozialarbeit breitere Durch
keiten zu verschaffen. In diesem Rahmen sind die Au
gen des Ausbildungsbereiches zu unterstu'tzen. Ein s
nis des Ausbildungsbereiches als Impulsgeber und ni
primar als technischer Zulieferungsbetrieb ist anzu
Bbhnisch/Lbsch: Das Handlungsverstandnis des Sozial
ne institutionelle Determination in gesellschaftlic
der Sozialarbeit, Bd. 2/Luchterhand).
uern. Hier muB
werden, urn alter-
setzungsmbgl ich-
tonomiebestrebun-
tarkeres Verstand-
cht wie bisher
streben (s.a.
arbeiters und sei-
he Perspektiven
Ober die liblichen Aktivitaten im Rahmen studentischer Politik hinaus
findet der Bezug unserer Arbeit zum Ausbildungsbereich seinen Ausdruck
in folgenden Aktivitaten:
- STUDENTENINFORMATION -
Am Fachbereich Sozial pa'dagogik werden die Erst- und Zweitsemester in
Tutorengruppen zu jeweils ca. 12 Studenten aufgeteilt, die von einem
dozentischen und mindestens einem studentischen Tutor betreut werden.
Es handelt sich hierbei urn eine Einflihrung in den Studienbetrieb, in
grundsatzliche Probleme des Studiums und studentischer Politik. Wir
haben bisher flir 3 solcher Einfiihrungen Tutoren gestellt und versucht,
die Ansatze unserer Arbeit mit in die Diskussion zu bringen und einen
AnstoB zur Erarbeitung einer Berufsperspektive zu geben. Die Einflih-
rung bietet eine gute Mbglichkeit, Kontakte zu neuen Studenten auf-
zubauen, von denen einige im 4. Sem. Praktikanten bei uns werden sol-
len. Um Praktikanten zu gewinnen, sind wir bisher immer so vorgegan-
cien, daB wir am Anfang des 3. Sem. gezielt Studenten angesprochen ha-
ben, die wir z.T. schon aus den Tutorengruppen oder aus der Zusammen-
arbeit am Fachbereich kannten. Ferner wurden am Fachbereich Projekt-
vorstell ungen veranstal tet, in denen wir Grundinformationen liber un-
sere Arbeit vermittelt haben.
Flir die 11 neuen Praktikanten, die im 3. Sem. bei uns eingestiegen
sind, haben wir im 3. Sem. einen wochentlich stattfindenden Einfiih-
rungskurs angeboten, um eine intensivere Einarbeitung zu ermoglichen.
- GREMIENPOLITIK -
Seit einigen Semestern stellen wir mindestens ein Fachbereichsrats-
mitglied und ein Mitglied des Haushaltsausschusses.
Dies hat sich bisher insbesondere im Hinblick auf die Vertretung der
materiellen Interessen der Projekte am Fachbereich als vorteilhaft
erwiesen, da hier eine Mbglichkeit besteht, an Informationen zu ge-
langen, die sonst schwer zuganglich sind.
Allerdings besteht auch schon seit 4 Semestern die Kontroverse bei
uns, ob die Teilnahme am Fachbereichsrat sinnvoll ist, Oder ob der
FBFi'von Studenten boykottiert werden soil, bis eine paritatische Be-
setzung durchgesetzt ist.
. PROJEKTKOORDINATION -
Anfang 1974 haben wir eine Koordination der am Fachbereich Sozialpa'da-
ooqik arbeitenden Projekte initiiert, die in unreaelma'Bigen Abstan-
den zusamnentrifft und an der jedes Projekt mit 1-2 Vertretern betei-
- 45 -
lint ist. Diese Koordination soil ein geschlossenes Vorgehen der Pro-
jekte dem Fachbereich gegenliber ermbglichen.
Es wurden Vorschlage zum Ausbildungsplan erstellt, Projektvorstel 1 un-
gen durchgeftlhrt, aktuelle Probleme diskutiert und Informationen aus-
getauscht. Neueren Projekten wurde Hilfestel lung beim Einstieg in
die Arbeit gegeben. Fur das nachste Jahr sollen die Haushaltsantrage
aenauer aufeinander abgestimmt werden. Einen breiten Raum der zukiinf-
tigen Diskussion wird der vom Fachbereichsrat verabschiedete Krite-
rienkatalog zur Anerkennung und Fbrderung von Projekten am Fachbe-
reich einnehmen. Hierzu einige Anmerkungen:
Ir,i Ma'rz 75 legten die dozentischen Vertreter 1m FBR folgenden Antrag
vor:
Der FBR moge beschlielien:
1. Projekte miissen grundsdtzlich an Institutionen gebunden sein, bzw.
von ihnen getragen werden.
2. Es muli eine definierbare Zielvorstellung fiir das Projekt vorlie-
gen.
3. Projekte miissen zeitlich begrenzt sein. Ihve evtl. Fortfiihrung
muli von vornherein geplant und gesichert werden.
4. FUr den Praktikanten muB -in dem Projekt die ausreichende Moglich-
keit bestehen, sozialpddagogische Handlungsvollziige (also nicht
nur theoretische Erkenntnisse, deskriptive Erfassung von Saahver-
halten, statistische Erkebung und Auswertung von Saahverhalten
etc. ) zu evlernen und zu iiben.
5. Projekte konnen nicht genehmigt werden, solange nicht die Bereit-
stellung der entsprechenden Dozenten, Lehrbeauftragten und Anlei-
ter gesichert ist.
6. Forschungsprojekte sollten entsprechend den Kriterien dee vom FHS-
Senat eingesetzten Forschungsausschusses der Fachhochs chute bean-
tragt werden.
7. Die Verantwortung fiir ein Projekt ist vorher personell eindeutig
zu klaren.
8. Sind Projekte bei der FHS (also nicht bei einem anderen Trager)
institutionalisiert, so tragi diese die Verantwortung fur das Pro-
jekt (z.B. zeitlich begrenzte Forschungsvorhaben, standige Modell-
einrichtungen usw. ) .
9. Projekte sind iiber den entspreahenden Schwerpunkt und das Spezial-
programm unter Vorlage eines schriftlichen Projektplanes beim
FEB zur Genehmigung zu beantragen.
10. Der Projektplan soil mehr enthalten als lediglich eine Idee fiir
ein Projekt. Vielmehr solle er in detaillierten Ausfiihrungen zu
den unter 1.-8. aufgezeigten Fragen Stellung nehmen.
i.A. (Dr. Hiese)
Die studentischen Vertreter beantragten die Vertagung auf eine der
nachsten Sitzungen mit der Begriindung, daB die Studenten als Betrof-
fene des voraelegten Kriterienkataloges bisher nicht informiert wor-
den seien und daher keine Mb'glichkeit gehabt ha'tten, sich mit der
Vorlage auseinanderzusetzen oder gar einen Al ternati worsen! ag ein-
zubringen. Der Vertagungsantrag der Studenten wurde durch die dozen-
tische Mehrheit im FBR niedergestimmt. In der anschl ieBenden Diskus-
sion u'ber die dozentische Vorlage wurde der Kriterienkatalog Punkt
fur Punkt (mit Ausnahme von Punkt 4, dem zugestimmt wurde) von den
- 46 -
Studenten auseinandergepfliickt. Als man nach 2 1/2 stiindiger Diskus-
sion erst bei Punkt 5 angelangt war, wurde von dozentischer Seite
der Antrag auf SchluB der Debatte und sofortige Abstimmung gestellt,
da die fiir die FBR-Sitzung zur Verfligung stehende Zeit ohnehin schon
liberschritten ware und man auch noch nach Hause wolle; zudem sei die-
se ausflihrliche Diskussion nur ein taktischer Schritt der Studenten,
urn eine Vertagung der Abstimmung zu erzielen. Die Abstimmung miisse
aber in dieser Sitzung erfolgen, damit der Katalog schon fiir die na'ch-
sten Praktikanten Anwendung finden kbnnte. Al 1 e Dozenten, auch die mit
dem Pradikat "fortschrittl ich" behafteten.stimmten fiir diesen Antrag
und anschlieBend fiir den Kriterienkatalog. Die Studenten verlieBen
in ohnmachtigem Protest die Sitzung und stimmten nicht mehr mit.
Grundsatzlich halten wir die Erstellung von Richtlinien fiir die Aner-
kennung von Projekten an der FHS fiir richtig. Es hat sich gezeigt,
daB sehr viele Studenten, die im 4. Sem. in die Praxis gehen miissen,
zunachst einmal den Wunsch haben, etwas vollkommen Neues aufzubauen,
so daB die Gefahr besteht, daB Projekte wie Pilze aus dem Boden schies-
sen und ebenso schnell wieder verschwinden, namlich dann, wenn die
Studenten ihre Ausbildung beendet haben. Wir meinen jedoch, daB Pro-
jekte nicht als Spielwiesen fiir - verstandlicherweise - praxishungri-
ge Studenten benutzt werden diirfen, in denen das "Klientel" ledig-
lich Versuchskaninchen fiir die Ausbildung bleibt. Zu oft ist gerade
von linken Studenten mit der vielbeschworenen Bevblkerung herumge-
doktert worden, so daB die Leute die Schnauze voll haben von den
"Spinnern, die episodisch auftauchen, die groBen Initiativen vom
Zaun brechen und wieder verschwinden, weil ihnen was Neues eingefal-
Ten ist." Es ist notwendig, in studentischen Projekten von Anfang an
auf eine kontinuierliche Perspektive, d.h. auf eine Institutional i-
sierung hinzuarbeiten. Fur Studenten, die ins Praktikum gehen, heiBt
das, daB erst einmal die bestehenden Ansatze gesichert, unterstutzt
und fortgefiihrt werden miissen und erst dannanneuen Initiativen gear-
beitet werden kann. Hier ist der Sinn von Richtlinien fiir die Aner-
kennung von Projekten begrundet.
Folgende Punkte sind jedoch zu bedenken:
- Fiir Studenten, die ein neues Vorhaben angehen wollen, ist die Er-
fLillung der beschlossenen Kriterien nur mbglich, wenn sie sich
auBerhalb des Studiums mit der Erarbeitung eines solchen Vorhabens
beschaftigen, da der derzeitige Studienplan und die Studienbedin-
gungen dies innerhalb des Studiums nicht zulassen. Die Erarbeitung
eines Projektplanes, bzw. die Einarbeitung in ein schon bestehen-
des Projekt, sollten jedoch Bestandteil des Studiums sein.
- Dozenten und Lehrbeauftragten ist es bei den vorherrschenden Stun-
denzahlen und schwierigen Arbeitsbedingungen kaum mbglich, Projek-
te sinnvoll zu begleiten, zumal sie in den seltensten Fallen ent-
sprechende Praxiserfahrung einbringen kbnnen. Anleiter aus der
Praxis sind wegen Arbeitsliberlastung schwer zu finden, bzw. konnen
wegen der vielzitierten "kritischen Finanzlage" nicht von der FHS
einnestellt werden. Hier ware eine Verbesserung der Arbei tsplatz-
situation der Dozenten und die Bereitstellung entsprechender Mittel
fiir die Einstellung von Praktikern als Lehrbeauftragte notwendig.
- Bei dem Anerkennungsverfahren fiir Projekte darf die Projektkoor-
dination als kompetentes Gremium nicht u'bergangen werden.
- 47
- SEMINARARBEIT, STUDIENREFORM -
Wir bemlihen uns standig, durch praxisproblembezogene Beitrage die
Seminararbeit zu verbessern. Referatsthemen werden von unseren Mit-
arbeitern ira Hinblick auf ihre Relevanz fur unsere Arbeit diskutiert
und ausgewahlt (z.B.: Mbgl ichkeiten institutioneller sozialpadago-
gischer Arbeit unter Beriicksichtigung der Rechtsform und der Organi-
sationsstruktur, Institutionelle und finanzielle Absicherung von
sozialpadagogischen Projekten, Beitrag zur Diskussion urn die Studien-
ordnung am Fachbereich). Besondere Problematik bei der Gestaltung des
Berufspraktikums, Mbgl ichkeiten der Finanzierung sozialpadagogischer
Projekte aus Bezirksmitteln, Aufarbeitung der Erfahrungen eines Ar-
beitskreises bezogen auf Wohnproblemati ken im Karol inenviertel . Wir
haben mehrere Vorschlage zur Gestaltung des Ausbildungsplanes gemacht.
Allerdings konnten bisher nur wenige Punkte aus diesen Vorschlagen
real isiert werden.
An einera Alternativvorschlag zur Studienordnung flir Sozialarbeiter/
-padagogen in Hamburg arbeiten wir noch.
1.7. Arbeitsbereich sozialpadagogische Handlungsvollzuqe
In den folgenden zwei Abschnitten wird zuerst kritisch auf die Ent-
wicklung von Arbeitsvollzu'gen innerhalb der Arbeitsgemeinschaft
Karol inenviertel eingegangen, die versucht, in ihrem Innenverhaltnis
gegenuber der bffentlichen Jugendhilfe demokratische Strukturen und
Entscheidungsprozesse zu realisieren. Erganzt wird dieser Teil durch
einen Bericht liber den Versuch, innerhalb der Arbeitsgemeinschaft
eine Frauengruppe zu bilden. Im zwei ten Abschnitt wird auf der Grund-
lage einer thesenartigen Kritik an der bffentlichen Jugendhilfe die
Berlihrungspunkte zwischen bffentlicher Jugendhilfe und Arbeitsge-
meinschaft aufgezeigt und an einem Beispiel naher erlautert.
1.7.1. Reflexion der Arbeits- und Entscheidungsstrukturen in der AGKV
Die Entscheidungen in der Arbeitsgemeinschaft Karol inenviertel werden
von den Mitarbeitern getroffen. Im ersten Arbeitsjahr setzte sich
diese Mitarbeitergruppe nur aus Studenten des gleichen Semesters zu-
sammen; im Zuge der institutional isierung erweiterte sich die Mitar-
beitergruppe auf hauptamtliche Sozialarbeiter, Berufspraktikanten
und Studenten. Ausgehend von der Konzeption des Projektes wurde eine
Arbeitsform der breiten Entscheidungsebene und der Verhinderung von
Hierarchiebildung angestrebt. Folgende Grundprinzipien sollten dabei
beachtet werden:
- Kol 1 ekti ye Entscheidungsprozesse
In den einmal wbchentlich stattfindenden Koordinationssitzungen,
an denen alle Mitarbeiter teilnahmen, wurden bis Sept. 75 alle flir
das Innen- und AuBenverhal tnis wichtigen Entscheidungen getroffen.
Als Tagesordnung wurde eine Arbeitsgl iederung erstellt, die sich
auf alle die Arbeitsgemeinschaft tangierenden Bereiche bezieht.
Die Koordinationssitzungen dienten der Information und Organisation
- 48 -
sowie der inhaltlichen Diskussion iiber aktuell zu Ibsende Proble-
me und Aktivitaten, "Mammutsitzungen", auf denen eine Flille von
Problemen und Aktivitaten auf breiter Ebene zugleich diskutiert
wurden und vom Zeitaufwand fur die Einzelnen heute nicht mehr fur
tragbar erachtet werden.
Die 14t'a'gig stattfindenden Konzeptionssitzungen sollten einer ge-
meinsamen Konzeptionsfindung dienen und damit zur Handlungsliber-
einstimmung in praktischen Bereichen. Da wahrend der Koordinations-
sitzungen keine ausflihrlichen inhaltlichen Diskussionen liber prak-
tische Probleme geflihrt werden konnten, wurden hierf'u'r oftmals auch
noch die Konzeptionssitzungen benbtigt, so daB wahrend des letzten
Jahres keine kontinuierliche Konzeptionsdiskussion geflihrt werden
konnte. Das aemeinsame wbchentliche Methodik-Seminar und die wb-
chentlich stattfindende padagogische Koordination beinhalteten
die Bearbeitung der direkten padagogischen Probleme wie Reaktion
auf aggressives Verhalten, Rolle der Bezugspersonen, padagogische
Programme usw.
Delegation von konkreten Aufgaben an Untergruppen bzw. Einzelpersonen
■pa' es nicht mbglich ist, daB einzelne Gesprache oder Aktivitaten,
theoretische Aufarbeitungen bestimmter Bereiche oder auch prakti-
sche Probleme wie Material beschaffung oder Saubermachen von der
qanzen Gruppe gleichzeitig wahrgenommen werden, werden diese Auf-
qaben in der Koordinationssitzung an Untergruppen oder Einzelne
delegiert. Die Erciebnisse sollten je nach Wichtigkeit schriftlich
oder imindlich in die Koordinationssitzung zuruckflieBen.
PrinziP der wechselnden Verhandlungspartner
"Be'i Kontakten oder Verhandlungen, che sich liber einen langeren Zeit-
raum hinziehen, wird in der Koordinationssitzung ein Mitarbeiter
bestimmt, der daran kontinuierl ich teilnimmt, als weitere Teilneh-
mer wechseln sich interessierte Mitarbeiter ab. Bei al lgemeinen
Informationen wie z.B. ESG-Rats-Sitzungen oder Fachschaftsrats-
sitzungen nehmen die Mitarbeiter abwechselnd teil.
Die Arbeitsform der breiten Entscheidungsebene sollte konkretisiert
werden durch:
wbchentliche Koordinationssitzungen
'. di° 14tagige Konzeptionsdiskussion
aemeinsames wochentliches Methodik-Seminar
die wbchentlich stattfindende padagogische Koordination
nbwohl damit in der Woche rund acht Stunden alle Mitarbeiter zusam-
mensaBen, "koordinierten", "diskutierten", und "Entscheidungen fall-
+pn" kamen Zweifel auf:
- wie ist das mit der Vermittlung, kommen Informationen an oder mus-
sen alle Erfahrungen selbst qemacht werden?
wie ist das mit der Erkenntniserweiterung, z.B. Komplexitat?
' ist der Arbeitsplan (Tanesordnung) ein Hilfsinstrument zur besseren
" Obersicht - ist er aufgeblaht, muB er gestrafft und neu geordnet
kommfdie Konzeptionsdiskussion zu kurz (fallt oft aus), am Abend
" c?nd die Leute abgeschlafft, H-Tage Termine sind wemger effektiv?
•nwieweit kbnnen wirklich alle mitentscheiden oder lauft die Sache
' Or einzelne Leute die.kraft Informationsvorsprung und
Srchsetzungsvermbgen weitgehend die Entscheidungen vorgeben.
- 49 -
Unterschiedliche Ausgangsbedingungen der Mitarbeiter
Bezogen auf die Autoritatsproblematik dammerte uns langsam die Ein-
sicht, daB selbst als nur Studenten der Sozialpa'dagogik hier mitar-
beiteten, die Ausgangsbedingungen sehr unterschiedlich waren (Alter,
Berufserfahrung, Perstinlichkeitsstruktur, Rol lenverhal ten, Erkennt-
nisstand usw. ) Damit bestand von vornherein eine hierarchische Struk-
tur, die aber anfangs weitgehend ignoriert bzw. auf person! iche
Schwierigkeiten zuru'ckgefu'hrt wurde. Die ideal i stische Mentalita't
des "wir sind alle gleich" produzierte die Erwartungshal tung, Domi-
nanzen und Hierarchien gar nicht erst aufkommen zu lassen, anstatt
realistisch auf der Grundlage einer Grobanalyse als Ist-Zustand die
Hierarchien herauszuarbeiten, um sie mit Hilfe einer demokratischen
Struktur abzubauen bzw. eine Verfestigung zu verhindern, um die
Gesamtarbeit auf eine breitere Entscheidungsebene zu heben und damit
eine hohere Oualita't zu erreichen. Die fehlende Grobanalyse produ-
zierte eine unreal i stische Erwartungshal tung und brachte nicht auf-
gearbeitete Frustrationen. Es ist wichtig, nach bestinniten Zeitra'umen
zu Uberprlifen, ob sich bezogen auf die Dominanzen Vera'nderungen erge-
ben haben, mit welcher Intensitat und in welcher Richtung.
Eine Einscha'tzung wird dadurch erschwert, daB Studenten, die in
Projekten mitarbeiten wollen, eine hohe Erwartungshal tung bezogen
auf persbnliche Entfaltung und politische Dimension einhringen, die
von der Al ltansrealitat, der nervigen Kleinarbeit - nanchmal auch
Wurstelei - entta'uscht werden und daher ein zu negatives Urteil fal-
len, ohne als Vergleich die Arbeit bei anderen Tra'gern heranzuziehen
bzw. heranziehen zu konnen. Andererseits muB in diesem Zusammenhang
auch der nach auBen getragene Anspruch der Projekte kritisiert wer-
den, die sehr ausfiihrlich u'ber ihre theoretischenKonzeptionen und
politischen Ansprliche informieren und weniger die praktischen Erfah-
runoen in den Vorderorund stellen.
Unterschiedliche materielle Situation 'von hauptamtl ichen'
Sozialpa'dagogen und Studenten
Die unterschiedliche materielle Situation von Studenten und Sozial-
pa'dagogen flihrt zu Informationsdefiziten, die Hierarchiebildung
unterstu'tzen konnen. Dies wurde schon im letzten Jahr bei einer
Planstelle und vier Berufspraktikanten deutlich, das wird seit Okto-
ber 75 noch klarer, da die vorige Studentengeneration schon starker
in die Arbeit integriert war. Ab Oktober 75 bestehen in der Arbeits-
gemeinschaft Karol inenviertel zwei Gruppen mit unterschiedlichen
Ausgangsbedingungen:
- die drei Hauptamtl ichen und die drei Berufspraktikanten, die
schon seit Liber zwei Jahren einen 'engen Arbeitszusammenhang haben,
hier hat sich auch das anfangs sehr starke Informations- upd Ent-
scheidungsgefalle fast ausgeglichen.
- die neuen Studenten, die Oktober 75 ihr Praktikum begonnen haben,
vorher ca. lo Einflihrungstermine absolvierten sowie vor und inner-
halb der Ferien nit unterschiedlicher Intensitat Praxiserfahrungen
sammelten, wobei auch hier schon deutlich wird, daB in der Gruppe
der Studenten ein starkes Informationsgefa'lle besteht.
Es ist notwendip, das Ausgangsverha'l tnis der beiden Gruppen zuein-
ander und der Gruppen untereinander so gerjau wie moglich zu bestimmen,
- 5o
um in Zukunft Entwicklungen genauer nachvollziehen zu konnen.
Zusatzlich zum unterschiedlichen Erfahrungshintergrund, der durch un-
terschiedlich lange Mitarbeit gegeben ist, kommt der unterschiedli-
che Zeitaufwand im Projekt, der von den einzelnen Gruppen geleistet
werden kann (Hauptamtl iche 40 Stunden, Berufspraktikanten 32 Stun-
den, Studenten 16 Stunden). AuBerdem besteht die unterschiedliche
Ferienregelung, die fur Berufspraktikanten und Hauptamtl iche ca.
4 Wochen im Jahr betra'gt, die Studenten haben jedoch 4 Monate Seme-
sterferien,in denen sie teilweise oder ganz ausfallen.Um eine Arbeit
in derartigen Projekten auch Liber die Ferienzeit sicherzustellen,
muB Liberlegt werden, ob die Studenten sich verpflichten miiBten, ihre
Ferienzeit auf 2 Monate zu beschranken.
Es ware unreal istisch, davon auszugehen, daB unter diesen Voraus-
setzungen alle den gleichen Einblick in Probleme der Gesamtarbeit
haben konnen. Darum soil ten Schwerpunkte gesetzt werden. Der Arbeits-
ansatz der Arbeitsgemeinschaft Karol inenviertel bezieht sich auf
drei Ebenen
- Karol inenviertel
- Fachhochschule - Ausbildungsstatte
- Sozialarbeiter - berufsspezif isch.
Aufgrund der materiellen Situation gibt es fur die Studenten Informa-
tionsvorsprlinge im Bereich der Ausbildung, flir die Hauptamtl ichen in
den anderen zwei Bereichen. Beide Gruppen mu'ssen ein MindestmaB an
Information sicherstellen, um Entscheidungen mitbeeinflussen zu kon-
nen. Seit Oktober 75 ist fur die Sozialpa'dagogen - Berufspraktikan-
ten und fur die Studenten ein Gruppentermin eingeplant, an dem sie
ihre spezifischen Probleme bezogen auf die Fachhochschule und die
Arbeitsgemeinschaft diskutieren konnen.
Problematik der Spezial isierung
je umfangreicher
Entscheidungen g
ben, die nur von
(Z.B. Finanzieru
tung usw.) Es is
zustimmen. Damit
miissen diese Arb
bzw. Berufsprakt
tikalen Informat
tion innerhalb e
Arbeitsergebniss
zur Entscheidung
ein Projekt wird, desto schwieriger wird es, alle
emeinsam zu treffen, d.h. es wird Arbeitsgebiete ge-
einzelnen bzw. Kleingruppen wahrgenonmen werden
ng, padagogische Gruppen, Initiativen wie Mietbera-
t nicht moglich, hier alles im Detail gemeinsam ab-
alle Gruppen in den Kleingruppen reprasentiert sind,
eitsgruppen immervon Studenten und Sozialp'a'dagogen
ikanten gemeinsam besetzt werden. Durch diesen ver-
ionsfluB ist auch starker die horizontale Informa-
iner Gruppe gewahrleistet. Diese Gruppen mu'ssen ihre
e schriftlich zusammenfassen und in beiden Gruppen
vorlegen.
fdnrlifizierung der Arbeits- und F.ntscheidungsstruktur
Qie Modi
und Orga
kussion,
die in d
bestimmt
dienen
rung der
geworden
fizierung hezi<=htsich auf eine Straffung des Informations-
nisationsteiles bei einer Verstarkung der inhaltlichen Dis-
die jetzt wochentlich stattfinden soil. Die Koordination,
er bisheriqen Form von Informations- und Organisationsfragen
wurde, wird jetzt schwerpunktma'Big konzeptionel len Fragen
Die konzeptionelle Abstimmung ist gerade durch die Erweite-
Arbeit und der damit verbundenen Arbeitsteilung notwendiger
Hier soil ein gemeinsamer Rahmen bestimmt werden, der weit-
- 51 -
gehende Handlungslibereinstimmung in der konkreten Situation sichert,
wobei in den theoretischen Diskussionen der Gefahr entgegengewirkt
werden muB, daB abstrakte Obereinstimmung und konkrete Handlungsebe-
nen nicht zu stark voneinander gelbst diskutiert werden, da das zu
relativ uniiberwindbaren Widersprlichen in der Gesamtgruppe flihren
v/iirde. Aus dieser Oberlegung heraus sollten die Konzeptionsdiskus-
sionen zur Festlegung eines nemeinsamen Rahmens in der Gesamtgruppe
verstarkt werden, wobei methodisch berlicksichtigt werden muB, dal5
nachvollziehbare Handlungen in die Diskussion einflieBen.
Der Teil der Organisation und Information wird jetzt an zwei Termi-
nen wahrqenommen, wobei in einer Mitarbeiterbesprechung die Haupt-
amtlichen und Berufspraktikanten einen Wochenplan aufstellen sowie
spezielle Probleme innerhalb ihrer Gruppe diskutieren. Auf der nach-
folgenden Studentengruppensitzung wird liber die Wochenplanung infor-
miert sowie von Seiten der Studenten Erganzungen und neue Vorschlage
eingebracht. Die Studenten haben hier die Mb'gl ichkeit, starker als
in einer Gesamtmitarbeiterbesprechung, wo Sozialp'a'dagogen und Berufs-
praktikanten ofttnals dominieren, die Diskussion zu bestimmen, dazu
ist es moglich, auf spezielle Fragen intensiver einzugehen, um In-
formationsdefizite auszugleichen. Damit die Gruppen sich nicht von-
einander isolieren, sowie eine Transparenz gesichert ist, nehmen an
der Sitzung der Sozialpadagogen-Berufspraktikanten auch zwei Studen-
ten teil und an der Sitzung der Studenten ein Sozialpadagoge und ein
Berufspraktikant. Konflikte mlissen auf Antrag einer Gruppe in der
Konzeptionssitzung bzw. bei einem Sondertermin in der Gesamtgruppe
besprochen werden.
Auch bei diesem Ansatz ist nicht gesichert, daB die Entscheidungen
starker von der Gesamtheit der Mitarbeiter vollzogen werden kbnnen.
Dies muB ein Diskussionspunkt sein, der von Zeit zu Zeit problema-
tisiert wird und eventuell wieder zu einer Neustrukturierung der
Binnenstruktur des Projektes flihren kann.
1.7.2. Problematik der Frauen im Projekt
end von dem Bericht Uber Arbeits- und Entscheidungsstrukturen
AGKV, in dem bereits Ursachen von Hierarchisierung und Domi-
im allgemeinen aufgezeigt wurden, soil hier auf die Probleme
Ausgeher
in der
nanzen im allgbucnicn oina"--^' ..».u._,,, _.^,. ...*
der Emanzipationsbestrebungen eingegangen werden.
Anfang 1974 bestand die Mitarbei tergruppe in der Arbeitsgemeinschaft
aus 10 Frauen und 7 Mannem. Es konnte sehr deutlich nachvollzogen
werden, daB wichtiqe Behordengesprache und Verhandlungen, theoreti-
sche Ausarbeitungen und Konzeptionsvorschlage, die la'ngsten Redebei-
tra'ge usw. insbesondere von den mannlichen Mitarbeitern ausgefuhrt
wurden, wahrenddessen sich die Frauen auszeichneten durch besondere
Fahigkeiten an der Schreibmaschine, praktische Gruppenvorbereitun-
gen und Erledigung vieler Kleinarbeit. Die Erscheinungsformen der
historisch gewachsenen und in unserer Gesell schaftsform verwurzelten
Rollenteilung war in der Arbeitsgemeinschaft keineswegs extrem, son-
dern durchschnittl ich und wurde deshalb auch kaum aktual isiert.
Im Mai 1974 beschlossen die Frauen, dieses Problem anzugehen und plan-
ten einen gemeinsamen 14ta'gigen Termin. Zielsetzung dieser Frauen-
gruppe innerhalb des Projektes sollte es sein, alternative Arbeits-
- 52 -
formen zu entwickeln, d.h. zunachst Diskussionsprozesse zu ermbgli-
chen, die nach Form und Inhalt die Anteilnahme der Frauen ermbglichen
als Voraussetzunq einer gleichberechtigten Integration in die Ge-
samtarbeit.
Nachtraglich kann festgestellt werden, daB dieses Problem verhaltnis-
maSig naiv und ohne Einschatzung einer mbglichen Reaktion der Manner
angegangen wurde. Nachdem das "Grlindungsprotokoll " vorlag, reagierten
sie mit Unverstandnis und Empbrung. (Da sie vorher nicht informiert
und gefragt wurden, ob sich die Frauen emanzipieren dlirfen). Man
sprach von bewuBter Spaltung der Gruppe, zumal sowieso gerade (wie
immer) so viele wichtige Probleme anstehen wurden und gab den Frauen
in der darauffolgenden gemeinsamen Sitzung lediglich Gelegenheit,
ihren Schritt noch einmal zu erklaren, ohne daB daruber diskutiert
werden durfte, da man beflirchtete, daB eine solche Diskussion liber
Stunden gehen wurde und die anderen wichtigeren Tagesordnungspunkte
nicht geschafft werden kbnnten. Dies wurde von den Frauen akzeptiert,
da sie zunachst nicht noch mehr Unruhe in die Gruppe bringen wollten.
Die Idee und bewuBte Einsicht von der Notwendigkeit einer Frauengruo-
pe innerhalb des Projektes wurde nur von 4 Frauen getragen, die nach
Beendigung dieses Experimentes auch in anderen Frauengruppen weiter-
arbeiten. Die 6 anderen Frauen machten mit, obwohl sie von der Not-
wendigkeit und einer eventuellen Effektivitat nicht liberzeugt waren.
Sie fuhrten ihre Probleme in Bezug auf Dominanzen und Roll enverhal-
ten sowohl in ihrem Privatbereich als auch in der Arbeitsgemeinschaft
auf individuelle Verhaltensweisen zurlick. Erst durch die liberraschen-
de Reaktion der Manner entstand ein gemeinsam empfundenes Problem
fjr alle Frauen und damit erstes solidarisches Handeln. Dieses Pro-
blem wurde zum Inhalt der nachsten Frauengruppensitzungen. Dann wur-
den erste Zielvorstellungen erarbeitet:
- Aufarbeitung der historischen Rolle der Frau vom Matriarchat zum
Patriarchat.
_ Gemeinsame Diskussionen liber aktuelle Berichte liber Formen der Aus-
einandersetzung mit diesem Problem.
- Erarbeitung einer padagogischen Konzeption, in der fur die einzel-
nen padagogischen Gruppen insbesondere das Problem Roll enverhal ten
berlicksichtigt und bearbeitet werden sollte.
- Gleichzeitig sollten die aktuellen Probleme einzelner Frauen in
den gemischten Kleingruppen und in der Gesamtgruppe diskutiert
werden.
Nachdem sich die Gemuter allmahlich beruhigten und die Frauengruppe
weitgehend toleriert wurde, konnte die Arbeit nur schwerfal 1 ig be-
qinnen, da die Semesterferien anfingen und auch die Studentinnen
Ferien machten. Wahrend der Monate Jul i bis einschlieBl ich Septem-
ber fielen die meisten Sitzungen aus oder wurden nur in kleinem
Kreis durchgeflihrt.
mnerhalb der Ferien bahnte sich ein Konflikt in der Gesamtgruppe an,
der im Oktober zum Tragen kam und fast zur Fraktionierung der gan-
7en Gruppe geflihrt hatte. Dieser Konflikt entwickelte sich aufgrund
von Dominanzproblemen, wobei die unterschiedl ichen Einschatzungen und
ibsungsmbglichkeiten auch in der Frauengruppe geteilt waren. Durch
riiese Erfahrungen war seit Semesterbeginn von einigen Frauen keine
Bereitschaft mehr vorhanden, dieses Problem auch innerhalb der Frauen-
- 53 -
gruppe zu diskutieren, da sie in diesem Konflikt von der "anderen
Fraktion" keine Unterstutzung erhalten haben.
Bis Januar 75 wurden immer wieder Versuche unternomnen, gemeinsame
Sitzungen zu organisieren und auch allgemeine Themen zu diskutie-
ren,bis sich die Frauengruppe schlieBlich in einer AbschluBsitzung,
an der seit Sommer 1974 das erste Mai wieder alle Frauen beisammen
saBen, auflbste.
Der Ansatz, eine Frauengruppe innerhalb eines Projektes zur Erarbei-
tung spezifischer Problemkreise und alternativer Arbeitsformen zu
bilden, wird von einigen Frauen immer noch flir optimal gehalten.
Die grbBte Schwierigkeit bereitete auch hier, wie ini Gesamtprojekt,
die unterschiedliche materielle Situation, die langen Ferien, die
die Studenten in Anspruch nehmen und die zu langen Pausen und damit
die unterschiedlichen Erfahrungen, die immer wieder aufgefangen wer-
den mu'ssen.
Trotzdem besteht von einigen Frauen der Wunsch, einen erneuten Ver-
such zu starten mit real istischeren Ausgangsbedingungen und unter
Einbeziehung der gemachten Erfahrungen.
1.7.3. Offentliche Jugendhilfe
Die Arbeit der AGKV soil Tendenzen unterstutzen, die auf Veranderung-
en der offentlichen Jugendhilfe gerichtet sind. Die Kritik an der
offentlichen Jugendhilfe bezieht sich auf die unzureichenden gesetz-
lichen Grundlagen beziiglich vorbeugender MaBnahmen, auf das Prinzip
der Ordnungsverwaltung und auf die unzureichende materielle Ausstat-
tung der Jugendhilfe. FLir den Bereich der offentlichen Jugendhilfe
ergeben sich folgende Problemstellungen:
I Hierarchische Gl iederung.klare Bestimmung der Dber- und Unterord-
nung, darum keine Mb'glichkeit der Teamarbeit;
• 2ersplitterung der sozialen Arbeit in verschiedene Fachbehbrden;
I Trennung von Jugendfb'rderung und Jugendfursorge;
I Verhaltnis der Verwaltung zur padagogischen Arbeit;
• Fehlende Autonomie der Sozialpadagogen am Ort und das Prinzip der
zentralen Entscheidung;
• Schwierigkeiten bei der Bestimmung von Methoden wie Einzelfall -
hilfe,Gruppenarbeit und Gemeinwesenarbeit;
I Das doppelte Mandat des Sozialarbeiters, das einerseits im Inte-
resse der betroffenen Kinder.Jugendlichenund Erwachsenen und an-
dererseits im Interesse des Anstellungstragers(Behbrde) begrlindet
liegt, daraus ergibt sich eine Identitatsproblematik flir Sozial-
arbeiter (siehe dazu: Timm Kunstreich.Der institutional isierte
Konflikt, Verlag 2ooo GmbH).
Auseinandersetzungen mit dem Amt flir Jugend
Ober die Kritik an der offentlichen Jugendhilfe hinaus konnte bisher
kein EinfluB auf Veranderungen genommen werden. Die von der AGKV for-
cierte Auseinandersetzung mit dem Amt flir Jugend erstreckte sich bis-
her vorwiegend auf die Akzeptierung und finanzielle Unterstutzung des
Arbeitsansatzes der AGKV durch das Amt flir Jugend. Einhergehend mit
der Anerkennung und direkten Fbrderung wurde vom Amt flir Jugend ver-
- 54 -
sucht, starker EinfluB auf die Konzeption und Arbeitsweise der AG KV
zu nehmen. Dies wurde besonders deutlich, als das Amt flir Jugend ab
April 1974 vier Berufspraktikantenstellen flir die AG KV zur Verfugung
stellte, wobei das Amt fur Jugend als Anstellungstrager fungierte.
Dabei wurde versucht, der AG KV eine Struktur aufzusetzen, die im
Widerspruch zur bisher praktizierten Arbeitsweise der Kol lektivent-
scheidung stand und einen weitgehenden Eingriff beziiglich der Form
und des Inhaltes der Arbeit dargestellt ha'tte. Es wurden vom Amt flir
Jugend zwei EinfluBbereiche geschaffen:
1. Eine Lenkungsgruppe flir die Dienst- und Fachaufsicht
2. Eine Arbeitsgruppe (Zusammensetzung siehe S.26) zur organisatori-
schen und padagogischen Beratung des Modells.
Die Bildung einer Lenkungsgruppe stellte eine auBergewbhnl iche Rege-
lung fur das Amt fur Jugend dar, die nicht der vertikalen Organisa-
tionsgl iederung entsprach. Es war ein Versuch, die Zusammenarbeit
von Jugendfbrderung und Jugendfursorge zu dokumentieren und die da-
riiber hinausgehenden Elemente des Arbeitsansatzes zu berucksichtigen.
Ein Versuch, der ohne genaue Regelung der Kompetenzen beim guten Wil-
len stecken bleiben muBte, da das Beharrungsvermbgen einer auf Ober-
und Unterordnung und Einzelverantwortung organisierten Biirokratie
sich einer noch so gutgemeinten Lenkungsgruppe bemachtigt. Die Len-
kungsgruppe formulierte trotz Aufforderung keinen Aufgabenkatalog.
Faktisch flihrte J 31 (Leiterin der Abteilung Jugendfursorge) die
Dienst- und Fachaufsicht, da J 31 gegenliber J 217.01 (Bezirksjugend-
referent Abteilung Jugendfbrderung) auf einer hbheren Rangstufe steht.
Merke: Je lixnger die Organisationsnummer
desto geringer die Entsoheidungskompetenz.
Die Berufspraktikanten und damit auch in gewissem Umfang die AG KV
waren durch diese Angl iederung an das Amt flir Jugend in der Organisa-
tions! inie integriert. Die Bildung einer Lenkungsgruppe als organi-
satorischer Ausdruck eines neuen Ansatzes innerhalb des Amtes fur
Jugend war nichts mehr als eine Absichtserklarung ohne Konsequenz.
'lit Schreiben vom 19. Juni 1974 macht J 31 den Berufspraktikanten
unmiBverstandlich die EinfluBmbgl ichkeiten der Lenkungsgruppe deut-
lich:
"Es iet nicht Aufgabe der Lenkungsgruppe, dariiber zu be finder. , in wel-
cher Rolle und Funktion sich die AG KV versteht. Sie sehen ihre Po-
sition aber falsch, wenn sie annehmen, nur als Wittier zwischen der
ItevBlkerung und den bestehenden Institutionen tatig zu werden. Sie
sind Bediensteter des Amtes fur Jugend. und da -mit Teil einer staat-
Xiehen Institution.
Das Amt fiir Jugend hat zwar, urn die Weiterfuhrung der Arbezt -vm
Karolinenviertel zu ermoglishen und ihnen trotzdem die Durch fiihrung
litres Praktikums zu sichern, in ihrem Interesse im Rahmen seiner
iufaaben eine spezielle Tatigkeitsform auf sich genommen. Die beson-
ilere Form der Tatigkeit kann aber nichts daran andern, dali es sich
nurmehr urn Aufgaben einer Behorde handelt, d.ie darum den fur sie gel-
tenden Regularien unterliegen. Dies war ihnen bei Beginn des Prakti-
kums auch bekannt. "
Der EinfluB des Amtes flir Jugend machte sich zwar in der konkreten
Arbeit wenig bemerkbar, die Kontroverse zeigte aber, daB einer noch
stairkeren Einbindung in die Behbrdenstruktur entgegengewirkt werden
muBte. Es wurde starker als zuvor die Eigenstandigkeit als freier
- 55 -
Trager hervorgehoben und angestrebt, daC der EinfluB des Amtes flir
Jugend nicht Liber den durch die Gewahrung von Landesjugendplanmitteln
gegebenen hinausgehen sollte. Das hatte am Ende des Berufspraktikums
- flarz 75 - zur Folge, da|3 die Diskussion liber die Ansiedlung der
hauptamtlichen Stellen dahingehend von der AG KV entschieden wurde,
daB die Anstellung beim Verein Jugendhilfe erfolgte und nicht beim
Amt flir Jugend.
Problematik der Einzel fallhilfe und der Listen
Im Zusammenhang mit der Gestaltung des Berufspraktikums wird auf
einen Konflikt eingegangen, der den Widerspruch deutlich machte,
einerseits im Interesse der betroffenen Bevblkerung handeln zu wol-
len, andererseits sich nicht von den Sozialarbeitern am Ort zu iso-
1 ieren.
Die Praktikaiten erhielten am 1.4.74 den Plan zur Gestaltung des Be-
rufspraktikums. Der von der AG KV vorgelegte Arbeitsplan wurde grund-
satzlich akzeptiert. Er wurde aber urn einige wesentliche Punkte er-
ganzt, die von der AG KV nicht akzeptiert wurden
- Nennung aller betreuten minderjahrigen Besucher an das Bezirks-
jugendamt
- jeder Berufspraktikant muB drei Einzelfalle ganzheitlich libernehmen.
Dieser Komplex hatte fiir die AG KV zentrale Bedeutung, einerseits
sollten die repressiven Erscheinungsformen (nach auBen: die Betroffe-
nen als Objekt,nach innen: Ober- und Unterordnung) nicht unterstLitzt
werden, andererseits wurde von der AG KV eine Zusammenarbeit mit den
Sozialarbeitern am Ort (Fafli, Jufli, soziale Gruppenarbeit und Innen-
dienst) angestrebt, jenen Sozialarbeitern, die Funktiontrager dieser
repressiven Elemente sind. Es muBte vermittelt werden, daB nicht die
Sozialarbeiter reaktiona'r sind, sondern daB die von ihnen zu erflil-
lenden Positionen aufgrund der unzureichenden Gesetzesgrundlagen,
der Verwaltungsstruktur, sowie der unzureichenden materiellen und
personellen Ausstattung der Jugendhilfe kaum liber die Verwaltung von
Fallen hinausgehen kann.
ition im 1. Rundschreiben vom 22. April
er 2. Arbeitsgruppensitzunq vom 1 5 .Mai 74
sung:
Famil ienflirsorge, Jugendfursorge und sozia-
angestrebt;
Betreuung sollen durch Informationsaustausch
eine Listen;
in ihrem Verhaltnis zur Bevolkerung und zu
rater und Mittler;
iftlich, sollten i.d.R. nur mit Zustimmung
abgegeben werden, aber keine Aktenflihrung.
Die AG KV stellte ihre Pos
1974 sowie im Protokoll d
dar. Hier eine Zusammenfas
- Eine Zusammenarbeit mit
ler Gruppenarbeit wird
- Oberschneidungen in der
vermieden werden, aber k
- die AG KV versteht sich
den Institutionen als Be
- Stellungnahmen auch schr
der jeweils Betroffenen
Ergebnis
Bezogen auf die Einzelfallhilfe konnte ein KompromiB erzielt werden.
Der Verwaltungsanteil des Berufspraktikums konnte auch durch ein
zweimonatiges Verwal tungspraktikum in den Abteilungen
- Bezirksjugendreferent Hamburg Mitte
- Bezirksjugendamt Hamburg Mitte
- Sozialamt Ortsdienststelle St. Paul i
abgeleistet werden. Dies sollte an vier Tagen in der Woche geschehen,
wobei die Berufspraktikanten drei Tage forderten, damit an einem
Tag die Arbeit in der AG KV (pad. Gruppen, Koordination) weiterge-
flihrt werden kann. Das Amt flir Jugend akzeptierte, daB wir an zwei
Nachmittagen schon ab 15.00 Uhr freigestellt werden, d.h. 2 Stunden
Zugestandnis. Bezogen auf die Namensiisten erhielten die Berufsprak-
tikanten (BP) von J 31 eine Weisung. Die BP konnten nur durchsetzen,
daB sie diese Liste dem zustandigen Jugendflirsorger, mit dem vorran-
gig die Zusammenarbeit angestrebt wird, und nicht dem Innendienst,
libergeben. Dies hatte nur demonstrativen Effekt (Aufwertung des
AuBendienstes) , denn das Bezirksjugendamt kann die Listen ohne weite-
res von der Jugendflirsorge abfordern.
Haltung der Sozialarbeiter am Ort - Familienflirsorge, Jugendfursorge,
soziale Gruppenarbeit, Gruppenleiter des Bezirksjugendamt.es
Es wurde mit jeder Gruppe mindestens ein Gesprach gefiihrt. Die Schwie-
rigkeiten bestanden anfangs in der Vermittlung des Status der Berufs-
praktikanten, die zwar Angestellte des Amtes flir Jugend sind, aber
bei einem freien Trager arbeiten.
Ausgehend von ihrer Situation bedeutet flir sie Zusammenarbeit und
Entlastung Obernahme von Einzelfallen und erst spater irgendwelche
vorbeugende MaBnahmen. Es entstand der Eindruck, daB sich die AG KV
die Rosinen aus dem Kuchen nimmt und den Sozialarbeitern den repres-
siven Teil Uberla'Bt. Diese Einschatzung wurde unterstLitzt durch die
Argumentation des an sich fortschrittlichen Sozialarbeiters, der
aber repressive Sozialarbeit leistet. Es wird zwar bedingt zugestimmt,
fiihrt aber in der konkreten Situation zu Identifikationsproblemen.
Es ist kaum zu ertragen, nur Handlanger irgendwelcher Interessen zu
sein, mindestens glaubt der einzelne Sozialarbeiter - genau wie die
Berufspraktikanten der AG KV - irgendwie auch im Interesse der Be-
troffenen zu handeln. Unabhangig vom repressiven Charakter der Ju-
qendhilfe muB auf die ihr innewohnende Widersprlichl ichkei t hingewie-
sen werden, die dem Sozialarbeiter einen Handlungsspielraum (Ermes-
sen) ermbglicht; das kann im konkreten Fall bedeuten, den Leidens-
druck von Personen bzw. Familien helfen zu mindern, z.B. durch expan-
sive Auslegung des BSHG.
Akzeptiert wurde dagegen, daB die AG KV in der Vergangenheit bei der
angesprochenen Bevolkerung ein Erscheinungsbild hinterlassen hat,
das im Widerspruch zur Wahrnehmung sogenannter bffentlicher Aufgaben
stehen konnte. Dem Informationsaustausch zur Verhinderung von Doppel-
betreuung wurde zugestimmt, die Bedenken gegen die Liste akzeptiert.
Der Versuch neuer Arbeitsans'a'tze in der Sozialarbeit wurde begrUBt,
hob sich aber i.d.R. von der aktuellen Problematik des einzelnen
Sozialarbeiters weit ab. Die Haltung zur Einzelfallhilfe fand aber
dann eher Zustimmung, wenn auf die Rolle des freien Tragers der Ju-
gendhilfe im Gegensatz zur bffentlichen Jugendhilfe mit ihren Pflicht-
aufgaben nach § 4 JWG hingewiesen wurde.
Die gegenliber dem Amt fiir Jugend generell und bezogen auf das Be-
rufspraktikum im besonderen gelibte Kritik wurde von der AG KV in drei
Rundschreiben an das Amt flir Jugend, in den Arbeitsgruppensitzungen
cnwie in Gesprachen mit Sozialarbeitern am Ort vorgetragen, wobei es
nicht gelang, eine inhaltliche Diskussion zu entfalten. Auf der hohe-
ren Entscheidungsebene im Amt fur Jugend machte sich VerdruB breit
jnd flir die Sozialarbeiter-Basis waren unsere Schnftstucke wemg
- 57 -
geeignet, die Fallzahlen zu reduzieren.
Durch diese Auseinandersetzung mit dem Amt flir Jugend wurde die AG
KV arbeitsma'Big zu stark belastet, so daft eine Intensivierung der
Arbeit bezogen auf das Karol inenviertel kaum mehr moglich war. Dies
wurde dadurch noch forciert, daB innerhalb der AG KV unterschiedl 1-
che Einschatzungen zu dieser Frage vorlagen und die Mitarbeitergrup-
pe nicht in der' Lage war, einen einheitlichen Standpunkt zu entwik-
keln, was wiederum zur Schwachung der Handlungsfahigkeit flihrte.
Nachtraglich ist in Frage zu stellen, ob die Aktual isierung der Funk-
tion von Einzelfallhilfe und damit der von Sozialarbeit Liberhaupt
in dieser Grundsatzlichkeit richtig war oder ob es taktisch nicht
sinnvoll gewesen ware, dieser Auseinandersetzung aus dem Wege zu
gehen und Lb'sungen vorzuschlagen, die sich auf eine Arbeitsentla-
stung beschrankt ha'tten. Hinsichtlich der Einzelfalle sind die Berufs-
praktikanten in der Reali'tat manchmal sehr nah an die Aktenfuhrung
gestoBen. Es kann eben auch im Interesse des jewei'ls Betroffenen lie-
gen, wenn der Bericht von demjenigen verfaBt wird, der persbnlich
bekannt ist und zu dem Vertrauen besteht.
Die AG KV muBte dabei feststellen, daB sie in der Beurteilung konkre-
ter Falle im Gegensatz z.B. zur FaFLi zu Einschrankungen gelangte,
die bei oberflachlicher Betrachtung als repressiv bezeichnet werden.
In einigen Fallen, wo es urn die Entziehung der elterlichen Gewalt
geht, entweder bei MiBhandlung an Kleinkindern oder wenn Heranwach-
sende das Elternhaus verlassen wollen, neigen die Vertreter traditio-
neller Sozialarbeit starker dazu, die Familie als Erziehungsinstitu-
tion zu erhalten und damit die Kinder in der Familie zu belassen.
Die AG KV tendiert eher dazu, das Kinderrecht vor das Elternrecht
zu stellen und als Konsequenz unter Anwendung des § 2666 BGB fur
die Entziehung der elterlichen Gewalt einzutreten. Dabei wurde fest-
gestellt, daB der § 1666 zwar repressiv formuliert ist und ausge-
flihrt wird, aber die einzige rechtliche Mbglichkeit bietet, Kinder
von ihren Eltern zu "befreien". Diese Trennung von der Familie wird
wiederum entsprechend der Logik dieser Gesellschaft, die die Familie
als wesentliche Ordnungs- und Sozialisationsinstitution ansieht,
nicht gleichberechtigt propagiert und angeboten, sondern ist in ih-
ren Ausformungen z.B. im Heimvollzug bezogen auf materiel le Ausstat-
tung und Verkehrsformen so stark auf UnterdrLickung angel egt, daB
kaum jemand auf die Idee kommt, dies als Alternative zur Familie an-
zubieten. Sozialpadagogische Arbeitsansatze sollten daher auch Wohn-
gemeinschaften fur Kinder und Jugendliche einbeziehen, die bessere
Entfaltungsmbglichkeiten auBerhalb der Familie zulassen. Angestrebt
werden sollten Wohngemeinschaften, die im Wohngebiet der Kinder und
Jugendlichen liegen, urn ihnen die gewohnte Kommunikationsebene nicht
zu entziehen.
Einschatzunq und Konsequenzen
Diese Auseinandersetzung, die zwar liberdurchschnittl ich viel Energie
gekostet hat, flihrte aber dazu, daB gegenliber dem Amt fur Jugend
eine klare Position vertreten werden kann, die ihren Ausdruck in
Konsequenzen flir die Stellung des Berufspraktikumsallgemein und fur
zukunftige Berufspraktikanten in der AG KV insbesondere gefunden_
hat. Die Ablehnung des Amtes flir Jugend, weitere drei Berufsprakti-
kanten ab Oktober 75 in der AG KV einzusetzen, wurde mit den Spar-
maBnahmen sowie der nach Ansieht des Amtes fur Jugend ausreichenden
- 58 -
Fbrderung durch Landesjugendplanmittel und der Gefahr der Prajudi-
zierung bezogen auf zur Verfligungstel lung von Berufspraktikantenplan-
stellen an freie Trager begriindet. Nur informell wurde als Grund
die Auseinandersetzung mit den vorherigen Berufspraktikanten genannt.
Ausgehend von der Konzeption der komplexen Behandlung verschiedener
Arbeitsbereiche wie
- Stadtteil Karol inenviertel
- Ausbildungsstatte Fachhochschule
- Bereich Sozialpadagogische Handlungsvollzlige
miissen unterschiedliche Schwerpunkte festgelegt werden. In der jetzi-
qen Phase bedeutet dies, daB die Entwicklung der Arbeit im Stadtteil
Vorrang hat, urn eine starkere Einbeziehung von Teilen der Bevblke-
rung zu erreichen. Konflikte mit der bffentlichen Jugerdhilfe sollten
so weit wie moglich begrenzt werden. Erst wenn sich der Arbeitsan-
satz im Viertel verfestigt hat, ist eine personelle Initiative inner-
halb der bffentlichen Jugendhilfe sinnvoll, evtl . mit der Absicht, eine
Verbindung von Innen- und AuBendienst sowie FafU und Jufii zu errei-
chen. Sie wurde dann Unterstlitzung finden von dem relativ autonomen,
im Stadtteil verankerten Arbeitsansatz.
Grundsatzlich sollte bei einer von einem Projekt forcierten Ausein-
andersetzung mit dem Amt fur Jugend beru'eksichtigt werden
- die Wirkung auf die Sozialarbeiter am Ort;
- welche Relevanz hat der Konflikt flir die Bevblkerung, inwieweit
ist er von ihr nachvol lziehbar;
- welche Auswirkungen hat die Auseinandersetzung auf die Innenver-
haltnisse der Projekt-Gruppe und inwieweit werden dadurch andere
Arbeitsgebiete vernachlassigt.
1.8. Reflexion und Kontrolle der Arbeit
Reflexion als Gegenu'berstellung von Zielsetzung und konkreter Erfah-
rung wird als Kontroll- und RegelprozeB verstanden, der die Weiterent-
wicklung der Arbeit mit korrigierten und besser aufeinander abge-
stimmten Zielprojektionen und Arbeitsschritten zula'Bt und damit eine
neue Qualita't bestimmt. Wie wird nun diese Gegenu'berstellung durch-
aefuhrt und wie gestaltet sich der Kontroll- und RegelprozeB? Wie
kbnnen wir feststellen, ob die einzelne MaBnahme unseren Zielvor-
stellungen entspricht, Oder ob sie davon abweicht? Liegt der Fehler
in der Zieldefinition oder in der Durchfiihrung? Hie sind Teilziele,
sowie kurz-, mittel- und langfristige Ziele zu formulieren? Anfang
1973, als die Praxis im Karol inenviertel gerade anlief und die AG KV
sich nur aus Studenten zusammensetzte, wurden Ansatze eines Kontroll-
verfahrens entwickelt, die aber spater in wichtigen Bereichen stecken-
blieben.
Ausgangspunkt der Oberlegung war der Versuch, die sogenannte "praxis-
nahe Forschung",die nichtdefinierter Bestandteil des Studiums war,
zu bestimmen und praktisch umzusetzen.
Nach einer Kritik der bisherigen Forschuhgsmethoden der Sozial- und
Erziehungswissenschaften insbesondere hinsichtlich des Subjekt-Objekt-
Verhaltnisses zwischen "Forschern" und "Ausgeforschten" wurde der
- 59 -
Ansatz der Handlungsforschung als Methode der Erkenntnisfindung flir
sinnvoll gehalten. Handlungsforschung als Ausdruck praxisnaher For-
schung bedeutet Parteil ichkei t mit denjenigen, deren Lebensbedin-
gungen verandert werden sollen, bedeutet Veranderung der eigenen Be-
dingungen und muB in einen gemeinsamen ProzeB der Kooperation und
Organisation Ubergehen.
Diese allgemeinen Vorstellungen wurden auf kybernetische Model le
(Regelkreis, Rahmenmatrix und Gruppenmatrix) libertragen. Damit soli-
ten das komplexe Bezugssystem bei Beibehaltung der Gesamtubersicht
in Einzelbereiche gegliedert und deren Ergebnisse wieder zusammenge-
falit werden.
Ziel war es, qualitative Aussagen z.B. liber Verhaltensweisen zu quanti-
fizieren und damit meBbar zu machen.
Aufgrund der zunehmenden Arbeitsbelastung blieb dieser Versuch Anfang
1974 stecken. Das ganze war zu kompliziert, noch nicht ausgereift
und konnte kaum vermittelt werden.
Wie gestaltet sich nun Reflexion und Kontrolle unter den vorhandenen
Bedmgungen
Reflexion und Kontrolle finden ihren Ausdruck in Protokollen und in
Mitarbeiterbesprechungen, die in kleinen Arbeitsgruppen (zu zweit
bzw. zu dritt) z.B. pad. Vor- und Nachbereitung und in der Gesamt-
gruppe (Konzeptionskoordination) durchgefuhrt werden.
Die Problematik der Protokolle ist deren Auswertung. Die Protokoll-
schemata fur die pad. Gruppen waren anfangs zwar sehr differenziert,
aber kaum auswertbar. Sie wurden daher immer mehr vereinfacht. Als
wesentlich wurde erachtet: wer war da, welches Angebot wurde geplant,
und wie war die Durchfuhrung, welche Konflikte entstanden? Protokolle
sollten nicht langer als eine Seite, sowie kurz und pra'gnant abge-
faBt sein. Auf "Geschichten" muB verzichtet werden.
Die Protokolle dienen
- zur Reflexion der Gruppenarbeit liber einen langeren Zeitraum;
vorwiegend hinsichtlich der Kontinuita't der Besucher, der Programm-
gestaltung und -wahrnehmung, der Lernschritte, der Integration und
Nicht-Inteoration, der Dominanzen einzelner;
- zur Information anderer Mitarbeiter, die nicht in der Gruppe sind;
- als Diskussionsanregung fur Gruppennachmittage.
Jede Gruppe wird, auf der Grundlage eines zusammenfassenden Proto-
kolls, alle sechs Wochen in der Gesamtgruppe besprochen, urn die
Gesamtubersicht sicherzustellen.
In den Mitarbeiterbesprechungen wird versucht, unterschiedliche Po-
sitionen auszudiskutieren. Diese beziehen sich insbesondere auf
- die Mobil isierung von Kindern, Jugendlichen und Eltern zur Inter-
essenwahrnehmung,
- Konflikte mit den Behbrden,
- das Informationsgefalle zwischen Sozialpadagogen und Berufsprakti-
kanten gegenuber dem Studenten.
Gegensatzliche Positionen werden so klar wie mb'glich herausgestellt,
um danach gangbare Kompromisse zu erarbeiten. Aufgrund der begrenzten
Zeit oder weil keine Einigung absehbar war, wurden bestimmte Konfhk-
te ungelbst vor sich hergeschoben. Solche ungeklarten Fragen belaste-
ten die Zusammenarbeit und beeintrachtiqten die Arbeitsintensitat.
- 60 -
Hier sind Konfl iktlosungen anzustreben, die zeitlich begrenzt, deut-
liche, von der Mehrheit getragene Kompromisse hervorbringen, bzw. -
bei Unvereinbarkeit der Standpunkte - rechtzeitig zu einer Trennung
fuhren.
Um den DiskussionsprozeB zu entemotional isieren, ist es notwendig,
die Standpunkte mit objektivierendem Material zu untermauern. Im
Zuge einer Auseinandersetzung liber die zu hone Arbeitsbelastung im
Projekt und darliber, welches Verhaltnis zwischen Verwaltungsarbeit
und konkreter sozialpadagogischer Arbeit vertretbar ist, wurde sich
nach vielen ineffektiven Gesprachsrunden darauf geeinigt, daB jeder
Mitarbeiter ab August 75 einen wochentlichen Arbeitsplan erstellt,
aus dem der zeitliche Aufwand fur die jweiligen Arbeitsbereiche rela-
tiv und absolut ersichtlich wird. Damit kbnnen Ungleichgewichtigkei-
ten erkannt und besser begrlindete Veranderungen als bisher vorgenom-
men werden. Eine erste Auswertung wird Ende des Jahres moglich sein.
Padagoqisches Angebot und Verhaltensanderung
Bei der Einschatzung, was die eine oder andere MaBnahme bringt, sind
wir auf mehr oder weniger genaue Vermutungen angewiesen. Bei den
padagogischen Gruppen stellt sich die Frage, was bringt ein Nachmit-
tag in der Woche, inwieweit wird z.B. durch Bastelangebote Solidari-
tat eingelibt. Ausgangspunkt bei solchen Oberlegungen ist, daB dauern-
de Umwelteinfllisse das Verhalten pragen. Die Intensitat eines alter-
nativen Einflusses hangt deshalb von seiner RegelmaBigkeit liber meh-
rere Jahre und seiner zeitlichen Erweiterung ab; z.B. auf die zen-
tralen Sozialisationsinstanzen Familie und Schule. So gesehen
wirken padagogische Angebote nicht nach einem technokratischen Input-
Output-Verhaltnis, sondern gehen nur langfristig in die verbreiter-
te Erfahrungsstruktur der heutigen Kinder und Jugendlichen ein.
Voraussetzung ist, daB Kinder und Jugendliche SpaB daran haben, zu
kommen und daB deren Eltern es ihnen erlauben. Diese materielle Grund-
laqe sagt aber noch nichts liber Verhal tensanderungen aus, diese be-
weqen sich gemessen an der Zielvorstellung noch auf einer Anfangs-
stufe, z.B. daB Jungen und M'a'dchen gemeinsam Kochen und Abwaschen,
daB nicht immer der Starkste dem Schwachsten eine auf die Birne
haut, daB Konflikte ansatzweise verbalisiert werden.
Das Anspruchsniveau gerade gegenuber Jugendlichen: die sollen gleich
alles in die Hand nehmen, sollen liber Jugendarbei tslosigkeit und
die Unterdruckung der Vb'lker der dritten Welt reden, ist falsch,
Ha die dafu'r notwendigen Vermittlungsschritte fehlen. Sie hbren zu-
nachst eben lieber Musik, daddeln rum, weil sie von der Arbeit mu'de
sind oder sind zwar von Arbeitslosigkeit betroffen, haben aber die
Nase voll, immer dariiber zu reden. Wir schreiben also Protokolle
ind legen sie den Gruppen vor. Hier werden auch Konflikte angespro-
\en Dabei entstehen engagierte Diskussionen. Erfahrung ist, daB
tPine Lust besteht, regelmaBig zu einer Diskussion zu kommen, daB
He aber zu zweit und in Kleingruppen miteinander quatschen und daB
„ hier wichtig ist, sogenannte Einzelschicksale, wie z.B. eine
^rhwanqerschaftsunterbrechung, mindestens in der Gruppe offentlich zu
machen und aufzuzeigen, daB es sich hier um allgemeine gesellschaft-
liche Probleme handelt.
- 61 -
Es ist zwar halbwegs moglich, Interaktionen in der Gruppe festzustel
Ten, schwieriger wird es, Verhaltensanderungen im gesamten Soziali-
sationsgefuge von Einzelnen und Gruppen zu bestimmen.
Auch bei folgender positiver Tendenz sind die Erfahrungen nur be-
dingt zu verallgemeinern. Hier gelang es Liber den regelma'Bigen Kon-
takten zu den Kindern und Eltern, der sich durch das padagogische
Angebot entwickelt hat, eine Vertrauensbasis zu schaffen, die es
den Mietern im vorher genannten Beispiel ermbglichte, sich an uns zu
wenden und unsere UnterstUtzung (Raume und Rechtsberatung) in An-
spruch zu nehmen. Auch nach den ersten Befriedungsversuchen des
Vermieters entwickelte sich die Aktion weiter. Sie ist damit Aus-
druck einer kollektiven Interessenwahrnehmung, wobei gerade der Ein-
stellung - "wenn wir viele sind, ist es ja ganz schon, aber alleine
geht's leichter" - durch positive Erfahrung entgegengewirkt werden
konnte. Es gilt, die an diesem Problem aufgebrochene Isolation zu-
satzlich durch Impulse zu einer gemeinsamen Freizeitgestaltung wei-
ter zu stabilisieren.
Neben der Schwierigkeit, Verhaltensanderungen von Kindern und Jugend-
lichen festzumachen, stellt sich fur uns das Problem der Einbezie-
hung von Eltern in den Planungs- und EntscheidungsprozeB. Uns ist
nicht klar, wie Arbeiterfamil ien, denen Autoritat und Hierarchie,
sei es in Familie, im Betrieb Oder in der Partei was gilt, der eman-
zipative Strukturansatz der AG KV zu vermitteln ist. Erst vor kurzem
traten wir mit einer Initiative in Kontakt, die den bezeichnenden
Mamen Kindergliick fu'hrte, und weitgehend nur von Arbeitereltern
getragen wurde und klassische Verkehrsformen insbesondere im Ver-
ha'ltnis vom Vorsitzenden zu seinen Mitgliedern entwickelt hat. Auf
die Frage nach dem Vorsitzenden der AG~KV erfolgte eine langere
Erklarung liber den fehlenden Vorsitzenden und daraufhin die lakoni-
sche Feststellung: "ah ja, ihr seid noch kein Verein."
Aufgrund der Einschatzung, daB zwischen der Struktur der AG KV und
dem Erkenntnisstand der Bevblkerung auf diesem Gebiet ein starker
Unterschied besteht, wird die Einbeziehung als langfristiger ProzeB
verstanden, der uber Initiativen und einen Elternkreis, der vorerst
vorwiegend Freizeitbedurfnisse abdeckt, gefbrdert werden kann.
Hinsichtlich der Verbesserung des Kontrollmechanismus wird versucht,
die anfangs angedeuteten Ansatze wieder aufzugreifen und auf die
jetzige Arbeitssituation zu ubertragen.
- 62 -
STELLENANGEBOTE/STELLENGESUCHE/KONTAKTE
• Sozialpadagogin, die noch 1/2 Jahr im Anerkennungsjahr arbeiten
muB, sucht eine auch uber das Anerkennungsjahr hinausqehende
Tatigkeit in der gewerkschaftlichen o. bildungspolitischen Jugend-
arbeit. Erfahrungen vorhanden. B. SpieB, 354 Korbach, Tempel 10
• Sozialpadagoge sucht zum 1.3.1976 Zivildienst-Stelle auf einem
Abenteuerspielplatz, mbglichst in NRW. Praktische Erfahrungen
vorhanden, spa'ter Berufspraktikum moglich. Ferdi Stbppel ,
4831 Langenberg Brede 18
I Sozialarbeiter/-padagogen - Wir suchen Kontakt zu Leuten im Raum
Hannover, die sich aktiv mit ihrem Berufsfeld auseinandersetzen.
Kontakt: Ingrid Frbhlich, 3 Hannover, Stolzestr. 55, Tel .0551/815840
• Sozialarbeiterin auch zum Frlihjahr 1976 Stelle als Jahrespraktikan-
tin im Raum Dortmund, Bochum oder Umgebung. Monika Nieswand,
46 Dortmund-Dorstfeld, Sengstbank 29, Tel . =0231/171317
• Student der Sozialarbeit (3 Sem.) sucht zur Ableistung des Haupt-
praktikums (GWA) fiir drei Monate eine Stelle ab Oanuar 1976.
Anfragen unter Chiffre 11/21 an das Sozialistische B'uro
I Suche Zivildienstplatz in der Jugendarbeit, ab Januar 1976;
Hinweise an Michael R. Burger, 74 Tubingen, Fichtenweg 7/1413
I Zwei weibliche Diplom-Padagogen suchen zum Friihjahr 1976 gemein-
samen Arbeitsplatz im Bereich Jugendhilfe/Jugendarbeit (auch Heim).
Wir wunschen uns Integration in ein arbeitsfa'higes, aufgeschlos-
senes Team, mbglichst GroBstadtnahe. Zuschriften an: K.Ouastenberg,
44 Munster, Postfach 6541
I Sozialpadaaoge sucht fur Anfang 1976 zur Ableistung seines Berus-
praktikums'eine Stelle im GroBraum Bonn/Kbln; Angebote unter
Cheffre 11/24 an das Sozialistische B'uro
t Ich (20) will in einer Kindertagessta'tte o.a. arbeiten, habe 1 Jahr
Erfahrung in einem Kinderheim; Zuschriften an: Martha Theisen,
550 Eisenach/Bitburg, Irreler Str. 13
t Fur ein geplantes Jugendzentrum Kontakte mit Sozialarbeitern in
Ostwestfalen/Lippe gesucht. Kontakte uber Info Sozialarbeit
I Ev. Gemeinde D'uren sucht Sozialarbeiter(in) fur zwei Obdachlosen-
familien; Team von 4 Mitarbeitern, Supervision, BAT; Bewerbungen
an: Ev. Cemeindeamt, 516 Diiren, Philippstr. 4
I Dipl .Psychologin mit therapeutischen Kenntnissen sucht Stelle im
Rhein-Main-Gebiet, vorzugsweise in einem emanzipatorischen Projekt.
Kontakte uber Chiffre 10/23
I Betreuer eines Abenteuerspielplatzes in ungeklindigter Stellung
(Sozialarbeiter) will seine langjahrigen Erfahrungen in entwick-
lungsfahiges Projekt einbringen. Angebote an AKSp - Biiro Berlin -,
1 Berlin 31, Kaubstr. 10
I wir brauchen dringend eine(n) Sozialarbeiterpraktikanten(in) fur
unser selbstverwaltetes Jugendhaus, mbglichst mit Praxiserfahrung.
Interessenten melden sich im Jugendhaus Dudenhofen, 6051 Duden-
hofen, Fr.-v.-Stein-Str. 8, Tel. 06106/2910
■ Gesucht werden zwei Sozialpadagogen fiir den Aufbau eines Jugend-
wohnkollektivs fur strafentlassene Jugendliche; weiterhin bitten
wir urn Zusendung von Informationsmaterial , Erfahrungsbenchte und
Konzepte, Ulrich Gartner, 45 Osnabrlick, Nordalbingerwen 4,
Tel-: 78478
■ Wir geben die Zeitung "GieBener Lehrlingsblatt" heraus und suchen
Material und Kontakt von/zu anderen Zeitungen und Lehrlingsgrup-
pen. Jurgen Derenek, 68 GieBen, Wiesecker Weg 41
Suche Kontakt/Erfahrungsaustausch mit Leuten, die im Bereich Ge-
meindepsychiatrie theoretisch Oder praktisch arbeiten.
Elisabeth Lins, 775 Konstanz, Taborweg 23
2 Diplom-Psychologinnen, Diplom-Sozial pa'dagogin (Jugendarbeit)
und Mediziner suchen Tatigkeitsbereich, gemeinsam, bzw. in glei-
cher Stadt. Gemeinsame Erfahrung in fortschrittl icher Beratung,
Kinder-, Jugend- u. Gruppenarbeit (auch Einzelstellenagebote er-
wlinscht). Zuschriften an Info Sozialarbeit
AWO-Arbeitskreis sucht noch Leute, die Interesse an einer Arbeit
in einer Obdachlosensiedlung haben. Willi. Lemmert, 43 Essen 12,
Altenessener Str. 277
Sozialpadagoge sucht zum 1.6.1976 Zivildienststelle im padagogi-
schen Bereich (Kinderladen, Gemeinwesenarbeit, Jugendarbeit, poli-
tische Bildung u.a.) Ort sekundar (evtl. Raum Miinster) Adresse:
JLirgen Siebers, 34 Gbttingen, Schillerstr. 66
Berufspraktikantin (Sozialarbeit) sucht fur das 2. Halbjahr ab
1.4.76 eine Praktikumsstel le in einem GEW-Projekt o.a.
Felicitas Rotzinger, 61 Darmstadt, Bismarckstr. 105
Suche Stelle im Bereich Kinder- und Jugendarbeit (Jugendzentrum,
Kindergruppe, Kita, o.a.) im Raum Frankfurt-Kassel ab Januar 1976
oder spa'ter. Irmela Fischer, 355 ftarburg, Uilhelmstr. 29
Krankengymnastin sucht zum Fruhjahr 1976 Stelle im Bereich Sozial-
therapie/Psychiatrie (Therapiezentrum, Gesundheitszentrum, usw.)
Marita Wagner, 44 Miinster, Marktallee 91
Suche Gruppe, in der sich Heimjugendl iche zusammengetan haben,
oder andere Lehrl ingsgruppe im Raum Siegburg/Bonn. Wer kennt
Zeitungen, die Informationen fur Heimjugendl iche enthalten
(Erfahrungen aus anderen Heimen, Kontaktmb'gl ichkeiten etc.)?
Zuschriften an: Anette Jostmeier, 5202 Hennef 1/HapperschoB,
Anno-Platz
-Teil II-
Inhaltsverzeichnis zum Info Sozialarbeit, Heft 12
"Institutionelle Probleme stadtteilbezogener Sozialarbeit"
2. Kinderhaus in der Schokoladenfabrik e.V.
2.1. Bericht des Kinderhauses
2.2. Satzung und Geschaftsordnung des Kinderhauses
III - FORMEN DER TRSGERSCHAFT
1. Offentliche Trager
1.1. Model le - lokales Engagement offentl icher Trager und die Ver-
suche einer Neustrukturierung sozialer Dienste
1.2. Jugend- und Sozialbehbrden
1.3. Der Staat - die offentliche Gewalt
2. "Freie Trager"
2.1. Rechtsformen "freier Trager"
2.2. Der ProzeR der Institutional isierung am Beispiel der Jugend-
zentrumsbewegung
3. SchluBfolqerungen
7T— ■ Al-AZ
AUqa
'■":,
JNFORMATIONSDIENST
^SOZIALARBEIT'^
teats- und UrjyersifS^ibi'Hiojfci^
OOO Hamburg 13
b u r § '
Schwerpunktthema:
INSTITUTIONELLE PROBLEME
STADTTEILBEZOGENER SOZIALARBEIT
:C Zweiter Teil-Jn
6
12
ijj
Offenbach im Februar 1976
Einfachnummer - Preis DM 4,—
A
■~\
Z
a