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Full text of "Informationsdienst Sozialarbeit (1972 - 1980)"

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•  Norddeutschland  -   2  Sozialarbeiter  suchen  Stelle  in  Jugendzentrum. 
GWA-Projekt,  Teestube,  Eeratungsstelle  o.a.  ab  September  1975. 

Chiffre  5/31  ..,.„..■ 

I  2  Diplom-Snzialpadaqogen  suchen  Arbeitsstellen  moglichst  lm  nord- 
deutschen  Raum  in  der  Jugend-  und  Erwachsenenbildung.   Praktische  Er- 
fahrungen  sind  vorhanden.   Klaus  Nordsiek,  28  Bremen,   Beim  steinernen 

I  2  Sozialarheiterinnen  suchen  interessante  Tatigkeit  moglichst  im 
Bereich  der  Jugend-  und  Erwachsenenarbeit,  Gemeinwesenarbeit.   Bevor- 
zugt  Raum  Heidelberg/Mannheim.   2ja'hrige  Erfahrungen  (w'a'hrend  des 
Studiums)   in  der  Obdachlosenarbeit.  r'argot  Moll,  69  Heidelberg,  Wer- 
derstr.  8,  Tel.   06221/472144  _ 

I  Suche  Stelle  als  Sozialarbeiter  in  einer  Wohngemeinschaft  mit     Psy- 
chisch  Kranken"  ab  Oktober  1975,  moglichst  im  rheinland-pfalzischen/ 
hessischen  Raum.  Gottfried  Tonhauser,   35  Kassel ,  Hollandische  Str.   46 

•  Knastgruppe  Freising  sucht  zwecks  Erfahrungsaustausch  Kontakt  zu 
arbeitenden  Gruppen  im  Raum  Sudbayern.  Knastgruppe  Freising,  8o5 
Freising,  Marienplatz  2  (im  Jugendclub) 

GESUCHT  WERDEN  MATERIALIEN,   HINWEISE,   ERFAHRUNGSBERICHTE,    KONTAKTE 

I  Wer  hat  Erfahrung  mit  fnrtschrittl icher  Berufspraxis  in  Erziehungs- 
beratungsstellen/integrierte  Stadtteilarbeit?  -  dieter  Parsiegla, 

463  Bochum,  Hustadtring  65  .,•,**,  c  u  •■ 

I  Erwachsenenarbeit  in  Obdachlosengebieten/Abenteuerspielplatze/  Scnul- 
probleme  von  Kindern  in  Obdachlosensiedlungen.   -  Michaela  Kanawin, 
852  Erlangen,  Vierzigmannstr. 13 

•  Aktionsforschung  als  Methode  der  Sozialarbeit?  Wer  kann  weiterhel- 
fen?  Unkosten  werden  erstattet.   -  Sabine  Uojahn,   1  Berlin  27,  Wil- 

kestr.  15 

•  Soziologie  in  der  Sozialarbeiterausbildung  -  Inhalt  und  Stellenwert  - 
bin  an  Lehrplanen  der  FHS  interessiert.  Unkosten  werden  erstattet! 

-  Peter  Knapper,  1  Berlin  36,  Reichenberger  Str.  72  a 

•  Elternarbeit  und  -beteiligung  im  Erziehungs-  und  Bildungssektor  der 
BRD  fiir  Projekt-  und  Diplomarbeit;  ,'nschriften  von  Eltermmativen 
und  -gruppen.  Unkosten  werden  erstattet.  -  pieter  Deuse,  4619  Berg- 
kamen,  Schulstr.  41 

•  Drogenabha'ngigkeit  -  Ursachen.Therapie,  Wohngemeinschaf ten  -  K.  Wicke, 
239  Flensburg,  Friedrichstr.  lo 

I  Obdachlosenarbeit  -  Erfahrungsberichte  von  Projektgruppen  -  Joa- 
chim Merchel,  44  Munster,  Bremer  Str.  3o 

I  Sozialarbeit  in  Jugendzentren/Selbstverwaltung  -  Hans-Diebold  Mau- 
rer,   76  Offenburg,  Eibenweg  1 

•  Jugendarbeit  mit  weiblichen  Lohnabhangigen  -  Barbara  Fechner, 
44  Munster,  Diesterweg  4 

•  Erzieherische  Einwirkung  des  Sozialarbeiters  ben  der  Arbeit  mit  ■ 
kbrperbehinderten  Kindern.  Material  zur  Geschichte  der  Sozialarbeit. 
Qualifikation  des  Sozialarbeiters/Ausbildung/Behindertenarbeit  - 

-  Barbara  Stiels,  45  Osnabrlick,  SaBnitzer  Str.  4  _ 

I  Konzeptionen,  Erfahrungsberichte  zur  Jugend-  und  Kinderarbeit  in 
Obdachlosensiedlungen  -  Hlrich  Schnasse,  593  H.-Geiswald,  betzer- 

I  Korperbehinderte  in  Wohngemeinschaf ten.  Schreibt  auch  Eure  Ein- 
stellungen  zur  Integration  von  Kdrperbehinderten.  -  Jurgen  Beisie- 
nel,  34  Gottingen,  Kiesseestr.  42 


Dies.'i  uitionsdienst  Sozialarbeit  wird  im  Sozial  istischen  Buro 

von  Gruppen,  die  im  Sozialisationsbereich  arbeiten,   herausgegeben. 
Der   Info  dient  der  Kommunikation  und  Kooperation  von  Genossen,  die 
sozial istischem  Anspruch   im  Feld  der  sozialen  Arbeit  tatig  sind. 

Bisher  sind  erschienen: 

Heft  1:    "Fiirsorgeerziehung"   (72  S./DM  3.--) 

?:   Sozialarbei  t  in  Insti tutionen  -  Geschichte  des  AKS  Frankfurt 
obleme  der  Sozialarbeit  bei   freien  Tra'gern  u.a.   (80  S./DM  3.--) 

Heft  3/4:   Sozialarbeit  zwischen  Selbstorganisation  und  Blirokratie  - 
^orgezogTTnge  nehmen  fhre  Sache  selbst  in  die  Hand  -  Lehrstuck 
kwede  Oder  die  objektiven  Grenzen  fortschrittlicher  Jugendamts- 
politik   im  Recht  u.a.    (96  S./DM  5.-) 

Heft  5:    Zur  Organisierung   im  Sozialisationsbereich  -  Funktion  der 
Sozialarbeit  -  Diszipl  inierung  in  der  Fafii  N.eukdlln  u.a.   (104  S./DM 

Heft  6:   Jugendhilferecht  und  Jugendhilfetag  (72  S./DM  3.--) 

Heft  7:   Jugendhilfetag  -  Haterialien  der  Sozialistischen  Aktion 
;80  S./DM  4.--) 

Heft  8:    Reform  und  Reformismus  als  Problem  praktischer  Politik  in  der 
Sozialarbeit  -  6  Kurzberichte  -  Nachrichten/Hinweise  (72  S./DM  4.--) 

Heft  9:   Sozialarbeit  in  Jugendzentren  -  Sozialarbeit   ist  Lohnarbeit  - 
Jugendhilferecht  -  Jugendpol itisches  Forum  u.a. (96  Seiten.DM  5,--) 

Heft  lo:   Knast  und  Sozialarbeit  -   "Reformer"  stoppen  Reformen  - 

Das  Ende  tier  Victor-Gollancz-Stiftung  -   Kurzberichte(64  Seiten.DM  3,5o) 


Herausgeber:  Sozialistisches  Bliro 

6o5  Offenbach  4,  Postfach  591 

Verleger:  Verlag  2ooo  GmbH  Offenbach 

Erste  Auflage:  Dezember  1975,  5ooo  Exemplare 

lie  Rechte  bei  dem  Herausgeber 

rtrieb:  Verlag  2ooo  GmbH,  6o5  Offenbach  4 

Postfach  591,  Hohe  Str.    28(Souterrain) 
Postscheck  Frankfurt  Nr.    Glo41-6o4 

is:   Einzelexemplar  DM  3,5o 

bei  Abnahme  von  mindestens  lo  Stuck  20/S  Rabatt 
Weiterverkaufer(Buchladen,Buchhandel)  4o  %  Rabatt 
jeweils   zuzliglich  Versandkosten 

Verantwortl ich:   Redaktionskollektiv  Info  Sozialarbeit 
Presserechtlich  verantwortlich:   GLinter  Pabst  Offenbach 
Druck:   hbo-druck  Bensheim 


INFO  SOZIALARBEIT,  Heft  11 
-  Erster  Teil   - 


INHALT 

Vorbemerkungen  zu  dieser  Ausgabe 

I  -    INSTITUTIONALISIERUNG  UND  STADTTEILARBEIT 

1.  Probleme  der  Institutional isierung 


2. 

2.1. 

2.2. 

2.3. 

2.4. 


Seite  3 
Seite  5 
Seite  5 


Zur  Bestimmung  stadtteilbezogener  Sozialarbeit  Seite  8 
Gemeinwesenarbeit  und  stadtteilbezogene  Sozialarbeit  Seite  8 

Stadtteilarbeit  Seite  9 
Verha'ltnis  stadtteilbezogener  Sozialarbeit  zur 

Stadtteilarbeit  Seite  lo 
Mbglichkeiten  der  Realisierung  stadtteilbezogener 

Sozialarbeit  Seite  11 


II 

1. 

1.1. 

1.2. 

1.3. 
1.4. 
1.5. 

1.5.: 
i.5.; 


1.5.3. 


1.5.4 

1.5.5 

1.6. 
1.7. 
1.7.1 

1.7.2 
1.7.3 
1.8. 


DARSTELLUNG  STADTTEILBEZOGENER  ARBEITSANSATZE  Seite  13 

Arbeitsgemeinschaft  Karolinenviertel  Seite  14 

Konzeption  Seite  14 

Entwicklung  der  Arbeitsgemeinschaft  von  einer 

studentischen  Initiative  zur  anerkannten  Institution  Seite  16 

Institutioneller  Rahmen  und  materielle  Situation  Seite  2o 

Obersicht  uber  die  Arbeitsbereiche  Seite  23 

Arbeitsbereich  Karolinenviertel  Seite  27 

Strukturdaten  Seite  27 

Erfahrungsbericht  I: 

Die  padagogischen  Angebote  Seite  29 

Erfahrungsbericht  II: 

Einzelberatung  am  Beispiel  einer  Schwangerschafts- 

unterbrechung  Seite  35 

Erfahrungsbericht  III: 

Initiative  Bolzplatz  Seite  37 

Erfahrungsbericht  IV:  _ 

Initiative  "Wohnen  im  Karolinenviertel'  Seite  41 

Arbeitsbereich  Ausbildung  Seite  44 

Arbeitsbereich  sozial padagogische  HandlungsvollzLige   Seite  48 

Reflexion  der  Arbeits-  und  Entscheidungsstrukturen  Seite  48 

Problematik  der  Frauen  im  Projekt  Seite  52 

Offentliche  Jugendhilfe  Seite  54 

Reflexion  und  Kontrolle  der  Arbeit  Seite  59 

Fortsetzung:  Zweiter  Teil  im  Informations- 
dienst  Sozialarbeit,  Heft  12 

Inhaltsverzeichnis  Seite  64 


THESEN  DES  SB 

DieThesen  sollen 

den  Diskussions- 

stand  deram 

Sozialistischen  Buro 

orientierten  und  in 

ihm  organisierten 

Linken  festhalten 

und  diese  Diskussion 

sowie  den  Organi- 

sierungsprozeG  im 

SB  selbst  voranbrin- 

gen.  Es  gent  uns 

darum,  dieGrundla- 

gen  dergemeinsa- 

men  Erfahrungen  zu 

bestimmen,  die 

Reflexion  uberden 

kollektiven  politi- 

schen  LernprozeB 

im  Rahmen  des  SB  zu  vertiefen  und  Ansatze  fur  die  Zielbe- 

stimmung  sozialistischer  Praxis  in  Westdeutschland  zu 

entwickeln.  Die  gegenwartige  Situation  der  westdeutschen 

Linken  ist  gekennzeichnet  durch  eine  Zersplitterung  nicht 

nur  in  verschiedene  Gruppen,  Parteien  und  Parteiansatze, 

sondern  auch  in  haufig  voneinander  isolierte  Praxisbereiche. 

Wir  gehen  davon  aus,  da(3  diese  Zersplitterung  durch  eine 

uber  aufgesetzte  Programmatiken  herbeigefOhrte  „Verein- 

heitlichung"  eher  festgeschrieben  als  uberwunden  wird.  Die 

Thesen  wollen  deshalb  weder  ein  Parteiprogramm  sein,  noch 

eine  geschlossene  Weltanschauung  vermitteln,  vielmehr  ver- 

suchen  sie,  die  Bandbreite  von  Problemstellungen  und 

politischen  Losungsmoglichkeiten  aufzuzeigen,  an  der  sich 

sozialistische  Politik  heute  orientieren  mufi. 


Herausgeber: 

Sozialistisches  Biiro  •  ArbeitsausschuB 

605  Offenbach  4,  Postfach  591  •  DM  5.- 


* 


VORBEMERKUNG  ZU  DIESER  AUSGABE 


Zum  besseren  Einstieg  einige  Bemerkungen  zur  Intention  dieses   Info's 
mit  dem  Schwerpunktthema   "Institutionelle  Probleme  stadtteilbezogener 
Sozialarbeit",   zu  den  behandelten  Problemkreisen  und   zu  den  Schreibern. 
Die  Themenstellung  tragt  zwei  wichtigen  politischen  Tendenzen  im  Be- 
reich  der  Sozialarbeit  Rechnung: 

-  Die  Diskussion  Uber  die  Funktion  von  Sozialarbeit  bleibt  heute 
nicht  mehr  in  dem  eindimensionalen  Erkl'a'rungsmuster  der  eindeutig 
staats-  und  herrschaftssichernden,also  reaktionaren  Funktion  stek- 
ken,  sondern  billigt  WidersprUchl ichkeit  zu.   Damit  gilt,  wie  in 
alien  anderen  gesellschaftl  ichen  Bereichen,  daB  neben  gesel lschafts- 
erhaltendenauch  verandernde  und  liberwindende  Elemente  gegeben  sind. 
Es  kommt  darauf  an,  diese  fortschrittl iche  Seite  durch' konsequente 
Ausnutzung  der  politischen,  oekonomischen  und  rechtlichen  Mdglich- 
keiten  auf  alien  Ebenen  zu  nutzen. 

Dabei  soil   nicht  unberlicksichtigt  bleiben,  daB  die  Entfaltung  al- 
ternativer  Ansatze  durch  die  Unterdruckung  in  alien  gesel lschaft- 
lichen  Bereichen  zunehmend  erschwert  wird,  bzw.  wir  diese  Bedin  - 
gungen  starker  als  bisher  in  unsere  pol itisch-berufl ichen  Handlungs- 
vollzuge  einbeziehen  m'ussen. 

-  Die  Entfaltung  von  Kontinuitat  und  Verbindl ichkeit  in   Initiativen 
leitete  Institutional isierungsprozesse  ein,  die  heute  nicht  mehr 
qrundsatzlich  abgelehnt, sondern  als  notwendige  Konsequenz  mit  posi- 
tiven  und  negativen  Akzenten  angesehen  werden.    Es  geht  jetzt  in  Dis- 
kussionen  nicht  mehr  darum,  ob  die   Institutional isierung  von  Initi- 
ativen notwendig  und  sinnvoll   ist,  sondern  darum,  wie  die  negativen 
Komponenten(z.B.    hierarchische  Struktur,finanzielle  Abhangigkeit) 
eingegrenzt  werden  kbnnen  und  wie  diese  Ornanisationsphase  fortent- 
wickelt  werden  kann. 

Nach  einer  Einfuhrung  in  die  Themenstellung  stehen  zwei   Praxisberichte 
im  Mittelpunkt  dieses  Schwerpunktthemas:   die  Arbeitsansatze  "  Ar  - 
beitsgemeinschaft  Karol inenviertel "  und   "Kinderhaus  Schokoladenfabri k" . 
u  ihren  direkten  sozialpadagogischen  Bezug  den  Ab  - 


Leider  kbnnen  wir  aus  finanziellen  und  arbeitsorganisatorischen  Griin- 
den   in  diesem  Jahr(1975)    keine  Doppelnummer  herausbringen,   sondern 
sind  gezwungen, dieses  Thema  auf  zwei   Hefte  aufzuteilen.    Das  Heft  11 
pnthalt  die  Einfuhrung  in  die  Themenstellung  und  eine  ausfLihrliche 
Beschreibung  und  Reflektion  der  Arbeitsansatze  der  Arbeitsgemeinschaft 

-   3  - 


Karol inenviertel ,  sowie  Materialhinweise  und  Kleinanzeigen. 
Das  Heft  12(   1.   Heft  im  Abonnement  1976/erscheint  im  Januar  1976)ent- 
halt  den  Bericht  uber  das  Kinderhaus,  die  Formen  der  Tragerschaft  und 
den  ProzeB  der  Institutionalisierung  am  Beispiel  der  Jugendzentrums  - 
initiatives   Daran  schlieBen  sich  Kurzberichte  Liber  Repressionen  im 
Sozialbereich  und  Hinweise. 

Die  Redaktion  dieses  Heftes  wurde  vom  AKS  Hamburg  Libernommen.   Dazu 
gehbrte  die  Organisierung  eines  liberregionalen  Arbeitsseminars  im 
Juni   1975(es  nahmen  etwa  5o  Genossen  tell,  die  aus  Bielefeld, Bremen, 
Kbln, Fran kfurt.Gbttingen, Hamburg, Munster.Dlisseldorf ,Neuss  und  Braun- 
schweig kamen),  sowie  das  Schreiben  und  Diskutieren  der  Beitrage. 
Trotz  der  starken  Seminar-Beteiligung  gelang  es  nicht,andere  Gruppen 
und  Einzelgenossen  zu  motivieren,  Beitrage  zu  liefern. 

Die  AKS-Gruppe,  die  sich  aus  Sozialarbeitern  und  Sozialarbeiterstu  - 
denten  zusammensetzt,   bildete  sich  im  Zusammenhang  mit  der  Soziali   - 
stischen  Aktion  zum  Jugendhilfetag/Jugendpolitisches  Forum  und  ar- 
beitet  als  AKS  kontinuierl ich  seit  Anfang  1975.   Die  Gruppe  von  ca. 
lo  Leuten  arbeitete  bis  November  fast  ausschlieBl ich  mit  an  der  Or- 
ganisierung des  Arbeitsseminars  und  der  Erstellung  des   Info's  und 
beginnt  erst  jetzt  darliberhinaus  inhaltlich  zu  arbeiten  sowie  sich 
personell   zu  erweitern. 

Die  Arbeitsgemeinschaft  Karol inenviertel   sowie  das  Kinderhaus  in  der 
Schokoladenfahrik  zeichnen  nur  fiir  die  sie  betreffenden  Projektbe  - 
richte  verantwortlich. 


Kontaktadressen: 

Arbeitskreis  Kritische  Sozialarbeit  (AKS) 

2ooo  Hamburg  13,  Heinrich  Barth  Str.15,  Telefon  o4o/45  71  82 

Arbeitsgemeinschaft  Karol inenviertel 

2ooo  Hamburg  36,  Hoi stenglacis  7,  Telefon  o4o/34  64  06 

Kinderhaus  in  der  Schokoladenfabrik 

2ooo  Hamburg   ,  Winterstr.    ,  Telefon  o4o/39  68  88 


I    INSTITUTIONALISIERUNG  UND  STADTTEILARBEIT 


Zum  Verstandnis  der  Themenstellung  wird  eine  Begriffsbestimmung  von 
Institutionalisierung  vorgenommen  und  stadtteilbezogene  Sozialarbeit 
erlautert. 


1,  ZUM  PROBLEM  DER  INSTITUTIONALISIERUNG 


Der  Begriff  der  "Institutionalisierung"  lost  widerspruchl iche  Reak- 

tionen  aus: 

.  Zum  einen  signal isiert  er  Zwang  und  Befolgung  herrschender  Regeln 

(Regeln  der  Herrschenden) . 
-  Zum  anderen  deutet  er  darauf  hin,  daft  eine  Initiative  nach  neuen 

Formen  ihrer  Arbeit  sucht. 

Dabei  la'Bt  sich  das  Verhaltnis  von  Initiative  und  Institutionalisie- 
rung wie  folgt  beschreiben: 

Der  naturwuchsige  Prozess  einer  Initiative  ist  nach  einer  gewissen   ._ 
Zeit  ihrer  Arbeit,  die  charakterisiert  istdurch  anwachsende  Arbeits- 
intensita't  und  Arbeitsteilung,  soweit  fortgeschritten,  daB  immer  neue 
Regelungen  notwendig  werden.  Diese  Regelungen  sind  vor  allem  wichtig 
fur  die  kontinuierl iche  Arbeit  und  haben  z.T.  einen  institutionel len 
Charakter  (schriftl  iche  Satzungen  usw.).  Positiv  an  diesem  Prozess  der 
Institutionalisierung  ist  die  Stabilisierung  der  Arbeit  und  der  Grup- 
pe. Megativ  ist,  daB  sich  (Macht-)  Positionen  verfestigen  kbnnen  und 
Vera'nderungen  schwieriger  werden.  Hier  gilt  es,  Mechanismen  zu  schaf- 
fen,  die  die  positiven  Elemente  der  Initiative  wirksam  bleiben  lassen 
und'die  Mbglichkeit  bieten,  daB  alle  Mitglieder  auf  Planung  und  Durch- 
fuhrung  der  Institutionalisierung  standig  EinfluB  nehmen  kbnnen. 

In  der  Kritik  der  negativen  Auswirkungen  dieses  Prozesses  ist  zugleich 
eine  Kritik  der  Verwendung  des  Begriffs  "Institution"  als  scheinbar 
zweckrationalem  Funktions-  und  Strukturzusammenhang  enthalten.  Denn 
in  der  uferlosen  Verwendung  dieses  Begriffs  ist  der  Versuch  der  bur- 
ner! ichen  Wissenschaft  zu  sehen,  den  ProzeB  der  Vergesel lschaftung 
zu  entpolitisieren,  d.h.  ihm  seine  historisch-materialistische  Basis 
abzuschneiden.  Nicht  umsonst  spielt  deshalb  die  "Institution"  eine 
hervorragende  Rolle  bei  fuhrenden  Ideologen  aller  Schattierungen  - 
von  Gehlen  bis  Luhmann. 

upnn  sich  allerdings  soziale  Erscheinungen  aller  Art  von  der  Familie 
bis  zum  Staat  einheitlich  als  Institution  bezeichnen  lassen,  so  wird 
damit  -  unbewuBt  -  einem  realen  ProzeB  Rechnung  getragen,  der  tat- 

-  5  - 


sachlich  alle  Institutionen  einer  kapitalistischen  Gesellschaft  be- 
trifft: 

namlich  die  reelle  Oder  formelle  Subsumtion  aller  gesellschaftlichen 
Bereiche  unter  das  Kapital,  d.h.  ihrer  verwertungskonformen  Organisa- 
tion. Die  typische  Form  dieser  Organisation  ist  die  BUrokratie. 
In  ihr  wird  die  gesellschaftl ich  nctwendige  Kooperation  so  gestaltet, 
da6  sie  zugleich  den  herrschaftlichen  Charakter  der  Verfligung  Liber 
diese  Kooperation  beinhaltet: 

Durch  Zerlegung  der  realen  Zusammenhange  in  die  jeweiligen  "Happchen" 
im  Bereich  der  Produktion  und  Reproduktion,  durch  Hierarchisierung 
und  entsprechende  Zerstuckelung  und  Parzell ierung  interner  Arbeits- 
prozesse  usw. 

Durch  die  standige  Reproduktion,  Verfeinerung  und  "Effektivierung" 
dieser  BUrokratien  werden  die  Widersprliche  der  Klassengesellschaft 
in  ihren  zerlegten  Partikeln  handhabbar,  d.h.  durch  die  "Rationali- 
ta't"  der  Teilbereiche  bleibt  die  Irrational itat  des  Gesamtsystems 
erhalten  -  BUrokratie  ist  also  auch  zugunsten  der  herrschenden  Klasse 
regulierter  Klassenkampf  und  somit  immer  repressiv  wirkend. 

Initiativen  mit  sozialistischer  Perspektive,  die  von  Lohnarbei tern 
in  diesen  BUrokratien  und/oder  von  denjenigen  ausgehen,  die  von  die- 
sen  BUrokratien  betroffen  sind,  sind  deshalb  notwendig  anti-bUrokra- 
tisch  und  anti-institutionell .  Aus  der  eigenen  negativen  Erfahrung 
heraus  (in  Betrieb,  Amt,  Schule  usw.)  will  die  eigene  Praxis  dieser 
Initiativ-Gruppen  kooperativ  und  egalitar  sein,  d.h.  gleiche  Mitwir- 
kung  und  Verantwortung  fur  jedes  Mitglied. 

Und:  statt  in  Teilchen  zerlegte  Erfahrung  will  diese  Praxis  alle  Le- 
bensbereiche  unifassen,  urn  so  die  objektiv  zerstuckel ten  Handlungsrau- 
me   und  -perspektiven  wieder  zu  vereinigen. 

Damit  wird  zugleich  versucht,  die  traditionelle  Subjekt-Objekt-Be- 
ziehung  der  Institutionen  zu  den  von  ihnen  Betroffenen  zu  einem  Sub- 
jekt-Subjekt-Verhaltnis  zu  machen.  Tendenziell  ist  darin  auch  die 
Perspektive  enthalten,  daB  sich  das  Subjekt  der  Geschichte,  die  Ar- 
beiterklasse,  vom  Subjekt  "an  sich"  (wieder)  zum  Subjekt  "an  und  fur 
sich"  entfalten  kann. 

Wenn  diese  Gruppen  -  so  wie  wir  es  getan  haben  -  jetzt  die  "Institu- 
tional islerung"  ihrer  eigenen  Initiativen  anstreben,  so  ist  das  ein 
Widerspruch.  Es  ist  aber  kein  beliebiger  Oder  subjektiv  auflbsbarer, 
sondern  ein  objektiver  Widerspruch,  der  praktisch  produktiv  gemacht 
werden  muB. 

Grundsatzlich  ist  dieser  Widerspruch  ja  nicht  im  Handeln  von  Indivi- 

dien  angelegt,  sondern  gesel lschaftl ich  vermittelt  im  Doppelcharak- 

ter  kapital istischer  Produktion:  Subsumtion  aller  Bereiche  unter  das 

Kapital  ist  dabei  eben  "nur"  der  eine  Aspekt,  der  andere  ist: 

die  Entfaltung  der  Produktivkrafte  im  umfassenden  Sinne,  d.h.  inklu- 

sive  der  Kr'a'fte,  die  z.B.  Kooperation  und  soziale  Phantasie  darstel- 

len. 

Institutionalisierung  beinhaltet  mithin  auch  beide  Aspekte: 
Zum  einen:  das  bewuBte  Schaffen  neuer   Organisationsformen,  deren  Ziel 
die  selbstbestimmte  Tatigkeit  der  Betroffenen  ist.  Unter  diesem  Aspekt 
sind  "institutional  isierte  Initiativen"  im  l/erhaltnis  zu  den  Institu- 


tionen der  Staatsapparate  noch  immer  "entinstitutionalisiert",  d.h. 
sie  haben  nicht  den  vorherrschenden  Charakter  der  Kontrolle  und  Re- 
pression. 

Zum  anderen:  Die  objektive  Funktionalitat  auch  dieser  Organisations- 
form  fur  die  herrschende  Produktionsform  bleibt  bestehen.  Sie  dient 
immer  auch  als  Effektivierung  der  staatlichen  Sozialarbeit,  indem 
"Nischen"  im  System  der  sozialen  Infrastruktur  besetzt  werden,  die 
den  jetzigen  Apparaturen  nicht  (noch  nicht)  zuganglich  sind.  Ob  der 
Effekt  der  Pazifizierung  (d.h.  einer  eleganteren  Form  der  Repression) 
oder  der  Pol itisierung  der  Betroffenen  eintritt,  ist  nicht  von  den 
Initiativen  selbst  abhangig,  sondern  von  anderen  Momenten  (z.B.  Frage 
der  Starke  der  Klassenorganisationen)  -  wir  kbnnen  allerdings  daran 
mitwirken. 

Da  dieser  Widerspruch  auf  der  Handlungsebene  nicht  losbar  ist,  son- 
dern als  Konfliktstoff  in  Dberlegungen  zur  Strategie  der  Institutio- 
nalisierung eingeht,  muB  bei  jeder  Form  der  Institutionalisierung  die 
Frage  gestellt  werden: 
Welches  sind  vorantreibende  Elemente? 
Wie  kbnnen  diese  stabil  und  kontinuierl ich  weiterentwickel t  werden? 

Sind  Institutionen  formal  durch  ein  gegebenes  Ziel,  Arbeitsteilung, 
Kooperation,  Planung  und  Hierarchie  beschreibbar  und  wird  in  ihnen 
typischerweise  Lohnarbeit  verrichtet  (als  dominante  Existenzform  un- 
serer  Gesellschaft),  so  bedeutet  das  fur  eine  Initiative,  die  sich 
institutionalisieren  will: 

-  Wenn  wir  uns  auf  konkrete  Ziele  einigen,  welche  Formen  der  Organi- 
sation mussen/kbnnen  wir  wahlen,  damit  wenigstens  tendenziell  die- 
ses Ziel  erreicht  werden  kann,  und  die  beabsichtigten  Folgen  unse- 
res  Handelns  die  nicht-beabsichtigten  uberwiegen?  (Wobei  die  nicht- 
beabsichtigten  Folgen  z.T.  identisch  sind  mit  der  objektiven  Funk- 
tion  unseres  Projekts) 

-  Welche  Arbeitsteilung,  Kooperation  und  Planung  ist  nbtig,  welche 
sind  mbglich  und  welche  sind  zu  verneinen,  damit  der  gesamte  Erfah- 
rurigszusammenhang  nicht  parzelliert  und  individualisiert  wird? 

-  Wiekann  das  Problem  der  Hierarchi-sierung  bewaltigt  werden?  Wo 
sind  individuelle  Dominanzen  und  was  bewirken  Unterschiede  in  der 
materiellen  Situation  (Hauptamtliche/Nebenamtliche/Studenten)? 

-  Wie  ist  die  Finanzierung  des  gesamten  Projekts  und  die  individuelle 
Reproduktion  der  einzelnen  Mitglieder  zu  sichern  und  welche  Folgen 
ergehen  daraus  auf:  Ziele  usw.  (Beginne  wieder  oben)! 


Dieser  EntscheidungsprozeB  findet  permanent  statt 
sein.  Zum  einen  ware  sonst  aus  einer  Institutional 
stitution  im  traditionel len  Sinne  geworden, 
Zum  anderen  ist  bewuBte  Planung  eben  nicht  das  vor 
m'sationsmoment  unserer  Gesellschaft,  sondern  umge 
dem  Rucken  der  Menschen  sich  durchsetzende  stumme 
akkumulation.  Dieser  Zwang  leitet  sich  nicht  nur  a 
nen  Doppelcharakter  der  Institutionalisierung  her, 
unserer  eigenen  individuellen  Vergesellschaftung  u 
liche  Erscheinungsformen: 

-  Konkurrenz  und  Individual ismus  der  Mitglieder, 
_  Parti kularismus  der  Institution, 

_  "Eigeninteresse"  der  Organisationsform, 

-  Fehlplanuna,  Bngste,  Doninanzen  aufgrund  von  Ges 


-  er  muB  permanent 
isierung  eine  In- 

herrschende  Orga- 
kehrt:  der  hinter 
Zwang  der  Kapital- 
us  dem  beschriebe- 
sondern  auch  aus 
nd  hat  unterschied- 


chlecht.Wissen  usw. 


Die  Gefahren  der  Repression  von  "auBen"  entsprechen  also  durchaus 
denen  der  Repression  von  "innen",  d.h.  der  Repression  untereinander. 


2.  ZUR  BESTIMMUNG  STADTTEILBEZOGENER  SOZIALARBEIT 


2.1.  Gemeinwesenarbeit  und  stadtteilbezogene  Sozialarbeit 


In  der  Diskussion  ergeben  si ch  Schwierigkeiten  der  Differenzierung 
zwischen  Gemeinwesenarbeit  (GWA) ,  stadtteilbezogener  Sozialarbeit  und 
Stadtteilarbeit. 

GWA  und  stadtteilbezogene  Sozialarbeit  sollen  alternative  Ansatze 
beruflicher  Sozialarbeit  sein  mit  dem  Ziel,  Interessenwahrnehmung  ira 
Wohnbereich  zu  fbrdern  und  gesellschaftsverandernd  zu  wirken. 
Beide  Ansatze  wenden  sich  gegen  die  psychologisch  und  padagogisch 
verengte  und  methodisch  isolierte  sozialpadagogische  Praxis  der  von- 
einander  getrennten  Einzelfallhilfe,  Gruppenarbeit  und  offene  Arbeit 
(z.B.  in  Hausern  der  Jugend)  ohne  ausreichende  Beriicksichtigung  der 
sozio-bkonomischen  Bedingungen  im  Wohnbereich. 

Allerdings  kritisieren  wir  Gemeinwesenarbeit  in  zwei  Punkten: 

a.  hinsichtlich  der  Illusionstendenz  im  Begriff 

GWA  impliziert  die  Illusion  eines  harmonischen  Gemeinwesens  und  fbr- 
dert  die  Ideologie  der  sogenannten  Partnerschaft  (z.B.  zwischen  Haus- 
besitzern  und  Mietern,  die  sich  auch  in  der  Gesetzgebung  z.B.  Wohn- 
raumkLindigungsschutzgesetz,  Stadtebaufbrderungsgesetz  widerspiegelt) . 
Es  i st  daher  sinnvoll,  bezogen  auf  die  Bestimmung  alternativer  Ansatze 
Begriffe  zu  wahlen,  die  weniger  miBverstandl ich  sind  unddeutlicher 
machen,  was  beabsichtigt  ist. 

b.  hinsichtlich  der  method ischen  Beqrenzunq 

GWA  wird  als  dritte  Methode  neben  Einzelfall  hilfen  und  Gruppenarbeit 
gestellt,  mit  der  schwerpunktma'Bigen  Auf gabenstel lung,  Techniken  zu 
vermitteln,  die  zur  Bildung  von  Initiativen  und  Institutionen  und  zur 
Durchfiihrung  von  Veranstaltungen  notwendig  sind.  Zwar  beriicksichtigt 
dieser  Ansatz  starker  als  die  nur  padagogischen  Angebote  die  gesell- 
schaftlichen  Bedingungen  und  beabsichtigt  auch  deren  Veranderung 
(in  welchem  Umfang  sei  dahingestell t) .  Sie  verbindet  jedoch  nicht  die 
Methoden,  sondern  fbrdert  eher  die  Parzel 1 ierung  von  Arbeitsfeldern 
und  verhindert  damit  den  Gesamtliberblick,  der  eine  arbeitsfeld'uber- 
greifende  Strategie  mbglich  macht. 

Es  geht  aber  im  wesentlichen  nicht  darum,  traditionelle  Sozialarbeit 
zu  erganzen,  sondern  umfassend  neu  zu  gestalten. 

1.  hinsichtlich  einer  klaren  Parteinahme  flir  diejenigen,  die  von  der 
Sozialarbeit  betroffen  sind; 

2.  hinsichtlich  einer  EinfluBnahme  auf  die  Verbesserung  der  Lebensbe- 
dingungen  im  Stadtteil  und  der  Aktivierung  der  Bevdlkerung  zur 
Interessenwahrnehmung; 

3.  hinsichtlich  des  Ausgangspunktes  sozial padagogischen  Handelns: 


nicht  das  Erscheinungsbild  von  sogenanntem  Fehlverhal ten  allein, 
sondern  die  Analyse  der  sozio-bkonomischen  Bedingungen  in  Verbin- 
dung  mit  Verhaltensweisen  sollten  sozialpadagogische  Interventio- 
nen  bestimmen; 

4.  hinsichtlich  der  Arbeitsweise  und  der  Strukturen  von  Sozialarbeit, 
die  emanzipative  Tendenzen  fbrdern  miiBte  und  auf  folgenden  Prin- 
zipien  beruhen  sollte: 

-  dem  angemessenen  Verh'a'ltnis  von  Theorie  und  Praxis,  urn  Erfahrun- 
gen  in  Erkenntnisse  umzusetzen,  und  Erkenntnisse  wiederum 
Erfahrungen  werden  zu  lassen; 

-  dem  Verhaltnis  von  Wesen  und  Erscheinung: 

hier  geht  es  darum,  Erscheinungen  als  Einzelerlebnisse  zu  verall- 
gemeinern  und  auf  ihr  Wesen  zuriickzufuhren,  um  dann  die  Rich- 
tigkeit  allgemeiner  Aussagen  an  der  Vielzahl  von  Einzelbeispie- 
len  zu  prijfen; 

-  der  interdisziplinaren  d.h.  Arbeitsbereich  und  Arbeitsfeld  uber- 
greifenden  Arbeitsweise,  die  gegen  Isolation  innerhalb  der  So- 
zialarbeit und  auf  Zusammenarbeit  und  Koordination  verschiede- 
ner  sozialer  Dienstleistungen  (Lehrer,  Pfarrer,  A'rzte,  Rechtsan- 
walte  usw.),  die  auf  ein  Viertel  einwirken,  gerichtet  sein  muB; 

5.  hinsichtlich  des  sozialpadagogischen  Angebots  auf  drei  Ebenen: 

-  padagogisches  Angebct  flir  Einzelne,  Gruppen  und  in  offener  Form; 

-  Beratung  bezogen  auf  Arbeitsplatzbeschaffung,  Mietprobleme,  Er- 
ziehungsfragen  usw. ; 

-  Initiativen  unterstiitzen  bzw.  bilden,  die  auf  die  Verbesserung 
der  Lebensbedingungen  gerichtet  sind. 

Dieser  alternative  sozialpadagogische  Ansatz  wird  im  folgenden  als 
stadtteilbezogene  Sozialarbeit  beschrieben  und  gleichzeitig  gegenuber 
der  Stadtteilarbeit  abgegrenzt. 


?.2.    Stadtteilarbeit 


Stadtteilarbeit  wird  hier  verstanden  als  organisierte  Interessenwahr- 
nehmung der  Bevblkerung,  die  in  einem  uberschaubaren  Lebenszusammen- 
hang  (Stadtteil)  stent.  Stadtteilarbeit  findet  z.Zt.  ihren  organisa- 
torischen  Ausdruck  in  Burgerinitiativen.  Als  Zielgruppe  sind  insbe- 
sondere  die  Gruppen  angesprochen,  die  entgegen  ihrem  Bevbl kerunnsan- 
teil  in  den  gesellschaftl  ichen  Entscheidungszonen  Betrieb,  Parteien, 
Parlamente  unterreprasentiert  und  zusatzlich  zur  allgemeinen  okono- 
misch  bedingten  Repression  besonderen  Unterdrlickungsformen  ausgesetzt 
sind.  Es  handelt  sich  insbesondere  urn  Frauen,  Rentner,  Kinder  und 
Jugeiidliche.  Die  Wirksamkeit  von  Stadtteilarbeit  wird  von  der  Akti- 
vierung dieser  besonders  benachteiligten  gesellschaftl ichen  Gruppen 
abhar.gig  sein,  die  dann  im  Rahmen  einer  gesamtgesellschaftl  ichen  Ver- 
anderungsstrategie  einen  gewichtigen  Hachtfaktor  darstellen  und  ent- 
scheidenden  EinfluB  auf  gesellschaftliche  Machtverschiebungen  ausuben 
kbnnten.  Stadtteilarbeit  erhalt  hiermit  einen  zentralen  emanzipativen 
Stellenwert.  In  ihrer  heutigen  Form  ist  sie  nicht  direkt  vergleichbar 
mit  der  Stadtteilarbeit  der  Weimarer  Zeit.  Damals  waren  die  Stadttei- 
ie  oft  die  einzigen  Bereiche  zur  politischen  Arbeit,  da  in  den  Be- 
trieben  nicht  mehr  agitiert  werden  konnte,  da  ein  groBer  Teil  der 
nolitisch  aktiven  Arbeiter  (vor  allem  von  der  KPD)  arbeitslos  waren. 
niese  Form  der  Organisierung  hatte  jedoch  wenig  EinfluB  auf  die  poli- 
tische  Haltung  der  Bevblkerungsteile,  die  nicht  unmittelbar  von  der 

-  9  - 


Arbeitslosigkeit  betroffen  waren,  da  Autoritatsstrukturen  und  Roller- 
verhalten  kaum  infrage  gestellt  wurden. 

Heute  stellt  si ch  der  Stadtteilarbeit  vor  allem  das  Problem  der  Kon- 
tinuitat. Dies  liegt  darin  begrundet,  daB  Stadtteilarbeit  unbezahlte, 
zusatzlich  zur  Betriebs-  und  Hausarbeit  zu  leistende  Arbeit  ist.  Der 
mb'gliche  Zeitaufwand  ist  daher  begrenzt.  Dazu  kommt,  daB  Stadtteil- 
arbeit, verstanden  als  organisierte  Interessenwahrnehmung,  nicht  die 
gemeinsame  Freizeitgestaltung  einschlieBt,  im  Gegensatz  z.E.  zu  Jugend- 
zentrumsinitiativen,  deren  Ziel  es  gerade  ist,  Mbgl ichkeiten  zur  Frei- 
zeitgestaltung zu  schaffen. 

Es  zeigt  sich  aber,  daft  z.B.  Mieterinitiativen  nur  dann  einen  hohen 
Aktivierungsgrad  haben,  wenn  aktuelle  Probleme  anliegen,  von  denen 
eine  groBe  Anzahl  von  Leuten  betroffen  ist.  Ansonsten  reduziert  sich 
die  Gruppe  auf  einige  Aktivisten,  wobei  sich  die  anderen  in  die  Iso- 
lation der  Familie  zurlickziehen.  Ausschl  ieSl  i  ch  problemorientierte 
Interessenwahrnehmung  ist,bezogen  auf  die  Akti vierungsintensi tat 
groBen  Schwankungen  ausgesetzt. 

Daher  wird  es  notwendig  sein,  neben  dem  Aufgreifen  von  Problemen  auch 
Alternativen  zur  alltaglichen  "TV-Entspannung"  in  der  Familie  zu  ent- 
wickeln,  urn  so  die  Kommunikation  von  Leuten  verschiedener  Altersgrup- 
pen  innerhalb  eines  Hauses  und  im  Stadtteil  zu  fordern.  Diese  regel- 
ma'Bige  zwanglose  Kommunikationsebene  stellt  Offentl ichkei t  her  und 
fbrdert  die  Transparenz  von  Problemen  und  damit  den  Mobil isierungs- 
grad  der  Bevolkerung. 


2.3.  Verha'ltnis  stadttei  lbezogener  Sozialarbeit  zur  Stadtteilarbeit 

Im  Unterschied  zur  stadttei lbezogenen  Sozialarbeit,  die  vom  "Subjekt" 
Sozialarbeiter  ausgeht,  wird  Stadtteilarbeit  vom  "Subjekt"  Bewohner 
initiiert  und  organisiert.  Diese  Trennung  ist  nicht  statisch  zu  se- 
hen  und  sie  schlieBt  sich  nicht  gegenseitig  aus.  Beide  Ansatze  si nd 
vielmehr  als  erga'nzende  bzw.  miteinander  zu  verbindende  Strategien 
zur  Interessenwahrnehmung  anzusehen.  Die  Forderung  nach  Erweiterung 
der  sozialen  Einrichtungen  (z.B.  Schaffung  eines  Hauses  der  Jugend) 
hat  dann  die  grbBten  Erfolgsaussichten,  wenn  sie  von  Kindern  und  Ju- 
gendlichen,  Eltern,  anderen  Bewohnern  und  Sozialarbeitern  gemeinsam 
aufgestellt  und  vertreten  wird.  Das  Interesse  der  Kinder  und  Jugend- 
lichen  liegt  in  der  alternativen  Freizeitgestaltung,  das  der  Eltern 
(hier  insbesondere  der  Mutter)  in  der  Beruhigung,  die  Kinder  sicher 
untergebracht  zu  wissen.und  das  Interesse  der  Sozialarbeiter  liegt 
schlieBlich  in  der  ansatzweisen  Realisierung  beruflicher  Intentionen 
hinsichtlich  stadttei lbezogener  Sozialarbeit. 

Stadttei lbezogene  Sozialarbeit  hat  hier  die  Aufgabe,  durch  ubernahme 
der  organisatorischen  Arbeiten  die  aktiven  Be vol kerungsteile  zu  ent- 
lasten  und  dazu  beizutragen,  die  Kontinuitat  von  Stadtteilarbeit  zu 
sichern.  Bezuqlich  einer  Zusammenarbeit  von  stadtteilbezogener  Sozial 
arbeit  und  Stadtteilarbeit  ergeben  sich  zwei  zentrale  Probleme: 

-  Gefahr  der  Integration  von  Stadtteilarbeit  in  die  Strategie  des 
Staates 

Der  Staat  sichert  sich  EinfluB  durch  mittelbare  bzw.  unmittelbare 
Finanzierung  stadtteilbezogener  Sozialarbeit.  Entweder  handelt  es 

-  lo  - 


sich  urn  Sozialarbeiter,  die  direkt  bei  staatlichen  Institutionen 
(z.B.  Amt  fur  Jugend)  angestellt  sind  oder  die  Liber  Landesjunend- 
planmittel  finanziert  werden  (wobei  in  diesem  Fall  der  Sozialarbei- 
ter bei  einem  Trager  der  freien  Jugendhilfe  angestellt  ist).  Diese 
EinfluBmbgl ichkeiten  kbnnen  zwar  durch  Eigenf inanzierung  (Beitra'ge, 
Spenden)  begrenzt,  mu'ssen  aber  von  vornherein  einkalkul iert  werden. 

.  Gefahr  der  Funktionarsbildung 

Die  Obernahme  der  organisatorischen  Arbeiten  von  Stadtteilarbeit 
sowie  der  tagliche  Kontakt  zura  Stadtteil,  der  sich  durch  die  sozial- 
padagogischen  Aufgaben  (padagogische  Angebote,  Beratung,  Initiativen) 
ergibt,  lassen  die  Gefahr  erkennen,  daB  Sozialarbeiter  den  Status 
von  Funktionaren  einnehmen,  der  zu  einer  gewissen  Abgehobenheit 
fiihren  kann. 

Es  ist  unbedingt  notwendig,  diese  Problematik,  die  grundsatzl ichen 
Charakter  hat  und  nicht  nur  auf  das  beschriebene  Verha'ltnis  zutrifft, 
friihzeitig  zu  aktual  isieren,  urn  Handlungsformen  zu  entwickeln,  die 
bei  Sicherstellung  der  Kontinuitat  den  EinfluB  des  Staates  abwehrt  und 
eine  Gleichgewichtigkeit  der  Entscheidung  ermbglicht. 


22  Schulversuch 
Glocksee 


Leh'ec,  Eltern,  Kinder,  WissenschafHiche  Begleiter  schreiben 

zu  foigenden  Themen: 

Longeweile;  Mothemafik  im  Projektunterrichl; 

Aggressiviiai  una  Kollektiverziehung; 

Beobachlung  alj  Lemprozefi;  Elternarbeil;  Eine  Lernbiogrophie 

Oskar  Negt 

Luemplarisches  lernen  und  Projeklunterrichr 

Dieter  Richter 

Die  Schule  furs  Leben  oder  Man  muft  sich  half  nach  der 

Decke  strecken 


20 


Helmut  Hartwig 

Lern-  und  Aneignungsformen  in  der  Houptschuie 

Dieter  HoFfmonn-Axthelm 

Didoktik  jnd  Psycholcgie 

J  org  Richard 

PhcnlQ5ielQligkeii  -  Spielpadagugik 

Wilfried  Gottschalch 

Phcntosie  und  MQrchen 


Wfr,  die  SOZIALISTISCHE  JUG.END  DEUTSCHLANDS  ^  DIE  FALKEN  -  , 
suchen  fur  unsere  B i  Idungsstatte  "Forsthaus  Halt"  zum  nachst- 
monlichen  Zei tpunkt  eine(n) 

HEIMLEITER(IN) 

Er  (Sie)  soil  die  Verwal  tungs-  und  Wi  rtschaftslei  tunc  ffir  die 
Bi Idungsstatte (Ao  Betten)  und  den  angeschlossenen  Zeitplatz 
ubernehmen.  Hauswi rtschaf t 1 iches  Personal  und  zwei  Zivildienst- 
leistende  unterstutzen  ihn  (sie). 

Das  "Forsthaus  Halt"  liegt  mitten  im  Wald.  Dreiz immer-Wohnung 
ist  vorhanden.  Bezahlung  in  Anlehnung  an  BAT. 

Bewerbungen  mit  den  ubl ichen  Unterlagen  an:  Forsthaus  Halt 
3o6o  Stadthagen  OT  HSrkamp  (Tel.  o5721/2226). 


2.4.  Moql ichkeiten  der  Realisierung  stadtteil bezogener  Sozialarbeit 

Stadtteilbezogene  Sozialarbeit  mit  der  vorher  beschriebenen  Orientie- 
rung  ist  keine  anerkannte  sozialpa'dagogische  Interpretation  und  wird 
z.Zt.  nur  als  Versuch  akzeptiert. 

Die  Initiative  in  unserem  Stadtteil  ging  von  der  Bevdlkerung  and  vom 
Ausbildungsbereich  in  Zusammenarbeit  mit  einigen  engagierten  Sozial- 
arbeitern  aus.  Im  Ausbildungsbereich  wird  Gemeinwesenarbeit  weitge- 
hend  in  der  vorher  kritisierten  Form  als  Schwerpunkt  angeboten,  wo- 
bei  insbesondere  das  Dilemma  besteht,  daB  auch  sogenannte  fortschritt- 
liche  Dozenten,  fernab  von  jeglicher  Praxis,  kaum  die  Phantasie  fur 
weitergehende  Versuche  entwickeln  kbnnen. 

Im  Praxisbereich  gibt  es  keine  institutional isierte  Gemeinwesenarbeit. 
Das  Amt  fur  Jugend  und  die  Arbeits-  und  Sozialbehbrde  haben  zwar  Mo- 
del le  errichtet,  die  aber  im  Zeitalter  der  SparmaBnahmen  eingespart 
bzw.  auf  die  Sozialarbeiter-Normalitat  zurechtgestutzt  wurden.  Dieser 
Arbeitsansatz  konnte  bisher  in  Hamburg  nur  bedingt  in  Projekten  real i- 
siert  werden,  die  den  Verein  als  Rechtsform  gewahlt  haben  und  als 
Trager  der  freien  Jugendhilfe  aus  dem  Landesjugendplan  unterstutzt 
werden. 

Einige  dieser  Ansatze  bestehen  schon  liber  vier  Jahre  und  haben  den 
Charakter  einer  Institution,  mit  alien  Vor-  und  Nachteilenjangenommen. 
Zwei  Arbeitsbereiche  werden  im  folgenden  vorgestellt. 

-   12  - 


II   CARSTELLUNG  STADTTEILBEZOGENER 
ARBEITSANSATZE 


Es  werden  zwei  sozialpa'dagogische  Arbeitsansa'tze  vorgestellt,  die 
verschiedene  Bereiche  der  Jugendhilfe  berlihren: 

-  Arbeitsgemeinschaft  Karolinenviertel  als  Freizeiteinrichtung  fur 
Kinder  und  Ougendliche  mit  Beratung  und  Fbrderung  von  Initiativen 
sowie  als  Praxisbereich  flir  Studenten  des  Fachbereiches  Sozialpa'da- 
gogik  mit  der  Absicht,  vera'ndernd  auf  Form  und  Inhalt  des  Studiums 
einzuwirken. 

-  das  Kinderhaus  Altona  -  eine  Kindertagessta'tte  ,  die  sich  als 
Alternative  zu  den  bffentlichen  Einrichtungen  versteht,  mit  benrenz- 
ter  Gruppenzahl,  gemeinsamer  Zielbestimmung  durch  Eltern  und  Bezugs- 
personen  sowie  Stadtteil kontakten. 

Die  beiden  Berichte  unterscheiden  sich  im  Umfang  und  der  damit  verbun- 
denen  unterschiedlichen  Differenzierung.  Der  Karol inenviertelbericht 
wurde  vorwiegend  flir  dieses  Info  geschrieben.  Die  Ausfuhrungen  des 
Kinderhauses  Altona  sind  aus  einer  Verbffentlichung  vom  September  75 
entnommen,  die  als  Information  flir  Eltern  und  interessierte  Bevblke- 
rung  gedacht  war.  Der  Bericht  des  Kinderhauses  Altona  ist  aber  zur 
Erweiterung  des  Erfahrungsbereiches  notwendig,  da  sich  hier 

-  eine  Initiative  nach  flinf  Jahren  harter  Kleinarbeit  stabilisiert 
hat  und 

-  jetzt  dabei  ist,  Probleme  der  Institutionansierung  zu  Ibsen,  die 
sich  insbesondere  auf  das  Entscheidungsverhal tnis  von  Eltern  und 
Bezugspersonen  beziehen  (siehe  Satzung  und  Geschaftsordnung). 

-  der  einzige  uns  bekannte  Arbeitsansatz  aus  der  ehemaligen  "Fabrik- 
bewegung"  ist,  der  sich  institutionalisiert  hat  und  jetzt  in  der 
Lage  ist,  in  Einzelfragen,  z.B.  Nutzung  eines  von  der  Fabrik  liber- 
nommenen  Bauspielplatzes,  dem  arroganten  Fabrikmanagement  auf  seine 
"kommerzialisierten  Fu'Be"  zu  treten, 

-  die  Arbeit  so  angelegt  ist,  daB  sie  iiber  die  padagogi  sche  Betreu- 
ung  der  Kinder  hinausgeht  bezuglich  einer  intensiven  Elternarbeit, 
der  Zusammenarbeit  mit  der  Schule,  nit  anderen  Gruppen  am  Ort  und 
der  Bevblkerung,  und  demnach  als  Ansatz  "stadtteilbezogener  Sozial- 
arbeit" zu  werten  ist. 

Die  Arbeitsgemeinschaft  Karolinenviertel  und  das  Kinderhaus  Altona 
entwickeln  nur  auf  Teilbereiche  bezogen  eine  Zusammenarbeit,  z.B.  bei 
Kinderfesten  und  einem  gemeinsamen  Zeltlager  wahrend  der  Sommerferien 

1975- 

Neben  der  zwei  verschiedene  Bereiche  abdeckenden  padagogischen  Ar- 
beit muB  noch  auf  wesentliche  Unterschiede  der  beiden  Initiativen  hin- 
gewiesen  werden: 

-  13  - 


bezogen  auf  die  Ini tiatorengruppe 

aft  Karolinenviertel  wurde  vo 
padagogik  gebildet,  zuerst  mi 


Die  Arbei tsgemeinsch 
Fachbereiches  Sozial 
Theorie- Praxis- Verha 
Berufsperspektive  zu 
rung  und  Sozialarbei 
gegen  entsprang  ganz 
privilegierten  Kinde 
riellen  Situation  he 
Dazu  wurden  zusammen 


ltnis  zu  verbessern  und  eine 
entwickeln,  die  die  Interess 

tern  betreffen  sollte.  Das  Ki 
zu  Anfang  Aktivita'ten  von  El 

rladen  wollten  noch  mit  der 

rkbmml icher  Kindergarten  einv 
mit  den  Bezugspersonen  Konze 


n  Studenten  des 
t  der  Absicht,  das 
fortschrittliche" 
enlage  von  Bevblke- 
nderhaus  Altona  da- 
tern,  die  weder  einen 
Erziehung  und  mate- 
erstanden  waren. 
pte  erstellt. 


-  bezogen  auf  die  Entscheidungsstruktur  - 

In  der  Arbei tsgemeinschaft  Karolinenviertel  werden  die  Entscheidungen 
von  den  Mitarbeitern  (Sozial padagogen,  Berufspraktikanten  und  Studen- 
ten) gefa'llt  und  getragen.  Eine  Einbeziehung  der  El  tern  in  den  Ent- 
scheidungsprozess  konnte  bisher  nicht  erreicht  werden,  da  es  sehr 
schwierig  ist,  Eltern  zu  motivieren,  sich  fur  die  Gestaltung  der  Frei- 
zeit  ihrer  Kinder  einzusetzen.  ls  ist  geplant, Liber  den  bisherigen 
Rahmen  hinaus  (Einzelberatung  und  sporadisch  stattfindende  Elternaben- 
de  der  Freizeitgruppen) ,  einen  regelma'Big  stattfindenden  Elternkreis 
zu  bilden,  liber  den  dann  engagierte  Eltern  angeregt  werden  sollen, 
an  der  praktischen  Arbeit  mi tzuwirken. 

Im  Kinderhaus  Altona  bezieht  sich  die  Entscheidungsebene  auf  Eltern, 
Bezugspersonen  und  technische  Mitarbeiter.  Das  starkere  Engagement 
der  Eltern  liegt  u.a.  in  der  Initiativgruppe  sowie  in  der  Ganztags- 
betreuung  begrundet. 

-  bezogen  auf  die  Konstel lation  der  Rechtstragerschaft  - 

Die  Arbei tsgemeinschaft  Karolinenviertel  wurde  Hitghed  bei  einem 
anerkannten  Verein  und  verklirzte  damit  das  Anerkennungsverfahren  als 
Trager  der  Jugendhilfe,  verzichtete  aber  auf  eine  gewisse  Eigenstan- 
digkeit  im  Innen-  und  AuBenbereich.  Das  Kinderhaus  Altona  dagegen 
grlindete  einen  eigenen  Verein  und  schuf  sich  damit  eine  groBere  Auto- 
nomic. 

Beide  Ansa'tze  konnten  diesen  Prozess  der  Konsol idierung  nur  durch 
eine  mehrere  Oahre  andauernde  liberdurchschnittliche  Belastung  durcn- 
stehen  -  wohl  eine  notwendige  Konsequenz  fur  Initiativen,  alternati- 
ve Ansa'tze  zu  realisieren. 


1.  ARBEITSGEMEINSCHAFT  KAROLINENVIERTEL  fAGKV). 


1.1.  Konzeption 


Ausgehend  davon,  daB  Bewohner,  Sozialarbeiter  und  Studenten  gemein- 
same  Interessen  haben,  soil  sozialpadagogische  Arbeit  eine  Verbesse- 
rung  der  Lebensbedingungen  fLir  alle  Teile  zur  Folge  haben,  was  sich 
fur  die  Bewohner  ausdrlickt  in  besseren  wohnbedingungen,  ausreichenden 
sozialeh  Einrichtungen  sowie  Kommunikationsstatten  und  flir  Sozial- 
arbeiter und  Sozialarbeiterstudenten  in  einer  beruflichen  Situation 

-  14  - 


zum  Ausdruck  kommt,  die  es  ihnen  ermbglicht,  die  Interessen  der  Be- 
vblkerung  zu  unterstutzen  und  das  sozialpadagogische  Angebot  nach 
den  neusten  Erkenntnissen  auszuflihren. 

Grundlage  daflir  ist  die  differenzierte  Ermittlung  der  gegenwartigen 
Interessenstruktur.  Diese  Ermittlung  und  das  Aufzeigen  von  Abhangig- 
keiten  mit  den  sie  vermittelnden  Mechanismen,  ist  ein  gemeinsames 
Anliegen  aller  Beteiligten;  es  sollen  Lernprozesse  eingeleitet  wer- 
den, die  in  ihrer  wechselseitigen  Wirkung  eine  Profilierung  des  Be- 
wuBtseins  fbrdern  und  Handlungsfahigkeit  und  Engagement  aller  Betei- 
ligten hervorrufen.  Fur  die  drei  zentralen  Arbeitsbereiche  bedeutet 
dies: 


Gruppen-  und 
Jugendliche  und 
ebietes.  Alter- 
ch  gegen  Kritni- 
die  Interessen- 

gen,  die  sich 
hsetzung  von  Ver- 
iale  Einrichtun- 

stellungen  ent- 
nisationsebene  im 
Arbei tsbereich 


a)  bezogen  auf  die  Bevblkerung  des  Karol inenviertels 

-  Verbreitung  des  padagogischen  Angebots  in  Form  von 
offenen  Angeboten  sowie  Einzelberatung  flir  Kinder, 
Erwachsene  eines  soziobkonomisch  benachteiligten  G 
native  Entwicklungsmbgl ichkeiten  aufzeigen,  die  si 
nalisierung  und  Dequal ifizierung  wenden  und  helfen 
lage  zu  bestimmen  und  gemeinsam  durchzusetzen. 

-  Initiativen  der  Bevblkerung  unterstutzen  bzw.  anre 
auf  die  Bekanntmachung  von  MiBstanden  und  die  Dure 
anderungen  beziehen,  so  z.B.  auf  Mietprobleme,  soz 
gen  und  Planungstendenzen. 

-  Organisierung  in  Blirgerinitiativen  fbrdern  und  Vor 
wickeln,  wie  eine  breitere  und  verbindl ichere  Orga 
Wohnbereich  gefunden  werden  kann,  wie  sie  z.B.  im 
in  Form  der  Gewerkschaften  besteht. 

b)  bezogen  auf  sozialpadagogische  Handlungsvol  lzlige 

-  sozialpadagogisches  Handeln  (pa'dagogisch-psychologische  Angebote 
flir  Gruppen  und  Einzelne)  aus  den  soziobkonomischen  Bedingungen 
(Arbeits-,  Wohn-  und  Bildungssituation)  ableiten  und  auf  einen 
konkreten,  uberschaubaren  Wohnbereich  sowie  auf  die  allgemeine 
gesellschaftliche  Situation  beziehen. 

-  Durch  Ausschbpfung  der  bisher  rechtlichen  Mbgl ichkeiten  neue  Ar- 
beitsansatze  im  Bereich  der  Sozialarbeit  bezogen  auf  die  bffent- 
liche  Jugendhilfe  sowie  freier  Trager  der  Jugendhilfe  entwickeln, 
die  das  Interesse  der  Bevblkerung  nach  Verbesserung  der  Lebensbe- 
dingungen unterstlitzt  und  emanzipative  Prozesse  auch  innerhalb  der 
eigenen  Institution  in  Form  der  Gruppen-  und  Teamarbeit  fbrdert 

und  Unter-  bzw.  Oberordnungsmechanismen  entgegenwirkt.  Diese  Arbei ts- 
ansatze  sollten  auf  breiter  Ebene  umsetzbar  sein  und  Kontinuitat 
(Verbindlichkeit,  Langfristigkei t)  gewahrleisten. 
.  Zusammenarbeit  der  in  einem  Wohnbereich  arbeitenden  Sozialarbeiter 
und  Lehrer  entwickeln  und  ihre  Organisierung  in  den  Gewerkschaften 
unterstutzen;  uberregionalen  Erfahrungsaustausch  z.B.  Liber  das 
Info-Sozialarbeit  verstarken. 

c\  bezoqe"  auf  den  Ausbildungsbereich 

Verbesserung  des  Theorie/Praxisverhaltnisses,  praktische  Erfahrungen 
sollen  sich  in  den  Referaten  und  Seminaren  niederschlagen  sowie 
qualifizierte  Seminarkritik  und  Studienreformalternativen  fbrdern. 

-  15  - 


Die  MSgl  ichkeiten  und  Grenzen  von  Sozialarbeit  werden  frlih  aktua- 
lisiert  (Berufsperspektive)  . 

Kollektive  Prozesse  durch  Gruppenarbeiten  ermbglichen,  Hierarchi 
sierung  innerhalb  der  eigenen  Gruppe  erkennen  und  abbauen. 


1.2.  Entwicklung  der  Arbeitsgemeinschaft  Karolinenviertel 

von  einer  studentischen  Initiative  zur  anerkannten  Institution 


Januar  1972  Obernahme  einer  Kindergruppe  im  Vorschul alter  von  einer 
Studentengruppe  des  damaligen  2.  Semesters  zur  Verbesse- 
rung  des  Theorie/Praxis-Verhal tnisses.  Da  zunachst  noch 
keine  Raume  im  Stadtteil  zur  Verfiigung  standen,  muBte 
auf  auBerhalb  gelegene  Raume  ausgewichen  werden. 
Mit  diesen  und  9  weiteren  Studenten  aus  dem  gleichen 
Semester  wurde  in  der  Folgezeit  die  erste  Konzeption 
flir  einen  stadtteil  bezogenen  Arbeitsansatz  entwickelt. 
Dazu  gehb'rten:  Kennenlernen  des  Stadtteil s,  Kontaktauf- 
nahme  mit  dem  Amt  flir  Jugend  und  Erarbeitung  dieses  The- 
menkomplexes  in  Seminaren  der  Fachhochschule. 

Oktober  1972  Der  Arbeitsgemeinschaft  wurden  von  der  Kirchengemeinde 
St.  Paul i  Nord  Raume  im  ehemaligen  Pastorat  vorliberge- 
hend  zur  Verfiigung  gestellt.  Diese  Raume  befinden  sich 
am  Rande  des  Karolinenviertels.  Das  Pastorat  wurde  wegen 
des  geplanten  Abrisses  zwecks  Messeerweiterung  geraumt. 
Zusatzliche  Betreuung  von  zwei  heilpadagogischen  Schul- 
gruppen  in  der  Schule  Laeiszstr.  durch  Mitarbeiter  der 
Arbeitsgemei  nschaf t . 

Nov.  1972   Grundung  einer  Jugendgruppe  im  Alter  von  13  -  14  Jahren. 
Die  Vorschul gruppe  zieht  ins  ehemalige  Pastorat  und  kann 
damit  die  Gruppenarbeit  intensivieren. 
Erste  finanzielle  Unterstlitzung  von  der  FHS  fur  Medien- 
material  aus  Forschungsmitteln  der  Fachhochschule. 

Februar  1973  Einrichtung  eines  2.  Abends  fur  altere  Jugendliche, 

Kiindigung  der  Raume  im  ehemaligen  Pastorat  zwecks  ander- 
weitiger  Nutzung  zum  1.  April  73.  (Der  vorgesehene  Ab- 
riB  verzbgert  sich  wegen  knapper  finanzieller  Mittel  der 
"Hamburg  Messe'). 


Marz  1973 


1.4.1973 


April  1973 


-  16  - 


Demonstratives  Fest  zur  Sicherung  der  weiteren  Nutzung 
der  Raume.  Hierzu  wurden  Vertreter  des  Amtes  fur  Jugend 
und  der  politischen  Parteien  eingeladen. 

Aufschub  der  Raumungsfrist  urn  einen  Monat. 
Einstellung  von  2  Berufspraktikanten  beim  Amt  fur  Jugend, 
die  ihr  Praktikum  in  der  Arbeitsgemeinschaft  ableisteten, 
vorher  jedoch  noch  nicht  mitgearbeitet  hatten. 

Probleme  in  der  Jugendarbeit:  Die  Jugend! ichen  beider 
Gruppen  hatten  intensiv  und  fast  taglich  an  der  Vorbe- 


Junj  1973 


Juni  1973 
Nov.  1973 


reitung  des  demonstrativen  Festes  teilgenommen.  Nach  dem 
Fest  war  es  nicht  mehr  moglich,  eine  al  tersma'Bige  Auf- 
teilung  vorzunehmen  und  die  Gruppenabende  wie  vorher 
einmal  pro  Woche  flir  jeweils  3  Stunden  durchzufuhren. 
Die  Jugendl ichen  forderten  jetzt  unbegrenzten  Zugang  zu 
den  Raumen,  was  jedoch  von  den  Studenten  zeitlich  nicht 
zu  leisten  war.  Daraufhin  verschafften  die  Jugendl ichen 
sich  mit  Gewalt  Zugang,  waren  jedoch  nicht  in  der  Lage, 
diesen  "Freiraum"  auch  selbst  zu  verwalten,  sondern  be- 
gannen,  die  Einrichtung  zu  zerstbren  und  sich  gegensei- 
tig  zu  terrorisieren.  Jugendl iche  mit  weniger  aggressi- 
vem  Verhalten,  die  bisher  regulierend  auf  die  Gruppe 
gewirkt  haben,  blieben  weg.  Die  Studentengruppe  war  nicht 
in  der  Lage,  diese  Situation  gemeinsam  aufzufangen  und 
muBte  sich  nach  zwei  Monaten  durchringen,  bei  Gewalttatig- 
keiten  die  Polizei  einzuschalten  und  den  Jugendkeller 
Anfang  Juni  zu  schlieBen,  da  der  Keller  inzwischen  vollig 
funktionsunfahig  geworden  war  (eingeschlagene  Tliren, 
herausgerissene  Toiletten,  zerstorte  elektrische  Anlage). 
Die  Kindergruppe  wurde  w'a'hrend  dieser  Zeit  kontinuierl  ich 
fortgefu'hrt,  muBte  aber  wegen  des  Zustandes  der  Raume 
flir  kurze  Zeit  wieder  nach  auBerhalb  verlegt  werden. 
Von  Seiten  der  El  tern  der  Kindergruppe  wurden  wir  kriti- 
siert,  den  Jugendlichen  gegenliber  eine  zu  wenig  autorita- 
re  Haltung  eingenommen  zu  haben. 

Der  Zusammenbruch  der  Arbeit  zu  diesem  Zeitpunkt  war 
auBerst  unglinstig,  da  sich  eine  langerfristige  Nutzungs- 
mbglichkeit  abzeichnete. 

Institutional isierung:  Es  wurde  darauf  verzichtet,  einen 
eigenen  Verein  zu  grlinden.  Die  Arbeitsgemeinschaft  Karo- 
linenviertel wurde  Mitglied  im  Verein  Jugendhilfe  e.V., 
der  im  Bereich  der  Jugendarbeit  mehrere  Projekte  unter- 
halt.  Damit  konnte  der  Verein  Jugendhilfe  flir  die  Arbeits- 
gemeinschaft Mittel  aus  dem  Landesjugendplan  beantragen, 
die  1974  erstmals  genehmigt  wurden. 


Aufarbeitung  der  Jugendgruppenproblematik 

Konzepti  onswei  terentwickl ung 

Einzelfallhilfe  und  streetworking  bezogen  auf  die  Ju- 
gendlichen. 

Oktober  1973  Umgruppierung  der  mitarbeitenden  Studentengruppe:  Studen- 

ten  im  Priifungssemester  horten  auf,  neue  Studenten  aus 

dem  3.  Semester  begannen  ihre  Mitarbeit.  Von  der  1.  Gene- 
ration waren  vier  Studenten  bereit,  ab  April  1975  ihr 
Berufspraktikum  in  der  Arbeitsgemeinschaft  zu  machen. 

0ktpber_1973  Renovierung  der  Raume  und  Versuch,  die  Nutzung  der  Rau- 
— '         me  vertraglich  abzusichern. 


DeZ; 


1973    Neue  Ansa'tze  zur  Wiedererbffnung  der  Jugendgruppe  schei- 
tern. 

-  17  - 


Februar  1974  Eroffnung  von  klassenbezogenen  Freizeitgruppen: 

3.  und  6.  Klasse.  Der  Ansatz:  Zusammenarbeit  mit  der 
Klassenlehrerin  konnte  nur  bedingt  verwirklicht  werden. 


Februar  - 
Mai  1974 


Ma'rz  1974 


April  1974 


Es  wurden  mehrere  Ansatze  unternommen,auf  der  Basis  der 
ehemaligen  Jugendgruppe  eine  Fortfuhrung  zu  erreichen. 
Ein  konstruktives  Interesse  konnte  nicht  mehr  entwickelt 
werden,  so  daB  neue  Gberlegungen  bezLiglich  der  Aktivie- 
rung  von  Jugendlichen  einer  8.  Klasse  gemacht  wurden. 

Betreuung  des  Spielplatzhauses  im  Viertel  durch  die  Ar- 
beitsgemeinschaft an  4  Tagen  in  der  Woche,  jeweils  2  Stun- 
den  vor-  und  nachmittags.  Durch  den  direkt  im  Viertel 
gelegenen  Spielplatz  und  die  offenen  Spielangebote  ent- 
standen  starkere  Kontakte  zur  Bevblkerung. 

Einstellung  einer  Sozialpadagogin  (frlihere  Berufsprakti- 
kantin)  beim  Verein  Jugendhilfe  e.V.  (Finanzierung  liber 
Landesjugendplanmittel)  und  vier  Berufspraktikanten,  die 
beim  Amt  flir  Jugend  angestellt  und  fUr  die  Arbeit  in  der 
Arbeitsgemeinschaft  freigestellt  wurden.  Die  4  Berufs- 
praktikanten bekamen  vom  Amt  flir  Jugend  einen  Ausbildungs- 
und  Arbeitsplan  vorgelegt,  urn  den  es  bis  August  74  Star- 
ke Auseinandersetzungen  gab,  schlieBlich  wurde  ein  Kom- 
promiBvorschlag  vom  Amt  flir  Jugend  angenommen,  da  die 
^esamtarbeit  erheblich  darunter  litt. 

Nutzungsvertrag  flir  die  Raume  im  Holstenglacis  7  zwischen 
dem  Verein  Jugendhilfe  und  dem  Bezirksamt  Hamburg  Mitte. 
Der  Vertrag  kann  viertel  ja'hrl  ich  gekiindigt  werden.  Eine 
Kundigung  wird  wahrscheinlich  nur  dann  aktuell ,  wenn  die 
Messe  erweitert  werden  soli,  davon  ist  aufgrund  der  Fi- 
nanzsituation  der  bffentlichen  Hand  in  den  nachsten  2-3 
Jahren  nicht  auszugehen. 

August  1974  Eroffnung  einer  Jugendgruppe.  Als  Ansatzpunkt  wurde  eine 
~      8.  Klasse  angesprochen  und  spa'ter  erweitert  auf  alle 
13-lGjahrigen  Schliler. 

Qktober  1974  Eroffnung  des  Spiel  clubs  im  Holstenglacis  und  damit  eine 
Erganzung  des  bisher  "'"-  =' 


Juli  1974 


•nt- 

4 


CiUIMIUIiy     JC3     JfJICItlUU^      I  111     [iwui.ciiyiui.i3     UIIU    UWIllii.     \-  i 

Erganzung  des  bisher  nur  auf  den  Spielplatz  begrenzten 
offenen  Angebotes.  Der  Spielclub  findet  ein  Mai  wb'chen 
1  ich  fur  3  Stunden  statt  flir  alle  Schulkinder.  In  den 
zur  Verfligung  stehenden  Raumen  konnen  gleichzeitig  ver- 
schiedene  Angebote  wahrnenommen  werden. 

Januar  1975  Entwicklung  einer  themenorientierten  Jugendgruppe  in  Zu- 
sammenarbeit mit  der  Jungen  Vol kshochschule.  Grundsatzli- 
che  Schwierigkeiten  bestehen  in  der  Aktivierung  liber  Dis- 
kussionen.  Das  Freizeitbedlirfnis  (Musik,  Tischtennis) 
liberwiegt. 

Februar  1975  Dffentliche  Informationsveranstaltung  ("Wohnen  im  Karo- 
1  inenviertel ")  liber  die  Wohnperspektive.  Daraus  ging  ein 
Arbeitskreis  hervor,  der  sich  insbesondere  mit  Wohn-  und 

-  18  - 


AprTM975 


Juni_L975 


Mietproblemen  und  mit  Planungen  und  Tendenzen  der  Ge- 
bietsentwicklung  beschaftigte.  Es  ist  von  Seiten  der 
Bevdlkerung  ein  groBer  Bedarf  an  Information  und  Hilfe- 
stellung  in  Bezug  auf  Mieterhdhungen,  Kostenlibernahme 
bei  Instandsetzungen  usw.  vorhanden.  Nachdem  liber  Stadt- 
teil informationen  und  Rundbriefe  bekannt  wurde,  daB  sich 
die  Arbeitsgemeinschaft  auch  mit  diesem  Problemkreis 
auseinandersetzt,  kamen  die  Leute  einzeln,  um  sich  bera- 
ten  zu  lassen.  Der  Arbeitskreis  selbst  verlor  jedoch  nach 
kurzer  Zeit  seine  Existenzberechtigung,  da  die  Beteili- 
gung  zunehmend  abnahm. 

In  einem  begrenzten  Wohngebiet,  zu  dem  intensiver  Kontakt 
durch  die  padagogische  Arbeit  bestand,  war  es  im  Septem- 
ber 1975  mbglich,  40  von  75  Mietparteien  dabei  zu  unter- 
stlitzen,  sich  gegen  ungerechtfertigte  Nebenkostenerhbhun- 
gen  zu  wehren. 

Einstellung  von  zwei  Sozialpadagogen  (die  bereits  seit 

1972  mitarbeiteten)  beim  Verein  Jugendhilfe  e.V.,  die 

liber  Landesjugendplanmittel  finanziert  werden.  Damit  ar- 

beiten  in  der  Arbeitsgemeinschaft  3  Sozialpadagogen  haupt- 

amtlich. 

Erweiterung  der  Spiel platzbetreuunq  auf  4  Tage  in  der 

Woche  jeweils  3  Stunden  vor-  und  nachmittags. 

Einrichtungeines  Schularbeiten-Spielnachmittags  bezogen 
auf  auslandische  Kinder  des  1.-3.  Schuljahres.  Die  Gruppe 
soil  in  die  ab  Nov.  fur  3  Nachmittage  in  der  Woche  ge- 
plante  allgemeine  Schularbeitenhilfe  integriert  werden. 
Beziiglich  des  Spielangebots  sollen  verstarkt  auslandi- 
sche Kinder  in  die  Gruppen  einbezogen  werden. 

Einrichtung  einer  Diskothek  flir  Jugendliche  ab  13  Jahren 
jeden  zweiten  Sonntag  von  16  -  19  Uhr. 
15tagiges  Ferienzeltlager  in  Uieren  bei  Uelzen  in  Zusam- 
menarbeit mit  dem  Kinderhaus  Altona  und  dem  Kinderladen 
Langenhorn  flir  insgesamt  70  Kinder  im  Alter  von  6-15  J. 

Einrichtung  eines  Fbrderkreises  zur  Finanzierung  von 
3  Berufspraktikantenstellen  als  Konsequenz  der  Ableh- 
nung  des  Amtes  flir  Jugend, flir  die  Arbeitsgemeinschaft 
Berufspraktikantenplatze  zur  Verfligung  zu  stellen. 

pi anunaen  ab  Qktober  1975: 

r~E'inrichtung  einer  Spielgruppe  im  Alter  von  4-5  Jahren. 

_  Einrichtung  einer  Freizeitgruppe  im  Alter  von  6-7  Jahren. 

(Damit  waren  alle  Al tersgruppen  bezogen  auf  Freizeitgruppen  in  der 
Arbeitsgemeinschaft  Karol inenviertel  erfaBt.) 

Einrichtung  einer  Elterngruppe  (bisher  nur  sporadisch  stattfindende 
Elternabende  der  einzelnen  Gruppen  Oder  z.B.  Ferieninitiativen) 
Einrichtung  einer  Schularbeitenhilfe  an  3  Nachmittagen  in  der  Woche 
bezogen  auf  Kinder  des  1.-  4.  Schuljahres. 


19 


Jjili  1975 


Sepi 


1975 


1.3.  Institutioneller  Rahmen  und  materielle  Situation 


RECHTLICHE  SITUATION 

Die  Arbeitsgemeinschaft  Karolinenviertel,  1972  als  studentische  Ini- 
tiative gebildet,  muBte  sich  1973  eine  Rechtsform  geben,  urn  VertrSge 
abschlieBen  zu  kbnnen,  wie  z.B.  Mittel  aus  dem  Landesjugendplan  er- 
werben  Oder  einen  Nutzungsvertrag  flir  die  Hauser  abschlieBen  zu  kbnnen. 
Um  sich  von  dem  Verwaltungsaufwand  zu  entlasten  sowie  die  Anerkennung 
als  Trager  der  freien  Jugendhilfe  zu  verkiirzen,  wurde  kein  eigener 
Verein  gegrlindet,  sondern  die  Arbeitsgemeinschaft  wurde  im  Juni  1973 
Mitglied  im  Verein  Jugendhilfe  e.V.  und  damit  einer  juristischen  Pei — 
son  angegliedert,  die  flir  die  Arbeitsgemeinschaft  im  AuBenbereich 
rechtma'Biger  Verhandlungspartner  ist,  Vertrage  abschlieBen  und  haft- 
bar  gemacht  werden  kann. 

Der  Arbeitsgemeinschaft  wurde  nach  der  Satzung  des  Vereins  ein  Beirat 
zugeordnet,  der  dem  Vorstand  des  Vereins  angehbrt,  und  ist  so  indirekt 
an  Vereinsbeschllissen  beteiligt.  Es  besteht  auBerdem  die  Mbgl  ichkeit, 
daB  Mitglieder  der  Projekte  an  den  einmal  monatlich  stattfindenden 
Vorstandssitzungen  beratend  teilnehmen. 

Auf  Initiative  der  Arbeitsgemeinschaft  wurde  im  August  dieses  Jahres 
die  Satzung  des  Vereins  modifiziert  im  Sinne  einer  Erweiterung  des 
Vereinszwecks  auf  den  Bereich  Gemeinwesenarbeit  und  starkeren  Einwir- 
kungsmbglichkeiten  der  Mitglieder.  Bisher  haben  sich  zwischen  Vereins- 
vorstand  und  der  Arbeitsgemeinschaft  Karolinenviertel  keine  Kontro- 
versen  ergeben,  die  die  Autonomie  der  Arbeitsgemeinschaft  berlihrt 
ha'tten. 

FINANZIELLE  SITUATION 

Die  Arbeitsgemeinschaft  Karolinenviertel  hat  seit  Beginn  ihres  Beste- 
hens  klare  Prinzipien  der  Finanzierung  des  Projektes  verfolgt: 

-  Kosten  und  damit  die  Abhangigkeiten  so  gering  wie  mbglich  halten 

-  Klare  RechnungsfLihrung  nach  innen  und  auBen 

-  Mehrere  Finanzierungsmbglichkei ten  anstreben,  um  nicht  von  einer 
Stelle  total  abha'ngig  zu  sein. 

a)  Behbrde  flir  Schule,  Jugend  und  Berufsbildung,  Amt  flir  Jugend 
Der  Verein  Jugendhilfe  erha'lt  nach  den  Hamburger  Richtlinien  aner- 
kannter  Trager  der  freien  Jugendhilfe  (Grundlage  §  8  JWG)  fLir  die 
Arbeitsgemeinschaft  Mittel  aus  dem  Landesjugendplan, Pos.  52  (Unter- 
stiitzung  von  sozialtherapeutischen  MaBnahmen).  Landesjugendplanmittel 
miissen  2  Jahre  im  voraus  beantragt  und  flir  jedes  Jahr  neu  eingeworben 
werden.  Die  Mittel  umfassen  1975  Personal kosten,  laufende  Kosten  wie 
Miete,  Heizung,  Strom,  Wasser,  Telefon,  Reinigung  und  Bescha'ftigungs- 
material.  Nach  den  allgemeinen  Bewirtschaftungsrichtl  inien  miissen  die 
erhaltenen  Mittel  jahrlich  abgerechnet  werden. 

b)  Behbrde  flir  Wissenschaft  und  Kunst,  Fachhochschule 

Als  Projekt  der  Fachhochschule  erha'lt  die  Arbeitsgemeinschaft  fur  die 
dort  arbeitenden  Studenten  Lehr-  und  Forschungsmittel  fiir  Medien-  und 
Biiromaterial  zur  Durchfuhrung  sozialpadagogischer  Aufgaben. 

-  2o  - 


c )  Bezirksamt  Hamburg  Mitte   (SonderrMt : al  der  Bezirksversammlunq) 

Fiir  besondere  MaBnahmen,  wie  z.B,-  UnEau  des  Spielhauses  auf  dem  Spiel- 
platz  1974  und  fiir  das  Herbstferienproc.-amm  1975  wurden  Mictel  aus  den 
Sondermittel  n  der  Bezirksversammliiriq  beantragt  und  genehmigt. 

d)  Eigenfinanzierunq  liber  den  Verein   Jugendhilfe 

Der  Verein  ste'llt  der  ArbeitsgemeinscFaft  aus   ETgenmitteln   (Spenden 
und   BuBgelder)   einen  kleinen  Betrag  als  Bewegungsgelder  fiir  die  pa'da- 
gogischen  Gruppen  zur  Verfligung,  damit  die  aruppen  freier  planen  und 
spontane  Aktivita'ten  wahrgenommen  werden  kbnnen. 

e)  Eigenfinanzierunq  iiber  Fbrderkreis 

NacTidem  es  nicht  mbglich  war,  eine  Finanzierung  von  Berufspraktikan- 
ten  ab  Oktober  1975  durch  das  Amt  fiir  Jugend  durchzusetzen,   hat  die 
Arbeitsgemeinschaft  im  Einvernehmen  mit  dem  Verein  Jugendhilfe  einen 
Fbrderkreis  gegriindet,  der  sich  vorerst  an  die  engagierte  und  zahlungs- 
fahige  Fachbffentl ichkeit  wendet*(Sozialarbeiter,   Lehrer,  Juristen 
usw.).   Es  steht  zur  Diskussion,  diesen  Fbrderkreis  auch  auf  die  Be- 
vblkerung,   hier  insbesondere  auf  die  Eltern  der  von  uns  betreuten  Kin- 
der zu  erweitern.    Dies  soil    einerseits  Sel bsthilfembglichkeiten  auf- 
zeigen,   sowie  st'a'rkeres  Engagement  von  Eltern  und  Bevblkerung  fbrdern, 
andererseits  muB  nach  wie  vor  gewahrleistet  werden,  daB  deutlich  auf 
die  Zustandigkeit  der  Finanzierung  von  sozialpadagogischen  Angeboten 
hingewiesen  wird  und  die  staatlichen   Institutionen  aufgefordert  wer- 
den,  fiir  eine  entsprechende  Verwendung  der  Steuermittel    zu  sorgen  und 
qegen  SparmaBnahmen  im  Bildungs-  und  padagogischen  Bereich  vorzugehen. 


RKUME 

Die  Arbeit  findet  im  ehemaligen  Pastorat  der  Kirchengeme 
Nord  statt.  Nach  monatelangen  Auseinandersetzungen  mit  d 
dem  Bezirksamt  konnte  im  Jul i  1974  mit  dem  Bezirksamt  ei 
trag  abgeschlossen  werden.  Es  wurden  Ra'ume  wie  Schularbe 
und  Aufenthaltsraume  sowie  ein  Biiro  eingerichtet.  Die  La 
ist  etwas  ung'unstig,  da  es  am  Rande  des  Stadtteils  liegt 
durch  eine  HauptverkehrsstraBe.  Auf  dem  Spiel platz,  der 
Viertel  liegt,  steht  seit  April  1974  ein  kleines  Spielha 
gung,  das  an  vier  Tagen  in  der  Woche  vor-  und  nachmitta 
arbeitern  der  AG  Karolinenviertel  betreut  wird  und  zur  V 
der  Kommunikation  mit  den  Bewohnern  des  Viertels  beitrug 


inde  St.  Paul i 
er  Kirche  und 
n  Nutzungsver- 
its-,  Club- 
ge  des  Hauses 

abgegrenzt 
direkt  im 
us  zur  Verfii- 
gs  von  Mit- 
erbesserung 


PERSONELLE  SITUATION-STAND 

3  Planstellen  fiir  Sozialar 
Verein  Jugendhilfe,  Finan 
3  hauptamtlichen  Mitarbeit 

jekt. 

3  Berufspraktikanten,  ein 

Finanzierung  iiber  den  Ford 

bereits  seit  2  Jahren  als 

Neubesetzung  der  studentis 

11  Studenten  des  4.  Sem.  d 

GVJA,  werden  hier  ihren  Prax 

durchfuhren. 

2ur  Zeit  lauft  ein  Antrag 

dienstleistende. 


10.75- 


beiter/Sozialpadagogen,  angestellt  beim 
zierung  iiber  Landesjugendplanmittel.  Die 
er  arbeiten  seit  4  bzw.  3  Jahren  im  Pro- 

Jahr  angestellt  beim  Verein  Jugendhilfe, 
erkreis.  Die  Berufspraktikanten  arbeiten 
Studenten  mit. 

chen  Mitglieder  seit  Oktober  75: 
er  FHS  fur  Sozialpadagogik,  Schwerpunkt 
isteil  wahrend  des  4.,  5.  und  6.  Semesters 

auf  Anerkennung  als  Einsatzstel  le  fur  Zivil- 

-  21  - 


REIHE  BETRIEB  UND  GEWERKSCHAFT 

Dirk  Axmacher:  KRITIK  DER  BERUFSAUSBILDUNG 

Der  Versuch,  die  Politik  des  Kapitals  im  Bereich 
der  Beruf sausbildung  auf  der  Basis  marxistischer 
Kategorien  zu  erklaren  und  empirisch  zu  beschrei- 
ben,  stofit  auf  erhebliche  Wirierstande ,  wenn  man 
entweder  hinter  der  Politik  des  Staates  kurzerhand 
die  des  Kapitals  durchblicken  sieht  oder  die  Wider- 
spriichlichkeit  staatlicher  Beruf sausbildungspolitik 
auf  den  Nenner  gegensatzlich  interessierter  Kapi- 
talfraktionen  bringt.  Beide  Kurzschlusse  sollen  in 
dieser  Arbeit  vermieden  werden:  Es  handelt  sich  im 
engeren  Sinne  urn  eine  politisch-okonomische  Analy- 
se, die  das  Interesse  des  Staates  an  einem  in  sich 
funktionsfahigen  Gesamtbildungssystem  zum  Ausgangs- 
punkt  der  Uberlegungen  macht  »Die  Schrif t  gliedert 
sich  in  zwei  Teile:  Ein  erster  historisch-theore- 
tischer  Teil  untersucht  die  Entstehung  der  Berufs- 
ausbildung  in  Handwerk  und  Manufaktur.  Im  Unter- 
schied  zu  anderen  Studien  liegt  hier  das  Schwerge- 
wicht  auf  der  betrieblichen  Seite  der  Ausbildung; 
diese  bisherige  Liicke  erklart  auch  eine  umfangli- 
c!ie  Ausbreitung  von  Quellenmaterial ,  vor  allem  fiir 
das  19.  Jahrhundert.  Dieser  Teil  schlieBt  mit  einer 
Untersuchung  iiber  die  betriebliche  Beruf sausbildung 
in  der  Weimarer  Republik  und  im  deutschen  Faschis- 
mus.  Der  zweite  Teil  entfaltet  auf  der  Bais  der 
Marxschen  Analyse  der  Warenform  einen  theoretischen 
Rahmen,  um  die  gegenwar tigen  Kampfe  um  eine  Reform 
des  Beruf sbildungsgesetzes  zu  erklaren.  Anhand 
mehrerer  zentraler  Dimensionen  des  neuen  Gesetzent- 
wurfes  (Finanzierung,  Organisation,  Integration  von 
allgemeiner  und  beruf licher  Bildung  u.a.m.)  wird 
abschliefiend  die  Tragfahigkeit  dieses  theoretischen 
Ansatzes  nachzuweisen  versucht. 


12o  Seiten,  broschiert,  DM  7. — 

Virlag  2ooo  GmbH,  6o5  Offenbach  h,    Postfach  591 


1.4.  Obersicht  uber  die  Arbeitsbereiche  der  AG  Karol inenviertel  (KV) 


Kontakte 
(s.5) 


Arbei tsfeld 
Karol inenvi  ertel 
(s.2)      


AG 

Karol inen- 
viertel 
Innere  Organisation 

(s.l) 


Praktika 
(s.8) 


AF 

Ausbi  Iduncis- 

bereich 


Verein 

Junendh  i 1 f e   e. 
(s'.7) 


Arbei tsfeld 
Behorden 


Arbei ts- 

nruppe 
ts.6) 


23 


Zu  1 :  Innere  Organisation  der  AG  KV 


konzept ionel I e 
Koord  inat  ion 


Hauptamt 1 i  che 
und 

Berufspraktikanten 
Woe  hen  pi  anting 


je  2 
Deleg  ierte 


Praktikanten  des 
k.    -    6.  Semesters 

Studententref f 


Arbei  tsgruppen 


Konzeptionel le  Koordination 

Diskussionspunkte: 

-  stadtteilbezogene  Sozialarbeit 

-  Stadtteilarbeit 

-  Studienreformalternativen 

-  dazu  kommt  regelma'Big  die  Ab- 
stimmung  der  padanogischen  Arbeit 

Wochenpl  anting 

Organisation  der  Arbeit: 

-  Termine 

-  Finanzen 

-  spezifische  Fragen  bezogen 
auf  die  Behdrden 

-  Konflikte 

Studententreff 

-  Information  Uber  Wochenplanung 

-  Fragen  FHS 

-  Konflikte 

-  Methodikseminar 

Arbeitsgruppen 

-  bezogen  auf  padagogische 
Gruppenangebote 

-  bezogen  auf  FHS 

-  bezogen  auf  sozial padagogische 
Handlungsvollzliqe  wie  z.B.  in 
der  AG  KV  (Finanzierung, 
Materialbeschaffung) 

-  ad  hoc  Arbeitsgruppen 


Gesamtgruppe 
(z.Zt.  17  Leute) 


3  Sozial padagogen 
3  Berufspraktikanten 
2  Studenten 


11  Studenten 
1  Sozialpadagoge 
1  Berufspraktikant 


Mindestens  1  Sozialpadagoge 
bzw.  Berufspraktikant  und 
1  Student 


-  24 


Zu   2:    Arbeitsfeld   Karol inenviertel 
Padagogisches  Angebot 

a)  Offenes  Angebot 

-  Spielplatz 

(Dienstag-Frei tag  von  9-12  und  von  14-17  Uhr) 

-  Spielclub 

(Freitag   von   14.30-17.00  Uhr  in  den   Hausern 
fur  Kinder  von  6-14  Jahren) 

-  Diskothek 

(14tagig   am  Sonntag   von   16-19   Uhr   fur  Jugendliche 
von  13-18  Jahren 

-  Spielplatzfeste 
(viertel jahrlich) 

-  Ferienzel tlager 

(jahrlich  fur  2-3  Wochen  im  Sommer) 

-  Tages   und  Wochenendausfluge 

-  in  den  Ferien  erweitertes  Offenes  Angebot 

b)  feste  Gruppen 

(fiir  eine  begrenzte  Kinderzahl  und  bestimmte  Al tersgruppen) 

-  Spielgruppe  Kinder  von  4-5  Jahren 

-  Kindergruppe  Kinder  von  6-7  Jahren 

"        "     "  8-9  Jahren 

"  10-11  Jahren 
"  11-12  Jahren 

-  Jugendgruppe  Jugendliche  von  13-16  Jahren 

11  "      ab  16  Jahren 

-  Schularbeitenhilfe  fiir  Kinder  der  1.-3.  Klasse 
an  3  Tagen  in  der  Woche 

-  Interessengruppen  fur  Film,  Foto,  Zeitung,  'lodellbau  und  Musik 
Alle  Gruppen  auBer  der  Schularbeitenhilfe  laufen  einmal  wdchentlich. 

Beratung 

in  Mietfragen,  Arbeitsplatzbeschaffung,   Erziehungsfragen, 
Intenrationsprobleme  von  Auslandern  usv/. 

c)  Initiativen 

z.Zt.    Bolzplatzinitiative  und  Mieterimtiative 
(s.    Seite  37  ff.) 


■-beitsfeld  Ausbi ldungsbereich 


a)  studenteninformation 

-  Tutorengruppe 

-  Projektvorstel  lung 

-  Projekteinflihrung 

-  Anleitunn  von  Praktikanten 

b)  Gremienarbei t 

-  Mitarbeit  im  Fachbereich 

-  Mitarbeit  im  Haushal tsausschuB 

c)  Projektkoordination 

d)  Seminararbei t 


25 


zu  4:   Arbeitsfeld  Behbrden 

-  Amt  flir  Jugend 

-  Bezirksjugendamt  Hamburg-Mi tte 

-  Arbeits-  und  Sozialbehorde 

-  Ortsdienststelle  St.    Paul i 

-  Bezirksamt  Hamburg-Mitte 

Verhandlungen  bezogen  auf  Mitteleinwerbung,  Raumnutzung, 
Eingaben  (z.B.  Errichtung  eines  Bolzplatzes)  usw. 
Zusammenarbeit  mit  Fafu,  JufU  und  Sozialtherapeutischer  Gruppen- 
arbeit  in  St.  Paul i . 


zu  5:  Kontakte 

-  Info  Sozialarbeit 

(Mitarbeit  am  Info,  ca.  viertel jahrliche  Arbeitswochenenden, 
iiberregionale  Arbeitstagungen  wie  z.B.  Jugendpol itisches  Forum) 

-  Ev.    Studentengemeinde   (ESG) 

(die  AGKV   ist  Mitglied  der  ESG  und  entsendet  Delegierte  in  die 
wb'chentlichen  Ratssitzungen) 

-  0TV 

(iiber  Mitgliedschaften) 

-  Sozialpolitischer  Arbeitskreis  (SPAK) 
(Materialien,  Seminare) 


zu  6:  Arbeitsgruppe 

FrLiher  Arbeitsgruppe  zur  padagogischen  und  organisatorischen  Unter- 

stiitzung  der  AG  Karolinenviertel 

Anleitung  und  Oberwachung  des  Berufspraktikums  74/75  in  der  AGKV. 

Schwerpunktma'Big  Erarbeitung  und  Diskussion  einer  Datensammlung 

iiber  den  Stadtteil . 

Nach  Beendigung  des  Berufspraktikums  Weiterfuhrung  der  Arbeitsgruppe 

unter  dem  Aspekt  der  Entwicklung  der  Zusammenarbeit  mit  Institutionen 

am  Ort,  wie  Famil  ienflirsorge,  Jugendfiirsorge,  Sozialtherapeutischer 

Gruppenarbeit  und  Sozialamt,  sowie  Gbertragung  praktischer  Erfahrun- 

gen  auf  den  Ausbildungssektor. 

In  der  Arbeitsgruppe  arbeiten  Vertreter  des  Amtes  fur  Jugend,  der 

Arbeits-  und  Sozialbehorde,  des  Fachbereiches  Sozial padagogik,  des 

Vereins  Jugendhilfe  e.V.,  der  AGKV  und  Sozialarbeiter  aus  St.  Pauli 

mit. 


zu  7:  Verein  Jugendhilfe  e.V. 

Trager  der  AGKV 

Mitwirkunn  an  Entscheidungsprozessen  im  Verein  in  der 

Mitgl iederversammlung  und  iiber  einen  Beirat  im  Vorstand. 


zu  8:   Praktika 

Einsatz   von   Studenten   im  Arbeitsfeld   Karol inenviertel    Uber   Praktika 

in  der  AGKV. 


1  .5.  Arbei tsbereich  Karol inenviertel 


1.5.1.  Strukturdaten  des  Karol inenviertels 

Das  Karol inenviertel  ist  ein  altes  Hamburger  Arbeiterviertel  und 
liegt  in  unmittel barer  Nahe  zum  Centrum.  Es  handelt  sich  urn  einen 
relativ  abgeschlossenen  Stadtteil  im  ndrdlichen  Teil  von  St.  Pauli 
und  wird  begrenzt  von  den  Messehallen  einschlieRl ich  Hauptverkehrs- 
straBe,  dem  Schlachthof,  einem  Industriegebiet  einschl ieftlich  Bahn- 
linie  und  dem  Heiligengeistfeld  (grofSes  Gelande  fur  Cirkus  und  Jahr- 
marktveranstaltungen). 

Von  der  Arbeitsgemeinschaft  Karol  inenviertel  wurde  1973  eine  Zusam- 
menstellung  aller  verfligbaren  Daten  Liber  das  Karol  inenviertel  herge- 
stellt,  insbesondere  Sekundardaten  aus  Ernebnissen  der  Volks-  und 
Berufszahlung  von  1970  sowie  erga'nzenden  Auszahlungen  des  Einwohner- 
meldeamtes,  des  Bezirksjugendamtes,  des  Amtes  fur  Schule  und  einer 
Erhebung  iiber  die  Bebauungsstruktur  von  1969. 

Diese  quantitativen  Daten  geben  Auskunft  liber  die  materielle  Situa- 
tion des  Karolinenviertels,  nicht  aber  iiber  Verhalten  und  Einstellung 
der  Bevblkerung,  obwohl  Interpretationen  aufgrund  von  Korrelationen 
(Wohnsituation  -  Schulerfolg)  mbglich  sind. 
Die  Daten  dienen  insbesondere 

-  als  Bestandsaufnahme  soziookonomischer  Bedingungen 

-  als  Vergleichsgrundlage  mit  anderen  Stadtteilen  und  mit  Hamburg 
insgesamt 

-  als  Entwicklungsanzeiger  bezogen  auf  die  Nutzung  des  Gebietes 
.  als  Einordnungskriterium  bezogen  auf  die  Arbeitsgemeinschaft 

Karolinenviertel ;  entspricht  das  Angebot  der  Arbeitsgemeinschaft 
den  Interessen  der  Bevdlkerung,  welchen  Stellenwert  hat  die  Arbeit 
der  Arbeitsgemeinschaft  fiir  die  Bevdlkerung? 

Auf  der  Grundlage  der  von  der  Arbeitsgemeinschaft  erarbeiteten  Ana- 
lyse iiber  die  Struktur  des  Karolinenviertels  hier  eine  Zusammenfas- 
sung  der  signif i kanten  Problemkreise: 

PI  ANUNGEN  UND  TENDENZEN  DER  GEEIETSENTHICKLUNG 

Auf  der  Grundlage  des  zentralen  Standortes  war  das  Karolinenviertel 
in  den  fiinfziger  und  sechziger  Jahren  Spekulationsobjekt  der  Stadt- 
nlaner,  insbesondere  hinsichtlich  einer  kommerziellen  Nutzung  des 
Gebietes,  was  eine  Flachensanierung  zur  Folge  gehabt  ha'tte.  Planungs- 
absichten,  die  aufgrund  der  schlechten  finanziellen  Situation  der 
bffentlichen  Hand  und  der  veranderten  stadtebaulichen  Konzeption 
nicht  verwirklicht  werden  konnten: 

In  den  fiinfziger  Jahren  wurden  Baustufenplane  erstellt,  die  Teil- 
sanierungen  zur  Auflockerung  durch  Spielplatze  und  Griinanlagen  vor- 
sahen.  Realisiert  wurde  hiervon  nur  ein  Spielplatz  und  die  Bepflan- 
zung  eines  Grundstuckes,  auf  einem  weiteren  Platz  hat  man  statt 
der  Griinanlagen  Parkplatze  geschaffen. 

1965  wurde  in  den  Entwiirfen  fiir  das  Karolinenviertel  der  Bau  einer 
Sport-  und  Kongresshal le  vornesehen.  Dies  hatte  eine  totale  Flachen- 

-  11  - 


sanierung  zur  Folge  gehabt  und  fu'hrte  zu  heftigem  Widerstand  aus 
der  Bevblkerung,  besonders  von  kleinen  Gewerbetreibenden.  Sport- 
und  Kongresshalle  wurden  auf  Freiflachen  kostenglinstiger  gebaut. 

-  Der  Nutzungsverleilungsplan  (Plan  als  Planvorgabe)  von  1969  sah 
eine  Erweiterung  des  Messegela'ndes  bezogen  auf  das  Karol inenvier- 
tel  vor,  was  eine  Zerstbrung  von  2/3  der  Wohnflache  nach  sich  ge- 
zogen  ha'tte. 

-  Der  Fla'chennutzungsplanentwurf  von  1972  sah  vor,  daB  sich  das  Messe- 
gelende,  wenn  sich  aus  der  Entwicklung  des  Messewesens  ein  entspre- 
chender  Bedarf  ergibt,  Liber  die  Karol  inenstraBe  hinweg  auf  das  Karo- 
linenviertel ausgedehnt  werden  kann.  Auf  die  vorhandene  Wohnnutzunci 
sollte  so  weit  wie  mbglich  Riicksicht  genommen  werden. 

-  Vorlaufiger  Stand  der  Planung: 

Im  November  73  wurde  der  Flachennutzungsplan  (Bauleitplan  nach  dem 
Bundesbaugesetz,  legt  den  Rahmen  der  stadtebaulichen  Entwicklung 
fur  die  na'chsten  10-15  Jahre  fest)  von  der  BUrgerschaft  als  Gesetz 
verabschiedet.  Das  Karol  inenviertel  ist  als  sanierungsbedlirftiges 
Stadtgebiet  gekennzeichnet. 

Es  ist  damit  aber  noch  kein  Sanierungsgebiet  entsprechend  dem  Sta'dte- 
baufbrderungsgesetz.  Hierzu  bedarf  es  der  fbrmlichen  Festlegung.  Der 
Senat  bekundet  die  Absicht,  daB  versta'rkt  Objektsanierungen  und  keine 
grbBeren  Flac'nensanierungen  durchgefiihrt  werden  soil  en. 
Verglichen  mit  den  stadtebaulichen  Oberlegungen  in  den  sechziger  Jah- 
ren   und  dem  Fla'chennutzungsplanentwurf  vom  Jul i  1972  wird  im  verab- 
schiedeten  Flachennutzungsplan  vom  November  73  eine  mogliche  Erwei- 
terung der 'Hamburg  Messe'  auf  das  Karol  inenviertel  nicht  erwahnt.  Es 
hat  den  Eindruck,  daB  das  Karol inenviertel  mindestens  bis  Mitte  der 
achtziger  Jahre  Wohngebiet  bleibt. 

Durch  die  fast  20  Jahre  andauernden  unterschiedlichsten  Planungsvor- 
haben  wurden  Instandsetzungs-  und  ModernisierungsmaBnahmen  wegen  zu 
geringer  Gewinnerwartung  im  Karol  inenviertel  vernachla'ssigt  und  die 
Bevblkerung-bezogen  auf  eine  Wohnperspektive-verunsichert. 

Im  Karol  inenviertel  werden  2/3  der  V.'ohnungen  noch  mit  Kohlebfen  be- 
heizt,  nur  die  Halfte  aller  Wohnungen  hat  ein  Badezimmer.  36,5  % 
aller  Mohnungen  haben  unzureichenden  Feuchtigkeitsschutz  und  47  % 
unzureichende  Besonnung.  Im  Zuge  des  U-Bahn  Neubaus  Messehallen  und 
der  Erweiterung  der 'Hamburg  Messe'wurden  Mitte  der  sechziger  Jahre^ 
ein  Kindertagesheim  und  eine  Kinderkrippe  abgerissen.  Zu  diesem  Zeit- 
punkt  gingen  die  Planer  von  einer  totalen  Flachensanierung  aus.  Erst 
Ende  1973  wurde  im  Karol inenviertel  ein  Pavilion  als  neues  Kinder- 
tagesheim fur  90  Kinder  erbaut. 

EIWOHNER 

-  Liberdurchschnittlich  starke  Bevblkerungsverluste  von  1961  -  Ende 
1973  von  27,8  %,   gegeniiber  Hamburg  insgesamt  von  2,1  X. 

-  verstarkte  Zuwanderung  von  Auslandern  und  Studenten  Ende  der  60er 
und  in  den  siebziger  Jahren.  Ober  50  %  der  neugeborenen  Kinder  im 
Karol inenviertel  waren  1974  auslandische  Kinder. 


-  2S  - 


71,2  %, 

in  Gesamthamburg: 

56,2  % 

7.1   % 

" 

3,3  % 

5,2  % 

M 

17.3  % 

-  die  groBe  Fluktuation,  d.h.    Abwanderung  der  ansassigen  Bevbl kerung 
und  Zuwanderung  von  Auslandern  und  Studenten,  die  in  der  Regel   nicht 
unbedingt  Liber  einen  langen  Zeitraum  am  gleichen  Ort  leben  werden, 
hat  zur  Folge,  daB  das  gewachsene  Beziehungsceflecht  im  Karolinen- 
viertel  weitgehend  aufgehoben  ist. 

-  Oberalterung  der  Bevblkerung;  im  Karol  inenviertel    sind  28  %  Liber 
60  Jahre  alt,  im  Stadtstaat  Hamburg  24  %. 

-  Es  gibt  im  Karolinenviertel    ca.   doppelt  so  viele  geschiedene  Ehen 
(7,4  %)  wie    in  Hamburg  (4  %) . 

BILDl'NGSSITUATION 

Das  Bildungsniveau  im  Karolinenviertel   liegt  signifikant  unter  dem 
von  Gesamthamburg: 

-  Haupt-   u.   SonderschLiler  im  KV 

-  Real-schuler  "     " 

-  Gymnasiasten 

£RWERBSTATIGKEIT 

-  im  Karolinenviertel  leben  59  %   Arbeiter,  in  Gesamthamburg  36,3  % 

-  Es  gibt  im  Karolinenviertel  10  %  mehr  berufstatige  Frauen  als  in 
Gesamthamburg. 

SOZIALE  SITUATION 

-  Oberdurchschnittliche  Berufstatigkeit  beider  Elternteile  mit  unter- 
durchschnittlicher  Schulbildung  fiihren  zu  starker  Benachteiligung 
der  Kinder,  besonders  bei  unvollstandigen  Familien. 

-  Auslandische  Kinder  sind  aufgrund  von  Sprachdefiziten  und  kulturel- 
len  Unterschieden  besonders  .betrof fen. 

-  Schwierige  Familiensituationen  und  Schuldefizite  fiihren  haufig  zu 
aggressiven  Verhaltensweisen  im  Freizeitbereich  und  entsprechen- 
den  Auffalligkeiten. 

^CHLUSSFOLGERUNGEN 

a)  Erganzung  der  Zielbestimmung 

Auf  der  Grundlage  der  bisher  gemachten  Erfahrungen  sowie  der  Struktur- 
daten  lassen  sich  genauere  Zielbestimmungen  ableiten. 
Das  Karolinenviertel   muB  auf  der  Grundlage  einer  umfassenden  Moder- 
nisierung  Wohngebiet  bleiben,   insbesondere  fur  die  dort  Liberdurch- 
schnittlich ansassige  Arbei terbevbl kerung   (59  %  gegeniiber  36,3  %  in 
Gesamthamburg).   Das  bedeutet,  daB  einerseits  eine  weitere  "Verslumung" 
und  darauf  folgend  eine  Flachensanierung  zugunsten  der  Hamburg  Messe 
verhindert  wird.   Diese  Tendenz  ist  mittelfristig  nicht  aktuell.   Ande- 
rerseits  darf  das  Karolinenviertel   kein  "Klein  Pbdeldorf"  werden, 
wo  clevere  Gescha'ftsleute  eine  "Mil  ieu-Insel"  als  Marktlucke  auftun. 
Hierdurch  wird  eine  Entfremdung  des  Viertels  gegenLiber  seiner  ursprling- 
lichen  Bevblkerung  gefbrdert  und  das  Preisniveau  -  Mieten,  Handel   - 
hochqetrieben.    Die  besondere  Qualitat  des   Karolinenviertel    als  Wohn- 
aebiet  liegt  insbesondere  im  Standort  begrUndet  -  gunstige  Verkehrs- 
verbindungen,   Nahe  zu  den  Arbeitsplatzen  und  zur  Naherholung  in  den 
Wallanlagen. 

-  29  - 


I ' 


■ 


schlechte  unS  S^tSJ^gT^  ^tivfaktoren,  wie  z.B. 

der  „       •  flne  Wohn-  und  Letenino       e,    offentliche  Einrichtungen, 
der  entwickeln  lassen  und  die  SK!^PekJlve  fUr  Arbeiterfamilien  wie- 

?adttP ^K1Chen  auf  TrahantenstsS^rtSchni'ttl1ch  hohe  Fluktuation 
"adttenbMnn-^  *„,..    ^enstadte)  abqebaut  werden  kbnnen. 

r  die  Aufgabe,  die  Problema- 


m^2   .,    lcnen  auf  Tr 
^fd,tt-,lb"?9eneSoZialarbeit^r(;i: 


bedingungeii  zt 
Konsequenzen 


tenstadtej 

zukfKrrt^tua'^^r^ZundaiSter(.«Lh'ur  aie  Aufoabe,  die  Problema- 
•'"  fordern,  sowie  Forderunqen  nt  Tl"1*"^  d^ch  die  BevBlkerung 
zu  unterstiitzen       Ve|,,besserung  der  Wohn-  und  Lebens- 

b)     Kon=;pnii„.,,__ 

Bezogen  auf  die  Sirho 

erq^nAUSS^ttun9  ^UsLia6lenaE?lineriertels  al*  Wohngebiet  und 

-  VorsS?k?aesrsan  ^"""n?  "^  PlanUn9SV0^aben  und  Beteiligun? 
:  SffiSSsS^S  ^e^'  inSbesond-e  fur  Auslanderkinder 

-  Bo"zpSzte1        ^     3US  '"  JU96nd  bZW'   BUr^rh^  direkt  in,  Karo- 
"  Beratung  fur  Famil ' 

lJtS[!S.t1VeBH0hn-*1M*  unS^K^r  1Kinde'""  «nd  Junendlichen,    ., 

te?ip  r?I  Beratuno:   Beratuws«t&te5,1,fltzs1tuat1onen  schaffen  mit 

Stelle/Elternschule/AltentaaeLt^!e,cfur  AuslSnder/Elternberatungs- 

"yesstatte/Seniorenclub  etc. 

T-S.Z.  Erfahrungsbericht  I- 

Die  pddagogischen  Angebote 
Die  Umwelt  ist  die  Ouello  =,n 

lichen  lOT9*  VOn  ^ei;/1*'*'  die  auf  das  Kind  einwirken 
"&!eziehu"gen,  ihren  SM?.  ^rer  Arbeit,  ihren  gesellsc 


haft' 


of- 
zu'^t^""1"  ?urzu2eigen,  d  h     FvZZ^Z'"™"*'   a|ternative  VerhaltenS' 
s        rf,2Ur,Besti"g  der  eiapnpn  ?t?1Sse  2U  vermitteln  und  Impulse 
aUern^f  n,ukan"  nur  a"s  ProzeB  bPnr1^ereSSenla9e  und  f">  gemeinsa- 
ollTZV^  Verhalte"smbalichkeitPn°r  ren  Werden*  der  schrittweise 
kann  21    -^  ta9ta'9'icher  KletnarLit     e]9\   Die  scheinbare  Diskre- 
kann  nur  uber  einen  langerenZel?™,™     Und  all9emeinen  Zielsetzungen 
Die  Entwickl  ^traun  gemessen  und  beurteilt  werden. 

S»Uffd^**«»ffl?SSS  SSf  iSt ,-n,nd,Kzl1ch  positiv 
"  "     V8     Klndern  SpaB  zu      1„     fV"  kontinuierlichen  Besuch. 
men  und   in  Ansatzen  wird  EiSen1nU?»t?le  An9eb°te  werden  wahrgenom- 
-  3o  -  ipenmitiative  entwickelt  (Mitgestalten  von 


Fe: 


elbstandige  Durch- 
f..fen,  Renovierung  der  Raume,    Ideen  und  teilweise  s         icklung  VOn 
f"hrung  von  Einzelspielen  oder  Gruppennachmittagen,       Getrgnkekasse, 
"e"en  Angeboten  und  Obernahme  bestimmter  Aufgabe.. 
^aubermarhan  ,,r,.,  \ 


bermachen  usw 


.bereiche  eingenangen  wer- 


J*CX  STi  Wker  auf  einige  P^^^  ^Sffen  s.nd: 
^n,  von  denen  in  der  praxis  wohl  die  meisten  wm 

F°RMEN  DER  SELBSTVERWALTUNG 


,:,im|ten  und   Ko 

^en  (Musikhbren,   Karatefilme.sene...  -■—,- 
^ssen  die  Sozialarbeiter  sehr  intensive  imp 
und  bereit  sein     zu  interveni eren. 


werden.  „u-,,na  weit- 

,       cpihstverwaltung  «»>' 

ghist  zu  vermuten,  daB  die  Realising  ^^e  ,n  stelll :  und 

9ehend  nur  dann  klappt,  wenn  man  9^^"Sunternimmt.    Es  ist  dann 
fmeinsame  Aktivitaten  zur  Durchsetzung  0n  der  Gruppe.  fae_ 

aizunehn,en,  daB  bei   einer  Durc^s^zprSurchschnitt1  iche 
da.'"an  aktiv  beteillgt  war,  auch  u^rdurcn        ^     fs  entwickelt 
>«llich  der  Gestaltung  und  Organis  er  n g  m  Jugendzentrums 

d?n.  Bedauerlicherweise  wird     n  den  He        internen  Situation        ^ 
taten  weniger  auf  die  Schwieriakeitena  ^  ^  Burokratie 
gangen  als  auf  die  Auseinandersetzuny       .       der. 
^rschiedenen  politischen  Gruppen  untere 


INTERVENTIONSFORMEN 

Interventionsformen  von  Sozialarbeitern  mussen  in  tier   Regel  anders 
sein  als  auf  tier   StraBe,  im  Elternhaus  Oder  in  tier   Schule.  Hier  soll- 
te  nicht  mit  "gut"  oder  "bb'se"  argumentiert  werden,  sondern  Verhal- 
tensformen  im  Hinblick  auf  die  Gruppensituation  oder  auf  Fbrderung 
bzw.  Unterdrlickung  Einzelner  diskutiert  werden.  Es  muB  deutlich  wer- 
den, welche  Verhaltensformen  es  bezogen  auf  Verselbsta'ndigurig  und 
Solidaritat  zu  unterstlitzen  gilt  und  welche  nicht,  so-daB  die  Kinder 
und  Jugendlichen  eine  Vernal tenssicherheit  in  der  Gruppe  bekommen 
konnen. 

Ein  Spiegelbild  gesel  Ischaftl ichen  Verhaltens  ist  z.B.  der  Problem- 
kreis  Hierarchiebildung.  In  Kinder-  und  Jugendgruppen  werden  Hierar- 
chien  insbesondere  unter  dem  Gesichtspunkt  Alter,  Geschlecht  und  kbr- 
perlicher  Starke  gebildet.  Der  "BoB"  der  Gruppe  ist  meistens  der  Sta'rk- 
ste,  seine  Rolle  wird  unterstlitzt  durch  die  "Rangnachsten",  die  "Hilfs- 
bosse".  Die  Kleinen  haben  die  Befehle  auszufu'hren.  Dies  geschieht  oft 
unterschwellig  und  den  Kindern  kaum  deutlich  bewuBt.  Bei  Eingreifen 
der  Bezunspersonen  konnen  Argumente  laut  werden  wie:  aber  ich  will  das 
doch  tun,  ganz  freiwillig.  Nur  in  Einzelgesprachen  wagen  sie  liber  die- 
ses Problem  zu  sprechen,  in  der  Gruppe  wird  offen  f Ur  den  BoB  Partei 
ergriffen.  Hier  ist  es  notwendig,  den  Kleinen/Schwacheren  im  Spiel 
Aufgaben  und  Rollen  zuzuweisen,  die  es  ihnen  ermbglichen,  sich  selb- 
standig  oder  gemeinsam  mit  anderen  Kleinen  durchzusetzen  und  so  ihr 
Selbstwertgeflihl  zu  sta'rken.  Die  Rolle  der  einzelnen  Kinder  in  der 
Gruppe  muB  von  den  Bezunspersonen  immer  wieder  durchsichtig  gemacht 
werden,  urn  hierliber  qemeinsame  Diskussionen  zu  ermbglichen. 

AGGRESSIONEN 

Als  weiteres  Problem  stellen  sich  die  offen  oder  versteckt  ausge- 
tragenen  Aggressionen  der  Kinder  und  Jugendlichen  untereinander  und 
gegen  Sachen  dar.  Die  Kinder  und  Jugendlichen  haben  vielfach  nicht  ge- 
lernt,  Unmut  und  Arger  zu  verbal  isieren  und  liber  Konflikte  miteinan- 
der  zu  reden  -  sie  hauen  einfach  zu  oder  lassen  ihren  Unmut  an  nahe- 
stehenden  Gegenstanden  aus.  Es  wird  als  feige  angesehen,  einer  Priige- 
lei  aus  dem  Wege  zu  gehen  -  wenn  Jugendliche  dies  versuchen,  wird 
von  der  Gruppe  so  viel  Druck  ausgeubt,  daB  sie  sich  schlieBlich  doch 
stellen  mussen.  Obgleich  in  den  Ra'umen  der  Arbeitsgemeinschaft  Prliqe- 
leien  nicht  akzeptiert  werden  und  die  Bezugspersonen  versuchen,  bei 
Unstimmigkeiten  Diskussionen  zu  ermbglichen  und  alternative  Konflikt- 
losungsmbglichkeiten  aufzuzeigen,  kann  es  vielfach  nicht  verhindert 
werden,  daB  kleinere  Seitenhiebe  doch  ausgetauscht  und  Streitigkei- 
ten  spa'ter  auf  der  StraBe  ausgetragen  werden. 

ANSflTZE  VON  KRIMINAUSIERUNG 

Es  mussen  Ansatze  der  Kinder-  und  Jugendkriminal ita't  verhindert  wer- 
den, die  mittel-  bzw.  langfristig  zu  einer  Knastperspektive  flihren 
und  einer  BewuBtwerdung  und  ornanisierten  Interessenwahrnehmung  eher 
hinderlich  als  fbrderlich  sind. 

Als  besondere  Schwierigkeit  stellt  sich  immer  wieder  heraus,  daB  Sa- 
chen, die  zum  allgemeinen  Gebrauch  zur  Verf'ugung  stehen  wie  Tischten- 
nisschlager,  Werkzeug,  Spielmaterial  usw.  plotzlich  verschwunden  sind, 

-  32  - 


obwohl  es  eigentlich  Dinge  sind,  die  ihnen  zur  Verf'ugung  stehen  und 
die  sie  sich  unter  Umstanden  auch  mal  ausleihen  konnen.  Insbesondere 
Tischtennisschlager  werden  mutwillig  kaputtgemacht  oder  mitgenommen. 
Inzwischen  mussen  sich  die  Kinder  und  Jugendlichen  selbst  Schlager 
bauen  (Laubsa'gearbeiten  mit  Filzbelag),  wenn  keine  mehr  vorhanden 
sind  oder  mutwillig  zerschlagen  wurden.  Dies  Angebot  wurde  zwar  begei- 
stert  aufgenommen,  hatte  aber  nicht  die  erhoffte  Auswirkung,  daB  die 
selbst  produzierten  Schlager  besser  behandelt  werden. 

Schwieriger  werden  die  Situationen,  wenn  Geld  oder  auch  ein  Fotoappa- 
rat  abhanden  gekommen  ist.  Es  ist  notwendig,  hier  schnell  und  konse- 
quent  zu  handeln,  d.h.  die  Jugendlichen  ansprechen,  daB  sie  es  selbst 
miteinander  kla'ren.  als  nachsten  Schritt  die  Eltern  ansprechen  und 
bei  Vorfa'llen  grbBeren  AusmaBes,  z.B.  bei  einer  abhandengekommenen 
Kamera  im  Werte  von  500.--  DM,  kommt  man  nicht  umhin,  auch  Anzeige 
zu  erstatten. 

Demit  soil  verhindert  werden,  daB  sich  kleine  Erfolge  einstellen,  die 
frliher  oder  spa'ter  eine  Strafverfolgung  nach  sich  Ziehen.  In  Bezug 
auf  den  Fotoapparat  ist  es  gelungen,  daB  dieser  nach  einigen  Tagen 
von  einem  "neutralen"  Jugendlichen  wiedergebracht  wurde,  das  mehrfa- 
che  Abhandenkommen  von  Geld  konnte  bisher  nicht  gelbst  werden. 
Da  dieser  Lebensbereich  der  Freizeitgestal tung  in  der  Arbeitsgemein- 
schaft Karolinenviertel  nicht  losgelbst  von  den  gesel Ischaftl ichen 
Bedingungen  zu  betrachten  ist,  mussen  neben  alternativen  Interven- 
tionsformen  bezogen  auf  die  Gruppensituation,  restriktive  Interven- 
tionsformen  (Eltern  ansprechen,  Anzeige  erstatten)  bei  Gefahr  von 
Kriminalisierung  einbezogen  werden.  Wir  muBten  erfahren,  daB  ein  Ver- 
zicht  auf  restriktive  MaBnahmen  von  den  Jugendlichen  nicht  verstanden 
und  eher  als  Schwa'che  ausgelegt  wurde.  Ihnen  ist  bewuBt,  und  sie  sind 
es  gewohnt,  daB  bei  bestimmten  Regel verstbBen  Sanktionen  erfolgen. 
Seit  Beginn  der  Initiative  (1972)  wurden  6  reglementierende  Elternge- 
sprache  geflihrt  und  2  Anzeigen  erstattet,  eine  gegen  2  Jugendliche 
wegen  grbBerer  Sachbescha'digung  (nach  mehreren  Monaten  Gesprachen  und 
Verwarnungen),  eine  andere  (Fotoapparat  abhanden  gekommen)  konnte 
wieder  zuru'ckgezogen  werden. 

WOCHENENDFAHRTEN 

Ein  besonderes  Problem  entsteht  jeweils  auf  Vtochenendfahrten  mit  Kin- 
dern und  Jugendlichen.  Hier  wird  ihnen  liber  2-3  Tage  ein  "Freiraum" 
qeboten,  den  sie  entsprechend  auszunutzen  versuchen.  Fur  die  Jugend- 
lichen beinhaltet  dieser  Freiraum:  Nichteinhalten  von  Regeln,  d.h. 
Alkohol  konsumieren,  in  den  Dorf laden  etwas  mitgehen  lassen,  nachts 
auf  gar  keinen  Fall  zu  schlafen,  sich  liberal  1  mbglichst  laut  zu  ver- 
halten,  f'adchen  bzw.  Junaen  zu  a'rgern  usw.  Dies  ist  ein  spezielles 
Problem  von  Wochenendfahrten,  da  sowohl  Kinder  als  auch  Jugendliciie 
alles  was,  sie  als  "Freiheit"  empfinden,  in  dieser  kurzen  Zeit  durchzu- 
setzen versuchen. 

Anders  ist  es  bei  la'ngeren  Ferien,wie  z.B.  das  Zeltlager  im  Sommer 
1975,  da  sie  hier  nicht  unter  dem  Leistungsdruck  stehen,  alles  in  so 
kurzer  Zeit  zu  erreichen.  Auf  Wochenendfahrten  wird  die  Diskrepanz 
zu  den  traditionellen  Erziehungsinstitutionen  Familie  und  Schule  und 
den  dort  erfahrenen  Formen  der  Konf 1 iktlbsung  besonders  deutlich.  Die 

-  33  - 


Verhaltensform   der  Sozialarbeiter,  die  weniger  repressiv  mit  den 
Jugendlichen  Oder  Kindern  gemeinsam  etwas  unternehmen  wollen,  wirkt 
zunachst  verunsichernd  und  provoziert  damit  ein  Verhalten,  das  Gren- 
zen  abtasten  will.  In  diesem  Zusammenhang  ist  es  notwendig,  einer- 
seits  gemeinsame  Regeln  aufzustel len,  andererseits  Selbstregul  ierung 
und  Eigenstandigkeit  entwickeln  zu  lassen. 

Es  erwies  sich  immer  wieder  als  notwendig,  bereits  wahrend  der  Grup- 
penabende  ein  Programm  ausgearbeitet  zu  haben  in  Bezug  auf  gemeinsame 
Aktivitaten  und  wahrend  des  Wochenendes  auf  der  Dirchflihrung  zu  be- 
stehen,  da  sonst  die  Gefahr  besteht,  daB  sich  keine  Hoglichkeit  fiir 
gemeinsame  Aktivitaten  ergibt.  Auch  aus  der  Einschatzung  der  Kinder 
und  Jugendlichen  waren  dies  nachtragl ich  intensive  Erfolgserlebnisse. 


en  von  der  Arbeitsgemeinschaft  Spiel- 
unachst  vorhandenen  Erwartungshaltung: 
gewinnen,  erster  sein  -  eine  typische 
tive  Elemente  entgegengesetzt  wie: 
aus  su'Bem  Brbtchenteig,  gerbstete  Kar- 
gemeinsamen  Spielen  und  Aktivitaten. 
Kindern,  Jugendlichen  und  Eltern  gros- 
der  Form  entsprechen,  die  sie  gewohnt 
nsame  Vorbereitungen  mit  den  Kindern 
und  fur  die  Erwachsenen  eine  Kaffee- 


SPIELAKTIONEN 

Drei  bis  vier  Mai  im  Jahr  werd 
platzfcste  veranstaltet.  Der  z 
etwas  umsonst  bekommen,  etwas 
Konsumhaltung  -  werden  alterna 
selbst  produzieren  (Stockbrot 
toffeln,  Kiensches),  Freude  an 
Die  Spiel  pi atzfeste  finden  bei 
sen  Anklang,  (obwohl  sie  nicht 
sind),  so  daB  inzwischen  gemei 
und  Jugendlichen  mbglich  sind 
ecke  eingerichtet  wurde. 

In  den  Herbstferien  1975  wurde  diese  Form  weiterentwickelt  zu  einem 
Planspiel:  "Wir  bauen  und  leben  in  einer  Stadt",  das  in  einer  Woche 
an  4  Nachmittagen  durchgefiihrt  wurde.  Im  Vordergrund  stand  die  Ver- 
mittlung  der  zur  Existenz  notwendigen  gesellschaftlichen  Funktionen 
wie  Arbeit,  Wohnen  und  Konsumieren  mit  ihren  Mechanismen  wie  Lbhne, 
Preise,  Mieten  und  deren  Zusammenwirken  mittels  folgender  Institutio- 
nen: 

-  Handwerksbetriebe  (Ba'ckerei,  Druckerei ,  Baugeschaft,  Kunstgewerbe) 

-  Dienstleistungen  (Bank,  Hausarbeit,  Zeitung,  ImbiB,  Kleiderladen) 

-  staatliche  Verwaltung  (Arbeitsamt,  Baubehb'rde,  Sozialamt) 
konnten  im  Spiel  nachvol Izogen  werden,  wobei  Konsumrestriktionen  be- 
zogen  auf  einen  begrenzten  Konsum  am  ImbiBstand  sowie  als  sozialen 
Ausgleich  insbesondere  fur  die  Kinder  unter  sechs  Jahren  ein  Sozial- 
amt eingerichtet  wurde. 

Es  handelte  sich  urn  einen  Versuch,  der  bezlialich  der  Resonanz  und 
Teilnahme  (tag! ich  40-70  Kinder  im  Alter  von  4-14  Jahren)  von  den 
Kindern  als  positiv  zu  bewerten  ist  und  der  unter  Einbeziehung  der 
gemachten  Erfahrungen  in  den  Gruppen  oder  bei  grbBeren  Spielaktionen 
weiterentwickelt  werden  sollte,  wobei  dann  auch  Konflikte  bezliglich 
hcherer  Lbhne  und  niedrigerer  Mieten  einflieBen  mu'Bten.  Beim  ersten 
Versuch  wurden  zentrale  gesel lschaftl iche  Konflikte  nicht  eingeplant, 
da  zuerst  die  umfangreichen  Zusammenhange  zusatzweise  transparent 
gemacht  werden  muBten. 


34 


1.5.3.  Erfahrungsbericht  II: 

Einzelberatung  am  Beispiel  einer  Schwangerschaftsunterbrechung 

Es  gibt  in  der  Arbeitsgemeinschaft  Karolinenviertel  keine  Sprechstun- 
de  fiir  Einzelberatung.  Kinder,  Jugendliche  und  Eltern  kommen  dann, 
wenn  sie  Probleme  haben  oder  rufen  an,  urn  mit  den  Nitarbei tern,  zu 
denen  sie  bisher  am  meisten  Kontakt  hatten,  ein  Gesprach  zu  vereinba- 
ren.  Sehr  haufig  werden  die  Kinder  geschickt  mit  der  Bitte,  bei  den 
Eltern  vorbeizuschauen.  Die  Beratung  bezieht  sich  auf  die  verschie- 
densten  Problemkreise:  fiir  die  Kinder  und  Jugendlichen  sind  dies  Pro- 
bleme mit  den  Eltern  oder  mit  der  Schule,  fiir  die  Jugendlichen  kommt 
die  Berufsausbildung  oder  Arbeitsplatzbeschaffung  hinzu  und  das  stain- 
dig  gegenwartige  Problem  der  Beziehung  zu  ihren  Freunden  oder  Freun- 
dinnen.  Die  Erwachsenen  wenden  sich  an  die  Arbeitsgemeinschaft  bei 
Mietproblemen,  Klindigungen,  Eheproblemen  oder  auch  wenn  altereMen- 
schen  gerne  eine  Bank  vor  der  Tu'r  hatten. 

Die  Beratungstatigkeit  kann  im  Einzelfall  sehr  zeitaufwendin  sein, da 
das  BedLirfnis  besteht,  alle  Sorgen  im  einzelnen  zu  erklaren,  wenn 
einmal  Vertrauen  entwickelt  werden  konnte.  Es  ist  oft  schwer  einzu- 
schatzen,  in  welchen  Bereich  mehr  Zeit  zu  investieren  ist  und  wo  es 
notwendig  wird,  Grenzen  der  eigenen  Mogl ichkeiten  in  Bezug  auf  Zeit- 
einsatz  und  Hilfeleistung  deutlich  zu  machen.  Es  muB  darauf  geachtet 
werden,  daB  nicht  die  Erwartungshaltung  entsteht  "das  machen  die 
schon",  sondern  Eigenstandigkeit  gefbrdert  wird  und  auch  Anforderun- 
gen  gestellt  werden  wie  z.B.  selbst  zum  Sozialamt  zu  gehen  oder  die 
Bffentliche  Rechtsauskunft  aufzusuchen. 

Wie  kompliziert  und  zeitaufwandig  ein  Beratungsfall  sein  kann,  soil 
am  Beispiel  einer  Schwangerschaftsunterbrechung  aufgezeigt  werden. 
Bei  einem  solchen  Problem  stellt  sich  die  Fraqe  fur  Sozialarbeiter: 
Ist  es  zu  unterstutzen,  daB  Jugendliche  wegen  einer  Schwangerschaft 
heiraten  und  hi  1  ft  man  ihnen  bei  der  Wohnungssuche,oder  ist  es  not- 
wendig, sie  Uber  Ab'treibungsmbgl ichkeiten  zu  informieren  und  sie  dahin- 
gehend  zu  unterstutzen?  In  diesem  Zusammenhang  muB  einbezogen  werden, 
daB  der  BewuBtseinsstand  von  Sozialarbeitemsich  weitgehend  von  dem 
der  Arbeiterjugendl ichen  unterscheidet,  die  der  Demagogie  vom 
"werdenden  Leben"  weitgehend  aufgesessen  sind.  Durch  die  Ausgangs- 
situation,  daB  Jugendliche  schlecht  aufgeklart  sind,  kein  Geld  haben, 
um  sich  die  Pille  zu  kaufen  und  entsprechend  gewisse  Normvorstellun- 
gen  verinnerlicht  haben,  sind  sie  sehr  schnell  bereit,  unter  den  Um- 
standen,  daB  das  Madchen  schwanger  neworden  ist,  zu  heiraten.  In  dem 
vorliegenden  Fall  bot  auch  die  materiel le  Situation  keine  Sicherheit, 
z.B.  hatten  beide  keine  Arbeit  und  keine  Berufsausbildung,  beide  sind 
aus  unvollstandigen  Familien,  beide  hatten  bisher  nur  geringes  Durch- 
hal tevermbgen  bezogen  auf  Ausbildung  und  Arbeitsstel le.  Die  Entschei- 
dung.zur  Abtreibung  zu  raten,  fiel  unter  dem  Gesichtspunkt,  daB  unter 
diesen  Umstanden  die  Entwicklungschancen  fiir  das  Madchen  noch  schwie- 
riger  werden  und  Kinder,  die  unter  solchen  Umstanden  aufwachsen,  noch 
weniger  Entfaltungsmogl ichkeiten  haben  als  ihre  Eltern. 

In  Hamburg  wird  die  legale  Schwangerschaftsunterbrechung  relativ  libe- 
ral gehandhabt.  Das  Verfahren  selbst  ist  jedoch  repressiv  und  lang- 
wierig  und  erfordert  Durchhal tevermbgen,  d.h.  daB  es  notwendig  war, 
das  Madchen  bei  diesem  Verfahren  zu  unterstutzen   und  die  entspre- 

-  35  - 


chenden  Arztbesuche  gemeinsam  durchzufiihren,  da  von  den  firzten  im  all  - 
gemeinen  wenig  verstandnisvolle  und  erniedrigende  Fragen  gestellt  wer- 
den  und  das  Madchen  den  langen  Wartezeiten  nicht  gewachsen  sein  wlir- 
de.  In  diesem  Fall  waren  vorher  lange  Gesprache  notwendig,  die  insbe- 
sondere  mit  dem  Madchen,  mit  ihrem  Freund  und  ihrem  Vater,  der  in 
seinen  Moralvorstel  lungen  stark  betroffen  war  und  den  Weci  des  Ma'd- 
chens  deshalb  erschwerte,  gefuhrt  werden  muBten. 

Folgende  Anlaufstellen  muBten  durchgestanden  werden: 

1.  Hausarzt:  stellt  auf  Wunsch  oder  auf  sein  Anraten  bei  der  Srzte- 
kammer  einen  Antrag  (da  soziale  Indikation  noch  nicht  offiziell 
anerkannt  ist,  wird  er  oft  eine  andere  Begrlindung  liefern,  hier 
psychische  Unreife).  Schwierigkeiten  treten  auf:  wenn  das  Madchen 
liber  16  Jahre  ist,  einen  SchulabschluB  und/oder  Beruf  hat  Oder 
im  3.  Monat  oder  dar'u'ber  schwanger  ist. 

2.  Mrztekammer:  Mit  dem  Antrag  vom  Hausarzt,  der  bei  Minderjahrigen 
vom  Erziehungsberechtigten  unterschrieben  werden  muB,  geht  man 
zur  Arztekammer.  Es  muB  mit  einer  Wartezeit  von  2-3  Stunden  ge- 
rechnet  werden.  Dann  findet  ein  Gesprach  statt  mit  einem  dort  ange- 
stellten  Arzt.  Hier  ist  die  Begriindung  zu  wiederholen,  die  man  vor- 
her mit  dem  Hausarzt  abgesprochen  hat,  unter  Umstanden  ergibt  sich 
daraus  ein  weitergehendes  Gesprach.  Wenn  der  Arzt  den  Antrag  unter- 
stlitzt,  weist  er  zwei  Gutachter  zu;  welche- Fachrichtung  ist  abhan- 
gig  von  der  Begrlindung  des  Antraqs,  meistens  ein  Gynakologe  und 

ein  Psychol oge. 

3.  Gutachter:  Termine  geben  lassen,  wenn  dies  nicht  schon  durch  die 
flrztekammer  geschehen  ist.  Es  wird  nicht  bekannt,  ob  die  Gutachter 
den  Antrag  unterstiitzen  oder  nicht. 

4.  Das  Gleiche  wiederholt  sich  beim  zweiten  Gutachter. 

5.  flrztekammer:  Die  Gutachten  sind  der  Srztekammer  vorzulegen,  dort 
erfa'hrt  man,  ob  die  Gutachter  zugestimmt  haben.  Bei  Zustimmung 
gibt  im  Regelfall  auch  die  Srztekammer  ihre  Zustimmung. 

6.  Hausarzt:  Mit  der  Zustimmung  der  firztekammer  schreibt  der  Haus- 
arzt die  Krankenhauseinweisung. 

7.  Krankenhaus:  Es  ist  nowendig,  ein  Krankenhausbett  selbst  zu  besor- 
gen.  Dieses  dauert  im  allgemeinen  mindestens  2-3  Wochen.  Nicht  alle 
Krankenhauser  machen  Abtreibungen  und  die  wenigsten  die  Absaug- 
methode. 

Das  Madchen  ging  durch  die  Mlihle  -  und  lieB  abtreiben. 

Es  ist  einzuschatzen,  dafi  zwar  durch  eine  Abtreibung  keine  besondere 
Stabilita't  entwickelt  werden  kann,  dadurch  aber  zumindest  das  Mad- 
chen vor  noch  grbBeren  psychischen  und  physischen  Schaden  bewahrt 
bleibt.  Eine  Verhaltens-  Oder  BewuBtseinsanderung  konnte  auch  nicht 
ansatzweise  erzielt  werden,  da  weiteraehende  Einzel gesprache  nicht 
mehr  mdglich  waren  und  das  Problem  weitgehend  verdrangt  wurde. 

-  36  - 


Es  war  nicht  mbglich,  dieses  Problem,  das  ja  ein  umfassendes  gesell- 
schaftliches  Problem  ist,  in  irgendeiner  Weise  offentlich  zu  machen. 
Nur  unter  dem  Hinweis  strengster  Verschwiegenhei t  wurden  wir  u'berhaupt 
einbezogen.  Es  war  darum  auch  nicht  mdglich,  dieses  Beispiel  in  die 
Jugendgruppe  einzubringen,  urn  daran  exemplarisch  das  Problem  des 
§  218  zu  diskutieren.  Wie  auch  bei  anderen  Problemen  (Instandsetzung 
von  Wohnungen,  Mieterhohungen,  Beziehungsschwierigkeiten)  wurden  diese 
als  indidviduelle  Probleme  erfahren  und  nelbst.  Es  ist  daher  eine  wich- 
tige  Aufgabe,  Erfahrungen  zu  vermitteln,  dal3  die  als  individuelle 
empfundenen  Probleme  auch  die  Probleme  der  Nachbarn  und  Freunde  sind, 
die  auch  darunter  leiden,  urn  Solidaritat  und  qemeinsames  Handeln  zu 
erreichen. 


1.5.4.  Erfahrungsbericht  III: 
Initiative  Bolzplatz 

Der  Bolzplatz  in  der  Glashuttenstr.  wurde  im  Februar  1974  geschlossen, 
da  sich  die  Nachbarn  gestbrt  flihlten  und  sich  mehrfach  bei  den  ent- 
sprechenden  Behbrden  beschwerten. 

Der  Bolzplatz  lag  inmitten  eines  enq  bebauten  Wohngebietes,  so-daB 
Konflikte  zwischen  den  alteren  Anwohnern  und  den  Kindern  und  Jugend- 
lichen  unausbleibl  ich  waren.  Die  Anwohner  flihlten  sich  derart  stark 
belastigt,  daB  sie  eine  Initiative  zur  SchlieBung  des  Bolzplatzes 
bildeten.  Das  Bezirksamt  kam  diesem  Wunsch  nach  und  pflanzte  Baume 
in  den  Drahtkafig. 

Der  nahegelegene  Spielplatz  war  nach  einer  Umgestaltung  (HUgelland- 
schaft)  im  Februar  1974  zum  FuBballspielen  nicht  mehr  geeignet.  Vom 
Fehlen  eines  Bolzplatzes  waren  insbesondere  die  10  bis  16jahrigen 
Schuler  betroffen.  Wir  versuchten,  mit  ihnen  Ende  September  dieses 
Problem  zu  aktual isieren. 
Es  wurde  ein  Platz  ausfindig  gemacht,  der 

-  im  Viertel  liegt  und  damit  schnell  zu  erreichen  ist; 

-  keine  direkte  Belastigung  der  Nachbarn  nach  sich  Ziehen  wiirde; 

-  Eigentum  der  Freien  und  Hansestadt  Hamburg  ist; 

-  als  Parkplatz  nicht  voll  genutzt  wird. 

Die  Forderung  nach  einem  Bolzplatz  wurde  auf  dem  Spielplatzfest  am 
5.  Oktober  durch  einen  Umzug  und  einer  abschl ieBenden  Veranstaltung 
aiif  dem  geplanten  Platz  bekanntgemacht. 

Die  Arbeitsgemeinschaft  Karolinenviertel  hatte  einige  Tage  vorher 
schon  einen  entsprechenden  Antrag  an  das  Bezirksamt  gestellt  und 
einen  Terminvorschlag  flir  eine  gemeinsame  Ortsbesichtigung  vorge- 
schlaqen  Der  Termin  wurde  von  der  Verwaltung  aus  Zeitgrunden  nicht 
wahrqenommen.  Die  Arbei tsqemeinschaft  wurde  darauf  zu  einer  Anhorung 
im  AusschuB  fur  Jugend,  Kultur  und  Sport  der  Bezirksversammlung  Ham- 
hura-Mitte  eingeladen.  Dieser  Termin  wurde  am  4.11.  wahrgenommen. 
Pie  Parteienvertreter  brachten  ihr  Wohlwollen  zum  Ausdruck  und  woll- 
tpn  diese  "gute  Sache"  unterstutzen.  Machdem  von  Seiten  des  Bezirks- 
amtes  und  des  Ausschusses  keine  schriftliche  Nachricht  einging,  hat 
Hie  Arbeitsoemeinschaft  das  Bezirksamt  Anfang  Dezember  noch  einmal  zu 
!iner  Stellunqnahme  aufgefordert.  Das  Bezirksamt  antwortete  mit  einem 
kVzen  Schreiben,  in  dem  es  darstellte,  dafi  eine  kurzfnstige  Reali- 
sierung  nicht  mbglich  sei,  da 

-  37  - 


Arbeitsgemeinschaft 

Karolinenviertel 
Stadtteil- Information  Nr: 


HERBSTFERIENPROGRAMM  1975 

ERSTE  FER1ENWOCHE:  29.  Sept.  bis  5.  Okt. 

SDielplatzfeSt  am  Freitag,3.  Okt.  von  13.30  bis  18.30  Uhr 

auTdemSpielplatzGrabenstr./  Vorwerkstr. 

Dort  konnen  wir  malen,  an  Feuerslellen  bruzzeln,  basteln,  bauen  usw. 

Urn  15  30  Uhr  kommt  der  ZAUBERKONSTLER 

Um  18  00  Uhr  machen  wir  einen  LATERNENUMZUG  mit 

STKABENMUSIKANTEN  und  ein  groBes  Feuer 

das  von  der  Feuerwehr  geloscht  wird. 

TageSaUSflUg  fur  die  Kinder  der  Gruppen  'Flipper'  und  'Adler' 
und  deren  Freunde  am  Mittwoch  den  1.  Oktober  um  10  Uhr. 

ZWE1TE  FERIENWOCHE:  6.  bis  12.  Okt. 

StadtSDiel  im  Holstenglacis  fur  alle  Schiller  an  4  Nachmittagen. 
Wir  wollen  erne  Stadt  bauen,  in  der  wir  wohnen  und  spielen  konnen. 
Dienstag  bis  Freitagvon  14  bis  17  Uhr. 
DiskOthek  flir  junge  Leute  von  13  bis  16  J.  am  Sonntag,  16  ■  19  Uhr 

DRITTE  FER1ENWOCHE:  13.  bis  19.  Okt. 

TageSaUSfliige  nacb  Zollenspieker  mit  Schnitzeljagd  und  Lager- 
feuer   Zum  Mittagessen  gibt  es  Eintopf. 

•  am  Dienstag,  den  14.  Okt.  fur  6  -  11  jahrige  Kinder 

.  am  Donnerstag,  den  16.  Okt.  Fur  12  -  15  jahrige  Kinder 
Wir  werden  Jewells  um  10  Uhr  voir.  Holstenglacis  7  abiahren  und 
gegen  17.30  Uhr  zuriick  sein. 

ANMELDUNGEN-  1m  Spielhaus  oder  im  Holstenglacis  von  10  -  12  Uhr. 
KOSTENBETEILIGUNG:   2.--  DM 

AbSChlufiveranStaltUng  :  am  Freitag  den  17   OkU  um  16  "hr_ 
Das  Kindertheater  KLECKS  spielt:  'Mensch,  Madchen'  im  KLECKS-THtAlfcK., 
GlashiittenstraBe.      Eintntt  frei. 

Auch  wahrend  der  Herbstferien  ist  das  Spielhaus  auf  dem  Spielplatz 
Grabenstr./  Vorwerkstr.  von 

•  Dienstag  bis  Freitag    von  9  •  12  Uhr  und  von  14  -  17  Uhr 
geoffnet.  In  der  1.  Ferienwoche  werden  wir  ftir  das  Spielplatzfest 
Laternen  und  Sachen  ftir  den  Flohmarkt  basteln. 

At beiugemeinschaft  Karolinenviertel,  2  HH  36.  Holstenglacis  7 

Tel.  31  64  06  verantw.  Yvonne  Canzler      29.9.75  


a)  die  Kosten  flir  das  Grundstiick  zu  hoch  sind 

b)  Teile  der  Bevblkerung  sich  gestbrt  fuhlten  und  evtl .  genauso  wie 
beim  1.  Bolzplatz  eine  SchlieBung  fordern  konnten. 

Die  Kostenbegrundung  ist  infrage  zu  stellen,  Ja  es  sich  um  ein  sta'dti- 
sches  Grundstiick  handelte.  Die  Bedenken  hinsichtl  ich  der  Wirkung  auf 
die  Bevblkerung  sind  nicht  vollig  aus  der  Luft  gegriffen,  da  die  Ar- 
beitsgemeinschaft im  Zuge  der  Aktivita'ten  wieder  a'hnliche  Erfahrungen 
der  Ablehnung  dieses  Vorschlages  durch  Teile  der  Bevblkerunn  machen 
muBte. 

Hier  zeigte  sich  das  Dilemma  der  Interessengegensatze  von  Jugendlichen, 
die  ihre  Bedlirfnisse  befriedigen  wollen,  und  von  den  alten  Leuten, 
insbesondere  von  Rentnern,  die  Ruhe  suchen  und  sich  bedroht  fuhlen. 
Dieser  sogenannte  Generationskonfl ikt  bindet  die  berechtigten  Forde- 
runqen  nach  Verbesserung  der  Wohnsituation  in  Form  der  Auseinander- 
setzting  zwischen  jungen  und  alten  Leuten  und  verhindert  das  Erkennen 
des  Ursachenhintergrundes  und  damit  die  Entwicklung  einer  gemeinsamen 
Lebensperspektive,  die  altersgema'Be  Freizei tqestal tung  zula'Bt. 

Anfang  des  Jahres  schien  eine  Realisierung  auf  dem  Gelande  nicht  mbg- 
1 ich, 'insbesondere  weil  wir  nicht  wuBten,  wie  die  Kinder  und  Jugend- 
lichen ftir  diese  Forderung  zu  mobilisieren  sind. 

Im  Karolinenviertel  wird  Ende  des  Jahres  trotzdem  ein  Bolzplatz  errich- 
tet.  Dies  ist  zu  einem  kleinen  Teil  zwar  auch  der  Initiative  zuzu- 
schreiben,  die  auf  das  Problem  aufmerksam  machte,  zum  grbBeren  Teil 
jedoch  Ausdruck  verfehlter  Stadtplanung. 

Der  Bolzplatz  wird  jetzt  auf  dem  Abbruchgrundstlick  des  ehemaligen 
Laeiszstiftes  errichtet.  Das  Laeiszstift  wurde  vor  100  Jahren  erbaut. 
Dort  wohnten  ca.  50  alleinstehende  alte  Frauen,  die  grbBtentei Is  vom 
Sozialamt  eingewiesen  wurden:  Da  in  den  5C  er  und  6C  er  Jahren  un- 
ter  dem  Blickpunkt  der  Total sanierunn  des  Viertels  keine  Instand- 
setzungs-  und  ModernisierungsmaBnahmen  durchgefuhrt.  worden  sind,  be- 
fand  sich  das  Stift  in  einem  sehr  schlechten  baulichen  Zustand.  Die 
Verantwortlichen  (Stiftungsvorstand  und  Arbeits-  und  Sozialbehbrde) 
konnten  die  Investitionen  nicht  aufbringen  und  entschieden  sich  fur 
den  AbriB,  obwohl  eine  Totalsanierung  des  Karol inenviertel s  aufgrund 
modifizierter  stadtebaulicher  Konzeptionen  (durch  starke  finanzielle 
Belastungen  der  bffentlichen  Hand  durch  Stadtebaufbrderungsgesetz  - 
Sozialplan-  und  zunehmender  Kosten  auszubauender  Verkehrsnetze)  min- 
destens  ftir  die  nachsten  15  Jahre  Wohngebiet  bleiben  wird.  Der  AbriB 
des  Laeiszstiftes  konnte  Anfang  1975  ohne  groBen  Widerstand  durchge- 
setzt  werden.  Die  Arbeitsgemeinschaft  war  zwar  relativ  frtihzeitig  Liber 
die  Situation  informiert,  sah  aber  keine  Mbglichkeiten  der  Interven- 
tion, da  die  alten  Damen  aufgrund  ihrer  physischen  und  psychischen 
Verfassung  keinen  gemeinsamen  Widerstand  entwickeln  konnten  und  ein 
Eingreifen  nicht  zu  verantwortende  Verunsicherung  gebracht  ha'tte. 

DaB  der  freigewordene  Platz  des  ehemaligen  Stiftes  nicht  Parkplatz, 
sondern  als  Bolzplatz  und  Spielflache  gestaltet  wird  -  also  Geld  m- 
vestiert  wird  -  ist  zu  einem  guten  Teil  der  Interessenlage  der  an- 
grenzenden  Schule  und  der  Intervention  der  Arbeitsgemeinschaft  zuzu- 

Aufrdemfipiatz  des  ehemaligen  Laeiszstiftes  wird  nun  der  Bolzplatz  er- 
richtet ohne  Gefahr  der  Stbrung  von  umliegenden  Bewohnern.  Dieses 

-  39  - 


Ergebnis  muB  aber  auch,  bei  aller  Freude  liber  den  Bolzplatz,  als  ge- 
lungene  Abwalzung  der  grundsatzlichen  Wohn-  und  Freizeitproblematik 
auf  den  Generationskonf 1 ikt  gewertet  werden,  wobei  der  schwachste 
Teil  (Alte  und  Gebrechl  iche)  gegeniiber  den  "zukunftstrachtigen"  Kin- 
dern  und  Jugendlichen  auf  der  Strecke  blieben. 

Aktivierung  der  am  starksten  Betroffenen  (Schuler  zwischen  10  -  14  J.) 

-  von  Ende  September  bis  zum  Fest  war  eine  starke  Anteilr.ahme  vor- 
handen,  der  Bolzplatz  war  wichtiges  Gesprachsthema.  Von  den  Kindern 
wurden  Unterschriften  gesammelt. 

-  Eine  Woche  nach  dem  Fest  war  die  Ortsbesichtigung  vorgesehen,  da- 
bei  sollten  die  Behbrdenvertreter  mit  den  Schulern  konfrontiert 
werden  -  eine  gute  Mbglichkeit,  in  gewohnter  Umgebung  mit  Unter- 
stutzung  der  Freunde  eigene  Wlinsche  zu  artikulieren.  Dieser  Termin 
fiel  ins  Wasser. 

-  Danach  wurde  ein  Besuch  beim  Bezirksamt,  dem  zustandigen  Verwal- 
tungsdezernenten  geplant.  Der  Termin  fiel  auch  aus  Zeitgriinden 
seitens  des  Verwaltungsdezernenten  aus. 

-  Als  Ersatz  dafur  wurde  ein  Gesprach  mit  dem  fur  diesen  Bezirk  zu- 
standigen Abgeordneten  (SPD)  der  Bezirksversammlung  vereinbart. 
Dieses  Gesprach  fand  Anfang  November,  also  vier  Wochen  nach  dem 
Fest  statt.  Die  zwei  Schuler,  die  an  dem  Gesprach  teilnehmen  woll- 
ten,  erschienen  nicht. 

-  Urn  die  positive  Haltung  der  Schuler  aufzufangen,  begannen  wir  mit 
ihnen  an  einem  Nachmittag  in  der  Woche  auf  einem  anliegenden  FuBball- 
platz  zu  spielen,  urn  eine  Mannschaft  zu  bilden,  die  gegen  andere 
Spielplatze  spielen  sollte.  Mitte  bis  Ende  November  war  das  Wetter 

so  miserabel,  daB  niemand  mehr  motiviert  werden  konnte. 

-  Damit  war  das  Thema  entaktualisiert  und  es  gelang  auch  nicht,  im 
neuen  Jahr  (1975)  Aktivitaten  zu  entwickeln. 

Warum  konnte  das  Interesse  der  Schiiler  nicht  weiter  entwickelt  werden? 

-  Zwischen  Aktualisierung  und  mbglicher  Realisierung  lag  ein  zu  lan- 
ger  Zeitraum.  Die  Jugendlichen  haben  nicht  gelernt,  langerfristig 
ihr  Interesse  zu  vertreten.  Aufgrund  der  oben  beschriebenen  Umstan- 
de  war  es  nicht  mbglich,  diesen  Leerlauf  auszufu'llen. 

-  Die  Aktivierung  wurde  durch  das  fehlende  Vertrauen  in  die  eigene 
Durchsetzungskraft  erschwert.  (Das  schaffen  wir  ja  doch  nicht) 

-  Gesprache  mit  Behordenvertretern  in  einer  ungewohnten  Umgebung 
wecken  Rngste  und  miissen  daher  intensiv  vorbereitet  werden,  der 
Zeitabstand  war  zu  gro(3. 

-  Im  Winter  ist  das  Interesse  am  FuBball spielen  aufgrund  des  schlech- 
ten  Wetters  und  rier  friihen  Dunkelheit  geringer,  daher  auch  nicht 
ein  so  aktuelles  Problem. 

-  Ohne  die  ganzen  Winkelzlige,  die  zur  Errichtung  des  Bolzplatzes  ge- 
f'uhrt  haben,  vermitteln  zu  kbnnen,  ist  es  notwendig,  hieran  aufzu- 
zeigen,  dap  es  mbglich  ist,  etwas  gemeinsam  durchzusetzen,  urn  in 
anderen  Situational  ein  starkeres  Engagement  erzielen  zu  kbnnen,  wo- 
bei berucksichtigt  werden  muB,  daB  keine  Illusionen  verbraten  wer- 
den dUrfen  in  dem  Sinne,  daB  man  alles  durchsetzen  kann. 


-  4o 


1.5.5.  Erfahrungsbericht  IV: 

Initiative  "Wohnen  im  Karolinenviertel " 

Bis  1974  erstreckte  sich  die  konkrete  Arbeit,  bezogen  auf  die  Bevbl- 
kerung,  auf  die  padagogische  Arbeit  und  die  Beratertatigkeit.  Die  Ak- 
tualisierung bezogen  auf  die  Wohnproblematik  war  erst  sinnvoll,  nach- 
dem  uber  die  padagogische  Arbeit  eine  Beziehung  zur  Bevblkerung  auf- 
gebaut  war,  durch  die  ein  kontinuierl  icher  Kontakt  sichergestell t  war 
und  breite  Bevbl kerungsteile  von  Mietproblemen  betroffen  waren. 
Die  Aktualisierung  dieser  Probleme  stellte  den  Versuch  dar,  die  Be- 
wohner  flir  die  Verbesserung  ihrer  Wohnsituation  zu  aktivieren. 

Beschreibung  der  Initiative  "Wohnen  im  Karolinenviertel" 

Das  Karolinenviertel  soil  als  Wohngebiet  fur  die  jetzige  Bevblkerung 
(vorwiegend  Arbeiterfamil ien)  erhalten  bleiben: 

1 .  wegen  der  verkehrsglinstigen  Lage 

-  zu  den  Arbeitsplatzen 

-  zu  den  Einkaufsmbglichkeiten 

-  zu  den  Naherholungsgebieten  (Stadtpark,  Elbe,  Wallanlagen) ; 

2.  wegen  der  relativ  niedrigen  Mieten 

Die  Problematiken,  die  sich  hier  stellen,  sind  folgende: 

Wie  vermittelt  man  den  Bewohnern,  daB  das  Karolinenviertel  noch  auf 
langere  Zeit  als  Wohngebiet  erhalten  bleibt,  so-daB  es  sich  lohnt, 
Forderungen  fur  die  Verbesserung  der  Kohnverhal tnisse  wie: 

-  Instandsetzung, 

-  Modernisierung  -  Wertverbesserungen, 

-  nenligend  soziale  Nachfolge  -  Vorsorge  -  Einrichtungen 
aufzustellen  und  Strategien  zu  entwickeln  und  durchzusetzen. 

Einfuhrung  des  weiBen  Kreises 

Nach  unserer  Einsch'a'tzung  ergab  sich  ein  glinstiger  Zeitpunkt,  die 
Wohnungsfrage  zu  aktual isieren,  als  am  1.1.75  das  2.  Wohnungskundi- 
aungsschutzgesetz  in  Kraft  trat.  Bis  zu  diesem  Zeitpunkt  waren  in 
Hamburg  die  Mieten  fur  Altbauwohnungen,  die  vor  dem  20.6.48  bezugsfer- 
tig  waren  und  incl.  Kiiche  nicht  mehr  als  5  Zimmer  haben,  preisgebunden. 
Da  diese  Voraussetzungen  flir  fast  all e  Wohnungen  im  Karolinenviertel 
zutrafen,  sahen  wir  hier  einen  Ansatzpunkt  flir  eine  Mieterarbeit. 

Geplant  war,inhaltl ich  zu  informieren  Uber: 

1.  Stadtebauliche  Entwicklunq  des  KV; 

2.  Einfuhrung  des  weiBen  Kreises,  Vermittlung  der  juristischen  und 
politischen  Grundlagen; 

3.  Mbglichkeiten  der  Instandsetzung  und  Modernisierung. 

Folgende  Schritte  waren  vorgesehen: 

1.  Eine  Informationsveranstal tung  mit  Vertretern 

-  der  gemeinnutzigen  Wohnungsbauges.  (SAGA), 

-  der  Baubehbrde, 

-  der  politischen  Parteien, 

-  des  Hamburger  Mietervereins, 

-  verschiedener  Mieterinitiativen. 

-  41  - 


2.  Herausgabe  einer  Stadtteilzeitung,  die  von  diesem  Zeitpunkt  an 
in  unregelma'Bigen  Abstanden  zu  verschiedenen  Themenbereichen  in- 
formieren  sollte. 

3.  Zur  Problematik  Wohnen:  Initiieren  eines  Arbeitskreises   Die  Teil- 
nehmer  sollten  sich  weitgehend  aus  den  Besuchern  der  Informations- 
veranstaltung  rekrutieren. 

Bei  der  Informationsveranstaltung  stellte  sich  heraus,  daB  die  Erhb- 
hung  der  Grundmiete  auf  die  Tabel lenmiete  (wie  sie  von  der  SAGA  im 
KV  zum  1.1.75  vorgenommen  wurde)  nicht  als  uberma'Big  groBe  finanziel- 
le  Belastung  empfunden  wurde,  da  die  Mieten  hier  im  Vergleich  zu  So- 
zialwohnungen  in  Neubaugebieten  relativ  niedrin  sind. 
Bei  den  privaten  Vermietern  wurde  von  der  10  %   Erhbhung  weitgehend 
Gebrauch  gemacht,  ohne  auf  Widerspruch  der  Mieter  zu  stoBen.  Auch 
diese  Mieten  wurden  noch  als  relativ  gering  empfunden.  Sowohl  bei  der 
Informationsveranstaltung  als  auch  bei  den  darauffolgenden  Sitzungen 
des  Arbeitskreises  "Wohnen  im  KV"  (der  von  diesem  Zeitpunkt  an  regel- 
ma'Big  alle  14  Tage  tagte),  stellte  sich  als  vorrangiges  Problem  der 
schlechte  Zustand  der  Wohnungen  dar.  Gerade  in  diesem  Punkt  war  der 
Informationsstand  uber  die  Rechte  der  Mieter  sehr  gering.  Es  wurden 
daher  schriffliche  Informationen  liber  die  rechtlichen  Mbglichkeiten 
gegeben. 

Bei  der  Informationsveranstaltung  waren  ca.  CD  Bewohner  aus  dem  Karo- 
linenviertel  anwesend  sowie 

-  2  Vertreter  der  gemeinnutzigen  Wohnungsbaugesellschaft  SAGA 

-  Vertreter  der  Parteien  und  Initiativen,  die  im  Karolinenviertel  ak- 
tiv  sind 

-  1  Vertreter  des  Mietervereins  zu  Hamburg,  der  aus  persbnlichem  In- 
teresse  gekommen  war. 

Die  zusatzlich  geladenen  Vertreter  der  Baubehbrde  und  des  Bezirksamtes 
lehnten  aus  verschiedenen  sehr  fadenscheinigen  Grunden  ab. 

Von  den  o.g.  Themenkreisen  fanden  die  Mbglichkeiten  der  Instandsetzung 
und  Modernisierung  verstandlicherweise  besonderes  Interesse.  AuBerdem 
wurden  Probleme  des  Umweltschutzes  angesprochen,  z.B.  Geruchsbelasti- 
gung  durch  den  Schlachthof,  Luftverschmutzung  durch  ein  Heizwerk. 
Der  relativ  zahlreiche  Besuch  der  Veranstal tung  war  won!  auf  mehrere 
Faktoren  zuruckzufuhren  u.a. 

-  hatte  diese  Veranstal tung  einenetwas  spektakularen  Charakter,  wohl 
auch  durch  die  umfangreichen  Anklindigungen  (Plakate,  Stadtteil infor- 
mation), 

-  lag  ein  Informationsbedlirfnis  vor  und 

-  wollte  man  alltagliche  Sorgen  einmal  besprechen. 

Kei ner  dieser  Punkte  flihrte  jedoch  bei  der  Mehrzahl  der  Bewohner  zu 
einem  langerfristigen  Engagement. 

An  dem  Arbeitskreis  "Uohnen  im  Karolinenviertel"  beteiligten  sich 
anfanglich  ca.  15  -  20  Personen,  wobei  sich  die  Zusammensetzung  im 
Lauf  der  Zeit  immer  mehr  umstrukturierte  zugunsten  von  Studenten  und 
politisch  engagierten,  jlingeren  Leuten.  Behandelt  wurden  weitgehend 
die  Themenkreise,  die  schon  bei  der  Informationsveranstaltung  ange- 
schnitten  worden  waren.  Da  immer  wieder  der  schlechte  Zustand  der 
wohnungen  angesprochen  wurde,  schien  es  dem  Arbeitskreis  wichtig,  die 
Mieter  liber  ihre  Recht  beziiglich  Instandsetzung  zu  informieren.  An- 
hand  eines  Fragebogens,  der  mbgliche  Mangel  aufzeigt,  wurden  Mieter 
von  einem  Hauserkomplex  der  SAGA  und  eines  privaten  Vermieters  ange- 
sprochen. 


Auf  die  Zusendung  der  Auswertung  der  Befragung  kam  keinerlei  Resonanz. 
Die  ganze  Aktion  war  zu  sehr  aufnesetzt,  denn  obwohl  die  Vertreter 
des  Arbeitskreises  selbst  Bewohner  des  Viertels  waren,  sind  sie  grbB- 
tenteils  in  einer  anderen  materiellen  Situation  (weitgehend  Studenten) 
AuBerdem  konnten  wir  bei  den  meisten  Mietern,  zu  denen  wir  Kontakt 
batten,  feststellen,  daB  sie  Angst  vor  Repressionen  der  Vermieter 
batten,  insbesondere  vor  Kundigungen.  Diese  Erfahrung  machten  wir 
auch  in  dor  Beratung.  Es  handelte  sich  weitgehend  urn  Einzelberatun- 
gen,  bei  denen  die  betroffenen  Mieter  versuchten,  ihre  Mitmieter  im 
Haus  zu  mobilisieren.  Nachdem  dieses  meistens  miBlang,  trat  Resigna- 
tion und  Angst  ein  und  sie  versuchten,  die  eingeleiteten  Aktivitaten 
wenn  nicht  r'uckgangig  zu  machen,  so  doch  zu  stoppen. 

Der  Arbeitskreis  Wohnen  stellte  im  Jul i  seine  Arbeit  auf  Grund  der 
geringen  Resonanz  bei  der  Eevblkerung  ein. 

Wir  machten  hier  eine  ahnliche  Erfahrung  wie  andere  Mietergruppen, 
daB  die  Wohn-  und  Mietproblematik  nicht  der  alleinige  Arbeitsschwer- 
Du'nkt  einer  solchen  Gruppe  sein  kann,  sondern  auch  bei  der  erwachsenen 
Bevblkerung  das  Kommunikations-  und  Gesel  1  igkeitsbediirfnis  im  Vorder- 
grund  steht.  Eine  Gruppe,  die  sich  in  dieser  Form  regelma'Big  trifft, 
sollte,  wenn  Konflikte  bezogen  auf  die  Wohnproblematik  auftreten, 
diese  aufgreifen  und  bffentlich  machen. 

Gestarkt  wird  diese  Einschatzung  u.a.  durch  neuere  Erfahrungen,  die 
wir  gemacht  haben,  als  klirzlich  eine  Elterngruppe  an  uns  herantrat, 
weil  sie  eine  sehr  hone  Nachzahlung  fur  Umlagen,  sowie  eine  Umlagen- 
erhbhung  mit  unklarer  Aufschlusselung  bekommen  hatte. 
Es  handelte  sich  urn  einen  Wohnblock  eines  privaten  Hauseigentlimers 
mit  72  Mietparteien.  Die  Mieter  haben  hier  selbst  die  Initiative  er- 
griffen  und  25  Mietvertrage  eingesammelt.  Daraufhin  traten  sie  an  uns 
heran,  da  sie  uns  durch  die  jahrelange  padagogische  Arbeit  kannten 
und  auf  Grund  der  Initiative  "Wohnen  im  Karolinenviertel"  wuBten,  daB 
wir  uns  mit  Mieterproblemen  beschaftigen.  Eine  der  Mietparteien  hatte 
positive  Erfahrungen  mit  uns  gemacht,  weil  wir  bei  einer  Kundigung 
qeholfen  hatten.  Der  Vermieter  hatte  nicht  zuletzt  auf  Grund  unserer 
Intervention  eine  Raumungsklage  verloren. 

Unsere  Unterstlitzung  sah  folgendermaBen  aus.  Wir  gingen  zusammen  mit 
2  Bewohnern  zu  einem  uns  bekannten  Rechtsanwal t,  der  Spezialist  in 
Mietfragen  ist  und  lieBen  die  Rechtslage  prufen.  Der  Rechtsanwalt  mach- 
te  uns  berechtigte  Hoffnungen. 

Daraufhin  wurde  eine  Hieterversammlung  durchgeflihrt,  an  der  50  Be- 
wohner teilnahmen.  Sie  setzten  ein  gemeinsames  Schreiben  auf  (vorfor- 
muliert  durch  den  Rechtsanwalt),  in  dem  sie  mitteilten,  daB  sie  die 
Rlickzahlung  wie  die  Umlagenerhbhung  so  lange  nicht  zahlen  wurden,  bis 
eine  genaue  Aufschlusselung  vorliegen  wurde.  Dieser  Brief  wurde  von 
ijber  50  %   der  Mietparteien  abgeschickt. 

cs  wurde  also  die  alte  Miete  weitergezahlt  und  man  plante  eine  Mieter- 
uersamml ung  bei  Reaktion  des  Vermieters.  Wahrend  der  Wartezeit  verbes- 
Iprte   sich  die  Kommunikationsstruktur  unter  den  Bewohnern:  man  unter- 
hiPlt  sich  eft  liber  das  Problem.  Auch  der  Bekanntheitsgrad  der  AGKV 
„irde  dadurch  vernrbBert,  und  mehr  Bewohner  nahmen  die  Beratung  in 
fln«ruch.  Inzwischen  ist  eine  Antwort  des  Vermieters  aekommen.  Dle 
nmUqenerhbhung  reduzierte  sich  bei  den  einzelnen  Mietparteien  urn  5o- 
«n  DM  jShrlich  In  der  nachsten  Mieterversammlung  wollen  le  Hieter 
entscheiden,  ob  sie  dieses  Angebot  annehmen  oder  weitergehende  Forde- 
rungen  aufstellen. 


1-6,  Arbeitsbereich  Ausbildung 


In  April  75  wurde  die  Phase  der  Ertwicklung  der  AGKV  vom  primar  stu- 

dentischen  Projekt  zu  einer  Institution  der  Sozialarbeit  mit  der  Be- 

willigung  von  Landesjugendplan-Mitteln  flir  3  hauptamtl  iche  Kr'a'fte  ab- 

geschlossen. 

Der  starke  Bezug  der  AGKV  zum  Ausbildungsbereich  bleibt  jedoch  wei- 

terhin  bestehen.  Dieser  Bezug  hat  2  Aspekte: 

a)  naterieller  Aspekt 

Mitarbeiter:  Die  Arbeit  wird  weiterhin  von  Studenten  als  Praktikanten 
mitgetragen. 

Tinanzierung:  Ein  Teil  der  Finanzierung  unserer  Arbeit  (wenn  auch  nur 
ein  geringer)  wird  Uber  Forschungsgelder  von  der  FHS  abgedeckt. 
Es  handelt  sich  hierbei  urn  zweckgebundene  Sachmittel  fLir  Forschung 
und  Lehre.  Der  Fachbereich  ist  als  mittelbewirtschaftende  Stelle  be- 
rechtigt,  die  Verteilung  der  ihm  zugeteilten  Mittel,  mit  Ausnahme 
festgelegter  Mittel  wie  fLir  die  Bibliothek  und  flir  Fotokopien,  vorzu- 
nehmen.  Aus  diesen  Mitteln,  die  fur  Exkursionen,  Verbffentlichung 
wissenschaftlicher  Beitrage,  Verbrauchsmaterial ,  Gerate  usw.  verwen- 
det  werden,  kbnnen  auch  Projekte  bezuschuBt  werden. 
Bisher  muBten  Projekte,  die  Mittel  beantragen  wollten,  einen  Dozenten 
finden,  der  ihren  Antrag  unterzeichnete.  Dadurch  bestand  eine  starke 
Abhangigkeit  der  Projekte  von  den  betreffenden  Dozenten.  Mit  der  Ein- 
flihrung  eines  Haushaltsausschusses  am  Fachbereich  wurde  dieses  Ver- 
fahren  geandert.  Die  Projekte  stellen  jetzt  direkt  beim  Haushalts- 
ausschuB  ihre  Antrage.  Der  HaushaltsausschuB  Liberpr'u'ft,  ob  die  antrag- 
stellenden  Projekte  im  Sinne  des  vom  Fachbereichsrat  beschlossenen 
Kriterienkatalogs  fdrderungswlirdig  sind.  (Dazu  spa'ter)  Der  Haushalts- 
ausschuB ermittelt  die  Hbhe  des  Betrages  flir  alle  Projekte  anhand 
der  dem  Fachbereich  zur  Verfugung  stehenden  Gesamtmittel .  Die  Hbhe 
der  Mittel,  die  ein  Projekt  dann  erhalt,  richtet  sich  nach  der  Anzahl 
der  dort  tatigen  Studenten  und  nach  der  Kcmplexitat  der  Arbeit. 
In  diesem  Jahr  haben  3  Projekte  des  Fachbereiches  Antrage  gestellt 
und  sind  mit  insgesamt  ca.  12  000  DM  bezuschuBt  worden. 
Die  Mbglichkeit  der  Einwerbung  von  Personalmitteln  flir  Projekte  am 
Fachbereich  ist  bisher  noch  nicht  angegangen  worden. 

b)  konzeptioneller  Aspekt 

Wir  halten  es  fur  notwendig,  einen  sinnvollen  Bezug  zwischen  Theorie 
und  Praxis  sowohl  im  Ausbildungs-  als  auch  im  Praxisbereich  zu  schaf- 
fen.  Dazu  ist  es  erforderl ich,  die  im  Praxisbereich  gesammelten  Er- 
fahrungen,  insbesondere  mit  alternativen  Ansatzen  in  der  Sozialarbeit/ 
-pa'dagogik,  an  den  Ausbildungsbereich  zuriickzutragen.  D.h.  u.a., 
daB  wir  uns  bemuhen  mlissen,  Anleitungsfunktionen  flir  werdende  Sozial- 
arbeiter  wahrzunehmen,  denn  das  Handlungsverstandnis  des  Sozial arbei- 
ters  wird  wesentlich  durch  die  in  der  Ausbildung  vermittelten  Inhal- 
te  mitbestimmt.  Ebenso  mlissen  neue  Ansatze  aus  dem  Ausbildungs-, 
hier  insbesondere  aus  dem  Projektbereich,  in  die  Praxis  eingebracht 
und  institutionalisiert  werden,  urn  die  Verkrustunn  der  traditionel- 
len  Sozialarbeit  aufzuweichen. 
Die  traditionel le  Praxis  ist  aufgrund  der  ihr  eigenen  Strukturen  und 


Mechanismen  schwer  in  der  Lage,  sich  selbst  zu  erne 
der  Ausbildungsbereich  als  Blindnispartner  gewonnen 
nativen  Ansatzen  in  der  Sozialarbeit  breitere  Durch 
keiten  zu  verschaffen.  In  diesem  Rahmen  sind  die  Au 
gen  des  Ausbildungsbereiches  zu  unterstu'tzen.  Ein  s 
nis  des  Ausbildungsbereiches  als  Impulsgeber  und  ni 
primar  als  technischer  Zulieferungsbetrieb  ist  anzu 
Bbhnisch/Lbsch:  Das  Handlungsverstandnis  des  Sozial 
ne  institutionelle  Determination  in  gesellschaftlic 
der  Sozialarbeit,  Bd.  2/Luchterhand). 


uern.  Hier  muB 
werden,  urn  alter- 
setzungsmbgl ich- 
tonomiebestrebun- 
tarkeres  Verstand- 
cht  wie  bisher 
streben  (s.a. 
arbeiters  und  sei- 
he  Perspektiven 


Ober  die  liblichen  Aktivitaten  im  Rahmen  studentischer  Politik  hinaus 
findet  der  Bezug  unserer  Arbeit  zum  Ausbildungsbereich  seinen  Ausdruck 
in  folgenden  Aktivitaten: 

-  STUDENTENINFORMATION  - 

Am  Fachbereich  Sozial  pa'dagogik  werden  die  Erst-  und  Zweitsemester  in 
Tutorengruppen  zu  jeweils  ca.   12  Studenten  aufgeteilt,  die  von  einem 
dozentischen  und  mindestens  einem  studentischen  Tutor  betreut  werden. 
Es  handelt  sich  hierbei  urn  eine  Einflihrung  in  den  Studienbetrieb,   in 
grundsatzliche  Probleme  des  Studiums  und  studentischer  Politik.   Wir 
haben  bisher  flir  3  solcher  Einfiihrungen  Tutoren  gestellt  und  versucht, 
die  Ansatze  unserer  Arbeit  mit  in  die  Diskussion  zu  bringen  und  einen 
AnstoB  zur  Erarbeitung  einer  Berufsperspektive  zu  geben.    Die  Einflih- 
rung bietet  eine  gute  Mbglichkeit,  Kontakte  zu  neuen  Studenten  auf- 
zubauen,  von  denen  einige  im  4.  Sem.  Praktikanten  bei  uns  werden  sol- 
len.    Um  Praktikanten  zu  gewinnen,   sind  wir  bisher  immer  so  vorgegan- 
cien,  daB  wir  am  Anfang  des  3.  Sem.   gezielt  Studenten  angesprochen  ha- 
ben,  die  wir  z.T.   schon  aus  den  Tutorengruppen  oder  aus  der  Zusammen- 
arbeit  am  Fachbereich  kannten.   Ferner  wurden  am  Fachbereich   Projekt- 
vorstell  ungen  veranstal  tet,  in  denen  wir  Grundinformationen  liber  un- 
sere  Arbeit  vermittelt  haben. 

Flir  die  11   neuen  Praktikanten,  die  im  3.   Sem.   bei  uns  eingestiegen 
sind,  haben  wir  im  3.   Sem.  einen  wochentlich  stattfindenden  Einfiih- 
rungskurs  angeboten,  um  eine  intensivere  Einarbeitung  zu  ermoglichen. 

-  GREMIENPOLITIK  - 

Seit  einigen  Semestern  stellen  wir  mindestens  ein  Fachbereichsrats- 

mitglied  und  ein  Mitglied  des  Haushaltsausschusses. 

Dies  hat  sich  bisher  insbesondere  im  Hinblick  auf  die  Vertretung  der 

materiellen  Interessen  der  Projekte  am  Fachbereich  als  vorteilhaft 

erwiesen,  da  hier  eine  Mbglichkeit  besteht,  an  Informationen  zu  ge- 

langen,  die  sonst  schwer  zuganglich  sind. 

Allerdings  besteht  auch  schon  seit  4  Semestern  die  Kontroverse  bei 

uns,  ob  die  Teilnahme  am  Fachbereichsrat  sinnvoll  ist,  Oder  ob  der 

FBFi'von  Studenten  boykottiert  werden  soil,  bis  eine  paritatische  Be- 

setzung  durchgesetzt  ist. 

.  PROJEKTKOORDINATION  - 

Anfang  1974  haben  wir  eine  Koordination  der  am  Fachbereich  Sozialpa'da- 
ooqik  arbeitenden  Projekte  initiiert,  die  in  unreaelma'Bigen  Abstan- 
den  zusamnentrifft  und  an  der  jedes  Projekt  mit  1-2  Vertretern  betei- 

-  45  - 


lint  ist.  Diese  Koordination  soil  ein  geschlossenes  Vorgehen  der  Pro- 
jekte dem  Fachbereich  gegenliber  ermbglichen. 

Es  wurden  Vorschlage  zum  Ausbildungsplan  erstellt,  Projektvorstel 1 un- 
gen  durchgeftlhrt,  aktuelle  Probleme  diskutiert  und  Informationen  aus- 
getauscht.  Neueren  Projekten  wurde  Hilfestel lung  beim  Einstieg  in 
die  Arbeit  gegeben.  Fur  das  nachste  Jahr  sollen  die  Haushaltsantrage 
aenauer  aufeinander  abgestimmt  werden.  Einen  breiten  Raum  der  zukiinf- 
tigen  Diskussion  wird  der  vom  Fachbereichsrat  verabschiedete  Krite- 
rienkatalog  zur  Anerkennung  und  Fbrderung  von  Projekten  am  Fachbe- 
reich einnehmen.  Hierzu  einige  Anmerkungen: 

Ir,i  Ma'rz  75  legten  die  dozentischen  Vertreter  1m  FBR  folgenden  Antrag 
vor: 

Der  FBR  moge  beschlielien: 

1.  Projekte  miissen  grundsdtzlich  an  Institutionen  gebunden  sein,  bzw. 
von  ihnen  getragen  werden. 

2.  Es  muli  eine  definierbare  Zielvorstellung  fiir  das  Projekt  vorlie- 
gen. 

3.  Projekte  miissen  zeitlich  begrenzt  sein.   Ihve  evtl.    Fortfiihrung 
muli  von  vornherein  geplant  und  gesichert  werden. 

4.  FUr  den  Praktikanten  muB  -in  dem  Projekt  die  ausreichende  Moglich- 
keit  bestehen,   sozialpddagogische  Handlungsvollziige   (also  nicht 
nur  theoretische  Erkenntnisse,   deskriptive  Erfassung  von  Saahver- 
halten,    statistische  Erkebung  und  Auswertung  von  Saahverhalten 
etc. )   zu  evlernen  und  zu  iiben. 

5.  Projekte  konnen  nicht  genehmigt  werden,  solange  nicht  die  Bereit- 
stellung  der  entsprechenden  Dozenten,  Lehrbeauftragten  und  Anlei- 
ter  gesichert  ist. 

6.  Forschungsprojekte  sollten  entsprechend  den  Kriterien  dee  vom  FHS- 
Senat  eingesetzten  Forschungsausschusses  der  Fachhochs chute  bean- 
tragt  werden. 

7.  Die  Verantwortung  fiir  ein  Projekt  ist  vorher  personell  eindeutig 
zu  klaren. 

8.  Sind  Projekte  bei  der  FHS   (also  nicht  bei  einem  anderen  Trager) 
institutionalisiert,   so  tragi  diese  die  Verantwortung  fur  das  Pro- 
jekt   (z.B.    zeitlich  begrenzte  Forschungsvorhaben,    standige  Modell- 
einrichtungen  usw. ) . 

9.  Projekte  sind  iiber  den  entspreahenden  Schwerpunkt  und  das  Spezial- 
programm  unter  Vorlage  eines  schriftlichen  Projektplanes  beim 

FEB  zur  Genehmigung  zu  beantragen. 
10. Der  Projektplan  soil  mehr  enthalten  als   lediglich  eine  Idee  fiir 
ein  Projekt.    Vielmehr  solle  er  in  detaillierten  Ausfiihrungen  zu 
den  unter  1.-8.   aufgezeigten  Fragen  Stellung  nehmen. 

i.A.    (Dr.   Hiese) 

Die  studentischen  Vertreter  beantragten  die  Vertagung  auf  eine  der 
nachsten  Sitzungen  mit  der  Begriindung,  daB  die  Studenten  als  Betrof- 
fene  des  voraelegten  Kriterienkataloges  bisher  nicht  informiert  wor- 
den  seien  und  daher  keine  Mb'glichkeit  gehabt  ha'tten,  sich  mit  der 
Vorlage  auseinanderzusetzen  oder  gar  einen  Al ternati worsen! ag  ein- 
zubringen.  Der  Vertagungsantrag  der  Studenten  wurde  durch  die  dozen- 
tische  Mehrheit  im  FBR  niedergestimmt.  In  der  anschl ieBenden  Diskus- 
sion u'ber  die  dozentische  Vorlage  wurde  der  Kriterienkatalog  Punkt 
fur  Punkt  (mit  Ausnahme  von  Punkt  4,  dem  zugestimmt  wurde)  von  den 

-  46  - 


Studenten  auseinandergepfliickt.   Als  man  nach  2  1/2  stiindiger  Diskus- 
sion erst  bei    Punkt  5  angelangt  war,  wurde  von  dozentischer  Seite 
der  Antrag  auf  SchluB  der  Debatte  und  sofortige  Abstimmung  gestellt, 
da  die  fiir  die  FBR-Sitzung  zur  Verfligung  stehende  Zeit  ohnehin  schon 
liberschritten  ware  und  man  auch  noch  nach  Hause  wolle;  zudem  sei  die- 
se ausflihrliche  Diskussion  nur  ein  taktischer  Schritt  der  Studenten, 
urn  eine  Vertagung  der  Abstimmung  zu  erzielen.   Die  Abstimmung  miisse 
aber  in  dieser  Sitzung  erfolgen,  damit  der  Katalog  schon  fiir  die  na'ch- 
sten Praktikanten  Anwendung  finden  kbnnte.  Al 1 e  Dozenten,  auch  die  mit 
dem  Pradikat  "fortschrittl  ich"  behafteten.stimmten  fiir  diesen  Antrag 
und   anschlieBend  fiir  den  Kriterienkatalog.   Die  Studenten  verlieBen 
in  ohnmachtigem  Protest  die  Sitzung  und  stimmten  nicht  mehr  mit. 

Grundsatzlich  halten  wir  die  Erstellung  von  Richtlinien  fiir  die  Aner- 
kennung von  Projekten  an  der  FHS  fiir  richtig.   Es  hat  sich  gezeigt, 
daB  sehr  viele  Studenten,  die  im  4.   Sem.    in  die  Praxis  gehen  miissen, 
zunachst  einmal  den  Wunsch  haben,   etwas  vollkommen  Neues  aufzubauen, 
so  daB  die  Gefahr  besteht,  daB  Projekte  wie  Pilze  aus  dem  Boden  schies- 
sen   und  ebenso  schnell   wieder  verschwinden,   namlich  dann,  wenn  die 
Studenten  ihre  Ausbildung  beendet  haben.   Wir  meinen  jedoch,  daB  Pro- 
jekte nicht  als  Spielwiesen  fiir  -  verstandlicherweise  -  praxishungri- 
ge  Studenten  benutzt  werden  diirfen,   in  denen  das   "Klientel"   ledig- 
lich Versuchskaninchen  fiir  die  Ausbildung  bleibt.   Zu  oft  ist  gerade 
von  linken  Studenten  mit  der  vielbeschworenen  Bevblkerung  herumge- 
doktert  worden,  so  daB  die  Leute  die  Schnauze  voll   haben  von  den 
"Spinnern,  die  episodisch  auftauchen,  die  groBen  Initiativen  vom 
Zaun  brechen  und  wieder  verschwinden,  weil   ihnen  was  Neues  eingefal- 
Ten   ist."  Es  ist  notwendig,  in  studentischen  Projekten  von  Anfang  an 
auf  eine  kontinuierliche  Perspektive,  d.h.  auf  eine  Institutional i- 
sierung  hinzuarbeiten.   Fur  Studenten,  die  ins  Praktikum  gehen,   heiBt 
das,  daB  erst  einmal  die  bestehenden  Ansatze  gesichert,  unterstutzt 
und  fortgefiihrt  werden  miissen  und  erst  dannanneuen  Initiativen  gear- 
beitet  werden  kann.   Hier  ist  der  Sinn  von  Richtlinien  fiir  die  Aner- 
kennung von  Projekten  begrundet. 

Folgende  Punkte  sind  jedoch  zu  bedenken: 

-  Fiir  Studenten,  die  ein  neues  Vorhaben  angehen  wollen,  ist  die  Er- 
fLillung  der  beschlossenen  Kriterien  nur  mbglich,  wenn  sie  sich 
auBerhalb  des  Studiums  mit  der  Erarbeitung  eines  solchen  Vorhabens 
beschaftigen,  da  der  derzeitige  Studienplan  und  die  Studienbedin- 
gungen  dies   innerhalb  des  Studiums  nicht  zulassen.  Die  Erarbeitung 
eines  Projektplanes,  bzw.  die  Einarbeitung  in  ein  schon  bestehen- 
des  Projekt,   sollten  jedoch  Bestandteil  des  Studiums  sein. 

-  Dozenten  und  Lehrbeauftragten  ist  es  bei  den  vorherrschenden  Stun- 
denzahlen  und  schwierigen  Arbeitsbedingungen  kaum  mbglich,   Projek- 
te sinnvoll   zu  begleiten,  zumal   sie  in  den  seltensten  Fallen  ent- 
sprechende  Praxiserfahrung  einbringen  kbnnen.  Anleiter  aus  der 
Praxis  sind  wegen  Arbeitsliberlastung  schwer  zu  finden,  bzw.   konnen 
wegen  der  vielzitierten  "kritischen  Finanzlage"  nicht  von  der  FHS 
einnestellt  werden.  Hier  ware  eine  Verbesserung  der  Arbei tsplatz- 
situation  der  Dozenten  und  die  Bereitstellung  entsprechender  Mittel 
fiir  die  Einstellung  von  Praktikern  als  Lehrbeauftragte  notwendig. 

-  Bei  dem  Anerkennungsverfahren  fiir  Projekte  darf  die  Projektkoor- 
dination     als  kompetentes  Gremium  nicht  u'bergangen  werden. 


-  47 


-  SEMINARARBEIT,  STUDIENREFORM  - 

Wir  bemlihen  uns  standig,  durch  praxisproblembezogene  Beitrage  die 
Seminararbeit  zu  verbessern.  Referatsthemen  werden  von  unseren  Mit- 
arbeitern  ira  Hinblick  auf  ihre  Relevanz  fur  unsere  Arbeit  diskutiert 
und  ausgewahlt  (z.B.:  Mbgl ichkeiten  institutioneller  sozialpadago- 
gischer  Arbeit  unter  Beriicksichtigung  der  Rechtsform  und  der  Organi- 
sationsstruktur,  Institutionelle  und  finanzielle  Absicherung  von 
sozialpadagogischen  Projekten,  Beitrag  zur  Diskussion  urn  die  Studien- 
ordnung  am  Fachbereich).  Besondere  Problematik  bei  der  Gestaltung  des 
Berufspraktikums,  Mbgl  ichkeiten  der  Finanzierung  sozialpadagogischer 
Projekte  aus  Bezirksmitteln,  Aufarbeitung  der  Erfahrungen  eines  Ar- 
beitskreises  bezogen  auf  Wohnproblemati ken  im  Karol inenviertel .  Wir 
haben  mehrere  Vorschlage  zur  Gestaltung  des  Ausbildungsplanes  gemacht. 
Allerdings  konnten  bisher  nur  wenige  Punkte  aus  diesen  Vorschlagen 
real isiert  werden. 

An  einera  Alternativvorschlag  zur  Studienordnung  flir  Sozialarbeiter/ 
-padagogen  in  Hamburg  arbeiten  wir  noch. 


1.7.  Arbeitsbereich  sozialpadagogische  Handlungsvollzuqe 

In  den  folgenden  zwei  Abschnitten  wird  zuerst  kritisch  auf  die  Ent- 
wicklung  von  Arbeitsvollzu'gen  innerhalb  der  Arbeitsgemeinschaft 
Karol inenviertel  eingegangen,  die  versucht,  in  ihrem  Innenverhaltnis 
gegenuber  der  bffentlichen  Jugendhilfe  demokratische  Strukturen  und 
Entscheidungsprozesse  zu  realisieren.  Erganzt  wird  dieser  Teil  durch 
einen  Bericht  liber  den  Versuch,  innerhalb  der  Arbeitsgemeinschaft 
eine  Frauengruppe  zu  bilden.  Im  zwei ten  Abschnitt  wird  auf  der  Grund- 
lage  einer  thesenartigen  Kritik  an  der  bffentlichen  Jugendhilfe  die 
Berlihrungspunkte  zwischen  bffentlicher  Jugendhilfe  und  Arbeitsge- 
meinschaft aufgezeigt  und  an  einem  Beispiel  naher  erlautert. 


1.7.1.  Reflexion  der  Arbeits-  und  Entscheidungsstrukturen  in  der  AGKV 

Die  Entscheidungen  in  der  Arbeitsgemeinschaft  Karol inenviertel  werden 
von  den  Mitarbeitern  getroffen.  Im  ersten  Arbeitsjahr  setzte  sich 
diese  Mitarbeitergruppe  nur  aus  Studenten  des  gleichen  Semesters  zu- 
sammen;  im  Zuge  der  institutional isierung  erweiterte  sich  die  Mitar- 
beitergruppe auf  hauptamtliche  Sozialarbeiter,  Berufspraktikanten 
und  Studenten.  Ausgehend  von  der  Konzeption  des  Projektes  wurde  eine 
Arbeitsform  der  breiten  Entscheidungsebene  und  der  Verhinderung  von 
Hierarchiebildung  angestrebt.  Folgende  Grundprinzipien  sollten  dabei 
beachtet  werden: 

-  Kol 1 ekti ye  Entscheidungsprozesse 

In  den  einmal  wbchentlich  stattfindenden  Koordinationssitzungen, 
an  denen  alle  Mitarbeiter  teilnahmen,  wurden  bis  Sept.  75  alle  flir 
das  Innen-  und  AuBenverhal tnis  wichtigen  Entscheidungen  getroffen. 
Als  Tagesordnung  wurde  eine  Arbeitsgl iederung  erstellt,  die  sich 
auf  alle  die  Arbeitsgemeinschaft  tangierenden  Bereiche  bezieht. 
Die  Koordinationssitzungen  dienten  der  Information  und  Organisation 

-  48  - 


sowie  der  inhaltlichen  Diskussion  iiber  aktuell   zu  Ibsende  Proble- 
me  und  Aktivitaten, "Mammutsitzungen",  auf  denen  eine  Flille  von 
Problemen  und  Aktivitaten  auf  breiter  Ebene  zugleich  diskutiert 
wurden     und  vom  Zeitaufwand  fur  die  Einzelnen  heute  nicht  mehr  fur 
tragbar  erachtet  werden. 

Die  14t'a'gig  stattfindenden  Konzeptionssitzungen  sollten  einer  ge- 
meinsamen  Konzeptionsfindung  dienen  und  damit  zur  Handlungsliber- 
einstimmung  in  praktischen  Bereichen.   Da  wahrend  der  Koordinations- 
sitzungen keine  ausflihrlichen  inhaltlichen  Diskussionen  liber  prak- 
tische  Probleme  geflihrt  werden  konnten,  wurden  hierf'u'r  oftmals  auch 
noch  die  Konzeptionssitzungen  benbtigt,   so  daB  wahrend  des  letzten 
Jahres  keine  kontinuierliche  Konzeptionsdiskussion  geflihrt  werden 
konnte.   Das  aemeinsame  wbchentliche  Methodik-Seminar  und  die  wb- 
chentlich stattfindende  padagogische     Koordination  beinhalteten 
die  Bearbeitung  der  direkten  padagogischen  Probleme  wie  Reaktion 
auf  aggressives  Verhalten,   Rolle  der  Bezugspersonen,   padagogische 
Programme  usw. 

Delegation  von  konkreten  Aufgaben  an  Untergruppen  bzw.    Einzelpersonen 
■pa'  es  nicht  mbglich  ist,  daB  einzelne  Gesprache  oder  Aktivitaten, 
theoretische  Aufarbeitungen  bestimmter  Bereiche  oder  auch  prakti- 
sche  Probleme  wie  Material beschaffung  oder  Saubermachen  von  der 
qanzen  Gruppe  gleichzeitig  wahrgenommen  werden,  werden  diese  Auf- 
qaben  in  der  Koordinationssitzung  an  Untergruppen  oder  Einzelne 
delegiert.   Die  Erciebnisse  sollten  je  nach  Wichtigkeit  schriftlich 
oder  imindlich  in  die  Koordinationssitzung  zuruckflieBen. 

PrinziP  der  wechselnden  Verhandlungspartner 

"Be'i   Kontakten  oder  Verhandlungen,  che  sich  liber  einen  langeren  Zeit- 
raum  hinziehen,  wird  in  der  Koordinationssitzung  ein  Mitarbeiter 
bestimmt,  der  daran  kontinuierl ich  teilnimmt,  als  weitere  Teilneh- 
mer  wechseln  sich  interessierte  Mitarbeiter  ab.   Bei   al lgemeinen 
Informationen  wie  z.B.   ESG-Rats-Sitzungen  oder  Fachschaftsrats- 
sitzungen  nehmen  die  Mitarbeiter  abwechselnd  teil. 

Die  Arbeitsform  der  breiten  Entscheidungsebene  sollte  konkretisiert 
werden  durch: 

wbchentliche  Koordinationssitzungen 
'.  di°  14tagige  Konzeptionsdiskussion 

aemeinsames  wochentliches  Methodik-Seminar 

die  wbchentlich  stattfindende  padagogische  Koordination 
nbwohl   damit  in  der  Woche  rund  acht  Stunden  alle  Mitarbeiter  zusam- 
mensaBen,  "koordinierten",   "diskutierten",   und  "Entscheidungen  fall- 
+pn"   kamen  Zweifel   auf: 
-  wie  ist  das  mit  der  Vermittlung,   kommen   Informationen  an  oder  mus- 

sen  alle  Erfahrungen  selbst  qemacht  werden? 

wie  ist  das  mit  der  Erkenntniserweiterung,  z.B.   Komplexitat? 
'    ist  der  Arbeitsplan   (Tanesordnung)  ein  Hilfsinstrument  zur  besseren 
"   Obersicht  -  ist  er  aufgeblaht,  muB  er  gestrafft  und  neu  geordnet 

kommfdie  Konzeptionsdiskussion  zu  kurz    (fallt  oft  aus),  am  Abend 
"   c?nd  die  Leute  abgeschlafft,  H-Tage  Termine  sind  wemger  effektiv? 

•nwieweit  kbnnen  wirklich  alle  mitentscheiden  oder  lauft  die  Sache 
'  Or  einzelne  Leute  die.kraft  Informationsvorsprung  und 

Srchsetzungsvermbgen  weitgehend  die  Entscheidungen  vorgeben. 

-  49  - 


Unterschiedliche  Ausgangsbedingungen  der  Mitarbeiter 

Bezogen  auf  die  Autoritatsproblematik  dammerte  uns  langsam  die  Ein- 
sicht,  daB  selbst  als  nur  Studenten  der  Sozialpa'dagogik  hier  mitar- 
beiteten,  die  Ausgangsbedingungen  sehr  unterschiedlich  waren  (Alter, 
Berufserfahrung,  Perstinlichkeitsstruktur,  Rol lenverhal ten,  Erkennt- 
nisstand  usw. )  Damit  bestand  von  vornherein  eine  hierarchische  Struk- 
tur,  die  aber  anfangs  weitgehend  ignoriert  bzw.  auf  person! iche 
Schwierigkeiten  zuru'ckgefu'hrt  wurde.  Die  ideal i stische  Mentalita't 
des  "wir  sind  alle  gleich"  produzierte  die  Erwartungshal tung,  Domi- 
nanzen  und  Hierarchien  gar  nicht  erst  aufkommen  zu  lassen,  anstatt 
realistisch  auf  der  Grundlage  einer  Grobanalyse  als  Ist-Zustand  die 
Hierarchien  herauszuarbeiten,  um  sie  mit  Hilfe  einer  demokratischen 
Struktur  abzubauen  bzw.  eine  Verfestigung  zu  verhindern,  um  die 
Gesamtarbeit  auf  eine  breitere  Entscheidungsebene  zu  heben  und  damit 
eine  hohere  Oualita't  zu  erreichen.  Die  fehlende  Grobanalyse  produ- 
zierte eine  unreal i stische  Erwartungshal tung  und  brachte  nicht  auf- 
gearbeitete  Frustrationen.  Es  ist  wichtig,  nach  bestinniten  Zeitra'umen 
zu  Uberprlifen,  ob  sich  bezogen  auf  die  Dominanzen  Vera'nderungen  erge- 
ben  haben,  mit  welcher  Intensitat  und  in  welcher  Richtung. 
Eine  Einscha'tzung  wird  dadurch  erschwert,  daB  Studenten,  die  in 
Projekten  mitarbeiten  wollen,  eine  hohe  Erwartungshal tung  bezogen 
auf  persbnliche  Entfaltung  und  politische  Dimension  einhringen,  die 
von  der  Al ltansrealitat,  der  nervigen  Kleinarbeit  -  nanchmal  auch 
Wurstelei  -  entta'uscht  werden  und  daher  ein  zu  negatives  Urteil  fal- 
len, ohne  als  Vergleich  die  Arbeit  bei  anderen  Tra'gern  heranzuziehen 
bzw.  heranziehen  zu  konnen.  Andererseits  muB  in  diesem  Zusammenhang 
auch  der  nach  auBen  getragene  Anspruch  der  Projekte  kritisiert  wer- 
den, die  sehr  ausfiihrlich  u'ber  ihre  theoretischenKonzeptionen  und 
politischen  Ansprliche  informieren  und  weniger  die  praktischen  Erfah- 
runoen  in  den  Vorderorund  stellen. 


Unterschiedliche  materielle  Situation  'von  hauptamtl ichen' 
Sozialpa'dagogen  und  Studenten 

Die  unterschiedliche  materielle  Situation  von  Studenten  und  Sozial- 
pa'dagogen flihrt  zu  Informationsdefiziten,  die  Hierarchiebildung 
unterstu'tzen  konnen.  Dies  wurde  schon  im  letzten  Jahr  bei  einer 
Planstelle  und  vier  Berufspraktikanten  deutlich,  das  wird  seit  Okto- 
ber  75  noch  klarer,  da  die  vorige  Studentengeneration  schon  starker 
in  die  Arbeit  integriert  war.  Ab  Oktober  75  bestehen  in  der  Arbeits- 
gemeinschaft  Karol inenviertel  zwei  Gruppen  mit  unterschiedlichen 
Ausgangsbedingungen: 

-  die  drei  Hauptamtl ichen  und  die  drei  Berufspraktikanten,  die 
schon  seit  Liber  zwei  Jahren  einen  'engen  Arbeitszusammenhang  haben, 
hier  hat  sich  auch  das  anfangs  sehr  starke  Informations-  upd  Ent- 
scheidungsgefalle  fast  ausgeglichen. 

-  die  neuen  Studenten,  die  Oktober  75  ihr  Praktikum  begonnen  haben, 
vorher  ca.  lo  Einflihrungstermine  absolvierten  sowie  vor  und  inner- 
halb  der  Ferien  nit  unterschiedlicher  Intensitat  Praxiserfahrungen 
sammelten,  wobei  auch  hier  schon  deutlich  wird,  daB  in  der  Gruppe 
der  Studenten  ein  starkes  Informationsgefa'lle  besteht. 

Es  ist  notwendip,  das  Ausgangsverha'l  tnis  der  beiden  Gruppen  zuein- 
ander  und  der  Gruppen  untereinander  so  gerjau  wie  moglich  zu  bestimmen, 


-  5o 


um  in  Zukunft  Entwicklungen  genauer  nachvollziehen  zu  konnen. 
Zusatzlich  zum  unterschiedlichen  Erfahrungshintergrund,  der  durch  un- 
terschiedlich lange  Mitarbeit  gegeben  ist,  kommt  der  unterschiedli- 
che Zeitaufwand  im  Projekt,  der  von  den  einzelnen  Gruppen  geleistet 
werden  kann  (Hauptamtl iche  40  Stunden,  Berufspraktikanten  32  Stun- 
den,  Studenten  16  Stunden).  AuBerdem  besteht  die  unterschiedliche 
Ferienregelung,  die  fur  Berufspraktikanten  und  Hauptamtl iche  ca. 
4  Wochen  im  Jahr  betra'gt,  die  Studenten  haben  jedoch  4  Monate  Seme- 
sterferien,in  denen  sie  teilweise  oder  ganz  ausfallen.Um  eine  Arbeit 
in  derartigen  Projekten  auch  Liber  die  Ferienzeit  sicherzustellen, 
muB  Liberlegt  werden,  ob  die  Studenten  sich  verpflichten  miiBten,  ihre 
Ferienzeit  auf  2  Monate  zu  beschranken. 

Es  ware  unreal istisch,  davon  auszugehen,  daB  unter  diesen  Voraus- 
setzungen  alle  den  gleichen  Einblick  in  Probleme  der  Gesamtarbeit 
haben  konnen.  Darum  soil  ten  Schwerpunkte  gesetzt  werden.  Der  Arbeits- 
ansatz  der  Arbeitsgemeinschaft  Karol  inenviertel  bezieht  sich  auf 
drei  Ebenen 

-  Karol inenviertel 

-  Fachhochschule  -  Ausbildungsstatte 

-  Sozialarbeiter  -  berufsspezif isch. 

Aufgrund  der  materiellen  Situation  gibt  es  fur  die  Studenten  Informa- 
tionsvorsprlinge  im  Bereich  der  Ausbildung,  flir  die  Hauptamtl  ichen  in 
den  anderen  zwei  Bereichen.  Beide  Gruppen  mu'ssen  ein  MindestmaB  an 
Information  sicherstellen,  um  Entscheidungen  mitbeeinflussen  zu  kon- 
nen. Seit  Oktober  75  ist  fur  die  Sozialpa'dagogen  -  Berufspraktikan- 
ten und  fur  die  Studenten  ein  Gruppentermin  eingeplant,  an  dem  sie 
ihre  spezifischen  Probleme  bezogen  auf  die  Fachhochschule  und  die 
Arbeitsgemeinschaft  diskutieren  konnen. 

Problematik  der  Spezial isierung 


je  umfangreicher 
Entscheidungen  g 
ben,  die  nur  von 
(Z.B.  Finanzieru 
tung  usw.)  Es  is 
zustimmen.  Damit 
miissen  diese  Arb 
bzw.  Berufsprakt 
tikalen  Informat 
tion  innerhalb  e 
Arbeitsergebniss 
zur  Entscheidung 


ein  Projekt  wird,  desto  schwieriger  wird  es,  alle 
emeinsam  zu  treffen,  d.h.  es  wird  Arbeitsgebiete  ge- 

einzelnen  bzw.  Kleingruppen  wahrgenonmen  werden 
ng,  padagogische  Gruppen,  Initiativen  wie  Mietbera- 
t  nicht  moglich,  hier  alles  im  Detail  gemeinsam  ab- 

alle  Gruppen  in  den  Kleingruppen  reprasentiert  sind, 
eitsgruppen  immervon  Studenten  und  Sozialp'a'dagogen 
ikanten  gemeinsam  besetzt  werden.  Durch  diesen  ver- 
ionsfluB  ist  auch  starker  die  horizontale  Informa- 
iner  Gruppe  gewahrleistet.  Diese  Gruppen  mu'ssen  ihre 
e  schriftlich  zusammenfassen  und  in  beiden  Gruppen 

vorlegen. 


fdnrlifizierung  der  Arbeits-  und  F.ntscheidungsstruktur 


Qie  Modi 
und  Orga 
kussion, 
die  in  d 
bestimmt 
dienen 
rung  der 
geworden 


fizierung  hezi<=htsich  auf  eine  Straffung  des  Informations- 
nisationsteiles  bei  einer  Verstarkung  der  inhaltlichen  Dis- 
die  jetzt  wochentlich  stattfinden  soil.  Die  Koordination, 
er  bisheriqen  Form  von  Informations-  und  Organisationsfragen 
wurde,  wird  jetzt  schwerpunktma'Big  konzeptionel  len  Fragen 
Die  konzeptionelle  Abstimmung  ist  gerade  durch  die  Erweite- 
Arbeit  und  der  damit  verbundenen  Arbeitsteilung  notwendiger 
Hier  soil  ein  gemeinsamer  Rahmen  bestimmt  werden,  der  weit- 

-  51  - 


gehende  Handlungslibereinstimmung  in  der  konkreten  Situation  sichert, 
wobei  in  den  theoretischen  Diskussionen  der  Gefahr  entgegengewirkt 
werden  muB,  daB  abstrakte  Obereinstimmung  und  konkrete  Handlungsebe- 
nen  nicht  zu  stark  voneinander  gelbst  diskutiert  werden,  da  das  zu 
relativ  uniiberwindbaren  Widersprlichen  in  der  Gesamtgruppe  flihren 
v/iirde.  Aus  dieser  Oberlegung  heraus  sollten  die  Konzeptionsdiskus- 
sionen  zur  Festlegung  eines  nemeinsamen  Rahmens  in  der  Gesamtgruppe 
verstarkt  werden,  wobei  methodisch  berlicksichtigt  werden  muB,  dal5 
nachvollziehbare  Handlungen  in  die  Diskussion  einflieBen. 
Der  Teil  der  Organisation  und  Information  wird  jetzt  an  zwei  Termi- 
nen  wahrqenommen,  wobei  in  einer  Mitarbeiterbesprechung  die  Haupt- 
amtlichen  und  Berufspraktikanten  einen  Wochenplan  aufstellen  sowie 
spezielle  Probleme  innerhalb  ihrer  Gruppe  diskutieren.  Auf  der  nach- 
folgenden  Studentengruppensitzung  wird  liber  die  Wochenplanung  infor- 
miert  sowie  von  Seiten  der  Studenten  Erganzungen  und  neue  Vorschlage 
eingebracht.  Die  Studenten  haben  hier  die  Mb'gl  ichkeit,  starker  als 
in  einer  Gesamtmitarbeiterbesprechung,  wo  Sozialp'a'dagogen  und  Berufs- 
praktikanten ofttnals  dominieren,  die  Diskussion  zu  bestimmen,  dazu 
ist  es  moglich,  auf  spezielle  Fragen  intensiver  einzugehen,  um  In- 
formationsdefizite  auszugleichen.  Damit  die  Gruppen  sich  nicht  von- 
einander isolieren,  sowie  eine  Transparenz  gesichert  ist,  nehmen  an 
der  Sitzung  der  Sozialpadagogen-Berufspraktikanten  auch  zwei  Studen- 
ten teil  und  an  der  Sitzung  der  Studenten  ein  Sozialpadagoge  und  ein 
Berufspraktikant.  Konflikte  mlissen  auf  Antrag  einer  Gruppe  in  der 
Konzeptionssitzung  bzw.  bei  einem  Sondertermin  in  der  Gesamtgruppe 
besprochen  werden. 

Auch  bei  diesem  Ansatz  ist  nicht  gesichert,  daB  die  Entscheidungen 
starker  von  der  Gesamtheit  der  Mitarbeiter  vollzogen  werden  kbnnen. 
Dies  muB  ein  Diskussionspunkt  sein,  der  von  Zeit  zu  Zeit  problema- 
tisiert  wird  und  eventuell  wieder  zu  einer  Neustrukturierung  der 
Binnenstruktur  des  Projektes  flihren  kann. 


1.7.2.  Problematik  der  Frauen  im  Projekt 


end  von  dem  Bericht  Uber  Arbeits-  und  Entscheidungsstrukturen 
AGKV,  in  dem  bereits  Ursachen  von  Hierarchisierung  und  Domi- 
im  allgemeinen  aufgezeigt  wurden,  soil  hier  auf  die  Probleme 


Ausgeher 

in  der 

nanzen  im  allgbucnicn  oina"--^'  ..».u._,,,  _.^,.  ...* 

der  Emanzipationsbestrebungen  eingegangen  werden. 

Anfang  1974  bestand  die  Mitarbei tergruppe  in  der  Arbeitsgemeinschaft 
aus  10  Frauen  und  7  Mannem.  Es  konnte  sehr  deutlich  nachvollzogen 
werden,  daB  wichtiqe  Behordengesprache  und  Verhandlungen,  theoreti- 
sche  Ausarbeitungen  und  Konzeptionsvorschlage,  die  la'ngsten  Redebei- 
tra'ge  usw.  insbesondere  von  den  mannlichen  Mitarbeitern  ausgefuhrt 
wurden,  wahrenddessen  sich  die  Frauen  auszeichneten  durch  besondere 
Fahigkeiten  an  der  Schreibmaschine,  praktische  Gruppenvorbereitun- 
gen  und  Erledigung  vieler  Kleinarbeit.  Die  Erscheinungsformen  der 
historisch  gewachsenen  und  in  unserer  Gesell schaftsform  verwurzelten 
Rollenteilung  war  in  der  Arbeitsgemeinschaft  keineswegs  extrem,  son- 
dern  durchschnittl ich  und  wurde  deshalb  auch  kaum  aktual isiert. 
Im  Mai  1974  beschlossen  die  Frauen,  dieses  Problem  anzugehen  und  plan- 
ten  einen  gemeinsamen  14ta'gigen  Termin.  Zielsetzung  dieser  Frauen- 
gruppe  innerhalb  des  Projektes  sollte  es  sein,  alternative  Arbeits- 

-  52  - 


formen  zu  entwickeln,  d.h.  zunachst  Diskussionsprozesse  zu  ermbgli- 
chen,  die  nach  Form  und  Inhalt  die  Anteilnahme  der  Frauen  ermbglichen 
als  Voraussetzunq  einer  gleichberechtigten  Integration  in  die  Ge- 
samtarbeit. 

Nachtraglich  kann  festgestellt  werden,  daB  dieses  Problem  verhaltnis- 
maSig  naiv  und  ohne  Einschatzung  einer  mbglichen  Reaktion  der  Manner 
angegangen  wurde.  Nachdem  das  "Grlindungsprotokoll "  vorlag,  reagierten 
sie  mit  Unverstandnis  und  Empbrung.  (Da  sie  vorher  nicht  informiert 
und  gefragt  wurden,  ob  sich  die  Frauen  emanzipieren  dlirfen).  Man 
sprach  von  bewuBter  Spaltung  der  Gruppe,  zumal  sowieso  gerade  (wie 
immer)  so  viele  wichtige  Probleme  anstehen  wurden  und  gab  den  Frauen 
in  der  darauffolgenden  gemeinsamen  Sitzung  lediglich  Gelegenheit, 
ihren  Schritt  noch  einmal  zu  erklaren,  ohne  daB  daruber  diskutiert 
werden  durfte,  da  man  beflirchtete,  daB  eine  solche  Diskussion  liber 
Stunden  gehen  wurde  und  die  anderen  wichtigeren  Tagesordnungspunkte 
nicht  geschafft  werden  kbnnten.  Dies  wurde  von  den  Frauen  akzeptiert, 
da  sie  zunachst  nicht  noch  mehr  Unruhe  in  die  Gruppe  bringen  wollten. 

Die  Idee  und  bewuBte  Einsicht  von  der  Notwendigkeit  einer  Frauengruo- 
pe  innerhalb  des  Projektes  wurde  nur  von  4  Frauen  getragen,  die  nach 
Beendigung  dieses  Experimentes  auch  in  anderen  Frauengruppen  weiter- 
arbeiten.  Die  6  anderen  Frauen  machten  mit,  obwohl  sie  von  der  Not- 
wendigkeit und  einer  eventuellen  Effektivitat  nicht  liberzeugt  waren. 
Sie  fuhrten  ihre  Probleme  in  Bezug  auf  Dominanzen  und  Roll enverhal- 
ten  sowohl  in  ihrem  Privatbereich  als  auch  in  der  Arbeitsgemeinschaft 
auf  individuelle  Verhaltensweisen  zurlick.  Erst  durch  die  liberraschen- 
de  Reaktion  der  Manner  entstand  ein  gemeinsam  empfundenes  Problem 
fjr  alle  Frauen  und  damit  erstes  solidarisches  Handeln.  Dieses  Pro- 
blem wurde  zum  Inhalt  der  nachsten  Frauengruppensitzungen.  Dann  wur- 
den erste  Zielvorstellungen  erarbeitet: 

-  Aufarbeitung  der  historischen  Rolle  der  Frau  vom  Matriarchat  zum 
Patriarchat. 

_  Gemeinsame  Diskussionen  liber  aktuelle  Berichte  liber  Formen  der  Aus- 
einandersetzung  mit  diesem  Problem. 

-  Erarbeitung  einer  padagogischen  Konzeption,  in  der  fur  die  einzel- 
nen  padagogischen  Gruppen  insbesondere  das  Problem  Roll enverhal ten 
berlicksichtigt  und  bearbeitet  werden  sollte. 

-  Gleichzeitig  sollten  die  aktuellen  Probleme  einzelner  Frauen  in 
den  gemischten  Kleingruppen  und  in  der  Gesamtgruppe  diskutiert 
werden. 

Nachdem  sich  die  Gemuter  allmahlich  beruhigten  und  die  Frauengruppe 
weitgehend  toleriert  wurde,  konnte  die  Arbeit  nur  schwerfal 1 ig  be- 
qinnen,  da  die  Semesterferien  anfingen  und  auch  die  Studentinnen 
Ferien  machten.  Wahrend  der  Monate  Jul i  bis  einschlieBl ich  Septem- 
ber fielen  die  meisten  Sitzungen  aus  oder  wurden  nur  in  kleinem 
Kreis  durchgeflihrt. 

mnerhalb  der  Ferien  bahnte  sich  ein  Konflikt  in  der  Gesamtgruppe  an, 
der  im  Oktober  zum  Tragen  kam  und  fast  zur  Fraktionierung  der  gan- 
7en  Gruppe  geflihrt  hatte.  Dieser  Konflikt  entwickelte  sich  aufgrund 
von  Dominanzproblemen,  wobei  die  unterschiedl ichen  Einschatzungen  und 
ibsungsmbglichkeiten  auch  in  der  Frauengruppe  geteilt  waren.  Durch 
riiese  Erfahrungen  war  seit  Semesterbeginn  von  einigen  Frauen  keine 
Bereitschaft  mehr  vorhanden,  dieses  Problem  auch  innerhalb  der  Frauen- 

-  53  - 


gruppe  zu  diskutieren,  da  sie  in  diesem  Konflikt  von  der  "anderen 
Fraktion"  keine  Unterstutzung  erhalten  haben. 

Bis  Januar  75  wurden  immer  wieder  Versuche  unternomnen,  gemeinsame 
Sitzungen  zu  organisieren  und  auch  allgemeine  Themen  zu  diskutie- 
ren,bis  sich  die  Frauengruppe  schlieBlich  in  einer  AbschluBsitzung, 
an  der  seit  Sommer  1974  das  erste  Mai  wieder  alle  Frauen  beisammen 
saBen,  auflbste. 

Der  Ansatz,  eine  Frauengruppe  innerhalb  eines  Projektes  zur  Erarbei- 
tung  spezifischer  Problemkreise  und  alternativer  Arbeitsformen  zu 
bilden,  wird  von  einigen  Frauen  immer  noch  flir  optimal  gehalten. 
Die  grbBte  Schwierigkeit  bereitete  auch  hier,  wie  ini  Gesamtprojekt, 
die  unterschiedliche  materielle  Situation,  die  langen  Ferien,  die 
die  Studenten  in  Anspruch  nehmen  und  die  zu  langen  Pausen  und  damit 
die  unterschiedlichen  Erfahrungen,  die  immer  wieder  aufgefangen  wer- 
den  mu'ssen. 

Trotzdem  besteht  von  einigen  Frauen  der  Wunsch,  einen  erneuten  Ver- 
such  zu  starten  mit  real istischeren  Ausgangsbedingungen  und  unter 
Einbeziehung  der  gemachten  Erfahrungen. 


1.7.3.  Offentliche  Jugendhilfe 

Die  Arbeit  der  AGKV  soil  Tendenzen  unterstutzen,  die  auf  Veranderung- 
en  der  offentlichen  Jugendhilfe  gerichtet  sind.  Die  Kritik  an  der 
offentlichen  Jugendhilfe  bezieht  sich  auf  die  unzureichenden  gesetz- 
lichen  Grundlagen  beziiglich  vorbeugender  MaBnahmen,  auf  das  Prinzip 
der  Ordnungsverwaltung  und  auf  die  unzureichende  materielle  Ausstat- 
tung  der  Jugendhilfe.  FLir  den  Bereich  der  offentlichen  Jugendhilfe 
ergeben  sich  folgende  Problemstellungen: 

I  Hierarchische  Gl iederung.klare  Bestimmung  der  Dber-  und  Unterord- 
nung,  darum  keine  Mb'glichkeit  der  Teamarbeit; 

•  2ersplitterung  der  sozialen  Arbeit  in  verschiedene  Fachbehbrden; 
I  Trennung  von  Jugendfb'rderung  und  Jugendfursorge; 

I  Verhaltnis  der  Verwaltung  zur  padagogischen  Arbeit; 

•  Fehlende  Autonomie  der  Sozialpadagogen  am  Ort  und  das  Prinzip  der 
zentralen  Entscheidung; 

•  Schwierigkeiten  bei  der  Bestimmung  von  Methoden  wie  Einzelfall  - 
hilfe,Gruppenarbeit  und  Gemeinwesenarbeit; 

I  Das  doppelte  Mandat  des  Sozialarbeiters,  das  einerseits  im  Inte- 
resse  der  betroffenen  Kinder.Jugendlichenund  Erwachsenen  und  an- 
dererseits  im  Interesse  des  Anstellungstragers(Behbrde)  begrlindet 
liegt,  daraus  ergibt  sich  eine  Identitatsproblematik  flir  Sozial- 
arbeiter  (siehe  dazu:  Timm  Kunstreich.Der  institutional isierte 
Konflikt,  Verlag  2ooo  GmbH). 

Auseinandersetzungen  mit  dem  Amt  flir  Jugend 

Ober  die  Kritik  an  der  offentlichen  Jugendhilfe  hinaus  konnte  bisher 
kein  EinfluB  auf  Veranderungen  genommen  werden.  Die  von  der  AGKV  for- 
cierte  Auseinandersetzung  mit  dem  Amt  flir  Jugend  erstreckte  sich  bis- 
her vorwiegend  auf  die  Akzeptierung  und  finanzielle  Unterstutzung  des 
Arbeitsansatzes  der  AGKV  durch  das  Amt  flir  Jugend.  Einhergehend  mit 
der  Anerkennung  und  direkten  Fbrderung  wurde  vom  Amt  flir  Jugend  ver- 

-   54  - 


sucht,  starker     EinfluB  auf  die  Konzeption  und  Arbeitsweise  der  AG  KV 
zu    nehmen.   Dies  wurde  besonders  deutlich,  als  das  Amt  flir  Jugend  ab 
April    1974  vier  Berufspraktikantenstellen  flir  die  AG  KV  zur  Verfugung 
stellte,  wobei  das  Amt  fur  Jugend  als  Anstellungstrager  fungierte. 
Dabei   wurde  versucht,  der  AG  KV  eine  Struktur  aufzusetzen,  die  im 
Widerspruch  zur  bisher  praktizierten  Arbeitsweise  der  Kol  lektivent- 
scheidung  stand  und  einen  weitgehenden  Eingriff  beziiglich  der  Form 
und   des   Inhaltes  der  Arbeit  dargestellt  ha'tte.    Es  wurden  vom  Amt  flir 
Jugend  zwei   EinfluBbereiche  geschaffen: 

1.  Eine  Lenkungsgruppe  flir  die  Dienst-  und  Fachaufsicht 

2.  Eine  Arbeitsgruppe  (Zusammensetzung  siehe  S.26)  zur  organisatori- 
schen  und  padagogischen  Beratung  des  Modells. 

Die   Bildung  einer  Lenkungsgruppe  stellte  eine  auBergewbhnl iche  Rege- 
lung  fur  das  Amt  fur  Jugend  dar,  die  nicht  der  vertikalen  Organisa- 
tionsgl iederung  entsprach.   Es  war  ein  Versuch,  die  Zusammenarbeit 
von  Jugendfbrderung  und  Jugendfursorge  zu  dokumentieren  und  die  da- 
riiber  hinausgehenden  Elemente  des  Arbeitsansatzes  zu  berucksichtigen. 
Ein   Versuch,  der  ohne  genaue  Regelung  der  Kompetenzen  beim  guten  Wil- 
len  stecken  bleiben  muBte,  da  das  Beharrungsvermbgen  einer  auf  Ober- 
und  Unterordnung  und  Einzelverantwortung  organisierten  Biirokratie 
sich  einer  noch  so  gutgemeinten  Lenkungsgruppe  bemachtigt.   Die  Len- 
kungsgruppe formulierte  trotz  Aufforderung  keinen  Aufgabenkatalog. 
Faktisch  flihrte  J  31    (Leiterin  der  Abteilung  Jugendfursorge)  die 
Dienst-  und  Fachaufsicht,  da  J  31   gegenliber  J  217.01    (Bezirksjugend- 
referent  Abteilung  Jugendfbrderung)  auf  einer  hbheren  Rangstufe  steht. 
Merke:   Je   lixnger  die  Organisationsnummer 
desto  geringer  die  Entsoheidungskompetenz. 

Die   Berufspraktikanten  und  damit  auch  in  gewissem  Umfang  die  AG  KV 
waren  durch  diese  Angl  iederung  an  das  Amt  flir  Jugend   in  der  Organisa- 
tions! inie  integriert.   Die  Bildung  einer  Lenkungsgruppe  als  organi- 
satorischer  Ausdruck  eines  neuen  Ansatzes  innerhalb  des  Amtes  fur 
Jugend  war  nichts  mehr  als  eine  Absichtserklarung  ohne  Konsequenz. 
'lit  Schreiben  vom  19.  Juni   1974  macht  J  31   den  Berufspraktikanten 
unmiBverstandlich  die  EinfluBmbgl ichkeiten  der  Lenkungsgruppe  deut- 
lich: 

"Es   iet  nicht  Aufgabe  der  Lenkungsgruppe,   dariiber  zu  be  finder. ,    in  wel- 
cher  Rolle  und  Funktion  sich  die  AG  KV  versteht.    Sie  sehen  ihre  Po- 
sition aber  falsch,   wenn  sie  annehmen,    nur  als  Wittier  zwischen  der 
ItevBlkerung  und  den  bestehenden  Institutionen  tatig  zu  werden.    Sie 
sind  Bediensteter  des  Amtes  fur  Jugend.  und  da   -mit  Teil  einer  staat- 
Xiehen  Institution. 

Das  Amt  fiir  Jugend  hat  zwar,   urn  die  Weiterfuhrung  der  Arbezt  -vm 
Karolinenviertel  zu  ermoglishen  und  ihnen  trotzdem  die  Durch fiihrung 
litres  Praktikums  zu  sichern,   in  ihrem  Interesse  im  Rahmen  seiner 
iufaaben  eine  spezielle  Tatigkeitsform  auf  sich  genommen. Die  beson- 
ilere  Form  der  Tatigkeit  kann  aber  nichts  daran  andern,    dali  es  sich 
nurmehr  urn  Aufgaben  einer  Behorde  handelt,   d.ie  darum  den  fur  sie  gel- 
tenden  Regularien  unterliegen.    Dies  war  ihnen  bei  Beginn  des  Prakti- 
kums  auch  bekannt.  " 

Der  EinfluB  des  Amtes  flir  Jugend  machte  sich  zwar  in  der  konkreten 
Arbeit  wenig  bemerkbar,  die  Kontroverse  zeigte  aber,  daB  einer  noch 
stairkeren  Einbindung  in  die  Behbrdenstruktur  entgegengewirkt  werden 
muBte.   Es  wurde  starker  als  zuvor  die  Eigenstandigkeit  als  freier 

-   55  - 


Trager  hervorgehoben  und  angestrebt,  daC  der  EinfluB  des  Amtes  flir 
Jugend  nicht  Liber  den  durch  die  Gewahrung  von  Landesjugendplanmitteln 
gegebenen  hinausgehen  sollte.  Das  hatte  am  Ende  des  Berufspraktikums 

-  flarz  75  -  zur  Folge,  da|3  die  Diskussion  liber  die  Ansiedlung  der 
hauptamtlichen  Stellen  dahingehend  von  der  AG  KV  entschieden  wurde, 
daB  die  Anstellung  beim  Verein  Jugendhilfe  erfolgte  und  nicht  beim 
Amt  flir  Jugend. 

Problematik  der  Einzel  fallhilfe  und  der  Listen 

Im  Zusammenhang  mit  der  Gestaltung  des  Berufspraktikums  wird  auf 
einen  Konflikt  eingegangen,  der  den  Widerspruch  deutlich  machte, 
einerseits  im  Interesse  der  betroffenen  Bevblkerung  handeln  zu  wol- 
len,  andererseits  sich  nicht  von  den  Sozialarbeitern  am  Ort  zu  iso- 
1 ieren. 

Die  Praktikaiten  erhielten  am  1.4.74  den  Plan  zur  Gestaltung  des  Be- 
rufspraktikums. Der  von  der  AG  KV  vorgelegte  Arbeitsplan  wurde  grund- 
satzlich  akzeptiert.  Er  wurde  aber  urn  einige  wesentliche  Punkte  er- 
ganzt,  die  von  der  AG  KV  nicht  akzeptiert  wurden 

-  Nennung  aller  betreuten  minderjahrigen  Besucher  an  das  Bezirks- 
jugendamt 

-  jeder  Berufspraktikant  muB  drei  Einzelfalle  ganzheitlich  libernehmen. 
Dieser  Komplex  hatte  fiir  die  AG  KV  zentrale  Bedeutung,  einerseits 
sollten  die  repressiven  Erscheinungsformen  (nach  auBen:  die  Betroffe- 
nen als  Objekt,nach  innen:  Ober-  und  Unterordnung)  nicht  unterstLitzt 
werden,  andererseits  wurde  von  der  AG  KV  eine  Zusammenarbeit  mit  den 
Sozialarbeitern  am  Ort  (Fafli,  Jufli,  soziale  Gruppenarbeit  und  Innen- 
dienst)  angestrebt,  jenen  Sozialarbeitern, die  Funktiontrager  dieser 
repressiven  Elemente  sind.  Es  muBte  vermittelt  werden,  daB  nicht  die 
Sozialarbeiter  reaktiona'r  sind,  sondern  daB  die  von  ihnen  zu  erflil- 
lenden  Positionen  aufgrund  der  unzureichenden  Gesetzesgrundlagen, 

der  Verwaltungsstruktur,  sowie  der  unzureichenden  materiellen  und 
personellen  Ausstattung  der  Jugendhilfe  kaum  liber  die  Verwaltung  von 
Fallen  hinausgehen  kann. 


ition  im  1.  Rundschreiben  vom  22.  April 

er  2.  Arbeitsgruppensitzunq  vom  1 5 .Mai  74 

sung: 

Famil  ienflirsorge,  Jugendfursorge  und  sozia- 

angestrebt; 

Betreuung  sollen  durch  Informationsaustausch 

eine  Listen; 

in  ihrem  Verhaltnis  zur  Bevolkerung  und  zu 

rater  und  Mittler; 

iftlich,  sollten  i.d.R.  nur  mit  Zustimmung 

abgegeben  werden,  aber  keine  Aktenflihrung. 


Die  AG  KV  stellte  ihre  Pos 
1974  sowie  im  Protokoll  d 
dar.  Hier  eine  Zusammenfas 

-  Eine  Zusammenarbeit  mit 
ler  Gruppenarbeit  wird 

-  Oberschneidungen  in  der 
vermieden  werden,  aber  k 

-  die  AG  KV  versteht  sich 
den  Institutionen  als  Be 

-  Stellungnahmen  auch  schr 
der  jeweils  Betroffenen 

Ergebnis 

Bezogen  auf  die  Einzelfallhilfe  konnte  ein  KompromiB  erzielt  werden. 
Der  Verwaltungsanteil  des  Berufspraktikums  konnte  auch  durch  ein 
zweimonatiges  Verwal tungspraktikum  in  den  Abteilungen 

-  Bezirksjugendreferent  Hamburg  Mitte 

-  Bezirksjugendamt  Hamburg  Mitte 

-  Sozialamt  Ortsdienststelle  St.  Paul i 


abgeleistet  werden.  Dies  sollte  an  vier  Tagen  in  der  Woche  geschehen, 
wobei  die  Berufspraktikanten  drei  Tage  forderten,  damit  an  einem 
Tag  die  Arbeit  in  der  AG  KV  (pad.  Gruppen,  Koordination)  weiterge- 
flihrt  werden  kann.  Das  Amt  flir  Jugend  akzeptierte,  daB  wir  an  zwei 
Nachmittagen  schon  ab  15.00  Uhr  freigestellt  werden,  d.h.  2  Stunden 
Zugestandnis.  Bezogen  auf  die  Namensiisten  erhielten  die  Berufsprak- 
tikanten (BP)  von  J  31  eine  Weisung.  Die  BP  konnten  nur  durchsetzen, 
daB  sie  diese  Liste  dem  zustandigen  Jugendflirsorger,  mit  dem  vorran- 
gig  die  Zusammenarbeit  angestrebt  wird,  und  nicht  dem  Innendienst, 
libergeben.  Dies  hatte  nur  demonstrativen  Effekt  (Aufwertung  des 
AuBendienstes) ,  denn  das  Bezirksjugendamt  kann  die  Listen  ohne  weite- 
res  von  der  Jugendflirsorge  abfordern. 


Haltung  der  Sozialarbeiter  am  Ort  -  Familienflirsorge,  Jugendfursorge, 
soziale  Gruppenarbeit,  Gruppenleiter  des  Bezirksjugendamt.es 

Es  wurde  mit  jeder  Gruppe  mindestens  ein  Gesprach  gefiihrt.  Die  Schwie- 
rigkeiten  bestanden  anfangs  in  der  Vermittlung  des  Status  der  Berufs- 
praktikanten, die  zwar  Angestellte  des  Amtes  flir  Jugend  sind,  aber 
bei  einem  freien  Trager  arbeiten. 

Ausgehend  von  ihrer  Situation  bedeutet  flir  sie  Zusammenarbeit  und 
Entlastung  Obernahme  von  Einzelfallen  und  erst  spater  irgendwelche 
vorbeugende  MaBnahmen.  Es  entstand  der  Eindruck,  daB  sich  die  AG  KV 
die  Rosinen  aus  dem  Kuchen  nimmt  und  den  Sozialarbeitern  den  repres- 
siven Teil  Uberla'Bt.  Diese  Einschatzung  wurde  unterstLitzt  durch  die 
Argumentation  des  an  sich  fortschrittlichen  Sozialarbeiters,  der 
aber  repressive  Sozialarbeit  leistet.  Es  wird  zwar  bedingt  zugestimmt, 
fiihrt  aber  in  der  konkreten  Situation  zu  Identifikationsproblemen. 
Es  ist  kaum  zu  ertragen,  nur  Handlanger  irgendwelcher  Interessen  zu 
sein,  mindestens  glaubt  der  einzelne  Sozialarbeiter  -  genau  wie  die 
Berufspraktikanten  der  AG  KV  -  irgendwie  auch  im  Interesse  der  Be- 
troffenen zu  handeln.  Unabhangig  vom  repressiven  Charakter  der  Ju- 
qendhilfe  muB  auf  die  ihr  innewohnende  Widersprlichl  ichkei  t  hingewie- 
sen  werden,  die  dem  Sozialarbeiter  einen  Handlungsspielraum  (Ermes- 
sen)  ermbglicht;  das  kann  im  konkreten  Fall  bedeuten,  den  Leidens- 
druck  von  Personen  bzw.  Familien  helfen  zu  mindern,  z.B.  durch  expan- 
sive Auslegung  des  BSHG. 

Akzeptiert  wurde  dagegen,  daB  die  AG  KV  in  der  Vergangenheit  bei  der 
angesprochenen  Bevolkerung  ein  Erscheinungsbild  hinterlassen  hat, 
das  im  Widerspruch  zur  Wahrnehmung  sogenannter  bffentlicher  Aufgaben 
stehen  konnte.  Dem  Informationsaustausch  zur  Verhinderung  von  Doppel- 
betreuung  wurde  zugestimmt,  die  Bedenken  gegen  die  Liste  akzeptiert. 
Der  Versuch  neuer  Arbeitsans'a'tze  in  der  Sozialarbeit  wurde  begrUBt, 
hob  sich  aber  i.d.R.  von  der  aktuellen  Problematik  des  einzelnen 
Sozialarbeiters  weit  ab.  Die  Haltung  zur  Einzelfallhilfe  fand  aber 
dann  eher  Zustimmung,  wenn  auf  die  Rolle  des  freien  Tragers  der  Ju- 
gendhilfe im  Gegensatz  zur  bffentlichen  Jugendhilfe  mit  ihren  Pflicht- 
aufgaben  nach  §  4  JWG  hingewiesen  wurde. 

Die  gegenliber  dem  Amt  fiir  Jugend  generell  und  bezogen  auf  das  Be- 
rufspraktikum  im  besonderen  gelibte  Kritik  wurde  von  der  AG  KV  in  drei 
Rundschreiben  an  das  Amt  flir  Jugend,  in  den  Arbeitsgruppensitzungen 
cnwie  in  Gesprachen  mit  Sozialarbeitern  am  Ort  vorgetragen,  wobei  es 
nicht  gelang,  eine  inhaltliche  Diskussion  zu  entfalten.  Auf  der  hohe- 
ren  Entscheidungsebene  im  Amt  fur  Jugend  machte  sich  VerdruB  breit 
jnd  flir  die  Sozialarbeiter-Basis  waren  unsere  Schnftstucke  wemg 

-  57  - 


geeignet,  die  Fallzahlen  zu  reduzieren. 

Durch  diese  Auseinandersetzung  mit  dem  Amt  flir  Jugend  wurde  die  AG 
KV  arbeitsma'Big  zu  stark  belastet,  so  daft  eine  Intensivierung  der 
Arbeit  bezogen  auf  das  Karol inenviertel  kaum  mehr  moglich  war.  Dies 
wurde  dadurch  noch  forciert,  daB  innerhalb  der  AG  KV  unterschiedl 1- 
che  Einschatzungen  zu  dieser  Frage  vorlagen  und  die  Mitarbeitergrup- 
pe  nicht  in  der' Lage  war,  einen  einheitlichen  Standpunkt  zu  entwik- 
keln,  was  wiederum  zur  Schwachung  der  Handlungsfahigkeit  flihrte. 
Nachtraglich  ist  in  Frage  zu  stellen,  ob  die  Aktual isierung  der  Funk- 
tion  von  Einzelfallhilfe  und  damit  der  von  Sozialarbeit  Liberhaupt 
in  dieser  Grundsatzlichkeit  richtig  war  oder  ob  es  taktisch  nicht 
sinnvoll  gewesen  ware,  dieser  Auseinandersetzung  aus  dem  Wege  zu 
gehen  und  Lb'sungen  vorzuschlagen,  die  sich  auf  eine  Arbeitsentla- 
stung  beschrankt  ha'tten.  Hinsichtlich  der  Einzelfalle  sind  die  Berufs- 
praktikanten  in  der  Reali'tat  manchmal  sehr  nah  an  die  Aktenfuhrung 
gestoBen.  Es  kann  eben  auch  im  Interesse  des  jewei'ls  Betroffenen  lie- 
gen,  wenn  der  Bericht  von  demjenigen  verfaBt  wird,  der  persbnlich 
bekannt  ist  und  zu  dem  Vertrauen  besteht. 

Die  AG  KV  muBte  dabei  feststellen,  daB  sie  in  der  Beurteilung  konkre- 
ter  Falle  im  Gegensatz  z.B.  zur  FaFLi  zu  Einschrankungen  gelangte, 
die  bei  oberflachlicher  Betrachtung  als  repressiv  bezeichnet  werden. 
In  einigen  Fallen,  wo  es  urn  die  Entziehung  der  elterlichen  Gewalt 
geht,  entweder  bei  MiBhandlung  an  Kleinkindern  oder  wenn  Heranwach- 
sende  das  Elternhaus  verlassen  wollen,  neigen  die  Vertreter  traditio- 
neller  Sozialarbeit  starker  dazu,  die  Familie  als  Erziehungsinstitu- 
tion  zu  erhalten  und  damit  die  Kinder  in  der  Familie  zu  belassen. 
Die  AG  KV  tendiert  eher  dazu,  das  Kinderrecht  vor  das  Elternrecht 
zu  stellen  und  als  Konsequenz  unter  Anwendung  des  §  2666  BGB  fur 
die  Entziehung  der  elterlichen  Gewalt  einzutreten.  Dabei  wurde  fest- 
gestellt,  daB  der  §  1666  zwar  repressiv  formuliert  ist  und  ausge- 
flihrt  wird,  aber  die  einzige  rechtliche  Mbglichkeit  bietet,  Kinder 
von  ihren  Eltern  zu  "befreien".  Diese  Trennung  von  der  Familie  wird 
wiederum  entsprechend  der  Logik  dieser  Gesellschaft,  die  die  Familie 
als  wesentliche  Ordnungs-  und  Sozialisationsinstitution  ansieht, 
nicht  gleichberechtigt  propagiert  und  angeboten,  sondern  ist  in  ih- 
ren Ausformungen  z.B.  im  Heimvollzug  bezogen  auf  materiel le  Ausstat- 
tung  und  Verkehrsformen  so  stark  auf  UnterdrLickung  angel egt,  daB 
kaum  jemand  auf  die  Idee  kommt,  dies  als  Alternative  zur  Familie  an- 
zubieten.  Sozialpadagogische  Arbeitsansatze  sollten  daher  auch  Wohn- 
gemeinschaften  fur  Kinder  und  Jugendliche  einbeziehen,  die  bessere 
Entfaltungsmbglichkeiten  auBerhalb  der  Familie  zulassen.  Angestrebt 
werden  sollten  Wohngemeinschaften,  die  im  Wohngebiet  der  Kinder  und 
Jugendlichen  liegen,  urn  ihnen  die  gewohnte  Kommunikationsebene  nicht 
zu  entziehen. 


Einschatzunq  und  Konsequenzen 

Diese  Auseinandersetzung,  die  zwar  liberdurchschnittl ich  viel  Energie 
gekostet  hat,  flihrte  aber  dazu,  daB  gegenliber  dem  Amt  fur  Jugend 
eine  klare  Position  vertreten  werden  kann,  die  ihren  Ausdruck  in 
Konsequenzen  flir  die  Stellung  des  Berufspraktikumsallgemein  und  fur 
zukunftige  Berufspraktikanten  in  der  AG  KV  insbesondere  gefunden_ 
hat.  Die  Ablehnung  des  Amtes  flir  Jugend,  weitere  drei  Berufsprakti- 
kanten ab  Oktober  75  in  der  AG  KV  einzusetzen,  wurde  mit  den  Spar- 
maBnahmen  sowie  der  nach  Ansieht  des  Amtes  fur  Jugend  ausreichenden 

-  58  - 


Fbrderung  durch  Landesjugendplanmittel  und  der  Gefahr  der  Prajudi- 
zierung  bezogen  auf  zur  Verfligungstel  lung  von  Berufspraktikantenplan- 
stellen  an  freie  Trager     begriindet.  Nur  informell  wurde  als  Grund 
die  Auseinandersetzung  mit  den  vorherigen  Berufspraktikanten  genannt. 

Ausgehend  von  der  Konzeption  der  komplexen  Behandlung  verschiedener 
Arbeitsbereiche  wie 

-  Stadtteil    Karol inenviertel 

-  Ausbildungsstatte  Fachhochschule 

-  Bereich  Sozialpadagogische  Handlungsvollzlige 

miissen  unterschiedliche  Schwerpunkte  festgelegt  werden.    In  der  jetzi- 
qen  Phase  bedeutet  dies,  daB  die  Entwicklung  der  Arbeit  im  Stadtteil 
Vorrang  hat,   urn  eine  starkere  Einbeziehung  von  Teilen  der  Bevblke- 
rung  zu  erreichen.    Konflikte  mit  der  bffentlichen  Jugerdhilfe  sollten 
so  weit  wie  moglich  begrenzt  werden.   Erst  wenn  sich  der  Arbeitsan- 
satz  im  Viertel   verfestigt  hat,   ist  eine  personelle  Initiative  inner- 
halb der  bffentlichen  Jugendhilfe  sinnvoll,  evtl .  mit  der  Absicht,   eine 
Verbindung  von  Innen-  und  AuBendienst  sowie  FafU  und  Jufii  zu  errei- 
chen.  Sie  wurde  dann  Unterstlitzung  finden  von  dem  relativ  autonomen, 
im  Stadtteil   verankerten  Arbeitsansatz. 

Grundsatzlich  sollte  bei   einer  von  einem  Projekt  forcierten  Ausein- 
andersetzung mit  dem  Amt  fur  Jugend  beru'eksichtigt  werden 

-  die  Wirkung  auf  die  Sozialarbeiter  am  Ort; 

-  welche  Relevanz  hat  der  Konflikt  flir  die  Bevblkerung,   inwieweit 
ist  er  von  ihr  nachvol lziehbar; 

-  welche  Auswirkungen  hat  die  Auseinandersetzung  auf  die  Innenver- 
haltnisse  der  Projekt-Gruppe  und  inwieweit  werden  dadurch  andere 
Arbeitsgebiete  vernachlassigt. 


1.8.   Reflexion  und  Kontrolle  der  Arbeit 


Reflexion  als  Gegenu'berstellung  von  Zielsetzung  und  konkreter  Erfah- 
rung  wird  als  Kontroll-  und  RegelprozeB  verstanden,  der  die  Weiterent- 
wicklung  der  Arbeit  mit  korrigierten  und  besser  aufeinander  abge- 
stimmten  Zielprojektionen  und  Arbeitsschritten  zula'Bt  und  damit  eine 
neue  Qualita't  bestimmt.  Wie  wird  nun  diese  Gegenu'berstellung  durch- 
aefuhrt  und  wie  gestaltet  sich  der  Kontroll-  und  RegelprozeB?  Wie 
kbnnen  wir  feststellen,  ob  die  einzelne  MaBnahme  unseren  Zielvor- 
stellungen  entspricht,  Oder  ob  sie  davon  abweicht?  Liegt  der  Fehler 
in  der  Zieldefinition  oder  in  der  Durchfiihrung?  Hie  sind  Teilziele, 
sowie  kurz-,  mittel-  und  langfristige  Ziele  zu  formulieren?  Anfang 
1973, als  die  Praxis  im  Karol  inenviertel    gerade  anlief     und  die  AG  KV 
sich  nur  aus  Studenten  zusammensetzte,  wurden  Ansatze  eines  Kontroll- 
verfahrens  entwickelt,  die  aber  spater  in  wichtigen  Bereichen  stecken- 
blieben. 

Ausgangspunkt  der  Oberlegung  war  der  Versuch,  die  sogenannte  "praxis- 
nahe  Forschung",die  nichtdefinierter  Bestandteil   des  Studiums  war, 
zu  bestimmen  und  praktisch  umzusetzen. 

Nach  einer  Kritik  der  bisherigen  Forschuhgsmethoden  der  Sozial-  und 
Erziehungswissenschaften  insbesondere  hinsichtlich  des  Subjekt-Objekt- 
Verhaltnisses  zwischen  "Forschern"  und  "Ausgeforschten"  wurde  der 

-  59  - 


Ansatz  der  Handlungsforschung  als  Methode  der  Erkenntnisfindung  flir 
sinnvoll  gehalten.  Handlungsforschung  als  Ausdruck  praxisnaher  For- 
schung  bedeutet  Parteil ichkei t  mit  denjenigen,  deren  Lebensbedin- 
gungen  verandert  werden  sollen,  bedeutet  Veranderung  der  eigenen  Be- 
dingungen  und  muB  in  einen  gemeinsamen  ProzeB  der  Kooperation  und 
Organisation  Ubergehen. 

Diese  allgemeinen  Vorstellungen  wurden  auf  kybernetische  Model le 
(Regelkreis,  Rahmenmatrix  und  Gruppenmatrix)  libertragen.  Damit  soli- 
ten  das  komplexe  Bezugssystem  bei  Beibehaltung  der  Gesamtubersicht 
in  Einzelbereiche  gegliedert  und  deren  Ergebnisse  wieder  zusammenge- 
falit  werden. 

Ziel  war  es, qualitative  Aussagen  z.B.  liber  Verhaltensweisen  zu  quanti- 
fizieren  und  damit  meBbar  zu  machen. 

Aufgrund  der  zunehmenden  Arbeitsbelastung  blieb  dieser  Versuch  Anfang 
1974  stecken.  Das  ganze  war  zu  kompliziert,  noch  nicht  ausgereift 
und  konnte  kaum  vermittelt  werden. 

Wie  gestaltet  sich  nun  Reflexion  und  Kontrolle  unter  den  vorhandenen 
Bedmgungen 

Reflexion  und  Kontrolle  finden  ihren  Ausdruck  in  Protokollen  und  in 
Mitarbeiterbesprechungen,  die  in  kleinen  Arbeitsgruppen  (zu  zweit 
bzw.  zu  dritt)  z.B.  pad.  Vor-  und  Nachbereitung  und  in  der  Gesamt- 
gruppe  (Konzeptionskoordination)  durchgefuhrt  werden. 
Die  Problematik  der  Protokolle  ist  deren  Auswertung.  Die  Protokoll- 
schemata  fur  die  pad.  Gruppen  waren  anfangs  zwar  sehr  differenziert, 
aber  kaum  auswertbar.  Sie  wurden  daher  immer  mehr  vereinfacht.  Als 
wesentlich  wurde  erachtet:  wer  war  da,  welches  Angebot  wurde  geplant, 
und  wie  war  die  Durchfuhrung,  welche  Konflikte  entstanden?  Protokolle 
sollten  nicht  langer  als  eine  Seite,  sowie  kurz  und  pra'gnant  abge- 
faBt  sein.  Auf  "Geschichten"  muB  verzichtet  werden. 


Die  Protokolle  dienen 

-  zur  Reflexion  der  Gruppenarbeit  liber  einen  langeren  Zeitraum; 
vorwiegend  hinsichtlich  der  Kontinuita't  der  Besucher,  der  Programm- 
gestaltung  und  -wahrnehmung,  der  Lernschritte,  der  Integration  und 
Nicht-Inteoration,  der  Dominanzen  einzelner; 

-  zur  Information  anderer  Mitarbeiter,  die  nicht  in  der  Gruppe  sind; 

-  als  Diskussionsanregung  fur  Gruppennachmittage. 

Jede  Gruppe  wird,  auf  der  Grundlage  eines  zusammenfassenden  Proto- 
kolls,  alle  sechs  Wochen  in  der  Gesamtgruppe  besprochen,  urn  die 
Gesamtubersicht  sicherzustellen. 

In  den  Mitarbeiterbesprechungen  wird  versucht,  unterschiedliche  Po- 
sitionen  auszudiskutieren.  Diese  beziehen  sich  insbesondere  auf 

-  die  Mobil isierung  von  Kindern,  Jugendlichen  und  Eltern  zur  Inter- 
essenwahrnehmung, 

-  Konflikte  mit  den  Behbrden, 

-  das  Informationsgefalle  zwischen  Sozialpadagogen  und  Berufsprakti- 
kanten  gegenuber  dem  Studenten. 

Gegensatzliche  Positionen  werden  so  klar  wie  mb'glich  herausgestellt, 
um  danach  gangbare  Kompromisse  zu  erarbeiten.  Aufgrund  der  begrenzten 
Zeit  oder  weil  keine  Einigung  absehbar  war,  wurden  bestimmte  Konfhk- 
te  ungelbst  vor  sich  hergeschoben.  Solche  ungeklarten  Fragen  belaste- 
ten  die  Zusammenarbeit  und  beeintrachtiqten  die  Arbeitsintensitat. 

-  60  - 


Hier  sind  Konfl iktlosungen  anzustreben,  die  zeitlich  begrenzt,  deut- 
liche,  von  der  Mehrheit  getragene  Kompromisse  hervorbringen,  bzw.  - 
bei  Unvereinbarkeit  der  Standpunkte  -  rechtzeitig  zu  einer  Trennung 
fuhren. 

Um  den  DiskussionsprozeB  zu  entemotional isieren,  ist  es  notwendig, 
die  Standpunkte  mit  objektivierendem  Material  zu  untermauern.  Im 
Zuge  einer  Auseinandersetzung  liber  die  zu  hone  Arbeitsbelastung  im 
Projekt  und  darliber,  welches  Verhaltnis  zwischen  Verwaltungsarbeit 
und  konkreter  sozialpadagogischer  Arbeit  vertretbar  ist,  wurde  sich 
nach  vielen  ineffektiven  Gesprachsrunden  darauf  geeinigt,  daB  jeder 
Mitarbeiter  ab  August  75  einen  wochentlichen  Arbeitsplan  erstellt, 
aus  dem  der  zeitliche  Aufwand  fur  die  jweiligen  Arbeitsbereiche  rela- 
tiv  und  absolut  ersichtlich  wird.  Damit  kbnnen  Ungleichgewichtigkei- 
ten  erkannt  und  besser  begrlindete  Veranderungen  als  bisher  vorgenom- 
men  werden.  Eine  erste  Auswertung  wird  Ende  des  Jahres  moglich  sein. 

Padagoqisches  Angebot  und  Verhaltensanderung 

Bei  der  Einschatzung,  was  die  eine  oder  andere  MaBnahme  bringt,  sind 
wir  auf  mehr  oder  weniger  genaue  Vermutungen  angewiesen.  Bei  den 
padagogischen  Gruppen  stellt  sich  die  Frage,  was  bringt  ein  Nachmit- 
tag  in  der  Woche,  inwieweit  wird  z.B.  durch  Bastelangebote  Solidari- 
tat  eingelibt.  Ausgangspunkt  bei  solchen  Oberlegungen  ist,  daB  dauern- 
de  Umwelteinfllisse  das  Verhalten  pragen.  Die  Intensitat  eines  alter- 
nativen  Einflusses  hangt  deshalb  von  seiner  RegelmaBigkeit  liber  meh- 
rere   Jahre  und  seiner  zeitlichen  Erweiterung  ab;  z.B.  auf  die  zen- 
tralen  Sozialisationsinstanzen  Familie  und  Schule.  So  gesehen 
wirken  padagogische  Angebote  nicht  nach  einem  technokratischen  Input- 
Output-Verhaltnis,  sondern  gehen  nur  langfristig  in  die  verbreiter- 
te  Erfahrungsstruktur  der  heutigen  Kinder  und  Jugendlichen  ein. 

Voraussetzung  ist,  daB  Kinder  und  Jugendliche  SpaB  daran  haben,  zu 
kommen  und  daB  deren  Eltern  es  ihnen  erlauben.  Diese  materielle  Grund- 
laqe  sagt  aber  noch  nichts  liber  Verhal tensanderungen  aus,  diese  be- 
weqen  sich  gemessen  an  der  Zielvorstellung  noch  auf  einer  Anfangs- 
stufe,  z.B.  daB  Jungen  und  M'a'dchen  gemeinsam  Kochen  und  Abwaschen, 
daB  nicht  immer  der  Starkste  dem  Schwachsten  eine  auf  die  Birne 
haut,  daB  Konflikte  ansatzweise  verbalisiert  werden. 

Das  Anspruchsniveau  gerade  gegenuber  Jugendlichen:  die  sollen  gleich 
alles  in  die  Hand  nehmen,  sollen  liber  Jugendarbei tslosigkeit  und 
die  Unterdruckung  der  Vb'lker  der  dritten  Welt  reden,  ist  falsch, 
Ha  die  dafu'r  notwendigen  Vermittlungsschritte  fehlen.  Sie  hbren  zu- 
nachst  eben  lieber  Musik,  daddeln  rum,  weil  sie  von  der  Arbeit  mu'de 
sind  oder  sind  zwar  von  Arbeitslosigkeit  betroffen,  haben  aber  die 
Nase  voll,  immer  dariiber  zu  reden.  Wir  schreiben  also  Protokolle 
ind  legen  sie  den  Gruppen  vor.  Hier  werden  auch  Konflikte  angespro- 
\en     Dabei  entstehen  engagierte  Diskussionen.  Erfahrung  ist,  daB 
tPine  Lust  besteht,  regelmaBig  zu  einer  Diskussion  zu  kommen,  daB 
He  aber  zu  zweit  und  in  Kleingruppen  miteinander  quatschen  und  daB 
„  hier  wichtig  ist,  sogenannte  Einzelschicksale,  wie  z.B.  eine 
^rhwanqerschaftsunterbrechung,  mindestens  in  der  Gruppe  offentlich  zu 
machen  und  aufzuzeigen,  daB  es  sich  hier  um  allgemeine  gesellschaft- 
liche  Probleme  handelt. 

-  61  - 


Es  ist  zwar  halbwegs  moglich,  Interaktionen  in  der  Gruppe  festzustel 
Ten,  schwieriger  wird  es,  Verhaltensanderungen  im  gesamten  Soziali- 
sationsgefuge  von  Einzelnen  und  Gruppen  zu  bestimmen. 
Auch  bei  folgender  positiver  Tendenz  sind  die  Erfahrungen  nur  be- 
dingt  zu  verallgemeinern.  Hier  gelang  es  Liber  den  regelma'Bigen  Kon- 
takten  zu  den  Kindern  und  Eltern,  der  sich  durch  das  padagogische 
Angebot  entwickelt  hat,  eine  Vertrauensbasis  zu  schaffen,  die  es 
den  Mietern  im  vorher  genannten  Beispiel  ermbglichte,  sich  an  uns  zu 
wenden  und  unsere  UnterstUtzung  (Raume  und  Rechtsberatung)  in  An- 
spruch  zu  nehmen.  Auch  nach  den  ersten  Befriedungsversuchen  des 
Vermieters  entwickelte  sich  die  Aktion  weiter.  Sie  ist  damit  Aus- 
druck  einer  kollektiven  Interessenwahrnehmung,  wobei  gerade  der  Ein- 
stellung  -  "wenn  wir  viele  sind,  ist  es  ja  ganz  schon,  aber  alleine 
geht's  leichter"  -  durch  positive  Erfahrung  entgegengewirkt  werden 
konnte.  Es  gilt,  die  an  diesem  Problem  aufgebrochene  Isolation  zu- 
satzlich  durch  Impulse  zu  einer  gemeinsamen  Freizeitgestaltung  wei- 
ter zu  stabilisieren. 

Neben  der  Schwierigkeit,  Verhaltensanderungen  von  Kindern  und  Jugend- 
lichen  festzumachen,  stellt  sich  fur  uns  das  Problem  der  Einbezie- 
hung  von  Eltern  in  den  Planungs-  und  EntscheidungsprozeB.  Uns  ist 
nicht  klar,  wie  Arbeiterfamil ien,  denen  Autoritat  und  Hierarchie, 
sei  es  in  Familie,  im  Betrieb  Oder  in  der  Partei  was  gilt,  der  eman- 
zipative  Strukturansatz  der  AG  KV  zu  vermitteln  ist.  Erst  vor  kurzem 
traten  wir  mit  einer  Initiative  in  Kontakt,  die  den  bezeichnenden 
Mamen  Kindergliick  fu'hrte,  und  weitgehend  nur  von  Arbeitereltern 
getragen  wurde  und  klassische  Verkehrsformen  insbesondere  im  Ver- 
ha'ltnis  vom  Vorsitzenden  zu  seinen  Mitgliedern  entwickelt  hat.  Auf 
die  Frage  nach  dem  Vorsitzenden  der  AG~KV  erfolgte  eine  langere 
Erklarung  liber  den  fehlenden  Vorsitzenden  und  daraufhin  die  lakoni- 
sche  Feststellung:  "ah  ja,  ihr  seid  noch  kein  Verein." 

Aufgrund  der  Einschatzung,  daB  zwischen  der  Struktur  der  AG  KV  und 
dem  Erkenntnisstand  der  Bevblkerung  auf  diesem  Gebiet  ein  starker 
Unterschied  besteht,  wird  die  Einbeziehung  als  langfristiger  ProzeB 
verstanden,  der  uber  Initiativen  und  einen  Elternkreis,  der  vorerst 
vorwiegend  Freizeitbedurfnisse  abdeckt,  gefbrdert  werden  kann. 
Hinsichtlich  der  Verbesserung  des  Kontrollmechanismus  wird  versucht, 
die  anfangs  angedeuteten  Ansatze  wieder  aufzugreifen  und  auf  die 
jetzige  Arbeitssituation  zu  ubertragen. 


-   62  - 


STELLENANGEBOTE/STELLENGESUCHE/KONTAKTE 

•  Sozialpadagogin,  die  noch  1/2  Jahr  im  Anerkennungsjahr  arbeiten 
muB,   sucht  eine  auch  uber  das  Anerkennungsjahr  hinausqehende 
Tatigkeit  in  der  gewerkschaftlichen  o.   bildungspolitischen  Jugend- 
arbeit.   Erfahrungen  vorhanden.   B.   SpieB,   354  Korbach,  Tempel   10 

•  Sozialpadagoge  sucht  zum  1.3.1976  Zivildienst-Stelle  auf  einem 
Abenteuerspielplatz,  mbglichst  in  NRW.   Praktische  Erfahrungen 
vorhanden,  spa'ter  Berufspraktikum  moglich.  Ferdi  Stbppel , 
4831    Langenberg  Brede  18 

I  Sozialarbeiter/-padagogen  -  Wir  suchen  Kontakt  zu  Leuten  im  Raum 
Hannover,  die  sich  aktiv  mit  ihrem  Berufsfeld  auseinandersetzen. 
Kontakt:   Ingrid  Frbhlich,   3  Hannover,  Stolzestr.   55,  Tel .0551/815840 

•  Sozialarbeiterin  auch  zum  Frlihjahr  1976  Stelle  als  Jahrespraktikan- 
tin   im  Raum  Dortmund,  Bochum  oder  Umgebung.  Monika  Nieswand, 

46  Dortmund-Dorstfeld,  Sengstbank  29,  Tel . =0231/171317 

•  Student  der  Sozialarbeit   (3  Sem.)  sucht  zur  Ableistung  des  Haupt- 
praktikums   (GWA)  fiir  drei  Monate  eine  Stelle  ab  Oanuar  1976. 
Anfragen  unter  Chiffre  11/21  an  das  Sozialistische  B'uro 

I     Suche  Zivildienstplatz  in  der  Jugendarbeit,  ab  Januar  1976; 

Hinweise  an  Michael   R.  Burger,  74  Tubingen,  Fichtenweg  7/1413 
I     Zwei  weibliche  Diplom-Padagogen  suchen  zum  Friihjahr  1976  gemein- 
samen Arbeitsplatz  im  Bereich  Jugendhilfe/Jugendarbeit  (auch  Heim). 

Wir  wunschen  uns   Integration  in  ein  arbeitsfa'higes,  aufgeschlos- 

senes  Team,  mbglichst  GroBstadtnahe.   Zuschriften  an:   K.Ouastenberg, 

44  Munster,  Postfach  6541 
I     Sozialpadaaoge  sucht  fur  Anfang  1976  zur  Ableistung  seines  Berus- 

praktikums'eine  Stelle  im  GroBraum  Bonn/Kbln;  Angebote  unter 

Cheffre  11/24  an  das  Sozialistische  B'uro 
t     Ich   (20)  will   in  einer  Kindertagessta'tte  o.a.   arbeiten,  habe  1  Jahr 

Erfahrung  in  einem  Kinderheim;  Zuschriften  an:  Martha  Theisen, 

550  Eisenach/Bitburg,   Irreler  Str.   13 
t     Fur  ein  geplantes  Jugendzentrum  Kontakte  mit  Sozialarbeitern  in 

Ostwestfalen/Lippe  gesucht.   Kontakte  uber  Info  Sozialarbeit 
I     Ev.   Gemeinde  D'uren  sucht  Sozialarbeiter(in)  fur  zwei   Obdachlosen- 

familien;  Team  von  4  Mitarbeitern,  Supervision,  BAT;   Bewerbungen 

an:    Ev.  Cemeindeamt,   516  Diiren,  Philippstr.   4 
I     Dipl .Psychologin  mit  therapeutischen  Kenntnissen  sucht  Stelle  im 

Rhein-Main-Gebiet,   vorzugsweise  in  einem  emanzipatorischen  Projekt. 

Kontakte  uber  Chiffre  10/23 
I     Betreuer  eines  Abenteuerspielplatzes  in  ungeklindigter  Stellung 

(Sozialarbeiter)  will   seine  langjahrigen  Erfahrungen  in  entwick- 

lungsfahiges  Projekt  einbringen.  Angebote  an  AKSp  -  Biiro  Berlin  -, 

1   Berlin  31,   Kaubstr.   10 
I     wir  brauchen  dringend  eine(n)  Sozialarbeiterpraktikanten(in)  fur 

unser  selbstverwaltetes  Jugendhaus,  mbglichst  mit  Praxiserfahrung. 

Interessenten  melden  sich  im  Jugendhaus  Dudenhofen,  6051   Duden- 

hofen,   Fr.-v.-Stein-Str.   8,  Tel.   06106/2910 

■  Gesucht  werden  zwei  Sozialpadagogen  fiir  den  Aufbau  eines  Jugend- 
wohnkollektivs  fur  strafentlassene  Jugendliche;  weiterhin  bitten 
wir  urn  Zusendung  von  Informationsmaterial ,   Erfahrungsbenchte  und 
Konzepte,  Ulrich  Gartner,  45  Osnabrlick,   Nordalbingerwen  4, 

Tel-:  78478 

■  Wir  geben  die  Zeitung  "GieBener  Lehrlingsblatt"  heraus  und  suchen 
Material  und  Kontakt  von/zu  anderen  Zeitungen  und  Lehrlingsgrup- 
pen.  Jurgen  Derenek,  68  GieBen,  Wiesecker  Weg  41 


Suche  Kontakt/Erfahrungsaustausch  mit  Leuten,  die   im  Bereich  Ge- 
meindepsychiatrie  theoretisch  Oder  praktisch  arbeiten. 
Elisabeth  Lins,  775  Konstanz,  Taborweg  23 

2  Diplom-Psychologinnen,   Diplom-Sozial  pa'dagogin    (Jugendarbeit) 
und  Mediziner  suchen  Tatigkeitsbereich,  gemeinsam,  bzw.   in  glei- 
cher  Stadt.  Gemeinsame  Erfahrung  in  fortschrittl icher  Beratung, 
Kinder-,  Jugend-  u.   Gruppenarbeit   (auch  Einzelstellenagebote  er- 
wlinscht).   Zuschriften  an  Info  Sozialarbeit 

AWO-Arbeitskreis  sucht  noch  Leute,  die  Interesse  an  einer  Arbeit 
in  einer  Obdachlosensiedlung  haben.   Willi.  Lemmert,   43  Essen   12, 
Altenessener  Str.   277 

Sozialpadagoge  sucht  zum  1.6.1976  Zivildienststelle  im  padagogi- 
schen  Bereich    (Kinderladen,  Gemeinwesenarbeit,   Jugendarbeit,   poli- 
tische  Bildung  u.a.)   Ort  sekundar   (evtl.    Raum  Miinster)  Adresse: 
JLirgen  Siebers,    34  Gbttingen,   Schillerstr.   66 
Berufspraktikantin    (Sozialarbeit)    sucht  fur  das  2.    Halbjahr  ab 
1.4.76  eine  Praktikumsstel le  in  einem  GEW-Projekt  o.a. 
Felicitas  Rotzinger,  61   Darmstadt,   Bismarckstr.    105 
Suche  Stelle   im  Bereich  Kinder-  und  Jugendarbeit  (Jugendzentrum, 
Kindergruppe,   Kita,  o.a.)   im  Raum  Frankfurt-Kassel   ab  Januar  1976 
oder  spa'ter.    Irmela  Fischer,   355  ftarburg,  Uilhelmstr.    29 
Krankengymnastin  sucht  zum  Fruhjahr  1976  Stelle  im  Bereich  Sozial- 
therapie/Psychiatrie  (Therapiezentrum,  Gesundheitszentrum,  usw.) 
Marita  Wagner,  44  Miinster,  Marktallee  91 

Suche  Gruppe,    in  der  sich  Heimjugendl iche  zusammengetan  haben, 
oder  andere  Lehrl ingsgruppe  im  Raum  Siegburg/Bonn.   Wer  kennt 
Zeitungen,  die  Informationen  fur  Heimjugendl  iche  enthalten 
(Erfahrungen  aus  anderen  Heimen,   Kontaktmb'gl  ichkeiten  etc.)? 
Zuschriften  an:   Anette  Jostmeier,    5202  Hennef  1/HapperschoB, 
Anno-Platz  


-Teil  II- 


Inhaltsverzeichnis  zum  Info  Sozialarbeit,  Heft  12 
"Institutionelle  Probleme  stadtteilbezogener  Sozialarbeit" 


2.    Kinderhaus  in  der  Schokoladenfabrik  e.V. 

2.1.  Bericht  des  Kinderhauses 

2.2.  Satzung  und  Geschaftsordnung  des  Kinderhauses 


III  -  FORMEN  DER  TRSGERSCHAFT 

1.  Offentliche  Trager 

1.1.  Model le  -  lokales  Engagement  offentl icher  Trager  und  die  Ver- 
suche  einer  Neustrukturierung  sozialer  Dienste 

1.2.  Jugend-  und  Sozialbehbrden 

1.3.  Der  Staat  -  die  offentliche  Gewalt 

2.  "Freie  Trager" 

2.1.  Rechtsformen  "freier  Trager" 

2.2.  Der  ProzeR  der  Institutional isierung  am  Beispiel  der  Jugend- 
zentrumsbewegung 

3.  SchluBfolqerungen 


7T—   ■  Al-AZ 
AUqa 


'■":, 


JNFORMATIONSDIENST 
^SOZIALARBEIT'^ 


teats-  und  UrjyersifS^ibi'Hiojfci^ 

OOO    Hamburg    13 


b  u  r  §  ' 


Schwerpunktthema: 
INSTITUTIONELLE  PROBLEME 
STADTTEILBEZOGENER  SOZIALARBEIT 
:C  Zweiter  Teil-Jn 


6 


12 


ijj 

Offenbach  im  Februar  1976 
Einfachnummer  -  Preis  DM  4,— 


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