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Full text of "Informationsdienst Sozialarbeit (1972 - 1980)"

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In 


ufbau  eines  Jugendwohnkollektivs"  Hans-J.    Karnatz,  4812  Brackwede, 

llerstr.  14; 

ntwicklung  der  Jugendsoziologie/Vorschulerziehung/  zur  Ausein- 

dersetzung  um  Gesamtschule/Bildungssituation  auslandischer  Ar- 

iterkinder"  Michael  Selbmann,  48  Bielefeld,  Paulusstr.  21; 

erhaltnis  zwischen  Sprachdidaktik  u.  Literaturdidaktik  am  Bspl . 

ss.  Rahmenrichtlinien  Deutsch  Sek.  I" 

rl  Georg  Beckmann,  34  Gottingen,  Am  Kreuze  15; 

rbeit  mit  auslandischer  Arbeitern/Deutschkurse  f.  Turken" 

rbara  Kettler,  4812  Brackwede,  Hauptstr.  73 

gelhardt,  43  Essen  1,  Postlagerkarte  064395  A; 

ozialpadagogik  an  Gesamtschulen" 

ni  Wagner,  6051  Dudenhofen,  Frankfurter  Str.  48; 

indliches  Spiel/Aquivalent  Arbeit?  -  Entwicklung  des  kindl. 

iels,  Analyse  kommerziellen  Spielzeugs  -  Doris  Garnatz,  35  Kassel , 

rchweg  28; 

lternarbeit  im  Bereich  Schule  u.  Sonderschule 

ge  Sachsse,    5   Kb'ln  41,   Bachemerstr.    27. 


PROBLEME 
DES  KLASSEN- 
KAMPFS 


• 


16 


DM  7,00 


Gerhard  Armanski 

Staatliche  Lohnarbeiter  im  Kapitalismus 

Thorsten  Graf/M/mi  Steglitz 

Homosexuellenunterdruckung  in  der  burgerlichen  Gesellschaft 

W.  Schoeller/W.  Semmler/J.  Hoffmann/E.  Altvater 

Entwicklungstendenzen  des  Kapitalismus  in  Westdeutschland  (II) 

Bodo  v.  Greiff/Hanne  Herkommer 

Die  Abbildtheorie  und  „Das  Argument" 

Bedingungen  sozialistischer  Solidaritat 


Probleme  des  Klassenkampfs  erscheint  mit  jahrlich  ca.  750  Seiten  Umfang  die  in  de'  Regef 
in  zwei  Ein«ach-  und  zwei  Doppelheften  geliefert  werden.  Preis  des  Emfachheftes  DM  7,00. 
des  DoDoelheftes  DM  10.00.  Abonnements  sind  nur  direkt  mm  Verlag  beziehbar.  Abo-Preis 
fUr  6  Einfachhefte  (bzw.  2  Einfach-  und  2  Doppelheftel  ist  DM  31,00  mklusive  Versandko 
sten  Luftpostabonnement  (nur  aulSerhalb  Mitteleuropas):  DM  36,00.  Die  Lielerung  wird 
aufnenommen  sobaid  der  Betrag  von  DM  31,00  bzw.  DM  36.00  beim  Verlag  eingegangen 
ist  Dabei  ist  anzugeben.  ab  welchem  Heft  die  Zusendung  gewunscht  wird,  wobei  fruhest- 
moalicher  Abo-Beginn  das  zuletzt  erschienene  Heft  ist.  Evtl.  fruhere  Hefte  werden  zum  Nor- 
malpreis  auf  Rechnung  portofrei  zugesandt.  sofern  sie  mcht  gerade  vergriffen  sind -  Son- 
rlerhefte  sind  im  Abo  nicht  enthalten,  sondern  werden  auf  Bestellung  |eweils  nacn  Erschei- 
nan  portofrei  zugesandt.  Sonderhefte  kosten  nach  Umfang  und  Auflagenhohe  unterschied- 
lich  v/iel  Bezahlung  des  Abos  durch  Oberweisung  an  Politladen  GmbH,  Erlangen,  Konio 
3234-850  beim  Posischeckamt  Nurnberg  oder  Konto  1190  be.  der  Raiffeisenkasse  Effel- 
trich/Oberfranken.  -  Auslandsuberweisungen  bitte  ausschliefSlich  per  Post! 


POLITLADEN  852  ERLANGEN  POSTFACH2849 


96    - 


INFORMATIONSDIENST 
SOZIALARBEIT 


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VA.M 


AuBerdem:    "Reformer"  stoppen  Reformen 
Das  Ende  der  Victor-Gollancz-Stiftung? 
Disziplinierung:   FLinf  Kurzberichte 
Redaktionsmitteilungen/Materi alien 


10 


Offenbach  im  Jul i  1975 
Einfachnummer  -  Preis  DM  3,50 


/7>72 


Dieser  Informatfonsdienst  Sozialarbeit  wird  im  Sozial istischen  Bu'ro 
von  Gruppen,  die  im  Sozial isationsbereich  arbeiten,  herausgegeben. 
Der  Info  dient  der  Kommunikation  und  Kooperation  von  Genossen,  die 
mit  sozial istischem  Anspruch  im  Feld  der  sozialen  Arbeit  tatig  sind. 

Bisher  sind  erschienen: 

Heft  1:    "Fursorgeerziehung"   (72  Seiten,  DM  3.  —  ) 

Heft  2:   Sozialarbeit  in  Institutionen  -  Geschichte  des  AKS  Frankfurt  - 
Probleme  der  Sozialarbeit  bei  freien  Tragern  u.a.   (8o  Seiten,  DM  3.--) 

Heft  3/4:   Sozialarbeit  zwischen  Selbstorganisation  und  Burokratie  - 
Fiirsorgezb'glinge  nehmen  ihre  Sache  selbst  in  die  Hand  -  Lehrstlick 
Brackwede  Oder  die  objektiven  Grenzen  fortschrittlicher  Jugendamts- 
politik  im  Recht  u.a.    (96  Seiten,  DM  5.  —  ) 

Heft  5:  Zur  Organisierung  im  Sozial isationsbereich  -  Funktion  der  So- 
zial arbeTF^TiiszTpTTrn^nJnirTnT^  (,lo4  Seiten,  DM   5. 

Heft  6:  Ougendhilferecht  und  Jugendhilfetag  (72  Seiten,  DM  3.--) 

Heft  7:  Jugendhilfetag  -  Materialien  der  Sozial istischen  Aktion 
8o  Seiten,   DM  4.— 

Heft  8:  Reform  und  Reformismus  als  Problem  praktischer  Politik  in  der 
Sozialarbeit  -  6  Kurzberichte  -  Nachrichten/Hinweise  (72  Seiten,   DM  4.  — ) 

Heft  9:   Sozialarbeit  in  Jugendzentren  -  Sozialarbeit  ist  Lohnarbeit  - 
Jugendhilferecht  -  Jugendpolitisches  Forum  u.a.   (96  Seiten,  DM  5.  —  ) 

Herausgeber:   Sozial istisches  Bu'ro 

6o5  Offenbach  4,  Postfach  591 

Verleger:   Verlag  2ooo  GmbH  Offenbach 

Erste  Auflage:  Jul i   1975,  5000  Exemplare 

Alle  Rechte  bei  dem  Herausgeber 

Vertrieb:   Verlag  2ooo  GmbH,  6o5  Offenbach  4 

Postfach  591,  Hone  Str.   28  (Souterrain) 
Postscheck  Frankfurt  Nr.  61041-604 

Preis:   Einzel exemplar  DM  3.5o 

bei  Abnahme  von  mindestens  lo  Stuck  2o  %  Rabatt 
Weiterverkaufer  (Buchladen,  Buchhandel)  4o  %  Rabatt 
jeweils  zuzliglich  Versandkosten 

Der  Info  kann  auch  im  Abonnement  bezogen  werden.  Bezugsgeblihren  fur 
das  Jahr  1975  DM  10.—  +  DM  2.80  Versandkosten.   Das  Jahresabonnement 
enthalt  vier  regulare  Ausgaben  (Einfachnummern) .  Die  Einfachnummer 
kostet  DM  3.-/4.  —  ,  eine  Doppelnummer  DM  5.--. 

Verantwortlich:   Redaktionskol lektiv  Info  Sozialarbeit 
Presserechtlich  verantwortlich:   Glinter  Pabst  Offenbach 
Druck:    hbo-druck  Bensheim 


INFO  SOZIALARBEIT,  Heft  10 


INHALT 

Vorbemerkungen  zu  dieser  Ausgabe 

Peter  Schult: 

Gefangnis:  Staat  der  Gewalt 

Helmut  Ortner: 

Gefangnisskandale  -  Oder  der  permanente  Skandal 

in  unseren  Gefangnissen 

Sjef  Teuns: 

Isolation  -  sensorische  Deprivation 

als  Foltermethode 

Ju'rgen  Hohmeier: 

Probleme  der  Sozialarbeit  im  Strafvollzug 

Karola  Pirl: 
Sozialarbeiter  im  Knast 
-  "Praktischer  Leitfaden"  - 

Literatur: 

Thema:  Strafvollzug 

Nachrichten  aus  und  zum  Knast 

Repressive  MaBnahmen  im  Sozialbereich 
5  Kurzberichte 

Redaktionskollektiv: 

"Reformer"  stoppen  Reformen 

Das  Ende  der  Victor-Gollancz-Stiftung? 

Redaktionsmi  ttei 1 ungen 

Material ien/Kleinanzeigen 


Seite  3 

Seite  7 

Seite  11 

Seite  15 

Seite  25 

Seite  33 

Seite  39 

Seite  43 

Seite  47 

Seite  53 

Seite  59 

Seite  61 


SOZIALISTISCHES  BURO  +  VERLAG  2000  GMBH 
ALLE  LIEFERBAREN  TITEL:  SOMMER  197  5 

•  Thesen  des  SB  (Entwurf),  DM  5.--  I  Kofler/Buro:  Vom  Handelska- 
pitalismus  zum  Neo- Imperial ismus  der  Gegenwart.  Eine  Einfuhrung 
in  die  Entwicklung  der  blirgerl  ichen  Gesellschaft,  DM  5.--  • 
Conert:  Die  politischen  Grundrichtungen  innerhalb  der  deutschen 
Sozialdemokratie  vor  dem  1.  Weltkrieg,  DM  5.--  •  Schafer:  Die 
Kommunistische  Internationale  und  der  Faschismus,  DM  5.--  •  Evers/ 
Lehmann:  Pol  itisch-Okonomische  Determinanten  flir  Planung  und 
Politik  in  den  Kommunen  der  BRD,  DM  lo.—  •  Autorenkollektiv:  Be- 
dingungen  und  Perspektiven  der  Stadtteilarbeit,  DM  4.--  I  van 
Spall:  Obersicht  deutschsprachiger  Periodika  der  unabhangigen 
sozialistischen  Linken,  DM  2.5o  •  Klasse'nkampfe  und  Repression  in 
Italien.  Am  Bei spiel  Valpreda,  DM  5.—  I  Dokumente  zur  Entwick- 
lung in  Chile  (vor  dem  Putsch  von  1973),  DM  5.—  I  Eckl :  Klassen- 
kampfe  in  Chile,  DM  lo.--  •  Portugal  auf  dem  Weg  zum  Sozialismus? 
Analysen  und  Dokumente,  DM  8.--  •  Redaktionskollektiv  "express": 
Spontane  Streiks  1973  -  Krise  der  Gewerkschaftspol  it  ik,  DM  6.— 

•  Politisches  Ende  der  EVA?  Dokumentation  zum  Medienverstandnis 
der  Gewerkschaften,  DM  3.--  •  Redaktionskollektiv  "express":  Ge- 
werkschaftliche  Vertrauensleute  fiir  eine  antikapi  tal  istische  Be- 
triebsstrategie,  DM  2.5o  •  Betriebsratswahl  Merck  1972.  Eine  Do- 
kumentation, DM  4.--  •  Projektgruppe  Heimerziehung:  Projektstudium 
am  Beispiel  Heimerziehung,  DM  8.--  I  Jbdicke:  Arbeitermadchen  im 
Jugendzentrum,  DM  4.—  •  Autorenkollektiv:  Knastalltag  am  Beispiel 
Mannheim.  Der  "Mannheimer  Gefangnisskandal " .  Eine  Dokumentation, 
DM  7 .--  •  REIHE  ROTER  PAUKER:  Unterrichtseinheit  (UE)  Verhaltens- 
steuerung  -  Abweichendes  Verhalten,  DM  4.—  •  UE  Arbeit,  DM  4.-- 

•  UE  Lehrlingsausbildung  in  der  BRD,  DM  3. bo  •  Materialien  zur  Ar- 
beitsfeldanalyse  des  Lehrerberufs,  DM  4.--  •  UE  Lateinamerika, 

DM  4.—  I  Materialien  zur  Geschichte  der  politischen  Lehrerbewe- 
gung  I,  DM  2.5o  •  Materialien  zur  Geschichte  der  politischen  Leh- 
rerbewegung  II,  DM  5.--  I  Zur  Geschichte  der  politischen  Leh- 
rerbewegung  III,  DM  4.--  •  Materialien  zur  Schulbuchproduktion. 
Analyse,  Tendenzen,  Al ternativen,  DM  4.--  •  UE  Bundeswehr  und 
Rustung  in  der  BRD,  DM  5.--  I  UE  Arbeiterl i teratur,  DM  5.--  • 
Modelle  zur  Sexualerziehung,  DM  4.--  •  UE  Indianer,  DM  4.--  • 
PLAKAT-BAUERNVERLAG:  Alavi:  Theorie  der  Bauernrevolution,  DM  4.-- 
I  Rechtziegler:  Westdeutsche  Landwirtschaft  im  Spatkapi tal ismus, 
DM  5.—  I  Bauer  was  nun?  Beitrage  zur  Agrarfrage  in  der  BRD,  DM 
4.--  •  Kemper:  Marxismus  und  Landwirtschaft,  DM  5.—  t  Bergmann: 
Agrarpolitik  und  Agrarwirtschaft  sozial  istischer  Lander,  DM  lo,— 
I  Hampicke:  Zur  Kritik  der  bUrgerlichen  Agrarbkonomie,  DM  6.~ 

Lieferung  gegen  Vorauszahlung  (portofrei!)  •  Der  Bestellung  ist 
der  Gegenwert  in  Briefmarken,  Bargeld  Oder  als  Verrechnungsscheck 
beizufugen  •  Bestellungen  sind  zu  richten  an  Verlag  2ooo  GmbH, 
6o5  Offenbach  4,  Postfach  591 


VORBEMERKUNGEN  ZU  DIESER  AUSGABE 


Der  Knast  als  ein  Bereich  total er  staatlicher  Gewalt  ist  gerade  in  den 
letzten  Jahren  immer  mehr  in  das  politische  BewulHsein  der  'linken' 
und  'liberalen'  D'ffentl ichkeit  genickt.  Dazu  beigetragen  haben  nicht 
nur  Informationen  aus  dem  Knast  Liber  die  brutal  isierenden  Haftbedin- 
gungen,  Uber  Isolationsmethoden  und  die  Widerstandsaktionen  der  Gefan- 
genen,  sondern  nicht  zuletzt  die  Tatsache,  daB  in  der  Auseinanderset- 
zung  mit  staatlicher  Gewalt  bei  Hausbesetzungen,  Streiks  und  Demonstra- 
tionen  die  Gefahr  der  eigenen  potentiellen  Betroffenheit  zunehmend 
starker  erfahren  wird.  Letzteres  ist  denn  auch  Ansatzpunkt  der  "Roten 
Hilfen";  ihre  Arbeit  bezieht  sich  aber  im  wesentlichen  auf  eine  Grup- 
pe  der  Gefangenen:  die  der  politischen  Haftlinge. 

Politische  Gefangenenarbeit  -  soil  sie  wirksam  sein  -  muB  die  Gesamt- 
situation  im  Knast  aufgreifen  und  auch  die  Frage  der  Deklassierung 
und  die  klassenanalytische  Bestimmung  des  "Lumpenproletariats"  neu 
diskutieren. 


Die  bisherige  politische  Gefangenenarbeit  ist  gekennzeichnet  durch 
ein  hones  Mali  an  Unverbindlichkeit  und  ein  geringes  MaB  an  Kontinui- 
tat  der  praktischen  Arbeit.  Bisher  ist  es  allein  zu  spektakularen 
Anla'Ben  gelungen,  Genossen  und  Gruppen  fur  eine  kurzfristige  Mitar- 
beit  zu  gewinnen.  Abgesehen  von  wenigen,  die  seit  Jahren  praktische 
Gefangenenarbeit  machen  (wie  etwa  Gefangenenrat,  Rote  Hilfen),  gibt 
es  keine  nennenswerten Arbeitsansatze.  Auch  ist  bisher  eine  Zusammen- 
arbeit  dieser  Gruppen  und  Genossen  auf  regionaler  oder  uberregiona- 
ler  Ebene,  sowie  eine  Zusammenarbeit  mit  einzelnen  Genossen,  die  in- 
nerhalb dieser  staatlichen  Institutionen  arbeiten,  noch  nicht  ansatz- 
weise  realisiert  worden.  Im  folgenden  wollen  wir  auf  die  Notwendigkeit 
dieser  Zusammenarbeit  und  der  politischen  Organisierung  eingehen. 

Wir  gehen  hier  grundsatzlich  davon  aus,  daB  auch  unter  den  derzeit 
schwierigen  Bedingungen  innerhalb  der  "totalen  Organisationen"  wie 
Gefangnisse  praktisch  gearbeitet  werden  muB. 

Wobei  wir  uns  daru'ber  im  klaren  sind,  daB  diese  Arbeit  innerhalb  der 
Institution  bedeutet,  solche  Forderungen  zu  stellen  oder  Initiativen 
aufzugreifen,  die  mit  dazu  beitragen,  weitere  Deklassierung  der  Ge- 
fangenen zu  verhindern:  z.B.  fur  die  MSglichkeit  qualif izierter  Ar- 
beit, fiir  voile  Bezahlung,  fur  eine  bessere  Gesundheitsfursorge,  flir 
Wei terbil dung,  sinvolle  Freizeitgestaltung,  Abbau  von  Repressionen 
(vgl •  dazu  Perspektiven  einer  politischen  Gefangenenarbeit  in  Kri- 
tische  Justiz  3/1972). Flir  eine  Strategie  politischer  Gefangenenar- 
beit ist  es  umsomehr  notwendig,  mit  Genossen,  die  in  diesem  Praxis- 
feld  arbeiten,  Kontakt  aufzunehmen  und  sie  flir  eine  gemeinsame  Ar- 

-  3  - 


beit  zu  gewinnen.  Gerade  Sozialarbeiter,  Padagogen  etc.  weisen  immer 
wieder  auf  die  politische  Isoliertheit  ihrer  Arbeit  in  den  Gefang- 
m'ssen  hin.  Diese  Isoliertheit  gilt  es  zu  durchbrechen.  Hier  haben 
die  Gruppen,  die  auBerinstitutionelle  Arbeit  leisten,  eine  wichtige 
Funktion.  Einmal  schafft  diese  Zusammenarbeit  die  Moglichkeit,  Ver- 
haltnisse  innerhalb  der  Anstalten  auBen  zu  skandal  isieren.  Diese 
Skandalisierung  konnte  wiederum  ganz  konkrete  Auswirkungen  auf  die 
Arbeit  in  den  Gefangnissen  selbst  haben.  Zum  anderen  erbffnet  sich 
durch  diese  Zusammenarbeit  die  Moglichkeit,  mit  Gefangenen  schon  wah- 
rend  der  Haftzeit  Kontakt  aufzunehmen.  Gerade  dieser  Kontakt  zu  den 
Gefangenen  selbst  ist  fur  eine  gemeinsame  Arbeit  nach  der  Entlassung 
auBerst  wichtig. 

Daruberhinaus  ist  es  notwendig,  eine  Einbeziehung  auch  der  Angeho- 
rigen  von  Strafgefangenen  und  entlassenen  Strafgefangenen  in  die 
Arbeit  zu  diskutieren. 

Das  Verha'ltnis  zu  den  Gruppen,  die  sich  allein  auf  politische  Gefan- 
gene  konzentrieren,  mu'Rte  ebenfalls  genau  bestimmt  werden.  Einerseits 
verhindern  diese  Gruppen  (Rote  Hilfen,  Komitee  gegen  Folter)  oft  eine 
politische  Gefangenenarbeit  auf  breiter  Ebene  dadurch,  daB  sie  be- 
stimmte  Probleme,  wie  etwa  die  Frage  der  Isolation,  nur  bei  sogenann- 
ten  politischen  Gefangenen  herausstellen.  Da  die  Mehrheit  der  Gefan- 
genen von  diesen  Sachen  genauso  betroffen  ist,  tragt  die  Arbeit  mit 
nur  einer  Gruppe  von  Gefangenen  zur  Spaltung  der  Gefangenen  bei.  Auch 
lehnen  diese  Gruppen  meist  eine  Zusammenarbeit  mit  Sozialarbeitern  etc. 
die  in  den  Gefangnissen  arbeiten, strikt  ab,  da  man  sie  als  "Agenten" 
des  Staates  und  ahnliches  klassifiziert.  Andererseits  ist  es  legitim, 
sich  besonders  fur  eine  Gruppe  von  Gefangenen  einzusetzen,  die  gera- 
de jetzt  verstarkt  schlechten  Haftbedingungen  ausgesetzt  ist.  Doch  muB 
diese  Agitation  immer  wieder  ausgeweitet  werden  auf  alle  Gefangenen, 
die  in  Gefangnissen  interniert  sind.  (vgl.  dazu  einen  Beitrag  in 
"links"  Nr.  64  "Ober  Solidaritat  mit  Gefangenen")  Weiterhin  ist  die 
Einschatzung  zu  kritisieren,  alle  Sozialarbeiter  seien  "Vertreter" 
der  Justiz.  Gerade  hier  muB  es  Aufgabe  der  wenigen  Genossen  in  den  In- 
stitutionen  und  der  Gruppen  auBerhalb  sein,  auch  diese  "isolierten" 
Sozialarbeiter,  Padagogen  etc.  fur  eine  tendenzielle  Mitarbeit  zu 
gewinnen. 

Wenn  wir  zu  diesem  Zeitpunkt  ein  Info  mit  dem  Schwerpunktthema  Knast 
vorlegen,  so  wollen  wir  damit  deutlich  machen,  daB  auch  unter  extrem 
schwierigen  Bedingungen  in  totalen  Organisationen  eine  sich  politisch 
verstehende  Sozialarbeit  notwendig  ist.  Um  die  Erfahrungen  aus  diesem 
Bereich  miteinzubeziehen  in  die  Diskussion  einer  sozial istischen  Stra- 
tegic, haben  wir  schon  im  Herbst  1973  im  Info  3/4  zur  Mitarbeit  im 
Knast  aufgerufen  und  im  Ma'rz  1975  ein  Arbeitsseminar  durchgefuhrt. 
Die  Resonanz  war  nicht  sehr  ermutigend.  Aktive  Knastgruppen  haben  sich 
kaum  beteiligt;  gekommen  waren  Individuen:  ein  paar  Sozialarbeiter, 
zwei  Strafgefangene  auf'Urlaub'  und  im  ubrigen  Mitarbeiter,  die  als 
"freie  oder  ehrenamtliche  Heifer"  im  Knast  arbeiten.  Die  Heterogenitat 
dieses  Teilnehmerkreises,  ihre  unterschiedl ichen  Erwartungen  machten 
eine  Diskussion  liber  eine  sozialistische  Strategie  nur  schwer  moglich. 

Im  Mittelpunkt  der  Diskussion  stand  einmal  das  Problem  formeller  und 
informeller  Machtstrukturen  und  -  ausubung  innerhalb  des  Knast's.so- 

-  4  - 


wie  die  Frage  der  EinfluBmbgl ichkeiten  des  Sozialarbeiters(hierzu 
siehe  den  Bericht  von  Karola  Pirl).  Zum  anderen  wurde  die  Frage  dis- 
kutiert,  mit  welcher  Motivation  "freie  oder  ehrenamtliche  Heifer"  im 
Knast  arbeiten,  und  welche  Mdglichkeiten  sie  fur  ihre  Arbeit  im  Knast 
sehen. 


Subjektive  Einschatzung 
dividuellen  Erfahrungen 
nellen  Arbeit  lieBen  ei 
tischen  Stellenwertes  d 
schen  Handlungsperspekt 
Beitrage  war  daher  auch 
mit  dem  Thema  "Sozialar 
und  verarbeiteten  Erf ah 
Wir  standen  daher  vor  d 
Liberhaupt  herausbringen 
des  Seminars  wollten  wi 
"Psychiatrie"  -  fallenl 


en  der  Funktion  dieser  Institution  und  die  in- 
in  der  institutionellen  wie  auBerinstitutio- 
ne  Verallgemeinerung,  eine  Abklarung  des  poli- 
ieser  Arbeit  und  die  Entwicklung  von  politi- 
iven  nicht  zu.  Nur  ein  Teil  der  vorgelegten 
verwendbar,  zur  Strukturierung  eines  Infos 
beit  im  Knast",  es  fehlten  die  Praxisansatze 
irungen  von  Genossen  in  diesem  Bereich. 
(er  Frage,  ob  wir  das  Info  mit  diesem  Thema 
soil  ten.  Nach  der  ersten  Bestandsaufnahme 
r  dieses  Thema  -  wie  schon  fruher  das  Thema 
assen. 


Spa'ter  wurde  uns  dann 
nicht  allein  ein  Probl 
sondern  die  allgemeine 
Wahrend  sich  die  Linke 
Schattierungen  tummelt 
nachlassigt.  Wenn  liber 
dort  arbeiten,  so  sind 
beitenden  Gruppen.  Die 
ihre  Insassen,  sondern 


aber  klar,  daB  das  Dilemma,  in  dem  wir  stehen, 
em  der  Teilnehmer  dieses  Arbeitsseminars  war, 

Situation  in  diesem  Bereich  widerspiegelt. 

im  Bereich  der  offenen  Jugendarbeit  in  alien 
.  werden  Gefangnisse,  Psychiatrien,  Heime  ver- 
haupt  Genossen  oder  fortschrittl iche  Kollegen 

sie  vereinzelt  und  haben  kaum  Kontakt  zu  ar- 

gesellschaftliche  Isolierung  trifft  nicht  nur 

auch  ihre  Mitarbeiter. 


Aus  der  Vielzahl  von  Material  zu  diesem  Bereich  haben  wir  einige 
Beitrage  ausgewahlt,  die  Teilaspekte  behandeln,  ohne  daB  eine  Ge- 
samteinschatzung  moglich  ist  bzw.  Praxisansatze  diskutiert  werden. 

Wir  hoffen  aber,  daB  in  nachster  Zeit  die  Diskussion  intensiviert 
wird,  sowohl  unter  Sozialarbeitern  in  Praxis  und  Ausbildung,  wie  un- 
ter den  politischen  Gruppen,  die  ihre  Praxis  bezogen  auf  die  Knast- 
arbeit  neu  uberdenken  miissen. 

Es  wird  Zeit,  daB  wir  begreifen,  daB  ca.  9o  %   aller  Gefangener  in 
der  BRD  und  Westberlin  aufgrund  ihrer  sozialen  Herkunft,  ihrer  miesen 
Arbeits-  und  Lebenssituation  und  nicht  zuletzt  durch  die  klassenge- 
bundene  Anwendung  der  Strafgesetze  selbst  "politische  Gefangene" 
sind,  die  auf  unsere  Solidaritat  und  unsere  konkrete  Hilfe  angewie- 
sen  sind. 

Die  verschiedenen  Beitrage  in  diesem  Heft  sind  nur  insoweit  aufein- 
ander  abgestimmt,  wie  sie  versuchen,  jeweils  bestimmte  Aspekte  der 
Knastpraxis  aufgrund  unterschiedl icher  Betroffenheit  und  Erfahrungen 
zu  thematisieren.  Unterschiedl iche  Einschatzungen  sind  daher  kein 
Gegensatz,  sondern  eher  notwendiger  Bestandteil. 

Wahrend  Peter  Schult  aufgrund  fast  dreijahriger  eigener  Erfahrungen 
als  Gefangener  die  unterdruckende  Alltagssituation  im  Knast  beschreibt, 
wird  im  Beitrag  liber  die  Gefangnisskandale  deutlich,  daB  offene  und 
strukturelle  Gewalt  zum  geregelten  Funktionieren  dieser  Institution 


notwendig  ist.  Welche  vernichtenden  Folgen  Isolationshaft  als  ex- 
tremste  Fonn  des  Gefangenseins  fur  die  Betroffenen  hat,  wird  durch 
die  Ausflihrungen  des  hollandischen  Psychiaters  S.  Teuns  sichtbar. 
0a3  solche  Haftbedingungen  nicht  nur  fUr  Mitglieder  der  Baader-Mein- 
hof-Gruppe  angewandt  werden,  zeigen  die  Beispiele  aus  einer  Dokumen- 
tation,  die  Gefangene  der  JVA  Berlin-Tegel  zusammengestellt  haben. 
Sie  stehen  fLir  die  ta'gliche  Praxis  in  alien  Gefangnissen  der  BRD. 

Die  weiteren  Beitrage  zum  Schwerpunkttheraa  stellen  berufsspezifische 
Probleme  der  Sozialarbeit  innerhalb  des  Praxisfeldes  "Gefangnis"  in 
den  Mittelpunkt.  Die  Schwierigkeiten  der  Sozialarbeiter  werden  als 
"typische  Rollenkonflikte  in  totalen  Organisationen"  analysiert.  Wie 
diese  Schwierigkeiten  teilweise  unterlaufen  werden  kbnnen,  versucht 
der  "praktische  Leitfaden"  aufzuzeigen.  Eine  ausgewahlte  Literaturli- 
ste  zum  Theraa  Strafvollzug,  aktuelle  Kurzberichte  aus  dem  Knast  und 
der  iibrigen  Sozialarbeit,  sowie  Hinweise  und  Kleinanzeigen  schlieBen 
dieses  Heft  ab. 

Hinweisen  mbchten  wir  noch  auf  die  "Thesen  zu  einer  material  istischen 
Erklarung  des  Knasts"  in  der  Dokumentation  "Knastalltag  am  Beispiel 
Mannheim",  die  wir  aus  Platzgrlinden  hier  nicht  mehr  mit  aufnehmen 
konnten. 


AUFRUF 

DER 

MONCHNER  MEDIENGRUPPE  KNAST 

Wir  suchen  Materialien  fur  Tonbildschauen  und  Videofilme. 

In  unserer  Untersuchungsarbeit  versuchen  wir  herauszubekommen.in 

welchen  Bereichen,  die  man  selber  mit  "Unterhal tung"  umschreiben 

kann,  der  Knast  als  Thema  behandelt  wird,  sei   es   in  Fernsehen, 

Film,Zeitung,Musik,Witz  usw. 

Her  uns  unterstiitzen  kann.schicke  bitte  Informationen  an  das 

"Blatt"     8  MUnchen  22,  Adelgundenstr. 18  -Mediengruppe  Knast- 


AUFRUF 

ZUR 

STRAFVOLLZUGSTAGUNG 

Vom  5.  -  7.  Dezember  1975  findet  in  der 

Evangel ischen  Akademie,  3o55 Loccum/b.  Wunstorf 

ein  Seminar  zum  Thema  "Strafvollzug"  statt. 

Alle,  die  in  diesem  Bereich(Jugendgerichtshilfe,Bewahrungshilfe, 

Strafvollzug)  arbeiten,  sollten  die  Gelegenheit  zu  einem  Erfah- 

rungsaustausch  nutzen,  urn  auch  die  in  diesem  Heft  aufgeworfenen 

Fragen  zu  diskutieren. 

Anmeldungen  direkt  an  die  Akademie.  Wer  mit  uns  Kontakt  aufnehmen 

mbchte,  schreibe  an  das  Redaktionskollektiv  Info  Sozialarbeit. 


-  6  - 


Peter  Schult,  MUnchen: 
GEFANGNIS:  STAAT  DER  GEWALT! 


esse  -  die  Vorfall 
ndal  bezeichnet,  a 
kennt  weder  den  b 
le  der  Knast  in  un 
s  Knastes,  sowie  d 
verhaltnis, in  dem 
leneinteilung  ist 
esetz  betrachtet  w 
zeigt  sich  erst  da 
cht  und  dem  Befeh 


e  in  der  Justizvoll- 
ls  das  Fehl verhal ten 
undesdeutschen  Straf- 
serem  Gesellschafts- 
ie  unserer  Gesellschafts- 
es  Befehlende  und  Un- 
so  tief  verwurzelt, 
ird.  Der  wahre  Charak- 
nn,  wenn  der  Unterge- 
enden  seinen  Gehorsam 


Wer  -  wie  die  biirgerliche  Pr 
zugsanstalt  Mannheim  als  Ska 
einiger  Vollzugsbeamter,  der 
vollzug  noch  die  Funktion,  d 
system  hat.  Die  Grundlage  de 
ordnung,  ist  ein  Herrschafts 
tergeordnete  gibt.  Diese  Rol 
riaB  sie  als  gegebenes  Naturg 
ter  dieser  Rollenverteilung 
ordnete  seine  Rolle  durchbri 
verweigert. 

Rollenabweichendes  Verhalten  (Krirainelle,  Asoziale,  Verriickte 
bestraft  und  fallt  in  die  unmittelbare  Zustandigkeit  von  Just 
lizei  und  Medizin.  Ihre  Gefangenschaft  muB  verscharft  werden, 
sie  sind  eine  Gefahr  fur  das  staatlich  regulierte  Herrschafts 
nis  (Unterdruckung,  Ausbeutung,  Gewalt).  FUr  sie  sind  Gefangn 
Erziehungsheime  und  Psychiatrische  Anstalten  gebaut  worden.  D 
strafung  ist  vom  Standpunkt  der  Herrschenden  aus  notwendig,  w 
darauf  ankommt,  llerrschaftsverhal  tnisse  durchzusetzen,  denn  f 
lig  verzichtet  keiner  auf  seine  Rechte  und  die  Befriedigung  s 
Bediirfnisse.  Der  einzige  Grund,  sich  den  Herrschaftsverhaltni 
zupassen,  ist  der  Druck  der  auBeren  Gewalt,  denn  Gewalt  erzeu 
FLir  kapitalistische  Herrschaftsverhal tnisse  jedoch  ist  es  wie 
fnqst  zu  erzeugen  und  sich  damit  eines  der  perfektesten  Herrs 
mittel  zu  bedienen. 


)  wird 
iz,  Po- 
denn 
verhal t- 
isse, 
ie  Be- 
enn  es 
reiwil- 
einer 
ssen  an- 
gt  Angst, 
htig, 
chafts- 


gegen  diejenigen,  die  Widerstand  leisten, 
unbewuBt,  also  Rechtsbruch  begehen,  hat 
nd.  Die  Strafgesetze  selbst  haben  einen 


Die  Grundlage  der  Selektion 
ausbrechen,  ob  bewuBt  oder 
einen  politischen  Hintergru 
politischen  Charakter: 
1 .)  kriminell  ist  nicht  jed 
(Unternehmen,  die  Entwicklu 
qroBes  Ansehen),  auch  ist  n 
den  Staat  (durch  groBe  Steu 
man  nicht  auf  Grund  objekti 
finitionen  dessen,  was  krim 
werden  von  der  herrschenden 
2  )  die  Gesetze  werden  von 
bisherigen  Gesetze  enthalte 
pen,  die  ihre  Machtposition 
wollen- 

Her  diesen  Machtinteressen  Widerstand  leistet,  muB  ausgeschlossen  wer- 
den nuB  durch  Mauern  und  Gitter  abgeriegelt  werden.  Hier  soil  er 
'  sozialisiert'  werden.  Resozialisierung  im  Kapital ismus  ist  nicht 


er,  der 
ngslande 
iemand  k 
erhinter 
ver  Tatb 
inell  ge 
Klasse 
und  flir 
n  einen 
en  und  o 


totet,  mordet,  stiehlt  Oder  raubt, 
r  auspllindern,  genieBen  zu  Hause 
riminell,  der  seine  Arbeiter  oder 
ziehungen)  betrligt,  kriminell  ist 
estande,  sondern  auf  Grund  von  De- 
nannt  wird.  Diese  Definitionen 
festgelegt  und  verk'u'ndet; 
die  Herrschenden  gemacht.  Alle 
hohen  Anteil  Interesse  der  Grup- 
konomische  Grundlagen  schiitzen 


-  7 


nur  eine  Leerf ormel ,  hinter  der  sich  nichts  verbirgt,   sondern  unter 
Resozialisierung  ist  die  Einordnung  des  Gefangenen  unter  Ausradie- 
rung  des  Stiickchen  Widerstands  zu  verstehen,  das  sich  in  jedem  Rechts- 
bruch  manifestiert.   Der  Strafvollzug  zielt  also  darauf  ab,  den,  wenn 
auch  nicht  bewuBt  gewordenen  systemimmanenten  Widerspruch  durch  An- 
passungsmaBnahmen  nicht  erkennbar  werden  zu  lassen.   Der  Knast  am 
Stadtrand  reprasentiert  also  die  Gewalt  und  die  Macht  derer,  die 
keinen  Widerstand  dulden. 

In  den  drei   Jahren,   in  denen  ich   in  Bayern  von  einem  Knast  zum  ande- 
ren  geschleppt  wurde.   habe  ich  immer  wieder  versucht,  durch  Gespra- 
che  und  Umfragen  etwas  iiber  die  Sozialisationsgeschichten  meiner  Mit- 
gefangenen  zu  erfahren,  denn  in  Bayern  ist  man  immer  noch  der  Meinung, 
1 Kriminal  itat'   sei  eine  vererbte  Charakteranlage  ('als  Faustregel 
kann  gelten:   auf  1   000  Menschen  kommt  ein  Krimineller' ,   so  der  An- 
staltslehrer  der  JVA  Kaisheim  im  'Donaukurier'  vom  17.10.1972)  und 
Untersuchungen  liber  die  sozialen  Vernal tnisse  der  Gefangenen  werden 
abgelehnt.   Dadurch  werden  nicht  nur  die  Ursachen  der  Kriminal  itat 
verschleiert,  sondern  auch  die  sehr  reale  Erkenntnis,   fur  wen  die 
Kna'ste  eigentlich  da  sind. 

Ich  kam  zu  dem  Ergebnis,  daB  ungefahr  95  I  der  Inhaftierten  aus  dem 
Proletariat  und  dem  Subproletariat  kommen,  nahezu  die  Ha'lfte  aller 
Inhaftierten  sind  in  Waisenhausern  und  Erziehungsheimen  aufgewachsen, 
ca.   70  %  von  ihnen  haben  keine  abgeschlossene  Berufsausbildung,  etwa 
12  %  waren  auf  einer  Sonderschule  und  etwa  15  %  verlieBen  die  Volks- 
schule  ohne  AbschluB-   Die  Lebens-  und  Arbeitsbedingungen  in  den  bay- 
erischen  Kna'sten   (siehe  unsere  Dokumentationen   'Arrest  in  Kaisheim' 
und   'Ausbeutung   im  Knast')   schlieBen  eine  schulische  und  berufliche 
Fortbildung  aus  und  haben  so  den  RUckfall   bereits  vorprogrammiert, 
der  dementsprechend  auch  etwa  bei  85  %  liegt. 

Der  Tagesablauf  ist  seit  Jahren  und  Jahrzehnten  gleich  und  auch  flir 
die  na'chsten  Jahre  und  Jahrzehnte  ist  keine  Vera'nderung  in  Sicht, 
eine  Monotonie,  die  zwangsla'ufig  zum  Stumpfsinn  fiihrt,  wenn  nicht 
zur  Verzwei flung,  wie  die  hohen  Selbstmordquoten  im  Knast  zeigen. 
Selbst  der  Speiseplan  ist  davon  nicht  ausgenommen,  so  daB  man  ohne 
weiteres  ausrechnen  kann,  was  es  am  15.  Juni   1978  zu     Essen  gibt. 


L<n  6.00  Uhr  ist  Wee  ken,  kur 
Brot  mi t  Margarine,  dann  ha 
Anziehen  und  Bettenmachen. 
die  urn  7.00  Uhr  beginnt  und 
gibt  es  Mittagessen,  von  12 
wird  wieder  bis  16.45  Uhr  g 
sen,  anschlieBend  ist  Einsc 
und  man  hockt  bis  zum  Verio 
Zelle.  Ab  und  zu  gibt  es  ei 
wa  alle  8  Tage  einmal  Ferns 
Tischtennisspielen,  eirmal 


z  darauf  kommt  der  Kaffee 
t  man  bis  6.45  Uhr  Zeit  z 
AnschlieBend  wird  zur  Arb 

urn  10.45  Uhr  unterbroche 
.00  -  13.00  Uhr  ist  Hofga 
earbeitet.  Urn  17.00  Uhr  g 
hluB,  d.h.  die  Zellen  wer 
schen  des  Lichts  urn  22.00 
ne  kummerliche  Freizeitbe 
ehen,  einmal   pro  Woche  Bi 

im  Monat  Kino. 


und  ein  Stuck 
urn  Waschen, 
eit  ausger'u'ckt, 
n  wird.  Um  11 .00 
ng,  anschl ieBend 
ibt  es  Abendes- 
den  verriegelt 

Uhr  in  seiner 
schaftigung,  et- 
belstunde  Oder 


Diskussionsgruppen  rait  politischen  Themen  sind  in  den  bayerischen 
Kna'sten  unerwunscht.  Wer  es  dennoch  wagt,  sich  politisch  zu  betati- 
gen,  eventuell  sogar  gesel Ischaftskritische  Bemerkungen  auBert,  oder 
wer  etwa  die  gezielte  Vereinzelungsstrategie  des  Vollzugs  zu  durch- 


brechen  versucht  und  Sol idarisierungsbestrebungen  initiiert  oder  for- 
dert,  wird  isoliert  und  diszipl iniert.  (So  wird  z.B.  z.Zt.  in  der 
JVA  Aichach  Margit  Czenki  isoliert,  weil  sie  in  einer  Petition  an 
den  Bayerischen  Landtag,  die  30  Mitgefangene  unterschrieben,  die  Auf- 
hebung  der  diskriminierenden  Strafen  bei  wirklichen  oder  angeblichen 
homosexuellen  Beziehungen  zwischen  Gefangenen  forderte;  so  wurde 
Franz  Maierhofer  von  der  JVA  Straubing  verlegt  und  isoliert,  weil  er 
eine  Unterschriftensammlung  fur  eine  Amnestie  anla'Blich  des  25ja'hri- 
gen  Bestehens  der  BRD  organisierte. ) 

Das  vollstandige  Repressionsarsenal  einer  JVA  bei  solchen  Diszipl  i- 
nierungsversuchen  ist  nicht  erfaBbar.  Es  reicht  von  Arreststrafen, 
Einkaufssperren,  Isol ierungsmaBnahmen  (Einzelunterbringung,  Einzel- 
hofgang,  Einzelarbeit,  Post-  und  Besuchssperren)  bis  in  den  Sumpf 
unterhalb  der  offiziellen  und  noch  pseudo-gerechtfertigten  Diszipli- 
nierungsmbglichkeiten  und  la'Bt  sich  fur  den  Nicht-Betroffenen  kaum 
noch  sichtbar  machen,  da  hier  eine  Vielzahl  von  Kleinigkeiten,  Mini- 
Schikanen  usw.  zusammenwirken,  die  in  der  Einzelaufzahlung  zwar  durch- 
weg  bedeutungslos,  um  nicht  zu  sagen  lacherlich,  erscheinen,  in  ih- 
rer   Aufsummierung  aber  durchaus  eine  klare  Zielsetzung  erkennen  las- 
sen.  Wobei  in  einer  Art  ' konzertierter  Aktion1  dem  Vollzugspersonal 
als  tragendem  Ausfiihrungsorgan  die  ins  Auge  gefaBten  Gefangenen  als 
'Zielpersonen'  bekanntgegeben  werden,  worauf  die  Beamtenschaft  wie 
ein  gutfunktionierender  Kbrper  mehr  oder  weniger  bewuBt  reagiert, 
was  sich  dann  in  sta'ndigen  Anpb'beleien,  sinnlosen  und  irrationalen 
Anordnungen,  sichtbaren  und  herausfordernden  Benachteil igungen  gegen- 
uber  'normalen'  Gefangenen  usw.  bemerkbar  macht,  das  Ganze  von  eini- 
nen  wenigen  Ausnahmen  abgesehen  nicht  in  bbsartiger  Form,  sondern 
eher  mit  der  Unvermeidbarkeit  und  Prazision  einer  einmal  in  Gang  ge- 
setzten  und  nun  automatisch  ablaufenden  Maschine.  Das  angestrebte 
Produktionsergebnis  besteht  dabei  in  einem  totalen  Kommunikationsaus- 
fall  der  davon  betroffenen  Gefangenen. 

PaB  es  dabei  auch  mitunter  zu  physischer  Gewaltanwendung  kommt,  ist 
zumindest  seit  Mannheim  bekannt,  nur  ist  Mannheim  insoweit  eine  Aus- 
nahme,  als  hier  einmal  einige  Betroffene  unter  dem  Druck  der  bffent- 
lichen  Meinung  vom  Justizapparat  fallengelassen  wurden.  In  Bayern 
dahingegen  wurden  al  1  ein  in  den  letzten  zwei  Wochen  3  Strafverfahren 
qeqen  die  BeamtenHugele,  Narr,  Ester,  Laxgang  und  Schneider  von  der 
JVA  Kaisheim  wegen  GefangenenmiBhandlung  von  der  Staatsanwaltschaft 
Augsburg  nach  kurzen  Ermittlungsverfahren  eingestellt,  wobei  es  mit- 
unter zu  so  zynischen  Feststellungen  kommt  wie:  'Es  ist  nicht  er- 
sichtlich,  daB  die  Beamten  Liber  das  notwendige  MaB  hinaus  Gewalt  an- 
oewendet  haben  und  den  Anzeigeerstatter  korperlich  niBhandelt  haben. 
Die  an  dem  Vorfall  beteiligten  Justizvollzugsbeamten  haben  erklart, 
es  sei  nur  die  zum  Abtransport  des  Anzeigeerstatters  erforderl iche 
Kraft  angewendet  worden.  Er  habe  sich  mit  groBer  Kraft  gegen  die 
MaBnahmen  gestra'ubt  und  sich  selbst  dadurch  Verletzungen  beigebracht, 
daB  er  verschiedentl ich  gegen  die  Hauswand  gerannt  sei.'  (Aktenzei- 
cnen  11  JS  832/72) 

Bei  wem  soil  ein  derartigen  Repressionen  ausgesetztenGefangener  inner- 
halb  der  Gefangnismauern  Unterstlitzung  finden,  oder  etwa  sogar  Hilfe? 
Beirn  direkt  oder  indirekt  beteiligten  Vollzugspersonal 


Beim 
Wa 


chtmeister  bis  zum  Anstal tsleiter  -  sicher  nicht. 


vom  kleinen 
Hier  rennt  er 


cegen  eine  geschlossene  Front  an,  bleiben  also  Lehrer,  Pfarrer, 
Fsychologen  und  Sozialarbeiter,  die  sich  wenigstens  mitunter  den  An- 
schein  der  Neutral  ita't  geben,  obwohl  das  bereits  ein  TrugschluB  ist, 
da  sie  ebenfalls  alle  'Angestellte  der  Justiz'  sind,  d.h.  sie  werden 
vom  Justizministerium  eingestellt  und  bezahlt  und  gehbren  auch  schon 
auf  Grund  ihrer  Herkunft  und  Ausbildung  zur  herrschenden  Klasse. 
Die  Praxis  zeigt,  daB  sie  bestenfalls  Zurlickhaltung  u'ben  konnen,  im 
Falle  einer  eindeutigen  Stellungnahrae  zugunsten  der  Gefangenen  droht 
ihnen  -  wie  zum  Beispiel  dem  Bernauer  Anstaltsgeistl ichen  -  die  Ent- 
lassung. 

In  der  JVA  Kaisheim  hatte  der  Anstaltsleiter,  Oberregierungsrat  Bauer, 
die  Mbgl ichkeiten  der  Lehrer  und  Sozialarbeiter  durch  Fremdbeschafti- 
gung  (Postzensur,  Verteilung  von  Briefmarken  usw.)  bereits  von  vorn- 
herein  so  eingeschr'a'nkt,  daB  ihnen  auBer  einigen  formalen  Aktivita- 
ten  wie  die  Beschaffung  von  Personal-  und  Arbeitspapieren  oder  Ver- 
mittlung  von  Arbeitsstell  en  kaum  noch  Zeit  und  Gelegenheit  fiir  ande- 
re  Kontakte  mit  den  Gefangenen  blieb.  Eine  Gefangene  der  JVA  Aichach 
beschrieb  in  einem  Bericht  Uber  die  Anstalt  sehr  treffend  die  Situa- 
tion der  Sozialarbeiter:  "Eine  Sozialpadagogin,  die  wirklich  ganz 
dufte  ist,  nur  halt  so  einen  elitaren  Du'nkel  vor  Gruppen,  Mengen  von 
Menschen,  die  sich  zusammen  tun,  hat.  Sie  vereinzelt  uns.  Sieht  zwar 
die  Notwendigkeit  zur  Gruppenarbeit,  schafft  es  aber  noch  nicht, 
weder  mit  den  Gefangenen,  noch  liber  ihre  eigenen  Sperren  zu  springen. 
Sie  ist  vor  allem  fUr  die  Jugendlichen  und  die  Kinderstation  zustan- 
dig,  wo  sie  halt  auch  nur  ein  paar  Stunden  in  der  Woche  sein  kann. 
Die  Fiirsorgerin  ist  gra'Blich  naiv,  lieb,  katholisch,  sozial-caritativ 
engagiert.  KLimmert  sich  urn  die  Entlassungen,  versucht  Verbindungen 
zu  den  Verwandten  der  Gefangenen  wiederherzustellen,  wiihlt  unheim- 
lich  rum,  aber  da  sie  nie  Grundsatzl iches  sieht,  sondern  nur  einen 
Haufen  von  Bedlirftigen,  ziemlich  effektlos.  Manchmal  krabbeln  noch 
einige  Praktikanten  durch  die  Gegend,  mit  denen  wir  Gefangenen  wenig 
sprechen  konnen.  Ist  scheinbar  nicht  so  sehr  erwunscht." 

Fassen  wir  zusammen:  Der  Knast  erfullt  im  Kapitalismus  einige  wich- 
tige  Funktionen.  Er  dient  zur  Aufrechterhaltung  von  Herrschaftsstruk- 
turen.  Das  Gefa'ngnis  ist  zugleich  Verwahrungsort  wie  auch  Reprasen- 
tant  der  Gewalt  und  der  Macht  der  Herrschenden  und  dient  so  zur  Ab- 
schreckung  von  potentiellen  Straftatern.Solange  es  Befehlende  und 
Untergeordnete  geben  wird,  solange  wird  es  Menschen  geben,  die  sich 
gegen  diese  Rollenverteilung  auflehnen  werden.  Reformen  konnen  die- 
ses Problem  nicht  Ibsen,  sondern  hbchstens  verschleiern.  Erst  der 
Abbau  von  politischen  und  bkonomischen  Herrschaftsstrukturen,  d.h. 
eine  Systemveranderung,  kann  hier  Abhilfe  schaffen.  Bis  dahin  werden 
die  Herrschenden  ihre  Positionen  mit  Gewalt  verteidigen,  d.h.  Mann- 
heim war  weder  Skandal  noch  Ausnahme  noch  Auswuchs,  das  was  wir  Uber 
Mannheim  gehbrt  und  gelesen  haben,  ist  der  normale  Al 1  tag  in  den  bun- 
desdeutschen  Strafanstalten. 


-  10  - 


Helmut  Ortner,  Darmstadt: 

GEFKNGNISSKANDALE  -  ODER  DER  PERMANENTE 
SKANDAL  IN  UNSEREN  GEFANGNISSEN 


"Wird  das  okonomisohe  Gewaltmonopol  der  Produktions- 
mittelbesitzer  durah  diejenigen,    die  ihm  ausgeliefert 
sind,   infragegestellt,   so  greift  das  staatliche  Ge- 
waltmonopol  "friedenstiftend"  ein.    Diesev  Zusammen- 
hang,   das  Biindnis  zwisohen  staatliohem  und  okonomi- 
schern  Gewaltmonopol*    ist  zwangslaufig  und  notwendig. 
Ohne  ihn  wiirde  der  biirgerliche  Staat  sioh  selbst  und 
damit  die  kapitalistischen  Produktionsverhaltnisse 
preisgeben." (Clemens, M.    Zum  Verhaltnis  von  burgerlichem 
Staat, Gewalt  und  Faschismus,in  Diskus  2-3/74, S. 35) 

Institutionen  staatlicher  Gewalt  sind  Justiz,  Polizei,  Militar,  Er- 
ziehungsheime,  Psychiatrische  Anstalten  und  Gefangnisse.  Alle  diese 
Institutionen  sind  Herrschaftsapparate  und  haben  die  Aufgabe,  biir- 
qerliche  Produktions-  und  Gewal tverhaltnisse  aufrechtzuerhal ten  und 
abzusichern.  Staatliche  Gewalt  tritt  dort  als  offene  repressive  Ge- 
walt und  gleichzeitig  strukturelle  Gewalt  auf,  als  al 1 tagl icher  Ter- 
ror im  geregelten  Funktionieren  dieser  Institutionen. 

Wenn  in  den  letzten  Jahren  immer  wieder  von  "Gefangnis-Skandalen" 
die  Rede  war,  so  waren  diese  Ereignisse  keineswegs  Randerscheinungen 
oder  Betriebsunfalle  dieser  staat! ichen  Institutionen.  Offene  und 
strukturelle  Gewalt  sind  vielmehr  deren  ta'gliche  Praxis.  Herausra- 
qendstes  Beispiel  der  jungsten  Zeit  ist  der  "Gefangnisskandal  Mann- 

Im  Februar  1974  verabschiedeten  Gefangene  der  Mannheimer  Justizvoll- 

zuqsanstalt  eine  gemeinschaftliche  Petition  an  das  baden-wiirttember- 

qische  Justizministerium. 

Einleitend  hieB  es  in  dieser  Petition: 

"Wir  protestieren  gegen  die  Anstalts-  und  Justizwillklir,  die  uns  un- 

sere  Rechte  vorenthalt  und  somit  das  Gesetz  mit  FUBen  tritt.  Nehmen 

wir  unsere  Rechte  wahr,  so  werden  wir  verfolgt,  in  Isolationsarrest 

aebracht  und  in  andere  Anstalten  verschubt,  wo  man  uns  zwingt,  unter 

nrimitivsten  Vernal tnissen  dahinzuvegeti eren.  Dagegen  wehren  wir  uns." 

Es  folgten  25  konkrete  Forderungen  der  Gefangenen  wie  sinnvollere  Ar- 
beit Bezahlung  nach  Tariflohn,  kein  ausbeuterischer  Akkord,  Erwei- 
.  ung  des  Freizeit  -  und  Informationsangebotes,  Rechts information, 
Uschaffung  der  Briefzensur,  Bildung  eines  unabha'ngigen  Gefangenen- 
narlaments,  bessere  Zelleneinrichtungen,  Abschaffung  des  Folter- 
arrests  sowie  freie  Arztwahl  und  generelle  Urlaubsregelungen.  Weite- 

I  Forderungen  vervollstandigten  die  Petition,  die  von  Liber  160  Ge- 
fanqenen  unterschrieben  wurde.  Viele  Gefangene  solidarisierten  sich 
Lhpnfalls  mit  dem  Inhalt  dieser  Petition,  verweigerten  jedoch  aus 
Anast  vor  Repressalien  ihre  Unterschrift.  DaB  solche  Bef'u'rchtungen 

icht  unbegrundet  sind,  zeigt  die  Praxis.  Gefangene,  die  sich  fur 
eigene  oder  Rechte  anderer  einsetzen,  gelten  als  Querulanten. 

-  11  - 


-  Has  geschah  mit  der  Mannheimer  Petition?  - 

Gefangm'sleitung  und  Justiz  verhielten  sich  wie  gewohnt.  Die  fast 
taglich  eingehenden  Beschwerden  von  Gefangenen  werden  ignoriert  oder 
unterdriickt.  Allein  92  ( ! )  "unbegr'u'ndete  Beschwerden"  gegen  den  Mann- 
heimer Gefangnisarzt  Dr.  Reith  blieben  so  unbeantwortet.  Das  spricht 
eine  deutliche  Sprache.  In  der  Regel  reagiert  die  Justiz  auf  Einga- 
ben,  Beschwerden  Oder  Petitionen  mit  der  Verlegung  der  vermeintli- 
chen  Wortfu'hrer  und  Initiatoren  in  andere  Gefa'ngnisse.  So  geschah 
es  auch  im  Frlihjahr  1974  im  Mannheimer  Fall.  Die  zusta'ndige  Justiz 
nannte  Verfasser  und  Unterzeichner  der  Petition  "rote  Vollzugsstorer" 
und  antwortete  auf  die  gestellten  Forderungen  mit  Repressalien  und 
Verlegungen.  Doch  die  altbewahrte  Art  der  Justiz,  durch  solche  Prak- 
tiken  MiBstande  in  den  Gefangnissen  ubergehen  zu  kbnnen  und  die  Be- 
troffenen  zum  Schweigen  zu  bringen,  hatte  diesmal  keinen  Erfolg.  Im 
Gegenteil.  Durch  zahlreiche  negativ  beschiedene  Eingaben  entmutigt, 
wandten  sich  die  Gefangenen  jetzt  an  Gruppen  auBerhalb  des  Justiz- 
bereichs.  So  erhielt  der  Frankfurter  Gefangenenrat,  eine  Vereinigung 
ehemaliger  Strafgefangener,  in  der  Folgezeit  zahlreiche  Briefe  aus 
dem  Mannheimer  Gefangnis. 

Auf  diese  Weise  kamen  auch  die  ersten  massiven  VorwUrfe  gegen  Ver- 
haltnisse  und  Aufsichtsbeamte  in  der  Mannheimer  Anstalt  an  die  Of- 
feritl  ichkeit.  So  wurden  Aufsichtsbeamte  beschuldigt,  Gefangene  miS- 
handelt  und  Zeugen  der  Vorfa'lle  bestochen  zu  haben.  Der  won!  schwer- 
ste  Vorwurf  wurde  im  Zusammenhang  mit  dem  mysteriosen  Tod  des  Unter- 
suchungsgefangenen  Vast  gegen  das  Aufsichtspersonal  erhoben.  Vast 
war  am  16.  Dezember  1973  in  Heidelberg  am  Steuer  eines  gestohlenen 
Autos  festgenommen  und  in  das  Mannheimer  Untersuchungsgefa'ngnis  ein- 
geliefert  worden.  Am  Morgen  des  27.  Dezember  1973  wurde  er  dort  tot 
in  seiner  Zelle  aufgefunden.  Der  Gerichtsarzt  konstatierte  damals 
unter  anderem  "Prellungen  an  der  Kopfhaut,  am  Kinn  und  am  Jochbein, 
innere  Blutungen  sowie  Schurfwunden  am  Nacken,  auf  der  Brust  und  am 
Riicken".  Die  Gefangm'sleitung  unterrichtete  die  Staatsanwaltschaft, 
die  jedoch  das  Verfahren  bald  danach  wieder  einstellte,  obwohl  der 
untersuchende  Staatsanwalt  der  Dberzeugung  war,  daB  sich  der  getbte- 
te  Haftling  die  festgestellten  Verletzungen  nicht  selbst  beigebracht 
haben  konnte.  Auch  die  Obduktion  erhartete  den  Verdacht  auf  Fremd- 
verschulden. 

Der  Frankfurter  Gefangenenrat  fiihrte  den  Tod  des  Gefangenen  auf  Ge- 
walteinwirkung  durch  Aufsichtsbeamte  zurlick.  Bestarkt  wurde  diese 
Annahme  durch  erneute  Meldungen  von  MiBhandlungen,  die  den  Gefange- 
nenrat aus  der  Mannheimer  Strafanstalt  erreichten.  An  Pfingsten  1974 
kam  es     den  Briefen  zufolge  zu  schweren  MiBhandlungen  und  Pruge- 
leien  an  Gefangenen.  Dabei  wurden  nach  Angaben  ehemaliger  Mitgefan- 
gener  zwei  auslandische  Haftlinge  besonders  schwer  miBhandelt.  Alle 
diese  massiven  VorwLirfe  versetzten  die  baden-wurttembergische  Justiz 
nun  doch  in  Aufregung.  Wollte  man  der  Of fentl  ichkeit  den  Strafvoll- 
zug  mitsamt  dem  Losungswort  Re-Sozial isierung  weiterhin  "verkaufen", 
gait  es  zu  retten,  was  zu  retten  war.  Auch  der  nachste  Wahlkampf 
stand  vor  der  Tur.  Das  alles  veranlaBte  den  Justizminister  von  Baden- 
Wurttemberg,  Bender,  die  Staatsanwaltschaft  nun  doch  wieder  mit  den 
Ermittlungen  urn  den  Tod  des  Haftlings  Vast  zu  beauftragen.  In  glei- 
cher  Sache  hatte  der  Gefangenenrat  zwischenzeitl ich  beim  Oberstaats- 


12 


anwalt  Strafanzeige  wegen  Verdacht  auf  Totschlag  gegen  die  Aufsichts- 
beamten  der  Mannheimer  Anstalt  gestellt. 

AuBerdem  setzte  das  Justizministerium  nun  unter  dem  Druck  der  Dffent- 
1 ichkeit  eiligst  eine  sogenannte  "Sonderkommission"  ein.  Diese  er- 
mittelte  gegen  die  Mannheimer  Beamten  wegen  der  MiBhandlungen  an 
Pfingsten.  Ober  erste  Ergebnisse  dieser  wiederaufgenommenen  Untersu- 
chungen  sagte  der  in  Bedrangnis  geratene  Justizminister  Bender  am 
27.  August  1974  in  Stuttgart,  an  dem  Tod  des  Haftlings  Vast  seien 
wahrscheinlich  doch  Beamte  der  Anstalt  schuldig.  Am  Abend  des  27.  De- 
zembers  1973  seien  diese  biertrinkend  in  der  Kantine  gesessen,  da 
sie  dienstfrei  hatten.  Hier  seien  sie  dann  von  Kollegen  gebeten  wor- 
den, bei  der  "Beruhigung  eines  Gefangenen"  zu  helfen.  Diese  Beruhi- 
gung  endete  todlich.  Auch  bestatigten  sich  nun  MiBhandlungen  an  an- 
deren  Gefangenen,  sowie  zahlreiche  Bestechungsversuche  von  Zeugen 
der  Vorfa'lle.  (Siehe  dazu  'links'  Nr.  59,  67  und  Dokumentation 
'Knastalltag  am  Beispiel  Mannheim) 


-  Tagliche  Praxis 

Ftir  Kenner  der  bu 
dungen  aus  dem  Ma 
Strafanstalten,  e 
Personal,  stumpfs 
le  und  psychologi 
in  unseren  Gefa'ng 
He  schaffen  die  V 
Strafanstalt.  Man 
sind  stets  wieder 
chem  AusmaB  schon 


ndesdeutschen  Strafvollzugspraxis  kamen  die  Mel- 
nnheimer  Gefangnis  nicht  uberraschend.  uberf'u'llte 
in  schlecht  ausgebildetes  und  total  u'berfordertes 
innige  Arbeit,  kein  gerechter  Lohn,  durftige  sozia- 
sche  Betreuung,  ist  die  langst  bekannte  Realita't 
nissen.  Erst  diese  skandalbsen  Mangel  und  MiBstan- 
oraussetzungen  fur  Vorfa'lle  wie  in  der  Mannheimer 
nheim  aber  ist  kein  Einzelfall.  "Gefa'ngnis-Skandale" 
kehrende  Wirklichkeiten  und  es  gab  sie  mit  a'hnli- 
zu  fruheren  Zeiten. 


Dabei  ist  besonders  zu  denken  an  den  "Kolner  Kl  ingelplitz-Skandal ", 
wo  kranke  Haftlinge  miBhandelt  und  geprugelt  wurden,  oder  an  den 
Hamburger  Strafvollzug,  wo  innerhalb  der  letzten  Jahre  allein  6  Men- 
schen  starben.  Eine  Parallele  zum  Tod  des  Haftlings  Vast  in  Mann- 
heim ist  der  Fall  Haase  aus  dem  Jahre  1964.  In  der  Hamburger  Beru- 
hiqungszelle  "Glocke"  fand  man  am  30.  Juni  1964  den  Untersuchungsge- 
fanqenen  Ernst  Haase  regungslos  auf  dem  Boden  liegend.  Er  war   tot. 
Untersuchungen  der  Staatsanwaltschaft  ergaben,  daB  auch  damals  schon 
der  Tod  durch  fremde  Gewalteinwirkung  eintrat. 

All  die  offensichtlichen  MiBstande,  all  die  Prugeleien  und 
reien  in  unseren  Gefangnissen  sind  un'u'bersehbar  geworden.  U 
nen,  daB  dies  tagliche  Praxis  ist,  einige  Beispiele  aus  Bri 
Gefangenen,  die  der  Frankfurter  Gefangenenrat  fast  taglich 
Trotz  Meinungsmanipulation  der  Justizminister  und  Gefangnis 
aen  sind  Gefangene  dennoch  bereit,  u'ber  MiBstande,  MiBhandl 
Erniedrigungen  aus  den  Gefangnissen  zu  berichten.  In  einem 
Brief  vom  17.  Oktober  1974  wird  ein  geringer  Teil  davon  in 
aenannt-  Bei  diesen  Vorfa'llen  handelt  es  sich  ausschl  ieBl  ic 
fa'nqnisse  in  Baden-WUrttemberg: 

1  '      MiBhandlung  durch  Schla'ge 

Fesselung  und  MiBhandlung  durch  Schla'ge 
Unterlassene  a'rztliche  Hilfeleistung 
Tod  eines  asthmakranken  Gefangenen  durch 
ken,  da  Sauerstoffgerat  fehlte 


JVA  Stammheim 
JVA  Konstanz 
JVA  Rottenburg 
JVA  Rottenburg 


Qua'le- 
m  zu  zei- 
efen  von 
erha'l  t. 
leitun- 
ungen  und 
Offenen 
Kurzform 
h  urn  Ge- 


Erstik- 


JVA  Pfullingen    Tod  eines  Gefangenen  durch  Schla'ge 

JVA  Hohenasperg    Sperrung  des  Briefverkehrs  wegen  "Beeintrachti- 

gungswahns" 
JVA  Ravensburg    StoBen  gegen  Wand  und  Bedrohung 
JVA  Bruchsal      MiBhandlung  durch  Schla'ge  und  Tritte  in  den  Unter- 

leib  -  unterlassene  arztliche  Hilfe 
JVA  Heidelberg    ReiBen  an  den  Haaren,  MiBhandlung  durch  Schla'ge 

und  Tritte,  Schleifen  Liber  Treppe  und  Hof 
JVA  Mannheim      Mangel nde  arztliche  Versorgung,  Gefahr  der  Ampu- 
tation eines  Beines. 
Dem  Offenen  Brief  an  die  Adresse  des  baden-wlirttembergischen  Justiz- 
ministers  wurden  ausflihrl  iche  Zeugenberichte  zu  den  genannten  Vor- 
fa'llen  beigelegt.  Kommentar  aus  dem  Justizministerium:  Man  wolle 
trotz  der  Hexenjagd,  die  derzeit  auf  die  Gefa'ngnisse  der  Bundesrepu- 
blik  veranstaltet  werde,  den  genannten  Vorwlirfen  nachgehen. 

-  Die  Rolle  der  Aufsichtsbeamten  - 

Nach  einer  Untersuchung  von  Gerhard  Deimling,  der  Strafvol Izugsbe- 
amte  in  Nordrhein-Westfalen  befragte,  glauben  84,1  %   der  Befragten, 
daB  der  derzeitige  Vollzug  nicht  streng  genug  sei.  Fast  20  %   der  Be- 
amten  sprechen  sich  nach  dieser  Untersuchung  fur  die  Einflihrung  einer 
Prugelstrafe  im  Jugendstrafvollzug  als  Disziplinierungsmittel  aus. 
Die  Untersuchung,  die  durchgeflihrt  wurde,  um  ein  Bild  Liber  soziale 
Herkunft,  Ausbildung,  Einstellung,  Ansichten  und  Selbstversta'ndnis 
von  Aufsichtsbeamten  im  Strafvol lzug  zu  bekommen,  zeigt  weiter,  daB 
sich  die  Beamten  durch  "autorita're  Neigungen",  Beflissenheit  nach 
oben  und  Machtausubung  nach  unten  auszeichnen.  Aber  gerade  dieses 
Verhalten,  diese  "autorita'ren  Neigungen"  entwickeln  sich  bei  den 
meisten  Aufsichtsbeamten  erst  durch  die  sozialen  Bedingungen  des 
Knastsystems. 

Glaubt  man  jedoch  den  Kommentaren  der  verantwortl ichen  Justiz  und  des 
uberwiegenden  Teilsder  Massenmedien,  so  ist  individuelles  Versagen 
einzelner  Aufsichtsbeamter  meist  Ursache  von  sogenannten  "Gefa'ngnis- 
Skandalen".  Hier  wird  der  Versuch  unternommen,  permanente  strukturel- 
le  Repression  als  "perverse  Exzesse"  (so  Justizminister  Traugott 
Bender)  einzelner  Beamter  darzustellen.  Dieses  individuelle  Versagen 
soil  dann  dazu  dienen,  der  Dffentl ichkeit  einige  Siindenbocke  zu  pra- 
sentieren.  Strafvollzugssystem  und  Vollzugspraxis  bleiben  auBerhalb 
jeglicher  Diskussion- 

e  in  den  Ge- 
deutlich,  daB 
n  den  Gefang- 
Diese  Praxis 


Die  liberalen  Presseverbffentlichungen  liber  Verha'ltniss 
fa'ngnissen,  Berichte  ehemaliger  Strafgefangener  machen 
sogenannte  "Gefa'ngnis-Skandale"  keine  Betriebsunfa'lle  i 
nissen  sind,  sondern  knastimmanente  allta'gliche  Praxis, 
ist  ein  permanenter  Skandal. 

Wenn  heute  die  Justiz  als  ein  Repra'sentant  staatlicher 
groBem  Presseaufwand  einen  "menschl ichen  und  demokratis 
vollzug  proklamiert,  so  hat  das  reinen  Legitimationscha 
allein  den  Sinn,  die  bu'rgerliche  Ideologie  vom  demokrat 
sozialen  Rechtsstaat  zu  wahren.  Denn  gerade  durch  die  a 
lichkeit  gekommenen  Vorfa'lle  in  den  Gefa'ngnissen  war  d 
gefa'hrdet  und  damit  auch  die  muhsame  Verschleierung  des 
Strafe  und  Strafvollzug  in  der  kapitalistischen  Gesells 


Gewalt  mit 
chen"  Straf- 
rakter  und 
ischen  und 
n  die  Uffent- 
iese  Ideologie 
Zwecks  von 
chaft. 


14 


Sjef  Teuns,  Amsterdam: 

ISOLATION  -  SENSORISCHE  DEPRIVATION 
ALS  FOLTERMETHODE 


Vorbemerkung: 

Das  Prinzip  eines  jeden  Gefa'ngnisses  ist  Isolation.  In  der  Vergangen- 
heit  wurden  "schlechte  Haftbedingungen"  zumeist  im  Zusammenhang  mit 
der  Inhaftierung  "politischer  Gefangener"  genannt.  Isoliert,  d.h. 
psychisch  und  physisch  gebrochen  werden  jedoch  taglich  Tausende  von 
Gefangenen.  Fur  sie,  die  nicht  die  Publizitat  der  "politischen  Gefan- 
qenen"  haben,  ist  die  Situation  ebenso  vernichtend.  Der  hollandische 
Facharzt  fur  Psychiatrie  Dr.  S.  Teuns  beschreibt  in  seinem  Beitrag 
(er  wurde  1973  auf  einer  b'ffentl  ichen  Diskussionsveranstal  tung  des 
Komitees  Kampf  gegen  Folter  in  Frankfurt  gehalten)  die  Methode  der 
sensorischen  Deprivation  und  ihre  Auswirkung  auf  den  Menschen.  Kon- 
kretisiert  und  belegt  wird  dies  durch  Beispiele  von  Isolationshaft, 
die  betroffene  Strafgefangene  in  der  JVA  Ber1  in-Tegel  Haus  III  in 
einer  Dokumentation  zusammengestellt  haben. 


zin  angewandt  sowohl  in  der  Pra- 
skrankheiten  wie  Tuberkulose 
zung  von  Genesungsprozessen,  z.B. 
einem  schweren  Unfall  oder  einer 
n  diesen  Fallen  stets  betrachtet 
kurzer  Dauer,  und  moderne  Tech- 
ngesetzt,  um  dem  Patienten  zu 
ta'nestation  auf  schnellstem  Wege 


Isolation  wird  in  der  Al  1  gernei ntnedi 
vention,  zum  Beispiel  bei  Infektion 
oder  Pocken,  als  auch  zur  Unterstiit 
bei  derkurzfristigen  Isolation  nach 
komplizierten  Operation.  Sie  wird  i 
als  notwendiges  Obel  von  mb'glichst 
niken  werden  in  zunehmendem  MaBe  ei 
helfen,  Krankenhaus  oder  Ouaran 
zu  verlassen. 

Nicht  so  in  der  Psychiatrie  und  bei  der  Justiz.  Es  f'a'llt  auf,  welche 
Vielzahl  von  Methoden  die  Wissenschaft,  die  man  Psychiatrie  nennt, 
entwickelt  hat,  um  Menschen  in  verschiedenen  Bereichen  ihrer  Existenz 
zu  isolieren.  So  ist  das  Verbot  oder  die  Zensur  des  brieflichen  Ver- 
kehrs  und  des  Lesestoffs  eine  normale  Erscheinung,  die  Beschrankung 
oder  das  Verbot  von  Besuch  allgemein  Ublich  in  Psychiatrischen  Kran- 
kenhausern.  Schlaf-  und  Insul  in-Kuren  sind  kLinstt  iche  Methoden,  um 
Menschen  langerfristig  zu  isolieren,  unter  dem  Vorwand,  sie  zu 
"beruhigen",  aber  haufig  werden  die  Patienten  dabei  so  konditioniert, 
daB  sie  ihre  Isolierung  nicht  mehr  verlassen  wollen,  well  das  Vakuum, 
in  das  sie  zuruckkehren  soil  en,  ihnen  nun  b  e  w  u  B  t  zu  unertrag- 
lich  erscheint.  Und  jede  psychiatrische  Abteilung  hat  ihre  Isolier- 
zellen.  Der  Elektroschock  ist  eine  kurze  aber  sehr  intensive  Form  von 
isolation,  ahnlich  der  des  epileptischen  Insults.  Die  Branche  der 
Pc  hiatri'e,  die  s^cfri   mit  der   korperlichen  Behandlung  von  Patienten 
hescha'ftigt,  beschaftigt  sich  haupts'a'chlich  mit  der  wissenschaftli- 
hen  Erforschung  immer  perfekterer  Isolationsmethoden.  In  der  Psychia- 
trie wird  denn  auch  Heilung  stets  identischer  mit  der  Unterdriickung 
menschl ichen  Handelns. 


In  der  Justiz  werden  -  in  dem  MaBe  wie  die  Todesstrafe  und  kbrper- 
liche  Zuchtigung  in  den  Hintergrund  treten  -  alle  Formen  von  Isola- 
tion gebraucht  als  Prevention,  als  Untersuchungsmethoden  und  als 
Strafe.  Diese  Zwecke  iiberschneiden  einander.  Strafe  dient  der  spe- 
ziellen  und  generellen  Prevention,  soil  einschlichtern,  Angst  und  Schrek- 
ken  einjagen  und  verbreiten;  Angst  und  Schrecken  wiederum  dienen 
der  Erzwingung  von  Gestandnissen,  Oder  auch  nur  der  Erzwingung  eines 
konventionellen  Rollenverhaltens  in  der  Gerichtsverhandlung.  Unter 
dem  Vorwand  von  Untersuchung  und  Verhb'r  werden  in  zunehmendem  Mali- 
stab  Menschen  in  die  Isolation  gebracht,  die  dazu  flihren  kann,  daB 
sie  aufgrund  einer  drastischen  Einschrankung  ihrer  sinnlichen  Wahr- 
nehmungsmoglichkeiten  ihre  selbsta'ndige  Denkfahigkeit  einbliRen. 
Die  Vergewaltigung  der  unmittelbaren  Umgebung  des  Gefangenen  erfolgt 
auf  eine  auBerst  subtile  und  perfektionierte  Weise,  die  wissenschaft- 
lich  grlindlich  untersucht  worden  ist. 

Im  Mittelpunkt  dieser  Untersuchungen  steht  der  Begriff  der  sensori- 
schen  Deprivation,  den  ich  nun  mit  einigen  allgemeinen  Bemerkungen 
erlautern  mbchte. 

Unter  sensorischer  Deprivation  verstehen  wir  eine  drastische  Ein- 
schrankung (Deprivation)  der  sinnlichen  Wahrnehmung  (des  Sensoriums), 
durch  die  der  Mensch  sich  in  seiner  Umgebung  orientiert,  also  Isola- 
tion von  der  Umwelt  durch  Aushungerung  der  Seh-,  Hor-,  Riech-,  Ge- 
schmacks-  und  Tast-Organe. 

Die  menschlichen  Sinnesorgane  nehmen  in  erster  Linie  Veranderunger 
in  der  Umwelt  wahr.  Ihre  Nahrung  besteht  aus  einer  standigen  Aufein- 
anderfolge  von  Veranderungen.  Die  Diskriminierung,  Registrierung  und 
Weitergabe  von  Umweltveranderungen  an  das  Gehirn  ist  die  physiologi- 
sche  Funktion  unserer  Sinnesorgane  im  Wachzustand.  Im  Schlaf  hingegen 
mu'ssen  die  Sinneseindrucke  viel  intensiver  sein,  urn  von  den  ruhenden 
Wahrnehmungsorganen  registriert  und  verarbeitet  werden  zu  kb'nnen,  wo- 
mit  aber  stets  auch  eine  Oberstrapazierung  des  Sensoriums  verbunden 
ist. 

Menschliche  Lebensfunktionen  im  Sinne  der  Selbststeuerung  und  Ent- 
wicklung  des  menschlichen  Organismus  in  seiner  jeweiligen  Umgebung 
werden  in  erster  Instanz  von  der  sinnlichen  Wahrnehmung  dieser  ver- 
anderlichen  Umgebung  gespeist. 

Die  Herstellung  und  Aufrechterhaltung  einer  klinstlichen  Umgebung, 
die  sich  einerseits  durch  ihre  Konstanz  und  Unveranderlichkeit  und 
andererseits  durch  willkurlich  dosierte  Reize  -  auch  im  Schlaf  - 
auszeichnet,  legt  im  Laufe  der  Zeit  die  Sinnesorgane  lahm  und  fiihrt 
zu  einer  Desintegration  und  extremen  Desorientierung  des  so  isolier- 
ten  Individuums;  so  wie  etwa  lang  andauernde,  erzwungene  Bewegungs- 
losigkeit  zu  einer  Erschlaffung  der  Muskulatur,  zu  Gelenkverstei- 
fungen  und  Knochenverformungen  fiihren  kann.  Wir  haben  das  in  jiing- 
ster  Zeit  in  Bildern  und  Berichten  von  Gefangenen  aus  den  siidviet- 
namesischen  Tigerkafigen  gesehen. 

Durch  die  Lahmlegung  der  motorischen  Funktionen  wurde  hier  -  nach 
klassischen  Vorbildern  -  erreicht,  was  durch  die  Ausschaltung  senso- 
rischer Funktionen,  die  ja  stets  Quelle  und  Grundlage  aktiver  -  mo- 
torischer  -  Umweltveranderungen  sind,  durch  sensorische  Deprivation 
gru'ndlicher  -  und  subtiler  -  zuwege  gebracht  werden  kann. 


16 


Andererseits  werden  die  ihrer  Nahrung  beraubten  -  deprivierten  - 
Sinnesorgane  besonders  empfindlich  gegenliber  auch  geringfligigen  Ver- 
anderungen  in  der  Utnwelt  und.  geben  diese  als  Uberproportionale  Sig- 
nale  an  das  Gehirn  weiter.  Das  kann  sich  auBern  in  unverhaltnisrna'Bi- 
gen  Reaktionen  der  Angst  oder  der  Freude  oder  der  Hut.  Jedenfalls 
fuhrt  die  klinstlich  herbeigefuhrte  Desorientierung  des  Individuums 
durch  sensorische  Deprivation  nach  kurzerer  oder  la'ngerer  Zeit  mit 
Sicherheit  zu  unverhaltnisma'Bigen  Reaktionen  auf  Umweltreize.  Es 
ware  aber  verfehlt,  aus  derartigen  Reaktionen  auf  so  etwas  wie  den 
"Kern  einer  Persbnlichkeit" ,  der  im  Zustand  der  sensorischen  Depri- 
vation freiliegen  soil,  zu  schlieBen,  denn  solche  Reaktionen  sind 
nachweislich  eindeutig*das  Produkt  einer  Persbnlichkeitsdeformation 
durch  sensorische  Deprivation. 

Ua'hrend  gewbhnlich  Umweltreize  als  Teile  eines  kontinuierl  ichen  Flus- 
ses  von  Umweltvera'nderungen  wahrgenommen,  erfahren  und  in  einen  sy- 
stematischen  Zusammenhang  eingegl iedert  und  verarbeitet  werden  kbn- 
nen,  ist  dies  in  der  durch  sensorische  Deprivation  herbeigeflihrten 
Persbnlichkeitsverfassung  nicht  mehr  mbglich.  Diese  Situation  ist 
nur  vergleichbar  mit  den  Reaktionen  des  unvorbereiteten  Individuums 
auf  gewaltsame  Obergriffe  des  Staatsapparates,  auch  Kriegshandlungen, 
die  sich  ja  gerade  durch  ihren  vbllig  chaotischen  Ablauf  auszeich- 
nen,  der  dem  unvorbereiteten  Menschen  eine  sinnvolle  Orientierung 
in  einer  total  von  der  Willkur  anderer  bestimmten  Umwelt  unmbglich 
macht. 

Per  gesteigerten  und  deformierten  Sensibil itat  fiir  jede  geringfligige 
Umweltveranderung,  gepaart  mit  einem  stark  herabgesetzten  Diskrimi- 
nierungsvermbgen  fiir  Qual itatsunterschiede  in  diesen  Umweltvera'nde- 
rungen entspricht  eine  iiberintensive  Beschaftigung  mit  der  eigenen 
Individual itat.  Als  weitergehende  Effekte  sensorischer  Deprivation 
kbnnen  Halluzinationen  ebenso  auftreten  wie  Stbrungen  der  vegetati- 
ven  kbrperl ichen  Funktionen. 

Das  alles  sind  Manifestationen  der  mit  der  sensorischen  Deprivation 
einhergehenden  fortschreitenden  Desorientierung  des  Indidivuums  in 
seiner  klinstlichen,  total  fremdbestimmten  Umgebung. 


Im  Zusammenwirken  von  progressiver  Desorientierung,  halluzinatorischen 
Tendenzen  und  Stbrungen  vegetativer  kbrperl icher  Funktionen  (Ver- 
sta'rkung  des  Hunger-  und  Durst-Gefuhls,  des  SchlafbedLirfnisses,  des 
Urirdranges  und  so  weiter),  in  diesem  Zusammenwirken  manifestiert 
sich  die  Zerstbrung  der  Identitat  des  der  sensorischen  Deprivation 
ausgesetzten  Individuums.  Der  menschliche  Organismus  ist  der  kiinstlich 
durch  Menschen  herbeigeflihrten  sensorischen  Deprivation  nicht  ge- 
wachsen. 

In  der  Natur  ist  hbchstens  die  Situation  eines  in  der  wu'ste  verirr- 
ten  Menschen,  der  Fata-Morgana-Erscheinungen  halluziniert,  mit  der 
Situation  des  total  sensorisch  Deprivierten  vergleichbar.  Aber  in 
der  Wu'ste  finden  zumindest  noch  die  naturgesetzlich  ablaufenden  Ver- 
anderungen  von  Tag  und  Nacht  mit  ihren  wahrnehmbaren  und  vorausseh- 
baren  Licht-  und  Temperaturschwankungen  statt,  die  der  Verirrte  mit 
seinen  Sinnesorganen  registriert  und  auf  die  er  sich  einstellen  kann 
und  muB. 

Derartige  Orientierungshilfen  fehlen  dem  kiinstlich  und  gewaltsam  sen- 
sorisch Deprivierten  vbllig.  Vielmehr  ist  er  einem  fiir  inn  undurch- 

-  18  - 


schaubaren  und  aus  seiner  Situation  heraus  unveranderl ichen  Willkur- 
reqime  ausgesetzt,  das  selbst  die  Naturgesetze  des  Wechsels  von  Tag 
und  Nacht,  warm  und  kalt,  Gerausch  und  Stille  auBer  Kraft  zu  setzen 
scheint  Vor  allem  eine  fast  totale  Gera'uschisolation,  hbchstens 
unterbrochen  durch  gelegentl iche  seltene  Schalleruptionen,  hat  hier 
wohl  eine  Schlusselfunktion:  Veranderungen  oder  eine  Strukturierung 
des  Gerauschpegels  sind  in  der  Natur  entweder  Indizien  fur  den  Ab- 
lauf von  Wettergeschehnissen  (wind,  Regen,  Donner  und  so  weiter), 
oder  aber  fiir  die  Anwesenheit  anderer  Lebewesen.  Gerade  das  Letztere 
ist  fUr  Menschen  als  soziale  Lebewesen  der  erste  und  letzte  Anker 
oder  Strohhalm,  in  denen  sich  ihre  Verbindung,  ihr  Zusammenhang  mit 
ihrer  sozialen  Umwelt  manifestiert. 

Nicht  umsonst  ist  die  Sprache  -  und  die  Musik  -  als  akustisches  Kom- 
munikationsmittel  die  SI  teste  und  am  weitesten  entwickelte  Form  des 
Informationsaustausches  der  Menschen  untereinander.  Menschliches  Zu- 
sammenleben,  menschliche  Zusammenarbeit  und  akustische  Kommum  kation 
eind  weder  historisch  noch  technisch  voneinander  zu  trennen.  Das 
ailt  sowohl  in  Bezug  auf  die  Menschheitsgeschichte  als  auch  bezUglich 
der  individuellen  Entwicklung  des  Menschen  von  der  Geburt  an.  Das 
vollstandige  vitale  Funktionieren  des  Organismus  eines  Neugeborenen 
auBert  sich  fiir  seine  Umwelt  zu  allererst  akustisch:  das  Baby  schreit- 
lind  El  tern  oder  Arzt  oder  Hebamme  nehmen  das  neue  Leben  unmittelbar 
akustisch  wahr.  Nicht  zu  vergessen,  daS  das  Hbren  (auch  anatomisch) 
end  verbunden  ist  mit  dem  Schwergewichtsgefuhl  (einer  auBerst  wichti- 
aen  Grundlage  der  Orientierung),  und  daB  eine  Beeintraehtigung  des 
nHentierungsvermbgens  bezUglich  der  Schwerkraft  eines  der  Haupt- 
symptome  sowohl  des  epileptischen  Anfalls  als  auch  des  akuten  Elektro- 
schocks  ist. 

7u<;amnienfassend  kann  gesagt  werden,  daB  sensorische  Deprivation  durch 
Has  Versetzen  einzelner  in  eine  total  kunstliche,  gleichbleibende  Um- 
nphuna  wohl  das  zur  Zeit  geeignetste  Mittel  zur  Zerstbrung  spezifisch 
mpnschlicher  Vitalsubstanz  ist.  Durch  Aushungerung  im  herkbmml ichen 
Tinns   kann  man  ebenso  wie  durch  ErschieBen  oder  Vergasen  sowohl  mensch- 
liches als  auch  tierisches  Leben  vernichten.  Sensorische  Deprivation 
hinaegen  ist  eine  speziell  auf  den  menschlichen  Organismus  zugeschnit- 
?pne  Methode  der  Zerstbrung  vonLebenssubstanz  ,wenn  man  von  den  neu- 
rit! ichen  Methoden  bei  der  Mastung  von  Schlachtvieh  absieht. 

son-jorische  Deprivation  ist  -  weil  sie  nur  unter  von  Menschen  arbeits- 
ifriTa  Droduzierten  becfingungen  durchgefiihrt  werden  kann  -  zugleich 
hTp  menschl i rhste  und  unmenschl ichste  Methode  der  verzbgerten  Aus- 
TTifTh^a'  von  Leben.  Sne  ist  -  Liber  Monate  und  Jahre  angewendet  -  der 
^ichwortliche  "perfekte  Mord",  fiir  den  keiner  -  oder  alle,  auBer 
den  Opfern  -  verantwortl  ich  sind. 

■Lrantwortl ich  sind  w  i  r  alle,  ob  wir  in  unserer  tagl ichen  Praxis 
sf^hiatrie,  Psycholoyie  oder  Juristerei  ausUben,  oder  ob  wir  im 
;"„';,  der  Obriqkeit  Hissenschaft  an  Universitaten  und  dergleichen 
u+^iben  ebenso  wie  die  Staats-Psychiater,  Staatsanwalte,  Richter, 
Pol  listen  etc,  es  sei  denn,  w  i  r  setzen  unsere  Kenntnisse  und 
c°Mnkeiten,  die  wir  auf  Kosten  des  produktw  arbeitenden  Teils  der 
•g|^TTeTun?erlangt  haben,  fur  die  Abschaffunn  der  Isolation  von  Pa- 
Hrnt°n  nnH  Gefangenen  ein. 

'      '  -  19  - 


Autorenkollektiv:  KNASTALLTAG  AM  BEISPIEL  MANNHEIM 
Der  Mannheimer  Gefa'ngnisskandal  -  Eine  Dokumentation 

Die  Ereignisse,  die  im  Sorrmer  1974  als  "Mannheimer  Gefa'ngnisskan- 
dal" in  der  Offentl ichkeit  zum  Teil  bekannt  wurden,  bilden  den 
Ausgangspunkt  dieser  Dokumentation  uber  den  Mannheimer  Knastall- 
tag.  Die  Todesfalle  mehrerer  Gefangener,  der  bekannteste  Fall  ist 
die  Ermordung  Hans-Peter  Vasts  -  die  "Pfingstschlagerei"  von  1974 
und  die  unzahligen  MiBhandlungen  und  Folterungen  an  Gefangenen 
sind  Beispiele,  die  die  zerstbrende  Brutal itat  des  Knasts  deut- 
lich  werden  lassen.  Die  JVA  Mannheim  stellt  dabei  keinen  Einzel- 
fall  dar.  Berichte  aus  anderen  Gefangnissen  bestatigen  das  immer 
wieder.  Am  Mannheimer  Beispiel  werden  die  Ursachen  solcher  bruta- 
ler  Vorfalle  ergrUndet  und  dokumentiert.  Der  All  tag  im  Mannheimer 
Knast  ist  in  alien  seinen  Erscheinungen  gewaltta'tig,  -  ob  es  urn  die 
Zuweisung  von  Arbeit,  die  Arbeit  selbst,  das  rchlechte  Essen,  die 
mangelhafte  arztliche  Versorgung,  die  geringen  AuSenkontakte,  die 
sexuelle  Isolierung  vom  Mann  bzw.  von  der  Frau,  urn  die  abgestuften 
Hausstrafen  bis  hi n  zum  Bunker  oder  urn  das  schlichte,  aber  lang- 
fristig  jede  Persbnl  ichkeit  zerstbrende  Schicksal  des  Eingesperrt- 
seins  geht.  Die  Gewal ttatigkeit  des  Knasts  tritt  in  alien  Situa- 
tionen  mehr  oder  weniger  deutlich  offen  zu  Tage.  -  Mit  der  Doku- 
mentation KNASTALLTAG  AM  BEISPIEL  MANNHEIM  ist  eine  Material samm- 
lung  zusammengestell t,  die  gleichzeitig  auch  einen  Erklarungszu- 
sammenhang  flir  die  verschiedenen  Vorfalle  im  Mannheimer  Knast  lie- 
fert,  deren  wahre  Ursache  die  Verantwortl ichen  abstreiten. 


REIHE  INTERNATIONALE  SOLIDARITY,  Heft  9 


Portugal  auf  dem  Weg 
zum  Sozialismus 
Analysen  und  Dokumente 

INHALT 


MFA.POVO 


POVO.MFA 


1.  PORTUGAL   NACH   DEM   25.  APRIL    1974 

Chronologic  der  wkhtigstcii  Ercigmsse 

2.  PORTUGALS   WIRTSCHAFTLICHE   STRUKTUR 
Abhangtgcr  Kapitalismus  und  Kolonialfrage 

3.  DIE   BEWEGUNG  DER  STREITKRAFTE   (M.F.A.) 
Ihrc  Entstehungsgeschkhte  und  aktuclle  Rollc 

4.  ARBEITER-    UND    BAUERNK.AMPFE 

Bdsismohilisierung  und  ncue  Organisatiunsformen 

5.  DIE   PARTEIEN    DER   LINKEN 

Ihre  programmatischL-n  Zielc  und  Stratcgien 

6.  ZLM  VERHALTNIS  BRD  -  PORTUGAL 
Portugal  in  der  burgerlirhen  Presse  der  BRD; 
Intcrvenlionsvcrsuchc  der  Bundrsregierung 


16o  Seiten,   Preis  DM  8. — 

Vevlag  2ooo  GmbHj    60S  Offenbach  4,   Postfach  591 


Diese  Verantwortung  auf  sich  nehmen,  heiBt  nicht  nur  diejenigen  ankla- 
gen,  zu  deren  taglicher  Routine  die  Bedienung  der  Schalthebel  des 
Gewal tapparates  gehbrt,  die  die  sensorische  Deprivation  der  isolier- 
ten  Gefangenen  immer  wieder  aufs  Neue  produziert,  mit  jedem  Gerichts- 
beschluB,  mit  jeder  Amtshandlung  eines  Bewachers  oder  Gefangnisarztes 
etc.  Diese  Verantwortung  auf  sich  nehmen  hei3t  auch,  zu  enthullen, 
welche  Forschungen  an  wissenschaftlichen  Instituten  betrieben  werden, 
die  in  der  Technik  dazu  benutzt  werden,  die  Isolierung  von  Patienten 
und  Gefangenen  zu  perfektionieren.  Nicht  der  Kapo,  der  dieKnbpfedes 
vorfabrizierten  Folterinstruments  bedient,  ist  der  Hauptschuldige 
im  neuzeitl ichen  Foltersystem,  sondern  diejenigen, die  in  Kenntnis 
der  Zusammenhange  Grundlagenforschung  betreiben,  aus  der  die  Methodik 
des  Systems  entwickelt  wird  und  hervorgeht. 


Die  rein  wissenschaftliche  Erforschung  der 
schen  Deprivation  wurde  erst  vor  etwa  20  J 
griff  genommen.  Wie  so  haufig,  wurden  Fors 
methoden  entwickelt  aus  intuitiv  gewonnene 
reits  lange  zuvor  angewandt  worden  waren. 
len,  in  denen  sensorische  Deprivation  dure 
nur  die  Tigerkaf ige,  die  Isol ierabteilunge 
hauser,  Gefangnisse  und  Konzentrationslage 
her  die  Felsenhbhlen  und  Kellerraume,  in  d 
wurden,  die  sogenannten  "oubliettes".  Und 
dert  stammt  ein  reiches  Arsenal  von  Zellen 
unser  heutiges  Gefangniswesen  noch  immer  a 
Gefangnissen  gibt  es  gewohnlich  einige  Zel 
ba'ude  vollstandig  getrennt  sind  und  in  den 
wacht  werden.  Die  Indikation  fur  eine  sole 
dieser  Zellen,  die  in  Holland  "Dovencel"  - 
wird  meist  nicht  durch  GerichtsbeschluB  fe 
Gefangnispersonal  uberlassen.  So  habe  ich 
gen  erlebt,  der  eines  Verbrechens  beschuld 
inn  kennenlernte,  seit  seinem  elften  Leben 
isolierten  Zelle  einer  staatlichen  Erziehu 
qewesen  war.  Jahrelang  waren  weder  Sonnenl 
zu  ihm  durchgedrungen.  Kontakt  hatte  er  nu 
Kunstlichterhielt  er  nur,  wenn  und  solange 
sche  drangen  selbst  dann  nicht  zu  ihm  dure 
tlir  abschloB,  dafur  lag  die  Zelle  zu  tief 
war  fur  die  damalige  Zeit  sehr  gut  gebaut. 
war  der  Junge  durch  diese  abnormale  Umgebu 


Auswirkungen  der  sensori- 
ahren  systematisch  in  An- 
chungs-  und  Experimentier- 
n  Erkenntnissen,  die  be- 
Vorlaufer  der  Isolierzel- 
hgefUhrt  wird,  sind  nicht 
n  Psychiatrischer  Kranken- 
r,  sondern  schon  viel  frli- 
enen  Menschen  eingemauert 
aus  dem  vorigen  Jahrhun- 
-Einrichtungen,  auf  dem 
ufbaut.  In  diesen  Zellen- 
len,  die  vom  ubrigen  Ge- 
en  besondere  Gefangene  be- 
he  Sonderbehandlung  in  einer 

etwa:  Dampfkessel  -  heiBt, 
stgestellt,  sondern  dem 
einen  sechzehnjahrigen  Jun- 
igt  wurde  und  der,  als  ich 
sjahr  in  einer  vollstandig 
ngsanstalt  eingesperrt 
icht  noch  AuBengerausche 
r  mit  seinen  Bewachern. 

es  ihnen  gefiel.  Gerau- 
h,  wenn  man  seine  Zellen- 
unter  der  Erdoberflache  und 

Als  ich  ihn  kennenlernte, 
ng  schwer  deformiert. 


In  derartigen  Zellen  wurden  zu  Beginn  der  fiinfziger  Jahre  Beobach- 
tungen  angestellt  und  Versuche  durchgeflihrt  mit  Menschen  in  Abson- 
derungssituationen.  Gegen  Ende  der  fiinfziger  Jahre  wurden  fiir  diese 
Zwecke  besondere  Experimentierzellen  gebaut,  vor  allem  in  den  USA 
und  in  Kanada,  die  sogenannten  "silent  rooms".  Viel  spater  erst  wur- 
den derartige  Forschungen  in  Deutschland  aufgenommen.  Aber  die  am 
meisten  perfektionierte  "stille  Zelle"  befindet  sich  momentan  in  die- 
cpm  Land,  im  "Laboratorium  fiir  klinische  Verhaltensforschung"  an  der 
Universitat  Hamburg.  Hier  werden  nicht  nur  die  kbrperl  ichen  Reaktio- 
nen  von  Versuchspersonen  beobachtet  und  gemessen,  sondern  auch 
□svchologische  TestmaBstabe  geeicht  an  Versuchspersonen,  die  sich 
fur  einige  Zeit  in  die  "camera  silenta"  begeben. 

-  21  - 


1 


»°n  Menschen  in  versch  Sen  *^tSS  fiziert  man  d1*  Reaktionen 
dam,  das  unter  dem  intensiven Kate9c^n-    Inner  wieder  zeigt  sich 
sonschen  Deprivation  V    a    er  ]aW  andauernden  Druck  der  sen- 

folgende  konstante  BegleiteWK  Und  Panischen  Reaktionen  meistens 
Storungen  der  Wahrnehmung  und  derT^6"  ZUm  Vorschein  kommen: 
stopie,  illusionare  Verfllsrtmf  ^ken^nis   (Halluzinationen,  Auto- 


l^HLJONSHAFT   IN  PER  JVA  TEGEL   fHAUS  III) 

Jj  J«n1  1973  wurde  in  der  JVA  Tegel    (Haus  III)  eine  acht  Zellen  um 
;assende  Isolierstation  -  jetzige  Bezeichnung  Sicherungsstation 

tiggestell  t 
!£*  Documentation  der  Strafgefangenen  fuhrt  ».  30  Gefangene  aur 
sen  dieser  Zeit  dort  eingesperrt  -^-  sind.    Verbunden  mit 


ZtZ  "J  etwa  def°™1eft2s  fM»UK  VeUti"e  korperliche  St»-  Die  Documentation  der  Strafgefangenen  fuhrt  ca.    30  Gefangene  aur     die 

brieru m"  t0:Un9en'  funktione  le  nlr^J  Hun9ergefUhl .   Schlaf-  jelt  dieser  ZeU  dort  eingesperrt  worden  sind.   Verbunden  rait  die  er 

lerUr9  ("*•»*«  bittern?    ^:  g^1^'  ™torische  Desequili-  Jtaahme  war  der  E  tzug  von  Gemeinschaftsveranstal  tungen  wie  Fern 

I"  den,  Harnb,,™       c  61m  Elektroschock  USWl)'  !!  ?n'  Diskussionen,   Sport  etc  Aus  Platzgrunden  konnen  wir  hier 

Beobachtun X9'  HE,XLeriment  (J-   Gross  u.a.l  tat  „„„  ....  „„.,„,  „,««,  ^  BeisP^le  herausgreifen.      , 


In  dem  Hamburapr  f* 

Beobachtungen9LEdX  r;esSrotokoGnSS  U"a'>  hat  ma"  a"f  G™d  dieSer 
u"«  ^nschlicher  Persb°l?rit  ?Ine  ^elnfachte 'Form  der  Klas 
Reakt  onen  auf  die  Experiments  ^h  ei?typen  durchgefiihrt.  Die 
f1!!"    „  t  te  Werden  d0^t  in  drei   Kategorien  einge- 

2:j!SS:£SS!*tektion.; 

Anlage  und  FrUhenW  k  ung  «fS™JChkS1t?strukture"'  wie  sie  durSh 
dlLl edenfalls  unter  dem  IZl  7      "d  ziemli=h  stabilisiert  sind. 

3     dip  LY1S  die  ^ktion^n  der  ,     C  !treBsituationen  langer  liber- 

"•  die  Kategorie  der  Reat+T^  3'    Kategorie; 

sowohl  der  sozialen    nd  kuUu r.i?  aUf  Stimulationen  der  Umwelt, 
welt  antworten.  "ulturellen  «ls  auch  der  physischen  Um- 

S^liiSRS:  .Wtfpffie'  SsJ«nschl  ichen  Orga- 

SrSic  ungea^-Was  "" ■«*  ?  "CW^  d?«""  Experiments  1st 

liber  mers?Mn-d^ner'  ktinnte,  umgeformt  ^S,hyP°these  fUr  ^itere  Un- 
tount^5Ke  PersSilicnkei?ss?rn^     rd  zu  d°9«»t1schen  Aussagen 
befinde'       6  dle  Reaktionen  von  Mphc  ,tU"en  Ubernaupt.   So  wird  be- 
befi  den,  elre  Indikation  des  Wtl^  d1S  sich  in  situation  2      „ 
°"  "enter  etwa  wird  W6S6ntll^en  Kerns  der  Person!  ichkeit" 

DeJrivatiDnt,'aUte'1"  ''^mPV^FS™  U-  die  verhafteten, 
kbnnen     oh!  ^  5et2en>   l™  mit  der  dp"nF°l*erdruck  der  sensorischen 
schwer'vp^°hl  er  in  Wirkl ichkeit  p^9e"tllchen"  Person  sprechen  zu 
6r  Verk(-uPPelte  Person  vor  sich  hat       Ch  dl'6  Haftb^ingungen 


man  s"  dipTCh,die  A"wendung  sehr  ,np"-5armazeut1sche  Mittel   errei 
"oubl?et?e»   ^PliZ-ierte  Strukt  r  derP"^1SCher  PraP^ate  hofft 
Tablette  7,,'p     e-flussn'9  ™  machen     1h  2  e  a  Sllenta",  der  modernen 
-StS e„     s ^?lnchr-  die  d^  InSust     ed^!lbentR«"Itate  m^  ^'"e 
denken.         ifll-  kann.  0ie  A^ua^^^J-J-jn 


ner 


-    22 


12.   Oktober  1974  sechs  Tage Jsojiert. 


SSlfi  B  R  E  I  T  F  E  L  D 

sB^tfeld  wurde  isoliert,  weil   an  seiner  ArtaltssteTle  in  der  Schlos- 
Zlll  e1ne  mit  Gas  9enillte  D0Se  Oefunden  wurde.   Dne  |- »«  ben 
°es  Gasfeuerzeugs  benutzte  Dose  stand  bereits  seit  liber  e  .ner 

der    "-9ut  sichtbar  -  an  dem  Arbeitsplatz  Breitfelds.ohne  oai 


dp^      ^yul  sichtbar  -  an  dem  ArDeitspio^  "■  = •       ...(.t 

d^  aufsichtfUnrenden     Beamten  daran  Ansto6  f  nommen  h"te- 
s      rials  B-  "egen  erheblicher  technischer  und  9es«ndheitlicner 
n S  d  1m  Betrieb  Beschwerden  schrieb,  u.a     an  das  Gesundh        rfgr 
"«i  der  aufsichtfiihrende     Werkbeamte    V  e  t^t 
zuri      Rost  ansetzenden  Dose  und   "vermutete 
ZU-.J erb eifUhrung  von  Explosionen  (Bombe). 
Hsi,,  Z  lch  zu  den  sechs  Tagen  Isolierung  wurdf 
zur  r     afe  von  zwei  Monatenund  Einkaufssperre 
Bewahrung  ausgesetzt  wurde. 


1(3- 

t, 

t  P  r    AnstoB  an  der 
in  ihr  ein  Instrument 


qeqen  Breitfeld  eine^ 
/erhSngt,  von  denen  eiM 


SG9EN 


H 


November  1973  auf  der  ^^station  und 
-   26.   Juli   1974  in  sogenannten     ng 


E  R 
-   14. 

in<:n„'"  "uv«iiDer  1973  -   ,■:■>.   >jum    ■"'    :  -     rr,nv,rt 

-^^HElLjiber  acht  Monate  isol  iert_bzw^  eingesjjeir^, 

5lih?r  wurde  ebenso  wie  sein  Zel  le"mitbe^nn^H"Rarqeld  "gefunden 
*>    e  n.d6r  Saneinsamen  Zelle  eine  Elsensage  und  Barge      ^  ^^ 

tennte        6n'  deren  El'9entUmer  bis  heU  ., 

wa'hrend 

Dies 

s 

in 

ten 

Gu'^r  wurde 


nennn'tbewohnerfthlilke    isoliert, 
e 

o 
ate    i »"'  "*'  -,     . ,  • 
einer  sozialknti- 


nde  Schiilke  "nur" 


"S  TaSd  nUn  def-  ebenso  als  EigentUmer  in  Fr    e  k  am  en 
D    Ta9e  isoliert  wurde,  war  Gunther  uber  acntM°na"  ialKrlLI- 

;      nT  a11en  Di"9en  deshalb,  weil   G.  aufgr  nd     einer  s     ^^ 
>  vol  lnstellung,   seiner  schriftllchen  Beschwerden      «e      ivi1egier 
ten  a      ^9Hund  seines  Engagements. fur  die  ej ndeutig    ^  Ha(jslelter 
Mavp^     landlschen  Gefangenen  zu  einem    Argernib 

Gu^r  wurde.  .         ,cniipruna  au(3er  Papie 

Sr  durfte  wahrend  der  Uber  achtmonatigen  ^°^.fUTna9bak,  Kaffee, 
C  «ka  und  Radiobatterien  keine  Konsumartikel  ohne  Arbelt 

wa^'  *aren  einkaufen,  weil  er  angeblich  verscnui    . 
P     "  fofanQSnsn  sp^s 

cnenU"f,te  Wahrend  der  Isolierung  nicht  m^ma"d-ka2ionsverbot  zu  ge- 
w4"nd  d1ese  nicht  mit  ihm.   Um  dieses  Kommun  ka*  ■,  mit  einer 

■    lrleisten,  wurde  der  sogenannte  Spion  des J^      winkeleisen  ab- 


Ei 
5ed 


"•"Matte 

ichtet 


:n,  wurae  aer  sogenarmi-c  -k-—  ,  ...  mit  winKei  =  ' 
:e  vernietet,  die  ZellentLir  yon  1"^'  1ttern  vers 
und  die  Fenster  mit  engmaschigen  Dranty 


.ehen. 


Die  Stationsbeamten  L  e  t  z  und  L  i  n  d  e  gaben,  von  G.  auf  die 
unmenschliche  und  rechtswidrige  Isolierung  bin  angesprochen,  zur  Ant- 
wort,  daB  "uns  Urteile  vom  Bundesverfassungsgericht  und  das  Grundge- 
setz  nicht  interessieren,  wir  haben  unsere  dienstlichen  Anordnungen 
vom  Hausleiter  Mayer,  und  danach  richten  wir  uns." 
Zusatzlich  zu  der  liber  achtmonatigen  Isolierung,  dem  Konsum-  und 
Sprechverbot  wurde  Glinther  mit  zehn  Tagen  Bunker  bestraft. 

WOLFGANG  Z  E  R  N  I  K  E 

Vom  20.  September  -  1,  November  1974  ca.  zwei  Monate  isoliert, 

Zernike  wurde  isoliert,  weil  er  infolge  privater  Schwierigkeiten  und 
AlkoholgenuB  "durchdrehte"  und  die  Einrichtung  seiner  Zelle  zerstb'r- 
te. 

Vor  der  Isolierung  wurde  Zernike  in  einer  der  laut  "Tagesspiegel " 
und  "Berliner  Abendschau"  mittelalterlichen  und  mit  Kot  und  Blut  be- 
schmierten  sogenannten  Beruhigungszellen  "beruhigt".  Obwohl  diese 
laut  Mitteilung  der  Anstalt  (Tagesspiegel  vom  3.11.74)  nur  stunden- 
weise  belegt  werden,  muBte  Zernike  ca.  12  Stunden  dort  zubringen. 


WILLI     B  D  H  N  K  E 

Vom  23.   Jul i   -   22.   August  1974  einen  Honat  isoliert. 

Bbhnke  wurde  isoliert,  weil   er  laut  Verfligung  des  Anstal tsleiters 
Glaubrecht  von  24.    Jul i    1974  wiederholt  durch   1 inksextremistische 
Agitation  und  verbotenen  Kontakt  zu     isolierten     Gefangenen 
hervorgetreten  sein  soil. 

Bbhnke  wurde  erst  nach  einem  dreiwbchigen  Hungerstreik  aus  der  Iso- 
lierung entlassen  und  ins  Haus   IV  verlegt. 
Zusatzlich  erhielt  er  eine  Einkaufssperre. 


HANS  S  0  N  T  A  G 

Vom  18.  Februar  -  12.  Ma'rz  1974  und 

vom  23.  August  -  26.  August  1974  ca.  einen  Monat  auf  der  Isoliersta- 

tion  und 

vom  12.  Ma'rz  -  23.  August  1974  in  der  UHA  Moabit  isoliert. 


5ontag  wurde  isoliert,  weil  e 
und  Unterschriftensammlung  fur 
teilgenommen  hatte.  Diese  Akti 
tigung  katastrophaler  medizini 
DaB  diese  Aktivitaten  nicht  zu 
der  Bericht  des  "Spiegel"  iiber 
"Tagesspiegel"  vom  2.  November 
des  fur  die  unzureichende  medi 
lichen  Dr.  Bortz  erwa'gt,  weil 
nannten  Arztes  zu  den  Patiente 
gezogen  worden  ist  -  was  auch 
ses  III  gegen  Dr.  Bortz  zum  Au 
Zusatzlich  zu  der  ca.  einmonat 
und  einer  funfmonatigen  Isolie 
mit  einer  Hausstrafe  von  zehn 


r  an  einer  Aktion  mittels  Flugblatter 
eine  Petition  an  den  PetitionsausschuB 
on  diente  der  Publikmachung  bzw.  Cesei- 
scher  MiBstande  im  Haus  III. 
Unrecht  unternommen  wurden,  zeigen 
den  KrestanprozeB  und  der  Artikel  im 
1974,  nach  dem  Korber  die  Versetzung 
zinische  Versorgung  hauptverantwort- 
das  Vertrauensverhal tnis  dieses  soge- 
n  vor  Ort  erheblich  in  Mitleidenschaf t 
im  Boykott  von  46  Gefangenen  des  Hau- 
sdruck  kommt. 

igen  Isolierung  auf  der  Isol ierstation 
rung  in  der  UHA  Moabit  wurde  Sontag 
Tagen  Bunker  belegt. 


24 


Jlirgen  Hohmeier,  Bielefeld: 

PROBLEME  DER  SOZIALARBEIT  IM  STRAFVOLLZUG 


Die  folgenden  Oberlegungen  beziehen  sich  auf  die  Situation  und  die 
Probleme  des  Sozialarbeiters  in  Vollzugsanstalten,  soweit  sie  durch 
die  Organisationsstruktur  dieser  Einrichtungen  bedingt  sind.  Es  em- 
pfiehlt  sich,  von  einer  kurzen  soziologischen  Betrachtung  dieses 
Typs  von  Organisationen  auszugehen,  den  man  als  "totale  Institution" 
oder  "totale  Organisation"  bezeichnet  hat.  Auf  dem  Hintergrund  der 
besonderen  Aspekte  der  Organisation  werden  dann  die  Schwierigkeiten, 
mit  denen  es  Sozialarbeit  in  der  Strafanstalt  zu  tun  hat,  als  die 
Folgen  von  spezifischen  Rol lenkonfl ikten  analysiert.  Es  wird  damit 
nicht  unterstellt,  daB  alle  Probleme  durch  Rol lenkonfl ikte,  also 
durch  die  Eigenschaften  der  Organisation  und  der  Berufsposition  in 
ihr,  verursacht  sind.  Es  scheint  aber  notwendig  zu  sein,  sich  zunachst 
einmal  die  strukturellen  Bedingungen  der  Berufssituation  anzuschauen, 
wenn  man  die  auBerordentl ichen  Schwierigkeiten  verstehen  will,  denen 
die  Sozialarbeit  in  der  Strafanstalt  ausgesetzt  ist.  Nach  Mangeln  in 
der  Person  oder  in  der  Ausbildung  zum  Sozialarbeiter  kann  man  dann 
immer  noch  fragen. 

Bei  "totalen  Organisationen"  handelt  es  sich  urn  soziale  Einrichtun- 
gen, meist  mit  Anstaltscharakter,  die  durch  die  Aufnahme  bestimmter 
Personen  in  ihren  Mauern  diese  mehr  oder  weniger  total  von  der  Ge- 
sellschaft  ausschlieBen.  Der  amerikanische  Soziologe  Goffman  hat 
Organisationen  dieser  Art,  zu  denen  Strafanstal ten,  Psychiatrische 
Krankenhauser,  FUrsorgeerziehungsheime,  Kasernen  und  Kloster  gehb- 
ren,  einer  eingehenden  Analyse  unterzogen.  Der  von  ihm  gepragte  Be- 
qriff  der  "totalen  Institution"  wird  hier  durch  den  der  "totalen 
Organisation"  ersetzt,  weil  es  in  der  Darstellung  vornehmlich  urn  die 
strukturellen  Aspekte  dieser  Einrichtungen  geht.  Totalen  Organisa- 
tionen sind  bestimmte  Merkmale  in  ihrer  Struktur  gemeinsam,  die  es 
rechtfertigen,  von  einem  bestimmten  Organisationstyp  zu  sprechen. 

Ein  charakteristisches  Merkmal  totaler  Organisationen  ist  zunachst, 
daB  es  in  ihnen  die  fur  moderne  Gesellschaften  typische  Trennung 
zwischen  Arbeits-  und  Privatsphare  nicht  gibt.  Die  Insassen  verrich- 
ten  ihre  Arbeit  und  verbringen  ihre  Freizeit,  wenn  dieser  Begriff 
hier  liberhaupt  angebracht  ist,  an  einem  Ort,  was  das  Leben  in  ganz 
bestimmter  Weise  pragt. 


25  - 


Dieses  Leben  unterliegt  dann  einer  umfassenden  Kontrolle,  die  sich 
auf  alle  Lebensbereiche  erstreckt  und  Privatheit  weitgehend  aus- 
schl ieBt. 


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Das  Leber  wird  weiter  bis  in  die  Einzelheiten  der  ta'glichen  Verrich- 
tungen  durch  einen  umfassenden  Plan  ("Hausordnung" )  festgelegt.  nie 
totale  Fremdbestimmtheit  ist  ebenfalls  eine  Folge  der  bu'rokratischen 
und  massenhaften  Verwaltung  aller  Lebensbedu'rfnisse.  Der  Insasse  to- 
tal er  Organisationen  kann  sich  niemals  wirklich  zuruckzi'ehen,  unter- 


26  - 


liegt  standiger  Kontrolle  und  ist  in  sei 
Vielzahl  von  Vorschriften  gebunden.  Ein 
daft  die  Organisationsmitglieder  in  die  b 
ander  getrennten  und  sich  weitgehend  fei 
Gruppen  der  Insassen  (Strafgefangene,  Pa 
des  Anstaltspersonals  (Verwaltungsbeamte 
Arzte,  Sozialarbeiter  etc.)  aufgeteilt  s 
sich  in  vol  1 ig  unterschiedl ichen  Positio 
Wechsel  von  der  einen  zur  anderen  Seite 
Zwischen  den  beiden  Gruppen  besteht  eine 
Distanz,  infolge  der  die  Kommunikation  s 
dig  selektiv  ist.  Jede  der  beiden  Seiten 
dar,  die  durch  jeweils  eigene  Werte  und 
subkultureller  Pragung  sowie  durch  negat 
der  jeweils  anderen  Gruppe  gekennzeichne 


nem  gesamten  Handel n  an  eine 
anderes  Merkmal  ist  ferner, 
eiden  grundsatzlich  vonein- 
ndlich  gegenliberstehenden 
tienten,  Rekruten  etc.)  und 
,  Aufsichtsbeamte,  Pfleger, 
ind.  Eeide  Gruppen  stehen 
nen  gegen'Jber,  die  einen 
prinzipiell  ausschl ieBen. 

fest  eingerichtete  soziale 
tark  reduziert  und  hochgra- 

stellt  eine  "Welt  fur  sich" 
Normen  mehr  oder  weniger 
ive  Einstellungen  gegenuber 
t  ist. 


Totale  Organisationen  werden  ferner  in  einem  MaBe  von  Zwang  bestimmt, 
daB  alle  Aspekte  des  Lebens  in  ihnen  dadurch  gepragt  sind.  Solche 
Zwangselemente  sind  etwa  der  totale  AusschluB  von  der  Gesellschaft 
mit  dem  Verlust  der  Mb'glichkeit,  die  Kontakte  zu  Angehbrigen  und  Be- 
kannten  frei  zu  gestalten;  die  voll sta'ndige  Fremdbestimmtheit  aller 
Lebensvollzlige,  die  die  Handlungsautonomie  des  Individuums  auf  ein  - 
dem  AuBenseiter  kaum  vorstellbares  -  Minimum  reduziert;  die  zahlrei- 
chen  Restriktionen,  denen  alle  Bedlirfnisse  unterliegen;  die  Unfrei- 
willigkeit  der  Arbeit  und  das  Fehlen  einer  gerechten  Entlohnung  und 
-  nicht  zuletzt  -  der  institutional!  erzwungene  Verlust  jeder  Mbg- 
lichkeit  zu  heterosexuellen  Kontakten. 

Es  erscheint  angebracht,  die  folgende  Praxisfeldanalyse  mit  einigen 
sozialstatistischen  Angaben  zu  beginnen.  Nach  einer  1968  in  Nordrhein- 
Westfalen  durchgefuhrten  Erhebung  entfa'llt  auf  289  Insassen  in  den 
selbstandigen  Vollzugsanstalten  1  Sozialarbeiter.  Diese  Relation 
dlirfte  sich  inzwischen  zwar  etwas  verbessert  haben,  bei  der  starken 
quantitativen  Belastung  ist  es  aber  in  jedem  Fall  geblieben.  Der 
Anteil  der  Sozialarbeiter  am  gesamten  Anstal tspersonal  betrug  nur 
1  49  %.   Das  Durchschnittsalter  lag  bei  46  Jahren.  Sozialarbeit  im 
Strafvollzug  ist  also  nicht  nur  an  einer  groBen  Zahl  von  Insassen  zu 
leisten,  sondern  ist  auch  im  Vergleich  mit  den  anderen  Bediensteten- 
nruppen'personell  nur  sehr  gering  vertreten. 

Rp  its  infolge  dieser  Relationen  muB  sich  Sozialarbeit  weitgehend 
auf  die  "Sozialverwaltung"  der  Klienten  reduzieren.  So  ist  es  denn 
auch  gewiB  nicht  zufallig,  daB  sie  vor  allem  am  Anfang  und  Ende  des 
Anstaltsaufenthalts  tatig  wird  und  sich  hier  fast  ausschl ieBlich  in 
mehr  technischen  Diensten,  wie  der  Sicherstellung  der  Habe,  der  Bei- 
brinqung  von  Ausweispapieren  sowie  der  Besorgung  von  Arbeit  und  Woh- 

erschopft.  Viel  Zeit  beanspruchen  daneben  die  Stell ungnahmen 
7u  Griadengesuchen.  Gemeinsam  ist  diesen  Tatigkeiten,  daB  sie  in  eini- 

Distanz  zum  Klienten,  newohnlich  vom  Schreibtisch  aus,erledigt 
3prden  Soweit  eine  eigentliche  fLirsorgerische  Zuwendung  uberhaupt 
uorhanden  ist,  geschieht  sie  in  den  durchweg  sehr  groBen  "Betreuungs- 

uDDen"  sowie  in  der  Mitwirkung  an  der  Erwachsenenbildung  und  Frei- 
9eitaestaltung  (Leitung  und  Vorbereitung  von  Kursen  und  Diskussions- 
riiDDen).  Auch  bei  der  Betreuung  handelt  es  sich  nun  zum  groBen  Teil 
HJn  routinemaBige  Verrichtungen,  wie  die  Befragung  der  Insassen 

-  27  - 


AUFRUF:   MATERIAL  OBER   KNASTSITUATION  IN  DER  BRD 


Wir,  die  Theatergruppe  MALOCHE 
gige,  m'cht  partei-  Oder  organi 
sucht,  spezielle  Probleme  ganz 
dem  wir  sie  spielerisch  darstel 
sonst  kein  Theater  macht.   Wir  s 
verschiedener  politisch  linker 
seit  ungefahr  einem  Jahr.  Auch 
stlitzung,   lediglich  in  schauspi 
Hinsicht  ist  uns  das  Westfalisc 
xel   behilflich. 


Castrop-Rauxel ,  sind  eine  unabhan- 
sationsgebundene  Gruppe,  die  ver- 
spezieller  Gruppen  aufzuzeigen,  in- 
len.  Theater  fur  Leute,  urn  die  man 
etzen  uns  zur  Zeit  aus  6  Personen 
Richtungen  zusammen  und  existieren 
finanziell   bekommen  wir  keine  Unter- 
elerischer  und  organisatorischer 
he  Landestheater  in  Castrop-Rau- 


Wir  haben  bisher  zwei  Stlicke  gespielt  bzw.  spielen  sie  jetzt,  die 
sich  beide  rait  Lehrlingsproblemen  beschaftigen.  Beide  Stlicke  wur- 
den  vom  Gruppenmitglied  Reinhard  SpieB  in  Zusammenarbeit  mit  der 
Gruppe  selbst  geschrieben  und  produziert.  Zur  Zeit  Libernehmen  wir 
gerade  ein  von  Mannheimer  Genossen  geschriebenes  §  218-Stiick. 

Als  nachste  Produktion  haben  wir  dann  ein  Stuck  Liber  die  Knastsi- 
tuation  in  der  BRD  geplant.  Dieses  Stuck  soil  wiederum  selbst  pro- 
duziert und  in  Zusammenarbeit  mit  Insassen  der  Castroper  Vollzugs- 
anstalt  Maisenhof  geschrieben  werden.  Das  Stuck  muB  bis  Marz  76 
stehen,  denn  im  Marz  hat  die  VHS  Castrop-Rauxel  bereits  eine  Auf- 
fuhrung  gekauft. 

Wir  mbchten  euch  nun  bitten,  uns  u'ber  dieses  Theraa  Material  zu 
schicken,  (speziell  Folter-  und  Isolationshaft,  aber  nicht  nur 
u'ber  politische  H'a'ftlinge,  sondern  auch  allgeraeine  "Kriminalita't"/ 
Denn  darauf  kommt  es  uns  an:  zu  zeigen,  daB  diese  Gesellschaft 
schuld  ist,  den  moral ischen  Zeigefinger  mal  weglassen  und  klar- 
machen,  daB  man  nur  etwas  a'ndern  kann,  wenn  man  die  Gesellschaft 
a'ndert.  Wir  kbnnen  jedes  Material  gebrauchen,  sagen  aber  jetzt 
schon,  daB  wir  es  wohl  nicht  bezahlen  kbnnen.  Vielleicht  laBt 
ihr  aber  trotzdem  mal  von  euch  hb'ren  und  schickt  uns  ein  paar 
Sachen.  -  Wenn  ihr  das  tut,  schreibt  bitte  dabei,  wenn  ihr  ferner 
nicht  erwa'hnt  werden  wollt.  Falls  das  nicht  der  Fall  ist,  nehmen 
wir  an,  daB  es  euch  recht  ist,  wenn  wir  bei  Auffiihrungen  und  unse- 
ren  Plakaten  euren  Namen  und  eure  Unterstu'tzung  erwahnen. 

Alles  nahere  ist  zu  erfahren  bei:  Theatergruppe  MALOCHE  c/o  Rein- 
hard  SpieB,  462  Castrop-Rauxel,  Bussardstr.  6  


28  - 


("Eingangsgesprach") ,  die  tatsachlich  mehr  auf  den  "Durchlauf"  durch 
die  Anstalt  als  auf  die  Bedlirfnisse  und  die  Fbrderung  der  Insassen 
bezogen  sind. 

Fur  die  Arbeit  im  Strafvollzug  stellt  die  "Dienst-  und  Vollzugsord- 
nung"  aus  dem  Jahre  1961  den  rechtlichen  Rahmen  dar.  Bei  einer  Durch- 
sicht  dieser  Verwaltungsvorschrift  fa'llt  auf,  daB  einmal  Sozialarbeit 
in  nur  wenige  begrifflich  recht  verschwommene  Empfehlungen  gefaBt 
ist,  die  in  der  Intensitat  und  Qualitat  der  Ausfiihrung  jeder  Anstalt 
Liberlassen  bleiben,  und  daB  zum  anderen  in  die  Ausfiihrung  an  gerade 
fur  die  fiirsorgerische  Zuwendung  wesentlichen  Punkten  restriktiv 
eingegriffen  wird.  nies  ist  etwa  der  Fall,  wenn  in  den  "allgemeinen 
Berufspflichten",  die  auch  fur  den  Sozialarbeiter  gelten,  festgelegt 
wird,  daB  "jeder  nichtdienstl iche  Verkehr  der  Bediensteten  mit  den 
Gefangenen  unzulassig  ist"  (Nr.  35),  daB  "gegenuber  Angehbrigen  und 
Freunden  der  Gefangenen  sowie  Entlassenen  ...  auBerste  Zuriickhaltung 
geboten"  ist  (Nr.  35)  oder  daB  "dem  Anstaltsleiter  alle  wichtigen 
Vorgange  unverzligl  ich  zur  Kenntnis  zu  bringen"  sind  (Nr.  43).  Auch 
wenn  die  gegenwa'rtige  Praxis  nicht  mehr  liberal  1  diesen  Vorschriften 
entsprechen  dlirfte,  so  stellen  sie  doch  eine  Bedrohung  und  Einschran- 
kung  jeder  autonomen  Sozialarbeit  dar.  In  diesem  Zusammen hang  ist 
noch  anzumerken,  daB  der  Entwurf  der  Bundesregierung  fur  ein  Straf- 
vol lzugsgesetz  den  Handlungs-  und  Kompetenzbereich  der  Sozialarbeit 
im  ganzen  weder  eindeutiger  noch  groBzligiger  festlegt,  so  daB  auch 
in  Zukunft  von  dieser  Seite  keine  Verbesserung  zu  erwarten  ist. 

Neben  der  Relation  zwischen  Sozialarbeitern  und  Klienten  und  den 
rechtlichen  Vorschriften,  an  denen  sich  Sozialarbeit  zu  orientieren 
hat,  bestimmt  vor  allem  die  durch  die  Organisationsstruktur  vorgege- 
bene  Position  und  Rolle  die  Berufssituation  des  Sozialarbeiters.In 
weit  grbBerem  MaBe  noch  als  die  bislang  dargestell ten  Faktoren.be- 
dingen  strukturelle  Zwa'nge,  daB  eine  Sozialarbeit,  die  sich  an  ihren 
Klienten  orientiert,  auBerordentlich  erschwert  und  in  ihren  Mbglich- 
keiten  eingeschrankt  ist- 

Fur  die  Position  ist  zunachst  kennzeichnend,  daB  es  sich  urn  eine 
Stabsstelle  auBerhalb  der  hierarchisch  angeordneten  Verwaltungspo- 
sitionen  handelt,  der  als  solche  lediglich  bestimmte  "Hilfsfunktio- 
nen"  Ubertragen  sind.  Uesentlich  ist  ferner,  daB  die  Sozialarbeiter 
eine  Randgruppe  in  einer  Organisation  sind,  die  nicht  prim'a'r  das 
7iel  der  Sozialarbeit  verfolgt.  Der  Strafvollzug  selbst  "rollt"  auch 
ohne  diese  Berufsgruppe  ab.  In  dieser  Stellung  liegt  einmal  die  Ge- 
fahr  zu  einer  Isolierung  gegeniiber  den  anderen  Personal  gruppen  be- 
nrlindet,  die  durch  die  geringe  Zahl  von  Berufsangehbrigen  noch  ver- 
sta'rkt  wird.  Zum  anderen  dlirfte  es  bereits  aufgrund  der  Position 

hwierig  sein,  die  eigenen  Belange  in  der  Anstalt  durchzusetzen  und 
auf  die  Entscheidungen  der  Anstaltsspitze  einzuwirken. 

Drei  Aspekte  der  Anstaltsstruktur  sind  es  dann  vor  allem,  die  auf  die 
Berufsrolle  einwirken.  Einmal  ist  dies  die  vorrangige  Ausrichtung 
3iies  Anstaltsgeschehens  auf  die  Ziele  der  "Sicherheit" ,  d.h.  auf 

inen  jede  Entweichung  verhindernden  EinschluB  aller  Handlungsablau- 
fe  die  mit  der  Verwahrung  und  Verwaltung  der  Insassen  zu  tun  haben. 
Andere  Ziele  wie  humane  Behandlung,  effektive  Verwaltung  oder  Reso- 

ialisierung  treten  in  den  weitaus  meisten  Anstalten  hinter  diesen 

-  29  - 


beiden  Zielen  zuriick,  wie  eine  Funktionsanalyse  zentraler  Aktivita- 
ten  und  Entscheidungen  in  der  Organisation  schnell  zeigt.  Auf  diese 
Rangfolge  in  den  Zielen  muB  sich  auch  Sozialarbeit  einstellen,  wenn 
sie  nicht  von  vornherein  wirkungslos  sein  will.  Zum  anderen  sind 
Strafanstalten  noch  immer  streng  hierarchisch  gegl iederte  und  nach 
starren  biirokratischen  Grundsatzen  verfaBte  Organisationen,  in  denen 
flir  jedes  Handel n  bestimrate  Regeln  und  fur  jede  Kommunikation  bestimm- 
te  Kanale  vorgesehen  sind.  Der  Handlungsspielraum  des  einzelnen  ist 
deshalb,  weil  durch  allumfassende  Regelungen,  Verfiigungen  und  Kassen- 
vorschriften  eingeengt,  gering.  Ein  drittes  strukturelles  Merkmal 
totaler  Organisationen,  das  fur  die  Berufssituation  auch  des  Sozial- 
arbeiters  besonders  wichtig  ist,  muB  in  der  bereits  erwahnten  Auf- 
teilung  der  Organisationsmitgl ieder  in  die  Gruppe  der  Insassen  und 
des  Anstaltspersonals  gesehen  werden.  Beide  Gruppen  schlieBen  sich 
voneinander  ab  und  bilden  eine  besondere  Subkultur,  die  der  jeweils 
anderen  Seite  den  Zugang  verwehrt. 

Auf  dem  Hintergrund  dieser  strukturellen  Aspekte  lassen  sich  die 
Schwierigkeiten,  denen  Sozialarbeit  in  totalen  Organisationen  ausge- 
setzt  ist,  unter  anderen  als  die  Folgen  von  Rollenkonf 1 ikten  ver- 
stehen,  die  als  solche  in  der  Organisationsstruktur  angelegt  sind. 
In  der  Berufsrolle  des  Sozialarbeiters  in  Strafanstalten  sind  drei 
verschiedene  Rollenkonflikte  festzustellen.  Ein  erster  Konflikt  er- 
gibt  sich  aus  den  unterschiedl ichen  Zielen  der  Organisation,  inso- 
fern  sich  diese  in  verschiedene  Vernal tenserwartungen  an  den  Sozial- 
arbeiter  umsetzen.  Aus  so  unterschiedl ichen  Zielen  wie  mbglichst 
sicherer  Verwahrung,  reibungslosem  Funktionieren,  wirtschaftl icher 
Rentabilita't,  humaner  Behandlung  und  sozialpadagogisch-psychologi- 
scher  EinfluBnahme  resultieren  ganz  unterschiedl iche  Erwartungen, 
die  im  Handeln  des  einzelnen  miteinander  vereinbart  werden  sollen. 
Ein  derartiger  Konflikt  muB  umso  scharfer  sein,  wenn,  wie  es  in  den 
Anstalten  der  Fall  ist,  die  Organisation  dominant  an  den  Zielen 
"Sicherheit"  und  "Funktionieren"  orientiert  ist,  die  Berufsrolle  des 
Sozialarbeiters  aber  primar  auf  ein  ganz  anderes  Ziel  ausgerichtet 
ist.  Der  Zwang,  so  unterschiedl iche  Belange  wie  die  sozialpadagogi- 
sche  Zuwendung  und  die  Berucksichtigung  von  "Sicherheit  und  Ordnung" 
miteinander  in  Einklang  zu  bringen,  dUrfte  subjektiv  eine  stetige 
Verunsicherung  bedeuten  und  eine  autonome  Sozialarbeit  objektiv  stan- 
dig  im  Sinne  eines  Eingehens  auf  die  Sicherheits-  und  Ordnungsbelan- 
ge  gefahrden. 

Ein  anderer  Rollenkonflikt  liegt  in  dem  Verhaltnis  zu  den  Insassen 
auf  der  einen  und  den  Personalangehbrigen  auf  der  anderen  Seite 
begrlindet.  Der  Sozialarbeiter  steht  aufgrund  seiner  Berufsrolle  im 
Brennpunkt  unterschiedlicher  Erwartungshaltungen.  So  erwarten  die 
Insassen  Hilfe,  Unterstlitzung  und  personal e  Zuwendung,  wahrend  es 
den  Aufsichtsbeamten  als  der  grbBten  Personalgruppe  vor  allem  darum 
geht,  bei  ihren  "verwahrenden"  Aufgaben  unterstiitzt  zu  werden.  Den 
Erwartungen  der  einen  Oder  anderen  Seite  nicht  zu  entsprechen,  ist 
dabei  gleichermaBen  folgenreich,  da  beide  Gruppen  u'ber  ein  vielfal- 
tiges  Arsenal  von  informellen  Strafen  verfligen. 

Der  Rollenkonflikt  wird,  was  das  Verhaltnis  zu  den  Aufsichtsbeamten 
betrifft,  noch  dadurch  verstarkt,  daB  diese  die  natlirl  ichen  Konkur- 
renten  des  Sozialarbeiters  in  den  Beziehungen  zu  den  Insassen  sind. 


30 


Aufgrund  ihrer  Tatigkeit  haben  sie  namlich  einen  haufigeren  Kontakt 
zu  den  Insassen  und  stehen  diesen  in  mehrfacher  Hinsicht  sozial  naher, 
was  auch  die  Sprachbarrieren  geringer  erscheinen  la'Bt,  als  dies  dem 
Sozialarbeiter  in  seiner  Position  mbglich  ist.  Es  entsteht  in  dieser 
Situation  dann  leicht  eine  gewisse  Rival  itat,  in  der  das  Verhalten 
der  anderen  Seite  als  Storung  im  eigenen  Aufgabenbereich  empfunden 
wird. 

Trotz  des  starken  Erwartungsdrucks  ist  der  psychologische  Zugang  zu 
den  Insassen  durchaus  nicht  unproblematisch.  Die  auftretenden  Schwie- 
rigkeiten haben  wiederum  zunachst  strukturelle  Ursachen,  von  denen 
hier  lediglich  zwei  angeflihrt  werden  sollen.  Einmal  hat  die  Zwangs- 
situation  in  der  Anstalt  bei  den  Insassen  die  Tendenz  zur  Folge, 
zwischen  den  einzelnen  Personalgruppen  nur  wenig  zu  differenzieren 
und  auch  den  Sozialarbeiter  in  einem  "Sanktions-Bezugsrahmen"  wahr- 
zunehmen,  innerhalb  dessen  sie  ihm  mit  einem  tiefwurzel nden  MiBtrau- 
en  begegnen.  Zum  anderen  treffen  einige  seiner  Tatigkeiten,  insbe- 
sondere  alle  sozialpadagogischen  Zuwendungen,  auf  die  Abwehr  der  In- 
sassen-Subkultur.  Dies  ist  damit  zu  erklaren,  daB  die  Subkultur  in 
doppelter  Hinsicht  eine  Schutzfunktion  flir  den  Gefangenen  erfiillt: 
sie  mildert  die  Haftsituation  und  unterstiitzt  das  durch  die  extremen 
Lebensumstande  bedrohte  Selbstwertgeflihl .  Beides  sehen  die  Insassen 
durch  die  Interventionen  des  Sozialarbeiters  bedroht.  Dieser  Zusam- 
menhang  dlirfte  durch  den  in  der  Methode  vorherrschenden  Einzelge- 
spra'chszugang  noch  verstarkt  werden. 


Oer  dritte  Rollenkonfl 
"doppelten  Mandat"  des 
Zugehbrigkeit  zu  einer 
Konflikt  liegt  hier  in 
begriindet,  die  einerse 
anstalt  und  anderersei 
in  der  Ausbildung  verm 
und  Werte  mlissen  stand 
was  in  vorrangig  am  Si 
dentlich  schwierig  sei 


ikt  schlieBlich  ergib 

Sozialarbeiters,  d.h 

Organisation  und  zu 

der  Unvereinbarkeit 

its  von  den  dominiere 

ts  von  den  Verhaltens 

ittelt  werden,  ausgeh 

ig  gegen  die  Organisa 

cherheitsziel  orienti 

n  diirfte. 


t  sich  aus  dem  sogenannten 

aus  der  gleichzeitigen 
einer  Profession.  Der 
von  Verhal tenserwartungen 
nden  Zielen  der  Vollzugs- 
normen  und  -werten,  die 
en.  Professionelle  Ziele 
tion  durchgesetzt  werden, 
erten  Anstalten  auBeror- 


Die  skizzierten  Rollenkonflikte  haben  ein  erhebliches  MaB  an  Verhal- 
tensunsicherheit,  an  psychischer  Belastung  und  an  Frustrationen  zur 
Folge,  die  bei  den  gegenwartigen  Verhal tnissen  in  unseren  Strafan- 
stalten kaum  durch  positive  Erfahrungen  aufgewogen  werden  kbnnen. 
Die  besondere  Scharfe  dieser  Probleme  und  der  in  der  Arbeit  erfahre- 
nen  Entfremdung  kommt  etwa  in  der  hohen  Rate  unbesetzter  Stellen 
sowie  in  der  hohen  Fluktuation  zum  Ausdruck. 


Es  bleibt  zu  fr 
und  welche  Verh 
und  Konflikte  z 
sen  sich  bei  So 
Einmal  gehbrt  d 
Schwierigkeiten 
man  die  Stelle 
tet.  Ein  andere 
Erwartungen  ihr 
beiters,  daB  ma 


agen,  wie  der  einzelne  in 
altensweisen  er  ergreift, 
u  bewaltigen.  Die  folgende 
zialarbeitern  im  Strafvoll 
azu  der  Versuch,  die  mit  d 
und  Konflikte  in  der  Pers 
aufgibt  oder  indem  man  sic 
r  Weg  liegt  in  der  Anpassu 
es  leitenden  Personals.  D 
n  die  Sicherheits-  und  bur 


dieser  Situation  reagiert 
urn  die  tag!  ichen  Probleme 
n  drei  Reaktionsweisen  las- 
zug  recht  haufig  beobachten. 
er  Berufsrolle  verbundenen 
on  auszutragen,  etwa  indem 
h  in  eine  Krankheit  fluch- 
ng  an  die  Anstalt  und  die 
h.  im  Falle  des  Sozialar- 
okratischen  Belange  zu 

-  31  - 


berlicksichtigen  und  auf  Kosten  ei'ner  ausschlieBlichen  Orientierung 
an  den  Klienten  in  die  flirsorgerische  Arbeit  einzubeziehen  versucht. 
Eine  dritte  Moglichkeit,  fLir  die  aufreibenden  taglichen  Probleme 
einen  Ausweg  zu  finden,  besteht  schlieBlich  darin,  sich  auf  nur  eine 
oder  doch  einige  wenige  spezielle  Aufgaben  zurlickzuziehen.  Auf  einer 
derartigen  "Insel",  wie  sie  etwa  das  Organisieren  des  Bastelns  Oder 
die  Planung  von  Freizeit-  und  Sportveranstaltungen  darstellt,  la'Bt 
sich  Konflikten  und  Entscheidungen  weitgehend  aus  dem  Wege  gehen  und 
ein  Stlick  -  freilich  folgenloser  -  Autonomie  retten.  Ein  Merkmal  die- 
ses letzten  Ausweges  ist  in  der  Regel,  daB  die  Arbeit  stark  forma- 
lisiert  ist  und  von  der  sicheren  Distanz  eines  Schreibtisches  aus 
geschieht. 

Der  Aufweis  dieser  typischen  Konfl iktldsungsversuche  sollte  nicht  im 
Sinne  eines  Vorwurfs  an  die  Adresse  der  in  der  totalen  Organisation 
"Strafanstalt"  tatigen  Sozialarbei ter  miBverstanden  werden.  Es  sei 
deshalb  wiederholt,  daB  die  umrissenen  Konfl ikte  und  Zwange  in  der 
Organisationsstruktur  der  Strafanstalt  selbst  begr'u'ndet  sind.  Diesem 
Druck  nachgegeben  zu  haben,  bedeutet  deshalb  nicht  die  Schwache  des 
einzelnen,  sondern  weist  auf  den  enormen  Druck  hin,  der  von  der  Or- 
ganisation ausgeht.  Dem  Druck  kann  deshalb  auch  kaum  durch  indivi- 
duelles  Vernal  ten  begegnet  werden,  sondern  er  kann  nur  durch  struk- 
turelle  Veranderungen  beseitigt  werden.  Da  die  Position  und  Rolle 
des  Sozialarbeiters  in  die  Struktur  der  Vollzugsanstal t  eingebettet 
ist,  ist  eine  Verbesserung  der  Berufssituation  zunachst  nur  durch 
Veranderungen  der  Organisation  zu  erreichen.  Diese  Veranderungen  hat- 
ten  vor  allem  darin  zu  bestehen,  daB  dem  Sozialarbeiter  mehr  Autono- 
mic und  mehr  Kompetenzen,  insbesondere  im  Hinblick  auf  die  Entschei- 
dungen an  der  Anstaltsspitze,  gegeben  werden. 


Die  Stadt  Erkrath,  35  4oo  Einwohner,  sucht 


1  Sozialarbeiter  oder  1  Sozialpadagogen 
mit  staatlicher  Anerkennung 


flir  die  Leitung  eines  Hauses  der  "Offenen  Tur",  das  in  KLirze  in  Be- 
trieb  genommen  werden  soil. 

Der  Bewerber  soil  kontaktfreudig  und  bereit  zur  Teamarbeit  sein.so- 
wie  u'ber  Kenntnisse  fur  die  Vermittlung  von  Freizeit-  und  Bildungs- 
angeboten  verfligen. 

Die  Vergutung  erfolgt  nach  dem  BAT  IVb.  Die  Stadt  ist  bei  der  Wohn- 
raumbeschaffung  behilflich. 

Bewerber  senden  bitte  die  entsprechenden  Unterlagen  an  die  Stadt- 
verwaltung  Erkrath, 4oo6  Erkrath, Postfach  22o 


Karola  Pirl ,  Kbln: 

SOZIALARBEITER  IM  KNAST 
-  "PRAKTISCHER  LEITFADEN" 


nen  scheitern  in  der  Knastarbeit,  bevor 

haben,  ehe  sie  auch  nur  einen  Beitrag 
chlichen  Situation  leisten  konnten. 
diesem  starren  System  kann  man  nicht 

sich  nicht  wie  ein  Blinder  in  diesen 

st  FuBangeln  legt. 

flir  eine  Sozialarbeit  im  Knast  zusam- 
wie  man  im  Apparat  zurechtkommt  und 

en  benutzen  lernt.  Erst  dann  werden  wir 
die  eine  weitere  Deklassierung  der 


Viele  linke  Sozialarbeiter-in 
sie  dort  uberhaupt  FuB  gefaBt 
zur  Veranderung  dieser  unmens 
Auch  deshalb  sagen  viele:  in 
arbeiten. 

Ich  meine:  man  kann,  wenn  man 
Apparat  begibt  oder  sich  selb 
Mein  Versuch,  einen  Leitfaden 
menzustellen,  soil  aufzeigen, 
ihn  im  Interesse  der  Gefangen 
Veranderungen  bewirken  kbnnen 
Gefangenen  verhindern. 

-  Die  Bewerbung  - 

nie  Bewerbung  sollte  direkt  an  die  Justizvollzugsanstal t  (JVA)  ge- 
richtet  werden,  in  der  man  arbeiten  mbchte.  Eine  vorherige  Kontakt- 
aufnahme  zu  einzelnen  Mitarbeitern  der  JVA,  z.B.  bei  Vortragen,  Ta- 

nqen,  uber  personliche  Beziehungen  usw.  ist  gut,  wenn  man  bislang 
in  der'lnstitution  niemand  kennt.  Ober  solche  Informationsgesprache, 
Presseberichte  der  Tageszeitungen,  die  man  in  Archiven  jeweils  nach- 
lesen  kann,  kann  man  die  Mogl ichkeiten  erst  einmal  einschatzen  und 
sich  damit  den  Bewerbungseinstieg  erleichtern. 

Her  in  einer  totalen  Institution  arbeiten  will,  muB  von  vornherein 
suchen,  sich  deren  Spiel  regeln  klarzumachen  und  sie  in  sein  Ver- 
halten  einbeziehen.  Ich  habe  einige  Bewerber  erlebt,  die  bereits 
heim  ersten  Schritt  stolperten.  Der  Apparat  legt  Wert  auf  AuBerlich- 
keiten  Das  heiBt  in  diesem  Fall:  eine  korrekte,  ausfu'hrl  iche  Bewer- 
h„nq-  plinktlich  zum  vereinbarten  Vorstel  lungstermin  zu  erscheinen 
und  ein  den  biirgerl  ichen  Normen  entsprechendes  fluBere.  Und  dann  ar- 

mentieren  die  Genossen:  warum  soil  ich  mich  deren  Normen  unter- 
^orfen7  Ich  habe  nun  endlich  die  "KonsumscheiBe"  uberwunden  und  las- 
cp  mien  nicht  vergewal tigen.  Okay!  Aber  ist  es  wirklich  sinnvoll, 
da6  es  durch  die  Einstellung  zu  solchen  "Kleinigkeiten"  gleich  zum 
Eklat  kommt? 


ftif  das  Vorstel lungsgesprach  sollte  man  sich  gut  vorbereiten.  Die 
inzige  Moglichkeit,  sich  zu  "verkaufen" ,  ist  als  engagierter  Sozia 
beiter,  der  bereit  ist,  den  Gefangenen  mit  den  Methoden  der  sozia 
Vn   Arbeit  zu  helfen.  Eigene  Vorstel  lungen  und  Ansatze  aus  dem  bis- 
hprioen  Arbeitsbereich  sollten  klug  dosiert  vorgetragen  werden.  Do- 
k  .mentationen  des  fachlichen  und  politischen  Theoriewissens,  evtl . 
nofh  im  Soziologenjargon  vorgebracht,  sollte  man  nach  Moglichkeit 
vermeiden  -  und  das  nicht  nur  beim  Bewerbungsgesprach. 

-  33 


III  ^^M-ffirS*  -gV  W.P  hW^V'-auf- 
dender  sein    JUt!  B«"*e11uns  ew  pS  -°rher  fu>  Praktika  In  Knast 
men  Oraan  «♦  U  die  "itarbeii/M )t*u ^^rleiters  kann  entschei- 

9  belm  "standigen  Junizvol I;     le  JVA  ^urwortet  die  Ein- 
""izvollzugsamt,  der  Mittelbehdrde. 


der  erfahrene  Knii   nUngen  us*-  qH^Tdnun9'  Richtlinien, 

"iken  beibrina^  le?e  kann  ei^  Knasffi  '       *ennenzulernen.    Nur 


hre 


dpn  ».„..   -Tschen.  In  Zweifel  sfu  "^rnehmen  und  sie  mbglichst 
anderpr  n< —  ^.  C;i  oolite  man  sich  Rat  bei 

ickter 

^  -  ""Z"-"   ^ept.ert,  aurh  ^n/^ 


ul«[  zu  beherrsrhr,   t   B'elc1  zu  Lihprnok   ""-""men  una  spi 
-  34  -  61ch  akzeptiert,  auch  wenn  dip 


^terschiedlichen  politischen  Einstellungen  "£n*°n^nfm  ™I 
re"-  Bis  man  fm  eigenen  ZustSndigkeitsbereich  wie  em  Ft  sen 
Ser  schwimmt,  vergehen  mindestens  6  Monate. 
Ei 


■■•"   nine  von  Vordrucken  kann  man  t.o.   ■=■"-  •-■■»:   he  -   .  . 

"«"  avon  ausgeht,  da(5  Richter,  die  Uber  Gnade  gesuche  .....      t 

b.f  der  Vielzahl  der  "Kleckerfalle"  nurlnteress  e rt,  op       ^ 

dle  Entlassung  befurwortet  oder  nicht,  kann  man  in  der 

™e  kuw  das  Arbeitsverhalten  und  die  Fdhrung  (°>"dnung  m       kennzeich_ 

^Iten  sind  leider  nach  wie  vor  die  wichtigsten  Kriter   ;  ^^ 

"e"  und  auf  tiefergehende  Aspekte  verzichten,  wenn 

9enen  nicht  schadet.  .  .  .+or  aucn  sehen,  daR  er 

J"  d.iesera  Zusammenhang  muB  der  Sozia  arbe  ter  aucn  s     ^  Gefan_ 

v°n  den  vielen.fur  die  er  verantwortlich /ist,  "u. 


9enen 


standigen  Gesprach  sein  kann 


Die  me 


isten  mu!3  er  verwalten. 


•■"  ^.anu.gen  Gesprach  sein  Kann.  "'-•■;- -^,  ht  er  diese  Begren- 
d  dies  sollte  er  so  optimal  wie  *Bglich  turn  S^eht  er        die  er 
I  n?  nicht,  verliert  er  sich  in  einer  FU1 le  von  PrODie 
ei"fach  nicht  angehen,  geschweige  denn  losen  kann. 
F.  j.R  Her  Sozialarbeiter 

III  zweiter  eigenstandiger  Schritt  mu?  "^'^offenen  Gefangenen 
scheidungen!  die  er  treffen  muB,  mit  d em  be      t  e       jnterscn,-ed- 
d^hspricht  und  dessen  Vorschlage  "Jiteinbezieht •        ,        mit  s 
iiShS  Mei"ungen  bestehen     bleiben  oder  der  »"«^  1ngt,  sollte 
.^tellungen  bei  der  Anstaltsleitung  nicht  durch "^chwardewM 
d^  Gefangenen  Uber  den     diesem  meist  unbekannten  .  ^  Wahr. 

Worm1ereni  ihn  uber.  seine  Rechte  aufklaren  und  Gefangene, 

"ehmujjg  seiner  interessen  helfen.  Es  gibt  nocn  « i  lnstznz, 


mit  seinen 
er 


.    -   ....«  oerechtigten  HescnweruK..  "-";;':.„  Nacnteile  befiirchten 
rrjnstaltsleiter,   zuriickziehen,  well     ie  Na=n t  a]j  eine 

*?"  ihran  Versuch,  sich  zu  wehren,  bleibt  "^*=  uenen ybeiehrt 
^da>-e  Bemerkung   in  der  Personalakte:    'Den  Getange 


iJfSt  sich  einsichtig.'       '  ^hritte  wird  es  notwendig 

In  dieser  Phase  der  ersten  "tendenziosenjchr^  ^  suchen     die      " 


p..  --<     i  nose    uti     eritcn        -^-' ,.     rtf 

K  J>  sich  Bundnispartner  unter  den  Eediens 


den  BediensMw-  «  •  einmal  gegen 
sind,  in  speziellen  Fallen  oder  auch  Pr^pvielzahi  solcher 


KnLV?rherrschende  Meinung  Front  zu  macl^"     tiq 
K0ntakte  ist  im  weiteren  Arbeitspro^ss  Wichtig 


sprozess 

litp    well  Ja  ^° 
i?.^«er  Anfangszeit,   in  der  ich  oft  f^^g  schien,  wurde 

mlkrrn  ?in"  hStte  U?d  d6H  n^fnne  )  d     "Ren  gemeinsaniu  be   ;e^e 
.»  mlr  Sehr  wichtia_  mit  Freunden(  nnen;  u 


"■'-•'   "         *iu?prt  zu  werden. 
eder  neu  motiVierWL.  ^^  mich; 

nur  Gefwgene'"na'ben  ihren  Knastkoller^  ,jberlassen  werden. 


j-  •■■'!    sehr  wichtig, 

**1cht  nachzudenken  und  immer^wi 


,ese  Institution  darf  nicht  nur  der  Reaktion 


i^ii     nrciuggn  Gefange- 

n^e  ^lichkeit,  die  Vereinzelung  und  V«^ffiS^gl?chst  viele 

^nigstens  teilweise  aufzuheben,  seha 

Drnn     Von  drauSen  in  den  Knast  zu  hoi  en.     Drogenberatungsstel  le. 
s2!R5Wng1se  kbnnen  mit  Vertretern  der  Droge  effektiver 

exuaUater  mit  Mitarbeitern  von  Pro-Fami  na  _   35  . 


: 


kutieren  als  mit  einem  allround-Sozialarbeiter.  Es  ist  sinnvoll, 
fiir  die  verschiedenen  Tatergruppen  entsprechende  Fachleute  der  re- 
gionalen  Umgebung  fur  eine  Mitarbeit  zu  interessieren. 

In  vielen  Fragen,  die  sie  direkt  betreffen,  wissen  die  Gefangenen 
kaum  Bescheid.  Jeder  Gefangene  hat  jedoch  ein  Interesse  daran,  zu 
erfahren,  welche  Mbglichkeiten  ihm  das  Arbeitsamt  nach  der  Entlas- 
sung  bietet,  was  die  Bewahrungsaufsicht  fiir  ihn  bedeutet,  was  ihn 
am  Arbeitsplatz  erwartet.  Kurse  von  Arbeitsamtvertretern,  Bewa'h- 
rungshelfern  und  Richtern  und  von  Gewerkschaftern  zu  den  verschie- 
denen Fragenbereichen  werden  von  Gefangenen  meist  gut  besucht. 
Deshalb  sollten  sie  regelma'Big  angeboten  werden. 

Einige  Gefangene  haben  keinen  Oder  kaum  Kontakt  nach  drauSen.  FLir  sie 
ist  es  wichtig,  sich  einmal  mit  jemandem  aussprechen  zu  kbnnen, 
der  von  drauBen  kommt,  der  einfach  mal  Zeit  hat,  zuzuhoren.  Solche 
Kontakte  kbnnen  uber  Besuchergruppen  geschaffen  werden,  interessier- 
te  Burger,  die  man  z.B.  bei  Diskussionen  uber  den  Strafvollzug  wer- 
ben  kann.  Sie  sind  unter  Umstanden  auch  eine  entscheidende  Hi  If e, 
wenn  z.B.  ein  Gefangener  nach  der  Entlassung  nicht  weiB,  wo  er  hi n 
soil  und  wie  er  sich  drauBen  zurecht  finden  kann. 

Alle  diese  "freien  Mitarbeiter"  mussen  in  der  ersten  Zeit  ihrer 
Tatigkeit  hinter  Gittern  vom  Sozialarbeiter  intensiv  beraten  werden. 
Mitarbeiter,  die  Briefe  Oder  Alkohol  mit  in  die  Anstalt  bringen,  urn 
den  Gefangenen  etwas  Gutes  zu  tun,  katapultieren  nicht  nur  sich, 
sondern  evtl .  die  ganze  Gruppe  aus  dem  Knast. 
Es  gibt  auch  Gruppen,  Biirgerinitiativen,  Vereine,  Institutionen, 
die  fiir  eine  einmalige  Zusammenarbeit  gewonnen  werden  kbnnen.  Sie 
veranstalten  haufig  Aktionswochen,  die  mit  Ausstel lungen,  Diskus- 
sionsabenden,  Filmen  versuchen,  iiber  Randgruppen  zu  informieren. 
Hier  sollte  man  das  Thema  Knast  ansprechen.  Zur  Vorbereitung  und 
Durchfiihrung  einer  Knastaktion  mussen  sich  die  Veranstalter  an  den 
Justizminister  zwecks  Genehmigung  wenden. 

Je  mehr  Hi  If e  es  von  drauBen  gibt,  umso  eher  besteht  die  Chance,  daB 
die  Zustande  im  Knast  publik  werden.  Und  das  ist  dringend  nbtig. 
Nur  unter  dem  Druck  der  Dffentl ichkeit  werden  wenigstens  einige 
MiBstande  abgebaut  oder  beseitigt  werden. 

Da  der  Apparat  jedoch  extrem  dffentl ichkeitsscheu  ist,  muB  der  So- 
zialarbeiter gerade  an  diesem  Punkt  gut  taktieren.  Er  darf  sich  auf 
keinen  Fall  in  die  vorderste  "SchuBlinie"  begeben.  Seine  Aufgabe 
sehe  ich  eher  darin,  mbglichst  viele  Kollegen  zu  einer  Vorberei- 
tung solcher  Aktionen  zu  motivieren,  unter  einem  Stichwort,  das  sie 
selbst  akzeptieren,  wie  z.B.:  Mr  wollen  doch  wohl  alle  nicht,  daB 
man  uns  wieder  so  schlecht  in  der  Offentlichkeit  macht. 

Ein  anderer  Aufhanger:  der  Minister  kommt  und  die  Presse  mit  ihm. 
Diesmal  werden  nicht  'flinf  vor  zwblf  ein  paar  Gefangene  aus  den  Be- 
trieben  geholt,  die  etwas  iiber  das  Essen  herstottern  und  eigentlich 
mit  diesem  "hohen  Herrn"  vbllig  liberfordert  sind.  Diesmal  trifft  er 
auf  einen  gut  vorbereiteten  Gefangenen-Arbeitskreis,  der  ihn  Uber 
die  Zustande  im  Knast  aufklart  und  ihm  -  in  Anwesenheit  der  Presse  - 
peinliche  Fragen  stellt.  Die  kann  er  dann  nicht  mit  einem,  es  wird 
schon  werden,  abschmieren. 


Bei  all  diesen  Unternehmungen  darf  der  Sozialarbeiter  und  diirfen  die 
'freien  Mitarbeiter'  jedoch  nie  vergessen,  daB  die  Probleme  des 
Gefangenen  immer  Ausgangspunkt  der  Bemuhungen  sein  mussen. 

-  Solidarisierung  der  Gefangenen  - 

Der  Gefangene  hat  in  der  Regel  die  Unterdruckungsmechanismen  der 
Gesellschaft,  die  ihn  in  den  Knast  gebracht  haben,  verinnerlicht. 
Zum  Beispiel  akzeptiert  er,  daB  es  in  der  Gesellschaft  ein  Oben  und 
Unten  gibt.  Deshalb  ist  die  Gefangenen-Hierarchie  eine  der  ersten 
Mauern,  die  eingerissen  werden  mussen.  Der  Sozialarbeiter  sollte  den 
Gefangenen  helfen,  sich  uber  ihre  gemeinsamen  negativen  Lebenserfah- 
runqen  bewuBt  zu  werden. 

Ein  weiterer  Schritt  ist,  die  Gefangenen  zu  solidanschem  Handeln 
ermuntern.  Zur  Zeit  fallt  es  ihnen  namlich  noch  leichter,  sich 
aeqenseitig  kaputtzumachen,  als  das  System  zumindest  anzukratzen, 
das  sie  kaputt  macht.  Der  gemeinsame  enge  Lebensraum,  die  gleichen 
Einschrankungen  bieten  Ansat2punkte  zur  Sol  idaritat,  ohne  daB  das 
Ganze  fur  die  Anstaltsleitung  gleich  nach  Gefangenen-Meuterei  aus- 
sieht  Fiir  Menschen,  die  es  gewohnt  sind,  sich  immer  im  Unrecht  zu 
sehen^  ist  dies  ein  gewaltiger  LernprozeB. 

Die  ersten  Ansatze  zur  Solidaritat  kbnnen  z.B.  die  Uberteuerten  und 
srhlechten  Einkaufsmbgl  ichkeiten  sein,  der  eingeschrankte  Zeitungs- 
hpzuq  usw  Das  jeweilige  Problem  muB  mit  den  Gefangenen  grundlich 
prarbeitet  werden.  Zum  Beispiel  ist  beim  Einkauf  ein  Preisvergleich 
durch  die  Angebote  der  Tageszeitungen  mbglich.  Die  Gefangenen  ler- 
°    Sicn  zu  helfen,  sich  zu  korrigieren,  etwas  zusammen  zu  machen. 
Fs  kann  allgemein  Uber  Konsumverhalten  diskutiert  werden,  eine  Sa- 
rhP  die  viele  in  den  Knast  gebracht  hat  (Klauen).  Die  Mbglichkeit 
oines  Boykotts  bestimmter  Artikel  kann  erwogen  werden.  Evtl.  werden 
Antraqe  gestellt,  daB  sehr  teure  Sachen  von  drauBen  mitgebracht  wer- 
Apn   kbnnen.  Wenn  das  Thema  ausdiskutiert  ist,  sollte  der  Anstalts- 
1  Piter  und  der  verantwortliche  Beamte,  in  diesem  Fall  der  Wirt- 
<;rhaftsinspektor,  zu  einer  gemeinsamen  Diskussion  eingeladen  werden. 
uipnn  die  Gefangenen  sich  in  diesem  Gesprach  ernst  genommen  fuhlen 
und  mit  ihren  Argumenten  ankommen,  ist  dieser  Erfolg  schon  die  gan- 
7P  Anstrengung  wert  gewesen.  Ich  habe  erlebt,  daB  ganz  schnell  ein 
liner   Kaufmann  da  war,  weil  die  faulen  Eier,  die  sein  Vorganger 
verkaufte,  am  Einkaufstag  beim  Anstaltsleiter  auf  dem  Schreibtisch 
landeten. 

Fin  nachster  Schritt  ist,  die  Gefangenen  anzuregen,  nicht  nur  auf 
Hp  bestehenden  Zustande  zu  reagieren,  sondern  selbst  die  schembar 
mvpra'nderlichen  Knaststrukturen  anzukratzen.  Mitbestimmung  der  Ge- 
■Fanapnen  ndglichst  unzensierte  Gefangenenzeitungen,  ein  Rundfunk- 
■  H  Freizeitrat  der  Gefangenen,  in  denen  ein  Beamter  nur  eine  Bera- 
trfunktion  hat,  sind  zwar  letztlich  systemimmanente  Aktivitaten. 
c*  starken  jedoch  die  Gefangenen  auf  einem  ihnen  neuen  Weg:  sich 
fUr  die  Gruppe  einzusetzen,  urn  dadurch  auch  die  eigene  Situation 
zu  verandern. 


36 


37 


-  Einzelne  konnen  nichts  tun?  - 

"Wenn  ein  Sozialarbei ter  allein  in  eirie  Institution  geht,  ist  er 
verraten  und  verkauft".  Diese  richtige  Behauptung  geht  jedoch  von 
der  Idealvorstel  lung  aus,  daB  die  Justiz  bereit  ist,  eine  Gruppe  von 
Kollegen,  die  sich  gemeinsam  bewerben,  einzustellen.  Die  Planstellen 
sind  oder  werden  knapper  und  es  wird  wohl  auch  immer  schwieriger, 
als  einzelner  mit  kritisch-sozialistischem  BewuBtsein  Liberhaupt  ein- 
gestellt  zu  werden  und  sich  zu  behaupten.  Machen  wir  uns  nichts  vor. 
In  alien  sozialen  Arbeitsbereichen  sind  wir  letztlich  auf  uns  allein 
gestellt  und  mussen  durch  Zusammenarbeit  mit  rechten  und  liberalen 
Kollegen  versuchen,  unsere  Arbeitsansatze  zu  retten. 

Ein  Ansatzpunkt  flir  solche  Zusammenarbeit  kdnnte  sein,  daB  die  Kol- 
legen auch  ihre  Schwierigkeiten  mit  der  Institution  haben.  Manche 
decken  sich  mit  unseren,  wie  z.8.  zu  groBe  Fallzahlen  und  die  Unmb'g- 
lichkeit,  dem  eigenen  Berufsauftrag  gerecht  zu  werden.  Hier  kbnnte 
man  gemeinsam  handeln.  Dies  ist  jedoch  m.E.  noch  schwieriger  anzu- 
leiern  als  bei  den  Gefangenen.  Sozialarbeiter  sind  es  gewohnt,  in 
alien  Institutionen  vor  Arbeit  zusammenzubrechen.  Sie  haben  Angst, 
sich  zur  Wehr  zu  setzen,  reden  von  der  Gefahr,  versetzt,  nicht  befor- 
dert,  abgeschoben  zu  werden.  Die  politischen  Unterschiede  erschweren 
gemeinsames  Handeln  ungemein.  Es  ist  notwendig,  hier  auch  mal  mit 
seinen  politischen  Ansichten  zuriickzuhalten.  Zusammenhal t  ist  mbglich, 
vor  allem  wenn  es  nicht  urn  inhaltliche,  sondern  urn  technisch-organi- 
satorische  Fragen  geht.  Dadurch  wird  bereits  das  Gegeneinander,  von 
dem  die  Institution  lebt,  langsam  abgebaut. 

Shnliches  gilt  fur  die  Aufsichtsbeamten.  Mit  diesen  diskutiere  ich 
z.B.  regelmaSig  einmal  in  der  Woche  liber  aktuelle  Fragen,  die  im 
Knast  auftauchen. 

-  SchluBbemerkung  - 

Vieles  konnte  ich  nur  anreiSen,  was  ein  linker  Sozialarbeiter  in  der 

Knastarbeit  tun  kann  und  wie  er  seine  Vorstellungen  realisieren 

kann. 

Einer  allein  kann  nicht  mit  dem  Bulldozer  gegen  den  abwehrbereiten 

Knast  fahren,  aber  er  kann  vielleicht  einen  Beitrag  leisten,  daB 

zumindest  eine  Grundmauer  dieses  Schreckensgebaudes  fallt. 

Vielleicht  gilt  das  auch  in  anderen  Institutionen? 


Literatur: 

THEMA:  STRAFVOLLZUG 


NACHRICHTENDIENST  DER  GEFANGENENRKTE 

Heft  8/April   1975:   Berichte  aus  Haftanstalten  und  psychiatrischen 
Anstalten.Briefe  von  Eingeschlossenen,Texte 
der  Organisation, Resolutionen  und  Dokumente. 

Herausgeber:  Gefangenenrat  Frankfurt, Glauburgstr. 75a, Bu'ro  Goller 
Einzelpreis:   DM  2,--  /  Fur  Inhaftierte  kostenlos 


-  Bucher  Uber  den  Knast 

1.  Anders,  H. 

2.  Berger,  T. 

3.  Calliess,  R.F. 

4.  Deimling,  G. 


5.  Daumling,  A.M./ 
Posell,  K. 

6.  Ehebald,  U. 


7.  Einsele  H./ 
Klee.E. 

8.  Frei,  D. 

9.  Gravenhorst,  L. 


lO.Grossmann,  H.P. 

11 .Harbordt,  S. 
12.Hirscher,  E. 


13. Heinz,  W./ 
Korn,  S. 

14.Hofmann,  TH. 


Verurteilt  -   Strafvollzug   in  der  BRD- 
Kbln,  Kiepenheuer  &  Witsch  1972 
Die  konstante  Repression  -  Zur  Geschichte 
des  Strafvollzugs  in  Preussen  nach  1850  - 
Frankfurt,  Verlag  Roter  Stern  1974 
Strafvollzug  -   Institution  im  Handel   -, 
Stuttgart,  Enke  1970 
Theorie  und  Praxis  des  Jugendstrafvoll- 
zuges  in  padagogischer  Sicht. 
Dargestellt  am  Bei spiel   des  Landes  NRW. 
Neuwied,  Luchterhand  1969 
Selbstbild  und  Fremdbild  des  Aufsichts- 
beamten im  Strafvollzug, 
Stuttgart,  Enke  1970 
Patient  oder  Verbrecher  - 
Strafvollzug  provoziert  Delinquenz  - 
Gutachten  zum  Fall    G. ,  Hamburg,   Rowohlt  1971 
Das  Verbrechen  Verbrecher  einzusperren, 
Dlisseldorf  1970 

Die  Kblner  Klingelplitz-Affare, 
Ulm  1974 

Soziale  Kontrolle  abweichenden  Verhaltens 
-  Fallstudien  an  den  weiblichen   Insassen 
eines  Arbeitshauses  -, 
Frankfurt,  Suhrkamp  1970 
Die  Persbnl ichkeitsforschung  des  Inhaf tier- 
ten  -  Psychologischer  Leitfaden  flir  die 
Beurteilungen  von  Gefangenen  -, 
Stuttgart,  Enke  1970. 
Die  Subkultur  des  Gef'a'ngnisses  -  Eine 
soziologische  Studie  zur  Resozialisierung  -, 
Stuttgart,  Enke  1973 
Resozialisierung  junger  Rechtsbrecher 
durch  den  Strafvollzug, 
Reinhardt  1970 

Sozialtherapie  als  Alibi?  -  Materialien 
zur  Strafvollzugsreform  -, 
Frankfurt,  Fischer  1973 
Jugend  im  Gefangnis  -  Padagogische  Unter- 
suchungen  liber  den  Strafvollzug  an  Jugend- 
lichen  -, 
Munchen,  Piper  1967 


-    39 


15.Hohmeier,  0. 


16. Holl stein,  W.I 
Meinhold,  H. 

17.Hoppensack,  H. 


18.Jansen,  W. 

19.Kaufmann,  A. 
20.Klee,   E. 

21.Klee,  E. 

22. Koch,  P. 
23.Kraschtzki,  H. 

24.Kursbuch  32 

25.Kursbuch  31 

26.Ltidersen,  K./ 
Sack,   T. 

27.Moser,  T./ 
Kiinzel,   E. 
28.MU11er-0ietz,  H. 

29.MUnchbach,  H.H. 

30.0rtner,  H./ 

Wetter,  R. 
31.0ssowski,  L. 

32.0ssowski,  L. 

33.0sten,  A. 

34.P.ehm,  W. 
35-Reinert,   R. 


Aufsicht  und  Resozialisierung  -  Empirische 

Untersuchung  der  Einstellung  von  Aufsichts- 

beamten  und  Insassen  im  Strafvollzug. 

Stuttgart,  Enke  1973 

Sozialarbeit      unter  kapital istischen 

Produktionsbedingungen, 

Frankfurt  1973 

Ober  die  Strafanstalt  und  ihre  Wirkung 

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fangenen, 

Gbttingen,  Schwartz  1969 

Hinter  Gittern  -  Strafe  und  Strafvollzug 

in  der  BRD  -, 

Steinkopf  Verlag  1972 

Die  Strafvollzugsreform, 

Karlsruhe  1971 

Prugelknabe  der  Gesellschaft  -  Haftlings- 

berichte  -, 

Patmos  Verlag  1971 

Handbuch  zur  Arbeit  mit  Strafgefangenen 

und  Entlassenen, 

MUnchen,  Claudius  1973 

Gefangenenarbeit  und  Resozialisierung, 

Stuttgart  1969 

Die  Gerechtigkeitsmaschine, 

MUnchen,  Muller  1970 

Folter  in  der  BRD  -  Zur  Situation  der 

politischen  Gefangenen, 
Berlin,  Kursbuch/Rotbuch  Verlag  1973 
Staatsgewalt  und  Reformismus, 
Berlin,  Kursbuch/Wagenbach  Verlag  1973 
Seminar:  Abweichendes  Verhalten,  Straf- 
vollzug, action  research, 
Frankfurt,  Suhrkamp  1969 
Gesprache  mit  Eingeschlossenen, 
Frankfurt,  Suhrkamp  1969 
Strafvollzug  und  Gesellschaft, 
Berlin,  Gohlen  1970 
Strafvollzug  und  Offentlichkeit, 
Stuttgart,  Enke  1973 
Gefa'ngnis  und  Familie 
Berlin,  Karin  Kramer  Verlag  1975 
Mannheimer  Erzahlungen, 
MUnchen,  Piper  1974 
Zur  Bewahrung  ausgesetzt, 
MUnchen,  Piper  1972 

Achtzehnmal  vorbestraft  -  Briefe  aus  der 
Zelle  -, 

Stuttgart,  Quelle  Verlag  1974 
Der  Fall  Haase  in  Hamburg, 
Ulm  1974 

Strafvollzug  in  einem  halboffenen  Gefang- 
nis, 
Gbttingen,  Schwartz  1972 


40  - 


36.Rollmann,   D. 

37.Rusche,  G./ 

Kirchheimer,  0. 
38.Scheu,  W. 


39.Schmidtobreik,  B. 
40.Schuler-Springorum 
41  .  Schuler-Springorum 
42.Skiibik,   H. 


43.StUberger/ 

Frielingkaus 
44.Uthoff,  R- 


45.Uagner,  G. 

46.1'Jaldmann,  P. 

47. Wetter,  R./ 

Bdckelmann,  F. 
48.Autorenkollektiv 

49.Autorenkollektiv 


Strafvollzug  in  Deutschland, 

Frankfurt,  Fischer  1967 

Sozialstruktur  und  Strafvollzug 

Frankfurt,  EVA  1973 

Vernal tenswei sen  deutscher  Strafgefan- 

gener  heute, 

Gbttingen,  Schwartz  1971 

Kriminalitat  und  Sozialarbeit, 

Freiburg  1972 

Strafvollzug  im  Obergang, 

Gottingen,  Schwartz  1969 

Was  stimmt  nicht  mit  dem  Strafvollzug? 

Hamburg,  Wegener  1970 

Sozial istischer  Strafvollzug  -  Erziehung 

durch  Arbeit  - 

Berlin,  Staatsverlag  der  DDR  1969 

Die  Eingeschlossenen  -  Ausgeschlossenen, 

Stuttgart  1974 

Ober  die  VerhaltnismaBigkeit  von  Verbre- 

chen  und  Strafe  in  einem  sozialen  Rechts- 

staat, 

Hamburg,  Hoffmann  &  Campe  1972 

Psychologie  im  Strafvollzug, 

Munchen,  Goldmann  1972 

Ziel konfl ikte  in  einer  Strafanstalt, 

Stuttgart  1970 

Knast-Report  -  Aus  deutschen  Gefa'ngnissen 

Frankfurt,  Hakol  Verlag  1974 

Therapie  statt  Strafe, 

Berlin  1973 

Knastalltag  am  Beispiel   Mannheim, 

Offenbach  1975 


_   Rjjcher  aus  dem  Knast 

1 .  Anthes/Ehrhardt/ 
Hannover 

2.  Driest,  B. 

3.  Gail,   H. 

4.  Gareis,  J-/ 
Wisnet,  M. 

5.  Schoof,  H. 

6.  Steffen,  E.S. 

7.  Werner,  G- 

8.  Zahl,  P-P- 


Lebenslanglich  -  Protokolle  aus  der  Haft 

Munchen,  Piper  1972 

Die  Verrohung  des  Franz  Blum, 

Hamburg,  P-owohlt  1974 

Gitter, 

Frankfurt,  Fischer  1971 

Gefangniskarriere  -  Selbstzeugnisse 

junger  Rechtsbrecher  -, 

Echter  Verlag  1973 

Erklarung, 

Frankfurt,  Suhrkamp  1971 

Rattenjagd  -  Aufzeichnungen  aus  dem 

Zuchthaus  -, 

Neuwied,  Luchterhand  1971 

Vom  Uaisenhaus  ins  Zuchthaus, 

Frankfurt  Suhrkamp  1972 

Schutzimpfung,  Gedichte, 

Berlin  1975 


-  41 


Gefanqenenzeitschriften  - 


1 .  Kaschott 

2.  Der  Versuch 

3.  Der  Weg 

4.  Hausnachrichten 

5.  Trallekicker 

6.  Der  Lichtbl ick 

7.  Diskus  70 

8.  Postfach  71 

9.  Kontakt 
lO.Hornisse 

1 1 .Permanent 
12. Das  Fenster 
13.Ausblick 
14.Nachrichtendienst  der 

15.Thema:   Strafvollzug 


JVA  Wolfenbiittel,  Ziegenmarkt  10 
JVA  Hamel-Jugendgefangnis-,  Mlinsterwall   2 
JVA  Hannover 
JVA  Darmstadt 
JVA  Neumunster 
JVA  Berlin-Tegel 
JVA  Bremen-Oslebshausen 
JVA  Kassel-Wehlheide 
JVA  Celle 
JVA  Attendorn 
JVA  Butzbach/Hessen 
JVA  Rottenburg/Krs.   Tiibingen 
JVA  Ludwigsburg 
Gefangenenrate,  6  Frankfurt,  Glauburgstr.75a 
(BUro  Goller) 
AK  Knast  c/o  ASTA  FHS, 
61    Darmstadt,  Schbfferstr. 


WOHNKOLLEKTIV 
sucht 

1  Sozialarbeiter  Oder  Sozialpadagogen 

als  Mitarbeiter  im  Beraterteam.   Erfahrung  in  der  Jugendarbeit 
erwunscht.Gelegenheit  zur  Supervision. 

Das  Wohnkollektiv  fur  zehn  strafentlassene  und  gefa'hrdete  Jugend- 
liche  ist  als  Model leinrichtung  konzipiert  und  gefbrdert. 

Die  Bezahlung  erfolgt  nach  BAT  IVa. 

Bewerbungen  an:  Gesellschaftl  iche  Projekte  e.V.,8  Miinchen  19, 
Birkerstr.    19  Oder  Tel.   089/74  64  36. 


JUGENDZENTRUM  IN  SELBSTVERWALTUNG  IN  WEINHEIM/BERGSTRASSE 
sucht  ab  sofort: 

Sozialarbeiter(in)  /  Sozialpadagogen(in) 

Er/Sie  soil   die  Leitung  des  JZs  fur  mindestens  1  Jahr  ubernehmen 
und  die  Selbstverwaltung  der  Jugendlichen  aktiv  unterstutzen. 
Der  Bewerber  sollte  zusatzlich  zu  seinem  Studium  in  einem  prakt- 
ischen  Beruf  tatig  gewesen  sein. 

Bezahlung:   mind,   nach  BAT  IV;  Arbeitszeit  und  Arbeitsfeld  werden 
mit  dem  Bewerber  und  den  Selbstverwaltungsgremien  des  JZs  naher 
bestimmt. 

Bewerbungen  an:   Verein  Jugendzentrum,  694  Weinheim.Unterer  Burger- 
park/Bahnhofstr. 


NACHRICHTEN 

AUS  UND  ZUM   KNAST 


j  ftrheits-  und  Hungerstreik  in  der  JVA  Preungesheim 

Tn  der  JVA  Preungesheim  legten  am  Dienstag,  den  20.5.75  die  Jugend- 
lichen in  der  Frauenhaftanstal t  die  Arbeit  nieder.  Sie  wehrten  sich 
in  aeaen  die  Steigerung  des  unmenschl ichen  Akkords  und  gegen  die 
Pintbnine  Arbeit  bei  miserabler  Bezahlung,  die  in  krassem  Gegensatz 
dem  steht,  was  die  JVA  von  der  Firma  Stabernack  und  anderen  fur 
Hi<=  Produkte'erhalt,  die  die  Gefangenen  herstellen.  Die  Gefangenen 
nrntestierten  mit  ihrer  Aktion  gegen  die  Unterdruckung  und  Ausbeu- 
tuna   seitens  der  Anstal tsleitung,  die  verpflichtet  ist,  optimale 
Prnfite  zu  erreichen  und  an  die  Landesregierung  in  Wiesbaden  abzu- 
fiihren  Dazu  dienen  ihnen  die  Arbeitsinspektoren  Manger,  Kittel  und 
Unaaenfuli,  diejenigen,  die  die  Arbeitskrafte  der  Gefangenen  von 
nlrlfs   weqen  um  ein  Vielfaches  gegenuber  den  in  der  freien  Wirtschaft 
nh  ichen  Lbhnen  ausbeuten  und  dies  mit  den  Firmen  aushandeln. 
ml  Rpfanqenen  versuchten  zuerst,  durch  eine  Unterredung  mit  der 
rii^nraerin  Klimm  eine  Herabsetzung  der  Akkordsatze  zu  erreichen. 
sic  riiese  darauf  nicht  reagierte,  sondern  die  Madchen  zu  besanftigen 

^Mrhte  traten  diese  in  einen  unbefristeten  Arbeitsstreik.  Die 
potion  der  Anstaltsleitung  auf  den  kollektiven  Arbeitsstreik  war 
nach  Verhandlungen  die  Herabsetzung  der  geforderten  Arbeitsleistung 
(Akkord). 

n  v   am  Donnerstag  angefangene  Hungerstreik  der  Gefangenen  G.H.,  den 
a-      anderen  jugendlichen  Gefangenen  ab  Freitag,  den  23.5.,  geschlos- 
VI   aktiv  unterstiitzten,  wurde  durch  E  r  p  r  e  s  s  u  n  g  der 
"i-heralen"  Anstaltsleitung  unter  Frau  Einsele  zum  Abbruch  gebracht. 
n  iprreichte  sie  durch  die  Drohung,  den  anderen  Gefangenen  die 
ifirhP  Isolation  aufzuerlegen,  die  sie  schon  der  Gefangenen  G.H. 
9  %   HMt  hatte-  Die  kollektive  Gegenwehr  der  inhaftierten  Jugendli- 
f   "L  die  Machenschaften  der  Anstaltsleitung  in  der  JVA  Preun- 

chPimwar  einmal  mehr  der  Beweis  dafiir,  da(5  gemeinsames  Handel  n 
9  £  in  einer  JVA  Erfolge  bringen  kann. 

«Vi  Tnhaftierten  soil  ten  sich  im  klaren  sein,  daB  die  Jugendlichen 
•     aJt   Frauenhaftanstal t  Preungesheim  durch  gemeinsames  Handeln  in 
pJJrm  von  Streiks  einen  Erfolg  erzielt  haben. 

(Gefangenenflugblatt) 


-  43 


2.  Hungerstreik  in  der  JVA  Bruchsal 


2. 
3. 
4. 


In  der  JVA  Bruchsal  befinden  sich  zur  Zeit  7  Mann  in  einem  unbefri- 
steten  Hungerstreik.  Der  erste  von  ihnen  ging  am  20.5.75  und  6  wei- 
tere  am  21.5.75  in  den  Hungerstreik.  Die  Griinde  hierfiir  lauten: 
1.  Die  Gefangenen,  die  nicht  an  der  Arbeit  teilnehmen,  bekommen  als 
Frlihstlick  nur  trockenes  Brot  und  Anstaltskaffee.  Das  Stuck  Wurst 
Oder  Kase,  das  den  arbeitenden  Gefangenen  dazu  gegeben  wird,  wird 
ihnen  entzogen. 

Die  Verlangerung  des  Hofgangs,der  zur  Zeit  nur  40  Minuten  betragt. 
Die  Erhbhung  des  Essensatzes  fiir  alle  Gefangenen  in  der  BRD. 
Teilnahme  an  dem  14tagigen  UmschluB  flir  die  Nichtarbeitenden  und 
Einfiihrung  des  taglichen  Umschlusses  ,damit  der  menschliche  Kon- 
takt  verbessert  wird. 

Bessere  arztliche  Versorgung  in  der  Anstalt,  da  zur  Zeit  nur  ein 
Arzt  vorhanden  ist,  der  lediglich  Pillen  ausgibt. 
Betriebliche  Verbesserung,  indem  die  Fenster  zum  Dffnen  umgebaut 
werden,  da  keinerlei  Luftung  mbglich  ist. 

Bessere  Arbeitsentlohnung,  da  es  in  anderen  Anstalten  die  drei- 
fache  Entlohnung  gibt.  (-.56  DM  in  Bruchsal,  1.50  in  anderen  An- 
stalten). 
Die  sieben  sich  im  Hungerstreik  Befindenden  fordern  alle  Gefangenen 
auf,  sie  nach  besten  Kraften  zu  unterstiitzen. 


7. 


3.  Selbstmord  in  der  Arrestzelle 


In  der  Nacht  vom  Samstag  auf  Sonntag  (19./20.4.75)  hat  sich  der 
Strafgefangene  Jiirgen  Gremer  in  der  JVA  Darmstadt  das  Leben  genommen. 
Auf  Grund  einer  psychiatrischen  Untersuchung  beim  Gesundheitsamt 
sollte  er  in  eine  Gemeinschaftszelle  verlegt  werden.  Das  geschah 
zunachst  auch.  Am  Freitag  (18.4.75)  jedoch  wurde  er  in  eine  Einzel- 
zelle  gesperrt.  In  seiner  Erregung  zerschlug  er  daraufhin  die  Zellen- 
einrichtung.  Deswegen  sperrte  inn  die  Anstalt  in  eine  Arrestzelle. 
Nach  Anordnung  der  Anstaltsleitung  sollte  der  Aufenthalt  in  der 
Arrestzelle  nur  einige  Stunden  dauern.  Tatsachlich  blieb  Gremer 
aber  das  ganze  Wochenende  dort.  Am  Sonntagmorgen  wurde  er  tot  ent- 
deckt. 

Vor  seiner  Einsperrung  in  die  Arrestzelle  wurde  Gremer  -  nach  Angaben 
der  Anstalt  -  dem  Oberpfleger  vorgefUhrt.  Dieser  habe  es  nicht  fiir 
notig  befunden,  den  Anstaltsarzt  zu  rufen.  Die  Anstalt  wuBte  aber, 
daB  bei  Gremer  erhbhte  Selbstmordgefahr  bestand,  er  hatte  schon  meh- 
rere  Selbstmordversuche  gemacht.  AuBerdem  hatte  er  mehrere  Briefe  an 
Angehorige  mit  entsprechenden  Andeutungen  kurz  zuvor  abgeschickt. 
Trotz  dieser  bekannten  Umstande  und  seiner  momentanen  Erregtheit 
brachte  man  ihn  in  die  Arrestzelle,  und  man  hielt  es  nicht  einmal 
fiir  nbtig,  ihn  in  regelma'Bigen  Abstanden  zu  beobachten. 

Dies  ist  bereits  der  zweite  Selbstmord  in  der  Darmstadter  JVA  inner- 
halb  von  zwei  Monaten.  Dazu  gab  und  gibt  es  noch  zahlreiche  Selbst- 
mordversuche -  allein  drei  am  selben  Wochenende. 

In  einer  ersten  Verlautbarung  der  Anstaltsleitung,  die  ans  Ministe- 
rium  und  an  die  Presse  ging,  war  von  den  besonderen  Umstanden  dieses 


44 


Selbstmords  nichts  zu  lesen.  Erst  als  Naheres  in  der  Dffentlichkei t 
bekannt  wurde,  bequemte  sich  die  Anstalt,  ihre  teilweise  falschen 
und  unvollstandigen  Angaben  zu  berichtigen. 

In  ihren  Stel lungnahmen  versucht  die  Anstaltsleitung,  den  Selbstmord 
Gremers  auf  eine  vermutete  Nervenkrankheit  zuruckzufu'hren,  urn  so 
eine  Mitschuld  der  Anstaltsleitung  auszuschl ieBen.  DaB  sie  ihn  dann 
aber  erst  recht  nicht  in  eine  Arrestzelle  hatte  sperren  diirfen, 
scheint  ihr  nicht  aufgefallen  zu  sein. 


4.  Hungerstreik  fiir  die  Revision 

Der  Strafgefangene  Klaus  Diether  Ziesel  sitzt  seit  dem  28.4.75  in 
7  stuttgart-Stammheim  (Justizvollzugsanstalt)  in  einem  unbefristeten 
Hungerstreik. 

Die  Griinde  des  Hungerstreiks:  Der  Gefangene  Klaus  Diether  Ziesel 
sitzt  seit  einem  Jahr  in  Untersuchungshaft  und  wartet  auf  seine  Re- 
visionsverhandlung.  Seine  Haftpriifung  wurde  ohne  BegrUndung  verwor- 
fen.  Ziesel  hat  alle  Auflagen,  die  fur  seine  Entlassung  aus  der  Un- 
tersuchungshaft erforderlich  sind,  erfullt.  AuBerdem  entstehen 
K  D.  Ziesel  erhebliche  Kosten,  die  flir  ihn  nicht  tragbar  sind. 


5_  Resolution  zur  Jugendkriminal itat 

Vie  Delegievten  der  MitgliedsVerbande  des  STADTJUGENDRINGFS  BREMEN 
E  V.    haben  auf  ihrer  Vollversammlung  am  29.   April   1975  folgende  Re- 
solution sum  Problem  der   "Ursaahen  der  Jugendkriminalitai"  verab- 
schiedet: 

Kinder  und  Jugendliche  treten  in  der  Kriminalstatistik  des  Bundes- 
kriminalamtes  immer  haufiger  in  Erscheinung:  Gewal tkriminalitat, 
Eiqentums-  und  Rauschgiftdelikte  treten  dabei  besonders  hervor.  Cha- 
kteristisch  ar  dieser  Entwicklung  ist  dabei  das  iiberproportionale 
Verhaltnis  der  Kinder-  und  Jugendkriminal itat  zur  Gesamtkriminali- 
tat  und  die  Tatsache,  daB  die  Tater  immer  jlinger  werden. 

Die  besonders  hohe  Beteiligung  jugendlicher  Strafta'ter  aus  sozial 
benachteiligten  Schichten  und  das  Ansteigen  von  Eigentumsdel ikten 
■  engen  Zusammenhang  mit  zunehmender  Arbeitslosigkeit  verweisen 
darauf,  daB  die  Ursachen  krimineller  Erscheinungen  in  der  Struktur 
riPr  Gesellschaft  zu  suchen  sind  und  der  Ruf  nach  allumfassendem 
Polizeischutz,  verstarkter  Bewaffnung,  Sondereinsatzen  und  Wieder- 

•nflihrung  der  Todesstrafe  nicht  geeignet  ist,  diese  Entwicklung  zu 
upt,eben.  Die  "Vorverlegung"  der  Kriminal  itat  auf  j'ungere  Altersschich- 
+n  macht  auch  deutlich,  daB  biologische  Ursachenerklarungen  oder 
die  Rede  von  angeborener  Kriminalita't  falsche  Erklarungen  sind. 

Kampf  gegen  die  Jugendkriminalitat  muB  deshalb  langfristig  er- 
flaen  indem  die  Lebensbedingungen  der  Kinder  und  Jugendlichen  ge- 
ell 'verbessert  werden.  In  alien  Bereichen,  in  denen  die  Soziali- 
"fLfo'n  des  jungen  Menschen  erfolgt,  mussen  solche  Bedingungen  ge- 

haffen  werden,  die  sozial  benachteiligten  Gruppen  Chancengleich- 
hit  gegenuber  derzeitig  privilegierten  Gruppen  gewahrleisten: 

-  45  - 


-  die  Familien-  und  Wohnverha'ltnisse  sind  so  zu  gestalten,  daB  der 
Zerriittung  und  Oberforderung  im  familiaren  Bereich  der  Boden  ent- 
zogen  wird.  In  den  Wohnzentren  miissen  Treffpunkte  und  Freizeitmbg- 
lichkeiten  als  Alternativen  zu  kommerziellen  Diskotheken  in  ausrei- 
chendem  MaSe  zur  Verfiigung  stehen.  Neu  einzustellende  Sozialpadago- 
gen  und  Gemeinwesenarbeiter  sollten  beratend  die  Interessen  der 
Burger  unterstiitzen  und  zur  Durchsetzung  verhelfen. 

-  das  derzeitige  Schulsystem  benachteil igt  in  besonderem  MaBe  Haupt- 
und  Sonderschuler  und  entla'Bt  viele  Jugendliche  ohne  ordentlichen 
SchulabschluB.  Die  Entwicklung  zur  Gesamtschule  muB  forciert  wer- 
den;  mehr  und  besser  ausgebildete  Lehrer  und  Sozialpa'dagogen  m'ussen 
an  diesen  Schulen  angestellt  werden,  um  durch  eine  differenzierte- 
re  Fb'rderung  die  Chancengleichheit  zu  ermbglichen. 

-  die  berufliche  Bildung  ist  so  zu  organisieren,  daB  alle  Jugendli- 
chen  eine  Berufsausbildung  erhalten,  die  dem  Stand  des  technischen 
Fortschritts  entspricht  und  die  es  ihnen  ermbglicht,  den  Arbeits- 
prozeB  und  die  gesellschaftlichen  Zusammenhange  zu  durchschauen 
und  zu  beherrschen  und  die  ihnen  eine  umfassende  fachliche  und 
gesellschaftliche  Qualification  vermittelt. 

-  In  alien  betrieblichen  Bereichen  ist  den  Betroffenen  und  ihren  Ge- 
werkschaften  die  wirksame  Mitbestimmung  zu  garantieren.  Die  freie 
gewerkschaftliche  und  politische  Beta'tigung  ist  zu  garantieren. 

-  Presse,  Rundfunk  und  Fernsehen  werden  aufgefordert,  bei  der  Bericht- 
erstattung  Uber  Kinder  und  Jugendliche  kein  einseitiges  Bild  in  der 
Dffentlichkeit  entstehen  zu  lassen.  Berichte  uber  Straftaten  junger 
Menschen  diirfen  nicht  dazu  miBbraucht  werden,  Vorbehalte  der  Ge- 
sellschaft  gegen  die  junge  Generation  zu  erzeugen. 

In  Verbindung  mit  umfassenden  gesellschaftlichen  Veranderungen  in 
den  sozialen  Bereichen  von  Familie  und  Wohnwelt,  Schule,  Ausbildung 
und  Betrieb  sowie  besserer  Bedingungen  flir  eine  sinnvolle  Freizeit- 
gestaltung  kbnnen  erhebliche  Mittel  der  Bekampfung  von  Kriminal itat 
und  des  Strafvollzugs  eingespart  werden.  Die  Reform  des  Strafvollzu- 
ges  ist  deshalb  zu'gig  durchzufuhren.  In  der  Resozial  isierung  ist 
nach  dem  Prinzip 

"VORBEUGEN  STATT  STRAFEN" 

zu  verfahren.  Wahrend  des  "Strafvollzuges"  miissen  in  "klientenbezo- 
genen  Therapiegruppen"  Fragen  des  Alltags,  wie  Probleme  der  Arbeits- 
welt,  Sexual itat  und  der  Partnerbeziehungen  behandelt  werden.  Zur 
Unterstutzung  der  Vorbereitung  auf  die  Entlassung  und  die  Vera'nde- 
rung  des  Strafvollzuges  sollten  regelma'Big  Diskussionen  mit  Vertre- 
tern  der  politischen  Parteien,  Gewerkschaften,  Jugendverbanden  usw. 
veranstaltet  werden. 

Als  weitere  MaBnahme  ist  die  Schaffung  eines  "AUSSENZENTRUMS  durch 
die  Behorde  finanziell  zu  unterstiitzen.  Es  ware  ein  zwangloser  Be- 
gegnungsort  von  Ehemaligen,  beurlaubten  Haftlingen,  Angehorigen,  Be- 
zugspersonen  und  interessierten  Burgern. 

Dem  verhangnisvollen  Kreislauf  "Knast-Freiheit-Knast"  kbnnte  so  die 
reale  Chance  zur  Bewaltigung  von  Problemen  und  nicht  zuletzt  Men- 
schenw'urdigkeit  entgegengesetzt  werden. 

-  46  - 


REPRESSIVE  MASSNAHMEN 
IM  SOZIALBEREICH 


Einige  Genossen  meinen,   wir  sollten  uns  die  Berichte  Uber  Entlas- 
sunqen,   Disziplinierungen  und  Berufsverbote  schenken,    da  diese  Be- 
richterstattung  mit  zur  Einschuchterung  und  Anpassung  beitrage,   Wo 
dooh  unsere  Aufgabe  damn  bestUnde,    Widerstand  gegen  die  zunehmende 
Repression  in  alien  gesellschaftlichen  'Bereichen   zu  entwickeln. 

Wir  kSnnen  nicht  ausschlielien,   da/3  einige  Kollegen  und  Genossen  t 
ouch  beeinfluQt  durch  die  vielen  Berichte  Uber  Disziplinierungen  und 
Berufsverbote,   anfangen  zu  resignieren. 

Trotzdem  halten  wir  es  weiterhin  fur  wichtig,   daB  eine  Dffentlichkeit 
hergestellt  wird  uber  das,  Was  an  einzelnen  Qrten,    in  verschiedenen 
Berufsfeldern  passiert,   Uber  die  Grunde,    das  Verfahren,   aber  auch 
die  Gegenwehr. 

Wir  kSnnen  nicht  so  tun,   als  trafe  uns  die  Pclittk  der  Repression 
nichf   die  Sammlung  der  verschiedenen  Falle  und  ihre  Auswertung  sol- 
len  uns  allerdings  befahigen,   die  scheinbar  isolievten  Ereignisse 
in  ihrem  politischen  Gesamtzusammenhang  zu  analysieren  und  als  das 
senen,   worauf  sie  abzielen:  auf  ein  Aktions-  und  Denkverbot  so- 
zialistischer  Politik. 

Dieser  Politik  von  Kapital  und  burgerlichem  Staat  gilt     es,mit  alien 
I'itteln  entschieden  entgegenzutreten  -  Widerstand  ist  mdglich! 

U  nn  wir  bisher  Uberwiegend  Berichte  mit  negativem  Ausgang  gebracht 

haben  so  liegt  es  aber  auch  daran,  daB  die  Kollegen  und  Genossen 
ah  nur  solche  Berichte  einschiaken;  dort,z.B.  wo  Gegenwehr  ent- 
'ckelt  warden  ist,   'Jo  Kollegen  sich  solidarisiert  haben,  wo  eine 

nienstbesprechung  gegenuber  dem  Vorgesetzten  durahgesetzt  wurde, 
MaBnahmen  der  Burokratie  abgewehrt  werden  konnten,    erfahren  wir 
,  wenig}    das  wird  fur  selbstverstdndlich  angesehen  und  darUber 

wird  nicht  berichtet- 

„  iche  Berichte  kSnnen  aber  mit  dazu  bettragen,   der  Vereinzelung , 
,   vinschaXchtevung  und  Entsolidarisierung  entgegenzuwirken. 


_.  .-|  j.  AusschluBverfahren  gegen  Kindergartnerin  in  der  OTV 

r  „an   das  Vorstandsmitglied  der  Abteilung  Sozialarbeit  in  der  Berli- 
DTV,  Heidemarie  Bischoff-Pflanz.seit  1963  Mitglied  der  OTV,  wurde 


ner 


Im  folgenden  drucken  wir  Auszlige 
^nesTnugblatts  von  Mitgliedern  der  Abteilung  Sozialarbeit  gegen 


ein  AusschluBverfahren  eingeleitet 


das  Verfahren  ab. 

idemarie  Bischoff-PHanz  ist  1963  in  die  OTV  eingetreten.   Sie  hat 
?     Kindergartnerin  in  Wilmersdorf  gearbeitet  und  sich  von  Anfang  an 

-    47    - 


fur  die  OTV  im  sozialpadagogischen  Bereich  eingesetzt.  Aufgrund 
ihres  Engagements  wurde  sie  in  den  Personalrat  gewahlt. 
Seit  1967  ist  sie  im  Vorstand  der  Abt.  Sozialarbeit.  Seit  1971  ist 
sie  Vorsitzende  der  Abteilung.  In  dieser  Zeit  geschah  eim'ges.  Auch 
wegen  der  Aktivita'ten  der  Kollegin  Bischoff-Pf lanz  wurde  die  Abtei- 
lung starker:  Wahrend  friiher  nur  etwa  40  Mitglieder  zu  den  Versamm- 
lungen  kamen,  sind  es  jetzt  200  bis  250.  Die  Kollegin  Bischoff-Pflanz 
wurde  zur  Delegierten  fur  den  Gewerkschaftstag  1972  in  Berlin  gewahlt 
und  ebenso  in  den  Vorstand  der  Bundesabteilung  Sozialarbeit. 
Kolleginnen,  Kollegen,  am  7.  April  1975  hat  der  Bezirksvorstand 
Berlin  der  OTV  gegen  Heidemarie  Bischoff-Pflanz  das  AusschluBver- 
fahren  beantragt. 

Was  ist  geschehen? 

Wie  Ihr  wiBt,  gibt  es  die  Unvereinbarkeits-Beschllisse.  D.h.:  Gewerk- 
schaftsmitgl ieder,  die  1 inksradikalen  Organisationen  angehbren,  wer- 
den  aus  der  Gewerkschaft  ausgeschlossen.  So  ist  es  einigen  Mitgl ie- 
dern  der  Abteilung  Sozialarbeit  der  OTV  ergangen,  die  bei  den  letzten 
Wahlen  zum  Abgeordnetenhaus  auf  linksradikalen  Listen  kandidierten. 
Wenn  ein  AusschluB-Verfahren  gegen  ein  Mitglied  beantragt  worden 
ist,  beschlieBt  der  Bezirksvorstand  gleichzeitig  ein  Hausverbot  flir 
das  OTV-Haus  und  begrlindet  das  so,  daB  wahrend  des  AusschluB-Ver- 
fahrens  alle  Mitgl  iederrechte  und  -pflichten  ruhen,  so  auch  das  Recht 
eines  Mitgl ieds,  das  OTV-Haus  zu  betreten. 

An  den  letzten  Mitgl ieder-Versammlungen  der  Abteilung  Sozialarbeit 
nahmen  -  trotz  Hausverbots  -  einige  der  vom  AusschluB  bedrohten  Mit- 
glieder teil-  Die  Abteilungs-Geschaftsfuhrer  der  OTV,  Hoppe  und  Werk, 
forderten  die  Kollegin  Bischoff-Pflanz  auf,  diese  vom  AusschluB  be- 
troffenen  Mitglieder  aus  dem  Saal  zu  weisen. 

Die  Kollegin  Bischoff-Pflanz  erklarte  dazu: 

a)  formal: 
Sie  libt  nicht  d 
narin.  Vom  Haus 
brauch  machen. 
im  OTV-Haus. 

b)  inhaltlich 
Wenn  gegen  jema 
ist  er  noch  nic 
werkschaftstag, 
den  vom  Ausschl 
den,  ihren  Koll 
stehen.  Dazu  mii 
gen  teilnehmen 


as  Hausrecht  aus.  Sie  sei  nur  ehrenamtliche  Funktio- 

recht  kbnnten  nur  die  bei  der  OTV  Beschaftigten  Ge- 

Zudem  befand  sich  der  Kollege  Ingo  Hinz  zu  der  Zeit 

nd  ein  AusschluB-Verfahren  eingeleitet  worden  ist,  so 
ht  ausgeschlossen.  Erst  die  letzte  Instanz,  der  Ge- 
entscheidet  endgUl tig  Liber  den  AusschluB.  Es  muB 
uB  bedrohten  Mitgl iedern  die  Mbglichkeit  gegeben  wer- 
egen  innerhalb  der  Gewerkschaft  Rede  und  Antwort  zu 
ssen  sie^zwar  ohne  Stimmrecht,  doch  an  den  Versammlun- 
kdnnen. 


So  beschloB  auch  die  Mitgl 
Stimmenthaltungen,  daB  die  be 
ten  Mitglieder  als  Gaste  dabl 
eine  sogenannte  "Teilmitgl ied 
Mitglieder  zu  den  Versammlung 
grbBten  Raum  in  OTV-Haus  rein 
send.  -  Auf  den  BeschluB  der 
rin  Hoppe,  daB  dies  nun  keine 
verlieB  den  Raum.  Kollegen,  s 

-  48  - 


ieder- Versammlung,  bei  einigen  wenigen 
iden  anwesenden,  vom  AusschluB  bedroh- 
eiben  kbnnten.  (Diese  Versammlung  war 
erversammlung",  weil  namlich  immer  mehr 
en  kamen,  die  alle  nicht  mehr  in  den 
paSten).  Etwa  120  Mitglieder  waren  anwe- 
Versammlung  erklarte  die  Geschaftsfiihre- 
gewerkschaftliche  Versammlung  sei  und 
tellt  euch  die  absurde  Situation  vor:  120 


Mitglieder  sind  anwesend.  Und  2  andere,  deren  Mitgliedschaft  zumin- 
dest  umstritten  ist,  sollen  also  bewirken,  daB  dies  keine  OTV-Veran- 
staltung  mehr  sein  soil!  Weil  die  Kollegin  Bischoff-Pflanz  die  Veran- 
staltung  doch  durchfiihrte,  wurde  gegen  sie  das  Ausschl uBverfahren  ein- 
geleitet. 
was  konnen  wir  aus  dem  Vorgang  lernen: 


"Der  Bezirksvorstand  ist  der  Meinung,  daB  Sie 
schadigend  und  satzungswidrig  verhalten  haben, 
Beschlusse  der  OTV  nicht  anerkennen."  So  steht 
fur  das  AusschluB-Verfahren.  Hier  finden  wir  e 
Weil  die  Kollegin  Bischoff-Pflanz  Mehrheitsbes 
die  der  Mitgl ieder- Versammlung,  soil  sie  ausge 
Weiter  wird  ihr  vorgeworfen,  sie  ha'tte  erkla'rt 
lich  gegen  die  Unvereinbarkeits-Beschl'u'sse  des 
schaften  und  (wurde)  dafiir  Sorge  tragen,  daB  d 
schluB-Verfahren  Betroffenen  an  den  Sitzungen 
bis  das  Verfahren  abgeschlossen  sei." 
Nun  kann  man  filr  oder  gegen  die  Unvereinbarkei 
dies  eine  wichtige  gewerkschaftspolitische  Fra 
die  Diskussion  dariiber  gestattet  sein.  Denn  d 
der  Unvereinbarkeitsbeschllisse  bedroht  den  Cha 
werkschaft.  SchlieBlich  ist  der  Entscheidungsp 
barkeits-Beschllisse  auch  in  der  Gewerkschaft  n 


sich  gewerkschafts- 
da  Sie  Mehrheits- 
es  in  der  Begr'undung 

ine  Sprachverwirrung: 

chlusse  anerkennt, 

schlossen  werden. 

,  sie  sei  "grundsatz- 
DGB  und  der  Gewerk- 

iese  beiden  vom  Aus- 

teilnehmen  kbnnten, 

tsbeschllisse  sein.  Da 
ge  ist,  muB  wohl  auch 
ie  strikte  DurchfLihrung 
rakter  der  Einheitsge- 
rozeB  Liber  die  Unverein- 
icht  abgeschlossen. 


Fall  2:  Totales  Berufsverbot  in  Berlin 

Was  bisher  nur  Vermutungen  waren,  kann  heute  belegt  werden. 
her  die  aus  politischen  Grunden  vom  Senat  (dem  grbBten  Anstellungs- 
tra'aer  im  Sozialbereich)  abgelehnt  und  nicht  eingestellt  werden, 
konnen  kaum  mit  einer  Einstellung  bei  den  "freien  Verbanden"  rech- 
nen:  Dazu  der  entsprechende  Protokol lauszug  (Faksimile)aus  der  Sit- 
ripr  Liga  der  Spitzenverbande  der  freien  Wohl fahrtspf lege  in  Ber- 


Bewer- 


Herr 


KlauB/Bornemann/Frau  Martin(Deutsches  Rotes  Kreuz 


dos    Ser.ats 

cho    tiberorii 


Betr:    I'berprii  fur.g   ''on   nuiion   MilorbotK 

Dio    affantliche    Hand    fiihrt    aohr    u.tiinncjre.  eho    umn-prufungan    von    aon 
M    iArb*-iterri    durch.    Kfl   vird    von    dan    Li{?«-V«rtratern    bei'tireht'et,    Ja^ 
Bevorbor,     di  6    diosen    l-'berpriifungon    [iicht    staudbait^a,     sicb    dann    bei 

,    *    -L  iBa_VHrboniicn  bewarben,     l:i   oinmii    Lnolfizielinn   iSsojirach   soil 
nit    cen    Ser.at  sdior.ets  :c!  len    oeklart    vcrden,    ob   die    MonlichUeit    boriteht., 

•    a    die    i.i  ga-Vftrbande    Ubfcr    die    Ablehnungen    von   Fatten    d«r   Scn&ts- 
verwaltiina^"    inforrolort   warden. 

Termin    Mr    die    niichaM  Si  tzunfli    13.    5.    1975,.,    8.30    Oh^ 
Endn    der   Sitzimo    12.40   Uhr 


f.d-B.    i 

Wagner 

11.    k.    19V? 


1        / 
ki'aufl 


Fall  3:  Kul tusministerium  droht  Fachhochschule  zu  schlieBen 

Vom  22.  -  25.  April  streikten  die  Studenten  der  Fachhochschule  fur 
Sozialwesen  (FHS)  in  Mannheim  fiir  die  Weiterbescha'ftigung  von  Lehr- 
beauftragten,  die  aufgrund  des  "SchieB"-Erlasses  aus  der  FHS  gesa'u- 
bert  wurden.  Der  Streik,  der  durch  eine  Urabstimmung  von  52  t   aller 
Studenten  beschlossen  wurde,  endete  mit  einer  lokalen  Demonstration. 

Hahn,  Kul tusrainister  in  Baden- Wiirttemberg,  war  zutiefst  bestiirzt, 
daB  an  der  FHS  die  Ouote  der  "Verfassungsfeinde"  um  ca.  1  100  % 
hbher  lag  als  der  Landesdurchschnitt  von  0,7  %   pro  Hochschule.  Als 
sofortige  MaBnahme  zur  Sa'uberung  der  FHS  verfugte  Hahn  eine  drastische 
Aufnahmebeschra'nkung  von  jetzt  100  auf  30  (!)  Studenten  pro  Semester. 
Weiter  verlangt  das  Kultusministerium  die  Auslieferung  aller  Klausu- 
ren  und  Referate  zwecks  Gesinnungsschnuffelei  (offizielle  Begru'n- 
dung:  das  Kultusministerium  geht  davon  aus,  dad  Studenten  mit  reen- 
ter Gesinnung  an  der  FHS  bezu'glich  der  Zensuren  benachteiligt  werden). 
Hahn  will  die  Durchfuhrung  seiner  Beschlu'sse  erpressen,  indem  er 
den  Studenten  und  Dozenten  mit  Kraftakten  droht,  die  an  faschistische 
Vorbilder  erinnern  (SchlieBung  von  Hochschulen  in  Bolivien,  Spanien, 
Griechenland  usw. ). 

Falls  die  Dozenten  die  sofortige  Auslieferung  der  Hausarbeiten  und 
Klausuren  verweigern  und  die  Gerichte  deswegen  anrufen  soil  ten,  will 
er,  Hahn,  den  Studenten,  die  ihr  Studium  beenden,  ab  sofort  die 
staatliche  Anerkennung  als  Sozialarbeiter  und  Sozialpadagogen  ver- 
weigern. Gleichzeitig  sollen  sa'mtliche  Prufungen  (also  auch  Klausu- 
ren und  Hausarbeiten)  nicht  mehr  von  der  Hochschule,  sondern  vom 
Kultusministerium  direkt  durchgefiihrt  werden. 

DaB  die  vom  Verfassungsschutz  abgewiesenen  Dozenten  von  Hahn  auch 
gleichzeitig  mit  einem  Hausverbot  belegt  wurden,  ist  ihm  schon  keine 
Begrlindung  mehr  wert.  Das  Kultusministerium  riB  das  Hausrecht  liber 
die  FHS  genauso  diktatorisch  an  sich,  wie  es  die  Selbstverwaltung 
auBer  Kraft  setzte,  namlich:  als  ein  CDU-Reaktiona'r  als  Ersatz  fur 
einen  abgewiesenen  Lehrbeauftragten  eingestellt  werden  sollte,  ver- 
weigerten  die  FHS-Gremien  diesem  den  Lehrauftrag  -  postwendend  wurde 
der  Lehrauftrag  vom  Kultusministerium  direkt  erteilt. 

Hahn  hat  dem  Rektor  der  FHS  bei  einer  Vorladung  klargemacht,  daB  er 
dem  Treiben  in  der  "linken  Kaderschmiede  Baden-WUrttembergs"  in  die- 
sem Semester  noch  zusehen  will.  Der  Kul tusminister  hat  nach  eigenem 
Bekunden  namlich  festgestel It,  daB  allein  die  Tatsache,  daB  8  Dozenten 
abgewiesen  werden,  eine  gewisse  Voraussetzung  verlangt,  namlich  die, 
daB  in  den  Gremien  erstmal  die  Bereitschaft  da  sein  muB,  solche 
"Verfassungsfeinde"  einzustel len.  Sollten  seine  MaBnahmen  nicht  bis 
zum  Herbst  zu  einer  totalen  ideologischen  Sa'uberung  fu'hren  und  soll- 
ten bis  dahin  nicht  alle  politischen  Lehrinhalte  von  der  FHS  ver- 
schwunden  sein,  sieht  er  "sich  gezwungen,  die  letzte  MaBnahme  zu  er- 
qreifen:  die  SchlieBung  der  Fachhochschule".  Von  dieser  brutalen 
Bedrohung  des  Reaktionars  Hahn  werden  wir  uns  nicht  einschuchtern 
lassen.  Wir  werden  auf  diese  Vorgehensweise  die  angemessene  Antwort 
geben.  Wir  werden  dafu'r  sorgen,  daB  auch  in  Zukunft  an  der  FHS 
Mannheim  politische  Lehrinhalte  vertreten  werden  konnen.  Wir  sind 
uns  daruber  einig,  daB  wir  uns  nicht  kastrieren  lassen,  um  eine  FHS 

-  50  - 


zu  erhalten,  die  dann  nur  noch  in  der  Lage  ist,  "Sozialverwal ter" 
auszubilden. 

(ID/Studierende  an  der  FHS  Mannheim) 


Fall  4:  Verschlechterung  der  FHS-Ausbildung 

Bei  den  Hamburger  Behb'rden  existieren  Plane,  die  die  Abschaffung  des 
Berufspraktikums  an  den  sozialpadagogischen  Fachhochschulen,  und  da- 
mit  auch  eine  Verku'rzung  des  Studiums  von  acht  auf  sechs  Semester 
beinhalten. 

Diese  Plane  wurden  jedoch  strikt  vertraulich  behandelt  und  disku- 
tiert,  um  die  Studenten  und  die  Dffentl ichkeit  weitgehend  vor  vollen- 
dete  Tatsachen  stellen  zu  konnen.  Bereits  1971  war  es  namlich  gelun- 
qen  eine  a'hnliche  Initiative  durch  eine  breite  Solidaritat  des  Fach- 
bereichs  sowie  von  Kollegen  aus  der  Praxis  und  den  Gewerkschaften 
zu  verhindern. 

Dieser  MaBnahme  liegt  eine  errechnete  Ersparnis  von  2.849  Mio.  DM 
zuqrunde,  die  jedoch  einer  eingehenden  Pr'ufung  nicht  standhalten 
k  nn     <j-je  tatsa'chlichen  Einsparungen  wurden  nur  ca.  1.419  Mio.  DM 
betragen.  Fur  die  betroffene  Bevblkerung  ha'tte  dies  zur  Folge,  daB 
sie  sich  mit  wesentlich  schlechter  ausgebildeten  Sozialpadagogen  be- 
anu'qen  muBte.  In  diesem  Zusammenhang  hat  der  Senat  vorgesehen,  auf 
einen  Zeitraum  von  zehn  Jahren  nur  noch  110  von  den  z.Zt.  ja'hrlich 
abschlieBenden  300  Sozialpadagogen  einzustellen,  obwohl  die  Praxis 
jedoch  einen  steigenden  Bedarf  an  qualifizierten  Sozialpadagogen 
erfordert. 

n-  Folgen  fur  die  Sozialpadagogen; 

durch  den  Wegfall  des  Anerkennungsjahres  werden  ca.  200  Stunden 

theoretischen  Unterrichts  ausfallen.  Eine  Qual  ita'tsminderung  des 

Studiums  entsteht. 

der  Student  der  FHS  wird  sofort  in  den  vol len  ArbeitsprozeB  einbe- 

zoqen  Der  "Raum  des  geschu'tzten  Lernens"  (Berufspraktikum  steht 

unter'Aufsicht  der  FHS)  fallt  weg. 

pine  Anstellung  in  einem  anderen  Bundesland  ist  nicht  mehr  gewa'hr- 

leistet,  da  diese  Veranderung  auf  Hamburg  begrenzt  ist,  Einschra'n- 

kuna  der  freien  Wahl  des  Berufsplatzes. 

es  besteht  die  Gefahr,  daB  durch  die  Kurzung  der  Ausbi Idungszeit 


eine 


'Herabstufung  des  Gehaltes  erfolgt. 


t     Pinem  Gesprach  mit  Wissenschaftssenator  Biallas  bestatigt  dieser, 
inR%olche  Plane  existieren  und  in  5  -  8  Wochen   (in  den  Semesterfe- 
■   n)   zur  Entscheidung  anstehen.   Er  erklart,  daB  seine  Behbrde  Ein- 
rl6jch  qegen  eine  Streichung  des  Berufspraktikums  erhoben  ha'tte,  hielt 
Shr  eine  Verlagerung  des  Berufspraktikums  aus  dem  Kompetenzbereich 
^be  FHS  .jn  den  Bereich  der  Fachbehbrde,  die  dann  auch  die  staatliche 
Anerkennung  ausspra'che,  fur  denkbar. 

.       wircj  deutlich,  daB  die  als  SparmaBnahme  deklarierte  Streichung 
a\  Berufspraktikums  nur  ein  vorgeschobener  Plan  ist,  der  gemacht 
de     um  die  Verlagerung  des  Praktikums  in  die  Behbrde  als  KompromiB 

-    51    - 


durchzusetzen.  Denn  gerade  das  Konzept  (Praktikum  in  Behbrdenkom- 
petenz)  erfordert  einen  Mehraufwand  von  ca.  84.000  DM. 

Hinter  diesen  MaBnahmen  steht  eindeutig  die  politische  Disziplinie- 
rung  der  von  den  Behbrden  nunmehr  direkt  abhangigen  Studenten.  Ihnen 
soil  die  Mbglichkeit  genommen  werden,  kritisch  die  vorhandenen  Zu- 
stande  zu  hinterfragen,  um  dann  zu  versuchen,  eben  diese  Zustande 
zu  verandern.  Ohne  daB  der  Staat  die  finanziellen  und  inhaltlichen 
Voraussetzungen  bietet,  Wiirde  er  an  Dominanz  gewinnen;  den  Studenten 
ware  es  nicht  mehr  mbglich,  ihr  Praktikum  bei  freien  Tra'gern  zu  ab- 
solvieren. 

Deshalb  und  wegen  der  Notwendigkeit  zum  Vorgehen  gegen  die  Sparpoli- 
tik  des  Senats  in  alien  sozialen  Bereichen  haben  die  Dozenten  und 
Studenten  der  Ev.  FHS  flir  Sozialpa'dagogik  "Raues  Haus"  einen  aktiven 
Streik  vom  22.5.  -  26-5.  beschlossen. 
Die  Streikforderungen  lauten: 

-  negen  die  Streichung  des  Berufspraktikums 

-  fur  ausreichende  Planstellen  im  sozialen  Bereich 

-  Anstellung  aller  Sozialarbeiter  und  Berufspraktikanten,  um  die 
katastrophale  Situation  in  den  Praxisfeldern  zu  verbessern 

-  fUr  eine  einphasige  achtsemestrige  Ausbildung 

-  gegen  die  SparmaBnahmen  des  Hamburger  Senats  im  sozialen  Bereich. 

(Kontaktadresse:  AStA  der  Ev.  FHS  Raues  Haus,  Hamburg,  Beim  Rauen 
Haus  21) 


Fall  5:  Wohnkollektiv  von  SchlieBung  bedroht! 


Der  Verein  fur  soziale  Jugendarbeit  unterhalt  eine  Wohngemeinschaft 
mit  Jungen  zwischen  14  und  18  Jahren,  die  unter  offentlicher  Erzie- 
hung stehen  (siehe  Info  Sozialarbeit  Nr.  1).  Den  Jugendlichen  soil 
die  Chance  gegeben  werden,  unter  Betreuung  eines  Teams  (Sozialpadago- 
gin,  Padagoge,  Sozialwissenschaftler,  Jurist,  Psychologe), person!  lcne 
und  soziale  Fahigkeiten  unter  den  Bedingungen  kollektiven  Wohnens 
zu  erlernen  bzw  zu  verstarken.  Diese  bffentliche  Erziehung  ist  inso- 
fern  tatsachlich  bffentlich,  als  daneben  und  damit  verwoben  eine  Ar- 
beit mit  Stadtteil jugendlichen  im  Reproduktionsbereich  durchgefiihrt 
wird  Die  Wohngemeinschaft  liegt  in  Bochum-Laer,  einem  Arbeitervor 
ort  der  durch  die  Opel-Werke  bestimmt  wird.  Der  Verein  besteht  seit 
1969,  die  Wohngemeinschaft  seit  Fruhjahr  1970  und  ist  damit  die  al- 
teste  noch  existierende  in  der  BRD.  Von  Anfang  an  bis  heute  wurde, 
teilweise  in  Personal  union,  eng  mit  der  ESG  Bochum  zusammengearbei- 
tet.  Die  Finanzierung  lauft  so,  daB  wir  pro  Jugendlichen  einen  auf 
Belegung  mit  6  Jungen  berechneten  kostendeckenden  Pflegesatz  erhal- 
ten,  so  daB  jede  Unterbelegung  sich  finanziell  sehr  schnell  zueiner 
Katastrophe  auswachen  kann.  Wenn  wir  bis  zum  1.  Juli  1975  die  im  Mo- 
ment freistehenden  vier  Pla'tze  in  der  Wohngemeinschaft  nicht  mit  Ju- 
gendlichen in  offentlicher  Erziehung  belegt  haben,  wird  das  Landes 
jugendamt  jede  weitere  Finanzierung  einstellen,  d.h.  wir  mussen  die 
Wohngemeinschaft  auflbsen,  womit  auch  die  Stadtteil arbeit  zum  Ster- 
ben  verurteilt  ist.  Das  bedeutet:  wo  Jugendliche  in  offentlicher  _ 
Erziehung  nicht  untergebracht  Oder  entbehrt  werden  kbnnen,  sollen  sie 
sich  auf  dem  schnell sten  Wege  zu  uns  aufmachen! 
Verein  fur  soziale  Jugendarbeit,  463  Bochum-Laer,  Wittener  Str.  ^bi 
Tel .  0234/554598 


Redaktionskollektiv: 

"  REFORMER  "  STOPPEN  REFORMEN 

DAS  ENDE  DER  VICTOR-GOLLANCZ-STIFTUNG? 


"diese  Prtifung  hat  ergeben,    JaB  ich  nicht  in  der  Inge  bin,   die   VGSt 
ueitersufordern,   weil  nieht  mehr  die  Gewahr  fiir  eine  zueckentsprech- 
ende  Verwendung  der  Forderungsmittel  besteht.  "(aus  dem  Brief  des 
Bundesministeriums  f.    Familie,Jugend  und  Gesundheit  vom  26.5.1975) 

Mit  diesem  lapidaren,  aber  folgenschweren  Satz  setzte  das  BMFJG  seine 
Repressionspolitik  gegenuber  ihm  nicht  mehr  genehmen  Verbanden  (sie- 
he auch  SVI,VDS  und  IJGD)  fort,  ^i'e  Mehrheit  der  Mitglieder  der  VGSt. 
spielte  dieses  Spiel  auf  der  Mitgl iederversammlung  vom  8.6.1975  mit 
und  besiegelte  das  -  vorl'a'ufige  -  Ende  der  Stiftung. 
Welche  politischen  Ziele  und  Interessen  den  Niedergang  der  Stiftung 
herbeigefuhrt  haben,  la'Bt  sich  mit  grbBerer  Sicherheit  erst  beant- 
worten,  wenn  spatestens  1976  klar  wird,  wer  von  den  der  VGSt.  bisher 
zugeflossenen  Steuermittel  in  Hbhe  von  rd.  1,8  Millionen  DM  in  Zu- 
kunft  profitiert.  Hier  und  heute  stellt  sich  der  Abbau  der  Stiftung 
bereits  als  Musterbei spiel  repressiver  Sozialpol itik  dar,  auf  die  hier 
nur  knapp  hingewiesen  werden  kann. 

Victor  Gollancz,  englischer  Verleger,  hatte  sich  insbesondere  in  den 
ersten  Nachkriegsjahren  flir  die  Lbsung  der  Jugendprobleme  im  Nach- 
kriegsdeutschland  engagiert  und  war  entschieden  gegen  die  These  der 
deutschen  Kollektivschuld  eingetreten.  Auf  seinen  Appell  hin  wurde 
1948  die  Victor-Gollancz-Stiftung  gegrundet,  um  die  Aus-  und  Fortbil- 
dung  von  Fachkraften  auf  dem  Gebiet  der  Jugendwohlfahrt  zu  fbrdern. 
Nach  jahrzehntelanger  Fbrderung  einer  Sozialarbeiter-El ite  wurde  das 
Fortbildungskonzept  der  VGSt.  Anfang  der  7oer  Jahre  auf  Projektfbrde- 
rung  umgestellt,  d.h.  die  Fortbildung  von  Sozialarbeitern  und  -pa'da- 
qogen  wurde  mit  Model ImaBnahmen  verknlipft,  die  zugleich  der  Erfor- 
schung  der  sozialpadagogischen  Interventionsstrategien  dienten. 
Die  Ergebnisse  wurden  in  der  Reihe  "Material ien  zur  Jugend-  und  Sozial- 
arbeit" einer  breiten  interessierten  Offentl ichkeit  zuganglich  gemacht. 

"Die  Arbeitsschwerpunkte  der  VGSt. (Modelle  offener  Jugendhilfe.Gemein- 
wesenarbeitsmodelle,Intrainstitutionelle  Modelle  und  Praxisbegleitende 
Fortbildung)  haben  sich  im  Zusammenhang  mit  den  Reforminitiativen(be- 
stehende  Praxis  der  Sozialarbeit  zu  reformieren)  herausgebildet  und 
setzten  sich  zum  Ziel  -  im  Interesse  der  benachteiligten  Bevblkerungs- 
oruppen  -  diese  zu  unterstutzen  und  voranzutreiben" (aus  dem  Arbeits- 
nroqranm  1974)  Diese  Arbeit  hat  der  VGSt.  u'ber  den  engeren  Kreis  der 
unmittelbar  Fortgebildeten  hinaus  eine  breite  Wirkung  verschafft.die 
offensichtlich  in  einer  Zeit  der  Wirtschaftskrise,  der  zunehmenden 
nolitischen  Repression  und  Restriktion.der  Sozial pol itik  der  Regie- 
rung  und  der  "freien"  Trager  der  Sozialarbeit  zunehmend  lastig  wurde. 

niP  ersten  Anzeichen  des  sich  anbahnenden  Konflikts  wurden  Anfang 
1974  Sichtbar.  So  erhielt  die  VGSt.  nicht  den  Auftrag  fur  die  Durch- 

-  53  - 


flihrung  eines  vom  BMFJG  gefbrderten  Forschungs-  und  Fortbil dungs- 
raodells  fur  Elementarerziehung,  Weil  die  "freien"  Trager  der  Sozial- 
arbeit  die  Leistungsfahigkeit  der  VGSt.  bezweifelten.  In  Klartext 
die  an  den  Interessen  der  Kinder  und  Sozialpadagogen  onentierten  Mit- 
arbeiter  der  VGSt.  boten  nicht  die  Gewahr  fUr  eine  den  Tragennteres- 
sen  qenehme  Politik.  Das  BMFJG  beauftragte  vielmehr  den  Deutschen  Ver- 
ein  fur  bffentliche  und  private  Flirsorge,{bekannt  fur  seine  konserva- 
tive,  dem  Subsidaritatsprinzip  verpflichtete  Politik)  auf  der  Grund- 
lage  des  VGSt.-Konzepts,  das  Projekt  durchzufiihren. 

In  der  Mitgliederversammlung  (MVJ  Juni  1974  wurden  im  Zusammenhang  mit 
der  Diskussion  urn  das  genannte  Fortbildungswerk  fur  Elementarerziehung 
auch  Teile  der  Verbffentlichungen  der  VGSt.  kritisiert, ,  well  1n  der 
fachlichen  Offentlichkeit  der  Eindruck  entstanden  sei,  daB  die  VGbt. 
einseitige  Meinungen  vertrete  und  Tendenzen  unterstutze,  die  sicn  ge- 
gen  Bund, Lander  und  Kommune  richte"(MV-Protokoll ).  Entscheidender  An- 
qriffspunkt  war  jedoch  der  Rahmenplan  fur  ein  Arbeitsfeldmodell  offene 
Jugendhilfe,  dessen  "Praxisrelevanz"  bestritten  wurde.  Mit  diesem  Mo- 


war,  die  nicht  schon  Klienten  der  Sozialarbeit  sind 


Mit  Recht  muB  daher  der  Zufall  bezweifelt  werden,  daB  gerade  die  Mit- 
arbeiter  des  Arbeitsfeldes  Modelle  offener  Jugendhilfe(MOJ) ,Bott  und 
Swoboda,  uber  die  Klinge  springen  muBten(vg1.  Info  Sozialarbeit  Nr.b). 
Unter  dem  fadenscheinigen  Vorwurf,  sich  im  Zusammenhang  mit  der  Teii- 
nahme  an  einem  Vorbereitungstreffen  der  Sozial istischen  Aktion  zum 
Juqendhilfetag  1974  in  Hamburg  dienstlich  unkorrekt  verhalten  zu  haben, 
das  in  die  Mitarbeiter  gesetzte  Vertrauen  zu  miBbrauchen,  wurden  diese 
Mitarbeiter  fristlos  gekUndigt.  Das  ausgesprochene  Hausverbot  wurde 
seitens  des  Vorstandes  bis  heute  aufrechterhalten,  obwohl  der  von  Bott 
und  Swoboda  angestrengte  ArbeitsgerichtsprozeB  in  erster  Instanz  fur 
beide  erfolgreich  war:  Sowohl  die  fristlose  wie  die  nachgeschobene 
fristgerechte  Kundigung  der  Mitarbeiter  hielt  das  Arbeitsgencht  nicht 
flir  rechtens. 

Die  Interpretation  dieses  Arbeitsgerichts-Urteils  durch  fuhrende  VGSt.- 
Mitglieder  wlrft  ein  bezeichnendes  Licht  auf  deren  rechtsstaatliches 
Denken  Das  Arbeitsgericht  tue  so,  als  ob  die  VGSt.  keine  demokra  - 
tischestruktur  habe(Sperling,MdB) .  es  kbnne  mit  der  Struktur  der  VGSt.  , 
in  der  das  Arbeitgeber  -  Arbeitnehmer-Verhaltms  tendenziell  aufge 
hoben  sei,  nicht  umgehen(Reichel  .Jugendsenatonn  in  Berlin). 

Worin  besteht  diese  demokratische  Struktur  der  VGSt.?      M;4.nlio. 
Bis  1972  bestand  die  Mitgliedschaft  der  VGSt.  aus'geborenen  Mitglie 
dern  die  d  rch  Wah?  neul  Mitglieder  rekrutierten.  Die  197  neu  ge- 
schaffene  Struktur  der  VGSt.  versuchte,  die  von  den  Fortbil dungsmaB 
nahmen  Betroffenen  an  den  Entscheidungsprozessen  zu  beteiligen. 
So  stellte  die   bis  dahin  allein  bestimmende  Mitgliedergruppe  I(fach 
intlressierte  Offentlichkeit)  5o  Mitglieder,  von  denen  24  per  Losent- 
cheid   der  MV  Stinwecht  erhielten.  16  weitere  Mitglieder  der  MV 
wSrden  aus  dem  Kreis  der  an  Ausbildungs-  und  Fortbil dungsmaBnahmen 
Beteiligten  und  8  Mitglieder  aus  dem  Kreis  der  hauptamtlichen  Mit 

-   54  - 


arbeiter  per  Wahl  delegiert.   DaB  sich  damit  die  Krafteverhaltnisse 
entscheidend  verschoben  hatten,  wurde  in  der  a.o.MV  im  Oktober  1974 
sichtbar,  als  ein  Antrag  auf  RUcknahme  der  Kundigungen  gegen  Bott  und 
Swoboda  in  einer  reichlich  konfusen  Abstimmungssituation  mit  nur  23 
Gegenstimmen(von  46)  abgelehnt  wurde. 

Mit  der  Strukturveranderung  des  Vereins  wurde  zugleich  der  Versuch 
unternommen,  die  innerbetrieblichen  Geschaftsablaufe  zu  "demokrati- 
sieren"     Die  Funktion  des  hauptamtlichen  Geschaftsfuhrers(damals 
wahrgenommen  von  Frau  V.Hammetter)  wurde  abgeschafft.  Ein  gewahlter 
qeschaftsf'Jhrender  AusschuB  aus  3-4  Fortbildungsdozenten  fungierte 
ohne  erklarte  Entscheidungsbefugnisse  zwischen  Mitarbeitern  und  Vor- 
stand     Statt  die  Kompetenzen  und  Funktionen  des  Geschaftsfuhrers 
fDienstaufsicht,Fachaufsicht,Mitteleinsatz,InformationsfluB,verant- 
wortliche  ad-hoc-Entscheidungen  gescha'ftsfuhrend  fur  den  Vorstand) 
klar  zu  differenzieren,  und  zu  dezentralisieren,  versaumte  der  Vor- 
stand die  innerbetrieblichen  Arbeitsablaufe  durch  Beschliisse  zu  re- 
qeln.  DaB  dieser  Zustand  nicht  bereits  friiher  zu  Konflikten  f'uhrte 
war  ausschlieBlich  dem  Engagement  und  dem  VerantwortungsbewuBtsein 
der  Mitarbeiter  der  VGSt.   zu  verdanken.   Seine  eigene  Verantwortung 
wurde  dem  Vorstand  offensichtlich  erst  wieder  mit  der  Kundigung  von 
Bott  und  Swoboda  bewuBt,  freilich  in  dem  er  unrechtma'Big  kiindigte 
und  zugleich  die  Ans'a'tze  einer  betrieblichen  Demokratisierung(Dienst- 
aufsicht  durch  den  geschaftsfuhrenden  AusschuB, Fachaufsicht  durch  das 
Kollegium  der  padagogischen  Mitarbeiter, zu  dem  auch  Frau  Hammetter 
als  Mitglied  des  geschaftsfuhrenden  Vorstandes  gehorte)  zerschlug. 
Der  Vorsitzende  Herr  H.Zeit  hielt  es  flir  uberfliissig.die  von  ihm  ver- 
muteten  Dienstverfehlungen  zweier  Mitarbeiter  vor  der  Kundigung  mit 
den  Mitarbeiterorganen  zu  diskutieren. 

Da  der  Vorstand  unfahig  war, aus  dem  Konflikt  organisatorisch-struk- 
turelle  Konsequenzen  flir  die  Geschaftsstelle  zu  Ziehen,  die  "seinem" 
Demokratisierungsanspruch  gerecht  wurden, beauftragte  daher  die  MV  im 
Januar  1975  einen  StrukturausschuB,"die  Oberprufung  der  Satzung  und 
Geschaftsordnung  der  VGSt,  im  Hinblick  auf  die  Struktur  der  VGSt. 
vorzunehmen  und  insbesondere  die  innerbetriebliche  Struktur  der  Ge- 
schaftsstelle zu  uberprufen"(MV-Protokoll) .   Verabschiedungsreife  Vor- 
laqen  sollten  zur  MV  im  Herbst  1975  vorliegen 

Im  Gegensatz  zu  Mitgliedern  dieses  Strukturausschusses  scheint  ein 
Teil  des  Vorstandes  von  Pessimismus  geplagt.  Jedenfalls  Iiberraschte 
riie  Vorstandsmehrheit,  die  bereits  bei  der  Kundigung  von  Bott  und 
Swoboda  besonders  aktiv  war,  Anfang  Mai   1975  die  VGSt.-Mitgl ieder  mit 
der  Absicht,  zuruckzutreten,  da  sie  "auf  dem  Hintergrund  der  meist 
lanaiahrigen  Mitarbeit  in  der  VGSt. -gerade  wegen  des  Zieles  der  VGSt., 
pinschlieBlich  der  Absichten,  flir  Reformen  der  institutionellen  Rahm- 
pnbedingungen  in  der  Ougend-  und  Sozialarbeit,  den  gegenwartigen  Zu- 
stand nicht  mehr  aufrechterhalten  kbnnen  und  dllrfen" (Brief  von  5  Vor- 
standsmitgliedern  vom  5.5.1975). 

nieses  Schreiben  veranlaBte  das  BMFJG,   "die  gesamte  Situation  der 
Stiftung  im  Hinblick  auf  ihre  Fbrderung  aus  M  tteln  des  BMFJG  auch 
anhand  aller  Berichte,  die  mir  uber  die  einzelen  Arbeitsgebiete  und 
Projekte  der  Stiftung  vorliegen,  eingehend  zu  prdfen"(Schreiben  vom 

ln'nicht5uberraschender  Obereinstimmung  mit  den  Unterzeichnern  des 

-    55    - 


oben  zitierten  Briefes  kommt  das  Ministerium  zu  dem  Ergebnis,  die 
VGSt.  nicht  weiter  fordern  zu  kbnnen.  Diese  Vorschlaghammer-Methode 
ist  ansonsten  im  Verkehr  zwischen  Ministerien  und  etablierten  Tragern 
der  Sozialarbeit  unu'blich.  Fr'agen  der  zweckentsprechenden  Verwendung 
bffentlicher  Mittel  werden  in  der  Regel  mit  der  Absicht  behandelt.den 
Verwendungszweck  sicherzustellen.  Im  Ubn'gen  sind  weder  der  Vorwurf 
des  Ministeriuras  noch  die  weitergehenden  Anschuldigungen  der  Vorstands- 
mehrheit  gegenliber  den  Mitarbeitern  der  VGSt.  stiftungsbffentlichbe- 
legt.  Kein  Wunder  auch,  daB  der  Vorstand  dem  Vorwurf  des  Minister! urns 
nicht  widerspricht. 

In  der  a.o.  MV  der  VGSt.  am  8.6.1975  schlieBlich  berichtete  der  Vor- 
sitzende  uber  ein.Gesprach  rait  dem  Ministerium,  das  unabweisbar  die 
Gescha'fte  der  VGSt.  bis  zum  Ablauf  dieses  Jahres  abgewickelt  sein 
ralissen(Sozialplan  fur  die  Mitarbeiter, Auslaufen  der  MaBnahmen  zu- 
mindest  soweit  Dritte  nicht  geschadigt  werden).  Das  Problem  der  im 
ArbeitsgerichtsprozeB  erfolgreich   "gekiindigten"  Mitarbeiter  erledigt 
sich  damit  von  selbst.  Im  Ubrigen  sei  das  BMFJG  nur  dann  zu  einer  er- 
neuten  Prufung  der  Fbrderungswurdigkeit  der  VGSt  bereit,  wenn  eine 
Ru'ckkehr  zur  alten  Struktur  der  VGSt.  sofort  beschlossen  und  in  einer 
folgenden  MV  satzungsrechtlich  gesichert  werde.  In  Konsequenz  wurde 
dann  auch  in  der  a.o.  MV  an  die  Delegierten  der  Mitgl iedergruppen  II 
und  III  das  Ansinnen  gerichtet,  ihre  Mandate  niederzulegen.  obwohl 
dieser    politischen  Erpressung  nicht  entsprochen  wurde,  beschloB 
die  MV-Mehrheit  die  tendenzielle  Liquidierung  der  VGSt  und  verband 
diesen  Schritt  damit,  den  mit  Rlicktritt  drohenden  Vorstandsmitgl ie- 
dern  das  Vertrauen  auszusprechen.  Gegenliber  den  Mitarbeitern  war  das 
offensichtlich  nicht  mbglich  oder  nbtig.  Ihnen  wurde  nur  bescheimgt, 
daB  keine  individuellen  Klindigungsgrunde  vorliegen. 

Fragt  man  nach  der  politischen  Funktion  des  VGSt-Konf likts,  so  la'Bt 
sich  eindeutig  feststellen,  daB  sich  der  auf  die  VGSt.  gerichtete 
Druck  insbesondere  gegen  den  basisorientierten  sozialarbeiterischen 
Arbeitsansatz  richtet.  Wahrend  der  gesamten  Konfl iktphase  standen  die 
Arbeitsfelder  "Modelle  offener  Jugendhilfe"  und  "Gemeinwesenarbeit 
im  Mittelpunkt  der  Kritik.  Bereits  im  Rahmen  unserer  "freiheitlich- 
demokratischen  Grundordnung"  stent  die  Befa'higung  der  Sozialarbeiter, 
die  Interessen  ihres  Klientels  zu  vertreten,  eine  Gefa'hrdung  der 
Tragerinteressen  dar. 

Die  Einstellung  der  Fbrderung  bietet  auBerdem  eine  Mbglichkeit,unbe- 
queme  Mitarbeiter  auf  die  StraBe  zu  setzen.  In  dieser  Hinsicht  ist 
die  VGSt  allerdings  kein  Modellfall  mehr.  WeiB  man  zudem,  daB  der 
Vorstand  der  VGSt.  wahrend  der  Konfl iktphase  durch  ein  Mitglied  des 
Haushaltsausschusses  des  Deutschen  Bundestages  beraten  wurde, drangt 
sich  in  Abwandlung  eines  bekannten  Sprichwortes  die  Assoziation  aut: 
STETER  SPERLING  FALLT  DEN  BAUM! 

Ob  dies  so  ist,  wird  sich  nicht  zuletzt  daran  erweisen,  ob  die  bis 
her  der  VGSt.  zugeflossenen  Fbrderungsmittel  zur  Entwicklung  eines 
sozialpadagogischen  Arbeitsansatzes  verwendet  werden,  der  eine  demo- 
kratische  Mitentscheidung  aller  Beteiligten  und  die  Wahrnehmung  der 
Interessen  der  von  Sozialarbeit  Betroffenen  gewahrleistet. 

Noch  ist  die  VGSt.  nicht  liquidiert.  Es  kommt  darauf  an,  daB  Jugend- 
verbande,  demokratische  Trager  der  Sozialarbeit,  die  Teilnehmer  der 


-   56 


VGSt.-Fortbildungsveranstaltungen  und  die  Freunde  der  Victor-Gollancz- 
Stiftung  Druck  auf  das  BMFJG  ausllben,  die  Grunde  fur  den  Mittelentzug 
offenzulegen,  damit  die  VGSt.  unter  Umstanden  doch  erhalten  werden 
kann     Das  ist  allerdings  nur  sinnvoll,  wenn  die  1972  begonnene  Demo - 
kratisierung  der  VGSt.  weitergefuhrt  und  insbesondere  die  "klienten- 
orientierten"  Arbeitsansatze  der  Arbeitsgruppen  "Modelle  offener  Ju- 
gendhilfe" und  "Gemeinwesenarbeit"  gesichert  werden. 

In  den  letzten  Wochen  hat  sich  dazu  eine  Initiative  aus  Mitgliedern 
der  VGSt.,  Sozialarbeitern/-padagogen,Professoren  der  Erziehungs-  und 
Sozialwissenschaften  und  Personen  aus  der  Fachbffentl ichkeit  zur  Er- 
haltung  der  VGSt.  gebildet,  die  sich  mit  einem  eigenen  Aufruf  an  die 
Fachbffentl ichkeit  wendet. 

Der  Initiative  und  auch  uns  geht  es 

1     um  die  Offenlegung  der  wahren  Grunde  fur  den  Mittelentzug; 

Z.   um  die  Weiterfbrderung  der  VGSt.,  damit  die  fortschrittlichen 

Fortbildungsansatze  sichergestellt  werden; 
3.   um  den  Erhalt  der  Arbeitspla'tze  von  25  Angestellten. 
Eine  Beendigung  der  vielfaltigen  Arbeitsansatze  der  Stiftung  wurde 
den  verschiedensten  Reforminitiativen  der  Sozialarbeit  einen  schweren 
RUckschlag  versetzen. 

Wir  rufen  unsere  Leser,   alle  Kollegen(innen)  und  Genossen( inner,) auf , 
diese  Initiative  zur  Erhaltung  der  VGSt.    zu  unterstutzen: 

-  GEBT  DIESE  INFORMATIONEN  WEITER,    DISKUTIERT  SIE  IN  DEN  DIENST- 
STELLEN  VND  AUSBILDUNGSSTA'JTEN 

-  SAMMELT  UNTERSCHRIFTEN  ZUR  ERHALTUNG  DER  VGST. 
PROTESTIERT  GEGEN  DIE  LIQUIDATION  UND  FORDERT  DIE  OFFENLEGUNG 
DER  GRUNDE  FUR  DEN  MITTELENTZUG 

Die  Resolutionen  und  Protestbriefe  sind  zu  richten  an: 

-  Bundesministerium  f.  Famil ie.Jugend  und  Gesundheit 

Referat  25  ,,-.,,,.         .     ,„ 

53  Bonn-  Bad  Godesberg.Karl-Finckelburgstr. 19 

-  Vorstand  der  Victor-Gollancz-Stiftung 

6  Frankfurt/Main,  Wilhelm-Leuschner-Str.   25 

Konien  von  Resolutionen, Protestbrief en, Unterschrif tenl isten  etc. 

qrhickt  bitte  an  das  Redaktionskollektiv   Info  Sozialarbeit  im 

Sozialistischen  Bliro,  6o5  Offenbach  4, Postfach  591. 

Es  ist  daran  gedacht.im  Herbst  eine  Dokumentation  zu  diesem  Konfl ikt 

herauszubringen. 


57   - 


Garhard  AnrnmU,  Boris  Pern*.  J6cg  PoMmm 


"# 


Klassenkampf 


Soziale  Lage  und  Kampfe 
staatlicher  Lohnarbeiter  in  der  BRD 

Mit  den  Streiks  Anfang  1974  ist  es  ins  BsmiBtss-in  auch  einer 
breiteren  Offerrtlichkeit  getreten,  daB  dia  zunehmandan  sozialan 
Konflikte  in  der  BRD  auch  vor  dem  bisher  ahar  windrtillen  6f- 
fantlichen  Oienst  nicht  mehr  haltmachen.  Rational  isierung,  Lohn- 
druck,  Intensivierung  der  Arbeit  zwingen  auch  die  staatlichen 
Lohnarbeiter  zu  verstarktem  Kampf  urn  die  Sicherung  ihrer  Exi- 
stenz  in  der  burgarlichen  Gesellschaft.  Dieser  ProzeS  steht  erst  am 
Anfang  und  zeigt  erst  ansatzweise  klare  Konturen. 
Die  Arbeit  beginnt  mit  einer  knappen  Darstellung  des  allgemeinen 
Verhaltnisses  von  Kapital  und  Staat,  insbesondere  bezijglich  der 
Notwendigkeit  staatlicher  Tatigkeit  und  ihrer  Grenzen.  Dieses 
Verhaltnis  wird  nachfolgend  an  den  Verhaltnissen  der  BRD  kon- 
kretiiiert.  Die  daraus  entspringende  These,  daB  die  widerspriichli- 
chen  Bedingungen  staatlicher  Tatigkeit  gegenwartig  und  zukunttig 
zur  Okonomisierung  der  staatlichen  Tatigkeit,  d.  h.  auch  zu  ver- 
mehrtemRationalisierungs-und  Leistungsdruck  auf  die  staatlichen 
Lohnarbeiter  fiihren,  wird  ausfiihrlich  anhand  der  Deutschen  Bun- 
despost  und  einigen  Bereichen  des  unmittelbaren  offentlichen 
Dienstes  erlautert.  Es  wird  gezeigt,  auf  welche  BewuBtseinsfor- 
men  diese  Verhaltnisse  treffen  und  welche  Inhalte  und  organisato- 
rischen  Formen  die  Kampfe  der  staatlichen  Lohnarbeiter  derzeit 
annehmen.  SchlieBlich  werden  -  primar  in  der  kritischen  Ein- 
schatzung  vorhandner  Ansatze  -  Thesen  zur  tendenziellen  Ent- 
wicklung  der  Kampfe  der  staatlichen  Lohnarbeiter  und  der  politi- 
schen  Einwirkungsmoglichkeiten  in  diesem  ProzeB  entwickelt. 
Die  Arbeit  will  einen  Anfang  machen  mit  der  notwendigen  Kla- 
rung  in  diesem  Abschnitt  det  Klassenkampf  es.  Sie  erfiillt  ihren 
Zweck  am  besten,  wenn  sie  im  Zusammenhang  praktisch  arbeiten- 
der  Gruppen  aufgenommen  und  umgesetzt  wird. 

Das  Buch  hat  ca.  250  Seiten  und  erxheint  im  Winter  74/75. 

PolitladenErlangen 


REDAKTIONSMITTEILUNGEN 
MATERIALIEN/KLEINANZEIGEN 


1.  Kurz information  zum  Arbeitsseminar  "Konzeption  und  Arbeitsweise 
des  Arbeitsfeldes  Sozialarbeit  im  SB." 

Vom  1-  bis  4.  Mai  1974  trafen  sich  etwa  45  Vertreter  verschiedener 
AKS-  und  SB-Sozialarbeitergruppen  zu  einer  Arbeitstagung  in  Schnaken- 
burg/Elbe,  um  Konzeption  und  Arbeitsweise  des  Arbeitsfeldes  Sozialar- 
beit im  SB  sowie  die  zukunftigen  Arbeitsschwerpunkte  zu  diskutieren. 
wesentliches  Diskussionsergebnis  der  Tagung  war  die  gemeinsame  Erkenn- 
nis,  daB  die  Arbeitsfeld-Organisationsform  des  SB  den  Interessen  und 
den'problemen  in  der  Arbeit  von  Sozialarbeitern/Sozialpadagogen  ange- 
nessen  ist.  Dabei  la'Bt  sich  im  gegenwa'rtigen  Stadium  die  Uberregiona- 
le  Zusammenarbeit  am  Info  Sozialarbeit  eher  herstellen  als  die  eben- 
falls  als  notwendig  erachtete  berufsubergreifende  Zusammenarbeit  im 
lokalen  Zusammenhang.  Auch  ergeben  sich  Schwierigkeiten  fur  den  Sozi- 
albereich,  eine  aktive  Politik  im  SB-Zusammenhang  so  zu  entwickeln, 
daB  dies  Konsequenzen  fur  die  weiteren  Arbeitsfelder  und  den  Betriebs- 
und  Gewerkschaftsbereich  sowie  die  zentralen  Publikationsorgane  hatte. 
In  der  Erkenntnis  dieser  Probleme  liegt  allerdings  auch  eine  Chance 
fur  ihre  Oberwindung.  -  Die  Arbeitspapiere  und  die  Protokolle  zu  die- 
sem Arbeitsseminar  kbnnen  beim  Redaktionskollektiv  Info  Sozialarbeit 
angefordert  werden. 

Geplante  Arbeitsseminare: 

14. -16. November  1975  in  Kassel 
Thema:  Arbeitsfeld  Sozialarbeit  im  SB 

30.1-1-2. 1976  in  Siegen 

Thema:  Ausbildungssituation  von  SozialarbeiternZ-padagogen 

Termin  und  Ort  stehen  noch  nicht  fest 
Thema:  Heimerziehung/Wohnkollektive 

Geplante  Broschuren: 

-  Stadtteilbezogene  Sozialarbeit 

-  Jugendarbeit 

-  Ausbildung  von  Sozialarbeitern/-padagogen 

2  Aufruf  zur  Mitarbeit  am  Info  "Psvchiatrie  und  Sozialarbeit" 

nas  Thema  zur  Psychiatrie  ist  der  Redaktion  des  Info  Sozialarbeit 
nicht  neu.  Schon  im  Sommer  1972  stand  es  auf  der  Planung,  wurde  jedoch 
immer  wieder  herausgezogert,  da  sich  kaum  Mitarbeiter  fanden,  die  zum 
einen  Interesse  hatten  und  zum  anderen  qualifiziert  waren,  urn   sich  an 


59 


diesem  Gegenstand  abzuarbeiten.  Ein  weiterer  Grund  flir  geringe  Reso- 
nanz  liegt  wohl  in  der  Situation  der  Institution  begr'u'ndet.  Noch  1971 
arbeitete  -  laut  Statistik  -  1m  Durchschnitt  in  jeder  psychiatrischen 
Klinik  nur  ein  Sozialarbeiter,  und  der  war  quasi  als  Pfortner  der  "Dreh- 
tlirpsychiatrie"  zustandig  flir  den  extramuralen  Bereich,  mit  den  Auf- 
gaben,  Arbeit  und  Wohnung  fUr  den  entlassenen  Patienten  zu  beschaff  en  . 

Dies  scheint  sich  seit  dieser  Zeit  etwas  verandert  zu  haben.  Welcher 
Form  und  Inhalt  nach.mag  eine  Untersuchung  zeigen,  die  das  Info  in  spe 
leisten  muB-  Denn  Sozialarbeit  und  Psychiatrie  sind  in  der  BRD  noch 
fast  einander  auBerliche  Dinge.  Dies  zeigen  Vergleiche  mit  angel  sach- 
sischen  und  romanischen  Landern,  bei  denen  in  der  Vielfalt  von  Bestim- 
mungen  der  Sozialpsychiatrie  eine  ist,  daB  sie  der  Entwicklung  und 
Ausbildung  der  Sozialarbeit  dienen  soil. 

Das  Thema  ist  also  flir  die  BRD  fast  jungfraul ich,  was  sicherlich  sei- 
ne Reize  hat.  Urn  die  Arbeit  hier  versuchsweise  und  exemplarisch  abzu- 
stecken,  seien  Notwendigkeiten  erwahnt,  Liber  die  es  kaum  Material 
gibt  -  auBer  den  authentischen  Erfahrungen  derjenigen,  die  vereinzelt 
in  den  Institutionen  der  Psychiatrie  arbeiten  und  an  die  sich  vor 
allem  auch  dieser  Auftrag  richtet:  Zu  untersuchen  ware  der  zugewiese- 
ne  Arbeitsbereich  der  Sozialarbeiter,  Erfahrungen  und  Konsequenzen 
mit  der  Anstaltshierarchie,  die  Ausbildungsplane  des  "Psychiatriear- 
beiters"  (eine  Wortpragung  fur  den  Beruf  des  Sozialarbeiters,  der  in 
der  Psychiatrie  arbeitet),  die  Aufarbeitung  der  schon  angesprochenen 
Modelle  aus  den  romanischen  und  angelsachsischen  Landern  (Bastide, 
Hochmann,  Adler,  Hartwell  etc.)  -  letzteres  scheint  unumgangl ich,  da 
fur  die  BRD  erst  Konzeptionen  entwickelt  werden  mussen.  Ferner  er- 
scheint  es  notwendig,  eine  systematisierte  Obersicht  zu  erstellen  zu 
Themen  wie  Familientheorie  und  Famil ientherapie.Therapeutische  Gemein- 
schaften  (von  Maxwell  Jones  bis  Antipsychiatrie) ,  AbriB  der  Diskussion 
Liber  den  Krankheitsbegriff  und  die  Bestimmung  von  psychischer  Krank- 
heit/Verelendung,  Exkurse  zur  Drogenarbeit  in  der  Psychiatrie,  Behin- 
dertenarbeit  etc. 

All es  Genannte  wurde  als  Exemplarisches  erwahnt:  es  bedarf  der  Aus- 
breitung  und  Systematisierung.  Dies  ware  jedoch  nur  innerhalb  eines 
Diskussionsprozesses  mbglich,  zu  dem  wir  hiermit  auffordern.  Dieje- 
nigen,  die  hier  ihr  Interesse  und  ihre  Erfahrungen  wiederfinden.mb- 
gen  sich  beim  Info  Sozialarbeit  melden  oder  direkt  Kontakt  aufnehmen 
mit:  Hans  Groffebert,  8  Mlinchen  8o,  Pariserstr.  42 

3.  Betrifft:  Rubrik  Materialien  und  Kleinanzeigen. 

Zu  dieser  Info-Ausgabe  lagen  uns  eine  Vielzahl  von  Materialien  vor, 
auf  die  wir  hinweisen  sollten.  Aus  Platzgrlinden  kbnnen  wir  aber  nur 
eine  Auswahl  aus  den  verschiedenen  Bereichen  zusammenstellen,  wobei 
der  Schwerpunkt  bei  der  Jugend-  und  Sozialarbeit  liegt.  Zusatzl iche_ 
Auswahlkriterien  sind:  Relevanz  flir  die  Arbeit,  Aktualitat  und  Basis- 
bezogenheit.  Bei  den  Kleinanzeigen  werden  Stellenhinweise  und  -suche 
vor  den  Materialsuchanzeigen  aufgenommen.  Wer  sich  aktuell  informieren 
will,  lese  die  monatlich  zusammengestellten  Kleinanzeigen  in  "links". 


MATERIALIEN/KLEINANZEIGEN 


Informationen  zur  Juqendfbrderung  Nr.  3/75  entha'lt  u.a.  Reform  des 
Berufsbildungsgesetzes,  Jugendpol itik,  Bundeskongress  der  Jusos, 
Hinweise.AWO,  53  Bonn,  Ollenhauerstr.  3 

Psychologie  in  der  Psvchiatrie-Fachschaftsgruppe  Hamburg  zur  Berufs- 
perspektive,  ca.  So  Seiten  und  entha'lt:  Entwicklung  des  Gesundheits- 
wesens  in  der  BRD.Kritik  der  psychiatrischen  Versorgung,  Reforman- 
sa'tze  in  der  Psychiatrie,  Zur  Arbeit  in  den  Gewerkschaften;  gegen 
Voreinsendung  von  DM  1.5o  +  DM  -.7o  Porto  bei:  FSG  Beruf sperspekti- 
ve,  2  Hamburg  13,  von  MellePark6,  FB  Psychologie 
GieBener  Lehrl  ingstreff  -  die  ersten  lo  Nummern  -  Informationen  liber: 
Berufliche  Bildung  in  Betrieb  und  Berufsschule,  Mode,  Jugendzentren, 
Jugendkriminalita't  und  -alkoholismus,  Famil  ie  u.a.  (liber  6o  Seiten). 
Gegen  Voreinsendung  von  DM  2.--  bei  Jochen  Stewner,  63  GieBe'n-t.ies- 
eck,  In  den  Erlen  13. 

"Und  wir  werden  immer  mehr"  -  Berichte  und  Analysen  zum  Kampf  der 
Kblner  Jugendzentren  -  Wie  verhandelt  man  mit  den  Behdrden?  -  Ver- 
einsgrundung?  Bezug:  Kollektiv  Jugendzentren  c/o  Ben  Bausch,  5  Kbln  1 


Friesenwall  32  -  36 
t  Jugendzentrumsfilm 

siegen,  das  Jugen 

oruppe  Mainz  c/o  Kurt  Ohneck,  65  Mainz,  Walpodenstr.  5 
I  AMOS  -  Kriti5che  Blatter  aus  Westfalen  -  Nr.  2/75  bringt  Beitr'a'ge 

zur  Jugendarbeit,  Vietnam,  Berufsverbot  u.a.;  Bezug:  AMOS,  163  Bo 


und  Broschlire:  "Wir  werden  kampf  en,  wir  werden 
das  Jugendzentrum  werden  wir  kriegen!"  Verleih/Bezug:  Film- 


chum,  Querenburger  Hbhe  287 

Erfahrunqsbericht  liber  Qbdachlosen-  und  Jugendarbeit  in  Ludwigs- 

hafen;  Gegen  Voreinsendung  von  DM  1.—  +  DM  -.60  Porto  bei  Karin 

WeiB,  67  Ludwigshafen,  Schlitzenstr.  4 

Material ienmappe  Jugend-  und  Sozialarbeit  entha'lt  "Perspektivplan 

des  Bundesjugendministeriums"  (unverbffentlichtes  Diskussionspapier) , 

23  Seiten.  Gegen  Voreinsendung  von  DM  2.5o  (incl.  Porto)  auf  Pschkto. 

Dortmund  Nr.  173666-466,  JUrgen  Heinze  c/o  Sozialarbeitergruppe  im 

SZ,  46  Dortmund,  Postfach  3ool49 

Juqendzentrums-Dokumentation  -  tntwicklung  der  Initiative  Selbstver- 

waltetes  Jugendzentrum  Wuppertal  (Arbeit,  Auseinandersetzung,  Feh- 

ler,  Erfolge),  44  Seiten,  DM  3.—  (Wiederverkaufer  3o  %   Rabatt); 

Bezug:  Arbeiter-Unibuch,  56  Wuppertal  1,  iieue  Nordstr.  6 

Nachrichtendienst  fur  Juaendpublikationen  -  erscheint  monatlich  und 

bringt  aktuelle  und  grundsa'tzliche  Informationen  aus  der  Jugendpo- 

1  itik,  Tips  und  Hinweise,  wie  man  eine  Jugendzeitung  macht  u.a. 

Bisher  erschienen:  Nr.  1  Jugendliche  und  ihre  berufliche  Zukunft; 

Nr.  2  Zensuren;  Mr.  3  Schule  und  Beruf.  Gegen  1.5o  DM  erhaltlich 

bei  Joh.  Iseken,  479  Paderborn,  Postfach  571 

nokumentation  Knast-Analyse  liber  die  Auseinandersetzung  zum  Jugend- 

schutzraum  Moosburg,  Reaktionen  der  Presse,  des  Landratsamtes  und 

des  Kreisjugendamtes.  Gegen  Voreinsendung  von  DM  I.60  (incl.  Porto) 

erhaltlich  Liber:  Knastgruppe,  8o5  Freising,  Marienplatz  2  (im  Ju- 

qendcl ub) 

SSK-Dokumentation  -  Sammelband  1973  -   1975  128  Seiten,  DM  5.-  + 
pM  J  ..  porto  und  andere  Broschliren,  Bestellungen  nur  gegen  Voraus- 
zahlung  auf  Postscheck  Kbln  29  23  39-5o9   (Genske).  SSK  e.V.,  5  Koln  1, 
Salierring  34 


-    60 


61    - 


Dokumentation  Abenteuerspielplatz  liber  die  padagogische  Arbeit  im 
Rahmen  einer  Ferienaktion,  sowie  der  Elternarbeit  im  Stadtteil.  Ge- 
gen  Vorauszahlung  von  DM  3.5o  auf  Konto:  BfG  Hagen  Nr.  Ioo55681oo 
Kennwort:  Abenteuerspielplatz;  Karin  Schloten,  58  Hagen,  Dahlen-Kamp- 
str.  12  T.  275  81 

In  der  Material  ienreihe  des  BDJ/BDP  soeben  erschienen:  Nr.  14  "Kin- 
derarbeit  im  Stadtteil".  Bezug:  Verlag  Jugend  &  Politik,  6  Frank- 
furt, Emserstr.  29 

Journal  G  -  Dokumentationen  zu  Problemen  ausl'a'ndischer  Arbeitnehmer 
Nr.  4/5  bringt  u.a.  Berichte  aus  den  Bereichen  Pol  itik/Okonomie/Ge- 
werkschaften/Kirchen/Schulen  zur  Situation  der  Gastarbeiter.  loo  Sei- 
ten  Einzelnummer  DM  3.5o/Abo.  DM  18.—  ;  Bezug:  Kulturkomitee  fUr 
auslandische  Arbeitnehmer,  7  Stuttgart  1,  Schlosserstr.  36 
Blickpunkt  -  Auslander  -  die  erste  deutschsprachige  Verbffentl  ichung 
des  Centre  Europeen  Immigres  ist  soeben  erschienen  und  enthalt  Be- 
richte, Untersuchungen,  Nachrichten  Uber  Aktionen  und  Probleme  aus- 
landischer  Arbeitnehmer  in  Europa.  1975  erscheinen  insgesamt  3  Aus- 
gaben,  die  gegen  DM  lo.--  (Internationale  Postanweisung)  beim  CEI 
118o  Bruxelles/Belgi-que,  rue  Vanderkindere  51,  bezogen  werden  kon- 

nen. 

AUF  -  Eine  Frauenzeitschrift.Nr.   2  bringt  u.a.   Beitrage  zum  Thema 

Abtreibung,  fledizin  fur  die  Frau,  Traumberufe  -  Albtraume?  Bezug: 

Aktion  unabhangiger  Frauen,  A  -  lo9o  Wien,  Tendlergasse  6/1-2 

Zentral-Film-Verleih:   der  neue  Verleihkatalog  1975  ist  erschienen 

und  enthalt  inhaltliche  Angaben  und  Einsatzhinweise  zu  Filmen  aus 

dem  Produktions-  und  Reproduktionsbereich,   Erziehung/Schule,  Aus- 

land  etc.   Bezug:   Voreinsendung  von  DM  2.—  an  Zentral-Film-Verleih, 

2  Hamburg  36,  Karl   Muck  Platz  9,  Tel.   34  55  44 

Has  SoziaUherapeutische  Kinderzentrum  Preunaesheim  in  Frankfurt 

suehl  dringenri  noch  einen  KinderarzU5rztin)  Oder  Al lqemeinarzt 

(a'rztin)  fiir  das  Team  (Sozialpa'dagogen,  Psychologen,   1  Kinderarztin) . 

Es  sollen  neue  Formen  oer  Therapie  mit  Unterschichten  praktiziert 

werden.   Kontakt  uber:   Dr.  med.  Ulrike  Baubkus,  6  Frankfurt,  Flora- 

str.   lo  Tel.   77  13  52 

Unabhanqiqes  Jugendzentrum  in     Neunkirchen/Saar  sucht  noch  einen 

Sozialarbeiter  fauch  Jahrespraktikant),  sowie  eine  padagogische 

Fachkraft.   Kontakt:  H.  Hauch,  6684  Heiligenwald,  Schiffweilerstr.    21 

Tel.  69979 

Jugendclub  e-V.  in  Darmstadt  sucht  einen  Sozialarbeiter  und  einen 

Jahrespraktikanten.  Anfragen  liber  Chiffre  7/19  an  Sozialistisches 

Bliro 

Jugendzentrum  einer  ev.  Ruhrgebietsgemeinde  sucht  einen  Nachfolger 

fur  die  hauotamtliche  Stelle.  Das  Team  umfasst  17  Mitglieder  und 

arbeitet  in  verschiedenen  AG's.  Erwartet  werden  Erfahrungen  in  der 

Jugendarbeit  und  eine  auf  die  Interessen  der  Jugendlichen  bezogene 

Arbeit.  Bewerbungen  unter  Chiffre  7/2o  an  Sozialistisches  Buro 

Sozialarbeiter(innen)  gesucht  fiir  die  Arbeit  in  Juopnri?entren.  Es 

besteht  eine  organisierte  Partizipation  von  Jugendlichen.  Anfragen 

und  Bewerbungen  an:  Stadtjugendring,  89  Augsburg,  Kanalstr.  15 

Tel.  51  55  42 

Sozialarbeiter  gesucht  fiir  die  Jugendberatungsstel  1  e  irnt  Schwer- 

punkt  Drogenberatung.  Das  z.Z.  neunkbpfige  Team  arbeitet  selbstan- 

dig.  Fortbildung  und  Supervision  vorhanden.  Kontakt:  Teestube, 

63  GieBen,  Schanzenstr.  16 


62    - 


Sn7ia1arbeiter  fiir  die  Kinder-  und  Jugendarbeit  in  einem  Nachbar- 
schaftsheim  in  Kbln  gesucht.  Anfragen  unter  Chiffre  7/15  an  Sozia- 
listisches Buro  . 
Betreuer  fiir  einen  neuen  Abenteuerspielplatz  ab  1.8.   in  Gieiien  ge- 
sucht.   Anfragen  an:   Bernhard  Nahrendorf,  63  GieBen,  Bahnhofstr.  49 

Ahpnteuer-SpielDlatz-Team  sucht  noch  immer  Sozialarbeiterfin)  oder 
Erzieher(in)  auch  halbtags,  sowie  zwei  Jahrespraktikanten.   Anfra- 
gen:Elterninitiative  ASP  Heerstr.   Mord  e.V.   c/o  Manfred  Kriiger, 
1  Berlin  2o,  Pillnitzer  Weg  22  Tel.   3637328 

Wer  zieht  mit  aufs  Land?  Wir  sind  Lehrer,  wollen  einen  Bauernhof 
kaufen  und  nach  und  nach  verschiedene  Projekte  aufbauen:   Betreuung 
und  Erziehung  von  Kindern.   AuBerschulische  Jugend-  und  Erwachsenen- 
bildung,   landwirtschaftliche  Produktion  und  Tagungssfa'tte  fiir  Ge- 
nossen.   Anfrage:  Hubert  Ettl ,  875  Aschaffenburg,  Wittelsbacher 

Ring  3 

i  FHS-Studentin  sucht  ab  Oktober  Halbjahres-Praktikum  in  der  Gemein- 
wesenarbeit"Zuschriften  unter  Chiffre  7/22  an  Sozialistisches  Buro 

i  Sozialpadagoge  sucht  fiir  das  Berufspraktikum  eine  Stelle  in  der 
Gemeinwesenarbeit,  zweijahrige  Erfahrung  mitProjektarbeit  in  ei- 
ner Obdachlosensiedlung  (Kollektiv-  und  Arbeitserziehung  mit  Schul- 
kindern,  Spielaktionen,  Ferienfreizeiten).  Ernst  Sporer,  64  Fulda, 

i  Sozialarbeiterin  sucht  ab  Herbst  eine  neue  Tatigkeit,  bisher  in  ei- 
nem  Sanierungsgebiet  und  einem  sozialen  Brennpunkt  gearbeitet.  Han- 
nelore  Loser,  58o4  Herdecke,  Hauptstr.    lo4 

I  Sozialarbeiter  sucht  interessante  Tatigkeit  im  GroBraum  Diepholz. 
Wer  kennt  treiePlanstellen?  Marion  Alterauge,  5  Kbln  91,  Olpener 

Str     35 
I  Linke  Lehrergruppe  an  einer  Gesamtschule  im  Ruhrgebiet  sucht  Bewer- 
ber  fiir  die  Stelle  eines  Schulps.ychologen.   Voraussetzungen:  abge- 
schlossenes  Psychol ogiestudium,  Zusammenarbeit  mit  der  Lehrergruppe 
Uber  die  Fachgrenzen  hinaus,  Erfahrungen  in  der  Kinder-  und  Jugend- 
arbeit erwlinscht.   Bewerbungen  bitte  unter  7/29  an  Sozialistisches 

I  Fr7jphprin  und  Erzieher  suchen  zusammen  fur  das  Anerkennungsjahr  ab 
Sept  /Okt.   1975  Praktikantenstellen  in  Bayern  Oder  Baden-Wurttemberg. 
Bevorzugt:   Lehrl ingswohngruppen,  Behindertenpadagogik,  Schulkinder- 
oarten.  J.   Gimpl ,  8  Mlinchen  2,  Westendstr.   148 

.  ^nyialarbeiter-Studentin  sucht  zum  Herbst  eine  Blockpraktikumsstelle 
Im  Bereich  Drogenarbeit/Knast/Therapeutische  Wohngemeinschaften. 
Hinweise  an:   Uschi   Kropp,  78  Freiburg,  Dreisamstr.  7 

I  Grunds_cMUehrerla  sucht  zum  1.    Okt.   75  neuen  Arbeitsbereich.   Erfah- 
rrnig  in  der  Arbeit  mit  Strafgefangenen  vorhanden.   Erwunscht:   Team- 
arbeit/Resozialisierungsbereich.   Brunhilde  Muller,   5  Koln  1,   Ri- 
chard-Wagner-Str.   21  _ 

■  sozialarbeiterin  im  Anerkennungsjahr  sucht  ab  Oktober  1975  eine  Ar- 
beitsstelle  im  Uemeinwesenarbeitsprojekt.  Elisabeth  Welte,  78  Frei- 
burg,  Rehlingstr.  4  . 

■  Sozialarbeiter  im  Anerkennungsjahr  sucht  Betatigurgsfeld  in  der  Ju- 
Sendarbeit,  Gunther  Pletzer,  78  Freiburg,  Lehener  Str.   99  b 

I  sn7ialPadagogik-Student  (7.Sem.)   sucht  Mbglichkeit  zur  Mitarbeit 
Tn  Pro5ekten/Linnchtungen,  die  mit  Kindern  arbeiten    Oder /und  Prak- 
tikumsplatz  fiir  Ende  August  -  Mitte  Oktober.   Ramer  Burgey,   355  Mar- 
burg, Sudetenstr.  2 

-    63   - 


•  Norddeutschland  -  2  Sozialarbeiter  suchen  Stelle  in  Jugendzentrum. 
GWA-Projekt,  Teestube,  Beratungsstel  le  o.a.  ab  September  1975. 
Chiffre  5/31 

I  2  Diplom-Sozialpa'dagogen  suchen  Arbeitsstellen  moglichst  im  nord- 
deutschen  Raum  in  der  Jugend-  und  Erwachsenenbildung.  Praktische  Ei — 
fahrungen  sind  vorhanden.  Klaus  Nordsiek,  28  Bremen,  Beim  steinernen 
Kreuz  5 

I  2  Sozialarbeiterinnen  suchen  interessante  Tatigkeit  moglichst  im 
Bereich  der  Jugend-  und  Erwachsenenarbeit,  Gemeinwesenarbeit.  Bevoi — 
zugt  Raum  Heidelberg/Mannheim.  2jahrige  Erfahrungen  (wahrend  des 
Studiums)  in  der  Obdachlosenarbeit.  Margot  Moll,  69  Heidelberg,  Wer- 
derstr.  8,  Tel.  o6221/472144 

I  Suche  Stelle  als  Sozialarbeiter  in  einer  Wohngemeinschaft  mit  "Psy- 
chisch  Kranken"  ab  Oktober  1975,  moglichst  im  rheinland-pfalzischen/ 
hessischen  Raum.  Gottfried  Tonhauser,  35  Kassel ,  Hollandische  Str.  46 

•  Knastgruppe  Freising  sucht  zwecks  Erfahrungsaustausch  Kontakt  zu 
arbeitenden  Gruppen  im  Raum  Siidbayern.  Knastgruppe  Freising,  8o5 
Freising,  Marienplatz  2  (im  Jugendclub) 

GESUCHT  WERDEN  MATERIALIEN,  HINWEISE,  ERFAHRUMGSBERICHTE,  KONTAKTE 


i  Wer  hat  Erfahrung  mit  fortschrittlicher  Berufspraxis  in  Erziehungs- 
beratungsstellen/integrierte  Stadtteilarbeit?  -  dieter  Parsiegla, 
463  Bochum,  Hustadtring  65 

'  Erwachsenenarbeit  in  Obdachlosengebieten/Abenteuerspielplatze/  Schul- 
probleme  von  Kinderr  in  Obdachlosensiedlungen.  -  Michaela  Kanawin, 
852  Erlangen,  Vierzigmannstr. 13 

Aktionsforschung  als  Methode  der  Sozialarbeit?  Wer  kann  weiterhel- 
fen?  Unkosten  werden  erstattet.  -  Sabine  Wojahn,  1  Berlin  27,  Wil- 
kestr.  15 

Soziologie  in  der  Sozialarbeiterausbildung  -  Inhalt  und  Stellenwert  - 
bin  an  Lehrplanen  der  FHS  interessiert.  Unkosten  werden  erstattet! 

-  Peter  Knapper,  1  Berlin  36,  Reichenberger  Str.  72  a 
Elternarbeit  und  -beteiligung  im  Erziehungs-  und  Bildungssektor  der 
BRD  fur  Projekt-  und  Diplomarbeit;  .'.nschriften  von  Elterniniativen 
und  -gruppen.  Unkosten  werden  erstattet.  -  Meter  Deuse,  4619  Berg- 
kamen,  Schulstr.  41 

Drogenabhangigkeit  -  Ursachen.Therapie,  Wohngemeinschaften  -  K.  i-Jicke, 
239  Flensburg,  Friedrichstr.  lo 

Obdachlosenarbeit  -  Erfahrungsberichte  von  Projektgruppen  -  Joa- 
chim Merchel,  44  Munster,  Bremer  Str.  3o 

Sozialarbeit  in  Jugendzentren/Selbstverwaltung  -  Hans-Diebold  Mau- 
rer,   76  Offenburg,  Eibenweg  1 

Jugendarbeit  mit  weiblichen  Lohnabhangigen  -  Barbara  Fechner, 
44  Munster,  Qiesterweg  4 

Erzieherische  Einwirkung  des  Sozialarbeiters  bei  der  Arbeit  mit 
kbrperbehinderten  Kindern.  Material  zur  Geschichte  der  Sozialarbeit. 
Qualifikation  des  Sozialarbeiters/Ausbildung/Behindertenarbeit  - 

-  Barbara  Stiels,  45  Osnabruck,  Safrnitzer  Str.  4 
Konzeptionen,  Erfahrungsberichte  zur  Jugend-  und  Kinderarbeit  in 
Obdachlosensiedlungen  -  Hlrich  Schnasse,  593  H.-Geiswald,  Setzer- 
str.  3 

Korperbehinderte  in  Wohngemeinschaften.  Schreibt  auch  Eure  Ein- 
stellungen  zur  Integration  von  Korperbehinderten.  -  JLirgen  Beisie- 
gel,  34  Gottingen,  Kiesseestr.  42