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■ geplanten JuS 11lfePraX1'S ir Verbindung mit einer barter Kr iP
iituat on der von inl1 !^t' das kaum dazu beitragen wird, die
B«#1^ui&8? Absa^ » Wttsch. Sozialarbeiter^
Sozialistischen Mtf dlffMiieren, indem sie behauptet, die in der
"die freiheit'?ch dpmn/e£-aSentierten Sczialarbeitergruppen wo]1*
treuter Kinder unH 7 okr^]sche Ordnung unseres Staates" und die *
setzung ihrer nom^"^?"? "in "ahrheit doch nur fur die Dure"
hat sich der AG° v£ ,hm, 2lele "^brauchen". Mit dieser Erklaru ng
dem Hamburger RadlE? nd,T Vorreiter der Krafte gemacht, die « .
schen u ,• ene:laB fortschrittliche Padagogen mit juris*1
hat auch der AGJ-Jnr^ ,Mltteln und Berufsverboten bedrohen-.D^t
sche Aktion" a«nH \nd feine im "0ffen^ Brief an die Sozial^1
Politische Diszin! in 9te St^llun9nahme zum Thema "Berufsverbote.
t-ne uisznpimierungen" abgegeben.
insam
9egen das "Wienie r ^ST™ durch^setzen versucher, fst
drlickung der Arbeiter lV£lt f"^ und ein Moment in der
er Hroeiterklasse durch den burger! ichen Staat.
Sinnen'urjl'legen^'^^r der AGJ W1>d aHerdings von den KDJj«
der Sozialist chPn ^^chschaut "erden, die Diffamierungen der In
n3^„^l!'.!!.tlscl?e»' Aktion zusammenarbeitenden Sozialarbeiter/Sozia
en.
1-
padagogen wird. nicht verfangen.
SSnSSltS^^K ?,!! 5' DJHT -« Praktikern eine **"#**
artikulieren so wpJpn ?emeln"men Interessen und Forderungen zu
schaffen? um'au? Sie M?^C5 ^n ArtikulationsmBglichkeiten
beitsbedingungen un e^vShftteW"^ die ^^Dis^'
memngen und BerufsvprL+f ! 2 ,te Reglementierung durch niSf^_
troll ierende und d1sziol?n? auf"!erksam zu machen und Uber die fcon
una dTsziplTmerende Funktion der Jugendhilfe aufk1aren
SoMTpada'gogen'ierten'zu6: Akti°V"s~arbeitenden Sozialarbei^/
zum anderen Slle KeSulf nen dic regional e Arbeit verstarken U*
rum herzustel en lie f^f "nt«-?tiit2en. ein breites Diskussionsfo
SBMW8BS I H sr™- ™„s, « « «$
1VILEGIERTEN "NDER UND JUGENDLICHEN WIRKLICH NOTZ I
- 80 -
JCNFORMATIONSDIENST
SOZIALARBEIT
Schwerpunkttheraa:
REFORM UND REFORMISTS JK
ALS PROBLEM PRAKT SCHER
IN DER SOZIALARBEIT
Oktober 1974
Dieser Informationsdienst Sozialarbeit wird im Sozialistischen BUro
von Gruppen, die im Sozialisationsbereich arbeiten, herausgegeben.
Der Info dient der Kommunikation und Kooperation von Genossen, die
mit sozialistischem Anspruch im Feld der sozialen Arbeit tatig sind.
Herausgeber: Sozialistisches BUro
6o5 Offenbach 4, Postfach 591
Verleger: Verlag 2ooo GmbH Offenbach
Erste Auflage, Oktober 1974, 5ooo Exemplare
Alle Rechte bei dem Herausgeber
Vertrieb: Verlag 2ooo GmbH, 6o5 Offenbach 4
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das Jahr 1974 DM lo.— + DM 2.8o Versandkosten. Das Jahresabonnement
entha'lt vier regulare Ausgaben (Einfachnummern) . Die Einfachnummer
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Verantwortlich: Redaktionskollektiv Info Sozialarbeit
Presserechtlich verantwortlich: GUnter Pabst Offenbach
Druck: hbo-druck Bensheim
INFO SOZIALARBEIT, Heft 8
I N H A L T
Arbeitskreis Kritische Sozialarbeit, Westberlin:
Reform und Reformismus als Problem praktischer Politik
in der Sozialarbeit
Einleitung
1. Reformauseinandersetzung im AKS
2. Reform und Reformismus (Historischer AbriB)
3. Ober die Notwendigkeit der Einbeziehung
der Mittelstandsfrage in eine linke Politik
4. Zur Funktionsbestimmurg der Sozialarbeit
innerhalb staatlicher Reformpoli tik
5. Reform als Problem praktischer Politik
6. Literaturverzeichnis/Bucherliste
Repressive MaBnahmen im Sozialbereich
6 Kurzberichte
Leserbrief/Redaktionsmitteilung
Nachrichten
Material ien
Kleinanzeigen
Seite
3
Seite
6
Seite
11
Seite
22
Seite
26
Seite
44
Seite
47
Seite
51
Seite 59
Seite 53
Seite 65
Seite 67
Informationsdienst Sozialarbeit
Der Info Sozialarbeit dient der Information und Zusammenarbeit zwischen sozialistischen
Gruppen und einzelnen, die im Sozialbereich arbeiten und wendet sich an Sozialarbeiter,
Sozialpadagogen, Heimerzieher, Kindergartnerinnen, Sozialplaner, Psychologen, Dozenten
und Studenten an Fachausbildungsstatten etc. - Der Info behandelt jeweils ein bestimmtes
Schwerpunktthema und enthalt aktuelle Nachrichten, Materialien etc. - Obergreifender
Gesichtspunkt der Aufarbsitung von Praxiskonflikten und Modeller! ist die kontinuierliche
Diskussion uber eine sozialistische Strategie im Sozialbereich.
Bisher sind erschienen:
Heft 1: „Fiirsorgeerziehung" - Editorial zur Herausgabe des Info - Sozialarbeit im Kapita-
lismus — Klassenlage/Soziopsychische Situation von Sozialarbeitern — Konzeptionen fur der
Aufbau eines Jugendwohnkollektivs mit Minderjahrigen in offentlicher Erziehung — Ausziige
aus einer Kollektivzeitung — etc. — (DM3.—)
Heft 2: Sozialarbeit in Inslitutionen - Geschichte des AKS (Arbeitskreis Kritische Sozial-
arbeit, Frankfurt) - Probleme der Sozialarbeit bei freien Tragern am Beispiel der evangeli-
schen Familienberatung Frankfurt — Kollektivpraktikum im Heim — Gemeinwesenarbeit mit
Obdachlosen - Hinweise, Nachrichten, Leserzuschriften — etc. — (DM 3.—)
Heft 3/4: Sozialarbeit zwischen Selbstorganisation und Biirokratie - Drei Aufsatze aus der
englischen revolutionaren Sozialarbeiterzeitschrift Case-Con — Fursorgezdglinge nehmen
ihre Sache selbst in die Hand - Das Lehrstiick Brackwede oder die objektiven Grenzen fort-
schrittlicher Jugendamtspolitik im Recht - Kampf zwischen Eltern und Arbeiterwohlfahrt um
eine Spielstube in Frankfurt - Materialien, Hinweise, Zeitschriftenbibliographie zur Heimer-
ziehungen - etc. - (DM 5.-)
Heft 5: Zur Organisierung im Sozialbereich - Zur Problematik von Rolle und Funktion der
Sozialpadagogik — Politische Disziplinierung von Sozialarbeit in der Familienfiirsorge —
6 Kurzberichte uber repressive MaGnahmen im Sozialbereich - etc. (DM &,-)
Heft 6: Jugendhilferechl und Jugendhilfetag - Sozialtechnokratische Tendenzen im Jugend-
hilfegesetzentwurf - Analyse und Forderungskatalog zur Reform des Jugendhilferechts —
„Genscher-Reform" des bffentlichen Dienstrechtes — Sozialarbeit und Jugendhilfetag - Dit
Sozialistische Aktion auf dem Jugendhilfetag Niirnberg - Aktuelle Materialien zum Jugend-
hilfetag Hamburg - etc. (DM 3,-)
Heft 7: Jugendhilfetag — Materialien der Sozialistischen Aklion - Materialien zu den So-
zialisationsfeldern „AuBerfamiliare Erziehung", „Jugendarbeit und Freizeit" und „Ausbil-
dung und Berul" - AuBerdem: Jugendliche zum Jugendhilferecht - Jugendhilfegesetz von
Biirokraten - 8 Kurzberichte uber repressive MaBnahmen im Sozialbereich - Erklarung der
Sozialistischen Aktion zur Absage des Jugendhilfetags - etc. (DM A.-)
Folgende Schwerpunktthemen sind fur die nachsten Infos geplant:
Heft 8: Reformismus im Bereich der Sozialarbeit
Heft 9: Jugendzentren/ Jugendclubarbeit
Der Info Sozialarbeit erscheint viermal im Jahr und kostet im Abonnement DM 10.— zu-
zuglich DM 2.80 Portokosten (das Jahresabonnement 1973 enthalt die Ausgaben 2-5 und
das Abonnement 1974 die Ausgaben 6-9); auch Probehefte konnen nur gegen Bezahlung
abgegeben werden; Gruppen erhalten bei Abnahme von mindestens 10 Exemplaren 20%
Rabatt.
Bestellungen: Verlag 2000 GmbH des Sozialistischen Biiros, 605 Offenbach 4, Postfach 591.
Arbeitskreis Kritische Sozialarbeit, Westberlin
REFORM UND REFORMISMUS
ALS PROBLEM PRAKTISCHER P0LITIK
IN DER SOZIALARBEIT
E i n 1 e i t u n g
Warum das folgende Papier etwas anders aussieht, als es ursprungl ich
aussehen sol He.
tiachdem bei der Seminar-Discussion (21.-23.6.74) unseres Papiers
darliber gesprochen worden war, daB die gegenwartige Linke trotz tau-
send verschiedener "richtiger Linien" so tut, als ware die jeweilige
"richtige Linie" das Patentrezept, das wie das weiBe Karinchen aus
dem Zylinder geholt wird, wollten wir mit unserem Papier einmal an-
ders vorgehen: keine fertigen Losungen vortauschen, sondern eher den
Stand der Diskussion wiedergeben. Wir haben aber festgestellt, daB es
recht schwierig ist, einen Diskussionsansatz in Fragenform aufzu-
bauen, und nun klingt alles doch wieder wie die fertige Lb'sung:
3 x umrlihren, kalt stellen, anwenden. Darum sei noch einmal darauf
hingewiesen, daB die Diskussion etwas anders verlaufen ist, als es
letztlich hier im Papier erscheint. So wurden z.B. beim Abschnitt
Mittelstand/Mittelschicht die verschiedensten Definitionen disku-
tiert: die kleinen und mittleren Angestellten gehbren dazu oder aber
die kleinen Angestellten gehb'ren inzwischen zur Arbeiterklasse, weil
die Unterschiede nur noch formal sind; Srzte im Krankenhaus sind auch
Lohnabhangige, frei praktizierende dagegen sind Selbstandige usw.
Einen anderen sehr umstrittenen Punkt entdeckten wir im Zusammenhang
mit der Diskussion liber Blirgerinitiativen. Die Frage, wie kommt es
zu einer Politisierung, wenn den "objektiven Interessen" die "subjek-
tiven Schwierigkeiten" im Wege stehen, wenn sich Nachbarn nicht ent-
schlieBen konnen, z.B. in einer Mieterinitiative zusammenzuarbeiten,
weil "der Hund des einen immer den Laufer des anderen bepinkelt"?
Nach langerer Diskussion standen sich im wesentlichen zwei Standpunk-
te gegenliber:
1. solche "subjektiven Terrorzusammenhange" sind mit politischen Mit-
teln nicht zu erfassen und konnen daher auch nicht in eine Stra-
tegie mit eingebaut werden. Als Sozialarbeiter ist man liberfordert,
wenn man hier auch noch einsteigt.
2. Durch ihre Uirkung, namlich daB die scheinbar personlichen Quere-
len die politischen Aktivitaten verhindern, bekommen "subjektive"
Probleme einen objektiven gesellschaftlichen Stellenwert und mu's-
sen deshalb in eine politische Strategie mit einbezogen werden.
Wie konnte allerdings nicht gesagt werden.
Cbwohl sich dieser Punkt in der Diskussion als sehr wichtig heraus-
gestellt hat, konnten wir im folgenden Papier nicht naher darauf ein-
nehen.
Zu dem Begriff "Reform" gab es zwei unterschiedl iche theoretische
Ebenen als Ansatze (beide sind miteinander zu vereinbaren):
1. wir wollen als Reformer alles bezeichnen, was den direkten Inter-
essen der Arbeiter niitzt. Solange diese Reformen im Zusammenhang
mit einer sozialen Bewegung gedacht werden, kdnnen sie als Ver-
besserung der Bedingungen des Kampfes urn die politische Macht an-
aesehen werden.
(Herleitung der Reformen aus dem Klasseninteresse)
2. Reformen leiten sich ab aus den Bedingungen der kapitalistischen
Produktion. Das Prinzip der Prof itmaximierung gefahrdet tenden-
ziell die Reproduktion der Arbeiter. D.h., die Arbeiter haben ein
unmittel bares Interesse an Reformen.
(Herleitung des Reforminteresses aus dem Kapitalverhaltnis)
Wahrend die erste Bestimmung jede Reform als Schritt im Kampf um den
Sozialismus auffassen muB, ermoglicht die zweite, auch den Blick auf
systemkonforme Reformen zu lenken.
Zum Schein " vorbeugender" Reformen :
Reformen sind immer eine Antwort "von oben" und prinzipiell reaktiv.
Der Schein vorbeugender Reformen entsteht durch eine regional e Unter-
schiedlichkeit und Ungleichzeitigkeit der Entwicklung der Uidersprii-
che des Kapitalismus und des Klassenkampfes (was in Hessen erkampft
und zum Gesetz wurde, erscheint in Bayern als vorbeuqend. . . ) .
Siehe37 ff.
Bundnispartner fur Reformen
Auf der Suche nach mbglichen Blindnispartnern miissen Forderungen so
gestellt werden, dal3 eine mbglichst breite Basis sich damit identi-
fizieren kann (Minimal konsens) .
Im zweiten Schritt ist es wichtig, bei Nichterfullung der Forderun-
gen den Blindnispartnern klarzumachen, daB man liber diese Forderungen
hinausgehen muB und warum sie nicht erflillt wurden.
Bei dieser Darstellung einer politischen Aktion verzichteten wir be-
wuBt darauf, das "Subjekt" dieses Handelns (in diesem Falle diejeni-
gen, die sich Bundnispartner suchen) naher zu definieren. Das hangt
damit zusammen, daB die politische Bewegung in der BRD sich vorlau-
fig noch in einem derart diffusen Zustand befindet, daB es unmbglich
ist, diese oder jene Gruppe verbindlich als Avantgarde o.a. zu dekla-
rieren. (Siehe auch Kursbuch-Artikel : Staatsgewalt, Reformismus und
die Pol itik der Linken) .
Reformstrategie und Reformismus
Die SPD stellt keinen einheitl ichen Block dar.
Rosenthal, der "progressive Unternehmer" ist nicht in einen Topf zu
werfen mit z.B. dem Strasser-Flugel der Jusos.
Die Starke der Verkniipfung mit dem Staatsapparat oder der Gewerk-
schaftsspitze entscheidet beispielsweise daruber, ob ein SPD-ler
streckenweise ein Bundnispartner im Kampf um Reformen sein kann.
Grundsatzlich besteht das Dilemma der reformwill igen Teile der SPD
darin, daB sie zwar die Interessen der Arbeiter und u'berhaupt weiter
Kreise der Bevbl kerung aufgreifen und sich dafu'r einsetzen wollen -
das liegt im Interesse der Gesamtpartei , die ihre Basis nicht verlie-
- 4
ren darf -, andererseits aber durch die Partei gezwungen werden, alle
politischen Kampfe auf den parlamentarischen Weg der SPD umzuleiten
und alle Forderungen der Basis den parteipol itischen Tagesinteressen
der SPD anzupassen. Eigentlich werden - von der Funktion einer re-
formistischen Partei im Kapitalismus her gesehen - Arbeiterkampfe
und Basisaktivitaten nur unterstiitzt, um sie politisch in den Griff
zu kriegen, ihnen die Spitze zu brechen und sie wieder in den vorge-
gebenen Rahmen des Klassenfriedens zu integrieren.
Der Widerspruch, der in solchen Erwartungen der Partei einerseits
und ihrer Mitglieder und deren Interesse andererseits besteht, den
Kampf um Reformen zu unterstutzen, schafft einen kl einen Spielraum,
innerhalb dessen es auf unterer Ebene und in begrenztem Rahmen mog-
lich und notwendig ist, Bundnisse mit Reformisten einzugenen. Solan-
ge es zur SPD keine wirkliche "linke Alternative" gibt, werden solche
Bundnisse sogar einen ziemlichen Stellenwert haben.
L'nsere Einschatzung in diesem Papier verstehen wir als eine
vorl auf ige.
Sie soil keineswegs den Anspruch auf EndgiJltigkeit erheben, sondern
eher einen AnstoB zur weiteren Diskussion bieten. DaB sich dies
sprachlich noch etwas anders anhb'rt, liegt an der eingeschl iffenen
Gewohnheit, den DiskussionsprozeB wegfallen zu lassen und ein schein-
bar einheitl iches Resultat zu prasentieren.
Kontaktadresse: Arbeitskreis Kritische Sozialarbeit
1 Berlin 41, Wielandstr. 26 c/o Hans Nootbaar
Roter Kalenderl
1 1/ I S3 fur Lehrlinge und Schuler
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Berichten und Artikeln iiber Schnaps und Schtons, Bundeswehr
und Lehrlingsausbildung, Kumis und NC. Hauserkampf, LIP.
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Rotbuch Verlag 1 Berlin 31 Jenaer Str. 9
1. REFORMAUSEINANDERSETZUNG IM AKS
Die Beschaftigung mi't Reformbewegungen in der Sozialarbeit ist fUr
den AKS nicht neu. Verschiedene Reformmodelle wurden von uns vorge-
stellt und interpretiert (Sozialpadagogische Korrespondenz-SPK:
7; 12/13; 14; 17; 18; 19; 30), nit der Absicht, daB kritische Sozial-
arbeiter sich kritisch von diesen Modellen distanzieren sollten.
Reformen, so sagten wir, sind ein KompromiB zwischen der "Unruhe",
die von Sozialarbeitern und Klienten ausgeht, und der angestrebten
"Ruhe", die die BUrokratie erzwingen will. Reformen, insbesondere,
wenn sie von oben kommen, sollen aufbrechende Konflikte wieder ver-
schleiern und zu weit gehende Forderungen, d.h. Forderungen, die den
Bestand des Systems gefahrden kbnnten, unter Kontrolle bringen (da-
rauf wird spater noch ausflihrlich eingegangen).
Die Einschatzung Liber die Funktion der Reformen flir den Staatsappa-
rat hat sich nicht wesentlich geandert. Verandert hat sich die Ein-
schatzung der Reformen flir die Arbeit linker Sozialarbeiter. Wir
fragen uns, ob es eine historische Notwendigkeit geworden ist, in
Reformmodellen zu arbeiten.
Wie ist diese Einschatzung entstanden und welche politischen Inten-
tionen sind in ihr enthalten? Eine Realisierung revolutionarer Ver-
anderungen gesellschaftlicher Verhaltnisse ist im Moment nicht greif-
bar. Das kann nicht zur Konsequenz haben, gar nichts zu tun und
darauf zu warten, daB der Kapitalismus sich selbst liquidiert. Es
kann auch nicht heiBen, politische Aktivitaten auf das vorgegebene
und erlaubte MaB zu reduzieren und weiterreichende politische For-
derungen zu vergessen. In diesera Konflikt befinden sich alle Linken,
die in Reforneinrichtungen arbeiten: wie ist es mbglich, in Einrich-
tungen zu arbeiten, die eigens dazu dienen sollen, Konflikte zu iso-
lieren und Scheinlosungen anzubieten, seine politische Identitat
zu wahren?
Antikapitalistische Reformarbeit?
Es kann in bestimmten historischen Phasen notwendig sein und zur
Strategie gehbren, scheinbar das mitzumachen, was von einera verlangt
wird. Jedoch, so zeigt die Erfahrung, ist es auch eine Frage der
Zeit, wie lange sich dieser Zustand als Strategie aufrecht erhalten
la'lit und wann er eine rational isierende Funktion annimmt, d.h. nur
noch eine verbale Distanzierung von dem taglich Praktizierten librig
bleibt, urn sich dann vollstandig anzupassen. Was flir jede politische
Arbeit gilt, gilt auch fiir die politische Arbeit in Reformeinrich-
tungen: erst die Solidaritat der Kollegen tnacht eine wirkungsvolle
politische Arbeit mbglich. D.h., die Aufrechterhaltung politischer
Identitat ist eng verkniipft mit der sol idarischen Haltung der Sozial-
arbeiter untereinander. Diese Aussage ist wahrhaftig nicht neu,
ist aber bisher nur dann zu einer Forderung geworden, wenn linke
Gruppen urn Solidaritat flir eigene Aktionen warben. Sich solidarisch
zu verhalten mit denen, die in Reformeinrichtungen arbeiteten, gait
als revisionistisch. Das soil nicht heiBen , daB sich nun kritische
Sozialarbeiter von vornherein mit Kollegen sol idarisieren sollen,
nur weil diese in Reformeinrichtungen arbeiten. Vielmehr sollten wir
uns fragen, ob Reformeinrichtungen es uns ermbglichen, Kollegen zu
pol itisieren; ob durch Reformen potentielle Blindnispartner gewonnen
werden kbnnen.
An dieser Stelle soil noch einmal betont werden, daB die theoreti-
sche Beschaftigung und besonders die praktische Auseinandersetzung
mit dem Reformismus auch aus Enttauschungen resultiert, die die lin-
ke Bewegung durchmachen muBte. Wir mbchten dazu die Geschichte des
AKS anflihren, nicht un resignativ die Zerspl itterung der linken Or-
ganisationen aufzuzeigen, sondern, um aus den Erfahrungen flir die
zuklinftige politische Arbeit zu lernen, d.h. Reformen nicht unreflek-
tiert und unvermittelt von der bisherigen Geschichte verstehen.
Drei Positionen - zwei Spaltungen
Die Geschichte des AKS ist weitgehend identisch mit der Entwicklung
der 'Linken Bewegung', die aus der Studentenrevolte erwuchs.
Es begann im August 1968, als sich einige Sozialarbeiter und Sozial-
arbeiterstudenten zusammenfanden, um ihre negativen Erfahrungen in
den Berufsfeldern, die Erfolglosigkeit der Arbeit, die Behinderun-
gen, die sich insbesondere aus der Parzel lierung, der hohen Fallzahl
und der Hierarchie zu ergeben schienen, zu beraten und Lbsungsmbg-
lichkeiten zu entwickeln. Die weitverbreitete Unzufriedenheit flihrte
zu einem mitgl iederma'Big schnellen Anwachsen des AKS. Arbeitsgruppen
wurden gebildet, in denen die einzelnen Berufsfelder analysiert und
die Ergebnisse in einen KongreB (analog zum Springer- und Vietnam-
tribunal) eingebracht werden sollten, um weitere Kollegen zu aktivie-
ren-
Der Erfolg der Apo befliigelte auch uns, die BUrokratie durch Druck
der Kollegen - je nach politischem Standort - vbllig zu eliminieren
bzw. zu demokratisieren, daB ein Arbeiten wieder mbglich wlirde.
Die in den Plenumsdiskussionen auftretenden Differenzen bei der
Zielbestimmung der Aufgaben und ihrer Durchsetzungsformen flihrten
zur ersten Spaltung nach einem Go-in im Gesundheitsamt Wedding, als
dessen Folgen vom Staatsapparat Strafantrage gestellt und diszipli-
narische Untersuchungen gegen die Teilnehmer eingeleitet wurden.
Flir die beiden Gruppen im AKS (der 'demokratischen' und der 'radika-
len1) kam die Reaktion des Staatsapparates vbllig liberraschend. Sie
widersprach jeder, bisher auf dem Kampus gemachten Erfahrung, von
der ausgehend wir annahmen, die BUrokratie befinde sich bereits in
der Agonie. Stattdessen zeigte sich der Staatsapparat durchaus pre-
sent, wenn auch etwas unsicher. Eine weitere Oberraschung stellte die
Reaktion der Mehrzahl der Kollegen dar, die sich, anders als im
Universitatsbereich, nicht sol idarisierten.
Die damals einsetzende Erkenntnis, daB der Staat nicht in einem
7 -
groBen Anlauf Liber den Haufen zu rennen ist, veranlaBte einen Teil
der Mitglieder des AKS, unter dem Vorwand, die Aktion (Go-in) sei
nicht durch demokratischen Willensbil dungs prozeli zustandegekommen,
seinen Austritt zu erklaren und zu versuchen, zukLinf tig doch lieber
mit, als gegen die Biirokratie Veranderungen zu erreichen.
Die Abspaltung der 'minimal istischen Reformisten' wurde von den
verbleibenden Mitgliedern mit Befriedigung zur Kenntnis genommen:
handelte es sich doch um eine zahlenma'Big kleine Gruppe, die die
Mbglichkeit eines geschlosseneren Handel ns bisher behindert hatte.
Die immensen Schwierigkeiten, die sich in der Arbeit flir den KongreB
ergaben und die daraus resul tierten, daB unser Anspruch, eine kon-
krete Analyse der Sozialarbeit unter kapitalistischen Produktionsbe-
dingungen zu erarbeiten, nicht einzulbsen war und zwar nicht mr des-
halb, weil wir Praktiker erhebliche Schwierigkeiten hatten, konti-
nuierlich und 'wissenschaftl ich' zu arbeiten; die Schwierigkeiten
bei der Agitation der Kollegen in den fimtern und die zunehmenden
Repressionen gegenliber AKS-Mitgliedern zerstbrten endgiiltig den Glau-
ben an die Mbglichkeit des 'langen Marsches durch die Institutionen' ,
und zwar in so radikaler Weise, daB sich fur einen groBen Teil der
Mitglieder nur noch die auBerinstitutionelle Arbeit mit dem Proleta-
riat, d.h. im Stadtteil .alternativ ergab. Die damals noch fehlende
Erkenntnis, daB inner- und auBerinstitutionelle Arbeit einander er-
ganzen mu'ssen, flihrte dazu, daB die Anhanger der Stadtteilarbeit
den AKS vor die Alternative stellter, sich ihrer Auffassung anzu-
schlieBen, oder sich abzuspalten.
In der Diskussion war der Teil der AKS-Mitgl ieder, die in der Insti-
tution weiterarbeiten wollten, argumentativ unterlegen, auch deshalb,
weil innerhalb der studentischen Linken die Arbeit im Stadtteil als
einzige Mbglichkeit 'entdeckt' worden war.
Die 2. Spaltung des AKS, die im September 1969 erfolgte, bedeutete
eine erhebliche Schwachung der Bewegung der linken Sozialarbeiter.
Die Mitglieder der abgespaltenen Gruppe, die sich hauptsachl ich im
'Roten Kinderkollektiv' organisierten, diese Arbeit und Organisation
nach einigen Monaten aufgaben (auf die Grlinde kann hier nicht einge-
gangen werden), kehrten auch spater nicht - Oder nur sehr vereinzelt -
in den AKS zurlick, sondern wurden in den verschiedenen Parteiinitia-
tiven tatig.
Vorla'ufige Konsequenzen
Die verbliebenen Mitglieder des AKS konzentrierten sich auf die
agitatorische Arbeit in der Praxis: "um der Auseinandersetzung am
Arbeitsplatz eine sta'rkere Position zu verschaffen." (SPK, Nr.6,S.Z)
In den vorhandenen Arbeitsgruppen wurden Papiere erwartet, die die
Praxiskonfl ikte aufgriffen und zu systematisieren versuchten. Diese
Papiere bildeten die Grundlage flir Veranstal tungen in Westberlin
(z.B. Behinderung der Sozialarbeit, Aussageverweigerungsrecht) ,an
denen sich viele Kollegen beteiligten und flir die Teilnahme an GroB-
veranstal tungen (FLirsorgetag Essen, Jugendhilfetag Nurnberg).
Die in diese Veranstaltungen gesetzten Hoffnungen, mbglichst viele
Sozialarbeiter zum ZusammenschluB in Organisationen zu bewegen,
konnten nur sehr begrenzt realisiert werden, nicht zuletzt durch die
Zunahme der Erkenntnis, daB die radikale Vera'nderung des Systems nur
innerhalb eines langfristigen Prozesses unter person! ichen Opfern
derjenigen, die diesen ProzeB zu forcieren trachten, zu erreichen
ist. Diesem Ziel diente auch die Zeitung, die 1969 erstmalig er-
schien und sich neben der Veroffentlichung von Praxisberichten zu-
nehmend mit Einzelproblemen der Sozialarbeit (z.B. Model 1 bewegung,
Teamarbeit, Methoden der Sozialarbeit) befaBte, um Liber diese Pro-
bleme zur genauen Funktionsbestimmung von Sozialarbeit und der Ent-
wicklung von Strategien, die eine, wenn auch begrenzte antikapita-
listische Arbeit ermbglichen sollen, zu gelangen.
In dieser Arbeit wurde zunehmend deutlich, daB ein gewisses Grund-
wissen der politischen Okonomie unabdingbar ist, weshalb die Gruppe
mit der Schulung begann, in dem sie sich marxistischen Texten zu-
wandte. Diese Art der Schulung erwies sich jedoch nach kurzer Zeit
als unbefriedigend, weil der Bezug zur Praxis nicht hergestellt wer-
den konnte, so daB sich das Redaktionskollektiv entschloB, an je-
weils in der Arbeit auftretenden Problemen allgemeine Kenntnisse zu
vermitteln. Bald stellte sich jedoch heraus, daB die Linke inzwischen
einen Stand erreicht hatte, innerhalb dessen sehr detail lierte Ana-
lysen erforderlich wurden, die sowohl hinsichtlich der Gruppenmit-
gliederzahl neben der kontinuierlichen Arbeit an der SPK nicht zu
leisten war, als auch deshalb, weil der notwendige Liberregionale
organisatorische Zusammenhang fehlte. Der AKS Berlin schloB sich
deshalb 1974 als Mitglied dem Sozialistischen BLiro Offenbach an und
brachte seine Arbeitskraft in das "INFO Sozialarbeit" ein.
Ohne sich dessen von Anfang an bewuBt zu sein, vertrat die Mehr-
heitsfraktion des AKS in der Bestimmung der Politik des Arbeits-
kreises eine Position der Nutzung von Reformen.
Der Artikel im Kursbuch und unsere Arbeitserfahrungen, sich "Refor-
men" aller Couleur stellen zu miissen, fiihrten dazu, uns intensiver
mit ihnen zu beschaftigen und diesen Artikel zu schreiben.
Aus den Erfahrungen ergeben sich Konsequenzen flir die zukiinftige Ar-
beit. Die Solidaritat der Kollegen wurde immer dann erschuttert, wenn
Konflikte ausgetragen, wenn theoretische Einsichten praktisch werden
sollten. Reformen, selbst, wenn ihnen ein theoretisches Konzept zu-
grunde liegt, werden durch die praktische Arbeit bestimmt. Cerade
dadurch kann sich zweierlei entwickeln: einmal arbeiten in Reform-
einrichtungen Kollegen, die sonst nicht mit linken Gruppen zusammen
arbeiten wurden. Ihre Griinde, Reformen zu unterstutzen, sind, daB
sie sich eben auch nicht blind machen kb'nnen gegen das Elend und
die Ungerechtigkeiten, die sie ta'glich durch die Klienten erfahren;
die Bestatigung von oben, daB durch Reformen die Lebensbedingungen
der Klienten verbessert werden kbnnen, gestattet ihnen, in solchen,
als fortschrittlich geltenden Einrichtungen zu arbeiten. Aufgabe
kritischer Sozialarbeiter ware es, die Griinde des Elends der Klien-
ten nicht in der moral ischen Empbrung zu belassen, sondern die Wider-
sprlichlichkeiten, die im kapitalistischen System notwendig angelegt
sind, hervorzuheben. Um die Widersprliche deutlich zu machen, eignen
sich Reformen ganz besonders. Denn "...mit dem Reformismus (ist)
ein Widerspruch innerhalb des kapitalistischen Staatsapparates an-
9 -
gelegt..." (1). Die Effektivita't der Heimerziehung wird von der Bliro-
kratie bezweifelt. Unter anderera - die standigen Proteste kritischer
Sozial arbeiter diirfen dabei nicht unberucksichtigt gelassen werden -
gestattet sie auch deswegen die Einrichtungen von Wohngemeinschaften.
Gehen die Forderungen der Reformeinrichtungen zu weit, d.h. stellen
sie das System in Frage, wird versucht, die Zugestandnisse wieder
riickgangig zu machen. (Georg-v-Rauch-Haus)
Konstatieren wir nun, daft der Staatsapparat repressiv reagiert,
wenn er in seinem Fundament angegriffen wird, so bleiben wir in
einem "Reiz-Reaktionsschema" stecken. Von grbBerer politischer Trag-
weite ist ftir die Kollegen, die in Reformmodellen arbeiten, das
Sichtbarwerden von Widersprlichen. Die Erfahrung, daB das El end durch
Reformen hbchstens reduziert, aber niemals beseitigt werden kann,
muB zu der Einsicht flihren, daB Reformeinrichtungen keine Lbsung
der Konflikte und Widerspruchlichkeiten sein kbnnen. Das zweite ware,
inwieweit sich eben gerade die praktischen Erfahrungen auf die Klien-
ten iibertragen und auswirken, zumal, wenn sie selbst an Reformen be-
teiligt sind.
Urn die politische Bedeutung von Reformen vorstellbar und anschaulich
zu machen, scheint es uns notwendig, sie in ihrer historischen Ent-
wicklung zu betrachten.
2. REFORM UND REFORMISMUS
-Historischer Abriss-
Die marxistischen Theoretiker der sozialen Bewegung haben bkonomischen
und politischen Kampf stets als Einheit aufgefaBt. Eine AuBerung
Lenins mag das - stellvertretend fur viele - zunachst verdeutl ichen.
"Der Kampf flir den Sozialismus besteht aus der Einheit des Kampfes
flir die direkten Interessen der Arbeiter (dementsprechend fur Refor-
men) und des revolutionaren Kampfes urn die Macht." (2)
In gleichem Sinne stellt sich im Erfurter Programm von 1891 die SPD
die Aufgabe, sowohl den bkonomischen als auch den politischen Kampf
zu fuhren.
Die theoretisch fiir richtig erkannte Einheit von po
dkonomischem Kampf hat sich in der wirklichen Gesch
Bewegung nicht jederzeit realisieren lassen. Wir wo
die Griinde daflir untersuchen, weshalb die SPD von i
tischen Anspruch abgewichen ist, wir kbnnen nur den
zieren und daraus einige Schlusse zur Einschatzung
Ziehen. Zunachst wollen wir als Reformen all das be
direkten Interessen der Arbeiter niitzt, was ihre po
nomische Position sta'rkt.
Solange Reformen im Zusammenhang mit einer sozialen
werden, kbnnen sie als Verbesserungen der Bedingung
die politische Macht gesehen werden.
1 itischem und
ichte der sozialen
lien hier nicht
hrem programma-
ProzeB kurz skiz-
von Reformen
zeichnen, was den
litische und bko-
Bewegung gedacht
en des Kampfes um
sazmLest und abonniertdie
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In Geqensatz zur Ublichen "Fachpresse" berichtet die 'hez1 Uber die
Berufswirklichkeit. Probleme 1m Heim, i. d Kindertagesstatte und 1»
Juqendfreizeitbereich werden nicht isoliert betrachtet die Probleme
r\ ■■ der Kollegen, Kinder und Jugendlichen nicht als zufallige,
.rhUr Die 'hez* nitnmt dabei kein Blatt yor den Mund.und kriecnt
l©n©T niemanden irgendwo 'rein. Sie macht keine Gewinne und zanlt
. it- keine Honorare. Den Inhalt gestalten die Leser in dem
;ririTt MaBe, wie sis sich durch ihre Korrespondenzen daran be-
+oilinor, Rio lka«l oK-crhoint mnnat irh nnfi KOStet DrO
;mc oio a lull UUr Wll line nur I cotlu luonti. i „«.-.. —
gen. Die 'hez' erscheint monatlich.und kosteti(pro
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legen berichten aus diesem geschlossenen Madchenheim, was Sache ist
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Die' 'Arbeitsmaterialien' ,u, "d. 'hez' gehbren an jede Ausbi Idungsstatte. wo SchU-
der Berufswirklichkeit haben!!!!!!!;!!!!!!!!!
Reform als Bestandteil sozialistischer Strategie
Seit Bestehen der organisierten Arbeiterbewegung wurden im Kampf fur
Reformen teilweise erhebliche Erfolge erzielt. Insbesondere die So-
zialversicherungsgesetze der 80er Jahre sind ohne die Kampfbereit-
schaft der Arbeiter nicht denkbar. Ein Ausspruch Bismarcks macht das
exemplarisch deutlich: "Wenn es keine Sozialdemokratie gabe, und wenn
nicht eine Menge Leute sich vor ihr furchteten, wurden die ma'Bigen
Fortschritte, die wir uberhaupt in der Sozial reform bisher gemacht
haben, auch noch nicht existieren." (3)
Die Tatsache, daB die nach 1890 einsetzende Prosperita'tsperiode des
Kapitalismus auch fiir die Arbeiter Vorteile brachte (steigende Real-
lbhne, zunehmende Starke der Gewerkschaften) mag mit dafur verant-
wortlich sein, daB die SPD, abweichend von ihrem Programm, sich mehr
und mehr auf den Kampf fur Reformen konzentrierte. Das umso mehr,
als man annehmen kann, daB gerade die reformerische Arbeit der Par-
tei steigende Stimmenzahlen einbrachte. Der Kampf um die politische
Macht wurde gleichermaBen vernachlassigt bzw. nur verbal gefuhrt.
- 11
,
Das Problem des Reformismus in der Arbeiterbewegung
Aus der Geschichte der SPD ist zu lernen, da6 der "Kampf um die
politische Macht" zur Phrase gerat, wenn nicht angegeben werden kann,
wie, d.h. mit welchen Kraften und mit welchen Mitteln er zu fiihren
ist. Eduard Bernstein, der theoretische Vater des Revisionismus, hat
seiner Partei genau dies vorgehalten: Ihr abstraktes und unbestimm-
tes Festhalten an radikalen Parolen, was letztendl ich eine Stagna-
tion der praktischen Reformpol itik verursache. Nur durch ein Bekennt-
nis zur reformerischen Arbeit, die ohnehin langst die Praxis der
Partei sei, kbnne diese weiter an EinfluB gewinnen. (Bernstein hatte
dabei vor allem ein Bu'ndriis mit liberalen Kraften ira Sinn). (4)
Trotz aller Ungereimtheiten und Illusionen uber die Liberal isierungs-
mbgl ichkeiten des parlamentarischen Systems hat Bernstein darin recht,
daB er den Verbal radikalismus im Interesse der praktischen Pol itik
angreift. (Was den Verzicht Bernsteins auf den politischen Kampf an-
geht, wollen wir in diesem Zusammenhang nicht die Kritik von R.
Luxemburg, K. Kautsky und Lenin wiederholen. Wir stimmen ihr zu.)
Solange nicht die Bedingungen der Eroberung der politischen Macht
konkret benannt werden kbnnen, bzw. wenn die historische Situation
solche Konkretion nicht zula'Bt, miissen die Arbeiter selbstverstand-
lich fiir ihre direkten Interessen kampfen.
Sozialpol itik und Wahlrecht waren die hauptsachl ichen Gegenstande
der SPD-Politik vor 1914. Die hier erreichten Erfolge schienen der
revisionistischen These von der MSglichkeit der schrittweisen Ver-
besserung der Lage der Arbeiter durch Reformen recht zu geben.
Als zu Beginn des 1- Weltkrieges die herrschende Klasse gezwungen
war, das Blindnis mit der Arbeiterklasse zu suchen, verzichteten ihre
Organisationen auch auf den Kampf fiir Reformen. Die beiden flihrenden
Gremien der deutschen Arbeiterbewegung faBten am 2. August den Be-
schluB, alle Lohnkampfe sofort abzubrechen, keine Streikunterstutzung
mehr zu zahlen und gemeinsam mit Regierungsorganen eine Arbeitsver-
mittlung aufzubauen. (5)
Die auf diese Weise von den Organisationen der Arbeiterklasse unter-
stutzte Burgfriedenspolitik le'itet die "Zusammenarbeit der Klassen"
ein, die als Modell der Institutional isierung des Klassenkampfs an-
gesehen werden kann. Die "Zusammenarbeit der Klassen" ist der ideo-
logische Ausdruck der Tatsache, daB die herrschende Klasse unter dem
Druck der starken Position der Arbeiterklasse im 1. Weltkrieg zu
einer Reihe von Zugestandnissen gezwungen ist. Die Anerkennung der
Gewerkschaften und die Zulassung von Betriebsraten kommen unter
staatlicher Vermittlung zustande. Wahrend des Krieges wachst -
bedingt durch die Besonderheiten der Kriegswirtschaft - der EinfluB
des Staates auf alien gesel Ischaftl ichen Bereichen.
Um die Voraussetzungen fiir die hbchste Anspannung der Produktion zu
sichern, griff der Staat auf vielfache Weise in das Verhaltnis von
Arbeit und Kapital ein. Alles neue in der Sozialgesetzgebung steht
in irgendeiner Weise auf dem Boden des Weltkrieges. Hier liegen die
eigentlichen Anfange des "Sozialstaates". Insbesondere die Tatsache,
daB der Staat die "Zusammenarbeit" von Arbeit und Kapital in Form
- 12
der Tarifvertrage sichert und der Arbeiterklasse in der Erwerbslosen-
flirsorge ein bestimmtes soziales Existenzmimmum garantiert, la'Bt
den Staat als Vermittler gesel lschaftlicher Gegensatze erscheinen.
Die unter dem EinfluB des Krieges erzwungenen Zugestandnisse werden
begleitet von Ideologisierungen des Klassenverhaltnisses.
Seitens der herrschenden Klasse ist von "Klassenzusammenarbeit" und
von "Versbhnung von Arbeit und Kapital" die Rede. Vertreter der
MSPD sehen im sogenannten "Kriegssozialismus" die unmittelbare Vor-
stufe des Sozialismus. Die wirtschaftsdamokratischen Vorstellungen,
die davon ausgehen, daB die von den Kapital isten unter Mitwirkung
des Staates organisierte Wirtschaft in eine durch den demokratischen
Staat geleitete Wirtschaft umzuwandeln sei, haben ihren Ausgangs-
punkt im 1. Weltkrieg. Die reformistische Vorstellung, daB die Lage
der Arbeiter sich durch schrittweise Reformen vermittels des demo-
kratischen Staates verbessern lieBe, wird nach 1918 zur offiziellen
Doktrin der Sozialdemokratie. Der Reformismus wird in der Weimarer
Republik Alternative zur Revolution.
Den Staat als Organ der Klassenversohnung erscheinen zu lassen, ist
der Kern aller reformistischen Theorie. Diejenigen oppositionellen
FLihrer der Arbeiterklasse, die dem Reformismus am entschiedensten
entgegengetreten waren - unter vielen anderen Rosa Luxemburg und
Karl Liebknecht - waren 1919 unter Mitwirkung des sozialdemokrati-
schen Ministers Noske ermordet worden. Nach wie vor gilt, was
R. Luxemburg schon 1899 dem Reformismus entgegen gehalten hatte:
"Der heutige Staat ist eben keine Gesellschaft im Sinne der aufstre-
benden Arbeiterklasse, sondern Vertreter der kapitalistischen Gesell-
schaft, d.h. Klassenstaat. Deshalb ist auch die von ihm gehandhabte
Sozial reform nicht eine Betatigung der "gesel Ischaftl ichen Kontrolle",
d.h. der Kontrolle der freien arbeitenden Gesellschaft Uber den
eigenen ArbeitsprozeB, sondern eine Kontrolle der Klassenorganisa-
tion des Kapitals liber den ProduktionsprozeB des Kapital s. Darin,
d.h. in den Interessen des Kapitals, findet denn auch die Sozialre-
form ihre natiirliche Schranke." (6)
Fassen wir das bisherige zusammen: Fur die Arbeiter ist es zu jeder
Zeit eine Notwendigkeit, fiir ihre direkten Interessen, also fiir
Reformen einzutreten. Notwendig einmal, um die Verschlechterung
ihrer Lebensbedingungen aufzuhalten, andererseits notwendig, um ihre
Position im politischen Kampf fur die bkonomische Emanzipation zu
starken. Reformen sind Zugestandnisse, die die herrschende Klasse
unter dem Druck der organisierten Arbeiterbewegung machen muB. Machen
muB, weil nur so ihre Herrschaft sich verlangern la'Bt. So ist die
Reformpol itik des Staates zugleich Strategie des Klassenkampfes von
oben und seit Bismarcks Sozialversicherungen ein Mittel, um die
Organisationen der Arbeiterklasse zu desavouieren.
Dieser Doppelcharakter der Reform soil nun anhand der Entwicklung
der Vorform der Sozialarbeit in der Weimarer Republik verdeutlicht
werden.
13
Reform als Strategie des Klassenkampfs "von oben"
Der Staat beginnt, in der Weimarer Republik insofern eine vollig
neue Rolle zu spielen, als er den Arbeitern ein gewisses Existenz-
minimum garantiert. Die Flirsorge wird in diesem Zusammenhang zum
wichtigen Instrument. Wahrend der Inf lationsperiode, aber auch da-
nach, werden die in Form von Notstandsunterstlitzungen durchgefuhr-
ten FiirsorgemaBnahmen wesentliches, teilweise einziges Instrument
der auf Existenzsicherung gerichteten Sozialpol itik. Die Erwerbs-
losenflirsorge der Nachkriegszeit war zunachst eine Demobilisierungs-
maSnahme. Sie sollte, wenn nicht frliher, ein Jahr nach ihrer Verklin-
dung auBer Kraft treten. Bekanntlich hat die Erwerbslosenfursorge
statt dessen fast 9 Jahre bis zu ihrer Ablbsung durch das Gesetz
liber Arbeitslosenversicherung und Arbeitsnachweis 1917 bestanden.
Durch Krieg und Inflation war in Deutschland der ProzeB der Deklas-
sierung blirgerlicher Mittelschichten enorm vorangetrieben worden.
"Schatzungsweise 15 Millionen Mark in Form von Sparguthaben, Hypothe-
ken, Obligationen, Aktien, Rentenkapital bei Versicherungsgesell-
schaften sind im Orkus der Inflation verschwunden. Die Besitzer sind
enteignet." (7)
Eulenberg schatzt die Zahl der Deklassierten auf 3-4 Mill. (8)
Die FiirsorgemaBnahmen zielen nicht nur auf die Erhaltung der - in
der Nachkriegsperiode knappen und dringend benotigten - Arbeitskraft,
sondern sind vor allem auch politisch begrlindet. Die Radikal isierung
eines Teils der Arbeiterklasse, der sich schon wahrend des Krieges
von der SPD abgewandt hatte, und der Erfolg der russischen Oktober-
revolution lieBen die Furcht vor revolutiona'ren Aktionen wachsen.
Unter politischen Gesichtspunkten erscheint daher die Reform des
Armenrechts, seine Umwandlung in Flirsorgerecht als Praventivmittel
gegen drohende Revolution. Das gilt fur die gesamte Dauer der Weima-
rer Republik. Als auf dem Hbhepunkt der Weltwirtschaftskrise das
"soziale Sicherungssystem", einschl ieBlich der eben eingerichteten
Arbeitslosenversicherung, vollig zusammenbrach, blieb die Fiirsorge
als einziges Mittel der notdurftigen Existenzsicherung damit als
Pazifierungsmittel librig. Auf dem Hbhepunkt der Krise 1933 wurden
4,7 Mill. (7,2 % der Gesamtbevbl kerung) regelma'Big unterstu'tzt. (9)
Die Geschichte der Flirsorge in der Weimarer Republik illustriert,
wie dem politischen Kampf der Arbeiter urn die bkonomische Emanzipa-
tion Reformpolitik als Strategie des Klassenkampfes von oben entgegen-
gesetzt wird.
Das Instrumentarium der Reformpolitik, das im 1. Weltkrieg entwickelt
und in der Weimarer Republik ausgebaut wurde, die Dampfung des Klas-
senkampfes zum Lohnkonflikt vermittels Anerkennung der Gewerkschaf-
ten und die minimale Existenzsicherung durch FiirsorgemaBnahmen hat
freilich nicht augereicht, urn den Klassenkampf als politischen Kampf
von unten zu liquidieren. Es bedurfte der Zerschlagung der Organi-
sationen der Arbeiterklasse durch den Faschismus und nach 1945 der
gewaltsamen Niederhaltung und Diffamierung erneuter Organisations-
ansa'tze durch die alliierten Militarregierungen und der anschlieBen-
dei Regierung Adenauer, urn die deutsche Arbeiterklasse zu "entpoliti-
sieren". Erst nach dieser Periode der gewaltsamen Unterdrlickung des
Klassenkampfes, nach der von massiver antikommunistischer Propagan-
da begleiteten Zerstbrung von Organisationsformen und Traditionen
- 14
der Arbeiter konnte der als "demokratischer Sozial staat" reorgani-
sierte Kapitalismus wieder mit friedlichen Mitteln auskommen. Solan-
ge der gesellschaftliche Fortschritt wahrend der Periode des "Wirt-
schaftswunders" handgreifl ich schien, solange aus Trlimmern wieder
Wohnungen wurden und Lebensmittel karten durch standig steigende Wa-
renflille ersetzt wurden, solange Vollbeschaftigung garantiert schien,
solange viele Arbeiter durch unma'Bige Oberstunden sich bescheidene
Teilnahme am "Wirtschaftswunder" sichern konnten und solange die
vom Faschismus iiberkommene Vol ksgemeinschaftsideologie nachwirkte,
brauchte der Staat sich nicht einmal um Reformpolitik zu klimmern.
Die freie Marktwirtschaft schien alles aufs Beste zu besorgen.
Die materiel le und ideologische Integration der Lohnabhangigen
schien gelungen. Ideologien von klassenloser, plural istischer oder
nivellierter Mittelstandsgesellschaft, wie sie von Sozialwissen-
schaftlern plinktlich geliefert wurden, konnten unter diesen Umstan-
den eine Zeit lang real wirksam werden. Mit der ersten Krise wurde
der schbne Traum brlichig (1966/67).
Die Farce der Volksqemeinschaft
Nicht zufa'llig fall t mit der Krise die Bildung der GroBen Koalition
zusammen. Diese versuchte, "eine Interessenidentitat herzustellen
zwischen der Partei der Herrschenden und der Partei , die zumindest
den Anspruch erhob, die Partei der Unterdrlickten zu sein. Unmaskier-
te Herrschaft ist auch in Deutschland diskreditiert (trotz gegen-
teiliger Trends), Herrschaft liber Massen muB sich immer als Herr-
schaft dieser Massen ausgeben. Der Staat bedarf der standigen Legi-
timierung". (10)
Die Medien Presse und Fernsehen haben in dieser Situation die wich-
tige Funktion, die Zustimmung der Massen zur offiziellen Pol itik zu
erreichen. In Krieg und Krise wird deutlich, wer eigentlich der
Staat ist. Die berlihmten Worte Kaiser Wilhelms II "Ich kenne keine
Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche" hatten zu Beginn des
ersten Weltkrieges die Burgfriedenspol itik eingeleitet, die die Klas-
sengesellschaft in eine nationale Schicksalsgemeinschaft verwandeln
sollte. In der Krise des Kapitalismus nach der Weltwirtschaftskrise
hatte der Faschismus die "Volksgemeinschaft" propagiert. In dieser
unseligen Tradition ist die Bildung der nun von den Massenmedien
beschworenen GroBen Koalition zu sehen:
Bild am 8.11 .66: "Wir brauchen eine starke Regierung unter einem
starken Kanzler. Nur eine starke Regierung kann unsere Wirtschaft
wieder ankurbeln und unser Staatsschiff wieder ankurbeln."
Bild am 15.11.66: "Hoffentlich finden die groBen Parteien, die noch
manches trennt, aber die schon vieles verbindet, einen gemeinsamen
Weg. Selbstlos und geduldig. Fur Deutschland!"
Bild am 26.11.66: "BILD hofft auf einen Sieg der Patrioten liber die
Parteitaktiker. Fur unser Land ist in der gegenwartigen Lage die
beste Regierung gerade gut genug! Die GroBe Koalition in Bonn und
an Rhein und Ruhr - das ware ein Weihnachtsgeschenk fur Deutschland."
- 15
Bi Id am 1.12.66: "Der kleine Mann wird geschont. Die GroBe Koalition
ist da." (11)
Gleichzeitig haufen sich Berichte, die die Opferbereitschaft erhbhen
sollen ("Lohne sind auch Kosten, zu hohe Kosten bedrohen Wettbewerbs-
fahigkeit und Investitionen, damit Arbeitsplatze und Preise", "Es
muB mehr gearbeitet werden" ( Bi Id 12.11.66), "Ohne Steuererhbhungen
geht es nicht" (Bild 14.12.66). So wird, wieder einmal, die Klassen-
gesellschaft zur Krisengemeinschaft erklart. Selbstverstandlich ge-
hb'rt dazu - ebenfalls nach bewahrtem Muster - eine "starke Regierung".
An den in der Krise zutagegetretenen Widersprtichen des Systems, die
jetzt erfahrbar werden als Lohnkiirzungen, Angst vor Arbeitslosigkeit
und sozialem Abbau, Steuererhbhungen etc. vollzieht sich die "Politi-
sierung der Offentlichkeit" . Erster sichtbarer Ausdruck daflir sind
auBerparlamentarische Opposition und Studentenbewegung. Sie signal i-
sieren die Zunahme sozialer Konflikte auch zwischen Arbeit und Kapi-
tal. Mit der einsetzenden politischen Bewegung, die ihren Ausgangs-
punkt nimmt von den Mangeln des Systems, wird Reformpolitik wieder
zu einer politischen Notwendigkeit, durch die sich der spatkapita-
listische Staat seine Massenloyal itat sichern muB. (12)
Hinzu kommt, daB unter der restaurativen CDU-Herrschaft lange Zeit
liegen gebliebene Reformprojekte dringend in Angriff genommen wer-
den mu'ssen. Hochschul reform, Schulreform, Reform der Sozialarbeit
sind zeitlich etwa zusammenfal lende Bestrebungen der spaikapital isti-
schen Gesellschaft, ihre Einrichtungen der erreichten Entwicklungs-
stufe des Kapitalismus und der ihr entsprechenden Veranderung der
sozialen Probleme anzupassen.
Der Doppelcharakter von Reformen
In einer Situation, in der auf Grund schrumpfender Wachstumsraten
die Einhaltung der Versprechungen auf standige Erweiterung des Kon-
sums und des Lebensstandards an objektive Grenzen stbBt, verla'Bt
sich der Staat jedoch nicht auf Reformpolitik allein. Fur den Kon-
fliktfall wird wenig spa'ter in Form der Notstandsgesetze ein Instru-
ment des Klassenkampfes von oben bereitgestel It, daB jederzeit unter
Wahrung demokratischer Spielregeln gegen die aufkommende Opposition
einsetzbar ist. (13)
Die jetzt seitens des Staates forciert eingeleiteten Reformanstren-
gungen flihren zum Aufbrechen der lange Zeit latent gebliebenen
institutionellen Konflikte. Je mehr diese Konflikte bffentlich wer-
den, d.h. liber den innerinstitutionellen Rahmen hinausgetragen wer-
den und zu teilweise breiter Mobilisierung und Pol itisierung der Be-
troffenen flihren, desto restriktiver gerat die staatliche Reform-
politik. Sie konzentriert sich im wesentlichen darauf, die in der
breiten Mobilisierung sich ausdruckenden weitergehenden Anspruche
der Betroffenen auf Mitbestimmung ihrer Arbeits-und Studienbedin-
gungen zuruckzudrangen und sie mit bloB formalen und in diesem Sinne
konsequenzlosen Hnderungen abzuspeisen. (14)
16
Zum bestimmenden Moment der Reformauseinandersetzungen wird der
fundamental Widerspruch zwischen den von unten kommenden Forde-
rungen nach Selbstbestimmung der eigenen Lebensverhaltnisse und der
von oben vorgesehenen Reform unter Wahrung des gesel lschaftlichen
Status quo.
Reformen sind die Reaktion der kapitalistischen Gesellschaftsordnung
auf aus ihrer Produktionsweise (gesellschaftl iche Produktion bei
privater Aneignung) resul tierenden WidersprUche.
Durch Reformen soil die Kontinuitat eben dieser widerspriichl ichen
Gesellschaftsordnung gesichert werden. Dies kann die Gesellschaft
selbst als produzierende nicht leisten. Sie bedarf dazu der schein-
bar von den bkonomischen Widersprlichen abgehobenen Organisation des
Staates.
"Der burgerliche Staat (ist) das Resultat der entwickel ten, waren-
produzierenden, also der kapitalistischen Gesellschaft und ihrer auf
dieser Form der Produktion beruhenden Widerspruche ... und daher
auch eine durch diese Widerspruche gepra'gte Institution." (15)
Der Staat kann daher bezeichnet werden als ein "Produkt der Gesell-
schaft auf einer bestimmten Entwicklungsstufe; er ist das Eingestand-
nis, daB diese Gesellschaft sich in einem unlbsbaren Widerspruch
mit sich selbst verwickelt und in unversbhnl iche Gegensatze gespal-
ten hat, die zu bannen sie ohnmachtig ist. Damit aber diese Gegen-
satze, Klassen mit widerstreitenden bkonomischen Interessen, nicht
sich und die Gesellschaft in fruchtlosem Kampf verzehren, ist eine
scheinbar Uber der Gesellschaft stehende Macht notwendig geworden,
die den Konflikt dampfen, innerhalb der Schranken der Ordnung hal-
ten soil; und diese aus der Gesellschaft hervorgegangene, aber sich
Uber sie stel lende, sich ihr mehr und mehr entfremdende Macht ist
der Staat." (16)
Garantie der gesel Ischaftl ichen Reproduktion bedeutet aber vor all em:
Dampfung des Klassenkampfes auf ein MaB, daB die Ordnung der Produk-
tion nicht gefahrdet.
Wie der vorangestel Ite geschichtliche Exkurs zeigt, waren die Zuge-
standnisse des Kapitalismus (Reformen) ursprunglich fast ausschlieB-
lich das Ergebnis des Kampfes der Arbeiterklasse urn die Verbesserung
ihrer Lage. Mit der weiteren Entwicklung des Kapitalismus und den
sich damit verse harfenden Widersprlichen nicht nur im Verha'ltnis Pro-
letariat/Kapital , sondern auch im Zuge des Imperial ismus und der
Monopol isierung entwickelte sich die Notwendigkeit zur laufenden
staatlichen Intervention, (17) urn die schlimmsten Auswirkungen der
kapitalistischen Produktionsweise zu mildern und eine Weiterentwick-
lung des Kapitalismus zu ermbglichen, die Zunahme von 'Reformen'
von 'oben'. Da der grundsatzliche Widerspruch mittels Reformen nicht
aufzuheben ist, erwachsen aus den Reformen notwendigerweise neue
Widersprliche, auf die abermals reformerisch reagiert werden muB.
In jeder, die Situation der werktatigen Bevblkerung verbessernden
Reform liegen deshalb systemstabil isierende und tendenzielle system-
verandernde Faktoren eng beieinander. Die Reform als einzelne Oder
mehrere in einer gewissen Abfolge haben allein selbst niemals system-
sprengenden Charakter. Daraus resul tiert die haufig anzutreffende
These, daB all e Reformen vergeblich sind, wenn der kapitalistische
Staat dabei Uberlebt. Die Vertreter dieser Auffassung haben recht,
- 17 -
wenn es sich um institutionalisierte Reformer! handelt, nicht jedoch
dann, wenn es sich um solche handelt, die im aktiven Kampf von unten
abgerungen worden sind: "Man kann eine Reform nicht von der Aktion,
aus der sie hervorgeht, trennen." (18)
Der Staat reagiert in der Reformpolitik auf den Druck gesellschaft-
licher Konflikte. Der wesentliche Inhalt dieser Politik ist: die
zunehmend moglich werdende Beherrschung der objektiven Lebensbedin-
gungen durch die Gesellschaft zu verhindern, die Wirklichkeit der
Unterdrlickung gegen das Potential der Freiheit zu verteidigen. Das
kann nicht anders gelingen, als daB der Staat gesell schaftl iche
Kra'fte selbst zur Unterstiitzung der kapital istischen Produktionswei-
se heranzieht. (19) (Wir gehen hier davon aus, daS es mit der bewaff-
neten Macht des Staates - Armee und Polizei - auf Dauer nicht gelingt,
die kapitalistische Produktion zu stlitzen. Allerdings darf nicht ver-
gessen werden, daB die offene Gewalt das in Geschichte und Gegenwart
stets praktizierte Mittel ist, wenn es gilt, den Kapital ismus zu
"retten". )
Dazu kann die Reformpolitik ein hervorragendes Mittel sein, wenn es
gelingt, den gesell schaftl ichen Kraften, deren Anspruch auf Freiheit
erst die Reform notwendig machte, die fortbestehende Wirklich-
keit der Unterdrlickung ideologisch zu verschleiern.
In der Wahrnehmung dieser Funktion zeigt sich der kapitalistische
Staat durchaus widerspruchlich, umso starker dann, wenn er von
Leuten reprasentiert wird, deren subjektiver Anspruch nicht die aus-
schlieBliche Interessenvertretung des Kapitals darstellt, wie am
Bei spiel der verschiedenen, in Westeuropa regierenden sozialdemokrati-
schen Parteien deutlich wird. Das Wirken des Staates besteht nicht
in der Realisierung eines irgendwie von vornherein existierenden Ge-
samtinteresses des Kapitals (was schon wegen der unterschiedl ichen
Interessenlage der Einzelkapitalisten und -gruppen nicht moglich ist),
sondern das, was als Ergebnis in Form von Gesetzen usw. in Erschei-
nung tritt, ist stets das Resultat eines vorangegangenen Prozesses
von Konflikten, Auseinandersetzungen und Kompromissen, sowohl zwi-
schen den Fraktionen des Kapitals selbst, den unterschiedl ich moti-
vierten Kraften im Staatsapparat, aber insbesondere dem Kraftever-
haltnis im Kampf zwischen werktatiger Bevblkerung im Kapital." (20)
Die Entwicklung des Kapital ismus zu gewahrleisten und zugleich den
Kapital ismus in seinem Bestand zu festigen, la'Bt zwei grundsatzliche
Mbglichkeiten staatlichen Handelns zu; die totale Repression (in
ihrer ausgepragtesten Form als Faschismus) und die systemkonforme
Veranderung durch Reformen. Beide Mb'gl ichkeiten treten jedoch nie
vollig voneinander getrennt auf, sondern bilden eine Einheit, inner-
halb derer das eine Oder das andere Element Uberwiegt. Reformen ohne
implizite Sanktionsandrohungen sind deshalb nicht denkbar, d.h. jede
Reform zeigt die Grenzen, innerhalb deren Veranderungen zugelassen
sind, auf und benennt die Sanktionen, die die Oberschreitung des
vorgegebenen Rahmens auslost (im Regelfalle in Form von Gesetzen).
Deutlich wird dies zum Beispiel in der sogenannten Tarifautonomie,
die mit der Friedenspflicht verbunden ist, aber auch in anderen Be-
reichen, wobei Repression sich auch 'nur' in dem Zwang zur Einhal-
tung der sogenannten demokratischen Spielregeln auBern kann.
Die klare Abgrenzung des Rahmens, innerhalb dessen Veranderung zuge-
lassen wird, versucht, Reformen kalkulierbar zu machen, d.h. aus der
Sicht des kapital istischen Staates den Mangel zu beheben, der darin
besteht, daB vorab nur begrenzt bestimmbar ist, welche weitergehen-
den Forderungen und Folgerungen daraus resultieren. In den Fallen,
in denen der anvisierte Rahmen aus der Reform selbst uberschritten
wird, wird versucht, diese zuruckzunehmen (wie z.B. in der Hochschul-
gesetzgebung), so daB der Kampf um Reformen zugleich auch immer ein
Kampf um das Erreichte ist. Reformen bleiben notwendigerweise in
ihrem Ergebnis immer hinter dem zuriick, was sich die Reformen For-
dernden bzw. Reform Versprechenden davon erhofft haben. Dies sogar
haufig dann, wenn es sich um Reformen handelt, die auch dem Staat -
als ideeller Gesamtkapitalist - dienen, weil die Finanzierung einen
starken Kapitaltransfer vom privaten auf den bffentl ichen Sektor
voraussetzt, was nur im Rahmen einer Planung moglich ware, die vor
den iibergewichtigen Tendenzen der privaten Kapitalakkumulation nicht
halt macht. Bei der Durchsetzung von Reformen stehen in ihrer Mehr-
zahl die langfristigen Interessen des Kapitals den kurzfristigen
(Profitmaximierung um jeden Preis) gegenuber. So resultiert die quan-
titativ und qualitativ notwendige Veranderung der Bildung, insbe-
sondere der Berufsausbildung, aus der monopolistischen Expansion.
Ihre Notwendigkeit, im Interesse einer verbesserten Wettbewerbsfahig-
keit, wird sowohl von einzelnen Kapitalisten und -gruppen als auch
vom Staat anerkannt, trotzdem ist sie nur begrenzt real isierbar, weil
die Aufbringung der erforderl ichen Mittel zu einer vorubergehenden
Profitbeschneidung fu'hren wu'rde, die auch durch eine noch verstarkte
Ausbeutung nicht voll aufgefangen werden kann.
Es ist bereits dargestellt worden, daB die Reduzierung der Klassen-
kampfe auf den Lohnkonflikt in der BRD weitgehend gelungen ist. Die
institutionalisierte Tarifautonomie und die im Art. 9.3 Grundgesetz
verankerte Koal itionsfreiheit sind vor dem Hintergrund standiger Wirt-
schaftsprosperita't seit dem 2. Weltkrieg von den Gewerkschaften so-
weit ritualisiert worden, daB sie im Regelfall nur dann in ihrer Po-
litik von der Basis Kritik erfahren, wenn die Lohnerhbhungsprozente
den realen Kauf kraftverlust nicht ausgleichen: so bei den sogenann-
ten spontanen Streiks 1969 und 1973/74. Wirtschaftl iche Stagnation
und erste Krisenanzeichen, die permanente Gefahrdung von Arbeits-
pla'tzen durch Absatzschwierigkeiten und Verlagerung der Produktion
in sogenannte Billiglohnlander, die auch von der burger! ichen Dffent-
lichkeit nicht mehr zu unterschlagenden 'Schbnheitsfehler' des Ka-
pitalismus (z.B. die sogenannte Olkrise) lassen zunehmend Zweifel
aufkommen und die Forderung nach staatlicher Intervention laut wer-
den. Die zunehmende Zerstorung der Fiktion von der Klassenharmonie
wird auch flir die BRD in naher Zukunft Formen von Klassenauseinan-
dersetzungen erzeugen, wie sie in Italien und Frankreich (Fiat und
Lip) seit langerem existieren und im letzten Streik bei Ford ansatz-
weise erkennbar sind.
Das schon jetzt formulierte allgemeine Unbehagen, die Forderung nach
staatlichen Eingriffen, kann z.Zt. jedoch nicht als bewuSt antikapi-
talistisch interpretiert werden. Nach wie vor sehen weite Teile der
lohnabhangigen Bevblkerung und des Proletariats selbst, trotz der Zu-
nahme des Einflusses ihres bewuBtesten Teils, keine Alternative zum
Kapital ismus.
- 19 -
Neben dem Ausbau des 'Systems der sozialen Sicherung1, das selten
liber den zur Reproduktion menschlicher Arbeitskraft hinausgehenden
Rahmen Leistungen zusichert und zudem noch von der werktatigen Be-
vb'lkerung durch Beitragszahlungen und Bezuschussung aus dem Lohn-
steueraufkommen von ihr selbst finanziert wird, ist es vor allem
die gelungene Verankerung der Ideologie von der Reformierbarkeit
des kapitalistischen Systems, die den beschriebenen Zustand erklart.
Die Schwachung der Arbeiterklasse durch die Nazizeit, die Politik
des militanten Antikommunismus, die seit 60 Jahren konsequent von
der SPD betriebene systemstabilisierende Politik, die mit einer zu-
nehmenden Theoriefeindlichkeit verbunden ist und eine entsprechende
Erga'nzung durch die Gewerkschaften, haben dazu gefuhrt, daB ein
KlassenbewuBtsein im Proletariat nur rudimentar vorhanden ist.
"Solange die groBe Mehrzahl der Bevolkerung im Elend lebte, d.h.
solange ihr alles Lebensnotwendige vorenthalten wurde, mochte sich
die Notwendigkeit eines revolutionaren Umsturzes der Gesellschaft
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Sy-
uic rxu owenu iyrkc i <. cinco i cruiut luuaren unisuur £bb uer uestri ptiia i u
von selbst verstehen. Das Schlimmste war die Gegenwart, sie hatten
nichts zu verlieren. Aber heute ist es in den reichen Landern nicht
mehr so sicher, was das Schlimmste ist. Die Untertragl ichkeit des S
stems ist nicht mehr absolut, sie ist nur noch relativ", schreibt
Gorz. (21) Die tatsachliche Verbesserung der Lage der Arbeiter (bei
gleichzeitiger Verschlechterung im Verhaltnis zu den Mbglichkeiten auf
Grund der Entwicklung der Produktivkraf te) scheint die Richtigkeit der
Politik der Sozialdemokratie zu bestatigen, wonach es keinerlei Ver-
anlassung gibt, "die Bude in die Luft zu jagen" (Gorz) , sondern sich
geduldig und verantwortungsbewuBt zu zeigen und im Librigen den
Staatsma'nnern zu vertrauen.
Es scheint, daS trotz der verankerten Ideologie im Bereich der Pro-
duktion ein Punkt erreicht ist, Liber den hinaus weitere Zugestandnis-
se an die Arbeiterklasse nicht moglich sind, ohne auf ernsthaften
Widerstand des Kapitals zu stoBen. Nur so kann die hysterische Reak-
tion auf die Mitbestimmungsforderung verstanden werden.
Hier scheint ein eklatanter Widerspruch zu unserer These einer ent-
politisierten Arbeiterklasse in der BRD zu liegen: denn wie soil ein
solches Proletariat systemgefahrdende Forderungen stellen und durch-
setzen?
Mit diesem Phanomen haben wir uns in der Arbeitsgruppe lange befaBt,
kbnnen aber keine befriedigende Antwort, sondern nur den Versuch
einer Erklarung geben: Wir meinen, daB zwei Faktoren, neben denkbar
anderen, von Bedeutung sind:
einerseits zwingt die objektive Lage der Arbeiterklasse jedes ein-
zelne ihr angehbrende Individium, Forderungen zu stellen und durch-
zusetzen (Reformen), die aufgrund des fehlenden KlassenbewuBtseins
als individuelles, nicht als Klasseninteresse begriffen werden;
andererseits werden in Krisensituationen selbst die "traditionellen"
gewerkschaftlichen Forderungen (Lohnforderungen) als direkter An-
griff auf die Stabilitat und Lebensfahigkeit des kapitalistischen
Systems erscheinen und deshalb auf den versta'rkten Widerstand der
Unternehmer stoBen, so daB der gewerkschaftliche Kampf seine eigent-
liche, politische Dimension erha'lt.
Damit ist keinesfalls gesagt, daB eine derartige Reform all ein
zur Oberwindung des Kapitalismus geeignet ist, won! aber wesentlicher
20 -
Bestandteil innerhalb einer Reforms trategie sein kann.
Im Vorwort zum Kommunistischen Manifest (22) heiBt es, daB das
Wahlrecht nur das Recht zum Regieren, aber nicht die Macht dazu gibt.
Dieser Tatsache ist sich auch die internationale Sozialdemokratie
bewuBt, die auch dort, wo sie urspriinglich weitergehende Ziele ver-
folgte, die Macht des "Faktischen", d.h. die Macht des Kapitals
anerkennen und diese Macht zu akzeptieren lernte, indem sie die kapi-
talistische Wirtschaftsordnung als Grundlage fur materielle Verbesse-
rung der Lage der Werktatigen im AuSerproduktionsbereich (Verbes-
serung der Qualitat des Lebens usw.) ansieht. Aus dem Widerspruch
des eigenen Anspruchs und der Umsetzungsabhangigkeit vom Kapital
resultiert die gesamte widersprLichl iche Politik der Sozialdemokratie.
ARBEITSMATERIALIEN SOZ IALARBEIT/SOZIALPfiDAGOGIK
- Projektstudium am Beispiel Heimerzlehung -
Die Arbeit "Projektstudium am Beispiel
dreisemestrigen (Juni 1972 bis Februar
hochschule fur Sozialarbeit Frankfurt.
Studentinnen und Studenten und zwei Doz
Die Projektarbeit enthalt vier Teile
allgemeinen und spezifischen Bedingunge
ten. Es gait deutlich zu machen, welche
tischen Ursachen iiberhaupt Konzeptionen
haben und welcher Stellenwert ibm zuzum
Arbeit enthalt die in den Heimen gesa
fahrungen, die in Form von vier Heimber
sammenfassung vorgelegt wurden. - Der d
lyse der Interviews mit 15 Heimjugendl i
Problem, ob aus der LeDens- und Familie
punkte gewonnen werden konnten, die Auf
ihrer Heimeinweisung geben. Die Analyse
verschiedene Lebensbereiche der Jugendl
dung und Arbeitsplatzsituation machen d
Heimsi tuation wenig geandert hat und di
terhin die Ursachen, die zur Heimeinwei
- Der letzte vierte Teil versucht, in d
dingtheit gesellschaf tl icher Entwicklun
Studentenbewegung, der von ihr initiier
bewegung und den Reformen im Bereich He
einzubeziehen in die Diskussion urn die
tern in der Heimerziehung.
2oo Seiten, broschiert, DM 8.—
Verlag 2ooo GmbH, 6o5 Offenbach 4, Postfach 591
Heimerziehung" ist das
1973) Projektstudiums a
An der Projektarbeit ha
enten (Projektbeglei ter
Im ersten Teil wird ve
•n von Projektstudium he
gesellschaf tl ichen und
von Projektstudium her
lessen ist. - Der zweite
lelten Daten, Beobachtun
ichten und einer vergle
ritte Teil bezieht sich
chen. In Vordergrund st
ngeschichte der Jugend"
chluB liber die Ursache
des Interviewmaterials
ichen wie Familie, Schu
eutlich, daB sich an de
e Prozesse der Heimsozi
sung gefuhrt haben, ehe
er Erkenntnis der histo
ig einen Zusammenhang zw
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imerziehung herzustelle
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ozialarbei-
3. OBER DIE NOTWENDIGKEIT DER EINBEZIEHUNG
DER MITTELSTANDSFRAGE
IN EINE LINKE POLITIK
"Da die Mittelschicht keine historische Mission zu erfiillen hat, im
Gegensatz zur Bourgeoisie und zum Proletariat, erscheint die Beschaf-
tigung mit ihr mu'Big. In gewisser Weise spielt sie jedoch eine ganz
entscheidende Rolle: Denn die herrschende Klasse bzw. Gruppe kann
ohne die Gefolgschaft der Kleinbourgeoisie ihre Herrschaft nicht
ausliben - und die Arbeiterklasse kann nur im Bundnis mit dem Klein-
blirgertum - den Angestellten und der Intel ligenz, den Bauern und den
Handwerkern - die Macht erobern." ((22a)
In ihrem Selbstverstandnis, als Verbu'ndete des Proletariats die be-
stehenden Widerspru'che aufzugreifen und den Klassenkampf wieder in
Gang zu setzen, ist die westdeutsche Linke im Produktionsbereich
und im Reproduktionsbereich tatig.
Im Produktionsbereich muB sie feststellen, daB die Arbeiterklasse
sich erst jetzt tendenziell von den Gewerkschaftsflihrern zu Ibsen
beginnt, die nicht eine konsequente Interessenvertretung, sondern
eine beschwichtigende und abwiegelnde Politik betreiben und daB die-
ser ProzeB der BewuBtwerdung eine langfristige und kontinuierl iche,
mit vielen Ruckschla'gen verbundene politische Arbeit verlangt.
AuSerhalb des Produktionsbereiches (hier ist die Mehrzahl der Linken
aufgrund ihres Herkommens, ihrer Sozialisation und der daraus resul-
tierenden Berufsentscheidung tatig), trifft sie - wiewohl die Folgen
kapitalistischer Produktionsweise in diesem Bereich flir alle Lohn-
abhangigen besonders sichtbar sind - Liberwiegend auf Aktivitaten der
Mittelschicht.
Ober die Schwierigkeiten, die wir in der Arbeitsgruppe bzgl . des
Mittelstandes hatten, ist einleitend berichtet worden. Wenn wir den
Begriff Mittelstand/Mittelschicht verwenden, muB auBer Betracht blei-
ben, ob es sich dabei urn eine eigene Klasse handelt (so Lenin,
Werke, Bd. 32, S. 5) oder nicht.
Wir verwenden ihn flir einen erheblichen Teil der Bevblkerung, der
zwischen Bourgeoisie und Proletariat stent, der in sich heterogen
und flir den Gegenstand unserer Arbeit nur zum Teil, wenn auch zum
grbBeren, relevant ist.
Die allgemeine Unsicherheit Liber die Zuordnung der Mittelschicht im
Klassenantagonismus flihrt haufig zu einem ablehnenden, zumindest
aber ambivalenten Vernal tnis gegeniiber derartigen Aktivitaten
(z.B. Burgerinitiativen) .
Die Tatsache, daB erhebliche Teile des Mittelstandes Lohnabhangige
sind, erscheint einigen linken "Theoretikerr" ausreichend, um sie
einfach dem Proletariat als "technisch-wissenschaftliche Lohnarbei-
ter" zuzuordnen.
Von anderen linken "Theoretikern" wird der Mittelstand (Mittelschicht)
in seiner Gesamtheit als mit der Bourgeoisie ideologisch und von
seinen objektiven Interessen her identisch angesehen; jede Aktivi-
ta't von Teilen der Mittelschicht hat systemstabilisierenden Charak-
ter und entsprechend wird danach politisch regide reagiert.
Beide Positionen erscheinen falsch, da erhebliche Teile der Mittel-
schicht proletarisiert sind, ohne Proletariat zu sein und zu einem
erheblichen Teil verbu'rgerlicht sind, ohne Bourgeoisie zu sein.
Alter und neuer Mittelstand
In der burgerlichen Literatur wird einer sogenannten alten eine neue
Mittelschicht gegeniibergestellt.
Dabei ist davon auszugehen, daB der alte Mittelstand (Kleinproduzen-
ten, Kleinhandel, Klein- und Mittelbauern) durch den Zwang zur Profit-
maximierung, den damit verbundenen grbBeren Produktionseinheiten,
der Weiterentwicklung der Technik usw. , im Konkurrenzkampf hoffnungs-
los unterliegen und damit proletarisiert wird, also standig abnimmt
(23), der neue Mittelstand hingegen (Angestell te/Beamte und Intel 1 i-
genz) standig zunimmt. Letzterer betrug bereits 1969 in der BRD
27,7 % der erwerbstatigen Bevblkerung.
Diese Unterteilung ist, trotz des bedenklich Fomialistischen, flir
unsere Arbeit insoweit brauchbar, als sie den SchluB zula'Bt, daB die
politischen Aktivitaten des "alten Mittelstandes" vornehmlich auf
die Erhaltung und Restaurierung eines aufgrund der Produktivkraftent-
wicklung Uberholten Zustandes gerichtet sind und deshalb fur eine
Strategie der Nutzung von Reformen nicht in Betracht kommen.
inrer jueuiuyie nci ^-ui uwui yv-w .-. iv. ..« <■ -■■ - — >
sen Zahl der kleinen und mittleren Angestell ten/Beamten.
Letztere sind es, nit denen wir uns in der Mittelstandsfrage befas-
sen.
Zwischen Bourgeoisie und Proletariat
"Die Situation des Angestellten (u. Beamten, die Verf.) ist eine
Situation, die die Identifikation mit der Welt der herrschenden
Klasse ermoglicht.. . Aber zugleich ist sie eine Arbeitssituation,
die an der Mehrzahl der Beschrankungen leidet, denen auch die Arbei-
ter sowohl hinsichtlich ihres Einkommens als auch des Fehlens von
Autonomie und der Unterordnung unterworfen sind." (23a)
Wenn sich dieser Mittelstand vornehmlich im AuBerproduktionsbereich
(in Form von Burgerinitiativen) und nicht am Arbeitsplatz organi-
siert, hat dies mehrere Ursachen:
Im Gegensatz zum Proletariat ubt der uberwiegende Teil des Mittel-
standes keine manuell mehrwertschaffende Arbeit aus, wiewohl natUr-
22
23 -
lich der Angestellte in einem Kaufhaus durch den Verkauf seiner
Arbeitskraft Mehrwert realisiert.
Die bewuBte Einraumung von Privilegien gegenuber dem Proletariat
und die Abhangigkeit von dessen produktiver Arbeit begrenzen die
Mbgl ichkeiten der Organisierung am Arbeitsplatz. Die vollige Abge-
hobenheit erheblicher Teile der Mittelschicht von der Produktion
(insbesondere im Bereich der Offentl ichen Verwaltung) erschweren
die Sol idarisierung und damit das Bundnis mit der Arbeiterklasse.
Diese Aussage wird nicht schon dadurch widerlegt, daB konkrete Er-
fahrungen, die einzelne Gruppen (u.a. Sozialarbeiter) am Arbeits-
platz machen, sich, in Erkenntnis der Notwendigkeit radikaler Ver-^
anderungen, in ihrem BewuBtsein verandern, zu Verblindeten der Arbei-
terklasse und damit zur Gefahr fur den Staat werden lassen, worauf
dieser entsprechend - z.B. mit dem Berufsverbot - reagiert.
Fur die Mehrzahl der Angehbrigen der Mittelschicht werden die sich
verscharfenden Widersprliche des Systems auBerhalb ihres Arbeits-
platzes sichtbar.
Wie sind Blirger-Initiativen einzuschatzen?
Die Durchkapitalisierung aller Lebensbereiche flihrt auch zur Ver-
schlechterung der Lebensbedingungen des Mittelstandes, weil die ob-
jektiven Entwicklungsnotwendigkeiten des herrschenden Wirtschafts-
systems auch auf ideologisch verbundene Gruppen und Schichten keine
Rucksicht nehmen kann. (23b) Die Zersiedlung der Sta'dte, unzureichen-
de Bildungseinrichtungen, Umwel tverschmutzung usw. stellen fehlende
Dienstleistungen dar, auf die die Mittelschicht einen Anspruch zu
haben glaubt. Uahrend das Proletariat aufgrund der Gewerkschafts-
politik "lernte", seine "Bedlirfnisse" iiber die Lohnforderung zu rea-
lisieren und zu suchen, sieht sich der Mittelstand urn seine Privile-
gien gebracht, Sozialisations- und Kommunikationszusammenhange wer-
den zerstdrt. Adressat der Forderungen ist nicht das Kapital, weil
die Zusammenhange nicht durchschaut werden, sondern der Staat auf-
grund der herrschenden Staatsideologie.
Der Kampf des Mittelstandes ist nicht selten ein Kampf um die Erhal-
tung und Riickgewinnung von Privilegien.
Blirgerinitiativen deshalb rundweg als mi ttel standi sche Angelegen-
heit abzutun, erscheint unzulassig und politisch gefahrlich.
Viele Forderungen der Mittelschicht sind aufgrund der sich allgemein
verschlechternden Lage im AuBerproduktionsbereich objektiv mit denen
des Proletariats identisch, zugleich machen die Mitglieder-Initiati-
ven entsprechende Erfahrungen mit dem Staatsapparat:
"Wenn sich im Laufe des Bestehens der Blirgerinitiativen Veranderun-
gen ergaben, dann entweder zur Kooperation oder zur Gegnerschaft.
Neutralitat als Endstadium war praktisch ausgeschlossen. " (24)
Da der Staat immer nur bedingt in der Lage ist, Disparitaten, die_
sich aus der kapital istischen Produktionsweise ergeben, zu beseiti-
gen, wobei sich durch viele Blirgerinitiativen die Mbglichkeit der
Realisierung der Forderungen reduziert und bei gleichzeitiger wirt-
- 24
schaftlicher Rezession noch mehr verschlechtert, ergeben sich hier
fUr die Linke Mbgl ichkeiten, derartige Lernprozesse zu unterstiitzen,
gesellschaftl iche Zusammenhange zu verdeutl ichen. Die linke Strate-
gie muB die Verscha'rfung von Widersprlichen nutzen und kann deshalb
auf die Einbeziehung von Blirgerinitiativen nicht verzichten.
Die Einheit des politischen Kampfes
im Produktions- und AuBerproduktionsbereich
esondere auch Angehbrige der Mittelschicht von
achten Politik der soziall iberalen Koalition
ch versta'rkt der CDU/CSU zuwenden - und die in
rutierungsreservoir des Faschismus stellten -,
t einer Einbeziehung der Mi ttel standi er in die
nders deutlich, um sie bei zunehmenden Klassen-
innerhalb derer auch die SPD weiter nach rechts
vornherein auf der anderen Seite der "Barri-
Die Tatsache, daB insb
der mit Hoffnungen bed
entta'uscht sind und si
der Geschichte das Rek
macht die Notwendigkei
Arbeit der Linken beso
auseinandersetzungen,
rlicken wird, nicht von
kaden" zu wissen.
Es kommt deshalb darauf an, an den fur die Angehbrigen der Mittel-
schicht sichtbaren Disparitaten im politischen Kampf den Zusammen-
hang von Disparitaten innerhalb des AuBerproduktionsbereichs als
Folge der Produktionsverhaltnisse herzustel len, die objektive weit-
gehende Interessenidentitat rait der Arbeiterklasse zu vermitteln,
um die subjektive Bereitschaft zur Vera'nderung der Gesellschaft als
Notwendigkeit zu entwickeln und zu starken und die Mittelschicht
damit fur die Arbeiterklasse biindnisfahig werden zu lassen.
Insoweit ist die politische Arbeit mit nicht-proletarischen Gruppen.
im AuBerproduktionsbereich keine Verlegenheitslbsung, sondern Erga'n-
zung zur Arbeit in der Produktion.
Die Kreisstadt Pinneberg sucht ab sofort, bis spatestens 1.1.1975
SOZIALPADAGOGEK
fiir die Arbeit im Jugendzentrum der Stadt.
Im Jugendzentrum Pinneberg wird neben der Arbeit mit geschlossenen
Gruppen(Verhaltensauffallige) offene Jugendarbeit geleistet.
Das Land hat dieser Arbeit Modelleharakter zugebilligt. Der Schuer-
punkt der Arbeit liegt also neben der Koordination samtlicher
Aktivitaten im Haus in der Anleitung und Forderung jugendlicher
Mitarbeiter und Gruppen mit dem Ziel eines selbstverwalteten Jugend-
zentrums. Es gibt jetzt etwa 2o Mitarbeiter. Bezahlung: BAT V/IVb
Anfragen und Bewerbungen an: Evamaria u. Hans-Peter Heins-Ruehs,
22o1 Kurzenmoor, Hof 3o, Telefon: olj121/6333l
4. ZUR RJNKTIONSBESTIMMUNG DER SOZIALARBEIT
INNERHALB STAATLICHER REFORMPOLITIK
Um die Besonderheiten, die die gegenwartige Reformauseinandersetzung
innerhalb der Sozialarbeit bestimmen, herausarbeiten zu kbnnen,
scheint es uns notwendig, im AnschluB an die vorangehenden Teile die
Funktionen der Sozialarbeit in ihrer historischen Entstehung und
Kontinuitat kurz zu skizzieren.
In dem MaBe wie der Kapitalismus in Deutschland zum gesellschaftl ich
herrschenden Verhaltnis wird, bringt er zwei Probleme hervor, die
den Inhalt der - bis heute ungelbsten - "sozialen Frage" ausmachen:
Einmal muB die Arbeitskraft in Perioden ihrer durch die Kapitalakku-
mulation bedingtenFreisetzung vom ArbeitsprozeB erhalten werden (25),
zum anderen muB die revolutionare Patenz des vom Kapital als neue
Klasse hervorgebrachten Proletariats unter Kontrolle gebracht werden.
Noch bevor der Staat hier mit MaBnahmen zur Sicherung der Reproduk-
tion der Arbeitskraft und Repression organisatorischer Ansatze ein-
greift, Libernahm das Blirgertum "aus dera sicheren Gesplir fur die Be-
drohlichkeit der Lage und der Bedrohtheit seiner eigenen Existenz" (26)
diese Aufgabe in Form der Armenpflege unter Aufsicht kommunaler Exe-
kutivorgane wahr.
Die Sonderstellung der Sozialarbeit
und ihre historische Kontinuitat
Aus der Armenpflege entwickelte sich, bekanntlich liber die Zwischen-
schritte Wohlfahrtspflege und Fursorge, die Sozialarbeit. Die
bkonomischen und pol itischen Motive, die der burgerlichen Armen-
pflege des 19. Jhd. zugrundelagen, sind dabei im wesentlichen unver-
andert g Li 1 tig geblieben: Versorgung der Armen bzw. psychisch Verelen-
deten mit mbglichst geringen Mitteln und Kontrolle der "Abweich-
ler" (27).
Armenpflege, Hohlfahrt, Fursorge, Sozialarbeit waren und sind gegen
die soziale Bewegung, die auf ckonomische Emanzipation des arbeiten-
den Teils der Bevblkerung gerichtete Bestrebungen, Teil der Strate-
gie der herrschenden Klasse zur Dampfung des Klassenkampfes.
Die Entwicklung der Sozialarbeit ist zu sehen innerhalb einer Tra-
dition von sozialen Reformen, in der "soziale Sicherheit nicht um
der zu Sch'u'tzenden willen angestrebt wird, sondern als Mittel gegen
die soziale Revolution." (28)
Die Veranderungen der sozialen Arbeit im Verlauf ihrer Geschichte
bezogen sich niemals, wie die Ideologen gern glauben machen mbchten,
auf die veranderten Bedurfnisse der Klienten, sondern sind als takti-
sche flnderung des Vorgehens dem sich organisierenden Proletariat
gegeniiber anzusehen bzw. als Anpassung der Arbeitsformen an die im
26
Verlaufe des Akkumulationsprozesses produzierten gesell schaftl ichen
Konflikte.
Als klar wird, daB mit Repression allein die soziale Bewegung nicht
aufzuhalten ist, treten die burgerlichen Sozi a 1 reformer und "Staats-
sozialisten" auf den Plan. Flir sie ist die soziale Frage eine Frage
der Integration der Arbeiter in die bestehende Gesel lschaft, der
Klassenversbhnung unter Auslassung der Revolution. Durch kluge Reform-
politik sollen die Herrschenden die Revolution verhindern. (29)
In diesem taktischen Konzept von Reformpol itik hat Sozialarbeit ihren
Platz.
Die besondere Stellung der Sozialarbeit innerhalb des Staats- bzw.
kommunalen Verwaltungsapparats resultiert aus ihren besonderen Auf-
gaben. Wo Kontrollaufgaben wahrzunehmen und Ansprliche zu prufen sind,
ist ein enger Kontakt mit den Betroffenen notwendig. Wiirde der So-
zialarbeiter nur als Funktionstrager auftreten, kbnnte er nicht das
Vertrauensverhaltnis herstellen, das eine Informationsbeschaffung -
ohne daB der Betroffene etwas merkt - ermbglicht.
Klienten, deren Probleme durch Sozialarbeit nicht zu Ibsen sind, miis-
sen wenigstens beschwichtigt werden. Auch das gelingt desto besser,
je weniger der Sozialarbeiter als Funktionstrager auftritt. Der Ein-
satz bei neu auftauchenden Problemen, wie z.B. der Zunahme von Trebe-
gangern, erfordert eventuelle neue Arbeitsformen und unkonventionel-
les Vorgehen (z.B. Einrichtung von Beratungsstellen, Zulassung von
Wohnkollektiven).
Diesem besonderen Inhalt der Sozialarbeit entspricht die besondere
Form ihrer Arbeitsweise. In dem MaBe wie die Mittel der alten Armen-
pflege, Repression und Androhung von Sanktionen abgelbst wurden von
den Zielvorstellungen der Resozial isierung und Sozialpadagogik, kommt
dem sogenannten "Vertrauensverhaltnis" zwischen Sozialarbeiter und
Klient eine besondere Bedeutung zu. Die Fiktion des Vertrauensverhal t-
nisses - Fiktion deshalb, weil jede rechtliche Grundlage dafiir fehlt -
macht Sozialarbeit erst mbglich. Mb'glich dadurch, daB der Klient,
der den Vertretern der staatlichen Sozialarbeit mit eben jenem MiB-
trauen begegnet, das angebracht ist in einer Gesellschaft, in der er
auch sonst keine uneigennutzige "Hilfe" erwarten kann, uber den wirk-
1 ichen Zweck von Sozialarbeit, der nicht Hilfe, sondern Kontrolle
ist, getauscht wird.
Aber nicht nur das: Erst wenn der Sozialarbeiter selbst an das Ver-
trauensverhaltnis" glaubt, kann er das leisten, was er leisten soil:
einerseits den Klienten zum Ertragen seiner schlechten Real i tat uber-
reden, und gleichzeitig Informationen sammeln Liber ihn (und aktenkun-
dig zu machen, womit sie seiner Verfiigung entzogen sind), die stets
abrufbar die Disziplinierung des Klienten ermbgl ichen. " (30)
In der Fiktion des Vertrauensverhaltnisses, die auf diese Weise sehr
real wirksam ist, druckt sich der flir die Sozialarbeit charakteri-
stische Konflikt aus.
WLirde der Sozialarbeiter das Vertrauensverhaltnis ernst nehmen, tat-
sachlich von "Mensch zu Mensch helfen", "so bestu'nde Gefahr, daB
Klient und Sozialarbeiter sich solidarisieren und gemeinsam gegen die
qesell schaftl ichen Ursachen des El ends der Klienten kampfen wiirden.
Dank der Parzellierunq ist der Sozialarbeiter jedoch nur flir ein
Symptom und nicht fur dessen gesellschaftl iche Ursachen zustandig
- 27 -
(und mit einem Symptom kann man sich kaum identifizieren. )
Wiirde sich der Sozialarbeiter ungekehrt zynisch auf das ihm zugewie-
sene Symptom beschranken, wiirde er wie ein Bandarbeiter nur die
Schraube anziehen, flir die er zustandig ist, so wiirde der Klient bald
merken, daB der Sozialarbeiter ihm nicht wirklich hilft. Sowohl
"die Menschlichkeit" als auch die unverhullte Methode schneller Ab-
fertigung hatten, flir sich allein genommen, eher revolutionare Wir-
kung. Erst die Kombination von Menschlichkeit und schneller Abfer-
tigung hat zur Folge, daB der Klient beschwichtigt wird, ohne daB
dabei flir inn etwas abfallt." (31) Das menschliche Engagement des
Sozialarbeiters ist kein unerhebliches privates Akzidenz, es ist das
"Schmierol, das eine Sozialarbeit braucht, die die Klienten in "Falle"
verwandelt und im Fl ieBbandverfahren abfertigt." (32/33)
Urn die Funktion der Sozialarbeit durchzusetzen, muB der Funktions-
trager selbst dazu gebracht werden, sich und dem Klienten blauen
Dunst vorzumachen.
Das gelingt jedoch nur teilweise. Das fingierte Vertrauensverhaltnis
la'Bt den Sozialarbeiter nicht unberiihrt. Konfrontiert mit dem El end
des Klienten und gehalten, ch'esem gegenuber nicht als bloBer Funk-
tionstrager aufzutreten, entwickelt er ein Selbstverstandnis, das der
objektiven Funktion entgegengesetzt sein kann. L'm die mb'gliche Sol i-
darisierung mit dem Klienten zu verhindern, war die Integration der
Sozialarbeit in die Verwaltung und die Verpflichtung zur Staatsloyal i-
tat historisch notwendiq geworden. Sozialarbeit als Berufsarbeit in
grb'Berem Umfange und in der noch heute gultigen Konstruktion ist
eine "Errungenschaft des Sozialstaates der Weimarer Republik." (34)
Die Integration des neuen Berufs in die Verwaltung bereitete von
Anfang an Schwierigkeiten. Seither ist dieser Konflikt zwischen in-
stitutionellem Zweck und Selbstverstandnis der Sozialarbeiter perma-
nent. (35)
Unter kapitalistischen Bedingungen wird dieser Konflikt zwar immer
zugunsten der Institution entschieden werden. Aufgrund ihrer aufga-
benbedingten Sonderstellung im Staatsapparat haben Sozialarbeiter je-
doch die Mb'glichkeit, in bestimmten Situationen ihr Selbstverstandnis
den etablierten Interessen gegenliberzustellen. Das gibt insbesondere
dann, wenn der Reformbedarf den Sozialstaat vor die Notwendigkeit
stellt, einen Teil seines wissenschaftlichen und technischen Poten-
tials zur Steuerung sozialer Probleme einzusetzen. Urn das zu kbnnen,
ist der Staat auf die Mitarbeit der Sozialarbeiter angewiesen, und
in diesem Zusammenhang auch genb'tigt, kritische Initiativen der So-
zialarbeiter zuzulassen. (36)
Der Konflikt zwischen dem institutionellen Zweck
und dem Selbstverstandnis der Sozialarbeiter
Wie bereits festgestellt wurde, ist Sozialarbeit Teil des Staats-
apparates und dient ihrem Auftrag gema'B objektiv der Ruhigstel lung
und der Diszipl inierung der Arbeiterklasse und anderer Telle der
lohnabhangigen Bevblkerung. Sie dient damit der Aufrechterhaltung
der kapitalistischen Gesel lschaftsordnung. So schutzt die Sozialar-
beit den Status quo samt alien Ungerechtigkeiten und Unterpriviligie-
28
rungen. Unmittelbar oder mittelbar sorgt sie also dafur, daB weiter-
hin
- das Produktivvermbgen in der Hand weniger bleibt,
- die Uberwiegende Hehrheit der Bevblkerung gezwungen ist, ihre Ar-
beitskraft zu Bedingungen zu verkaufen, auf die sie keinen EinfluB
hat,
- die Armut so verwaltet wird, daB sie nicht als Massenelerd in Er-
scheinung tritt,
- die bestehenden Herrschaftsverhaltnisse stabilisiert und soziale
Probleme nicht bewaltigt, sondern verschleiert werden.
Erst seit etwa 1968 wurde vielen Sozialarbeitern, im Zusammenhang
mit der Studentenbewegung allmahlich klar, daB ihr staatlicher Auf-
trag ein ganz anderer war als ihr bisheriges Selbstverstandnis von
Sozialarbeit. Es wurde ihnen damit bewuBt, daB sie bisher ohnma'chtig
und teils bewuBtlos an gesel Ischaftlichen Symptomen herumkuriert hat-
ten und nicht an den eigentlichen Ursachen der Misere, daB die allge-
meine Vernachlassigung ihres Berufsfeldes ein strukturelles Problem
ist, bedingt durch ein System, in dem Profit und dessen private An-
eignung an erster Stelle der gesellschaftlichen Priorita'tsliste ste-
hen. Es wurde damit klar, daB private Initiativen und privates Eigen-
tum an Produktionsmitteln Vortritt haben vor kostenverursachenden
sozialen Fragen. Hit dieser Erkenntnis wurde aber auch deutlich,
daB es bei der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums flir bes-
sere soziale Verha'ltnisse letzten Endes um eine politische Auseinan-
dersetzung geht, die die Sozialarbeiter allein als kleine Berufsgrup-
pe jedoch nicht leisten kbnnen. Hinzu kommt noch, daB sie es bisher
nicht gewohnt waren, Forderungen an die Verteiler der Mittel zu stel-
len. Auch ihre bisherige Ideologie des "Helfens und Dienens" machte
ihnen bewuBtseinsma'Big groBe Schwierigkeiten.
Insgesamt wurde allerdings der lange
zwischen dem Anspruch des Helfenwoll
ten Arbeitsbedingungen und der Reali
virulent und drohte in den folgenden
Rahmen zu sprengen. In dieser brisan
fast alien Ebenen der Sozialarbeit z
ten der vorgesetzten Sozialbehbrden.
liner "Model lbewegung" soil der Vers
zeB zwischen Auftrag und Anspruch ku
Zeit latent gebliebene Konflikt
ens, der Veranderung der schlech-
sierungschancen dieser Anspruche
Jahren den institutionellen
ten Situation kam es dann auf
u Kooperationsangeboten von sei-
Anhand eines Beispiels der Ber-
uch gemacht werden, diesen Pro-
rz nachzuzeichnen.
Ein weiteres Moment muB dabei aber noch berucksichtigt werden:
"Seit Jahren fordern Sozialarbeiter, daB ihre Arbeit Arbeit mit Men-
schen und nicht an der Akte zu sein habe, fordern sie hbhere finan-
zielle Aufwendungen und Raum fur die Anwendung neuer Methoden. Trotz
der bestandig gefuhrten Diskussion neuer Arbeitsformen auf Tagungen
und Fortbildungsveranstaltungen blieben die dort entwickelten Ansa'tze
ohne Wirkung auf die Praxis." (37)
Der erste Schritt zu einer Veranderung der institutionellen Sozial-
arbeit wurde jedoch nicht von den Sozialarbeitern selbst, sondern
von wissenschaftlich geschulten Spezialisten der hbheren Sozialbe-
hbrden eingeleitet: als Reform von oben. Dieser Schritt war nicht
allein auf den Druck der Basis hin geschehen, sondern war ebenfalls
Ausdruck objektiver Tendenzen der gesellschaftlichen Entwicklung,
welche tradierte Arbeitsformen und bestehende Organisationsstruktu-
- 29 -
ren in Widerspruch zur geforderten Rational itat und Effekti vi tat
sozialarbeiterischen Handelns geraten lieBen.
Mogl i chkeiten und Grenzen der Reformpolitik
in Model! versuchen am Beispiel "Teamarbeit"
emotionale Zufriedenheit und Effektivierung der Arbeit, ohne die
angestrebten Inhalte einer zur verandernden Sozialarbeit miteinzu-
planen. Erklartes Ziel von seiten der Sozialblirokratie aber war, die
aufbrechende Unruhe und beginnende Politisierung der Sozialarbeiter
zu kanal isieren, indem ihnen technokratische Modelle zum Herumwer-
keln angeboten wurden.
Den Modellen gemeinsam war zunachst die programmatische Forderung,
Sozialarbeit kiinftig als "Teamwork" zu betreiben. Durch "Teamwork"
sollten die Interessen der Sozialblirokratie und die Forderungen der
Sozialarbeit auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Die Sozial-
blirokratie erhoffte sich von der "Teamarbeit" eine Effektivitats-
steigerung der Sozialarbeit und die Beseitigung der Unzufriedenheit
der Sozialarbeiter Liber ihre Arbeitssituation. Die Sozialarbeiter ver-
sprachen sich von dieser "Reform" den Abbau hierarchischer Struktu-
ren, eine graduelle Entlastung in der Arbeit, die Aufhebung der bis-
herigen Vereinzelung am Arbeitsplatz und eine Sol idarisierung mit
den Interessen und Bediirfnissen ihrer Klienten. Nicht zufallig fiel
gerade den "Teams" die allgemeine Funktion zu, den schwelenden Kon-
flikt zwischen den emanzipatorischen Anspriichen der Sozialarbeiter
und dem sozialburokratischen Auftrag nach Effektivierung der Arbeit
zu schlichten, denn die "teams" signalisierten flir die Sozialburo-
kraten vor allem Zweckrationalitat. Der wesentliche Vorteil dabei
sollte sein, daB der vorgegebene Zweck auf Grund reibungsloser Koope-
ration mit minimalem Krafteaufwand erreicht werden sollte.
Das "Team" als Arbeitsorganisation ist aber keine Erfingung der
Sozialblirokratie, es wurde vieltnehr von jenen pfiffigen Sozialpsy-
chologen entwickelt, die im Verlaufe ihrer experimentellen Untersu-
chungen bei den Hawthornewerken, einer Zweigstelle der Western
Electric Company, zu der uberraschenden Einsicht gelangten, daB Ar-
beiter eine Seele und soziale Bedlirfnisse haben.und daB sie sich
nicht alles gefallen lassen.
Bei Rational isierungsmaBnahmen, so lautete ihre Lehre, habe ein Un-
ternehmer stets zwei Faktoren zu beriicksichtigen: Effektivitatsstei-
gerung und Zufriedenheit der Arbeiter.
"Die Befolgung rationellster Arbeitsmethoden wirft zwangslaufig die
Frage nach den einzelnen Menschen und ihren Beziehungen untereinan-
der auf; ihre innere Einstellung, ihre Empfindungen und Geflihle miis-
sen berlicksichtigt werden. Vom technischen Standpunkt lassen sich
viele Dinge in einem Unternehmen besser und rationeller gestalten,
aber was bedeutet der Begriff "erhbhte Leistung", wenn die Einflih-
rung technischer Veranderungen letzten Endes einen Streik nach sich
zieht." (38)
Das Arbeitsteam bewahrte sich bei den Versuchen dabei besonders, weil
es den entgegengesetzten Zwecken dient; die Arbeit der bislang iso-
liert Arbeitenden macht mehr SpaB und zugleich steigern sie dabei
ihre Arbeitsleistungen, was flir den Unternehmer wieder mehr Profit
bringt.
Diese Bemerkungen mbgen hinreichen, um zu verdeutlichen, welche Ober-
legungen sicherlich die sozialbiirokratischen Reformer leitete, als
sie durch Teamarbeit die Sozialarbeit "reformieren" wollten. Diese
Angebote beschranken sich jedoch, wie bei den Hawthornewerken, auf
- 30 -
Der Zehlendorfer Konflikt
An einem in der Praxis abgelaufenen "Modellversuch" sollen die Gren-
zen von "Teamarbeit", wenn sie sich nicht allein auf Effektivitats-
steigerung und auf die Forderung nach "Teamarbeit" als zentralem Pro-
grammpunkt bornieren, aufgezeigt werden.
Zunachst soil am Modell (39) beschrieben werden, in welcher Form die
dortigen Kollegen versucht haben, bei einer anstehenden Neubesetzung
der Stelle eines Leitenden Sozialarbeiters mitzuwirken, es soil wei-
ter beschrieben werden, wie ihre Bemlihungen aus den unterschiedl ich-
sten Grunden scheiterten.
Bei der Besetzung der Amtsleiterstelle selbst mitzuwirken, sollte
unter anderem ein Versuch sein, sich politisch gegen die bestehenden
Zwange einer generationsalten Hierarchie auf unterster Ebene, deren
geistiger Ursprung nichts mit den so viel gepriesenen Elementaran-
spruchen einer "demokratischen Gesellschaftsordnung" zu tun hat, ge-
meinsam zu wehren. Befehlen oder Anordnen auf der einen Seite und
Gehorchen oder Ausfuhren auf der anderen Seite sind immer noch die
beiden dominierenden Pole in einem hierarchischen System, so auch
bei der institutionellen Sozialarbeit.
Die jetzige hierarchische Organisationsform behindert die fachliche
Sozialarbeit daru'ber hinaus in vielfacher Weise:
"Der Instanzenweg bringt es mit sich, daB, obwohl nur der Sozialar-
beiter Kontakt zu Klienten hat, die Entscheidungen liber die Bewilli-
gung eines Teils der von ihm befurworteten HilfsmaBnahmen durch
andere Instanzen der Verwaltung erfolgt, die die Probleme der Klien-
ten nur aus den Akten kennen. Durch das Vetorecht des Vorgesetzten
kann jede Arbeit des Sozialarbeiters gemaBregelt und jede Eigeniniti-
ative zum Erliegen gebracht werden. Diese Struktur la'Bt dem bekann-
ten Verhaltensmechanismus zwischen Weisungsbefugten und Weisungsver-
pflichteten entstehen. Es wird bestandig die Meinung des Vorgesetzten
reproduziert und entsprechend praktiziert. Auf diese Weise wird der
Status quo der Verwaltungshierarchie aufrechterhalten und neue Koope-
rative und im Interesse der Klienten effektivere Arbeitsformen ver-
hindert." (40)
Der konkrete Wunsch nach Demokratisierung der Amtsstruktur und nach
Mitbestimmung hatte verschiedene Gru'nde. Oberwiegend war er auf
eine Entwicklung zurlickzuflihren, die das Amt seit 1969 genommen hat-
te- Nach einer Arbeitstagung mit den Leitenden der Abteilung, wo
Uber die Problematik der EinfUhrung von "Teams" und iiber die Situa-
tion am Arbeitsplatz im besonderen diskutiert wurde, gingen die Kol-
legen davon aus, daB in Zukunft alle Mitarbeiter gleichberechtigt,
nach vorheriger Diskussion und Abstimmung, an alien wichtigen
- 31 -
Entscheidungen, die die Arbeit direkt betreffen, beteiligt werden
soil ten.
Folgende Ziele sollten gemeinsam angestrengt werden:
- Einfuhrung von Teamarbeit
- Demokratisierung der Amtsstruktur im Fafu-Bereich
- Praktizierung der drei Methoden der Sozialarbeit
- Schwerpunktverlagerung von Kontrollaufgaben auf partnerschaftl iche
Arbeit rait den Klienten im Sinne von Verselbstandigung und Emanzi-
pation.
Aus diesen Zielkonzeptionen hatte sich unter anderem die Konsequenz
ergeben, die Aufgaben des Leitenden Sozialarbeiters und seine veran-
derte Stellung innerhalb des Amtes zu uberdenken. Die "Machtposition"
des Leitenden setzt sich hauptsachl ich aus seiner Unterschriftenbe-
fugnis, dem Vetorecht bei alien wichtigen Entscheidungen und aus
seinem Informationsmonopol zusammen. AuBerdem hat er laut Geschafts-
verteilungsplan die Aufsicht tiber die fachliche Arbeit der Sozialar-
beiter zu fuhren. Gleichzeitig wird er bei den bestehenden Rechts-
verhaltnissen von den nachsthdheren Ebenen (Aufsichtspflicht) zur
Verantwortung gezogen. Da eine Abschaffung der Leitenden in der Ver-
waltung - wegen der auszuubenden Kontrolle Liber die "Untergebenen" -
nicht vorgesehen ist, hangt die Umsetzung von neuen Arbeitsinhal ten
und kooperativer Zusammenarbeit u.a. auch vom "Demokratieverstandnis"
des Leitenden auf der untersten Ebene der Amtshierarchie ab. Ein
"progressiver Amtsleiter" erschien daher durchaus wlinschenswert.
Als im Juni 71 die Stelle der Leitung neu im Amt zu besetzen war,
hatten die Kollegen die bisherige Diskussion erneut aufgegriffen und
bei der Abteilungsleitung die Mitwirkung an der Besetzung der Stelle
gemeinsam gefordert. Zur Neubesetzung der Stelle wurden folgende
Forderungen aufgestellt:
"1. Bekanntmachung aller Bewerber mit Lebenslauf, (alle 20 Stimmen
der Anwesenden sind dafiir).
2. Vorstellung der Bewerber in der Fafli unter Darlegung ihrer Kon-
zeption von den Aufgaben eines Leiters des Amtes und ihrer Vor-
stellungen Liber die Zielsetzung von Sozialarbeit in der heutigen
Gesellschaft und anschl ieBende Diskussion (alle 20 Anwesenden
stimmen dafLir).
3. Personendiskussion und geheime Wahl innerhalb der Famil ienfursor-
ge. Die Wahl ist gliltig, wenn einer eine 2/3 Mehrheit auf sich
vereinen kann (18 der Anwesenden dafLir, 1 Gegenstimme).
4. Mitwirkung bei der Besetzung der Stelle, d.h. Begrundung des
Wahlergebnisses der FafLi vor Personal rat und -ausschuB (18 der
Anwesenden dafLir, eine Enthaltung).
5. Grundsatzlich halten wir es fur wLinschenswert, daB der Leiter
auf Zeit eingesetzt wird und abwahlbar ist und bitten zu priifen,
ob dies innerhalb der beamtenrechtl ichen Bestimmungen mbglich
ist (17 dafLir, 2 Gegenstimmen) ." (40)
Nachdem die genannten Forderungen der Abteilungsleitung zugegangen
waren, wurden die Kollegen einige Tage spater diskret darauf hinge-
wiesen, daB nach dem bestehenden Beamtenrecht eine direkte Mitwir-
kung bei Personal besetzungen ab Amtsratspositionen nicht mbglich ist,
hbchstens die Herstellung eines "Meinungsbildes". Wieder einige Zeit
32
spater hieB es dann sogar, daB die Funktion der Kollegenschaft hbch-
stens in der "Mithilfe" bei der "eigenen Entscheidungsfindung" der
Leitung bestehen kbnnte. Statt der bisher Libl ichen Praxis bei Vor-
stel lungsgesprachen zwischen Dienstherren und Bewerber wurde beim
angestrebten Verfahren lediglich der Rahmen durch das Kollegium er-
weitert. Es wird den Kollegen jedoch versprochen, daB die "gemein-
sam" erarbeiteten Empfehlungen an den PersonalausschuB (Burgerdepu-
tation) und die Personal verwaltung (tatsachl iche Einstellungsbehbrde)
von Seiten der Abteilungsleitung weitergegeben wird. Nach den bishe-
rigen Erfahrungen, so wurde betont, wurde der Empfehlung der Fachab-
teilung immer entsprochen. Gegen den geforderten Verfahrensakt sel-
ber (persbnliche Vorstellung, Personendiskussion, geheime Abstim-
mung) wurden keine Einwendungen gemacht.
Nach Eingang von 4 Bewerbungen wurde auf einer Dienstbesprechung
durch den Buroleiter nach der vorhandenen Personalakte Liber die
Namen der Bewerber und deren beruflichen Werdegang informiert. Die
Vorstellungsgesprache wurden einzeln mit den Bewerbern Liber je 1 1/2
Stunden gefuhrt. Anwesend waren die Abteilungsleitung, der Personal-
ratsvorsitzende, ein Vertreter der Beamtengruppe im Personal rat und
die gesamte Kollegenschaft. Nach der Vorstellung der 4 Bewerber erfolg-
te abschlieBend eine Personendiskussion mit den beiden Personalrats-
vertretern und der Abteilungsleitung.
Die geheime Abstiramung bringt folgendes Ergebnis: Von 20 Mitarbei-
tern erhalt der Bewerber Y 14 Stimmen, der Bewerber Z 2 Stimmen,
die Bewerber W und X erhalten keine Stimme. 2 Kollegen enthalten sich
der Stimme, 2 schlieBen sich von der Abstimmung aus.
Nach der Abstimmung ging bald das Gerucht um, daB der Bewerber X,
der keine Stimme von den Kollegen bekommen hatte, Favorit fur die
Stelle von Seiten der Bezirksamtsgremien ware. Von diesem versprache
man sich am ehesten, daB er wieder Rune und Ordnung in das aufmupfi-
ge Amt bringen kbnnte.
Nach der PersonalausschuBsitzung und der darauf folgenden Bezirks-
amtssitzung (Stadtrate) werden die Kollegen offiziell davon unter-
richtet, daB die maBgebenden Gremien entgegen dem Vorschlag der Mit-
arbeiter und der Abteilungsleitung fur den Bewerber X gestimmt haben.
Damit hatte sich das Gerucht bestatigt. Ein nach Meinung der Kolle-
gen unqualifizierterer Bewerber wurde von oben eingesetzt werden.
In dieser fur die Kollegen deprimierenden Situation hatte man die
Hoffnung, daB der Personalrat als "Vertreter der Bediensteten" die
einzige Institution ware, jetzt noch die legitimen Interessen der
Sozialarbeiter zu vertreten. Zum ersten Mai wird auch diskutiert, ob
es sinnvoll ware, an die Bffentlichkeit zu gehen. Dieser Gedanke
wurde jedoch wegen fehlender Solidaritat untereinander wieder ver-
worfen. Das Risiko, sich repressiven MaBnahmen auszusetzen, war in
dieser Situation einigen Kollegen zu groB. Das Bezirksamt hatte nam-
lich durchsickern lassen, daB im - Falle einer Verbffentl ichung - in
ein "schwebendes Verfahren" eingegriffen wLirde, was automatisch fLir
diejenigen diszipl inarische MaBnahmen nach sich Ziehen kbnnte.
Dem Personalrat wird eine schriftliche Stellungnahme zu den einzel-
nen Bewerbern ubergeben. Der Personalrat lehnt dann auch schriftlich
den vom Bezirksamt vorgeschlagenen Bewerber X ab. Warum die Ableh-
nung erfolgte, konnte mit Hinweisen auf das Personal vertretungsge-
3.3
setz (Schweigepflicht) nicht erfahren werden. Die Verhandlungen
zwischen der Verwaltung und dem Personalrat scheitern, die Verwal-
tung bleibt jedoch bei ihrer Entscheidung.
In dieser Phase muBte der Hauptpersonalrat eingeschal tet werden. Bei
der entscheidenden Sitzung zwischen Hauptpersonalrat und der Verwal-
tung hatte sich der ortliche Personalrat als Alternative zu dem Vor-
schlag der Sozialarbeiter nicht auf den Bewerber Y .sondern den Be-
werber Z, der bis dahin Liberhaupt nicht im Gesprach war, als Kompro-
miB der Verwaltung vorgeschlagen. Auf Grund dieser Situation schei-
tert die Verhandlung ebenfalls. Von dieser Verhandlung sickert durch,
daB der Hauptpersonalrat bei weiteren Verfahren die Einigungsstelle
nicht anrufen will, wenn der ortliche Personalrat bei seinem Alter-
nativvorschlag Z bleibt.
Kommt zwischen dem Personalrat und der PV keine Einigung zustande,
nimmt der Hauptpersonalrat Verhandlungen mit der Abt. PV auf. Wenn
hier keine Einigung erfolgt, entseheidet der Leiter der Abt. PV
(§ 62 Abs. 1 Ziff. 4 PersVG) . Diese Entscheidung bedarf jedoch der
Genehmigung der obersten Dienstbehorde - hier Senlnn (§62 Abs. I
PersVG) .
Bat der Senlnn die Entscheidung des Bezirksamts genehmigt, kann der
Personalrat innerhalb von 14 Tagen beim Hauptpersonalrat beantragen,
die Einigungsstelle anzurufen (§ 63 Abs. 1 PersVG)!
Die Einigungsstelle wird beim Senlnn gebildet und setzt sich susam-
men aus 6 Beisitzern und einem unparteiischen Vorsitzenden = 1 Riahter.
Die Beisitzer mussen je zuv Halfte vom Senlnn und dem Hauptpersonal-
rat fiir 4 Jahre gewahlt werden (§ 634 PersVG).
Wenn die oberste Dienstbehorde - hier Senlnn - nicht mit dem Be-
schluB der Einigungsstelle einverstanden ist, kann sie binnen eines
Monats nach Zustellung die Entscheidung des Senats von Berlin bean-
tragen, was in den letzten 21 Jahren in Berlin noch nicht vorgekom-
men sein soil .
Die Verwaltung ubersendet ihren Vorschlag X zur Genehmigung an die
obersten Dienstbehorde (Senator fiir Inneres). Nach einigen Wochen
erfuhren die Kollegen, daB sich der Personalrat entschlossen hat,
nicht von seinem Recht, die Einigungsstelle anzurufen, Rebrauch macht.
Nun besteht keine Moglichkeit mehr, den Bewerber Y auf dem Wege der
"Mitwirkung" durchzubringen.
Der Bewerber X bekam, wie vom Bezirksamt beschlossen, seine Stellung.
Der konkrete Versuch, mehr "Demokratie" in der Jugendhilfeverwaltung
zu praktizieren, war damit vorerst gescheitert.
Lernprozesse in Reformauseinandersetzungen
Die von der Sozialburokratie eingeleitete Modellbewegung, die eine
technokratische Reform in den fimtern bedeutete, ohne gleichzeitig
eine inhaltliche Veranderung einzuschl ieBen, bescha'ftigte die Sozial-
arbeiter nur solange, bis sie diese Taktik durchschauten. Es wurde
jedoch uber mehrere Jahre hin erreicht, daB die politischen Aktivi-
taten der Sozialarbeiter auf inhaltliche Veranderungen ihrer Arbeit
gebunden bzw. lahmgelegt wurden. In vielen Berliner Smtern setzten
- 34 -
die Sozialburokraten darliber hinaus durch, daB mit Einfuhrung von
Beratungsfursorgern und Gruppenleitern eine weitere differenziertere
Hierarchie entstand.
Ein Zitat aus der Vorstudie zum Berliner Sozialatlas macht das Gesag-
te noch einmal deutlich: "Aktuelle Notstande, gesellschaftl icher
'Wildwuchs', das Bestreben nach Verbesserung der bestehenden Verhalt-
nisse motivieren die Sozialadministration, sich mehr oder weniger
systematisch mit Planungsproblemen zu befassen. Dabei steckt haufig
ein rein technisch-rationaler Ansatz in dem Wunsch nach Berechenbar-
keit menschlichen Verhaltens. Systemrational it'a't soil durch wirkungs-
volle Sozialtechnik (social engeneering) gesichert werden. Arbeits-
untersuchungen und Organisationsstudien sollen die zustandigen Ver-
waltungen in die Lage versetzen, die verfligbaren personellen und fi-
nanziellen Mittel effizienter einzusetzen, wobei Eiffizienz in der
Regel an den Erwartungen gemessen wird, die 'die Gesellschaft1 an die
jeweilige Verwaltung stellt." (41)
Fur den sozialen Bereic
Innerhalb der kapitalis
gaben in diesem Bereich
Systems so niedrig wie
60er Jahren der finanzi
verengt hatte, ergab si
auch, fur die Spitzen d
sion, die sich u.a. in
zienzsteigerung der Soz
rung muBte vor all em mi
werden. Dabei bot sich
Teambereich an.
h heiBt das:
tischen Produktionsweise sind finanzielle Aus-
tote Kosten. Sie mussen im Interesse des
moglich gehalten werden. Da sich seit den
elle Spielraum des Staates tendenziell stark
ch zwangslaufig, wie in anderen Bereichen
er Sozialburokratie die Tendenz zur Kompres-
den MaBnahmen der Modellbewegung zur Effi-
ialarbeit verfestigte. Die Effizienzsteige-
t dem schon vorhandenen Personal erreicht
der schon im Produktionsbereich praktizierte
An dem "Basismodell" wird zunachst einmal deutlich, daB Veranderungs-
vorstel lungen der Sozialarbeiter mit einem Federstrich vom Tisch ge-
fegt werden kbnnen. Daran kann unter den bestehenden gesellschaftli-
chen Verhaltnissen in den Rmtern auch durch sich politisch definie-
rende Gruppen zunachst nichts geandert werden, da die Libergeordne-
ten Entscheidungsebenen als Machtinhaber bisher bis auf graduelle
Nuancen die gleichen geblieben sind. Es wird weiter deutlich, daB
sich die Verwaltung, als Teilbereich des biirgerlich-kapital istischen
Staates, dessen immanentes Hauptcharakterisitikum seine Rigiditat
ist, einem Wandel mit alien Mitteln widersetzt. Nur wenn gravie-
rende Disfunktionen sich durch veranderte gesamtgesellschaftl iche
Verhaltnisse herausbilden und somit keine anderen Alternativen mehr
bleiben, wird sich in der Verwaltung etwas andern. Gerade demokrati-
sche Forderungen gefahrden die hierarchische Verwaltung aufs auBerste,
weil sie grundsatzl ich antiburokratische und antikapital istische
Inhalte haben.
Dies zeigte sich auch klar in dem geschilderten Modell , als bereits
nach einigen Wochen das Bezirksamt (BVV) nach einer Vorlage der
Personalverwaltung folgendes zur "Kenntnis" nahm:
Das Bezirksamt nimmt zur Kenntnis, daB die Auswahl und Entscheidung
Uber die Einstellung und Beforderung von Dienstkra'ften all ein dem
Bezirksamt bzw. den durch die Geschaftsverteilung innerhalb des Be-
zirksamtes oder den durch den Geschaftsverteilungsplan dazu bestimm-
- 35 -
ten Dienstkraften obliegt. Bewerbungsvorgange sind vertraulich zu
behandeln; den Mitgliedern des Bezirksamtes oder den zu personellen
Entscheidungen berufenen Dienstkraften bleibt es unbenommen, sich
von einzelnen leitenden Mitarbeitern beraten zu lassen. Aus diesem
Grunde und mit RUcksicht darauf diirfen in Personalangelegenheiten
nur Dienstkrafte beteiligt werden, die auf Grund von Rechts- oder
Verwaltungsvorschriften hierzu befugt sind. Die Vorlage Nr. ...
wird damit gegenstandslos." (Unverbffentlichtes Protokoll)
Damit sind in diesem Bezirksamt auf Jahre alle Mitwirkungsmbglich-
keiten, wenn keine anderen gesetzlichen Anderungen kommen, gestor-
ben.
Auch das bestehende Personal vertretungsgesetz (Pers.VG), das angeb-
lich die Interessen der abha'ngig Bescha'ftigten wahrnehmen soil,
bietet tatsHchlich keine Mbglichkeiten, an Entscheidungen des Per-
sonalrats mitzuwirken. Es liegt somit im Ermessen des Personalrats,
inwieweit er die berechtigten Interessen der Mitarbeiter vertritt
und inwieweit er sie an Entscheidungen beteiligt. Aus dem Gang des
Verfahrens wurde ebenfalls deutlich, daB die Mitglieder des Perso-
nalrats letzten Endes abha'ngig vom Bezirksamt waren, indem sie sich
scheuten, die Einigungsstelle anzurufen. AuBerdem sind sie durch
das PersVG verpfl ichtet, die Friedenspfl icht gegeniiber dem Arbeit-
geber zu wahren. Daru'berhinaus schlieBen die nicht bffentlich gehal-
tenen Sitzungen und die Schweigepfl icht den flir eine Mitwirkung not-
wendigen InformationsfluB aus.
Aus dem Gesagten ergibt sich, daB demokratische Veranderungen in
einer burokratischen Organisation von oben kommen und universell
sein oder von unten durch Revolution oder eventuell durch "eine Kom-
bination von Verhandlungsstrategien mit kalkulierten Gewaltakten"
sein mussen. "Diese Kombination, sowie Radikalitat und Kurzfristig-
keit der Forderungen sind die einzigen Mittel, mit denen verhindert
werden kann, daB . . .Initiativen zu Scheingefechten auf falschem
Terrain verkummern. " (42)
Gerade die letztgenannten Voraussetzungen werden durch die Einbin-
dung der Sozialarbeiter in den Beamtenapparat und entsprechende Be-
amtengesetze unmbglich gemacht. So muB sich nach § 52 Abs. 2 des
Bundesbeamtengesetzes der Beamte durch sein gesamtes Verhalten zur
freiheitl ich-demokratischen Grundordnung bekennen und hat nach § 53
bei politischer Betatigung "diejenige Ma'Bigung und Zuruckhal tung
zu wahren, die sich aus seiner Stellung gegeniiber der Gesamtheit
und aus RUcksicht auf die Pflichten seines Amtes ergeben." In Klar-
text bedeutet dies, daB jedes entschiedene, den Status quo in Frage
stellende Verhalten als nicht gem'a'Bigt und nicht zuruckhal tend genug
eingestuft und mit Diszipl inarmaBnahmen geahndet werden kann. Damit
wird dieser Konflikt immer zugunsten von Institutionen entschieden.
Wie sehr diese Vorschriften gerade gegen progressive Beamte einge-
setzt werden, zeigen inzwischen viele Beispiele, nicht zuletzt auch
am Neukbllner-Modell , wo sich die Kollegen flir bessere Lebensbedin-
gungen der Bevdlkerung einsetzen wollten. (43)
Politische Aktionen der Sozialarbeiter bedeuten innerhalb der Bliro-
kratie eine ansatzweise "Verselbstandigung" von Teilen des Repres-
sionsapparates, was eine Gefahr signalisiert. Es darf daher nicht
geduldet werden, da3 das Bestehende von denjenigen in Frage gestellt
- 36
wird, die von Berufs wegen als Beamte dieses Systems zu erhalten
und zu schutzen haben.
An der Model lbewegung wird aber auch deutlich, daB der "Sozialdemo-
kratische Reformismus" als politische Strategie von oben zur Uber-
windung von Konfliktpotential aus sich heraus neue Widerspruche ent-
wickelte. So gebar er z.B. die Forderungen nach Demokratisierung
der Sozialarbeit und nach einer qualitativen Verbesserung der Le-
bensbedingungen der arbeitenden Bevdlkerung.
Solanqe in der Model lbewegung, die ein relativ schwacher Reflex
auf die Widerspruche im Sozial- und Arbeitsbereich ist. der bestehen-
de Konflikt zwischen politischem Anspruch und institutionellem Auf-
traq nicht gelbst wird, wird jedoch das Widerspruchspotential von
der Sozialburokratie nicht zu integrieren sein. Gelingt es den Sozial-
arbeitern weiter, unabhangig von der Model lbewegung, ein politisches
Proqramm zu entwickeln, dann besteht eventuell langerfristig die
Moalichkeit, den sozialburokratischen Reformismus zu uberwinden. Der
Ansatz einer solchen Strategie scheint in den Forderungen nach mehr
Demokratie in den intern und der qualitativen Lebensverbesserung der
arbeitenden Bevblkerung zu liegen. Dazu ist « Jedoch notwendig.
die Widerspruche auf ihre Ursprunge zuruckzufuhren und die Erfolge
und MiBerfolge mehr als bisher zu untersuchen, urn anhand der Reak-
tion der Verwal tung die Rolle des Staates, als Produkt und die AuBe-
rung der Unversbhnlichkeit der Klassengegensatze, naher zu unter-
"Damit'aber diese Gegensatze, Klassen mit widerstreitenden bkonomi-
schen Interessen, nicht sich und die Gesellschaft n fruchtlosen
Kamof verzehren, ist eine scheinbar uber der Gesellschaft stehende
Macht notwendig geworden, die den Konflikt dampfen innerte b der
Schranken der Ordnung halten soil; und diese, aus der Gesellschaft
hervorgegangene, aber sich liber sie stellende. sich ihr mehr und
mehr entfremdende Macht ist der Staat. (44)
Fiir die Sozialarbeiter bedeutet dies auch, andere Problem- und Kon-
fliktbereiche, die Uber die Sozialarbeiterbewegung hinausgehen,
mit in die Auseinandersetzung einzubeziehen-
D e Sozialarbeiter, die in den Amtern die Modellbewegung und ihre
Grenzen praktisch am eigenen Leib erfahren haben, war die P°j^ische
Frfahrung, sich einen Begriff vom Staatsapparat und den Kraftever-
Sltni sen zu verschaffen, wesentlich. Hier liegt auch der tatsach-
lirhe Gewinn ihrer Aktionen, namlich erkannt zu haben, daB ihr un-
mittel barer Gegner nicht das Kapital, sondern der Staat und seine
behbrdlichen Tr'a'ger ist.
ppfnrmversprechen und Reformwirkl ichkeit:
D^?5^r±finentwurf zum Jugendhi Ifegesetz
Was Wir uber Reformen im allgemeinen gesagt haben, gilt im speziel-
i!n fur den Referentenentwurf des neuen JHG. An diesem Reformgesetz
wollen wir drei Aspekte verdeutl ichen, die uns auch fur den prakti-
,rhen Umgang mit dem Gesetz wesentlich erscheinen:
i Lformen sind prinzipiell reaktiv, sie versuchen, neu auftreten-
de oder sich verandert darstellende Konflikte nachtraglich zu
37 -
regul ieren.
2. Der Staatsapparat zeigt sich in der Ausarbeitung der Reformvor-
stellungen widerspru'chlich, teils aus parteipolitischen Griinden,
teils aufgrund der zeitlichen und raumlichen Ungleichheiten in
der Entwicklung emanzipatorischer Bewegungen.
3. Der Konflikt, auf den das Gesetz eine Antwort ist, bleibt prin-
zipiell bestehen, da die Forderungen der Betroffenen in der Re-
form nicht aufgehen.
- Der reaktive Charakter des JHG -
DaB es dera Staatsapparat insgesamt um die Stabil isierung des Kapi-
talismus und nicht um die Bedurfnisse der Betroffenen geht, versteht
sich aufgrund des Charakters des Staates von selbst. Wir verzichten
darauf, es am JHG-Entwurf nochmals im Detail nachzuweisen. In den
Info-Heften Nr. 6 u. 7 ist bereits das Nbtige dazu gesagt worden.
Das JHG wurde von Personen ausgearbeitet, die nicht direkt mit die-
sem Gesetz arbeiten mussen und auch nicht von diesem Gesetz betrof-
fen sind. D.h., es ist eine MaBnahme von oben, die von den Betroffe-
nen schon vor der endgliltigen Verabschiedung kritisiert worden ist.
Der Veranderung des JWG's zum OHG ist, wie bei alien Gesetzen und
ihren Knderungen, ein Konflikt vorausgegangen.
Insofern reicht es nicht aus, zu sagen, daB das JHG eine Reform von
oben ist. Die Einbeziehung von Mitbestimmung, Wohngemeinschaften,
die Formulierungen wie "junger Mensch", "Partnerschaft" etc sind
eine Reaktion auf die Proteste der Betroffenen, die sich nicht mehr
mit einem durchgehend repressiven und sie zu Objekten machenden Ge-
setz herumkommand ieren lassen.Der alte Konflikt, den das JHG regulie-
ren will, betrifft die Familie, genauer gesagt: die nicht funktionie-
rende Familie. Dffentliche Jugendhilfe ist subsidiar , d.h. , in der
Regel sieht der Staat Erziehung nicht als seine Aufgabe an, sondern
nur dann, wenn die Institution Familie nicht in der Lage ist, ihre
Aufgaben wahrzunehmen, springt der Staat ein.
Die Herkunft der Jugendwohlfahrtsbehbrden aus Pol izeifunktionen
gibt einen Hinweis auf den Charakter der eingesetzten Mittel.Bis
heute besteht die bffentliche Jugendhilfe vor allem aus "MaBnahmen,
Eingriffen und Anordnungen" . Wer ihr anheimfallt, ist diskriminiert.
Im JWG hat der Staat ein Instrument, die Einhaltung bestimmter norma-
tiver Funktionen der Familie zu sichern.
Beim Referentenentwurf (RE) des JHG handelt es sich darum, dieses
Instrument zu modifizieren: einerseits an eine bestehende gesell-
schaftliche Entwicklung, andererseits an die politischen Zielvor-
stellungen der herrschenden Parteien anzupassen.
Die wesentliche normative Funktion der Familie ist, Sozial isation
als Integration in die bestehende Gesellschaft zu betreiben. Anders
ausgedriickt: eine dem Stand der Produktivkraftentwicklung entspre-
chende Zurichtung der Arbeitskraft zu erzielen. Verscharfter Druck
auf die Familie durch Intensivierung der Arbeit, Integration der
Frau in die betriebliche Arbeit, lassen Famil ienprobleme anwachsen;
neuere Entwicklungen des Arbeitsmarktes wie Kurzarbeit und verrin-
gertes Lehrstellangebot bedeuten einen realen Verlust an Integra-
tionsmbglichkeiten.
Integrationsforderungen und die sie begleitende Aufstiegsideologie
38 -
geraten in widerspruch zur offenkundigen Verschlechterung der Lebens-
verhaltnisse groBer Bevbl kerungsteile.
In der Praxis der Sozialarbeit drlickt sich diese "Krise der Familie"
in Scheidungsprozessen, notwendigen Heimeinweisungen, Eingriffen
bei KindesmiBhandlungen etc. aus.
Der Funktionsverlust der Familie zeigt sich nicht zuletzt daran,
daB Kinder und Jugendliche als "Trebeganger" den Versuch machen, sich
ihrer Familie und staatlichen MaBnahmen zu entziehen.
DaB es nicht bei spontanen und individuellen Versuchen bleibt, son-
dern Jugendliche in der Lage sind, einen Teil ihrer Lebensverhal tnis-
se selbst zu bestimmen, zeigen Wohngemeinschaften und zeigt sich
insbesondere am Georg-von-Rauch-Haus.
Die Entstehung von Jugendwohnkollektiven und Jugendwohngemeinschaften
ist nicht zu trennen von der sich in den 60er Jahren immer starker
formierenden auBerparlamentarischen Opposition. Die APO stutzte sich
kaum auf die Arbeiterbewegung und ihre Traditionen, sondern haupt-
sachlich auf die studentische Jugend und gesellschaftl iche AuBensei-
ter. Theoretischer Bezugspunkt waren vor allem die Schriften H. Mar-
cuses, speziell seiner Randgruppentheorie.
Im Rahmen dieser damals weitverbreiteten Theorie entstanden auch
die Heimkampagnen. Gruppen von Studenten, Lehrlingen und ehemalige
Heiminsassen zogen vor und in die Erziehungsheime, diskutierten mit
Jugendlichen liber ihre beschissene Lage und stellten Forderungen zur
Demokratisierung der Heime auf. Diese Aktionen flihrten zu Revolten
in einigen Heimen und zur Massenflucht zur APO in die GroBstadte.
In Frankfurt wurden 1968 die ersten 4 Kollektivwohnungen bezogen.
Immer mehr Jugendliche druckten ihren Protest gegen die bestehende
Heimsituation aus, indem sie die Heime verlieBen. Auch Sozialarbei-
ter, die sich mit dem Problem der Heimerziehung auseinandergesetzt
hatten, waren nicht mehr bereit, Kinder und Jugendliche in die staat-
liche Heimerziehung zu geben.
Jugendwohngemeinsc.,-. ._.. , „ .
Alternative zur bisherigen Heimerziehung.
Selbst wenn die Wohngemeinschaften erst vereinzelt entstehen konnten,
zeiqten sie doch einen Weg, aus der traditionellen und zum Zwangs-
zusammenhang sich reduzierenden Famil ienkonstellation herauszukom-
men Daher ist es nicht zufa'llig, daB jugendliche Arbeiter und Lehr-
linge, wenn sie es zu Hause nicht mehr aushielten, in Wohngemeinschaf-
ten fliichteten. Vor der Studentenbewegung gab es fur sie, wenn sie
nicht mehr in ihrer Familie bleiben wollten, nur 2 Mbgl ichkeiten:
entweder ins Heim Oder auf Trebe zu gehen. Die sta'ndige Erfahrung,
dort noch weniger zu sich zu kommen, machte die Wohngemeinschaft fur
sie so attraktiv. Jugendliche wollen nicht vor ihren Problemen fluch-
ten und auch nicht als Anhangsel eines burokratischen Apparats ver-
einnahmt werden, sie wollen ihre subjektiven Schwierigkeiten und
Probleme mit den objektiven Bedingungen in Verbindung bringen, um
die objektiven Bedingungen, die das individuelle Elend entscheidend
beeinflussen, zu andern.
- 39
Die Aufnahme von Wohngemeinschaften in den MaBnahmenkatalog des RE
macht deutlich, worum es den Reformern gent:
eine gesellschaftl ich fortgeschrittene Emanzipationsbewegung Jugend-
licher, von einer Avantgarde praktiziert, soil, bevor sie sich natur-
wlichsig ausbreitet, gesetzlicher Regulierung unterworfen werden.
- Wiedersprliche im Staatsapparat -
In dem Versuch solcher Regulierung zeigt sich der Staat selbst wider-
sprlichl ich.
Das wird deutlich an einem Vergleich der zura Diskussionsentwurf des
JHG abgegebenen Stellungnahme des Senators fur Familie, Jugend und
Sport Berlin mit den entsprechenden Paragraphen des RE.
Die Stellungnahme des Senats Ziehen wir deshalb heran, weil sie der
weitestgehende Versuch einer staatlichen Instanz ist, die Interessen
der Betroffenen zu beriicksichtigen.
Die Argumentation dort ist durchgangig auf zweierlei angelegt: ein-
mal darauf, von der Objektstellung des Jugendlichen gegenliber den
Behbrden im alten JUG wegzukommen und zum anderen, Diskriminierungen
zu vermeiden (vgl . dazu die Begrlindung zur in der Stellungnahme vor-
geschlagenen Formulierung zum § 1 JHG). In der Stellungnahme wird dem
"Recht auf Erziehung und Bildung" Verfassungsrang entsprechend Art. 2,
ABS. 1 GG eingeraumt. Der Zusatz "und Bildung" ist eine Neuerung ge-
gegenuber dem JWG, im Referentenentwurf entfallt jedoch die "Bildung".
In diesem wesentlichen Punkt bleibt alles beim alten, d.h., im RE
bleibt es dabei, daB auch der Erziehungsanspruch nur indirekt, als
sog. Reflexrecht - wenn die Erziehungsberechtigten ausfallen - gesi-
chert ist.
Hier wie auch an anderen fur einen Subjektstatus des Jugendlichen
wesentlichen Stellen hat die Stellungnahme des Senats und haben
auch andere Stel lungnahmen keine Berucksichtigung gefunden.
Samtliche Formul ierungen der o.g. Stellungnahme, die eine Einschran-
kung der Rechte von Erziehungsberechtigten, -personen und -einrich-
tungen vorsehen und diesen nur instrumentellen Charakter zubilligen
und statt dessen den emanzipatorischen Charakter der Jugendhilfe
betonen, entfallen im RE sang- und klanglos. Der RE la'Bt mit keinem
Wort erkennen, daB die Stellungnahme des Senats vorsah, den Jugend-
lichen Subjekt-Status einzuraumen und selbstorganisatorischen Ak-
tivitaten Priorita't zu geben.
Die weitgehenden Vorschlage der Stellungnahme diirfen jedoch nicht
darliber hinweg tauschen, dal3 auch hier in erster Linie eine Starkung
der Famil ienerziehung angestrebt wird.
Gleichzeitig werden jedoch die Tendenzen zur Selbstorganisation und
Selbstbestimmung beriicksichtigt.
Es ist sicher kein Zufall, daB die weitestgehenden Vorschlage aus
Berlin kamen. Aktuelle Entwicklungstendenzen werden hier von einer
bemuhten Reformverwaltung aufgenommen.
DaB sie sich mit keinem ihrer Vorschlage durchsetzen konnte, macht
die gegenwartige Isoliertheit "progressiver" Reformer deutlich.
Nun reicht es nicht aus, zu sagen, der Staat wolle die Proteste
fiir sich einkassieren und neutralisieren. Ohne Zweifel will er es
und versucht es auch. Was dabei aber deutlich wird, ist, wie der
"demokratische Staat" sich selbst in Widersprliche verwickelt, wenn
- 40
er vorgibt, sich fur die Betroffenen einzusetzen, gleichzeitig sich
ihnen gegenuber repressiv verhalt.
Abgesehen davon, daB Verfassungstreue erste Voraussetzung fur eine
Fbrderung ist, kommt die wirtschaftl iche Rentabil itat oft genug ins
Gesetz hinein (§§12, 16, 25).
Die Widersprlichlichkeit wird dadurch heruntergespielt, daB niemals
von Elend oder Ausbeutung die Rede ist. Es ist von Wlinschen des jun-
gen Menschen (§ 25) die Rede, die bei der "Gestaltung der Hilfe" be-
riicksichtigt werden sollen.
§ 25,2: "Bei der Gestaltung der Hilfe soil den Wlinschen des jungen
Menschen und der Erziehungsberechtigten entsprochen werden...". Es ist
ein kreatives Konzept: es wird gestaltet, geholfen und gewunscht.
Wo bleiben da die realen okonomischen und mit ihnen sozialen Verelen-
dungen? Sie tauchen hbchstens darin auf, daB "keine unvertretbaren
Mehrkosten" entstehen diirfen, "wirtschaftl ich" geholfen werden soil us
- Der Interessenkonflikt bleibt! -
Mitwirkung, Mitbestimmung, als auch partnerschaftliche und mitver-
antwortliche Zusammenarbeit sind Formul ierungen, die unter anderem
den Reformcharakter des neuen Gesetzes ausmachen sollen. "Partner-
schaftliche und mitverantwortliche Zusammenarbeit" (§ 10) sollen auf
neue Vernal tensformen zwischen Gesetzeshlitern und Betroffenen hin-
weisen. DaB sich eben nur das Vernal tnis und nicht die Verhal tnisse
(namlich Betroffener zu bleiben) andern, ist ebenfalls ein Ausdruck
des Konservatismus. Eine partnerschaftliche Beziehung, wie sie for-
mul iert wird, kann eben tatsachlich nur dann entstehen, wenn alle
Beteiligten dieselben Mogl ichkeiten und Bedingungen haben.
Durch ein verandertes Verhalten - jetzt soil man partnerschaftl ich
sein - wird etwas vorgetauscht, was real nicht da ist. DaB Jugendli-
che, oder wie es im Gesetz heiBt "junge Menschen" als Partner ange-
sehen werden sollen, scheint eine Reaktion auf die Widerstande der
Jugendlichen zu sein.
Bisher wurde Liber sie mit "Kann-, Soil- Oder MuBleistungen" verfugt.
Dabei kam es vor, daB sich die Betroffenen nicht ohne weiteres unter
einen Paragraphen subsumieren lieBen, sondern versuchten, ihre In-
teressen auch gegen die Vorschriften der Paragraphen durchzusetzen.
Insbesondere wurde von ihnen Mitbestimmung, wenn nicht gar Selbst-
verwaltung gefordert.
Jedoch kann der Staatsapparat nicht zulassen, daB es von ihm finan-
zierte Einrichtungen gibt, auf die er keinen EinfluB haben soil.
Es ist ihm bekannt, daB die Interessen der Betroffenen mit denen des
Staates kaum identisch sind.
DaB dennoch auf einige Forderungen der Jugendlichen im Gesetz ein-
gegangen wird, liegt nicht zuletzt an einer Partei, die als Wahl-
slogan "Mitbestimmung" propagiert hatte.
Das Mitbestimmungsmodell hat einen Vorla'ufer: im Betriebsverfassungs-
gesetz gibt es ebenfalls einen Paragraphen, der Mitbestimmung garan-
tiert. An diesem Beispiel wird auch deutlich, wie weit Mitbestimmung
reicht. Das Kapital verhal tnis kommt dadurch noch lange nicht ins Wan-
ken.
Jedoch kann es ein Fortschritt sein, wenn gesetzlich festgelegt ist,
daB Jugendliche mitbestimmen diirfen, denn das heiBt gleichzeitig,
daB sie informiert werden miissen Liber das, was man mit ihnen vor hat.
41
Es ist ein Unterschied, der allerdings nicht weitreichend genug ist,
ob einfach etwas nn't den Jugendlichen gemacht wird oder ob sie wor-
ker informiert werden und begrenzte Moglichkeiten der Mitsprache ha-
ben.
In § 6 (2) heiBt es: "In alien Einrichtungen der Jugendhilfe sind
Mitwirkung und Mitbestimmung der jungen Menschen in einer der jewei-
ligen Altersstufe entsprechenden Weise sicherzustellen. In Einrich-
tungen, die junge Menschen nicht nur vorlibergehend oder gelegentlich
aufnehmen, insbesondere in Heimen, sind Jugendvertretungen auf Grund
einer Satzungzu bilden, die Inhalt und Umfang der Mitwirkung und Mit-
bestimmung regelt...".
Die vagen Formul ierungen lassen nicht nur fur Interpretationen derje-
nigen, die auf Seiten der Herrschenden stehen, Raum, sondern auch
flir Aktivitaten der Betroffenen.
Es ist klar, daB diese immer einen Schritt weitergehen mussen, als
es der Gesetzgeber in seinem Selbstverstandnis gemeint hat. Gerade
dieses Verhalten macht die Widerspriiche eines reformerischen Gesetzes
deutl ich.
Partnerschaft wird auch denjenigen vorgeschrieben (Partnerschaft
vorzuschreiben ist schon ein Widerspruch in sich), die mit dem Gesetz
arbeiten. § 10: "Die Trager der Jugendhilfe. . . (sollen) mit ihnen
(anerkannte Vereinigungen der Jugendhilfe, d.Verf.) bei der Durch-
flihrung dieses Gesetzes partnerschaftl ich zusammenarbeiten." Das
heiBt, sie sollen nicht rigoros auf ihre Macht pochen, sondern - wenn
auch begrenzt - zusammenarbeiten. Verunsichert wird durch die unge-
nauen Formul ierungen natlirlich auch der Verwaltungsangestell te, und
gerade das sollte ausgenutzt werden. Bisher wurde ihm uneingeschrank-
te Machtbefugnis zugestanden. Jetzt soil er sich nach dem richten,
liber den er ein Urteil fallen soil. Er soil sogar den WLinschen des
jungen Menschen entsprechen, natlirlich wieder mit einer Einschran-
kung, nam! ich "...soweit das dem Wohl des jungen Menschen dient und
keine unvertretbaren Mehrkosten erfordert." (§ 25)
DaB der Staatsapparat erst durch die Kritik der Basis zur Reaktion ge-
zwungen wird, weist darauf hin, daB vorausschauende Planung dem
kapitalistischen Staat nicht mbglich ist, sondern lediglich nach-
tragliche Konfl iktregulierung.
Die Planer laufen der gesellschaftlichen Entwicklung nach. Ihr Traum-
ziel Prophylaxe erweist sich als unreal isierbar.
Da die staatlichen Instanzen jedoch auf die gesellschaftl ich fort-
geschrittenste Bewegung reagieren, kann das, was in Frankfurt oder
Berlin reaktiv ist, in Bayern oder Ostfriesland als prophylaktische
Mafinahme erscheinen.
Zeitliche und drtliche Ungleichzeitigkeiten in der Entwicklung eman-
verpflichten.
Das gelingt bei denen nicht, die an der Wahrnehmung der Diskrepanz
zwischen ihren Forderungen und den mageren "Zugestandnissen" des
Gesetzes ihr BewuBtsein dafiir scharfen, daB es nicht in erster Linie
darum gehen kann, vom Staat "bessere" Reformen zu fordern, sondern
- 42 -
daB es darauf ankommt, emanzipatorische Bewegungen zu unterstiitzen.
Ob das "neue" Gesetz dazu verbesserte Mbglichkeiten bietet, wird
sich erst in der praktischen Arbeit damit zeigen konnen.
Wir konnen hier zunachst nur festhalten, daB nicht das Gesetz fort-
schrittlich ist, sondern nur die Praxis der davon Betroffenen es
sein kann. Die Erkenntnis, daB ihre praktische Kritik an Familie und
Heimerziehung - die letztlich auf die Aneignung und Selbstbestimmung
der eigenen Lebensverhaltnisse zielt - im Gesetz nicht aufgeht, ist
das weitertreibende Potential. Die Gesprache, die eine Gruppe Jugend-
licher mit Katarina Focke iiber den Gesetzentwurf gefiihrt hat (s.Info 7),
sind ein Zeichen dafiir, daB diese Erkenntnis bei den Betroffenen
selbst bereits vor der Verabschiedung des Gesetzes vorhanden ist.
Diejenigen, die ihre Lage erkannt haben, werden sich nicht aufhalten
lassen. Flir sie ist an dem neuen Gesetz nur noch interessant, wel-
che Mbglichkeiten sich trotz Oder durch den differenzierteren MaB-
nahmenkatalog hindurch bieten. Es ist flir sie notwendig, an den fur
richtig erkannten Zielen festzuhalten.
Die Kooperation mit denjenigen Kraften im Staatsapparat, die erkannt
haben, daB Politik auf die Dauer nicht gegen die Interessen der Be-
troffenen zu machen ist, wegen Vereinnahmungsgefahr abzulehnen, ware
flir die Linke perspektivlos. Kooperationsmogl ichkeiten zu nutzen,
setzt allerdings Selbstorganisation voraus. Nur dann ist es mo'glich,
sich die Bedingungen der Kooperation nicht vorschreiben zu lassen,
sondern diese selbst zu bestimmen.
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5. REFORM ALS PROBLEM
PRAKTISCHER POLITIK
Die westdeutsche Linke steht vor dem Dilemma, daB sowohl die objek-
tiven Bedingungen, die eine revolutionare Umwalzung unumgangl ich
machen, als auch die subjektive Bereitschaft seitens der Arbeiter-
klasse aufgrund des fehlenden bzw. sich erst langsam wieder entwik-
kelnden KlassenbewuStseins zur Veranderung fehlen. Die Grlinde fur
diesen konstatierten Zustand sind hier wiederholt genannt worden.
Sofern die auf Veranderung zielenden linken Krafte nicht abseits
stehen und warten wollen, bis durch die Verschlechterung der mate-
riellen Lage das revolutionare Subjekt zur revolutionaren Umgestal-
tung gezwungen 1st und gegenwartig nicht abzusehen ist, wann dies
schliissig der Fall sein wird, und schon gar nicht anhand der geschicht-
lichen Erfahrungen feststeht, daB es sich folgerichtig in Richtung
Sozialismus entscheiden wird, muB sich die Linke ein Konzept erar-
beiten, das die Bedingungen und den Willen flir die Notwendigkeit
radikaler Veranderung fbrdert: d.h. "die Bedingungen schafft, durch
die revolutionare Massenaktionen mdglich werden und die Kraftprobe
mit der Bourgeoisie aufgenommen und gewonnen werden kann." (45)
Die Entwicklung und Djrchflihrung einer solchen Strategie beinhaltet
notwendigerweise die Einbeziehung der Widerspriichlichkeit von Refor-
men, weil gerade sie geeignet sind, sowohl die objektiven, als auch
die subjektiven Voraussetzungen zu schaffen.
Reformen, als Zugestandnis des Kapitals an die Arbeiterklasse, ver-
folgen zuerst die Absicht, bestehende Widersprliche zu verdecken und
wirken damit systemstabilisierend. In der MSglichkeit, mit Hilfe von
Reformen die materiel le Lage der werktatigen Bevblkerung zu verbes-
sern, sind sie von Anfang an Teil des proletarischen Kampfes gewesen,
in dem bkonomischer und politischer Kampf immer eng beieinander liegen.
Die mit der Reform zu verbindende Moglichkeit der Verscha'rfung der
Widersprliche und deren Verankerung im BewuBtsein der Arbeiterklasse
haben tendenziell systemuberschreitenden Charakter, ohne daB sie
geeignet sind, die wirtschaftliche und politische Macht des Kapitals
in einem langfristigen ProzeB soweit auszuhbhlen, daB diese durch
eine kontinuierl iche Abfolge von Reformen zerstbrt wlirde. Nach wie
vor gilt die Tatsache, daB der Kapital ismus solange nicht abtreten
wird, nicht ohne Kampf aufgibt, solange er dazu nicht in einer revo-
lutionaren Massenaktion gezwungen wird.
Bei der Frage der Anwendung der Reformstrategie ist entscheidend,
inwieweit sie geeignet ist, tendenziell systemliberschreitend zu wir-
ken, weil, trotz der systemstabilisierenden Komponente, die weiter-
treibende mit Hilfe einer entsprechenden Politik der Linken starker
sein kann. Die Auseinandersetzung urn die Reformstrategie wird des-
halb vom eigentlichen Bezug abgehoben und mit vielen Emotionen liber-
lagert gefuhrt, weil die geschichtlichen Erfahrungen die Gefahr
zeigen, daB eine ursprlingl iche Reformstrategie innerhalb kurzester
Zeit zum Reformismus verkommen und daru'ber hinaus nicht bei jeder
Einzelreform exakt bestimmt werden kann, ob sie die Widersprliche
fbrdert oder nur stabilisierend wirkt, weil dies nicht nur vom In-
halt der Reform, sondern auch vom politischen Krafteverhaltnis, von
der Moglichkeit, die Widersprliche voranzutreiben, abhangt. Hinzu
kommt, daB sich systemliberschreitende und rein reformistische gesell-
schaftliche Gruppen eben 'nur' daran unterscheiden, daB die reformi-
stischen Krafte sich auf Dinge richten, die der Staat von oben herab
den Individuen gewahrt, ohne die Ohnmacht gegenliber den gesellschaft-
lichen Bedingungen, die in der Produktionsweise liegen, andern zu
wollen, wahrend die sozial istisch-kommunistischen Krafte die Reform
als Bestandteil einer Strategie zur Oberwindung der bestehenden Ord-
nung begreifen und dieser elementare Unterschied im Kampf um Refor-
men nicht immer deutlich wird.
Die gegenwartige wirtschaftliche Lage in alien hochindustriealisier-
ten westlichen Staaten macht die Anwendung der Reformstrategie nicht
nur notwendig, sondern beglinstigt sie auch, indem aufgrund der
nachlassenden Prosperitat, der sich verstarkenden Anzeichen von
Krisen, auch die Mbgl ichkeiten des Staates geringer werden, den mini-
mal sten Reformbedarf zu befriedigen.
Die fehlenden finanziellen Mbgl ichkeiten, notwendige und teilweise
schon zugesagte Reformen zu realisieren, die Unmbgl ichkeit, Arbeits-
pla'tze tatsa'chlich zu sichern, zwingen die Reformisten dazu, wieder
einmal verstarkt die Parole von der Vol ksgemeinschaft, in der jeder
zum 'Allgemeinwohl ' Opfer bringen muB, auszugeben.
Der drohende Verlust des Arbeitsplatzes, "dem Fegefeuer, durch das
man hindurch muB" ist immer verbunden mit dem Verlust des "Himmels
des individuellen Konsums" (46). Gerade die Bedrohung der Realisie-
rung individuellen Konsums - als Entschadigung flir unertragliche
Arbeitsbedingungen - ist eine Bedrohung des Systems selbst, indem
seine Herrschaftsverhaltnisse deutlich und die Grenzen der Existenz-
sicherung flir alle sichtbar werden, namlich die Existenz von Klassen-
gegensatzen, die antagonistischer Art sind. Immer dann, wenn die
Befriedung mittels Reformen nicht mehr gelingt bzw. nicht mbgl ich
ist, weil die materiellen Voraussetzungen zur Realisierung von Re-
formen nicht aufgebracht werden kbnnen, sieht sich der Staat zum
starkeren Einsatz seines Repressionsinstrumentariums gezwungen.
Hier bieten sich einerseits Mbglichkeiten flir die Linke, den Staat
als Herrschaftsinstrument politisch bewuBt zu machen. Das allein
reicht jedoch nicht aus, denn der Kampf um Reformen ist zugleich im-
mer ein Kampf um das Erreichte. Die Desavouierung des Systems muB
deshalb immer verbunden sein mit der Ausschbpfung aller Mbglichkei-
ten, das in politischer Arbeit Erkampfte zu halten und die politische
Bewegung auch im Abwehrkampf zu starken.
Die sich aus den Widersprlichen ergebenden Mbglichkeiten der Agitation
und der Mobilisierung fLihren auf der Gegenseite ebenfalls zu einer
starkeren Reaktion, so daB einePolarisierung innerhalb der Gesell-
schaft unvermeidbar ist. Die Sorge, daB die Organisierung der
'Linken' die 'Rechten' mobil isiert, kann deshalb nur so verstanden
werden, daB es uns gelingen muB, mbglichst viele Gruppen und Indi-
viduen auf die Seite der 'Linken' zu Ziehen und darf kein Argument
- 44
■11,
4
flir politische Inaktivitat sein.
Die Anwendung der Reformstrategie in moglichst vielen Bereichen der
Gesellschaft ist nicht nur im Hinblick auf die umfassendere Wirk-
samkeit erforderlich, sondern auch deshalb, weil der Grundwiderspruch
in den einzelnen Bereichen unterschiedlich hervortritt und sich die
Linke die bessere Erfahrbarkeit dieses Widerspruchs an den jeweiligen
konkreten Konflikten nutzbar machen muB. Dies gilt auch flir die Re-
formstrategie innerhalb der Sozialarbeit, sowohl im institutionellen,
als im auBerinstitutionellen Bereich. Die Agitation der Kollegen
anhand der auftauchenden Konflikte, die Vermittlung der Notwendigkeit
der Solidaritat untereinander, muB langerfristig die Solidaritat
mit den von Sozialarbeit Betroffenen ermbglichen.
Hierbei bilden institutionelle und auBerinstitutionelle Sozialarbeit
(Arbeit im Stadtteil) eine notwendige Erganzung. Die Unterstutzung
durch Sozialarbeit, die sich als antikapital istische versteht, bei
der Durchsetzung von Forderungen von Teilen der werktatigen Bevol-
kerung (Mieterinitiativen, Jugendkollektiven usw.) wird dann wirksa-
mer, wenn sie innerhalb der Institution durch Sozialarbeit bestarkt
und damit gegen Angriffe der Burokratie geschiitzt werden kann, wobei
die Wirksamkeit dieses Schutzes nicht nur vom Wi 11 en des Einzelnen,
sondern wesentlich vom Stand der allgemeinen Klassenauseinandersetzung
abhangt. Der Kampf um die Demokratisierung der flmter ist unter dieser
Pramisse eben nicht nur ein berufsspezif ischer, sondern ermbglicht
die Lernschritte der Kollegen. Ausgangspunkt dieser Strategie muB
das Aufgreifen von Problemen sein, die moglichst viele Kollegen be-
treffen und deren Lbsung von ihnen als unabdingbar angesehen wird.
Unter den gegenwartigen Bedingungen bedeutet dies eine Politik der
kleinen Schritte, die nicht schon deshalb falsch ist, weil die man-
gelnde Solidaritat spektakulare Aktionen, wie sie auch in der Geschich-
te des AKS unternommen wurden, z.Zt. nicht Oder nur in begrenzter
Anzahl , von Berufsfeld zu Berufsfeld unterschiedlich, zula'Bt. Ent-
scheidend flir die mobilisierende Wirkung ist zudem nicht die 'GrbSe'
einer Aktion, sondern ausschl ieBlich der Grad, in dem die Aktion und
die Beteiligung der Sozialarbeiter an ihr bewuBtseinsverandernd wirkt.
Die konsequente Nutzung der benannten Freiraume, die der Staat der
Sozialarbeit einraumen muB, um sie in seinem Interesse liberhaupt
wirksam werden lassen zu kbnnen, die konsequente Nutzung des Reform-
bedarfs und des Reformangebotes von oben, mlissen diese Lernschritte
ermbglichen, wobei langerfristig Forderungen gestellt werden mlissen,
die nicht voll integrativ sind.
Der Kampf um verbesserte Gesetze, die den Bedurfnissen der antikapi-
tal istischen Sozialarbeiter selbst, aber auch in ihren Auswirkungen
der werktatigen Bevblkerung besser entsprechen, sind Bestandteil der
Strategie.
Die zunehmende und flir viele frustrierende Erkenntnis, daB eine sozia-
1 istische Berufspraxis unter kapital istischen Bedingungen nicht mbg-
lich ist, muB erganzt werden durch die Erkenntnis, daB auch antikapi-
talistisch begriffene Sozialarbeit aufgrund der Einbindung der in
ihr Tatigen in den Staatsapparat nur begrenzt mbglich ist. Jedoch
dort, wo sich die Mbgl ichkeit dazu bietet, konsequent zu nutzen ist.
Die Nutzung der sich bietenden Mbglichkeiten in der Reformstrategie
kommt dem Anspruch, 'Verblindeter des Proletariats' zu sein, flir die
praktische Arbeit entgegen.
- 46
LITERATURVERZEICHNIS
ZUM 6ESAMTEN SCHWERPUNKTTHEMA
DIESES INFOS
1) Kursbuch 31, Berlin 1973, S. 85
2) Lenin , W.I., Hefte zum Imperial ismus, Berlin 57, S. 250
3) Zit. nach: Muller/NeusLiS, die Sozialstaatsi llusion, in: SOPO
6/7, Berlin 70, S. 52
4) Mit dem Begriff des Reformismus ist eine Strbmung innerhalb der
Arbeiterbewegung bezeichnet, die davon ausgeht, daB a 11 ein durch
Reformen die kapitalistische in eine sozial istische Gesellschafts-
ordnung libergefuhrt werden kbnne.
Welter Literatur zum Reformismus:
G. Flilberth, zur Genese des Revisioni sinus in der deutschen So-
zialdemokratie, in: Das Argument 63/Marz 71 '
Lenin, W. I., Gegen den Revisionismus , Berlin 1959
und: Eduard Bernstein, die Voraussetzungen des Sozialismus und
die Aufgaben der Sozialdemokratie, Hamburg 1970
Bernsteins Voraussetzungen einer Neubestimmung der SPD-Politik
sind weniger theoretisch gewonnen als empirisch. B. stutzt seine
Argumentation im wesentlichen auf - die relative Stabilitat des
Kapitalismus, - die Tendenz zur Demokratisierung des Staates, wo-
fu'r Wahlrecht und Sozialversicherungen als Indiz genommen werden.
Bernsteins Intention war vor allem, der Partei durch Fallenlassen
des "Verbalradikal ismus" grbBere Chancen eine Blindnisses mit den
Liberalen Parteien und Mittelschichten zu erbffnen. Hie allerdings
Stimmengewinne in politische Macht umzusetzen seien, blieb eine
offene Frage.
5) Wolfgang Abendroth, Aufstieg und Krise der Sozialdemokratie,
Frankfurt/M. 1959, (vgl.)
6) Rosa Luxemburg, Sozialreform oder Revolution, Leipzig 1970,S.34ff
7) Franz Eulenburg, die Klassenverschiebung nach dem Krieg, Jena
1926, S. 105f
8) ebenda, S. 102
g) ebenda, S. 183
10) Autorenkollektiv SDS/KU, der Untergang der Bildzeitung, ohne
Ort u. Jahr, S. 16
11) Zit. nach: ebenda, S. 18ff
12) vgl. Kursbuch 31, S. 29 ff
13) Kogon/Abendroth u.a., der totale Notstandsstaat, Frankfurt/M. 1965
14) SPD-Redaktionskollektiv, Wem nu'tzt die Model lbewegung, SPK
Nr. 12/13, Berlin 1970
(vgl. dazu auch:) Bergmann u.a., Rebellion der Studenten, Hamburg
1968
15) Mliller/NeusiJB, Die Sozialstaatsillusion, a.a.O. S. 68
16) Friedrich Engels, Der Ursprung der Familie des Privateigentums
und des Staates, in: MEW 21, S. 165
17) vgl. dazu: Lenin, der Imperial ismus als hbchstes Stadium des
Kapitalismus
(
(
(
(10)
(12)
- 47
(18) Andre Gorz, Der schwierige Sozialismus, Frankf. 1968, S. 90
(19) Wolfgang Lefevre, Zum historischen Charakter und ... (siehe
Lit.Verzeichnis) in diesem Zusammenhang interessiert der
"Exkurs zur Staatskategot-ie, S. 65-87
(20) vgl. dazu: Dieter Lapple, Staat und allgemeine Produktionsbedin-
gungen, Westberlin 1973, 1. Teil
(21) Gorz, a.a.O. SI 73
(22) Marx/Engels, Manifest der kommunistischen Partei
(22a) Jlirgen Kuczynski, Klassen und Klassenkampfe, Berlin 1972, S. 143
(23) vgl. dazu SPK Nr. 14, Sozialstaat oder Klassengesellschaft,
Berlin 1970
(23a) J. Kuczynski, a.a.O., S. 148
(23b) Autorenkollektiv Darmsta'dter Studentenzeitung, SPD und Staat,
S. 30 Berlin 1974
"Bezogen auf die Umweltverschmutzung und -zerstorung bedarf es
heute nicht einmal allein der wissenschaftlichen Analyse, son-
dern es geniigt oft der Augenschein, bzw. tiefes Durchatmen, urn
festzustellen, dal3 die - wie die herrschenden Ideologen behaup-
ten - durch hohes Wirtschaftswachstum erreichte Lebensqualitat
wieder vernichtet wird. Offensichtl ich passierten wir bereits
einen Wendepunkt in der Entwicklung der kapital istischen Produk-
tionsweise, von dera an weiteres Wachstum umfassend die naturli-
chen und gesellschaftl ichen Lebensbedingungen der Massen in
Frage zu stellen beginnt. Die gewaltigen Produktivkra'fte, die
durch die Entwicklung der kapital istischen Produktionsweise ent-
faltet wurden, wenden sich destruktiv gegen ihre Trager, die
vom Kapital gesellschaftl ich, arbeitsteilig und kooperativ or-
ganisierte Klasse der produktiven Arbeiter - bzw. gegen alle,
die in den hochentwickelten kapital istischen Metropolen leben
und nicht das Privileg idyllischer, gru'ner, Tessiner Wohlstands-
inseln innerhalb einer verdreckten Umwelt genieBen."
(24) Kursbuch 31, a.a.O., S. 48
(25) vgl. dazu, Karl Marx, Das Kapital I, 23. Kapitel
(26) Autorenkollektiv, Gefesselte Jugend, Frankf. /M. 1971, S. 43
(27) Hollstein/Meinhold, Sozialarbeit unter kapitalistischen Pro-
duktionsbedingungen, S. 18ff
(28) Hans Achinger, Soziale Sicherheit, Stuttgart 59
(29) G.F. Hegel, Politische Schriften, Berlin 1912, S. 11-12
(30) SPK Nr. 23, Aussageverweigerungsrecht fur Sozialarbeiter, Berlin
1 972
(31) AKS Berlin Red. Kollektiv, in: Hollstein/Mainhold a.a.O.S.232 ff
(32) ebenda, S. 233
(33) vgl. SPK Nr. 31/32, zur Kritik der integrativen Methode, Berlin
1973
(34) A. Salomon, soziale Berufsarbeit, S. 39
(35) ebenda, S. 46 f
(36) vgl. dazu SPK Sondernummer Nr. 7, Berlin 1970
(37) Wem niitzt die Model lbewegung? - SPK Nr. 12/13, Berlin 1970
(38) F.J. Roethl isberger, Betriebsfuhrung und Arbeitsmoral
(40) ebenda - Dokumentation
41) Vgl. Vorstudie zum Sozial-Atlas - SPK Nr. 20, Berlin 1971
42) Claus Offe, Biirgerinitiativen und Reproduktion, Fischer,
Band 1233, S. 163
43) Politische Disziplinierung von Sozialarbeitern in Neukolln,
SPJ Nr. 30, Jahrgang 1973/Info Sozialarbeit Nr. 5
48
(44) Engels, Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des
Staates, Berlin 1971, S. 191
(45) Andre Gorz, Der schwierige Sozialismus, Frankfurt 1969, S. 169
(46) ebenda, S. 142
BOCHERLISTE ZUM SCHWERPUNKTTHEMA
Abendroth, Wolfgang - Aufstieg und Krise der deutschen Sozialdemokra-
tie, Frankfurt/M 1969
Autorenkollektiv Darmsta'dter Studentenzeitung - SPD und Staat,Bln.l974
Autorenkollektiv - Gefesselte Jugend, Fu'rsorgeerziehung im Kapita-
lismus
Autorenkollektiv SDS/KU - Der Untergang der Bildzeitung, ohne Ort
und Jahr
Bergmann und andere - Rebellion der Studenten, Hamburg 1968
Fulberth, Georg - Zur Genese des Revisionismus in der deutschen So-
zialdemokratie von 1914, in Argument Nr.63, 13 Jg./Marz 71
Gorz, Andre - Der schwierige Sozialismus, Frankfurt/M 1965
Hollstein, W./Meinhold - Sozialarbeit unter kapitalistischen Bedin-
gungen, Frankfurt/M 1973
Kogon/Abendroht u.a. - Der totale Notstand, Frankfurt 1965
Kuczynski, Jlirgen - Klassen und Klassenkampfe, Bin. 1972
Kuhn, Hans-Martin - Der Institutional ismus als Strategie, Disserta-
tion FUB 1971
Lapple, Dieter - Staat und allgemeine Produktionsbedingungen, West-
Berlin 1973
Lapinski, P. - Der Sozialstaat, Etappen und Tendenzen seiner Entwick-
lung, ohne Ort und Jahr
Lefevre, Wolfgang - Zum historischen Charakter und zur historischen
Funktion der Methode biirgerlicher Soziologie, Frankfurt/M 1971
(Insbesondere der Exkurs zur Staatskategorie, S. 65-87)
Lenin, W.I. - Staat und Revolution, Berlin 69
Lenin, W.I. - Gegen den Revisionismus, Berlin 59
Lenin, W.I. - Hefte zum Imperial ismus, Berlin 57
Luxemburg, Rosa - Politische Schriften, Leipzig 1970
Marx, Karl - Das Kapital 1 Bd. MEW 23, Berlin 62
Muller/Neusu'B - Die Sozialstaatsillusion und der Widerspruch von
Lohnarbeit und Kapital, in: SoPo 6/7, Berlin 1970
Rabehl, Bernd - Geschichte und Klassenkampf , Berlin 1973
Rote Hilfe West-Berlin - Staatsgewalt, Reformismus und die Politik
der Linken, Kursbuch 31, Kursbuch Verlag/Wagenbach 1973
Streisand, Joachim - Deutsche Geschichte von den Anfangen bis zur
Gegenwart, Kbln 1972
49 -
SOZIALISTISCHES BtjRO + VERLAG 2000 GMBH
ALLE LIEFERBAREN TITEL: FROHJAHR 197 4
Ansatzpunkte sozialistischer Politik in der BRD - Thesen der
Arbeitsgruppe Sozialistisches BLiro, DM 2.-- (Stand von 1970)
Kofler/Buro: Vom Handelskapitalismus zum Neo-Imperialismus der
Gegenwart. Eine Einfiihrung in die Entwicklung der biirgerlichen
Gesellschaft, DM 5.-
Conert: Die politischen Grundrichtungen innerhalb der deutschen
Sozialdemokratie vor dem ersten Wcltkrieg, DH 5.—
Schafer: Die Kommunistische Internationale und der Faschismus, DM 5.—
Evers/Lehmann: Poli tisch-Okonomische Determinanten fiir Planung und
Politik in den Kommunen der BRD. DM lo.--
Autorenkollektiv Assistentenpool : Bedingungen und Perspektiven der
Stadtteilarbeit, DM 4.—
Van Spall: Obersicht deutschsprachiger Periodika der unabha'ngigen
sozialistischen Linker, DM 2.5o
REIHE BETRIEB UND GEWERKSCHAFTEN
Redaktionskollektiv "express": Spontane Streiks 1973 - Krise der
Gewerkschaftspolitik, DM 6.—
Politisches Ende der EVA? Dokumentation zum MedienverstSndnis der
Gewerkschaften, DM 3.--
Conert: Gewerkschaften heute - Ordnungsfaktor oder Gegenmacht, DM 3. —
Redaktionskollektiv "express": Gewerkschaftliche Vertrauensleute
fiir eine antikapi talistische Betriebsstrategie, DM 2.5o
Betriebsratswahl Merck 1972. Eine Dokumentation, DM 4.--
REIHE INTERNATIONALE SOLIDARITY
Dokumente zur Entwicklung in Chile, DM 5.—
Wenzel/Krippendorff/Agnoli: Klassenkampfe und Repression in Italien.
Am Beispiel Valpreda, DM 5.--
Brasilien-Report, DM 2.5o
Industrialisierung, Fremdkapital und Zwangsarbeit in Siidafrika, DM 4.--
Portugal und die NATO, DM 4.--
REIHE ROTER PAJKER
Unterrichtseinheit (UE) Arbeit, DM 4.—
UE Verhaltenssteuerung - Abweichendes Verhalten, DM 4.—
UE Lehrlingsausbildung in der BRD, DM 3.5o
UE Lateinamerika, DM 4.—
Disziplinierung von Lehrern. Materialien, Analysen, Hinweise zum
Berufsverbot, DM 4.--
Materialien zur Arbeitsfeldanalyse des Lehrerberufs, DM 4.--
Materialien zur Geschichte der politischen Lehrerbewegung I
(1789 - 1933), DM 2.5o
Materialien zur Schulbuchproduktion. Analyse, Tendenzen, Alterna-
tiven, DM 4.--
UE Bundeswehr und Rustung in der BRD, DM 5.--
UE: Arbeiterliteratur, DM 5. —
PLAKAT-BAUERNVERLAG
Alavi: Theorie der Bauernrevolution, DM 4.—
Rechtziegler: Westdeutsche Landwirtschaft im Spatkapi talismus , DM 5.--
Bauer was nun? Beitrage zur Agrarfrage in der BRD, DM 4.--
Kemper: Marxismus und Landwirtschaft, DM 5.--
Bergmann: Agrarpolitik und Agrarwirtschaft sozialistischer Lander, DM lo.
Hampicke: Zur Kritik der biirgerlichen Agrarokonomie, DM 6.—
Verlag 2ooo GmbH, 6o5 Offenbach 4, Postfach 591
REPRESSIVE MASSNAHMEN
IM SOZIALBEREICH
Fall 1: 4 Entlassungen im Jugendamt Mannheim
In MannheiPi leben liber 62 000 Jugendliche im Alter zwischen 6 und
21 Jahren. fiir diese Jugendlichen sieht die Stadt im Bereich der
Freizeit hauptsachlich folgerde "MaBnahmen" der Jugendarbeit vor:
- Ein Dauerangebot innerhalb der Jugendfreizeitheime und
- Sonderaktionen, wie z.B. die Sommerferienspiele.
Die Stadt unterha'H daflir 6 Freizeiteinrichtungen fiir Kinder und
Jugendliche. Davon fallen praktisch 3 aus:
- Das Jugendgastehaus Sandhofen ist fiir die Jugendlichen des Stadt-
teils nicht zuganglich. Dort finden nur noch Tagungen statt.
- Das Jugendheim Schonau wird renoviert und das seit fast einem Jahr.
Hier gibt es nur gedrosselte Offnungszeiten. Das Angebot beschrankt
sich auf Kurse im Fotografieren, Kochen, Basteln und Malen. Jugend-
liche, die dabei nicht mitnachen wollen, diirfen nicht ins Haus.
- Auf der Vogelstang ist seit letzten Herbst die "Jugendbaracke" weg-
gefaflen. Es gnbt dort nur noch den "Jugendladen", ein Raum von
ca. 30 qm.
Dem miserablen Raumangebot und der ungenu'genden finanziellen Ausstat-
tung hat nun das Jugendamt durch die plotzliche Entlassung von 4 Mit-
arbeitern des Nachbarschaftshauses Rheinau am 2.5.74 die Spitze auf-
gesetzt.
Das Nachbarschaftshaus Rheinau ist eine Einrichtung der Stadt Mann-
heim. Es wird hauptsachlich von Kindem und Jugendlichen besucht. Die
durchschnittliche Besucherzahl pro Woche betragt 800 Kinder und Ju-
gendliche. Diese kommen zu einem grolJen Teil aus kinderreichen Arbei-
terfamilien. Sie kbnnen ihre Freizeit nicht in den zu kleinen Woh-
nungen verbringen und sind deshalb auf das Jugendfreizeitheim ange-
wiesen. Hinzu kommt, daB meist beide Elternteile arbeiten. Das Ta-
schengeld reicht auch nicht aus fiir den Besuch teurer Discotheken in
der Stadt. .
Fur die Betreuung der Besucher des Nachbarschaftshauses Rheinau waren
im letzten halben Jahr 2 1/2 festangestel lte Mitarbeiter tatig. Dazu
kamen 1 Praktikant und 10 Mitarbeiter, die nur stundenweise bescha'f-
tigt waren, sogenannte Honorarkrafte. Von diesen wurden jetzt vier
rausgeschmissen. Sie wurden rausgeschmissen,
- weil sie die Selbstverwal tungsversuche der Jugendlichen unterstutzten;
- weil sie sich als"Berater"und nicht als "Aufpasser" anboten;
- weil sie auf die Interessen der Jugendlichen und Kinder roehr ein-
gingen, als auf die Vorstellungen des Jugendamtes, das fiir die
stadtische Jugendpolitik verantwortl ich ist.
(Dokumentation: C.Lenz, 68 Mannheim, Lange Rbtterstr. 23)
- 51 -
Fall 2: Landesjugendring Bremen wehrt sich
gegen Eingriffe des Senates
Am 18. Juni wurde der Vorstand des "Landesjugendring Bremen e.V."
vom Senator fur Soziales, Jugend und Sport aufgefordert, die bei
ihra angestellten Bildungsreferenten "vorsorglich" zum 31.12.74 zu
klindigen. Diese MaBnahme wurde folgendermaBen begrlindet:
"Die Anstellung der Bildungsreferenten war eine Obergangslbsung bis
zum Inkrafttreten des neuen Jugendbildungsgesetzes am 1.1.75."
(Bisher war die auBerschulische Jugendarbeit durch ein Referentenpro-
gramm vorlaufig geregelt) Im Rahmen des neuen Gesetzes - so der Sena-
tor - sei z.Zt. "vollig offen, ob kiinftig noch der Landesjugendring
. . .Anstellungstrager fur Bildungsreferenten sein wird". (Schreiben
des Senators vom 18.6.74)
Der Vorstand des Landesjugendringes dagegen gent davon aus, daB er
auch weiterhin Trager auBerschul ischer Jugendbildung sein wird, und
die Arbeit der Bildungsreferenten im Sinne des neuen Gesetzes fort-
gesetzt werden kb'nne. Er lehnte daher die sogenannte "vorlaufige"
Klindigung der Referenten, die ihm und der Verwaltung laut Senatsbe-
grlindung "Handlungsfreiheit. . .zur Lbsung der anstehenden inhaltlichen
und strukturellen Probleme" sichern sollte, mit dem begrundeten Hin-
weis ab, daB die Klindigung de facto endgliltig sei, da sie die Betrof-
fenen zwinge, sich urn neue Stellen zu bemuhen.
In einem offenen Brief an sei
wies der LJR Bremen darauf hi
in Form des behbrdlichen Kiind
in den zustandigen Gremien, g
tischen Gepflogenheiten stehe
Eingriff in die Autonomie fre
kung des politischen Handlung
hauptberuflichen Mitarbeiter"
Der Konflikt ist derzeit unen
ne Mitglieder sowie Parteien und Presse
n, daB die Behandlung von Personal fragen
igungsdekrets ohne vorherige Erbrterung
rundsatzl ich im Widerspruch zu demokra-
und daB er darin "einen gravierenden
ier Trager" sehe, der nur als "Einschran-
sspielraums der Jugendverbande und ihrer
bewertet werden kbnne.
tschieden.
(Landesjugendring Bremen, 28 Bremen, Kalkstr. 6)
Fall 3: Jugendamt Bremen entla'Bt Fortbildungsreferenten
"Nash sorgfaltiger Prufung teilen wir Ihnen mit, dali wir die Zusam-
menarbeit mit Ihnen und Invent Team in unseren Fortbildungsseminaren
innerhalb der Abteilung Jugendforderung nicht fortsetzen kOnnen. "
So beginnt ein vom 12.6.1974 datiertes Schreiben des Leiters des
Jugendamtes der Stadt Bremen, ''arschner. Empfanger sind Dr. Christian
Marzahn, Hans Kamp und Christel Schu'tte, die seit einem Jahr ein
Fortbildungsprogramm unter dem Thema: "Politische Bildung im Jugend-
freizeitheim", im Auftrage des Bremer Jugendamtes mit Kollegen der
Jugendfreizeiteinrichtungen durchflihrten.
- 52 -
Die Fortbildungsarbeit gliederte sich in drei Lehrgange:
- im ersten ging es urn die schichten- und klassenspezifische Arbeits-
und Lebenssituation der Jugendfreizeitheimbesucher, um die Funk-
tion, die die Freizeit zur Aufrechterhaltung der kapitalistischen
Produktionsverhaltnisse hat und die Frage, an wessen Interessen
sich eine Freizeitarbeit orientieren muB, die sich dieser Funktion
nicht unterwerfen will;
- im zweiten wurde Liber die institutionellen Gesetzma'Sigkeiten und
Widersprliche gearbeitet und Konsequenzen flir die Durchsetzung von
Arbeitsbedingungen im Interesse der Freizeitheimbesucher entwickelt;
- der dritte Lehrgang schlieBlich dients der Auswertung inzwischen be-
gonnener Aktivita'ten und der Ausarbeitung weiterer praktischer An-
satze eines Konzepts politisch verstandener Jugendfreizeitarbeit.
Eben an diesem Punkt hielt dies die Leitung des Jugendamtes Bremen
flir nicht mehr vertretbar, da "der Inhalt und die Methoden Ihrer
Arbeit (die des Fortbildungsteams, d. Verf.) zu einer zunehmend
einseitigen politischen AusHahtung eines Teils der Mitarbeiter und
daw.it zu einer politischen Polarisierung innerhalb der Arbeit der
Abteilung Jugendforderung gefuhrt haben", wie der Jugendamtsleiter
in bewuBtem Brief formuliert.
War die Entwicklung der Fortbildungsveranstaltungen schon sehr bald
miBtrauisch von der Burokratie bea'ugt worden, sah man sich seitens
des Jugendamtes in dem Moment zum Abbruch der Fortbildung veranlaBt,
als sich herausstellte, daB die gemeinsame Arbeit liber die objektiven
Widerspr'uche und Konflikte im Bereich der Jugendfreizeit nicht im
Theoretischen verblieb, wie man es aus sonstigen konformen Veranstal-
tungen her kennt, sondern praktische Konsequenzen hatte, namlich den
Versuch, die Arbeitssituation zu verandern.
Als sich die Kollegen der Fortbildungsreihe mit anderen von der
Burokratie disziplinierten Mitarbeitern einer Freizei teinrichtung
solidarisierten - obwohl Herr Marschner dies ausdriicklich verboten
hatte - sah dieser keine "Mbglichkeit einer Zusammenarbeit mehr."
In ihrem Antwortschreiben haben die drei Betroffenen des Teams die
Vorwlirfe zurlickgewiesen und dargelegt, daB in dieser Fortbildungs-
veranstaltung gerade nicht manipuliert wurde:
"Abgesehen dawn, daJi hinter dieser Meinung (die Polansierung sei
das Ergebnis politischer Indoktrination, die Verf.) die ebenso
g&ngige, wie falsche Auffassung Von der politisohen Verfuhrbarkeit
vieler durah einige wenige zu stehen soheint - die wir nicht teilen,
veil sie politische Unmundigkeit und Verfuhrbarkeit der Menschen ^
unterstellt, wo die Bedingungen angegeben werden muliten,^ die poli-
tisches Lernen ermoglichen oder verhindern - scheinen Sie unsere
Fortbildungsarbeit doch erheblich zu ubersch&tzen. Die wissenschaft-
liche und politische Diskussion um die Funktion und die Orientie-
Pimg der Jugendarbeit hat ja niaht erst mit unseren Fortbildungsse-
minaren begonnen; sie ist selbst ein Produkt der objektiven Wider-
svruche und Konflikte, denen Jugendarbeit unter unseren gesellschaft-
Uchen Bedingungen ausgesetzt ist." (aus dem Antwortschreiben der
Teammitglieder, vom 18.6.74).
53
Ob Heir Marschner diese Aussage begriffen hat, erscheint zweifelhaft.
Unzweifelhaft hingegen ist, daB er sich gema'B seiner staatlichen
Funktion verha'lt und erkannt hat, daB es ausschlieBl ich mit Hilfe von
Repression z.Zt. noch mbglich ist, eine Infragestellung seiner Legi-
timation zu verhindern - und nicht nur seiner.
Die Teammitgl ieder planen die Herausgabe einer Dokumentation Uber
die Fortbildungsarbeit.
Fall 4: Teilnehmer der Sozialistischen Aktion
fristlos entlassen
Die Saat einiger Gruppierungen innerhalb der Arbeitsgemeinschaft fiir
Jugendhilfe (AGJ) tragt ihre ersten FrUchte. Ende Mai 1974 benutzte
die AGJ die Vorbereitungen der Sozialistischen Aktion zura Jugendhil-
fetag als Vorwand, urn den Jugendhilfetag 1974 abzusagen und einer
inhaltlichen Auseinandersetzung auszuweichen (siehe "links" Nr. 52,
56, 57 und Info Sozialarbeit Nr. 6 und 7). In diffamierender Form -
die Berufsverbote und politischen Disziplinierungen einkal kul iert -
stellte sie in ihren Verbffentl ichungen die Teilnehmer der Sozialisti-
schen Aktion als "chaotische, intolerante, undemokratische und die
freiheitlich-demokratische Grundordnung bekampfende" Gruppe dar.
Die ersten Entlassungen lieBen dann auch nicht lange auf sich warten:
2 Mitarbeitern der Victor-Gollancz-Stiftung (VGSt) in Frankfurt,
einer bundeszentralen, vom BMFJG finanzierten Fortbildungsinstitu-
tion flir Sozialarbeiter/SozialpSdagogen, wurde fristlos geklindigt.
Welche Duplizitat der Ereignisse - am 29.5. stimmt der 1. Vors.
dieser Stiftung, ohne vorherige Absprache mit der Mitgliederschaft
und unter Ausschaltung der demokratischen Organe fiir die Absetzung
des Jugendhilfetages;
- am 17.6. wird der Gescha'ftsfuhrer der AGJ als Mitglied der VGSt
kooptiert und sofort in den Vorstand gewahlt,
und vier Wochen spa'ter erfolgt die Klindigung der beiden Kollegen
H. Bott und H. Swoboda (beide hatten an dem Vorbereitungstreffen der
Sozialistischen Aktion in Hamburg teilgenommen). Als Grlinde flir die
Entlassung mlissen "Unregelma'Bigkeiten in der Arbeit" herhalten,
durch die das Vertrauensverhaltnis zwischen dem 1. Vors. und den
beiden Mitarbeitern zerstbrt sei.
Die VGSt verfiigte bisher - aufgrund ihrer "demokratischen Struktur"
(?) und ihres an den Interessen der "Klienten" und der Sozialarbei-
ter/Sozialpadagogen orientierten Fortbildungsansatzes, bei Sozialar-
beitern/Sozialpa'dagogen an der Basis liber ein sehr groBes Ansehen -
Bundesjugendministerium, die Tragerverbande und Chefs in den Verwal-
tungen beobachteten die Fortbildungsinstitution und die Verbffent-
lichungen der verschiedenen Arbeitsgruppen zunehmend skeptischer;
erst vor wenigen Monaten erhielt der konservative Deutsche Verein
fiir bffentliche und private Fiirsorge die Zusage des BMFJG zur Durch-
fuhrung eines Model Iprojektes zur Fortbildung im Elementarbereich -
- 54 -
die Vertreter der groBen Verbande Caritas, Diakonisches Werk, Stadte-
tag hatten sich gegen das vorhandene Konzept der VGSt durchgesetzt,
ohne selbst ein inhaltliches Konzept entwickelt zu haben.
Die Kundigungen stellen daher nicht nur eine Disziplinierung von
Teilnehmern der Sozialistischen Aktion dar, sondern leiten eine Ein-
schrankung des fortschrittlichen Fortbildungskonzeptes, das sich durch
seinen konsequenten Theorie-Praxis-Bezug auszeichnete, ein. Nicht
ganz von der Hand zu weisen sind Vermutungen, wonach es einige Ver-
treter der Tragerverbande und auch das BMFJG gern sahen, wenn die
VGSt als Fachabteilung in den Deutschen Verein eingegliedert werden
wurde. Noch ist es aber nicht soweit, und der Widerstand an der
Sozialarbeiterbasis regt sich allenthalben.
Mitglieder der VGSt, ehemalige Lehrgangsteilnehmer, Padagogen und
Wissenschaftler, Sozialarbeiter/Sozialpadagogen protestierten bereits
gegen diese Disziplinierung und fordern die sofortige RUcknahme der
Klindigung.
Genossinnen, Genossen, Kolleginnen und Kollegen! H. Bott und H. Swoboda,
die beide gegen diese Klindigung vor das Arbeitsgericht gehen, beno-
tigen unsere Solidaritat. Schreibt an den Vorstand und die Mitglieder
der VGSt, 6000 Ffm., Wilhelm-Leuschner-Str. 25, und fordert ihn/sie
auf, unverziiglich die fristlose Entlassung der beiden Kollegen zuru'ck-
zunehmen und keine Abstriche des Fortbildungskonzeptes vorzunehmen.
Durchschriften bitte an das Redaktions-Kollektiv Info Sozialarbeit
im Sozialistischen Biiro, 605 Offenbach 4, Postfach 591.
Fall 5: Bewohner von Obdachlosensiedlungen
kampfen flir ihre Rechte
"UNS REICHTS! WIR WOLLEN MENSCHLICH WOHNEN!
WIE LANGE WERDEN WIR NOCH VERSCHAUCKELT? NUR WEIL WIR
"ASOZIALE" SIND? "
So beginnt ein Flugblatt von Bewohnern Frankfurter Obdachlosensied-
lungen,mit dem sie"sich am 28.9.74 unterstutzt von Sozialarbeitern
und der Initiative Mieterbund-Unione Inquilini an die Offentlichkeit
und den Kommunalpol itischen Parteitag der Frankfurter SPD wandte.
Vor ca. 2 Jahren beschloB man im Magistrat in einem groB angelegten
Sanierungsplan die Auflbsung aller Obdachlosensiedlungen: Einwei-
sungsstopp flir Notunterklinfte, den derzeitigen Bewohnern sollte nach
und nach normal er Wohnraum zur Verfligung gestellt werden (siehe
Info Sozialarbeit Nr. 2)
Den Bewohnern der "Ahornstr.", die oft schon langer als 10 Jahre in
"solchen Behausungen leben":
"- inrner schief angeguckt zu werden,
- pro Person nur 9 qm Wohnraum,
- mit 6-7 Familien auf einem Flur,
- 55 -
- keine abgeschlossene Wohnung zu haben,
- miserable sanitare Anlagen etc."
wurden fur dieses Jahr neue Sozialwohnungen versprochen. Seit 7 Mona-
ten hatten sie eine Zusage, gemeinsam haben sie sich auf den Umzug
vorbereitet, neue Mb'bel angeschafft und auf die Zusage der Stadt
vertraut.
Doch aufeinmal wollte man im Sozialdezernat und im Wohnungsamt da-
von nichts mehr wissen - "besonders Sozialdezernent Berg wollte nur
15 von 35 Familien einziehen lassen, der Rest sollte vertrostet bzw.
auf Altbau- und Dachwohnungen irgendwo verteilt in der Stadt abge-
speist werden.
Berg hatte aber seine Rechnung ohne die Bewohner gemacht, sie ver-
standen,fijr ihre Rechte zu kampfen, sie zogen zum kommunalpoliti-
schen Parteitag, machten ihre Rechnung auf und forderten die Einhal-
tung der Versprechungen.
Durch die gemeinsamen Diskussionen und vorbereitungen auf den Umzug
hatten sie erfahren, daB sie nur gemeinsam etwas erreichen konnten,
sie wollten nicht isoliert voneinander wohnen, sie wollten, daB ihre
Kinder in den gewohnten Kindergarten und die Schule gehen konnten
und auch ihren Arbeitsplatz in der Na'he nicht aufgeben:
"DAS AILES LASSEN WIR UNS NICHT NEHMEN! WIR WOLLEN IN DIE AUSGE-
SUCHTEN UND BEREITS ZUGESICHERTEN SOZIALWOHNUNGEN EINZIEHEN, WIE ES
DAS RECHT OEDER "NORMALEN" FAMILIE 1ST!"
Den Sozialdemokraten blieb nichts anderes librig - denn wer la'Bt sich
vor den Landtagswahlen schon nachweisen, daB Versprechen nicht ein-
gehalten werden - diese Forderungen anzuerkennen und ihren Sozial-
dezernenten zurlickzupfeifen.
Der gemeinsame Kampf der Bewohner hatte Erfolg - ein Grund fur sie
zu feiern.
(Dokumentaticn Fritz Reidenbach ., 6 Ffm., Sigmund-Freud-Str. 103)
JUGENDCLUB SUCHT MITARBEITER
Wer hat Lust innerhalb der Initiativgruppe Eulenkopf
mit den Jugendlichen einer Randsiedlung zu arbeiten?
Es sind auch Stellen frei fur Jahrespraktikanten.
Anfragen und Bewerbungen an:
Christine Tute , 63 Giessen,Hardtallee 29
JUGENDHILFE IN DANEMAHK
Eine Dokumentation ( 1oo S.) uber eine Studienfahrt von Heim-
erziehern,FHS-Studenten und Dozenten.
Berichtet wird uber Jugendhilf eeinrichtungen(insbes .Heimerziehung) ,
Alternativmodelle und die Vor- und Nachbereitung der Studienfahrt.
Zu beziehen gegen Voreinsendung von DM 3> — + Porto(ab 1o Hefte
2o$ Rabatt) bei : Marie-Luise Buchzoik, 6 Frankfurt I.ZeiBelstr. 8
PSCHA Frankfurt Nr. 18 19 83 - 6o2
Fall 6: Jugendhaus in Frankfurt-Bockenheim besetzt
Polizei inszeniert StraBenschlacht
Seit 1 1/2 Jahren kampfen die Jugendlichen der "Jugendhausinitiative
Bockenheim"fiir ein Jugendhaus. In den vergangenen Jahren wurde ihnen
ein Haus nach dem anderen zugemacht: das Nachbarschaftsheim brannte
1972 ab und wurde bis heute nicht wieder aufgebaut, die Ra'ume des
Jugendclubs v. Jugendsozialwerk und der Markus-Gemeinde wurden 1973
aufgekundigt.
Die Jugendlichen aus den geschlossenen Jugendclubs haben sich darauf-
hin zu einer Jugendhaus-Intiative zusammengeschlossen: "Wir wollen
nicht nur in der Freizeit, sondern auch in Elternhaus, Betrieb und
Schule unsere Rechte durchsetzen, denn wir wollen nicht in Ohnmacht
und Abhangigkeit aufwachsen, sondern lernen, selbst zu bestinmen,
was wir wollen und machen. Dazu brauchen wir ein Jugendhaus, das
von uns selbst gestaltet und verwaltet wird - ein selbstverwaltetes
Jugendzentrum!"
Die Jugendlichen haben Briefe an das Jugendamt geschrieben und 20
geeignete, leerstehende Hauser vorgeschlagen, sie haben durch eine
Reihe verschiedener Aktivitaten weitere Jugendliche angesprochen
und mit den Initiativen aus anderen Stadtteilen zusammengearbeitet,
da sie bald merkten, daB sie von der Stadt (Jugendamt) gegeneinan-
der ausgespielt wurden.
Vom Jugendamt wurden sie immer wieder vertrostet und mit der Bemer-
kung abgespeist, es sei kein Geld fiir das Jugendhaus in Bockenheim
vorhanden. Die Jugendlichen lieBen aber nicht locker und am 5.7.74
wurde ein seit 2 Jahren leerstehendes Haus (ehemalige Sozial station
in der Varrentrapstr. bei einer offentlichen Begehung mit der Sach-
gebietsleiterin Abt. "Jugendpflege" und einem Vertreter des Schul-
amtes (das Haus untersteht dem Schulamt) als fiir geeignet befunden.
Wer nun gehofft hatte, die Jugendlichen wurden bald das Haus erhal-
ten, sah sich getauscht - Jugendamt und Schulamt schoben sich gegen-
seitig die Verantwortung zu und praktizierten Hinhaltetaktik.
Verschauckeln wollten sich die Jugendlichen aber nicht lassen: nach
einem Fest am 18.10. in der Sozialstation Bockenheim, zogen uber
200 Jugendliche zu dem leerstehenden Haus und besetzten die sich im
tadellosen Zustand befindende Sozialstation.
Gegen 23 Uhr - (die Verhandlungen zwischen den Jugendlichen und dem
zusta'ndigen Jugendamtsleiter Faller - "so kbnnt ihr es doch nicht
machen" - dauerten nicht lange) ruckte die Polizei mit einer Hundert-
schaft und zwei Wasserwerfern an, sperrte die StraBe und raumte nach
und nach das besetzte Haus. Ca. 150 Jugendliche wurden brutal im
Polizeigriff in U-Haft abgeflihrt.
Mittlerweile hatten sich auf der Hamburger Allee eine Menschenmenge
angesammelt - Jugendliche, Studenten und Anwohner diskutierten diese
Raumung, empbrten sich uber die Vorgehensweise der Polizei, insbes.
als bekannt wurde, daB das Jugendhaus in den nachsten Tagen uber-
geben werden sollte und schon 80 000 DM im Etat eingeplant sind.
- 57 -
Aber Diskussion und Emporung sind der Polizei schon zuviel, ohne
Vorwarniing fing die Polizei an, StraBen und Biirgersteige mit ihren
Wasserwerfern zu saubern. "Dann gabs Wasser, Tranengas, Steine,
Wasser, Tranengas, Steine. Die Bullen kamen nicht auf die StraBe
raus, wir hielten die Kreuzung besetzt und immer wenn sie sich vor-
wagten, wurden sie dick mit Steinen eingedeckt. Nach einer Stunde
hi n und her wurde es uns zu bunt, daB die Wasserwerfer uns daran
hinderten, in die StraBe vorzudringen. Wir schoben einen am StraBen-
rand stehenden Bauwagen iiber die Kreuzung in die StraBe rein auf die
Wasserwerfer zu. Dies wurde mit Tranengaskerzen beantwortet, die
einem ganz schon zum Heulen brachten und oben auf dem Haus stand ein
Genosse und schwenkte eine rote Fahne. Die Tranengaswerfer fuhren
vor und versuchten, den Bauwagen von der Kreuzung zu schieben, der
fiel aber um und wurde von dem tonnenschweren Fahrzeug teilweise
zerquetscht und oben auf dem Dach stand ein Genosse
Die Bullen gingen dazu liber, kleine Greiftrupps aus Zivilen zu
bilden, das war fur uns das Zeichen zum Ruckzug."
(aus dem Flugblatt der Jugendhaus-Initiative/Informations-Dienst
v. 20.10.74)
LESERBRIEF/REDAKTIONSMITTEILUNG
PROBLEME
DES KLASSEN- a
KAMPFS J{
13
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weisungen bitte nu- per Post, da Bankijberweisungen mit Gebuhren belastet werden.
Norbert Kostede
Redaktionskollektiv
Gewerkscha ften
Altva ter/Ho ffmann/
Schoeller/Semmler
Pedro Garcia Lopez
Akkumulation und Mittelklassen
Bedingungen sozialistischer
Gewerkschaftsarbeit
Entwicklungsphasen und -tendenzen des Ka-
pitalismus in Westdeutschland (I. Teil)
Materialien zur spanischen Streikbewegung
der letzten Jahre
In den vevgongenen Wochen und Monaten bekamen wir sehr viele Zu—
sehriften, in denen wir urn Auskunft nach Anti-Psychiatrie-Gruppen,
Wohngemeinschaften etc. in der BRD und dem Ausland gefvagt wurden.
Eine Genossin, die damals dringend Kontakte zu solchen Gruppen ge-
suaht hatte, hat uns nun in einem sehr langen und aus ftihr lichen
Brief iiber ihre Kontaktaufnahme zu Gruppen in England berichtet.
Die wiohtigsten Teile dieses Briefes druaken wir hier ab.
Weiterhin moahten wir eine Liste Shnlicher Gruppen und Beratungs-
stellen in der BRD susamnenstellen. llir bitten daher alle Gruppen,
Kontakt- und Beratungsstellen, die sich mit diesen Fragen beschSfti-
gen und auseinandersetzen, uns kurz ihre Anschrift, Konseption und
Arbeitsweise mitzuteilen. Eine zusammengestellte Liste wtirde dann
im Info Sozialarbeit und Info Gesundheitswesen erscheinen kdnnen
bzhi. auf Anfrage Betroffenen mitgeteilt werden.
"Ich war nun fur 2 Wochen in London und hatte auch das Glu'ck, die
richtigen Leute zu treffen. Erstmal schreibe ich Euch die Adressen
auf:
I. "COPE" heiBt die Gruppe, die sich selbst so definiert:
"We are a group of people who see the need in our present fucked-up
society for a new, different, alternative, noncapital iste approach
to peoples' freakauts, bad nerves, madness label it as you will."
("Wir sind eine Gruppe von Leuten, die die Notwendigkeit sieht, in
unserer heutigen abgefuckten Gesellschaft auf eine neue, alternative,
nichtkapitalistische Weise an das Ausgefl ipptsein, die schlechten
Nerven, die Verriicktheit, nennt es wie Ihr wollt, der Leute heran-
zugehen.")
Sie sind eine ganz junge Gruppe, die erst grad jetzt die erste
Wohngemeinschaft anlaufen lieBen, wo "Patienten" aufgenommen werden
kb'nnen. Sie haben aber schon seit langerer Zeit ein Zimmer einge-
richtet, wo fast rund urn die Uhr einer sitzt, wo man hingehen kann
oder anrufen, wenn man glaubt, es geht nicht mehr weiter.
Ober "COPE" kann man alle Bucher iiber Anti-Psychiatrie und alter-
native Psychologie, die noch nicht ins Deutsche Ubersetzt sind,
billig beziehen. Buchlisten kann man anfordern.
pie Adresse ihres Bliros:
COPE, 15 Acklam Road, London W 10 - tel . : 2778786
- 59 -
2. fiPU - Mental Patients Union - arbeitet starker im Bereich der
Offentl ichkeitsarbeit gegen die Zustande in den Psychiatrischen
Krankenhausern (PK) und organisiert sowas wie Betriebszellen in den
PK's, urn die Interessen der "Patienten" dort besser vertreten zu
kbnnen. Sie scheinen radikaler zu sein als alle anderen Gruppen und
lehnen zura groften Teil alle Therapien ab.
Die Adresse:
MPU 37 Mayola Road, Clapton, London, E 5 - tel.: 9865251
3. Anti-Psychiatrie-Gemeinschaften, die die ganze Sache in London
anfingen, wo auch R.D. Laing noch dabei ist:
- Philadelphia Association
74 a Portland Road, London W 11 - tel.: 2890215
Sie haben 4 Wohngemeinschaften im Moment, von denen nichts weiter
zu sagen ist, als das jede sich ihre eigenen Regeln gibt. Die
Psychiater und Sozialarbeiter, die in dieser Organisation sind,
wohnen nicht mit in diesen Gemeinschaften. Sie haben nur beratende
Funktion. Es ist noch zu sagen, dal3 sie ihre Wartelisten haben,
d.h. wenn die Frage ganz dringend auftaucht, entweder Anstalt oder
"Philadelphia-Gemeinschaft", sehen die Chancen sehr m'es aus.
- Arbours Association
55 Dartmouth Park Rd., London NW 5 - tel.: 2670304
Eine Organisation, die vor allem ein Kurz-Zeit-Krisenzentrum un-
terhalt, wo Leute also flir ein paar Wochen Zuflucht nehmen kbnnen,
damit sie nicht in eine Anstalt mlissen.
Sie verlangen aber pro Tag ziemlich viel Geld von den Patienten,
was sehr beschissen ist.
- PNP (People not Psychiatry)
18 Russel Garden Mews, London W 14
Eine Organisation, die liber ganz England ein Telefonnetz hat,
dieses verbffentl icht, so daB man in vielen Stadten Englands Leute
anrufen kann, uber die man dann Kontakte finden kann.
In London haben sie Therapiegruppen, die auf der der Gestaltthera-
pie von F. Perls aufbauen (und meiner Meinung nach sehr gut sind).
Soviel ich jetzt, 3 Monate nach meiner Englandfahrt, gehbrt habe,
gibt's PNP nicht mehr, zumindest laufen in London die Therapie-
gruppen von Ihnen nicht mehr. Warum und wieso sie kaputt gegangen
sind, trotz der guten Therapie, die sie gemacht haben, und inwie-
weit das mit ihrem fehlenden politischen Anspruch zusammenhing,
kann ich Euch vielleicht ein anderesmal mitteilen. (aus einem
folgenden Brief)
4. Was ich Euch vor allem irgendwie mitteilen wollte ist, wie gut
dort in London all diese Alternativen Gruppen zusammenarbeiten und
sich gegenseitig tolerieren: Da gibt's eine Organisation - CLAP.
Die geben einmal im Monat ein Blatt heraus, wo alle neuen und alten
Gruppen und Organisationen, die irgendwelche Alternative-Arbeit
leisten, aufgeflihrt sind und was sie machen und vorhaben (von Frauen-
gruppen, Maoisten bis zu den Landkommunen, die biologisch-dyramisches
Zeug anbauen usw. )
Jede Gruppe gibt einen bestimmten Betrag ihres Geldes an CLAP, das
es dann wieder verteilt, so da(3 die erst neu entstandenen Gruppen,
die noch von nirgendwo Geld bekommen, auch Geld bekommen, urn sich
weiterentwickeln zu kbnnen. Eine Sache also, die das Sozial istische
Bu'ro fiir Deutschland irgendwann einmal ubernehmen mu'Bte, kbnnte,
sollte, was meint ihr?
- 60
Alle Informationen liber Kontaktadressen zu sozial istischen und
sonstigen spontanen Alternativ-Gruppen und Organisationen sind liber
den BIT-Information 146 Great Western Rd. London W 11 zu erfahren.
Alle Infos uber alternative Arbeit im Bereich des Gesundheitswesens
und speziell der Psychiatrie eher liber "COPE".
Tschuss, macht's weiter gut. Gabi wl
2.Arbeitsseminar "Sozialarbeit im Knast" Februar 1975
Das 1. Arbeitsseminar 1975 soil sich mit dem Thema "Sozialarbeit im
Knast" beschaftigen. Ein vorla'ufiges Strukturierungspapier flir das
Arbeitsseminar und den Info Sozialarbeit Nr.9 kann alien Interes-
sierten zugesandt werden.
Wir fordern alle Gruppen und Einzelne, die in dieseni Bereich arbeiten
und an einer Mitarbeit interessiert sind, auf, uns Berichte, Frage -
stellungen, Material ien.Hinweise etc. zu-zuschicken.
Die Koordination flir dieses Arbeitsseminar hat eine Gbttinger Gruppe
Ubernommen.Kontaktadresse: Dbrthe Uhlendorf ,34Gbttingen,Ruhstrathbhe7
3,Juqendpolitisches Forum 6. - 8.12.1975 in Frankfurt
Die in der Initiative Jugendpol itisches Forum zusammenarbeitenden
Gruppen - Bund Demokratischer Jugend/BDP-Deutsche Jungdemokraten-
Naturfreundejugend Hessen-Sozial istische Aktion - haben die Vorbe-
reitungen aufgenommen.
Anmeldung und weitere Informationen liber
Forum-Koordinationsbliro-, 6 Frankfurt 9o
Initiative Jugendpol itisches
Hamburger Allee 49 IV
Das Sozialistische Bliro unterstlitzt diese Initiative und gibt ein
"links"-Extrablatt zum Jugendpol itischen Forum heraus.
Das Extrablatt kann gegen vorauszahlung(in Briefmarken) sofort
bezogen werden.
61 -
INFORMATIONSD I ENST DES SLB
(Sozialistischer Lehrerbund)
Sozialistische Lehrer arbeiten heute vereinzelt, in kleinen
Oder grb'Beren Orten, an Grund-, Haupt-, Real- und Berufsschulen,
an Gymnasien und Gesamtschulen ohne ausreichenden Kontakt zu-
einander. Sie werden oft konfrontiert mit Problemen und Kon-
flikten, raft denen andere Gruppen schon ihre Erfahrungen ge-
sammelt haben. Der SLB-Info soil der Information und Koopera-
tion zwischen sozialistischen Lehrern und deren Organisierung
dienen.
Folgende Info-Ausgaben sind zur Zeit noch erhaltlich:
Ausgabe 12 (Doppelnummer): In dieser Ausgabe sind die wichtig-
sten Beitrage aus den davor erschienenen Infos zusammengestellt.
Ausgabe 13: Schwerpunktthema "Grundschule"
Ausgabe 14: Schwerpunktthema "Gesamtschule"
Ausgabe 15 (Doppelnummer): Schwerpunktthema "Berufsschule"
Ausgabe 16 (Doppelnummer): Schwerpunktthema "Gewerkschaft Erzie-
hung und Wissenschaft"
Ausgabe 17: Schwerpunktthema "Hauptschule"
Ausgabe 18: Zur neuen Funktion des Info - Thesen zur Situation
und Aufgabe von sozialistischen Lehrern - Material ien zur GEW-
Arbeit.
Einfachnummer DM 3. — , Doppelnummer DM 5. —
Jahresabo DM lo.— + DM 2.8o Porto
Auch Probehefte kbnnen nur gegen Bezahlung abgegeben werden.
Bezug: Verlag 2ooo GmbH, 6o5 Offenbach 4, Postfach 591
NEUER INFO IM SOZIALISTISCHEN BORO
INFORMATIONSDIENST GESUNDHEITSWESEN, Heft 1
Im Marz 1974 hat sich ein Arbeitsfeld Gesundheitswesen im Sozia-
listischen Biiro konstituiert. Die erste Ausgabe eines neuen Info
Gesundheitswesen dient einer (gewiss noch unvollstandig^n) Be-
standsaufnahme der bisherigen theoretischen und praktischen Akti-
vita'ten des Arbeitsfeldes. Der Info bringt: Arbeitsberichte von
Uni-Gruppen aus Marburg, Frankfurt, Munster und Mainz; einen
Praxisben'cht aus Munchen der "Sozialmediziner Hasenbergl" (Stadt-
teilarbeit); einen Beitrag eines Berliner Genossen zur Strategie
im Gesundheitswesen; Einscha'tzungen und Konsequenzen aus der OTV-
Tarifrunde im Gesundheitswesen in Westberlin; Briefe und Kurzbe-
richte aus Erlangen, Essen, Wurzburg, Papenburg und Munchen; Auf-
ruf zur Bildung einer Projektgruppe Arbeitsmedizin.
In spateren Ausgaben des Info sol len Ansa'tze politischer Praxis
in der stationaren Versorgung (Probleme am Arbeitsplatz Kranken-
haus, Tendenzen und Alternativen der stationaren Versorgung) sowie
Ansa'tze einer Stadtteilarbeit in der ambulanten Versorgung be-
handelt werden.
Verlag 2ooo GmbH, 6o5 Offenbach 4, Postfach 591 (Preis DM 3. — )
NACHRICHTEN/TERMINE
1.1 Achtung Berufsverbote
Wer mochte an der Neufassung der Berufsverbotsbroschure
des Sozialistischen Lehrerbundes mitarbeiten?
In der Reihe Roter Pauker wurde als Heft 3 Anfang 1973 die Broschure
"Disziplinierung von Lehrern" erstellt.
Seitdem haben Berufsverbote (Nichteinstellungen, Einstellungsver-
zbgerungen und Entlassungen) - nicht nur von Lehrern - gewaltig
zuqenommen: Waren es vorher noch einzelne 'Falle , so wirdin den
letzten zwei Oahren die Berufsverbotspraxis gezielter betrieben.
Zur Unterstiitzung des Kampfes gegen die Berufsverbote halten wir
eine Neubearbeitung der Berufsverbotsbroschure fur notwendig, Mate-
rial dazu wird bereits gesammelt.
Wer zu dieser Broschure mit Dokumentationen, Zeitungsausschnitten
u a. beitragen mochte, schicke diese Papiere bitte an den SLB im
Sozialistischen Buro, 605 Offenbach 4, Postfach 591. Einzelgenossen
oder Gruppen, die sich mit dieser Sache bereits beschaftigen und
interessiert sind, an einer Neufassung der Berufsverbotsbroschure
mitzuarbeiten, wenden sich bitte ebenfalls an den SLB.
2.) Wohngemeinschaften. Treff v. 28.2. - 8.3.1975
Die Katholische Hochschul-Gemeinde Wurzburg organisiert ein Wohnge-
meinschaftstreffen vom 28.2. - 8.3.1975 auf der Burg Rothenfeld
bei Marktheidenfeld fur Mitglieder von Wohngemeinschaften in der HKU
und Westberlin. Ein vorlaufiges Programm sieht vor: Gesprache in
fruDPen Peferate und Diskussionen iiber "Das Leber in der Wohngemem-
schaft" - "Die gesellschaftliche Bedeutung von Wohngemeinschaften -
"Fntwicklung von Kooperationsformen".
Genaue Auskunft und Anmeldung: Elmar Senghaas c/o KHG, 87 Wurzburg,
Hof stall str. 4
3.) Jugendarbeitslosigkeit
wie im gesamten Bundesgebiet ist auch in Kblln die Arbeits^os^gkeit
ne^tieqen. Sie hat sich gegenuber dem Vorjahr nahezu verdoppelt:
von 2 295 Arbeitslosen im Jul i 1973 auf 5 579 im Jul i 1974. Dabei
c-ind vor allem die Baubranche, Angelernte und Jugendliche betroff
Von den rund 11 000 Schulabgangern dieses Jahres blieben rund 700
nhne Arbeitsplatz oder Ausbildungsvertrag (trotz gegenteiliger Be
hauptungen Kblner Rathausparteien) 3 500 wurden in Lehrstellen ve
mittelt, der Rest besucht weiterfuhrende Schulen.
Kummer macht dem Arbeitsamt vor allem, daB die Jugendlichen trotz
63 -
Arbeitslosigkeit und "Not" gar keine Lust haben, zu arbeiten Oder
irgendeinen Job anzunehmen.
Der Leiter des Kblner Arbeitsamtes, Feller, klagte, den betroffenen
Jugendlichen mangel e es nicht so an der Fahigkeit, sondern vor all em
am Willen, zu arbeiten. Regional gesehen, ist NRW das Bundesland mit
der hb'chsten Arbeitslosenrate. In Teilen des Ruhrgebietes liegt die
Rate bereits Liber der der Rezession von 1966/67 (Gelsenkirchen Liber
5 %).
(aus Kb'lsche Klungel, Sept. '74)
4.) Wirtschaftskrise - Ansteigen der Sozialhilfeempfanger -
Zu wenig Beamte flir zu viele Sozial hi lfeempf anger -
"Die Zahl der Sozialhilfeempfanger vergroBert sich in Frankfurt jedes
Jahr um weitere zehn Prozent. 1963 waren es noch etwa 3500 Frankfur-
ter, die in Sozialstationen flir ihre Beihilfen anstanden - heute sind
es, wie man im Sozialamt ausgerechnet hat, um die 7000.
Der Wirtschaftslage, den standig steigenden Lebenshaltungskosten und
Mieten wird in der Sozial verwaltung die Schuld an der wachsenden
Not gegeben.
Die Not in der Sozialstation Obermain, zum Beispiel: Hier warten
manchmal sechzig, manchmal achtzig Leute im Gang vor der Tlir flir
"Wirtschaftl iche Sozialhilfe". Sie warten drei Stunden und langer in
diesem Gang ohne Fenster und Luftung - Schwangere sind darunter,
Frauen mit Kindern, Gebrechliche, Trinker, psychisch Kranke.
Hanchem Sozialhilfeempfanger wird inzwischen sein Geld zwar liber-
wiesen, aber bei alien gehe das nicht, weil bei einigen die Gefahr
bestehe, dal3 sie das Geld nicht flir ihren Lebensunterhalt benutzen.
Diese Leute mu'ssen manchmal viermal im Monat anstehen. In der Sozial-
station Obermain fehlen gegenwartig bei 11 Stellen drei Mitarbeiter
in der "Wirtschaftl ichen Sozialhilfe" - 13 Stellen waren nbtig."
(aus Frankfurter Rundschau)
5.) Und noch ein Verband
Ein Verband Sozialarbeiter/Sozialpadagogen im Beamtenbund wurde in
Stuttgart gegrlindet. Sein nachstes Ziel: Eingangsstufe 10 flir alle
FHS-Absolventen und Alt-Absolventen; AuBendienstzulage.
6.) Bundesjugendministerium reagiert auf Kritik am Jugendhilferecht
Nach Beratungen im Bundeskabinett wurde das Jugendhilfegesetz von der
Tagesordnung dieser Legislaturperiode abgesetzt.
Der Referentenentwurf soil noch einmal grlindl ich(?) liberarbeitet wer-
den und dann der Ministerprasidentenkonferenz vorgelegt werden,weil
groBe finanzielle Belastungen auf Lander und Kommunen zukomnren.
0b allerdings das Sprichwort 'Was lange wahrt, wahrt gut1 hier zu-
trifft, muB alien Ernstes bezweifelt werden.
64
MATERIALIEN
1.)
2.)
3.)
*.:
5.)
6.)
7.)
8-)
9.)
Nachrichtendienst der Gefangenenrate - Berichte und Briefe
aus in- und auslandischen Gefangnissen. Nr. 3 und 4 Gefangenen-
rat, 6 Frankfurt, Glauburgstr. 75 a
Informationsdienst der AG Knast "Thema Strafvollzug"
an der FHS Darmstadt berichtet Liber den Strafvollzug in der
BRD, Liber Isolationsfolter und bringt aktuelle Nachrichten.
Der Info erscheint unregelma'Big und wird kostenlos verteilt.
AG Knast c/o AStA der FHS, 61 Darmstadt, Schbfferstr. 3
JUGENDHILFE (insbes. Heimerziehung) - Eine Dokumentation Liber
clie Studfenfahrt von 15 Heimerziehern und 5 Studenten nach
Danemark im Herbst 1973.
Berichtet wird liber die Eindriicke aus mehr als 10 Schul-, Kin-
der-, Jugend-und heiltherapeutischen Heimen, Liber neue Model le
bffentlicher Erziehung, sowie liber Vor- und Nachbereitung der
Studienfahrt.
Die BroschLire (100 S.) ist gegen Vorauszahlung von DM 3.--
+ Porto (ab 10 Hefte 20 % Rabatt) zu beziehen liber:
Marie-Luise Buchzcik, 6 Frankfurt 1, ZeiBelstr. 8
PSCHA Ffm. Nr. 18 19 83 - 602
Fachliche Informationen zur Jugendfdrderung Nr. 7/74
entha'lt Zahl en und Fakten zur Beruf lichen Bildung, einen Aufsatz
"Zur Bildungssituation der Jugendlichen ohne Ausbildungsvertrag"
- Ergebnisse einer Studie des BBF Berlin, Nachrichten etc.
Kostenlos zu erhalten: Arbeiterwohlfahrt Bundesverband
53 Bonn, Ollenhauerstr. 3
Kolner Info Linker Leute "Kblsche Klungel " entha'lt:
Widerstand ist/war mbglich: Chile 1973/Ehrenfeld 1943,
Zum Thema Knast, Die wirklichen Spaltungen in der Roten Hilfe,
Sozialistisches Bliro Kbln, Nachrichten etc.
Den Klungel gibt's im ABo DM 10.- und erscheint monatlich
Kblsche Klungel , 5 Kbln 1, Luxemburgerstr. 55
Politische Arbeit als Berufsschullehrer - Seminarpapiere aus
eTnem Arbeitsseminar der AG Beruf sschule im Lehrerzentrum Aachen.
Die Protokolle (ca. 25 Seiten) sowie regelma'Bige Informationen
aus dem Lehrerzentrum sind gegen Voreinsendung von DM 1.- zu
erhalten: Lehrerzentrum Aachen, 51 Aachen, Mauerstr. 92
Berichte aus der Zeltlagerarbeit der Falken in ARBEITERJUGEND
Ur. fi-9/74 SJD Die Falken, 53 Bonn, Kaiserstr. 71
Stadtteilzeitung PERLACH AKTUELL Nr. 6 und 7 u.a. "Sozialzentrum-
Konfliktzentrum'f/"Schulmisere in Neuperlach" gegen Voreinsendung
von je DM -.50 + Porto zu erhalten bei:
Klaus Burner, 8 MU 83, Karl-Marx-Ring 51
Neben dem Referentenentwurf zum neuen Jugendhilferecht hat der
Bund Deutscher Pfadfinder auch den sehr umfangreichen Text der
Begrundung zum JHR (ca. 250 Seiten) nachgedruckt.
- 65 -
Zu erhalten gegen Voreinsendung von DM 6.- + Porto beim
BDP, 6 Frankfurt, Hamburger Allee 49
10.)Neue Filme im Zentral Film Verleih Hamburg
- ' Allein machen sie Dich ein' Ein Film des Georg v. Rauch-Haus-
Kollektivs Westberlin, 16 mm, 72 min.
- 'Die Fabrik ist da, wo die Arbeiter sind' Dokument der Bedin-
gungen und Ausdrucksformen des Kampfes der Lip-Arbeiter. Beson-
ders deutlich wird dabei die Bedeutung der Frauen im selbstorga-
nisierten Kampf, 16 mm, 50 min.
- 'Pack an' - Eltern, Kinder und Studenten kampfen im Bremerhave-
ner Obdachlosengebiet Grlinhb'fe urn den Erhalt einer Kinderschule.
Sie lernen, gemeinsam gegen die Interessen von Kirche und Behbr-
den vorzugehen. 16 mm, 28 min.
- 'Sexual it'a't und K(l )assenkampf - Lehrlinge und Schliler dis-
kutierer u'ber die Erfahrung, daB ihre Bedlirfnisse unterdriickt
werden und wie man sich dagegen wehren kbnnte. 16 ram, 30 min.
Die Filme werden verliehen von:
Zentral Film Verleih, 2 Hamburg 36, Karl Muck Platz 9, Tel. 345544
ll.)RES0 - INFO Nr. 4:
Berichte aus den Regionalgruppen, Entwurf eines Konzeptes fur
das neue Jugendwohnzentrum der AW, Wu'rzburg, Bericht SSK etc.
Herausgeber: AG SPAK - Bundesgeschaftsstelle - 8 Munchen 80,
Elsasserstr. 9
12.)Dokumentation "Ausbeutung im Knast"
Strafgefangene der JVA Kaisheim beschreiben die Produktionsver-
haltnisse im Knast und untersuchen die bkonomische und politi-
sche Funktion des Knastes. Am Ende des Berichtes wird versucht,
eine pol itische Perspektive der Knastarbeit und -kritik zu
entwickeln.
Die Dokumentation ist erhaltlich bei Vorauszahlung von
DM 2.50 + Porto: Peter Schult, 8 Munchen 90, Gemmersheimerstr.26
13.Unformationsdienst Berliner Undoqmatischer Gruppen
Der Info erscheint wbchentlich - in den letzten Heften Nr. 23 -
26 wird sehr vie! Uber die Situation im Knast berichtet.
Preis -.50 DM. Info-BUG 1 Berlin 21, Stephanstr. 60
14,)Jahrbuch der Arbeiterwohlfahrt
Es enthalt Berichte und Hinweise u.a. - Das Institut fur Sozial-
arbeit/Sozialpadagogik - Kinderspielplatze - Theorie und Praxis
auBerschulischer Jugendbildung - Obersicht liber Zeitschriften zu
Fragen sozialer Arbeit-.
Zu beziehen Liber: AW0 Bundesverband e.V.,53 Bonn,011enhauerstr .3
15. )EinfUhrung in Theorie und Praxis der Sozialarbeit
von Karam Khella , erschienen im Theorie und Praxis-Verlag
2 Hamburg 76, Hofweg 59/66
16.)Sondernummer 1 der Jugendzeitschrif t "Fragezeichen" bringt:
Kinderarbeit in Jugendlagern(Erfahrungsberichte) .Spontaneitat u.
Frustration, Auseinandersetzung urn die Politik der SDAJ.
Bezug gegen DM2,— in Briefmarken:Schriftversand Peter Moch,
3 Hannover, Kurz Kampstr. 12c
17.)Lohnrunde und KHse
Vierseitiges Extrablatt der Express-Redaktion und Plakat-Gruppe;
Gegen Voreinsendung von DM 2,— flir 2o Stuck: Verlag 2ooo GmbH,
6o5 Offenbach 4, Postfach 591
66
KLEINANZEIGEN
Student der Sozialpadagogik sucht Material ien und Erfahrungsberichte
aus der Praxis mit Hauptsch~ulern (Bildungsarbeit und Schulsozial-
arbeit)
Elsbeth Gummy, 61 Darmstadt, Schleiermacherstr. 12
FHS-Student sucht fur Examensarbeit Kontakte, Material, Literatur-
Trinweise zum Themenbereich Abenteuerspielplatze-Sozialarbeit
Martin Huesmann, 44 Mlinster, Kettelerstr. 29
Sozialpadagoge im Anerkennungsjahr sucht interessante Tatigkeit
in der Jugendarbeit insbes. Jugendwohnkollektive
Christian AndoTir, 43 Essen-Frintrop, Oberhauser Str. 93
FHS-Studentin sucht flir Examensarbeit Kontakte, Maternal zum Tnemen-
•bpreich: Evangel ische Jugendarbeit in der BRD seit 1949, insbes.
Krit. Auseinandersetzungen mit der kirchl. Jugendarbeit, Ideologie
und Selbstverstandnis, Konzepte f.d. HOT-Arbeit etc.
Gabriele Hartl , 61 Darmstadt, Jahnstr. 4
Im Marburger Jugendamt ist die Stelle eines Sozia arbeiters trei,,
die~hicht ausgeschneben ist, aber bei Bewerbung besetzt werden soil.
Informationen H. Wolff, 355 Marburg, Haspelstr. 4 . -;_
Wir - 3 Sozialarbeiter/innen - mbchten in 2-3 Jahren eine fortschntt-
liche Heimerziehung aufbauen, und zwar als Team ein Heim (Pflegenest
o a.) bauen Oder mieten fur Kinder zwischen 6 - 14/16 Jahren. Wer
mbchte mitarbeiten? Wer hat Informationen uber Organisation, Finan-
zierung und Erfahrung aus ahnlichen Projekten?
Kontaktadresse: Waltraud Mantej , 463 Bochum, Hofsteder Str. 75
Sozialarbeiterin, z.Zt. Studium der Soz.Pa'dagogik sucht
Kontakt zu'BasTsgruppen im Raum MUnster/Krefeld/Wesel/Kleve, die am
Sozialistischen Buro sich orientieren. .,..,.,., D-
Zuschriften an Redaktion Info Sozialarbeit im Sozialistischen Buro.
Diplom-Sozialpadagogin (24 J.) sucht ab 1.12.74 oder spater mter-
essante Tatigkeit ini uroBraum Frankfurt.
Marie-Luise Buchczik, 6 Ffm., Zeisselstr. 8 ' '
Sozialarbeiter(in) mit Anerkennungsjahr oder Erzieher(in) fur
TTRFNTEUERSPIELPLAIZ gesucht. Anstellung zum 1.10. oder spater.
MT Va/IVb; Zuschriften an Elterninitiative Heerstr. Nord e.V.
c/o Manfred Kruger, Berlin 20, Pillnitzer Weg 22
Wir suchen fur unsere kollektive Arbeit uber Motivation, Intension
und Realitat von Wohngemeinschaften geeignetes Material. Wer uber
Seminarpapiere, Zeitschriften, Protokolle etc. zum theoretischen
oder empirischen Problemfeld des Themas verfligt, wende sich bitte an
Bernhard Schafer, 355 Marburg, Steinweg 35
Ich bin 32, seit 1969 im Knast, und suche Kontakt nach drauBen.
Ich habe in der Knast-Zeit HauptschulabschluB, Abitur und Funkkolleg
"Padagogische Psychol ogie" sowie zwei Semester in Heimarbeit abge-
schlossen. Es reicht aber nicht, sich selbst politisch zu erziehen.
Wer schreibt mir? Werner Plamann, 28 Bremen, Sonnemannstr. 2
- 67 -
INFORMATIONSDIENST
ARBEITERBILDUNG
Schwerpunktthema:
BILDUNGSARBEIT MIT LEHRLINGEN
IN EINEM PARTNERSCHAFTSBETRIEB
lmm«r mit tUr Fu*i, /<*"«*- Ma** t Wt «W zumr
am ftuhttrsth*,ftsb*hitbt aJ»v SolttM*. dec d*»e
Btint U*rhr **€**•*» Tfstft ft*£+f hSJt+S+ #u dicA
Dieser Info Arbeiterbildung Nr.8 (96 S. DM 5, — ) dokumentiert den
Bericht iiber einen "Betriebsunterricht" ait etwa 3o Lehrlingen in
der Firma Joh.Friedrich Behrens, Ahrensburg und vermittelt somit
Materialmen zur Bildungsarbeit in Partnerschaftsbetrieben.
Im Rahmen dieses "Betriebsunterrichts" wurde ein Film gedreht :
HIER MLJSSEN DIE LEHRLINGE SELBST AKTIV WERDEN
(Lohnverhandlungen 73/71* in einem Partnerschaftsunternehmen)
Anfragen bezuglioh des Films an das Redaktionskollektiv des Info
Arbeiterbildung, c/o Sozialistisches Biiro, 6o5 Offenbach !t,
Postfach 591 (bitte nur schriftlich) ; die Anfragen uerden an das
Produzenten-Kollektiv weitergelei tet , das euch benaehrichtigt .
Fur unsere Projektarbeit (GWA) in einer Frankfurter Obdachlosensied-
lung suchen wir Sozialarbeiter(in) rait dem besonderen Aufgabengebiet
Familienberatung. AuBerdem suchen wir Studenten fur Kinderarbeit in
Familien und Spielstuben (kann als theoriebegleitendes Praktikum
anerkannt werden) .
Kontaktadresse: U. Blonski, Tel.: 0611/5481924
Student der Sozialarbeit sucht Praktikums telle in einem fortschritt-
lichen Kinderheim (FE, FEH, Heilpad. Heim o.a.) fiir ca. 6 Monate
ab Februar 1975.
Uwe Lohse, 593 HUttental , Dillnhiitten, Setzer Str. 3
Die Projektgruppe Arbeitne hirer in Kiel betreut Gastarbeiterkinder.
Wir wollen einen Deutschunterricht fur TUrken aufbauen.Welche
Gruppe kann uns mit einer geeigneten Konzeption und Erfahrung weiter-
helfen?
Kontakt-Adresse: Jens Myrau, 23 Kiel, Freiligrathstr. 11
Beim Aufbau eines nach demokratischen Gesichtspunkten organisierten
Jugendtreffpunktes suchen wir, eine Hamburger Juso-Gruppe, dringend
Hilfe. Vor allem benbtigen wir Material ien und Projektberichte, die
sich mit Fragen der Organisation, der Selbstbestimmung und mit der
rechtlichen Problematik (Traqerschaft, b'ffentliche Mittel usw.)
befassen.
Kontakt: J. Pape, 2 Hamburg 73, Boytinstr. 17
Zur Organisation eines Erfahrungsaustausches von Gruppen der
Mieterselbstverwaltung wird Kontaktaufnahme mit Mieterbeiraten von
Wohnungsbaugesel 1 schaften , f'.ieterraten, Mieterinteressengemeinschaf-
ten und Mietervereinen gesucht bzw. urn Vermittlung von Anschriften
solcher Zusammenschllisse gebeten.
J. Wolf, 46 Dortmund, PUttbeckenstr. 49
Alten-Selbstorganisation in Gruppen, Wohngemeinschaften und Alters-
heimen. Wer hat Erfahrungen getnacht? Wer kann uns mit Berichten und
Literaturhinweisen helfen?
Adresse: Georg Solms, 4 Dlisseldorf, Berger Allee 3
Wir suchen dringend im Rahmen eines Projektes Material ien, Erfahrungs-
Praxis-Berichte u.a'. von 1. Initiativgruppen flir Ougendzentren,
2. Arbeitsgruppen liber Lehrlingsprobleme und Sexual itat innerhalb
der Jugendarbeit.
Adresse: Fachschaft Padagogik, Universitat Trier, Scheidershof ,
Projekt-Jugendzentrum.
Berufspraktikant sucht Material ien und Erfahrungsberichte zur
Arbeit in Sanierunqsburos (Tra'ger: Kommune) mit dem Anspruch, mit
den betroffenen Gruppen zu arbeiten.
Adresse: Hanne Loser, 5804 Herdecke, Hauptstr. 104
Suche zum Thema Betriebliche Interessenvertretung der Arbeiterjugend
historisches und aktuelles Material, Literaturhinweise, Arbeiten
u.a. bzw. bin am Austausch interessiert.
Adresse: K. Nattin, 2 Hamburg 20, Eppendorfer Landstr. 49
Suche dringend Material ien und Erfahrungsberichte Uber Selbsterfah-
rungs-, C.R.- Oder Gesprachsgruppen in der Frauenbewegung.
Sabine Ha'derle, 55 Trier-Zewen, Alzenachstr. 12
Die Sozialistische Jugend Deutschlands "Die Falken", Kreisverband
Kbln, sucht flir die Jugendarbeit in Kdln ab sofort einen Jugendsekretar.
Voraussetzungen sind mindestens 21 Jahre alt, abgeschlossene Berufs-
bildung oder abgeschlossenes Studium als Sozialarbeiter, Lehrer usw.
Die Bewerbungsunterlagen sind zu schicken an:
SJD Die Falken, 5 Kbln 1, Severinswall 32
- 69
r^-zt^
LIEPER VON TRAUEN
Best.Nr. L35 Stereo LP 33/30 DM18.00
Lieder von
Frauengruppen
aus Miinchen,
Frankfurt und
Darmstadt
Hrsg. ram Kollekt
„Frauenoffensive"
c/o Trikont-Verlag
8 Munchen 80
Josephsburgstr. 16
Y1^^^/
Westberfner Buchiaden Kolektive C WBK )
keine privaten profite
Buc>tedv%o«*tli* CimtjH
III 103111 313 » S3
Du PoMi*cr* But*
Communa GmbH
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mi (ran I (32 83 »
i„ lam] «ua«
Schulabganger (mittlerer BildungsabschluB) sucht Lehrstelle als
Buchhandler bzw. Arbeit in einem Buchladen (keine Vorkenntnisse) .
Adresse: Urs Burkle, 7 Stuttgart, Wilhelm-Blos-Str. 54
Jugendzentrura MUhlacker e.V. in Selbstverwaltung, sucht dringend
eine(n) qua! if iziertefn) Sozialarbeiter(in) , der/die Erfahrung in
der Arbeit mit Jugendl lichen, Gruppenpadagogik etc. haben sollte und
die Selbstverwaltung des JZ unterstu'tzt.
Jugendzentrum MUhlacker e.V., 713 MUhlacker 1, Stuttgarter Str. 5
Jugendgemeinschaftsprojekt in Hamburg benbtigt fUr das Team noch
eine(n) ausgebildete(n) Erzieher(in) oder Sozialarbeiter(in).
Kleine 2-Zimmer-Wohnung vorhanden. Telefon: 040/6445570
Sozialpadagogin graduiert sucht zum 1.10.74 eine Planstelle mbglichst
in oder Raum Braunschweig, evtl . Lehrl ingsarbeit:
Renate Krusekopf, 33 Braunschweig, Wilhelm-Rose-Str. 2
Ich suche Veroffentl ichungen (Biicher, Examensarbeiten etc.) zum
Thema Aggression bei Arbeiterjugendl ichen. Meine Examensarbeit soil
etwa lauten: Darstellungsformen von Aggression bei Arbeiterjugend-
lichen. Adresse: Stephan Potting, 5 Kbln 9, Olpenerstr. 31
Die Initiativgruppe des Winsener Jugendzentrums sucht einen Jugend-
pfleger. Kontaktadresse: Andrea von Helms, 209 Winsen/Luhe.Winser
Baum 33
Studentisches Projekt sucht ab sofort zur Arbeit mit Kindern im
Vorschulalter im Obdachlosenviertel staatlich geprufte(n) Erzieher(in).
Teamarbeit und Mitwirken bei Entwicklung einer padagogisch-pol iti-
schen Konzeption.
Anschrift: Ingrid Koop, 55 Trier, Simeonstr. 10
Wir suchen eine qual if izierte Bezucsperson (mannlich bevorzugt) zur
Betreuung der Klemkindergruppe in unserem Kinderhaus (El ternini tia-
tive, 50 Kinder in vier Gruppen). Mbglichst mit Erfahrung in der
El ternarbeit. Gleichberechtigtes Erzieherteam.
Adresse: Kinderhaus e.V. in der Schokoladenfabrik,
2 Hamburg 50, Winterstr. 9-11
Wohngemeinschaft - Problem oder Losung? Steve B. Peinemam lebt seit
Jahren in Wohngemeinschaften. Kritische il lusionslose Auseinander-
setzung mit Formen kollektiven Wohnens und Lebens. AuBerdem Litera-
turliste, Adressen, praktische Tips, viele Bilder. Volkspreis DM 3.50
c/o LOG-Zeitung, 6234 Hattersheim, Lindenstr. 26
Wer kennt ein Studienref erendar-Seminar und/oder eine Schule in
Niedersachsen oder Umgebung, wo man was lernen kann(evtl .mit Ge-
nossen)? Wir wollen na'chstes Jahr mit der Lehrerausbi ldung(Teil II)
anfangen. D.u.R. Bahr, 34 Gbttingen, Muhlenstr. 4
Suchen fortschrittl iche Bewerber flir Hochschul lehrerstel len
in Famil ien-,Arbeits- ,Betriebs- und Freizeitsoziologie .AuBerdem
sind 2(0ber)-Lehrstellen fur Sozial padagogi k und je eine Stelle fur
Freizeit- und Schu 1 padagogi k f rei . tla'heres Uber das Sozial. Buro
Wir arbeiten an einer Dokumentation Uber Wohngemeinschaften. Dazu
wollen wir eine Fragebogen-Aktion durchfuhren. Wir bitten deshalb
Wohngemeinschaften-gleich welcher Zusammensetzung- einen Fragebogen
anzufordern bei: Initiativgruppe Homosexual i tat Stuttgart (IHS),
7Stuttgart 1, Postfach 358;Teilnehmer erhalten Auswertungsexemplar .
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Dokumentarfilm Liber Chile
Ab Mitte September kann uber das
Sozialistlsche Buro audi ein Doku-
mentarfilm mit dem Titel „Chile —
der Kampf geht weiter!", den eine
Genossin des Westberliner Chlle-
Komftees und ein SB-Genosse wah-
rend eines Chileaufenthaltes im
Friihjahr 1973 gedreht haben, aus-
geliehen werden. Der Film ist In
folgende drei Teile gegliedert:
1. Allgemeine Informalion iiber
Chile:
Geographisch, iiistorisch und sozio-
okonomisdi. Chiles Geschichte als
eine Geschichte fortwahrender Aus-
beutung und AbhSngigkeil. Ursa-
chen und Folgen der Unterentwlck-
lung. Zur Entwicklung und Rolle
der chilenischen Arbeiterbewegung.
Burgerllcher Reformismus unter der
Regierung Frei.
2. Die Periode der Unidad Popular:
MaBnahmen der UP-Regierung. Ge-
genoffensive der Bourgeoisie und
des Imperialismus. Entwicklung
und konkrete Ausdrucksformen der
„Volksmacht", das heiBt der auto-
nomen revolutionaren Basisbewe-
gung. Dieser Teil enthalt ein Origi-
nalinterview mit einem Minenarbei-
ter sowie Ausschnitte aus Reden
eines Gewerkschaftsvertreters und
eines Bauemfiihrers.
3. Der Putsch. Aufruf zur aktiven
Solidarity.
Der Film hat eine Laufzeit von 45
Minuten, ist zum groBten Teil in
Farbe, Format 16 mm, Magnetton.
Die LeihgebUhr betragt incl. Porto-
kosten fur eine einmallge Vorfiih-
rung DM 30,—, fur jede weitere Vor-
liihrung DM 20,-. (Falls der Film
nicht rechtzeitig nach der jeweili-
gen Vorf iihrung an uns zuriickgeht,
miissen wir fur jeden Tag Verspa-
tung ebenfalls DM 20,- berechnen.)
Der Film wird grundsatzlich nur ge-
gen Vorauszahlung der LeihgebUhr
zugesandt. Wir bitten alle Gruppen
und Einzelgenossen, die den Film
fur Chile-Veranstaltungen bestellen
wollen, uns rechtzeitig zu benach-
richtigen, damit wir die Termine ko-
ordinieren konnen. Bestellungen
gelten erst nach einer Termlnbesta-
tigung unsererseits und sind an
Dieter Esche, c/o Sozialistisches
Buro, 605 Offenbach 4, Postfach 591 ,
Telefon (0611) 832593 zu richten.
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