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THE J. PAUL GETTY MUSEUM LIBRARY

MITTHEILUNGEN

DER

K. K. CENTRAL-COMMISSION

ZUR

EEFORSCHÜNCt und ERHALTUNCt der KÜN^T- und historischen DENKWALE.

HERAUSCEQEBEN UNTER DER LEITUNG

SKINKR EXCl'I.I.KNZ DKS l'HÄSIDKNTKN DIESEK COMMISSION

D"^. JOSEPH ALEXANDER FREIIIERRN VON HELFERT.

VII. J A 11 K G A N G.

NEUE FOLGE

UEK MITTHi:U,UNGKi\ DER K. K. CENTKAI--C0MMISS10N ZUR KRFORSCHÜNÜ U.NU ElUlAl.TL'.Nli VON B.\UD1;NKMALEN.

REDACTEUR; D". KARL LIND.

WIEN, i88[.

IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN

AUS DER K. K HOF U.NU ST-A^ATSDRUCKKRlil

THEJ. PAUL GETTY CENTER UBRAStY

INHALT

DES VII. BANDES DER MITTHEILUNGEN.

Seit«

Oefterreichifchc Kunft-Topographie. Von Freiherrn von Helfert I

Schlofs Kacerov in Böhmen. Vom Correfpondenten C. Lauh'l. (Mit 13 Text-llluftrationen) 17

Studien üher Steinmetz-Zeichen. I. Vom k. k. Profeffor Franz Rziha 26

Das Maufoleum des Erzherzogs Karl II. von Steiermark in Sekkau. Von Johann WaftUr. (Mit 2 Tafeln) 47

Ein Ilarnifch Erzherzogs Ferdinand von Tyrol in der Ambrafer Sammlung. Vom Cuftos Wendelitt Bocheivt in Wien. (Mit 3 Tafeln) . 58

I'luviale und Cafula Kaifer Friedrich III. Von Dr. Florian Romer. (Mit 3 Text-llluftrationen.) 68

Der Grabftein des Robert von Sanseverino im Dom zu Trient. Befprochen von jfohatin Newald 75

Albert Camelina Ritter von San-Vittore. Von Dr. K. Lind ^%

Der Altar St. Johann des Täufers in der St. Florians-Kirche zu Krakau. Von Dr. Theophil Zebrawski. (Mit 3 Text-Illullralionen) ... 82

Die Milnzenfunde bei Lauterach (Vorarlberg). Von Dr. S. Jenny. (Mit 3 Text-llluftrationen) 87

Grabfteine der chriftlichen Zeit zu Friefach in Kärnten. I. Von Leopold v. Beckh-Widmanßetter 92

Die Sammlung des SchliilTes Luftthal bei Laibach. Von Dr. A. Lnfchin v. Ebengreuth 96

Studien über Steinmetz-Zeichen. II. Von k. k. Profeffor Franz Riiha. (Mit 28 Tafeln) 105

Die Pluviale-Agraffen des Toifon-Mefsornates. Von Dr. Ed. Freih. v. Sacken. (Mit i Text Illuftration) 118

Seite

VI. Bericht der k. k. Central-Commiffion für Erforfchung und Erhaltung der Kunft- und hiftorifchen Denkmale über ihre Thätigkeit im Jahre 1880 . I

Ueber Archive in Nieder-Oefterreich. Von P. Ad. Dtingel,

k. k. Confervator O. S B XVII, CXXVII

Aus Salona. Voni)/. Glavinic. (Mit 18 Text-Illuft: ationen) . X.XIII

Die Pfarrkirche zu St. Valentin. Befprochen von C. Schir- mer. (Mit 2 Text-llluftrationen.) XXVT

Schlofs Ambras in Tyrol zur Zeit der Lehensablöfung desfelben durch Kaifer Ferdinand I. 1564. Von Wendelin Boehetm, k. k. Cuftos XXXI

Zur Gefchichte der Schatz-, Kunft und Rüftkammer in der k. k. Burg zu Grätz. Von Jofcph Wafllcr. VI und VII XXXIV, XCVIII

Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten. Von Dr. Karl Lind. VI bis IX. (Mit ^l Text-llluftra- tionen) XCIII, LIII, LXXXV, CXV

Kleine archäologifche Forfchungen in Niedci- und Ober-

Oefterreich Von J. Newald LIX

Romifcher Ziegelofen bei Wartmanftätten. Von Alois

Hau/er. (Mit 3 Text-llluftrationen) LXU

Seite

Neu entdeckte Wandmalereien in der Kirche vonTerlan . LXIU Zur Verwendung des Eifens in der Kunftlnduftric

während des 15. bis 18. Jahrhunderts. Von Dr. Karl

Lind. L (Mit 6 Text Illuftrationen) I.XVI

Ein archivalifcher Ausflug nach Spital Pyrhn. Von Albin

Czerny LXVIII

Alt-deutfche Bilder aus der v. Vintler fchen Galerie in

Brunneck. Von G. Dahlke LXXXIII

Zur Gefchichte der St. Barbara-Kirche in Kuttenberg.

Nach Originalquellen vom Prof. Johann Rehdk . . . XCIII

Ueber das ftändifche Archiv in Laibach. Von P. Skobielski XCVI

Die römifche Tauernftrafse. Vom Confervator E. Richter CXI

Ueber den Dom zu Parenzo. Von Heinr. Freih. v. Ferßel CXII Zur Erforfchung der Schwazer Kreuzgang-Gemälde. Von

Dr. Albert Ilg. (Mit I TextlUuftration) CXIX

Kleine archäologifche Forfchungen aus Nieder-Oefter-

reich. Von J. Newald CXXIV

Notizen von i bis 26 (Mit 9 Text Illuftrationen )... . XLV

^7 ., 54. . 6 .... LXXI

. 55 , 74 , 5 . ■••■ XCVm

. 75 n 93- n 8 » I Taf.) CXXX

OESTERREICHISCHE KUNST-TOPOGRAPHIE.

Von Freihcrrn von Helfcrt. I.

() man den Kunlldcnkinalen eines Landes Aufmerkfamkeit zu fchenken begann ilT man überall früher oder fpäter zur Ueberzeugung gekommen, tlafs als Grundlage aller auf diefem Gebiete zu entfaltenden Thätigkeit eine möglichft vollftändige Conftatirung deffen dienen muffe, was von Objekten diefer Art noch vorhanden und wo es zu finden fei. So hat fich im Königreich Dänemark an die im Jahre 1807 ins Leben gerufene „Commiffion für die Auf- bewahrung der Alterthümer" ein paar Jahre fpäter, 1815, das „königliche Mufeum für nordifchc Alterthümer" gereiht und wurde bei diefem eine Sammlung von Zeichnungen und Befchreibungen nn Lande vorhandener Denkmale und gemachter Funde angelegt.' In Bayern wurde 1835 Dr. Sulpice Boifferee als General-Infpeftor der plaftifchen Denkmale aufgeftellt und wurden alle Kreis- regierungen angewiefen, Verzeichniffe der vorhandenen Gegenftände diefer Art anzufertigen. In demlelben Sinne hat fich die preufsifche „Commiffion zur Erforfchung und Erhaltung der Kunftdenk- mäler" bald nach ihrer Gründung, 1853, die Anlage eines Inventars der fämmtlichen Kunftdenk- mäler des Königreiches zum Ziele gefetzt und ein Formular von Fragepunkten abgefafst, an das lieh bei den Vorarbeiten für jenen Zweck gehalten werden follte und das vorerft probeweife in einigen Regierungsbezirken vertheilt wurde. Als in den erften Siebenziger-Jahren das Königreich Italien die Fürforge für alte Denkmale der Kunft und Gefchichte in den Bereich feiner Gefetz- gebung zog und die Einfetzung einer „Commiffione confervatrice confultativa" in jeder Provinz befchlofs, wurde in erfter Reihe daran gedacht, artiftifch-archäologifche Inventariren anlegen zu lalfen, in denen alle in der Provinz befindlichen Denkmale und Sammlungen, mögen fie nun dem Staate, moralifchen Körperfchaften oder Privaten gehören, zu verzeichnen fein würden.

In einer umfaffenden Weife wurde diefe Angelegenheit von der franzöfifchen Regierung in Angriff genommen. Im Jahre 1831 wurde Ludovic Vitet als „General-Infpeftor der gefchichtlichen Denkmale Frankreichs" beftellt, der noch imfelben Jahre die Departements der Oise, Aisne, Marne, des Nord und Pas de Calais bereifte und über feinen Befund ausführlich an den Minifter des Innern berichtete. Mit der Zeit foUten alle Theile des Königreiches fachmännifch bereift, Depar- tement für Departement durchforfcht, alle darin befindlichen Denkmale der Kunft verzeichnet, aufgenommen und befchrieben werden. An diefe Arbeit, die begreifticherweife, bei allem Eifer mit welchem man an ihre Löfung ging und bei den wahrhaft fplendiden Geldmitteln, welche die Regierung dafür anwies, eine Reihe von Jahren in Anfpruch nehmen mufste, fchlofs fich fpäter eine zweite: die Claffirung der Denkmale a) nach ihrem abfoluten Kunft- oder hiftorifchen Werth, und b) nach dem befondern Werth den ein und das andere mit Hinficht auf den Ort hat, wo es

' Näheres in nuitum 1876 in diefcn „Mittlieilungen" enthaltenen Auffatze: „Staatliche Fürforge für Denkmale der Kunfl und des Alterthums" S. I 2J, aufweichen ich mich hiemit ein- für allemal bezogen haben möchte.

VII. N. F. 1

2 Fkeihekk von Helkekt.

fich befindet. „In Languedoc", heilst es diesfalls in einer amtlichen Denkfchrift, „ift eine yothifche Kirche eine fonderbare Ausnahme und erwirbt ilurch ihren Standort eine ganz andere Bedeutung als fie in Isle-de-France beanlpruchen könnte." Diefe claffirten Denkmale, „monuments clalTes", füllten in ganz befondere Beachtung und Obhut genommen, für jedes derfelben Notizen, Auf- nahmen, Abbildungen gefammelt und aufbewahrt werden. An der Berichtigung und Vervollllanili- iTuntr diefer Liften wird fortwährend gearbeitet und wenn mitunter, in Folge gewonnener reiferer Einficht, einzelne Denkmale aus der R(;ihe der claffirten geflrichen werden, kommen dagegen andere dazu, auf deren Vorhandenfein und Bedeutung die fortfchreitende Wiffenfchaft aufmerkfam macht. Die praktifche Bedeutung der Aufnahme eines Denkmals in die Reihe der claffirten liegt in dem Anfpruch, der fich an ein folches Objecl; knii|)ft: erhalten zu werden; tlit; Mittel dazu follen durch ein Zufammenwirken der Staatsverwaltung, des Departements und der (icmeinde befchafft wenlen.

In Deutfchland hat neuefter Zeit die Anregung oder die unmittelbare Veranlaflung iler Regierungs-Organe eine Reihe von Werken hervorgerufen, in welchen das für gewilfe Länder oder Landestheile angefammelte Material in Form von lexikalen Handlnichern dem grofsen Publicum zugänglich gemacht wird. Das erfle Unternehmen diefer Art war:

Kunft-Topographie Deutfchlands. Ein Haus- und Reife-Handbucli für KünRler, Gelehrte und

Freunde unferer alten Kunft. Von Dr. Wilhelm Lotz. Gaffel, Theodor Fifcher 1862,

I. Band, Nord-Deutfchland. 8^° XII und 669 S.

Das Werk ill Privat-Arbeit; ein II Band, Süd-Deutfchland, follte es abfchliefsen, der aber, foviel mir bekannt, nicht erfchienen ift. Die Orte aller norddeulfchen Länder find alphabetifch geordnet, bei jedem das betreffende Objed; mit möglichfler Kürze, aber nach Bedarf zugleich mit mötdichfter Vollftändigkeit gekennzeichnet. So heifst es bei manchen Orten einfach: „K. inter- effant" oder „K. r. verftümmelt" (K. = Kirche, r = romanifch) ; bei andern find kurze Erläuterungen an<^'-efügt: „Burgfpg. 1489, mit mehreren Flügeln, eine g. Wendeltreppe gut erhalten" (g. = gothifch; fpg. = fpät-gothifch), oder „Dorfk. g. polygon gefchloffen, Strebepf nur am Ghor." Wo es dagegen Denkmale von höherem Range gilt, geht die Gharakterifirung in die einzelnen Theile über, und zwar nicht blos an Gebäuden, fondern auch an Werken der KleinkunlL So nimmt der Artikel über den Kölner Dom 14 Spalten, Köln überhaupt bei 30 Seiten ein. Der Dom ift folgender- weife behandelt: Baugefchichte, Werkmeifter, Baubefchreibung, Statuen und Sculpturen, Grabmäler und Epitaphien (ohne Wortlaut der Infchrift), Ghorftühle, Altäre, Gemälde, Kelche, Monftranzen etc. Auch Sammlungen werden berückfichtigt mit Anführung ihrer vorzüglichften Stücke, z B. in Dresden die königliche Bibliothek, die Gemälde-Galerie, das grüne Gewölbe, das Vereins-Mufeum, letzteres bei 15 Spalten. Die Literatur ift überall fleifsig berückfichtigt. Abbildungen keine.

Aus dem Jahre 1870 ftamint ein Werk, das hch auf einen kleineren Umkreis befchränkt, aber diefen dafür eingehender behandelt; auch war es nicht Privat-Arbeit, fondern „im Auftrage des königlichen Minifteriums für geiftliche, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten herausgegeben durch den Verein für heffifche Gefchichte und Alterthumskunde". Es führt den Titel:

Die Baudenkmäler im Regierungsbezirk Gaffel mit Benützung amtlicher Aufzeichnungen,

befchrieben und in topographifch-alphabetifcher Reihenfolge zufammengeftellt von Heinrich

von Z^tV/M-Zv^ö//^^^;' k. Bauralh und Profeffor, und Dr Willulni /,(;/,; Architekt. Gaffel 1870;

8'°, XVI, 373 und Anhang 32 S.

Um den Unterfchied der Behandlung in tlicfem Werke gegen das frühere zu verdeutlichen, wähle ich den Artikel „Marburg"; in der ganz Nord Deutfchland umfaffenden „Kunft-Topographie" nimmt er nahezu 10 Spalten ein, in der auf den „Regierungsbezirk Gaffel" fich befchränkenden Monographie volle 36 Seiten; was dort mit möglichfter Verwendung von Abkürzungszeichen mehr nur angedeutet, ift hier ausführlicher befchrieben, gleichwohl alle unnütze Breite otler l)loler

OESTERKEK'HISc IIE KL'NST-ToI'OUKAI'IIIK. -,

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Redefchmiick vennieden; die Grahdcnkmale, wie dort, ohne Wortlaut der Infchriften. Das Werk bedenkt „mit thunlichlier Volllländigkeit alle erhaltenen Bauwerke und Kunftdenkmäler, welche vor dem Knde des i6, Jahrhunderts entftanden lind; aufserdem fchien es geboten bedeutendere Denkmäler aus dem 17, und 18. Jahrhundert zu berückfichtigen, infofern fie fich durch Kunilwerth und eigenthümliche Geftaltung auszeichnen" (Vorwort IX). Dagegen wurden „alle Kunftwerke in öffentlichen unel Privat-Sammlungen" ausgefchloffen. lune fehr werthvolle Beigabe, einen Orien- tirungs- Behelf, bildet der Anhang „Inhalts - Ueberfichten" ; die Denkmäler find hier, mit l.lofer Angabe des Standortes, „nach den Haupt-Styl-Arten und den wefentlichflen Gebäude-Gattungen" geordnet, z. B.: I. Allchrillliche Bauwerke: Fulda St. Michaels-Kirche, das untere Gefchofs und die Krypta des Rundbaues; Petersberg Pfarrkirche die Krypta; Schlüchtern Klofterkirche die Krypta. II. Bauwerke im romanifch(;n und im Uebergangs-Styl. Säulen-Bafiliken : Hersfeld Stifts- kirche Ruine; Philippsthal Kirche; Rasdorf Pfarrkirche mit einzelnen Pfeilern. Bafiliken auf wechfelnden Säulen und Pfeilern etc., Kirchen mit zwei Wefi:-, mit zwei Oft-Thürmen, Kirchen mit einem Weft-Thurm, mit einem Thurm an einer der Langfeiten etc., Kirchen mit Krypten, mit Nonnen -Chören etc. III. Bauwerke im gothifchen Styl. Dreifchiffe, zweifchiffige Hallenkirchen; Einfchiffige Kirchen und Capellen, Kirchen mit Ouerfchiff, mit einem Thurm über dem Chor, mit einem Thurm über der Vierung etc.; Profan-Bauten, Burgen, Ringmauern und Befeftitruntrsthürme, befefligte re//>. mit alten Mauern und Thoren verfehene Kirchhöfe, Brücken. IV. Bauwerke der Renaiffance. Dann folgen Altäre, Sacraments-Häuschen, Wand-Tabernakel, Lettner, Orgeln, Grabfteine, Metall- Arbeiten, Schnitzwerke in Holz, Glasmalereien. Zuletzt ein „Künftlerverzeichnis" und „Zufammenflellung der abgebildeten Jahreszahlen nach der Zeitfolge geordnet". Sonfl enthält auch diefes Werk keine Abbildungen, die Literatur ift berückfichtigt.

Im grofsartigen Mafsftabe angelegt und durchgeführt find die Kunftdenkmale und Alterthümer im Hannoverfchen dargeftellt von H. Wilhelm H. Mithofi.

Hannover Helwing 1871 1878; gr. 4'°.

Das kunll-topographifche Gefammtgebiet ifl nach Landesbeftandtheilen untergetheilt, auf deren jeden ein Band entfällt: I. Fürftenthum Calenberg, V. und 232 S. mit 12 Tafeln; II. Fürflen- thümer Göttingen und Grubenhagen nebft dem hannoverfchen Theile des Harzes und der Graffchaft Hohnftein, 206 S. mit 12 Tafeln etc. Im Ganzen fechs Bände. In jedem einzelnen Bande find die einzelnen Ortfchaften alphabetifch geordnet. Erläuternde Abbildungen, Grundriffe, charakteriflifche Details, Veduten find nach Bedarf in den Te.xt gedruckt; die jedem Bande beigegebenen lithogra- phifchen Tafeln enthalten Grundriffe von Kirchen 12 bis 15 auf einem Blatt, Aufsen- und Innen- Anfichten (Durchfchnitte), Thürme, Tympanons, Grabfteine u. dgl. Die Befchreibung der einzelnen Denkmale ift, bei dem reichlichft geftatteten Räume, eine fehr ins Detail gehende; fehr viele Grab- fchriften nach ihrem vollen Wortlaut, auch fonftige Infchriften, Denkverfe, felbft Gedichte die einem Bauwerk angehören. Hbenfo ift die Gefchichte der einzelnen Objetl;e, nicht blos Baugefchichte, in den Hauptzügen dargeftellt. Dem erften Bande ift eine fehr werthvolle „Erklärung von Ausdrücken aus den Gebieten der Kunft, Technik und Alterthumskunde, nebft Bemerkunuen über Geofenftände des Cultus", gleichfalls mit einzelnen zur P.rläuterung in den Te.\t gedruckten Abbildungen, beige- fügt; fie gehen bis auf die „Priefterkleidung", „Stickerei zu kirchlichen Ornaten", „Stoffe liturgifcher Gewänder", aber auch auf „weltliche Trachten" ein; ein Artikcd befpricht die „Sinnbilder, Symbole, Embleme, Attribute".

Die neuefte in den Kreis der vorftehenden Betrachtung fallende Publication ift betitelt : Kunft und Alterthum in Elfafs-Lothringen. Befchreibende Statiftik im Auftrage des kaiferl. Ober-

Präfidiums herausgegeben von Dr. Pranz H. Kraus Profeffor. Strafsburg C. F. Schmidt

(Friedr. Bull), 1876; gr. 8*", I. P.d. Unter-Elfafs, XX1\' und 704 S. 6 Tafeln, Pläne und Karten.

*

4 Freiherr von hei.kert

Die Anordnuiii^ ift wie in den drei früher genannten Werken die toiiographifch-alphabetifche. Um von der Ausführlichkeit einen Mafsllab zu Ljeben, nimmt der Artikel „Slralsbiiro" den Raum von Seite 300 bis 570 ein, in folgender Untertheilung : Nomenclatur (von ilcr röniifch- griechifchen Zeit bis 1473), Literatur (nämlich die allgemeine ; bei jedem Abfchnitte z. B. Befelligun- gen, Münfter etc. folgt die befondere); Gallifch-römifche Rerte, Hefeftigungen (Seite 305 336); Kirchen, darunter der Münfter allein 163 Seiten (die Literatur über den MünRer nahezu 8 S.); öffentliche Gebäude, Privat-Häufer, Sammlungen (überwiegend Privaten gehörig). Die in den Text gedruckten Abbildungen find ungemein zahlreich, kleinere und gröfsere gegen 200. lün weiterer Band \\\ feither nicht erfchienen; es fehlen alfo noch Über-Hlfafs uml Lothringen.

IL

Die im Jahre 1850 gegründete, [854 in Thätigkeit gesetzte „k. k. Central-Commiffion für Erforfchung und Erhaltung der Baudenkmale" hat einen Wirkungskreis erkalten, an deffen Spitze „die Erhebung und ClalTificirung der beliebenden Baudenkmale" Hand; fie folle, hiefs es im §. 5, „fowohl durch eigenes Wirken als durch Vermittlung ihrer Organe eine genaue Erhebung aller vorhandenen hiflorifchen Baudenkmale vornehmen und Verzeichniffe darüber anlegen". Uebereinftimmend damit legte der „Wirkungskreis der Confervatoren" §. 4 denfelben „die Ver- pflichtung auf, eine möglichfl: genaue Kenntnis aller in ihrem Bezirke vorfindigen Baudenkmale und ihrer Befchaffenheit zu erwerben"; der Confervator werde hch ferner „in die Kenntnis alles desjenigen Materials zu fetzen haben, welches über die vorhandenen Baudenkmale eine gefchicht- liche Erklärung zu bieten im Stande ift." Der Confervator übernahm §. 5 „die Verpflichtung ein Verzeichnis aller in feinem Bezirke befindlichen Baudenkmale, welche ein kunfteefchichtliches oder anderes wiffenfchaftliches Intereffe an fich trafen, anzulegen und fortzuführen" : es wurden ihm Formulare mitgetheilt, deren Rubriken auszufüllen er „nach Mafsgabe feiner Forfchungen" ftets Sorge zu tragen habe; zur Vervollftändigung diefes Verzeichniffes habe der Confervator „von den vorhandenen Baudenkmalen getreue Abbildungen zu fammeln und, wo folche nicht beflehen, durch feine Vermittlung diefelben hervorzurufen. Von den gedachten Verzeichniffen und Befchreibungen hat der Confervator eine Abfchrift der Central-Commiffion in Wien einzufenden und fpätere Vervollftändigungen diefer Verzeichniffe periodifch nachzutragen." Behufs der Claffificirung der Baudenkmale empfing die Central-Commiffion die Weifung dafiir zu forgen „dafs in der Aufnahme und Befchreibung der hiftorifchen Baudenkmale gleichmäfsig vorgegangen werde", und zu diefem Behufe „die Abfaffung und Veröffentlichung populärer mit Zeichnungen erläuterter Belehrungen" zu veranlaffen, „in welchen die charakteriftifchen Merkmale der hifiorifchen Baudenkmale und ihrer Bau-Perioden fo fafslich dargeftellt find, um dadurch auch minder in dem Fache bewanderte Perfonen zur Vornahme der nöthigcn Erhebungen zu befähigen"; Wirk. der Central-Commiffion §. 6, AI. 2.

Der den Confervatoren in §§. 4 und 5 ihres Wirkungskreifcs auferlegten Verpflichtung ifl nur ein und der andere nach Zulafs feiner Kräfte und Mittt;l nachgekommen und hat eine Abfchrift des von ihm angelegten Verzeichniffes an iVni Cxmlral-Commiffion eingefandt, in (]i:'xvn Mappen fich dasfelbe heute noch findet. Aber die Central-Commiffion felbit ill diefem 'l'heile ihres Thätigkeits-Programmes in der erften Zeit ihres Wirkens und dann noch durch lange Jahre nü/ii nachgekommen, uml das aus leicht begreiflichen Gründen. Die Anlage von Verzeichniffen der in einem gewiffen Bezirke vorhandenen Denkmale bildet nicht die Grundlage der Kenntnis diefer letzteren, fondern kann umgekehrt, follen ilie Verzeichniffe überhaupt einen Werlh halien, nur das Ergebnis der genauen Erforfchung und Beurtheilung diefer Denkmal«- fein. Nun war es

OESTERREICHISCHE KliNST-ToPOCiKAT'HIK. 5

aber ein neues, fall vüUii' unbebautes Ciebiet, das die Central-Connnilliun und deren Organe ZU betreten hatten, und eben erft bei Betjinn und im Helen l'ortgang der Arbeit zeigte fich bei jedem Schritte, wie viel allerorts zu lluin lei um luir eine Ueberficht, gefchweige denn, was die Aufgabe der Claffiticirung betrai , eine verläfsliche Kenntnis des über ein fo weites Gebiet verbreiteten Materials zu gewinnen. Die nahezu zwanzigjährige Arbeit der beflandenen Central- Commiflion liegt in eben fo viel ftattlichen Bänden ihrer „Mittheilungen", in fünf noch flattlicheren ihres „Jahrbuches" vor, und es läfst fich gewifs nicht leugnen dais in jeder ihrer Abhandlungen völlig neues d. h. bisher vom wiffenfchaftlichen Standpunkte nicht Beachtetes gebracht, oder das bereits Bekannte in deffen wiffenfchattlicher Würdiyune und Beurtheilun«; tjefördert worden fei. Trotz diefer unausgefetzten gewiffenhaften und umfaffenden Arbeit und, was nur die Hauptfachen betrifft, noch grofse Lücken vorhanden, ja ganze Länder wie Mähren und Schlefien, Krain, Galizien, verhältnismäfsig; fehr weni*' durchforfcht und lieht alfo in diefen noch eine reichhaltige Ausbeute bevor. Daneben hat aber die Central-Commiffion für Baudenkmale aus dem bis dahin von ihr beherrfchten Materiale ein Werk gefchaffen, welches den in i^. 6 Alinea 2 ausgefprochenen Inten- tionen ihrer Begründer in weit eingehenderer und zweckmäfsigerer Weife entfprach als es vielleicht von jenen gemeint war, es ifl dies der „Atlas kirchlicher Denkmäler des Mittelalters des öfler- reichifchen Kaiferftaates" 1867 1872, mit 100 Tafeln und beiläufig 1200 dargeftellten Obje6len, alfo eine folche Fülle und Mannigfaltigkeit zu anregender Anfchauung gebrachten Stoffes, aus welchem beffer als aus jeder andern Belehrung und Erläuterung die Kenntnis der verfchiedenen Styl-Arten bis in alle Details derfelben gefchöpft werden kann.

Wenn die Central-Commiffion in den beiden erften Decennien ihres Beflandes, vollauf befchäftiet mit der Aufnahme und Behandlung- des ihr von allen Seiten immer frifch zuflromenden Materials, in der Richtune vollftändigfer und überfichtlicher Conftatirungf desfelben auf ihrem w-eiten Gebiete noch nicht das leiften konnte, was ihr flatutenmäfsig auferlegt war, fo hat diefer Aufgabe, allerdings in kleinerem Umfange der mit ihr faft gleichzeitig ins Leben gerufene Wiener Alterthums- verein o-erecht zu werden beeonnen. Aber felbft diefer hat nicht das Gefammtofebiet feiner wiifen- fchaftlichen Thätiokeit auf einmal in Auijriff sjenommen, fondern dasfelbe in vier Untergebiete getheilt und im Jahre 1866 das Viertel unter dem Wiener- Wald bearbeiten laffen, worauf 1878 die gleiche Behandlung des Viertels ober dem Wiener- Wald gefolgt ift. Diefer „Archäologi/che IVe^- weifer durch Nieder-Oeßerreich dies ift der Titel des fehr preiswürdigen Unternehmens , von einem fo bewährten und gefchätzten Kenner wie Eduard Freih. v. Sacken angelegt und ausge- führt, erfüllt alle Anforderungen die an ein Handbuch folcher Art zu ftellen find. Die Standorte der Monumente find lexikalifch geordnet, die Charakteriftik der einzelnen Objefte verabfäumt nichts zur Sache gehörige, aber vermeidet alles unnöthige, eine reiche Beigabe von llluftrationen, gröfsten- theils den „Berichten" des Vereines und den Publicationen der Central-Commiffion entnommen, vervollftändigt und veranfchaulicht den Inhalt des Textes. Wenn trotz des vergleichsweife kleineren territorialen Umfangs und trotz der innerhalb desfelben durch eine Reihe von Jahren fortgefetzten Autophe dennoch hin und wieder etwas hervorkommt, was der bisherigen Forlchung entgangen war allerdings nur Objecte von minderer Bedeutung , fo liegt darin ein Rechtfertigungsgrund mehr, warum die Central-Commiffion für Baudenkmale bis dahin Anftand genommen hatte, an ihre in diefer Hinficht fo ungleich crröfsere und weiter ausfehende Autgabe zu fchreiten.

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Für Nieder-Oefterreich hat fich in jenen Richtungen, welche unfere Central-Commiflion zu vertreten hat, ein zweiter Privat-Verein anerkennenswerthe Verdienfte erworben: es ill der im Jahre 1864 gegründete „Verein für Landeskunde". Die von ihm 1S65 hinausgegebenen „Fragen zur Förderung der Ortsknitdc" (\Vi(!n, A. Pichler's Witwe und Sohn; 16", 71 S.) berühren vielfach das kunfthiftorifche Gebiet, fo 114 116 Grabmäli-r, Infchriftlteine, Glocken; 128 146 Kirchliche

5 Freihekr von Helfert.

Bauwerke; 147—152 Burijen und SchlölTer; 156 160 Gcdenkfäulen, Wegkreuze etc. 161 182 Anti- quarifche Gegenwände, als Legionsziegel, Mauern, Mofaiken, Urnen etc. ' Als reife Frucht der eingehenden und fachgeniäfsen Uurchforlchung des Landes erfcheint die umfalTende Vopogra- phif von Xiedcr-Ocßcrrcicli" deren 7. Buch: „Die kunlLhillorifchen Denkmale in Nieder-Oefterreich" der vielverdiente Regierungsrath Baron Sacken zur Bearbeitung übernommen hat. Auch ilas von Hofrath M. A. Ritter r>. Becker in Angriff genommene und bisher bis zum 4. Heft („Buttendorf") fortireführte hirtorifch-topographifche Orts-Le.xikon vi)n Nieder-Oellerreich darl liir kunll topo- graphifche Zwecke nicht aufser Betracht bleiben.

Ein Werk andern Charakters und Ausfehens, das unter den Aufpicien und mit theilweiler Unterflützung der Central-Comniiffion 1871 begonnen und mit deffen IV. Theile 1879 abgefchloffen wurde, kann gleichwohl hier nicht unerwähnt bleiben. „Pie k'iin/l des Mit/clalters in Böhmen nach den beßehcnden Denkmalen geschildert von Jiernliard dnieber" verfolgt zunächlt weder kunlt- topographifch-ftatiflifche Ziele, noch ill; es ein lexikalifches Nachfchlagebucli, fondern eine jiragma- tifch-fyflematifche Darftellung der Entwicklung der Kunll in ihren verfchiedenen Richtungen in Böhmen, von den alterten „unbeftimmbaren" (?) Bauwerken (dem fogenannten fchwarzen Thurm in K<^fer) ani^elantren. dann überirehend auf den romanifchen und Ueber>'anti"s-, den gothifchen Styl vom früh- bis zum fpät-gothifchen; ein fünfter Bantl, das Zeitalter der Renaiffance umfaffend, harrt noch feiner Publicirung. In jeder Periode werden, nach einer allgemeinen kunRgefchichtlichen Ueberficht zuerft die Bauwerke behandelt, die kirchlichen wie die IVofan-Bauten; ilann folg« n Sculptur und Malerei, Toreulik und Kleinkünfte, äufsere Ausfchmückung. Die artiftifche Ausrtattung nieift Holzfchnitte im Text, aber auch befondere Tafeln im Steindruck, irt eine ungemein reich- haltige. Fügen wir hinzu, dafs zweckmäfsige Ueberfichten am Schluffe jedes Bandes und ein Orts- Regiller am Ende des ganzen Werkes die Auffindung der einzelnen Obje6le erleichtert, fo ift mit diefem wiffenfchaftlichen Unternehmen eine überaus wichtige Vorarbeit für eine künftige Kunft- Topographie von Böhmen gefchaffen. Mag auch der Verfaffer bei der Ueberfülle des Stoffes, den er zu beherrfchen hatte in manchen Einzelnheiten fehlo^eariffen, in manchen Anfchauungen und Auffaffuneen nicht das richtitre oetroffen haben, immer bleibt ihm das grofse überaus dankenswerthe Verdienrt, das kunftgefchichtliche Gefammtgebiet eines Landes von der Bedeutung Böhmens während der Zeit zweier grofsartiger Styl-Richtungen, der romanifchen und der gothifchen, in

I

einheitlicher Weife behandelt und eben durch diefe Behandlung Anknüpfungspunkte für weitere Forfchungen nach den verfchiedenften Seiten hin geboten zu haben, jede künftige Kunft-Topo- graphie von Böhmen wird an Grueber anknüpfen! und winl ihm Dank willen tür die Leuchte die er vorangetragen.

Für das Königreich Böhmen in archäologifcher und kunfthiftorifcher Hinficht ilf noch von anderer Seite reichhaltigerStoffzufammengetragen worden. Ich meine die „Pamdtky archäologickc a mis/opisne" (Archäologifche und topographifche Gedenkblätter) herausgegeben vom Ix'ihmifchen Mufeum redigirt erft von Karl Vladislav Zap, dann von Fr. j. Zoiibek, zuletzt von Dr. Jof Kaloit/ck; 4'°, alle Vierteljahre i Heft von beiläufig 40 Seiten, je zwei Jahrgänge bilden einen Band. Sie haben 1854, alfo gleichzeitig mit den l'ublicationen der Central-Commilhon, zu crfcheinen begonnen und find feither bis zum XI. Band fortgefchritlcn; jedes lieft c-nthält eine Anzahl Tafeln, mitunter Doppel-Tafeln, in den Text gedruckte I iolzfchnitte feltener. Zu erwähnen ill endlich „Alelhod" , eine der chriftlichen Kunrt gewidmete Zeitfchrift in böhmifcher Sprache, (U'fclu-inend

> In den Jahren 1845 1847 hat der geiftvollc und wohlwollende Haron Clenutis IJiigel aus eigenen Mitteln ein Ijueflionnaire für lopographifchhiflorifchc Zwecke zufaminengeriellt und an perfönlichc Freunde, denen er ein InterelTefür Landeskunde zuniutliele,verlheilt. Die wichtigen polilifchen Kreigninfc und der Tod des edlen l'atriotnn haben das Unternchmrn, kaum <lafs es eingeleitet, ins Stocken gebracht.

OESTKKREICHISCHE KUNST-TorüGRArillK. 7

in l'raj;, Monats-Lieferun^cn , kl. 4'" von 8 12 S. mil nicill in den Text gedruckten Abhikkmgen; lügenthümer, Herausgeber und Rcda6leur P. Ferdinand Lchner. Die Zeitfchrift ifl zugleich Organ des Auschuffes für bildende Künlle und Kunft-Archäologie der chriRlichen Akademie in Prag. Bis 1880 liegen fechs Jahrgänge vollendet vor.

In den Alpenländern erfchienen auf dem Gebiete der Kunft-Archäologie und bringen daher jährlichen Stoff für eine künftige Kunft-Topographie: „Der Kunßjreund" , herausgegeben von Karl Aiz, Vorfland des chrifllichen Kunftvereines in Bozen (mit dem IV. Jahrgang 1875, wie es fchcint, eingegangen); dann „Der KirclicufcJimuck, Blätter des chriftlichen Kunfl-Vereines der Diöcefe Seckau"; redigirt früher von Jofeph Zaplctal, jetzt von Johann Graits] einmal im Monat, gr. 8'° 8 16 Seiten mit Abbildungen; 1880 XI. Jahrgang.

Sehr verdienftliches wird feit den letzten Decennien im Königreiche Galizien geleiflet. Der Correfpondent diefer Central-Commiffion Anton Schneider hat vor Jahren eine archäologifche Karte des Landes vollendet, ein willkommener Führer für künftige kunfttopographifche Forfchungen und Aufnahmen. Die zu Anfang der Siebenziger-Jahre reorganifirte Akademie der Wiffenfchaften zu Krakau bringt in der philologifch-hillorilch-philofophifchen Abtheilung ihres ^^Pamiftnik" Abhand- lungen über fogenannte prähiRorifche Stoffe, mittelalterliche Sculptur und Architektur; und ver- öffentlicht aufserdem Berichte ihrer kunfthiftorifchen Commiffion (Sp^-avozdania Komisyi do badania Jiistoryi sztuki Polske) mit fehr zahlreichen Abbildungen fowohl im Texte als vorzüglich auf befonderen Tafeln; mit dem 4. Heft 1879 wurde der 1. Band gefchloffen; im Jahre 1880 der II. Band mit dem i. Heft begonnen.

Im Jahre 1873 erfuhr die „k. k. Central-Commiffion für Frforfchung und Frhaltung der Bau- denkmale" eine Reorganifation, indem fie in eine folche für „Kunft- und hiftorifche Denkmale" überhaupt umgeftaltet, beziehungsweife zu einer folchen erweitert wurde, eine Erweiterung übrigens die mehr nur ihren Titel betraf, da fich ihre Wirkfamkeit vom Archivs-Wefen, das jetzt neu hinzukam, abgefehen von allem Anfang nicht auf Baudenkmale befchränkt, fondern die hiftorifche Kunft in jeder Richtung fowie Denkmale der Vergangenheit aller Art in ihren Bereich gezogen hatte.

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Die Central-Commiffion in ihrer verjüngten Geftalt hat nun jene Aufgabe zur Löfung über- nommen, für welche feitens ilirer Vorgängerin fo lang und fo umtallend vorgearbeitet worden war. Sie hat, wie es in einem Berichte an das vorgefetzte Minifterium tiir Cultus und Unterricht hiefs, fehr bald den Antrieb gefühlt „eine verläfsliche Zufammenftellung und Ueberficht der in Aiiiw ver- fchiedenen Gegenden vorhandenen, der Kenntnisnahme und Erhaltung würdigen Denkmale zu Stande zu bringen. Ein derartiges kritifches Verzeichnis," hiefs es weiter, „ftellt fich nicht blos als dringendes Bedürfnis für ihre eigene Thätigkeit und jene ihrer Organe, der Confervatoren, heraus; es würden fich damit auch manche andere V'ortheile verbinden, die Aufmerkfamkeit der Befitzer von derlei Gegenftänden auf die Wichtigkeit derfelben lenken, das Publicum dafür intereffiren laffen. I'lndlich aber wäre ein folcher Behelf geradezu unentbehrlich, wenn es, wozu diefe Central- Commiffion nach ihren Statuten verpflichtet ift, mit der Zeit gelänge in Betreff der Schonung Erhaltung undHerftellung wichtiger Denkmale der Kunft und des Alterthums gefetzliche Normen zu fchaffen wie folche in andern Ländern mit beftem Erfolge beftehen." In diefem Sinne wurde fchon im Jahre 1874, alfo im zweiten jähre ihrer Neu-Conftituirung, von der Central-Commiffion ein Ausfchufs. beftehend aus den Vertretern ihrer drei Sedlionen, Dr. Friedrich Kenner (I), Friedrich /.ippinann (II) und Jacob Ritter v. Falke (III) niedergefetzt, welcher die Grundfätze entwerfen foUte, nach denen bei der Inventarifirung der Kunft und hiftorifchen Denkmale vorzugehen wäre. Als Gegen-

8 FKElHERk VON HELKERT.

flände, auf wt-lche fich tliefe Thätigkeit der Cciitral-Commifriüii zu erflrecken hätte, wurden bezeichnet:

. /. Unbewegliche Kunß- und hißorifche Denkmale, alfo namentlich:

1. Sogenannte prähiftorifche Denkmale, wie Grabhügel, Pfahlbauten, Steinfetzungen.

2. Baudenkmale, und zwar:

a) römifche Bauwerke und Refte von folchen foweit fie noch an Stelle ihres urfpriinglichen Beftandes fich vorfinden, wie Subflrudionen, Grab- und Meilen-Steine, Gräber, Infchrif- ten etc.

b) Bauwerke des Mittelalters und der neueren Epochen.

3. Solche Objede, welche wichtige Pertinenzen zu den unter 2. bezeichneten Bauwerken bilden, wie Sculpturen die mehr als eine blos architektonifche Bedeutung haben. Wand und Glas- Malereien. Altäre, Kanzeln, Sacraments-Häuschen, Grabdenkmale etc.

4. Objekte der eben genannten Galtung die mit Bauwerken, die an fich keinen Kunflwerth haben, in \'erbindung flehen.

/)'. Bewegliche Kicnß-Objecle aller Gattungen, auf welche fich die Wirkfamkeil der Central- Commiffion erftreckt.

Das Verzeichnis follte über die darin angeführten Gegenflände folgende Daten enthalten:

1. Die Bezeichnung und Benennung des Denkmals.

2. Die Angabe des Befitzers, ob derfelbe der Staat, die Kirche, die Gemeinde oder eine Privatperfon ift.

3. Die Angabe der Epoche der Entftehung und eine kurze fachgemäfse Befchreibung.

4. Die bekannten Wiederherflellungen und Reftaurirungen die das Denkmal erfahren hat.

5. Den gegenwärtigen Erhaltungszufland.

Die Aufnahme und Evidentftellung der Objefte follte nach Kronländern vorgehen, inner- halb jedes Kronlandes die alphabetifche Anreihung nach den Ortsnamen ftattfinden. Anhangsweife wäre jedem Theile ein Verzeichnis von wichtigen beweglichen Kunfl-Objeften, die lieh im Privat- Befitz befinden und auf welche die Central-Commiffion keine dire6le Ingerenz ausübt, anzufügen, alfo Privat- Sammlungen von Kunftfachen in fummarifcher Ueberficht mit Angabe der bedeutendften darin enthaltenen Stücke; ferner Privat-Sammlungen von hiftorifchen Objeclen, von fngenannten prähiftorifchen Fundgegenftänden etc., ferner künfllerifch oder ftyliftifch merkwürdige erhaltene Innen-Einrichtungen von Wohnungen, Getäfel, Malereien u dgl

Zeitweife Verhinderung der einzelnen Mitglieder, Abwefenheit oder Krankheit, hatten die Arbeiten des Ausfchuffes derart verzögert, dafs die Central-Commiffion, welcher der Ausfchufs feine Ergebniffe vorzulegen hatte, erft im Frühjahre 1876 in die Lage kam diefelben in Vollberathung zu nehmen, worauf vom Präfidenten Bericht an den Minifter für Cultus und Unterricht erftattet wurde (16. Juni Z. 241). Der Bericht wurde von hoher Stelle „mit befonderer Befriedigung" zur Kenntnis genommen und erfuhr nur in einem Punkte einen abfchlägigen Befcheid. Es war nämlich da die Central-Commiffion, neben dem fich vorausfichtlich auf viele Jahre hinausfpinnenden neuen Unternehmen, ihre gewohnte Thätigkeit nach allen Richtungen fortfetzen wollte, die Gewährung einer jährlichen Dotation von 3000 fl. für Inventarifirungs- Zwecke beantragt worden; hierauf glaubte nun der .Minifler vorderhand nicht eingehen zu können, fprach jedoch feine Geneigtheit aus, eine „jährliche Zufchufs-Subvention" zu bewilligen, tleren Höhe fich erfl dann werde beflim- men laffen, „wenn auf Grund der zu pflegenden Verhandlungen eine annäherungsweife Ueberlicht über die Jahres-Auslagen für das kuiifl-topographifche Unternehmen gewonnen fein wird" (3. Juli 1876 Z. 10496). Die Central-Commirrioii fah fich damit, niindeflens fiir die Dauer der erlten Einlei- tungen, auf ihre eigene fehr befcheidene Jahres-Dotation angewiesen, und traf nach meiueren

OKSTERREICHISCHE KUNST-Toi'OCkAI'llIK. g

hierüber in ihrem eigenen Schoofse und mit der vorgefctzten Behörde gepllogenen Verhand- luni'-en die Auskunft, dafs von allen felbftändigen aufserordentlichen Publicationen bis auf weiteres Abftand genommen und die dafür jährlich veranfchlagte Summe von 2500 fl. den Vorbereitungen für das Inventarifirungs-Werk gewidmet werden foUte.

Daneben nahmen die Verhandlungen wegen Inangriffnahme des hochwichtigen Unter- nehmens fowohl im Schoofse des dafür eingefetzten Ausfchuffes in welchem nach dem Scheiden der Herren Lippmann und Falke aus der Mitte der Central-Commiffion für die II. Seftion Cuftos PVanz Schcßai^ und für die III. Dr. Guftav Winter berufen wurden als auch feitens der Gefammt- Commiffion und der einzelnen Seftionen ihren Fortgang. Man hatte fich zu einigen über die mehrere oder mindere Ausführlichkeit in welcher die einzelnen Objefte zu behandeln, über die Beigaben oder Nicht-Beigaben von llluftrationen, über die Berückfichtigung der Literatur (u. a. ob auch in den Provinzial-Zeitungen enthaltene eingehendere Artikel über Landesmerkwürdigkeiten zu berückfichtigen feien ?) und kam in den Hauptpunkten auf nachftehende Ergebniffe ;

1. Als Mufler für die Behandlung der einzelnen Objefte habe der vom Wiener Alterthums- Verein herauseeeebene „Weorweifer" zu dienen verfafst vom Regierungsrath Freih. v. Sacken, welch letzterer, bisher von Fall zu Fall in den Au.sfchufs gebeten, feit 1878 79 den Berathungen desfelben regelmäfsig beigezogen wurde.

2. Format: Lexikon-06lav mit zweifpaltigem Druck.

3. Illullrationen feien nur ausnahmsweife und in der Regel noch nicht publicirte beizugeben, nämlich dort wo felbe zur befferen und kürzeren Erklärung der Sache beitragen.

4. Bezüglich der beweglichen Objecte der I. Seclion (fogenannte prähiftorifche und römifch- griechifche) wären die Fundftellen zu conftatiren, auch wenn die bezüglichen Obje6le feither wo anders hingekommen wären, und unter den betreffenden Ortsnamen erfichtlich zu machen.

5. Die Aufnahme der Gegenflände der II. Seflion fei mit dem Schluffe des 18. Jahrhunderts abzufchliefsen (Thätigkeits-Bericht der Central-Commiffion für 1876 •]•], S. VI).

6. Das Archivs-Wefen wurde abfeits geftellt, da die Evidenzirung der Archive eine befondere Arbeit erheifche, die der III. Se6lion eigenthümlich fei, mit welcher Arbeit bislang kaum begonnen worden und deren Durchführung jedenfalls eine längere Reihe von Jahren in Anfpruch nehmen werde. In dem allgfemeinen Inventar wären nur die nicht im l'rivat-Befitz befindlichen ftändioen Archive unter den betreffenden Ortsnamen aufzuführen.

7. In Betreff der Sammlungen feien öffentliche und ftändige von folchen zu unterfcheiden, die fich in den Händen von Privaten befinden, die daher den Befitzer wechfeln oder wohl gar auf- gelöll werden können; diefelben liefsen fich daher nur im Anhange anbringen, wogegen ftändige Sammlungen, Mufeen, Sammlungen in Stiften undKlcftern im ordentlichen Texte bei den betreffenden Ortsnamen ihren Platz finden müfsten. Bedeutendere Mufeal-Gegenftände wären bei ihren P^und- oder früheren Aufftellungsorten unter Berufung auf d(n-<Mi Aufnahme in das Mufeum autzutiihren, wie bei 4; von den Mufeen felbft wären die Kataloge auszugsweife mit Heraushebung der wichtigeren Stücke zu bringen.

8. Lateinifche Infchriften der Römerzeit wären nur dann vollinhaltlich aufzunehmen, wenn fie in Movnnfcn's Corpus Inscr. latinarum und in deffen Nachträgen nicht zu finden find; fonft wäre fich mit einer einfachen Berufung zu begnügen,

9. Infchriften aus dem Mittelalter und der neueren Zeit wären nur dann mit ihrem Texte zu geben (und auch da nur mit kurzer Befchreibung und der Hauptfache des Inhalts, foweit es das Verftändnis erfordert), wenn deren Inhalt durch die Beziehung auf eine Perfon, ein Denkmal, ein Ereignis von befonderer Wichtigkeit ift.

VII NF. 2

lo Freiheku von Helfert.

lo. Jedem Bande wäre eine archäologifche Karte beizuy^eben, nach Förßer's Mufler mit numerirten Quadraten.

Bezüglich einer Claffirung der Denkmale nach franzöfifchem Vorgange wurden folgende Leitpunkte gegeben:

I. Die clafßrten Denkmale hätten in drei Gruppen zu zerfallen.

A. In die erfte Gruppe wären einzureihen: Denkmale, welche eine fo allgemeine kunß- ceft/iic/itlic/ic Bedculutio: befitzen, dafs fie als Monumente von hervorragender Wichtitrkeit anirefehen werden müfsen.

B. Der zweiten Gruppe fielen folche Denkmale zu, die vermöge ihrer künltUrifclien Bedeutung, ftylillifchen Eigenthümlichkeit odrr um brfonderer hillorilcher lü'iniicniiigcn willen für die Gefchichte der Gegend oder des Ortes, wo he lieh behnden, einen grofsen W(;rth haben.

C. Denkmale, welche bemerkenswerthe Repräfentanten einer Kunll-l'lpoche ^1^\v^■ .Styl- Richtunüf im alltremeinen find.

II. Alle übrigen Kunft- und hillorilchen Denkmale, die keiner der vorbezeichneten drei Claffen A, B, C eingereiht werden können, wären als nicht-clafßrtc zu bezeichnen.

Der Ausfchufs behielt fich indeffen vor, die brage der Claffirung, fobald die Denkmale einer beftimmten der Oeffentlichkeit zu übergebenden Abtheilung gefammelt vorlägen, einen- noch- maligen Erörterung zu unterziehen.

Schliefslich wurde beftimmt, dafs an Stelle der Ausdrücke „Inventar" und „Inventarifirung" an die fich allerhand minder genehme Nebenbegriffe knüpften, die Bezeichnung „Kim/l- Toßoc^ra- phie" treten foUe.

Die Vorgangsweife betreffend, kam der Ausfchufs über folgende Punkte überein :

1. Es fei fofort das Unternehmen in Angriff zu nehmen, und zwar gleichzeitig in mehreren Kronländern, folchen wo die meiften Vorarbeiten vorliecren oder wo befondere Umflände eine möglichft baldige Conflatirung des Vorhandenen wünfchenswerth erfcheinen liefsen ; in h^tzterer Hinficht wurde auf Tyrol und Salzburg hingewiefen, wo der häufige Fremdenbefuch und die Anwefenheit ausländifcher Händler die Gefahr einer Verfchleppung werthvoller Objec^le nahelege, wie davon leider nur zu häufig, bis in die jüngfte Zeit herab, der Central-Commiffion Meldungen zugekommen.

2. Für die Sammlung, beziehungsweife VervolMändigung des Materials für das in Bearbei- tung zu nehmende Kronland wurde als zweckentfprechend erkannt:

a) Die Durchforfchung der einfchlägigen Denkmäler-Literatur, als da find : die Publicationcn, die Bibliothek und die Mappen der Central-Commiffion, die Schrift(-n d(>r kaif Akadcnnie der Wiffenfchaften, die Jahresberichte der Landes-Vereine etc.

l>) Die Ausfendung von Fragebogen an die in dem betreffenden Lande bt^findlichen Confer- vatoren und Correfpondenten der Central-Commiffion an Pfarrer, Gemeindevorfteher, Vereine u. dgl. Die Redigirung diefer PVagebögen kam durch die vereinten Bemühungen der Herren Scheßag und Baron Sacken zuflande, wozu Dr. Jl'inter einige Rubriken bezüglich der Archive fügte. Die Fragebogen wären halbbrüchig, mit Leerlaffung der je 2. und 4. Spalten für die Aufnahme der Antworten, in einer ausreichenden Anzahl von Exemplaren aufzulegen. Auch wäre jeder Ausfendung ein Couvert mit der Adrefl'e der Central-Commiffion beizulegen damit fich der Gefragte umfomehr veranlafst finde die von ihm ausgefüllten Fragebogen zurückzuleiten (Wortlaut der Fragebogen f „Mittheilungen" 1878, pag. CXXXI f).

c) Die Kntfendung von Fachmännern an Ort und Stelle, ein fchwieriges und koftfpieliges Mittel, aber das einzige um bezüglich folchcr Denkmale, die niciit auf anderen W('gen in

OeSTEKKEICIIISCIIE KUNST-TOPOGRAI'IIIE. II

ihrem Charakter und ihren Details verläfslich conflatirt find, Ikhere Daten zu erlangen. Es war ein fahr dankenswerthes Anerbieten des Oberbaurathes Profeffor Friedrich Schmidt, bei den fachmännifchen Bereifungen, die er alljährlich mit mehreren feiner Schüler zu unter- nehmen pflegt, die Zwecke der Kunft-Topographie vor Augen halten und gelegenheit- lich fördern zu wollen.

3. Als zweckdienlich wurde die Abfaffung einer nur wenige Denkmale von gröfserer und von minderer Bedeutung" umfaffenden Mufterarbeit erkannt, die in Druck zu legen und den Organen der Central-Commiffion hinauszugeben wäre, damit diefe darnach die ihnen etwa abzufordernden Auskünfte einzurichten vermöchten. Eine Mufterarbeit diefer Art lieferte, über Einladung des Ausfchuffes, Minifterial-Secretär Dr. Karl Lind und wählte dafür die Kirche St. Leonhard im Lavant-Thal und die Burg Hoch-Oflerwitz in Kärnten.

Am 8. Auguft 1878 Z. 230 erftattete der Präfident der Central-Commiffion über diefe Berathungfs-Ercrebniffe der Central-Commiffion und ihres Ausfchuffes Bericht an den Herrn Minifter für Cultus und Unterricht, und nachdem von diefem mit Zufchrift vom 8. Februar 1879 Z. 13072 die gesellten Anträge „mit Befriedigung" zur Kenntnis genommen worden, konnte nunmehr die thatfächliche Arbeit beo^innen.

IV.

Es wurde befchloffen den Anfang mit Nieder-Oefterreich, Kärnten und Salzburg zu machen, Ländern deren kleineres Gebiet fich leichter überfchauen läfst oder wo es fich wie namentlich bei dem erfteren, nach den vorausgegangenen zahlreichen und vielfeitigen Arbeiten mehr um eine Nachlefe zu handeln fchien. Auch die kärntnerifchen Kunftdenkniale find in den letzten Decennien vielfach, zum Theile fehr eingehend behandelt worden. Bei Salzburg ift das gleiche wohl nur von der Landeshauptftadt zu fagen, während die Thäler und das offene Land noch viel zu thun übrig laffen.

Bezüglich Nieder-Oefterreichs wurde auf Antrag cies Referenten Regierungsraths v. Sacken befchloffen, das Gebiet in zwei Theile, den füdwärts und jenen nordwärts der Donau, zu zerlegen und mit erfterem, als für welchen durch die beiden Theile des „Wegweifer" nicht nur ein nahezu volllländiges, fondern auch topographifch bereits geordnetes Material vorliegt, zu beginnen. Für das Gebiet am linken Ufer des Stromes follte inzwifchen Stoff gefammelt werden, wozu, was das ehemalige Viertel unter dem Manhartsberg betrifft, die zahlreichen Aufnahmen in der Sammlungr des Confervators Anton Widtei' erwünfchte Ausbeute verheifsen. Die Denkmale des ehemaligen Viertels ober dem Manhartbero; erbot fich Confervator Karl Rosner von Krems aus nacheinander zu bereifen und feine Notizen und Aufnahmen der Central-Commiffion zur Verfügung zu rtellen, ein Anerbieten, das mit grofsem Danke entgegengenommen wurde.

Im Juni und luli 1S79 wurde mit der Ausfendung der Fragebogen begonnen, und zwar in Nieder-Oefterreich nur an jene Orte des ehemaligen Viertels ober dem Wienerwald, die für den vorliegenden Zweck überhaupt noch nicht befucht worden waren, oder wo eine Ergänzung oder Berichtigung der bisher bekannten kunft-topographifchen Daten wünfchenswerth fchien. Jedem Fragebogen wurde ein Einbegleitungsfchreiben an die betreffende Perfönlichkeit, in der Regel den Orts-Seelforger, beigegeben. Da trotzdem von manchen Orten die Antwort ausblieb, einzelne Sendungen wohl auch als „nicht angenommen" uneröffnet an die Central-Commiffion zurück- gelangten , fo richtete der Präfident dienfthöfliche Schreiben an die hochwürdigen Herren Bifchöfe, worin er diefelben von dem Zwecke und der Bedeutung des kunft-topographifchen Unter- nehmens in Kenntnifs fetzte und um geneigte Förderung und Unterftützung desfelben bei dem

12 Freiherr von Helkekt.

unterllehenden Curat-Clerus auflichte. Die nun immer zahlreicher einlangendem beantwurlelen, tl h. in ihren Rubriken ausgefüllten Fragebogen zeigten viel erfreuliches. Uie meiften waren nach beftem Wiffen, viele mit fichtbarem Intereffe und Eifer beantwortet. Einer grofsen Anzahl waren Abdrücke von Pfarr- und Orts-Siegeln, manchen örtliche Abbildungen beigegeben, und von befon- derem Intereffe, weil fall durchaus neu, waren die archivalifchen Notizen. Der kunft-topographifche Ausfchufs der Central-Commiffion hatte alle Urfache mit dem h>folge diefes crflen Schrittes, den er zu feinem Ziele unternommen, zufrieden zu fein.

Da inzwifchen die Amts-Ferien der Central-Commiffion, Augufl und September, heran- gerückt waren, fo konnten die Bereifungen beginnen. Der Zweck derfelben war: die in tlen einge längsten Fragebogen enthaltenen Notizen, welche überwiegend von Nicht-Fachmännern her- rührten, an Ort und Stelle zu vergleichen, zu prüfen, wo nüthig zu ergänzen und richtigzullellen, eventuell mit theilweifen .Aufnahmen zu illullriren, aucli foniT: vorkommende, in den ausgetiilltcn Fragebogen nicht berührte Objefle zu notiren und allenfalls zu fkizziren. Als muftergiltig wurden vom Ausfchuffe die Äosm-r'fchcn Aufnahmen erkannt und zu diefem Behufe die Anfertigung von Copien einer Anzahl derfelben eingeleitet. Confervator Rosiicr hatte nämlich in der Zwifchcnzeit einen Theil des Viertels ober dem Manhartsberg bereill und eine nattliche Folge von Befchreibungen und Aufnahmen, höchli zweckmäfsig und belehrend angelegt, der Central-Commiffion eingefandt, die dadurch ein nach jeder Richtung entfprechendes Material für ihre ferneren Arbeiten gewann. Den auszufendenden Reifenden follte nebfl Vergütung der Reifekoften, der baaren Auslagen für nothwendige Gerüfle, für Herabnahme von Bildern von den Wänelen u. dgl. ein Honorar per Tag ihrer Mühewaltung ausgemeffen, zum Antritt ihrer Reife ein Vorfchufs darauf ausgefolgt, die fchliefsliche Berechnung nach Vollendung ihrer Aufgabe gepflogen, refpe6live berichtigt werden. Jeder follte mit einem die Bedingungen feiner Miffion enthaltenden Decrete und mit einem Legitimations-Schein zur Vorweifung an Ort und Stelle verfehen, aufserdem die Civil- und geill- lichen Autoritäten des Bezirkes, in welchem die Aufnahmen und Befchreibungen vorzunehmen waren, feitens der Central-Commiffion durch ei^rene Präfidial-Schreiben begrüfst werden.

Was die einzelnen Kronländer betraf, fo behielt fich für Nieder-Oefterreich Baron Sacken die an mehreren Punkten des Viertels unter dem Wienerwald erforderliche Nachlafe felbft vor; für das Viertel ober den Wienerwald war urfprünglich Architekt Johann (iradt in Ausficht genommen, da diefer jedoch fchwer erkrankte und bald darauf, 19. Juli 1879, ein grofser Verluft für die heimifche Denkmalkunde, ftarb, fo fiel die Wahl auf Herrn Emanuel Pippick, ein(.;n Jüngern tür Archäologie fich intereffirenden Architekten. Er hatte 40 bis 45 ihm nahmhaft gemachte Ortfchalten zu bereifen und hat feine Aufgabe mit anerkennenswerthem Eifer, mit Umficht und Verftändnis gelofl; die Ausbeute war allerdings keine wefentliche, aber anderfelts ein Beweis, wie umfallend und forgfältig die Forfchungen für den „Wegweifer" gepflogen worden waren. Da zur felben Zeit Dr. Kenner die in den Bereich der I. See'tion fallenden Daten für das nieder-üllerreichifche Gebiet lüdwärts der Donau vollendet und zur Einftellung in dii; alphabetifche Ortsfolge hergerichtet hatte, fo ill nunmehr das kunft-topographifche Materiale für die beiden Viertel ober und unter dem Wiener- walde vollftändig beifammen und kann an die Ausführung gefchritten werden. Zu wünfchen ift nur, dafs die fo vielfeitig in Anfpruch genommene Zeit des Referenten Freiherrn Eduard v. Sacken es ihm möglich mache, bald an feine lohnende Aufgabe zu fchreiten und felbe möglichft ohne Unterbrechung ihrem Abfchluffe zuzuführen.

Für das Herzogthum Salzburg machten die ausgegebenen und nun ziemlich regelmäfsig zurückgelangenden Fragebogen auf eine Fülle ganz oder theilweife unbekannter Gegenftände aufmerkfam; manche der gelieferten Befchreibungen waren wohl minder genau, mitunter lückenhaft; alle jedoch zeigten von dem aufrichtigen Bellreben den Intentionen der Central-Commiflion gerecht

OESTERKKICII ISCHE KUNST-TOI'ÜCRAI'lllE.

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zu werden. Einen literarifchen Behelf zur Ausfüllung- mancher Lücken hal dem Herrn Referenten das /)ür/inircr'ic\\(i Diücefan-hhuidhuch, ferner desfelben Verfaffers „l'ongau und Pinzgau," fowie Kürßnger's „Lungau und Ober-Pinzgau" geboten. Im Ganzen aber Hellte fich eine ortsweife Bereifung des ganzen Landbezirkes als unerläfslich heraus; ja felbft für die in den „Jahrbüchern" und „Mittheilungen" der Central-Commiffion faft vollftändig und von berufenen Federn behandelten Kunfldenkmale der Hauptftadt war manches nachzuholen, namentlich die in der Zwifchenzeit vor- genommenen Herftellungen, dann das in den letzten Decennien fo beachtenswerth angewachfene Landes-Mufeum. Einen grofsen Theil des Gebietes, namentlich den Lungau, Pongau, behielt fich der Referent zur perfönlichen Bereifung vor, hat diefem Zwecke einige Wochen der Sommer 1879 und 1880 gewidmet und gedenkt im Sommer 1881 feine kunft-archäologifche Forfchungsreife zu vollen- den. Für die Bereifung des fich längs der Salza ausbreitenden Gebietes des Herzogthums nördlich von Golling wurde der Architekt Vitus Berber gewonnen und hat fich derfelbe diefer Mühewaltung im abgelaufenen Sommer unterzogen. Befonderer Dank gebührt dem neuen Landeshauptmann Grafen Karl Chorinsky, welcher vom Präfidenten der Central-Commiffion dienftlich begrüfst, fich um tlie Kunft-Topographie des Landes mit der ihm eigenen unermüdlichen und lebhaften Thätig- keit annimmt und den Organen der Central-Commiffion, namentlich Herrn Cuftos Schcjlag, in der zuvorkommenften Weife an die Hand geht. Jedenfalls werden die das Herzogthum Salzburg betreffenden kunft-topographifchen Vorarbeiten erft nach Ablauf der nächftjährigen P^erien foweit abgefchloffen fein, um die Schlufs-Redaftion in Angriff zu nehmen.

In fehr erfreulicher Weife nimmt durch bereitwilliges Zufammengreifen aller einfchlägigen Faftoren die kunft-topographifche üurchforfchung des Herzogthums Kärnten ihren Fortgang. Auf das dienflliche Begrüfsungsfchreiben des Central-Commiffions-Präfidenten hat der hochwürdigfie Fürft-Bifchof von Gurk feinen Seelforge-Clerus durch das Diöcefan-Blatt auf das Unternehmeii aufmerkfam gemacht und felbem die Förderung desfelben ans Herz gelegt. Die F"olgen zeigten fich bald in der erfreulichlten Weife. Zwar waren bis zum Mai 1880 von 301 ausgefandten Frage- bogen erft 153, alfo wenig über die Hälfte, ausgefüllt zurückgelangt; was aber eintraf, war faft durchwegs fchätzenswerth. „Die Beantwortung der Fragen," fo fpricht fich der Referent Minifterial- Secretär Dr. Lind aus, „macht dem kärntnerifchen Curat-Clerus alle Ehre." Wenn man von einigen fehr kurzen Beantwortungen und von den wirklich kunllarmen Jofephinifchen Kirchen- bauten abfieht, enthalten die eingefendeten Fragebogen eine ungeahnte Menge von werthvollen Angaben und Mittheilungen, die fehr häufig auch in archäologifch-fachmännifch richtiger Weife vorgebracht werden. Auf welch' überrafchende Anzahl von Flügel-Altären oder deren Reften, von Wanclg-emälden und bedeutenderen mittelalterlichen Glasgemälden, von alten Paramenten, Römer- fteinen wird darin aufmerkfam gemacht. ^ Freilich war es mit diefer Angabe nicht abgethan, es erübrigte die Prüfung, refpecftive Richtigftellung der in den beantworteten Fragebogen enthaltenen Angaben, die zum Theile der Referent felbft vornahm, indem er im September 1879 die hiltorifch wichtigen Orte Friefach, Villach und Klagenfurt nacheinander zu Mittelpunkten wählte, von denen aus er die Kunftdenkmale der Umgegend in Augenfchein nahm. Im Juli des folgenden Jahres beantragte Dr. Li7td eine fyftematifche Durchforfchung des Landes in kunft-archäologifcher Rich- tungen in etwa zwölf Partien, auf deren jede nach Anhandgabe der eingelaufenen F" ragebogen etwa 15 bis 20 archäologifch wichtige Orte entfielen. Für den bevorftehcnden Sommer brachte der Referent vier Touren in Vorfchlag, und zwar:

a) Gmünd Möllthal Ober-Drauburg;

b) Krappfeld St. Veith Friefach ;

' Jahresbericht der Central-Commiffion über ihre Thätigkeit 1879; Mitth. Bd, VI. N, F. S. VII.

, , KuiilllEKR VON HELKEKT.

c] Kanal-Thal unteres Gail-Thal Theile von Villach;

d) Eberndorf Unter-Drauburij unteres Rofenthal.

Von diefen Touren haben a) und b) eine deutfche Bevölkerung-, c) und d) [\m\ ihcilwcile flovenifch. Für letztere fehlen darum die Ausfendung eines Fachmannes angezeigt, der wo nicht des flovenifchen. doch einer anderen flavifchen Sprache mächtig und daher fähig wäre, fich mit der Bevölkerung in verfländlichen Rapport zu letzen; und es wurde Architekt Pippich, der feine Auf- gabe im \'iertel ober dem Wienerwald zur vollen Zufriedenheit gelöft hatte, nunmehr für die flovenifchen Theile von Kärnten in Anfpruch genommen. Für die deutfchen Bezirke wurden, auf Anempfehlung des Oberbauraths Profeffor Schmidt, die Architekten Vincenz Rauf eher und Hein- rich Holieky eingeladen, fich diefer intereffanten Mühewaltung zu unterziehen; im Laufe der Voll- führunif ihres Auftrages wurde der erftere leider abberufen es war ihm vom Minifterium die Hinrichtung'^ und Leitune der neutreeründeten Gewerbsfchule in Eger anvertraut worden fo dafs der letztere die Weiterführung fowie den Abfchlufs der Arljeit allein übernehmen mufste.

Gleichzeitig mit diefer Thätigkeit war es aber eine zweite, die von der Central-Commiffion auf Antraif Dr. Lind's eintreleitet wurde. Es befindet fich nämlich in Kärnten eine Anzahl höchfl werthvoller Wandgemälde, die al fresco gemalt und feit Jahrhunderten allen Unbilden der Jahres- zeit und des Wetters ausgefetzt ihrem unaufhaltfamen Verfalle entgegen fchreiten, rückfichtlich deren es aber im höchflen Intereffe der Kunflgefchichte geboten erfcheint, fie, fo viel davon noch erkennbar, mindeflens im Abbilde völligem Vergeffen zu entreifsen. Es find das namentlich die Wandgemälde am Carner von Mettnitz, jene im Donjon \on Friefach, endlich die Fresken an tlcr Aufsenfeite der Kirche in Milflatt. Der Maler Max Pirner, von Profeffor Trcnkivald- für diefe Auf- gabe empfohlen, hat felbe in einer fo vorzüglichen Weife durchgeführt und durch die pietätvolle Wiedenjabe diefer Kunftwerke fo überrafchende Erfoltre erzielt, dafs ihm feitens der Central- Commiffion die befondere Anerkennung ausgefprochen wurde. Die Aufnahmen werden, nach Ablauf der Weihnachts-Ausftelluno; im k. k. öfterreichifchen Mufeum für Kunll: und InduRrie zur allgemeinen Befichtigung offen flehen. ^

Sowohl die in Kärnten aussrefchickten Frao-ebogren als die künftlerifchen Bereifungen hatten fafl ausfchliefslich die kirchlichen Baudenkmale und deren künftlerifche Ausfchmückung, Kirchengeräthe, Grabdenkmale u. dgl. zum Vorwurf. Dem kunft-topographifchen Ausfchuffe kam es daher fehr zu ftatten und wurde von demfelben mit grofsem Dank entgegengenommen, dafs der hiftorifche Verein für Kärnten feine Bemühungen mit jenen der Central-Commiffion zu verbinden befchlofs; diefelben werden in Betreff der Profanbauten, Ruinen von alten Burgen, Grabdenkmale , Infchriften- und Wappen-Steine , Wandgemälde , Siegelflempel von wefent- lichem Verdienfle fein. \\\\\ fchätzenswerther Beitrat zur Kunde kärntnerifcher Profan-Bauten ifl; der Central-Commiffion noch von zweiter Seite zu<rekommen. Pfarrer Martin KrabatJi von St. Urban ob Glanet^«/ hat nämlich ein umfaffendes Verzeichnifs aller kärntnerifchen Burgen und Burgrefle, alten Schlöffer und Adelsfitze, Befefligungen u. dgl. eingeliefert Der kunft-topogra- phifche Ausfchufs hat vorläufig befchloffen, nur jene Bauwerke zu berückfichtigen, von denen wenigftens Refle von künfllerifchem Wertlie übrig find; es wäre gleichwohl zu erwägen, ob nicht auch da, wo folch künlllerifche Refle fehlen, im topographifchen Verzeichniffe der ehemalige Standort bemerkt werden follte, ähnlich wie das mit der Anmerkung claffifcher und fogenannter prähillorifcher Fundflellen zu beobachten fein wird :

' Wurde bereits ausgeführl und find die fraglichen Aufnahmen in den Räumen des k. k Mufcunis für Kunft und Induftric zu fchen.

OeSTERKEICIIISCHE KliNST-TOI'OCKAl'llIE 15

V.

Was die weitere Ausdehnung- des kunft-topographifchen Unternehmens betrifft, fo find darüber bis zur Stunde noch keine ic{[v,n Pjefchlüffe uefafst worden. lünes der Länder, die dem- nächft in Ausficht >renomnicn werden dürften, wäre das Köniu;reich Böhmen, einmal defswegen, weil bezüelich desfelben fchon viel vorgearbeitet wurde und forlwähreml vorgearbeitet wird, dann abt;r auch aus dem Grunde, weil es bei der Ausdehnung- des Landes und der Fülle des Stoffes eben fo umfaffende X'orarbeiten benöthigen und daher beizeiten auf eine Inangriffnahmen diefer Arbeit wird gedacht werden muffen.

\'on dem was bisher in kunft-topographifcher Richtung für Böhmen geleiflet worden, war früher die Rede. Ein fehr lobenswerthes Unternehmen ift vor einigen Jahren in Gang gebracht worden; es find dies vom Architekten und Confervator Anton Baum und vom Herausgeber und Redafteur des „Method" Ferdinand Lclnicr in beiden Landesfprachen abgefafste „Archäologifche Fragen", welche in einer grofsen Anzahl von Exemplaren unter den Mitgliedern der „Chrilllichen Akademie" im Lande vertheilt wurden. Sie enthalten folgende Haupt-Rubriken, deren jede in eine Reihe fehr in's einzelne gehender Fragen zerfällt: A Name des Ortes. B. Kirche, und zwar Thüren, Aeufseres (Fenfter, Gefimfe, Dach, Portal etc.), Inneres (Pflafter, Gewölbe, Mufik-Chor etc.), Einrichtung C. Friedhof, D. Pfarrhaus, E. fonftige Denkwürdigkeiten und Alterthümer, F. Schlofs-, Ci. Burg-Refte. Eine Tafel mit Typen von Bau-Stylen, Fenftern, Thurmfpitzen, Gewölben, Mnn- ftranzen u. dgl. liegt zur Verdeutlichung der geftellten Fragen für den minder Vertrauten bei.

Die Ergebniffe, welche durch die Ausfendung der „Archäologifchen Fragen" erzielt wurden, find, wie Confervator Baitui auf eine an ihn gellellte Anfrage berichtet, recht erfreulich, wobei nicht Überlehen werden darf, dafs zunächll nur Mitglieder der Chriftlichen Akademie damit betheilt wurden, an welche freilich dabei die Bitte erging, für möglichfte Bekanntgabe in weiteren Kreifen Sorge zu tragen. So find denn auch mitunter Antworten von folchen Perfonen eingelangt, die für ihre Perfon der Akademie nicht angehören, auch nur zufällig zur Kenntnis des im Zuge befind- lichen Unternehmens gelangt waren. Der Inhalt der eingelangten Antworten ift, wie dies nicht anders fein kann, von fehr ungleichem Werth, überwiegend jedoch in der einen oder andern Richtung brauchbar und dankenswürdig; nicht wenige kamen mit ganzen, auf wiffenfchaftlicher Grundlage bearbeiteten Monographien zurück, andere mit Zeichnungen, Photographien u. dgl. Auch ift man auf diefem Wege bereits zur Kenntnis von Kunft-Obje6len gelangt, von denen die Fach- gelehrten bisher Notiz zu nehmen nicht in der Lage waren.

Eine Angelegenheit ernfter Erwägung für den kunft-topographifchen Ausfchufs der Ccntral- Commiffion, um an die fyllematifche Durchforfchung von Böhmen zu fchreiten, wird die Frage einer zweckmäfsigen Abtheilung des überreichen Stoffes bilden. Eine Zerlegung nach Kreifen fcheint darum unthunlich, weil diefe Eintheilung felbft während der lebenden Generation dreimal gewechfelt hat und möglicherweife neuerdings wechfeln kann; eine nach bifchöflichen Vicariaten, deren Gränzen allerdings ziemlich fellftehend find, ja in eine frühe Vorzeit hinaufreichen, würde den Stoff denn doch in allzu kleine Theile fcheiden. Wenn man fonach dahin gedrängt wird, eine feft- ftehende natürliche Gränze zu fuchen, wie folche für Niederöfterreich durch den das Land von Werten nach Orten in zwei faft gleiche Hälften zertheilenden Donau-Strom gegeben irt, fo böte für Böhmen die von Süden bei Schlofs Rofenberg bis Herrnskretfchen nach Norden rtrömenden Moldelbe eine ähnliche Theilung des Landes in zwei Hälften, deren jede dann wieder nach den Ouellgebietcn der von Weft nach Oft und von Oft nach Well in die Hauptader mündenden Neben- flüffe: hier die obere Moldau (vom Urfprung bis Rofenberg), die Votava, Mies-Beraun und Plger,

,5 FUEIHEKk VON HEI.l-KkT. OKSTERKEKHISCIIK KUNST-Toi'OCUArHIK.

dort die Luziiic, Säzava, Hlb-Ifer (von PardulMC bis Mcliiik) und obere VJhe, in vier, alfo 7Aifaninn-n acht Unterabtheilungen zerfiele. Die Hauptftadt Prag würde vielleicht eine Behandlung für fich in Anfpruch nehmen.

In fülcher Weife fieht das Unternehmen einer üllerreichifchen KunlVTopographie baldigem Beo-inne feines Erfcheinens vor der Oeffentlichkeit, und von da an ununterbrochener, Weiterführung durch die verlchiedenen Theile des Reiches entgegen. Zwar ifl, wie früher erwähnt wurde, über die Frage der Clafllrung der Denkmale im Schoofse der Central-Commiffion noch nicht endgiltig entfchieden ; unter allen Umfländen aber wird die in einem ihrer Theile durchgeführte Kunft- Topocrraphie in dem betreffenden geographifchen Gebiete mafsgebend für die Beachtung und, fo rteht zu hoffen und zu wünfchen, zugleich für die pietätvolle Erhaltung der Denkmale einer ereignis- vollen und kunftfinnieen Verofantrenheit fein. Wenn es in unferem Kaiferftaate bisher an einem umfaffenden Gefetze in diefer letzteren Richtung mangelt, während fich andere Cultur-Staaten feit langem fchützender Normalien, mindeftens was die Bauten und Denkmale betrifft die zum Staats- gute gehören oder einer Gemeinde oder anerkannten Körperfchaft eigenthümlich find, erfreuen, fo wird die Durchführung des kunft-topographifchen Unternehmens eben fowohl den Anlafs bieten als zum Anfporn dienen, in legislativer Weife und Form jene Grundfätze feftzuftellen, welche rück- fichtlich der Bewahrung und Beauffichtigung, der Erhaltung und Herftellung claffifcher Denk- male der Vorzeit beobachtet werden follen. Bis dahin fei diefer Gegenfland dem einfichtsvoUen Wohlwollen aller Freunde des Vaterlandes, der Kunll und Bildung auf das wärmfte empfohlen. Wir haben, leider fei es bekannt, bis auf die letzte Zeit herab fo vieles, was des Erhaltens w(;rth gewefen, theils durch Zerflörung theils durch Hintangabe in frc-mde Hände verloren, dafs tloppt-ltc; W'achfamkeit und Sorg-falt bezüoHch deffim oeboten ift, was fich tlavon noch in aufrechtem Stande und in unferem Befitze befindet.

SCHLOSS KACEROV IN BÖHMEN.

Vom Cokkespondenten C. Lauzil.

(Mit

Tcxtllluftiationcn.'

ai' A.j'.'v.uu ii."Aiiiiiii|i/'Ii'l!/iiV/,

ORDÖSTLICH von Pilfen, nächft dem Orte Plana, erhebt fich auf einem kahlen Hügel das Schlofs Kacerov, der ehemalige Sitz der Griespecken. Nach dem Ausfterben diefes Gefchlechtes kam das Schlofs in geilllichen Befitz und diente klöfterlichen Zwecken; (jecrenwärticr trehört es zur fürfllich Metternich'fchen Herrfchaft l'lafs, wird von dem Pächter der Kacerover Gründe als Wohnhaus, Speicher, Viehflall etc. benützt und ill auch nur, foweit es diefe Zwecke fordern, im leidlichen Bauzuflande, im übrigen aber fchon jetzt als Ruine zu bezeichnen und dem weiteren Verfalle preisgegeben.

Das Schlofs ifl um die Mitte des i6. Jahrhuncierts von Florian Griespeck von Griesbach erbaut worden; der grofse Mantel des Küchenherdes (Fig. 13) trägt die Jahreszahl 1552, und dürfte damit die Zeit der Vollendung ausgedrückt fein. Es fällt fonach die Erbauunsj diefes Schloffes mit dem Umbaue des Rathhaufes in Pilfen zufammen, | und fprechen viele an beiden Objeclen ganz gleich ' geftaltete Details, namentlich aber der Kamin im Rathsfaale zu Pilfen und jener im Familienfaale zu Kacerov (Fig. 11) datür, dafs beide Bauten ein und demfelben Meifler zugefchrieben werden dürften.

Die Gefammtanlage (Fig. i) ifl einfach, ziem- lich regelmäfsig und fymmetrifch. Das Gebäude befteht aus vier Tratlen, welche einen recht- eckigen Hof umfchllefsen, der fich im Often und Werten durch Thorwege öftnet. Die Verbindung mit dem übrigen Schlofs-Terrain war jedoch nur durch Zugbrücken herzuftellen, welche die vor den Portalen geleufenen Gräben überbrückten. ' Der äufsere Schlofsplatz zeigt die Form eines unregelmäfsigen Viereckes, hat an den Ecken Baftionen, ift rings von Mauern und Gräben umgeben und von Nord nach Süd durch eine Mauer abgetheilt. In derfelben befinden fich wohl erhaltene Refte eines ziemlich reichen Portales mit Nebeneingang und Säulenftellungen im Charakter der x\rchitektur des Schloffes gehalten.

Von den Mauern, welche die Gräben umfchliefsen, hntl nur die unteren Parthien bis zum Niveau des äufseren Schlofsplatzes noch vorhanden.

' Gegenwärtig vermitteln Erddämme den Verkehr.

VU. N. F. 3

Fig. I.

iS

C. Lauzil.

Die Oft-F"agade des Schloffes (Fig. 2 und 4) ift von zwei Rifaliten tiankirt, die Weft-Fagade durch einen Mittel-Rifalit gegliedert. Aus dem Nord-Tracle erhob fich früher ein Thurm, welcher, fo

Fig. 2.

weit er über das Dach des Gebäudes hervorragte, vor wenigen Jahren wegen Baufälligkeit

abgetragen wurde. Der Oft -Traft ift dreiftöckig, die übrigen Tratle haben zwei Stockwerke.

Hiebe! reichen aber zwei Säle des erften Stockwerkes,

im Often und Weüen gelegen, in das darüber Ijctindliche

Gefchofs, fo dafs in Bezug auf jene Stellen des Grundriffes

fich der Bau zwei-, beziehungsweife einftöckig geftaltet.

Kntfprechend der einfachen Anlage ift die innere

Eintheiluntr des Schloffes klar t£elüft. Im Krdtrefchofse

liegen rings um den I lofraum breite Gänge, welche lieh

durch Bo^^enftellunoen öffnen und im Often und Wellen

des Gebäudes, die ganze Tracttiefe einnehmend, zu grofs-

artigen Vorhallen fich geftalten, aus welchen die beiden

Haupttreppen in die ol)eren Gefchofse leiten (Fig. 2), Im

erften Stocke find die Arcaden, abweichend von anderen Fig 3 . . .

derartigen Anlagen, nur an zwei Seiten des I lotes einander

* Die (lärkeren Mauern im GrundriflTc des Erdgcfcliofscs (Fig. 2; in der Nähe der Wendeltreppe gehuren diefcm Tluii mljaue an.

ScHLoss Kacerov in Böhmen.

19

l'iy. 4.

gegenüberliegend angcortlnct , wäh- rend über den Vorhallen die fchon erwähnten beiden grofsen Säle fich erftrecken (Fig. 3). Die Haupttreppe in der Südweftecke des Hofes führt nur bis zum crllcn Stockwerke, ilcm Hauptgefchofse', und fchliefst dort in origineller Weife ab (I'ig- s)-" Di'- zweite grofse Treppe , fowie zwei Nebenfliegen reichen l)is zu dem Dach- räumen empor und in die Kellerräumc hinab, und find fchmucklos gehalten. An die oftenen CiUnge und meill direct von diefen zugänglich, fowie untctnin- ander durch Thüroffnungen vt^rbun- den, reihen fich die einze-lncn Wohn- räume an.

Die Mauer des wefllichen Rifa lits ill theilweife von bedeutender Stärke und enthält einen rechteckigen I M. auf 3 M. im Querfchniti yKif, meffenden Schacht (Fig. 2), welcher vom Niveau des äufsc ren Terrains ])is unter den Fufsboden des Familienfaales im erflen Stockwerke reicht Derfelbe ift fo gefchickt durch eine kleine Unregelmäfsigkeit in (.\c\- Gruntlrifsbilduncr ver- fteckt, dafs man feine Verheim- lichung wohl als wefentlich betrachten und annehmen darf, dafs er in Zeiten der Kries/s- gefahr den Schatz der Familie aufnehmen follte. Diefer konnte durch eine im bufsboden des Familienfaales gemachte Oeff- nung verfenkt werden, und die forgfältige Wiederherflellung des Fliefsenbodens forijte für die Geheimhaltunsr des Ver- fleckes. Wenn diefes aber ein- flens wirklich einen Schatz enthalten hat, fo fand fich auch

3 Von der fleincinen Briiflunf; mit ihrer interelTanten Flcclitwerksfüllung hcAelit jetzt rmr nielir der Tlieil links vom Bcfchauer, welcher in Kigur 6 orthogon.il dargeftellt ifl.

20

C. Lauzil.

der Schatzgräber, denn es ift gegenwärtig; an tler Aufsenfeite des Schloffes in der Parterrehöhe ein Loch in den Schacht gebrochen, dem die Feftftellung desfelben im Plane zu danken ift.

Fig. 7.

Nach der Grundrifsanlage und nicht minder nach der architektonifchen Durchbildung neigt der Schlofsbau der italienifchcn Renaiffance zu, doch zeigen einzelne gedrückte Yeriiältniffe,

SciiLoss Kaceuov in Böhmen.

21

theilweife vorkommende Derbheiten in der l'rofiliruny', vornehmlich aber i^^ewiffe naive keiten deutlich den Kintlufs des deutfchen hdemcntes, und tlic! X'crmuthunLi' liej^t letzteres lieh noch bedeut(;nder in Gie- belaufbauten iil)er die Rifaliten, fowie im Abfchlufs des Thurmcs ausgeprägt haben dürfte. Darauf deuten hin : die Vervvandt- fchaft des Kacerover Schlofsbauc:s mit dem Rathhausbaue in Filfen, deffen Haupt- fchnnick in dm Giebclanordnungcn bc- llelit, dann dc^r Umfland , dai's l)ei dem jetzigen Abfchlufs nach oben die trockene Gefammtwirkung des Aeufseren nicht dem Geifle cntfpricht, der fich im übrigen in der Conception des Gebäudes und feiner i nieren Ausfchnuukung kund gibt.

Ein Haupt-Charakteriflicum der architektonifchcMi 1 )urclibildung des Schloffes Symmetrie im Grofsen, bei forglofem Umgehen derf<;lb(n im Kleinen, allerdings zu ( conllructiven Idee oder aus Rückficht aul die Zweckmäfsigkeit der inneren Eintheilung. So weifen die beiden fymmetrifch angeordneten, fafl ganz gleich breiten Rifalite der Oftanficht (Fig. 4, vergl. auch den Grundrifs Fig. 2) ungleiche Fenfterzahl mit unre^elmäfsiger Achfentheilumr

Urwüchfig- nahe, dafs

Kacerov ill "lunltcn der

^

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°j H mI I j K

Kig. S

auf; fo fmd ferners im Mittelthcil derfelben FagadeTreppenhausfenllcr nach mittcdalterlichem Principe zwifchen den Ruheplätzen, alfo nach der Höhe zwifchen den anftofsenden Fenflern zweier übereinander liegender Gefchofse angebracht (Fig. 7); fo endlich find die Portal-Bildungen, ob- wohl in den Frontmitteln angeordnet, dennoch im Detail nicht ganz fymmetrifch gelöft. (Fig. 7.)

22 C. LAri?ii..

Das zweite Hauptmerkmal ill eine hochll i^leichartioe, fall chablonenmaisiue l-oims^fcbuiiir. Die Fenrter uiul Thiirverdachunijen fiiul am i,ran2en Gebäude fall Meich yellaliet, iler bauchioe Fries herrfcht überall bei denfelbeii, mit tler einzigen \'ariation des fagettirten Vorfprunges, Üatt des fegmentbogioren. Die Kamine, welche ilen fchünftcn Schmuck der Gemächer tlarlUllcn uiul zahlreich vorhanden fmd. zeigen mit wenigen Ausnahmen ziemlich gleichartige Durchbildumr.

Alles weift daraufhin, <lafs dvr ganze Hau aus einem Gufs liervorgegangen ifl. Als weiterer Grund- zug ift der nahezu gänzliche Mangel von Bildhauerarlx-it, fowie das nur fpärliche Vorkommen von Stuck-Reliefs zu bezeichn(-n.

Diefer Kargheit einerfeits ift ein bedeutender Aufwand an Flächen -Decorationen in Sgraffito- Manier (Fig. 4, 7, 8) anderfeits gegcmübergeftellt, welche an den äufseren Fagad

en

Sciii.oss Kaciorov in Böhmen.

23

vorzüglich erhalten, im llotraunu; aber nur in kleinen bis zur Unkenntlichkeit verwitterten Reften vorhanden fmd.'

Die grofse Sparfamkeit in Anwendung von Werkflücken erklärt sich dadurch, dafs der Sandftein von weit her bezogen werden mufste; doch befchränkt lieh der Verputz, den richtigen Anfchauungen jener Zeit geniäfs, auf die glatte Fläche mit der kaum erwähnenswerthen Ausnahme tlacher Bänder, üiefe find eben i'o in Sgraffito-Manier geziert wie andere, nur in der Mauerfläche eingeritzte Bänder (Fig. 8), während die grofsen Putztlächen der äufseren Fronten in derA-lben Technik quadrirt erfcheinen (Fig. 7) und jene der Hof-Fagaden reicheren ornamentalen '.md figür- lichen Schmuck belelien hal)cn. Als Curiofum verdient eine Serie von Blindfenftern an tUr Ofl- Fagade (Fig. 7) angeführt zu werden, deren Zeichnung in den Verputz eingekratzt und mit naiver profpe6livifcher Darfteilung von Fenfterläden in derfelben Technik vervollftändigt ift.

Die Anficht des Hofes (Fig. 9) bietet grofsen Reiz, wenn auch gewiffe Derbheiten in Prohlirungen und Verhältnilfen der vollen- deten Schönheit der Erfcheinung Abbruch tluin. Namentlich ftört es, dafs die Säulen im erften Stockwerke, obwohl gegen jene des Erdge- fchofses zurückgefetzt , doch den Eindruck machen, als ruhten fie mit ihren fchwerfälligen Poftamenten auf den verhältnifsmäfsig fchlan- ken Schäften der letzteren. Wenn dies fchon an und für fich unfchön wirkt, fo erzeugt es aufserdem noch das Misbehagen, zu wiffen, dafs der ganze Pomp der Säulenftellung im Parterre nur ein Decorations-Mittel ift. Die Bogenzwickel und Brüftungsfelder waren, wie fchon erwähnt, mit Sgraffito-Ornamenten ge- fchmückt. Die aneewendete Säulenordnung ift die dorifche und gleicht am meiften jener von Philibcyt de Lorme aufgeftellten. Die Kreutz- gewölbe der offenen Gänge haben keine Rip- |. pen, aber ihre Flächen heben fich an den Gräten zu fcharfen Kanten im Putze hervor, wie dies auch am Rathhaufe in Pilfen und Fig. 11.

anderen Bauten derfelben Entftehungszeit dort und in der Umgebung zu finden ift.

Die Innenräume wurden zur Zeit als das Schlofs in geiftlichen Befitz kam, ziemlich werth- los neu decorirt und fintl nun meift arg verwüftet, zum kleineren Theil in der Eingangs erwähnten Weife benützt, gröfstentheils aber leerftehend und unverwahrt. Von altem Holzwerk und Befchlägen findet fich nichts bemerkenswerthes. Im letzten Stockwerke des öftlichen Stiegenhaufes, alfo an einer wenig begangenen Stelle, find einfache aber hübfch decorirte jedoch nicht glafirte Thonfliefse vorhanden.

Das gröfste Intereffe in Bezug auf die Ausftattung der Innenräume bietet eine Serie von meift noch recht wohl erhaltenen Kaminen.

^ Der Grund diefer verfchiedencn Dauerhaftigkeit liegt darin, dafs die Dcciiralionfn an den äufseren Fa^aden in einer von der gewöhnlichen Sgraffito-Technik etwas aliwcichenden folidercn Art lierguftcllt find, indem hier ftatt des fchwarzgefärbten Mörtels eine fehr fandreiche Mörtelfchichtc fubflituirt ifl.

24

C. Lauzil.

Die Umrahmungen derfelben mit Einfchlufs der krönenden Gefunfe beftehen aus Sandftein, die Mäntel lind aus verputztem Ziesrelmauerwcrk Inr^^feftellt, gröfstentheils mit wenigen Stuck- Ornamenten verfehen, welche nur der Decorations-Malerei zur Umrahmung dienen füllten (Fig. lo) oder find ausfchliefslich auf farbige Decoration berechnet (Fig. 12).

Die Figur 10 zeigt den Typus der grüfseren Zahl diefer Kamine. Wefentliche Abweichungen finden fich aber in den Geftaltungen der Kamine in den beiden grofsen Sälen. Jener im weftlich

Wo

Vi". 12.

gelegenen Familienfaale (Fig. 11) unlerfclieidet fich vornehmlich tlurch tue Form feines Mantels, der einen giebelartigen Aufbau darflellt, in deffen grofsem Felde die Wappen der Familie Griespeck grau in grau gemalt noch gut erhalten find. Der Abfchlufs, wahrfcheinlich durch Stuck-Ornamente gebildet gewefen, ifl jetzt zerflört.

Noch mehr weicht der Kamin im üfllich gelegenen grofsen Saale (Fig. 12) von der Chablone ab. Derfelbe zeigt ausgefprochen den Charakter der deutfclicn Renaiffance. Auf zwei Kariatyden mit fehr realiftifch gebildeten Köpfen ruht ein dorifchcs Gebälk, deffen Metopen-Felder in ziemlich derber Weife mit plaftifchen Wappen, Schildern und Rofetten decorirt find. Der Mantel ill in

Scili.oss Kacekov in Böhmen.

25

gefch\vuiis4cn(jni l'rolil, jctloch in platten lür Malerei bcIlimmtL-n Mächen durchgeführt. lünes der reizendflen Obje6le ifl der Mantel des Küchenherdes (Fiir. 13). Das Hauflein(,rcrimfe desfclben, auf (un[ Harken lüfenftani^en hängend, welche im Gewölbe der Küche verankert lind, trägt einen pyramidalen Ziegelmantel, deffen Flächen mit Mäandern und Perlenfchnüren in Sgraffito-Manier eingefafst fmd. Das mittlere Feld enthält zwei Wappenfchilder, von Cartouchen und Bändern umgeben, in Stukko ausgeführt, über welchen fich eine gleichfalls in Stukko gebildete Taf<d mit der in Sgraffito-Technik dargeftellten Jahreszahl MÜLII befmdet.

Fig. 13-

Aus allem hier Erörterten und bildlich darsJi'eftellten ofeht hervor, dafs Schlofs Kacerov zu den int(;reffanteil:en Denkmälern der Früh-Renaiffance-Periode in Böhmen gehört, und es fonach lebhaft zu wünfchen ifl, dafs es vor weiterem Verfalle gefchützt würde.

(nF<!bCiF=C»?C«^

Vil. N. F.

STUDIEN ÜBER STEINMETZ-ZEICHEN,

Vom k. k. Professor Franz Rziha.

[M Verlaufe meiner Thätigkeit als Eifenbahn-Ingenieur habe ich theils im Rayon meiner Baiillationen, theils auf meinen Studienreifen Gelegenheit gefunden, zahlreiche Stein- metz-Zeichen an Bauwerken verfchiedenen Styles und in verfchiedenen Ländern kennen zu lernen und veröffentliche ich hiermit das Refultat diefer fcientififchen Wahrnehmungen mit dem Wunfche: es möge dasfelbe eine Anregung zu weiteren Forfchungen auf einem Felde; bieten, welches durch eine einzelne Kraft auch nicht einmal annähernd bewältiget werden kann.

ö

I. Von dem Zeichen wefen im Allgemeinen.

Die Sitte in Form geotnetrifcher Figuren Zeichen zu machen, ift wohl fo alt, wie die Cultur, und wurde, wie alles Zeichenwefen, umfomehr geübt, je weniger die Schrift vollkommen oder Allgemeingut war, je mehr alfo mit einem einzelnen Zeichen auf Einmal gefagt, beglaubiget, vor- geflellt, und erkannt werden konnte.

Wir können diefe Zeichen geo7ne(rijcker Form in zwei grofse Gruppen trennen, nämlich: in die Gruppe der Nützlichkeits-Zeichen und in die Gruppe der Affeftions-Zeichen.

7. Die Nützlichkeits-Zeichen.

Hierher gehören und Imd auch heut zu Tage, wegen der Schriftkürzung, noch umfang- reich üblich:

a) Die Befitz- Zeichen, d. h. Marken, welche den Eigenthümer nennen.

b) Die Urfprungs- Zeichen, d. h. die Marken des Erzeugers eines Fabrikates.

c) Die Handels-Zeichen, d. h. Signaturen der Waaren zu Zwecken des Verfandes.

d) Die wijfenfchaftlichen Zeichen, z. B. die der Mathematik, Geometrie, Allronomic, Chemie etc_

e) Die Hantirungs-Zeichen, d. h. die Zeichen, welche die Handwerker ußtcll anwenden, um die einzelnen bearbeiteten Stücke in ihrer Zufammengehörigkeit zu einem Ganzen erkennen zu laffen, z. B. die Balkenbezeichnung der Zimmerleute, ' die Ver/etzmarken der Maurer und Steinmetze etc.

f) Die Geheimfchriften oder Chiffern. Von diefen fei zu Zwecken eines fpätern vorzuneh- menden Beweifes nur der Quadratchiffern gedacht, welche im Mittelalter /ehr gebränchlich" waren, vielfach auch zur Geheimfchrift der Freimaurer dienten, untl welche auch die „Noachitifche Schrift" bilden. Diefe Schrift bafirt auf der Benützung eines dreifach gctheilten Quadrates, in welches die Buchflaben willkürlich eingefchrieben und diefelben ohne Punkt,

1 Dr. O. Mothts, Baulcxikon, Leipzig 1868, III. Bd., p. 539.

-' Jahrbuch des Vereines von Alterthumsfrcunden im Rhcinlande, Bonn 1856, p. 98. Lenning. Encyclopädie der Freimaurerei; Leipzig, Brockhaus 1861, Artikel Chiffre; I. Bd., p. 175, (wofelbfl fich auch ein kurzer Unterricht über Dechiffrirung von Geheim- fchriften vorfindet).

Studien über Si'E]nmetz-/eichen.

27

dann mit cincin Punkte untl fcrnc-r mit zwei l'unktcMi, wie dies V\'j;. i zcii^t, bivcichnet \v(!rden.

a k t

b 1 u

c 111 V

h r

i s

d n w

s S f.

f p y

e 0 X

Fig. I.

Läfst man dicfc neun Zellen nach Fig. 2 auseinander fallen, fo erhält man folgende neue F'iguren, welche, wenn fie o/mr einen Punkt, oder w/V einem, oder ;//// ztoci l'unktcn.

r n n r D ZI

L u J

Fig. 2.

gebraucht werden, jedesmal die gewiinfchten Buchlfaben darllellen, z. B. P = a, P ^ k, p ^ t, [H = s, etc.

In diefer Schrift ill unter Andern auch die als falfch erklärte, fogenannte Kölner Freimaurer- Urkunde,' welche eine immenfe Literatur hervorgerufen hat, gefchrieben.

2. Die Affe£lions-ZcicheH.

Diefe Zeichen find im Allgemeinen ganz aus der Uebung gekommen, und wir könntMi ihre folgenden Unterabtheilungen unterfcheiden.

a) Die Pcrfonal-Zeichcn; fie dienten einzelnen Perfonen entweder zu ihrer fpecififchen Bezeich- nung, z. B. den Brüdern der Steinmetzzunft, oder aber anftatt unferes heutigen Siegels, und waren hier insbefondere bei den Advokaten des Mittelalters gebräuchlich, bevor diefelben flegelten.

h) Die Familien-Zeichen ; diefelben dienten im Mittelalter vielfach den bürgerlichen Familien als Haus- und Hofmarken , - demnach gleichfam als ein Aequivalent der Heraldik des Adels. In unferen Alpenländern, befonders im Salzkammergute, finden fich derlei Marken, z. B. in Ifchl, vielfach in den Schlufsfleinen der Hausthore.

c) Vi'vt fyiubolifchcn Zeichen. In der Symbolik'' finden fich mehrere^^^fw«^/^//?/^^ Zeichen, welche für die Zwecke der vorlieeenden Studie fehr beachtenswerth find. Man mufs fich in Sachen der Symbolik nüchtern erhalten, und darf fich in wiffenfchafdicher Beziehung nicht von dem Probleme gefangen nehmen laffen, die nur durch Tradition überkommenen Deututigen in ihrer Wahrheit erforfchen zu wollen. Uns intereffirt hier nur (X\&ßgurale Form der Zeichen,

1 Lenning, Encyklopödiu der Freimaurerei; Leiprig. Brockhaus 1861, II. Band, pag. 129 (wofelbft fich auch die Dechiflferirung der Kölner Urkunde findet).

■-' C. G. Hohmeyer, Die Haus und Hofmarken; Berlin, 1870. Michd/en, Die Hausmarke; Jena, 1853. Ilwolf, Haus- und Ilofniarken in Mittheilungen der k k. Ceniral-Commiffion 1874, pag. 119; 1876, pag. 198. Sammlung von Friedhoffteinen, im Anzeiger des Gcrman. Mufeum; 1863, pag. 161 fT. Wandtafeln von Zeichen Augsburger Bürger, im Augsburger Mufeum. Grueber, Haus- und ITofmarken in Romberg. Zeitfchrift für p. Baukunft; 1876, pag. 198 ff.

3 Werke über Symbolik von Menzel, Marheineke 1848, Koller 1837— 1844, Mathes 1854, Karrten 1863 und Creuzer iSlo 1812. Hofftadt, A B CBuch 1840. Lenning, Encyklop. d. Freimaurerei; 1S61, Artikel Symbolik. Dr. Mothes, l'.aulexicon, III. Band, 1868, pag 377, Artikel Symbolik.

28 FkANZ RziUA.

all'o die Geometrie ihrer ConrtruifHon, und die Thatfaclic des hohen Allers derfelbcn \'on diefen geometrifchen, fymbolifchcn Zeichen feien nur folgende erwähnt.

1. Der Kreis \/) , heidnifches Symbol des Weltalls und der göttlichen Macht; chriftliches Symbol der Ewigkeit.

2. iyz.s gleich/eilige Dreieck: /\^ . Aegypti/ches Symbol der Gottheit, weil ein Sinnbild der

Unendlichkeit; Pythagoräifches Symbol der Weisheit, auch Symbol des Raumes, dargeftellt durch die drei Linien der Höhe^ Länge und Breite ; chriftliches Symbol der Göttlichkeit, insbefondere der göttlichen Dreieinigkeit.

3. Das Quadrat: \_\ heidnifches und chriftliches Symbol der Welt und Natur (vier Elemente,

vier Weltgegenden^ vier Jahreszeiten, vier Tageszeiten); im Gegenfatze zum Dreiecke, dem chriftlichen Symbole der Göttlichkeit, das chriftliche Symbol der Weltlichkeit.

4. Das Hexagramm: // entftanden aus dem Hexagon oder Sechseck. Ein altes

Pythagoräifches Zeichen, angeblich das Lehrzeichen; dann bei den Juden das bekannte Zeichen des Stammes David; ani^eblich auch das Sie^jelzeichen Salomons; in der Freimaurerei' wenigrer geachtet, als das Pentagramm. In der Naturlehre der Alten wurde das Sechseck in vier Dreiecke

/\ (Eeuer), \ / (Waffer), f\ (Luft), \J (Erde), alfo in die fogenannten vier Elemente zer- legt, von denen zwei in die Höhe, und zwei in die Tiefe ftreben, was durch die Richtung der Dreiecke mit der Spitze nach oben, refpedlive nach unten, fymbolifirt wurde. Das Hexagramm wird auch heidnifch als das Princip der Welt gedeutet, indem zwei Dreiecke fich durchdringen, von denen das obere das männliche Princip, das untere Dreieck das weibliche Princip vorftellen foll. Gegenwärtig ift das Hexagramm noch immer das Zeichen der Apotheker.

.5. Das Pentagramm oder Pentalpha der Pythagoräer: ^A^ , der Druidenfufs tler kelti-

fchen Priefter, der Ring Salomons, auch das Alpkreuz des Mittelalters. Es galt nach der Tradition den Pythagoräcrn als Erkennungszeichen in ihrer wiffenfchaftlichen Genoffenfchaft, und als Grufs (weil an den fünf Ecken die Buchftaben des Wortes uYisia fpäter auch das „salus" Pythagorae gefchrieben wurden); ferner als Zeichen des tiefen Sinnes, dafs zwei Fünfecke die heilige Zahl zehn und zugleich das männliche und weibliche Princip (Gerade und Ungerade) ergeben; endlich auch als das Symbol der fünf Sinne. Die Druiden betrachteten es als Symbol der Gottheit, die Juden gebrauchten es als Symbol der fünf Bücher Moses. Das abergläubifche Mittelalter verehrte dicfes Symbol als Abwehr dämonifcher Geftalten, auch als Zeichen für die Gefundheit (daher auf Wiegen, Schwellen, Thüren, befonders Stallthüren) und als Zeichen des Heiles. Das Pentagramm ilt aus dem Fünfeck, dem Pentagon konftruirt.

6. Der quadrirte Kreis : h--H , das chriftliche Symbol Gottes (nimbus Chrifti); Einfügung

des weltlichen Kreuzes in das Symbol der göttlichen Macht, den Kreis; auch ein altes heidnifches Symbol, über welches nähere Deutung nicht bekannt ift.

7. Das dreifache Dreieck: v. Yy , altes Symbol der Gottheit, auch Amtszeichen des Prä- laten in dem Heerlager der Templer;" es ift conftruirt durch Einzcichmmg dreier gleichfcitiger Dreiecke in ein folches grofses.

' I>cnning, Encyklopätlie d Frmr. Leipzig 1861, I. li.nnd, pag 623.

- Lenning, Encyklopädic der Freimaurer, Leipzig, 1861, Artikel Dreieck (Triangel), L Band pag, 243.

Studien über Stkinmi; i / Zihhen. 29

8. Das Ypsilon: ^^ ein mittelalterliches kircliliclics Symlx)! (k;i- Dreieinigkeit; bei den

I'ythagoraern angeblich das Symbol des Lebensweges, indem der untere Strich den Jüngling vor- llellt, welcher als Mann zwei Wege, den der Tugend oder den des Lafters wandeln kann.

9. Das Tau j ein Symbol in gleichem Sinne wie das frühere; zugleich das fogenannte

agyptifche Kreuz; auch fchon den Juden (Ezech. IX. 4) als „Zeichen" bekannt; ferner ein Zeichen der perfifchen Mythras-Priefter und ein „Hochgradzeichen" der englifchen Royal-Arch- Mauerei (confr. Lenning, II, 164).

10. Das Zeichen r- j-" . Es wird diefes Zeichen von den Engländern „Fylfot",' von den

Deutfchen auch das Temple'ifen-Kreuz, das Gnoftiker-Kreuz, auch das Kreuz der Graalsritter genannt und ift als Freimaurermarke bekannt. Unbedingt ift es eines der alterten Zeichen, wie das Pentragramm; Dr. Schlicniann fand es auf den Thongefchirren der alterten Cultur-Epochen zu Ilios und findet fich bei ihm eine ausführliche philologifche Studie' über diefes Zeichen vor, welches Max Müller Svastika und Sauvastika (je nachdem die Haken nach rechts oder links ausgreifen) nennt, und das er als ein Glück weiffagendes indifches Zeichen deutet.

11. Der rechte Winkel \_. Diefes Zeichen ift ebenfalls uralt, es gilt (nach Hofftadt) als ein Symbol der Wechfelwirkung, weil dieNebeneinanderftellung, das Produft, ein Dreieck begränzt oder ein Viereck, refpeftive Quadrat bildet.

Allcdicfe liier genannten fynibolijclien Zeichen kommen auch unter den Steinmetz-Zeichen vor. d) Die Corporations-Zeichen. Gewiffe Corporationen erkannten fich fchon in den früheften Cul- tur-Epochen und befonders im Mittelalter zur Zeit der extremen Symbolik an gewiffen figuralen Zeichen, auch geometrifcher Form. Diefe geometrifchen Corporations-Zeichen können a) direäe unil b) indireäe fein. Die direBen Zeichen find die gleichen für alle Mitglieder der betreffenden Corporation, z. B. das Malteferkreuz für die Malteferritter, das Pentagramm für die Pythagoraeer. Die indireäen Zeichen find zwar für jede Perfon anders, aber doch von folchem figuralen Charakter, dafs man durch letzteren die Zugehörigkeit zu einer gewiffen Corporation erkennt, z. B. die Zeichen der Goldfchmiede, Bildhauer, Advocaten, namentlich aber der Steinmetze.

II. Von den Bau-Corporationen im Allgemeinen.

Wenn der Fachmann ein altes Monumental-Bauwerk in Bild oder Wirklichkeit betrachtet, fo erhellt ihm eine unläugbare That/achc, nämlich die, dafs folche Werke, feien fie nun von den alten Culturvölkern, den Indern, Affyriern oder den Aegyptern, oder feien i\it von den beiden claffifchen Völkern, den Griechen oder Römern, oder aber feien hti von den Byzantinern, den Gothen oder den Arabern hergeftellt, oder aber rtammen Wa aus der Zeit unferer europäifchen jüngeren Kunrt-Epochen, alfo aus der Periode des Romanismus, der Gothik oder der Renaiffance : da/s folche Werke ihre Schule haben mu/sten. Diefe Schule mufste unbedingt in Gemäfsheit der Logik der Thatfachen fich in dreierlei Richtungen äufsern, nämlich i. in der Richtung der fucceffiven Ausbildung des jeweiligen Styles (kunrtgemäfsen Form); 2. in der Richtung der fucceffiven Aus- bildung der Conßruäion (Fundirung, Bemeffung der Stärken iler Mauern für beftimmte Höhen und Spannweiten, Bemeffung der Stärke von Tragbalken und Gewölben, vind zwar je nach Porm und Spannweite; Bemeffung von Höhe und Stärke der Strebepfeiler, je nach .Art und Gröfse des zu

' Dr. Mothc-s. Bau-Lexicon. II. Band, pag loO. - Dr. Schlitmann, Ilios; Leipzig 1881.

VII. N. F. 5

•50 Franz Rziha.

verstrebenden Druckes etc.), und 3. in der Richtung tler succeffiven Ausbildung:; der Technik (manuelle Art der Ausführung, Wahl des Bauniateriales, Wahl des Bindemittels, Beachtung des Klimas, überhaupt fogenanntes handwerksgcm'dfses Vorgehen im Sinne und der M'efcnhcit des Slyles und der Caußruflion).

Das confequente Zufammengehen diefer drei Richtungen ift es allein, welches zu dem Pro- ducte einer fogenannten Kunft-Hpoche im Bauwefen führt.

Wir Ingenieure und Architekten nun, die wir in unferem Lebensberufe jeder an fich lernen, wie fchwer es ill, felbll bei unferen heutigen Hilfsmitteln, den öffentlichen Schulen, der Literatur und den bildenden Reifen Gutes, gefchweige Vollendetes in feinem Fache zu leiflen, wir fraeen uns in erfter Reihe: Welches waren die Schulen für alle jene hoch entwickelten, in der Antike von uns fogar noch nicht erreichten Monumental-Bauten : Und wir fragen uns hierauf um fo intenfiver, je mehr wir erwägen, welches unentwickelte Mafs von Mathematik und Phyfik die Altvordern zur Verfügung hatten und doch fo Grofses leifleten.

Auf diefe fachliche Frage gibt es nur Eine Antwort, nämlich die : dafs der mit der, Entwicklung jedweder Culturperiode grofs werdende Geifl der Menfchheit auch das Ingenium, in unferem Falle alfo durch dasfelbe die Form , den Styl gezeugt hat ; dafs die Wiffenfchaft die Conflru6lion, und dafs der Empirismus die Technik fchuf; fachlich gepflegt, gelehrt und erlernt aber konnten diefe drei einander bedingenden Theile der Baukunft nur werden im Kreife der fachlichen Genoff enfchafl. Die Schule mufste fich alfo unbedingt, eben fo wie heute im Rahmen der Gcnoffenfchaft bezoegcu, in welcher der Einzelne Alles hergibt für das Ganze. Aber weil in der alten Zeit die Schule nicht immer und überall im heutigen Sinne öffentlich war, fo ergab fich von felbft im grofsen Ganzen die Abgefchloffenheit der fich allein genügenden und fich der Dienfte um die allgemeine Cultur bewufsten Genoffenfchaft. Die Abgefchloffenheit war aber zugleich eine Funftion der allgemeinen Lage der früheren Cultur. Ein entwickeltes Volk hält die Einzelleiflung nicht fo rtrene eeheim wie ein unentwickeltes; daher zur Zeit der Antike ein gewiffes Lüften der Kenntniffe der Baukunfl ; daher aber auch ein \'erfchliefsen diefer Kenntniffe zur Zeit des Mittelalters.

Und nun bleibt noch Eines zu erwägen, nämlich die Thatfache in allem Wiffen und Können, dafs eine Generation fich immer auf die andere ftützt. Wenn die Cultur auch im ftufenweifen Em- porklimmen fällt, immer bleibt ihr ein Vorbild zum leichteren Aufftehen.

In der Baukunft iff aber diefes Vorbild von immeti/er Wichiigkeit ; denn jede Cultur baut, blickt alfo auf das vorhandene, körperlich exiflirende, ruhmvolle Vorbild y/^//i^ und fachlich zurück, und kann im Sinne der werdenden neuen Cultur-Epoche wohl untl begründet die Form des Bauens, alfo den Styl verändern, weil der Styl ja der Ausdruck der allgemeinen Cultur ifl, aber fie kann die Principicn der Conßruclion und der Technik nicht verändern, beziehentlich nicht ver- läugnen; denn diefe Principien ruhen auf unabänderlichen Naturgefetzen, deren Mathematik fchon Pythagoras und Ariftoteles und im Sinne unferer Zeit uns erft der unfterbliche Italiener Galilei gelehrt hat. In einer Zeit nun, nämlich in der vor Galilei, wo das innere Spiel der Kräfte, über- haupt die zwei neuen Wiffenfchaften der Statik und Mechanik, wie (\i^ Galilei nennt und mathe- matifch durchführt, fcientififch noch nicht bekannt waren, und wo die Literatur fehlte, bafirten die Regeln der Conflruction nur auf der Mathematik geometrifcher Figuren, alfo auf den Principien der darflellenden Geometrie, und demnach die Bauwiffenfchaft nur auf den Mittheilungen diefer Principien von Mann zu Mann.

Keine Cultur erfand nun diefe Principien für fich allein; jede empfing fie theils im faftifchen Vorbilde, theils im W^ege mündlicher Fortpflanzung von den Vordem. Das Medium aber für diefes zwar oft flockende, aber in der Tendenz immer vorhandene Weiterfchreiten des P'aches war die

Studien ü\w.k S rF.iN.MET/.-/^KicHEN'. 31

Genoß cnf eil der Haulcute und dit:fe mufstc oluic Zweifel den Werlh der Tradition um Tu höher fchätzen, je abgefchloffener der Geift der Zeit, je eingefchränkter der freie Fhig der Zeit war.

Wir fehen alfo, Alles zufanimenfaffend, dafs die unabänderlichen Regeln zu conßruiren und tcchnifch auszuführen im Rahmen der Baukimfl ununterbrochen von Generation zu Generation gehen mufsten;' dafs fich wohl der Styl, aber diefe Regeln niemals ändern konnt(;n; dafs die Vollendung im Conftruiren und im Handwerke des Bauens fallen und fteigen konnte, und dafs alles Wiffcn und Können im Bauwefen durch das Medium der Genoffenfchaft gehen mufstc;.

l'-s hat alfo zu allen Zeiten Bau-Corporationen geben muffen, welche diefe Regeln unauf- hörlich weiter tortpHanzten und welche Corporationen bei den beiden antiken Völkern weniger abgefchloffen waren als im Mittelalter, in welchem fie zünftig, ftreng verfchloffen, daftanden untl in Gemäfsheit der Verhältniffe der Zeit daflehen mufsten.

üiefer genetifche Zufammenhang der Bau-Corporationen aller Culturzeitcn untereinander ifl für uns Fachleute im Bauwefen aufser allem Zweifel; die fich im Laufe der jahrtaufende unauf- hörlich an einander reihenden Bauwerke find zur Zeit unfere alleinigen Urkunden. Gefchichtlich ifl er im Sinne ftrenger „hißori/chcr" Wiffenfchaft, alfo urkundlich in „Sehrißen" nicht erwiefen ; aber wir gedenken in den vorliegenden Studien diefen Beweis durch die eigene, auf uns über- kommene Steinfchrift der Bauleute zu erbringen; der alleinige Faden aber für diefe Beweisführung ift der Charakter diefer Schrift in Stein.

Bevor wir auf diefe Stein/ehrift und deren wiJfenfeliaftlicJten Charakter eingehen, muffen wir aber die uns gefchichtlich bckanntefle Bau-Genoffenfchaft, nämlich die deutfche Bauhütte eenerell betrachten.

ö

III. Von der deutfchen Bauhütte im Befonderen.

Durch Urkunden ift feflgeftellt, dafs im Mittelalter eine fromme Brüderfchaft von Bauleuten über das deutfche Reich verbreitet war, welche insgemein unter dem Namen der „deutfchen Bau- hütte" bekannt ifl. Diefer Hütte verdanken wir bekanntlich die Ausbildung und territoriale Aus- breitungf der Gothik in Oefterreich und Deutfchland, obenan aber jene oregen den Himmel zeigen- den Dome von Strafsburg, Wien, Köln, Regensburg, Ulm, Prag, Freiburg u. a., denen in fo bedeutfamer Weife die Weihe der KunÜ entftrömt.

Diefe Brüderfchaft der deutfchen Steinmetze, wie fie mitunter auch genannt wird, war im Mittelalter ein fachlich ungemein mächtiger, und ein geheimer, und wegen feiner Leiflungen von Fürften und von Volk gefchätzter und geachteter Bund, deffen 'Gefchichte insb(;fondere aus drei Gründen eifrig verfolgt wird, nämlich: i. weil die allgemeine Cultur-Gefchichte fchon im Generellen grofsen Werth auf diefe Forfchung legt; 2. weil die Gefehichte der Architektur hienlurch eine wefentliche Förderung erfährt, und zwar:

a) in Bezug auf den meritorifchen Zufammenhang der deutfchen IJauhütte mit den »littelalter-

lichen Bauhütten anderer europäifcher Länder; h) in Bezug auf die .{bßanimung der deutfchen Bauhütte, refpe6live den meritorifchen Zufam- menhang der Genoffenfchaft der deutfchen Bauhütte mit den Bau-Corporationen der alten Cultur-Völker in und aufserhalb unferes Continentes;

c) in Bezug auf die Gefchichte des Styles und der einzelnen P)auwcrke; und

d) in Bezug auf die Gefchichte und Schule der einzelnen Meifler; endlich

' Wir verweifen hier auf ilie epochalen Arlieiten des Prof. Dr. E Henszcliiiaiiii: I. Tlieorie des proportions appliquees dans l'Architecfture depuis la XII"-' dynaMie des rois egyptiens, Paris 1860 ; 2. \ Szekerfehervdri äsatdsok eredmenye, l'esten 1864,- 3. Theorie der Verhällnifsbeflimmuns; in „Die Ausgraliungen des Erzbifchofes von Kalocsa Dr. Ludwig Haynald", Leipzig 1S73, pag. 80 IT

S*

-*-> F'ranz Rziha.

3. weil die dunkle Gefchichte des Freimaurerbundes hierdurc h wilTenfchaftlich bearbeitet werden kann, indem die Provenienz diefes Bundes in der U'erkmauerei gefucht werden muls

Aus diefen Gründen hat fich bereits eine fehr umfangreiche Literatur' angefammelt, nach welcher lieh die Gefchichte der deutfchen Bauhütte wie folgend überfichtlich darfteilen und kritifch befprechen läfst.

' ./. Wcfcntlichlle Frrimaurerlilcratui\ welche Bezug niiniiu auf die Hauliütteii: I. l'ogfl, Briefe über Kreiiiiauerei, 1785 2. Alhrtcht, Materialieii zu einer kritifchen Gefchichte <lcr Kreimauerei, Haniburj;, 1792. 3. F. A. Fallott, Die Myfterien der Freimauerei, Leipzig 1848. 4. Klo/s, Die Freimauerei in ihrer wahren Bedeutung, Berlin 1855. 5. Schaiibi-rg, Symbolik der Freimauerei, Schaffhaufen 1860 1872. 6. Lfiining, Encyklupädie der Freimauerei, Leipzig l8ül. 7. Findcl, Gefchichte der Freimauerei, Leipzig 1870 8. llallhiull- Afher, Die ältefte Urkunde der Freimaurer in England. Hamburg 1S40. 9. Aiid,y/oii, Conftitutionsbuch der Freimauerei, 1723. 10. Hflil- manu. Die drei ältellen Denkmale der Freimauerei, Aarau 1819. \\. Schniiätr, Altenburger Conllitutionsbuch, 1S03. 12 Arlikft Frei mauerei in Meyer's Converfations-Lexicon.

B. Wefentlichfte Special-Literatur über die BaiihiilUn. i. Abbe Grandidier, Essay historique et topograpliique sur laCathe- ilrale de Strafsbourg, 17S2. 2 L<xicoii von Eifch und Grubc-r, Artikel: „Bauhütte und Collegia." 3. Dr ./. Riichiitjpcrgrr, Die Bauhütten des Mittelalters, Kölner Doniblait 1S51; auch Freimaurcrzeilung 1858, Nr. 28; auch Vortrag über „Hauhütlen", Köln, J. P. Bachem, 1879. 4. Stieglitz, Von altdeulfcher Baukunfl, 1820. 5. Stieglitz, Die Kirche der heiligen Kunigunde zu Rochlitz, Leipzig 1829. 6. Stieglitz, Gefchichte der Baukunft, Nürnberg 1829. 7. Heideloff, Die Bauhütte des Mittelalters in Deutfchland, Nürnberg 1844. 8 Kaumann, Uebcr die germanifche Baukunft, Goerlitz 1846. <). Schuegraf, Gefchichte des Regensburger Dombaues, Regensburg 1847, 1S48 und 1858 In den Verhandlungen des hiftorifchen Vereines für Regensburg und Oberpfalz. 10 //'. G. Bleichrodt, Das Meifterexamcn der Maurer und iiimmerleute, Weimar 1848. 11. F. v. Qua/t, Deutfehes Kuuftblalt, Leipzig 1852. 12. Didron ante, Annales archeologique, Paris 1850 1870. 13. Dl-. H. Luchs, Bildende Künftler in Schlefien, Breslau 1863. 14. Otte, Handbuch der Kunftarchäologie. Leipzig 1868. 15. Schnaafe Gefchichte der bildenden Künfle, DüfTeldorf 1866 1869. 16. Prokop. Die Baugefellfchaften des Mittelalters und der Neuzeit. Zeitfchrift des öfterreichifchen Ingenieur- und Architekten-Vereines. Wien 1872. 17. C. IV. Neumann, Die drei Donibau- meider, Roritzer, Regensburg 1S72 in den Verhandlungen des hiftorifchen Vereines dafelbfl. 18 Kreußr, Dombriefe, Berlin 1844. 19. Krcu/er, Kirchenbau, Bonn 1851 und 1856. 20. Nu/eher, Skizze einer Culturgefchichte der deutfchen Städte. 21. //. Graf v. Wälder- dorf. Im 28. Bande der Verhandlungen des hiftorifchen Vereines von Regensburg und Oberpfalz, 1872. 22. H-'ilda, Das Gildewefen des Mittelalters, Berlin 1831. 23. A". F. v. Rumohr, Ueber den gemeinfchaftlichen Urfprung der Baufchulen des Mittelalters, 1835. 24. Kugler, Handbuch der Kunflgefchichte, 1856 1859 -S- T-übke, Gefchichte der Architektur, 1870. 26. Jäger, Die Würde des Steinnietzmeiflers Kunftblatt 1833. 27. Wattenbach- ßenndor/Büdingen, Paflio Sanclorum quatuor coronatoruni in „Unterfuchungen zur römifchen Kaifer gefchichte", Leipzig 1868 1870. 28. IVattetibavh und v. Karajan, Paffio quatuor coronatoruni, Wiener Akademie-Berichte Bd X, 1853. 29. A. V. Cohau/en und Dr. E. Weimer, Römifche Steinbrüche, Darmftadt. 1876. 30. Dr. Ilg, Quatuor coronati, Mittheilungen der k. k. Central-Commiffion für Erforfchung und Erhaltung der Baudenkmale, 1872. liiewel, Ueber die vier Gekrönten, Mittheilungen des Wiener AlterthumVereines, Bd. IX, 1865. 32 Artikel: Bauhütte. Steinmetzbrüderfchaft, Steinmetzzeichen, Baucorporationen in Meyer's Conver- fations-Lexikon, in Lenning, Encyklopädie für Freimaurer; in Dr. Mothes Baulexikon, in Müller Mothes, Archäologifches Wörterbuch etc. 33. Ueber Zeichen/prachc der Mönchein: a) d'Achery; Spiciley Tom I, pag. O90, über, secund. consuetudinum Cluniaceus : Cap IV, (vom Jahre 1840). b) Martine; de antipu. Eccl. rit. Edit. Venet. 1783. ej Hergott, Vetus discipl. monastica, Paris 172t). u;iinrtitutionen von Hirfchau). 34. Jo/eph Feil, Beiträge zur älteren Gefchichte der Kunft- und Gewerbcthätigkeit in Wien, Wien 1860 (enthält Ordnung der Tyroler Steinmetzbrüderfchaft vom Jahre 1480 1. 35. Dr. J. Sigharä, Gefchichte der bildenden Künfle in Bayern, 1862. 36. Anzeiger (ür Kunde der Deutfchen Vorzeit. (Organ des Gennan. Mufeums ),i877 37. v. Quafl und Otte, Zeitfchrift für chriftliche Archäologie und Kunft, Leipzig 1856 1858. ■i%. Merlen% -anA Lohde in Zeitfchrift für Bauwefen, 1862 (betrefTend Kölner Dombaugefchichte und Würde der Meifter). 3g. Stieglitz, Archäologie der Baukunft der Griechen und Römer, Weimar 1801. 40. Carl Heim/eh, Handwerksbrauch der alten Steinhauer etc., Stuttgart 1872. 41. Frnß Fijcher, Das Zunftwefen der Steinmetzen, Thonberg-Leipzig, 1S7Ü. 42. /. Winzer, Die deutfchen Brüderfchaften des Mittelalters, GielTen 1859. 43. Dr. 6>o/y 5£-//a«z, Zur Gefchichte der deutfchen Gefellenverbände, Leipzig 1877. 44- Dr. Ferd. Jänner, Die Bauhütten des deutfchen Mittelalters, Leipzig 1876. 45. Hafßadt, Gothifches A. B. C. Buch. 1840. 46. Otte, GrundzUge der chriftlichen Kunft und Archäologie, Leipzig 1855. Otte, Gefchichte der kirchlichen Kunft des deutfchen Mittel- alters, Leipzig 1862. 47. Mauch, Die Münfter Baumeifter zu Ulm, 1870. 48. v. Reider, Bemühungen der Deutfchen in Erforfchung der Denkmäler, Bamberg 1841. 48. G. Jacob, Die Kunft im Dienfte der Kirche, Landshut 1870. 50. Cornelius Gurlilt, Ein Beitrag zur Gefchichte der deutfchen SteinmetzhUtten im Archiv für die Sächfifche Gefchichte, Leipzig 1878. 51. Cornelius Gurlitt, Vortrag über den Einflufs der RenaifTancc auf die deutfchen Steinmetzhütten, in Deutfche Bauzeitung 1878, pag, 415. 52. Dr. Di/tel, 1. Verzeichnifs der Steinmetzmeifter, und 2. Meifter Arnold im felben Archiv, Bd. V, 1878. 53. G. Freitag, Aus dem Mittelalter, Leipzig 1867. 54. Dr. Springer, in den Mittheilungen der k. k. Central-Coinmiffion für Erhaltung und Erforfchung der Baudenkmale. 1862. 55. Wiebeking, Von dem EinflufTe der Bauwiflfenfchaftcn auf das allgemeine Wohl und die Civilifation, 1818. 56 Ilormayr, Wien, feine Gcfciiichte und feine Denk- würdigkeiten, 1823—1825. 57. Fried. Schmidt, Vortrag Über die Bauhütten des Mittelalters in Wochenblatt des öfterreichifchen Ingenieur- und Architekten-Vereines 1876. 58. Hoppe, Mittheilungen über die Wiener Bauhütte in Wochenblatt des öfterreichifchen Ingenieur- und Architekten-Vereines 1877. 59. Wurm, Mittheilungen über die Wiener Bauliütte in Wochenblatt des öfterreichifchen Ingenieur- und Architekten-Vereines 1877. 60 Der Wiener St. Stephans-Dom, Wien, Hartleben, 1878, pag. 225 ff. 61. K. Stadlbaur, Grabmal und Name des Baumeifters der St. Martinskirche zu Landshut, Landshut 1879. 62. Stock, Die Gewerbsgilden des Mittelalters, in Bülau, Jahrbuch für Gefchichte und Politik, 1843, ^<^- I pag. 353- 63- Fnnen, Gefchichte der Stadt Köln, 1869. 64. B. Grueber, Die Kunft des Mittelalters in Böhmen, Wien 1871 1879. Die Kathedrale zu St. Veit in Prag, Prag 1870. Hauptperioden mittelalterlicher Kunftentwicklung in Böhmen, in Mittheilungen des Vereines für die Gefchichte der Deutfchen in Böhmen, IX, 1871, pag. 195. Die Junkherren von Prag, in Miltheilungen des Vereines für die Gefchichte der Deutfchen in Böhmen, IV (l8t)6), pag. 172. O5. J. J. Merlo, Peter von Gmünd in Organ (ur chriftliche Kunft, von Dr. v. Endert, Köln 1865. 60. //. Graf v. Walderdorff iihev die Junkherren von Prag, in Verhandlungen des

Studien über Steinmetz-Zeichen. 3^5

A. Die Tradition der deutfchen Bauhütte.

Die deutfche Bauhütte rühnu fich traditionell eines ungemein hohen Alters ihrer fachlichen Entftehung; fie bringt fich fchon mit fachlichem Gemeinwefen aus der Zeit der Aegyptier, Affyrier und der Juden in Verbindung und bezieht fich in der letzteren Richtung insbefondere auf den Tempelbau Salomon's und auf eine, anläfslich des Baues diefes (iotteshaufes beflandene Bauver- einigung unter dem Meifter Adon-Hiram, dem Phönikier.

Thalfachlicli Inid in iler rirundrifsbildung, alfo in der conßimcliven Anordnung der chriil- lichen Kirche, dann im Rituale um! in lien f\mbolifchen (jewohnhi-iten der deutfchen 1 liiue Anklänge an den Salomonifchen Tempelbau vorhanden und haben BriRler des deutfchen 1 iiitten- bundes unter anderem auch die in der Kunflgefchichte fo vielfach befprochenen beiden fymbolifchen Säulen „Jachin" und „Boaz" am Dome zu VVürzburg oftenbar in Erinnerung an die ehernen, bekanntlich auch tlurch das Freimaurer-Rituale fymbolifirten, beiden Säulen vor dem Salomonifchen Tempel (I. Buch der Könige, Cap. VII, pag. 21) aufgeftellt.

Die deutfche Bauhütte rühmt fich weiters der Abftammung von „Bau-CoUegien", welche muthmafslich fchon zur Zeit der Oiechen und thatfächlich bereits zur Zeit der Römer' beftanden. Unzweifelhaft läfst fich durch den Hinweis auf die Gefchloffenheit der Pythagoraeifchen Schule, auf die hoch bedeutfamen baulichen Leiftungen der beiden genannten Cultur-Völker, auf die Texte von Vitruv und Frontin, und insbefondere auf die Gefetzgebung Conftantin d. G. vom Jahre 337 und den Jurtin. Codex libr. IV, tit. 59; lib. VI, tit. i; lib. XI, tit. i, 6, 9, 15, 64; hb. XII, tit. 41,-' die Exillenz von Vereinigungen von Bauleuten, alfo die Quelle des Fliefsens fachlicher Regeln und corporativer Gewohnheiten für jene Zeit annehmen, aber eine ritualc Herleitung der deutfchen Hütte aus Fachbündniffcn, welche bereits geheime Statuten und beÜimmte geheime Gebräuche befafsen, ifl wiffenfchaftlich, unferes Wiffens, zur Zeit noch nicht erwiefen worden.

Für eine uralte Herkunft der deutfchen Bauhütte, deren Inftitution auch die Frömmigkeit der Brüder zur Bedingung machte, fpricht endlich auch die Thatfache der Anerkennung von Schutz- heiligen, welche zur Zeit Diocletian's den Martertod erlitten haben; die Bauhütte verehrt nämlich die fogenannten vier Gekrönten^ als Patrone, welche Gekrönten Hüttenbrüder gewefen fein follen.

Nach dem Verfalle Roms werden die Wege felbfl der Tradition der deutfchen Bauhütte befonders unklar, indem fie fich fcheiden. Einige Autoren neigen fich der Meinung hin, dafs die fpätere urkundliche Ordnung der Dinge der Hütte, von der Zeit der Römer ab, ftets durch J.aieuDieißer weiter gepflanzt worden fei; andere Autoren meinen, die deutfche Bauhütte des Mittelalters fei von Mönchen gegründet und organißrt worden.

Die wiffenfchaftlichen Pfleger des erftgenannten Weges der Tradition der deutfchen Hütte haben zur Zeit nur indirefte Beweife, nämlich: i. den des Vorkommens von Laienmeiftern (felbft bei Kirchenbauten) auch während iler erden chrifllichen Zeit; ' 2. den, dafs die „Wiffenfchaft"

Infturifchen Vereines für Regensbuig etc., 1872, pag 163. 67. Sulph Boiffercc, Gefchichte und Befchreibung des Domes von Köln, München iS52.,ü8 Z«(/<7, Gefchichte der mittelalterlichen Baukunft. 6). Jahrbücher und Millhdlungcn der k. k. Central-Commiffion für Erforfchung und Erhaltung der Baudenkmale ; Jahrb. U, IV, V; Mitth. I, II, IV, VI, VII, VIII, IX, XI— XIX. 70. v. Seebcrg, Die Junker von Prag und der Strafsburger Münflerbau, Leipzig 1871. 71. v. IIciiier-Eitetbergcr-Hiefer, Mittelalterliche Kunftdenkmale des öfterreichifchen Kaiferftaatcs, Stuttgart 1858. 72. Dr. Ambras, Der Dom zu Prag, Prag 1858 . 73. Dr. L. Glückßlig, Der Prager Dom zu St. Veit, Prag 1855. 74. K. U\ifs, Alt- und NeuWien, Wien 1864. 75. F. Keller, Baurifs des Kloflers von St. Gallen von S20, Zürich 1844. 76. Tfchifchka, St. Stephans dom in Wien 1832 und Metropolitankirchc zu St. Stejjhan, 1843. 77. v. Perger, Der Dom zu St. Stephan in Wien, Trieft 1854. 78. f. Hör niayer, Tafchenbuch für vaterländifche Gefchichte, Wien 1829. 79. Dr. Marlow, Die geheimen Gebräuche und Ceremonien der Maurer gefeilen, Hamburg (ohne Jahreszahl) 80. Die Verbindung der Maurergefellen (anonymi, Lübeck 1841. 81. Dr. E. Heiiszelmaiin, Die Ausgrabungen des Erzbifchofes von Kalocsa Dr. L. Ilaynald, Leipzig 1S73.

1 Falloti, pag. 294; Findet, pag. 21 ; Dr. yaniier, pag. 3

- Falloti pag. 295, 296.

•"' Vide Literaturverzeichnifs, B. Nr. 21, 27, 28, 29, 30, 31, 44.

■• Dr. Springer in Mitllifil ihr k. k. Central ConiniiffKin, 1802.

-,1 Fkanz RZIHA.

von der Conßruction der Bauten durchaus kein ausfchliefsliches geiftiges Eigenthum der Mönche «yewefen fein konnte, weil zu jener Zeit auch nichtchriftliche Völker ausgezeichnet zu conRruiren verftanden haben und hierdurch die Beeinflufsung felbil von folchen Conftructeuren oft'en blieb, welche im Rahmen der traditionellen deutfchen Hütte unter der Aegide der Klöller gebaut haben; 3. den indireclen Beweis, dafs Theile des Rituales der deutfchen Bauhütte des Mittelalters auch aufserhalb der Gränzen des deutfchen Reiches in dem PVeimaurerbunde überall, und unter Völkern aller Religionsbekenntniffe wiederzufinden hiul, uml dafs diefc Ritual-Theile Anklänge haben, deren Pflege in Klörtern keinen Sinn gehabt hätte, vielmehr geradezu den Geift der Abfonderung von den Klöftern documentirt; endlich 4. denjenigen indireften Beweis, dafs nicht anzunehmen fei, wie die oflenbar fchon vor den Mönchen durch die Römer nach dem Rheine und iler Donau gebrachten wiffenfchaftlichen Lehren von der ConllruClion der Bauwerke hier ausfchliefslich auf Mönche gefallen untl nur bei diefen verblieben feien.

Die anderen, wiffenfchaftlich forfchenden Autoren, welche in fpecie die deulfclic Bauhütte als diretil aus d(Mi Kloflerlchulen entflammend anfehen, notiren im Wefentlichen folgende Argumente:

I. die kunftorefchichtlich erwiefcne vorzu^sweife Pllecre und Befchirmun«'' der Wiffenfchaft des Bauens durch die Mönche; 2. die hirtorifch fellgeflelltc Exillenz von Kloller-Baufchulen; 3. die Thatfache der Aufnahme von Laien in diefe Baufchulen; 4. die Thatfache des fucceffiven Hervor- tretens der Laienmcifter nacli Mafsgabe des Zurücktretens der Mönche von dem Baugefchäfte; 5. das Vorhandenfein von Anklängen einiger Gewohnheiten und Gebräuche der Hüttenbrüder an die Regeln St. Benedidlis; 6. der ausgefprochene fromme Geift in den Hüttenordnungen; und 7. die auf mönchifchen Einflufs verweifende Thatfache der Anerkennung der vier Gekrönten' als ScJiutzJicilige der deutfchen Banliiltte.

Beide wiffenfchaftlichen Wege laffen fich indefs fofort wieder vereinigen, wenn man wiffen- fchaftlich beweifen kann, dafs Gebräuche der deutfchen Bauhütte nach der Zeit der Mönche, fchon V07' der Zeit derfelben vorhanden waren, diefe Gebräuche alfo parallel den Klofterfchulen gegangen find; es ift einer der Zwecke der vorliegenden Studien, diefe Beweisführung tlurcli den Charakter der Steinmetz-Zeichen vor und nach der Zeit der Mönche zu verfuchen.

Wenden wir uns der Chronologie der W\.\\.tim-Tradition wieder zu, fo haben wir folgende Momente zu notiren :

1. Die Wiener Meiftertafcl, welche im Sinne der neueren I'"orfclumg" indefs wenigflens bis zum 16. Jahrhundert aufser allem Zweifel als apokryph erklärt werden mufs, datirt die Wiener Bauhütte fchon von 713 an.

2. Der „.luswcis" der deutfchen Steinmetze\ beginnend: „Mit Gunft und Erlaubnifsl Gott ehre diefen Plan und Alle, die hier um uns flehen!" läfst den Altijefellen den Wanderg-efellen

Die nahe dem Lateran in Rom gelegene Kirche S. S. Quattro Coronati ift vier unter Diocletian gemarterten Heiligen: II. II Severus, .Severianus, Carpophorus und Vi<5lorinus geweiht; in einer an diefe Kirche und zu deren Dominium gelmrigen Capelle, der von S. Silveftro, verehren die Sieinmetze ffcarpellini) fünf ebenfalls gemarterte Heilige, welche Bildhauer waren, nämlich H. H. Caflorius, Symphorianus, Nicoftralus, Claudius und Simplicius; die erflen vier diefer letztgenannten fünf Heiligen find die vier Gekrönten der deutfchen Hütte. Der Verfafler diefer Studien konnte an Ort und Stelle keinerlei Anklänge an die deutfche Hütte (z. B. Bilder, Stein melzzcichen etc.) auffinden. Abbildungen und .Sculpturen der vier Gekrönten befinden fich am Grabfteine des Meifters Tenk (t I5'3) zu Steyer, an der Wiener Meiftertafel Creftaurirt um 1600); und an der Kirche „On San Michele" zu Florenz; ferner nach J/eiilili'ff awi

einem Bilde des Dr. Campe zu Nürnberg; dann nach Slifglilz an dem Denkmale des heil. Auguftin in der Kathedrale zu l'avia; in der Steinmetzhütte zu Bafel. Wir machen hier auf die ausgezeichnete, weil auf das Bauhandwerk Bezug nehmende Studie des gelehrten Oberften von Cohaufen über die vier Gekrönten aufmerkfam (in „Römifche Steinbrüche" von A. v. Cohau/en und Dr. E. Wörner. Darmftadt 1876).

* J. F. V. Hormayer, Wiens Gefchichte pag. 246 erwähnt, dafs diefe Tafel um 1600 von Hunger nach älteren Aufzeichnungen compilirl wnA 1641 durch Hanns Ilerftorfer reftaurirt wurde.

'"' /'. // /■'alloii. Die Myfterien der Freimaurer, Leipzig 1S48. pag. 363; y. G. Find,l, Gefchichte der Freim.Tuerei, Leipzig 1870. pag. 794

SUIMLN ÜIIKR S'l'ElNMK r/.-ZKlCllEN. 35

fragen: „Wo ifl das ehrbare Mauerhandwerk in Dmtfcliland /.wxW aufgerichtet worden:" iM-enuler: „Zu Magdeburg im Dome." AltgefclU;: „Unter welchem Monarchen:" Fremder: „Unter Kaifer Karl II. im Jahre 876."'

3. Die Urkunde von Efferding in Ober-Oefterreich ddo. Wien 3. Juni i623- erwähnt, dafs die deutfche Bauhütte fchon an fünfhundert Jahre alt (alfo um 1070 geftiftet) und fchon von Kaifer Barbaroffa privilegirt worden fei.

4. Der Hüttenfage nach fei Albertus Magnus (1193 f 1280), der Erfinder des Achtortes, der Meifler des Bauplanes des Domes von Köln, und der Verfaffer der crßcn Statuten des dent/cheji Il'üttenbiindes. Bezüglich des „Achtortes" und des Bauplanes des Kölner Domes ifl diefe Sage bereits gründlich widerlegt, und bezüglich der Statutenverfaffung mufs fie defshalb fehr angezweifelt werden, weil der ausgezeichnete Biograph' des Albertus eine eingehende Bcfchäftigung diefes gelehrten Mönches mit der Architektur zu beftätigen nicht in der Lage ill.

5. Meifter Erwin (von Steinbach:) am Münfter zu Strafsburg winl als der erlle Grofsmeitler (Obermeifter) der deutfcJien Bauhütte gefchätzt, und geht die Hüttenfage, dafs diefe Strafsburger Oberhütte bereits um 1275 als folche anerkannt wurde.

6. Eine weitere Tradition ift die, dafs Kaifer Rudolph von Habsburg fchon 1275 eine Hüttenordnung beftätigt habe. ^

7. Ferner meint die Hüttenfage, ' dafs bereits Papfl Nicolaus III. im Jahre 1278 der Brüder- fchaft der Steinmetze zu Strafsburg einen Ablafsbrief verliehen habe, welcher Brief von allen feinen Nachfolgern, zuletzt von Benedift XII. (1334 1342), beftätigt worden fei.

8. Auch ill die Tradition zu verzeichnen, dafs Kaifer Maximilian I. ein „Aggregirter"^ des Hüttenbundes eewefen fei. Diefe Tradition dürfen wir für Wahrheit erachten, weil einerfeits die deutfche Bauhütte thatfächlich Mitglieder (namentlich Patrone oder Liebhaber' des Handwerkes) aufnahm, welche nicht arbeiteten, und weil anderfeits der Text des Theuerdank lehrt, dafs Kaifer Max im Hüttengebraiiche bewandert war; es heifst nämlich dafelbft:' ,, . . ®ir lirr jung

^tiöi JKunig, Irrnrt trir grpriu mit ^rm 9>tfltmufrk Tiariiiif gab T|mr ticr Tfung iHunig

rtnttüurt lEa fri mit lirm {?ttdinujrrri) lirru Ijrtuptgr^riü, ^do trft iu tirm luft tiiia antirrr au tirr notturfft, tiaa tlritt lu ttrr JP>triTkl) "öii urrftintlit lirv mrvrlpnarftrr ujol lldfa i£r tirn grun'üt ^rr paujcrrr mit tirm JÖtflinuicrrl^ grlrrnrt, uiiti fargriffrn Ijat.*' Maximilian hat hch alfo durch diefe Rede bei dem Meiller „aiisiK'eiJoi" können, uml zwar als „Griiff'er" . Man unter- fchied nämlich Brüder, die fich als Grüfser (Redner) und als „Briefer" (mit Schrift) „ausweifen" (legitimiren) konnten.

9. Endlich ift noch die Sage zu erwähnen, dafs auch Herzog Ruilolijh I\'., iler Stifter, ein weltlicher Bruder, ein Patron des Hüttenbundes gewefen fei. Die Rudolphinifche Grabfchrift'' zu St. Stephan in Wien, und die durch die tlrrichtung von St. Stephan documentirte Zuneigung Rudolph's zur Hütte, macht dies in hohem Grade wahrfcheinlich. '"

' Hillorifch unrichtig; der alterte Magdeburger Dom wurde 963 unter Kaifer Otto I. gegründet.

- C. W. Neumann in Verhandlungen des hiftorifchen Vereines für Regensburg und Oberpfalz, 28. Bd. (1872) pag. 91

3 Dr. F. Sighard, Albertus Magnus, Regensburg 1857.

^ A. W. MiilUr in Enkyclopädie vun Erfcli und Gruber; Kt\ußi\ Dombriefe pag. 31.J; Krauß, Die drei alleftcn Urkunden elc. IV , pag. 216; Heldmann, Die drei alteflen Denkmale etc.. Aarau 1S19, i)ag. 17g Ileldmann bezieht fich auf das Conftitutionsbuch der Loge Archimedes zu Altenburg.

5 Conftitutionsbuch der Loge Archimedes zu Altenburg nach licblmann.

•> Dr. Ferd. Janiur, Die Bauhütten des Deutfchcn Mittelalters, Leipzig 1870, pag. 59 Kerner Fallou, Die Myfterien der Frei- maurer, Leipzig 1848, pag. 52; auch /•Vn^W, Gefchichte der l'"reima:erei 1870, pag. 68.

' Cnfirmations-Urkunde Maximilians von 149S.

* Wiener Ausgabe 1775. pag. 76.

'-• Kür/chncr, Mitth. d. k. k. CentralCommiffion, 1875, pag, 93. Dr. E. Befetzny in „Die Sphinx", Wien 1873.

1" Die Wiener Bauhütte (confr. Fallou pag. 52) rühmt lieh auch der befonderen Gunft, die ihr Kaifer Jofcph II. durch Anwohnung bei einer „Hauptzcelic" erwiefen habe.

-6 Franz Rziiia.

B. Die urkundlich erwiefene Gefchichte der deutfchen Bauhütte.

1. Es ift kunrtgefchichtlich allgemein anerkannt, dals (.lic Kunit in Stein zu bauen, refpertivc zu conjlniircn, in Deutfchland bis zu Ende des lo. Jahrhunderts vorzugsweife durch die Mönche gepflegt wurde, und dafs zu diefem Zwecke Klofterbaufchulen beftanden, von denen die zu St. Gallen,' St Emmeram in Regensburg, zu Hirfchau in Schwaben unci zu Corvey an der Wefer als die alterten bezeichnet werden. In diefe Baufchulen wurden dienende Laienbrüder und weltliche Arbeiter aufgenommen, welche fchon zur Zeit der Aebte Wilhelm von Hirfchau (1080) und Mar- quart von Corvey (1084) als „barbati", „oblati" uml „familiäres" unter den „profeffi" arbeiteten.

2. Es ift ferners kunftgefchichtlich anerkannt, dafs mit der Ausbreitung des Chriftenthumes noriiwärts der Alpen die Klofterbrüder fich immer mehr und mehr ausfchliefslich geiftlichen Zwecken widmeten und hierdurch das Bauwefen in Deutfchland fucceffive an die Laien überging; die Kunfttrel'chichte notirt diefen Uebertrano- in der Weife, dafs fie das Ueberhandnehmen der Laienmeifter im n. Jahrhunderte conftatirt, und dafs fie verzeichnet, wie vom 12. Jahrhunderte antrefancjen die mönchifchen Meifter bereits zur Seltenheit werden. Die Gefchichte tler deutfchen Bauhütte charakterifirt diefe Periode dadurch, dafs fie fagt: ,,dic Hütte wurde weltlich" . In die Zeil diefer Weltlichwerdung; leet nun thatfächlich die Tradition der deutfchen Hütte ihr llatuarifches Werden als Geheimbund. Hierdurch würde aber keineswecrs ausgrefchloffen fein, dafs die Geheim- brauche und geheimen Conftru6lionsregeln fchon früher unter den effektiv Weltlichen und unter den Laienbrüdern im Stillen beftanden haben; vielmehr kann man annehmen, dafs diefe geheimen Bräuche und Kenntniffe mit der fucceffiven Abfentirung der Mönche (die wohl kein Intereffe an diefen Geheimniffen haben konnten) einfach nur hervortraten.

Die Gefchichte der deutfchen Bauhütte (cfr. Fallou, dann Erfch und Gruber) bezeichnet die Klofterfchulen von Hirfchau, Corvey und St. Emmeram als diejenigen, in denen fich der Procefs der Weltlichwerdung der Hütte entfchied, und nennt die fchon um 1069 oder 1088 zu Corvey beftan- dene Brüderfchaft des heilio^en Veit als die definitive AusCTanofsftelle.

3. Hiermit nahmen die frommen Laienbrüder, um mit Fallou zu reden, Abfchied von tlen Mönchen; fie gründeten eine felbftänditre Genoffenfchaft oder Handwerks^ilde auf Bafis von Statuten und wurden von Kaifer und Reich anerkannt, mit Privilegien ausgerüftet und dergeftalt im Volke als die ^Jreien Mmirer" bezeichnet. Die ältefte diefsfällige Urkunde ift die von Dr. Reichenfpcrger- zu Trier aufgefundene Hüttenordnung vom 22. 06lober 1397. Es ftimmt dies mit der Zeit, welche die Freimaurer (confr. Findel, Fallou, Hallizccll und Klo/s) für ihre ältefte Urkunde, die im Wefentlichen eine Hüttenordnung ift, angeben, nämlich für die l'rkuntle von York 1370 refpeclive 1409. In diefer Urkunde ift bereits die Sage von den „vier Gekrönten" enthalten und in 790 Reimverfen unter dem Titel „Hie incipiunt conftitutiones artis Gcometriae fecundum Euclidem etc." fo viel Bezugnahme auf das Bauhandwerk genommen, dafs tür Bauleute gar kein Zweifel entftehen kann, wie diefe Urkunde von einer Fachgenoffenfchaft herftammen mufs, welche wenigftens ehedem das praktifche Bauhandwerk getrieben hat.

4. Die nächft älteften Urkunden überBaugenoffenfchaftsbünde im alten deutfchen Reiche find die fogenannten Wiener Urkunden; fie find vom Jahre 1412; vom 6. Juni 1430 und vom 2. Auguft 1435 (confr. Hormayer's Wien, 1833, Bd. V und Karl W'cij's in .\ll- und Neu-Wien; 1864) datirt.

5. Sodann kommen als chronologifch nächfte Urkunden zu ntnnen:

a) die Strafsburger Hüttenordnung vom Jahre 1459;

b) die Torgauer Ordnung zu Rochlitz vom Jahre 1462;

Ür. Keller, liaurifs von St. Gallen von 820, Zürich 1844.

- Reichotfpergcr, „Die Bauhütten des Mittelalters", Kölner Domblatl 1S51

■' Janncr, Findel, Fallou, Stieglitz, Hormayer, Heideloff, Feil, Graf WaldcrdurH", Neumann, Scluiegraf und Gurlitt.

SrUDIKN ÜHKK SlKlNMI' r/ ZkK IIKN.

37

c) Die Capitel-Ordiumt: von Speyer vom Jahre 1464. t/) Die Capitel-Ordnunj;- von Speyer vom Jahre 1469.

e) Die Ordnung der „Priiderfchafft der Steinmetzen der GraiTrhall TmoI" vom Jahre 1480.

f) Die Regensburgcr „Stainmetzen Ordnung" vom Jahre 1514. _^j Die Sächfifche St. Annaberger Ordnung vom Jahre 1537.

A) Die Wiener A6len vom 10. Februar des Jahres 1537. /) Die Wiener A(5len vom 4. September des Jahres 1550. /•; Die Regensburger Ordnung vom Jahre 1555. /) Die erneuerte Strafsburger Ordnung vom Jahre 1563.

///} Die verfchiedenen Steinmetz- und Maurer-, Steiniiauer- und Maurermeifter Ordnungen von Regensburg aus den Jahren 1559, 1616, 1618, 1729, 1731, 1765 und 1794.

In den Ordnungen a) bis ^ j und k) fmd die drei Hütten-Principien : der Liebe, Treue und liilte der Brüder untereinander; der fromme Sinn der Bruderfchaft ; das Gebot des ehrbaren und keufchen Wandels; dann des Anwohnens der heil. Melle und des Empfanges der heil. Sacramente feitens der Hüttenbrüder; ferner die Strafen (Puffen); die Theilung der Brüder in .Meiller, Parlirer, Gefellen und Lehrjungen; des weiteren einige Hüttengebräuche und endlich theilweife die Unter- teilung aller einzelnen deutfchen Hütten unter vier Haupthütten und in letzter Inftanz unter die oberfte Haupthütte von Stralsburg vorgetragen.

6. //o/u'il/i'c/ie Bejlätioungen und Aenderungen der Hütten-Ordnungen fmd (nach Heideloff, Gurlitt, Janner und Stieglitz) vorhanden:

ii) Vom Herzoge Friedrich zu Altenburg, betreffend Torgau, vom Jahre 1464. hl Vom Kaifer Maximilian I. vom 3. 06lober des Jahres 1498. c) Vom Kaifer Ferdinand I. vom 15. März des Jahres 1563. dj Vom Kaifer Maximilian II. vom 18. April des Jahres 1570.

e) Vom Kaifer Rudolph 11. vom 3. März des Jahres 1578.

f) Vom Kaifer Mathias vom Jahre 1613.

g) Vom Kaifer F'erdinand II. vom 23. November des Jahres 1626. Ii) Vom Kaifer Ferdinand 111. von den Jahren 1637, '643, 1644 und 1646. {} Vom Kaifer Leopold I. vom 1. September des Jahres 1662 und 1687. k) Vom Kaifer Jofeph II. vom 12. Oftober des Jahres 1708. 1 1 Vom Kaifer Karl VI. vom 13. Oftober des Jahres 1713.

7. Eine weiters zu verzeichnende Thatfache in der Geichichte des deutlchen I lüttenbundes irt die des allmäligen Verfalles der Hütte. Die/er Verfall trifft innerlich mit dem Aufhören der Gothik und dem Ankommen der italifchcn Renaiffance tind än/serlich mit hervorragenden lulturcllen EreigniJJen zufammen. Als letztere nennen wir insbefondere : die Trennung der Hütten- brüder in katholifche und proteftantifche; den dreifsigj ährigen Krieg; den Auffchwung der Geifter von Italien und Frankreich her; die politifchen Staats-Geflaltungen ; die fortfchrittliche Locker- werdung des Zunftgeiftes; namentlich aber die Ankunft der /\cnaij/ance, die Errichtung öffentlicher Baulchulen, die Entllehunof >\^x Fach- Literatur feit der Erfinduntr des Buchdruckes, und das wirth- fchaftliche Auftreten der Concurrenz (Maurermeifter contra Steinmetzmeifter) im Fache.

Die hohe Morgenfprache zu Torgau vom Jahre 1462, dann jene von Bafel (contr. Dr. Janner) biete"n Beweife für die Zerrüttung des Bundes in Folge der religiöfen Anfchauungen; die Urkunde von Wien betreffend den Streit zwifchen den Meiftern Jörg Oechfel und Pilgram von Brunn, ' und die Wiener Urkunde \om 3. Juni 1623,-' bieten nebft anderen Aften Beweife für die Lockerung des

' Hoiinayr, Hiftorifclies T;>fcheiibucli, Wien 1829

- Verhandlungen des hiftorifchen Vereines für Regensljurg und OherpfaU, Hand .WVIU. 1872, pag. 91.

VII. N. F. t)

,5 Fkan/ R?iha

Hundes durch VerhältnilTe der Concurrenz; endlich bieten die Regensburger Acflen ' von 1707 und 1718 den Beweis der Zerrüttung durch allgemeine lünflüffe der Zeit. Die genannte Wiener Urkunde vom ^. Juni 1623 betrifft eine X'ereinbarung, in welcher fchon recht biffig auf die fremden Kindrini^din^-^e zur Zeit der Renaiffance, nämlich auf „die U'elfchcn" hingewiefen wird, und durch welche die läffigen Hüttenbrüder fchon recht energifch zur Ordnung verhalten werden ; der Wiener Text hcifst nämlich diefe Läffigen bereits „Fröttcr und Bernlienttey'* (Faulenzer) und „des Hant- luerchs unredliche . . . . "

Anbetrachts folcher Erfcheinungen des Verfalles der Hütte treten mehrfach Beflrebungen für die Schaffung eines gemeinfamen Widerflandes zu Tage und können als Beifpiele hiefür die Wiener IVkunden vom v Juni 1623 und vom 20. Februar 1627 genannt werden, aus deren Unter- fchriften fchon das früher verpönt gewefene Zufammengehen von Steinmetz- und yJ/a/zr^r-Meiflern erkennbar ift. Doch diefer Verfall war nicht aufzuhalten; er wird acut mit dem Jahre 1671. Am Reichstage vom 12. Auguft diefes Jahres' wurde nämlich aus Gründen der Staatsverwaltung befchloffen (Sanction des Befchluffes zur Zeit noch unbekannt), dafs die Strafsburger F^ütten-Ober- hoheit, die fich noch durch die Vorladungen von Hüttenbrüdern äufserte, aufzuhören habe. Die Befetzung Strafsburgs am 28. September 1681 durch Montelas und die Einverleibung der Stadt und des Elfafs an Frankreich nahmen der deutfchen Bauhütte das Haupt, obwohl durch die Reichs tagsbefchlüffe ^ vom 16. März 1707, vom 13. Mai 1727 und vom 28. Juli 1731 wider die Gerichts- barkeit des Meifters vom Stuhle der Hütte von Strafsburg erkannt wurde. Der Reichstags- befchlufs vom 13. Juli 1771 ' hob die Hütte als Corporation eigener Privilegien auf.

Wir Bauleute aber y:edenken immerwährend einer Inflitution, die unfer Fach fo hervor- ragend gepflegt, fo Grofses und Erhabenes gefchaffen und durch die werkthätige Errichtung der Dome deutfcher Baukunft die culturellen Intereffen in fchwerer Zeit in Wahrheit unter Dach und Fach gebracht hat!

8. Die Bauhütte befleht formell noch zur Zeit; dem Vernehmen nach find etwa 100 Brüder, welche in Pietät für die Altvordern die überkommenen Refte der einfligen Gebräuche der Hütte noch weiter zu pflegen fuchen; ein Geheimbund mit Privilegien ifl; aber zur Zeit abfolut nicht mehr vorhanden; auch ifl; aus Gefprächen mit einigen, zur Zeit lebenden Hüttenbrüdern, refpeftive „ausgewiefenen Steinmetzen" zu entnehmen, dafs felbft der letzte Reft der Traditionen und des Rituales arg gefchwunden ifl ; diefer Refl. aber wird unter uns Bauleuten in den Gebräuchen und Redewendungen, wie wir he Alle bei Grund- und Schlufsfteinlegungen und bei Feflgelagen gern pflegen und üben, ficher noch lange weiter klingen.

C. Die Geographie der deutfchen Bauhütte.

Für das Studium der deutfchen Steinmetz-Zeichen ift die Kenntnifs der Geographie der deutfchen Bauhütte von Wefenheit, und zwar aus drei Gründen: i. weil das Gefammtgebiet der Hütte die allgemeine Charakteriflik der deutfchen Steinmetz-Zeichen arrondirt; 2. weil die, aller- dings vereinzelten fremdartigen Zeichen im deutfchen Hüttengebiete als künftlerifche Invafion erkennbar find; und 3. weil der fpecielle Charakter einzelner Gruppen der tleutfchen Zeichen an die innere geographifche Eintheilung der Hütte gebunden ifl.

Aus den Hüttenordnungen, den Confirmations-Urkunden, den Aclen über innere Hütten- flreite und den Meifter-Biographien einerfeits, und aus der geographifchen Verbreitung des

' Verhandlungen des hidoriTchen Vereines für Regensliurg «nd Oberpfalz, Band XVI. 1S55. pag 188.

- Jänner, pag. 84.

•" Jänner, pag. 85 und 87.

* Jänner, pag. 91.

SlTDIKN ÜBER .StKINMI'.'IV.-Zi'.H IIKN. ^9

gothifchen Styles und feiner Special-Schulen nordwärts von hallen und weilwärts von I-"rankreich anderfeits, ^eht bezüglich des allgemeinen Territoriums der deutfchen Hauhütte mehrerlei hervor, nämlich :

1. Dafs das or^anifatorifche untl künftlerifche Gebiet der deutfchen Hütte von den (illerreichifchen und fchweizerifchen Alpen im Süden bis zu der deutfchen Küfte im Norden, und von der mittelalterlichen Wellgränze Frankreichs bis zu jener im Oden an die türkifchen und ruffifchen Reiche gelangt hat, wobei einzelnes Ausgreifen der deutfchen Hütte in fremde Länder indefs keineswegs ausgefchloffen \{\, wie ilies die Wirkfamkeit der deutfchen Steinmetze in Mailand, Orvieto und in den Küftengebieten derjenigen Morgenländer beweift, welche von den deutfchen Kreuzfahrern beftrichen wurden;

2. dafs die organifatorifche Wirkfamkeit der Bruderfchaft auf die Hintheilung des ganzen Territoriums in Gaue, denen Haupthütten vorftanden, bafirt war;

3. dafs diefe Hüttengaue im Laufe der Zeit in Reviere oder Sectionen zerlegt wurden, denen Oberhütten oder HauptzeciLcn vorftanden, und endlich

4. dafs in den Hüttengauen, refpeftive Sedionen oiler Revieren Unterhütten, die gewöhn- lichen Hütten arbeiteten.

Verfolgen wir nun zunächft das urkundliche Materiale:

a) Die älteße Hüttenordnunp; vom fahre J^jg bezeichnet die Eintheilung der ganzen Hütte in vier Hüttengaue, nämlich in die von Strafsburg. IVicu. Hern und Köln, und fpecificirt die Gaue folgend: ,,Dii8 ift tido lE>rbirtt, tirtö gnn J^trofaburg grljört, maa nbiurntiig Her (Hufrl unti /Frankrnlant unU am Diüringrriürtlt imti iPtibrnbrrg unt^ an lica l^rrtum grii ifrrtrttrn, unn iEiatcttni faia goii ö^lm, unn (l^lmbia goit /Hugfpurg, uiilJ unn jKugfpurg farft an tirn jKtirUjrrg' (/HrHjcrg?) uwX-, an ujrlfdjlant; /IHrirrurv laut unH Diüringrn unti ipialjfaljrim lant; /Frankfurt x\w\ l]rffrn lant unli fturlj J&r})iuDltrnlanl: tiaa fol grl)Dvfam fin."

Itcm: ,,/IHriftrr Inrrnti JP>panning, (H^rrkmriftrr tira ißaura z\\ ^ant Steffen i}y (Hrni, tirm Ißcljört i}x: iamparh, ip»trrrn, öSrrrklmfrn, ü^ngrrn aua unH tiir D^nnau abijin."

lu-iii\ „/(Hriftrr J?»trffan Hjurlirr, iPuujrmriftrr ^n Xnwi urnrrnrirn iu iPrrn fol allein "öaa l5rbift in lirn iPTtgcnolTtn Ijabfn."

Man merkt alfo fchon die InHuenz der politifchen Geftaltung der Schweiz.

Item: „/IHciTtcr iCunrati uon iKöln. mriftrr titr l^trfft Imfrlbft untj allr ftnr norbkummm gliflirr loifr fnlflinir ^ugrljorrn: Tiaa iibrigr grbirt binabt, luaa liD uff ipitott ( lufiteht) uon /Fürtirvungr unti Üjültcn, tiir in tirr iDrlirnungr fint olirr tiariu kumcn mörlftrnti."

bi Die Torgau- Rochlitzer Urkunde vom fahre 1462, dann die Vermerke,- welche aut die Speyerfchen Capiteltagc von 1464 und 1469 Bezug haben, bringen nichts von der Gautheilung ; ebenfo auch nicht die Tyroler Ordnung vom fahre 1480,- aber alle diefe Urkunden nehmen auf die erfte vom Jahre 1459 Bezug; es ift alfo, indireft, jene Theilung in vier Gaue zugeftanden.

c] Die Confirmations-Urkunde Maximilian I. vom 3. Oktober des Jahres 1498, giltig {\.w Strafsburg, bezeichnet fpeciell den Gau von Strafsburg als „der Rheinftrom hinab von Conitanz bis Coblenz, abwärts der Mofel, dann Franken und Schwaben."

d) Die Steinmetz-Ordnung vom Jahre 1563 unterfcheidet ebenfalls vier Hüttengaue und nennt das Gebiet von Strafsburg: abwärts der Mofel, Frankenland, Thüringerwald, Löbenburg, Bisthum Eichftetten , Ulm, Augsburg, bis an den Adelberg (Arlberg .-) und Welfchland, das Meifsnerland, Heffenland und Schwabenland, dann das Gebiet von Wien: Lambach, Steyer,

' Ür. Janner, pag. 48, meinl hier üie FrämonftiaU-nlcr Abtei A>lelberg l)ei Slultgarl. - Heideloff und Dr. (aiiner

6*

Q Fkanz R/IIIA.

W'erckhaulen, Ungarn und die Donau hinab ; ferner das Gebiet von Köln: das übrige Gebiet hinab und ■was neu entlieht; endlich das (iebiet von Zürich: mit Bern, Bafel, Luzern, Schaffhaufen. St Gallen und was fonft in der Schweiz „autkömmt". Der fchweizerifche Gau hat alfo zwifchen 1459 und 1563 den Sitz feiner Haupthütte wohl aus politifchen und religiöfen Gründen ' von Bern nach Zürich verlegt. Diefelbe Hüttenordnung vom Jahre 1563 nennt auch 22 Orte, in tlenen Hüttenbucher auf liegen, und welche Orl(; der Hauplhütle von Strafsburg uiiu-rworfen fein J'utUii , dieft- Orte lind: Speyer, Zürich. Augsburg, Frankfurt, Ulm, Heilbronn, Blaffenburg (Pleffenberg:), Dresden, Nürn- berg, Salzburg, Mainz. Stuttgart, Heidelberg, bVeiburg, Bafel, Hagenau, Schlettrtadt, Regensburg, Meifenheim, München, Anfpach und Conllanz. Diefe Nachricht ill von grofsem Intereffe; a) weil dadurch die Exiftenz von Unterhütten erwiefen i(t und |3) weil Wien, Magdeburg , Meißen in iler Aufzählung der Unterthänigkeit unter Strafsburg fehlen.

e} Zur weiteren Kenntnifs der Städte, in denen /ich Hütten befanden und cur ))iehrcren Erkenntnifs der Gravitations-Verliältnijfe der einzelnen Haufiihütten und Hauptzechen ilt auch ilie Aufzählung jener Orte erwünfcht, aus denen die Meiller zu den Verfammlungen (Capiteln. Morgenfprachen, Meiflertagen) kamen. In diefer Richtung ill Folgendes zu bemerken:

1. Auf dem Tage zu Regensburg, dem 25. April 1459, waren Meißer anwefend aus: Strafs- burg, Wien, Paffau, Landshut, Kfslingen. Kreuznach, Brunn (?), Salzburg, Conftanz, Bern. Amberg, Bafel, Ingelftadt, Ochfenfurt, Poppingen, Hafsfurth, Kempten, Graz, Weiffenelbe (?) und Weiffen- burg; aus Sachfen und dem Meifsnerlande waren kei^ic Meifler gekommen; auch der Regens- burger Meirter Roritzer fehlt. Aufserdem waren C^efellcn anwefend aus: Strafsburg, Bafel, Lambach, Mainz, Heidelberg, Rottweil, Paflau, I-!fslingen, Ifclil, Ochfenfeld, Lützelrtein, „Kem- motten" (Kempten (r), einer aus den Niederlanden, aus Ockel (Aachen:), Landshut, einer \i>n der Elf eh.

2. Auf dem Tage von Torgau (1462) , welcher wegen der Specialverbindiing einer fächffchcn Hütte^ibrüderfchaft einl:)erufen wurde, macht fich eine Bedeutung der Magdeburger

Hütte bemerkbar; es waren dort verfammelt Meifler aus: Magdeburg, Halberlladt, Hildesheini, Mühlberg und Merfeburg, ferners Meifler aus dem Meifsnifchen, dem Voigtland, aus Thüringen und dem Harze. Im Jahre 1518 wird die Magdeburger Hütte, wie wir fotort fehcn werilen, fchon eine Hauptzeche, Haupthütte genannt.

;. Wecren eines Hüttenllreites' der St. Annaberger Hütte im Meifsnifchen wider die Magdeburger Hütte, die nunmehr gleich der Würzburger Hütte als eine Hauptzecke, wenn nicht gar fchon als eine Haupthütte erfcheint, und welche Magdeburger Oberhütte die Strafsburger oberllen Hüttenrechte aufrecht zu erhalten bemüht war, verfammelten fich die renitenten Steinmetze-Hütten vom 26. Juli 1518 zu St. Annaberg; es waren dies Leute aus dem Mei/snifchcn, aus Schießen, aus Böhmen und der Laußtz, zufammen 14 Meifter, 3 Pariire und 22 Gefellen, alfo 39 Hüttenbrüder. Die Namen der Meifler find: i. Hans Schickentantz, Meifter zu Dresden, 2. Hans von Torgau, Meifter zu Schneeberg, 3. Benedix Rued, Werkmeißer zu Prag (Benes von Laun :), 4. Jacob von Schweinjurt, 5. Paul Babft von Rochlitz, 6. Gregor Rudinger von Rochlitz, 7. Wenzel Rofskopf von (/örlitz, Vertreter von Schlefien, 8. Wolf von Kamenz und zu Bautzen,V ertreter der Nieder-Laufitz, 9. Jörg von Maulbronn aus Brüx, 10. Jörg Sckremle von Koniotau, 11. und 12. Martin Lindermann und Fabian von Rotenburg, beide aus Chemnitz, 13. Lorenz Löffler von Chemnitz und 14. Hans Göntter von Oberndorf {bei Komotaufj. Unter den drei Pariiren waren: i. Peter von Schweinfurt

' Bafeler Frieden 1499; 1501 1513 Beitritt von Bafel, Schaffhaufen iinrl Appenzell zur EidgeiioPTenfchaft : i 5 r 5 Marignano ; 'S'9— '53' iiwaingli; 1531 Schlacht bei Kappel.

- Ourlitt. in: Archiv für Sächfifche Gefchichle 1878, pag 262

Studikn i'i!i':k Si ki.\mk/i/-Zkii'iikn.

41

aus St. Annaberg, 2. Urban von Kirchhain aus Sclineeberg. Unter den 22 Gefellen waren : 1. Nickel Titz von Cliriiniih, 2. Conrad von Büttigen aus , iiiiiabcrg und ;v Harteil von Ihiilach, ein „Laub- haucr" aus A)inaberg.

I fcidclolf brinj^t pag. 34 bis 46 di<; Strafsburger Ordnung von 1459 und Anhänge an diefe Urkunde, welche pro 1463 1469, 1471 und 1472 gelten, uml Meifterbeitritte zur Ordnung ilocumentiren. Wir finden in dielen Zufiitzen eine l'o bed(;utende Zahl von Orten yenannt, aus tlenen die Meiner herbeikamen, dafs die Anerkennung der obi-rllen Inllanz von Stralsburg vom ganzen deutfchen Lande aufser allem Zweifel lieht. Lhiter den Orten erfcheinen bei I Icidcloff der Reihe nach und theils in Wiederholung der iVüheren Orte: Schlettftadt, Conftanz, Aachen, Strafs- burg, Erfurt, Zell am Unterfee (?), „Allgefsheim", „Myngoltheim", Heilbronn, Bafel, Lambach, Mainz, Heidelberg, Rottweil, Paffau, Efslingen, Ifchl, Ochfenfeld, Lützenftein, Kempten, Landshut, Germersheim, Nürnberg, Köln, Heidenheim, Torgau, „Lebach" (Laibach:, Lambach:], St. Gallen, „Iffen" (Füffen:), Braunfchweig, Straubing, „Burtenbach", „Langersfelt", „Tuftein", Byringin", „Than", Coblenz, Trier, „Barkhufe", Schweinfurt, Weiffenburg, Hagenau, Braunau, Pont a mouffons, Wertheim, Baden, Regensburg, Steyer, Winkel, Nördlingen, „Rudelnheim", „Herde" (Hörderj, Helmftedt, „Werklach", Stockgarten", von der „Etfch" (Tyroler). Schliefslich bringt Heideloff ein \ erzeichnifs von 72 Meiflern und 34 Gefellen, die in der Strafsburger Lade verzeich- net find. Wir finden darin Meifier und Gefellen aus: Strafsburg, Zürich, Speyer, Frankfurt, Augsburg", Ulm, Leipzig, Schlettftadt, Heilbronn, Regensburg, Colmar, Salzburg, Heidelberg, Freiburg, Bafel, Stuttgart, Brackenheim, Landau. Weiffenburg, Hagenau. Sennen, Werde, Mainz, „Blaffenburg", Saarbrücken, liern, Weilburg, Landau, Dresden, Weyer, Etlingen (:), Stein, St. Gallen, Rohrfchach, Merfeburg, Zell, Schaffhaufen, Conftanz, Biel, „Brück" (Brugg in der Schoder Brück an der Murf), Feldkirch, Reutlingen, „Andlan", „Püttingen", „Bruckenheim", „Ipfthoften", „Uinkelfpiel", Heidelberg, Ingolftadt, Hanau, Gmünd, Schaffhaufen, Bern, „Bifeneck", KalTel, „Sinfe.x", „Argen", Offenburg, Rottenburg, Schwäbifch-Hall, „Siburg", „Neuburg", (ienf, „Brefsmel", „Sefferich", Brunn, „Arien", Landsberg, „Rappoltzwyler" , (Rapperswyl:), „Netzer- bolchen", Wachenheim, „Bilanz", Laufanne und Worms. Bei einzelnen Gefellen find Jahreszahlen beigedruckt, die zwifchen 1449 und 1573 fchwanken.

Jl Zur Kenntnifs der Geographie der Hüttenganc dienen noch folgende urkundliche Vermerke.

1. In dem bereits erwähnten Streite der Meifsnifchen Hütten wider die Hauptzechen von Magdeburg, welcher .Streit 1518, alfo zur Zeit der Reformation (Luther 1483 f 1546), acut wurde, war bereits ein Abfall von Strafsburg geplant. ' Vier Hütten-Meifter zu Dresden, Leipzig, Meiffen und Annaberg feilten unter der Uauptkiltle von Dresden das Jächfijche J fa)idwerk „gleichmeffick aller bruderfchaftt am reynftrom, in öfterreich oder anderfzwo in hochteuchen landen" aufrichten und ein wandernder Gefelle der neuen Hütte follte denen der anderen Haupthütten (Strafsburg, Wien und Köln) nach „auszweifung der obgemelten bruderfchafft zu Drefsen" gleich geachtet werden. Mit „ain duczett böhmifcher loffel" unterftützten die Renitenten beim Kanzler Maltitz ihr Anliegen an Herzog Georg (1500 1539) im Jahre 1519. Diefer, ein Gegner Luthers, wandte fich an die Magdeburger und verbot lieh am 21. December 1522 „allhie im Fürftenthumb zu regieren". Die Angelegenheit verlief zunächft durch Nachgebung beider Theile, jedoch ohne nähere hiftorifche Aufklärung; wir werden aber fpäter in den eigenthürnliclien Steinmetz-Zeichen der „Dresdener" Jehen, dafs durch dic/en Streit tliatfächlich der Keim für einen neuen fächfifchen Hüttenbuna gelegt wurde.

' Aicliiv für Jie fauhrifclie Gefchiclue Bil. V, |)ag, 271

42 Franz RfiHA.

2. Die Urkunde' der II le/wr Bauhütte vom 3. Juni 1623, betreffend die bis dahin herrenlos crewefene Unterhütte vonHfferding (Ober-Oellerreich), fpricht von nur zwei, feit BarbarolTa privilegirt orewefenen Haupthüttcn, nämlich Strafsburg und Wien. In diefer Urkunde irt auch erwähnt, dafs die Unterhütten von Steyer, Freifladt und Grieskirc/ioi zu Wien gehören.

3. Am Sonntage Septuagefima 1661 llellt die Dresdener Hütte an die Roclilitzer eine vidimirte Abfchriff' der Urkuntle tles Kaifers Mathias vom Jahre 1013 aus, uiul nnlcrzeiclini-i als Hauptk'ültc zu Dresden.

4. Das Gravitations-Verhältnifs von Schießen ' ill; lange Zeit unklar; erll in tleni fchon erwähnten St. Annaberger Hüttenilreite (1518) wird der Zugehörigkeit Schlefiens zur Magdeburoer und durch diefc zur Slrafsburger Hütte gedacht. Der A6ten-Fascikel der Liegnitzer Maurer- innung aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundertc-s beftätiget diefes Unterthänigkeitsverhältnifs. Um die Jahre 1558 1587, tlann 1596 und 1627, erfcheint (nach Dr. P2. Wernicke) Breslau als Hauptzeche.

5. Ueber die Bauhütte von Prag und Kuttenberg hat Dr. Palacky ein Aftenftück in Kutten- berg aufgefunden, welches im vierten Hefte der „Pamdtky archeologicke 1860" veröffentlicht und von J. H. VVocel in den Mittheilungen der k. k. Central-Commiffion 1861, pag. 107, überfetzt wurde. Es betrifft ein Schreiben der Prager Altfl'ddtcr Bauhütte an den Rath der Stadt Kuttenberg vom Jahre 1489, aus welchem hervorgeht, i. dafs gleichzeitig an der Prager Burg eine Bauhütte unter Benes von Laun belland, 2. dafs der Kuttenberger Hütte Meifler Blazek vorftand, 3. dafs die Altftädter Hütte fich das Recht der Oberhütte im ganzen Königreiche zufpricht, und 4. dafs die Kuttenberger Baugilde wider den Meifler Re\ fl^k ' \\ ar

z) Vermerke ohne Urkunden-Citate.

1. Heidcloff ' fpriclu von einem allen l\nn»iciite, nach welchem im römifchen Reiche vier Haupthütten „diefsmal Aufgericht feynd" nämlich Strafsburg, Wien, Zürich und Köln. Die Slrafs- burger und Züricher Haupthütte werden in ihrem geographifchen Gebiete, wie Ichon oben gefchehen, bezeichnet; von der Kölner heifst es, dafs fie anfängt (anhebt), wo der Rhein und Main zufammenfliefsen und reichen „abwärts bis ins Niederland" ; von der Wiener aber heifst es (fie) „hat ihr Gebüth ober und Nieder bayerlantl, auch das Land ob der Ennsz, Böheimb, Mähren, Steyermarkt, Kärndten und Krain, und ganz nach der Donau obhin".

2. Gumpelzhainier in feiner Regensburger Chronik erwähnt des Regensburger flürmifchen und tumultuarifchen Capiteltages vom 25. April 1459 als erftmalige (?) Verfammlung der Maurer- Gefellfchaft, der Bruderfchaft „des magons libres d'Allemagne", fpricht von der zweiten Verfamm- lung zu Speyer (1464), und erwähnt, dafs die Strafsburger Haupthütte noch 1705 den Hütten von Xürnberg und Dresden Geldlfrafen auferlegte.

3. Stieglitz'^' erwähnt Privilegien, welche Karl IV. den Hütten im Mei/sner Lande ertheilt habe. h) Conclufionen und Fragen.

I. Nach Vorftehendem ill anzunt^luncn, dafs die 1 laupihütte zu Strafsbtirg das oberfte Hüttenrecht für die u-anze Dauer des l-iundes oewahrt hat; dafs fic in Hiillcnllicitrn die dritte letzte, Inflanz bildete.

' Verhandlungen des hiflorifchen Vereines von Regensburg uml Oberpfalz, 28 Bil., paj^. ql

'-' Dr. yanner, pag. 97.

•'■ Dr. E. iVernicke, Schlefiens Vorzeit, 3.5. und 34 Bericht; N I.aufilzifches Magazin, 52 Band

■■ V Heider-Eittlbergir-Hiejer, Kunftdenkniale de» üfterreiehifclien Kailerflaales 1, pai; 181

'■> R. C. Htideloß, Die Bauhillle des Mitlclallcrs, 1844. puy IJ.

* Stieglitz. Die Kirche der heil Kunigundc zu Rochlitz, Leipzig 1S29, pag 15

SirniFN Orek S ikinmk iv. Zkuiikn. 43

2. Das ganze Hiittenterritorimn w;ir in vier / /nttengauc getheilt, jcdcin Gaue (land eine Haupthiitte vor, welche die zweite Inllanz bildete; diefe 1 lütten übten, nach Andeutungen hei Heideloff, ihr Recht durch Zufaninientretcn dreier hervorragenden ! iiitlcn, denen der Charakter von Setlioiis-Hütten oder Hauptzechen beigelegt werden mufs.

3. Die einzelne Hütte war die erlle Inftanz, hervorragentle diefer einzelnen Hütten waren jene Hauptzechen, uml auf dielen lagen die „Bücher", refpeftive die Difl;ri6ls-A(5ten.

4. Die Tkeilung in vier Hüttengaue ill urkundlich nur für die Jahre 1459 1363 erwiefen.

5. Es entfteht die nächlle Fra^e, wann die Theilung in vier Gaue begonnen haber Darauf lafst fich zur Zeit keine beftimmte Antwort geben; ein Hilfsmittel für dieje wichtige Beantwortung muß in den Steinmetz-Zeichen, diefer Steinfchrift der Hütte, gefncht luerdcn : zveil, zvic unr

fpäter fehen werden^ vier geometrif che Charaktere in den Zeichen auftreten, alfo offenbar jeder derfelben einem Gaue angehörte. Zur Stunde können wir nur allgemein annehmen, dafs die Theilung in vier Gaue fchon lange Zeit vor 1459 ftattgefunden hat. Denn 1. war fie mindeftens eine P'olge der territorialen grofsen Ausbreitung der Gothik, und diefe fand ja fchon im Anfange des 14. lahrhundertes flatt; 2. hat der V'orort Köln bereits zur Zeit der Domgründung und der X'orort Wien feine in der Gothik einnehmende Stellung bereits zur Zeit Rudolph des Stifters (1358 1365) inne gehabt; 3. fpricht die Individualität diefes Monarchen dafür, dafs Wien mindeflens zu feiner Zeit ein Hüttenhauptplatz gewefen iÜ; 4. fpricht die geographifche Entfernung von Zürich, Wien, Köln und Strafsburg fchon für eine fehr frühe Gautheilung; 5. fpricht die Tradition, und, wenn wir wollen, die Urkunde von Efferding für die uralte Hütte von W'ien (Barbaroffa) ; endlich 6. ii\ anzunehmen, dafs in diefen vier Orten fchon Sitze von Bauvereinigungen aus der Zeit des Roma- nistnus, wenn nicht gar fchon zur Zeit der Römer beftanden haben dürften.

6. Die weitere Fra^c ill tlie, wann die Theilung in vier Gaue aufgehört habe. Nach allem Anfcheine alsbald nach 1563. Das Hereinbrechen der Renaiffance; die Concurrenz der Maurer- meifler und der „Weifchen Meifler" ; der Proteffantismus ; der dreifsigjährige Krieg; und die atlen- mäfsige Lockerung des Bundes fchon im 16. Jahrhunderte: alles diefs läfst mit Beftimmtheit annehmen, dafs fchon im Beginne des 17. jahrhundertes die alte Gautheilung verloren ging und die Strafsbureer Hoheit allein noch G(dtuny hatte. Beweife für diefe Anficht liegen in der bereits angeführten Efferdinger Urkunde pro 1623, wo nur mehr zwei Haupthütten anerkannt werden, und in der fchon mehrfach genannten Rochlitzer Urkunde vor, worin fchon 1661 von der beflehen- den Haupthüttc von Dresden gefprochen wird, die offenbar aus dem glimmenden Funken des fchon vorgeführten Meifsnifchen Hüttenllreites, refpeclive des angellrebten fächfifchen Sonderbundes hervorgegangen ift.

7. Eine fernere Frage ift die der Hüttenangehörigkeit von Tyrol, Kärnten und Kram. Die Urkunden von 1459 und 1563 laffen nämlich gar nicht erkennen, ob, refpedive feit wann diefe Länder zu Wien oder Strafsburg gehört haben. Die Frage verdient für die Zeit vor der Reichs- flellung W^ien's ebenfalls Aufmerkfamkeit. Zu bemerken ift, dafs die von Feil veröffentlichte Urkunde pro 1480, betreffend die Tyroler Ordnung keinen Autfchlufs über die Tyroler Gau- angehörigkeit gibt.

8. Eine letzte Frage in dem Rahmen tl<;r Hütten-Geographie betrifft die Gauftellung von Böhmen und Mähren, refpeftive Prag und Brunn. Der Strafsburger Hüttenvermerk, welchen f'Ieideloff diefsfalls anführt, meint, dafs diefe Länder zum Gaue von Wien reffortirten, aber loann diefs der Fall gewefen fei, ift nicht angedeutet. Zur Zeit der Blüthe der Gothik in Böhmen, alfo unter Karl IV. und zur Zeit Rudolph IV. hat Prag ficher nicht unter dem Gaue von Wien geftanden, und kann diefe Annahme 1. durch die Individualität diefer beiden Fürften, welche eigene Kunftfchulen pflegten; dann 2. durch die ftaatliche und 3. durch die kirchliche, der gothifchen Kunft den Weg

AA l'^KAN/ R/IHA.

bahnende Pofition' von IVa^^ und Wien genützt werden. X'ielmehr wird man durch den Weij. den die i(othilche Kunfl zuirkliclt machte, bezüglich J'ras^'s auf die Abhängi^fkeit von Köln verwiefen und ebenfo durch das biographifche Materiale des Meifters Peter von Gmünd.- Auch ili; bei der kunÜ gefchichtHchen Bedeutung von Böhmen überhaupt und von Prag insbefondere im vorhinein anzunehmen, dal's diefe Hütte eine Hatiptzcclic war.

9. Wir fehen alfo, dafs die mit noch zu wenig Aufmerkfamkeit behandelte Geographie der deutlchen Hütte fchwierige Aufgaben an die Archäologen und Hifloriker von Fach ftellt ; wir muffen uns begnügen he nur anzuregen, und vermeinen, dafs wefentliche Hilfsmittel zu diefcn Löfungen: i. in der \\\^ox\{z\\-karlo(;;rapliifclicn Behandlung der Krzbisthümer und Bisthümer, (welche die Gränzen der Gaue aller Wahrfcheinlichkeit nach wefentlich beeinflufst haben) und 2. in Special- lludien der Provenienz der Steinmetz-Zeichen, dicfn- Steinfchrift der J/iittettgaiie, liegen dürften

D. Das Rituale der deutfchen Bauhütte.

Fallou, Dr. Janner, Heimfeh und Pifcher machen uns mit dem Rituale der deiitfclien Bau linäc näher bekannt. Es beftand a) aus beflimmten Redeweifen bei beflimmten Anläffen; h) aus der Art und Weife fich zu kleiden (der Rock z. B. mufste durch die drei unterflen Knöpfe, und von rechts nach links gefchloffen fein); c) aus der Art und Weife zu blicken, zu flehen {rcchhviiikelif^e Stellung der Füfse, rechtwinkelige Kniebeugung), zu gehen (drei Schritte) und fich von einander zu flellen [im Kreife, im rechten Winkel, im Hütten- Zeichen etc.); d) aus der Art untl \\ eife anzuklopfen, zu grüfsen, zu danken, den Becher zu ergreifen, zu trinken und den Becher nieder- zuftellen ; c) aus der Art und Weife die Hand an den Körper zu legen und die Hand dem Bruder zu reichen oder den Wander-Stock zu tragen; fi aus der traditionellen Art und Weife fymbolifch zu deuten und g) aus der Art und Weife des Bruderzeichens, des Steinmetz-Zeichens, welches jeder Bruder beim Freifprechen zum (ie/ellcn erhielt und zvelches er lefen (Jymbolifch deuten) und ßellen (^eometri/ch rangiren) können mußte. Diefes „Stellen" wird uns noch näher befchäftigen.

Zum Rituale gehört ferner die Theilung der Brüder in Mei/lcr, Parlirer (Sprecher) und (lefellcn, in Aggregirte (Angefchloffene oder Patrone) und in /.aienbrnder. Die Brüder verfam- melten fich in Logen (Hütten) zu Capiteln, Morgenfprachen oder Hüttentagen. Die Regeln der Bau-Conftrudlion wurden gelehrt und mufsten bei Eid geheim^ gehalten werden, wie die rituellen Gewohnheiten; es waren diefs die fogenannten „Heimlichkeiten" der Hütte. Ein Gefetz der Hütte war das Wandern;^ es heifst, dafs jeder Gefelle, ehe er zum Meifter ernannt werden konnte, an drei Werken gearbeitet, d. h. drei Reifen gemacht haben mtifste.

In religiöfer Hinficht verehrten die deutfchen Steinmetze die vier Crekrönten' (Fefltag 8. November) und in weltlicher Hinficht die drei H'üttenpfeiler. In der Hüttenfprache find die drei Hüttenpfeiler, ohne welche kein weltlicher und geifliger Bau beliehen kann, verfchieden benannt. Meiftens heifsen fie; D\^ Schönheit, die Weisheit und (Wa Stärke; Kaifer Maximilian nennt fie in feinem, im Theuerdank notirten Examen: die A////, die Nothdurjt und die Stärke ; im . iusiveife" der

' Präger Blsthum 973, Erzbisthiim 1344, Legatenwürde für Reyensburg, Hamberg und .\IeilTen kiiinml 13Ö4 an das Prager Erzbisthum; dagegen ftelu IVien unter PaflTau, wird erfl 1480 lüfchofsfitz und 1722 Sitz des Erzbistliums IVieii erfl unter Ferdinand I (1526 1564) häufige, feit Mathias und Ferdinand II. beftändige Kaiferrefidenz

- Crueher. Kunft des Mittelalters in Böhmen 1879. ^ Mittheilungen des Vereines für die Gefchichte der IJeutfchen in Böhmen 1866. Die Kathedrale St. Veit in Prag 1870. Ambros, Dom zu Prag 1858. Dr. L. Glückfclig, Prager Dom 1855. Graf?'. Wälder- dorff, Verhandlungen d. h. V. für R. und O. 1872. Hradfchiner Gerichtsbuch - J- Merlo und Endert Organ für chrifti Kunrt XV, 1865.

•' Bis zur Zeit des Galiilei war die Technik überhaupt Gehcimlehre; Vauban übte fie noch, und Krupp und Uchatius lehren heute noch geheim

* Ilüttcnordnung vom 25. April 1459; bei Ur. Jaiiner, pag. 2O2.

•' HUttenordnung vom Jahre 1459 ; ConürmationsUrkunde Maximilian's vom Jahre 1498; Torgaucr Urkunde vom Jalire 14Ö2: Tyroler Ordnung vom Jahre 1480

•■ Findet, pag. 694 und J'aloii pag. 364.

Studien üukk Sikinmetz-Zkichen.

45

deutfchen Steinni(;lze heifscn fie die llahrheit, die IVeishci/ und die Stärke. Wir nennen heute die drei Pfeiler jedes weltlichen Baues: den S/vI, die Conßrii^ioii und die 'J\cluiik\ aucii wohl das künfllerifche Enipfnidcn^ das M'ijfcn und das Können.

Die deutfche Bauhütte fymbolifirte die drei Hüttenpfciler durch die drei ..•..•■-.;.,

IJcIiler und durch die drei Perfonen: ,,Meißer, Parlirer und. (iefelle". Der Gefelle kann es und ftrebt nach dem IViff'cn, der Parlirer (Obergefelle) wei/s / und kann und llrebt nach tleni Vollendeten im /:iiipßnelen, der Meißer ijl Ihat- \ fachlich erß ein folcher, lacnn er alle drei banlielien Fordertmgen umfasst.

Die Hüttenbrüder ,,bauten aneli geißig" den Tempel des Herrn (Religiolität, Charakter); fie übten die drei Hüttentugenden: der Liebe, der Fig. 3. Confiruaion des Treue und der Hilfe (Barmherzigkeit). Sie wiefen endlich ihren Werkzeugen, Achtortes aus der foge- diefem täglichen Brode der Baukunft, erhabene Deutung zu: der Afaafsflab !*""i.*' j'^!,",'^'„.,°,"

o ' f^ J J Itruclion und (tyliftifche

bedeutete die weife Eintheilung der Zeit des kurzen menfchlichen Lebens; der Ari.eitmitdemQuadrate.) rechte Winkel war das Zeichen der Gefetzlichkeil und des gerechten Lebenswandels; das Riclit- fcheit das Zeichen der Gleichheit der Brüder; der Zirkel das Wahrzeichen der gefchloffenen Brüder- fchaft, alfo des „Bundes"; auch das Symbol für die Gränzen des Wirkungskreifes; der Spitzhammer endlich das Sinnbild des Arbeitens an ieiner Seele, nämlich das Weghauen alles Rauhen etc. Ein ganz wefentlicher Theil des Rituales war endlich, wie wir befonders aus Hüttenftreiten wiffen, und fpiiter noch fehen werden, die Hochhaltung des Ehrenzeichens, des fogenannten Steinmetz- Zeichens, und die Hochhaltung der erlernten Conflru6lionsregeln. Letztere bilden bekanntlich das Funda- ment des Bauens, den ,,(Jr7ind"' des Baues, oder um hüttenmäfsig zu fprechen, den ,,(j'rund des Stainwerkes" , auch den vielberühmten „Steiftmetz-Grund" .- das höchftc Ziel des Bruders.

Schliefsen wir bei der Betrachtung des Rituales die leicht verzeihbare Neugierde aus, halten wir uns von allem ver- geblichen Grübeln über traditionell gewefene Symbolik fern, und nehmen wir lediglich den Faden der Wiffenfchaft auf, fo gelangen wir zu folgenden Frkenntniffen:

1. Die Brüderfchaft der deutfchen Steinmetze fetzte Humanismus in Collegialität und diefe letztere in die Wiffen- fchaft und Kunft: des Bauens um.

2, Die hüttenmäfsige Symbolik der II erkzeuge und der Zahlen deutet auf die wiffenfchafdiche Erkenntnis und Hoch- haltune des Fundamentes alles Conflruirens, nämlich der Geometrie der Alten. Der Zirkel wies auf den Kreis und das Kreisflück, alfo auf die Fähigkeit zu runden, radial zu begr'dnzen und proportional zu theilen; der Winkel auf die conftru6live Nothwendigkeit des rechten Winkels und des Senkels; das Richtfcheit auf die conftruftive Nothwendigkeit der geraden Linie hin. Die Zahlen wiefen auf die Vielheit der Form, vor- nehmlich auf Dreieck, Quadrat, Fünfeck, Sechseck, Siebeneck, Achteck Achtort (Fig. 3), Zwölfort etc. hin. Aus den drei Fundamenten: Kreis (Zirkel), Dreieck (Triangulatur) und Qua- drat (Quadratur) entfpringen die vornehmlichllen gothifchen Conftruci;ionen, und ohne Handhabung von gerader Linie, Winkel,

Kreis, Kreisflück, Dreieck, Quadrat und Vieleck können wir überhaupt gar nicht graphifch (im Gegenfatze zu mathematifch) conftruiren.

vn. N. F. 7

Fig 4 Conftrucflion der Kreuzl)lume aus der Quadratur.

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Franz Rziha.

Diefe Form des graphifchen Conftruirens auf ririind der fogenannten befchreibenden Geometrie, welche von griechifcher und römifcher Zeit her geübt und auch die Form der Mathematik vor der Zeit der Buchftabenrechnung und der Logarithmen war, uni\ welche die

Gegenwart in der Form der luucrcii licomctric Ib hoch ausbildet: diefe Form lies Conllruirens nannte die deutfche Bauhütte, wie fchon angedeutet, ,,dcn fürnembßen und s^crccIUcn Sein7uetz-(iru7id." Für die Gothik beftehen nun gewiffe Schemen diefes ,,(, rundes" , namentlich die Triangiilatnr, die (Quadratur (Fig. 4 und 5), der Dreipass und der Vierpafs\ dann der Fünfpafs, das Sechsblatt, die Schneuffen, die Fifchblafen' etc.; und da das Conllruiren erll mit der Kenntnifs diefes ,,GrHndcs'\ aus dem fich Cinindriff'e, Aufriffe und Details zufammenfetzen, und erll mit der flatiichen und formalen Behandlung aller diefer und anderer geometrifch entworfener Formen ermöglichet ill, fo verliehen wir den Werth der Symbolik der Werkzeuge, die auf dem Bauriffe (der „Vifinmg") und auf dem Bauplatze jene Graphik überhaupt ermöglichen. Wir verliehen aber zugleich das fogenannle Geheimnis des ,,Steinmetz- Grmides" , und heben die Wefenheit des letzteren defshalb fo hervor, weil das ganze I crftäiidnis der Steinmetz-Zeichen, wie wir f|iäter nachweifen werden, auf diefer Erkenntnis des Steinmetz-Grundes, oder unverblümt (refagl anj der Erkenntnis des IVerthes von Con/lrußions-Schema's beruht.

3. Die Symbolik der drei f-fnttenpfeiler und der drei Reifen erklärt fich wiffenfchaftlich aus der Erkenntnis der Nothwendigkeit des Entwickeins, Erziehens und Zufammenwirkens der Bauprincipien, refpeftive der menfch- lichen Baukrafte und deren Uebung.

4. Die Geheimhaltung des Rituales und durch daslelbe auch die der erworbenen Kenntniffe verfolgte die ehedem überaus löbliche Tendenz der Aufrechthaltung der privilegirten fachgenoffenfchaftlichen Macht der Hütte;

das Rituale hatte alfo feinerzeit volle Berechtigung.

Fig 5 Pfeiler aus der Qua dralur.

E. Refultate und Beziehungen der deutfchen Bauhütte.

Die Refultate der deutfchen Bauhütte find dreierlei: 1. Die Vollendung imd territoriale Verbreitung der deutfchen Gothik, und durch diefe : die kunftgefchichtliche, bedeutfame fachliche Leiftung, 2. die Beihilfe an der culturellen Hebung der deutfchen Lande, und 3. die Erwerbung einer im Mittelalter hoch angefehenen focialen Stellung der Hütte. Die Refultate alfo find glänzende und bleibende Vorbilder für Baugenoffenfchaften aller Zeiten; ihre nähere Betrachtung indefs, Hegt unferem Zwecke fern.

Die Beziehungen der deutfchen Hütte find ebenfalls dreierlei: i. die zu den älteren Bau- Corporationen und zu den zeitgenöffifchen Bauhütten anderer Länder, 2. die zu den zeitgenöffifchen Zünften und 3. die zu dem Freimaurer-Bunde. Diefe drei Beziehungen muffen kurz befprochen werden, weil fich aus ihnen Aufgaben des Sttcdiums der Steinmetz-Zeichen ergeben.

I. /leltere Bau-Corporationen und zeitgenöffifchc Hütten aufserhalb des deutfchen Reiches. Die Kunflgefchichte ergibt die unleugbare Thatfache, dafs die deutfche Hütte wohl einen von Weflen gekommenen beftimmten Styl gepflegt, aber die Bau-Conftruftions-Lehre und die Bau- Technik von Altvordern ererbt und neben zeitofenöffifchen, aufserhalb den deutfchen Landen arbeitenden Hütten geübt hat. Es ift alfo genoffenfchaftliche Verbindung nach unten und zur Seite hin zweifellos vorhanden gewefen. Diefe coUegiale Verbindung ifl indefs urkundlich nicht ervviefen;

' Betreffende Artikel in Molhes BauLexicon

Studien über Steinmetz-Zeichen. 47

es erfcheint daher als eine Forderung der Wiffenfchaft, dafs die in Stein gefchriebenc Schrift der Bauleute alter Zeiten auf den Charakter ihres Ausdruckes hin eingehend unterfucht werde. Gelingt es nämlich, diefen Zeichen einen gleichen Charakter beizulegen, fo würde die Thatfache des Gebrauches der ,,Zeichen" zu allen Zeiten ein Beweis fein für eine gleichmäfsige Gewohnheit, alfo für ein gleichmäfsiges Rituale aller Bauleute des Alterthums und des Mittelalters, al/o ein Beweis für die Wahrheit des traditionellen Alters der Hütte.

2. Eine Gilde, wie die der deutfchen Bauhütte, mufste wegen ihrer Leiflungen und Privilegien tonangebend für alle deutfchen Gilden des Mittelalter fein. Die anderen Gilden ahmten in der That die Steinmetz-Bruderfchaft fowohl in Statuten, wie in Gebräuchen und wie im Machen von Zeichen nach. Wir nennen die letzteren ,,Marken" und wiffen, dafs Goldfchmiede, Glockengiefser, Bild- hauer etc. folche Marken ebenfo gern gebrauchten, wie folche ganze Familien als Hausmarken führten. Wie wir fchon früher bemerkten, find diefe Gilden- und Hausmarken den Steinmetz-Zeichen fehr ähnlich, es niufs alfo eine züiffenfcJiaftliche Studie über die letzteren auch zur Erkenntnis des meritorifchen Unteifchicdes zwifchen folchen Bürgermarken und Steinmetz-Zeichen führen.

3. Die Bezeichnungen „Freimaurer, Freemafon und Francmagon", dann die ältelten Urkunden der Freimaurer, und das aus den Freimaurerfchriften orenüoend bekannte Rituale der Freimaurer kann nicht den mindeften Zweifel darüber aufkommen laffen, dafs diefer über die eanze Welt verbreitete humaniflifche Geheimbund aus einem Bunde von Werkmaurern abzuleiten ill. Die Freimaurer fragen fich, wie ihre Streitfchriften erkennen laffen, nur von welchem? Bekanntlich e.xifliren in diefer Hinficht neben vielen Spaltungen, die zu verfchiedenen Syftemen geführt haben, zwei Hauptrichtungen: die Einen leiten den Bund her vom Anfange aller durch conftruirte Bau- werke charakterillrten Cultur; die Anderen leiten ihn her von den Bauhütten des Mittelalters. Die Erfteren ftützen fich auf heilio aehaltene Traditionen, die letzteren auf den Wesj hillorifcher For- fchung, und find diefe in der Lage, die beglaubigte Gefchichte gerade der deutfchen Bauhütte zum Ausgangspunkte nehmen zu können. Es find daher im Interefie der Förderung der vorliegenden Studien die Beziehungen zwifchen dem Freimaurerbunde und den Bauhütten des Mittelalters, in fpecie der deutfchen Bauhütte, generell zu erörtern.

Der Erlfe, welcher den Zufammenhang des Freimaurerbundes mit der Steinmetz-Brüder- Ichatt ausfprach, war 1782 ein Nichtmaurer, nämlich der Abbe Grandidier zu Strafsburg. Ihm folgte l'ooel 1785, Schneider (1803) der Meifter vom Stuhle der Loge Archimedes zu Altenburg, dann Fefsler (1812), Kr aufs (1820), Heldjnann, Moosdorf \n Lenning's Encyklopädie, und neueflens vor- nehmlich Fallou (1848) und Findet (1870); für die Herleitung des F"reimaui-er-Bundes fchon aus der Bruderfchaft römifcher Bauleute traten befonders Schauberg (1863) und Rebold ein; für die Abdämmung von ägyptifchen Bauleuten engagirte fich vornehmlich Lenior (1814). Die Gefchichte der Freimaurer-Brüderfchaft aber urkundlich bis über das Mittelalter hinaus zu verfolgen' hat bis jetzt volUtändig fehlgefchlagen , wir muffen daher an die Gefchichte der deutfchen Bauhütte anknüpfen.

Vor allem find hier folgende fünf Thatfachen hervorzuheben:

a) Die deutfchen Steinmetze wurden wegen ihrer Privilegien anfänglich freie Maurer genannt. Der Name Freimaurer ifl alfo völlig gegeben.

b) Die deutfchen Steinmetze nahmen ebenfo, und wie fchon früher erwähnt, „Liebhaber des Handwerks" auf, wie die englifchen Steinmetz-Brüder die „accepted masons" \' es gab alfo Laienbrüder fchon wie zur Zeit der römifchen Bau-Corporationen,^ und durch diefe Laienbrüder

' FinJel. pag. 24. '-' FaUou, pag. 287. * Jfindel, pag. 22.

7*

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Franz Rziha.

wurde aufter Zweifel das Mitbauen im geiftigen Sinne ein Grundftock für Beflrebungen aufserhalb des Handwerkes.

c) Als die deutfche Bauhütte zu verfallen begann und fchliefslich aufliörte, begann und entfaltete fich der Bund der Freimaurer, ' fie fagen der i-klcktifclic Bund d. h. der Bund der das Handwerk aufgab und an dem höchflen Baue, dem geiftigen Menfchen weiter arbeitete.

d) Eine direkte Beziehung zwifchen Freimaurerbund und der Brüderfchaft der deutfchen Steinmetze beftand niemals; fie fchied ja das Handwerk um! den Fklektismus ; diefe Beziehung brauchte auch nach b) und c) nicht zu beftehen, um einen Zufanimenhang zwifchen jener Irommen Brüderfchaft und diefem humaniftifchen Bunde zugeben zu können.

e) Das Rituale der Freimaurer und jenes der deutfchen Steinmetze find In vielen Stücken dasfelbe, " in derTendenz der Symbolifirung durchaus wahlverwandt. Die Steinmetzbrüder haben ihr Rituale aus ihrem (leioerbc (wenn auch durch Tradition) hervorgeholt; ihr Rituale mufs alfo in dem oberften Urfprungsorte älter fein, d. h. die Freimaurer muffen von Werkmaurern abftammen. Betrachten wir in wenie Zügen das Rituale der Freimaurer ' fo finden wir fofort, dafs es auf die ll'crkniauerci und auf die Geometrie (Conftru<5lion) ganz denfelben und in vielen Einzelheiten auch den ganz gleichförmigen Bezug nimmt, wie das Rituale^ der Brüderfchaft der deutfchen Steinmetze:

1. Die deutfchen Steinmetze arbeiten in Hütten, die aufserdeutfchen in Logen; die Freimaurer arbeiten in Logen.

2. Die deutfchen Steinmetze unterfcheiden Meiller, Parlier und Gefeile, und nennen fich Brüder ; die Freimaurer Meifter, Sprecher und Gefelle, und nennen fich ebenfalls Brüder.

3. Die deutfchen Steinmetze fymbolifiren Zirkel, Winkel und Richtfcheit; die Freimaurer genau fo.

4. Die deutfchen Steinmetze machen bei den Aufnahmen drei Rundgänge (die drei Reifen), die Maurer ebenfo.

5. Der Griff (Handzeichen) foll der gleiche fein bei Maurern wie bei Steinmetz-Brüdern (unbekannt).

6. Die Freimaurer tragen in den Logen Sc/nir.\,Jc!le, wie die Steinmetze.

7. Die Freimaurer fchreiten in drei Schritten, ftellen Füfse winkelrecht, wie die Stein- metz-Brüder.

8. Die Hüttenfitzung wird wie die Loge eröffnet und gefchloffen mit drei Hamnier/c/i lägen.

9. Die Logenbrüder erkennen die drei Baupfeiler, Stärke, Weisheit und Schönheit; der Lehrling ftrebt nach der Stärke, der Gefelle nach der Weisheit; der Meifter nach der Schönheit; Stärke und Weisheit führen zur Schönheit; fie fagen auch wie die deutfchen Steinmetzbrüder: J >ie Stärke ßützt (Technik), die Weisheit erfindet (Conftrudiion) und die Schönheit ziert (Styl).

10. In der Aufnahmsloge der Freimaurer wird dem Aufzunehmenden von Geometrie noch nichts mitgetheilt; in der Gefellenloge aber erfcheint ober dem Meifter vom Stuhle der Buchftabe „(i" ; diefer bedeutet ,,(jeo7netrie" und von diefer heifst es: „Es ift Aufgabe des Maurers alle verwor- renen Linien des. nach fo viel Richtungen ftrebenden Menfchengeiftes nach den Gefetzen der ewigen Weisheit in harmonifches Zufammenwirken zu vereinen." In der Meifterloge wird cltir. zu Fördern- den gefagt. es ^n Aufgabe des .Meifters genaue RiJJc zu entwerfen, nach deni;n die C^efellen zu

Die neuere Kreiniaucrei (Mafonei, Francin; ^onnerie, Frecniafon<;ry) entfleht nach der angezogenen Literatur aus vier- WcrkbauhUtten Londons 1717; 1721 entwirft Payne kegul.ilivs, 1723 wird ein Gefelzbuch angenommen. 1766 find fchon 480 Logen vor banden; 1733 die erfle Loge in Deutrchland zu Hamburg; die zu Braunfchweig wird 1738, zu Berlin uud Dresden 1740 und die zu Leipzig 1741 gegründet; zur Zeit foUen in Sooo Logen ui.ler 74 Grofslogen exiftiren.

- /■allou \,g 112—122; 125; 241-284—288; /•»;</t7 pg. 70.

" ^aUou pg. 103 flf und Samarow, Des Kronprinzen-Regiment 1880 i. Bd. pg. 98, betreflfend der Aufnahme Friedrich d. G.

FinJ,l lalloii, Heimfeh, Fi/cher, yaiimr, Khss.

Studien über Steinmetz-Zeichen. 40

arbeiten haben und die (leometrie wird ihm erklärt an einem rechtwinkeligen Dreiecke in der Form des Pythagoräifchcn Satzes: Die hypothenu/e ift die erfchaffene Welt, di\& fenkr echte Kathete der Geift Gottes, die Baßs die Kraft Gottes.

11. Der Meifter vom Stuhley?/^'/ im Oßen; der Obermeifter der deutfchen Hütte defsgleichen ; im Often ftehen feit Salomon's Tempelbaue die Altäre und Priefler.

12. Die Logenbrüder fymboliliren die Säulen Jachim und Boaz, die verfchlungene Schnur und die Rofe (Sinnbild der Schweigfamkeit);' dcutfrhc Steinmetzbrüder flehten jene Säulen an dem Dome von Würzburg auf und nehmen beide letzteren Symbole als Ornamente auf

Damit ill nun genugfames Materiale gegeben um die fachliche Wahlverwandtfchaft des Freimaurerbundes mit den VVerkmaurerbünden zu kennzeichnen und das Hervorgegangenfein der erfleren aus den letzteren zu erklären. Wenn alfo durch die wiffenfchaftliche Erkenntnis der Seinmetz-Zeichen der fa6lifche Zufammenhang aller Baugenoffenfchaften, hinauf bis zu jenen Werkmauerern, die ihre Zeichen in Griechenland und Rom thatfächlich hinterlaffen haben, ermöe- liehet würde, fo käme auch wiffenfchaftüches Licht in das im Argen liegende Traditionswefen des Freimaurerbundes. In Rücklicht auf diefe rein lüijfenfchaftlichc und, wie es uns fcheint, lediglich durch das Studium von Steinmetz-Zeichen durchführbare Beftrebung fei nochmals darauf hinge- wiefen, dafs es in England und Amerika eine Freimaurerfedle gibt, welche fich die ,,Markmafoiis"' ' nennen und in der jeder Bruder eine „Marke", alfo geradezu das Aequivalent des Steinmetz-Zeichens erhält, und wäre es hoch intereffant genaue Zeichnungen folcher Marken dem Studium unter- werfen zu können, weil die Markmafons zur Stunde ihre diefsfälliu;e Sitte nur der Sa^e nach und dadurch erklären, dafs derlei Zeichen fchon von den Auf/eherti beim Baue des Tempels Saloinonis an die Gef eilen vertheilt worden feien.

' Das alte n^^b rofa".

- Lenning, II. Band (1865) pg. 277.

'ri><L»?ci==c»?c*=-

DAS MAUSOLEUM DES ERZHERZOGS KARL II, VON

STEIERMARK IN SEKKAU,

Von JosEi'ii Wastler.

IT einem 220 Meter über der Thalfohle der Mur liegenden Gebirgsplateau, zwei Stunden nördlich von Knittelfeld, liegt das kleine Dörfchen Sekkau mit den weitläufigen Gebäuden eines unter Kaifer Jofeph II. aufgehobenen Chorherrenftiftes und einer ehrwürdigen, aus der Mitte des 12. Jahrhunderts ftammenden romanifchen Kirche, welche, als Sekkau der Sitz der nun in Grätz refidirenden Bifchöfe war, den ftolzen Namen Dom trug. Im Norden ragen die kahlen Häupter des Zinken und Dürnbergs auf, der Blick nach Süden trifft tief unten das induflriereiche Murthal, von den dunklen Kuppen der V^orberge an mehreren Stellen malerifch unterbrochen. Hier oben gibt es frifche Gebirgsluft, Waldesfchatten und ländliche Ruhe. Der Ort war wohl zu einfam und abgelegen für einen Bifchoffitz, aber er ift wie gefchaffen iür ein Mausoleum, über welchem, fern vom Getriebe der Menfchheit, der Genius des Friedens feine Fittiche entfaltet.

Die Baulichkeiten des Stiftes, heute verödetes Eigenthum der Vordernberger Communität, bieten des Intereffanten nicht viel, mit Ausnahme der Kirche und des Kreuzganges, deffen zwei übereinander hegende toscanifche Arcaden, in einem herrlichen ockergelben Sandfleine ausgeführt, mit dem blauen Himmel darüber uns mitten nach Italien verfetzen. In der Kirche' nun, in den zwei zu einer Capelle zufammengefafsten vorderen Jochen des nördlichen Seitenfchiffes liefs der kunft- finnige Herzog von Steiermark, Erzherzog Karl II. für fich und feine Familie ein koftbares Maufoleum errichten, welches in dem Reichthum feiner Ausftattung durch Marmor, Bronce und Stucco, durch Fresken, Oelgemälde und Statuen mit den erften Werken diefer Art wetteifert. Wenn auch die Zeit der Erbauung 1587 1592 das Monument in einer ftellenweife fchon etwas überfchwänglichen Barokke entflehen liefs; wenn auch der Künftler der Marmorfiguren nicht vermochte, feinen Geflalten den vollen Adel der höchflen Kunlt zu verleihen, lo ilennucli in der fchwungvuU concipirten architektonifchen Anlage des Ganzen, in den herrlich ausgeführten Stucco, in der glücklichen Verwendung koltbarer Materialien, in den Gemälden und in dem, was man Decoration nennt, fo viel Schönes, Edles und Bewundernswerthes enthalten, dafs der Befucher der einfamen Hochebene nicht nur vollauf befriedigt, fondern geradezu überrafcht ill;, ein folches Kunlljuwel, ungekannt und von aller Welt vergeffen, hier anzutreffen.

Gegen das Mittelfchift der Kirche entfaltet die Capelle eine inipofante Architektur. (Siehe Taf. I.) Die Pfeiler der beiden Arcaden find unten mit einem durchbrochenen Schranken aus weifsem Marmor, der auf einem Sockel von rothem Marmor ruht, gefchloffen. Darüber liehen in jedem Bogen fünf fchlanke verjüngte korinthifche Pilafter aus weifsem Marmor mit feinen Reliefs und Incruftationen aus anderen kollbaren Steinen, zwifchen denen je drei Candelaberfäulen aus vergoldeter Bronce das eigentliche Gitter bilden. Der Fries des darauf luhenden Gebälkes ill durch- brochen und trägt ein fchwungvoll componirtes Gitterwerk aus Bronce. Ueber dem (ianzen befindet

' Abgebildet und befchrieben von J Graus in der Zeitfchrift: „Kircheufchmuck" 1871 und „iMitlh der Cent. Coram." 1874.

Das Maisoi.kum des Ek/mekzocs K aki. II. von STi;ii:Ri\rARK in Skkkau.

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fich je eine bis zur Kämpferhöhe der Bögen reichende Attica aus Stucco mit durchbrochenen Feldern, in deren Mitte fich ein Autl)au mit mulicirenden Engeln erhebt.

Merkwürdig, weil mit den Traditionen der Renaiffance gar nicht in Uebereinftimmung, ill die ungleiche Behandlung der beiden genannten Attica-Auffätze. Der linke, architektonifch ruhiger gehalten, hat ein grofses Mittelfeld mit einem herrlichen Gitterwerk aus Bronce, ober dicfem die drei muficirenden Engel. Der rechte hat das Bronce-Gitter nietlerer entwickelt, dafür in der Mitte eine Cartouche mit dem Portraitkopf des Erzherzogs; die muficirenden Engel find in einem beiweiten gröfseren Mafsltabe als tue früheren ausgeführt. Auf den drei Arcaden-Pfeilern Rehen rechts und links die Apoftel Petrus und Johannes, in der Mitte ein Engel, welcher die beiden Wappen Oefterreichs und Bayerns, nämlich des Erzherzogs und feiner Gemahlin Maria von Bayern trägt. Am Friefe des Hauptgefimfes befinden fich Löwenköpfe, welche Feftons tragen. Ganz oben find drei riefige Cartouchen in Stucco angebracht, überreich mit Voluten, Thierwerk und Masken gefchmückt, von zwei Löwen gehalten. Im Felde der mittleren befindet fich, aus carminrothem Seidendamaft gewebt, das Wappen Oefterreichs umgeben von denen der Kronländer; die beiden anderen tragen, ebenfalls aut rothem Seidengrunde, den I leim des Erzherzogs mit den Pfauenfedern auf der einen, Schwert, Dolch und Sporen auf der anderen Seite. Cartouchen und Löwen präfentiren fich auf t'inem oben von fünf Engeln gehaltenen Vorhanyr aus Stucco, deffen P'ond azurblau bemalt ifl.

Gegen das Seitenfchiff ift die Capelle durch eine ähnliche Schranken- Architektur abge- fchloffen, wie gegen das Hauptfchiff ; hier ift die Eingangsthür angebracht. Vor derfelben befindet fich am Fufsboden der Kirche der Eingang in die Gruft,' durch eine gewaltige Marmorplatte mit fünf Bronceringen gefchloffen. Die Capellenthür ill; von vergoldetem Schmiedeeifen mit einem fchwungvollen Rankenwerk in edelilem Style. Ueber dem Bogen der Thüre find wieder die beiden Wappen, das öfterreichifche und bayerifche, in Marmor angebracht. Auf der Attica: in der Mitte Chriftus am Kreuz, rechts und links die heilige Maria und Johannes in Stucco.

Das Innere der Capelle hat einen Fufsboden aus Rauten von weifsem, rothem und fchwarzem Marmor. Zwifchen den zwei Fenftern fteht der koloffale Sarkophag aus denfelben drei Marmorarten, an deffen vier Ecken Engel aus weifsem Marmor knieen (Taf. II). An der Bauchung des Sar- kophages ziehen fich ringsherum figurale Reliefs in Medaillonform, die Paffionsgefchichte dar- ftellend; der Fries aus fchwarzem Marmor trägt in gemeffenen Entfernungen weifsmarmorneWappen- fchilde. Obenauf befinden fich die liegenden Geftalten des Erzherzogs und feiner Gemahlin, erfterer in voller Rüftung, überlebensgrofs aus weifsem Marmor. Zu Häupten und zu F"üfsen halten kniende Engel wieder die beiden Wappen.

Auf der Abfidenfeite befindet fich ein Altar. Das Altar-Bild ift von einer reichen Stucco- Architektur umrahmt mit muficirenden Engeln, Putti und Masken, dann den Standbildern der Apoftel Petrus und Paulus zu den Seiten. Die Architektur des Inneren ill im wefentlichen der äufseren conform. Die Pfeiler haben an der Sockel-Architektur Felder aus fchwarzem Marmor; auch die Friefe der Pfeiler, correfpondirend mit den durch Bronce-Gitter gefchloffenen durchbrochenen Friefen der Schranken, find aus diefem Material. Die FenftergeAvände und Gurten find mit Medaillons, mit figuralen Reliefs und plaftifchen Ornamenten reich gefchmückt, die Rippen der beiden Kreuz- gewölbt: beftehen, ähnlich wie in der Farnefina, aus plaftifchen Frucht- und Blumenfchnüren. An den fechs Punkten, wo die Rippen aus den Pfeilern heraustreten, befinden fich grofse, frei auf dem Gefimfe ftehende Engel aus Stucco, welche die Rippen zu ftützen fcheinen; ganz vortreffliche Geftalten, frei von Manierismus. An der linken Seite des vorderen Fenfters ift eine Marmortafel angebracht, welche die beiden Künftler, den Maler und Architekten des Werkes namhaft macht, des Inhaltes:

' In derfelben ruhen Erzherzog Karl II. (delTeii Gemahlin Maria wurde im Maufoleum ihres Sohnes Ferdinand II. in Grätz beigefetzt), dann drei Söhne und drei Töchter derfelben. endlich ein Sohn und eine Tochter Ferdinand II.

-2 J- VVasti.er.

„PictorTheodorus Gylliis Statuarius ac fiinul Anat^lyptes Alexander deVerda Hisce artificiis operam dedere MÜLXXXVIII".

Der Reichthum der Architektur und des plaftifchen Schmuckes der Capelle wird durch die Malereien wefentlich unterftützt. Das Altarbild In Oel rtellt die Transfiguration dar. Zwifchen den Fenftern ober dem Sarkophag hängt ein grofses, die ganze Wand einnehmendes Oelgernälde des Inhaltes: „Lallet die Kleinen zu mir kommen," an welchem unter den Figuren des Volkes die Por- träts des Erzherzoüfs und feiner Gemahlin zu erkennen find. Weitaus das bedeutendfte an Malerei find die vier in Oel gemalten Fvangclillen an den Pfeilern: links vom Sarkophag Johannes, rechts davon Lucas; links an der Altar-Nifche Matthäus, rechts Marcus. In den Laibungen der vier Langs- gurten befinden fich je drei, alfo im Ganzen zwölf Medaillons, in welchen Engel, die Marterwerk- zeuge traofend, in Oel gemalt find.

Die acht Kappen der Kreuzgewölbe und die zwei runden Felder am Gewölbsfchluffe find mit Fresken gefchmückt. Im vorderen Kreuzgewölbe find, gleichfam als Fortfetzung der über dem Altare fchwebenden Kngelsglorie, muficirende Kngel in Wolken dargeftellt, welche in allerdings etwas ftark übertriebenen Stellungen, auf den Wolken baumelnd fich ihrer Thätigkeit hingeben. Das runde Mittelfeld enthält Gott Vater. Das Kreuzgewölbe gegen den Eingang hat im Mittelfelde die aufwärts fchwebende Madonna, in den vier Kappen liehnden lieh je drei Apoftel, welche der auffchwebenden Jungfrau theils fehnfüchtig nachblicken, theils in lebhaften Geflen deren Auffahrt verfolgen. Es ifl alfo eigentlich die Himmelfahrt Mariens dargeftellt, nur hat dvr Künftler den Platz des zwölften Apoftels durch Chriftus felbfl ausgefüllt, welcher in der Stellung der Verklärung gegen feine himmlifche Mutter hinanweift. Diefe Gewölb-Freskcn find nach Correggio's Weife in vollkommener Darunterficht gemalt. Von Maria z. B. fieht man die untere Fläche des über den Wolkenrand hinausragenden Fufses, und von deren Kopf nur Kinn, Wangen und das vorftehende Nafendreieck. Diefe Darunterfichten find übrigens meifterliaft, mit vollftändiger Beherrfchung der Perfpective gezeichnet.

Was den künftlerifchen Werth diefes Maufoleums anbelangt, welches in Bezug auf die Pracht und den Reichthum der Decoration kaum ein Seitenftück in Oefterreich haben dürfte, fo müfsten wir allerdings den Stab darüber brechen, wenn wir mit dem Mafsftabe der A^?/_^/^r'fchen Schule meffen würden, einer Schule, die jede Ueberfchreitung der reinen claffifchen Formen mit dem Bann belegte und die ganze Barokzeit als äfthetifch kaum discutirbar hinftellte. Heute aber, wo die hyperftrenge, vom kühlen Norden ausgeganganeKunftkritik felbft fchon manche Conceffionen macht, heute, wo fo manche Künftler fogar mit Be.vufstfein und künftlerifcher Ueberlegung zur Baroke zurückgreifen, wo das allgemeine Kunftgefühl nicht melir unempfindlich ift gegen jene unleugbaren Schönheiten, welche felbft in dem oft und viel gefchmähten Zopf fich finden, heute können wir, ohne Befürchtung Anftofs zu erregen, dem Werke feine Geltung laffen.

Ift auch in den Cartouchen und dem Volutenwerk des Guten etwas zu viel gefchehen, fo fchreiben wir das auf Rechnung einer zu üppigen Phantafie; aber wir müfien geftehen, dafs eben diefe Phantafie auch fchwungvoll zu concipiren verftand. Dafs die Fagade ein decoratives Pracht- ftUck ift, wird kaum jemand leugnen, noch weniger aber, dafs das feine Detail, befonders in Eifen und Bronce von ebenfolcher Reinheit des Styles als bezaubernder Anmuth ift. Der Baumeifter Alexander Verda, wahrfcheinlich aus Ober-Italien, „Stain und Pildthauer," wie er in den Urkunden genannt wird, war jedenfalls auch ein tüchtiger Architekt. Aeufserft gewandt in der Technik des Stucco, leiftete er auch im Figuralen in diefem Material vorzügliches, wie die fechs P2ngel an den PVuchtfchnüren beweifen. Der Sarkophag rührt, wie wir fpäter urkundlich beweifen werden, von dem BW dhauer Sebaßian Car/ott' her. Auf dem Mittelpfeiler der Seite des Hauptfchiffes befindet

' Die von Dr. //^' im 3. Hefte, lid. 5 (1879) rlcr „Mittheilungen" veröffentlichte Namenlifte der Kunfllcrfaniilie Carlon können wir hier um diefen einen Namen vermehren.

Das Mausoleum des Erzherzogs Carl II. von Steiermark in Sekkau. 53

fich eine Infchrift auf Stein, des Inhaltes: „Sebaflian Carlen hanc bafilicam circumpofitis parergis et imaginibus illuflravit hocque scpulchrum infcrius erectum fecit 1595." Carlen hat mit Unter- brechungen in der Zeit von 1589 1599 in Sekkau gearbeitet, das „ringsum gelegene Beiwerk" ([jarerga) fcheint fich auf Arbeiten in Stucco zu beziehen, die er nach dem Abtreten Verda's zur Ergänzung und VervoUlländigung des Ganzen ausführte und unter den imagina hat man offenbar die Marmorbildwerke des Sarkophages zu verflehen. Diefe letzteren find ungleich an Werth. Während die vier Engel zu Füfsen des Sarkophages prächtig und fchwungvoll componirt fiml, haben die wappenhaltenden Genien plumpe Formen. Die beiden Geflalten des Erzherzogs und feiner Gemahlin find nicht ohne Befangenheit in der Behandlung, die Gefichter ziemlich aus- druckslos. Für das Schwächte halten wir die figurenreichen Reliefs am Sarkophag, die Paffion darllellend, welche wahrfcheinlich von der Hand eines Gehülfen herrühren.

Auch die Malereien find fehr ungleich, und es ift anzunehmen, dafs, obwohl infchriftlich nur ein Künlller, nämlich Ghyfi genannt iR, auch diefer nicht ohne Mitarbeiter war. Welchen Antheil der im Jahre 1599, alfo nach Ghih, in Sekkau arbeitende Hofmaler Balihafar Grineo an den die Capelle fchmückenden Malereien hat, läfst fich leider nicht beftimmen. Ganz ausgezeichnet find die vier lebensgrofsen Evangeliften. Es find dies prächtig componirte Figuren, im feierlichen Ernll, mit einer für die Zeit der Entllehung faft ungewöhnlichen Strenge und Schönheit des Faltenwurfes. Meifterhaft find die Hände und Füfse behandelt, erftere befonders intereffant in den Motiven der Bewegung. Die Apoftelfiguren des einen Kreuzgewölbes verrathen diefelbe fiebere Hand, nämlich die Ghifi's, nur find fie in der Farbengebung fchwächer, was zu beweifen fcheint, dafs der Künftler in der Technik des Fresco nicht fo zu Haufe war, wie im Oel. Sie find im Scurzo der Darunterficht tadellos gezeichnet, in den ftürmifchen Bewegungen und manchen Motiven, z. B. den aufgeflülpten Aermeln, an die Apoftelfiguren der Tizian'fchen Affunta erinnernd, welche Ghyfi bei feiner Com- pofition zu Rathe gezogen haben mag. '

Die Fresken des vorderen Kreuzgewölbes mit dem Chor mufizirender Engel halten wir von einer anderen Hand. Hier bei diefen auf den Wolken reitenden und baumelnden, die nackten Füfse von fich ftreckenden Engeln war Correggio das Vorbild. Uebrigens find auch die Figuren weit fchwächer in der Zeichnung. Es fcheint, dafs Ghifi, vielleicht zur rafchen V^ollendung gedrängt, das eine Gewölbe felbft malte, das andere gleichzeitig von einem Gehilfen ausführen liefs. Das grofse Oelgemälde an der Wand über dem Sarkophag: „Laffet die Kleinen zu mir kommen" ift eine figurenreiche tüchtige Compofition von der Hand Ghifi's. Mehr läfst fich mit gutem Gewiffen nicht fagen, da das von beiden Fenftern auf die Augen des Befchauers einfallende Licht das Erkennen der Details an dem im tiefen Schatten hängenden Bilde unmöglich macht. Das Altar-Bild „die Transfiguration" fcheint uns die fchwächfte Leiftung Ghifi's. Bei den drei Geftalten in den Wolken

' Theodoro Gliisi auch Ghigi, 1536 in Mantua geboren. 1601 dafelbft geftorben, war ein Schüler des IVIantuaner (nicht zu ver- wechfeln mit dem Ferranefen) Lorenzo Cofta (1537 1583), welch letzterer fich nach den Mantuaner Fresken des Giulio Romano bildete. Man findet in derThat, fowohl in der von Ghifi beliebten Zufammenftellung der Farben violett und hellblau, trübrofa und orange, als auch in den kühnen Verkürzungen der Darunterficht einen Nachklang der Fresken des Palazzo' del Te. Carlo Arco in feinem Werke: SuUe arti e degli artefici di Mantova 1857 fagt von dem Künftler : man finde in feinen Werken viel Kenntnis der Anatomie und eine bezau- bernde Grazie. Zobs«' (Storia pitt. della Italia 1825) zählt ihn fogar zu den unmittelbaren Schülern Giulio's, was übrigens unrichtig, da Ghifi erfl 8 Jahre alt war, als Giulio ftarb. In der landfchaftlichen Gallerie zu Grätz befindet fich ein fchönes Werk des Künfllers mit einem Mittelbilde: der Erfchaffung Eva's, von 10 kleineren Scenen aus dem Leben Jefu enthaltend und einer Himmelsglorie umgeben. Auf einer gemalten Cartouche fleht der Titel des Werkes: „Symbolum Apostolorum", und das Mittelfeld ift fignirt: „Theodorus Ghifius Mantuanus 1588." Der Künftler ftand feit 0(£tober 1587 in Dienften des Erzherzogs, wie folgender Brief desfelben an denfelben (Hofkammer- AcftenDecember 1588 Nr. 21) beweift: „All 22. Ottobre 1587 corainciai a fervire f. AI. a ragione, de fcuti cento al mefc ä fpefi fue cofi finilTe il mio lavorareli 24 decembre 1588 et a conto de detta prouifion ho riputc (ricevuto) quatro cento fcuti come apare \i. mie repute, et refto creditore di Mille fcuti effendo r.iefi quatordeci.

Teodore Ghifi."

Erzherzog Karl befiehlt, dem Ghifi 1500 fl. = 1000 Thalcr auszuzahlen. Aus dem für jene Zeit ungewöhnlich hohen Gehalt von 100 Thalern per Monat geht hervor, dafs der Mantuaner Künftler ein grofses Anfehen genofs.

vn. N. F. 8

t; I J. Wastler

ifl; die Benützung der Raphael'fchen Behandlung diefes Gegenftandes unverkennbar, während die drei Figuren auf der Erde fchwach ausgeführt und fchlecht in den Raum componirt find. Auch ill an diefem Bilde das Ultramarin aufs heftigfte ausgewachfen.

Baugcfchichte. Durch einen Fascikel der Hofkammer-Aflen der k. k. Statthalterei zu Grätz' wurden wir in die Lage verfetzt, das Wefentlichfle der etwas bewegten Baugefchichte des Maufo- leums zu eruiren. Der Bau begann noch zu Lebzeiten Karl II." im Jahre i5<S7, da Verda in feiner Schlufsrechnung für fich und feinen Vetter Marco Andrea, den er einen Piltfchnizer nennt, vom I. Auguft 1587 bis 15. Januar 1592 das Honorar von 4001 fl. einflellt. Die Arbeit fcheint demnach mit Beginn des Jahres 1592 in der Hauptfache vollendet gewefen zu fein. Verda überfiedelte dann nach Grätz, um dort bei der Hofkammer die Zahlung der noch reftirenden Summe zu betreiben, kam aber darüber in einen förmlichen Procefs mit der Regierung, welcher bis zum April 1597 dauerte.

Als Verda am Schlufse feiner Arbeit die Rechnunjj le^te, wurde diefelbe ftark bemäntreit. Den A6len Hegt eine 26 Foliofeiten umfaffende Schrift vom 28. September 1594 bei, welche die „ISIangelspoften, fo dem Alexander Verda zu feiner endtlichen Verantworttung angehendigt worden," enthalten. Diefe Schrift ifl in mehrfacher Beziehuns^ intereffant: fie cribt uns Aufklärungf über die Bezugsquellen des Steinmateriales und Einficht in dasWefen einer Baurechnung des 16. Jahrhunderts, bei welcher alle mög^lichen Porten, wie Ehrentrunk, Weg^zehrungf, foear Wafcherlohn der Gehilfen Aufnahme fanden. Ein gewiffer Jofeph Marmor, meifl kurzweg Jofeph genannt, wahrfcheinlich Secretär des Probftes zu Sekkau, der mit der Controle betraut war, ftellt bei den verfchiedenen Poften feine Bemänglungen ein.

Port Nr. 4 14: Steinßieren. Wir erfahren, dafs die Steine (offenbar der in überwiegender Quantität am Bau verwendete weifse Marmor) vom Steinbruch zu Rofseg in Kärnten genommen, von dort zum Wörtherfee, dann per Schiff über denfelben, endlich über Klagenfurt nach Sekkau per Wagen geführt wurden. Von Jofeph proponirter Abzug 132 fl. Poft Nr. 17: Rotter Alärmlßain. Diefer wurde in 15 Fuhren von Frohnleiten an derMur^ bezogen. Pr. Abzug 70 fl. 4^9. * Poft Nr. 18: Schwarzer Märmlftcin aus Stibol des Laybacherifchen Gebürges. * Verda ftellt dafür 175 fl. ein. Pr. Abzug 35 fl. Poft Nr. 32: Aller Stainhauer Bejoldurigen. Verda fetzt 2492 fl. ein, pr. Abzug 200 fl. Poft Nr. 33: Der Stainhauer Koßgeld. Verda fetzt 1736 fl. 30 Pf., pr. Abzug 66 fl. Poft Nr. 42: Stainfchneider . Als folcher wird der Bruder des Verda, Anthony Verda genannt. Anfatz 1184 fl., pr. Abzug 438 fl., 2 /9. 10 Pf Poft Nr. 43: Allerlei Saagen. Anfatz 126 fl., 2 -i, 2 Pf. pr. Abzug 64 fl., 5 ^, 28 Pf Poft Nr. 45: Sandtfuer Anfatz. 72 fl., pr. Abzug 49 fl., 6 y9. Poft Nr. 46: .Ulerley Stachel, Hifcnhauer Zeug und umbbe[[erung derfclben. Anfatz 625 fl., 2 /?, 18 Pf, pr. Abzug 262 fl.Poft, Nr. 48: Allerlei Stählen, Peyllen und umbbeß'crung derfelben. Anfatz 50 fl , 4/5, 2 Pf, pr. Abzug 39 fl., 5 /9, 20 Pf Poft Nr. 49: ]Va/cherlohn.V(iY(\?i. ftellt 43 fl., -j ß, 10 Pf ein, dagegen heifst es: „Weil fowohl Er Verda als feine gefellen den wafcherlohn felbft billich zu entrichten fchuldig, Zudeme auch führs Gefinde die Beylach handt- und Tifchtutxh antroffen, der Herr Brobft aldorten felbft wafchen laffen. So wäre des halben Ime Verda alda billich nichts zu Paffiren. Damit l'.r fich hierinnen aber defto- weniger zu befchwären hat, follcn Ime ilie Jenigen 7 fl. Paffirt werdtMi" demnach 36 fl. 7 ß, 10 Pf

' Nr. 48 und 49 vom Mai 1597 und ff.

- Gcftorben 1590.

■* Der Steinbruch diefes herrlichen Marmors ift heute verfchoUen.

* y9= Schilling = Y3 Gulden 1=30 Pfenninge.

•'' Es kann damit nur Sliwoll, 5 Stunden wcfllich von Grätz gemeint fein, da gcf.igt ift, d.-ifs der Transport von „i Fued Slain" vom Steinbruch in die Kainach 6 Schilling, von dort auf die Alm (Kleinalpe) wieder 6 ,5 und von dort nach Sekkau 9 [i koftete, welche Vcrhältniszahlen, wie ein Blick auf die Karte zeigt, vollkommen ftinimen. Da StlwoU am LibochBache liegt, fo mufs offenbar ftatt laybacherifches: Libocher Gebirge gelefen werden. Obwohl auch diefer Steinbruch heute verfchollen, fo ift die dortige Gegend durch das Vorkommen der verfchiedenften Marmorfortcn bekannt und man weifs, dafs fchon die Römer in unmittelbarer Nachbarfchaft Stiwoll's weifsen Marmor gebrochen haben.

Das Mausoleum des Ims/.iikkzogs Cari, II. von Steiermark in Sekkau. 55

Ah7A\g. Port Nr. 52: Umd Kholl (fic). Anfatz 37 11. 1 ,9, pr Abzug 27 fl. i y9. Port Nr. 53: Hhrtrünckh vnd anderes. Anfatz 160 fl., pr. Abzug 157 iL, \ [i, 24 Pf. Port Nr 54: Zerung auf Acht Stain- hau crgfelnans de7ii wellifchlandt. „Der Verda hab auf Ire fürfll. durchl. bevelh, Acht Stainhaucrgfeln aus dem Welfchlandt gebracht, und für diefelbcn 53 fl. angewandt". Als durch den Warfchauer und Hagendorffer' des Jofcph Erläuterungen über Verda's Verantwortung nach Sekkau kamen, und Andree Podär und Abraham de Abraham, welche unter den 8 Gefellen gewefen, ausfagten, fie hätten „die Jenig Zerung, So Sy aus Jrcn aignen Söckhl mitlerweil dargeben vonime Verda abgefordert, \ix Inen diefelb nicht bezallen, darauf Podär denfelben Verda antaflen wollen, und hat auch den gefchlagen, wann der Jofeph, auch erventer Abraham, wie auch Johann Babtifta, Maifter Bernhardt und fein Sun Jacob nicht Fridt genumben hetten, wie fich dann Verda hieriber verfperen mieffen, und ob Verda gleichwol den anderen 6 Stainhauern an der Raifs fiergeftreckht, fo habe Er Innens doch alspaldt alda Zu Seccau an Irer Verraitung abzogen, etc., So khönnen Ime Verda folche 53 fl. khaineswegs Paffirt werden". Hier alfo haben wir das Bild einer kleinen Arbeiter-Erneute.

PoR Nr. 62: Des Verda Brueder ergözlichhkeif. Verda fetzt für feinen Bruder Anthony für deffen Reifen in die Steinbrüche 50 fl. ein. Jofeph fucht nachzuweifen, dafs „Anthony Jn der Seccau- ifchen Capein gepay gar nichts gearbeitet," dafs er nur zu feinem Bruder nach Sekkau auf Befuch gekommen, demnach Abzug 25 fl. Poft Nr. 63: Des Verda und feines Dieners Befoldung-Verd-A flellt am Schlufs feiner Rechnung für fich und feinen Vetter Marco Andrea per Monat 55 Kronen für die Zeit vom i. Auguft 1587 bis 15. Januar 1592, zufammen 4001 fl. ein. Jofeph, der böfe Geift Verda's weifl; nach, dafs Marco Andrea gar kein „Pildtfchnizer" fondern nur der Diener Verda's gewefen, und beantragt einen Abftrich von 454 fl.

Die Summe der proponirten Abzüge beträgt demnach 2152 fl., 5 ß, 2 Pf

In einem A61 ohne Datum findet fich dann folgende Abraittung mit Alex Verda.

Verda hat empfangen 15078 fl. 21 kr.

Verda fetzt in Rechnung 16654 18

bleibt an Verda noch zu zahlen .... 1575 fl. 57 kr.

Mangelspoften 2152

hat Verda zurückzuzahlen 576 fl. 3 kr.

Verda führt nun einen förmlichen Procefs gegen die Mangelspoften, indem er neue Belege für feine Forderungen beibringt und am 9. Juli 1596 richtet er eine langathmige Eingabe an die Nieder-Oefterreichifche Kammer, worin er fich über feine Feinde beklagt, über Jofeph, deffen „fälfchlich aufeerichte Khundtfchafft vnd zeug'nuffen"er widerlegen werde, etc. Er fagt darin : „Ich habe gehofft, dafs die hochl. Cammer würde fich entlich über mich armen hochbelaidigten man Vätter: vnd Chrifllich erbarmet vnd Bemühet haben, damit ich mich ainfland zu meinen lieben weib vnd Khindern, die auf mich in die 48 monathe mit Flehen vnd Bitterlichen wainen wartten, vnd zaruck verfüegen, vnd mit erwenten meinen lieben weib die Eheliche lieb vnd beywohnung, die ich vor dem angeficht Gottes vnd ainer Chrilllichen gemain gefchworen, Pflegen möchte." Er klagt dann weiter, appellirt an die Barmherzigkeit der Herren der Kammer^ denn: „es ifl ain grofse imd, wenn ain ehemann von fainen lieben weib fo Irer natürlichen, gefchweige Gott wollgefälligen beywohnung von Herzen anwinfcht, von derfelben so Langwirig abgehalten wirdt." Er klagt, dafs fein Hauswefen in verderblichen Stand gerathen, dafs er „von feiner gehabten ehrlichen werckfchafft, darinen er monatlich ohne fonderliche forge die 60 Cronen erfparen müfsen, hinweggerifsen vnd zur Seccauerifchen Arbeit gleichfamb mit gewaldt verdinget worden," dafs er „ohne rum zu melden vor villen berümbten ehrlichen maiflern der Stain- und Pildthauern ainen namen gehabt." Er klagt, dafs er fchon mit Tod abgegangen wäre, wenn „mich der AUmechtige Gott nit felbfl: foviel gefterkht

' Landesfürfll. .,Raittdiener, der die Eingaben und Rechnungen Verda s an die Nieder-Oefterreichifche Kammer leitet.

8*

56 J. Wasti.kr.

vnd t^nad Verlihen, dafs meine Feind ir niüctl, nach irem Verllvichtcn wolljrcfallen dennoch nit

erkhüllen mögen das ich iezo nit allain gänzhch verdorben vnd faft auf dem Petlftab geratten,

fundern auchumb geficht, leibs Crefften, Treue vnd glauben khumen." Er bittet dann um die Flüffig- machung der rellircnden Summe von 1073 fl. und um vollftändige Abfertigung, damit „er fich endlich zu fainen lieben weib vnd Khindern verfuegen könne."

Hagendorffer, durch diefes Lamento erweicht, macht am 22. November 1596 eine Eingabe an die HotT^ammer, worin er Verda s Rechnung in allen Punkten zu acceptiren empfiehlt. Verda als fchlauer Italiener benützt den günftigen Wind, bringt den 4. Januar 1597 eine „fchliefsliche Erklärung," worin er zu den reftirenden 1375 fl. (200 tl. hat er mittlerweile erhalten) noch weitere 825 11. als Erfatz der Procefskoften begehrt. Er motivirt diefs mit den Worten : „Weil demfelben in difsem gefuerten Procefs, der fich nunmer in die 5 Jar erflreckht, in Erlangen vnd Erkundigung der iürgebrachten fcheinen, auch fchreybereien \'nd feinen Procurator in die 1200 fi. auferloffen, herentgegen er aber Von feiner gehabten werkhftatt Vmb Vill hundert gülden Verabfäumt, So wolle er in Gottes namen diefes erklärt haben, dafs Ime Zu den 1375 tl. auch noch abfonderlich wenigflens 825 fl. darzu gefchlagen, Vnd alfo 2200 bezallt werde."

Zum Schlufs folgt noch eine Eingabe Verda's an Erzherzog Ferdinand II. im felben Sinne.

Die Acten fchweigen nun Verda wird wohl das Ganze bekommen haben, und dann zu feinem lieben Weib zurückgekehrt fein.

Neben dem Architekten und Bildhauer Verda und dem Maler Ghifi figurirt der Bildhauer Scba/h'an Carlon, welcher in der pag. 52 namhaft gemachten lateinifchen Infchrift als derjenige bezeichnet wird, der die Capelle „mit ringsum gelegenen Beiwerken und Bildwerken" ausflattete. Sein Name kommt zum erflenmal vor in feiner Eingabe' an den Erzherzog vom April 1589. Er bittet, da er im Begriffe fleht, nach Sekkau zu gehen, „um die werckh die mir dann Von E. F. D. Gnedigfl: anbeuolhen fein Zuerrichten", an den Probft zu Sekkau den Befehl ertheilcn zu laffen, dafs diefer ihm, was „an Geld und Anderes" er bedürftig, ausfolgen laffe. Laut obiger Infchrift hat er die Arbeiten im Maufoleum im Jahre 1595 beendet.

Dafs er der Schöpfer des Sarkophages ift, deffen Entflehung alfo in die Zeit von 1589 1595 fällt, beweifl; eine Urkunde vom Jänner 1597," nach welcher „"Joan .Ingelo Porta, Burger und Maurer alhie in Graz" von Joachim Türrkh und Florian Cretfchauer (wahrfcheinlich zwei Hof- kammerbeamten) nach Sekkau mitofenommen wurde, um, wie Porta in feiner Rechnunorslesjunij; fagt: „den gefertigten fürftlichen zuvor Angedingten Grabftein, fo Maifter Sebaftian Carlon gemacht, defelben helfen befichtigen". Im felben Jahr geht Carlon neuerdings nach Sekkau, wie ein Brief der erzherzoglichen Wittwe Maria vom 29. April 1597 an den Propft zu Sekkau beweifl;, in welchem fie fagt, dafs fie den „Sebaftian Khorolan Pildhauer" ahcnnals in Arbeit genommen und den Probft beauftragt, den Künlller während feiner Anwefenheit dort „nit allain wie hieuor befchehen die notturfftige Speifs \'nd Trankh gegen gebürliche bezallung raichen und geben laffen. Sondern Jme Auch auf Zutragenden notfall mit Darflreckhung gelts hilflich erfcheinen."

Nachdem Carion mittlerweile in der Burg-Capclle zu Grätz befchäftigt war, arbeitete er im Jahre 1599 abermals in Sekkau, wie folgender Brief des Erzherzogs Ferdinand (Sohn und Nach- folger des mittlerweile verftorbenen Karl) an den Probft von Sekkau zeigt. Diefelbe lautet:

„Ob Wir dir Woll noch vom 13 06lobris und 17 Decembris Verfchienes 97 ig Jars gut Anbeuolhen, das du Sebaftian Carion Pildthauern in abfchlaar deiner Vns bewufstermaffen richtiir Rt'direnden 882 fl. 57 kr. i vS neben der gebreuchigen Speis Monatlich 25 fl. raichen Vnd dargeben bettelt lullen: So khombt Vns doch mit nit geringer mifsfelüger Befrembdung für, das du difem

' Hofkamnicr-.^clen vom April 1589, 'Nr. 59 - lloniammcr Adlen vom Jänner 1597, Nr. 77.

SEKKAU

TA F. F.

5 m»tiA,

I II I I I n I

SEKKAU

TA F. II.

Das Mausoleum des Erziieuzoos Kaki, II. von Steiermark in Sekkau. 57

Viifcni Toppclt eryano-encn Aufcrleg-, im Wenigftcn iiit nachkhomcn bift. Welches Wir dir nun mit nichten guethaiffen. Sondern hietriit er lieh Zuuerwd/cn nit Viubgclien khöncn. Vnd beuclhc^n dir hiermit Verner gnedigft das du oemelten Carlon in Abfchlag berürtes deines Refls, An Jezo alsbald 100 fl. welche Kr Zu erkhauffung Märbelftaines bedürfftig, erlegen Vnd gegen Schein bezallen vvellefl. Daran befchiecht Vnfer entliches Willen u. niainung.

Graz 27. Septbris 1599.

Ferdinand.

Was aufscM- dem Sarkophag dt;m Üiklhaucu- Carlon angehört, wird fich fchwerlich beftirnuK^i laffen, da die UrkundcMi zu allgemein gehalten find und die genannte lateinifche Infchrift ebenfalls verfchiedenc; Deutungen zuUifst. Da Carlon lange nach V'erda noch im Maufoleum arbeitete, fo k(innte ihm wohl der figurcMigefchmückte Altar zugefchriebcn werden, welcher die Jahreszahl 1598 an der PrtHlella trägt.

Dafs aufser Ghifi, wenigftens im Jahre 1599 noch ein anderer Maler thätig war, beweift ein Ihicf vom 28. September 1599' an den Probften zu Sekkau folgenden Inhaltes: „Nachdem Sr. Durchl. derofelben Hofmaller Balthajar Grinco Zu Vollftendiger Verrichtung der Im anbeuol- chenen MalKverchs Arbait in Irer dchl. Capelln dahin gehn Seggau mit gl. abgefertiget. So Erfuchen Wir denfelben Höchlternentenlrer fftl. drchl. Vnfers gn. Herrns namen beeerent Er woll uedachten Maller oder fein gefellen Bifs zu Vollendung berürtes Mallwerchs Arbeit die nottwendiee Undhal- tung Vnd Speifs Vnd Tranckh neben feinen Hofgefmdt geben "

Auch der Name des Schloffers, welcher die fchwungvoll concipirten Eifengitter ausgeführt, ill uns erhalten. Im Index der Hofkammer-A6len der Grcätzer Statthalterei fteht ddo. i. Februar 1591 unter Nr. 6 folgender Titel: „Lucas Seen Hoffchloffer allhie auszug, was er in die fürftl. Capellen zu Seggau verarbeitet" ' Der A61 felbft, welcher die von Seen gearbeiteten Gegenflände fpecificiren dürfte, ift leider nicht auffindbar.

Die Namen der bei dem Monumente befchäftigten Künftler und Werkleute find folgende:

Alexander de l'erda, Bildt- und Stainhauer, der Erbauer; Johannn Athony Verda, deffen Bruder, Stainfchneider; Marco Andrea, deffen Vetter, Pildtfchnizer , nach Jofeph's Angaben der Diener Verda's.

Abraham de Abraham, Andrea Podär, Johann Baptißa, Maifler Bernhardl, Jacob deffen Sohn, 3 Ungenannte, Stainhauergefellen aus dem wellfchland.

Sebaßian Carlon, Bildhauer.

Theodoro Ghyfi und Balthafar Grinco, Maler.

Lucas Seen, Hoffchloffer.

SchliefsUch ift; noch zu erwähnen, dafs unter Maria Therefia „einige Reflaurationen" am Monument vorgenommen wurden, eine gröfsere Reftauration aber 1827 unter Kaifer Franz II., auf Verwendung des Erzherzogs Johann, wie das im Innern der Capelle angebrachte Chronographicum ausfaot: Pia Caesarea benignitas P'ranCIsCI 1 Me Ita DenVo (?XornaVIt.

' IIofkamitier-A(5len vom Septemlier 1599, Nr. 52.

VII. N. F.

EIN HARNISCH ERZHERZOC'S FERDINAND VON TYRÜL IN

DER AMBRASER SAMMLUNG,

11. DER HARNISCH IN Bl-ZUG AUF SIÜNK l'ORM UND Si:iNE Sl'A Tl.RIlN SCI IICKSALK.

Von Custos Wendkmn Kukuf.im in Wien.

|EKN das im crftcn Ahfchnitte gebotene urkundliche Materiale, fowie die erklärenden Darlegungen der näheren Umbände des Entüehens unferes Ilarnifches fchon der Bewcife genug enthält, dafs wir es mit dem bezeichneten ()bje<5le der k. k. Ambrafer-SammUing zu thun haben, fo boten doch die an's Licht gebrachten Urkimden eine folche Eiille von liemerkens- werthen Details, dafs fchon aus diefer Urfache ein Vergleich mit feinem gegcnw iutigcn ZuÜande wiinfchenswerth erfcheinen mufs. lunc nähere Unt<M-fuchung iles Objektes wird die Zahl iler Beweisniittel erhöhen und uns weiter in drn Stand fct/cn, auf andere Lcillungen jenes Meiflers hinzudeuten, der uns in dem vorangegangenen 'Iheile als UrhelxM" chefer mit aller Sicherheit genannt wurde.

Vor allem ifl es die; im Anhange des vorigen Theiles veröflentlichtc Rechnung Jörg Seu- fenhofers, welche wir bei unferer Befchreibung als Grundlage bezüglich der Vollltändigkeit des Objektes nehmen muffen. Es wird uns datlurch ermöglicht aufnalie/.u alle einzelnen Theile d(;sfelben mit den Fingern hinzuweifen und wir gelangen zur Ueberzeugung, dafs kaum ein 1 larnifch des i6. Jahrhunderts vorlianden fein wirtl, der ficli in einer fo tatlellofen Volllläntligkeil befindet und darum geeignet wie kein anderer erfcheinen mufs, als ein (iegenüand des Studinnis in der Gefchichte der WaffcMi zu dienen.

Es bezeichnet die Höhe der Epoche dc^r l'lattnerei, als man begaiui die llarnifche durch Combination einzelner Theile zu den unterfchiedlichen Turnierformen wie zum Feldgebrauche je nach Bedarf zu verwenden. Wenn auch hiedurch cim-m llarnifche eine Menge Wechfelftücke beigegeben werden mufsten, fo war der Vortheil iloch infofernc; nicht zu überfehen, dafs durch diefe Umftaltungsfähigkeit des Objektes, eine Anzahl von wenigftens 6 bis 7 befonderer I larnifche bereit zu halten, erfpart wurde. So entftanden die Garnituren. Die erflen Spuren derfelben führen in Oeflerreich fchon auf die Zeit des Erzherzogs Sigismund zurück. Zur Zeit Kaifer Maximilians, als es wieder allgem(;iner Gebrauch wurde, gewöhnliche llarnifche zu Turnieren zu benützen, erhielten die meiflen der I'^eld-Harnifche fchon Wechfcdüückc; für das „Geftech über das Dill" fpäter auch für das „JM-eiturnier" und für das „]''ufsturni(-r", endlich auch für das „Realgeflech". Unter Karl V. und I-'erdinand I. bildete fich eine eigene I larnifcligaltung heraus, dit; ihre F'orm den letzten Erfahrungen und wohl auch dem (iefchmacke der Landsknechte \-erdankte. Für den Kriegsgebrauch und namentlich dort, wo der Betreffende mit der Landskn(;chttruppe mehr in Ver- bindung trat, war diefe Ilarnifchform felbft von den höchflen Perfönlichkeiten adoptirt und der „knechtifche Harnifch" zu Inifs und Rofs von denfelben bald auch mit Vorliebe (rcitraucn. Unter

WIEN

Taf. I.

WIEN

Tal. 11.

TAF]

Ein Harnisch Eu/.iierzogs Fkkuinam) von Tvkoi, in der Amuraser SaiMmluncj. rn

den completen Garnituren, die etwa um 1540 heruni gefertigt und darauf berechnet waren, allen Bedürfnifsen des Feldes und des Waffenfpieles zu genügen, ill auch noch mit vieler Sorgfalt einer Turnierart Rechnung getragen, die allmälig aufser Gebrauch kam und fchon damals als veraltet gelten konnte, wenigllens kam diefelbe nur ausnahmsweife mehr in Uebung: „der deutfche Fufs- kampf". Auch bei unferem llarnifche ill: der Kampfharnifch noch beigegeben.

Bei den vielfältigen Bedürfniffen , welchen die Garnitur Rechnune traeen follte, ill; es erklärlich, wenn König Ferdinand mit Seufenhofer perfönliche Rückfprache zu pllegen für nöthig erachtete. Wie fehr Frzherzog P'erdinand den neuen Harnifch benöthigte, ill tlaraus zu ermeffen, dafs fein königlicher Vater bereits feit dem Monate September am Reichstage zu Augsburg ver- weilte und er jeden Tag den Auftrag ebenfalls dahin abzugehen erwarten mufste.

Derart zufammengeflellte Harnifchgarnituren waren unzweifelhaft bei Hofe fehr lieliebt, denn noch fpäter um 1556 liefs Ferdinand für fich felbft einen vollfländigen Harnifch mit allen Doppelflücken nach ähnlichem Mufler fertigen. Diefe Garnitur bildet heute eine Zierde des k. k. Hof-Waffen-Mufeums im Artillerie-Arfenale. Die Eruirung ihres Meiflers wird einen weiteren Gegenftand der Forfchung bilden. Noch etwas fpäter liefs fich Erzherzog Ferdinands älterer Bruder, der fpätere Kaifer Ma.ximilian II. von einem Nürnberger Meifter eine nicht minder prächtige Garnitur anfertigen, die nahezu voUftändig, ebenfalls im k. k. Hof-Waffen-Mufeum bewahrt wird, anfcheinend aber keine Wechfelflücke für den Fufskampf mehr befafs.

Wir gehen nun nach diefer Vorbemerkung zur Befichtigung unferes Harnifches felbfl über. Die Garnitur ifl gegenwärtig wie im Wefentlichen auch noch zur Lebenszeit des Erzherzogs, den beiden verfchieden geflalteten Bruflflücken entfprechend, zu zwei Complexen gebildet und auf Figurinen aufgeftellt. Der erllere ift als Harnifch für das Feld, der letztere für den Fufskampf zufammentjellellt. Alle übrisfen Wechfelftücke oder Verflärkunesflücke für das Feld oder das Turnier fmd einzeln in der Nähe aufgeftellt.

ii) Harnifch für den Feldgebrauch zufammengeftellt. Derfelbe ifl mit geätzten und vergoldeten fchmalen Rändern und Strichen geziert. An einzelnen Stellen, wie den Achfeln, den Beintafchen, Mäufeln und Kniebuckeln fleht diefe Zier zuweilen ziemlich unniotivirt, mit getrie- benen und vertjoldeten Verzieruntjen in Verbinduuij, die theils Pflanzen-Ornament, theils ver- fchlungene Delphine darflellen. Die blanken Felder find mit kleinen tiefgeätzten und vergoldeten, theils links, theils rechts fchauenden einköpfigen heralclifchen Adlern (Fig. 3) von verfchiedener Gröfse befäet, die jedoch nicht dicht fondern in angemeffenen Abftänden von einander ange- ordnet find.

Der gefchloffene Helm befitzt ein Scheitelflück mit mäfsig hohem Kamme untl drei Nackenreifen. An das Kinnreff, welches an den Seiten mit dem Scheitelflücke verbunden wird, fchliefsen fich drei Halsreifen. An den Seiten bemerkt man in fenkrechter Richtung angeordnete gefütterte Löcher, welche zum Anziehen der Schnüre für das dicke Helmfutter dienten. Das fpitz vorfpringende Vifir ill ungelocht. Die obere Oeffnung des Vifirs ill durch das auf- fchlächtige Stirnverflärkungsflück deckelartig zu fchliefsen, tlas die fchmalen Sehfpalten enthält. Scheitelllück und Kamm ill mit einem fchon durchbrochen gearbeiteten, vergoldeten Ver- flärkungsftücke bedeckt, in welchem beiderfeits zwifchen Arabesken einköpfige Adler dargeilellt find, ein Prunkftück, das für den Feldgebrauch nicht berechnet war. 1 )er Kragen ifl gefchoben und gefchloffen. An den Achfeln find die Hinterflüge fleif, die Vorderllüge gefchoben. Der rechte Vorderilug ifl zur Führung des Spiefses ausgefchnitten. Beide Armhöhlen werden durch Schwebfeheiben gedeckt. Die Armbeugen werden durch ganze Mufcheln gefchützt. Die Hand- fchuhe, welche auf den Stulpen mit getriebenen und vergoldeten Arabesken geziert find, haben gefchobene Finger. Die Brüll befitzt jene Form, welche den Uebergang zum Garn -.bauch darflellt.

5o Wendelin Boeueim.

Sie ift am unteren Rande einmal gefchoben und befitzt einen wenig fchneidigen Grat. Von ilcr Seite angefehen, merkt man, dafs die übrigens fchöne Wölbung mehr gegen abwärts vortritt, und fomit die Neigung zur Gamsbauchform bereits angedeutet erfcheint An der rechten Hrullfeite ift ein abfteckbarer, vergoldeter, jedoch nicht umlegbarer Rüfthaken neuerer Form mittels Vorfteckbolzen befeftigt. An die Bruft fchliefsen sich die dreimal gefchobenen Hauchreiten und an diefe fmd wieder die eng anfchliefsenden mit getriebenen Delphinen gezierten Heinlafchen mittelst Riemen befeftigt.

Die Oberfchenkel werden nur durch Unterdiechlinge gefchützt. Die Kniee decken kleine Muscheln. Die Beinröhren find unten viermal gefchoben. Die Eifenfchuhe find nicht fihr breit, jedoch abgehackt geformt; fie l)ilden in ihrer b'orm den lV'l)ergang von den OchliMimiüilern zu den lanzettartig abfchliefsenden, die die Franzofen arc tierspoint nennen. Dieielben Imd am Rift gleichfalls viermal gefchoben. Die kurzen vergoldeten Anfchnallfporen werden durch Riemen befeftigt, welche unterhalb mit Blechplatten verftärkt, oberhalb mit rothem Sammt überzogen sind. (Taf II.)

b) Harnifch für den deutfchen Fufskampf. Derfelbe ift in üim-r allgemeinen Verzierung eanz sfleich mit dem vorherbefchriebenen 1 larnifche ''(-h.iUen. Der 1 leim, ('in iSourgui^rnol „der im Kraben umb^reht", d. h. deffen unterer irewulfteter Rantl in der aufgeworfenen überkante des Krairens läuft, hat das Vifir fein irelocht. Am mittleren Aetzftreifen des Kragens lieft man vorne das Akroftikon: I.N.R.I. Die Achseln haben grofse gefchobene Vorder- uixl 1 lintertlüge, diefelben fmd mit erhabenen, getriebenen, vergokleten Arabesken geziert. Die Armbeugen find durch F"olo-en granz eefchloffen und werden ul^erdies durch kleine Muscheln gefchützt. Die 1 iand- fchuhe find trefinirert. Die Bruft ift trleich der voryefchriebenen, nur felilen hier die Locher für den Rüfthaken; auf dem mittleren Aetzftreifen findet fich die Jahreszahl 1547. An die Brvift ift ein leichter, fiebenmal gefchobener Eifenfchurz mittelft Haspen befeftigt, der bis an die Kniee reichend, die Form einer Glocke befitzt. Die Diechlinofe zeitigen gegen die übrigen Theile abweichende Verzierungen. Der Plattner hat hier, foweit das fpröde Materiale dies geftattete, die Tracht der Zeit mit Schlitzen und Puffen nachzuahmen gefucht. Die Kniebeugen find ganz durch Folgen gefchloffen, die Beinröhren an den Knöcheln, wie die Eifenfchuhe über den Rift und tlen Kappen find oftmals gefchoben, um möglichfte Beweglichkeit zu erzielen. (Taf 1.)

Sowohl der eine, wie der andere Harnifch der Garnitur find ihrer Gröfse nach (1735 Cm. Höhe incl. des Helmkammes) für einen nicht fehr aufgefchoffenen 17 bis 18jährigen Jüngling berechnet. Erzherzog F^erdinand war in der That 18 Jahre alt, als der Harnifch, wie die angegebene Jahreszahl erweift, gefertigt wurde und als er denfelben, wahrfcheinlich am Reichstage zu Augs- burg 1548 zum erften Male trug. Auf beiden Bruchftücken finden fich eingefchlagene Zeichen. An der oberen rechten Ecke nächft dem Schulterbande erblicken wir einen Stechhelm und darüber faft das Zimier desfelben darftelleml, ein S: an der entsjfesfentrefetzlen linken Ecke i\c\\ öfter- reichifchen Bindenfchild. Es ift anzunehmen, tlass das letztere das Befchauzeichen, wenn nicht das Zeichen der Kammer Ferdinands bedeutet. Den „Stechhelm" als Plattnerzeichen finden wir an mehreren Harnifchen des 15 und 16. Jahrhunderts fowohl an einfachen blanken, ohne jede Zier, als an folchen, welche mit reicher Aetzarbeit, Gravierunor und Versfoldunir uefchinückt find.

Oberflächlich betrachtet, würde das vorliegende Zeichen aber einen „zimirten" Helm darftellen; genauer befehen kommen wir jedoch zur fieberen Uel)erzeugung, dafs damit y.wvÄ Zeichen, eines oberhalb des andern gefchlagen, dargeftellt find, das eine läfst uns den Steclih( Im, das andere ein deutliches 6' erkennen. Wir gerathen zu diefer Annahnu- durcli die W'ahnichniiing, dafs auf einem der Harnifche der Helm durcii unluluMes Anfetzen des Stempels doppelt ausge-

Ein Harnisch Ekziiekzogs Fkkuinand von Tvkol in ukk Ambrasek Sammlung. 6i

drückt \[\, wähi'cml das .V fcharf ausocfchlaLjen crfchcint und dcv Unterrand di's Stempels etwas dit: I-'igur des Helmes überstreift. (Fil;'. i.)

Diefe Walirnehmun<r ill flu- die Zwecke der ICrnirun'-- Innsbriicki;r Piattnerarbeiten nicht unwichtii'', denn wir find damit der fidleren i5ellimmun!>' der Trovenienz fo mancher anderer interreffanter Harnifche etwas näher gekommen; jedenlalls aber weift der Biichllabe S mit aller Ijeftimmtheit auf Seufenhofer. Das Zeichen des Bindenfchildes, welches wir hier gleichfalls im Abtlruck bringen, bietet für jetzt noch keinen Anlafs zu näheren IJetrachtungen, (Fig. 2.)

Im k. k. 1 lof-Waffenmufeum wird ein l)urgundif(:lu;r Helm mit einem auffchlächtigen \'ifir bewahrt, welches einer I'uchslchnauze ähnlich geformt i(l. Derlelbe ift in feiner ganzen Oberiläche mit vergoldetem Aetzwerk geziert, mit welchem der Kopf eines fuchsähnlichen Thieres dargeftellt ifl:. An den Seiten des mäfsig hohen gewulfteten Kammes find die Wappen von Alt-Ungarn, Höhmen, Oefterreich uml Tyrol erfichtlich. Aus der Zufammenltellung diefer Wappenbilder ifl zu entnehmen, dafs der Helm nicht vor dem Jahre 1527 gefchlagen wurde. Am unteren rückwärtigen Theile des ScheitellUickes finden wir fowohl den Stechhelm als den Hinilenfchild als Plattnerzeichen und Befchauftempel eingefchlagen. Zu beiden find diefelben Stempel benützt worden, wie an unferem Harnifche. Oberhalb des Stechhelmes ift auch hier ein zweiter Stempel eingefchlagen, iler, wenn auch nur zur f lälfte ausgeprägt, doch erkennen läfst, dafs damit der Ruchftabe S dargeftellt ift. Zu diefer Marke ift jedoch nicht der obenbefchriebene und dargeftellte Stempel benützt worden, denn der Buchftabe fteht, foweit zu beurtheilen ift, verkehrt. Der Helm ift in O. Leitners Werk: „Die k. k. Waffenfammlung im Artillerie-Arfenale" Taf. XVIII, P'ig. 3, abgebildet und befchrieben. Er entftammt, wie wir aus den obigen Zeichen entnehmen können, ebenfalls der Hand Jörg Seufen- hofers, von der wir nun Ichon drei fchöne und interellante Werke kennen. '

Wir laffen nun die fämmtlichen Verftärkungs- und Wechfelftücke, welche die Garnitur bilden und gegenwärtig noch vorhanden find, folgen :

IVeclifcl- und VerßärkungslVucke, theils zum Fcldgcbrauch, theils zum Geßech über das Dill tind zum RcalgcßecJi. '' a) Bruftverftärkungsftück mit Bauchreifen und linker fteifer Beintafche, dabei ein anfchraubbarer fteifer Bart. Am Aetzftreifen der Bruft lieft man die Jahreszahl 1547 ; b) Verftärkungsftück für die linke Achfel und linke Bruftfeite; c) Grofser Stechmäufel; d) Hentze für die linke Hand mit hohem Stülp. Der Lederfäuftling ift noch der originale; c) Verftärkungs- ftück für den linken Handfchuh mit fehr hohem .Stülp; /) Brechfeheibe; g) Halbe Rofsftirne mit geftutzten Ohren, Federhülfe und an der Stirnmitte angefchrauljtem Wappenfchildchen, in deffem Felde fünf der erwähnten gleichgeformten Adler zu 2, 2 und i angeordnet finti; h) Vifirverftärkung für einen Bourguignot mit zwei Ilalsreifen; i) Vifirverftärkung ohne Halsreifen für das Realgeftech; j) Vergatterte Tartfche für das Realgeftech. Diefelbe ift derart gebildet, dafs fie die linke Achfel deckt, hart an der Wulft iles Bourguignots anftöfst und unterhalb halbrund abfchliefst. Diefelbe ift am unteren Theile ftark aufgebogen. Die Gitter find nicht aufgelegt, fomlern aufgetriel^ien. In der Mitte jeder der durch die Gitterftäbe gebildeten Rauten ift einer der bezeichneten Adler ein- ireätzt. Die Tartfche ift mittelft zweier Schrauben an den Stechbart und an die Bruft zu fchrauben; k) Doppelbruft.

' Ich lialji; in neuerer Zeil ein ganz älinliclies Zoiclicn auch auf ilem fchünen I.anilsknecht-I larnifcbe des Conrad vun lieniel- berg entdickt. Es llclk den gleichen Slcchhelni dar und auch hier ill ein .V daneben gefchlagen. Sein Aller jedoch (^um I5,;oj liefse eher Hans, als Jörg .Seufenhofer als Fertiger verniulhen.

- Die Wechfelftücke waren nicht immer für einerlei Gebrauch berechnet, fondern dienten einige zu mehreren Turnier-Arten, einzelne auch für den Gebrauch im Eelde. Der Ueberfichtlichkeit wegen wurden die aufzuzahlenden Stücke zu jener Gebrauchsart gezählt, für welche lie vorzugsweife zu dienen bcftinimt waren.

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WkNDKI.IN HüEUKlM.

l'erßärkimgs- und M'ccJifelß'ncke für das I'^rciycnnen. l) Halber Stechmäiirrl für den liiikL-n Arm; m) Achfelverftärkuiig mit hohem Brechrand; n) Vifirverftärkung für einen Bourguignot mit zwei Halsreifen, ganz ähnlich wie k)\ o) Brechfeheibe; p) Bourguignot mit gelochtem Yifir.

Wrßärkungs- und Wcclifclßi'ickc für das Fufsturnicr.^ q) Hin Paar Achfeln mit kleinen Vorder- und Hinterflügen und hohen Brechrändern; r) Rechte Achfel ohne VorderlUig, mit Ver- flärkung der erften Folge des Gefchiebes; s) Kinnreff-Verfl;ärkungsll.ück für einen Bourguignot mit zwei Halsreifen; /) Verftärkung für das ScheitellUick des Bourguignots ; u) Rechte Turnierhentze mit Fingerfchlufs, um die Entwaffnung zu hindern; v) Brechfeheibe.

U'echfcljVücke für den Landsknechtharnifck. za) Sturmhaube mit auffchlächtigem Schirm und mehrmals gefchobenen Backenflücken, welch' letztere zierliche Gehörrofen befii/en. 1 )abei ein anfchraubbares Vorfleckvifir mit zwei Halsreifen. Die Helmhaube aus rother Seide ifl Orieinal; x) Zehnmal gefchobene Schooffe und zwei Gefäfsreifen; y) lün Paar Spangröl, d. h. gefchobene Achfeln ohne Vorder- und Hinterllüge; 5J lün complcttcs Beinzeug, begehend aus gefchobenen Diechlingen und Beinröhren, welch' letztere mit Panzerfchuhen in Verbindung zu tragen waren ; a) Zwei Schuhkappen für Panzerfchuhe.

Seufenhofer fprichl in feiner Rechnung ftets von einer Auszierung mit Delphinen, Laub- werk und auch mit „Lerchen"; ungeachtet in den letztgedachten heraldifchen Thieren, wie Fig. 3 zeigt, zweifellos Adler dargellc-lll find. .Sdblt iler Verfaffer des alterten Inventares vo'i 1583 erblickte in den bezeichneten Darllellungen nur Adler, Die (Jrfache diefer irritren Benennun"- dürfte darin liegen, dafs Seufenhofer, der die künrtlerifche Auszierung nicht felbft beforgte, die Adler ihrer geringen Gröfse halber für Lerchen ant)lickte. Vielleicht mochte er durch den Wappen- fchild an der halben Rofsflirne zu der Meinunir veranlafst worden fein, dafs damit die foeenannten fünf Lerchen Nieder-Oeflerreichs dargeflellt feien, eine Annahme die offenbar eine irrige war, nachdem keine befonderen BezielnuiLTen des Erzherzogfs zum Lande Nieder-Oefterreich flatt hatten. Sicher hatte der Künfller nur die Abficht, den Schild mit den allent- halben angewendeten F'iguren auszutüllen, ilamit ergab fich ^<,-^0'>-i, die Zahl und Stellung der Adler von felbft. (P'ig. 3, 4, 5.) ^^^^

Wir erfehen aus der Rechnung Seufenhofers, dafs die P'ütterung, oder „aufpraitung" aus Sammt l>ell;and; dem Sinne nach zu urtlieilen, waren auch die Riemen mit folchem überzogen. Gegenwärtig befitzt nur ein Theil des Feldharnifches Vorllöfse an d(jn Rändern aus rothem Sammt, die Riemen weifen noch Spuren eines Sanuntüberzuges auf Der Kaiuplliarnifch Ijefit/t nun Vorllöfse thcils aus feiner

t'ig- 3, 4, S-

' Das P"ufsluriiicr ifl mit dem allen dculfclicn Kufskaniijf nicht zu veiwcclifeln. Uicfer ill ein mcirt. ziemlitli einfter, bis zur vollen Uebcrwindung des Gegners durcligcfülirter Elnzelnkamiif, In dem licli meid des .Schwertes Ijedient wurde; jenes kam erfl während der letzten Regierungsjahre Maximilians I. in Aufnahme und es wurde gewohnlich mit dcmfelbcn das Turnier begonnen. Die Turnierenden dritten hiebei in Reihen, aber mit bcflimmtem Gegner und über aufgcflellte Schranken, anfanglich mit der Stanfi^c mit „Scharfeifcn" und wenn diefelbe gebrochen oder die bellimmte Zahl der Stöfse ausgeführt war, mit dem Schwcrle Jedem Turnieremlen waren hiebei in der Regel nur drei Spiefsflofse und fünf Schwerthieljc geftaltet Ein Beinzeug zu verwenden war um 1550 im Fufslur nicre nicht immer üblich. Im Turnierbuch Francolins mit den charakteriftifchen Radirungen Hans Lautenfaks, das Turnier am Hurg- platze zu Wien 1560 darftellcnd, find die Turnierenden ohne Ueinzcug dargeflellt. Damit (limmt die dort aufgeflellte Turnierordnung: ,,Wer dem Gegner unterhalb des Gürtels treffen würde, der foll in dicfem Turnier keinen Dank haben."

Unter dem wclfchen Geftccli über das Dill iTallia) ifl <las ,,neue" zu verftchen, bei welchem man fich fchun des gewöhnllclicn aber nacli der linken (dem Dill zugekehrten) Seite bedeutend verflärUlcn Feldharnifches und nicht mehr des allen fchweren Stcchzcugcs bediente. Das Rcalgcftech, das viele Achnlichkcit mit dem vorerwähnten hatte, und welches fich in der Ausrüftung dadurch unterfchicd, dafs dabei die linke Achfel durch eine angefchraubte ..vergatterte" Tartfche geileckt wurde, war zur Zeit der Fertigung iliefes Ilarnifchcs eine erll feit Kurzem eingeführte (Jcrtechsart, die jedoch bis zum SchlulTe des Jahrhunderts fchr beliebt war. In den Aijuarellen, welche die Turniere und Felllichkeitcn am Ilofe des Erzherzogs Ferdinand zu Traf;' darflellen, wird dai Realgcllech kurzweg ,,1'lanckhcn Geftech ' genannt.

Ein Harnisch Erzherzogs FERniNAND von Tvkoi. in dkr Amüraser Sammlung. 6"

fchwarzer Seide, theils aus naturfarb(Miein Kalbleder. Krftere dürften noch aus der Zeit des Erzherzogs ftammen, jene aus Leder Und kaum hoher als in's 17. Jahrhundert zu fetzen.

Die Verwendung von 265 Ducaten für die Vergoldung der Verzierungen, Züge und Rand- ftreifen dürfte felbft bei Würdigung der vielen zu vergoldenden Stücke jeilem einio-ermafsen mit dem Vergoldungsproceffe Vertrauten exorbitant crfcheinen. bis läfsl fich d,i nur annehmen, dafs wenn auch die Vergoldung eine vorzügliche ill, der Procefs fcliill ein hüchll jirimitivcr war. Vielleicht fpielte aber das tiold hier (Mnc; ahnliche Rolle, wi(; tlas Silber in den ( llocken^defser- rechnungen.

Nach dem Wortlauti; der Rechnung find die angeführten lunztdntheile des I larnifches wie wir uns aus der gegebenen Hefchreibung überzeugen können, gegenwärtig noch vollzählig vor- handen, aller wir befitzen aufser (liefern wichtigen Docuniente noch andere, w(;nn auch fpätere, nach welchen wir die Garnitur nach ihrer urfprünglichen Geflalt uml Zufammenfetzung ganz genau controlliren können.

Die k. k. Ambrafer Sammlung bewahrt in ihrer Bibliothek c-inen P)and mit gemalten Hand- zeichnungen, die Perfönlichkeiten zu Pferde und in CofiUnien darllellen, welche diefelben bei Feftlichkeiten getragen haben, die an dem prunkvollen Hofe des Erzherzogs Ferdinand zu Vra.(r und Innsbruck abgehalten wurtlen. Auf einer der letzten Seiten diefes Bandes find die einzelnen Theile der Garnitur mit aller Genauigkeit in charakteriftifcher in Sepia ausgeführter Zeichnuno- wiedergegeben (Taf 111). Nach (liefen Zeichnungen fehlt gegenwärtig an ihn Wechfelftücken nur fehr wenig und diefes wenige nur an ganz unbedeutenden Stücken und zwar: ein lleifer P.art, ein linker abfchraubbarer Brechrand und eine zweite, mit der vorhandenen gleichgertaltete halbe Rofsflirne. Diefem entgegen find in Wirklichkeit drei Stücke mehr vorhanden, welche in den Abbildungen nicht vorkommen und überdies find der P'ufskampfharnifch, fowie einige charakte- rirtifche Beigaben des Eeldharnifclu^s , wie unter andern die fchöne zierlich durchbrochene Scheitelverflärkung, nicht dargeflellt.

Betrachten wir die Ciarnitur an fich, fo vermiffen wir zu felber gleichfalls nur fihr Weniges, ja es läfst fich fogar vermuthen, dafs gevviffe gemeinlich zu (;iner Garnitur gerechnete Stücke, die wir hier nicht antreffen, nachdem die urkundlichen und inventarifchen Belege darüber fchweio-en, oar nie vorhanden waren. Wir könnten zu folchen eine ganze Rofsllirne und einen Rundfchild rechnen.

Bei den Schöffen fehlt der im Inventare von 1583, von dem wir nachfolgend den bctreflen- den Auszug bringen, erwähnte „Latz" oder Gliedfchirm. Diefe culturhiRorifch fo bemerkens- werthe Beigabe zu Harnifchen des 16. Jahrhunderts ift leider fall durchwegs der Prüderie des 18. und der Muckerei des 19. Jahrhund(;rts zum Opfer gefallen. Die k, k. Ambrafer-Sammluno- befitzt nur mehr deren zwei.

In Jacob Schrenckh von Notzingens grofsem Prachtwerke, begonnen 1582, vollendet 1601, in welchem die Perfönlichkeiten, deren Harnifche und Waffen in der Sanunlung des F.rzherzoos zu Ambras befindlich waren, mit den Harnifchen felbll angethan in kräftigen Stichen dargeftellt find, und das fomit eine zwar nicht immer verläfsliche iloch wichtige Quelle für die Authenticität der Sammlungs-Obje6fe bildet, ift Erzherzog Ferdinand und zwar aus Urfachen, die wir fpäter andeuten, in einem anderen Waffenkleide dargeftellt; wir find daher nicht in der Lage aus diefer Quelle weitere Belege für die Exiftenz und das Schickfal unferes Ciegenftandes zu fchöpfen. Diefen Entgang wiegten aber weit ältere artiftifche Documente vollends auf

I^as eine und ältefte ift ein im Schlöffe Ambras befindliches Oelbild 136 Cm. hoch, 131 Cm. breit, in welchem Erzherzog Ferdinand im jungen Mannesalter etwa 26 bis 28 Jahre zählend, in unfern Harnifch gekleidet dargeftellt ift. Das Bild gehört imter die beftgemalten des Fürften, die exiftiren. Für uns ift dasfelbe infoferne von befonderem Intereffe, als der Gegenftand unferer

64 Wendei.in Hof.iieim.

Unterfuchiinijen äiifscrft j^enau uml mit vollrtändiger Ausfchmückiing daroeücllt ift. So ill: beifpicls- weife der Helm mit übertrieben hohen rothen Federn geziert, die mit Flinswerk allenthalben behangt find, dazu gehörte ferners eine feidcne Feldbinde und das ebenfalls rothe Schwertgchiingc. Ein gleiches Schwert wie das dargellellte befindet fich in der Sammlung zwar nicht mehr, doch find ähnliche aus dem Befitze des Fürften noch vorhanden. Das Haupt wird von einem rothem „bühmifchcn Hut" bedeckt, an deffen Rückfeite ein kurzer Federbufch befindlich ilt.

Eine zweite Abbildung von wenig jüngerem Datum wird «reo^enwärtior in der k. k. Ambrafer Sammlung bewahrt. Diefelbe ift 80*5 Cm. hoch, 57 "5 l^reit, in Gouache gemalt und flellt einen reichen architektonifchen Profpetfl mit Säulen toskanifcher Ordnung vor. \n der Mitte desfelben, in breitem goldenem ovalem Rahmen befindet fich das Porträt des Erzherzog^s Ferdinand. Der Prinz ift im beiläufigen Alter von 30 Jahren mit dem hier befprochenen Harnifche bekleidet im Brullbilde dargeftellt. Der Harnifchk ragen ift der Zeitmode entfprechend hoch hinaufgezogen und läfst eine fchmale weifse Kraufe vorftehen. Die Achfeihöhlen decken die Schwebefcheibcn ; die Vorftöfse find roth; an der Bruft find die Adler deutlich erkennbar. Den Hals lunrahmt die Kette des V'liefsordens. Das Haupt bedeckt abermals der ein rothe, fogenannte „böhmifche Hut" wie folchen der Erzherzog bis an fein Ende ftets zu tragen pflegte. '

Das Bildnis wird von den Seiten von allcgorifchen und mythologifchcn P'iguren gehalten, die an dem architektonifchen Autbau angeordnet in den natürlichen Farben gemalt find. Von unten wird dasfelbe von zwei geflügelten Hypocampen getragen, zu den Seiten ftehen Minerva als Prudentia und Juno mit dem Pfau als Göttin des Reichthums. Von dem Gebälke aus wird dasfelbe mittelft Bändern von allegorifchen PVauengeftalten gehaltcni, welche die Tugend und den Ruhm darftellen. Zwifchen den Säulen erblickt man in Nifchen geftellt goldene Bildfäulen Jupiters und der Grazien. Der obere Gefimsauffatz und die Predella, welche mit einem Giebel abfchliefst, find mit fpitzen pyramidenförmigen Docken befetzt. In der Predella felbft ift Jas vollftändige Wappen des Erzherzogs gemalt. Der dasfelbe deckende Erzherzogshut wird von zwei Putti gehalten, welche auf Delphinen reiten. Nach rechts und links am Rande blickt man auf land- fchaftlichen Hintergrund mit Bäumen, Ruinen und fchneebedeckten Bergen. An verfchiedenen Stellen des Aufbaues lieft man erklärende Infchriften der Allegorien; in der Mitte des Sockels fteht in goldener Schrift ein lateinifches Diftichon.

So finnig vielleicht aus mehreren Gründen die Idee gewefen fein mochte, den Erzherzog gerade in diefem Waffenkleide aus feiner fchönften Jugendzeit darzuftellen, fo wenig war fie bei beiden Gemälden in diefem Augenblicke mehr der Wirklichkeit entfprechend, denn der Erzherzog, der gegen das 30. Lebensjahr, wenn auch nicht beleibt, doch immerhin im Körper ftark wurde, wäre zu jener Zeit nicht mehr im Stande gewefen, diefen, wie wir gefehen haben iür einen fchmächtig gebauten Jüngling berechneten Harnifch zu tragen.

Wir glauben daher nicht fehl zu gehen, wenn wir annehmen, dafs in diefen Bildnifsen eine I'^rinnerung an frühere Tage wach gerufen wurde, denn nirgends fpäter ift Erzherzog Ferdinand mehr mit diefem Waffenkleide feiner Jugend dargeftellt. In dem fpäter citirtcn Werke P'rancesco Terzis von 1558 und in dem Titelblatte zu Schrenckhs Werk von Giovanni Battifta Fontana aus dem Jahre 1582 ift der Erzherzog in jenem fchwarzen getriebenen Prunkharnifche dargeftellt, der noch gegenwärtig in tler k. k. Ambrafer-Sammlung bewahrt wird.

' Ein ,,l)öl)mifcher Hut" von rolher Kailie war früher in der Sammlung befindlich gewefen, ift .iber leider bei den vielen Uelicrfiedlungen längft in Verluft gcr.ithcn. doch bewahrt die Sammlung noch gegenwärtig einen anderen Hut des Erzherzogs von gleicher Korm und filbcrgrauer Farbe.

Bei den Feierlichkeiten gelegentlich der Verleihung des Vliefsordens an Kaifer Rudolph II. und die Erzherzoge Ernfl und Karl 1585 trug Erzherzog Ferdinand, welcher hicbci in Vertretung des Königs rhilipp II. von S|)anien fungirte, einen ganz gleich geformten, aber fchwarzen Hut, während der Kaifer, die I'rinzen und .alle übrigen Herren deuifcher, fpnnifcher und italicnifcher Nation mit fpanifchen fchwarzen Federbarcllen erfchienen w.aren.

Ein Harnisch Erzheuzogs Ferdinand von Tvkol in dkk Amhkaser Sammlung. 65

Die Künftler diefer tüchtig gezeichneten und ausgeführten Gemälde find nicht bekannt und es laffcMi fich nur über das Gouachebild dieferhalb Vermuthungen aufftellen. Von den Werken, welche von Künftlern am Hofe des Erzherzogs gearbeitet haben, kommen im Styl und Charakter jene dem bezeichneten Bilde am nächften, welche von der Hand des Francesco Terzi llammen, ja in dem Prachtwerke: „l'rancisci Tertii Bergamatis Serenissimi Ferdinandi Archiducis Austriae, Ducis Borgundiae Comitis Tirolis etc. Pi6loris Aulici Austriacae gentis Imagines etc." vom Jahre i5S^, welches die Bildniffe von alten theils apokryphen Regenten und von l'rinzeffinen meill. habsbur- gifchen Stammes in guten Kupferftichen enthält, finden fich einzelne architektonifche Formen und Details an Figuren, die mit dem erwähnten Bildniffe überrafchende Aehnlichkeit habmi und es fall ficher erfcheinen laffen, dals dasfelbe von Terzi's Hand herrührt. '

Beide Gemälde datirten gewifs aus jener Periode, in welcher der PLrzherzog noch zu Prag befindlich war, erfteres wahrfcheinlich zwifchen den Jahren 1555 und 1557, letzteres zwifchen 15^8 iiiul 1560. Die befcIiriebcncMi Bilder find als die älteften Documente fin- die Exiflenz des ObjeCles und tlalür anzufeilen, dafs dasfelbe dem Erzherzoge angehört hat. Die vorher angeführte Zeichnung der einzelnen Theile der Garnitur dürfte nicht vor 1580 zu datiren fein, und bildet fomit die dritte Kunde feit deren Exiflenz in der Sammlung, die nächften Urkunden bilden die Inventarien der Sammlung felbft, welche vom Jahre 1583 bis zum Jahre 1877 reichen.

Das ältefte Inventar von 1583'' befchreibt unferen Harnifch in ausführlichfter Weife; die bezügliche Stelle (pag. 68) lautet wörtlich: „Mer ain Plannkher Kürifs, welcher Zu dreien Thurnieren, Als vber die Pällia, zum Kempten Vnd zum F"uefs Thurnier, Auch Zum Frei Rennen Zugebrauchn. Ift mit Vergulten geöczten ftraiffen. Darzwifchen Verguldte Adler gefchmölzt. Hat Zu yedem Thurnier feine nachbefchrieben Stuckh.

Als Kragen Ruggen vnd Krebs, feine Helmelin, ain Par Aechfelen, ain Par Hänndtfchürch, ain Par Armzeug" Schien Vnnd fchuech, Zween Stech Bart, ain Schilt oder Dorzetta,' ain Stech- hänndtfchuech, ain Garda Preft, ' ain Schiftungs Puggl, Vber die Prufft, Zwo Prechfchaiben ain Stechtärzl Vnd ain Rofftürn. Mer zum Kampf ain Kragen Ruggen Vnd Krebs, ain Helmelin SpangerelP ain Par Armzeug, ain Par Hänndtfchuech, ain Kampf Schurz, Dichling fchinen Vnnd fchuech, ain Helmelin mit ainem Männtele. Mer Zum Fuefs Thurnier ain Helmelin mit ainem Mäntele, ain Par Aechfeln mit fcheiben Zwo Spangerell. Zum Frei Rennen ain fchifftung auf der Aechfelen, ain Kienbärtl, ain Hänndtfchuech, ain fchifftung auf das Armzeug ain Prechfcheiben, Mehr Zum Fuefs Thurnier ain Lanndtfsknechtfchofs Sambt dem Lacz, ein Par fchinen mit fchuech- mäuler. Zwo Schifftung auf die Hauben, ain clains Khinbärtl, Zway Diechlingftuckh, Zway Raiffel an ain Schofs ain Runde Verguldte fcheiben. Auf ain Aechfele darzue Zway befondere Helmelin mit Mäntelen Vnd ain Par Schuechmäuler."

Diefe ältefte inventarifche Angabe läfst, wie wir erfehen an, Genauigkeit und Deutlichkeit nichts zu wünfchen übrig; fie beweift uns aber auch, dafs mit etwaiger Ausnahme des anllöfsigen Gliedfchirmes die Garnitur feit 333 beziehungsweife 297 Jahren complett geblieben ift, ungeachtet

1 Das letztbefchriebene Gemälde kam in die Ambrafcr Sammlung im Jahre 1821 aus dem Befitze des Rentbeamten Auguft Anton Pfaundler von Sternfeld (geb. 1757, gefl. 1822) eioes Künftlers und Kunftkenners, der fich um Erhaltung der vaterländifchen Kunftdenk mäler und um die Pflege des Mufealvvefens in Tyrol namhafte Verdienfte erworben hat.

- Diefes fehr fauber auf Pergament gefchriebene Inventar befindet fich gegenwärtig in der k. k. Hofbibliothek Hill. prof. ^^- 7954 Ivide Chmel Hill Handfchrift Ij Es ill leider unvolllländig, denn es fehlen von 124 Blättern deren 67. Glücklicherweife befindet fich der Hinweis auf das beregte Objecfl unter den vorhandenen Blättern. Das Document ill, da der Titel gleichfalls fehlt, undatirt, doch geht aus der Stelle: ,, Voigt was der Ilnf l'lattner verfchines 82 Jars in die Riill Camer gemacht vnd dargeben" hervor, dafs daslelbe 1583 verfafst wurde.

■' Targetta, Tartfche für das Realgeflech ( Wechfelftück jj.

' Garde bras, Stechmäufel, die Garnitur enthält gegenwärtig noch deren zwei.

^ Spangröl. Achfel ohne Vorder- und Hinterflug.

VII. N. F. JO

66 Wfndelin Boeheim.

die Sammlunsr viele widrig^e Schickfale und wiederholt eiligre Fliichtunoren vor dem F"einde zu erleiden hatte.

Weniger detaillirt i'pr'cht fich das Inventar von 1596 aus, welches nach dem Ableben des Erzherzogs über fämmtliches in Innsbruck und den verfchiedenen Schlöffern befindliches beweg- liches Eigenthum desfelben abgefafst wurde. Der auf unferem Harnifche bezügliche Inventars- punkt lautet: „Die drite Camer ift die negft bei der Stuegen, auf der Linggen Hanndt. Rüflhingen auf fr. dt. Leib. Die errt ain gannzer Kampf Kürifs mit dem Eifenfchurz Vnd Vergulten Raiffen fo Irer fr. dt. in der Jugennt gefchlagen worden. Die annder ain gannzer Kirifs über die l'alj mit vergulten Raiften. Die Drit Zum Fuefs Thurnier. Die Viert Über die Fall] darzue alle Doppel- ftückh." In den beiden letzteren Angaben ift, wie auch aus den genauen Bezeichnungen in den erfteren: „ganzer Kirifs" zu entnehmen ift, nur von Wechfelftücken die Rede.

In diefem Inventare wird, wenn auch in Kürze, doch ausdrücklich erwähnt, dafs der Harnifch dem Erzherzoge „in feiner Jugend gefchlagen wurde." Nebft dem befchriebenen Gemälde befitzen wir fomit in diefen Documenten weitere claffifche Zeugen, dafs der Harnifch wirklich Erzherzog Ferdinand angehörte und dafs wir denfelben in dem von uns befchriebenen Objecte in Wirklichkeit und vollftändig vor uns haben.

Es würde wohl zu weit führen, wollten wir die auf unferen Gegenftand bezüglichen Stellen in den nachfolgenden Inventaren bis zur Gegenwart hier wörtlich anführen. Es genüge nach den gegebenen Auszügen aus den beiden älteften Befitzdocumenten die Verficherung, dafs in allen fpäteren Inventaren, und zwar von den Jahren 1613 vom Schlofshauptmann Carl Füger, (1621) von kaif Commiffären: Füger, Cafpar Panfa, o. ö. Regimentsrath und Hanns von Stachelburg, Camer Raith Rath, (1663) von Joh. Jacob von Arparell und Fr. Rueland zu Kettenhofen, Jenem angeblich von 1730, in Wirklichkeit aber einige Jahre älter), von Anton Rofchmann, (1788) von demfelben, (1821) von Alois Primifser, endlich dem gegenwärtigen von 1877, von Dr. E. Freiherr von Sacken der Gegenftand mehr oder minder detaillirt aufgenommen und ileffen Identität bis zum heutigen Tage zweifellos fichergeftellt ift.

Mit dem Vorftehenden glauben wir die uns geftellte Aufgabe erfüllt zu haben, allein mit unferem Harnifche, deffen Gefchichte nun fo klar vor uns liegt, ift auch in neueren Werken über die Ambrafer Sammlung ein voUftändiges „Rofszeug", d. i. ein Rofsharnifch in Verbindung gebracht worden. Es verpflichtet uns diefer Umftand unfere Unterfuchungen auch auf diefen auszudehnen. Wir behandeln diefen Gegenftand getrennt, um fowohl die Angelegenheit nicht zu verwirren, als auch aus dem Grunde, als wie fich das im Weiteren klar ftcllen wird, diefes Objeft erft in fpäterer Zeit in das F^igenthum des Erzherzogs Ferdinand gekommen ift und fomit feine eigene Gefchichte befitzt.

Diefes Rofszeug ift, was feine künftlerifche Zier betrifft, dem befchriebenen Harnifche, wenn auch nicht gleich, doch fehr ähnlich, ja eine fehr genaue Prüfung der Einzelnheiten führt zur Ueberzeugung, dafs das Aetzwerk von beiden einer und derfelben Künftlerhand entftamnit. Wir ftützen unter Anderem diefe Annahme auch auf die Wahrnehmung, dafs die Schwebfeheiben des Mannsharnifches in der Zeichnung ihrt-r Ornamente faft mehr mit dem Rofszeuge, als mit dem letzteren ftimmen.

Die Verzierung befteht in theils geätzten und vergoldeten Strichen, theils in erhaben getriebenen, geätzten und vergoldeten Emblemem, die thcnls Blumenornamente, theils Tritonen und Seejungfrauen (die in den älteren Auffchreibungen Delphine genannt werden) vorltellen. Alle diefe Goldverzierungen find mit kräftigen fchwarzen Tupfgrund-Borduren und gefchnörkelten Aetz- linien umfangen.

Ein Harnisch Ekziierzogs Ferdinand von Tvkoi, in der Amrrasek Sammlung. 67

Die Rofsftirn«; deckt den Obertheil des Pferdekopfes ganz, ift; aber von den Augen und am Nafenbeine herab fehr fchrnal gefchnitten. An den Ganafchen laufen zwei fchmale rteife SchicncMi vom Stirntheile bis zu dem unteren lüidc der Rofsllirne hcral). lünc ganz eigenthümliche Form. Den Mals iles Rofses deckt der „Kanz", welcher jedoch nur aus kurzen Folgen beReht, die längs des Kammes herablaufen. Auf einer der Folgen ift die Jahreszahl 1547 eingeätzt. Den I'ferdehals umgeben drei Bandfchienen, welche aus geätzten Blättchen zufammengefetzl und bewetrlich find. Diefelben find mit dem Kanz und am Hälfe untttreinandc-r durch rothe trolddurch- wirkte Seidenfchiüire in Vcrliindung. Der I'ilrbug ill klein und kurz hinaufgezogen. Aufdemfelben find in tretriebener Arbeil im Bas-Relief in der Mitte eine yrofse Rofette, zu deren Seiten Tritonen (Delphine) dargeftellt.

Das Gelieger wird aus kreuzweife lautenden Bandfchienen gebildet, welche eine gleiche Form, wie die Schienen am Hälfe haben. In den unterhalb fpitzig geformten breiten Gelieger- tafchen find Seejungfrauen dargeftellt. Die Köpfe derfelben Imd in der üblichen gleichzeitigen Tracht der Frauen, mit der „Haarhaube" abgebildet. Der gegenwärtig dem Rofszeuge beigege- bene Sattel ift von deutfcher F'orm. Die Vorder- und Hinterftege find geätzt und vergoldet. Die Innenfeite der Stege, der Sitz, die Sattelblätter und die SchenkelwUlfte find mit rothem Seiden- fammt überzoofen.

Die auffällige Aehnlichkeit in der künftlerifchen Ausfchmückunu' mit dem Harnifche Erz- herzogs Ferdinand, noch mehr aber die deutlich ausgedrückte Jahreszahl 1547 läfst uns vermuthen, dafs das vorbefchriebene Rofszeug mit jenem Gelieger identifch ift, welches Seufenhofer in feiner Rechnung, als „für röm. kön. Majeftät gefertigt", anführt. Die Andeutung „alle ftück mit Delfin und lauberg auf das raineft getriben vnd geezt" entfpricht ganz unferem Rofszeuge.

Ift diefe Vermuthung richtig, fo erfehen wir aus dem Wortlaute des im I. Theile unferer Abhandlung citirten Schreibens König Ferdinands vom 15. December: „das er für unfere perfon ain ftächlen gliger, inmaffen er uns hievor gemacht etc.", dafs aufser diefem Rofszeuge ein ähnliches fchon vor dem Jahre 1546 von Seufenhofer gemacht wurde.

Wirklich finden wir eine Beftellung und Ablieferung eines folchen Rofszeuges. Die Beftellung König Ferdinands erfolgte fchon 1538. Anfangs des Jahres 1539 wurde das fertige Rofs- zeug nebft einem „doppelten Küris und Hauptharnafch" auf dem Inn und der Donau über Ver- anlaffung des Statthalters nach Wien befördert. Für das Gelieger forderte Seufenhofer damals 75 Gulden rheinifch, eine Summe, die den Regimentsräthen in Innsbruck fo hoch vorkam, dafs fich diefelben eine allerhöchfte Entfchliefsung erbaten. '

Eines diefer Rofszeuge und wie wir erweifen, auch das ganz ähnliche zweite kam, und muthmafslich erft gelegentlich der Erbtheilung nach dem Ableben Ferdinands I. 1564 in den Befitz des Erzherzogs Ferdinand. Das ältefte Inventar von Ambras vom Jahre 1583 ift wie erwähnt, incom- plett und daher nicht als Grundlage zu nehmen, das nächfte verfafste vom Jahre 1596 gibt hierüber nur kurze Andeutungen, überdies wird das eine Rofszeug einer anderen Perfönlichkeit zugefchrieben. Defsungeachtet find die Anführungen nicht ohne Werth. Die bezüglichen Stellen lauten :

„König Franciscus in Frankreich." „Ain ganze Weife Rüfftung mit erhebten Vergulten Laubwerch Vnd Dilgen, darbey ain fchwarz wulles Par Höfen mit famet verprämbt fambt ainer Rüfftung in gleicher Arbait auf ein Rofs gehörig." „Irer fr. dt. Rüfftung Zu der Hochzeit." „Ain gefchobene Rüfftung Vnd Hauben mit vergulten geezten Raiffen, darüb ain Leibfarb Atlafer Röckhl mit filber geftückht. Ain Satl Vnd Parfen Von gleicher Arbait."

Wenn diefe Auszüge aus den älteren Inventaren nicht genügen um zu conftatiren, dafs die oberwähnten, gleichgeftalteten Rofsharnifche Ferdinand I. in der Sammlung des Erzherzogs

' Dr. David Schönherr. Der Ilariiifch Königs Kranz I. von Frankreich. Archiv für Gefchichte Tyrols etc. I. p.ig. S4.

68 Wendelin Boeheim.

vorhanden waren, fo läfst eine gleichzeitige Abbildung beider keinen Zweifel mehr übrig. In einem Foliobande, der die Feftlichkeiten bei Gelegenheit der Hochzeitsfeier des PZrzherzogs Ferdinand mit Anna, Tochter des Herzogs Wilhelm von Mantua, 14. Mai 1582 in radirten und gut colorirten Abbildungen enthält, ift der fürftlichc Bräutigam im Aufzuge auf einem Pferde reitend dargellellt, welches mit tlem befchriebenen Rofszeuge ausgerültct ill. Ihm zur Rechten reitet fein vornehmrter Gaft, Herzog Wilhelm von Baiern auf einem Pferde, das mit einem Rofszeuge aus- geftattet \l\, welches wie ein Ei dem anderen, jenem vorerwähnten gleicht.'

Damit irt zur Fvidenz erwiefen, dafs die beiden Rofszeuge des Kaifers Ferdinands t in fpäterem Befitze des Erzherzogs waren und in der Sammlung fich befanden. Es ifl nun nur mehr die Aufgabe zu eruiren, wann und Ixi welcher Gelegenheit das eine diefer Rofszeuge aus der Sammlung gelangte.

So viel liefs fich Ichon anlänglich conllatiren, dafs mit dem Jahre 178S die Erwähnung zweier ähnlicher Rofszeuge abbricht, dafs alfo die Entfernung des fraglichen Objectes fpäter erfolgt fein mufste.

Ein in der k. k. Ambraft^r Sammlung befindliches Acteniliick gibt darüber vollftändige Auskunft: es ill; dies das Protokoll, welches am 15. P'ebruar 1806 bei Gelegenheit der auf Befehl des Kaifers Napoleon aus der Sammlung zu entnehmenden Harnifche und Waffen aufgenommen wurde. Der Titel desfelben lautet: „Proces verbal de la prise de possession des armures fran(;oises existantes au chateau d'Ambras pres d'lnnsbruck" und die darauf bezügliche Stelle:

„Celle de Frangois premier: armure complette, polie, pour lui et Son cheval avec des bandes dorees, ornee de ileurs de lis et de figures de Dieu.x marins avec portrait. " '

Aus diefer Stelle des Protokolles ifl zu erfehen, dafs der bezeichnete Pferdeharn ifch, welcher fchon vor 1596 mit dem Harnifche Franz 1. in Verbindung aufgeführt wird, von den franzöfifchen Officieren und Beamten als zu felben gehörig gehalten und mitgenommen wurde.

Das hier genau bezeichnete Rofszeug und zwar jenes erflgefertigte vom Jahre 1539 ill nun gegenwärtig in Paris Musee d'Artillerie (grofser Saal, parterre rechts, in der Mitte, Harnifche für Mann und Rofs) und unter der Bezeichnung G 22. Der jetzt auf diefes Rofszeug gefetzte Manns- harnifch ift dem Herzoge Anton von Burgund zugefchrieben und lieht natürlich niil felbem in keiner hiftorifchen Beziehung, wie auch der Catalogue raisonnee andeutet:

„L'armure du cheval est un harnais de tournois (?) de la premiere moitie du XVI. sie'cle du temps de Frangois I. d'une execution et d'un goüt remarquable et n'a rien de commun avec larmure de l'homme."^

Wir glauben fchliefslich mit diefen Darlegungen es gerechtfertigt zu haben, wenn wir den gegenwärtig noch in der Sammlung bewahrten Pferdeharnifch für die Zukunft feinem urfprüng- lichen Befitzer dem Kaifer Ferdinand 1. wieder zueignen.

' Die Radirungen ftammen vvahrfcheinlich von der Hand des Malers Sigmund ElfälTcr. der um 158 1 in Innsliruck lelite Das Werk dürfte in Innsbruck bei Agricola (Hanns Bauer) erfchiencn fein.

- Das Protokoll trägt dieUnterfchriften, und zwar franzöfifcher Seits des Infpecflcurs cn Chef der grolsen Armee Villemanfi und des Capitains im Generalftabe Simonin; öfterreiohifchbairifcher Seits des Artillerie Hauptmannes Baron Voitli, des üubernialSecretärs Anton Pfaundler von Sternfeld und des Schlofshauptmannes Johann Primiffer.

■' Catalogue des coUcdtions composant le Musöe d'Artillerie par O. Penguilly 1 Hari.lnu, Oflicicr superieur d'Artillerie, Con- fervateur etc. Paris 1862.

PLUVIALE UND CASULA KAISER FRIEDRICH DES

Von Dr. Florian Romkr.

(Mit 3 Text Illunralionen )

S war noch im Mai des Jahres 1864, als ich die alte Kirche von Tököle, fammt dem Grabdeine des Michael Chcch \oni Jahre 1519 in Augenfchein nahm, und endlich auch die unterlle Lade des Schreines herausziehen liefs, in welcher fich die heil. Gewänder befanden. Hier fah ich zum erftenmal jene kirchlichen Stickereien, von denen ich zwar frhon tViiher hörte, die aber trotzdem, weil fie die Chiffre des erlauchten Gebers und die Jahreszahl an fich trugen, deflo gröfseres Intereffe bei mir anzuregen im Stande waren.

Als ich diefe merkwürdigen, bereits in Fetzen aufgegangenen Gewänder fah, bat ich den Kirchendiener, der über mein Erftaunen ganz verblüfft war, mir fogleich groben Zwirn und ein Leintuch zu bringen, und fchickte mich dazu an, meinen Schatz nach Budapeft in's Mufeum, für die Alterthumsfammlung zu bringen. Aber auch der Herr Pfarrei hatte ein Wort darein zu reden und erlaubte mir erft dann, die ohnedies unbenützen Paramente mitzunehmen, als ich verfprach, nicht allein einen ganz neuen Vefpermantel der Kirche zu fpendcn, fondern demfelben noch zu Weihnachten an die Pfarre einzufenden.

Wenn man die Frage aufftellen follte, wie es wohl möglich fei, dafs diefe Kirchenkleider, die doch gewifs von der kaiferlichen Familie abdämmen, hieher gebracht worden feien , wird man ganz kurz antworten, dafs fich auch in Rdczkeve in der katholifchen Kirche dergleichen alte Para- mente vorfinden follen, und dafs ein grofser Theil diefer ausgedehnten Donau-lnfel, Anvie auch Tököle, Auguftam Familiam Caefareo-Regiam als ihren kirchlichen l'atron und Schutzherrn bis heut- zutage noch anerkennen. Es ift daher auch leicht möglich, dafs bei Gelegenheit einer Ausmufterum-^ und der Einführung neuerer, modernerer Kirchenkleider befagte Paramente hieher gekommen feien, wenn man nicht vielleicht annehmen wollte, dafs fie von Wien aus noch als neuere Stücke hieher gefendet worden feien.'

Was mir fogleich in die Augen fiel, war i) die Cafula felbft, welche fchon ihrer Form nach mit einer kleinen Krümmung in der Nähe der Öeffnung für den Hals des Frieders beinahe überall gleich breit und nach unten zu nur wenig gefchweift erfcheint.

Der kurzgefchnittene blaue Sammet id zwar noch der urfprüngliche, aber, obwohl er an vielen Stellen ganz abgefchunden id, zeigt er an anderen dennoch die grofsblumigen idealifirten Bouquets, und die vielfeitigen Rahmen von Efelsrücken und Didelknospen, welche gerade im 15 Jahrhunderte fo gang und gäbe waren, dafs fie diefes Zeitalter zu bezeichnen berufen find.

Trotz alledem wird man nicht leugnen können, dafs auch diefes Mefskleid öfters zuL^e- dutzt und durch unfchuldigen Mifsbrauch der kirchlichen Kund nach Betlürfnis hnnlos ausgeflickt

*- o

1 Ich kann mich von dem Gedanken nicht recht los machen, dafs man in Wien, vielleicht in einem der kaif. Hofarchive, Spuren «leffen finden wird, wie diefe Kirchengewänder an die Kronherrfchaft gelangt feien; möge fich nur jemand vorfinden, dem es der Mühe werth fcheint, über das hier herrfchendc Dunkel Licht zu verbreiten.

■jQ Dk. f. ROMEk.

wurde. So wie die Cafula jetzt belleht, mifst der rückwärtige Theil noch gegenwärtig t lo Cm., die Breite macht 070 Cm. aus, und diefelben Maafse find auch von dem Kreuze zu verftehcn, das, aufser den goldenen Querftreifen an den Schultern, die ganze Länge und Breite des Gewandes einnimmt.

Nachdem wir nochmals erwähnen, dafs der blaue Sammt blofs an einigen Stellen unver- fehrt zu fehen ill, mufs man geliehen, dafs der ganze freie Raum, der am Kreuze aufser den Figuren vorkommt, nach dem Gefchmacke jener Zeit derartig mit röthlichen, fchneckenartig gewundenen Rädchen aus Seide befleht, und diefelben, keinerlei Raum frei hinterlaffend, dazu, befonders mittelfl: der fie verbindenden Goldfäden, beitragen, dafs fich die übrigen Gebilde dello beffer vom Hintergrunde abheben.

Auf einem fo glänzenden Hintergrunde fehen wir als Hauptfigur zwifchen den Kreuzes- armen ausgefpannt den Erlöfer. Das Kreuz felbll, von gelblicher Farbe mit dunkelgrünem Schatten, ifl fehr roh ausgehauen; überall fieht man am Stamme felbft ganz naturaliftifch die abgehauenen Aefte, darüber auf einem gewundenen Spruchbande: i.ll.r.i. Die Hauptfigur ill der gekreuzigte Gottesfohn; die feineren Fleifchtheile find durch das langjährige unforgfältige Hin- und Herziehen abgewetzt; der wellenförmig ausgebuchtete blaue Heiligenfchein enthält die eigenthümliche Kreuz- form, und der Kopf des Sterbenden ifl nach rechts hinabgebeugt und durch eine Dornenkrone ausgezeichnet, die auf dem lang herabwallendcn Haare fitzt, und nur den Schnur- und zweithei- ligen Kinnbart fehen läfst.

So wie der Heiligenfchein, ift auch das kurze nach rechts fiiegende Schamtuch bläulich. Aus den Wunden der beiden Hände, der rechten Brufifeitc und der übereinander «refchlagenen Füfse, fowie auch unter den Stacheln der Dornenkrone fliefst das Blut in Tropfen, ja fogar in dreitheiligen Strömen herab. Die Länge der nach rechts gebeugten Geftalt mifst 040 Cm., die Enden der gebogenen Hände machen aber o"32 Cm. aus.

Die am Fufse des Kreuzes flehenden zwei Geftalten erfcheinen nach alter Auftaffung, der Göttlichkeit des Gekreuzigten gegenüber, etwas kleiner und machen blofs 031 Cm. aus. Rechts fleht mit einem gewellten braungelhen und mit filbernen Halbkreifen aufgefrifchten Nimbus, bedeckten Hauptes, im blauen, beinahe regelmäfsig gefalteten Kleide die heil. Jungfrau, deren beide Hände auf der Brufl ruhen; links hat mit gehörigem Farbenwechfel die Geflalt einen dunkel- blauen Heiligenfchein mit .Silberkreifen ; das Kleid ifl braunsfelblich mit filbernen Rändern. Die Hände find wie ftaunend in die Höhe gehalten, wohin auch Beider Blicke gerichtet find; blofs aus der jugendlichen Geflalt und der hergebrachten Sitte erkennen wir hier den heil. Johannes den Evangeliflen.

Die Geflalten flehen unten auf dem Grasgrunde. Ueber dem Kreuzflamme fehen wir auf einer hin- und hergebogenen beinahe geraden bläulichen Wolke eine Geflalt, die in der Rechten ein mit fünf Buckeln geziertes, durch Fäden quer eingefchnittenes Buch, in der Linken aber als Zeichen feines Märtyrerthums ein filbernes Meffer emporhält, folglich der heil. Apoflel Bartholomäus ifl. Ein Theil feiner Kleider und feiner braunen Haare ifl abgerieben ; fein Nimbus ift grün und mit Halbkreifen eingefafst, deren Mittelpunkte fich innerwärts befinden. Ueber den Kreuzesflamm hinaus bleibt in den langen Armen Raum für zwei Figuren; rechts ifl der heil- Petrus mit bläulichem Niml)us im treiben filber-umfäumtcn Kleide. Diefer hält in der Rechten den

o

grofsen Himmelsfchlüffel, der, wie die meifleu Schlüffel diefer Zeil, mit einem Quervierecke endigt; links hält er das grofse Buch mit filbernen Knöpfen. Sein Kopf ill zwar kahl, aber feine Seiten- locken und fein Bart befleht aus gekrauster Seide, fowie die Haare der übrigen Heiligen flreng und anliegend erfcheinen. Auf der linken Seite, gleichfalls dem Gekreuzigten zugekehrt, fleht des vorigen Gegenbild, der heil. Paulus. Auch er ifl kahl; fein Nimbus und das viereckige Buch, das

Pluviai.e und Casui.a Kaiser Frieduich des III.

7T

er in der Rechten hält, find gelblich, in der Linken befindet fich das bläulich-filberne Schwert, mit dem runden Endknaufe; fein Mantel ill dunkelblau mit lichterem, ebenfalls hlbernen Saume. Das ganze Blatt, von einer Nadelmalerei herftammend, war mitteilt Kleiller, der noch heute fichtbar ifi;. auf das Untergitter angeklebt und befeftigt.

Der vordere, beinahe geigenförmige Theil, ill nur hie und da geflickt. Das Mittel ftiick ifl eine alte Weberarbeit (Fig. i) und zählt heutzutage 069 Cm. in der Länge, und 0135 Cm. in der Breite. Der Grund befleht aus goldigen zickzackigen Fäden, und enthält, foviel man nämlich liicr noch erfehen kann, fünf verfchiedenc Darftellungen.

Zu oberft ift i) ein o'i4 □Cm. Raum, in dem man einen gelblich-grünen, nach zwei Seiten gewebten I^aum ficht. Die ziemlich grofsen Aefte enthalten ftylifirte Blätter und eine fechseckige, geometrifche Figur oder Rofe, die oben ins Rothe, unten ins (ielbe Ipielt. Unter dem grofseren Baume befindet fich beiderfeits auf je einem kleinen l^aume ein Vogel mit rothem Schnabel und ähnlichen Krallen; ganz unten flehen als Ornament auf einer beinahe geraden Linie C zunächft der Mitte, von beiden Seiten je drei winzige Bäumchen mit ebenfo vielen dazwifchen Itehenden Pfählen, und gegen den Saum zu ein von zwei Pfählen umge- benes Bäumchen. Nun kommt bei ein 014 Ouadr.-Cm. breiter Goldgrund, und in deffen Mitte, zwifchen zwei Sechsecken, die auf einer ihrer Spitzen ftehen, und in rothen und blauen Fäden gewirkt liml, mit 003 und 0025 Cm. grofsen gleichfarbigen Mönchsbuchftaben das Wort: fhtfuS, dem eine achtfeitige flylifirte Rofe folgt, deren obere vier Blätter blauroth find; in der Mitte haben fie ein Kreuz, unten aber lilafarbige Blätter mit vier rothen Kreuzen in denfelben. Aufser den mehrfarbigen Rauten, die an vier Stellen kreuzweife angebracht find, bildet ein gröfseres griechi- fches, d. i. gleichfchenkliges Kreuz die doppelte, ebenfalls rothe und blaue Liniaffung, deren gebrochenen und fich wieder ergänzenden Linien vier Rebenblättcr entitammen, die wieder blau und roth find und das entftandene Viereck ganz ausfüllen. Der folgende Goldgrund mifst 015 Ct., und hier entfpricht ganz dem oberen Felde nämlich zwifchen zwei gleichartigen Sechsecken in Mönchfchrift der heil. Namen: mana. Diefem folgt auf einem 0125 Cm. einnehmenden Goldgrunde ein gerade-äftiger geometrifch gebil- deter Baum, deffen Farben gelblich-grün find, deffen Blätter Rebenblätter nachahmen,

deffen Früchte aber aus einzeln flehenden runden Beeren beflehen.

* lg '■ Dafs von diefem Mufler, befonders in Oeflerreich und aus der Mitte des 15. Jahr-

hundertes fich nicht das einzige erhalten hat, glaube ich darum, weil ich während den Ferien von

1865 am 14. September im Linzer chrifilichen Mufeum eine ähnliche Cafula fah, welche die Nonnen

von Vöklabruck ausflellten. Auch dafelbfl kamen auf goldigem Grunde die heil. Namen: tbffus und

maria vor; aber diefelben waren, verfchieden von dem Tököleer Mufler, zwifchen Wappen und den

Zeichen des Leidens Chrifli angebracht. Der Erzeugungsort fcheint alfo derfelbe, ja fogar ein im

deutfchen Reiche fich befindender zu fein, nur hat unfer Mefskleid den Vortheil, dafs hier fogar

das Jahr der Erzeugung unbeflritten benannt ift.

Gefagtes beweife ich dadurch, weil dem erwähnten Gewände eine beinahe ganz zu Grunde gerichtete, vielleicht mehrmals umgearbeitete Stola (Fig. 2) beigefügt ift, aus der es mir ziemlich fchwer fiel, folgendes herauszubringen :

Diefe Stola nimmt beinahe eine und diefelbe Breite ein und mifst in der Länge 170 Cm.

Auf derfelben befinden fich, mit wenigen Verfchiedenheiten von dem Gewebe der Cafula eilf ganze

und zwei halbe Mufler, fo dafs nur auf dem öfters angeführten (ioldgruiide anftatt des fenkrechten

Bildes, fich wagrecht folgende Zeilen wiederholen. Im rothen Felde: thffuS, im blauen Felde:

1 S^S^S^y •'" blauen Felde: ÄCIOV; hierauf folgt das gleichfchenklige Kreuz, mit dem Unter-

72 Dr. f. f. Romer.

fchiede, dafs hier die mittleren Blätter etwas gröfser find und anftatt der doppelten Einfaffun£f blofs eine einfache Linie ftatthndet. Nach diefem wiederholt fich im blauen Felde : maria, im rothen Felde: 'j 5^5^5^. im rothen Felde: ÄGIOV u. f. w. Die Enden der Stola, indem diefelben breiter als das Band felbll: find, beftehen aus drei Theilen, darin fich die befchriebenen MuAer wiederholen.

Die Schreibart, fowohl der allerheiligfte Namen, als auch die Buchftaben des Wahl- fpruches des Kaifers felbft, beftätigen genügend, woher diefes Mefskleid herftammen mag, indem hier kaum an einen Mifsbrauch des Stoffes zu denken ift, fowie auch niemaml zu jener Zeit es gewagt hätte, einen fo bezeichneten Stoff für Privatzwecke zu verarbeiten.

Sollten aber dennoch irgend welche Zweifel gegen den gewebten Stoff, den am Knde doch auch Andere kaufen konnten, fich erheben, fo wird uns wohl ein anderes Stück zu Hilfe kommen muffen, es ift die beinahe ganz, wenigftens im Wesentlichen geflickte Pluviale benannten Kaifers. Auch diefes wunderbare Stück, Fig. 3, fand ich zufammengeknetet und ziemlich zu tirunde gerichtet in derfelben Kirche zu Tököle, wo dasfelbe deffen ungeachtet wegen der Armuth des Ciotteshaufes gewöhnlich an Sonntagen benützt wurde.

Wenn wir das Pallium betrachten, ficht man fogleich, dafs der Rand ober der Stickerei, o 42 Cm. breit, derfelbe blaue, gefchnittene Sammt fei, der fich an dem Hintertheile der Cafula befindet. Die Breite des Vefpermantels macht 286 Cm. aus, in der Höhe aber find fammt dem Rande felbft 148 Cm. zu meffen. Zu bemerken ill, dafs der ganze untere Theil durch tlas immer- währende forglofe Hin- und Herziehen, durch die flätige Benützung fo viel gelitten hat, dafs die befchriebene, gemufterte und befchnittene Sammtfläche beinahe bis zur Unkennt- lichkeit verlchwunden ift, fo dafs der Mantel ganz fahlblau, mit weifslichem Stiche ausfieht, und nur an einigen Stellen zwifchen der erhabenen Stickerei noch dunkelblaue Flecken erhchtlich find, die von dem alten Mufler noch ein ziemlich fchwaches Zeugnifs bieten.

Der mittlere Theil zählt 118 Cm., zwei Theile machen o 60 und zwei andere 017 und o 19 Cm. aus, die noch vor dem Sticken zufammengenäht wurden, damit fie das ro3 Cm. breite untere Stück bilden. In der Entfernung von einem Meter nehmen die geftickten Aehren ab, und obwohl diefelben mit gleicher Höhe in drei gleichen Linien abwechfelnd vorkommen und als fünf und fünf erfcheinen, fo folgen fie dennoch beiderfeits und zwar ein wenig gegen die Mitte zu geneigt, zuerft mit fünf, dann mit vier Bündeln, bis üc endlich zu zweien erfcheinen und alle zufammen 38 ganze und blofs 6 halbe Garben ausmachen. Ich glaube, dafs fich diefe ziemlich erhabenen Zierden mit

F i P 2 -

geheimem Sinne auf das geheiligte Himmelsbrod beziehen; es find diefes nämlich allerfeits neun ausgebildete Aehren, deren je zwei herabhängen, die übrigen feitwärts gerichtet find, die mittleren endlich gerade aufftehen und an den Stengeln mittelft eines rundlichen Fadens gebunden find. Pls unterliegt keinem Zweifel, dafs fich diefe Garben vom dunkelblauen Grunde fehr fchön abgehoben haben muffen und dafs die einzelnen Aehren durch die rothe Seide, mit der fie ausgenäht waren, fogar viel an Zartheit gewannen. Die Höhe der Aehrenbündel macht 019 Cm., die untere Breite der herabgebogenen Aehren 016 Cm. aus, fo dafs alle diefe Ver- zierungen nach demfelben Mufter ausgeführt und dann aufgenäht wurden.

Was uns an diefem Mantel als I lauptsache vorkömmt, bezieht fich aul den Kaifer Fried- rich III., indem zwifchen den zwei unteren Aehrenreihen gegen die Mitte des Pluviales die Anfangs- buchftaben feines Wahlfpruches ftehen : -Ä-C-LO-V- und fogar den eigenthümlichen Schlufs- ftrich unter den Buchftaben aufweifen; dann lieht noch feitwärts nach links vom mittleren Aehren-

Pluv]ai,e und Casui.a Kmsek Friedkich des III.

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- .VI ^

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I

bündel die bezeichnende Jahreszahl J /^'y^'Ö'' zwar, dafs diefe beiden Zeilen ebenfo wie die Achrcn aust,'enäht find, wn^X uns dadurch Alles, was wir wiffen wollen, beweifen.

Es ift bekannt, dafs der Vefpermantel den altgebräuchlichen Regenmantel, der mit einer Gugel (cucullus) ausgerüftet war, erfetzte, und nicht allein in der Kirche, fondern fehr häufig auch aufser tlerfelben benützt wurde. Aus der den Kopf bedeckenden Kaputze wurde fpäterhin der heutige, fich weiter unten befindende Spiegel, an dem anflatt der einfl fo häufig benützten Glöckchen oder der Schellen eine Goldquafle angehängt ill. Der an . dem befprochenen Mantel angebrachte Spiegel mifst obenan o'35 Cm., geht nach untenhin in eine Spitze aus und enthält in feiner Höhe 040 Cm. Die beiden Seiten- theile der Bordüre find kettenförmig, weil fie aus einem 068 Cm breiten, offenen Theile und einem blos 005 Cm. breiten und ganz genähten Theile beflehen. Der in der Mitte zwifchen diefen liesfende und erhabene Rand ifl doppelt zufammengedreht, fl;rickartig und zählt von einer Biegung zur andern 008 Cm. Das im Spiegel felbft befindliche Nadel- jrebilde ift fehr anoernffen, befonders in den her- vorflehenden zarteren PIrhöhungen, fo dafs man an mehreren Orten blos die gröbere Leinwand des Grundes, fowie hie und da nur die gemalten Partien zu fehen bekommt.

Dort, wo man keine Piguren ficht, befindet fich 025 Cm. breit die Fortfetzung des Rahmens, fo dafs auch hier ebenfo wie am Rücktheile der Cafula desfelben Kaifers fich zwar kleinere, aber doch noch 003 Cm. fchneckenförmig gewundene Gold- fäden befinden, welche theilweife auch nieder- i^enäht find. Sehen wir weiterhin das Innere der Darfteilung an, fo ift von unten her bis auf o '15 Cm. der Zimmerboden in der ftylgemäfsen Verkürzung fchachbrettartig belegt, und zwar fo, dafs oben, fo weit nämlich die Figuren reichen, dunkelgraue mit yelben Tafeln wechfeln, weiter unten aber beinahe nur gelbe Fäden zu fehen find, welche aber überall theilweife niedergenäht und mit fchnurförmigen Binden niedergehalten werden.

Es ift beinahe auffallend, dafs, indem man fonft vergeblich um den Geber und das Jahr der Schenkung felbft forfchen würde, fich gerade hier beides auf demfelben Kleide uml zwar zum zweitenmal vorfindet. Ich leugne es durchaus nicht, dafs es fehr fchwer hält, diefe Anhaltspunkte zu entdecken; aber fogleich unter den zwei Geftalten lefen wir auf den fchachbrettartigen Tafeln: -Ä-C-I-O-V- und darunter I'A'A'Ö' ^'^' man an diefen verkommenen Zeichen noch wahrnehmen kann, find die Punkte felbft mit Schwarz, und Lila, die Buchftaben aber und Zahlen mit Weifs ausgenäht.

Die zwei 020 Cm. hohen Geftalten find auf dem gröberen Grunde aufgeftickt untl zum zweitenmal auf den fchneckenförmig gekräufelten Hintertheil angebracht. Links befindet fich der ganz gekleidete Engel der Verkündigung, deffen Füfse kaum zu fehen find; dcffen Geficht auf VII. N. F. «•

Fig- 3-

JA Dr. f. F Romer. Pluviale und Casui.a Kaiser Friedrich des III.

die feinere Leinwand gemalt, feine Haare gelblich und an den Spitzen ein wenig gekraull;, deffen Kleid weifs, mit fchwärzlich-blau gemalten Falten und gerade liebendem Kragen, eingefafs- ten Aermeln und unterem Saume ; an der Brufl eine über Kreuz gelegte Stola, bi der Rechten hielt er früher eine Lilie oder einen Kreuztlab (.;), was aber heute fchon verfchwunden ifl ; die Linke ftreckt er vor fich hin. Was feine Flügel anbelangt, find diefelben an der Fingerbeuge geknickt , nach inntn zu roth-gelb-weifs , nach aufsen zu aber mit gelblichgrünen Federn ausgerüftet und mit Silberfäden eingefafst. Dem Erzengel mangelt jedweder Heiligenfchcin, aber um ihn herum vom Boden bis zum Boden zieht hch ein 002 Cm. breites, regellos hin wml hergebogenes Spruchband, auf dem das Ave Maria C'.racia plena, mit fchwarzen Buchllaben geflickt, geftanden haben mag, aber heutzutage nur mehr vermuthet und nur bei einzelnen Buchftaben errathen werden kann.

Diefer Geflalt cfesrenüber llrht die heil. |im''rr,iu mit herabgefchlagenen .\ugen. llii Heiligenfchein ift aus erhabenen hervorflehenden (ioldfäden radförmig gebildet. Ihr langes (Iraffes eelbliches Haar fliefst über ihren Rücken herab, ihr Geficht ill iheils mittelfl farbiger Fäden, theilweife aber mittdll b'arix'n erhöht und belebt. Ihr Gewand ill bläulich, an den Glanz- punkten mit gelblichen Blumen geziert, obwohl dies auch Rofen- oder Aehrenbündel fein könnten. Der Saum um den Hals herum und an den Aermeln iil languettirt, unten aber eingefäumt. Die Hände legt fie vor der Brufl demüthig übereinander. Diefe Geflalt ill ebenfalls, fo wie der heil. Botfehafter, mit einem phantaflifch gelegten Spruchbandc eingefafst, auf dem man das „fiat" kaum lefen kann. Ich denke wohl, dafs lieh dar.uif natürlich die .Antwort der heil. Jungfrau: „l{cce ancilla Domini fiat mihi fecundum verbum luum" Ijetunden liaben möge.

Im Ganzen können und muffen wir uns hier freuen, dafs durch diefen Nebenanhang und die darauf befindlichen zwei Zeilen die Zufammengehörigkeit diefes Paramentes, das nun vier lahre älter als die Cafula ifl, nicht allein beflätigt ifl, fondern diefe zwei kirchlichen Kleider wunderbarlich g-erettet, und einen wahren Schatz der Kronher rfchaft Rdczkeve darflellend, zum befonderen Schmucke des ungarifchen Induflrie-Mufeums geworden lind.

tC^''yr^

DER

GRAUSTEIN DES ROBERT VON SANSEVERINO

IM

DOM ZU TRIENT.

Besprochen von Joh. Newald.

jMNN man durch das Seiten-Portal in das füdliche Seitenfchift der Domkirche zu Trient eintritt, fällt uns fofort ein an der Hauptmauer, in geringer Entfernung links vom Eingange auft^eftellter Grabftein aus dunkelrothem Marmor auf

Auf dem Steine ift etwas über lebensgrofs in haut-relief ein Ritter dargeftellt, tler in feiner rechten Hand eine grofse, mit der Spitze zum Boden gekehrte Fahne hält, an der das untere luide der Stano;e in Baumwurzeln ausläuft, als wollte durch diefe eigfenthümliche Stelluno' der Fahne angedeutet werden, dafs fie, einft im Boden feftgewurzelt, gewaltfam aus demfelben geriffen und ireflürzt worden ift. Auf der Fahne erfcheint der voll Beweeune vortrefflich crezeichnete ";rimme St. Marcus-Löwe, jedoch in der mit der Fahne geftürzten Stellung abgebildet.

Der flark abgefchrägte Rand des Grabfteines und die Art, wie auf der Abfchrägung die Schrift angebracht il1:, läfst bald erkennen, dafs derfelbe einll: der Deckftein einer Tumbu war ; der Sockelftein, auf dem nunmehr der Grabftein an der Wand aufofeftellt ift, dürfte einft die vordere Stirnwand der Tumba eewefen fein. Er träet die Infchrift: MCCCCLXXXVII Italiae vi6lor Severina Stirpe Robertus Sigmundum Australem fenfit in arma Ducem Ter Proceres Veneti hello petiere Tridentum ; Ter vi6li, hie vi6lus ecce Robertus adeft.

Der über dem Grabftein in die Mauer eingefügte, mit fünf Wappenfchildern gezierte Stein war unzweifelhaft die rückwärtige Schmalfeite der Tumba.

Die Umfchrift des, wie erwähnt, an der Wand aufgeftellten Deckfteines beginnt an der Kopf- feite des Ritters und läuft um den Rand des Steines herum. Sie befteht aus nahe 5 Zoll langen güthifchen Minuskeln , die Buchftaben und fehr eng geftellt, wodurch das Lefen des Textes über- aus erfchwert wird. Die Umfchrift ift deutfch und lautet: „Nach Crifti gepurd M°CCCC°LXXXVir jar an fand Laurentzii tag hat überwunden der durlauchtigift herr Erzherzog" Sigmund von Ofter- reich die V'enediger und jr hauptman fenior Robert ligt hie begraben dem Got genedig fey."

Robert von Sanfeverino, Graf von Gajazzo ftanuntc aus einer vornehmen neapolitanifchen Familie, er war einer der berühmteften Kriegsobriften Italiens in dem an tüchtigen Heerführern fo reichen 15. Jahrhundert.

Sigmund der Münzreiche hatte im März 1487 ohne Zuftimmung der Stände Tyrols einen Kriee mit Venedig- geradezu vom Zaune et^brochen, und fofort durch eine bisher nicht erhörte Mafsregel eröffnet, indem er auf der Meffe zu Bozen 130 venetianifche Kaulleute einkerkern und ihre Waaren confisciren liefs.

76 JOH. NeWALD.

In Verbindung mit dem Bifchot von irient Ulrich von l'rinulsberg, ßnuKn- des bcruhinun Landsknechtfiihrers, und dem Grafen von Arco, fendet Sigmund ein etwa 12000 Mann ftarkes Heer, unter der Führung des Gaudenz von Matfch Grafen von Kirchberg, und des Hauptmanns Friedrich von Kappler, eines Elfafsers, welcher in den Schlachten der Eidgenoffen gegen Karl den Kühnen bei Granson, Murten und Nancy hohen Ruhm erworben, nach dem Süden.

Diefes Heer nimmt nach längerer Belaoerung das von den Venetianern befetzte Rovcredo. Der Senat von Venedig erwartet nunmehr das Vorbrechen der Tyroler in der Richtung von Verona. Er war durch diefen Krieg überrafcht worden, er rief alle feine zur Verfügung flehenden Truppen in Eilmärschen nach dieser Stadt, und nahm den als Feldherrn hochgefchätzten Robert von Sanfeverino in feine Dienfle, ihm die Heerführung übertragend.

Da trat bei den Tyroler Truppen ein ganz unerwartetes Ereignifs ein: Gaudenz von Matfch ftellte fich mit der Eroberung von Roveredo zufrieden. Ohne fich an die Einfprache des Bilchols Ulrich, noch an die Beltürmungen der um das Los ihrer Stadt beforgten Bewohner Trients zu kehren, verliess er den Kriegsschauplatz und entliefs die Truppen in die Heimat. Nur etwa 2000 Mann hielt der Bifchof und Friedrich von Kappler beifammen. Das Vorgehen des Vogt von Matfch lässt sich nur aus den am Hofe zu Innsbruck bertandenen heillofen Zuftänden erklären.

Die ganze Sorge der Vertheidigung Süd-Tyrols fu-l nunmehr dem Hauptmann Kappler zu. Er zog Truppen aus Nord-Tyrol und aus den Vorlanden heran; mittlerweile wurden das Val- fugan, Primör und Enneberg von den Venetianern gräulich verwüftet. Sanseverino drang gegen Trient vor. Um eine Belagerung diefer Stadt unternehmen zu können, bezwang er zunächft ilas zerfchoffene Roveredo, und fuchte die etwa Vi Wegftunden nördlich gelegenen zwei Schlöffer, Nomi am rechten und Stein am Callian am linken Ufer der Etfch zu gewinnen. Nomi vermochte keinen Widerfland zu leiftcn, dagegen war das Schlofs von Callian fefl und konnte nur von der Nordfeite angegriffen werden. Sanfeverino liefs oberhalb Calliano über die Etfch eine Schiflbrücke fchlagen und nahm fein Lager auf dem dort bei 600 Schritte breiten Thalgrunde am linken Ufer des Fluffes. Das Lager war an der Oilfeite durch die fteilauffteigenden Porphyrfelfen, im Süden durch den Schlofsberg, im Weflen durch die Etfch begrenzt, und nur an feiner nördlichen fchmalen Seite, gegen Trient zu, offen.

Für Trient befland die höchfte Gefahr. Da übernahm es ein lienachbarter Burgherr, Georg von Pietrapiana, den Landfturm aufzubieten. Die über die Verheerungen der Venetianer erbitterten Gebirgsbewohner folgten alsbald diefem Aufruf Was Trient an waffenfähiger Mann- fchaft befafs, fchlofs fich an Kappler an.

Calliano liegt ungefähr 74 Meilen füdlich von Trient entfernt.

Es wurde der 10. Auguft, der Tag des heiligen Laurentius, im Jahre 1487 ein PVeitag, zum Angriff des venetianifchen Lagers beftimmt. In der Nacht vom 9. zum 10. befetzte Pietrapiana mit dem Landflurm die Höhen oberhalb des Lagers. Am Morgen des 10. rückte Kapplcr mit feinem kleinen Heer gegen das Lager vor. Gleichzeitig mit dem Angriff der Truppen ftürzten die Landfturmleute von dem Bergabhange herab und griffen die Venetianer in tler Seite und im Rücken an. Der Kampf wurde beiderfeits mit der gröfsten Tapferkeit und Erbitterung geführt. Sanfeverino war des engen Raumes wegen nicht im Stande, von der Ueberzahl feiner Truppen Gebrauch zu machen. Er wurde mehr und mehr gegen den Flufs gedrängt, und da einzelne Abtheilungen bereits über die Schiffbrücke zu fliehen beginnen, läfst, um die Truppen zum äufserften Widerfland zu zwingen, ein Venetianer Hauptmann, Andreas de Borgo, die Seile, an denen die Brücke hängt, durchfchlagen.

Als die venetianifchen Tru|)])(-n diefe Mafsregel bemerken, erfchallt der Ruf: „al ponte, al ponte." Die Verwirrung wird ijald allgemein. Sanfcn'erino kämpft perfönlich mit dem Muth der

Der Grabstein des Robert von Sanseverino im Dome zu Trient. 77

Verzweiflung. Vergebens fuul alle Bemühungen, die Seinen zum Standhalten zu bewegen; er wird mit einem Theile der bei ihm Ausharrenden gegen die Etfch gedrängt, und als ihm kein Ausweg bleibt als um Gnade zu bitttm, ftürzt er fich in den reifsenden Flufs. Bis der Tag zur Neige gegangen, war das venetianifche Heer völlig zerfprengt. Nur einem geringen Theile gelang es, über die Etfch zu entkommen, die Ueberzahl war erfchlagen, ertrunken oder gefangen. Am nächflen Morgen wurden die Lagervorräthe der Venetianer, das Gefchütz u. f w. nach Trient gefchafft.

Die Leiche des Sanfeverino wurde an einer verfumpften Flufsflelle aufgefunden, von den Siegern mit allen militärifchen Ehren nach Trient gebracht, und in der Domkirche begraben. Auch das fchöne Denkmal dürften ihm die Sieger gefetzt haben; dafür fpricht die deutfche Umfchrift und die Darftellung mit der geflürzten Marcus-F"ahne. Die Errichtung desfelbcn mufs im Laufe der nächftfolgenden Jahre ftattgefunden haben. Es ergibt fich diefes aus folgendem Umftand. Sanfeverino's Leiche wurde über Veranlaffung feiner Söhne im Jahre 1490 nach Mailand übertragen. Nachdem der Schlufs der auf dem Grabftein vorkommenden Infchrift: „und jr haupt- man fenior Robert Hot hie begraben" lautet, fo mufs das Denkmal damals bereits beftanden haben.

Erzherzog Sigmund ftiftete zum Andenken an den rühmlichen Sieg, zu Ehren des heiligen Laurenz, zu Calliano eine Kirche und zwei in jeder Woche des Jahres zu lefende Meffen. Es foU fich dort noch ein altes Altar-Bild vom Jahre 1523 mit der Darltellung der Schlacht befinden, auf dem der Bifchof Ulrich von Trient in der Gefl:alt des heiligen Vigilius, und der zur Erde gebeugte, die rechte Hand emporhaltende Sanfeverino abgebildet ift. Die Stadt Trient ftiftete ein Hochamt in der Lorenzo-Kirche bei den Dominicanern. Als diefes Klofter im Jahre 1778 aufgehoben wurde, wurde diefe Stiftung in die Kirche Sandla Maria Maggiore übertragen.

In Trienter Kalendern kam zum 10. Auguft die Anmerkung vor: „Ouefta mattina rUluftrif- fimo Magiftrato Confolare, fa cantar meffa, e ciü in memoria della vittoria riportata dai Trc-ntini fotto Calliano l'anno 1487." Nicht überall wird ein Tag, welcher für den Ort eine wichtige Bedeutung hat, der Bevölkerung in gleicher Weife in Erinnerung erhalten.

Im deutfchen Spital zu Trient follen hch noch die Wappen und Namen von 3S deutfchen Rittern, welche bei Calliano mitgekämpft, auch mehrere dort gelalU^n find, befinden. '

Vortrag gehalten im Alterthunis Verein am 14. Novemlier 1S79.

Auiucrlaing : Eine eingehende Darfteilung der Ereignifle jener Zeit findet fich im II. Bande des „Sammlers für Gefchichte und Statiftik von Tyrol", Seite 97: Der venetianifche Krieg unter dem Erzherzog Sigmund Grafen von T)to1, 1487. Von Gottfried Primiffer-^ ferner in Dr. Jofcph Bgoci''s Gefchichtt; Tyrols. I. Band, Seite 610, u. f f

ALBERT CAMESINA RITTER VON SAN-VITTORE,

|M lö. Juni 1881 llarb Albert von Camehna im 75. Lebensjahre. Mit iiini verlor die Central- Commiffion zur Erforfchuno; und Erhaltuntj von Kunft- und hiftorifchen Denkmalen ihr derzeit älteftes Mitglied, einen Mann, der, im Dienfte der Wiffenfchaft und Kunft ftehend, zur Zeit feiner vollen Gefundheit den Beftrebungen und Aufgaben diefes InRituts feine ijanze Aufmerkfamkeit zugewendet und redlich an ihrem bisherigen erfolijreichen Wirken mitgeholfen hat. Seine Leitungen auf dem Gebiete der Archäologie Oellerreichs, fowie um Klar- ftellung fo mancher intereffanter Partien der Gefchichte Wiens, namentlich ihres topographifchen Theiles, werden ihm ein dauerndes Andenken bewahren. Camefma war nicht der Mann fich für feine Arbeiten grofse Ziele und Gefichtskreife zu wählen, er Hellte fich befcheiditne Aufgaben; di)ch diefe behandelte er mit unermüdeter Emfigkeit und Ausdauer, mit unglaublicher Hingebung, mit nachhaltigem Fleifse, mit einer bis ins kleinfte eingehenden Sorgfalt, Vorficht und Aufmerkfam- keit und mit vollem Ernfte. Auf diefe Weife fchaffte er nicht Vieles, aber recht Werthvolles. Er forfchte allerorts nach Oriorinal-Ouellen für feine Aufs»^aben und liefs fich die Mühe öfteren verijeb- liehen Suchens nicht verdriefsen, endlich fand er doch meiftens , was er finden wollte, und von deffen Exiflenz er eine Ahnung hatte.

Leider ifl; mit ihm ein reiches Wiffen, das er fich auf dem niühefamen Wege des Forfchens, Beobachtens und Studiums zu verfchaffen wufste, zu Grabe gegangen, denn feine Veröffent- licliuncfen und hinterlaffenen Aufzeichnungen find im Very-leiche mit feinem Wiffen fowie feinen reichen und gründlichen Kenntniffen nicht genug zahlreich. So mancher Gegenlland, über den er völlig unterrichtet war und worüber er genau Befcheid zu geben wufste, blieb in feinen Veröffent- lichungen unbehandelt, aber auch in feinen Aufzeichnungen unberückfichtigt.

Wenngleich einer urfprünglich Schweizer Familie angehörend, war Camefina deffen Urgrofsvater bereits in Wien lebte mit Leil) und Seele deutfch und Wiener. Er war ein ^ulcr Patriot und treuer Anhänger des AllerhöchRen Kaiferhaufes. Er lebte mit geringer Ausnahme, als da find eine crröfsere Reife durch Deutfchland und Beloicn, ein Aufenthalt in Berchtoldsdorf (1837 1848) und ein folcher von mehreren Monaten in Venedig, ftets in Wien und wufste die miterlebten Erei^rniffe diefer Stadt untl die Erfcheinunyen des öffentlichen Lebens mit feinem Verfländnifs und fcharfer Auffaffung in fich aufzunehmen, daher er (tinc unerfchöpfliche Quelle für die Localgefchichte feiner Zeit war. Sein Unheil war meilt präcis und trefteiul, fein Ralh meiftens richtig, fein Ausfpruch beflimmt, mitunter fatyrifch, feine Kritik unparteiifch und wahr, daher ott empfindlich, feine Mittheilungen waren belehrend, tlabei meiil heiter und witzig.

Nach in den Jahren 1817 1823 befuchtem akademifchen Gymnafium gewannen aul ihn die Erfcheinungen der Kund einen fo nachhaltigen Einilufs, dafs er, als Sohn wohlhaljendcr Eltern nicht auf das Brotfludium angewiefen, behufs des Unterrichts im Zeichnen tue k. Akademie der bildenden Künfte befuchte und diefs bis 1828 in der Abficht Mah-r zu werden fortfetzte. Den

Albert Camesina. 79

erwählten Kunftzweij^ aber betrieb er mit einem gewifsen ernilen Streben, wenngleich als Dilettant aus Liebhaljcrei; fpäter gewann er überhaupt für die graphifclKMi KünRe ein grofses Intereffe, cultivirte den Holzfchnitt und die 1 lochät/.ung und i harakterilirte fich zunächll als reproducirenden Kuiilller. Durch fortwährende Befchäftigung mit den graphifchen Künllen gewann Camefina darin eine gewiffe Kenntnifs ilicfer Kunll - Produfte, eine ungewöhnliche Schärfe des Blickes und verläfsliche Beurthcilung, aber auch ein fcharfes Verlländnifs und feine Empfindung für genaue Wiedertrabe älterer Kunllwerke.

Von diefcn Lieblingsneigungen ging Canic;hiia allmählig einen Schritt weiter. Er wendete ficli dem Studium der üllerreichifchen KunllilcMikmale zu vind brachte viele Zeit in den her- vorragenden Stiften des l'lrzherzogthums zu, namentlich in Klollerneuijurg und Heiligenkreuz; in dem (.Miicn waren es der Verduner-Altar und die Glasgemälde der Leopolds-Capelle, im anderen die hochwichtigen Grifail-Fenfter des Kreuzganges und tue (ilasmalereien der Brunnen-Capelle, die ihn zu archäologifchen Studien und ("opirungen bewogen. Oft erzählte er von feinen Erlebniffen in den Stiften und fprach gern in freundlicher l'.rinnerung von" feinem Aufenthalte in Klofler- neuburg, wo er einen Kreis gelehrter und fein Unternehmen wohlwolliMid fördernder Capitu- laren fand. Das Gefühl befonderer Anhänglichkeit an diefes Stift hatte er bis in die letzten Tage bewahrt.

Camefina's erfte Veröffentlichung erfchien unter gemeinfamem Namen mit Scha.{i\a.n ßrunner : „Wiener- Neufladt in Bezug auf Gefchichte, Topographie, Kunll und Alterthum", und zwar flammen die Federzeichnungen aus Camefma's Hand. Daran reihte hch das Werk über den Verduner-Altar, herausgegelien von Jofeph Arneih, fpäterem Direftor des k. k. Münz- und Antiken-Cabinets. Die Zeichnungen, die mit einer bewunderungswerthen Treue der Wiedergabe und mit Charakterverftändnifs für diefes koftbare Denkmal der ICmailkunft aus dem 12. jahrhim- dert ausgeführt find, flammen von Camefina. Das Werk erfchien im Jahre 1843 unter der irrigen Bezeichnung „Das Niello-Antipi'udium in Klofterneuburg" in Gokb und Farbendruck und war Sr. Majeftät dem Kaifer Ferdinand gewidmet, Allerhöchflwelcher ihn dafür tlurch das Gefchenk eines goldenen Chiffre-Rino-es auszeichnete. Für dasfelbe Werk erhielt Camefina im Jahre 1844 vom Könige von Preufsen die goldene Medaille für Kunft und Wiffenfchaft und 1846 vom Könige der Niederlande das Ritterkreuz des Ordens der Eichenkrone. Ein zweites in diefer Zeit entftandenes Werk waren die Zeichnungen der prachtvollen alten Glasgemälde im Kreuzgange des Stiftes Heiligenkreuz, welche der niederöfterreichifche Gewerbeverein im Jahre 1841 mit der erften grofsen filbernen Medaille prämiirte. ' Das Zuflantlekommen der betreffenden Zeichnungen und Schnitte befchäftigte Camefina durch eine Reihe von Jahren und nöthigte ihn zu namhaften Auslagen, doch erwarb derfelbe durch die Muftergiltigkeit diefer Publication die Bewunderung und Anerkennung der Kunftfreunde und Archäologen.

Nach den Jahren 1848 -49 trat in Camefina's Thätigkeit ein Umfchwung ein : war er bis dahin mehr zurückgezogen und fammelnd, fo trat er jetzt producirend auf. Den wichtigften Impuls hiezu gab das faft gleichzeitige Entftehen der k. k. Central-Commiffion für Erforfchung und Erhaltung von Baudenkmalen und des Alterthums-Vereines zu Wien. In der Zeit von 1848 an bis zum Ent- ftehen diefer beiden Inftitute (1854), an deren vorbereitenden Arbeiten er fich betheiligte, finden wir kleine Publicationen unter Camefina's Namen in den fogenannten Sylvefter-Spenden (Wien's Wappenbrief von 1462 und über die Hinrichtung des Grafen Nadasdy). Nach Gründung der gedach- ten Central-Commiffion wurde Camefina k. k. Confervator für Wien und in diefer Eigenfchaft als Mitglied in die Central-Commiffion berufen, der er bis zu feinem Tode angehörte. Seit dem Jahre 1873 beschränkte fich feine Thätigkeit als Confervator auf die II. Sedlion, 1878 refignirte er auf diefe

1 Aus dem Nachrufe für Camefina voii K. Weiß. Wiener-Zeitung Nr. 13g von 1881.

8o Albekt Camesina

Stelle. Im Alterthums-Vereine gehörte er feit des Vereins Beginne dem AuslchulTe ununterbrochen an, 1878 legte er diefe Stelle nieder. Ebenfo befchäftigte fich Camefnia eifrig an den Arbeiten des im Jahre 1865 gegründeten Vereines für Landeskunde von Nieder-Oellerreich, in deffen Ausfchufs er 1869 gewählt wurde und bis zum Tode verblieb.

Wir wollen nun in Kürze verfuchen, Camefina's Publicationen aufzuzählen uml beginnen zunächft mit jenen in den Schriften der Central-Commiffion.

Die fünf Bände Jahrbücher enthalten: Die älteften Glasgemälde im Chorherrenftifte Klofter- neuburg und die Bildniffe der Babenbcrgcr in der Ciftercienfer-Abtei Heiliifenkreuz, gezeichnet und befchrieben von Camefina; die Glasgemälde aus dem 12. Jahrhundert im Kreuzgange zu Heiligenkreuz; die Darftellungen auf den Bronze-Thüren des Haupteinganges von S. Marco in Venedig.

Die 27 Bände der .Mittheilungen: Die Zeichnungen der Emailtafeln aus dem Schatze von St. Stephan; ein Bas-Relief in der Burg zu Wiener-Neuftadt; drei Tapetenmufter aus dem Anlange des 15. Jahrhunderts; die Zeichnungen zum Adler-Ornate in Brixen ; Siegel eines Wiener Malers aus dem 16. Jahrhundert; Plan der Stadt Venedig aus dem 14. Jahrhundert; Beiträge zur Gefchichte des Wiener Rathhaufes aus den ftädtifchen Kammeramts-Rechnungen; Beiträge zur Gefchichte des II. Reliquien-Schreins für den heil. Leopold in Klofterneuburg (noch nicht abgefchloffen).

In den 19 Bänden der Berichte des Wiener Alterthums-Vereins erfcheint Camefma faft in jedem vertreten, als: lieber Lautenfack's Anficht Wien's vom Jahre 1558, mit dem von Wolfg. Lazius dazu gelieferten Texte und mit Beiträgen zur Lebensgefchichte des letzteren; über die ältefte Anficht Wien's vom Jahre 1483; die Tafeln zum Auffatze Dr. G. Heider's über den Altar-Auffatz in Klofterneuburg; die alte Peterskirche in Wien; Alte Abbildungen der Wiener Bürgerwehr; die M. Magdalena-Capelle am Stephansfreithof (ein nach mehr als einer Richtung hochintereffanter Auffatz, namentlich durch die erfte Publication des Katakombenplanes von St. Stephan und durch die Klarftellung eines polygonen Karners an der rechten Seite der Stephanskirche untl der urfprünglichen romanifchen Anlage diefer Kirche); feierlicher Einzug des Königs Mathias in Wien (1608); das Paffionsfpiel bei St. Stephan in Wien; zwei Urbare des Stiftes Schotten von 1376 und 1309; fliegende Blätter über das türkifche Heer von Wien im Jahre 1529; ein Fachmile des Wiener Wappenbriefes; die ehemalige Judenftadt in Wien (leider unvollendet); der Plan von Wien nach Daniel Suttinger 1684); Anficht von Wien aus dem Jahre 1532; eine folche nach Hartmann Schedel's Chronik (1493); der Plan der Belagerungs-Arbeiten von Wien 1683 von Schmidt und eine Anficht Wiens wahrfcheinlich von Goldemund (1530); endlich der Wiener Stadtplan von Bonifacius Wolmuet in neun Blättern, Farbendruck. Den VIII. Band der Vereinsfchriften füllt eine fehr werthvolle Bearbeitung der Schickfale Wiens während der zweiten Türkenbelagerung aus. Es ift diefs jedenfalls Camefina's bedeutendfte Leiftung, die durch die zahlreichen Pläne, urkundlichen Anhänge und insbefonders durch die Häufer-Chronik der inneren Stadt wichtig wird. Für diefe Häufer-Chronik fammelte Camefina viele Jahre hindurch im Grundbuche und anderwärts die Materialien. Er betrachtete diefe Arbeit durch die bezeichnete Publication als noch nicht abge- fchloffen, fondern fetzte die Sammlung der Notizen und Behelfe bis zu feinem Tode fort. Es dürfte diefs der wichtigfte Theil feines fchriftlichen Nachlaffes fein.

Selbftändig publicirte Camefina im Jahre 1863 die Darftellungen der Biblia pauperum nach einer Handfchrift des 14. Jahrhunderts, wozu Dr. Heider den erläuternden Text lieferte, ferner im felben Jahre den Plan der Stadt Wien von 1547, vermeffen und erläutert durch Aug. Hirfch- vogel; endlich im Jahre 1877 Wiens örtliche Entwicklung von der romifchen Zeit bis zum Aus-

Al.TIERT CaMESINA. gf

gange des 13. Jahrhunderts; 1880 erfchien von ihm herausgegeben Flexel's grofses Herrenfchiefsen in Wien 1563.

Er copirte mit grofser Sorgfalt den fogenannten Albertinifchen Plan aus der Mitte des 15. Jahrhunderts wie auch Meldemann's Rundanficht der Stadt während der erllcn Tlirkenbelagerung. für Publicationen der Stadt Wien.

Aufser diefen Publicationen enthalten noch die Blätter des Vereines für Landeskunde von Nieder-Oeflerreich mehrere urkundliche Beiträge, darunter Regeften zur Gefchichte des St. Stephansdoines.

Camefma's letzte Publication war der in Farben ausgeführte, befonders lehrreiche Plan der Wiener Befefligungen und tler Höhenverhältniffe der Häufer der inneren Stadt im Jahre 1566 nebft urkundlichen Erläuterungen.

Camefma's Leiftungen wurden aus verfchiedenen Anläffen in hervorras/ender Weife oreehrt und gewürdigt. Er erhielt von Sr. MajelUit dem Kaifer im Jahre 1854 die Medaille für Kunll; und Wiffenfchaft, im Jahre 1860 den Titel eines kaif Rathes, im Jahre 1866 das Ritterkreuz des Franz Jofeph-Ordens, im Jahre 1868 den Orden der eifernen Krone dritter Claffe, worauf bald die Erhe- bung in den Ritterlland folgte, mit Annahme des Prädicates nach dem Stammorte feiner F'amilie, und im Jahre 1870 den Rang und Charakter eines wirklichen Regierungsrathes. Der Gemeinde- rath der Stadt Wien machte Camefina einen fehr werthvollen Ehren-Pocal zum Gefchenke und verlieh ihm die ijrofse goldene Salvator-Medaille und das taxfreie Bürgrerrecht. Das grermanifche Mufeum in Nürnberg, die Akademie der bildenden Künfle in Wien, die königl. britifche archäo- logifche Gefellfchaft, das öfterreichifche Mufeum für Kunll und Induftrie und die ruffifche archäolo- gifche Gefellfchaft in Moskau zählten ihn zu ihren Mitgliedern.

Ich fchliefse diefen kurzen Abrifs, eine gedrängte Würdigung des Wirkens eines Mannes mit \\'(;hmuth. Mir war es vergönnt durch mehr als ein Viertel-Jahrhundert mit ihm umzugehen, und von ihm zu lernen. Er gab mir fo manchen Rath und beherzigenswerthen Wink, ich behalte ihm ein dankbares Andenken, aber auch Wien, die Gefchichtskunde, insbefonders aber die Central- Commiffion und die wiffenfchaftlichen Vereine, denen er angehörte, werden ihm eine ehrende und wohlverdiente Erinnerung; bewahren.

Dr. Kart Lind.

VII. N. K.

DER ALTAR ST, JOHANNIS DES TÄUFERS

IX DER

ST. FLORIAXS-KIRCHK ZU KRAKAU.

Von Dr. Theoi'HH. ZiiiiK.wvski.

I!~ St, Florians-Kirchc in dt-r Krakauer X'orlladt Klepar/ im Jahre 11S7 errichtet, il\ zwei- mal abg^ebrannt, im |ahre 152S und abermals wahrend der Belagerung der Stadt Krakau durch die Schweden in 1655. ^''' l^olge diefer beiden Feuersbrünfle \i\ die urrprüngliche Gellall diefer Kirche derart vollends verändert Avorden, dafs gegenwärtig nur noch die äulseren Strebepfeiler den ehemaligen Bau-Styl der Kirche, andeuten.

Aber nicht alles, was die urfprüngliche Kirche barg, ilt durch die Mammen v(-rnichtet worden. Heute noch zieren manche im Brande gerettete Kunlklenkmäler das Innere, darunter der St Johanns-Allar, dcffen J-Sefchreibung diefe Zeilen gewidmet l"ind. Urfprünglich Itand derfelbe in der erften Seiten-Capelle neben dem Hoch .\ltar, an ihr nordlichen Kirchenwand, wo noch gegenwärtig das Taufbecken fich befindet. Nach der im Jahre 1767 erfolgten Heiligsprechung des gebenedeiten Johannes Cantlus (von Kcnty), Theologia- 1 )octors und Profeffors an der jagiellonifchen Univerlität zu Krakau, als man diefem als l'alron der liochfchulebefondere Altäre zu bau(Mi begann, wurde auch die gedachte Capelle feiner Verehrung gewidmet, und der alte Altar um fo williger befeitigt, nachdem derfelb«; im Verlaufe von dritthalb Jahrhunderten arg befchädigt, wenn nicht der vollen Vernichtung preisgegeben, fo doch einer überaus koRfpieligen Reparatur hätte unter- zogen werden muffen. Sein arger Verfall geflattete auch nicht die Uebertraemie des (Ganzen in eine andere Capelle, er wurde daher in feine einzelnen Theile zerlegt, und diefe kamen an die Wände und Pieiler der Kirche vertheilt angeheftet. Hingegen die Hauptgruppe der Figuren, welche das Mittelflück des Altars bildete, ifl zur Zeit, als der Franciscaner-Mönch Janowski zum Pfarrer an der St. Florians-Kirche ernannt wurde, in die Kirche des Franciscaner-Klosters übertragen worden, wo diefelbe alljährlich zur \'erzierung des Grabes Chrilli am Charfreitag, gleichfam Jefum am Oelberge vorflellend, verwendet wurde.

Zwei Gruppen mit Bruftbüdern, welche über dem Rahmen der Seitenflügel tles Altars angeheftet waren, geriethen in Privatbefitz, wurden jedoch ausgeforfcht und der Kirche zurück- gegeben. Die erwähnten Seitenflügel des Altars fand man, wie oben bemerkt, an den Pfeilern der Kirche angeheftet, wo fie die Beachtung der Kunltfreunde auf fich zogen, und den regen Wunfeh weckten, dafs fo herrliche Denkmäler alter Kunll vor gänzlichem Rum crefchützt und der Nachwelt erhalten werden möeen

So gefchah es denn, dafs durch befondere Furforge und edle Freigebigkeit des ehrwürdigen Domherrn und gleichzeitig Pfarrers bei St. Florian Karl Teliga die kunftrechte Reftaurirung des gedachten Altars, im Jahre 1859 in Angriff genommen und in 1861 glücklich vollendet wurde.

Der Altar St. Joiiannis des Täufers tn der St. Florians-KirchI'; /l Krakau. 83

Obfchon kein Zweifel obwalten konnte, thifs die aus dem Franciscaner-Klofter zurück- erlangte Hauptgruppe dem fraglichen Altare zugehöre, fo wurde die Thatfache überdies dadurch conftatirt, dafs die an der Rückwand diefer Gruppe vorhandenen Haftdübel genau in die bezüg- lichen Locher des alten Altar-Schrankes pafsten, und an dem inneren Wandboden diefes Schrankes Umriffe der Figuren jener Gruppe filhouettcnartig abgegränzt erfchienen, da die blaue Farbe des Kaflenbodens und die darauf angebrachten goldartigen Zieraten an jenen I'lächen fehlten, Avelche die Figuren der Sculpturgruppe deckten.

Der Altarfchrein fleht an einer, am unteren Rande ausgehöhlten, und mit hängender Ver- zierung gefchmückten Platte, deren jedes EckiUick fich zu einem mit der gleichen Verzierung untl aufserdem mit herabhängenden Prismaten verzierten Fünfeck erbreitert.

Auf diefen Fünfecken der Platte fleht an beiden Kaflenfeiten auf befonderen Poflamenten je ein Pfeiler, deffen unteres Drittheil achtkantig mit verticalen Stäbchen belegt ifl, die beiden oberen Drittheile aber einen, fchräe mit einem Bande umfafsten und mit lofe verftreuten Blümchen ver- zierten Cylinder bilden.

Die Stelle der Capitäle diefer Pfeiler vertreten durchbrochene, aus Halbzirkel-Bögen gebildete Baldachine, deren eine Enden an einanderflofsen, und aus denen Fialen herauszuwachfen fcheinen, die beiden anderen Bogen-Enden aber zerftreut und in Aefle abfchliefsend vierkantige Fialen tragen, welche pfeilartig hinanfchiefsen, und an den Kanten mit Kriechblättern, an den Spitzen mit Kreuzblumen geziert find. Die Pfeiler erheben fich nicht ganz vertical, fondern biegen ihre Spitzen auswärts derart, dafs fie gleichfam oben verbreitete Kronen bilden. Aus der Mitte jeder diefer Kronen ragt eine ähnliche, aber gröfsere Fiale heraus.

Der Kaflengiebel ifl mit einer concaven Wölbung bedeckt, worauf drei durchbrochene Bogen angebracht find, welche in mit Blättern und Kreuzblumen verzierte Pfeile auslaufen. Die Hinterwand des Kaflens ifl mittelfl dünner Pfeiler in vier fchmale F"elder abgetheilt, deren beide äufsere eine teppichartig mit Blumen und Vergoldung verzierte gefchnitzte Fläche darflellen, an den beiden mittleren blaugefärbten Feldern aber zwei kleine Baldachine befeftigt find, welche in hoch auf- ftrebenden, mit Kreuzblumen verzierten Fialen enden.

Der Altarfchrein enthält die Hauptgruppe mit vier gefchnitzten Figuren, den Moment dar- flellend, wo der heil. Johannes mit Pelzhaut bekleidet und mit einem Riemen umgürtet, knieend mit gegen den Himmel erhobenem Haupt und Händen, in der Wüftc die göttliche Eingebung erfleht zur Prophezeiung und Ertheilung der neuen Glaubenslehre. Aus feinem verklärten Antlitz firahlt die füfseBegeiflerung, die Stellung feines Körpers athmet volle Lebensfrifche und Gefchmeidigkeit, und zeugt von dem tiefen Gefühl und der Kunflfertigkeit des Bildhauers. Die Figur Johannis umgeben drei Eneelseeflalten, in lany-en meiflerhaft faltenreichen Gewändern und langen fchwalbenartigen Flügeln. Die eine ältere mit gekrauflem Haar und ernflem Gefichtsausdrucke, dem Heiligen gegen- über, deffen Aussen ihr zugewendet find, fchcint den Glauben vorzuflellen; die zweite hinter dem Heiligen repräfentirt die Hoffnung, und die dritte vor ihm mit lächelndem Ausdrucke, kniend, flellt die Liebe dar. Das Haupthaar der beiden letztern wallet auf ihre Arme herab, und ihre Brüll zieren Kragen aus Federn gebildet (f. Fig. 3).

Die beiden Flüeel des Altarfchreins find in rechteckige Rahmen gcfafst, und jeder in zwei Felder abgetheilt derart, dafs fie vier befondere Bilder in Basrelief enthalten, jedes diefer vier Felder ift zu beiden Seiten mit dünnen knorrigen Stämmchen begränzt, welche oben in fich kreuzende Bögen enden, ähnlich wie im Mittelflück des Altars.

Das obere Bild im rechten Altar-Flügel ftellt den heiligen Johannes dar, umgeben vom Volke, das feiner Lehre und feiner Prophezeiung horcht; das zweite untere weifet die felfigen Ufer des Jordans, worin die Anhänger feiner Lehre vom 1 leiligen die Taufe empfangen.

VII N. F. "3

84

Dk. Theopiiii. Zebkawski.

Der linke Flügel enthält im oberen Bilde die Anficht eines Speifefaales. Am Tifche fitzt Herodes mit der Krone auf dem Haupte ; im zur Seite feine Schwägerin ; im Hintergrunde blafen drei Perfonen auf Mufik-Inftrumenten; vorn am Bilde tanzt Herodias, welcher die Augen aller Anwefenden fich zuwenden; an einem Pfeiler gelehnt fteht der Anführer der Wache (Fig. i). Auf

Fig. I.

dem unteren Bilde diefes Flügels erfcheint das Innere einer Gefängnifszelle mit einer oben fortlau- fenden Galerie, von welcher vier Zufchauer herabblicken. An der Thür im Vordergrunde fleht ein ähnlicher Wacheführer, wie wir einen im oberen Bilde fahen; an der entgegengefetzten Seite liegt der enthauptete Leichnam Johannis. Der Henker legt das am Haar gehaltene Haupt des Heiligen auf eine von Herodias gehaltene Schüffei. (Fig. 2.)

Auf den Gipfeln der Umrahmungen beider Altarflügel lind in gefchnitzten Gruppen Brufl- bilder angebracht, und zwar: am rechten Flügeleine aus drei männlichen Köpfen gebildete Gruppe,

Der Altar Johannis dks Täukkrs in der St. Florians-Kirche zu Krakau.

85

deren Bekleidung jener entfpricht, welche zu linde des XV. und zu Beginn des XVI. Jahrhunderts die Krakauer Bürger getragen haben. Die zweite Gruppe bilden zwei Bruftbilder, ein männliches und ein weibliches; ihre Kleidung und Kopfbedeckung ähnelt vollkommen derjenigen, wie folche heute noch bei dem Landvolke in der Umgebung von Krakau gang und gäbe ift. Es war udprün^-

Fig. 2.

lieh noch eine dritte Gruppe, wie folche die Spur auf dem Rahmen und der Dübel andeutet, worauf fie befeitigt gewefen; aber diefe konnte trotz eifrigfter Nachforfchung nicht ausfindig gemacht werden. Auf dem Rahmen des zweiten Flügels befteht die Hckgruppe aus drei am Tifche fitzenden Perfonen ; eine mit der Krone auf dem Haupte und dem Scepter in der Hand ertheilt Befehle der zweiten mit einem Schwerte bewaffneten Perfon; zwifchen den beiden befindet fich ein weibliches Bruft- bild. Die zweite Gruppe bilden zwei männliche Geftalten; die ältere mit einer Pelzhaube auf dem Kopfe, erinnert wohl durch die Gefichtszüge, wie durch die Kopfbedeckung und den langen zwei-

'3*

86

Dk. Theophil Zebkawski. Dek Ai.tak Joiianms des Täuieus etc.

theili'^'-en Bart an jenes Bruftbild, das fich in der Nürnberger Friedhofs-Capelle befindet, und allo-emein als Portrait des Krakauer Bildhauers Veit Stwosz anerkannt ift. Die zweite junge Geftalt mit laniTem Haar und unbedecktem Haupte erinnert durch ihre Kleidung an die Tracht der Ver- mögenden feines Zeitalters, und dürfte den Msecen diefes Kunfldenkmales darftellen. Die dritte Gruppe befteht aus zwei männlichen Bruftbildern mit kugelrunder Kopfbedeckung, deren Krampen hinaufgewunden find.

Die Aufftellung diefer Bruftbildcr auf den Rahmen der Altarflügel, die über den- felben angebrachten zierlichen Böeen und Fialen, deren Auswuchs viel tiefer fleht als jener im Mittelflücke des Altar-Schreines, wie nicht minder die Befchaffung der Pfeiler mit breiten Baldachinen, in der Schlufslinie der Müofel mit dem Altar-Schreine, und insbe- fondere die nackten, rohen gar nicht ge- hobelten Bretter der Rückwände jener Bas- relief-Bilder bcweifen unwiderlegbar, dafs diefe Flügrel nie zum Schliefsen und Oeffnen des Altars beftimmt waren, wie denn auch an den Flügeln gar keine Spuren von Thür- bändern, oder je daran angebracht gewefener I lafpen vorhanden find.

Was die VViederherftellung diefes fchönen Denkmals mittelalterlicher Kunfl in fc-iner Vollftändiokeit anbelancrt , fei aus- drücklich betont, dafs darüber forgfältig ge- wacht wurde, damit gar keine Umgeflaltun- gen daran vorgenommen werden. Es ifl auch nichts nach willkürlicliL-n Muthmaffungen tlaran gearbeitet worden, mit aüeinieer Aus- nähme der linken erholx'iicn 1 land des heil. Johannes, die bei Abgang der urfprünglichen crfetzt werden mufste, da der Altar nicht für ein jNIufeum, fondern für die Kirche beflimmt war, daher diefe Ergänzung dringend geboten erfchien.

Die architektonifchen Beflandtheile und Zieraten, infoweit diefelben durch Impreg- nirung mit zweckdienlichen Flüffigkeitcn fich erfeftigcn liefsen, find erhalten worden; die vollfländig vermorfchten oder ganz fehlenden wurden durch neue Stücke erfetzt, genau nach dem alten Mufler. Diejenigen Theile, deren Befeftigung nicht möglich erfchien, und die zur Conllruftion des Ganzen gehörten, find in der Kirche aufbewahrt, um die neuen Ergänzungen jederzeit damit vergleichen zu können.

t'«-

DIE MÜNZENFUNDE BEI LAUTERACH (VORARLBERG).

Von Dr. Samuel Jenny.

IN räumlich befchräiiktes Gebiet des „Lauteracher Riedes" (Fig. i.) ifl zum dritten Mal Fund- ort intereffanter Münzen geworden, und zwar waren es immer Silbermünzen, die hier zum Vorfchein kamen und jeder Fund ergab flets nur Münzenreihen ganz getrennter Epochen. Ins Jahr 1868 fällt der erfte im fogenannten „Beilfliel", beftehend aus 56 Stück über eine kleine Fläche zerftreuter Silbermünzen der romifchen Kaiferzeit, der fich zufammenfetzte aus: II Stück Silber-Denaren von M. Antonius 41 34 vor Chr.

17

I

5 10

Vespafianus 69 79

Trajanus 98 117

Antoninus Pins 138 161

Fauflina, die jüngere 140 175

M. Commodus Antoninus .... 180 192

Septimius Severus Pertinax 193 211

Pub!. Sept. Geta 211 212

Julia Domna 173 217

Marc Aurel Antoninus (Carc) 211 217

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^'iV/^

Ueberrafchend fchnell folgte noch im felben Jahre ein zweiter Fund im „Tennele", der aus- fchliefslich filberne, meift fehr feltene Bracteaten der Samm- rv' ——^-■eaSEs::ssf' lung des Landes-Mufeums zuführte; von den 27 Stück gehörten : |,

1 Stück einem Bifchof von Conflanz,

2 der Stadt Lindau, I St. Gallen, I Ravensburg,

3 der Abtei Kempten,

4 unbekannten geilHichen Münzherrn,

1 dem Kaifer Otto IV. f 1218, 12 den Kaifern aus der Hohenflaufenzeit,

2 waren nicht bcftimmbar. Ausführlichere Befprechung verlangt das dritte Vorkommnifs, welches dem Sommer letzten

Jahres angehört, da in der Torfwiefe, genannt „auf dem Stand", nicht nur drei gallifche Ouinare und 24 römifche Denare der Republik, beide Münzforten in Silber, gefunden wurden, fondern dies- mal mit ihnen zufammen auch Schmuckfachen, nämlich ein Armring, zwei Fibulae und ein dünner runder Fingerring, alles in Silber, nach den Dimenfionen zu beurtheilen, zum Schmucke einer Frau gehörend. Einen Bronce-Reif mit vierkantigem Querfchnitt, der ebenfalls die genannten Funde begleitete, zähle ich nicht zum Schmuckgeräth, denn ganz gleich geformte fand ich fchon in Bregenz als Beftandtheile von Phalerae.

F.g.

88

Dk. S. Jenny.

Fig- 2.

Hier die nähere Befchreibung der kleinen keltifclicn Münzchen : (Fig. 2.) Nr. I, 12 Mm. behelmter Pallaskopf linkshin, R. gefatteltes Pferd, darunter ein Rad mit vier Speichen, von der Auffchrift (welche vollftändig KA.\HAY auch KAAETHA'Y lautete) ill nur EY vorhanden.

Die Prägung diefer Münze wird den Eduern (oder Aeduern), dem mächtigften und gröfsten Stamme der Gallia Celtica zugefchrieben ; aus diefem Grunde ifl keine andere Sorte in der Schweiz fowohl, als in den angränzenden Gebieten Frankreichs und .Siiikleutfchlands fo fehr virbnitel wie diefe. Dafs die Darflellung der behelmten Pallas ähnlich jener auf römifchen Confular-Münzen er- fcheint, rückt die Prägung der Münze in jene Zeit hinauf, als der gallifche Stamm, dem fie zuzu- fchreiben ifl, bereits unter römifchem Einfluffe ftand.

' 2 3 Nr. 2, 13 16 Mm., Stück eines männlichen Kopfes, rechts hin,

in barbarifcher Ausführung. R. Kreuz, zwifchen deffen Armen zwei Kugeln und drei ßuchftaben die man VOL lefen will.

Nr. 3, 13 -14 Mm., Stück eines mit Lorl)eerkranz verzierten Kopfes. R. Kreuz mit ähnlichen Kugeln und Zeichen innerhalb der Arme, wie auf der vorhergehenden Münze.

Aehnliche Silbermünzen wie Nr. 2 und 3 wurden am Genferfee, aber auch am rechten Rheinufer, im badifchen Lande und am Fufse des Schwarzwaldes ausg-egraben.

Die rövii/chcn Familienmünzen, fafl alle gut geprägte, fchün erhaltene E.\emplare, aber nicht zu den Seltenheiten zählend, tragen auf dem Avers den Kopf der Pallas, mit dem geflügelten Helme, neben ihm das Zahlzeichen X (d. i. 10 Affe); nur eine einzige (Gens Titinia) trägt das Zahlzeichen XVI, fällt alfo in die Zeit nach der zweiten Münz-Redu6lion a. 587 d. St. oder 166 vor Chr. (fechzehn Affe auf einen Denar). Eilf Stück zählen zu den Bigati, vier zu den Ouadrigati ; zwei unter erfleren von der Gens Pomponia zeigen gekerbte Ränder (fogenannte Serrati) ; die Darfteilung der Dioscuren wiegt unter den Legenden des Reverfes vor. Unter den Denaren finden fich die Münzmeifter folgender F'amilien verteten : der Acilia, Anteftia, Atilia, Baebia, Caecilia, Calidia, Caffia, Clovlia, Cornelia, Flavia, Opeimia, Pomponia, Porcia, Renia, Savfeia, Servilia, Sempronia, Spurilia, Titinia. Der Zeit nach fallen fie zwifchen c. 250 (L. Sempronius) bis c. 80 vor Chr. (C. Savfeius), die Mehrzahl aber ins zweite Jahrhundert vor Chriflus.

Die Form des Bracelets, (Fig. 3 in halber Naturgröfse) welche die einfachfte und urfprünglichfte Bildung des Ringes, zu gleicher Zeit aber auch eine äufserft praktifche Einrichtung desfelben vorführt, weil fie durch die fpiralförmige Aufrollung des einen Drath-Endes über das

andere eine beliebisje Vergfröfserunsr und Verkleinerung- der Oeffnunj; allerdings innerhalb enger Gränzen zuläfst, gehört zu den häufigen unil weit verbreiteten; folche gewundene Armringe find bei den meiften Völkern des Alterthums nachgewiefen, in Italien und den Provinzen des römifchen Reiches fanden fie ausgedehntefte Verwendung und deren Form war fo feft eingebürgert, dafs fie noch in den Grabfunden der merovingifchen Zeit nachzuweifen ift. Grofse Aehnlichkeit mit dem Exemplare aus Lauterach weift das im Jahre 1857 Ibei Rikenbach (Canton Schvvyz) in unferer Nähe gefundene Armband '^^' nach", vollftändige Uebereinftimmung aber zeigt jenes Bracelet in (iold,

gefunden 1864 in Schalunen bei P>auenbrunnen (Canton Bern). Das Mufeum zu Mainz befitzt aus

> Mitlheilungcn der antiq. Gcfellfcliaft in Zürich, K.-iiid .\V., lieft 3, Taf. IV, l'ig. 12.

Die Münzenfunde bei Lauteracm (Vorarlherg).

89

Fig. 4. Natürliche Gröfse).

römifchen Baureften allein acht Armringe diefer Art aus Rrz , einen aus Rifen ' und drei Fingerringe gleicher Conftru6lion aus Bronce.

Die Geftaltung der (lezuandnadeln (Fig. 4) ift nicht weniger primitiv als die des Arm- bandes zu nennen, indem folche flreng dem Zwecke angepafst ift, dem fie dien(;n foll unter Ver- meidung jeder Zierath, die jenem fern Hegt oder ihn /.u maskiren geeignet fcheint; defshalb gelangte diefe typifche Form in räumlicher Beziehung zu fo grofser Verbreitung, wie man fie denn in Grab- funden von der Schweiz aus längs den Ufern des Rheins uml iiljcr das nördliche Gallien liin, andererfeits von der Donau abwärts bis nach Ungarn verfolgen kann. Nicht dasfelbe gilt bezüglich der Zeitdauer, da zufammengefetzte und verzierte For- men fchon früh an ihre Stelle treten und fie verdrän- gen. Fin bisher unerwähnt o-cbliebener Umftand ver- leiht den Fibulae aus Lauterach einen ganz b(;fonderen Werth: das ill; die \"erl)indung der beiden durch ein fein o-eeliedertes Kettchen in gleichem Metall, welches wohl vorerft dazu da ift, damit fich die Nadeln weniger leicht verlieren, nebftdem aber doch noch einen weiteren Zweck zur Befeftigung eines Kleidungsftückes an zwei Orten oder zu gleichzeitigem Fefthalten zweier getrennter in fich geborgen haben mag. Weder in

Sammlungen noch in der cinfchlägigcn Literatur habe ich jemals eine derartige Verkettung an Fibulae gefunden," wefshalb ich nicht anftehe, darin eine vereinzelte Erfcheinung zu fehen. Das Vorkommen folcher Doppelfibeln wird vorausfichtlich immer ein feltenes fein und bleiben, da nur diefe ältefte einfache Form fich dazu eignet, und weil dieFrhaltung und Auffindung fo feiner Kettchen eine fehr precäre ift.

Dieerwähnten Orte „Beilftiel", „Tennele", „autdcmStand" liegen alle iniTorlgebieteaus der Gränzfchichte zwifchen dem oberen Humus und dem unteren Torf, circa 30 Cm. tief wurden in allen drei Fällen die Funde gehoben. Der letzte Fundort wurde durch mich aufs genauefte nach allen Seiten hin durchforfcht, ob nicht Spuren von Strafsenanlagen zu entdecken wären; war dies auch ganzrefultatlos, fo glaube Ich nichts deftoweniger die Annahme aufrecht erhalten zu dürfen, dafs in der Nähe diefer F'undorte eine Strafse vorüberzog, welche die rechtsrheinifche Römerftrafse mit der linksrheinifchen dIrecSl verband und dadurch die kürzefte Route von Brlgantlum nach Arbor felix herftellte. Die römifchen Ingfenieure legten ihre ei'ofsen Heerwes^e ja foviel als möglich in gerader Linie an und eine folche läfst fich von dem Plateau, auf dem Brigantium ftand, über das Dorf Rieden, bei unferm Fundbezirke vorbei, bis nach Brugg am Rhein ziehen, welch letztere Ortfchaft wohl von der alten Römerbrücke den Namen erhalten hat; von diefer Geraden'^ werden ferner bezeichnender Weife auch noch die den Fundftellen benachbarten, an die Dornbirnerach angrän- zenden Wiefengründe „vor dem Beigenfurt" nahe berührt, vom Volke „Bige- oder Bügefurt" aus- gefprochen, welches wohl nichts anderes als Beugefurt ift (mittelhochdeufch bluge, piuge = Biege, Beuge, Krümme), mithin den Hufsübergangbedeutet, derzunächft der grofsen Krümmung liegt, die der Wafferlauf der Dornbirnerach dort in der That bildet. An günftig gelegenen Punkten zur Anlage von Signal-Warten zum Schutze diefer Heerftrafse fehlte es nicht; fowohl die Riedenburg auf unferer

1 Linaenfchmid, Band II, Heft V, Taf. III, Fig. 6.

2 Soeben lefe ich noch im „Jahrbuch des Vereines von Alterthümern im Rlieiniandc Band I.XIV, Seite Io6" von einer Fibula, gefunden im grofsen Gräberfelde von Trier, an deren oberem Ende fich eine Oefe befindet, an welcher ein Dralkkfttchen hixi^t.

■' nie fupiionirte Römevflrafse erfcheint in Fig. I als punktirte gerade Linie, unter welcher die drei fchwarzen Tupfen als Be zeichnuni: <ler Miiiizcnfundorte fichtbar find.

go D'''- S. Jenny.

Seite, als der Heldsberg jenfeits des Rheins in der Schweiz mochten folche getragen haben, von denen aus die Strafse in ihrer ganzen Ausdehnung überfchaut werden konnte.

Die Benützung diefes Heerweges, w-elcher die Vorarlberger Ebene in ihrer breiteften Aus- dehnung durchmafs, innerhalb zweier Wegftunden drei Flufsübergänge (Bregenzerach, Dornbirner- ach und Rhein) in fich fchlofs, dürfte nach dem Bra6leaten-Funde zu fchliefsen, noch im 13. Jahr- hunderte ftattgefunden haben. Menfchlicher Verkehr hat fich möglicher Weife fchon vor den Römern hier bewegt, denn es fallen die Fundorte der im XVI. Rechenfchaftsberichte des Vorarlberger Mufeum- Vereines befchriebenen und Taf II, Fig. 13 und 14 abgebildeten Bronce-Gegcnftände (Schwertfpitze und grofse Nadel) in die Fortfetzung der Strafsenlinie jenfeits der Dornbirnerach, woraus ich ebendort folgerte, dafs eine Bevölkerung der Bronce-Zeit ihre Wohnfitze an den ehemaligen Binnenfeen zwifchen und an den grofsen Strombeeten auffchlug.

Kühn war es gewifs, ein fumpfiges Torfgebiet auf eine i'/^ Stunde lange Strecke zu durch- fchneiden, eine ftaunenswerth technifche Leiftung, wohl vergleichbar mit der Ueberfchreitung des Laibacher Moors. Unter den Hinderniffen „des Bodens", die fich den Römern entgegenflellten, könnte Ammianus Marcellinus in feiner Befchreibung des Bodenfees recht wohl diefe fchwierige Strecke im Auge gehabt haben, denn nirgends am See findet fich mächtigerer Torfwuchs und fumpfigeres Terrain. Den „Schauer finflerer Wälder", wie er weiter fagt, hatte dafür der Heerweg nach dem Rhein nicht zu überwinden, denn man darf fich diefe Linie zur Römerzeit als ziemlich baumleer, wie alle Moorgründe vorflellen, mit kleinen Seen zur Seite und erft im Hintergrunde, wo das Gefchiebe der Flüffe befferen Boden fchuf dichte undurchdringliche Wälder. Ueberein- ftimmend damit heifst das feewärts gelegene nächfle DorfHard, d. i. Hart = Wald und im Gegen- fatz zu dem dichten Waldbeftande bezeichnen die fich felbft erklärenden Flurnamen Foräch, Birken- feld, Tennele, Erlach, Lerchenau zerftreute Gruppen verfchiedener Waldbäumc. Endlich verweife ich auf die den Fundorten zunächft lieorenden Torfsjründe Brecjenzfee und Linofenfee, welche wie noch gegenwärtig der Ober- und Unter-Lochfee bei Fuffach, kleine Sumpffeen zur Römerzeit bildeten und noch heute fich erhalten hätten, wenn nicht die Trockenlegung des Bodens rapid vorgefchritten wäre. Zuverläffige Gewährsleute erzählen mir, es fei im Umkreis des Bregenz- und Lingenfees noch im Jahre 1820 fo fumpfig gevvefen, dafs Kälber und Rinder verfanken, dafs man das gemähte Gras auf Leitern heraustrug; defshalb ftanden jene Gründe am allertiefllen in der Steuer. Seit der Entfumpfung hat fich der Ertragf auf das 10 i2fache trefleieert und es ifl von den vertorften Seen keine weitere Andeutuno- zurückgeblieben, als eine leichte Concavität der Oberfläche.

Verzeichnifs der Silberdenare.

1. Gens Acilia. Behelmter Kopf der Palla.s, link.s +, 4. Gens Atilia. Behelmter Kopf der Pallas, rechts X ringsherum im Doppelkreis : M ACILIVS M F links .S.XR.V.

lt. Hercules in der Quadriga, in der Rechten die ft. Callior nnd Pollu.\ Morgen- und Abendftern zu

Keule, inderLinken einSiegeszeichen, darunterPOMA, Häuptcn, mit eingelegten Lanzen einherfprengcnd, (Münzmeifter wohl zwifchen 600 630 d. St.) ,\\-.VriLI

2. Gens Anteßia. Behelmter Kopf der Pallas, links '^''^'"" '^' kÖÄVÄT

C-AF,STI, rechts X. (M. Atilius Saranus, Münzmeifter, vielleicht M. At,

9;. Caftor und Pollux reitend mit eingelegten Serranus um 190 v. Chr. (Liv. yj, 46). Mommfen

Lanzen, dabei ein laufender Hund, darunter RO.WA. röm. Münzwefen S. 506).

(C. Anteflius Münzmeifter des 6. Jahrhunderts, 5. Gc;« /)'(?c<^;Vr. Behelmter Kopf der Pallas, links X,

vielleicht C. Ant. Labeo circa 167 v. Chr. (Liv. 45, 17). rechts TAAXPIL.

3. Diefelbe. Behelmter Kopf der Pallas, links X, Ijfe. Apollo mit Pfeil und Bogen in der Quadriga, rechts fchreitender Hund. lUJMA

^. Caftor und Pollux reitend mit eingelegten O'iruntcr ^jj yTljjTfS^JTp.

Lanzen, über den Köpfen Morgen- und Abendflern, (M. Baebius Q. 'F. Tampiius, Münzmeifter zwifchen

darunter SSO 5G0 d. St. Mommfen römifches Münzwefen

ROMA. S. 507).

Die Münzenfunde hei Lautekacu (Vokaklbeug).

91

tcnd

6. Gens Caccilia. Behelmter geflügelter Kopl der Pallas, links ROMA, rechts X.

R. A\-.\\i:ri:M,\Sa-F, aufsen herum ein Lor- beerkranz; in iler Mitte ein macetionircher Schilil mit einem Klephantenkopf, um deffen Ihds eine Schelle herabhängt.

(Wahrfcheinlich Sohn des Q. Metellus Macedoni- ciis cos 115 V. Chr. im Todesjahre feines Vaters.)

7. Gens Calidia. Behelmter Kopf der Pallas, links ROMA, rechts :lc.

H:. Viftoria in der Biga, einen Siegeskranz haltend .WCALID

""'"" äAir xn^-l:

8. Gens CafJ'ia. Behelmter Kopf der Pallas, links -I- und eine Urne.

IV. Libcrtas in der Quadriga, links den Spicfs hal- OCASSI (^WS) ^ROMA.

9. Gens C/ovli(i. Behelmter Kopf der Pallas, links ein Kranz, unten ROA\.\.

Hs. V'icloria in der Biga, darunter Kornähre TCLOX'LI.

10. Gens Cornelia. Behelmter Kopf der Pallas,

links X.

P'SVA Hs. VitSloria in der Biga, darunter

ROA\A.

(Wahrfcheinlich P. Corn. Sulla, Prator 212 v. Chr.

oder dellen Sohn Prator in Sicilien 186 v. Chr.)

11. Duplicat von 10. (Dem Verkäufer überlaffen.)

12. Gens Flavia. Behelmter Kopf der Pallas, links X.

li. Luna in der Biga, darunter -fTTTTr-r- (Abkiu-- '^ ROMA ^

zung für Flavius).

13. Gens Pompoiiia. (Serrato.) Behelmter Kopf der Pallas, links X, im Umkreife : L-POMPOM CNP.

rt. Mars in der Biga, in der Rechten den Speer, in der Linken den Schild. Abfchnitt: (L-LIC-)CX -DOM.

14. Diefelbe (SerratoV Behelmter Kopf der Pallas, links X, im Umkreis: L-CAS (SI\) SM- F.

ft. wie vorhergehend, darunter: 1 LLI)(;-CX-DO(M.) (F. Pomponius Cn. F., wahrfcheinlich Münzmeifter

unter der Cenfur des N. L. Licinius Craffus und Cn.

Domitius Ahcnobarbus 662 d. St., 92 v. Chr. L. Cas

[fiu]s? unter denfelben Cenforeni.

15. Gens Renia. Behelmter Kopf der Pallas, links X. Hl. Juno (?) mit Peitfche und Scepter in einem

r c \ : , . C RKNI

Cjcfpann von 2 Bocken, darunter:

16. Gens Opeimia. Behelmter und geflügelter Kopf der Pallas, rechts X, links eine Krone.

ft. Vifloria mit Kranz in der Quadriga, darunter L OPKIAM

(Wahrfcheinlich L. (Jpeimius Q. F. cos a. 632(122), Sieger über die Gracchen, dann etwa 610 Münzmeifler).

17. Gens Savfeia. Behelmter Kopf der Pallas, links X.

H». Vicloria mit Kranz in der Biga, darunter L SA W

(Aus der Zeit Sulla's).

18. Gens Scrvilia. Behelmter und geflügelter Kopf der Pallas, hinter ihr einKranz, linksX, darunterRO.WA.

Ijfc. Cartor und Pollux mit Lanzen in entgegen- gefetztem Sinne davonreitend: OSKR\'KILI MF.

19. Gens Sevipronia. Behelmter und geflügelter Kopf (der Pallas), links X.

IJr. Caftor und Pollux reitend mit eingelegten

L SK.NP Lanzen, darunter: _ ,^„ . ROMA.

(L. Sempr. Pitio um den Anfang des 6. Jahr- hunderts d. St. (Haackh bei Pauly).

20. Gens Spurilia. Behelmter Kopf der l'allas, links X.

IJ; Luna (V oder Diana ?) in der Biga , da- A--SPW(I) '■""'"'■ ^ ROMA.

(A. Spurilius nach Borghefi Zeitgenoffe des C. Decimius Flavus Prätor 570 d. St. [Maackh bei Pauly]).

21. Gens Titinia. Behelmter Kopf der Pallas, links X\I.

lt. Vi6toria, in der Rechten die Peitfche, in der

CTITIM

B.ga, darunter: -^^^^^^

(Wahrfcheinlich bald nach der zweiten Münz- rcdu6tion a. 537, welche durch XVI bezeichnet ifl, 16 ass auf 1 Denar, vorher 10).'

22. Gens Poreia. Behelmter Kopfder Pallas, links X.

,ro . . , „. , C.CATO

^. Victoria in der Biga, darunter

(Vielleicht C. Porcius Cato, cos 640 d. St., lüikel von Cato major?).

23. Gens ? Behelmter Kopf der Pallas (und ge- flügelt) im Lorbeerkranze, links X.

ft. Caflor und Pollux mit vorgelegten Schilden in

CX C F

der Quadriga anftürmend, darunter - ^^^, . "^ RüA\A.

(Vielleicht Ghaeus Gai filius?)

24. Gens .- Behelmter Kopf der Pallas, links X. ft. Caftor und Pollu.x reitend mit eingelegten

Lanzen, darunter : ROA\.^.

Diefe beiden letzten Denare gehören zu den alteflen, da folche in die Zeit von 266 217 v. Chr.) fallen, während welcher die Monetäre (Münzmeifter) ihren Namen noch nicht beifetzten.

' Die cin;;ckl.^ininLTtcn Bemerkungeii über Zcitbeftimmungen und Miiiizmciftcr verdanke ich Herrn Gymnafial-Dtreclor Haug in Mannheim.

-C_5-'CL>^'>^

VU. N. F.

»4

GRABSTEINE DER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRIESACH IN

KÄRNTEN,

Von LeOI'OLU V. BiaKllWlU.MANSTETTKK.

|ATURGKMÄSS find vor Allem jene (^rte reich an Denkmalen der Vergangenheit, wo lieh einll Denkwürdiges zutrug, wo, begünftigt durch die örtliche Lage, gröfsero Anfied- hmgen fich herausbildeten, in welchen nach erlangter Reife endlich das gefchichtliche Leben des Gaues, felbft des Landes und noch darüber hinaus, fich concentrirle. Line Stätte, aut welche dies im hohen Grade zutrifft, ift Fricfacli in Kärnten, die weit berühmte mittelalterliche Münzflailt für die deutfchen Länder füdlich der Donau, der [uwel der falzburgifchen Kirchenfürflen im Mittelalter.

Das Friefach unferer Tage ifl freilich nicht mehr das Friefach von Einfl. Dem mit dem modernen Vehikel vorüberbraufenden Reifenden, ftarrt von den die Stadt beherrfchenden vier Hügeln eine lange Fronte von Ruinen entgegen, deren erfle von der letzten eine gute halbe Stunde entfernt ift. Ihr Anblick, von bezaubernder Gewalt in iTiller Mondnacht, läfst uns ahnen, was einß Friefach war.

Kaum eine der Städte in unferen Ländern hat gegen ihre mehrere Jahrhunderte hindurch behauptete kirchliche und politifche Bedeutung, gegen ihren einftigen Umfang, foviel eingebüfst als Friefach. Dort, wo fich einft die Mächtigen der Erde mit dem klirrenden Schwerte begegneten, wo üe ebenfo zu friedlicher Verhandlung zufammentraten, wo durchziehende Kaufleute und anfäffige Wechfelherren fich gefchäftig kreuzten, ift es längft flille geworden. Der Reifende, der jetzt das Weichbild der Stadt betritt, findet die geringe Zahl der Gaffen faft menfchenleer; nur mehr wenige Häufer, welche den Giebelfchmuck noch nicht abgelegt haben, und die zahlreicheren kirchlichen Gebäude, erinnern an die glänzenderen Tage dei- Vergangenheit.

Diefes auf den Befucher je nach Gemüthsflimmung mehr minder mächtig wirkende Bild der Veränderlichkeit der Thinge mahnt zur Linkehr in lieh felbft. Der Gläubige eilt in die Kirche und betet, der Gefchichtsfreund hält aber noch über die Zeit einer andächtigen Erbauung im Gotteshaufe an und widmet feine Erinnerung insbefondere allen Denen, von welchen lieh Merkmale ihres Gewefens in ihren Grabmälern erhalten haben. Da verweilt er wieder mit Vorliebe bei Jenen, deren Namen ihn an irgend ein gefchichtliches Ereignifs mahnen.

Die Ausbeute an folchen ift eben in Friefach reichlicher, als fonft wo, im Dominicaner- Klofter zugleich ganz befonders feffelnd. Diefer Umftand mag es rechtfertigen, hier wiederzugeben, was uns jene Steinbilder fagen. Die Rechtfertigung diefes Unternehmens liegt vorwiegend in dem Umftande, als neben gewöhnlichen Menfchen auch folche in der Erinnerung wieder erweckt werden, welche im Staate und in der Gefellfchaft, vermöge innehabender Würden und geiftiger Eigen- fchaften, einigen Rang behaupteten.

Grabsteine der christlichen Zeit zu Friesacii in Kärnten.

93

Ich hin nicht der Erfte, welcher Friefach's Grabdenkmäler befchreibt und publicirt. Zuerft brachte Anton Kdler von Benedikt Auszüge der Gral)fchriften. ' Später hat Dr. Heinrich Merrmann, Domherr in St. Andrä, der verdienftvolle kärntnifchc; Hilloriog^rapli, Friefach's Bau- und Kunddenk- malen feine Aufmerkfamkeit zugewendet und diefer l'ul)lication auch die Graljinfchriften einver- leil)t.'" Wenn im Allgemeinen einige Ausführungen diefer Abhandlung unter dem Secirmeffer fach- niimnifchci- Kritik die Probe nicht hielten/ fo beflehen eine folche die dort reproducirten, wefent- lich fehlerhaft copirten Infchriften gegenüber den offen am Tage liegenden fteinernen Originalen zum guten Theile leider auch nicht. Die vielen Fehler bringen mich zur Vermuthung, dafs Dom- herr Herrmann die Aufnahme der Infchriften perfönlich gar nicht beforgte, fondern folche einem untergeordneten Organe übertrug, dann im guten Glauben voller Richtigkeit der gelieferten Daten eine Revifion unterliefs. Nur fo ift die grofse Zahl der Differenzen erklärlich, deren Gattung über- diefs die Buchung auf das Conto der Druckfehler nur in untergeordneten Fällen erlauben würde.

Indem ich hinfichtlich der Bau- und Kunfldenkmäler diefer Stadt auf die zu verfchiedencn Malen in diefen Schriften erfchienenen Auffätze,^ ebenfo hinfichtlich der Grabdenkmale auf dasjenio-e verweife, was fchon an anderen Orten gefagt worden ifl,^ gebe ich fonach in Folgendem die Befchreibung der Grabdenkmäler allein, vollkommen von Neuem, und zwar von jeder Kirche zuerfl jene der geiftlichen, dann die der weltlichen Perfonen nach chronologifcher Reihenfolge.

Grabdenkmäler enthalten: A) die Collegiat-Stifts- zugleich Pfarrkirche zu St. Bartholomä, y?j das Klofter und die Kirche der Dominicaner, C) die Kirche der Deutfch-Ordens-Commende in Friefach, D) der einll: beflandene Judenfriedhof

A. St. Bartholomä.

I. Geißliche Perfonen.

I. 1333, December. Im Priefter-Chore nächft den zu demfelben führenden Stufen, alfo an einem Ehrenplatze der Kirche^ ein Gruftftein aus rothem Marmor, 200 Cm. hoch, 120 Cm. lireit. Das Bildfeld ift leer, wenigftens ift jetzt von einer einft etwa beftandenen figuralen Darftellung nichts mehr zu fehen. Aus diefer Zeit wären auch nur die Contouren eines Wappens, allenfalls eines Bifchofftabes zu vermuthen, jene der Geftalt verftorbener geiftlicher Perfonen, werden erft circa zwanzig Jahre fpäter allmälig beliebt. Am Rande in Majuskeln die Legende, doch fehlt der Beginn an der oberen Leifte, die Angabe des Todesjahres enthaltend, welches nach anderen gefchichdichen Behelfen in das Jahr 1333 fällt.

(no) nis Decemb' .obiit diis . Geroldus . eps|ecce. " Gurcenfis. vice Ulns .

Frifacenfis.fundator hvius ci (miterium). '

Diefer Bifchof entftammte einem falzburg'fchen Minifterialengefchlechte, welches fich na^h feiner Heimat: von Friefach nannte, fchon 1105 vorkömmt, zu Ende des 14. Jahrhunderts aber

' Mittheilungen .lus und über Grabfchiiften aus kärntnifclien Gotteshäufern, von Anton Edlen v. Benedidl, im ..Archiv für vater- landifclie (liärntnifche) Gefchichte und Topographie". 1850, II. Jahrgang, 158 281; Friefach auf S. 177 ff., 32 Stück in Auszügen.

- In ,,üeflerreich's kirchliche Kunfldcnkmale der Vorzeit", herausgegeben von Fr. Springer und R. v. Waldheim III. VI. Lieferung. 1857 58.

■' Mittheilungen der k. k. CentralCommiffion, 1858. III. Jahrgang. S. 278 80.

' Insbefondere: Die mittelalterlichen Baudenkniale der Stadt Friefach von A. Effenwein, Mittheilungen 1863, VlII , S. 145 bis 173 und igo 250; dann archäulogifche Reife-Notizen von Dr. Karl Lind, 1871, XVIII., S. 109 lii, Friefach.

■' Unter Anderen: Bergmann J. v. : über den Werth von Grabdenkmalen und ihrer Infchriften, Miltheilungen der k. k. Centr. Comni , IL, 141 ; Dr. Karl Lind, an verfchiedencn Orten, befonders in der. Schrift: Die Grabdenkmale während des Mittelalters; Raufchenfels Anton v. : Bilder mit Stafi'age aus dein Kärntner Obcrlande, 1871, S. 4; Wartinger: Bericht an den hift. Verein für Steiermark, Mscpl. Exh. Nr. 368; Widter: Ueber den Zuftand der alten Grabilenkmale in Oefterreich; Mittheilungen des Wr. Alterthunis Vereins. IL; Heckli Widmanfletter L.: Studien .in den Grabflätten alter Gefchlechter der Steiermark und Kärntens, 1S77 78.

^' ecclefiae.

' Diefe Iiifchrift fiehc in Mittheihingen dci Centr. -Com , 1S5.S, III., S. 280 in Kritik iiljer Iferrmann's Friefach.

'4*

n^ Leopold v. BECKn-WinMANSTETTER.

erlofchen fein dürfte. Gerold v. Friefach war der achtzehnte Bifchot von Gurk, in welcher Eigen- fchaft er das Collegiat-Capitel an der Kirche St. Niclas zu Strafsburg Giftete, die hifchüHiche Refi- denz zu Strafsburg um-, die Burg Grades und das Schlofs Waifenberg ausbaute. Nach der Grab- fchrift war er auch falzburg'fcher Vicedom zu Friefach, wo er nach fiebenjährigem Hirtenamte flarb und begraben wurde."

2. Circa 1350. Am Boden des Mittelfchiffes , unter dem Mufik-Chor, ein grauer Stein, 146 Cm. hoch, 68 Cm. breit. \'^on der Umfchrift in Minuskeln ifl; nur mehr zu entnehmen :

dns . Geörius de Zlimelsperg plbs. fei. Nicola.

Die Abbreviatur der vorletzten zwei Worte möchte ich als plebanus fan6li Nicolai auflöfen. Ich verfuche die Zutheilung diefes Steines an die Familie Zamelsberg, welche zudem unweit Friefach im Gurkthale behauft gewefen; 1344 fiegelt ein Ulrich ab dem Zamelsberg mit einem Mühleifen und der Umfchrift: de Gurk, eine Strafsburger Urkunde, 1345 ein Buoell ab dem Zuomoltsberg mit der Umfchrift: S. Ulrici de Loke und noch 1411 wird ein Hans von Zumelsperg genannt.-

3. 1363, 25. Jänner. Im Mittelfchiffe am Boden ein ftark abgefchliffener Grabftein aus rothem Marmor, 234 Cm. hoch, 115 Cm. breit. Im Bildfelde die fchwach eingeriffenen Contouren der Geftalt eines Priefters in bifchöflicher Gewandung. Die Randfchrift in gothifcher Minuskel lautet :

V Anno.domini.m.ccc.lx uj VIII. Kai: Febrvarii, hoc erat in die converfionis fanft: Pavli Apli. dns.Petrvs ecce Laventine jeps.et vigediis.in F"rifaco. obiit.et.hic.fepultus.''.':'. Peter, deffen Zunamen nirgends genannt ift, gelangte im Jahre 1357 zur bifchöflichen Würde; eine chronikalifche Bemerkung des Probfies Mayer, dafs die Canoniker des Cathedral-Capitels für ihn einen Jahrtag flifteten, zum Danke für die dem liisthume erwiefenen Wohlthaten, bekundet feinen frommen Eifer. Auch ani herzoglichen Hofe von Oeflerreich genofs Peter Anfehcn. Wie durch Zeugenfchaften in herzoglichen Urkunden bewährt wird, befand er fich im Winter 1359 auf 1360 am Hoflager Herzogs Rudolph zuerft inWien, begleitete daim den Herzog zur Abnahme der Huldigung nach Graz im Jänner 1360, weiters im März desfelben Jahres nach St. Veit in Kärnten, Cilli in Unterfteier und endlich nach Laibach. Am 6. Jänner 1362 erfcheint Bifchof Peter als Zeuge in jener Urkunde, gemäfs welcher die Herzöge Rudolf, F'riedrich, Albert und Leopold mit den Könieen Ludwie von Ungarn und Cafimir von Polen ein Bündnifs abfchloffen. Peter war endlich (der erfle unter den Lavanter Kirchenfürften) zugleich auch falzburgifcher Vicedom zu Friefach, in welcher Eigenfchaft er von Ofl:ern 1361 an genannt wird. Diefer letztere Umlland beulaubiet die Beifetzune des Bifchofes in F"riefach. Anfechtbar ift diefelbe jedoch durch folgende Stelle bei Tangl:' „Bifchof Peter ftarb noch im Jahre 1362 zwifchen dem 17. September und 31. December zu St. Andrä und ward in der Cathedral- Kirche dafelbft begraben, wo feine Grab- ftätte durch einen rothen Marmorftein bezeichnet war. Diefen Grabftein eignete fich nach etwa 250 Jahren der Piifchof Georg III. Stobäus v. Palmburg zu, liefs ihn herausnehmen und auf deflen Kehrfeite fein Bildnifs mit tüner pomphaften Infchrift einhauen und ordnete an, dafs er fo auf icin eigenes Grab gefetzt würde." Wufste Stobäus vielleicht, dafs Peter in St. Andrä gar nicht begraben liegt:! Jedenfalls hat Tangl den (irabftein in Friefach mit der genaueren Bcftimmung des Todestages nicht gekannt.

4. 1400. Im Mittelfchiffe nächft dem Andreas-Altar am Pjoden gebettet; das 215 Cm. lange, 75 Cm. breite Bruchftück eines Grabmales mit Randfchrift in gothifchen Charakteren. Das Feld ift leer, von dem Rahmen ift die obere Schriftleifte mit dem Beginne der Widmung abgebrochen, die

Hohenauer, kurze Kirclicngefch. v. Kärnten, 1850, S. 87—88; Weifs. Kärnten's Adel, S. 63.

ä Wiip, Kärnten's Adel, 163.

•■' Vergleiche Mittheilungen der k. k. Centr.-Comni. ; 1858, III, S. 280, in Kritik üher JJtirmafin'x Friefach.

' Dr. Karlmann Tangl, Reihe der Uifchöfe von Lavant, 184I, S. 114 118.

Grabsteine der christlichen Zeit zu Friesach in Kärnten. 95

untere Schriftleifle hingegen abgefägt, entllich (li<; Minuskelfchrill an der rechten Leide gröfstcn- tlieils abgefchHffcMi, fo dals von der Unken Leifte nur mehr zu lefen ift :

Johanes Iicrnhardus tlecan' h'(uiu.s) ecc (les)ie in die vincentii; cndlicli von der rechten

Leifte der Schlufs: (obiit) anno dni.m.cccc.

Gehörte diefer Dechant etwa der kärntnifcli(;n Familie; Bernardin (auch Wernardin) von Bernlhurn an? deren Wappen in Megifer's Chronil'C von Kärnten II, S. 1788, zwar räumlich ange- deutet, doch nicht ausgefüllt ift.

5. 1422. Am Boden des Mittelfchiffes, unter dem Mufik-Chor, ein 164 Cm. holutr, 83 Cm. breiter grauer Stein mit leerem Mittelfelde, Randfchrift in gothifcher Minuskel:

Anno . dni . M°CCCC"i . xxu". in viinlia mathi . evaneelifte. obiit. dns. Briclcius l'awmafartinleer.

canöicus hui' ecclie.

6. 1501. Im nördlichen Seitenfchiffe in die Wand eingelaffen ein 176 Cm. hoher, 89 Cm. breiter, wcifser Marmorftein. Im Figurenfelde die liegende Geftalt eines Priefters, das Haupt auf einem Kiffen ruhend, die Rechte ift feinend erhoben, die Linke hiilt den Kelch, zu Tüfsen zwei Wappenfchilde, und zwar rechts eine Mausmarke, links drei Reihen von je dr(M Kettenringen übereinander, das ift das Namenswappen. Die Randfchrift im Minuskel, rechts beginnentl und Ijis in die dritte Leifte reichend, lautet:

Hic.eft.fepult9.hon''^ vir . diis. Andreas. Khettner' ]pntis" ecclie. decan9.j

f[i(n)dator . h9(ujus) . altaris . ano . dni . . .j. Ueber die Herkunft des Dechantes ift nichts bekannt. Vcrmuthct könnte fie werden von jener Familie, aus welcher die Brüder Otto und Heinrich Kettner von Aufsee in Oberfteier am 21. December 1411 Grundftücke und ein halbes Dörrhaus bei der Auffeer Brücke verkaufen.' Etwas fpäter in den J. 1474 bis 1493 war der Ritter Jörg Kettner Pfleger in der Burg zu Stadt Steyer in Ober-Oefterreich. ' 1540 wird ein verftorbener Abt Johann Khettner von Viftring genannt; es könnte unter diefem nur der Vorgänger des Cardinais Matthäus Lang, Johann VI. gemeint fein, welcher 1491 erwählt wurde, nach [g'/ajähriger Regierung im Auguft 1501 ftarb. Das wäre gleich- zeitig mit unferem Dechante, welcher am 21. December 1496 neben dem Stiftspropfte Colman Brunmeifter Zeuge in einer Vi6lringer Urkunde war. Waren Andreas und Abt Johann v. Viftring etwa Brüder? In der Friefacher Urkunde vom 24. Mai 1499 ift Dechant Andreas Kettner ebenfalls genannt.

7. 1507, 22. Auguft. Im Mittelfchiffe ein grauer, 170 Cm. hoher, 90 Cm. breiter Stein mit folgender gothifcher Umfchrift :

Hie . eft . sepult9 . ho". | dns . Criftoffor9 . Dachs . decretor . liceciat . caJnonic9 . h9(ujus) . ecclie . obiit . die|

XX° mesis . augufti . aho . dni . 1 . 5 . o . L

Das Mittelfeld füllen die ftark verwifchten Contouren des auf einem Polfter ruhenden Canonicus, auf dem Haupte trägt derfelbe ein Barett.

Diefer Familienname ift ein häufig vorkommender, wodurch die nähere Claffification erfchwert ift. Angemerkt fei hier nur, dafs vom XIII. Jahrhunderte; an bis circa 1530 ein raths- fähiges Gefchlecht diefes Namens in Augsburg blühte. ' Der Lhiiftand, dafs das redende Wappen diefer Familie auf dem Grabfteine keinen Platz fand, fpricht nicht für eine Verbindung diefes Chorherrn mit jener Familie.

(Forlfelzuiig folgt.)

' Herrmann las- Liheltner, MeTieciikl: Eirlener.

- Praesenlis >

■' Muchar Gefcliiclite <ler Sieicrmark, VII. iiS.

* Prevenfiulier Aanales Slyrenäes, S. 129, 158, 373 und 375.

5 Statten, Gefch. adeliger Gefchlechter in Augsburg S. 50 und Tab. 2.

DIESAMMLUNGEM DES SCHLOSSES LUSTTHAL BEILAIBACH,

Von A. Luschin v. Ebengreuth.

NGEFÄHR auf halbem Wege zwifchen den liifcnbahn-Stationen Salloch und Laafe liegt auf dem linken Save-Ufer das Schlofs Luftthal. Schon zu Valvafor's Zeiten foll es mit mancherlei „Vorzü"lichkeiten" ausyeftattet "^ewefen fein, doch zeiort die Abbilduntf in der „Ehre des Herzogthums Krain" Buch XI, S. 353 keinen irgendwie anfehnlichen Bau, fondern nur ein einfaches Haus, welchem eine grofse Linde im Hofe und ein benachbarter Ziergarten befcheidenen Schmuck gewährten.

Diefe Verhältniffe änderten fich mit dem Jahre 1688. Johann Balthafar Rafp, der bisherige Eieenthümer, verkaufte das Schlofs an den rechtstjelehrten Beifitzer des Laibacher Schrannen- gerichts, den Magifter Artium Liberalium und Dr. Jur. utr. Johann Daniel von Erberg, und diefer machte es zum Hauptfitze feiner Familie.

Die Freiherren von Erberg waren ein für Wiffenfchaft und Kunft empfängliches Gefchlecht. Der o-enannte Erwerber von Luftthal war z. B. nicht nur im landfchaftlichen I^ienfte thäti^;, und unter dem Namen Fidus einer der Begründer der Academia Operosorum Labacensium (1693), fondern überdies der Verfaffer brauchbarer juridifcher Werke. Anton und Bernhard Freiherren von Erberg, traten in den Jefuiten-Orden ein und hinterliefsen hiftorifche und philofophifche Schriften, P. Innocenz ift durch feine Karte der Ordens-Provinz Paraguay (1727) bekannt geworden; ein P. Gregor von Erberg, gleichfalls S. J. veröffentlichte 1713 einen Fasciculus rubricarum juris utriusque, wieder ein anderer (Matthäus) verfafste eine italienifche Grammatik für Deutfche (1703) u. a. 111.

Die Geiftesrichtung der Befitzer kam auch dem Schlöffe Luftthal zu Gute; die Wohn- gebäude wurden erweitert, ein ausgedehnter zum Theil durch Waffergräben begränzter Ziergarten mit prachtvollen alten Bäumen, feltenen Pflanzen, einem Labyrinth, Grotten und kleinen Mufeal- Gebäuden wurde im Laufe der Zeit sjefchaffen, ein fchattiger Baumeane in der Richtune sfeeen Laibach anjreletft u. f w. Der Sitz hiefs nun mit Recht Luftthal und man begreift, dafs die Laibacher den Befuch diefes Ortes unter ihre Lieblincrsausflüoe aufnahmen.

Locale Berühmtheit genoffen (namentlich feitdem wegen eingefchlichener Mifsbräuche der Zutritt ftark befchränkt worden war) vorzuofsweife die verfchiedenen Sammlungen des Schloffes. Ueber deren Entftehung und Anwachfen können ohne Einficht in die Pamilienpapiere keine erfchöpfenden Daten gegeben werden, doch läfst das Inventar nach dem 1783 vcrftorbenen Freiherrn Wolf Daniel von Erberg erkennen, dafs die Familie fchon damals eine anfehnliche Bibliothek hatte, welche zum Theil im Schlöffe, zum Theil im freiherrlichen Haufe zu Laibach auf- bewahrt wurde. Ihre glänzendfte Zeit und ihren Abfchlufs fanden jedoch diefe Sammlungen durch die Sorgfalt der Freiherren Jofeph Auguftin (f 1843) uiul Jdleph lM;r(linand von lü-bcrg (f 1847), welche nicht nur die oberwähnten Mufeal-Gebäude errichteten, fondern auch die AnflliTJung der

Die Sammlungen des Schlosses Lustthal bei Laibach. 97

einzelnen Objc<5lc in jener Ordnung; veranlafsten, in welcher ich fie 1878 kurz vor deren Auf- löfung fah.

Von dem Vorwurfe einer ijewiflen Ikintfclieckii'keit war freilich diefelbe kaum freizu- fprcchcn. Der unbczwin<rliche Sammeleifer hatte die Befitzer zu einer Zerfplitterung nach allzuviel Richtungen verführt, und überdies Manchem Eingang verfchafft, das beffer von der Sammlung felbll auspfefchloffen geblieben wäre. Dies mit namentlich von den Gegenftänden in den Schlofs- zimmern. Aber auch in dem Mufeal-Gebäude war neben wahrhaft Intereffantem und höchft Seltenem das Mittelmäfsige oder Gewöhnliche zu aufdringlich vertreten, um einen harmonifchen Eindruck zu hinterlaffen. Ich befchränke mich daher auf die Erwähnung, dafs aufser einer Münz- fammlung hier auch Naturfeltenheiten, Gemälde und verfchiedene Antiquitäten untergebracht waren. Defto beachtenswerther war das hiftorifche Material in der Bibliothek und im Schlofs- Archive, da die Freiherren Jofeph Augurtin (feit 1810 wirkl. geheimer Rath) und jofeph Ferdinand (k. k. Kämmerer und Legationsrath) die Mufse ihres Landaufenthaltes nach Beendigung ihrer Lauf- bahn im Hof- und Staatsdienfte mit gefchichtlichen Studien ausfüllten. Insbefondere befchäftigte die Literar-Gefchichte feines Heimatlandes den Freiherrn Jofeph Auguftin in hohem Grade. In den Winterabenden des Jahres 1825 enfland fein „Verfuch eines Entwurfs zu einer Literatur-Gefchichte für Krain nach den Quellen der Lultthaler Bibliothek und des Archivs". Das Werk war zwar noch nicht druckreif, wie der Verfaffer felbll durch den Beifatz „zu meinem blos eigenen Gebrauche" andeutete, demungeachtet bilden die daraus mitgetheilten E.xcerpte den allein werthvollen Theil der 1851 1852 von Dr. V. F. Klun (in den Mittheilungen des hiftorifchen Vereins für Krain) veröffentlichten „Beiträoe zur Literatur-Gefchichte von Krain". Einer noch früheren Zeit dürfte ein

ff O

ähnliches, meines Wiffens noch ungedrucktes Manufcript Erberg's angehören, welches ver- muthHch als Circular im Lande verfendet werden follte. Ich hebe aus dem kurzen „Entwurf zu einer Literatur-Gefchichte von Krain" überfchriebenen Aftenftücke einige Abfchnitte heraus, welche nicht nur die Plane des Freiherrn Jofeph Auguftin darlegen, fondern überdies einen Einblick in den Beftand der Luflthaler Sammlungen während der Zwanziger-Jahre gewähren.

Die Literatur-Gefchichte von Krain erklärt der Verfaffer im Eingange feines Auffatzes für ein ebenfo nützHches als dankbares Arbeitsfeld, doch fei eine weife Befchränkung in den Zielen umfomehr erforderlich, je weiter das Feld der Literatur ausgedehnt werden könne, und je mehr verführerifche Ausblicke in andere Wiffensgebiete dabei vorkämen. Für Krain könnte man als Auso-angspunkt die Aufflellung einer Buchdruckerei im Jahre 1573 annehmen, doch fei das Mit- wirken Mehrerer bei diefer Arbeit unerläfslich. „Das Nöthigfte aber, gleich dem Baumaterial für den Baumeifler, bleibt für den erften Vorrath die Bemerkung alles deffen, was immer zum vor- lieo-enden Zwecke aneenommen werden kann, es feien dies nun Vormerkungen aus Büchern und Schriften, oder aus mündlichen Ueberlieferungen, oder aus zufälligen Erfahrungen, Erinnerungen" u. f. w.

„Was die Luflthaler Bibliotheka und Archiv hiezu beitragen können, belleht beiläufig aus Folgendem.

Im Luflthaler Archiv: i. Ein Entwurf zur typographifchen Gefchichte aus des Manlius Druckerei. 2. Vormerkung ein(ig)er Werke aus diefer Druckerei. 3. Beiträge zur Literatur- Gefchichte von Krain, gefammelt von Suppantfchitz. 4. Vormerkungen, verfchiedene, von H. von Brekerfeld. 5. Trubers Gefchichte in einem eigenen Auffatze. 6. Bruchflücke von Lebens- befchreibungen berühmter und gelehrter Krainer. 7. Das Manufcript des Schönleben: Regia Virtus eine Stematographia Carnioli. 8. Das Manufcript desfelben über alte Münzen bei Laibach ausge- graben. 9. Einige fogenannte Pra6lika oder Kalender und Litaneien der Heiligen in Tafeln. IG. Lebensbefchreibungen aus der Confraternität des h. Difmas. 11. Lebensbefchreibungen einiger

98 A. LUSCHIN V. Ebenüreuth.

berühmter Männer, deren Originalien in der Alumnats-Bibliothek vorfindig^ find. 12. Nachrichten von der Academia Operoforiim. 13. Die Grabfchriften aus den Kirchen in Krain gefammelt. 14. Des Lukantfchitz genealogifche Sammlungen in zwei Bänden. 15. Verhandlungs-Adten, einige, des Dalmatin und Trüber mit den krainerilchen Ständen, worunter ein paar Originale. 16. Hine Samm- lung krainerifcher Gnadenbilder. 17. Alle Diarien der Jefuiten feit ihrem Entfliehen in Krain bis zu ihrer Auflöfung. 18. Ein Band der Lebensbefchreibung der Laibacher Jefuiten, auch vom Zeit- punkte ihres Entflehens in Krain, fo ein vorzüglich intereffantes Buch.

In der Bibliothek: i. Einige von Manlius zu Laibach gedruckte Bücher. 2. Alle gut an- wendbaren Notizen aus Valvafor's Chronik, obgleich fie nicht alle j^robehältig find. 3. Viele von Meyer und fpäter in Laibach gedruckte Werke. 4. Viele im Auslande gedruckte Werke von Krainern. 5. Jöcher's gelehrtes Lexikon. 6. Einige Landkarten von Krain. 7. Insbefondere einige fehr gut zu benützende von Laibach und Krain handelnde kleine Werke, als Bos in lingua etc."

Grundlage einer jeden Literatur- Gefchichte fei die Befchaffung der erforderlichen Titel- Copien, das Durchfehen der Werke zur Beiflellung derfelben führe von felbfl; weiter. Man gelange fo zur Abtheilung des Stoffs nach Gruppen (allgemein krainerifche und particular flavifche und deutfche Literatur), fodann zu den Kiinfllern (Maler, Kupferftecher, Waftenfchmiede u. f. w.), endlich zu den Kunftwerken felbfl.

Demnach könnten „die erflen Anhaltspunkte zum fogleichen Anfang der Arbeit und zwar einftweilen nach Mafsgabe der vorfindigen Quellen und Hilfsmittel in folgende Fragen einge- kleidet werden: i. Wann hat fich vorzüijlich der fogrenannte literarifche Geill in Krain hervor- zuthun angefangen? 2. Was hat die erfl:e in Krain eingeführte Buchdruckerei hervorgebracht.^ 3. Welche vorzügliche Manufcripte finden fich vor, die dem Zeitpunkt der Buchdruckerei voraus- gehen oder nicht gedruckt worden find: 4. Welches ift das erfte in Krain gedruckte krainerifche Buch: 5. Wer hat vorzütjlich zur Beförderuntj der krainerifchen Literatur beisi^etraoren ? 6. Wie fahen die erflen Schulbücher aus, find welche vorhanden.' 7. U\ keine Biblia pauperum in Krain aufgefunden, find keine Spuren einer flavifchen Biblia pauperum oder etwas derfelben ähnlichem (vorhanden).- 8. Wann ift die erfle Pratika in Laibach gedruckt worden: 9. Welche find unter die altern krainerifchen Gelehrten zu rechnen: 10. Hat Krain auch eigene Formfchneider, Kupferftecher zur Zeit der erften Buchdruckerei gehabt f "

Freiherr Jofeph Auguftin von Erberg hatte, wie man ficht, feine Aufgabe fehr wohl erfafst; man könnte heute im gleichen Falle nicht viel anders vorgehen. Seit dem Jahre 1825, in welches obiger Entwurf fpäteflens fällt, wuchs jedoch den Sammlungen noch ein und das andere Manu- fcript zu, und ging leider andererfeits manches wieder verloren. Da überdies die Aufzeichnung nur einfeitig, mit Rückficht auf die Literar-Gefchichte von Krain, abgcfafst ift, des Intereffanten aber auch nach anderen Richtungen vorhanden war, fo laffe ich nunmehr meine Vormerke foltren.

Für die Bibliothek beftand ein eigenes kleines Gebäude mit zwei Zimmern, welches in den Dreifsiger-Jahren diefes Jahrhunderts weftlich vom Schlöffe am äufserften Ende des Gartens, dem Mufeum gegenüber errichtet worden war. Der gröfsere Raum mit zwei Fenflern war zur Auf- bewahrung der Bücher beftimmt, der kleinere, urfprünglich zum Arbeits-Cabinete beftinimt, wurde fpäter zu einer Gärtnerwohnung umgeflaltet. Eine Zählung im September 1838 ergab 6916, zur Zeit meines Befuches überfliegen die aufgeftellten Bände die Zahl von gut 5000, doch gab es bereits einzelne Lücken, mindeftens erwiefen fich meine Nachforfchungen nach einigen in dem fechs- bändigen Bücher-Katalog verzeichneten Werken als vergeblich, andererfeits kamen wieder Bücher und namentlich auch Manufcripte zum Vorfchein, welche noch nicht befchrieben worden waren.

Ich übergehe die gedruckten Werke, unter welchen fich fchüne Incunabeln, z. B. zwei Aus- gaben von Schedel's Welt-Chronik befanden, und hebe unter den Handfchriften nachfolgende hervor:

Die Sammlungen des Schlosses Lusttiiai. üei Laihacii. gg

1. Ein glaoolitlfchcs Mamifcript (Mifsalc? 15. Jahrliuntlcrt ?) auf Pergament, mit etwa 70- 80 Blättern in Folio und ein paar Initialen.

2. Nr. 4532. Laftantius de falfa religione ; de officio dei; de ira dei; de phenice. Cod. niemb. in kl. Folio, mit prächtiijen Initialen in Gold und Farben. Italienifche Arbeit, zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts.

3. Manufcriplum e.\ antiqua bibliotheca Aquilejenfi, enthaltend : de vocatione f. Petri, Paffio f. Kyliani et fociorum u. f. w., im Ganzen 30 Lebensbefchreibungen von Heiligen. Cod. memb.

. XV. 305 doppelfpaltig bcfchriebene Blätter in gr. Folio.

4. Bibel mit zahlreichen hübfch ausgeführten Minialuren und Initialen in Gold und Farben. Cod. memb. f. XV. Fol.

5. Mifsa f. Sigismundi Cod. meml). f. XV, etwa 20 Blätter Folio, mit der rothgefchrie- benen Schlufsnotiz: Exemplar de Vienna portatum per Magiflrum Francischinum de Mutonibus tle Tervifio, Artium lib. et IMedicina- Do(51:orem tunc ducum Aullria- ph\ licum, et prsediftus Magifler hunc librum capitulo donavit Aquilejenfi.

6. Nr. 4238 4240 drei Ausgaben der Krainer Landhandfefle vom Jahre 1598 mit hand- fchriftlichem Anhang von Generalien verfchiedenen Inhalts.

7. Nr. 4272. Die Wappen der landlländifchen Familien des Herzogthums Krain Papier, grofs Folio mit vielen colorirten Zeichnungen in zwei Bänden.

8. „Sammlung einiger Stammbäume krainerifche Familien betreffend, welche im Jahre 1795 noch im Flor waren." Ms. Chart. 4".

9. Breckerfeld: Verfuch zu einer Matrikel der Herren Stände in Krain mit Namen der jetzt lebenden Mitglieder, 1792. Ms. Chart. Folio.

10. Conflitutioni dell' illuflriffimo contado di Gorizia. Ms. Pap. 4°, enthaltend die Ueber- fetzung ins Italienifche vom Jahre 1670.

11. Chronik von Cilli. Ms. Chart. Fol. 17. Jahrhundert, 73 Blätter, wie es fcheint, zur Claffe der ehemals gräflich Taxenpach'fchen Handfchrift gehörig, beginnt: Anfang diefer Chroniken

will ich gar kürzlich etwas Meldung thuen von der Stadt Cilli Cilli jezo die Haubtftadt u. f. w.

P2ndet mit der Notiz: den fibenden Sept. 1566 ift Sigedt verloren worden. (Vgl. Kroncs im Archiv für öfterr. Gefchichte L. S. 16.)

12. Hiftorifche Belchreibung des Herzogthums Steyer, Authore Joanne Friderico a Schrot. Das erfte Buch der fteyrifchen Chronica. Abfchrift diefes werthlofen Machwerks. Fol. 352 Seiten mit mehreren Tabellen. 18. Jahrhundert.

13. Relazioni di anno 1639 da Giovanni Pieroni, Vorfchläge zur Befelligung inneröfterrei- chifcher Städte und Ortfchaften mit Plänen und Anfichten nebft Informationen und IJerichten an den Kaifer vom Jahre 1641. Fol. 17. Jahrhundert. Dies Manufcript wurde nach einer Bemerkung Erberg's im Jahre 1794 um 3 Ducaten für das Luftthaler Archiv erkauft.

14. Umfangreiche Bruchftücke von 5 Stammbüchern und zwar:

a) Des Johann Knotzer mit Einträgen von 1564/6 (meift zu Wittenberg).

b) Des Magifler Exul Rumphius. Einträge : 1606 1617 aus Tübingen, Strafsburg, Padua, Bourges u. f. w.

c) Des Johann Mathes Händl von Krummnufsbaum, 1621 1643 (Regensburg, Ulm, Padua Siena u. f. w.).

d) Des Georg Balthafar Kazianer 1608 1634 (meift Tübingen und Strafsburg).

e) Stammbuch der Freiherren von Sterneck, 1632 1695 mit vielen Gedichten, z. B. Soldaten Leben hat Gott eetjeben, wer ift der anders faoen kann, der weltlich Standt, die

\II. N. V. 15

,QQ A. LuscHJN V. Ebenureuth.

Majeftät durch Krieg gegrund wirdt und bcllcht. Das iJoininiren Das Triumphiren kömht einig von Soldaten an. etc. 7 Strophen, oder: Chara Ijella meine Krön, Chara bella fchläül du fchon u. f. \v.

15. Welth-Cronik des Br. Hans von Udine, Cod. eh. XV. Hie hebt fich an der Prologus in die ainii>-uno- difes puechs das da zufam klaubt ill worden von viel hiftorien von Bruder 1 laufen von \'tino bruder des myndern Ordens aus dem Bisthumb Aquilegia u. f. w. beginnt mit Adam und Eva und reicht bis zum Tode des Ladislaus l'ollhumus. Mit vielen hundert altcolorirten BrulV biklern in runder Einiaffung und einzelnen gröfseren Abbildungen; von roher Arbeit.

16. Das fogenannte Manufcript des Herrman Tallner vom Jahre 1456, d. h. die von diefem Bücherabfchreiber für Ludwig den Kofyagker beforgten Copien des fogenannten grofsen Alexander und der öfterreichifchen Chronik des Hans Sefner, welche bisher unter dem Namen des Gregor Hagen ging. Vergl. die Unterfuchungen Dr. Franz Martin iMaycr s im 60. Bande des Archivs für örterr. Gefch. 328 ff, und die vom Freiherrn Jof. Auguflin von Erberg herrührende Befchreibung in den Mittheilungen des hiftorifchen Vereins für Krain.

17. Reber, Balth.: Gefchichte K. Leopold I. 1694. Dedications-Exemplar, 3 Bl. I'gt, mit Zier- fchriften, und 333 Bl. Papier u. f. w.

Weit reicher an hiftorifchem Material erwies fich das in einem ebenerdigen Gewölbe des Schlofsgebäudes untergebrachte Archiv. Der Herkunft nach vermag ich fünf Hauptgruppen nachzu- weifen, auf welche jedoch die durch Freiherrn Jofeph I'\-rtlinand beforgteAufftellung der Archivalien keine Rückficht nahm. Ich unterfcheide nämlich:

1. Das eigentliche Herrfchafts -Archiv mit den Urkunden und A6lcn der vereinigten Befitzungen Luftthal und Ofterberg. Vorhanden fmd:

1. Herrfchafts Protokolle in Unterthanenfachen von 1688 1703, 1729 ff, 1760 78 u. i. w.

2. Verfchiedene Proceffe und Herrfchafts-Aften in 39 Buchfchachteln.

3. A6len der Mairie in Luftthal, 3 Buchfchachteln, eine ziemlich vollftändige Sammlung der an die Mairien in Krain zur Zeit der Franzofenherrfchaft ergangenen Erläffe.

4. Altes Ofterberger Archiv, 3 Buchfchachteln mit Urkunden u. f w. aus den Jahren 360 1599, und Archiv alter Urkunden, n Buchfchachteln mit Urkunden von 1346 17. ., zufammen 108 Stück.

11. Das gräflich gallenbergifche Archiv, dasfelbe befteht:

1. Aus 7 Buchfchachteln mit 194 Urkunden von . . . 1500 1747, darunter ein Stück aus dem 13., 44 aus dem 14., 71 aus dem 15., 45 aus dem 16. Jahrhundert u. f w.

2. Aus 28 Fascikeln, welche theilweife fehr Intereffantes enthalten. Ich hebe daraus hervor Fascikel i. öffentliche und Privatcorrefpondenz des Landesverwefers Joft von Gallenberg

1544— 1566.

Fascikel 9. Originale von Familienbriefen 1644 1677.

Fascikel 12. Verfchiedene Gegenftände und Salzburger Katalog (d. i. ein Verzeichnifs der aufge- fchwornen Kanoniker vom Jahre 1514 her).

Fascikel 13. Correfpondenz mit den P^ürften Johann Seifried von P^ggenbcrg.

Fascikel 21. Theologifche und hiftorifche Scripta des Laibachcr Domherrn Seifried Grafen von Gallenberg.

Fascikel 22. A6len, betreffend das Obriftjägeramt in Krain.

Fascikel 23. Desgleichen, betreffend das Landmarfchallamt in Krain.

Fascikel 24. Decrete in Dienftfachen an den Landediauptmann Wolf Weikhard, Grafen von Gallen- berg (1723— 1734).

Fascikel 25. Correfpondenzen in Landesangelegenheiten 1555 -57.

Die SAMMi.uNciEN i)i:s Schlosses Lusttual uei Laikach. ioi

Fascikel 26. Land"fe";enftände und Hofdecrete. Fascikel 27, 28. Patente aus der Zeit K. Karl VI.

III. Das Raigersfeldifche Archiv, enthaltend die Familienfchriften und Sammlunt^en des lM-eilu:rrn Franz Heinrich von Raigersfeltl, k. k. Repräfentations- und Landrathes, unil zwar:

1. Familien-Briefe 3 Fascikel.

2. Intereffante Briefe (von Chotek, Haugwitz u. f. \v.) an Franz Heinrich Freiherrn von kai- gersfeld, 1754 ff, 1 Fascikel.

3. Verfchiedene Briefe aus dem Raigersfeldifchen Verlaffe, 5 Fascikel.

4. Copia Lettere dal 1722 al 1740 des I*"reiherrn Franz H. v. Reigersfeld. 2 Bände.

5. Copia Lettere dal 1732 al 1738, vermuthlich von demfelben, i Band,

6. Diarien desfelben 1746 1756, 1758 1759 zwei ftarke Folio-Bände.

7. Publica Tergeftina, neuere Abfchrift (c. 1720 1730) der Privilegien und landesflirlllichen Frläffe für Trielt von K. Friedrich III. an bis zum Jahre 1713 herab.

8. Relationen in Commerzfachen, 1730 : Halblederband Fol. 464, S.

9. Hochlöbliche in Lotterie Sachen angeordnete Hof-Commiffion 1730. Fol. Halblederb., 658. S.

10. Referat vom Jahre 1717, betreffend die Einrichtung und Beförderung des Commercii freier öfterreichifcher Navigation, nebft andern das Commerzwefen betreffenden A6lenflücken bis zum Jahre 1730 herab. Fol. Halblederband, 1006, S.

11. Franz Matth. Stracka von den geifllichen und confiscirten Gütern in Böhmen und Mähren, 4 Abtheilungen in 2 Bänden. Gleichzeitige Abfchrift des 1730 verfafsten Berichtes.

12. Preufsifche Correfpondenz von der Campagne de 1745. Gleichzeitige Abfchrift, I. Bd. Fol. Ferner 36 Fascikel, A6len, Cameralia (Fol. i 5, 16). Criminalia, Ecclefiaftia (Fol. 7 10,

Gorz, Krain, Trieft), Nachrichten über krainerifche Adelsgefchlechter (Fol. 11-15), Jufticialia (krainerifche Schrannen- und böhmifche Gerichtsordnung. . Fascikel 17 und 22). Landfchaft Krain (Fol. 18 2i).Militaria, orientalifcheCompagnie, Politica (Folio 25 29, 35), Tergeftina (Fol. 35) u. f. w.

IV. Das Familien-Archiv der Freiherren von Erberg. Dasfelbe enthält:

r. Inventare nach verftorbenen Familienmitgliedern, z. B. Johann Daniel 1716, Wolf Daniel 1783 u. f w.

2 Schriften des Freiherrn Hans von Erberg, 4 Bände.

3. Familienbriefe, 14 Fascikel.

4. Eine Sammlung von Autographen zumeift aus der Correfpondenz des Freiherrn Jofeph Auguftin zufammengeftellt, darunter Briefe aus den Jahren 1810 1814 und zwar: Oefterreicher 1 Fascikel (Nr. 61), deutfche Reichsmitglieder und Ausländer i Fascikel (Nr. 62), beide alphabetifch geordnet. Zum k. k. Hofftaat gehörige Perfonen i Fascikel (Nr. 63).

5. Dienfte bei Hof 1810— 1816, i Fascikel (Nr. 64).

6. Verfchiedenes über die Gefandtfchaften des Freiherrn Jofeph v. Erberg, 2 Fascikel (Nr. 65, 66).

Ferner die Werke des Johann Daniel von PIrberg, u. zwar:

7. Notata Praftica betreffend: i. die Gerichtsbräuch bei der Schrannen in Crain, 2. die Gefchlechter oder Familien, 3. die Offitia des Landts, 4. die Lehen fo in Ueberfehung der Schran- nen-Protokollen raptim annotirt und extrahirt worden durch mich Johann Danieln von P.rberg pro femine meines vorhabenden Opusculi Obfervationum Practicarum. P'olio, Lederband von etwa 700 Seiten enthält u. A. ein Verzeichnifs dcx damals vorhandenen 55 Schrannen-Protokolle aus den Jahren 1517 1686.

8. Obfervationes Praclicie inclyli Praetorialium .mlicorunuiue, judiciorum, dicasterii. Joannis Danielis L. B. ab Erberg. Pergament-Band.

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I02 A. LuscHiN V. Ebenckeuth.

9. Journal zur angenehmen und nützlichen Erinnerung an das was Luftthal in feinen vcr- fchiedenen ökonomifchen, naturhiftorifchen, botanifchcn Rückfichten, dann literären, Kunft- und anderen Gegenftänden Unterrichtendes darbietet. Zum blofscn I-'amiliengebrauch. Ocftober 1824 angefangen und fortgefetzt biff 1828. 4".

V. Unter der allgemeinen Bezeichnung: hiftorifche Sammlungen der Freiherren von Erberg faffe ich denjenigen Theil der Archivalien zufammen, welcher in keiner der vorangeftellten Gruppen mit Sicherheit untergebracht werden konnte. Manche der nun folgenden Nummern, /.. B. Nr. i 3, 7, 9 . . . ftammen verrnuthlich gleichfalls aus dem von Raigersfeldifchen Archive, wieder andere erwarb zuverläfslich der Sammeleifer der Freiherren Jofepli Auguilin untl Jofeph l'^crdinand von Erberg. Befondere Erwähnung verdienen :

1. Correfpondenz des K. Leopold I. mit dem kail, CiL-landttn in I\l;ulrid, Grafen \(in l'üt- ting, 1663 1674. Abfchrift aus dem 18. (?) Jahrhundert, zwei ftarke Bände, zum Theil chiffrirt.

2. Die von der Kaif Maj. an den Commandirenden Herrn Generalen der Cavallerie, Grafen von Khevenhüller Excell. erlaffenen Handfchreiben, hicnuif ireofebene Antworten und fonlt erftatteten Relationen (1735, 28. Aug. ^ 1736, 13. März, Krieg in Italien). Gleichzeitige Abfchrift. gr. Fol. Halblederband 734 S. Text und S. 735 802 Regifter.

3. Notizie della Corte di Roma, 1646 1703, Sammlung von 54 politifchen l'lugfchriflen betreffend Deutfchland, P>ankreich, Italien, Spanien u. f w. Halbleilerband, 2Bändegr. Fol., zufammen 2287 S. ftark. Abfchrift des 18. Jahrhunderts.

4. Relazione curiofa delle famiglie di Roma, mit genealogifchen Notizen über 22 adelige Gefchlechter. (c. 1670 73) Lederband, 4°.

5. Anglia, Portugallia. —■ Sammlung hiflorifclK^r Notizen aus der zweiten HiUfto des 17. Jahrhunderts. Folio Pergamentband.

6. Entwurf einer allgemeinen l'rocefs- oder Gerichts-Ürdnung, vorgelegt dem Kaifer (Carl VI ), ftarker Lederband in Folio.

7. Statut für Fiume vom Jahre 1527, Abfchrift des 18. Jahrhunderts. Folio Halbpergament.

8. Ueber die Exception und landesfürftliche Jurisdiftion einiger geiftlicher Fürften (betrifft den Bambergifchen Befitz in Kärnten), 17. Jahrhundert, Folio, i. Band (doppelt vorhanden).

9. Geheime Inftruclion für einen angehemien Hofcammerrath zuWienddo. 31. Odlober 1658, Pergamentband, Folio. (Kömmt bereits im Inventar nach Wolf Daniel von P'rberg vor und ift hier mit 7 kr. bewerthet.)

10. Inftru6tion K. Karl \'I, für das I. ü. Regiment zu Graz ddo. 18. Augult 1734. Gleich- zeitige Abfchrift, 103 S. Folio, Lederband. (Im Inventar nach Wolf Daniel als Manufcript von der I. ö. Regierungspflicht mit 17 kr. bewerthet.)

11. Inftruftion, nach welcher fich die jetzig und künftigen Herrn Verordneten diefes Erzher- zogthumb Oefterreich ob der Enns zu richten haben, ddo. 20. November 1660, Linz. Gleichzeitige Abfchrift, Polio, Papierband.

12. Anmerkunofen über das in tU-m Küniiireich Böheim bereits eiuLTeführte Generale oder Gerichts-Ordnung wie nämlich dasfelbe fo viel und nur immer thunlich nach dafiger Landes -Ver- faffung Gefätzl und Genc-ralien nützlich zu adaptiren wäre. 72 S. P'olio. Mitte des 18. Jahrhunderts.

13. Traftatus Judiciarius, dafs ift berüchtliche Handlung von dem abfcheulichen Lafter der Zauberei, durch Johannem Wendteyfen geweften Stadtrüchtern vndt Statt Sindicum zu Radtkehrs- burg . . . zufamben colligirt. Abfchrift vom Jahre 1699, 66 Seiten, beigebunden ein Bruchftück(i2 Bl.) des Proceffes der als Hexe angeklagten Catherina Paldtauffin aus Piirftenfeld.

14. Idea von einer einrichtenden Gerichts-Ordnung (in 24 Abfchnitten) nach dem Präfenta- tum am 2. December 1748, einer Behörde vorgelegt. 211 Seiten Folio.

Die Sammlungen des Schlosses Lusttual v.va Laibach. 103

15. Des Fürflenthumb Steyer Neue Gerichts- und Landrechts -Ordnung. Folio, 102 Bl. 17 18 Jalirhundcrt. im Wolf-Danielifchen Inventar als „Gerichtsordnung in Manuscripten ohne .Autor" angeführt und auf 17 Kreuzer bewerthet.

16. Verzeichniffe derLandfchaftsmitglietler von Oellerreicli u. \i., Steiermark u. f. \v. kl. Folio, iS. Jahrhundert.

17. Reichsfürflenraths-l'rotükoll vom 18. December 1731. l'"olio

18. Stato delle Comniende di l'atronato. IJericht an K. l""ranz I. vom Jahre 1762. Folio.

19. Oeconomica provinciae Carnioliae, Iniormationes et Documenta, welche bei der im Punkte der landfchaftlichen öconomifchen Unterfuchung angeordneten Commiffion vorgekommen, von Joh. Sigmund von Breckerfeld befchrieben 1735, F'olio, Halbpcrgament.

20. Herrenanfchlag in Krain, 1744. 4", 257 S. Lederband,

21. Vorftellung der oberen politifchen Stände von Oefterreich, Steyer, Kärnten und Krain, um Kcnovirung des 1518 von K. Ma.ximilian erlaffenen kaiferl. Generals, betreffend die Ablöfung der vord(-m bis liieher an die Geiftlichen veralicnirten liegenden Grundftücke. 17. Jahrhundert, Folio.

22. Diarium CoUegii Sociclatis Jefus Labacenfis 1651 1772. 9 Bände Folio, Halblederband. „Ab ultimis c coUegio Labacenfi Sociis, R. P. P. Morantfcher et Rosman mihi (Erberg) donata Volumina".

23. Hilloria annua Collegii S. J. Labacenfis 1596 1691, 522 S. in 4". Gefchenk des Freiherrn von Zois an Erbero- und von diefem mit der Bemerkuno; verfehen: bene confervandum et caute, non Omnibus legfendum.

24. Sodalitas B. v. M. in Archiducali collegio S. J. Labacenfis erefla 1605 mit Einfchreibun- gen bis 1782, rother Sammtband. Folio.

25. Protocollum confifloriaU; officii archidiaconalis DiflricSlus fuperioris Carnioliae de anno

1759—1774-

26. Protocollum episcopatus Labacenfis Ottonis Friderici e comitibus a Buchhaimb,

1641 1644

27. Befchreibung der Wunder bei der Gnadenkirche in Lauffen, zufammengeftellt von Sebaflian Pogazhar, 1755, 4".

28. Geiftliche Stiftbriefe, Copien und Mandata, eine Anzahl gehefteter A6len, Krain während des 16. 17. Jahrhunderts betreffend.

29. Annales des Hillerifchen jungfreulichen Clofters zu Laibach, 1643 ff. Starker Lederband in Folio.

30. Inventar nach dem 1683 verftorbenen Laibacher Bifchofe Jofeph Grafen von Rabatta.

31. Protocols notaten des Wolfgang Markowitfch, Dr. U. J., Landfecretärs in Krain, dann Verordneten-Inftru6lion 1652, Folio.

32. Statuta carnioliae, Inftruclion. der Verordneten, ferner reformirtes Statutum der Land- fchaft von 1700, 1717 u. f. w. 4".

33. Landgerichts-, Zehend- und Bergrechtsordnung des Fürflenthum Krain (mit einer flovenifchen Ueberfetzung der Bergrechtsordnung durch Andreas Regel, Pfarrer in Arch 1582).

34. Taxbuch der Landfchrannenkanzlei in Krain von Joh. Daniels v. Erbergs Hand, 1684 ff.

35. Generalainnemberifches Ausgabenbuch 1694, dicker Lederband.

36. Desgleichen Empfangbuch von 1743.

37. Joh. Lukhantfchitfch Crainerifch Stammenbuch 1700. - 2 Theile und i Band Materialien Leder- und Papierband, Folio.

38. Genealogica A Z. Zwei grofse Buchfchachteln.

39. Slavica et ad hiftoriam literariam Patriae Varia. 3 Buchfchachteln.

104 '^- LuscHiN V. Ebengreuth. Die Sammlungen des Schlosses Lustthal üei Laibach.

Mit diefer Aufzählung ift der reichhaltige Inhalt der Luftthaler Sammlungen noch keines- wegs erfchöpft, da mancherlei Manufcripte von mir übergangen wurden, weil fie nur Abfchriften ^"-edruckter Werke find, beifpielsweife Rechbach's Obfervationes praclicae und mehrere Auffätze Schünleben's. Von geringerem, zum Theil auch nur von localem Intereffe fmd ferner mehrere Miscellan-Bände, Titulatur- und Formelbücher, Collegienhefte, eine Sammlung landesfürftlicher Generalien, für Krain (1566 1740, j^^ S. uml hnlex), die Befchreibung der Krankheit um! tles Sterblaufs des Max Leopold von Rafp, weiland Stadtpfarrers von Stain (f 1742). Ob der l'"ffay für le crouvernement ancien et modern de Toscane von c. 1750 einer befondern Erwähnung vcrilient, vermag ich nach meinen Vormerkungen allein nicht zu beurtheilen.

Der Mannsrtamm der Freiherren von Erberg erlofch 1847 '"it dem Tode des k. k. Lega- tionsrathes Jofeph Ferdinand, und das Erbe fiel an die Schwefler des Verftorbenen, Antonia Catherina, welche fich 1839 mit dem Grafen Johann Ludwig von Attems-Petzenftein vermalt hatte. Solano-e die Gräfin lebte, wurden die Sammlungen von LuiUhal forgfältig erhalten, ohne dafs ircrend eine wefentliche Bereicherung derfelben eingetreten wäre. Als jedoch das Gefchlecht der Erbero- 1878 auch in weiblicher Linie erlofch, und nun die Intereffen von fünf aufser Landes wohnenden Erben zur Geltung kamen, da war die Auflöfung der Sammlungen von Luftthal nicht mehr zu hindern. Mit diefer Thatfache mufste ich bei meinem Befuche im Jahre 1878 rechnen. Ich konnte demnach mein Augenmerk nur darauf richten, dafs wenigftens das Wichtigfle aus den Sammlungen an heimifche öffentliche Inftitute übergehe. Dies ift mir nun in der That auch gelungen, denn der Verkauf der Münzfammlung und des Mufeums ift kaum zu beklagen. Was hingegen die handfchriftlichen Schätze aus der Bibliothek und dem Archiv anbelangt, fo ift die Uebernahme der Carniolica in das Landeseigenthum, Dank dem wechfelfeitigen Entgegenkommen des krainifchen Landes -Ausfchuffes und der Erben, fchon erfolgt, und das fonft Werthvoile gröfsten- theils von Seite der k. Hof-Bibliothek, des k. k. Hotkriegs-Archivs und des fteiermärkifchen Landes-Archivs erworben worden.

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STUDIEN ÜBER STEINMETZ-ZEICHEN.

Vom k. k. Pkokessor Franz K/iiia.

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IV. Von den Steinmetz-Zeichen im Allgemeinen. '

I. Die archaeologifche Erkcmitnijs der Steinmetz- Zeichen.

In den Monunieiital-Bauten der verfchietlcnllcn Kunlt-Epochcn linden lieh hin und wieder, öfters häufig und mitunter in fparfamer Anzahl Zeichen vor, welche die Steinmetze des Baues eingemeifselt haben.

Bis zum Anfange unferes Jahrhundertes wurde diefen Zeichen Seitens der Archaeologie wenig Aufmerkfamkeit gewidmet, erfl in den Zwanziger-Jahren beginnt die Literatur über diefelben und find die anfänglichen Urtheile über diefe Zeichen aufserordentlich verfchieden. Die Einen hielten fie für Runen, die Andern für Majuskeln, wieder Andere für eine Geheimfchrift, noch Andere für „merkwürdige räthfelhafte Zeichen". Erft Stieglitz, Wiebeking und Hcidcloff find es, welche diefe Zeichen als „Steinmetz-Zeichen" benennen und ihnen in wiffenfchaftlicher Weife den Werth von Bundeszeichen der Mitglieder von Bauhütten des Mittelalters zufchreiben. Im Jahre 1820 hat der Architekt Arnold zu Strafsburg nähere Mittheilungen (confr. Homeyer) über die rituale Bedeutung diefer Zeichen als Corporations-Zeichen der Bauhütten gemacht und etwa um diefelbe Zeit (confr. Jahresbericht des hiftorifchen Vereines für Mittelfranken, 1842) fprach dies auch der Nürnberger Steinmetzmeifter Kirchner aus.

Im Jahre 1844 veröffentlichten : Heideloff (confr. Bauhütten des Mittelalters), im Jahre 1846 G. Klofs (confr. Die Freimaurerei) und im Jahre 1848 Fallou (confr. Myfterien der Freimaurer) ihre umfaffenden Arbeiten über die „Bauhütten" und feitdem wurden vielfach Zeichenfammlungen an- gelegt, deren wichtigfte die von Brandt, Back, Schwetfchke, Schneider, Homeyer, Grueber, Paulus, Redtenbacher, Luigi Bruzza, Klemm, Wernicke, Ullersberger und die in den Mittheilungen der

' Die wefentlichfle Spcciallitcratiir iibcr Stcinmetz-Zeichcit ift die folgende: i. Fried. Alb. Fallen, Die Myfterien der Freimaurerei Leipzig 1848, p.ig. 6S und 432. 2. Dr. Jaiinci-, Die Bauhütten des Mittelalters, Leipzig 1876, pag- 154. 3. H. Grafv. Walderdorff in Verhandlungen des hiftorifchen Vereines für Regensburg etc. 1872, pag. iio. 4. H.-idcloff, Die Bauhütte des Mittelalters, Nürnberg 1844. 5. Stieglitz Von altdeutfcher Baiikunft, Leipzig 1820. 6. Stieglitz Gefchichte der Baukunft, Nürnberg 1S37. 7. Friedr. />^^.7, Münfterblätter, Ulm 1880. 8. Artikel, Steinmetz Zeichen in den Lexicen von Meyer, Lenning und Dr. Mothes. 9. Homeyer, Die Haus- und Hof-Marken, Berlin 1870. 10. Heimfeh, Handwerksgebrauch der alten Steinhauer etc., Stuttgart 1872. 11. Ernfl Fifcher, Das Zunftwefen der Steinmetzen, ThonbergLeipzig 1876. 12. Fr. Schneider, Ueber Steinmetz-Zeichen. Mainz 1872. 13. Back, Von Steinmetz-Zeichen, Altenburg 1861. 14. Selneetfchke, Hallifche Steinmetz-Zeichen, Halle 1852. 15. Brandt, Ausbildung der Steinmetz. Zeichen in den Mittheilungen des thüringifch-fächfifchen Alterthums- Vereines, Bd. VIII, Halle 1850. Heft 3 (sehr wichtig). 16. Michelfen, Die Hausmarke, Jena 1853. 17. Dr. E. Wernicke, Schlefifche Steinmetz-Zeichen, in Schlefiens Vorzeit in Bild und Schrift, Nr. 34, 1877. \?>. Didron aine, Annales archeologique, Paris 1850— 1870; Tom II, pag. 250, III, pag. 31, V, pag. 272. 19. K. Wilhelmi, Die Burg Steinsberg, XII. Jahresbericht der Sinsheimer Gefellfchaft zur Erforfchung der vaterländifchen Baudenkmale der Vorzeit. 20. Krieg von Hochfelden, Militür Architektur, Stuttgart 1859. 21. Dr. H. Luchs, Bildende Künftler in Schlefien, Breslau 1863. 22. Rudolph Redtenhaeher im Correfpondenz-Blatte des Gefammtvereines der deutfchen Gefchichts- unil AlterthumsVereine 1S77. 23. Sammlung an Friedhoffteinen im Anzeiger des germani- fchen Mufeums, Nürnberg, X. Band (1863) pag. 161 und 204. 24. Jordan, Topographie der Stadt Rom, Berlin 1878. Bruzza, Sopra i fegni incifi nei maffi, Roma 1876. 26. C. G. Moraiuek, Befchreibung des Berges Oybin bei Jittau, Zittau (ohne Jahreszahl) pag. 16. 27. Miithei- lungen der k. k. Central- Commi/fion für Erforf;hung und Erhaltung der Baudenkmale, Bände: I, pag. 245; I, pag. 216; IV, pag. 25; VIII, pag. 32, 68, 69; IX, pag. XLI; XVII, pag. 103; XVIII. pag. 13; XIX, pag. 10 und 119; Neue Folge II, Bände VI (1880) pag. CLIII unr> CLIV. 28. B. Grueber. Romberg Zeitfchrift für praktifc'ie Baukunft, 36. Jahrgang (1876; pag. 198. 29. B. Grueber, Die Kunft des Mittel.

io6 Franz Rziha.

k. k. Central-CommifTion für Erhaltuny;^ und Krforfcluinir der Baudenkmalc enthaltenen find. Man wandte nun überhaupt feit Brandt, Back und Heiiieloff fpeciell dem Zeichenwefen der Bau- ten gröfsere Aufmerkfainkeit zu und gelangte fchon in den Fünfziger-Jahren zu den zwei folgenden wiffenfchaftlichen ErkenntnilTen : a) dem, dafs der Charakter der Zeichen einen Schlufs auf das Alter des Bauwerkes zulaffe, weil diefer Charakter in den Kunfli-Epochen fichtbar wechfelt; d) dafs eingemeifselte Zeichen an den Bauwerken der älteften Kunfl-Epochen, welche Zeichen bis dahin von den Philologen als räthfelhafte unerklärbare Schrift gehalten wurtien, als Steinmetz- Zeichen ano;efehen und als folche zu fammeln beeonnen wurden.

In den Sechziger-Jahren ging man auf die Zeichen der deutfchen Bauhütte näher ein und finden fich, wie wir überzeugt find, viel irrthümliche Speculationen in diefer Richtung vor, namentlich die: dafs man aus dem Charakter der Zeichen zu erkennen vermeint, welches Zeichen einem Meifter, welches einem Parlir und welches einem Gefellen angehört habe; und die, dafs diefe Zeichen eigentlich nichts anderes feien als fymbolifche Deutungen der wichtigften Handwerkszeuge der Steinmetzen. Auch wurden nunmehr durch die Schriften von Heimfeh und Fifcher die noch eeirenwärtieen Gebräuche der Steinmetzbruderfchaft bekannter und damit der Zufammenhansj des Zeichenwefens mit dem Rituale der Brüderfchaft der deutfchen Steinmetzen klarer gelegt. Man betritt jedoch, unferes Erachtens, mit der Verquickung des Zeichenwefens und des Rituales der Hütten eine unfruchtbare Bahn; denn eine flrenge wiffenfchaftliche Forfchung bedarf pofitiven Bodens und kann auf dem fchwankenden Grunde traditioneller und im vorliegenden Falle über- diefs durch den Hütteneid orefeffelter Geheimniffe nicht beflehen.

Als ein letztes Erg-ebnifs in der Chronolotrie der Erforfchuntr der Steinmetz-Zeichen ifl noch die wichtige Thatfache vorzuführen, dafs in den Siebenziger-Jahren fich auch die neuere Philologie des Gegenftandes bemächtigt hat, und zwar um deffentwillen, weil fie genöthiget ifl, gewiffe In- fchriften als textuelle Schriftzeichen auszufchliefsen. Wir wollen hier nur :

a) auf die Studien von Hübner, Jordan und Bruzza in derZeitfchrift „Hermes", dann in der „Topo- graphie" der Stadt Rom (1878) und in der „Corrifpondenza Archeologica", 1878, dann

b) auf den fogenannten Merovinger Grabflein in Mainz, auch Abgufs Nr, 5 des Germani- fchen Mufeums zu Nürnberg; ferner

c) auf den zu Oftern 1879 noch nicht catalogifirt gewefenen, fogenannten etruskifchen Grab- flein im Mufeum zu Neapel ; und endlich

d) auf die nach Dr. Kraufe unenträthfelbare Steinfchrift in Mommfen, Infcrip. Neapol. Nr. 6690 verweifen.

alters in Böhmen Band I IV, Wien 1871 1879. 30. Dr. Hübner. Corp. infcrip. latinorum, Band VII, pag. 113, Nr. 536. 31. Dr. Hühner, Zeitfchrift Hermes I, pag. 89 und Monatsberichte der Berliner Akademie 1804, pag. 97. 32. Abel Remufat, Fundgruben des Orientes, III. Band, lU. Heft, pag. 190. 33. Prof. Lange in Böttiger Archaeologie und Kund, I. Band. pag. 56 (betreffend Pentagramma). 34. Stieglitz in Böttiger, Ueber Myfterientypen in den Archaeologifchen Unterhaltungen, II. Band, pag. 172 und 182. 35. Otte, Handbuch der Kund Archaeologie, Leipzig 1808. 36. Les mines de Pompei, Paris l8l2. T. I, Tafel 13. 37. IVocel, Pravek zeme ceske, Prag 186&, Band I, pag. 208. 38. V. Quast nni Ölte, Zeitfchrift für chriftliche Archaeologie und Kunft, Leipzig 1856 1858. 39. u. Hammer in Fundgruben des Orientes, VI. Band, Tafel IV. 40. Dr. Friedländer im XI. Jahresbericht des hiftorifchen Vereines in Mittelfranken und Ansbach, 1842, betreffend Zeichen in Catania auf Sicilien. 41. Freih. v. Tucher, im felben Jahresberichte pag. II (Quelle für die Nachricht des Stein- metzmeifters Kirchner in Nürnberg). 42. Heideloff, Die Kund des Mittelalters in Schwaben, Stuttgart 1856, 1S58 und 1872. 43. Dr. E. Pau- lus, Die Cidcrcienfer- Abtei Maulbronn, Stuttgart 1879. 44. .Anzeiger des Germani/ehen Mufeums. Nürnberg, Bände XVI. XVII und XVIII. 45 Q""/!, Deutfehes Kundblatt, 1852. 46. J. R. Schuegraf, Gefchichte des Domes von Regensburg, in den V'crhandlungen des hidorifchen Vereines I. und II. Thcil, 1847 und 1848; II. Theil, pag. 79 und Tafel VI. 47. Hugo Grafv. Walderdorff, Regensburg in feiner Vergangen heit und Gegenwart: 3. Auflage, pag. 169. 48. Ludwig Roo%, Das Thefeion und der Tempel des Ares in Athen, Halle 1852. 49. G. Key, Etüde für les monuments de l'architecture militaire des Croifes en Syrie Paris 1871. 50. Archaeologifche Unterfuchungen 3.\x{ Samothrate, Wien 1875. 51 V. Heider- EitelOerger- Hie/er, .Mittelalterliche Kunddenkmale des Oedeneicliifchen Kaiferftaates, Stuttgart 1850— 1860. 52. Brug/ch. Reife der königl. Preufsifchen Gefandtfchaft nach Perfien 1860 61, Berlin 1862 64. 53. Mone, Anzeiger für die Kunde des Mittelalters, 1839. 54- C. Baur, Das Klodcr zu Blaubeuern, Blaubeuern 1877. 55. F. X. Ullersberger, a) in: Bcfchreibung des Münders zu Ueberlingen, Lindau 1879; f'J '»: Die Steinmetz-Zeichen des Ueberlingcr Münders; Ueberlingeji 1880. 56. D. Klemm, aj in: Würltem- bergifche Jahrbücher für Statidik und Landeskunde; i) in: Württcmbergifche Baumeider. 57 Dr. K. Pfaff, Gefchichte der Frauenkirche zu Efslingen. Efsl. 1863.

(1- ilcr

Studien üiiER Steinmetz-Zeichen. ,07

So drängt fich auf dem Gebiete der Archaeologic, der Philologie, der Kunftgefchichte, und der allgemeinen Culturgefchichte die Nothwendigkeit eines gründlichen Studiums der Steinmetz- Zeichen von felbft auf und hnd insbefondere die beiden letztgenannten Wiffenfchaften intereffirt, die Wahrheit der Steinmetz-Zeichen zu erkennen, weil, wie fchon oben erwähnt, die Kunll- gefchichtc! hoffen darf, aus dem Charakt(M- der Zeichen Hellimmungen über Bauepochen, über fpccijifchc ßan/chnlcH und über biooraphi/c/ics Matcrialc den- Haumeifter fchopfen zu können, und weil, wie ebenfalls fchon hervorgehoben wurde, die Culturgefchichte die; h'rage über das urkun liehe Alter der Baugenoffenfchaften und über den genetifchen Zufammcnhang der Inllitution Mafons mit diefen Bruder-Verbindungen zu pflegen die Aufgabe hat.

2. Die Steinmetz-Zeichen find Bundes-Zeichen.

Der wiffenfchaftliche Bewcns, dafs die Steinmetz-Zeichen Biindes-Zeichcn find, liifst ficli in mehrfacher Richtung erbringen.

A. Durch die Texte der Hüttenordnungen.

Die beiden ältellen h'reimaurer- Urkunden von den Jahren 1370 und 1409, nämlich die tuiglifchen von York (confr. Findel, l'allou, Heldmann, Klofs, Anderfon und Halliwell) bringen keine Nachrichten, dafs in dem Bunde tler ,,Maurer" das Schlagen von Zeichen üblich und Hüttenfache war. Ebenfo bringen die drei ältelten Urkunden des dcutfclien Hüttenwefens, nämlich die Ordnung von Trier vom 22. 06lober 1379 (confr. Reichensperger, Janner und Tlndel), dann die auf dit; Wiener Bauhütte Bezug habende Urkunde vom Jahre 1412 (confr. Hormayr) und die ältefle Strafsburger „Ordnung" vom Jahre 1459: keine Nachricht über Steinmetz-Zeichen.

Vielmehr ift die Urkunde von der hohen Morgenfprache zu Torgau, nämlich die in der Zunftlade zu Rochlitz liegende Hüttenordnung (confr. Stieglitz, die Kirche der hl. Kunigunde zu Rochlitz) vom Jahre 1462 die erfte, welche von Zeichen fpricht, die den Hüttenmitgliedern verliehen werden, und die Ehrenzeichen find. Die betreffenden Artikel, in denen von diefen Zeichen gefprochen wird, find die folgenden:

Arlikel 25. „ünli ob fiii /(Iriftrr olirr rtrfrllf krmrn liir li«a i!]rtnJiujrrrk Dtirr liir JKunll kunlifii unl) fargrrt rinre ,,2rirf)rna" unii rinnii

(SlrrrkmtiRrr, örm Toi rr rrinrn öBiUrti öiirumb iiiiiri)rn, unU .mi lDottrotiirii[} grbrn, lUtia jUrj-Urr uiiJi tjrfrilrn rrkrniirn. ünti foH

TirtB ,,2f i tt)f n" ätuiffrlt fd)rnkrn /RrfRrni unli grCrllrn". Artikel 26. „j£in /RrfUrr foll rrinrn Äifnrr Triii r rid|rii iiiri)t Inigrr uorl|rtltrii Urii ri iij iTiici, J£o lurrr üni fnthr ina rr 11™! jlUrfflrr rtlldir

Srit urrrruinrt Ijrttr, ^0 foll lirr itifnrr ijni frin luilirn unr liiiruinb nirtrf|rn, unlj öiio urrfciirnkrii". Artikel 27. „JEin /IHrfftrr fnl rtud| krinrn .uiffiits niiitfjrn rinrm Jiirnfr frin ,,5rid)fn" 3u urrfdirnkm, örnn rtjlirf)fn griftlidjrn, lirnn rr

Irtan bitlj für rinrn (Dfrnning frmrln unr tu. gl. rin iBrDtrn unr tu. 5I. /flriTd) äiurf Hübidirn ujrino, unU fnll nidit mrijr bitnrlj

■bfnn i^rffllrn, bitlj rr Utirübrr, To nuirtlirr ifcirnfr inrl)r kiiuffrn, fa luirt tirr nirfUrr lirtrinnr nid)t tiffrrt". Artikel 30. ifco nirtg rin niriftrr frinrn Üirnrr rin ,,= rid)rn" urrlribrn in frinrn Irrjiirrn }u luunlifrn, uirnn lirr mrißrr nif /färirrnngr

Ijrttf, tiaa rr Tfn niüfat iiiffm ujiinUrrn. Artikel 31. „i£a foll krin mriftfr frinrn Üiirnfr krin Brirtirn IrttTrn urrfdjrnkrn, rr l)rtbr lim fluagrüirnt". Artikel 72, ,,03>rld)rr grfrllr nid)t l)ulfr bitljrt, frinrn Rrin iiufo olirr rin.Hiiurnlirn, brrnjrn olirr nnibäuturnlirn lurnn ra not ift, nlirr frin

,,2rid)rn" rtnfdjlrdjt ob rr rrd)t gmuid)! frf, tibrr ra fol rirfd)rl)rn, rljr iiiiin arn ftrin brfil)rt. lirto rr in biia l.irirr kommt

ungrfrrtijrt, olirr urrHigrt ungrFiiir)rt, lirr foll grbrn 3n pufor rin Ijalb pfunt lundio". Artikel 94. „iHlo rin grfrUr .iid)f Hußgriiinrt l;rtt, ujrld)rr grfrllr frin ,,2rid) rn" (jrkrtuFt l|ilt unS nid|t urrliint Ijrtt, luo rin mittirr olirr

Ijrlfrr fiuEffrtär» unli Irrnrt fir Rrin l)«urn, brf lirni foli nirnianli ßrl)rn".

Sodann ifl nur noch in einer anderen Ordnung die Rede von Hüttenzeichen, nämlich in der Bafeler Ordnung vom Bartholomaeustage 1563 (confr. Janner). Hier heifst es;

Artikel 5g. „lEa fall lUid) krinrr frin „rljrrn ärirfjtn", lirtB jnir uon rinrni ülrtnUiurrtk urrlj-ltrn unS urrgönt luorlirn ifl, für fidi frlba unnli rigrna griurtlta nidjt rnirrn, fo rra «brr ilpn jurnürrn urrmrint. follr rra mit gunft, luifern uoli luillrn rinra giintjrn üliinliturrko tbun".

Wir fehen alfo aus diefen Texten, dafs die Steinmetz-Zeichen Bundes-Zeichen waren; denn tu; \vurd<;n in vorgefchriebener Feftlichkeit verliehen, durften nur vom MiilU^r verliehen wc^nlen, VIT. N. F.

foS Franz Rziha

Paulus, Redtenbacher, Luigi Bruzza, Klemm, Wernicke, und die in den Mitlheilungen der durften dem „Ehrlichen" nicht vorenthalten werden, durften nicht verändert und an Fremde nicht verfchenkt (vertrunken, verkauft, überhaupt nicht von Genoffen zu Genoffen hinoegeben) werden und waren als Ehrenzeichen hoch zu hallen.

B. Durch die Hüttenftreite.

Die A6len der Hütten im deutfchen Reiche verzeichnen mehrfach Hüttenftreite, welche aus Vorgängen xoidcr die beftehenden Hüttenordnungen refultirten; in ft)lchin Siri;it(Mi wurde in letzter Inüanz an die oberfte Hütte zu Strafsburg appellirt; tliefelbe verfügte über Renitente Strafen und Ausfchlufs aus dem Hüttenverbande. Auch ein interimiftifcher Ausfchlufs wurde für die Zeit der Renitenz verfügt und ein folcher ebenfalls durch das Anfchlao-cn der Namen und der Zeichen ^,an den Balken" oder „an die Schelme nta fei" executirt. Aus der Art diefer Execution, aus dem Eindrucke, den fie auf die Betheiligten machte, und aus dem Erfolge derfelben können wir hiftorifch entnehmen, wie intenfiv die Zeichen als hiittcnniäfsiges Ehrenzeichen hochgehalten wurden u. zw. bis in die letzte Zeit des Hüttenbeflandes. Dafür erbrineen wir zwei Beweife:

a) Der Streit der St. Annaberger Hülle tuidcr die Magdeburger Hütte. ' Die Meifscnfchen dingten ihre Lehrjungen fchon in vier Jahren ab, während die alte Strafsburger Ordnung fünf Lehrjahre vorfchrieb; die Magdeburger Hütte ftraftc dafür die ihr aus dem Meifsenfchen zuwandern- den Gefellen; es kam zu Reibungen und dann zu Befchvverden feitens der Magdeburger an die beiden aridem Haupthütten, nämlich die von W'ürzburg und Strafsburg\ diefe beiden Haupthütten gaben der von Magdeburg Recht und verhängten „unnachläffige" Strafüng der Meifsenfchen, insbe- fondere des Meiflers Jacob von Schweinfurt (1499 1525 ?) zu St. Annaberg ini lü'zgebirge, welcher das Haupt der Renitenten war. Diefer Meifler antwortete der Magdeburger Oberhütte „fpoHirlj Unll frl^mfUrf^". Nun erliefsen die drei Haupthütten einen gemeinfamen „Tadelsbricf" an Meillcr Jacob und die Magdeburger Haupthütte fchrieb auf den Dinstag nach Pfingflen 1518 einen Meiflertag nach Halle zur endlichen Austragung der Angelegenheit aus. Es fanden fich „bey anderthalbhun- dert redlicher werklewte vnnd gemeyne fteinmetczen zufammen", der Annaberger Meifler war nicht gekommen. Darauf hin verfügte die Strafsburger Hütte, als die obcrRc Haupthütte in den deutfchen Landen, durch ihren Obermeifler Hanns Hammer (1510 -1520).

,, tft rr tirtti ungrl^Drfrtm, fo marf man äff fin ungcljorfam iudI urtlfcilrn unti frin müfaig

tirn, fin ^rtrljrn in iJir frljrlmrnt.ifrl infrt^rn, tio rr gr^rfam luürlit untj in für rin utr- ffljmrl)rr tira fjantujrrrka uuli ftintr nrtirnung lüol i|altrii". Diefe Drohung der Auffetzung des Zeichens an die Schelmentafel verletzte den Meifler Jacob auf das allertieffte, er fpricht fein Be- dauern aus, dafs er den Mann nicht kenne, der es gewagt habe fein Zeichen an die SchelmenLafel zu fetzen und fagt dann weiter :

,,... tlir {)abrint mir mriii ripr nirl|t {ftgrbrnn, tuid} mtvUtn fir mir fr nid]t nripitrii, irf)l)ab mrrn ^rrirljtnn, turlrljo mrpinrijr antrifft alfo rrtirlirlj unnti lirrtlirfirn rr"ilinrtlj

" diejenigen, welche; ilm an feincim ,,£rrirljriiii uitiiti rijrm Iftsigm, tiif tljitn an mir alo tiir

uorrtttrifriftn fdjrlkt unnli fdjrlmrn "

Die Sachfen fchickten in diefer Streitfache fchliefslich Bevollmächtigte nach Slrarsl)urg, denen dort die kaiferlichen und päpftlichen ()riginal-i'>riefe vorgelegt wurden; die l)eiden Abge- fandten (cfr. Dr. Janncr pag. 96) „waren darüluT wohl vergnügt und gelobten mit l'rknnd ihrer Handfchrift und Zeichen die Brüderfchaft anzunehmen".

' Slicglitz, Uelicr die Kirche der Iil. Kiinigiindp, 1S39; Aicliiv für die f.iclir. Gcfiliitlile \II. I!. nciic I'olgc. V ]!. (Hr. J)iß,-l pag 85 und C. Gurlill p.ig. 262; Hr. Janncr, Die B.iidiütten des Mittelalters, S76 p.ig. 102.

Studien üuek Steinme-iz-Zeichen.

109

b) Slraßing Regensburger Mcifler^ Im Jalire 1718 hatte die oberfte Haupthlitte zu Strafs- burtr an ihre im Maurerhofe befindHche Schehnentafel auch die Namen dreier Steinmetznieifter von Regensburjj^ und Kehlheim, wegen des widerrechtHch freigefprochenen Lehrjungen Mefzel von Kehlheim angefchlagen; einer war David Scherer; diefer fubmittirte jedoch und erhielt vom Ober- meifter Michel Hrlacher, Werkmeifter des Münfters zu Strafsburg am 28. Oftober 1718 einen Gnadenbrief, in welchem es heifst, er dürfe jedoch mit dem Regensburger Meifter „Franz Ober- Eckern" keinen Umgang haben, indem fein (deffen) „Nahmen vnd Elirenzeichen wie auch der Gefeilen Nahmen, fo i\k:\\ Lehrjungen (Mefzel) gewalthätiger Weifz ledig gefprochen haben, vvürck- lich an den Balken gefchkujen feiend "

C. Durch die Thatfache des allgemeinen Gebrauches der Zeichen.

Wir tuiden an den liauvverken der deutlchen Gothik, alfo denjenigen der deutfchen 1 lütte, den Gebrauch der Zeichen ganz allgemein. Würden fie keine Hüttenzeichen fein, fo würde diefe Allgemeinheit fehlen. Hieher gehört auch noch, was wir weiter unten von den Sammelfteinen fao;en werden.

D. Durch die Werthfchätzung der Meifterzeichen.

Wir erkennen die Meifterzeichen an drei Merkmalen: a) dafs fie an conftrudliv hervor- ragenden Stellen, z. B. an den Schlufsfteinen der Portale, Wölberippen, Capitäle etc. angebracht find; b) dafs fie in Wappenfchildern ruhen; und c) dafs fie an überhaupt architektonifch ausge- zeichneten Orten angebracht find, z. B. das Meifterzeichen des Erbauers der wunderbar fchönen Kanzel zu St. Stephan in Wien und das Zeichen des Dombaumeifters Friedrich Schmidt an der Renovations-Tafel diefes Sculpturwerkes (confr, Tafel I., Nr i und Tafel 6 Nr. 100). Würden derlei Zeichen keine Hüttenzeichen fein, fo würde ihnen diefe ausgefuchte Werthfchätzung des Obje6les und des Ortes fehlen.

E. Durch die technifche Praxis ihrer Verwendung.

In der Bibliothek der k. k. Akademie der bildenden Künfte zu Wien finden fich alte Pläne aus der Bauhütte zu St. Stephan; darunter zwei, welche Einwölbungspläne unbekannter Kirchen dar- fteilen. In diefen Plänen find, wie Fig. 6 zeigt, bei den einzelnen Rippenfteinen ftatt der Namen der

Fig. 6. fUauiiIan mit SteimiiotzZeiclien.)

Gefellen, denen die Aushauung der Steine übertragen worden war, einfach (mit Rothftift) die Zeichen der betreffenden Gefellen für die Vertheilung der Arbeit angewendet worden. Es folgt alfo, dafs der Meifter den einzelnen Gefellen mit feinem Zeichen nominirte; er demnach alfo in Gemäfsheit eines im HiUtcnbutide üblichen Gebrauches amtirte.

l Schuegraf m den Verli.Tnciliingen des hiftor. Vereines f Kcgensburg und Oberpfalz. XVI Bd. 11855) pag 186.

i6'

HO

Franz Rzhia.

F. Durch den geometrifchen Urfprung der Zeichen.

Die Steinmetz-Zeichen haben einen geometrifchen Urfprun;^, der ein Geheimnifs aller Hütten war; kennt man diefs Geheimnifs, fo hat man ein wiffenfchaftliches Kriterium für die Eigen- fchaft der Zeichen als Bundeszeichen. Diefen Beweis (der eigentliche Gegenfland diefer Studie) können wir erft weiter unten führen.

Damit wäre das wijfcjifchaflliche\ d. h. das unter der Aegide der unumflöfslichen Wahr- heit flehende Beweismaterial dafür, dafs die Steinmetz-Zeichen Bundeszeichen find, erfchöpft Die dafür ebenfalls fprechende Tradition der Hütte wollen wir als Beweis "nicht anführen, denn fie ifl eben nur Tradition. Zu diefem Traditions-Materiale würden gehören : a) die NacJiricht (für den Laien keine Thatfache), dafs in England und Amerika ein fchon oben erwähntes Maurer-Syftem be- fteht, nämlich das der „Maxk-Mafons", welches heute noch Zeichen an Perfonen verleiht, b) die Nachricht, dafs die deutfchen Steinmetze in dem Rituale fich durch ihr „Zeichen" ausweifen müflen und dafs der Wandergefelle vor dem Forum der Hütte, der er zugewandert kam, fein Zeichen Hellen und lefen," d. h. geometrifch und fyiiibo/i/ch deuten können mufste.

j. Der geojnetrifche Charakter der Zeichen.

Die Steinmetz-Zeichen unterfcheiden fich in Bezuo- auf ihren i^-eometrifchen Charakter in den verfchiedenen Kunft-Epochen fo wefentlich, dafs, wie fchon bemerkt, die Kunflgefchichte aus diefem Unterfchiede bereits den Nutzen zieht, zweifelhafte Altersangaben der Bauwerke dadurch klar ftellen zu helfen. Zeichnungen werden hier mehr, als Worte reden.

a) Griechifche Zeichen: Fig. 7.

Y

Tire

b) Ponipejanifclie Zeichen .

Fig. s.

c) Röniifchc Zeichen:

Fig. 9.

^^ T\ ^ X

E i E. A A/ u; M^

d) Roinani/che Zeichen:

^$^

N

A ci) Mir

YZ

Fig. 10.

w^ (o .^

e) Uebergan^s-Periode aus der roinanifclien in die ^othi/chc Zeit.

Fig. II.

Studien üuek S tkinmltz-zeiciien

III

f)

^r) Späth-Gothik:

Fig. 13.

^"T

"t"f""-'i ;^ 4^ ;^ ^

i) Zopfzeit:

Fig. 15

9

^A^

OZx

3K V^ +

Ni^

;^

./. jC/V Technik der Zeichen.

Diefelbe unterfcheidet fich folgend:

a) In Bezug auf die Gr'öfse der Zeichen. Hier gilt im grofseii Ganzen die archäologifche Erfcheinung, dafs, je jünger die Zeichen, defto kleiner fie werden. In Rom kommen (auf dem Palatin) Zeichen vor, welche an 30 Cm. grofs fmd. In der romanifchcn Zeit unterfcheiden wir zweierlei Gröfsen, nämlich a)die an den Profan-Bauten und ß) die ?i.n Kirchenbauten. Kn den Profan-Bauten, als an den Burgen (z. B. Geinhaufen) und an den Buckelquaderthürmen (z. B. Klingenberg [Zvikov] in Böhmen, Henkersthurm in Nürnberg) kommen vielfach fehr grofse Zeichen vor, öfters ebenfalls bis 30 Cm. An den romanifchen Kirchenbauten ifl die Gröfse der Zeichen weit gleichförmiger, als an den romanifchen Profan-Bauten; fie beträgt bei den Kirchen meifl 10 15 Cm.

In der Uebergangszeit finkt die Gröfse der Zeichen im Allgemeinen auf 8 -lo Cm. herab.

In der Blüthezeit der Gothik beträgt die Gröfse in der Regel 5 bis 6 Cm.

In der Spät-Gothik treten neben 4 6 Cm. grofsen Zeichen oftmals fehr kleine, niedliche Zeichen von i'/j 3 Cm. auf, und dann meiftens an den Abfaffungen der Fenflerpfoften, Sockel- vorfprüngen (z. B. in Perchtoldsdorf bei Wien) und an Wölberippen.

In der Renaiffance-Zeit fleigt die Gröfse der Zeichen (weil fie complicirter werden) wieder häufig auf 7 10 Cm.

In der Zopfzeit herrfcht in der Gröfse der Zeichen reine Willkür vor, und zwar in der Richtung, dafs je gröfser die Complication, defto gröfser in der Regel das Zeichen ift; die Gröfse wächft öfters wieder bis auf 10 12 Cm.

In der Neuzeit find echte Steinmetz-Zeichen ungemein feiten; die Gröfse wechfelt zwifchen 4 und 8 Cm.

h) In Bezug auf die Atisführung der Zeichen, a. jlntike und Romanis7nus. An den alterten Bauten, z. B. dem Diocletianifchen Palart; in Spalato; der fervilianichen Mauer am Palatin zu Rom; an tlen Bauten zu Pompeji, aber auch fchon an vielen romanifchen Kirchenbauten, u. A. zu Heiligen- kreuz in Oerterreich etc. hat die Verwitterung des Geßeins, namentlich des Kalkßeines, in der

112

Fkanz Rziua.

Regel fchon einen folchen Grad erreicht, dafs die „Manier" der Zeichen-Einmeifselung technifch nicht mehr fcharf beurtheilt werden ka.nn. Soviel läfst fich jedoch mit voller Sicherheit behaupten, dafs bei den römifchen und den romanifchen Zeichen eine befondere Sorgfalt in der Ausmeifselung nicht geübt wurde, und dafs diefe geringe Sorgfalt bei ProfanBauten oft zur technifcheii Läfhg- keit ausartet, während an Kirclicnbantcn oft eine etwas gröfsere Achtfamkcit in der tcchnifchen Behandlung hervortritt. Die Zeichen an den romanifchen BuckelquailL-r Thürnien, wie wir fie am Rheine und an der Donau in fo vortrefflichen Exemplaren befitzen, liiul Beifpiele der edleren, die Zeichen an der berühmten St. Jacobs-Kirche in Regensburg find Beifpiele der letzteren Manier.

j3. Uebergaiigszeit. Die Zeichen der Uebergangszeit zur Gothik bieten eine fchon beffere Technik dar; man bemerkt nämlich die forgfältigere Ausmeifselung der Rinne, welche das Zeichen bildet, in Bezug auf gleichmäfsige Breite und Tiefe und fintlet, dafs das Zeichen fehr häufig fchon nach vorgezeichneten Linien bearbeitet worden fein mufs, während die romanifchen Zeichen befon- ders an den Profanbauten meiflens offenbar direft aus freier 1 land gemeifselt wurden; die Un- ruhe der Zeichnung, die Incorreölheit der runden Linien, die Aufserachtlaffung geometrifcher Gränzen und Verhältniffe machen dies dem Sachverfländieen fofort klar.

Aus diefer fcheinbar einfachen Thatfache ioVjX jedoch der fachlich besjründete wichtiire Schlufs, dafs zu Zeiten der offenbaren Incorreßheit der Behandlung der Zeichen nach aufsen hin eine Sorgfalt sticht nöthig crfchien, d. h. dafs die externe Beurtheilung der Zeichen der Corporation mehr oder minder gleichgiltig erfchien. Die Corporation alfo legte an und für fich zu jener Zeit nach aufsen hin auch keinen grofsen Werth auf ihre Inftitution. Wir werden diefe Thatfache fpäter verwerthen.

7. (lOthik. Mit dem Auftreten der Gothik verbeffert fich die Technik der Zeichen auffälli<r. Wir finden je weiter vorwärts, defto mehr Sorgfalt an der Ausmeifselung. Die Rinne wird immer mehr gleichmäfsig breit und tief, glatter und immer genauer nach vorgezeichneten Linien behan- delt, obfchon fich Flüchtigkeit auch oft hier noch bemerkbar macht. In der Blüthezeit der Gothik finden wir häufig a) dreieckig vertiefte Rinnen, fo daf-; ie Rinne eine Mittellinie hat, untl diefe Mittellinie eilte geometrifche, lineare Conßrußion verräth! {'^\z) und b) erhaben gehaltene Zeichen.

In der Spät-Gothik tritt fchon individuelle Manier in die Anfertigung der Zeichen ein; manches Zeichen hat am Ende einen fchwalbenfchwanzförmigen Auslauf, fo dafs die Rinnen- linie auch in der Steinebene verläuft; und überaus häufig finden fich Zeichen, wo Linien derart manierirt gekrümmt erfcheinen, dafs man im Zweifel ifl, ob es fich um eine gerade oder gekrümmte Linie, refpeftive um ein Schnörkelwefen handelt.

S. Renaiffance und Zopf. Die Zeichen der Renaiffance find verhältnifsmäfsig feiten, fo dafs über ihre Ausführung wenig gefagt werden kann; fie ift jedoch im Ganzen eine forgfältige. Die Zeichen aus der Spät-Renaiffance und aus der Zopfzeit weifen ebenfalls Sorgfalt, aber entfchiede- nen Sinn für Schnörkelwefen auf

£. Neuzeit. Diefe Zeichen find zu fporadifch, als dafs fie allgemein charakterifirt werden könnten; was vorhanden ifl, ift aufserordentlich forefältitj dareeftellt.

C. Aufsergew'öhnliche Beobachtungen. Eine geradezu merkwürdige und ausfchliefsliche Technik in der Behandlung der Zeichen habe ich am Rathhaufe zu Sachfen-Altenburg gefunden. Dasfelbe ift im Zopfftyle gebaut, erinnert aufserordentlich an den bekannten Univerfitätsbau zu Helmftedt in Braunfchweig, und ift in Putz ausgeführt; es finden fich nun die Zeichen in diefem Mörtelputze angebracht und find diefelben mit der Spachtel forgfältig modellirt; alfo ein Beweis, dafs die Maurer der Steimnetzzunft dort angefchloffen waren und fich durch die Sorgfalt des Zeichenfchlagens felbfl im Mörtelmateriale auf diefen Anfchlufs an den Bund der Steinmetze offenbar fehr viel zu Gute thaten. Die Technik unterftützt alfo liier die Hiftorie, (hirch welche wir wiffen. tiafs insbefondere

Studien über Steinmetz-Zeichen. 113

zu Wien (confr. Honn;i)r) uinl im Magdeburger Gaue (confr. Janncr u. Gurlitt) diefe Verbindung fchon zur Zeit der iiothik beßand.

5. Das Vorkommen der Zeichen.

Wir müficn das Vorlcommcn der Zeiciicn in fünferlei Richtung betracliten.

A. In Bezug auf Länder. Die Forfcliungen in den letzten zwei Jahrzehnten haben dargethan, dals tue Steinmetz-Zeichen in allen Ländern ehemaliger und gegenwärtiger Cullur vorkommen; und es ift die Thatfache zu verzeichnen, dafs jede neue archäologifche Reife in die alten Culturländer Beweife heim bringt, dafs die Sitte der Bauleute: Zeichen in ihre Werke einzumeifseln, thatfächlich eine uralte ift. Es wäre nur anzuregen, dafs diefe alten Zeichen, welche oft nur zu ilüchtig in Let- tern wiedergegeben werden, überall ganz genau copirt und dargeftellt würden.

B. In Bezug auf geographi/che Dißrific. Wir fimlen, dafs die Zeichen in dem ehemaligen römifch- deutfchen Reiche zwei Erfcheinungen im Vorkommen bieten: a) diejenige, dafs vier Gruppen verfchiedenartiger geometrifcher Conftru6lion auftreten, mit denen wir uns weiter unten zu befchäftigen haben werden; und l)) dafs die Zeichen in einzelnen geographifchen Diftriften häufiger find, als in anderen. In letzterer Hinficht ill namentlich hervorzuheben, dafs am Rheine, an der Donau, am Maine und in der Pfalz, dann mitten in Schwaben, in einzelnen Theilen von Bayern, ferner in Böhmen, Mähren und Sachfen, kunftgefchichtliche Bezirke auftreten, in denen die Zeichen weit häufiger, als in andern find; dafs alfo eine Gleichmäfsigkeit in der geographifchen Verbreitung nirgend exiftirt, woraus gefchloffen werden mufs, dafs die Sitte Zeichen zu fchlagen in einzelnen Gauen viclir cultivirt wurde als in anderen, beftimmte Gaue alfo in ilieser I linfichl fpecififchbeleuchtetfind. Bemerkt mul's hieraberauch werden, dafs die Sitte Zeichen zu machen an den Rohbau in „Stein" mehr oder minder geknüpft ift. Wir finden defshalb im grofsen Ganzen in der norddeutfchen Tiefebene das Zeichenwefen feiten vertreten, obfchon auch hier wieder merkwürdige Gegenfätze vorkommen. So finci, wie fchon bemerkt, in Sachfen-Altenburg die Zeichen im Mörtel- putze eingedrückt ; aber es find auch gleichzeitig in Sachfen-Altenburg am alten Barbaroffa-Baue (den „beiden Spitzen"), der ein Ziegelrohbau ift, hin und wider romanifche Zeichen in die Ziegel eingehauen und in der Stadt an Fenfterfimfen etc. Zeichen angebracht; in Lübek und Danzig fehlen dag-eofen bei trleichem Verhältniffe der Baumaterialien Zeichen, fowol an Ziegreln wie an Steingewänden.

C. In Bezug auf Städte und Burgen. Manche Städte find übcrfäet mit Zeichen, obenan das alte, ehrwürdige Nürnbero-.

In manchen Städten find es nur vereinzelte Bauten, welche Zeichen tragen, z. B. Prag. In manchen Städten finden wir gar keine Zeichen, auch nicht an folchen Bauwerken, welche kunft- gefchichtlich hohen Werth tragen und welche gleichzeitig find mit Werken und anderen Städten, während gleichzeitige Werke dort mit Zeichen verfehen find; z. B. Lübeck untl Danzig contra Ham- burg und Dresden.

Ebenfo ift gar keine Gleichmäfsigkeit in der Verbreitung der Zeichen an Burgen und Häufern vorhandtMi, und übt die Clafficität der betreffenden Burg oder des betreffenden Haufes als Kunft Obje6l gar keinen Einllufsaus: fo z. B. find die berühmte Ma.xburg in der Pfalz und Geln- haufen bei Frankfurt übcrfäet mit Zeichen, während die kunftgefchichtliche Schwefter von Geinhaufen: der Barbaroffa-Bau in Eger keine Zeichen hat, an der hochberühmten Marienburg in Preufsen habe ich trotz forgfältigften Suchens keine Zeichen finden können.

Man darf alfo fchliefsen, dafs fowohl zuandernde Bavi-Corporationen die Sitte theils gepflogen theils nicht gepflogen haben, dafs he.\ ßabilen Corporationen diefs aber ebenfalls der P'all war.

114 Franz R^iha.

D. In Betreff des Knnß Objcclcs. a) Beziiff/ic/i des Sly/es.

Manche Bauwerke gleichen Styles und gleicher kunrtgefchichtlicher Bedeutung befitzen Zeichen, manche keine. Bezüglich diefer Thatfache haben wir folgende Details anzugeben.

a. Zeichen an den antiken Bauwerken find, foweit bis jetzt darauf geachtet wurdi-, nicht häufig und an den griechifchen weit feltener, als an den römifchen; dabei gilt von beiden Hau- Epochen bis jetzt die Erfcheinung, dafs an den Werken hervorragender Kunft Zeichen eine grofse Seltenheit find und dafs griechifche und römifche Steinmetz-Zeichen meiftens nur an den Profan- Bauten niederer Qualität gefunden werden, vornehmlich an den Mauern. So befitzt das Coloffeum zu Rom, trotzdem ich es forgfältig abgefucht habe, keine Zeichen, ebenfo auch nicht das Forum, die Thermen, die Thore und Brücken zu Rom; auch an den claffifchen Werken zu Pola finden fich keine Zeichen. Dagegen wurden Zeichen gefunden auf Samothrakc, untl (hier zahlreich) an dem Palafte des Diocletian zu Spalato, dann an den Mauern zu llios, Pompeji und zu Rom. Die Porta- Nigra zu Trier hat auch Signaturen, aber keine Steinmetz-Zeichen ; diefe Trier'fchen Marken find Initialen und Namenkürzungen und, meines Wiffens, ein einzig daftehender, hochgradig unter- fuchunsjswürdisjer Fall, der zu Nachforfchuno-en im alten Gallien auffordert und unwillkürlich an eine Wandertruppe mahnt, welche dicfe Sitte Special-Marken zu machen gepflogen hat.

[3. An romanifche7i Profan- und Kirchenbauten habe ich folgende Wahrnehmung gemacht. An IJauten, welche gefchichtlich crwiefen von Mönchen (als Werksleuten) errichtet wurden, iiahe ich nirgends Zeichen gefunden; Limburg bei Speyer gibt in feinem romanifchen Bautheile hictiir eben einen folchen Bew^eis, wie der Dom zu Aachen, dann die alte Vor-Capelle zu Lorfch bei Worms, wie auch die fchüne romanifche Kirche zu Innichen bei Toblach im Pufterthale in Tyrol. An romani- fchen Kirchenbauten, welche aber nachweislich durch Laienbauleute (wenn auch unter einem mönchifchen Meifter) ausgeführt wurden, wie z. B. die durch die eingewanderten irifchen Mönche erbaute Schottenkirche zu Regensburg, finden fich Zeichen vor. Im Allgemeinen mufs ich die auf ausgedehnte Beobachtung fich ftützende Wahrnehmung verzeichnen, dafs romanifche Mönchsbauten keine Zeichen, nur romanifche Laienbauten Zeichen tragen: mit anderen Worten, o.?, find die Steinmetz- Zeichen an i'omani/chcn Bauten ein Beweis für die Anzufenheit einer ivcltlichen Hütte. Wir können alfo bei bekanntein Alter des Bauwerkes annähernd die Zeit ermitteln, wann die Bau- hütten im ehemaligen detctfchejt Reiche wcltlicJi wurden. Diefe Zeit ift der Ausgang der romanifchen Periode; ^\& flinwit alfo mit der traditionellen Zeit des Aufkommens der dcutfchcn Hultc.

-(. An Bauten des fogenannten Ucbergangs-Styles finden fich zahlreiche Zeichen; es erfcheint alfo das IVachfcn der Hütte fofort nach dem Aufgeben der klöfterlichen Bauarbeit.

0. Mit dem. Ajiftretcn der Gothik tmd mit deren Entfaltung wäc/iß das Zeichcmucfen ungemein ; alfo auch das Wefen der Hütte. Aber trotz diefer Verbreitung des Zeichenwefens herrfcht darin keine flabile Regel der Anwendung. Wir finden nämlich gothifche Bauten aus gleicher oder wenigftens nahezu gleicher Zeit, an denen zahlreiche Zeichen vorhanden find, refpe(!:l;ive Zeichen völlig fehlen. So hat z. B. der Dom zu St. Veit in Prag Zeichen, während die wunderbar fchöne Schlofs-Capelle auf dem Berge Böfig in Böhmen, eines der reftaurationswürdigften Baudcmk- male in diefem Lande, keine Zeichen befitzt. Mit der Spät-Gothik finkt das Zeichenwefen merklich; die Hütte wurde altersfchwach.

£. In Bezug auf die edle Rcnaiffance mufs l)emcrkt werden, dafs das Zeichenwefen in ihr fehr zurückti-itt ; die deutfche Hütte beweift alfo auch damit ihr Abflerben. Aus den beiden Umfländen, dafs an Werken der Renaiffance in Italien, fo weit wir uns bis jetzt trotz forgfältigen Suchens überzeugen konnten, fehr wenige Zeichen gefunden werden; und dafs die wenigen claffifchen Renaiffance-Bauten, welche in Oeflerreich und 1 )eutfchland vorhanden find, nur an einzelnen Obje6len (z. 15. Heidelberger Schlofs) Zeich<-n und dann zuiiicill nur folche effecfliv

Studien über Steinmetz-Zeichen.

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gothifchen Urfprungs tragen : ifl zu fchliefsen, dafs die fremden Bauleute der Renaiffance die Sitte des Zeichenmachens nicht kannten oder nicht übten, und die deutfchen Steinmctze fie angefichts des Ghmzes der neuen Kunftblüthe fallen zu laffen begannen.

C. In der Zeit der Spät-Rcnaijjancc, des Jefuiten-Slylcs, des Rucoco und des Zopfes wird das Zeichenwefen immer fparfamer und immer ifolirter. Wir finden in diefer Zeit geradezu nur kunflgefchichtliche Infein, in denen das Zeichenwefen weiter gepflogen wurde. So hat Prag, Danzig, Lübek untl Nürnberg für diefe Kunfl-Kpoche gar keine Zeichen, Regensburg nur vereinzelte, das-egen Stuttgart, und insbefondere Dresden und die fächfifchen Lande häufitre Zeichen. Daraus ergibt fich die Bedeutung von Dresden als Haupthüttc, und die Wichtigkeit ihres Hereinragens bis in unfer Jahrhundert.

■\. Die Zeichen der Gegemvart find, wie fchon bemerkt, ungemein feiten; fie mifchen fich mit den in der Gegenwart reftaurirten alten, alfo als neu erfcheinenden Zeichen einerfeits, und mit cffeBiven Willkür-Zeichen anderfei ts ; die Tradition felbfl i(\ im Erlöfchen begriffen uml die Gewohnheit Zeichen zu machen tritt nur zu oft als Liebhaberei an Stelle des einfligen Bundes- gedankens. Aber die echten Zeichen werden noch gemacht, und zwar namentlich im Sächfifchen und nur fporadifch in den Centren der alten ehrwürdigen Haupthütten; fo z. B. zu Wien.

b) Bezüglich der örtlichen Stelle am Bauwerke. Wir finden die Zeichen an allen Stellen des betreffenden Bauwerkes angebracht, auch an folchen, welche nur durch Gerüfle erreichbar find. Ein Gefetz exiftirt alfo in Bezug auf die Wahl der Stelle an dem Bauwerke nicht, und nur im allgemeinen kann angeführt w-erden, dafs die wichtigflen Conftruftions-Stellen und die fchwierigflen der Ausführung die beliebteften find; fo z. B. die Eingangs-Fagaden ; die Umgebungen der Thüren und Fenfter, die Kirchenpfeiler, befonders aber der Chor. Am ficherften find die Zeichen zu finden: an den Fenfterpfoflen , an den Wölberippen, befonders denen des Chores, an den Schlufsfteinen, an den Pfeilern und an den Capitälen. All diefes ftimmt wohl auch mit der Thatfache, dafs diefe Bautheile die technifch wichtigften und die fchwierigflen des Baues find, welche nur den tüchtigften Gefeilen anvertraut werden konnten, und dafs alfo zumeift nur diefe dem Hüttenbunde angehört zu haben fcheinen, während die Ausführung der eigentlichen flachen Mauern den fogenannten „Steinhauern" und den „Maurern" überlaffen wurde. Wo diefe flachen Mauern auch Zeichen tragen, zu verinuthen, dafs auch die Stcinhaiicr und die intelligenten Majirer bereits der Steinmetz- Brudeifchaft angehört haben. Endlich ifl; als hieher gehörig noch zu bemerken, dafs die Zeichen unter einander nicht regelmäfsig vertheilt find; fie find im allgemeinen ganz willkürlich und ohne alle Symmetrie angebracht, und nur eine einzige Ausnahme habe ich in diefer Richtung bis jetzt gefunden, nämlich die Zeichen an einigen Pfeüern der St. Lorenz -Kirche in Nürnberg; dort find an mehreren Pfeilern, und zwar der, dem Altare zugewendeten Seite derfelben die Zeichen perpen- dicnlär über einander angebracht und ifl diefe principielle, handwerksgerechte Symmetrie unver- kennbar.

E. In Betreff befonderer Einzeln-ObjeHe. In diefer Richtung haben wir befonders vier

Objefts-Gattungen zu nennen, welche eine hervorragende Pofition flir die Anln'ingung von Stein- metz-Zeichen ofeboten haben.

a) Die hervorragendflen gothifchen Dome. Es geht die Hütten-Tradition, dafs kein Gefeile zum Meifter ernannt wurde, wenn er nicht zuvor an dreiBamverkcn gearbeitet d. h. die im Rituale ausgeprägten, fchon oben behandelten drei Reifen gemacht hatte. Dafs der Gefelle überhaupt wandern mufste, ifl; im Steinmetz-Handwerke, wie oben fchon aus der „Ordnung" nachgewiefen wurde, ebenfo Thatfache gewefen, wie in jeder andern mittelalterlichen Gilde. Es bildete fogar der Wandergefelle, oder wie er in der Hüttenfprache heifst: „der Wandelgefelle", eine eigene Hütten-Specialität, welche, wie erwähnt, fchon in den Hüttenordnungen behandelt ifl.

VII. N. F. '^

ii6 Franz Rziha.

Hiernach ift es ganz erklärlich, «''^A ctie bernJimteflen Dorne die Zielpunkte der Gefeilen waren. Wir finden defshalb zur Zeit der Blüthe der deutfchen Bauhütte, alfo zur Zeit der Erbauung der bedeutfamrten, gothifchen Dome gerade die/e Bauwerke mit Zeichen aller Art, und oanz diver/en Charakters, überfät; Blicke auf die Dome zu Regensburg, Prag und Wien zeigen dies ganz befonders. Aus technifchen Gründen ift hieraus die Thatfache herzuleiten, dafs es Seitens der Wandelgefellen Sitte gewefen fein mufste, an folchen Domen ihr Zeichen auch an Steinen einzuhauen, welche fie perfönlich nicht bearbeitet haben. Wir \\\-\<\itn nämlich dicht nebeneinander Zeichen von diverfem Charakter (alfo diverfe Baufchulen verrathend) und an Maticriocrksßcllcn, an denen fo viele Arbeiter auf einmal gar nicht hätten hantircn können.

b) Die Sannnelßeinc. Es mufs Sitte gewefen fein, dafs die Wandelgefellen auf bellimmten Steinen ihr Zeichen (tlüchtig) einritzten. Der Sammelftein am Dome zu Regensburg (confr. Schuegraf), vielleicht auch die (uns perfönlich unl)ekannte) Heunenfäule auf der Halberftadter Heerftrafse find Beweife.

c) Die Grabßeinc. Es fcheint in fehr alter Zeit Sitte gewefen zu fein, dafs die leid- tragenden Gefellen ihre Zeichen auf die Grabftcine der verflorbenen Brüder hin und wieder ein- ritzten. Ich halte aus Gründen, die erfl weiter unten dargelegt werden können, den fchon früher erwähnten fogenannten, durch Dire6tor Profeffor Lindcnfchmidt veröffentlichten Merovinger Grab- ftein, deffen Abgufs im Germanifchen Mufeum fleht, ebenfo für einen ,Stein vom Grabe eines Hüttenbruders, wie jenen Stein, der hch (1879 noch unkatalogifirtj im Mufeum zu Neapel befindet; beides Steine, welche die Archäologie und Philologie zur Zeit noch nicht fefl zu beftimmen ver- mochten. Ebenfo ifl auch der bereits erwähnte, und wie es der Augrenfchein lehrt, aufserordentlich fchon gearbeitete Stein Nr. 6690 (Fig. 16) im Neapler Mufeum, der nach Dr. Kraufc philolo- gifch noch nicht gedeutet werden konnte, nach meiner Ueberzeugung nur ein Sammelftein von Brüdern einer Hütte aus der Zeit der Antike.

d) Die Buckclqnadcr-TJiYirnic. An den mittelaltorlichen Bergfrieden Deutfchlands imd Oeflerreichs (ich nenne nur die zahlreichen, diefsfälligen Thürme in der Pfalz, dann jene zu Pottendorf bei Wien und zu Brück a. d. Leitha, fo wie den zu Zvikov Klingenberg bei Pifek

in Böhmen) finden fich merkwürdig viele Zeichen. Diefe Zeichen find alle ronianifch ;

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die Tli'urnie Jiaben alfo nebenbei bemerkt zur romanifdien Zeit gebaut zverdcn muffen, was ein thatfächlicher Beweis für die bisherige, archäologifche Annahme ift, dafs diefe Thürme zur Zeit der Kreuzzüge gebaut wurden. Wir werden weiter unten auf diefe Beweisführung näher eingehen, bemerken jedoch fchon an diefer Stelle, dafs der cxclufive Charakter diefer romanifchen Zeichen deutlich dafür fpricht, dafs diefe Thürme von einer Wandertruppe eigener Hütte gebaut worden fein dürften. Diefe Truppe fcheint füdländifch gewefen zu fein; denn die romanifchen Zeichen deutfcher Hütte haben insgefammt anderen, abweichenden Charakter. Solcher Wandertruppen hat es zu allen Zeiten für beftimmte Bau Specialitäten gegeben; ich erinnere nur an die allen Comenfer und an unfere heutigen Süd-Tyroler- und Italiener-Truppen, welche bei allen Eifenbahn- bauten in ganz Europa zu finden find. Ja für die Thatfache, dafs di(; lü-bauung diefer Buckel- quader-Bergfrieden eine mittelalterliche, gleichfam privilegirte Bau-Specialität war, dafür fpricht auch ein technifcher Grund. Es gleicht nämlich ein jeder diefer Thürme in Bezug auf Dirnenfion, technifche Ausführung und angewandte technifche Hilfsmittel (noch heute erkennbar an den Kropf- löchern für das Verfetzen der Steine) fo zu fagen wie ein Ei dem andern.

Hiermit mag: zuo-leich erwiefen fein, wie wichtigf das Studium der Steinmetz-Zeiclien lilr die Kunftgefchichte ift:, denn die Auffindung der Urfprungsftellc für diefe Zeichen würde die /'ro- venienz diefer mittelalterlichen Specialität in der Profan-Baukunft erweifen.

Studien über Steinmetz-Zeichen.

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6. Die .Ic/JnJliriiiiQ- der Zeichen. Manche Steinmetz-Zeichen der _i;othifchen und fpäteren Zeit find adjullirt, d. h. in Wappen- form angeordnet. Es ifl diefs, wie fchon früher hervorgehoben wurde, bis jetzt das alleinige Kenn- zeichen eines Meißers. Aber durchaus nicht alle Meiflerzcichcn find in Schildern angeordnet, und die Sitte, Zeichen in Schildern anzubringen, beginnt crR im 14. Jahrhundert. Bei diefer Gele- genheit mag bemerkt werden, dafs nach authentifcJien Mittheilungen eines lebenden Hütten- bruders das Meiftcrzeichen durch feine Geflaltung als folches nicht erkennbar ift; es für die mittelalterliche deutfche Bauhütte unrichtig, wenn einzelne Autoren' die Meinung hegen: dafs der Lehrling ein Zeichen aus nur rechtwinkelig zufanimengefetzten Linien, der Gefelle ein folches aus fchiefwinkeligen Linien; der Meifter ein folches mit Kreislinien; der Werkmciller aber ein folches erhielt, in dem volle Kreife crfcheincn. Das Steinmetz-Zeichen wurde ehedem an den Betheiligten nur eifwial vom „verfammelten Handwercke" verliehen, und zwar bei der Ledigfpreclning zum Gefeilen; diefes Zeichen behielt der Steinmetz immerdar; er durfte es, wie es in der Hütten- ordnung ausdrücklich heifst, und wie wir bereits oben pag. 63 citirten, nicht ändern, es fei denn mit Willen des ganzen „Handwerks.^' Damit foll jedoch nicht ausgefchloffen fein, dafs die obige, bei Mothes angeführte Sitte der Veränderung der Zeichen je nach der Graduirung, eine erft in der Neuzeit übliche iß, wie denn überhaupt nochmals und ausdrücklich bemerkt werden mufs, dafs viele, ja die meillen Zeichen der Neuzeit Affeßions-Zeichen find, welche fich die Gefellen wohl nach generellen Regeln, aber nicht mehr nach jenen geometrifchen Principien wählen, welche die alte, echte und gerechte Hüttenfatziing waren.

Eine andere Adjuftirung der Zeichen ift die, dafs fie in Verbindung mit Büßen dargeftellt erfcheinen. Es ift dies bei den Büften der Fall^ welche auf der hohen Galerie, dem Triforium des Domes zu St. Veit in Prag- aufgeftellt find; diefelben ftellen Regenten, Regentinen, Bifchöfe, Dombau-Direftoren und Dombaumeifter vor, u. A, auch die Meifter Mathias von Arras und Peter Arier von Gmünd (confr. Taf 11, Fig. 168); alle diefe Büften tragen Jhnjlfchilder, in denen, oder durch welche überhaupt Zeichen dargeßelli find. Weil die Zeichen des Mathias und des Peter Steinmetz-Zeichen find und alle anderen Büften ähnliche Marken tragen, fo kann gefchloffen werden, dafs diefe Laien durchwegs „Liebhaber des Handwerks" oder Hütten-Patrone, refpetlive Patroneffen, waren und dafs ihnen Zeichen in Medaillonform verliehen wurden. PLs find diefe Prager Büften defshalb kunjlgefchichtlich felir wichtig und fie erinnern ncbßbci an die noch heute unter den Freimaurern übliche Sitte, dafs diefelben (oder nur die Ciraduirtenr) bei ihrer „Arbeit" eben folche Schilder umhängen.

7. Die Steinmetz-Zeichen find l'orbilder für die Marken.

Wir hatten bereits Gelegenheit anzudeuten, dafs die Steinmetz -Zeichen die Vorbilder für die Zeichen der Goldfchmiede, der Maler, der Bildhauer, Holzfchnitzer, kurz ftir die Mitglieder diverfer Gilden und Zünfte des Mittelalters gewefen find; defsgleichen auch Vorbilder für Familienmarken und Hausmarken des Mittelalters waren. Es läfst fich diefe Behauptung nicht nur culturgefchichtlich erläutern, fondern defshalb geradezu aufftellen, weil eine Menge folcher Marken den Steinmetz-Zeichen derartig ähnlich fehen, dafs fie ehedem für folche gehalten wurden. Aber diefe Marken entbehren des echten geometrifchen Grundes, des gerechten Steinmetzgrundes der Hütte.

' Dr. O. Molhcs, lUuftr. Baulexikon III. Band (i8()S) pag. 367.

■-• Dr. LegisGiückfelig, Der I'ragcr Dom zu St. Veit, B.aj; 1S5S; Dr. A. Ambras, Der Dom 7U Prag. Prag 1S5S; Prof. B. Gruiber die Kathedrale de? h. Veit zu Prag, Prag 1S70.

DIE PLUVIALE-ACRAFFEN DES TOISON-MESS-ORNATES.

Von E. Fkeih. v. Sacken.

\'.R mit der reichflen Stickerei bedeckte Mefs-Ornat des Ordens vom goldenen Vliefse, bellehend aus der Cafula, drei Chorkappen (Vespermänteln) und zwei Leviten-Kleidern ifl: ein clief d'oeuvre der Kund flickerei; was Vollftändij^dceit, Koflbarkeit des aufgewen- deten Materiales, Reichthum und künlllerifche Vollendung des figuralcn Schmuckes (es find 248 Figuren) und Vollendung der Technik anbelangt, dürfte er kaum feines Gleichen haben." In dem Inventare des Toifon-Ordensfchatzes, welches über Auftrag des Minifters der Kaiferin Maria Therefia, Grafen Cobenzl in den Jahren 1759 und 1760 aufgenommen wurzle untl in doppelter äufserfl fauber gefchriebener Ausfertigung in je zwei Folio-Bänden in der Kanzlei des Ordens verwahrt wird, find diefe Gewänder folgendermafsen befchricben: „Art. 12) Trois chappes, une chasuble, une tunique et une dalmatique, dont le fond est de velours carmoisin, ornements tres precieux travailles ä l'eguille en soie et en or, charges sur toute leur etendue de grand nombre de figures tres bien executees et au surplus garnis et ornes partout d'une fort grande quantite de perles, sur le chaperon de l'une de ces trois chappes est l'image de Notre Sauveur, sur lautre l'image de la Ste. Vierge et sur la troisieme l'image de St. Jean Baptiste."

Unter Poll 14 ift die Befchreibung der beiden prachtvollen, in derfelben Technik ausge- führten Antipendien gegeben. Dabei findet fich die Bemerkung: „Les trois chappes, la chasuble, la tunique et la dalmatique annoncees a l'art 12 de meme que les deux Paremens d'autel sont rap portees dans le plus ancien Inventaire, qu'on ait trouve, c'est ä dire dans celui de 1477." Aus diefer Angabe erhellt, dafs der Ornat 47 Jahre nach der Gründung des Ordens zu den Schätzen desfelben gehörte. Die Frage, ob er fchon bei der Gründung felbfl fpeciell für die Ordensfeierlich- keiten gefertigt wurde, oder erft fpäter, ift freilich tladurch nicht gelöll. Möglich, dafs die noch vorhandenen Gewänder diejenigen find, welche das achte Capitcl zu Mons i. J. 1451 für die Ordens- Capclle zu Dijon anfertigen zu laffen befchlofs." Nach der Lostrennung der Niederlande von Oefterreich gelangten die koftbarcn Gewänder mit den übrigen Toifon-Ordens-Gegen- ftänden nach Wien, kamen dann in die kaiferliche Schatzkammer, 1872 in die Ambrafer Sammlung.

In dem erwähnten Inventare finden fich unter Port 13 aufgeführt: „3 agraffes ou fermails d'argent dord armoriees des armes de Roi Don Philippe I., servant pour les 3 chappes et pesant avec leurs chevilles sans leurs attaches 7 marcs et 7 onces." Auch diefe -Agraffen oder Monilia find vorhanden und werden hier im Nachhany-e zu meiner kurzen Befchreibung des Mefs-Ornates im in. Bande der Mittheilungen (S. 113) befchrieben.

Alle drei Pluviale-Schliefsen, aus vergoldetem Silber gefertigt, find ganz gleich (Fig. i). Sie halben die im 15. Jahrlumdert für grofse Gewandfchlicfsen nicht ungewöhnliche Form, aus Päfsen oder

' Die burgundifchen Geivänder der k. k. Sch.itzkammer. MefsOrnal für den goldenen VliefsOrden. 12 Plmlogr.ipliicn milTexl, herausgegeben vom k. k öfierrcich. Mufeun) für Kund und Induflrio, Wien 1864. - Rtifffnherg, Histoire de l'ordre de la Toison d'or, p. 34.

Die Pluviale-Agrai-fen des Toisox-Messornates.

119

Kreis-Segmenten conftruirt, oben und unten zugefpitzt. Die Höhe einer jeden beträgt 19, die Breite 15 Cm. In der Mitte befindet fich ein Wappenfchild, 4 Cm. hoch, 3'5 Cm. breit, von der einfachen, im 15. und 16. Jahrhundert beHebten Form, unten abgerundet (fogenannter halbrunder Schild), bedeckt von dem grofsen, 5 Cm. breiten Herzogshut. Der quadrirte mit Herzfchild verfehene Schild zeigt folgende Wappen in ihren Farben, die aus leuchtendem Email beliehen: In 1 den hlbernen Balken in Roth (fogenannten Bindenfchild) des Erzherzogthums Oefterreich, in 2 das Wappen der neuen Herzoge von Burgund, das mit goldenen Lilien befäete blaue Feld mit roth und ülbern geflickter Bordüre, welches bekanntlich von den franzöfifchen Fiirflen als Herzogen von Burgund dem alten W^appen hinzugefügt wurde, in 3 das altburgundifche Wappen, den von Gold und Blau fünfmal fchräggetheilten Schild, in 4 den goldenen Löwen in Schwarz von Brabant; der Herzfchild hat in Gold den fchwarzen Löwen von Flandern. Um den Schild hängt die Kette des Toifon-Ordens mit verfchlungenen Feuerftählen; von den Steinen fprühen roth emaillirte Funken an den Schild; daran das fchön gearbeitete Vliefs.

Fig.

Der Herzogshut hat eine purpurne Mütze mit Spangen, der Hermelinbefatz ift durch weifses geriffeltes Silber angedeutet, darauf heben erhoben cifelirte Schwänzchen, die Spitzen des Stulpes find mit vergroldeten Stäben einsrefafst; der von vorn nach rückwärts laufende Bogen ift mit fechs Krappen gothifchen Styles befetzt, auf der Spitze der Reichsapfel.

Als Wappenhälter fungiren zwei prachtvoll gearbeitete Löwen aus vergoldetem Silber, mit eingefchlagenen Schweifen, jeder 85 Cm. hoch, die Köpfe mit reichen Mähnen und die Füfse faft vollrund gearbeitet, die Leiber zur Hälfte plaftifch vortretend, der eine erfcheint ganz im Profil, der andere hat den Kopf etwas dem Befchauer zugewendet. Sie zeigen ein glückliches Gemifch von lebensvollem Realismus und heraldifcher Stylifirung, find vortrefflich und forgfältig durch- geführt, von grofser Wirkung.

18

VU. N F.

I20 E. V. Sacken. Die Pllviale-Agraffen des Toisox-Messornate?.

Die Umrahmung des ganzen Wappenbildes befteht aus einer gewundenen Schnur auf einer im Tremolir-Stich verzierten Leifte, beiderfeits Hohlkehlen, im Innern noch ein eeftrichelter Wulft. Auf der Rückfeite der fchweren Agraffen befinden fich die aufgelötheten Charniere, durch welche nebft den correfpondirenden Stücken an den Gewändern die Schliefsbolzen gefchoben wurden.

Das auf den Agraffen dargertellte Wappen führte nur Maximilian's Sohn Philipp I. als vierter Souverain des Ordens bis zum Jahre 1504. Maximilian, der nur in X'ertretung feiner Gemahlin Maria von Burgund Chef des Ordens war und nur zwei Capitel, das 13. des Ordens 1478 und das 14. 1481 hielt, führte, bevor er römifcher König war, ein Wappen, in dem auch Alt-Oefter- reich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tyrol und Limburg erfcheinen. Als Philipp im Jahre 1504 König von Caftilien wurde, fugte erCaftilien, Leon, Aragonien und Sicilien dem Wappen hinzu.' Sein erftes Capitel, das 15. des Ordens, hielt er zu Mecheln den 24. Mai 1491; Tags vorher wurde das Ordens- fefl:, das 23., in der Kirche St. Rombaat durch ein folennes Hochamt gefeiert. In diefe Zeit oder wenige Jahre fpäter mufs die Anfertigung der Agraffen fallen. Ohne Zweifel waren bei den Vesper- mänteln ältere Schliefsen vorhanden, denn diefe hätten fonfi: nicht gebraucht werden können. Was mit ihnen gefchah und warum fie durch neue erfetzt wurden, vermag ich nicht anzugeben; fie mögen wohl fchön gewefen fein, aber auch die neuen in Gold und Farbe leuchtenden Monilia trugren nicht weniy zur blendenden Pracht der Kircheno-ewänder des Vliefs-Ordens bei.

' Reiffenbtrg a. a. O. 530, 534. Auch nach dem mit fchönen Miniaturen ausgeftatteten handfchriftüchen: Livre de l'ordre de la Toison d'or, das von der Gründung des Ordens bis zum 23. und letzten Capitel im Jahre 1559 reicht.

Golhische Hülten-Zeichen am Sl. SlefänsDome mWieii.

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JVleislerzeiciieri des Erbauers der Kanzel

in einem Scliliissel aus dem Gaue der

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Golhische Hüllen -Zeichen am Sl. Sleians-Dome inWien.

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Gülhische Hütten-Zeichen am St. Stefans -Dome in Wien .

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Goihische liüllen-Zeichen am St.Slefans-üome inWien.

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Hütten -Zeichen des ^^^^;^^^ Wiener Domtiaumeisters Friedrich Schmidt Im Schlüssel derHaupthütie von Coln.

Oothische Hiitten-Zelchenan derLiebfrauenkirche zu Wiener-Neustadt ,

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Qothische Hütten-Zeichen an der Kirche,, am Hof in Wien. 109. 110. 111.

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Golhische Hullen-Zeichen an derMmonlenkirche mWien,

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öothische Hütten -Zeichen an der Kirche „Maria Sueben' m Wien.

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(Maria Stiegen), Goth.Hüllen-Zeichen am Portale (1473) der Pfarrkirche in Altmünsler b.Gmunden.

öothische Hütlen-Zeichen an der Pfarrkirche zu Aussee (1498).

Goth.HütterL-Zeichen am Pönale (15,61) des Moserhauses zu Hofgaslein.

165. k- ,, 166. .^--^ 167.

Goih Hütten-Zeichen auf einem Bauplane in der k.k. Akademie der bld. Künste

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Oolhische Hütten -Zeichen an der Pfarrkirche zu Perchtholdsdorf b Wien.

Golhische Hütten-Zeichen an der Si.Barharakirche zu Kuttenberg in Böhmen.

185- 186 ...-"-TV--^ 187.

Goihische Hüüen-Zeichenm Prag.

Dom zu Si. Veit,'

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Golhische Hütten-Zeichen in Prag. DomzuSj.Veit.

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öolhische Hütten-Zeichen m Prag.

Pulverlhurm und sein Äeisler.

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Altslädter Brückenihurm.

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Goiliische Hülten-Zeichen an derPfairkirche Si. JaM mBrunn.

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Golhische Kulten -Zeichen an der Pfarrkirche Sl. Jakob inBrunn.

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öothJütlen- Zeichen an der Augustiner Kirche m Brunn.

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QolhischeHütlen-Zeichen ZU Kolin iiiBöhnien. St.Barlholomei Kirche

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338.

Gom.Hiilten-Zeic]ien am fö-euzgange auf Burg Zvikov fKlmgenberg) inBöhmea.

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öolhische Hulten-Zeichen an verschiedenen Bauwerken .

SlPelerskirche zu Laun m Böhmen.

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Sl Nicolaikirche zu Laun in Böhmen.

Kirche zu Krumau in Böhmen

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Bnix und Braunau in Böhmen.

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Jglau St Jakob. Hohenfuri in B Ohmen

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Maria Feucht in Kärnlhen.

Klrchihurm zu Char/aiek in Böhmen.

öolhische Hullen-Zeichen an verschiedenen Bauwerken.

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Budweis. Bensen in Böhmen.

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Petschau inBöhmen. 372

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374.

St Nicolai-Kirche zu Eger in Böhmen .

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Capuzinerkjrche in Salzburg, ^''-'"'■^'c^^^l^''^'''''^

386. 387.

Schloss Hardenburg

in der Pfalz.

Sl Maria in Göln.

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Gothische Hütten- Zeichen an verschiedenen Bauwerken. ScWoss-Capelle zu Sachsen- Allenburg.

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Hütten-Zeichen an der Wartburg,

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Kirche in Gelnhausen. 396. 397.

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Huilen-Zeichen an derFranZiScanerkirche zu Okulusna im Liplauer Coiniiaie.

398. 399. 400.

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Hutlen-Zeichen an der Zapolya Capelle inKirchdorf im Zipser Comitate.

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Qolhische Hütlen-Zeichen an den altgolhischen Pfeilern am Dome zuSpeyer,

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Golhische flüiien-Zeichenander Kirche zu Käfermarki (1470).

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Golhische Hülten-Zeichen am Dorne zu Bauizenm Sachsen.

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Ooih Hütten-Zeichen an der Sl.PelerundPaul-^ Kirche zu,Weil die Sladi",Würilemberg

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Golhische Hutlen-Zeichen an diversen Bauwerken.

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St.Theobald inThann.

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Schloss zuBaden-Baaden.

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Golhische Hütten -Zeichen an der Sl Ulrichs Kirche in Augsburg.

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Cfolh. Hütten-Zeichen an der Domkirche in Augsburg.

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Goth. Hütten- Zeichen am Dome zu Freiburg in Breisgau.

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Golh. Hütten -Zeichen am Schlosse in Woljenbultel

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öolhische Hüllen-Zeichen an der Morilzburg in Halle.

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Gothisclie Hünen-Zeichen an der St.Mariinskirche zu LaRdshut in Bayern.

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Zeichen des Landshuter Meisters

Hanns Stamme zz

von Burghausen

meinem Schlüssel

des Hutiengäues von Sirassburg

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Golhische Hütten-Zeichen an der Kirche zuNeusladt m der Pfalz

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VI.

BERICHT

der k. k. Ccnlral-Coi)iniiJJto)i j lir /irfor/chuno und Iirhaliuno ihr Kunji und hißorifchen Denk- male über ihre 'fhäligkeit im Jahre 1880.

liNSCIlLIESSKND ;in den V. Bericht diefer (ommirnon über ihr Wirken, der mit l'".ndc irgT*-»-« 1879 der ( JeffentHchkcit über<^ebLn wurde, crlbittct diefclbe mit L^ogenwartiger Ziifanimeiillelkini; Uericht über ihre Fhatigket widireiid des eben abge- laufenen Jahres 1880.

Die Zufanimenfetzunt; der Commiffion linderte licii feither nur in fo weit, als aus derfelben das bis- herige Mitglied Dr. Franz Kurfcliner in l^'olgc lang- wieriger fchwercr Krankheit ausfchied.

Der Mitgliederftand war demnach folgender: ' Sc. l-.xc. Dr. Jofeph Alexander Freih. v. Helfert,

k. k. Geh. Rath, als Präfident; ferner lüri^iiunni Hermann, Architekt, Ober-Baurath im

Minillerium des Innern, als Vertreter diefes Mini-

lleriums; wiederbeftätigt mit M. K. ddo. 12. Mar/.

1880, Z. 1911; Caincjina v. San Vittorc Albert, Rittei', Rgs. K.;

wiederbeflhtigt mit M. E. ddo. 8. December 1878,

Z. 19040; l'crjlel Heinrich, Freih. v., Uber-liaurath, k. k. Prof an

der technifchen Hochfchule in Wien; wieder-

bertatigt mit M. E. ddo. 8. December 1878.

Z. 19040 ; I lau/er Alois, Architekt, Prof an der Vorbereitungs-

fchule der Kunilgewerbefchule des k. k. ofterr.

Mufeums; wiederbeft-jitigt mit M. E. ddo. 8. De- cember 1878, Z. 19040; h'riiiier Friedr , Ph. Dr., erfter Cullos der Mimz- unil

Medaillen -Sammlung des Allerhöchflen Kaifer-

haufes; wiederbeflatigt mit M. E. ddo. 8 Decem- ber 1878, Z. 19OJO; A/c/;/ Johann, Hiftorienmaler, k. k. Profeffor; wieder

beftätigt mit M. E. ddo. 8. December 1878,

Z. 19040; l.aiifberger P^erdinand, k. k. Direktor inul Prof an der

Kunftgewerbefchule des ofterr. Mufeums; berufen

mit M. E. ddo. 17. September 1877, Z. 11630; Miii/i Mathias, J. Dr.; berufen mit M. E. ddo. 8. Jiuii

1877, Z. 19339 ex 1876; Sinken Ed. Freih. v., Rgs. R , Ph. Dr., Dircctor der

Antiken- und Münz-Sammlungen des Allerhochften

Kaiferhaufes; wiederbeftätigt mit M. V.. ddo.

8. December 1878, Z. 19040; Siiteßag Franz, k. k. Cuftos der Kupferftich-Sammlung

des Allerhochften Kaiferhaufes; berufen mit M.

IC. ddo. 17. September 1877, Z. 11630; Schiiitdt P'riedrich, Ober-Baurath, Dombaumeifter und

k. k. l'rofeffor; wiederbeftätigt mit M. F.. ddo.

8. December 1878, Z. 19040;

' iJas U.itum der Berufung ift hei den einzelnen Mitgliedern der Com- niifllon angegeben; f. u.

VII N. V.

Sickel Theodor, Ph. Dr., k. k. Hofrath, Univerfitats- profeffor; wiederbeftätigt mit M. E. tldo. 8. De- cember 1878, Z. 19040;

frcnkivald Jofef Math., k. k. Profeffor an der Akademie der bildenden Künfte; berufen mit M. V.. cido. 17. .September 1877, Z. 11630;

Winter (ruftav, Dr., Hof-Concipift im k. k. Haus-, Hof und Staats Archiv; berufen mit M. E. ddo. 17. September 1877, Z. 11630;

Zeifsherg Heinricli, Ritter v., Ph. Dr., k. k. Univerfitats- profeflbr ; wiederbeftätigt mit M. E. ddo. 8. De- cember 1878, Z. 19040; als Mitgliedern.

Die einzelnen Comites fetzten fich aus folgenden Herren zufammen:

Das Redaflions-Comite aus den Herren Haufer, Sacken und Zeifsbcrg.

Das Budget-Comite aus den Herren Bergmann, Cainefina und Hau/er. Die Caffafcontrirungen be- forgten die Herren Camefitia und Haufer.

Das Comite zur Ueberwachung der Reftaurirung \on alten Gemälden aus den 1 lerren Camefina, Klein, Laufherger, Sacken und Trenktvald.

Das Comite in Angelegenheit der lüzielung einer Staats-Gefetzgebung zum Schutze der Denkmale aus den Herren Haufer, Kenner und Sickel.

Das Comite in Angelegenheit der Abfaffung einer Kunft-Topographie der im Reichsrathe vertretenen Eänder des öfterreichifchen Kaiferftaates bildete fich aus den Herren Kenner, Lind, Sacken, Scheßag und Winter.

Wahrend des vergangenen Jahres traten die Mit- glieder zu 32 Sitzungen zufammen, darunter 8 Plenar- fitzungen und 24 .Se6lionsfitzungen, abgefehen von den zahlreichen Sitzungen der einzelnen Comites. Wie bisher hatten auch im Jahre 1880 die meiften Verhandlungen der Plenarverfammlungen den Zweck, die Berathungsrefultate der Special-Comites entgegen- zunehmen , diefelben zu prüfen und darüber zu be- fchliefsen, über die Creirung von Confervatorsftellen, über die Befetzungsvorfchläge fchlüffig zu werden, Correfpondenten zu ernennen, P'inanz- und Publica- tions - Angelegenheiten zu erledigen, endlich über gröfsere Einleitungen und Maafsnahmen zu befchliefsen, infofern dadurch gröfsere .Summen in Anfpruch ge- nommen werden foUten.

Nicht feiten ergaben fich Anlaffe Angelegen- heiten einzelner Sedlionen ftatt in diefen ihrer Dring- lichkeit oder Wichtigkeit wegen in den Plenarver- fammlungen zu verhandeln. Bisweilen wurden Be- fchlüffe der einzelnen Se(ftionen noch überdies in

II

den Plenarverfamnilungeii bcrathei». um diircli das Gewicht des Votums diefer die Wichtigkeit folchcr Angelegenheiten zu bezeichnen. V\'ahrend der Studien- ferien wurden die wichtigen Angelegenheiten durcii das Prafidium erledigt, gegen nachträgliche Mitthei- lung an das Plenum oder an die betreffende So6lion

Die Lirten der Confervatoren wurden in ausgie- biger Weife ergänzt, fo dafs nicht nur faft alle als wiinfchenswerth erkannten Confervatorsllellen befetzt find, fondern auch noch einige neucreirte Stellen der I. Seclion zur Befetzung gelangten. Eine weitere X'cranderung trat infofern ein, als die bisherigen zwei Confervatorsbezirke der Steiermark für die I. Se6tion vereint wurden. Die im Laufe des vergangenen Jahres eingetretenen weiteren Aenderungen in den Confer- vatorsflellen ergaben fich theils durch Todesfälle, theils durch Rücktritte. So refignirte Pfarrer Franz Daiies zu Peruc als Confervator für Angelegenheiten II. Seftion im Saazer Kreife. Der verdienflvolle Con- fervator Anton Ritter 7'. Gallcnßein irt am lO. October, der nicht minder rtrebfame Confervator Anton Ma/o< /i am 15. Oclober 1880 gellorben.

Mit Ende des Jahres 1880 waren folgende Con- fervatoren, zum Theile unter ausdrücklicher weiterer Verlängerung diefes Ehrenamtes auf die fünf folgen den Jahre beflellt :

/. Oe/lerreich unter der Runs.

Böhm Conftantin, Edl. \'., Archi\ar im k. k. Haus-, Hof"

und Staats- Archiv. (Für Wien III. Scclion.i Dungel Adalbert, Stiftsarchivar und Waldmeifler im

Stifte Göttweig. (Für O. W. W. I, und hinfichtlich

Nieder-Oefterreichs aufser Wien III.) Fries Gottfried, Gymn. Prof. in Seitenftetten. (Für

O. W. W. II.) Haufer Alois, Architekt und Prof. an der Gewerbe

fchule des k. k. Mufeums. i Für Wien II.) Kenner Friedrich, Ph. Dr. (Für Wien I.) Much Mathias, Dr. (Für O. u. U. M. B. I.) Rosner Karl, n. ö. L. Ingenieur in Krems, Hcf. d.

gld. Verd. K. (m. d. K.). (Für O. M. B. II.) Sacken Eduard, Freih. v. (Für U. W. W. I. und II.) Widter Anton, Realitäten- Befitzer in Wien. iFur IV

M. B. II.

2. Oeßerreich ob der Enns.

Czerny ^Vlbin, Chorherr und Bibliothekar in Sl

I-'lorian. (III.) Kolb Jofeph v.. Privat in Linz-Ürfahr. I'iir (Jber-

üefterreich I.) Wimmer Florian, Stifts-Capituiar \un Kremsmünfter,

derzeit Pfarrer in Pfarrkirchen. 11. rechts der

Donau.) Schirmer Otto, Dombau-Architekt in Linz. Jl. für I.iii/.

und links der Donau.)

j. Salzburg.

Weffiken Jofeph, .Architekt in Salzburg, ill.)

Richter Eduard, Gymn. Prof in Salzburg. (1. unti III.

4. Steiermark.

(iraus Johann , Weltprieller, Docenl für Kunllge- fchichte am fürftbifchciflichen Dincefan Seminar in Grätz 'II. für Ober-Steii-rmark. 1

Lufchin-Ebengreulh .\rnold, Ril. \ . J. Dr., Univ. Prof.

in Gratz. 'II. für l'nter Steiermark. Pichler l-"riedricli, Ph. Dr., L'niv. Prof, XOrlland lies

Münz- und Antiken-Cabinets am loanneum in

Gratz. (I.) Zahn Jofeph V., Prof. und Landesarchivar in (iralz. l'l

5. Kärnten.

Lebinger P. Norbert, Bened. Urd. Pr. von St. l'aui

Gymn. Prof. in Klagenfurt illl.' Stipperger Adolph, Architekt in Klagenfurt. (II.)

6. Kram.

Delchmani) Karl, Cullos des Mufeums in I.aibach Mitglied des krainer Landesausl'chulfes, Ritter der'eif. Kr. III. Cl. (I.)

Lufchin .Arnold, Dr , Rit. v. Ebengreuth, L'ni\'. Prof in Gratz. (III.)

7. Tyrol.

Alz Karl, Prieller, Beneficiat in Terlaii II. für die

Diöcefe Trient.) Jenny Samuel, Dr., Fabriksbef in Ilard.d., II. für Vor

arlberg.) I.otlron-Lalerano, Graf, in Tiienl. ,1. für tlie Diocefe

IVient.) Ürgler Flavian, Franc. Ord. l'r., (iynni. l'rcjf in Hall.

(I., II. für den Antheil der .Salzburger Diocefe und

I. der Brixner Diocefe.

.Schunlier David, kaif. R., Dr., Archivar in Innsbruck II. für die Diocefe Brixen, überdies III. für Tyrol und Vorarlberg.)

8 . Küßenland.

Bizzarro Paul v., Dr., .Advocat in Görz. (I. für Gorz und

Gradisca.) Coronini-Cronberg-Paravic Franz. Gf, k. k. Geheim.

Rath und Kam., k. k. Oberfl a D., Eandes-Haupt-

mann in Gorz. ill. für Gorz und Gradisca.) Hortis Attilio, Dr., Bibliothekar in Triefl. (III. für das

Küftenland ) Klodic Anton, Rit. v. Sabladoski, L. Schulinfp. in

TrielL Kit. d. eif Kr. III. Cl. I. für Illrien mit

Ausnahme von Trieft und Pola. Pervanoglu Peter, Realitätenbefitzer in Trieli. 1. für

die Stadt Trieft: und ihr Gebiet.! Kighetti Joh., Dr., Architekt in Trieft, ill. für die Slaiil

Trieft und fin- Iftrien mit .Ausnahme von Pola.) Rizzi Nicolaus, Ingenieur in Pola. (I. unti II. für das

Gebiet von Pola.)

(?. Dalviatien.

.\iacevic Jofeph, k. k. Landesger. Rath in Spalato III

für den ehem. Kreis Spalato). Hianchi Karl, Fr., Cavaliere, Domherr in Zara. Ril. d.

Fr. Jof.-Ord. (III. für den ehem. Kreis Zara Berlic I""ranz, Gymn. Prof und Bezirksfchul-lnfpeclor.

in Zara. il. für den ehem. Kreis Zara.) Gla\inic Michael, Bef. d. gld. Verd. Kr. (m. d. Kr.),

Gymn. Dir. und Muf. Dir. in Spalato. (I. für Dal-

matien mit Ausnahme des eheni Kreifes Zara

II. für ilen ehem. Kreis Spalato.

Ka/.nacic Joh. -Xug., Dr. Med., .Spitalsdireclur in Kagiifa. (II., III. für den ehem. Kreis Rasjufa 1

Siiiiric Johann, Ucallcli. l'rni. in Zara. Kreis Zara.)

für den iliini.

10. Ji oh nie II.

Haum Anton, .Architekt in Praj;. (II. für den ehem. Hunz-

hiuer Kreis und prov. für den ehem. Saazer Kreis.) I'ienes l'"ran/. Jofeph, j^raflich I larrach'fcher Caffier,

Cnllos des vaterlimdifchen Muf. in Prag. (II. für

den ehem. Prasser und (Jashuier Kreis.) Merger Stephan, J. Dr., Grofsgruniibefitzer in Prag.

(1. für die ehem. Kreife Leitmeritz und Saaz.) Dombrovsky Raoul, Rit. v., Giitsbefitzer in Kamen. (II.

für den elieni. Taborer Kreis.) (iindely .\nton, Pli. Dr., Lh)i\'. Prof, L. Archivar von

Höhmen in Prag. (111. fin- Holimen I (irufs Joli., Dir. des Geu'. .Mufeunis in Leitmeritz.

(II. für den ehem. Leitmeritzer Kreis.) Ilermann Karl, Ob. P'in. R. u. Fin. Hez. Dir. in Mger. (II.

fiir den ehem. ICgerer Kreis.) 1 hase Joiiann C, Bezirksfchul-Infpeclor in Neuftadt

a. d. Mettau. (II. für den ehem. Königgratzer

Kreis und I. Jür die ehem. Kreife Königgratz,

Chrudim und Caslau.) Jii'insky Karl, J. Dr., graflich Cernin'fcher Oberanit

manns-Stellvertreter in Neuhaus. (II. für den ehem.

Pifeker und Budvveifer Kreis und I. für die ehern

Kreife Budweis und Tabor.) I.üfsner Moriz, jub, k. k. Statthaltereiratli in Prag.

(I. für den ehern Prager Kreis.) .Mocker Jofeph, Dombaumeiller in Prag. ill. lur die

Stadt Prag.) -Schmoranz Franz, Bef d. gid. V'erd. K. im. d. K.), Bau-

meifter in Clirudini (II. lür den ehem. Chrudimer

Kreis.) Schneider Ludwig, Dir. der Zuckerfabrik in Jicin.

(I. für die ehem. Kreife Jicin und Bunzlau.) Schwerdtner Viftor, F'achvorftand an der Staats

Gewerbefchule in Pilfen. (IL für den Pilsner Kreis

und I. für die ehem. Kreife Eger, Pilfen und Pifek.)

//. Mähren.

D'Klvert Chriftian, Rit. v., k. k. llofrath. (III. lür die Stadt Brunn. I

Dudik Beda, Rgs. R., Ph. Dr., L. Hifloriograph von Mähren, in Brunn. (III. für Mähren mit Ausnahme von Brunn.)

Prokop Augufl, Prof an der k. k. techn. Hochfchule in Brunn. (II. für die Olmutzer Erzdiöcefe.)

Sterz Karl, Realfchul-Prof in Znaim. (II. für den Znai- mer Kreis.)

Trap[) Moriz, Cuflos am Muf. in Brunn. (1. für die Mark- graffchaft Mähren ; ferner für die II Seftion fin- die Brünner Diocefe, den Znaimer Kreis ausge- nommen.)

12. Schießen.

Kurfchner Gottiieb, Dr., Gymn. Prof in Troppau. (III.) Peter Anton, k. k. Schulrath, Direftor der Lehrerbil-

dungs-Anflalt in Tefchen. (I.) Prokop Albin, Bauverwalter in Tefchen. (II.)

/?. Galizien.

Cwiklinski Lud , Dr., V \\\\\ l'iof in Leniberg. (I. ( i-alizien.i

I )/.ietluszycki .Adall)., (iraf ill lür (.»llgalizien.)

Lepkowski Jofeph v., Uni\-. Prof in Krakau. (I. unti II. für Weflgalizien. I

Liske I""ranz .Xav., I'li. I)r., üni\-. Prof in Lemberg illl. für das pohiifche Archivwefen in OHgalizien.)

Pietruszewicz Anton, Domcullos des gr. katli. Metro- politan • Domcapitels in Lemberg. (III. für das ruthenifche Archivwefen in Oflgalizien.)

.Szujski Jofeph, Ph. Dr., Univ. Prof u. Secr. d. Ak. d. VVilf in Kraka\i illl. für den wefllichen Theil von Galizien.)

lif.. Bukowina.

Gutter jofeph, penf Hauptmann in Sereth. (I.) Ifopeskul Demeter, Dir. der Lehrerbildnngs-Anflalt in

Czernowitz. (III.) Laizner Jofeph, Dir. der Staats- Gewerbefchule in

Czernowitz. (II.)

Mit Schlufs des Jahres i88o llanden mit der Cen- tral-Commiffion nachüehende Correfpondentiii in Ver- bindung:

/. Oe/ferreich unter der Enns.

Birk KrnlL Rit v , Dr., Hofrath und Vorftand der k. k.

Hofbibliothek in Wien. L.xner W. P'r., Kgs. R., Prof an der Hochfchule lur

Bodencultur in Wien. Falke Jakob Fr. L., Rit. v., k. k. Reg. Rath, Vice-

Dir. des k. k. öflerr. Mufeums für Kunll: und

Induftrie in Wien. 1 lartmann v. Franzenshuld Frnll;, Fdl., Ph. Dr., Cultos

des Münz- und Antiken-Cabinets in Wien. 1 llavka Jofeph, Bau-R., Stadt-Baumeifler und Archi- tekt in Wien. Janaufchek Leopold, Ord. Pr., Capitular des .Stiftes

Zwettl. Janku Joh., Privat. 11g Albert, Ph. Dr., Cuftos der kunfthift. Sammlungen

des AUerh. Kaiferhaufes in Wien. Kanitz F"., Ethnograph, Dir. R. des orient. Mufeums

in Wien. Rit. d. Fr. Jof. Ord. Kerfchbaumer Anton, Th. Dr., Ehrendomherr, Dechant

und Stadtplarrer in Krems. Kluge Benedia, Gift. -Ord. Pr., Pfarrer in Wurflach. Lippert Jofeph, Rit. v. Grauberg, Rit. d. eif Kr. III. Cl..

Architekt in Wien. Mayer Anton, Dr., Secretiu' des n. u. Landeskunde- Vereines in Wien. Neumann Wilhelm, Th. Dr., Heiligenkreuzer .Stifts-

capitular, Univ. Prof in Wien. Newald Johann, gewefener Dir. der beflandenen P'oriL

Akademie zu Mariabrunn. Riewel Hermann, Rit. v., Architekt und Prof an dei-

Bau- und Mafchinenfchule in Wien. Rosner Friedrich, Rit. v., k. k. Hptm. im Geniellabe

in Wien. Rziha Franz, k. k. Prof am Polytechnicum in Wien. Sembera Alois, Rgs. R., Lehrer der bohm. Sprache

und Literatur an der Univerfitat in Wien. Wanek Johann, Pfarrer in Lichtenwöth. Weifs Karl, Archivs- und Bibliotheks-Dir. der Stadt

Wien.

[V

2. Oejierreich ob der Enns.

Az Moriz, OberPoftrath und Ober-1'oftdir. in Linz. Mullner ^\lphons. Prof. an der k. k. I.ehrerbii(luii5;>

Anrtalt in Linz. Uberleitner Franz, Pfarrer in St. Pankratz. -Stapf Joleph. Bergrath in Halllladl.

3. Salzburg.

Sitte Camillo, Dir. der Staats-Gewerbefchnlc in Salz- burg.

4. Steiermark.

Beckh-Widmanftetter Leopold v., k. k. Hauptmann in

Marburg. P'elicetti v. Liebenfels Moriz, p. Hptm. in Griitz. Frank Alfred, Rit. v., Major in Gratz. Gaupmann Rudolph, Prof. am landfchaftl. Real-Gymn.

in Pettau. Grofs Hans, Dr., k. k. Gerichtsadjun6l in Gratz. Gruber Philipp, Beneficiat in Strafs bei .Spielfeld. Hofrichter Jofeph Karl, Notar in Windifch-Gratz. Hönifch Johann v.. M. Dr., Ober-Stabsarzt in Gratz. Ihvof Franz, Dr.. Oberrealfchul-Direflor in Gratz. Lauzil Karl, Dir. der k. k. Staats- Gewerbefchule in

Gratz. Liebich Johann, Ob. Ing. in Liezen. Bef. d. gold. Verd.

Kr. (m. d. Kr.) Mayer Franz, Dr., Prof. an der landfchaftl Ob. Real-

fchule in Gratz. Meixner Anton, Beneficiat zu St Leonliard in Ga-

bersdorf. Orozen Ignaz, Domh. in Marburg. Petfchnig Hans, p. Prof. in Gratz. I'ichl V. Gamfenfels Karl, Kit., Gutsbef. in F-lggenwald

bei Radlersburg. Raifp Ferdinand, Privatbeamter in Pettau. Roffegger Ruprecht , Pfarrer in Feiftritz bei l'eggau. Schlagg Ignaz, Bez. Richter in Obdach. Toscani Johann, Berggefchworner zu Cilli. Watzka Karl, k. k. Ob. Ing. in Gratz.

5. Kärnten.

Blumfeld Leopold, Edl. v., p. L. Ger. R. in .Spital.

Krafsnigg Joh., Gymn. Dir. in Villach.

Levitfchnig^ BartholomiuLs, Ph. Dr., Dechant und

Pfarrer in Hermagor. Lex Gabriel, Pfarrer zu St. Pctcr im Holz. Moro Max, Rit. v., Vorfland des kärntn. Gefchichts-

vereines und Fabriksbef. in Viktring. Rainer Jofeph, Gutsbef. in St. Veit. Raupl Johann, Domh. in Klagenfurt. Raufcher Friedrich, Gutsbef. in Klagenfurt. Raufcher Johann, Dechant und Pfarrer in Gurk. Reiner Johann, Oberrealfchul-Prof in Klagcnlurt .Schellander Georg, Domh. in Klagenfurt. Schroll Beda, Ben. Ord. Pr. in St. Paul.

6. Tyrol.

Baruffaldi Luigi Antonio, Dr., in Riva. Dahlke Gutthilf, Kunftfchriftüeller in Gries bei Bozen. Gio\anelli Ferdinand, Frciii. v , zu Schlofs lidrtenberg bei Bozen.

Hellweger Franz, Hillorienmaler in Innsbruck. Kaltenegger Ferdinand, kaif. Rath. emerit. Ak. Prof. in

Schlofs Palaus. Neeb Philipp, l-~orllmeifter in Bozen. Xordio Joh., Leiter der k. k. F'achfchule für Marnmr-

Indurtrie in Trient. Pescofta Cyprian, Caplan in Ehrenburg. Sardagna Michacle \ ., VoriL des rtädt. Muf in Trient. Stippler Johann, Hofcaplan in Brixen. Zanella, Don Giovanni Battifta, Caplan in Trient. Zingerle Ignaz, Ph. Dr., Univ. Prof in Innsbruck. Zingerle Jofeph, Domh. in Trient.

7. Krain.

Codelli Anton, hreih. v., penf. Gubernialfecret;ir in

Laibach. LcinmüUer Jofeph, Ob. Ing. in Rudolphsworth.

8. Küßenland.

Majonica Heinr., Gymn. Prof in Görz.

.Schräm Hermann, Gendarmerie-Rittmcirter in l'ola.

p. Dalmatü-n.

Bajamonti Anton, Dr., Landtags- und Reichsraths- Abg., Bgrmlb-, in Spalato. Rit. d. eif Kr. 111. Cl

Barbieri Stephan, Bez. Hptm. in Benkovaz.

Danilo Johann, W'eltpr. in Zara, Rit. d. Fr. Jof Oni

Diana Paul, Pfarrer in Salona.

Dojme Peter, Nobile de, Podeflä in Liffa.

Gabric Clemens, Gemeindefecr. in Metcovich.

Inchioftri Anton, Ing. in Spalato.

Marcocchia Georg, Ing. in Spalato.

.Mafchek Alois, kais. R., Hilfsämter-Dir. der Statth. in Zara.

Sundecic Georg, Gemeindefecr. zu Kiflanje.

Zanchi Franz v., Statth. R., Bez. Hptm. in .Spalato. Rit. d. eif Kr. III. Cl-., Comth. d. papftl. Gr. Ord.

10. Böhmen.

Biermann Gottlieb, Dr., Dir. am Kleinfeitner Ober-

Gymn. in Prag. Boos-Waldek Franz, Gf, Kam., Herrfchaftsbcfitzer in

Woffelitz. Cori Joh. Nep , penf. Mil. Pfarrer in Neuhaus. Danes Franz, Dechant und Pfarrer zu Peruc bei Laun. Faffel Jof Timotheus, Gymn Direftor in Komotau P'rind Anton, Bifchof zu Leitmeritz. Rit. d. Fr. Jof -Ord Häjek Karl, Confift. R., Dechant in Taus. Kittel Eduaril, Dir. der Lehrerb;ldungs-Anllalt und

Bez. Schulinfp. in Eger. Kralert Franz, M. Dr., Bürgerm. in Pilgram. Kropf Emil, Architekt und Profeffor in Pilfen. I.udikar Augurt, Secretar der Bezirksvertretung zu

Strakonic. Ricak P. Wenzel, Real- und Hauptfcluil-Director in

Klattau. Rufs Viaor Wilhelm, Dr., Reichsraths-Abg. u, Gutsbef

in Schon-Priefen. Siegel Johann, Stadtbau-Amtmann in Eger Stulik Franz, Bürger und Handelsmann in Budweis. Waldftein-Wartenberg, Graf I'.rnft Karl, Kammerer in

Stahlau. Weber Wenzel, Dechant in ilohenelbc, Kit d. Fr.

Jof Ord.

V

Weber Johann, Domlierr in Koniggr.itz.

Zach Gcoifj", ()bcnealfchul-Dirc6lor in Kiittenbert;'.

//. Mii/irtn. Unihuit'f Karl, L. Ger. k. ii. Hc/.. Riclitcr in i'nil^nit/..

12. Galtsien.

ropici l'aiil, R. V., Gutsbef. in Krakau.

I'awiowicz Eduard, Cuüos am OrfolinskilVhcn InllitutL'

in Lemberg'. Rof^awski Karl, R. v., Gutsbef. Schneider Anton, Literat in Lemberg. Stadnicki Kai'imir, Gf., p. Statth. R. in Lemberg. .Stiipnicki-Saturnus Johann, i\it. v., gr.-katii. HilVhi)r

von l'rzeniysl. /awad/.ki Ladi.slau.s, Kit. w. in Lemberg.

ij. ihigiuii und Nebenländer.

Cipariu Timothens, IJonipropIt in Blalendorf. Csergheo Gcza v., k. k. Hptni. a. D. in Fenyes-Litkc. Diinic Theophil, Bez. Schulinfp. in Mitrovic. Drahotuszky Franz, E. Can. Lim! Pralerl des bifch.

Waifenhaules zu Sillein. Ellenbogen Jofe])h, l'rof. an dci' Ob. I\ealfcluilc in

Prefsburg. l'ogarafy de Gyergyö-Szent-IMikKxs Michael, Geh. R.,

Bifchof zu Karlsburg. Gliubich Simon, Cultos des archäologifchen Mus. in

Agram. Gruic Zacharias, Schulinf[)c6lor in Szegedin. 1 lenszlmann Emerich, Dr., k. R., Prof. der Kunll-

gefchichte an der Univ. in Budapeft. llic Lucas, ConfilL K. u. Pfarrer in Mackovac. Ipolyi-Stummer Arnold v., Bifchof in Neufohl. Kukuljevic-Sakcinski Johann v., Obergefpan in Agram. Miko Emerich, Gf , Gh. R. in Peft. .Mwskövszky Viftor, Prof an der Ob. Realfchule in

Kafchau. Paur Ivan, gräfl. Szechenyi'fcher Archi\ar in Oeden-

bürg. Reil'fenberger Ludwig, G_\mn. Prof in Hcimannlladt Romer Florian, Dr., kön. R., Abt von Janofi, Canoni-

cus 1. ritus zu Grofsvvardein. .Siballic Stephan, Rit. v., k. k. Oberfl in Mitro\ic. Storno Franz, Architekt in Üedenburg. 1 orma Karl v.. Ob. Gefpan , Gutsbef zu Csicsf>-

Keresztur. V'ukovic Michael, k. k. Major.

/^. Bosnien und Herzegowina.

Duic Jacob, Rit. d. Fr. Jof Ord., katli. Pfarrer in

Travnik. .Müller Heinrich, k. k. Viceconful in Plevlje. Nedic Martin, Ex - Provincial des Franziskancrordcns

in Djakova. Zubac P. Auguftin, kath. Pfarier in Graduici.

Grueber Bernhard, emer. Profeffor in Schvvabing bei München.

Im Laufe des Jahres i88o fhirl) C'uirefponilcnt Karl Haas, ehemaliger fteierifcher Landes- Archaolog, der fich um die y\ufnahmen lU-ierifchfr Di-nkmalc feiir verdienlUich gemacht hatte.

Verhandlungen der Plenarverfammlungen.

Üeber Aufl'orderung iles k. k. Unterrichts-Mini- llcriums berieth tue V'erfammlung den Voianfchlag der Central-Commilfion für das Jahr i88i und be- fchränkte ficli im Hinblicke auf die Gebote der Spar- famkeit im Staatshaushalte auf die Bitte der Belaffung derfelben Paufchaldotation wie bisher. Ferner nahm die Commiffion die Mittheilung dcsfelben Minilleriums über die verfaffungsmiifsig gewährte Dotation pro i88o zur Kenntnifs und befchlofs in Hinblick auf deren Ziffer von jedweder gröfseren und kollfpieligen neuen Separat-Publication wahrend diefes Jahres abzufeilen.

Von dcw gedruckten Mittheilungen der Central- Commiffion wurde der VF Band neuer Folge, und zwar wie bisher in vier Quartalheften unter der bisherigen Redaflion des Miniltcrial-Secretars Dr. Karl Lind und imter Einflufsnahmc uiul finanzieller Ueberwachung des bisherigen Retiaftions-Comites veröffentlicht.

Die vom Publications-Comite geprüften Verrech- nungen der Rcdaclion über die Koften der früheren Bande der Mittheilungen und die Voranfchlage für die Koflen fammtlicher Lieferungen des VI. Bandes wurden über Antrag des Redaflions-Comites mit Be- friedigung zur Kenntnifs genommen.

Der Vorfitzende theilt mit, dafs .Sc. Majeftiit den V. Band der Mittheilungen, neue Folge, allergniidiell anzunehmen und fich in huldvoillter Weife über das Wirken der Central-Commiffion auszufprechen geruhte.

Im Laufe diefes Jahres wurde die Publication des Werkes von Profeffor Gnieher über die mittelalter- liche Kunll in Btihmen durch Ausgabe des 6. und 7. Heftes des IV. Bandes zum Abfciduffe gebracht.

Wie in den vergangenen Jahren fanden fich aucli im Laufe des Jahres 1880 wiederholt Gelegenheiten zur anderweitigen Verwerthung des gebrauchten lUulhations-Materials durch Abgabe von BleiabgiüTcn an Vereine und zu Privat-Publicationen.

Hinfichtlich des Schriftenaustaufches der Central- Commiffion mit ahnlichen Staats- und Pri\'atinftitLiten des In- und Auslandes ilt zu bemerken, dafs derfelbe zum mindeflen im gleichen Umfange fortbeftand und der Bibliothek auf diefem Wege fo manche namhafte Bereicherungen zugingen.

Die Iftrianer Landes\ertretung legte der Cen- tral-Commiffion das von ihr herausgegebene Werk „L'Iftria" und Confer\ator Pervanoglu fein Buch: „Gl'Iftri" vor, welche Gefchenke mit dem Ausdrucke des Dankes für die Bibliothek dci' Connniffion be- llimmt wurden.

Vom Baurathc P'riedrich Stach erhielt die Central- Commiffion fechs photographifche Aufnahmen der zu demolirenden Häufer am Salzgries, vom kön. Ratlu- Dr. Hcnszel))iann ein Exemplar des von ihm in unga- rifcher .Sprache verfafsten archäologifchen 1 landbuches, welche beide Gefchenke mit dem Ausdrucke des Dankes für die Sammlungen der Central-Commiffion übernommen wurden.

Confervator Schiverdtner legte eine CoUeftion von Photographien älterer Baudenkmale auch Pracha- titz vor, welches Gefchenk, gleichwie jenes des Prof (i. Geleie/ii: „Memorie storichesullebocche di Cattaro" \nn der Commiffion mit Dank angenommen wurde.

VI

Der rrafidcnt legte \or das Werk ilcs l'rofelTors Pacold in Prag: -Studien des Hochbaues- und des ProfelTors Urhan in froppau : „Die Spinnerin am Kreuze bei Wiener-Neurtadt", und wunle befcliloffen, den Gefchenkgebern zu danken.

Architekt Prilinski in Krakaii übermittelte der Central-CommilTion drei photographifche ALifnahmen der Tuchhalle dortfelbft.

ProfelTor Aus m' W'erth übergab ein Exemplar feines Werkes: „Wandmalereien des Mittelalters in tien Rheinlanden'* als werthvolle Bereicherung der Bibliothek

Die Central-Commiffion verwendete lieh beim k. k. Handels-Minifterium, damit die bei dem Arlberg- Kil'enbahnbau etwa zu Tage tretenden archiiologifchen Funde gefiebert werden, welchem Anfinnen feitens die Ter Centralftelle bereit williglt durch einen Erlafs an die Staatseifenbahn-Baudireclion entfprochen wurde.

In Bezug auf Perfonalien ifl anzufiihren. dafs Se. Majeftät über einen, auf Anregung der Central- Commiffion geftellten a. u. Antrag dem Fabriksbefitzer Dr. Samuel Jenny in Hard in Anerkennung feines verdienrtlichen Wirkens für die Zwecke der Central- Commiffion das Ritterkreuz des Franz Jofe]i]i Ordens Allergnadigll zu verleihen geruht haben.

Ueber einftimmigen Antrag der zweiten Section befchlofs die Plenarverfammlung mit Stimmenein- helligkeit, den Univerfitätsprofeffor und Heiligen- kreuzer Stiftscapitular Th. Dr. Wilhelm Ncuniann in Anerkennung feiner Bemiihungen um die Erhaltung der Kunrtdenkmale in Nieder-Ocllerreich, namentlich aber in Würdigung feiner l'ublication über Kunll: und Handwerk iin Stifte Heiligenkreuz während des 17. und 18. Jahrhunderts zum Correfpendenten zu ernennen.

Befondere Aufmerkfanikeit wendete die Central- Commiffion den weiteren Durchführungsarbeiten zur Kunll- Topographie der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Lander zu. In mehreren Sitzungen des hiefür eingefetzten Special-Comites wurde diefe Angelegenheit in Berathung gezogen. Im Laufe des Jahres 1880 wurde die fchon im Vorjahre in Angriff genommene topographifche Durchforfchung von \ie- der-Oelterreich, Salzburg und Kärnten weitergeführt, jene der Kunftdenkmale anderer Provinzen namentlich in Böhmen \orlaufig fchon in Betiacht gezogen.

Die unter der Leitung des Freih. v. Sarken liebenden Arbeiten in Betreff Nieder-Oefterreichs find nuinnehr hinfichtlich des Theiles füdwärts der Donau fertig und ill die Ausarbeitung des Manufcriptes bereits im Zuge, doch kann diefe Arbeit in F'olge der Dicnllesobligenheiten des Referenten wenn auch fletig fo doch nur langfam vorwärtsgehen.

Die Vorarbeiten für den nordwärts der Donau gelegenen Theil find ebenfalls fehr weit vorgefcliritten, wozu namentlich die ausgiebige L'nterflützung des Confervators Karl Rosner beitrug, der das Viertel ober dem Manhartsberge mit befonderer Aufmerkfam- keit fafl ganz durchforfchte. Eine weitere F'orderung hatte diefe Angelegenheit durch die Mitwirkung des Confervators Anton IVidter erfahren, der während der Zeit feines vieljahrigen Wirkens das Viertel unter dem Manhartsberge faft ganz durchforfcht . ein reiches archaologifches Materiale darüber gefammelt hat und zur Mitwirkung an dem kunfttopographifchen Werke

in BetrcfT diefes Bezirkes eingeladen wurtie, welcher Einladung derfelbe auch entfprach, indem er die dies- falligen zahlreichen in feinem Befitze befindlichen archa- ologifchen Aufiiahmen der Central-Commiffion zur X'erfügung ftellte.

Hinfichtlich Salzburgs find die l'.rhebungsarbei- ten ebenfalls bedeutend vorgefchritten und wurde im Laufe diefes Jahres ein archäologifch gebildeter Architekt entfendet, um nach Weifung des Special Referenten Cuftos Schejlag beftimmte Gegenden Salz- burgs im Hinblicke auf diefes Unternehmen der Cen- tral-Commiffion zu bereifen. Cullos Si:heßiig hat im Intereffe diefer Aufgabe einen andern Theil des Her- zogthums bereifl.

Was Kärnten anbelangt, fo ill auch in Betrefl' diefes Kronlandes bereits ein fehr reiches Materiale, Dank der \om Curatclerus eingefendeten und mit- unter fehr eingehend fachgemäfs beantworteten Frage- bogen, gefammelt und find diefelben durch die Ergeb- niffe der \on' dem diesfalligen Referenten Minifterial- Secretar Dr. Lind unternonmieneii Specialbereifungen fo wie durch die in den Mittheilungen und anderen Publicationen der Central-Commiffion enthaltene reiche Literatur ausgiebig ergänzt. Hinfichtlich diefes Kron- lantles erübrigte für das laufende Jahr überdies noch die Bereifung einzehier Gegenden , und hatte das Comitc die .\usfendung dreier archäologifch gebildeter Architekten genehmigt, deren Aufgabe es war, nach Weifungen des Special-Referenten Dr. Z,«W beftimmte Orte zu befuchen, die gedachten F'ragebogcn in Bezug auf ihre Ausfüllungen zu re\idiren und die noch noth- wendigen Aufnahmen zu machen. Zwei diefer Archi tekten durchforfchten die Decanate Gmünd, Mollthal und Ober-Drauburg. ¥Än Dritter die Decanate Unter- Drauburg, Bleiburg und I^berndorf. Gegen Ende des Jahres hatten diefelben ihre Aufgabe \ollkommen erfüllt und fehr befriedigende Refultate \orgelegt. womit diefe .\rbeit ihrem Abfchluffe wefentlich näher rückte. Im l-"alle es möglich wird, die noch fehlenden Partien Kärntens in ahnlicher Weife an Ort und Stelle während des Jahres 1S81 zu revidiren, dürfte alsdann mit Ende 1881 die Vorarbeit abgefchloffen fein.

In l^etreff der in Nieder-Oeflerreich befindlichen romifchen Denkmale hat der Special-Referent Cuflos Dr. Kenner mitgetheilt, ilafs das Materiale bereits voll- rtiuidig gefammelt fei.

Die Plenarverfammlungen nahmen diefe Berichte mit Befrietligung zur Kenntnifs, glaubten jedoch ihren Wunfeh conrtatiren zu foUen, dafs diefer Angelegenheit und namentlich der thunlichllen Befchleunigung der Vorarbeiten die \olle Aufmerkfamkeit und Unter- flützung der Central-Commiffion zugewendet werden möge, um ehebaldigll zur Ciaffirung tler Denkmale und fodann zur Drucklegung fchreiten zu können.

Defsgleichen befchlofs die Central - Commiffion über Antrag des Special-Comites für die Publicationen des Insentarifirungs-Comite die Bezeichnung: „Kunll- topographie" zu widiien.

Verhandlungen der L Section.

Diefelbe hielt lieben Sitzungen ab. Die Seclion genehmigte einen Antrag des Cuflos Div Kenner dahin zielend , dafs tlic k. k. Militär-

VII

Jichniilc in Wien uc^cn Vcranl.iHiiii^ ilcr m illiinui; Schritte l)f_L;riifst werde, damit diu allenfalls hei den l'.rdaushebungen des bcabficlui.L;ten Cajcnuubaiics um RiHinveg fjemachtcn I'iiiule in eiitfprechcnile ( )hlnr;^e L;enommen werden.

Ueber Antrat; des l'rofelTors liiiufcr befclilofs ilie' Seclion, dafs an das k. k. Unterrichts-Minillerium das l'.rfuchen um tieuahrung einer Subvention zur Weiter- liihruntj der wiffenfchaftlicli geleiteten Grabungen in J'ctronell und Deutfcli-Altciibnro- wiihrend des Jahres 1880 gerichtet werde, nachdem iler ,\bfchlufs der (irabungen im Vorjahre ungewöhnliche I'"rfolge tler {•"orfchungen fiu' die niichlle Zeit erwarten liifst.

Derfelbe Referent übergab die Zeiclinung zweier hochwichtigen, bei Petronell gefundenen romifchen Monumente zur l'ublication durch die Mittheilungeii der Central-Commiffion.

Confervator Duiigcl erilattele einen \'orläufigen IW-richt über die Auffindung zahlreicher Grabhügel bei Bifchofsßetten. Derfelbe Confervator legte feinen 'l'hatigkeitsbericht in Angelegenheiten der erlleii .Seftion \or, welcher zur Veröffentlichung durch die Mittheilungen beltimmt wurde.

Confervator Profeffor Hau/er berichtete über das Krgebnifs der bisherigen Blofslegnngen romifcher Gebäude-Fundamente bei WartutiDinßetten und be- zeichnete die aufgefundenen Raurefte als von einem romifchen Ziegelofen herrührend. Auf diefe Beflim- mung des Gebäudes deuten das Fragment eines Rrenn- raumes mit Feuerleitung und die zahlreichen Trümmer von ftarkgebrannten, theilweife an einer Seite glafur- ahnlich verglaften Ziegeln. Die Seftion nahm diefen im Hinbhcke auf die eventuell noch fortzufetzenden (irabungen vorläufigen Bericht mit grofsem Interefl'e zur Kenntnifs.

Confervator Kolb legte einen Bericht vor über den bei Joclienjh'i?! in Ober-Oefterreich gemachten bedeutenden Fund \on prähiftorifchen Bronzegegen- rtanden.

Confervator Dr. Mticli erltattetc Berieht über tue l'.rgebnilTe der Erhebungen in Betreff neuerer pridiillo- rifcher oder romifcher Funde bei Wildon, wonach fich herausftellt, dafs wohl Funde in den Vierziger-Jahren gemacht wurden, und dafs die zahlreichen Fundgegen- ftande in den Handel und aufser Landes kamen und felbll: heute noch im Handel erfcheinen, aber auch andere Gegenftände fälfchlich als von dort lurrnhrend bezeichnet werden.

Ueber Anfuclicn des Coniervators Dr. Piclilcr wurde demfelben eine Subvention für Unterfuchungs- grabungen bei Maning- Wildon und für die Durch- forfchung eines Tumulus bei Dobelbad bewilligt.

Derfelbe Confervator erftattete einen Bericht über die Auffindung von Infchriftlleinen zu St. Peter am Wallersberge, bei Se/irictrs und bei Die.v in Kärnten.

Der l^ericht über einen zu Cilli gefundenen romifchen Infchriftl^ein wurde zur Veroffentlichiuig durch die Mittheilungen beliimmt.

Der Präfident theilte mit, dafs Freiherr Franz Maver von Meinhof über Erfuchen der Central-Com- miffion ficli bereit erklärt hat, die in dem Schlofshofe der Ruine Pfannberg befindlichen Riimerdeine in zweckmäfsiger Weife einmauern zu laffen.

C onlervator OrgUr berichtete utjcr den unfern der Kirche St. Martin bei Hall in 'lyrol gemachten Fund eines romifchen Leillenziegels, ferner über eine l'undlUlle bei Wd'rgl, wo man zuletzt ein Bronze- Ichwert um! eine Urne (früher Ketten, Nadeln u. f. w.) fand. Ueber Antrag des Referenten Dr Much wurden diefe Nachrichten zur \'er<iffentlichung durch die Zeit- fchrift der Central-Commiffion benimmt.

Mit grofser Ik'friedigung nahm die Scftion die Mittheilung des k. k. Unterrichts-Minifteriums in Be- treff des Streites über das Eigenthum des Epona- Reliefs in F^regenr: zur Kenntnifs, laut welcher die behördlich angeordnete Befchlagnahme diefer antiken Scul])tur bis auf Weiteres aufrecht bleibt, um die Aufserlandesfchaffung derfelben zu verhindern.

Dem Ausichuffe des Vorarlberger Mufeum- \ereines wurde über Antrag des Dr. Kenner die von ihm erbetene .Subvention für die Fortfetzung der Gra- bungen in der niuiifchen .Anfiedlungsflelle zu Bregenrj gewahrt.

Confervator Jenny berichtete über eine zu Kob laeli am Fufse des Kummersberg in Vorarlberg gefini- dene Broncenadel. Ferner über den bedeutenden bei Lauterach gemachten Silberfund, theilweife aus romifchen Münzen, theils aus folchen Schmuckgegen lländen beliebend, endlich über einige mit Hilfe der oberwähnten Subvention durchgeführte neuere Gra- bungen in Bregenz, durch welche gröfsere Cjebäude- Fundaniente blofsgelegt wurden.

Correfpondent Selirain berichtete über den Fuiul von antiken Sculpturen gelegentlich der Reinigung der Carolinen- Quelle in Pola.

Der Bericht des Correfpondenten Majoniea über lüvverbungen des Staatsmufeums in Aquileja aus der X'erlaffenfchaft des Grafen Caffis wurde zur Kenntnifs genommen.

Cuftos ]^r. Kenner referirte anläfslich eines Schreibens des Eugen Freiherrn v. Ritter, darin fich derfelbe über vorausgegangene Begrufsung feitens der Central-Commiffion bereit erklärte, deren Beftrebungen in Betreff des Mufeums in Aquileja kräftigt!; zu unter- llützen untl fowohl feine eigene Sammlung, wie auch jene eben erworbene zu Monaßero diefem in der Entftehung begriffenen Staatsmufeum zur Auftlel- lung zu überlaffen. r)r. Kenner bezeichnete diefe Erklärung des Freiherrn von Ritter als fiu- die Zwecke der Central-Commiffion von ganz bcfonderer Wichtig- keit, indem dadurch nicht nur die ehemalige gräflicli Caffis'fche Sammlung, fondern auch die wichtigen FundobjecT:e in den Ritter'fchen Weingarten, endlich auch die durch die kaiferliche Munificenz für dieles Mufeum erworbene Sammlung Monari, alfo alle gröfse- x&n bisher zerftreuten Sammlungen Aquileja's nunmehr vereinigt und wiffenfchaftlich geordnet werden können. Die Central-Commiffion befchlofs, von diefem hochlt dankenswerthen .Anerbieten dem k. k. Unterrichts- Minifterium mit dem Antrage auf deüen Annahme Kenntnifs zu geben.

DiM'ch den Correfpondenten Heinrich Majoniea kam der Central-Commiffion die Nachricht zu, dafs in Mariniano zwei grofse Marmorftatuen von befonderem Kunftwerthe gefunden wurtlen, davon die eine, eine Gewandfigur, fall ganz unverfehrt ill. Die Seftion befchlofs ein l'.rfuchen an das k. k. Unterrichts-

VIII

Minillcriiim zu richten, damit diele beiden Statuen fiir das StaatsMufeum in Aquileja erworben werden. An- lafslicli einer weiteren Mittheilung dcsfelbenCorrefpon- denten, dafs auf dem Gute des Herrn von Hentfchel bei Görz eine romifclie Gebaudeanlage und insbefon- ilere einMofaik-Fufsboden blofsgclegt wurde, befchlofs die Seftion Schritte zu thun, damit eine Aufnahme der gemachten l-"unde fiir die Zwecke der Central- Commiffion gemattet werde, wie auch ihren Kath bei Hebung der Mofaikcn anzubieten.

Ferner empfahl die Se<5i:ion thc Uebertragung eine.'; Infcliriftfteines mit alt-chrirthcher griechifcher Grabfchrift aus Salcano in das Muleum zu Görz oder belVer in das zu .\quileja, wofelbft der Stein gefunden wurde, und endhch die .\nlage eines Verzeichniffes der vom Staate für das Staatsmufeum in Aquileja angekauften Gegenfthnde. Die defshalb eingeleiteten X'erhandlungen hatten zur Folge, dafs die Gemeinde Salcano fich bereit erklarte, den Sarkophag dem Staatsmufeum in Aquileja zu überlaffen gegen I'-in- taufch eines folchen unbefchriebenen und unverzierten. Die Seftion befchlofs bei der küftenliindifchcn Statt- halterei auf die Bewilligung zu diefcm Taufchc ein- zurathen.

Von befonderer Wichtigkeit war in der Folge die .Mittheilung desfelbenCorrefpondenten über den Ankauf der oberwhhnten beiden jüngft gefundenen Kaifer- llatuen feitens des Staates für diefes Localmufeum.

Se. E.xcellenz Freiherr von Csoniig machte in einem an die Central-Commiffion gerichteten I'ro- memoria die Anregung auf Erwirkung einer jährlichen Dotation fiir das Staatsmufeum in Aquileja , um neuere Fundllücke erwerben zu können. Die Seftion erkannte die Wichtigkeit diefer Anregung und be- fchlofs einen derartigen Antrag an das k k. Unter- richts-Minifterium zu richten und zugleich fiir den Fall der Genehmigung diefes .Antrages eine Perfon zu bezeichnen, die mit dem l^inkaufe werthvoller Fund- lliicke zu betrauen wäre.

Anläfslich eines Berichtes des Confervators Dr. Bi::aarro in Görs bewilligte über Antrag Dr. Kenners die Seflion eine Sub\'ention zur Durchforfchung der alten Grabflätte bei Santa Lucio bei Tolmein. Hin- lichtlich eines weiteren Berichtes desfelben Confer- vators wurde befchloffen. denfelben. infoweit er einen bei Monfalcone gefundenen Römerfi:cin betrifft, in den Mittheilungen zu veröffentlichen; anbelangend den Infchriftltein zu Ronclii fei das Vorrecht diefes Confer- vators, als Erfter auf diefen Stein aufmerkfam gemacht zu haben, zu protokoUiren. Derfelbe Confervator er- llattete in der Folge die Anzeige, dafs die fyflemati- fchen Grabungen auf dem priihiflorifchen Fundplatze zu Santa Lucia im Monate Juli d. I. werden durch- geführt werden

Correfpondent Dojnii de Delnpis in Liffa über- fendete die photographifche Aufnahme eines Marmor- büften -Torfos, der im Hafen zu Liffa gefunden wurde und gegenwärtig im Garten diefes Correfpondenten aufgeftellt ifl. Da die Central-Commiffion Nachricht erhielt, .dafs auch ein Marmorkopf im Hafen zu Liffa gefunden wurde, der fich in einem anderen l'rivat- befitze befindet, wurde über Antrag des Dr. Kenner befchloffen, vorcrfl Erhebungen zu pflegen, ob beide Bruchflücke, wie vermuthet wird, zufammengehören.

Die vom Confervator /)'/(;//./// mitgetheilten In l'chriftlleine aus Gcnionica und Podgradje wurden zur N'ertiffentlichung in den Mittheilungen beftimmt, auch wurde für den Fall weiterer Grabungen eine Subven- tion in Ausficht geftellt.

""Confervator Glavinie zeigte an, dafs die romil'che Wafferleitung in Spalato, um »leren Wiederherrtellung fich ilie Central-Commiffion lebhaft bemüht hat, mit 14. Miu'z d. J. in Thätigkeit gefetzt wurde.

Weiter berichtete derfelbe Confervator über die nothwendige F>weiterung des Mufeumsgebäudes in Spalato, tla dasfelbe nicht mehr Kaum genug bietet, um die Fiuuirtücke aufzunehmen, gefchweige denn um fie wiffenfchaftlich geordnet aufzuftellen. Die Central- Commiffion befchlofs daher, dem k k. Unterrichts- Minirterium zu empfehlen das anflofsende ärarifche CJebiiude ebenfalls zu Muleumsz wecken zu verwenden.

Profeffor Hau/er erftattete einen umfangreichen Bericht über die Fortfetzung der Grabungen in Sa/oiia, welche in neuerer Zeit mit allem Nachdrucke vom Confervator Glavinie wieder aufgenommen wurden, nachdem es diefem gelang, die nicht unerheblichen Schwierigkeiten feitens der Grundbefitzer zu befrie- digen. Die Refultateder Grabungen, die mit 6. April d. J. wieder begannen, verdienen volle Beachtung. Man fand einen zimmerähnlichen Raum , beim Ein- gange noch die Schwelle, darin zwei Särge aus Kalk- rtein mit gcöffiietem Deckel, üb die Wände derfelben verziert waren, konrite nicht conflatirt werden, da der Raum noch mit Flrde angefüllt war; ferner zwei Stuck Granitf'iulen, zwei korinthifche Säulencapitäle aus weifsem Marmor, ein Stück Säulenfockel. eine Terra- cotta-Lampe mit Rebenlaub- luul Trauben\erzierung und griechifchem Stempel aus byzantinifcher Zeil. Profeffor Ilaufer hatte die Grabungen und Funditucke felbft befichtigt und beflätigte den Eifer des Con- fervators bei Durchfiihrung der ihm übertragenen Angelegenheit der Blofslegung ties Grabfeldes von Salona.

Profeffor l/au/er erllattete ferner einen ausfuhr- lichen Bericht über die F'ortfchritte zur F"reirtellung des Domes in Spalato und hob dabei hervor, dafs diefelben infofern ein Hemmnifs fanden, als einige der bisher freigelegten Mauern fich ganz befonders fchadhaft zeigten, daher vor Fortfetzung der Freiftel- lungsarbeiten diefe Schäden, namentlich Senkungen und X'erfchiebungen der blofsgelegten Wandtheiie, \orfichtigll: ausgebeffert werden mufsten. Dazu kommt, dafs die Schäden in tler Conllruflion des Domge- biiudes rafch zunehmen und in F'olge von Sprüngen am Dome und am Tluirme Steine und Gyps-Ornament- ftücke fich losldfen, fo dafs die .Schliefsung des Domes und das Kinflellen des Glockenläutens beantragt werden mufste und auch verfügt wurde. Jedenfalls find die Schäden fo grofs, dafs ^\q eine namhafte .Steigerung über die präliminirten Auslagen zur Folge haben werden.

Derfelbe Confervator referirle endlich über ilen von der dalmatinifchenStatthalterei übermittelten Plan der Reflaurirung der Loggia zunächrt iler Mauer um den diocletianifchen Palalt in Spalato. worüber die Sektion beichlofs das vorgelegte und eben von Pro- feffor Haufer Rammende Projekt der k. k. I'iegierung zur Genehmigung empfehlen.

IX

\acli AntiM5^rcn der I Icncn Mil^licdcr i)r. Kenner lind I'rofelTor Ilanfcr befchlofs die Seftion, an i^eeii^- iieter Stelle anzuregen, dafs die .S'. Donalo-Kirilic in Zara, die nunmehr zu einem Loealmufeum bellimnU ill, entfprecliend gereinigt werde, damit die bedeu- tenderen fculptirten Steine von den bei der Kiva nuo\a gefundenen rDmifchen (Jebaiulereften und etwaige dortige weitere Funde durch die Vermittlung des Confervators Smiric dahin übertragen wertlen und dafs feitens der Domverwaltung, welcher diefes Kirchengebaude zugehört, Sorge getragen werde, damit kiniftighin in die S. Donato- Kirche nicht mehr wie bisher altes Gerumpel hinterlegt werde. Diefem \\c- fchluffe wurde feither entfprochen, aufserdem kamen dahin auch die bei Gradina gefundenen antiken Steine.

Confervator Dr. Miu/t berichtete über den durch Confervator Dr. 'Juinsky eingefendeten ]5ericht des l'rivatgelehrten Richly in Neuhaus, beliandelnd die bis jetzt erzielten Refultate urgefchichtlicher Forfchungen im füdürtlichen Hühnien. Diefer ]5cricht, in welcliem iler fo feltfamen VVackel- und Schalenfteine erwidint wird, wurde mit befonderem Intereffe zur Kenntnifs genommen.

Confer\"ator Hrdsc erftattete ausfiihrliche Be- richte über ein Steinplattengrab mit fchlccht erhalte- nen menfchlichen Knochenreften und zwei Urnen bei Zlonic, über einen Urnenfund bei Jarome'r und über eine reiche Urnenfundflätte bei Klein-Skalic, Vseßar und Smiric. Ueber Antrag des Dr. Much wurden diefe Berichte zur Veröffentlichung durch die Mittheilungen bellimmt.

Confervator Schwertner berichtete über die neueften von ihm im Vereine mit Profeffor Rrji/ia ge- pflogenen Unterfuchungen des fogenannten Schlacken- walles bei Bukovec, wodurch die Ivxiftenz von ver- fchlackten Steinen in Frage geftellt wirtl

Dr. Mucli referirte über den Bericht des Con- fervators Liifsncr über die prähiftorifchen Wallburgen bei Horovic und insbefondere über deffen F"und- bericht und die beiden zugefendeten FundÜücke eine Bronzenadel von 86 Cm. und einen bronzenen Halsring aus der prahillorifchen Wallburg am J'/cHvec in Böhmen. Referent zählt die Nadel zu den fchunften und bedeutendften Fundllücken diefer Art neuerter Zeit und erklarte deren Zufammenbiegung elamit, dafs fie aus einem Grabe ilamme, wofelbll fie in einer Urne hinterlegt war. Diefer Bericht wurtle zur l'ublication durch die Mittheilungen beftimmt.

Derfelbe referirte über mehrere Berichte des Con- fervators Hrdse, betreffend die weitere Aufdeckung eines Heidengrabes bei Zlonic, über ringförmige Erd- werke bei Ncnßadt an der Mcttnu, über Heidcngrab- rtatten bei Klcin-Skalic, Rodov, flabriny und llolohlav und wurde befchloffen, diefe Berichte auszugsweife durch die Mittheilungen zu veröffentlichen.

Confervator Trapp legte der Central-Commiffmn einen Bericht vor über die Refultate der Durchfor fchung der Höhlen des Berges Katonc in Mahren und der auf deffen Plateau vorgenommenen Grabungen, ferner über die Frfolge der Durchgrabung des Königs- hügels bei Uflin, weicher Bericht nach Antrag des Dr. Mnrh mit Intereffe zur Kenntnifs genommen wurde.

Dr. Much referirte über den intereffanten l^ericht des Confervators /W^r, betreffend die .Schlackenlnug

VII. N. F.

bei Jh^crndorfy über prahillorifche W^allbauten bei Wagßddtl, über einen Ringuall bei Alt-Bielitr. und über die wiederholt und an verfchiedenen Orten Schlefiens und Mährens gefundenen prähiftorifchen lüfenfchmelzen, welcher Bericht zur theilweifen Ver- öffentlichung beflimmt wurde.

Der Bericht des Correfpondenten Schneider über die prähiftorifchen Alterthümer im Borssegower Bezirke wurde als fchätzbares Materiale für die Inven- tarillrung der Denkmale Galiziens übernommen.

Confervator Giittcr in Scrcth machte Mittheilun- gen über eine priihiftorifche Anfiedlung bei Screth und die bei den angrenzenden Ziegeleien gemachten l'undc mmifchen Urfjirunges.

X'on Leonhard Bitlini in Ungarifch-Weifskirchen uincle der Central-Commiffion eine umfangreiche Ab- handlung über die Alterthümer am linken Donauufer zwifchen Pancova \\\u\ Orfova vorgelegt. Dr ÄVww^r bezeiclniete diefe Abhandlung, welche fich mit einem heute fall noch unerforfchten Gebiete befchaftigt, als fehr wichtig und verdienlllich und deren Veröffent- lichung als eine wiffenfchaftliche Bereicherung, ohne jedoch auf deren Publicirung durch die Mittheilungen einrathen zu können, da diefe hinfichtlich der zu ver- öffentlichenden Auffätze infofern befchränkt find, als fic'; die Auffätze in der Hauptfache doch nur auf Denkmale des im Reichsrathe vertretenen Länder- gebietes zu befchränken haben.

Verhandlungen der II. Section.

Die zweite SeiSlion hielt 12 Sitzungen. Als die wichtigften Verhandlungsgegenftände feien hervor- gehoben :

Regierungsrath P"reih. v. Sacken berichtete über die im k. k. Finanz-Minifterium befindlichen hiftorifch undkunftgefchichtlich intereffanten broncenen Gedenk- tafeln mit reichem figuralen Relief, die fich auf die Auffchlagung zweier Stollen im Salzbergwerk zu Hall beziehen (ddo. 17. Mai 1563 und 26. Mai 1648) und auch von dorther flammen, und beantragte in Uebereinflim- niung mit der Abficht des k. k. Finanz-Minifleriums, diefe als Kunftgufswerke fehr bedeutenden Gegenftande wegen ihres Zufammenhangs mit der Culturgefchichte des Landes Tyrol dem Ferdinandeum in Innsbruck als Gefchenk zu überlaffen, vorher aber fie zeitweilig im k. k. öflerreichifchen Mufeum zur Ausflellung zu brin- gen und übt'rdies diefclben für die Zwecke der Central- Commiffion photographiren zu laffen, womit dieSeftion einverftanden war. Gegen Ende des Jahres wurde die gedachte Photographirung eingeleitet und in fehr ge- lungener Weife din-chgefüln't.

Oberbaurath Schmidt machte wiederholt mehrere intereffante Mittheilungen über die bei der Reflau- rirung der gothifchen Kanzel bei St. Stephan in Wien gemachten Wahrnehmungen in Betreff der früheren Polychromirung und Zufammenfetzung des Schall- dcckels, über die alte Bemalung des Kanzelpfeilers luid der auf demfelben aufgelleilten Heiligenfiguren, eiuUich iiber den mit Ende diefes Jahres eingetre- tenen ..\bfchlufs der Rellaurirungs-Arbeiten an der Kirche, infofern diefelben aus den bisher zu diefem Zwecke gewidmeten Staats- und Privatfiibventionen bellritten wurden. Auch theilte derfelbe mit, dafs die

b

X

fogenannte Crt/w/rrtw-Ärtw^r/ an iler nördlichen Aufscii feite der Kirche reltaurirt wurde, dafs jedoch hieboi ein grofser Theil der alten Steine als nicht inohr ver- wendbar befeitigt werden mufste. Auch gab Ober- Baurath Sc/imtt/t bekannt, dafs man im Laufe der Reftaurinmg der Empore in der dafelbll noch erhal- tenen Menfa eines der drei dort bellandenen Altare die eingelegten Reliquieti der heil. Margaretha fand.

Confervator Frofeffor Hau/er berichtete über die •Kntfernung eines als Kunftwerk werthlofen Brunnens im Fifchhofe zu Wien. Ferner theiltc derfelbe mit, dafs die Engelsfigur an der Salzgries-Caferne, welche der Erhaltung werth ift, einen paffenden Aufftellungs- platz an einem lladtifchen Gebäude finden wird.

Architekt Bayer legte der Central-Commiffion einen fehr fachgemäfs abgefafsten Bericht vor über die erheblichen und wiederholten Funde von profilir- ten und bemalten Steintrümmern in den Fundamenten mehrerer abgetragener Häufer an Stelle des alten Margaretlien-Hofes in Wien, und fpricht derfelbe die begründete und auch von der Seftion als fehr wahr- fcheinlich angenommene Vermuthung aus, dafs diefc Steinftücke, die unzweifelhaft einem kirchlichen Bau- werke angehörten, von der alten ^largarethcn-Capelle herrühren, die ehemals auf einer diefer Bauftelien ftand. Die Steine felbft wurden von der Commune Wien in Verwahrung genommen, die Aufnahmen Bayers bil- den eine willkommene Bereicherung des Archivs der Central-Commiffion, welche diefelben mit Avisdruck verbindlichften Dankes entgegennahm.

Confervator Hmi/er erftattete Bericht über die im Wege des k. k. Minifteriums für Cultus und Unter- richt anhergelangtenAften, betreffend dieReftaurirung der am Graben in Wien befindlichen fogenannten Peflfäule. Frofeffor Häuf er bedauerte, dafs ihm in Folge unterbliebener Einladung nicht die Möglichkeit gegeben war, an der vorausgegangenen commiffionel- len Berathung Theil zu nehmen. Das Reftaurirungs- Programm wurde vorbehaltlich der nach Eingerüftung der Säule bei deren eingehender Unterfuchung fich etwa noch ergebenden Schäden und daraus zu folgern- den Anträge vorläufig als zweckmäfsig erkannt. Nur bezüglich der Reconftruflion der Stufen konnte die Central-Commiffion den in den überkommenen Aften niedergelegten Anfchauungen nicht beipflichten. Die Central-Commiffion verkannte keineswegs die gerecht- fertigten F"orderungen nach Strafsenerbreiterung, denen bei diefer Gelegenheit in thunlichfter Weife ent- fprochen werden foU, allein die dahin zielenden Vor- fchläge fchienen ihr nicht annehmbar, weil durch die beabfichtigten Veränderungen der Gefammteindruck des Monumentes alterirt und gefchädigt würde. Sollte es unumgänglich nothwendig werden, an den Stufen im Intereffe der Fahrbahnbreite Aenderungen vorzu- nehmen, fo könnte die Central-Commiffion nur dann zuflimmen, wenn fie ohne Alterirung der gegenwär- tigen Stufenanlage im Aufbaue und in den geringll zuläffigen Dimenfionen vorgenommen würden. Die Central-Commiffion gab nach diefer Richtung felbfl Rathfchläge. Bei diefem Anlaffe glaubte übrigens die Central-Commiffion an ihre vorgefetzten lichördcn das Erfuchen Hellen zu follen, damit Veranlaffung getroffen werde, dafs künftighin die berufenen Confer- vatoren in derartigen Fällen bei Augenfchein-Com-

miffionen u f. w. nicht übergangen, fondern com- petenzmäfsig dazu befonders geladen werden.

Oberbaurath5c'/r>«/^/ machte die Mittheilung, dafs das fogenannte gemalte Haus in Eggeitburg von feinen Schülern genau aufgenommen wurde. Die -Sgraffito-Decoration wurde auf Grundlage der noch vorhandenen Refte und der über diefelben erhaltenen Befchreibimgen in der Aufnahme möglichft ergänzt.

lieber Antrag des Minilterialfecretärs Dr. Lind bewilligte die Seflion eine Subvention zurRcIlaurirung der gothifchen Kirche in yedcnfpeugcn, befchlofs den Ankauf der Zeichnung des Grabmales des Leonhard l'aumann in Waidliofeu an der Thaya und der farbigen Aufiiahme eines Renaiffance-( )fens, der fich in der Pralatenrtube im Wiener Standeliaufe befindet. Beide Aufiiahmen wurden zur Publication durch die Mit- theilungen beflimmt.

lieber ein .Schreiben des k. k. Notars Dr. Scliranz- lio'er in Schwechat befchlofs die Central-Commiffion, das Fresco-Bild an der Aufsenfeite der l-'ilialkirche in Klein-Schivecliat, das dem Maler Maulpertfeli zuge- fchrieben wird, von einem Fachmanne unterfuchen zu 1 äffen.

Regierungsrath Freih. <■. Sacken berichtete über die Innenreftaurirung der Kirche zu Haag und be- zeichnete diefelbe als befriedigend. Zugleich theilte derfelbe mit, dafs es in Abficht ift, die gothifche Kirche zu Waidhofen an der Yhbs zu relhuiriren, worüber die Vcrfammlung befchlofs, Einleitungen zu treffen, damit den Statuten der Central-Commiffion gemäfs das bezügliche Reftaurirungsprojecl vorerft der- felben vorgelegt werde.

Der Bericht des Confervators Schirmer über die durchgeführte Reftaurirung der gothifchen Kirche zu St. Valentin wurde über Antrag des Referenten Freih. ■V. Ferßel für die Veröffentlichung durch die Mitlhei- lungen beftimmt und dem Confervator .Schirmer für diefe umfichtlich geleitete und artiflifch vorzügliche Reftaurirung der Dank ausgefprochen.

Confervator Frofeffor Dungel hat berichtet, dafs die durch ihre Bemalung intereffante Grabplatte des Bifchofs Altniann von Paffau im .Stifte Gottzveig nun- mehr in der Krypta der Stiftskirche an geeigneter Stelle aufgerichtet wurde und dafs fich in der jetzigen Schmiede des -Stiftes eine im l'ebergangsftyle (c. 1220) aufgebaute Capelle mit Zuverlaffigkeit conflalircn läfst.

Confervator ./JöjÄi'r legte die Aufnahme der Kirche zu Miinichreuth vor, wofür demfelben gedankt wurde.

In Betreff der vom Ordinariate zu St. Polten an- geregten Reftaurirung der Flügel-Altare in der Kirche des ehemaligen Hieronymitaner-Klofters, jetzt Pfarr- kirche zu Schonbach wurde befchloffen, vorerft den Confervator Rosner um Berichterftattung über den Kuiiflwerth und gegenwärtigen Zultand diefer Altäre /\i erfuchen. Derfelbe bezeichnete in der F"olge die Altare der Confervirung werth, aber den gegenwar- tigen Aufftellungsort derfelben als ungünflig; daher über .Antrag des Freih. v. Sacken die Seftion befchlofs, dem bifchoflichen Confiftorium in .St. Polten zu empfehlen, diefelben mit Ausnahme der Bilder am lloch-Altare da ein Erfatz an Altären in diefer Kirche nicht nothwendig ift, in das Diöcefan-Mufeum in St Polten zu übernehmen.

XI

Regieriingsratli Frcih. 7'. Sacken refcrirlc über den Bericht des Confervators Rosiier in Betreff der X'ernachlaffigung der Bergkirclic zu Gars, der den Antrag teilte, dafs vorläufig zum Schutze der alten Glasgemidde Einleitungen getroffen und die Annen- Statue durch fachkundige Hand reltaurirt werde. Hieriiber befchlofs die Seftion, dafs fich die Central- Comniiffion zu diefemBehufe an den Patron der Kirche wende, ihm aber auch nahelege, diefe Kunftgegen- llanile allenfalls an das Didcefanmufeum in St. Polten abzutreten. Nachdem das bifchofliche Confiftorium zu St. Polten die Mittheilung gemacht hatte, dafs die lÜMichtung eines Diocefanmufeums dortfelbft bei dem Abgange eines disponiblen Locales bisher noch nicht llattgefunden habe und zugleich bekannt gab, dafs der i^farrer zu Gars geneigt fei, die nothwendigen Reflau- rirungen an der dortigen Hergkirche allmälig vor- nehmen zu laffen, befchlofs die Se6tion über Antrag des Freih. v. Sacken, den Confervator Rosner mit der Anfertigung der !-.'efi:aurirungspl;ine zu betrauen, die Confervirungsarbeiten an den farbigen Glasfenftern der Hof-Glasmalereianll;alt von Geyling in Wien zu Libertragen und die Madonnen-Statue zur Reftaurirung nach Wien bringen zu laffen. Ueber Antrag desfelben Referenten wurde der Confer\ator Rosner erfucht, V'orfchlage auf eine in befcheidenen Dimenfionen fich bewegende Reftaurirung der Flügel-Altäre in Schon- hiich zu erflatten.

Auch befchlofs die Sedlion, einem an die Central- Commiffion gerichteten Anfuchen entfprechend, für die Rellaurirung der Statuen in der Kirche zu Langegg einen verläfslichen Künftler namhaft zu machen.

Ferner wurde in Entfprechung eines weiteren an die Central- Commiffion gelangten Anfuchens ein l<"achmann delegirt, um die Peftfäule in Ebenfurt zu befichtigen und ein Reftaurirungs-Programm für die- felbe fammt Koftenvoranfchlag auszuarbeiten. Ueber die Bitte der dortigen Stadtgemeinde und Pfarre um Zuwendung einer Subvention behufs der Reftaurirung der dortigen Peftfäule, befchlofs die Sedlion auf Grund des von dem delegirten Fachmanne, Baumeifter Wächtler abgegebenen Gutachtens diefes Anfuchen befürwortend an das k. k. Minifterium für Cultus und Unterricht zu leiten.

Regierungsrath Freih. v. Sacken erftattete Bericht über die im Ganzen noch in geringem Umfange aus- geführten Reftaurirungsarbeiten in den beiden Kirchen zu Miniling und bezeichnete diefelben als zweckmäfsig.

Architekt H. Giefel legte der Central-Commiffion die Aulnahmen eines romanifchen Tauffteines in der Kirche zu Altmitnjier zum Ankaufe vor, der auch unter gewiffen Bedingungen befchloffen wurde.

Ueber Wunfeh des k. k. Ackerbau-Minifteriums gab die Central-Commiffion ihr Gutachten über eine zum Verkauf beflimmte im ehemaligen Nonnen- Re- leclorium zu Traunkircken befindlich gewefene ge- Ichnitzte Thür ab, nachdem früher durch einen F"ach- mann Erhebungen an Ort und Stelle gepflogen worden waren.

Oberbaurath Sclimidt referirte über das Projeft für die Reftaurirung. refpe6live den Thurmbau des Gratäer Domes. Die vom Referenten ausgeiprochenen Bedenken wurden von der Seftion einftimmig aner- kannt.

Ueber Bericht des Confervators Johann Graus, dafs in jXbficht fei, die Capelle und den Donjon der verfallenen Burg in Gößing wieder herzull eilen, fprach fich die Central-Commiffion mit befonderer Befriedi- gung über dies Vorhaben aus und erklärte, dafs es zuverlaffig noch mi)glich und auch wünfchenswerth fei, Capelle und Thurni zu reflauriren.

Ueber Anregung des Confervators Graus be- fchlofs die Se<5lion Einleitungen zu treffen, damit über das fogenannte Dombild in Gräte, ein Fresco-VVand- gemäUle an der füdlichen Aufsenfeite des Domes, ein hölzerner, fiügelartig zu öffnender Schutzkallen her- geflellt werde, was in der Folge auch gefchah.

Da wiederholt conftatirt wurde, dafs die Gegen- flände der Antikenfammlung im Joanneum in Grätz in ungenügenden Localitäten und unpaffenden aucii in ihrer Anzahl nicht ausreichenden Käften autbe- wahrt werden, befchlofs die Verfammlung die Leitung des Joanneums auf diefen Uebelftand aufmerkfam zu machen.

Regierungsrath Preiherr v. Sacken berichtete über den Thätigkeitsbericht des Confervators Graus für Ober-Steiermark und bezeichnete deffen Wirken als Profeffor für Kunftgefchichte und Kunftarchiiologie am Diöcefan-Priefterfeminar in Grätz als fehr verdienll- lich und anerkennenswerth, welcher Anfchauung die Seftion beitrat. Die Central-Commiffion glaubte, bei diefem Anlaffe und in voller Würdigung der Wichtig- keit und Nothwendigkeit derartiger Unterweifungcn für den jungen Clerus ihre Aufmerkfamkeit auf den kunft-archäologifchen Unterricht in den Priefterfemi- narien richten zu foUen, und belchlofs demnach, die Diöcefanvorftände einzuladen, gefälligft mitzutheilen, ob und in welcher Weife diefer Unterricht an den bezüglichen Seminaren ertheilt wird.

Die Ordinariate zu Brunn, Budtueis, Klagenfurt, Leitnieritz, St. Polten und Salzburg \y2Xt&x\ die Gefällig- keit, diefem Anfuchen durch ausführliche Mittheilungen über den an deren theologifchen Diöcefan-Lehran- ftalten beftehenden kunftgefchichtlichen und archäo- logifchen Unterricht zu entfprechen. Die Seflion be- fchlofs, den Ordinariaten für diefe Eröffnungen zu danken, ihnen die für diefen Unterricht geeigneten Lehrbücher und Vorlagewerke (inclufive des archäolo- gifchen Atlanten) bekannt zu geben und die betreffen- den UnterrichtsProgramme auszugsweife durch die Mittheilungen veröffentlichen zu laffen.

Confervator von Lufchin - Ebengreutli hat der Central-Commiffion berichtet, dafs fich in der Spital- kirche zu Auffee in den Bogenzwickeln Fresken mit Darftellungen aus dem Leben Jefu erhalten haben, die aus dem Jahre 1553 ftammen. Diefer Bericht wie auch ein Auffatz desfelben über Münzen als Glockenzierat wurden zur Veröffentlichung durch die Mittheilungen beftimmt.

Correfpondent Hauptmann Beckh-Widmanßetter uberfendete einen fchriftlichen Bericht über das Grab- mal des Hans Krabatsdorfer zu Gnas, deffen Erhaltung \ om Gerichtsadjun6len Dr. Hans Grafs angeregt, und worüber befchloffen wurde, im Intereffe des Monu- mentes geeignete Schritte einzuleiten.

Correfpondent Dr. Grafs berichtete über den zum .\btragen beftimmten Thurm der ehemaligen IVanciscaner-Kirclu- in Fcldbach a. d. Raab, über das

XII

Wappen des Deutrch-Ordcns-Grofsmciflcrs Joh. Cafp. von Ampringen und endlich über zwei in Fcldbach befindliche Steininfchriftcn, die nach dem Referate des Cuftos Sclic-Jlag zu lefen find: i. finidator luijus domus voce pia petit unum Ave Maria 1474, über iler Jahrzahl E L S. Die Lefung der zweiten Infchrift Kl nicht verUifslich, da der Stein ftark befchlidigt ift.

Freiherr Franz von Mayr-Melnhof erklärte fich bereit, die im alten SchlolVe zu Pfainihcrg befindlichen Fresken mit einem Schutzdache vcrfchen zu lafien, was dankend zur Kenntnifs genommen wurde.

Der Bericht des Confer\'ators IVofciTor Lufchin über den fogenannten luthcrifchcn Keller in Obir- Lichlemi'ald wurde auf Antrag des Obcrbaurathes Freih. v. Fcrßel für die Publication belUmmt. Ueber weiteren Antrag desfelben Referenten nahm dieSeclion den Bericht desfelben Confervators über die Reflau- rirung der ehemaligen Minoriten-Kirche in Cilli zwar zur Kenntnifs, konnte jedoch in Betreff der Bürgfchaft einer ftyliflifchen riclitigen Reltaurirung fich nicht befriedigt erklären.

Ferner berichtete Freiherr v. Sacken über ilie beabfichtigte Reftaurirung der I^ggenberger Grab- capelle in E/ircii/ian/en, eine Angelegenheit, um deren Forderung fich Confervator Grans und Correfpondent Hauptmann von Beckh- Widmanjletter grofses Ver- dienO: erworben hat. Nachdem feitens des Hcrrfchafts- befitzers von Fhrenhaufcn nicht nur die Zullimniung zu der Reftaurirung der Capelle ertheilt, fondern auch die Zufage gegeben wurde, diefem Unternehmen die thunlichfle Unterflützung angedeihen zu laffen, wurde befchloffen, nunmehr die Reflaurirungsarbeiten aber nur folche, die fich auf die Erhaltung des Denk- mals beziehen einzuleiten, zu welchem Behufe mit Confervator Graus das erforderliche lünvernehmen wegen Uebernahme der Leitung fofort gepflogen wurde. Ueber Referat des Regierungsrathes Freiherrn V. Sacken genehmigte in der Folge die Section das Reftaurations-Programm für diefes Bauwerk, ferner den Beginn der Reftaurations- Arbeiten und widmete liiefür einen Beitrag aus ihren Mitteln. Confervator Graus wurde zum Leiter dcrfelben bcllimmt. Da die Reftaurirung mit Ende Üclober durchgeführt war, befchlofs die Se6lion die Abfendung eines Sachver- fländigen zur Befichtigung der Arbeiten und Bericht- erftattung. Mit tiefem Bedauern nahm die -Section die Nachricht zur Kenntnifs, dafs der lleierifche Laiul- tag den Antrag des Landesausfchuffes auf Bewilli- gung eines Beitrages von 300 fl. zu der Reftaurirung diefes fpeciell heimathlichen, für die Steiermark und deren Gefchichte wichtigen Kunfltlenkmales abgelehnt hat. Landes -Oberingenieur Scansoni erliattete der Central-Commiffion über deren Aufforderung Bericht über die bisher durchgeführten Reftaurationsarbeiteii an diefer Capelle, aus weichem dieCommiffion mit Beru- higung entnahm, dafs die betreffenden Arbeiten dci- llauptfache nach gut und fachgemafs durchgeführt worden find. Es wurde befchloffen, fowohl dem obbe- nannten Berichterflatter wie auch dem leitenden Confervator Johann Graus für ihre Mühewaltungen zu danken; auch wurden die inzwifchen eingegangenen Sammelgelder zur weiteren theilweifen Deckung der Auslagen zu Händen des gedachten Confervators flüffig gemacht.

Der Bericht des Correfpondenten Bcckh-Wid- inanjlctter über die Grabmale in Ericfacli wurde zur Drucklegung beftimmt.

Da einerfeits die Central-Commiffion erkannte, dafs die früh-romanifchcn Wandgemälde, die fich im Donjon zu Frie/ac/i befinden, in ihrer Zerftörung ral'ch vorwärtsgehen, fo dafs von denfelben irgentl- welche Rellaurirung gänzlich ausgefchloffen in Bälde nur fehr wenig Farbefpuren übrig fein werden, da .\ehnlichcs von tlen nicht minder merkwürdigen Todtentanz-Gemidden an tler .\ufsenfcite des Karners zu Mctnitz gilt, endlich ila das grofse Bild an der Aufsenfeite der Kirche zw Milljlatt eine grdfsere Beach- tungverdient, als ihm bisher zutheil gewurden, befchlofs dieCommiffion diefe Bilder durch einen tüchtigen Maler copiren zu laffen, um einerfeits wenigftens in diefen Aufnahmen das .\ndenken an die bezeichneten Ge- mälde zu erhalten, anderfeits aber um davon im Intereffe der Kunll-Topographie Nutzen zu ziehen.

Dr. Lind referirte über die von Maler Pierncr durchgeführten und zur Vorlage gebrachten Aufiiahmen diefer I""resken, wozu noch die Aufnahmen eines Wand- gemäldes in der Friedhol-Capelle zu .Millltatl kamen. Er bezeichnete diefe Aufiiahmen als fehr gelungen und dem Geifte der hochwichtigen Originale vollkommen entfprechend. Die Seftion llimmte diefer Auffaffung bei, fpracli dem Maler Pierner die wohKeicIiente An- erkennung aus, und befchlofs diefe Aufiiahmen, durch welche die Sammlung der Central-Commiffion \un Copien werlhvoUer älterer Wandgemälde befonders bereichert wurde, zeitweilig im k k. ollerreichifciien Mufeum zur Ausheilung zu bringen.

Maler Sunko legte der Se6lion eine Reihe von Originalaufnahmen tler Glasfenller im Chore zu Viktring vor , die für ilic Sammlung angekauit wurtien.

Profelfor Trcnk'a'u/d referirte über einen Bericht desConfervatorSv-i.;-, betreffend die weitere AuT-ieckung \on F"resken in der Kirche zu Terlan und beantragte die Veröffentlichung diefes Berichtes, welchem Antrage die Seftion beidinimte; dem Confervator wurde über- dies die Anerkennung für feine unerniiullichen und erfolgreichen Leillungen ausgefprochen unil zugleich der Wunfeh hervorgehoben, dafs man fich bei den Rertaurirungen diefer Gemälde nur auf die Ausbefi'e- rung des Schadhaften und Ergänzung des Fehlenden Ijcfcliranken, darüber 1 linuusgehendes aber \ernieiden möge.

Ueber Anregung des Hofrathes Sickel und Cullos Scließag befchloss die Section, die betreffenden Cum fervatoren aufzufordern, den Baulichkeiten zu Sähen bei Klaufen ihre volle .Aufnierkfanikeit zu widmen, da fehr beachtenswerlhe i\nlialtspunkte noch beliehen, um über die alte dortige Bifchofs-Kirche, iiber deren Lage und (ieftaltung ausgiebige P'orfchungen an Ort und .Stelle machen zu können. Hofralh Sickel referirte über den in Folge deffen erftatteten Bericht des Con- fervators J^V/iyw/^^;-;- und glaubte durch die Vorlage von .Situationsplänen uiul Grundriffen der Baulichkeiten die fchon beftehende Vermutluuig rechtfertigen zu können, dafs einige der heutigen (jebiiude, InfcJiriften, Gerathe u. f. w. ein befonderes Alter beanf])ruchen und vielleicht in die Zeit des dortigen Bifcliofsfitzes zunickreichen diirften.

XIII

Die l>crichtc des Confcix atois ,i.; iibcr tlcii gotliifchcn Glockcntluirm zu Traniiii, über die Kirchen zu Lcngßcin, üüriilioh, Motten, Pens, Kaltem, Teßen- berg und Sähen, dann über die Wandmalereien in der Ruine Lichtenberg : ferner des Confervators Grafen V. Lüdron iiber die Vorbereitun«^ zur Rcllauriruntj des Trienter Domes unter der Lcituns; des Arcliili'kten Nordio dienten zur Kenntnifs.

Die Bekanntgabe des k. k. Minifleriums fiu'Cultus und Uiiterriclit, dafs die beiden Kronen und der Kelch die fiel) bisher in der heil. Geillkirche in //^///befanden Luid gegen deren Verkauf an einen Privaten oder gar ins Ausland die Central-Commiffion mit aller lüitfchie- denheit Einfprache getlian hatte, vom Mufeum für Kunll und Induflrie kauflich erworben worden, diente zur Kenntnifs.

Oberbaurath Schmidt referirte über das Keftaura- tions-l'rojeft des eben erwähnten intereffanten gothi- fchen Thurmes zu Tramin in Tyrol und bezeichnete das Projecl des Architekten Deiningcr für vollifimdig gelungen und zur Ausführung geeignet, welche Antrage \ on der Sektion vollinhaltlich genehmigt wurden.

Ein vom Confervator Schönherr und vom Cuftos Boeheim verfafster Auffatz über den Ilarnifch Erzher- zog Ferdinands von Tyrol (1547) in der Ambrafer .Sammlung wurde zur Veröffentlichung durch die Mit- tiieilungen bellimmt.

Der vom Confervator Dr. Scliönherr vorgelegte l\elT^aurirungsplan für die Capelle im Schlöffe Tyrol wurde vollftandig genehmigt.

Der Priifident theilte mit, dafs Seine Majeftat mit .Vllerhöchfter Entfchliefsung vom 26. Februar d. J. zur X'ollendung der Reftaurirungsarbeiten und Innenein- richtung der Fürflenburg in Meran als letzte Spende 2000 fl. aus AUerhuchftderen Privatcaffe fpendeten; Oberbaurath Schmidt knüpfte hieran Mittheilungen in Betreff der noch übrigen Arbeiten an diefem Bau- denkmale und über die Fortfcliritte der Inneneinrich- tung, die Confervator Dr. Sciumherr mit unermüd- lichem Flifer und anerkennnenswerther Sachkenntnifs leitet, welche Mittheilungen mit grofser Befriedigung zur Kenntnifs genommen wurden. Auch befchlofs die Section, dem Confer\'ator Schhnherr für feine erfolg- reichen Mühewaltungen den Dank auszufprechen. Als im Laufe diefes Jahres dem Präfidenten die Ehre zu riieil wurde. Seiner Majeftat über den Fortgang diefer Reftaurirung und der dabei erworbenen Verdienfte des überbaurathes Schmidt und Confervators Scliönherr zu berichten, wurde derfelbe, über feine unterthänigfte Bitte von Seiner Majeftat ermächtigt, beiden Herren das AUerhuchfte Wohlgefallen bekannt zu geben.

Da es in Abficht ift, die in die Menfal- Dotation des Trienter Bisthums gehörige Burg Runkelßcin zu verkaufen, gab die Central-Commiffion über Auffor- tlerung des k. k. Minillerium für Cultus und Unterricht jene Bedingungen bekannt, die fie glaubte, als zum Schutze diefes Denkmals zur .\ufnahme in den Kauf- vertrag vorfchlagen zu follen, wobei namentlich jede Entfernung oder Verunllaltung der Wandgemälde, des Getafelwerkes u. f. w. im Auge behalten wurde.

Nachdem die Frau Gräfin Wolf-Mctternich der Central-Commiffion mittheilen laffen, dafs fie geneigt fei, zur Reftaurirung des mit werthvollen Malereien reich gezierten l^ildftockeis bei Bninnccken einen Beitrag zu

Icillen, befchlofs die Seftiun mit derfelben in diefer .\ngclegenheit in weitere Vereinbarung zu treten.

Der Auffatz des k. k. Cuftos Boeheim über Schlofs Ambras wiihrend 1564 wurde für die Mittheilungen beftimmt.

l'roteffor 1 lau/er referirte über das Programm zur Reftaurirung ilcrBafilica \\\Grado und empfahl dasfelbe zur Befürwortung beim k. k. Minifterium für Cultus und Unterricht. Die Seflion trat dem Antrage bei, wobei liervorgehoben wurde, dafs die Detailreftaurirung mit befonderer Rückficht auf die alten Bautheile durchzu- führen wäre und dafs bei Befeitigung des alten Ver- putzes im Innern der Kirche die nothige Vorficht zur Schonung etwa unter der Tünche fich zeigender P'resken eingehalten werden müfste.

Nachdem von mehreren competenten Seiten das Altar-Bild im Dome su Aquileja als ein grofseres Kunftwerk bezeichnet wurde, das der Reftaurirung ebenfo dringend bedürftig wie fähig fei, befchlofs die Central-Commiffion Einleitung zu treffen, damit das- felbe nach Wien gebracht werde. Cuftos Schellein wurde eingeladen, eine Inftruftion für den Transport des Gemäldes zu entwerfen, welcher Einladung der- felbe entfprach. Profeffor Trenkwald referirte über diefe allgemein gehaltene Inftruclion für den Transport von Gemälden und bezeichnete diefelbe als ganz fach- gemäfs und brauchbar, worüber die Seftion befchlofs, nunmehr den Anhertransport des Hochaltar - Bildes zu veranlaffen, und die Verpackung nach der Schellein- fchen Inftruclion durchzuführen. Im Juni d. J. langte das Gemälde in Wien ein undProfelfor 7>-6'«/ttc'rt/^ erftattete einen vorläufigen Bericht über dasfelbe, das unge- achtet der forgfältigften Verpackungen und des Um- ftandes, dafs es durch den Transport durchaus nicht gelitten hat als fehrfchadhaft und von zweifelhaftem Kunftwerthe bezeichnet wird. Die Section einigte fich dahin, vor weiteren Befchlufsfaftungen eine comniif- fionelle Befichtigung des Gemäldes zu veranlaffen.

Das vom Oberbaurathe Bergmann vorgelegte Reftaurations-Projecl der Kirche fammt freiftehendeni Thurm in Cittannova wurde als ganz geeignet erkannt und dem k. k. Minifterium für Cultus und Unterricht zur Ausfuhrung empfohlen. In der Folge gab diefes bekannt, dafs der gedachte vom Oberbaurathe Berg- mann aus Gefälligkeit ausgearbeitete PLntwurf für den Kirchthurm zur Ausfuhrung angenommen wurde, und dafs demfelben für diefe uneigennützige vortreffliche Leiftung der Dank bekannt zu geben fei, welcher Weifung feitens der Central-Commiffion mit Freuden und mit Beifügung eigenen Dankes entfprochen wurde.

Vom k. k. Minifterium für Cultus und Unterricht aufgefordert, fich über ein übermitteltes Proje6t zur Reftaurirung des Domes in Sebcnico zu äufsern, gab die Central-Commiffion ihre Wohlmeinung dahin ab, dafs diefes Projeft in der Hauptfache zur Durch- führung geeignet ift, u. zw. dafs zunächft das Kirchen- pflafter nach dem alten Mufter erneuert, die beffer erhaltenen Grabfteine ausgehoben und an den Kirchen- wänden aufgeftellt werden; dafs ferner die fchadhaften Steine innen und aufsen auszuwechfeln, die Fugen der Gewölbe und an der Fagade mit Oelkitt oder Pozzo- lanmörtel zu verputzen und neue Verglafungen einzu- führen, hiebei jedoch Holzrahmen zu vermeiden feien. Was die Wiederherftellung der beiden Evangelien-

XIV

Amboncn fammt Cliorfchrankcii betrifft, (o crfclicinc vorher noch ein Dctailprogramm erforderlich.

Das k. k. Unterrichts-Miiiirterium gab der Ccntral- Commiffion bekannt, dafs es deren Antrai,'e Folge gebend, den Ankauf eines ronianifchen Kehefs (vor- liellend die Flucht nach Egypten) für das in derRertau- rirung begriffene S. Donato - Kirchengebaude in /iora angeordnet habe

Oberbaurath ßi-rgiiinnii referirte über die vom kon. bohmifchen Mufeum in J^rug eingefendete gal- vanoplartifcbe Nachbildung einer Denkmedaillc auf Konig Karl IV. wegen Krbauung der Prager Brücke. Die Sectionsmitglieder erkannten in diefer Medaille ein l'rodu(5l des 17. Jahrhunderts von hochll zweifelhaftem W'erthe, das nur als Curiofum einigermafsen zu beachten irt, aber keinen Kunibverth befitzt. Eine aus Znaim der Central-Commiffion eingefendete Medaille diefer Zeichnung wurde als ein roher und Ichlechter Abgufs der l'rager Medaille erkannt, deren Enlltehung im 17. bis 18. Jahrhunderte erfolgt fein dürfte.

Ueber Bericht des Oberbaurathes Birg mann be- fchlofs die Seclion, gegen die bcabfichtigte .Abtragung lies Stadtthor Thurmes in Fricdland, da dcrfclbe ohne befonderen KunRwerth ilt, keine Einwendung zu machen.

Confervator Hrase überfendete Berichte über alte Grabfleine in den Kirchen zu Bohuslavic. Zales und in der Filial-Kirche zu Trchesov. Hinfichtlich der letzteren wurde über Antrag des Freih. von Sacken befchloffen, hell beim Kirchenpatrone zu verwenden, damit fie an zweckmafsigen Orten aufgeftellt werden.

In Betreff der beabfichtigten Reftaurirung der Kirche zu l-'mec (Böhmen, befchlofs die Seftion die Einleitung von Informationen und Vorerhebungen.

Confervator Baum erilattete Bericht über die Abtragung des alten Dominicaner -Klofters fammt Kirche in Nimbnrg, derzeit Schulgebäude, und ihren jetzigen archäologifchen Werth, ferner über die 1878 bis 1879 durchgeführte Reflaurirung der St. Martins- Kund Capelle am Vj'se/irad hc'i Prag. Die Central-Com- miffion befchlofs, dem Confervator für diefe Berichte zu danken.

Confervator Scitwerdtner machte Mittheilung über die fortfchreitende Reflaurirung der Erzdechan- tei-Kirche in Pilfen und über die Nothwendigkeit der llylgemafsen Keilaurirung der dortigen gothifchen l-'ranciscaner- Kirche fammt gothifchem Kreuzgange.

Der ehemalige Confervator Louctl überfendete eine kurze Abhandlung fammt Abbildung eines pracht- vollen Renaiffance-Portales in Pilfen, die zur \^er- «iffentlichung in den Mittheilungen beftimmt wurde.

Confer\ator Dr. yicinsky h^X. der Central-Comniil- fion über aufgefundene Fresken im Schlöffe zu Ne/t/iai/s berichtet. Diefelben fcheinen im Hauptbilde eine Gerichts- ober Landtagsfilzung vorzuflellen und werden durch die zahlreichen darauf angebrachten Figuren fehr werthvoU und intereffant, wenngleich üv in Folge der langjährigen Benützung diefes Gemaches als einer Art Rumpelkammer fehr gelitten haben. Die Unterfuchung diefer Bilder durch P'achmiinner, eventuell deren Rellaurirung fleht übrigens in .Vusficht.

Der Bericht des Confcwätom Si/imoranrj über tue Kirehen-Reflaurirung in Chruiiini, Ho/ienmaul/i, Buja 710V und einen Münzenfund in (Jhrudim (zwei Stück

aus der Zeit Wenzel III.! wurde zur Veröffentlichung in den Mittheilungen beltimmt.

Correfpondent Kropf in Pilfen übergab der Cen- tral-Commiffion eine Reihe intereffanter Aufnahmen von KunlUienkmalen in Böhmen fammt erläuternden Texten.

Ein Bericht desConfervatorsÄ?///« über das Jagd- fchlofs Kurzweil (Kratochvil) in Böhmen wurde mit Dank zur KeniUnifs genommen, desgleichen ein Be- richt desfelben Conler\alors über die ReÜe eines alt- deutfchen Flügel -Altares in Zaleslic und über alte (jemalde in der Kirche zu Klomm.

Oberbaurath Bcrgmantt referirte über einen beim Umbaue der Kirche zu Zabchlic gefundenen, fehr intereffanten, aber leider fragmentirten ronianifchen Leuchterfufs, und bellimmte die Se(5lion den diesfälligen Bericht des Confervators Baum zur Veröffentlichung durch die Mittheilungen Der Leuchterfufs wurde an das Prager Mufeum abgegeben.

Oberbaurath Schmidt berichtete über die ilrin- gende Reflaurirung einiger Schäden an der Kaiferburg zu Eger, und wurden die dahin zielenden Anträge des Confervators Hermann angenommen.

In Angelegenheit der llylgerechten Rellaurirung der Kirche zu Vmec wurde die k. k. Bezirks-Haupt- mannfchaft in Jungbunzlau um Zufendung der Reftau- rirungspläne erfucht.

Se. Exccllenz der Präfident macht Mittheilung über die von ihm felbfl in Augenfchcin genonnnene Aufdeckung einer ronianifchen Capelle am St. Veits- Dome in Prag.

Oberbaurath Bergmann referirte über die beab- fichtigte Dcmolirung des durch feine herrliche Reiiaif- fance-Fagade kunftgefchichtlich wichtigen Rathhaufcs zu Brüx, an deffen und anderer Gebäude Stelle ein Neubau zur Unterbringung des k. k. Kreisgerichtes aufgeführt werden foll. Bei der kunflgcfchichtlichen Wichtigkeit diefes Gebäudes hielt es die Central- Commiffion für geboten, noch in letzter Stunde Schritte zu thun, um dasfelbe zu erhalten. Es wurde daher be- fchloffen, einen fachverfländigen Confervator zu eiil- fenden, um zu erforfchen, ob fich nicht in Brü.x ein anderer gleich geeigneter Bauplatz für das beab ficht igte Gebäude finden laffe, ferner ob es nicht möglich wäre, Thurm und P'agade für den Neubau zu erhalten oder wenigllens den erflerei) zu belaffen und die Fagade des Neubaues nach Art jener des ehemaligen Rath haufes zu gellalten, endlich um für alle Fälle eine genaue Aufnahme des Rathhaufes und Stadtthurmes anzufertigen. Mit diefer Unterfuchung wurde Confer- vator Batan betraut und dernfelben eine eingehende In(l:ru6tion namentlich wegen moglichfler Erhaltung der Fagade gegeben. Gleichzeitig befchlofs die .Seclion eine eindringliche Vorflellung an das hohe k. k. Juftiz-Miniüerium zu richten, damit dasfelbe geflatte, dafs bei Anfertigung der Pläne für das neue, an Stelle des Rathhaufes zu erbauende Gericlitshaus die von Benes von Lann llammenden Saallocalitaten des Rathhaufes fammt der fchönen Renaiffance-Fagade und dem Thurme erhalten bleiben, refpeftive als zu belaffen in den Bauplan einbezogen werden Das k. k. Juftiz-Minillcrium gab bekannt, das die .Stadtgenieinde Bru.x den Bau des Gerichts- \\\\\\ Gefangenliaiifes auf eigene Rollen fiihrte, es daher auf den Hau nur iiiloiern

XV

Einflufs üben könne, als es fich um die Fcriflcllunij; des Raiiprojeftes vom adminiftrativen Standpunkte handle. Hei der befonderen Wichtit^keit diefes Gebäu- des, rcfpeflive delTen I-'acjade, befchlofs die Seflion, l'ich auch an die Stadtgemeinde Briix zu wenden, um mindeftens die Erhaltung des Thurmes und jenes erkerartigen Vorbaues diefem zuniichll: zu erlangen, da damit die I-"ormbildinig und Decoration der Fagade iloch theilweife erhalten bleiben winde. Die der Cen- tral-CommilTion über das alte Kathhaus felbll zugekom- menen Berichte lauten leider fammtlich über deffen Haubefland hochft ungünftig, (o dafs eine Erhaltung auch nur eines Theiles kaum wahrfchcinlich ilt. Aufser- dem erkannte die Sektion nocli eine genaue Aufnahme der Facade und ihrer Details für nothwendig.

Laut Zufchrift der Domainen- Adminiflration zu Xuihod wurde für die Confervirung der alten Grab- denkmale an der Filialkirche zu GroJ's-Trebcsov das Kntfprechende vorgekehrt werden.

Der Auffatz des Confervators Lauzil über das Kcnaiffance - Schlofs Kacerov wurde für Veröffent- lichung durch die Mittheilungen beflimmt.

l'rofeffor Johann j'?;?/:«/^ überfendete eine i\bhand- hing über den Urfprung der Fresken in der Kutten- bcrgcr St. Barbara-Kirche, der mit Dank übernommen wurde.

Oberbaurath Bergmann befprach die vom archäo- logifchen Vereine „Vocel'- in Kuttenberg überfen- deten Photographien der aufgedeckten Fresken in der Kuttenberger Barbara-Kirche und bezeichnete diefe Vorlage als den beften Anhaltspunkt für die Beurthei- lung diefer Gemälde, indem dadurch der befondere Charakter der mittelalterlichen Malerei in verfländlicher Weife zum Ausdrucke gebracht wird. Die Seftion be- fchlofs, dem Vereine für die Zufendung diefer Auf- nahmen zu danken und im Hinblick, auf die im Inter- effe der Reftaurirung diefer Kirche gefafste Rfefolution des hohen Abgeordnetenhaufes fchon jetzt ihre Bereitwilligkeit, bei der Reftaurirung ftatutengemafs durch Rath mitzuwirken, hohen Orts kundzugeben. Im Verlaufe theilte das k. k. Miniflerium für Cultus und Unterricht mit, dafs in Entfprechung der Anträge der Central -Commiffion die Weifungen zur allmäligen Re- ftaurirung diefer Kirche ertheilt wurden.

Oberbaurath Bergmann berichtete über das Reltaurirungs-Programm der St. Barbara-Kirche in Kuttenberg. Im Hinblick auf den fehr fchadhaften Zufland diefes hochwichtigen Baudenkmals empfahl derfelbe die Durchführung einer durchgreifenden und voUfiiändigen Reftaurirung, und zwar auf Grund eines das ganze Gebäude umfaffenden Reftaurirungsplanes und mit Hilfe eines damit im Einklänge flehenden Finanzplanes. Die Se6tion llimmte den Antragen zu und befchlofs in diefem Sinne an das k. k. Unterrichts- Minifterium zu berichten, refpeftive die dahin zielenden Anträge mit dem Beifügen zu flellen, dafs die Bau- leitung einem hervorragenden und mit dem gothifchen Bauflyle vollkommen vertrauten Architekten zu über- tragen wäre.

Confervator Trapp berichtete, dafs in Folge Be- fchluffes des Brünner Gemeinderathes das an einem Pfeiler des ehemaligen Stadtthores angebrachte Relief, einen Stadtföldner vorrtellend, dem Franzens-Mufeum übergeben wurde.

Confervator Stcrrj erflatletc einen fchriftlichen Bericht iiber ein im fürftlich Collalto'fchen Archive zu Pirnit'. befindliches Tafelgemälde aus früh ilalienifcher Schule, woriiher die Sertion über Antrag des Profeffors Trcnkwald befchlofs, fich geeigneten Ortes zu ver- wenden, damit diefes Gemidde der Central-Commiffion zeitweilig zur eingehenden Berichtigung uberlaffen werde. Seitens der fürrtlichen Familie wurde diefem Anüichen P'olge gegeben und das Bild überfendet.

l'jnem Erfuchen des Confervators Sterrj in Znaim, ihn in feinem. Beflreben, eine Sammlung der in Mähren vorfindlichen alten Märkte- und Stäiltefiegel zufam mcnzul^ellen , zu unterftützen, wurde dadurch enl- f])rochcn, dafs diefes Unternehmen der k. k. Statt- halterei von Mahren, refpe6live deren Unterbehorden zur I-'örderung wärmftens empfohlen wurde.

Der Bericht des Confervators Trapp über den Zulland der Fresken im fogenannten Heidentempel in Znaim, d. i. der romanifchen Capelle in der ehe- maligen Burg und die Möglichkeit deren Erhaltung wurde mit Befriedigung zur Kenntnifs genommen. Zum Behufe deren Confervirung befchlofs die Seftion, fich an den Bürgermeifter in Znaim mit einem ent- fprechenden Schreiben zu wenden, damit wenigflens deffen fernere Verwendung zu einem Schanklocale oder Wirthshausgeräthe-Depofitorium abgeftellt werde. Die Anzeige des Confervators Stera. dafs die Gemeinde- vertretung zu Znaim einen Betrag für die Reftaurirung diefes Bauwerkes gewidmet hat, wurde mit befonderer Befriedigung zur Kenntnifs genommen.

Oberbaurath Freih. v. Fcrficl berichtete über den fehr erfpriefslichen Einflufs der Central-Commiffion bei der Rel^aurirung der Fresken von Maulbertfch in der Kirche zu Mii/ilfrauen bei Znaim. Diefelben wurden durch den Maler Schacher in vollkommen befriedigender Weife au.sgebeffert und ergänzt.

Ueber eine feitens des k. k. Jufliz-Minilleriums an die Central-Commiffion gelangte Anfrage einigte fich diefelbe dahin, dafs gegen die Ausfolgung der in der Wisniczer Strafliauskirche befindlichen türkifchen Fahne an den Grafen Thaddaus Lubomirski vom hiefigen Standpunkte kein Bedenken obwalte, dafs aber die Central-Commiffion die künftige Aufbewahrung diefer Trophäe in einem öffentlichen Mufeum als am zweckmäfsigften erkenne.

Der Auffatz des Dr. Theophil Zebrawski über den St. Johannes-Altar in der St. Florian.s-Kirche zu Krakaii wurde zur Veröffentlichung in den Mit- theilungen beftimmt-

Confervator Graf Dziednszicki hat die Central- Commiffion auf zwei an der äufseren Wand der Kirche zu Jeßipol hängende Gemälde von bedeutenterem Kunftwerthe aufmerkfam gemacht. DieSeflion empfahl die Uebertragung diefer Bilder in das Offolinskifche Inrtitut in Lemberg. Derfelbe Confervator legte der Seftion einen Bericht über einen Renaiffance-Profan- bau in Jaroslav und über den in Lemberg befindlichen Reft eines Flügel- Altars vor, welcher Bericht zur Publication durch die Mittheilungen beflimmt wurde.

Oberbaurath Bergmann legte den von ihm ver- fafsten iMitwurf für einen neu zu bauenden Glocken- ihurm im griechifch- orientalifchen Klofter zu Putna vor. Die Seftion befchlofs, denl'elben dem k. k. Mini- fterium für Cultus und Unterricht ganz befonders zur

XVI

Ausfiihriinc: zu empfehlen, welchem Aiitraije das UnterrichtsMinifterium Folije gab

Anlafshch der Hefprechung des Vortrages des IVofeffors Rzilm bei der Generalverfammking des (iefammtvereines der deutfchen Gefchichts- und Alter- thums\'ereine über die Graphik der Sttinintt::zcic/itit und deren Lefung, welcher hochwichtige und durch die darin dargelegten Forfchungsrefultate geradezu über- rafchende Vortrag bereits früher von demfelben im Wiener AlterthumsA'ereine und im Wiener Ingenieur- und Architekten Vereine unter grofsem Heifalle ge- halten wurde, befchlofs die Plenarverfammlung einrtim- mie im Hinblick auf die hohe Wichtigkeit des Gegen-

r-

(landes und um dem Autor die Priorität feiner wiflen- fchaftlichen Forfchungsrefultate zu fichern, Einleitun- gen zu treffen, dafs diefer Vortrag fammt den erfor- derlichen lUultrationen im Drucke veröffentlicht werde Die diesfalls mit dem gedachten Autor geführten Verhandlungen führten zu dem befriedigenden Reful- tate, dafs der bezügliche Auffatz in den Mittheilungen des Jahres iS8i zur Veröffentlichung gelangen wird. Fin Auffatz des Domherrn Dr. AVwiv- über Kirchen- gewander im Mufeurn zu Hudapeß aus der Zeit Kaifer Friedrich III., die wahrfcheinlich als Gefchenke diefes Kaifers nach Ungarn kamen, wurde für die Mittheilun- gen beftimmt.

Verhandlungen der III, Section.

Diefe Section vereinigte lieh zu fünf Sitzungen; die wichtigften Berathungsgegenftände und Befchlüffe waren :

Das k k. Minillerium für Cultus und Unterricht hatte die Gefälligkeit der Central-CommilTion die Grundfätze bekannt zu geben, nach denen bei Aclcn- Scartiruiigfit dortfelbft vorgegangen wird.

Confervator/';/;/^'-i'/hat einen umfaffenden Hericlit über die Berichtigung zahlreicher Archive in Nieder- Oefterreich zur Vorlage gebracht. Derfelbe wurde mit Dank zur Kenntnifs genommen und zur Veröffent- lichung durcli die .Mitthciluiigen" beftimmt.

Anläfslich des vom Confervator Profeffor Fries vorgelegten Jahresberichtes befchlofs die Central- Commiffion über Antrag des Miniflerialfecretärs Dr. Lind, neuerlich Schritte zu thun, damit das in Glciiik vereinigte, aber gänzlich verwahrlose Archiv der ehe- maligen Abteien Gleink und Garften geordnet oder wenigftens in einer dasfelbe minder gefährdenden Weife aufbewahrt werde. Ueber einen weiteren Antrag des Dr. Winter wurde bei dem Umftande, als die für das .Museum in Linz vom Confervator Czerny ausge- wählten Urkunden des vereinigten Gleinker und Garftener Archivs vorläufig nicht dahin, fondern an die k. k. Forft- und Domainendireclion in Gmunden ge- langten, befchloffen, fich an das Ackerbau-Minifterium zu wenden, und dort die bcabfichtigte Abgabe diefer Urkunden, die doch im Gleinker Archive dem Unter- gange geweiht wären, zu erwirken. Auch wäre die gedachte Centralrtelle zu erfuchen, die Vornahme einer Auswahl von den Urkunden im Archi\' zu Spital am Pylirn zu gellatten, welche ausgewählten Urkunden alsdann ebenfalls an das vorläufige Landes-Central archiv im Mufeum zu Linz abzu<rcbcn wären. Da>

k. k. .\ckcrbau- Minillerium hat jedoch beiden An- fuchen keine Folge gegeben. Gleichzeitig wurde dem Confervator Czerny für feinen Bericht über das letzt- genannte Archi\' und über die zur Scartirung bellimm- ten A6len bertens gedankt.

Der von Peter Skobiclsky vorgelegte Erganzungs- Bericht über das Laihacher Landes- .Archiv wurde dem krainifchen Landesausfcluiffe zur Benützung zu- gemittelt, dem Skobiclsky aber für feine fleifsige.Xrbeit .\nerkennung ausgefprochen.

Ueber Antrag des Referenten Dr. Hinter, be- treffend den Bericht des Confervators Jenny über das Arch'w 7.U Ho/uiiei)is tl er Grafen Waldburg-Zeii befchlofs die Seftion, diefem Confervator für feine erfolgreichen Bemühungen, durch welche diefes reiche Archiv den wiffenfchaftlichen Forfchungen zugänglich gemacht wurde, \erbindlichll; zu danken. Derfelbe Confervator beklagte fich über das nicht genügend forgHiltige Vor- gehen der k. k. unteren Amtsftellen in Vorarlberg bei Aflenfcartirungen , worüber der Confervator der III. Seclion für Tyrol, kaif. R. Schihi/ierr. wegen •Abhilfeanllrebung in Kenntnifs gefetzt wurde.

Die Jahresberichte der Confervatoren Dr. Mortis in Trieft und Bianelii in Zara wurden über Antrag des Referenten Hofrath Sickel zur Kenntnifs genommen.

Dr. Z/«</referirte in Angelegenheit derPublication des fogenannten St. Enuiicrams-Codex im Domfchatze zu Krakau. Nachdem Profeffor Woltmann, der init der Abfaffung des kunfthiftorifchen Textes betraut war, geftorben, ohne dafs der betreffende Text geliefert worden w'äre, miifste die Publication diefes wichtigen Denkmales für fo lange verfclioben bleiben, bis ein Fachmann an Stelle Woltmann's gewonnen werden konnte. Die Uebergabe des vom Docenten Dr. Rieger zur Bearbeitung übernommenen Te.xttheiles, refpec- ti\-e deffen hilI:orifch-kritifcher .Abfchnitt wurde für die nachfte Zeit in A^sficht geftellt.

In Betreff der Ausarbeitung des kunftwiffenfchafl- lichcn Theiles einigte fich die Seflion, den Profeffor Dr. Thaufing dazu einzuladen und wurde die in der Folge gemachte Mittheilung Sr. Excellenz des Herrn Präfidenten, dafs Profelfor Thaufing bereit fei, diefen Texttheil für die Publication zu bearbeiten, mit befon- derer Befriedigung zur Kenntnifs genommen. Derfelbe übernahm auch die Gefammtredaclion des Textes, Auch w urde von der Se6lion, bei dem Umftande, als Confervator Szujski eine mit lUuftrationen ausge- ftattete Publication diefes Denkmals in den Publica- tionen der Krakauer Akademie der Wiffcnfchaften in polnifcher -Sprache veranlafst hatte, befchiolTen. feincr- zeit und an geeigneter Stelle der künftigen Publication das bezügliche Prioritätsrecht der Central-Commiffion zu conftatiren.

Die Mittheilung des känitnifchen Gefchichts- \ ereines über die von ihm eingeleiteten Erhebungen der Privat-Archive Kärntens im Intereffe der Sammlung des archivalifchen im Lande befindlichen Materials wurde mit Befriedigung zur Kenntnifs genommen.

Lieber Anregung des Hofrathes Profeffor Siekel wurde an den Probft zu Innulien das Anfuchen geftellt, ein beftimmtes Originaldiplom Kaifer Otto I. der Central-Commiffion zur BcfichtiijunL'' cinzufendcn.

'.,*<2.-C4F<£<,A^

XVII

Ueber Archive in Nieder-Oefterreich.

Von r. All. Dung,!, k. k. Cuiifeivator, O S B.

I. Archiv der Marktgemeinde Traismauer.

ASSKLHl'", befindet ficli im Rathhaufe der ( icmeinde in einem trockenen und feucrfichereii Gemache aufbewahrt, welches geräumig gcnuL; ill, um eine geordnete Aufftellung der Archivalien zu ermöglichen, und unterteilt dem jeweiligen l'Jürger- meiiler und dem (jemeindefecretar, welch lezterer nur die Kanzleigefchafte zu beforgen hat. Eine Scarti- rung wurde bisher im Archive nicht vorgenommen ; jedoch dürfte einiges Materiale nach den vorhandenen Lücken fchon früher einem anderen Zwecke zugeführt u Orden fein. Die Archivalien befinden fich in ganz un- geordnetem Zurtande und ifi: deren Durchforfchung bei dem Mangel jedes Verzeichnifles fehr zeitraubend. Im Nachgehenden bringe ich der Hauptfache nach da? Materiale des Archives I. Urkunden :

1. 1420, St. Georg. Konrad Pottenbrunner, Pfarrer zu Traismauer, fliftet dafelbft eine ewige Frühmeffe für die Wochentage. Orig. Perg. mit 5 hang. Siegeln.

2. Wien, 1423, Simon und Juda. Ulrich Potten- brunner entfagt allen Anfpruclien auf die Güter der Pfarrkirche Traismauer. Orig. Perg., 2 hang. Siegel.

3. Wien, 1458, St. Martin. Kaifer Friedrich gibt Traismauer einen Wochenmarkt an jedem Samftag zu halten. Orig. Perg. mit häng. Siegel, 2 P'xemplare.

4. Neuftadt, 1459. Dom. Miferic. Kaifer Friedrich betätigt Traismauer eine Ladfl:att an der Donau auf des Erzbifchofes von Salzburg Grund. Orig. Perg. mit häng, zerbroch. Siegel.

5. Ofterwergk, i486. Donnerilag polt Margaretha. Bernhard von Tyedenllain verkauft einen Zehent zu Stollenhofen tlem Wolfgang Spiegl. Orig. Perg., 3 häng. Siegel.

6. 1506,17. April, Grätz. Kaifer Maximilian beftätigt Wochenmarkt und Ladftatt für Traismauer. Orig. Perg., häng. Siegel.

7. 1512, Sonntag poll Joh. Sunnwendten. Pfarrer ( hriftian Eflrer von Traismauer gibtseine Einwilligung zur Errichtung der Kaplansfl-iftung dafelblf. Orig. Perg., 3. hang. Siegel.

8. 1512, Dom. Trinitatis. Stiftungsbrief der Spiegl- fchen Kaplan Stiftung in Traismauer Orig. Perg., 8 hang. Siegel.

9. 1513, 20. April, Salzburg. I'>zbifchof Leonhard beflatigt die Kaplanftiftung zu Traismauer. Orig. Perg., 2 E.xemplare.

10. 1513, Samflag vor Georgi. Das Domcapitel von Salzburg gibt feine Einwilligung zur P^rrichtung einer Kaplansl^iftung durch Wolfgang Siegel in der von ihm erbauten Kapelle der Pfarrkirclie Traismauer. ( )rig. Perg., 2 hang. Siegel.

11. 1517, Freitag poll: Hlafius, Salzburg. Erzhifchof Leonhard gibt Traismauer einen Jahrmarkt an Montag nach Cantate zu halten. OriLr. Persj., haiu

Siegel.

12. 1521, Auffahrtstag. Georg Kleiner, Bcneficiat s. Leopoldi, quittirt den Empfang einer Summe zur l''r- bauung eines Beneficiatenhaufes. Orig. Perg.

13. 1522, 22. November Neufladt. P2rzherzog P'er- dinand beftätigt Wochenmarkt und Ladftatl zu Trais- mauer. Orig. Perg., 2 Exemplare.

14. (15)36, Sonntag vor Maria Lichtmeffen. Haus- verkaufbrief Orig. Perg. mit Siegel der Stadt Tulln.

15. 1551, 14. Oftober. Der Rath von St. Polten, ftellt ein Vidimus des Teftamentes der Anna Veitn- gartner ddto. 1550 Martini aus. Orig. Perg., häng. Siegel.

16. 1553, Erchtag nach Judica. Veit Prockh von Langenlois übergibt das von Urban König hinter- laffene Haus nach deffen Beftimmung dem Markte Traismauer als Rathhaus. Orig. Perg. mit Siegel von Langenlois.

■/■ '555. 26. December. Georg Wellfer gibt dem Rathe zu Traismauer zwei Viertel Weingarten. Orig. Perg., häng. Siegel.

18. 1567, Oftava Crp. Xsti. Weiten. Lehrbrief für einen Bäckerlehrling Orig. Perg.

19. 1570, 10. December, Murltetten. Chriftof von Althan vergleicht fich mit Traismauer über einen Weg unter Einöd. Orig. Perg., 2 hang. Siegel.

20. 1578, 7. Juni, Wien. Kaifer Rudolf beftätigt den Wochenmarkt und Ladftatt zu Traismauer. Orig. Perg., 2 Exemplare.

21 1590, 19. Janner, Weifsenkirchen. Lehrbrief für Ledererlehrling. Orig. Perg.

22. 1591, 12. Juni, Salzburg. Erzbifchof Wolf Dietrich beftätigt den inferirten Wappenbrief des Erzbifchofes Leonhard (ddo. 1517, Freitag nach Blafientag) für Traismauer. Orig. Perg. häng. Siegel, 2 Exemplare.

23. 1591, 12 Juni, Salzburg. Erzbifchof Wolf Dietrich beftätigt das Jahrmarktsprivilegium des Erzbifchofes Leonhard. Orig. Perg., hang. Siegel

24. 1614, 15. Mai, Salzburg. Erzbifchof Marx Sittich baftätigt den vom Erzbifchof ertheilten Wappenbrief für Traismauer. Orig. Perg., häng. Siegel.

25. 1623, 4. Februar, Regensburg. Kaifer I-'erdinand verleiht Traismauer einen zweiten Jahrmarkt am St. Nicolaustag zu halten. Orig. Perg., häng. Siegel.

26. 1623, 12. Oftober, Wien. Kaifer Ferdinand be- ftätigt die von feinen Vorfahren Traismauer ertheilten Privilegien. Orig. Perg., häng. Siegel.

27. 1623, 18. December, Salzburg. Erzbifchof Paris beftätigt den Wappenbrief für Traismauer. Orig. Perg., hang. Siegel.

28. 1625, 6. Mai, Retz. David Gregor Corner ver- leiht dem Bürger Georg Paur zu Traismauer ein Wappen. Orig. Perg., hang. .Siegel.

29. 1625, 6. Mai, Retz. David Gregor Corner gibt dem Syndicus zu Traismauer Johann Partner das No- tariat und meliorirt fein Wappen. Orig. Perg.

30. 1657, 22. September, Salzburg. Erzbifchof Gui- dobald beftätigt die Briefe feiner Vorfahren iiber das

VII N. F.

XVIII

Wappen Traismauer. Papierheft in Pergament -Um- fchlag mit hang. Siegel.

31. 1660, 8. Juni, Wien. Kaifer Leopold betätigt die Privilegien feiner Vorfahren für Traismauer. Orig. Perg., häng. Siegel.

32. 1701, 12. Februar. Lehrbrief für Handelslehrling. Orig. Perg.

33. 1710, 5. September, Wien. Kaifer Jofeph be- ftätigt die Privilegien Traismauers. Orig. Perg.

34. 1718, 29. November, Wien. Confirmationsbrief der Privilegien von Kaifer Karl \'l.

35. 1719, 31. Augurt, St. Andra a. d. Tr. l'ropll Augurtin legitimirt Joh. Mich. Mitterpacher. Orig. Perg.

^6. 1743, 22. April, W^ien. Beflätigungsbrief der Kaiferin Maria Therefia. Orig. Perg., hang. Siegel. ^j. 1745, I. Februar, Wien, desgleichen.

38. 1782, 7. Oflober, Wien. Hcrtatigungsbrief Kai- fer Jofephs. Orig. Perg.

39. 1792, 13. Dccember, Wien. Beftatigungsbricf Kaifer Franz. Orig. Perg.

II. An Büchern und Fascikeln :

1. Weisbuch [Teftamentsabfchriflen etc., enthal- tend) von 1551 1632. 3 Bande.

2. Gerhabfchaftsbuch von 1554 iGii. 2 Bande.

3. Rapularbuch 1585 an. i Band.

4. Sitzungsberichte von 1552 angefangen, theil- weife unterbrochen. 38 Bände.

5. Gerichtsprotokolle von 1552 angefangen, theil- weife unterbrochen. 21 Bände.

6. Schuldenbuch 1601 2 Bände.

7. Waifenbuch von löii- 1772. i Band.

8. Reflantenbuch von 1630—1652. 1 Band.

9. Steuerbuch von 1664 1744. i Band. 10. Gabenbuch von 1732 1741. 2 Bände

II. Hauskaufsprotokolle von 1758 1788. i Band.

12. Inventursprotokolle von 1758. i Band.

13. Pantheidinge (in Sitzungsb. d. kaif. Akademie d. Wiffcnfchaften LXI. S. 347 befchrieben).

14. Ein Papiercodex in kl. .;"., 140 Blätter, enthal- tend Chronica des HochloblichenErzltifft Salzburg etc. mit gemaltem Wappen der Erzbifchöfe. (Vergl. Böhm, die Handfchriftcn des k. k. Haus-, Hof- und Staats- Archives S. iii, Nr. 323, aus welchem obiger Codex ein Auszug fein dürfte.)

15. Marktrechnungen von 1549 an fehr lückenhaft.

16. Rechnungen der Marktmühle 1568 fehr lücken- haft.

17. Spitalrechnungen von 1604 an fehr lückenhaft.

18. Contributionsausgaben von 1623 an.

19. Kirchenrechnungen von 1626 an, nur einzelne

20. Inventarien von 1557 an.

21. Teftamente von 1563 an.

22. Salzbefehle von 1628 an.

23. Marktordnungen von 1708 an.

III. An Aaen :

1. A6len über Fifchwaffer und Traifenreguürung aus dem 16, und 17. Jahrhundert. (Darunter kaiferliche Erläffe.)

2. Acten über Pfarr und Kirchenangelegen- heiten vom 16. Jahrhundert an. (Darunter erzbifcliof- liche Erlaffe etc.)

3. Zehcnta6len von 1626 an.

4. Familienaclen von 1630 an.

5. A6len über Schiefsflätte von 1636 an.

6. A(5len zur Militareiiujuartierungen von 1642 an.

7. A(5len zur Armen- und l'Venidenbetheihmg von 1643 an.

8. Unterthanenangelegenheiten 1655 an.

9. Procefsa6len 1647 an.

10. Ein Bund Briefe aus der i. Hidfte des 17. Jahr- huntiertes, Cjemeindeangelegenheiten betreffend.

Im Rathhausfaale wird auch ein topographifches Bild des Marktes Traismauer vom Jahre 1669 auf bewahrt.

2. Archiv der Stadtgemeinde Mautern, Nieder- Oefterreich.

Das Archiv der Stadt Mtiiitcrii wird im Rathhaus- faale, einem lichten und luftigen, aber nicht ganz feuer- ficheren Orte, in zwei Wandfehranken aulTaewahrt. Die Urkunde find in einer leicht transportablen Lade untergebracht. Die Aften wurden in Jahre 1874 von Herrn Wenzel Marefch, Hilfsamter-Dire(5lor in Penfion, fcartirt und in folgende Ordnung gebracht:

1. Abtheilung: Kammeramtsrechnungen 1504 1860 Militärs-, Vorfpann- und Ouatiersa6len 1620 1771 Heimathsrecht und Volkszahkmg.

2. Abtheilung: Steuerfachen 1546 1781. Gemeinderechnungen.

Aclen über Nicolaihof 1837.

Kirchen- und Schulfachen, 3 Abtheilung: Rathsprotokolle 1564 1829 unvoll-

ftändig.

Einreichungs-Protokolle.

Procefsaflen 1456. 4. Abtheilung: Katafler und Urbarialfachen.

Lagerbücher.

Mappen.

Oekonomifche und Gevverbcfachen.

Zur näheren Orientirung dient ein Repertorium, welches die A<?l:en unter Schlagworten alphabetifch verzeichnet enthalt. Die wichtigeren Actenftucke und

Bau im ftadtifchen Rathhaufe 1678, 1849.

Bürger-Protokoll 1771 1809.

Criminalaften 1640 1655.

Formelbuch zur Amtsführung 1569.

Geierhof 1576.

Grundbuch 1652

St. Johanns-Capelle in llundsheim, Rechnungen von 169T 1714.

RapuIar-ProtokoU 1579.

Recrutirungsa6ten (1719-- i86o).

Spitalrechungen (1555 1860).

St. i\nnafpital (1564—1786).

Schiefsftatte (1624—1800).

Strafa6len (1591 1789).

Teltamente und Inventare (1550 1742).

Vormundfchaftsrcchnungen (1561 1702).

Kaufverträge (1561 1788).

Urkuiulen :

1. 1366, 28. December, St. Polten. Bifchof Albert von Paffau gibt 19 Joch Aeckcrin Mautern zuPurgrecht. Orig. Perg. m t häng. Siegel.

2. 1418, Freitag vor St. Ulrich. Ilans Sinzendorfer verkauft einen Weingarten in Mautern. Orig. Perg., 4 häng. Siegel i abgefallen.

XIX

3- 1423. 2. Februar. Hausvcrkauf in Mautcrn. Ori^^ Perg., 2 Siefjel, i abgefallen.

4. 1428, 7. Februar. Verkauf eines \\'(.Mni;artcns zu 'rürnftcin, der dienllbar ift, in die Vellc RechbcrL;'. Orig. Terg., 2 .Siegel.

5. 1437, I. Jimner, Mautern. Eidbrief einer be- gnadigten Kindesmörderin. Orig. Perg., 2 Siegel.

6. 1439, 8. Novemder. Verkauf zweier Auen zu Mautern. Orig. Perg., 4 Siegel, 2 abgefallen.

7. 1466, 28. November, Graz. Kairerl'"riedrich ver- leiht auf Bitten Bifchofs Ulrich von Paflau der Stadt Mautern einen Jahrmarkt am St. Ruprecht.stag. Orig. Perg. mit Siegel.

8. 1466, 29. November, Graz. Kailer l'"riedrich be- flätigt der Stadt Mautern ihre von Kaifer Rudolf bc- ftätigten Freiheiten. Orig. Perg. mit Siegel.

9. 1478, Sonntag vor Andreastag, Mautern. Ver- kauf von (irundlUicken. Orig. Perg., 3 Siegel, abgefallen.

lu. 1498, 3. Mai. Notariatsinftrument über die Stiftung zweier Altare in der Kirche zu Mautcrn. Orig. Papier, aufgeklebt.

11. 1506, 26. 06lober. Vidimus des Abtes Mathias von Göttweig über einen Beftätigungsbrief des Kaifers Maximilian de dato 1502, 15. November iiber die Frei- heiten und Rechte Mauterns. Orig. Perg.

12 1508, St. Martini. Stiftung einer Frühmeffe in der Margarethencapelle in Mautern. Orig. Perg.

13. 1509. Hausverkauf an St. Annafliftung. Orig. Perg., 2 Siegel, I der Stadt Mautern.

14. 1539, II. Janner, Wien. Bifchof Ernft von Paffau confirmirt die Annaftiftung in Mautern, Orig. Perg. mit Siegel.

15. 1540, 30. Juni. Vidimus des Abtes Bartholo- mäus von Göttweig über die Beftätigungsurkunde der Freiheiten von Mautern von Erzherzog F"erdinand. de dato 1524, 19. P"ebruar, Wien. Orig. Perg.

16. 1547, 6. Oftober. Stift Mattfee gibt einen Acker in Mautern zu Purgrecht. Orig. Perg. mit Siegel.

17. 5 Geburtsbriefe: 1549 mit Siegel der Stadt Linz, 1551 mit Siegel der Stadt Braunau, 1569 mit Siegel des Marktes Üttensheim (1533,), 1607 mit Siegel der Stadt Schweinitz.

18. 1559. Streitfchliefsung. Orig. Perg.

19. Einige neuere Stiftungen und Copien der alteren.

3. Das Archiv der Gemeinde Roffatz in Nieder- Oefterreich.

Das Archiv diefer Gemeinde foll ehemals bedeutend gewefen fein, wie mir von Ortsmitgliedern mitgcthcilt wurde, imd follen fich namentlich iiber die Türken- Invafion detaillirtey\ufzeichnungen vorgefunden haben. Diefe fowie zahlreiche Pergament-Urkunden find ver- fchwunden, und nur mehr geringe Ueberrefte find im Gemeindehaufe in einem ebenerdigen feuerficheren, aber fehr feuchten Gemache aulTjevvahrt. Uie vorhan- denen Aften, von denen ein Theil durch die Feuchtig- keit verdorben ift, liegen ordnungslos in einem Wand- fchrank und in mehreren Truhen. Bei meiner Durch- ficht fand ich an Urkunden:

1. 1434, Montag nach Maria Himmelfahrt, lüitfag- brief auf Erbanfprüche. Orig. Perg., Bruchflück.

2. 1540, 5. December. Verkaufbricf eines Wein- gartens in Roffatzbach. Orig. Pap.

3. 1576, 14. November. Schuldbrief. Orig. Pap. An A6len und Büchern:

1. Raitregifler der zu Roffatz beftandenen St. Niclaszech. 16. Jalrluuulert.

2. Gemeinderechnung 1532 an.

3. Zechmeifterrechnung 1533 an.

4. Vormundfchaftsrechnungen 1541 an.

5. Kirchenrechnungen 1541 an, nur vereinzelt.

6. Ausgaben auf Pfarrlmf und Schule 1562, 1575 an, einzelne Daten zum Vorkommen des Proteftantis- mus dafelbft enthaltend.

7. Anfchlage auf Häufer 1561 an.

8. Feuerbefchau 1574 an.

9. Mufterung der Kriegstauglichen 1575. IG. Inventarien 1584.

11. Rüflgeldrechnung 1601 1611.

12. Weinbuch 1610.

13. Feuergeldrechnung 1613.

14. Spitalamtsrechnung 1641 an.

15. Lieferungen an Naturalien i^>43.

16. Richteramtsrechnungen 1651 an.

17. Stand der Häufer 1656.

18. Panthcidigungsprotokoll 1709 (trägt Nr. 4.)

19. Gabenbuch 1770.

4. Hainfeld Nieder-Oefterreich.

Das k. k. Bezirksgericht bel'itzt an alteren Aflen nichts, nur an älteren Grundbüchern finden fich dafelbft:

1. Grundbuch Markt Hainfeld 1702 an.

2. ,. Kaumberg 1702 an.

3. St. Veit an der Golfen 1770 an

4. Araburg 1778 an.

5. AUand 1798 an.

6. Kroisbach 1818 an. Die Marktgemeinde befitzt nur:

1. 1583, 2. Jänner, Wien. Kaifer Rudolf II. ver- leiht dem Markte Hainfeld ein Wappen. Orig. Perg-

2. 1689, I. Jänner. Beflandvertrag mit Stift Lilien, feld über das Fifchwaffer. Orig. Pap.

3. Pantheidigungscopie auf Papier 17. Jahrhundert.

4. Kaufbücher 1625 an, 3 Bande.

5. Abhandlungsprotokoll 1671 an, i Band.

Die Pfarre befitzt aufser Taufbüchern von 1651 an, (von 1674 zugleich Trauungs- und Sterbebuch) und einem Memorabilienbuch vom Jahre 1844 mit Rück- blick auf die Pell: 1679 und die Türken 1683, nichts.

5. Archiv der Herrfchaft Königftätten, Nieder- Oefterreich.

Das Archiv befindet fich in der gegenwärtigen Verwaltungskanzlei im Schlöffe, einem trockenen und feuerficheren Locale, in vier Käften untergebracht und verdankt feine Ordnung dem früheren Gutsverwalter Schreckenfuchs, welcher im Jahre 1854 die alte Regi- flratur fcartirte, das Archiv in nachgehender P^orm angelegte und dazu einen genauen Index nach Material und Schlagworten verfafste.

Das Archiv belteht aus zwei Ilaupttheilen, deren erfler die gutsherrlichen Aften fammt Rent- und Vcrwaltungs-A6len in 22 Abiheilungen, und der zweite die Kirchen-, Pfarr- und Schulpatronats-Adlen

XX

in 6 Abtheilunfjen enthält. Die A6ten in den einzelnen Abtheilungen fnid chronologifcli in Fascikel gereiht. 1. Abtheilung. Befitzftands-Urkunden, Kauf- und Verkaufsvertrage, Gewahren, Giiltfcheine, Taufch - um! Uebergabsa6len, Befchreibungen, Licitationcn hcrr- fchaftlicher Objecle, Fertrtellungen von Rechten etc , enthält in 9 Fascikeln 126 Nummern, wovon die alterten : 1530. Lefenbrief über Muckendorfer oder VVeinwarths

hof nebfl mehreren A(flen hieriiber. 1574. Unterthanen des Domcapitels von Paffau zu

Katzelsdorf. 15S0. Antrag, die Stift Schlögl'fchen Realitäten anzu- kaufen. 15S3. Schenkung Dornbachs an Stift St. l'eter. 1584 1595. Wolfpaffmger Hof betreffende Aclen.

1589. Vergleich mit Jörger wegen Pleckingerwiefe.

1590. Corrcfpondenz wegen Lebarnerau, Guggenhof, Triebenfee Gafthaus, Neulengbach Befcrtigung.

1607. Verzeichnifs der Tulbinger Acker- und Wiefen- gründe.

1607. Urbar von Chorherren. Perg.

1608. Verkauf von Weingarten in Königftettcn, Wolf- paffing und Greifenftein.

1621. Bclehnung des Erzherzogs Leopold.

1621. Der Erb- und Tantoblerhof wirtl den Jufuiten

verkauft. 1621. Tabelle über Grundholden in fremden Juris-

di6lions-Bezirken.

1621. Weiderecht in der Labarner Au.

1629. Befchreibung aller Unterthanshaufer und Grunde.

1638. St. Pöltner Kloftergründe. 1643. Raffelswörth, abgeriffene Gründe.

1650. Jörgerifche Gründe.

1681. Landesgerichtsgränzen von Königftetten. 2 Kauibücher (1665 1699). 17 Kaufliefte (1758 1805).

Abhandlungsprotokolle über Gewerke, Häufer. Pfarrer, Beamte etc.

II. Abtheilung. Gränzbeftimmungen und Marken- befchreibungen, enthält in 3 Fascikeln 130 Nummern.

1573. Gränzmarkungs-Notaten über Hintersdorf, Eis

dorf, Schaftenhenau und Guggenhof. 1573. Gränzen der Zelkinger Auen in Greifenftein. 1584. Gränzen der Lebarner Auen.

1587. Befchreibung der Auen in Unterlebarn.

1588. Vergleich zwifchen dem FrauenftiftTulln und der Herrfchaft Königftetten über einen Wald zu Katzelsdorf.

Ausmarchung zwifchen den Herrfchaften Judenau und Königftetten zu Gugging und Altenberg. 1613. Gränze zwifchen Jörgerifchcn und rauffauifchen Gründen zu Greifenftein.

1622. Gränze der Weinbaumau.

1628. Katzelsdorfer Waldmarchbefchreibung. 1635. Raffelswörth .Vugränzverhandlung.

III. Abtheilung. Urbarial- und gutsherrliche Rechte enthalt in 2 Fascikeln 53 Nummern.

1560. Ungeldsordnung der Stadt Tulln.

1602. Poppenwalderdienft nach Purkersdorf

1602. Unfchlittzier der herrfchaftlichen Flcifchbinike.

1609. Grundbuchordnung in .Schwadorf 1612 1649. Taz- und Ungeldpatente.

IV. Abtheilung. Zchentgegenftände, in 1 Fascikel 65 Nummer.

1560. Tullner Zehentablofungsantrag.

157S. Zehentbücheranlegung.

1580. Nodendorfer Zehentverpachtung.

15S0. Neuaigner Zehentverpachtung.

1586. .Allgemeine Zehentverpachtung.

1597. Weinlefebertimmung in Tulbing.

1597. Plan und Ueberficht des Mauterncr Zehent- bezirkes. 1606. Zehentveri)achtung. 1628. Kaiferliche Zehentordnung.

1Ö37. Tullner Weinzehentvergleich.

1641. Zehentpatente.

V. Abtheilung. Bodenverpachtungen.

1. von Aeckern in 2 Fascikeln 46 Nummern begin- nend 1733.

2. von Wiefen in 1 I-"ascikel 38 Nummern begin-

nend 1694.

3. von Auen in i Fascikel 36 Nummern beginnend

1828.

4. von Weide in i Fascikel 17 Nummern, beginnend

1812.

5. von Gebäuden 1 Fascikel 5 Nummern, beginnend

1832.

VI. Abtheilung. Steinbruchs Ertrag und Ver- pachtung I Fascikel mit 29 Nummern beginnend 1680.

VII. Abtheilung. Forftgegenftände, in 2 F"ascikeln 142 Nummern.

1505. Holzhauen in Wordern unterfagt.

1569. Verzeichnifs der Walder des Bisthums Paffau in

Königftetten. 1573. Fafchinenhauordnung.

VIII. Abtheilung. Jagd, i I-'ascikel mit 71 Num- mern 1590. Jorger wegen Biberfang in Altenberg.

IX. Abtheilung. Fifcherei in 1 I'ascikel 33 Num- mern mit 1654 beginnend.

X. Abtheilung. Ueberfahrtsrechte über die Donau, Verpachtung, i Fascikel mit 14 Nummern, 1767 begin- nend.

-XL Abtheilung. Naturalien-Kauf, Verkauf und Lieferung, i Fascikel mit 27 Nummern. 1556. Körnereinkauf, Zufchrift desPropftes von Klofter neuburg.

1634. Erzherzog Leopold wegen Wein- und Korn- verkauf.

1635. Körnerfendung nach Paffau.

1641. Weinablieferung vom Ilochltifte Olniutz.

1643. Haferfendung nach Paffau.

1675. Getreideausfuhr nach Paffau.

1683. Armirung Greifenfteins wegen Türkeneinfall.

XII. Abtheilung. Inftruftionen und Befoldungs- tabellen 1 Fascikel mit ^y Nummern.

1591. Inftruclion für Rent- und Kaftenamt.- 1591. Kirchliche und polizeiliche Vorfchriften für Unter- thanen. 1597. .Sicherung der Aften durch Einmauerung.

XIII. .Abtheilung. Dienftgefuche, ICrledigungcn, Anftellungsdecrete etc. Fascikel mit 134 Nummern, 1591 beginnend.

XIV. Abtheilung. Hypothekar- und Wcrtluu- kunden 1 Fascikel mit 11 Nummern, 1851 beginnend.

XV. Abtheilung. Rentrechnungen, Journale Bei- lagen etc.

Renthauptbücher 1Ö50 1854. Rentjournalc 1808 1854.

XXI

Forftrechnungen 1699 1796, von da an als Beilagen der Rentrcchiuiiiii;eii.

GrLiiulbuch.srccliiningcn 1672— 1X43 von da an als \\i^\- lassen der KcntreclinunLjcn.

Kallcnamtsrcchnun^en 1667 1796, von da an als Bei- lagen der Rentrechnungen.

Keileramtsrechnungcn 1765 -- 1803, von da an als Bei- lagen der Kentrechnungen. Liquidation der Rentriickfthnde 1S50. Liciuidation des Waifenamtes 1831. Realitätenreclinung 1852 1854.

Bemänglung und l'>l;iuterung in 2 l'^ascikcln 57 Num- mern, beginnend 1586.

XVI. Abtheilung. Steuern und Abgaben, i I-'asci- kcl mit 22 Nummern 1630—1855.

X\'II. Abtheilung. Amtsberichte 1817— 1854 5 Fas- cikel und ]-Crledigungen 1824 1854 3 Kascikel.

XV'Ill, Abtheilung. Rechtsllreitigkeiten, Entfchei- dungen, Vergleiche in 2 Fascikeln 32 Nummern. 1540. Streit mit Magiftrat von Klofterneuburg wegen- Weingartenbefteuerung.

1548. Zehentftreit mit Hans l'j-nll: von Krems. 1557. Zehentltreit mit dem Stifte St. Polten. 1587. Zehentftreit mit der Gräfin Hardegg. 1587. Vergleich mit der Gemeinde Langenlebarn. 1597. Altenberg erhebt Anfpruche auf Auen.

XIX. Abtheilung. Wafferbauten, i Kascikel mit 33 Nummern.

1599. Copie einer kaiferlichen Refolution vom Jahre

1438 wegen Tullnbachregulirung. 1601. Inllruftion zu WalTerabzugsgraben.

XX. Abtheilung. Baugegenll;ande, i Kascikel mit 51 Nummern.

1587. Bauten am Klofterneuburgerhot.

1587. Ausbefferungen am Schlöffe Greifenflein.

1605. Ausbefferungen am Renthofe.

XXI. Abtheilung. Gnadengaben, Stiftungen, Schen- kungen in I Kascikel 26 Nummern.

1599. Zehent- und Bergrechtsnachlafs für die Wein- gärten in Stasdorf

1625. Klofler liimmelpforten erhalt i Dreiling Wein und I Muth Korn.

1641. Hofkanzleiexpeditor Mietl 1 Dreiling Wein.

1644. JefuiteniMofefshaus in Wien erhält 25EimerWein.

XXII. Abtheilung. Verfchiedene Gegenftände enthält in 2 Kascikeln 276 Nummern, von welchen 80 Nummern auf die Zeit 1507 1650 fallen. Die wich- tigeren find :

1507. Greifenfleiner und Altenberger Weinausfchank. 1542. Vergleich über Mafs, Tax und Gewicht zvvifchen

den 5 öfterreichifchen Landen und der Graifchaft

Görz.

1550. Maximilian wegen Bewillkommnung feines kaifer- lichen Vaters.

1551. Metzer- und Bauholzhändlerordnung.

1560. Auskunft über die Haushaltung des Propftes zu

St. Andrä an der Traifen. 1580. Kerker für fchlechte Priefter zu Greifenftein. 1581. Pantheiding von Greifenitein. 1583. Rudolf II. wegen Wohnung fiir einen Korftknccht

zu Tulbing. 1586. Truppenmufterung. 1590. Erdbeben zu Wien und Umgebung 1593. Greifenftein wird befeftigt.

1595- 1596. 1596.

1593. Unterfuchung wegen Akatholiken. 1594. Sicherung der Regiftratur. 1595. Landtagsfchlufs.

Kriegstlrangfale.

Klesl Darleihen von 6000 fi.

Kies! ftraft mehrere Priefter mit Einkerkerung

in Greifenftein. 1598. Kriegsbcdrangniffc.

1609. Lutheraner in Kunigftctten.

1612. Inftrudlion an kaiferlichen Vicekanzler zur Ge- fandtfchaft nach Salzburg wegen feindlichen Ein- falles.

1616. Streit mit Herzog von Baiern

1637. Huffchmicdordnung.

1638. Müllerordnung.

1645. 1654. Peft in Künigftetten und St. Andrä. 1645. Kerdinand lll. wegen Keindesgefahr. Nr. 276 I Kascikel diverfc Urkunden.

Im Anfchluffe befinden fich: 36 Kaufprotokolle 1665 1699. I I-'ascikel mit 17 Kaufa(5len 1758 1805. I Kascikel mit 15 Heften Heirathsprotokolle 1764

1807. 15 Verlaffenfchaftsabhandlungsaflen. 2 Pfarrvcrlaffenfchaftsabhandlungen. I Kascikel mit politifcher und judicieller Corrcfpon- denz 1850 1851. Politifche Einreichungsprotokolle. Gewähr-Rapularien. 1800 1843.

2 Criminalprocefsaften 1733, 1779. Correfpondenzen 1500 1799- II. Theil. Patronatsangelegenheiten.

AJ Kirchliche und Pfarrliche Gegenftände. I. Abtheilung. Kirchenrechnungen: Königftetten, Kirchenrechnungen 1G30 1828, 3

cikel Königftetten, Rechnungen der St. Barbara-Bruderfchaft

1681 1749. St. Andrä Kirchenrechnungen (1630— 1829) 4 P"ascikel Tulbing (1635 1827) 4

Chorherren (1841 1854) i

Zeifelmauer . (1631-1828) 3

Hausleuthen {1650 1784) 3

IL Abtheilung. Kirchen- und Pfarrbauten. Königftetten 1 Kascikel mit ^^ Nummern (1579 1855). 1570. Herftellung der Pfarrhoffchcuer. 1570. Reparatur des Kirchenthurmes. 1585. Herftellung eines Gottesackers für Peftverftor- bene.

1610. Reperatur des Kirchenthurmes und Kirchen- gewölbes.

1643. desgleichen. 1668. Erbauung des Hochaltares.

1682. Pfarrhofbau.

1683. Herftellung des Pfarrhofgebäudes nach dem Tür- keneinfalle.

1687 1688 Herftellung des Kirchengebäudes nach dem Türkeneinfalle. St. Andrä ein F"ascikel mit 14 Nummern 1610 1853. 1610 1653. Kirchenthurm- und Hochaltarsbau. Tulbing I Kascikel mit 14 Nummern 1690 -1855. 1690. PfarrhoOierftellung nach dem Türkeneinfalle. Chorherren i Kascikel mit 7 Nummern 1806 1853. Zeifelmauer i Kascikel mit 5 Nummern 1612 1S30.

F'as-

XXII

'6 12. Kirchcndachherftellung

Kreuntlorf i Nummer 1680, Kirchenthurmreftauration. Weidling i Nummer 1621, Beitrag zum Kirchenbau. Langenlebarn i Nummer 1675, Herrteilung des Kirchen-

gebiiudes. Olbcrndorf i Nummer 1780, Pfarrhofbau.

III. Abtheiluiig. Prafentation und Dotation der Pfarrer und Beneficiaten, i Fascikel mit 45 Nummern 1580—1854.

1580. Klesl's Ernennung zAim Paffauer Ofhcial in Wien.

IV. Abtheilung. Patronatsrechte, Stiftungen, In- vcntarien 2 Fascikel mit 105 Nummern 1350—1854.

1550. Kriegsfteuer der Pfarre Zeifelmnuer.

1556. Pfarrer von St. Andra bittet um Grundrtuckc.

1560. Zcifelmauer wird Filiale von St. Andrä.

1560. Thomasftiftung und Frühmefsfundation zu St.

Andra. 1565. St. Barbara-Bruderfchaft in Königrtetten. BJ Schulpatronat.

I. Abtheilung, Prafentation und Dotation der Lehrer, Organiften und Mesner, 1 Facikcl mit 33 Num mern 1636 1854.

II. Abtheilung. Schulbaulichkcitcn 8 Fascikel.

1. Fascikel. Schulbaulichkcitcn von KoniglUttcn 1819— 1853.

2. Fascikel. Schulbaulichkcitcn von Tulbing 1786—1854.

3. Fascikel. Schulbaulichkeitcn von St. Andra 1832—1847.

4. Fascikel. Schulbaulichkcitcn von Chorherren 1771 1850.

5. Fascikel. Schulbaulichkeiten von Greifenrtcin 1819— 1853.

6. Fascikel. Schulbaulichkeitcn von Zeifelmauer

1793—1837-

7. Fascikel. SchulbauHchkeitcn von Langenlebarn

1825 1841.

8. Fascikel. Schulbaulichkeitcn von Frauenhofcn, Nufsdorf und Kirchbach nebft Verzeichnifs der ciiige- fchulten Haufer.

Im Archive hinterliegt noch ein Gedenkbuch merkwürdiger Ereigniffe von 1665 an bis 1721, einzelne Frlaffe enthaltend.

6. Archiv des Marktes Königftätten, Nieder- Oefterreich.

Die vorhandenen Schriften find im Gemcindchaiifc in einem Karten aufbewahrt, welcher an einem feuch- ten Orte gertanden, wodurch fie nicht unbedeutend gelitten haben. Von einer Ordnung derfelben ift gegen- wartig keine Spur, obwohl eine folche nach einem noch vorhandenen „Repertorium über die in der Bürgcrfchaftslade zu Königrtetten befindlichen Schrif- ten und Protokolle vom Jahre 1755" früher bcftanden hat. Gegenwärtig find noch vorhanden:

1. 1438, Sonntag vor Pfingrten , Wien Kaifer Albrecht verleiht Königrtetten einen Jahrmarkt am .St. Martinstage und verlegt den Wochenmarkt von Sonnlag auf Dicnftag. Papiercopie unvidimirt.

2. 1561, 28 April, Wien. Kaifer Ferdinand beftatigt den Marktbrief des Kaifers Albrecht de dato 1438 Sonntag vor Pfingrten. Vidimirt Papierccjpie de dato 1610, 1. Februar und eine 2. unvidimirte Papiercopie.

3- '573' jO- September, Wien. Kaifer Maximilian bertatigt das Marktjjrivilegium Kaifer Albrechts. Vidi- mirte Papiercopie de dato 1610, 1. Februar.

4. 1583. 9. Augurt, Wien. Kaifer Rudolf bellatigt das Marktprivilegium. V'idimirte Papiercopie de dato 1610, I. Februar.

5. 1699, 17. Mai. Marktordnung.

6. 1734, 9. September. Bekräftigungsausfage über die Gewohnheiten und Rechte im Markte Königrtetten, Inventarien etc. aufzunehmen.

An A<5len und Büchern finden fich:

1. Kaufbriefe von 1685 an.

2. V^erlaffenfchaftsabhandUmgen 1690 an.

3. Vermögen- und Kopfrteuer 1690.

4. l-lrbrteuerverhandlung 1808.

5. 'I'ertamente 1699 an.

6. Inventarien 1700 an.

7. Vertrage 1700 1706.

8. Bauüberfchlage 1690, 1691.

9. llauferbefchrcibung 1708.

10. Gerichtsaclen 1706, 1736, 1744.

11. Schubfachen 1779.

12. Vorfpannsaflen 1799.

13. Invafionsunkorten 1805, 1809.

14. Bürgerfchaftsrechnungsbeilagcn 1689 an.

15. Marktrechnungen 1721 an.

16. Gemeinderechiiungen 1728 1733, 1793 an.

17. Weinfuhrrechnungen 1694 an.

18. Quartiersabrechnung 1714 1716.

19. Extradle aus Kauf- und Gerichtsprotokollen 1693 an.

20. Gerichtsprotokoll 1683 an.

21. Inventursprotokolle 1724 an.

22. Kaufprotokoll 1731 1802.

23. Rathsprotokoll 1798 1810.

24. Waifenbuch 1800 an.

7. Gemeindelade von Markt Ferfchnitz, O. W. W.

befitzt nur Eine Urkunde.

1637, 22. September. Ebersdorf Kaifer Ferdi- nand III. beftatigt eine inferirte Bertatigung P'erdi- nand II. ddo. 1622, 6. Juni Wien eines Privilegs Rudolph II. 1589, 7 April, wodurch dem Markte Ferfchnitz ein Wappen verliehen wird. Orig. Perg. Siegel abgefallen.

8. Die Gemeindelade im Markte Hohenberg, O. W. W.

bewahrt :

1. Ein Verzeichnifs aller Vertrage, Kaufe, Ablofung und anderer Sachen 1586 1626 in 4" mit rcrgamcnt- Unifchlag.

2. Gerichtsprotokoll des Marktgerichtes 1620 1650 und im Anfang 1665—1669.

3. 1738, 12. Juni Hohenberg, Grenzvergleich.

.\. 1792, 28. September. Der Robot\ertrag der L lUeilhanen mit der Herrichaft \on 1788-1794 wird auf weitere fechs Jahre verlängert.

5. 1799. Fruchtrcluition auf einzelne llanfer im Markte 1 lohenberg.

6. 1822, 28. November. Robotrelnition.

XXIII

7- Grund/.insprotokoll von 1808 an. 8. Marktrcchniiiigcn 1793 an.

g. Die Gemeindelade von Inzersdorf an der Traifen

bcfitzt:

1. 15-9, Montatj nach Trinilat. Gicnzllrcitcntfchei- iluni; zwifchcn Inzcrsilorf, Kuffern und riicicrn. Vidi- niirtc l'apicrcopic.

2. 1835 Kaifcr l'crdinand i gibt Spiclnuinn einen l.chenbrief für Zeliente in Inzersdorf und Waipersdorf.

3. Gedenkbucli vom Jahre 17S7 mit einigen gleich- zeitigen Notizen über Genieindegrenzen und Giebig- keiten.

10. Das Archiv der Pfarre Kürnberg

enthalt:

1. Weinzehentregilter von Kürnberg in Weiten 1500— 1535.

2. 1752, I. April. Stiftungsbrief. Orig. Perg.

3. 1759, 28. Juni, Wien. Kaiferliche ]5el1:;itigung für die Ilieronymitaner zur lüriclilung einer Kefidenz in Kürnberg. Papicrcopie.

4. Mcmorabilienbuch der Pfarre gefchrieben 1817 1847 entliiilt viel 15eachtcns\verthes aus früherer Zeit und find dem Schreiber offenbarUrkuntlen vorgelegen.

5. Die Pfarrbücher beginnen mit dem Jahre 1756.

Aus Salona.

'".HER die neueilen Erfolge der dortigen Gra- )ungen , berichtet vom k. k. Confervator

ü/it7'//IU-.

Der befclligte Theil der Stadt Salona , deren Umfang nach den Gcgenltänden und Infchriften, welche tagtiiglich aufgedeckt werden, zu urtheikn, fich gegen

voll erhaltenen Stadlthores mit zwei achteckigen aus- wärtigen Thurmen gegen üften, welches in der Mitte der zwei den befeftigten Theil ausmachenden Theilc zu fteheii kommt; endlich unil vor allem die im III. Bd. C. J. L. unter den Zahlen 1979, 1980, 6374 aufgeführten Infchriften, deren letztere fich noch an

Uften bis Cliffa und gegen Werten längs der heutigen ihrer alten Stelle eingemauert befindet

Eig. I 1

(1-50 M. lang; O 60 M. hoch; 0-30 AI. tief.)

Caftella nahezu bis Trau erltreckt haben durfte, war von einer Mauer umgeben, die eine Ausdehnung von 4077 M. hatte.

Will man daher nicht nur den befeftigten Theil, fondern den gefammten Flächenraum Salona's in Betracht ziehen, fo wird man Porphyrogenito welcher diefen an Ausdehnung der Hälfte Conftan- tinopels gleichftellt zuflimmen können.

Der befeftigte Theil, die ar.v, befand aber aus zwei Theilen, aus dem älteren, wefllich gelegenen, welchem im Jahre 170 n. Ch. der füdlichere, erheblich gröfsere Theil beigefügt wurde.

Diefes anzunehmen, rathen die Ausdehnung des Amphitheaters, welches nicht grofs ift und die Bau- art desfelben, die gegen Werten maffiver, und jener der cyklopifchen Mauer, welche durch einen langen Traft die nach Trau führende Strafse bertreicht, gleichkommt; dann das Vorhandenfein eines wunder-

' Quintus CalTius, (Juinli filius-Tromciitina (tribu), Conilan.s, acdilis. quatuovir iure dicundo, augur, pracfectus fabruni, irtbunus militum cohortis Uli vohintariorum civiuni Romanorum. Quintus Caffius Cerdo libcrtus et heres faciundum curavit. Hoc monumentum heredes non fequetur.

Fig. 2. - (0-35 M. hoch; 0-88 M. breit; o-6o M. tief.)

Fig. 3- 2 (Sarkophag i 16 M. breit; o 84 M. breit; 0-72 M. tief.)

Demnach wird man, da pofitiven Daten zur genauen ICpochebeilimmung der wertlich gelegenen Mauer

- In fronte pedet, XXIi.

^ Diis manibus. Klaviae Nico filiae dulcirtlmac, quae vixit annos II. men- fes IUI. Flavia Ephciu;, mater fecct (fecil).

xxi\'

fehlen, mit Sicherheit anfiihren können, dafs die fpätere Vergrosserung im Jahre 170 n. Chr. ftattfand.

andere liellinimung hatten, weil mehrere Infchriften zu Tatre traten.

PRAECIPIO

LIBERTISLIBEf»

TABVSQMEIS

NEOVISVESR'

imVNOMON

AAENTCORPVS

A/TOSSA-EXIR^

INFERATSIQVI^

CONI^MSERITI^

CONUBERTl-SDAR^

DEVEBETPOENAE

NOMINAEX-AMLA^

cl]

Fig. 4. >

(0-58 M. breit; o-88 M. hoch; 0-55 M. tief.)

Längs der ganzen Aufsenfeite der Mauer wurden Thürme, fowohl in der Form als im Flächenraum ver- fchieden, in ungleichen Entfernungen aufgeführt und angelehnt, und zwar beläuft fich deren Zahl auf 88.

Einige diefer Thürme find mit dem Mauerwerke verbunden, andere an dasfelbe einfach angelehnt, und man darf auf Grund der obcitirten Infchriften, den erfteren das Jahr 170 v. Chr. beimeffen, wahrend die im III. Bd. C. J. L. und 19 84 angeführte Infchrift aus dem MufeumSpalato belehrt, dafs die letzteren zwifchen dem 423 50 n. Chr. angefügt wurden.

lS

CVATINIV

SEXFCAPITO^

VETLEC-\Tl

CPF-DOM-ARRiTI

V- FSIBT- ET

VATINIAE FELI

CVLAEUBERT

V

Fig. s--' (0-62 M. breit; 0-90 M. hoch; 0-46 M. tief.)

IIAIVTYG HISAVRE UOCALLISTI ONIALVMNO BENEMER-DE^ OPOSVITAN NORVM-XXX-

Fig. 6. -^

In der Anhoffnung, dafs aufser diefen fich auch andereinfchriften oder wichtige Gegenflände vorfinden dürften, entfchloss man fich diefen Thurm niederzu- reifsen dies jedoch erft nachdem man höheren

CViBIVSLEOllllllVIR-VIWSFECITSIBIETCAELIAE'ERTI/t CONIVCIETANTESTIAEMESSIAELIBERTISUBERTABVSQ

svis

ISA ^

6

'W

Der Stein ift 2-50 M. lang; 0-50 M. hoch; 0-32 M. tiet

Durch die in letzterer Zeit beiSalona ausgeführten Eifenbahnarbeiten wurde ein fclion S. CLVI des Jahr- ganges 18S0 der Mittheilungen befprochener Thurm blofsgelegt

Nach Blofslegung diefes Tlunmes wurde man ge- wahr, dass die ihn formirenden Blocke ehedem eine

' Precipio libcrtis libcrtahiisque mcis. pc qiiis veftnim in hiinc (-hoc) modumentiim corpus aut offa cxierac (-cxtero) infcral; fi quifi conicmferit. lunc conliberiis Harc Hcvebci (-debcbit) pocnae nomtnae (-nomine) dcnarios milat* (.mile).

Orts die I',rm;ichtigung erhalten halte und der Gruiid- rifs und die l'erf[)e6live desfclhen aufgenommen waren. Das Refultat hat die Erwartung bei weitem überholt, indem die hier wiedergegebenen koloffalen und wich-

' Caius Vatinius, Sexli filius, Capito, vctcratitis Icsiont» VII Claiidiae Piae Fidclis, domo Arrcli, viviis fccit fibi et Valiniae Feliciilae libcrtac.

^ Diis Manihus Aurelia Eutichcs Aiirclio Caffiltioni atumno benemcrito de fiio poruil. annonim XXX.

* Caius Viljius I.co. /exvir, vixiis fccit fibi et Cacliae 'l'extiac coniugi. et Antediae Meffiae, liberlis, libcrlabusque fuis. Hoc monumentiim hcrcdcs nrn fcquetur.

XXV

tilgen Infchriftcn und eine fchr fchunc llcinernc Grab- u urdcn - Gcgcnllandu-, welche man alle dem Mulcum vafe (leider zerbrochen) ans Tageslicht gefördert einverleibte.

DOLENS

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Fig 8. 1 (o-8o M. breit; i-20 M. hoch; o-6o M. tief.)

Fig. 9, ■- (o*35 M. breit; 0-90 M. hoch; o 12 M. tief.)

Fig. 10. 3

(o-8o M. breit; 1-36 M. hoch; 0-66 M. tief.)

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DIRVTIA RESTVTATFI51BI ETLDIRVTIO PHOEBOFRÄTRI

ETDIRVTIAEDAMALE

SORORI DIRVTIA

lANlLLA HCRtS FACI

VNDVAAC VRAVIT

ETDIPVTKE TW FHtMT ^

UPVBLICIVSTROWi

MV S-Ht R tS 1 N 5 r ITVTVA aVAL

WA-kARAE-CONtVCIS-CT-MlK) SVl-SnUBArAM-CAViA-AP/E VlATOP-I B-BEN<ONC0RDES VIVITEV I NDO+riMJt*ft VMADltS-

COMMB AAOR-A'rFCVW NIUIDMCaNDi-H a'fc NOBW D-PERPFTVA»

Fig. 11.4

(0-85 M. breit; i 08 M. hoch; 0-50 M. tief.)

Fig. 12. 5

(0-50 M. breit; 0-94 hoch; 0-50 M. tief.)

Fi- 13.'' (I-20 M. hoch; 0-48 M. breit; 0-48 M. tief.)

Fig. 15.

F"ig 16.

* Caius Julius Dolens, vetcranus Icgionis X Genunae, ex beneficiarius coiifularis et Caelio Bonofa vioi fibi pofiierunt.

- Quihtu Caffia, Qiiiiui libcrlo, Eumcneti, Quintus Caffius Firrnus cl Caffia Meccnatia, et Caflia Conftantill.i patri (pcfuerc),

' l->tis manibuä Catpuriiiac Nymphac : {.)uintus Servilius Stalianus. ccn mrio cohortis. I Bclgarum, LOniugi bene nierciiti (pofuit).

* Uiruti.i Reftuta teftanienlo ficri iuffit libi et Lucio Dirulio Phocbo fratri et Diniciae Damalc forori, Dirutiac Janjlla bcres faciundum curavil et Diruliae Thrcpte matri.

VII. N. F

^ Diis maiübus. Lucius Publiciub Trophimus hcres inftitutus ab Valeria Fhilcte uxorc inva. In memoria Karae coniugis et ni(e)i pofui ftilibatam, caufa arac, vialoribus. Bene concordes vivite, vivcndo fit minus unadics; comtncmora iccum nii ftotnachandi, hacc nobis dies pcrpeiua.

'* Valeriac defun<5lae annorum IUI, dierum XLV, Marcus Aurelius Sencca, delicatac (pofuit).

XXVI

D * ^/

CORh£UO MAXIMOB: NENERFmCO ELIACEr^LL AVXORT3IB1 VIVAFECT

Fig. 14.1

(0-20 M. breit; 1-48 M. hoch; 0-48 M. tief.)

DM T'PYBÜCIO

A5CLEPI0 COIVCI»

B'M*

Fig. 18.

(1.34 M. breit; 0*38 M. hoch ; o 68 M. tief.)

Kig. 17. -

(0"55 M. breit; 108 M. hoch; o 44 M. tief.)

' Diis manibus. Cornelio Moximo bcncmercnti Cocli.^ Gcmella uxor cl fibi Tiva feeet (fccit).

- Diis manibuä. Tito Fublicio Asclcpio coiijugi bcncmercnti.

Die Pfarrkirche zu St. Valentin.

Befprochen von C. Schirmer.

IE Kirche in St. Valentin, nach einer Urkunde \on 1421 1471 erbaut, ift eine dreifchiffige

_ Hallenkirche mit vorgelegtem einfchiffigem

Chore. Sechs fchlanke Rundpfeiler, 0-66 M. im DurchmelTer ftark, theilen die Schiffe, welche bis zum Triumphbogen 22-70 M. lang und 13-80 M. breit find, wovon 6 -20 M. auf das Mittelfchiff entfallen. Der höchfte Punkt des Gewölbes im Mittelfchiff ilt 11-56 M. hoch. An den O-87M. dicken Triumphbogen fchliefst fich der Chor mit 14 M. Länge und 8-30 M. Breite an. Hier ifl; das Gewölbe 13 M. hoch. Der Chor ifl: im Achteck gefchloffen und hat 1-73 M. vorfpringende, 0.76 M. ftarke Strebepfeiler. Die Strebepfeiler der Seitenfchiffe, von welchen die beiden weftlichen über Ecke herumfpringen, liegen I-58M. bei gleicher Stärke. Auf der Südfeite des Chores ift eine unzweckmäfsige Sacriftei mit oberem Oratorium, auf der Xordfeite eine Capelle im Rundbogen angebaut. Weftlich in der Mittelaxe fteht der mächtige , viereckige Thurm, 7-43 M. breit, 6-80 M. vorfpringend. Derfelbc hat feit- wärts zwei gegenübcrftehende äufserlich vermauerte, im Spitzbogen gefchloffene Eingänge. Der Thurm, ohne alle Architektur viereckig auffteigend, zeigt in feinem oberen Etage drei Spitzbogenfenfter ohne Maafswerk, jedoch ift: das Maafswerk im ofllichen Fenfter, welches vom Kirchendache \erdeckt wird, noch vorhanden. Der Thurm ift mit einem hohen und breit abfchliefsenden Satteldache bedeckt. Das 11 - 20 M. hohe Dach über den drei Schiffen fchneidet noch in das Thurmdach hinein. Die Seitenfchiffmauern find vom äufseren Terrain ab i2-io M. hoch. Die des Chores 14 M., das Dach des letzteren 8-50 M. hoch. Die Strebepfeiler des Chores haben zwei 0-16 M. mit Wafferfchrägen abgedeckte Rückfprünge und find mit

fteil aufgehenden Schrägen mit vorderen Giebeln abge- deckt, wogegen die Seitenfchiffpfeiler nur Deckplatten ohne Giebel, zwei Wafferfchrägen, aber keine Abfatze haben. Der erfte Strebepfeiler am Chor nördlich zunachft dem Seitenfchiff war wegen .\nbau der Capelle im unteren Theile abgebrochen, der obere Theil mit Abdeckung noch vorhanden. Der correfpon- dirende Pfeiler füdlich fehlte gänzlich, wurde wahr- fcheinlich gar nicht gebaut, indem der Anbau der Sacrirtei und des Oratoriums von Anfang an die nothige Stütze bildete.

Von den eilf offenen Fenftern der ganzen Kirche hatten fieben noch das urfprüngliche Maafswerk. Aufser den beiden Eingängen am Thurm hat die Kirche auf der Südfeite einen Haupteingang mit Vorhalle, auf der Nordfeite gegenüber eine kleine Thür. W'eftlich nimmt der Mufik-Chor die ganze Breite der drei Schiffe ein, durch zwei jedenfalls fpäter ausgebaute Stiegen zugänglich. Auf der Nordfeite zieht fich in Verbindung mit dem Mufik-Chor ein 0-74 M. breiter Gang, balconartig auf einfachen Kragfteinen mit flacher Bogenfpannung, hin.

Die Kirche ift von einem fehr groben Conglo- meratftein erbaut, alle Strebepfeilerdecken, Fenfter- einfaffungen und Maafswerke, fowie im Inneren die Gewölberippen von einem grobkörnigen, mittelfcften Sandftein, welcher durch die Länge der Zeit ftark verwittert war.

Eine durchgreifende Reftauration follte nun die feit 400 Jahren entftantlen Gebrechen, fowie die abnormen Zuthaten entfernen, fie follte das Schad- hafte gleichartig in Material und Form erneuern, das Fehlende ftyleinig erganzen. Die Verwendung von Surrogaten blieb daher unbedingt ausgefchlolifen, noch

XXVII

mehr jener sjcwohiite Vorsrang, der mit dem täufclicii- deii Namen „Renovation" ^ewolinlich die Schilden mit l""arbe etc. deckt, aber nicht hebt.

Dafs durch llrenge Hefolgiiny diefer Grundfatzc ein günftiges Refultat erzielt wurde, ift da.s Verdicnfl: des liocluviirdigcn Dechantcs Herrn Franz Kriiutle, welcher mit unermiuilichem Eifer und grofster Sach- kenntnifs die ganze Relhiuration anordnete und mich als den mit der Rertauration betrauten in meiner Auf- gabe wefentlich unterrtützte.

Die Reflauration begann mit der Umgeftaltung der cololValen Dacher über den Schiffen. I'j'ne Menge i.ibcrfliiffigen 1 lolzwerkes enthaltend, war dasfelbe durch rfcilerunterlUitzt, v\elchedirect auf die üewolbekappcn aufgemauert waren, die Hohe von ii-20 M. wurde auf 8.50 M. reducirt, auch wurden Unterflützunji'spfeiler auf die 6 Säulen aufgemauert, alles Ungehörige ent- fernt und fo das Gewölbe bedeutend entlaftet. Das Dach über dem Chore blieb unberührt; an feinem Firflende wurde ein neues in Feuer vergoldetes Kreuz aufgeftellt.

Kinige einfache Dachfenller fammt Giebel, mit Kupfer bekleidet und eiferne Verfchlufsladen ; wie folche hJiufig auf Dächern von gothifchen Kirchen ge- macht werden, wurden für Lichteinfall und Ventilation auf dem Kirchenboden angebracht.

Die Mauergiebeldecklleine, weftlich und olllich, hatten fich alle verfchoben und ausgebaucht. Diefelben wurden von Granit erneuert und durch Aufmauerung von y\ttiken an den Enden, fowie durch eingreifende Hiiulcllücke unterftützt.

Zuniichft wurden die Endigungen der Strebepfeiler am Chor erneuert. Die Schrägung gegen die Mauer il1: fteil auffteigend mit beiderfeitigem vorfpi lügenden Gefimfe, welches (Ich nach vorne in einem GiebclfeUlc erhebt. Der Zulammenltofs der GeHmfc an den Ecken ift durch ein einfaches Hlatt oder Rofette aufgenommen, welches Bauornament fich als das einzige an der ganzen Kirche \orfand. Die Giebel laufen in einen acht- eckig-en gekehlten Hals aus, deffen fehlende Endigung durch einen Knauf erfetzt wurde. Die aufftcigenden Deckfleinc find in horizontalen Schichten übereinander gelagert, um das Eindringen des Waffers bei den Fugen zu verhindern. .An den Giebeln der Pfeilerbcdachungcn erfcheinen als neu die urfprünglichen Bilder und Em- bleme in Medaillons; die Giebel der beiden öftlichen Pfeiler der Abfis, bergen die dort vorgefundenen Häupter Jefu und Maria , im nächflen nordlichen die Symbole des heil. Patrons der Kirche, des heil. Bifchof Valentin: eine Mitra und unter ihr einen l^lätterkranz, der fich um einen King legt. Die Giebel der zwei nächft- folgenden nördlichen Pfeiler zeigen in fpät-gothifchen Schildern \'on ilen Leidenswerkzeugen die Niigel mit Hammer, das Kreuz mit Yfoppftengel und Lanze. Der erlte fiidliche Pfeiler der Abfis trägt in einem Schilde die Ziffer 1476 mit einem T, der andere erhielt in gleichem Schilde die Jahreszahl 1870 als Anfang der Rertauration. Die WalTerfchrägcn und Decklleine an den Strebepfeilern des Schiffes ohne Giebel wurden ebenfalls nach den alten Formen erneuert.

Beginnen wir nun einen Rundgang äufserlich um die Kirche. Der Thurm zeigte, wie früher gefagt, feit- wärts zwei und iuifserlich vermauerte Spitzbogen- öffnungen mit einem rundenFenller. Da diefeEingänge

wieder geöffnet werden follten, fo wurde \orlaufig die kKlliche geöffnet. Nach Entfernung des Mauerwerkes zeigte fich tliefelbe mit einem fchönen Profil eingefafst, welchesjedoch Itark befchadigt war. DiefeEinfal'fungen find von hartem Sandftein erneuert, jedoch noch nicht cingfügt.

Das füdliche Portal hatte eine Art Vorhalle zwifchen denStrebeiifeilern, zwei angebaute kleine Pfei- ler mit Rundbogen gefchloffen, mit einem Kreuzgewölbe und Schindeldach gedeckt. Die Thür felbft, 1-42 M. breit 2-48 M. hoch, hat reich profilirte Gewände mit gewundenem Sockel an den drei Stäben. Der obere Spitzbogen, deffen Anfange auf dem Thürfturz fichtbar waren, fehlte gänzlich und war flatt deffen eine tiefe viereckige Mauernifche fichtbar. Zudem ftand die Thür nicht nicht in der Mitte, was bei jeder neuen Anlage hinderlich war. Der Verbau wurde entfernt, die Thüre in der Breite von i-goM. in die Mitte gefetzt, der ge- drückte Spitzbogen mit im Schlufs fich kreuzenden Stäben wiederhergeftellt. Alles nach den vorhandenen Profilen. Das Spitzbogenfeld foll noch ein Relief in Stein erhalten. Die Vorhallen wurden ebenfalls erneuert. Die üeffnung derfelben 2-84 M. breit, profilirt, welche noch einen Holzverfchlufs für den Winter erhalten foll, fchliefst im Spitzbogen concentrifch mit dem innern Thürbogen. Das Archi\'olt-Gefimfe mit Krabben, von zwei kleinen gefchweiften Giebeln flankirt, wird von laubverzierten Confolen aufgenommen und fchliefst in eine doppelte Kreuzblume. Lieber dem Spitzbogen- fchlufs im Dreipaffe das Monogramm Chrifti mit Alpha und Omega umhauen. Das Gewölbe feitwärts mit zwei kleinen Kreuzgewölben anfangend, fetzt fich in Ton- nenform mit reichem Rippenwerk decorirt fort. Liner- lialb auf der linken Seite wurde ein Grabftein von rothem Marmor, des Pfarrers Rupert Pclchinger f 1512, autgellellt, welcher früher iniP'ufsboden des Chores lag, um denfelben vor weiterer Befchiidigung zu fchützen.

Die frühere duftere Sacriftei ift einem Neubau auf den alten Grundfeflcn gewichen. Um den innern Kaum nicht wieder durch eine Stiege zu verengern, wurde diefelbe nach aufsen angebaut, ohne jedoch das nebenftehende Fenftergewände zu verdecken. Die Architektur derfelben ift einfach gehalten mit zweithei- ligen l'enftern. Die Giebel der Strebepfeiler tragen in Schildern I. den Geldbeutel in der Judashand, 2. die gekreuzten Geifseln, 3. die Dornenkrone mit dem Moos- rohr. Die Sacriftei ift mit zwei Kreuzgewölben, das obere Oratorium mit flacher Decke verfehen.

Die auf der Nordfeite im modernen Styl ange- baute Barbara-Capelle wurde befeitigt und die neue um foviel kürzer errichtet, dafs das dreitheilige Fenfter ganz frei blieb. Die Capelle ift der Sacriftei ähnlich behandelt, mit einem einfachen Sterngewölbe auf Con- folen ruhend überfpannt. Das oftliche Fenfter ift ohne Mittelpfoften, weil dasfelbe die heil. Barbara im Glas- gemälde als Altarbild enthält. Die Giebel der drei Strebepfeiler tragen die Symbole der heil, l^arbara: I. Thurm, 2. Schwert mit Palmenzweig, 3. Kelch. Der fchon früher befeitigte Strebepfeiler konnte in feinem vuiteren Theile ohne den Raum der Capelle zu verun- ftalten, nicht wieder hergeftellt werden, wurde jedoch über dem Gewölbe durch ftarke Eifenfchienen ge- fiebert. Die einfache Thür nordlich wurde von aufsen \ermauert.

d*

XXVIII

Der Chor hat im Ganzen " Fenller. Diefelbcn find 7-35 M. hoch. Die Sohlbank, \on grobem Coiiglo- merat, helle itark gelitten, fie wurde äufserlich von Granit, innerlich \on hartem Sandrtein mit vorfprin gendcm Gefmife hergcrtellt.

Die EinfalTungen der Fenrter find fchon profilirt, fie wurden von geübten Steinmetzen (orgfaltig abge- arbeitet, die mannigfachen krummen Linien, ohne der l'rofilirung nachtheilig zu werden, in gerade, fcharfe Kanten umgearbeitet, alles Fehlende und Schlechte durch ahnliche Steine erfetzt, fo dafs diefelben jetzt wie neu ausfeilen. Die vier dreitheiligen F^enller fnid mit \ollftändigen, ziemlich gedrückten Spitzbögen über- wölbt, wahrend die drei fchmalen Fenfter mit nach unten abgefchnittenen Spitzbogen gefchlofron find.

Fig. I. fSt. Valentin

Wahrend fechs Fenfter im Mittel flehen, ifl: da.s nörd- liche fchmale Fenfter ganz auf die Seite gerückt. Die Seitcnpfoften haben beiderfeits einen Rundf^ab, welcher mit dem anderen Profil ein Ganzes bildet und auf der Sohlbank einen kleinen Sockel formirt. Die fünf alten Maafswerke zeigten die merkwürdigflen Mufter, ganz verfchieden von den in der Spat-Gothik gewöhnlichen F^ifchblafen-I'-iguren. Für die zwei fehlen- den wurden cntfprechend Mufler componirt und fammtliches Kippen- und Maafswerk von Margarethcn- flein nach den alten Vorlagen neu hergeflellt. Die Einfaffungen der F'cnfler im Schiff bcflehen beiderfeit.s aus einer Hohlkehle, die Pfoflen gleich den anderen.

Das Maafswerk der Fenfler zuniichfl den Seiten- Altären wurde nach den alten Müllern erneuert. Die drei anderen Fenfter hatten verfchiedene Höhen und Schlufsbogen. Diefe wurden auf gleiche Höhe und Form gebracht und mit neuem Maafswerk, fammt mit einem ]\Iittelpfol1en verfehen.

Herrliclie (jlasmalereien nach den Kntwiirfcn \oii ProfelTor Joh. Klein in Wien, ausgeführt von Albert Neuhaufer & Comp, in Innsbruck, fchmücken jetzt die neun Fenfter im Chor und zunachft den Sciten- Altiiren, die drei anderen fnul in einfacher X'^crbleiung mit zwei lichten Tönen in Kathedralglas verfehen.

Die äufseren Mauerflächen der Kirche waren tlicil- weife in einem fchlechten Zuftande. Grofsc l-lachen \on gewohnlicliem Murtelanwurf verdeckten die aus- gewitterten groben Conglomerat-Steinc, welche in unregelmäfsigen Stücken ge- mauert find. An den Strebepfeilern, welche aus regelmäfsigcn Ouardern gebaut find, wurden einzelne fchlechte Steine durch den gleichen Stein erfetzt ; dies wäre aber bei den gröfseren Mauerflächen nur dann möglich gewefen, wenn die betreffenden Stellen um mindeftens 30 Cm. ausgehaucn und neue Steine eingefetzt worden waren Diefer Vorgang wurde abermals dem Ge- bäude fchädlich und zu koftfpielig ver- worfen. Es wurden daher die fchadhaften Stellen mit einer Mifcliung \on hydrau- lifchem Kalk und Cement angeworfen und in die weifse Maffe kleine Kiefelfteine ein- gedrückt, welches dem Ganzen das Anfe- ilen von Conglomcratflein gibt Diefer Anwurf ift äufserfl feft und hat fich nament- lich auf der Nordfeite bis jetzt als voll- kommen dauerhaft gezeigt. Sämmtlichc Maurerarbeiten wurden vom Maurcrmeifter Plohberger aus Steyr ausgeführt. Der Thurm wurde noch nicht gewidmet.

Treten wir nun durch den füdlichcn Eingang in den Ihurm, fo zeigt fich die Thurmhalle mit einem einfachen Kreuz- gewölbe überfpannt. Die inneren Kanten der Einsänge zei<jen ein Hohlkehlen-Profil. Der Eingang zur Kirche ift nach der Thurmhalle zu decorirt; das Bogenfeld wird fpäter ein Stein-Relief erhalten. Zun;ichrt befinden wir uns unter dem Mufik-Chor, welcher mit einem reichen Netzgewölbe unterwölbt ift. Die unpraktifchen Stiegen, welche viel Raum fortnahmen und unter ihren höchften Punkten an der Rückmauer unpaffende Verftecke bildeten, wurden durch weniger Raum einnehmende, ppo M. im Lichten weite Wendel- treppen erfetzt und die Rijipen des Gewölbes cnt- fprechend ergänzt. Die (jurtbogen zuifchen den Säulen, wo\-on der mittlere beinahe im Kreisbogen, die anderen in fteilem Spitzbogen angelegt find, haben als Profilirung glatte Abfaffungen Das Stein- werk diefer Bogen, fowie das der fechs Säulen zeigte fich nach lüitfernung der Kalktunche als derart grobes Materiale, dafs es unmöglich in (liefern rauhen Zu- ftande bleiben konnte. Leider mufste dasfelbe wieder verputzt werden.

XXIX

Der MufikChor fcliliefst mit einer zierlichen, ori- ginellen Steinbrürtung ab. In der Mitte fpringt diefelbe vor- und aufwärts, glcichfam des Dirigenten Pult an- deutend. Das Ornament beliebt aus ovalen Ringen im RundÜab-Profil, welche din-ch einen Rundilab mit einander verbunden find. Der mittlere Vorfprung hat an den Kcken Saulchen mit gekehlten Sockeln und Capitalchen und in der Mitte ein feines Schlingen- Ornamcnt. Nördlich zieht fich an der Mauer in Ver- bindung mit dem MufikChor, um 3oCm. erhöht, ein II 40 M. langer, 0-74M. brciterSeitengang hin, welcher auf einfachen Kragfteinen mit flacher Hogenf[)annung ruht. Die Urullung beliebt aus gekehlten Pfeilern nut Deckgefims. Die ]'"iilUmgen waren durch liretter mit weniger als kunlUofen Bildern aus- gefüllt. Diefe wurden durch Stein- platten mit maafswerkartigem Orna- mente von Margarethenflein erfetzt. Diebeiden Siiulen zwifchen dem MufikChor gehen bis über die Hru- ftung desfelben im Achteck auf, die vier anderen, auf kurzem runden Sockel ruhend, find durchaus rund. Diefe fechs Säulen tragen nun ein Gewölbe, welches einzig in feiner Art dafleht. Architekten und Laien be wundern die zierlichen und ])hanta llifchen Rippenverfchlingungen. In der Mitte zwifchen den Säulen zieht fich über quer ein Band von 14 mit iler Peripherie zufammenflofsenden Halbkreifcn hin, vviüirend die anderen Rippen fich in geraden Linien kreu- zen. Die Ausgangspunkte des Ge- wölbes an der Triumphbogen -Seite mufsten wegen diefes Bogcns aus der Achfe der Säulen gerückt werden. Die auffallendllcn Vcrfchneidun- gen gehen von den Säulen aus Anftatt eines Capitäls fchüefsen die Säulen mit einer quadratifchen Gefimsplatte ab ; von diefen gehen zwölf Rippen :- aus, ganz im Gegenfatz zu anderen ' Gevvölbentwickelungen, alle von der

Seite und zwar von der entgegcnge-

fetzten Ecke aus. Dadurch bilden lieh auf zwei Seiten nach der Lan- genrichtung durch eine Rippe flache Scheiben, welche von der entgegen- gefetzten Rippe, von der oberen Gefimslcille aus- gehend, durchdrungen werden. Nach dem Mittelfchiff zu kreuzen fich die Eckrippen von unten ausgehend, nach dem Seitenfchiff zu die gleichliegenden von der oberen Ouerleifle. (Fig. i.)

Vier Rippen gehen von der Mitte aus; die vier l'.ckrippen verlieren fich fenkrccht in den oberen lldhlungen. So zeigt ein Gewölbe wiederum drei ver- fchiedene Verfchneidungen. Nimmt man hiezu das fehr zarte Profil der Rippen mit vier kleinen Rund- flaben, fo kann man die Schwierigkeit bei der Aus- lührung beurtheilen. Durch die tiefen Höhlungen und fich kreuzenden Rippen bringen diefe Gewölbeanfange eine aufserft malerifchc Wirkung hervor. FAnc Seite zeigt die Jahreszahl 1522 mit den Buchllaben V S,

daneben einen leeren Schild. Faft follte man glauben, dafs das Gewölbe des Schiffes um 50 Jahre fpater als das Chorgewölbe hergeüellt worden fei, was auch das ganz verfchiedene Syfleni der Rippenverfchlingungen anzudeuten fcheint. An den Seitenmauern wird das Gewölbe durch einfache Dienlle aufgenommen, ein Gliedercapital nimmt drei Rippen auf, welche in Folge der Durchkreuzung weit über das Capital hinausflehen.

Die innere Nifche der nördlichen Thür wurde als Nifche zum Aufftellen des neuen Tauflleines her- gerichtet. Der Triumphbogen zeigt eine reiche Gliede- rung mit drei Spitzitaben und hohem fchönen Sockel.

Das Gewölbe des Chores hat ebenfalls eine fchöne Rippendecoration. Bei dicfem find die Curven \orherr-

l'isj. 2 (St. Valentin

fchend. Die Rippen, welche fich von den gefchloffcnen Curven abzweigen, durchfchneiden die nächfllicgende Rippe und find dann abgcftutzt. Die Dienfte mit aus- gekehltem Sockel, haben unter dem Gefimskranze eine Ausbiegung. Die Rippen gehen von letzterem regel- recht aus; der eckige An fatz an der Mauer verliert fich in der Gewölbekappe, das Gewölbe wurde mit gmfster Sorgfalt reflaurirt, die Rippen von ihrer mehrfachen Tünche befreit, zeigen jetzt die Steinfarbe. Plünderte von einzelnen Stücken mufsten erneuert und manche Gewölbkappen neu verputzt werden. Die beiden Thüren in der Sacriflei und Barbara-Capelle erhielten neu profilirtc P'infalTungen. Anftatt des hölzernen Kaflens als (^ratoriumfenfler wurde ein Stcinfenfler mit den- felben Gewändprofihrungen wie bei den anderen

XXX

Fenftern eingefetzt. Nach denUeberreften der Doppel- iiifche an der füdlichen Seite wurde diefelbe erneuert und durch Kinzieliun'j des Mittelpfeilers Raum für eine Seffion gefchaffen. Gewölbe und Mauerflachen wurden in einen freundlichen lichtgelben Ton gefetzt, alle Steintheile in Naturfarbe gelaflen. (Fig- 2.]

Somit hatte ich die Rellauration flüchtig bc- fchrieben und bemerke zum Schluffe, dafs die ganze innere Einrichtung nach meinen Entwürfen hergeftcllt ift, ebenfo dafs alle Steinarbeiten zu den vier Altaren,

Speisgitter, Taufflein, Kanzel, Kreuzweg-Stationen, Piscine, Portal etc. in meiner rrivathütte ausgeführt w urden. Alle figürlichen Darrtellungen find theils nach Modellen des Herrn l'rofefi'ors Jofeph GalTer, fowie auch nach Zeichnungen des Herrn l'rofefibrs Johann Klein in Wien, vom l^iKlhauer Franz Oberluiber in Linz ausgeführt. Die Metailarbeiten, unter welchen nament- lich die beiden Tabernakel-Thürchen am 1 lochaltar hervorzuheben find, wurden von Herrn L, Adler in Wien ausgefüln-t.

Schlofs Ambras inTyrol zur Zeit der Lehensablöfung desfelben

durch Kaifer Ferdinand I. 1564.

Von WmJ.hii Bofheim, k. k. Cuftos.

fO fpärlich auch die gleichzeitigen Nachrichten über das Tusculum Erzherzogs I'crdinand von l'yrol fliefsen, fie llimmen doch alle in der Bewunderung der äufserlichen Gröfse und Schönheit, der Pracht und des au.sgefuchten Gefchmackes feiner inneren Einrichtung überein. Noch in der Gegenwart geben die Baulichkeit felbft, fowie die erhaltenen Einrichtungs- und Sammlungsobjefle Zeugnifs von der Richtigkeit der Angaben der gleichzeitigen Schrift- fteller. Es wäre daher von Werth über den Zuftand desfelben bei Uebernahme durch Erzherzog Ferdinand richtige Nachricht zu erhalten, nicht allein für die Auf- hellung der Gefchichte diefes Schloffes felbll, fondern auch um einen neuen Beitrag zur Beurtlieilung feines iliuflren Befitzers und Generators zu erhalten.

Den bisher bekannt gewordenen Documentcn nach zu urtheilen fehlen Ambras ein einträglicher und gefchatzter Befitz zu fein, deffen Inneres noch manches Werthvolle aus früherer Zeit bewahren mochte und es lag darum die Annahme nicht fern, dafs Mehrcrcs oder Wenigeres der iUteren Gegenftande aus dem Bc- fitze des Erzherzogs Ferdinand von r\rol (Kunlt- gegenftimde, Flrinnerungcn an Margarctha Maultafche, an Friedrich mit der leeren Tafche, Sigismund, an Kaifer Maximilian etc.) aus dem übernommenen Inven- tare des Lehengutes flammen und moglicherweife den Grundflock der nachher fo berühmt gewonlcncn Sammlung bilden mögen.

Mangelte in diefer Beziehung jeder :\nlialtspunkl, war fogar der nähere Zeitpunkt der Uebernalime des Schloffes nicht bekannt, denn die Urkunde der Ablöfung durch Kaifer Ferdinand I. und der Schenkung desfelben an feinen gleichnamigen Sohn' ifl undatirt; es liefs fich bisher nur vermutiien, dafs die Ablöfung durch den Kaifer während deffen Anwefenheit in Innsbruck 1563 erfolgte, weil Erzherzog E'erdinand fchon mit Urkunde ddto. Prag 3. März 1864 fein neues Eigenthum an feine Gemahlin, die Edle Philippina Welferin, Freiin von Zinnburg „aufs unferen banden gefchenckht, gegeben, eigenthumblich vnd erblich ab- getretten" hatte.

Ueber viele diefer Lücken in der Gefchichte diefes Schloffes gibt uns ein Document eine beinahe vollftandige Auskunft, das bisher unter den alteren

' A. PriinilTrr. Ambrnfcr Sammluni;, 1819.

y\6len derk. k. Refidenzfchlofs-Verwaltung in Innsbruck bewahrt wurde. Es ill dies der voUllandige inven- tarifchc Uebergabsa6l aus dem Lehcnsbefitze der Georg Schurfffchen Erben in die Hände des Kaifers Ferdinand I. vom 2. Juni 1564.

Schon aus dem Datum diefes Documentes ill zu erfehen, dafs, wenn auch die .Ablöfung de jure, fowie die Uebertragung an Erzherzog Ferilinand 1563, die Schenkung an Philippine Weifer fchon im Miirz 1564 erfolgten, die faclifche Einantwortung erll im Som- mer letzteren Jahres flattgefuiulen hatte.

Wir geben hier zunächll den Wortlaut des werth- vollen Documentes und werden am Schluffe desfelben die nöthigen Erklärungen zurBeurtheilung folgen laffen.

Inuentuari des Schlofs Ombras 1564.

flg. 15. lit c. Dupplicat (fpätcre Schrift).

Auf der Römifchen Ka\ferliciicn Mt. rs. Vnnfers allergcnedigllen Herrn Stattlialter-Regennten Vnd Camer Räthe der Oberöfllerreichifchen Lannds cc bevelch Ifl durch Ilannfen Scliauber Phlegcr an Mul- bacher Claufen \nd Paulfen Vfchall Hof-Paumaiiler Irer Mt. Raths vnnd Anndreen Khrcner llof-Pawfciirci- ber allhie zu VnffPrugg. Von den Edlen V'cfllen Herrn Baithafarn Scheggen von Nidermontani zu E""ragfPerg \nd Herrn Hanns Frannczen von Wähingen zu Ried. l'hlegerzu Laudegg. Irer Kai. Mt. Ratten, alls Verord- neten gwaltigeu Vormundern \nnd (jerhaben. Wei- land des Edlen Vefflen Georgen Schurffen geweflen Phlegers zu Ombras nachgelaffen Khinndcr. Die Phleg- vnd Brobfley Ombras mitfambt hernach gefchribnen Zuegehorigen Stuckh. Guettern. viul Varennde Hab. Zu liöchderwennterKay.Mt. Hannden Vruordert. Vnd Vbernomen worden. A6lum am anndern tag Monats Juni Anno 15 im Vierundfechizigiflen.

lu'fllichen Vollgt hernach die V'arennd Hab, fo Vermug der allten Inventuari Vierten Marci 15 decimo, aufgericht befunden worden ifl.

In der Capcllcn.

Ain kelch mit fambt aincr Paten. Vergullt. \'nd ifl der l'"uefs am Kelcii kupfren vnnd das ober Thaiil Silbren.

XXXI

Ain Rott p;cmiiricrt Samatcii MclTj^wamidt mit feiner Zucgclu)run<^ viul aincm rchlcclUcii Crcucz.

Ain allts fchwarcz Samatons MciTgwaniult mit feiner Zuccfchörung vnd ainem fchlechtcn Creucz

Ain Rotts vnd ain Schwarcz CorPoral.

Zwen Zinnen I^eychter zu Stallkcrczen.

Drey llulczcn Leychter.

Ain l'ergamenens Gfanngl'iiech.

Zwai l'appicrene gedrucklitc Meffpiicchcr.

Ain WcichPücclil.

Ain allts l'crgamencns l'A'angeli-l'uech.

Vier Zinen üpfferkliiinndle.

Ain Silbrin Agnus dei mit aincr Silbrin Ketten hat lue S[)renngin zu der Cap]iellen zu Lincz geladen. '

Zuai llulczcn khlainc Wanndllhinngen.

Ain kupfrener Weihl'runnkheffl.

Ain Meffmgg Rauchfafs.

Ain Allter Rott Zenndlcter Fan.

Ain Cor Rockh.

Ain Alben.

Fiinf guetc vnd büfe vveiffe Alltar Tuechcr.

Zwen fchlecht Schalaun.

Zwen fchlechte Furhenng von gedruckhtcn Farben

In der Fad Stuben .

Ain kupfrener Ofen mit ainem Kefll dar Inn Zwen grofs Kupfren Wafferkefll mit Orcn oder I lanndthaben.

Im khlainen Stuhl.

Ain Eifenftanng mit Zwaien Arm Eifen vnd ainem Marchfchlofs.

Zwai Par Payon mit Eifenftanngen vnd ainem Marchfchlofs.

Zwai Arm Eifen an ainer kurczen Ketten.

Ain Halfs Eifen mit ainer Lanngen Ketten vnd grofsen Marchfchlofs.

Ain Ainlicz Armeifen.

Zum anndcrn vollgt Hernach zvas für Vartius vnd anndcrs auffer vnd vber das AUt Innventuari in dem Schlofs Ombras befunden worden ift.

Erßlich was in der CappelL n aiif dem Schlofs Ombras vorhannden. Vber das fo in der allten Inven- tuari fteet. vnd die Herrn Gerhaben Vermainen den Erben Zuegehörig fein.

Ain Meffmger Henngleichter darauf fiinf Liechter mit der Schurffen Wappen.

Zween Meffmge Alltar Leuchter mit der Schurffen vnd Pambgarttner Wappen. ^

Ain guldens Meffgwanndt mit grawem Samat gemuflert mit ainöm gülden Creucz, vnd mit ainem geflickhten Saluator, fambt feiner Zuegehör.

Ain Praun Damasden Meffgewanndt mit ainem gülden Creucz vnd aller Zuegehör.

Ain allts Attlefens Meffgewanndt mit feiner Zuege- Imrung aul'ferhalb der Stoll, das Meffgewanndt mit dem offterrcichifchen vnd Sechfifchen Schildt.

Ain Praun Damasdens Corpora! mit ainem gülden Namen Ihs.

' Die (ieniahliii des Sigiiiuitd Spreng, der bis 1510 im Lchnbefuzc von Ambras war. Hier dürfte Lienz im oberen Drauthal gemeint fein.

- Derfelbc ftammtc muthmafslirh aus dem Hcfit/c dcsKammcr-Prafidentcn zu Inn.sbruck Wilhelm I. von SchurlTdcr zur Gemahlin \'eronica Johanna von Paumgartncr zu Stubenberj; hatte. Sie war eine Tochter der Elifabeth Soyerin von Soya. Wilhelm war der erflgeborene Sohn Chriftof's von Scliurff mit Benigna Ulrichs von Kapfenftcin und der Barbara von Kainach Tochter.

Ain .Alltar Stain.

In ainer Eifnen l'uchfen fo an ainer Ketten am Alltar hanngt ifl befunnden worden i gld. 44 kr.

IJifs gellt hab Ich Vfchall Pawmaiftcr Zuhannden genommen.

Auf dem hindern Sollcr. .Ain Topplte Fueflruchen.

In. der Stuben mit dem Stainen Pfeiler. Ain Tifch mit ainem Fladeren Platt. Ain Gioff Cafllen Innwenndig ver Zyniull mit ainer Zinen Aichl.

Ain Gutfclien liinnder dem Ofen ainerlai Arbait. Im Viulcrfchlagnen Schreib Stübl ain Schreib- Cafllen mit Schubladen, gehört in die Stuben.

In der Camer aus der Stuben. Zwai Pedtftatt mit halben Himln. Ain dopplte vnd ain Ainfache Fueftruchl.

In der anndern Camer daran.

Ain fchöner groffer Cafflen zu dem Gewanndt.

/;/ der vordem Stuben an der Kuchl.

Ain Tifch mit ainem feuchten Platt. Ain Gutfchen Pett mit Zwai Schubladen. Ain angefchlagens Schreibftübl mit aincm Gatter. (Notiz: Ift im Paw ab wekh broch.)

Im Vorhaus der Kuchen und Stuben.

Ain grofser Speif Cafften.

Acht Lidrin Feurkübl. (Notiz: Vier vorhannden.)

In der Kuchen vor dem Ofen ain Eifen Thiirl. (Notiz: Ift verarbait.)

In der Wanndt ain liulczens Cäfftl. (Notiz: Ift aufsbroch.)

In der Phaffen Camer. Ain lannggelete hohe Tafi. Zwen feuchten Tifch. Zwai Pedtftatt mit halben llimeln. Zwai dopplte P'ueftruhen. Ain groffe Gwanndt Truechen. (Notiz: hat man f. Abbruchen.)

In der Harnifch Camer. Zwen grofs Cafften.

In der Spiefs Camer Vnder dem Dach.

Siben Zehen Lanndtfknechtfpiefs.

Zwen Friaul Spiefs.'^

Vier Schafflin.*

Ain Schweinfpiefs.

Acht Hellen Parten.

Zwelff Halb Haggen mit Neun Kuglmödl.

Neun groffe Pulferflafchen. (Notiz: Sein nur 5 mer vorhannden gewelT:.)

Sechs klaine Flafchl zum Zinndt Pulfcr. (Notiz: Sein nur 2 vorhannden gcwefi:.)

Neun Eifnen Dopplhaggen.

Ain Hulczens Gfafs mit drey klainen Puchfen Rurl.

.\in Mefl'inge Puchs mit ainem Schafft.

In ainem Pannczl vngeuerlich xx l'hundt Pulfer

* Sogenannte Kunkas (Ronsards). ' Wurffpiefse.

XXXII

In der übern Stuben neben des Saals. Aiii Tifch mit einem feuchten Platt.

In der Cavier aus der Stuben. Ain fchöner Efchener Tifch mit aincm Vber Platt. Ain allte Miml Pedtftatt. Ain Kür Pannkh.

Auf dein Saal.

Ain lannge Schiefftafl vnd xv. Eifnen vnd Mcllinge Schicfs Stain.

Im Haus vor der Capp eilen.

Ain Kifnens Serpenntindl mit feinem Gfafs Vnnd Zwaien Redern. '

Ain Tifch mit aincm feuchten Platt.

Was für Khiirn verhannden iß.

In der Obern Stuben.

Drcu gcfafrte Rehkhurn.

Inn Schreib Stiibl daran.

Drey gefaffte Rehkhurn. Neun Gämbfhörnndler.

Ain Par eingefaffle Gämbfliornndlcr mit l'ildcrn (Notiz: 2 par vorhanndcn.)

Im Kalten Stiibl.

Ain Rehkhurn mit aincm Pild.

Im obern Stiibl.

Ain eingefaffts Rehkhurn.

In der mittern Stuben.

Zwai gcfafrte Ilirfchkhurn mit Kopffcn. Ain Rehkhurn mit aincm kupfl.

hn klilainen Salel.

Zwai Rehkhurn.

Zwai halbe Hirfch Gcftcmm.

Auf dem Saal.

Zwainczig gefafflc Ilirfchkhurn.

Drew gefaffle cllcm kirn. (Andere Schrift).

Drey gefafftc Stain Pöckh Khiirn.

Ain Aindlicz gefaffle Stain Pockh Kliürn.

Ain gcfafftr Denndl Khurn.

In Kaifer Maximilians Zimer.

Vier gefaßte Ilirfchkhurn. Ain gefafrts Dcndl Khurn. Zwai gefaffle .Stain Pockh Khurn, P'ünf gefaffle Rehkhurn.

In der Vnndern Stuben.

Vier gefaffle Ilirfchkhurn. Drey Stain Pockh Khiirn. Zwai gefaffte Rehkhurn.

/;/ der Phaffcn Camer.

Ain blofs Schwarcz Samatens Mcffgwaniuit mit Rolt weifs vnd gruenem Pliiembwerch.

' Serpcntinelle, Halbrchlangc.

Zwai Ledige Seidene gellickhte Creucz auf Mcff- gwanndt.

Mer Seidene Leifflen mit guld Strichen vnd feiden Frannfen.

Ain Corporal von VUmer Goldt.

Vnd ain new.s gwiirckht.s AUtarTucch mit Leifflen von allerlay Karben.

In Sännet Georgen Capell zu Ombras.

Errtlich ain Silbrin vergulter kelch , darauf S. Georgen Pildnus, \nd ain Ofllerrcichifchs Scliilltl mit fambt ainer Pateen, fo durch Conraten Scifciihofer, Kaifer Maximilians Rufllmaillcr Anno 1514. Zu der Cappell gefchennkhtmit fambt einer Corporal Dafchen, \on guldem Tuech in Rott gemufierten Samat fambt ainem Corporal Tuech. *

Ain allt.s Pergamenens Meffpuech,

Ain Pappierns Meffpuech.

Ain Praun Zenndlene Corporal Dafchen mit fambt ainem Corporal.

Ain allts Plaws .Schamlottcns Meffgwanndt mit ainem gellickten Creucz fambt aller Zuegehur.

Ain weifs allts Leinwatens Meffgwanndt mit aincm Praun Zenndlen Creuz fambt aller Zuegehur.

Ain allts Rott Zenndlens Meffgwanndt mit ainem geflickhtcn Creucz fambt feiner Zucgehör.

Ain allts Rott Arrefens Meffgewanndt.

Zwai Allte Vbrige Allen. (Alben.)

Ain allts Meffgwanndt von Praunem Räfs.

Zwai Cannczl Tücchcr mit Plawcn Leifflen.

Ain allts weifs Alltar Tuech mit fchlechten Plawen Leifllen.

Ain Allts weifs Alltar Tuech mit weiffcr Arbait.

Sechs allte weilTc Alltar Tucchcr mit Plawen Leifften vnd annder Weiffer Arbait.

Zwai fonnftanndere Leinwatene Alltar Tuecher

Zwai Opfer Kaenndelen.

Vier Meffmge Alltar Leuchter.

Ain P'ifcncr Leuchter.

Ain Mcffmges Rauchfafs.

Ain Kirchfan von Rott vnd weiffer Seiden mit Sann6l Georgen an der Stanngcn ain gcfchnittcn Crucifix.

Drey Alltar Tuecher mit Plawen Leifflen vnd P'rannfen.

Zway Alltar Tuecher das ain mit Plawen Leifflen das annder fonnfl aufgcnat mit Gelber Seiden.

Zway Rotte Lannge Kerczen Stacngel.

In der Sacriltcy ain Tifch \'nd ain allter Cafflen.

Ain khlains Pappiercns Gfanng Püechl.

Ain Ilulczen Puldpredt.

Ain allt Kupfrcne Amppl.

Ain Leuchter Stuell.

Was für Guetter Zum Schlofs Ombras gehörig fein.

Erfllich der Paumbgarten vnndcr dem Schlofs wie Er mit Zaun vmbfangen ilt. fambt feinem Anllofs vnnd Coherennczcn gegen Morgen an das Wcintal. gegen Mittag an Claus Maurers l-jbcn. abenthalben an gemainen Weg Zum Schlofs.

- Conrad Seufcnhofcr erfchciiit zucrft 1502, wird 1504 UofPIattncr Kailcr Maximilians I., erbaute 1506 die Innsbrucker HoM'l;iltnerci (An der Stelle des jetzigen Landhaufcs) und darb 1518. Zur Zeit der Hiliciikung des Kelches war Ambras walirfchtinlich nocb im Lehenlielitze Wilhelms I. Sthurff von Schönwcn. Vidc Dr. Schonherr: Kin Harnifeh E. H. Ferdinand» von ryroi in der Ambrafcr Sammlung. .Mittheilun^en der k k. Ccntral-Commiffion 1880.

XXXIIl

Itcin mcr das Wein tili dartUirch dcrWciiipacIiL^ect. Zu baidcn feilten mit Hole/. Wenn vnd Waid, gcyen Morg bis an die Wifen hinauf, gegen Mittag an der von Alrafs Guetter Hoffend abenthalben an Virich Maurers zu Ailras Wifen. Vnd an Claus Maurers zu ünibras l'"rben Wifen.

Mer ain Stuckh genannt der Krauttgarten mit fambt ainem klainen Wifl floft Morgenhaiher an gemainen Weg. Mittag an Caf])ar Lehners zu Ümbras Wifens abenthalben an Claus Maurers ICrben. gegen Mittnacht an Stadl. Zum Schlofs gehörig.

Mer den Stadl vnd Stallung Vnnder dem Schlofs gelegen, flofft Morgenhalben vnd Mittagvvercz an den gemainen Weg.

Mer ain Stuckh genannt tlas Burckhfeldt mit Zaun vmbfangen ligt zu Mad vnd Ackher dar. Inn ligt ain khlains Weyerl. Vnd nechll beim Stadl Vucppenhaufs(?) lloft Morgenhalben an Hurckhgraben Mittaghalben an die geniain Gaffen abenthalben an ICfchpach gegen Mitternacht an Blafy Marekh vnd Leonhart Fuchfen.

Mer ain khlains Anngerle im Burckhgraben vnnder dem Schlofs. Wie es mit Zaun vmbfanngen ift.

Mer den Burckhgraben vnd Rain vnnder dem Schlofs floft: Morgenhalb an das Weinthal, gegen Mittag an das Schlofs, abenthalben an das Burckhfeldt Mittnacht an Leonhart Fuchfen Stuckh.

Item ain Stuckh genannt das Grennfpeldt fo Erfl. von des Schurffen Erben herzuekhaufft foll werden, wie es mit Zaun vmbfanngen ift. ftofft Morgenhalben an Efchpach. vnd fonnft allenthalben in den Pafchperg.

Das zu Warren Vrkhundt find zwo gleichlautende Inucntuari vnnder obgemelter Hannfen Schaubers. Paulfen Vfchall vnd Andreen Kreners aignen Turge- druckhten l'edtfchier verfettigt. ains auf die Tirolifch Camer vnd die annder vorgedachten Herrn Schurf- fifchen Vormundern vnd Gerhaben Zuegeftellt vnd vberantwurt worden.''

Drei kleine Infiegel auf Papier mit eingefiegeltem Spagat.

Wie in dem Documente deutlich bemerkt ift, wurde zur Grundlage des mobilen Lehenbefitzes das Inventar des Schloffes vom Jahre 1510 genommen, welches bei Gelegenheit verfafst wurde, als Wilhelm I. Schurff das Lehen von Sigmund Spreng gegen einen Pfandfchilling von 2000 Gulden ablöfte.

Der neue Befitzer des Lehens, Wilhelm I. .Schurff von Schönwert, war Kammer-Präfident in Innsbruck. Nach feinem Tode übernahm dasfelbe deffen ältefter Sohn Wilhelm II. Schurff von Schönwert und Maria- ftein, Kaif Rath und Pfleger zu Rattenberg und Ambras; Wilhelm IL hatte zur Gemahlin Anna Khunin von Belafio und Lichtenberg. Er ftarb 1556, das Lehen aber ging nicht auf delTen Sohn, fondern auf deffen jüngeren Bruder Georg über. Letzterer war mit Eleonora von Heudorf vermählt und aus diefer Ehe ftammten fünf Kinder: Anna Elifabeth, fpäter mit Chriitof von Conzin vermählt t 1614, Eleonora, Paul, Wilhelm III., fpäter Erzherzoglicher Truchfefs und Johann. Diefe waren nach dem 1563 erfolgten Tode Georgs die in dem Documente erwähnten Erben des Schloffes, für welche die Gerhaben den Beütz abtraten.

Von den Bevollmächtigten des Erzherzogs Fer- dinand bei diefer Uebernahme ift Hanns Schauber zu erwähnen. ErwarTyrolifcher Kammermeifter und Erz-

VII. N F.

herzoglicher Rath, 1558 -1567 auch Pfandinhaber der Muhlbacher Klaufe. Er war vermahlt mit Margaretha, der Tochter des oberften Kanzlei- Verwalters und Kellers von Meran, Hanns Aichhorn und ftarb ca. 1574.

Von den Vormündern der Kinder Georgs von .Schurff war der erfte, Balthafar Schegg, ein naher Freund des Verftorbenen; der zweite, Hanns Franz von Wähingen, war Pfandinhaber der Herrfchaft Lau- deck und Herr des Schloffes Sigmundsried, Rath und Regent zu Innsbruck. Er war in erfter P'.he mit Magda- lena Schurff, einer idteren Schwefter (jeorgs f 1550, in zweiter mit Maria von Neudek vermählt. Wähingen ftarb, da deffen Sohn Leopold vor ihm aus dem Leben gefchieden war, als der letzte feines Gefchlech- tes ca. 1578. .Seine zweite Gemahlin überlebte ihn uni.1 war dann mit Melchior von Seitenhofen verehelicht ; fie ftarb 1602.

Es genügt ein überfichtlichcr Blick auf das vor- liegende Inventar, um fich zu überzeugen, dafs der Beftand an P'ahrniffen im Schlöffe ein ganz unbeträcht- licher war. Er befchrnnkte fich lediglich auf wenige einfache Mobilien, die meiften aus weichem (Fichten-) Holze; eine keineswegs koftbare und reiche Capellen- Einrichtung, wenn wir einige Stücke ausnehmen, die anfcheinend mehrWerth befitzen mochten; einen ganz unbedeutenden , kaum die momentane Sicherheit bezweckenden Vorrath an Waffen und Munition, end- lich eine Anzahl von Geweihen, die mehr Gegenftände der Erinnerung als folche des Werthes darftellcn. Was den hier verzeichneten Vorrath an Waffen betrifft, fo fteht er in gewaltigem Contrafte zu der herrlichen Waffenfammlung des Erzherzogs, welche neunzehn Jahre fpäter im Schlöffe aufgeftellt war, wovon uns ein Inventar-Bruchftück vom Jahre 1583 ' genügende und unwiderlegliche Auffchlüfl'e gibt.

Das Areale des Lehens war gleichfalls ein nicht bedeutendes zu nennen, letzteres befafs weder Grund- holden, noch irgend andere Wohnfitze mehr in feinem kleinen Bereiche. Der Rang einer Probftei, der auf der Capelle zu St. Georg beruhte, als fich noch die Ober- herrlichkeit von Ambras über die Gemeinden von Dorf Ambras, Ellbogen und Altrans erftreckte, war nur mehr als eine hiftorifche Plrinnerung an eine frühere Zeit zu betrachten. Das Schlofs felbft nahm nur den Raum des jetzigen Hochfchloffes ein, und felbft diefes wurde durch Erzherzog Ferdinand bedeutend ver- fchönert und erhöht, fo dafs von dem alten Baue nur mehr die unteren Mauern übrig find. Die fammtlichen Bauten des Aufsenfchloffes find Werke des Erzher- zogs. *

Was den Grundbefitz betrifft, fo ift derfelbe, foweit fich urtheilen läfst, in der Gegenwart nur um weniges geringer. Noch ift der Baumgarten, das Wein- thal, der Krautgarten, der Burggraben zum Schlöffe gehörig. Das Burgfeld fcheint jener Grund gewefen zu fein, innerhalb welchem fich ein ziemlich grofser Teich ausbreitete, der nun feit mehr als 20 Jahren ausge- trocknet, der Cultur wiedergegeben ift. Es gehört nicht mehr zum Befitze, ebenfowenig wie das Gränz- feld, mit w^elchem Namen wahrfcheinlich jene waldige

' K. k. Hof-RililiotIu:k. S. Climnl. Infi. H.aiulfcliriftcn I. p. 455. Nr. 7954.

Erzherzog Fcrdinami lieg.Tnn unmillelbar iL-ich der Uebernahme des Schloffes die uinfaffeiidcn Verfchönerungs-Baiiten, und zwar zunachft am Hoch- Schloffe. Ober der Thür eines Gemaches im 3. Stockwerke finden wir die Jahreszahl 1566. in welchem Jahre der Umbau des Hoch -Schloffes im Grofsen und Ganzen vollendet worden fein dürfte.

XXXIV

Strecke bezeichnet wurde, auf welchem lieh der noch heute fo benannte Tummelplatz fich befindet.

Die Hefitzung kam in ihrer Ausdehnun-,' und ihrer Lehensherrfchaft zwar auf ein Minimum reducirt in die Hände des Lehensherrn zurück; diefer aber verftand es durch geniale Erweiterung der Baulichkeiten und Anhäufung von herrlichen Schätzen in ihrem Innern einen kleinen Befitz zu einer Bedeutung zu bringen, die unter den Zcitgenoffen wie unter den Epigonen allenthalben bewundernden Ausdruck gefunden hat.

Wir können diefen Auffatz nicht fchliefsen, ohne die Bemerkung anzufügen, dafs wo immer wir der

Thatigkeit des Erzherzogs Ferdinand begegnen, wir deffen grofsartig angelegten Gcirt, die originale eigen- geartete Lebensauffaffung bewundern muffen, die ihn auf der Höhe feiner Epoche fchreiten liefs. Hier ill ein negativer Beweis geliefert, dafs feine wunderbare Schöpfung, die Sammlung im Schlöffe Ambras, fein ur- eigenes Werk irt ; von allen in dem gegebenen In- \entare angeführten Gegenilanden finden wir nichts ahnliches mehr in dem Inventare von 1596. Damit ifl: dargethan, dafs die Sammlung volllländig und von Grund aus von dem Erzherzoge neu gefchafifen worden ift.

Zur Gefchichte der Schatz-, Kunft- und Rüftkammer in der

k. k. Burg zu Grätz.

Von Jofeph VVafller. VI.

Nachftehend laffen wir nun das Inventar II, welches unmittelbar vor Auflofung der Sammlung ver- fafst wurde, folgen:

Inventarium Nr. 2.

jF^^glLLER in der K. K. Burg zu Gratz nach den ^^VJ ^orhinnigen Inventario in der fogcnannten Mm^M Schatz- und Kunft- Kammer befindlich ge- weften und real vorgefundenen K. K. Effecten worüber im April. und May 1765 die genaue Revifion und refpec- tive übergab bewerkftelliget worden.

Zunächft kommen alle jene Gegenftände des Inventares Nr. i, welche dort mit einem * bezeichnet erfcheincn. '

An kirchlichen Gegenrtanden finden fich: 31 Anti- pendien, 5 Cafulen, i Vefpermantel, 2 Levitenrocke, 8 Chorröcke, 4 Palerl, 20 Corporaltafchen, 20 Cor- porale, 4 Ciborienmantel, 68 Kelchtüchl, "JJ Handtüchl, 2 türkifche Tüchl, 5 Vela, 24 Teppiche, 56 Altar- tücher, 17 Prieftergürtl, 19 Humerale etc.

Ferner 4 grofse und 11 kleine türkifche Teppiche, dann mehrere Strich" Taffet, Spitzen und andere Stoffe.

An Majolicagefchirr: 30 Dutzend und 213 Stücke; an Porzellan 7 Stück; Buccarigefchirr 126 Stück; Schwarzes Glas 217 Stück; Weifses Glas 41 Stück; Alabafterfchale i Stück.

Hiezu kommen die eigentlichen nova:

Ein filbernes und übergoldtes Gebetbüchl mit ge- fchmelzter Arbeit.

Ein goldenes Büchfsl mit dem oftr. Wappen, deffen Deckel um und um befchnittcn worden.

Item ein Täferlein in fchwartzen Holtz gefaft allwo unfer liebe Frau de Ant. und herum die aldort befchehene Mirakuln auf Elfenbein geriffcn.

Item 2 Täferl von Ebenholtz gefaft und mit Silber gezieret alwo in einem St. Margaretha, in dem andren St. Hieronimus auf Kupfer gemahlen.

* Die Bezeichnung der Gegenftände ift im Inventar n faft durchgangig mit denfclben Worten, wie in 1. Nur bei den ..indianifchcn" Sachen ift in II haufic eine andere Benennung, fo dafs man die Identität allerdings vermuthen, aber nicht verbürgen kann, daher in diefem Falle der * ausgelalTcn vkiirdc.

Item ein Tafel von Ebenholtz, worinnen St. Bar- bara mit einem Engel in .Silber gegofsen.

Item ein kleines i'ortatile, in einen rotli lucheiien Sack, um und um mit Silber eingefaft mit der bildnufs Chrifti.

Ein grofses Crucifix von l'llfenbein ungefaft, aber fehr fchon gefchnitten.

Item ein Silber und vergoldte Mathematifche Kugel

Item zwei Poftamentl von Ebenholtz mit Silber Art, einerfeits Chriftus anderfeits Maria von Silber.

Ein Tafel in Ziervergoldtenfchlechten Holtz gefaft, alwo die Bruft Bildnus unferer Lieben Frauen auf Kupfer gemahlen.

Eine fchöne koftbare Tafel von lauter guten Steinen, alwo in der Mitte das Ganfs Spiel, rechter Hand das Damen Spiel fammt 32 roth und Gelben .Steinen, worunter ein gelber zerbrochen, famt 17 kleinen Steinen in Form eines Würfll.

Ein Bild in ziervergoklter Rahm, die Grablegung Chrifti reprafentirend.

Ein Frauen Bild mit dem Jefus Kindlcin auf Holtz gemahlt, in einer ziervergoldten KahniLMi.

Ein Bild auf Kupfer gemahlen mit dem Titul Militia eft vita hominis super terram.

Ein klein fchwartz fammtnes NahKufs, um und um mit Silber befchlagen, mit einem filbern Gefperl, mit rothem Attlafs gefüttert.

Ein kleines Trüchl von roth und weifen Mar- morftein , in vergoldten Mcffing gefaft , ift gantz fchadhafft.

Ein kleines Trüchl von fchwartzen Holz, ohne Deckel mit Silber beschlagen, hierauf ftehet ein Futteral.

Ein groffes Tariffi Kreutz.

Ein groffer Strich von glänzender Arbeit anbeyden Orten Landfcliaftl in der Mitte Fortitudo entworffen von Silber, Gold und Attlafs Seiden. Sechzehn grofser und kleinere Bkitter, worauf von Gold, Silber und ge- färbter Seiden theils auf Dün Tuch, theils auf Sinawaff* geftickt imd genahet.''

- Sinaw.iff, ein Scidenftoff, f. .SchmcUcr.

^ offenbar die Rcfte der im Inventar 1 vorkommenden Piachlftickerclen.

XXXV

Kin Stuck \oii Sitticli grünen Do[)i)cl Taffut uber uiul über mit HHimlein von Gold und Silber und ijcnahter Seide tjczieret, an jeden Eck eine Kayfl. Cron geflickt mit Sittich grünen einfachen Taffet gefüttert und mit goldenen Spit/en eingefaft.

lün längliches Stuck \on wcifscn Taffet. worauf von Indianifclier Arbeit Ihicre und ]?lumen\verk, von unter- fchiedlich gefärbter Seiden genahet, mit Gold unterle- get, mit grün und einfachen Taffet gefüttert, und mit Leonl.(?) Goldenen Spitzen umfangen, \i\ etwas fleckigt.

Eine roth fametenc Chabraquc, mit Gold und Silber reich geftuckt, mit goldenen langen Franfen um- fangen und mit blauer Leinwand gefüttert.

AUerhandt vergoldete Haubt- und Cammcrherrcn Schlüfsel, worunter einer fo vergoldt zu der (irufft zu Seggau gehörig 'ü\.

Ein kleines Narren Rockl für eine Meer Katz von rothen Sammet über und über mit filbernen Schnürlein \erbramt, auf dem Köpfl mit 3 filbernen Schellerln befctzt.

In einem Verfchlag untcrfchieiUiche Bet Bücher deren in allen grofs und kleine 16 unter welchen 6 mit Silber befchlagen, um und um, die andern aber fchlechter befchlagen feynd.

Ein Manns l'erfon von Holtz, fo von allen Gliedern zu biegen.

In einem Eutteral ein Altar von altvatterlichen (iefchichten.

Ein perfpeftivc mit filbern I'lattln

Ein klein fchadhaft Bild unfer liebe Frau auf Elffen- bein.

Ein grofser Englifcher Grufs auf Kupfer gemahlen.

Ein klein Englifcher Grufs auch auf Kupfer gem.

Sieben öfterr. und Chur Bayer Wappen mit Silber Gold und Seiden geflickt.

Eine Tafel in fchwartz ziervergoldten Holtz gefaft, ahvo S. Joannes Baptifta demVolk in derWüfte predigt.

Eine kleinere dto. in fchwarz ziervergoldten Holtz, alwo der heil. Anton in der Wüll:e von vielen bofen Geiftern gequält wird.

Ein ungefafles Bruftbild einer alten Frauen.

Ein dto. einer Frauen, fo am Halfs die Perlen herunter hangen.

Ein luigefaftes Bruft Stuck eines jungen Prinzens, mit dem Orden Sti. Spiritus.

Sechfs blind gefafle Contrafait fürlll. Perfonen.

Zwey gleiche Taferl in ziervergoldten Rahmen auf Iloltzgemahlen die Gefängnufs Chrifti, und deffen Gebet an dem Oehlberg reprefentirend.

Ein kleines Taferl in ziervergoldten Holtz gefaft, die Land Charten der gantzen Welt repräfentirend, woriiber ein Glafs.

Ein Contrafait einer groffcn h'orcllen auf Pappier- illuminirt.

Eine mittere Tafel in fchwartzen Holtz gefall;, alwo ein gewifses Gebet zu Gott den Vatter, für Fer- dinando 2''° in Stein gefchnitten, und vergoldt an den vier Ecken, mit 4 Adlern von Bley gezieret, deren einer vorhanden.

Ein Kupfer Stich als ein Brüll Bild von Ferdi- nande 1""° auf weifsen Pergament.

Zwey Geftell, worauf ein Werk von Mefsing und Eifen, goldene Pfenning zu machen, fammt einen Trüchl mit einer Winden.

K\n fchlafendes Knabl von Alabafter.

Ein ungefaftes Taferl worauf ein Contrafait einer Wurtzen.

Eine kleine Taza von Elffenbcin.

lün weifserHund auf einen fchwartzen Poftament, und roth fammctncn Küfsen, fo fchadhafft.

lün Vogel auf einen Braun runden Deckel.

Ein ablanges Taferl worauf 2 Meerkatzen ge- mahlen.

Ein kleiner Schild mit Figuren von grünen Stein, fo fchadhafft.

Ein bleyerner Auffatz zu einer Waffer Kunft.

Ein Stuck wie ein Meffer, aber von Leder, deffen Handhab von gefchnittenen Bein, derzwifchen ver- goldt, woran eine Schnur von roth und grüner Seiden.

Zwey paar Türk. Popotfchen von gelben Leder.

Ein paar Türk. Zifchma von gelben Leder.

Ein chinefifches groffes Schild von grünen Steinen.

Ein hoher Keffel von Blech, worin die Türk Frauen ihr naffes Baad Gewand legen, mit einen roth fammetnen von Gold gedruckten Ueberzug, dabey auch eine Büchfen famt Deckel und Schaalen.

Zwei Samblach, oder lederne Trinck Gefchirr, deren einer von fchwartzen Samet, und einer mit einer weifs-roth feidenen Schnur.

In einem fchlechten Verfchlagl, unterfchiedliche Kirchenfenfter.

Eine oblonge Tafel in ziervergoldten Holtz gefaft, die Geburt Mariae auf Holtz gemahlen.

Ein unbekanntes Contrafait eines Cardinales.

Ein Contrafait des Fürflen Emanuelis vonSavoyen, Lebensgrofs , in halben Harnifch und Schweitzer- Hofen.

Sechfs Bruft - Contrafait von unterfchiedlichen Kayfern aus dem Haufs von Oefterreich, in fchwartz ziervergoldten Holz gefaft.

Ein übergoldter Hammer, worauf die jahrzahl 1611.

Ein Taferl in braun Holtz gefaft, alwo das Haubt unfers Heylandes mit Dornern gecrönet, fchön gemahlen.

Auf einem runden Blatt eine Jagd von Thieren und Hunden, fo vermuthlich zu einer Uhr gehört.

lün kleines Contrafait in einer runden hölzernen Capfsl, eines unbekanndten Furftens, ift fchadhafft.

F:in Künllliche Bildnus eines Pabften, von Wax pofn-t in völliger Statur auf denen Wolcken fitzend, von blauen Taffet gekleidet, famt einer übergoldten Cron auf den Haubt, mit etwas guten Perlen gezieret, dafs Bildnufs ift an der rechten Hand etwas fchadhafft.

Ein antiquarifch Bild, in einer gantz goldnen Rahm , alwo unfre liebe Frau, blau gekleidet , vor einen Bett kniet, obenher der heil. Jofeph das Kind haltet, neben denen Apofteln auf Holtz gemahlen.

Eine mittere Tafel in braun Holz gefaft, alwo unfer liebe Frau mit dem Kindl famt denen heil. 3 Königen gemahlen und mit einen rothen Fürhangl von doppel Taffet bedecket gewefen, fo abgängig.

Ein Bildnus unferes Heylands mit einem Buch altvätterifch gemahlen.

Ein Bildnus unferer lieben Frau auf griechifche Art gemahlen.

Eine eifene Orgel.

Ein kleiner Tifch in deffen Schublad liegen 95 grofs und kleine Kupfer worauf unterfchiedliche Sachen

XXXVI

geftochen, davon aber 3 auf den Tifch liefen, weilen fie in der Schublade nicht Platz haben.

Zu diefcn Gegenllanden kommt dann noch eine nicht unbeträchtliche Zahl von unbedeutenden Dingen wie: Wiegen mit Kiffen und Matrazen für gefchnitzte Chriflkinder, Kalender, Maskenkleider, Beutel, P^ftons und künrtliche IMumen aus Kaferfliigel etc., Feld- und andere Sefl'el, Perücken und Zöpfe, Schuhe, Schnüre und Quaflen, Truhen mit Schriften, Kupferllichen und Kleidungsrtücken Laternen, 2 „Schauerfl:eine"(Meteor- rteine.-\ 2 „fchmeckende Kalbfell^, 9,.Pilliard Stecken", 1 ^Bufchen Rohrl, vermuthlich zum Taback rauchen'% endlich fogar: .ein falva venia Nacht Gefchier''.

Vergleicht man die Inventarien I und II mit ein- ander, fo fleht man die Veränderung, welche fich im Laufe von 97 Jahren an der Sammlung vollzog. Ganz verfchwunden , wahrfcheinlich durch Uebertragung nach Wien, find die zwei filbernen Antipendicn, fämmtliche Reliquien-Käftchen, dann die Uhren, mathe- matifchen Inllrumente und Sonnenuhren. Sehr redu- cirt die Elfenbeinarbeiten , die türkifchen Teppiche, des Porzellan (von 372 auf 7 Stück) und das Majoiica- und Glasgefchirr; auch von den 1280 Ellen kollbarer Stoffe haben fich nur wenige „Strich- erhalten. Am meiften unverändert blieb das Inventar der Gemälde, mit Ausnahme der Küchenllücke und Stillleben des Schloffes Carlau. Der Zuwachs fcheint mit wenig Aus- nahmen von geringem künfHerifchen Werth, fowie überhaupt das Inventar II gegen I dadurch abflicht, dafs viel Unbedeutendes, einer Kunflkammer Unwür- diges aufgenommen erfcheint,

Nachftehend folgt nun das Inventar III, der auf Befehl der Kaiferin Maria Therefia nach Wien über- führten Gegenftände.

Specification III. Gold fo gewogen worden.

1. Ein vierekigt gefchlagenes Bild S" Antonii Ercmitcfammt denen auf deffen fchwartzl'".benholzcncn Rahm aufgeheftet geweften Auszierungen und einem Ringl, welche von der Rahm famt dem Bild abgenomcn geftrichen, gewogen, gefchätzt und wieder aufgeheftet worden. 33'/j Ducaten.

2. Ein auf Pergament gefchriebenes mit mehrern Miniatur-Bildern geziertes Büchl in einer ziergoldcn und darauf gcfchmoltzenen Deke oder Einband, in Simili. 27',j Ducaten.

Nota in dem Buchl fcynd verfchiedene Nahmen von regierenden Herren und Fürflen eigenhändig ein- gefchriebcn.

3. Ein rund golden gefchmolzenes Mufch-Büchfel mit dem Oeflicrreich. Wappen und denen Buchftaben K. R. E. Z. O. 12 Ducaten.

4. Sechfs kleine Ruperti Creutzl, fo in dem alten Inventario alfs Mefsing angemcrket worden, eine goldene kleine dornene Cron, zwey Flamm Scheine von dem crftandenen Heyland, dann 2 Fafsungen von zwey IClffenbeinern Creutzen, worauf das Leiden Chrilli mit Figuren fo wohl alfs in Zeichnen fein gellochen, famt 7 goldene Steffteln, zufammen sVg Ducaten.

5. Zwey goldene getriebene Knöpfl. iY„ Ducaten.

6. Unterfchicdlich fchadhaffte Laubwerk, fo auf 13 Poftamenteln; von denen Statuen unfers Heylan-

des und deren 12 Apollcln, mit goldenen Stefl'teln 4 Ducaten.

7. Dre)' turkifche kleine Coffee Becherl \on Gold und darauf gefchmoltzen, wägen famt Schmeltzwerk 19'/, Ducaten.

S. Eine kleine goldene Cronc. 2' ^ Ducaten.

9. Sechfs Papillons mit Farbe. 1' j Ducaten.

Gold fo nur heyläufig geschattet worden.

10. 12. Eine oval unten ablängliche Agfleinene Tazen in gold gefchmeltzten Port , worinen die 12 Apollel fehr fein und künfllich eingefafset, famt einer Agfteinernen Giefs Kanill, worinen viel kleine Bildl eingefetzt waren, das daran befindliche Gold, da es ohne das Gefäfs zu verletzen, nicht hätte abge- nommen werden können, irt: dem Geficht nach bcy- laufig gefchätzt worden auf 100 Ducaten.

13. Eine Bethen von rother Compofition, mit untcrgemifchten Granatcln, und gold gefchmelzten Ringen geziert.

14 Ein Crucifix von l-lbcnholtz, worauf Chriflus \'on Zweckholz gefchnitten, wie auch Maria Magdalena, in dem Pollament ift ein Particul vom Creutz des H. Apoflels Andrea. Der Schein von Magdalena ilt von Gold, und die Nägel des Creutzes von Rubinen in Gold gefafl, wie auch die Bluts Tropfen von Granatein formiret, ill beylaufig gefchätzt 12 Ducaten.

Silber fo geiuogeii worden.

15. Ein klein rund vergoldt, geweftes filbernes Wafche Beck worauf das Oefterreich. und l^ayer. Wappen, wie auch der Nr. 160 cingefchnitten ohne Vergoldung 2 M. 4 L.

16. Ein darzugehörig, gleichförmige Giefs Kandl, worauf Nr. 59 cingefchnitten. i M. 7 L.

17. Ein klein filbern rundes Leuchterl mit dem Oefterreich. und Bayer Wappen famt der Jahrzahl 1596 cingefchnitten, ift am F\ifs fchadhaft. i M.

18. Ein darzugehörig glatt oben vicreckigtc Licht- putze. 5 L. 1 Q.

19. Ein filbern gantz vergoldte runde Oblat- Büchfen von getriebener Arbeit 14 L.

20 Ein deto etwas kleinere 12 L.

21. Ein filbern vergoldtes Haferlein oder Salben Tiegerl. 6 L. i Q.

22. Ein rund filbern und vergoldte Glut-Pfanne von durchgebrochener Arbeit, i M. 9 L.

23. Zwey kleine filbern und vergoldte Altar Leuchter von gegofsener Arbeit. 2 M.

24. Ein klein rund filbern und vergoldt gcwefter Weich Brunn Kefsel famt ziervergolten gleichen Spreng- Wadel, von getriebener Arbeit. 13 L.

25. Ein gröfserer, deto Weich Brunn Kefsel famt gleichen .Spreng-Wadel, alwo inwendig die Creutzigung Chrilli, auswendig aber ein unbekandte Wappen, mit denen Buchftaben R. V. 2 M. 4 L.

26. Ein klein rund filbern und ziervcrgoldtes Gefchirrl zu einen Nachtlicht famt Putzer an einen Zettl. 10 L.

27. V.'m rund glatt filbern Tiefes Beckl, fo eben zu einen Nachtlicht gerichtet mit dem Oefterreich. und Bayer. Wappen. 12 L.

28. Ein filbernes Cymbal von durchbrochen und getriebener Arbeit, wo von die 3 darin befindliche

XXXVII

Mctalltnc Sclicllcn fo in filbcnicn Sclirauhlcin eilige- fall waren hciaus<;enoniiiicii wurden, i M

29. Min rund filbern oben zui^fefpitzt veri^oidtes Trink Kandl von getriebener Arbeit, famt angelieff- tcn deto Deckel, i M. 6 L.

30. I'.in klein ovales Korbl von fdberncn Drath geflochten , famt vergoldten 4 I<"iifsln, wovon das abgebrochene Fiifsl im Korblein befindlich. 4 L.

31. Ein völlig llark vergoldt filbernes Ciborium auf deffcn Deckel ein Crucifi.v. 13 L.

32. Ein oval filbern gief.s ]5eck von getriebener Arbeit. 4 M.

33. Ein darzugehorige deto Kandl. 2 M. 9 L.

34. Zwey rund abiangliche filberne Maj'- Krüge von getriebener Arbeit. 4 M.

35. Zwey filbern und gantz Uarck vergoldtc klei nere ileto, worinncn 2 auf Silber gefchmelzte liiifcli- lein befindlich, alles zufammen gewogen 2 M, 6 L.

^6. Zwey kleine glatte, runde filbern, auswendig zier- und innwendig ftark vergoldte Opfer Kandln. 14 L. 2 Q.

37. Zwey deto grofscre aus- und innwendig llarck vergoldte, mit dem Bayer, und Lothring. Wappen. I M. 14 L.

38. Ein filbern glattes Handleuchterl famt deto Lichtputze an einer Ketten mit Oefterr. und Bayer. Wappen. 10 L.

39. Ein grofs filbern Crucifi.x, worunter Maria' Joannes und Magdalena von getriebener Arbeit. 6 M.

7 L-

40. Zwey filbern runde xAltar Leuchter, von ge- triebener Arbeit, famt zw'ei filbern glatten Lichtputzen wovon eine zerbrochen. 11 M. 8 L.

41. Ein klein filbern ftarck vergoldtes Crucifi.x, famt einen oval deto Poftamentl von getriebener Arbeit, worauf zwei kleine gegofsene Statuen, Maria und Joannes famt einen Toden Kopf 8 L.

42. Ein filbern ftarck vergoldter, fechseckigter Kelch von erhoben und durchbrochener Arbeit auf alter Form, mit Rofen gezieret und mit etwelchen ordinairen Steinern (welche eben mit gewogen worden) verfetzet, famt deto Paten. 3 M. 10 L.

43. Eine grofse filberne Monftranzen aufThurm- und fehr altviitterl. Art mit verfchiedenen Statuen, Engeln und Laubwerk davon das meirtc ftarck ver- goldet ift. So Erzherzog Carl felbß gemacht haben

falle. 15 M. 8 L.

44. Ein länglich vicrcckigt, glatt- hohes filbernes Trügerl. 6 M. 10 L.

45. Drey filberne kleine Tellerl, drej- deto Bccherl, 4 Löfferl, 2 Mefferl, 4 Gaberl, zum Theil gantz, und theils ziervergoldt , unter Kinder Spielwerk gehörig. 2 L.

46. Neun filberne Stuck Befchlacht zu einen Mcfsbuch von getriebener Arbeit, famt einer darzuge- horigen gleichförmigen Spangen in 3 Stücken be- ftehend. 2 M. 4 L.

47. Zehen andre deto Stuck durchgebrochen und glatt geftochen famt gleicher Spangen mit 2 Wap- pen. 8 L.

48. Zehen ftarckh \ergoldte glatte Scheine auf H. Statuen gehörig , davon bey der Prob 9 von Kupfer befunden, in dem Inventario aber alle von Silber angefetzet worden, betragt demnach der eine von Silber, i O.

49. Ein filbern und vergoldte Statue der Mutter Gottes fitzend, das Kindl auf der Schoofs haltend, von getriebener Arbeit 7 L.

50. Ein Creutz, ein dornenes Cronlein, ein Speer, ein Stangl mit Schwammen, und eine Säule, alle von Silber und flark vergoldt. 3 L.

51. Drey gleiche filberne Bifchoft-StaabI deren Schnirkel ftark vergoldt. 10 L.

52. Zwey kleine gleiche Spicfs, deren Raifl ver- goldt. 3 L. 2 O.

53. Zwey llellepardl von Silber, deren i. oben und unten ziervergoldt, von der andern aber die Stangen gantz vergoldt und in 2 Trümmer zerbrochen vor- findig ifl. 7 L.

54. Allerhand filbern uiulmeiflens vergoldte kleine Zeiclien, fo die Heiligen zu führen pflegen, in 17 Stuck bellehend, alfs 2 Buchl, i filbern Schwerdl mit eiferncr Klinge, fo defswcgen nicht gewogen worden, i Erz. Bifchof Creutzl, i Hirten Staabl, i Andreas Creutzl, I kleiner Speer, i Jacobs Staab, i Sääge, i Keule, I Lantzc, i Roft, i Palmzweig, i Wollfchlage, i Mef ferl, 2 Petri-Schlüfseii, alles zufammen 2 M. 5 L.

55. Verfchiedene andere Kleinigkeiten, von Silber und meiftens vergoldt, 11 Stück alfs i kleiner Fahn- Schein wie ein Stern, fornen und hinten geftochen, I Stangl oben umgebogen, i Schwerdl mit filberner Scheiden, und eifernen Klingen, i Winkelhacken, I Schreibzeug, famt filbener Feder, 5 kleine Becherl, davon 3 mit Deckel, und i Geifsel ftark vergoldt, fo in dem alten Inventario vor pur Gold angefetzt worden. 6 L.

56. Ein filbern Crucifix Bild, famt deto Ueber- fchrifft und Toden Kopf, 7 Stuck Schrauben und Stefften, an einen Ebenholtzenen Creutz famt Polla- ment. i M. 13 L.

57. Ein fein Silbern ftarck vergoldtes Pacem fo man unter der H. Mefse, denen Fürfll. Perfonen zu küffen gibt, alwo in der Mitte von dem H. Schweifs Tuch, und aufsen herum unterfchiedliche Reliquien gefafset, von gegofsener Arbeit, auf Altar Art gezieret.

4 M. 8 L.

58. Eine filberne runde Hang-Lampen, mit 3 Ket- teln und Deckel, ziervergoldt. i M. 2 L.

59. Ein Fahnl von Silber und ftarck vergoldt, von einer Bildnufs der Auferftehung Chrifti. 4 L.

60. Ein filbern geftochener Griff von einen bei- nern Ochfen Zehen 5 L.

61. Ein viereckigt niedergeftochcn, filbernes Din ten Fafsl, famt gleicher Streu-Büchfe mit Stopfer. 10 L.

62. Ein dergleichen etwas höheres und glattes paar ohne Stopfer. 12 L.

63. Ein filbern einfchichtig gröfser viereckigt geftochen mit Schmeltz eingelegtes Dinten-Fafsl, famt Deckel. 14 L.

64 Fünf Stuck filberne Infe6lcn, alfs i Frofch,

5 Eidexen, beyeinander, i Hörn Käfer, i Spinnerin, und I May-Käfer, zufammen i M. i L.

65. Ein viereckigt etwas vergoldtes Portatilc in guten feinen Silber um und um eingefafset, worauf die Bildnufs S. Salvatoris mit Gothifcher Schrift, ohne Stein gewogen 5 M.

66. Sieben filberne Löffel, dann Befchlacht von 17 Meilern fo in Silber gefafset waren, 14 Gabeln von Silber, deren Heffte von fchwartzen Agftein, und mei-

XXXVIII

Ileus fchadhafft, find aber bcj- ilor Schazung abge- nommen worden. 4 M. 7 L.

67. Zwei filberne kleine, runde, tiefe Waag-Scliaa- len, famt einen filbernen Knöpfl (o am Ende der VV'aag- Balken, welche von Stahl blau angelaufen, angehefftet wäre, worauf die Bayerifch. Wappen auch bei der Schazung abgenommen worden. 12 L.

68. Nota: daran waren blau und wcifs feidene Schnur.

69. Ein grofs filbern ziervergoldte-^ Einfatz-Ge- wicht mit gegoflen und geftochenen Figuren und Bayrifch. Wappen. 4 M.

70. Ein deto kleineres Gewicht, i M. 14 L.

71. Zehen Stuck filbern etwas vergoldte Befchlag von einen fchwartz fammetnen Halfsband des Erz. Herzog Carl Hund, worunter 2 Buchilaben H. C. das Oeflerreich. und Bayerifch. Wappen vom Halfsband abgenommen. 12 L.

72. Vier filbern und vergoldte Figuren famt Schnürl von einen fteinern Oehlberg. famt einen Engel und kleinen Creutz, auch lünfafsung. 13 L.

73. Sechfs grofs und kleine viereckigt und ovale filbern getriebene Chrift Bilder, alle mit fchwartz, ebenhölzernen aitvatterl. Rahmen die mitBlattl dinncn filbernen Laubwerk belegt gewefen, welches, da es ohnehin da und dort fchadhafft und abgängig gewefen, abgenommen, und gewogen worden; die Bilder beliehen in 9 Stuck, alfs der H. Antonius und H. Helena fammt 2 Trumm Fürhang, die Tauff Ciirilli, H. Catharina, Barbara, Magdalena und Joannes Evan- geliila. 15 L

74. Eine kleine filberne runde Streu Büchfen. fo in einen Indian. Trügerl gelegen. 2 L. 2 Q.

75. Ein dunkel, „roth" zerrifsenes Wehr Gehang, mit Gold eingewürcket, deffen Befchlacht von feinen Silber und vergoldt, mit dem päpfllichen Wappen, fo von dem Band abgenommen, und in 21 Stück beliehen, fcheint von einem geweihten Degen zu feyn 2 M. 8 L.

y6. Zwei filbern und vergoldt mit Turcoifen be- fetzte Einfafsungen von Paradeifs Vogel - Federn ; wagen 9 Loth nach abrechnung der Steiner aber 8 L.

yy. Ein klein Bruft- und 2 Knir-Stück, Silber und ver- goldt, von einem Harnifch-.Model, famt Streit, Schwerd, und 2 Mefferl, wagt mit der Schwerd Klinge 8 L.

78 Zwei kleine filberne Waag-Schaalen. 6 L.

79. Ein filbern und üarck vergoldter Raif von einer zerbrochen Alabaflernen Schaale. 4 L.

80. Deffen untere Einfafsung. 3 L.

81. Verfchiedene kleine fehr alte filberne Schied Müntzen.

82. Ein filbern und vergoldtes PapflHches Crön- lein, mit etlichen guten Perlen. 2 L.

83. Ein filbern aufsen ftarck vergoldtes Gewicht mit Bayer. Wappen und gegofsenen P'iguren. 3 M.

84. Eine länglich fein filbern getriebene Mufchcl. 9L.

85. Ein filbern und vergoldtes kleines Winckcl- Maafs. I Q.

86. p:in klein filbern Diamant Pfand!, ein filbernes Geftell zu einer Probier Waag, i filbern Waag-Schaa- lerl, famt etlichen filbern Gewichtcln zu Steinen und Gold. 5 L.

87. Fünf filbern und vergoldte Stuck, alfs i Cos- mographifche Welt-Kugel, i. glatte Weit-Kugcl, mit

einen Creutzl, i geflammter runder Schein mit Engels- Kupfen, dann ein filbern Staabl von S. Joanne l^apt.

I M.

88. Ein gegoflen filbern llarck vergoldtes Polla- mentl, mit der daran befindlichen Corallen Figur am Gewicht. 2 L.

89. Das Erz. Herzogl. Hütl Silber und llarck vergoldt, begehend in einem Bögel und Triangeln die Kappen mit Sammet und Hermelin, fo aber nicht gewogen und gefchiitzet worden.

90. Allerhand filbern, Theils ohne, Theils mit Ciold überzogene Laubwerk, Blumen und Stückeln, fo dort und da abgefallen, worunter i filberner Stefl'ten, an einer feidenen mit Gold eingewürckten Schnur fo nicht mit gewogen worden. 2 L. 3 O.

91. Ein Rahm wie ein Pollament, das davon und von etlich alten unbrauchbaren Pofi:amenteln abge- nommene Laubwerk , Raifeln , Buchilaben , Engel- Köpfen und dergleichen. 1 M. 9 L.

92. Zwey Poftamenter mit ovalen Capfeln, und Schnitzwerk von fchwartz Ebcnlioltz, worinnen S Sal- wator mundi, und Maria Bikinufs \on Silber, jedes mit 4 Stuck von kleinem viereckigten Bildern von ge- gofsener Arbeit. 6 L.

Nota: Die Pollamenter aber find über und über mit filbern und vergoldten kleinen Laubwerk ausge- zieret, welche, weil fie daran geblieben, nicht gewogen noch gefchätzet worden.

93. Von drey alt heutzutage gantzlich unbrauch- baren Mefs und 3 kleinern deto Betbüchern filberne Befchlag und Auszierungcn fo meillens fchadhaft waren. 2 M. 9 L.

94. Ein zerbrochen filbern Befchlag von einen Trügerl, 2 vergoldte kleine Cronen von H. 3 Königen, dann ein klein filbern gebrochenes vergoidt-gegofsenes Capellerl, mit 4 Granatein gezieret, dann 2 Schellerl.

II L.

95. Verfchiedene Stückl Befchlag von fchadhafften Irügerln, Spiegeln und dergleichen. 4 M. 10 L.

96. Silbern und vergoldte Befchlag von 5 Lantzen Tafchen. 7 L.

97. P^ilff Stuck filberne Zwangin von unterfchiedl. ebcnholtzernen Feil-I lefften. 2 L.

98. Allerhantl filberne mangclhaffte Laubwerk, Steffteln, und Befchlag, von unterfchiedlichen Trü- gerln. i M.

99. Noch an alten gefundenen Kleinigkeiten, alfs Laubwerk, Schraubein, und dergleichen. 14 L. i Q.

Silber fo nur bcylätifig gefchätzet worden.

100. Ein von Drapdor überzogenes Kampl Futter.

mit 4 fchadhafften Kampeln, i Bart-Bürfll , dann ' Schaarl fammentlich in gefchmolzcnen feinen Silber gefafset, dann i Spiegel in Ebenholtzenen Rahm, mit Silber und vergoldt fchmalen Leifleln, wovon das Silber, wegen den darin gefaflen Bein Bürflen und Eifen nicht gewogen werden können, dem Angefleht nach nur beylaufig gefchatzt worden, i M. 3 L.

lOi. Ein dergleichen Bürlli, wovon 2 Stuck fo gewogen worden, in einen durchbrochenen Auffatz und vergoldten Knöpfl, beide von Silber beliebend. 2 L.

102. Zwe)' gelb glafserne Blumen Krügl, wovon die P'üfse Silber und vergoldt, zufammen beylaufig zu halten aufs L.

XXXIX

I03- Eine Berg-Criflallcnc kleine ovale Taxen, in vergolclten Silber gefaffet, und mit gefchnioizencn Steinen geziert, ift beyliuifig gefchatztS L.

104. Zwcy Meffcrl, dann eine Sclieer, in Silber eingefafset, find beyliuifig gefchätzt 4 L.

105. Zwey Klap Altar- Hiifcheln mit 2 filbernen Toden Kopfein luul etwelchcn Heinern von fchlechten Silber, beylaufig gefchätzt.

106. Zwey ovale in fchwart/. I'Lbenholtz eingefaftc en miniatur gemahlene Bilder mit Glafs, deren jedes auf jeder Seite ein anderes Bild hat, mit Silber um und um eingefafset und vergoldten Laubwerk fo nicht gewogen werden können, betragen beylaufig 10 L.

107. Zwey deto etwas kleinere mit der Creuzigung und Aufcrftehung Chrifti, beylaufig S L.

108. Ein Altarl von gelb und weifsen Agftein gefaffet, in der Mitte die Geburt Chrifti, an denen 2 Flügeln der Englifche Grufs, die Heinifuchung Maria, die H. 3. Könige und die l?efchneidung Chrifti, auf dünnen Elffenbeinern Poftamenten geftellet, fo mit vergoldten Silber, und etwelchen Perlen geziert, welche famt Silber beylaufig gefchätzet worden.

109. Zwei Altar Leuchter von fchwartzen Eben- holtz, mit filbern Laubwerk gezieret, beylaufig 12 L.

HO. Zwey j\mbra-Krügel oder Vafen mit 2 Am- bra-Bufchen, welche Vafen oben und unten mit ver- goldten Silber befchlagen, welches im alten hiventario vor Gold angefetzt worden, beylaufig gefchätzt 8 L.

111. Ein viereckigt Indian. Trügerl, aus- und inn- wendig mit Silber reichlich befchlagen, beylaufig ge- fchätzet 3 M.

112. Ein Schreib-Zeug von Oliven- und Ebenholtz, in Form eines Buchs, worinnen ein Damen- und Tic- Tac-Brett mit Silber eingelegt, beylaufig gefchätzt 8 L.

113. Zwey viereckigt längliche Nähe-Küfsen von fchwartzen Sammet, mit Silber befchlagen, welches Befchläg beylaufig gefchätzet worden 2 M.

114. Ein Indian. Trügerl mit Silber befchlagen. 4 L.

115. YJm fchwartz fammetnes Kampl-Futteral mit vergoldten Silber befchlagen und Bayer. Wappen, wovon I Stangl an ehien Eck abgängig, beylaufig 10 L.

ti6. Eine kleine Ducaten Waag mit filbernen Schaalen, beylaufig gefchätzt.

117. Ein weifs beinern Hofft Hörn mit einen grün fametnen Gehäng, woran das Befchläg von vergoldten Silber, beylaufig gefchätzt 4 L.

All Perlen und andern Edlgeßeinen , fo gefcliätzet 7Vorden.

118. Zwey Ciborii Manterl, mit guten Zahl- und Knopper Perlen gezieret, von gelb und weifen Attlafs. 250 fl.

119. Ein fein Leinwandencs reich mit Gold und Farben gefticktes mit Zahl -Perlen befetztes Velum für das Hochwürdige. lOO fl.

120. Ein blau Seiden mit Gold, Perlen und grana- tein bcfetzte Leviten Schnur, mit 2 grofsen, dann 4 kleinern Quaften. 80 fl.

121. Ein viereckigt Altarl, auf gothifche Art, wo- von die Einfafs- und Verzierung von Silber und ftark vergoldt, mit etlich grofsen Perlen, und \'erfchiedencn grün und rothen abgeftorbenen Steinlein befetzt, bey- laufig gefchätzt 40 fl.

122. Hierüber ift ein Fürhangl von rothen Attlafs mit vielen Perlen und abgeftorbenen Steinlein gezieret, in fimili 40 fl.

123. S. Maria mit einem IJiamante auf der Bruft, und S. Catharina von Zweckholtz mit Perlen und Rubinen gezieret. 8 fl.

124. Ein Türk. mit Gold geftickt, dann Perlen und Granaten, auch mit Silber und vergoldten Knöpfen befetztes Frauen-Hemd. 15 fl.

Perlen und andere Edelgejieine, fo wegen ihrer geringen BeträcJitlichkeit nicht geschätzet 'worden.

125. Zwey Bufchen oder Kräntz von Feder Kiel mit etwelchen kleinen guten Mifs Perlen gezieret, inn- wendig Jefus und Maria geflochten.

126. Der erftandene Heyland von Wax pofiert, auf einen fchwartzen Poftamente, mit einen rothen Mantel, worauf Blumen mit kleinen Perlen geftickt.

127. Ein Patterl mit kleinen Perlen und Granatein geziert.

128. Ein Bund feidene Einlag Bändel in ein Mefs- Buch deren Ende mit kleinen- Perlen gezieret.

129. Sechs Stuck Weih-Wadeln, davon 4 mit Gra- natein und kleinen Perlen gezieret, und von zweyen die Stefften Silber.

130. Ein grün Tobines Nähe Küfsl mit kleinen Perlen geftickt.

131. Ein grün feidenes Sträufsl mit kleinen Perlen und Granatein gezieret.

132. Zwey Blumen Bufchen von gelben Holtz- Schaidcn, mit Gold-Faden überwunden und mit guten kleinen Perlen gezieret.

133. Zwey grün feidene und goldene Pufchen mit kleinen Perlen gezieret.

134. Ein deto von Frauen Glafs und kleinen Perlen.

135. Zwey Büfcheln von weifchen Blumen mit kleinen Perlen gezieret.

136. Ein Bethen Ouaftl mit Granatein und Perlen.

137. Ein mit rothen Attlafs überzohenes Dinten Fafsl mit etlichen kleinen Perlen gezieret.

138. Verfchiedene Stuck von Feftons und Blumen von welfcher Arbeit mit kleinen Perlen gezieret.

139. Sechzehen Kräntz von falfch goldenen Drathl mit kleinen Perlen und Granatein.

140. Ferner 7 deto mit Granatein ohne Perlen.

141. Ein roth Attlafs- mit Silber und goldenen Netz überzohen- und mit kleinen Perlen gezierter Beutel.

142. Ein eifern ziervergoldtes Degen- Gefäfs mit etlichen kleinen Perlen verfetzt.

143. Ein klein Jefus Kindl in einen klein Ebenhol- zenen Seffel fitzend, mit etlichen kleinen Perlen gezieret.

144. Chriftus famt denen 12 Apofteln von Zweck- Holtz gefchnitzet, mit kleinen Perlen und Granaten gezieret.

145. Ein Loretto Bild von Alabafter und verfilbert, in einer P^bcnhollzenen Kahm, mit kleinen Perlen, rohen Smaragden und Rubinen gezieret.

146. Ein klein rundes Portrait innwendig mit kleinen Zahl- und andern Perlen und Granatcln.

147. 148. Zwey fchadhaft"te alte Altarl von Eben- holtz und Elffenbein, mit etlichen Perlen und Reliquien geziert.

XL

Ferner ift diefcm beygefuyt w orden :

.l/t Ambra und Bifam Saclicn. Zwey achteckigte Vafen mit Figuren von Ambra und Bifam, mit dinnen Hlatl-Silber, rothlich gefärbt, wegen der Schönheit der Zeichnung und Figuren mitgefchickt. Die Figur eines Kraxen-Tragers.

Elffenbciii. Eine länglich viereckigt mit Flffenbein uberzohenes Doppeltes Trügl nebft Schreib -Zeug, worinnnen 8 Stuck Schreiberey-Sachen. Ein Crucifix mit einen fchwartz Ebenholtzenen Creutz womit das -Miracul gefchehcn fcynfoll. ' Das Bild des gecreutzigten lleylands, famt darzu gehörig Ebenholtzenen Creutz. Das Jefus Kind mit der Weltkugel, auf einen Eben- holtzenen Altarl. Ein dergleichen Kindl ohne Altarl.

Spicl-Tifche. Ein grofser viereckigter Tifch zum Dam- undTric-Trac Spiel, mit Agat Laj). Lazuli famt Oeflcreich. und Bayer Wappen, Fufs-Gellell und darzu gehörigen Spiel-Steinen. Ein kleinerer Tifch von fchwartz Ebenholtz und Elffcnbein ausgelegt, zum Schach, und Tric-Trac Spiel.

Geißliche Saclicn. Ein rundes Agnus Dei fo l'aplT; Pius V. der Erz-Herzogin Maria gefchickt, zu Erleich- terung der Geburtaufzulegen.

Strohene Sacken. Zwcy Frauenzimmer Hüte. Eine Tazen von Taffet mit Stroh überlegt. Zwcy runde rothe dergleichen Schachteln.

Alabaßcr und Sfhild-Krötcn. Die Fortuna auf einen Poflament. Ein Weibsbild mit einen Toden-Kopf. Zwey Teller. Zwey Lavoir mit 2 Giefs Kandin. Eine grofse Schüfsei von Schildkrot.

An andern Saclicn. Eine Wiegen von fchwartz Ebenholtz mit Elffenbein famt darzugehörigen Kinder Betten und Madrazzen. Drey Lands-Fürftl. Haubt- und 7 Camer-Herrn Schlufsel. Vier Docken mit Uhr- werken, wovon eine geredet haben foU. ^

Geinählde. Weltliche /ehr grofse und von inllt lerer Grofse.

Nota: wo ein NU. flehet, die hält man vor die Schönften.

I. Der Kayfser Nero, in Lebens Gröfs zu Pferd

2. Der Kayfser Claudius, deto.

3. tiin Kayfl. Einzug bey Nacht. NB.

4. Salomon und die Königin v. Saba. NB.

5. Ein Kuchl Stück mit vielen Fruchten. NB.

6. Der Brand Troja. NB.

7. Die Bataillc von Paris.

7. Stuck.

Weltliche kleine.

1. Das Nachtmahl des Königs Balthafar auf Holtz. NB.

2. Die 4 Jahres-Zeiten auf Holtz. NB.

3. Ein alt Teutfches Gefellfchaffts-Stuck.

4. Zwey Portrait von der P>dödifchcn Familie.

8. Stuck.

Geißl. fehr grofse und von mittlerer Grofse.

1. S. Antonius der Einfiedler. NB.

2. Schmertzhaffte Mutter.

3. S. Franciscus und S. Thercfia.

' In einer zweiten Abfchrifl diefcr Specification (lelit; ein Crucifix . . . mit welchem der Tr.idilion nach im Krzherzog Carls Zeiten in Anfehung einer Vcrgifftung mit Zuckiing der Fiifsc ein .Mirarul gefchehcn fein folle.

: In der zweiten Abfchrifl acht r Vier Stutlt Docken alle mit Trieb- werken, worunter eine mit einem decken Spiel, welche der Tradition nach bei Gelegenheit einer Execution zu Erzhcrzot Carls Zeiten mit der Obrift Ho(- Mcillerin (geredet haben foll.

4. Das Abendmahl. NB.

5. St. Joannes Evangelilla. NB.

6. S. Joannes Baptilta in der Wullcn. NB.

7. Die H. 3 Konige. NB.

8. Der Englifche Grufs, NB. NB. von De Clcrck.

9. S. Antonius der Einfiedler.

10. Idem.

11. Die H. 3 Frauen bcym Grab Chrilli.

12. Sufanna.

13. Die Geburt Ciirilti. NB.

14. Die 12 Monathe in Bieblifcheii Hiftorien vor- gellellet. NB.

15. Die Vermählung der H. Catharina auf Kujjfer, NB. von Paul Vcro)tcfe, in einen Altarl mit Lap. Lazuli und Marmor famt 2 in Marmor gemahlnen Bildern.

16. Die Vermidilung der H. Catharina auf Kujjfer, NB. mit einer Einfafsung von Blumen, fo Kayfser Fer- dinandus 3. zu Franckfurth gekaufft.

17. Der Englifche Grufs auf Kupfer.

18. Die Geburt Maria auf Kupfer.

19. Eben diefes, fehr alt auf Kupfer.

20. P2ine geflochene Kupfer Blatten, worauf die H. Clara flcrbend.

21. S. Magdalena in der Bufs, auf Kupfer. NB.

22. Chriftus mit denen Kindlcin auf Holtz. NB.

23. Unfere liebe P'rau, St. Barbara und Catharina auf Holtz, fehr alt.

24. Unfere liebe Frau mit den nackigten Kindl, auf Holtz, fehr alt.

25. Ein dergleichen mit dem Kindl llehend, auf Holtz fehr alt.

26. Ein deto mit dem Kindl uiul II. Johannes.

27. Ein deto.

28. Die H. 3 Konige,

29. Der H. Franciscus Seraphicus.

30. Die H. Monica.

31. Der Englifche Grufs, beßehcnd in 2 Stücken, fehr alt. 43 Stück.

Kleine.

Nota: Alle nachfulgeiuie lind auf Holtz und fehr uhralt.

1. Chriftus und unfer liebe Frau, 2 Stück, von denen allerälteflen Zeiten.

2. Ein Bild mit 7 .Stuck Heiligen, auf Goki und Indian. Art.

3. Ein dcrgl. noch älteres Stuck mit Wafchgold belegt.

4. Zwey dergl. Stuck mit H. Figuren auf Indiani- fche Art laquirt.

5. Die Grablegung Chriili NB. NB.

6. Unfere liebe Frau von Maria Etha! in Bayern Nr. 1333.

7. Die Figur einer Heiligin.

8. Der erftandenc Heyland.

9. Der Englifche Grufs. Grufs. NB. ro. Die II. Catharina.

11. Die Mutter Gottes mit dem Kindl.

12. Die Geburt Chrifli.

13. Die Crcutzigung Chrifli.

14. Die Grablegung Clirifti avif .Stein in einen Altarl. NB.

15. Die Opferung und Befchneidung Chrilli auf Kupfer 2 Stuck NB.

XLI

16. Unferu liebe Frau mit dem faiM^eiuleii Kiiuli, auf Kupfer.

17. Clirillus vuiii Creutz zum 11. licriianlu, auf Kupfer.

iS. Uufcr liebe I'"rau mit dem Kiiull in eiiuii Korb, auf IIollz.

ly. Die Geifselung Clirilli, ,uif Kupfer. NB. 20. Die Heimfuclumtj Maria.

21. Chriflus und die 12 Apollcl, beliehen in 7 gleichen Stücken. NB.

22. Die Mutter (iotle.'i, da.s Jefus Kind und S. Joannes auf Kupfer.

23. Unfer liebe l'"rau mit dem Jefu Kind, auf Holtz, fehr alt.

24. Die Flucht in I\L;_\]itcn, auf IIollz.

25. S. Maria Major, auf Kupfer.

26. Ecce Homo, auf Kupfer.

27. S. Dominions, auf Kupfer.

28. Die Auferllchunt,' Chrilli, auf Kupfer. NB.

29. Ein Toden Kopf, auf Moltz. NB.

30. Die Mutter Gottes mit dem halben Mond, auf Kupfer.

31. Die Mutter Gottes mit dem Kindl, auf Kujjfer.

32. Chrirtus unterm Creutz, auf Ku[)fer.

33. St. I-'raiiciscus mit 2 Ens^eln, auf Kupfer.

34. Ein Vefper-Bild, auf Kupfer.

35. Unfer liebe Frau mit dem Jel'u Kindl, auflloltz.

36. Deto noch alter.

37. Deto auf Kupfer.

38. S. Ilyronimus, auf Kupfer.

39. Gcfcllfchafft Jefu, auf Kupfer.

40. Der Englifche Grufs auf Holtz, fehr alt.

41. Chriflus nach Emaus, auf Kupfer. NB.

42. St. Michael, auf Kupfer.

43. St. H\Tonimus auf Meffmg.

44. Die Geburt Chriffi, auf Lap. Laaiili.

45. Vierzehen Stuck, auf Kupfer, Mefsinj.^, Holtz und Pergament, dann in Capfeln, theils Familien- theils Geiftl. Portraits.

68 Stuck. 3 Stuck Stamm Bäume vom Erz Haufs von Ocflerreich.

Familien Portraits von dem Durchlattelit Erz llanfse von Oeßerreich und andern regierenden Herren, von lebendigen, und theils alfs tod abgeniahlenen Perfonen.

10 fehr grofse Stuck, groftentheils von Erz Her- zog Carls Familie, 19 Stuck eben dergl. \on mitterer Grofse, 57 kleinere gröflentheils von Erz Herzogs Carl Familie, viele aber die Bildnufs von etlichen Kayfsern vorrtellend, 7 Stuck von Prinzen und Prinzefsinen, von Erz. Herzogs Carls F"amilie, 14 Stuck von regierenden Herren und Frauen zur Zeit der Königin Elifabetli in Engelland, 107 Stuck, Summa 233 Stuck.

An andern Sachen: 3 Grofse und 5 kleine turkifche Teppiche.

An Idolen: 7 Stuck.

An Jndtan. Sachen: i Zupf Trüge!, 2 Löffel, I längliche Schachtel mit 6 Zahnltechern, i Niederes rundes Trinck Gefchirr mit Handhab, 1 Etwas höheres von Leder, i gefärbt vergoldter Krug mit 2 Hand- habl, 2 weifs beinerne Indian. Löffel, 3 Waderl, I Elffenbeincrnes Gcfpiel, i Türckifche Pulver F"lafche, I Indianifcher Zahn, 4 Coffee Schaalen darunter eine mit Deckel, i .Mulchel mit einer I landhaben, i Schwemme Schaale, 3 Teller worunter einer von Leder, 4 Acht- VII. N. K.

eckigte Schwemme Schaalen, i. Sitz-Ziechen eines Indian Herrn.

.In Masquen und andern Aufputz Sachen: 4 Indianifche Larven, i paar Feiglblaue Frauens- Scluih, 2 eifene Schnur-Mieder, ilavon das eine über- zogen, I Straufsl von naturell Haaren, i 1-iund von eigenen Haaren, i Ilauben-Bund von naturell Ilaaren, I völlige Hauben mit naturell Doreppec und Schleyer, I Schwartz fammetnes Stirnbindl mit Steffteln.

Türckifche Sachen: Eine Manns Kleidung, be- llchend in ein paar Hofsen, i Cafftan, 1 weifse- i roth Leib Binden, i roth damollencn Strumpf, i 15und, i Sitz- l'olller. I weifs und rothe Binden, 2 Baad Kafftan, I Baad Hemd. Eine blaue Vcnetianifche Flaggen. Eine Frauens Kleidung, heimeilend in 5 Baad Tüchern, i grofs- luid zwei kleinere Hemden, 4lLiuben, i Waderl, i GürtI, I Kampl-l'utteral. 2 Vcnetianifche See - Maggen, 2 klei- nere deto vom Doge, i Türck. fchwartzer Spiel-Tep- pich, I Decken zum Baad-Gewand einbinden, i Seidene l'ülllerZiechcn, 2 Polllcr zum Sitzen, 3 gefärbte und I weifser Einbind Tep[)ich, i Sitz-Polfter Teppich, I Tifch-Teppich, i blau Tuchcne geltickte Schabraque, I tlcrgleichen roth und weifs, i rund ledern gedruckter Teppich.

An Teut/chen Sachen: 1 reicli mit Gold untl Silber geflickte Schabraque.

Muficalifche Injlruinenta. Ein Ciavier von fchwartz Ebenholtz mit Elffenbein ausgelegt, dann Alaballern Figuren und Steinern befetzt. Ein viereckigter Kallen, mit Schubladeln, «orinnen oben ein Orgelwerk, und wo die Claves ein Glocken-Spiel fpielen. I'j'n Flieg künftlich mit Radern zum aufziehen.

Kirchen-Sachen Antipendia und Beth Stuhl- Tep- piche. I roth fammet- mit gold gefticktes Antipendium, I deto grünes, i deto Feigl-blaues, i deto Tobines mit Gold gertickt, i grün mit Gold geflickter Beth-Schem- mel Teppich, 2 kleinere reiche Antipendia, i Weifs- gc- ftickt- halbrunderTeppich, 17 Tücher zum Segen geben, 3 Ciborii Manterl, 5 Priefler Gürtl 12 gröfser und klei- nere Hefs-Hand Tüchl, 4 Sinnawaffene Alben, famt 3 dergl. Numerale, 12 reiche Kelch-Tüchl, 6 Battift- und Sinnawafiene Kelch-Tüchl mit Spitzen. Die abge- druckte Lange von unfern Heyland. Eine Schachtel, fo vom Bifchoff zu Agram, an Erz Herzog Carl gefchickt worden, worinnen i Hemdl von einen unfchuldigen Kindl, und ein Ring mit einen Diamante. Verfchiedene Stück Arbeiten von der Erzherzogin Maria und Erz Herzoginen, \on Gold, Silber und Seiden.

Steinerne Sachen. Ein fteinern viereckigt Tifch- Blat, graphirt;, zur Genealogie des Erzhaufses von Oefterreich gehörig. Eine Tafel, worauf ein pcrpetuir- licher Calender mit denen 4 Evangeliften und unfrer lieben Frauen. Ein deto, fo aber zerbrochen, mit dem Kriegs-Gebet des Kayfsers Ferdinandi. Eine künftlich ausgearbeitete Mufchel.

Dafs voranflehende Sachen nach den allerhöchflen mir Endesgefertigten ertheilten Befehl durch den Com- iniffions Actuarium v. Neuff an Ihre Kayf König. Apoftol. Maj. immediate allergehorfamfl den 19. Juny a. c. nach Wienn abgcRihret und eingefendet worden, befchaine in allerfubmifseften Refpefl hiemit. Gratz, den 19. Juny 1765.

Johann Carl Wolfgeil Edler v. Hoffftädt m. p. als Commifsarius.

XLll

Numerifcli gciiomincn, wurde circa '/j der Samm- lung nacli Wien gcfcliickt, tlic übrigen zwei Dritlllicilc an die genannten l'erfunliclikeiten verthcilt. Man llchl

Fis

St, Helena,

aus der Specification, dafs Demjenigen, welcher die Auswalil der zu überfendendcn Sachen traf, vorzüghch darum zu thun war, alles, was Gold- und Silberwerth hatte oder Edelfteine trug, nach Wien zu befördern, und man fand es in diefer Beziehung nicht für iiberflüffig, fogar den nur r Quentchen fchweren filbernen Ileili- genfchein von Nr. 48 imd ähnliches der Sendung beizulegen. Von Gemäl- den fcheint alles Bedeutende abge- fchickt worden zu fein, ob aber bei anderen Kunftgegenflimden , welche eben nicht von Gold, Silber oder l*'del- fteinen waren, mit kunftverftändigcr Auswahl vorgegangen wurde, fcheint mir fahr zweifelhaft.

Um nur ein Beifpiel anzuführen, befindet fich die im Inventar I (pag. CII) mit den Worten: „ein fluckh wie ein Rohrkhaften von Pertlsgadern arbeith' bezeichnete Molzfchnitzerei, welche im Inventar II fo bezeichnet erfcheint: „ein Thurm mit 3 Figuren , nämlich Adam und Eva, und ein altes Weib fchön in Holtz gefchnitten, fo man um- drehen kann", nicht unter den nach Wien gcfendeten Gegenftänden. Wer denkt bei Lefung diefer Befchreibung nicht unwillkürlich an die fchönc, dem Tilman Ric- menfchneider zugefchriebene „Gru]ipe von drei mit dem Rücken zufammenflofsenden Figürchcn, Jüngling, Madchen und altes Weib Jugend und Alter oder die Vergänglichkeit des Irdifchen fymbolifirend" der k. k. Ambrafer Sammlung? Letzteres Stück wurde im Jahre 1865 aus dem Stiltsfchatzc von St. Florian er-

worben, wo es fich feit uralter Zeit belimden haben foil. Jugend und Alter als Sj-mbole der V'erganglichkeit des Inlifchen wurden in der Kunll oft dargelkilt, aber die Gegcnüberllellung eines nackten alten Weibes den nackten Figuren eines Jünglings und einer Jung- frau (der Verfaffer des Grätzer Inventares nennt fie naiv Adam und Eva), die Anordnung in einem dreh- baren Thurm oder Tempelchen ift fo apart, dafs man nicht annehmen kann, zwei Küntller hätten genau denfelben Gedanken gehabt und ausgeführt. Es fcheint mir demnach von grofser Wahrfcheinlichkeit, dafs die beiden Gegenlliinde identifch und tlafs das Stück der .\mbrafer Sammlung nicht feit „uralter Zeit" in St. Florian war, fondern das Grätzer Objefl von einem der Betheilten oder deffen Erben Ende des vorigen Jahrhunderts nach St. l'lorian verkauft wurde. Untl fo mag wohl manch kollbares Kimllwerk, wenn es nicht gerade von Gold oder Silber war, diuch die Verthei- lung in die Ferne gewandert fein.

Bei einem flüchtigen Befuche der Ambrafer Sammlung habe ich auch die in der drittletzten Num- mer der Specification III angeführte „.Steintafel, worauf ein pcrpetuirlicher Calender mit den 4 Evangelillen und unfer lieben Frauen" aufgefunden. Es ifl. eine geätzte Kehlheimerplatte mit den 4 Evangeliflen an den Ecken, in derMitle der Langfeiten mit denhiguren der „Religion" und der „Kirche" (wie auch Inventar I angibt), \erfertigt von -Andreas I'efch khü. Schätz- und Rechenmeifter in Grätz" von 1610, alfo offenbar für Erzherzog F\>rdinand gearbeitet. So wie diefes, werden fich mit Hilfe des Inventars III noch manch andere Objecte der Ambrafer Sammlung, befonders

Fig 2. (St. Helene.

aber Gemälde des k. k. Belvederes beflimmen laffen. Das allerintereffanterte Stück der nach Wien ge- brachten Gegenrtanile dinfte die in Sjjecification III unter Nr. 10 angeführten Taffe mit Kanne aus Bern- ftein fein. Eine Bernfteintaffe, deren Rand mit einem 100 Ducaten fchweren Goldport eingefafst ilT. mufs fchon durch ihre Grofse ein wahres Unicum fein.

(Schlufs im nhchflen lieft,)

XLII

Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.

Von Dr Karl /.hui.

VI.

(Mit 5 Tcxtllhiflrationcn.)

RAl'ENDORF im Gailthalc (Dcc. ObcrGail- tlial) befitzt eine einfache fpiit-gothifclie Kirche mit der Thurmanlaj^e zwifclien dem vcrbal- honitcn l'resbyterium und dem Sciiiffe; diefelbe ifl feit 1521 l'farrkirclic, bis dahin war die jetzii;e I''iiiai- Kirche ^7. //cA»«*? die Ilauptkirchc. Diefe kleine Kirche, auf dem Wieferberj^e (gelegen, ift ein Bauwerk ausge- fprochen romanifchen Charakters, ungeachtet man 1474 als das Krbauungsjaiir wiederholt angegeben findet. Das Kirchlein beÜeht aus einem oblong recht- eckigen Schiffe mit tlacher Decke und aus einer halb- runden Apfis mit Spitzdach und einem fehr primitiv gearbeiteten Kopf als oberften Abfchlufs. Rechts neben dem Langhaufe der niedrige Thurm mit Satteldach, ungeachtet feines romanifchen Anfehens ein fpaterer Zubau (1474?); ein fpitzbogiges Portal fuhrt in den- felben. In der Apfis ein Fresko-Gemälde: Chriflus als Weltenrichter umgeben von den Evangeliflen-Sym- bolen (Fig. 2), unterhalb die Apoftel in ganzen Figuren. An der Aufsenwand zunachfl des Thurmes ein heil. Chriftoph, romanifchc Malerei, zum Theil durch die Thurmmauer verdeckt. Ein zweites Chriftoph-Bild, das noch fehr gut erhalten ift:, an der Südwand, es tragt den Renaiflance-Charakter; eine jugendliche ritterliche Geflalt; das Bild von bedeutender Dimenfion, jedoch deffenungeachtet mit vielem Schwünge und mit Zart- heit durchgeführt. Von Innen-Einrichtung ein älterer Taufflein, ein eiferner gothifcher Ofterleuchter , ein Rcnaiffance Glockenhaltcr und VVandlcuchter. Im Chor-Schluffe einige Reite fehr früher bunter Glas- gemälde, davon F"ig. i ein Beifpiel gibt, vorftellend Maria mit dem neugebornen Chriftkinde, im Hinter- grunde Ochs und Efel.

Die l'farrkirclic zu Rai/acli ift im Jahre 1830 er- baut worden, doch übertrug man dahin ein einfaches Sacraments-Häuschen mit Eifengitter aus der früheren Kirche. An der Aufsenfeite der Anaftafia-Capelle ein altes Fresco-Bikl, den heil. Chriftoph vorftellend.

Die Pfarrkirche zu Mautlien ift ein fpät-gothifchcr Bau, etwa aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, und wurde 1514 reftaurirt. Das Langhaus befteht noch iii feiner urfprünglichen Form mit dem Rippen-Gewölbe und mit Bruftbildern von Heiligen in den Schlufs- fteinen. Die fpitzbogigen Fenfter enthalten etliche Refte von Maafswerk. Der Thurm fteht an der Oftfeite, in der unteren Halle das fpitzbogige Portal, er ift vier- eckig und trägt ein Spitzdach. Das Presbyterium, ein Bau aus 1742. In der Kirche vier Grabmäler der Familien Frohmüller v. Weidenburg und Staudach.

Die Pfarr- und Klofterkirche zu Köt/chacli gehört zu den bedeutenderen fpat - gothifchen Bauten in Kärnten (c. 1452). Diefelbe ift in grofsen Dimenfionen angelegt, befteht aus einem breiten Mittelfchiffe und

ungleichen .Seitenfchiffen. Das Gewölbe zeigt zwar eine Netz-Conftiuclion, doch von folchen Verftrickun- gen und Durchwindungen, dafs das Ganze nur mehr dccorativen Charakter hat , wie denn auch die Rippen nur aus Stucco ausgeführt find. I'",s fcheint, dafs die in der Kirche befindliche Jahreszahl 1517 fich auf die Gewölbe Reftaurirung nach dem Brande bezieht. Im Presbyterium Kreuzgewölbe mit Rippen von Birn- Profil. Der Thurm an der Fagade vor dem Mittel- fchiffe ift ein Werk des gothifchen .Stj'les und endigt mit einem Sjjitzhelm. Die Mauern der Kirche und die Strebepfeiler find auffallend ftark.

Nicht weniger wich- tig ift die Filial-Kirche zu I.aas, ein etwas jüngeres Bauwerk, aber deffen un- geachtet mit weit kräfti- gerem Ausdrucke der Charakteriftik der Spät- Gothik. Sie ift einfchiffig, von mäfsigen Dimen- fionen, ebenfalls mit deco- rativem Netz-Gewölbe und Stucco-Rippen, derThurm mit fpitzem Helme fteht rechts feitwärts Das Por- tal reich gegliedert mit einem Maafswerk - Orna- ment im Tympanon und der Jahreszahl 1518. In der Kirche ein fteinerner Kanzelfufs aus der Bauzeit der Kirche, ein fragmentir- tes Sacraments-Häuschen (F"ig. 3), ein gleichzeitiger Charwochen-Leuchter aus lüfen , desgleichen ein Klopfer an der Sacriftei- Thür. Im Presbyterium das in Fresco ausgeführte Porträt des Baumeifters (F'ig. 4) Bartholoincits Fir- talcr, dem zuverfichtlich auch der Bau der Kotfchacher Kirche zugefchrieben werden darf. Wir feheu den kunftreichen Meifter knieend dargeftellt, in reicher Gewandung mit einem weiten Mantel mit Pelzkragen und langen gefchlitzten Aermeln ; vor ihm das Win- kelmaafs mit einem Kreuze darauf

Die Pfarrkirche in Wurtnlach ift ein fpat-gothi- fcher Bau ohne Strebepfeiler, im Innern Wandpfeiler mit halbrunden Vorlagen und Laubwerk-CapitiUen, nur mehr die Presbjleriums-P'enfter fpitzbogig. 1843 wurde die Kirche durch die Reftaurirung arg mitge-

Fig. 3. |_Laas.)

f^

XLIV

nommen. Aclinlich verhalt es fich mit der Kirche in Litjing, wo fich nur mehr das fpät -ijothifclie SchiflT erhalten hat. In der Seitenvorhallc Refte eines dem heil. Nicolaiis gewidmeten Flügel-Altars.

Die Pfarrkirche zu St. Lorenz im Lefach Thale, ein gut erhaltenes einfaches gothifches Bauwerk aus 1474, laut der in der Kirche angebrachten Jahreszahl, mit Strebepfeilern, einem maffivenGlockenthurm, einer Sancluariums-Xifche, drei gefchnitzten Figuren gotlii- fchen Charakters am Hoch-Altare und einer in diefe Zeit zurückreichenden fehr beachtenswerthen Wand- malerei, das jüngüe Gericht vorftellend.

An der kleinen romanifchen Filial-KirchcSt. Kadc- gund ein heil. Chriltoph gemalt. Die fchlichte gothifche Kirche in Zw^^a« ift durch Reflaurirung fehr verflüm- melt. An dem Aufsenrand des rundbogigen Kirch- hof-Portales zu Kirchbaclt ein grofses, ziemlich er- haltenes Fresco-Gemälde, theils der italienifchen Renaiffance , theils der Spät-Gothik angehörend. In dem vertieften halb- kreisförmigen und jünge- ren Mittelbilde der heil. Martin zu Pferd, feinen Mantel mit dem Schwerte

eines Mufeums in dem dortigen Staats- Gjniiiafium angelegt wurde Das Siegel ift rund, hat einen Durch- melier von 57 Mm. und zeigt im blanken BiKifelde einen Schild, ciarin auf gegittertem Ciruiule einen Adlerfang gegen rechts fammt gefiederten Schenkeln auf einem F"elfen rtehend. Die in Lapidar gefchriebene Umfchrift zwifchen Perlenlinien lautet: f s . civitatis . villacenfis. Das Siegel mag aus dem Fnde des 13. Jahrhundertes ihinimen. ^Fig. 5.1 Aufserdem finden fich in diefer Sammlung prahillorifche Gerathe aus llirfchliorn und Bronce, 2 Kelten-Schwerter, ein Mefskleid aus blafs- ruthem Stoffe mit fpiit-gothifcher Stickerei (Kreuzigung und St. Laurenz), ein Rathsherrenftab mit Klfmbein- befatz u. f. w. Die Häufer der Stadt V'illach haben

tiip Mrfl]pn ^

Fig 4. (Laas.)

unter zwei Bettler thcilend: zwei Engel halten eine Mitra über feinem Haupte. Im Hintergrunde eine reizende Gebirgslandfchaft ; um das Bild eine reiche Umrahmung. Beiderfeits diefes Bildes je ein kleineres zweitheiliges Bild, rechts .St. Zacharias und St. Urfula, links Johannes Bapt. und Jacob der Aeltere, ganze Figuren auf gemuftcrtem Hintergrunde. Sic find wie in Nifchen und unter baldachinartiger Bckrönung mit Maafswerk flehend gemalt.

Die Denkmale zu Villacli find bereits in den Mit- theilungen fo häufig gewürdigt worden, dafs wenig dazuzufetzen erübrigt. Zunächft fei des Wappens der Stadt gedacht. Ein Original-Siegelftempel aus Bronce hat fich in der kleinen, aber fehr reichhaltigen Samm- lung erhalten, die feit circa 10 Jahren unter dem Namen

noch hie und da den Charakter des Bürgerhaufes aus dem 16. und 17. Jahrhundert, Renaifiancc-Doppel- fenfter, ältere Wappcnfchilde inid Auffchriften. So z. B. das Haus Nr 9 im Hofe einen offenen Bogen- gang in zwei Stockwerken, Stucco-Ornanicnte mit Medaillons an den Wanden, aufsen der Dopi)cla(ller und vier kleine Wappen; das Haus Nr. 76 einen reich fculptirten Thorftein mit einer Hausmarke, der Jahreszahl 1612 und Nr. 113, fchönc Arcaden im Hofe; Nr. 17 an der Eckr ein Relief mit drei Wa[)i)cn und einer Infclirift. weicher zufolge Propft Bartholomäus von Griffen das Haus reftauriren liefs, ein zweiter Stein über dem Thore mit zwei Wapiien, der Jahreszahl 1654 und J P. G. F. F.

4+

^

XLV

Die tjrofsc Kiiclu' wurde in den letzten Jahren einer dnrchi;reifeiuien und in der ilauptfache ^liici':- liehen Reftaurirunj^ unterzooen, doch wiire zu wilnfehen dafs von den vielen in der Kirche als Bodenpflarter befindlichen Grabfteinen, liie noch lesbaren an den W'iuuien aufLicftellt würden. An der Aufsenfeite und im Innern wiire hiefür noch hinreichend Platz. Von den Grabmalen der Aufsenfeitc feien hier erwidmt ein roth- marmorner Stein des Rathsherrn Joachim Wej^erl, 1 1584, mit einer heraldifchen Lilie im Schilde und einer folchen al.'^ Kleinod zwifchen den offenen l'liit^^cln. Am Thurme das (irabmal des Chrilloph Khevenhuller, t 1557, dann das des Wolf Khevenhuller, t 18. Juni 1538, das des Felician Heckstein mit einer fchonen Dar- ftellung der Verkündigung Mariens. Von Infchriften feien erwähnt an der Aufsenfeite der Leininger- Capelle : Leyninger m. cccc . Ixxxi. und zwei Wai^pen ; ober dem linksfeitigen Thor in Holz gefchnitzt: Anno 1551 jar hat chriltoph haffenperger machen laffen das Thor. Dann eine weitere Infchiift: Dife .Cappell.hat. gepawt und .gertifft.dy . hochgebornii . fiirllin . fraw. Katherina . pfalezgravin . InjCherndnn . Gra\'in . zv. Görz . vnd . zw . Tyrol . gravenjheinr . von . Görz . etc. gemahel.1^62. Am füdlichen Portale: Der Erwürdige Herr Andree Hafenberger Abbt zli Ofsiach hat due dihir machen lalle 1552.

Die Kirche befitzt eine fchone fpat-gothifche Monflranze von Silber, vergoldet, einen desgleichen

Kelch mit kriiftiger Nodus und freiem Blatt-Ornamente an der Cuppa.

Fi(j. 5 I Villacli.i

Die übrigen Kirchen find ohne künfllerifcher Bedeutung, wie die Nicolaus - Pfarrkirche, ehemals Capuciner-Kirche. Die grofse zweithürmige Kirche zu St. Peters in der Perau mit einer Kuppel über dem Kreuzfchiffe, wurde 1726 zu bauen begonnen. Der Villacher Stadtmaurermeirter .And. Siegl führte den Bau unddcr bamberg'fche Bruckmeifter Jacob Scherer war Zimmermeifter dabei. 1758 war der Bau vollendet

Notizen.

I. Confervator Jenny berichtete, dafs er für das Bregenzer Landes -Mufeiim eine Bronze- Nadel er worben habe, die 2' -j M. tief im l'orf bei

fder kleinen Ortfchaft Koblacli am Kum- mersberge gefunden wurde. Der .Stiel der- felben foU mit fchöner Patina überzogen gewefen fein , welche der Finder leider abfeilte, um den Kelten fchmuck zum Pfeifen- raumer herabzuwürdigen. Wie die Abbil- dung (Fig. i) zeigt, ift tue Nadel von nicht allzuhäufig vorkommender Form.

2. Confervator Lüfsner machte die Mittheilung, dafs fich von den am l^crge Plcfivec gefundenen Gegenftänden einige im Befitze eines Grundeigenthümers zu Bechcin erhalten haben, darunter ein maf- fiver bronzener Fufsring, auf einer Seite offen, 10' 2 Cm. im Durchmeffer mit ein- gravirten Ouerftreifen, Limgeflreifen und Ringeln (in deren Mitte ein Punkt) (Fig. 2), das Bruchftück eines Armbandes, zwei Lanzenfpitzen von .Schilfblattform, gut er-

Fi-. I

halten, mit Patina, 17 Cm. lang, ein bronze-

ner Palfiab mit Schaftlappcn, 17 Cm. lang, eine Sichel, ein Meifsel, ein bronzenes Gufsmcffer vmd Lernen- fcherben.

3. Confer\'ator Jciinv hat an die Ccntral-C'om- miffion berichtet, dafs mit 7. Oftober die Ausgrabun-

gen in Bregen:: wieder aufgenommen wurden. Es wurde ein bedeutend grofses und anfehnliches romi- fches Gebäude aufgedeckt, das aber arg zerflort war. Auf der Frontmauer fanden fich noch aufrechtftehend fechs glatte runde Säulenfchäfte und bei einigen ver- worfen auch Capitäl-Fragmente. Hiebei wurden ein Venus-Statuettchen aus Terracota fall: intaft, dann vier Bronze-Münzen (Domitian,Trajan, Nerva, Hadrian) gefunden. Später fand man zwei Mühlfteine (Granit, Gneis), eine Bodenplatte aus Schlandefer (-) Marmor

Fiy. 2. (l'lefivec.)

und das Bruchflück eines Marmor- l-'riefcs. Die Fort- fetzungen der Grabungen ergaben, dafs das Gebäude bisher kaum zur Längenhälfte blofsgelegt ifi: und fich die Säulenreihe bis zu deren 12 bis 14 verlängern dürfte. Doch ifl eine weitere Grabung nicht möglich, da der Grundcigenthümer diefelbe nicht zulafst. Es ill nicht unwahrfcheinlich, dafs man es hier mit einem Muni- cipal-Gebäude zu thun haben dürfte. EineMauer konnte indefs bis über 90 Meter ununterbrochen verfolgt werden; zuerft läuft fie einigen untergeordneten Ge- bäuden entlang, dann erreicht '^\c eine Wandelhalle

XLVI

oder einen Säulen -Corridor, \ielleicht zu den nebenan gelegenen Thermen gehcirig. Genau in Mitte jener Mauer, die noch bemalten Stucco tragt, zieht fich eine Säulenreihe von zehn ganzen und zwei den Abfchlufs vermittelnden halben Säulen hin, deren unterer Theil aus einem Stück Sandftcin gehauen ift, wahrend zum Aufbau des oberen Theiles gelchichtetc Samlrtein- platten dienten. Die ganzen Säulen umkleidete Stucco. Lange des Ganges 47 M., Breite 13' ;- M. Plinthus der Säulen 100 106 Ouadr.-Cm., Durchmeffcr der Säulen 74 Cm

4. Hei der Reinigung der CarolinenOuelle, dem ehemaligen Ninfeo in Pola, wurde einem Berichte des Correfpondenten Rittmeilters Hcniiaiin Sc/tram zu- folge das in der Tiefe des Ouellenfchachtes enthaltene Materiale unterfucht und wurden in einer Tiefe von 1-55 Cm Stiicke römifcher Ziegel, Amphoren, Topfe, eine römifche Bronze-Münze, und eine kleine Statuette aus griechifchem Marmor vorgefunden. Endlich fand man am Grunde einen dreieckigen Stein, den Theil eines Giebels, er ift 2 M. lang, 88 Cm. hoch, und 45 Cm. dick, auf felbem ift der Schweif eines Fifches abge- bildet. Die Arbeit ift eine fehr gute; nach der Bearbei- tung zu fchliefsen, fcheint diefer Stein in einer ziem- lichen Höhe angebracht gewefen zu fein, da die oberen Conturen bis auf 7 Cm. erhaben find. Auch erkennt man in diefem Fragmente, dafs der Körper des Fifches mehr aufwärts fland. Die Statuette, aus griechifchem Marmor, flellt eine männliche Figur mit der Toga bekleidet vor, ift 35 Cm. hoch, es fehlen jedoch der Kopf und die Füfse.

5. Von Seite des hiftorifchen Vereines in Klagen- fürt kam der Central Commiffion Nachricht zu von einigen intereffanten Funden, die dort in neuerer Zeit gemacht wurden. Darunter sehört eine reich ornnmen-

\ollkommen gleich und findet fich darin ein fechs- theiliges Ornament, nur in einem FcUle ift ein l'Vüch- tenkorb dargcftellt. Die Blatte ift theilweife mit einem glatten Rande verfehen, wahrfcheinlich die Auflage- ftelle derfelben. Man kann mit einiger Berechtigung annehmen, dafs damit ein fechseckiger Raum iiber- dcckt gewefen fein mag Die l'latte ift vorzüglich erhalten, der Stein dürfte aus dem nahen Steinbruche, ,,1 leidentcmiiel" genannt, ftammen

I Klagenfuri.

tirte l'latte (Fig 3), die in der fudlichen Kirchenmauer zu Treffen eingemauert und theilweife auch mit Mörtel überwerfen ift. Die Platte ift abgebrochen, das kleinere Stück fehlt, und dürfte das Ganze urfprünglich die Form eines regelmäfsigen Sechseckes gehabt haben. Die einzelnen fcchseckigen Caffetten fnui unter fich

Fig. 5. (KIngenfurt.)

Zunächft diefer l'latte fand fich das Bruchftück eines Reliefs eingemauert, vorftellcnd eine nackte weibliche Figur, gut erhalten und aus dem gleichen Steinmatcriale (Fig. 4).

Der römifche Infchriftftein, der, zu Fcißritr: an der Gail befindlich, in den Mittheilungen VI, pag. VIII er- wiihnt ift, wurde vom hiftorifchen Vereine in Kärnten für feine Sammlungen erworben.

6. Die heutige Pfarrkirche zu Grado, bis 1450 Patriarchal-Kirche, wird hinfichtlich ihrer Gründung auf den crften dort refidirenden Patriarchen Helias zurückgeführt; doch widerfprechen fich die Nach- richten, ob Helias die Kirche neu erbaute oder eine fchon beftandene vergröfserte und reftau- rirte. Im Laufe der Zeiten machte fie jedoch gewaltige Veränderungen durch. Unter Patriarch Fortunatus, im Anfange des 9. Jahrhunderts, fcheint fie verfchönert worden zu fein, des- gleichen in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhun- derts unter dem Patriarchen Vitalis. Fs wird erzählt, dafs damals die Reliquien mit neuen Gefäfsen und Infchriften ausgeftattet wurden.

In ihrem gegenwartigen Beftande ift fie eine dreifchiffige Bafilica ohne Ouerfchiff, mit einer Vorhalle und einer halbrunilgefchloffe- ncn Apfis. Die Säulen felbft, an jeder Seite zehn, find weit älter als die Kirche und anderen Gebiiuden entnommen; die meiften ftammen aus der Zeit des Verfalles der rumifchen Architeclur, nur wenige zeigen den chriftlich- ravennatifchen Typus. Die Arcaden gegen die Seitenfchiffe find rundbogig, die I'cnfter ge- hören der neueren Zeit an. Von hohem Intereffe ift derMofaik-Boden, mit dem die ganze Kirche ausgeziert ift, wenngleich derfelbe in der Hauptfache ziemlich mh ift. Intereffant ift, dafs fich in den Mofaiken, die nur aus den drei Farben: roth, wcifs und fchwarz componirt find, Infchriften befintlen, ilic auf die Widmung durch einzelne Perfonen

XLVII

B(jzuj4 haben. ^Ms ucrtlnullc Ucbcrrcllc alter Zeit befitzt die Kirche einen l'atriarclicn-Sitz und die Kanzel. Krflcrer, mit einem fteinernen 15aldachin, befiiulet fich in (.1er iXpfi.s, und zwar in der Mitte der einfachen auf drei Sitzen ruhenden Sitzbanl< des Clerus. Der Cam- panile H\ an der Südfeite der Kirche und theilvveife in tue Vorhalle hinein^ebaut , aber von keiner He- deutuni;". Zunachlt der Kirche an der Nordfeite ein Haptillerimn achteckit;;er Grundform, doch von <^erin;j;cr Wichtii^keit. '

Gegenwärtig handelt es fieh um die Hefeitigiuig bedeutender Schaden an diefer Kirche; namentlich ill der Dachlhihl zu rellauriren und der Mortelanwurf im Innern zu erneuen. Da.s UnterriclU.s-Minillerium hatte derCentral-Commiffion dasRertaurirungs-l'roje6l vorgelegt und die Central-Commiffion hatte fich mit demfclben einverftandcn erklart, jedoch damit den Wunfeh verbuntlen, dafs dabei immer die alten ]5au- theile beriicklichtigt werden, und dafs die 15efeitiguiig des Verputzes im Innern mit möglichflcr Vorficht gcfchchc, um allfallige unter dem Putze liegende Malereien nicht zu zerlTiüren.

7- 1511.

In der Grab-Capelle zu Willwring ill;, in die Wand eingelaffen, ein GrabRein von rothem Marmor, 7' 10" hocli, 3' 7'' breit, am oberen Theile mit einer Minuskel- Infchrift in 5 Zeilen verfehen, die folgenderniafsen lautet:

I lyc ligt begraben der Edl und vell; Seballian Kirchperger der geftorben ill am eritag vo unfer lieben frawen tag Ihrer fchiedung anno domini M- CCCCC und im XI Jar.

Darunter im vertieften Felde die geharnifchte

pag. 16 (Anhang) führten die Kirehberger in Roth zwei kreuzvveis gelegte goldene Streitkolben. (Fig. 5.)

Gellalt des Ritters,

der Rechten das Panier, die

Linke am Schwertgriffe. Der Helm mit aufgefchlage- nem Vifier läfst das Antlitz frei. Er umfchliefst den ganzen Kopf, ill mit einer Feder befleckt, und unter dem Kinineff eingezogen. Die Halsreifen find gefcho- ben, die Achfeln mit einwärts gebogenen Stauchen gefchützt, das Oberarmzeug mit drei Gefchieben ver- fehen, die Mäufel fpitz, die Henzen gefingert. Die Bruft aus einem einzigen Stücke getrieben und hat einen Grat, an der rechten Seite der Rüflhaken zum Auflegen der Lanze, und in der Mitte, oben, eine eiferne Klammer zur Befeftigung der Wechfelftücke. Die Bauchreifen und Tafchen find gefchoben, die Unterdichlige glatt, zwifchen denfelben die Schaam- kapfel von Kettengeflecht. Die Kniebuckel gerundet, mit einem Grate verfehen, die Beinröhren glatt, die gefchobenen kolbigen Schuhe zeigen kurze Sporen. An dem Leibriemen Heckt rechts die Mifericordia, nur im Griffe fichtbar, an der linken das breite Schwert. Zur rechten Seite lieht eine Tartfche, gegen die Mitte gewandt, darin zwei übereinandergelegte Streitkolben. Auf dem en face gelleilten Stechhehn, über gezad- delten Decken, zwei Büffelshnrner nach aufsen mit fünf Streitkolben belleckt. Zur linken Seite des Ritters in einer Tartfche, eine Binde, die fich auf dem ge- fciiloffenen Fluge des Kleinods wiederholt. Nach Höh I,

hpr hqt bfauibcuiiit Öl\mii\irft Sclia(tuiiU\iulipcviii" LiiT iicftixbcn ilt aucritaii im inife luiifn lumu Liinvci' Wiiciimu] i^uuo Ooumn

' S .Mittelalterliche Kuiiftdenkm.-il. von Haidcs und Eitclberger.

des ofteireichjfcheii Kaifcrft.i.Us I.

Fig. 5. (Wilhering.)

Scbajiitril von Kircliberg befafs die .SchlolTer Seifenburg, Schmiding uml Viehofen und war mit Rofinavon Müffendorf zu Dobra vermalt. Nach Wcigl's Wappenbuch gehorten die Miffendorf dem öfterreichi feilen Adel an und fiihrten nach Tom. V., fol. 54, in

XLVIII

Grün eine goldene Binde, ' alfo ift das Wappen zur linken Seite unzweifelhaft das feiner Gattin.

Und/er.

8. Das in Fig. 6 abgebildete Monument befindet fich im Kreuzgange des Chorherren-Stiftes Kloihrncii- bürg. Ks war früher im Hoden eingefenkt und lieht nun gleich vielen anderen in die Wand des retlaurirten Kreuzganges eingelaffen. Es ill in rothem Marmor angefertigt, hat eine Höhe von 174 M. bei O 90 M. Breite. Die Umfchrift beginnt oben , bewegt fich zunnchll des Randes um den Stein und endet mit drei

;STtqcrrahurercta3

«Q

l"]p. 6. (Klofterneul)iiii; )

weiteren Zeilen innerhalb und im oberen Tlieile der Platte. Die Infchrift lautet:

Anno falut millefimo 1 quingentefimo decimo oclavo prima j die- januariiObiit.Venerabiiis- vir Dns Wolf- gangs Chlcth liic fepult cuj aia rcqefcat in -fanfta s. (?) pace.

l'riefter Wolf gang Chlcth war Caplan im Burger- fpitale zu Klofterncuburg. An denfelben erinnert das fchöne Stucco-Doppel-Kelief, das fich ebenfalls im Kreuzgange befindet. Wir fehen darauf Chriftus am Oelberge, dann eine Gruppe, beftehend aus dem heil. Leopold, Wolfgang und Bartholomäus. Vor dem Wolfgang eine kleine kniende Figur im Talar, mit Biret, dabei das Wappen. Am zu unterft des Reliefs der ganzen Breite nach angebrachten Spruchbande fleht: Hanc flrucSluram ordinavit vcnerabilis pater dns Wolfgangus klett altarium fanctorum barlholu mei et

' S. Berichte des Allerthums-Vcrcincs zu Wien, XVM. Bd., p.ig. 31.

kalherine hujus loci beneficiatus hie , lepultus cujus anima deo \'ifat 151S.

Der Altar diefer beiden Heiligen befand fich in der Bürgerfpital-Kirche. *

Noch erübrigt das Wai)pen, das am Relief dem amMonumentegleicht. Im Tartfchenfchilde das redende Wappen, eine Klettenpflanze eine Klette uml zwei Blatter am gemeinfamen Stiele auf einem Dreiberge ; der Schild liegt in einer Vertiefung, die aus einem rtylifirten Vierpaffe conrtruirt ift. (Fig. 6.)

9. Der alterthümliche Erker an tler fudlichen Front des Caroliiinins in Prag, ilcffen Inneres die Capclle der heil. Kosmas und Damian bildet, ilt, wie das „Prager Abendblatt" mittheilte, in der letzteren Zeit voUllandig renovirt worden, und wird das denfelben umgebende Gerulle demniichll: entfernt werden. Die Wiederher- llellimg diefes priichtigen gothifchen Baudenkmales, welchem nur noch die Erker -Capelle am Altftadter Rathhaufe und die Künigs-Ca])elle am Wnlfchen Hofe zu Kuttenberg zur Seite gellellt werden können, i(l in allen Theilen llylgemafs durchgefiihrt, und ficht man nun das vielfach verfchlungene Laubwerk und die Wappenfchilder, fowie die zierlichen Saulchen imd reich mit Maafswerk gefüllten Fenfler wieder in ihren rtylgemäfs edlen Formen, wie he aus der Hand des dem Namen nach leider unbekannten Baunieirters im Anfange der zweiten Hidfte des 14. Jahrhunderts her- vorgegangen find (Fig. 7s

10. Dombaumcifter Überbaurath Schinidt machte der Central-Commiülon die Miltheilung, dafs gelegent- lich der Reflaurirungs-Arbcitcn in Innern des Wiener Münfters, die derzeit auf den nordwefliichen Theil des Langhaufes, alfo inbegriffen desentfprechendcn Theiles der grofsen ürgelbühne ausgedehnt find, man auf ilie Original-Reliquie in eii'i^m der ehemals dort befind- lichen Altäre gekommen ift. Es ift eine Reliquie der heil. Margaretha, die in einem dunkelgrünen Glafe ver- fchloffen und mit der Authentica verlelien gewefen ifl. In der St. Stephanskirche befanden fich nämlich auf dem Orgel-Chore drei Altiire , davon einer der heil. Margaretha geweiht war unii wohin eine Stiftung der Familie L'rbetfch 1339 gemacht war •'

11. Zur Gc/chkhtc der Schur ff.

Die intereffanten Mittheilungen des Herrn k. k. Cuflos W. Boehcim über das wegen ihrer Beziehung zu Erzherzog Ferdinand von Tyrol und zu Schlofs Ambras fo merkwürdige Gefchlecht der Freiherren von Schurff, veranlaffen michzu nachllehendem kleinen Beitrag zudemfelben Gegenftande, dcffcn Inhalt, bisher noch nicht bekannt gemacht, befagtes Intereffe vom kuntlgefchichtlichen Standpunkte noch zu erhöhen ge- eignet fein dürfte.

Es handelt fich um ein nicht unbedeutendes Kunll- werk, welches einem Mitgliede der Familie feitens jenes Fürrten verehrt, fow ohl für die freundlichen Beziehungen der kaiferlichen l-"aniilie zu ihr als für die bekannte Kunrtliebe des Erzherzogs einen neuen 1-ielcg liefert.

- M. Fi/cktr's merkwürdige Schickfale dcb Stifics und der Sladi Kloftcr- ncuburg 1. 362.

' (S. Camtfinai RcgiftcT zu St. Stephanskirchc. v. J. 1874, S. Reg. 7. 34. 353. 430. 452 u. 436.) Dicfcr Alt.TT wird urkundlich als auf der Porkirchc (Empore 1 gelegen bezeichnet.

XLIX

Die Nachrichten, welclie ich von dicfcr Saciie zu geben in der Lage bin, gründen fich indefs leider nicht auf Autopfie des Werkes, welches langfl in unbekannten Hefitz verfchwunden ilt, dennoch fcheint mir auch das Folgende, was ich auf Griuidlage verlafslicher Mitthei- lungen anzuführen vermag, werthvoll genug, um ver- öffentlicht zu werden.

Vor 25 Jahren tauchte in Tyrol, im Privatbefitze, eine metallene Uhr auf, ein fchon gebikletes, figural und ornamental verziertes Kunftwerk von vergoldeter Bronze. Der Aiifbau entfpricht den Compofitionen deutfchcn Rcnaiffancc-Styles von Augsburgifchcr Pro- venienz. Die Bafis bildet ein mit zierlichen Ornainenten in durchbrochener Arbeit bedeckter kupfielformiger .Aufbau, unten mit Profilen, KierRäben und Gefimfen belebt. Auf der Kuppe diefes Aufbaues fitzt in reitender Stellung ein nackter Atlant, der mit emporgeregten Armen das fcheibenförmige Zifferblatt triigt. Die V'orderfeite des letzteren enthalt die rumifchen Ziffern der zwolfftündigen Uhr, die Zeiger und drei Schliiffel- lücher, die Umrahmung bildet ein einfach profilirter Rand. Ohne weitere Vermittlung fitzt auf der Uhrfeite eine zweite kleinere Scheibe auf, deren Decoration wir fogleich befchreiben werden, und diefe trägt wieder einen Adler mit erhobenen Fittichen als äufserfle Abfchlufsbekrönung. Die Hohe des Ganzen beträgt 11' a Zoll, der Ständer hat 3' ■> Zoll, die gröfsere Scheibe 5 Zoll, die kleinere 2 Zoll und der Adler i Zoll, das Gewicht beläuft fich auf 4^, ■, Pfund, der Durchmeffer der Bafis auf 5 Zoll.

Die Rückfeite des Zifferblattes zeigt die gravirte Darflellung einer Landfchaft mit einem Schlofs im Hintergründe, andere Burgen krönen die Bergfpitzen und eine Mauer zieht fich nach vorn herunter, wofelbft die Enthauptung des Täufers vor fich geht. Weiter rückwärts ficht man im Freien das Gaflmal des Herodes mit den Garten, Herodias mit dem abgehauenen Haupte des Heiligen lammt Gefolge. Das Zifferblatt ift neueren Datums, das alte Uhrwerk im Innern fehlt, die obere Kapfei wLu-de, vielleicht bei der Einfetzung des neuen Mechanismus, befchadigt, endlich foll der Adler früher als eine Art Pendel beweglich gewefen fein.

Die Vorderfeite der oberen Kapfei zeigt eine alle- gorifche weibliche Figur mit einem Schwerte, etwa eine Juflitia, über die Decoration der Rückfeite bin ich nicht unterrichtet. Dagegen vermag ich den Te.xt der In- fchrift anzuführen, welche fich am Fufse befindet. Sie lautet nach der mir vorliegenden Abfchrift, für deren buchfläbliche Correftheit ich übrigens nicht einftehen kann :

Anno 1581 den crfien Tag Februar haben die fürftlich. Durchlauchtigkeit mein G. H. Erzherzog Ferdinand zu Oellerreich mir Karl Schurff zuSchenwerth Oberfter Erbland Jagermeifter der fürftlichen Graffchaft Tyrol derfelben Rat und Kammerer zu Amros diefe Uhr gnadiglichft gefchenkt, welche Uhr zu einer ewigen Ge- dachtnufs bei mir vnd meinen Erben unveränderlich bleiben foll.

Gefchichtliches läfst fich über tlen intereffanten Gegcnfiand wenig vorbringen. Die Uhr befand fich im Befitze des Bifchofes Carl Franz von Brixen, kam bei der nach feinem Tode ftattgehabten Verfieigerung an Private, wurde dann einer Wiener Kunftfammlung zum Kaufe angeboten und ift feitdeni verfchollen, wahr- VII. N. F.

fcheinlich befindet fich auch diefes fchonc Objcfl öfterreichifcher Kunfl im Auslände. Sein hiftorifches Intereffe für die Cjefchichte von Ambras und dcffen goldener Area ift: fo bedeutend, dafs der Verfaffer hie- mit die Bitte ausfpricht, die Lefer der „Mittheilungen" mochten vorkommenden Falls ihm Andeutungen über den gegenwärtigen Verbleib desfelben zukommen laffen.

Der in obiger Infchrift 1

bezeichnete Eigenthümer ift Karl Freiherr Schurff von Schönwerth, Mariaftcin und Niederbreitenbach, Pj-bjäger- meifter in Tyrol, Pfandin- haber der Hcrrfchaft Imft, Erzherzoglicher Rath, Käm- merer und Hauptmann zu Kufllein, vermählt zum erften- mal mit Regina, Ullrich ICifen- reich's zu Weitenbach und Regina von Paumgarten Tochter; zum andernmal mit Polixena vonChloffen. Diefer Karl ift der erfte P'reiherr des Namens Schurff. Das P2rbjägermeifteramt wurde ihm zu Innsbruck den 15. Sep- tember 1578 zu Lehen verlie- hen und fcheint dasfelbe damals erft wieder gefchaffen worden zu fein. '

12. Die Kirche zu Ober- Villach ift im Befitze eines intereffanten Gemäldes, das am Hoch-Altare aufgeftellt, in neuefter Zeit in Folge feiner grofsen Schadhaftigkeit einer eingehenden Reftaurirung unterzogen werden mufste; diefelbe ift nun unter der Künftlerhand des Vorftandes der Reftaurir-Schule im Bel- vedere Cuftos Sclicllein in hochüberrafchender , völlig gelungener Weife zu Ende ge- führt und gelangt das werth- volle Gemälde wieder zur Zierde der gedachten Kirche an feine frühere Stelle. Der Schreiber diefer Notiz hätte es zwar lieber gefehen, wenn diefes herrliche Gemälde in

(Prag.)

einem mehr befuchtcn Orte als Ober- Villach ift feinen Aufftellungsplatz gefunden hätte, wie z. B. im Mufeum zu Klagenfurt. Das Bild ift ein Werk Schoreel's und trägt die Be- zeichnung: Joannes Scoreel hollandin. pi6lor fecit, auf der Rückfeite fteht anno dni. 1520, XV" vnd jn XX jar. Darunter zwei Wappen in Farben davon das zur linken Seite das der Lang von Wellenburg.

' Eine im Aufbau ahnliclic, .Tuch mit derfelben Atlantentigur gezierte Uhr befindet lieh feit altefter Zeit in der .\mbrafcr Sammlung, jetzt k. k. Schatz- kammer; PrimifTer, die k. k. Anibrafer Sammlung, pag. 202, befchreibt fic als V'erehrung des Abtes Johann von Weingarten an Erzherzog Ferdinand 1573.

Es ift eine eigcnthiiinliclie Darftelliiiiij, die uns der Künl^ler in dicfem Gemälde vorführt. Wir fehen in der Mitte eine jüngere Frau liehen, in der Traclit dos beginnenden l6. Jahrhunderts, die ein nacktes Kind- lein tragt, das durch den feingearbeiteten Kreuz-Nim- bus alsCliriftkindlein bezeichnet wird. Dasfelbe wendet fich zu einer zunachll llehcnden alteren Frau, die ihm eine Traube reicht. Die Muttergottes umgeben viele Perfonen in lebhafter Gruppirung. Gegen rechts etwas rückwärts lieht der heilige Jofeph in italienifirendcr Tracht einen Lilienzweig lialtend, darauf der heil. Gcill als Taube, in der linken Hand eine Sage daneben noch zwei Männer; neben der heil. Anna ein älterer Mann und ein jüngeres Ehepaar, davon die Frau ein Knäblein am Arme trägt ; diefes letztere hält einen Kelch, den es fegnet ; ein gröfserer Knabe im Pilgerkieid mit Mufchcl und Stab ihm zur Seite. Diefe Gruppe fchliefst das l^ild links. Rechts fleht ein anderes Paar mit vier Kindern, zwei am Boden fitzend fpielen mit Winkelmafs und Säge, ein drittes Kind fleht dabei und hält einen keulenartigen Stock, das vierte Kinil liat kein charafle- rillifches Merkmal, ill: jedoch wefentlich anders kofi- bar gekleidet und trägt eine reich gezierte Schirmmütze. Sämmtliche Figuren find nicht nimbirt, die Frauen reich gekleidet, die meiften Manner tragen mit Pelz ver- brämte Kleider und Mützen. Die ungemein fein gear- beiteten Gefichter find unzweifelhaft Porträts.

In einem Manne wollte die Volksmeinung ein Porträt Luthers erkennen, was nicht wenig zur Zer- ftörung des Bildes und zwar aus Muthwillen beitrug. Es ill möglich, dafs in den Porträts die Donatoren vertreten find; übrigens aber dürften die Embleme des Kelches, des Pilgerftabes, der Säge u. f w. vom Maler nicht un- abfichtlich gewählt worden fein, fo dafs damit die Verwandtfchaft einiger Apoflel mit Chriftus dargeflellt werden follte. Es dürften damit alfo die Apoftel Johannes mit dem Kelche, Jacob der Aeltere als Pilger, Simon und Thaddäus mit Säge und Prügel, endlich Thomas mit dem Winkelmafs gemeint fein. Der Hinter- grund des Bildes flellt ein Dorf vor, in der Mitte ein gröfseres Haus mit Fresken an der Aufsenfeite und einem Wappen über dem Thore. Darüber ragt ein mächtiger Burgbau hervor. Diefes prachtvolle Gemälde, durch feinen eigenthümlichen Farbenreiz befonders anfprechend, ifl auflloizunterlage mitTempara-Farben gemalt und darüber mit Harzfarben vollendet.

Nicht diefelbe Meiflerhand zeigen die beiden Flügelbilder, vorflellend den heiligen Chrifloph, wie er das Jcfukind durch das Waffer trägt (im Hintergrunde eine Einfiedelei und eine Burg) und die heil. Apollonia mit Zange und Zahn. Der obere Abfchlufs beider Bilder ift mit einem in Gold ausgeführten reizenden Ornamente geziert. St. Chrilloph und Apollonia dürften die Patrone der Donatoren gewefen fein. Die Rück- feiten zeigen fehr roh componirte, wenn auch nicht fo ausgeführte Bilder. Die Geifslung Chrifti (Chriftus an eine Säule gebunden von Blut triefend und bei den Haaren gezogen) und die Krcuztragung mit Simon von Kyrene (ein Domherr, vielleicht der Maler) und die heil. Veronica. Auf einer Fahne der Söldner der Reichs- adler im gelben Felde. (S. Mitth. N. F. V. p. XI i

rj. Das am Fufse des unausgebautcn Thurmes von Si. Stephan in Wien befindliche Monument des

gekriuitcn l'oelen Protucius Celles f 1508 ift auf Koften des Wiener Alterlhums-Vcreines rcftaurirt worilcn.

14. DieDemolirung der Kathcrina-Capelle (Karner) in Pernigg wurde feitens der Statthalterci nicht gc- ftattet. da eineNothwendigkeit deren Abtragens nicht befteht und das Gebäude als kunftgcfchichtliches Denkmal gröfsere Beachtung verdient.

15. (Aeltere Siegel der Stiuit Bruiui.) Das altclle bekannte Siegel der Stadt Briiitn gehört in ilasi^. Jahr- hundert. Es ift rund, \on 2 Zoll 8 Linien Durchmcffer und fuhrt im mit Perllinien umfaumten Schriftrande folgende in Lapidaren gefchriebene Legende: f figil- Ivm ;■ ivdicis ; et i civivm i de brvna. Das Bildfeld zeigt die DarftcUuiig eines l-"eftungsbaues; ein hoher

Fig. 8. (Blüm-..)

Thorihurni in der Mitte mit niedrigem Pultdache, das den crenellirten Abfchlufs überdeckt ; das zweiflügelige Thor der rundbogigcn Pforte ift gefchloffen ; darüber ein Dreieckfchild mit dem bohmifchen Löwen Rechts und links fchliefst fich an dicfen Hauptbau eine crenel- lirte Ouadermauer an , die anfteigend mit je einem kleinen Rundthurnic abfcbliefst. Diefe Eckbauten find

Fig. 9. (Biünn.)

gezinnt und darüber mit einem niedrigen Dache ver- fehen. Trapp befpricht diefes Siegel in feinem Buche: Beiträge zum bürgerlichen Militärwefen Brunns auf S. 45 und bringt eine Abbildung nach einem Abdrucke v. J. 1266; Mclly erwähnt, dafs Smitiiier es an einer Urkunde v. j. 1231 fand. (Fig. 8.)

LI

Bald darauf '^iw^ eine bcdcutfamc Acndcnin^- in der Sicgcl-DarrtclhiiiL;- vor (Ich, wie V\'^. 9 dartluit. Schon 1315 erfcheint es verwendet. Trapp befpriclit dasfelbe ebenfalls und bringt eine Abbildung nach einem Abdrucke von 1351. Obwohl ebenfalls rund, ifl diefes Siegel bedeutend kleiner, i Zoll .S Linien im Durchmeffer erreichend. Im fchmalen Schriftrandc befindet fichdie in Lapidaren ausgeführte folgende Le- gende: t s.ivdicis"etMvratorvm-in*brvnna. Im ßild- fclde fchwebt, von Ranken umgeben, ein etwas ausge- bauchter Dreieckfchild, der dreimal horizontal in vier Felder getheilt ilt ; das 1. und 3. Feld ill blank und hervortretend, das 2. und 4. tiefer liegend gegittert.

Diefe Wappendarfteilung verblieb der Stadt Brunn, wie die Stempel des Secrct-Siegels und die jüngeren Uathsfiegel dartlnm. Auch in das von K. F'erdinand III. crtheilte verbefferte Stadtwappen wurde der dreimal gctheilte Schild als Bruftfchild des Adlers aufgenom- men (1646).

16. Mit Beziehung auf die im VI. Bande der Mit- theilungen neue F'olge p. CXXIX enthaltene Notiz 66 berichtete der Correspondent , Hauptmann Beck- Wiiiiiiann/fcttcr, dafs derfelbe feither den dafelbft befprochenen Grabftein feines 1560 verftorbeneii Ahn- herrn Sebaftian Widmannfletter aus der bisherigen Lagerftelle am Boden heben und in der Marien-Capelle der Pfarrkirche zu Niederranna nachft Spitz an der Donau in die Wand einfügen liefs.

17. Die gothifche Pfarrkirche in Waidliofen a. d. V. wird gegenwartig einer eingehenden forgfaltigen Reftaurirung unterzogen und ift mit deren Leitung Pro- feffor Hermann Ritter von Riewel betraut. Zuerft wurde der Chor in rtylgerechter Weife ausgebeffert, die drei F"enfter im Chorfchluffe wurden geöffnet und darin Glasgemälde aus der Innsbrucker Anftalt angebracht. Rippen und Gelimfe wurden ergänzt. Der bisherige Hoch-Altar, ein Werk des 17. Jahrhunderts, wurde ent- fernt, doch wird das Altarblatt von Kremfer-Schmidt eine geeignete anderweitige Verwendung finden. Der neue Altar, ein Schnitzwerk \'on Weftereicher, fleht an deffen Stelle. (Aus einem Berichte des k. k. Confer- vators Fries.)

18. Correfpondent Rosner berichtete, dafs im Markte Pcrfenbcug die fteinerne Ritterfigur von der dortigen Markt- (Roland-) Säule aus Muthwillen herab- geftürzt und gänzlich zerftört wurde.

19. Confervator Dudik berichtete, dafs er in neuefter Zeit mehrere wohlerhaltene Urnen auf dem grofsen Urnenfelde in Jrsic ausgegraben hat. Doch fcheinen die Gräber, die in beftimmter Entfernung von einander und Richtung liegen, daher leicht zu durchforfchen find, einem fehr armen Volksftamme anzugehören, weil man bisher in ihnen keinerlei Schmuckgegenflände fand und die Verzierung der Urnen ungemein einfach ifl. Kin zweites Urnenfeld befindet fich nächft der Kirche von Hradisko (zwifchen Kremfier und Kojctein), wofelbrt man im März 1880 befonders grofse Lernen fand. Ein drittes Urnenfeld, ebenfalls noch unaufgefchloffen, liegt bei Nezamyslits, auch hier fand man in neuefter Zeit Urnenrefte. Ein

mitten in den Feldern fich erhebender Hügel hat die Form der in Südrufsland vorkommenden Kurhane

20. In der oberöllerreichifchen Gemeinde Wcng wurde eine kupferne Keffelhandhabc (refte Kupfer- Ring, torques) gefunden.

21. Am 30. November 1880 wurde zwifchen Aujcrjd und Kiiruiika Jclcni näcliR der Staatseifen- bahn auf dem dortigen abgeholzten Bahngrunde ein metallener gewundener Ring nebll einigen fchuneren Urnen und Schalen gefunden, welche Gegenwände an das Mufeum in Prag abgegeben wurden.

22. Das auf Seite 16 dargeftellte Wappenbild befindet fich auf einem Haufe in der Stadt Retz ange- bracht. Das Wappen gehört dem Veit Hofmann an, der um 1577 lebte und den Wahlfpruch führte: „Gott mein Troft." Die Umrahmung diefes Wappenbildes ill in zierlicher Rcnaiffance ausgeführt. Ob diefe Tafel mit der Darftellung des Pelikan im Giebel und mit den beiden Genien, deren jeder einen Todtenkopf hält, nicht zunächft für einen Gedenkflein beftimmt war?

23. Notia über einen GoldfcJimied z'oin Jalire i^o^f.. Aus einem mit -Rapular" bezeichneten und im Kor- neuburger Stadtarchiv befindlichen Papier - Codex

Bl. I09a.

Item Die pildnufs Sannd Sebaftian die Maifter Leonhart der Goldfchmid gemacht hat. Wigt vüüj Marchh vnnd j Lott. Haben Im die Herren Richter vnd Rate von der Marckh Zuelon geben iij t. .^^ ' vnd ain j t. .^% Zue ainer Pefferung. auch feinem Sun j t a-^ Zu Trinckgellt A6lum an F^richtag vor Afumcionis Marie Anno etc. quarto.

Blaas.

24. UrkiDidlielie Beiträge zur Gefchiclite des ehe- vialigen grofsen filbernen Sarges für die Reliquie des heil. Leopold in Kloßerneuburg. (VII.)

1550. 26. Auguft.

Abfchrifft aines Senntbrieffs fo Herr Criftoff von Khueretz aus den Pergfietten mit überantwuertung aines Silbers an Maifter Herten Paungartner gen Olmütz gefchriben hat.

Mein willigen vnndt freunndlichen Diennft zuuor lieber Freundt Baungartner die Rom Khun. Mt vnfer aller genadigifter Herr hatt mier durch derfelben Niederoffterreichifchen Camer Rathn aufferlegtt dem- nach Euch auch ain Silberen Sarch zumachen verdingt welcher 200. March Silber haltn foU daran Euch auch -o. March, 9. Loth, 3 Ouintel, 3. Denar Silbers zue- gcftellt worden das ich demnach den Reft Nemblich, 129. March, 6. Loth, i denar Silber fuerderlichSchickhen vnndt von euch ain qwittung nemen foll hierauf hab ich zaiger des brieffs mit den Silbern zu Euch abgeferdiget vnd dieweil ich nit aigentlich wiffen khan ob auff wiener oder ander gewicht mit euch befchloffen darzue das ich khain ander wiener gewicht auch beyhendig. So fchickh ich euch'.hiemit 132 Marck, 3. Loth hellt die Marck/ein 14. Loth,. 3. Ointel, 3.Denarthuet vngerisch gewicht fein zu 15. Lothen 131. Marck 10. Loth, 3. Qintel, 3 phening Inhalt die Copej. So euch drieffs zaiger

* Talcnta denariorum d. i. Pfund Pfennige.

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Fraimtz Saley zueftellcn zu völliger IXhittunii iler 200 Marck abycn wuerde. So wollet mich berichtn als (Jan So will ich vleis haben das ich euch foliches auch zuefchickhen möge vnnd thue hiemit was Kuch lieb vnd diennfl: ift Datum Khrembnitz den 26. Tag Augulty jm 1550.

Crifloffvon Khuerritz.

Genadig vnnd gebiettundt Herren Maifter Mert liaungardner hatt niicr angezaigt wie Sich der brobft ziiClofter Neuburg bewilliget hat zway güldene Khreitz zu demSarch zu geben, ob man mit ime daraus handeln mochte.

Maifler Merte Paungardner hat Sich bewilligt ain Rechtte X'ifier dem Sarch gleich zumachen. Nach feiner leiing vndt grüfs auch hoch \ ndt gellallt wie es dan an ime felbs ift will auch Nach feinem guedtbedunckhen die Zier oder verkhlaidung vermelden was auch Euer Gnaden darin guedt bedunckhen vnd auch darneben anzaigen was vngeuerlich fuer gellt darauf! gen wucrde.

Es fein auch verhanden zway grolfe ])erl ob man es wollt auff des Sarchs tach an die ürtter zu ainer Zier machen laffen.

1551. 28. July.

Im 1551. Jar jn Wyenn den 28. Julj 2,-j. Ring zer- brochen gefchmclczt haben vor dem gyeffen gewogen 1. Marckh, 3. Lot, 2. cjuent, 3. denar, wegen nach dem gyeffen i. Marckh, 3. Lot, i. quent, i. denar, ift am gyeffen abganngen i. quent, 2. denar. Das ifl noch nit gefchmeiidig, zubeforgen Ee das zu feiner Notturfftigcn gcfchmedickhait gebracht werde abgen j oder ij quiii- tel Dauen ain wenig van dem gold zu ainer Prob

Ludwig Neyfarer Wardein.

Am 2^. Julj an die Niederoflerreichifch Camer,

ainen Zain gold probyert Helt die Marck fein gold

17. Krat, 4. Gram, VVigt der Zain i. Marckh, 3. lot,

quentel, thuet fein gold 13. Lot, 3. quentel. 2. denar.

Ludwig Neyfarer Wardein.

1551. 5. November.

Rom. auch zu Hunnger vnnd Behani et Ku. Mt. Camer Ratte in der Nieder Oflerreichifchen Camer.

Nach dem ich von Eur gnaden gen Olmutz abge- ferdigt worden bin an den Maifter Mertten Baungartner Goltfchmid dafelbs, zw befehen vnnd Erinnern die Ferdigung vnnd das werch S. Leopolltd Sarch fo hab ich befunnden. Nach der aufsv/eyffung der vifier ilie ich mit mier hinein gefuert. Das mier der Maifter alle gemachte arbait Ordentlich gelegt vnnd gezaigt hat damit ich E. Gna. an der Vifier khan ain Vnndericht geben vnnd zuverftenndigen was daran ferdig ift oder nit. Erftlich wigt alle arbait 71 marckh wienifch gewicht mer fein verhannden Sechs ferdige plech oben über die apoftl die wegen drey Marckh fcchs lott. Mer fein Verhannden Sechzehn ferdige plech volckhumendlich daraus die apoftl getriben werden Sambt dem Saluator vnnd Maria pillt auch Sannd Leopoltu vnnd feinem gcmahl, die Nun fchon in der arbait fein daran man treibt wegen 44. marckh daraus fein fchon fechs apoftl ferdig. Mer ift noch gewogen worden noch vngearbait

Silber 40. Marckh das die Sunia thuet des abgewegnen Silber benentllich ain hundert vnnd acht \nnd funff/.ig marckh fechs loth. So hat der Maifter ain Silber hie Empfangen zu Wienn von Eur. Gna. das goldig gewefen hat er zu Olmiitz laften fchaiden aus diefem Silber ift goUt gefchaiden worden 27. Loth ain quintl faind 136' , Ducaten den Ducaten geraitt zw Hundert \nnd fechs Khreitzer darfuer gibt der Paumgartner Silber zu 15 Loth halttunt 20.Marckht zehenLoth vndt fohatt er Noch Silber das im der goltfchaider zu Olmiitz von dem Silber fo er gefchaiden hat zueftellen wicrt fechs Marckh vnd zway Loth, das die ganntz Suma thuet fo Maifter Mertt Paungartner Silber beyhendig hatt benenndlich ain hunndert vnnd funnff vnd achzigmarckh vnnd zway Loth zu 15 Loth halttunnt. Damit ime aber die Zwayhunndert marckht gar erfüll \nd erfthdatt werde. So gen im Noch ab das ime zuegeftelt fol werden vierzehen marckh vnnd vierzehen Loth auch zu 15. Lothn haltt und alsdann So hat er fein volckhumene anzall Silber als die zwaihundet Marckht gar bei ainn- ander alfo haben Eur. Gna. von mir Gregorn Parhach ainen bericht. 158. Marck, 6. Loth abgewogen gemacht vndt vngemachtte arbait 6. Marck 2 Loth, So im der Goltfchaider noch iiberanntwuerten Soll 20. Marck 10 Loth, P'üer das Schaidgolt gcbuert fouil Silber zu 15 Loth halltunnt an die ftatt zu legen. Suma 185. Marck 2 Loth, Souil hat Mert Paugartner Silber, Reft noch 14, Marck 14. Loth, foll im noch zuegeftellt werden, Suma 200. Marck.

Gregoricn Parhachs bericht an die Nieder Öfter, reichifche Camerden Sarch Sannd Leopoltu Hetieffund 5. November 1551.

Camcfina.

(Fortfetzung folgt.)

25. Heinrich Käbdcbo, der Herausgeber der allge- meinen Kunftchronik ift am 20. Janner 1881 Nachts nach längerem Leiden in feinem dreifsigften Jahre geftorben, ein ebenfo ftrebfamer als flcifsiger Eorfcher auf dem Gebiete der öfterreichifchen Kunftgefchichte, aus deffen Paeder fo manch werthvoller Artikel unferes Organes ftammt. 1876 gab er eine fehr forgfaltig zufammengeftellte Bibliographie der beiden Türken- belagerungen Wiens und in neuefter Zeit eine grufsere Arbeit über Math. Donner heraus. Durch von hohem Orte ihm freigebigft gewidirte Subvention wurde er in die Lage gefetzt, ein Uingft als Bediirfnifs erkann- tes umfalfendes Werk, ein öllerreichifches Künftler- Lexicon, vorzubereiten und delTen crftes Heft zu publiciren.

26. Der von der Central -Commiffion mit der Revifion des Laibacher Landes-Archi\s betraute Herr Peter Skobiclski fand dafelbft ein Schreiben Rudolph IV. an den Rath und Richter von Trieft dto 19. November 1359 auf Pergament, das alsInnenEinband beim Deckel eines Urbars des Klofters Bifchoflack verwendet war. Dasfelbe wurde losgelegt und tlergedachten Sammlung einverleibt.

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Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.

Von Ol Karl Liiiä.

VII.

(Mil 9 Tcxt-Üluftr.uioiicn.)

riankiiclic St. Marlin bei Vi/liuh mit wciii- ijcn gotliifchcn Rcllcii. Am Seiten - Altar im linken (Jiierfcliiffe IJrLichlliicke eines gothifclien Schnitz-Altars, vorflcllcnd: Maria Schutz, dabei unten Anna, Maria und Jefiis, ein zum obigen nicht Ljehnrii^es, kleines fchones, [)olyclironiirtes Schnitzwerk. Aul einem anderen Seiten-Altare ein gutes Gemiddc aus dem i8. Jahrhundert, Maria-Himmeifaiirt vorftellend. Am Friedhofe rechts neben der Kirche ein dem h. Michael geweihter Karner, begehend aus Quadrat und drei- feitigem Schluüe ohne Streben, einfaches Netzge- wölbe, zweitheilige P'enfter mit hübfchem Maafswerke, ein fpat-gothifcher Bau. Die Filial- Kirche zu .SV. Jolianit, auf einem Hügel gelegen, ein einfchiffiger Kau mit flacher Decke und funffcitigem Churlein. Die Kenller mit einfachem Maafswerk und Kellen von Glasgemal- den aus dem 15. Jahrhundert; der Thurm neu, doch in derurfprünglichenForm. In der gothifchen Filial-Kirche zu St. Georgen (geweiht 1488) ein gothifcher einfacher Kelch. An der Pfarrkirche in Deiitfeh-Bleiberg hat fich das l'resbyterium noch als einfacher gothifcher Bau mit fpitzbogigen Fenllern und Reflen von Strebe- pfeilern erhalten, die Gewölbe neu. An den Seiten- Altaren Bilder: der gegeifselte Heiland von Fmil Muhlbacher und die Verkündigung von Jof Aug. Miihl- bacher. Die Pfarrkirche zu St. Heinrich im Gereiith im Chor und zum Theile im Langhaus einfach gothifch (Jahreszahl 1505 und 1509). Eine Glocke von 1506, ein Kelch von 1509.

Die Pfarrkirche zu St. Stephan bei Finkenßein ift ein einfacher gothifcher Bau aus clem Jahre 1477, fie wurde durch Meiller Jerg, den Steinmetz aus Klagenfurt erbaut, in neuerer Zeit aber arg reÜaurirt. An der I'i iedhofmauer zwei intereffante fpat-gothifche Hoch-Reliefs, vorftellend dasMartyriumdes h. Stephan in vier Bildern und den englifchen Grufs in zwei und den h. Michael in einem Bilde, mit fchwerem Giebel- auffatze fammt Pialen und Kreuzblumen. In einer kleinen Capellc ein Flugel-Altarchen.

Treffen ill; eine alte Anfiedlung, die Kirche wird fchon 878 genannt. Die heutige Kirche ill ein urfprung- lich gothifcher Bau, hat aber durch das lüdbeben 1690 arg gelitten, die Rellaurirung wurde ohne Rückficht auf den gothifchen Styl planlos durchgeführt. Das l'res- byterium hat eckigen Abfchlufs und Strebepfeiler, der Thurm über dem Presbyterium rundbogige Doppel- fenfler, eine Glocke von 1654, das Portal rundbogig, doch fpat- gothifch profilirt, ein Seiten-Portal mit Oeffnung in Kleeblattform. Die Kirche reich an Male- reien. Am Hoch-Altar: Chrifti Himmelfahrt (in einem prachtvollen Renaiffance-Rahmen) von P. Cuffeti. An der Epillel-Seite Maria X'erkündigung von demfelben Meifler. Das Kreuzigungsbild am linken Seiten-Altar

VU. N. F.

llammt aus dem Klofter Viktring. Ober dem fpitz- bogigen Triumphbogen ein fchones älteres üelgemalde. Die Plafonds der Kirche bemalt von Chrifl. Brand- llatter dem jüngeren (1837). -^'^ t'^-'" Wanden mehrere 15ilder, darunter tue l'"ufswafchung und Chrillus mit den Kindern, endlich ill eine Kreuzabnahme bemer- kenswerth.

Fig. 1. (Maria Gail.)

Grabmale: das der Edelen Frau Dorotea Bäde- kerin mit Wappen 1496, des „Ernell Martin Sackhl von trefn, gewefler pflegsverwalter auf Bodenprunn" 1 1573 und des Lienhart Sackl Verwalters zu Treffen 1496 (mit W^appen), des Edlen Georg Philipp Troi 1645 (mit Wappen), der Maria Conllantin Liesyaniggin (1735), etidlich der grofse Marmorgrabflein der graflichen I""amilieGrottenegg, als Rofina geb. Aichelburg, Maria Anna, Adam Seifried, Joh. Seifried von 1690, 1705, 171S, 1755. Zu erwähnen ill noch folgende Infchrift :

Anno a Chrilliano na

tali fesquimillefnno vigefi

mo fe.xto pridie Idus Maias

Deo Natureq cöceffit honät

vir Joannes Rosner Acheba

chie Trevenfis eccle facerdos

primang L

Renaiffance-Umrahmung, Portrat mit Collume. An der Kirchenmauer mehrere Römerfteine.

In der P'iliale der Pfarrkirche zu Afritz zu Wollatt befindet fich ein kleiner Flügel-Altar in noch

LIV

gutem Zuftandc. Alii.-cii als Gemälde die \'^erkiin- digung, innen die Geburt-Chrilli, ein Schnitzwerk.

Die Pfarrkirche Maria an der Giil gehurt zu den wichtigen Bauwerken Kärntens. Sie ift ein einfacher Bau ihren inneren und aufseren VerhältnilTen nach, der im kleinften Theile romanisch, dann im gothifchen Style erneuert und zur Zeit der fpatellcn Gotliik rellaurirt wurde. Der Chor belleht aus einem oblongen Joch mit drei feitigem SchlulTe, ein flernför- miges Gewölbe bildet die Decke. Die Kippen laufen auf Wanddicn- rten ohne Confolen an , denen

aufsen dreimal abgefchrägte Strebepfeiler entfprechen. Der Unterbau des Thurmes ifl dem Presbyterium als quadratifche Halle vorgebaut, daran fich das Langhaus fchliefst, ein einfchiffiger Kaum mit zierlichem Stern- gewolbe, drei Joche bildend und Wanddienfte als Rippenauflager. Chor 24' 9" lang, 21' 9" breit, 23' hoch. Halle 14' 3" lang, 15' 4" breit, 20' 6" hoch, Schiff 56' 9" lang, 34' 6" breit und 28' hoch. An der Nord-

feite ein Capellen - Anbau aus dem Ausgange der Gothik, gegenüber die aus drei Quadraten gebildete Sacrillei. Vor dem welllichcn Haupt-Portale eine Vorhalle, deren N^erlängerung im erftcn Stockwerke zum Mufik-Chor dient. Ein einfaches Kreuzgewölbe überdeckt die Halle, im Schlufsfteine das Lamm, vier Kippenauflager: Gnom, nackte I'^igur, Mönch, nackte Figur. Der .Mufik-Chor tritt bis in die Hälfte des erften Schiffjoches vor und ruhet diefer Vorbau auf zwei Säulen mit gewundener Canellirung, deren Unterlage je ein liegender Löwe bildet I"ig. i. Die Löwen find aus röthlichem marmorahnlicliem Kalk- rteine angefertigt , deutlich ifl; das Auffetzen der urfprünglich nicht dazu gehörigen Säule fichtbar. Die Löwen dürften von einem romanifchen Portal llammen. Das Haupt- und das Seiten-Portal, darüber eine Madonnen-Statue, fpitzbogig und gut profilirt. In den pitzbogigen Fenrtern des Presbyteriums Rertc guten Maafswerks. Die Thurmhalle dürfte noch der romani- fchen Stylperiode angehören. Der Aufbau des maffi- gen Thurmes, mit feinen grofsen Spitzbogen-Schall- fenflern, und dem achtflächigen Spitzdache gehört, wie der ganze übrige Kirchenbau, der Gothik an (beiläufig Anfang des 15. Jahrhunderts). Einige Sculpturrefle der romanifchen Kirche wurden in pietätvoller Weife an der Aufsenfeite der Kirche eingemauert, vorflellend St. Georg mit dem Drachen, einen Löwen, eine Jung- frau, die einem Ungethüme geopfert werden foll, zwei Engel des Weltgerichtes, zwei Masken.

Als beibndere Zierde der Kirche ill zu erwähnen ein reich gefchnitzter Flügel-Altar mit trefflich behan- delter architektönifcher Umrahmung. Auf der Predelle die Familie Mariens in Relief. Im Schreine die Krö- nung Mariens, jetzt am Hoch-Altare (Vollfiguren). Auf den F'lügeln innen: Geburt Chrifti und Pfingflfert, die drei Könige und Tod Mariens in Hoch-Kelief. Ueber dem Schreine Chriftus am Kreuze, Maria und Johannes. Auf der Aufsenfeite der Flügel ift Anna und Maria und die Auferftehung des Heilands gemalt, (Mitte des 15. Jahrhundertsi, bemerkenswerth ill ein fchönes Figürchen: Maria Schutz. Am Mufik-Chore zwei Figu- ren aus Holz gefchnitzt, St. Florian und St. Georg, charakteriftifche Arbeiten des 16. Jahrhunderts. Die Chor-Brürtung ilt mittelft einer niederen mitlMaafswerk zierlich durchbrochenen Wand erhöht. Zu erwähnen ill noch der dem 17. Jahrhundert (?) angehörende Taufltein und der zweigefchofsige Karner gegenüber der Kirche.

Für die Gefchichte diefer Kirche iff eine Infchrift wichtig, die fich links im Presbyterium befindet; -Im 1580 ifl diefes Gottshaufs fanimt dem Thurm nieder- gangen und eingefallen durch die Edlen und geftrengen Herrn Ludwig und Anthan von Grotta zu Grottenegg und Finkenftein und Gebrüder als Vogt und Lehens- herrn Gott dem Herrn zu fchuldigen Ehr widerumb erhebt und gepaudt worden im 1606 Jar."

Diefe Familie hatte dort ein Begräbnifs und nennt ein Leichenllein Ludwig 1. b. v. Grotta 1677, Sigmund Gottfried 1630, Franz Gottfried 1638, l-^life feine F'rau 1612.

Die Pfarrkirche zu St. Ruprecht am Moos ill den Umfangsmauern nach ein romanifches Gebäude, der Thurm bildet mit feiner unteren Halle das Presby- terium, deffen Wandpfeiler mit halbrunder Vorlage ohne Capital. Die Gewölbe im -Schiffe (zweijochig)

LV

rpat-gothifclies Netzwerk, der Triumpliho;4en f|)it7.- bogig, im 'riuirm romaiiifclie Doppclfenllcr, kleine San6luariiim-Nifclie mit Gilter.

Zu Anwldßcin befinden ficli zwei Kireheii, die am Berge, die Stiftskirche der alten aufgelnften Hene- difliner Abtei, und die kleine Kirche im ( )rte.

I'ig- 3 (f^iefcha.;

Das Benedi(5liner-Stift wurde durch den Bamberger Bifchof Otto aus dem Haufe Andechs um 1107 gefliftet und von Mönchen aus dem Michaels-Klofter bei Bam- berg bezogen. Einem dem Benedi6liner-Orden befte- henden Gebrauche gemäfs, erhob fich diefe Ordens- anfiedlung auf einem ziemlich hohen felfigen Berge rechter Seite des Gail-Thales. Das Klofter hatte häufig mit widrigem Schickfal zu kämpfen, die liinfalle der Venetianer und Türken, der BauernaufÜand um 1659 fchädigten deffen Eigenthum; 1783 traf es das unver- diente Los der Aufliebung bei einem Vermögenswerthe von 91.080 fl. Die Stiftskirche, der man nur zu deutlich, anficht, dafs Armuth eingekehrt und die forgfame Hand des Ordenspriefters fehlt, hat eine eigenthümüche Anlage. In Folge des Anfteigens des Felfen-Plateaus liegt das Presbyterium diefes übrigens kleinen Gebäu- des bedeutend höher (10 Stufen), als das Schiff; in Folge deffen unter dem erfteren eine Krypta mit dem Eingang in der Mitte der Chorftiege befleht. Die Kirche hatte viel Umgeftaltungen durchzumachen, nur das Presbyterium ift fpät-gothifch mit reichem Netz- gewölbe, die drei Fenfter im Schluffe fpitzbogig ohne Maafswerk. Eine kleine San6luariums-Nifche mit Git- ter. Das Schiff befteht aus einem oblongen Räume mit Netzrippen-Ueberwölbung. Impofant ift: der nie- drige mächtige Thurm, der dem Schiffe vorgebaut ift, er gehört ficher der romanifchen Zeit an. Eine Glocke mit der Infchrift: Benedictus etc. 1475, eine zweite: o rex gloriae etc. 1477.

An den Wänden vier vveifs-marmornc Grabfteinc von Aebten mit Figuren, aus dem 16. Jahrhundert. In der Sacriflei Ornate aus der Klollerzeit und eine fehr intereffante geftickte Mitra (14. Jahrhundert). '

' Jct/t Kigt-nthuin lies k. k. oftcrr. Miifiüim^ in Wien.

Das .Stiftsgcbiiude bis auf den Rand des Felfens hinausgebaut umgibt die Kirche, die in dem engen Kloiler-llofe freilleht. Im Gebäude, namentlich in den (längen noch viele gothifche Anklänge. Vor dem Ein- gange in das Stift zwei grofse romanifche (.') Löwen aLis weifsem Marmor, der eine fitzend, der andere fchadhafte auf einem Lamm flehend.

An der Vorderfeite der Kloflerkirche zwei antike Bruftbilder auf ein und demfelben Steine ausgemeifelt, eingemauert, weifser Marmor mit Spuren \on Bemalung, darüber ein weiterer Romerftein mit einem Fifche. (?)*

Die Kirche im Orte, ein befcheidener Bau mit fpät-gothifchem Presbyterium fammt Netzge wölbe, Sanftuarium-Nifche mit Gitter. Am Seiten-Altar rechts zwei gute Bilder des 18. Jahrhunderts, vorflcllend je eine Gruppe von Heiligen. In der Filial-Kirche zu Scll- fchacli zwei Flügel-Altäre mit Reliefs, Schitzereien und Bildern (1517).

Die Stadtpfarrkirche zu St. Peter und Paul in Bleiburg ifl ein fpiit-gothifcher Bau von zweifchiffiger Anlage, nämlich ein 1 lauptfchiff und ein Seitenfchiff das links angefchloffen ill. Das Presbyterium ifl mit dem Hauptfchiffe gleich breit und hoch, und befleht aus vier Jochen und dem dreifeitigen Schluffe; das fpät-gothifche Netzgewölbe ift etwas gedrückt, daher die Rippen nicht kräftig genug das Princip des Empor- Urebens zum Ausdruck bringen. Die Rippen verlaufen fich ohne Capital- Vermittlung in den Wanddienften. Die Fenfter find fpitzbogig, doch ohne Maafswerk; rechts des Presbyteriums die Sacrilfei mit Vorbau und der Thurm. Das Langhaus befleht in beiden Schiffen aus je vier Jochen, die fich mit Ausnahme des Netz- gewölbes, das ein anderes Rippengeflecht zeigt, nicht von jenen des Schluffes unterfcheiden. Gegen das an der Nordfeite gelegene und gleich hohe Seitenfchiff, das etwas fchmäler ift, tragen drei achtfeitige Pfeiler die fpitzbogigen Arcaden-Wölbungen. Dem Seiten- fchiffe ilf ein Joch fammt dreifeitigem Abfchlufle ge- wilTermafsen als Neben-Chor angefchloffen und fleht auf diefer Seite, da eine Arcade fich gegen das Presbyterium hin öffnet, der Triumph- Bogenpfeiler frei. Die Fenfter des Lang- « 0 /^ > haufes fpitzbogig. Im letzten Joche des Schiffes fleht der in fechs kleine Joche getheilte und von dichtem Rippenwerk getragene fleinerne Orgel -Chor. Die kleinen Pfeiler haben theils die achtfei- tige theils die bündelige Grundform. Der Taufllein fpät-gothifch von acht- eckiger Geflalt. Das ganze Aeufserevon Grund aus modernifirt, vor derWeflfeite wurde eine offene Halle im gothifchen (?) Style angefügt. Der mächtige Thurm mit zopfigem Helme. An innerer Ein- richtung nichts Bemerkenswerthes.

Zur gedachten Pfarrkirche gehören acht I'llialen. Das Kirchlein zu Obcrloi- bach hat im Chore zufammengcfetztes Vv. gothifches Gewölbe, im Schiffe eine flache Decke, der viereckige Thurm an der Südfeite mit einem achtfeitigen Zeltdache. Die grofse Filial- Kirche zu lüncrsdorf mit fehr hohem und fchönem llreng gothifchen Chore (2 Joche und dreifeitiger

"^ S. Jahorn gg's Kärntens röm. Altcrthümer. i/"«;.

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Schlufs) Wanddienrte mit Kaffgefims und neuerem Schiffe. Der mit dem Chore gleich alte Thurm mit einem vierfeitiijen Zeltdache. Refte von Glasgemalden. Die Filiale in Schiltt-itdorf , ^die fogcnannte heil. Grab- kirche) aus dem Jahre 1773 rtammend, hat einen halb- kreisförmigen Altar-Raum und erweitert fich gegen das Langhaus durch Anbringung von halbkreisför- migen CapcUen-Ausbauten zu einer Art Querhaus. Die N'ierung mit einer l'endentif-Kuppel und fechs- feitiger Laterne. Die runden Ausbauten mit Viertel- kuppelung. Der weftliche Theil bildet in der erften Anlage drei Joche mit ungebrochener Tonne über- wölbt; dann zwei flankirende barokbedachte W'cll- thürme. V'or die ganze W'edfront legt fich eine ilrci jochige 16 M. lange Vorhalle, mit drei rundbogigcn Oeffnungen. Die Filiale in Unti-r-Loibaili , ein ein- fchiffiger, fpat-gothifcher Bau fammt Thurm mit \ier- feitigem Zeltdache an der Chor-Sudfcitc.

Die Pfarrkirchezu St. Michail, ein grofses Gebäude mit fchr hohen fpat - gothifchen Prcsb)'- tcrium und neucrem Langhaufc, (fie brannte nämlich 1684 gänz- lich ab, und blieben vom altem Baue nur die fehr hohen Umfaf fungsmauern des Chores flehen). An der Südfeite des Chores MCD(?), der Thurm an der Weft- front in feinen unteren Partien alt. Das heutige Netzgewölbe ill Fig. 5. (Liefch.-..) i,^ gtj-ie der Spät- Gothik au.s-

gefiihrt, wobei die zu flachen Gewölbekappen in die Spitz-Bogenfelder der hohen Fenfter eingreifen. In den Fenftern gutes Maafswerk, aufsen Strebepfeiler mit vier Abfatzen, fpät-gothifcher Taufftein. Die Filial- Kirche zu St. Martin in Waggendorf mit fpätgothi- fchem Schiffe (Netzgcwolbe) und ibeng gothifcheni Chor (Kreuzgewölbe mit 11 Schlufsfteinen), mittelgrofs von fchlanken Verhältniffen in den hohen Gewölben, Der Chor befleht aus einem Joche und dem dreifei- tigen Schlufle, das gleiclibrcite Langhaus aus vier Jochen. Die Chor-Fenlter mit llrcngem Maafswerk, die des Langhaufes mit charakteriflifch fpät-gothifchem. Die Gewölberippen im Chor ruhen auf Confolen, im Schifte auf Dreiviertelfaulchen mit ringf innigen Capi- tälen. An der Nordfeite über der Sacristei der vier- eckige Thurm mit aclitfeitigem modernifirten Spitz- dache. Die F'iliale zu Rinkolach mit einfach gothifchem Chore und flach caffetirter Ilolzdecke im Schiffe (an deffen Aufsenfeitc 1549). Der Thurm an der Chor- Südfeite mit achtfeitiger Spitze. Die Filial-Kirche zu St. Nicolaus in //ö/befitzt ebenfalls noch einen fpät- gothifchen Chor und einen gleichalten Thurm an der Chor-Nordfeite.

Die Pfarrkirche zu Rinkenberg befleht aus einem zweijochigen fpät-gothifchen Langhaufe mit Stern- gewölbe, aufsen Strebepfeilern und einem älteren Presbyterium, mit dem erfleren gleich breit, aber bedeutend niedriger. Die Kippen der Kreuzgewnibc im Chor find fehr kräftig und fitzen im unterften Hohen-Viertel der Wände auf Confolen auf Im Schifi"e vereinigen fich die Rippen in halbrunden DienlUn an flark vortretenden Lefenen. Der Spät-Gothik gehurt auch der Orgel-Chor an mit feiner zur Hälfte vollen,

zur Hälfte in Maafswerk - Figuren durchbrochenen Brülliuig. In der Unterwölbung dichtes Netzwerk, Spindellliegc mit dreifeitiger Umfaffungsmautr. Der Thurm an der Chor-NordiVite hat alterthümliches Aus- feilen mit fpitzbogigen Schalllochern. Die Glocken datiren von 1470, 1669, 1781. Die Chor-Fenfler mit Maafswerk. An der äufseren Schiffwand Refte \on ubcrtimchten Malereien. Im Pfarrhofe ein gutes Kreu- zigungsbild vom Jahre 1675, gelüftet vom Pfarrer Florian Staudegger. In der Schwaberger F'ilial- Kirche zu Heiligi-iißadt eine Glocke aus 1518.

Die Pfarrkirche zu /Ve-T'rf// (Maria am See), nahezu die bedeutendlle Pfarre in Untcr-Kärnten, ift eine in raumlicher Bezielumg fehr wenig entfprechende Kirchcnanlage. Zweifchiffige Halle mit kleinem quadra- tifchen Chore, darüber der Thurm. Das Langhaus zerfdlt in Folge von zwei runden Trennungsfäulen in je drei Joche jedes Schiffes, darauf wie auch an den 1 laibfaulen der Seitenwände die Rippen des einfachen Sterngewölbes durch einfache Capitäle vermittelt anlaufen. In den Ecken blofs Confolen, über dem Triumphbogen ftofsen die Ri|)])en unvermittelt anein- ander. Der Wefleingang gothifch profiiirt. Die Ueber- wolbung des gerade gefchloffencn Presbyteriums neu; darüber der Thurm. Spät-gothifcher Taufrtein. Zu diefer Pfarrkirche gehören mehrere ]"'ilial-Kirchen, davon einige beaclitensw erthe Bauwerke find. Dahin gehört die St. Barbara- Kirche zu Sagrad. Sie belleht aus einem cinjochigen und dreifeitig gefchloffencn gothifchen Chore, als dem alterten Theile und dem neuen faft quadraten Schiffe, an das fich beiderfeits grofse die ganze Schiffstiefe einnehmende und wie der Chor conrtruirte Capellen anfchliefsen. Durch diefe Anordnung ift ein felbftändiges Ouerhaus von do- minirender Gröfse entftanden, welches den kleinen Chor wie ein Anhimgfel erfcheinen lafst. Der fpitz- bogige dreifeitig abgefchrägte Triumphbogen hat die Hohe des Chörleins, deffen Fenfter klein, fpitzbogig mit Kleeblattfchlufs. Das Hoch-Altarblatt datirt, die Kirchen-Patronin vorllellend, von 1668. Die Filial-Kirche zu PidUiii hat einen einfachen fchr kleinen gothifchen Chor und ein kleines Tluirmchen über dem Triumph- bogen. Aehnliche Conftru6lion in der Filial-Kirche zu Platt, nur fteht der Thurm mit feiner fi)itzbogigen Halle vor der VVeftfeite.

Weitaus intereffantcre Bauten find die beiden Kirchen zu Lifjcha, auch die Schwefler-Kirchen genannt. (F"ig. 2.) Der eine halbe Stunde füd- welllich von Prevali gelegene Ort Liefcha hat fich aufserdem, dafs er der Mittelpunkt von ausgedehnten Kohlenbergwerken ift, auch dadurch einen Ruf erworben , dafs er fich des »lerkii'ürdigen Befitses zweier alten hart aneinander Jlehenden gothi- fchen Kirchen sii erfreuen hat. Nach einer Sage nennt man fie y^die Sclrauflcrkirchen'-^ weil „fie ihr Dafein zweien wohlthatigen Schwellern von adeligem Gefchlechte zu verdanken haben." Urkunden fcheinen fich nicht erhalten zu haben, doch läfst fich bei beiden Anlagen wegen ihrer klaren und tlieihveife künflUrifch volloidcten

Kig. 6. (I.ic-fcha.)

LVII

Architektur auf die beffere gotbifche Periode fcbliefscn. Um fo mehr miifs man es bedauern, dafs der Erbauer weniger auf den äufsercii iMiubuck, auf eine in weitere l"\'rne wirkende Lage Hedaclit nahm. Man hat die Kirchen wohl auf eine ziemhcli bedeutende Anhohe, doch in den Hintergrund derfelben gelleilt und eine volle Ueberficht dem von der Südfeite ankommenden liefchauer entzogen. Diefelhen flehen nicht, wie man vorausfetzen follte, nebeneinander, fondern in nord- öftlicher Richtung hintereinander, von welcher Seite, doch nur aus der Nahe, die ausgebildetftcn Theile, die Chor-1'artien, überfchaut werden können.

Die gröfsere, »lit ciiifacli got/ii/c/icni Chore und flach gedecktem Schiffe, tlem heil. Wolfgang geweihte Kirche (Fig. 3) hat im erfteren das Verhaltnifs : Hreitc zur Tiefe 2:3 (8 M. : 12 M.), im letzteren betriigt die Rreite die einfache, die Limge die doppelte Chortiefe. Das fchwungvoll gothifche Chor-Gewölbe ift in einem Joch und dem mit 5 Seiten aus dem Achtecke gebil- deten Schluffe vertheilt. Die Rippen von gewöhnlichem Birnftab- Profil, laufen fchon oberhalb der Wand- faulchen-Capitale (Fig. 6) auf dasfelbe herab, welche Capitide etwa in der halben Raumliohe angebracht, aus wulftformigen Ringen beftehen und im halben Achteck aus der Wand treten. Der Schaft der Säulchen befleht aus einer 1 lalbfaule, der P'ufs hat oben einen mehrfeitigen Wulll, darunter einen Würfel, der mittelll zweier I-'afen oben achteckig \\\. Auffallend ift die gro/sc Starke des Triumphbogens (i'jö M.), welche Stärke nicht einmal die Umfafl'ungs-Mauern erreichen. (1-32—40 M.), die Mitte der Laibungen ift auf i M. glatt, die Kanten abgeftutzt und pro- filirt. Zwifchen zwei Plattchen eine Kehle. Vielleicht war ur- fprünglich beabfichtigt, an der Stelle des Triumphbogens die Weftfroiit auszufuhren (?).

Zur einheitlichen Vollen- dung des anfcheinend nicht viel fpjiter in Angriff genommenen SchiQ'szubaues mag es an Mitteln Fig. 7. (.St Ami.i.) gefehlt haben: eine Ueberwol- bung, welche nach den vorhandenen zur Aufnahme der Rippen beftimmten Wandpfeilcrn und aufsen bereits gemauerten Strebepfeilern thatfachlich geplant war, kam nicht mehr zu Stande. Die erfteren wurden in dreiviertel Raumhohe ftunipf abgebrochen und eine flach cajettirte Holzdecke um 2 M. hoher als das Chor- Gewölbe eingelegt. In den Cafetten- Feldern grofse fünfblatterige vergoldete Rofetten.

Die Feiißcroffnuugen des Chores betragen zwei Drittel der Raumhnhe. jene im Schiffe die Hälfte. In das überall vorkommende Maafswerk mifchen fich fchon die freieren Elemente der anbrechenden Spät- Gothik. Der hölzerne Orgel-Chor ift ganz neu (1863); früher bcftand keiner. Die Kanzel wollte man vielleicht in Stein ausl'uhren; der Unterbau wurde wirklich ge- mauert (ohne befondere I-^ormbildung), die achtfeitige Krüftung aber einfach aus Holz gemacht. Eine an der Epiftcl-Seite des Chores angebrachte Wandnifche (r50 M. breit und iM. hoch) mit profilirten Kanten kann

wohl nicht einen Priefterlltz darftellen, da der Sitz alsdann auffallend hoch wäre.

Sehr beachtenswerth ift das Vorhandenfein einer Unterkirche h'ig. 5, in welche man vom Schiffe aus auf zweien vor dem Triumphbogen fymmetrifch angeleg- ten Stiegenarmen gelangt. Da jedoch der h'ufsboden des Chores nicht wie bei der Eberndorfer Anlage um eine P'reitreppe über das Schiff erhoben erfcheint, fo mufsle dafiu" die Anzahl der Stufen in den erwidmten Stiegenarmen viel gröfser ausi'allen, d. h. die letzteren in das Schiff bedeutend vorgefchoben werden. Die Krypta nimmt den ganzen Raum unter dem Chore ein und ift durch Trennungs[)feiler in drei Schiffe ab- gethcilt. Dadurch ergeben fich aufser dem dreifeitigen Schluffe neun Joche, die mit fpitzbogigen Kreuz- genudben, doch ohne markirte Rippen, gedeckt find. (Uebcrdiefs ift ein idinliches felbftandiges Joch zwifclien den Stiegenarmen eingewolbt.)

Diefe Gewolbegrate laufen an die achtfeitig ge- formten Pfeilerfchäfte unmittelbar an, da Capitäl-Auf- fatze fehlen. Auch die Hafis hat die achteckige l'orm, aber mit über Eck gefteliten Seiten. An den Wänden intfprechende 1 lalbpfeiler. (Fig. 4) Nur die Grate im dreifeitigen Schkilfe iiiid rippenfurmig verftärkt, wobei die Streberippen der halben Seitenjoche auf niedliche Confolchen fich ftützen. Die vorkonmienden fünf Fenjlcr find klein, mit breiten Laibungen und flachen Stichbogen. Der kleine Altar hat einen ziemlich werth- voUen Auffatz aus rothem und weifsem Marmor, mit kräftigen Relief-Figuren des heil. Valentin in doppelter Darfteilung; eine Arbeit aus neuerer Zeit. Dagegen dürfte die Menfa dem urfprunglichen Altar angehören.

An der nördlichen Stirnfeite hat fich eine eigen- thiunliche Infchrift erhalten:

AR.D.VAL.CAD. P.LCCI. (?) Sonft zeigt die Krypta keine Eigenthümlichkeit; der Fufsboden ift nur mit Ziegelplatten gepflaftert.

Das die Kirche umgebende Terrain fteigt von Often gegen Weften derart an, dafs der Wefteingang in das Niveau des Orgel-Chor-Fufsbodens fällt; dagegen hat es am Chore foviel an Senkung gewonnen, dafs die Lichtöffnungen in die Krypta ungehindert im Sockel- mauerwerk ausgebrochen werden konnten. Das ange- wendete Bau-Material ift durchgehends grobkörniger Tufftein, deffen Struflur kein Mortelanwurf verhüllt.

Dafs die Errichtung eines gemauerten Glocken- thurmes unterblieb, könnte fo gedeutet werden, dafs man fich mit der Exiftenz eines folchen bei der Schwefterkirche begnügte. Der am Zwifchenfirfte angebrachte nette Dachreiter hat einen prismatifchen Unterbau und einen achtfeitigen fchlankcn Pyramiden- helm; diefe einfache Holz-Architektur fchmiegt fich harmonifch an die Schindelbedachung der Räume an.

In der Oberkirche kommen drei Altäre vor, der Hoch- Altar, grofs und barok mit der Statue des heil. Wolfgang und darüber im Schilde: „San6lo Wolfgango Episcopo löSo," der linke Seiten- Altar mit dem Bilde des heil. Ifidor „Sanflo Ifidoro Agricolae 1680,^^ der rechtsfeitige Barbara-Altar, der neuefte und im Styl der fchlechtefte. Von gröfserem Intereffe ift ein älterer bereits aufser Gebrauch gefetzter T'lUgel-Altar aus demlMide des 16. Jahrhunderts. Er befand fich angeb- lich früiier an der Stelle des Haupt- Altars und wurde

LVIU

unter den Orgel-Chor übertragen. Er beflelit aus einem 1-24 M. und 1-50 M. breiten hohen Mittelfchrein mit einer Tiefe von 0-l8 M. und aus zwei beweglichen Flügeln, mit welchen die Schreinnifche verfchloffen werden kann. In derfelbcn eine grofse gefchnitzte Holzfigur des heil. Woilgang, auf niedrigem Piedcllal fitzend, imMefsgewand und mit Infignien eines Bifchofs, ein Kirchenmodell und ein Beil mit der Linken am Schofse haltend. Als Hintergrund eine aufgemalte Nifche, die von Pilaftern getragen wird. Die ganze Ausführung ift ziemlich primitiv, die Farben iler l-"igur wahrfcheinlich aufgefrifcht, da namentlich das Geficht iibertrieben geröthet erfcheint. An dem flyllofen Kirchen-Modell befindet fich die Jalirtszalil i .^ .q .6. Die Innenfeiten der Flügel je in zwei Felder querge- theilt und diefe mit Malereien. Im erjteii Fehle: die Geburt mit Maria, Jofeph, daneben das Kindlcin in ein Tuch gehüllt; im Hintergrund ein Engel, die Hirten

0'30 .'lO: U!0\

Fig. S. (St. Anna.^

und die Thiere. Am unteren Rand die Worte: „Nati- vitas Jefu Chrifti." Ivi zzoeiten Felde: Anbetung der Weifen; „Trium Regum Oblatio." Im dritten Felde: die Befchneidung im Tempel: „Chriflus oftavo die circumciditur." Im vierten Felde: die Aufopferung im Tempel: „Chrifti Jefu"; die rechte Ecke diefes Feldes hat wiederholt die Jahreszahl 1596 und die Anfangsbuchftaben: H. G. Die Compofition ifl con- ventionell, die Farben ftark verblafst. Das Ganze ruht auf einem 0-70 M. hohen Poftament mit ein- wärtsgefchweiften Seiten: die Vorderfläche zeigt in kreisrunden I'eldern halbverwifchte Malereien, an- fcheinlich den Erzengel Michael in zweimaliger Dar- flellung. Alle Beflandtheile aus Holz ohne ornamen- tale Verbindungs- oder Umrahmungsglicderungen. Einige kleinere Votiv-Bilder aus dem Ende des 17. Jahr- hunderts : das eine enthalt die Infchrift: Ex voto 1.6.7.5. adepta fanitate brachij et pedis obtulit hanc tabulam. G. S. V. P. Der Donator kniet vor dem in Wolken erfcheinenden heil. Franciscus. Ein zweites ähnliches Bild aus dem Jahre 1668.

Die zweite in nordöfllicher Richtung circa 12 M. entfernt flehende Kirchenanlage der heil. Anna ge- weiht (Fig. 7) zeigt in der räumlichen Ausdehnung kleinere Ausmafse , in der Detail-Ausbildung aber mehr F"einheit und ftrengeren Styl. Wie die Wolf- gangs-Kirche hat auch St. Anna einen aus einem Joch und aus dem Polygon geftialteten Schluffe beftchen- den Chor mit einfaeh gottii/etier liimvolbung, in welcher fich aber in entfchiedenerer Weife der Spitzbogen- Charakter ausdrückt, als bei der erfteren Anlage. (Die Breite des Chores beträgt hier nur 3 Klafter 2 Schuhe, die Tiefe 14-6 Klafter.)"ln erfter Linie ifl der in fehr fchönem Verhaltniffe conftruirte 'J'riiimp/iliogen anzu- führen, deffen Laibungen i M. ftark und profilirt find. (Fig. 8.) Unmittelbar über feiner Spitze fchliefst fich die

flache Schiffsdecke an, die etwa um 3 M. niedriger gelegen erfcheint als der Scheitel des fpitzbogigen Chor-Gewölbes. Hier rteigen die Rippen von blofsen Confolen auf, die im Laufe der Zeit die Schärfe der I'orm eingebüfst haben. Es ill nämlich auch zum Baue diefer Kirche ein etwas bröckeliger Tufllein verwendet worden, und die Befchädigungen des Triumphbogens und an einzelnen Stellen des l-'eniler-Maafswerks find der böfen Eigenfchaft des Materials zuzufchreiben. Lk'berhaupt mufs conftatirt werden, dafs fich iler ganze Bauzujland des fchönen Presbyteriunis als ein recht bedenklicher darfteilt. Die Scheitellinie des Triumph- bogens zeigt einen fchlimm ausfehenden an 8 Cm. breiten Spalt, der fich durch die ganze Uebermauerung hin- zieht und abgezweigt in geringerer Weife an der nörd- lichen Gewolbedecke auftritt. Es dürfte die Behau])- tung, dafs an diefen Mauer- und Gewolbefprüngen der im Norden des Chores angebaute Thurm die Schuld trage, keine irrige fein. In der That ift eine Abweichung von der Verticalen an der Flucht der nordlichen Thurmmauer fichtbar: der Thurm neigt mit feinem Uebergewicht gegen Norden und zieht das anßofsende Chor-Geioölbe nach. Die füdliche Deckenhälfte ift bisher unbefchädigt geblieben.

Wie fchon angedeutet, ift das flachgedeckte Schiff der untergeordnetere Kirchentheil, in welchem fich keine Merkmale, die auf eine beabfichtigte Ueber- wölbung fchliefsen liefsen, vorfinden. Die Felderdecke aus Holz ift auf weifsgefarbtem Grunde mit gelben Rofetten bemalt und mit einer Jahreszahl verfehen (1689). Das ftrenger conftruirte Maafsiverk der Chor- Fenfter bei diefer Kirche als bei der Schwefterkirche ift ein weiterer Anhaltspunkt zur Annahme, dafs der Bau der Anlagen nicht in einer und derfelben Zeit in Angriff genommen wurde, vielmehr St. Anna einer früheren Bau-Periode angehört. Es ift fraglich, ob der Baubeginn ins 14. Jahrhundert reicht, doch kann der Ausbau der Chöre in die erfte, beziehungsweife die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts mit einiger Gewifsheit geftellt werden.

9. (St. Aiin.i.~l

An der l'.jjiftel-Seitc des Chores ift eine noch fehr gut erhaltene kleine ]Vandnifche mit Dreiblattfchlufs und profilirten Gewänden (Fig. 8) angebracht. Im ähn- lichen Verhaltniffe find die Spitzbogenfelder der Chor- Fenfterconftruirt. Die Evangelien -Seite und die mittlere

LIX

Schlufswand haben folche Ni/i/uit mit bloss quadra- tifclicr Umralumins^. Die Gcwolbekappcn des Chores find mit bcfliii^cUen l'",iH4elsk()i)fen und bunten Ranken- Ornamenten fehieclit l'CHiall. \\\ den drei Schildbc)i;en des Vorderjoches ebenfalls Wandmalereien: Maria Himmelfahrt, Verkiindiijunj; und Anbetunt^ der heil, drei KoniLie, alles neueren Datums und ohne Kunll- werth. l^ic Altäre liiul aus der Mitte des 17. Jahrhun- derts; derliocii-Altar mit der Statue der h y\nna /ö/^, am Retabulum des rechten Seiten-Altars: „Ad hono- rem Dei parae et Viri^inis S. Cata. et S. Gertrudis sub Adü. Rdo. M. Simone Freismantl hae tabulae ereiflae sunt i6>i^' . Der linke Seiten-Altar hat diefelbe Jahres- zahl, die Auffatze in befferer Renail'l'ance.

Von den vier Schiffsfciißern befitzt nur eins noch

Maafswerk, bei den Chor-l'^enflern geringe Refte von Glasgemälden, Rofetten in blau, gelb und roth. Der Nordthurm ill ziemlich hoch mit \ier Spitzgiebeln und achtfeitigem fchlanken Zeltdach.

Die Pfarrkirche zu Guttenjh'iii befteht aus einem zueifchiffigen gothifchen 1 lallenbau mit kleinem tjua- dratifchen Chor und Thurm darüber. Die Ueberwol- bung jinigcrcn Datums, ebenfo ilie SeitenCapellen. Die l'enller fpitzbogig, fchmal mit Maafswerkfchiurs. I'^s fcheint, dafs an diefem Gebäude nur die Um- faffungsmauern vom alten gothifchen ]?auc erhalten blieben. Hemerkenswerth ill ein Votiv-liild aus dem Jahre 1667 ((irablegung Chrifli). Die FriedhofCapelle befitzt ein fpät-gothifches dreifeitigcs Chorlein, das Schiff ilt aus neuerer Zeit.

Kleine archäologifche Erforfchungen aus Nieder- und Ober-

Oefterreich.

Vom J. Ncwalil.

JFFERMARKT. Ueber die intereffante Markt- kirclie winden bereits in den Mittheilungen, und zwar Band II, S. 306, von J. Bergmann und Hand XVIII, S. 86, von Dr. K. Fronner Berichte erllattet. Es möge gellattet fein, denfelben folgende Ergänzungen beizufügen.

Schon beim Betreten des Kirchenplatzes fallt ein an der Kirchenwand befeftigtes fehr tüchtiges Sculp- turwerk in die Augen. Es ift Chriflus am Kreuz, dar- initer Maria, aus einem einzigen .Stück lichten Marmor, 165 Cm. hoch und 50 Cm. breit, angefertiget. Unter diefer Darl\ellung, gleichfam als Confol, befindet fich ein Denkftein mit zwei Wappenfchildern, rechts Tliür- Iteini, links Kuefßein, darüber: „Gräflich Thürheim- bifche Kruften-', unten: „Anno Domini 1739." Neben den Wappenfchildern liegen zwei .Spruchbänder. Jenes rechts hat die Buchftaben : C W D H R R G V H VT-L-I-Ü-O-E- das linke: MP-MD-H-R-R-G- VTGG"V-K', welche in folgender Weife zu lefen fein dürften: „Chriltof Wilhelm des heil. röm. Reichs Graf und Herr von Thürheim, Landmarfchall in Oefl:er- reich ob der Enns", und „Maria F"rancisca Michaela des heil. röm. Reichs Gräfin von Thürheim geb. Gräfin von Kuefll^ain-.

Correfpondirend mitdieferfchönenSculpturgränzt im Innern der Kirche, u. zw. links unmittelbar neben dem füdlichen Seiteneingang, ein Eifengitter einen mit einem kleinen Altar ausgestatteten Raum ab. Mehrere an der Wand befcfligte Denkfteine laffen erkennen, dafs fich hier die Begräbnifsllätte der Grafen Thür- heim befindet. Der obere Theil des Gitters zeigt eine vortreffliche Schlofferarbcit, reich ornamcntirt, die fich den beflen ahnlichen Leitungen, welche aus der erllen 1 lalfte des vorigen Jahrhunderts ziemlich häufig ange- troffen werden, an die Seite fti^Uen lafst.

Laut den Rechnungen , welche fich erhalten haben, hat diefes Gitter der Stifter der Gruft, Chriftoph Wilhelm Graf Thürheim, durch den Schloffermeiller Martin Albreelit in Liir: anfertisen laffen. Diefem

wurde folgende Bezahlung gcleiflet: für 18 Centn, und 32 Pfund Eifen 102 fl. 40 kr. Arbeitslohn I20 fl. Fuhr- lohn von Linz nach Kefermarkt 4 fl. 38 kr. Anlfrich und Maler ' 26 fl. Zufammen 253 fi. 18 kr.

Im Fufsboden des Presbyteriums, zu welchem man vom Kirchenfchiff auf mehreren Stufen aufllcigt, liegt ein bisher wenig ausgetretener grofser Grabllein aus rothem Marmor. Er zeigt in tüchtiger Arbeit das behelmte Wappen der Zelking, darüber in fimf Zeilen in gothifchen Minuskeln die Infchrift:

Hye. liegt begraben Criftoff. Hern Wilhalbm. von.celkin faeligen Sun d'r geftorben . ift . nach . crifti . gepurd . M . c.c.c.c.l.x.x.x.x.i. jare . an fant fteffans. tag des . heilligen . pabft . den gott . gnad.

An der Wand der Evangelienfeite kommt, gleich- fam im Anfchluffe an diefen Grabllein, folgende Denk-

fchrift vor:

Chrilfophorus ]5aro de Zelking marmore claufus, Militiae ac generis Gloria magna fui, Aedibus in proprijs quas condidit, ipse quiescit, Spiritus ad fuperos regna beata tenet, Plura fuis voluit fic commendare diebus, Extinflus meritam concidit ante Diem,* Si quis in hoc faxo tanti legis advena nomen Non dedigneris dicere vive Deo. 1491.

Unter dem Mufik-Chor an der Nordfeite, foniit gegenüber der Gräflich Thürheim'fchen Gruft, befand fich einft die Gruft der Herren von Zelking. Ym\ grofser Grabftein, auf welchem ein Ritter in der der Mitte des 16. Jahrhunderts entfprechenden Rüllung darge- ftellt ilt, befindet fich in der Wand eingemauert. Zu den F'üfsen des Ritters fleht fein Helm, und das

' Im (liltcr kommen mehrere Wappcnfchilde vor, auf denen das Wappen der IJrafen Thürheim gemalt ift.

- Bei Ilohcneck HI. Bd. S. 8<S4 find die Zeilen 5 und 6 diefer Infrhrift wcggclafTen, aus welchem Grunde lie hier vollftändig mitgethcilt wird.

LX

Wappen der Zelking. Über dicfcm Grabllciii fehcn wir eine zweite Stcintafel angebracht, welche eine acht- zeilige Denkfchrift entlialt, die bei Iloluncck III. Bd., S. 866 genau abgedruckt ift. Eine dritte grofsc Stcin- tafel ift unter dem Ritter in die Wand eingelalTen. Sie zeigt drei Wappenfchilde u. zw. Traun, Sc/urffenluTg und Hardcgg, daneben die Infchriften: ^Frau Magda- lena geborne von Traun, die hatt 2 Sun 3 Tochter, Frau Martha geborne Scherfenberg hat 2 Sun 3 töch- ter, Frau Katharina geborne Gräfhn von Hardegg die hat I Sun i Tochter.-^ Nachdem die ober dem Grabftein angebrachte Denkfchrift tiarüber keine Aufklarung gibt, wer der dargertellte Ritter ift, fo geftatten die letzteren Infchriften den Schlufs, dafs diefes Herr Veit von Ztlking, ein Sohn des, wie oben mitgetheilt, am 2. Augurt 1491 \erftorbenen Chriftoph von Zelking fei, welcher {Holuncck III, S. S65) dreimal verheirathet war, und feine Gemahlinen die oben genannten drei Frauen waren.

Ich wende mich luiiimchr dem fehr intereffanten ftattlichen Flügel Altar zu. Dem was iibcr dcnfclben im II. Bande der Milthcikmgen, Seite 307 gefagt wird, kann ich nicht beiftimmen. Es geht wohl nicht an, dafs man derartige Kunftwerke ftets nur mit dein Heften vergleicht, was in diefer Art e.xiftirt, und fohin darüber abfallig urtheilt. Wenn an dem citirten Orte gefagt wird: „Gefchichtlich intcreffant ift der Altar zu Kcfermarkt befonders noch darum, dafs er wahr- fcheinlich durch den Eintritt des Keformationszcit- alters unvollendet geblieben," fo laffen fich aucli gegen diefe Annahme gewichtige Bedenken erheben. Zur Zeit als fich in Oeftcrreich der Proteftantismus foweil gekräftiget hatte, um den Katholicismus zu verdran- gen, baute man hier keine Flügel-Altarc mehr. Für das bei weitem höhere Alter des Kefermarkter Flügel- Altars fprechen andere Umftande. Mit dem Bau der Kirche wurde unter Chriftoph von Zelking im Jahre 1470 begonnen, ihre Confecrirung fand urkundlich nachweisbar im Jahre 1476 ftatt. Schon damals dürfte der Altar beftanden haben. Auf demfelben kommen über drei Fufs hohe Statuen der beiden Heiligen Georg und Florian vor. Die Köpfe beider Ritter fiiui mit breiten Schallcrn bedeckt, beide Rüftungen find ganz ahnlich den in der Ambrafer Sammlung auf- bewahrten Original Rüftungen Sigmund des Münz- reichen f 1496. Wenn nun erwogen wird, dafs die auf biblifchen Darftellungen aus den letzten Jahrzehnten des 15. und erften Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts vorkommenden Ritter und Krieger beinahe ohne Aus- nahme, erftere in den Rüftungen jener Zeit, letztere als Landsknechte abgebildet werden, und berückfich- tiget man zugleich die verfchiedenen auf dem Kefer- markter I-'lügel-Altar zu beobachtenden charakterifti- fchen Eigenthümlichkeiten, fo gelangt man zu dem Schluffe, dafs derfelbe zur Zeit der Kircheneinweihung, wenn auch nicht ganz vollendet, fichcr aber in feinen wichtigen Beftandtheilen bereits aufgeftellt war.

Auf dem linken Seiten-Altar befindet fich in einem Glasfchrank verwahrt ein kleines Holzfchnitzwerk, den heil. Michael vorftellend. Die ganze Darftellung ift mit der gröfsten Sorgfalt und Zartheit ausgeführt. Wenn in den Mittheilungen XVIII. Bd., S. 87 betont wird, ^dafs diefes Schnitzwerk zur felben Zeit wie der Flügel-Altar entftanden fein mag," fo erlaube ich mir

dem entgegen meine Anficht dahin auszufpreclien, dafs dasfclbe um etwa zweihundert Jahre junger fein dürfte.

Frcißadt. Im XVI. Bd. der Mittheilungen S. CXXX erftattete Dr. Fronncr Bericht über den damaligen Zulland der ftattlichen Stadtpfarrkirche, indem er gleichzeitig auf die bedauerlichen Reftaurirungen hin- wies, welche im Laufe der Zeiten in derfeibcn durch- geführt wurden. Wer die Kirche damals fah, konnte dem Bedauern des Herrn Berichterftatters nur nach feinem vollen Inhalte beiftimmen. Um fo erfreulicher ift es daher, über eine im Laufe tler jüngften Zeit voll- zogene Reftaurirung des Presbyteriums diefer Kirclie Mittheilung machen zu können.

Die Bürgcrfchaft von Freiftadt, namentlich die munificenten Beitrage iles dortigen Bürgers Kafpar Si/nvarc fchafften jene Mittel herbei, welche die Realifirung des fchönen Unternehmens ermöglichten. L^m die fachliche Leitung machte fich der Linzer Dombaumeifter ScIiiriHtr verdient.

Die T'citßt'r des Presbyteriums wurden in ihrem früheren Umfange geöffnet , mit ftyl-entfprechendem Maafswerk und Glasmalereien verfehen. Durch die letzteren kam der ciiglifclic Gru/s, die Begegnung von Maria und lilifahctli und die Ani)i-tiing der Könige zur Darftellung. Das letztere Fenfter zeigt in der unteren Ecke eine Votiv-Tafel, und zwar knieend im Gebete den ,, Kafpar Schwarz, Kürger in Frey- ftadt". An die Stelle des alten fchwerfalligen Hoch- Altars trat ein Fliigel-Altar, durchaus Schnitzwerk und polychromirt. ' In der Seiten-Capelle wurde ein Rundfcnfter mit Maafswerk ausgeftattet, und in der- feibcn ein kleiner gefchnitzter Flügel-Altar, in der llaupltafel die Darftellung ,. Allerheiligen," deffen Bellandlheile bisher in einem Depot untergebracht waren, aufgeftellt. Diefer kleine Altar, eine Arbeit aus dem Beginne des 16. Jahrhunderts, ftand wahr- fcheinlich einft an derfeibcn Stelle, \on wo er bei einer der früheren ümgellaltungen der Kirche entfernt w urde. Die Reftaurirung desfelben fand in Linz ftatt.

Ganz neu wurden endlich hergeftellt die Kanzel und ihr Selialldeekel. Beide Objecle find aus Eichen- holz angefertigt, und es mufs namentlich die Kanzel, fowühl in Bezug auf die Compofition als auch hinficht- lich der Arbeitsdurchfuhrung, als eine ausgezeichnete Leiftung anerkannt werden. Der Hoch-Altar, die Glas- malereien und die Kanzel mit ihrem Schalldeckel find Kollner Arbeiten,'' Die am l'rcsb)terium der I"'rey- ftadter Pfarrkirche durchgeführten Reftaurirungen. einfchliefslich Hoch-Altar, Glasfenftern und Kanzel, foll einen ^Aufwand von circa 30.OOO fl. verurfacht haben.

Zum Schluffe kommen noch der im 16, Jahrgang der Mittheilungen, Seite CXXXII befprochenen I.ieb- fraiien-KircIic zu Freyftadt einige Bemerkungen zu widmen. Diefelbe liegt aufserhalb der alten Befefti- gungs-Anlagen, fie war bis zum Jahre 1865 I'"riedhofs- Kirchc. Ihre Erbauung fallt in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts, jedenfalls vor 1482. In neuerer Zeit wurde das gothifche Fenfter ober dem Eingangsthore wiederhergeftellt und zugleich die Giebelmauer mit

' Das grofsc AU.ir-Kild, der Tod der heil. Katharina, eine tüchtige -■Vrbcit, wurde mit eineni cnlfprcchenden Rahmen verfehen, und im Presby- tcriuin auf einer Wandftachc an der E\ angelicn-.Seite aufgehängt.

- Was lebhaft zu bedauern in, da fich in Ocllcrreich gcwifs Kräfte genug finden, diefe Arbeiten tadellos durchzufiihrcn.

Die Rcdaaion.

LXI

einem kleinen Thiirmchen aiisgeflattct, da die Kirche fiülier keinen 'riuirni hatte.

Ober dem fiidiichcn Seiteneingange an derAiifsen- feite ein lO Fiifs breites und sVj Fiifs hohes Frcsco- Bild, die Krönung Mariens vorfteliend, Nachdem es gegen die Unl>il(lLn des Wetters iedigiicli durch ein fchmales Schintlcldach ganz ungenügend gefchiit/.t ift, hat die hochbcachtcnswcrthe Arbeit leider fchon fehr gelitten. Vater und Solin, beide gekrönt, der erftere reclits, der Sohn links, fitzen auf Thronftühlen fie halten die Krone em])or, unter welcher mit gefal- teten \\\\w(\c\\ Maria lieht. Der Ausdruck der drei Köpfe i(l voll Würde. Zu beiden Seiten find muficirende Engel dargeftellt, unten knien, und zwar in fehr klei- ner Zeichnung, links eine Frau mit drei, rechts eben- falls eine I''rati mit vier Kindern. Ober den lüigeln kommen Spruchbander vor und unter dem Bilde befindet fich ein Schriftftreifen, an deffen Schlufs die Jahreszahl 1484 noch deutlich zu erkennen ift.

Unter den mir bekannten, auf den Aufsenfeitcii von Kirchen befindlichen alten Krescobildern, nimmt das vorerwähnte bei weitem den erften Rang ein. Da es in mäfsiger Höhe über dem Boden vorkommt, liefse fich davon mit geringen Koflen mittelfi: Durchi)aufen ein getreuer Carton anfertigen. Nachdem die Stadt- gemeinde Frej'fladt fiir ihre Kirchen in hervorragender Weife Vorforge trifft, dürfte ficher ein guter Erfolg er- zielt werden, wenn für das Bild die Herflellung eines genügenden Schutzdaches angeregt würde.

Auf dem l'Viedhofe der Liebfrauenkirche fteht eine 20 Fufs-hohe gothifche Säule zur Aufftellung des Grablichtes. Der viereckige Säulenfchaft ift unten durch- brochen, um für die Anbringung des Grablichtes einen bequemeren Platz zu gewinnen. Die eigentliche Laterne kommt in der Höhe von 9 Fufs vor. Die- felbe ift mit einem zierlich gegliederten, oben mit einer Kreuzblume abgefchloffenen Helm bedekt. An der Laterne befindet fich die Jahr/.ahl 1480. Nachdem die ganze Säule aus einem feinkörnigen Granit ange- fertigt i(l ein Geftein, deffen Bearbeitung dem Steinmetz grofse Schwierigkeiten bereitet verdient die zierliche Ausführung derfelben umfomehr unfere Beachtung.

Ariisdorf an der Donau. Im Jahrgang 1877 der Mittheilungen, S. LXXXIII wird die Kirche diefes Ortes befprochen und von der in derfelben befind- lichen gothifchen Kanzel eine gelungene Abbildung beigefügt. Ich erlaube mir die dort angegebene Infchrift: ,,hoc perfecit last" hiemit richtigzuflellen, diefelbe lautet: HOC OF PEFECIT d BLASP STEIRER PLBS. ECCL.

St. Michael in der Wachau. In Folge Sorge vor einem eintretenden Holzmangcl hatte Kaifer Jofeph II. verfchiedene Anordnungen erlaffen , deren Zweck Holzerfparung war. Eine folchc Verfügung verbot die Verwendung hölzerner Särge zur Lcichenbeftattung. Die Leichen follten in Leinwand gehüllt beerdiget werden. Zu diefem Ende kamen damals Siirge in Ver- wendung, deren Boden fich in Scharniren öffnete. Die Leiche wurde in einem derartigen Sarg auf den Fried- hof gebracht, der Sarg iiber das Grab gehoben, jedoch anllatt in dasfelbe mit der Leiche hinabgcfenkt zu werden, wurde die Klappe des Sargboden geöffnet, und fomit lediglich die Leiche in das Grab hinabgelaffen.

Neben der Kirche des kleinen Ortes St. Michael in der Wachau fleht ein Karner, an deffen Vorderfeite die Rede eines h'rcsco-Bildcs, St. Michael in Riefen- grofse darllellend, vorkommen. Vom Dampfboot aus läfst fich ganz gut der Kopf des Heiligen, welcher, da er durch den Dachvorfprung gegen das Wetter ge- fchützt war, noch fehr gut erhalten ift, wahrnehmen

Fig I. (Warlnuinnftätten.)

In der mittelft einer fteinernen Stiege bequem zugäng- lichen Gruft diefes Karners befinden fich zwei Särge der oben befchriebenen Einrichtung, der eine zur Beerdigung gröfserer, der zweite fiir kleinere Leichen beftimmt.

Es find dies die einzigen mir bekannten der- artigen Särge, welche fich bis auf unfere Tage erhalten haben. Da fich an dicfelben luinnerungen knüpfen, denen in culturhiftorifcher Beziehung eine gewiffe Bedeutung nicht abgefprochen werden kann, glaubte ich auf diefelben aufmerkfam machen zu follen.

VII. N F.

LXII

Römifcher Ziegelofen bei Wartmannftätten.

\'on AJoii liatift-r. (Mit 3 Tcxl'llliiftialioncn.)

'-'^M Herbfle des Jahres 1879 itiefs man beim Ackern in einem Felde weftlich von Wart mannllatten auf die Reite einer baulichen Anlage. Die k. k. Bezirkshauptmannfchaft in Neun- kirchen (Xieder-Oefterreich) bellte die Fortfetzunfj der Feldarbeit an liiefer Stelle ein und berichtete über den Fund an die k. k. Central-Commiffion für Kunft- und hillorifche Denkmale, welche nach genauer Unter- fuchung weitere Aufgrabungen anordnete.

V^on dem Obje<5le war vor der jetzigen Auf- deckung über dem Ackerboden nichts zu fehen. Die Bewohner des Dorfes und die Befitzerin des Ackers Frau Therefia Haiden erklärten, dafs ihnen nichts von irgend welchen, weder an der in Rede flehenden Stelle noch in der Umgebung von Wartmannllhtten überhaupt bis jetzt gemachten Funden bekannt wurde. Um fo auffallender ifl es, dafs das gewiffermafsen durch den Pflug entdeckte Mauerwerk nur in geringer Tiefe unter dem Ackerboden lag.

römifcher Zeit die Anfertigung von Ziegeln betrieben wurde.

Die volle Aufdeckung des noch im Verbände erhaltenen Mauerwerkes hat weitere Belege für die Richtigkeit diefcr Vermuthung gebracht.

Nach Hefeitigung der lofe liegenden Ziegeltrüm- mer tliefs ich auf einen 5-60 M. langen und 0-97 M. breiten canalartigen Bau (Fig. i), der zu beiden Lang- feiten von Zicgelmauern begränzt ift. Die Mauern von der Breite eines Ziegels (0-30 M.) beflehen je aus drei Ziegclfchaaren übereinander, wobei dicZiegel fo gelegt fmd, dafs die Fugen aller drei Schaaren nicht gegen- einander verfctzt wurden, fondern durch die ganze Höhe der Mauern durchgehen. Der Boden des Canals ift mit einem harten hauptfächlich aus Ziegelmehl beliebenden Beguffe verfehen, der an der einen Seite mit den begränzcnden Langmauern abfchliefst, an der zweiten Schmalfeite aber, der Nordweftfeite, einen muldenförmigen Abfchlufs bildet. Ueber den Canal

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Das Material, das bei dem wenig ausgedehnten Objefle zur Verwendung kam, bilden durchaus Ziegel. Schon zu Beginn der Aufdeckung konnte über das Alter derfelben kein Zweifel fein. Sowohl die Formen als auch die Qualitiit der Ziegel bezeichneten diefelbcn als römifchc. Grofse Platten mit wellenförmig einge- riffenen Linien an der einen Fläche, Stücke von Leiflen und Deckziegel aus gut durchgearbeitetem hart ge- branntem Thone machten fchon die Fntdecker des Objeftes auf das Ungewöhnliche des Fundes aufmerk- fam. Befonders fiel aber auf dafs viele Ziegclflücke dunkelroth oder ganz fchwarz gebrannt das Ausfeilen von Marmor erhalten hatten, und dafs bei Fortfetzung der Arbeit die Fundflelle einer Grube von Ziegel- mehl oder roth gebranntem Thone glich. I<lndlich waren ganze Partien von Deck- und Leiftenzicgeln zu grofsen Klumpen zufammengebrannt und gaben mit allen übrigen Merkmalen der Vermuthung Raum, dafs man hier auf eine Stelle geftofsen fei, an welcher in

auf die Langmauern aulfetzend. find Ziegelbogen von 0-45 M. Breite gewölbt und fo angeordnet, dafs zwifchen je zwei Bögen ein Zwifchenrauni von 0-20 M. bleibt. Drei diefer Bögen waren bei der Aufdeckung noch intacl, von zweien die Anfätze erhalten. Ueber den Bogen folgte Ziegelwcrk, das fich leicht ablofen liefs, doch konnte man deutlich erkennen, dafs die in den Canal führenden fenkrechtcn Schachte auch durch diefe ausgleichende Aufmauerung freigelaffcn wurden. An den Aufsenfeiten der Langmauern wurde eine Harke Lehmfchichte angetragen, welche fich wie diefs im DurchfchnitteP'ig. 2 und 3 zu erkennen, bis iiber die Höhe der Bögen erhob und als Begränzung der fenk- rechten Schachte nach rechts und links erfcheint. Die- felbe Lehm-Ummantelung bildete auch den Grund der muldenförmigen Beendigung des Canals nach der einen Seite, während fie an der anderen Schmalfeite fehlte. Die verwendeten Zieg-el fmd an der nach dem Innern des Baues gekehrten Seite (Uirchaus fchwar/ und

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glafig. Die Thoii Uniiiuuilcluiig hl in ihrer ganzen Ausdehnung rothgebrannt. Am Canal-Eitigange,ander Stelle, wo die Kögen nicht erhalten, die Mauern eben- falls mehr zerdört find, wurden Keile von Holzkohlen gefunden.

Nachdem es fich zeigte, dafs rings um die bc- fprochene Bauanlage nur reine Ackererde folgte, wurde die ;\usgrabung eingeftellt. Befondcrs zu be- merken ilt noch, dafs auf keinem der vielen Ziegcl- llücke ein Stempel gefunden wurde, luul dafs aufser einem Gefafsfcherbeii von geringer Bedeutung nichts von Fundftücken zu verzeichnen ift.

Nach dem oben Gefagten unterliegt es v\ohl keinem Zweifel, dafs der canalartige Bau ein Heiz canal war und dafs nur ein bedeutender in demfelbcn erzeugter Hitzegrad jene Verglafung der Ziegel her- vorrufen konnte, welche durchwegs im Inneren des Canals conllatirt wurde. Ich glaube, man hat es mit dem Heizraume eines römifchen Ziegclofens zu thun. Ueber diefen mufsten die jeweilig zu brennenden Ziegel fo aufgebaut worden fein, dafs die Flammen durch die fenkrechten Schachte in die Zwifchenraume eindringen konnten. \'^on dem oberen Thcil des Ofens, einem eventuellen lünfalzraume für die Ziegel fehlt jede Spur, vielleicht ift auch eine Ilabile Ummauerung und Bedeckung dcsfelben niemals vorhanden gewefen, fo dafs der ganze vXufbau nur aus den zu brennenden Ziegeln jedesmal errichtet ward. Die verhältnifsmäfsig kleinen Dimenfionen der Anlage fprechen nicht gegen den vermutheten Zweck derfelben. Die 36 in Rhein- zabern gefundenen römifchen Ziegelöfcn haben durch- aus nur eine Grofsc von je 3 4 M. im Gevierte und

auch alle iibrigcn bis jetzt bekannten find auffallend klein in den Dimenfionen.

Leider geflattet der ruinöfc Zufland des Bau- werks keinen priicifen Schlufs darüber, ob fich an die Ocffnuugen des Canal-Gewoibes weitere Canale zur Verbreitung der heifsen Luft in den lünfatzraum anfchlofsen, und in welcher Weife der Boden desfelben gebildet war. Zum Schluffe ill zu erwähnen, dafs noch

l*'i(^. J. (^WailmaniillciUen.)

heute in der Nähe von Wartmannllatten Ziegelöfen im Betriebe liehen, fonach die Oertlichkeit felbfl fiir altere Ziegeleien an diefer Stelle fprechen könnte. Es mufs einem giinfligen Zufalle überlaffen bleiben, durch weitere Aufdeckungen Gcwifsheit darüber zu bekom- men, ob es fich hier nur um eine vorübergehende Aus- nützung des Lehmbodens in kleinem Mafsftabe han- delte oder ob eine gröfsere Zahl von Oefen und damit eine dauernde Bethatigung der Römer an der Stelle von Wartmannftättcn zu conllatiren fein wird.

Neu entdeckte Wandmalereien in der Kirche von Terlan.

LREITS vor mehreren Jahren ift in den Mit- theilungen berichtet worden, dafs die Marien kirche von Terlan, erbaut im edelften gothi- fchen Style, einftens an allen Wanden mit intereffanten Wandmalereien gefchmückt war. Leider übertünchte man im vorigen Jahrhunderte jedes Feld ohne Unter- fchied, fo dafs die herrlichen Bilder ganz vergeffen wurden, bis fich die Tünche an einzelnen Stellen von felbft ablöfte. Diefs bewog an allen zugänglichen Flachen weitere Nachforfchungen vorzunehmen und die Tünche, welche oft fehr zähe war, vermittelft Beklopfen der Wand wiederum abzulöfen und den alten Bilderfchmuck neuerdings fichtbar zu machen. Oft mufste ein kleiner, ganz fcharfgefchliffener Hammer genommen werden, um durch vorfichtiges förmliches Abhacken den Kalküberzug zu entfernen. Vergangenen Frühling wurden nach Wegräumung aller hinderlichen Gegenftände folgende meill figurenreiche Darftcllungen neu entdeckt und von der früheren Uebertünchung gänzlich befreit: i. Die Geburt Chrifti. 2. Die Anbetung der Konige. 3. Die Flucht nach Aegypten. 4. Die An- kunft der heil. Familie im Haufe der Anna zu Nazaret. 5. Der Aufenthalt derfelben zu Nazaret. 6. Der Tod Mariens. 7. Die Krönung derfelben. 8. Maria von Monte Carmelo. 9 Der heil. Nicolaus, wie er den Sturm auf dem Meere fegnet. 10. Maria mit dem Kinde nach der

Apokalypfe und 11. ein darunter befindliches kleineres Bild, deffen Hauptfigur einen Propheten, von muficiren- den Engeln umgeben, darfiellt; wahrfcheinlicher aber ill; nach den porträtähnlichen Zügen in diefem Pro- pheten der Maler felbft zu erkennen.

Der Grund, warum man diefe edlen Malereien über- tüncht hat, fcheint der gewefen zu fein, dafs wenigftens einzelne Stellen an denfelben verbleicht ausfahen und zudem wollte man freie Wände haben, um hohe Neben-Altäre aufzuflellen und allerlei gröfsere Kälten für gekleidetePuppenfigurcn etc. anbringen zu können. In Folge deffen kommt man auf viele von Nägeln durchlöcherte und fonll: übel zugerichtete Einzelflellen. Bei diefem Barbarismus fahen nach der Befreiung von der Tünche oft felbfl: gröfsere Flächen derart übel zuge- richtet aus, dafs fchon mancher Fachkundige ein be- friedigendes Refultat bei einer verfuchsweifen Reftau- ration derfelben für unmöglich hielt, falls man das alte Original an Zeichnung, Charakter und Farben getreu wiedererftehen machen wollte. Manche diefer blofs- gelegten Bilder wurden reflaurirt, fo eines die h. Maria vorflellend. Eine eingehendere Befchreibung diefes Bildes dürfte daher von allgemeinerem Intereffe fein.

Es ift: die apokalyptifche Madonna dargeftellt, ge- nau nach der Stelleim i2.Cap. Vers. I, wo es heifst: „Et fignum magnum ap[)aruit in coelo Mulier amifla sole et

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luna sub [icdibiis et in capitc ejus Corona llellaium duodecim.'' Maria crfcheinl frei fchwebcnd in fchwarzblauer Luft. Hinter ihrem Kuclseii llellte der alte Meiller tue Sonne in Form einer grofsen kreisrunden Scheibe dar, welche, ringsum kriiftige Strahlen ausfendend, auf der einen Seite ihr (icficht, auf tler anderen einen bufchigen llaar- fchmuck- zeigt. DerMond zu den Füfsen des Weibes hat nicht die Form einer Sichel, wie in fiiiite- rer Zeit, fondern ill vollkt)mmen kreisrund gehalten, genau nach dem Schrifttc.xte, welcher mit dem Worte: luna wohl den gan- zen vollen Mond verAanden wiffen will. Seine obere lichte Hälfte dürfte fymbolifch zu deu- ten fein, welche nämlich aus- drucken foll, dafs auf ihr die- jenige lieht, welche tler Welt das wahre Licht gebracht hat und diefes bereits auf ihren Armen tragend dem Beobachter zugewendet zeigt Nebll dem Kranze von zwölf Sternen ilt das Haupt derGottesmutter mit einem weich aufliegenden Kro- nenreifen geziert und wird von einem grofsen \imbus umgeben, in welchem innen Strahlen, aufsen herum aber runde Ver- liefungen gleich einer Perlen- fchnur kriiftig gravirt find. Maria fleht fanft geneigten I lauptes mit zartem Blicke auf ihr holdes Kind nieder, welches ein gelbes Kleid trägt und innig an die Mutter fich anfchmiegt. Das Vorkommen des Kindes bei diefer Darfteilung Mariens hat feinen guten Grund wiederum in dem genauen l'"erthalten des alten Meilters an dem Worte des Johannes: „iitu/icr apparuit;" der Sinn diefes Ausdruckes kann eben nur durch die Aufnahme eines Kindes genau wiedergege- ben werden. Die fpatere Zeit ftellte Maria immer nur allein dar, was aber die Schrift nicht ganz genau ausdrückt. Neben dem oberhalb rückwärts geneig- ten Körper, was wohl andeuten follte, dafs derfelbe eine Bürde zu tragen habe, macht auch das fchwung\dll lungeworfcne und reichfaltige Oberkleid die ganze DarÜcllung hochlt interciTant. Alle F^alten erfcheinen leicht und weich, nicht eckig oder ge- brochen fondern wahrhaft kunfl- lerifch geordnet. Die l'\ube des

l.XV

Kleides i(l i^fclblicli, wcifs uiiil ;ib\\ (jchfcliul mit her/.- und (iuadr;itr()rniif;cri Dcffiiis ycfchiiuickt ; crllcrc find mit heller hlauijrüner l'"arbe ausLjcfullt und rint^snm mit rolhen Punkten inn^feben, woduieli am stanzen Kleide eine eijjene Schönheit erzielt wird. ' Auch ("md alle Rjinder, fclbft jene des violetten Unterkleides niclit ausgenommen, i)erlfchnurartiij wie der Nimbus gravirt und vergoldet. InterclTanl ill auch die riufscre Umrahmung des ]5ildes. Zwei gewundene Säulen von gelblich grauwcifser Farbe mit zierlich violettem Laub- werke am Cai)it;il und I""ufse tragen einen reich geglie- derten breiten 1 lalbkreisbogen, welcher gleich dem Ueberbaue bei alten Chorllüidcn gewölbt und oben iiberragend angelegt ill. Das Innere desfelben er- fcheint durch eine Reihe ahnlichen Blattwerks geziert wie die Caiiitide der Siuilen. Jedes Blatt ilT. üppig hoch gewachfen, fo dafs es oberliali) iiberhangend dargellclll wertien mufste und hat mitten hindurch einen kraftigen Rippenbau, der mit bohnenformigen Körnern aus- gefüllt ift. Zwifchen je zwei Blättern rankt fich ein be- blätterter Stengel empor und tragt zu oberA eine vier- blattrige dunkclviolette Blume mit weifsem Mittclkerne, welche oberhalb eines jeden Stückes vom genannten Blattwerke wiederkehrt. Oben wie unten begränzt den Bogen ein mehrfach profilirtes Gefimfe. Den Abfchlufs des Ganzen bildet eine wagrechtlaufende Platte mit einem Rundbogenfries. Zur belferen Belebung des dunklen Hintergrundes glaubte der alte Meifter über den Wortlaut des Textes hinaus noch einen fünffarbigen Regenbogen hinzufügen zu muffen.

Nicht minder intereffant und für die mittelalter- liche Kunlllurfchimg bedeutungsvoll wie diefes Bikl find alle übrigen fowohl jene des Chores wie im Schiffe. In dem crfleren crfcheint Maria beinahe durch- wegs durch Gröfse, wie Bekleidung und Haltung auf- fallend hervorgelioben. Faft überall begegnen wir einem reichen Abfchlufs durch intereffanten architek- tonifchen Aufbau, welcher überrafchende Abwechslung hat und von einer reichen l'hantafie des Künfllers Zeugnifs gibt.

Es mufs noch bemerkt werden, dafs man es hier nicht mit Fresken im llrengen Sinne nach heutigen Be- griffen diefer Malweife zu thun hat, fondern vielmehr mit Temperamalereien. An mehreren ausgebrochenen Stellen, wo die urfprungliche rohe Mauer des Bau- werkes zum Vorfcheine kam, zeigten fich gelbe und rothe Contouren. Diefe Fläche fehlen jedoch dem Kunfller zu rauh gewefen zu fein und er liefs daher einen i Cm. dicken Mörtclüberzug herilellen. Mit folchem wurde zuerll: die ganze obere Hälfte eines Bildes, des kleinen wie des gröfseren, angelegt und reicht genau bis zu den Heiligenfcheinen der gröfseren Figuren. Von einem Einritzen der Umriffe läfst fich nicht die mindel1:e -Spur entdecken, wohl aber finden fich an einer und derfelben Stelle oft mehrere gelbe Contouren vor, welche da gezogen wurden. Einen fertigen Carton fcheint der alte Maler nicht gekannt zu haben. Nach diefen Contouren nun ging das Malen vor fich, nachdem die Flache vorher ungemein fein geglättet worden war. Die einzelnen Felder des auf einmal aufgetragenen Mörtels find oft fo grofs, dafs das Bild durchaus auf bereits trockenem Grunde erll

' ,\ii mehreren Figuren Mariens kehrt tlicfcr reichgefticktc Mantel genau wieder.

hat Vollendet werden können. Zudem findet man, dafs die Farben nicht in den Mörtel hineingedrungen feien, fondern nur auf deffen Oberfläche eine dünne Schichte bililen, aber fie haben einen gcwiffen Glanz und ein fettes Ausfehen, was unzweifelhaft auf eine Art Tem- pera fchliefsen lafst. Bei der Reftaurirung wird ahn- lich vorgegangen und den in Firnifs ganz dick gerie- benen l'arbcn in Terpentin oder Benzin aufgelofles Wachs beigemifcht und die P'arbe beim Malen mit Terpentin immer wiederum genügend flüffig gemacht. Man nimmt 2 Theile Farbe und i Theil Wachs. Die fo mit Wachs und Terpentin gemifchten Oelfarben tragen auffallend viel bei, um bei den Bildern den alten Charakter leichter zu erreichen und find überdies fehr haltbar und von Dauer.

Fig. 2. (Prag.)

Ein flüchtiger Vergleich zwifchen den Gemälden im Schiffe und jenen im Chore zeigt, dafs erflere etwas junger sein muffen, denn an ihnen ift alles viel feiner behandelt, d. h. nicht mehr fo grofsartig angelegt, die

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Falten zeigen fchon Bruche und find kurzer gehalten. Bilder, dafs das Gemal N. Stocinger im lahrc 1407

Zudem fehlen die vergoldeten Saume an den Gewan- gemacht habe.

dern Mariens u. f. \v. Nun rtoht unter einem dicfcr A/:;.

Zur Verwendung des Eifens in der Kunft-Induftrie während

des 15. —18. Jahrhunderts.

Von iJi. A'iu/ I.hiii.

(Mil 6 Tcxl-niitflrationcn.)

»«l'*'^' '5 Jahrhundert an fand das Eifen bei der 'P^\ Lofung architcktonifcher Aufgaben eine reich- liche und zweckmäfsige Verwendung und war damit dem Schmiede und Schlofifer Gelegenheit gege- ben, feine Kunllfcrtigkeit in ausgiebigem Mafse zu

Fig. 3, 4. (IVag.l

zeigen und die geiflreichen Entwürfe, die nur in den feltenflen Fällen von den Handwerkern felblt ausge- gangen fein mochten, in tadellofer und muftergiltiger Weife, in wohl überlegter Technik zu realifiren.

Bis dahin war das Eifen im Mittelalter nur zu Wehren unii Waffen, dann zu Werkzeugen und nur in ziemlich feltenen Fallen für den 1 lausrath oder gar für Schmuck- oder Prunk -Gegenflande, meift in roher Arbeit verwendet worden.

jMit der Spat-Gothik, der folgen- den Renaiffance und den weiteren Stjd-Wandluiigen begann fürdas Eifen die Zeit einer befferen und vielfeitige- ren Verwendung. Dicfes bisher in folcher Richtung nicht genügend ge- würdigte Materiale fand nunmehr auch im Kunl\gewerbe Aufnahme, Kirche und llaus boten genug Anlaffe, das Eifen als Zierwerk und Gerälh an paffender Stelle und in zweckmafsig finniger Weife in Gebrauch zu brin- gen. In den Kirchen brauchte man Gitter zum Abfchlufs des Presbyte- riums, von Eingiingen, von Caijellen; von Grabmalen und Gruftraumen, Glocken - Häuschen, Standleuchter; Grabkreuze; in den Bürgerhäufern und Paläften: Stiegengelimder, Bal- con- und Fenllergitter, Thür- und Oberlichtgitter, Brunnenhäufer, Aus- hängefchilde, Thürklopfer , Fackel- hälter, Wetterfahnen , I'euerhunde u. f. w. I

Bei den von uns näher zu be- trachtenden Eifenarbeiten find vor- nehmlich drei Techniken ins Auge zu faffen, das Iliiinmcrn, das Schneiden und das Treiben. Selten wurde die eine oder andere diefer Techniken allein angew'andt, meirtenszwei, feiten drei an einem und demfelben Obje6le. Mit dem Hammer wurden Gitter, Standleuchter u. f. w. gearbeitet. Man nahm meill: Eifenftäbe, gezogenes Eifen, die alsdann gebogen, gerun- det, gedreht, mit anderen verflochten u. f. w. wurden. Nicht feiten verband man damit zur Zierde kleine aus Blechen ausgefchnittene Eifenplätt- chen, die entweder einzeln eingefügt

' DicTer Gcgcnft.lnd wurde bereits von Profeffor Ricivel '\n den Milth der Ccnlr.-Comin. XIII. eingehend behandelt: desgleichen auch vom Cuftos VV, B yhcim in den niattern für d.is KiinflBCwerbc vom Jahre 1878 in gciftrcichcr Weife bcfprochen. Der intercfTantcn Bcifpielc wegen glauben wir jedoch, auf diefes wichtige und anregende Thema in den Mittheilungen nochmals zuriick- kom-n-n zu feilen.

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oder in zahlreiclier Vereinicjiing s:;riippirt, 7.11 Blumen (Rofcn, cloldcnförnii^'cn Kelchen) j^ebildet, oft mit Stiel und fpiralcn StaLibfaden verfehen, ftraufsarti^ zufam- mengertcllt wurden. Die Technik bei der Arbeit mit gezogenem lüfen ifl: nicht befonders fchwierig, wenn- gleich fie viele Genauigkeit fordert, da es im Ganzen nur auf correftes Hiegen, l-'lechten und gegliederte Knotenrtellungen ankommt; das Hauptgewicht liegt vielmehr in dem iMitwurfe, in der Zeichnung und im

Grofse der letzten Periode der Gothik ange- hiirendc Gitterwerke finden fich übrigens in liöhmen nur noch wenige. I*lin in der Stiftskirche zu llohenfurt bcfmdliches fehr fchones Gitter von theils gehämmer- ter theils gefchnittener Arbeit zeigt eine eigenthiim- liche Mifchung von Gothik und Rcnaiffance mit Vor- wiegen der letzteren. Achnlich ift es mit dem Gitter- thor in Graupen, welches auf den neben der Anna-Kirche "eieuenen l'ricdhof fiihrt. lünen untrewohnlichen Schatz

Fig. 5. (W. Meferitfch.)

Schwünge des angewendeten Ornaments, in den zier- lichen Verfchlingungen der Stäbe und in dem aus aus- laufenden Ornamenten gebildeten Abfchluffe refpeftive in der Bekrönung.

Eines der prachtvoUften Gitter befitzt der Prager Dom. Mit demfelben ift das kunitreiche, leider etwas unförmliche Tumben Grabmal umgeben, das zum Andenken an Ferdinand I., feine Gemahlin Anna und Maximilian II. beim Eingange in die kaiferliche Gruft lieht. Wir bringen in P'ig. i eine Abbildung einer der vier Seiten diefes Gitters. Es bil- det fünf Felder, davon das mittlere und das am Flügel beiderfeits ein befonderes Mufter zeigt, wahrend fich ein weiteres Mufter in zwei correfpondirenden Feldern wiederholt.

Diefes Gitter verdient alle Beachtung als eine fehr reiche und gefchmackvoUe Arbeit des vom Kunftgeifte des 16. Jahr- hunderts veredelten Handwerkes. Es dürfte fo ziemlich gleichzeitig mit dem Monumente, das Alex. Colin 1589 datirt ift, kaum viel fpäter entftanden fein. Wir fehen den runden Eifenltab verwendet, denfelben in den phantafievoUflen Verfchlingungen gezo- gen, wobei bei zwei Feldern die diagonale Durchkreuzung, bei zwei anderen die Achter- figur und bei dem letzten die Schnecke den leitenden Gedanken für den Zeichner gaben. Von befonderer Zierlichkeit erfcheincn die Bekrünungen derP'elder mit ihren Draht-Bou([uets und den grofsen Blätterbüfcheln. In reicher Verwendung zeigt fich an diefem Gitter das gcfchnittene P^Jfen zu Pflanzen, und Blumenbliittern, zu Wappenhaltern u f. w. gebildet mit eingehaucneii ( )rnanKnten.

von Schmiedearbeiten befitzt das Schlofs Karlftein. Vor allem verdient hervorgehoben zu werden das 25 Fufs lange und 7 P\ifs hohe Gitter, das mit einer prachtvollen Krönung fchliefsend die Kreuz-Capelle untertheilt. Unterhalb aus einfachen gekreuzten Stäben beftehend, wird es in der Höhe mit einem aus Holz undEifen conflruirten Gebälke eingefafst, über welches ein aus Spitzbogen, Drei- und Vierpäffen, Krabben, Kreuzblumen kunftreich geführte Bekrönung bis zum

Gewolbefcheitel aniteigt. '

Einfachere Gitter von fehr zierlicher Zeichnung finden fich in der Stiftskirche am Strahov in Prag.

' intcrcflante RciKiilVance - liiucr bringt il.is Werk von Ür. lig und Kabdfho: Wiener Schnilzwcrke des i8. Jahrhunderts.

LWlll

Fig. 2 4 veranfchaulichen einzelne lierfelben. In gefchmackvoller Weile ill hier das Drahtgeflecht mit den Eifenplättchen verbunden. In den Hekröniingen herrfcht übrigens bereits einige Nüchternheit Blumen, aus Drahtgewinden gebildet, Und bis auf etliche ganz unbedeutende Figürchen nicht verwendet.

Reicher behandelt ift der halbkreisförmige Ober- theil eines Gitters am durch die Thurmhaile führcmlcn Haupteingange der Pfarrkirche zu Wal.-Mcferitfch in Mahren. (Fig. 5.) Die bchcrrfchende Figur des DralU- geflechtes iÜ. aus dem Achter conllriiirt, die Klattcin- fatze aus gefchnittencm Eifen find zierlich behandelt, doch etwas zu derb. Die beiden Flügel zeigen ein aus

rhombifch fich durchkreuzenden Fifenflabcn gebildetes Gitter mit Itellenweife eingefugten s-förmigen iJraht- Ornamenten. Die beim Portale befindliche Jahreszahl 1581 dürfte auch für das Gitter mafsgebend fein.

Schliefslich führen wir noch die Abbiklung eines Gitters aus der crimen Hälfte des 17. Jahrhunderts vor, das fich vor dem Speife-Altar in der .'^t. Michael-Fried- hofskirche zu Chrudim befindet. (Fig. 6.) Das Eifen- drahlgeflecht, wie wir es bisher kennen gelernt hatten, tritt ilabei auffallend in den Hintergrund, und crfcheint als Haupt-Decoration das gerippte Blatt, das tlieils ausgefchnitten angefugt, theils mit dem Hammer aus dem Drahteifen felbft herausgearbeitet wurde.

Ein archivalifcher Ausflug nach Spital Pyrhn.

IXEN Auftrag der k. k. Central-Commiffion fiir Kunll- und hillorifche Denkmale zu \oll-

^ ziehen, begab ich mich den 19. Auguft 18S0 nach Spital am Pyrhn, dem fchöncn eliemaligen Col- legiat-Stift in einem unferer herrlichften Alpenthaler gelegen. Dort war ein altes „Kloller Archiv", über deffen Zuftand duftere Gerüchte verbreitet waren und überdiefs war eine Scartirung vorgenommen worden und eine grofse Anzahl von Archivalien lag zum Ver- ftampfen bereit. Es galt diefe dem Tod durch Zer- malmung beftimmten Aclen einer erneuerten Durch- ficht zu unterziehen und das Retlungswürdige vor Vernichtung zu bewahren. Diefer Art von Todtcn- gräberei wurde die Zeit vom 21. bis 28. Auguft ge- widmet und nicht nur die ausgefchiedenen Stücke zum gröfstenTheil unterfucht, fondern auch das eigent- liche Stifts-Archiv ins Verhör genommen.

Ich fand die fcartirten Schriften in einem gewölb- ten lichten und trockenen Locale des erften Stock- werks durch eine eiferne Thüre mit der Forflkanzlei in Verbindung. Hier lagen Papiere der ^-erfcliiedenften Art in Haufen über den Fufsboden ausgebreitet. Icli bemerke diefs ausdrücklich, um zu erklären, wäe auch das von mir als befonders bcachtenswerth Ausge- wählte und wegen Mangel an Raum auf einen 1 laufen Gelegte keine fyflematifche Abtheilung darflellcn könne. Zum Ueberflufs nahm die eine Seite des Zimmers eine fehr grofse Holzlade ein, welche mit ganz oder halb vermoderten Archivfliicken über vnid über angefüllt war.

Die Scartirung war vor mehreren Jahren durch den damaligen Rentamts-Verwalter felbfl; vorgenommen worden. Er hatte feiner Oberbehörde, der Ic. k. I-'orfl- und Domänen-Direftion in Gmunden, ein Verzeichnis diefer, wie es dort heifst, „volljläiidii^ ivertlilo/L)! und unbrauchbar fcartirten Aßen" eingefendet, welches ich jetzt in Händen hatte. Allein wieviele für Rechts-, Sitten- und Cultur-Gefchichte des Landes wichtige Documente fand ich darunter! l'^s konnte ja gar nicht anders fein. Der tüchtigfte I-'aclibeamte kann fich auf Schriftzüge des 18. und 19. Jahrhunderts recht gut verftehen und dennoch Briefe und Aflen des 16. und 17. Jahrhunderts nicht zu entziffern vermögen ; abgefehen davon, dafs die dem ForAmann oder modernen Oeko- nomen gleichgültig und werthlos fcheinenden Notizen in ihrer fehr werthvollen Beziehung zur Gefchichte

unfercs Rechtes, unfercsWirthfchafts- undCulturlebcns mifsachtet worden. Die Nolhwendigkeit Scartirungen alterer ^Archive nur durch dazu geeignete Perfonen vornehmen zu laffen, trat nie lebendiger vor meine Augen als im gegenwärtigen Falle.

In Zahlen ausgeilrückt mochten diefe Papier- haufen an 2000 Fascikel betragen, dazu kamen noch 130 Foliobände gedruckte Verordnungen und Cir- culare. Das Gefammtgewicht war auf 1700 Kilogr. angegeben. Die in der langen Holzlade befindlichen ganz oder halb in Moder aufgelöften ..irdifchcn Rcfle" mochten einmal 300 P'ascikel vorflellen.

Das Ganze zerfiillt in A6te des Collegiat-Stiftes und der drei Landgerichte Spital, Klaus und Feyer- egg, welche einfl: Figenthum des Stiftes waren. Ich bin nach genommener Einficht der Meinung, dafs alles, was darunter dem 15. und 16. Jahrhundert ange- hört, aufbehalten werden muffe, indem die Schriftrefte aus diefen entlegenen Zeiten ohnehin feiten im Lande fich finden und auf eine Erklärung oder Ergiuizung der Aften eines Archivcs durch die eines andern in diefem P'alle nicht leicht gerechnet werden kann. Von demMateriale des 17. Jahrhunderts fand ich bei weitem die meiflen Sachen werth für die Nachwelt aufbewahrt zu werden und nur Gegenftande von nicht liißorifchcm Piclange, die oftmals wiederkehren, können bei Seite gefchafft werden, wie z. B. A6len über P^he- und lügen- thumsverletzungen, Uebergaben von Häufern, Inven- turen, Waifen- und Erbfchaftsangelegenheiten, ordinäre Proceffe. Von den maffenhaft anwachfenden Schriften des 18. und 19. Jahrhunderts mit all ihren Beilagen und ämtlichen Correfpondenzen ifl wohl der grofsere Theil minder erheblich und könnte wie bei denen des 17. Jahr- hunderts \-on Zeit zu Zeit blofs ein Repriifentant der gerichtlichen, ailminißraliven und ökononiifchen ZuAände zur \'erwahrung zurückgelegt w-erden. Dabei habe ich einzufchalten, dafs die für die Gegenwart wichtigen Gerichts- und Adminiftrations-Aflen bei lunführung der neuen Organifation im Jahre 1850 ohnehin an ilie Bezirkshauptniannfchaft Kirchdorf und das Bezirksgericht VVindifchgarflen abgeliefert wurden oder in der bei der Forrtkanzlei befincliichen Regiflra- tur noch gegenwiirtig zu finden find.

Das Unbedeutende kann auch in archixalifchen Dingen als P'eind des Bedeutenden und Werthvollen auftreten. Die Nachwelt wird nichts verlieren, wenn

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man ihr nicht alle Wilddiebs rroceffc und Ohrfcigen- angelegenheiten fammt den maffenhaften Zeugenaus- fagen und Belegen, alle ZahUingsbögen und lu'nfchreib- buchel, alle Abhantllungen und Inventuren bei Maufcr- iibergabcn, Waifcnrechnungen, Einquarticrungs-, Vor- fpann- und Invaliden- Agenden, Schub- und Bcttler- fachen und was dergleichen mehr ift, überliefert, aber gar fehr wird das Locale an Raum, an Ueberficht und Leichtigkeit der Beherrfchung verlieren, welches /.uv Aufnahme aller diefer im Lande zerflreuten Schätze dereinft beftimmt werden follte, denn wir hoffen, dafs einmal grata fupervcniet quae non fperabitur hora!

Was nun unter dem Wufte von Aften meine .Auf- merkfamkcit befonders feffelte und unter allen Umftän- den für die Nachkommen gerettet werden follte, will ich nur in den Hauptzügen befchreiben. Ich rechne dazu die bedeutende Brieffammlung des Reflaurators des katholifchen Glaubens im Garllnerthal, Johann Jacob Gicngcr von Griaibiichcl , welcher dem Stifte anno 1570 als Dechant, fpäter als der erfle Probfl^ diefes Haufcs vorftand. Der Ilaupttheil befteht in der Correfpondenz Gienger's mit feinen ftreng lutherifchcn Nachbarn, den Storchen zu Klaus. Ein Theil davon wurde von mir in jener Lade mit den vermoderten Reflen gefunden. W'eiters befchäftigte mich der Brief- wechfel der nachfolgenden Pröbfle und deren Hof- richter, der manche intereffante Züge aus der Rechts- und Cultur-Gefchichte enthält; alte Urbare, Robot und Zehentbücher der Herrfchaften Spital und Klaus aus dem 16. und 17 Jahrhundert, werthvoU für die Topo- graphie, fehr alte Kirchenrechnungen der dem Stifte incorporirtcn Pfarren; eine grofse Anzahl hillorifch und typographifch wichtiger ftändifchen Patente des 16., 17. und 18. Jahrhunderts aus Ober-Oefterreich und Steiermark mit den fchönften Siegelabdrücken; Steuer- anfchliige und Dienflbücher aus dem 16. und 17. Jahr- hundert für Ortsforfchung und alte Wirthfchaftslehen von erheblichem Nutzen; gefchriebene und gedruckte kaiferlichc Patente, felbft noch aus der Zeit Kaifer Maximilians I, ; Procefs-A6len , welche Sitten , und Rechtsgefchichte unferer Vorfahren illullriren , alte Stifts- und Herrfchaftsrechnungen, Auszüge, aus dem Vermeffungs- und Schätzungsanfätzen für den allge- meinen Katafter und dergleichen mehr. Auch „das Verfainmlungsbuch" der Hcrrfchaft Klaus gerieth in meine Hände mit allen wichtigen Urkundcnabfchriften feit Verleihung der Vefte Klaus an Wiepold Storchen anno 1512 bis herab auf das Jahr 1656. Noch inter- effantcr war mir das ,,Stiftteidingpüchl" von .Spital aus dem 16. Jahrhundert, 31 befchriebene Papierblätter in quarto. Der Umfchlag enthält von fpäterer Hand, aber irrthümlich, die Jahrzahl 1413 angegeben. Möglich, dafs die Urfchrift fo alt war, die Schriftzüge des Docu- ments weifen aber auf das 16. Jahrhundert. Der Titel lautet: „Das ilt das Stifftpuechl welliche Articl man Irrlichen in den Stift zu Spitall wie von alten her- kumen Ringen und melden folle und muefs." fol. 23 ifl zu lefen: Diefes findet man alles in dem Pargamern Ring oder Stift Puech." Das Letztere ift aber in -Spital nicht mehr zu finden. Das oben genannte Taiding- büchl enthält nicht blofs das „Vorflrecht" fondern auch das ,,Stifttäding der Urbarleute." Das werthvolle Büchlein ift gut erhalten, obgleich es von mir in der Ilolzlade aus Staub und Moder aufgelefen wurde Im

VII N. F.

Haupt-Catalog des Spitaler-Archivs fand ich ,.3 Stück Tadtiiii_<^biichl von i-f-if verzeichnet; eine fpätere Hanil hatte mit Bleiftift hinzugefügt ..irbi^äiigig in der bcr:ciclniclcn Lader Jetzt ift das vergeblich Gefuchte gefunden und von mir dem Herrn P"orftvcrwaltcr zur forglichen Verwahrung übergeben worden.

Pergament-Urkunden konnte ich nicht entdecken, fo fehr ich auch darnach fahndete. Die von mir aus diefer Maffc von, wie man meinte, vol/Jfandig wcrtli- lofcii lind unbrauclibar fcartirtcn Acten als befonders beachtenswerth und auf jeden Fall zu retten erachte- ten Archivalien mögen an 100 Fascikel und 85 gebun- dene Bücher betragen. Ich hatte übrigens wegen Kürze der Zeit nur zwei Drittel der hier aufgeftappel- ten Menge durchftöbcrt, das letzte Drittel befteht, foweit mich ein oberflächlicher Einblick dies erkennen liefs, faft aus lauter Kanzlei-A6len des vorigen und laufenden Jahrhunderts.

Ich trug dem Herrn Eorftvcrwalter mit allem Fleifse auf, die vermoderten Papiere in der Holzlade, welche wir Beide forgfaltig unterfucht hatten, zu ver- tilgen, um die fernere Erzeugung von Moderluft hint- anzuhalten ; das Zimmer follte gekehrt und für die Lüftung und Trockenheit der übrigen Schriftftücke durch fleifsiges Oeffnen der Fenfter an warmen Tagen geforgt werden.

Meine noch übrige Zeit wandte ich jetzt der Plrforfcluing des eigentlichen Archivs zu, welches ich im gleichen Stockwerk mit der Forftkanzlei in einem gewölbten feuerficheren fonnigen und ge- räumigen Saale fand, zu dem man nur durch die Kanzlei gelangen kann. Hier find die Archivalien des Stiftes Spital, der drei zu demfelben einft gehöri- gen Landgerichte und des Marktes Windifchgarften vereinigt. Es ift jedoch alles aus Rand und Band, in wüfter jeden wiffenfchaftlichen Gebrauch ausfchlief- lender Unordnung. Ich fand die Dinge zwar nicht mehr fo, wie bei Gelegenheit meines erften Befuches im Jahre 1876, indem viele P"aszikel und A6le, welche damals in Haufen auf dem Zimmerboden herumlagen, jetzt theilweife in Laden untergebracht find und diefe letzteren auch herausgezogen werden können, was man früher mit aller Anftrengung vergeblich verfuchte, aber fchlecht ift es immer noch genug. In den Laden oder offenen Holzgeftellen zählte ich beiläufig 500 p-aszikel, wovon jedoch ein Theil vermodert ift; 1700 Faszikel find auf den Tifchen oder dem Fufs- boden aufgefchichtet und diefe fand ich beffer erhal- ten ; nebrtdem kommen noch bei 400 gebundene Bücher zu rechnen, darunter fehr viele „Brief und Inventaribücher" , laufend vom Jahre 1612 1786, welche Kaufverträge und Inventur-Aufiiahmen ent- halten, Grundbücher, Rufticalfaffionen, Holzverlafs- ProtokoUe etc. in übergrofsem Format und wuchtigen P^inbanden.

Das ganze Archiv war im Jahre 1783 noch wohl- geordnet; Zeuge deffen die anfprechende Form der Kaften, die forgfaltig numerirten Laden, ein fehr fchöner Haupt-Catalog und ein ausführlicher trefflicher Materien-Catalog. Allein jetzt ift vieles durcheinander gemengt und der Catalog correfpondirt häufig nicht mit dem Inhalt der Laden. Bei einer folchen Ver- wirrrung kann die Unterfuchung der einzelnen A61:en- bündel nur einer fpäteren glücklicheren Zeit übcrlaffen

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bleiben; aber einen intereflanten Einblick in die Reich- haltigkeit diefes Archivs eröffnet der vortreffliche Catalog, wobei es allerdings fraglich bleibt, ob der eine oder der andere der verzeichneten A6te nicht ver- modert oder abhanden gekommen ill. Ich liabe gleich- wohl viele Laden unterfucht und zum Glück gefunden, dafs im \'erhältnifs zu der Menge des Wohlerhaltenen nur ein kleiner Theil unbrauchbar geworden ill.

Urkunden aus der alterten Zeit dürfen wir hier nicht mehr fuchen; fie wurden gelegentlich der Auf- hebung des Stiftes dem k. k. Haus-, Hof- und Staats- Archiv einverleibt. Es war aber einfl eine ganz ftatt- liche Anzahl vorhanden. So weifb der Catalog 26 Stücke Stiftungen, Schenkungen, Privilegien und Beflatigun- gen von Seite der Bamberger Bifchofe, der Gründer und Befchützer diefes Haufes, auf Die alterte Urkunde jft von dem Bifchof Otto II. „fme die et confule", doch um 1190 erlaffen, womit er das Spital am Pyrhn errich- tet. Die zweitalterte irt von dem niimlichen, worin er im Jahre 1190 dem Stifte Spital alles Eigenthumsrecht über die Güter verleiht, welche Herzog Ottocar von Steycrmark vom Scheitel des Pyrhn bis zum genann- ten Spital vom Bifchof zu Lehen trug. Schutzbriefe, Bcrtiitigungen und Gnaden von Seite der Pabrte waren einrt 89 vorhanden, das alterte Stück von Pabrt Cö- lertin III. aus dem Jahre 1193, Privilegien, Schirmbriefe, Ereiheiten und Exemtionen aus der Hand der Herzoge, Erzherzoge, Rümifchen Könige und Kaifer zählte man aus der Zeit vor Verwandlung des Hospizes in ein Collegiatftift 115 Nummern. Das alterte Privilegium irt von Leopold Herzog zu Oerterreich und Steyr finc anno, doch um 1193. Nach Errichtung des Collegiat- ftiftes brachte man an folchen Urkunden 6t, zufammen.

Einige wenige Documentc find in einem eigenen Karten verfperrt, die ich mir vorlegen liefs. Ich fand darunter eine Vertragsurkunde über Befitzrechte am Schuarzenberg zwifchen Stift Spital und dem Klorter Gleink vom Jahre 1420, Pergament, Original; eine zweite über die nämlichen Befitzrechte aus demfelben Jahr, nämlich einen Schiedsrichterfpruch des Pflegers zu Steyr und des Pflegers in der I""rey!iftatt, Original auf Pergament. Weiters ein Bertiitigungsbrief des Bifchofs Wirntho von Bamberg über alle an das Klorter Gleink von feinem Vorfahrer Otto II. gemachten Schenkungen und Begnadigungen vom Jahre 1304 in einer Abfchrift aus dem 15. Jahrhundert auf Papier. ' Eine Originalurkunde vom Jahre 1442 nimmt Bezug auf die Befchützung des öffentlichen Schrannenge- richts, Papier. Aufserdem liegen noch hier Original- urkunden und Abfchriften über Befitzrechte des Stiftes aus dem 14., 15. und 16. Jahrhundert und einige grofse Lehen- und Kaufbriefe aus dem 18. Jahrhundert.

Wenden wir uns nun zu den Aflen, fo entwickelt fich bei dem L'eberblick der ganzen Maffe, wie fie der Katalog ausführlich verzeichnet, der ganze Organismus eines wohlhabenden Klorters mit feinen vielfachen Verzweigungen und Gefchäftstheilungen. Es erfchei- nen die Perfonalien der Decane, fpäter der Pröbfte, die an der Spitze des Haufes ftanden, Wahl-A(5len,

* Die Urkunde ift in dicfer Form falTch. Der Nachfolger Bifchof Otlo n. hicfs ThiciDO und regierte von 1196— 1202, Im Jahre 1304 darb ein Bifchof Leopold von Bamberg, aufweichen Bifchof Wulfig folgte. Bamberg hatte einen Bifchof Wirntho, auch Wcrnhcr genannt, vom Jahre 1328—1335. Siehe U/t.er- mann Episcopatus Bambergenfis pag. 171. Weder das oiberofterreichifche Urkundcnbuch, noch Fritz Gefchichle von Gleink und Gcfchichtc von Spital am Pyrhn «iffen etwas von dicfer Urkunde.

Infulationen, Inftallationen und Adminirtrationen, dar- unter die Perfonalien des grofsen Probrtes Johann Jacob Gienger, der das Stift von 1570 1609 regierte und in der Sepultur-Capelle der Kirche ein grofses intereffantes Denkmal en basrclief um diefe Zeit erhalten hat. P^erner die Statuten des Haufes aus ver- fchiedenen Zeiten, fromme Stiftungen von Geirtlicheii und Weltlichen nach Spital ; Hochfürrtlich Paffauifche l\efcri])te und Generalien, die ganze Diöcefe oder das Stift allein angehend; Atflen, welche fich auf die Stifts- kirche, auf die Eilialen und die Pfarre Windifchgarrten beziehen; Schulfachen, Lehenfachen; Bambergifche Aufträge ; Befehle und Zufchriften der oberörter- reichifchen Laiulshauptmannfchaft und niederörter- reichifchen Regierung; Prälatenftands Propofitiones, Seffiones, Refolutiones und Afla. Das alterte Stück diefer Kategorie irt von 1424. Die Pralatenrtands- ..Individual-Correfpondenz" beginnt mit dem Jahre 1632. Viele Nummern behandeln Standifche und Land- fchaftliche Seffiones , Promemorias , Propofitiones, Landtagsforderungen und Verwilligungen.

Ein fehr intereffantes Manufcript ift das alterte Urbar von Spital vom Jahre 1492, 107 Seiten Folio auf Pergament mit bemerkenswerthen Notizen gleich- zeitiger Hand über die drei verfchiedenen Tadungen zu Spital und die Stiftswirthfchaft. Eine zweite Auf Zeichnung des Urbars aus derfelben Zeit hat lOi Seiten in Eolio auf Pergament.

Von noch höherem Intereffe irt das alterte Urbar der Herrfchaft Klaus aus dem 15. Jahrhundert. Grofs- folio, 43 bcfchriebene Blätter auf Pergament. Fol. 30 heifst es: Etlich auszug ausm Reispuchel die Gerech- tigkeit fo zu der Herrfchaft gehören (i. e. die Gerech- tigkeiten der zur lierrfchaft gehörenden Unterthanen) enthaltend. Sie find gleichfalls aus dem 15. Jahrhun- dert. Abfchriften davon aus dem 16. und 17. Jahrhun- dert fand Profeffor Lambel im Jahre 1872 in dem Archiv des Reichs-Finaiizminirteriums in Wien. * Diefe „auszug" kommen im Forrt;- und Stifttadungbüchl von Klaus, von welchem wir gleich handeln werden, wieder vor und find aus dem genannten L^rbar genommen. Es wurde mir ferner gezeigt ein Urbar von Klaus aus dem 16. Jahrhundert, ein weiteres vom Jahre 1646 in Folio, fehr fchön gefchrieben, vom Kaifer Ferdinand III. eigenhändig unterzeichnet und mit feinem anhangen- den grofsen Siegel vcrfehen. Diefe letztere Urbar irt ohne Tadungs-.Artikel.

Unter den forgfältig verwahrten Sachen fanden fich auch Dienftcinlagen und Anfchläge über Güter- erträgniffe im Lande ob der Enns in genere und in fpecie. Mehr als diefe nahmen mich wieder einige „Tadungsbuchel" in Anfpruch. Dahin gehört das: Vorft und Stiftthäding, gehalten 27. September 1641 (nämlich zu Spital), fünf bcfchriebene Blätter, Folio, Papier. Ferner das ,,Micheldorffifche Gau Tadtungs Büchl', das .Spitalerifche Landgericht betreffend; Schrift des 18. Jahrhunderts.

Das Taidingbuch von Klaus führt den Titel: Vorrt Recht und Land Täding das Sy dye Styfft Nennen die verten Claws betreffen (fiel 1513. Die Jahrzahl rührt von fpäterer Hand und irt ein Schreibfehler, denn es heifst am Ende des Büchls von derfelben Hand, die das Ganze gefchrieben hat: Dife rtift ift gehalten

- Sitzungsb. d. k. Akademie d. WilTcnfch. Bd. 73, S. 21.

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worden am XIII. Tai^ des hornun^ anno etc. Im XXXI. Jar. Davon cxiftirt eine zweite Aufzeichnung^' aus dem l6. Jahrhundert, eine dritte von 1639 in etwa.s veränderter Form und Ordnun^^, dann al-s vierte das Forfttadinj,^ von 1777.

Lebhafte Aufmerkfamkeit erregte ein grofser l'ack Bauernrevolt- Aften von 1547 49, 1570 1572, 1590 1592,1595 1597, deren Inhalt der Haupt-Catalog genau angibt. Sie wurden fchon einmal von dem Mifto- riker Franz Kurz benützt, der fich davon Auszüge machte , auf Grund welcher Chorherr Jodok Stiih feine Abhandlung über die „Unruhigen Bewegungen im Garüenthale" fchrieb und feiner Gefchichte von Wilhering, Linz 1840, einverleibte. In welchem Ver- hjdtniffe diefe Documente zu den im Linzer Miifeum verwahrten S])italer-A6len über die Bauern-Unruhen flehen, konnte ich für den Augenblick nicht entfcheiden. Auch über die grofse Rebellion vom Jahre 1626 waren nach dem Katalog viele Schriften vorhanden, aber fie waren trotz alles meines Suchens in der bezeichneten Lade und irgend fonft wo nicht mehr zu finden. Ein mächtiger Folio-Band, der mir vorgelegt wurde, enthält ein: „Ständilches Vormerkbuch über den türkifch und hungarifchen Rebellenkrieg und von Erzherzog Mathias zu Prefsburg gemachten Frieden an. 1608.'' Ueber Salzlieferungen find Aflen von 1462 angefangen vor- handen; defsgleichen über Eifengewerkfchaften und Senfen-Fabrication, Briefwechfel mit dem Oberkam- meramt in Eifenerz und der k. k. Eifenobmannfchaft in Steyr, vom Jahre 1626 anhebend. In reicher Fülle kommen darauf die Rechnungen, welche Haushalt und Güterbewirthfchaftung vor Augen legen; Schriftftücke über Fifcherei, See und Teiche, Wildbahn und Jägerei, Waldung und Stockrecht, Schäfereien, Alpen, Pferde- ftall und Geftüterei, A6len der Hofrichtcrei und des Landgerichtes Spital Das Archiv birgt auch inter- effante Dinge über das ,,Gebäuwefen" fammt den mit den Künftlern und Handwerkern gemachten Verträgen und Conti angefangen vom Jahre 1600, ferner über die dem Stifte angehürigen Pfarren, Herrfchaften und Güter, Berg- und Hammerwerke. Die Archivalien der

Ilerrfchaft Klaus laufen von der Zeit an, wo fie noch landesfinlUich war; das idtefte Stück ift vom Jahre 1368. Von der Herrfchaft Feicregg bei Hall find Urkunden und Aflen vom 16. bis 18. Jahrhundert verzeichnet. Hier find auch die Schriften und Rechnungen des Marktes Windifchgarften, feine Richterwahlen, Kirchen und Getreidedienfle zu fuchen. Sogar ein Schwefelbad befafs das Stift. „Puchriglbad" genannt, nächfV Win- difchgarften, worüber das ältefleDocument, ein Bericht des Doftors Heinrich P'ifcher, aus dem Jahre 1679 llammt. Das Bad beftcht noch und ilt jetzt in Privat- handcn.

Ich habe hier nur einen Theil der reichen Mate- rialien zu einer Culturgefchichte jenes reizenden Land- llriches aufgeführt. Wer wird diefe zerflrcuten Glieder wieder fammeln, ordnen und zu einem feflen Bau zu- fammcnfügen.'' Ich vergönne diefen „Abgefchiedenen" keine Ruhe und wünfche, dafs man bis zum Tage der Auferftehung wenigftens recht oft Luft und Sonnen- fchein zu ihnen gelangen laffe.

Mit diefem an den Verwalter gerichteten Wunfeh fchied ich.

Durch einen Befuch im Pfarrhof wollte ich in Erfahrung bringen, ob etwa bei Aufhebung des Stiftes dorthin Archivalien übertragen worden feien. Es wurde mir bereitwilligfl alles Vorhandene gezeigt. Die Mühe war nicht grofs, denn ein einziger mäfsiger Bücher- ftellen umfchliefst Alles, was das Pfarrarchiv Spital befitzt. Die libri baptismales beginnen mit dem Jahre 1663, die Todtenbücher mit 1666, die Copulations- bücher mit 1663. Die Aufzeichnungen laufen ununter- brochen bis in unfere Tage. Ein Folioband enthält eine Faffion der feit Entftehung des weltlichen Colle- giatfliftes bis 1783 gemachten geiftlichen Stiftungen. Die Armen- und Schulfachen umfaffen zufammen fünf Fascikel. Noch bemerkte ich ein Inventar der Kirchenfachen des Stiftes Spital vom Jahre 1760; fonfl war nichts zu finden, keine Urkunde, nicht einmal eine alte Kirchenrechnung. Es ift das leicht zu erklären fo lange das Stift beftand find alle diefe Dinge in den Hafen des Stifts-Archives eingelaufen.

Alb. Czeriiy.

Notizen.

27. Confervator Kolb hat über die neueften Funde in Ober-Oefterreich an die Central-Commiffion berichtet. In Betreff des Fundes von Jochcußciu (Obernzell 06lober 1880) ergab fich, dafs einige Stücke diefes Fundes, ein Ring und eine Spiralfeder, in den Befitz des hiftorifchen Vereines für Nieder-Bayern kamen. Das Kupfer war von dunkelrother Farbe, weich, mit einem Meffer leicht zu fchneiden.

Hinficlitlich des Fundes bei Lcithen (Gemeinde Wcng, Innviertel, November 1880) theilte die Gemeinde- Vorftehung Wcng mit, dafs ein Kupferring (Keffelhand- habe) vom Mufeum Francisco -Carolinum erworben wurde.

Gelegentlich der foeben vorgenommenen Abtragung eines Hügels bei Hernardin näeliß Wels wurden ver- fcliiedene Funde gemacht: Ein rdmifches Kinder- Grab wurde zuerft aufgefunden; deffen fämmtliche Beftand-

thcile in das Mufeum Francisco-Carolinum kamen und zwar beflehend aus der Bronze-Handhabe und acht Befchlägen eines Holzkiftchens, dann einer P'ibula aus Bronze (Nadel fehlt), einer Thonlampe gewöhnlicher P'orm mit CRESCEjS, wie folche bei Gaisberger, Lauriacum Taf. VIII abgebildet iil, ein Afchenkrüglein aus Thon, leider defe6t, 7 Cm. hoch, und fchliefslich zwei römifche Bronze-Münzen, von denen die eine den Kopf des Kaifers Antoninus Pius erkennen läfst Eine dritte mitgekommene Münze dürfte zufallig dazu gerathen fein, die abweichende fchöne Patina und die Münze felbft fprechen gegen die Zufammen- gehörigkeit; es ift eine barbarifche Nachahmung eines Antoninian des Claudius II. Gothicus mit Conferratio iMid Ära.

An der -u'cßlichcn Seite des Hiigels von Bernardin bei Wels fanden fich:

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1. Zwei Broiizc-Befcliläge (Fragmente).

2. Ein Bronze-Kopf.

3. Ein Fragment einerBronze-Scheibe von 5 5 Cm. DurchmelTer mit weiblichem Kopfe in Relief.

4. Eine Lanzenfpitze von Jüfen, fehr l\ark o.\y- dirt, 12 Cm. lang, 5 Cm. gröfste Breite des Blattes.

5. Eine Lampe gewöhnlicher Form mit C UESSI.

6. Gufsform, fenkrecht gefpaltener Kegel, 17-5 Cm. hoch, Durchmefler der Bafis 5 25 Cm.

7. Afchenkrug. Ganz ahnliche Form wie bei Henri du Cleucio» „Poterie Gauloife de la colleiftion Char- vet.** Höhe 23 cm., Durchmeffer der Oefifnung 16 Cm., der Bafis 9 Cm., Umfang 64 Cm. pag. 52, Fig.34.

8. Ein Ass (A II) von Vefpafianus.

9. Defsgleichen von Hadrianus.

10 und II. Defsgleichen von der älteren Fauflina, fammtlich fehr ftark verkruftet, in der KruRe der Miinze des Vefpafian ein Kohlenfragment.

Ah der ößliclun Seite des Hitgels zti ßeriiardiii bei Wels :

Acht Thon -Fragmente aus terra figillata mit Blumen, Tauben, einem Hunde, Tänzern und einem Reiter, welcher einen Fanther mit einer Keule be- kämpft.

Ein Boden-Fragment einer Lampe mit der Infchrift NERI (wie Panlj Real Encyclop. I V, pag. 594).

Eine Haarnadel aus Elfenbein, ir5 Cm. lang, gefchmiickt mit einer Hand, welche zuifchen Daumen und Zeigefinger einen runden Gegenftand (vielleicht eine Perle vorteilend) hält.

28. Gelegentlich der Herftellung von Neubauten im Hafen \ün Po/it wurde in der Bucht \'on Zanchi eine antike in zwei Theile gebrochene 125 M. lange Säule aus bläulichem Marmor aufgefunden und in der Folge der im Auguftus-Tempel angelegten Sammlung von Alterthiimern einverleibt.

29. Confervator Bizarro hat an die Central-Com- miffion berichtet, dafs fich bei ihm im Verfolge feiner ortlichen Unterfuchungen in Bezug auf die alte Topo- graphie im Görzer Gebiete fchon feit längerer Zeit die Ueberzeugung gebildet habe, dafs die in der I'eutin- gerifchen Tafel verzeichnete gerade Strafsenlinic zwifchen Aquileja und Ponte Sonti über Villa Vicentina, S. N'icolö, Ruda, Vileffe nach Mainizza führen mufste.

Für diefe Richtung fprächen die bei Monartero von Dr. Kandier entdeckten Brückenrefle, die von ihm längft der gegenwärtigen Bezirksftrafse nach Villa Vicentina conftatirten Ueberrefle des Unterbaues einer römifchen Strafse, die vom Patriarchen Wolfger (1203) errichtete Templerherberge in St. Nicolo, die Ueberrefle der von dem Patriarchen Gregor von Montelongo auf dem Rückzuge von feiner vergeblichen I'lxpedition nach Görz im Jahre 1268 zerftörten (V. Cron. Julian. Can. in Muratori Script, r. i. et Perr: Mon. hifl:. Germ.) und von den Venetianern im Jahre 1431 zur Abwehr gegen den Einfall der Magyaren noch gründlicher abgetragenen Brücken, fo wie endlich, dafs die in der Peutingeriana angegebene Entfernung (XIV m. p.) nur dann zutrifft, wenn man den Strafsen- "^S gerade über Vileffe nach Mainizza führt.

Von diefen Betrachtungen geleitet, hat ficli derfelbe zur Aufgabe geftellt, die Strafsenfpur wenig-

ftens bis Vileffe zu verfolgen, da die zweite Hälfte, von Vileffe bis Mainizza, durch den Durchbruch des Ifonzo bei Gradisca im 6. Jahrhundert und durch feine fpäte- ren Irrfahrten gründlich zerftört wurde.

In der jüngften Zeit irt es nicht nur gelungen, die Strafse felbit in der Nahe des Friedhofes von Vileffe, fondern auch weitere Spuren derfelben durch Stich- proben bis an die Gränze der Gemeinde Gradisca auf- zufinden, und die verfchiedenen feit dem vorigen llerblte unternommenen theilsgelegenheitlichen, iheils abfichtlichen Grabungen brachten bis jetzt nicht nur Münzen und Schmuckfachen aus Brandgräbern zum Vorfchein, fondern auch Dachziegel mit den Fabrik- rtempeln: (' PR C.\SS\ FTI'A'I' -- a CLüb.A.V- HHOS L-PKTRA— B\P. rix— MI\L11.\--LS I\'ST C T-IKR.NE'i'S'^ in grofser Menge, Funda- mente von Mauern mit der bekannten rothen Ver- kleidung, endlich Mofaikböden und Marmorplatten, welche letztere befonders dafür zeugen, dafs hier nicht blos die Niederlaffungen romifcher Colonnen und die Zwifchen-Station für fchweres Fuhrwerk, fondern auch die Sommerfrifchen vermöglicher Aquilejenfer befan- den haben mochten.

Es scheint, dafs diefe Anfiedlung frühzeitig von den Barbaren zerstört, fpater durch die vorletzte Ver- änderung im Laufe des Isonzo (1490) theilweife über- fchwemmt wurde und, da die gegenwärtige Benennung des jetzt etwas weftlicher gelegenen Ortes Vileffe augenfcheinlich fla\ischen Urfprunges ifl: (nämlich von v lesi = im Walde), fo ift es fehr wahrscheinlich, dass nach der besonders durch die Einfälle derUngarn und Türken erfolgten Ausrottung der früheren Be- völkerung flavifche Bauern aus den nahen Gebirgen berufen wurden zur Bellellung der verödeten P'elder.

Merkwürdig ift es jedenfalls, dass die frühere Benennung aus dem Gedächtniffe des Volkes ganz entfchwinden konnte, wenn auch noch die Hoffnung vorhanden ilt, durch die Fortfetzung der Grabungen darüber weitere Auffchlüffe zu erhalten.

Für dieZweckmafsigkeit einer fyrtematifchen Auf- nahme der Grabungen bei Vileffe fprechen die aufge- deckten Grundmauern eines anfehnlichen W^ohnhaufes und ein \ollfi:andig erhaltener mehrfarbiger Mofaik- boilcn mit geonietrifchen Figuren und Kleeblättern.

30. Confervator Graf Z?Ä«Vrfaj.ryi:^/ hat der Central- Commiffion eine ausführliche Mittheilung über ein intereffantesRenaiffance-Gebäude in ^</;-cj/a« gemacht, der nachftehende Notiz entnommen ift. Dasfelbe, ein Privathaus, fleht auf dem Marktplatze, ein zwei Stock- werke hoher Ziegelbau mit Mortelbewurf, der an die Krakauer Tuchhalle lebhaft erinnert, defsgleichen an die Walachifche Kirche in Lcmberg und andere Bau- ten, die um die Regierungszeit Sigmund I. entflanden, (leffen zweite Gemahlin Bona manche Künrtler aus ihrer Heimat Mailand mitbrachte. Der Bau dürfte aus der I. Hälfte des 16. Jahrhunderts llammen. Das Haus fleht auf drei Seiten frei, ifl aber feinen I""a(;aden nach nicht vereinzelt in Jaroslau. Diefe Stadt fcheint ehe- mals fehr wohlhabend gewefen zu fein, daher einfache Renaiffancc-Decorationen fich noch allenthalben finden. Die Quadrate neben den Fenftern im erflen Stock- werke find 6" tiefe Nifchen, in denen die P'enfter- balken bei Oeffnung der Fenfler hineingewendet

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waren. Das zweite Stockwerk ifl mir fclieinbar und «gehört fchon zur Rekronuny des Gebäudes. Die Rund-

fenrtcr find allein durchbrochen. (Fig. I.)

31. Die Durcliführunj; der ftylgerechten Reftau- rirmiy der gothifchen Kirche zu Maria Ncujlift bei l'ettau wurde dem Steinnietzmeiller Alois l'ack in Gratz unter der (Jberleitmig des Architekten Johann l'etrchnit; iibertragcn.

32. Die Pefbfäule zu libcufiirt wurde unter der Leitung des Architekten Wachtier einer durchgreifen- tlen Relhiuriruni/ unterzopen.

Item ain Silberins monftrantzel mit aincn vergoU- ten crucifix mit Zwaien pilklen vcrgollt.

Item .Sannd Barbara pildnus mit ainen llun-en vergollt.

Item Ain klains crewtz vergollt.

Item ain clains Zwifax crewtz mit Staindel vergollt

Item mer ain clains crewtz obem vcrgollt oben mit ainen lilberin fiifs.

Item ain clains crewtzel vergollt.

Item ain vbergolltz pacem ' mit ainer plawen Veldung.

Ilem ain crewtz mit ainen crucifix mit ainem ver- gollten krcivtrj, Inn ainer plawen feldung.

Fig. I. (Jaroslau.)

33. Confervator Dr. Schdnhcrr berichtete an die Central-Commiffion über die Fortfehritte der Reftau- rirung der Schlofs-Capelle auf Burg lyrol, die mit Hilfe der Allerhöchften Spende von 1500 fl. bewerkllelligt wurde. Es wurden zwei alte gothifche Altäre fammt Allem was dazu gehört, aufgeftellt, dem Hoch-.\ltar ein Antipendium befchaffen , fechs neue gothifche Kirchenl^ühle mit Ornament in Hoch-Relief, ein neuer Beichtfluhl, angekauft, zwei alte Chor-Stühle und die Kirclienthür reflaurirt, die Holz-Plafonds und die Gale- rie gereinigt, der Frohnbogen vom Kalkanwurf befreit, wodurch die in Marmor gemeifselten Apoftelzeichen wieder frei wurden, die Wandbemalung und der .Sockel mit dem Schild-Ornament freigelegt, letzteres reftaurirt.

34. Bruchßück eitles Inventars iiber Kirclicii- gerätlie vom Anfang des XVI. Jalirhunderts.

Dasfelbe findet fich auf El. 3^ 4'' (Bl. 2 fehlt) eines Ppcod., welcher mit „Rapular" bezeichnet ift und fich im Korneuburger Stadt-Archiv befindet. Das curfiv Gedruckte ift von anderer und etwas fpaterer Hand; das Eingeklammerte ift in derlls. durchllrichen.

Item ain taffei vergollt dar Innen ain tucheil da mann Sacrament Im clofter gefunden hat. ''■

Item ain Sylbren kreutrj/ vergulJt mit drcyn Jlainn der vicrd daraus verlorn.

Item ain Rotz atlafs mefsgewanndt mit feiner Zuegehorung.

Item ain Sament kappenn mit ainen fchillt.

Item ain perns Samentes mesgewannt mit feiner Zuegehorung.

Item ain weifs damasges mefgewant mit feiner Zuegehorung.

', ,Das Face", das Kreuzesbild, welches bei der MefTe zumKüfTen gereicht \Viirde; l''rcytag^ ,, Bilder aus der deutschen Vergangenheit*' I, 519. Vergl . ,,Eii] guldtn pacem creutz" und „So eine das pazze von dem erlten, dem es del priefter geit." Sc/t7Ht-lltrr, I, 379.

- Vergl, „.Merkwürdig war cinft jenes hier (im nun aufgehobenen Kloftcr der Auguftiner Eremiten in Korneuburg) aufbewahrte Tüchlein, in welchem die von den Juden mifshandelle Hoftie eingewickelt, und wunderbar mit Blut benetzt war. Schon einmal war diefe Reliquie in Verluft gerathen, wurde aber wieder aufgefunden, in eine lilbervergoldete Monftranze eingefchlolten und folche dem andachtigen Volke bei feierlichen Proceffiünen oder anderen Gele- genheiten zum KuflTe dargereicht, nach der Aufhebung des Klofters in den Pfarrhof gebracht, wo felbe wahrend des franzolifchen Krieges im Jahre 1809 neuerdings in \'erluft gerieth." DarftelUing des Erzherzogthums Oefterreicli unter der Enns {v. Sc/nveickhurät); das Viertel unterm Manhartsberg lU, 1S7. l>as Nähere über den Raub und die Auffindung diefer Hoftie ebendafelbft HI, iSs, 198 199. Das Inventar bezieht fich daher wohl nur auf Kirchengeralh- f<:haftcn. welche dem crw.-ihnteu Klnftcr gehörten.

LXXIV

Item ain Rots mufierts ' mesgewant mit feiner Zuegehorung.

Item Zwen pronn Samentten Sarrockt.*

ajivtiRObtC

+

4-

B6

Fig. 2. (Cilli.)

Item Zwen grön Samentten Sarrockh. Item Zway Silberin opfcrkanndel obcm, mitten vnnd vnnten vergollt.

' Mil Stickerei verzier!. Vgl. Schrnftler^ I. 1674.

- Sarrockt = Sarrock, Mantel. Ci. Ducange VI, 68, 71: farcolum, farrotiis, vefti* eeclefiafticac fpecics, tiinica linca." Schmcllcr, II, 325.

Item ain gron Saments mesgewannt mit feiner Zuegehorung.

Item ain rots Saments mesgewannt mit feiner Zuegehorung.

Item ain Rots vergults mesgewannt mit feiner Zuegehorung hat der achatzi vom perg Zue Sannd Maria Magdaleiin mefs gebem.

Item ain grunfs Samathens mefsgewaniU niclit gemuefiert mit feiner Zucgeliorung.

Item ain gruns Samenthes mesgewannt mit gül- den pluemen mit feiner Zuegehorung.

Item ain Sclnvartz mefsgewanndt mit goUt ge- muefiert mit aller feiner Zuegehorung.

Item ain Rots Samanthes mesgewannt mit ainen crcutz mit feiner Zuegehorung.

Item ain Rots Samathas mesgewannt gemuefiert mit feiner Zuegehorung.

Item ain plaws damasckes mefsgewant mit feiner Zuegehorung.

Item ain weis damafckes mesgewant mit feiner Zuegehorung.

Item ain Rots Zenndls-' mesgewannt mit feiner Zuegehorung.

Item newn gemaiiic mesgewannt mit aller Zuege- horung.

Item Zwen vnnd Zwayntzig kellch mit paten \niul Irer Zuegehorung.

Item aynilf mefspuecher.

Item ain mefpuech mit genottirten prefacion Inn Sunder hat michel piderman von wegen der Steffan faylerinn Irs gcfchafftz halben gebem Vnd gekaufft \mb xxviij gülden rennefs' kafper \incken Zue wienn notarien.

Item ain alltväterifch mefsbuech.

Item ain gedruckts bapirens mcsbuech.

Item drey täbich.

Jtnu ain Wci/s Sylhrins krnvtz kitinbt licr von \fo\ her Iianns Waclitl hricßcr. \Zu der pharrkirchen Iiic gcfchafft hat] IVigt ij Marck vnd ij Lot.

C. M. Blaas.

35. In der Stadtpfarrkirche zu Cilli befindet fich (las in der Fig. 2 abgebildete Grabmal. Eine aufrecht gcflcllte in der Mauer eingelaffene Steinplatte von 215 Cm. Höhe und 95 Cm. Breite. Darauf im kräftigen Relief die nach vorwärts gerichtete flehende Figur eines Ritters, ganz gcharnifcht, und zwar der Plattenharnifch mit dem ausgefprochenen Charakter des zu Ende gehenden 15. Jahrhunderts, ähnlich der Rüftung Sigis- mund'svonTyrol mit deutfcherKriegsfchale und einem durch den Halsberg verlängerten Kinnftück. Das Antlitz unverhüllt. Die mit gefingerten Handfchuhen verfehenen Hände ruhen und zwar die rechte auf dem kreuzförmigen Griffe des mittelfl eines Leibriemens bcfcfligten Schwertes, die Linke auf dem Wappen- fchilde. Im tartfchenfurmigen Schilde der ältere Thcil einer aus zwei Beilen gebildeten I lellebarde auf einem Dreiberge, w^elche Figur fich mit einem Hahnenfeder- bufch befleckt, als Helmkleinod aus dem gekrönten Dreiberge wachfend wiederholt. Die zart gezaddelten Helmdecken umgeben den ganzen Schild.

* Zcndcl, geringe .Sorte T.ifTt. Scitnifihr, H, 1134.

* Rfnnefs d. i. rhcinifch.

LXXV

Am Kiiiidc des Steines fol<jeiidc Infchrift (linker Seite oben beginnend): hie leit pegraben der edl vnd flreng riter her atidre (der untere Rand, der den Familiennamen enthalt, ifl: vermauert), linke Seite unten: obrifter erbdruchfefs in krain vuid haubtmann auf ober cili, (auf dem der Kopf leifle): vnd ifl geftor- bcn (auf der inneren Leiflc links): am Svntag elzbeth 1503 iar. In den vier h'.cken iler Platte je ein Wappen mit einer Schriftrolle, darauf der entfprechende h'anii- lienname, reciits oben: ein Stier mit einem Ringe durch die Nafe, dabei „Wapen der auerfiicrger" ; links oben „Wapen derUngnad" mit demWolfcnim Schilde, rechts unter „Wapen derCfchernenib'' und links das bcfchric- bene Wappen mit der Hellebarde, dabei „Wapen der Hohenbarter". Damit ifl auch der fehlende Name des hier Begrabenen gefunden.

Hohcncck (III. 275) und Wifsi^rill iy\l . 427) wiffcn über die l""amilie Hohcntvart wenig zu berichten; letzterer nennt Andreas Hauptmann in der Metling, der 1490 dem römifchcn Könige Max 1200 ung. Gold- gulden und 1493 neuerlich 1500 Rh. Gulden lieh, wogegen ihm als Erbdruchfefs in der Windifch Mark und in Krain das Pfandrecht auf die Graffchaft Cilli eingeräumt wurde.

Die Annales duc. Styriae III. erzählen S. 82 von Andreas Hoheinvartcr, der nach dem Treffen bei Uztal (Rann) in Steiermark tiirkifcher Gefangener geworden war (1475), daraus er mit 600 fl. erlöft wurde; Celejae Andreas Hochenwarter capiteum erigebat (1487), e.xtat enim mandatum imperiale ad eundem ut Epifc. Laba . . fucretur . ita . monaflr . oberburg . . Apud valvaforem jam 1483 andrees hochenwarter de Gerlach- ftein burgravius agebat, ut ex alio Epifc. labac. idem autth. 4. XI. f. 658 oflendit. Andreas und Stephan, die Brüder von Hohenwart, kauften das Schlofs Rabcn- fperg bei Cilli von Ulrich und Albrecht von Schauii- burg 1465.

In Liclinovskis Regeflen erfcheint Andreas in einer Urkunde Königs Maximilian dto. 1493, 28. 061. als Hauptmann von Cilli (VIII. R. 1999). Im Notizen- blatte der k. Akademie (Jahrgang 1852) wird derfelbe bereits 1478 als Hauptmann auf Ober-Cilly bezeichnet (S. 112). ' Im felben Jahre 16. Febr. befiehlt K. Fried- rich IV. den Brüdern Hans und Jörg Reiche nburger das Schlofs Montpreis, das deren Bruder Reichhart bisher pfiegweife inne hatte, dem Andreas H. als Ver- wefer zu übergeben.

36. Das Grabdenkmal des Wolff zu Salliaufen in der Kirche zu Benfcii (Bolnnen) .

Unter der grofsen Menge fchöner baulicher Ueberrefle der Stadt Benfen an der Pilsnitz ift, was künfllerifche Durchbildung betrifft, wohl das hervor- ragendfle das Grabmal der einzigen Herren \'on Ben- fen, welches fich in einer Capelle der Stadtkirche befindet. Dasfelbe ifl: aus dem feinkornigen fächfifchen Sandftein hergeftellt und bildet die Decoration der einen Wand, mit welcher es in innigften Verband gebracht ifl. Das Mittelfeld zeigt uns den Wolff von Salliaufen mit feiner Gemahlin und ihren Kindern, zwei Madchen auf der Seite der Mutter und einen Knaben auf der Seite des Vaters in betender Stellung.

381. b. K. 445.

lieh vom Jahre 1478, S. 138, Nr. 328. 178, R. 389, 344, 380. R. 517

Die Rückwand Hellt die Erweckung der Tochter des Jairus dar. l^ingefafst ift diefer Haupttheil von vor- geflellten .Simlen, welchen reich decorirte Wandpfeilcr entf[)rechen; die Säulen flehen auf Poftamenten eben- falls mit reichfler Decoration, zwifchen denen fich die beiden Votivtafeln mit folgenden Infchriften befinden:

„Anno 1589 den 24. h'ebruary an Mathia zwifchen 7 und 8 Uhr zur friien Tagzeit ift in Chrifto fehligklich entfchlaffen der edele geftrenge und ehrenfefle Herr Wolff von Stahlhaufen auff Benfen und Markersdorff feines Alters 42 Jhar, dem Gott Gnade,"

„Anno 1617 den 25. Augufli ift in Chrifto fehliglich entfchlaffen die edele ehren und vieltluigentlfame Fraue Maria von Salliaufen, Wolff von Sahlhaufen eheliche Hausfrau, geborene Beckin ihres Alters im 49 Jhar, der Gott Gnade."'

„I. Petri 2. Chriftus hat unfere Sünde felbs getra- gen an feinem Leib auf dem Holz.

Gott hat einen Tag eingefetzt an welchem er richten wird den Kreis des Erdbodens mit Gerechtigkeit."

Diefe Infchriften find in grofsen Buchflaben aus- geführt.

Die Poftamente find von edel geformten und ungemein zart durchgeführten Akanthus-Blättern ge- ziert. Unter tler Votiv-Tafel befindet fich eine reich und elegant durchgeführte Cartouche mit Masken, Engels- köpfchen und Mufcheln, innen Bibelfprüche.

Ueber den Säulen befindet fich ein Gebalk mit Mäandern, Eierfläben und Confolen reich decorirt. Bei der Sima erzielte der Künftler durch Anordnung der Decoration in den Ecken und in der jedesmaligen Mitte eine ungemein feine Wirkung. Ueber dem ver- knöpften Gebälk der Säulen kommen als Abfchlufs F^ngelsgeflalten zu ftehen, welche Schilder tragen mit dem Wappen der Salhaufen : einen mit einem Pfeil durchfcholTenen Drachenkopf.

Hinter diefen Figuren befinden fich in Haut-Relief die Geflalten der Evangeliften Marcus und Johannes in Nifchen, welche fich an den Auffatz mit Säulen, Gebälk und Giebeln anfchliefsen, auf dem Gefimfe in aufrechter Stellung eine Figur in flavifcher Tracht, hinter derfelben als bildliche Darflellung zwifchen den Säulen die Auferftehung Chrifli in mufterhaft durch- geführtem Haut-Relief. Das Giebelfeld zeigt uns Gott Vater in den Wolken. (Fig. 3.)

Dies wären die Haupttheile des in der forgfamften und edelften Weife durchgeführten Denkmales, welches noch feitlich mit Confolen und Wappenfchildern reich verziert ifl.

Die Friefe und Plinthen find durchwegs mit Bibel- fprüchen bedeckt.

In der jetzigen Verfaffiing macht diefes fo fchöne Denkmal einen geradezu barbarifchen Eindruck, da dasfelbe über und über mit den grellften Farben ange- ftrichen ift. Meines Erachtens war dasfelbe urfprüng- lich in der Naturfarbe des Sandfteines mit Gold ver- ziert, da fich bei näherer Unterfuchung zeigte, dafs fich auf den einzelnen Schemas unter dem Rufs und der Schmälte Vergoldung befindet. Aehnliche Spuren von Vergoldung findet man auch, wenn man die einge mauerten Stücke eines ganz ähnlichen Monumentes betrachtet, welche fich in denKirchenmauern befinden.

Emil Kropf.

LXXVI

37. (Tachau II.) '

Vom alten gothifchen Rathhaufe ift heute keine Spur mehr übrig, an feiner Stelle fleht jetzt das kaif. Gerichtshaus. Nur ein Wappen-Relief wird im heutigen

Fig. 3. (Benren.)

Rathhaufe aufbewahrt, den böhmifchen Löwen vor- ftellend, das mindeftens in das 15. Jahrhundert gehört und befondere Heachtung verdient.

« S. Jahrgang 1880 p. CXXXI,.

In der X'orlladt, jenfeits der Miefa fteht das Franciscaner - Klortcr fanimt Kirche. Ueber Anre- gung Capiftran's befchlodcn die Bürger von Tachau dicfem Orden eine Anfiedlung zu verfchafifen und räumten ihm um 1466 das durch die Huffiten zcrflörte Spital ein. Das Kloller führte feit feinem Kntllehen ein fehr befcheidenes Dafein. Die Kirche hatte ur- fprünglich eine Holzdecke, die i6ji durch Wölbungen erfetzt und welche 1623 auf Kulten des Abtes von Tepl bemalt wurden. 174S zerftörte ein Brand Kirche und Klofter. Die Gebäude ent- banden bald darauf zu neuer Ge- ltalt, bieten aber in ihrer heuti- gen Einfachheit nichts Bemcr- kenswerthes.

Das Siegel der Stadt Tachau zeichnet fich durch Zierlichkeit aus. Es iü; rund und mifst 11 Mm. im Durchmeffer. Im eigentlichen Bildfelde, das in Folge feiner Itufenförmigen Umrandung die Gellaltung eines Droipaffes hat, der in den Zwickeln mit ausfprin- genden Spitzen und Kreuzblumen daran geziert ifl:, ein gekrönter Helm mit einem Fluge belteckt und reichen fchön gewundenen, gezaddelten und gut vcrtheilten Helmdecken. Die Umfchrift ifl der Configuration des Bildfeldes entfprechend vertheilt und lau- tet : * figillum civitatis tachouie. Der äufsere Rand flufenförmig (Fig. 4). Das Siegel gehört in das 15. Jahrhundert.

38. Das bifchöfliche Ordina- riat von Laibach hat an die Cen- tral-Commiffion in Betreff des kunltgefchichtlichen und archä- ologifchcn Unterrichtes im dor- tigen Priefter - Seminar mitge- theilt, dafs im Jahre 1878— 1879 über die kirchliche Kunft wöchent- lich eine Stunde für fammtlichc Alumnen gehalten wurden. In diefen Vortragen wurden die Eigenthümlichkeiten und Gefetzc der verfchiedenen Bault\"le und ihre Gefchichte in allgemein ver- itändlicher Weife auseinander ge- fetzt, die Stylformen nach ihren häufigflen Merkmalen charakteri- firt und der Zufammenhang der Baultyle mit den gefchichtlichen und Cultur-Zuflanden angedeutet. Von den vorchrifllichen Bauflylen wurden befonders die claffifchcn hervorgehoben; die chrifllichen Bauflyle bis zur Renaiffance und die diefen Stylen eigenthüm- liche Ornamentik wurden eingehender befprochen.

LXXVII

Um den ICrfoIg des Unterrichtes in einem für den l'ricfter fo wichtigen Gc!4enliande zu fichern, lial man CS für gut befunden, den bisher dem rrivatfleifse übcr- laffenen weniger fyftematifchen Unterricht zu ordnen und die kirchliclic Kunfl als obligaten Gegcnftand dem Studienplane der theologifchen Diucefan-Lehr- anflalt einzufügen. Dies ifl nun derart gefchchen, dafs Vorlefungen über kirchliche Kunft in zwei Abtheilun- gen durch vier Semefler gehalten werden, und zwar nach folgendem Programme:

I. Abtheilung: Gefchichte der Architeftonik vom hgyptifchen Style bis zum Kunltlb-ebcn des ig. Jahr- hundertes. II. Abtheihuig: Praktifche Winke und Rath- fchlage, betreffend die ICrhaltung, Wiederherllellung und Ausfchmiickung des Kirchengebaudes, Ausfliat- tung der Kirche, Befchaffcnheit der Gefafse, Gewänder u. dgl. mit Herückfichtigung der hirtorifchen lintwickc- lung. Ferner kirchliche Sculptur, Malerei u. A.

39. Correfpondent Rainer hat der Central-Com- miffion einen gröfseren Bericht über Wallfchanzcn in Kärnten vorgelegt, welchem Folgendes zu entneh- men ift.

Südlich von Guttenftein bei Prevali in Kärnten, führen zwei Wege in der Richtung gegen den Urfula- Berg. Der eine, öftliche, führt nach Köttelach, der andere, weftliche, nach Podgoriach - Schrottenegg. Zwifchen diefen beiden Graben zieht fich ein nie- derer Bergrücken hin, der in dem Prefche-Gupt feine gröfste Hohe erreicht, bei Schrottenegg fich wieder fenkt und dann ziemlich flach gegen den Urfula-Berg anfteigt. In diefer Gegend befinden fich diefogenannten „Römerfchanzen", auch „Türkenfchanzen" genannt. (Fig. 5.) Eine halbe Stunde von Schrottenegg füdlich, befindet fich die erfle kreisrunde Schanze. In der Mitte ift ein abgeplatteter Kegel, um welchen fich ein Graben und ein Wall zieht.

Die Kirche in Podgoriach, St. Hermagoras, liegt in der Mitte einer folchen Schanze, durch welche auch, knapp neben der Kirche die Strafse führt. Das Mittel- plateau, auf dem die Kirche fteht, hat einen Durch- meffer von 57 Meter. Rund herum, nur durch die Strafse unterbrochen, zieht ein 6 Meter breiter und 4 Meter tiefer Graben, ebenfo auch ein Wall, beide noch fehr gut erhalten, nur der Theil aufser der Strafse ift etwas befchädiget. Der Befitzer von Schrottenegg erzählte, dafs er weftlich i Meter tiefer auf eine breite ge- pflajlerte Strafse fliefs, felbe aber wieder verfchüttete.

400 Schritte nördlich von Podgoriach, rechts knapp am Wege, im Walde befindet fich die kleinfte Schanze. Der Kegel in der Mitte ift am höchflen und mifst 4' -i Meter im Durchmeffer. Der Graben ift mäfsig tief und die ganze Schanze fammt Wall beträgt nur 29 '/j Meter Durchmeffer,

Dann folgen noch 2 Schanzen, ziemlich grofs und mit tiefen Graben. Die erfterc mifst am Kegel 8 Meter und ift der Graben 12 Meter breit; der ganze Durchmeffer beträgt 44 Meter. Die zweite Schanze liegt etwas abhängig, der Kegel mifst 6' ^ Meter und ifl um 6 Meter höher als der Wall ; der Gefammt- durchmeffer beträgt 35*70 Meter. Die Böfchungen find ziemlich fteil und fallen durchfchnittlich 45 bis 50°. Die fchönfle, gröfste und intereffantefte Schanze befindet fich aber am Rrefche-Gupf. Sie ifl ziemlich

vn. N. F.

flach, viereckig und mit zwei Gräben und Wiillen um- geben. Nur ein paar Fichten erheben fich auf dem Plateau derfelben. Selbes ifl 17-30 Meter breit und 21 Meter lang, die Wälle meffen je 3 Meter und die Gräben 10-70 und 9-50 Meter Breite. Die längfte Aus- dehnung betriigt 63-70 Meter.

Bemerkensuerth ift, dafs in diefe Doppelfchanze zwei Laufgräben ausmünden. Der füdliche in der Rich- tung nach Schrottenegg ift fehr kurz, und durch die Ackercultur zerftört; dagegen ifl der in nördlicher Richtung gegen (iuttenftein führende meifl gut er- halten, durchfchnittlich 3 Meter breit und fiilirt bei allen noch folgenden Schanzen vorbei.

Eine Viertelftunde abwärts erreicht man die zweite viereckige Schanze, allerdings fchon etwas zcrilört, und das Mittelfeld ill mit Gemüfe bebaut. Ihre längfte Ausdehnung beträgt 42 Meter. Nur 6 Meter daneben zieht der Laufgraben hin und fcheint hier auch mit demfelben eine Verbindung ftattgefunden zu haben, wie man noch deutlich erkennen kann. Zehn Minuten weiter im Walde befindet fich eine eckige Abzweigung des Laufgrabens in der Gröfse einer kleineren Schanze, die nur auf drei Seiten vorn Graben umgeben war.

Fig. 4. (Tachau.)

Nach 300 Schritten folgt die letzte Schanze diefer ganzen Reihe. .Sie liegt dicht im Walde, ifl kreisrund, hat fehr fteile Böfchungen und mifst 32 Meter im ganzen Durchfchnitt. Hier fanden fich auch Spuren von Nachgrabungen. Am Ende des Waldes ver- fchwindct der Laufgraben. Alle diefe Schanzen liegen in gerader Linie vom Ausläufer des Urfula-Berges über Podgoriach und dem Brefche-Gupf in der Rich- tung nach Guttenftein und fcheinen eine zufammen- hängende Befelligung gebildet zu haben.

In dem Winkel, welchen der Mifs-P'lufs bei feiner Mündung in die Drau bei Unter-Drauburg bildet, be- findet fich ein ziemlich grofses Diluvial-Plateau, auf welchem die kleine Ortfchaft Dobrawa liegt. Nördlich von derfelben führt eine Strafse nach Tfcherberg an der Drau und knapp neben diefer Strafse am Abfalle des Plateaus gegen die Drau liegt nun ebenfalls eine Schanze, ganz gleich den oben befchriebenen. Sie ift kreisrund mit einem tiefen Graben umgeben, das Mittelplateau mifst 12 Meter, der Graben 11, und die Breite des Walles 3 Meter; der ganze DurchmelTer beträgt 40 Meter. Sie ifl gut erhalten und nur durch die .Strafse etwas befchädiget. Da das ganze Plateau beinahe ganz cultivirt und nur an einzelnen Stellen, namentlich am Randabhange, bew-aklet ifl, fo dürften noch allenfalls beftandene Schanzen ebenfalls über- ackert worden fein.

LXXVIII

In der Nähe zeigten fich zwei intereffante Doppel- fchanzen. die neben einander liegen und wovon die eine mit Doppelwallen umgeben ift. Sie weichen von allen friihereren Schanzen ab. da fie nicht kreisrund find und fich mehr der Hufeifenform nähern. An der Südfeitc ift nämlich ein fteiler Abfturz. der eine Ver- fchanzung überflüffig machte, daher üc fich nur auf der Nordfeite, nach Oft und Wert ausbreitete. Beide Schanzen verfchlingen fich in einander, fo dafs der Aufsenwall der Doppelfchanze fich mit dem Walle der kleineren in der Mitte vereiniget. Das Flateau tler Schanze mifst 30, das der kleineren 17 Meter imDurch- mefler, die Graben lind hier befonders tief, bis auf 9 Meter, fonft find gleiche Verhaltniffe, wie bei den früheren Schanzen. Die gröfste Ausdehnung durch beide Schanzen betragt 100 Meter.

Ob diefe Schanzen aus der Römerzeit ftammen, oder zum Schutze gegen die Türken-Einfälle gerichtet waren, werden fernere Unterfuchungen lehren. '

t'g- 5- (Guttenfteiii.)

40. Oefterreich hat ohne Zweifel im 16. und 17. Jahrhundert eine ausgebreitete Töpfer- Iiidußrie be- feffen, deren Leiftungen an vielen Orten eine hohe Stufe künftlcrifcher Vollendungerreichthaben. Mannig- fache Bcifpiele von Ofenkacheln, Fliefen- undFayence- Gefalsen in verfchiedenen Mufcen fowie im l'rivat-

Unterhalb bei Sa(fradi fand man im Mciftifltin'e einen grofsen römifchcn Sarkophag, der jetzt vor dem WirthshauTt: aU Hank dient.

befitze lafien darauf fchliefsen. Bisher ift man jedoch nicht in der Lage über Urfprung und Gefchichte diefer Erzeugniffe mehr als ganz allgemeine Auskunft geben zu können.

Wahrend Frankreich durch eine umfaffendc Lite- ratur über keramifche ICrzeugniffe auf feinem Gebiete fchon vor Decennien dem übrigen Europa ein Beifpiel gegeben, das befonders in England, aber auch in Italien, Deutfchland und der Scliweiz mannigfache Xacheiferung gefunden, ift in Oefterreich in diefer Richtung noch äufserll wenig gefchehen. Soll es ge- lingen hier genauere Kenntniffe zu fammeln, fo muffen zunächft jene Daten gewonnen werden, welche geeig- net find einen allgemeinen Ueberblick über die Kera- mik im 16. und 17. Jahrhundert in den verfchiedenen ofterreichifchen Landern zu gewahren. Im Weiteren wird es fich darum handeln, durch Abbildungen und genaue Befchreibuiigen in die Lage zu kommen zu flehten, zu trennen und zu verbinden. Den Schlufs der vorbereitenden Arbeiten würde dann die Bereifung der wichtigften F"abrications-Orte und das Studium der Töpfergilde dafelbft bilden.

Abgefchen von dem wiffeiifchaftlichen Werthe folcher F'orfchungen kann es angelichts des kunftge werblichen Auffchwunges in Oefterreich niemandem entgehen, dafs auf Grund einer genaueren Kenntnifs der einftmaligen Blüthe diefer Induftrie in unferem V'aterlande diefelbc nicht nur in der Gegenwart ge- fordert, fondern dort wo die commerciellen Bedin- gungen einer folchen Induftrie noch vorhanden find, eine Neubelebung derfelbcn bewirkt werden könnte.

Von folchen Motiven geleitet, wird das Anfuchen gcftellt, die zur Löfung der angeregten Aufgabe geeig- neten Daten zur Kenntnifs des ofterreichifchen Mufeums für Kunft und Induftrie zu bringen, eventuell jene Per- fonen namhaft zu machen, in deren Befitz einzelne her- vorragende Objedle oder ganze Sammlungen von Erzeugniffen der ofterreichifchen Keramik, namentlich der Renaiffance-Zeit fich befinden, oder die fich auf diefem Gebiete befondere Kenntniffe erworben haben.

41. Ueber Aufforderung des k. k. Minifterium.s für Cultus und Unterricht hat die Central-Commiffion fich cntfchlolTen, zwei Delegirte nach Salzbiii-g zu entfen- den, um fich dort über die angeblichen und in Zeitungs- nachrichten hervorgehobenen Mängel des Mufeums Kenntnifs zu \erfchaffen. Die Aufgabe diefer Sendung wird demnach eine durchaus privative und informative fein, um feiner Zeit eventuell der Stadtvertretung von Salzburg Rathfchläge anbieten und Reform- Anträge erftatten zu können, wobei der privative Chara6ler diefer Sammlung nicht im geringften alterirt werden foU. Eine weitere Ingerenz könnte fich höchftens auf die wenigen im Mufeum befindlichen, Staatseigenthum gebliebenen Kunftgegenftände beziehen.

42. Herr I-'riedrich Schneider, Dompräbendar in Mainz, hat aus Anlafs meines Auffatzes: „Oefterrei- chifche Kunft-Topographie" mir die nachfteheiiden Bemerkungen zugel'andt :

I. Dafs /.c/.:; Kunft-Topographie Deutlchlaiuls auch im zweiten Bande Sud-Deutfchland feit 1863 vorliegt und das ganze Werk eben in neuer Auflage vorbereitet wird. 2. Entfprechend den Bautlenkmalen des Regie-

LXXIX

rungs-Bezirkes Gaffel von Lote und Rotfclfer ist 1880 crfchienen: Baudenkinalc im Rci^icrun.<,'s-Bezirke Wies- baden ^Naffau mit I>~rankfurt und Biedenkopf) Berlin, Ernfl: und Korn XVII, S. 567, nach dem Tode des Lotr: von dem Herrn Mittheiler herausi^e^eben. 3. Im Er- fcheinen fmdKunlt-Topoi^raphie vonPreufsifchSachfen bearbeitet von Sommer (Hailei und l'ommern (Stettin). So dankbar ich dem Herrn Einfender für liiefe Daten bin und fo lehr ich bedauern mufs, nicht friiher im Belitze dcrfelben gevvefen zu fein, fo mochte ich iloch darauf aufmerkfam machen, dass es mir im erften Abfchnitte nunnes Auffatzes keineswesjs auf Volllliui- ditjkeit der einlchlagit;"en Literatur ankam, fondern eben nur auf V'orfiihrinig einiger Mufler, wie von ver- Ichiedenen Seiten und für verfchiedene Landesgebiete lue kunft-topographifche Aufgabe zu löfen bisher ver- lucht worden.

Hclfcrt.

43. Das Unterrichts-Minillerium hat i\xr die von l'rofeffor Dr. h'ritz Pichler in Grätz, im Jahre 1881, auf tlem Gebiete der Römerftadt l'innmm am kiirntneri- fclien Zollfelde vorzunehmenden (jrabungen eine Sub- vention von 500 fl. bewilligt unter der Vorausfetzung, dafs die aufgefundenen Objefte in ihrer Gefammthpit im LandesMufeum zu Klagenfurt ihre dauernde Auf- bewahrung finden.

44. Das Minifterium für Cultus und Unterricht hat über Anregung der Central-CommilTion und des arch.- epig. Seminars an der Wiener Uni\erfität feine Ge- neigtheit ausgefprochen, in Ciili ein Local-Mufeum für die dortigen romifchen Denkmale anlegen zu laffen.

45. Das fürftbifchöfliche Ordinariat zu Marburg hat der Central-Conimiffion mitgethcilt, dafs in der dortigen theologifchen LehranÜalt den Hurern des vierten Jahrganges allwöchentlich ein einllündiger Unterricht in der Gefchichte des Kirchenbaues nach dem Katechismus derBauftyle \on Freiherr v. Sacken, dann in der Entv\icklungs-Gefchichte der kirchlichen Kunllgegenllände, Epigraphik, Ikonographie u. f w . ertheilt wird.

Der Prieflernachwuchs der Diöcefe Krakau erhält den Unterricht in der Archäologie in der Weife, dals die Seminarill:en an den an dcrphilofophifchen Facultät der Univerfität eingeführten Vortragen als aufser- ordentliche Hörer theilnehmen.

Am Central-Seminar des Erzbisthums G'ors wurde bisher keine kunftgefchiclitliche und kunrtarchäolo- gifche Unterweifung ertheilt, obwohl diefs von den leitenden Perfonen felbli als fehr bedauerlich bezeich- net wird. Das Gleiche ift am erzbifchöfiichen Seminar zu Zara der Fall.

46. Nachdem das Schlofs Runkc/Jlcüi vom Menfal- Befitze des Bisthumes Trient abgetrennt, in Privat- befitz durch Verkauf gelangen foU, hat die Central- Commiffion. an das k. k. Unterrichts-Minillerium die Bitte geflellt, dafs in dem diefsbezüglichen Kaufver- trage folche Stipulationen aufgenommen werden, welche die in der Burg befindlichen Kunftdenkmale möghchft: fchützen. Das k. k. Unterrichts-Minilterium anerkannte die Anfchauungen der Central-Commiffion

und verfügte zum Schutze der aufserordentüch wich- tigen Kunflfchatze des Schloffes, dafs die Uebergabe des Kauf-(Jbje6i:es mit Zugrundelegung eines befon- deren durch Organe der Central-Commiffion anzu- fertigenden und dem Kaufvertrage als Real-Belall:ung des Objefles beizufchliefsenden Inventars aller zu confervirenden Kunllgegenflände zu erfolgen hat. Ferner foll der Befitzer des Schloffes verpflichtet werden, die in diefem Inventar erfcheinen- den Kunft- werke in einem moglichft unverfehrten und unver- änderten Zuftande zu erhalten, vor jeder Befchädi- gung und Benachtheiligung zu fchützen, eintretenden I""allcs davon en tiprechende Anzeige zu erftatten ; auch ill der Befuch der Fremden zum Zwecke der Befichti- gung des Schloffes und feiner Denkmale anftandslos zu gcftatten.

47. Confervatür Mockfr\vAtä.n die Central-Commif- fion berichtet, dafs es in Abficht des gegenwärtigen ßenedictiner-Conventes /.u Ematis in Prag liegt, feiner Zeit die werthvollen Wandmalereien des dortigen Kreuz- ganges zu reftauriren. Vorderhand erftreckt fich ilie Rellauration auf die Inllandhaltung des baulichen Pheiles, und beabfichtigt man die Kirche zu poly- chromiren und neu einzurichten. Im Jahre 1880 wurde die fogenannte königliche Capelle polychromirt nach jener Art, wie es im Kloller Beuron, woher die Mönche kamen, üblich war. Bei Ausbefferung der Fai^ade im Klofterhofe, nach welcher Seite jedes Travee im Kreuzgange ein gekuppeltes Fenller aus fpäter Zeit befitzt, fand man breite und hohe Spitzbogen-Fenfter und ein Fragment von reichem F^enftermaaiswerk, was Veranlaffung geben dürfte zur Inftandfetzung des Klofterhofes in feinen urfprünglichen Zuftand.

48. Bei der Reilaurirung des Kirchthurmes in 'I'ra)niii wurden in dem Knopfe desfelben nachgehende beiden Aufzeichnungen gefunden:

I. Anno millefimo feptingentefimo fecundo die 12. Julii in feflo ftae Margaritae V. et. M. fedente pro fede ApoftolicaPapa Innocentio XII. Regnante Romanorum Imperatore Leopoldo I. ex Archiducibus Auftriae ac Episcopo et Principe Joanne Michaele ex comitibus de Spaur Dioecefim Tridentinam gubernante circa horam primam et fecundam poftmeridianam, tempes- tate non adeo faeviente, culmen Turris fulmine taftum et defuper coruscans figura, vulgo pro adamante cre- dita, dejefta nee inventa, imo ipfa Turris a fummitate ufque ad calcem pedis, lapidibus quadraiis difjunclis, ita dilsipata ac dellructa fuit, ut absque majoris ruinae V. culminis periculo campanae pulfari nequierint. Unde plurimum Reverendi Domini Jaonnis Baptiftae Tanna- jae Parochi ac pernobilis Domini Jo : Jofephi Tanuini de Miletto Capitanei ac venerabilis magiltratus (cui tempore fubfecutac fulguris D. Jo : Antonius de Fran- ciscis et reparationis D. Jacobus Philippus Antoniat ut Burgi Magifter praefuit) unanimi vota de reaedi- ficatione ruinae, quae etiam non Icvibusexpenfis fecuta et finita eft, convenere. In globo hoc deaurato praeter S. S. Evangelia et corollia in malTa iuclufanil repertum. Deinde hae reliquiae adjunftae funt.

Caeterum cum mortuo fine liberis non ita pridem gloriüfiffimac memoriae Carolo II., Hispaniarum Rege, facra caefarea Majeltas fucceffionem in Regna et Pro-

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vincias Regis defunai Domus fuae Auftriacae legitime deberi afseruerit, Rex autem Galliae Chriltianifimus Ludovicus XIV. pro nepote fuo Duce Andavigenfi eandem et jus Regnorum Moiiarchiac Hispanicae ex teftamento Regis defunfti fibi natum efse praetulerit ac defuper pofsefsionem univerfae haereditatis arri- piierit, Provincias Hispano - Belgicas ducatumque Mediolanenfem armis occupaverit, gloriofifsimus Impe- rator Leopoldus, ne pro domo fua Auftriaca juftae fuccefsionis Hispaniae et S. Romani Imperii jura in feudis, quae funt in Italia et Belgio, amittat cum Rege An<Tliae et unitis Belgii ordinibus generalibus foedus jecit. Exercitum in Italiam ad confequenda tam jura propria quam feuda Imperii Mantuam ac Mediolanum verfus mifit, quo tranfitu his in locis non parum divexa- bamur. Partes Caefaris tenucre Rex Angliae, Boruf- fiae, partim Electores Imperii i^Elecior Coloniae et Bavaricae, fratres, foedus Regis Chriftianifsimi ample- xati funt) Principes Germaniae et confoederati uniti Belgii pro Rege Galliae ftetere. Alte didi fratres Elec- tores, Dux Sabaudiae et Mantuae cum iis occulte opem ferentibus. Bella adhuc fervent acerrima, jufta caufa triumphabit. Precamur Dei auxilium pro falute Corporis et animae et animas noftras precibus fuccef- forum noftrorum recomendamus.

Haec fcripta fuere praefentibus Praenobilibus D. Dominis Joanne Bernardo et Joanne Michaele Pichler de Rungg, confanguineis, D. Dominis Bernardo et Lazaro Perkhammer de Fenhals, D. D. Joanne Mathia et Udalrico Fratribus Tfchuegg confulibus hie loci et me fcribente Claudio Bartholomaeo Paurenfeint Tra- meni die 24. Maji anno 1703, quo die hae reliquiae per admodum Reverendum Dominum Thomam Stringar cupellanum impofita et inclufa fuerunt.

II. Ad majorem Dei, Dciparae, S. S. Quirici et Julittae, omnium San6lorum et Sandlarum Dei hono- rem et gloriam. Amen.

J. M. 'S. Anno Chrifti millefimo fcptingentefimo fecundo, Regnantc Leopoldo I, Auflriaco Imperatore, comite Tirolis haereditario, fme prole mortuo Carolo fecundo Hispaniarum Rege, Lodovicus XIIII. Galliae Rex, Regna Hispaniae contra omne jus armata manu occupavit: hoc audito Leopoldus Imperator haec Regna, fibi competentia ab intcftato, magno cum exer- citu terra marique tam in Germania quam in Italia recuperare feftinat. Heu ! tempora funefta, afflifta Italia enclamat. Mifera Germania, ad quäle faeculum dcdufta fanguine tincla mea flumina fluunt. Ah Tirolis! quid ego dicam quo tranfierunt mea aurea faecula in quibus pace fruebamur. Nunc a fronte, a tergo, a latcrc hoflilia timpana pulfant; uno verbo, ubique miferiis ac Bellorum calamitatibus afflifta fum.

Eodem anno 1702 fub Regiminc di6li Leopoldi primi, Imperatoris Germaniae et in Tridentina Dioecefi Joannis Michaelis ex comitibus de Spaur Episcopi et Principis Tridentini, die 12. Julii currcnte fcfto fanflae Margaritae in Borgo Tarmeni, exiftentibus plurimum Reverendo Domino Joanne Baptifta Tcnnaia s. s. Theologiae nee non s. s. Canonum Candidato, loci parocho, et Capitaneo lUuflri Domino Jefepho Tanuin de Miledot et Confule Domino Joanne Antonio de P'ranciscis: nescio quo fato , tranfeuntibus militum copiis, contra Gallum in Italia dcftinatis, circa horam primam et fecundam poftmeridianam e coelo fulmen

in hanc Turrim cecidit, quo i6lu major pars culminis concuffa , lapidibus quadratis disjun6tis nee non in pluribus locis diruta fuit.

Continuantibus bellorum miferiis anno millcfimu fcptingentefimo tertio fub regimine fupradirtorum et Domini Philippi Antonii Antoniaci confule et Domino Joanne Antonio de Francistis hujus ecclefiae pro tempore Sindico, disjeflis lapidibus compofitis, diruta mille circa florenorum e.xpenfis refa<5la fuere. Media hujus globi parte, me praefente et Domino, Francisci in der Bis, elevata ad hunc aflum deputatis, facras res interius huic globo infertas extrahentes. item aliis fancftorum reliquiis adjunctis, rogato Domino nollro, beatiffima Virgine Maria, San6to Quirino, hujus Eccle- fiae Patrono, et omnibus Sanflis: ut Turris haec intafta per multa faecula maneat , precibus facerdotalibus repo- fui. Di.xit facerdos Thomas Stringarius, Philofophiae magirter. Juris utriusqueCandidatus et lociCouperator.

Tarmeni 23. Maji 1703.

Benevole lefttor ora pro mo. '

49. Confervator Guttcr l'.at an die Centra!-Com- miffion einen ausführlichen Bericht über die am Jan- kulberg bei Graniczefchti aufgefundenen fogenannten Hünengraber erflattet, daraus wir Nachftehendes mittheilen: Veranlaflung zu den Funden gab der Bau des Pfarrhaufes (1872), wozu man auf dem genannten Berge Baurteine brach. Auf dem Grat des I^erges fand fich einer Gräberftätte mit unzugerichteten Flufsll ein- platten in einer Länge von 7' und Breite von 4' und Tiefe von 3' ausgelegt und zugedeckt, fie lag 3' j' unter der Erdoberfläche und enthielt nach Abhub der Plattendecke ein gröfseres und ein kleineres Geripp übereinander liegend. Dem gröfseren lagen zwifchen den Beinen zwei topfartige Gefafse aus fchwarzgebrann- ter Schwarzerde in unregelmäfsiger Rundform mit dicken Wandungen. Sie enthielten zum fechsten Theil eine dunkelbraune, klebrig fefte, geruchlofe, bitterlich fchmeckende Maffe; rechts des Gerippes lag überdies eine fehr gut erhaltene Steinaxt aus Achat, und ein verfteinert es keulenartiges Holzllück; das Grab ill zer- ftört, ein Theil der Gebeine, die Axt , Keule und Scherben kamen in das Landes-Mufeum in Czernou itz. Die Gefäfsfcherben find mit jenen in der Brilllchcn und Muck'fchcn Ziegelei zu Szereth vorkommenden gleichartig. In neuefter Zeit wurde ein zweites Grab aufgedeckt, doch fogleich alles zerftört oder ver- fclileppt.

50. Laut Berichtes des Confervators//;-r7/t' wurden im Laufe des Monats Mai in der Nahe von Jufephlladt in einem fogenannten Heidengrabe, auf das man zufällig ftiefs, fünf Bronzeringe gefunden. .Sie find nicht gcfchloffcn und mit Linien llellenweife verziert. Man fand dabei Thierknochen, Urnenfcherbcn und Afche. (Fig. 6, halbe Grufse.)

Bei Königs-Lhotta wurden auf einem anfteigenden hügelreichen Felde in einem Grabe mehrere Gold- drahte gefunden, fie waren in eine Art Bündel gewun- den. Die Drähte felbfl: waren theils glatt, theils fchnur-

' Die in der Urkunde I erwähnten vier Evangelien find auf gewöhn - lichcm Papier gcfchricbcn und in ein Stück Pergament eingehüllt gefunden worden. Auf dicfcm Stück Pergament ift zu Icfen: „Die vier Evangclia durch mich Wilhelmen Krewdenberg der Zeit Athatzen Vinbergen gerichts zu tramin Diener gefchriben," „Anno MCCC.nnd LXXXXM Jahr.." Es fcheint alfo der l'hurmhau vom Jahre 1466 bis 1492 gedauert zu haben.

LXXXI

förmig doppelt gcdrclit. Das Gefainmtgcvvicht unge- ßihr drei Diicateii. I'.in TIkü des J'nndes kam in das Prager-Mufeum, ein I licil in tlas Loeal-Miifeum in Nachod.

Kis- 6. (JülcplilLidt.)

51. Die Grabungen am Zollfcldc unter der Leitung des Confervators Dr. Pklilcr begannen am ig. April d. J. und wurden mit einer Unterbrechung zvvilchen 30. April und 14. Mai bis zum 22. Mai fortgefetzt. Man liiefs wiederholt auf Fundamentmauern, darin theils zerfchlagene und vermörtelte Rclieflleine von kryllal- linifchem Marmor. Da die Fundgegenllände fammtlich in das Klagenfurter Mufeum kommen muffen, fo wurde eines Berichtes des Dr. Fichler zu Folge der Trans- port dahin bereits durchgeführt. Man fand ferner Rindsknochen, Grob- und Feintoptfcherben, Farben- wandtheile, Glas, eine Bronzemünze, Sigillata-Scherben u. f. w. In Fortfetzung der in den Mitth, 1878, S. LXXIV veröffentlichten Münzen und Thoninfchriften feien genannt: 3 keltifche S. Münzen kleinlter Gröfse, Punkte, Strahlen, i Lcgionsdcnar (leg VI) mit obigen gefunden, i Auguftus Providentia; I AuguRus, juvent et caefar. .U, i Drufus tribun poteft iter, 2 T. Clau- dius cönfkantiae augufti, 1 Germanicus, 2 Domitian, I T. Vefpafian Judaea capta; aequitas augulli; i.-, I Nero aequitas augufl:, i Nerva concordia exer- cituum, I Traian Moneta ; i?, I Hadrian, 2 M Aurel, ? v/ie M. Antoninus, i Fauftina, i Commodus? iLucilla .it, I Aelius tr pot. . .os II. W, i S. Severus? i Alexan- der Jovi ultori h\, i Philippus cos ^pp, i Imp ep

coro US aug Viftoria /R (vor Gallienus), i Gal-

Henus, s aug; und andere 2, i Claudius IL,

I Alexander- Kaifermünze 2 Adler, konifch, i Probus adventus aug, i Aurelian? Romae aeternae Sitzend, Stehende mit Viftoriae, i Maximianus genio augulli, I Conftantinus gloria exercitus, 2 Conflantius fei temp rep., 4 Valens.

52. Correfpondent K. Blaas hat imKorneuburger- Rathhaus eine fehr namhafte Anzahl von alten Urkun- den gefunden, die bisher dort unbeachtet aufbewahrt waren und daher bis nun unbekannt blieben. Es wird in der Folge über deren Inhalt in den Mittheilungen eine gröfserer Bericht veröffentlicht werden. Vor- laufig bringen wir im Nachftehenden eine Pergament- Urkunde, die als Beitrag zur Gefchichte des mittel- alterlichen Bauwefens in Oefterreich nicht ohne Inter- effe ift. Sie lautet: Wir Albrecht von gotes gnaden hertzog ze Oefterreich, ze Steyr, ze Kernden und ze Krayn, grave ze Tyrol etc. bekennen: als wir vort- seiten die lauten und vorpaw zu Newnburg markthalben,

VU. N. F.

die vor den heujern an dem platz dafelbs von holtswerch gezuefen find, gejchajt haben abtzeprecken, dadurch daz den heufern von prunß wegen nicht J'chaden davon ge/chech, und vvan uns ettleich gebeten habent in ze gunnen fölich, furpaw von Jiainen gemaurt hinvvider ze machen, haben wir in die gnad getan und tun auch wilfenlleich mit dem brief, welich unerr burger dafelbs fölich furpazv an dem vorgemelten platz vor iren heujern von gewelben mit ßainn gemaurt und mit csiegeln gedekht hinwider machen zueilen, daz die des gewalt und ftat haben füllen an irrung, doch daz fi das tun nach, .des richter und des rats rat. Mit urkunt des briefs, geben ze Wienn an unferr frawn abent annun- ciacionis, nach Krifti gepurde viertzehenhundert jar darnach in dem dreuundzwaintzigillen jare. Dominus dux in eonfilio.

53, Confcrvator Cutter berichtete an die Central- Commiffion über mehrere P'unde, die gegentlich der Entternung des Fundaments eines vor Zeiten aufge- lafl'enen is-loltergebaudes in Ssereth zu Tage kamen. Man fand 30 eingemauert gewefene Grablleine, davon jedoch nur noch vier ganz blieben, dank der noch rechtzeitigen Intervention des genannten Confervators. Es find alt armenil'che Leichenlleine; diefclben wurden nun andernorts zweckmafsig aufgellellt. Ein fünfter Stein wurde an anderer Stelle gefunden, wofelbO. man die Kirche vermuthet. Unter demfelben lag ein Gerippe in ein reich mit Gold gefticktes ganz morfches Brokad- Gewand gehüllt. Die Steine Itammen der Infchrift nach aus 1552, 1651 und 1653. Sie find in der Mitte mit einem llyliftifchen Pflanzen-Ornament geziert. Die Infchrift in armenifchen Lettern ift am Rande umlaufend ange- bracht und gut erhalten. Die Perfonen werden kurz bezeichnet, wie z. B.: dies ilt der Grabftein der Ruhe des Apriham und der Anna, welche Kinder des Agapfcha Hauptes der Stadt Szereth find, im Jahre iioi (arm. Zeit); oder das ill der Grabllein des gott- feligen Agopfcha, der nun verftorben im Jahre iioo den 30. Janner (arm. Zeit) u. f w.

54. Confervator Anton Peter berichtete an die Central -Commiffion über ein fchlefifches Piaften- denkmal.

Das Herzogthum Te/chen war im Jahre 1290, in welchem die Theilung des grofsen Oppelner Landes unter den vier Söhnen des Herzogs Wladislavs von Oppeln vollzogen erfcheint, einfelbftandigesfouveränes Herzogthum geworden, über das fortan eine eigene Familie, ein Nebenzweig des grofsen Stammes der Piaften regierte. Zu Tefchen fchlugen diefe ihre Refi- denz auf, von der heute noch ein mächtiger Wach- thurm, der fogenannte alte Piaftenthurm, erhalten ift, deffen Befchreibung in diefen Blättern Band XV, S. XCIII, von P. Philipp Gabriel erfchienen ift.

Dem religiufen Bedürfniffe folgend, benutzten und begünftigten die Herzoge die einheimifchen Stiftungen und wählten aus nahe liegenden Gründen die Kirche der von einem Gliede ihres Stammes geftifteten Tefch- ner Dominicaner zur Familiengruft. Die Tradition des Ordens bezeichnet das Jahr 1225 als das der Gründung und die neuere Forfchung hat diefs auch nach Rich- tung der Quellen und der einander widerfprechenden diesbezüglichen Angaben als das Richtige anerkannt.

L XXXII

Das Gebäude der ehemaligen Dominicaner Kirche, die l'eit 1789 zur Pfarrkirche der Stadt beitimmt ilt, hat nur wenige Spuren ihres immerhin bedeutenden Alters auf- zuteilen. Die Stürme des 16. und 17. Jahrhunderts, die wiederholten Brände, insbefondere der vom 6. Mai 1786, mögen, wie nicht minder das fo feiten anzu- treffende Verrtändnifs für folche Denkmale der \"or- zeit, dies verfchuldet haben. L'rfprunglicli war die Kirche, wie heute noch deutlich zu erkennen, im güthifchcn Style angelegt. Bei dem Umbau und der Renovirung unter Herzog Albert von Sachfen-Tefchen wurde diefem Momente nicht die gebührende Rück- ficht getragen; wefshalb fich nur mehr wenige Spuren der ehemaligen Gothik erhalten haben. In der vollen L'rfprunglichkeit tritt uns nur das Hauptportale der Kirche entgegen; doch find im Gewölbe-, Rippen- und Fenllerbau die Spuren der ehemaligen Anlage auch jetzt noch kennbar geblieben.

Ihre alte Bellimmung als Herzogsgruft kenn- zeichnet kein Grabllein, keine Infchriftentafel mehr. Bekanntlich haben fich von der oberländifchen Piaften- linie eine llattliche Reihe von, zum Theil künlllerifch durchgeführten Grabdenkmalern aus dem Mittel- alter erhalten, die Dr. Hermann Luchs in Breslau in feinen „fchlefifclien P'ürrtenbildern des Mittelalters", Breslau 1867 ff. publicirte und damit einen authen- tifchen Beitrag zur Kunft- und Cortüm-Gefchichte der Provinz und des Mittelalters überhaupt lieferte. Umfo- mehr ilt es zu bedauern, dafs fall alle Spuren, die auf die Tefchner l'iallen deuten, verfchvvunden find. Nur an der Evangelienfeite der Dominicaner Kirche ruht in einer Wandnifche eine in Sandllein gearbeitete Herzogsgeftalt, an und für fich ziemlich gut erhalten. Der errte Blick zeigt uns, dafs die Figur nicht immer in diefer Nifche ruhte. Vielmehr erkennen wir in ihr die Figurenplatte eines Epitaphiums eines Hochgrabes, auf deren gemauertem Kalten die lebensgrofse Figur des Fürrten ruhte. Im Laufe der Jahre, vielleicht nach dem Brande von 1789, befeitigte man die Tumba und nur die Figurenplatte wurde fenkrecht in einer Niiche des Presbyteriums eingemauert.

Die Herzogsgertalt, von der Kopfbedeckung bis zur Fufsfpitze I M., 88 Cm. lang, in Hochrelief ausge- führt, ruht, das Haupt mit der Herzogsmütze ge- fchmückt, auf einem Kiffen, die Füfse auf einer liegen- den Hundegellalt. Die Rürtung bedeckt den ganzen Körper von der Fufszehe bis zum Haupt. Leber die Schultern fällt ein langer Mantel, welcher über der Bruft durch ein mit Rofetten \erziertesBand zufammen- gehalten ift. Mit der linken Hand fafst er ein kleines Kreuz, deffen oberfter Arm bereits zerbröckelt ilL Die Rechte ruht auf der Bruft. In ftarrer Haltung, mit dem faft ausdruckslofen Kopfe und dem in parallele Linien abgetheilten Mantel, deffen Faltenwurf von der geringen Kunftfertigkeit des Meifters in der I-'ührung

des Meifels zeugt , gibt unfere Herzogsfigur ein anfchauliches Bild leblofer Feierlichkeit, das indels durch eine gewiffe Kraft und Fülle in der Form immer- iiin einige Milderung erfahrt.

Fragen wir nun um die Perlon, der diefes Denk- mal gewidmet irt, fo gibt uns diefes felbft keinen Befcheid; denn es entbehrt jeder Infchrift. Der Volks- mund allerdings fand eine Perfönlichkeit , deren Andenken der Stein erhalten foU. Allein diele Tra- dition ilt zu jungen Datums und lieht mit den hiltori- fchen und fonltigen Behelfen und Nachrichten nicht ganz im Einklänge. Der Pefchner Herzog Adam Wenzel, der in den Jahren 1594 1617 das Pefchner Land beherrfchte, Ibll hier ruhen. Es mochte bei diefer Annahme wohl die lliatlache mafsgebend gewefen fein, dafs Adam Wenzel es war, der die fchon unter feinem Vorgänger, dem Herzoge Wenzel, vertriebenen Dominicaner Mönche 1611 zurückrief und ihnen Kirche und Klolter wieder einräumen liefs. Es lag die Ver- inuthung nahe, der Orden habe feinem Reltitutor in dankbarer Erinnerung ein Ehrendenkmal gefetzt, b'rkundreiche Nachrichten liegen nicht vor, der Phan- tafie blieb freier Spielraum, und fo kam es, dafs der um die Gcfchichte Schieliens überhaupt und um die des P'uritenthums I eichen insbefondcrs hochverdiente Albin Heinrich die Tradition des Volkes als hiltorifche I'hatfache verzeichnete. Diele keineswegs durch irgend eine Urkunde oder lonlt ein Document bekräftigte Annahme dürfte ihre Berichtigung durch die lolgende urkundlich beglaubigte Thatfache erfahren: Der Tefch- ner Herzog Premislaus machte aus Liebe zu dem Ürdens-Convent in Teichen mit Zuftimmung feines Sohnes Boleslaus für fein und feiner Vorfahren Seelen- heil eine grofse Stiftung in der Ürdens-Kirche. Er baute am Chore eine grofse Capelle zu Ehren des Erlüfers, unferer lieben F"rau und des heiligen Andreas mit der Beltimmung eines ewigen Almofens und ver- mehrte das Kloltereinkommen derartig, dafs 20 Gcilt- liche und 8 Cleriker erhalten werden konnten. Die Recognitions-Urkunde, in einer beglaubigten Ueber- fetzung des deutfchen Originals in bohmilcher Sprache vorhanden, ilt von 15 Conventualen des I'cfchner Klollers in ihrem Namen und im Namen der übrigen, die zur Ordensgemeinfchaft gehörten, im Dominicaner- klofter zu unferer lieben Frauen in Tefchen am 14. Fe- bruar 1408 ausgefertigt.

Wir erfehen aus diefer Urkunde, dafs Herzog Piemislaus fich um den Dominicaner Orden hervor- ragende Verdienlte erworben. Nur natürlich erfcheint es deshalb, dafs der Orden feinem befonderen W'ohl- thäter, wie es ja auch anderwärts gefchehen, nach feinem Tode durch die Aufltellung eines Denkmals in jener Capelle am Chore der Kirche fich befonders dankbar erwies.

LXXXIII

Alt-deutfche Bilder aus der v. Vintler'fchen Gallerie in

Brunneck.

Von G. Dahlke.

111. Krönung Maria, aus Dürers Schule.

(Oelgemalile auf Ilolz 119 iM. hoch, 79 Cm. breit.)

jlNlC freie Nacliahmuiig jenes berühmten Altar- ]?iklc.s, da.s Albreclit Dürer 1509 für Jacob Heller in Frankfurt a. M. auf Grund forgfaltiger Naturrtudien mit aufserordentlichem Fleifs gefertii^t hatte doch mit Ausfchlufs der Apoftel am Grabe und Befchränkung auf die Gruppe der Dreieinigkeit, der Madonna und eine Anzahl geflügelter Boten im luftigen Himmelsraume. Von Wolken getragen, kniet Maria mit vor der Bruft gekreuzten Händen und leicht- gefenktcm Haupt in der Mitte; über ihr thronen zu beiden Seiten Gott Vater, die Kugel des Weltalls auf dem Schofse, und der göttliche Sohn, im Begriffe, das Haupt der Jungfrau mit goldener Krone zu fchmücken; hoch oben, im farbigfchimmernden Bogen, fchvvebt, mit ausgebreiteten Flügeln und hocherhobenem Kopfe, um welchen lichte Strahlen das Kreuzeszeichen weben, die h. Taube. Ohne fichtbarcn Stuhl ftützt fieh Gott Vater mit denFüfsen auf dem Wolkengrunde, nahezu in voller Vorderanficht und fchaut, das Haupt unter prächtiger Zackenkrone feitlich geneigt, aus klaren braunen Augen, faft heitern Blicks in den unendlichen Raum.

Von der dreifachen Gewandung feiner vollen mannlichen Geftalt wird das graue Unterkleid bis auf den Kragen, einen Abfchnitt ober dem linken Fufse und die weiten faltenreichen Aermel von dem violetten Rocke verhüllt, indefs der goldbraune, brokatartig durchwirkte, vor der Bruft von dreiblätteriger Schnalle zufammengehaltene Mantel fich über beide Arme auseinanderlegt, und auf der linken Seite von einem dienenden Engel gehalten, in fchwer entwirrbaren Windungen der flark verdunkelten gelbgrünen Innen- feite niederfällt. Koftbare Steine blitzen auf der Krone, umziehen Kragen und Borte des Mantels, prangen auf der Schliefse vor der Bruft und werden durch das matte Gold der Verzierungen, die gedämpften Farben der Kleiderltoffe, den blaugrünen Ton der Luft und die blaugraue Schattirung der Kugel deutlicher hervor- gehoben. In ungetrübter Klarheit leuchtet die flache, faltenlofe Stirne, zur Hälfte von dem Kronenreif und einer violetten Unterlage bedeckt, die an den Schlafen zipfelförmig, im Nacken infulartig niederhängt; ohne Kinfattelung der Wurzel zieht fich die gerade Nafe bis zur Spitze mit den fchmalen Flügeln, und wie aus den grofsen, von fchwachen , dunklen Brauen be- fchattetcn Augen mit brauner Iris die AUwiffenheit des räum- und zeitdurchdringenden Geiftesftrahlt, fpielt um den feingefchnittenen, gefchloffenen Mund mit bärtiger, in der Mitte zugefpitzter Oberlippe, die fich in fchön gerundeten Bogen auf die weiche, \-on braunem Flaum umzogene Unterlippe legt, ein Zug unendlicher Güte, die durch den milden Ernft der Miene nach- drucksvollere Bedeutung gewinnt. Gibt auch den VII. N. F.

fchmalen, von langen, braunen Locken eingerahmten Wangen der getheilte Kinubart kaum ein volleres Anfeilen, fo prangt doch um fo ftolzer die Krone mit blitzenden Diamanten auf dem fchönen Haupte, und wenn das Antlitz gleichwohl der Majcftät des Welt- beherrfchers entbehrt, fo fehlt ihm nicht der ver- klärende Widerfchein innerer Befriedigung. Diefer Weichheit der Empfindung entfprechend find die Hände, in feiner Rundung, ohneZeichnung des Adern- netzes ausgeftattet, die Linke fanft an die Kugel gelegt, die umgewandte Rechte mit aufwärts ge- treckten Fingern lofe unter den Reif einer Krone gefchoben, die, von leichterem Bau, mit goldenem Bügel ein violettes Barret umfpannt, und mit ebenfo koftbaren Steinen gefchmückt, die Erhebung der irdifchen Jungfrau zur Himmelskönigin bezeichnen foll.

Zur Rechten des Vaters, zur Linken des Be- fchauers, hat fich Chriftus in gezwungener Stellung halbfitzend auf die Zehen des rechten Fufses geftützt, als wolle er den Korper von den düfler verfchleierten Stufen des himmlifchen Thrones erheben, um fefter mit beiden vorgeftreckten Händen die Krone der Madonna zu umfpannen. Ohne die freie Haltung und die Hoheit königlicher Würde, welche Dürer dem Sohne verlieh, und ohne das Vollgefühl unbedingter Befriedigung, wie fie die behagliche Ruhe und die milde feierliche Miene des Weltbeherrfchers auch auf diefer Tafel offenbaren halb im Profil, halb in der Vorderanficht beugt Chriftus feinen Kopf ein wenig nach der Mitte und verräth zugleich durch die Krüm- mung des Leibes, wie mühfam er fich in diefer fchwe- benden Lage zu erhalten vermag. Sein purpurfarbner Mantel, auf der rechten Seite von dienenden Engeln zufammengefafst, vom linken Arme niedergleitend und wie ein Schurz über beide Schenkel gelegt, läfst die gekrümmten Arme, Bruft und Leib beinahe völlig frei und fcheint mit beiden, hier durch kräftigen Schatten vertieften, dort flach aufdenSchofs gebreite- ten Enden nur zu augenblicklichem Gebrauche flüchtig umgeworfen. Die Züge, jünger, doch nicht anmuth- voller als Jehova's Angefleht, ergeben bei verwandter Bildung in dem fragenden Aufblick der grofsen Augen und in der Bewegung des Mundes, diefer Ungewifsheit Worte zu leihen, in dem fpitzeren Kinnbart und zurück- geftrichenen Haar einige Verfchiedenheit, und die hellgraue, kegelförmige, von breiten, goldenen Ringen umzogene Krone mag mit dem hochaufftrebendcn Kreuz an die Tiara des heiligen Vaters der Chriflen- heit gemahnen. Auf die irdifche Laufbahn des Hei- landes deuten die Nägelmale an Fufs und Hand und die Durchbildung der Muskulatur in den Armen; dem unficher fchwebenden Körper geben die aufgeftemmten Zehen des rechten Fufses keinen federen Halt.

Eine Wolkenfchicht tiefer kniet die Jungfrau, deren anmuthiges Geficht die Demuth und Unfchuld

LXXXIV

eines deiitfchen Weibes fpiegelt, durch die fchon- gewölbte Stirn uber lichten niedergefchlagenen Augen, die edle Nafe, den feinen Mund, auf delTen gefchlof- fenen Lippen ahnungsvolles Bangen zittert, durch das gefallige Oval der leichtgerötheten Wangen und das fchmalgerundete Kinn die Formeiifchönheit der Madonna in Hellers Altarbildc übertrifft, wenn amlcrs blofsc Umrifslinien eines Holzfchnittes nach der Juve- nel'fchen Copie die Vergleichung gellatten. Kein Schleier deckt das blonde, glatt gefcheitelte, von rothem Bande zufammengehaltenc Haar, und ilic gewundenen Flechten, welche iiber Nacken und Schulter niederfallen, laffen die Stirne völlig frei, ver- hüllen nicht den runden, unterhalb des plaftifch modcl- lirten Ohrs vielleicht zu vollen Mals, der in weichem Uebergange Kopf und Bruft \erbindet. Ihr blauer, auf dem rechten Schenkel durch Uebermalung des Glanzes beraubter, hie und da verdunkelter Mantel hat fich wie im Fluge durch die Wolken von der rechten Schulter abgelöfl, in weicher Biegung und in kräftigeren Brüchen über den unteren Theil der Geflalt und dieFüfse gewirrt, des mattvioletten Kleides feinerer Stoff hingegen praller über Bruft und Arm gelegt, am Handgelenk ein wenig aufgeweitet, auf- fchlagartig zurückgebogen.

Was die flach ausgebreiteten Finger und der Mund fo verftandlich ausfprechen die fittige Scheu und Zaghaftigkeit der Jungfrau bei dem Gedanken an ihre Erhöhung das ift mit gleicher Sicherheit in den Augen zu lefen, die unter gefenkten Lidern und wundervollen Brauen nur die weihevolle Stimmung und die Tiefe heiliger Empfindung erkennen laffen, nicht zum Ausblick in die Welt und in die Weite auf- gefchlagen find. Fehlt dem Faltenwurf ihrer Gewan- dung grofsartiger Schwung, zum Theil auch Weich- heit des ftofflichen Gefüges, fo hebt fich gleichwol die Geftalt, vom duftigen Glanz des Himmelsäthers umftrahlt, in plaftifcher Körperlichkeit aus dem Wolkenmeere.

Um die Träger der Handlung gruppiren fich in dreifacher Abftufung der Engel Schaaren, hoch oben als Knaben in farbiger Hülle mit fchillernden Flügeln, an deren kurzen Schwingen die Federn mit befonderer Feinheit durchgebildet find. Die Vorderen, bemüht den Mantel Gott Vaters und des Sohnes zu halten, die Weiterftehenden, nur in den Flügelfpitzen fichtbar, mit Kreuz und Speer an das Martyrium des Erlöfers mahnend. Aus den meift weich gerundeten Gefichtern von bräunlichem Ton und lieblicher Anmuth fchauen weitgeöffnete Augen treuherzig oder fpannungsvoll umher, und nur der Mantelträger des göttlichen Vaters hat in den fcharfgefchnittenen Zügen fchon die kindliche Unbefangenheit mit gedankenhafter Ucberlegung vertaufcht.

Winziger erfcheint das Völklein der Cherubim, die, als fpielende oder neugierige Zufchauer bei dem Himmelsfeft gedacht, fich um die Madonna fchaaren, hier den Mantel faffend, dort auf Wolken fchwebend, bald mit ftillem Sinnen, bald mit lautem Jubel die Erhebung ihrer Königin begleiten und durch die doppelfarbigen Flügel den Schiller des duftigen Gewölks verftärken.

Tiefer unten , auf fchmale Terraffe gefetzt, fieht man die Mufikanten in kurzärmeliger Tunika,

die ein farbiges Band mit Schleife um den Leib zu- lamnienhiilt; neben tiem graubraunen Clarinettiften, der als Capellmeifter eben den Hymnus angeftimmt und mit feinem rechten P'ufs den Tatft der Melodie bezeichnet, den rofafarbenen Lautcnf])ieler in fchniel- zender Hingebung, mit aufwärts gerichtetem l^licke; zur Seite, fchalkhaft, fröhlich, fchon mit überlegener Verftändigkeit den Fidler und zwifchen beiden einen Kameraden ohne Inftrument, entzückt den Klängen des Lautenfpielers laufchcnd. Seine Sackjifeife hat ein Knabe aufgehoben, der mit leifcm Zuruf und bedeutfamcr Geberde fich dem Bliifer nahern will, doch wie gebannt von der wundervollen Harmonie die Begeiflerung der Mufikanten thcilt.

Diefe reizenden Geftalten hat der Maler in heiterer Laune, die (irofsen als verflandige Zeugen der Cere- monie, die Kleinen in harmlofer Ruhe und freudiger Bewegung, von luftigen Wogen getragen, als Künfiler auf fefterem Grunde in dem ergötzlichen Bemühen dargefiellt, mit beraufchentier Mufik das Ohr der Herrin an ihrem Kronungstage zu erfiillen.

Wenn aus dem duftigen, zcrfliefsenden Gewölk mit goldigen Tinten und graugrünen Schatten zwar die Körperformen der Madonna voll und rund hervor- treten, die warmen Localfarben der oberen Geftalten jedoch minder deutlich auf dem blaugrünen Ton des Himmels erfcheinen, fo mangelt dem Bilde doch nicht volle Klarheit, fobald man es unter günftiger Beleuch- tung von der rechten Seite überfchaut. Dann fondern fich aus dem Chaos der Wolkchen die Köpfe und Figuren mit der theilweis verdunkelten Draperie, dann baut fich von dem Sitz der Mufikanten durch wogenden wallenden Aether eine Ricfenftaffel zum farbig umfirahltcn Himmelsthron und die geheimiiifs- volien Schatten verbinden fich mit den leuchtenden, hier durch das kühle Blau des Mantels der Madonna, dort durch den dunklen Himmelsgrund gedämpften Farben zu voller Harmonie.

Des Malers Name ift unbekannt. Jofeph Hellers Meinung, dafs Albrecht Dürer Schopfer des Bildes fei, ift ohne Beftätigung geblieben. Schon flüchtige Ver- gleichung mit dem Holzfchnitte ergibt Verfchieden- heiten, in denen das Streben nach felbftiuidigcr Geftaltung die Abficht des Künftlers erkennen lafst, feine Abhängigkeit von dem Vorbilde zu verdecken, in denen aber auch feine Schwäche unverhüllt zu Tage tritt. .So ift der hehre Ernft und die Würde in den Hauptgeftalten dem Ausdrucke weicher inniger Empfindung gewichen, die majeftätifche Erfcheinung Chrifti durch fchwankende unfichere Korperhaltung verwifcht, die ganze Gruppe durch dichtgedrängte, in fchwerc Gewänder verftrickte .Seitenfiguren mehr verdunkelt als hervorgehoben und der Mantel des göttlichen Sohnes unfchön auseinander gezogen. Für die Kraft und Tiefe des Gedankens bei Dürer bietet anmuthige Schönheit der Züge, für die grofsartige Apoftelgruppe das Zwerggefchlecht der Mufikanten ungenügenden Erfatz, während das Mifsverhaltnifs des zu ftark verkürzten Unterarmes der Madonna zu dem oberen Gliede, wie der kantige Faltenwurf ihres Mantels auf dem rechten Schenkel wenn nicht durch Ungefchick des Uebermalers bei der Ausbeffe- rung der ßefchädigungen verfchuldet auf mangel- hafte Beherrfchung der Körperformen deuten, und

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das unruhiy fchillcnidc Colorit des Luft- und Wulkcn- meeres faft die Umriffe der Figuren verfchleiert, wenn man den rechten Anfichtspunkt verfehlt.

So kdftUch endlich der Humor in den Putten des Vordergrundes, fie dürften fchwerlicii der eigenen l'liantafie entfprungen, vielmehr einem andern Gemiildc entnommen fein, indem um auf ein Beifpiel hinzu- weifen — die beiden muficirenden und der rofen- pflückende Engel in dem Münchener Bilde: „Ruhe auf der Flucht nach Aegypten," in Körperhaltung, Schnitt und Farbe der Draperie, vor Allem in dem Ausdrucke kindlicher Luft und Freudigkeit unverkennbare Aehn- lichkeit mit den gleichartigen Typen auf der Brun- necker Tafel zeigen und fo einen werthvoUen Finger- zeig über das Verhältnifs ihres Urhebers zu dem nachahmenden Schüler geben. Mag immerhin das Bild der Pinakothek Nr. 1367 eine Fälfchung, Mono- gramm und Jahreszahl 1524 auf der Rückfeite unächt fein: der Entwurf dürfte Dürers Geift ange- hören und in feiner urfprünglichen Befchaffenheit viel- leicht die Vorlage für den Zeichner der Mufikanten in der Krönung Maria gebildet haben.

Von den Malern der deutfchen Renaiffance, welche durch unmittelbaren liinflufs des grofsen Nürnbergers ihre Meifterfchaft erlangten, hat Hans von Culmbach denfelben Gegenftand auf dem Flügel eines Altars behandelt, deffen Fragmente aus der Heimat Dürers

nach der Pinakothek gekommen find; allein wenn hier die Anordnung der Cherubim, welche fingend, dienend oder ftill in fich verfunken, in blauen fchweren Wolken rings um tlie Gruppe fchweben, wenn ferner Züge und 1 laltung der Madonna mehr an das Zoller'fche Mittel- biid erinnern, fo zeigen Form und Farbengebung, wie das Seelenleben der Geftalten von denen Gott Vaters ernfte Miene fo wenig die Hoheit des Welt- beherrfchers, als Chrifti gekrümmter Oberkörper die freie königliche Haltung erreicht, das breitgerundete Geficht der Jungfrau demuthvoller Befcheidenheit ent- behrt und die Putten nicht alle ausdrucksvoll, vielmehr bisweilen plum]i und blöde erfcheinen doch von den lügenthumlichkeiten des tyrolifchen Bildes keine Spur, und ftatt der reizenden Künftlerfchaar füllen düfter- belaubte Bäume auf der einen, blaue Berge auf der audern Seite und eine fenfterlofe Strohdachhütte ob dem grauen Thor- und Thurmgemiuier den Vordergrund üb die Vermuthung auf Hans Springinklee, der in Dür- rer's Werkftatt die Kunft des Malens und Reifsens übte, gröfsere Wahrfcheinlichkeit habe und deffen Madonna zwifchen Cherubim auf dem Titelbilde des Hortulus animae von 1516 durch feelenvolle Innigkeit und anmuthvoUe Züge nähere Verwandtfchaft mit der fittig befcheidenen, demüthigen Jungfrau auf der v. Vint- ler'fchen Tafel erweife, das bleibe der geneigten ICnt- fcheidung berufener Fachgelehrten anheimgeftellt.

Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.

Von Dr. Karl Und.

VIII.

(Mit 15 Text.Illuftr.itionen.)

[!T. GEORGEN am Sandhof. Die einfchiffige Kirche bewalirt noch romanifche Refte. Das Tonnengewölbe mit Kappen im Schiffe Itammt aus neuerer Zeit. Das um eine Stufe höher gelegene Chor-Quadrat hat ein Kreuzgewölbe mit Rippen und im Schlufsftein eine Rofe, der Chor-Schlufs bildet drei Seiten des Achteckes. Die Rippen des fpitzbogigen Gewölbes ruhen auf Confolen mit roh gearbeiteten Köpfen. Im Schlufsfteine ein Stern. Die ehemaligen fpitzbogigen zweitheiligen Fenfter haben flachen Sturz, nur an einem Fenfter hat fich fpat-gothifches Maafswerk erhalten. Im Fresbyterium eine kleine VVandnifche mit Gitter.

Der Thurm, füdlich an der Kirche, ift viereckig, hat romanifche Doppelfenfter mit Theilungsfäule ohne Balis und Capital, aber mit breitem Kampfer, vier Gie- bel und fpitzen achteckigen Helm. Von den vier Glocken die kleinfte ihrer Form nach fehr alt.

Der Taufftein aus dem 16. Jahrhundert. Links im Fresbyterium das Grabmal des Deutfch-Ordensherrn Joh. Fried. Freiherr v Tfchernembl 1677.

An der Südfeite der Kirche der Karner, ein achtfeitiger Bau mit dreifeitig ausfpringender Apfis gegen Often, mit umlaufendem Sockel, mit Schräg-, Kaff- und Kranzgefims aus hartem Kalktuff ausgeführt. Rippengewölbe mit Dreiviertel- Pfeilern als Dienfte

ohne Capitäle, rundem Schlufsfteine. Das Fenfter in der Apfis und die drei in der Rundung fpitzbogig ohne Stab mit Nafen. Diefer Raum ift dem heil. Oswald geweiht, darunter das Beinhaus ohne Apfis.

An der Schwelle des fpitzbogigen Einganges ein fehr zerftorter Grabftein aus dem 15. oder 16. Jahr- hundert.

Im Karner ein Flügel-Altar von guter Arbeit. Im Schreine, der oben geradlinig fchliefst und mit Streben und Thürmchen bekrönt ift, findet fich in Hoch-Relief gefchnitzt und reich bemalt St. Georg im Kampfe mit dem Drachen. Diefer Altar ftand unzweifelhaft urfprünglich am Haupt-Altar der Kirche. Seine Ueber- tragung in die beengte Apfis des Karners (im 17. Jahr- hundert) hat ihm den gröfsten Theil der Bekronung gekoftet; nur zwei Statuen Johannes und Maria find noch zwifchen den Fialen erhalten, das Mittel- ftück, die Kreuzigung, fehlt.

Am rechten Flügel innen der heil. Oswald (Relief) aufsen die Dornenkrönung und Kreuzigung (Gemälde'i, links innen die heil. Anna mit zwei Kindern am Arme, aufsen Veronica mit dem Schweifstuclie und die Geifselung.

Die Predella zeigt Chriftus im Schofse Mariens und die drei Frauen am heil. Grabe (Schnitzerei), der Plugel rechts innen : heil. Elifabeth, aufsen Chriftus

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vor Pilatus, links die heil. Margaretha, aufsen Chrirtus am Oelberg.

Der Karner ill mit einem Spitzdache bedeckt, die Apfis hat ein befonderes Dach diefer Art.

Zu Keutfchach beftand fchon 1248 eine Pfarr- kirche. In ihrer Anlage ift die heutige Kirche eine Pfeiler-Bafilicaaus der Uebergangszeit. Sie bcfteht aus einem dreifcliiftigen Langhaufe, einem fogenannten Chor-Ouadrat, das um eine Stufe höher liegt, darüber der Thurm fich erhebt, und dem um vier Stufen höheren an die Stelle der alten Apfis gebauten Presbyterium, gebildet aus Quadrat und fünffeitigem Schluffe. Vier längliche ungegliederte Pfeiler trennen die niederen Abfeiten vom Mittelfchiffo. Sammtliche Theile überwölbt aus jüngerer Zeit. (Fig. 1.)

Fig. I. (Keutfchach.)

Der Triumph-Bogen wölbt fich zum Chor-Qua- drat im flumpfen Winkel mit romanifchcr Gliederung und mit eingelegtem Wulrt in der Kclilung. Er ruht auf einem gegliederten Dienfle mit eingcfchobener Drei- viertelfaule und mit Würfel-Capitäl. Die Gliederungen find roh und maffig, die Capitäle fchwach entwickelt. Der Raum uiit einem rundbogigen Kreuzgewölbe überdeckt.

Der Chor ift ein fpäterer gothifcher Zubau und fpitzbogig überwölbt, Kreuzgewölbe mit Rippen am Quadratraume, Sterngewölbe im Schluffe. In Folge des Umbaues entftand ein zweiter Triumph-Bogen, der in das Presbyterium führt. Er hat gothifche Gliederung auf polygonem Sockel. Dafelbfl; eine kleine

Wandnifche. Am Chor Strebepfeiler mit Uebereck- ftellung und Abftufung.

Die Fenrter find viereckig modernifirt, das Rund- fenller an der Weilfeite ift vermauert, doch ficht man Refte der Verglafung aus grünen Batzenfeheiben. Das füdliche Seitenfchiff hat ein Pultdach, darüber Lunettc-F'enftcr, das rechte ift gemein fam mit dem Mittelfchiffe überdacht. DieOberlichtfenfter desMittel- fchiffes auf diefer Seite find vermauert, aber fichtbar und charakteriftifch romanifch conftruirt.

Der Thurm hat einen achtfeitigen Helm und Gie- bel, die gepaarten Schallfenfter im Klceblattbogen DasWeft-Portal fpitzbogig mit Hohlkehle und Birnftab.

Die Sacriftei links des Presbyteriums, ein fpat- gothifcher Bau mit Sterngewölbe, andere Zubauten erfolgten um 1720, damals löfte man auch ein Pfciler- paar aus und fetzte ftatt deffen Säulen mit breit vor- ladender Deckplatte ein.

Unterm Presbj'terium und der Sacriftei das Bein- haus, dazu der Kingang vom Friedhofe aus unter einem Stichbogen, ein Weihwafferkeffcl in der Mauer.

Bei der Kirche einen gothifche Todtenlcuchte. '

St. Ulrich in Pirk. Die Kirche ftammt einer Stein- infchrift zufolge aus dem Jahre 1510, fie war urfprüng- lieh ein einfchiffigcr romanifchcr Bau mit maffigem Thurm über dem Chor-Quadrat. Die Ueberwölbung ftammt aus dem 16. Jahrhundert.

Nördlich die Sacristei mit einem Kreuzgewölbe, füdlich ein neuerer Zubau im Halbkreis und gegen Often eine halbkreisförmige Apfis mit lünettenförmigen P'enftern, neuere Anbauten.

Aufsen ein Grabftein mit dem Wappen der Heil- ecker aus dem 16. Jahrhundert.

In der Kirche eine Schelle als Meffeglocke mit hübfch durchbrochenem Mantel. Von den drei Glocken ift die kleinfte die ältefte ihrer oblongen P'orm nach, die nächfte ftammt von 1722 (Math. Zechenter, Glocken- giefser in Klagenfurt), die grofse von 1680: o herr erhöre difer glogen khlang vnt wend alles Ibl von vns hintang. Landtsmann gofs mich in Klagenfurt.

Entfprechend der früheren Bedeutung Ober- Vcllachs im Ober-Mollthal und beeinflufst von der Nähe der nun faft ganz aufgelaffenen Gold- und Silberbergwerke ift hier eine Kirche zu finden, deren Gröfse ganz überrafchend wirkt. Ganz befonders erhöht aber wird diefer Eindruck durch das mit dem Schiffe faft gleich breite und fehr lange Presbyterium. Das Schiff hat in drei Travees reiches Netzgewölbe, deffen Rippen auf an einem halben Achtcckspfeiler ftehende Dienfte auflaufen. Der Triumph-Bogen mit einfachem Profil und Hohlkehlen. Das Presbyterium nebft den fünf Seiten des regulären Achtecks, mit welchen es fchliefst, befteht noch aus drei Travees mit Netzgewölben, deren Rippen auf reich profilirte Dienfte auflaufen. (Fig 2.)

Schiff und Presbyterium haben Spitzbogenfenfter und aufsen Strebepfeiler. Die Fenfter des Presby- teriums, wie des Langhaufes, find durch einen Stab getheilt mit einfachen F'ifchblafen-Maafswerk als Cou- ronnement geziert. In einem Fenfter des Schiffs, über dem an der Südfeite gelegenen Seiten-Portal, find noch vier Felder mit alten Glasgemälden erhalten, in Renaif-

' Zum Thcilc nach Mittticilung des llochw. Milth. XIII, pag. XXI,

Herrn Math. Cro/ser. S.

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fance-Umrahmung den heil. Martin und den heil. ChiiÜ<Ji)!i vmilellcnd.. In den zwei unteren Feldern einige knieende Figuren, im Hintergrunde eine Arca- iien-Archite6lur und Spruchbänder aufl^lauem Grunde, dabei die Jahreszahl 1515.

An der Nordfcite des Frcsbyteriums ift der mächtige Thurm angebaut, der im Frdgefchofs die Sacriftei enthält. Damit in Verbindung ein zweiter auch als Sacriflei dienender Kaum. Den beiden Kim- men entfprechcnd vom Presbyterium aus zwei Thiu-en.

In ilem an das Presbyterium grimzenden Travce des Schiffes 'A\ an der Nordfeite eine mit Netzgewolbe überdeckte viereckige Capelle angebaut. In diefcr auf einem Zopf- Altar ein dreitheiliges Altar-Bild von einem Mügel-Altar entnommen. An der Südfeite gegenüber ifl: ein gleicher Raum gefchaffen, jedoch neueren Datums.

Im erden Travee des Schiffes und die Breite des- fclbcn ganz einnehmend ifl der Orgel-Chor eingebaut, dclTen Gewölbe in drei Felder getheilt iil, welche ihre Stützpunkte an Wandpfeilern und an zwei kleinen runden Säulen finden. Die Rippen des Gewölbes übergreifen einander, dieBrüftungenthält ein fehr reiches, in Stein gehauenes Fifchblafen-Maafs- werk in fortlaufenden quadratifchen Feldern.

Das Haupt-Portal der Kirche, in der Axe gelegen, reich profilirt mit abwechfelnden Rund- lliiben und Hohlkehlen, ifl aus Serpentin fchon gehauen und trägt oben die Jahreszahl 1509.

Am Seiten-Portal, das eine ähnliche Pro- filirung zeigt wie das Haupt-Portal, befindet fich an der dem Kirchenraum zugekehrten Seite ein alter gothifcher Thürring von vorzüglicher .Schmiedearbeit mit fehr reichem Ornament. In den Knopf des Ringes, in welchem fich das Charnier befindet, ift ein reiches Maafswerk ein- cifelirt. Der untere Theil des Ringes ifl abgebrochen und neu angefchmiedet. Der Thürdrücker ift neu, das Schildchen und das Schlofs alt. Der Schlofskalfcn ift ein Werk der Renaiffance.

Unter einem Fenfter des Presbyteriums (Südfeite) liegt der Eingang zur Krypta, zu welcher man durch eine längere Stufenreihe gelangt. Diefe Unterkirche hat ein einfaches Fächergewolbe ohne Rippen, das fich ohne Vermittlung eines Capitäls auf zwei kurze, ftarke Pfeiler fetzt, der eine davon ift: kreisrund, der andere quadratifch. (Fig. 3, 4, 5, 6, 7 geben Details des Bauwerkes.)

Ein Grabftein aus dem Innern der Kirche benennt Chunrat von Gropenftein, geftorben 1464.

Ein alter Baldachin-Altar mit fteinerner roher Menfa. Die Predella befteht nur aus einem von zwei gedrehten Säulen getragenen Kaften. Auf diefem befindet fich der Aufbau, beftehend aus drei Bal- dachinen von Holz, deren mittlerer natürlich der reichfte und höchfte ift. Unter dielen drei Baldachinen befinden fich auf einfachen Holz-Stationen: rechts und links die holzgefchnitzten F"iguren des heil. Dionyfius und Coloman, in der Mitte der heil. Sebaftian. Die Baldachine beftehen aus mehreren fich durchdringen- den gebogenen Wimpergen, welche mit Kreuzblumen und Fialen gekrönt find. Die Kehlungen find abwcch- felnd roth und blau gemalt. '

' Mit Benutzung des Berichtes des Archiklen llolitzky.

Die Knorren und Kreuzblumen find fchon aus- gearbeitet und dürfte der ganze Altar ein Werk des Anfangs des 16. Jahrhunderts fein. Die Baldachine, fowohl der mittlere als die feitlichen, find llark be- fchädigt. Plinzelne Tlieile davon fehlen.

Weiters befindet fich auf dem Orgel-Chor an der Rückwand eine bedeutende Anzahl von alten golhi- fchen Chorftühlen. Diefelben find wohl nur in Bruch- ftücken vorhanden und fehr ftark befchiidigt. Die Rückwand derfelben ift mit einfachem gefchnitzten P'lach-Ornamentbantl in der kleineren Hälfte und zum Theil mit einer Infchrift gekrönt. Von den ausgefchnit- tenen Sitzen find noch circa zehn der rückwärtigen und fünf der vorderen Sitzreihen erhalten. Die Chor- ftühle waren nämlich doppelreihig. Von den übrigen Plätzen an der Wand fehlen die Sitze. Sie find fein- roh gearbeitet und ohne befonderen kunftlerifchen Werth, mehr Zimmermannsarbeit. Auf einer Rückwand fteht beifpielsweife: Tempora nuntiant homines. Die Zeit der Entftehung der Chorftühle dürfte mit dem Alter der Kirche übereinftimmen.

Fig. 2. (Ober-Vellach.)

An der Aufsenfeite der Kirche befindet fich noch der Kaften mit dem Mittelbilde eines alten gothifchen Flügel-Altars, der vielleicht als Seiten-Altar gedient haben dürfte. Das Hauptbild ftellt den betenden Chriftus am Oelberge mit drei Jüngern und einen vom Himmel herabfliegenden Engel dar, welcher Chriftum den Leidenskelch mit Kreuz und Marterwerkzeugen reicht. Das Relief füllt etwas mehr als die untere Hälfte des Kaftens aus. Ueber demfelben die ehemalige Rückwand, ein Tempera -Gemälde, darftellend wie Chriftus von Judas verrathen und gefangen genommen wird, zugleich wie Petrus dem Malchus das Ohr abhaut. Die Malerei ift von gröfserem kunftlerifchen Werthe als die Relief- Arbeit. Der Atar ift gegenwärtig durch ein etwa 4 Schuh vorfpringendes Schindeldach vor den gröbften Witterungseinflüffen gefchützt. Es wäre fehr zu empfehlen das Ganze in die Kirche zu übertragen.'^

Auch aus der Kirche ftammend und derzeit in einem Räume des Pfarrhofes deponirt find noch zwei Relief-Bilder zu erwähnen, und zwar:

Das Mittelbild eines Flügel-Altars von kleinen Dimenfionen. In der Mitte die heil. Maria mit dem Jefuskinde auf dem Schofse (Hoch-Relief). Vor ihr die heil. Anna und herum vier weitere weibliche Figuren, zwei männliche und fieben Kinder. Unter dem Relief ein einfaches durchbrochenes Ornament. Auf

- Uas wundervolle Hocli All.iibild ift bercil-S in den Miuli. VII. H. N.F. pag. XLIX. befprochen.

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der Rückleite diefes Käftchens ein einfaches grünes Ornament auf Holz gemalt, mit der Jahreszahl 1512. Rechts und links find noch Anfatze der alten Altar-Flügel fichtbar, welche letztere aber abhanden gekommen find. Ferner ein über eine Klafter hoher fpitzbogiger Karten, das Mittelbild eines Flügel-Altars. Kskönnten auch die zwei Flügel dieThürenjenes Altars fein. Durch ein ^horizontales) breites Hand irtjede Tafel in zwei Hälften getheilt. Ober den Bildern jedes der Felder war und ift noch zum Theil eine Verzierung mit gothifchem Rankenwerk, durchbrochen gearbeitet, er- halten. Die Bilder bellen 12 Heilige von den 14 Noth- helfern dar. Die Figuren in Relief auf blauem Grunde.

Fig 4. Dieiirt in ScIuH. 1- ig. $. Dienft im Presbyterium.

Fig. 3- Profil des Triumphb. Fig. 0. Profil des Seiten-Portals.

Fig. 7. Profil des Hauptporlais. Ober-Vellach.

In einer Rumpelkammer zwei holzgefchnitzte Heilige in fehr bewegter Haltung, jedenfalls von einem Altar llammend, St. Florian und St. Georg, jede der F'iguren 78 Cm. hoch.

Um die Kirche herum, den Kirchhof umzäunend, eine altersfchwachc Befefligungsmauer, welche an zwei Kcken (öfllich) durch einen runden Thurm ver- ftärkt wird. Die Mauer dient gegenwärtig zur Aufnahme von einzelnen Grabfteinen.

An der füdlichen äufseren Seite der Kirche find zwei Grabfleine in die Wand eingemauert, i. Wappen: Ein Bergmann, in der Rechten einen Kryflall, in der Linken einen Hammer haltend, diefelbe Figur als Helm- zier. Jahreszahl: 1540. Name: Junker Gallfchlaminger.

2. Ein Grabrtein, mit fehr fchon gezeichnetem Wappen, leider in mehreren Lagen übertüncht und

in Folge deffen die Darflellung und die Schrift nicht zu entziffern. Ober dem Wappen ein Spruchband. Jahreszahl : 1462.

3. Ein Grabllein , eigentlich eine grofse vier- eckige Bronceplatte, an die Wand der erwähnten, fpäter angebauten füdlichen Capelle gefiellt, nennt in der fehr langen Inichrift den Namen: Johann Adam Stampfferer von Walchenberg auf Träwufchgen und Meifelberg. Jahreszahl: 1695. Wappen: Ein Adler auf einem Berge, darüber in der Ecke je ein Adlerflügel.

In der unter dem Thurm liegenden Sacrirtei fand fich auf einem der Käflen liegend ein altes, fehr fchun gearbeitetes Oltenforium aus dem 15. Jahrhundert aus unedlem Metall. Auf breiter Bafis erhebt fich das Geftelle mit ftarkem Nodus, darauf zwifchen Strebe- pfeiler-Architektur das cyündrifche Gefiifs, das zur Aufnahme des Kreuz-Partikels beftimmt war, darüber eine Bekrönung und wieder ein fechseckiger Auffatz mit Zinnen. Die Pyramide, der letzte Auflatz, fehlt. Die Höhe bis zum Zinnenkranz beträgt 46 Cm.

In der zur Pfarrkirche von Ober-Vellach gehörigen W'allfahrts- Capelle auf dem Calvarienberg befindet fich ein Oflenforium von ähnlicher Form, wie das eben erwähnte, aber etwas kleiner und ziemlich gut erhalten.

Auf dem Hauptplatze in Ober-Vellach lieht ein Wohnhaus, deffen Portal im Schlufsfteine ein Wappen mit der Jahreszahl 1521 trägt. Das Wappen eine fchräg- rechte Theilung begleitet von je einem Sterne. Im Haufe nebenan befindet fich ein einfacher gothifcher Holz-Plafond. Im Orte find noch mehrere Häufer aus dem 15. und 16. Jahrhundert, jedoch ohne jeden künft- lerifchen Werth. Im Pfarrhof ift ein Holzplafond aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts mit romanifirenden Ornamenten erhalten. In reicher Abwechslung ift jeder Balken in feiner ganzen Länge gefchnitzt, leider ftark übertüncht

In der Nahe von Ober-Vellach Schlofs Groppen- ßeiii mit einem fehr gut erhaltenen Donjon; alle Stockwerke, Zimmer und Dach ganz intadl. Wohn- gebäude nicht fo alt. Dabei eine kleine Capelle mit runder Abfide und drei Travees. einfaches Netzge- wölbe auf Dienften, die fich auf ftark einfpringende Pfeiler ftützen. In der runden Abfide fcheinen Gemälde al Iresco gewefen zu fein, da man durch die Tünche Einiges durchfieht. Die Capelle hat einen Holzplafond gehabt, da die Mauern bis über die Gewölbe verputzt find. Diefe Gewölbe find ungefähr 1400 eingefetzt worden, in welcher Zeit ein Herr \on Groppenftein auch die F"enfter einbaute.

DieFilial-Kirche zu Stollhofen hat ein Schiff mit vier Travees (Netzgewölbe), auf der Südfeite Strebe- pfeiler, auf der Nordfeite find die Pfeiler gegen innen verftärkt. In zwei Fenftern des Schiffes befinden fich noch drei Stücke (circa 2' hoch und 1' breit) von alten Glasfenftern, welche jedoch nicht in die Fenfler hin- einpaffen, auch find diefelben ftark ruinirt und fchwer zu erkennen. An der Nordfeite keine Fenfter. (Fig. 3.)

Der Orgel-Chor ift im erften Travee eingebaut. Von zwei dünnen Steinpfeilern werden drei reiche Netzgewölbe getragen, ein W'erk von grofser Zartheit und Eleganz. Die Bruftung des Orgel-Chors befteht aus reichem P'ifchblafen-Maafswerk. Die ganzen Ver- hältniffe diefer Anlage find muftertjiltig. Die Bafen der

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Pfeilerchcn fowie das fchon profilirtc ITauptportal aus Surpctitiii. Die Kirche ill wcils y;ctuiiclu uiui mit modernen, fchlechten Fresken ijeziert. Das ll;ui|)l- Fortal traijt die Jahreszahl 1520.

An dcrNordfeite der Kirche ill: am /.weiten Travee eine Zopf-Capellc an_t:;ebaut.

Das Haupt- und Seiten l'ortal hat 1 innen aus weichem Holz (alt) mit einfaclien -othifchen Schlöffcni und Hefchlairen.

Fig. S. (SlolUiofeii.)

Kirche St. Veit in Mülildorf. Ein einfaches ]<lcines Kirchlcin, deffen Schiff zur Hälfte neu angebaut und deffen andere Hälfte, der altere Theil, bis zur Unkenn barkeit renovirt ift Im Langhaus noch zwei renovirte Spitzbogenfenfber ohne jegliches Maafswerk. Ein ein- facher fchlechter Triumphbogen trennt das Schiff, das eine flache angeworfene Decke hat vom Presbyterium, das mit den drei Achtecksfeiten abfchliefst und an der Aufsenfeite ganz kleine verkümmerte Strebepfeiler hat. Diefe Strebepfeiler haben verwitterte und ver- putzte Steinrefchen. Der Steinfockel befleht aus einer einfachen Schräge. Ueber das Ausfehen der Fenfler im Presbyterium läfst fich gar nichts mehr fagen, da fie fämmtlich ausgebrochen und verputzt find.

Das Presbyterium hat ein neues Gewölbe ohne Rippen. Der alte Thurm reicht gegenwärtig noch bis circa in die Höhe des alten Hauptgefimfes und trägt einen neuen Helm. Von den vier grofsen Spitz- bogenfenftern im Glockenhaufe haben drei noch die Maafswerke, einfache Fifchblafen -Mufter mit einem Pfoften in der Mitte. Die Sacrillei befindet fich in der unteren Thurmhalle. Die noch vorhandenen alten Bau- refte dürften aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts flammen.

Die kleine Kirche in Rappersdorf bei Miilildorj hat im Presbyterium ein einfaches, aber fehr con- (tru6tives Netzgewölbe, deffen Rippen fich auf runde Dienfte und beim Triumphbogen auf Confolen fetzen. Drei durch einen JMaafswerkftab getheilte P'cnfler find gut erhalten, auch die Couronnements und zwar in Fifchblafen-Maafswerk. Schwache, über Eck geftelltc und circa bis zur halben Höhe der Kirche gehende Strebepfeiler ohne Sockel. (Fig. 9.)

Der Thurm enthalt im Erdgefchofs die Sacrirtei und führt vom Presbyterium eine einfach profilirte

Thüre dahin. Das Schiff der Kirche hat eine flache Decke und der Orgel-Chor dafelblt ili neu eingebaut. In der Kirche befinden fich zwei fchr fchcjnc und ziemlich gut erhaltene Flügel-Altäre, und zwar dort, wo der Triumphbogen anfetzt.

I. (l-'piftel-Seite) Karten 81 Cm. ]5reite, 1-14 Hohe, l'redella 45 Cm. hoch, der innere Kaflen der Predella ill 52 Cm. breit. Der obere Theil des Kaftens ifl mit fpat-gothifchem Rankenwerk ausgefüllt, das vergoldet ifl. lun grofser Theil, die Hiilfte des Auffalzes, ifl durchbrochenes Ornament mit Hylifirten Weintrauben; diefes fowie der Theil eines I^al- dachins find noch vorhanden. Unter diefem oben im Auffatze die Figur des heil. Scbafiian. Im Karten felbrt rtehon die zwei vollkommen plartifchen Figuren St. I'lorian und St. Georg, welche möglicherweife von einem anderen Altar herrühren dürften, da fie den Raum in der Mitte nicht in entfprechcnder Weife ausfiillen.

Die beiden Flügel rechts und links ftellcn im Basrelief auf Goldgrund und in Holz gearbei- tet einen Bifchof mit dem Krummftab und ein Buch in der Hand und den heil. Nicolaus dar. Auf der Rückfeite diefer Plügel befindet fich eine weibliche Figur auf blauem Grunde, einen Pfeil in der Hand und auf dem anderen Flügel eine weibliche Figur mit einem Schwert quer durch den Hals geftofsen. Rückwärts die heil. Katha- rina und die heil. Barbara. Seitwärts vom Karten auf einer Seite unter einem einfachen kleinen Holz baldachin der heil. Rochus. Auf der Rückwand irt der heil. Chrirtoph gemalt.

Auf der Predella im Mittelbilde in Hoch-Relief die Huldigung der heil, drei Könige vor dem Jefuskinde. Rechts die heil. Maria vor dem Betrtuhl kniend, auf blauem Grund, auf dem gegenüberliegenden Flügel der Predella der verkündende P^ngel Gabriel mit einem Spruchband.

Fig. 9. (Rappersdorf.)

Auf der Rückfeite des errterwähnten Flügels ein Mönch in weifsem Gewand und grünem Uebergewand. Rückfeite des anderen Flügels der heil. Laurentius. Die Menfa des Altars irt roh gemauert.

2 Ein kleiner 5tv'/f«-^//rtr auf der Evangelien-Seite. In einem neuen einfachen Karten eingefetzt, be- finden fich zwei auf Holz gemalte Bilder, alte Altar- Flügel. Ein geharnifchter Ritter mit gehobenem Arm, das Schwert in tler I'aurt, welcher zwifchen feinen

xc

Beinen eine zum Skelet abtjemagerte nackte menfch- liche Figur einklemmt. Das Bild ift auf rothem Grund und dürfte etwas jüngerer Zeit, vielleicht dem 17. Jahr- hundert angehören. Das andere Bild ill auf Gold- grund und ftellt die heil. Barbara mit einem Thurm in der Hand vor. Darunter ift die alte Predella mit dem Schweifstuch der heil. Veronica, zwei lingel halten dasfelbe.

t'ig. 10. (Reimhai.)

Neben dem zopfigen Haupt-Altar zwei Altar- Flügel von einem nicht mehr vorhandenen Altar, beide zufammengehörig, jeder 31 Cm. breit, 1-22 hoch; der eine ftellt den heil. Andreas, der andere den heil. Petrus dar, F"iguren auf rothem Grund. Die Rückfeite mit fpätgothifchem Flach -Ornament, grün, fchwarz und roth, mit fchwarzer Einfaffung. Auf dem Orgel- Chor ein ftark ruinirtes vierfitziges gothifches Chorge- flühl, ziemlich rohe Zimmermannsarbeit. Der obere Theil der Rücklehne durch einfach gefchnitzte Stabe in F'eldcr getheilt. In der ganzen Breite mifst der Chorfluhl 2 -18 M.

Das Thürbefchlage der Sacriflei-Thürc ift zu er- wähnen , ein Zugring mit viereckiger Rofette und Schlofsfchild.

Die Kirche zu S/a// hat drciTravees, Netzgewölbe mit Rippen, welche fich auf an Pfeiler gelehnte Dienfte fetzen. Die Sacriflei, welche fich nördlich angebaut befindet, ifl: alt überwölbt. Der Thurm ift auf dem erften Travee des Presbyteriums aufgebaut, das ein neues Gewölbe hat.

An der Südfeite fpät-gothifche Maafswerkfenfter; die Maafswerkbildung wird dadurch intereffant, dafs fich die Plättchen des Nonnwerks überkreuzen. Das Pres- byterium ift fechseckig abgefchloffen und hat alte, aber jetzt llark verfchmierte, nicht mehr erkennbare Maafs- werkfenfter. Presbyterium und Schiff haben Strebe- pfeiler.

In der Sacriftei zwei gothifche Kelche aus dem 16. Jahrhundert, Kupfer und vergoldet, die Formen des Fufses und des Nodus find noch flreng gothifch, die Schale ift fchon mehr abgerundet.

An der fudhchen Presbyteriums-Wand, aufsen, findet fich ein Grabftein aus Gneifs, ziemlich rohe Arbeit. Auf der Längenleifte rechts IXÄ.^- Auf der unteren Leifte 1X.8^X- ^"^ Schilde und am Fluge ein geftürzter und ein aufrechter Sparren unter einander. Die Infchrift liifst vermuthen, dafs der Stein für eine Frau beftimmt ift.

Kirche in Rangersdorf ift den Kirchenbüchern nach um 1516 erbaut. Das alte Gewölbe im Presby- terium fowie das alte Netzgewölbe im Schiff noch erhalten, bis auf das dritte Travee, \om Presbyterium an gerechnet, in welchem die Rippen fehlen.

Die Fenfter find alle ausgebrochen. Der Thurm, in deffen lü-dgefchofs fich die Sacriftci befindet, mit Giebeln und fpitzem Helm.

Im Presbyterium befindet fich an der Wand das Haupt-Bild eines Flügel- Altars fanrnit beiden Flügeln. Predella und Auffatz fehlen. Die Bilder ftellen der Reihe nach vor: I. Chriftus führt Petrus über das Meer. 2. Der reiche I-'ifchfang. 3. Der Engel befreit Petrus aus dem Kerker. 4. Der Engel führt Petrus bei den fchlafenden Römern vorüber. 5. Petrus geht aus dem Kerker. 6. llauptbild (fehr figurenreich) Kreuzigung Petri und Enthauptung des heil. Paulus. 7. Petrus und zwei betende kleinere F^iguren. 8. Petrus mit einem feiner Schüler zu einem Tempel kommend, vor dem ein Bettler fitzt. 9. St. Paulus. 10. St. Petrus. Alle Bilder des Flügel-Altars im Innern auf Goldgrund, mit Ausnahme von 3 und 4. Beim 10. Bilde ift in der unteren Ecke die Jahreszahl : 1522.

Ein kleines Mefsglöckchen aus dem 15. Jahrhun- dert. Im Thurm eine alte Glocke, circa 1300. '

Kirche in Reintlial bei Winklcrn. Diefe dem heil. Rupertus geweihte Kirche hat im Schiffe ein Netz- gewölbe, das auf ftarke Dienfte ohne Capital aulfetzt. Das Gewölbe im Presbyterium ftützt fich auf Confolen. Die Kirche ift weifs getüncht, nur die Schlufsfteine und die beiden Vierpäffe im Presbyterium zeigen noch die alte Bemalung. In diefen ift der heil. Nicolaus und der heil. Rupertus, im runden Schlufsftein der Salvator- kopf gemalt. In dem viereckigen Schlufsfteine ein Wappen. (Fig. 10.)

Der Orgel-Chor von Holz, neu. Auf dem Giebel ein hölzerner Dachreiter. In der Sacriftei ein gothi- fcher Kelch (Ende des 15. Jahrhunderts).

Endlich, in der Kirche aufgehängt, 12 auf Holz gemalte Bilder, die Apoftel darftellend, Bruftbilder jedenfalls niedcrländifche Schule, die Kopfe fehr charakteriftifch. Die Bilder meffen jedes der 12 Stück 25 Cm. mit 35 Cm. Höhe und haben grofsen Kunftwerth.

Kirche in Sagritr:. Von der alten Kirche fteht nur mehr der Thurm, welcher an drei Seiten frei war. Es wird behauptet, er hätte ganz frei geftanden, was jedoch beim F"ehlen der rückwärtigen Cordon-Gefimfe un- vahrfcheinlicji ift.

Gegenwärtig ift der Thurm in die neue Kirche eingebaut, welche Fig. im 18. Jahrhundert angebaut ift. Innen an der Seitenuand (Evangelien-Seite) befindet fich ein Grabftein des „Chriftoph von Hohenburg zu Kolenberg

S. Mitth. N. F. III p. XLVl.

[I. (Sagritz.)

XCI

und feiner Frau Mar<jaretlie, einer geborenen von Schlanderfperg, feines Sohnes Oswald und deffen Frau Katliarina, einer geborene Kuljatfch.

Heinrich von llohenburg Hefs den Stein raaclien 1584.''

Im mittleren Hauptwappen zwei Greifenkrallen und ein Greif als Helmzier, rund herum 16 kleine VVappcnfchikle, von denen 13 benannt fmd und zwar:

Thanhaufer, Kienburg, Khevcnhiller, Malamb, Saurer, Stainpeck, Schlandfperg, Kubatfch, Siperg, Firmian. Rotnftein, Lueg, Komer, Kammig, Vilareith, Vom Roft (c. Mitth. XIII, pag. XXXII).

Die Kirche ift dem heil. Georg geweiht. Der alte Thurm der Kirche hat vier Giebel und rteilen Helm. In der Thurmhalle ein einfaches Netzgewölbe mit Renaiffance-Bemalung. Der Taufftein ift noch alt, ein- fach und roh gemacht.

Fig. 12 (Dornach)

Am Friedhofe befindet fich zunächfl der Kirche eine alte Capelle aus dem Jahre 1522, welche Jahres- zahl im mittleren, als Dreipafs geformten Schlufslteinc erfcheint. Das von dem zwei Travees enthaltenden Schiffe nur durch eine Stufe getrennte Presbyterium ift durch drei Seiten eines regulären Achtecks gefchloffen und laufen die Rippen desfelben in der Ecke auf je einen durch eine Confole getragenen Wandpfeiler auf Das Presbyterium hat zwei noch erhaltene Maafs- werks-Fenfter, die beide durch einen Stab getheilt find (Fig. 11). Das Schiff hat einfachere Confolen. Als Schlufsfteine einfache Platten. Die Capelle trägt ein einfaches fteiles Dach und einen hölzernen Dach- reiter.

Kirche zu Dornach. Es geht die Sage, dafs diefelbe

auf dem Dache einer alten verfchütteten Kirche ftehe.

Diefc Kirche hatte aucli den Namen „unferer lieben

Frau an der Schutt". Eingeweiht 1491 durch Conradus,

vn N. F.

Hifchof zu Belluno. Das Schiff hat drei Travees Netz- gewölbe, die auf ftarke Dienfte auflaufen. Das Presby- terium ifl von dem Schiff durch einen Triumphbogen und fünf Stufen getrennt und in Folge deffen um 0-90 Meter höher. Die Rippen fetzen fich dafelbft aul runde Dienfte mit einfachen Capitälcn. Die Fenfter im Schiff fowohl als im Presbyterium zweitheilig mit einfachem Fifchblafen-Maafswerk. Die Sacriftei befin- det fich im Erdgcfchofs des an der Südfeite an das Presbyterium angebauten Thurmes , welcher einen Zwiebelhelm hat. Die Altäre ftammen aus der Zopf- zeit, defsgleichen der hölzerne Orgel-Chor. Zu er- wähnen ift noch das in der Axe der Kirche liegende Portal mit gutem Profil (Fig. 12).

Kirche zu Döllack. Einfchiffige Kirche. Im Presby- terium ein einfaches fchönes conftruflives Netzge- wölbe mit zarten Rippen. Das Gewölbe im Schiff fehlt und ift jedenfalls bei Gele- genheit eines Brandes ein- geftürzt. Gegenwärtig befitzt das Schiff eine flache, ver- putzte Holzdecke. Bei den Fenftern im Presbyterium fowie im Schiff find die Spitz- bögen vermauert und die Oeffnungen viereckig ge- macht. Der Thurm ift in die Kirche eingebaut (Fig. 13). die Kanzel aus der Zopfzeit.

Der Orgel-Chor ift von Holz eingebaut und be- fteht aus zwei Reihen übereinander.

Die Altar-Bilder, befonders das Oelbild Hoch-Altar, ziemlich gut. Die Thurmhalle, zu einige Stufen hinabführen, ift nicht als Sacriftei benützt, fondern ift diefe rückwärts an das Presbyterium angebaut. Die Kirche hat zwei ^ nahezu gleiche Portale aus fchönem Serpentin.

Fig. 13. (Dollach.)

Sämmtliche Altäre und

Pockhorn.)

Ein Haupt-Portal und auf der Südfeite ein Seiten- Portal. Die beiden Portale tragen die Jahreszahl 1538. Faft auf jedem Stein ift das obige Zeichen zu finden.

XCII

Im Orte Döllach, im HauTe Nr. j}, 74, befindet fich im erften Stocke ein tjanz getäfeltes Holzzimmer in deutfcher RenaiflTance. Der Plafond hat Caffctten mit flach aufgelegtem Ornament. Thuren und Fenrter- nifchen mit reichen Intarfien und Befchlägen. In den Friefen der beiden Thiiren die Infchrift: Kmanucl Steinberger 1623. Im Orte befinden lieh noch melirerc Wohnhäufer aus dem 16. Jahrhundert. Gleich neben Ortneis' Gafthaus ein folches mit rundbogigem Stein- Portal aus Serpentin, im Portal dasfelbe Steinmetz- Zeichen, wie an den Portalen der Kirche.

Am Ende des Ortes, auf der Strafse gegen Hei- ligenblut zu liegt das Schlofs Grofskirchheim, jetzt ein Bräuhaus.

Fig. IS (Pockhoti.

Kirche in Pock/ioru bei Heiligenblut (M'olltJial). Presbyterium und Schiff mit fchonem Netzgcwolbe, das noch vollftändig in grau und dunklem Ocker bemalt ift, die Rippen immer abwechfelnd den Stein- fchichten entfprechend grau und gelb (Fig. 14). Im Schiff endigen die Rippen als Wandpfeiler und im Presbyterium als Dienflc, beim Triumplibogen auf Confolen. Ein fpitzbogiges Portal nur mit Schräge als Profil, führt in das unterfte überwölbte Thurmgefchofs der Sacriftei. Eine Stiege führt in das nächfle Gefchofs und weiter in den Thurm. Die Thüröffnung, wie auch die Rippen und die abwechfclnden Steinfchichten be- malt. Im Presbyterium fünf Spitzbogenfenfter, im Schiff drei folche mit Batzenfeheiben. Auch die Fenfter- umrahmungen fowie die Rippen bemalt.

Aufsen ein fehr fchöner, ftarker Steinfockel aus Serpentin. An den Ecken hat diefer Sockel neben- fliehende Löfung (Fig. 15).

Die Sacriftei hat ein viereckiges Fenfter mit ein- fachem Profil (zweimal die Schräge).

Das Haupt-Portal ift fpitzbogig, die kleinen Rund- ftäbe überkreuzen fich; ober dem inneren Rund- bogen ein Kreuz und die Jahreszahl 1527.

Der Thurm von fehr fchlankem Verhältniffe hat in der Glockenftube fpitzbogige getheilte Fenfter mit Maafswerk-Couronncments, dann vier Giebel, an deren Enden mächtigefteinerneWafferfpeier. Der 1 leim fteigt in fchlanker Spitze hoch empor.

Das Netzgewölbe im Presbyterium zieren zwei runde und zwei viereckige Schlufsfteine, die noch die alte Maierei aufweifen. Man ficht Jefus mit der Geifsel, und ein fenkrecht getheiltes Wappen, ein gelbes Thier auf blauem Grunde, die andere Hälfte roth und weifs, einen Bifchof, einen Heiligen mit einer Paeder und einem Buche, Alles auf blauem Grunde.

In der 1758 erbauten Kirche zu Teichl befindet fich ein filberner vergoldeter fpät-gothifcher Speife- kelch.

Die zu Flattach gehörige Filial-Kirche in Aufsen- Fraggant \\2X eine fechseckige Form mitStrebepfcilern und charakteriftifchem Hauptgcfimfe ' fanimt kleinem N'orbaue und gehört in die Zeit der Gothik. In neuefter Zeit griifslicli reftaurirt (Fig. 16).

Die Pfarrkirche zu Rottcnßein im Decanate Teinach ift ein kleiner nach Ollen gerichteter Bau mit einem viereckigen Thurme an der Weftfeite, der mit einem von vier Giebeln umgebenen Spitzdache ab- fchliefst.

In der Vorhalle eine Art Opfertifch. Das Schiff der Kirche zerfallt in drei Joche, hat angebaute Streben und nur an der Südfeite Fenfter. Der Triumphbogen ift fpitzbogig.* Das Presbyterium befteht aus einem Joche und dem Chor-Schlufs. Die Gewölberippen ftützcn fich auf Confolen. Die Sacriftei-Thüre im Klceljlattbogen mit geradem Sturze. Die Anlage der Kirche ift übrigens eine romanifche mit urfprünglich flacher Decke. Das Netzgewölbe ift viel jünger. Unter dem Dache ift noch ein romanifches Fenfterchen erhalten. Das Thurm- Portal ift rundbogig, rumanifch, defsgleichen das Fenfterpaar im Glockenhaufe.

Fig. 16. (Aufser-Fraggant.)

Einige Schlufsfteine find mit Wappen bemalt. Bemerkenswerth ift der alte fteinerne Kanzelfufs, der durch Abfchrägung vom Quadrat ins Achteck übergeht und dann mitlelft Waffcrfchlagen wieder zum Quadrat wird ; ferner die Bcfchlage der alten Eichenthür, der Griff und das Schlofsblech, endlich zwei alte Glocken mit Minuskeln und fchönen Friesverzierungen (1455). In der Nahe die Ruine Rotten/lein. An einer fenkrcchten hohen Felfenwand gegen die Drau find im Kalk-Con- glomerat drei zimmerartige Höhlen in das Geftein ein- gcmeifselt, zum Theile noch geweifst. In fechs Reihen übereinander bemerkt man die Balkenlöcher für die Trambaume des Gebäudes, deffcn Aufscnwand nur an den Felfen angebaut, heute herabgefturzt einen vom Gebüfche verdeckten Schutthaufen bildet

Die St. Anna-Kirche zu Sagor ift vom P'ried- hofe umgeben, hat geraden Oftfchlufs mit Tonnen- gewölbe und zwei einfchncidcnden Zwickeln, der Scheidebogen ift halbkreisförmig und niedrig. Das Schiff flach gedeckt, vier kleine romanifche Fenfter und zwei Eingänge im Spitzbogen. Das Schiff gehört

Höhe bis dahin as Pufs.

- Mittheilung des Correfpondentcn W. Grbfscr.

XCIIl

der romanifchcn Bauzeit an. Der Thiirm ift mafsig, einem fpitzbogigen Ausgang gegen den Chor. Den ftelit neben dem Prcsbytcrium an der Siidfeite, der Thurm krönt eine Spitze, die Glockcnhalie hat weite untere Raum dient als Sacriftei und öffnet fich mit Schallöffnungen im flumpfen Spitzbogen.

Zur Gefchichte der St. Barbara-Kirche in Kuttenberg.

N.Tch Original-Quellen vom Prof. 'Joh. Rehäk.

I.VHRl'LND die Gefchichte der alteren bis zu den IIuffiten-Kriegen reichenden Bau-Periode der intereffanten.St. Barbara-Kirche in Kuttenberg von J. E. Wocel eine auf Forfchungen im Präger erz- bifchuflichen Archive beruhende, erfchopfende Behand- lung erfulir, fufsten die bisher begehenden gröfseren Abhandlungen über die zweite Bau-Periode, nament- lich die Arbeiten von J. E. Wocel und B. Grueber, im Ganzen auf einer im 17. Jahrhundert von dem Jefuiten Johann Korinek verfafsten Chronik von Kuttenberg; denn in den Fünfziger- und zu Anfang der Sechziger- Jahre unferes Jahrhunderts befanden fich die Kutten- berger Archive in einem fo defolaten Zuftande, dafs eine quellenmäfsige Darfteilung des Gegenftandes fo ziemlich ein Ding der Unmöglichkeit war.

Gegenwärtig ift wenigftens das Stadt-Archiv in Ordnung gebracht und damit die Gelegenheit geboten, nicht nur Kofinek's Angaben zu prüfen, fondern auch eine feftere Grundlage für die Gefchichte des Baues der genannten Kirche zu gewinnen. In ersterer Hin- ficht gelangte der Verfaffer diefer Notizen, welcher fich mehrere Jahre hindurch mit den einfchlagigen Ortsquellen beschäftigte, zu der Erkenntnifs, dafs Kofmek, fonft als ein fanatifcher Gegner der Utra- quiften bekannt, feine topographifchen und ftatiflifchen Daten über die einft utraquiftifche und fpäter prote- ftantifche Stadt grofsentheils authentifchen Aufzeich- nungen in den Stadtbüchern entnommen und unver- falfcht wiedergegeben, fo dafs in diefer Beziehung kein Zweifel an feiner Glaubwürdigkeit übrigbleibt. Nament- lich in Betreff der zweiten Periode des Baues der St. Barbara- Kirche könnte eine ganze Reihe von städti- fchen A(5len aufgezählt und das genau bezeichnet werden, von wo detaillirten Nachrichten excerpirte.

Die auf Kofinek's Angaben beruhenden Aus- führungen der oben erwähnten Abhandlungen befitzen demnach eine unverfängliche Grundlage. Da jedoch die die St. Barbara- Kirche angehenden Abfchnitte der Chronik nur einen geringen Theil des ganzen Werkes ausmachen, fo konnte natürlich eine Menge fchiitzbaren Stoffes keine Verwerthung finden. Dies gilt befonders von den Originalbaurechnungen, einer feit Kofinek's Zeiten unberührt gebliebenen Quelle und von den mit den einzelnen Bauleitern abgefchlof- fenen Contraften, die nicht unwichtige biographifche Daten, vornehmlich über M. Reifek und Benedi6l von Laun bieten. Diefelben werden in einer gröfseren Monographie über die St. Barbara-Kirche eingehendere Nachwcifung und Verwendung fintlen; in der folgen- den Darftellung erfcheinen die Hauptpunkte des neuen bisher unbekannten Materials hervorgehoben und zu- fammengefafst.

betreffende Blatt der Chronift feine

Die erftc urkundliche Aufzeichnung, in welcher von der Wiederaufnahme des Baues der St. Barbara- Kirche ausdrückliche Erwähnung gefchieht, ftammt aus dem Jahre 1467, und bezieht fich auf die unter dem Namen Suscepcionales von den neu aufge- nommenen Bürgern erhobenen Gebühren, welche zum Zwecke des Ausbaues „der Wölbung der St. Barbara- Kirche" nebft anderen Beiträgen gefammelt und an- gelegt wurden. Im Jahre 1482 wurde die Bauhütte errichtet und die Förderung des Materials im Stein- bruche in Angriff genommen. In demfelben Jahre, am 7. Auguft, wurde der Vertrag mit dem Baumeifter Hanns \x\ der Weife abgefchlolTen. dafs ihm ein wöchent- liches ., Staus" von einem halben Schock Grofchen, nebft einem jährlichen „Gehalte" von 5 Schock Grofchen ausgeworfen wurde. Die feierliche Grund- fteinlegung erfolgte nach Dacicky's bekannter Notiz am 22. Auguft 14S3.

Der neu aufgenommene Bau erweckte auch die Kuttenberger Steinmetzerzunft zu einem regeren Leben. Diefe von Alters her beftehende Genoffen- fchaft unterftand, wie alle Zünfte diefes Gewerkes in Böhmen, der Prag-Altftädter Zunft. Es fcheint, dafs die Kuttenberger Genoffenfchaft vor der Wiederaufnahme des Baues der Barbara-Kirche von keiner grofsen Bedeutung war; bis zum Jahre 1488 finden fich nicht einmal die Namen der Zunftvorfteher verzeichnet, während die Aelteften der übrigen Zünfte regelmäfsig in die Stadt-Regifter eingetragen wurden. Erft in dem erwähnten Jahre treten die Zunftmeifter der Kutten- berger Steinmetzen auf, und zwar die Meifter Hanns und ya)i, diefelben, welche Kofinek als die erften Bau- meifter der St. Barbara-Kirche bezeichnet.

Innerhalb der Kuttenberger Zunft hatte fich feit längerer Zeit eine bedenkliche Desorganifation feft- gefetzt. Es beftand nämlich die Sitte, dafs die Meifter ihre Lehrlinge fchon nach zweijähriger Lehrzeit frei- fprachen, was zur Folge hatte, dafs dem nur noth- dürftig ausgebildeten Zunftgefellen die Möglichkeit benommen war, fich zu feiner weiteren Ausbildung auf die Wanderfchaft zu begeben, fo dafs den Meiften nichts übrig blieb, als in drückender Abhängigkeit bei ihren bisherigen Lehrherren zu verbleiben. Die weitere Folge diefer Verhältniffe waren beftändige Zwiftigkeiten zwifchen Meiftern und Gefeilen. Um diefen Unzukömm- lichkeiten ein Ende zu machen, vereinigten fich fchliefs- lich beide Parteien den 15. Februar 1489 dahin, dafs die Lehrzeit künftighin vier Jahre zu dauern habe. Zugleich wurde feftgefetzt, dafs kein Meifter eine zweite oder dritte Arbeit übernehmen dürfe, bevor er nicht die erfte beendet. Intereffant ift, dafs bei Gelegenheit der Eintragung diefes Uebereinkommens in das Stadt-Regifter conftatirt wurde, dafs die Prager

o *

XCIV

Zünfte, nämlich auf der Altftadt, der Neufladt und dem Hradfchin, hinfichtlich der Lehrzeit diefeibcn Grund- fatze, und zwar auf Grund ihrer von den böhmifchcn Königen ertheilten Privilegien beobachteten.

Das erwähnte, wie die übrigen hier benützten Quellen bohmifch abgefafste Uebereinkommen lautet in deutfcher Uebertragung:

_lm Jahre anno MCCCCLXXXIX am Sonntage nach ApoUonia wurde zwifchen den Meiftern und Gefellen des Steinmetzgewerkes nach beiderfeitigcr Uebereinkunft der folgende Vertrag gefchloffen: In Erwägung der, hiefiger Stadt höchft fchadlichen Wirren und Zwiftigkeiten, welche feit langer Zeit innerhalb der Zunft, und zwar hauptfächlich in Betreff der Lehr- zeit beftandcn (denn es war bei den böhmifchen Meiftern gebräuchlich, ihre Lehrlinge blofs auf zwei Jahre aufzunehmen, wodurch Letztere gefchädigt wurden), find beide Seiten zu ihrem beiderfeitigcn Vortheile und um einer befferen Ordnung willen ein- müthig dahin übereingekommen, dafs die bisherigen Unbilden verziehen und vergeffen fein mögen, und dafs für künftige und ewige Zeiten die Meifter ver- halten werden follen, ihre Lehrlinge auf vier Jahre auf- zunehmen, damit fie nach abgelaufener Lehrzeit in voller Freiheit wandern könnten, wohin fie immer woll- ten. Und der Meifler, welcher diefe Beftimmung über- treten würde, foU von Zunftvvegen geflraft werden und fich der ihm auferlegten Bufse ohne Weigerung unter- ziehen, der Lehrling aber, welcher der neuen Ordnung fich nicht unterwerfen wollte, foll nirgends gefördert werden. Item wurde auch befchloffen, dafs kein Meifter zwei oder drei Aufträge übernehmen dürfe, bevor er den erflen nicht ausgeführt hiitte. Sie überreichten (dem Käthe) den Vertrag und baten um deffen Kegi- ftrirung. Und dabei wurden fie gefragt, ob man in Prag hinfichthch der Lehrjahre dasfelbe Verfahren beobachte. Sie entgegneten, dafs dem fo fei, und dafs die Prager darauf königliche Privilegien befafsen. Der Rath gebot, dies zum künftigen Gedachtniffe auf- zuzeichnen. Aclum f. 4 in capite Jeiunii, Translacionis (S. Venceslai), anno quo cedula."

In demfelben Jahre 1489, wurde die Leitung des Baues der St. Barbara - Kirche dem Magifter Matthäus Rej/ek von Profsnitz, einem Mitgliede der Altftädter Steinmetzerzunft in Prag anvertraut, doch fand diefe Berufung bei den Kuttenberger Meiftern einen hartnäckigen Widcrftand, indem fie entweder wirklich fürchteten, dafs der Autodidakt einer fo grofsen Aufgabe nicht gewachfen fein würde, oder weil fie dem fremden Meifter eine Arbeit, welche ein jahrelanges ficheres Hinkommen verhiefs, aus Brodneid mifsgönnten. Ihre gegen Rejfek betriebenen Ränke find in einem in den Mittheilungen der k. k. Central-Com- miffion, Jahrgang 1861, Seite 107 abgedruckten Docu- mente ausführlich dargeftellt.

Rejfek hatte gegen die Kuttenberger Meifter zehn volle Jahre anzukämpfen. Erft als er 1499 das Gewölbe des hohen Chores gefchloffen hatte und diefes am 4. November 1500 vom Kuttenberger Rathc collaudirt worden war, bequemte fich die Kuttenberger Zunft zu einem Au.sgleiche. Die aus diefem Anlaffe den 14. De- cember 1500 auf dem Rathhaufe ftattgcfundenc Ver- handlung fchildert der damalige Rathfchreiber folgen- dermafsen:

„Der Steinmetzmeifter Rejfek, mit Flinigen von demfelben Handwerke in Streitigkeiten verwickelt, liefs fämmtliche Meifter, Gefellen und Lehrlinge fowohl des Steinmetz- als des Maurerhandwerkes vorladen undbe- fchuldigte fie vor dem Rathe, fie hatten ihn durch Schmähreden befchimpft, dafs er niinilich kein ordent- licher Meifter fei, keinen Meifterbrief befitze und dafs feinetwegen Andere in Strafe verfallen feien. Als die Kuttenberger folches vernahmen, legten fie Wider- fpruch ein, indem derartige Reden von Anderen aus- gegangen wären. Da legte Rcj/ck eine auf Pergament gefchriebene Originalurkunde der Herren Prager mit hangendem Siegel, und eine sioeite Urkunde viit zxvei Siegeln von den Stein)netzmeißern beider Prager Städte vor, des Inhaltes, da/s Rej/ek von den Prager Mei/lern als ein ordentlicher und gelernter Meißer /ei aufge- nommen worden; und was feine Gefellen und Lehrlinge beträfe, fo wären fie von niemandem irgendwie zu behindern, fondern vielmehr überall zu fordern. Und das Alles wurde feinen Handu erksgenoffen vorgelefen, da es viele von ihnen vorher nicht gehört hatten. Die Herren Schöppenmeifter und übrigen Herren liefscn ihnen durch Herrn Bartholomäus von Prächnan eröffnen, fie follten das, was fie da gehört, ihrem Gedachtniffe wohl einprägen und fernerhin weder Rejfek, noch feine Gefellen oder Lehrlinge an ihrer Ehre kränken. Wer dawider handeln würde, den würden dieHerren unnach- fichtlich ftrafen. Darum vertragt Euch mit dem Meifter Rejfek und feinen Leuten. Dann verfuhnten \\e. fich vor dem Rathe und wurde ihnen von den Herren befohlen, das Gefchehene einander fürder nicht mehr nachzutragen. Aftum feria 2. poft LucieAnno Dni. 1500. "

Der Kuttenberger Rath, dem Meifter Rejfek ftets gewogen, fchlofs mit ihm am 23. September 1504 einen wiederholten Vertrag bezüglich des Ausbaues der St. Barbara-Kirche ab. Dcmgemäfs wurde Rejfek als Meifter des Baues fin- die Folgezeit beftiitigt gegen ein wöchentliches Staus von einem halben Schock Grofchen. Sollte die Ergiebigkeit der Bergwerke fich derartig vermindern, dafs der fernere Bau eingellcllt werden müfste, fo hätte Rejfek gegen den Rath keine weiteren Anfprüche zu erheben; hingegen foUte bei eventueller Erneuerung der Bauthätigkeit kein anderer Meifter als Rejfek angcftellt werden.

Rejfek leitete den Bau nur noch bis Ende Februar 1506, um welche Zeit die iVrbeiten eingeftcUt wurden; und bald darauf, am i. Juli, ftarb der geniale Meifter.

Die wohl nur in Folge von Rejfek's Krankheit und Ableben eingetretene Paufe benützte dcrKuttenbcrgcr Rath zum fleifsigen Sammeln von Geldmitteln. Auch ruhte die Arbeit in der Bauhütte keineswegs ganz, viel- mehr wurde, wahrfchcinlich nach den von Rejfek hinter- laffenen Schablonen, fortgearbeitet, wie die Rechnungs- ausweife aus den Jahren 1507 1510 klar beweifen.

Erft 1512 gelang es, in Meifter Penedi^ v. Laun einen nicht minder ausgezeichneten Leiter des Baues der St. Barbara-Kirche zu gewinnen, als fein Vorgänger gewefen. Am 14. ^\pril des erwähnten Jahres kam zwifchen dem Rathe und Meifter Benedi6l der nach- ftehende Vertrag zu Stande:

„Es ift in Gegenwart mehrerer Rathsherren und Stadtälteften mitMefftcr Benedifl, Steinmetz aus Prag, betreffs des Baues der St. Barbara-Kirche folgender

xcv

Vertrag abgcfchloffen worden: Sobald er das Werk in Angriff genommen haben wird, ill ihm wochenthcli ein halbes Scliock Grofchenaus/.u/.ahlen, und feinem l'olirer, der tiichtig in feinem Fache fein mufs, 24 Grofchen, fo wie es in Prag üblich. Und auch tiichtige Gefeilen foU er aufnehmen, zu 3 Grofchen täglich, und ein Feiertag in der Woche foU ihnen nicht abgerechnet, fondern voll ausgezahlt werden ; doch vom Tage Galli bis Petri Stuhlfeier follen fie blofs 2\^ Grofchen erhalten. Dei/i Meißer ein Röfslein und die Koß zu be/chaffen, fo oft er in die Stadt kommen würde. A61. f. 4 die Ti- burcii. Anno 1512."

Der letztere Punkt des Vertrages beweilT: , dafs der Meifter in Kuttenberg keinen feilen Wohnfitz hatte, fondern zwifchen diefer Stadt und feinem Geburtsorte Laun, wo er feit 1510 den Bau der Decanal-Kirche leitete, hin und her reifte.

Der Name Meifter Benedift's kommt in den Bau- rechnungen zuletzt Anfangs Januar 1523 vor, von da an wiederhohlt fich flets nur der Polten: „dem Meifter ein halbes Schock''. Es ift daher fchwer, genau zu bellimmen, wann Benedi6l feine Thatigkeit bei der St. Barbara-Kirche einftellte und ob der fiebzigjahrige Greis vielleicht auch nach dem Jahre 1523 zeitweilig nach Kuttenberg herüberkam. Von dem Jahre 1524 an war die Leiltung von freiwilligen Beiträgen zum Kirchenbaue in auffallender Abnahme begriffen und auch die Zahl der Gefellen, deren Benedift zu Zeiten bis 30 befchäftigte, finkt in den nächften Jahren auf 5 3 herab, wefshalb angenommen werden kann, dafs der betagte Meifter nach Zurücklaffung der für die nächfte Zeit nothwendigen Bauriffe und Modelle im Verlaufe des Jahres 1523 in Laun fich bleibend nieder- liefs, wo er auch 1531 ftarb.

In den Baurechnungen ftofsen wir bald nach Meifter Benedifl's Abgange auf eine empfindliche, die Jahre 1529 1545 umfaffende Lücke, die wohl nur in der zu- falligen Vernichtung der betreffenden Hefte des Bau- fchreibers ihren Grund haben mag lüft 1545 tritt ein neuer Bauleiter auf, nämlich „Meifter Nikolaus der Polirer" („mistr Mikulas parier", auch blofs „Mikuläs parlef-" genannt). Zu jener Zeit eilte der Bau feinem provi- forifchen Abfchluffe zu; es galt nur noch die letzten Gewulbefelder und die weftliche Schlufsmauer auszu- bauen, fo dafs bald darauf, in derletzten Üfloberwoche des Jahres 1548, der Baufchreiber den zur Verherr- lichung der gewichtigen Thatfache lateinifch abge- fafsten Satz niederfchreiben konnte: ^Hie fornices et teßudines ad umbiliciiDi (tä aiitiil) perfeßi sunt iis die- bus^', d. i. : Diefer Tage wurden die Gurte und Ge- wölbe bis zum Schlufsftein fertig gemacht.

Auf diefe Stelle gründete Korinek feine Behaup- tung: „Bis zum Jahre 1548 wurde der Bau langfam fortgeführt, bis das Gebäude zu der Geftalt gedieh, in welcher wir es noch heutigen Tages fehen". Und feitdcm gilt das Jahr 1548 als das die Vollendung des Baues bezeichnende Datum. Die Kirche war nun frei- lich aufserlich fertig, doch blieb noch /\rbeit für viele Jahre iibrig; viele Fenfter waren zu verfetzen und zu verglafen,dergrofseürgel-Chorunddiezu ihm führende

geräumige Schneckcnfticge zu bauen, die Tüncher- und Malerarbeit zu Ende zu bringen u. a. m., worüber noch die nachftehenden Notizen folgen mögen.

Kurz vor der Verfetzungdes letzten Schlufsfteines, in der 12. Woche nach Pfingften 1548, wurde Meifter Nicolaus wahrfcheinlich wegen Nachläffigkeit, wie aus einer fpäteren Aufzeichnung erhellt, entlaffen und die Vollendung des Baues dem Meifter Johann Vlacli (wörtlich der ,,Walfche", vielleicht ein Italiener) über- tragen, der auch die Tünchung und eine einfache Poly- chromirung der Kirche übernahm. Er wurde mit feiner Arbeit im November 1548 fertig und von da an gab es zu wiederholten Malen keine einheitliche Leitung, fondern beftimmte Arbeiten wurden an einzelne Künftlcr und Handwerker auf feftgefetzte Termine vergeben.

Erft 1552 taucht Meifter Nicolaus wieder als Bau- leiter auf, doch bald darauf wurde er „wegen Unfleifses und Nachläffigkeit" wiederum entlaffen; fpäter, 1554 bis 1558, finden wir ihn noch einmal beim Baue bis zur Vollendung der letzten Maurer- und Steinmetzarbeiten befchäftigt.

Die Verfetzung der noch übrigen Fenfter über- nahmen verfchiedene Steinmetzen, von denen Meifter Peter, Georg Poläk („der Pole") und Vitek (Veit) namentlich angeführt werden; die Verglafung (mit gewöhnlichen runden oder fechseckigen Scheiben aus weifsem Glafe) beforgte der Glafer Namens Johann Das letzte Fenfter wurde 1554 vollendet.

Im Jahre 1555 wurde die Grundaushebung für den Orgel-Ciior in Angriff genommen und der Chor noch in demfelben Jahre vollendet. Der Bau der zum Chore führenden Schneckenftiege, die letzte Maurer- und Steinmetzarbeit, wurde 1557 1558 ausgeführt.

Im Jahre 1559 wurde das kaiferliche Wappen (in Stein ausgeführt, polychromirt und vergoldet), wahr- fcheinlich über dem Portale der Nordfeitc angebracht.

Die fteinerne Kanzel mit den Bruftbildern der vier PIvangeliften ift das Werk eines Steinmetzen Namens Leipolt, und ftammt aus dem Jahre 1560. Erft 1665 liefs Margarethe Kamberskä, geborene Dobfenskä von Dobi^enic, an dem fteinernen Corpus der Kanzel einen im Barockftyl gehaltenen hölzernen Mantel und Schall- deckel anbringen.

1560 und 1561 wurden die Capellen und der Chor- Umgang getüncht, 1562 die Aufsenfeite der Kirche an den entfprechenden Stellen mit Mörtel überzogen. In dem letzteren Jahreftellte ein MalerNamensy«;/!««« das kaiferliclie und das Stadtwappen über dem Orgel-Chore her und malte die Familienwappen der Münzbeamten Matthias Lidl v. Myslov und Ludwig Karl v. Räfua unter demfelben Chore, welche 1878 unter dem fpäteren Murtelanwurfe entdeckt und reftaurirt wurden. Hiemil wurde auch die decorative Ausfchmückung der Kirche im Wefenthchen vollendet. Im Jahre 1564 finden wir noch die Auslagen für eine neue Blecheindeckung der damals noch beftehenden drei Giebclkuppeln ver- zeichnet; die letzten Rechnungsausweife (aus dem Jahre 1565) betreffen die Anfchaffung von neuem Fenfterglafe für die Capelle der Munzer-Genoffenfchafl.

XCVI

Ueber das ftändifche Archiv in Laibach.

Von P. SkobieUki.

•**i|'M Jahre 1S77 wurde der abfolvirtc Frcquciitant lies hidorifchen Seminars der Wiener Uni\er-

fitat, 1'. Skobielski nach Laibach cntfendet,

um das dortige Landes- und ftändifche Archiv einer vorläufig ordnenden Durchficht zu unterziehen und darüber an die Central-Commiffion einen eingehenden Bericht zu erftatten. Skobielski hat fich diefer Aufgabe unterzogen und Dank der zuvorkommenden Bereitwil- ligen des krainerifchen Landcsausfchuffes, deffen Wunfche mit diefer Entfendung ebenfalls entfprochen wurde, ine eingehend informative Durchficht der Archivalien durchgeführt. Aus dem der Ccntral- Commiffi '.:i erftatteten Berichte erfchcinen einige u.zw. die nachfolgenden Stellen für die Veröffentlichung wünfchenswerth, insbefondere jene über evangeli/che Rcligioiis- Sachen.

Das hier zufammengefafste, trotz der erheblichen Lücken, die fich in den einzelnen Abfchnitten zeigen, gegenwartig dennoch ziemlich umfangreiche Aften- Materiai, gehört unftreitig zu dem intereffantcften und fowohl für den Landcs-Hiftorikcr, als auch für den Bear- beiter der allgemeinen Gefchichte des 16. und 17. Jahr- hunderts werthvolUten Quellen -Material des ganzen Landes-Archivs.

Die hier vorkommenden A6len zerfallen in; a) A6len, welche evangelifche Religionsfachen aus- fchliefslich betreffen und b) A6ten, die auchpolitifcher Natur find, als: Landtagshandlungen und Befchwerden in Religionsfachen, überhaupt evangelifche Religions- a6len, welchedie Lanclfchaftim engeren Sinneberühren.

a) Evangelifche Religionsfachen. Diefe Gruppe enthalt Aclen über J'rii/ius Trüber, feine Thatigkeit in Württemberg, deffen Berufung aus Kempten nach Krain. fein Verweilen und feine Thatigkeit in Krain. Aufforderung an Primus Trüber das Land zu verlaffen, im Jahre 1561. Befehle andenBifchof von Laibach wegen l'rimusTruber. Kaiferlicher Befehl an Primus Trubervor dem Bifchof in Laibach zu erfcheinen. Intpiifition Trubcr's durch den Bifchof von Laibach. Befehl an den Vicedom von Krain, den Primus Trüber mit et- lichen Prädicanten einzukerkern. Einzelne lofe Stücke, den Primus Trüber, Felician Trüber und andere Priidicanten betreffend. Correfpondenzen an die Land- fchaft in Steier wegen diefer. Briefwcchfel des Primus, Correfpondenzen des Chriftoph Herzog von Wiirttcni- berg mit dem Landes-Hauptmann von Krain und umgekehrt. Truber's Abfchaffung aus Krain durch den Erzherzog Karl im Jahre 1565. Correfpondenzen mit Primus Trüber und Andreas Zarinic. Aften, die Thatigkeit des Primus Trüber im Allgemeinen betreffend.

Acten, die Beflellung und Abkündigung des Prii- dicanten Kafpar Me lif ander betreffend, vom Jahre 1567 und 15^38. Ausfehreibung eines Priidicanten und des Chriftoph Spindler Promovirung im Jahre 1569. Evan- gelifche Predigten im Jahre 1583 von dem Prediger David Tommers gehalten. A6len, den Felician Trüber

betreffend. Bittfchriften der lutherifchen Priidicanten an die Landfchaft in Krain in verfchiedenen Ange- legenheiten. Evangelifche Priidicanten in Möttling und Idria betreffende Aflen. lün Entfchuldigungsfchreiben des Andreas Bundiz an den Erzherzog Karl, wegen Ufurpirung der geiftlichen Güter und Begünftigung des Proteftantismus. Zufammenhangslofe, die Prediger und die Reformation betreffende Affen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Sebaftian Semic und deffen Abfall von der katholifchen Religion betreffende A6len. Procefs des JeremiasHamberger, Priidicanten zuGriitz, wegen Läflerung über die FrohnJeichnamsproceffion, vom Jahre 1580. A6len, welche die Prädicanten-An- ftellung, Dotation, Transferirung und ihre Priidicanten- pflichten betreffen, vom Jahre 1568 1590. Paffeports für auswandernde Protefianten aus den Jahren 1575, 1576 & 1578. Ausweifung des Vincentius Angrebar aus Krain, 1589.

Evangelifclie Scliulangclegeuliciten, Schulordnun- gen, wendifche Bibelübcrfetzung betreffende Aflen aus dem 16. Jahrhundert, bis zum Anfang des 17. Jahr- hunderts. Verbote des evangclifchen Gottesdienftes für Städte und Märkte in Krain. Decrete über Aus- weifung der Prädicanten aus allen Erbländern vom Jahre 1601. Evangelifche Stipendien und Stipendiffen betreffende Aften. Stücke über den Stipentliften Georg Dalmatin zu Tübingen vom Jahre 1569. Herzog Lud- wigs Bewilligung ftatt Georg Dalmatin, das Stipen- dium einem anderen krainerifchen Studenten zu ver- leihen, und zwar dem Blafius Budina vom Jahre 1572. Tiferia'fches Stipendium zu Tübingen für zwei krainc- rifche Studenten vom Jahre 1570. Rathfchlag zur Unter- haltung dreier Stipendien auf den Univerfitiiten zu Heidelberg, Tübingen und Strafsburg mit jährlichen 150 tl. vom Jahre 1582. Gefuche um Stipendien aus dem Ende des 16. Jahrhunderts. Evangelifche Kirchen- utid Schulordnungen vom Jahre 1578 1579- Nicodetitus Frifchlin'?, Schulordnung und Protokolle darüber vom Jahre 1583. Polycarp Leifas .Schul-Rcftorat nach dem Austritte des Nicodemus P'rifchlin vom Jahre 1584. Zeugniffe von verfchiedenen Stiftungen auf fremilcn Univerfitäten aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, refpe6live vom Jahre 1590 bis 1595. Verzeichniffe evan- gclifcherBücher und .Schenkungen an die laiulfchaft- liche Schule, der Bibliothek von Adam Bohoric aus den Jahren 1595 1597. Unterftützungen des Bo- horic und anderer Schulfupplicanten feitens der Land- ftände aus den Jahren 1597 1600. Schul-, Kiichen- und allerlei evangelifche Religionsfachen im Allge- meinen vom Jahre 1591 1623. Aften, die Bibelübcr- fetzung ins Slavifche betreffend. Aden, den flavifchcn Bibeldruck in Deutfcliland betreffend, vom Jahre 1560 bis 1564 Verdolmctfchung und Bekanntmachung der gedruckten Kirchenordnung von Primus Trüber aus dem Jahre 1564. Präfentirung der vindifchen Bibel dem Churfürften zu Sachfen und dem Herzog zu Winttem- berg durchGeorgDalmatin und Adam Bohoric. Trüber

XCVII

und (He Bibel betreffende Aflcn, folche den vindifclien Hibckliuck betreffend, \om Jahre 1578 1581. Relationen und Befcheide über den vindifclien Bibeldruck vom Jahre 1582 1584 Berichte Spindler's und Nicodemus Frifchlin's wegen der flavifchen Bibel. Confiscationi584. Verbot nichfifcher Bücher und Befehl diefelbcn abzu- liefern. Schreiben von der theologifchen Facultat zu Wittenberg an die StJmde von Krain aug.sburgifcher Confeffion, den vindifclien Bibeldruck betreffend, vom Jahre 1584. A6ten nach Vollendung des Bibeldruckes, Abgabe von Exemplaren und allerhand darin ein- fchlagende Rechnungen \'om Jahre 1584. Ueberfetzung der llauspoflille vom Jahre 1597 u. d.g.

b) Landtagsabhandlungen und Befchwerden inRe- ligionsfachen, überhaupt evangelifche Religions-A6len, welche die Landfchaft im engeren Sinne berühren :

Gravamina der proteflantifchen Stände wegen Religions-Proturbation vom Jahre 1562. Landfchaftliclie Handlung in Religions-Angelegenheiten zu Wien in üellerreich vom Jahre 1565 Inftruclionen für Landtags- verordnete zu diefem Landtage. Befchwerde wegen der vom Erzherzog Karl anbefohlenen Ausweifung des Primus Trüber, wegenVerbotes feiner in Druck gege- benen Kirchenordnung etc. Copien und Abfchriftcn diefer durch landfchaitliche Gefandtc zu Wien abge- haltenen Handlung in Religions-Angelegenheiten.

Erlaffe an die Oberften in Kroatien, wegen Prädi- canten-Wegfchaffung. Aflen, die Abfchaffung des Prä- dicanten Hans Karfchen betreffend. Forderung des Bifchofs von Laibach, dafs die Pradicanten und Schul- lehrer bei St. Peter abgefchafft werden follen, 1571. Religions-Befchwerden der Städte Krainburg undRatt- mansdorf. Die Bürgerfchaft der Stadt Stein betreffende Religionsfachen, Pradicanten -Beftellung, Verordnung über die Abfchaffung der Pradicanten zu Gurkfeld vom Jahre 1572 1587. Die Stadt Wippach betreffende Religionsfachen vom Jahre 1598. Religions-Befchwerden der Möttlinger. Erzherzog Karls Rcfolution in Religions- Angelegenheiten vom Jahre 1574. Landes-Religions- angelegenheiten aus dem Jahre 1575. Abfchriften der Religions-Befchwerden an den Reichstag zu Augs- burg durch die Krainer Abgefandten vorgebracht vom Jahre 1582. L^eberreichung der Landtags-Be- fchwerden in Religions-Angelegenheiten an Erzherzog Karl und F"erdinand. Religionsbefchwerde-Artikel vom Jahre 1578. Tyrolifche Landtagshandlung der Geifllich- keit halber und in Religions-Angelegenheiten. Kraine- rifche Religions-Particularien. Haupt- und Privat-Be- fchwerden wegen Abfchaffung der lutherifchen Pradi- canten, Kirchen- und Schuldiener, fowie wegen Ver- folgung der lutherifchen Unterthanen vom Jahre 1598. Verhandlungen der drei Länder Steier, Kärnthen und Krain und ihre Religions- Gravamina (insbcfondere Steiermark betreffend) wegen Zerftörung verfchie- dener lutherifcher Pfarrkirchen in Steiermark. Felician Trubcr's Supplik, Rathfchlag des Primus Trüber; Re- plik der Landfchaften Steiermark, Kärnthen und Krain augsburgifcher Confeffion über die im Monate April 1599 gefchöpfte Refolution in Religions-Angelegen- heiten. Religions-Befchwerden und darüber erlaffene Refolutionen vom Jahre 1592 1600. Gravamina der katholifchen .Stande wider die Bekenner der augsbur- gifchen Confeffion, dem Kaifer Ferdinand II. im Jahre 1619 vorgebracht.

Brixnerifchc Handlung in Religionsfachen; Aflen über die Religions- Verimderung dafelbff zu Veldes fammt dem, was defswegen von der fürftlichen Durch- laucht und der löblichen Landfchaft in diefer Sache erfolgte. Dabei die Schriften der Cominiffarien und der löblichen Landfchaft über die bei der Ilerrfchaft Veldes vorgekommenen Tumulte.

Die Freifingifclic Handlung in Religions- Ange- legenheiten vom Jahre 1577 1590. Der Freifingifchen Rathe und Commiffarien Handlungen zu Laack in Ver- imderung der Religionsfachen dafelbfl fammt dem was defswegen von der fürftlichen Durchlaucht und der löb- lichen Landfchaft in diefer Sache erfolgte. Dabei auch die Schriften, welche die durch den Pflegeverwalter zu Laack gewaltthätige Aufserlandesfchaffung des landfchaftlichen Pradicanten Peter Kuplinik vom Jahre 1598 betreffen, fammt zwei abweislichen landesfürff- lichen Refolutionen. Religions-Befchwerde bei der Herrfchaft Vigaun fammt den landesfürftlichen Ver- ordnungen und darüber gethanen Berichten vom Jahre 1577 1590.

Religions-Befchwerde vom Jahre 1594. Landtags- antwort der Landtags-Commiffarien vom Jahre 1599. Ein Memorial in evangelifchen Religionsfachen feitens der evangelifchen Stände in Krain, durch den Land- tags-Abgefandten Dietrich von Auersperg vorgetragen vom Jahre 1610.

Steierifche Religions-Angelegenheiten vom Jahre 1600. Kärnthnerifche Religions-Communication vom Jahre 1601. Zwiefpalt der kärnthnerifchcii Stände, wegen der Confeffion 1611.

Landtags - Erklärung der anwefenden kraineri- fchen Stände auf die, durch die Landtags-Commiffarien Ferdinands II. vorgebrachte Replik 1619. Die darauf folgende Duplik und Triplik feitens der Landtags- Commiffarien. Die auf die Triplik erfolgte Landtags- Erklärung. Die Quadruplik der Landtags-Commiffarien und fchliefslich das darauf erfolgte landfchaftliche Re- cepiffe. Anmahnung an die geheimen Räthe, wegen der Landtags-Ratification, dann Landtags-Refolution

überhaupt Stücke, den Landtag vom Jahre 1619 betreffend. Landtags-Propofition vom Jahre 1620, land- fchaftliche Antwort und Erklärung auf diefePropofition

dann Duplik, Triplik, überhaupt Aften auf den Landtag vom Jahre 1620 bezüglich.

Abfchrift der, durch Abgefandte dem Kaifer Rudolph II. übergebenen, von den Landleuten augs- burgifcher Confeffion in den drei Landfchaften Steier, Kärnthen und Krain verfafsten Befchwerde, unbekann- ten Datums. Einige Stücke in Religions-Angelegen- heiten aus den Jahren 1630, 1634 und 1642. Landtags- Handlungen in Religions- Angelegenheiten zu Hagenau. Dabei der gefchöpfte Interims-Abfchied Seiner könig- lichen Majeftät. Landtags-Abfchied von Hagenau. Die Dienftentlaffung der nichtkatholifchen Officiere, Procu- ratoren und anderer Beamten und ihre Aufserlandes- fchaffung betreffende A6len, aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts. Schriften der wegen Religion abge- fchafften neuen Landleute, defsgleichen auch die, aus diefem Grunde erfloffenen landesfürftlichen Refolu- tionen aus dem Jahre 1607. Evangelifche Religions- fachen aus der erffen Hälfte des 17. Jahrhunderts. Druck der Gegen-Reformation. Auswanderung der Proteftan- ten. InterceffionenderLandftände für die Bandifirten.

XCVIII

Scharfe \'cr\vcifc vom Erzlicrzotj Karl u. . w. Einige Stücke, die fich auf die Beleidigung der Lanftande durch den Bifchof Urban in feiner zu Krainburg gehaltenen Predigt beziehen. Die Landfchaft in Krain lehnt ab die Dedication eines Büchleins von Samuel Huber im Jahre 1591. Befchwerden der Landftande über die Einkerkerung des Stubenberg und Gallers zu Bononien etc.

Acit-n über verfchiedcne Kriegshandlungcn. Ver- fchiedene Correfpondenzen aus dem Jahre 1530, vor- züglich mit dem Feldhauptmann Katziauer, den Türkenkrieg in Ungarn betreffend (Alles durchgehends deutfche Stücke); defsglcichenCorrefpondenz aus dem Jahre 1531 (fall durchgehends in lateinifcher Sprache), Correfpondenz-Copien, als Libell gebunden \om Jahre 1533. Kriegshandlungen, die Granze betreffend, Ver- proviantirung und andere Lieferungen, überhaupt Correspondenzen, den Türkenkrieg betreffend. Kriegs- handlungen (4 Stücke), aus dem Jahre 1537. Ein Patent wegen Mufterung der gerüfteten Pferde. Ein Patent wegen erfolgten Türkeneinfalls in die Graffchaft Gott- fchee. Copie eines Berichtes über Granz-Angelegcn- heiten. LandesfürlUiches Patent, dafs man fich bei et- waigen Türkeneinfällen in die FeRungen und feften Schloffer mit Hab und Gut flüchten folle. Ein General-

Erlafs wegen Aulrichtung der Landesrüfliuig in Krain- Ein Mandat, dafs in Pfarreien und X'icarien die Geill- lichen Gebete halten und öffentliche Bufsübungen ein- fuhren follen, fanimt einer ICrmahnung des Beitrages für ilie neuen Fortificationen der Stadt Wien. Kriegs- fachen aus den Jahren 1540 und 1541, betreffend das Mannfchaftsaufgebot, die Kundfchaften, die Be- zahlung des Kriegsvolkes etc. Kriegsfachen das Jahr 1543 betreffend, darunter die Berichte und A6len über den Zug Soiivian IL nach Ungarn. Die Bela- gerung Wiens und der Tiirkeneinfall in Krain vom Jahre 1539. Türkcnkundfchaften vom Jahre 1551 1597. Kriegsfachen vom Jahre 1544, die Granze gegen die Türken betreffend. Dann kommt noch eine Sammlung aus dem Jahre 1546. Von vielen Jahren der Kriegs- handlungen find nur einzelne Stücke vorhanden, nur die Jahre 1528, 1530, 1531 und 1533 bilden grofserc Gruppen.

Intereffant ift auch derP'ascikcl enthaltend Tiirken und anderer Feinde {^imdXicXxc Einfalle. Die Belagerung von Bihatfch, Siffcg, Ofen, und Petrinias Entfatz; dann zum Feldzug Solimans nach Ungarn. Die berühmte Belagerung von Szigcth, Alles Aften vom Jahre 1526 bis 1622

Zur Gefchichte der Schatz-, Kunft- und Rüftkammer in der

k. k. Burg zu Grätz.

Von Jofeph WaflUr. VII.

^^VmU.M Schluffe dürfte das Verzeichnifs der von iF7i(WQ Maria Therefia nachträglich noch ausgewahl- I-' "3l ten Gegenflände von Intcreffe fein. Es zeigt wie die grofse Kaiferin, vielleicht um den bereits mit dem Reft: Befchcnkten durch Entziehung von Koft- barkeiten nicht wehe zu thun, fich in der Auswahl lediglich auf Gefchirr, befonders von fchwarzem Glas und einige Curiofa befchränkte. Dicfc Spccification lautet:

Spccification IV.

Deren jenigen Sachen, welche die allerhöchflen und Il<ichfl:en Kayferl. Königl. llcrrfchafften bey der Anwefenheit zu Gratz den 8. July 1765 in der Kunfl- Kammer felbften allermildeft auszufuchcn und nacher Wicnn zu überfenden allergnädigft anzubefehlen geruht haben.

Äljs an Sckwarzen Gefcliier. 4 Runde Tieffe Schifsln, 2 Runde Leichter fammt Auffatzeln, 10 Tatzen oder Soutceoupen, 3 ovale Cara- vindln mitDeckln, 2 fünf Eckicht ausgebogene Schwim- mer, 9 runde Becher mit Deckeln, 2 ovale ausge- bogene Schwimmer.

An anderen Gefchier. I Weiffes Blumen Kriegl mit aufgedruckten Figu- ren mit einer Handhabe von der Materie wie die Seng-

fer Flafchen, 1 grünes und vergoldlcs Indianifches Thee Kändl, 3 Gkifcrne vergodte Blau und Grünlichte Indianifche Pfaiidln

Ati anderen Sachen.

I Befonders gewachfenes Hirfchgeweyh auf eine runde Scheibe gefchrauft, 2 Stück befonders gewach- fene Hirfch - Geweyh wie Artitfchoggen gellaltet, I Schrauf Stock zum Dratt ziehen, i ovales Indiani- fches Trüchl oben mit zwey vergoldeten Figuren, 1 Groblichtes Indianifches Rohr mit F.lffenbein einge- fafst, 2 Lange Braune runde Stäbe von Indianifchon Holz, I oblanglicht vier Eggichtes Trüchlcin von India- nifchen Holz mit Elfen Bein ausgelegt, i Klein vier Eggichtes Bild einen Türken vorflellend, i Mojis Hünd- lein auf einen roth Sametenen Bolfter und Eben- hölzernen PoflamentI, i Kazc auf einen fchwarz h'ben- hölzernen Poltamentl, 8 Becher von Linden Holz fubtil wie Pappier gedräht, wovon einer in den anderen gehet, 7 Eben dergleichen Becher mit gemahlenen Figuren, i Tatze von weifern Gefchier mit dem darauf gemahlten eingebrandten lüiglifchen Grufs, i Der- gleichen Teller mit einen Raif und darauf gcmahlten Oeflerreichifch und Bayrifchen Wappen und unten mit unfer Lieben Frauen.

XCIX

Notizen.

55. (Di-r Bronzefund von Jüinl^vcs.) Jicincvcs war uiilil liit Jahren als Fundort priiliiflorifclicr Bronze- y;cL;cnllande bekannt, doch wurde dafelbft erfl: in neucfter Zeit abermals ein gröfserer F"und gemacht.

Ini I lerbde des vorigen Jahres wurde auf einem der Schlofs-Capelle von Jicineves gewidmeten Felde etwas tiefer geackert, da bemerkte man an der Pflug- fchar hiingeiid drei Ringe, welche jene aus der Erde geriffen hatte. Aufmerkfam gemacht, liefs man noch tiefer pflügen und auf diefe Weife Icani der ganze Fund an das Tageslicht.

Es waren im Ganzen 12 Palfläbe, von denen aber zwei fchon im Momente des Vergrabens defeft waren (das hintere Ende ift bei beiden abgebrochen), dann II Halsringe; von diefen find einige gröfser, roher (von zehn Stücken fieben), weit geöffnet, mit plattgehiim- merten zurückgebogenen Enden, ' die übrigen find feiner, glatt, die Enden find zugefpitzt und nach aufsen gerichtet; an jedem von den letzteren Ringen ficht man circa 50 Mm. von den Spitzen entfernt gebohrte kleine Oeffnungen. Von beiden Arten war je ein Ring fchon beim Vergraben zerbrochen.* Schon vor vier Jahren wurden auf diefem Felde 3 4 Ringe, welche angeblich noch gröfser waren als die jetzt gefundenen, ausgepflügt. Die Stelle, wo die Bronze- Gegenftande gefunden wurden, befindet fich in der Mitte des fchmalen rechts neben dem Fahrwege nach Koftelec liegenden Feldes (Tarcelle 130), etwa 150 Schritte von der Strafse, welche von Jici'n nach Kopidlno führt. Die Erde ift hier wohl etwas dunkler gefärbt als auf dem übrigen Felde, doch fand fich nir- gends der kleinfte Scherben oder fonfl eine Spur einer Cultur-Schichte.

Schneider.

56. I. (Funde am Düretiberg und in Hallein IL) Unter diefem Titel erfchien im XX. Bande der Mit- theilungen der Gefellfchaft für Salzburger Landes- kunde pag. 91 eine Fortfetzung des gleichnamigen Artikels in derfelben Zeitfchrift 19. Band, von welchem ein Auszug auch in diefen Mittheilungen, 5. Jahrgang, pag. CLXVIII veröffentlicht wurde. In diefem Auffatze war ich in der Lage, durch die Auffindung neuer Aftenfl^ücke die Provenienz verfchiedener Fundftücke genauer zu beflimmen und vor allem den ftricten Erweis zu liefern, dafs bisher kein Bronse- Werkzeug im Inneren des Berges gefunden worden ift. Die Lifte der Funde aus dem „Heidengebirge" ift folgende: Mehrere Dutzend hölzerner Keltftiele, meift für Kelte mit Schaftlappen; Holzfchaufcln, kleine löffelartige Inftru- mente; zwei Ledertafchen; eine Mütze aus Ziegenfell; ein Schuh von der Form der Opanken, Holzrohren ;

' Die gröfseren Ringe gleichen g.Hnz jenen 6 Ringen, welche mit anderen Bronzen bei Schönfeld in Pommern unter einem grofsen Steine gefunden wurden (.'\lbiim der Berliner anthrop. .^visftcUung II. Taf. 23). Im böhniifchcn Nalional- Mufeum lind mit beiden Artet) übereinftimmcndc Kinge aus Sobonicc vor- b.inden, wo diefelben im Jahre 1859 zugleich mit 28 Palftäben (im (ianzcn 40 Gcgenftande) in einem grofscn, irdenen Gefäfse gefunden wurden. (Pamätky archaeolog. TV.)

- Von den Palftaben ift einer 125 Mm. lang und in der Schneide 50 Mm. breit, von den Ringen hat ein gröfserer 140 Mm.

VII. N F.

eine hi)lzerne Schüffei; mehrere Riemen und Scilftücke; zwei elliptifche flache Kiefel von etwa 9 Cm. Lange und I 2 Cm. Dicke mit einer tiefen geraden Einker- bung in der Richtung der längere« Axe der Ellipfe beiderfcits. Alle diefe Gegenftimde finden fich im fogenannten Heidengebirge, in Gefellfchaft zahllofer kleinerer und gröfserer Holzfplitter, welche wohl von der alten Verzimmerung herrühren. Ich füge noch bei, dafs die Lage des Heidengebirges im Düren- berg eine folche ift, dafs nach der Anficht der Berg- beamten die Möglichkeit ausgefchloffen erfcheine, dafs die Menfchen, welche fich jener Werkzeuge bedienten, mittelft einer vom Tag aus fenkrecht abgeteuften „Bütte" dahin gelangt feien, fondern dafs man an- nehmen muffe, dafs fchon damals Stollen in den Berg gefchlagen, und am Ende diefer Stollen dann die Salz- brunnen eingerichtet worden feien, wie das im Mittel- alter bis zur Erfindung der jetzt üblichen Sinkwerke üblich war.

Fig. I. (Dürenberg.)

Gleichzeitig war ich auch in der Lage, ein Fund- verzeichnifs für die Stadt Hallein zufammenzuftellen. Dasfelbe ergibt folgende Lifte: An verfchiedenen Stellen der Stadt Brandfchutt und Mauerrefte und hierbei römifche Bronze-Münzen. Ein Skelet mit acht gerippten Bronze-Ringen an Armen und Beinen. Die Grundmauer eines mächtigen runden Thurmes und hierbei eine Silbermünze vonHadrian. Das Skelet eines Mädchens mit dünnen Bronze-Ringen an den Armen, am rechten Bein und am Kopfe mit einem Collier von 33 blauen Glasperlen.

Auf dem Dürenberge unternahm die Gefellfchaft für S. Landeskunde im Oftober 1879 an zwei Stellen Grabungen, in der Nähe des Vorderramfau-Lehens und am Hallerbühel - Felde; beide refultatlos. Die Hoff- nungen auf dem Dürenberg ein Grabfeld ähnlich wie in Hallftadt zu finden, fchwinden dadurch bedeutend, denn die beiden genannten Stellen find mit allem Vorbedacht als jene ausgefucht worden, bei denen die gröfste Fundwahrfcheinlichkeit vorzuliegen fchien.

Inzwifchen kam eine kleine Goldmünze an das Mufeum, welche im Garten des Bergbeamten-Haufes ausgefchaufelt wurde. Anliegend eine Abbildung in doppelter Naturgröfse. (Fig. i.) Zwei kleine goldene Ohrringe kamen vom Buchftall-Lehen.

Schliefslich wurde in allerjüngfter Zeit (30. Mai 1881) ein neuer Grabfund am Dürenberge gemacht. Im Raingraben, circa 300 Schritte unterhalb der Gniber- mühle am linken (weftlichen) Thalufer , auf einem Abfatze des fteilen Grashanges, dem Bödn'l, fanden fich die zerftreuten Beftandtheile eines Skeletes mit

den üblichen Grabbeigaben der Hallftiidter Periode. Der Situation nach darf angenommen werden, dafs das Skelet fammt der umgebenden Erdfchichte von einer höheren Stelle des Gehänges abgenitfcht, oder doch durch Erdbewegung aus dem Zufammenhange gebracht worden fei. Von einer Steinfetzung fand fich keine Spur. Der Begrabene fcheint ein älterer Mann kleiner Statur gewefen zu fein, denn die Knochen find klein, die Zahne abgenutzt und cariös; der Schädel wurde leider zertrümmert, ein in der Nähe wohnhafter Arzt übernahm es, ihn womöglich zufammen zu fügen. An Grabbeigaben fanden fich: ein goldener Finger- ring, i6 Grm. (!) fchwer, fafb ' , Cm. dick, aus hellglän- zendem weifslichem Golde: ein dünner federnder bronzener Halsring und Stücke eines zweiten; eine durchbohrte Bernfteinfcheibe, ähnlich einem Spinn- wirtel (bereits mehrfach am Dürenberg gefunden); dunkelblaue Glasperlen unter dem Haupte; zwei Fibeln, wovon eine mit emaillirtem Knopfe; Stücke eines Bronze-Fingerringes, mehrere Arm- und Fufs- ringe von circa 8 Cm. Durchmefler; Topffcherben, röthhch gebrannt und graphitirt; zwei eifernc Meffer, ein Stück Schwert und ein Schwertgriff j.-i. Ein Fufs- ring umfchhefst noch die betreffenden Knochen. Ein Theil der Ringe ging in den Befitz des benachbarten Fabrikanten Baron Löwenflern in Oberalm über, den Rert verwahrt bisher der Grundeigenthümer Müller Angerer. Leider war ich durch Krankheit verhindert, mich felbfl an Ort und Stelle zu begeben; ich ver- danke die vorflehenden Daten den Herren Regie- rungsrath Dr. Aberle und Dr. A. Prmzinger, Vorftand der Gefellfchaft für Landeskunde, welche wenige Tage nach dem Funde obige genaue Angaben fammelten. Die Möglichkeit, etwa hiermit auf ein Gräberfeld geflofsen zu fein, ift der Situation nach völlig aus- gefchloffen, und man könnte hiernach neuerdings in der Meinung beflärkt werden, dafs am Dürenberge die Einzclnbegrabung im Brauche gewefen fei, worauf alle bisherigen, durchaus vereinzelten, über ein weites Gebiet zerftreuten Funde hinzudeuten fcheinen.

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CELSI-FIL- ECIT

Fig. 2. (Lambrechtsberg.)

2. (l'unde im Salzbur gif dien.) lieber Antiken- Funde in verfchicdenen Theilcn des Landes habe ich folgendes zu berichten. Im Hochmoore des Unters- berges, nahe an deffen füdweftlicher Gränze, alfo auf der Juvavum abgekehrten Seite, wurden beim Torf- flechen zwei fehr lange Bronze-Nadeln gefunden, wovon eine an das Mufeum kam.

Bei der Abgrabung einer Baflion aus dem 17. Jahr- hundert, am Ortende der Stadt Salzburg, am ^Schan- zel" wurden mehrere römifche Bronze-Münzen gefunden.

Bei Krogcn fauf der neuen Special-Karte des oflcrr. K. St. Zone 13, Cd. VIII, fteht barbarifcher Weife „Kröng"), Gemeinde Holzhaufen an der Nordgränzc des Landes Salzburg wurde auf einem fleinigeii Acker, welcher fich wie eine Halbinfel in das ,, Weidmoos" vorfchiebt, ein fehr fchön gearbeiteter polirter Stein- hammer mit Stielloch (in der Bügeleifenform) gefunden und für das Mufeum erworben. Er ift ganz tadellos erhalten und befleht aus einem graugrünen weichen Geltein. Weitere Nachfuchungen an der FundftcUe find in Ausficht genommen.

Die wichtigfte Entdeckung machte jedoch Dr. Mncli, welcher den Götfchcnberg bei Bifcliofsliofcn. einen ifolirten Felshügel, der nur auf einer Seite mit dem benachbarten Bergabhang verbunden ifl, und dort einen doppelten Wall zeigt, als eine prähiflorifche Niederlaffung erkannte Verwalter Pirclil von Mitter- berg veranflaltete im November 18S0 eine Nach- grabung, welche vom beflen Erfolge gekrönt war, und eine Anzahl Topffcherben, Kornquetfcher, gefchliffene Steinbeile, einen Spinnwirtel und Anderes zu Tage förderte. Verwalter Pirclil hat fowohl von diefen Funden, als von jenen im Mitterbcrger Kupferberg- bau, einen anfehnlichen Bruchthcil an das hiefige Mufeum abgegeben.

Richter.

57. (Der Römerweg bei Tainach.) Nahe bei dem Schlöffe Hochenbergen führt gegenwärtig am füdöft- lichen Abhänge eincrbewaldeten Hügelkette: pHöchen- berger-Berg" genannt, die Strafse zum Pfarrdorf Tainach und weiter nach Klagenfurt. Gleich hinter dem Schlöffe ifl der Abhang fehr fleil, und um Raum für die Strafse zu gewinnen, find die vor- fpringenden Felfen in einer Länge von 5 6 Meter und in einer Höhe von 2 3 Meter fenkrecht abgemeifelt, was auch bei andern vorfpringenden kleineren Felfen- partien der Fall ifl.

In der erften F"elfenwand ifl eine viereckige Ver- tiefung, 36 Cm. hoch, 46 Cm. breit und durchfchnitt- lich 4 Cm. tief, fiir die Infchrift ausgemeifelt; doch ift diefe unlesbar, und find nur noch die Anfangsbuch- flaben von zwei Zeilen kennbar.

Der Felfen befiehl aus dünnblättrigem Thon- fchiefer, der flark v-erwittert und an der Stelle einige Ausbrüche zeigt. Dafs die Strafse eine römifche ifl, läfst fich nicht beflreiten, und ill nur die Frage zu beantworten, mit welchem Strafsenzuge fie in Ver- bindung fland.

Nach den Abhandlungen des Ober - Landesge- richtsrathes von Jabornegg über die Romerflrafsen Kärntens gingen über den Seeberg und Celeja, über Tuenna Strafsenzuge nach Kärnten, welche fich bei Eberndorf vereinigten, bei Kanzian die Drau über- fetzten, und zum Kreutzerhofe, wo ein romifcher Meilcnllein gefunden wurde, fich zogen, wo die Strafse fich theilte und ein Zweig nach Virunum, der andere nach Thon, wo auch ein romifcher Meilenllein ent- deckt wurde, lief.

Die Tainacher-Strafse zweigte fich vom erflen Strafsenzuge in der Gegend von Ladrobfchen, wo ein kleiner Graben zum Drauflufse fich hinabzieht ab, führte an derSchlofsmaicrei vorüber, wo noch Strafsen- fpuren fichtbar find.

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Da die Strafsc jetzt von Tainach in tjerader Rich- tunt,' und ebener Lage fich nach Thon zieht, fo fcheint (he AnCicht y(7bornegg's, dafs die Romerllrafse von Kreut/.erhof nach Thon führte, irrig zu fein; denn die Entfernung von Tainach nach Thon ift gleich grofs wie die von Tainach zum Kreutzerhof, und es ifl daher nicht anzunelimen, dafs bei Anlage der Strafse die viel weitere und hcfchwcrlichcre Richtung gewählt wurde. Von der Romerftrafse vor dem Kreutzerhofe führte aber eine Abzweigung bei Unterbergen durch den Saugraben zwifchen Frankenberg und Hafengarten nach Winklern, und von dort nach Weifenberg zum l.anibrechtsberg, auf welchem ein Tempel dem Jupiter tiolichenus geweiht Itand, über welchen Jabornegg in feinem Werke über romifche Alterthümer Kärntens auch berichtete.

Auf dem Lambrechtsberg ftand aber nicht der Tempel allein, fondern auch ein Caftell, von welchem an jenen Stellen, wo nicht fenkrechte Felfen den Zugang hindern, die Ringmauern an drei Seiten deut- lich zu fchen find.

DiefcrUmlland lafst vermuthen, dafs dort mehrere Strafsenzüge fich kreuzten, und auch eine Strafse aus dem Lavantthale über Griffen, Haimburg, Trüchfen am Lambrechtsberg mit der Strafsc durch den Sau- graben fich vereinigte, welche dann über Mauer zur Gurk oder St. Michel nach Virunum führte.

In neuefter Zeit wurde am Lambrechtsberg der in Fig. 2 abgebildete romifche Infchriftftein gefunden.

\V. Semen.

ScS. Der in der „Klagenfurter Zeitung" iS8i, S. 1052, jjublicirte Magdalenberger-Stein dürfte nach Meinung des l'rofeffors Fritz Picliltr zu lefcn fein:

AT VCO . MATONLS . F . ATTA . L . VIVA . FECIT SIBLET.SVIS.

59. Vor wenigen Tagen ftiefs man zu Cilli bei den Erdarbeiten zum Baue eines Wohnhaufes in der Grazergaffe, alfo wenig nördlich von dem einil: fehr ergiebigen Hoden des Stallner'fchen Haufes, auf die Rclle eines römifchen Haufes.

Der in der gewöhnlichen Weife hergeftellteEftrich lag 198 Cm. unter dem Trottoir der Strafse. Ein durch eine Art Ziegelroft hergellellter Feuerungsraum lag noch 50 Cm. tiefer. Das Fundament der bei diefer Gelegenheit aufgedeckten Mauern war 283 Cm. unter Tag. Zahlreiche Spuren von Kohle (verkohltes Eichen- holz) über dem Pavimentum gefunden, wiefen auf einen Brand hin. Von den gefundenen Ziegeln trug keiner einen Stempel oder fonft ein Zeichen. Aufser zahl- reichen Trümmern von gewöhnlichem rothen, gelben, grauen Thongefchirre, fand man zwei faft erhaltene Gefafse von bauchigter Form, zierlich gearbeitet, aber ohne Henkel und beinahe ganz ohne Verzierung.

Auf ftarken Brand weifen ferner hin die (irifiren- den) Trümmer eines flachen Glasgefäfses, die zum Theil zerfchmolzen find; ein Stückchen hat fich in der Hitze gekrümmt und an fich felbil; angefchmolzen. Weiters fand fich ein filberner Ring, aufsen mit der Ornamentik einer wellenförmigen Linie begleitet von Punkten. Innen tragt er folgende Buchflaben: .1. AO . lAC . O . A . I . O. Anfang und Ende flofscn auf der Innenfeite nicht zufammen, fondern find durch

einen leeren Zwifchenraum getrennt, wo der Ring gelöthet erfcheint, auch ift an der entfprechenden Aufsenfeite die Ornamentik verfchoben. Ferner wurde eine Lucerna zu Tage gefordert (ohne Sculptur), aul deren Unterfeite ich zu lefen glaube OCTA FI (Odlavius fecit ; odlavii figlina.'), dann eine Glocke aus Kupfer, 4Va Cm. hoch, ftark oxydirt, oben mit einem Loch (•'', ^ Cm. Durchmeffer) zum Anhängen. Die Bafis bildet ein Rechteck. Innen oben ift deutlich der Querftiel fichtbar zum Aufhängen des Klöppels, der weiter unten an eine Seite angefchmolzen fcheint. Grofse behauene Marmorblöcke, kryilallinifclier Ba- cherer-Marmor (wahrfcheinlich aus W. Feiftritz) fanden fich mehrfach; Spuren von Schrift faft gar nicht (auf einer oben abgebrochenen Tafel SIBI). Endhch noch vereinzelte Wandftücke, roth bemalt, und ein Büfchel ziemlich fpröder fchwarzer fadenartiger, i Mm. dicker, circa 8 Cm. langer Körperchen, die vermodert fcheinen Noch fei bemerkt, dafs an der Nordfeite durch das entdeckte Gebäude (welches bereits wieder ver- baut ift) fich ein Canal gezogen zu haben fcheint.

A. Heinrick.

60. Confervator Florian Orgler berichtete an die Central-Commiffion über die bei Lienz in Tyrol vorge- nommenen Ausgrabungen antiker Baurefte und Graber.

Die in Rede flehenden Fundftellen befinden fich in dem reizend gelegenen, fanft anfteigenden Land- ftrich zwifchen den Dörfern Nufsdorf und Dölfach, ungefähr dreiviertel Stunden nordöfllich von Lienz an beiden Ufern des Debant-Baches, der fich in füdlicher Richtung am linken Ufer in die Drau ergiefst. Der berühmte tyrolifche Archäologe Anton Ro/chmanti entdeckte im Jahre 1746 unterhalb Nufsdorf in der fogenannten ,,Glene" am rechten Ufer des Debant- Baches, wo die Landleute fchon ein halbes Jahrhundert früher den Boden nach Schätzen durchwühlt hatten, in einem Complex von Grundmauern ein römifchesHypo- cauftum, das Kaifer P'ranz Stephan im Jahre 1753 durch den eigens dazu abgefchickten Ingenieur Nagel voll- fthndig blofslegen und aufnehmen liefs. Rojchmann fchrieb in lateinifcher Sprache einen Bericht darüber, der fich fammt der Nagel' fchen Zeichnung im Museum in Innsbruck befindet. ' Nach diefem Berichte befand fich hier zwifchen Trümmern von Mauern ein Mofaik- boden aus weifsen Steinen mit fchwarzen kreuzför- migen Ornamenten, 33 Fufs lang und 14 Fufs breit, der in der Mitte durch eine der Länge nach laufende Mauer abgetheilt war, welche aber an beiden Enden von der Mauer abfleht und die, wenigftens nach der Zeichnung zu fchliefsen, innen hohl war. Der Boden ruht auf 36 kleinen Gewölben. An einem Mauerftück fand man Triglyphen aus Marmor und zwifchen zwei Hauptmauern einen mit Marmorplatten bedeckten Canal. Von Fundftücken aus diefer Stelle führt Rofch- viann einen römifchen Schlüffel aus Eifen, eine zier- liche Handhabe aus Bronze und Stückchen von Urnen auf. Ein Gefafs, auf deffen Boden der Name „Aurelius" fland, eine kleine goldene Schliefse, Lanzenfpitzen, eiferne Mcffer und andere Sachen waren verfchleppt worden.

Aus diefen Angaben geht unzweifelhaft hervor, dafs hier ein 1 lypocauftuin befland und weil, wie aus

' Vcrgl. „Jahrbuch der V. V. Ccnlr. Conim. v. J. 1856, Taf. VI und VII."

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CII

dem GrundrifTe erfichtlich ift, zwei Heizräuitie anyc bracht waren und auch ein WalTerCanal tjetroffen wurde, könnte ein Hypocaurtum wohl zu einem Bade gedient haben. Das ganze Mauerwerk wurde fchHelslicli wieder mit Erde verfchüttet und der Boden dem Feld- bau zuriickgcgeben.

Die feitdem in diefer Gegend wiederholt ent- deckten Spuren von alten Baureften hielten die Erin- nerung an die „Zwergenftadt" wach, bis der Ad- monter Benedidliner ProfeiTor Albert von Mucitar, aus Lienz gebürtig, wiihrend feines Aufenthaltes dafelbll in den Ferien 1S28 im Vereine mit mehrern Herren aus dem Städtchen auf dem linken Ufer des Debant -Baches genaue Nachforfchungen anllellte, über die er im „Tyrolerboten" vom Jahre 1828 (Nr. 94, 95, 96 und 97) einen eingehenden Bericht veröffentlichte. Demfelben zufolge war man fchon in der Zeit von 1S12 bis 1825 in diefer Gegend hart am linken Ufer des Dcbant-Baches öfters auf antike Baurefte geftofsen, wie z. B. in der Nahe der Debant-Brücke und der Poftftrafse auf ein Portal aus gehauenen Steinen, das aber bei einer Ueberfchwemmung wieder mit SteingeröUe bedeckt worden war. An demfelben Platze wurde auch ein unterirdifches Gewölbe geöffnet, deffen Wände bemalt waren. Im Jahre 1826 gerieth ein Bauer beim Pflügen feines örtlich vom Debant-Bache gelegenen Ackers auf einen Mauerboden, durchftiefs ihn und fand darunter einen gewölbten Gang. Bei weiterer Unterfuchung zeigten fich mehrere derartige Gange und Wände, die mit Marmortafeln ausgelegt waren. Auch diefe Stelle wurde wieder zugeworfen.

Im Jahre 1828 begann Profeffor v. Muckar feine Nachgrabungen an der Stelle, wo zwei Jahre früher der Bauer den gewölbten Gang entdeckt hatte.

Mucliar fand an einem Platze, der theihveife fchon früher unterfucht worden war, dieRerte eines Gebäudes, das fich ungefähr 24 Schuh von Norden nach Süden und 18 Schuh von Oflen nach Weflen ausdehnt und deffen weftliche Hiilfte auf kleinen Gewölbchen ruht, die eine Lage von Ellrich tragen, welcher den Fufs- boden von zwei durch eine Thüre verbundenen Zimmern bildet. In einem diefer Zimmer irt; der Fufs- boden mit grofsen polirten Platten aus weifsem Marmor belegt, wahrend die wefllichc Seitenwand diefes Ge- maches einen Fufs hoch mit Gneisplatten bekleidet ift, die mit Klammern aus Bronze an der Mauer befeftigt find. Die Wände diefer Zimmer fcheinen marmorartig zwifchen Einfaffungen bemalt gewefen zu fein. Am Rande der nördlichen und füdlichen Hauptmauern rteigen aus den Gewölbchen Rauch-Canale empor, die mit eigens hiefür geformten Ziegeln gefüttert find. ' An der Nordfeite fcheint die Hauptfeuerungsftatte ange- bracht gewefen zu fein. Unter diefer und den Gewölb- chen fand man einen 18 Zoll breiten und 10 Zoll jiohen, aus behauenen Steinplatten gebildeten Waffer-Canal.

Von Fundftücken aus diefem Platze erwähnt Muchar mehrere Platten aus weifsem und rothem Marmor mit eingehauenen Ornamenten ; fchwarze Topffcherben ; das Stück einer etruskifchcn Vafe mit gelber Verzierung, Bronze-Klammern und Ziegelftücke.

Der Bericht Alucliar's enthalt auch die Notiz, dafs im Jahre 1813 der Bauer Michael Mayr auf dem Gort-

' Hier dürfte fich Prof. Muchar wohl irren. Die aus dem Gcwolberaum .iufflciccnden Caiia]e waren nicht Kauchfange, fondcrn dienten zur Leitung der Warme in die Ziromer oder in die hohlen Wände derfelben.

ichacher Berge alfo ungefähr dreiviertel Stunden von diefer .Ausgrabungsftelle hart am MulletzThalchen einen Stein von weifsem .Marmor gefinulen habe, der zufolge feiner Infchrift einft über dem Eingange eines Tempels geftanden haben dürfte, welchen dieromifchen Coloniften Julius Mercator, Julius Secundus und Julia Juliaiia dem Schutzgeifte der Romer (GE.RO) geweiht hatten lAVG. S.-\C). Die aus der Steininfchrift ge- fchöpfte Muthmafsung, dafs hier ein Tem[)el gellanden, dürfte etwas gewagt erfcheinen. Nach Mommfen (corp. inscript. lat. vol. III. p. 2 n. 4721) lautet die Infchrift:

C Bü-AVGSACC.IVLIVS-VKRECVNDVS ET.

C IVLI VS MERCATOR ET . C IVLIA IVLIANA

1:T I VIT VS SECVND VS.

Mucliar erhielt auch \on den Landleuten der nächsten Umgebung die bellimmten Verficherungen, dafs fich unter der Oberflache des ganzen weiten Feldes unzählige folche kleine Gewölbchen, unter- irdifche Gänge und Mauerrefte befanden. Aus diefen Daten fchöpfte. ]/«<•//«/- die Vcrnuithung, dafs zwifchen Gortfchach und Nufsdorf einll eine grofse römifclie Ortfchaft, höchft wahrfcheinlich das alteLoncium oder Lencium, geftanden habe.

Dreifsig Jahre fpiiter lenkten diefe Stellen am linken Ufer des Debant-Baches wieder die .Aufmerk- famkeit der Archäologen auf fich. G. Tinkliaufcr in Brixen berichtete im Jahre 1859 an die Central-Com- miffion für Kunft- und hiftorifche Denkmale' in Wien, dafs im Jahre 1858 der Bauer Michael Halbfurter aus Stribach auf feinem Acker, der den eigenthümlichen und fremd klingenden Namen „Lancisca" ■' fuhrt, zwei Särge aus Steinplatten, in welchen je zwei Leichen lagen, gefunden habe. Die beiden Särge lagen am Mörtelmauerwerk an und einer war in die Mauer etwas eingefenkt. In der Nähe der Särge traf man einzelne Gebeine eines menfchlichen Körpers, das ganze Skelet eines Leichnams, Topffcherben und einen dritten Sarg ohne Deckel mit mehreren Leichen. Tinkhau/er ver- muthete hier eine chriftliclie Begrabnifsftatte.

Nach einem damals im „Tyrolerboten" (1859, Nr. 18) erfchienenen Berichte * aus Bri.xen entdeckte man an der oben bezeichneten Stelle noch zwei, theil- weife fchon zerftörte Sarge, und als der damalige k. k. Bezirks-Ingenieur Thomas Kölle weitere Nach- forfchungen veranlafste, fand man in der Nähe der Mauer, an welcher die oben erwähnten zwei Särge ftanden, einen 4 Klafter langen und 3 bis 4 Fufs breiten, mit Marmorplatten belegten Boden, auf dem die Trünuner einer grofsen Marmorfaule und Refte \'on kleinern Säulchen mit Mörtelftücken lagen. Jenes Säulchen, das dem Correfpondenten nach Bri.xen zur Einficht überfchickt wurde, hat oben eine Begränzung mit einem breit aufgetragenen Striche und unter diefem noch deutlich erkennbare lateinifche Kreuze, alles mit rother Farbe. Wenn alle vier Bruchftücke diefer Säulchen die gleiche Zeichnung haben, fo liegt nach der Anficht des Correfpondenten die Vermuthung nahe, dafs es die Tragfaulchen einer Altar-Menfa fiiul und dafs diefe Ueberrefte der chriftlichen Zeit angehören. Mit Rückficht auf die ungenügenden Geldmittel fin- die koftfpiclige Grundentfchädigung und in P'olge der

: IV. Bd., S. 52.

^ im Volksmund: „Landfchützcn".

* Der VcrfafTcr des Berichtes fcheint unzweifelhaft Thikhitufer zu fein

cm

Krieg;sunruhen im Jahre 1859 mufsten diefc Nach- ijrabmiycii leider wieder aufi^egeben werden.

Erft 22 Jahre fpiiter, im Jahre 1880, regte fich wieder das Intereffe, in diefer Gegend archaologifche Nachforfchungen anzuftellen und man begann nun zum viertenmal die Unterfuchung diefes in weiter Aus- dehnung von liaurellen durchzogenen Hodens. Der .Schlofsmairgutsbcfitzer Herr Andreas Rohracher ver- anlafste und leitete die Ausgrabungen und verfafstc auf Anfuchen einen Bericht darüber, der mir durch gutige Vermittlung des Herrn Eduard Obcrkirchcr, Hefitzer des SchlolTes Brück bei Lienz zur Verfugung gebellt wurde. Derfelbe lautet :

„Die Ausgrabungen wurden am 11. 06lober 1880 an der fogenannten Gline in Nufsdorf begonnen;' man hoffte ein grofseres Gewölbe zu entdecken, (tiefs aber nur auf 2 Eufs hohe gewölbte Gange, die fich wieder rechtwinklig abzweigen und auf kleine Pfeiler ftiitzen. Nach einiger Arbeit wurde diefe Stelle ver- laufen, und die Nachgrabungen am linken Ufer des Debant-Baches in der Nahe, wo die Nachgrabungen im Jahre 1828 gepflogen wurden, wieder begonnen. Die Stelle war mit Roggen befaet, und der Befitzer Andrä Bondorfer wollte die Aufwühlung des Ackers nicht bewilligen. Erft als ich ihm volle Schadloshaltung zuficherte, gefiattete er das Arbeiten. Schon am erften Tage ftiefs man auf Mauerwerk, das auf gewölbten 2 Fufs hohen Pfeilern und Gangen fteht. Die Arbeiter fchloffen mit brennender Kerze und einem Stricke ftellenweife einige Klafter weit hinein ; die Gange waren theilweife offen, mitunter wieder etwas ver- fallen, und hatten an einigen Orten Spuren von Eeuer; auch kleine Kamine wurden wahrgenommen. Der Acker wurtle an mehreren Stellen 4 bis 7 Fufs tief auf- gegraben und fall: überall das Gleiche gefunden. Man fand auch gerade laufende Grundmauern von beträcht- licher Lange in füdnördlicher Richtung ohne Gewölbe. Mofaikboden wurden keine gefunden, wohl aber Mar- morplatten zur Bekleidung von Mauern verwendet, BruchlUicke von geraden und gebogenen Ziegeln, Klammern von Bronze, Stücke von bemalter Tünche in verfchiedenen Farben und einige kleinere, unkennt- liche Gegenftande. Bei der Befchränktheit der Mittel wurden nur zwei Arbeiter verwendet und die Nach- grabungen beim erften einfallenden Schnee im Novem- ber gefchloffen, da es verlautete, es fei eine Gefell- fchaft in Bildung begriffen, welche die Ausgrabungen im Frühjahre mit entfprechenden Mitteln auf wiffen- fchaftlicher l^afis fortfetzen werde. Der Reft der er- haltenen Beiträge ift in der Lienzer Sparcaffe ein- gelegt und find davon voreril die Grundentlchädigungen zu beftreiten. Die aufgefundenen Gegenftande find im Haufe des Herrn Alois Huber (Stampfer) in Lienz hinterlegt."

Da dem Landesmuseuni in Innsbruck ein Bericht über diefe Ausgrabungen nebft einem kleinen Situa- tionsplan vom k. k. Bezirksrichter Herrn Dr. Larclicr in Sillian zugegangen und mir zur Einficht mitgetheilt wurde, fo kann obiges Referat noch mit folgenden Notizen ergänzt werden.

Nach der Meinung des Herrn Dr. Larclicr fcheint diefe Stelle fchon einmal durchwühlt, aber nicht forg-

filtig durchfucht worden zu fein, da man noch ein rundes Glas fand. An einer andern, nördlich von diefer gelegenen Stelle ftiefs man ebenfalls auf Mauerwerk und nordöftlich davon, wo man wieder verfuchsweife eine Erdaushebung vornahm, entdeckte man ein Ge- mäuer, das eine ungefähr i Quadratklafter grofse Fläche einfciilofs luid von dem wieder mehrere Mauern aus- liefen.

Die aus tlicfen Ausgrabungen gewonnenen und theilweife dem Ferdinandeum übermittelten Fund- ftücke bcftehcn aus weifsen und rothen Marmorplatten, Hohl- und Flachzicgeln, Verputzlliicken mit mehrfar- biger Ornament-Malerei und kleinen Reihen von einem weifsen Mofaikboden.

Aus allen bisher auf diefen Fundftellen gewon- nenen Refultaten geht unzweifelhaft hervor, dafs hier ein gröfsererComple.K von Gebiuulen, ja wahrfcheinlich eine gröfsere Ortfchaft beftanden habe. Dafs fich hier am Fufse des Ueberganges in das MöU-Thal das roma- nifche Element lange erhalten, beweift auch der Name der ober dem ftattlichen Pfarrdorfe Dölfach gelegenen Schlofs-Ruine Walchenjlein , aus der im Volksmunde und auch in Büchern ein Wallenjlein wurde. Ob aber an diefer Stelle, wie Muchar und Andere vermuthen, das alte Loncium geftanden, mag dahin gellellt bleiben. (Bekanntlich wiire diefes nach Aloinin/oi nicht mehr hier, fondern bei Mauthen im Gailthale zu fucheii.) Sind auch die hierortigen Fundergebniffe ziemlich karg und von untergeordnetem hiftorifchen Werthe und ift die Vermuthung fehr begründet, dafs diefe Stätte wenigftens theilweife fchon in früherer Zeit zwar nicht im archaologifchen Intereffe, wohl aber in beutegieriger Abficht unterfucht wurde , fo ill es dennoch möglich, ja wahrfcheinlich, dafs noch mancher Gegenftand, namentlich in Gräbern, gefunden werden dürfte, der von hiftorifcher Bedeutung fein kunnte. Und follte fich auch diefe Erwartung nicht in der gehofften Weife erfüllen, fo würde doch wenigflcns nach fo vielen unternommenen und wieder fiflirten Unterfuchungen über die Ausdehnung und Befchaffen- heit diefer hier begrabenen Gebäude einmal Licht ver- breitet werden.

61. Ueber die römifchen Funde bei Bernardin bei Wels berichtet Confervator ik Kolh: Die eine Fund- ftelle nächft der Wegmauth an der Hauptürafse in der näcliften Nähe der k. k. Cavallerie-Caferne enthielt drei zur Anzeige gebrachte Gräberfunde, u. z. eine Urne mit einer Lanzenfpitze, Phalerae und einem Thonmodel, dann vier Bronze-Münzen, je eine von Vespafianus und Hadrianus, zwei der älteren Faullina, fammtlich fehr fchlecht erhalten. Etwas entfernt lagen Fragmente von terra figillata, eine bleierne Haarnadel, ein Steinkoffer mit Deckel (236 Kg. fchwer), enthal- tend ein leider defeftes Glasgefäfs. ^

Die Urne mit ihren Beigaben deutet auf das Grab eines Kriegers, die Zeit läfst fich nicht blofs durch die gefundenen Münzen als die der Antonine feltitellen, fondern auch durch die Phalerae, infofern diefe eine fehr erhabene weibliche Büfte zeigen, mit dem der iüteren Fauftina eigenthümlichen HaarIchmucke. Diefe waren auch wie beim Lauerforfter Funde cinfl mit

' Auch die Ro/chiiiunniQ,\\cn AusKrahiuipen w.ircn in d«;r Glinc iintcr- noniiuen wurden. Aiiiiierk. d. Kcf.

- Gaisbrrser : Rumifthe Or:iln.T bei Wels 175 erwähnt nur zwei ghiferne Gcfäfsc als dort gefunden.

CIV

einem dünnen Blättchen Silber überzogen, das Silber thcihveife gefchmolzen, doch noch an der rechten Seite des Kopfes deutlich wahrnehmbar, der Thonmodel von eigenthümlicher Form, die Hallte eines fenkrecht gefpaltenen Kegels zeigend, dürfte die Gufsform eines Hleigefchoffes fein. Die Funde von terra figillata und die zierliche Haarnadel dürften dem Grabe einer Frau aneehoren. Die Frairmente von feinem rothen Thone zeigen hübfche Jagdfcenen. Die Randverzierung ilt ganz gleich mit folchen, welche in Enns gefunden wurden; auf einem Fragment befindet fich die Geftalt eines l'ugilo. Auf der anderen öfllich von Wels ge- legenen Fundftelle wurden Refle eines Mofaikbodens in der geringen Tiefe von 28 Cm. gefunden, leider gänzlich zerbröckelt; man erkennt an dem einzigen gröfserem Stücke eine Schneckenzeichnung (röthlich und blau).

62.DieCalvarienberg-Kirche zu J'iirgg, ein kleines wohlerhaltenes Hauwerk romanifchen St}les, beftehentl aus einem oblongen Schiffe und Chor-Quadrate, durch die langfchlitzigen bieitausgefchriigten rundbogig gefchloflenen Fenller hinreichend charakterifnt, ent- hält den Mittheilungen des Confervators J. Grau/s zu Folge unter der Tünche romanifche Wandmalereien, tlieils Meander-Ornamente, theils figurales. Man be- merkt an einer freigewordenen Stelle die Darllcllung einer Stadtmauer, auf deren Zinne fich [jUantallifchc Thiere ergeben.

63. In der Beilage zu Nr. 174 von 1881 des „Vater- lands" findet fich ein recht intereffanter Artikel über den Dom in Spalato. Nur eine Stelle desfelben zieht die Aufmcrkfamkcit der Ceiitral-Commiffion auf fich. Der Verfafl'er II. H. wünfcht nämlich, dafs in Spalato ein neuer Dom gebaut und der heutige Dom zu einem Maufoleum beftimmt werde. Das Baumaterial zum neuen Dom will H. H. in eigenthümlicher Weife gewin- nen. Der im 13. Jahrhundert erbaute Thurm flört nämlich die harnionifche Gefammtheit des rümifchcn Bauten-Complexes. Die Abtragung des Thurnies, der durchaus aus den beRen Reften gebaut ift, welche im 13. Jahrhundert die Stätte des ehemaligen Salona zierten , würde ein herrliches Bajiiiiaterial zu dem neuen Dome bieten. Wenngleich der Tiiurm baufällig irt, fo ift es doch wahrfcheinlich, dafs die Baukunft Mittel finden wird, diefes ehrwürdige Bauwerk zu erhalten. Allein einen Thurm des 13. Jahrhunderts abzutragen, um Baumateriale zu gewinnen und dabei vielleicht recht werthvoUc römifche Fuiidflücke igno- riren, einem derartigen Vorfchlag kann die Central- Commiffion nicht zuftimmen.

64. (Kleine archiiologifche Forfchnngcn aus Nie- der- und Oöer-Oejler reich.)

I. St. Valen/in. *\J eher die feit dem Jahre i870iinter der Leitung des Linzer Dombaumeifters Schinner in der Durchführung begriffene Rellaurirung der Kirciie zu St. Valentin wurde im IV. Banile, Jahrgang 1878 der Mittheilungen, Seite CLII, Bericht erftattet. Seit- dem fchrittcn die Arbeiten rüflig vorwärts, und dürften diefelben, das Innere der Kirche anbelangend, im Jahre

'• \>'jk%(c\\tc iH »bgcbildct in den Hericlilcn iinil Millhciliii)gi:ii lU-s Allcrthumi- Verein«, Band XIV, Seile <2, und Band XV I, Seile 20<i.

1S82 ihren Abfchlufs finden. Die neue Kanzel ift bereits aufgeftellt und fehlt nur noch das Stiegengeländer. Als eine belondere Zierde find die /./ Kreuzweg- Stationen hervorzuheben. Die Bilder find in Haut-Reliel ausgeführt und mit gothifchen Umrahmungen ausge- Hattet. Der Haupt-Altar, die beiden Seiten-Altäre, die Kanzel, der Taufftein, endlich die Krcuzwegbilder mit ihrer Umrahmung find fiimmtiich aus einem lichten Marmor angefertiget. Mit der bereits begonnenen Aufftcllung neuer KirchenlUihle, deren einfache ftyl- gemäfsc I'orm fich harmonifch dem Ganzen anpafst, wird die innere Ausllattung der Kirche in lehr würdi- ger Weife zum guten Ende geführt werden.

Leider hat man es beim Beginne der Reftaurirun- gen unterlaffen, das überaus unfchune Rippennetz, welches an der Einwölbung des Bresbytcriums und des Kirchcnfchiffes vorkommt , zu entfernen oder doch eine ftylgemäfsere, das conftruftive Element beffer ilarflellende Abänderung, beziehungsweife Ver- einfachung vorzunehmen, l-'s mangelt ilicfem Rippen- netze jede conrtru6live Bedeutung, dasfelbe klebt wie eine fchlechte Stuckarbeit an der Einwt)ibung. Nun- mehr das Innere der Kirche in muflergiltiger Weife ausgeftattet ifl:, macht diefe Netzverwirrung einen geradezu deprimirendcn Eindruck.

Die bisher durchgeführten Reftaurirungs-Arbeiten haben den Tliurm ganz unberührt gelaffcn. Derfelbe befitzt ein hohes Walmdach, wie es auf Kirchthiirnien aus der zweiten Hiilfte des 15. und dem Anfange des 16. Jahrhunderts in Oefterreich hiiufig anzutreffen ift. Man mufs nur den Wunfeh äufsern, dafs die Form eines allfailigen neuen Thurmdaches nicht allzufelir von dem dermalen bcltehenden Dache, deffcn Stulil bereits fchatlhaft zu fein fcheint, abweicht. Die fehr erheblichen ReftaurirungsKoftcn werden zum gröfsten Theile von der Pfarrgemeinde St. Valentin beflritten.

Zum Schluffe wäre noch ein Umftand hervor- zuheben. Der vernachläffigte Zuftand des alten, limgft aufgelaffencn I'riedhofes fleht mit dem freundlichen lündrucke, den die Kirche macht, in einem argen, man ift: geneigt zu fagen, peinlichen Gegenfatze. Mit ganz geringen Koften würde fich dieRegulirung des Kirchen- platzes und die Anpflanzung einiger Baumgruppen durchftihren laffen. Wenige Kirchen in Nieder-Oefter- reich würden dann der Kirche zu St. Valentin ihren bevorzugten Rang ftreitig machen können.

II. Bei Kefermarkt w^urde S. LIX eines im IVes- byterium liegenden grofsen Grabfleines erwähnt. Da fich diefer gefenkt hatte, mufste derfelbe im Jahre 177Ö gehoben werden. In der unterhalb befindlichen (jruft fand man das Schwert des hier beigefetzten Chrijhph von Zclking, welches nunmehr in jener fehr intereffan- ten Waffenkammer aufbewahrt wird, die in dem kaum '4 Wegllunde oberhall) Kefermarkt gelegenen Griiflich Tliiu-heim'fchen Schlöffe Weinberg einft eine flatt- liche, fehr wohnhafte Burg eingerichtet ift.

Schwerter aus der Zeit Kai/er Max I. gehören überhaupt zu den Seltenheiten. iJie vorliegende Waffe zu anderthalb Fauft, deutet daraufhin, dafs ihr einftigcr Träger ein kräftiger ftreitbarer Recke war. Die Klinge hat eine Limge von 102 Meter, der Griff fammt dem ovalen, jedocli flachen Knopfe hat eine Lange von 30 Centimetern, die ganze Länge der Waffe betriigt

cv

fomit r32 Meter. Die Parirflan^jc ift gerade 22 Ccnti- metcr lang, von oben gefelicn liat fic eine leichte S-förmige liiegung.

Bei diefcm Waffeiiftiickc befindet fich folgende Aiithentica' : „Diefes Schwert ill; dem anno 1491 hier zu Weinberg verftorbenen und in der Pfarrkirche zu Kefermarkt mitten im Presbyterio begrabenen Herrn Chrilloph \on Zelking in das Cirab mitgegeben worden, welches man bei Verfenkung deffen Grabfteines anno 1776 in feiner Grabftatt gefunden hat.'

Am 4. Juli 1866 liefs Herr Gva^ [.udwig von T/üir- hcim die unterm Mufikchore befindliche Zelking'fche Gruft eröffnen. Wie aus dem im Pfarr-Archi\'e befind- lichen, diefe Angelegenheit betreffenden Protokolle zu entnehmen ift, fand fich neben dem grofsen kupfernen Sarge des Veit von Zelking, an der Wand lehnend, ein Schwert und ein Dolch vor. Auch iliefe beiden Stücke werden in der Waffenkammer des Schloffes Weinberg aufbewahrt. Sie lagen einft bei den Trauer- feierlichkeiten in der Kirche zu Kefermarkt auf dem Sarge des Verftorbenen und wurden ihm in die Gruft mitgegeben. Das Schwert ift ein Stofsdegen (Rappir) von ungewöhnlicher Lange. Die Klinge allein mifst rii Meter. Der mit einem zierlich geformten vergolde- ten Handkorb verfehene Griff hat mit dem ovalen Knopfe eine Länge von 16 Centimeter, daher die Waffe im Ganzen r27 Meter lang ift. Die Parirftange hat eine Lange von 24 Centimeter.

Der Dolch ift ein fogenannter Panzerftecher. Der Ouerfchnitt der 29 Centimeter langen Klinge ift ein Quadrat, deffen Seiten nur i Centimeter betragen. Der mit vergoldetem Silberdraht umfponnene Griff hat mit dem ovalen Knopfe eine Länge von 11 Centi- meter. Die etwas gegen die Klinge gebogene, in der Mitte mit einem Ringe versehene Parirftange ifl; 12 Centimeter lang. Die Scheide ifl mit einem dunklen

Sammt überzogen.

Newald.

65. Die Pfarrkirche zu St. Magdalena zu Waid- hof cn an der Ybbs ift eine dreifchiffige Hallenkirche aus dem 15. Jahrhundert. Der grofste Theil der Umfaffungsmauer aus Bruchftein ausgeführt, erklärt die Einfachheit der Aufsen-Architektur. Bereits im 17. Jahrhundert erwies fich der innere Raum für die gröfser gewordene Gemeinde zu klein, wefshalb man zu beiden Seiten der Orgelbühne Emporen aufTrag- fteinen ruhend, einbaute, welch' letztere zur Sicher- heit noch mit fchmiedeeifernen Säulen unterffützt wurden; diefe conftru6tive Nachhilfe, fowie die ganzen Emporen bilden eine Verunftaltung des fchönen Innen- raumes.

Jetzt ifl: die Kirche an Sonn- und Feiertagen meifl überfüllt, daher eine Erweiterung derfelben Bedürfnifs, doch wäre dies nur mit grofsen Koften erreichbar, weil fich zu nahe der Weftfeite die alte Stadtmauer befindet, unterhalb welcher der Schwarzbach flicfst. Diefer Umfland mag auch Urfache gevvefen fein, den fpäter eingebauten Thurm in das Innere der Kirche zu rücken. Nach GefagteiVi werden auch die häfs- lichen Emporen noch längere Zeit ein nothwendiges Uebel bleiben. Die Reftaurations- Arbeiten, welche die Kirche aus eigenen fchwachen Mitteln beftreiten mufs,

können fich daher vorläufig nur auf die innere Ein richtung befchränken, wozu gehören:

Befeitigung der fünf zopfigen Altäre und der Kanzel, Erfetzung durch ftylgemafses Ausbrechen der vermauerten Chor-Ecnfter und Einfetzung neuer nebfl Glasmalerei, Ergänzung der fehlenden Dienftfaulchen, Capitälen und Sockel. Entfernung der im Jahre 1868 in fammtlichen Schiff-Fenftern hergeftellten hölzernen Maafswerke und Herftellung von Stcinfenflern, Er- letzung des hölzernen rohen Communion -Geländers durch eines vonSchmiedeeifen, Bemakmg der Gewölbe und Schmückung der Fenfler mit Glasgemälden etc.

Begonnen wurde die Reflauration im Auguft; 1880 mit Abbrechung des bis zum Chor-Gewölbe ragenden zopfigen Hoch-Altars, welcher in der modernen Kirche zu Oponitz wieder aufgeflellt wurde, während das werthvolle Altar-Bild von Kremfer-Schmidt jedoch im Pfarrhaufe aufbewahrt bleibt. Nach Entfernung des an die Chor- Wand angebauten Altars fand fich das alte gothifche Sacraments-Hauschen, welches aus einer mit Fialen und Giebel decorirten Wandnifche beftand, leider durch den Altar-Anbau derart ruinirt war, dafs eine Reflauration unmöglich, war. Bei Ausbrechung der vermauerten drei Chor-Penfler kamen fowohl die alten Steinmaafswerke als ein Theil der Gla.smalerci in unbrauchbarem Zuft:ande zum Vorfchein, wefshalb fofort die neuen Fenfter nebfl Glasmalerei eingefetzt wurden. Zugleich wurden die im Chore fehlenden Dienft- fäulchen nebft Sockel und Capitälen durch neue erfctzt und das ausgebefferte Gewölbe mit einfacher Malerei verfehen. Hierauf wurde der neue Hoch-Altar in Form eines hohen Flügel-Altares aufgeflellt, welcher durch den Bildhauer Weßreichcr in Linz ausgeführt ift, wozu die vier Gemälde in den beiden Flügeln von F. Jobß gemalt find. Mafsgebend für die Form des Altars war für Gefertigten die im Jahre 1472 von der Zunft der Mefferfchmiede der Kirche gewidmete und in Freifing ausgeführte berühmte Monflranz, welche nun wieder beim Gebrauche den Hauptfchmuck des Altares bildet. Um der Kirche auch ihre alte Zierde von Glasmalereien wieder verfchaffen zu können, wozu ern:erer jedoch die Mittel fehlen, hat fich Gefertig- ter ohne jede Beihilfe bemüht, unter den Bewohnern Waidhofens Widmer für die Glasgemälde zu finden, was ihm auch für die vier Kreuzfchiff-Fenfler bereits im vorigen Herbfte gelungen ift, wozu die figuralen Gemälde im Auguft d. J. eingefetzt werden Durch die Wirkung diefer Fenfter hofft Gefertigter auch für die anderen Schiffsfenfter Widmer zu finden. Im September d. J. kommt der neue Seiten -Altar (Marien-Altar) auf der Evangelium-Seite im Presby- terium , fowie das neue Communion-Gitter zur Aul- ftellung. Im Jahre 1882 foll der zweite Seiten-Altar nebft Kanzel aufgeftellt werden, und wenn die Mittel aufzubringen find, werden auch in diefem oder nächften Jahre die Holzmaafswerke in den Fenftern durch fteinerne erfetzt, fowie die fehlenden Pfeilerdienfte etc. hergeftellt.

Das Hauptverdienft des Zuftandekommens diefer Rcftaurationsarbciten gebührt dem kunftfinnigen und von feiner Gemeinde mit Recht hochverehrten und geliebten Vorftand der Kirche, Sr. Hochwürden Herrn

Dechant F. Scluniedinger.

H. R. V. Riewel.

CVI

66. Aus dem Thätigskeitsberichtc des Confer- vators Schmorauz. Die Rcftauration der Decanal- Kirche in Chrudim wurde im verfloflenen Sommer nach 23Jahriger Dauer vollftandig nach dem von einer k. k. Central-Commiffion genehmigten Projecfte bis in das kleinste Detail trotz der grofsen Schwierigkeiten und vielen Lebensgefahr ohne den geringften Unfall glücklich zu Stande gebracht; dabei auch noch der Raum vor der wertlichen Stirnfeite, wo früher das fogenannte „Parapet" bertanden, mit einer Erhöhung von 6 Zoll mit fchönen regelmafsigen Würfeln aus den Steinbrüchen bei Trautenau ausgepflaftert, und in diefem Räume zu beiden Seiten der grofsartigen V^ortreppe am Haupt-Portale, zwei fchone gegoffcnc Candelaber gothifchen Styls aus Granit-Portamenten aufgeftcllt. wodurch nicht nur das Portal und die Kir- chen-Fagade, fondern auch der Ringplatz in der nachllcn Umgebung eine gute Beleuchtung erhalt.

(Zumberg.)

Bei Verfaffung des Reftaurations - Proje6les im Jahre 1855 war das zwar in der äufseren Form auch vcr- ftummelte Sanclus-Thürmchcn noch leidlich erhalten, wefshalb diefes nicht in die Reftauration einbezogen wurde; da jedoch nach dem Verlaufe von 25 Jahren die Hlccheindeckung ganzlich vom Rofte verzehrt war, fo blieb nur die Alternative, das Thürmchcn entweder ganz zu befeitigen, oder neu aufzubauen.

Man entfchied fich für das letztere. Das Thürm- chcn, welches 7'/^ Schuh Durchmeffcr hat, wurde ftyl- gemafs neu hergeflellt.

Durch dicfen letzten Schritt der Pietät der Be- völkerung erreichte die aufscre Reftauration den ganzlichen Abfchlufs, und es bleibt nur noch für das Innere die ftylgemafse Herftellung der Altare, Chor- und Heichtrtühle, fowie des Schalldcckels bei der Kanzlei als Aufgabe für die Zukunft.

Von den urfprünglichen Einrichtungsftücken ift nur noch das Mittelbild, ein Schnitzwerk von dem

ehemaligen Hoch-Altare, fowie zwei Flügelbilder er- halten, welche fchon in früheren Jahren aus der Sacriftei der Michaeler Friedhofkirche, wo fie ver- gerten ftanden, ausgehoben, möglichrt reingeputzt, und in der neuen Capelle des Bürgerfpitals an ganz trockenem Orte gut aufbewahrt wurden. Man halt diefe Flügelbilder für eine Arbeit des Chrudimcr Malers Matoiis Radons. Das gefchnitzte Maria Him- melfahrt-Bild mit dem englifchen Grufse. Chrifti Geburt, den heiligen drei Königen und der Heimfuchung fteht auf der Mensa des Seitenaltars im füdlichen Schiff der Decanal-Kirche.

Weiters wurde im vorigen Jahre die 1879 begon- nene Niederreifsung des alten, ganz \'erwitterten Stadt- mauertheils von der Knabenfchule bis fammt dem Ncuftadter Thore und den daran angeklebten Hütten beendet, da hier die Gaffe fo eng war, dafs kaum ein einfacher Wagen durchfahren konnte.

In archäologifcher Hinficht ift zu bemerken, dafs an der Stelle, wo jetzt die Knabenfchule fteht, einft die herzogliche Burg ftand, in welcher Bfetislav I. auf der Durchreife nach Olmüz am 10. Janner 1055 über- nachtete und auch ftarb. Das derzeitige Gebäude mochte wohl noch gröfstentheils von Holz gewefen fein und dürfte wahrfcheinlich im 13. Jahrhundert gleichzeitig mit dem Presbyterium der Decanal-Kirche in Stein erbaut worden fein, weil das Fufsgcfimfe der noch vorhandenen zwei Strebepfeiler-Fragmente das- felbe Profil hat, wie das Sohlbankgefimfe am genann- ten Presbyterium. Von den anderen Beftandtheilen diefer Burg ift aufser einigen ftarken Mauern weiter nichts übrig geblieben.

Die öftliche Front der Burg ftand knapp in der Flucht des 5 Klafter tiefen Stadt- oder Wallgrabens und man hatte wahrfcheinlich die hohe Schanzmauer als Unterbau für die Burg benützt, weil die Sockeln der Strebepfeiler über die Mauerflucht zwei Schuh vorgekragt erfcheinen, was natürlich dem Bau ein fehr kühnes Ausfehen gegeben haben mag; fpäter niufsten jedoch in Folge der grofsen Belaftung fehr ftarke Setzungen eingetreten fein, da die Schanzmauer in der Länge der Front 3 Schuh aus dem Loth hinausgedrückt war; diefem zu begegnen, hatte man aus der Tiefe des Wallgrabens zwei koloffale, 9 Schuh geböfchtc Strebepfeiler aus Pläner Kalk aufgeführt, welche aber auch fchon ganz verwittert waren.

Da nun durch die Regulirung diefes Platzes auch diefe Streben befeitigt werden mufsten, fo wurde alles folid fundirt und mit Quadern verkleidet, wodurch es möglich wurde, die zwei letzten decorativen Ueber- refte der herzoglichen Burg für die Zukunft als Andenken zu erhalten.

An der Decanal-Kirche in Holiemnauth wurde als Fortfetzung die Auswechslung des verwitterten Sockels und der Mauerhohe bis zum Sohlbank- gefimfe fammt diefem in der ganzen Länge an der Nord- und Oftfeite des Presbyteriums bis zur öftlichen Sacrifteifeite fehr folid aus dem prächtig gefärbten Hoficer Sandftein durchgeführt.

Für diefen Kirchenbau ift ein aufserordentlich wichtiger Vortheil dadurch erzielt worden, dafs das fozu fagen knapp an der weftliclien Haupt-Fagade ftehende, auch an fich unfchoiie Dechantei-Gebäude in F'olge Ankaufes eines ganz geeigneten und auch für den

CVTI

Zweck vorllicilliaft i^clcgcncn Ilaufcs an der OlUcitc liintcr ticin l'rcsbyteriinii nicdci/uicilscn koninil, und dafs liicduicli zwifchcn der Kirche und dem neuen Gymnafial Gebiiude ein freier Raum von 20 Klaftern Tiefe für ]'>richtuni4' einer fchnnen Anlaj^c zur Ver- fii;j;unL;' bleibt.

Die Sacriftei bekommt einen befonderen Eini;ans^, der im nachflen Sommer zur Ausführung gelangt und wobei die Sacriftei fclbfl auch gründlich reftau- rirt wird.

Von anderen kleinen Kirchen wurde die Reftau- rirung der Pfarrkirche in Zunibcrg durcligefiilirt, am 10. Oiftober fand die feierliche l^^inweihung ilatt.

\\g\ der Durchführung des Baues zeigte es fich, dafs die Kirche urfprünglich fchr klein und im gothi- fclien Styl erbaut war. Auch hier, wie bei fo vielen alten Kirchen, war die Fundirung eine fehr mangelhafte, und da ringsum auch der Friedhof angelegt war und man die Graber knapp bis an die Kirchenmauern rückte, fo mufstcn natürlich llarke Setzungen nach und nach eingetreten fein, wefshalb man im 17. Jahrhundert die gothifcheWolbung desPresbyteriums entfernte, die Kirche verlängerte und in dem damals herrfchendcn Renaiffance-Styl ganz umllaltete, fo dafs der urfprüng- liche Styl ganzlich verwifcht wurde; durch die Um- wandlung des polygonen Chors in eine halbrunde Apfide wurden die ehemaligen Strebepfeiler in den Halbkreis der neuen, 4 Schuh dicken Mauern einbe- zogen und das neue Presbyteriuni im Halbkreisbogen mit Lünetten eingewölbt, wobei auch die Sacriftei zur Erweiterung gelangte und die Capelle angebaut wurde.

Sehr dankend mufs man es anerkennen, dafs das urfprüngliche fteinerne Sacraments-Hauschen, Fig. 3, erhalten blieb, welches in der rechtfeitigen Lefene hinter dem Hoch-Altar fich ganz verfchollen einge- mauert befand ; diefes wurde bei der vorjährigen Rertauration von dort ausgehoben und an der Evan- gelienfeite unter dem Fenfter, da wo es gewifs urfprünglich war, wieder eingefetzt und dient nach gehöriger Ausbefferung der Kirche zur Zierde.

Bei der Aufbrechung der Presbyterium-Mauer fanden fich auch vermauerte fteinerne Gewölbrippen- iUicke aus der urfprünglichen Wölbung, die Rippen waren dreimal, und zwar zuerft gelb, zum zweitenmal roth, zum drittenmal grau bemalt gewefen.

An der Nordfeite des Schiffes fand man auch den urfprünglichen Seiteneingang, wo das gothifche Thür- gewände bei der Verlängerung der Kirche einfacli vermauert worden war.

Die neue Verlängerung war nicht im Antrage, wurde aber durch den Umftand herbeigeführt, dafs knapp neben der mit Einflurz drohenden Kirchen- l'"agade ganz nahe an der nördlichen Ecke fich ein zum danebenliegenden Meierhofe gehöriger 9 Klafter tiefer Brunnen befand, welcher den Ruin der F^agade herbei- geführt hatte. Es zeigte fich, dafs die Brunnengrube noch weit unter der Mauer ins Innere einfchnitt, und dafs man die Stirnmauer der Kirche ob dem Brunnen auf Eichentramen fundirt hatte, welche längft verfault und verfchwunden waren.

Da die urfprüngliche Brunnengrube über die Ecke reichte, fo war hier für eine Gurte auch kein fefter Punkt zu gewinnen , wefshalb die Verlängerung der Kirche um ein Joch durchgeführt wurde.

VU. N. 1- ,

Die Kirchenmauern nnifsten wegen der feichten l'"uiulirung ringsum uiUerfangen werden und erhielten llatt des verwitterten BruchReinmauerwerkes durch- aus einen Sockel aus Sandllein-Quadern, die fchad- haften Mauertheile wurden ganz ausgewechfelt, ftatt der halbrunden wurden hohe Fenfter hergeftellt, das .Schiff wurde fammt der Decke um 3 .Schuh erhöht, ilatt dem ganz ausgetretenen Ziegelpflafter mit fchönen Steinplatten gcpflaflcrt, Altäre und Kanzel nachge- beffert und neu liaffirt, derMufik-Chor fammt derOrgel umgebaut und das ganze Innere mit dreifiirbigen Tonen kirchlich gefliinnit. Das Aeufsere erhielt durch- gehends neue Dachltuhle, die runde Apfis ein Schiefer- dach, wurde auch ein ganz neuer Dachreiter für die San6lus-Glocke aufgeftellt.

Fig. 4. (Zumberg.)

Die in Fig. 4 dargeftellte Wappengruppe befindet fich an der Aufsenfeite des Presbytcriums'in der Mit- telachfe unter dem Fenfter.

6"]. Die im 17. Jahrhundert entftandeiie Kirche deir Inviolata aufser Riva ftammt von einem bisher unbekannten Architekten. Ein portugiefifcher Architekt foll aus Rom nach Riva berufen worden fein, den Ent- wurf zur Kirche zu machen. Ein quadrater Raum mit halbrunden Altar-Nifchen in den Ecken und je einem F-ingange in der Mitte der drei Seiten, an der vierten Seite ein viereckiger, oblonger Ausbau als Hoch-Altar- raum, daneben Sacriftei und Thurm, bilden den Grund- rifs des Gebäudes, über demQuadrat-Ixaum der Kirche ein achteckiger Aufbau mit niedrigem Dache.

Im Inneren eine reiche Decoration der Wände und Kuppel durch Marmor und Stucco, durch Malerei und Vergoldung. An den Seiten-Altären Gemälde, ein Marienbild von 1650, die Bildfchnitzerarbeiten an den Chorftühlen aus 1609, die Stucco ftammen in der Mehrzahl von David Roti her. An einem gefchnitzten Paramenten-Kaften in der Sacriftei lieft man Jofeph de Benedi(?ta Tridentinus sculpfit 1695.

Die äufsere architektonifche Anordnung ill: ohne Schmuck und fchon durch die Grundform gekenn- zeichnet. Der Hauptfchmuck der Kirche befteht in der inneren Ausflattung, welche den Charakter ihrer Zeit klar zum Ausdrucke bringt.

Im Jahre 1821 brannte das Dach der Kirche ab und befchädigten lierabftürzende Balken die

CVIII

Gefimfe und das Mauerwerk. Bald fchritt man zur Wiederherftclluns^ des Daches. Man arbeitete dabei nicht mit entfprechcnder Umficht, daher ficli allmalig arge Schäden an der Kirche herausrtellten, fo das fic heute in einem baufällii^en Zurtande erfcheint, der zu-

>feif ]ia,t kg<nhm'k'(^iiiiWi

und Zufammenziehung gelalTen wurde, was ein Heben und Keifscn der Platten bewirkte. In Folge delTcn konnte das RegenwalTer unter die l'latten gelangen, das Gebalk blieb beim Mangel an Dachfenftern innen nafs und gerieth allmalig in Faulnifs.

Eine weitere Folge war, dafs das durch-

rickernde Waller die Stuccatorung und Malerei befchadigte. Kndlich fchlu in die Kirche und zerrifs die Wände.

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meifl dem allzudünnen Kupfer-Materiale zugefchrieben wird, mit dem die Kuppel überdeckt wurde, dann der Befeftigungswcife der Kupferplatten mittelfl Nägeln, wodurch dem Metall kein Spielraum für Ausdehnung

X'ergoldung der Blitz

Da das Regenwaffer nicht durch Kinnen abgeleitet wird, fondern fich über das Mauer- gefimfe ergiefst, fo find die Mauern, namentlich an der Wetterfeite, feucht und tragen zur Ver- ilunklung und Schädigung der Malerei und Stucco-Dccoration bei.

Correfpondent Dr. Haniffaldi nimmt ficli diefer Kirche mit Wärme an und verwendet fich bei der Central-Commiffion für deren Reflau- rirung.

68. 1^36/ 1^2 p.

In der Stadt-Pfarrkirche zu Eiiiis, im Traun- viertel, befindet fich auf der Evangelien-Seite die St. Johannes-Capelle, die bereits 1343 befland, nach dem Grafen von Walfec, der iliefelbe erwei- tern und im gothifchen Style umbauen liefs, die W'alfcer Capelle benannt wird. In diefer Capelle links, rückwärts an der Wand ifl: ein rothes Mar- mor-Denkmal 7' 7" hoch, 3' 8" breit, mit folgen- der Umfchrift in Minuskeln :

Hie . ligt . begraben . der . l*ldl . und . vcft . | Erafm . Pamkirch . zum . Haws.f.D.ratt . und . phleger . zu . Enns . gewefcn . ift . \ der.geftarben . ift . am. phincztag . des .18. tag . Februarij . dem . got . gna- dig. fey. anno. düij. 1.5. jm 26.jar. I

Und im Felde oben in 7 Zeilen. Und . hie . ligt . begraben . die . j edel . fraw . Anna .

Pamkirch . leiwt . hat •IS

inn . fein am . 13 . . 29 . der . got. genadig. ,fey

eliclie . hausfraw . julli . Anno

tag

die.abge-

domini .

Den unteren Theil des Feldes füllt in abge- fchrägter Vertiefung das Wappen der Paum- kircher aus. In einer eigenthümlich ftylifirten Tartfche, wie felbe in der Zeit der beginnenden Renaiffance auftreten, ift auf einem Dreiberge die Kirche mit zweiThürmen. Ueber der Tartfche nach der linken Seite gewandt ein eigenthüm- lich geformter Spangenhelm mit arabesken- artigen Decken, zu beiden Seiten des Schildes abfallend. Auf der Decke ein mit Federn befleck- ter, mit einem Kreuze gezierter Stulpluit und neben diefem ein offener Flug. (Fig. 5.)

Höh. I, pag. 487, gibt die Farben: Schild roth, Kirche weifs mit rothem Dache, Dreiberg grün. Decken roth und weifs. Der Stulphut als Kleinod ift ihm nicht bekannt. l%r kennt nur einen rothen Flug.

ErasmusPaumkircher war feiner fürftlichen Durch- laucht Rath undPfleger zu Enns, Befitzer der I lerrfchaft Haus im Mühlviertel, Verorilner und Steuereinnehmer in Ober-Ocfterreich.

CIX

6g. Bei Gelegenheit der im Jahre 1864 vorge- nommenen Rcftaiiririing der Kirche im eliemaligen Dominicanerklofler refpe(5live l'iarillcncoUegium in ßi(ihvi/s, welche thcilweife in etwas vanthdifclier Weife durchgeführt wurde, indem man bedaucriiclier Weife die aus der Zeit des Kirchenbaues, alfo Zeit Königs Prcmysi Otakar II. flammende Seiten-Capelie niichd: lies Presbyteriums und einen Theil der gegenüber- liegenden Sacriflei demolirtc, wurde auch der Ih-etter- belag des Fufsbodens befeitigt, in Folge dcffen eine grofse Anzahl von Grabfleinen zum Vorfchcin kam. Ohne diefelben irgend welcher Beachtung zu würdigen, wunlen die meiften zerfchlagen und entfernt, nur weiu'ge fanden bei Ausbefferung des Kirchenpflafters eine weitere fehr unpaffende Verwendimg, in der lie feit- her durch Abtreten gewaltig leiden. \'on dicfen Steinen fei beif[)ielsweife eines beffer erhaltenen Erwidinung gethan, er liegt unter dem Mufd<-Chorc und enthalt unterm Wappen folgende Worte: Ilie ligt begraben der Edl vnd vefl Cafpar Robmhap vom Suche der geftorben i(l am Mittwoch vor jubitate Im jar ccccc vnd Im XXIII. Jar, dem got genadig vnd barmherzig ift.

Auch im Kreuzgange des Klollers befinden fich defsgleichen einige beachtenswerthe Denkfteine. Es wiire wohl fehr wünfchenswerth, wenn, wie es an %„ fo vielen andern Orten fchon gefchah , auch diefe Steine an einem gefchützten Standpunkte oder im Kreuzgange felbfl aufgeftellt würden.

70. Im Befitze der Gemeinde Stockcran befindet fich ein filberner, theilweife vergoldeter Becher (Kelchform, Hohe 2^:^ Cm.) mit getriebc nen Ornamenten und Masken und der Umfchrift (in Capital - Buchftabcn) Zv . Stocklieraw . die . gancze . Gemein . 1585 („Marktrichterbechcr"), fowie ein fcepterförmiger, ebenfalls filberner und theils vergoldeter, mit dem Wappen des Mark- tes und einer (auf den Vicedom M. E. 1 lilleprand bezüglichen) Umfchrift mit der Jahreszahl 1742 ver- fehener.hübfch ornamentirter „Marktrichterftab-'.

C. M. Blaas.

71. (Initiale U auf einem Ahlafsbriefe ddo. 26. April ijj8 befindlich.) Derfelbe wurde auf die jeweilige Dauer von 40 Tagen von 11 Bifchöfen (Nicolaus V. Nazareth, Jacob v. Salonichi etc.) an die Egidius-Kirche und Corporis-Chrifti-Capelle in Korneuburg zu Gunflen deren andächtiger Befucher ertheilt und 1339 vom Paffauer Bifchofe be- tätigt. In der Initiale die Figur des heil. Leonhard mit dem Hunde, im rothen Kleide, der Hintergrund dunkelblau. Die kleine Figur daneben, wahrfcheinlich der Caplan der Kirche (rothes Unterkleid, violettes Ueberkleid), derBuchllabe felbft w^eifs, derUntergrund theils roth, theils dunkelblau. Ueber dem Worte ,.San6ti" der erften Zeile ift ein kleines Bildchen, ein die Meffe lefender Priefter, angebracht. Pergament- Urkunde mit zwölf befchädigten Siegeln im Archiv der Stadt Korneuburg, aufgefunden in neuefter Zeit durch den Correfpondenten Blaas.

72. Urkundliche Beiträge zur Gefchiclite des ehe- maligen grofsen filbcrnen Sarges für die Reliquie des heil. Leopold in Klojlerneuburg. (VIII.)

1551. 6. November.

Romifcher Kuniglicher Mt. etc. Rath Wolgeborn l'.dl. Geftrenng gnedig Herren, Eur Gn. haben mir junigftlichen gnedigift ain fendfchreiben bey Gregor Baroch, vberfeiiiult, welches jch unnthertenigift, vnd mit geburlicher Reuerenz angenumben, vnd Euer Gnaden zuegefchriben jnnhalt vernumben. Darauf jch \nverzogentlich obgedachten Baroch in feiner Eigener gegenwicrt, zuefehundt bericht gethon, Wafs \'\\<\ wie vil am Sarch gemacht vnd noch zuemachenverhaniiden, Znegleich auch jhme des verfertigten, vnnd vnuerfer- tigten Silbers, Gewicht vnd Wag, wie vil ain jedes def- felben, auch des .Silbers, fo noch zum Sarch zuerlegen, er- jnnerung gethan. Wegen zweiffei, f(jlchcr bericht fey Iv.vr gnaden Clärlichen Muntlich von jme, aucli aufs der vifierung gegeben worden.

Gnedig Herren, Nachdem jch vnangefelien das jch etlichmal, dem Herrn Ludwig Newfarer gefclu'ieben gethan, das er fich bey Eur Gnad. erkundigen foll. Ob Eur Gnad. den Sarch vergilt, vnd verklaidt haben wollen aber nit, jft mir doch niemaln bericht zuekhumbcn. Bin derhalben folbft Porfchonlichen alhieher zue Eurer Gnad. zueraifen verurfacht worden, vnnthertenigft vnd alher hoclift Pittundt Päir Gnad. wollen mir gnedigift

Fig. 6. (Koriieuburg.)

bericht erfolgen laffen.Ob der Sarch an den gebürlichen Ortten vergilt, zuegleich ob das Edl Gftain in folchen verklaidt werden fol aber nit. Dann wo I£ur Gnad. die verklaydung vnd vergildung an folchem gefallig vnd anemblich were, das mir alfdann Eur Gnad. zu fordrung der Arbait vnd noch eraifchter notturfft, folche Klay- natter, verguldung, vnnd zuuor das aufftenndt Silber gnedigift erfolgen laffen wollen. Auf das aber Eur Gnad. ainen grundtlichenbericht, wie, aber an welchen Ortten, vilgedachter Sarch, verklaidt vnd vergit werden fol, zuemppahen haben. Wil jch (wo es E. Gn. gefällig) die groffer vifier, nachdem jr zwo, nach meinem guet- gedunkhen, für mich nemben, die fölbig (vnangefehen das fie der khlaynern vifier nach wolcher der Sarch wirt gemacht) wiljch verenndern, vnnd etwo dem Sarch zum tail gleichvormig machen. Alfdann die Ort vnh

ex

das, wafs doch vergilt vnd vcrklaydt werden Toll mit Varbcn anflreuchen, machen, vnd anczaigen, daraiilis fich Eur Gnad. die t,degenhait der Zier, vilLjedaclits Sarchs, erfichtigen mögen. Solclies hab ich Kur. Gnad. bericlitweifs, vnangezaigt nit wollen lalTcn. Dero icli mich hierin Eur. Gn vnnthertenigft befille, darneben bin jch gnedigiften befchaidts erwarttundt.

Ewr G.

Vnnthertenigifte Gehorfamifter

Merth Paumgartner Goltfchmit vnd Hiirger in Ülmutz.

1551 13. November.

Romifcher Kii. Mt. etc. Riitli. Wolgeborn Edl Gertreng gnedig Herren, Auf Eur. Gn. befelch, vnd bcgern. So mir auf mein jungft gethonen Bericht er- folgt worden, hab ich S. Leopolts Sarchs vifierung für mich genumben, jn welchem ain tail deffolben, auch mit zwayen Appofteln zuuerguldung haben zuer- meffen. Hefindt jch aber (nach dem der Sarch Lanng vnd grofs, die verhehung der Pofftamente verkhripf- fungen, Saulnen vnd gefumbfer fehr hochs, wulche gleichwol etwo an der vifier nit gefehen mag werden, das folches mit drey hundert gülden, khaum mag ver- gult werden, Wo nun folche ains tails in der vificr an- gezaigtc verguldung, Ewrer Gn. gefallig, annemblichen, vnd fonderlichen das Eur Gn. bey diefem bericht bleyben laffen wollen. Bit jch derhalben Höchlichen Eur Gn. wollen mir mit dem golt. Auch mit dem Auf- fteunden Silber (nachdem der Merer tail des em- phanngenen filbers fchon verarbeit) khain aufzigige verhindrung, wie dann befchehen verner machen. Dann Eur. Gn. mögen gnedigifl; erwögen wafs für grofser mercklicher vnkoften, zuuor in der verfaumbnufs. für genumben. Sonder, zuuerhiettung vnieberwindligs vn- gefundts, zuainigen, defwögen, ich gar nicht, des golts, die weil fchon vil zum vergulten aufgemacht, entperen khindt. Bin hierauf vngezweiflt, Eur Gn. werden mein bifher eingebieften und erlittenen fchadn, die ver- hindrung, vnd zuuor die zuenaliung der geftimbten Zeit gnedigifl: beherzigen, vnd den wege, zu fordrung der Arbeit, mit furderlicher vberanntworttung des ganczen Aufltandts, gnedigilt fürnemben. Solches hab ich vnn- thcrtenigift, Eur Gn. berichtweifs vnangezaigt nit wollen laffen Der jch \'on Eur Gn. hierauf gnedigill befchaidts erwarttundt, Thue mich liierin Eur Gn. vnn- thertenigifl; befehlen.

Eur Gnaden

Vnnthertenigifter Gehorfamifler

Merth Paumgartner, Goltfchmit vnd Burger in Olmütz. 1552. 15. Februar.

Die wolgeborne geft:rennge vnd crmeffe gunflige Herren E. G. feint mein gehoiTame willige dieniill hocliftes vleis allezeit zuuoran berait Gcnedige Herrn E. G. fchreiben des Datum ft;eet Wienn am neunten February etctz, zwayundfiinfczigiften Jars mit der Ro. Ku. Mt. meines allergncdigftcn herren, gefwornen Camerpot vberfenndt, hab ich mit geburlicher Refe- rentz emphangen vnd daraus vernommen, das mich E. G erjnnern wie ich mich in meinem jungft;cn fchrei- ben habe vernemen laffen, wo mir allain hundert Ain-

fach Ducaten, wie hieuor mit do]>elt \nd ainfachen Ducaten befcheen, zum \erguklen des ."^archs, ver- urtlent, wurden, das ich alfsdann vonllundan zuiier giilden des Sarchs angreiffen vnd allenthalben denfel- ben fertig machen will, damit ich alfo aufzekhomen gedächt, darauf mir E. G. die hundert Ducaten bey Hochgedachter Ro. Ka. Mt. gefchworncn Camer Boten zuegefchickht, die ich alfo von jme emphangen, vnd darumb vcrmuge E. G. fchreiben, die zuegefenndte Quittancz verfertigt mit meinem gewöndlichen Pet- fchadt dem Herren Vitztumb hiemit vberfendt vnnd will auch nicht. faumen \'ollend den Sarchen aufs eheft fo jmmer muglich auszufertigen vnd fouil ich mit dem golde oder ducaten nur geraichen werde khonncn oder mügen zuuergoiden khainen vleis nicht fparen, vnd an mir nichts erwunden lafien, daz ich aber entlieh folde wiffcn mit gedachten golde (foweit es verordcnnt) auszekhomen khönncn E. G. felbfl: bedennkhen, dann ich auch felbfl; gern fache vnd wiire mir mit merern nutz das das werkh nunmalfs fchon allenthalben ge- macht vnd verfertigt were dz hab ich E. G. auf jr fchreiben deren ich mich hiemit thue bevelhen nicht, khonnen verhalten Datum Olomütz am xv. tage l-'cbruary Anno im Zway vnnd funfczigften.

E. G.

Dem Pkllen woigebornen geftrenngen vnd Ernueffte

Herrn Ro. Ku. Mt. vcrordenten Camer Ratten der

Niderollerrcichifchen Lande.

Wiliger und gehorfamer Merten Paumgartner.

73. (Gaisliorn in Oberfleier, Hilzendorf, Lieboch und Mooskirelien.) Geiftliche Schaufpiele.

Dur :h Vermittlung des Herrn Pfarrers !'. Auguftin Mikvifcli in Gaishorn ifl mir gelungen, ein fleierifchcs Paffionsfpiel dort aufzutreiben ; es ifl vielleicht das letzte im Lande und bildet den Abfchlufs zur Trilogie des Paradeifs-, Krippcl- und Schäferfpieles, die fich auf die Fundorte: Hitzendorf, Linboch und Moos- kirchen vertheilcn und bereits dem hiflorifchcn Verein von Steiermark eingefandt waren. Das Krippelfpiel ifl auch fchon feiten, wahrend das Paradeifs- und Schafer- fpiel noch zu Hitzendorf aufgeführt wurde. Sämmtliche Spiele wurden der Univerfitiits- Bibliothek zu Graz ncbfl einer Sammlung von Liedern und Volksge- brauchen zur Veröffentlichung übergeben.

Meixner.

74. Am 16. Juli d. J. ftarb das Mitglied der Cen- tral Commiffion P'erdinand Lanfberger, k. k. Profeffor an der Kunflgewerbe- Schule des öflerreichifchen Mufcums geboren zu Maria-Schein in Böhmen am 16. Februar 1829. Laufberger war ein rafllos thatiger und flets vorfchreitender Künfller, eine Zierde der Lehrkräfte der erwiihnten Lehranflalt. Er bchcrrfchte das figurale Element, wie das ornamentale vollflandig. Derfelbe fliand feit 1873 mit der Central-Commiffion als deren Mitglied in Verbindung, und wandte fich den Aufgaben diefes Inflituts mit grofsem Interefle und regem Eifer zu. Er war ihrflets ein gründlicher Referent und bewahrter Rathgeber. Die Commiffion wird fein Wirken im beflien Andenken halten.

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CXI

Die römifche Tauernftrafse.

Vom Cunfervalor F.. Richter.

l-RCll liic Auffindung einer unycuöhnlich voU- Ev3l ll'"idigcn Reihe römifcher Meileniicine, welche irj^^^i fich zum Theile im Salzburgcr Mufcum befin- den, zum Theile an der jetzigen rollrtrafse nahe ihren I""undpl;itzen aufgeüellt find, war der Lauf der römi- fchen Strafse über den genannten Pafs längfi: jedem Zweifel entrückt. Die Seftion Pongau des deutfchen und öflcrreichifchen Alpenvercins gab nun die An- regung zu einer genaueren Nachfuchung, ob nicht der Zug der römifchen Strafse, deffen Sichtbarkeit der Volksmund behauptete, wirklich nachgewiefen und dann das reifende Publicum auf diefe Merkwürdigkeil aufmerkfam gemacht werden könnte. In Folge deffen begab fich am 7. September vorigen Jahres eine Art Commiffion, beftehend aus dem Vorfland des genann- ten Vereins, Herrn Steuer-Infpeflor Heldenberger in St. Johann, dann Herrn Dr. Prinzinger, Vorftand der Gcfellfchaft für Landeskunde in Salzburg und dem gefertigten Confervator an Ort und Stelle, um unter Vernehmung des ortskundigen Wegmacher-Perfonales, fowie anderer Vertrauens-Perfonen befonders des Herrn A. Kohlmayer, Poftmeifters von Untertauern, fowohl die angeblichen alten Wegfpuren zu befich- tigen, als auch die wirklichen P\mdll:ellen der Meilen- fteine zu conftatiren.

Um nun das allgemeine Ergebnis diefer Nach- forfchinig gleich von vornherein anzugeben, fo fand fich allerdings auf einer Reihe von Stellen eine fehr deutliche Spur davon, dafs in der Vergangenheit die Strafse durch das Tauernthai eine andere Lage gehabt habe, als die gegenwärtige Pofiftrafse. Theils höher, theils tiefer am Bergabhange hinlaufend, als die letztere, mehreremal auch am entgegengefetzten Flufsufer findet fich eine, jetzt meift mit Wald überwachfene, aber noch ganz deutliche, einige Meter breite Weg- fpur. Von mehreren diefer Wegftücke ift bekannt, dafs fie bis in die neuere Zeit noch benützt worden find, und dafs erft: ganz neuerliche Umlegungen der Poft- flrafse diefe Stücke zu verlaffenen gemacht haben. Sohin unterliegt es kaum einem Zweifel, dafs die befagten Weg- fpuren zunächlT: den Zug der mittelalterlichen Tauern- ftrafse andeuten. Wo follen wir nun die römifche Strafse fuchen? Es liegt in der Natur einer engen Hochgebirgsfchlucht, dafs für den Wegbauer die freie Wahl, wo er den Strafsenzug anlegen wollte, fehr be- fchrankt war; ferner dafs an den meiften Stellen die Strafse nur als Einfchnitt in eine mehr oder weniger fleile Böfchung geführt werden konnte. Wenn wir alfo allenthalben im Tauernthai jene obenbefchriebene alte Wegfpur vorfinden, fo fpricht die Wahrfcheinlichkeit ficherlich dafür, dafs wir hier auch die Spur der römifchen Strafse vor uns haben, umfomehr, als man im Mittelalter gewifs alle noch vorhandenen Anlagen fchon aus Sparfamkeit benützt haben wird. Die Wahr- fcheinlichkeit wird aber nahe zur Gewifsheit erhoben durch den Umlland, dafs die vorgefundenen Meilen- VII. N. F.

Heine, vier an der Zahl, an jenem alten Weg-Tra6lus aufgefunden worden find. Sie flehen zwar jetzt an der Pollflrafse aufgcftellt, find aber erft nach ihrer Auf- findung, vor einigen Jahrzehnten an ihre jetzigen Platze gebracht worden.

Die Gründe, warum die gegenwartige Poftflrafse von dem alten Zuge abwich, find meiftentheils leicht einzufehen. Die neue Anlage ifl eben luxuriöfer, und da die Techniker der Gegenwart über Sprengmittcl verfügen, welche die Alten nicht hatten, fo brauchte man Felswände und Engpäffe weniger zu fcheuen.

Die Wegltrecke von Untertauern bis zum Gaft- hof in Obertauern an der Pafshöhe beträgt rund 9 Kilometer, nach der Poftftrafse gerechnet. Auf 4125 M. wird nun diefe von dem befchriebenen noch fichtbaren alten Strafsenzug begleitet, auf etwa 2000 M. Länge dürften beide zufammenfallen, der Refl: mit nicht ganz 3000 M. kommt auf eine Abweichung des alten Zuges vom neuen, wo der alte Zug nicht mehr fichtbar ift.

Die erfte Abweichung der beiden Strafsen findet fich bereits wenige hundert Schritte hinter Untertauern beim Wegmacherhaufe, indem die neue Strafse in der Tiefe des Thaies fortlauft, die alte an der rechten (oft- lichen) Thalwand als etwa 2 M. breiter Einfchnitt in die Böfchung bergauf fteigt. Der Grund diefer Trennung liegt am Tage. Etwa einen Kilometer weiter thalein- wärts nämlich, befindet fich eine Thalenge, welche durch einen Felsriegel von ungefähr lOO M. Höhe der Keffelwand hervorgerufen wird. Die neue Strafse folgt nun dem Bachlaufe, betritt den engen Felsfpalt, welchen fich diefer letztere durch den Felsriegel gegraben hat, wo die ganze Strafsenbreite aus dem Felfen heraus- gefprengt ifl, und gewinnt fo den Thalboden hinter der Enge. Der alte Zug überftieg aber den Felsriegel, indem er allmälig an der öftlichen Thalwand aufwärts führt, und dann innerhalb der Keffelwand fich wieder ebenfo allmälig fenkt. In diefer ganzen Strecke, auf eine Länge von mehr als einem Kilometer, ift die alte Strafse noch ganz deutHch fichtbar, ja wohlerhalten. Die Höhe des Felsriegels heifst der „Kniebeifs"; die Strafsen-Anlage durch die Enge ift jedenfalls fehr jungen Datums. Dafs die Römer auch über den Knie- beifs gefahren find, geht aber mit Sicherheit daraus hervor, dafs auf dem alten Strafsenftücke 1854 (oder iS38)ein römifcher Meilenftein gefunden wurde, welchen die Wegmacher reiiiHck abgcmcifselt, mit den Worten „Zur Erinnerung" gefchmückt, und an der Stelle der Trennung der alten und neuen Strafse aufgeftellt haben. Trotz fo fchmählicher Behandlung geftattet aber die Beftimmtheit der Fund-Notiz, das Stein-Material und die Geftalt kaum einen Zweifel, dafs man es mit einem echten römifchen Milliare zu thunhabe.

Auf der Höhe des Kniebeifs finden fich die Refle einer Verfchanzung aus den franzöfifchen Kriegen zu Anfang unferes Jahrhunderts. Die alte Wegfpurheifst nach Verficherung der Wegmacher allgemein „die

CXII

Römerflrafse^ ; wohl nur in Folge archäologifcher Weisheit, welche auf irgend einem Wege popularifirt worden ift.

Die nächften 2' , Kilometer lauft die Strafse in einem engen ziemlich fteilwandigenThale. In der erflen Hälfte diefer Strecke fallen beide Züge meift zufammen oder gehen doch nur auf wenige Meter auseinander, fo dafs man die alte Strafse unmittelbar neben und ober der neuen durch den Wald laufen ficht; in der zweiten Hälfte trennen fie fich aber völlig, indem die alte dem rechten Ufer treu bleibt, die neue aufdas linke Ufer über- fetzt. Nahe der Trennungsftelle lieht der zweite Meilen- ftein 124 Cm. hoch, 36 Cm. dick, wie alle anderen aus dem fchönen weifsen Marmor des Steinbruches am Scheid- berge, jenfeits des Tauern. Er wurde 1827 über der „Hohlwand" an der alten Strafse aufgefunden; Schrift- züge find nicht mehr fichtbar, was fich bei diefen und den folgenden Steinen aus der etwas blättrigen Befchaffen- heit des Marmors erklärt, indem das oberfle Blatt, auf welchem die Schriftzüge ftanden, abgefallen ift.

Bei der Wiedervereinigung der zwei Strafsen fteht der dritte Meilenftein, welcher 1856 an dem alten Wege gefunden und auf Befehl des damaligen Weg- Ingenieurs Flamlifchberger mit einem Gefpann von vier Ochfen und unter fchwerer Arbeit an feine jetzige Stelle gebracht wurde. Er ift von aufsergewöhnlicher Gröfse, 165 Cm. hoch, (ein Stück von angeblich mehr als ' j M. fteckt noch in der Erde), 50 Cm. dick, die Schriftfpuren, welche Einige bemerken wollen, ergeben doch keine Lefung. Das oberfte Stück ift abgebrochen und durch einen Eifenftift befeftigt.

An diefer Stelle ändert fich der Charakter des Tauernthaies. Es beginnt nämlich die ebene Stufe der Gnadenalpe; ein fchöner weiter Grund, welchen der Bach in mancherlei Armen und Windungen durch- fliefst. Doch benützt die Poftftrafse diefe ebene Stelle nicht, fondern zieht am öftlichen Abhänge hinauf, um die nächfte höhere Thalftufe von Obertauern zu gewinnen. Diefe Stufe fällt zu der Gnadenalpe fo fteil ab, dafs der Bach fich in Cascadcn auflöft, wovon die grofstcder Johannes-Fall, als befondere Sehenswürdig- keit gilt. Er wird von der Poftftrafse aus auf einem

kurzen Seitenpfade erreicht. Wo fich diefer abzweigt, fteht der vierte Meilenftein, 156 Cm. hoch über dem Boden, 50 Cm, dick, mit folgenden Infchriftsfpuren :

Diefe Lefung weicht von der im

//IX

x//

Corpus Infcr. 5721 gegebenen nicht ^ ,.,, r

unbedeutend ab ; erfcheint aber ^ //// --^ ziemlich ficher und der des Corpus /////////^ vorzuziehen, denn letztere rührt nur C D < aus den .Aufzeichnungen des falzbur- *- v/O gifchen Alterthumsfreundes Andreas N I" V Seethaler her , der auch andere römifche Infchriften, die viel leichter / \C P V leferlich find, falfch entziffert hat. ^ /,

Dort bemerkt man auch zum \^ '/ ' erftenmal wieder die Spur des alten // '^ Weges, in Geftalt eines fteil anftei- genden Hohlweges, wo auch der eben befchriebene Meilenftein Mitte der Dreifsiger Jahre gefunden wurde, und zwar oberhalb des Johannes-Falles in der ,,Dri- fchübelhalt" und nicht im „Alpcnfchutt des Johannes- falles", wie das Corpus Infcr. nach Seethaler fchreibt.

Diefes durch den Meilenftein als römifch legiti mirte Strafsenftück erweift nun auch, dafs der alte Zug den ebenen Boden der Gnadenalpe benützte, dann in der Nähe des Baches neben denCascaden fteil aufwiirts führte. Die neue Strafse vermeidet, wie erwähnt, diefen fteilen Anftieg, indem fie den Boden der Gnadenalpe gar nicht betritt und fofort an der öftlichen Thalwand langfam aufwärts fuhrt. Doch war die alte Anlage in- fofern klüger, als die bezeichnete Stelle der neuen Strafse an der Scheukwand fehr lawinengefahrlich ift. Auf diefer Strecke ift vom alten Zuge wenig oder nichts fichtbar, man kann feinen Lauf niir aus der Stelle nächft dem Meilenfteine erfchliefsen.

In der letzten Wegftrecke bis Obertauern ficht man den alten Strafsenzug wieder abwechfelnd links und rechts des neuen laufend oder mit diefem zu- fammenfallend.

Somit unterliegt die Erkennbarkeit der Römer- ftrafse an der Nordfeite des Radftädter Tauern keinem Zweifel.

Ueber den Dom zu Parenzo.

Von Heinrich Freiherrn' v. Ferflel.

fER Dom' von Parenzo, unbedingt das inter- cffantefte Baudenkmal altchriftlicher Kunft in *i^^J\ Oefterreich, befindet fich gegenwartig und insbefondere in Folge der zuletzt vorgenommenen Reftaurations-Arbeiten in keinem folchen Bauzuftande,

' Freiherr v. Ferflel hatte als Mitglied der Cenlral-Commirfton diefe auf einige an diefem Dome vorgt^nommene Reflaurirungcn aufmerkfain ge- macht, von denen er felbft durch einen Fachmann Keiintnifs erhielt. Die Ccn- tral'Commiffion fah fich darüber veranlafst, die k. k. Statlhalterei in l'riefl um Mittheilungen über den Stand der Redaurations-Arbeitcn m Dome vun Parenzo zu crfuchcn.

In Folge weiterer von Seite derfclben k. k. Commiffion an Freiherrn V. Ferflel gerichteten Aufforderung, hat er fich perfönlich von den erwähnten Reftaurations-Arbeiten Kenntnifs verfchafTt, den Dom unterfücht und mit den am Ort befindlichen, an der Reftauratton betheiligten mafsgebenden Perfön- lichkeiten Rückfprache gepflogen. Das Ergebnifs diefer am 12. und 13. April gepflogenen Unterfuchung ift der hier verotTcntlichte an die Central. Com- miffion gerichtete Bericht.

welcher dermalen zu einer ernften Beforgnis \\egen weiter fortfchreitenden Verfalles Anlafs gibt.

Die Bedachungen fämmtlicher Objefle find in gutem Zuftande, jene des Baptifteriunis ift ganz neu hergeftellt worden. Der vorher verfallene Vorhof ift wieder in Stand gefetzt; das Mauerwerk fcheint durch- gängig feft und gefund zu fein. Das Baptifterium zeigt allerdings nur den rohen Mauerkern, der im Innern jeder architeftonifchen Bekleidung entbehrt. Das Innere der Kirche hat eine zwar wenig ftylvolle aber folide Pflafterung an Stelle der ehemals beftandenen fehr fchadhafteii, aber jedenfalls mit dem Bauwerke in befferer Harmonie geftandenem Fufsbodenbeklei-

CXIII

düng, aus Mofaikcn und Grabplatten begehend, er- halten. Der mittelalterliche Gluckenthurm ill logar leider ^am neu uberm'ortelt und geivei/siget worden.

Vom bautechnifchen Standpunkte kann die Rertauration, foweit diefelbe auf die Hintanhaltung vveitergreifender Zerflorung des Bauwerkes gerichtet war, fomit als entfprechend bezeichnet werden, und wenn eine allerdings erwünfchte Siiuberung der Wände und Decken im Zufammenhange mit einer von künft- lerifcheni Sinne geleiteten Ablofung der Wände vor- genommen werden möchte, um eine einigermafsen harmonifche Verbindung der altehrwürdigeniheile und der im Laufe der Zeit den Denkmalen zugefügten ftörendcn Veränderungen zu bewcrkllelligen, fo dürfte das Bauwerk für die gottesdienllliche Benützung wieder vollftändig geeignet befunden werden, und würde hiermit den nachftliegenden Wünfchen der hohen Geirtlichkeit und insbefondere jenen des hochwürdigen Herrn Bifchofes entfprochen werden können.

Soweit der Berichterltatter Gelegenheit hatte, fich von der Befchaffenheit der neuerdings durch- geführten Reftaurations Arbeiten zu überzeugen, fo fcheinen diefe Herflellungen auch durchaus folid und mit Verwendung guter Bau-ATaterialien ausgeführt, daher technifch durchaus nicht zu beanftanden.

Von diefer rein technifchen Seite abgefehen, bleibt dagegen für den Freund und Bewunderer alter Kunll- und hiftorifcher Denkwürdigkeiten eine Reihe von Wünfchen offen, und zugleich ein inniges Bedauern über die verhältnismäfsig geringe Erhaltung der alten, dem urfprünglichenBauzuftandentfprechenden Details, fowie über den fichtlichen Verfall der noch beftehen- den, theilweife nur noch in letzten Spuren vorhandenen wunderbaren Schmückungsmittel der alten Bafilika.

Eine aufmerkfame Beobachtung des Werkes zeigt, dafs man es mit einem fehr alten, der früheften und zugleich beflen Zeit der altchriftlichen Kunfl an- gehörenden Denkmale zu thun hat. Zwar kann das- felbe nach feiner gegenwärtigen baulichen Befchaffen- heit und Ausflattung kaum vor Abfchlufs des erften Jahrtaufends unferer Zeitrechnung gefetzt werden, und gehören einzelne Details einer fogar noch jüngeren Zeit an. Dagegen geben andere Details fowie die Säulen und Capitale, und zahlreiche andere Fragmente, wie die von alten Ambonen herrührenden Theile, Zeugnis von einer weit älteren Bau-Periode.

Die genannten Details flimmen vollftändig mit Baureilen der alterten ravennatifchen Bau-Periode überein, find wahrfcheinlich aus derfelben Schule her- vorgegangen und dürften fonach fpäteftens dem 5. Jahrhundert angehören.

Nicht minder deutlich für diefe frühe Zeit fprechen auch die leider nur in geringen Fragmenten noch vorhandenen Ueberrefte der alten Fufsboden- Mofaiken. Diefelben gehören jedoch verfchiedenen Perioden an, und find auch technifche Unterfcheide nachweisbar. Die alterte Sorte irt eine in Form und Technik ganz mit den bekannten römifchen Mo- faiken übereinftimmende Pflafterung aus gröfstentheils fchwarzen, rothen und weifsen Steinchen , in den üblichen einfachen Deffins der römifchen Fufsböden geformt. Die zweite Sorte irt ein in byzantinifchen Müllern und in reicherer Farben- Scala ausgeführtes Mo- faik. Beide Arten find in einer Tiefe von beiläufig einem

Meter unter dem gegcnwiirtigen I'ufsboden der Kirche aufgefunden worden, und zwar nicht nur im gegen- wartigen Kirchenraume, der muthmafslich feiner ganzen Ausdehnung nach die letzterwähnte Pflafterung heute noch enthält, fondern auch aufserhalb desfelben, woraus hervorgeht, dafs das urfprüngliche Kirchengebäude entweder eine gröfsere Ausdehnung als das gegen- wärtige hatte oder, was allerdings wahrfcheinlicher ift, dafs ehedem verfchiedene mit der Bafilika im Zufam- menhange rtehende Nebengebäude bertanden haben mochten.

Ganz geringe Spuren von einer dritten Sorte Mo- faiken, mit dem die gegenwärtige, der letzten Bau- Periode angchörige Bafilica bekleidet war, vervoll- ftändigen diefe hoch intereffante Colleclion der Fufs- bodenbelege.

Mehr als wahrfcheinlich wird demnach die An- nahme gelten können, dafs an Stelle des alten, auf wefentlich erhöhtem Terrain und mit Benützung alter Baufteine, namentlich der Säulen, und wahrfcheinlich auch auf den alten Fundamenten, das gegenwärtig bertehende Gotteshaus errichtet wurde, welches dann im Laufe der Zeit jene Ausftattung erhalten haben dürfte, von welcher heute noch einzelne Rerte erhalten find. Ebenfo dürfte angenommen werden können, dafs auch der Vorhof, fowie das Baptirterium der Haupt- Dispofition nach dem alterten Grundgedanken diefer intereffanten Gefammt- Compofition angehören, wo- gegen der Glockenthurm in feiner heutigen Form wenigrtens errt ein Werk des Mittelalters irt.

Trotz der äufserft geringen Refte des einft fo fchmuckreichen Gebäudes, und trotz der vielen äufserrt rtorenden Zuthaten fpäterer und fogar der neuerten Zeit, bildet der Dom von Parenzo in feiner Totalität heute noch eines der wenigen erhaltenen Beifpiele, welches den erhabenen Ernrt altchrirtlicher Kunrt aus- rtrahlt, und wird derfelbe gerade durch den erfchöpfen- den Inhalt aller Erforderniffe einer Bafilika ein voll- ftändiges Specimen diefer Kunrtrichtung. Bezüglich der Compofition wird derfelbe von keinem andern Denkmale diefer Art weder in Ravenna noch in Kom übertroffen.

Alterthumlich find im Dome von Parenzo noch die S'iulen, die Stück-Decorationen an den die Säulen verbindenden Bögen auf der linken Seite des Schiffes. Ferner der reiche Mofaiken-Schmuck in der Abfis des Hauptfchiffes und die hoch intereffante, in Art des Opus Alexandrinum ausgeführte Wandverkleidung dafelbrt, ebenfo die Refte der Mofaiken in den fonft arg verrtümmelten Abfiden der Seitenfchiffe. Ebenfo find die drei Fenrteröffnungen in der Haupt-Fagade noch urfprünglich. Dagegen find die im Aeufsern theil- weife noch erkennbaren Fenrter der Langfeiten des Hauptfchiffes durch zopfige halbkreisförmige Fenrter erfetzt worden.

Die gewifs fehr intereffanten Holzdecken, welche einrt die drei Schiffe bedeckt haben mochten, find ver- fchwunden.Von einer Bekleidung der Wände im Lang- haufe mit Mofaiken, mit Tüpfelungen oder mit Stuck, infofern folche überhaupt je zur Ausführung gekom- men fein foUtc, irt mit Ausnahme der oben fchon be- rührten Stuckirung in den Bogenleibungen der einen Seite der Arcaden keine Spur mehr vorhanden. Die Wände des Langhaufes bedecken einige der Barokko-

CXIV

Zeit angehörige Oelgemalde, und find die übrigen Wandflachen des Innern mit brutalen und llorenden Decorations-Malereien im gothifch fein wollenden Style bedeckt.

Das Langhaus ift erweitert durch zwei an beiden Seiten desfelben fymmetrifch angebaute Capellen, welche nach dem Langhaufe durch Arcaden geöffnet find, die den Arcaden des Hauptfchiffes nachgebildet wurden. Diefe Zubauten follen erfl aus dem Anfange diefes Jahrhunderts rtammen.

An den Wänden der Kirche find verfchiedenc interefifante alte Bau-Fragmente und Monumente theil- weife wenig günflig placirt. Der hoch intereffante Altar-Raum ift durch ein häfsliches eifernes Gitter ab- gefchlofiTen. Der modernen aus Marmorplatten herge- ftellten Pflafterung gefchah bereits Erwähnung.

Am Aeufsern der Bafilika find wohl unverwifchte Spuren des hohen Alters, aber auch folche der viel fachen und pietätlofen Reftaurationen fpäterer Zeiten erkennbar.

An dem Vorhof find nur die Säulen an den drei Seiten desfelben noch alt, während die Säulen an der vierten Seite, fowie fämmtliche Bogen und mindeftens die aufsen fichtbaren Theile des Mauerwerkes, der neueften Zeit angehören. An den neuen Säulen, welche genau den alten nachgebildet find, ift der Mangel des freien Erkennens der Eigenthümlichkeiten alter Form- gebung, fowie eine gewifle Härte der Modellirung in den Capitälen ftörend. Die moderne Uebermörtelung der Wände und Bögen ift ganz kahl und der Mangel jeglicher Profilirung contraftirt empfindlich mit der graziöfen Gliederung und Ornamentik an den alten Säulen.

Das Baptifterium ift, wie fchon erwähnt, nur in dem rohen Ziegelmauerwerk erhalten und find felbft in diefem vielfache Veränderungen von der alten Befchaffenheit derfelben zu conftatiren.

Aus diefem feltfamen Gemifche uralter Bau-Frag- mente und moderner Nothbauten, welches allerdings den Grundgedanken des alten Vorhofes wiedergibt, erhebt fich in rührender Erhabenheit die alte Haupt- Fagade der Bafilika mit dem allmälig fich abbröckelnden Mofaiken-Schmuck an der Wand des llochfchiffes und im Giebel. Auch die drei, den Kirchcnfchiffen entfpre- chenden Eingangsthüren find alt und fehr interefiant.

Wenn es ein Leichtes war , im Vorftehenden eine beiläufige Schilderung von der heutigen Erfchei- nung des Domes von Parenzo zu geben, und wenn es bei diefer Gelegenheit möglich war, auch die inter- effanten alten Theile und deren Provenienz hervor- zuheben, fo läfst fich doch mit weit geringerer Sicher- heit die Frage, wie eine etwa in Ausficht genommene ftylgemäfse Reftauration durchzuführen wäre , beant- worten. Und doch wäre eine folche eines der interef- fanteften Probleme, welches an einen mit den Er- forderniffen eines derartigen Denkmales vertrauten Architeclen geftellt werden könnte. Auch find fowohl an diefem Denkmale felbft zahlreiche unfehlbare Anhaltspunkte vorhanden, als auch die gleichartigen Monumente von Rom und Ravenna zur I^rgänzung des hier fehlenden vorbildlichen Materials herange- zogen werden könnten.

Unfere modernen Anfchauungen und Baugewohn- heiten liegen aber jener Zeit, welche diefes Denkmal

Bedeutung feines

reprafentirt , fo aufserordentlich fern, dafs es wie die wenig glücklichen Reftaurationen ähnlicher Denk- male in Rom beweifen ein aufserordentlich tiefes Studium und ein Verfenken in jene uns fo fern gerückte Zeit, und vor Allem einer aufserordentlichen Pietät bedürfte, um die Reftauration in jenem ange- deuteten Sinne durchzuführen.

Wenn fich aber auch jener felbftlofe und pietät- volle Künftler finden liefse, dem mit Beruhigung eine derartige Aufgabe anvertraut w-erden könnte, fo werden vorausfichtlich jene grofsen Geldmittel, die zur Durch- fuhrung eines folchen Unternehmens erforderlich waren, nicht aufzubringen fein. Und fo werden wir wohl für alle Zukunft darauf verzichten muffen, den Dom von Parenzo in jener fchmuckreichen und einheitlich wirkenden wirkungsvollen Erfcheinung zu erblicken, auf welche die Erbauer desfelben unbedingt bedacht waren und welche auf folche Weife auch eine der würdigften Formen für das Gotteshaus erfonnen haben.

Wenn aus den oben angeführten Gründen auf eine voliftandig durchgeführte ftylgemäfse Reftauration diefes Baudenkmales fohin wohl nicht ernftlich gedacht werden kann, fo würde unfere Zeit doch auch der Vorwurf einer unverantwortlichen Verfaumnis treffen, wenn diefelbe nicht alle aufbringbaren Mitteln anwen- den würde, um das Wenige noch Erhaltene alter Kunft und Technik vor dem nun rafch fortfchreitenden gänzlichen Ruine zu retten und damit ein Denkmal zu erhalten, welches nach Alter und Gleichen fucht.

Hiebei ift auch darauf Rückficht zu nehmen, dafs der Dom zu Parenzo nicht nur ein hoch intereffantes hiftorifches Denkmal, fondern auch ein dem gottes- dienftlichen Gebrauche dienendes Bauwerk ift, welches fortan in würdiger und folider Befchaffenheit erhalten werden mufs, und dafs es alfo unausgefetzt des Auf- wandes gewiffer Geldmittel bedarf, damit auch diefem letzten Zwecke Genüge gefchehe.

Werden diefe nun unerläfslichen Geldmittel in folchem Sinne angewandt, dafs cinerfeits das wenige noch beftehende eines alten Kunftwerkes ftets und pietätvoll erhalten bleibt und dafs andererfeits alle baulichen und decorativen Vornahmen möglichft in dem Sinne durchgeführt werden, um die Erfcheinung des Hauwerkes den Intentionen feiner Gründer zu nähern, fo kann es mit verhältnifsmäfsig geringen Geldopfern gelingen, das Denkmal in einer Reihe von Jahren nicht nur in feiner baulichen Befchaffenheit mehr zu confolidiren, fondern auch die Erfcheinung feines Aeufsern fo wie feines Innern in mehr charak- teriftifcher und ftylvoller Weife zur Geltung zu bringen.

Wie weit in diefer Hinficht zu gehen fein wird, läfst fich mit wenigen Worten nicht fagen, und hängt auch davon ab, welche Geldmittel zur Verfügung geftellt werden. Jedenfalls foUte die Confervirung alles Alten, fowie die richtige Placirung alter Fragmente die erfte und mafsgebende Richtfchnur bilden.

In letzterer Hinficht befteht bei der Kirchenvor- ftehung die löbliche Abficht, den Vorhof und das Bap- tifterium gewiffermafsen in ein Mufeum umzugcftalten, dort die zahlreichen vorhandenen alten Fragmente und Grabdenkmale aufzuftellen. Dafs auch hierzu ein Verftändnis von der Bedeutung und ehemaligen Ver- wendung diefer alten Bruckftücke gehört, ebenfo wie

cxv

ein CT^evviffer nflhctifcher Sinn für eine zvveckmhfsif^e und inftruftivc Aufftcllung, (leht aufser Frage. Noch gröfsere Wichtigkeit als diefer Sammking altchrift- licher Kunftgegenflnnde wäre der l-lrhaltung der mit dem Hauwerke im Zufammcnhange flehenden alten Fragmente beizulegen.

In diefer Bezieliung erlaubt fich der Berichlerflat- ter die Aufmerkfamkeit der Central-Commiffion in erller Reihe auf die Mofaiken an der Weft-Fagade des Domes zu lenken, tlie allerdings in fehr verfallenem Zuflande fich befinden, und falls nicht baldigft Abhilfe gefchaffen werden follte, rafch einem gänzlichen Ruine entgegengehen werden. In Parenzo fcheint man diefes Schickfal des äufseren Mofaiken - Schmuckes auch für entfchieden zu halten. Und doch ift gerade dicfe Partie die intereffantefte des ganzen Bauwerkes, und mit Rückficht auf den Zuftand, welchen diefe Seite der Bafiliken von Rom und Ravenna zeigen, ein Unicum.

Es wird daher dringend empfohlen, diefer Partie des Domes von Parenzo eine befondere Aufmerk- famkeit zu widmen^ dabei kann nicht gezweifelt werden, dafs es gelingen wird, die noch gut fichtbaren Mofaik-

Felder durch zweckmäfsigc Rcflauration dauernd zu erhalten. Von anderen bereits verfallenen Partien der Mofaik-Bekleidung find mindeftens noch die Contouren in den Eindrücken auf den Grund erhalten.

Eine gründliche Unterfuchung würde darthun, wie weit in diefer Richtung Reflauratiouen zuläffig wären, und wäre für die übrigen als verloren erklarten Partien, mindeftens die Abnahme der Formen, die in den Grund eingedrückt find, empfehlenswerth.

Aber auch die Mofaiken im Innern der Kirche und die Wandtäfelung in der Abfis bedürfen der Nachhilfe.

Diefe flüchtige Erörterung follte darthun , dafs es nicht nur ein A61 der Pietät ift, eine fachgemäfse Reftauration des Domes ernftlich in Betracht zu ziehen, fondern dafs eine folche mit verhältnismafsig geringen Mitteln und mit einem gcwifs fehr dankenswerthen Refultate durchzuführen fein würde.

Den erften Schritt dazu hätte eine gründliche fachmännifche Unterfuchung und einemöglichft genaue Aufnahme des Bauwerkes zu bilden, wodurch erft jene unerlafsliche Grundlage gefchaffen würde, auf welche die weiteren Anträge bafirt werden können.

Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.

Von Dr. Karl Lind.

IX.

(Mit 4 Text-IUuftrationen.)

J.1N der Anna-Kirche zu Sagor befindet fich als ä-jg g#ffl inwendige Thurmllufe beim Wefleingange eine Ijy^yjtt graue Kalkfteinplatte von 2 'Ol M. Länge und O'Si M. Breite. Fig. i veranfchaulicht die Zeichnung der Platte, mit Kreuz und Wappenfchild. Die Zeich- nung ift blofs in Contoureft ausgeführt, das fchraffirte Feld im Schilde ift rauh und vertieft. Die Buchftaben der Umfchrift find kräftig. Sie lautet: hie leit bernhart rotnftain ta nach chrift geport veronnen warn drev- zehnhundert jar f. Es il\ dies eine der alterten deutfchen Auffchriften an kärntnifchen Monumenten und mag wohl von einem Zeit- und Turniergenoffen des Minne- fängers Ulrich von Lichtenftein in der nahen Steier- mark ihr V'orbild genommen haben.

Unter den Glocken der Anna -Kirche ift die kleinfte mit dem Spruche: „o maria hilf uns aus aller not amen" geziert; fie dürfte aus der Mitte des 15. Jahr- hunderts flammen; in der Sacriftei ein Kelch aus dem 15. Jahrhundert, klein, der Fufs fechsblättrig, der Nodus aus getriebenen wulftigen Blättern mit eingravirten Blättern, der Schaft quadratifch. '

Die im Decanate Eberndorf gelegene Pfarrkirche zu Sittcrsdorf ift nach Art einer Bafilika angelegt, doch ilt diefelbe neueren Urfprungs und nur im Pres- bytermvi gothifchen Charakters. Das rundbogig gewölbte, fpeciell im Hauptfchiff tonnenförmig und mit einfchneidenden .Stichkajipen überdeckte Lang- hans ift breiter als tief und an den Chor unhar- monifch angefchloffen. Das Netzwerk des letzteren

' Mitgetheilt vom Correfpondenten M. Gro/ser.

vereinigt fich auf Confolen, die Fenfteröffnungen find theils mit geradem Sturze, theils im Spitzbogen ohne Maafswerkfüllung gefchloffen.

Aufser dem in P'ig. 2 abgebildeten fpat-gothifchen Tauffteine ift: nur noch ein in der äufseren Weftfeite des linken Seitenfchiffes eingelaffener Römerrtein einiger Beachtung werth. Er ift kreisrund geformt mit o-8o M. imDurchmeffer, mit einer Schräge und einem hübfchen Aftragal umrahmt und zeigt im vertieften Felde die Büfte eines Mannes, wie fie auf den Romerfteinen vorkommen. Das Geficht ift arg verftümmelt, am deutlichften noch die Augen markirt; erkenntlich find auch die P"inger beider Hände, von denen die rechte Hand an die Bruft gelegt erfcheint, die linke einen kurzen Gegenftand (anfcheinlich eine Papierrolle) umfafst hält. Ueber das Ganze laufen verunftaltende Riffe, wiewohl das Material aus hartem kryftallinifchen Kalk befteht.

Die an der nördlichen Seite des zur Vorhalle gemachten ftarken Weftthurmes ftehende Jahreszahl 1690 dürfte als mafsgebend für das Alter der Kirche gelten.

St. Leonliard in der Abtei. Eine hochgelegene kleinere Anlage mit rund befchlolTenem fehr beengten quadratifchen Chore und gleich breitem fpät-gothifchen Schiffe. Das erftere hat im einzigen Joche neuartiges einfaches Kreuzgewölbe, das letztere in drei Jochen dichte Netzwerke. Nach dem Memorabilien - Buche „foll die Kirche im Jahre 1521 von einem Abte des Stiftes St. Paul erbaut worden fein."

CXVI

Der Chor ftammt aus einer neueren Bau Periode, und aus der jüngften Zeit ,1859) der als Wertvorhalle eingebaute ftarke Tlnirm. Ueberdies erfcheint das ganze Aeufsere, zumal die Weft-Fagade, gründlich modernifirt, Strebepfeiler fehlen, F"enrter find fcheit- recht gefchloffen, die Gewölberippen find in Wand- dienften fortgefetzt, die flatt eigener Capitäle blofse wulflformige Rinee befitzen.

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esifraHD^aD^]

Fig I. (Sagor.)

Ein fehr intereffantes Tafelgemälde ziert die Aul- fatzwand des nördlichen Seiten- Altars: Darjlclliing der Abnahme des Leifknams Je/u vom Kreuze, im Style der Cranach'fchen Schule; dasColorit ift: erneuert worden, doch die Compofitionsweife irt: unverändert geblieben. Dimenfionen ; 1-20 M. breit, i-6o M. hoch.

In der Mitte das Kreuz, vor welchem die Mutter des Heilandes im blauen Gewände, gefenkten Kopfes und mit gefalteten Händen auf der Brufl zu ihrem Sohne herahfieht, den im Vordergrund Jofeph von Arimathia bei den Schultern unterflützend, fanft zur Erde herabläfst und unter dem Leiahnam ein grofses weifses Tuch ausbreitet. Rechts Maria Magdalena in knieender Stellung und gebückt, die rechte Hand

Chrirti mit KülTen bedeckend; links von Maria eine zweite Frau mit einem Tuche ihr Antlitz verhüllend, neben ihr als dritte Leidtragende eine Frau mit omporgehaltenen Händen und jammernder Miene. Hinter den letzteren Nicodemus und Johannes Evan- gelift in ruhiger Theilnahme die fchöne Gruppe fchliefsend. Links und rechts des Hintergrundes die gekreuzigten Schacher in zufammengekauerter Körper- haltung. Charakteriflifch ift der den Hauptperfonen des Bildes gegebene Nimbus, der die Form einer vollen Scheide hat. Diefe ift ftark vergoldet und zum Zwecke einer wirkungsvollen Hervorhebung von dem ebenfalls goldenen Hintergrunde mit concentrifchen Strahlen markirt. Ganz im Vordergrunde rechts kniet der Donator mach dem Gedenkbuch ein Abt des Stiftes St. Paul) mit Mitra und Stab und feitwarts ge- zeichnetem Stiftswappen. Von den gefalteten Händen läuft ein Spruchband aus mit der Aufschrift : „miferi- cordia dei miferere mei" in gothifchen Minuskeln. Das Gedenkbuch bemerkt noch, dafs es wahrfcheinlich der Abt Philipp war, der dies Bild der Kirche gefpen- det hat.

Die Kirche zu St Andrä in der Ebene ift klein, mit einem gothifchen Chorlcin und fehr langen Schiffe, an der Nordfeite ein fchlanker viereckiger Thurm.

Die Phillips-Kirche bei Pfaundorf. Die mittel- grofse einfchiffige langgeftreckte Kirche hat einen mehr kleinen aus einem Vorderjoch und dem aus dem Achtecke genommenen Altarjoch beftehenden Chor und ein in fechs Joche getheiltes fchmales Langhaus, an deffen W^eftfront der mäfsig ftarke, als Vorhalle unterwölbte und pyramidenförmig bedachte Thurm

Kig. 2. iSiltersdorf.)

fteht. Das einfachere gothifche Chor-Gewölbt ift an den Ausgangspunkten der Rippen mit gewöhnlichen Con- folen markirt ; die zufammengefetzteren Schiffsgewölbe, die nebft kurzen und geraden Strebe- und Scheitel- rippen noch mit kühn gefchwungenen Afterrippen ver- fehen find, haben an der Widcrlage Dreiviertel-Säul- chen, deren Stellungen auch an den Aufsenwiinden mit einigen Strebepfeilern bezeichnet werden. Die Fenfter im Chore und der unprofilirte Triumphbogen

CXVII

find fpitzbogig, die Schifffcnller nioderniTirt : die erfteicii ohne Maafswerk.

Mit i^röfserem Kiinftfinnc wurde in neuerer Zeit in der weftlichen Richtung der Kirche eine geraumige Grtift-Capelle errichtet, die in der Art einer Doppel- Capelle einen zum Gottesdicnfle bcflimmten oberen Raum, dann den darunter liegenden eigentüchcn Gruftraum umfafst. Sie ilT: im Jahre 1811 vom Fürll:en Franz Orfmi -Rofenberg, Befitzer der Nachbarsherr- fchaft Sonegg aufgebaut und im Jahre 1819 confecrirt worden. Als Ruhcllhttcn für die Mitgheder der FamiUe dienen 22 Nifclien, gemauerte längliche Höhlungen in zwei Gefchoffen an der SiJd- und Nordfeite, von welchen bereits fünf benützt und verfchloffen, fiebzehn noch leer find.

Der obere, im Frdgefchoffc liegende und ebenfalls quadratifch angelegte Capellen-Raum hat einen unbe- deutenden Altar, gerade Decke und fechs grofse rechteckige Fenfleröffnungen mit Glasmalereien, von denen vier die Stammhalter und Ahnen des Rofen- berg'fchen Haufes darllcUen.

Die einfchiffige Filial-Kirche zu St. Andrae, ift: ein fpät-gothifcher Bau mit einem viereckigen kleinen Thurme.

Die Kirche zu St. Jacob in Galicien ift ein mittel- grofses Gebäude mit fchlecht gewölbtem kleinen Chore und dem unorganifch angefchloffenen, aus einem Hauptfchiffe und einem um die Hälfte fchmäleren nördlichen Seitenfchiffe beftehenden Langhaufe. An der Südfeite des Hauptfchiffes ein viereckiger Thurm mit Zeltdach über der Sacriilei.

Die St. Johannes-Kirche in Ebriacli ill ein mittel- grofses Gebäude mit kleiner Apfis fpät-gothifcher Zeit, hölzerner Decke im Schiffe und viereckigem über der Sacriftei errichteten Nordthurme mit achtfeitiger Spitze. An der Sacriftei die Jahreszahl 1525, am Orgel- Chor 1633.

Die Pfarrkirche zu St. Michael in Eifcnkappel ein anfehnlicher drcifcliiffiger Hallenbmt aus der fpät- gothifchen Zeit. Der bedeutend höhere Chor hat in zwei Traveen und dem eckigen Schluffe einfache, die Schiffe zufammengefetzte Spitzbogengewölbe. Mit der grofsen Chor-Höhe fteht jedoch die Pfeilhöhe des Gewölbes nicht im rechten Einklang. Es wurde nh'm- lich der Gewölbeanfall bis in das letzte Sechftel der Raumhöhe gefetzt und in Folge deffen den Kappen in unzureichendem Maafse Entwicklungs- freiheit gewahrt; daher zeigen auch die Rippen einen ins Rundliche übergehenden Schwung. Unter denfelben nehmen die zwei Querrippen die Hauptftellung ein. Sie find als Üärkere Gurtbögen gehalten, mit dreifeitiger Unterficht, welche Form fie den ebenfo ftarken und geformten Wandpfeilern entlehnen. Doch wird der ftumpfe Uebergang nicht unmittelbar bewerkftelligt, fondern durch niedrige und ausgezackte Capitäle ver- mittelt. Für den Anfall der ziemlich ftarken Diagonal- Rippen von gewöhnlichem gothifchen Profil findet fich nicht Raum auf der Deckplatte jener Capitäle und fie muffen fich daher direct an die Hinterwand ftützen.

In den vier Ecken des Chor-Schluffes find llatt Halbpfeiler Halbfaulchen angebracht, deren Kelch- Capitäle tiefer an den Schäften fitzen , was einen unharmonifchen Anfchlufs an das Vorder-Joch zur Folge hat. An und für fich kommt aber der Spitz-

bogen-Charakter im Schlufs-Joche entfchiedener zur Geltung.

Der profilirte'l'riumi)hbogen zeigt einen luifchonen Wechfel zwifchen Hohlkehlen und Rundftabcn.

Das ftattliche Langhaus zerfällt in drei quadra- tifche Travccn des Mittelfchiffes und je drei längliche Joche in den Nebenfchiffen. Die Trennung wird durch 074 M. ftarke achtfcitige Pfeiler mit an vier Seiten ge- ftellten Säulchenvorlagen beforgt, deren Ring-Capitäle zur Aufnahme der Lang- und Querrippen dienen; die Diagonal-Rippen ftofsen an die anderen vier Seiten der Pfeiler an. Die zwifchen den Trennungspfeilern gefpannten, ziemlich gedrückten Scheidbögen behal- ten das dreifeitige Profil, wobei an der unteren Seite das Profil der Säulchenvorlage mitläuft. An den Seiten- wänden treten dreifeitig abgefchrägte Halbpfeiler etwa 0-79 M. vor, die zugleich die an den Aufsen- feiten fehlenden Strebepfeiler erfetzen. Von einem zum

;7S

Fig. 2. >Eifenkappel.)

anderen find parallel mit den Scheidbögen und in der- felben Höhe, gleichfalls abgekantete Wandgurten überfpannt; den Wandpfeilern ftehen wie den Tren- nungspfeilern eigene Dienfte vor. Nur links und rechts des Triumphbogens übergehen die Rippen auf blofse Confolen, die theils Schilde theils Gefichtsmasken tragen.

Bei den gedrückt fpitzbogigen Fenftern kommt weder im Langhaus noch im Chor eine Maafswerk- füllung vor.

Die weftlichen Joche werden zum gröfserenTheile \om Orgel-Chor, im füdweftlichen Theile von dem ein- gebauten kräftigen Thurm eingenommen; der Orgel- Chor ruhet auf zwei einfach gothifch gewölbten Tra\'een, die fich gegen das Langhaus in zwei niedrigen Spitz- bögen öffnen (Fig. 3). Der Thurm ift mäfsig hoch und mit einem barocken Helm eingedeckt. Die im Innern vorhandenen Gegenftände find aufser dem in neuefter

CXVIII

Zeit angefchafften marmornen Taufbecken ohne aufser- gewöhnlichen Werth. Die Seiten-Altare und die Orgel find auch neu, der Hoch- Altar barock.) Durch diefen irt zu zwei Drittel eine hubfche gothifche Wandnifche, wahrlcheinlich ein ehemaliger Früjkrßtc vorgeftellt. Hohe 2 M., Breite i M., der Kleeblattfchlufs llark befchädigt.

Wenn auch diefelbe keineswegs die organifche Strenge des hochgothifchen Styles zeigt, \o verdienen doch die regelmäfsige Ein- theilung und die

den Grenzen

noch in MaafsvoUen conftruirten Wölbungen eine Anerkennung. Deffen ungeachtet möchte man ein gröfseres I'resbyterium und eine andere Stellung des Thurmes wünfchen. Durch den feitlichen Einbau des Thurmes, welcher nicht einmal als Eingangshalle unterwölbt wurde, macht fich fowohl von Innen wie von Aufsen ein recht ftörender Eindruck fühlbar. Der taubere Anftrich des Innern contrallirt gewal- tig gegen die auffallend verwahrloflen Aufsen- feiten. In erller Linie möchten die Strebe- pfeiler des Chores und die Thurmbedachung eine Renovirung dringend erheifchen.

Fig. 4. Ar.iii.T Dorn.)

Die Sacrifteithür ill: gothifchprofilirt, dieEmporen- Oeffnungen im Stichbogen gefchloffen. Die Emporen- Räume find neueren Datums und gefchmacklos.

Von Grabfteinen erfcheinen zwei nennenswerth. Ein Grabftein des „Graffen von Chryftalnig von unt zu Grillnrtain, Ereiherrn von Oeberfiäin und Wafen- berg etc. geftorben den 22. 8 bris Ao. 1751".

Ein zweiter Grabftein einer ,,Erau Maria Clarii Gappin von Tamerburg, einer geborne Jurhatin von Hartenftein, gewefte Einnembcrin in der Capl, welche den 10. Juni in lögiften Jahr in Gott feelig ver- fchiden".

In der Sacriflei ein Mefskelch von Silber und ver- goldet, mit der Jahreszahl ifijS, welches Jahr zugleich den Heftand der Kirche bezeichnen durfte.

Die aufser dem Markte Eifenkappel nahe an der Eberndorferrtrafse fchön gelegene Friedhofs -Kirche Maria Dorn (Fig. 4), gehört ebenfalls der fpät-gothifchen Periode an. Doch fallt der Bau fchon in jene Zeit, wo der Compofition die künftlcrifche Ruhe gjmzlich abhanden gekommen ill. Damit ift aber nur das beinahe quadratifche inid durch einen einzigen mächtigen Trennungspfciler fcheinbar in zwei gleiche Schiffe gctheilte Langhaus ge. meint. Der mit dcmfelben gleich hohe Chor hat in einem Joche und dem eckigen Schiuffe das einfache gothifclie Kreuzgewölbe, worin die Rippen unun- terbrochen und gebündelt bis zu dem unter den Fenllern laufenden Kafffims gehen. Am Scheitel kreuzen fie fich in runden Schlufsftein -Platten , die nicht mehr erkennbare Relief- X^erzierungen enthalten. Die fpitzgefchlolTenen ziemlich grofsen Fenfler find ohne Maafswerk. Durch den in die Mitte des Lang- haufes gellellten Pfeiler wurde offenbar eine Untertheilung in \ier Traveen beab- fichtigt. Charakterillifch find in diefer Beziehung die vom Pfeiler nach, vier Seiten ausgehenden fehr gedrijckten Gurtbögen, deren dreifeitiges Profil dem in der Pfarrkirche fchon angewendeten Vorbilde nachgemacht wurde. Nun war es aber nicht gut möglich, für den der Triumphbogen - Oeffnung zulaufenden Bogen einen Widerlager anzuordnen. Man mufste daher jenen am Scheitel- punkte im Laufe unterbrechen und den Druck mittelft einer eingefetzten Stich- ]<appc an die Laibungen des Triumph- Bogens \ertheilen. Dadurch find aber llörende Unrcgelmäfsigkeiten in der Rippenführung der Seitenjoche entflan- den, welche hätten vermieden werden können, wenn llatt eines zwei Trennungs- Pfeiler in die Achfe geftellt worden wären, oder wenn man eine Löfung vor- genommen hätte, wie fie z. B. in Maria am See und Gutenftein zu fehen ill. Die zwei welllichen Joche haben ungellörte Sternwerke, die eine vollkommene Entwicklung zeigen.

An der Nordfeite des Langhaufes ift ein moderner Capellen-Zubau am Norden des Chores der mit ihm gleich alte Thurm. Derfelbe befitzt ein fchlankes achtfeitiges Zeltdach, vier Spitzgiebel an den Um- faflungsmauern und gekuppelte gothifcheSchalUöcher. Sämmtliche Eingänge find mit llarkcm Eifenblech bcfchlagen und im Spitzbogen gefchloffen. Derbe Strebepfeiler reichen bis zum ausladenden Dachfaum. An dem fehr grofsen in neuerer Zeit angebrachten Friedhofe findet fich nichts Bemerkenswerthes.

CXIX

Zur Erforfchung der Schwazer Kreuzgang-Gemälde.

Von Dr. Alb,'rt /lg.

jAS Klollcr und der Kreuzganjf der Francis- I ^a3i ^'^iner find eine fromme Stiftung derBewohner- lii£^^ fchaft von Sclnvaz aus dem erflen Viertel des i6. Jahrhunderts, wobei die Knappenfchaft ganz JDefon- ders eifrig fich bethätigte. Wir wiffen dies aus dem Diplom Maximilian I. aus dem Jahre 1507, ferner aus einer anderen Urkunde von 1522, welche befagt, dafs in diefem Jahre zwei Brüder, Namens Stockl, im Kreuz- gange zwei Bogen bauen und malen liefsen. Wir wollen diefen Umftand fortan im Auge behalten, da er uns zur Beurtheilung der Baugefchichte wie jener der Malereien den Schliiffel bietet, die Wappen an den SchlufsÜeinen und Bildern alfo ficher als Marken der Stifter betrachtet werden können.

Jedes der Travees des Kreuzganges wird von einem einfachen Kreuzgewölbe bedacht, deffenSchlufs- flein durch einen gemeifselten und bemalten Wappen- fchild bezeichnet wird. Die Bogen der Rippen ent- Ipringen aus Confolen, welche an den Wanden aber- mals durch einen Schild maskirt find ; endlich findet fich in jedem Gemälde in der Ecke links unten, bis- weilen in jeder Ecke, neben den knieenden Figuren der Donatoren ein Wappen, natürlich gleich dem Uebrigen im Bilde gemalt. Hieraus refultirt ein ftatt- licher heraldifcher Reichthum im Ganzen; ich aber erlaube mir, die verfchiedenen Arten der in jedem Trävee vorkommenden Wappen der Kürze halber zu bezeichnen als: Wappen des Schlufsfteines, Wappen an der Confole und als Stiftervvappen. Eine eingehen- dere Befchreibung der Gemälde kann ich dem Lefer darum nicht erfparen, weil Helkveger's Andeutungen (P. Schupf, Mitth. der Centr.-Comm. VIII., p. 108 ff.) zu allgemein gehalten und hauptfächlich nur vom Gefichtspunkt der Erhaltung der Bilder gedacht find, das Kunftgefchichtliche aber, fowie die Wappen noch nirgends unterfucht wurden. Ich beginne mit der I bezeichneten Seite, indem der Zugangsflügel fpater befondere Würdigung erheifcht. (Fig. i.)

I. Arcaden-Reihe.

I. Das Abendvnilil. Aus einer perfpe6livifch ge- haltenen Säulenhalle mit feinfoUend toscanifchen Säulen fällt der Blick auf eine mittelalterliche Stadt, deren Plätze voll Volkes find. In einer Küche wird gefotten und gebraten. Den .Speifetifch der Aportel, auf deffen Tuch wir Wecken, Bretzeln und hübfch geformte Gefaffe erblicken, umlagern zwifchen Kühl- wannen, Schemeln und dergl. Krüppel .und Bettler, Judas fchleicht mit dem Beutel zur Seite davon. Zu- ftand des Gemäldes bereits fchlimmer als nach Hell- weger, die Contouren faft gänzlich in der unteren Hälfte biosgelegt, doch noch fcharf erhalten, die Infchriften, wie an vielen der Bilder, kaum fichtbar; das gemalte Parapet unter dem F"resco gleichfalls verwifcht. Im Ganzen r.och ftarke Anklänge an den Styl des 15. Jahr-

Vll. N. F.

hunderts, befonders in tlcn hafslichen Typen der Köpfe.

Confolen- Wappen (rechts an der Ecke): Der

böhmifche Lowe. Stifter-Wappen links : Viergetheilter Schild, in i und 4 Kleezweiglein. P"arbe unkennbar, 2 und 3 eben- falls verwifcht. Stifter- Wappen rechts: Auffteigender Löwe; Farbe unkennbar.

Neben dem erllen Schilde, wie fonft in der Regel, die knieende Figur des Donators.

Schlufsftein- Wappen: Viertheilig; I. weifse Klee- zweiglein in Roth, 2. rother Lowe in Weifs, 3. weifse Rübe in Schwarz, 4. fchwarzer Stein- bock, flehend in Weifs.

Jedes diefer Gemälde ift von dem benachbarten durch gemalte, fehr phan- taftifche Pilafler von krausgefchweifter Form getrennt, von denen fich ein der Bogen-Curve über dem Bilde folgendes Ornament entwickelt ; Blumen und Gold- zierrathen find häufig untermifcht. Zu- weilen endigt diefer baldachinartige Zierrath in der Mitte oben in eine Scheibe, die zufallig in derForm an einen Cardinalshut erinnert und die Jahrzahl des Fresco enthalt, wenn folche angegeben ift. Auf den gefchnör- kelten Capitälen der Säulen fitzt rechts und links ein Englein mit Attributen, die meift dem Gegenftand des Bildes angepafst find. So läuten fie bei der Himmelfahrt mit Mefs-Glockchen, fchwenken Ofter- Fahnchen bei der Auferftehung, blafen die Pofaunen beim jüngften Gerichte. All' diefe, bei fämmtlichen Gemälden in der Hauptfache gleichbleibende decora- tive Einrahmung entfpricht dem GeiÜe der deutfchen Renaiffance in ihrer fpielendften Epoche und wird von

cxx

den meiften der Gemälde an älterem Typus und Krnft weit übertroffen. Die Ausmalungen in den Gewolb- kappen find noch jüngeren Datums, aus den Tagen der Reftaurationen unferer Kreuzgang-Fresken herrührend.

2. Chrißus am Oelherg und leine Gefangcnnelimung . In waldiger Landfchaft nahen Krieger im Gewände der Maximilianeifchen Epoche. DieHauptfiguren haben mehr durch Veränderungen gelitten alsdiefe Partien, der untere Theil ift nur mehr in Contour erfichtlich. Die zurückweichenden Jünger, Petrus dem Malchus das Ohr abhauend. Dürer-Burgkmayr'fches Gepräge, belbnders auch im Landfchaftlichen.

Confolen-Wappen : Senkrecht halbirt, Cartilien und Neu Oefterreich.

Stifter-Wappen links, übereinftimmend mit jenem im Gewölbe: quadrirt. (Feld i) weifse Kleeflängel in Roth; (Feld 2' auffteigender Löwe, obere Hälfte Roth auf Weifs, untere Weifs auf Roth; (Feld 3) desgleichen; (Feld 4) auffteigender Bock Schwarz auf Weifs. ^lit Ausnahme des Löwen gleicht diefes Wappen demjenigen des tyrolifchen Gefchlechtes der Füger von Melans, welche bei ?*Ieran fafsen. (Vergleiche meinen Artikel: Die Heraldik im alten Kunftgewerbe, in dem Jahrbuch des heraldifchen Vereines, Adler 1881, Tafel II. Sibmacher, Edit. 1696. V. 60). Bei dem Wappen im Gemälde ift hier die ganze Familie des Stifters dargeftellt.

Stifter-Wappen links wie bei dem Gemälde in der erften Arcade.

3. Der Judaskufs. Das ftark erneuerte Fresco zeichnet fich befonders durch die prächtigen Coftüme der Landsknechte aus, neben denen in Gold gemalte Rüftungen vorkommen. Contour und Faltenwurf der Dürerfchen Schule. Auch hier die Stifter-Familie mit demfelben Wappen, rechts kein folches.

Confolen-Wappen: Senkrecht halbirt, fchwarzer Löwe auf Gold, (Flandern? Hennegau .-), rother ein- köpfiger Adler auf Blau: (Farbe des Feldes un- deutlich).

Gewölbe- Wappen: Quadrirt: Erftes Feld : Kleeftiingel wie im Füger'fchen Wappen ; zweites und drittes Feld: drei goldene Kugeln in fchwarzem Schrag- balken auf Weifs ; viertesFeld: Bock wie im Füger'- fchen Wappen.

Von einer Infchrift find blos die zwei erften Buch- ftaben lesbar : Mi (Mifererel.

4. Chrißus vor Pilatus, der fein Gewand zerreifst, daneben die Gruppe der Verleugnung des Herrn durch Petrus. Schöne Hallen im Renaiffance-Styl mit korin- thifirenden Capitälen, rückwärts die Stadt von etwas italienifchem Charakter mit Zinnenmauern. Charakte- riftifch die Figur der Magd im Zeit-Coftüm. Die Figur des Stifters zur Linken ganz verblichen ; rechts die fchön gezeichnete Figur eines zweiten Donators, ein junger Mann mit dem Rofenkranz in Händen; das Wappen ift undeutlich, fcheint Baumafte zu enthalten

Confolen-Wappen : Habsburg.

Gewölbefchild: Erftes und viertes Feld: fenkrecht getheiit, aj zwei fchwarze Querbalken auf Weifs, bj zwei fchwarze Stöcke in Weifs; zweites und drittes I'eld; Judenhut, die Spitze fchwarz, die Stülpe gelb in Gelb.

5. Verfpottung Clirißi, datirt 15,26. Ueberaus rohe Auflaffung vom Caliber Schongauer's. Ein Scherge

llemmt den Fufs an den Hals des Erlofers, ein anderer blaft ihm mit der Trompete in die Ohren, fein Sitz find Prügel, die Kniee mit Stricken zufammengefchnürt, um den Hals der Strick, womit Chriftus gewürgt wird, das übliche Ausftrecken der Zunge fehlt natürlich nicht. Der eine Schacher liegt daneben in Block und Haiseifen. Die Knechte tragen Landsknecht-Kleider. Gerichtsperfonen und Zufchauer. Die Architektur im Renaiffance-Styl, Zeichnung im Ganzen fchwächer, Typus Schongauer-Zcitblom. Confolen-W'appen: Ouergetheilt , oben laufender rother Löwe in Gold, unten zwei fchwarze (blaue?) Wellenlinien in Gelb (oder Braun?). Viel- leicht eine etwas incorrefle Darftellung des Wappens von Seeland? Stifter-Wappen neben dcffen ganz fchwach ficht- barer Figur links: Erlofchen. Gewölbefchild : Schwarze Katze fitzend auf grauem (filbcrnem?) Dreiberg in Gold. Vielleicht die Katzenpek.

II. Arcaden-Reihe.

I Geifselung. Stark reltaurirt. In einer Renaiffance- Halle mit gebauchten Säulen zahlreiche Zufchauer, unter welchen auffallend viele Köpfe von ungarifchem Typus mit Barten, reiche Trachten, Zattelärmel, damascirte Stoffe. Auch der Kopf Chrifti, dcffen fchmerzvoUer Ausdruck trefflich dargeftellt ift, hat etwas Fremdartiges. Oben die Jahreszahl: 1519. Vor- züglich ift die Gruppe zweier Richter zur Rechten gut erhalten; das hier erkennbare Parapet unter dem Bilde zeigt Nifchen, worin Drachen, Schlangen und Würmer.

Confolen-Wappen: Fehlt.

Stifter-Wappen links : Drei Reihen Schuppen über- einander.

Gewölbe. Wappen communicirt mit Arcade I. 4, weil hier der Uebergang über die Ecke ftattfindet.

2. Die Dornenkröming . Auch hier überrafchen die ungarifchen Geftalten den Befchauer. Die Architektur befteht aus Hallen, theils zerftört und ruinenhaft aus- feilend. Auch die reichen Coftüme wie im vorigen Bild wiederholen fich , mit welchem diefes Fresco technifch gleichfalls ganz übereinftimmt. Parapet wie im vorigen Gemälde.

Confolen-Wappen: Der fteierifche Panther.

Stifter-Wappen rechts: Drei fchräg geftellte Linden - blätter.

Stifter- Wappen links: quadrirt. Erftes und viertes Feld: goldener Löwe auf Schwarz; zweites und drittes Feld : doppelköphges .Schachroffel Schwarz und Gold auf Gold und Schwarz. Das W'appen- bild des Doppelröffels begegnet auch auf dem einen Schilde des rothmarmornen Grabfteines des Johannes, diflus Schoner, an der Kirchhofmauer zu Zell im Zillerthal und ferner auf demjenigen des Tanczl von 1491 in der Pfarrkirche zu Schwaz (fiehe Mitth. der k. k. Centr.-Comm. N. F. IV, pag. CVIi.

Gewölbefchild gleich dem Stifter-Wappen.

3. Ueber der Thüre : St. Franciseus vor dem Kreuze knieend, auf einer Berghöhe, dabei ein Engel mit dem Spruchbande: Francisce Chriftus veniet,

CXXI

rückwärts Landfchaft mit einer Stadt, Vugcl in den Lüften.

Daneben : Die Slif^iiia/i/ation. Der Ileilitrc mit mehreren Jüngern am Berge; riickwärts ein Mufs, Stadt, etc. Italienifcher Meiller im Typu.s der (Juatro- centiften.

Confolen -Wappen: Hurgnnd. Stifter-Wappen fehlen.

Gewölbefcliild : Ouergetheilt. (Jbeii : Drei fclnvarze Vögel in einer Reihe in Gold. Unten: Drei blaue (?) Querbalken in Weifs (.'').

4. Ecce komo. Strafse mit Giebelhaufern, ein Por- tal mit Zinnen, abgetreppte Dacher. Zahlreiche Volksmenge, darunter die fehr edle Figur der Ma- donna. OlDcr dem Portal die Infchrift: SPQR. Die vielen Schriftbänder enthalten lateinifche .Stellen, z. H. Crucificatur, Tolle hunc et dimitte nobis barabam quia filium Dei fe fecit etc. Oben Guirlanden in Gold gemalt, auf dem Parapet Todtenfchädel. lieber der Geftalt des Stifters links: Miferere mei deus fecundum magnam fncä tuä.

Confolen-Wappen : Der ofterreichifche Bindenfchild. Stifter-Wappen erlofchen. Gewölbe- Wappen: Wie II. 2.

5. Die A2isführung Clirißi. Ganz zerkratzt ill diefes Bild kaum mehr erkennbar. Ober einem Thore Sonne und Mond als Ornamente. Die gothifchen Giebelhäufer, die Volksmenge, darunter wieder viele ungarifche Köpfe , die Verurtheilten gcfeffelt. In- fchriften, wie z. B. Crucifige eum! Ueber dem Stifter: Miferere mei wie im vorhergehenden Bild.

Confolen-Wappen: Tyrol.

Stifter- Wappen links: Rothe Rofen auf Weifs, dar- unter die Infchrift: C RVS ROSENTHALER

...etc. wie fie Schönherr (Mitth. der Centr.- Comm. X, pag. XXII) vollftandig richtig ange- führt hat.

Gewölbefchild: Ouadrirt. i, 4. quergetheilt. Oben fchwarzes Zwickelfeld, darin ein goldenes Pferde- köpfchen. Unten vier fchwarze und vier goldene Querbalken wechfelnd.

2. Schwarzer Pfeil auf weifsem Schrägbalken in Roth.

3. Goldene Zackenkrone mit dem darauf gefetzten Figürchen eines Kindes oder Mannchens (roth) in Weifs.

6. Chrißus fällt unter dem Kreuze. In einer bergigen Landfchaft entfaltet fich der volkreiche Zug (wieder die Ungarnl, auf den P'ahnen find neben dem SPQR Judenhüte und Scorpione als Embleme ange- bracht. Der Charakter der Landfchaft ift fehr alter- thümlich , faft an die ofterreichifche Schule des 15. Jahrhunderts erinnernd. Die Reiter find mit fpitzen Mützen ausgerüftet. Veronica. Ueber der Geftalt des Stifters: Miferere mei etc., wie oben.

Confolen-Wappen : Die mailandifche Schlange. Stifter-Wappen links: Springender natürlicher

Hirfch in Roth. Gewölbe-Wappen : Dasfelbe.

Unter dem Gemälde befindet fich hier das Datum: 1687 Renovatum fuit , und an der Säule zwifchen diefer Arcade und der folgenden ein Täfelchcn mit den Buchilaben: P. W. S,

7. Chrißus am Richtplatze entkleidet. Die Land- fchaft gleicht jener im vorhergehenden Gemälde, rückwärts die Stadt Jerufalem. Die Landsknechte, zum Theil in Zattcltracht, haben wieder den afiati- fchen Typus, die Frauentracht noch halb burgundifch. Die ohnmächtige Maria mit einem langen Schwert im Bufen. Links unten- ein gemalter Zettel mit der Infchrift:

Hie leyt begraben der erber man Schott dem gott genad ftarb am mitwochen nach petri und pauli 1512.

Im Pflafter des EHrichs ift dafelbft ein (jrabftein mit bronzener i'latte ein- gelaffen, worauf diefelbe Infchrift und die Hausmarke :

Aufserdem lieft man an demunteren Rande des PVescos die Auffchrift: 1652 Renovatum fuit, daneben ift ein in der felben fpäteren Zeit angebrachtes Wappen :

1, 4. Halber einköpfiger Adler.

2, 3. Drei Querbalken, der erfte und dritte mit einem Stern belegt.

Herzfchild : Schrägbalken mit einem Löwen belegt. Bei diefem Wappen die weitere Rcftaurations- Infchrift: de novo 1687.

Confolen-Vi^appen : Vier fchwarze (filberne) Quer- balken in Roth, Ungarn.

Stifter-Wappen links: Schwarzer Schrägbalken mit einem goldenen Jägerliorn belegt in Gold. Diefes Wappen ift im Schlöffe Frundsberg bei Schwaz im Gemache des Donjons gemalt, mit einer In- fchrift, welche befagt, dafs 1652, alfo im Jahre der Reftauration des Frescos, die Herrfchaft Frundsberg an Herrn Chriftoph Braun von Braunsegg feiig übergegangen fein.

Gewölbe- Wappen : Senkrecht getheilt, die rechte Hälfte quergetheilt. Rechte Hälfte: Oben: Weifser Adler in Roth. Unten : Rother Adler in Weifs. Linke Hälfte: Auflleigender goldener Löwe in Schwarz.

III. Arcaden-Reihe.

I. Die Kreuzigung. Auch hier wie in den vorigen Gemälden ein früher, an die ofterreichifche Schule des 15. Jahrhunderts erinnernder Styl-Charakter. Die Schacher find in Hemde gekleidet, Chriftus nackt. Maria als Nonne gekleidet, das Schwert im Herzen. Auf den Pferdedecken Infchriften mit Chiffren, welche offenbar hebräifche Schrift vorltellen foUen. Links unten als Donatoren eine Bruderfchaft, im Wappen die gekreuzten Hämmer der Knappenfchaft. Dabei die Worte :

Das gemeld haben laffen machen.

Gewölbe-Wappen: ein Heiliger mit Knappen- hämmern in Händen. Confolen-Wappen fehlt.

2. Ueber der Thüre. St. Franciscus mit den Wundmalen von einem Engel unterftützt, ein zweiter Engel fpielt die Geige, Landfchafts-Hintergrund mit einer Stadt. Uebermalt vom felben italienifchen Meifler wie II. 3. Links unten das Datum: 1516 und eine kleine Sonne.

CXXII

Confolen-Schild : Senkrecht getheilt.Neu-Ocfterreich

und Burgund. Stifter-Wappen : Ouadrirt. i, 4. Schwarzer Schrag-

balken in Weifs. 2, 3. Rother auffteigender Löwe

in Gold. Gewölbe-Wappen: Goldener auffteigender Löwe

mit einem Baumaft in den Pranken auf goldenem

Dreiberg in Weifs.

3. Picta unter dem Kreuze. Aufserordentlicli zer- ftört. Auf einem Aermel die Buchftaben: ONARHE. Lieber der Figur des Stifters die Worte: Miferere mei etc., das eine hier angebrachte Wappen ift der örter- reichifche Bindenfchild, das andere ein blauer Fifch in Roth.

Confolen-Wappen : Elfafs.

Gewölbefchild: Schwarzer Dreiberg, auf demfelben etwas unkenntliches. Am unteren Bildrande die Infchrift: 1652 Renovatum ... und ein gleich- zeitiges Wappen. Auf dem fenkrecht gelb- und rothgetheilten Schilde ein roth und gelbgetheil- tes Männchen.

4. Die Grablegung. Stark befchädigt, von der- felben Hand wie die Vorigen. Die Geftalt des Hei- landes fehr edel. Auf einem Steine findet fich dasfelbe Ornament wie beim Ecce homo. In dem cardinalshut- artigen Ornament oben das Datum: 1522, unten, am Boden des Grabes aber das Renovations-Jahr: 1580. Links die Infchrift:

Die figur hat laffen machen die lobliche Brueder- haft der metzger Gott, ze lob. Amen . 1522.

Confolen-Wappen : Cilly.

Stifter-Wappen: Natürliches Beil in Roth.

Gewölbe-Wappen : Zwei Metzger , einen Ochfen fchlagend, natürliche Farben. Unten am Rande: 1653 Renovatum fuit. De novo 1688. Dabei ein gleichzeitiges Wappen : Ouadrirt. i, 4. Weifses Kreuz auf blauem Berg in Roth. 2, 3. Schräg ge- theilt. Links: Schwarzer Bock in Gold, Rechts: Weifses Feld.

5. Cliriflus in der Vorhölle. Der Heiland tritt mit fröhlich ftolzierendem Schritt, die Ofterfahne gefchul- tert, ein, Infchrift: AttoUite portas etc. Teufel mit Hahnenköpfen fchiefsen Feuer aus Rohren , aus Po- faunen etc. Die nackten Theile der Figuren fmd über- malt. Ein Teufel in buntem Lappenkleid liegt zer- fchmettert unter dem zerbrochenen Höllenthor. Mofes hält die Gefetzestafeln, worauf (fpäter) griechifche Buch- ftaben; Adam, Eva, David etc. In der Höhe das gol- dene himmlifche Jerufalem, Seiige und Engel im Goldhimmel. Links der Donator mit der Infchrift: Miferere mei deus 1522, fammt F"amilie.

Confolen-Wappen: Oberöfterreich.

Stifter- Wajjpen links: Natürlicher Hahn in Weifs. Sib mache r , Edit. 1696, III. 99, führt diefes Em- blem als Wappen derer von Neu-Matrei an.

Stifter-Wappen in der Mitte: Quergetheilt; obere Hälfte fenkrecht getheilt; links: Schwarzer Quer- balken mit einem goldenen Löwen belegt auf weifsrothem Grund. Rechts: Natürlicher Apfel in Roth. Untere Hälfte: Wcifse Rübe in Schwarz. Am Rande unten : 1652 Renovatum . . de novo 1688.

6. Die Auferßehung. Diefelbe Hand wie die Vorigen. Im Hintergrunde die Kreuze des Calvarien-

Berges. Die fchlafenden Wächter in goldenen Rüftun- gen. Unter dem Donator die Infchrift : 152 <^ Mis. mei deus. Wappen links: Natürlicher Hahn in Gold. Diefes Emblem fuhrt das tyrolifche Gefchlecht der Haanen von Hanenberg. Sibmacher,'^^\X. 1696, III. 105. Rechts: Schwarzes Eichhörnchen in Weifs. Confolen-Wappen: Kiirnthen. Gewölbe- Wappen: Ouadrirt. i, 4. Schwarzer Hahn

in Weifs. 2, 3. Schwarzes Eichhörnchen in Weifs.

Am Rande unten das Renovationsdatum: . . . und

widerumben 1687.

IV. Arcaden-Reihe.

1. Die Erfcheinung vor Magdalena im Garten- Derfelbe Meifter, datirt 1521. Magdalena in reizender burgundifcher Tracht, hübfches Kopfchen. Der Pur- purmantcl Chrilli hier, fowie in III. 6 gleich dem Rade eines Pfaues aufgeftellt. Dabei die drei F"rauen am Grabe. Blaue Bäume. Ueber dem Stifter: Parce mihi dominc.

Confolen-Wappen: Oefterreich unter der Enns. .Stifter- Wappen: Schräggetheilt. Rechts: Schwarzer

Schrägbalken in Gold, Links: Goldner Zweig in

Schwarz. Gewolbe-\\'appen : Zwei gekreuzte Hämmer in Roth.

Am Rande unten die Worte: Renov. fuit . . . und ein zerftörtes Wappen aus fpäterer Zeit.

2. Chrißus erfcheint feinen Jüngern. Renaiffance- Halle von perfpe(?ti\ifcher Conftruftion mit toscanifchen Säulen. Die Köpfe der alteren Perfonen derb, Chriftus und Johannes edler. Biblifche Infchriften. Auf dem Geländer ein Gimpel. Oben das Datum: 1521. Unter dem Donator: Miferere mei deus.

Confolen-Wappen: Schräg getheilt. Rechts: Vier Querftreifen, weifs und roth, wechfelnd (?). Links: Goldener auffteigender Löwe in Schwarz (Bra- bant).

Stifter-Wappen; Ouadrirt: i, 4. Rother Arm mit einer Haue in Weifs. 2, 3. Weifse Mufchel in Roth.

Gewölbe-Wappen: Ouadrirt: i, 4. Drei ftyliürte grüne Bäume neben einander in Weifs (?) Dasfelbe Plmblem, auf einem Dreiberg und in Gold, führt das tyrolifche Gefchlecht der Heufler \on Raafen. Sibniacher, Edit. 1696. III. lOi. 2, 3. Schräg- getheilt, Roth und Gold, belegt mit einem auf- fteigenden Röffel, Gold und roth.

3. Die Himmelfahrt. Chriftus, bereits halb in Wolken, fchwebt über dem Berge, bei dem die Apoftel und Maria ftehen. Rückwärts Landfchaft. Derfelbe Meifter. Oben das Datum: 1521. Ueber der Figur des Stifters: Parce mihi domine Ueber jener der Frau: Miferere mei domine, diefe jedoch ohne Wappen.

Confolen-Wappen: Krain.

Stifter- Wappen: Schräg getheilt. Rechts: Goldenes Feld. Links: Halber fpringendcr Hirfch in natür- lichen Farben in Schwarz. Die von Sarnthein.

Gewiilbe-Wappen : Dasfelbe.

4. Das Pfingßfeß. Maria und die Apoftel in einer perfpe6livifch conftruirten Halle mit toscanifchen Säulen. Derfelbe Meifter. Vorn ein fchöner Rcnaif- fance-Leuchter mit fünf Kerzen. Oben das Datum: 1521. Links der Donator mit einem Knaben: Miferere

CXXIII

mei dcus iinci in gelbem Schild die Hausmarke: ___,_ Ich vermuthc, dafs hier jener Hieronymus P\ig- [W ger gemeint ilt, welcher 1525 feinem Bruder Ulrich in der Pfarrkirche zu Schwaz das fchönc Grab- denkmal widmete. (Ilg, Mitth. der Centr.-Comm. IV. N. F. p. CVII). Rechts auf die dafelbft befindliche I lolz- thür gemalt, die Figur eines zweiten Betenden in fpanifchem Kleide von fchwarzer Farbe. Confolen-VVappcn : Dalmatien.

Gewölbe-Wappen: Auf wcifsem Schrägbalken ein rother Löwe, darüber und darunter ein weifses Blatt in Roth. Aehnlich dem Wappen des tyroli- fchen Gefchlechtes der Mazza. Sibmacher, Edit. 1696, III. 100.

5. Die Aus/endung der Apoßel. Chriftus fchwebt in den Lüften, unter den Apofteln lebhafte fchöne Bewegung tles Auseinandergehens, zwei von ihnen effen noch einmal zufammen. Rückwärts Städte des heiligen Landes mit Beifchriften. Oben das Datum: 1521. Links der Donator. Derfelbe Meifter.

Confolen-Wappen : Croatien.

Stifter- Wappen : Ein Zweig mit zwei Blättern (links). Rechts: Quadrirt; i, 4. weifser Vogel (Straufs?) in Roth. Die Edlen von Straufsen? 2, 3. Rother Zwickel in Weifs. Helmzier: Ein weifser Vogel (wie im Schilde) zwifchen zwei Hörnern.

6. Das jüngßc Gericht. Zerftört ; fchönes Gemälde. Teufel mit Kämmen, einer mit einer Krone, beim Höllenrachen. Links die Seligen , darunter ein l'abfl: und ein Landsknecht, Mönche. Derfelbe Meifter.

Confolen-Wappen : Schwaben.

Stifter- Wappen erlofchen.

GeW'ölbe- Wappen: Weifses, auffteigendes Rofs in

Roth. Diefes Emblem führt das tyrolifche Ge-

l'chlecht des Refchen , Sibmacher , Edit. 1696,

III. 99.

Links an der Säule die Infchrift:

Has Pifluras Anno 1652 renovarunt Georgius et Andreas Hettinger filius illius et Anno 1687 iter- um idem Andreas et Joannes Georgius Filius ejus Piftores Suazenses. Nagler (f. n.) nennt fie Höttinger.

Darüber im Confolen-.'^childe links das burgun- difche Kreuz.

Wir haben diefer Befchreibung des eigentlichen Kreuzganges noch Folgendes hinzuzufügen. Zwifchen der Arcade II. 5 und IL 6 (auf dem Plane bei X) ift an dem Confolen-Anfatze der Rippen auf der Fenfterfeite das Wappen der Rofenthaler nochmals angebracht. Dasfelbe enthält einen rothen, mit drei Rofen belegten Sparren auf fchwarzem Grunde, unter dem Sparren einen fechsftrahligen goldenen Stern Die übrigen Schilde find auf der Fenfterwand leer bis auf jenen zwifchen II. 2 und II. 3 (auf dem Plane bei y). Das Emblem ift ein grauer Vogel (Adler .^) in Gold.

Wie aus dem Grundriffe erfichtlich, liegt dem Kreuzgange, in der Verlängerung des an die Kirche angränzenden Arcadentheiles (IV) eine aus fünf Kreuz- gewölben beftehende Fortfetzung vor, welche den Zugang zum Klofter von der Strafse aus bildet. Die- felbe fcheint auch als Bauwerk eine fpätere Zuthat zu fein. Das erfte Quadrat hinter der Porte enthalt keine malerifche Ausfchmückung, die folgenden vier

theils auf einer, theils auf beiden gegenüber liegenden Wänden, da nur ein F'enfler in diefem Gange fich befindet. Wir beginnen nach der Bezeichnung des Planes, vom Thore na h dem Innern fortfchreitend.

a) Taufe Ckrißi. Weite Landfchaft mit einem überbrückten Fluffe, rechts eine liegende Frau mit einem Kinde, oben Pu ti. Chriftus in anmuthiger Stellung knieend. Die Gewölbekajipen enthalten hier, wie in den übrigen Travees reich ornamentale Deco- ration im Gefchmacke der italienifchen Hoch-Renaif- fance, auch figurale Details und Landfchaften in Cartouchen.

Confolen-Wappen links: Der nackte und dermitdem Kuttenarmel bekleidete Arm des PVanciscaner- Wappens. Rechts: Quadrirt unter einer Mitra. 1,4, drei goldene Kronen in Schwarz. 2, 3, undeutlich.

Im Gewölbe: Senkrecht getheilt. Rechts ein Haus auf einem Berge in Weifs. Links: Goldener Greif in Weifs.

b) Die Verkündigufig. Ueber der Jungfrau Engel, Heilige, Gott Vater und die Taube, unten David und Propheten. In der Mitte am untern Rande ein Wappen mit der Mitra. Quadrirt: i, 4 Rothes Kreuz in VVeifs, 2, 3, zwei gegen einander geftellte goldene Greifen in Blau. Neben diefem Wappen die Infchrift :

. . . .haue figuram fieri fecit anno dom. MDCVIII dorn. Paulus abbas in Tegernfee. '

Confolen-Wappen rechts: Reich combinirt, enthält

Böhmen, Oefterreich und andere Reichslander. Gewülbefchild: Getheilter .Schild in Schwarz und Gelb mit einem wilden Mann belegt. cj Die Geburt Chrißi. Eine Hütte vor der Stadt, die drei Könige huldigen dem Kinde, dabei andere Andächtige. Eine weibliche P'igur, einen Korb mit Vögeln auf dem Kopfe tragend, verrath den Einflufs der römifchen Schule nach Raphaelifchen Typen. Diefes fchöne Gemälde ift datirt: 1589; es übertrifft die Vorigen an edlem Mafs der Compofition. Die Kleider der zahllofen Figuren zum Theil mit Gold gemalt. Confolen-Wappen rechts: Enthält ein rothes Kreuz, einen fchwarzen Adler etc. fehr reich combinirt. Gewölbe-Wappen: Quadrirt. 1,4, zwei filberne und zwei goldene Querbalken abwechfelnd , 2, 3 fchwarzer Bock in Weifs.

d) Die Madonna auf dem Monde ßehend, umge- ben von Symbolen des heil. Landes und Beifchriften. 17. Jahrhundert.

Gewölbe-Wappen : Die Katze auf dem Dreiberg wie bei I. 5.

e) Lünettenbild, deffen Gegenftand mir nicht er- klärlich ilt, da die Darftellung fehr undeutlich er- fcheint. Am Fufse eines Berges flehen verfchiedene Figuren. Der rtj-liitifchc Charakter diefes Bildes lieht wieder den alten deutfchen Werken des Kreuzganges nahe.

f) Landfchaft mit allegorifchen Geftalten und Infchriften, auf die Erlöfung bezüglich. Als Votant die F'igur eines Mönches. 17. Jahrhundert.

Das ältefte Datum fämmtlicher Malereien ill 1512 bis 1526; alfo vierzehn Jahre dauerte die Her- ftellung der deutfchen Bilder im Kreuzgange. Die

' Ich bemerke, dafs Obiges /war der Hauptfache nach der Inhalt der Infchrift ift, dafs ich in Folge einer Bcfchadigiing in meinem Notizbuche aber nicht melir in der Lage bin, das Ganze buchftäblich genau zu geben.

CXXIV

beiden italienilchen mit den Scenen aus dem Leben des Ordensheiligen entllanden 1516. Die erfte Reftau- ration verräth das Datum 15S0 . blos an einem Bilde (III. 4), die Paffions- Hilden zeigen verfchiedentlich theils Schongauer'fchen, Zeitblomfchen, Dürers, Burgkmayr's Einflufs. aber offenbar auch locale eigen- thümliche Schule. Der Plan der Anordnung war ge- geben, die Gemälde wurden aber nicht der ftoftlichen Reihenfolge nach fertig, wie denn z. B. die Geifelung (IL 1.) das Datum 1519 , die Entkleidung Chrirti aber, alfo ein im Verlauf der Erzählung fpateres Motiv (IL /), fchon 1512 tragt. Es hängt diefs wohl damit zu- fammep, dafs fich nicht für alle Plätze gleichzeitig die frommen Stifter fanden, doch war in 14 Jahren das ganze Geviert vollendet. Nach dem Citate des Nürn- berger Druckwerkes der Rofenthaler im Tyroler Künftler-Lexicon hielt fich Cafpar Rofenthaler im Jahre 1512 in Schwaz auf; was über den fogenannten Maler Rofenthaler durch Dr. Schbnherr's treffliche Forfchungen (1. c.) widerlegt ift, wiederhole ich hier nicht, doch erlaube ich mir zu bemerken, dafs ich nicht einfehe, aus welchen Grüi.den Tinkliau/cr in dem, Arcade II. 7, begrabenen Schott den Architekten des Klofters vermuthet. Was über den Maler Suevus bei Schopf gefagt ill, P. W. S., laffe ich ebenfalls un- erörtert, obwohl mir diefe Lefung des erften der drei Buchrtaben nicht ganz ficher fcheint. Jedenfalls halte ich ihn nur für den Maler der originellen architek- tonifch-ornamentalen Einfafüingen fämmtlicher Bilder in dem luftigen RenaiffanceCharakter, welche gleich- zeitig, und zwar fpäter als die Gemälde entflanden. Das Monogramm fleht auch auf einer Säule, nicht in einem Bilde. Die Gemälde des Annexes, a bis/, von 1589 bis gegen die Spätzeit des 17. Jahrhunderts reichend imit Ausnahme eines altdeutfchen Bildesi, möchte ich den einheimifchen Meiftern Hettinger nicht zufchreiben, bevor nicht erwiefen fein follte, dafs

diefelben fich in Italien aufgehalten haben. Das Bild mit dem Datum 15S9 ragt über die übrigen auffallend hervor und gehört einem Künffler von Bedeutung an. Ich halte diefe Compofitioncn für Arbeiten fremder Maler, welche florentinifche und römifche Bilder ge fehen haben. Auch auf die italienifche Provenienz der beiden Franziscus-Bilder wurde bisher noch nicht hin- gewiefen. Mein Hauptzweck war aber darauf gerichtet, durch die Helchreibung der Wappen, deren Bellim- mung ich allerdings den Local-Forfchern überlaffen mufs, einen Schritt weiter in der hiflorifchen lüfor fchung des herrlichen Gemäldc-Cyklus zu verfuchen. Die Confolen- Wappen, welche Länder des kaiferlichen Scepters enthalten, beftätigen die Behauptung P. Scliöpfs, dafs Max I. das Unternehmen des Baues förderte und fchützte.

Und fchliefslich noch eine Bemerkung. Sollte es nicht erreichbar fein, die ftets rafcher dem Untergange zueilenden hochintereffanten Gemälde wenigflens in Umrifszeichnungen zu publiciren r Da die Contouren überall tief in den Intonaco eingeriffen find, liefsen fich Paufen hochff bequem herff eilen. Die Schwazer Kreuz- gang-Fresken find ein Stück öfterreichifcher Malerei- gefchichte auf Einem Platze, wie man nicht fo bald Aehnliches beifammen findet. Vom Einfluffe der van Eyck'fchen Schule bis zur romifchen Baruke liefern fie einen Atlas der heimifchen Kunftgefchichte, Zattel- tracht, burgundifches Coflüm, Landsknechttracht der deutfchen Renaiffance, fpanifche Ilofkleidung und baroke Ideal Draperie; Wappen vom Römifch-Kaifer- lichen bis zu dem der ehrfamen F"leifcher find hier vertreten; Landfchaften , genrehafte Motive, Haus- marken und Infchriften , wahrlich ein fo merk- würdiges Ganzes verdiente die licbevollffe Repro- duktion und hätte fie gewifs auch fchon im Vaterlande der Arundel-Society I

Kleine archäologifche Erforfchungen aus Nieder-Oefterreich.

Von y. A'nuald.

lAS Schlofs ZU Ernßbrunn ifl eine der älteften Burgenanlagen des Kreifes unter dem Man- hartsbcrge. Dasfelbe ifl: in feinem dermaligen Umfange zugleich einer der flattlichften Herren- fitze des Landes. Auf einem der hervorragendflen Punkte des Ernfibrunn-Leiffer Höhenzuges gelegen, ift es weithin fichtbar. Der Rundblick vom Hochthurm ift überrafchend, derfelbe wird in diefem Kieife nur von dem Panorama des etwas nördlicher gelegenen Bufchberges bei Niederleis übertroffen.

In der Reihe der Befitzer von Ernftbrunn treffen wir die angefehenflen und einflufsreichflen Gefclilechter des Landes unter der Enns. In der erften Hälfte des 15. Jahrhunderts war das Schlofs ein Eigen Herrn Otlo's von Meijjfau, des Letzten feines mächtigen Haufes. Des Hochverrathes angeklagt wurde derfelbe gefänglich eingezogen und im Schlöffe zu Gutenllein in Haft gehalten, wo er unterm 27. Februar 1430 fein Schuldbekenntnifs ablegte. ' Mit der Urkunde 23. März 1430 trat er an Kaifer Albrecht II. den gröfsten Theil

' Ntviald, Gerchichte von Gutenllein S. 170.

feines höchft beträchtlichen Herrfchaftsbefitzes ab, darunter -Frnftprunn mit aller feiner Zugehörung".* Das Schickfal Otto's von MeilTau gleicht in vielen Be- ziehungen jenem, welches im Jahr 1395 Hanns von Liechtenftein, den „gewaltigen Hofmeifler" getroffen hatte. Die eigentliche Veranlaffungsurfache der gegen den erften Würdenträger des Landes iOtto von MeilTau war Oberllmarfchall und oberlter Schenk im llerzog- thume Oeiterreich) gerichteten Mafsregel bedarf noch in mancher Hinficht der quellenficheren Aufklärung."' Herr Otto von Meiffau ftarb im Jahr 1440. Er wurde, fo wie feine Gemalin Agnes von Potondorf, welche ebenfalls 1440 ftarb, in der Meiffauer Stiftung Aggsbach beigefetzt. Den fchönen und wohlerhaltenen Grabflein derfelben* liefs fchon \or mehreren Jahren Seine P2xccllenz Graf Franz von Falkenhayn, an der

- Kurz, Oeilerreich unter Kaifer Albrecht II., II. Thcil, S. 334, wo diefe Verzichts-Urkunde vollfliindig abgedruckt id.

■* Vergleiche dicfsfalls; Ig. P6I2I, „Die Herren von Meiffau" in den Blättern des Vereines für I^andoskunde für Nieder-Üeftcrreich, Jahrg. 1881, S. 42 u. f.

* Die Befchreibung und Abbildung im Bd. III, S. 330 der Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vercines zu Wien.

cxxv

Seitenwand des noch erhaltenen Theiles des Kreuz- ganges einmauern. '

Im Jahr 1592 verkaufte Leonhard v. Marrach die Herrfchaft Ernilbrunn an Joacliwi von Sinzendoi-f.''- Diefelbe blieb im Befitze des Sinzendorfifchen Haufes bis zu deffen am 18. Augufi: 1822 erfolgtem Auskerben. Wefentliche Umbauten, namentlich aber die räumliche Erweiterung des Schloffes bis zu feinem dermaligen Umfange fanden flatt unter Rudolph von Sinzendorf, von dem gefagt wird, dafs er „ein Herr von grofsem Verlland" gewefen. Kr war der dritte Befitzer von ICrnllbrunn aus feinem Haufe. Sein Vater Augujf wurde mit allen Angehörigen feines Gefchlechtes von Feidinand III. im Jahre 1653 in den Grafenfland erhoben, ftarb jedoch bereits 1654. Die drei Brüder und zwar Johann Joacliiin, Sigismund Friedrich und Rudolph theilten noch im Todesjahre des Vaters das Gefammterbe, und erhielt Rudolph Graf von Sinzendorf Ernflbrunn. Diefem Letzteren war fchon im Jahre 1653 \'on dem Kurfürilen Karl Ludwig von der Pfalz das Reichs-Erbfchatzmeifleramtfür fich und feinGefchlecht lehenweife übertragen worden, welche Verleihung Ferdinand III. im Jahre 1655 beftätigte.'''

Im fahre 1654 erwarb Graf Rudolph von Sinzen- dorf von Wilhelm Herrn von Werfperg um 5000 Duca- ten das unweit Andernach am Rhein gelegene Schlofs und Burggrafenthum Rheineck, wodurch er Sitz und Stimme auf der Wefiphälifchen Reichsgrafenbank er- hielt. * Rudolph blieb wie fein Vater und feine Brüder Protellant. Seine Gemahn war Eva Su/anna von Zinzendorf, Tochter des Otto Heinrich Freiherrn \on Zinze7tdorf und der Anna Appolonia von Zelking, unter ihm erhielt das Schlofs zu Flrnflbrunn feine der- malige raumliche Ausdehnung. Ober dem hufseren Schlofsthor befindet fich das aus Sandftein angefer- tigte Wappen der Sinzendorf- Ernflbrunn mit der Ueberfchrift : Rudolphus des H. R. R. Erbfchatzmeiüer- Burgraue zu Kheineck und Graue zu Sintzendorf, Frei- herr auf und zu Ernll:brunn. Erbfchenk in (). o. E. K. M. Reichshofrath.

Rudolph Graf von Sinzendorf errichtete im Jahre 1669 aus Ernftbrunn und feinen übrigen Befitzungen ein Fidei-Commifs, er ftarb am 20. December 1677. Sein älterer Bruder Sigismund Friedrich lebte unver- heirathet, er vermachte fein grofses Vermögen unter dem Bande der fideicommilTarifchen Erbfolge, mit dem Teftament vom 28. September 1678, feinem Neffen Theodor, Sohn des Grafen Rudolph, und rtarb 1679. Die Neuburger Linie der Grafen von Sinzendorf ftarb mit dem Grafen Johann Wilhelm am 19. Juli 1767 aus.

Der letzte Sproffe der Ernrtbnmner Linie Prolper Graf von Sinzendorf wurde in den Fürftentland erhoben.

' Die bei PüUl, 1. c. S. 60 vorkommende Angabe, dafs diefer Grabftein im Capitelhaufe theilweifc unter Schutt und Sand liegt, kommt fomit richtig 7u ftcllen.

- Niederöfterr. Giltbuch. Joachim von Sinzendorf wurde von Rudolph II. im Jahr 1610 in den Freiherrnftand erhoben.

' Niederoflcrr. Landes - Archiv. fF//j^r/V^Manufcript. Mit dem Erb- fchaizmeiftcramt kam die deutfche Reichskrone in das Herzfchild des Sinzen- dorfifchen Wappens.

* Durch die Erwerbung des Eurggrafenthums Rheinek erhielt das Wap- pen der Grafen von Sinzendorf, Ernßhrttnner LUtie die bis zum Ausfterben des Haufes beibehaltene Eintheilnng Das erfte und vierte Feld des vicrgelheillen Schildes zeigt das ^yappen von Rheineck: vier goldene tjuerbalken im rothen Feld, wodurch fich die Ernfthrunner Linie von der FrU-iiait oder Xcu- burg'/chen Linie der Grafen von Sinzendorf unterfcheidet. Diefe letztere hatte im erften und vierten Feld des ebenfalls viergethcihen Schildes das alte Wappen der Grafen von Neuburg am Inn, im filbernen Feld den blauen nach rechts fchreilenden Greif mit dem weifscn Hafen in den Voiderfangen.

Er flarb am i8 Augufi 1822. '=' Um den grofsen Nach- lafs entfpann fich bald eine Reihe von ProcelTen, deren Austragung mehrere Jahre in Anfpruch nahm. Be- züglich der Herrfchaft Ernftbrunn ging als Sieger im Jahre 1828 Inirll Heinrich Reu/s- iCößHts hervor, dem im Jahre 1863 durch I'.rbfchaft Prinz Heinrich IV. von der jüngeren Linie Reufs Kollritz folgte.

In dem älteften Theile des Schloffes befindet fich dieSchlofs-Capelle, deren Bauflandjedoch von geringer Bedeutung id. « An der I-'-pillel-Seite find drei Grabfleine aus lichtem Marmor angebracht. Zwei derfelben zeigen Ritter in Rullungen dargeflellt, welche der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entfprechen. Die Um- fchriften fehlen ganzlich, nur die zu den Füfsen der Ritter befindlichen Wappenfchilde bezeichnen die- felben als in die mahrifche Familie der Lomnice ge- hörig. Der dritte Stein zeigt eine Frau, deren Tracht der Mitte des 16. Jahrhunderts entfpricht. Der neben ihr lehnende Schild enthiilt blos einen einfachen Schiff- haken, das Wa])pen der I<"amilie Opic. Diefe drei Grab- fteine hat Fürft Profper von Sinzendorf, gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts, von der ihm damals gehörigen Mährifchen Herrfchaft Eichhorn nach Ernft- brunn übertragen und in der alten Schlofs-Capelle, als eine Art Decoration derfelben, aufitellen laffen.

Aus den Tagen des Fürften Profper von Sinzen- dorf ftammen noch einige Denkmale, oder Rcfte von folchen. Auf einem erhöhten, ehemals im Innern des Parkes gelegenen Punkt, jetzt mehrere Klafter von der nach Stockerau führenden Strafse entfernt, mitten im Felde, fteht ein folches verwaiftes Denkmal. Auf der Vorderfeite befindet fich ein kreisrundes Medaillon aus weifsem Marmor, 0-75 M. DurchmelTer enthaltend. Um einen nach rechts gewendeten mit reichen Haarlocken verfehenen Kopf in Basrelief fteht die Umfchrift: F"ranciscus . Cornes . Savravivs . inf . Austriae . Reg . Praef. Das Medaillon ift eine vortreffliche Arbeit, es hat jedoch durch den Witterungseinflufs bereits ge- litten. Unter demfelben ftehen die Worte: Hic.Haec. Hoc. Auf der Rückfeite des Denkfleines befindet fich in fehr fchönen römifchen Lettern folgende Infchrift:

Hie.

Anno . MDCCXCVII . Aprili . mense |Hofte . finibus .

Auftriae. minitante.

Haec.

Duo . Ma.ximi . Momenti . praeftitit . jUt . princeps .

populi. Vires. Virtutem.Fidem . perspiceret. |Populus .

Principis . certa . de . se . spe . beatus . fibi . videretur.

Hoc.

Ut . pro . virili . parte . pofteris . commendaret . | Amico .

de . principe . Populo . que . optime . merito . jPro.sper .

.Sinzendorfius. |in .Fundo .suo.M. P.

Darunter eine Sphinx in Basrelief

s Kürft Profper war ein hochgebildetrr Herr, jedoch in vielen Beziehun- gen ein Sonderling, Eine derartige Anwandhing koftete ihm das Leben Wie mir fchon in den 40gerjahren der damalige Burggraf Abendroth in Ernftbrunn mittheilte, hatte der P'iirft bei einer Ausfahrt mit einer Dame, als der Wagen iiber eine dammforniig erhöhte, in der unmittelbaren Nahe des damals vom Burggrafen bewohnten Haufes gelegene Strafse fuhr, dem Kutfcher das Umkehren anbefohlen. Der Wagen ftürzte iiber den Damm hinab. Die Befcha- digung. welche der Kurft erlitt, führte alsbald feinen Tod herbei- Dermalen ift die Verliefung auf der einen Seile des Dammes vollflandig ausgefüllt.

'• Trotz der grofsen Dicke der Wände ift die Feftigkeit des alteften Schlofstheiles nur eine geringe, weil fammtliche Hauptmauern fogenannte FiiUwnnde find, die allerdings eine Dicke von lechs und mehr Fufs befilzen, allein nur an den Seiten ein rcgelmafsiges Mauerwerk haben, im Innern jedoch mit lockeren Steiuftücken ausgefüllt find.

CXXVI

Ein weiteres im Ernl^brunner Schlofspark vor- kommendes Denkmal ifl: die fogenannte Friedensfaule. Diefelbe fleht am Fufse des Schlofsberges in einer fchönen Baumgruppe. Auf einem würfelförmigen Sockel erhebt fich der kraftige cannelirte dorifche Säulenfchaft. Auf dem „abacus" oder „plinthus- fleht die Göttin des Friedens, wie es fcheint aus Eifengufs, jedoch bereits befchädigt. Ais eine Eigenthiimlichkeit kommt zu erwähnen, dafs auf den vier dreieckigen Flächen an der Unterfeitc des abacus, in Basrelief Köpfe angebracht find, und zwar Jupiter, Mars, Juno und Minerva. Im Sockel befand fich einft ein kreis- rundes Medaillon aus weifsem Marmor, die nach rechts gewendete Biille des Fürllen Profper von Sinzendorf darllellend. Diefes Medaillon fehlt nunmehr. Am obern Rande des Sockclfteines fteht die Infclirift: Dem Flirrten Profper von Sinzendorf geboren den 23. Fe- bruar 1751, geftorben den 18. Auguft 1822. '

In mäfsiger Entfernung vom Schlöffe Ernrtbrunn neben einem Getreide-Schüttboden ift eine grofse Menge verfchiedener Werkrtücke von abgetragenen Denkmälern, Brunnen etc. herrührend, deponirt.

Am Fufse des Schlofsberges, ungefähr eine halbe Wegftunde vom Schlöffe entfernt, liegt der Markt Ernrtbrunn. Die Kirche irt ein Neubau aus dem vorigen Jahrhundert, von der alten gothifchen Kirche haben fich nur einige Refte erhalten. Neben dem Hauptein- gang ift an der Aufsenfeite eine Granitplatte. 1-53 M. lang, 0-95 M. hoch befeftigt, auf der fich folgende Denkfchrift vorfindet: Hier ruhet Der Hochgeborne Herr Profper Fürft von Sinzendorf und Tanhaufen] Gefürfteter Burggraf von VVinterrieden im Königreich Bayern Freyherr auf und zu Ernrtbrunn. Herr der Herrfchaften Ernrtbrunn Klement Hagenberg Michel- rtetten Unterrtinkenbrunn Steinabrunn| und Gfohl in Oefterreich, dann Plan und Gottfchau in Böhmen, k. k. Kämmerer Ritter des Goldenen Vliffes dann des Maltefer Ritter Ordens Commandcur etc. der erfte Furrt feines Haufes rtarb als der letzte Sproffe der Altgraflichen P'amilie Sinzendorf im 72. Jahre feines Alters im Schlöffe Ernrtbrunn am 18. Auguft MDCCCX.XII.

Im Innern der Kirche ift an der Epiftel-Seite auf- recht eingemauert ein Grabrtein aus rothem Marmor. Darauf ein Ritter in voller Rürtung mit offenem Vifir und langem Bart. In der rechten Hand hält er eine grofse fliegende zweigetheilte Fahne; die Linke fafst den Schwertgriff. Zu feinen Füfsen rechts das Wappen der Tierftein-Eberrtorf, links Fuchs. Die Umrahmung des Grabfteines berteht aus weifsem Marmor. An jeder Seite eine cannelirte Säule mit römifchem Capital. Darüber auf einem Gefims ein mit einem flachen Giebel gedeckter Denkrtein mit der Infchrift: An. 1556 den 3. tag Odlobris ift in Gott zu Prellenkhirchen |Ent- fchlafen der Wolgeboren her Herr Sigmund Graff zu|Tierftain und Herr von Eberftorff zu l'.rnftbrunn : Obrifter Erbkhamerer In Oefterreich: der Letzt Difes Namens und Stamen Deffen Leib ligt hie begraben der Seele Gott genad. Unter den Füffen des Ritters auf dem Sockelftein fteht: Barbara Frau von Eberftorff fein, Gemahl Hr Chriftofc Fuchs Saelige Tochter. Im Giebel ober dem Denkftein befindet fich ein Medaillon,

' Die Friedcnifaulc (Und bereits durch mehrere Jahre, als nach dem Tode des Fürftcn Profper diefc Infchrifl am Sockel angebracht wurde.

darin: Chriftus aus dem Grabe auffteigend. Die ganze Höhe des Denkmales beträgt 10 Fufs, die Breite 5 Fufs.

Im Fufsboden des Kirchenfchififes liegt der Grab- rtein des Pfarrers Gabriel Schwarzel. 4'/j Fufs lang, 3' j Fufs breit, aus rothem Marmor, aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, bereits fehr ausgetreten.

Im Anfchluffe an das Ernrtbrunner Schlofs muffen wir nunmehr dem Schlöffe zu Alicliclßätten unfere Aufnierkfamkeit zuwenden. Diefes letztere liegt nord- tirtlich von ICrnrtbrunn in der Nähe des Marktes Aspani an der Zaya. Es irt ein unanfehnlicher in der Thalfohle gelegener mit einem breiten Wallgraben umgebener Bau, von eigenthumlicher polygoner An- lage. Siimmtliche Dächer fallen in den Schlofsliof ab, fo dafs das Gebiuide \on Aufsen den lundruck eines unförmlichen Thurmes macht.

]5etreten wir durch eine unfchöne lünfahrt den Schlofsliof fo wird unfere Aufnierkfamkeit alsbald durch einen Brunnen in .Anfpruch genommen, welcher mit den um den ganzen HoL fowohl zu ebener Erde fo wie im erften Stock herumlaufenden Bogengängen ein eigenthümliches Gefammtbild abgibt. Schlofs und Kirche zu Michelrtatten w urden bereits im 17. Jahr- gang (1872) der Mittheiluiigen der Central-Commiffion S. CXCV u. f befprochen, dennoch aber glaube ich die dortigen über den Schlofsbrunnen gemachten Angaben durch das Nachfolgende ergänzen zu dürfen.

Derfelbe irt ein, namentlich in genealogifcher Hinficht hoch beachtenswerthes Sculpturwerk. Das Brunnenbecken irt fechseckig, jede Seite hat eine Länge von 7 Fufs. Jede derfelben befteht aus einem einzigen Sandfteinftück, auf dem in Basrelief zwei gegeneinander geneigte Wappenfchilde vorkommen, welche unten mit Feftons, oben mit einer offenen Krone verbunden find. Unter jedem Wappen liegt ein Spruchband. Aus der Mitte diefes Brunnenbeckens erhebt fich eine ornamentirte Säule , welche eine 5 Fufs weite Schale trägt. Auf dem Capital unter der Schale kommen vier Wappenfchilder mit Spruch- bändern vor. Auf einem in der .Schale befindlichen Sockel fteht ein Atlas, welcher einen ornamentirten Würfel trägt, der auf der Vorderfeite das Siiizcn- dorßfclie Stammwappen, auf der Rückfeite jedoch ein quergetheiltes Schild befitzt, auf welchem oben das Zinzcndorf /che, unten das Zclking'fcite Wappen vor- kommt.

Die Herrfchaft Michelßatteii erwarb im Jahr 1673 durch Kauf der oben bereits erwähnte Rudolph Graf V. Sinzendorf von Weikhardt Achilles Freiherrn V. Pollieim.^ Es wurde auch bereits hervorgehoben, dafs des Erfteren Gemahlin liva Sufanna von Zinzcn- dorf, eine Tochter des Otto Heinricli Freiherrn V. Zinzendorf und deffen Ehefrau Anna Appolonia V. Zelking war. Die Wappen, welche auf dem vom Atlas hervorgehobenen Würfel vorkommen, find fomit das des Grafen Rudolph v. .Sinzendorf und feiner (iemahliii h)va Sufanna v. Zinzendorf Zelking. ■' Aus diefem Umftande ergab fich der Schlüffel zur Dar- i^ellung des Zufammenhanges der übrigen auf dem Brunnen \'orkomniendcn Wappen.

- Nicdcrofterr. Giilbuch.

■* Es erfchcini wohl die Bemerkung als überflüffig. dafs die Sinzendorf- Ernftbrunn, fowic die Sinzcndorf-Ncuburg von den Zinzendorf zu Potte idorf ganz verfchiedcnc Gcfchtechtcr find. Auch die Zinzendorf find bereits ausge- ftorbcn. i. J. Zcitfchrift des herald. Vereines Adler VUI. i.

CXXVII

Die beiden Wappenpaare auf dem Ca[)it;il unter der Scliale lind Sin/.endorf und Harraeh, dann Zinzcn- dorf und Volkraii. Die Wa|3penpaare auf tlen fechs Seiten des Brunnenbeckens find dajjjegen, u. zw. an der Vorderfeite: Kueber untl Weifsperg, von diefen lieraldifcli rechts: Trautniannftorff und Läpitz, heral- difch links: Trautniaiuillorff und Lindeck. An der Mitte der Rückfeite des Hrunnenbeckens treffen wir die Wappenpaare Liechtenllein und Orttenburt;, heraldifcli rechts: Zelkintj und Pray;, und hcraldifch links: 1 lardes^g' und Liechtenllein.

Ordnen wir diefe acht Wappenpaare heraidil'ch, u. zw. derart, dafs wir zu dem vordem Paar auf dem Säulen-Ca[)itäl die drei auf der Vorderfeite des Brun- nenbeckens befindHchen \\'a[)penpaare beifügen, und die iibri^en fowoiil auf dem Capital wie auf dem ]5ecken vorhandenen Wap[)en in gleicher Weife zufammenflellen, fo erhalten wir die gleichzeitige Ahnenreihe des mehrgenannten Rudolph von Sinzen- dorf luid feiner Gemahlin Eva Sufanna von Zinzen- dorf-Zelking; und zwar entfallen für den Krftern:

1. Leonhard v. Sinzendorf und Anna v. Harrach,

2. Johannes Rueber zu Pichfendorf und Maria Anna von Welfsperg, 3. David v. Trautmannft orf und Ama- ley v. Läpitz, endlich 4. Medardus v. Trautmaimsdorf und Anna v. Lindeck. Für die Gemahn Eva Sufanna verbleiben: i. Alexander v. Zinzendorf und Anna V. Volkrah, 2. Hartman v. Liechtenftein und Anna Gräfin v Orttenburg, 3. Karl Ludwig v. Zelking und Urfula von Prag, endlich 4. Bernhard Graf v. Hardegg und Anna Sufanna v. Liechtenftein. '

Es kann fohin mit grofser Beftimmtheit gefchlof- l'en werden, dafs den in Rede flehenden Brunnen Graf Rudolph V. Sinzendorf herftellen liefs, derfelbe, welcher auch das Ernllbrunner Schlofs erheblich erweiterte. Nachdem Graf Rudolph die Herrfchaft Michelftätten erlT: im Jahr 1673 ankaufte und am 2. December 1677 ftarb, fo läfst fich auch die Zeit beftimmen, während welcher der Brunnen erbaut worden iü. Das grofse Wappen über dem Ernil:brunner Schlofsthor und der Brunnen im Schlofshofe zu Michelftätten dürften von

' Vergleiche Niederöftcrr. Landes-Archiv, Stammtafeln der Sinzendorf, Maiiufcrij)! und Hohencck II, S. 442, wo diefe Ahnenreihe genau in derfelben Reihenfülfie crlichtlich gemacht wird.

einer und derfelben, jedenfalls fehr tüchtigen Hand angefertigt worden fein.

Graf Rudolph v. Sinzendorf war nur einmal ver- heiratet. Seine Gemahlin Eva Sufanna gebar ihm zwölf Kinder und zwar vier Söhne und acht Töchter. Die im Jahr 1659 geborne Tochter Anna Elifabcth hei- ratete im Jahr 1680 den Grafen Heinrick I. von Kcufs und Plauen .-^u Schleits. Der Brunnen in Michel- ftätten repräfentirt fomit auch die .Stammtafel oder den Stammbaum jener Ahnfrau des Haufes Reufs, durch welche Jii-nßlirunn fammt fideicummiflaiifchem Zugehör an dasfelbe gelangte.

Diefer Umftand wird dem dermaligen Befitzer von Emftbrunn, dem Prinzen Heinrich IV. von Reufs- Köftritz kaum bekannt fein. Es dürfte jedoch einen Anlafs geben, um dcnfclben in geeigneter Weife für eine Reftaurirung des Brunnenbeckens, oder für die Uebertragung und Aufftellung des ganzen Sculptur- werkes nach Emftbrunn, wo es fo ganz an feinem Platze wäre, zu beftimmen. ' l<".s darf gewifs von der Ueberzeugung ausgegangen werden, dafs Prinz Hein- rich IV. von Reufs-Kölf:ritz fo viele Pietät für die Erinnerung an feine Vorfahren bewahrt, um ein Denk- mal vor dem Verfalle und der Zerftörung zu fchützen, welches in der unmittelbarften Beziehung mit jenen feiner Ahnen fteht, durch welche Emftbrunn, diefes in gleichem Grade fchöne wie reiche Erbe, an fein Haus gediehen ift.

Das Brunnenbecken zu Michelftätten ift feit Jahren mit Erde angefüllt und dient als eine Art Blumenbeet. Durch diefe Verwendung wird die Zer- ftörung desfelben wefentHch gefördert, indem durch das Einfrieren des feuchten Bodens mit jedem Winter die Seitenwände mehr aus ihrer Verbindung gefprengt und endlich zum Einfallen gebracht werden. Dermalen fchon ift der Zufammenhang der Werkftücke aufge- hoben, diefelben lehnen nur noch an einander.

Die Benützung des Brunnenbeckens als Blumen- beet mag für den erften Augenblick gefallen, fic hat jedoch unvermeidlich die vollige Zerftörung des hoch- beachtenswerthen Sculpturvverkes zur Folge.

' Die zu diefem Hrunnen seliorigc WafTerlcitung ift feit vielen Jahren fchon aufgelaffen.

Ueber Archive in Nieder-Oefterreich.

Von P. A,/ Duit^cL k. k. Confervator, O S. 13.

(Fortfetzung

S. XXIV.)

II. St. Leonhard am Forfte, Herrfchaft.

!N der Rcgiftratur des hcri fchaftlichen Schloffes zu St. Leonhard am F'orfte find gegenwärtig 'jiSM noch vorhanden: i. Zwei Lehenbriefe auf Per- gament. (Diefe waren verfperrt in der Gaffe und konnte ich defshalb keine Einficht in felbe nehmen). 2. Verzeichnifs der nach Mauerbach gehörigen Häufer und Gründe (1749.) 3. Marchungsvergleich zwifchen Ybs und umliegenden Ilerrfchaften (1753, 8. Janner. Wien.) 4. Politifche A6len (1821 1850.) 5. Repertorien der civiljulliz-amtlichen und politifchen Gegenftiuide

VII. N. F.

(1801 1820.) 6. Gabenbuch (1768 1772, 1827.) 7. Ueber- landdienftbücher 1824. 8. fernerPeilenftein betreffend, Urbare 1609. 9. p-orftgerechtigkeit 1713. 10. Kaften- rechnung 1763. 11. Dienftbuch 1824. 12. Gabenbuch 1827; 13. Zwerbach betreffend, Gabenbuch 1739. 14. Iint- laffungs-ProtokoUe 1806. 15. Fifchwaffer- und Tafern- gerechtigkeit 1820. 16. Ueberländdienftbuch 1829.

12. St. Leonhard am Forfte, Markt.

In dem Gemeinde-Archive, welches dem jeweiligen Bürgermcifter unterfteht , finden fich nachfolgende Aftenftücke: i. 1588 Verzeichnifs der Klagen, welche

t

CXXVIII

im Pantheiding verhandelt wurden. 2. 1594 ein Schuld- brief. 3. 159S an, einzelne Inventarien. 4. 1600, 1611 Schadloshaltungen. 5. 1603 an einzelne Verlaffen- fchaftsabhandlungen. 6. 1621 Kaufcontra6l. 7. 1600 an Marktrechnungen, vereinzelt. 8. 1620 an Rechnungs- beilagen, fehr lückenhaft. 9. 16S0 Beftinimung der Biirgerfchaft bezüglich der Aufnahme in deren Verband. 10. Militär-Einquartierungs- und Proviant - Angelegen- heit von 1603 an. 11. 1738 Pfarreintheilung. 12. 1766 Stiftung zur Bruderfchaft s. Sacramenti. 13. 1790 Ro- bot-Reluition mit der Herrfchaft Peilenrtein. 14. Einige Briefe aus Bayern wahrend des 17. Jahrhunderts.

13. Mank, Bezirksgericht.

üafelbft befinden fich theils in einem Karten auf dem Gange, theils in einem folchen in der Gruiuibuchs- kanzlei Bücher und Acten nachÜehender Dominien:

aj Aggsbach. I. Grundbuch 1794 an; 6J Aigen.

1. Gewahrbuch 1764. 2. Grundbuch 1840; cj Bifchof- rtetten, Pfarre. 1. Gewahrbuch 1767 an, 2 Bande.

2. Satzbuch 1810. 3. Heiraths-ProtokoU 1S22 an, 4. Grund- buch 1837 an; ((J Dürnftein, Stift und Herrfchaft. 1. Hei- raths-ProtokoUe 1766 1840, 6 Stück in i Fascikel; c-J Friedau. i. Grundbuch 183S an;/J Grünbüchl. i. Haus- kauf-Protokolle 1710 an, 2Bande. 2. I^urgrcchls-Lehen- Protokolle 1767 an, 2 Bände. 3. Satzbuch 1768 an, 3 Bände. 4. Heiraths-Protokolle 1787 an, 2 Bände. 5. Inventurs-Protokolle 1824 an, 2 Bände. 6. Grundbuch 1779 und 1S24 an, 2 Bände. 7. Grundbuchs-Aclen 1S41 1850, I Fascikel ; _i,'y Hainberg. i. Grundbuch von Ueberland 1790 an. 2. Grundbuch von Häufern 1793 an; /ij Hürm, Pfarre. I. Inventurs- und Heiraths-Protokolle 1732 an. 2. Satz-Protokolle 1787 an. 3. Grundbuch 1800 an; iJ Hürm, Kirche, i. Grundbuch 1777 an; i-J Kälber- hard. I. Grundbuch 1751 an. 2. Grundbuch der Häufer 1783 an. 3. Kauf-Protokolle 1785 1822; /J Kilb, Kirche. I. Güter-Urkundenbuch 1780 an. 2. Gewährbuch 1843; wy Kilb, Pfarre, i. Grundbuch 1800; nj Vogtei Kilb.

1. Grundbuch 1800; oj Kirnberg. i. Urbar 1690.

2. Inventars-Protokolle 1772. 3. Satzbuch 1775. 4. Ehe- verträge 1788. 5. Kauf-Protokolle 1833. 6. Aufnahms- und Entlaffungs-Urkunden 1808 1848, 3 Fascikel. 7. EhebewilHgungen 1816 1825, 2 Fascikel. 8. Juftiz- Atlen 1815 1S48, I Fascikel. 9. Politifche Acten 1818 1848, I Fascikel. 10. Grundbuch 1824. 11. Grund- buchs-Adlen 1829 1845, i Fascikel ;/'y St. Leonhard. I. Grundbuch von Ueberland 1727. 2. Grundbuch 1800. 3. Satz-Protokolle von 1769 an, 2 Bände. 4. Hei- raths-Protokolle 1786, 2 Bände. 5. Kauf-Protokolle 1786, 2 Bände. 6. Lehenbrief-Protokolle 1786, i Band. 7. De- pofiten-ProtokoUe 1822, i Band. 8. Inventurs-Protokolle 1802, 4 Bände. 9. Waifenbuch 1821, i Band. 10. Grund- buchs-A6len 1804—1843, i Fascikel; gj Mank, Kirche. I. Grundbuch 1725. 2. Satz-Protokoll 1827. 3. Gewähr- rapulare 1838^ 1850; rj Mank, Pfarre, i. Grundbuch 1832; jy Peilcnftein. i. Grundbuch 1626. 2. Uebcrländ- Grundbuch 1716. 3. Satz- Protokolle 1766. 4. Gewähr- Protokoll 1781. 5. Heiraths-ProtokoU 1785. 6. Waifen- buch 1801. 7. Hausverkaufs-Protokoll 1804. 8. Kauf- Protokolle 1S39; tj Plankenftein. i. Grundbuch 1708 mit einer Befchreibung des Schloffes und der Herr- fchaft Plankenftein laut Freibrief ddto. 1645, 20. Fe- bruar als Einleitung. 2. Satzbuch 1768. 3. Gewähr- briefe 1787. 4. Eheverträge 1796. 5. Hauskaufs-Pro-

tokolle 1796, 2 Bände. 6. Inventions-Protokolle 1819,

2 Bande. 7. Satz-Protokolle 1834 1850; uj St. Polten. Staatsherrfchaft. i. Grundbuchs- A6ten 1834, i Fascikel; ly Ranzenbach. i. Gewährbuch 1787, 2 Bände. 2. Grund- buch, Häufern 1790. 3. Grundbuch, Ueberland 1790. 4. Kauf-, Heiraths- und Inventurs-Protokolle 1810,

3 Bände. 5. Pfandbuch 1813; U'J Ruprechtshofen.

1. Grundbuch 1714; xj Schonleiten, i. Waifenbuch 1797— 1816, 2 Bände ;_)'y Sinabelskirchen. I.Grundbuch 1722, 2 Bände; 2J Sofs. i. Hcirathsbuch 1771, 2 Bände.

2. Satzbuch 1792, 2 Bände. 3. Kaufbuch 1801. 4. Grund- buch 1805. 5. Lehensbuch 1807. 6. Inventursbuch 1810.

aaj Stannersdorf. i. Kauf-, Heiraths- und Inven- turs-Protokolle 1734 1850, 10 Bände. 2. Gewähr- Protokolle 1751—1850, 4 Bände. 3. Grundbuch, Ueber- land 1751. 4. Satzbuch 1783 1850, 3 Bande. 5. Kauf. Contracls-Protokollei785, 2 Bande. 6. H;mferurbari783.

7. Waifen- und Depofiten-Protokolle 1801, i Band

8. Gewährbuch 1811. 9. Waifenbuch 1816; <^^y Weichfel- bach und Weinzirl. i. Kauf-Protokolle 1754 1724, I Band. 2. Abhandlungs-Protokolle 1758 1798 1834, 4. Bände. 3. Heiraths-Protokolle 1758 1824, 2 Bande. 4. Lehens-Protokolle 1759, 2 Bände. 5. Lehenbuch 1791. 6. Satzbuch 1739, 3 Bände. 7. Gewährbuch 1791 1850,

1 Band. 8. Grundbuch 1800, 2 Bände. 9. Grundbuchs- Aflen 1838 1850, 1 Fascikel; ccj Weinzirl. 1. Grund- buchs-A(5len 1801 1850, 5 Fascikel; äc/J Wocking- Weinzirl i. Satzbuch 1739, 3 Bände. 2. Grundbuch 1800; ci-J Zwerbach. i. Grundbuch von Häufern 1780. 2. Ge- währ-Protokolle 1785. 3. Satzbuch 1785, 3 Bande. 4. Hauskaufs-Protokolle 1786, 2 Bände. 5. Heiraths- Protokolle 1786. 6. Grundbuch 1800. 7. Waifenbuch und Protokoll 1806. 8. Inventurs-Protokolle 1807,

2 Bände.

14. Markersdorf bei Prinzersdorf O. W. "W.

Die Gemeindelade diefes Ortes befitzt nur eine Copie vom Jahre 1818 eines Pantheidings, die P'eldhüter betreffend, vom Jahre 1626 nebll: einigen A6len aus neuefter Zeit über Strafsen und Brückenbauten.

15, Oberndorf O. W. W. (Bezirk Scheibbs.)

In der Gemeindelade find blos erhalten; 1. 1731 ein Vergleich zwifchen den Klöftern Gaming und St. Jacob in Wien über Unterthanen zu überndorf. 2. Pfarrarmenrechnungen 1783 an. 3. Protokoll über Viehweide 1803. Im Befitze des Wirthfchaftsbcfitzers Kurzmann im Meierhofe find: 1. 1746 4. Juli Wien. Lehenbrief über Schönleiten vom Klofter St. Jacob in Wien. Orig. Perg. 2. 1776, 15. Oflober Wien. Kaufcon- tradl zwifchen Unterthanen zu Schönleiten und Klofter St. Jacob in Wien über einen Wald. Orig. Perg. 3. und 4. Zwei Freibriefe auf Pergament für (järtner 1724, 173.

16. Pechlarn, Stadtgemeinde,

Das umfangreiche Gemeinde-Archiv ift im Rath- haufe in einem trockenen und geräumigen Locale in Wandfchränken untergebracht und wurde dasfelbe in der fchon beftandenen Ordnung vom Secretär Ludwig Ilerpach vor einigen Jahren in ein Repertorium ver- zeichnet. Die Ordnung ift folgende: 1. Pfarramt be- treffend, I Fascikel vom 1381 an, Stiftbriefe und Corre- fpondenzen enthaltend. (1381 Stiftbrief in einer collat. Copie V. J. 1718 ) 2. Beneficium betreffend, 2 Fascikel

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von 158g an, Stiftbiiefc, Correfpondonzcn , Inventarien, Tcllamentc, l'roceffe cntlialtciul. 1^1589 Slillbricf, Orig. Perg. mit Siegel der Stadt Pechlarn.) 3. Stadtmagiftrat, 2 P'ascikel 1595— 1799, Gerichts-Aften, Organifation, Sindici, l^iirgcrmcilter, Rcchtsrtrcitigkeiten, Gefuchc enthaltend. 4. l'olizciwefen , 3 l'"ascikcl von 1800 an, Corrcfpoiulenzen enthaltend. 5. Mi.scellanea, 1 Fa.scikel 1541 1810, Briefe, Copien, kaif. Diplome, Urkunden in Originalien und Copien enthaltend. Viele Nummern. 6. Schule, 2 Fa.scikel 1649 an, Kaul"briefe und Corre- fpondenzen enthaltend. 7. Jahr- und Wochenm.irktc, I Fascikcl, darunter 1639, 29. Juli, Wien. Kaifer h'erdi- nand III. beftätigt einen inferirten Brief Rudolf IV. Wien 1363. St. Peter- und Paul-Abend, wodurch Pech- larn ein Wochenmarkt ertheilt wird. 3 Papicr-Copien 1640 collationirt. 8. Brücken, Strafsen und Mauth,

1 Fascikel mit Bruchftücken aus dem 17. Jahrhundert. 9. Schiefsftatte, Donauhuffchlag und Stadtmauern,

2 Fascikel 1693 an. 10. Gefalls-Aftcn, i Fascikel 1747 an. 11. Steuern, 3 Fascikel 1750 an. 12. Aufnahme und Ent- laffung von Zuftimdigen, 3 Fascikel 1700 an. 13. Kauf- und Verkaufsvertrage, 2 Fascikel 1596 an. 14. Zünfte und Gewerbe, 3 Fascikel i6oo an. 15. Inventarien, Erb- fchaften, Nachlafs, i Fascikel 1668 an. 16. Fifcher- zunftprivilcgien und Wappen 1651 Pergamentheft: Vor- fpann- und Einquartierungs-A6len, i grofses Fascikel von 1658 an. Bürgerfpital, i Fascikel 1821 an. Gerichts- A6len 24 Fächer ungeordnet. Bücher: i. 1606 Agenda.

2. 1664 an Raths-Protokolle. 3. 1676 an Stadtgerichts- Protokolle. 4. 1695 an GerichtsProtokoUe. 5. 1697 Gerhabfchaftsbuch. 6. 1729 Bürgerverein. 7. 1757 Urkunden-Protokoll. 8. 1759 Inventurs-Protokoll.

Im Befitze des Adlerwirthes Sterrtegger in Pech- larn befinden fich: i. 1677, 3. Juni. La.xenburg. Kaifer Leopold bellätigt die im Jahre 1484 aufgerichtete und vom Kaifer Maximilian ddo. Prefsburg 1567, 22. Juli, von Kaifer Mathias ddto. Linz 1614, 26. Auguft, von Kaifer Ferdinand II. ddto. Wien 1622, 18. März und von Kaifer Ferdinand III. ddto. Wien 1651, i. März be- ftätigte inferirte Fifcherordnung und Wappen zu Alten Pöchlarn. Orig. Perg. 2. 1709, i. Auguft. Wien Kaifer Jofef bertätigt die Fifcherordnung. Orig. Perg.

3. 1733, 24. Juli. Wien. Kaifer Karl VI. beftätigt diefe Fifcherordnung. Orig. Perg. 4. 1733, 18. November. Wien. Kaifer Karl VI. gibt ein neues Schutz-Patent darüber. Orig. Perg.

17. Purgftall, Markt O. W. W.

Das nicht unbedeutende Archiv des Marktes Purgftall wird im Rathhaufe, in einem trockenen und feuerficheren Locale aufbewahrt. Dasfelbe wurde fchon in früherer Zeit fcartirt, wartet aber noch immer auf eine ordnende Hand. Bei einer ziemlich genauen Durchficht fand ich folgende Urkunden, Aften und Bücher: i. 1400, St. Cecilia, Wien. Albrecht verleiht Purgllall ein Wappen. Papier - Copie collat. 1676. 2. 1603, 21. Auguft. Wien. Chrilloph Purkhaimer n. ö. Landeskanzler verleiht, geflützt auf den inferirten Brief Albrechts v. J. 1400 dem Markte Purgftall ein Wappen. Orig. Perg. 3. 1606, 13. März. Wien. Kaifer Rudolph II. verleiht Purgftall ein Markt-Privilegium, Orig. Perg. 4. 1619. 3. Februar. Wien. Kaifer Mathias beftätigt vorftehendes Markt-Privilegium. Orig. Perg. 5. 1741, 12. Dezember, Frohnleichnamsftiftung. Papier-

Copie. 6. 1832, 18. September. Wien. Kaifer Franz I. verleiht einen Viehmarkt. Orig. Perg. 7. Altes Proto- koll, enthaltend einen Pantheiding, Ereigniffe im Markte beginnend 1567, Kaufverträge. 8. Richterrechnungen 1591 an. 9. Steuerregifter 1607 an. 10. Baurechnung 1611 an. II. Spitalrechnung 1613 an, luckig. 12. Inventarc 1620 an. 13. .Satzrechnungen von 1630 an. 14. Einquar- tierungs-A6len von 16^6 an. 15. Procefs-A6len zwifchen Purgftall und P'amilie Auer.sperg 1656 1676. 16. Raths- Protokolle von 1658 an, 8 Bände. 17. Teflamente von 1665 an. 18. Kauf-Protokolle 1688 1732. 19. Schützen- rapular 1698 1702. 20. Procefs-A6ten von 1729 an. 11. Bürgerverzcichnifs 1773. 22. Gerichts-Protokolle 1782-1797.

18. Ruprechtshofen, Pfarre.

Im Pfarr- Archive dafelbft findet fich nur i. Die Copie einer Einlage in den Thurmknopf vom Jahre 1653, in welchem Jahre der Thurm erhöht wurde. 2. Aften zur Thurm-Reftauration 1708. 3. Pfarrbüchcr, beginnen 1732.

19. Steina-Kirchen, V. O. W. W.

In der Gemeindelade dafelbfl befinden fich: I. Pantheiding in je einer Handfchrift des 16. und 17. Jahrhunderts (Vgl. Blätter des Ver. für Landeskunde Nied.-Oefterr. 1877, pag. 408.) 2. 1699, 27. September Albersdorf Kaifer Leopold ertheilt Steinakirchen ein Privilegium. Orig, Perg. 3. 1778, 28. April. Wien. Be- ftätigung desfelben durch Kaiferin Maria Therefia. Orig. Perg. 4. 1782, 24. April. Wien. Beflätigung durch Kaifer Jofeph. Orig. Perg. 5. 1793, 21. November. Wien. Beflätigung durch Kaifer Franz. Orig. Perg. 6. Steuerbuch 1694 1796. 7. Ingedenkbuch und Straf-Protokoll von 1784 an, 36 Seiten bcfchrieben.

Im Befitze des Herrn Pokorny Konrad befinden fich einige A6len, die Karthaufe Gaming betreffend.

20. Wilhelmsburg, Markt.

Das Archiv der Marktgemeinde Wilhelmsburg ift im Rathhaufe in einem Räume aufbewahrt, welcher gegen F'euchtigkeit und Feuersgefahr gar keinen Schutz gewährt. In diefem Räume hegen die Aften- flücke gröfstentheils am Boden in einem wirren Durch- einander und hat ein Theil derfelben durch Naffe fchon bedeutend gelitten. Bei einem folchen Zuflande der Archivalien war es unmöglich, eine vollftändige Ueberficht über diefelben zu erlangen. Ich bringe im Nachflehenden die Original -Pergament - Urkunilen, welche in einer Lade im Sitzungsfaale auibewahrt find, und von den übrigen Archivalien nur, was mir in die Hand kam. i. 1547. 9. September. Ein Taufbrief Orig. Perg. 2. 15S2, 2. Jänner. Wien. Rudolph II. verleiht Wilhelmsburg ein Wappen. Orig. Perg. 3. 1604, 27. März. Wien. Rudolph II. verordnet, dafs der Ver- kauf der Nahrungsmittel von den Umwohnern zu Wilhelmsburg ftattzufinden habe. Orig. Perg. 1667, 23. Auguft. Wien. Leopold betätigt das Privileg Rudolph II. von 27. März 1604. Orig. Perg. 5. und 6. find zwei Pergament-Urkunden von den Jahren 1726 1814. 7. Schlichtung von Streitigkeiten 1552 an. 8. 1567, 31. Deccmber. Vertrag. Papier. 9. von 1583 an Tefla- mente. 10. von 1572 an Sitzungsberichte, lückig. 11. 1589, Gerichtshandbuch. 12. von 1610 an Hauskaufregifter.

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13. 1627 an Spitalrechnungen. 14. i634Tazbefchreibung. 15. 1639 Anfchlag über 3000 Mann. 16. 1647 an Notizen zu Keclinungcn. 17. 1677 Häuferverzeichnifs. 18. Copicn von Marktprivilegien.

21. Das Archiv der Stadt Krems.

Das Archiv der Stadtgemeinde Krems ill an einem lichten, geraumigen, wafTer- und feuerficheren Orte im Rathhaufe untergebracht und unterteilt einem jeweiligen Gemeinderathe. Die Urkunden wurden im J. 1S65 von dem RcalfchulprofelTor Felix Eberle neu geordnet und ein V'erzeichnifs derfelbcn angelegt, in welchem öfters auf ein älteres Verzeichnifs verwiefen wird, in dem noch viele Urkunden im Originale ver- zeichnet crfcheinen follen, von welchen gegenwärtig nur mehr Copien vorhanden find. Diefes ältere Ver- zeichnifs kam mir nicht in die Hände. Die Urkunden find in chronologifcher Reihe, jedoch ohne laufende Nummer in 11 Laden eines Kartens gut untergebracht. An Urkunden, theils Originale, theils Copien befitzt das Archiv: 12. und 13. Jahrhundert 4 Stück, 14. Jahr- hundert 57 Stück, 15. Jahrhundert 414 Stück, 16. Jalir- hundert 254 Stück, erfte Hälfte des 17. Jahrhunderts 15 Stück. Einzelne Urkunden befinden ficli auch in den A6len vom 15 Jahrhundert an.

An Acten und Büchern finden fich : i. Briefe von der Mitte des 15. Jahrhunderts an. 2. Aften vom 15. Jahrhundert an, 64 Fascikel mit 752 Nummern und 43 unnumerirten Stücken. 3. Verfchiedene Aflcn 1788 1860, in 3Fascikeln 198 Nrn. 4. Juftiz- und politi- fche Raths-Protokolle 1507 1707, 45Bände. 5 Miffiv-Pro- tokolle 1507 1785, 50 Bände, lückig. 6. Miffivrapulare 1662 1785, 57 Bände und i Fascikel. 7. Stadtgerichts- Protokolle 1546— 1788, 7 Bände. 8. Raths-Protokolle im Juftizfache 1757 1849, G6 Bände. 9. Raths-Proto- kolle in fchweren Polizeiiibertretungen 1804 1849, 20 Bände. 10. Raths-Protokolle in Criminalfachen 1790 1849, 13 Bände. 11. Einreichungs-Protokolle in Jufbizfachen 1790 1S45, 29 Bände. 12. Einreichungs- Protokolle in fchweren Polizeiübertretungen 1832 1849, 5 Bände. 13. Einreichungs-Protokolle in Criminalfachen 1814— 1848, 4 Bände. 14. Protokolle ex publicis et politicis 1516 1785, I Fascikel. 15. RathsProtokoll im politifchen Fache 1697 1870, 80 Bände. 16. Ein- reichungs-Protokolle im politifchen P'ache 1789 1847, 67 Bände. 17. Raths-Rapulare ad publicum 1618 1788, 31 Bände und 5 Fascikel. 18. Raths-Rapulare ad privatum 1725— 1785, 73 Bände. 19. Protokolle über Teftamente, Codicille 1525— 1785, 34 Bande. 20. Protokolle über Invcntarien und Abhandlungen 1562 1838, 15 P'ascikel. 21. Index über Inventarien 1662 1742, i Band. 22. Vor- mundfchafts-Protokolle 1535 1564, 1584 1626, 2 Bände. 23. Repertorien über Kauf- und Verkaufverträgc 1650 1790, 2 P'ascikcl. 24. Kaufverträge 1790 1818, 7 Fa.scikel. 25. Fremden-Protokolle 1773. 26. Schub-Pro-

tokolle 1847 1868, 4 Bände. 27. Exhibita 1832 1847, 9 Fascikel. 28. Bürgerbuch 1535 1625, 1691 1829,

2 Bände. 29. Eidbuch 1735, i Band. 30. Gerichtsord- nung 1743, I Band. 31. Wahlordnung 1743 1767.

3 Bände. 32. Verordnungen 1500 1846, iiS Bände 33. Stiftsbriefcopien, 1 Band. 34. Schützenordnung 1574, I Band. 35. MeirterbuchderDrexlerinnung 1661, 1 Band. 36. Meillcrbuch der Schafliirten 1687, 1739, 2 Bände. 5j. Grundbuch 1551, 1 Band. 38. Grundbuchsrapulare 1752, 1782, 2 Bände. 39. Hausbuch des Kamnieramtes 1626 1743, I Band. 40. Häuferbcfchreibung 1845,

1 Band. 41. Weinzehentbuch von Krems 1659 1772, 29 Bände. 42. Dienflbuch 1711 1729, i Band. 43. Ab- ftorfer Zehentbuch 1775, 1822, 2 Bände. 44. Beftand- und Zinsbuch des Kammeramtes 1726 1857, 10 Fas- cikel. 45. Mühlzinsbuch 1635 1656, i Band. 46. Jahres- fchilling der der Müllerinnung gehörigen Mühlen 1682 1720, I Band. 47. Ungeld 1470, i Band. 48. Taz und Ungeld 1593 1768, 59 Bände, lückig. 49. Taz- rapulare 1813, I Band. 50. Wag- und Niederlagsbuch 1621 1763, 24 Bände, lückig. 51. FafHonsbuch 1666, 1750 , 1787, 5 Bände. 52. Pfundeinlage 1720, i Band. 53. Steuereinlage 1743, i Band. 54. Steuerbare Häufer in Stein 1745, 1 Band. 55. Steuerbemeffung für Krems und Stein 1789, 2 Bände. 56. Zinsertragsfaffion fürStcin 1789, I Band. 57. Contributions-Buch 1768, i Band. 58. Requifitions-Buch 1805 1813, 2 Bande. 59. Haupt- invafionsRechnung 1809, i Band. 60. Protokolle über abgefendete Hof- und Regierungstaxen 1814 1842,

2 Bände. 61. Kirchenamtsrechung 1520 1820, 18 Fas- cikel. 62. Rechnungen des Kammeramtes 1530- 1860, 545 Fascikel, unvolliländig. 63. Beilagen zur Kani- meramtsrechnung 1786 1849. 64. Steueramtsrech- nungen 1581 1845, 199 Bände. 65. Steucranits- Haupt- und Tagebuch 1787 1821, 56 Stücke. 66. Gerhab- fchaftsrechnung 1592 1729, 85 Stücke, lückig. 6y. Bür- gerfpitalsrechnungen 1600 1860 , 318 P'"ascikel. 6S. Beilagen zur Bürgerfpitalsrechnung 1839 1760, 33 Fascikel. 69. Bürgerfpitals-Grundbuch 1546, i Band.

70. Bürgerfpitals-Grund- und Gewährbuch i576,iBand.

71. Bürgerfpitals- Inventarien 1745. 72. Bürgerfpitals Steuer- und Beftandbuch 1760. 73. A6len, das Bürger- fpital betreffend i Fascikel. 74. Stadtrichteramts- Rechnung 1639, i ]?and. 75. Stadt- und Lantlrichter- amts-Rechnung 1780 1785, 9 Bande. 76. Rcrtanten- rechnung 1654 1733, li Bände. JJ. Waifencaffarech- nung 1617 1849, 93 Stück. 78. Beilagen hiezu 1774 1849, 70 Fascikel. 79. Depofitencaffarechnung 1744 1849. ^^- Peilagen hiezu 1791 1849, 56 Fascikel.

81. Verzichtsquittungen 1500 1790, 15 Fascikel.

82. Armenhausrechnung 1768, i Band. 83. Quartier- amtsrechnung 1784 1819, 44 Stück. 84. Waifen (Uftungsrechnung 1786 1793, n Bände. 85. Halben vierten Standesrechnung der 18 mitleidigen Städte Märkte 1665 1737, 12 Bände.

Notizen.

75. Confervator Hrasc hat in einem eingehen- den Berichte über den Befuch mehrerer als prahiftori- fcher Fundftätten bekannten Orte in dem ehemaligen Königgrätzer Kreis relationirt.

Diefem Berichte zufolge befanden fich bei Smiric in den früheren Jahren viele 1 leidcn-Graber, die jedoch in der letzten Zeit, namentlich bei dem Baue der Süd- Nord- Deutfchen Eifenbahn \erniclitct

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wurden. Confervator Hrasc fand an der nordvvcfllic hen Seite von Smiric gegen Holohlav noch einige Ueber- refte heidnifcher Griiber, und liefs in einem folchen Grabe nachgraben. Dasfelbe, in ^e7va(/i/c/U'r ValIc ein- gebracht, war 0-94 M. tief, 1-67 M. lang und enthielt Ueberrefle von einem menfchlichen Gerippe, die jedoch ftark befchädigt waren. Unter dem Kopfe befanden fich kleine Sandlleinc, Uebcrrelte von Urnen und zu rechter Seite des Kopfes drei Meffer, alle aus Eifen gearbeitet. Die Urnen waren alle aus grauer Thonerde, mit der Hand gearbeitet und mit kreisförmigen Strichen geziert. Ganze Urnen fanden fich nicht vor. Unter dem Gerippe graue, mit Afche und Kohlen gemengte Erde.

Fig. I. (Smiric.)

Die ganze Gegend von Holohlav, einem, kaum '/g Stunde von Smiric entfernten Dorfe, mufste in der alteflen Zeit eine grofse hcidnifche Nekropole gewefen fein, wie die noch heute zahlreich vorkommenden, intcreflanten Eunde beweifen. Intereffante Gegen- flande befinden fich im königl. böhmifchen Mufeum, und in der zwar kleinen, aber werthvollen Sammlung des Baron v. Liebig in Smiric. Gefunden wurden und werden hier: Bronze-Gegenftände, verfchiedene Ge- riithfchaften aus Bein verfertigt, Glasperlen und Bern- fteinperlen, Steinwaffen (aus Serpentin) etc.

Im Jahre 1875 hatte man ein Grab aufgemacht, in welchem fich ein Gerippe fand, neben deffen Kopfe eine grofse Urne ftand. Als Beigaben fanden fich fehr fchöne Heftnadeln aus Bronze gearbeitet. In der Nähe davon fand man einen fchönen, aus Serpentin ge- arbeiteten Hammer und einen zur Hälfte gebrochenen Hammer.

Chloumek heifst eine ^Anhöhe oberhalb Holohlav, in der Nähe von Smiric. Diefe ganze Anhöhe war noch vor kurzer Zeit, wie die Leute erzählen, eine grofse heidnifche Nekropole, und wurden aus den „Hügeln" viele und intereffante Altcrthümer, nament- lich Urnen, gewonnen. Gegenwärtig gibt es noch hie und da gut erhaltene Gräber.

Confervator Hrase fand zwei Gräber. Diefelben waren ohne Hügel, da diefe früher fchon entfernt worden fein dürften.

Das I. Grab war vom Niveau bis zur gewachsenen Erde o 65 M. tief und war folgendermafsen zufammen- gelegt : Zuerft zeigte fich in einer Tiefe von beiläufig o -30 M. Humus; nach demfelben kam eine mit Kohlen und Afche llark gemengte und gebrannte Erde. Zwifchen dem Humus diefer letzteren Schichte fland eine Urne, die jedoch derart befchädigt war, dafs fie bei der gröfsten Anftrengung nicht erhalten werden

konnte. Am Grunde der letzten Schichte fanden fich vier Urnen verfchicdener Eorm und Grofse vor; doch auch diefe waren, da fie in einer fehr feuchten Schichte fich befanden, vernichtet. Unter diefer Schichte kam fchon gewachsene Erde vor. (Fig. i.)

Intereffanter und gut erhalten war das nächftc Grab. (Fig. 2) Die Tiefe desfelben betrug vom Niveau bis zur gewachsenen Erde 0"75M. Die IlumusSchichte, die fich auch hier zuerft zeigte, betrug 0-41 M. Nach tlerfelben folgte dann, wie bei dem früheren Grabe, eine mit Kohle und Afche ftark gemengte Erdfchichte. In diefer Schichte befanden fich zwei Urnen, von denen jedoch nur eine unverfehrt herausgehoben werden konnte. Diefe Urne aus rothem Thone und nur mit der Hand fabricirt, hatte die Form einer Schüffei, und war mit Afche und Kohle angefüllt. (Fig. 3) Durchfchnitt 0-2I M., Höhe o 13 M. Daneben gegen Often ftand eine zweite, der erften ahnliclie, die jedoch ftark be- fchädigt war. In diefer befand fich eine 0-042 M. lange, mit einem Kopfe verfehene Bronze-Nadel, die ganz gut erhalten war. Die Urne felbft w'ar mit Afche angefüllt. Ober diefer Urne befanden fich halbver- brannte menfchliche Knochen und zwar die eines Kindes, dann ein Bruchftück von einem Meffer und zwei Nägel. Die Urne felbft war aus grauem Thone, von freier Hand verfertigt, und hatte einfache, kreis- förmige Strichverzierungen.

Etwa eine halbe Stunde von Smii^ic gegen Süden, am rechten Ufer der Elbe, erhebt fich ein grofser heidnifcher Grabhügel, der heut zu Tage noch 3 M. hoch ift und 75 M. im Umfange zählt. Diefer Hügel mufste urfprünglich wenigftens doppelt fo grofs ge- wefen fein und wurde die aufgeworfene Erdfchichte auf das denfelben umfaffendc Feld verführt. Schon bei diefer Humus-Abtragung kamen die Arbeiter auf zahl- reiche Urnen, die fie aus Unwiffcnheit vernichteten. Man findet auf diefer Stelle eine Maffe von Ueber- reften primitiver Urnen. Alle waren aus grauem Thone und von freier Hand gearbeitet. Auch foll man bei der theilweifen Abtragung diefes Tumulus eine Urne gefunden haben, an deren oberem Rande ein aus Ser- pentin verfertigter Streithammer lag.

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Fig. 2. (Smiflci

Eine fehr intereffante Fundftatte prähiftorifcher Alterthümer ift die flache fumpfige Gegend, „Rohäj" genannt, bei Pfedmefic. Diefe Stätte fcheint ein grofser Sumpf in der prähiftorifchen Zeit gewefen zu fein, der fich bis zum heutigen Tage theilweife noch erhalten hat. Aus dicfem grofsen , heute noch etwa

CXXXII

2 Hektar betragenden Sumpfe wurde in der letzten Zeit der Schlamm auf die benachbarten Aecker herausgeführt. Dabei fanden fich höchft intereffantc Gegenftände aus prhhiltorifcher Zeit vor, die allge- meines Auffeilen erregten. So wurde im Jahre 1872 von den Taglöhnern ein, einem Helme iihnlicher, au.s den feinflen Gold-Drahten gearbeiteter Gegenftand ge- funden, den die Taglöhncr mit Hacken auseinander geriffen hatten und die Gold-Drathe den Goldarbeitern Rudis in Jofephftadt undHitterlich in Königgriitz um die Summe von 600 fl. (!) verkauft haben. Es füll dies eine werthvoUe Arbeit gewefen fein. Neben diefem werth- vollen Gegenftande fanden fich vor: Bronze-Nadeln, Bronze-Heftnadeln (Fibulae), Steinwaffen, (aus Serpen- tin) und Steingerathc, Mühlfleine (Handmühle) etc.

einer Fechtervorftellung. Die Zeichnung ifl fehr fein eingeritzt, man erkennt ilen Kampfer und den Fechter- helm ganz deutlich. lJasI"'iindflück flammt aus Aquilcja.

Fig. 3. (Smiric.)

Im Jahre 187S wurden zwifchen demDorlcLipa und Ciftoves, in der Nahe von Koniggrätz auf dem Kirchen- felde viele Stein-Objeae gefunden, Streithammer, Meifselund Bohrer etc. Einige dicfer Steinfachen waren halbcrhalten, andere waren halbfertig (Fig. 4). Sammt- liche diefe fehr intereffanten Gegenftande waren in einer einzigen Grube aufbewahrt und lagen ohne alle Ordnung durcheinander, l-ls fcheint, dafs fich hier eine Werkftatte von derlei Waffen und Geräthe in der prä- hiftorifchen Zeit befunden haben mochte. Es finden fich hier fogar die durch die Bohrung der Löcher bei den Streithämmern entftandenen ftöpfelförmigen Stückchen vor, welche, wenn diefe Objede durch Handel und Wandel hieher gekommen wären , gewifs fich hier nicht vorfinden würden; denn man handelt eben nur mit fertigen und nicht mit halbfertigen Sachen und bringt auch keine Abfälle in den Handel.

Fig. 4. (Smific.j

Auch in dem Dorfe Rosiiü erblickt man heid- nifche Grabhügel, und zwar mitten im Dorfe, neben dem Glockenthürmchen. Als hier im Frühjahre 1880 nachgegraben wurde, kam man auf einige menfchlichc Skelette, an deren Händen fich Bronze-Armbänder befanden.

76. Confervator Dr. Pichler hat an die Central- Commiflion über den in Fig. 5 abgebildeten Gegen- fland berichtet. Es ift ein ovales weifscs marmor- artiges Steinplättchen , wohl eine Eintrittsmarke zu

Fig. 3. (Aquileja.)

j"] . Correfpondent Sf/ini»iiii, der im Monate Juli eine Excurfion nach OJfero machte, hatte über die.- felbe einen recht werthvollcn Bericht erftattet. Offero (Auxerum Abfyrtium etc.) liegt in prachtvoller Grup- pirung an einer Spitze der Infel Cherfo, welche durch einen nur 4 M. breiten Canal von der Infel LuJ'ßiio getrennt ift. Die Stadt hat die Grundrifs-Geftaltung eines Dreieckes zwifchen zwei Buchten, die eine mit ftcilen, die andere mit fiachen Ufern. Durch ein gut erhaltenes Thor durchfchreitet man die alte Stadt- mauer. Vor derfelben liegt ein grofser venetianifcher Löwe, halb in die Erde verfenkt, auf felbem eine grofse Steinplatte mit italienifcher Infchrift, was das Ganze zum Tifch geftaltet.

Links vor dem Thore liegt eine Gedenkfaule mit \\ appen und Infchrift, die die Tugenden eines vene- tianifchen Richters preift. l'.in anderer Löwe liegt beim nordweftlichcn Thore.

Der Pfarrhof, einft der Falaft des Bifchofs (heil.) Gaudenz von Offero (1523) ift ein gut erhaltenes Ge- bäude mit zwei Vorhöfen, darin Steinurnen, Sarko- phage, Infchriftfteine, zerbrochene römifche Thon- gefäfse etc. aufgehäuft find. Beachtenswerth ift ein römifches i M. hohes Capital, ein zweites wurde in neuefter Zeit gefunden.

Der Dom mit feiner prachtvollen Marmor-Facjade ift ein höchft beachtenswerther Bau aus dem 14. bis 15. Jahrhundert. Das Innere entfpricht der Aufsenfeite, enthalt antike Säulen, fchöne Altiire, darunter einen mit den Darftellungcn der drei göttlichen Tugenden \on Donatello (?), Bilder von Palma d. J. (?), am Haupt- Altare ein grofses, Titian (.'') zugefchriebenes Gemälde, vorftellend die Muttergottes von Heiligen und Engeln umgeben. Im Pfarrhofe mehrere Bilder, danniter einige, die als Tintoretto's und in der Manier P. Veronefe's bezeichnet werden.

Der quadrate Glockenthurni von grofsen Dimen- fionen ift bis über den Glockenraum aus Quadern gebaut und mit einer Galerie verfehen.

An der Nordweft-Seite der Stadt befindet fich eine kleine fehr alte Kirche St. Maria degli Angeli^ darin ein fteinerner Bifchofftuhl, von dem jedoch nur mehr die Rückichne erhalten ift, darauf drei Vögel zwifchen Arabesken in Relief Die Seitenlehnen wurden durch fculptirte Römerfteine erfetzt.

Am Friedhofe fteht ein Sarkophag, in einer aus- gemauerten Vertiefung ein antiker Mofaikboden-Reft.

78. (Fund romi/chcr Gräber in Kloßer ncuburg.) Beim Ausheben des Grundes für einen Zubau des Haufes Nr. 9 in der Buchbcrggaffe (alt Tulncrgaffe Nr. 594) zu Klofterncuburg, ftiefs man in einer Tiefe von circa 2'8 M. auf dici ri)niifclie Gr.äber. Zwei der-

CXXXIII

fclbeii hatten die in unfercn Ländern für minder Bemittelte angewendete Einrichtimg, wie fic auch anderwärts, z. B. bei der römifchen Grabftätte zu Bruci< a. d. L. beobachtet wurde. Um den Leichnam herum wurden niimlicli im Rechtecke grofse Ziegel auf die lange Kante gebellt, dadurch eine Art Sarko- phag gebildet, den man durch dachförmig darüber gelehnte Ziegel bedeckte. Die Skelette lagen in der Richtung von Siidoft gegen Nordwefl. In jedem der beiden Graber waren für die Länge auf jeder Seite vier Ziegel verwendet, lür die Breite je ein Ziegel, wodurch das Grab eine Länge von i 9 M. bei O '47 M. Breite, 0-31 M. Hohe (an den Wänden) erhielt.

Fall alle Ziegel zeigen mehr oder minder deutlich ausgedrückte Stämpel, die mit kleinen Varianten von zweierlei .Art fmd: i. OF . ARN.N\.\Xi:\ri.\\I\, 2. ÜF. ARNliÜNU.WAfi 1 alfo beide von Privat-Fabriken oder Officinen.

Griiberbeigaben befanden fich, fo viel fich nach- träglich eruiren liefs, nur bei einem Skelette, deffen noch wohl erhaltener Schädel eine auffallend runde Form und ein fehr llark vorfpringendes Nafenbein zeigt. Zu Füfsen fland ein dünnwandiger, roth gefärb- ter Thonkrug, 16 Cm. hoch, mit fehr engem kurzem Hälfe und kleiner Bafis, einhenklig; dem Henkel gegenüber hat er ein viereckiges, wie es fcheint abfichtlich gemachtes, Loch. Ferner eine Glasflafche, die aber leider zerbrochen wurde; der noch erhaltene ziemlich dicke Hals mit breiter Mündung läfst auf ein grofscres Gef;ifs fchliefsen. Endlich fand man auf der Bruft liegend zwei Armringe aus Bronze, wohl von den über der Bruft gekreuzten Armen herrührend ; einer derfelben ift aus fehr dünnem Bleche hohl gearbeitet, die Ränder fchliefsen aber nicht ganz zufammen, fo dafs er innen offen erfcheint, die Enden laufen etwas fpitz zu. Der andere etwas gröfsere befteht aus einem dünnen, an der Aufsenfeite gekerbten Stabe.

Das dritte Grab war nicht dachförmig bedeckt, die Wände foUen mit rother Farbe überzogen gewefen fein. Aufserdem fand man noch die Refte von circa 13 Skeletten und auch von Pferden, einfach in die Erde gebettet. Ob diefe mit den befchriebenen Griibern in Zufammenhang ftehen, läfst fich nicht mehr erweifen.

Nachdem es bekanntlich romifcher Brauch war, die Grabftatten neben den Strafsen anzulegen, fo gewinnt der Fund erhöhte Bedeutung, weil er höchft wahrfcheinlich einen Punkt der Haupt-Heeresftrafsc bezeichnet, welche von Vindobona über Döbling, wo fie durch Refte eines Baues bezeugt ift, in nordweft- licher Richtung nach Klofterneuburg lief, hier in einem fcharfen Winkel ins Kierlingerthal abbog und bei Zcifelmauer (Cetium) wieder die Donau erreichte. Die Führung der Strafse über diefen Punkt erwies fich auch durch die allmälige Steigung des Terrains und die Deckung durch den unmittelbar hier fich erheben- ben Buchberg, befonders vortheilhaft.

Diefe Funde find keineswegs die erften der Römerzeit, welche in Klofterneuburg gemacht wurden. Der verdienftvolle Archivar des Stiftes, Maximilian Fifc/ier zählt deren im 86. Bande der Wiener Jahr- bucher der Literatur (1839) eine ganze Reihe auf, von denen als die wichtigften, abgefehen von verfchiedenen

' .-Vuch auf einem zu Wien .-im Hof ijefundenen Ziege] und <iuf eincnt 1836 bei Klofterneuburg ausgegrabenen.

Münzfuuden, welche für die Topographie von geringerer Bedeutung find, folgende erfcheinen: i. Unmittelbar hinter dem Chore der Stiftskirche (J. 1834) das herr- liche Militärdiplom von K. Titus aus dem Jahre So n. Chr. (S. Arncth, zwölf rom. Milit. -Diplome, S. 33. Orclli Henzen 5428, Mommfcn C. I. III, 2, p. 854), Ziegel mit den Stämpcln der XIII. Legion und: OF".ARN^■RSI(:l^■I.^\C.=' 2. in der Nähe der Kirche (im felben Jahre) in beträchtlicher Tiefe die Bruch- ftücke von zwei Meilenfteinen mit fehr befchädigten Infchriften {Mommfcn, III, 2, Nr. 5752, 53), ein Votiv- Stein des Tesserarius der I. Cohorte der Pfeilfchützen Q. Attius und eine merkwürdige Infchrift, die den Verfertiger eines Denkmales bezeichnet: (X.AKLI| \ALF\TIS OP\'S. Diefe Steine befinden fich noch im Stifte. 3. Im Garten des Bertholdgadner-Hofes am Ab- hänge gegen den Weidlingerbach drei Infchriftlleine, die nicht mehr vorhanden find, einer derfelben vom Jahre 230 n. Chr. [Mommfcn, Nr. 5645, 47, 48.)

Von dem neuen Funde hat der Befitzer, Herr Kci'bl, zwei Ziegel mit Stämpeln freundlichft der Anti- ken-Sammlung des AUerhochften Kaiferhaufes uber- laffen; andere, fammt den Grabesbeigaben werden im Mufeum des Stiftes eine bleibende Aufbcwahrungs- ftatte finden. Die Erhaltung der Fundftücke ift der Intervention des Herrn Wilhelm Stern, Directors des ftenographifchen Reichsraths-Bureaus zu verdanken, welcher auch über den Fund zuerft berichtete.

Sacken.

79. K. k. Oberbergverwcfer Riedlxw Cilli hatte an die Central- Commiffion über einen T^Iünzcnfund berichtet. Anläfslich der Erneuerung des gepflafterten Bodens der Filialkirche zu St. Kunigunde bei Cilli wurde im Monat Auguft eine gröfsere c. 15 Cm. ftarke, bisher nahe dem Hoch-Altare und zwar rechts davon nächft der Kirchenmauer fituirte Bodenplatte ausge- hoben. In der darunter befindlichen betonartigen Mörtelfchichte ftiefsen die Arbeiter bei c. 32 Cm. unter der Kirchenmauer auf ein c. 6 Cm. im Durch- meffer haltendes Gefafs von ordinärem Hafnerthon, welches auf einem ähnlichen, aber gröfseren derartigen Gefafse ruhte. Leider gingen die Gefafse beim Graben zu Grunde. Ihr Inhalt beftand durchwegs aus ein- feitigen Silberpfennigen, Halb-Bracteaten (14.— 15. Jahr- hundert), c. 1850 Stück, mit meift deutlicher Prägung und ganz erhalten. Sie find aus fchwach bezinntem Silberblech angefertigt und wiegen je 100 Stück 62 64 Gram.

80. Maler Franz Jobfl wurde von der Central- Commiffion erfiicht, eine durch Refte von Fresken ausgezeichnete Marterfaule (Bildftöckel) bei Brun- necken, auf welches bereits Correfpondent Dalilke aufmerkfam gemacht hatte, zu befichtigen, und ein fachmannifches Gutachten über die Möglichkeit einer Reftaurirung der Gemälde zu erftatten. Nach dem Berichte diefes Sachverftändigen dürften die P^resken zu Beginn des 15. Jahrhunderts von einem nach italieni- fchen Vorbildern arbeitenden Meifter von nicht her- vorragender Begabung gefchaffen worden fein, denn fie zeigen eine zwar gute, aber fehr einfache über das

- Diefer Stampel des Magiftcrs Urficinus 6ndet fich auch auf Ziegeln' die in Wien (am Hof, in der Brauuerftrufse), zu Petronell, Mautern, Verücx bei Waitzen gefunden wurden.

CXXXIV

Herkömmliche nicht hinausgehende Zeichnung, lalTen aber in der, wenn auch einfachen Hehandknig der Farbe den geübten Freskenmaler erkennen. Die ornamentale Umrahmung ill: beinahe derb, doch mit Verltändnils behandelt, und deutet auf italienifclic Mufler. Die erhaltenen Bildrefte find fammtlich noch uriprünglich und ifl: nirgends Uebermaluiig zu be- merken.

Fig. 6. (Görz.)

Der Bildftock kann daher im Ganzen als ein intereffantes Objeft bezeichnet werden, leider ifl der Zufland ein bedeutend fchadhafter. Abgefehen, dafs durch die Strafsen-Anfchüttung der Bildflock um mindeflens einen Meter zu tief lieht, haben fich nur die in den SegmentBogen der vier Blenden an der viereckigen Säule befindlichen Malereien noch fo erhalten, dafs fie verhaltnifsmafsig leicht reflaurirt werden können, jene aber in den Tiefflächen der Blenden- und in den Auskragungs-Wänden find zum gröfsten Theile zerftört, oder ganz verfchwunden. An dicfer Zerftörung haben wohl die äufseren Umftändc fchuld, da der Mörtel an faft allen Stellen vollkommen gefund und feft ifl, und nur an wenigen Stellen Sprünge zum Vorfchein kommen. Dagegen ift die Bedachung fehr fchadhaft, und bedroht die durchfickernde Näffe den Beftand der Säule am meiften.

Fine Reflaurirung der Bilder würde nahezu einer Neuherrtellung gleichkommen.

8i. Wir bringen in der beigegebenen Tafel die Abbildung eines hochintereffanten Vortragkreuzes, das fich im Domfchatze der Metropolitan-Kirche zu Görs befindet, und auf welches werthvolle Objeft die

Central-Commiffion durch Seine Fxcellenz Freiherrn :•. Csür/t/^^ aufinerkfam gemacht wurde.

Das Kreuz, das, als bei Aufliebung des Pa- triarchats von Aquileja der Kirchenfchatz und die Reliquien zwifchen den Frzbisthümern von Görz und Udine vertheilt wurden, an das erflere gelangte, wird in dem darüber angefertigten Verzeichniffe als crux antichiffima und als jenes bezeichnet, das bei der feier- lichen Inthronifation des Patriarchen und bei feinem Finzuge in den Dom ihm vorgetragen wurde. Fs ifi: aus vergoldetem Silber ange- fertigt, ftellt die Kreuzes-Balken als rohes, unbearbeitetes, nur abgeäfletes Stammholz mit fchiefem Abfchnitte vor, deffen Aufsen- feite ftatt rindenartiger Behandlung mit zierlichem gravirten Flach-Ornamente aus Bliittern und verfchlungenen Zweigen über- deckt ift.

Die Chriftus-Figur, getriebene Arbeit und zwar aus vielen mitunter kleinen Metall- Theilen zufammengefetzt, mit langen hage- ren Armen und Beinen, magerem Leibe, daran die Rippen fcharf hervortreten, ift am Kreuze ziemlich tief in den angenagelten Händen himgend mit übereinander genagel- ten Füfsen und bis zu denKnieen reichendem Schamtuche dargeftellt.

Am Haupte eine Dornenkrone, wahr- fcheinlich eine fpätere Zuthat, das Antlitz (Fig. 6) unfchön und derb ohne geiftigen Ausdruck , mit den Zügen eines alten Mannes.

Ueber dem Haupte fchwebt ein grofser Scheiben -Nimbus mit Kryftall-Bcfatz und vermifcht mit ungefchliffencn Fdelfteinen auf wahrfcheinlich ehemalig blauem ICmail- grunde und oben das Infchriftblatt.

Das Kreuz dürfte aus dem 14. bis 15. Jahrhundert ftammen. Die Chriftus-Figur ift weit alter und mag in das 14. Jahrhundert zurückreichen.

82. Die k. k. Statthalterei in Liu;:: hat über neuerliches Anfuchen der armen Schulfchweftern in Freiftadt die Genehmigung ertheilt, dafs nach einem von Confervator Schirmer ausgearbeiteten Proje6le zwei Verbiiidungsbauten von diefem Klofter zur dortigen Frauenkirche gemacht werden, nämlich ein Gang zum Mufik-Chore und ein zweiter zu einen noch anzubrin- genden Oratorium, das entweder über dem Baldachin des Ciborium-Seitenaltars oder über der Sacriftei feinen Platz finden wird.

In voller Wiu-digung des hiftorifchen Werthes der Frauenkirche als Baudenkmal hatte die Statthalterei hicmit gleichzeitig feftgeftellt, dafs ein weiterer Anbau an die Frauenkirche in keiner Weife und unter keiner Bedingung ftnttfinden kann, von welchen Verfiigungen die Central-Connniffion verftimdigt wurde.

83. Die Haffclhurg bei Botscn enthält bekanntlich Refte intereffanter Fresko-Decoration des 16. Jahrhun- derts. Das Schlofs, auch Kuhbach genannt, erfcheint nach Ihtrckkchncr 1272 im Befitz eines Gefchlechtes, von dem es feinen erfteren älteren Namen empfing.

Görz.

cxxxv

ging durch Kauf fchoii 17 Jaluc darauf an die Grciticn- licin über, wurde dcnfelben durch Markgrafen Ludwig entzogen , 1350 an Rutlol))!! Katzcnüeiner gegeben, acht Jahre fpiiter aber wieder an das vorgenannte I laus übertragen, welches die ]5urg nun bis 1386 be- hielt. Im Jahre 1468 verlieh es lirzherzog Sigismund an Hans Raungg um 1300 Mark Berner, fpater kam es an die Kühbach. Nach Brandis IChrenkrimzlein 1678, pag. 65, hiefsen die altcÜen Befitzcr I'".dle von llafslach, welche 1380 ausftarben. Die Kühbach fchrieben fich nach diefem Befitz 1563 Edle zu Riedhaffelburg und Zimmerlehen. Nach Bcda Weber hätten die Burg eine Zeitlang auch die Eppaner befeffen.

Das Gebiiude bietet heute leider gröfstentheiis den Anblick einer Ruine. Die gegen den I'^clsabhang ihalwiirts flehenden Theile ftarren in malerifchen Trümmern empor, nur die Eingangs-Eront gegen die Bergwand befindet fich im bewohnbaren Zultand. Ein primitives Dach fchliefst die cinftigen Säle ohne alle Rückficht auf ihre architektonifchen Verhältniffe ab, um einer Bauernfamilie fammt Viehflällen Deckung zu bieten. Ueber den Graben führt jetzt ein Erddamm, nach dcffen Ueberfchreitung wir vor dem fchönen Por- tal des Schloffes liehen. Es ill mit Rautenquadern im Charakter der deutfchen Renaiffance geziert. Rechts von der Thorflur kennzeichnet in einem Innenraum eine Wandfaule mit gothifchem Capital die ältere Bau-Epoche des Gebäudes, welcher aufserdem noch einige der Fenfter-Umrahmungen angehören.

Die Fresken befinden fich, aufser einigen kleineren Rerten, in zwei Sälen der oberen Gefchofse, welche in ihrer dermaligen beklagenswerthen Verwendung als Schüttböden und Heufpeicher den baldigen Unter- gang der Malereien erwarten laffen. In dem Einen Saale lauft unter der Decke ein gemalter Bilderfries ringsum, deffen einzelne Darftellungen durch Hermen und architektonifches Rahmenwerk von einander getrennt werden. Diefe Einfaffungen find grau in grau gemalt. Die Bilder felbft ftellen Scenen aus der römifchen Gefchichte vor, Infchriften wie: DIE RÖMER THEODOTVS POMPEIVS liehen über den Figuren. Den oberften Abfchlufs des Friefes bildet ein fehr gefchmackvolles Renaiffance- Ornament, ebenfalls fteinfarb gemalt, worin Medaillons mit den Köpfen des Auguftus, Claudius und anderer Kaifcr. Die Fenfternifchen haben eine davon ver- fchiedene, aber nicht minder fchöne Decoration, welche aus zarten Ornamenten grün, fchwarz und braun auf weifsem Grund, befteht. Ueber der Thüre dicfes Gemaches ift in Malerei eine heraldifche Darflellung angebracht: zwei gefchloffene Turnierhelme, merk- würdigerweife ohne einen Schild , mit Kleinoden. D^r Eine Helm trägt einen Flug, belegt mit weifsem Quer- balken, worin ein rothes Kreuz, das Kleinod des andern ill ein Meerweibchen, welches einen goldenen fechs- llrahligen Stern in der Rechten hält; dabei lieft man das Datum : MDXXXXI.

Ich bin nicht in der Lage, die Inhaber diefer heraldifchen Embleme zu bezeichnen ; jene der Küh- bach find es nicht (vgl. Sibinachcr , edit. 1696, II. 40), obwohl es von diefen heifst (wie Beda Weber mit- theilt), fie hätten das Schlofs anfehnlich verfchönert. '

' y:\ch Britfiif/s, Ehrenkr.TnzIciu 1678, pag. 122. waren die Kiihhach erft 1563 der Laiidcsniatrikel einverleibt worden, wahrend unfcre .Malereien bereits 1541 cntdandcn find.

VII. N. F.

Ich nuiis es Local-l'"orfchcrn uberlaffen, darüber Licht zu fchaffen.

?l)ie liifinai^nlm kriiiolricbinii Ijd []r^

iiriiUuoO iiuij ui^)i uu nun ,a )X(

Fig. 7 (Loich.j

In dem höher gelegenen gröfseren Saale follen fich nochbeffereintereffantere Fresken befinden. Indem bei meinem Befuche felbfi: die Fenfteröffnungen durch das eingelagerte Heu verftopft waren , vermochte ich nur zu bemerken, dafs es landfchaftliche Darftellungen, wir mir fcheint, mit mythologifcher oder hiftorifcher Staffage aus dem i6. Jahrhundert fein dürften. Das faft ganz verfallene Stiegenhaus zeigt ferner Rcfte einer decorativen Aiisftattung als Weinlaube mit Spalieren und Trauben, endlich über dem oberen Aus- gange die feltfame Darfteilung eines Stadtplanes. Ein einfacher, gut profilirtcr Stein-Camin wäre gleichfalls noch zu erwähnen.

CXXXVI

84. Kaifer Ferdinand II. liefs in Radiucr (Stcier- mark) die gegenwärtige Pfarrkirche zu Ehren St. Antons von Padua nach dem Multer der gloichnanii_i;cn grofsen Kirche in Padua erbauen und fand die Ein- weihung am 10. Auguft 1602 ftatt. Bei diefer Kirche wird ein Mefskleid aufbewahrt, welches von den Töchtern diefes Kaifers angefertigt und liieher Ge- widmet wurde. Es ifl mit Bezug auf Reichtlium, Earbenpraclit und Feinheit der weiblichen Hand- arbeit ein Meiflerwerk der Stickerei. Weniger günllig mufs die Compofition beurtheilt werden, da diefclbe an Ueberladung leidet. Pfauen, Hirfchc, Eidech.sen, Heufchrecken und Phantafie-Blumcn vermengen fich zwar in klarer Zeichnung zu einem unorganifchen und verworrenen Aufbaue. Der Grund der in vorzüglicher Technik ausgeführten Stickerei ift indigoblau. Die reliefartige Stickerei ift in Gold und Silber und in allen Farben in lebhafter Buntheit mit vorherrfchcnd lichtem Tone ausgeführt und hebt fich von dem tieffarbigen Grunde hell ab.

Wenngleich das Gewand in Bezug auf Stickerei und Goldborten fehr gut erhalten ift, hat es doch durch dieScheere barbarifche Verftümmlung erlitten und durch rückfichtslofes Flicken argen Schaden genommen.'

Hie ligt wegraben der wolgeborn her her : pernhart von Scherffnberg etc. der geftorbn Jft an fand lucia tag Nach d'gepurt xpsiM. N'--' und im 13 Jar dem got genad.l Der Grabftein (Fig. 7) zeigt in Lebensgröfse das Portrait des Ritters in voller l'eldrüftung, mit entblofstem Haupte, mit langen, über die Stirn geftri- chenen und da und unter den Uhren gerade abge- fchnittenen Haaren und Rundbarte. Mit Ausnahme der ftark auswärts gebogenen Stauchen und des gothifchen gewölbten Küraffes ohne Gräte, der anfcheinend nicht gefingerten gefchobenen 1 lenzen und des kurzen Ober- und Unter-Armzeuges, zwifchen welchen das Panzerhemd fichtbar wird, ift die Rüftung nicht von befonderem Charakter. Die Rechte umfafst das breite, in einer Quafte endende Panier, die Linke halt aufrecht den gekrönten gefchloffenen Stechhelm mit dem Pfauenbufche. YS\x\ Stück des linken Fufscs innen ift befchiidigt. Die Figur Iteht auf einem Sockel, unter welchem drei Wappenfchilde, und zwar die äufseren zwei mit fchildhaltcnden lüigelchcn ange- bracht ift. Mitten ift das Scherffeiibergifche Wappen die Krone. Heraldifch links der Wappenfchild von Bernhardt's erfter Gemahlin, Flifabeth von Fladnilz

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Fig. 8. (Lorcli.;

85. Im Archive der Marktgemeinde Refcliitz bei Zellerndorf fand Correfpondent Blaas den Original- Wappenbrief (Perg. Urk.) ausgeftellt von Kaifer P'er- dinand am 7. Mai 1560. Das Wappen, das der Kaifer der Gemeinde in Anerkennung der Treue für das Haus Oefterreich gewährte, befteht in einem zweimal ge- theilten Schilde (blau, gold, fchwarz), darin zwei Wein- reben mit Wurzeln, grünen Blättern und Trauben in natürlicher P'arbe und Geftaltung. Bekleidete Engel erfcheinen als Schildhalter.

86. In dcrLaurentius-Kirche vxx Lorcli, aus welcher der verftorbene Rittmeifter Winider in diefem Organ bereits wiederholt Grabdenkmale befiirach, begegnen wir in -der der heil. Anna geweihten Scharfenbergifchen Begräbnifs-Capelle dem koloffalen Denkftein des Bern- hart von Scherffenberg, von rothem Marmor, 10' 4" hoch, 5' i" breit, mit folgender Umfchrift in verfchnörkelten Minuskeln, die drei Seiten des Denkmals füllen, die vierte Seite aber leer laffen. Die Umfchrift lautet:

Ausführliche Milthcilunc über dicrcs koftbarc Denkmal von Nadel- malcrci bringen die Millh. des hLftor. Vereines für Slcierinark. XXIX. llcfl.

nach Weigl III. -j-j in Schwarz die goldene Binde heraldifch rechts der Wappenfchild feiner zweiten Gemahlin Katharina von St rhemberg, welche Bern- hart als Witwe nach dem Tode ihres erften Gemals Keini)recht von Walfee geheirathet hatte, mit dem bekannten Starhembergifchen wachfenden Panther im getheilten Schilde.

In der Mitte der Capelle fteht die 6' 5'//' lange, 2' 9'/^" breite und 2' \" hohe rothmarmorne Tumba an den Seitenwanden mit ihren in Reihen geordneten Todtenfchädeln als Relief (Fig. 8) und der abfcheu- lichen Darftellung körperlichen Verfalles auf der Deck- platte,^ welche an die /.u jener Zeit modernen Todten- tanze erinnern, die fchon für fich eine ganze Literatur hervorriefen.

Bernhard von .Scherffenberg, Herr zu Spilberg, war 1476 I'eldhauiJtniann ob der ICniis, fchlug in diefem Jahre die l^ohnien, die fich bei Grein ver- fchanzt hatten, und nahm ihnen alles Gefchütz und Zeug ab, •'' nahm 1478 1 lafsbach, Ottensheim und

= Befchreibung der Latircnlius^Kirche.

^ Prcucnhiibcr anales Styr., pag. 95, B. pag. 183.

CXXXVII

Hiirfchlag, überfiel die Stadt Rofenberg, wurde nach Reiiiprecht von Wallfee's Abtreten Landeshauptmann ob dcrEnns, welches Amt er fcchs Jalirerujimx'oll führte. Er refignirte 1454 und wurde fürlllich I''rcirmij'fchcr Pfleger zu Waidhofen an der Ybbs, 1501 Regiments- rath der niedcroncircichiTchcii Lande. Für feine treuen Dienfle, die er Kaifcr Friedrich III (IV) im Kriege gegen INIathias Corvinus von Ungarn geleiftet, erhielt er von dem Kaifcr das auf einer Donau-Infel gelegene Schlofs Spilberg zum Gcfchenke (1485). Er flarb am St. Lucien- tagc 1513. In erfter l'"hc war er vermidt mit FJifabeth von Fladnitz , von welcher er vier Söline und fünf Töchter erhielt. Die zweite IChe mit Katharina von Starliemberg, verwitwete Walfee, blieb kinderlos.

87. Die uralte Ruheftiitte des ruhmreichen Ge- fchlechtes derer von liiiips verfchwand mit dem Neu- bau der Kirche in [foheiwms, und an ihrer Stelle ward im Jahre 1533 wie Confervator Jenny berichtet, dem I'^reiherrn Mark Sittich von Ems rju Holiencins, der in jenem Jahre verflarb, ein Grabflcin aus rothem Marmor gefetzt (von 218 Cm. Hohe und 119 Cm. Breite), der zu- gleich als Gedachtnifstafel für alle Herren und Frauen des llohenems'fchen Stammes, namentlich der Eltern und zweier verdorbener Söhne desMarkSittich galt. Er felbft erfcheint in der vollen ritterlichen Rüftnng feiner Zeit. Diefelbe i(l: durchwegs eine glatte, durch keine Befonderheit fich auszeichnende; die Ränder der Schulterfchilde find wohl vom .Steinhauer, dem wenig Formen- und noch viel weniger Kunftfmn nachzurühmen ift, über Gebühr erhöht und erweitert, gleichwie den Eifenfchuhen in Bärenklauenform eine unförmliche Ver- gröfserung zu Theil geworden. Der Helm mit Halsberg und Barthaube fteht zur Linken unter dem Wappen- fchilde der Freiberge zu Eifenberg (bei Füfsen) und der Landenberg zu der llohenlandenberg und Ä/;^r jenem der Neydeck oder Nidegge, denen in diefer kleinen Ecke die einzige monumentale Erinnerung in dem Lande verblieben, wo fie einft angefehen im Befitze der Riedenburg bei Bregenz häuften. '

In klaren gothifchen Buchrtaben gehauen, lautet die Grabfchrift folgendermafsen:

Da . lit . begraben . der .edel . vnd . gellreng . her . her . Mark .Si|ttich. von emps . zu . hohenemps. Ritter. Rö. Kö.M'.Rat . vnd.lvogt . zv.bregentz . und.helena. vo. emps . geborne.K'on . Fryberg . fein . eliher. gemahel. auh . jlit . da . begraben . her . markwaldt. vo .empsjzu. der .hohenemps. Ritter. vnd . anna. [von .lannberg.zu . der . hohen . la[ndenberg . fin . eliher . gemahel . |des obgfi . h . m . vo . e . vater . vd . mvter . witter . lit . da . begrabn . d.e.vnd. V . markwalt.v.e. vnd. froneck. von . nidegk. fein .eliher. gemahel. des . obgemltii. h.m . eliher. fon. auh . lit . da . begen . d . e . vnd . w . I'riderih | v . e . des . ob . gemeltn.h.m . eliher . fon . auh . aler . heren . vnd. fro- wen . fo . vfs . dem . edelen . Hamen . der . von . emps . ver- fchaiden . feind . den . got . gennad . i . 5 3 3 Im Gegenfatz zu crflgenanntem Grabmal zeich- net fich das in gleicher Kirche gegcniiber gefetzte Monument des Grafen Kafpar von Ilohenems und

' Confervator Kögi erkennt in deren Wappen drei diagonal über- einander flehende Glöcklein oder Hütchen, Sthtnac/u-r in feinem Wappenbncli zeichnet im Wappen der tyrolifchcn Neydeck ganz deutlich drei Alufcheln, wahrend ich bei Prüfling des Steines eher Beutel, weniger umgcftürzle Helme zU fehen glaube. Die Züricher Wappenrolle enth.Tlt diefe Neydeck nicht. Die auf Grabmalen diefer Familie in Nieder. Oefterreich vorkomnien«le Wappenligur

fi

nd Mufrheln.

Gallarate, auch Herr der Graffchaft Vaduz und Schcllenberg, Verwalter der öfterreichifclicn Vogtei I'eldkirch wahrend der Jahre 1614 1620, durch an- fchnlichen künftlerifchen Werth aus. Ein koftbarer, weifs geäderter Marmor ifl für das Denkmal in Ver- wendung gekommen, uml zwar rother für die in Lcbensgrofse ausgeführte Portrait-.Statue und dunkel- grauer für den Sarkophag

Jeglichen Prunk meidend, in fchlichtcm Anzüge glatter Lederkoller, Ilalskraufe, Pum[)hofcn und kurze .Schuhe charakterifiren das Cortüm des dreifsig- jahrigen Krieges Hegt der Graf mehr wie zu wohl- thhtiger Ruhe von leichtem Schlaf umfangen, ausge- ftreckt, das ausdrucksvolle Haupt mit den markigen Zügen auf die rechte Hand geflützt, wahrend der Ell- bogen auf einem Kiffen ruht. Der Umftand, dafs die Anfertigung des Monuments in die Lebzeiten des Grafen fällt, erlaubt wohl auf eine getreue Wiedergabe feiner äufseren ICrfcheiiuing, insbefondere auf voUfte Aehn- lichkeit mit feinen Gefichtszügen zu fchliefsen.

Die Ahficht, den Gedanken an den Tod zu mildern und zurückzudrängen, leitete unverkennbar den Künftler auch bei Ausführung des Sarkophags, dem die eigent- lich fargförmige, gemeiniglich fo fellgehaltene Geftalt benommen ilt durch die alllcitige Abrundung feiner Formen, ja der fich in bizarrer Weife foweit davon ent- fernt, dafs diefes Monument nahezu den Eindruck einer auf ihrem Sockel ftehenden länglich ovalen Vafe her- \'orbringt. Die Vorderfeite des Sarkophags trägt den Infchriftsfchild, nach den Seiten fiankirt von den Wappenfchildern der gräflichen Häufer von Hohenems, von Welsberg und von Sulz, oben geziert mit einem gekrönten Steinbockkopf, dem Emblem des Emfer Ciefchlechts, deffen Hörner äufserft gefchmack\oll mit den beiden Voluten des Schildes entlang verlaufen.

Die Grabfchrift fetzte fich Graf Kafpar darin, wie folgt:

Cafparus . comes . in . Altacmbs . Gallara et Vaduz Cum ad annum aetatis LXII. regiminis vero Familiae et fubditorum XXXXVIII pervenifset In ovibus multos fortunae lapfus fuftinvifset Et deum optimum maximum fibi propitium habuiffet. Mortis et extremi judici nun- (luaiii immemor Summae mifericordiae dei et devoto- runi precibus Humiliter se commendans. Vivens hoc sibi monumentum praeparavit Anno salutis MDCXXXV.

88. Urkundliche Beiträge zur Gefchichte des ehe- maligen gro/sen fdbernen Sarges für die Reliquie des heil. Leopold in Kloßerneuburg. (IX.)

1552. 28. July.

Wol.geborn Edl Geflrenng Vefft Genädig vnnd Gebiett vnnd Herren. Nachdem wier bede Ich Gregor l'arhach vnnd Mert papierer goldfchmid von E. G. jungft den 15. July ditz 52. Jars hinein auff Olmutz Sannd Leopolt Sarch wie es darmit aller Sachen ain geftallt hab zu Erkhunndigen vnndt zubefichtigen abgc- ferdiget worden fein, jnhallt ainer Lauttern gegebenen Inflruccion die wier fambt andern czwai Credentz- brieffen von E. G der Nider Offlerreichifchen Camer Rathe Emphangen haben. So geben wier E. G. hiemit darauff difen vnnfern grundlichen bericht zuuernemen.

Wollgebor Edl vnd Veffl genadig vnndt gebiet- tund Herren. Nachdem wier den 15. July am l-Veytag

CXXXVIII

dinyfion, appoftuloruni von W'ienn verruckhtt fein wier den andern tas,' am Sanibllaj; hernach gar fpat gen Olmutz ankliunien \nnd den Siintag am Morgens früe fein wier bede zu dem Herrn Hurgermaifter Dafelbs ganngen vnd ime den Credenntzbriefi", fo an jn gelanngt vberanntwuert den er mit gebuerlicher Reuerenntz, von vnnfs Emphangcn vnnd gefprochen, er wolle den Inhallt ditz brieffs, neben feinem Herren vernemben vnndt vnns daraiiff ainen fuerderlichen befchait geben. Nochdcm haben wier auch den andern . Credenntzbrieff wollen der frawen wittib Vberannt- wuertn hatt man vnnfs angezaigt wie Sy dreu Mcjil von dannen jn der Neuftat war, fo haben wier aber folichen Credenntzbrieff den jeren Vormundern oder Gerhaben überanntwuert. Nach difem vnib den Mittag am Suntag hatt der Hurgermaifter wider nach vnnfs gefchickht \nnd vnns gefragt was vnfer fuerbringen vnnd Mainung fey follen wier geanntwuert vnndt begert das wier von der Rom. Ku. Mt. Nider Oeftcr- reychifchen Camer Rathen vnfere genadige vnndt gebiettunnt Herren gefanndt weren den Silberen S. Leopolt Sarch, fo dem INIaifter Mert Paumbgardner angedingt gewefen zubefichtigen was daran ferdig fey oder nit, darauff der Herr Burgermaifter, die Gerhaben vnndt bürgen laffen erforder ob uill jrer difer Zeytt verhannden vndt anhaimb gewefen fein denen wier auch vnfer begern wie dem burgermaifter füergehaltn vnd begert an Sy den Sarckh oder das werch von ftuckh zu ftuckh fuer zulegen vnnd daffclb zubefich- tigen w^as daran ferdig fey oder nit auch begert der fraw Wittib ain füerdelichen Pötten zufchickhen das fy khum. Alfo ift die frau abentz Spet khumen jndem hat vnns der Herr Burgermaifter difen befchait geben, er wolle die fraw wittib die Paumbgardnerin auch die Gerhaben fambt den Bürgen \nndt wer vnnfs darzuc teüglich auff den Morgen den Montag früe vmb 6. vrn auff dasRathaus laffen erfordern vnnd wann man verleyt follen wier auch oben neben jn erfcheinen vnd zufamen khumen foliches ift befchehen. Alfo hatt man die Truhen darin alles Silber vinidt Gollt aufferhalb ainefs Refft bey 24. Mark, 7. Lott, 2 Ouentl, 2. denar. wie dan jm jnuendary foliches auch gemellt wierdt defs fich die Fraw Wittib erpotten vnnd bewilligt jn 14. Tagen von dato den iS. July zuerlegen, funnft ift alles anderes Silber verhannden gewefen, haben alfo die Truhen fo verpetfchiert gewefen jn beyfein der fraw Wittib vnndt Gefchahen fambt den Burgen vnd der Perfonen fo vnns vom Herr Burgermaifter vnd Rath zu Olmutz vnferm begern noch darzue verordnet gewefen geöffnet haben auch darzue begert vnndt erbetten den Stats-Schreyber, das er foliches foll helffen Inuenndiern tieweyll er aber ambtzhalben nit chünnen von Ratt ledig werden haben wier den gc- fchwornen Wagfchreyber der Statt Olmutz darzue genomen vnnd alles Silber wie Mier es befunden, gemacht vnnd vngemachtt, mitt vleyfs gewogen vnnd gefchriben oder jenucnndiert wie dann das jnuendary mit E verzaichnet merers jn fich hellt. Auch nach der Vifier auff das Corpus gelegt damit man gefehen wafs an folichem werckh zueberaitt ift gewefsen defs wier dann E. G. an der Vifier khunnen anzaigen auch daffelbig befichtiget befchaut vnd probiert haben auch was abfeylach vnndt kretz fo darzue gehört laffen zufamen gieffen vund brobiern das wier gleich den

Monntag damit zuthain gehabt auff den F.richtag früe fein wier zu der Frauen Wittib gangen vnnd die Ger- haben auch laffen erfordern darzue ainer defs Rat- zu Olmutz auch dabey gewefen, haben allo die Frau vnnd jere Vormunnt gefragtt oder Gerhaben ob fy den Sarch was noch daran Mangit vnndt zumachen ift an die ftatt verdig vnnd aufsmachen welle laffen oder nit das man vnns dafselbig zuuerften geb darauff die Frau geanntwurt, dieweyll jer Haufswiert Mertt Baungartner, Saliger der das Werckh felb angeben x'nntlt, neben dem Gfinndt gearbait fich mit jnenn nitt klüinnen \ergleychen oder mit jnen khunnen über Orrt khunnen khumen, fo wuer es ier, noch viel befchwörlicher fein diewe)-ll fy defs Werchs auch aufs- zumachen khain \'erftannt hett f>" wiffs fich nit darum- ben anzuncmben, auff foliches haben wier tue B'rauen we)'tter gefragt wafs fy aber von gethoner Arbaj't fo daran befchehen beger das ier Haufswiert föliger daran verdiennt hab Sy foll von dem ain melttung thain vnd vns zuuerften geben. Darauff fy geantwuert, Sy woU es zu ainer Krkhanntniis fetzen vnnd an haimb ftellen, was man ier Spricht woll Sy damit zufriden fein, darauff wier es durch die Gefchworen fchatzen laffen die darzue verordnett fein, darauff fich die frau bewilliget, auf! dife jer Mainunng feicnn wier zu dem Herr Burger- maifter gangen vnnd begert das er, die Schatzleut die darzue verordnet jn beywefen der Frauen Beyftennt oder Gerhabn erforder vnnd das was Mert Baumb- gartner an dem Sarch bisher gemacht daran habe getreulichen fchätz \nnd erkhennen was man daran gemacht \'nnd was daran verdiennt fe)' worden deffelbigen, füllen fy vnns ain Berichtt geben, darauff der Herr Burgermaifter diefelben laffen füer fich für- fodern fambt dem ganntzen Hanndtwerckh vnnd hatt jnen die Schätzung aufferlegt. Alfo fein die Verornte famendlich auff dar Rathaus gangen, wo dan das Silber ligt haben alfo alle Arbait befichtiget vnnd befchaut nach Nottdurfit vnndt Erkhennt foliches alles ift am l^richtag befchehen vnnd darnoch foliche Schätzung haben wier der Frauen angezaigt, dabey Sy es hat laffen beleyben aufferhalb defs Khupher in Corpus defsfüerfich felbs jn derDingung oderPurgverfchreybung aufsnimbt die 50. fvniffzig Thaler davon zugeben das dan befunder bezallt wiertt. Nochdcm haben wier vnns am Mittwoch fruc vmb ain anderen Maifter beworben der vnnder dem Hanndwerckh vnnd bey der Statt am beruemtiftn ift vnnd mit jme gchandit wie dan der Bericht von- wcgen aufsmachung, defs Sarclis S. Leopolt hiebey ligundt mit G. verzaichnett merers jnfich hellt \\ie dan E. G. denfelben vernemen doch mit der Condicion das er auch alfo mit der Purgfchafft mit Erbern vnnd Vermuglichen Leiten fich gefafft mach wie vorhin mit dem Mert Paumbgartner befchehen die er dann den maiften thayll aufs den altten vorigen Piirgen, hatt vnnd fe fich darein bewilligett haben. Nuer das er die übrigen auch darzue bekhum \nndt fich hieher gen Wienn befuerder fiier IC. G. da wiert man alfsdann gar lautter an ain Ortt mit jme befchlieffeii. Nach Rom. Khu. Mt vnd E. (i. wolgcfallen. Soliches ift am Mittwoch befchehen, hiemit haben E. G. aller Hannd- lung fo wier auff diefer Raifs gethon ain griintllichen Berichtt.

Gregor Parhach m. p. Mert Papicrer, göltfchmid.

CXXXIX

89. ConfcTvator Graus liat an die Ci'iitral-Com- miflion berichtet, dafs die Ruine' (uiJUiig hei Griitz an Anton Reclibcrger kauflicli übeitfantjen ift, und dafs im Kaufcontra<5le die Reftaurirung der CapcUc und des Hert^frieds zur Bedingung gemacht worden war.

90. Das Unterrichts-Minilleriimi lial iibm- .Antrag der Central-Commifrion zur Reflaurirung des gotlii- frlien Kreuzganges im DoniinicanerKIoficr zu Ragiifa einen Betrag von lOOO fl. gewidnu.t und (he Leitung des Rellaurations - ]5aues dem Confervator Cclcicli übertragen.

91. Das Unterriclits-Minilterium hat iiber Antrag (k-r Central-Commiffion zur RelTaurirung des ]<~iirilen- Chores und der gegenül^er bcruKllichon Uhr in der llüri<irche zu Innsbruck den J^etrag von 1400 fl. be- willigt. Audi vom erften Oberfthofmeiftcr Seiner k. k. Majeftiit, Prinzen Hohenlohe, wurden hiezu 500 fl. gewidmet. Diefe Kirche wurde von Kaifer l'erdinand I. im fpat-gothifchen Style erbaut, jedoch mit einem RenailTance-l'ortale und verfchicdenen Einrichtungen imRenaiffance-Gefchmacke ausgeflattet, wozu nanient- licli der Fürften-Chor und die Uhr zu ziihlen find. Der Fiirflen - Chor, für deffen Reflaurirung Confervator Scliöiilierr fich bcfonders verwendet, ift innen mit priichtigen Intarfien und kleinen Gemälden auf Lein- wand in Medaillon-Form geziert. Die Auffenfeite ift ganz übertüncht. Diefer Einbau flammt jedenfalls noch aus der Zeit Ferdinand I. Die Kirche wurde verfchie- dene Male im Gefchmackc der betreffenden Zeit baulich und decorativ abgeändert, die alten Altäre erfetzen neue, alte Bilder neue, fchlechte. Es wurde auch ein ganz unpaffender Altar in neuefter Zeit her- geflellt, neben der alten Orgel eine neue der Form nach häfsliche auf der vorderen Empore aufgeftellt u. f. w. Baulich erlitt die Kirche die ärgfte Veränderung in den vierziger Jahren, als man die gothifchen Maafs- vverke der Fenfter ausfchlug, eifcrne Fenfterrahmen einfetzte und die Fagade fo veränderte, dafs fie ihren urfprünglichen Charakter gänzlich einbüfste.

92. In dem Fortgange der Reflaurirungen an der Fa(;;ade der St. Stephanskirche in Wien ift die Wieder- herflellung eines gröfseren Fenflers im Giebelbaue unter dem nördlichen Heidenthurme ganz befonders zu verzeichnen. Nach den wenigen in den Fenfler- gewänden erhaltenen Reftcn älterer Decoration con- (Iruirte Dombaumeiftcr Schmidt eine prächtige, über- rafchende Fenflerfüllung, die fich durch eineTheilungs- fäuie, feitwärts durch zwei gedrückt kleeblattförmig abgefchlofsene Oeffnungen und durch eine Vierpafs- Oeffnung in der Bekrönung charakterifirt. Die Fagade der Kirche hat durch diefe Wiederherftelkmg wefent- lich gewonnen.

93. Confervator Freiherr r'. Sacken berichtete in der Sitzung der Central-Commiffion am 28. 06tober i88[ über die Grabdenkmale der Grafen Althan in Murfletten.

Gelegentlich einer Excurfion, die er in Vereine mit Direclor Newald und Dr. Lind unternahm, um die Denkmale der nordweftlichen Umgegend von Neulengbach im Intereffe der Kunfttopographie von

Nicder-Oeflerreich zu revidiren , gelangte man unter anderen Orten nach Murftetten, bekannt durch die im vorigen Jahrhunderte fo berühmte i)rachtvolle Goldburg, von der fich jedoch nur mehr äufserft geringe Spuren vorfinden, wie einige Statuen im Garten, der ruinenhafte Refl eines Nebengebäudes, der trockengelegte Waffergraben um das Schlofs, eine fchadhafte Bogenbrücke über denfelben, Stiegen- trümmer, die auf das Plateau führen, wo einfl das Schlofs ftand inid eine verfallene Grotte mit einem niarmorni-n Hunde darin. Der viereckige Plan, darauf einll die Burg ftand, zeigt davon keine Spur mehr und i(l als Weingarten bebaut.

So wenig lohnend diefes Ergebnifs war, umfomehr entfchädigte der Bcfuch der Pfarrkirche, darin fich acht Grabmale befinden, davon fieben fich auf Mit- glieder der Familie Althan beziehen. Unter diefen ziehen befonders drei Epitaphien, dreien Brüdern be- ftimmt, durch die künftlerifche Ausführung ihrer Reliefs in weifsem Marmor die Aufiiierkfamkeit auf fich. Das eine ift das Grabdenkmal des 1571 verflorbenen Eitel Hans von Althan; es befindet fich unter dem Orgel- Chor und ift mit dunklem Marmor umrahmt. Es grup- pieren fich zwei Reliefs nebeneinander, in dem einen (rechts) die Darifellung der Begebenheit der ehernen Schlange in figurenreicher bewegter Compofition von malerifcher Wirkung, links ein Relief mit der ge- rüfteten knieenden Figur des Ritters in Hoch-Relief. Darüber das Wappen, unten die Infchrift, der zu Folge „Herr lutel Hans von Althan von der goltburg zu murfletten PVeiherrgeborn 1539,23. Aug., am 10. 06lob. 1571," flarb. Ueberdiefs ift noch die Jahreszahl 1578 bei- gefügt. Eitel V. Althan hatte Anna von Neudegg zur Gattin, die Ehe blieb kinderlos. Das zweite Epitaph gehurt dem Aldolph von Althan an. Es ift in feiner Geftaltung dem früheren gleich, nur von rothem Mar- mor umrahmt und die Stellung der Reliefs ifl; eine umgekehrte, fo dafs das Bildnifs des knieenden Ritters rechts und das Relief mit der Darlfellung des Manna- regens mit eilf P'iguren links angebracht ill:. Ob nicht diefe beiden Grabmale beflimmt waren, nebeneinander geftellt zu werden? Der Infchrift zu Folge war Adolph von Althan von der Goldtburg zu Murftetten 1543 26. Aug. geboren und am 18. März 1572 ledigen Standes gellorben. Dabei fleht „a6lum im 1578 iflen." Das dritte und gröfste, aber auch fchönfte Grabmal gehört dem dritten der Brüder. Es ift in feiner Geflaltung den beiden früheren ähnlich, nur dafs die Reliefs mit den Darftellungen der Verflorbenen und den Infchriften unterhalb, beiderfeits und als Mittelbild die Auferlfc- hung Chrifti angebracht ift, darüber die Wappen der Althan und Teufel. Im Relief rechts ein knieender Ritter, injenem links zwei knieende Frauen in fpanifchem Coftüme, nahezu das fchönfte Relief unter allen in der Kirche befindlichen. Das Denkmal gehört dem Chrilloph von Althan, k. Hofkammer-Präfidenten an, der im Jahre 1574 nebll feinen beiden früher genannten Brüdern in den P'reiherrnrtand erhoben wurde, noch bei feinen Leb- zeiten für fich und feine beiden Frauen, die bereits am 22. Juni 1570 verdorbene Sophie Marfchalcinin von Reichenau (geboren 3. September 1541) und für die erll: 1636 als Witwe geftorbene Elifabeth, geborne Freiin von Teufel anfertigen liefs. Das Denkmal triigt das \^:)llendungsdatum 1578 gleich den übrigen. Aus

CXL

dierem Grunde er lebte noch 15S0 und war wie feine Hriider dem lutherifchen Glauben zugewendet fehlen bei feiner Grabfchrift die Sterbedaten und hinfichtlich feiner zweiten Frau die Infchrift.

Eine felbfl nur oberflächliche Befichtigung des Monuments lehrt, dafs die Sculpturen aus ein und der- felben Künlllerhand hervorgingen, oder doch in der- felben Werkltatte gcfchaffen wurden. Ks ill klar, dafs Chriftoph von Althan für fich und feine andern Brüder die Grabmale bei einem Künftler und zwar mit Rück- ficht auf die Vollendung der Reliefs bei einem bedeu- tenden beftellte, der fie im Jahre 1578 fertig machte. Nun ift, wie Freiherr von Sacken berichtete, feftgeftellt, dafs Alexander Colins, der berühmte Künftler der Marmor-Reliefs am Maufoleum Max I. in der Hof- kirche zu Innsbruck, am 22. December 1577 drei Epi- taphien für einen Herrn von Althan den Bildhauern Dominic de Tarent und Franz Perwon in Innsbruck zur Fertigftellung übergab. Es fcheint daher um fo weniger zweifelhaft, dafs dicfe Sculpturen aus Colins Werkflättc flammen, als auch der Kunft-Charakter der letzteren mit Werken Colins auffallig übereinftimmt und fie aus Tyroler Marmor angefertigt find. '

Ferner ift noch ausführlicher zu erwähnen, dafs Grabmal des Ouintin Leo Freiherrn von Althan, eines Sohnes Chriftophs. Es ift in einer ähnlichen Weife, wie

S Wiener Zeitung 12. Ociober iSSi.

das feines Vaters componirt. Auch hier ein Mittcl- bild, Relief in weifsem Marmor, Chrifti Himmelfahrt vorftcllend, darüber unter einem Rundbogen die Wappen der Althan, Stubenberg, Strcin und Thurn. Rechts des Mittelbildes die Geftalt eines knieenden Ritters, links drei kiiiecnde Frauen, zwei davon zu Haupt mit f, ebenfalls Reliefs, doch fammtlich weit geringer in Conception und Technik. Die Unterfchriften fagen, dafs Freiherr Ouintin von Althan, Erpawer (?] diefer Kirchen,* geb. 6. Mai 1576, f 12. Auguft 1634, Frau Efther Sufanna, eine geborne von Thurn und Katharina von Stubenberg hier begraben liegen und die dritte Frau Anna Katharina Wittieb,-' geborne Freiin von Streun, noch am Leben, die diefes Epitaph ircni libftcn herrn fee. zu ehliche lieb vnd gedachtnufs hat machen laften und ift auch gefetzt worden den 12. apr. ao 1636. Die übrigen Monumente find gewidmet den Chrift . Johannes und feiner zweiten Gattin, der Anna Therefia geb. Gräfin v. Lamberg, f 1684, dem Gundakcr Grafen Althan, f 1747 und feiner Gattin Maria Wilhelmine geb. V. Althan, ohne Sterbedatum, dann dem Ouintin Erasmus Grafen v. Althan, die Grabtafeln: dem Chriftoph Johannes f 1706, Euftachius f 1602, Wolf-Atchaz f 1599 und Vi£lor f 1574.

- Wohl nur Ervvt-ilercr untl Ri-ftauralor der Kirche unter dem die drei Freiherrn. Monumente aii^ ihrem Zufammenhange gehracht wurden. ^ Die erfte ftarb 1605, die andere i6to, die dritte 165;^.

REGISTER

DER

IN DIESEM BANDE ANGEFÜHRTEN PERSONEN-, ORTE- UND SACHEN-NAMEN.

Afritz, Kirche, LIII.

/4//t-M/'«/y, (Sachfen ) Hüttenzeichen, Taf. 21.

Alterlhums-VeTe\n zu Wien, 79.

Althan, Grafen d. Freih. v., CXXXIX.

Altmünßer, goth. Ilüttenzeichen, Taf. 9.

TauffteiB. XI. Ambras, XIII.

Oelbild, 63.

Inventar, XXX. //m*ra/"<-r-Sammlung in Wien, Hamifch Erz- herzogs Ferdinand von Tyrol, XUI.

Ampringen Joh. Cafp. v., XII. Annaberger Hütte, 42.

Hüttenftreit, 108. Aquileja, Funde, CXXXII.

Dom-Bild, XIII.

Staatsmufeum, VII, VIII. Arehäolog. Unterricht, LXXVI, LXXIX. Archive in NiederOefterreich, XVI. Archiv, Ferfchnitz, Xll.

in Gleink, XVI.

in Hainfcld, XIX.

Archiv in Hohenberg, XXII.

zu Hohenembs, XVI.

in Innichen, XVI.

in Inzersdorf, a. T., XXIII.

in Königftetten, XXII.

in Korneuburg, LXXIII, LXXXI, CIX.

in Krems, CXXX.

in Kürnberg, XXIII.

in Laibach, XVI, XCVI.

in Luftthal, 97.

in Mank, CXXVIII.

in Markersdorf, CXXVIII.

in Mautern, XVIII.

in Überndorf, CXXVIII.

in I'ichlarn, CXXVIII.

in Purgftall, CXXIX.

in RolTatz, XIX.

in Ruprcchtshofen, CXXX.

in St. Leonhard am Forftc, CXXVII.

in Spital am Pyrhn, LXVIII.

in Steinakirchen, CXXX.

in Traismauer, XVII.

in Wilhelmsberg, CXXX.

das gräfl. Gallenherg'fche, 100.

Arnoldflein, Kirche, I^V.

Arnsdorf, LXI.

Atz, Kunftfreund von. redig., 7.

Aujezd, Funde, LI.

Augsburg. Hüttenzeichen. Taf. 25.

Auffee, goth. Hüttenzeichen. Taf. 9.

Spital-Kirche, XI. -4«/i«-Fragant, Kirche, XCII.

B.

Baden. Schlofs, Hüttenzeichen, Taf 24. Bafel, Hüttenzeichen, Taf. 24. Bauhütten, 33.

von Bern, 39.

von Dresden, 42.

von Köln, 39.

in Kuttenberg, XCIII.

in Prag, 42, 43, 104. - von Strafsburg, 39.

von Wien, 39, 42. Bautzen, Ilüttenzeichen, Taf. 23. Bayern, Infpedlion fürplaftifchc Denkmale. Benjen, Ilüttenzeichen, Taf. 20

Grabmale, LXXV.

CXLI

Bericht der Central -Commilliun über ihre Tliätigkeit im Julire iSSo, I.

ßciiian/in, rüm. l'uncic, I.XXI

Bcrthohlsdoif bei Wien, golli. lliiltenzeiclicii, Taf. lo.

Bilder zw St. Lcuiiliard in dei AljUi, L'XVI,

Bi/ihofßetten, Grabhügel, VII.

BUiberg, Kirclie, LIII, LV.

Böhmen, Griiber'b miltelait. Kuiill iii, 0, V,

Bohuslavic, Kirche, XIV.

Brancißeller Chr., Maler, Llll.

Braunatt am Inn, Hüttenzuieliun, Taf. 19

Bregenz, Epona Relief, VII.

röm. Funde, VII, XLV. Ä/-/U-H£'f-- Urkunden in Laibach, XCVII. Brunn, St. Jacobs Kirche, llütlenzcichcn,

Taf. 16.

Stadtthore, XV.

Siegel, I..

Iliittenieichen (Altbrünni, Taf. 17. Brtinnccken, Galerie Vintlcr, LXXXIll

liildftock, XIII, CXXXllI. Brüx, Kathhaus, XIV.

Iliittenzeichen, Taf. 19. Ä«a^f/-Comite, I.

Budweis, Hüttenzeiehen, Taf. 20

l'iariftenkirehe, CIX. i>'K<- /6£7(/««(/tv-Thürme, 116. Bukovec, Schlackenwall, IX. Burgundifchen Mefsornat, Agraffen zum, 1 19

c.

Calliano, Sieg von, 77

Cameßna v., Sanvittore Alb. f, 78.

Carlon Sebaftian, 52, 56, 57.

Ca/iila aus der Zeit K. Friedrich III., 09, 72.

('(•//«Grabmal, L.

Charvatek, Hüttenzeichen, Taf. 19.

Chorßühle in Ober-Vellach, LXXXVII.

Chrudim, alte Burg, CVI.

Kirche, XIV, CVI.

Gitter, LXVII.

Gemälde, CVI.

diu, rom. Infchriften und Steine, VII, CI, CXXXIII

LocalMufeum, LXXIX.

Grabmale, LX.XIV.

Chronik von, 99. Ciltanuovij, Thurm, XIII. Cla/fierimg von, Denkmalen, 1, 4. Colins, Alex., CXXXIX.

Cöln, Hüttenzeichen, Taf. 20. Conßrvatoren, 4, II.

Corrcfpondenten der Central-Commiffiun, III. Cofnic, Funde, CXXXII.

D.

Dachs Chrifloph, 95.

Dänemark, Commiffion für Aufbewahrung der Alterthümer, i.

Mufeum für nordifche Altertliümer, i. Z'c/iH-Rüthfelfer: die Baudenkmäler im Reg.

Bez. CalTel, 2. Denare, Silber-, 90.

/A«//i7(-AUenburg, Grabungen, VII. Oicx, röm. Infchriften, VII. /iölliuh, Kirche, XCI.

- Iläufer, XCII. Darnach, Kirche, XCI. Dresden, Hütte, 42. Druckfehler, KirchdoU flalt: Kiiduhauf, auf

S. 21. Dürer's Schule Gemälde aus - in Üiuiineck,

LXXXIII. Diircnbcrg, Funde, XCIX.

K.

Ebenfurt, reftfäule, XI. LXXIU. Ebriaeh, Kirche, CXVII. Eger, Hüttenzeichen, Taf. 20.

Burg, XIV. Eggenburg, gemaltes Haus, X. Ehrenhaußn, Eggenberger Grab-Capcllc

XII. Einersdorf, Kirche, LV. Eifenarbeiten, mittelalterliche, LXVI. EiJ'enkappel, Kirche, CXVII. Embs, die Herren von, CXXXVII. Embs, Marc. Sillicus von, CXXXVII.

Cafpar v., CXXXVII. Erberg Daniel v., 96. Ernßbrunn, Schlofs, CXXIV.

Kirche, CXXVI.

Erzherzog Fevdindind von Tyrol, 58.

Abbildung, 64,

Karl II., Maufoleum, 50. Epo na KeXiaf, in Bregenz, VII.

Eeldbach, ehem. Franciscaner-Klorter, XI. Feißritz a. d. G., Funde, XL VI. Eerßehnitz, Archiv, XXII. Firthaler Barth., XLIII. Flügel- K\\.a.x in Kefermarkt, LX.

M. Geil, UV.

in OberVellach, XLIX, LXXXVII.

in Rappersdorf, LXXXIX.

in Rangersdorf, XC.

in St. Georgen, LXXXV.

in St. Martin, LIII.

zu Schwaz im Kreuzgange, CXIX. Franz I. von Frankreich angebl. RüRungs

theile, 68. Frankreich, Generallnlpecflor für die ge-

fchichtlichen Denkmale Frankreichs, i. Fragebogen für die Kunft-Topographie, 10. Freiburg, Hüttenzeiehen, Taf. 25. Freimaurer, 36, 47.

Freißngfche Urkunden in Laibach, XCVII. Freißadt, Kirchen, LX, CXXXIV.

Freske, LXI.

Freundsberg Ulrich v., Bifchof von Tricni, 76. Fresken im Freiftadt, LXI.

im Donjon zu Friefach, XII.

in IlalTelburg, CXXXIV.

in Kirchbach, XLIV.

in Laas, XLIII.

in Mctnilz, XIT

Fresken in Millllatt. XII

in Raifach, XLIII.

in der St. Helena-Kirche, XLIII.

in Schwcchat, X.

in Terlan, XII, LXIII. Frtedland, Sladtthor, XIV. Friefach, Donjon, XII.

Grabmale, 92, XII. FrohmUller, Grabmale der Familie, XLIII. Eufstotirnier, 62.

. G.

Gars, Bergkirche, XI.

üeheimßchriften, 27.

Gekrönten die vier, 34.

Geinhaufen, Hüttenzeiehen, Taf. 21.

Gemoniea, Grabungen, VIII.

Gefchenke an die Central ConimilTion, V.

Ghifi Theodor, 53, 57.

Gienzer Jacob v., Grünbüchl, LXIX.

Glasmalereien in St. Helena, XLIII.

Gleink, Archiv, XVI.

Glocke alte, LVI.

in Sagor, LXV. Gnas, Grabmal, XI. 6W((/<r/(w/r/ Sebaftian, Meifter, LI. Görz, röm. Mofaik-Fufsboden, VII.

Vortragekreuz, CXXXIV. Gößing, Ruine, XI, CXXXIX. Götfchenherg, Funde, C.

Göttiveiif, Aufftellung des Grabmals des

Bifchofs Altmann, X. Grabmal des Canonicus IJriccius l'aumgar-

tinger, 95.

des Chrift. Freih. v. Althan u. f. w. CXXXIX.

der C. Celtes, L.

des Wolfgang Chlelh, XLVUI.

des Chriftoph Dachs, 95.

der Herren von Embs, CXXX.

des Gerold, Bifchof, 93.

des Chr. v. Hohenburg, XC.

des Andr. v. Hohenwarth, LXXV.

des Andreas Kettner, 95.

des Seb. Kirchberger, XLVII.

des Erasm. Paumkirchner, CVIII.

des Peter, Bifchofs von Lavant, 94.

des Bernh. Rotenflein, CXV.

des Wolf V. Salhaufen, LXXV.

des Rob. v. San-Sevcrino, 75.

des Bernhard von Scherffeiibcrg, CXXXVII.

des Schott, CXXI.

des Thierflein, Sigmund von Ebersdorf CXXVI.

des Chriftoph v. Zelking, LIX.

des Veit v. Zelking, LX.

des Zliraelfperg, 94.

des Seb. Widninnnftetter, LI. Grabßeine im Schlofse Ernftbrunn und in der

Kirche, CXXV, CXXVI.

in Friefach, 92.

in Murftetten, CXXXIX.

in Treffen, LIII.

CXLIJ

Grahfitine in der Kirche zu Vülach, XLIV. mit Hüttenzeichen, iiö. CrahßjtU ici Grafen Thürheim. LIX. Graäo, Bafilica, XUI, XL VI. Grafendorf, Kirche. XLIII GranUfckep. Funde, LXXX. Grat Antiken-SammluDg, XI.

DombiKl, XI.

Rcftaurirung des Domes. XI.

Schatz-, Kunft- und Rüftkammer, XXXIV, XCVIII.

Hüttenzeichen. Taf. 20. Graus, Kirchenfchmuck, 7. Greifenßcin, XXI.

Gritier Baltb., Maler, 53, 56, 57.

Griesfeck, Florian von, 17.

Grofpenflciii, Burg. LXXXVIli.

Cnyi-Trebefov, Kirche, XV.

Grottenegg, die Grafen, LIII, LIV.

Grueier ; die Kunfl des Mittelalters in

Böhmen, 6, V. Gurt, Gerald Bifchof v., 93. GutUnJlein (Kärnten), Kirche, LIX.

H.

Haag, Kellaurirung der goth. Pfarrkirche, X. Hainfelä, Archiv, XIX.

Halt, zwei alte BroceRelief mit Vorflellun- gen des Salzftollen-Einganges, IX.

Goldfchmiede-Arbeiten. XIII.

röm. Funde, VII. HalUin. Funde, XCIX. Hanus, Baumeifter, XCIII. Hardenburg, Hüttenzeichen. Taf. 20. Harnifch für den Feldgebrauch, 59.

für den deutfchen Fufskampf, 60.

des ErzherzogFerdinand von Tyrol, 58. Halfelburg die, CXXXIV. Heiligenkreuz, 79.

Hof Kirche, 'LW.

Hofgaßein. goth. Hüttenzeichen, Taf. 9.

Hofmann Veit, LI.

Hohenems. Archiv, XVI.

Hohenberg, Archiv, XXII.

Hchcnburg. Chriftoph v., Grabftein, XC.

Hohenfurt. Hüttenzeichen, Taf. 19.

Hohenmauth, Kirche, XIV, CVI.

Hohanuarth. Andreas v.. LXXV.

Hohklai. Heidengräber. CXXXI.

Hradüte. Gräber, LI.

Horovtc. Wallburg, IX.

Hünntngräher bei Granicfchefli. LXXX.

Hütte in Prag. XCIV.

Hüttenbriider, 45.

Hüttenbtittd, dcutfch. 35.

Hüttenordnungen , 1 1 1 .

von Strafsburg, 39. Hüttenßreite, 40, 108. Hüttenzeichen mit geom. Charakter, 110

Altmünfter, Taf. 9.

in Augsburg, Taf 25.

Auffee, Taf. 9.

Schlols Baaden, Taf. 24.

HütteHzeitken in Bafel, Taf. 24.

in Bautzen, Taf. 23.

in Bcnfen, Taf. 20.

Berlholdsdorf, Taf. 10.

in Braunau, Taf. 19.

in AltBrünn, Taf 17.

St. Jacob Brunn, Taf. lO.

in Brüx. Taf 19.

in Budwcis, Taf. 20.

in Charvatek, Taf. 19.

in Cöln, Taf. 20.

in Eger, Taf. 20.

Freiburg, Taf. 25.

in Gaftein, Taf. 9.

in Graz, Taf. 20.

in Hardenburg. Taf. 20.

in Hollenfurt, Taf. 19.

in Iglau, Taf. 19.

in Kpfcrmark, Taf. 23.

in Kafchau, Taf. 23.

in Kirchdrauf, Taf. 21.

in Klingenberg, Taf. 18.

in Kolin, Taf. 18.

in Krumau, Taf. 19.

in Kuttenberg, Taf. 10.

in Laun. Taf 19.

in Leitmcritz, Taf. 19.

in Maria Feucht, Taf. 19.

Okulusna, Taf. 21,

l'etfchau, Taf. 20.

in Pirna, Taf. 24.

in Prag, Taf 11 15.

in Sachfen-Altenburg, Taf. 21.

in Salzburg. Taf. 20.

in Speier, Taf. 23.

in Tarvis, Taf. 20.

Thaun, Taf. 24.

in Villach, Taf. 20.

Wartburg, Taf. 21

in Weil, Taf. 23.

in Wien, Taf. 1—9.

Wiener Neuftadt. Taf. 6.

I.

faegerndorf, Schhickenburg, IX. yaromir, Urnenfund, IX. faroslau, Privatgebäude, LXXII. Jedenfpengen, goth. KircheRellaur., X. Jenny Sam. erhielt das Ritterkreuz des

Franz Jofeph-Ordens, VI. Jefupol. Gemälde, XV. Iglau, Hültenzeichen, Taf. 19. Jicinives, Funde, XCIX. Initiale, U., CIX. Innichen, Archiv, XVI. Innsbruck, Ilofkirche, CXXXIX. Inventare der Arabrafer-Samnilung, 66, Inventar von Kirchengeräthen, LXXIII. Inzcrsdorfa. T., Archiv, XXIII. Jochenßein präh. Funde. VU, LXXI. Jofephßadt, präh. Funde, LXXX. Italien, Commiffione confervatrice confulta-

tive. 1.

K.

Kahdeho Heinr. f, LH.

Kacerov, Schlofs, 17, XV.

Kamine im Schlöffe Kacerov, 21, 23.

Karl II. Erzherzog, fein Maufoleum, 50

Karner in Maria Geil, LIV.

in Sl. Michael a. d. D,, LXI.

in St. Georgen a. S., LXXXV. Kafchau. Hüttenzeichen, Taf. 23. Katouc, Hohlen, IX. Kcfermarkt, Kirche, LIX.

Hütlcnzeichen, Taf. 23. ~ .altes Schwert, CIV.

Kelch in Eifenkappel, CXVIU.

Kvltifche Münzen, 88.

Kcutfchach. Kirche, LXXXVI.

Kheltner Andreas, 95.

Khucrritz Chrifloph v., LH.

Kirchbach, Kirche und Friedhof-Portal

XLIV. Kirchberger Sebaflian. XLVII. Kirchdrauf, Hüttenzeichen, Taf. 21. Kürnberg , Archiv, XXIII. Klaus, Teidingbuch. LXX. A7<7n Skalic, Urnenfund. IX. Klingenberg, Ilüttenzeichcn, Taf. 18. Klomin, Gemälde, XIV. Kloßerneuburg. Relief im Kreuzgange, 79,

XLVIII.

Grabmale, XLVIU.

Reliq. Sarg des heil. Leopold, LI, CIX. CXXXVII.

röm. Gräber, CXXXU. Koblach, Funde, VII, XLV. Kolin, Hüttenzeichen, Taf. 18. KönigsV,\\o\.\.^, Funde, LXXX. König/leiten, Archiv, XXII. Korneuburg, Archiv, LXXIII, LXXXI, CIX. Kötfchach, Kirche, XLHI.

Krakau, EnuneramsCode.x, XVI. Krakau, Tuchhalle, W.

Florians-Kirche, 82.

Johannes-Kirche. XV. Kratoclnuil, Schlofs, XIV.

Kraus, Kunft- und Alterthum in Elfafs-

Lothringen, 3. Krems, Archiv, CXXXI. Krumau, Hüttenzeichen, T.af. 19. Krypta in OberVellach, LXXXVI.

in Liefcha, LVII. Ktinßtopographie, Comite für öfterr., I.

in Oefterreich, i, 5, IV, VI.

Nieder-Oefterr., VI.

Salzburg, VI.

Kärnten, VI. Kurzweil. Schlofs, XIV.

Kuttenberg, Barbara Kirche, XV. XCIII.

Hütte, XCIII.

goth. Hüttenzeichen, Taf. 10.

Laas, Kirche, XLIII.

Laibach, arcliäol. Unterricht, L.XXVI.

CXLIll

Laibach, Archiv, XVI, LH. XCVI, Lambrechtsberg. röm. Infchrift C, CI. ZnnaVi^jfKa't' vonNiederofleir., \'erein fiu, 5 Lang V. Wellenljurg. XLIX. Langegg, Kirche, XI. Laufbergir Ferd. f, CX Latin, Bened. v., XCIV. Hüttenzeichen, Taf. 19. Lauterach, Münzenfund, 87, VII. Lavant Peter, Bifchof von, 94. Liitmcritz, Hüttenzeichen, Taf. 19. Lichtfirwald, Lutherifche Keller, XII. Z/iZ/Math., von Myslov, XCV. Lienz, röm. Funde, CI. Liefcha, Kirche, LVI. Ließng. Kirche, XLIII. Limburg. Hüttenzeichen, Taf 20. Lißa, röm. Funde, VIII LiUrattir über Steinmetz-Zeichen, 106. Lorc/i. Graljmal, CXXXVI. Lots. Kunfttopographie von Deutfchland, 2, Lucas Seen, Hoffchlofier, 57. Luggau. Kirche, XLIV. Lußthal bei Laibach, 96,

M.

Magdalenaberg, röm. Stein, CI Mank, Archiv, LXXVIII Marburg, archäol. Unterricht, LXXIX. Maria Geil, Kirche. LIV.

Feucht, Hüttenzeichen. Taf 19.

Dorn, Kirche, CXVIII.

Neuflift, Kirche, LXXIU. Mariniano. röm. Statuen, VII. Marki-ti als Steinmetz-Zeichen, 116. Markersdorf, Archiv, CXXVIII. Marmor Jofeph, 55.

Mauthen, Kirche, XLIII.

Medaille auf Karl, IV, XIV.

Meilenßeine. röm. in Salzburg, CXI.

Meran. Fürftenburg, XIII,

Metznitz. Fresken. XII.

Michelßetten, Schlofs, CXXVI.

Millßatt. Fresken, XII.

Mitglieder der Centr.-Comm., 1880, I.

Mitkoff. Kunftdenkraale im Hannoverifchen, 3.

Mödling, Reflaurirung der Kirchen, XI.

MonfaUone. röm. Stein, VIII.

Monßratize, goth. in Ob.-Vellach, LXXXVIII.

goth. in Villach, XLV. Mofaik, in Parenzo, CXIII. Miihlfrauen, Fresken, XV. Münichreuth, Kirche, X. Münzen, keltifche, 88. Münzen/und bei Lauterach, 87. Murßetten, CXXXIX.

Neuhaus. Fresken, XIV. A'eußadt a. d. M. präh. Erdwerke, I.\ Nicolaus, Kaumeifter, XCV. A'7><7',-;--Oeflerreich, fiehe Topographie Weg

weifer, Landeskunde. Niederranna, Graljmale, LI

Nintburg, Dominicanerklofter Gebäude, XIV.

(). Oberloibach, Kirche, LV Oberndorf, Archiv, CXX\TII. Oto--Vellach, Kirche. LXX.WI. Okulu/na, Hüttenzeichen, Taf. 21. Orden vom goldenen Vliefs, 119. Offero, Funde, CXXXII

Pamatky, arch. a mifto, i>. Pancova, Alterthümer. IX. Parenzo, Dom, CXII.

Paris, Pferdeharnifch der Rüflung Erzher zogs Ferdinand von Tyrol, 68.

Mufee d'Artillerie, 63. Pafßonsfpiele, CX. Pawngartinger Briccius, 95. PauMgarlner, Meifter, LI, CX, CXX.WIII. Paumkirchner, Erasm. und Anna, CVIII. Pechlarn, Archiv, CXXVIII.

Pernegg, Karner, L

Perfenbeug, Pranger, LI.

Petronell, Grabungen, VII.

Pet/chau. Hüttenzeichen, Taf 20.

Pfannberg, Ruine, röm. Infchriften, VII, .\II.

Pfaundorf Kirche, CXVI.

Pietrapiana Georg v.. 7Ö.

Pilfen, Erzdechantei-Kirche. XIV.

Renaiffance-Portal, XIV. Pirk, Kirche, LXXXVI. Pirna, Hüttenzeichen, Taf 24. /■/«»Vs-Gemälde, X\'. Plattner-Ze.ichen, 61. Pleßvez, Wallburg, IX. Pleßvec, Funde, XLV.

Pluviale aus der Zeit K. Friedrich III 69, 73. Pockhorn, Kirche, XCII. Podgradje, Grabungen, VIII. Podgoriach, Kirche, LXXVII. Pola, Funde, XLVI, LXXII

röm. Scupituren. \'II Pollein. Kirche, LVI. Porta Joh., 56.

Prag, Dom, XIV.

Dom-Gitter. LXVII.

Dom, goth. Hüttenzeichen, Taf. 11 12.

Carolinum, XLVIII.

Pulverthurm Zeichen, Taf. 15.

Strahow Gitter, LXVII.

Emaus-KIofter, LXXIX.

Vyfehrad, Martins-Capelle, XIV.

Säule an der Karlsbrücke, goth Hütten- zeichen, Taf 14.

Brückenthor-Zeichen, Taf 15.

Karlsbrücke, goth. Hüttenzeichen, Taf. 14

Hütte, 42, 43. Prevali, Kirche, LVI. Prangir in Perfenburg, LI.

/'/v«^,-«, Centr.-Comm. fürKcnftdenkmale. i. Prießer. Seminare, archäol. Unteiricht, XI.

Pl'imislaus, Herzog von Schlefien, LXXXH' Pürgg, Kirche, CIV. Purgflall, Archiv, CXXIX. Putna, Klofter, X\'.

R.

Rabenhaupl, de Souches Cafpar, CIX

Radoufch M., Maler. CVI.

Ragufa, Dom. Klorter, CXXXIX.

Raifach, Kirche, XLIII

Rangersdorf, Kirche, XC.

Rappersaorf Kirche, LXXXIX.

Rahna Lud. K. v., XC\".

RedadionsQomxXf:, I.

Rtgensburger Hüttenflreit, 109.

Rejfek Math., XCIV.

/("«(/i'fcher Stammbaum, CXXVII.

Reßaurirung alter Bilder. Comite für, I.

Retz, Wappen-Relief, LI.

Rheinthal, Kirche, XC.

Rinl'cnbeig, Kirche, LVI.

Rinkolach, Kirche, LVI.

Riva, Kirche dell' inviolata, CVII.

Röm, Ziegelofen, LXII.

Römerßraße bei Villa Vicenti na, L.XXII

bei Bregenz, 90. Römer'doeg bei Tai nach, C.

in den Tauern, CXI. Rofenthaler, CXXI, CXXI\'. Roffatz, Archiv, XIX. Rotnßein, Bernhard, CX\". Rudolph IV., neue Urkunde von LH. Runkelßein, Ruine, XIH. Ruprechtshofen, CXXX.

Riißung Erzherz. Ferdinands von Tyrol, 58.

S. Sacraments-Wi.\xiQ.\\^n in Laas. XLIII.

Häuschen in Zumberg, CVII. Säben, die Baulichkeiten in, XH. Sagor, Glocke, Grabmal, CXV.

Kirche, XCH. Sagrad, Kirche, LVI Sagritz, Kirche, XC. Salcano, griech. Infchrift, VIII. Salhaufen Wolf v., LXX\'. Salona, VTII

röm. Infchriften, XXHI. Salzburg, Hüttenzeichen, Taf. 20.

Mufeum, LXXVIII.

Mufeum, röm. Meilenftein, CXI. Sammelßeine mit Hüttenzeichen, 115. St. Andre in der Ebene, Kirche, CXVI St. Bernardin, röm. Funde, CIU.

St. Georgen bei Villach, Kirche, LIU.

am Sandhof, Kirche, LXXXV.

St. Heinrich im Gereuth. Kirche. LIII.

St. //elena-K'nche, Kärnten, XLIII

St. Jacob in Galizien, CXVII.

St. Johaiin, bei Villach, LIII.

St. Leonhard 3.m Forde, Archiv. CXXVII.

in der Abtei, CXV.

St. Lorenz im Lefachthale, Kirche, XLIV. St. .Martin. Kirclie. LIII

VIL N. F.

CXLIV

St. .VicAacl. Kirche i Kärnten., LVI. an d. Donau. LXI.

Sl. /V/^ramWallers) erge.rö. Inichriflen, VII.

St. Pollen, Diöcefan-Mufeum. XI.

Sr. Ruprecht am Moos, LIV.

St. Valentin, Reftaurirung der y^yh. Pfarr- kirche. X, XXVI. CIV.

St. reit in Mühldorf. Kirche. LXXXIX

San/e-^uriitc Rab. v., 75.

Santa Lucia. Grabungen. VIll. Seartieningen in den k. k. Aeni'.ern. XVI.

Scherffenberg Bernhard v.. CXXXVI.

Schiltemiorf. Kirche. L\'I.

Schlaeten-.i.'älle, IX.

Schöniach. Flügel- Altäre, .\. XI

Schorel, Maler. XLIX.

Schon, Grabmal des, CXXI.

Schrenckh von Xotzingen Jac. 63.

Schiietes, röm. Infchriften. VII.

Schurff, Die Freih. v., XLVIII.

Sch:L-a-, Klofter, CXIX.

Schzvechat (Kein-), Fresken, X.

Seen Lucas. 57.

Seienicc, Dom, XIII.

Seikau. Maufoleum d. Erzherzogs Karl, 50.

Seltjchach. Kirche. LV.

Seu/enhoßr ]ÖTg. 58. 62.

5/Vf *•/ mährifcher Gemeinden, XV.

der Stadt Brunn, L.

der Stadt Tachau, LXXVI, LXXVII.

der Stadt Villach. XLV. Simeniior/ Piofper und Joachim v., CXXV.

Rudolph V., CXXVI. Sittersdorf, Kirche, CXV.

Skobiel/ky P., XCVIII. |

Smiric, Heidengräber, CXXXI. S;alato, Dom. VUI, CIV.

röm. Wafferleitung, VIII,

Loggi.i, vm.

Speier, Hüttenzeichen. Taf. 2j.

Spital am Pyrhn, LXVIII.

Stall, Kirche, XC.

Staudach. Grabmale der Familie XLIII.

Steinakirchen. Archiv. XVI, CXXX.

Archiv der deutfchen Bauhütte, 31.

die urkundlich erwiefene Gefchichte der deutfchen Bauhütte, 36.

die Tradition der deutfchen Bauhütte i^.

AflFeclions-Zeichen, 27.

Bau-Corporationen im Allgemeinen, 29.

Geographie der deutfchen Bauhütte. 39.

Nützlichkeits-Zeichen, 26,

Rituale der deutfchen Hütte, 44.

Refultate der deutfchen Bauhütte, 47.

Studien. 26. Steinmetzzeichen im Allgemeinen, 105. Sterbefdlle im Perfonale derCentr.-Comm., V. Stollhofen. Kirche, LXXXVIII. Stockerau Kleinodien, LI.\. Szereth. Funde, IX.

T.

' Tar-.is, Hüitenzeichen, Taf. 20. I Taufflcin m Sittersdorf, CXV.

Technik der Hüttenzeichen, III.

Teichl. Kirche. XCII.

Teidingbuch von Klaus, LXX.

Terlan. Fresken. LXIII.

Kirche. XII.

Tefchen. präh. Funde. LX.\.\I.

Dominicanerklofler. LXXXI, Thann, Hüttenzeichen, Taf. 24. Thiirheim, Grafen, LIX. Tobelbad, Tumulus, VII. Todtenleuchte. LXI.

Tokifle, Paramente. 69. 7(i//«-Induftrie ältere, LXXVIII. Topographie von, Nieder-Oefterreich, 6. Traismaiicr, Archiv. XVII. Tramin, Thumi, XIII, LXXIX. Traunkirchcn, Refedorium-Thüre, .\I. Trcbefov, Kirche, XIV. Treffen, Kirche, LIII röm. Steine. XLVI, Tricnt. Grabflein des Robert v. San Seve-

rino. 75. Trsc, Urnenfeld. LI. Trüber Primus, XCVI. Truher Felician, XCVI. Ttirkenfahne in Wiesnicz, XV. Tyrol. Schlofs-Capelle, XIII, LXXIII

U.

Uhr der Freiherren v. Schurff, XLVIII. Ußijt, Königshügel. IX. Unterloibach, Kirche. LVI. Unterricht, archäol., LXXVI, LXXIX. Untertauern, röm. Strafse, CXI. Untersberg, Funde, C.

V,

Vellach, OiJi-;- Kirche und Flügel-Altar, XLIX. Verda Marco Andrea, 55, 57,

Alexander, 54, 57, Viilring, Glasgemälde, XII, Vilefse, Römerftrafse, LXXII.

Funde, LXXII.

Villach. Hüttenzeichen, Taf. 20.

Kirche, XLIV,

Siegel, XLIV. Vincc, Kirche, XIV.

Vintlcrs Galerie in Bruneck, LXXXIII. Viriinum, Grabungen, L.XXIX, L.XX.XL

Tachau, LXXVI. Tainach. Romerweg. C

w,

Wackelßeine, IX. Waggendorf, Kirche, LVI. Wagflädtl, Wallburgen, IX. Waidhofen a. J., Kirche, CV,

.Monftranze, LI, CV,

Reftaurirung der goth. Pfarrkirche, X.

a T. Grabmal des Leonh. Paumann, X. Wttlachifch-Me/crilfch, Gitter, LXVII

tVall/chanzen in K.irnten, LXXVII Wappen von Ampringen, Xll.

der Kirchberger, XLVIl. I des Veit Hofmann, LI.

der Hohenbur;:, XCI.

' der Lang v. Wellenburg, XLIX.

des Miffendor(, XLVIL

im Kreuzgange zu Sehwaz, CXI.\

Philipp I. von Spanien als 4. Souverain des Vliefs-Ordens, 120.

Wartburg. Hüttenzeichen, Taf. 21. Wartmannßetlcn, röm. Ziegelofen, LXII.

röm. Funde, VII.

Weg-Meijer, archäol, durch Nied.-Oeflerr. 5.

Weng, Fund, LI,

Wien, Pläne der Stadt, von Camefina, 81.

St. Stephanskirche, Refte alter Altäre auf der Empore, X, XLVHL

St. Stephanskirche, IX, CXXXIX.

St. Stephan. Capiftrankanzel, X.

goth, Hüttenzeichen bei St, Stephan, Taf. I, 2, 3, 4, 5.

Celles Grabmal, L,

Wien, Ambrafer-Sammlung. 58, Ö3, 64, 66, 119, XIII.

Grabmal des C. Celles, L.

Kirche am Hof, goth, Hüttenzeichen Taf. 6.

Minoritenkirche, goth. Hüitenzeichen, Taf. 7.

Maria Stiegenkirche, goth. Hüiten- zeichen, Taf. 8, 9.

Peftfäule am Graben, X.

Brunnen im Fifchhofe, X.

Landhaus, RenailTance-Ofen, X.

Margarethenhof, X.

Rennweg-Cafernenbau. VII.

Allerthums-Vereins, 79. Wiener Hütte, 42,

fF«V»<';'-Neufladt, goth, Hüttenzeichen, Taf. o. Wildon, röm. und präh. Funde. VII, Wilhelmsburg. Archiv, CXXX. Wilhering, Grabmale. XLVIL Wisnicter Kirche, Türkenfaliiie, XV Wörgl, präh. Funde, VII. Wurmlach, Kirche, XLIII.

Zabellic, Kirche. XU'. Zales, Kirche, XIV. Zalcslic, Flügel-Altar, XIV. Zamelsberg . Familie, 94. - Zara, Relief, XIV.

St. Donato-Kirche, IX. Zeichen von Familien, 27. Zclking Chrift. V., LIX. CIV.

Veit von, LX, CV. Zicgclofen, rOm., LXII. Zlimelsperg, Grabmal, 99. Zlonic, Heidengrab, IX. Znaim. Heidentempel, XV. Zollfeld, Grabungen. LXXIX LXXXI Zumberg, Capelle, CVH.

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